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Full text of "Preisschriften"

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PREISSCHRIFTEN 


GEKRÖNT  UND  HERAUSGEGEBEN 


VON  DER 


FÜRSTLICH  JABLONOWSKI'SCKEN  GESELLSCIIAFr 


zu  LEIPZIG. 


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'ÜTATIS  J'^^ 


Nr.  XIII.  der  historisch -nationalökonomischen  Section. 


A'.V/.    \h\  Rohprt  Pöhlmann ,  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentiner  Renaissance 
und  das  Princip  der  Verkehrsfreiheit. 


LEIPZIG 

BEI    S.    HIRZEL. 
1878. 


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DIE 


WIRTHSCHAFTSPOLITIK 


DKK 


FLORENTINER  RENAISSANCE 


UND  DAS 


PRKCIP  DER  VERKEHRSFREIHEIT. 


VON 


DR  ROBERT  POHLMAIVN. 


Motto:  Haec  omnU  ita  tractabimns.  ut  non  eritivoruiii  nioro  in 
laude  et  cenenra  tempus  teratnr .  sed  plane  histurice 
res  ipsae  narrentur,  jndicinm  parcius  interponator. 

cf.  Baco:  Dt  avgMtutis  scUntiftrutu  lly  4. 


(iEKRÖNTE  PREISSCHRIFT. 


.-<-VJ 


LEIPZIG 

BEI    S.    HIRZEL. 
1878. 


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Auf  flie  von  der  Fürstlich  Jablonowski'schen  Gesellschaft 
gestellte  Preisaufgabe: 

Kine  quellenmässige  Erörterung ,  wie  weit  in  Ober-  und  Mittel  -  ItaUen  gegen  ScMuss 
des  Mittelalters  die  modernen  Grundsätze  der  agrarischen ,  industriellen  und 
mercantilisrhen  Verkehrsfreiheit  durchgeführt  waren 

eingereicht  und  gekrönt  im  Mürz  4  878. 


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La  civilta  europea  ^  in  gmn  parte  ilaliuna,  Titaliana  in  gran  paiic  toscana, 
la  toscana  fiorentina  in  gran  parte.  In  diesem  schlichten  und  doch  so  inhalts- 
reichen Satze  Nicolo  Tominasco's^)  liegt  eine  Art  Rechtfertigung  daftlr,  dass 
die  vorliegende  Schrift  y  welche  von  Anfang  an  darauf  verzichten  musste,  das 
von  der  Gesellschaft  gestellte  Problem  fUr  ganz  Ober-  und  Mittelitalien  zu  lösen, 
gerade  die  Vaterstadt  MachiavelFs  zun\ Ausgangspunkt  ihrer  Untersuchungen 
gemacht  hat.  Wer  den  eigenartigen  Geist  der  Renaissance  zu  erfassen  strebt 
und,  von  der  Fülle  der  Erscheinungen  zur  Selbstbeschrünkung  gemahnt,  sich 
zunächst  mit  der  Betrachtung  eines  der  grössereir  Kullurcentren  jener  Epoche 
bescheiden  will,  findet  keine  andere  Stätte ,  welche  auf  den  verschiedensten 
Gebieten  des  Lebens,  in  Staat  und  Gesellschaft,  Gelehrsamkeit  und  Kunst 
soviele  derjenigen  Elemente  zur  Entfaltung  gebracht  hat,  welche  in  ihrer  Ge- 
sammtheit  den  Charakter  der  italienischen  Renaissance  bestimmen.  Daher 
gehört  aber  auch  kein  anderes  der  im  Einzelnen  hochbedeutsamen  Gemein- 
wesen dieser  grossen  Zeit  so  sehr  der  Geschichte  der  Menschheit  an,  wie 
Florenz.  Denn  da  jene  Elemente  wesentliche  Bestandtheiie  der  modernen 
Kultur  überhaupt  geworden  sind ,  kann  man  sagen ,  dass  die  Geschichte  des 
florentiner  Volkes  auch  innerhalb  des  Rahmens  der  allgemein  europäischen 
Völkerent Wickelung  im  Besonderen  das  Allgemeine  zum  Ausdruck  bringt,  wie 
es  in  gleich  hohem  Grade  damals  nirgends  der  Fall  war,  und  dass  sie  daher 
gewissermaassen  typische  Bedeutung  besitzt,  wie  sie  seit  den  Tagen  Rom^s  und 
Alhen's  keine  Stadtgeschichte  wieder  gehabt  hat.  Wenn  schon  diese  innere 
Bedeutsamkeit  seiner  Entwickelung  Florenz  in  den  Vordergrund  des  Interesses 
stellt,  wie  sehr  muss  dies  vollends  da  der  Fall  sein,  wo  es  sich  um  die  Frage 
handelt,  wie  weit  die  Renaissance  auf  diesem  oder  jenem  Gebiete  gerade  den 
modernen  Ideen  Ausdruck  verliehen  hat. 

Es  hiesse,  längst  Gesagtes'^)  wiederholen,  wollten  wir  des  Einzelnen  be- 
gründen, wie  in  diesem  wunderbaren  Mikrokosmos  der  Renaissancekultur  der 
Geist  der  modernen  Zeiten  die  vielseitigste  OfTenbarung  gefunden  hat,  der  wir 
überhaupt  am  Schlüsse  des  »Mittelalters«  auf  so  beschränktem  Räume  begegnen. 
Hier  sei  nur  auf  den  unvergleichlichen  Reichlhum  an  Entwickelungsformen  hin- 
gewiesen, welche  die  schöpferische  Triebkraft  des  politischen  und  socialen 
Lebens  dieser  einen  Stadt  aus  sich  erzeugt  hat,  und  auf  den  Geist  der  Reflexion, 
der,  beobachtend  und  richtend  den  Erscheinungen  folgend,  Florenz  zur  Geburts- 
ställe der  modernen  Geschichtschreibung,  der  politischen  Doctrinen  und  Theo- 
rieen,  zur  Mitbegründerin  der  modernen  Wissenschaft  der  Statistik ,  zu  einer 

4)  Pensieri  sulla  storia  di  Firenze.    Archivio  storico  Italiano.  Nuova  Serie  XIU  («),  p.  a. 

5)  VergL  Burckhardt.    Die  Kultur  der  Renaissance,  passim. 


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VI  Einleitung. 

hohen  Schule  der  Staatskunst  gemacht  hat ;  auf  jenen  Geist ,  der ,  unaufhörlich 
nach  Bethatigung  ringend,  selbst  wieder  die  Quelle  stets  sich  erneuernder  Um- 
gestaltungen in  Slaat  und  Gesellschaft  geworden  ist  ^) .  Und  bedarf  es  noch  der 
Erinnerung  an  das,  wodurch  Florenz  vor  Allem  auf  die  moderne  Bildung  ein- 
gewirkt? Die  geistige  Befreiung  aus  mittelalterlicher  Gebundenheil  durch  die 
bildende  Kunst  und  die  Literatur,  die  eine  um  so  raschere,  grossartigere  Er- 
weiterung des  Gesichtskreises,  eine  um  so  tiefer  gehende  Umgestaltung  des 
Lebens  und  der  Denkweise  in  modernem  Sinn  herbeiftlhren  musste,  als  man 
nirgends  so  systematisch  wie  in  Florenz  voran'ging,  die  neu  erschlossenen 
Schütze  der  Antike  wie  in  Einem  Brennpunkt  zu  sammeln  und  ihren  geistigen 
Gehalt  der  Bildung  und  dem  Zeitbewusstsein  überhaupt  zu  vermitteln  2). 

Wenn  man  von  der  Ueberzeugupg  ausgeht,  dass  im  Grossen  und  Ganzen 
der  Geist  des  Volkes  als  ein  einiger  schafil,  und  daher  innerhalb  der  einzelnen 
Epochen  der  Volksgeschichte  ein  Parallelismus  in  der  Entwickelung  der  ver- 
schiedenen Seiten  des  Volkslebens,  oder  wenigstens  eine  gewisse  Tendenz  nach 
homogener  Gestaltung  derselben  sieh  offenbaren  muss,  so  wird  man  nicht 
zweifelhaft  darüber  sein,  dass  der  angedeutete  moderne  Charakter  des  floren- 
tiner  Kulturlebens  auch  auf  wirthschaftlichem  Gebiete  sich  manifestiren 
wird;  ja  es  besteht  wenigstens  eine  gewisse  Präsumtion  dafür,  dass,  inmitten 
der  reichsten  Entfaltung  modernen  Wesens ,  auch  das  wirthschaft liehe  Leben 
und  das  Verhältniss  der  Gesetzgebung  zur  Volkswirthschaft  sich  mindestens 
ebenso  modern,  wenn  nicht  moderner  gestaltet  hat,  als  dies  damals  irgendwo 
der  Fall  war. 

Neben  diesen  inneren  Gründen  kommt  aber  auch  noch  ein  anderes  wich- 
tiges Motiv  in  Betracht,  welches  ebenfalls  die  Forschung  in  erster  Linie  auf 
Florenz  hinweist:  Was  nämlich  die  Quellen  für  die  Erkenntniss  des  wirth- 
schaftlichen  Lebens  der  Renaissance  betrifft,  so  nimmt  Florenz  unter  allen 
italienischen  Staaten  den  ersten  Rang  ein ,  sowohl  durch  den  Reichthum  und 
die  Bedeutung  als  die  wissenschaftliche  Verwerthbarkeit  seiner  Ueberlieferung. 
Während  z.  B.  die  Hauptquellen  für  die  gewerbliche  Gesetzgebung,  die  Sta- 
tuten der  Zünfte  in  Mailand  fast  sämmtlich  vernichtet  und  auch  in  Venedig 
zum  grossen  Theil  der  Zeit  zum  Opfer  gefallen  sind,  besitzen  wir  die  Urkunden 
des  gewerblichen  Lebens  in  Florenz  fast  von  den  Anfängen  der  Zunflherrschaft 
bis  zum  Ende  der  Republik  in  einer  Vollständigkeit,  wie  für  diese  Epoche  viel- 
leicht nirgends  in  Italien.  Ueberhaupt  ist,  Dank  der  grossen  Sorgfalt,  welche 
bereits  die  Republik  dem  Staatsarchiv  zugewandt  hat^),  gerade  die  Reihenfolge 


4)  Cf.  Tommaseo  >»Firenze  ^  per  il  corso  di  Cinquecento  anni  un'  accademia  del  cimento 
politico:  ogni  cosa  si  tenta,  ogni  cosa  si  scrive  ed  i  fatti  si  inalzano  a  teoria«. 

5)  Von  welcher  Bedeutung  gerade  das  letztgenannt«  Moment  gewesen  ist,  beurtheile  man 
nach  der  Ausführung  Rösche r's  in  der  »Geschichte  der  Nationalökonomik  in  Deutschland« 
(p.  34),  wo  in  grossen  Zügen  der  Einfluss  dargestellt  wird,  welchen  das  Studium  des  Alter- 
thums  auf  das  ganze  neuere  Volksleben ,  wie  insbesondere  auf  die  Volkswirthschaft 
und  die  Entwickelung  einer  Wirthschafispoiitik  gehabt  hat. 

8)  Wie  sehr  hat  ihre  Thtttigkeil  der  Wissenschaft  die  Verwerthung  der  hinterlassenen 
historischen  Schatze  erleichtert!  Ohne  die,  allerdings  nur  für  die  Zwecke  der  öffentlichen 
Verwaltung,  von  den  Beamten  der  Republik  angelegten  Repertorien  wSiren  die  Hunderte  von 
Folianten,  welche  die  Staatsbeschlüsse  und  Verordnungen  der  obersten  Behörden  enthalten, 
ein  unübersehbares  Chaos,  dessen  Durchforschung  für  einen  bestimmten  einzelnen  Zweck 
einen  Aufwand  an  Zeit,  Mühe  und  Kosten  nüthig  machen  würde,  der  nur  den  Wenigsten 


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EiNLKITtKG.  VII 

der  zeitlich  aufeinanderfolgenden  Quellen  für  die  Krkenntniss  des  inneren 
Lebens  von  Florenz  eine  so  ununterbrochene,  dass  sich  die  Continuiiäi  <ler 
Entwickelung  auf  den  verschiedenen  Gebieten  verhulinissmüssig  selten  dem 
Blicke  entzieht.  Was  Savigny  von  den  Statuten  der  italienischen  Gommunen 
im  Allgemeinen  rühmt,  dass  sich  aus  ihnen  besonders  die  fortgehende  Ent- 
Wickelung  erkennen  lässt  ^),  gilt  für  Florenz  in  hervorragender  Weise. 

Der  Verfasser  hat  diesen  von  den  Quellen  selbst  gegebenen  Fingerzeig 
nützen  zu  müssen  geglaubt  und  daher  bei  seiner  Darstellung  auf  die  Ent- 
Wickelung,  auf  das  Werden  der  Ideen  der  Freiheit  und  Gebundenheit 
vielleicht  mehr  Gewicht  gelegt,  als  es  für  den  oberflächlichen  Blick  mit 
der  gestellten  Aufgabe  vereinbar  scheinen  mag.  Allein  er  würde  auch 
der  letzteren  nicht  zu  genügen  glauben ,  wenn  er  sich  etwa  nur  auf  die  dem 
Schluss  des  15.  Jahrhunderts  oder  der  Entdeckung  Amerika's  unmittelbar 
vorhergehende  Zeit  beschränkt  und  in  der  W^eise  der  Statistik  deren  momen* 
tanen  Gehalt  an  wirthschaftlicher  Freiheit  dargelegt  'hätte.  In  Italien  be- 
ginnt ja  der  Auflösungsprozess  der  mittelalterlichen  Welt  und  das  Werden 
der  Neuzeit  bereits  mit  dem  TrecenU»  und  früher,  und  die  Entwickelung 
schreitet  dann  mit  solcher  Baschheit  vorwärts,  dass  auf  einzelnen  Gebieten 
schon  im  Anfang  des  \o.  Jahrhunderts  der  Höhepunkt  erreicht  ist.  Wenn  man 
insbesondere  nach  Dem  fragt ,  was  die  Beinaissance  für  die  wirthschaftliche 
Befreiung  des  Individuums  geleistet  hat,  so  begegnen  wir  allerdings  in  der 
zweiten  Hälfte  des  45.  Jahrhunderts  sehr  wichtigen  Fortschritten  im  Sinne 
moderner  Freiheit,  andererseits  zeigt  sich  jedoch  auch  wieder  auf  verschie- 
denen Gebieten  der  Volkswirthschaft  ein  Abfall  von  einer  frühern  liberaleren 
Praxis  oder  eine  Verschärfung  der  bereits  vorhandenen,  auf  Beschränkung  und 
Bevormundung  gerichteten  Tendenzen.  Es  ist  die  herannahende  Beaktion  der 
spanischen  Aera  und  der  wirthschaftliche  Niedergang  Italien's  im  16.  Jahr- 
hundert,  welche  sich  damals  bereits  in  einzelnen  Symptomen  voraus  ver- 
kündigten. 

Wollen  wir  demnach  die  ganze  Summe  freiheitlicher  Ideen  kennen  lernen, 
welche  das  ausgehende  Mittelalter  auf  wirthschaftspolitischem  Gebiete  verwirk- 
licht hat,  so  ist  es  unerlässlich  auch  die  Frührenaissance  in  den  Kreis  der 
Untersuchung  zu  ziehen.  Indem  sich  aber  an  dieses  Bückwärtsgreifen  st^ets  die 
Frage  nach  dem  freiheitlichen  Besitz  der  letzten  Zeit  des  15.  Jahrhunderts  an- 
knüpft, ergiebt  sich  von  selbst  die  Noth wendigkeit  einer  Vergleichung  zwischen 
den  verschiedenen  Stadien  der  Gesetzgebung ,  soweit  dieselbe  nicht  stationär 
geblieben,  und  daraus  die  Einsicht  in  die  Entwickelung  und  in  die  ihr  zu 
Grunde  liegende  allgemeine  Tendenz ;  die  Einsicht  in  die  historische  Be- 


möglich  wäre.  —  Nach  dieser  Richtung  hin  bleibt  für  die  italienischen  Archivverwaltungen 
noch  unendlich  viel  zu  thuu.  So  ist  z.  B.  noch  absolut  nichts  geschehen  ,  um  die  grossartige 
Sammlung  der  Verordnungen  der  mailänder  Herzoge  für  die  Forschung  zugänglicher  zu 
machen.  Mit  um  so  wärmerer  Anerkennung  gedenkt  der  Verfasser  des  von  einem  Beamten  des 
mailänder  Staatsarchivs  hergestellten  Regestenwerkes  für  das  »Archivio  Panigarola«.  Nur. 
wenn  Arbeiten  dieser  Art  in  grösserem  Maassstab  in  den  bedeutenderen  Archiven  ausgeführt 
werden,  kann  man  auf  eine  baldige  Lösung  von  Aufgaben  ,  wie  die  unsertge,  für  das  ganze 
ursprünglich  in  Aussicht  genommene  Gebiet  holTen. 

i)  Geschichte  des  römischen  Rechts  im  Mittelaller.    Band  111,  cap.  2t,  §  6. 


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tm  Einleitung. 

deutung  der  für  die  jüngste  Entwickelungsphase  derWirthschaftspoIitik  cha- 
rakteristischen Ordnungen,  indem  wir  erkennen ,  ob  dieselben  der  Ausdruck 
einer  freiheitlichen  Fortentwickelung  des  früheren  Standpunktes  sind,  oder 
einer  Gegenströmung  gegen  bereits  früher  errungene  Freiheit  und  Selbstän- 
digkeit. Diese  Einreihung  der  abschliessenden  Gesetze  der  letzten  Zeit  vor 
dem  Einbruch  der  Reaktion  in  den  allgemeinen  geschichtlichen  Prozess  ge- 
währt allein  die  Möglichkeit,  das  anziehende  Schauspiel  des  Werdens  und 
Wachsens  der  Idee  der  Freiheit  zu  verfolgen,  ihren  Kampf  mit  den  feindlichen 
Tendenzen,  ihr  Unterliegen  und  ihre  Triumphe.  Es  treten  die  Motive  zu 
Tage,  aus  denen  sich  die  Zeit  sei  es  der  Freiheit  oder  der  Gebundenheit  zuge- 
wandt, und  wir  machen  die  lehrreiche  Wahrnehmung  einer  auf  geschichtlicher 
Erfahrung  beruhenden  Selbsterziehung  zur  Freiheit,  indem  wir  sehen,  wie 
man  in  Florenz  durch  Beobachtung  der  wirthschaftlichen  Folgen  der  die 
Verkehrsfreiheit  einschränkenden  ersetze  in  wichtigen  Punkten  allmiilig  zur 
Ueberzeugung  von  der  Nothwendigkeit  freiheitlicher  Reformen  durchge- 
drungen ist. 

Der  Verfasser  ist  sieh  wohl  bewusst,  wie  weit  die  Ausführung  hinter  dem 
zurücksteht,  was  ihm  w'ohl  selbst  als  Ziel  vor  Augen  stand,  als  er  forschungs- 
freudig über  die  Alpen  zog.  Er  ist  aber  auch  überzeugt,  dass,  so  viele  Lücken 
und  Schwächen  dieser  Arbeit  auf  Rechnung  persönlicher  Mängel  kommen 
mögen,  doch  in  so  manchem  Punkte  nur  dieSprödigkeit  und  das  Unzureichende 
des  Quellenmaterials  eine  befriedigendere  Leistung  unmöglich  gemacht  hat. 
Wenn  man  erwögt,  aus  welch*  verschiedenartigen,  meist  ungedruckten  Quellen 
die  Zeugnisse  für  die  volkswirthschaftliche  Entwickelung  jener  Zeiten  zusam- 
mengetragen werden  müssen ,  und  dass  die  Inanspruchnahme  der  Archive  für 
die  Zwecke  der  Gegenwart  nicht  einmal  die  Siusserliche  Ordnung  [dieser  aller- 
dings massenhaften  Quellen  zum  völligen  Abschluss  bringen  liess^),  geschweige 
dass  für  eine  eingehendere,  systematische  Orientirung  über  den  Inhalt  etwas 
wirklich  Befriedigendes  geschehen  konnte,  so  wird  es  bei  einer  Untersuchung, 
die  mit  derartigen  äusserlichen  Schwierigkeiten  zu  klimpfen  hatte,  eher  ver- 
zeihlich erscheinen ,  wenn  sie  die  Antwort  auf  diese  oder  jene  Frage  schuldig 
bleibt,  die  vielleicht  nach  der  gegenwärtigen  Verfassung  der  Quellen  gar  nicht 
gelöst  werden  kann. 

Zum  Schlüsse  sei  es  mir  noch  vergönnt,  allen  hochherzigen  Förderern  dieser 
Studien  meinen  innigsten  Dank  auszusprechen.  In  erster  Linie  Seiner  Majestät 
dem  Könige  Ludwig  II.  von  Bayern,  der  dieselben  durch  die  huldvolle  Ver- 
leihung des  »König  Ludwig  IL  Stipendium«  so  sehr  ermnthigte;  Herrn  Professor 
Hegel  in  Erlangen,  den  Direktoren  der  loscanischen  und  lombardischen  Archive, 
Gesare  Guasti  in  Florenz  und  dem  ehrwürdigen  Gesare  Cantü  in  Mai- 
land, sowie  dem  Direktor  der  Brera  Federico  Odorici,  deren  Liberalität 
und  thatkraftige  Unterstützung  meine  Forschungen  wesentlich  erleichtert  hat. 


\)  Verf.  musste  selbst  in  Florenz  auf  das  Studium  verschiedener  Codices  verzichten,  weil 
sie,  zu  ungeordneten  Theilen  des  Archivs  gehörig,  nicht  aufzufinden  waren. 


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INHALT. 


Einleitung. 

I.   Die  Freiheit  des  Bauern  und  des  läodlichen  Grundbesitzes s.  i 

Allgemeine  wirthschaftliche  und  politische  Ursachen  der  Befreiung  des  Bauern 
und  des  Agrarbesitzes  4—3.  —  Die  Emancipaiionsgesetzgebung  8—5.  —  Bevor- 
mundung des  Colonen  durch  den  Staat  5.  —  Zwangsweise  Heranziehung  zum  Co- 
lonat  6.  —  Taxen  für  landwirthschaftliche  Lohnarbeiten  7.  —  Der  Colonenvertrag 
uud  die  Freizügigkeit  des  Bauern  7— tO.  —  Staatliche  Eingriffe  in  die  Landwirth- 
schaft  im  Interesse  der  Bodenkultur  und  der  Industrie  10.  —  Das  Nachbarrecht  H. 
— Freie  Theilbarkeit  des  Grundbesitzes  4«.—  Grundbesitzerwerb  durch  Fremde  48. 

—  Privilegirung  des  Grundbesitzes  durch  Hypotheken. 

II.    Der  Verkehr  mit  den  Erzeugnissen  der  Landwirlhschafl  unter  den 

Einwirkungen  der  Annonarpolitik     47 

Allgemeine  Lage  des  Ackerbaues  47.  —  Gesetze  gegen  den  Kornhandel  d.  h.  Auf- 
kauf und  Zwischenhandel  49.  —  Lokalisirung  des  Marktes  für  Korn  und  Mehl  20. 

—  Analoge  Ordnungen  über  den  VIehandel  «4.  —  Lebensmitteltaxen  M.  —  Ein- 
griffe in  die  Coalitions-  und  Niederlassungsfreiheit  zur  Sicherung  des  Annonar- 
syslems  23.  —  Slabilitüt  der  Annonargesetzgebung  24 .  —  Ausnahmsweise  Zulassung 
der  Verkehrsfreiheil  25,  neben  forlhesiehender  mittelalterlicher  Geschlossenheit  und 
polizeislaallichem  Zwange  26.  —  VüUige  Preisgebung  des  Systems  im  Drange  der 
Noth  27.  —  Verkehrsschranken  zwischen  Stadt  und  Grafschaft  27,  zwischen  Graf- 
schaft und  Distrikt  28.  —  Vereinzelte  Reformen  28,  29.  —  Begünstigung  der  herr- 
schende!) Sladl 'auf  Kosten  des  unterthtinlgen  Gebietes  30.  —  Differentialzölle  zu 
Gunsten  der  Hauptstadt  31.  —  Monopolistisches  Zwangsrecht  des  florentiner 
Marktes  32.  —  Geschichtliche  Würdigung  der  tlorentiner  Annonarpolitik  83.  — 
Parallele  mit  Mailand  34.  —  Florontiner  Gesetzgebung  über  den  Verkehr  mit  dem 
Ausland.  Ausfuhrverbote  35.  —  Freigabe  der  Kornausfuhr  36 — 88.  —  Kornein- 
fuhr 38.  —  AViede rausfuhr  39.  — Einfuhrprämien,  Getreideaufkäufe  durch  den 
Staat  39. 

III.  Die  industrielle  Verkehrsfreiheit  unter  den  Einwirkungen  des  Zunft- 

und  Polizeizwanges 40 

Bedeutung  des  Verhältnisses  der  Innungen  zum  Staat,  beleuchtet  durch  eine 
Parallele  mit  Venedig  40,  44.  —  Das  florentiner  Zunftwesen  stets  in  engster  Füh- 
lung mit  dem  Allgemeinen  44.  —  (Geschichtliche  Rechtfertigung  des  Zunftzwanges 
42,  43.  —  Grenzen  desselben  43,  44.  —  Milderung  seiner  Wirkungen  durch  die 
Art  und  Weise  der  zünftigen  Organisation  45.  —  Charakter  der  Matrikel  in  Flo- 
renz 46.  —  Erleichterung  des  Betriel)es  mehrerer  Gewerbe  durch  Eine  Person  47. 

—  Privilegirung  einzelner  Kategorien  in  Beziehung  auf  die  Matrikel  48.  —  Erklä- 
rung des  Staates  gegen  exklusive  Zunfttendenzen.  Freiheit  der  gewerblichen  Nie- 
derlassung 49.  —  Ausnahmen:  Bürgschaften  50,  Forderung  einer  gewissen  Quali- 
fikation 54,  52.  —  Kein  Meisterstück  53.  —  Liberaler  Standpunkt  der  tlorentiner 
Gesetzgebung  53.  —  Das  »Statut  der  schlimmen  Nachbarschaft«  54,  55.  —  Tech- 
nische Gewerbereglements  56,  57. —  Institute  zur  Ueberwachung  der  Industrie  58, 

—  Die  Kirche  im  Dienste  der  Industrie  59.  —  Vermehrung  der  Präventivmaass- 
regeln  im  4  5.  Jahrhundert  59, 60.  —  Schutzmaassregeln  gegen  unzünftige  Arbeit  61 

—  Die  individuelle  Freiheit  und  die  gegenseitigen  Verpflichtungen  der  Zunft- 
genossen 62.  —  Allgemeine  Lage  d?r  abhängigen  Kleinmeister,  der  Lehrlinge, 
Gesellen  und  Arbeiter  63,  64.  —  Das  Recht  derCoalition  65.  —  Zünftige  Lohntarife, 
Arbeitszwang  65.  —  Ausdehnung  des  Taxenwesens  im  Zunftrecht  66.  —  Regulirung 
der  Lohne  und  Preise  durch  den  Staat  67 — 70.  —  Freizügigkeit  des  Arbeiter- 
standes 70.  —  Stellung  zum  Arbeitgeber  74.  —  Contraktbruch  72.  —  Freiheitliche 
Regelung  der  Arbeiterverbttltnisse  in  Florenz  im  Vergleich  zu  andern  Gesetz- 


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X  Inhalt. 

gebungen  72,  73.  —  Auswanderungsverbote  und  Öhnliche  Fesseln  zum  Schutz  der 
Industrie  74.  —  Monopolistisches  Recht  der  Hauptstadt  auf  gewisse  Industrieen  75. 
' —  Niederlassung  von  Handwerkern  in  der  städtischen  Umgebung  76.  —  Stellung 
des  zünftigen  Handwerks  der  Landschaft  zu  den  hauptstädtischen  Zünften  76.  — 
Politische  Motive  derselben  77.  —  Proklamirung  der  Ge\verbefreiheit  in  der  Graf- 
schaft 78. 

lY.   Das   Verkehrsrecht    unter  den   Einwirkungen    des    kanon istischen 

Wucherverbotes S.  79 

Die  Bedeutung  des  Wucherverboles  für  den  Handel  79.  —  Der  Wucher  in  der 
Literatur  80,  und  im  Leben  84.  —  Ursprünglich  liberale  Stellung  des  weltlichen 
Rechts  in  der  Wucherfrage  84—83.  —  Sieg  der  Wucherlehre  im  Gericht  und  in 
den  Statuten  83,  84.  — Wirthschaftliche  Motivirung  des  Wucherverbots,  Erschwe- 
rung der  Wucherklage  85.  —  Inkonsequenzen  der  Gesetzgebung:  Zinsbare  Staats- 
anleihen, Börsenspiel  86.  —  Concessionirte  Leihanstalten  87.  —  Jüdisches  Dar- 
lehen 88.  —  Sieg  der  streng-kanonistischen  Partei  gegen  die  freieren  Richtungen 
88;  —  Folgen,  liberale  Reaktion  89.  —  Illusionen  der  Gesetzgebung  90.  —  Juristische 
Rechtfertigung  des  verzinslichen  Darlehens  durch  Ausbildung  eines  eigenen  Ver- 
kehrsrechtes 94 . 

V.  Die  Frage  der  merkantilen  Verkehrsfreiheit 92 

Obligatorisches  Maklerinstitut  92.  — Maassregeln  zur  Sicherung  der  Reglements  93 
und  des  Käufers 94.  —  Regelung  des  Kreditwesens  95.  —  Zünftige  Ansprüche  an  den 
zu  Markte  gebrachten  Rohstoff  97.  —  Lokalisirung  des  Handels  98.  —  Beschränkung 
des  Kaufs  zum  Wiederverkauf  98 — 4  00.  —  Schutz  der  Handelsfreiheit  durch  den 
Staat  404.  —  Gegenwirkung  merkantilistischer  Tendenzen  402.  —  Experimente 
der  Schutzzoll-  und  Prohibilivpolitik  4  02.  —  Ihre  Erfahrungen  und  der  Verkehrs- 
freiheit günstige  Resultate  403 — 440.  — Ausdehnung  des  Schutzsystems  440,  444. 

—  Regelung  der  Ausfuhr  und  des  Transitverkehrs  4  4  2, 4  4  3.  —  Ausdehnung  des  Zoll- 
tarifs 4t4.  —  Gesichtspunkte  der  Zollpolitik  4  15.  —  Freiheitliche  Tendenz  der 
Zollgesetzgebung  gegen  Ende  des  45.  Jahrhunderts  4  46.  —  Reaktion  kaufmänni- 
scher und  fiskalischer  Interessen  gegen  die  Schutzzollpolitik  4  4  7.  —  Tarifreduc- 
tionen  aus  finanzpolitischen  Gründen  4  4  7—449.  — Schwierigkeiten  der  Reform  420. 

—  Ansprüche  des  Fiskus  4  24.  —  System  der  Binnenzölle  4  21 — 123.  —  Freisinnige 
Zollgesetzgebung  in  Beziehung  auf  den  Seeverkehr  423 — 4  25.  —  Monopolisirung 
und  Bevormundung  der  Rhederei  und  Frachtschi ITfahrt  durch  den  Staat  426,  — 
Einseitige  Begünstigung  der  nationalen  Flagge  4  27.  —  WiderstreUen  der  Praxis 
gegen  die  Fesselung  des  Seeverkehrs,  Erkenntniss  der  üblen  wirthschaftlichen 
Folgen  des  Systems  4  28.—  Daher  freiheitliche  Reformen  428,  429.  —  Vollstän- 
diger Sieg  der  Verkehrsfreiheit  4  29 — 4  34.  —  Die  auswärtige  Politik  der  italieni- 
schen Staaten  im  Dienste  der  Handelseifersucht  434.  —  Störungen  des  Verkehrs 
aus  politischen  Gründen  4  32.  —  Unfruchtbarkeit  der  äusseren  Politik  für  die  Be- 
freiung des  Handels  433,  4  34.  —  Repressalienwesen  4  34,  435.  —  Charakterisirung 
der  von  Florenz  im  .Ausland  erzielten  Befreiungen  seines  Handels  4  36. 

Rückblicke 136 

Beilagen U3 


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I. 
Die  Freiheit  des  Banem  und  des  ländlichen  Grrandbesitzes. 

Auf  der  Höhe  des  Mittelalters  trafen  —  Brabant  und  Flandern  etwa  ausge- 
nommen —  kaum  anderswo  in  Europa  die  wirthschaftlicben  und  allgemein 
geschichtlichen  Bedingungen  zur  Entfesselung  des  Bodens  und  zur  Emanzi- 
pation der  bäuerlichen  Bevölkerung  so  sehr  zusammen,  wie  im  oberen  und 
mittleren  Italien,  insbesondere  aber  im  toskanischen  HUgellande.  Schon  zu 
der  Zeit  als  das  müchtig  emporstrebende  BUrgerthum  des  gewerbreichen  Siena, 
des  seegewaltigen  Pisa  und  der  zum  bedeutendsten  Industriestaat  der  mittel- 
alterlichen Welt  heranreifenden  Amostadt  noch  von  allen  Seiten  von  einer 
Kette  feudaler  Grundherrschaften  eingeengt  wurde,  war  hier  Bauernstand  und 
Agrarbesitz  bei  weitem  nicht  in  dem  Umfang  belastet  und  gebunden ,  wie  in 
den  meisten  Theilen  des  germanisch -romanischen  Nordens.  Selbst  das  mit 
den  feudalen  Zuständen  Europas  so  eng  verwachsene  Familienprinzip  hat  hier 
auch  im  früheren  Mittelalter  nie  auch  nur  entfernt  jene  Wirkungen  auf  den 
adeligen  Grundbesitz  geübt  wie  dort,  hat  ja  doch  erst  mit  der  unter  spanischen 
Auspizien  begründeten  Monarchie  Majorats-  und  Fideikommisswesen  hier  Ein- 
gang gefunden.  In  diesem  Punkte  bestand  zwischen  dem  unter  römischen 
EinOüssen  stehenden  der  Mobilisirung  so  gllnstigen  städtischen  Erbrecht  und 
der  herrschenden  Gewohnheit  der  grundbesitzenden  Lehensaristokratie,  bis[,ins 
Unbegrenzte  hineinzutheilen  ^),  eine  grundsätzliche  Uebereinstiramung,  und 
wo  sich  etwa  in  diesen  Kreisen  entgegengesetzte  Tendenzen  geltend  machten, 
sind  dieselben  von  Anfang  an  von  der  immer  mehr  umsichgreifenden  Auto- 
rität der  communalen  Gesetzj^ebung  entschieden  bekämpft  worden  ^j.    Was  die 

4}  Vergl.  V.  Rumahr,  Der  Ursprung  der  Besitzlosigkeit  des  Colonen  im  neuern  Tos- 
kana 413.  Sugenheim,  Geschichte  der  Aufhebung  der  Leibeigenschaft  und  Hörigkeit  in 
Europa  206. 

S)  Statutum  Usus  Pisanae  Civitatis  (4  461)  bei  Bonaini.  Statuti  inediti  della  ciitä  di  Pisa 
dal  4i  al  4  4  secolo  H.  958.  Darnach  ist  jede  Bevorzugung  des  einen  Sohnes  vor  dem  andern 
bei  der  Vererbung  des  Lehnsbesitzes  verboten ;  Alle  sollen  zu  gleichen  Theilen  erben.  Diese 
von  Bonaini  erst  zugänglich  gemachte  Quelle  giebt  überhaupt  wichtige  Aufschlüsse  Über  die 
Umbildung  des  Lehenrechtes  durch  die  stiidlische  Gesetzgebung.  Vergl.  dieselbe  Tendenz  in 
den  Statuten  Mantuas ,  welche  das  unbedingte  VerUusserungsrecht  altes  Feudalbesitzes  gegen 
die  ronkalischen  Verbole  Friedrichs  I.  und  die  strengen  Grundsätze  des  Lehenswesens  über- 
haupt garantiren.    Carlo  d'Arco,  Economia  polltica  del  munioipio  dl  Mantova.    i56. 

Pöhlmano,  Wirthschaflspolitik.  4 


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2  Die  Wirthschai^tspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

Stellung  des  Gutsherrn  zu  dem  an  die  Scholle  gebundenen  oder  in  sonstigen 
Abhängigkeitsverhältnissen  lebenden  Hintersassen  betrifft,  so  hatten  sich  hier 
einerseits  die  ursprünglichen  Racengegensütze  zwischen  einem  langobardisch- 
fränkischen  Herrenstand  und  abhängiger  römischer  Bevölkerung  nie  zu  jener 
Kluft  vertieft,  welche  z.  B.  den  französischen  und  lettischen  Bauern  vom 
Grundherrn  trennte^);  wie  wir  denn  in  Italien  schon  sehr  frühe  Alles  was 
Lehen  und  Hoheitsrechte  besass:  Barone,  Bischöfe,  Aebte  wetteifern  sehen, 
Statuten  und  Ordnungen  —  oft  unter  Mitwirkung  der  abhängigen  Bevöl- 
kerungen —  zu  erlassen ,  welche  Person  und  Besitz  vor  der  eigenen  Willkür 
schützten,  während  die  Barone  Englands  und  Frankreichs,  wo  die  Krone  mit 
dem  Erlass  von  Statuten  voranging,  denselben  ab  einer  Besdiränkung  ihrer 
Macht  ihren  ganzen  Hass  entgegensetzten^].  Andererseits  machte  sich  nir- 
gends so  früh  und  im  weitem  Verlauf  so  intensiv  die  Rückwirkung  städtischer 
Industrie  und  Handelsmacht  auf  das  Agrarwesen  geltend,  wie  in  Italien. 
Während  in  Deutschland  bekanntlich  erst  im  U.  und  45.  Jahrhundert  der 
Einfluss  dieser  beiden  Produktionszweige  auf  die  vorherrschende  Natural- 
wirthschaft  in  der  theilweisen  Milderung  der  Hörigkeit,  Verwandlung  der- 
selben in  andere  Formen ,  Abschätzung  der  Frohnden  und  Naturalleistungen 
und  deren  Verwandlung  in  Geldabgaben  sich  zu  äussern  beginnt ,  musste  sich 
der  Einfluss  der  Handelsblüthe  von  Mailand,  Genua,  Pisa  und  Florenz  auf  das 
umliegende  Territorium  schon  darum  von  Anfang  an  mit  ganz  anderer  Energie 
geltend  machen,  weil  der  auswärtige  Handel  der  deutschen  Städte  über- 
wiegend Passivhandel  war  *) ,  während  hier  gerade  der  Export  der  eigenen 
Fabrikale  als  die  eigentliche  und  erste  Ursache  des  Reichthums  erscheint^), 
und  die  für  die  Märkte  des  Orients  und  Occidents  arbeitende  Industrie  des 
Inlandes  die  gewaltigsten  Dimensionen  annahm.  Die  Wirkungen,  die  zunächst 
in  der  Steigerung  des  Werthes  der  persönlichen  Arbeitskraft  sich  äusserten 
und  im  43.  und  44.  Jahrhundert  im  ganzen  oberen  und  mittleren  Italien  natur- 
gemäss  zur  Aufhebung  der  Schollenhörigkeit  führten,  mussten  gerade  in 
Toskana  um  so  entschiedener  hervortreten,  als  sich  hier  mit  der  höchsten  Ent- 
wicklung des  Industrialismus  die  höchste  Ausbildung  des  Geldhandels 
vereinigte.  Dadurch,  dass  das  florentinische  Bankgeschäft  den  Geldverkehr  der 
Kurie  mit  dem  Norden  in  die  Hand  bekam  und  Florenz  der  Geldmarkt   für 


4)  Burckhardt  (Kultur  der  Renaissance  278)  weist  mit  Recht  darauf  hin,  dass  in  der  Lite- 
rotur  sich  kein  Ton  von  jenem  grausam  verachtungsvollen  Racenhass  flndet,  der  die  adeligen 
provenyaüschen  Dichter  und  stellenweise  die  franz<>sischen  Chronisten  gegen  die  »villaias« 
beseelte. 

5)  Der  Abt  von  Nogent  sah  darin  eine  fluchwürdige  Institution »  welche  die  Leibeigenen 
befähigte,  sich  dem  Gehorsam  gegen  ihre  Herren  zu  entziehen. ;  vcrgl.  Annali  delle  Uni  versita 
Toscane  U,  407.    Statuto  della  Yal  d'Ambra  (4S08)  ed.  Bonaini. 

3)  Man  vergegenwärtige  sich  nur  die  Geschichte  der  Hansa! 

4)  Daher  hat  es  die  Florentiner  Gesetzgebung  als  Prinzip  ausgesprochen,  den  Hantdel 
vor  Allem  durch  Hebupg  der  einheimischen  Manufakturen  zu  heben.  Ordini  del  Coa- 
SQlato  del  mare  della  nazione  Fiorentina.  Arch.  Rif.  Classe  XI.  dist.  IV.  N.  77.  fol.  46.  (Flo- 
rentiner Centralstaalsarchiv.) 


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UND  DAS  Prinzip  der  Verkbhrsfrbihbit.  3 

Europa  wurde,  war  ja  der  Sieg  der  Geldwirthschaft  über  die  mittelalterliche 
Naturalwirthschaft  völlig  entschieden,  und  damit  die  Grundlage  aller  die  Frei- 
heit des  Individuums  und  des  Bodens  fesselnden  feudalen  Institutionen  gründ- 
lich beseitigt. 

Es  half  der  landbesitzenden  Aristokratie  nichts,  dass  sie  schon  im  12.  Jahr- 
hundert in  richtiger  Erkenntniss  der  Zeitverhältnisse,  allerdings  unter  mög- 
lichster Festhaltung  der  alten  Rechte,  die  Hand  zu  einzelnen  Modifikationen 
der  grundherrlichen  Verhältnisse  bot^);  sie  hatte  nicht  nur  allgemeine  wirth- 
schaftliche  Kräfte  gegen  sich ,  sondern  auch  die  ganze  politische  Entwick- 
lung. Soweit  sie  der  seit  dem  43.  Jährhundert  immer  mäch;,iger  um  sich 
greifenden  Territorialgewalt  der  republikanischen  Communen  noch  sebständig 
gegenüber  stand,  galt  es  den  Kampf  um  die  staatliche  Unabhängigkeit,  oder,  wo 
sie  sich  schon  innerhalb  des  Unterthanenverbandes  befand ,  geradezu  um  die 
politische  Existenz.  Noch  vor  Ablauf  des  13.  Jahrhunderts  war  dieser  Kampf 
in  Florenz  zu  Gunsten  des  Bürgerthums  entschieden ,  welches  den  Adel  durch 
eine  rigorose  Ausnahmegesetzgebung  fast  aller  politischen  Rechte  beraubte 
und  »unter  dem  Zeichen  des  Mars  und  Merkur« ,  unter  dem  nach  dem  Volks- 
glauben die  Stadt  gegründet,  bis  zum  Schlüsse  des  Mittelalters  im  Verein  mit 
den  Schwesterrepubliken  bst  aller  Feudalherrschaft  in  Toskana  ein  Ende 
machte.  In  diesem  Klassenkampfe  hatte  der  städtische  Demos  von  Anfang  an 
nicht  sowohl  in  der  Erkenntniss  der  wirthschaftlichen  Bedeutung  freier  Arbeit, 
obgleich  diese  der  Zeit  keineswegs  ganz  fremd  war^),  oder  aus  christlich- 
humanen Gründen  wie  sie  in  den  Freiheitsurkunden  vorangestellt  werden  ^j, 
sondern  aus  politischen  Motiven^]  die  Emanzipation  der  bäuerlichen  Bevöl- 
kerung in  die  Hand  genommen  und  dieselbe  im  Verlaufe  der  allmäligen  Konso- 
lidirung  des  Staatsgebietes  auch  in  den  neuerworbenen  Feudalgebieten,  wo  nur 
immer  möglich  durchgeführt^).  Durch  den  Staatgbeschluss  von  4889  wurde 
zunächst  nur  der  weitere  Erwerb  und  die  Voräusserung  abhängiger  Leute, 
Grundholden  und  Zinsbauern  oder  von  Frohnden,  Rechten  und  Leistungen  die 
mit  der  Freiheit  der  Person  unvereinbar  sind,  verboten  und  verfügt,  dass  jedes 


i)  Yergl.  die  Urkunden  bei  Ru mehr  1.  c.  68. 

%)  Vergl.  den  Freiheitsbrief  für  Bucey  (4347)  beiCibrario:  »Delia  scliiavitii  e  del  ser- 
vaggio  e  specialmente  dei  servi  agricoltori  II,  974«. 

3]  Vergl.  die  Florentiner  Urkunde  bei  Runiohr  1.  c.  101.  »Cum  libertas,  qua  cujusque 
voluntas  non  ex  alieno  sed  ex  proprio  dependit  arbitrio,  jure  naturali  rouUipUciter  decoretur, 
qua  etiam  civitaies  ei  popuii  ab  oppressionibus  defenduntur  et  ipsorum  jura  tuentur  et 
augentur  in  melius,  volenies  ipsam  et  ejus  .«pecies  non  soluro  manutenere  sed  etiam  augmen- 
tare  etc.«.  Das  christliche  Motiv  erscheint  besonders  in  der  Bologneser  Freilassungsurkunde 
von  4256.     (Muzzi.  Annali  della  cittä  di  Bologna  I,  485.) 

4)  Die  gegen  den  Adel  gerichtete  Spitze  dieser  Gesetze  beweist  der  Umstand,  dass  sie  in 
dem  uogedruckten  Statutenfragment  von  4324  mit  der  Absicht  motivirt  werden,  »dass  die 
Ohnmüchtigen  und  Gebrechlichen  nicht  von  den  Magnaten  und  Mächtigen  unterdrückt 
würden«.  Codex  membitmaceus  statutorum  Populi  Florentini  nomine  Potcstatis  ex  publ.  reo. 
anni  4324  1.  I.  c.  56.    Archivio  di  Riformazioni  in  Florenz. 

5}  Vergl.  z.  B.  die  Capitoli  del  Comune  di  Firenze  p.  607,  Band  I  der  Docuuienti  degli 
archivi  Toscani  pubbl.  per  cura  della  R.  Sopiinlendenza  ficnerale  agli  archivi  niedesimi. 

I* 


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4  Die  Wirthschaptspolitik  der  plorentiner  Renaissance 

derartige  Rechtsgeschäft  ungültig  sein  und  die  sofortige  Freiheit  des  Hörigen 
mit  Gut  und  Nachkommenschaft  zur  Folge  haben  sollte.  Zugelassen  biteben 
nur  Yeräusserungen  an  den  Staat  oder  an  die  Abhängigen  selbst ,  welche  sich 
loskaufen  oder  die  genannten  Leistungen  ablösen  wollten  ^j .  Derselbe  Stand- 
punkt, der  sich  darauf  beschränkte,  die  Vermehrung  der  bestehenden  Ab- 
hängigkeitsverhältnisse und  feudalen  Rechte  zu  verhindern  und  zugleich  durch 
das  Verbot  der  Veräusserung  und  Uebertragung  derselben  die  Ablösung  zu  be- 
günstigen, ist  noch  in  den  Statuten  von  4321  festgehalten  und,  um  die  Be- 
wegung noch  mehr  in  Fluss  zu  bringen.  Jedem  gestattet,  von  der  Kirche  und 
geistlichen  Korporationen  Güter  mit  herrschaftlichen  Rechten  und  grundsäs- 
sigen  Leuten  zu  erwerben,  wenn  der  Käufer  nur  die  Letzteren  von  allen  Fes- 
seln befreite  und  auf  alle  feudalen  Rechte  Verzichtete  ^) .  Bei  der  entschieden 
ausgesprochenen  Tendenz  der  städtischen  Gesetzgebung  musste  der  Prozess, 
aus  welchem  je  nach  dem  Ablösungsmodus  der  an  die  Scholle  gebundene  oder 
sonst  Pflichtige  Bauer  als  freier  in  einem  rein  privatrechtlichen  Kontrakts- 
verhältniss  zum  Gutsherrn  stehender  Zeitpächter  oder  als  EigenthUmer  eines 
von  allen  Pflichten  gegen  Korporationen  oder  Private  entbundenen  Grund- 
besitzes ^j  hervorging,  im  Laufe  des  44.  Jahrhunderts  um  so  mehr  beschleunigt 
werden,  als  die  öflentlichen  Verhältnisse  der  Hauptstadt,  wo  in  raschem 
Wechsel  die  Geldaristokratie  des  »popolo  grasso«,  der  kleine  Gewerbsmann,  die 
auf  die  Massen  gestützte  Tyrannis  und  schliesslich  selbst,  wenn  auch  ganz 
ephemer  der  »popolo  minuto«  und  Fabrikarbeiter  das  Staatsruder  in  die  Hand 
bekam,  nichts  weniger  als  dafür  bürgten,  dass  die  städtische  Agrarpolitik  sich 
auch  in  Zukunft  in  den  Schranken  gleicher  Mässigung  bewegen  wüpde.  In 
der  That  erfolgte  durch  das  in  den  Statuten  von  4445  enthaltene  Gesetz^)  von 


4}  Urkunde  bei  Rum  oh  r  l.«c.  401. 

%)  Cod.  membr.  cit.  Arch.  Rifonn.  I.  c.  De  non  emendis  ve!  aquirendis  fidelibus 
juribus  vel  servitutibus  personalibus  vel  realibus. 

3)  Insbesondere  bei  dem  Umsichgreifen  der  Republik  gegen  den  unabhängigen  Feudai- 
adel  wurde  sehr  vieles  auch  von  p  r  i  v  a  t  rechtlichen  Leistungen  freie  G rundeigen thum  ge- 
schaffen. Vergl.  z.  B.  die  Verträge  mit  den  Grafen  v.  BattifoUe:  che  tutti  i  pcrsone  cd 
uomini  dei  soprascritti  luoghi  stano  assoluti  e  liberatt  in  perpetuo  da  qualunque  censo, 
afAtto,  dono  o  colta  annuale  e  perpclua  che  dovessero  al  detto  conte  o  alla  stta  corte  (U40). 
Capitoli  di  Firenze  I.  c.  I,  598.  cf.  607:  II  commune  ed  uomint  e  persone  di  Castelcastagnaio 
s'intendino  essere  e  siano  liberi  e  finiti  d'ogni  ficto  di  grano ,  di  danari  ed  ogni  spesa  ordi- 
naria  ed  extraordinaria  e  censi  e  servizii  ^che  usati  fussino  di  pagare  al  Conti  di  ciascuno 
anno  cosi  per  lo  passato  come  per  lo  avvenire. 

4)  Die  ausserordentliche  Seltenheit  dieser  4772  gedruckten  Statuten  —  mir  selbst  sind 
sie  in  Deutschland  nur  durch  die  grosse  Güte  des  Herrn  Professor  Hegel  in  Erlangen  zu- 
gänglich geworden  —  veranlasst  mich,  den  wichtigsten  Theil  dieser  »magna  cbarta«  des  floren* 
liner  Bauern  mitzutheilen :  Nulla  persona  cuiuscunque  Status  seu  conditlonis  existat  vel  uni- 
versitas  praesumat  habere,  teuere  autvenderc,  donare,  alienare  vel  alto  titulo  trans- 
ferre  in  aliquam  personam  universitatem  seu  collegium  suppositam  vel  suppositam  communi 
Florentiae  aut  non  suppositum  aliquos  colonos>  censitos,  adscript Icios ,  reddentes  seu  ma- 
nentes  vel  servos  aut  aliqüa  jura  affictuum  vel  livellorum  includentinm  aliquod  jus  servitutis 
fidelitatis  vel  homagii  seu  accomandisiae  aut  alicujus  jurisdictionis  vel  signoriae  seu  ipsam 
Jurisdictionen)  aut  signoriam  in  aliquam  vel  super  ntiquam  universitatem  villam  castrum  vel 


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UND  DAS  PrINIIP  DER  VeRKEHRSFREIREIT.  5 

Staats  wegen  die  zwangsweise  unbedingte  Aufhebung  aller  Leib- 
eigenschaft und  Zinshttrigkeit,  aller  Gebundenheit  an  den 
Boden,  aller  Frohnden  und  Rechtsverhältnisse  zwischen  Pri- 
vaten, aus  welchen  sich  Verpflichtungen  gegen  die  persön- 
liche Freiheit  insbesondere  zu  feudalrechtlicher  Abhängig- 
keit oder  öffentlich  rechtlicher  Unterthänigkeit  ergaben.  Auf 
den  kirchlichen  Grundbesitz  fand  das  Gesetz  offenbar  keine  Anwendung;  da 
die  auch  hier  ausgesprochene  ErlaubnisS;  die  genannten  Pflichtigen  und  Rechte 
von  Kirchen  und  Klöstern  zu  [erwerben,  und  zwar  unter  der  Bedingung  der 
Freigabe,  ausserdem  keinen  Sinn  hätte.  Doch  besteht  wohl  kein  Zweifeli  dass 
die  verbotenen  Verhältnisse  auch  auf  kirchlichem  Besitzthum  schon  aus  den 
entwickelten  allgemeinen  Gründen  keinen  Bestand  haben  konnten,  zumal 
wenn  man  die  abhängige  Stellung  erwägt,  welche  die  Kirche  innerhalb  der 
Communen  einnahm  und  die  rtlcksichtslose  Gewaltsamkeit,  mit  der  besonders 
Florenz  gegen  das  Kirchengut  verfuhr  >) . 

Die  regierenden  Kreise  dachten  nun  übrigens  keineswegs,  mit  der  Durch- 
ftihrung  dieser  Emanzipation  den  Bauern  völlig  auf  sich  selbst  zu  stellen.  Sie 
hatten  ja  selbst,  mochten  sie  nun  das  Grosskapital  oder  das  Handwerk  ver- 
treten, ein  zu  unmittelbares  Interesse  an  einer  gewissen  Bevormundung  des 
Colonen,  als  dass  eine  völlig  unbefangene  Behandlung  der  Agrarverhältnisse 
von  ihnen  zu  erwarten  gewesen  wäre^}.  Es  darf  nicht  vergessen  werden, 
dass  sich  schon  sehr  früh  in  Toskana  die  Spekulation  des  städtischen  Kapitals 
auf  den  Landbesitz  geworfen  halte  und  die  Betriebsamkeit  der  Städter  in  Kauf 
und  Umtausch  von  Ländereien  einen  solchen  Umfang  annahm ,  dass  man  nicht 
mit  Unrecht  zum  grossen  Theil  auf  sie  die  im  43.  und  44.  Jahrhundert  erfol- 
gende Auflösung  der  ackerbauenden  Gemeinden  des  Mittelalters  und  die  Grün- 
dung der  noch  bestehenden  Austbeilung  der  Grundstücke  in  kleine  abgerun- 
dete Pachthöfe  (poderij  zurückgeführt  hat  3).  Nicht  nur  der  reiche  Kaufherr, 
der  auf  mehrere  Miglien  hin  einen  Kranz  glänzender  Landsitze  —  ein  zweites 
Florenz  —  um  die  Hauptstadt  herumzog  oder  —  ich  erinnere  nur  an  Lorenzo 


singulares  personas  de  comitatu  vel  districtu  Floreiitfae.  Ei  nullus  praesumat  accipere  ad 
feudum  vel  homagium  seu  jura  angaria  realia  vel  personalia  seu  quaelibet  alia  servitia  per- 
petua  vel  ad  longum  iempus  seu  accomandisiam  aliquam  seu  jus  accomandisiae  aliqualiter 
obligare  aliquam  Universitäten)  commune  populum  vel  singulares  personas  de  civitate  comi- 
tatu vel  districtu  Florentiae  seu  in  fidclem  adscripiicium  reddeuiem  manentem  seu  feuda- 
tarium  aut  servum ,  nee  etiam  exigere  seu  petere  per  se  vel  allum  directe  vol  indirecte. 
(Rub.  90.  Hb.  III). 

4)  cf.  z.  B.  Ammirato.    Storie  Fiorentine  X,  70S. 

2)  Es  ist  bezeichnend ,  dass  in  der  für  die  Zwecke  der  Tuchmacherzunft  angelegten 
Sammlung  des  »Liber  legum  palatii  et  nobilis  universitatis  artis  lane  civitatis  Flor.«  (Arch. 
Rif.  Arte  della  lana  Cod.  Nr.  4  J)  sich  wichtige  Gesetze  über  Pacht-  und  Colonenverhaitniss 
und  ländlichen  Grundbesitz  finden  (fol.  89,  90.  428). 

3)  Rumohr  1.  c.  449.  Vergl.  das  untengenannte  Tagebuch  eines  norentiner  Gold- 
schmiedes über  den  Austausch  von  Lttndereien  »per  cagione  d'acconciare  l'uno  TaUro«. 


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6  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentiner  Renaissaivce 

Magnifico  ^)  —  weilhin  in  der  Landschaft  sich  ankaufte,  auch  der  kleinere  Ge- 
werbsmann ist  zum  Padronc  geworden  und  bewirlhschaflet  sein  Gütchen  mit 
seinem  Colonen^].  Daher  darf  es  uns  nicht  verwundern,  in  der  Gesetzgebung 
so  viele  Bestimmungen  zum  Schutz  des  Patrons  gegen  den  Colonen  oder,  wie  es 
der  eben  genannten  Thatsache  entsprechend  öfter  heisst,  der  Bürger  gegen  die 
Bauern  ^)  zu  flnden ,  welche  dem  Grundbesitzer  von  Slaatswegen  gewisse  Lei- 
stungen von  Seite  des  Colonen  garantirtcn ,  deren  Festsetzung  nach  moderner 
Anschauung  dem  Privatkontrakt  zu  überlassen  wäre.  So  das  Verbot,  ohno  Kr- 
laubniss  des  Herrn  auf  dem  Grundstück  Büume  zu  füllen^),  Andern  für  Lohn  zu 
fahren  oder  die  Ochsen  zu  leihen^),  die  Verpflichtung,  Weinstöcke  und  Bäume 
zu  beschneiden^),  das  Verbot,  gewisse  Hausthiere  ohne  £rlaubniss  des  Herrn 
zu  halten^),  ohne  dieselbe  wieder  an  Andere  zu  verpachten^)  oder  Lohnarbeit 
auf  fremden  Grundstücken  zu  übernehmen'^);  so  die  gesetzliche  Festsetzung 
der  Zeit  für  die  Weinlese  ^^) ,  die  Verpflichtung  des  Colonen,  den  erzeugton 
Wein  an  den  Patron  auf  dessen  Wunsch  zu  verkaufen  und  zwar  zu  dem  Preis, 
zu  welchem  er  in  der  nemlichen  Zeit  Andern  verkauft  werden  kann^^,  und  die 
Sicherung  des  Vorkaufsrechtes  des  Herrn ,  wenn  der  Colon  Getreide  und  Ocl 
vor  der  Ernte  verkaufen  wilP^j^  endlich  das  Verbot,  noch  nach  der  Kündi- 
gung Arbeiten  im  Weinberge  vorzunehmen  *3). 

Mit  diesen  Aeusserungcn  weitgehender  staatlicher  Bevormundung  verban- 
den sieh  gesetzliche  Verfügungen,  welche  zu  dem  in  den  Emanzipationsedikten 
so  sehr  betonten  Prinzip  der  Freiheit  in  schroflem  Widerspruch  stehen.  Um 
für  die  Bewirthschaftung  der  Güter  einen  möglichst  zahlreichen  Pächterstand  zu 
gewinnen,  verbot  nemlich  das  Gesetz  jedem  unverhcirathetcn  Bauern,  der  weder 
im  Besitz  eines  eigenen  noch  gepachteten  Grundstückes  war,  bei  schwerer 
Geidbusse,  sich  im  Tagelohn  zu  verdingen  und  zwang  ihn,  als  Zeitpächter 
fremden  Grundbesitz  zu  bestellen i^) .    Dem  Tagelöhnerstand  aber,  der  dem- 


4}  Machiavelli  Istorie  Fiorentine  lib.  Vill  in  fine  —  lasciatc  da  parte  le  mercantiii 
Industrie,  alle  possessioni  come  piu  stabili  e  piu  fcrmi  ricchezze  s\  volsc. 

%)  Vcrgl.  das  ausserordcntlicli  lehrreiche  Tagebuch  des  florentiner  Goldschmiedes 
Odorigo  di  Credi.  Archixio  storico  italiano  IV.  [Ij  94.  Auch  die  Zünfte  hatten  ländlichen 
Grundbesitz  cf.  z.  B.  Statuta  della  Caliniala.    (Arch.  Rif.  Arte  della  C.  Cod.  Nr.  5.)    fol.  U6. 

8)  Arch.  Rif.  Provvisioni  U54  fol.  20,  Cod.  148  der  Registri.   Consigli  maggiori. 

4)  Statuta  (1415)  lib.  IV,  Tractatus  et  roateria  Extraordinariorum ,  de  laboratorum  ma- 
teria  Rub.  4  9. 

5]   Ib.  R.  4  4.         6)   Ib.  20.         7)  Ib.  24.         8)   24. 

9)  Ib.  tract.  consulum  arlium  et  mcrcalorum  Rub.  266.        4  0;  268. 
11}  Ib.  tract.  de  lab.  R.  16. 

42)  Ib.  R.  47. 

4  3)   Provvisioni  4  451  1.  c. 

14.)  Nullus  agricola  vel  laborator  terrae  oon  habcns  uxorem  et  non  habens  proprium  prac- 
dium  vel  conductum  audeat  —  locare  operas  suas  ad  mercedem  vel  ad  diem  in  aliquo  opere 
sed  teneatur  conducere  terram  ad  annosetannum.  Statuta (4  415} lib.  IV,  R.266. 
tract.  cit.  Dass  die  Gesetzgebung  diese  Richtung  nahni ,  erklärt  sich  aus  der  Thatsache, 
dass  in  Toskana  fast  allgemein  Eigenthümer  und  Bewirthschafter  des  Gutes  zwei  verschie- 
dene Personen  sind,  und  bei  der  garten  massigen  Kleinkultur  des  Bodens  nur  ein  persönlich 
dabei  interossirler  Arbeiter  die  Sicherung  der  Pflanzungen  verbürgt,  woraus  sich  das  herr* 


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UND  DAS  Prinzip  der  Ygrkehrsfrfireit.  7 

nach  gesetzlich  auf  unverheirathete  besitzlose  Leute  beschränkt  ward ,  legte 
die  Gesetzgebung  in  der  freien  Verwerthung  seiner  Arbeitskraft  insoferne 
Fesseln  an  y  als  sie  ein  Maximum  des  Tagelohns  und  selbst  des  Lohnes  für  ein- 
zelne oft  vorkommende  Akkordarbeiten  der  unselbständigen  landwirthschaft- 
lichen  Arbeiter  aufstellte,  welches  auch  der  freie  Wille  des  Arbeitgebers  nicht 
überschreiten  durfte  i).  Im  Uebrigen  hat  man  die  Regelung  des  Verhältnisses 
zwischen  Eigenthümcr  und  Colonen  der  Sitte  und  freien  Vereinbarung  über- 
lassen, insbesondere  Dauer  und  Auflösung  des  Kontraktes.  Die  ita- 
lienischen Porschor  freilich,  welche  mit  einem  gewissen  Pathos  gegen  die 
Agrikulturpolitik  der  mittelalterlichen  Comniunen  eifern,  )>die  das  Motto  der 
Freiheit  auf  ihren  Fahnen,  aber  den  Geist  der  Unterdrückung  in  der  Brust 
getragene 2),  sind  der  Ansicht,  dass  der  Colon  das  Verhältniss  gar  nicht  ein- 
seitig lösen  und  ohne  Einwilligung  des  Gutsherrn  das  Grundstück 
nicht  verlassen  konnte,  und  sprechen  insofern  mit  Recht  von  einer  neuen 
Schoilenhörigkeit  nach  Erstickung  der  Hydra  des  Feudalismus  und  von  feuda- 
listisch-absolutistischen Tendenzen  des  herrschenden  Bürgerthums^).  Diese 
wie  es  scheint  allgemein  angenommene  Meinung  erscheint  schon  in  Hinsicht 
auf  die  politischen  Motive  der  Emanzipationsgesetzgebung  unhaltbar,  da  eine 
solche  Fesselung  der  persönlichen  Freiheit  den  Bauern  in  dieselbe  Abhängig- 
keit vom  adelichen  Grundbesitzer  zurückversetzt  hätte,  die  man  eben  hatte  be- 
seitigen wollen;  sie  ist  mit  Rücksicht  auf  die  allgemeine  wirthschailliche  Lage 
unwahrscheinlich  und  endlich  nicht  in  den  Quellen  begründet. 

Worauf  sie  sich  zu  berufen  vermag,  ist  höchstens  eine  Verfügung  der 
Statuten,  dass  der  Colon  nicht  kündigen  und  abziehen  darf  ausser  mit  Zustim- 
mung des  Grundbesitzers,  sondern  das  Grundsück  nach  den  landesüblichen 
Kontrakten  bewirthschaften  solM).    Wer  gegen  dies  Gesetz  das  Gut  verlässt, 


sehende  Mezzeriesystem  als  wirthschaftliche  Konsequenz  ergab,  und  die  Tendenz  der  Gesetz- 
gebung, den  Stand  der »M^tayers«  künstlich  zu  vermehren,  cf.  Capei:  Origine  della  mezzeria 
in  Toscana  in  Atti  dei  Georgofili  4  836,  227  und  Gino  Cap.poni:  Sui  vantaggi  e  svantaggi 
si  morali  che  economici  del  sistema  di  mezzeria.  Ib.  4833,  190. 

4)  Statuta  (4  415)  Hb.  IV,  tract.  extraordinarioruro  :  de  laboratorum  tract.  et  mat.  Rub.  42: 
Pro  quolibet  die  seu  opera  ad  rationem  dierum  quo  laboraverint  expensis  et  ferramentis  Om- 
nibus dicU  talis  laboratoris  operas  suas  locantis  et  pro  mercede  laborantis,  45.  Nov.  —  4.  Febr. 
6  sold. ;  4.  Febr.  —  45.  Jun.  8  s.;  45.  Jun.  —  4.  Sept.  40  8.;  4.  Sept.  —  45.  Nov.  8  s.  vergl. 
die  Akkordsätze  fürs  Fällen  von  Holz.  Ib.  Zur  Aufrechthaltung  der  Verordnungen  wurde 
eine  genaue  amtliche  Statistik  über  die  gesammte  unselbständige  Arbeiterbevölkerung 
des  platten  Landes,  Colonen  wie  Tagelöhner  und  ihre  Dienstverhältnisse  geführt.   Ib.  22. 

2)  Zobi ,  Manuale  storico  delle  massime  e  degli  ordinamenti  economici  vigenU  in  Tos- 
cana, p.  37. 

3)  Lattes:  Studi  storici  sopra  il  contratto  d'enfitarsi  etc.  memoria  premiata  dalla 
R.  Academia  delle  scienze  dl  Torino  4868,  p.  252:  —  onde  si  scorge  come  gia  si  sentisse 
necessitä  di  a SS i curare  con  nuove  servitü  della  gleba  la  coltivazione  dei  fondi. 
Ganz  in  demselben  Sinn  schon  Poggi:  Cenni  storici  delle  leggi  suH' Agricoltura  475,  und 
Gino  Capponi:  (1.  c.)  cercavano  sottcntrare  nei  diritti  piu  estesi  nel  far  piu 
assoluto  dei  vinti  signori,  498. 

4)  Statuta  (4  445)  üb.  IV,  R.  265  tract.  clt.  Nullus  laborator  possit  renuntlare  aliquid 
praedium  vel  terram  quod  vel  quam  laboravcrit  ab  uno  anno  citra,  ntsi  de  consensu 


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8  Die  Wirthschaftspoi  itik  dkr  Florentiner  Renaissance 

wird  nicht  nur  zu  hoher  Geldbusse  verurtheiit,  sondern  zur  Bückkehr  und 
Bewirthschaftung  von  Staatswegen  gezwungen.  Dieses  Gesetz  beabsichtigt 
aber  doch  wohl  weiter  nichts,  als  den  Patron  gegen  Kontraktsbruch  von  Seite 
des  Colonen  zu  schützen.  Indem  es  eben  ausdrücklich  auf  die  Beobachtung 
der  hergebrachten  Pachtverträge  besteht,  kann  es  logischer  Weise  nur  etwas 
verbieten,  was  gegen  diese  Verträge  ist.  Nun  ist  es  aber  Angesichts  des  all- 
gemeinen Mangels  an  landwirthschaftlichen  Arbeitern  1)  undenkbar,  dass  sich 
die  Macht  des  grundbesitzenden  Kapitals  in  einer  Weise  fühlbar  machen 
konnte,  welche  den  Colonen^ gezwungen  hätte,  vertragsmässig  seinen  freien 
Willen  so  vollständig  zu  fesseln  trotz  der  entgegenstehenden  Gesetze  von  4289 
bis  4415,  oder  dass  es,  wie  Poggi  will,  das  Gesetz  »der  Willkür  der  Eigen- 
thümer  überliess,  ihre  Zustimmung  zur  Aufkündigung  des  Gutes  zu  verwei- 
gern, bevor  sie  sich  nicht  in  aller  Müsse  mit  neuen  Colonenfamilien  versehen 
hätten«.  Dies  wird  durch  die  Praxis  entschieden  widerlegt,  nach  welcher  das 
Verhäitniss  beide  Theile  nur  auf  ein  Jahr  verpflichtete^)  und  die  Kündigung 
jedem  Kontrahenten  freistand^).  Auch  herrschte  hinsichtlich  des  Aufkündi- 
gungsrechtes keineswegs  Willkür,  sondern  ein  fester  durch  Sitte  und  wirth- 
schaftliche  Gründe  bedingter  Bechtsgebrauch,  welcher  die  Termine  bestimmte, 
an  denen  der  Colon  auf  Verlangen  entlassen  werden  musste^j.  Wenn  nun 
das  Gesetz  verbietet,  dass  der  Colon  ohne  Liccnz  das  Grundstück  verlasse, 
und  einerseits  verlangt^  dass  dieselbe  durch  eine  öflentliche  Urkunde  bezeugt 
werde,  ausgestellt  von  einem  Notar  oder  eigenhändig  vom  Patron  oder  von 
anderer  Hand  Jn  Gegenwart  beider  Theile  und  zweier  Zeugen,  andererseits, 
dass  ohne  eine  solche  Liccnz  kein  Anderer  den  Colonen  als  Pächter  annehmen 
oder  ihm  Arbeit  geben  darf^j,  so  haben  wir  hier  dasselbe  Verhäitniss  wie  in 


domini  poderis  sed  tencatur  —  terram  laborarc  sub  pactis  iisitatis.  Das  Gesetz  ist  den 
Statut!  e  leggi  dell'  Uftizio  della  grascia  4378  Arcb.  Rif.  Cl.  XI.  dist.  I.  Cod.  Nr.  89  entnom- 
men. Die  hervorgehobenen  Worte  »ah  uno  anno  citra«  fehlen  im  Te\t  der  Statuten  von  4445. 
Man  hat  sie  wohl  als  überflüssig  beseitigt. 

4)  Man  denke  nur  an  die  wiederholten  Zusicherungen  von  Schulderleichterungen  der 
eben  wegen  Schulden  flüchtig  gegangenen  Colonen  für  den  Fall  ihrer  Rückkehr.  Scipione 
Ammirato.    1.  c.  (ed    Fior.  4826).    44«4  u.  4427,  üb.  VII.  45  und  77. 

2)  Vergl.  die  Urkunden  bei  Rumohr  4  37  u.  4  45,  ferner  oben  p.  40.  Tenealur  condu- 
ceread  annos  et  annum. 

3)  Diese  Praxis  der  republikanischen  Epoche  hat  sich  selbst  in  der  Zeit  der  ärgsten 
wirthschaftlichen  Gebundenheit  behauptet,  cf.  Leges  municipaics  Pistoriensium  4582  rub. 
4  05,  wo  halbjährige  Kündigung  erscheint.  Wie  die  Colonen  {in  wirthschaftlichen  Krisen  von 
ihrer  Freizügigkeit  Gebrauch  machten,  zeigt  der  Bericht  Matte o  V i  1 1 a n i's [[Storie  fior. 
lib.  I,  cap.  65)  gelegentlich  der  Pest  von  4  346:  1  lavoratori  delle  terre  volevano  tulti  i  buoi>B 
tutto  il  seme  e  lavorare  le  migliori  terre  e  l a  sc ia re  gU  altri  poderi  che  non  erano  cosi  buoni. 

4)  Arch.  Rif.  Provvisioni  4  454,  Cod.  Nr.  443,  fol.  20:  — ogni  lavoratore  del  contado  di 
Firenze,  che  avra  licenza  per  Tawenire  al  debito  tempo  e  consueto  dal  suo  oste; 
cf.  ib. :  —  anno  di  consueto  che  i  lavoratori  escono  da  lüoghi  a  di  primo  del  mese  d'agoslo. 
Daher  konnte  auch  B  o r  gh  i n  i ,  der  unter  Cosmo  I.  schrieb ,  mit  Recht  sagen ,  dass  der  Co- 
lonenvertrag  nicht  sowohl  ein  Dienst-  als  ein  Societätsverhältniss  begründete  (Discorsi  11,548) 
»piu  presto  usa  cotal  compagnia  che  servitu  ne'  modi  e  ne'  pattNi. 

5)  Lib.  lY.  rub.  44  :  Do  laboratorum  tract.  et  mal.  (Statuta  4  44  5). 


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UND  DAS  Prinzip  der  Vbrkehrsfrbihbit.  9 

der  gewerblichen  Gesetzgebung,  welche  in  ganz  analoger  Weise  dem  Gesellen, 
Lehrling  und  Handlungsdiener  verbietet,  »ohne  Licenz«  den  Meister  oder 
Prinzipal  zu  verlassen,  und  allen  andern  Arbeitgebern,  dieselben  im  lieber- 
tretungsfalle  bei  sich  aufzunehmen.  Es  wäre  ungereimt  zu  behaupten  —  wie 
man  es  in  der  That  am  Buchstaben  klebend  gethan  hat  —  dass  hier  die  Dauer 
des  Verhältnisses  von  der  Willkür  der  Meister  und  Fabrikanten  abhing ,  wäh- 
rend dieselbe  doch  kontraktlich  durch  Lehr-  und  Dienstvertrag  oder  durch  den 
Rechtsgebrauch  bestimmt  war.  Die  Licenz  hat  eben,  wenn  bei  Ablauf  des 
Kontrakts  verlangt,  nur  die  Bedeutung  —  und  daher  die  ausserordentliche  Be- 
tonung der  Publizität  —  eines  Attestes  über  die  vollständige  Erfüllung  aller 
kontraktmässigen  Verpflichtungen  von  Seiten  des  abziehenden  Arbeiters  und 
konnte ;  wenn  Letzteres  der  Fall  war,  unmöglich  verweigert  werden^].  Es 
bandelt  sich  hier  also  nicht  um  ein  Ausnahmegesetz  gegen  einen  unterdrückten 
Stand,  sondern  um  eine  in  allen  drei  Produktionsgebieten  übliche,  keineswegs 
gegen  die  Freizügigkeit  des  Arbeitnehmers  gerichtete  Maassregel,  welche  nichts 
weiter  bezweckte ,  als  den  Kontraktbruch  zu  bekämpfen  und  das  solidarische 
Zusammenstehen  der  Arbeitgeber  gegen  denselben,  wie  es  das  Gesetz  vor- 
schrieb, zu  ermöglichen.  Von  einer  wirklichen  Erlaubniss,  die  auch  verwei- 
gert werden  kann,  war  offenbar  nur  da  die  Rede,  wo  der  Colon  vor  Ablauf 
des  Kontraktes  das  Verhältniss  lösen  wollte. 

Demnach  besass  der  florentiner  Colon  in  Beziehung  auf  das  Verhältniss 
zum  Patron  ganz  dasselbe  Maass  von  Freizügigkeit,  welches  in  Ober-  und 
Mittelitalien  die  Regel  bildete;  nach  einer  andern  Seite  aber  erscheint  die 
Freizügigkeit  des  Colonen  unter  der  Aegide  communaler  Gesetzgebung  sogar 
noch  weit  besser  gewahrt,  als  anderwärts  z.  B.  unter  der  Herrschaft  des 
modernen  Absolutismus,  wie  er  vor  Allem  im  Mailänder  Herzogthum  eine 
gewisserraasscn  typische  Durchbildung  erhalten  hat.  Wo  fände  man  in  der 
florentiner  Gesetzgebung  jene  Beschränkung  der  Freizügigkeit  zwischen  dem 
platten  Lande  und  der  Stadt ,  zwischen  Bezirk  und  Bezirk ,  ja  Gemeinde  und 
Gemeinde,  welche  den  Mailänder  Bauern  in  die  engsten  Kreise  gebannt  hielt  ^}? 
Mag  trotzdem  anerkannt  werden,  dass  bei  der  Regelung  der  bäuerlichen  Ver- 
bältnisse, soweit  wir  sie  bisher  verfolgt,  persönliche  und  Klasseninteressen 
städtischer  Patrone  mitgewirkt  haben,  eine  reinere  Ausgestaltung  der  Idee  der 
Freiheit  auf  diesem  Gebiet^ zu  verhindern,  so  ist  andererseits  entschieden  zu 

1 )  Sehr  klar  haben  diesen  seit  alter  Zeit  allgemein  geltenden  Standpunkt  des  Colonen- 
rechtes  die  Pisaner  Statuten  (rechtskraftig  auch  unter  florentiner  Oberhoheit)  foroiulirt :  Si 
quis  cultor  aut  colonus  partiarius  seu  qui  terram  ad  afGctuni  medium,  tertium  vei  terraticum 
pro  aliquo  teuere  consuevit  a  d.  I  Aug.  —  XV  Sept.  quod  in  culturis  prediorum  finis  anni 
digne  prospicitur,  renuntiare  domino  vel  ipsius  terre  possessori  et  ab  ejus  cultura  abstinere 
voluerit,  hec  sibi  ita  demum  in  dicto  tempore  facere  liceat  idem  publica  interveniente 
scriptura.  Bonaini.  Statuti  Pisani  11,  1053.  Die  Erfüllung  des  Kontrakts  macht  den  Colonen 
frei,  vergl.  die  Mailänder  Statuten  von  4559,  tom.  U,  189  tit.  de  locatione  et  conductione  et 
ficUs,  und  die  Statuten  in  der  Ausgabe  von  4  480  (zu  den  seltensten  Inkunabeln  der  Ambro- 
siana und  Brera  gehörig)  fol.  495 — 4S8. 

S)  Statuta  CiL  (1480)  fol.  404^405  cf.  unten  pag.  43,  Anm.  8. 


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10  Die  WinTHSCUAPTSPOLITIK  DER  FLORENTINER  RENAISSANCE 

betonen ,  in  welch*  hohem  Grade  in  diesem ,  wie  allen  andern  Zweigen  der 
florentiner  Gesetzgebung,  jenes  von  Knies  hervorgehobene  Grundprinzip 
der  vom  Geiste  des  klassischen  Alterthums  genährten  wirthschaftlichcn  An- 
schauungen Machiav  eil  i's  zum  Ausdruck  kommt :  Die  Unterordnung  der 
wirthschaftlichcn  Bestrebungen  des  Einzelnen  unter  die  Rücksichtnahme  auf 
das  allgemeine  Staatswohl  ^] . 

Insbesondere  liegt  bei  den  Eingriffen  des  Staates  in  die  Freiheit  der 
Bewirthschaftung  des  ländlichen  Grundbesitzes  und  des  Ver- 
kehrs mit  Grund  und  Boden  der  höhere  allgemeine  Gesichtspunkt  zu 
Tage,  da  dieselben  nicht  bloss  den  besitzlosen  Theilpächter^)  und  bäuerlichen 
Grundbesitzer,  sondern  auch  den  bürgerlichen  Landeigenthümer  trafen  und 
daher  auch  dem  Einzelnen  aus  diesem  Kreise  als  gegen  sein  Interesse  gerichtet 
erscheinen  konnten.  Der  Gesetzgeber  selbst  hat  dies  vorausgesehen  und  gerade 
dem  Widerstand  von  dieser  Seite  begegnen  zu  müssen  geglaubt,  so  in  dem  Ge- 
setze 3),  nach  welchem  auf  jedem  Gute  ein  Gemüsegarten  von  bestimmter  Grösse 
angelegt  und  mit  bestimmten,  je  nach  der  Bodenbeschaffenheit  verschiedenen 
Küchengewächsen  für  das  Bedürfniss  des  Pächters  und  Eigenlhümers  bepflanzt 
werden  sollte,  ohne  dass  Letzlerer  dagegen  einschreiten  konnte.  Den  allgemein 
wirthschaftlichcn ,  vor  Allem  auf  eine  höhere  Bodenkultur  ^)  abzielenden  Mo- 
tiven solcher  Gesetze  entspricht  es,  dass  wir  denselben  nicht  nur  in  den  dem 
Landwirth  oktroirten  städtischen  Gesetzgebungen  begegnen ,  sondern  auch  in 
den  aus  der  Autonomie  ländlicher  Gemeinden  selbst  hervorgegangenen  Statu- 


1)  Tübinger  Zeitschrift  für  Staatswissenschaft  1852,  p.  271.  Machiavell  als  volkswirth- 
schaftlichcr  Schriftsteller. 

2)  Wenn  z.  B.  der  Staat,  um  die  Verödung  einzelner  Gegenden  der  Maremme  zu  ver- 
hüten 445«  vorschrieb,  welche  LUndereien  dort  Weideland,  welche  bebaut  sein  sollten,  so 
legte  dies  in  gleicherweise  Eigenthümern  wie  Pächtern  Pflichten  auf.  Pagnini.  Sulla  Decima 
etc.  II,  34. 

3)  Arch.  Rif.  Provvisioni  Cod.  165,  fol.  74.  Leider  lässt  sich  aus  diesem  Staatsbeschluss 
nicht  ersehen ,  ausweichen  Motiven  die  57  Stimmen  (gegen  164)  in  der  Rathssitzung  gegen 
dies  Gesetz  abgegeben  wurden.  Nur  insofern  erscheint  hier  der  Eigenthiimer  vor  dem  Colon 
begünstigt,  als  ihm  die  Wahl  des  Ortes  für  die  Anlage  des  Gartens  zugestanden  wird.  Vergl. 
auch  die  Statuten  (1415)  Üb.  V.  tract.  IV,  rub.  95,  wonach  alle,  die  ein  Gut  bewirthschaflen, 
vom  15—60  Lebensjahre,  alljährlich  5  Fruchtbäume  pflanzen  sollen.  Die  schon  hier  aus- 
gesprochene Verpflichtung  zur  Anlegung  eines  »ortus  de  oleribus  opportunis«  geht  noch  nicht 
soweit  im  Zwang  wie  das  spätere  Gesetz,  indem  der  Umfang  der  Anlage  dem  freien  Ermessen 
überlassen  blieb. 

4)  Dafür  bestand  auch  in  den  Städten  ein  reges  Interesse,  besonders  in  Florenz.  Cosmo 
und  Lorenzo  haben  die  landwirthschaftlichen  Fortschritte  aufmerksam  verfolgt  und  noch  in 
späterer  Zeit  ist  von  Lippo  Strozzi  dem  Aeltern  gern  erzählt  worden,  dass  er  die  toskanischen 
Fruchtgattungen  noch  um  eine  vermehrt  hatte.  Reumont,  Lorenzo  Magniflco  II,  427).  Der 
Ackerbau  galt  in  der  That  hier  schon  als  eine  Kunst  und  Industrie,  nicht  wie  in  Deutschland, 
vielmehr  als  Lebensart  und  Sitte  (Röscher,  Gesch.  der  Nationalökonomik  in  Deutsch- 
land 3).  Zeuge  dessen  schon  das  umfangreiche  Compendium  der  Landwirthschaft  von  Pier' 
de*  Crescenzii  (trattalo  di  agricoltura  ed.  Sorio  I,  60)  ursprünglich  in  lateinischer  Form 
und  dann  in  der  klassischen  Sprache  Villanis  und  Boccaccios  schon  im  14.  Jahrhundert  in 
Toskana  verbreitet. 


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iND  DAS  Prinzip  der  Verkchrsfreiheit.  1 1 

ten^),  und  ganz  ebenso  unter  dem  absoluten  Re^^inie  der  Zeit  2).  Dass  im  In- 
teresse der  einheimischen  Fabrikation  dem  Landwirth  gewisse  Kulturen 
vom  Staate  aufgezwungen  wurden,  wie  die  Anpflanzung  von  Maulbeer- 
bäumen zum  Vortheil  der  Seidenindustrie  ^) ,  darf  ebenfalls  nicht  als  eine 
Fesselung  des  Bauem*im  Interesse  egoistischer  Fabrikanten  betrachtet  werden, 
wie  es  vielfech  geschehen,  sondern  als  die  Konsequenz  einer  Anschauung,  wel* 
eher  die  Hebung  von  Handel  und  Industrie  als  einer  der  höchsten  Staatszwecke 
erscheint^).  Dem  Handel  und  der  Industrie,  heisst  es  in  den  Akten  der  Gesetz- 
gebung wiederholt,  verdankt  Florenz  nicht  nur  die  Bereicherung  seiner  Bürger, 
sondern  die  Erhaltung  der  Freiheit  und  Selbständigkeit  des  Staates  und  die 
Ausdehnung  seiner  Macht ^).  So  sehr  übrigens  die  ganze  Wirthsehaftspolltik 
von  Florenz  darauf  gerichtet  ist,  dieser  Wurzel  seiner  Kraft  stets  neue  Nahrung 
zuzuführen,  so  hat  es  doch  nie  mit  solcher  Gewaltsamkeit  in  die  Agrikultur  ein- 
gegriffen ,  wie  es  z.  B.  Venedig  im  Interesse  seiner  Handels-  und  Kriegsmarine 
gethan  oder  vielmehr  versucht  hat^). 

indem  wir  uns  der  Frage  des  freien  Verkehrs  mit  Grund  und 
Boden  zuwenden,  tritt  uns  in  der  staatlichen  Anerkennung  eines  »Nach- 
barrechtes« und  in  dem  Ausschluss  der  Fremden  vom  Immobi- 
iienerwerb  eine  Erscheinung  entgegen,  die  aus  der  Recbtsgeschichte  der 
romanisch-germanischen  Völker  allgemein  bekannt  ist  7).    Bei  allen  Veräusse- 


4)  So  legt  das  voo  der  Gemeinde  selbst  erlassene  Statut  von  Monlagutolo  im  Sieneser 
Gebiet  (1280 — 1297]  jedem  Familienhaupt  oder  Horbesitzer  die  eidliche  Verpflichtung  auf, 
einen  Küchengarten  anzulegen  und  bestimmt  —  Florenz  noch  überbietend  —  sogar  die  Zahl 
der  Pflanzen,  ^  \^0;  ebenso  hat  jeder  Bauer  jährlich  10  Fruchtbäume  zu  pflanzen  §  47:  Statut! 
Sienesi  tom.  11  der:  Collezione  di  Operi  inedite  o  rare  dei  primi  8  secoli  della  lingua  pubbl.  per 
cura  della  R.  Commissione  pe'  tcsti  di  lingua  nelle  provincie  dell'Emilia.  Das  Statut  von  Mon- 
tajone  (1405)  ed.  Angelelli  (Memorie  storiche  diMontajone  in  Val  d'Elsa)  verpflichtet  jedes  Fa- 
milienhaupt alijährlich  im  Mai  »dl  fare  orto«  von  mindestens  3  Quart  Bohnen  und  Kohl  u.  s.  w. 

2)  Mailänder  Statuten  (1480)  fol.  404  de  plantis  plantandis  et  allevandis,  cf.  die  herzog- 
liche Verordnung  über  den  Anbau  von  Hirse  4484  (Mailänder  Staatsarchiv:  Archivio  Pani- 
garola  Cod.  H,  fol.  206). 

3)  Statut  der  Seidenzunft.  Arch.  Rif. :  Ars  mercatorum  porte  S.  Marie  Cod.  I  (1335 — 
1578),  fol.  231.  Die  Pflanzungen  sind  solange  fortzusetzen,  bis  auf  jedem  Gut  50  Maulbeer- 
und  50  Mandelbäume  stehen.  Cf.  über  dies  Gesetz  von  1440  auch  Cantini:  Saggi  storici 
d'Antichitä  Toscane  lU,  438. 

4)  Daher  steht  dieser  Gesetzgebung  Förderung  des  öflentlichen  Wohls  und  der  Industrie 
auf  ganz  gleicher  Stufe.  Man  sprach  dies  auch  ganz  oflen  aus:  Arch.  Rif.  Statuti  deir  ufficio 
della  grascia  (4378)  classe  XI  dist.  I,  39,  fol.  44  »pro  bono  publico  et  artium  et  artißcum 
civitatis«  werden  dieAnnonargesetze  gegeben. 

5)  Ordini  del  Consolato  della  Nazione  Fiorentina  Arch.  Rif.  cl.  XI  d.  IV,  Nr.  77,  fol.  4. 
Man  vergl.  die  Instruktion  Machiavells  für  die  Gesandtschaft  an  Borgia  (opereVI,  487),  bene- 
fizio  conferito  a  nostri  mercanti  —  reputiamo  conferito  in  noi  e  come  cosa  pubblica  —  la 
quäl  cosa  si  puo  dire  esser  lostomacodi  qucsta  cittä  :  der  Handel  der  Magen  der  Stadt ! 

6)  Um  Bauholz  für  dieselbe  zu  gewinnen,  gebot  der  Staat  die  Umwandlung  von  4  o/o  der 
gesammten  Ackerfläche  in  Wald,  was  freilich  bald  als  unausführbar  erkannt  wurde  und  be- 
deutend modiflzirt  werden  musste:  Archivio  Storico  Italiano  Nuova  Serie  IV,  4,  p.  408. 
Poggi:  Discorso  critico  intorno  alla  storia  e  collezione  delle  leggi  referibili  all'  agricoltura 
del  Padovano  d'Andrea  Gloria. 

7)  Maurer:  Geschichte  der  Dorfverfessung  in  Deutschland  I,  323, 


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12  Die  Wirthscbaptspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

ruDgen  von  Immobilien,  also  sowohl  bäuerlichem  wie  städtischem  Grundbesitz, 
hat  nach  Florentiner  Recht  der  angrenzende  Nachbar  ein  Vorkaufsrecht.  Einigt 
man  sich  nicht  über  den  Preis,  so  soll  derselbe  durch  zwei  oder  drei  von  den 
Parteien  gewählte  Schiedsrichter  festgesetzt  werden.  Beachtet  aber  der  Ver* 
käufer  das  Vorkaufsrecht  des  Nachbarn  nicht,  so  hat  Letzterer  drei  Jahre  lang 
das  Recht  des  Rückkaufs  zum  Verkaufspreis.  Dies  Nachbarrecht  erhielt  eine  in 
die  Bechtssphäre  des  Individuums  tief  eingreifende  Ausdehnung  in  Folge  jener 
in  der  Agrargesetzgebung  der  italienischen  Gommunen  schon  seit  dem  12.  Jahr- 
hundert hervortretenden  Tendenz ,  durch  Zusammenlegung  aller  in  der  Feld- 
mark zerstreuten  Besitzparzellen  grössere  abgerundete  Guter  zu  schaffen  3). 
R  u  m  o  h  r  hat  darauf  hingewiesen ,  dass  nicht  dem  selbstansässigen  Eigenthtt- 
mer,  sondern  nur  dem  Städter  der  Wunsch  nahe  lag,  wenn  er  von  ferne  kom- 
mend seine  Grundstücke  besuchte,  sie  augenblicklich  und  ohne  Beschwerde 
übersehen  zu  können,  und  mit  Recht  auf  die  durch  Sacchetti's  reizende  No- 
velle (Nr.  88)  veranschaulichten  Ausrundungsgelüste  der  Demagogen  der  neuen 
Volksherrschaften  hingewiesen ,  die  selbst  durch  rechtswidrige  Vergewaltigung 
Befriedigung  suchten ^j.  Allerdings  erscheint  eine  Gesetzgebung,  welche  den 
Besitzer  von  Grundstücken ,  die  eine  gewisse  Grösse  nicht  erreichen,  einfach 
zur  Veräusserung  an  den  kaufslustigen  Nachbarn  zwingt^),  wie  gemacht  für 
städtische  Podestas,  Güterspekulanten  und  grössere  Grundbesitzer,  um  den 
kleineren  Eigenthümer  auszukaufen.  Doch  hat  offenbar  auch  hier  ein  höherer 
Gesichtspunkt  gewaltet.  Bei  der  durch  kein  Gesetz  eingeschränkten,  durch  das 
städtische  Erbrecht  immer  wieder  von  Neuem  begünstigten  Theilbarkeit  des 
Grundbesitzes  lag  die  Gefahr  nahe,  dass  die  Landstellen  zu  klein  für  die  Erhal- 
tung einer  Familie  und  unfähig  werden  würden,  die  öffentlichen  Lasten  zu 
tragen.  Besonders  der  letztere  Gesichtspunkt  mag  sich  den  florentiner  Staats- 
männern aus  den  Resultaten  der  umfassenden  Katastcrarbeitcn  aufgedrängt 
haben ,  aber  auch  der  erstere  lag  in  Toskana  nahe  genug ,  da  bei  dem  vorherr- 
schenden Verpachtungssystem  das  einzelne  Gut  nicht  allein  eine  Golonenfamilie 
zu  ernähren ,  sondern  auch  die  Hälfte  des  Ertrages  abzugeben  hatte  und  vom 
Staate  oder  der  Gemeinde  nicht  nur  mit  der  Grundsteuer,  sondern  zugleich  mit 
schweren  Diensten  und  Leistungen  fürs  öffentliche  Interesse  belastet  war^). 

Trotzdem  hat  das  damalige  Florenz  das  Recht  der  freien  Verfügung  über 
das  Grundeigenthum  bei  weitem  nicht  in  dem  Umfang  beschränkt,  wie  es  die 
modernen  Gesetzgebungen  seit  dem  1 6.  Jahrhundert  aus  ähnlichen  Motiven  ge- 
than  haben.    Nie  hat  es  so  zu  sagen  den  Grundstock  des  bäuerlichen  Besitzes 


1)  statuta  Flor.  (4415)  Üb.  II,  ruh.  409. 

S)  Vergl.  die  in  den  Statuten  von  Brescia  auftretende  Behörde  der  »ingrossatori  od  arbitri 
per  arrondar  e  raddrizzar  i  conflni  delle  possessioni«  (4808).  Archivio  stör.  ital.  terza  Serie 
40  tom.  (2.)  75  Gabriele  Rosa:  statuti  di  Brescia  del  medio  evo  cf.  Arch.  stör,  nnova  serie 
tom  XIII,  64  Lampertico:  degli  statuti  mrali  del  Vicentino.  cf.  über  dieselbe  und  analoge 
Einrichtungen  in  Parma  (4499)  Cremona  (4240)  Modena  (4225)  Sugenheiml.  c.  498. 

3)  1.  c.  448.        4)  Vergl.  Seite  49. 

5)  Statuti  della  Grascia  Cod.  cit  (4878)  fol.  45.  VerpHicbtung  zur  Anlage  und  Unter- 
haltung von  Wegen,  Brücken,  Grftben  für  alle  an  Verkehrsstrassen  grenzenden  Grundstücke. 


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Ulli»  DAS  Prinzip  dir  Virmbhrsprbihbit.  13 

getroffen,  wie  jene  Gesetze,  welche  —  oft  höchst  unrationell  —  die  freie  Theil- 
barkeit  beschränkten  oder  gar  von  administrativer  Willkür  abhängig  machten. 
Einschränkungen  der  Theiibarkeit  begegnen  wir  gar  nicht,  und  anderen  Fes- 
seln, vom  Vorkaufsrecht  abgesehen,  nur  an  einer  einzigen  Stelle,  die  sich  aber 
auch  nur  auf  Gutspartellen  unter  einer  bestimmten  Grösse  beschränkt.  Sie 
räumt  dem  Nachbarn,  der  das  Bedttrfniss  fühlt,  sich  zu  arrondireü,  das 
Recht  ein  ^  den  Eigenthümer  von  angrenzenden  Grundstücken ,  deren  Werth 
400 — 200  Lire  nicht  übersteigt,  zum  Verkaufe  zu  nöthigen,  vorausgesetzt,  dass 
dieselben  von  seinem  eigenen  Grundbesitz  bei  ersterem  Werth  auf  2 ,  bei  letz- 
terem auf  3  Seiten  begrenzt  werden,  und  weder  Haus  noch  Hütte  zum  Wohnen 
darauf  steht  ^].  Der  allgemeine  Charakter  dieses  Gesetzes  ergibt  sich  schon 
daraus,  dass  neben  dem  Kaufs  recht  auch  ein  Kaufszwang  besteht:  will  der 
Besitzer  eines  Grundstücks  bis  zu  dem  angegebenen  Werth  an  den  in  genannter 
Weise  angrenzenden  Nachbarn  verkaufen ,  so  ist  dieser  gesetzlich  zum  Kauf 
verpflichtet. 

Nur  auf  eine  Frage  haben  wir  in  diesem  Zusammenhang  noch  einzugehen : 
die  des  Grundbesitzerwerbes  durch  »Fremde«.  Es  handelt  sich  da- 
bei nicht  bloss  um  die  ausserhalb  der  Staatsgemeinschaft  Stehenden ,  .sondern 
ebensogut  um  Angehörige  ein  und  desselben  Staates,  die  wieder  durch  kleinere 
Kreise  innerhalb  des  Staatsgebietes  in  ihrer  Verkehrsfreiheit  beschränkt  sein 
konnten.  Wie  im  deutschen  Mittelalter  unter  den  Einwirkungen  der  Feld-  und 
Markgemeinschaft  sich  bisweilen  selbst  Dorf  gegen  Dorf  durch  das  Verbot  des 
Verkaufs  von  Grundstücken  an  Nichtdorfangehörige  abgeschlossen  hat,  ist  be- 
kannt. In  Italien  bietet  das  Hertogthum  Mailand  ein  charakteristisches  Bei- 
spiel solcher  Verkehrschranken  innerhalb  des  Staatsterritoriums,  indem  dort 
Niemand  in  einem  andern  Gerichtsbezirke ,  als  in  dem ,  welchem  er  selbst  an- 
gehörte, Grundbesitz  erwerben  konnte '),   und  dem  Verkehrsbedttrfniss  nur 


1)  Das  Gesetz  erleidet  übrigens  eine  weitere  bedeutende  Einschränkung  dadurch,  dass 
es  von  keinem  Magnaten  gegen  einen  Popolanen  geltend  gemacht  werden  konnte:  Eine  Aus- 
nahme, die  höchst  charakteristisch  ist  für  die  Einwirkungen  ganz  heterogener  Motive  auf  die 
wirthschaftspolitischen  Gesetze,  wie  sie  jene  Zeit  öfter  aufzuweisen  hat. 

Das  Gesetz  Statuta  Flor.  (U45)  lib.  II,  R.  108  ist  seinem  ganzen  Inhalt  nach  aus  den 
ungedr.  Statuten  des  Podestä  von  4324  (Hb.  II,  rub.  42)  Arch.  Rif.  entnommen.  Nur  die 
Werthzahlen  sind  geändert.  Statt  eines  Werthes  von  400—200  Liren  forderte  man  ein  Jahr- 
hundert früher  einen  solchen  von  60—4  00  Liren.  Ob  hier  der  stetig  steigende  Kurs  des 
Goldguldens  (4809  »  2  Lire  42  Sold.  [Villani  8.  68]),  4445  schon  =:  3  L.43  S.4  Den.  (Statuta 
Pior.  11,  R.  489  cf.  Orsini:  Storie  delle  monete  della  repubblica  Fiorentina  4760  XXV)  und 
die  sinkenden  Silberpreise  oder  der  höhere  Boden  werth  oder  andere  Motive  den  Ausschlag 
gegeben,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

2)  Maurer,  I.  c.  I,  320. 

3)  Nur  durch  ausserordentliche  Concession  von  Seiten  des  Herzogs  war  dies  möglieb. 
Archivio  Panigarola  Cod.  L.  fol.  440  enthält  eine  interessante  Concession  der  Art  von  4496 
für  einen  Mallfinder  zum  Erwerb  von  Grundbesitz  im  Bezirk  von  Pavia.  Eine  andere  von 
4497  gestattet  einemMailänder  in  der  Lumellina  Güter  zu  pa  chten.  Auch  dies  war  ja,  wie 
schon  früher  angedeutet,  verboten.  Es  sind  dies  die  beiden  einzigen  derartigen  Conces- 
slonen  des  4  5.  Jahrhunderts,  die  ich  im  Arch.  Pan.  fand ;  Beweis  dafür,  wie  schwer  es  war, 
eine  Ausnahme  von  der  Re^el  zu  erlanfsen. 


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14  Die  Wirthsgiiaptspolitik  der  plorentixkr  Rsfcaissance. 

insoweit  Rechnung  getragen  war,  als  es  gestattet  wurde,  vom  Schuldner  eines 
andern  Distriktes  Immobilien  an  Zahlungsstatt  zu  nehmen,  freilich  wieder 
unter  Hinzufügung  der  Bedingung,  dass  dieselben  binnen  Jahresfrist  an  Di- 
striktsgenossen des  Schuldners  veräussert  werden  muasten  ^) .  Die  Commune 
Florenz  hat  dem  Grundbesitzerwerb  diese  inneren  Verkehrsfesseln  nicht  auf- 
erlegt, wenigstens  ist  dem  Verfasser  in  den  Quellen  nichts  dergleichen 
entgegengetreten.  Nur  in  den  Rathsbeschlttssen  findet  sich  ein  derartiges 
Dokument ,  welches  aber  gerade  für  die  Freiheit  als  Regel  zeugt.  Als  nemlich 
Volte rra  nach  dem  Misserfolg  und  der  gewaltsamen  Unterdrttckuiig  des  wegen 
seiner  Alaungruben  unternommenen  Aufruhrs  gegen  Florenz  (447S]  allmälig 
zu  veröden  drohte,  indem  viele  Bürger,  wie  dereinst  die  unglücklichen  Pisaner 
in  gleicher  Lage,  ihre  Immobilien  zu  verkaufen  und  auszuwandern  begannen, 
erschwerte  der  Staat  die  V^räusserung  dadurch ,  dass  er  die  im  Distrikt  von 
Volte  rra  gelegenen  Güter  an  Nicht  volterraner  zu  verkaufen  verbot  ^j.  Von  da 
an  nimmt  also  Volterra  eine  Ausnahmestellung  ein.  Doch  soll  keineswegs  ge- 
leugnet werden,  dass  bei  der  verschiedenen  staatsrechtlichen  Stellung  der 
unterthfinigen  Communen  zum  herrschenden  Florenz  die  Autonomie  einzelner 
Gemeinden  da  oder  dort  zu  lokalen  Beschränkungen  führen  konnte^).  Nur 
dem  Fremden  in  eigentlichem  Sinn ,  dem  Ausländer,  verschliessen  die  floren- 
tiner  Statuten  die  Möglichkeit  des  Grundbesitzerwerbes  im  ganzen  Staats- 
gebiet. Auch  »auf  lange  Zeit«,  d.  h.  auf  länger  als  zehn  Jahre  an  einen  Aus- 
länder au  verpachten  oder  ihm  Güter  in  Erbpacht  zu  geben  (in  emphyteusim) 
war  gesetzlich  verboten  ^) .  Das  Motiv  wird  daraus  klar,  dass  in  den  Gesetzen 
überhaupt  ein  allgemeines  Verbot  der  Veräusserung  von  Immobilien  an  Solche, 
welche  den  öffentlichen  Leistungen  und  Abgaben  nicht  unterworfen  waren, 
insbesondere  an  die  Kirche  und  kirchliche  Personen  ausgesprochen  wurde. 
Aus  fiskalinischen  Gründen  sollte  der  Grundbesitz  nicht  in  die  Hände  von 
Ausländern  übergehen ;  und  wenn  entgegenstehende  wirthschaftspolitische  Er- 
wägungen im  Jahre  U29  der  Freiheit  zum  Sieg  verhalfen,  so  ist  das  nicht  von 
langer  Dauer  gewesen.    »Um  das  ausländische  Kapital,  durch  welches  der  Staat 


4J  Antiqua  Ducum  Mediolanensium  decreta  (Mailand  4654)  fol.  4  04  Dekret  vom  Jahre 
4386. 

2)  Ai'ch.  Rif.  Provissioni  Cod.  Nr.  464,  fol.  89,  4472.  Eine  Ausnahme  kann  nur  die  Sig- 
norie,  deren  »CoUegien  und  die  Behörde  der  Achter«  gemeinschafHich  mit  mindestens  82 
Stimmen  zugestehen. 

3)  Das  Einzige,  was  mir  der  Art  aufgeslossen ,  wäre  etwa  das  in  den  Statuten  von  Man> 
tajone  1.  c.  76)  ausgesprochene  Verbot,  Kastanienbäume  aus  dem  dortigen  Walde  an  Jemand 
zu  verkaufen  »che  non  ci  pagassc  datii  n^  ad  aicuno  forestiere«.  Verkauf  von  Immobilien  an 
Auswärtige  ist  aber  auch  hier  nicht  verpönt.  Nur  der  Grundsteuer  versichert  man  sich. 
Wenn  einer  vorkauft  «durante  estimo,  sia  costretto  a  pagare  il  venditore  ogni  dacio  che  si 
ponesse«. 

4)  Statuta  (4445)  Hb.  IV,  De  extimis  R.  IV.  Das  Gesetz  galt  Mhon  seit  4276  cf.  1.  IV. 
R.  50  des  Statuts  des  Podest»  v.  4394  Cod.  cit.  De  non  alicnandis  rebus  immobil ibus  aticui 
qui  non  faciat  factiones  comunis.  Diese  Ausschliessung  der  Fremden  scheint  damals  über- 
haupt  Regel  gewesen  zu  sein.  Auch  in  Mailand  z.  B.  war  ihnen  Besitz,  ja  selbst  Dsus- 
fructus  an  Grund  und  Boden  versagt,    cf.  Milano  e  il  territorio  I,  434. 


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tlfD  DAS  PrIHZIP  DKR  VsilKCIItSPftEIHKIT.  15 

bereiobert  und  das  Offenüiche  Wohl  gemehrt  wird«,  nach  Florenz  zu  ziehen, 
wurde  damals  den  Fremden  der  iHimobilienerwerb  im  ganzen  Staat  frei- 
gegeben unter  der  einzigen  Bedingung,  sich  in  den  Kataster  eintragen  zu  las^n 
und  wenigstens  die  auf  den  Immobilien  ruhenden  Lasten  und  Abgabcin  zu 
tragen^).  Schon  4454  lenkte  aber  die  Gesetzgebung,  die  in  diesem  Punkte 
ein  von  uns  bisher  noch  nicht  beobachtetes  Sc|iwanken  zeigt ,  wieder  in  die 
alte  Bahn  ein,  indem  sie  jeden  Kontrakt,  der  den  Verkauf  von  Immobilien  an 
die  »den  Lasten  der  Commune  nicht  Unterworfenena  enthielt,  mit  einer  Steuer 
von  25  %  ctes  Kaufpreises  oder  SchUtzungswerthes  belegte  '^) .  Nachdem  man 
so  die  immer  noch  zu  Recht  bestehende  Freiheit  illusorisch  gemacht,  wurde  sie 
4454  durch  Erneuerung  des  vor  4429  bestehenden  Verbotes  auch  rechtlich  be- 
seitigt^) und  ist  dies  auch,  wie  eine  Randglosse  zu  dem  Gesetz  besagt,  bis  in 
die  grosdierzogliche  Zeit  geblieben.  Wenn  wir  trotzdem  auch  später  noch 
Auslander  im  Besitz  von  Grundstücken  finden^],  so  war  dies  nur  durch  beson- 
dere Konsession  von  Seite  des  Staates  möglich. 

Ein  Irrthum  des  modernen  Sozialismus  veranlasst  uns  noch ,  einen  Blick 
auf  die  hypothekarische  Gebundenheit  des  Grundbesitzes  zu  werfen.  In  Saint- 
Simonisttschen  Schriften  und  in  der  französischen  Presse  ist  seiner  Zeit  als  ein 
Mittel  zur  Hebung  der  »industriellen  Klasse«  die  Beseitigung  aller  «»Privilegien«, 
des  Immobilienbesitzes  wie  der  Hypotheken,  und  gleiche  juristische  Behandlung 
von  Mobilien  und  Immobilien  gefordert  worden.  Es  braucht  nicht  bemerkt  zu 
werden ,  dass  die  Hypothek  nicht  den  Immobilienbesitz  fesseln ,  sondern  dem 
Besitzer  die  Behauptung  desselben  erleichtem  will  und  daher  eigentlich 
ausserhalb  unserer  Darstellung  liegt.  Da  aber  einerseits  die  genannte  Forde- 
rung auch  im  Interesse  agrarischer  Verkehrsfreiheit  gestellt  und  an- 
dererseits von  beachtenswerther  Seite  die  Behauptung  ausgesprochen  wurde, 
dass  dieselbe  bereits  im  mittelalterlichen  Florenz  praktisch  verwirklicht  ge- 


4)  Arch.  Rtf.  Provvisioni  Nr.  4t4,  foi.  5  (42.  Febr.  442S  slU.  flor.}.  Advenarum  opo.4, 
quibas  locupletatur  civitas  et  publica  utilitas  augetur,  in  suam  urbem  conducere  cupientes. 
In  demselben  Jabr  wurde  ein  Kataster  für  die  m  den  Besitz  von  Fremden  übergegangenen 
Güter  angelegt.  Vergl.  Canestrini:  La  scienza  e  l'arte  di  State  desunta  dagU  atti  otticiali 
della  repubblica  Fiorentina  e  dei  Medici :  OrdinamenU  economici  della  Finaoza.  Parte  I, 
L'iiüposta  suUa  ricchezza  mobile  ed  immobile. 

«)  Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  44S,  fol.  217. 

3)  Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  446,  fol.  6.  Merkwürdig  ist  der  völlige  Umschlag  gegen 
den  Standpunkt  von  4429.  Währettd  damals  im  Rathe  für  die  Freiheit  285  Stimmen  gegen 
nur  S5  abgegeben  wurden,  erklttrien  sich  4454  von  485  Stimmen  gegen  dieselbe  uiobt 
weniger  als  4  43. 

Der  Mailänder  Gesetzgebung  scheint  ein  solches  Schwanken  fremd  gewesen  zu  sein ; 
wenigstens  nach  der  4484  vollzogenen  BosUitigung  des  gegen  den  G rund besitzerw erb  von 
Fremden  gerichteten  »decretum  olim  editum«  zu  scbliesten.  Dagegen  ist  das  Verbot  der 
Verpachtung  auf  kurze  oder  lange  Zeit  an  Fremde  eine  Neuerung  von  4  484 .  Arch.  Panigar 
rolaCod.  H,  fol.  4  49. 

4)  Arch.  Rif.  Tom.  XIX  der  Atti  pubblici  Quaderno  membranaceo:  Vertrag  mit  Siena  von 
4498,  welcher  die  Verhältnisse  der  beiderseitigen  im  Gebiet  der  andern  Partei  begüterten 
ÜDlerthanen  refselt. 


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16  Die  Wirh9ghaptspolitie  dbr  PLOisiff  iktbr  Rbkaissancb 

wesen  sei^),  so  kann  diese  Frage  hier  nicht  ganz  umgangen  werden.  Gosimo 
Vanni,  der  Verfechter  der  genannten  ^sicht ,  stützt  dieselbe  durch  die  Be- 
hauptung ,  dass  beim  Fallissement  eines  florentiner  Kaufmanns  alle  Gläubiger 
in  gleicher  Weise  befriedigt  wurden  ohne  Rücksicht  auf  die  Priorität  oder  den 
Charakter  ihrer  Forderungen  ^j,  also  auch  ein  Vorzug  eines  Gläubigers  in 
Beziehung  auf  den  Grundbesitz  des  Schuldners  nicht  anerkannt  worden  sei. 
Zugegeben,  dass  sich  vielleicht  für  Florenz  die  Ausbildung  des  Hypotheken- 
wesens nicht  so  charakteristisch  belegen  Iflsst,  wie  es  die  Statuten  ganz  unbe- 
deutender Communen  ermöglichen ^j,  so  genügen  doch  die  Quellen,  um  die 
Gründe  für  Vanni's  Meinung  vüllig  zu  beseitigen.  Nicht  nur  erkennen  die 
Statuten  zwischen  den  Forderungen  der  Gläubiger  an  die  Güter  eines  insol- 
venten Schuldners  in  Beziehung  auf  Priorität  und  Natur  derselben  einen  Un- 
terschied von  rechtlicher  Wirkung  ausdrücklich  an ^j,  sondern  es  finden  sich 
auch,  eben  um  den  hypothekarischen  Glaubiger  in  seinem  Rechte  zu  schützen, 
Reformen  des  bestehenden  Rechtes,  wo  dasselbe  die  Handhabe  bot,  unter  dem 
Vorwand  eines  Pacht-  oder  Golonenverirages  den  Ansprüchen  des  Hypotheken- 
glaubigers  Abbruch  zu  thun^).  Auch  aus  den  Satzungen  des  Florentiner  Han- 
delsgerichtes ergiebt  sich  die  Verschiedenheit  der  juristischen  Behandlung  von 
Immobilien  und  Mobilien  schon  daraus,  dass  das  Konkursverfahren  bei  Immo^ 
bilien  als  ein  gesonderter  Theil  ausgeschieden  und  für  sich  dargestellt  ist  ^). 
Auch  hier  ist  dem  Richter  vorgeschrieben ,  sofort  an  das  Erscheinen  der  Gläu- 
biger die  Prüfung  der  Priorität  und  Potiorität  ihrer  Forderungen  zu  knüpfen. 
Wie  weit  man  von  den  modernen  Ideen  übertriebener  Mobilisirung  entfernt 


4)  Cosimo  Vanni  in  den  Atti  dei  Georgofili,  tom.  X[,  p.  8. 

2)  Per  contributo  e  senza  che  si  avesse  aicun  riguardo  all'  anterioritä  o  alla  natura  del 
credito.  Nur  die  Dos,  Tutel  und  die  Forderungen  ausltfndisclier  Glaubiger  seien  ausge- 
nommen gewesen. 

8)  Vergl.  das  Statut  von  Sassari  (4346)  mitgetheilt  von  Sclopis :  Storia  della  legislazione 
Ikaliana  II,  451. 

4)  Arch.  Rif.  Cod.  membr.  statutorum  populi  Flor,  nomine  Potestatis  (1824).  Nach 
Geltendmachung  der  Forderungen  hat  der  Podestä  dieselben  zuerst  zu  befriedigen  »prinio 
creditori  haben ti  potiorajura  de  praedictis  bonis  deinde  satisfaciat  sequenU  et  sie  per 
ordinem  donec  bona  sufßciunt.    Lib.  II,  rub.  0. 

5)  Liber  legum  artis  lanac  Cod.  cit.  fol.  90,  Gesetz  von  438f.  Die  Priorität  der  hypo- 
thekarischen Ansprüche  (potioritas  juris  et  hypotheca)  erscheint  durch  die  genannten  Ver- 
träge mit  Andern  dadurch  bedroht  »quod  non  obstante  quod  posteriores  sint  tempore  credi- 
tores  antedicti ,  privilegio  et  praeferri  et  anteponi  consueverunt  creditoribus  quibuscunque 
etiam  tempore prioribus  quod  nee  juri  nee  aequitati  consimile  est.  Providetur  igitur, 
quod  dicta  instrumenta  afTictuum,  locationum  seu  pensionum ,  quae  in  futurum  conficerentur, 
creditoribus  prioribus  tempore  habentibus  expressam  hypothecam  noo 
praejudicent ,  ubi  primorum  creditorum  consensus  non  interveniret ,  de  quo  appareat  per 
ipsum  locationis  instrumentum ,  et  hoc  nisi  dumtaxat  in  bonis  localis  et  fructibus  exinde 
perceptis  et  in  aliis  rebus  mobilibus  in  ipsas  res  locatas  invectis  seu  illatis  tempore  dictarum 
locationum  vei  etiam  postea. 

6)  Statuti  della  Mercanzia  Biblioteca  Marucelliana  Cod.  see.  XV,  Nr.  SOS,  fol.  46. 
Das  fol.  14  dargestellte  Verfahren  bei  Mobilien  ist  bei  weitem  summarischer. 


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UND  DAS  PnilfZIP  DBt  VKftKBHlSPftBlHBIT.  l7 

war^),  wie  entschieden  man  vielmehr  dem  Einzelnen  die  Behauptung  des 
Grundeigenthums  erleichtern  wollte  ^  geht  aus  dem  in  denselben  Satzungen 
enthaltenen  Prinzip  hervor,  nach  welchem  der  Immobilien  besitzende  Schuld- 
ner noch  zwei  Monate  nach  Verkauf  oder  Ueberlassung  derselben  an  die  Glau- 
biger, in  den  Besitz  der  Immobilien  wieder  zurückkehren  kann,  wenn  er 
binnen  dieser  Frist  die  Schuld  noch  zu  zahlen  vermag. 

Ni6bt  eine  grössere  Entfesselung  der  Zirkulation  des  Grund  und  Bodens 
lag  im  Interesse  der  Freiheit,  nicht  in  dieser  Richtung  war  ein  Kampf  um  die 
Freiheit  zu  führen ,  sondern  vielmehr  auf  dem  Gebiete  des  Verkehrs  mit  den 
Erzeugnissen  dieses  {Bodens ;  und  um  so  tiefer  war  hier  jenes  Interesse ,  je 
mannigfaltigere  Formen  gerade  auf  diesem  Gebiet  der  Zwang  angenommen  hat. 


n. 

Der  Verkehr  mit  den  Erzeugnissen  der  Landwirthschaft;  unter 
den  Einwirkungen  der  Annonar-Folitik. 

Die  allgemeine  Lage  des  italienischen  Ackerbaues  war  durch  die  nur  selten 
unterbrochenen  verheerenden  Kriegswirren  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  in 
einer  Weise  verschlechtert  worden,  dass  sein  Ertrag  nicht  nur  bedeutend 
hinter  der  natürlichen  Leistungsfähigkeit  des  Bodens  zurttckblieb,  sondern  — 
die  Lombardei  etwa  ausgenommen  —  kaum  mehr  dem  Bedarf  des  Landes  ge- 
nügte^. In  Toskana  insbesondere  musste  sich  bei  der  grösseren  Kargheit  des 
Bodens  die  Ungunst  der  Zeit  in  verschärftem  Masse  geltend  machen ,  wie  uns 
denn  auch  das  Memoire  eines  florentiner  Getreidehändlers  aus  dem  14.  Jahr- 
hundertbelehrt'), dass  der  Ertrag  der  florentiner  Landschaft  nur  den  Bedarf 
von  5  Monaten  zu  decken  pflegte  und  die  Lebensmittel  hier  immer  theurer 
waren  als  im  übrigen  Italien;    und  es  ist  gewiss  nicht  zu  viel  gesagt,  dass 


4)  Nicht  eine  Anwendung  der  für  Mobilien  geltenden  Grundsätze  auf  Immobilien,  son- 
dern gerade  das  Umgekehrte  ist  vorgekommen.  Als  in  Folge  der  ungünstigen  Kreditverhttlt- 
nisse  4  467  die  Fallimente  überhandzunehmen  drohten,  i'fiumte  man  denen,  welche  im  lau- 
fenden Jahre  kreditbedürftigen  Kaufleuten  auf  Mobilien  Icihbn  würden,  dieselben  Rechte  ein, 
wie  sie  das  h>'pothekarische  Darlehen  an  Immobilien  bcsass :  —  chi  avesse  preso  tal  sicurtä 
—  non  sia  tenuto  a  concorrere  a  lira  e  soldo,  ma  sia  satisfacto  con  tale  sicurtä  insino  nella 
intera  quantitä  se  tanto  valesse  la  sicurtä  data,  ma  valendo  meno,  per  quello  resto  concorra 
a  lire  e  soldo  cogli  altri  creditori  dell  fallito,  e  valendo  piü,  quello  piü  si  distribuisca  tra  gli 
altri  creditori  per  lira  e  soldo.   Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  459,  fol.  408. 

%)  Targioni  hat  in  seiner  846  Jahre  umfassenden  »Chronica  georgica»  nachgewiesen, 
dass  auf  je  400  Jahre  durchschnittlich  83  Theuerungsjahre  kamen,  cf.  Osservatore  Fiorentino 
V,  475  {%,  Ausgabe). 

8)  Das  sogen.  »Diario«  des  Domenico  Lenzi,  gedr.  beiVincenzo  Fineschi:  Storia 
compeodiata  di  alcune  antiche  carestte  e  dovizie  di  grano  occorse  in  Firenze  cavata  da  un 
mscr.  del  sec.  XIV,  p.  48.  Man  vergleiche  die  offizielle  Schilderung  dos  an  sich  frucht- 
barsten Theiles  des  florentiner  Staats  aus  dem  Jahre  4  475.  Arch.  Rif.  Classe  4i,  Cod. Nr.  424. 
Pöblmann,  WirtbRchftftspoHtik.  j 


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tä  Die  Wirthschaptspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

sobald  die  überseeische  Zufuhr  gehemmt  war ,  Tbeuerung  oder  Hungersnoth 
herrschte.  Bedenkt  man  vollends,  wie  sehr  jene  Zeit  gewohnt  war,  sich  von 
dem  Eingreifen  des  Staates  in  den  natürlichen  Gang  des  Fruchtbandeis  wo- 
möglich Alles  zu  versprechen,  ja  die  Staatsverwaltung  geradezu  für  Tbeuerung 
und  Mangel  verantwortlich  zu  machen^),  so  erklärt  es  sich  leicht,  dass  gerade 
in  der  florentiner  Gesetzgebung  eine  überaus  bedeutende ,  bis  ins  Einzelnste 
eindringende  Thätigkeit  auf  diesem  Gebiete  sich  bemerklich  macht.  Wahrend 
bei  der  Regelung  der  bisher  betrachteten  agrarischen  Verhältnisse  die  Freiheit 
entschieden  in  den  Vordergrund  trat  und  die  Gebundenheit,  wenn  auch  in 
mannigfaltigen  Formen  auftretend,  immerhin  mehr  als  Ausnahme  erscheint, 
so  begegnet  man  auf  dem  weiten  Felde  der  TheuerungspoUtik  nur  vereinzelten 
Thatsachen,  die  man  als  Verwirklichung  moderner  Freiheitsgedanken  be- 
trachten könnte,  trotzdem  schon  im  Florenz  des  Trecento  die  Idee  der  Freiheit 
an  dem  praktischen  Versland  und  dem  persönlichen  Interesse  des  Geschäfts- 
mannes ^j,  wie  der  reflektirenden  Beobachtung  des  denkenden  Historikers^) 
beredte  Bundesgenossen  gefunden.  Auf  Florenz  hat  es  nicht  zurückgewirkt, 
dass  schon  damals  gerade  auf  toskanischem  Boden,  wenn  auch  nicht  in  Ban- 
dini's  Vaterstadt,  wie  man  seit  dessen  epochemachendem  Traktat  ohne  Prü- 
fung angenommen ,  so  doch  in  nächster  Nähe  Siena^s  das  Prinzip  der  Freiheit 
des  Verkehrs  mit  den  Erzeugnissen  des  Ackerbaues  wie  vielleicht  nirgends  in 
Italien  in  so  reiner  Form  verwirklicht,  ja  merkwürdigerweise,  die  völlige 
Freigebung  dieses  Verkehrs  sowohl  im  Innern ,  wie  mit  dem  Ausland  gerade 
mit  dem  geringen  Ertrag  der  heimischen  Landwirthschaft  motivirt  wor- 
den ist^j. 


»Die  ganze  Pisancr  Grafschaft  ist  so  steril  geworden ,  dass  sie  wenig  oder  gar  keine  Frucht 
trUgt,  und  in  den  Niederungen  ist  fast  Alles  zu  Sumpf  geworden  ,  die  Abzugsgraben  sind  ge- 
füllt, die  Brücken  und  Wege  ruinirt«.  In  einem  Statut  von  1842  erscheitii  als  Grund  für  die 
Verordnungen  über  die  Ausfuhr  von  Korn,  Oel  und  Wein  aus  dem  Florentinischen :  »fesser 
qucl  territorio  scarso  dei  gcneri  di  prima  necessitä.«  Fabbroni.  Dei  provvedimenti  anno- 
nari,  pag.  172flgd.    Vergl.  auch  Sismondi:  Tableau  de  ragricuUure  toscane,  p.  t05. 

4)  Ne  ex  mala  adminislratione  penuria  existat^  vergl.  über  diese  Idee  und  die  für  die 
italienische  Gesetzgebung  so  bedeutungsvollen  Bestimmungen  des  römischen  Rechtes,  die 
dem  Entstehn  von  Theuerungen  vorbeugen  Sollten,  Ende  mann.  Beitrüge  zur  Kenntmss 
des  Handelsrechts,  in  der  Zeitschrift  für  das  gesammte  Handelsrecht  V,  338. 

2)  Vergl.  Lenzi's  [1.  c.  51-r-57)  anschauliche  Bemerkungen  über  die  verderbliche  Wir- 
kung der  obrigkeitlich  festgesetzten  Maximalpreise  des  Getreides  und  Brodes,  sowie  der 
wohlthUtigen  Folgen  ihrer  Aufliebung. 

3)  Matleo  Villani  (Historie  Fiorentiue  —  4363)  HI,  76.  In  tali  cast  occorrono  diversi 
gravi  accidenti  e  spesso  cootrari  Tuno  all'  aUro.  Si  grandi  compere  in  cosi  fatta  carestia 
/anno  pcricolo  di  disordinata  perdita,  e  certezza  non  si  puo  avere  di  grano  che  di  Pelago  si 
aspetta;  ma  utilissima  cosa  b  dare  larga  speranza  al  popolo ;  che  si  fa  con  essa  aperire  i  serrati 
granai  dei  cittadini  e  non  con  violenza;  ch6  la  violenza  fa  il  serrato  occul- 
tare  e  la  carestia  tornare  in  fame:  e  di  questo  per  ipserienza  piii  volte  occorsa  nella 
nostra  cilld  in  {«V  anni  di  nostra  ricordanza  possiawo  faie  vera  fede. 

4}  Vergl.  das  Statuto  del  Vescovado  des  Tribunalarchivs  von  Montaicino,  milgeUieilt  von 
P.  Fabbroni  im  Arch.  Stör.  Ital.  Nuova  Serie  VII  (4.)  490:  Di  un  singolare  documento 
annonario  del  4  323;  lettera  al  direttore  deH'  Archivio  Storico  Italiano. 


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um»  DAS  Prinzip  der  ViRKBaRSPREiHBiT.  Id 

Wir  mUss^i  uns  die  Schranken ,  in  welche  der  Staat  den  Lebensmittel- 
handel  eingeengt  hat ,  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  veranschaulichen ,  da  nur 
die  Erkenntniss,  wie  weit  der  Zwang  gegangen,  ein  Urtbeil  über  die  grossere 
oder  geringere  Weite  des  Abstandes  ermöglicht,  welcher  die  Gesetzgebung 
jener  Zeit  von  den  befreienden  Thaten  unseres  Jahrhunderts  scheidet. 

Kaum  waren  dem  Boden  seine  Früchte  abgewonnen,  so  traten ,  w  enn  sie 
ttberhaupt  in  d^i  Verkehr  übergingen,  jene  Ordnungen  ein,  welche  denselben 
nach  bestimmten  Gesichtspunkten  zu  leiten  suchten.  Vor  Allem  verhängnissvoll 
für  die  Freiheit  ward  jenes  von  den  Anschauungen  des  römischen  und  kano- 
nischen Hechtes  noch  genährte  popuiüre  Vorurtheil  gegen  den  KornhandeP) 
und  die  daraus  entspringende  Tendenz  der  Gesetzgebung  die  Produkte  aus 
den  Händen  des  Produzenten  mdgUcbst  ohne  Vermittlung  in  die  des  Konsu- 
menten gelangen  zu  lassen.  Daher  die  Ges^etze  gegen  Aufkäufer  und 
Zwischenhändler,  die  man  übrigens  in  Florenz  nicht  so  sehr  auf  die 
Spitze  trieb,  dass  man,  wie  es  z.  B.  in  England  unter  Eduard  VI.  geschah, 
jeden  Ankauf  von  Korn  behufs  Wiederverkauf  für  ungesetzlich  erklärt  hätte  2). 
Allerdings  verbot  das  Gesetz,  mehr  Korn  und  Weizen ,  Oel ,  Most  und  Wein  zu 
kaufen,  als  für  den  Bedarf  eines  Jahres,  den  eigenen  wie  den  der  Familie^), 
und  Keiner  sollte  dergleichen  VorrUthe  aufspeichern  in  der  Absicht,  ein 
Steigen  der  Preise  abzuwarten  und  dann  erst  wieder  zu  verkaufen^).  Allein 
der  Handel  ist  doch,  wenn  auch  unter  den  grössten  Beschränkungen  ausdrück- 
lich von  dem  Gesetz  anerkannt ,  indem  es  Jeden ,  der  übär  den  genannten  ge- 
setzlich erlaublen  Bedarf  gekauft,  verpflichtet,  den  Ueberschuss  alsbald  auf 
den  Markt  zu  führen  und  zu  den  von  der  Behörde  festgesetzten  Preisen  zu  ver- 
kaufen^).  Unter  dieser  Bedingung  ist  Kauf  zum  Wiederverkauf  straffrei;  die 
Absicht  jedoch;  die  Preise  durch  Aufkauf  in  die  Höhe  zu  treiben ^   ist  mit 


<)  Vcrgl.  die  Wuthausbrtiche  des  florentiner  Pöbels  gegen  die  Komhändler  bei  LenzI 
(1.  c.  48)  Morremd  di  fame  dappoich^  il  vogliono  questi  ladri  scannadei  grassi  che  fanno 
t'endiche  del  grano.  Man  bedenke,  dass  die  Ansicht  der  Pandekten,  dass  eigentlicher  Korn* 
handel  Wucher  sei,  noch  von  unseren  Reichspolizeiordntingcn  und  selbst  vom  preussischen 
Landrecht  getheilt  wird.  Röscher:  Kornhandel  und  Theuerungspoiitik,  70. 

2)  Röscher  (ib.).  Bei  Theueruhgen  kam  es  wohl  ausnahmsweise  vor,  dass  man  jeden 
Handel  beseitigen  wollte.  4  3t9  z.  B.  verbot  mau  auf  einige  Zeil  den  Kornhändlern,  Getreide 
auf  den  Märkten  der  Grafschaft  zu  kaufen  (Lcnzi  1.  c.  51),  und  im  Staatsbeschluss  von  4  464, 
jeden  Kornkauf  über  den  eigenen  Bedarf.    Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  456,  fol.  409. 

3}  Statuta  (4445)  lib.  IV,  tract.  et  mat.  consulum  artium  et  mercatorum:  nib.  465»  4  83 
(ebenso  schon  im  Statut  von  4324,  lib.  V,  14,  de  endicis  non  faciendis,  vergl.  das  Verbot, 
über  2  Lasten  Holz  und  Kohlen  aufzuspeichern  (Statuta  [4  415])  ib.  253,  ohne  obrigkeitliche 
Erlaubnis»  über  2  Starien  Kastanien  zu  kaufen ,  sowie  das  Verbot,  zum  Verkauf  bestimmte 
Fische  in  Wasserbehältern  aufzubewahren.  Dieselben  müssen  vielmehr  sofort  direkten 
Weges  nach  dem  Fischmarkt  gebracht  werden.    Ib.  434. 

4)  Pro  eo  tenendo  vel  reponendo  seu  de  eo  endicham  faciendo ,  Statuta  (4445)  ib.  rub. 
482,  oder  wie  es  Arch.  Rit.  Provvisioni  4464,  Nr.  456,  fol.  409  heisst:  »faciendo  congrega- 
tionem  frumenti  et  bladi  pro  revendendo  illud  postea  ad  tcmpus  quo  prelium  ejus  excreverit, 
quae  congregatio  vulgariter  appellalur  endica. 

5)  Statuta  (1445)  ib. 

2* 


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20  Die  Wirthscbafspolitik  dir  florbntinbr  Rbnaissance 

schwerer  Strafe  an  Hab  und  Gut  bedroht  ^] ,  obgleich  man  freilich  um  nur  Ge- 
treide für  den  Markt  zu  bekommen ,  Öfter  Straffreiheit  auch  dafttr  zusichern 
musste  ^j . 

Die  gegen  den  Zwischenhandel  gerichteten  Gesetze  führten  zu  weiteren 
Beschränkungen,  insbesondere  zu  einer  förmlichen  Lokalisirung  des 
Marktes.  Wer  Getreide  oder  Mehl  nach  Florenz  zum  Verkauf  ftthrt,  darf  es 
nirgends  als  auf  dem  städtischen  Markte  abladen  und  nur  dort  verkaufen '). 
Die  Wirthe  sind  angewiesen,  ihre  Gäste  darauf  aufmerksam  zu  machen,  und 
Korngeschäfte  in  den  Herbergen  nicht  zu  dulden,  noch  Getreide  dort  abladen 
zu  lassen  ^) .  Bis  auf  6  Miglien  im  Umkreis  ist  den  Viktualienhändlem  ver- 
boten ,  auf  den  Strassen  oder  im  Hause  den  Bauern  oder  sonst  Jemandem  Le- 
bensmittel abzukaufen,  ausser  auf  dem  öffentlichen  Markt,  und  auch  hier  vor 
der  vom  Gesetz  vorgeschriebenen  Tageszeit  ^) .    Am  Ende  der  Periode  ist  dieser 


4)  Causa  faciendi  carestiam,  ib.  Üb.  IV,  tract.  Extraordinarioruni,  rub.  4  43. 

2)  Arch.  Rif.  Prowisioni  1.  c.  Die  gegen  den  Kornhandel  gerichteten  Gesetze  enthalten 
mitunter  die  willkürlichsten,  jede  Sicherheit  im  Verkehr  in  Frage  stellenden  Eingriffe  in  die 
Rechtssphfire  der  Privaten.  Charakteristisch  ist  der  Staatsbeschluss  von  4457  (ib.  Nr.  449, 
fol.  ISO).  Im  Jahre  4456  heisst  es  in  demselben,  hätten  Viele  Angesichts  der  bevorstehenden 
Theuerung  Getreide  aufgekauft ;  als  aber  im  Frühjahr  57  die  günstigen  Ernteaussichten  be- 
fürchten Hessen ,  dass  sie  die  aufgespeicherten  Vorräthe  mit  Verlust  verkaufen  müssten, 
wenn  sie  dieselben  länger  zurückhielten ,  hätten  sie  an  Leute ,  die  zu  kaufen  gezwungen 
waren,  besonders  an  Grafschaflseingesessene  (contadini  oder  Bauern?)  Korn  zu  übertriebenen 
Preisen  auf  Kredit  verkauft.  Die  Käufer  seien  darum  jetzt  trotz  der  guten  Ernte  in  grosser 
Noth,  da  sie  sich  gezwungen  sähen,  jene  Forderungen  zu  befriedigen.  Der  Staat  verfügte  nun 
ohne  Weiteres,  dass  Alle,  welche  vom  4.  Jan.  bis  7.  Juli  57,  auf  Kredit,  Korn  theurer  verkauft 
hätten,  als  zu  dem  jeweiligen  gesetzlichen  Marktpreis ,  nur  Bezahlung  dieses  letzteren  bean- 
spruchen könnten ,  ausser  einem  Zuschlag  von  2  Soldi  für  den  Starius ,  der  den  Gläubigern 
noch  neben  dem  »wahren  und  gerechten«  Preis  zugestanden  wurde ,  »damit  sie  sich  nicht 
beschweren  könnten«  I 

3)  Statuta  (4 824)  Arch.  Rif.,  Classell,  dist.  4,  Nr.  23,  rub.  S4,36.  Statuti  dell'  ufflzio  della 
grascia,  Cod.  cit.  (4378),  f.  47.  Wie  sehr  diese  Bestimmungen  Ausfluss  der  volksthümlichen 
Anschauungen  über  ökonomische  Dinge  sind,  bezeugt  die  Zusammensetzung  der  Kom- 
mission, welche  jene  Annonarstaluten  redigirte.  Sie  bestand  4378  aus  einem  Pflasterer, 
Riemer,  Gewürzkrämer,  Waffenschmied,  Eisentrödler  und  Fettkrämer.  Der  Standpunkt  ist 
ganz  der  gleiche,  wie  der  unter  der  Herrschaft  der  höheren  Zünfte  geltenden  Statuten.  Von 
den  ältesten  bis  zu  den  jüngsten  derselben  kehren  die  Annonargesetze  wieder,  mochte  nun 
die  Handelsaristokratie  oder  das  Handwerk  am  Ruder  sein.  cf.  Statuta  (4  445)  lib.  IV,  tract. 
cons.  rub.  464.  Auffallend  ist  die  Forderung  der  revolutionären  Arbeiter  im  Jahre  4378,  der 
Ciompi:  »che  gli  Uffiziali  dell'  abbondanza  della  carne  si  levino  e  non  si  facciano  piü  (Delizie 
degli  eruditi  Toscani  XVII,  470).  Dieselbe  Konzentrirung  des  Marktes  wie  in  Florenz  (für  den 
dortigen  Mehlhandel  vergl.  Statute  degli  Ogliandoli,  Cod.  4  des  Archivs  dieser  Zunft,  fol.  23) 
war  auch  in  Mailand  durchgeführt.    Arch.  Panigarola  Cod.  A  (4300),  fol.  4  42. 

4)  Statuta  (4324)  lib.  V,  4  5  und  (4445)  1.  c.  rub.  468  »Recto  et  continuo  itinerc«  ist  das 
Korn  zurSchranne  zu  führen,  ib.  rub.  466.  Auch  die  Fische  dürfen  nur  nach  dem  Fisch- 
markt  und  in  kein  Privathaus  gebracht  werden,  salvo  quodsi  no\  occurrerit  venienti  et  janua 
esset  firmata.  Statuti  (4445)  1.  IV,  tr.  de  oßicialibus  turris  rub.  26.  Nur  einige  Gattungen 
sind  ausgenommen. 

5)  Statuta  4324,  r.  32  und  4  445  ib.  tr.  cons.  r.  230  und  282  »ante  nonam«  (2— 3 Nachm.), 
vergl.  das  Verbot,  innerhalb  4  Miglien  Stroh  und  Heu  zum  Wiederverkauf  zu  kaufen  (Statuta 
ib.  r.  249,  254),  oder  Fische  in  Stadt  und  Vorstädten  (ib.  r.  433)  Eier,  Kttse,  Geflügel,  Wild- 
pret  innerhalb  5  Miglien  (ib.  r.  95;. 


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UND  DAS  Prinzip  de»  Veikehrsfreiiieit.  21 

Rayon  um  die  Hälfte  —  auf  9  Miglien  —  erweitert  und  die  Zeit  für  den  Kauf 
am  Markte  weiter  eingeschränkt^].  Gewisse  Dinge,  vor  Allem  Getreide,  dürfen 
die  Händler  zum  Wiederverkauf  auch  auf  dem  Markt  nicht  kaufen  ^] ,  für  an- 
dere z.  B.  einzelne  Getreidesorten  ist  ihnen  ein  Maximum  vorgeschrieben, 
welches  sie  beim  Einkauf  nicht  tiberscbreitcn  dürfen  3).  Auch  andern  Ge- 
werben ist  die  Quantität  genau  vorgeschrieben,  die  sie  je  an  einem  Tag  kaufen 
können,  z.  B.  den  Bäckern^) .  Müller  dürfen  überhaupt  kein  Korn  kaufen, 
ausser  wenn  sie  eigenen  Feldbau  treiben,  und  auch  dann  nur  zur  Aussaat  und 
nach  eingeholter  Erlaubnisse}.  Für  geringere  Getreidesorten  und  Gemüse  aller 
Art  ist  in  der  Stadt  der  Handel  wohl  auch  ausserhalb  des  Marktes  gestattet, 
aber  die  freie  Bewegung  durch  die  Bestimmung  des  Maximalvorrathes,  der  im 
Hause  gehalten  werden  kann,  auch  hier  wieder  gehemmt.^] 

Analog  sind  die  Ordnungen  über  den  Viehhandel.  Kein  Wirlh  oder  Fleischer 
der  Stadt  Florenz  darf  anderswo,  als  auf  den  städtischen  Wochenmärkten,  sei 
es  in  Florenz  oder  irgendwo  im  ganzen  Gebiete ,  keiner  an  einem  Nichtmarkt- 
tage  Schlachtvieh  kaufen ;  auf  dem  Markte  selbst  aber  darf  er  nur  so  viel  auf 
einmal  kaufen,  als  er  in  den  nächsten  8  Tagen  zu  schlachten  gedenkt.  Nur  ein- 
zelne Gattungen  konnten  auch  anderwärts  gekauft  werden,  jedoch,  um  auch 
dabei  keinen  Zwischenhandel  aufkommen  zu  lassen ,  nur  unter  Ausschluss  dos 
Wiederverkaufes^].  Eine  spätere  Verordnung  bezeichnet  allerdings  insofern 
einen  freiheitlichen  Fortschritt,  als  sie  jenes  allgemeine  Verbot  auf  einen  Um- 
kreis von  20  Miglien  beschränkte  und  auch  innerhalb  dieser  Grenze,  wenigstens 
auf  den  öffentlichen  Märkten,  dem  Fleischer  den  Kauf,  freilich  nur  für  sein 
eigenes  Geschäft ,  gestattete ;  sie  entl)ält  jedoch  zugleich  eine  neue  Verkehrs- 
fessel, indem  sie  innerhalb  dieses  Umkreises  auch  dem  Händler  jeden  Kauf  von 
Vieh  zum  Wiederverkauf  an  die  Fleischer  untersagt^),  also  den  Landwirth 
zwingt,  selbst  den  Markt  zu  beziehen o);  zugleich  ist  dieser  wieder  dadurch 
beengt ,  dass  er  nur  sein  eigenes  Vieh  zum  Verkauf  bringen  kann  und  keines 


4)  Arch.  Rif.  Provvisioni  4504,  fol.  92  dal  tocco  dellc  20  ore  (3  Uhr  Nachm.)  per  infino 
alle  3  orc  di  nottc  (4  0  Uhr).  In  Mailand  durften  die  Geflügelhündler  nicht  vor  der  Nona, 
Obst-  und  Gemüsehändler  nicht  vor  der  Sexta  kaufen,  Statuta  Mediol.  (4480)  470.  Vergl.  das 
Verbot,  nach  Mailand  bestimmtes  Getreide  auf  dem  Weg  dorthin  zu  kaufen  (Arch.  Pan.  J, 
f.  54,  4488)  oder  innerhalb  20  Miglien  einem  Verkäufer  ent|;egenzugehen  und  ihm  Oel ,  Käse, 
Pöckelfleisch,  Butter  u.  dergl.  zum  Wiederverkauf  abzukaufen,  ib.  6,  f.  442  (444  0). 

2)  SUtuta  (4445)  tr.  cit.  r.  467,  ebenso  4324,  1.  V,  33  und  4355,  IV  49. 

3)  Ib.  4)  Statuti  dei  fornai.  Arch.  Rif.  Cod.  4  des  Archivs  der  Bäckerzunft  (4345^ 
4526)  fol.  46,  cf.  Statuta  (4324)  r.  48  und  (4445)  1.  c.  r.  497. 

5)  Statuta  (4445)  ib.  r.  207. 

6)  Statuta  (4824)  r.  35  und  (4445)  r.  244  1.  c. 

7)  Statuta  (4445)  1.  c.  r.  405,  cf.  ib.  r.  404.  Nach  den  Statuten  der  Fleischerzunft  (Arch. 
dei  beccai  Cod.  4  [4346 — 4477]  rub.  50)  darf  keiner  vor  die  Stadt  gehen  um  denen,  welche 
Vieh  zu  Markte  bringen,  abzukaufen. 

8)  Arch.  Rif.  Provvisioni  4504,  f.  20. 

9)  In  Siena,  wo  man  diesen  Missstand  würdigte,  ist  daher  von  dem  auch  hier  geltenden 
Verbot,  Vieh  in  der  Umgebung  der  Stadt  —  hier  8  Miglien  —  zu  kaufen,  das  in  der  Graf- 
schaft selbst  gezüchtete  ausgenommen.  Statuti  dei  carnaiuoli  di  Siena  (4288—4864)  cap.  35, 
od.  Poiidori  in  der  gen.  Collektion. 


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22  Die  Wirthschaftspomtik  j>er  Florentiner  Renaissance 

von  Andern  zum  Wiederverkauf  kaufen  darf*).  Nur  fremdes  Vieh,  das  von 
fremden  Händlern  aus  dem  Ausland  eingeführt  wird ,  darf  auch  hier  zum  Wie- 
derverkauf gekauft  werden,  aber  nicht  in  Stall  oder  Haus,  sondern  nur  auf  den 
öft'entlichen  Märkten. 

Indem  man  so  künstlich  den  Verkehr  nach  gewissen  Punkten  leitete,  glaubte 
man  zugleich  das  Mittel  in  der  Hand  zu  haben ,  dem  Markte  von  Staatswegen 
seine  Preise  vorzuschreiben.  Die  Annonarbehörde  konnte  die  meisten  Lebens- 
mittel einem  »Maximum«  unterwerfen 2),  und  in  der  Absicht,  dieses  möglichst 
gtlnstig  für  den  Käufer  festsetzen  zu  können ,  schrieb  man  vor ,  dass  die  w^ich- 
tigsten  zu  Markte  gebrachten  Produkte  hier  vollständig  verkauft  und  nicht  wie- 
der weggeführt  wurden  ^) .  Man  bildete  sich  ein ,  durch  diese  Prohibition  das 
Korn  im  Lande  zu  halten !  In  einer  Verordnung  von  1458  heisst  es:  »In  Anbe- 
tracht ,  dass  die  Pisaner  Landschaft  gleichsam  verlassen  ist ,  von  Colonen  ent- 
blösst  und  unbebaut ,  und  das  wenige  dort  geerntetc  Getreide  zur  See  aus  dem 
l^nde  geht,  uiid  da  uns  der  lebhafte  Wunsch  beseelt,  dass  diese  Landschaft 
angebaut  werde  und  GetreidevorrUthe  vorhanden  seien  für  etwaige  Nothfälle, 
so  verordnen  wir,  dass  Jeder,  der  nach  der  Stadt  Pisa  oder  nach  Camptglia  oder 
andern  von  der  Signorie  zu  bezeichnenden  Orten  der  Pisaner  Grafschaft  Korn 
führt,  das  in  derselben  oder  der  Maremme  geerntet  ist,  dies  im  Oktober  ohne 
Zoll  Ihun  kann ,  aber  das  eingeführte  Korn  nicht  wieder  ausführen  darf  ohne 
Zustimmung  der  Signorie ,  die  aber  erst  nach  Ablauf  des  März  gegeben  werden 
kanna.  Aber  auch  in  diesem  Falle  war  die  Wiederausfuhr  aus  jenen  Orten  nur 
gegen  Entrichtung  des  exorbitanten  Zolles  von  einem  Goldgulden  für  den  Modius 
möglich  ^).  Und  dies  alles  hielt  man  mit  der  Absicht  für  vereinbar,  die  Zufuhr 
nach  den  Märkton  jener  Orte  zu  steigern ,  die  heimische  Landwirthschaft  über- 
haupt zu  ermulhigen!  Nichts  könnte  bezeichnender  sein  für  den  Kontrast 
zwischen  dem  Standpunkt  jener  Zeit  und  den  modernen  Prinzipien. 

Es  ist  selbstverständlich ,  dass  alle  Verbindungen  und  Abmachungen  zwi- 
schen den  Verkäufern ,  die  darauf  berechnet  waren ,  die  Preise  in  die  Höhe  zu 
treiben,  strenge  verpönt  waren,  und  es  erklärt  sich  leicht,  dass  die  Furcht  vor 

1)  Statut  der  Flcischerzunfl  aus  derselben  Zeil.    Arch.  Rif.  Cod.  cit.  f.  444. 

2)  Debeal  tarn  ve^rditor  quam  emlor  observare  pretia  ordtnata  seu  ordinanda  per  ofR- 
ciates  grascic  (Statuta  1.  IV.  de  oflf.  lurris  r.  68)  »pretia  convenientia  et  honesta«  wie  es  in  der 
uProvision«!  von  4  465  heisst  (A.  Rrf.  Nr.  457,  f.  246),  vergl.  die  In  Beziehung  aufs  Taxenwesen 
ganz  identischen  Mailänder  Statuten  fol.  477.  Ueber  die  Florentiner  Taxen  cf.  Statuta 
(144  5)  tr.  cons.  r.  4  07  u.  43J  für  Fleisch,  r.  485  für  Fische,  r.  238,  236,  237  für  Geflögel  und 
Wildpret,  r.  498  Brodlaxen,  r.  482  Korntaxen.  Für  Maitand  vergl.  Arch.  Pan.  A.  f.  4ö8 
(4385,  86)  und  Statuten  (4480)  f.  462,  467,  477.  Arch.  Pan.  A.  f,  86  (4  408).  Analoge  Tendenz 
haben  die  Tarife,  welche  man  in  Florenz  den  Müllern  (Statuta  1.  c.  r.  208),  den  Fuhrleuten 
für  den  Transport  von  Lebensmitteln  (ib.  r.  264),  den  Nudelmachern  (ib.  24  4)  und  Köchen 
(ib.  246)  vorschrieb. 

3)  Rückfuhrverbot  für  Getreide  1.  c.  466,  cf.  Statuta  (4324)  11,87,  Stat.  della  grascia 
(4378)  fol.  47;  für  Wein  Statuta  (4445)  l.  V,  tr.  3,  r.  5;  für  Fische  ib.  r.  58,  vergl.  Statute 
dei  beccai  I.  c.  fol.  6t. 

4)  Arch.  Rif.  Balie  Cod.  Nr.  49,  f.  42.  4470  setzte  man  dann  allerdings,  aber  nur  aus 
fiskalischen  Gründen  den  Zoll  auf  4  0  Soldi,  für  den  Sack  zu  8  Stariep  herab.  Prowisioni 
(1470)  f.  244. 


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ihfD  DAfi  Prinzip  dir  ViRiiBHRsrRBiHBiT.  23 

der  Auflehnung  des  Privatinteresses  gegen  die  aufgezwungenen  Fessein  zu  be- 
deutenden Eingriffen  in  die  Koalitionsfreiheit  geführt  hat.  Genossen- 
schaften,  wie  z.  B.  die  i»Coinpanie  des  heil.  Antonius«,  deren  sich  die  Fleischer 
zu  Abmachungen  über  die  Fleischpreise  bedienten ,  wurden  schonungslos  be- 
seitigt <).  Den  Müllern  war  überhaupt  verboten,  sich  nach  dem  Vorbild  der  an- 
dern Gewerbe  zu  einer  Korporation  mit  eigenen  Vorständen  und  Ordnungen 
zusammenzuthun^).  Im  Fischhandel  war  jedes  Societätsverhfiltniss  zwischen 
Einheimischen  und  den  Fremden,  die  den  städtischen  Markt  bezogen,  verboten  ^j. 
Kein  Fleischer  sollte  Geschäftstheilnehmer  eines  Viehhändlers  sein  oder  in  sei- 
nem eigenen  Geschäfte  mehr  als  einen  Compagnon  haben ,  womit  sich  zugleich 
eine  empfindliche  Beschränkung  des  Gewerbebetriebes  selbst  verband^).  Letz- 
teres dem  Ende  der  Epoche  angehörende  Gesetz  beweist,  dass  auf  diesem  Ge- 
biete die  gegen  die  Freiheit  gerichteten  Tendenzen  sich  eher  verschärften, 
statt  milderten.  Früher  war  dem  Einzelnen  weder  die  Ausdehnung  seines  Be-^ 
iriobes  durch  Anlage  verschiedener  Verkaufsstellen  noch  die  Verbindung  mit 
einem  Händler  veiiioten,  wenn  auch  letztere,  wie  die  mit  einem  Zunftgenossen, 
auf  einen  Theilnehmer  beschränkt.  Auch  konnte  früher  Jeder  so  viele  fremde 
oder  nicht  der  Zunft  unterworfene  Theilnehmer  haben  als  er  wollte  ^] . 

Wie  wenig  man  die  Freiheit  des  Einzelnen  achtete,  wo  es  galt,  die  Ausfüh- 
rung des  Systems  zu  sichern ,  bezeugt  eine  zum  Gesetz  erhobene  Eingabe  der 
Fleischerzunft  vom  Jahre  1374  ^j .  »Da  die  Fieischpreise  in  der  Stadt  viel  höher 
seien  als  sie  sollten,  aus  dem  Grunde,  weil  man  bisher  in  der  Nähe  des  Marktes 
Thiero  verbergen  konnte  und  andere  , Machinationen^  möglich  waren,  uih  eine 
Preissteigerung  herbeizuführen ,  so  sollte  fortan  sowohl  ausser-  wie  innerhalb 
des  Theres  von  Santa  Croce,  wo  der  Markt  war,  unter  einer  Entfernung  von 
500  Ellen  kein  Fleischer  oder  Viehhändler  wohnen  können«!  Wenn  man  nur 
gegenüber  air  dieser  Fesselung  des  Geschäftsbetriebes  selbst  wenigstens  den 
Zugang  zu  demselben  möglichst  erleichtert  hätte!  Aber  so  glaubte  man  sich 
der  Unterwerfung  unter  das  Zwangssystem^von  vorneherein  dadurch  versichern 


4)  Arch.  Rif.  Provvisioni  4504  f.  34.  Der  Annonarbehürde  stand  bei  Untersuchungen 
gegen  die  der  Uebertretung  der  Annonargesetzo  Beschuldigten  die  Folter  zu  Gebote!  Sta- 
tuta (4445)  I.  IV  tract.  cons.  artium  et  merc.  r.  ISO. 

2)  Statuta  Ct445]  1.  V,  tr.  III,  r.  909.    Cf.  die  Statuten  v.  4324  II,  80. 

5)  Statuta  (4824)  V  32,  und  (4  445)  r.427,  I.e.  Daher  das  Verbot  »cum  forensibusad  discum 
morari  pro  piscibus  vendendis«  cf.  r.  tSO.  Verbot  der  Conventicula ,  posturae  seu  mono- 
polia  inter  vendentes  pisces.  Dasselbe  in  Bezug  auf  die  Fleischer,  Statuta  (4355)  IV,  48  und 
(4445)  1.  c.  r.  402.  Das  Motiv  ergiebt  sich  klar  aus  Arch.  Rif.  Provvisioni  4452  fol.  452: 
»Attento  quod  in  pracscnte  anno  accidit,  quod  propter  societates  et  participationes  lucri  super 
lali  materia  piscium  conducendorum  et  vendendorum  in  civitate  habitas  per  quosdam  cives 
ut  dicitur  cum  forensibus  vcnenint  pisces  in  magna  carestia  etpaucitate  et  vix  haberi  poterant. 

4)  Volendo-porre  qualche  conveniente  freno  e  regola  ai  beccai  e  altri  merca- 
tanti  di  bestiame  —  si  provvide  —  che  nessuno  possa  teuere  aperto  o  far  tagliare  piü  che  a 
uno  discho  solo  ne  aver  che  una  sola  compagnia  al  detto  oxercitio.  A.  Rif.  Provvisioni  4504, 
fol.  20. 

5)  Statut  der  Fleischer-Zunft,  Arch.  Rif.  1.  c,  fol.  30,  »de  forensibus  seu  aliis  quibus- 
cunque  arti  non  suppositis  possit  quilibet  habere  socios  quos  volet  4874«,  vergl.  ib.  f.  95  (4445), 

6)  A.  Rif.  Statut  der  Fleischerzunft  Fol.  39. 


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24  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentimer  Renaissance 

zu  mttssen ,  dass  man  die  Ausübung  einer  grossen  Zahl  der  für  den  Lebens- 
mitteiverkebr  in  Betracht  kommenden  Gewerbe  von  oft  recht  bedeutenden 
Bürgschaften  abhängig  machte^),  welche  für  die  Freiheit  der  Bewegung  um 
so  bedenklicher  waren,  als  es  mitunter  der  Willkür  der  Beamten  anheimgestellt 
wurde,  die  Höhe  derselben  zu  bestimmen ^j.  Zudem  ist  die  spätere  Praxis, 
wie  einzelne  bedeutende  Erhöhungen  der  Bürgschaften  beweisen,  entschieden 
eine  strengere  geworden,  geschweige  denn,  dass  die  in  den  Statuten  von 
1415  ausgesprochene  Beseitigung  derselben  für  einige  der  niedrigeren  Gewerbe 
dieser  Art^)  eine  spätere  Ausdehnung  auf  andere  gefunden  hätte. 

Wer  sich  die  ganze  Reihe  dieser  bis  zum  Ende  der  Republik  stets  von 
Neuem  wiederholten  Gesetze  vergegenwärtigt,  wird  kaum  erwarten,  auf  sol- 
chen Pfaden  den  Spuren  der  Freiheit  zu  begegnen.  Und  doch!  Sollte  die 
Erkenntniss  der  verhängnissvollen  Wirkungen  eines  fast  auf  die  Spitze  getrie- 
benen staatlichen  Zwangssystemes  und  der  Unmöglichkeit,  die  natürlichen  im 
Verkehrsleben  thätigen  Kräfte  mit  solcher  Gewaltsamkeit  unter  die  Kurzsichtig- 
keit menschlicher  Gesetzgeber  zu  beugen,  in  einer  Stadt,  wo  man  über  wirth- 
schaftiiche  Dinge  nachgedacht  hat,  wie  kaum  sonstwo  im  damaligen  Europa, 
nirgends  in  der  Gesetzgebung  zum  Ausdruck  gekommen  sein?  In  der  Gewerbe- 
und  Handelspolitik  finden  wir  allerdings  auf  bedeutsamen  Punkten  eine  frei- 
heitliche Reaktion  gegen  zu  fühlbare  Fesselung  des  Verkehrs,  auch  in  der 
Agrargesetzgebung  werden  wir  dem  Gedanken  der  Freiheit  noch  an  hochwich- 
tiger Stelle  begegnen,  allein  innerhalb  des  Rahmens  der  eben  dargestellten 
annonarischen  Bestimmungen  zeigt  die  Gesetzgebung  eine  Stabilität  der  Ideen, 
welche  zu  der  seit  Dante  sprichwörtlich  gewordenen  Wandelbarkeit  der  öffent- 
lichen Ordnungen  von  Florenz  ^)  einen  scharfen  Kontrast  bildet.  Kaum  dass  sich 


1}  Viktualienverkäufer,  Köche,  Wirthe,  Müller  je  50  Lire.  Statuta  1.  c.  (U45)  r.  205, 
222,  240.  Korn-,  Viktualien-,  Viehhändler  200  Lire.  Statuta  (1824)  V,  U.  Letzteren  er- 
höhte man  U57  die  Bürgschaft  auf  300  Gulden  und  forderte  zugleich  mindestens  3  Bürgen! 
A.  Rif.  Provvissioni  Nr.  U9,  fol.  847.  Die  Fleischer,  die  früher  auch  nur  für  50  Lire  Bürg- 
schaft zu  stellen  hatten  (Statuta  4415,  1.  c.  r.  108)  wurden  1503  auf  100  Lire  gesteigert. 
A.  Rif.  Statute  dei  beccai  1.  c.  f.  140,  cf.  Provvisioni  1504,  fol.  20:  »volendo  porre  qualche 
conveniente  freno  e  regola  ai  beccaiv. 

2)  A.  Rif.  Prowissioni  ib.  fol.  22  für  Geflügel-,  Fisch-  und  Gemüsehändler. 
8)  Statuta  (1415)  1.  c.  r.  154  für  Höcker,  Obsthändler  u.  dgl. 
4)  Purgatorio  VI,  142: 

—  fai  tanto  sottili 

Provvedimenti ,  che  a  mezzo  novembre 

Non  giunge  quel  che  tu  d'ottobre  fili. 

Quante  volte  del  t«mpo  che  rimembre 

Legge ,  moneta ,  e  ufGcio  e  costume 

Hai  tu  mutato,  e  rinnovato  membre! 
cf.  G  ia  nn o  tti :  della  repubblica  Fiorentina  p.  147,  1  der  Opere  politiche  e  letteraric :  Legge 
fiorentina  fatta  la  sera,  e  guasta  la  mattina.  Der  wirthschaftspolitischen  Gesetzgebung  der 
Commune  kann  dieser  Vorwurf  nicht  gemacht  werden.  Nur  insoweit  behält  das  Sprichwort 
auch  hier  Recht,  als  der  Geist  der  Bevormundung  massenhaft  Gesetze  schuf,  deren  rechtliche 
Geltung  man  allerdings  festhielt,  über  die  aber  in  Wirklichkeit  der  Drang  eines  hochentwick 
elten  Vcrkehrsicbens  oft  genug  unbekümmert  hinweg  ging,  was  durch  die  nie  endenden  Klagen 
Über  die  Missachtung  de  rReglements  in  allen  drei  Produktionszweigen  klar  bezeugt  ist, 


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VNB  DAS  PaiMZIP  DER  VKRKiSHRSI'RBIHEIT.  25 

einmal  eine  Ahnung  der  Irrationalilät  des  Taxenwesens  kundgiebt ,  wie  wir  sie 
in  der  Literatur  gefunden!  Und  doch  ist  dieselbe  durch  die  Gesetzgebung 
selbst  so  drastisch  als  möglich  beleuchtet  worden.  So  ist  z.  B.  einmal  die  durch 
die  Taxen  verschuldete  abnorme  Thatsache  constatirt,  dass  die  Fische  vom 
»Lage  nuovo«  denselben  Preis  hatten,  wie  die  von  Perugia,  während  erstere 
nicht  nur  von  geringerer  Qualität,  sondern  auch  geringeren  Transportkosten 
und  Zöllen  unterworfen  waren !  ^)  Man  suchte  den  Grund  solcher  Erscheinung 
gen  eben  nur  in  der  Kurzsichtigkeit  derAnnonarbeamten  und  nicht  zugleich  im 
System ;  daher  war  auch  in  dem  genannten  Fall  die  praktische  Folge  die ,  dass 
man  die  betreffenden  Maximaltaxen  »fttr  die  ganze  Zukunft«  in  sehr  detaillirter 
Weise  regulirte  und  eine  Erhöhung  derselben  von  einer  Abstimmung  in  den 
verschiedenen  Käthen  abhängig  machte.  Freilich  kam  man  schon  in  den  näch- 
sten vierzehn  Tagen  zur  Einsicht,  dass  es  unmöglich  sein  wtlrde,  den  wechseln- 
den Konjunkturen  des  Marktes  auch  nur  einigermassen  gerecht  zu  werden, 
wenn  man  der  Exekutive  nicht  freiere  Hand  liess  und  immer  erst  den  schwer- 
fälligen Apparat  mehrerer  Rathsversammlungen  in  Bewegung  setzen  wollte. 
Man  vermochte  sich  jedoch  zu  keiner  weiteren  Konzession  zu  entschliessen ,  als 
dass  man  fUr  10  Tage  des  Jahres  (20 — 30.  Juni)  der  Behörde  die  Erhöhung  des 
Maximums  wieder  freigab 2) ,  »weil  am  Johannisfest  in  Folge  des  Zusammen- 
strömens  der  vielen  Fremden  die  Preise  immer  höher  zu  sein  pflegten  als  ge- 
wöhnlich«; als  oh  nicht  zu  jeder  anderen  Zeit  aus  anderen  Gründen  ganz  der 
nemliche  Fall  eintreten  konnte  I 

Bei  dieser  Zähigkeit,  mit  der  die  Gesetzgebung  an  dem  einmal  angenom- 
menen Grundprinzip  festhielt ,  ist  es  erklärlich ,  dass  man  selbst  da ,  wo  man 
ausnahmsweise  die  Freiheit  zur  Verwirklichung  der  Zwecke  der  Annona  zu 
Hilfe  rufen  zu  müssen  glaubte,  auf  halbem  Wege  stehen  blieb  und  Freiheit  und 
Zwang  in  wunderlicher  Weise  verquickte.  So  gestatteten  die  Statuten  Jeder- 
mann, Einheimischen  wie  Fremden,  Brod  zu  backen  und  zu  verkaufen  von  der 
Qualität,  dem  Gewicht  und  dem  Preis,  der  Jedem  beliebte  ^j,  unterwarfen  aber 
daneben  die  zünftigen  Bäcker  den  Taxen  I  ^)  Den  Fleisch  verkauf  gab  man  auch 
einem  Jeden  frei,  hielt  aber  die  Taxen  für  Alle,  auch  die  ausserhalb  der  Fleischer- 
zunft stehenden  Verkäufer  aufrecht !  ^)    Jener  Sieg  der  Gewerbefreiheit  ent- 


1)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (U72  stil.  Oor.  9.  Febr.)  Nr.  464,  f.  478. 

2)  Ib.  f.  aoa  (19.  Febr.). 

3)  Pro  uberiori  copia  panis  cocti  habenda  io  civitate  liceat  unicuique  —  lacere  panem 
venalem  ejns  qualitatis  et  ponderis  pro  eo  pretio  et  modo  et  forma  et  prout  et 
sicat  et  quamadmodum  sibi  placuerit.  Qui  sie  facientes  panem  qui  non  sint  matri- 
colati  in  arte  fornariorum  civitatis  Fl.  vel  panem  ad  pretium  non  coquant  — 
non  possint — inquietari — per  consnies  dictae  artis  fornariorum.  (Statuta  (4445)  1.  c.  r.  486. 

4)  Ib.  r.  497:  Liceat  dictis  ofQcialibus  (sc.  plateae)  constituere  pondera —  panis  venalis 
quoties  eis  vel  duo  partibus  eorum  videbitur  secundum  quaiitatem  et  conditionem  temporis 
et  insuper  quilibet  fornarius  vel  fornarta  panatterius  vel  panatteria  panem  venalem  de  grano 
vel  blado  facientes  faciant  ipsum  panem  ad  pondus  secundum  quod  constituerunt 
dicU  officiales,  vergl.  r.  498:  Quilibet  fornarius  --^  vendat  ad  dictum  pondus  et  pro  eo 
pretio  dando  et  determinando  per  officiales  jam  dtctos. 

5)  Ib.  rubr.  403,  404. 


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26  Die  Wirthschaptspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

sprang  dem  Misstrauen  der  Regierung  gegen  die  zunftmässige  Organisation  der 
Arbeit  auf  diesem  Gebiete,  da  in  der  That  innerhalb  der  bei  der  Annonarpolitik 
interessirlen  Zünfte  Ordnungen  tlbcr  Kauf  und  Verkauf  von  Lebensmitteln  er- 
lassen wurden,  die,  wenn  auch  gesetzlich  ohne  Verbindlichkeit,  bei  einmüthi- 
gern  Zusammenstehen  der  Mitglieder,  der  Theuerungspolitik  der  Regierung 
ernstliche  Schwierigkeiten  in  den  Weg  legen  konnten^).  Ist  es  doch  selbst  in 
einem  Staatsbeschluss  ausgesprochen^),  dass  »durch  den  Betrug,  welchen  die 
Fleischer  begehen ,  indem  sie  sich  vereinigen  in  Bezug  auf  Kauf  und  Verkauf 
zu  ihrem  Nutzen  und  zu  Schaden  und  Täuschung  des  Publikums,  die  Fleisch- 
preise immer  zu  hoch  waren.  Allein  trotzdem  man  in  der  freien  Konkurrenz 
ein  Gegenmittel  erkannt  hatte,  legte  man  am  Ende  doch  wieder  die  polizeiliche 
Fessel  an ,  indem  man  die  von  der  Gewerbefreiheit  erwarteten ,  aber  von  der 
Fortdauer  des  Taxenwesens  natttrlich  beeinträchtigten  Resultate  künstlich  da- 
durch herbeizuführen  suchte,  dass  man  die  Freiheit  von  Matrikel  und  Zunft- 
zwang auf  diejenigen  beschränkte ,  welche  um  4  Denare  unter  den  offiziellen 
Preisen  der  zünftigen  Fleischer  verkaufen  würden  3) .  So  wurde  die  Freiheit 
bei  diesem  Gewerbe  gewissermassen  ein  Privileg,  während  sie  bei  der  Bäckerei 
allgemein  zugänglich  bleibt;  so  tritt  uns  bei  einem  Gewerbe  fast^]  völlige,  beim 
andern  sehr  bedingte  Aufhebung  des  Zunftzwanges  entgegen,  bei  Aufrechl- 
haltung  desselben,  wenn  die  Marktverhältnisse  die  Erfüllung  der  Bedingung 
unmdglich  machten;  andererseits  Taxenfreihoit  und  Taxenzwang  gleichzeitig 
in  ein  und  .demselben  Gewerbszwoig ;  ein  haltloses  Nebeneinander  mittel- 
alterlicher Geschlossenheit,  pdizeistaatlichen  Zwanges  und  moderner  Freiheit ! 
Wenn  der  Detailverkauf  des  Weines  allgemein  freigegeben  und  der  Preis 
durch  keine  obrigkeitliche  Taxe  l>eeinflusst  war^],  so  kann  natürlich  auch  hier 
l>ei  dem  prinzipiellen  Standpunkt  der  Gesetzgebung  ein  wahrhaft  freiheitliches 
Motiv  nicht  vorausgesetzt  werden ,  zumal  der  Verkehr  mannigfachen  polizei- 
lichen Fesseln  unterworfen  blieb  ^}.  Es  scheint  hier  vielmehr  ein  fiskalischer 
Gesichtspunkt  die  Quelle  der  Freiheit  gewesen  zu  sein ,  da  der  Fiskus  des- 
wegen ein  unmittelbares  Interesse  an  den  Weinpreisen  hatte ,  weil  die  ganz 


4J  A.  Rif.  Provviwoni  (4  465)  Nr.  457,  fol.  246. 

S)   Ib.  4504,  fol.  84. 

3}  4  504  A.  Rif.  Provvisioni  I.  c. 

4)  Ich  sage:  fast,  \^eil  es  in  Folge  der  Klagen  über  den  häufigen  Verkauf  scklechten 
Brodes  der  Bttckerzunft  4488  gelang,  eine  Modifikation  des  bisherigen  Hechts  zu  en^virken. 
Die  Brodverkänfer  sollten  nemlich  seitdem  der  Gerichtsbarkeit  der  Bttckerzunft  unterstehen. 
Aber  weder  dies,  noch  die  Verpflichtung  zur  Zahlung  einer  ganz  unbedeutenden  Malriket- 
gebühr  von  20  Soldi,  dieselbe /welche  die  von  der  Bezahlung  der  Matrikel  selbst  (5^—25  Lire) 
befreiten  Meistersöhne  zahlten,  bedeutet  einen  Abfall  von  dem  Standpunkt,  welchen  ilie 
Statuten  hinsichtlich  des  Brodverkaufes  einnehmen.  A.  Rif.  Statnto  dei  fomai  Cod.  4, 
fol.  4S2. 

5)  Liceat  cnilibet  vendere  et  vendi  facere  vinum  ad  minutum  undeconqoe  stt  qnaaloque 
pretio  sibi  videbitnr  solvendo  gabellam,  nämlich  die  Hälfte  des  Verkaufspreises.  Statuta 
(4  445)  I.  V,  tr.  III  ordinamento  vini  ad  minutum,  r.  13. 

6)  Kein  Weinwirth  soll  z.  B.  mehr  als  2  Fässer  haben  von  bestimmtem  Gehalt,  eines  für 
weissen,  das  andere  für  Hothwein. ,  Vergl.  1.  c.  r.  3—5,  r.  28—84,  tract.  IV,  r.  IfS, 


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UND  DAS  PlINZIP  Dil  VBRKBBRSRRKinEIT.  27 

exorbitante  Weinsteaer  eben  nach  dem  Verkaufspreis  norinirt  war  (50  % 
desselben] . 

Von  einer  prinzipiellen  Anerkennung  der  Freiheit  kann  vollends  da  keine 
Rede  sein,  wo  man  unter  dem  Eindruck  der  äussersten  Noth ,  nachdem  alle 
Reglements  und  Zwangsmittel  wirkungslos  geblieben,  sich  gewisse rmassen 
aus  Verzweiflung  der  Freiheit  in  die  Arme  wirft,  wie  man  es  in  Florenz  bei 
Theuerung  und  Hungersnoth  wiederholt  gethan  hal^),  freilich  nur  um  sofort 
nach  Beseitigung  des  Nothstandes  wieder  in  die  alten  Bahnen  einzulenken. 

Es  bleibt  uns  noch  tlbrig ,  den  Verkehr  über  die  Mauern  der  Hauptstadt 
hinaus ,  sowohl  innerhalb  des  Staatsgebietes  wie  in  seinen  Beziehungen  zum 
Ausland  zu  verfolgen.  Im  florentiner  Staatsgebiet,  wie  in  dem  der  andern 
Städterepubliken  Italiens  hatte  die  Art  der  Entstehung  und  Zusammensetzung 
des  Territoriums  nicht  allein  politische ,  sondern  eminent  wirthschaftliche  Be- 
deutung. Wie  das  stadtische  Weichbild ,  frei  geworden  von  der  Jurisdiktion 
der  im  Namen  des  Reiches  gebietenden  Grafen  oder  Vikare ,  als  ein  politisch 
und  ökonomisch  selbständiges  Einzelwesen  innerhalb  des  Gomitats  erscheint, 
so  ist  die  Grafschaft,  nach  Beseitigung  der  gräflichen  Gewalt  und  Vereinigung 
mit  der  Republik ,  von  dem  übrigen  Staatsgebiet^  welches  sich  im  Laufe  der 
Zeit  unter  dem  Namen  des  Distriktes  als  ein  Komplex  ehemals  selbständiger 
Gommunen  und  Herrschaften  ringsum  angeschlossen  hatte,  nicht  nur  politisch, 
sondern  auch  wirthschaftlich  getrennt  geblieben.  Wie  das  Staatsgebiet  nach 
Aussen,  so  ist  die  Grafschaft  gegen  den  Distrikt,  die  Stadt  gegen  die  Grafschaft 
durch  Zollgrenzen,  Aus-  und  Einfuhrprohibitionen  und  andere  Verkehrs- 
schranken abgeschlossen.  Wir  werden  bei  der  Darstellung  der  Zollpolitik  auf 
diese  Verkehrsschranken  zurückkommen,  welche  sich  noch  dadurch  verviel- 
fältigten ,  dass  die  ehemals  freien  Territorien  ihre  Zollgrenze  mit  in  die  neue 
Staatsgemeinschaft  hinüberretteten.  Hier  soll  nur  ihre  Bedeutung  für  die  Frage 
der  agrarischen  Verkehrsfreiheit  erörtert  werden. 

Im  Interesse  des  städtischen  Consums  war  nicht  nur,  wie  schon  bemerkt, 
denen,  welche  den  florentiner  Markt  bezogen,  die  Rückfuhr  ihrer  Produkte 
verboten,  sondern  überhaupt  jede  Ausfuhr  von  Getreide  und  Gemüse  aus  Stadt 
und  Vorstädten  untersagt,  wenn  nicht  ausnahmsweise  die  Annt)narbchörde  die 
Erlaubniss  dazu  erlheilte  ^] .  Aber  auch  in  diesem  Fall  war  die  Ausfuhr  da- 
durch erschwert,  dass  die  am  Thore  von  allen  Viktualien  erhobenen  Austuhr- 


4)  Cf.  Lenzi  1.  c.  p.  S6  zu  4880.  Giov.  VUlani  (storie  fiorentine  Xll,  73)  zu  4847  :  cias- 
cuDo  potea  fare  e  vendere  pane  senza  ordine  o  di  peso  o  di  pregio.  Cf.  Fabl»roni  1.  c.  80.  Di»- 
perato  il  Commune  (4389)  di  non  poter  ottenere  quel  che  non  era  possibile  non  ostante  la 
minaceta  di  ta^iarpiedi  t  mani,  doTetle  rinunziare  alle  sae  prescrizioni  e  dire  ai  fornai : 
Andate,  fate  pane  e  vendetelo  piii  che  potete.  —  4  384.  Anche  in  questo  anno  11  Ufficiali  afo- 
bandonarotto  i  loro  prorvedimenti  dicendo  ai  fornai :  Togliete  grano  e  fotene  oio  che  vi  place. 
—  4497:  A  rovescio  de!  sistema  dei  regolamenti  furono  esortatt  II  specoiatori  a  far  venir 
grano  di  fuorl  e  poi  lo  vendessino  quelle  pareva  loro.  —  4534:  Restituila  ai  Granajuoh  e 
fornai  la  libertädi  fare  oome pareya  a  loro,  abbassö  il  grano  dl  piü  della  metä. 

t)  StatuU  della  grascla  (4r78)  f.  40,  Statuta  (444$)  l.  IV,  tr.  cons.  mcrc.  ruh.  456  cf. 
die  analogen  Verbote  der  Ausfuhr  von  Korn ,  Mehl ,  Gemüse ,  Wein  aus  Mailand  und  seinen 


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28  Die  Wirthschaftspoilitik  der  plorbntinbr  Renaissance 

Zölle  keineswegs  unbedeutend  waren  ^].  Nur  den  Colonen  und  Grafschafts- 
eingesessenen im  Umkreis  von  5  Miglien  war  die  Ausfuhr  bis  zu  einem  Betrag 
von  2  Starien  allgemein  gestattet ^  sowie  denjenigen,  welche  Getreide  zur 
Mühle  schickten,  jedoch  nur  unter  der  Bedidgung,  dass  es  als  Mehl  wieder 
zurückgeführt  wurde.  —  Dieser  Verkehrsschranke  zwischen  Stadt  und  Land- 
schaft entsprach  eine  zweite  noch  schroffere  zwischen  der  letzteren  und  dem 
übrigen  Staatsgebiet,  indem  die  Ausfuhr  sämmtlicher  Produkte  des  Ackerbaues 
und  der  Viehzucht  aus  der  Grafschaft  in  den  Distrikt  der  Regel  nach  verboten 
war  2).  Allerdings  konnte  auch  hier  die  Behörde  die  Erlaubniss  ertheilen ,  war 
jedoch  selbst  an  polizeiliche  Fesseln  und  die  oberste  Entscheidung  der  alle 
zwei  Monate  wechselnden  Regierung  gebunden  ^) ,  ja  der  Händler  und  Bauer, 
der  nach  der  Grafschaft  Thiere  eingeführt  hatte,  konnte  die  Wiederausfuhr 
nur  von  der  Signorie  zugestanden  erhalten^).  Ueberhanpt  hat  sich  gerade 
bei  diesem  Verkehr  die  Freiheit  der  Bewegung  am  wenigsten  behaupten 
können.  Hier  war  ja  der  Staat  in  dreifacher  Weise' betheiligt:  mit  seinem 
Interesse  für  den  hauptstädtischen  Markt,  seinen  Bemühungen  um  die  Hebung 
einzelner  Gewerbszweige ,  z.B.  der  Gerberei,  und  der  lebhaften  Sorge,  der 
Bodenkultur  das  nöthige  Arbeitsvieh  zu  erhalten;  eine  Sorge,  die  so  weit  ging, 
dass  der  städtische  Konsum  sich  [Schranken  auferlegte  ^] .  Sogar  die  freiheit- 
lichen Ordnungen,  zu  denen  letzterer  Gesichtspunkt  [führte ,  sind  vom  Geist 
der  Regulative  und  des  Zwanges  durchdrungen.  So  musste  man  4475  die 
Ausfuhr  von  Ackerochsen  aus  der  Grafschaft  nach  dem  Distrikt  unter  gleich- 
zeitiger bedeutender  Verminderung  des  Zolles  freigeben  <^);  eine  Freiheit,  deren 


Vortädten,  Statuta  1480,  f.  U6,  cf.  Arch.  Fan.  E  (H50)  f.  IT  Freier  war  man  in  Florenz 
insofern,  als  das  Gesetz  die  Gewährung  der  Erlaubniss  nicht  wie  in  Mailand  davon  abhängig 
machte,  dass  der  Ausführeode  sich  verpflichtete,  das  Getreide  u.  s.  w.  nicht  über  eine  be- 
stimmte Grenze  (8  Miglien  von  der  Stadt)  hinauszuführen. 

i)  Cf.  den  Tarif  in  der  Pratica  della  mercatura  des  Giovanni  di  Antonio  da  Uzzano  von 
U41  bei  Pagnini:  Della  decima  IV,  86. 

t)  Statuta  (U45)  I.e.  rub.  174,  ausdrücklich  genannt  sind  Getreide,  Ocl,  Gemüse, 
Ochsen,  Hammel,  Schweine,  überhaupt  alles  Vieh,  Fleisch,  Felle,  ungegerbte  Häute;  ausser^ 
dem  »alle  Viktualien  überhaupt«,  cf.  R.  204  Wein,  Pöckelfleisch ,  über  100  Pfd. ,  Fische,  ge- 
backenes  Brod,  über  1  Starius,  Schmalz  »et  quae  sunt  de  genere  grasciae«. 

3)  Nulla  licentia  seu  apodixa  concedi  possit  per  dictos  ofßciales  (sc.  grasciae)  quae  con- 
ti neret  cxtractionem  aliquarum  salmarum  de  comitatu  vel  districtu  Florentiao  ultra  tres 
salmas  pro  apodixa,  ib.  r.  S79,  ähnliche  Beschränkung  der  Licenz  für  die  Ausfuhr  des  Oeles 
aus  der  Grafschaft,  ib.  r.  289,  cf.  Über  legum  artis  lanae  fol.  35,  cf.  statuta  (1324)  II,  55  und 
60.  In  oberster  Instanz  entscheiden  Signorie  und  Collegien  »super  deveto  bladi,  grani  et 
alterius  cujuscunque  rei  et  de  bis  non  extrahendis  extra  comitatum  et  districtum  Fl.  et  circa 
licentiam  dandam  vel  non  dandam.    Statuta  (1-415)  1.  IV,  tr.  extraord.  r.  144. 

4)  Abgesehen  von  den  Zöllen  musste  dann  noch  eine  Taxe  für  die  Licenz  bezahlt  wer- 
den, ib.  r.  279. 

5)  Vergl.  rub.  111  welche  verbietet,  in  Florenz  und  8  Miglien  im  Umkreis  und  in  allen 
ummauerten  Orten  des  Staates  Ochsen  unter  8  Jahren  und  Ochsenkälber  zu  schlachten  oder 
zum  Schlachten  zu  verkaufen. 

6)  A.  Rif.  Prowisioni  Nr.  167,  fol.  65  die  Motive  sind  sehr  bezeichnend  für  die  da- 
maligen Zustände:  Atteso  i  magnifici  —  signori  priori  di  libertä  e  gonfalonieri  di  giostizia 
del  popolo  tiorentino  ,  come  molti  del  contado  di  Firenze  per  esser  circumdati  da  altri  luoghi 


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UND  DAS  PanvziF  DIR  Vbrkbhiisfrbihbit.  29 

Wirkungen  man  jedoch  durch  den  Zusatz  einschränkte;  dass  die  Ausfuhr  nur 
zum  eigenen  Ciebrauch  und  fttr  die  eigenen  Besitzungen  des  Ausführenden 
und  bei  Leibe  nicht  fttr  den  Handel  gestattet  sein  sollte  ^) .  Eben  damals  gab 
man  für  Kühe  den  Verkehr  im  ganzen  Staatsgebiete  frei  und  verminderte 
gleichzeitig  die  Binnenzölle,  die  nicht  nur  eine  unübersteigliche  Verkehrs- 
schranke gebildet,  sondern  demLandwirtb,  nach  dem  ausdrücklichen  Gestand- 
niss  der  Regierung,  sein  Eigenthum  oft  thatsächlich  werthlos  gemacht  hatten  ^j. 
War  doch  der  Bauer,  welchen  Zolle  und  Prohibitionen  den  Zugang  zu  den 
Märkten  verschlossen,  gezwungen  gewesen,  Kühe,  die  nicht  mehr  kalbten, 
einfach  verenden  zu  lassen  und  sich  mit  der  Haut  allein  zu  begnügen  ^jl  Ohne 
Zweifel  waren  damit  die  Symptome  des  Uebels  nicht  erschöpft;  man  begnügte 
sich  aber  in  Florenz  damit,  wenigstens  den  grellsten  Missständen  abzuhelfen. 
Mit  wie  kärglicher  Hand  man  die  Freiheit  spendete,  bezeugt  die  Einschrän- 
kung ,  welche  man  4ler  zuletzt  genannten  Verfügung  gab.  Man  beschränkte 
nicht  nur  das  Recht  auf  die  Ausfuhr  und  den  verminderten  Zoll  auf  die  ge- 
nannten unfruchtbaren  Kühe,  sondern  knüpfte  daran  auch  noch  die  Bedingung, 
im  Fall  des  Verkaufs  dieser  Kühe ,  binnen  Jahresfrist  ebensoviele  andere  und 
zwar  junge  zurückzubringen  und  ausserdem  die  Kälber,  welche  die  aus  der 
Grafschaft  ausgeführten  Kühe  etwa  doch  noch  werfen  würden  ^} ! 

Ein  analoger  Zwang  lag  auf  dem  Landwirth ,  welcher  sein  Vieh  nach  ent- 
fernteren Gegenden  auf  die  Weide  schicken  musste.  Bei  den  toskanischen 
Verhältnissen  kam  dafür  besonders  die  Maremme  in  Betracht.  Er  hatte  nicht 
nur  Bürgschaft  dafür  zu  stellen,  dass  er  das  dorthin  geführte  Vieh  wieder 
nach  Hause  zurückbrachte,  sondern  auch  mindestens  den  dritten  Theil  der 
Stückzahl  noch  darüber.  Allerdings  ermässigte  man  einmal  die  letztere  Zahl, 
kehrte  aber  später  wieder  zur  altem  strengern  Vorschrift  zurück*),  trotz  der 
Klagen  der  Bauern  und  der  vom  Gesetzgeber  ausgesprochenen  Absicht ,  die- 


che  contado,  e  quegli  de!  distretto  per  esser  differcnte  dal  contado  ricevano  per  diversitii 
delle  gabellc  molti  sinistri.  Bfa  uno  intra  gli  altri  loro  molto  danooso  h  questo  che,  volendo 
per  lavorare  la  terra  buoi,  non  gli  possino  dal  contado  di  Firenze  condurre  a  luoghi  loro, 
perchö  uscendo  dal  contado  ed  andando  ncl  distretto  o  toccando  altro  luogo  che  contado  di  F., 
che  in  certi  luoghi  del  contado  non  si  puö  ire  che  non  se  ne  tocchi ,  sono  richiesti  di  pagare 
queila  gabella,  che  pagar  si  debbe  a  cavargli  dalla  giurisdictione  del  conMine  che  ^  di  fuor.  II 
larg.  per  bestia. 

1)  Immerhin  ein  Fortschritt  gegenüber  den  Statuten,  die  nur  die  Ausfuhr  von  4 — 8 
Stück  Arbeitsvieh  aus  der  Grafschaft  zuliesscn.   r.  484,  tract.  cit. 

2)  Ib.  fol.  412  daher  die  charalctcristisehe ,  das  herrschende  System  genugsam  verur- 
thetlende  Molivirung :  »per  dare  aptitudinc  ai  subditi  di  valersi  delle  loro 
roercatantie«. 

3)  Ib.  »lasciarle  morlre  c  trame  solo  il  cuoio« ! 

4)  Ib.  tante  deir  altre  e  giovani  quante  ne  mancassi  e  piü  ogni  aUievo  se  alcune  tali 
vacche  pur  facte  havessino,  sotto  le  pene  ordinate. 

5)  A.  Rif.  Provvialoni  (4504)  fol.  48  — perche  chi  conduce  il  bestiame  in  maremma  ^ 
tenuto  di  rimettere  il  quarto  piü,  e  per  gli  altri  tempi  cra^obligato  di  rimettere  il  terzo  piü, 
voleodo  alle  provvisioni  antichc  ritomare  si  provvide  etc.    Motive  sind  nicht  genannt. 


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äO  DiK  WiRTHfiCHAPSPOLITIC  Dfift  PLOltNTfNJER  BbHAISSANGB 

selben  »von  uanölhiger  Belastung  und  Ausgabe«  zu  befreien  >) .  Wie  schwer 
mussten  gerade  vom  Landwirth  die  Binnenzölle  empfunden  werden ,  da  es  bei 
der  Natur  der  florentiner  Landschaft  eine  sehr  weit  verbreitete  Nothwendigkeii 
war,  Vieh  auf  entfernten  Weiden  zu  überwintern^).  Nun  bedenke  man,  dass 
auf  dem  Verkehr  mit  dem  grossen  Weidegebiet  der  Maremma  allein  folgende 
Zölle  lasteten :  fttr  die  Ausfuhr  aus  der  florentiner  und  Einfuhr  in  die  pisaner 
Grafschaft  und  eben  so  umgekehrt  bei  der  Rückkehr  für  die  Ausfuhr  aus  der 
pisaner  und  Einfuhr  in  die  florentiner  Grafschaft.  Allerdings  hat  man  wenig- 
stens  diesen  Verkehr  —  wenn  auch  sptft  genug,  erst  4544^)1  —  durch  eine 
bedeutende  Zollermässigung  erleichert.  Allein  eine  allgemeinere  Ausdehnung 
solch'  befreiender  Massregeln  findet  sich  nicht ^),  geschweige,  dass  man  eine 
förmliche  Beseitigung  der  Binnenzölle  in  Angriff  genommen  hätte ,  für  welche 
die  Neuzeit  so  energisch  und  siegreich  eingetreten  ist.  In  Florenz  hätte  sich 
mit  einer  solchen  Reform  eine  vöUige  Aeaderung  des  Steuersystems  verbinden 
müssen,  da  die  Zölle  den  grössten  Theil  der  Staatseinnahmen  ausmachten, 
abgesehen  von  andern  Gründen,  auf  die  wir  noch  zurückkommen  werden. 
Hier  sei  nur  noch  darauf  hingewiesen,  dass  der  fiskalinische  Gesichtspunkt 
damals  sosehr  vorwaltete,  dass  selbst  die  im  Interesse  der  Verkehrsfreiheit  dem 
Staate  unterbreiteten ,  ihrem  Inhalt  nach  in  die  Motive  der  Staaisbesc^lüsse 
übergegangenen  Vorstellungen  und  Gutachten  häufig  die  fiskalinische  Seite  der 
Sache  weit  mehr  als  die  wirthschaftliche  betonen  ^j . 

Indem  Florenz  den  unterthänigen  Gommunen  ausdrücklich  verbot,  ihre 
Territorien  in  ähnlicher  Weise  abzusperren ,  insl>esondere  wo  es  sich  um  die 
Ausfuhr  nach  der  Grafschaft  der  herrschenden  Standt  handelte^), 
übertrug  es  auf  die  inländischen  Verhältnisse  dieselbe  für  die  Freiheit  vor- 
hängnissvolle  Politik,  welche  die  italienischen  Staaten  im  Ausland  gegen  ein- 
ander befolgten^  wo  man  der  Freiheit  huldigte,  wenn  man  sie  nur  als  ein 


I)  Di  iiberargli  da  noia  e  spesa  superflua.  A.  Rif.  libri  XVII  Riformatorum  (4491) 
fol.  4  44,  UlieNr.  52. 

3)  Cf.  A.  Rif.  ProvvisioDi  (4478)  fol.  74.  —  Per  la  streltecza  dei  nostri  luoghi  apti  a  t^ner 
besUame  oon  si  puö  conservare  venendo  la  vernata. 

3)  Die  Folge  jener  Zölle  war,  dass  vieles  zur  Weide  aas  der  Grafschaft  geführte  Vieh  gar 
nicht  mehr  zurück,  soadern  ins  Ausland  ging.  Erst  diese  Erkenntniss  brachte  dem  Verkehr 
die  im  Text  genannte  Erleichterung ,  volendo  dare  cagione  che  la  grascia  non  esca  dal  do> 
minio  Fior.  come  sMntendc  farsi  per  la  asprezza  di  tali  gabelle.  A.  Rif.  Provvisioni  dei  XVII, 
Riformatori  die  Commune  464,  fol.  25. 

4)  Wenn  man  dem  Vieh  des  damals  volksreichen  aber  weidearmen  Casentino  für  den 
Weg  nach  verschiedenen  Weideplätzen  eine  tihnlichc  Zollcrmässigung  zugestand  (4462),  so 
geschah  dies  nur  provisorisch ,  auf  3  Jahre ,  trotz  des  lebhaft  empfundenen  Bedürfnisses. 
A.  Rif.  Provvisioni  Nr.  4  54,  fol.  4  02. 

5)  So  wird  z.  B.  die  Vorstellung,  man  möge  dem  Casentino  durch  Ermässigung  der  Zölle 
fernere  Weiden  zugänglicher  machen  und  die  Vermehrung  seines  Vichstandes  ermöglichen, 
mit  dem  Nutzen  des  Vi^es  für  die  Einnahmen  der  Duane  motivirt.   !b. 

6)  Statuta  (4  44  5)  r.  476  1.  c.  Schon  in  den  Statuten  von  4824  II  59  heisst  es:  Jeder- 
mann kann  aus  dem  Distrikt  und  überall  her  nach  Florenz  bringen  Lebensmittel  und  alles 
was  zur  Bekleidung  nöthig  ist;  und  Niemand  kann  ihn  daran  hindern.  Cf.  auch  Capitoli  dt 
Firenze  fol.  440  4  385  Vertrag  mit  Arezzo. 


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UN»  DAS  PftiNUP  D£ft  VltlBHUSrUIHllT.  31 

Mooopoi  für  sich  gewinnea  konnie ,  und  DichU  lieber  sah ,  als  Fesselung  aller 
Andern.  Diese  Tendenz  zeigt  sich  besonders  bei  der  Einverleibung  neuer 
Gebiete  in  den  Staat,  wo  man  sich  stets  die  freie  Zufuhr  nach  Florenz  sicherte, 
ohne  die  entsprechende  Gegenleistung  zuzugestehen.  So  schliesst  sich  in  den 
Statuten  unmittelbar  an  die  Prohibition  der  Viktualienausfuhr  aus  der  Graf- 
schaft Florenz  eine  Verordnung  an,  welche  jede  derartige  Prohibition  der 
Ausfuhr  aus  dem  ehemaligen  Staatsgebiet  von  Arezzo  nach  Grafschaft  und 
Sladt  Florenz  oder  eine  Erhöhung  der  Zölle  für  diese  Ausfuhr  strenge  ver- , 
pönt  <) .  Charakteristisch  ist  für  den  bezeichneten  Standpunkt  unter  Anderem, 
dass  man  z.  B.  dem  markgräflichen  Gebiet  von  Monte  Santa  Maria ,  das  sieh 
4424  unterwarf,  im  Fall  einer  Theuerung  Zollfreiheit  fttr  die  Ausfuhr  von 
Korn  aus  dem  übrigen  Staatsgebiet  versprach ,  die  Ausfuhr  selbst  jedoch  von 
der  Erlaubniss  der  Signorie  abhängig  machte,  während  umgekehrt  bei  hohen 
Kornpreisen  in  Florenz ,  und  niedrigen  im  markgräflichen  G^iet,  nach  dem 
Vertrag  jeder  Florentiner  zollfrei  ausführen  sollte,  ohne  die  Erlaubniss  der 
Lokalbehörde  zu  bedürfen ,  nur  dass  es  der  Diskretion  der  Florentiner  anheim- 
gestellt wurde,  durch  die  Ausfuhr  keine  Theuerung  in  der  Markgrafschsft  zu 
erzeugen^). 

Dem  Verkehr,  der  sich  von  der  Peripherie  des  Staates  nach  dem  Cen- 
trum hin  bewegte,  sollte  von  keiner  Seite  ein  Hindemiss  in  den  Weg  gelegt 
werden ,  während  man  das  Zurückströmen  vom  Herzen  nach  den  Gliedern  auf 
alle  Weise  zu  unterbinden  suchte.  Unter  den  von  der  Staatsgewalt  zu  diesem 
Zweck  ergrilTenen  Maassregeln,  die,  ohne  einen  direkten  Zwang  zu  enthalten, 
zu  den  modernen  Grundsätzen  über  die  Freiheit  des  VeilLehrs  in  schroffem 
Widerspruch  stehen,  sind  die  innerhalb  des  Staates  nur  zu  Gunsten  der 
Hauptstadt  geschaffenen  Differentialzölle  zu  nennen.  »Damit  die  Stadt 
Florenz  reichlicher  mit  Fletsch  versorgt  sei  und-wegen  der  Menge  der  Zölle  und 
Duanen  der  Verkehr  sich  nicht  anderswohin  wende«,  denkt  man  nicht  etwa 
auf  eine  Vereinfachung ,  wenn  nicht  Beseitigung  des  inländischen  Zollsystems 
überhaupt,  sondern  gewährt  —  allerdings  erst  in  der  letzten  Zeit  der  Republik 
—  nur  dem  auf  gewissen  Strassen  nach  der  Stadt  CJorenz  geführten  Vieh  die 
Wohlthat  eines  massigen,  nur  an  Einer  Stelle  zu  entrichtenden  Zolles  3).  Aehn- 
lich  betrug  der  Zoll  für  die  Einfuhr  von  Oel,  Getreide,  Mehl,  Landwein,  Flachs, 

4)  L.  c.  ruh.  474,  cf.  Capitoli  di  Firenze  1.  c.  p.  76  in  Beziehung  aufs  Valdinievole  (4353) 
ferner  Santa  Maria  a  Monte  p.  87  (4348)  vergl.  p.  568,  wo  man  den  Herren  Manfredi  di 
Faenza  als  Entgelt  für  das  Zugesländniss  der  Ausfuhr  nach  Florenz  nur  das  Versprechen 
eines  diskreten  Gebrauches  gab,  facendo  queslo  dlscrctamente,  perche  non  ne  segua  carestia 
nelle  terra  di  quei  Signori  (4425). 

t)  Solamente  avvertendo  che  la  estrazione  non  porti  carestia  nel  territorio  del  marchese. 
Ib.  p.  566.  Vergl.  die  Accomandigia  dei  Signori  di  Pielramala  (4383)  p.  471,  der  Donna 
degll  Uberti  (4884)  p.  464.  Vergl.  die  Befreiung  der  aus  Arezzo  und  Anghiari  nach  Stadt  und 
Grafschaft  Florenz  ausgeführten  Waaren  von  den  dortigen  Zollen. 

3)  A.  Rif.  Provvisioni  4544,  fol.  48.  Aehnlich  hatten  nach  den  Mai  Und  er  Statuten 
(f.  487)  die  Kohlen  bei  der  Einfuhr  in  die  Grafschaft  einen  geringeren  Zoll  zu  zahlen,  wenn 
sie  nach  der  Stadt  gingen,  einen  höheren,  wenn  sie  in  der  Grafschaft  blieben. 


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32  Die  WiRrBSCBAPTSPOLiTiK  dbr  PLORBHTiifBii  Rbbaissaiigb 

Vieh  und  Fischen  aus  dem  ehemaligen  Pisaner  Gebiet  nach  Stadt  und  Graf- 
schaft Florenz  nur  den  dritten  Theil  desjenigen,  welcher  für  die  Einfuhr  von 
dort  in  den  Distrikt  bezahlt  wurde  ^];  am  Ende  wurde  sogar  die  Einfuhr  von 
Getreide  aus  der  Pisaner  nach  der  Florentiner  Grafschaft  ganz  von  Zöllen  be- 
freit ,  wtthrend  dieselben  fttrs  übrige  Staatsgebiet  bestehen  blieben  ^ .  In  die- 
selbe Kategorie  gehört  die  dauernde 3)  oder  vorübergehende^)  Befreiung  der 
hauptstadtischen  Zufuhr  von  den  Binnenzöllen.  Auch  da  erscheint  die  Freiheit 
als  Monopol  des  hauptstädtischen  Marktes.  Und  was  war  der  Sache  der  Freiheit 
selbst  damit  gedient,  dass  die  Einfuhr  der  meisten  Lebensmittel  aus  dem 
Distrikt  nach  der  Grafschaft  von  allem  Grenzzoll  befreit  war^j,  so  lange  die 
Grafschaftsgrenze  für  den  Verkehr  in  entgegengesetzter  Richtung  eine  förm- 
liche Absperrung  bedeutete? 

Die  Tendenz ,  dem  Herzen  des  Staates  möglichst  zahlreiche  Nahrung  zuzu- 
führen, führte  nun  aber  auch  den  Staat  so  weit  abseits  vom  Pfade  der  Freiheit, 
dass  man  sogar  davor  nicht  zurückscheute,  verschiedenen  Bezirken  für  den 
Absatz  ihrer  Bodenerzeugnisse  den  florentiner  Markt  geradezu  auf- 
zuzwingen. So  verpflichtete  man  z.  B.  1385  Monte  Sansavino,  seine  Pro- 
dukte, mit  Ausnahme  von  Arezzö,  nur  nach  Stadt  und  Grafschaft  Florenz  zu 
Markte  zu  bringen  ^) .  Ja  es  findet  sich  ein  analoger  Zwang  aufs  ganze  Gebiet 
ausgedehnt.  Als  sich  im  Jahre  4443  die  Fleischerzunft  über  die  heimliche 
Schweineausfuhr  aus  Volterra  und  anderen  Orten  nach  Bologna  und  Forli  be- 
klagte, weil  dadurch  Theuerung  auf  dem  florentiner  Markt  erzeugt  würde,  so 
erging  das  Gebot,  dass  Jeder,  der  über  10  Stück  dieser  Thiere  besUsse,  dieselben 
nirgends  verkaufen  könne,  wenn  er  sie  nicht  vorher  auf  die  Märkte  der  Haupt- 
stadt gebracht  hätte ^).  Die  Neigung,  von  diesem  Gesichtspunkt  aus  in  die 
Freiheit  des  Verkehrs  einzugreifen,  wurzelte  so  tief,  dass  man  sich  nicht  scheute, 
die  eben  anerkannte  Freiheit  im  hauptstädtischen  Interesse  wieder  zu  vernichten . 
Veranlasst  durch  verschiedene  MissgriffSe  der  Annonarbehörde ,  welche  »Theue- 
rung, Unzufriedenheit  und  wenig  Nutzen  für  die  Commune  zur  Folge  gehabt«, 


1)  Arch.  Rif.  libri  XVII  Riformatorum.    Balie  Nr.  59,  cap.  SO  (4491). 
S)  Ib.  cap.  46. 

3)  Vorgl.  die  Exemtion  von  den  Zöllen  im  Gebiet  von  Samminiato  für  dort  erzeugten 
Wein,  Korn,  Oel,  Feigen,  wenn  dieselben  nach  der  Stadt  Florenz  gin$;en,  wtthrend  Aus- 
fuhren von  dort  mit  anderer  Bestimmung  der  dortigen  Duane  zollpflichtig  waren ,  Statuta 
(1445)  I.  V,  tr.  III,  r.  28. 

4)  Für  Getreide  (1475)  auf  ein  Jahr,  A.  Rif.  Provvisioni  f.  407.  Für  Getreide  und  Oel, 
4  416  Febr. — Juni,  dann  für  die  Oelzufuhr  verlttngert  bis  December.  Provvisioni  4545  (Stil, 
flor.)  f.  446 ;  ebenso  für  die  Dauer  der  Anwesenheit  des  Papstes  in  Florenz  und  44  Tage  dar- 
nach.   34.  Oktober  4515,  ib.  fol.  95. 

5)  Pagnini  1.  c.  IV,  3.  Genannt  sind:  Getreide,  Mehl, Oel, Pöckelfleisch  bis  zu  4  0 Pfd., 
Gemüse  aller  Art,  Geflügel,  Landwein.  In  Mailand  hat  man  eine  ähnliche  Zollbefreiung 
der  Einfuhr  in  die  Grafschaft  an  die  Bedingung  geknüpft ,  dass  die  eingeführten  Gegensttfnde 
in  Stadt  und  Grafschaft  consumirt  und  nicht  wieder  ausgeführt  wurden,  Statuta  Mediol. 
(1480)  f.  480. 

6)  Capitoli  di  Firenze  1.  c.  440. 

7)  MDamit  Abundanz  in  unserer  Stadt  entstehe«,  A.  Rif.  Statuti  dei  beccai  Cod.  cit  99. 


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UND  DAS  Prinzip  du  VsiiKBHRspuiHKtT.  33 

gab  man  1473  den  Fiscbhandei  im  ganzen  Gebiete  frei^).  Allein  schon  nach 
wenig  Tagen  kam  man  zu  der  Ansicht,  dass  die  Fische  vom  Lage  nuovo  und 
einigen  anderen  Punkten  in  Folge  der  Neuerung  nach  fremden  Märkten  gehen 
und  dadurch  in  Florenz  Theuerung  entstehen  würde;  daher  gebot  man  im 
schroffen  Widerspruch  mit  der  eben  erlassenen  Verordnung ,  dass  der  Fisch- 
ertrag der  betreffenden  Orte  ohne  Erlaubniss  der  florentiner  Behörde  nirgends 
anderswohin  als  nach  Florenz  gebracht  werden  dttrfe ;  zugleich  erschwerte  man 
den  Verkehr  auch  im  Fall  der  Erlaubniss  durch  eine  Erhöhung  der  Fischzölle 
für  die  Ausfuhr  aus  der  Grafschaft  '^). 

Wer  der  Freiheit  vor  Allem  auf  den  Bahnen  zu  begegnen  hoil,  auf  wel- 
chen sich  die  Entwicklung  desjenigen  Standes  vollzog ,  der  in  erster  Linie  zum 
Trager  des  modernen  Geistes  bestimmt  erscheint ,  dem  dürfte  es  schwer  fallen, 
einer  Gesetzgebung  gerecht  zu  werden ,  in  welcher  sich  das  Bürgerthum  einer 
Stadt,  wo  gerade  der  dritte  Stand  in  den  grossartigsten,  vielseitigsten  Formen 
steh  aus  sich  selbst  heraus  entwickelte ,  so  ganz  vom  Geiste  der  Bevormundung 
und  polizeistaatlichen  Zwanges  durchdrungen  zeigt.  Soll  man  diese  Erscheinung 
auf  einseitige  Interessenpolitik  der  im  Regimente  sitzenden  Industrieilen  zurück- 
führen? Allerdings  war  sich  ein  so  berechnender  Kopf,  wie  der  Florentiner 
Fabrik- und  Handelsherr ,  völlig  klar,  dass  bei  Wohlfeilheit  der  nothwendigen 
■  Lebensbedürfnisse  die  Arbeitslöhne  sich  niedriger  halten  Hessen,  die  haupt- 
städtische Industrie  wohlfeiler  produziren  konnte  und  dadurch  auf  dem  Welt- 
markt konkurrenzfähiger  wurde;  und  ohne  Zweifel  war  die  Vergewaltigung  des 
Verkehrs  zu  Gunsten  des  grossen  industriellen  Mittelpunktes  des  Staates  Yon 
diesem  Gesichtspunkt  mitbedingt.  Allein  wer  die  eigenthümliche  politische 
Stellung  der  herrschenden  Commune  und  die  Bedeutung  des  wirthsehaftlichen 
Uebergewichtes  derselben  zur  Behauptung  dieser  Stellung  innerhalb  des  unter- 
thänigen  Territoriums  ins  Auge  fasst;  wer  sich  den  ganzen  Ernst  der  Annonar- 
frage  für  eine  Stadt  mit  einer  gewaltigen  Arbeiterbevölkerung  voll  unruhiger, 
gährender  Elemente  vergegenwärtigt^  deren  Versorgung  durch  die  ungünstigen 
Verhältnisse  der  heimischen  Landwirthschaft  und  die  bei  der  ringsum  herr- 
schenden Prohibitivpoiitik  bedenkliche  Kleinheit  des  Staates  erschwert  wurde; 
wer  femer  bedenkt,  dass  die  einseitige  Begünstigung  der  grossen  städtischen 
Gentren  sich  in  dieser  Epoche  in  ganz  analoger  Weise  nicht  nur  in  den  übrigen 
bürgerlichen  Republiken  Italiens  wiederholt,  sondern  ebensosehr  in  den  Staaten, 
wo  bürgerliche  Freiheit  langst  fürstlichem  Absolutismus  zum  Opfer  gefallen, 
der  wird  nicht  verkennen,  dass  die  verschiedensten  geschichtlichen  Faktoren 
zusammenwirkten ,  die  Richtung  gegen  die  Freiheit  des  Agrarverkehrs  mächtig 
zu  fördern.  Von  dem  so  ausserordentlich  prägnanten  Beispiel  NeapeFs  ganz  zu 
schweigen,  bedarf  es,  um  die  Stellung  der  Florentiner  Wirthschaftspoiitik  inner- 
halb des  Rahmens  der  ökonomischen  Gesetzgebung  der  italienischen  Renaissance 
überhaupt  zu  würdigen ,  nur  eines  Hinweises  auf  die  unter  der  Aegide  des  ab- 


4)  Arch.  Rif.  Prowisioni  (U72  stil.  üor.  9.  Febr.)  fol.  ill. 
2}  Ib.  fol.  202  am  19.  Febr. 
P  6  b  1  ra  a  B  B ,  WirtbschBftapolitik. 


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34  Dm  WlRHSGHAPt^POLlTTK  DBR  FLORCFTTIICBR  REIfAlSSAKCfi 

soluten  FUrslenthums  zu  Stande  gekommene  Mailänder  Gesetzgebung,  die  nicht 
nur,  wie  in  den  Noten  angedeutet,  in  den  annonarpoiitischen  Ordnungen  im 
Allgemeinen  und  insbesondere  in  der  Begünstigung  der  Hauptstadt  sich  als  ein 
getreues  Ebenbild  der  Florentiner  darstellt  ^j ,  sondern  dieselbe  in  der  Fesselung 
des  inländischen  Verkehrs  entschieden  noch  überboten  hat^).  Wenn  auch 
Florenz ,  wie  wir  sahen ,  den  Verkehr  von  den  Binnenzöllen  nur  theilweise  und 
meist  einseitig  befreite ,  wenn  es  auch  den  Kern  des  Staates  von  der  Grafschaft 
und  diese  von  dem  erweiterten  Staatsgebiet,  dem  Distrikt,  durch  Prohibitionen 
künstlich  abschloss  und  den  Verkehr  zum  Theil  mit  Gewalt  in  die  Richtung  nach 
der  Hauptstadt  hineinzuzwängen  suchte ,  so  bleibt  das  Alles  doch  weit  zurück 
hinter  einem  System ,  welches  wieder  innerhalb  dieser  gN^ssern  geschichtlich 
erwachsenen  Kreise  aus  den  kleinen  Verwaltungs-  und  Gerichtsbezirken,  ja 
selbst  den  einzelnen  Gemeindemarken  eben  so  viele  Verkehrsschranken  ge- 
macht hat.  Die  Ausfuhr  von  Getreide  und  Wein  von  einem  Bezirk  zum  andern, 
ja  selbst  von  einem  Ort  zum  andern,  ist  nach  den  Mailänder  Statuten  nur  mit 
Bewilligung  der  Behörde  möglich.  Ja  innerhalb  der  Grafschaft  kann  die  Behörde 
die  Licenz  nur  dann  geben,  wenn  der  Bestimmungsort  der  Hauptstadt 
näher  gelegen  und  ihr  nicht  verdächtig  ist  I  ^)  Nur  zur  Zeit  der  Aussaat  ist  der 
Transport  von  Ort  zu  Ort  freigegeben,  jedoch  nur  auf  eine  Entfernung  von  drei 
Miglien  und  unter  der  Bedingung,  dass  man  sich  dabei  keinem  »verdächtigen« 
Orte,  d.  h.  besonders  Punkten  an  der  Bezirksgrenze  nähere.  Soweit  hatte  man 
jed«  Freiheit  der  Bewegung  unterbunden,  dass  man  in  Consequenz  jener  Pro- 
hibitionen sich  gezwungen  sah,  dem  Bauer  das  Recht,  die  Ernte  vom  Felde  ohne 
vorhergehende  staatliche  Erlaubniss  nach  seiner  Scheune  zu  führen,  erst  förm- 
lich durch  das  Gesetz  zu  garantiren  ^) .    Völlig  durchzuführen  vermochte  man 

\)  Man  vergl.  z.  B.  auch  die  Erklärung  Franz  Sforza's  im  Jahre  U50,  worin  die  reich- 
liche Versorgung  der  Hauptstadt  mit  Lebeosmitteln  als  Hauptsorge  der  herzoglichen  Regie- 
rang  hingestellt  wird.    Arch.  Pantgarola  Cod.  E,  f.  44. 

3)  Man  vergl.  nur  das  nach  der  schlechten  Ernte  von  4482  an  alle  im  Herzogthum 
ansässigen  Grundbesitzer  erlassene  Gebot,  binnen  i  Monaten  alle  ihre,  den  eigenen  und  ihrer 
Familien  Bedarf  überschreitenden  Kornvorräthe  nach  Mailand  zu  bringen!  Ib.  Cod.  H, 
fol.  458.  Man  sieht,  aufs  wirthschaftllche  Gebiet  lässt  sich  die  Ansicht  Guicciardini*s 
über  die  Stellung  von  Republik  und  Monarchie  zu  den  verschiedenen  Bevölkerungsklassen 
nicht  übertragen.  »Essendo  il  costame  dalle  repubbliche  non  partecipare  i  frutti  deUa  sua 
libertä  e  imperto  a  altri  che  i  suoi  cittadini  propri  —  questa  ragione  non  milita  in  un  reg  n  o 
il  quäle  b  piü  comune  a  tutti  i  sudditi:  Considerazioni  sui  discorsi  del  Macchia- 
velli.    Opere  ed  Caoe^trini  I,  S8. 

8)  —  Si  terra  vel  locus  quo  ducitur  est  propinqnior  civitati  et  non  sit  suspectus  vel  sus- 
pecta  161.  459  der  Statuten.  Cf.  Arch.  Panigarola  (4  443)  B,  f.  496:  »Obgleich  wir  verboten 
haben ,  dass  Getreide ,  Gemüse  oder  Viktualien  überhaupt  ohne  unsere  spezielle  Erlaubniss 
von  einem  Ort  zum  andern  geführt  werde,  so  ist  es  dpch  unsere  Intention ,  dass  nach  unsern 
Städten  Mailand  und  Pavia  diese  Dinge  von  Jedermann  eingeführt  werden  können. 

4)  Statuta  Mediol.  1.  c.  Uebrigens  machte  man  hier  wieder  einen  Unterschied  zwischen 
dem  frisch  geernteten  Getreide ,  welches  aosgedroschen  und  consumirt  und  jenem  ,  das  auf- 
gespeichert werden  sollte.  Bei  jenem  macht  der  Wohnort  des  Eigenthümers  keinen  Unter- 
schied ,  »auch  wenn  er  an  der  Grenze  eines  andern  Bezirks  gelegen«.  Bei  diesem  gilt  die 
Beschränkung :  dunimodo  non  conducatur  sine  licentia  de  una  terra  ad  aliam  ultra  mtliaria 
tria  —  et  de  uno  loco  ad  alium  pro  incancvando  intra  locu  suspeclo. 


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vifi>  DAS  Prinzip  dsr  VsRKfiRRsPRBiRtiT.  35 

m 
freilich  dieses  System  auf  die  Dauer  keineswegs.    Schon  die  Statuten  gestatten 

—  allerdings  eine  kärgliche  Konzession  —  wenigstens  nach  den  Märkten  der 
Grafschaft  an  den  Markttagen  selbst  Korn  und  Gemflse  bis  zu  zwei  Starien  zu 
fuhren  1).  Trotzdem  wäre  eine  wahrhaft  freiheitliche  Entwicklung  kaum  ein- 
getreten, wenn  nicht  das  Licenzenwesen  von  den  Beamten  zu  willktlriichen 
Erpressungen  aller  Art  ausgebeutet  worden  wäre  2] .  Diesem  Uebel,  welchem 
keine  Regierung  zu  steuern  vermochte,  ist  in  erster  Linie  die  Reform  von  1494 
zu  verdanken ,  durch  welche  am  Ende  der  Binnenverkehr  doch  insofern  frei- 
gegeben wurde,  als  die  Licenzen  zwar  noch  nachgesucht  werden  mussten,  aber 
von  der  Behörde  nicht  mehr  verweigert  werden  konnten ,  wenn  der  Bestim- 
mungsort des  betreffenden  Getreidetransportes  mehr  als  4000  Schritte  von  der 
Staatsgrenze  entfernt  war  'j . 

Indem  wir  uns  wieder  Florenz  zuwenden,  tritt  an  uns  noch  die  Frage 
heran,  in  welchem  Umfang  der  Staat  dem  Verkehr  zwischen  In-  und  Aus- 
land freie  Bewegung  zugestanden  hat.  Dass  auch  hier  die  Abschlies- 
sung  die  Regel  bildet,  erscheint  schon  als  nothwendige  Consequenz  des  im 
Inland  durchgeführten  Prohibitivsystems,  dessen  Endzweck  zum  Theil  vereitelt 
werden  musste,  wenn  die  Schranken,  welche  Grafschaft  und  Distrikt  trennten, 
sich  nicht  an  der  Staatsgrenze  wiederholten.  Dieselben  Verbote,  welche  die 
Ausfuhr  von  Korn,  Vieh  und  Lebensmitteln  aus  der  Grafschaft  beschränken, 
gelten  auch  für  die  Ausfuhr  aus  dem  Distrikt^),  sie  werden  bei  jeder  VergrOsse- 
rung  des  Staates  auf  die  neuen  Grenzen  ausgedehnt  ^) .  Trotzdem  machte  steh 
hier  eine  stärkere  freiheitliche  Strömung  bemerklich.  Natürlich !  In  der  Graf- 
schaft mit  ihrer  volkreichen  industriellen  Hauptstadt  und  einer  Bodenproduk- 
tion, die  den  Bedarf  nicht  zu  decken  pflegte,  musste  der  Verkehr  an  sich  schon 
eine  so  starke  centripetale  Tendenz  erhalten ,  dass  die  Abschliessung  der  Graf- 
schaft nach  Aussen  —  um  mit  Röscher  zu  reden  —  nur  der  juristische  Aus- 
druck einer  Thatsache  ist ,  die  sich  ohnehin  —  zum  grossen  Theil  wenigstens 

—  von  selbst  gemacht  hätte®).  Je  weiter  aber  bei  der  im  44.  und  15.  Jahrhun- 
dert stetig  zunehmenden  Ausdehnung  des  Gebietes  die  Staatsgrenzen  von  der 
Hauptstadt  sich  entfernten,  desto  kräftiger  musste  in  den  Grenzgebieten  die 
centrifugale  Strömung  hervortreten ,  zumal  sich  in  einem  so  hochentwickelten 
industriellen  Lande  wie  dem  damaligen  mittleren  Italien  überall  Absatzgebiete 


4)  Ib.        8)  Arch.  Panigarola  D  (4444)  fol.  87. 

5)  Ib.  Kf  fol.  16  —  »ut  circa  bladam  de  loco  ad  locum  conducendam  commodemus  sub- 
ditis  nostris  quantum  fieri  possit«  I 

4)  Statuta  (4445)  1.  c.  rub.  484  u.  280. 

5)  Die  Capitoli  dl  Firenze  bieten  lehrreiche  Beispiele  dafür.  Vergl.  den  Vertrag  mit 
Arezzo  (4385),  dessen  Angehörige  jede  Ausfuhr  von  Korn,  Wein,  Oel,  Fleisch,  Köse,  Pöckel- 
fleisoh  ,  Wildseh  weinen ,  Rehen  aus  dem  florentiner  Territorium ,  wozu  jetzt  auch  das  Are- 
tioisdie  geborte,  unbedingt  verbot  (f.  440).  Vergl.  dieselbe  Bestimmung  für  alle  florentiner 
Unterthanen ,  Statuta  1.  V,  tr.  IV,  r.  22.  Wurde  im  einzelnen  Fall  auch  die  Licenz  ertheilt, 
ao  lasteten  doch  auf  dem  Verkehr  noch  die  hohen  Ausfuhrzölle,  cf.  z.  B.  A.  Rif.  Prowisioni 
Nr.  457,  4465,  f.  240. 

6)  Cf.  Kornhandet  und  Theuerungspolitik  409. 

3* 


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36  Die  Wirthscha^ptspolitik  dbr  plorbntiner  Rrnaissancr 

in  grösserer  Nähe  eröflheteD.  Eine  konsequente  dauernde  Absperrung  hatte 
hier  geradezu  zerstörend  auf  den  Ackerbau  einwirken  müssen.  Am  meisten 
musste  das  Bedttrfhiss  nach  Freiheit  in  Gegenden  empfunden  werden ,  wie  in 
dem  seit  1406  einverleibten  Pisaner  Gebiete,  da  hier  einerseits  der  Ackerbau 
überwog  und  andererseits  die  Verödung  Pisa's  den  Kornhandel  des  Marktes 
einer  seemachtigen  Handelstadt  beraubte.  So  erklärt  sich,  dass  die  erste  be- 
deutsame Konzession ,  welche  die  Wirthschaftspolitik  der  Commune  auf  dem 
Gebiete  des  Komhandels  mit  dem  Ausland  dem  Prinzip  des  freien  Verkehrs 
gemacht  hat,  eine  Maassregel  zu  Gunsten  der  Pisaner  Landschaft  gewesen  ist. 
Neun  Jahre  bevor  England  in  derselben  Richtung  die  Bahn  der  Freiheit  betrat, 
am  18.  December  1427,  verordnete  Florenz  ^):  «Jeder  kann  in  Zukunft  frei  aus 
der  Stadt  Pisa,  der  Maritima  und  dem  ganzen  Pisaner  Gebiete  nach  allen  Theilen 
der  Welt  jede  Quantität  Korn  ausführen,  ohne  einen  Zoll  zu  bezahlen  ausser 
5  Soldi  für  den  Starius  (6  Lire  den  Modius) ;  und  der  Ausfuhr  soll  kein  Hinder- 
niss  in  den  Weg  gelegt  werden.  Doch  gilt  dies  nur  für  die  Zeit,  in  welcher  der 
Preis  des  Starius  in  der  Maremnia  und  der  ehemaligen  Grafschaft  von  Pisa 
15  Soldi  nicht  übersteigt.  Und  wenn  die  Preise  noch  tiefer  sinken,  so  kann  die 
Signorie ,  die  Capitane  der  Welfenpartei ,  die  Acht  der  Gustodia  und  die  Räthe 
der  Merkanzia  und  der  Universitas  Mercatorum  den  Zoll  von  6  Liren  herab- 
setzen, aber  nicht  unter  4  Lire  für  den  Modius.  Die  letztere  Minderung  soll 
aber  nur  für  die  Zeit  gelten ,  für  welche  sie  gemacht  wird ,  und  darf  in  keinem 
Fall  auf  den  nächstfolgenden  Mai  ausgedehnt  werden.  Bevor  aber  eine  solche 
Zollherabsetzung  beschlossen  werden  kann ,  müssen  alle  die  an  Berathung  und 
Abstimmung  theilnehmen ,  einen  Eid  aufs  Evangelium  ablegen ,  dass  sie  keine 
schwarze  Bohne  für  Verminderung  abgeben  wollen;  ausser  wenn  sie  mit  ihrem 
Gewissen  bezeugen  können ,  dass  dieselbe  für  die  Commune  Florenz  heilsam 
sei  und  ihr  Votum  nicht  durch  die  Rücksicht  auf  den  Nutzen  von  Privaten  be- 
stimmt werdea.  Schon  im  Mai  4  428  überschritt  man  jedoch  die  hier  mit  einer 
gewissen  Aengstlichkeit  gesteckten  Grenzen,  indem  man  das  in  dem  Gesetze  von 
1 427  prinzipiell  festgehaltene  Minimum  des  zulässigen  Ausfuhrzolls  aufgab  und 
denselben  gleich  auf  2  Lire  für  den  Modius  herabsetzte  ^j . 

Damit  war  nun  aber  auch  im  W^esentlichen  das  Maass  der  Zugeständnisse 
erschöpft,  die  man  dem  Verkehr  machen  zu  dürfen  glaubte,  und  die  Bedächtig- 
keit, mit  der  man  den  ersten  Schritt  zur  Freiheit  verklausulirt  hat,  ist  auch 
später  von  dieser  Politik  nie  verleugnet  worden ,  wo  es  sich  darum  handelte, 
den  Verkehr  gewissermassen  aus  der  Hand  zu  geben.  1442  machte  man  sogar 
den  grossen.  Rückschritt ,  die  Ausfuhr  nur  dann  gestatten  zu  wollen ,  wenn 
Signorie  und  CoUegien  und  die  Beamten  der  »Abundanz«  mit  36  Stimmen  sich 
dafür  erklärten,  und  im  letzteren  Fall  ausser  dem  Zoll  für  die  Ausfuhr  aus  dem 
Pisaner  Gebiet  einen  Zuschlag  von  einem  Goldgulden  für  den  Modius  zu  er- 
heben!    Die  Folge  war,  dass  die  Getreideausfuhr  auf  ein  Minimum  reduzirt 


4)  Ordini  del  Consolato  della  nazione  Fiorentina.    Arch.  Rif.  Classe  XI,  dist.  IV,  Nr.  77, 
fol.  24. 

f)  ib.  fol.  25.        8)  Arcb.  Rif.  Balie  Nr.  44,  fol.  82. 


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UND  DAS  Prinzip  der  Yerkebrsfrbiheit.  37 

wurde ,  »weil  man  auf  diese  Weise  nicht  viel  weniger  an  Zoll  bezahlte ,  als  das 
Getreide  selbst  werth  war<(^).  Für  unsere  Frage  aber  hatten  die  schlimmen 
Wirkungen  der  neuen  Sperre  die  Bedeutung,  dass  man  sich  schon  1444  ent- 
schliessen  mussto,  »mit  freigebigerer  Hand  die  Getreideausfuhr  zuzugestehena^j, 
wenn  diese  Freigebigkeit  auch  zunächst  nur  darin  bestand,  dass  man  den  ausser 
den  Zöllen  erhobenen  Zuschlag  auf  44  Soldi  erniedrigte.  Die  spätere  Praxis 
lenkte  dann  noch  entschiedener  in  die  frühere  freiheitliche  Richtung  ein.  Sie 
erkannte  wieder  ein  Preisminimum  an ,  bei  welchem  die  Ausfuhr  freigegeben 
wurde  3).  Allerdings  war  dasselbe  um  den  dritten  Theil  höher  angesetzt  als 
früher,  doch  verband  sich  damit  andererseits  eine  Erniedrigung  des  Zolles. 
Derselbe  betrug  seitdem  bei  einem  Preis  von  20  Soldi  für  den  Starius  4  Soldi, 
also  bei  einem  solchen  von  15  Soldi  nur  3  Soldi  =  20%,  während  der  frühere 
Zoll  30  o/o  betragen  hatte.  Ein  Fortschritt  über  diese  in  der  letzten  Hälfte  des 
Jahrhunderts  herrschende  Zollpraxis  hinaus,  d.  h.  eine  fortschreitende  Vermin- 
derung der  Zölle,  ist  nicht  eingetreten.  Das  fiskalinische  Interesse  hat  eben 
auch  hier ,  abgesehen  von  den  Gesichtspunkten  der  Theuerungspolitik ,  hem- 
mend eingewirkt.  Was  sollte  nicht  allein  der  Zoll  für  die  Kornausfuhr  aus  der 
Pisaner  Landschaft  alles  leisten !  Alljährliche  Beiträge  zur  Tilgung  der  Staats* 
schulden ,  zu  Kanal-  und  Festungsbauten ,  zur  Begründung  und  Unterhaltung 
eines  Reservefonds  für  Getreideaufkäufe  von  Staatswegen  und  andere  Maass- 
regeln io  theuerer  Zeit  I  Das  starke  Hervortreten  der  fiskalinischen  Interessen 
führte  zu  den  widerspruchsvollsten  Erscheinungen.  Während  man  z.  B.  die 
Pisaner  Grenzzölle  in  liberalem  Sinne  regelte,  hielt  man  daneben  bis  zum  Jahre 
1470  für  die  Komausfuhr  aus  der  Stadt  Pisa  nach  der  Landschaft  einen  Zoll 
fest,  der  von  Einsichtsvollen  als  ganz  übermässig  bezeichnet  wurde,  und  doch 
verstand  man  sich  erst  dann  zu  einer  Verringerung,  als  der  Ertrag  dieses  Zolles 
auf  den  3.  Theil  herabgesunken  war^). 

Auf  das  Gesammtstaatsgebiet  haben  die  Gesetze,  die  unter  der  Vor- 
aussetzung eines  gewissen  Preises  die  Kornausfuhr  prinzipiell  freigaben ,  keine 
Ausdehnung  gewonnen.  Wo  ausserhalb  des  Kreises,  für  den  wir  sie  bestimmt 
sahen,  dergleichen  vorkommt,  ist  es  als  vereinzelte  Ausnahme  zu  betrachten  ^) . 
Kein  Wunder ,  nachdem  selbst  auf  jenem  begrenzten  Gebiete  die  freiheitliche 
Tendenz  so  bedenklichen  Rückfällen  ausgesetzt  gewesen  und  eine  rechte  Eni- 


4)  Ib.        2)  —  Ut  largiori  manu  dicta  grani  extractio  concedetur,  ib. 

5)  Arch.  Rif.  Prowlsioni  4466,  Nr.  458,  fol.  59.   Vergl.  Beilage  I. 

4)  Atteso  che  la  gabella  della  tracta  del  grano  h  mancata  assai  e  da  due  mesi  in  qua 
Don  a  gittato  il  terzo  dell'  usato,  e  stimasi  dagl'  intendenti  e  pratichi  questo  procedere  dalla 
ingorda  gabella ,  la  quäle  riducendosi  a  meno  pregio  gitterebbe  piü  e  seguirebbene  grande 
utile  del  comune.    Arch.  Rif.  Prowisioni  4  470,  fol.  «44. 

5)  Mir  ist  nur  Eine  solche  Ausnahme  bekannt.  Bei  Gelegenheit  der  Einverleibung 
Valiano's  (4426)  versprach  Florenz,  die  Ausfuhr  des  Kornes  aus  dessen  Bezirk  ins  Ausland 
zuzulassen,  »senza  pregiudizio  e  pena  veruna«,  wenn  die  Kornpreise  in  Florenz  30  Soldi  für 
den  Sextar  nicht  überschritten.  Nur  dann,  wenn  die  Preise  höher  waren,  sollte  eine  beson- 
dere Erlaubniss  der  Signorie  nöthig  sein.  Capitoli  di  Firenze  649.  Schon  aus  der  Bestim- 
mung,  dass  die  Ausfuhr  gleichzeitig  ganz  zollfrei  sein  soll,  wird  klar,  dass  es  sich  um  eine 
privilegirte  Ausnahmestellung  dieses  Bezirkes  handelt. 


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38  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

Wicklungsfähigkeit  auch  auf  die  Dauer  nicht  bewährt  hat.  So  blieb  es,  was  das 
Gesammtgebiot  betriff,  immerdar  den  Exekutivbehörden  anheimgestellt,  die 
Freiheit  zeitweilig  zu  gewähren ,  'die  gewährte  wieder  zurückzunehmen ,  die 
Termine  der  freien  Ausfuhr  —  oft  nur  Gnadenfristen  von  ein  Paar  Wochen  — 
zu  verlängern,  zu  kürzen,  die  Zölle  zu  erhöhen,  zu  mindern,  je  nachdem  es  die 
verschiedene  Einsicht  und  Ansicht  der  durch  den  raschen  Wechsel  der  obersten 
Behörden  so  sehr  vervielfältigten  Zahl  der  zur  Entscheidung  berechtigten  Indi- 
viduen für  gut  fand,  dem  Verkehr  mehr  oder  minder  freien  Lauf  zu  lassen. 
Prinzipiell  hielt  die  Gesetzgebung  an  dem  Prohibitivsystem  fest.  Mochte  die 
Exekutive  der  Freiheit  noch  so  oft  grossem  Spielraum  gönnen ,  es  blieb  dies 
doch  immer  nur  eine  ephemere  Erscheinung ,  so  ephemer,  wie  die  Amtsgewalt 
der  Exekutivbeamten  selbst.  Die  Entscheidungen  einzelner  erleuchteter  Behör- 
den mögen  immerhin  von  modernem  Geiste  eingegeben  gewesen  sein ,  ein  ge- 
ringeres Ernteergebniss  des  Folgejahres ,  veränderte  Anschauungen  alsbald  an 
die  Stelle  tretender  völlig  neu  zusammengesetzter  Behörden  verhalfen  nur  zu 
rasch  der  entgegengesetzten  Tendenz  zum  Sieg  ^) .  Aus  diesem  wechselvollen 
Spiel  einer  der  rechten  Kontinuität  entbehrenden  Verwaltung,  deren  Leiter 
kamen  und  gingen ,  wie  die  Abschnitte  des  Jahres ,  ist  kein  festbegründetes 
Erfahrungsprinzip  hervorgegangen,  welches  die  Praxis  auf  die  Dauer  beherrscht 
hätte  oder  als  allgemeinverbindliche  Norm  in  die  Gesetzgebung  übergegangen 
wäre.  Das  Dauernde,  immer  Wiederkehrende  ist  die  Gebundenheit,  die  Freiheit 
ein  sporadisches  Erzeugniss  zufälliger  Umstände,  ein  Experiment,  das  selbst  In 
den  Akten  der  öffentlichen  Verwaltung  der  Republik  nur  selten  eine  greitbare 
Spur  seines  Daseins  hinterliess  ^) . 

Was  die  Einfuhr  aus  dem  Ausland  betrifll,  so  erkannte  man  in  Florenz 
sehr  wohl  die  günstigen  Verhältnisse ,  welche  dem  Getreideverkehr  von  selbst 
die  Richtung  nach  seinem  Gebiete  wiesen.  Da  in  den  benachbarten  Gebieten, 
heisst  es  in  einem  Staatsbeschluss,  die  Kompreise  niedriger  zu  sein  pflegen, 
als  im  Territorium  von  Florenz ,  und  da  es  naturgemäss  ist ,  dass  die  Waaren 
dorthin  gehen,  wo  sie  hohem  Werth  haben,  so  wird  Getreide  in  bedeutenden 
Quantitäten  eingeführt,  obgleich  in  Folge  der  fast  allerwärts  bestehenden  Aus- 
fuhrverbote ein  grosses  Risiko  damit  verbunden  ist 3).  Man  sah  auch,  wie  es 
in  demselben  Gesetze  heisst,  das  geeignetste  Mittel  zur  Ermuthigung  der  Ein- 
fuhr darin,  die  Zölle,  welche  an  der  Landesgrenze  und  im  Innern  vom  Getreide 
erhoben  wurden ,  zu  beseitigen.    Allein  trotz  dieser  Einsicht  und  obgleich 


4)  Es  kam  ^ohi  vor,  dass  man  die  Befugniss  der  Behörde  zur  Ertheilung  von  Licenzen 
oder  allgemeiner  Freigabe  der  Ausfuhr  suspendirte,  indem  man  durch  Gesetz  eine  vöüige 
Sperre  verfügte.  Cf.  das  absolute  Verbot  jeder  Kornausfuhr  vom  95.  Aug.  U64.  —  Ende  Juni 
1465.    A.  Rif.  Provvlsioni  Nr.  456,  fol.  409. 

9)  Bezeichnend  für  die  zeitweiligen  Konzessionen  der  Komausfuhr  sind  Notizen,  wie  die 
Scipione  Ammirato's  zu  4493  (VI,  p.  484).  Seguitando  I'  abbondanza  del  grano  fu  allungato 
per  tutto  il  giugno  il  tempo  deir  estrazione. 

3)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (4464)  Nr.  t56,  f.  476  —  bench^  chi  lo  conduce,  Jo  fa  con  gran 
rischio  di  lui  per  le  prohibizioni  che  sono  comunemente  in  ogni  luogo  che  di  qüello  non  se 
ne  possa  trarre. 


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tND  DAS  Prinzip  der  ViRKEHRfn^iiEiHBiT.  39 

die  Kornzölle  nach  dem  Ausspruch  desselben  Gesetzes  niedrig  und  we* 
nig  zahlreich  waren,  hat  es  doch  das  fiskalinische  Interesse  —  denn  nur 
dieses  und  nicht  etwa  die  Absicht  eines  Schutzes  der  heimischen  Landwirth* 
Schaft  kam  hier  in  Frage  —  nie  dazu  kommen  lassen ,  dass  der  Verkehr  auf  die 
Dauer  von  demselben  befreit  wurde.  Man  begnügte  sich  stets  mit  einer  nur 
vorübergehenden  Aufhebung  der  Binnen-  und  Einfuhrzölle  i).  Nur  für  Vieh- 
einfuhr hat  man  im  Laufe  dieser  Periode  nicht  nur  eine  dauernde  ZoIIermttssi- 
gung  eintreten  lassen  2),  sondern  auch  Schafe,  die  mit  Lämmern,  Kühe,  die  mit 
Kälbern  eingeführt  wurden,  völlig  vom  Zoll  befreit,  Letzteres  allerdings  nur  für 
den  Fall,  dass  sie  nicht  im  Inlande  verkauft  wurden.  Geschah  dies,  so  musste 
der  Zoll  doch  noch  nachgezahlt  werden. 

Ein  Verbot  der  Wiederausfuhr  von  eingeführtem  Korn  und  Vieh ,  wie  es 
für  die  Grafschaft  galt,  findet  sich  nicht.  Für  das  Vieh  wurde  sogar,  wenn  es 
binnen  8  Monaten  wieder  ausgeführt  wurde ,  zollfreie  Ausfuhr  aus  dem  Staats- 
gebiet zugestanden  ^j .  Neben  der  Freigabe  und  theilweisen  Zollbefreiung  der 
Wiederausfuhr ,  womit  man  einer  Lebensfrage  des  internationalen  Verkehrs  in 
freiheitlichem  Sinne  gerecht  wurde  und  zugleich  die  Zufuhren  zu  den  heimi- 
schen Märkten  ermuthigto,  kommen  für  unsere  Frage  nur  noch  zwei  in  der 
Praxis  dieser  Epoche  immer  wiederkehrende  Maassregeln  in  Betracht:  Prä- 
miirung  der  Korneinfuhr  bei  hohen  Preisen^)  und  grosse  Getreideaufkäufe  im 
Ausland  von  Seiten  des  Staates  ^) .  Beides  gemahnt  uns  wieder  an  den  weiten 
Abstand  zwischen  der  Richtung  der  Zeit  und  jenem  modernen  Standpunkt,  der 
die  Einmischung  des  Staates  als  eine  Beeinträchtigung  der  Verkehrsfreiheit 
grundsätzlich  verwirft,  auch  wo  sich  kein  Zwang  damit  verbindet.  Die  staat- 
lichen Komaufkäufe  insbesondere  erinnern  uns  an  einen  originellen  Gebrauch, 
dessen  wir  Erw  ähnung  thun ,  weil  er  ein  charakteristisches  Zeugniss  für  den 
zähen  konservativen  Sinn  ablegt,  welcher  auf  diesem  Gebiete  vorherrschen^t  war. 
Seit  alten  Zeiten  bestiegen  alljährlich  am  3.  Februar  die  »Offizialen  der  Abun- 
danz«  den  ragenden  Thurm  von  Orsanmichele  —  der  damaligen  Schranne  — 


i)  Cf.  ib.  Saspension  der  Binnen-  und  Einfuhrzölle  für  Korn  von  December  4464  bis 
Ende  Juni  1465,  ebenso  1483  vom  91.  Mttrz  bis  34.  Okt.  Prowisioni  4482  (stil.  Aor.)  Nr.  474, 
f.  48S.  Cf.  Suspension  des  Einfuhrzolls  im  December  4  449,  Pagnini  1.  c.  IV,  p.  44.  Venedig 
war  Florenz  insofern  voraus,  als  die  Korneinfuhr  aus  der  Levante  zollfrei  war,  cf.  ib.  Pratica 
della  mercatura  di  Balducci  Pegolotti  III,  4  38. 

2)  Arch.  Rif.  (4448)  balie  Nr.  49,  f.  84. 

3)  Ib.  Ein  bedeutsamer  Fortschritt  gegen  früher,  wo  das  Vieh  nur  binnen  20  Tagen 
zollfrei  ausgeführt  werden  konnte  und  —  vor  4  488  —  gar  nur  binnen  40  Tagen.  Arch.  Kif. 
Balie  (4  433)  Nr.  4J,  f.  47. 

4)  Vergl.  dafür  schon  denDiscorso  intorno  al  governo  diFirenze  (4J80— 92)  bei  Capponi: 
Storia  di  Firenzc  I,  559.  Damals  prSmiirte  man  den  Starius  ausländischen  Getreides,  das  auf 
den  Markt  nach  der  Stadt  Florenz  kam,  mit  12  Denaren.  —  4465  die  Einfuhr  nach  Porto 
Pisano  aus  einer  Entfernung  von  mindestens  400  Miglien  mit  einem  Gulden  für  den  Modius. 
A.  Rrf.  Prowisioni  (4465)  Nr.  457,  f.  88.  —  4  482  die  überseeische  Einfuhr  ins  Staatsgebiet 
mit  der  Verpflichtung,  daselbst  zu  verkaufen  und  nicht  wieder  auszuführen ,  mit  derselben 
Pmmie.   Prowisioni  Mr.  474,  f.  95. 

8)  Dieselben  waren  mit  kolossalen  Verlusten  für  den  Staat  verbunden.  Cf.  Oiov.  Villani 
X,  4  48,  M.  Villani  111/76. 


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40  Die  Wirthsghaptspoutik  der  Florentiner  Renaissance 

um  die  Gampagna  ringsum  zu  überschauen ,  und  je  nachdem  sich  deren  Grün 
mehr  oder  minder  kräftig  dem  Auge  darslellte ,  bestimmten  sie  den  Umfang 
der  staatlichen  Kornkflufe  des  laufenden  Jahres  !*]  Wenn  m^n  im  45.  Jahr- 
hundert auch  längst  über  die  UrsprUnglichkeit  der  Kindheitsepoche  wirthschaft- 
licher  Erkenntniss  hinaus  war ,  welcher  dieser  Gebrauch  entstammt  j  wenn  es 
auch  sicherlich  Leute  genug  gab,  für  welche  derselbe  kaum  mehr  als  eine 
altehrwttrdige  Ceremonie  war,  so  beweist  doch  schon  die  Thatsache  seines 
Fortbestehens  in  einer  Zeit  hochentwickelter  Reflexion,  wie  sehr  sich  die  öffent- 
liche Meinung  auf  annonarischem  Gebiete  in  den  alten  Geleisen  gefiel,  wie  wenig 
doch  im  Allgemeinen  der  Boden  für  jene  tiefere  Erkenntniss  vorbereitet  war, 
aus  welcher  der  Gedanke  der  Freiheit  erblühen  kann. 


m. 

Die  industrielle  Yerkehrsfreiheit  nnter  den  Einwirkungen  des 
Zunft-  und  Folizeizwanges. 

So  lange  die  zunftmässige  Organisation  der  Arbeit  die  gesammte  Industrie 
regelte  und  beherrschte,  war  es  neben  der  Stärke  der  ethisch-religiösen  Triebe 
des  Volksgeistes  oder  der  engherzig  egoistischen  Neigungen  ,  wie  sie  den  Ver- 
fall des  Zunftwesens  charakterisiren,  neben  den  Einflüssen  der  die  Zeit  beherr- 
schenden ökonomischen  Anschauungen ,  von  der  grössten  Bedeutung,  welche 
Stellung  innerhalb  des  Staalsganzen  die  gewerblichen  Innungen  eingenommen 
haben.  So  war  es  für  den  Geist,  der  das  korporative  Leben  bestimmte,  durchaus 
nicht ^leichgiltig,  dass  z.  B.  in  Venedig  die  Zünfte  das  einzige  Organ  darstellten, 
durch  welches  sich  das  Streben  des  Bürgers  nach  einer  selbständigen  Theil- 
nähme  an  der  Entscheidung  über  seine  Geschicke  noch  bethätigen  konnte ,  und 
dass  zugleich  die  herrschende  Aristokratie  diese  kleinen  Kreise  in  ihrer  wirth- 
schaftlichen  Gesetzgebung  allzu  frei  schalten  Hess,  weil  sie  in  den  staatlich 
ohnmächtigen  kleinen  Zunftrepubltken  ein  Hauptmittel  sah,  das  aller  politischen 
Recht«  beraubte  Volk  durch  das  Spiel  einer  ungefährlichen  Selbstregierung  zu 
befriedigen  und  zu  beschäftigen  ^ .  Daher  tragen  die  Venezianer  Zünfte  über- 
wiegend den  Charakter  für  sich  bestehender  Interesseniengruppen ,  ohne  die 
nothwendige  enge  Fühlung  mit  den  grossen  allgemeinen  Interessen  der  Ge- 
sammtheit;  und  es  erklärt  sich  leicht,  dass  seit  dem  4 4.  Jahrhundert,  um  die- 
selbe Zeit,  als  die  Abschliessung  der  herrschenden  Aristokratie  sich  vollendete, 
in  den  Zünften,  die  sich  bis  dahin  in  den  Bahnen  einer  gesunden  Freiheit 
bewegt,  der  Geist  des  Monopols  und  der  Absperrung  mächtig  zu  werden  begann. 


4)  —  Dal  verdeggiare  piü  meno  della  medesima  regolavano  le  loro  conopre  di  Grano. 
Cantini :  Legislazione  del  foro  toscano  III,  60. 

2)  Yergl.  den  ausgezeichneten  historisch-kritischen  Bericht  zur  Reform  des  veneziani- 
schen Zunftwesens  von  1778  bei  Sagredo:  SuUe  consorterie  delle  arti  edificative  in  Veneria 
p.  S49. 


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VflO  DAS  PmNEIP  DBR  VERKBHRSFIIBIHBiT.  4  1 

In  welch'  ganz  anderer  Stellung  als  in  den  Lagunen  treten  uns  die  Zttnfte 
in  Florenz  entgegen !  Die  zünftige  Organisation  des  Volkes  die  Wurzel  seiner 
Kraft,  Ausgangspunkt  und  Sttttze  aller  bürgerlichen  Freiheit,  die  Grundlage 
der  gesaramten  Verfassung  der  Republik  1 1)  Daher  der  Eintritt  in  die  Zunft  ein 
politisches  Glaubensbekenntnisse  abgelegt  für  Volksregiment  und  Weifenpartei, 
und  ohne  Zunflmatrikel  kein  politisches  Recht  ^).  Daher  in  den  Innungen  neben 
den  eigentlichen  Gewerbsgenossen  die  Vertreter  der  freien  unzünfligen  Geistes- 
arbeit, die  Träger  der  universellen  geistigen  Grösse  von  Florenz.  Wer  einmal 
in  dem  stolzen  Saale ,  der  die  Archive  der  Zttnfte  birgt ,  zu  den  Bildnissen  der 
grossen  Männer  emporgeschaut,  die  dereinst  den  ZUnften  als  einfache  Genossen 
angehört,  der  wird  einen  unverlöschlichen  Eindruck  von  der  Bedeutung  dieser 
wahrhaft  nationalen  Institution  mit  fortgenommen  haben.  Kurz  die  Zünfte 
waren  hier  nicht  wie  in  Venedig  Korporationen  zur  Pflege  rein  wirthschaft- 
licher,  kirchlicher  und  mildthfltiger  Zwecke,  sondern  neben  allem  dem  zugleich 
wahrhaft  politische  Institute.  Eben  das  Eingreifen  in  die  Verfassung  ist  es 
gewesen ,  durch  welches  —  um  mit  dem  geistvollsten  der  neueren  Darsteller 
Florentinischer  Geschichte  zu  reden  —  den  Florentiner  Zünften  ein  Geist  um- 
sichtiger Weisheit  mitgetheilt  wurde ;  der  sie  vor  spiessbürgerlicher  Versaue- 
rung aufs  Glücklichste  bewahrt  hat  3} . 

Das  war  kein  Boden  für  das  Ueberwuchern  monopolistischer  Tendenzen, 
die  dem  Wohl  des  Ganzen  widerstrebten ,  dessen  Interesse  in  diesem  Punkte 
ja  zugleich  das  der  Freiheit  war ;  und  zwar  um  so  weniger ,  als  der  Staat  die 
aus  der  korporativen  Autonomie  der  Zünfte  hervorgehende  Gesetzgebung  stets 
in  engster  Beziehung  zum  Allgemeinen  zu  erhalten  wusste.  Für  Florenz ,  wie 
für  die  italienischen  Staaten  der  Zeit  überhaupt,  ist  die  Ansicht  Endemann  *s, 
dass  die  Statuten  der  Innungen  durch  sich  selbst  volle  Geltung  hatten,  ohne 
einer  Konfirmation  von  Seite  der  höhern  Gewalt  zu  bedürfen,  durchaus  unhalt- 
bar^).   Hier  bestand  sogar  für  die  staatlich  vorgeschriebene  Bestätigung^)  eine 


i)  Cf.  statuta  (4415)  1.  V,  tract.  I,  r.  4—7,  17,185. 

2)  Wer  nicht  einer  Zunft  angehörte,  hatte  nach  den  »Ordnungen  der  Gerechtigkeit«  weder 
aktives  noch  passives  Stimmrecht;  er  war,  wie  man  damals  sagte,  nicht  »statuale«  d.  h. 
nicht  fthig  zu  den  öffentlichen  Aemtem. 

3)  Sieveking,  Geschichte  von  Florenz.  Studien  aus  den  Lehrjahren  eines  unzünftigen 
Freimeisters ;  in  den  Schrillen  der  Akademie  von  Hamm  1844,  Band  I,  Abtheilung  1,  p.  58. 
Vergl.  Varchi's  treffliche  Schilderung  des  florentiner  Bürgerthums  der  letzten  Zeit  der 
Republik  (Storia  Fiorentina  II,  I2i),  woraus  hier  nur  (nach  Reumont's  IJebersetzung  in 
seinem  »Leben  Lorenzo  Magnifico's«  11,  440)  folgende  Stelle  angefiUirt  sei:  »Ich  theile  die  An- 
sicht solcher  nicht,  die,  weil  die  Florentiner  Kaufleute  sind,  ihnen  Adel  der  Gesinnung 
absprechen  und  sie  für  niedrig  und  plebejisch  halten.  Oft  habe  ich  mich  im  Stillen  gewun- 
dert, wie  Leute,  die  sich  von  Kindheit  an  mit  Wollenballen  und  Seidenstrttngen  umher- 
zuschleppen  oder  gleich  Sciaven  den  Tag  und  einen  Theil  der  Nacht  am  Webstuhl  und  am 
Farbkessel  ihre  Arbeit  zu  verrichten  pflegen ,  häufig ,  wo  es  noth  thut ,  solche  Hochherzigkeit 
und  Seelengrösse  bekunden,  dass  sie  so  schön  reden  wie  handeln«  u.  s.  w. 

4)  Zeitschrift  für  das  gesammte  Handelsrecht  V,  153. 

5)  Statuta  (1415)  lib.  IV,  tract.  cons.  artium  etc.  r.  35,  cf.  Statuten  v.  1321  r.  9  und 
LIber  legum  Palatii  artis  lanae  Cod.  cit.  fol.  30.    »Keine  Zunft  darf  ein  Statut  haben,  das 


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42  Die  Wirtbsghaptspolitik  dek  Florentiner  Renaissance 

besondere  KommissioD,  )>die  Approbatoren  der  ZuDÜstatuten«,  die,  in  der  Regel 
aus  sieben  Repräsentanten  der  sieben  »oberna  und  einem  der  44  »untern« 
Zttnfte  zusammengesetzt ,  das  Interesse  der  Gesammtheit  gegenüber  dem  ein- 
zelnen Gewerbe  vertrat  und  in  den  Zunftbüchern  viele  Hunderte  von  Zeug- 
nissen ihrer  allenthalben  eingreifenden  Thütigkeit  hinterlassen  hat.  So  ist  es 
gelungen,  in  den  Statuten  der  Zünfte  eine  so  grosse  Uebereinstimmung  in  den 
Prinzipien  aufrecht  zu  erhalten  ^] . 

Fragen  wir  nach  der  Bedeutung  dieser  Prinzipien  für  die  Frage  der  Ver- 
kehrsfreiheit, so  müssen  wir  zunächst  den  in  allen  Zunftstatuten  wieder- 
kehrenden Grundsatz  hervorheben,  dass  Jeder  der  sich  zur  dauernden 
Ausübung  eines  Gewerbes  niederlässt,  zur  Immatrikulation  in  diejenige  Zunft 
verpflichtet  ist,  der  dasselbe  zugehört.  Natürlich !  Die  Zunft  übernahm  ja  für 
den  Staat  die  wichtigsten  öffentlichen  Leistungen.  Durch  die  von  ihr  selbst 
besoldeten  Beamten,  die  mit  öffentlicher  Autorität  ausgestattet  als  Staatsbeamte 
fungirten^),  üble  sie  Gerichtsbarkeit  in  Handels-  und  Gevverbesachen  in  weitem 
Umfang  und  eine  sehr  ausgedehnte  Oberaufsicht  und  Konlrole  über  Güte  und 
Realität  der  gewerblichen  Arbeit  im  Interesse  des  guten  Rufes  der  heimischen 
Industrie.  Sie  war  eine  militärische  Korporation  »zum  Schutz  des  Friedens 
und  der  Ruhe«  in  der  Stadt*),  sie  schützte  die  Genossen  vor  Gewaltthat  und 
trat  für  den  Verletzten  auch  vor  Gericht  ein*),  sie  sorgte  für  die  Schadlos- 
haltung desjenigen,  der  in  Folge  des  herrschenden  Repressaliensystems  an 
seinem  Gut  gekränkt  ward  ^) ,  und  griff  mit  helfender  Hand  dem  verarmten 


nicht  approbirt  ist«  bei  Strafe  von  500  Liren  für  die  Zunft,  von  200  für  die  Konsuln  und  50 
den  Notar,  der  sich  bei  der  Abfassung  beiheiligt.  Siehe  denselben  Grundsatz  im  Brevc 
Pisani  Conmnis  ed.  Bonaini  1.  c.  1,  S90  und  II,  254.  Cf.  Arch.  Panigarola  Cod.  H,  fol.  486: 
In  hac  urbe  Mediolani  viget  statutum  quod  nisi  tales  ordines  (sc.  artium]  in  termino  trienoii 
fuerint  approbata,  quod  non  valeant  (4  488). 

i)  Keineswegs  eine  völlige,  wie  Emiliano  Giudici  in  seiner  Ausgabe  der  Statuten  der 
Calimala  (Storia  politica  dei  municipi  Italiani  Appendice  S07)  behauptet.  Noch  weniger  kann 
ich  seine  Ansicht  theilen ,  dass  »es  genügt,  eines  der  Statuten  zu  studiren ,  um  alle  andern 
kennen  zu  lernen«.  Auch  die  Cruska  scheint  dieser  Ansicht  zu  sein ;  wie  könnte  sie  sonst 
diese  hochwichtigen  Testi  di  Hngua  so  beharrlich  ignoriren,  wfihrend  sie  doch  sonst  un> 
gedrucktes  Material  nicht  verschmäht.  Wie  prinziplos,  dem  Forscher  für  die  genannten 
Statuten  der  einen  Zunft  die  sprachlich  technische  Erläuterung  zu  bieten,  weil  sie  zufällig 
und  noch  dazu  unkritisch  gedruckt  sind,  während  man  ihn  bei  den  übrigen,  ebenso  wichtigen 
und  der  Erklärung  noch  mehr  bedürftigen  Statuten  im  Stiche  lässt? 

8}  Liber  legum  artis  lane  Cod.  cit.  (UU)  Consulatus  artium  sunt  officia  comunis  et 
populi  et  civitatis  Florentiae. 

8)  Sie  besteuerte  die  Mitglieder  zur  militärischen  Ausrüstung  der  Zunft.  Cf.  Statuten 
der  Schmiede  (fabbri  Cod.  4  des  Archivs  dieser  Zunft  fol.  86  u.  99)  »ut  ars  fulciatur  armis« 
und  die  Urkunde  von  4292  (bei  Cantini  1.  c.  I,  4  05),  wo  es  nach  Aufzählung  aller  Zünfte  heisst: 
quae  vexilla  habent  a  comuni  Florentiae  et  quorum  praesidio  certum  est  Givitatem  et  Comune 
Florentiae  defensari. 

4)  Statut  der  Tuchkrämer  und  Leinenhändler  Cod.  5  des  Archivs  der  »arte  dei  rigattieri 
e  pannaioli  (4840—4529)  rub.  58.   Arch.  Rif. 

5)  Statut  der  »Calimala«,  die  den  Handel  mit  französisch-flandrischen  Tüchern  und  deren 
Verfeinerung  in  Florenz  betrieb.  Ed.  Giudici  406. 


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tifo  DAS  Pkinzip  der  Vbakehrspreihbit.  43 

oder  bedrängten  Gewerbsgenossen  unter  die  Arme  ^),  sie  vertrat,  wenn  es 
noihthat,  auf  eigene  Kosten  das  Interesse  der  vaterländischen  Industrie  im 
Ausland.  Fttr  den  Staat  übernimmt  sie  die  Verwaltung  kirchlicher  und  wohl- 
thätiger  Institute,  ist  selbst  grossartige  Unternehmerin  auf  diesem  Gebiete'^) 
und  fügt,  indem  sie  die  bildende  Kunst  in  ihren  Dienst  nimmt,  zu  der  einen 
grossen  Errungenschaft  des  mittelalterlichen  Zunftwesens,  der  Ehre  der 
Arbeit,  noch  einen  zweiten  Ruhmestitel,  dessen  Glanz  nie  verblassen  wird, 
auch  wenn  die  gewaltigen  Kunstschöpfungen  von  Sanmichele ,  der  herrlichen 
Ruhmeshalle  der  florentiner  Zünfte,  dereinst  nicht  mehr  von  ihrem  Geist  und 
ihrer  Grösse  zu  allem  Volke  sprächen. 

Angesichts  dieser  universellen  Aufgaben,  welche  trotz  der  regelmässigen 
Besteuerung  der  Genossen  die  finanziellen  Kräfte  der  Zünfte  nicht  selten  über- 
stiegen, begreifen  wir,  dass  der  Einzelne  sich  unmöglich  der  Pflicht  entziehen 
konnte,  der  Zunft  beizutreten  und  zu  steuern.  Denn  es  ist  billig  —  heisst  es 
in  den  Statuten  der  Tischler  —  dass  der,  welcher  am  Genuss  theilnimmt,  auch 
die  Lasten  tragen  helfe  ^] .  —  Die  wirthschaftliche  Freiheit  des  Einzelnen  er- 
scheint durch  diesen  von  der  Natur  der  Dinge  selbst  geforderten  Zunftzwang 
an  und  für  sich  nioht  gefährdet.  Allerdings  taucht  einmal  am  Ende  der  Periode 
ein  vereinzeltes  Symptom  auf,  welches  beweist,  dass  wenigstens  im  Kreise  der 
niedern  Gewerbe  der  Versuch  gemacht  wurde,  das  Zwangsrecht  in  einseitig 
extremer  Weise  auszubeuten ,  zu  gleicher  Zeit  aber  auch ,  wie  energisch  die 
Gesammtheit  für  die  Freiheit  gegen  eine  unberechtigte  Ausdehnung  des  Zunft- 
zwanges eintrat.  Auch  in  Florenz  kamen  wohl  Erscheinungen  vor,  wie  die, 
dass  z.  B.  die  Holzarbeiter  und  Tischler  einen  zur  Zahlung  der  Matrikel  zwingen 
wollten ,  der  sich  einen  Pflug  oder  Tisch  zum  eigenen  Gebrauch  gezimmert  ^) , 

1)  Arch.  Rif.  Statuti  dell'  arte  dei  medici  spetiali  e  merciai  di  porla  s.  Maria  (1349 — 4558) 
Cod.  3  des  betr.  Archivs  r.  36. 

i)  Cf.  z.  B.  die  Oberaufsicht  der  Calimala  über  San  Giovanni,  ungedr.  Statut  dieser  Zunft. 
Cod.  3  (1339—1564),  f.  134.  Vergl.  die  Inschr.  über  der  Pforte  von  Santa  Maria  del  Fiore, 
ifc'onach  der  Staat  der  Tuchmacherzunft  die  Vollendung  dieser  Kirche  übertrug.  Cf.  Scipione 
Anomirato  VI,  418  über  den  Spitalbau  der  »Kaufleute  vom  Marienthor«  1431. 

3)  Arch.  Rif.  Statuti  dei  Legnaiuoli,  Cod.  4  ihres  Archivs,  cap.  1.  Wenn  Endemann 
(I.  c.  855  und  156)  behauptet,  dass  »die  mittelalterlichen  Zünfte  keine  Zwangsgenossen- 
schaflen  waren«  und  »keine  Spur  davon  ersichtlich  sei,  dass  ein  gesetzlicher  Zwang  zum 
Beitritt  geherrscht  hätte«,  so  wird  dies  durch  die  vielen  gegentheiligen  Bestimmungen  der 
Statuten  von  Florenz,  Mailand,  Venedig  und  anderer  Städte,  die  ich  eingesehen,  hinreichend 
widerlegt.  Vergl.  übrigens  v.  Maurer:  Geschichte  der  Städteverfassung  in  Deutschland 
II,  446.  Wilda:  Das  Gildenwesen  des  Mittelalters,  pag.  258flgd.  Böhm  er  t:  Beiträge  zur 
Geschichte  des  Zunftwesens  p.  21  u.  A. 

4)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (1491)  Nr.  188,  fol.  I.  Perche  molte  arti  stringono  tutto  di 
diverei  snbditi  o  forestieri  dicendo  esser  obbligati  a  pagare  la  niatricola  per  fare  qualche  cosa 
appartenente  a  tali  arti ,  come  e  all'  arte  di  legnaiuoli  uno  per  aver  fatto  uno  aratro  o  nna 
cassa  o  uno  discho;  agli  ogliandoli  per  fare  cascio  da  mastrice  dicendo  fare  II  pizzicagnolo, 
et  ö  sempre  stato  giudicato  membro  dei  legnaiuoli  perch^  ad  altro  exercitio  non  serve;  ai 
vinattieri  qiialcuno  chi  una  volta  due  o  tre  l'anno  condurra  qualche  soma  a  Firenze  e  quale 
vende  in  grosso  e  non  a  minuto;  ai  beccai  per  ammazzare  due  vicini  uno  porco  a  mezzo  o 
UDO  agnello  o  uno  castrone  per  una  festa ;  ai  maestri  per  rassettarsi  qualche  contadino  un 
poco  la  casa  sua  o  dei)'  oste  o  d'uno  vicino  o  ricoprire  nn  poco  i)  tetto  etc. 


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44  Die  Wirthsghaftspolitik  dek  Florentiner  Renaissance 

oder  die  Maurer  einen  Colonen,  der  sein,  des  Patrons  oder  Nachbars  Haus  aus- 
gebessert, die  Fettkrämer  den  Tischler,  der  sich  seinen  Lack  selbst  zubereitet 
u.  dergl.  mehr;  doch  haben  die  im  Regimente  sitzenden  Handelsherren  und 
Meister  der  obern  Zünfte  dem  kleinen  Gewerbsmann  dies  Unterfangen  mit 
gebührender  Ironie  verwiesen,  und  sind  alsbald  mit  der  Mahnung  dazwischen 
getreten,  man  möge  doch  nicht  so  »subtil«  verfahren,  was  der  Zunft  selbst 
wenig  Nutzen,  den  Rürgern  aber  grossen  Schaden  brächte^].  Alle  Arbeit 
sollte  den  Zunftansprüchen  entzogen  sein ,  welche  nicht  auf  die  Dauer  oder 
zum  Verkauf  des  Produkts  an  Andere  geübt  wurde,  also  alle  gewerbliche 
Arbeit,  die  z.  B.  der  Colon  für  den  Patron  oder  den  Nachbar,  oder  der  Ein- 
zelne für  den  eigenen  oder  seiner  Familie  Bedarf  treibt  2).  Von  grosser  Bedeu- 
tung für  die  Yerkehrsfreiheit  war  es ,  dass  femer  die  Fremden ,  welche ,  ohne 
sich  förmlich  niederzulassen ,  auf  längere  oder  kürzere  Zeit  in  Florenz  arbei- 
teten,  wie  z.  B.  die  von  der  grossartigen' Bauthätigkeit  der  Florentiner  Renais- 
sance massenhaft  angezogenen  Steinmetzen ,  Maurer,  Zimmerleute ^j ,  jedoch 
auch  alle  andern  fremden  Handwerker 4)  nicht  zur  Matrikel,  sondern  bloss  zu 
einer  geringen  jahrlichen  Steuer  an  den  Staat  oder  die  Zunft  verpflichtet 
waren;  allerdings  unter  der  Bedingung,  dass  sie  keinen  Laden  hielten^). 
Wenn  z.  B.  in  den  Statuten  der  Schlosser  und  Kupferschmiede  von  der  grossen 
Anzahl  der  Fremden  die  Rede  ist,  welche  dies  Gewerbe,  »öffentlich«  ausübten, 
ohne  immatrikulirt  zu  sein,  gegen  die  geringe  jährliche  Zunfttaxe  von  einer 
Lira»);  wenn  femer  die  Steinmetzen  die  »Taxe  der  Fremdem  alljährlich  um 
mindestens  400  Lire  verpachten  konnten  ^j,  so  ergiebt  dies  deutlich,  in  welchem 
Umfang  neben  der  zunftmässigen  Arbeit  des  eingesessenen  Handwerks  die 
unzünftige  der  zugewanderten  Fremden  Eingang  gefunden  hat. 

Was  die  zünftigen  Gewerbe  betrifft,  so  erleichterte  dem  Einzelnen  die 
freie  Entfaltung  seiner  Kräfte  der  allgemeine  Grundsatz,  dass  Jeder  alles,  was 
für  die  eigene  Werkstatt  und  den  eigenen  Gewerbsbetrieb  nöthig  war,  pro- 

\)  Ib.  <—  non  si  proceda  si  suhtilmente  come  s'ö  introdolto  fare  cod  poco  utile  deile  arti  e 
danno  assai  dei  subditi.  Gegen  Missbrauch  des  Matrikelzwaugs  schützte  den  Einzelnen  das 
Handelsgericht:  —  nuUus  capi  possit  ad  petitionem  consulum  pro  eo  quod  diceretur  quod 
debeat  se  matriculare,  nisi  prius  declaratum  fuerit  per  VI  consiliarios  mercantiae  an  debeat 
matriculari  necne,  et  quidquid  in  contrarium  fieret,  sit  ipso  jure  nuUum.  Statuta  (U4  5) 
I.  IV  tract.  cit.  nib.  30. 

2)  A.  Rif.  Provvisioni  1.  c.  vergl.  auch  Statuta  (4  415)  ib.  r.  98.  —  quaelibet  persona  non 
matricolata  in  arte  vinatteriorum  —  ipsam  artem  non  exercens  continue,  possit  libere  ven* 
dere  —  vinum  etc. 

3)  Statuta  (4445)  1.  c.  r.  66  und  69. 

4}  4478  betrug  die  Taxe  40  Soldi  jährlich  für  die  »artefici  roaggiori«,  20  für  alle  andern. 
Canestrini  1.  c.  432.  Die  fremden  Gewerbsleute  sind  auch  dadurch  gegen  die  Zunft  geschützt, 
dass  sie  deren  Gerichtsbarkeit  nicht  unterstehen.   Statuta  (4  445)  1.  IV.  tr.  cit.  r.  4  40. 

5)  Non  tenendo  bottegam.  Diese  mir  allerdings  bloss  aus  den  Statuten  der  Schlosser 
(Statuti  deir  arte  dei  chiavaioli,  ferraiuoli  e  calderai  4329—4529  Cod.  4»  f.  56)  bekannte 
Einschränkung  galt  unzweifelhaft  ganz  allgemein. 

6)  Ib.  (4395). 

7)  A.  Rif.  Provvisioni  e  partiti  dei  corpo  delF  arte  dei  roaestri  di  pietra  e  di  legname 
della  cittä  di  Firenze  (4466—4534)  f.  4.    Cod.  Nr.  3. 


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iiif]>  DAS  Prinzip  dbk  VciiKKHaBFMiHRiT.  45 

duziren  konnte,  ohne  desswegen  in  eine  andere  Zunft  immairikuliri  zu  sein^ 
in  deren  Bereich  er  etwa  damit  eingrifft).  Dies  konnte  tlhrigens  nicht  häufig 
der  Fall  sein,  da  die  gesanimte  industrielle  und  merkantile  Bevölkerung, 
soweit  sie  überhaupt  zunftmassig  organisirt  war,  sich  auf  nur  zwanzig  Zttnfte 
vertbeilte,  und  die  meisten  unter  sich  verwandten  Gewerbe  zu  Einer  Zunft 
vereinigt  waren,  wie  denn  z.B.  die  Wollenzunft  allein  S5  Gewerbe  umbsste^). 
Jeder,  der  sich  in  eines  der  Kollegien  (membra),  in  welche  die  Zünfte,  den 
ihnen  zugehörigen  Gewerben  entsprechend,  zerfielen,  immatrikulirt  hatte, 
wurde  ohne  weitere  Leistung  zum  Gewerbsbetrieb  aller  andern  Kollegien  zu- 
gelassen, vorausgesetzt,  dass  deren  Matrikel  nicht  höher  war.  als  jene  des 
ursprünglich  von  ihm  gewählten  Kollegiums;  war  Letzteres  der  Fall,  so 
zahlte  er  einfach  den  fehlenden  Betrag  darauf,  um  den  die  eine  Matrikel  die 
andere  übertraf^].  So  kann  z.  B.  der  Wammsschneider  und  Färber  der 
Seidenzunft  ohne  Weiteres  in  die  Mitgliedschaft  der  Seidenfabrikanten  ein- 
treten ,  wenn  er  nur  der  durch  den  hohem  Gewerbsbetrieb  gerechtfertigten 
grossem  Steuerpflicht  zu  genügen  vermag^).  —  Uebrigens  waren  keineswegs 
alle  zu  einer  Zunft  gehörigen  Gewerbe  zünftig  organisirt,  d.  h.  zünftige  Kol- 
legien innerhalb  der  Hauptzunft  mit  mehr  oder  minder  gleichem  Recht  auf 
Theilnahme  an  der  gemeinschaftlichen  Zunftverwaltung  und  Gesetzgebung, 
sondern ,  wie  viele  der  den  grossen  Handelszünften  unterthänigen  Gewerbe, 
z.  B.  die  W^oUkämmer  und  andere  Hilfsarbeiter  der  Wollenzunft,  ohne  alle 
zünftigen  Einrichtungen.  Allerdings  war  in  diesen  Kreisen  das  lebhafte 
Streben  nach  zünftiger  Selbständigkeit  verbreitet,  allein  die  herrschenden 
Handelszünfte  wachten  sorgfältig  darüber,  dass  weder  die  abhängigen  zünf- 
tigen Mitgliedschaften  zu  selbständigen  Zünften  wurden,  noch  d\S  unzünftige 
Menge,  mochte  dieselbe  einer  Zunft  unterworfen  sein  oder  nicht;  sich  zunft- 
mässig  organisirte  ^) ;  sei  es  nun,  weil  die  Vermehmng  der  niedern  Zünfte  ihre 


4)  Cf.  Statut  der  Schlosser  Cod.  cit.  fol.  93,  94  (4  405).  Die  Schmiede  können  keine 
Ordnungen  machen,  durch  welche  die  Schlosser  an  der  Vollendung  einer  ihrer  Arbeiten  ge- 
hindert würden,  und  umgekehrt.  (Quibus  non  possint  dare  omnibus  supradictis  ministeriis 
integrum  complementum).  Cf.  Statut  der  Tischler,  Cod.  IV,  f.  t6,  37.  —  Statut  der  Schmiede. 
Cod.  ciK  r.  4S.  Possint  a  se  ipsis  eorum  laboreria  coroplere  et  perficere,  cf.  Cod.  II,  r.  408 
(Statut!  4144—4544);  vergl.  die  Verfügung  zu  Gunsten  der  Schuster  gegen  die  Gerber  (4439), 
Statut!  della  Arte  dei  Calzolai.    FrammenU  saec.  44,  46,  4  6..  fol.  SO. 

9)  Gapponi  1.  c.  I,  344. 

3)  Jeder  immatrikulirte  Meister  kann,  wie  sich  die  Schlosser  und  Eiaeoarbeiter  au^ 
drücken,  »facere  artem  totam  et  de  quolibet  membro«  (Cod.  cit  f.  38).  Cf.  Statut 
der  Schwertfeger  und  Harnischmacher  (ars  Corazzariorum  et  Spadariorum  444  0—4504),  Cod. 
Nr.  2,  f.  5;  der  Seidenzunft  (ars  mercatorum  portae  S.  Mariae),  Cod.  Nr.  4,  fol.  404  (4335— > 
4578);  der  Wollenzunft  (arte  della lana),  Cod.  Nr.  7  (4488),  lib.  ÜI,  fi;  der  Tuchkrttmer,  Cod. 
Nr.  5,  fol.  44  (4369). 

4)  Davon,  dass,  wie  C  a  n  t i n  i  (Saggl  istorici  di  antiehiti  toscaae  tom.  III»  4  44)  behauptet, 
der  Besitz  eines  bestimmten  Kapitals  —  4S000  Gulden  —  nOthig  gewesen  wttre,  um  Seiden* 
(abrikant  und  Grosshändler  in  Seide  zu  werden,  finde  ich  in  den  Statuten  der  republi-< 
ka n  i  s ch  e n  Zeit  nichts. 

5)  Statuta  (4445)  1.  lY,  tr.  cit.  r.  48:  Omnes  qui  iSaciunt  artem  lanae  seu  qui  de  dicta  arte 
iaciunt  vel  exercent,  sub  dicta  arte  et  consulibus ,  qui  pro  tempore  fuerint ,  respoadeant  et 


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46  Die  WiRTHf^cHAPTjtpoLiriK  nsn  florcpttüvbr  Rexais^^ancg 

politische  Machtstellung  beeinträchtigt  oder  eine  Vertheuerung  der  heimischen 
Produktion  herbeigeführt  hätte  ^) .  Es  wurden  sogar  Vorschliige  laut ,  die  eine 
Verminderung  der  bestehenden  Zünfte  befürworteten  ^j ,  während  man  umge- 
kehrt in  Venedig  die  Vermehrung  derselben  begünstigte^),  was  hier  ebenso  sehr 
zur  Fesselung  der  Verkehrsfreiheit  beigetragen  hat,  wie  die  entgegengesetEle 
Strömung  in  Florenz  der  freien  wirthschaftlichen  Bewegung  günstig  war. 

Es  ist  bekannt ,  wie  der  Zunftzwang  in  der  Zeit  des  Verfalles  des  Zunft- 
wesens missbraucht  worden  ist ,  um  durch  tendenziöse  Erhöhung  der  Matrikel 
den  Zutritt  zu  erschweren  und  den  Kreis  der  Gewerbsgenossen  möglichst  zu 
beschränken.  In  Florenz  hat  während  der  ganzen  Dauer  der  Republik  die 
Matrikel  nie  den  Charakter  einer  Besteuerung  für  die  öffentlichen 
Zwecke  eines  staatlichen  Instituts  verleugnet  und  ist  nie  zu  einem 
Werkzeug  gegen  die  Freiheit  geworden.  Einerseits  konnte  ja  keine  Zunft  ein- 
seitig vorgehen  und  andererseits  schrieb  der  Staat  selbst  ein  Maximum  der 
Eintrittsgebühren  vor,  welches  nicht  überschritten  werden  durfte*).  Im 
letzten  Jahrhundert  der  Republik  sind  die  Zunftmatrikeln  durchweg  auf  der 
in  der  ersten  Hälfte  des  45.  Jahrhunderts  erreichten  Höhe  stehen  geblieben; 
und  die  Steigerungen,  welche  dieselben  in  den  letzten  Jahrzehnten  des  H. 
und  den  ersten  des  45.  Jahrhunderts  erfuhren*),  sind  theils  auf  die  Verände- 
rung desGeldwerths  und  die  gesteigerten  finanziellen  Bedürfnisse  der  Zünfte^), 


consistant  ita ,  quod  Duilum  membrum  dictae  artis  ut  sunt  tinctores  et  conciatores  et  balti- 
tores  ad  arcum  vcl  camatum  et  tonditores  boldronum  et  omnes  qui  exercent  de  minist«rio 
dictae  artis  lanae,  quocunque  nomine  censeantur,  et  quilibet  alii  per  se  suum  corpus  vel 
collegium  non  audeant  ordinäre,  et  ordinatum  Sit  cassum  et  irritum  ipso  jure. 

1)  Dass  HIebei  übrigens  auch  in  wirthschafUicher  Beziehung  egoistische  Motive  vorUigen, 
ist  nicht  zu  verkennen.  Man  hat  dieselben  auch  offen  ausgesprochen;  vergl.  die  Beschwerde 
der  Mailänder  Barchenthftndler  (»nobiles  artis  fustaneorum  mercatores«)  über  die  herzogliche 
Verordnung,  durch  welche  den  früher  abhängigen  Webern  die  Bildung  einer  selbständigen 
Zunft  mit  eigenen  Ordnungen  gestattet  ward,  »ob  que  non  modicum  honoris  detrimentum 
et  private  utilitatis  jacturam  pati  asserunt«.    Arch.  Panigarola  Cod.  H,  f.  107  (1482).- 

3)  Machiavelli,  Istorie  fiorentine  IV,  9  (14S6). 

3)  Cf.  den  angezogenen  Bericht  bei  Sagredo  (347)  »si  comincio  (seit  dem  Ende  des  44. 
Jahrh.)  a  secondarc  le  istanze  di  tutte  quelle  sc.  arti,  che  in  separati  corpi  lo  (sc.  il  consiglio 

dei  Diecf)  supplicarono  dl  esser  chiuse. 

4)  Ich  kenne  allerdings  nur  eine  einzige  generelle  Verfügung  der  Art  aus  der  ersten 
Hälfte  des  14.  Jahrh.  (undatirt),  welche  die  Matrikel  für  die  7  obern  Zünfte  auf  30  Lire,  für 
die  14  niedern  auf  10  Lire  festsetzt«,  doch  ist  dies  sicherlich  nicht  die  einzige  geblieben. 
Arch.  RIf.  Liber  legnm  artis  lanae  Cod.  13,  f.  5.  Vergl.  die  Specialbestimmungen: 
Statuta  (144  5)  1.  c.  r.  68  für  Steinmetzen  und  Zimmerieute;  und  Statuten  der  Seidenzunft 
Cod.  4,  f.  475,  wonach  die  »Approbatoren«  444  4  derselben  verboten,  von  den  Tuchdruckem 
eine  höhere  Matrikel  als  5  Lire  zu  erheben. 

5)  Vergl.  die  statistische  Uebersicht  über  die  florentiner  Zunfimatrikeln  dieser  Epoche 
in  Beilage  II. 

6)  Cf.  die  ausschliessliche  Betonung  des  finanziellen  Motivs  bei  der  Erhöhung  der  Matrikel 
d«r  Schmiede  (Cod.  cit.  Nr.  I,  f.  52)  v.  4385:  luprimis  quidem  augere  introitus  dicte  artis 
cum  quam  minoribus  incommodis  artificum  potest  raodls  omnibus  cupientes ,  ut  ex  hoc  uni« 
versalia  aliaque  cotidiana  onera  minuantur,  providerunt  etc.  Die  Leinenhändler  klagten  44S4, 
duss  »die  nothwendigen  Ausgaben  und  «nertrflglichen  Lasten  der  Zunft  so  gross  und 
drückend  sind ,  dass ,   wenn  nicht  vorgesorgt  wird  ,    dieselbe    mit  der  Zeit    in  tfussarstc 


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UKi)  DAS  Prinzip  dir  VBRKBflRgPRiiHRir.  47 

theils  auf  den  ausserordentlichen  Au&chwung  einzelner  Gewerbe  surtlokzu- 
fuhren.  War  ja  doch  überhaupt  diese  Zeit  nach  dem  Urtheile  Guicciardini's 
die  glücklichste  für  Florenz:  eine  Zeit  machtvollen  Auftretens  nach  Aussen 
und  innerer  9  nach  den  Wirren  der  »Giompi«  allgemein  ersehnter  Ruhe>),  für 
Handel  und  Industrie  die  Epoche  der  höchsten  Blüthe  ^) .  Wo  nicht  diese  all- 
gemeinen Verhältnisse,  sondern  mehr  singulare  Umslllnde  zu  einer  Erhöhung 
der  Matrikel  geführt  haben,  ist  dann  wohl  auch  wieder  eine  Herabsetzung  der- 
selben eingetreten').  Besonders  richtete  sich  die  aufmerksame  Fürsorge  der 
Gesetzgebung  darauf,  dass  derjenige,  der  den  Betrieb  verschiedenen 
Zünften  angehOriger  Gewerbe  in  seiner  Person  vereinigen  wollte,  nicht  durch 
den  Zunftzwang  in  der  möglichst  freien  Entfaltung  seiner  wirthschaftlichen 
KrUfte  gehemmt  vmrde.  Wenn  der  Einzelne  auch  die  Matrikel  aller  Zünfte  zu 
lösen  hatte,  in  deren  Umkreis  seine  Th^tigkeit  eingriff,  soweit  ihn  nicht  die 
schon  angeführte  Ausnahme  davon  befreite,  so  sollte  er  doch  die  zünftigen 
Umlagen  und  Leistungen  nur  in  einer  einzigen  Zunft  zu  tragen  haben  ^) .  Die- 
selbe Tendenz  verfolgen  mehrere  Zunftstatuten,  welche  denen,  die  bereits 
einer  Zunft  angehorten,  die  Immatrikulation  in  andere  Zünfte  durch  Herab- 
setzung der  Eintrittsgebühren  zu  erleichtem  suchten  &),  während  z.  B.  in 
Venedig  umgekehrt  schon  früh  das  Bestreben  hervortritt,  die  Vereinigung 
mehrerer  Gewerbe  in  Einer  Hand  zu  verhindern  ^'j .  Eine  ganz  vereinzelte 
Erscheinung  jedoch  musste  es  bleiben,  dass  man  in  Gewerben,  für  welche  eine 
zunftmässige  Organisation  be'stand,  aus  besondem  Gründen  Zunftfreiheit  ge- 
währte.   In  Beziehung  auf  Bäcker  und  Metzger  haben  wir  diese  Thatsache 


Annuth  und  Notb  gerathen  wird«.  Die  Zunft  hätte  bisher  nur  durch  ausserordentliche  Auf> 
lagen  and  Coliekten  von  den  Mitgliedern  in  Ehren  aufrecht  erhalten  werden  können ,  dahw 
genehmigten  die  Approbatoren  die  Matrikelerhöhung ,  weil  es  billig  sei,  dass  die  Neuein- 
tretenden »aliquid  sentiant  de  expensis  praeteritis  et  ad  hoc  ut  dicta  ars  in  futurum  quam 
habilius  estpossibile  sustentetur  (Cod.  cit.  c.  437). 

1}  Guicciardini:  Opere  in^dite  III,  p.  5.   Storia  di  Firenze. 

a)  Cf.  z.  B.  die  Aufzeichnung  v.  4  423  bei  Fabron  i:  Magni  Cosmi  vita,  adoot.  a4. 

3}  Cf.  z.  B.  die  Leinenhilndleratatuteu  Cod.  cit.  f.  99  und  Beilage  II. 

4)  Vergl.  die  undatirte  Urkunde  (wahrscheinlich  von  4B69)  in  den  Statuten  derSchlosaer, 
Cod.  cit.  fol.  kS. 

5)  Vergl.  das  Statut  der  Steinmetzen  etc.  v.  4  488  zu  Gunsten  der  mit  Ziegelsteinen  und 
anderm  Banmatertal  handelnden  zünftigen  »pizzicagnoli«.  »Perch^  la  matricohi  pare  alqnanto 
ingorda  e  di  troppa  somma,  fanno  resistenza  a  volere  immatricularsi«.  Die  Zunft  erkennt 
dies  Motiv  als  berechtigt  an  und  gesteht  die  Verminderung  zu  »ecciochi  sia  piü  unione  e  pace 
che  sie  ptt6,  n^  s'abbia  a  contendere  con-  loro  e  per  V  utile  e  bene  de  11'  arte  e  di  chi 
si  volesse  matricolare  sendo  di  decta  qualitä.  Archiv  der  Steinmetzen  Cod.  cit.  f.  85. 
Vergl.  das  analoge  Statut  der  Leinenhttndler  zu  Gunsten  der  Schneider;  Cod.  cit.  (Nr.  5) 
f.  4i  (4868)  der  Tischler  (Cod.  cit.  Nr.  4,  f.  4)  zu  Gunsten  der  Zimmerleute;  der  OelverkXufer 
(Cod.  cit.  r.  75)  zu  Gunsten  der  Materialienhttndler;  der  Holzarbeiter  (Cod.  cit.  IV,  f.  270) 
1455  zo  GtuLSten  der  in  die  Schusterzunft  immatrikulirten  Pantoffelmacber. 

6)  Sagredo.  1.  c.  pag.  894.  Statuto  degli  scarpellini  (4807)  r.  80,  wonach  in  Venedig 
Keiner  zugleich  Maurer  und  Steinmetz  sein  soll,  »perciö  che  ciascuno  possa  viver  deir  arte 
soa  e  che  alcuna  persona  del  suo  mestier  non  toia  (tolga )  lo  inviamento  del  altro.  Ein  der« 
artiges  Motiv  linde  ich  in  den  florentiner  Zunftstatuten  nirgend»  ausgesprochen. 


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48  DiB  WiRTHSCHAPTSPOLITIlC  DBR  PLORENTINKR  RbNAISSAüCB 

schon  erwähnt^);  hier  wäre  nur  noeh  auf  die  Exemtion  hinzuweisen,  welche 
der  Staat  Allen,  die  Pelzwerk  nach  der  Stadt  einführten  um  es  dort  zu  bear- 
beiten ^j,  und  vorübergehend  den  Bauhand werkem  zugestand  3). 

So  sympathisch  uns  diese  Gesetzgebung  mit  ihrer  Tendenz,  aus  dem  Zunft- 
zwang keine  Fessel  des  gewerblichen  Verkehrs  werden  zu  lassen ,  berühren 
mag ,  so  sehr  bleibt  dieselbe  hinter  modemer  Anschauungsweise  zurück  durch 
die  ungleiche  Behandlung ,  welche  sie  dem  neu  eintretenden  Zunftgenossen  an- 
gedeihen  liess.  Des  Meisters  Sohne  und  nächste  Verwandte  sind  auch  nach 
den  Florentiner  Statuten  regelmässig  von  der  Bezahlung  einer  Matrikel  ganz 
oder  theilweise  befreit.  Dieselbe  Befreiung  wird  dem  Eidam,  wie  es  heisst 
als  Mitgift  der  Meisterstochter,  zu  Theil.  Wer  der  Zunft  als  Lehrling  oder  Ge- 
selle gedient  hat  und  nicht  durch  die  Liebe  der  Steuerpflicht  ganz  entledigt 
worden,  erfreut  sich  wenigstens  bedeutender  Ermässigungen  gegenüber  dem, 
der  auiswärts  seine  Dienstzeit  durchgemacht^)  oder  nicht  die  hergebrachte  Zeit 
gedient;  dasselbe  Privileg  geniesst  der  Staatsangehörige  vor  denen,  die  aus 
dem  Ausland  eingewandert.  Dass  es  sich  dabei  keineswegs  um  Absperrung 
gegen  den  Zuzug  fremder  Arbeitskraft  handelte,  ist  bei  einer  Industrie,  die  nicht 
für  den  beschränkten  Lokalmarkt  von  Stadt  und  Weichbild,  sondern  für  die 
Welt  arbeitete ,  an  sich  wahrscheinlich ,  auch  wenn  man  nicht  eine  so  bedeut- 
same wirthschaftliche  Einsicht  in  die  schädlichen  Wirkungen  einer  künstlichen 
Beschränkung  der  Produzentenzahl  und  monopolistischer  Zunftneigungen  gehabt 
hätte,  wie  in  Florenz.  Man  muss  den  Pisaner  Zünften  dankbar  sein,  dass  sie 
durch  Erschwerung  des  Eintritts  und  andere  Verkehrsschranken  Signorie  und 
Käthen  von  Florenz  zu  einer  so  sehr  von  modernem  Geist  getragenen  offiziellen 
Erklärung  im  Interesse  gewerblicher  Freiheit  Veranlassung  gegeben  haben,  wie 
sie  in  dem  Staatsbeschiuss  von  H75  enthalten  isf^j.   Derselbe  erklärt  derartige 


4)  Seite  25. 

3)  Einheimischen  wie  Fremden  ist  dies  erlaubt  non  obstante  quod  non  sint  suppositi 
arti  peiiizariorum,  Statuta  (4415}  rub.  56. 

3]  Statuta  (4445)  1.  c.  rub.  66  —  quilibet  possit  exercere  dictam  artem  sc.  magistronim 
lignaminis  vel  petrae,  non  obstante  quod  non  sit  suppositus  dictae  arti. — Quod  nuUi  magistri 
Hgnaminis  vel  petrae  aut  manuales  vel  discipuli  cives  vel  districtuales  Florentiae  seu  forenses 
possint  gravari  —  vel  per  artem  magistronim  vel  per  consules  ejus  artls,.nec  ipsi  arti 
teneantur  inviti  subesse.  Vergl.  dagegen  rub.  69,  wo  der  Zunftzwang  anerkannt  ist, 
der  entschieden  spätere  Praxis  war ,  Cod.  cit  des  Steinmetzenarchivs  f.  ^5.  Ein  neuer  Be« 
weis  dafür,  dass  keineswegs  alle  in  der  Sammlung  von  4445  enthaltenen  Bestimmungen 
gleichzeitig  geltendes  Recht  waren. 

4)  Cf.  Beilage  II.  Nicht  alle  Zünfte  nahmen  positive  Bestimmungen  darüber  ins  Statut 
auf,  sondern  überliessen  für  den  einzelnen  Fall  die  Regelung  der  Matrikel  in  angedeutetem 
Sinne  der  Zunftbehörde.  Die  öffentlichen  Leistungen  der  Zünfte  nahmen  die  Mitglieder  so  sehr 
in  Anspruch,  dass  der  Gedanke  an  die  durch  eine  Vermehrung  ihrer  Zahl  gesteigerte  Kon- 
kurrenz ganz  zurückgetreten  zu  sein  scheint  hinter  dem  einer  grossem  Theilung  der  Lasten. 
Man  vergl.  nur  die  Klagen  über,  die  Abnahme  der  Mitgliederzahl  in  einzelnen  Zünften.  Ars 
Carazzariorum  et  Spadariorum  Cod.  Nr.  2  (4  440 — 4504)  r.  25  und  Fornai  Cod.  cit.  Kr.  4, 
f.  98  (4  439).    Arch.  Rif. 

5)  Arch.  Rif.  Prowisioni  (4475)  Nr.  467»  f.  4  48  —  molte  arti  di  Pisa  ^  hanno  faUo 
Statut!  pe'  quali  fanno  alcune  prohibitioni  a  certi  exercitanti  tali  arti,  o  che  non  veiidino  in 


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UND  DAS  Prinzip  der  Vbrkbhrsfrbihrit.  49 

Beschränkungen  fUr  unvereinbar  mit  dem  öffentlichen  und  Privatinteresse: 
denn  für  das  Publikum  ist  es  durchaus  nicht  gleichgiltig, 
dass  sich  die  Zahl  der  Handel-  und  Gewerbetreibenden  ver- 
mindere; eine  solche  Verminderung  fuhrt  nur  2u  einer  Stei- 
gerung der  Preise  der  gewerblichen  Erzeugnisse,  und  der 
damit  verbundene  Rückgang  der  Bevölkerung  macht  sich 
durch  die  Abnahme  der  Steuerertragnisse  für  den  Staat  fühl- 
bar. Daher  soll  kein  Innungsstatut  »Prohibitionen«  enthalten,  bei  deren  Zu- 
standekommen nicht  alle  Interessen  zum  Worte  gelangt  sind.  Das  allgemeine 
staatliehe  Interesse  vertreten  durch  Capitan,  Podestä  und  die  Approbatoren  der 
Statuten,  der  Fiskus  speziell  durch  die  oberste  Steuerbehörde,  und  Handel  und 
Gewerbe  durch  die  »Gonsuln  des  Meeres«  *) .  Insbesondere  wollte  man  in  Florenz 
nichts  von  der  bekannten  Zunftpraxis  wissen ,  welche  die  Aufnahme  neuer  Ge- 
nossen von  gewissen  »Eigenschaften«  derselben,  wie  sich  der  genannte  Staats^ 
beschluss  ausdrückt ,  abhangig  machte ,  einer  Praxis ,  die  zur  Forderung  eines 
Meisterstücks^  von  Prüfungen  oder  andern  lastigen' »Sollennitaten«  geführt 
hatte.  In  Florenz  meinte  man  :  »Keiner  soll  Richter  und  Notar  oder  Arzt  sein, 
der  nicht  die  gebührenden  Prüfungen  abgelegt ,  weil  er  mit  seiner  Unwissen*- 
beit  die  Privaten  sehr  schadigen  könnte.  Anders  beim  Gewerbe!  Hier 
schadet  schlechte  Arbeit  nur  den  Produzenten  selbstv^).  Darum 
wollte  der  Staat  nicht,  dass  der  Betrieb  eines  Gewerbes  von  etwas  Anderem  als 
der  Matrikel  abhangig  gemacht  werde.  »Jeder  Staatsangehörige  kann  frei  aus- 
üben jedes  Gewerbe;  welches  er  will,  und  die  Gonsuln  der  Zünfte  müssen  ihn 
zu  denselben    zulassen,   wenn  er  die  herkömmliche  Matrikel  bezahlt  hat^). 


certi  tempi  e  modi  o  che  quelle  non  exercitino,  se  non  habendo  certe  qua- 
litate,  o  observando  certe  soUennitä  come  a  pieno  in  tali  statuti  si  contiene;  di 
che  na^ce  danno  universale  et  ai  privati  et  al  publico  perchä  si  togtie 
commoditä  per  scemare  il  numero  de!  venditori  e  di  manefactori,  onde 
crescono  i  pregi  delle  manifacture  e  le  gabelle  si  dannificono,  perch^ 
scema  il  numero  delle  bocche.  E  desiderando  porre  a  tali  inconvenienti  debito 
rimedio, —  qualunque  probibitione  facta  da  due  anni  in  qua  per  aicuna  arte  o  universitä  di 
Pisa  contro  ad  alcuno  exercitanle  o  volendo  exercitare  decti  arti  o  alcuno  exercitio  di  quelle, 
per  la  quäle  sia  impedito  alcuno  tale  non  potere  vendere  o  comprare  o  lavorare  o  exercitarsi 
nella  sua  arte  o  exercitio  come  e  dove  volessi,  et  ogni  Statute,  che  quella  continessi,  s'intenda 
esser  —  rivocato  per  tutto.  Allerdings  ist  zu  bemerken ,  dass  die  hier  aufgehobenen  Prohi- 
bitionen früher  von  Florenz  approbirt  worden  waren. 

1)  Ib.  Letztere  waren  eine  Oberaufsichtsbehörde  nicht  nur  für  den  gesammten  See- 
verkehr, sondern  für  Handel  und  Industrie  überhaupt.  Sie  hatten,  wie  es  bei  der  Einsetzung 
dieser  Behörde  hiess,  die  Gründe  zu  untersuchen ,  durch  welche  Niedergang ,  Gedeihen  und 
Fortschritte  der  Industrie  bedingt  sind,  und  andere  gewerbepoti tische  Aufgaben,  auf  die  wir 
zurückkommen.  Ordini  del  consolato  del  mare  Arch.  Rif.  Classe  XI,  dist.  IV,  Nr.  77,  fol.  4. 
Cf.  Prowisioni  (4433)  Nr.  44  4,  f.  494. 

2)  Legge  fatta  pei  XVII  di  balia  (4494)  contro  a  tutte  le  30  arti  enthalten  in  den  Prowisioni 
del  corpo  deir  arte  di  maestri  di  pietra  etc.  Cod.  Nr.  8,  f.  55.  Cf.  Statuta  (4448)  Hb.  IV, 
tr.  cit.  r.  5». 

3)  Item  quod  quilibet  de  civitate  comitatu  et  districtu  Fl.  possit  et  ei  liceat  exercere 
artem  quam  volnerit  etc.  Liber  legum  artis  lanae  Cod.  Nr.  43,  f.  5  (um  4344)  und  Statuta 
(4445)  ib.  r.  30. 

PöhlmABB,  Wirthachanapolitik.  4 


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50  Die  Wirthschaptspolitik  dkk  Florbntiner  Rbnaissancb 

Keine  Zunft  kann  Jemand  ausschliessen,  oder  ihm  die  Ausübung  eines  Gewerl>es 
untersagen  i),  ausser  in  dem  Fall,  dass  er  sich  unehrliche  betrügerische  Arbeit 
zu  Schulden  kommen  liess. 

Ganz  rein  durchgeführt  erscheint  freilich  dieser  Standpunkt  der  Statuten 
nicht.  Lassen  doch  diese  selbst  schon  zu  Gunsten  der  »Caiimala«,  welche  den 
Handel  mit  ultramontanischen,  d.  h.  französisch*flandrischen  Tüchern  und  deren 
Verfeinerung  in  Florenz  betrieb,  zu  Gunsten  der  Tuchmacher-  und  der  Seiden- 
zunft eine  Ausnahme  zu.  Diese  Zünfte  sollten  die  Faktoren,  Fifirber,  Drucker, 
Appreteure  und  Walker  zwingen  können ,  ihnen  fUrMie  unversehrte  Rückgabe 
der  Jenen  anvertrauten  Tücher  und  alles  dessen ,  was  sie  von  der  Zunft  zur 
Ausübung  ihres  Gewerbes  erhalten,  Bürgschaft  zu  leisten  ^j.  Auch  in  den  Zunft- 
statulen  begegnen  uns  analoge  Modifikationen  der  Sätze  der  allgemeinen  Gesetz- 
gebung. Auch  die  Kürschner^),  die  Drucker  und  Färber,  welche  von  den 
Leinen händlern  Tücher  zur  Bearbeitung  erhallen  wollen^),  Letztere  selbst^), 
femer  die  Schlosser  <>)  und  die  Riemer  ^j  haben  für  rechtmässigen  Gewerbe- 
betrieb ihrer  Zunft  zu  bürgen.  Erwähnt  sei  auch,  obwohl  nicht  unmittelbar  in 
diesen  Zusammenhang  gehörig,  die  Wechslerzunft,  welche  aus  nahe  liegenden 
Gründen  die  meisten  Garantieen  forderte.  Keiner  konnte  das  Wechslergewerbe 
üben,  der  nicht  durch  die  Geburt  dem  Staate  angehörte  oder  wenigstens  in 
Stadt  oder  Grafschaft  eigenen  Besitz  im  Werth  von  mindestens  500  Liren  besass 
und  seit  20  Jahren  alle  realen  und  persönlichen  Staatsleistungen  getragen.  Alle 
aber  hatten  Bürgen  für  eine  Summe  von  800  fl.  zu  stellen  ^) .  Die  andern ,  also 
die  grosse  Mehrzahl  der  Innungen,  haben  ihren  Angehörigen  eine  derartige  Ver- 
pflichtung nicht  auferlegt.  Die  Schuster  und  Oelhändler  sahen  darin  »eine  ganz 
unnütze  und  überflüssige  Sache ,  welche  den  Handwerkern  nur  schwere  Aus- 
gaben verursache«^).    Diese  Anschauung  kam  theilweise  wenigstens  selbst  da 


4 }  Nulla  ars  possit  interdicere  alicui  de  ipsa  arte  s«u  alicui ,  qui  non  sit  de  tali  arte, 
quod  ipsam  artem  vel  ejus  ministerium  faceret  —  quod  ars  seu  aliquis  vel  altqui  de  ipsa  arte 
noD  habeant  focere  seu  mercari  cum  eo  seu  de  mercaDtiis  suis ,  nisi  pro  faisitate.  Ib.  r.  84 . 

a)  Ib.  Cf.  Statuten  der  Calimala  II,  6,  ed.  Guidici,  welcher  die  Drucker  und  Tucbbereiter 
Bttrgen  für  300  L.  stellen  müssen!  cf.  über  die  Bürgschaft  der  Hilfsarbeiter  der  Seidenzunfl 
Cod.  cii.  Nr.  I,  f.  84.  Die  Wollkrempler  bürgen  der  Tuchmacberzunft  für  300  L.  Cod  Nr.  7, 
Statut  V.  44!i8,  1.  UI,  47.  In  Mailand  verfuhr  man  gleichmttssiger,  indem  man  nicht  bloss 
die  Hilfsarbeiter  der  Tuchmacherzunft,  sondern  auch  die  Tuchmacher  seU>st  Sicherheil 
leisten  liess,  de  fideliter  exercendo  laborerium  dicte  iane;  Letztere  sogar  für  4  00  Goldgulden! 
Statuta  mercatorum  Iane  cap.  I5  und  99,  408  in  den  Mailänder  Statuten  (gedr.  4480)  fol.  206 
flgd.   Vergl.  über  die  Pisa ner  Walker  und  Weber:  Bonaini  1.  c.  III,  707. 

3)  Ars  vajarioruni  et  pelliparionim  Cod.  Nr.  4,  r.  43  bis  zu  400  fl. 

4)  Cod.  eil  Nr.  V,  r.  33,  33.  Nur  Solchen,  welche  gebürgt,  dürfen  die  Mitglieder  Tücher 
zum  Drucken  und  Färben  geben. 

3)  Ib.  r.  59. 

6)  Cod.  cit.  fol.  29.    40  Lire. 

7)  Statuta  corregiariorum ,  tabulacciarioruni  et  scudariorum  (4342  etc.)  Nr.  I,  r.  34. 
400  Soldi. 

8)  Artedel  Cambio.    Statuta  Cod.  V,  r.  79  u.  427. 

9)  Bittschrift  an  die  Signorie^  enthalten  in  den  Provvisioni  (4480)  fol.  9  und  (4  485) 
Nr.  477,  f.  441. 


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u2fD  DAS  Prinzip  der  VKRKBBAaFumnT.  51 

zur  Geltung^  wo  der  Staat  durch  Kaution  und  Bürgschaft  die  Ehrlichkeit  und 
Gesetzmässigkeit  des  Gewerbebetriebes  erzwingen  zu  mtlssen  glaubte.  Wir 
sehen  da,  wo  das  Gesetz  den  Zwang  enthält,  die  Praxis  der  Freiheit  huldigen. 
So  ist  das  Gesetz  von  1378  über  die  Burgschaftspflicht  der  Schuster  und  Oel- 
handler  nur  ganz  kurze  Zeit  wirklich  gehandhabt  worden  und  dann  ein  ganzes 
Jahrhundert  lang  in  Vergessenheit  gerathen,  bis  es  plötzlich  einer  Behörde  ein* 
fiel,  dasselbe  wieder  aufleben  zu  lassen,  was  aber  nur,  in  Folge  des  energischen 
Auftretens  der  betroffenen  Gewerbe,  alsbald  zur  Beseitigung  des  Gesetzes  von 
Staatswegen  gefuhrt  hat*).  Angesichts  dieser  Thatsache  durfte  es  immerhin 
sehr  fraglich  erscheinen,  ob  die  Bestimmungen  der  genannten  Zunfistatuten 
über  die  Bürgschaft  wirklich  von  durchgreifender  praktischer  Bedeutung  ge^ 
wesen  sind,  und  ob  nicht  auch  hier,  wie  so  vielfach  in  der  wirthschaftspolitischen 
Gesetzgebung,  die  Praxis  freier  war,  als  das  Gesetz. 

Was  die  Forderung  gewisser  persönlicher  Qualitäten  fttr  den  Ein* 
tritt  in  die  Zunft  betrifil,  so  ist  die  ablehnende  Stellung,  welche  die  Statuten 
und  verschiedene  Staatsbeschlttsse  gegen  dieselbe  einnehmen ,  zwar  im  Allge- 
meinen für  die  Zunftgesetzgebung  des  45.  Jahrhunderts  maassgebend  gewesen, 
jedoch  ist  es  auch  hier  zu  gewissen  Modifikationen  gekommen.  So  hatten  die 
Panzerschmiede  ein  anerkanntes  Statut,  welches  verfugte,  dass  jeder  neu  Ein- 
tretende nicht  nur  von  Gonsuln ,  Rath  und  25  Beisitzern  mit  zwei  Dritttheilen 
aller  Stimmen  »approbirt«  werden  muss,  sondern  vorher  schon  von  vier  durch 
Gonsuln  und  Rath  der  Zunft  dazu  bestellten  Meistern ,  welche  ihn  erklären  »als 
einen  tüchtigen,  fähigen  und  im  Gewerbe  erfahrenen  Meister,  der  gut  zu  ar- 
beiten versteht  und  das  Gewerbe  fUr  sich  allein  zu  Üben  und  alle  Arbeiten 
desselben  von  Anfang  bis  zu  Ende  zu  machen  im  Stande  ist«  ^) .  Das  streift 
schon  hart  genug  an  die  Forderung  eines  Meisterstuckes ,  wenn  dieselbe  auch 
nicht  direkt  ausgesprochen  ist.  Doch  ist  keine  andere  Zunft  so  weit  gegangen. 
Wo  wir  den  andern  Gewerben  auf  ähnlichem  Wege  begegnen,  sind  es  sitt- 
liche Qualitäten,  die  in  Frage  kommen.  So  heisst  es  in  der  fUr  den  freien 
Standpunkt  der  Statuten  und  die  Art  der  Modifizirung  desselben  bezeichnenden 
Verordnung  der  Approbatoren  fUr  die  Kurzwaaren-  und  Spezereihändler  von 
4 422 3):  »In  Anbetracht,  dass  nach  den  Statuten  Jeder,  der  zum  Magistrat  der 
Zunft  kommt  und  in  deren  Matrikel  eingeschrieben  werden  will,  vom  Notar 


4)  Ib.  Von  Interesse  ist  die  bedeutende  Vermehrung  der  in  freiheitlichem  Sinn  U86 
abgegebenen  Stimmen  gegenüber  der  Abstimmung  von  4  480.  Den  Schustern  gewährten  die 
Freiheit  4  485 :  den  Oelhändlern  4  480: 

im  Volksrath  4  68  gegen  22  Stimmen;  44S  gegen  47, 

im  Gemein erath  450      »40         »      -     447     »      34, 

im  Ralhe  der  »Hundert«  4  03      »        8         »  8S     »      28. 

2)  —  Pro  bono  idoneo  et  sufficienli  etexperto  magistro  in  arte  predicta  et  quod  sciat 
bene  iavorare  et  ipsam  artem  persesolum  bene  facere  et  laboreria  dicte  artis  incipere 
facere  et  complere.  Cod.  cit.  Nr.  2  (Corazai  e  spadai)  4440 — 4504,  r.  26.  Abschliessung  ist 
Dicht  das  Motiv;  denn  in  derselben  Verordnung  wird  belclagt:  »quod  ars  predicta  venit  in 
diminutionem  hominum«. 

8)  Statut!  deli'  arte  dei  medici  spetiali  e  merciai  di  porta  S.  Maria  Cod.  Nr.  II,  f.  478. 
(l349->4558). 

4* 


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52  Die  Wirthsghafspolitik  der  PLomBNTiNBii  Rbnaissangb 

aufgenommen  werden  muss;  und  da  es  immer  so  beobachtet  und  nie  Einer 
zurückgewiesen  wurde ,  weshalb  es  schon  oft  vorgekommen  ist  und  in  Zukunft 
wieder  vorkommen  könnte^  dass  Einer  immatrikulirt  wird;  dessen  Person  der 
Zunft  keine  Ehre  macht,  so  wird,  um  diesem  Uebelstand  zu  begegnen  und 
Jeden ,  der  aufgenommen  sein  will ,  zu  veranlassen ,  recht  zu  handeln  in  allen 
Stücken  1),  verfügt,  dass  hinfort  Keiner  immatrikulirt  werden  soll,  dessen  Auf- 
nahme nicht  vorher  von  den  Consuln  mit  Zweidrittelmajorität  gebilligt  worden 
ist.  Auch  in  den  Statuten  der  Tuchmacher,  welche  dieselbe  Bestimmung  ent- 
hielten, heisst  es,  dass  es  sich  nur  um  Zurückweisung  moralisch  zweifel- 
hafter Individuen  handle  ^) .  Die  Calimala  hatte  allerdings  eine  alte  Satzung, 
welche  die  Deutung  zulässt,  dass  neben  der  moralischen  Würdigkeit  auch  andere 
Voraussetzungen  in  der  Person  des  Aufzunehmenden  gegeben  sein  mussten^); 
allein  es  fehlt  jegliche  Andeutung  über  die  in  diesem  Punkt  geübte  Praxis; 
auch  in  dem  späteren  Statut  von  44S9  heisst  es  nur,  dass  wMin  die  Consuln 
mit  Zweidrittelmajoritttt  für  die  Aufnahme  gestimmt,  sich  ausserdem  eine  ge- 
meinschaftliche Versammlung  des  grossen  Zunftrathes  und  der  Consuln  mit 
derselben  Mehrheit  für  dieselbe  aussprechen  müsse;  von  besonderen  Erforder- 
nissen keine  Spur^].  Ebenso  allgemein  gefasst  ist  das  Statut  der  Schuster, 
wonach  kein  Geselle  oder  Fremder  aufgenommen  werden  soll,  wenn  nicht 
23  Stimmen  der  »Generalcongregation«  ihrer  Zunft  dafür  gewonnen  waren  ^]. 


4]  Di  fare  bene  per  ogni  modo.   Ib. 

2)  —  Pro  refrenando  malitia  pra verum  artiflcum  et  ad  hoc  ut  furta  que  cotidie 
Sunt,  cessent;  galt  schon  nach  den  Statuten  von  4111  (II,  r.  43  des  Cod.  cit.  Nr.  7).  4428 
treten  an  Stelle  der  24  Meister,  welchen  bis  dahin  die  Abstimmung  zustand,  die  Consuln 
1.  HI,  r.  5. 

S)  —  Acciochö  alla  decta  arte  non  si  riceva  alcuno  il  quäle  non  sia  da  ricevere  non 
obatante  che  volesse  pagare  Tentratura,  ciascuno  Chi  alla  decta  arte  di  nuovo  vorra  venire  sl 
debbia  deliberare  per  i  consoli  col  consigiio  di  XII  mercanti  di  diversi  fondachi  e  botleghe, 
se  egli  ö  sufficiente  e  degno  d'esser  ricevuto  o  no,  et  secondo  che  deliberato  sara  nei 
decto  consigiio  a  fave  blanche  e  nere  d'esser  ricevuto  o  no,  cosi  s'osservi.  Statuti  della  Calimala 
Cod.  V  (4SS9J,  1.  I,  r.  87.  (Fehlt  im  Text  Giudici's).  Das  Statut  von  4  499  ed.  Giudici  p.  225 
giebt  nur  die  Veränderung  des  Abstimmungsmodus,  keinen  Gesichtspunkt  für  die  Abstim- 
mung selbst.  —  An  das  genannte  Statut  v.  4839  erinnern  die  »statuti  della  compagnia  seu 
paratico  dei  rivenditori  merzagoni  et  eliam  pergoloti«  di  Milano.  Arch.  Panigarola  Cod.  L 
(4  497),  f.  47  :  Wer  eintreten  will  »deve  esser  examinato  dallo  abbate  et  li  officiali  se  ö  suffi- 
ciente e  dabene.  Was  es  mit  dieser  Prüfung  auf  sich  hat,  beurtheile  man  nach  der  Satzung 
der  Mailänder  Statuten  (ed.  4480],  f.  429.  QuUibet  civitatis  et  districtus  Mediolani  vel  aHunde 
tarn  masculus  quam  femina  tute  et  impune  et  ubique  in  quolibet  loco  in  clvitate  et  comitatu 
Med.  possit  facere  et  exercere  et  operari  quamlibet  artem  seu  artificium  ministerium  vel 
laborerium  cujuscunque  generis.et  maneriei  sil,  nisi  in  contrarium  lege  municipali  reperiatur 
caulum.   Von  technischer  Prüfung  findet  sich  aber  dort  keine  Spur. 

4)  Giudici  1.  c. 

5)  Statuti  di  Calzolai ;  undatirbar  in  Folge  Zerstörung  der  Handschrift.  Auf  die  Bedeu- 
tung der  »Approbation«  wirft  wohl  auch  das  Statut  der  Tischler  ein  Licht ,  wonach  Sohn, 
Bruder  und  Neffe  eines  Meisters  davon  befreit  sein  soll,  non  abbia  bisoguo  d'esser  approvato. 
Cod.  cit.  Nr.  4,  f.  8.  —  Es  kommt  auch  vor,  dass  die  moralischen  Qualitäten,  weiche  für  die 
Approbation  in  Betraclit  kommen,  genannt  sind.  Der  »Wucherer«,  insbesondere  der,  welcher 
gegen  Pfand  auf  Zins  leiht,  würde  der  Genossenschaft  zu  Schande  gereichen.    Nach  den 


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I3ND  DAS  PmFrZIP  nCR  VKRKraRSPRBinBIT.  53 

Nachdem  wir  gesehen ,  dass  der  Staat  in  der  That  eine  selbständige  Ent- 
scheidung der  Zunft  über  die  morah'sche  Würdigkeit  des  neuen  Genossen  aner- 
kannt hat,  was  übrigens  zu  dem  prinzipiellen  Standpunkt  der  Statuten  nicht  in 
Widerspruch  st«ht  *] ;  dass  femer  ein  positiver  Hinweis  auf  eine  technische 
Prüfung  sich  nur  in  Beziehung  auf  die  WaflTenfabrikation  (Panzerschmiede  und 
Schwertfeger)  findet,  was  sich  wohl  aus  dem  Interesse  des  Staates  an  der  allge- 
meinen Wehrhaftigkeit  erklären  mag,  und  dass  der  Staat  sich  noch  4494  so 
entschieden  gegen  HandwerkerprUfungen  ausgesprocl\|en  hat,  so  kann  wohl 
über  die  wahre  Bedeutung  der  von  verschiedenen  Zunftstatuten  angeordneten 
Abstimmungen  kein  Zweifel  obwalten.  Bei  persönlicher Unbescholtenheit  kann, 
wenn  der  Kandidat  die  vom  Staat  anerkannten  zünftigen  Leistungen  wie  Matrikel, 
Bürgschaft  u.  drgl.  übernahm,  die  Aufnahme  gar  nicht  verweigert  werden.  Die 
einzige  Probe ,  durch  welche  man  nach  der  technischen  Seite  hin  eine  gewisse 
Sicherung  von  dem  Neueintretenden  forderte,  soweit  diese  nicht  schon  die 
durchgemachte  Lehr-  oder  Dienstzeit  bot,  war  der  von  allen  Zünften  ver- 
langte Eid'],  dass  er  das  Gewerbe  den  Zunftordnungen  gemäss  üben  werde, 
was  bei  der  Fülle  der  Reglements  ohne  fachgemflsse  Erlernung  kaum  mög- 
lich war. 

Wenn  man  bedenkt ,  dass  die  genannten  Forderungen  die  einzigen  waren, 
die  man  um  der  Ehre  und  Ehrlichkeit  des  Gewerbes  willen  an  die  Person 
des  Neueintretenden  stellte,  und  dass  sie  gar  nicht  einmal  allgemein,  sondern, 
wenigstens  was  die  Abhängigmachung  der  Aufnahme  von  einer  Abstimmung 
belriffi ,  nur  von  der  einen  oder  andern  Innung  geltend  gemacht ,  also  von  der 
Mehrzahl  die  in  der  Verordnung  der  Approbatoren  von  4422  geschilderten  freien 
Formen  der  Aufnahme  beibehalten  wurden'),  so  sieht  man,  wie  liberal  der 
Standpunkt  gewesen  ist,  welchen  in  dieser  Frage  die  Florentiner  Zünfte  einge- 
nommen haben.  Man  werfe  nur  einen  vergleichenden  Blick  auf  unsere  Hansa- 
städte, z.  B.  die  Danziger  Gewerbeordnungen  des  45.  Jahrhunderts  mit  ihren 
eingehenden  Bestimmungen  über  die  Ablegung  des  Meisterstücks,  den  Nachweis 
eines  bestimmten  Vermögens ,  die  Vorlage  von  Echt-  und  Lehrbriefen  und  der- 


Statttlen  derTuchkrtfmer  ist  er  entweder  ganz  ausgeschlossen,  oder  hat,  wenn  die  wucherischen 
Handlungen  bereits  veijtthrt  sind ,  den  Makel  mit  doppelter  Matrikel  zu  hüssen.  Derselben 
Zunft  ist  der  Wucher  auch  genügendes  Motiv,  ein  Mitglied,  welches  das  Votum  der  Genossen 
tilr  schuldig  erkennt,  auszustossen,  und  nur  unter  der  Bedingung  wieder  aufzunehmen,  dass 
es  von  Neuem  die  Matrikel  zahlt ,  wie  ein  Fremder ,  und  durch  einen  Eid  aufs  Evangelium 
allem  »Wucher«  absagt.  (Cod.  CiL,  r.  72,  Zusatz  v.  4348  u.  U76,  fol.  64).  Seit  4414  ver- 
weigerte man  wenigstens  die  Aufnahme  nicht  mehr  unbedingt ,  sondern  Hess  auch  hier  eine 
Abstimmung  zu  (f.  ,440).  Dagegen  verschttrften  sich  die  Bestimmungen  über  die  Wieder- 
aafnahrae  (iS88,  fol.  74).  Seit  4499  schloss  auch  die  Seidenzunft  den  rückfillligen  Wucherer 
aus  (Cod.  cit.  fol.  i40). 

4)  Cf.  Seite  50. 

2;  Derselbe  bildete  offenbar  die  Grundlage  der  »Approbation«.  Vergl.  auch  die  analogeD 
Mailänder  Statuten  f.  243:  intelligantur  mercatores  Uli  qui  pro  mercatoribus  descripti  sunt 
et  approbati  et  qui  juraverint  tempore  quo  approbari  voluerint  se  esse  veros  et  legitimes 
mercatores. 

3J  Cf.  Seite  54. 


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54  Die  WiRTBScHArrspoLiTiK  der  FLOiiNTiifER  Renaissance 

gleichen  mehr'].  —  Und  wenn  die  Florentiner  Zünfte  auch  in  Einzelheiten,  wie 
z.  B.  in  der  Ausschliessung  der  »Wucherer«,  den  mittelalterlichen  Boden  ver- 
rathen,  aus  dem  sie  erwachsen,  so  haben  sie  doch  nie  den  auch  in  der  italieni- 
schen Zunftgesetzgebung  des  Mittelalters  vorkommenden  ^j  Versuch  gemacht,  ein 
Gewerbe  zu  einem  geschlossenen  umzuwandeln ,  haben  nie  Einen  von  Lehre, 
Dienst  und  Meisterrecht  ausgeschlossen,  weil  er  etwa  nicht  ehelicher  oder 
»ehrlicher«  Geburt,  auch  den  Fremden,  der  um  den  Meisterbrief  wart),  nicht 
gefragt ,  ob  er  hörig  oder  leibeigen  geboren ;  und  wenn  in  der  ganzen  Floren- 
tiner Zunftgesetzgebung  nur  ein  einziges  Mal  und  zwar  insofern  dem  Makel  der 
Geburt  eine  Wirkung  zuerkannt  ist,  als  der  unehelich  Geborene  in  keinem  Raih 
oder  Amt  einer  Zunft  sitzen  darf  s),  so  hat  die  Geschichte  dies  tragisch  genug 
gesühnt,  indem  Florenz  seine  politische  Freiheit  an  einen  Bastard  verlor  und 
die  Fürstin,  die  der  neue  Herr  auf  den  Herzogsthron  erhob,  den  Makel  der  Ge- 
burt mit  ihm  theilte. 

Der  Gedanke ,  dass  durch  den  Neueintretenden  den  ansässigen  Meistern 
die  Nahrung  verkümmert  werden  möchte,  kommt  nur  in  einem  einzigen  Gesetze 
zu  Ungunsten  der  Verkehrsfreiheit  zum  Ausdruck.  In  einem  Venezianer  Sprich- 
wort heisst  es:  »Quai  quando  che  le  boteghe  se  tocchera  e  che  i  zoveni  coman- 
dera«.  Man  suchte  daher  zu  verhüten,  dass  der  neue  Meister  Werkstatt  und 
Laden  in  allzu  grosser  Nahe  seines  frühem  Lehr-  oder  Dienstherm  auEschlage 
oder  sich  mit  einem  andern  Meister  in  der  Nähe  associire;  und  die  Statuten 
mehrerer  Zünfte  haben  zu  diesem  Zwecke  ausdrücklich  die  Grenzen  festgesetzt, 
innerhalb  deren  sie  dies ,  wenigstens  für  eine  bestimmte  Zeit ,  verboten  wissen 
wollten^].  Ja  es  kommt  sogar  das  Verbot  vor,  dass  ein  Lehrling  oder  Geselle, 
der  seinen  Meister  verlässt,  innerhalb  dieser  Grenzen  in  die  Werkstätte  eines 
andern  Meisters  eintrete  ^) .  Doch  handelt  es  sich  hier  keineswegs  um  eine  Aus- 
nahmegesetzgebung zum.  Schutz  des  Meisters  gegen  seine  frühern  Lehrlinge  und 
Gesellen ,  sondern  ein  auch  den  Meisterstand  umfassendes  Gebot ,  sei  es  dass 
man  dasselbe  nur  für  Solche ,  die  mit  einem  Andern  associirt  waren  und  sich 


4)  Hirsch,  Handels- und  Gewerbsgeschichte  Da nzigs  unter  der  Herrschaft  des  deut- 
schen Ordens.    3U,  325  u.  flgd.   Cf.  auch  Maurer  I.  c.  11,  447,  455. 

9)  Vergl.  z.  B.  Slatuto  deir  arte  della  lana  di  Radicondoli  ed.  Polidori  in  der  CoUezione 
di  opere  inedite  o  rare  dei  primi  tre  secoli  della  lingua  (UOS — 88)  24t  u.  224. 

8)  In  sümnitUchen  Zunftstatuten  zum  Jahre  4  444.  Wenn  es  in  den  Statuten  der  Schlosser 
(Cod.  cit  404)  bei  dieser  Gelegenheit  heisst:  statuta  dicte  artis  corrigendo  et  eis  addendo,  so 
ergiebt  sich,  dass  das  Bastardgesetz  eine  Neuerung  jener  conservativen  Epoche  war. 

4)  Schmiede  (fabbri  Cod.  2,  f.  66)  4S44:  innerhalb  250  Braccien  vor  Ablauf  von 
5  Jahren;  4444  erhöht  auf  300  Braccien  (f.  54);  4428  auf  400  Br.  (ib.),  also  eine  mit  der 
Zeit  zunehmende  Einschränkung!  Cf.  Statut  der  Leinenhändler  (Cod.  cit.  Nr.  5,  f.  452) 
4  448  mit  dem  Verbot  der  Assoziation  und  Niederlassung  innerhalb  50  Br.  vor  Ablauf  eines 
Jahres.  —  Schuster  (Cod.  cit.  r.  28,  sec.  4  4)  innerhalb  4  000  Br.  vor  2  Jahren.  Schlosser 
(Cod.  cit.  fol.  408)  4448,  50  Br.  vor  5  Jahren.  Oelkrämer  :Cod.  cit.  fol.  68,  sec.  45)  400  Br. 
▼or  5  Jahren,  später  (f.  446)  auf  200  Br.  erhöht. 

5)  Tischler  (Cod.  cit.  Nr.  4,  f.  SO)  4396:  innerhalb  450  Br.  vor  5  Jahren.  —  Leinen- 
händler: die  Anm.  4  angegebenen  Distanzen. —  Barbiere  (Statuti  di  medici  spetiali  e 
merciaiCod.  cit.  Nr.2):  innerhalb  40 Br.  vor 3  Jahren.  4390{f.448)  später  erhöht  auf  400 Br.I 
4404  (f  490)  dann  erniedrigt  atff  40  Br.  4434  (ib.)  und  4436  wieder  erhöht  auf  400  Br. 


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urro  DAS  Prinzip  i>ir  Ybuiiiispriibbit.  55 

selbständig  macben  wollten i)  oder  für  alle  Meister  gegenseitig,  mögen  sie  in 
Verbindung  gestanden  sein  oder  nicbt,  ausgesprochen  i^at^). 

Doch  ist  es  immer  nur  diese  oder  jene  Zunft ,  welche  den  Verkehr  dem 
»Statut  von  der  schlimmen  Nachbarschaft«  unterwarfen.  Auch  kam  es  wohl  vor, 
dass  selbst  in  den  Zttnften,  wo  es  su  Recht  bestand,  der  Verkehr  wieder  theil* 
weise  davon  befreit  werden  musslc,  weil  sich  der  Verkauf  gewohnheitsmässig 
überwiegend  nach  gewissen  Plätzen  zog.  Wenigstens  haben  es  die  Bäcker,  bei 
welchen  das  Statut  eine  Fülle  von  Streitigkeiten  hervorrief,  für  eine  grüsserc 
Anzahl  von  Plätzen,  woBrod  verkjiuft  zu  werden  pflegte,. wieder  aufgehoben^]. 
Auf  alle  Gewerbe  konnte  jene  Beschränkung  des  Niederlassungsrechtes,  um 
mich  so  auszudrücken,  schon  darum  keine  Anwendung  finden,  weil  ihr  Betrieb 
zum  Theil  durch  Zunftgesetz  auf  gewisse  Strassen  oder  Quartiere  ausschliesslich 
angewiesen  war,  andererseits  die  grosse  fürs  Ausland  produzirende  Industrie 
hier  keineswegs  dasselbe  Interesse  hatte ,  wie  der  kleine  vorwiegend  auf  den 
städtischen  Bedarf  angewiesene  Gewerbsmann.  Darum  begegnen  wir  jener  für 
die  Frage  der  gewerblichen  Freiheit  so  bedeutungsvollen  mittelalterlichen  Loka* 
lisirung  des  Gewerbes  gerade  bei  hühern  Zünften  ^j .  Die  Grenzen  sind  aller- 
dings sowohl  in  der  Seiden-  als  Wollenzunft,  welche  hier  in  Betracht  kommen, 
sehr  weit  gegriffen.  So  lagen  die  vier  »Convente«,  in  welchen  allein  das  Tuch- 
machergewerbe in  der  Sladt  betrieben  werden  konnte,  in  den  verschiedensten 
Stadttheilen  ^).  Allein  diese  VervielQlltigung  der  Bezirke  war,  wenigstens  was 
letztere  Zunft  betrifft,  wieder  mit  Verkehrsfesseln  verbunden,  offenbar  um  die 
zünftige  Kontrole  der  Arbeit  zu  erleichtern.  »Zur  Aufrechthaitung  des  guten 
Rufes ,  zum  allgemeinen  Nutzen  der  Zunft  und  aller  Meistera  war  es  in  einem 


4)  Schmiede:  cf.  Anm.  4.  Schlosser:  cf.  ib.  Dieselben  haben  auch  die  merk- 
>Kurdige  Bestimmung:  Wenn  einer  die  Werkstatt  eines  verstorbenen  Meisters  von  dessen 
Söhnen  gemiethet  hat,  und  ein  Sohn  dann  die  Werkstatt  selbst  übernimmt,  so  darf  der  ge- 
nannte Miether  keine  neue  Werkstatt  gründen  innerhalb  50  Br.  vor  Ablauf  von  5  Jahren 
[Cod.  Cit.  Nr.  4,  f.  435),  ein  Raum,  der  Ende  des  45.  Jahrb.  sogar  auf  200  Br.  erhöh  t  ^urdc. 

2)  NuUus  faciat  malam  vicinanzam  alicui  dicte  artis  (Ogliandoli  f.  96,  cod.  cit.),  vergl.: 
Che  niuno  artefice  della  decta  arte  possa  mandare  o  fare  alcuna  mala  vicinanza  presso  alla 
buttega  d*aIcuno  artefice  a  cento  braccia  ad  alcuno  artefice.  Allerdings  ist  auch  hier  schon 
ausgenommen  der  Verkauf  nelle  piazze  usate,  dove  si  vende  pane  (4893,  Cod.  cit.  der 
Backe rzunft,  fol.  57).   Cf.  flgd.  Seite  Anm.  4. 

3)  Fornai:  Statuta  Cod.  cit.  f.  486  (4483). 

4)  Z.  B.  der  Seidenzunft  (Cod.  cit.  I,  fol.  470)  und  deren  CoUegien,  z.  B.  Gold- und 
Stlberarbeiler  (4  72),  allerdings  auch  dem  Schnittwaarengeschftfl  (474)  mit  genauer  Angabe  der 
Strassen  und  Plätze,  wo  der  Gewerbsbetrieb  allein  gestattet  ist.  Vergl.  die  Statuten  der  Wollen- 
zunft  Cod.  Nr.  7  (4  428)  1.  III  7,  8.  Charakteristisch  ist  es,  dass  der  Staat  im  Allgemeinen  eine 
solche  Lokalisirung  nicht  begünstigt  zu  haben  scheint.  So  war  in  Arezzo  eine  Strasse ,  wo 
allein  Tuch  im  Detail  verkauft  werden  durfte.  Nach  der  Verheerung  der  Stadt  durch  die  »Com- 
pagoieenv,  gebot  Florenz  den  Besitzern  der  zerstörten  Läden  bei  Strafe,  sie  wiederherzustellen 
uod  erkannte  das  aiisschliessliche  Verkaufsrecht  derselben  an.  Später  jedoch  gab  der  Staat 
dies  Geschäft  in  der  ganzen  Stadt  frei,  und  erneuerte  dann  zwar,  auf  die  »berechtigten«  Klagen 
der  zum  Wiederaufbau  gezwungenen  Ladenbesitzer,  das  Vebrot,  ausserhalb  jener  Strasse  das 
Schaittwaarengeschäft  zu  treiben,  erkannte  aber  zugleich  dieses  Recht  allen  Tuchmachern  für 
die  von  ihnen  selbst  fabrizirten  Tücher  zu.    4  398  Capitoli  di  Firenze  I,  444. 

5)  statuta  artis  lane  1.  c.    Santa  Maria,  Oltrarno,  St.  Peter,  San  Pankratius. 


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56  Die  WiRTBscHArTSPOLiTiK  DIR  FLoasiiTiNER  Renaissangb 

dieser  Konvente  strenge  verpönt,  Tücher  von  anderer  als  französischer  und  eng- 
lischer Wolle  zu  fabriziren ,  und  in  den  andern  konnte  kein  Meister  zu  gleicher 
Zeit  TOcher  aus  französisch-englischer  und  aus  anderer  Wolle  machen  ^) . 

Wir  haben  damit  die  Schwelle  der  Zunft  bereits  überschritten  und  eine 
andere  Seite  des  Zunftzwanges  berührt.  Nachdem  wir  gesehen,  wie  weit  neben 
dem  Anspruch ,  den  Gewerbsmann  zur  Zunft  zu  zwingen  und  zugleich  die  Auf- 
nahme an  gewisse  Bedingungen  zu  knüpfen ,  die  Freiheit  zu  ihrem  Rechte  kam, 
tritt  an  uns  die  Frage  heran ,  welche  Bedeutung  in  Florenz  diejenige  Seite  des 
Zunftzwanges  hatte,  welche  sich  in  der  BefugQiss  der  Zunft  äussert,  den  ganzen 
innerhalb  der  zünftigen  Organisation  sich  vollziehenden  Gewerbsbetrieb  nach 
bestimmten  Normen  zu  regein.  Wo  wir  den  Staat  in  analoger,  bevormundender 
Weise  thätig  sehen,  kommt  hier  natürlich  auch  die  allgemeine  staatliche  Gesetz- 
gebung in  Betracht ,  wenn  es  sich  auch  nicht  immer  um  zünftige  Arbeit  han- 
delt. Es  möchte  allerdings  fraglich  erscheinen,  ob  unsere  Aufgabe,  welche  nicht 
die  Gebundenheit,  sondern  die  Freiheit  zum  Vorwurf  hat,  ein  tief^^es  Eingehen 
auf  jenes  System  der  Regulative  gestattet.  Allein  wo  es  sich  so  sehr,  wie  bei 
einer  Arbeit,  die  die  Grenzen  zwischen  dem  Bereich  des  Zwanges  und  der 
Freiheit  auf  dem  Gebiete  der  wirthschaftlichen  Arbeit  eines  Volkes  zu  bestim- 
men sucht,  gerade  darum  handelt,  wie  Shakespeare  sagt,  »das  Alter  selbst,  den 
Leib  der  Zeit,  ihren  Stempel,  ihr  Gepräge«  zu  erfassen,  muss  ein  System,  wel- 
ches einem  grossen  Theil  der  gewerbepolitischen  Gesetzgebung  der  Zeit  eben 
sein  Gepräge  gegeben,  derselben  Ausdehnung  nach  veranschaulicht  werden, 
welche  es  dereinst  im  Leben  behauptet  oder  wenigstens  beansprucht  hat. 

Um  zu  erkennen ,  wie  weit  der  Geist  der  Bevormundung  in  der  Beein- 
flussung der  Fabrikation  gegangen  ist,  genügt  es  im  Allgemeinen,  die  Richtung 
zu  bezeichnen,  welche  die  technischen  Gewerbereglements  in  Florenz 
eingeschlagen  haben.  Es  finden  sich  Verbote  der  Bearbeitung  und  Veredelung 
gewisser  fremder  Fabrikate  ^} ,  der  Verwendung  gewisser  Rohstofle  für  die 
Fabrikation,  sei  es  für  sich  allein  oder  in  Verbindung  mit  andern  3),  Gebote  zur 
ausschliesslichen  Verwendung  dieses  oder  jenes  Artikels  bei  gewissen  Fabri- 
katen ^]y  Vorschriften  über  das  Verhältniss  der  zu  einem  Fabrikat  verwandten 


4)  Cod.  cit.  Nr.  7,  III,  r.  8  und  {HtS)  IV,  r.  U. 

2)  Z.  B.  aller  ausländischen  Tücher,  mit  Ausnahme  der  »ultramontan ischen»  und  mai- 
Ittndischen.  Statuten  der  Wollenzunft  Cod.  cit.  Nr.  7  (4388),  II,  84.  Cf.  r.  50  de  non  t«nendo 
emendo  vel  laborando  cardaturam  et  de  non  emendo  lanaggium  de  pelago  veniens  nisi 
certo  modo. 

3)  Ib.  r.  46,  quod  lanifices  non  emant  aut  laborent  aliquas  lanas  vetitas  cf.  r.  37,  ferner 
(4  4S8)  IV,  r.  45,  Verbot,  gekämmte  oder  kardätschte  Lammswolle  zu  gewissen  Tüchern  zu 
verwenden.  —  (4833)  IV,  45,  Verbot,  andere  als  Tücher  von  französischer  oder  englischer 
Wolle  in  Scharlach  zu  färben.  —  Den  Tuchkrämern  ist  verboten,  Tücher  in  Indigo  zu  färben, 
Cod.  Nr.  5,  r.  36.  Die  Statuten  der  Seidenzunft,  Cod.  cit.  Nr.  4,  r.  87  ,  verboten  die  Mischung 
echter  und  unechter  Gold-  und  Silberfäden  bei  der  Fabrikation  der  BrokatstofTe. 

4)  Vergl.  die  Klage  der  Zinngiesser  und  Flaschner,  dass  ihr  Gewerbe,  sonst  so  zahlreich, 
jetzt  so  zusammengeschmolzen  sei ,  durch  die  eigene  Schuld  desselben  und  die  schlechte 
Arbeit,  indem  schon  seit  langer  Zeit  missbräuchlich  zum  Zinn  mehr  Blei  gemischt  werde, 
als  recht  sei  (che  si  conviene] ,  weshalb  viele  Kaofleute ,  die  früher  die  Fabrikate  dieses 


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UND  DAS  PlINZlP  DSl  VERKBBISrRBIHBlT.  57 

Quantitäten  verschiedener  Stoffe  *) ,  über  die  äussere  Fonn  und  die  Maassver- 
httltnisse  des  Fabrikates  selbst^,  ja  sogar  über  Form  und  Maass  der  Werk* 
zeuge  ^).  Man  bezweckte  damit  nicht  immer  nur  die  »Güte«  der  Arbeit,  sondern 
wie  z.  B.  die  Tischldrzunft,  eine  rein  flusserliche  Uebereinstimmung  zwischen 
den  Arbeiten  der  Zunftgenossen  ^] .  Ja  es  machen  sich  wohl  auch  Motive  geltend, 
die  uns  kleinlich  erscheinen;  z.B.  bei  dem  Verbot,  Schreine  und  Schränke  mit 
Füssen  zu  versehen,  welche  die  Figur  des  Lüwen  darstellten,  »damit  nicht  das 
Abzeichen  der  Bepublik  in  Verachtung  käniea^).  Wie  weit  die  Lust  zum  Regle- 
mentiren ging,  beweist  der  Umstand,  dass  man  zuweilen  bei  Einführung  neuer 
Reglements,  wo  solche  noch  nicht  bestanden,  als  Motiv  nichts  anderes  anzugeben 
fand,  als:  »weil  es  überall  so  ist,  so  soll  es  auch  in  diesem  Zweig  so  sein«<^). 
Am  ausgebildetsten  erscheint  das  System  der  Bevormundung  in  der  für  das 
Ausland  arbeitenden  Industrie ,  zumal  in  den  Zweigen ,  welche ,  wie  die  Tuch- 
manufakturen  des  45.  Jahrhunderts,  den  Höhepunkt  ihrer  Blüthe  schon  hinter 
sich  hatten  und  denen  die  auswärtigen  Industrieen  auf  dem  Weltmarkt  mit  Er- 
folg Konkurrenz  zu  machen  begannen.  Der  Ausdehnung  des  Zwanges  ent- 
sprechend ist  aber  auch  hier  die  Reaktion  des  Verkehrs  zu  Gunsten 
der  Freiheit  am  mächtigsten  gewesen.  Gerade  von  der  Tuchmacherzunft 
wissen  wir,  dass  in  der  zweiten  Hälfte  des  45.  Jahrhunderts  die  zur  Prüfung 
der  Wolle  und  anderer  Rohstoffe,  sowie  zur  Tuchbeschau  begründeten  Einrich- 
tungen fast  ganz  in  Vergessenheit  gerathen  waren  und  die  Tuchlabrikation  sich 
faktisch  von  den  Reglements  nahezu  frei  gemacht  hatte  ^).  Diese  Thatsache 
bezeugt  zur  Genüge ,  dass  die  Industrie  bereits  jene  Stufe  Überschritten  hatte, 
wo  es  im  Interesse  der  Verkehrenden  selbst  liegt,  wenn  die  Behörde  als  Mittlerin 
zwischen  Käufer  und  Verkäufer  eintritt,  dass  vielmehr  durch  die  Herausbildung 

Gewerbes  gekauft,  jetzt  ausbleiben  und  anderwärts  ihren  Bedarf  beziehen.  Daher  wurde 
von  den  Approbatoren  der  Zunftstatuten  1387  genau  vorgeschrieben,  welche  Fabrikate  aus 
purem  Zinn  gennacht  werden ,  und  in  welchem  Verhältniss  bei  anderen  Blei  und  Zinn  zur 
Anwendung  kommen  dürften  (Statuti  di  medici  spetiali  e  merciai  Cod.  cit.  Nr.  2,  fol.  4  43). 

4)  Cf.  z.  B.  die  Vorschrift  über  das  Minimum  von  Stahl  für  Helme  und  Sturmhauben 
(Statut  der  Schmiede  Cod.  cit.  f.  74). 

9)  Cf.  z.  B.  Statuti  di  legnaiuoli  Cod.  Nr.  2,  r.  84  u.  Cod.  Nr.  4  (4  404,  cap.  30}.  Vor- 
schriften über  die  Grössenverhältnisse  von  Kisten  und  Koffern. 

3)  Z.  B.  der  Grösse  der  Tuchkämme  und  Waschtröge  der  Tuchmacher.  Cod.  cit.  Nr.  7, 
IV,  33,  35,  36. 

4)  Die  Arbeiten  der  Mitglieder  sollen  »bene  e  egualmente  per  tutti«  gemacht  sein  (Leg- 
naiuoli Cod.  cit.  Nr.  4,  c.  30). 

5)  Ib.  c.  9. 

6)  CoDsideranti  che  gli  artefici ,  che  si  chiamano  battilori ,  sono  membro  della  decta  arte 
(sc.  di  spetiali  e  merciai )  e  che  ne'  pezzi  dell'  oro  e  dell'  argento  battuto  che  vendono  non  ö 
dato  alcuna  regola  di  peso  e  di  misura,  co^me  comunemente  k  data  a  tutte  l'altre 
mercantie,  daher  wird  die  Grösse  dieser  Stücke  bestimmt.  Davon,  dass  irgend  ein 
Bedürfniss  dazu  vorhanden,  ist  keine  Rede.  4403,  fol.  487  des  Cod.  cit.  Nr.  2  der  ge- 
nannten Zunft. 

7)  AI  presente  poco  se  ue  fa  (nämlich  von  Wollen-  und  Tuchbeschau)  o  nonnullo; 
per  le  quali  cose  l'arte  ne  viene  in  grande  declinazione  e  tutti  di  a  avvenire  piu  Tun  di  dell' 
altro,  perchd  1  e  cose  sono  tanto  transandate  che  non  ne  si  osserva  ordine 
niuno  dell'  arte  4459,  Cod.  dt.  Nr.  7,  fol.  453. 


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58  Dl£  WlRTHSCBAFSPOLITIK  DIR  FLORKNTINBR  RENAISSANCE 

eines  demTublikum  genügende  Garantieen  bietenden  Standes  grosser  Fabrikan- 
ten die  besondere  öffentliche  Aufsicht  überflüssig  geworden  <)  und  eben  darum, 
um  mit  Röscher  zu  reden,  wie  alles  an  sich  Ueberflüssige ,  das  gleichwohl 
positiv  befohlen  wird,  nur  als  Fessel  wirken  konnte.  Allein  wenn  auch  in  der 
Hauptindustrie  des  Staates,  die  für  sich  allein  an  die  30,Q00  Menschen  beschäf- 
tigte, und  ohne  Zweifel  auch  auf  andern  Arbeitsgebieten,  wie  schon  die  gleich 
einem  rothen  Faden  durch  die  Statuten  sich  hinziehenden  Einschärfungen  der 
Reglement^  beweisen ,  der  Drang  des  Verkehrs  nach  freierer  Bewegung  sich 
zeitweilig  siegreich  Bahn  brach,  so  hat  dies  doch  in  der  Gesetzgebung  nur  durch 
eine  stärkere  Betonung  des  Zwanges  Ausdruck  gefunden,  und  es  ist  gewiss 
ziemlich  vereinzelt  gehlieben,  dass  einmal  eine  Zunft  dem  Bedürfhiss  des  Ver- 
kehrs so  weit  entgegenkam,  zu  gestatten,  dass  auf  den  Wunsch  von  Privaten, 
mit  Erlaubniss  der  Gonsuln,  von  den  für  die  zünftigen  Arbeiten  vorgeschriebenen 
Normen  abgewichen  werden  konnte  2).  Man  war  eben  zu  sehr  daran  gewöhnt, 
von  diesen  Normen  die  Erhaltung  eine  blühenden  Industrie ,  ja  die  Wieder- 
belebung herabgekommener  Gewerbe  zu  erwarlon ;  daher  auch  die  vielen  Ver- 
anstaltungen zur  Kontrole  und  Ueberwachung,  die  freilich,  wie  wir  eben  sahen^ 
ihren  Zweck  keineswegs  auf  die  Dauer  zu  erreichen  vermochten ,  aber  eben 
darum  insbesondere  im  45.  Jahrhundert  immer  mehr  vervielfältigt  wurden.  So 
musste  jeder  Tuchmacher  die  Wolle,  die  er  färben  Hess,  binnen  vierzehn  Tagen 
zur  Beschau  vorlegen  ^),  keiner  durfte  Wolle ,  die  er  gekauft,  auspadien  oder 
gar  verarbeiten,  bevor  dieselbe  nicht  von  den  »Taxatoren«  der  Zunft  in  Gegen- 
wart der  »Markatoren«  geschätzt  war.  Tücher,  die  zur  Ausfuhr  bestimmt  sind, 
müssen  vorher  von  den  Letztern  markirt  sein ,  und  diese  wieder  dürfen  das 
Tuch  nicht  stempeln,  wenn  nicht  das  Zeugniss  der  Taxatoren  vorliegt,  dass  die 
Beschau  desselben  vollzogen  und  dass  es  »würdig  sei  ausserhalb  Florenz  ver- 
sandt zu  werden«;  zugleich  mit  der  Angabe  des  Gewichtes  und  der  Qualilül, 
wie  man  es  verlangt  im  Interesse  und  zur  Ehre  des  Gewerbes*).  — Die  Seiden- 
zunft*), wie  auch  die  der  Tuchmacher«),  gebot  jedem  Weber  sein  Gewebe  von 
der  Zunft  markircn  zu  lassen.  Die  Materialien-  und  Kurzwaarenhändler  ver- 
boten, zünftige  Waaren  ausserhalb  der  Läden  zu  verkaufen,  wenn  dieselben 
nicht  vorher  den  Gonsuln  vorgelegt  waren  ?) .  Die  Riemer  machten  von  der- 
selben Bedingung  nicht  nur  den  Verkauf  ausserhalb  des  Ladens,  sondern 
auch  die  Ausfuhr  der  Waaren  zum  Verkauf  ausserhalb  Stadt  und  Grafschaft 


1)  Vergl.  die  trefniche,  hier  auf  Florenz  angewandte  allgemeine  Ausführung  dieses 
Gedankens  bei  Röscher:  Ansichten  der  Volkswirthschaft  aus  dem  geschichUlchen  Stand- 
punkte, p.  456,  cf.  ebendaselbst  die  feine  Beobachtung  über  die  Zunahme  der  Grösse  der 
einzelnen  Unternehmungen  auf  dem  Gebiete  der  florentiner  Tuchfabrikation  p.  438. 

3]  Arte  di  legnaiuoli  Cod.  cit.  Nr.  4,  Zusatz  zu  cap.  30. 

3)  Den  sententiarii  defectuum  lanarum  Cod.  cit.  Nr.  7  (1438],  tll,  r.  40. 

4)  Statuten  der  Wollzunft  Cod.  cit.  Nr.  7,  f.  153.  Diese  Verordnungen  von  H95  er- 
scheinen als  Verschärfung  der  schon  bestehenden,  cf.  1.  111,  r.  40  (1438)  ib. 

5)  Cod.  cit.  der  Zunft,  f.  279  (1473). 

6)  Cod.  cit.  Nr.  7  der  Zunft  (4  428)  111,  20. 

7)  Cod.  cit.  der  Zunft,  r.  86. 


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i)n6  das  Prinzip  dir  Vkrkbhr§preihbit.  59 

abhängig  ^)  y  »denn  nur  gute  Waaren,  die  den  Ordnungen  gemäss  gemacht  sind, 
sollen  ausgeführt  werden«  2).  Nur  die  zum  Hausir-  und  Detaiiverkauf  in  Stadt 
und  Vorstädten  bestimmten  Waaren  des  Gewerbes  sind  von  jener  Verpflichtung 
befreit'). 

Wer  bedenkt,  dass  sich  in  Aroerika.  Holland,  Westfalen,  Hannover,  Schle* 
sien  ähnliche  Beschau-  und  Kontroianstalten,  sei  es  fUr  den  Export  oder  den 
Binnenverkehr,  aus  wirthschaftlicben  Gründen  bis  in  die  Gegenwart  erbalten 
haben  und  selbst  die  Jetztzeit  noch  zweifelhaft  darüber  ist,  ob  nicht  ein  Zwang 
zu  deren  Benützung  gerechtfertigt  sei,  dem  mag  in  diesem  Punkte  der  Abstand 
der  Renaissance  von  der  Gegenwart  minder  schroff  erscheinen ,  um  so  greller 
fällt  dann  freilich  wieder  der  mittelalterliche  Geist  und  der  Kontrast  gegen 
moderne  Anschauung  ins  Auge,  wenn  man  in  den  Zunflstatuten  liest,  wie  die 
ordnungsgemässe  Güte  der  Fabrikation  mit  Hilfe  des  geistlichen  Armes 
erzwungen  werden  soll.  Die  Industrie  des  freigeistigen  Florenz  der  Renais- 
sance unter  dem  Schutz  der  Kirche ,  oder  vielmehr  die  Kirche  im  Dienste  der 
Industrie!  Auf  Veranlassung  der  Tuchmacherzunft  sehen  wir  Erlasse  der 
Bischöfe  von  Florenz  und  Fiesole  an  die  Seelsorger  ergehen,  weiche  dieselben 
beauftrageD ,  alljährlich  an  den  grossen  Kirchenfesten  die  Parochialen  zu  er- 
mahnen, dass  sie  beim  Haspeln  gesponnenen  Garnes  ordnungsniässig  verführen, 
und  gegen  die  Uebertreter  die  Exkommunikation  auszusprechen ,  von  welcher 
dieselben  nur  nach  harter  Pönitenz  und  Erlegung  einer  ansehnlichen  Geldbusse 
an  den  Pfarrer  (!)  absolvirl  werden  können^).  Zur  Ehre  des  Klerus  sei  es 
gesagt,  dass  dieser  Mtssbraucb  des  ängstlichen  Gewissens  armer  Spinnerinnen 
von  Seiten  zeitgenössischer  Kanzclredner  entschiedene  Verurtheilung  gefun- 
den hat  ^) . 

Das  fünfzehnte  Jahrhundert,  in  welchem  sich,  wie  schon  angedeutet,  der 
grosse  wirthschaftliche  Wendepunkt  des  sechzehnten  bereits  im  Stillstand  oder 
Rückgang  bedeutender  Industrieen  voraus  verkündigte,  ist  besonders  charak- 
terisirt  durch   die  Erfindsamkeit  in  gewissen  Präventivmaass regeln,  die 


4)  Cod.  cit.  (Coregiai)  f.  MS  (1458).  MoHv:  —  per  obviare  a  quellt  —  che  guastano  loro 
medesimi  e  gli  altri,  chi  non  v'anno  colpa  ne  portano  pena;  erneuert  1459  (f.  H7}. 

5)  Statut!  di  Speliall  e  merciai  I.  c.  und  Coregiai  Cod.  eil.  Nr.  4,  r.  25. 

I)  Doch  haben  einzelne  Gewerbe  wie  z.  B.  die  Leinenhändler  und  Tuchkrämer  den 
Verkauf  ausserhalb  der  Bude,  insbesondere  das  Hausirengehen  in  der  Stadt  gänslich 
untersagt.  Cod.  cit.  rub.  49  u.  86,  cf.  fol.  63  (1874).  Vergl.  auch  Statut  der  Tischler  und 
Holzarbeiter  Cod.  cit.  Nr.  4,  fol.  4. 

4)  »Qui  stamen  filatun)  inaspaverint  cum  pluribus  tilis  quam  ad  unum«.  Cod.  cit.  Nr.  7 
der  Zunft  (4838)  111,  43  u.  1428  (III,  18)  in  nib.  29  erscheint  selbst  der  Verkauf  von  Wolle 
und  Garn  zur  Fabrikation  gewisser  verbotener  Artikel  durch  Breves  der  beiden  Bischöfe 
mitEikomnuinikation  bedroht  und  auch  hier  Bischof  und  PfaiTer  insinteresse  gezogen,  indem 
die  Geldbusse  für  diese  Uebertretung  ebenfalls  an  sie  zu  zahlen  ist,  cf.  1428,  IV,  8. 

5)  Vergl.  die  Vorschrift  der  Pisaner  Wollenzunft  »auf  Kosten  der  Zunft«  die  Exkommuni- 
kation derer  zu  betreiben,  die  an  der  Wolle  einen  Betrug  begehen,  bei  Bona  in i  1.  c.  (Breve 
deir  arte  della  lana  di  Pisa)  III,  739  und  die  daselbst  mit^etheilte  Stelle  einer  Predigt  des 
Fra  Giordano  da  Rivalto  (ed.  Manni  p.  88):  c  qui  disse  frate  Giordano  delle  cose  sconcie  che 
fanno  i  mercatanti  che  fanno  scomunicare  ie  feminelle  povere,  perche  non  fanno  cosi  buod 
filato  che  peggiorano  poco. 


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60  Die  Wirtrsghaptspolitik  der  plorentinbr  Renaissance 

darauf  berechnet  waren ,  die  Ueberwachung  der  Industrie  zu  erleichtern  und 
in  noch  wirksamerer  Weise,  als  es  die  Kontroivorschriften  vermochten,  die 
Umgehung  der  Reglements  zu  erschweren  und  die  Ueberwachung  der  Industrie 
zu  erleichtern.  Dass  nach  dem  Statut  der  Tuchmacherzunft  die  gleichzeitige 
Fabrikation  von  Tüchern  ans  gröberer  und  feinerer  Wolle  verboten  war,  ist 
schon  bemerkt;  die  Rlaufärber  durften  in  keiner  andern  Farbe  als  in  Waid 
färben  ij.  Analog  ist  das  Verbot,  in  ein  und  derselben  Werkstatt  verschie- 
dene Gewerbe  zu  betreiben  oder  in  Einem  Laden  zu  verschiedenen  Gewerben 
gehörige  Waaren  zu  verkaufen ,  womit  wenigstens  einzelne  Ztlnfle  die  dem 
Einzelnen  zur  Ausdehnung  seines  Gewerbebetriebes  von  Slaat  und  Zünften 
gewährten  Erleichterungen  in  vielen  Fallen  paralysirten.  Was  nützte  dem 
Angehörigen  der  Seidenzunft  das  Recht,  alle  derselben  unterworfenen  Gewerbe 
gegen  Bezahlung  der  Matrikel  zu  üben,  wenn  ihm  die  bis  zum  Jahre  4438 
ungestörte  Befugniss,  dies  in  Einer  Werkstatt  und  Einem  Laden  zu  thun, 
genommen  wurde '^j?  Denn  wer  nicht  die  Mittel  besass,  mit  der  Fabrikation 
eines  zufällig  andern  Gewerben  zugetheiUen  Artikels  zugleich  die  Eröffnung 
eines  neuen  Arbeits-  oder  Verkaufslokals  zu  verbinden,  vermochte  seit  dieser 
Zeit  von  jener  Freiheit  gesetzlich  keinen  Gebrauch  mehr  zu  machen.  Doch 
mochte  dies  bei  der  damals  schon  hochentwickelten  Arbeitsthcilung  dem  freien 
Aufschwung  des  Einzelnen  immerhin  weniger  im  Wege  stehen,  als  wenn  man, 
wie  es  am  Ende  dieser  Epoche  geschah,  dem  Tuchmacher  vorschrieb,  nur 
selbstfabrizirte  Tücher  zu  verkaufen ^j  oder  nur  diese  zum  Färben,  Walken 
und  Appretiren  zu  geben;  und  ebenso  dem  Seidenfabrikanten  nur  den  Verkauf 
des  eigenen  Tuches  gestattete  und  ausserdem  verbot,  andere  Seide  spinnen  zu 
lassen,  als  die  ihm  selbst  oder  seinem  Kompagnon  gehörte ^j;  oder  wenn  die 
Kürschner  nur  ihnen  selbst  gehörendes  Pelzwerk  ohne  Erlaubniss  der  Gonsuln 
bearbeiten  oder  verkaufen   konnten^).    Und  doch  war  es,   wie  sich  einmal 


1)  Statut  der  Tuchmacher  Cod.  Nr.  7  (4  428)  III,  89. 

2)  Statut  der  Seidenzunft  Cod.  cit.  Nr.  4,  f.  224.  »Um  Betrug  vorzubeugen«,  soü  fortan 
in  keiner  Bottega,  ^o  das  Seidenwaarengeschäft  betrieben  wird,  etwas  anderes  als  Seide  und 
die  in  dieses  Geschäft  einschlagenden  Tücher  gehandelt  werden,  in  keinem  Schnittwaaren- 
laden  etwas  anderes  als  neue  Wollentücher  oder  was  sonst  für  Tuch  in  dies  Gewerbe  gehört, 
in  den  Goldschmiedbuden  dürfen  nur  Gold-  und  Silberarbeiten  gemacht  und  verkauft  werden, 
in  den  Strumpfwirkerbuden  nur  Strümpfe,  Mützen  u.  dergl. ,  in  denen  der  Wammsschneider 
nur  die  zu  diesem  Gewerbe  gehörigen  Dinge  non  obstante  che  taie  sottoposto  a  dicta  arte 
fusse  immatricolato  in  qualunque  altra  arte.  Wer  zur  Zeit  der  Verordnung  (4  488)  mehr  als 
ein  Gewerbe  in  einem  Lokal  treibt,  hat  2  Monate  Zeit  um  das  zu  ändern.  Damit  fiel  natür- 
lich auch  die  früher  zugestandene  Erlaubniss,  ultramontane  Tücher  in  den  Botteghen  der 
Zunft  zu  verkaufen  (ib.  rub.  474).  Ebenso  ist  es  eine  Neuerung  der  Statuten,  wenn  4444 
(ib.  fol.  476)  verboten  wurde,  in  den  Magazinen  und  Buden,  wo  Schnittwaarengeschäft 
getrieben  wurde,  Tücher  zu  scheeren.  —  Die  Tuchmacherzunft  verbot  4460  in  den  Schnitt- 
waarenbotteghen  der  Zunft  etwas  anderes  als  Wolltücher  zu  verkaufen. 

3)  Cf.  die  Motive  zum  Staatsbeschluss  von  1477;  als  besonders  charakteristisch  für  die 
lndustrieiK)litik  der  Zeit  in  Beilage  III  mitgetheilt. 

4)  Statuten  der  Seidenzunft  Cod.  cit.  (4  460)  fol.  264.  Doch  konnten  hier  die  Consuln 
eine  Ausnahme  zulassen. 

5)  Statuti  di  vajarii  e  pelliparii  Cod.  Nr.  4,  r.  36. 


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UND  DAS  Prinzip  dbi  Vbbkbhrsfisihbit.  61 

ein  Statut  (noch  4445)  schon  ausdruckt,  nicht  nur  ein  Gebot  der  gemeinen 
VeiTiunfi,  sondern  auch  der  Ordnungen  der  Commune,  dass  Jeglicher  sowohl 
in  Kauf  als  Verkauf  der  Waaren  seines  Gewerbes  frank  und  frei  sein  soll  ^) . 

Hier  spielt  auch  jenes  fttr  die  freie  Bewegung  nicht  minder  verhangniss- 
volle  Motiv  mit  herein,  unzttnftige  Arbeit  möglichst  zu  verhüten.  Dasselbe 
äussert  sich  in  Satzungen  wie  der  der  Tuchmacher  2)  und  der  Calimala^), 
wonach  kein  Färber  oder  Tuchbereiter  an  einem  florentiner  oder  ultramontanen 
Tuch  eine  Arbeit  vornehmen  darf,  welches  nicht  das  Bleisiegel  der  Tuchmacher- 
zunft  oder  der  Calimala  trägt,  noch  auch  für  Jemand,  der  nicht  als  Meister 
immatrikulirt  ist,  wenn  er  nicht  von  den  Consuln  der  Zunft  die  Erlaubniss 
erhalten,  oder  nachweist,  dass  das  Tuch  von  einem  ztlnftigen  Meister  gekauft 
ist.  Nur  für  die  »öffentlichen  Meister«  der  Tuchmacherzunft  darf  Wolle  gescheert 
und  Garn  gesponnen  werden^);  nur  für  die  der  Seidenzunft  dürfen  Seiden- 
weber, Seidenspinner  und  Färber  in  Seide  arbeiten^);  nur  den  Holzarbeitern, 
die  zu  deren  Zunft  gehörigen  Reifenmacher  Fassreifen  zum  Wiederverkauf  • 
verkaufen*).  Da  sich  die  in  Betracht  kommenden  zünftigen  Gesichtspunkte 
mehr  in  einer  Beeinflussung  des  Handels  mit  den  Erzeugnissen  der  Industrie 
betbätigt  haben,  so  ist  darauf  bei  Besprechung  der  Handelspolitik  zurück- 
zukommen. 

Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  die  in  der  Zunftverfassung  selbst 
begründete  Idee  einer  innigeren  gegenseitigen  Verpflichtung  der  Zunftgenossen 
auch  in  Florenz  für  die  Frage  der  individuellen  Freiheit  von  Bedeutung  gewor- 
den ist.  Die  Pflicht,  sich  gegenseitig  nicht  nur  nicht  in  seiner  Thätigkeit  zu 
stören,  sondern  vielmehr  direkt  zu  fördern,  war  mit  gewissen  Yerkehrs- 
schranken  verbunden,  die  sich  behaupteten,  solange  die  Zunftverfassung  selbst 
bestand.  Auch  in  Florenz  sollte  kein  Genosse  dem  andern  Unterkauf  thun^), 
Gesellen  oder  Lehriinge  entfremden^},  Werkstatt  oder  Laden  ausmiethen®];  ja 


1}  Statut  derPieischer.  Cod.  cit.  Nr.  4  (4846 — 4  477}  fol.  95:  tanto  per  la  ragione  cooiune 
qnanto  per  gli  ordini  del  nostro  Comune  si  dispone  che  ognuno  cosi  nel  comprare  come  uel 
vendere  qualunque  mercatanzie  della  sua  propria  arte  sia  franco  e  libero.  Gerade  in  diesem 
Gewerlto  entsprach  freilich  dieser  Satz  am  wenigsten  der  Wirlclichkeit. 

t)  Statuten  Cod.  Nr.  7  (4  428),  HI,  46. 

S)  Statuten  ed.  Giudici  1.  II,  Cap.  6. 

4)  Statuten  (4884)  Cod.  Nr.  7,  II,  45. 

5)  Statuten  Cod.  cit.  Nr.  4,  fol.  4  49  u.  476. 

6)  Statuti  di  legnaiuoli  Cod.  cit.  Nr.  4  (4394),  fol.  4. 

7)  Cf.  z.  B.  Statut  der  Kürschner  Cod.  cit.  r.  40.  Steinmetzen  r.  40  u.  a. 

8)  Cf.  z.  B.  Statut  der  Panzerschmiede  Cod.  cit.  3,  r.  4  4  u.  a. 

9)  Wie  tief  dies  Gebot  in  die  Verkehrsfreiheit  eingrifT,  zeigen  folgende  Satzungen :  Wenn 
ein  Budenbesitzer  die  hergebrachte  Miethe  steigerte ,  ja  selbst,  wenn  letztere  als  zu  hoch 
erscheint,  so  können  auf  Antrag  der  Mehrzahl  der  in  derselben  Strasse  wohnenden  Zunft- 
Renossen  alle  der  Seidenzunft  (Cod.  4 ,  r.  65)  angehörigen  Gewerbetreibenden  zum  Verlassen 
der  daselbst  gelegenen  Buden  gezwungen  werden.  Dasselbe  Statut  haben  die  meisten  Zünfte, 
wenn  auch  einzelne,  wie  z.  B.  die  Panzerschmiede,  es  erst  spat  (4  427,  fol.  36)  rezipirten. 
Die  Leinenhändler  (r.  67)  verlangen  eine  Mehrheit  von  ^3-  ^er  sich  weigert,  wird  von  der 
Zoflft  mit  Gewalt  ausgetrieben.  Kein  Materialien-  und  Kurzwaarenhündler  darf  innerhalb 
3  Jahren,  nachdem  ein  Zunftgenosse  eine  Bude  verlassen,  dieselbe  wider  dessen  Willen 


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62  Die  Wirthsghaftspolitik  dir  PLOiSfiTinKi  Renaissance 

in  einigen  Gewerben  waren  die  Mitglieder  verpflichtet ,  sich  gegenseitig  mit 
dem  zum  Betrieb  nOlhigen  Material  unter  die  Arme  zu  greifen.  Der  Schmied, 
der  Kohlen  gekauft ,  muss  dieselben  auf  Verlangen  den  Zunftgenossen ,  beson- 
ders  den  ärmeren,  bis  zur  Hälfte. um  den  Einkaufspreis  abtreten i),  ebenso 
einen  entsprechenden  Theil  Holz  die  Tischler  und  andere  Holzarbeiter  ^j. 
Ja  es  kommen  sogar  Beschrankungen  des  Kaufes  von  Rohmaterialien  vor, 
sei  es  dass  es  den  Zunftgenossen  verboten  ist ,  dieselben  zum  Aufspeichern  ^) 
oder  zum  Wiederverkauft]  zu  kaufen,  oder  dass  denselben  für  ihrea  jahr- 
lichen Einkauf  ein  Maximum  direkt  vorgeschrieben  wird^).  Die  letzlere  der 
Verkehrsfreiheit  so  gefahrliche  Richtung  hat  eine  A^sehnung  über  den  Kreis 
der  genannten  Gewerbe  hinaus  nicht  gefunden,  und  auch  innerhalb  der 
letzteren  erscheint  das  Prinzip  des  Verkaufszwanges  und  das  Einkaufs- 
maximum nur  in  Beziehung  auf  zwei  Stoffe  durchgeführt:  Holz  und  Kohle, 
die  hier  eine  analoge  Stellung  einnehmen;  wie  die  Objekte  der  Theue- 
rungspolitik,  deren  Gesichtspunkten  wir  hier  wieder  begegnen;  und  wenn 
wir  einmal  das  gesetzliche  Einkaufsmaximum  auch  auf  den  Kauf  von  Werk- 
zeugen ausgedehnt  finden ,  wie  bei  den  Tuchmachern ,  die  nur  für  den  Bedarf 
von  6  Monaten  Karden  kaufen  sollten^),  so  ist  auch  dies  eine  vereinzelte  Er- 
scheinung geblieben.  Auch  habe  ich,  trotzdem  jenes  vereinzelte,  indirekt  die 
Höhe  der  Produktion  des  Einzelnen  unter  Umstanden  beschrankende  Maximum 
des  Materialienkaufes  prinzipiell  von  einer  direkten  Begrenzung  des  Einzel- 
betriebes kaum  verschieden  ist,  in  Florenz  kein  Statut  gefunden,  welches  in 

miethen  (r.  53  u.  4892,  f.  4  24).  Die  Leinenhttndler  (r.  84)  machen  dies  zur  Pflicht  auch 
gegenüber  den  Angehörigen  der  andern  «42  obern  Zünfte«,  die  Riemer  gegenüber  denen  aller 
Zünfte ,  »die  ein  ähnliches  Kapitel  in  ihren  Statuten  haben«  (r.  22) .  Nach  den  Statuten  der 
Republik  (144  5)  1.  IV,  tract.  cit.  r.  37,  bestand  dieselbe  gegenseitige  Verpflichtung  für  die 
Mitglieder  der  Calimala  und  Seidenzunft.  Kein  Leinenhändler  durfte  eine  Bude  miethen,  die 
ein  Mitglied  einer  andern  Zunft  gegen  den  Willen  des  bisherigen  zur  Zunft  gehörigen  Miethers 
gemiethet  hatte.  Der  Verzicht  aut  eine  Bude  kann  nur  vor  den  Zunftconsuln  ausgesprochen 
werden  und  ist  nur  dann  giltig,  wenn  diese  mit  46  Beisitzern  aus  der  Zunft  mit  ^/a  Majorität 
erklären,  dass  der  Verzicht  nicht  aus  Furcht  und  unfreiwillig  geschehen.  Nur  wenn  der 
Miether  nicht  zahlt,  kann  der  Eigenthümer  vermiethen,  an  wen  er  will.  Seit  4434  findet 
sich  allgemein  in  den  Zunflstatuten  das  Gesetz,  dass  wenn  der  Eigenthümer  die  Bude  zu 
eigenem  Gebrauch  will,  er  2  Jahre  vorher  kündigen  muss,  und  ohne  Erlaubniss  kein  Anderer 
diese  Bude  vor  4  0  Jahren  miethen  darf  und  auch  dann  nur,  wenn  der  bisherige  Miether  oder 
dessen  Erben  gefragt  sind,  ob  sie  dieselbe  zum  alten  Preise  wieder  wollten.  (Letnenhttndler 
f.  435).  Nach  den  Statuten  der  Panzerschmiede  befragen  die  Gonsuin  bei  Streitigkeiten 
zwischen  Eigenthümer  und  Miether  die  sechs  zunächst  wohnenden  Zunftgenossen ,  ob  die 
Miethe  erhöht  oder  erniedrigt  werden  soll,  worauf  die  Consuln  nach  ihrem  Gutdünken  ent- 
scheiden und  5  Jahre  nach  dieser  Entscheidung  darf  der  Miethszins  nicht  verändert  werden 
(fol.  38)  4427. 

4)  Fabbri.   Cod.  eil.  Nr.  4,  r.  88. 

2)  Legnaiuoli.   Cod.  cit.  Nr.  2,  r.  42  u.  Cod.  Nr.  4,  fol.  9. 

3)  in  Beziehung  auf  die  Färbern  und  Tucharbeitem  nöthigen  Artikel.   Statuten  der  Woll- 
zunft Cod.  Nr.  7  (4838)  II,  8  und  (4428)  IV,  2. 

4)  Schmiede:  r.  83.   Schlosser  fol.  26  in  Beziehung  auf  Kohlen. 

5)  Tischler.   Cod.  Nr.  4,  f.  6  in  Beziehung  auf  Holz. 

6)  L.  C.  (4383)  u.  (4  428). 


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tlNB  DAS  PmifKIP  DER  VbRKKHRSPMHIBIT.  63 

der  Absicht,  eine  gegenseitige  Beeinträchtigung  der  Nahrung  zu  verhüten,  dem 
Industrieilen  in  der  Steigerung  seiner  Produktion  eine  bestimmte  Grenze  ge^ 
setzt  hxtte.  Ueberhaupt  scheint  man  in  Florenz  nicht  so  sehr  darauf  bedacht 
gewesen  zu  sein^  die  wirthschaftliche  Existenz  des  Einzelnen  durch  Gesetz, 
d.  h.  durch  Beschränkung  der  Andern  zu  sichern,  wie  z.  B.  in  Venedig  i)  oder 
Pisa,  in  welch'  letzterer  Stadt  man  darin  so  weit  ging,  dass  man  durch  die 
Behörde  die  zum  Färben  bestimmten  französischen  Tttcher  unter  die  Werk- 
stätten aller  Färber  vertheilen  Hess^j,  und  die  Tuchmacherzunft  ihren  Mitgliedeiu 
vorschrieb,  wie  viel  Wolle  sie  je  einer  Spinnerin  zum  Spinnen  geben  dtlrften^). 
Die  letzteren  Bestimmungen  führen  uns  auf  ein  Gebiet,  dessen  Regelung 
durch  die  Zunftgesetzgebung  nicht  minder  für  den  Geist,  der  sie  beherrschte, 
charakteristisch  ist,  als  die  bisher  besprochenen  Verhältnisse.  Wir  haben 
bisher  vornehmlich  das  Recht  ins  Auge  gefasst,  welches  die  an  der  autonomen 
Gestaltung  der  zünftigen  Organisation  selbständig  betheiligten  Industriellen  und 
Handwerker  sich  selbst  gesetzt,  und  wenn  dabei  auch  der  von  den  grossen 
Handelszünften  abhängigen  und  von  deren  gesetzgeberischen  und  richterlichen 
Befugnissen  so  gut  wie  ausgeschlossenen  Gewerbetreibenden  oder  der  unselb- 
ständigen Hilfsarbeiter  des  Gesellen-  und  Lehrlingstandes  gedacht  wurde ,  so 
handelte  es  sich  dabei  doch  im  Wesentlichen  um  Grundsätze ,  die  auf  alle  die 
genannten  Klassen  Anwendung  fanden.  Jetzt  kommt  das  besondere  Recht  in 
Frage,  welches  die  eine  Interessentengruppe  der  andern  vorschreibt,  d.  h.  die 
in  den  Zünften  herrschenden  Kaufherren  und  Fabrikanten  den  abhängigen 
Meistern,  oder  der  Meisterstand  dem  Arbeiter,  mag  dieser  als  Geselle  und  Lehr- 
ling in  der  Werkstatt,  oder  in  der  fabrikmässig  organisirten  Grossindustrie 
als  Arbeiter  im  modernen  Sinne  thätig  sein.  Diese  für  den  modernen  Charakter 
des  gewerblichen  Lebens  jener  Zeit  charakteristische  Scheidung  zu  machen, 
berechtigt  uns  schon  die  Geschichte  der  politisch -sozialen  Parteikämpfe  von 
Florenz.  Dasselbe  hatte  längst  jene  Stufe  überwunden ,  wo  in  Folge  des  ledig- 
lich handwerksmässigen  Betriebes  der  Gewerbe  der  Arbeiter  regelnlässig 
Aussicht  hatte,  vom  Lehrling  und  Gesellen  zum  selbständigen  Meister  empor 
zu  steigen.    Es  war  eine  natürliche  Folge  des  gewaltigen  Aufschwunges  der 


4)  Ich  finde  auch  nicht  die  geringste  Spur,  dass  man  in  Florenz  den  Meister 
hinsichtlich  der  Zahl  seiner  Gesellen  undArbeiter  beschrttnkt  hätte.  Vgl. 
dagegen  das  für  den  Gegensatz  charakteristische  venezianer  Sleinmetzenstatut  v.  U07 
(Sagredo  I.  c.  49).  L'  h  cosa  condegna  e  laudabile  che  cadauno  si  debbia  vivere  cum  el  so 
mestier:  noa  el  se  vol  cerchar  de  farlo  cum  men  dano  del  compagno  che  sia  possibile  e  ptü 
presto  cerchar  de  farlo  cum  comodo  et  utilita  del  mestier  e  dela  poverta  che  sia  possibile, 
et  perche  se  die  cerchar  de  obviar  a  li  inconvenientt  pono  intravegniressendo  introducta  una 
coniptela  per  li  patroni  et  maestri  di  bottega  (nämlich  bis  an  die  40  Gesellen  zu  beschäftigen} 
•—  la  quäl  cosa  toma  in  dano  de  li  nostri  poveri  lavoranti  che  vi  veno  ala  lornata.  Pero  — 
alcun  patron  over  roaestro  di  bottega  decetero  non  puossi  —  haver  piü  di  tre  Conti  scritti  cum 
loro  ala  Justitia  vecchia  ottra  li  fradelli  et  U  fioli. 

8)  Breve  consulum  curie  mercatorum  ed.  Bonaini  1.  c.  III,  lao. 

3)  Breve  dell'  arte  della  lana,  ib.  HI,  688.  Cf.  dasselbe  Statut  der  Mailönder  Tuch- 
niacberzunft,  wonach  keiner  je  einer  Spinnerin  mehr  als  6  »balancias  lane«  auf  einmal  geben 
darf.    Statuta  mercatorum  lane  §  62  in  den  Mailänder  Statuten  von  4480. 


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64  DiB  WiRTHSCHArrspoiUTiK  DIR  florbutinbr  Rinaissangb 

Industrie,  dass  sich  einerseits  eine  Klasse  grosser  Kapitalisten »  anderseits  ein 
eigentlicher  Arbeiterstand  bildete,  der  daran  verzweifeln  musste,  sich  je  aus 
seiner  Lage  emporzuarbeiten.  Wie  schroff  der  Klassengegensatz  zwischen  der 
herrschenden  Klasse  von  Kaufleuten,  Fabrikanten  und  Kapitalisten  auf  der 
einen,  und  dem  Fabrikproletariat  der  »Ciompia  oder  des  »popolo  minuto«  auf 
der  andern  Seite  geworden  war,  bezeugen  die  Ideen  der  Arbeiterrevolution 
von  4378,  welche  uns  Machiavelli  so  meisterhaft  veranschaulicht  hat. 

Aufs  Engste  mit  diesem  Element  verbunden,  erscheint  der  kleine  Hand- 
werksmeister, dem  keine  selbständige  zunftmässige  Organisation  zur  Geltend- 
machung seiner  wirthschaftlichen  und  politischen  Ansprüche  zu  Gebote  stand. 
Allerdings  arbeiteten  diese  von  den  Uandelszttnften  abhängigen  Gewerbetrei- 
benden, wie  z.  B.  die  Farber,  Tuchbereiter,  Tuchdrucker,  Weber  und  andere 
auf  eigene  Rechnung  und  in  eigenem  Namen ;  doch  zeigen  sich  schon  einzelne 
Symptome,  dass  diese  Art  wirthschaftlicher  Selbständigkeit  durch  die  natttr* 
liehen  Wirkungen  einer  zum  Fabrikbetrieb  emporgewachsenen  Industrie  ernst- 
lich bedroht  war.  Offenbar  griff  bei  den  Fabrikanten  der  Calimala,  der  Wollen- 
und  Seidenzunft  das  Bestreben  um  sich ,  lieber  mit  abhängigen  Arbeitern  als 
mit  selbständigen  Kleinmeistem  zu  arbeiten.  Es  ist  höchst  bezeichnend  für  die 
Industriepolitik  der  Zeit ,  dass  man  durch  eine  willkürliche  Beschränkung  des 
Arbeitgebers  in  dieser  Beziehung  den  Lauf  der  Dinge  aufhalten  zu  können 
glaubte.  Wenigstens  findet  sich  ein  Gesetz,  welches  den  Seidenfabrikanten 
verbietet ,  Seidenzeuge  von  Arbeitern  weben  zu  lassen ,  oder  wahre  Heister  als 
Arbeiter  zu  beschäftigen,  auch  wenn  die  Webstühle  ihnen  selbst  gehören,  und 
nur  solche  gestattet,  welche  in  Wirklichkeit  als  Meister  arbeiten  >j .  Auch  wenn 
nicht  die  Aufrechthaltung  der  Reglements  als  Motiv  dieser  Beschränkung  genannt 
wäre,  würde  keineswegs  auf  die  Absicht  einer  »Konservirung«  des  genannten 
Standes  zu  schliessen  sein.  Kommt  ja  doch  überhaupt  nur  selten  in  dieser  Ge- 
setzgebung die  Tendenz  zum  Vorschein,  das  Interesse  des  abhängigen  Gewerbe- 
treibenden und  Arbeiters  gegen  die  Ausbeutung  durch  die  dreifache  Uebermacht 
der  Fabrikanten  zu  schützen,  die  ihn  nicht  nur  wirthschaftlich  durch  das  lieber- 
gewicht  des  Kapitalbesitzes ,  sondern  auch  als  Gesetzgeber  und  Richter  in  der 
Hand  hatten.  Vor  Allem  fehlte  dieser  Klasse  der  abhängigen  Meister  und  Ar- 
beiter, um  dem  Interesse  der  im  Regiment  sitzenden  Kaufmannschaft  an  einem 
möglichst  niedrigen  Preis  der  Arbeit  wirksam  zu  begegnen,  das  Recht  der 
Koalition^).   Allerdings  war  allen  Gewerbetreibenden  ohne  Unterschied  jede 


1)  —  Dare  a  tessere  ad  alcuno  per  lavorante  eziandio  se  il  telajo  fosse  del  detto  sela- 
juolo  e  mercatante  ma  realmente  darle  a  tessitori  come  maestri  non  come  lavoranti  ne 
in  altro  modo  (4439).  Statuteo  Cod  cit.  Nr.  1,  fol.  a04. 

8)  Statuta  Flor.  (1445)  Hb.  IV,  tract.  cons.  art.  r.  48.  In  Versagung  dieses  Rechtes 
scheinen  die  zünftigen  Fabrikanten  Italiens  überhaupt  einig  geyresen  zu  sein.  Vergl.  die 
Statuta  mercatorum  lane  (in  den  Mailänder  Statuten  von  4480).  §  56.  Nullus  garzator  nee 
pectenator  nee  textor  nee  follator  nee  tinctor  drapporum  lane  nee  aliquis  alius  laborans  ad 
mercedem  de  arte  lane  possit  inire  aliquam  societatem  cum  alio  habente  aliquod  paraticum 
vei  aliquam  convenientiam  seu  communitatem  aliquo  modo,  quod  redundaret  in  prejudicium 
dictorum  mercatorum ;  alioquin  intametur  ille  laborator. 


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U5D  DAS  PbINUP  DIR  ViRKBHtSPRBIliBIT.  65 

Einigung  bezüglich  des  Preises  ihrer  Waaren  verholen^).  Jedodi  hatten  die- 
jenigen ,  weiche  über  die  in  der  zünftigen  Organisation  liegenden  Machtmittel 
verftlgten^  unter  Umständen  immerhin  Aussicht^  das  Verbot  illusorisch  zu 
machen.  Zudem  waf  es  doch  etwas  anderes,  wenn  der  Staat  im  Interesse  des 
Publikums  und  des  gemeinen  Wohles  ein  derartiges  allgemeines  Verbot  erliess, 
als  wenn ,  was  doch  die  hauptsächlichste  Wirkung  jenes  Florentiner  Cioalitions- 
verbotes  war,  die  eine  Interessentengruppe  die  andere  damit  einer  wichtigen 
Schulzwehr  gegen  den  Missbrauch  der  Herrschaft  beraubte ,  eine  Schutzwehr, 
die  um  so  nolhwendiger  war,  als  den  Fabrikanten  das  Recht  einer  allseitig 
bindenden  Entscheidung  über  die  Höhe  der  Arbeitslöhne  zustand.  In  der  Tuch- 
macherzunft  bestand  (bis  i  488)  eine  Gommission  von  sechs  Mitgliedern ,  deren 
Aufgabe  es  war ,  die  Preise  für  das  Färben  des  Tuches ,  der  Wolle ,  des  Games 
zu  »modifiziren,  auf  das  billige  Maass  zurückzulühr  en  und  dabei  zu  erhalten«  2). 
Dass  die  Färber  zwei  Vertreter  in  diese  Gommission  entsenden  konnten ,  war 
gegenüber  der  doppelten  Vertretung  der  Fabrikanten  nicht  von  Belang,  und  als 
im  45.  Jahrhundert  die  Festsetzung  der  Preise  an  die  Zunftconsuln  und  andere 
Zunftbeamte  übertragen  wurde,  kam  das  Interesse  der  abhängigen  Färber- 
meister noch  weniger  zur  Geltung  3).  Wenn  in  den  Statuten  der  Seidenzunft 
die  ofBzieUe  Bestimmung  der  Löhne  der  Färber,  Weber  und  Spinnerinnen  von 
Zunftwegen  damit  motivirt  wird,  dass  es  sich  um  eine  Maassregel  zu  Gunsten 
der  Letzteren  handle,  »damit  sie  für  ihre  Arbeit  bezahlt  würden ,  wie  es  ver- 
nünftiger Weise  verlangt  werden  könne« ,  so  ist  doch  nicht  zu  vergessen,  dass 
die  Ansätze  des  zünftigen  Tarifes  nicht. etwa  bloss  die  Bedeutung  einer  Mini- 
malgrenze halten,  unter  welche  der  Fabrikant  nicht  herabgehen  durfte,  sondern 
dass  jede  Abweichung  von  denselben,  also  offenbar  auch  eine  einseitige  Gewäh- 
rung hohem  Lohnes  verpönt  ward  ^) . 

Um  den  Lohntarif  aufrecht  erhalten  zu  können ,  entfernte  man  sich  noch 
um  einen  weitern  Schritt  von  den  Prinzipien  der  Freiheil ,  indem  man  mit  dem 
Taxenwesen  einen  förmlichen  Arbeilszwang  verband.  Die  Färber  m  u  s  s  t  e  n 
einem  jeden  Tuchmacher^)  Tücher  und  Wolle,  einem  jeden  Seidenfabrikanten ^) 


4)  Homines  seu  consules  alicujus  artis  civitatis,  com itatus  vel  districtus  Floren tie  non 
possint  —  facere  vel  fieri  fecere  conspirationem  aliquam  —  posturam ,  pactum  vel  mono- 
polium  aut  doganam  super  aut  de  rebus  aut  negotiattonibus  ad  artem  suam  vel  altertus 
certo  modo  pertinenUbus  certo  modo  vel  forma  seu  pretio  vendendis  vel  emendis  aut  aliquo 
modo  agendis  vel  contrahendis ,  quin  libere  possit  et  liceat  cuilibet  emere  vendere  et  agere 
prout  voluerit  et  poterit  et  melius  convenerit  cum  secum  contrahentibus  de  rebus  et  nego- 
tiaUoQibus  antedictis.  Statuta  Flor.  (U15)  lib.  III,  r.  88.     . 

aj  Cod.  cit.  Nr.  7  (4338)  1.  I,  60. 

S).  Ib.  (1428),  I,  88.  Dasselbe  gilt  für  die  Calimala,  wo  die  zur  Festsetzung  der  Preise 
fürs  Färben  und  Appretiren  des  Tuches  eingesetzte  Kommission  von  Kaufleuten ,  allerdings 
einige  Meister  dieser  Gewerbe  befragen  soll ,  aber  doch  selbständig  nach  ihrem  Gutdünken 
den  Tarif  festsetzt.    Lib.  II,  r.  7,  ed.  Giudici. 

4]  Cod.  cit.  Nr.  4  (U29),  fol.  204.  E  non  possa  dare  della  manifattura  a  veruno  tessitore 
minor  pregio  .o  a  1 1 r i  m e  n ti  che  di  sotto  sia  ordinato. 

5)  Tuchmacherstatut  Cod.  cit.  Nr.  7  (4428)  III,  r.  42. 
8)  Statut  der  Seidenzunfl  Cod.  cit.  Nr.  4 ,  r.  98. 

Pft  k  1  m  a  n  n .  WirtkachAfispoUtik .  5 


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66  DiB  WiRTHSCHAPTSPOLITIK  DRR  PLOIBIfTINlR  RsifAISSANCB 

Stoffe  ftirben  für  den  offiziellen  Lohn.  Zuweilen  schrieb  die  Zunft  auch  die  Zeit 
vor,  binnen  welcher  die  Arbeit  geliefert  werden  musste^),  ein  Zwang,  der  auch 
da  vorkommt,  wo  man  den  Lohn  der  freien  Vereinbarung  tLberliess^).  Dass 
man  abhängigen  Gewerben,  die  nicht  für  die  Fabrikanten  der  Zunft,  sondern 
unmit(ell>ar  fürs  Publikum  arbeiteten,  einen  Preistarif  vorschrieb,  wie  dies  die 
Seidenzunft  gegenüber  den  Wammsschneidern  that  ^) ,  scheint  sonst  nicht  wieder 
vorgekommen  zu  sein.  Uebrigens  sind  es  auch  unter  den  für  die  Fabrikanton 
beschäftigten  Kleinmeistern  der  obem  Zünfte  immer  nur  einzelne  eben  von  uns 
genannte  Kategorien ,  welche  an  einen  Tarif  gebunden  waren.  Eine  grossere 
Ausdehnung  fand  dies  System  erst  in  dem  folgenden  Jahrhundert ,  als  auf  allen 
Gebieten  die  wirthschaftliche  Reaktion  um  sich  zu  greifen  begann.  So  waren 
die  Löhne  der  Weber  der  Tuchmacherzunft  durchaus  der  freien  Vereinbarung 
überlassen  und  erst  4545  hielt  man  es  für  nöthig,  durch  einen  Tarif  solcher 
»Unordnung«  (disordine) ,  wie  es  in  dem  betreffenden  herzoglichen  Edikt  heisst, 
zu  steuern^).  Auch  fand  das  Taxenwesen,  wie  man  es  einem  Theil  der  abhan- 
gigen Kleinmeister  gegenüber  durchführte,  keine  Anwendung  auf  den  eigent- 
lichen Arbeiterstand ;  nur  ganz  ausnahmsweise  kommt  dergleichen  auch  hier 
vor,  wie  z.  B.  bei  den  Seidenspinnerinnen.  Es  scheint  nicht  im  Interesse  der 
herrschenden  Bourgeoisie  gewesen  zu  sein ,  auch  den  Verkehr  zwischen  Fabri- 
kant und  Arbeiter  in  dieser  Beziehung  an  eine  feste  Norm  zu  binden;  auch  jene 
humane  Richtung,  die  dem  Arbeiter  ein  gewisses  Lohnminimum  garantirt  wissen 
wollte,  ist  sonst  nicht  weiter  in  den  die  grossen  Manufakturen  betreffenden 
Statuten  zum  Ausdruck  gekommen,  so  sehr  gerade  hier  eine  gewissenlose  Aus- 
beutung der  Arbeit  durch  das  Kapital  keineswegs  selten  war^). 

Im  Kreise  des  eigentlichen  Handwerks ,  der  niedern  Zünfte ,  in  welchem 
sich  abhängige  Gewerbe  innerhalb  einer  Hauptzunft  nur  vereinzelt  finden, 
kommt  eine  derartige  Fesselung  derselben  nur  bei  einer  einzigen  Zunft  vor, 
nämlich  bei  den  Holzarbeitern ,  welche  für  die  von  ihrer  Zunft  abhängigen 
Kärrner,  die  ihnen  das  Holz  zufuhren,  ein  Lohnmaximum  festsetzten*);  ebenso 
nur  ein  Beispiel  einer  zünftigen  Beschränkung  des  Werklohns  für  den  Arbeiter^ 


4)  Ib.  fol.  169  (14H).  Die  Weber  hatten  den  Seidenfabrikanten  zu  liefern  »a  tempo 
ragionevole  e  competente«  yho  nicht,  werden  sie  dazu  gezwungen,  und  keiner  darf  ein  neues 
Gewebe  beginnen,  bevor  er  das  früher  begonnene  vollendet. 

2)  Die  Walker  hatten  z.  B.,  binnen  40  Tagen  nach  Empfang  der  Tücher,  dieselben  gewalkt 
wieder  abzuliefern.    Tuchmacherstatut  Cod.  cit.  (UtS)  III,  55. 

3)  ^  »Per  porre  ordine  e  regola  a  pregi  di  farsetti  e  quelle  e  quanto  decti  farsettai  possino 
piglier  per  factura  d'una  farsetta«.   U90.    Statut  der  Seidenzunft  Cod.'cit.  f.  SOS. 

4)  Cantini:  Legislazione  toscana  I,  289. 

5)  Dies  ist  nicht  zu  leugnen ,  auch  wenn  man  auf  die  Arbeitseinstellungen ,  wie  z.  B.  auf 
die  von  4346,  durch  welche  Wollkämmer  und  Wollkratzer  höhere  Löhne  erzwingen  wollten 
(cf.  Donato  Velluti  ed.  Fir.  4784,  p.  4  48),  oder  auf  die  Klagen  der  Arbeiter  über  die  niedrigen 
Löhne  weniger  Gewicht  legen  wollte.  (Cf.  die  Behauptung  der  »Ciompi«,  dass  die  Arbeiter 
um  den  dritten  Theil  zu  gering  bezahlt  würden ,  Gino  Capponi  1.  c.  I,  844).  Machiavelli  hat 
es  trotz  seiner  sichtlichen  Zurückhaltung  deutlich  genug  ausgesprochen ,  lib.  IIl,  ad  ann. 
4  378,  XU  und  XIII. 

6)  Statuti  di  Icgnaiuoli  Cod.  dt.  Nr.  3,  cap.  84.    Cf.  Cod.  Nr.  4  (4894),  cap.  SS* 


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UXD  DA8  PlllfZIP  DER  VUKBHRSFRIIHIIT.  67 

d.  h.  hier  Gesellen  und  Lehrling,  nämlich  bei  den  Schuslern^);  das  einzige 
.Beispiel  überhaupl,  das  ich  für  eine  zünftige  Regelung  des  Lohnes  von  Gesellen 
oder  Lehrlingen  in  dec  ganzen  Florentiner  Zunftgesetzgebung  gefunden  habe. 
Es  wäre  nun  freilich  unberechtigt,  aus  der  Thatsache,  dass  die  überwiegende 
Mehrzahl  der  Gewerbe  in  genannter  Beziehung  die  Freiheit  des  Verkehrs 
zwischen  Arbeilgeber  und  Arbeitnehmer  nicht  angetastet  hat,  den  Schluss  zu 
ziehen,  als  ob  man  hier  prinzipiell  der  Freiheit,  dort  der  Gebundenheit  und 
Bevormundung  gehuldigt  hätte.  Es  sind  hier  gewiss  mehr  Siusserliche  Rück- 
sichten als  allgemeine  Grundsatze  maassgebend  gewesen ,  wie  wir  denn  inner- 
halb ein  und  derselben  Zunft  einen  Theil  der  Hilfsarbeiter  Lohntaxen  unter- 
worfen sahen ,  andere  nicht.  Uebrigens  begegnen  wir  dem  Taxenwesen  und 
ähnlichen  Einschränkungen  der  industriellen  Verkehrsfreibeit  nicht  bloss  in 
den  Akten  der  Zunftgesetzgebung,  sondern  in  weitem  Umfang  auch  in  den 
Statuten  der  Republik. 

Es  ist  bezeichnend,  dass  der  Staat  das  Recht,  den  Produkten  des  Gewerbe- 
fleisses  ihre  Preise;  der  gewerblichen  Arbeit  ihren  Lohn  durch  die  Verwaltungs- 
behörden 2)  vorzuschreiben,  nicht  gegenüber  der  gesammten  Industrie  geltend 
gemacht,  sondern  die  obern  Zünfte,  also  neben  Richtern,  Notaren  und  Wechs- 
lern die  Calimala,  die  Tuchmacher-  und  Seidenzunft,  die  Kurzwaaren-  und 
Materialienhandler  mit  den  von  ihnen  abhängigen  Gewerben  und  die  Pelzer 
von  einer  derartigen  staatlichen  Einmischung  ausdrücklich  befreit  hat^j.  Es 
bleibt  demnach  nur  noch  die  Frage,  in  wie  weit  der  Staat  von  seinem,  dem 
unzünfligen  Gewerbe  wie  dem  der  vierzehn  untern  Zünfte  gegenüber  festge- 
haltenen Einmischungsrecht  Gebrauch  gemacht  hat  oder  nicht.  Ob  die  Praxis 
der  Verwaltungsbehörden,  die  damit  belraut  waren,  eine  rigorose  oder  liberale 
war,  kann  bei  dem  Mangel  an  Quellen  nicht  mit  Sicherheit  bestimmt  werden; 
in  den  Statuten  selbst  erscheinen  nicht  viele  Gewerbe  dem  Taxenzwang  unter- 
worfen. Ausser  den  Fettkrämern  und  Talgziehern^),  den  Schneidern^),  den' 
Lastträgem*)  und  den  bei  Besprechung  der  Theuerungspolitik  genannten  Ge- 
werben sind  hier  nur  solche  Gewerbe  an  einen  obrigkeitlichen  Tarif  gebunden, 
deren  der  Staat  selbst  bei  seinen  Unternehmungen  bedurfte.  Besonders  war  es 
die  grossartige  öffentliche  Bauthätigkeit  während  der  ganzen  Renaissance, 
welche  eine  grössere  Zahl  von  Gewerben  dem  Taxenzwang  unterwarf,  und 
zwar  nicht  blos  da ,  wo  es  sich  um  Arbeiten  für  den  Staat  handelte ,  sondern 


I )  —  Nullos  —  possit  discepulo  vel  factori  dare  pro  faetara  alicujus  paris  scarpitularum 
plus  quam  18  den.  Da  der  Codex  der  Schusterstatuten  halb  zerstört  ist,  Ittsst  sich  weder 
Folio  noch  Zeit  dieser  Bestimmung  mehr  eruiren. 

9)  Und  zwar  charakteristisch  für  den  Zusammenhang  mit  der  Theuerungspolitik  durch 
die  »officiales  grascie«.  Statuta  (U4  5)  1.  IV,  tract.  et  mat.  consul.  artium  etc.  r.  139. 

3)  Diese  Officialen  können  für  alle  beliebigen  Dinge  Preise  festsetzen,  dum  tarnen 
nulla  pretla  constituere  possint  contra  aliquas  personas  vel  artefices  ex  VU  migoribus  artibus 
—  vel  super  rebus  seu  mercantiis  spectantibus  ad  ipsas  VlI  artes.   Ib. 

4)  Ib.  rub.  24«. 

5}  Ib.  üb.  V,  tract.  I,  r.  160. 
6)  Ib.  lib.  IV,  tract.  cit.  r.  263. 


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68  DiB  WiRTHSGHAPTSPOLITIC  DBR  FLORSIVTINBR  RSlfAISSANCE 

auch  bei  denen  für  Korporationen  und  Priyate.  Den  Ziegelbrennern,  Stein- 
metzen, Maurern,  Zimmerleulen  und  deren  Handlangern  wurden  jedesmal  beim 
Amtsantritt  der  kompetenten  Behörde  Preise  und  Löhne  von  Neuem  vorge- 
schrieben >) .  Ja  es  verbindet  sich  auch  hier  mit  dem  Taxenwesen  ein  förm- 
licher Arbeitszwang:  die  Kalk-  und  ZiegeLbrenner  mussten,  damit  man 
reichliches  und  billiges  Baumaterial  bekam ,  mindestens  alle  zwei  Monate  bren- 
nen, wenn  sie  ihren  Ofen  in  der  Stadt  hatten,  alle  drei  Monate ;  wenn  fünf 
Miglien  im  Umkreis  ^j.  Der  Verkaufszwang  war  nur  eine  weitere  Konsequenz. 
Jede  Weigerung,  z.  B.  Kalk,  sei  es  an  die  Commune  oder  Private,  und  zwar 
zum  ofßziellen  Preis  zu  verkaufen ,  war  strafbar.  Dies  gilt  nach  den  Statuten 
für  alle  andern  Handwerker,  »die  ihre  Waaren  zu  einem  bestimmten  Preis  zu 
verkaufen  verpflichtet  sind«^).  Nach  den  ungedruckten  Statuten^)  von  4324 
mussten  die  Ziegelbrenner,  Steinmetzen  und  Zimmerleute  sogar  allmonatlich 
vor  dem  Podesta  erscheinen ,  der  sie  befragte ,  ob  in  Stadt  und  Vorstädten  für 
das  Baubedürfniss  der  Bürger  genügend  Kalk,  Ziegel  u.  dergl.  vorhanden  sei ; 
und  wenn  dann  hinterher  eine  Untersuchung  von  Seiten  der  Consuln  der  Stein- 
metzen- und  Zimmermeisterzunft ,  eines  Ritters  und  Notars  des  Podesla  ergab, 
dass  die  Ziegel-  und  Kalkbrenner  jene  Dinge  nicht  »zur  Genüge«  produzirten, 
so  verfielen  sie  in  Strafe^).  Die  Gesetzgebung  hat  sich  allerdings  später  von 
dieser  Ueberspannung  des  Zwanges  wieder  befreit;  von  jener  ohne  die  grösste 
Ungerechtigkeit  nicht  aufrecht  zu  erhaltenden  Verpflichtung  ist  in  den  spätem 
Statuten  keine  Rede  mehr. 

Als  ein  Zweig,  bei  welchem  der  Staat,  wenigstens  äo  lange  er  die  SchifT- 
fahrt  als  Staatsmonopol  betrieb,  unmittelbar  interessirt  war^j,  erscheint  ferner 


4)  Statuta  (U15)  ib.  r.  57  wonach  die  Preise  für  alle  Produkte  der  Kalk-  und  Ziegel- 
brennerei alle  2  Monate  festgesetzt  wurden.  Cf.  r.  60.  Uebcrhaupt  ist  es  dieses  Gewerbe, 
welches  die  Zeit  mit  Vorliebe  dem  Taxenwesen  unterwarf.  Cf.  z.  B.  die  Statuten  v.  Mantua 
IV,  r.  40  bei  Arco.  1.  c.  «90. 

Für  den  Lohn  der  Steinmetzen  und  Ziegeidecker  ist  schon  in  den  Statuten  selbst  ein 
Maximum  vorgeschrieben.  Für  Meister  (44.  März  —  46.  September)  4  8  Soldi  Tagelohn,  Hand- 
langer 8  S.  6  Denare;  während  der  übrigen  Zeit  des  Jahres  für  die  ersteren  42  S.,  die  letz- 
teren 6  S.  Auch  wer  mehr  g  i  e  b  t ,  wird  bestraft.  Man  vergl.  die  bedeutende  Lohnsteigerung 
seit  4384  (Statut  V,  76),  wo  das  Maximum  des  Meisterlohnes  für  März  bis  Oktober  7  S.,  die 
übrige  Zeit  6  S.  betrug,  für  den  Handlanger  je  die  Hälfte. 

i)  Statuta  (4445)  1.  c.  r.  59  ebenso  schon  im  Statut  von  1824  (Arch.  Rif.)  III,  97.  Selbst 
Länge  und  Breite  der  gelieferten  Steine  schrieb  der  Staat  vor.  Ib. 

8)  statuta  (4  445)  1.  c.  r.  65. 

4)  Arch.  Rif.  Cod.  cit.  III,  97. 

5)  —  Predictos  fomaciarios  habundanter  non  facere  de  rebus  predictis  sue  ariis. 
(444  5).  Ib. 

6)  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  bemerkt,  dass  eine  Beschränkung  der  Gewerbefreiheit  durch 
eine  staatliche  Monopolisirung  einzelner  Industriezweige  in  Florenz  nur  ganz 
ausnahmsweise  vorkommt.  Die  Andeutungen  Ma  c  h  i  a  v  e  1 1  i's  (Discorsi  III,  29)  über  die  bereits 
Ende  des  45.  Jahrhunderts  in  Italien  auftretende  Regalwirthschaft,  beziehen  sich  doch  nur 
auf  absolutistische  Staaten.  In  Florenz  war  nur  der  Schiffbau  und  der  Bergbau  Regal,  doch 
wurde  ersterer  später  ganz  freigegeben,  und  hinsichtlich  des  letztern  ist  wenigstens  die 
Praxis  eine  verschiedene.  Während  der  Staat  4  483  Niemandem  ausser  der  Wollenzunfl  ge- 
staltete, auf  Alaun  zu  graben  (Über  legum  arlis  lane  Cod.  cit.  f.  4  49),  hatte  man  früher  (4472) 


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tfm  DAS  Pmnzip  DBA  Vmkbhiispaiihiit.  69 

der  Schiffsbau  und  das  Matrosengewerbe.  Angesichts  der  Fesseln ,  welche  die 
dem  auswärtigen  Handel  dienende  Industrie  ihren  Hilfsarbeitern,  der  Staat  den 
seinen  Zwecken  dienstbaren  Gewerben  auferlegte,  ist  es  unmöglich,  aus  dem 
Mangel  von  Bestimmungen  über  diese  beiden  Berufszweige  in  der  Florentiner 
Gesetzgebung  den  Schluss  zu  ziehen,  dass  hier  trotz  dos  gleichzeitigen  Interesses 
des  Fiskus  und  des  internationalen  Verkehres  eine  unbedingte  Freiheit  bestan- 
den hätte ^).  Wenn  |man  nun  bedenkt,  dass  eine  bedeutendere  Entwicklung 
der  Florentiner  Marine  sich  aufs  Engste  an  die  Einverleibung  Pisa^s  anschliesst, 
dass  der  14S4  in  Anschluss  daran  ins  Leben  gerufene  »Admiralitdtshofa  der 
»Consuln  des  Meeres  von  Florenz  und  Pisa«  offenbar  nur  eine  Nachbildung  der 
alten  Pisaner  Behörde  der  »Consuln  des  Meeres«  ist,  wenn  man  den  alten  Ruhm 
und  die  hohe  Ausbildung  des  Pisaner  Seerechtes  erwägt ,  welches  eben  noch 
im  Jahre  4404  vom  Herzog  von  Mailand  als  Herrn  von  Pisa  unbedingt  bestätigt 
worden  war^),  so  kann  kein  Zweifel  sein,  dass  Florenz,  die  Binnenstadt,  dieses 
Recht,  die  Frucht  Jahrhunderte  alter  seemännischer  Erfahrung,  recipirt  hat'). 
Entsprach  doch  auch  die  Art  und  Weise,  wie  dieses  Recht  die  Verhältnisse  der 
dem  Seeverkehr  dienstbaren  Gewerbe  geregelt*  hat,  auf  das  Genaueste  dem 
Geiste,  der  in  den  eben  besprochenen  gewerblichen  Ordnungen  von  Florenz 
waltete.  Auch  hier  dieselbe  eigenthOmliche  Verquickung  von  Freiheit  und  Ge- 
bundenheit: man  will 'in  Pisa  nicht  dulden,  »dass  die  Kalfaterer  oder  irgend 
welche  anderen  Gewerbetreibenden  an  irgend  einer  Arbeit  gehindert  würden, 
also  dass  sie  ihr  Gewerbe  nicht  frei  austlben  könnten«,  und  verfügt  doch  in 
einem  und  demselben  Athemzug,  dass  diese  Kalfaterer  und  alle' anderen  Arbeiter 
und  Handwerker,  wenn  sie  zu  Arbeiten  an  einem  Seeschiff  oder  andern  Fahr- 
zeugen gerufen  werden ,  von  Podesta  und  Capitan  zur  Arbeit  gezwungen 
werden  ^]  sollen,  wenn  sie  dem  Rufe  nicht  folgen.  Und  wenn  sie  mit  dem  Lohne 
nicht  zufrieden  sind ,  so  müssen  sie  mit  demjenigen  vorliebnehmen ,  welchen 
ihnen  eine  Kommission  von  Rhedem  und  Seeleuten  zuspricht.    Zudem  müssen 


zu  Gunsten  der  Finder  von  Alaungruben  gegen  die  Ansprüche  der  Volterraner  Commune 
(Machiavelli ,  storia  fior.  VII,  S9)  dahin  entschieden :  il  popolo  Volterrano  non  volere  le  cose 
giuste  desiderando  privare  i  suoi  cittadini  delle  fatiche  e  industrie  loro  e  perciö  ai  privati 
non  a  lui  quelle  allumiere  appartenevano ;  ma  esser  ben  conveniente  che  ctascuno  anno  certa 
quantitä  di  danari  pagassino  in  segne  di  riconoscerlo  per  superiore. 

4)  Dass  man  vielmehr  gerade  auf  diesem  Gebiet  zu  gewaltsamen  Eingriffen  in  die  indi- 
viduelle Freiheit  geneigt  war,  bezeugt  aufs  Deutlichste  ein  Paragraph  der  florentiner  Statuten, 
wonach  alle  »pauperes  homines«  von  Pisa ,  d.  h.  solche ,  die  nicht  eine  bestimmte  Steuer 
zahlten,  ein  Ruder  im  Hause  haben  mussten  und  verpflichtet  waren,  auf  jede  Requisition  von' 
Seiten  der  Commune  die  Galeeren  und  andere  Fahrzeuge  derselben  zu  besteigen  und  den 
Dienst  gegen  den  »hergebrachten  Lohn«  zu  übernehmen!    (U45}  lib.  V,  tract.  II,  rub.  425. 

5)  Breve  deir  ordine  del  mare  della  cittä  di  Pisa,  ed.  Bonaini  I.  c.  III,  644. 

3)  Einen  strikten  Beweis  dafür  ergaben  freilich  auch  meine  Nachforschungen  im  Pisaner 
Staatsarchiv  nicht.  Der  jüngste  Codex  Nr.  SS,  Breve  maris  bezeichnet ,  trttgt  die  Aufschrift 
4  403  und  enthält  keine  jüngeren  Zusätze.  Doch  bezweifle  ich  die  Rezeption  ebensowenig, 
wie  die  Ansicht  von  Pardessus  (Collection  des  lois  maritimes  IV,  568),  dass  schon  das  alte 
Seerecht  des  Consulatus  maris  in  Florenz  gemeines  Recht  war. 

4)  Breve  Pisane  Comunis  1.  c.  I,  806.  Cf.  Breve  Curie  maris  III,  889.  Ganz  ebenso  haben 
auch  andere  Seestaaten  'das  Gewerbe  in  den  Pienst  der  Marine  gestellt,  z.  B.  Venedig  (Statuti 


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70  Die  WlRTHSCIlAFTgPOLlTIK  DKR  FLORENTINER  RENAISSANCE 

sie  dem  Staate  billiger  arbeiten  als  Privaten  ^) .  Dass  die  Barken-  und  Schütten- 
ftthrer  einem  Tarif  unterworfen  sind  2),  erscheint  auch  uns  nicht  als  Zwang, 
wohl  aber  die  Institution ,  dass  ihre  Thätigkeit  beim  Ausladen  der  Schiffe  nicht 
der  freien  Konkurrenz  überlassen  ist,  sondern  die  Besitzer  von  Barken  und 
Schütten  in  Livomo  und  Porto  Pisano  nur  in  einer  bestimmten  Reihenfolge  zu- 
gelassen werden ,  an  welche  sie  sowohl  wie  die  anlangenden  Schiffe  gebunden 
sind,  weshalb  der  Barkenführer  ebenso  wenig  seine  Dienste  anbieten  darf^ 
wenn  ihn  nicht  nach  dem  Loose  die  Reihe  trifft ,  noch  auch ,  wenn  dieses  der 
Fall,  dieselben  verweigern  kann^).  Der  Lohn  der  Matrosen  erscheint  allerdings 
der  freien  Vereinbarung  überlassen,  doch  begegnen  wir  hier  denselben  Zwangs- 
maassregeln gegen  den  Konlraklbruch  wie  bei  den  ländlichen  und  stadtischen 
Arbeitern.  Ein  kontraktbrüchiger  Matrose  kann  von  keinem  andern  Kapitän 
gedungen^)  und  von  dem  Patron  des  Schiffes,  für  das  er  sich  verpflichtet,  mit 
Gewalt  aufs  Schiff  gezwungen  werden &);  ein  Grundsatz,  der  sich  freilich  bis 
auf  die  Gegenwart  behauptet  hat,  insofern  als  noch  heute  gegen  desertirende 
Seeleute  dieser  Zwang  zulässig  und  erst  im  letzten  Jahre  ein  Antrag  auf  Ab- 
schaffung desselben  im  englischen  Unterhause  gestellt  worden  ist. 

Die  Matrosen  haben  uns  wieder  in  den  Kreis  der  Lohnarbeiter  geführt, 
und  es  bleibt  uns  noch  die  wichtige  Frage  zu  beantworten,  welche  Stellung  die 
Gesetzgebung  und  zwar  zunächst  die  zünftige  zu  der  Freizügigkeit  dieser  Klasse 
eingenommen  hat.  Es  gilt  hier  gleich  jener  modernen  Meinung  entgegenzutre- 
ten, welche  —  offenbar  in  völliger  Unkenntniss  der  Quellen  —  den  Arbeiter  an 
Fabrik  und  Werkstatt  in  einer  Weise  gebunden  sein  lässt,  nach  welcher  dem 
Arbeitgeber  die  absolute  Entscheidung  über  die  Dauer  des  Verhältnisses  zustand, 
der  Arbeiter  also  zu  förmlicher  Zwangsarbeit,  wie  sich  Zobi  ausdrückt,  ver- 
urtheilt  war^).  Allerdings  kommen  Satzungen  vor,  die  auf  den  ersten  Blick 
diese  Ansicht  zu  rechtfertigen  scheinen.  So  heisst  es  im  Statut  der  Tuchmacher- 
zunft: »Kein  Wollschläger,  Wollkämmer  oder  anderer  Arbeiter  der  Zunft,  der 
bei  einem  Meister  zu  arbeiten  begonnen,  darf  denselben  verlassen  oder  bei 
einem  andern  in  Arbeit  treten  ohne  Erlaubniss  des  Meisters  oder  des  Faktors, 


d'arte  di  falegnami  sec.  ik.  Sagredo  1.  c.  843).  Die  venezianer  Zimmerleute,  die  zu  Arbeiten 
auf  ScliilTe  der  Commune  »befohlen«  y^erden  (avra  comandamento) ,  erhalten  den  Lohn  »wie 
er  nach  dem  Recht  der  Commune  hergebracht  ist«. 

4)  Cf.  die  Festsetzung  der  Maximallöhne  der  Kalfeterer,  1.  c.  I,  305. 

2)  Ib.  III,  595. 

3)  Breve  del  mare  ib.  555,  557,  599.  Zugleich  wird  hier  (588)  der  Gewerbetrieb  von 
einer  Bürgschaft  abhängig  gemacht. 

4)  Breve  curiemaris  ib.  III,  886.  Dieses  Zwangsrecht  ging  nach  dem  Zusatz  von  4  443 
soweit,  dass  der  Patron  und  seine  Leute  dasselbe  ohne  Ermttchtigung  von  Seiten  der  Behörde 
gegen  den  Matrosen  zur  Anwendung  bringen  und ,  auch  wenn  derselbe  darüber  so  verletzt 
wird,  dass  »Blut  fliesst«,  nicht  belangt  werden  können. 

5)  —  Lavoro  forzato  1.  c.  p.  36.  Er  bringt  dafür  so  wenig  auch  nur  den  geringsten  Beleg, 
wie  für  die  mir  unbegreifliche  Behauptung,  dass  »die  Statuten  der  Zünfte  von  Florenz  den 
Söhnen  der  Arbeiter  nicht  gestatteten,  den  väterlichen  Beruf  zu  wechseln,  um  sich  einem 
höhern  zu  widmen« ,  ib.  37.  Ich  habe  in  der  ganzen  Zunftgesetzgebung  nichts  von  einer 
solchen  Pariastellung  des  Arbeiters  entdecken  können. 


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iND  DAS  Prinzip  der  Vbrkbhr»prbiheit.  71 

der  über  die  Arbeiler  gesetzt  ist ,  oder  der  Consuln ,  welche  diese  Erlaubniss 
ebenfalls  geben  können  nach  ihrem  Gutdünken.  Und  kein  anderer  Meister 
darf  Einem,  der  ohne  die  genannte  Erlaubniss  seinen  Meister  vcriässi,  Arbeit 
gebena  i) .  Demnach  wäre  der  Arbeiter,  der  etwa  bei  den  Consuln,  den  Standes- 
genossen  seines  Arbeitgebers  kein  Gehör  fand,  für  immer  an  denselben  gebun- 
den gewesen  I  Die  unmittelbar  sich  anschliessende  Bestimmung  jedoch ,  dass 
die  Arbeiter,  die  auf  Tage  lohn  arbeiten,  die  Woche,  in  der  sie  in  den  Dienst 
eines  Meisters  getreten,  auch  aushalten  sollten^),  beweist,*dass  eine  zahlreiche 
Klasse  von  Arbeitern  Woche  für  Woche  frei  über  ihre  Arbeitskraft  verfügen 
konnte.  Weiter  hcisst  es  —  allerdings  sehr  im  Gegensatz  zu  moderner  An- 
schauung —  wenn  ein  Arbeiter  seinem  Meister  Geld  schuldet,  so  kann  er  ihn, 
auch  wenn  er  die  Schuld  baar  bezahlet!  will ,  nicht  eher  verlassen ,  als  bis  er 
dieselbe  durch  Arbeit  abverdient  hat  ^) ,  wozu  er,  falls  er  sich  weigert,  mit  Ge- 
walt gezwungen  werden  kann.  Also  auch  hier  der  Arbeiler  nach  bestimmter 
Frist  der  Freiheit  zurückgegeben !  Zwei  Thatsachen ,  die  allein  genügen ,  um 
die  Deutung  der  erstgenannten  Verordnung  in  dem  angegebenen  allgemeinen 
Sinne  unmöglich  erscheinen  zu  lassen.  Zur  richtigen  Erklärung  führt  die  an 
der  Spitze  dieses  Statuts  stehende  Verfügung  in  Beziehung  auf  die  Klasse  von 
Hilfsarbeitern,  die,  wie  z.  B.  Lehrlinge  und  Gesellen,  sich  auf  eine  bestimmte 
längere  Zeit  Tcrpflichten ^)  und  den  Arbeitgeber  vor  dem  vertragsmässig  fest- 
gesetzten Termin  überhaupt  nicht  und  bei  Ablauf  desselben  nur  unter  der  Be- 
dingung verlassen  können,  dass  viermonatliche  Kündigung  vorhergegangen. 
Es  sind  hier  offenbar  drei  Klassen  von  Arbeitern  einander  gegenübergestellt : 
die  im  Tagelohn  beschäftigten ,  die  auf  bestimmte  längere  Zeit  verpflichteten 
und  die  im  Akkord  oder  Stücklohn  arbeitenden.  Diese  Letzteren  hat  dem  ganzen 
Zusammenhange  nach  jene  Verordnung  im  Auge  und  denselben  eben  keine 
andere  Verpflichtung  auferlegt,  als  dass  sie  die  Arbeit,  die  sie  Einem  begonnen, 
auch  vollendeten ;  ganz  analog  jener  Vorschrift  der  Statuten,  dass  die  Bauleute, 
die  einen  Bau  in  Akkord  übernomii^en  und  die  bei  demselben  beschäftigten 
Handlanger  den  Bau  nicht  verlassen  sollten,  bevor  derselbe  vollendet^].  Der 
angedeutete  Standpunkt ,  der  im  Wesentlichen  dahin  ging ,  die  Erfüllung  der 
vom  Arbeiter  vertragsmässig  übernommenen  Verpflichtungen  zu  erzwingen^), 
erscheint  auch  da  festgehalten ,  wo  man  der  gegen  den  Arbeiter  gerichteten 


4}  Cod.  cit  Nr.  7  (U28],  II,  9.  Nullus  battitor  pettinator  vel  aliquis  laborator  seu  Ope- 
rator artis  lane  qui  labe  rare  inceperit  cum  altquo  magistro  et  supposito  dicte  artis 
possit  discedere  a  magistro  cui  inceperit  laborare  sine  licentia  etc. 

2}  Ib.  3J  Ib.  Non  possit  discedere  etiam  quantumeunque  vellet —  magistro  satisfaccre 
in  pecunia  numerata;  in  den  altern  Statuten  (1833,  III,  S)  ^ar  man  darin  liberaler.  Dort 
heisst  es:  nee  discedat  nisi  primo  sibi  serviverit  in  laborerio  vel  alio  modo  dederit  vel  eidem 
satisfecerit  de  sua  propria  pecunia. 

4}  Ifo.  Nullus  discepulus  et  factor  et  nullus  faciens  de  arte  —  positus  ad  certum  ter- 
minam  etc. 

5)  Statuta  (444  5)  1.  c.  r.  66. 

6)  Es  ist  der  Standpunkt  aller  Statuten,  cf.  die  der  Kürschner  (Cod.  cit.  r.  80);  Schmiede 
(Cod.  Nr.  4,  r.  40);  Riemer  (Cod.  Nr.  4,  r.  18);  Panzerschmiede  (Cod.  Nr.  a,  r.  44);  Tischler 


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72  Die  Wirthsghaptspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

Tendenz  dieser  Gesetze  den  allerschürfsten  Ausdruck  gab.  Die  Statuten  der 
Seidenzunft  erklären,  mit  allen  erdenklichen  Mitteln  dahin  arbeiten  zu  wollen, 
dass  die  Meister  gegen  die  Lehrlinge ,  Gesellen  und  Arbeiter  und  deren  betrü- 
gerischen und  frechen  Sinn  geschützt  seien,  und  Letztere  nicht  zu  oft  den 
Mjöisler  wechselten  ^) ;  und  trotzdem  findet  sich  auch  hier  keine  weitere  Ein- 
schränkung der  Freizügigkeit,  sondern  eben  nur  der  Grundsatz,  dass  der,  wel- 
cher einem  Zunflmitjglied  zu  Dienst  verpflichtet  ist  oder  ihm  Geld  schuldet  und 
dasselbe  ohne  Erlaubniss  verlässt,  von  keinem  andern  Meister  Arbeit  bekommen 
soll.  Uebrigens  ist  auch  während  der  Dauer  des  vertragsmässigen  Dienstver- 
hältnisses das  Einwilligungsrecht  des  Meisters  nicht  allein  für  die  Lösung  des- 
selben maassgebend  gewesen;  wir  sahen ^  dass  dieselbe  auf  Antrag  auch  durch 
die  Gonsuln  der  Zunft  erfolgen  konnte  ^f.  auch  konnte  umgekehrt  kein  Meister 
einen  Gesellen,  Lehrling,  Arbeiter  vor  Ablauf  der  ausbedungenen  Zeit  ohne  die 
Zustimmung  der  Gonsuln  entlassen  3). 

So  sehr  man  jedoch  air  dies  betonen  mag,  es  bleibt  immerhin  genug  dessen, 
wodurch  diese  Regelung  der  Freizügigkeitsverhältnisse  des  Arbeiters  zum  mo- 
dernen Rewusstsein  in  schroffen  Widerspruch  tritt.  Die  Abhängigkeit  des 
Arbeiters  von  einseitig  zusammengesetzten  Standesgerichten  und  Zunftbeamten, 
welche  sein  Recht  und  seine  Freiheit  der  Diskretion  der  Standesgenossen  des 
Arbeitgebers  anheimstellt;  die  solidarische  Verpflichtung  aller  Meister  gegen 
den  kontraktbrüchigen  Arbeiter,  eine  Art  »aquae  et  ignis  interdictio«,  die  ihm 
die  weitere  Verwerthung  seiner  Arbeitskraft  und  damit  den  ehrlichen  Brod- 
erwerb abschneidet;  der  Zwang,  welcher  den  dem  Arbeitgeber  noch  Verpflich- 
teten mit  Gewalt  in  die  Werkstatt  zurückführt.  Und  doch,  wie  frei  erscheint 
wieder  diese  Gesetzgebung  gegenüber  jenem  System  von  Fesseln  im  Lehrlings- 
und Gesellenwesen ,  worin  andere  zünftige  Gesetzgebungen  —  man  denke  nur 
an  die  damaligen  Pariser  Handwerksordnungen  ^)  —  so  erfinderisch  gewesen 
sind.  Wie  hoch  erhebt  allein  die  Thatsache,  dass  die  Lehre  einem  Jeden  zu- 
gänglich war,  den  florentiner  Freistaat  beispielsweise  über  unsere  Hansastädte, 


(Cod.  Nr.  4,  f.  1);  Materialienhändler  (Cod.  Nr.  S,  r.  64).  Keiner  darfeines  Andern  Lehrling 
oder  »Faktor«  annehmen,  der  nicht  die  vertragsmässige  Zeit  bei  seinem  Meister  ausgehalten, 
and  ohne  dessen  Crlaubniss. 

1)  Cod.  cit.  Nr.  4,  ruh.  4  4  0. 

2)  Cf.  auch  Statut  der  Panzerscfamiede  Cod.  cit.  Nr.  2,  r.  44.  Die  Consuln  hatten  genau 
die  Motive  zu  prüfen,  warum  der  Meister  die  geforderte  Entlassung  weigerte,  und  dann  zu 
entscheiden,  prout  eorum  discretioni  videbitur  convenire  pro  conservatione  juris  et  pro 
honore  et  bono  statu  hominum  dicte  artis.    Cf.  Statut  der  Schmiede  Cod.  cit.  Nr.  4 ,  r.  SS. 

8)  Die  gewiss  nicht  liberaleren  Mailander  Gewerbeordnungen  stehen  doch  in  dieser 
Frage  ganz  auf  dem  Standpunkt  der  florentiner  Gesetzgebung.  Nach  den  Statuten  der  Tuch- 
macherzunft (Statuta  Mediolani  4  480)  §  96,  kann  kein  Arbeiterden  Fabrikanten  innerhalb  der 
Woche  verlassen ,  und  umgekehrt  Letzterer  den  Arbeiter  nicht  entlassen ,  wenn  nicht  am 
Samstag  der  nttchstvorhergehenden  Woche  eine  Partei  der  andern  gekündigt  hat;  ausge- 
nommen den  Fall ,  dass  es  mit  beiderseitiger  Zustimmung  geschieht  oder  die  Arbeit ,  welche 
der  Arbeiter  übernommen, 'vollendet  ist.   Vgl.  auch  Beilage  VI,  Seite  4  55,  Anm.  S. 

4)  Registres  des  mestiers  et  marchandises  de  la  ville  de  Paris  ed.  4888  in  der  Collection 
des  documents  in^its  sur  Thistoire  de  France.   Premiöre  s^rie^ 


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UND  DAS  Prihzip  DIE  Vekeehasfabibbit.  73 

wo  CS  schon  in  den  »guten«  Zeiten  der  Zunftverfassung  ;niöglicli  war,  dass  ein 
Gewerbe  den  Söhnen  ganzer  Bevtflkerungsklassen  den  Unterricht  versagte  *). 
Abgesehen  von  den  gegen  den  Kontraklbruch  gerichteten  Maassregeln  und 
einigen  andern  sch^^n  besprochenen  Bestimmungen ,  sowie  den  unmittelbaren 
Konsequenzen  des  Zunftzwanges,  dass  z.  B.  der  Geselle  keine  Meisterarbeit 
verrichte,  d.  h.  auf  eigene  Rechnung  zum  Verkauf  an*  Andere  arbeite  oder 
Lehrlinge  haltet)  u.  dergl.,  findet  man  in  den  Zunftstatuten  während  der 
ganzen  Dauer  der  Republik  nichts'),  was  sonst  für  die  mittelalterliche  Rege- 
lung des  Lehrlings-  und  Gesellenwesens  charakteristisch  erscheint.  Der  freie 
Vertrag  ist  bestimmend  ftar  das  ganze  Verhaltniss,  insbesondere  die  Dauer  der 
Lehrzeit.  Wo  diese  ausnahmsweise  von  den  Statuten  bestimmt  ist,  ist  sie  sehr 
niedrig  angesetzt^).  Fttr  die  Erlangung  des  Meisterrechtes  hat  die  Dauer  des 
Lehrlings-  oder  Gesellen  Verhältnisses  gar  keine  Bedeutung^  ausser  in  Beziehung 
auf  die  Höhe  der  Matrikel.  Gefordert  ist  insbesondere  das  Letztere  gar  nicht. 
Wer  das  Crewerbe  erlernt  zu  haben  erklart,  wird  Meister,  auch  wenn  er  nie 
als  Geselle  gearbeitet.  Daher  keine  Spur  von  den  lastigen  Verbindlichkeiten, 
welche  sich  unter  der  Herrschaft  anderer  Zunft  Verfassungen  aus  den  obliga- 
torischen Avancementsverhältnissen  entwickelten. 

Dagegen  erscheint  nun  aber  nach  einer  andern  Seite  nicht  bloss  durch  die 
Zunft,  sondern  die  allgemeine  staatliche  Gesetzgebung  die  Freiheit  des  Arbeiters 
ausserordentlich  beschränkt.  Es  ist  der  Gedanke  des  »Schutzes«  der  hei- 
mischen Industrie,  welcher  lange, vor  der  Ausbildung  des  Merkantilsy Sterns 
in  den  italienischen  Gommunen  praktische  Maassregeln  der  Staatsverwaltung 
hervorgerufen  hat,  wie  sie  fttr  die  »Epoche  des  Merkantilismus« ,  insbesondere 
die  Verwaltung  Colberts  charakteristisch  geworden  sind.  Die  Prohibitionen, 
die  ich  hier  im  Auge  habe,  umfassen  die  Hauptindustrieen  des  Landes,  die 
Tuch-  und  Seidenmanufakturen  und  die  Brokatindustrie ;  und  wenn  sie  auch 
zu  gleicher  Zeit  die  Freizttgigkeit  des  Fabrikanten  beschränken,  so  waren  sie 


i)  Wie  z.  B.  die  Bremer  Schuhmacherzunft,  welche  (4300)  den  Kindern  der  Leine- 
weberund Lastträger  die  Lehre  versagten.  Böhm  er  t:  Beiträge  zur  Geschichte  des  Zunft- 
wesens p.  49. 

i)  VergL  Statut  der  Panzerschmiede  Cod.  cit.  r.  29;  der  Riemer  r.  48;  der  Schmiede 
Cod.  Nr.  4,  f.  450  f  Materialienhändler  r.  89;  Tuchkrttmer  r.  47,  wonach  übrigens  der  Gehilfe 
Sohn,  Bruder,  Neffen  als  Lehrling  halten  darf,  ebenso  wie  nach  dem  Statut  der  Kürschner  r.  25. 

8)  Es  ist  eine  ganz  vereinzelte  Ausnahme,  wenn  die  Materialien-  und  Kurzwaarenhändler 
sich  für  den  eintretenden  Lehrling,  nach  der  uns  wohlbekannten  deutschen  Sitte,  einen 
Bürgen  stellen  lassen  (für  80  Lire}  dafür,  dass  er  seinem  Meister  treu  dienen  und  die  aus- 
gemachte 2e{t  aushalten  werde  (UU  Cod.  cit.,  f  468)  und  von  den  Gehilfen  Kaution  (400Soldi) 
verlangen  (ib.  89). 

4)  Cf.  Statuten  der  Materia lienhKndler  (r.  6t)  und  der  Riemer  (r.  48),  bei  denen  sich 
der  Lehrling  auf  3  Jahre  verpflichten  m|uss  und  kein  Meister  einen  auf  kürzere  Zeit  annehmen 
darf.  Sonst  finden  sich  nur  Vorschriften  über  die  Kündigungsfrist:  für  Schneiderlehrlingc 
2  Monate  vor  der  Auslemung  (statuti  di  rigattieri  Cod.  Nr.  5  [4  448],  fol.  452),  ebenso  die  der 
Fleiscber  (Cod.  Nr.  4,  f.  44),  doch  zugleich  auch  für  die  Meister  verbindlich. (ib.);  ebenso 
bei  den  Barbieren  (Medici  e  special!  Cod.  cit.  Nr.  2,  f.  418],  die  sich  lebhaft  über  ihre  Lehr- 
linge beklagten,  dass  sie  sich  häufig  »revoltirten«  und  ihre  Meister  ganz  nach  Belieben  v?r- 
Uessen  (1890  ib.).   Die  Becker  setzen  4  Monat  fest  (Cod.  cit.  f  4  0). 


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74  Die  VVirthsghaptspolitik  mr  plorbpitinbii  Rbnaissangb 

doch  in  der  Regel  mehr  eine  Fessel  des  beweglicheren  besitzlosen  Arbeiter- 
Standes;  dem  durch  die  Auswanderungsverbote,  eine  damals  überhaupt  beliebte 
Maassrege]  der  Industriepolilik  *],  bei  der  Kleinheit  der  italienischen  Staaten  der 
Markt  für  seine  Arbeitskraft  ausserordentlich  eingeschränkt  ward.  »Da  heut- 
zutage(c,  heisst  es  in  einem  zu  Gunsten  der  Seidenindustrie  erlassenen  Gesetz 
(H49)  »Goldbrokate  und  Seidenstoffe  in  Florenz  vollkommener  gemacht  werden, 
als  in  der  ganzen  Welt ,  was  nur  durch  hohe  geistige  und  physische  Anstren- 
gung der  Industriellen  möglich  war,  und  da  Mehrere,  den  geringen  Vortheil 
der  £hre  und  dem  Nutzen  des  Ganzen  vorziehend,  den  Versuch  gemacht* haben, 
diese  Industrie  ins  Ausland  zu  tragen ,  so  wird  hiermit  verboten ,  dass  irgend 
ein  Staatsangehöriger  wo  anders  als  in  Florenz  — nur  Lucca  und  Venedig 
ausgenommen^)  —  Brokat-  und  Seidenstoffe  oder  was  zu  deren  Fabrikation 
nötbig  ist,  wie  Websltthle  und  dergleichen,  mache  oder  machen  lasse,  oder  eine 
Sozietät  darüber  eingehe,  bei  Strafe  des  Tpdes  und  der  Einziehung  des  Ver- 
mögens« 3) .  —  Auch  das  Tuchmachergewerbe  in  allen  seinen  Zweigen  darf  kein 
Staatsangehöriger  im  Auslande  direkt  oder  indirekt  ausüben,  noch  sich  mit 
einem  Auswärtigen  zu  diesem  Zweck  associiren  ^) .  Freilich  bezeugen  die  stets 
wiederkehrenden  Klagen  über  die  zahlreichen  Auswanderungen  der  Tuch-  und 
Seidenarbeiter  und  die  Amnestie,  die  man  denselben  für  den  Fall  der  Rückkehr 
wiederholt  anbot ^),  dass  der  Drang  nach  freier  Bewegung  stärker  war,  als  die 
Macht  des  Zwanges.  Von  den  florentiner  Tuchfabrikanten  ist  bekannt,  dass  sie 
für  die  gröbere  und  vorbereitende  Fabrikation  in  Holland,  Brabant,  Flandern 
und  England  Fabriken  gründeten^],  in  denen  wenigstens  die  feineren  Arbeiten 
von  florentiner  Arbeitern  gemacht  wurden,  und  welche  entschieden  mit  dazu 
beitrugen,  dass  die  Tuchmanufakturen  des  Nordens  sich  zu  einer  den  italieni- 


4)  In  Venedig  wurden  die  Angehörigen  der  Glas-,  Wollen-  und  Seidenindustrie,  die 
auswanderten ,  um  dasselbe  Gewerbe  im  Ausland  zu  treiben ,  mit  der  Strafe  des  Majestäts- 
vet'brecheqs  bedroht.  Sagredo  1.  c.  54.  Der  Herzog  von  Mailand  verbot  4396  allen  Stein- 
metzen ohne  herzogliche  Erlanbniss  das  Staatsgebiet  zu  verlassen  ,  damit  es  für  den  Bau  des 
Mailänder  Domes  nicht  an  Arbeitskräften  gebräche  1  Antiqua  ducum  Mediolani  decreta  ed. 
4  654,  pag.  225. 

2)  Für  Lucca,  welchem  die  Florentiner  Seidenindustrie  selbst  ihre  besten  Arbeiter  ver- 
duiikte,  und  Venedig,  wo  dieselbe  auf  gleich  hoher  Stufe  stand ,  war  das  Motiv  der  Geheim- 
haltung der  Technik  nicht  maassgebend. 

8)  Statuten  der  Seidenzunft  Cod.  ctt.  Nr.  4,  f.  489  (4449).  Man  [denke  an  die  Bestre- 
bungen Frankreichs  im  45.  Jahrhundert,  die  Seidenmanufakturen  bei  sich  einzubürgern, 
besonders  die  Ludwigs  XI.,  welcher  heimlichen  Florenz,Venedig  und  Griechenland  die  Geheim- 
nisse der  Fabrikation  ausspüren  Hess',  und  die  Italiener,  welche  die  Kunde  derselben  nach 
Frankreich  brachten,  mit  Bürgerrecht  und  grossen  Privilegien  beschenkte.  Canestrini: 
L'arte  della  seta  portata  in  Francia  dagl'  Italiani.    Archivio  storico  N.  S.  VI  (2],  p.  4  2  (4857). 

4)  Statuti  della  lana  Cod.  cit.  Nr.  7  (4  428),  III,  r.  4. 

5}  Vgl.  die  Amnestie  und  Schuldcnerleichterung  für  die  rückkehrenden  Arbeiter  der 
Seiden-  und  Brokatindustrie  4429  (Cod.  cit.  Nr.  4,  f.  229)  und  4488  (ib.  f.  226),  4448  und 
4468  (ib.  f.  274),  4484  (ib.  f.  290)  1494  und  4495  (f.  304).  Damit  ist  doch  das  IllttSoriscbe  des 
Verbots  offen  anerkannt  I 

6)  Villari:  II  commercio  e  la  politica  delle  arti  maggiori  dt  Firenze  im  Politecnico 
4867.    Parte  letteraria  p.  584, 


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uivB  DAS  Pkinzip  dbe  Vbikbhaspkeibiit.  75 

sehen  ebenbürtigen  Stufe  der  Ausbildung  oiuporschwangen  und  deren  Leber- 
gewicht  schon  im  fünfzehnten  Jahrhundert  mit  Erfolg  zu  bekämpfen  vermochten. 
Mit  der  Abschliessung  gegen  das  Ausland ,  welche  sich  übrigens  auf  die 
genannten  Gewerbe  beschrankte^),  verband  sich  nun  aber  keineswegs  die 
Tendenz,  an  den  Segnungen  der  also  geschützten  Industrie  alle  Unterthanen 
gleichmässig  theilnehmen  zu  lassen  und  derselben  wenigstens  inqprhalb  des 
Staatsgebietes  freien  Spielraum  zu  gönnen.  £s  drängt  sich  uns  eben  auch  auf 
iadustriellem  Gebiete  dieselbe  Beobachtung  auf,  wie  auf  den  der  Agrikultur- 
politik. Das  hauptstädtische  Gentrum  des  Staates  trennt  sich  auch  hier  von 
den  Interessen  der  Gesammtheit.  Wie  die  politischen  Rechte  allein  der  Bürger- 
schaft des  herrschenden  Florenz  vorbehalten  blieben,  so  sollten  diejenigen 
Zweige  der  Industrie ,  auf  denen  die  materielle  Blüthe  der  Stadt  und  damit 
ihre  politische  Machtstellung  hauptsächlich  beruhte,  ein  Monopol  der  Haupt- 
stadt sein.  Daher  die  künstliche  Absperrung  der  eifersüchtig  überwachten, 
unterthänigen  Gommunen  und  des  Landes  gegen  die  Mitbewerbung  auf  dem 
Gebiet  der  für  den  Weltmarkt  arbeitenden  Industrieen.  Die  ganze  gewaltige 
Seidenindustrie,  welche  eben  damals  die  Märkte  desOccidents  eroberte,  als 
sie  den  florentiner  Tuchmanufakturen  verloren  zu  gehen  begannen,  wurde 
künstlich  auf  die  eine  Stadt  Florenz  beschränkt 2).  Was  die  WoUenindustrie 
betrifft,  so  konnte  hier  natürlich  das  Verbot  kein  so  allgemeines  sein.  Doch 
war  nur  die  Fabrikation  von  grobem  Tuch  aus  inländischer  Wolle,  also  wesent- 
lich für  den  heimischen  Bedarf  im  ganzen  Lande  freigegeben.  In  den  Städten 
und  umaiauerten  Orten  des  Staates  ist  zwar  auch  die  Verarbeitung  anderer 
Wolle,  insbesondere  spanischer  gestattet,  jedoch  diejenige  der  französisch- 
englischen  Wolle ,  die  Grundlage  der  feineren ,  hauptsächlich  für  den  Export 
arbeitenden  Manufakturen  einzig  und  allein  der  hauptstädtischen  Industrie 
vorbehalten 3).  Und  das  gegenüber  Städten  wie  Pisa,  Arezzo,  Pistoja!  Wie 
weit  der  Geist  des  Zwanges  ging,  wird  recht  lebhaft  durch  das  Gesetz  veran- 
schaulicht, dass  die  Angehörigen  der  Wollenzunft,  welche  die  Stadt  Florenz 
verliessen,  um  draussen  in  demselben  Gewerbe  zu  arbeiten  und  auf  Verlangen 
der  Gonsuln  der  Zunft  nicht  zurückkehrten,  vom  Podesta  zu  harten  Geldbussen 
verurtheilt  werden  sollten^). 


1)  Eine  gewisse  Analogie  bietet  nur  noch  das  Statut  der  Riemer,  das  aber  kein  Verbot 
enthttit,  sondern  sich  begnügt,  auf  den  Arbeiter  in  genannter  Richtung  eine  Pression  zu  üben : 
Wer  in  der  Zunft  gedient  und  ohne  Erlaubniss  der  Consuln  Stadt  und  Grafschaft  verlassen 
hat,  um  auswärts  zu  arbeiten,  hat ,  wenn  er  später  kommt  und  als  Meister  aufgenommen  sein 
will,  keinen  Anspruch  auf  die  ermKsslgte  Matrikel ,  sondern  muss  so  viel  bezahlen ,  als  htttte 
er  nie  gedient.    Coreggiai.  Cod.  cit.  Nr.  4 ,  f.  87. 

S)  Cf.  das  Seite  4  07,  Anm.  2  angeführte  Gesetz  von  4  449.  Dasselbe  scheint  aber  nicht 
beobachtet  worden  zu  sein,  da  ein  förmlicher  Staatsbeschluss  4468  (mit  204  gegen  29  Stimmen) 
von  Neuem  verbot,  ausserhalb  der  Stadt  Seidenzeuge  zu  weben,  mit  dem  Zusatz:  i»e  chi 
avesse  alcuno  lavoro  fuora  di  Firenze  contro  alla  presente  provvisione,  habbia  tempo  IV  mesi 
a  levarsi  dalla  prohibifione  della  presente  provvisione«.  Arch.  Rif.  Provvisioni  4  468,  Nr.  455, 
fol.  88.   Cf.  Statuten  der  Seidenzunft  Cod.  cit.  f.  267. 

8)  Statut  der  Tuchmacherzunft  Cod.  cit.  Nr.  7  (4428),  III,  r.  6. 

4)  Statuta  Flor.  (4445)  1.  IV,  r.  45  tract.  cons.  artium  et  mercatonim. 


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76  Die  WiRmscHArTSPOUTiK  drr  plorentineu  Renaissance 

Alledem  gegenüber  darf  nun  aber  nicht  vergessen  werden,  dass  jene 
Lokalisirung  der  Seidenindustrie  oder  einzelner  Zweige  derWolIenmanufakturen 
in  der  Hauptstadt  oder  anderen  städtischen  Gommunen  des  Landes  so  siemlich 
das  Einzige  ist,  was  an  unser  Institut  der  Bannmeile  erinnert,  soweit  es  sich 
dabei  um  eine  Beschränkung  der  Verkebrsfreiheft  handelt.  Wenigstens  finde 
ich  —  einzelne  Ausnahmen  natürlich  immer  zugegeben  <)  —  ausserdem  nichts 
davon,  dass  zu  Gunsten  des  städtischen  Gewerbes  die  Niederlassung  von 
Handwerkern  in  der  städtischen  Umgebung  verboten  oder 
auch  nur  beschränkt  gewesen  wäre.  Allerdings  sind  dieselben  und 
zwar  in  der  ganzen  Grafschaft  und  einem  Theil  des  Distrikts,  jedoch  unter 
bedeutend  ermässigten  Bedingungen  gegenüber  denen,  welche  in  der  Stadt 
sich  ansässig  machten ,  zur  Immatrikulation  in  die  florentiner  Zünfte  ver- 
pflichtet 2).  Auch  die  zünftig  organisirten  Gewerbe  der  grüssern  Orte,  wie 
z.  B.  Arezzo,  Pistoja,  Cortona  und  Pisa  waren  von  denselben  abhängig  und 
nicht  nur  an  die  florentiner  Zunftordnungen  gebunden,  sondern  auch  ver- 
pflichtet, von  ihren  wichtigsten  Einnahmen,  bestehend  aus  Matrikeln  und 
Zunftbussen,  den  dritten  oder  vierten  Theil,  einzelne  sogar  die  Hälfte  den 
hauptstädtischen  Zünften  zu  steuern  ^) .  Diese  Stellung ,  welche  von  Letzteren 
gerne  als  die  des  Hauptes  zu  den  Gliedern  bezeichnet  wird ,  fand  ihren  echt 
mittelalterlichen  Ausdruck  darin,  dass  die  abhängigen  Zünfte  am  Feste  des 
Schutzpatrons  der  betrefl'enden  florentiner  Zunft,  Wachskerzen  auf  dem  Altar 
darbrachten,  ganz  dieselbe  Huldigung,  durch  welche  die  Lehnsträger  der 
Commune  alljährlich  ihre  Yasallentreue  zu  bethätigen  pflegten.  U^brigens 
wird  kaum  Jemand  bezweifeln,  dass  diese  Stellung  auf  politische  Motive, 
auf  das  der  unterthänigen  Landschaft  gegenüber  beobachtete  Regierungssystem 
zurückzuführen  ist,  und  keineswegs  etwa  auf  die  Absicht,  durch  Niederhaltung 
der  Gewerbe  daselbst  die  hauptstädtische  Koncurrenz  zu  begünstigen.  Auch 
der  Umstand,  dass  die  Ermässigung  der  Matrikel  erst  in  einer  Entfernung  von 
drei  Miglien  vor  der  Stadt  begann,  und  die  innerhalb  dieser  Grenze  wohnenden 


4)  Zu  nennen  \vKre  etwa  das  der  spätesten  Zeit  angehörige  Verbot  der  Gerberei  in  der 
Grafschaft  Pisa's,  welches  beabsichtigt,  dieses  Gewerbe  in  der  Stadt  Pisa  einzubürgern  »weil 
es  dort  leichter  und  bequemer  betrieben  werden  kann«.  Arch.  Rif.  Hb.  4  3  Riformatorom 
(4491),  Nr.  48,  Balie:  52. 

2)  Freilich  erscheint  das  System  schon  im  44.  Jahrhundert  sehr  zahlreich  durchbrochen 
und  der  Handwerlcerstand  vieler  Orte  von  der  Verpfliclilung  zum  Eintritt  in  die  florentiner 
Zünfte  befreit.  Vgl.  Capitoli  di  Firenze  ed.  Guasti:  Monte  Pulciano  und  sein  Distiikt 
(1,  p.  4  49);  Montajone  (p.  242).  Alle  können  dort  frei  ihr  Gewerbe' üben  »senza  matricola« 
(4370);  Fojano  (429)  4883:  Grafschaft  Battif olle  (598)  4440;  Pratovecchio  (608)  4440. 
Andern  Gemeinden  wurde  diese  Zunftfreiheit  bei  der  Einverleibung  in  den  Staat  nur  auf  eine 
bestimmte  Frist  gewährt.  Cf.  z.  6.  ib.  p.  634  zum  Jahre  4  402.  Auch  von  einer  Konfession 
wird  der  also  c\emte  Gewerbebetrieb  nicht  abhängig  gemacht. 

8)  Cf.  die  Statuten'der  Materialienhändler  Cod.  cit.  (4  445)  f.  464,  der  Kürschner  Cod.  eil. 
fol.  64,  der  Fleischer  Cod.  cit.  f.  406,  letztere  Statuten  enthielten  offenbar  genauere  Details 
über  die  Stellung  der  abhängigen  Zünfte  von  Pistoja,  Arezzo  und  Pisa  zur  florentiner  Fleischer- 
zunft, doch  ist  das  betreffende  Blatt  so  zerstört,  dass  sich  nichts  weiter  erkennen  ISsst,  als 
dass  dieselben  von  jeder  Matrikel  2  Goldgulden  nach  Florenz  steuern  mussten,  — 


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UND  DAS  PaiNZip  DIR  Vbauhrspuihbit.  77 

Handweflier  derselben  Matrikel  unterworfen  waren ,  wie  die  städtischen ,  Itfsst 
keineswegs  auf  die  Tendenz  schliessen,  denLetztern  hier  ein  künstliches  lieber* 
gewicht  zu  verschaffen  und  die  Ansflssigmachung  von  Handwerkern  zu  er- 
schweren. Diese  nächste  Umgebung  der  Hauptstadt  trug  ja  bekanntlich  in 
Siedlung  und  Bevölkerung  ganz  städtischen  Charakter,  und  die  Erwerbsver- 
hältnisse  waren  hier  für  den  Handwerker,  den  zugleich  nichts  vom  nahen 
hauptstädtischen  Markt  selbst  ausschloss,  gewiss  wesentlich  günstiger,  als 
draussen  in  der  Grafschaft  und  dem  Distrikt.  Wenn  man  am  Ende  der  Epoche 
in  Florenz  selbst  zugestand,  dass  der  Zunftzwang  mit  seinen  pekuniären 
Ansprüchen ,  insbesondere  die  jährlichen  Zunftumlagen  zu  den  drückendsten 
Lasten  gehöre,  unter  denen  die  Grafschaft  zu  leiden  hätte  ^) ,  so  ist  darunter  nur 
der  eigentliche  Komitat  jenseits  dieser  nächsten  Umgebung  der  Stadt  gemeint, 
und  ausdrücklich  werden  nur  die  Grafschaflseingesessenen  jenseits  der  drei 
Miglien  als  zahlungsunfUhige  Schuldner  der  florentiner  Zünfte  bezeichnet^). 

Für  diese  freilich  wurde  das  herrschende  System  offenbar  höchst  drückend 
und  wenn  auch  nicht  absichtlich ,  so  doch  faktisch  eine  Störung  der  gewerb-^ 
liehen  Freiheit,  da  ein  bedeutender  Theil  der  in  die  hauptstädtischen  Zünfle 
gezwungenen  Gewerbetreibenden,  unfähig,  wie  er  war,  die  zünftigen  Lei- 
stungen zu  tragen ,  bei  strenger  Anwendung  der  Zunftgesetze  seinen  ganzen 
Gewerbebetrieb  in  Frage  gestellt  sah.  Dass  die  Motive  jenes  Systems  an 
sich  nicht  gegen  die  gewerblichen  Interessen  der  unterthäni^en  Landschaft 
gerichtet  waren,  geht  einerseits  daraus  hervor,  dass  man  im  Jahre  4494,  und 
zwar  nach  einstimmigem  Beschluss  »der  Gommission  der  siebzehn  Riformatori«, 
eben  wegen  der  von  dem  System  verschuldeten  Schädigung  dieser  Interessen, 
dasselbe  zu  Gunsten  der  Grafschaft  beseitigte,  und  andererseits  daraus,  dass  man 
diese  Wohlthat  eben  nur  der  politisch  aufs  Engste  mit  Florenz  verwachsenen 
alten  Graüschaft  zu  Theil  werden  Hess,  dagegen  für  das  Uebrige  viel  lockerer 
verbundene  Gebiet  die  alten  Verpflichtungen  aufrecht  erhielt,  soweit  nicht  die 
zahlreichen  Exemtionen  auch  hier  von  der  florentinischen  Zunftherrschaft  be- 
freiten. Wenn  man  erklärte,  mit  dem  System  für  die  Grafschaft  deswegen 
brechen  zu  wollen,  weil  es  einen  harten  Druck  enthielte,  anderen,  d.  b.  doch 
wohl  den  Zunftkassen  wenig  und  dem  öffentlichen  Wohle  gar  keinen  Nutzen 
bringe^),  so  konnte  man  doch  nicht  leugnen,  dass  auch  im  Distrikte  seine 
wirthschaftliche  Härte  empfunden  würde,  allein  da  es  sich  hier  um  eine  miss- 
trauisch  Uberwaclite,  immer  zum  Abfall  von  dem  tyrannischen  Stadtregiment 
geneigte  Bevölkerung  handelte,  der  gegenüber  man  nicht  so  leicht  auf  ein 
Mittel  der  Herrschaft  und  Unterdrückung  verzichtete,  so  hat  hier  der  letzte 
Gesichtspunkt,  der  des  »Staatswohles«  über  das  wirthschaftliche  Interesse  jener 

4)  Der  Gesetzgeber  gesteht  eben  mit  Rücksicht  auf  die  zünftigen  Ansprüche  zu,  »per 
quante  diverse  vie  il  comitato  sia  tutto  giorno  vexato  et  affaticato.  Liber  XVll  Riformatonuu 
U94,  Nr.  51.  Arch.  Rif.  Baue  Nr.  52.       2)  Ib. 

2)  Dass  die  Zünfte ,  um  der  Einnahme  willen ,  der  Befreiung  der  Landschaft  von  der 
drückenden  Besteuerung  nicht  sehr  günstig  waren,  deutet  wohl  die  Ueberschrift  des  genannten 
Gesetzes  an >  wie  es  auch  in  den  Statuten  der  Steinmetzen  (Cod.  cit.  fol.  55)  enthalten  ist. 
Legge  fatta  pei  XVI  di  balia  contro  a  tutte  le  20  arti. 


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78  DiB  WlRTRSCHAFTSPOLITIK  DSR  FLORBNTII^R  RsifAISSANCB 

Bevölkerung,  welches  hier  offenbar  zugleich  das  wirthschaftlicher  Freiheit  war, 
das  Uebergewicht  behauptet. 

Was  nun  aber  die  Grafschaft  betrifll,  d.  h.  soweit  sie  ausserhalb  des 
Weichbildes  von  drei  Miglien  liegt ,  welches  auch  hier  mit  seinen  Borghi  und 
Subborghi  gewissermassen  als  ein  Ganzes  mit  der  Stadt  gilt ,  so  wurde  fQr  die- 
selbe nicht  nur  die  Zunftfreiheit,  sondern,  den  wirthschaftlichen  Bedürfnissen 
der  Landschaft  entsprechend,  die  Gewerbefreiheit  überhaupt  in  weitem  Umfang 
proklamirt.  »Jeder  sollte  hier  fortan«  —  die  prohibirlen  Industriezweige 
natürlich  ausgenommen  —  »jedes  beliebige  Gewerbe  frei  ausüben 
können  ohne  irgend  welche  Taxe,  Abgabe  oder  Matrikel  an 
eine  der  zwanzig  florentiner  Zünfte  zu  bezahlen  und  zwar 
nicht  nur  jedes  Gewerbe  für  sich,  sondern  auch  mehrere  zu 
gleicher  Zeit  an  demselben  Ort  und  in  derselben  Bottega  kraft 
eigener  Autorität«^).  Nur  Diejenigen ,  weichein  der  Grafschaft  Tücher 
aus  ausländischer  Wolle  fabrizirten ,  also  für  einen  grossem  Markt  arbeiteten, 
blieben  auch  fernerhin  verpflichtet,  sich  in  die  florentiner  Tuchmacherzunft  zu 
i mmatrikuliren .  Der  Gerichtsbarkeit  der  florentiner  fünfte  freilich  blieben 
auch  die  exemten  Gewerbetreibenden  der  Grafschaft  unterworfen,  »damit  sie 
Veranlassung  haben,  ihr  Gewerbe  rechtmässig  zu  üben«,  was  offenbar  die  Be- 
deutung hat,  dass  auch  sie  an  die  Beobachtung  der  technischen  Reglements  der 
florentiner  Zünfte  gebunden  sind. 

Allein  wenn  auch  hier  das  System  der  Regulative  seine  Obmacht  be- 
hauptete, wurde  doch  in  den  wichtigsten  anderen  Beziehungen  durch  die  Prei- 
heitsurkunde  von  1494  das  unzünftige  Handwerk  der  kleinen  Orte  der  Grafschaft 
rechtlich  in  eine  Lage  versetzt,  welche  unter  den  damaligen  Verhältnissen  der 
modernen  Freiheit  des  Verkehrs  am  nächsten  stand.  Von  einer  grundsätzlichen 
Anerkennung  der  Freiheit  kann  natürlich  da  keine  Rede  sein ,  wo  die  Republik 
gewissermaassen  in  der  letzten  Stunde  eben  nur  schreienden  Nothständen  nach- 
gab und  dies  nicht  einmal  konsequent  that,  sondern  unmittelbar  neben  der 
befreiten  Grafschaft  ein  Bereich  des  Zwangs  fortbestehen  Hess.  Immerhin  aber 
hat  es  Angesichts  einer  Zeit,  wo  die  Prinzipien  der  zünftigen  Organisation  der 
Arbeit,  die  damit  zusammenhängende  Klassenherrschaft  und  poltitische  Ten- 
denzen, wie  wirthschaftliche  Ueberzeugungen  neben  allerdings  auch  hier  vor- 
handenen hocbbedeutsamen  freiheitlichen  Strömungen ;  so  mächtig  gegen  die 
Freiheit  ankämpften ,  für  den  Freund  einer  freien  wirthschaftlichen  Bewegung 
etwas  Beft*iedigendes,  nicht  bloss  innerhalb  der  städtischen  Mauern  so  vielen 
einzelnen  Elementen  der  Freiheit  zu  begegnen,  sondern  diese  selbst,  wenn  auch 
auf  kleinem  Räume  und  erst  am  Abend  der  Republik,  in  einer  verhältnissmässig 
so  reinen  Form  verwirklicht  zu  sehen. 


i)  —  Ma  possa  ciascuno  di  sua  propria  autoritä  exercitare  qualunque  exercitio,  ib.  Also 
nicht  einmal  von  einer  Konzession  wird  der  Gewerbebetrieb  abhängig  gemacht I  Die  von 
den  Grafschaftseingesessenen  den  florentiner  Zünften  noch  geschuldeten  Summen  wurden 
sfimmUich  erlassen. 


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UND  DAS  PlllfllP  BBR  YbeKBRKSFRBIIIBIT.  79 


IV. 

Das  Yerkehrsrecht  unter  den  Einwirkungen  des  kanonistischen 

Wncheryerbotes. 

Wenn  wir  auf  unserer  Wanderung  durch  die  drei  grossen  Produkiions- 
gebieie  nicht  unmittelbar  aus  den  Stätten,  wo  wir  die  nationale  Arbeit  am 
Werke  gesehen ,  in  die  grossen  Kreise  des  Handelsverkehrs  und  der  Handels- 
politik eintreten,  so  berechtigt  uns  dazu  der  Gedanke,  welcher  Ausgangs-  und 
Zielpunkt  der  ganzen  Untersuchung  bildet.  Indem  wir  den  Inhalt  dieser  drei 
Lebensgebiete  der  Wirthschaft  auf  seinen  Gehalt  an  freiheitlichen  und  binden- 
den Elementen  analysiren,  müssen  wir  uns  der  Kräfte  bewusst  sein,  aus  deren 
Spiel  die  Vertheilung  von  Freiheit  und  Gebundenheit  resultirt.  Bei  Ackerbau 
und  Industrie  Hess  sich  die  Darstellung  dieser  Vertheilung  und  der  Kräfte ,  die 
dabei  am  Werke  waren,  verbinden.  Denn  wenn  wir  letztere  auch  weithin  der 
freien  Bewegung  das  Feld  streitig  machen  sehen,  so  ist  doch  keine  einzige 
unter  ihnen  fUr  den  gesammten  Umfang  des  betreffenden  Produktionskreises 
von  so  eminenter  prinzipieller  Bedeutung  oder  vielmehr  geradezu  eine  Lebens- 
frage gewesen ,  wie  es  die  von  der  hikshsten  geistlichen  Autorität  mit  gross- 
artiger Zähigkeit  festgehaltene ,  aus  dem  kanonischen  ins  Civilrecht  übergegan- 
gene und  damit  auch  im  weltlichen  Gericht  zur  Herrschaft  gelangte  kanonistische 
Wucherlehre  für  den  Handel  geworden  ist.,  den  sie  in  ihren  letzten  Konse- 
quenzen selber  negirte.  Ehe  wir  nicht  wissen,  welche  Stellung  das  communale 
Recht  der  Renaissance  zu  dieser  Lehre  einnahm ,  ehe  wir  uns  nicht  mit  dieser 
Haupt-  und  Grundfrage  kommerzieller  Verkehrsfreiheit  auseinandergesetzt,  fehlt 
uns  der  wichtigste  Schlüssel  zum  Verständniss  des  Verkehrsrechtes  der  Zeit. 
Endemann  bemerkt  mit  Recht ,  dass  die  doch  immer  nur  vereinzelten  objek- 
tiven Verbote  gewisser  Waaren  und  gewisser  Handelsbeziehungen  lange  nicht 
so  drückend  waren,  als  das  jede  Handelsthätigkeit  ergreifende  Verbot  des 
Wuchers  ^] .  Eben  wegen  der  besonderen  Bedeutung  jener  Verbote  für  einzelne 
Seiten  des  Verkehrs  können  dieselben  der  Besprechung  dieser  besondern  Par- 
tieen  des  Verkehrslebens  vorbehalten  bleiben,  und  muss  andererseits  die  Wirk- 
samkeit dieses  Verbotes  mit  seiner  das  Ganze  umfassenden  Bedeutung  für  sich 
dargestellt  werden. 

Man  hat  neuerdings  die  Erwartung  ausgesprochen  und  hofft  dieselbe  durch 
eine  genauere  Forschung  bestätigt  zu  sehen,  dass  auch  in  Italien  und  andern 
romanischen  Ländern  die  Wuchergrundsätze  häufig  in  die  Landesgesetze  und 
io  die  Statuten  der  Städte  übergingen  2} .  Wenn  man  nun  aber  schon  hinsicht- 
lich des  deutschen  Nordens  die  Beobachtung  gemacht  hat,  dass  derselbe  sich 


4)  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Handelsrechts  In  der  Zeitschrift  fürs  ges.  Handelsrecht 
V,  p.  846. 

9)  Ende  mann:  Stadien  in  der  romanisc^h- kanonistischen  Wirthschafts-  und  Rechts- 
lehre  p.  I,  S5. 


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80  DiB  WlRTHSCHAFTSPOLITlK  DER  PLOBBNTINBIl  RbHAISSANCB 

diesen  Grundsätzen  gegenüber  mehr  abwehrend  verhielt ,  als  der  deutsehe 
Süden ,  »weil  dort  wegen  des  Handels  an  den  Seeplätzen  und  nach  diesen  hin 
der  Boden  dafür  offenbar  ungünstiger  war,  als  hier«<),  wie  viel  mehr  noch 
möchie  man  erwarten ,  in  der  Gesetzgebung  des  bedeutendsten  Industrie-  und 
Handelsplatzes  des  Mittelalters,  der  Stadt,  die  den  Mittelpunkt  der  grossartigsten 
internationalen  Geldoperationen  bildete,  die  Sache  der  Freiheit  gegen  die  uner- 
träglichen, in  der  Wucherlehre  liegenden  Yerkehrsfesseln  siegreich  zu  sehen ; 
hier,  wo  gerade  diejenigen  Momente  am  stärksten  entwickelt  waren,  welche 
diese  Fesseln  am  meisten  fühlbar  machen.  Denn  wenn  dieselben  überall  um  so 
mehr  empfunden  werden,  je  mehr,  um  mit  Röscher  zu  reden,  der  wachsende 
Volksbedarf  zu  grösserer  Produktion ,  d.  h.  also  zu  grösserer  Arbeitsgliederung 
und  Kapitalbildung  hindrängt  ^j,  wo  war  dies  in  jener  Epoche  in  htfherm  Grade 
der  Fall  als  gerade  in  Florenz  ? 

In  der  That ,  fragt  man  das  Leben  des  Volkes ,  fragt  man  seine  grossen 
Patrioten  und  Schriftsteller,  seine  Kanzelredner  und  Gesetzgeber,  so  sollte  man 
es  für  unmöglich  halten,  dass  auf  Florentiner  Boden  die  Lehre  des  Evangeliums : 
»Leihet,  dass  ihr  nichts  davon  hoffet«,  in  ihrer  kanonistischen  Gestalt  wirklich 
Wurzel  gefasst  hat.  Wo  sie  von  den  sittlichen  Schäden  ihres  Volkes  sprechen, 
immer  ist  es  der  W' ucher ,  der  in  erster  Linie  und  als  das  Haupt-  und  Grund- 
übel  genannt  wird ,  womit  Florenz  nicht  nur  das  eigene  Volksleben  vergiftet, 
sondern  »alle  W^elt  verdorben  hat«.  In  dieser  Klage  stimmt  der  Dichter  der 
göttlichen  Komödie')  überein  mit  dem  grossen  Leiter  der  Florentiner  Kirche 
Antonin  (f  4459),  in  derselben  begegnen  sich  der  Verfasser  der  Chronik  Dino 
Compagni's,  mag  nun  in  derselben  der  wackere  Gonfaloniere  selbst  zu  uns 
reden  oder  der  geniale  Fälscher  beziehungsweise  Interpolator  der  spätem  Re- 
naissance^), mit  dem  biedern  Kaufherrn  Villani  ^)  und  dem  Buchhändler  Vespa- 
siano,  dem  »Florentiner  Plutarch«  aus  der  Zeit  Lorenzo  Magnifico's  ^) .  Der 
Geldwucher  erschien  Alten  und  Neuern  so  sehr  ein  dominirender  Bestandtheil 
Florentiner  Handelschaft ,  dass  jene  in  demselben  eine  Hauptquelle  des  Reich- 


4)  Endemann.   ib. 

%)  Geschichte  der  Nationalökonomik  in  Deutschland  pag.  40. 

3}  Inferno  XVII  43—78,  ausserordentlich  charakteristisch  für  das  Umsichgreifen  des 
Wuchergeistes  unter  der  ritterlichen  und  bürgerlichen  Aristokratie  von  Florenz. 

4)  Er  ruft  seinen  Mitbürgern  zu :  0  iniqui  cittadini  chi  tutto  il  mondo  avete  corrotto  e 
yiziatp  di  mali  costumi  efalsi  guadagni.  Cronaca  di Dino Compagni  delle  cose  occorrenti 
ne'  tempi  suoi.   Muratori  SS.  IX. 

In  einer  alten  Stadtbeschreibung  Florentine  urbis  et  rei  publice  descriptio  anno  i  8$9 
exarata  in  den  Miscellanea  Baluzii  ed.  Mansi  IV,  447  sagt  der  Schilderer,  die  Florentiner 
seien  so  sehr  auf  Geldgewinn  aus,  dass  man  sagen  könne  »semper  ardet  ardor  habendi«. 

5)  X.  4  44 :  Ancora  non  erano  purgati  1  peCcati  ne  domata  la  superbia  ne  l'usure  e'male 
ablati  guadagni  de'  Fiorentini.  Vergl.  was  er  VII,  439  durch  den  Mund  eines  Andern 
von  seinen  Landsleuten  sagt:  Parme  ne  bene  se  non  ch'io  intendo  che  i  Fiorentini  sono 
grandi  prestatori  a  usura. 

6)  Lamento  d'ltalia  4480:  —  ritorno  a  te  o  cittä  di  Firenze  piena  di  tante.usure  e 
di  tanti  ingiusti  guadagni,  che  vi  siete  condotti  a  consumare  Tuno  Taltro.  Arch.  Stör.  IUI. 
in.  Serie,  tom:  XIII  (i),  p.  460. 


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UND  DAS  Prinzip  der  YKRUBBiisPiiBiHetT.  81 

thums^),  diese  der  politischen  Macht  der  Stadt  erblickten^).  Dass  man  es  dabei 
nicht  mit  rhetorischen  Uebertreibungen  zu  thun  hat ,  bezeugt  ein  Blick  in  die 
aus  dem  »Rataster«  ersichtlichen  Geschaflsergebnisse  der  Bankiers  3),  in  die 
Aufzeichnungen  des  Gewerbsmannes  ^],  in  die  Akten  der  Gesetzgebung.  Gerade 
in  letzteren  lesen  wir  von  einer  weit  um  sich  greifenden  Zerrüttung  der  Yer- 
m(igens Verhaltnisse  von  Privaten  in  Folge  des  ungtlnstigen,  vom  Wuchersinn 
aufs  Tiefste  durchdrungenen  Kreditwesens^),  von  der  Verarmung  ganzer  Ge- 
meinden ,  wo  der  Grundbesitz  in  Folge  des  enormen  Zinsfusses  so  überschuldet 
erscheint ,  dass  die  Leute  massenhaft  Haus  und  Hof  verlassen  und  zum  Bettel- 
stab greifen  müssen <^).  Wir  sehen,  die  Theorie  der  Kanonisten  und  Civilisten 
war  allenthalben  ohnmächtig  gegenüber  dem  augenscheinlich  krankhaft  über- 
reizten Drang  des  Verkehrs.  War  sie  es  auch  gegenüber  dem  öffentlichen  Rechts- 
hewusstsein  und  der  Gesetzgebung  des  Staates? 

Aus  den  mitgetheilten  Aeusserungen  Florentiner  Schriftsteller  ergiebt  sich 
natürlich  nicht  mit  Sicherheit,  ob  sie  im  Geiste  der  Kanonisten  die  Zinsbarkeit 
des  Darlehens  überhaupt  oder  nur  im  Namen  der  öffentlichen  Moral  wucherisch 
übertriebene  Zinsforderungen  als  unberechtigt  verwerfen  wollten.  Klarer  sehen 
wir  in  diesem  Punkte  erst  da ,  wo  der  Bürger  als  Gesetzgeber  zu  uns  spricht. 
Die  Statuten  der  Zünfte  insbesondere  ergeben ,  dass  schon  zu  der  Zeit,  als  Bar- 
lolus  (4343 — 4357)  dem  Zinsverbot  in  der  civilrechtlichen  Theorie  zum  Sieg 
verhalf,  der  Gedanke  der  moralischen  Verwerflichkeit  des  Zinsnehmens  über- 
haupt sich  der  öffentlichen  Meinung  bemächtigt  hatte ,  aber  auch  zu  gleicher 
Zeit,  dass  eben  damals  in  Florenz  ein  rechtliches  Verbot  desselben  nicht  bestand. 
Man  sehe  nur,  wie  in  jener  Zeit  die  Zünfte  verfahren,   »um  die  Sünde  des 


4)  Vergl.  die  Einleitung  Dino's.    L.  c. 

tj  Muratori  (Aatiquitates  I,  888).  Neque  me  faüi  putem/  si  dixero  ad  hanc  potissimum 
cauiiiam  hoc  est  ad  ejusmodi  mercatores  sivc  focneratores  referendum  esse  quod  Florentina 
civitas  seculisXII  et  XIII  adeo  caput  attollere  et  supra  finitimas  eminere  eisque  tandeni  servi- 
tutis  jugum  imponere  coepit. 

3)  Vergl.  z.  B.  den  Ertrag  von  Pfandleihgescbüften,  wie  das  der  Bardi  u.  Comp.,  deren 
Bücher  von  einem  ausgeliehenen  Kapital  von  2928  Liren  einen  Zinsertrag  von  878  L.  also  von 
30 o/o  ausweisen,  und  zwar  im  Jahre  4  427,  angeführt  bei  Peruzzi:  Storia  del  comniercio  e 
dei  banchieri  di  Firenze  S06.    Cf.  Pa  gn i n i  1.  c.  II,  4  85. 

4)  Vgl.  das  schon  früher  genannte  Tagebuch  des  Goldschmieds  Odorigo  di  Credi  1.  c.  94 
zum  Jahre  4424,  also  vor  Zulassung  der  Juden  [14  30),  aus  dem  sich  ergiebt,  welch' exor- 
bitante Zinsen  die  Pfandleiher  für  ganz  [unbedeutende  Summen  einem  keineswegs  schlecht 
situirten  Gewerbsmann  abdringen  konnten.  Schon  die  Thatsache ,  dass  man  den  Juden  bei 
ihrer  Berufung  einen  Zins  von'  20  o/q  zu  nehmen  gestattete  und  davon  eine  Besserung  der  bis- 
herigen Kreditverhältnisse  hoffte,  beweist,  welche  Höhe  der  Zinsfuss  eireicht  hatte.  Und  wie 
kolossal  war  der  Zulauf  zu  den  päpstlichen  Ablasskrämern ,  die  4  434  Ablass  auch  für  den 
Wucherer  feilboten,  welcher  die  Zinsen  nicht  zurückerstattete.  Scipione  Ammirato  VII,  462 
(ed.  4826). 

5]  Arch.  Rif.  Provvisioni  4473  stil.  flor.  Nr.  465,  fol.  273. 

6)  Zusatz  V.  4409  zu  den  Statuten  v.  Montajone  im  Val  d'Elsa  (ed.  Angelelli  I.  c).  Und 
was  that  man  hier  zur  Heilung  desUebels?  Man  verbot  den  Gemeindegt ledern ,  überhaupt 
auf  Zins  zu  leihen ,  direkt  oder  indirekt  durch  fingirte  Verträge ,  bei  Strafe  des  Verlustes  des 
geliehenen  Kapitals,  und  norh  ausserdem  bei  empfindlicher  Geldbusse. 

Pöhlmann,  WirthacUftipoUtlk.  6 


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82  Die  WlRTHSCHAPT$rOtlTItC  DüK  PLORSNTlIfRR  nRltAISflAffCE 

Wuchers  auszurotten«^].  Von  Jahr  zu  Jahr  sollen  sich  die  Gonsuln  dei^  Tuch- 
händler der  Calimala  mit  geeigneten  Ordensbrüdern  berathen;  wie  man  auf  die 
ftlrs  Seelenheil  der  Einzelnen  zuträglichste  Weise  die  Mitglieder  bewegen 
könnte ,  auf  Alles  zu  verzichten ,  was  sie  als  Glaubiger  von  Zunftgenossen  an 
»Entgelt,  Zins  oder  Interesse«  zu  beanspruchen  hätten ^j.  Nach  einer  etwas 
spätem  Ordnung  (von  4344}  sollte  der  Zunftnotar  alljährlich,  wenn  die  Mit- 
glieder vor  ihm  erschienen,  um  die  Statuten  zu  beschwören,  denselben  diesen 
Verzicht  abfordern  ^j .  Aber  auch  hier  ist  der  alle  freie  Standpunkt  festgehalten ; 
es  heisst  ausdrücklich :  Wer  nicht  verzichten  will,  soll  nicht  dazu  ge- 
zwungen werden.  Nur  soll  er,  wie  es  schon  in  den  Statuten  von  4338  heisst, 
weder  Kämmerer  noch  Gonsul  noch  Schiedsrichter  der  Zunft  sein,  noch  sich  an 
einem  Zunftmahl  betheiligen  können,  und  natürlich  auch  für  seine  Person  keinen 
Anspruch  auf  den  etwa  von  andern  Mitgliedern  gewährten  Zinseneriass  haben. 
Uebrigens  scheint  man  es  mit  dem  moralischen  Druck ,  der  in  solcher  Diszipli- 
nirung  lag,  nicht  so  böse  gemeint  zu  haben,  da  man  das  kirchliche  Wucherver- 
bot so  leicht  nahm ,  dass  man  in  den  Statuten  selbst  mit  der  offenherzigsten 
Unbefangenheit  das  Mittel  zur  Umgehung  desselben  an  die  Hand  gab :  Wenn 
ein  Kaufmann  der  Zunft  Jemandem  Geld  schuldet  und  verpflichtet  ist,  dem- 
selben etwas  noch  neben  dem  Kapital  (ultra  sorteml)  zu  leisten,  so  hat  er  zu 
schreiben,  dass  er  dies  nicht  als  Zins,  sondern  als  »Geschenk«  giebt^). 

Man  gab  sich  wohl  den  Schein ,  aus  den  Statuten  auszumerzen ,  was  vom 
Standpunkt  des  Wucherdogma's  aus  anstössig  sein  mochte,  doch  sieht  man 
deutlich,  dass  es  an  dem  rechten  durchgreifenden  Ernste  fehlte.  So  hob  man 
4328  das  Statut  auf,  welches  von  Zunft  wegen  Sehadenersatz,  Zins  und  Interesse  ^} 
festsetzte ,  welches  bei  Zahlungsverzug  der  Schuldner  dem  Gläubiger  zu  zahlen 
hatte ,  setzte  aber  das  neue  Gesetz  an  die  Stelle ,  dass  der  zahlungssäumige 
Schuldner  nicht  nur  von  den  Gonsuln  auf  Verlangen  des  Gläubigers  gezwungen 
werden  sollte ,  sofort  das  ganze  Kapital  zu  zahlen,  sondern  zur  Strafe ,  Dweil  er 
nicht  Wort  gehalten«,  demselben  noch  ausserdem  »so  viel  Geld  und  Zeit  zu 
prästiren«,  wie  es  von  den  Gonsuln  bestimmt  werden  würde.  Eine  Verfügung, 
die  doch,  insofeme  dieses  erzwungene,  offenbar  zinslose  Darlehen  an  den  Glau- 
biger als  Strafe  und  nicht  etwa  blos  als  Ersatz  des  Schadens  aus  dem  Verzug 
aufgefasst  wurde,  mit  der  kanonistischen  Lehre  schlecht  genug  harmonirte. 


1)  — Percto  che  il  peccato  deir  usura  dispiaco  molto  a  DIo ,  volendo  il  dcUo  peceato 
flchifare  etc.  Statuten  der  Caliniala,  ed.  Giudlci  409. 

S)  Procurino  i  consoli  con  quclli  frati  —  che  perdono  si  faccia  e  come  fare  si  possa  il 
ineglio  per  l'animo  (Lesart  der  Handschrift  Cod.  5  gegen  »aniore«  der  Ausgabe)  di  ciascuno  del 
dono  merito  o  guiderdono  ovvero  interesse  per  l'anno  presente  e  secondo  che  altra  volta 
fatto  fue.  Bezeichnend  ist,  wie  man  das  Wort»usuraa  umgeht,  obgleich  es  sich  faktisch  un) 
nichts  anderes  handelte.    Ib.  p.  77.    Cf.  die  Uebei*schrift :  Di  fare  il  perdono  delle  usure. 

3)  Ib.  p.  240.  E  non  s'intenda  fatto  il  perdono  delle  usure  da  alcuno  il  quäle  per  se 
non  vorra  fare  e  non  fara  simigliante  perdono,  ne  s'intenda  che  alcuno,  il  quäle  talc  perdono 
non  fara,  abbia  alcuno  benefizio  o  assoluzione  di  perdono,  che  avessono  fetto  o  facessono  gli 
altri  deir  Arte. 

4)  Ib.  I,  68,  ed.  Giudici  p.  76.  DI  scrivere  per  dono  quello  che  si  da  per  merito. 
B)  MeritOi  danni,  apeie,  interesse  I   Ib.  p.  4  09. 


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UlfB  DA»  pRIMXfP  nSR  ViRKBmiflPlIBIHBtT.  83 

UebrigeDS  sollten  Verträge,  wie  das  Depositum  und  die  Aecomenda  mit  ihren 
ganz  bestimmten  Abmachungen,  in  allen  Beziehungen  aufrecht  erhalten  wer- 
den ,  womit  doch  olfenbar  die  »exceptio  usurariae  pravitatis«  prinzipiell  ausge* 
schlössen  war.  Dass  überhaupt  damals  noch  Klagen  aus  Zinsforderungen,  selbst 
wenn  sie  im  kanonislisehen  Sino  wucherisch  waren ,  anerkannt  wurden ,  geht 
schon  aus  der  bekannten  Verfügung  hervor,  nach  welcher  dem,  der  Andern  die 
Zinsen  nicht  erltess,  die,  welche  er  selbst  zu  fordern  hatte,  auch  nicht  erlassen 
sein  sollten,  also  eingeklagt  werden  konnten,  ohne  dass  man  auf  ihren  Charakter, 
ob  wucherisch  oder  nicht,  irgend  Rücksicht  nahm. 

Auch  in  den  andern  Statuten,  die  überhaupt  zu  der  Frage  Stellung  neh- 
men, finden  wir  denselben  Standpunkt  vertreten.  Auch  hier  Bekämpfung  des 
Zinsnehmens  auf  dem  Wege  freier  Zustimmung  ^) ,  und  zwar  nicht  nur  innerhalb 
des  beschränkten  Kreises  der  Genossen  Einer  Zunft ,  sondern  auch  durch  Ver- 
einbarung mit  den  Mitgliedern  anderer  Zünfte ,  mit  denen  man  geschäftliche 
Beziehungen  hatte,  und  alljährlich  wegen  des  Zinsenerlasses,  freilich',  wie  an- 
gedeutet wird,  oft  monatelang  resultatlos  unterhandelte^).  Das  war  Alles,  was 
man  damals  that,  damit,  wie  sich  das  Wechslerstatut  in  dem  von  ihm  ebenfalls 
aufgestellten  Gesetz  über  die  Strafe  des  Verzugs  sanguinisch  genug  ausdrückt, 
die  Sünde  des  Wuchers  unter  den  Menschen  ganz  und  gar  ausgetilgt  werde  ^) . 

Allerdings  hat  sich  die  liberale  Praxis  dieser  Zeit  nicht  lange  zu  behaupten 
vermocht.  W^ir  wissen,  dass  die  Wucherlehre  nach  dem  Zeugniss  von  Baldus 
(t  4400)  noch  im  Laufe  des  vierzehnten  Jahrhunderts  durchweg  in  den  welt- 
lichen Gerichten  geltendes  Recht  wurde  ^);  und  damit  war  der  freie  Standpunkt 
der  Ultem  Statuten  unhaltbar  geworden.  So  k((nnen  wir  auch  in  den  Statuten 
das  siegreiche  Umsichgreifen  der  kanonistischen  Idee  seit  der  zweiten  Hälfte 
des  genannten  Jahrhunderts  klar  verfolgen.    Schon  1367  fand  in  das  Statut  der 


4)  Statut  der  Wollenzunft  Cod.  ctt.  Nr.  7.  —  1333,  I,  2S;  1838,  I,  23  und  selbst  noch 
1364, I,  8. 

2)  Die  Wechsler  (Statut  derselben  Cod.  cit.  r.  74)  stellten  alljlihrlich  einen  Syndikus  auf 
ad  remitteBdum  usuras  qua»  unus  eorom  alfteri  dedtsset  et  aliis  eUam  hominibus  et  syndico 
aiiarum  artium  remittentibus  et  syndico  huiu«  artts.  Zugleich  wenden  sich  die  Consuln  der 
Zunft  an  die  Prioren  der  Mlnoriten^und  Predigermönche,  «quod  cum  eis  esse  debeant  ad  alias 
artes  et  oonsules  aiiarum  artium,  ut  fieri  faciant  syndicum  ad  remittendum  ut  supra. 

Die  Consuln  der  Calimala  soUten,  nach  dem  Zusatz  zum  Statut  der  Zunft  von  1344  mit 
den  Rätben  derMercanzia  dahin  wirken,  dass  die  anderen  5  oberen  Zünfte  Syndici  aufstellten 
a  perdonar  ogni  merito  ovvero  dono  dato  o  die  si  desse  ciaseuno  anno  intra  gli  uomini  delle 
dette  V  arti  (ed.  Giudici  78). 

8)  —  Vi  usurarum  pravitas  inter  homines  omnimodo  evanescat !  (Cod.  cit.  Nr.  5,  rub.  52). 

4)  Endemann:  Studien  p.  27. .  Seit  wann  dies  in  Florenz  der  Fall  war,  wo  die  durch 
Berufung  markesaner  Oberrichter  und  Assessoren  verstärkten  Einflüsse  der  bologneser  Rechts- 
schule  den  Prozess  offenbar  beschleunigten,  ist  kaum  festzustellen.  4873  bei  der  Einverlei- 
bang  des  Gebiets  der  Ubaldini  finde  ich  den  Begriff  des  debitum  usurarium  schon  in  der 
schttrCsften  Fassung.  Als  solches  wird  hier  jede  Schuld  bezeichnet,  durch  welche  sich  Jemand 
einem  offenkundigen  Wucherer  verpflichtet,  oder  sonst  wem,  der  ihm  gegen  Sohuldsohein 
leiht,  pro  pecunia  vel  frumento  vel  alla  re  recipienda  pro  usuris  vel  Interesse  vel 
aliter  ultra  sortem.  Das  Gericht  erkennt  nur  einen  Anspruch  aufs  Kapital  selbst 
an.    CapitoU  di  Firenze  1,  181. 

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84  Die  Wirthsghaptspolitik  bbr  flohkntimer  Rknaissanck 

Wechslerzunft  das  Verbot  Eingang,  »auf  Zins  zu  leihen,  sei  es  gegen  Pfand  oder 
Schuldschein,  oder  sonstigen  Wucher  zu  treiben  bei  Strafe  von  400  Liren«  >]. 
Freilich  beweist  die  Einführung  einer  förmlichen  Inquisition^)  und  die  ununter- 
brochene  Reihe  der  Wiederholungen  des  Verbotes '),  wie  energisch  der  Verkehr 
sich  gegen  den  angethanen  Zwang  auflehnte.  Trotzdem  erkämpfte  sich,  voraus- 
verkündigt  durch  die  schon  früher  beginnenden  Ausschliessungen  von  Wuche- 
rern aus  mehreren  Zünften,  schon  im  Jahre  4394  das  Zinsverbot  in  schrofisier 
Form  den  Eingang  in  allen  Zunftstatuten ^) .  Seitdem  konnte  Jedermann  auf 
Zurückerslattung  der  dem  Glaubiger  bezahlten  Zinsen  klagen,  und  der  Letztere 
wurde  noch  ausserdem  verurtheilt,  »den  vierten  Theil  des  über  das  Kapital 
hinaus  geforderten  Geldes  an  die  Zunft  zu  zahlen  u.  Die  Natur  des  Zinses  l>e- 
gründet  keinen  Unterschied ;  Wucher  und  Zinsnehmen  erscheint  als  identisch  ^) . 
Ja,  man  verfolgte  das  Prinzip  bis  in  seine  letzten  Konsequenzen  und  schnitt 
dem  Kreditbedürfniss  auch  den  selbst  von  der  Kirche,  mit  einziger  Ausnahme 
Innocenz  des  Dritten,  freigelassenen  Weg  zum  zinsbaren  Darlehen  dadurch  ab, 
dass  man  in  den  Statuten  von  H45  sogar  den  Juden  im  ganzen  Staatsgebiet 
jedes  Zinsnehmen  und  jeden  wucherischen  Vertrag  bei  ganz  exorbitanter  Strafe 
untersagte^),  obwohl  sie  ganz  allgemein  »des  christlichen  Heiles  untheilhaft ig 
als  von  Gott  selbst  dazu  eingesetzte  und  geweihte  Wucherer  gegen  Xichtjudenu 
belrachlet  wurden ') . 

Es  ist  höchst  bedeutungsvoll,  dass  die  oben  mitgetheilten  Beispiele  für  die 
selbst  auf  dem  Handwerk  mit  seinem  geringen  Kapitalbedürfniss  und  dem 
darlehensbedürftigen  Grundbesitz  lastende  unerträgliche  Höhe  des  Zinsfusses 
gerade  dieser,  das  Ende  des  H.  Jahrhunderts  und  den  Beginn  des  45.  charak- 
terisirenden  Epoche  der  Uussersten  Ueberspannung  des  kanonistischen  Stand- 
punktes angehören.     Wer  wollte  den  Innern  Causal verband  zwischen  jener 


1]  Cod.  CiL  Nr.  5,  ruh.  150. 

2)  Alljährlich  hat  eine  Kommission  von  4  5  gewesenen  Consuln  in  Verein  mit  den  jeweilig 
amlirenden  der  WechslerzunfC  über  jeden  Wechsler  abzustimmen ,  ob  er  Wucherer  ist  oder 
nicht.  Bezeichnen  ihn  zwei  Drittel  der  Stimmen  als  solchen,  so  trifft  ihn  die  genannte  Strafe 
und  Verwarnung,  im  Wiederholungsfall  Ausstossung  aus  der  Zunft.  Seit  4885  Hess  man  den 
also  Angeschuldigten  wenigstens  zur  Vertheidigung  zu.   Cod.  cit.  Nr.  5,  r.  488. 

3)  4888  (r.  4 90), 4 890  (r.  492),  4894  (r.  202),  4397  (r.  207],  4404  (r.  246),  4448  (r.  268>-65). 

4)  Cf.  z.  B.  Statut  der  Kürschner  fol.  36,  Fleischer  fol.  56,  Schuster  f.  47,  Materialien- 
hündler  f.  428,  Tuchkrämer  f.  87,  Bttckcr  f.  59,  Riemer  68  und  so  in  allen  andern  Statuten. 

5)  Vergl.  auch  Statut  der  Wollenzunft,  Cod.  cit.  Nr.  7,  4  428,  III,  58.  Es  ist  der  strenge 
Standpunkt  der  Dekretalen,  wonach  Alles,  was  der  Gläubiger  ausser  dem  geliehenen 
Kapitale  an  Geld  oder  vertretbaren  Sachen  vergütet  erhielt,  als  usura  galt.  Die  vom  kano^ 
nischen  Recht  selbst  anerkannten  Ausnahmen  sind  natürlich  auch  für  diese  Gesetzgebung 
inaassgebend. 

6)  Statuta  (4  44  5)  üb.  II,  rub.  49:  Nullus  hebraeus  seu  judaeus  cujuscunque  loci  origi- 
narius —  expresse  vel  lacite  directe  vel  per  obliquum  aut  sub  aliquo  colore  vel  astutia  au4ieat 
mutuare  ad  usuras  quantascunque  aut  in  fraudem  usurarum  aliquos contractus  usurarios 
instrumenta  vel  cartas  facere.    Strafe:  4000  Goldgulden. 

7)  Cf.  Neu  mann:  Geschichte  des  Wuchers  in  Deutschland  (p.  23)  und  die  dort  ange- 
führten Stellen:  2.  B.  Mosis  28,  49  und  Scacoia  (tract.  de  oommerc.)  §  8,  gl.  8,  Nr.  48. 
Cf.  Stobbe:  Geschichte  der  Juden  in  Deutschland  während  des  Mittelalters.    4  05. 


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UND  DA9  Prinzip  der  Verkehrsprbiiieit.  85 

krankhaften  Störung  der  KreditverhdUnisse  und  der  dem  VerkehrsbedUrfniss 
prinzipiell  feindlichen  Rechtstheorie  und  Rechtspraxis  verkennen?  Und  sollte 
in  Florenz,  wo  doch  nicht  einseitig  blos  Kanonisten  und  Civilisten,  sondern  auch 
dem  Handels-  und  Gewerbsmann  selbst  Recht  und  Gesetz  in  die  Hand  gegeben 
waren,  dieser  Zusammenhang  so  ganz  verborgen  geblieben  sein ;  in  Florenz,  wo 
man  sich  doch  keineswegs  mit  den  Lehren  des  Aristoteles  von  der  Unfruchtbar- 
keit des  Geldes  oder  der  Autorität  der  Kirche  begnügte ,  um  die  Berechtigung 
des  Wucherverbotes  anzuerkennen,  sondern  demselben  —  höchst  charakte- 
ristisch!.—  vom  volkswirthsc ha ft liehen  Standpunkt  aus  eine  vortheil- 
hafte  Seite  abzugewinnen  suchtet?  Man  hatte  sich  von  demselben  versprochen, 
dass  die  Bürger  von  nun  an  veranlasst  wären  ,  ihre  Kapitalien ,  statt  sie  durch 
Verzinsung  fruchtbar  zu  machen,  zur  Erweiterung  ihrer  Geschäfte  und  Gewerbe 
zu  benutzen.  Sollte  man  nicht  umgekehrt,  nachdem  man  einmal  über  die 
wirthschaftlichen  Folgen  des  Zinsverbotes  nachzudenken  begonnen  hatte, 
zur  Frage  nach  den  schädlichen  Wirkungen  desselben  kommen,  wozu  das  Leben 
selbst  so  gebieterisch  aufforderte?  Wie  erklärte  man  sich  nur  die  Thatsache, 
dass  in  Florenz  damals  so  häufig  Kapitalien  —  offenbar  wegen  der  gesetzlichen 
Schwierigkeiten  einer  fruchtbaren  Anlage  —  brach  dalagen,  was  man  doch 
unmöglich  damit  beseitigen  konnte,  dass  man  »unnütze«  Kapitalansammlungen, 
wie  es  allerdings  geschah,  einfach  verbot 2)  ? 

In  der  That  war  man  sich  der  unberechenbaren  Störungen ,  welche  eine 
strenge  praktische  Durchführung  der  In  der  Theorie  völlig  siegreichen  Lehre 
auf  ein  so  reich  entwickeltes  Verkehrsleben  ausüben  musste,  keineswegs  unbe- 
wusst.  Wie  hätte  man  sonst  den  Zins  nehmenden  Kapitalisten  durch  eine  ganz 
ausserordentliche  Erschwerung  der  Wucherklage  von  Seiten  des  Schuldners 
schützen  können  3),  nachdem  ihm  ohnehin  in  der  von  der  W^uchergesetzgebung 
selbst  so  laut  beklagten  eminenten  Scharfsinnigkeit  des  Florentiner  Geistes  ein 
Bundesgenosse  zur  Seite  stand,  der  in  der  Erfindung  wucherischer  Verträge 
zur  Umgehung  des  Verbotes  unerschöpflich  war^)?  Zudem  musste  es  auf  die 
Praxis  lähmend  einwirken,  dass  jene  Gesetzgebung  selbst  nicht  frei  von  Innern 


1)  Cf.  das  Gesetz  von  4394  angef.  Seile  84,  Amn.  4.  —  Che  le  loro  mercatantie  c  trafüci 
alla  detta  arte  appartenenti  piü  largamente  possino  fare  c  la  loro  pecunia  nel  mestiere  dclla 
detta  arte  convertire. 

a)  4893  legge  contro  il  monopolio  della  pecunia  per  cui  viene  proibito  di  cumulare  senza 
bisogno  grandi  somme.   Arch.  Rif.  CI.  11,  dist.  IV,  Nr.  3,  angef.  bei  Canestrini  1.  c.  I,  48. 

3)  Bei  jeder  Klage  auf  Wucher  muss  der  Kläger,  bevor  er  gehört  wird ,  in  baarem  Geld 
eine  Summe  deponiren  »de  quantitate  debiti  petita  seu  usurarii  debiti« ,  wozu  ihn  sowohl  der 
geisUicIie,  wie  weUlicIie  Richter  zwingen  kann.  Vernuig  er  nicht  binnen  4  Wochen  d<?n 
Wucher  zu  erweisen ,  so  fällt  das  Depositum  als  Beitrag  zur  Tilgung  der  Schuld  an  den 
Gläubiger,  ausserdem  zahlt  der  Kläger  eben  demselben  zur  Strafe  400  L.  und  25  ^/o  (5  Sold! 
für  die  Lira)  der  Klagsumme  an  den  Staat.    Statuta  (4445)  lib.  II,  r.  19. 

4}  Cf.  die  Klage  über  die  grau  sotligliezzc  d'ingenii  mit  denen  das  Wucherverhot  ver- 
geblich ringe.  Provvisioni  Nr.  465,  fol.  278,  Arch.  Rif.  4  478  (stil.  fior.).  Florentinis  ingeniis 
nil  ardui  est  setzte  Cenn  i  n  i  als  Motto  auf  das  erste,  in  Florenz  von  ihm  gedruckte  Buch,  den 
Virgilcommenkar  des  Servius.  Diesen  Wahlspruch  durfte  sich  wohl  auch  so  mancher  floren- 
tiner  »Wucherer«  siegesbe wusst  aneignen. 


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86  Die  Wirthscbaftspoilitik  dir  florbntiiibr  Bexaissangb 

WidersprUcheD  war  und  sich  andererseits  nicht  einmal  selber  auf  der  ideellen 
Hohe  zu  behaupten  vermochte,  die  sie  im  Beginn  des  45.  Jahrhunderts  erstiegen 
zu  haben  schien.  Welch'  ein  Mangel  an  Folgerichtigkeit,  wenn  der  Staat  selbst 
während  dieser  ganzen  Zeit  bei  seinen  Anleihen  den  Btlrgern  hohe  Zinsen 
zahlte  und  sich  selbst  der  Trugmitlel  und  Kniffe  zur  Umgehung  von  Zins- 
gesetzen bediente!  ^)  Eine  Inkonsequenz  freilich,  mit  welcher  die  geistlichen 
Autoritäten  den  weltlichen  vorangingen;  denn  während  der  schon  genannte 
Erzbischof  von  Florenz  alle  Staaten  und  deren  Leiter  verdammte ,  wenn  sie  mit 
Wuchervergtitung  borgten ,  trat  er  zu  gleicher  Zeit  für  die  Wucherfreiheit  der 
Florentiner  Bankantheile  auf^},  und  unter  grosser  Beunruhigung  der  Gewissen 
predigten  die  Franziskaner  für,  Augustiner  und  Dominikaner,  insbesondere 
später  Savonarola  gegen  die  Zinsbarkeit  der  Staatsanleihen  3).  Wenn  man  nun 
aber  auch  für  diese  einen  Theii^der  Theologen  auf  seiner  Seile  hatte ,  wie  Hess 
sich  mit  den  Wuchergrundsätzen  das  vom  Staat  gestattete ,  ja  mitunter  sogar 
absichtlich  geförderte  Börsenspiel  vereinigen  ,  bei  dem  das  auf  das  Steigen  und 
Fallen  der  Kurse  der  Staatsbankaktien  spekulirende  Kapital  zuweilen  einen 
Zinsertrag  von  40  %  zu  erschleichen  wusste  *)  ?  Diese  Quelle  gemeinen  Wucher- 
gewinnes,  bei  welcher  der  Staat  selbst  durch  die  Börsensteuer  betheiligt  war, 
verstopfte  man  nicht,  schädigte  dagegen  ohne  Bedenken  den  Handelsverkehr 
durch  das  Verbot  der  Trockenwechsel  (1429),  welche  allerdings  ebenso  sehr 
Veranlassung  zum  »Wucher«,  wie  dem  Kreditwesen  förderlich  waren  ^).  Schon 
die  Thatsache,  dass  man  dies  Verbot  bereits  nach  4  Jahren  zurücknahm^),  be- 
zeugt, wie  wenig  man  daran  denken  konnte,  dem  »Wucher«  gründlich  zu  Leibe 
zu  gehen,  zumal  gegenüber  dem  immer  wieder  beklagten  Mangel  des  Baargeldes 
im  Verkehr  und  der  ausgesprochenen  Absicht,  dasselbe  auf  alle  Weise  durch 
die  Gesetzgebung  aus  den  Schreinen  der  Privaten  in  den  Verkehr  zu  ziehen '') . 
Sind  doch  in  den  Statuten  (1415)  selbst  die  Bedingungen  für  eine  etwaige 


1)  Da  bei  Todestrafe  jeder  Antrag  auf  Erhöhung  der  Zinsen  des  »Mons«  über  5  o/o  verpönt 
war,  wollte  im  Krieg  gegen  Pisa  (4A62)  Niemand  sich  an  der  Anleihe  betheiligen.  Ein  Notar 
schlug  den  gewöhnlichen  Wuchererkniff  vor,  dem,  der  <00  fl.  lieh,  300  guttuschreiben,  so 
dass  die  Staatsglöubiger  15%  bekamen;  und  der  Staat  acccptirte  dies  Verfahren!  Gino 
Capponi  I.  c.  I.  330.  Welch'  eine  Fülle  zinsbaren  Kapitals  repräsentiren  allein  die  Staatsanleihen 
von  4  843— 1427;  neunzehn  Millionen  Goldgulden  (Zobi  I.  c.  35).  Nachdem  die  »Ciompii 
1378  vorübergehend  die  Zinslosigkeit  des  Mons  durchgesetzt  (Muratori,  SS.  XVIII  1119}, 
fielen  später  die  Zinsen  auf  lOO/^^  (1382),  indem  man  die  fiüher  gutgeschriebenen  300  fl.  auf 
200  herabsetzte.    G.  Capponi  1.  c.  874. 

2)  Endemann  I.  c.  435. 

3)  Cf.  Matteo  Villani  III,  106  und  Osservalorc  Fiorentino  IV,  103. 

4)  Cf.  die  Istoria  Fior.  des  M.  Stefani.  Vol.  Vlll,  97  in  den  Delizie  degli  eruditi  Toscani. 
Die  2%  Steuer,  mit  der  man  die  lleberlragung  der  Aktien  belegte,  beabsichtigte  doch  nicht 
sowohl,  wie  G.  Capponi  I,  331  will,  das  traurige  Spiel  zu  enden  ,  sondern  vielmehr,  es  im 
fiskalischen  Interesse  auszubeuten,  demnach  eine  allerdings  sehr  hohe  BOrsensteucr. 

5}  Scipione  Ammirato  (ed.  1826),  VII,  93. 

6)  Arch.  Rif.  Balic  Cod.  Nr.  42  (1433),  fol.  16. 

7)  Cf.  die  Motive  mir  Einschränkung  der  Börsensteuer  (1478)  Prowisioni  Nr.  170,  f.  56: 
considerando  ogni  cosa  che  si  puo  fare ,  per  fare  trarre  il  numerato  da  quolli  che  non  lo 


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U?ID  DAS  PrI?IZIP  DKR  VlBKEHRSFilEIBBIT.  87 

Zulassung  des  zinsliaren  jüdischen  Darlehens  vorgesehen  <) .  Sah  sich  doch  der 
Staat  von  jeher  gezwungen ,  Private  zur  Haltung  von  Leihbanken  zu  concessio- 
niren,  freilich  unter  der  sehr  beschränkenden  Bedingung,  nur  gegen  Pfand  und 
zwar  nur  auf  Mobilien  zu  leihen  ^) .  Mit  dieser  künstlichen  Ableitung  des  Kredit- 
bedürfnisses  in  einzelne  Kanäle  war  dem  Verkehr  natürlich  um  so  weniger 
gedient ,  als  dieser  Monopolisirung  der  Zinsbarkeit  des  Darlehens  durchaus  der 
Charakter  der  Stabilität  mangelte.  Die  Behörde  wollte  diesen  Instituten  gegen- 
Über  immerdar  freie  Hand  haben,  »um  die  Unterthanen  schützen  zu  können, 
dass  sie  nicht  durch  den  Wucher,  den  Trug  und  die  Kniffe  der  Darleiher  zu 
Grunde  gerichtet,  sondern  so  viel  als  möglich  in  ihrem  Yermögensstand  erhalten 
würden«  3] . 

Wie  konnte  diese  an  sich  kümmerlich  genug  gefristete  Freiheit  der  herr- 
schenden Zinsnoth  begegnen,  wenn  Behörden,  deren  Amtsfrist  sich  nach 
Wochen  bemass,  »jeden  Moment«  durch  Widerrufung  der  eben  gegebenen  Ver- 
ordnungen auf  diesem  Gebiet,  durch  plötzliche  Veränderung  des  den  Darleihern 
vorgeschriebenen  Zinsfusses.  durch  Milderung  oder  Verschärfung  der  Gonces- 
sionsbedingungen  die  ganze  Geschäftslage  der  Darlehensbanken  verändern 
konnten ,  ja ,  wenn  man  sie  mitunter  durch  eine  drückende  Besteuerung  gans 
zum  Eingehen  z\>ang^)?  Unter  diesen  Umständen  erklärt  es  sich  leicht,  d«ss 
der  Staat  diesen  Banken  im  Jahre  4420  einen  Zinsfuss  von  25%  zugestehen 
musste^],  und  auch  damit  sowenig  geholfen  war,  dass  man  U30  die  Juden 


^iraiio  in  mercalo  per  allargarlo  essere  henc  a  farlo,  (*t  intcso  da  praticbi  ciltadini,  che  dare 
coinodita  agli  uomioi  del  vendcre  e  comperare  a  tempo  crediti  di  monte,  ajuterebbe  (ale 
materia  per  tanto.    Also  dii*ekt«  Förderung  des  Börsenspiels.  ^ 

4)  Lib.  IV,  tract.  extraord.  rub.  U2. 

3}  Das  sind  die  afoeneratores  qui  mutuant  ad  velam  seu  panellum«.  Ib.  rub.  74  und  4  44. 
Cf.  die  Bestimmung  über  die  conzessionirten  Florentiner ,  die  im  Aretinischen  auf  Pfand  und 
Mobilien  leiben  konnten.  NuUus  —  possit  —  mutuare  ad  usuras  ad  cartam  vel  scripturam 
seu  instrunientum  vel  sub  tUulo  vel  colore  emtionis  fabarum  vel  alterius  bladi  et  seu  super 
aliquam  domum  terram  vel  vineam  aut  aliam  rem  immobilem  vel  super  juribus  alicujus 
dotis  (4389).    Capitoli  di  Fireuze  I,  4 SS. 

3}  Die  Signorio  mit  ihren  Collegien  kann  so  oft  sie  will  anordnen  quomodo  et  per  quos 
et  quemadmodum  possit  et  seu  non  possit  mutuari  per  foeneratores  ad  usuras  seu  sub  usuris 
comitatinis  et  districtualibus  ctv.  Flor.  —  et  super  bis  prohibitiones  et  ordinamenta  ac  leges 
ctiam  prohtbitorias  facere  et  componere  contra  hujusmodi  foeneratores  —  super  mutuis  quae 
ad  usuras  fierent  et  super  extractionibus  usurarum  —  quotienscunque ,  de  quibus,  pfout  et 
.sicut  et  quandocunque  —  voluerint.  —  Sie  können  ihre  Gesetze  und  Verordnungen  über 
diesen  Punkt  jeden  Moment  widerrufen  und  neue  machen,  pro  conser\'atione  —  comita- 
tinorum  et  districtualium  —  quod  ipsi  —  ab  usuris  et  fraudibus  et  astutiis  focncratorum 
non  destroantur  sed  quantum  fieri  poterit  in  eorum  substantiis  cum  justitia  conser^entur. 
Ib.  r.  444. 

4]  Capitoli  di  Firense  I,  424. 

5)  deiner  Tendenz  nach  sollte  dies  Gesetz  freilich  eine  Beschränkung  der  noch  bei 
weitem  höhern  Zinsforderungen  dieser  Banken  sein.  Cf.  Scipione  Ammirato  1.  c.  [ed.  Massi 
4  647.  Parte  I,  tom.  11,  p.  988).  La  quäle  (lu  rcpubblica)  volendo  mettere  qualche  frcno  a 
quei  Chi  prestavano  in  Firenze  a  usura  col  pegno,  che  communemente  si  diceva  prestare 
appancllo,  ordino  che  non  potessero  pigliar  piü  di  cinque  danari  per  lira  il  niese ,  u.sura  pur 
troppo  ingorda  e  pur  comportala ! 


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88  DjB  WlRTHSCHAFTSPOLlTIK  DER  FLORBXTlIfBR  RENAISSANCE 

Dach  Florenz  berief,  für  deren  Darlehen  man  allerdings  das  Zinsinaximum  auf 
20%  erniedrigte. 

Dies  war  nun  aber  auch  Alles,  was  die  Gesetzgebung  dem  Verkehr  direkt 
zugestand,  und  selbst  dies  k^irgliche  Zugeständniss,  welches  nicht  einmal  etwas 
enthielt,  was  nicht  schon  in  den  Statuten  vorgesehen  gewesen  wäre,  vermochte 
sich  nicht  auf  die  Dauer  den  Vertretern  des  strengen  kanonistischen  Stand- 
punkts gegentlber  zu  behaupten ,  geschweige  denn ,  dass  von  einem  weitem 
Fortschritt  in  freiheitlichem  Sinn  die  Rede  war.  Begegneten  uns  doch  eben  in 
den  zwanziger  und  dreissiger  Jahren  neue  scharfe  Verordnungen  der  Zünfte 
gegen  wucherische  Genossen  ,  gab  es  doch  offenbar  eine  extreme  Partei ,  deren 
Stärke  durch  die  bedeutsame  Thatsache  bezeugt  wird ,  dass  in  einem  Staats- 
beschluss  von  U73,  der  mit  472  gegen  60  Stimmen  gefasst  wurde  >),  die  Ueber- 
zeugung  ausgesprochen  wird,  nicht  nur  die  Wucherer,  sondern  auch  die, 
welche,  ins  Regiment  berufen,  nicht  von  ihrer  Befugniss  Gebrauch  gemacht, 
den  konzessionirten  Wucher  wieder  zu  beseitigen,  seien  als  exkommunizirt  zu 
betrachten !  W^enn  diese  Richtung  auch  offenbar  einen  harten  Kampf  mit  mil- 
deren, dem  Verkehr  mehr  Rechnung  tragenden  Anschauungen  zu  kämpfen 
hatte,  gelang  es  ihr  doch ,  wenigstens  vorübergehend ,  -völlig  obzusiegen.  Im 
Jahre  U69  wusste  sie,  gestützt  auf  die  Massen  und  deren  Hass  gegen  die  kon- 
zessionirten Pfandleiher  und  jüdischen  »Wucherer«,  nicht  nur  die  Erneuerung 
der  abgelaufenen  Concessionen  der  Juden  zu  verhindern ,  sondern  das  Leih- 
geschäft überhaupt,  wenigstens  so  weit  es  öffentlich  ausgeübt  wurde,  ganz  zum 
Stillstand  zu  bringen  ^] . 

Die  Kalamität,  welche  dies  zur  Folge  hatte ,  ist  in  einem  Staatsbeschluss 
von  m\  anschaulich  geschildert.   Die  Geldbedürftigen  waren  gezwungen,  sich 


1)  Beschluss  der  Errichtung  eines  Monte  di  pietä:  Arch.  Rif.  1473  (st.  flor.)  Nr.  465, 
fol.  i .  Interrogatus  Cato  ille  vir  apud  Romanos  ob  ejus  egregias  virtutes  summe  in  honore 
habitus:  quid  foenerari?  respondit:  quod  hominem  occidere.  Oraculum  certe  tanto  homine 
dignum,  cujus  sententiam,  etsi  fidei  optimae  lumine  careret ,  cuncii  tarnen  fideles  semper 
tamen  verum  afßrmaverunt ;  adeoque  foenus  a  sacris  nostris  christianis  est  detestatum,  ut 
canonum  sanctissimis  legibus  non  solum  qui  focnerantur,  verum  etiam  qui  modo  aliquo  con- 
sentiunt  foenus,  quique  infra  breve  tempus  cum  praesint  possintque  prohibere  quibus 
foenerari  concessum  est,  ne  foenus  exigant,  et  pro  viribus  non  faciant,  excommunicati 
habeantur  et  sint. 

2)  Arch.  Rif.  Provvisioni  U71,  Nr.  168,  f.  60.  Atteso  comeda  molti  mesi  in  qua 
nella  cittä  di  Firenze  non  s'e  facto  l'cxercitfo  del  presto  publicamente, 
di  che  i  poveri  uomini  hanno  ricevuto  grandissimo  incommodo  e  danno,  perche  hanno  avuto 
a  mandare  a  Prato  o  piii  discosto  i  loro  pegni  per  esser  subvenuti  nei  loro  bisogni ,  dove 
oltr'al  disagio  hanno  maggiore  interesse  a  pagare,  perche  vi  si  presta  a  danari  sei  per  lira. 
E  Chi  non  a  avuto  commodita  di  mandare  o  ire  in  tali  luoghi,  ha  venduto  le  sue  cose  con 
gran  disavantaggio.  Et  talc  inconveniente  ogni  di  piü  crcsce  con  gran  danno  dei  poveri 
uomini.  Alquale  per  obviare  i  magnitici  Signori  —  hanno  avuto  piü  pareri  et  inteso  piü 
modi  e  raccolto  in  effecto ,  che  a  provvidere ,  che  gli  ebrei  abbino  a  prestare  in  Firenze ,  da 
noia  nel  vincere  la  provvisionc  a  molti  piü  cose,  ma  maximamente  chi  dicono  essere  cosa  non 
honesta  a  consentirc  che  gli  ebrei  prestino  e  che  il  comune  ne  pigli  la  taxa;  che  si  vede  non 
per  favorire  il  popolo  o  sobvenirlo,  nia  per  avarizia  et  utilita  consentirsi  tal  cosa  e  pero  esser 
contra  conscientia.    Et  desiderando  a  prowidere  ai  bisogni  del  popolo  e  levare  ogni  scnipolo 


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UND  DAS  Prinzip  der  Vbrkbbrsfrbireit.  89 

nach  Prato  und  andern  Orten  zu  wenden  um  gegen  Pfand  Geld  zu  bekomoien, 
und  zwar  zu  einem  Zins  von  30  %,  oder  ihre  Habe  mit  schwerem  Verluste  zu 
verkaufen.  Welch'  ein  unnatürlicher  Zwang!  Von  einem  der  ersten  Geld- 
märkte Europas  wendet  sich  das  KapitalbedUrfhiss  des  kleinen  Mannes  nach 
unbedeutenden  Landstädtchen  der  Nachbarschaft  und  sucht  dort  Befriedigung, 
selbst  um  den  höchsten  Preis !  Viele  Monate  dauerte  dieser  Zustand ,  bis  die 
zwischen  die  Forderungen  der  starren  kanonistischen  Richtung  und  der  täglich 
wachsenden  Verkehrsnoth  gestellte  Signorie  sich  (1474)  mit  dem  Rathe  zu  dem 
Beschluss  vereinigte ,  den  Juden  das  zinsbare  Darlehen  wieder  zu  gestatten ; 
allerdings  zunächst  nur  wieder  auf  die  kurze  Frist  von  i  0  Jahren  ^) .  Doch  Hess 
man  sich  nach  den  schweren  Erfahrungen  von  4469  diese  Errungenschaft  nicht 
wieder  rauben.  Auch  die  gewaltige  Beredtsamkeit  eines  Bemardino  da  Feltre, 
der  nicht  nur  auf  der  Kanzel ,  sondern  auch  bei  den  Behörden  und  Lorenzo 
Magnifico  persönlich  gegen  die  Juden  wirkte  und  alles  Heil  von  einem  Monte  di 
Piet^  erwartete,  konnte  nicht  dagegen  aufkommen 2].  Nur  dem  geistlichen 
Taumel,  welcher  den  Höhepunkt  von  Savonarola's  theokratischem  Regiment 
charakterisirt,  ist  dies  vorübergehend  gelungen.  Sowie  er  verflogen,  stellte 
sich  das  jüdische  Darlehen  wieder  ein^j. 

Wenn  man  nicht  annehmen  will,  dass  die  Meinung  des  vierten  allgemeinen 
Konzils  von  Lyon ,  das  gegen  die  Christen  gerichtete  Wucherverbot  nicht  zum 
Vortheil  der  Juden  werden  zu  lassen ,  für  einen  Theil  der  65  Stimmen  maass- 
gebend  war,  gegen  welche  der  Staatsbeschluss  von  1474  mit  43S  Stimmen 
durchging ,  so  erscheint  auch  hier  die  Zahl  der  Anhänger  der  strengsten  Rich- 
tung als  eine  nicht  unbedeutende.  Uebrigens  waren  auch  unter  denen,  welche 
sich  für  das  zinsbare  Judendarlehen  aussprachen ,  nach  dem  Inhalt  des  Staats- 
beschlusses selbst  zu  schliessen,  sicherlich  viele,  die  es  nur  darum  thaten,  weil 
man  ihr  Gewissensbedenken,  dass  der  Staat  durch  die  übliche  Be- 
steuerung der  jüdischen  Darleiher  sich  zum  Mitschuldigen 
der  Sünde  mache,  durch  Verzicht  auf  diese  Steuer  beschwichtigte.    Das 


di  conscientia  truovano  essere  necessario  di  provvidere ,  che  gli  ebrel  prestino  nia  a  denari 
tre  per  lira  e  non  paghini  alcuna  taxa  e  spesa  al  comune.  Dies  Recht  wird  den  Juden  auf 
40  Jahre  zugestanden.  Im  Uebrigen  sollen  sie  denselben  Normen  unterworfen  sein,  wie  die 
Joden,  »Chi  erano  condocti  a  prestare  in  Firenze  nella  fine  della  loro  condotta  di  X  anni ,  che 
ulttmamente  finirono  nell'  anno  4469«.  —  E  sieno  tenuti  a  prestare  ad  Interesse  non  maggiore 
di  3  denari  per  lira,  c  su  pegni  mobili  e  non  altri.  Man  vergleiche  den  milden  Standpunkt 
dieses  mit  132  gegen  65  Stimmen  gefassten  Beschlusses  mit  dem  Anm.  4  angeführten. 

4)  Ibid. 

%)  Cf.  Wadding:  Annales  Minorum  tom.  VII,  333.    Er  predigte  4  488  in  Santa  Croce. 

3}  Arch.  Rif.  Balie  Nr.  SS,  über  XVII  Riformatorum  fol.  439  (4497).  >Die  Juden  sollen 
demnach  alle  Wohlthaten  geniesseU;  die  ihnen  4  494  u.  4  496  zugestanden  sind,  praeterquam 
ad  excrcendum  foenus  et  usuram.  Nicht  lange  danach  finden  wir  sie  jedoch  wieder  im  Besitz 
der  ihnen  ^ad  foenerandum«  zugestandenen  Recht«.   L.  c.  fol.  483. 

Zar  Vergleichung  mit  den  florentiner  Verhältnissen  verweise  ich  auf  das  neuestens 
gedruckte:  Inventario  del  real  Archivio  di  Stato  in  Lucca.  Vol.  I  Archivio  diplomatico:  Carle 
del  Comune  di  Lucca  parte  I,  pag.  94  0  mit  wichtigen  Notizen  iiber  das  dortige  »Offizio  sopra 
le  usure. 


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90  Die  Wirthscuaftspulitik  der  floreüiti^er  Renaissancr 

liberale  Yolum  von  1471   setzl  also  keineswegs  eine  prinzipielle  Ueberein- 
Stimmung  der  Mehrheit  voraus. 

Für  das  jüdische  Darlehen  hatte  diese  Immunität  die  Folge ,  dass  man  das 
Zinsmaximum  für  dieselbe  auf  45  o/q  erniedrigte,  ein  Zinsfuss,  der  unter  den 
obwaltenden  Verhältnissen  offenbar  zu  tief  angesetzt  war.  Dies  und  der  auch 
jetzt  noch  gemachic  Vorbehalt,  dass  nur  Mobilien  gegen  dieses  zinsbare  Darlehn 
verpfändet  werden  durften i),  zeigt  recht  deutlich,  wie  wenig  man  gelernt 
hatte ,  die  Macht  des  Menschenwillens  gegenüber  den  das  Verkehrsleben  be- 
herrschenden Trieben  und  Bedürfnissen  einigermaassen  richtig  abzuschätzen. 
Noch  am  Ende  der  Epoche  erhebt  sich  die  Gesetzgebung  in  dieser  Beziehung 
nicht  über  das  Niveau  der  Statuten,  welches  schon  durch  die  einzige  Thatsache 
genugsam  beleuchtet  wird,  dass  man  damals  (4415)  den  Zinsfuss,  welcher  für 
die  Concessionirung  des  jüdischen  Darlehns  maassgebend  sein  sollte ,  ein  für 
alle  Mal  im  Staatsgrundgesetze  selbst  iixiren  zu  können  glaubte'^)  (45  o/q).  Bis 
ans  Ende  zeigt  sich  die  Gesetzgebung  der  Commune  im  Unklaren  darüber, 
welche  Kräfte  denn  eigentlich  den  Zinsgesetzen  entgegenwirkten.  Es  ist,  als 
ob  die  theologischen  Gesichtspunkte,  welche  sich  des  Rechtes  bemächtigt 
hatten,  auch  den  praktischen  Geschäftsmann,  der  an  der  Gesetzgebung  sich 
selbstthätig  betheiligte ,  gewlssermaassen  in  einen  Bannkreis  zogen,  über  den 
er  nicht  hinaus  konnte,  so  sehr  er  sich  vielleicht  auch  im  Innersten  dagegen 
sträuben  mochte.  Wer  sollte  erwarten,  Körperschaften,  die,  wie  Signorie  und 
Käthe  von  Florenz ,  überwiegend  aus  Kapitalisten,  Industriellen  und  Handels- 
leuten bestanden,  in  ihren  Ausfühmngen  über  die  Ursachen  des  Widerstandes, 
welchem  die  Zinsgesetze  begegneten,  so  ganz  und  gar  auf  jenem  Niveau  stehen 
zusehen,  welches  etwa  die  Kanzelberedtsamkeit  der  Zeit  einnahm?  »Woher 
kommen  die  wucherischen  und  schlechten  Verträge«?  —  heisst  es  in  einem 
Staatsbeschluss.  »Von  dem  herrschenden  Luxus  und  der  Verschwendung,  von 
der  weitverbreiteten  Unsittlichkeit,  Habsucht  und  Verschlagenheit.  Und  wer 
leidet  darunter?  Unsere  Jugend  und  arme  Leute,  die  nothgedrungen  sich  in 
jeden  Strudel  stürzen«-^). 

Also  jugendliche  Verschwender  und  verzweifelnde  Existenzen  im  Bunde 
mit  wucherischer  Geldgier  bilden  die  Phalanx  gegen  den  grossen  Gedanken  von 
der  Unentgeltlichkeit  des  Kredits!  Bei  solcher  Anschauung  konnte  man  sich  aller- 
dings immer  noch  mit  der  Hoffnung  schmeicheln ,  durch  die  Begründung  eines 
nach  streng  kanonistischen  Prinzipien  zu  verwaltenden  »mens  subventionis  e( 
caritatis«  (4473)*)  die  Wucherlehrc  am  Ende  doch  noch  im  Leben  selbst  sicfi- 


i)  Cf.  Seit^  128,  Anm.  2. 

2)  Lib.  IV,  tract.  extraord.  rub.  142. 

3)  —  Giovani  e  altre  bisognose  pcrsone  ei  quali  da  necessita  costrettc  si  gettano  in  ogui 
voragine  e  pelago.    Provvisioni  (U73,  stil.  flor.)  Nr.  165,  f.  273,  Arch.  Rif. 

4}  Dieser  sollt«  als  Staatsanslalt  auf  Pfand  Darlelien  geben  »pro  conveniente  mcr- 
cede  non  pro  mutuo  sed  pro  expensis  necessariis  pro  locis  et  ministris  et  eo 
modo  et  forma  prouta  sacris  theologis  int^llexerunt  fieri  posse  et  debereetab.sque|)ratviudK'i(> 
animae  et  sine  peccalo.    Arch.  Rif.  Provvisioni  1472  (stil.  flor.),  f.  1,  Nr.  165, 


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UND  DAS  Prinzip  dir  Vkreeoasfreiiieit.  91 

reich  zu  sohen.  Dieses  starre  Festhalten  der  staatlichen  Gesetzgebung  an  einer 
ganz  unreal isirbaren  Idee  inmitten  des  reichsten  Verkehrslebens  der  damaligen 
Weh,  welchem  der  »Wuchera  nach  der  Klage  Vespasiano's  am  Ende  des  45. 
Jahrhunderts  so  sehr  zur  Gewohnheit  geworden,  dass  man  gar  nichts  Schlimmes 
mehr  darin  fand  ^j ,  ist  eines  der  merkwtirdigsten  Räthsel  der  an  inneren  Wider- 
Sprüchen  so  reichen  Zeit.  Wir  haben  hier  auf  wirthschaftliehem  Gebiete  eine 
analoge  Erscheinung  vor  uns,  wie  sie  uns  der  Gegenzug  der  Rechtswissen- 
schaft gegen  die  Renaissance  auf  dem  literarischen  offenbart.  Welch'  unbegreif- 
liche Gegensätze  vereinigt  da  zuweilen  ein  und  dasselbe  Individuum.  Volks- 
massige Dichter  wie  Cino,  Humanisten,  wie  Francesco  Aretino  als  Rechtsgelehrte 
verknöcherte  Scholastiker!  Man  hat  darum  wohl  in  neuerer  Zeit  geglaubt, 
dass  der  Jurist  und  der  Poet,  der  Jurist  und  der  Philologe  gar  nicht  die  näm- 
liche Person  sein  konnten,  dass  sie  vichnehr  nur  zufällig  Träger  Eines  Namens 
seien.  Und  doch  sind  Reide  ebensogut  Eins,  wie  der  RUrger,  der  als  Handels- 
und Gewerbsmann  sich  den  Anforderungen  des  Verkehrs  gar  nicht  entziehen 
konnte,  und  Jener,  welcher  als  Gesetzgeber  die  kanonistische  Gebundenheit 
als  allbeherrschendes  Prinzip  aufrecht  erhalten  hat. 

Ermöglicht  war  dies  freilich  nur  dadurch,  dass  die  unter  der  Herrschaft 
dieses  Prinzips  sich  vollziehende  Ausbildung  eines  eigenen  Verkehrsrechtes 
Schritt  für  Schritt  dem  Verkehr  zurückzugewinnen  begann;  was  ihm  die  Ge- 
setzgebung zu  versagen  schien.  Indem  sie  das  Wucherdogma  prinzipiell  fest- 
hielt ,  wusste  die  juristische  Dialektik  den  widersprechenden  Erscheinungen 
des  Verkehrslebens,  die  sich  nun  eben  einmal  nicht  beseitigen  Hessen,  dennoch 
rechtliche  Anerkennung  zu  verschaffen  2) .  Es  ist  klar,  dass  dieses  Recht  immer 
künstlicher,  immer  verwickelter  und  unnatürlicher  werden  musste,  je  weiter 


i)  Archivio  Storico  1.  c.  Giä  giä  non  ci  h  piu  clii  lo  stimi  (seil.  Tingiusto  gua- 
dagno);  in  tal  modo  n'  hanno  fatto  abito.  Vedi  tulti  grinfideli  averla  dannata  (seil,  l'usura) 
e  tu  che  ai  per  divino  precetto,  di  none  ispcrare  nulla,  come  incrcdolo  ed  impio  non 
lenc  \uoi  ritencre.  Ganz  ebenso  sagt  er  von  Mailand:  0  ciüa  di  Milano  piena  d'usure,  che 
non  fai  altro e  giä  Tavete  ridotta  in  consuetudine;  e  non  e  piu  chi  la  stimi. 

3)  In  Florenz  bestand  eine  besondere  Behörde:  »die  Regulatoren  der  Stadt  Florenz«  (seit 
U73),  welche  über  alle  Schuldverlröge ,  die  dem  Gläubiger  neben  dem  Kapital  über  44% 
zusprachen,  zu  entscheiden  hatten,  ob  sie  wucherisch  seien  oder  nicht.  Sie  hatten  auf  Ver- 
langen der  Signorie  die  Motive  zu  entwickeln ,  aus  denen  sie  diesen  oder  jenen  Vertrag  als 
wucherisch  venirtheilten.  Letztere  Bestimmung  scheint  anzudeuten ,  dass  man  eine  rigorose 
Praxis  nicht  begünstigen  wollte.  Wo  es  sich  um  12  o/q  und  weniger  handelte  (die  centesimae 
des  römischen  Rechtes),  war  eine  andere  Behörde  competent.  Es  ist  von  Interesse,  dass 
man  das  Theilungsprinzip,  welches  das  gemeine  Recht  für  die  Frage,  ob  wucherisch  oder 
nicht,  aufstellte,  wenigstens  der  Scheidung  der  Kompetenzen  zu  Grunde  legte.  Damit  ist  aber 
nBtürlich  nichts  weniger  als  die  gemeinrechtliche  Wucherfreiheit  [der  Centesimae  anerkannt. 
So  .selbstverständlich  dies  ist,  muss  es  doch  gesagt  sein  ,  weil  ganz  neuerdings  Peruzzi  (1.  c), 
allerdings  ohne  Beweis,  behauptet  hat,  lt%  sei  gesetzlicher  Zinsfuss  in  Florenz  gewesen! 
Cf.  Provvisioni  U73  (stil.  flor.),  Nr.  4  65,  f.  273.  Arch.  Rif.,  wo  es  von  den  Regulatoren 
heisst:  non  potendo  pero  dichiarare,  esser  contratto  usurario  o  disonesto  cambi  reali  o  quando 
a  capo  d*anno  i  denari  stesnino  a  dodici  per  cento  o  meno,  ma  dainde  in  su;  rimanendo 
non  dimeno  illesa  Tauctorita  di  chi  socondo  gli  ordini  l'n  vcssi  per  copnos  - 
cere  da  42%  in  giu. 


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92  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

es  den  Kreis  der  Rechtsgeschäfte  zog,  deren  wucherischer  Charakter  weg- 
definiri  werden  sollte.  Je  mehr  Freiheit  dadurch  dem  Verkehre  vindiziri 
wurde,  desto  ftlhlbarer  wurde  die  Abhängigkeit  der  Rechtslehre  von  den 
Wuchersätzen,  weil,  je  mehr  Seiten  man  denselben  zu  Gunsten  der  Freiheit 
abgewann,  die  innere  Unwahrheit  des  ganzen  Verfahrens  immer  entschiedener 
zu  Tage  trat.  Wenn  nun  aber  auf  diese  Weise  auch  die  Zinsbarkeit  des  Dar- 
Ichns  in  den  mannigfaltigsten  Formen  rechtliche  Anerkennung  fand,  so  war 
dies  doch  keine  Ausnahme  vom  Wucherdogma  in  dem  Sinn ,  wie  das  zinsbare 
Darlehen  der  konzessionirten  Pfandleiher  und  der  Juden,  sondern  eine  Erschei- 
nung, deren  Existenzberechtigung  nur  auf  der  mehr  oder  minder  gelungenen 
Beweisftlhrung  beruhte,  dass  das  Dogma  durch  sie  gar  nicht  berührt  wurde. 
Nur  darum  besteht  die  Freiheit  zu  Recht,  weil  ihre  Unvereinbarkeit  mit  dem 
herrschenden  Prinzip  juristisch  beseitigt  ist ,  nicht  aber  weil  man  dieses  selbst 
im  Interesse  derVerkehrsIreiheit  modifizirt  hätte.  Eben  darum  liegt  es  ausser- 
halb unserer  Aufgabe ,  dem  Handelsrecht  auf  seinen  scholastischen  Irrgängen 
zu  folgen ,  um  so  mehr  als  dies  bereits  von  der  modernen  Forschung  über  die 
romanisch -kanonislische  Wirthschafts-  und  Rechtlehre ,  vor  allem  von  Ende- 
mann  in  mustergilttger  Weise  geschehen  ist. 


Die  Frage  der  merkantilen  Verkehrsfreiheit. 

Wenn  man  bedenkt,  dass  sich  ein  mit  der  Wirklichkeit  so  unversöhnliches 
Prinzip,  wie  das  Wucherdogma,  mit  solcher  Zähigkeit  zu  behaupten  vermochte, 
dass  die  ganz  unabweisbaren  Bedürfnisse  des  Verkehrs  nur  in  dem  Labyrinth 
eines  unnatürlichen  Verkehrsrechtes  eine  Freiheitsstätte  finden  konnten,  so 
wird  man  nicht  erwarten ,  gegenüber  den  Tendenzen  einer  so  fest  im  Volke 
wurzelnden  Institution,  wie  der  Zunftverfassung,  freie  Bewegung  im  Handel  da 
anerkannt  zu  sehen,  wo  derselben  diese  Tendenzen  entgegen  waren.  Es  lag 
in  der  Natur  der  Sache,  dass  ähnliche  Fesseln,  wie  man  sie  zur  Verwirklichung 
der  Zunftzwecke  dem  Producenten  auferlegen  zu  müssen  glaubte ,  auch  dem 
Handel  nicht  erspart  blieben.  Jenes  System  der  Ueberwachung  der  Produktion 
zur  Aufrechterhaltung  der  Ehre  der  nationalen  Arbeit  und  der  zünftigen 
Reglements  wäre  unvollständig  gewesen,  wenn  es  nicht  auch  den  Handel  mit 
den  Stoffen  und  Erzeugnissen  der  Industrie  in  seinen  Bereich  gezogen  häitt*. 
Daher  in  den  grossen  dem  auswärtigen  Handel  dienenden  Zünften  der  Galimala, 
der  Wollen-  und  der  Seidenzunft  neben  der  Beschau,  der  man  die  Fabrikate 
bei  ihrem  Eintritt  in  den  Handelsverkehr  unterwarf,  jenes  Institut  beeidigter 
Makler  (Sensalen),  ohne  deren  Mitwirkung  Handelsgeschäfte,  die  in  Florenz 
abgeschlossen  wurden,  weder  rechtlich  giltig,  noch  überhaupt  zulässig  waren^) . 


4)  Statut  der  Seidenzunft  Cod.  cit.  r.  70;  der  Caliroala,  ed.  Giudici  U,  cap.  4. 


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UKD  BAS  Prinzip  drr  VKRKERBSPREiiiEiT.  93 

Der  fremde  Kaufmann ,  der  nach  Florenz  kommt ,  ist  an  den  ihm  von  der  be- 
treffenden Zunft  gestellten  Sensal  gebunden,  welche  ihn  in  der  von  Zunft- 
wegen vorgeschriebenen  Reihenfolge  von  Laden  zu  Laden  begleitet,  die  Ge- 
schäfte vermittelt  und  denselben  durch  Stempelung  der  Waaren  mit  dem 
Zunftsiegel  Rechtskraft  verleiht»).  Auch  für  den  Handel  mit  den  Rohstoffen 
jener  grossen  Industrieen  war  diese  Vermittlung  obligatorisch.  Kein  RedUrfniss, 
z.R.  der  Wollenzunft:  Waid,  Pottasche,  Scharlach,  Alaun,  Färberröthe  u.  s.  w., 
Wolle  oder  Garn  kann  der  Fabrikant  oder  Färber  von  einem  Kaufmann  ohne 
die  Mitwirkung  des  Sensals  beziehen^).  So  wenig  nach  dem  eigenen  Gestand- 
niss  der  Statuten  diese  Art  von  Revormundung  im  Leben  strenge  durchgeführt 
werden  konnte,  so  beharrlich  blieb  die  Gesetzgebung  darauf  bestehen  ^j,  zumal 
als  sich  seit  dem  völligen  Sieg  der  Wucheriehre  die  Aufmerksamkeit  auf  die 
kaufmännischen  Verträge  als  die  häufigste  Yeranlassung ,  wie  das  geläufigste 
Mittel  zum  »Wucher«  richtete,  und  das  obligatorische  Maklerinstitut  zugleich 
die  Restimmung  erhielt,  als  Waffe  gegen  »wucherische«  Verträge  zu  dienen^). 

Aus  dem,  was  wir  im  vorletzten  Kapitel  über  die  während  des  45.  Jahr- 
hunderts sich  verschärfende  Tendenz ,  die  Reglements  durch  Einführung  neuer 
Präventivmaassregeln  zu  unterstützen ,  gesagt  haben,  geht  klar  hervor,  dass 
dieselbe  auch  für  die  Frage  der  merkantilen  Verkehrsfreiheit  von  Redeutung 
gewesen  ist.  Durch  das  Verbot,  Waaren,  die  verschiedenen  Zünften  oder 
Zunftabtheilungen  zugewiesen  waren,  in  einem  und  demselben  Geschäftsraum 
zu  handeln ,  wurde  ja  die  zünftige  Scheidung  der  Gewerbe  für  den  Handels- 
verkehr eigentlich  erst  recht  fühlbar,  während  wir  sonst  in  der  Gesetzgebung 
die  entschiedene  Tendenz  ausgeprägt  sahen,  jene  Abgrenzungen  nicht  zu 
störenden  Verkehrsschranken  werden  zu  lassen. 

Wir  finden  jene  Forderung  einer  lokalen  Trennung  des  Verkaufes  gewisser 


t)  Statut  der  Wollenzunft  (4883),  I.  88—40  und  U28,  IV,  32.  Diese  Zunft  hatte  darnach 
im  U.  Jahrhundert  48  Sensalen  für  Tücher  und  60—80  für  AVolle,  Garn  und  andere  Artikel. 
Sie  hatten  ein  genaues  Verzeich niss  üher  Farbe,  Maasse,  Preise  u.  s.  w.  der  verkauften  Tücher 
zuführen.  —  Nachdem  altern  Statut  soll  keinem  Kaufmann  von  der  Zunft  der  verlangte 
Sensal  zum  Tuchkauf  gegeben  werden,  bevor  er  nicht  Bürgschaft  geleistet,  die  Tücher,  die  er 
zu  kaufen  beabsichtigt,  binnen  %Q  Tagen  zu  bezahlen.  Spttter  (seit  4864)  hat  man  wenigstens 
von  dieser  lustigen  Fessel  den  Verkehr  befreit. 

2j  Ib.  I,  53,  cf.  die  Einschörfung  des  Verbotes,  ib.  fol.  453  (4459). 

3)  Ib.  (4  459)  cf.  oben  Seite  83,  Anm.  3.  Schon  4333  beginnen  die  Klagen  über  die  multe 
varie  et  illiclte  emtiones  et  venditiones  de  rebus  et  mercantiis  in  abscondito  et  absque  Sensale 
et  statere  comunis  Florentie  Cod.  cit  II,  9.  Sie  kehren  mit  denselben  Worten  wieder  4  428 
fll,  4  4  ib.).  4  459  erscheint  das  Sensaleninstitut  ganz  abgekommen  und  wird  unter  Verschttr- 
fung  der  Strafen  zwar  wieder  erneuert,  aber  wie  die  wiederholten  Auffrischungen  beweisen, 
ohne  durchgreifenden  Erfolg.  Cf.  Provvisioni  4  476  (stil.  flor.],  Nr.  468,  fol.  227  und  Cod. 
cit.  Nr.  7  der  Zunft,  fol.  452  (4486). 

4)  Cf.  die  Vorschrift  derselben  Zunft  ib.  (4  428),  I,  46  für  die  Makler,  welche  sich  an 
keinem  Verkauf  von  Tuch  oder  W^olle  betheil  igen  sollen,  de  quo  vel  qua  fieri  deberel  aliquid 
scomputum  pro  denari  contanti  cum  aliqua  pretii  talis  panni  vel  lane  diminutione,  sed.salum 
pro  quantitate  et  summa  pro  qua  realiter  venderentur  ad  terminum  vel  a  denari  contanti ; 
nee  esse  possit  sensalis  alicuius  mercatus  illiciti  vel  in  fraudem  usurarum  flendi,  neculiquem 
mercatom  illicitum  vel  usurarium  aut  in  fraudem  usurarum  quandolibet  fiendum  facerc  possit. 


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94  Die  Wirtrschaptspolitik  deb  plorbntimkr  BsifAissAifCB 

zünftig  geschiedener  Waaren  schon  in  den  Ultesten  Quellen  des  Zunftrech t^, 
jedoch  ergiebt  der  Umstand,  dass  jene  Forderung  im  Laufe  der  Zeit  auch  von 
Gewerben  aufgestellt  wurde,  denen  sie  ursprünglich  fremd  ist,  das  bedeutsame 
Resultal,  dass  auch  auf  dem  Gebiete  des  Handelsverkehrs  —  analog  der 
hinsichtlich  der  industriellen  Produktion  konstatirten  Entwickelung  —  das 
Bereich  des  Zwanges  in  diesem  Punkte  im  Wachsen  begriffen  war. 
Schon  in  den  Statuten  der  Galimala,  aus  dem  Anfange  des  H.  Jahrhunderts, 
heisst  es^):  »Kein  Mitglied  der  Zunft  darf  in  den  Kaufgewölben  derselben  neben 
den  ultramontanischen  Tüchern  zugleich  florentinische  oder  italienische  ver- 
kaufen ,  und  nach  den  Statuten  der  Republik  darf  überhaupt  Keiner  —  also 
auch  nicht  die  Tuchhändler  der  Wollenzunft ,  welchen  durch  die  Immatriku- 
lation in  die  Galimala  ja  auch  der  Handel  mit  französisch -flandrischen  Tüchern 
oflen  stand  —  in  der  Stadt  Floreni  ultramontane  Tücher  in  einem  Laden  ver- 
kaufen, in  welchem  auch  florentiner  verkauft  worden«.  —  Dagegen  war  es  den 
Seidenhändlem  bis  4438^),  wo  das  entsprechende  Verbot  für  alle  der  Seiden- 
znnft  eingereihten  Gewerbe  ausgesprochen  ward,  ausdrücklich  gestattet,  neben 
Seidenstoffen  ultramontanische  Tücher  in  ihren  Laden  zu  handeln.  Gerade  der 
Verkehr  in  diesen  Tüchern,  der  zu  den  bedeutendsten  Zweigen  des  florentiner 
Handels  gehört,  hat  £inriclnungen  ausgebildet,  die  uns  aufs  Getreueste  veran- 
schaulichen, wie  weit  in  Florenz  auf  diesem  Gebiete  der  Geist  der  Bevormun- 
dung gehen  konnte,  wie  sehr  man  im  Innersten  dem  modernen  Gedanken  der 
Freiheit  des  Verkehrs  ferne  stand.  Um  die  kaufmännische  Ehrenhaftigkeit  zu 
fördern,  den  Käufer  zu  »sichern  und  aufzuklären a,  was  ausdrücklich  als  Ziel 
der  Gesetzgebung  hingestellt  wird^),  glaubte  man  sich  nicht  mit  dem  obli- 
gatorischen Maklerinstitut  und  der  lokalen  Auseinanderhaltung  verwandter 
Fabrikate  begnügen  zu  dürfen.  Das  Gesetz  griff  dem  Käufer  direkt  unter  die 
Arme,  »wenn. er  etwa  Güte  und  Werth  der  Tücher  nicht  zu  beurtheilen  ver- 
stand«, und  sorgte  selbst  für  seine  Belehrung.  Auf  allen  in  Frankreich,  Flan- 
dern und  Brabant  gekauften  Tüchern,  die  in  Florenz  in  den  Handel  kamen, 
musste  der  Ankaufspreis  sowie  der  Name  des  Fabrikanten  angegeben  sein ,  von 
dem  und  der  Oi*t,  wo  sie  gekauft  waren  ^  ferner  die  Spesen  und  Abgaben  im 
Königreich  Frankreich,  und  die  Kosten  des  Färbens  und  Appretirens,  und 
zuletzt  die  ganze  Summe,  auf  Goldgulden  reduzirt*).  Für  die  Durchführung 
dieser  Vorschrift  bürgte  die  Vereidigung  der  Kaufleule,  sowie  das  Institut  der 
geheimen  Denunziation  und  von  Zunftwegen  organisirten  Spionage,  dessen  sich 
die  Industriepolitik  der  Zeit  in  weitem  Umfang  bedient  hat ,  um  den  Verkehr 
unter  die  Reglements  zu  zwingen. 


1)  Cod.  cit.  Nr.  5,  üb.  II,  48. 

2)  Vergl.  oben  Seite  87,  Anm.  2. 

S)  SUitut  der  Galimala.    Cod.  cit.  fol.  70  (4352). 

4)  Statuten  der  Galimala,  ed.  Giudici  pag.  244;  nach  dem  Codex  (fol.  60}  seit  1344  in 
Kraft.  Vergl.  das  Statut  der  Leinenhtindler  Cod.  cit.  fol.  48,  wonach  die  aus  der  Romagn« 
u.  Lombardei  eingeführten  Leinendecken  von  keinem  Zunfimitglied  mehr  verkauft  werden 
sollten,  weil  sie  zwar  ein  schönes  Aussehen  hütten,  aber  schlecht  seien  (4871). 


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UND  DAS  Prinzip  dbr  VKRKEnRsniRinciT.  95 

Dass  ein  für  den  gesammten  Handelsverkehr  so  wichtiger  Faktor,  wie  das 
Kreditwesen,  auch  von  der  Zunftgesetzgebung  in  ihren  Bereich  gezogen 
and  nicht  dem  freien  Belieben  anheimgegeben  wurde,  ist  leicht  erklilrlich. 
Auch  damals  begegnen  wir ,  ganz  wie  heule ,  lebhaften  Klagen  über  die  leidige 
Gewohnheil,  auf  lange  Fristen  zu  kreditiren  und  die  vielen  Missstände,  die 
daraus  erfolgten  i).  Die  Zunft  kam  sicherlich  einem  lebhaft  empfundenen  Be- 
dUrfniss  entgegen ,  wenn  sie  es  unternahm ,  das  Kreditwesen  auf  eine  solidere 
Basis  zu  stellen ;  freilich,  insofern  es  sich  dabei  um  eine  für  Alle  verbindliche 
Norm  handelte ,  im  Gegensatz  zu  den  Modernen  ,  welche  hier  allein  die  Selbst- 
hilfe und  freie  Vereinbarung  wallen  lassen  wollen.  Das  Maass  von  Freiheit, 
welches  das  Gesetz  dabei  dem  Einzelnen  Hess,  war  freilich  sehr  verschieden, 
sei  es  nun,  dass  die  verschiedenen  Zunftstatuten  bedeutend  von  einander  ab- 
wichen, oder  dass  ein  und  dasselbe  Statut  im  Laufe  der  Zeit  seinen  Standpunkt 
modificirte. 

In  den  alten  Statuten  der  Calimala  war  es  bei  schwerer  Strafe  verboten, 
über  drei  Monate  zu  kreditiren  2) .  Später  gestand  man  für  den  Verkauf  von 
ullramontancr  Wolle  eine  Frist  von  8  Monaten  zu,  für  den  Tuchverkauf  eine 
solche  von  6  Monaten  3} .  Die  Seidenzunft  verbot  im  Allgemeinen  das  Kreditiren 
ganz  *) ,  und  gestattete  es  nur  den  Kaufleuten  und  Fabrikanten  der  Zunft  unter 
sich,  sowie  beim  Verkauf  zum  Export  aus  dem  Staatsgebiet  bei  Summen  über 
25  Lire  und  unter  Festsetzung  einer  Maximalfrist  von  8  Monaten,  womit  sich 
die  Vorschrift  verband,  nur  gegen  Schuldschein  und  Bürgschaft  zugleich  zu 
kreditiren*).  Dabei  ist  man  auch  später  stehen  geblieben,  nur  dass  man  4429 
die  Frist  für  den  Tuchverkauf  auf  ein  Jahr  verlängerte  ®) .  Die  Wollenzunfl  ver- 
bot einerseits  ihren  Mitgliedern ,  über  4  Monate  zu  kreditiren ,  andererseits  — 
und  das  ist,  so  viel  ich  sehe,  nur  ihr  eigenthümlich  —  Gameinkäufe  im  Grossen 
(Hhzuschliessen,  wenn  ihnen  nicht  mindestens  eine  Frist  von  5  Monaten  gewährt 
wurde  ') .  Diese  Verbote  scheinen  nicht  recht  durchführbar  gewesen  zu  sein ; 
sie  wurden  kassirt,  und  wenn  sie  auch  1338  wiederhergestellt  wurden,  so  blieb 
(loch  ihr  Werth  durch  den  Zusatz ,  dass  sie  nur  so  weil  gelten  sollten ,  als  sie 
nicht  gegen  Jemandes  Gewissen  seien ,  höchst  problematisch  ^) .  Für  den  Tuch- 
verkauf bestand  ursprünglich  (4333)  die  Vorschrift ») ,  dass  der  dritte  Theil  des 
Kaufpreises  sofort  zu  bezahlen  sei,  ohne  allen  Rabatt,  und  der  Rest  nur  kreditirt 


4)  Statut  der  Wollenzunft  Cod.  cit.  Nr.  7,  lib.  H,  1  (1361)  und  Statut  der  Calimala,  od. 
pag.  i^S  (U08}. 

i)  Cod.  cit.  Nr.  5,  rub.  i%  (4339). 
3}  Ed.  Giudici  pag.  222  (4403). 
k)  Cod.  cit.  rub.  94. 

5)  Ib.  rub.  92.         6)   Ib.  fol.  205. 

7)  Statut  der  Wollenzunft  Cod.  cU.  Nr.  7,  f,  58  (4333).  Bei  vielen  andern  der  Tnclifabri- 
kalion  dienenden  Artikeln  waren  die  Verkaufer  sogar  verpflichtet ,  den  Fabrikanten  Termine 
\on  sieben  bis  acht  Monaten  zu  gewähren!    Ib.  II,  4. 

8)  Ib.  Verordnung  der  Approbaioren  v.  April  4338.  —  In  quatenus  non  sint  contra  ani- 
mam^  conscientiam  vel  anime  alicujus  prejudicium  vel  delictum. 

9)  Ib.  4888,  II,  t. 


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96  Die  Wirthschaptspolitik  des  plorentineh  Renaissance 

werden  dürfe  auf  3  Monate  und  gegen  Anweisung  auf  Bankiers,  deren  Firmen 
als  verlrauenswUrdig  namentlich  in  den  Statuten  aufgeführt  sind.  Bei  Anwei- 
sungen auf  andere  Häuser  musste  zugleich  Bürgschaft  gestellt  werden.  Von 
diesen  Kreditvorschriften  war  jedoch  der  Verkehr  mit  Orten,  die  über  40  Miglien 
von  Florenz  entfernt  waren,  ganzlich  befreit^).  —  Schon  im  Jahre  4364  wurde 
auf  diesem  Gebiete  von  der  Zunft  eine  allgemeine  Reform  durchgeführt.  Jene 
der  eigentlichen  Tendenz  der  Kreditgesetze  widersprechende  ungleiche  Be- 
handlung von  Käufer  und  Verkaufer,  durch  welche  man  den  Zunftgenossen  für 
den  Einkauf  ihres  Materials  möglichst  lange  Borgfristen  sichern  wollte ,  ist  den 
Statuten  von  1361  fremd  und  in  dieser  Beziehung  die  freie  Bewegung  wieder 
hergestellt.  Im  Uebrigen  bedeutet  die  Reform  von  4364  keineswegs  einen  Forl- 
schritt zur  Freiheit,  sondern  im  Gegentheil  eine  Verstärkung  der  Ge- 
bundenheit. Seitdem  sollte  nämlich  kein  Mitglied  der  Wollenzunft  in  einem 
Umkreis  von  400  Miglien  von  der  Stadt  Tücher,  Wolle,  Garn  u.  s.  w.  verkaufen 
oder  versenden,  ohne  vorher  baar  bezahlt  zu  sein.  Auch  durfte  dem 
Käufer  für  die  Baarbezahlung  kein  Rabatt  oder  sonst  ein  Vortheil  gewährt  wer- 
den-). Dieser  Entwickelungsgang  lässt  wieder  recht  deutlich  erkennen,  wie 
leicht  die  Zeit  dazukam,  gewisse  als  richtig  erkannte  Gesichtspunkte  immer 
schroffer  auszugestalten,  bis  am  Ende  die  Vermillehmg  mit  der  Wirklichkeil 
unmöglich  wurde.  Der  Zwang  blieb  dann  entweder  blos  auf  dem  Papier  be- 
stehen ,  oder  die  Gesetzgebung  gab  der  Reaktion  des  Verkehrs  nach.  Hier  war 
Letzteres  der  Fall.  Man  vermochte  das  zuletzt  ausgesprochene  absolute  Kredil- 
verbot  nicht  aufrecht  zu  erhalten;  und  wenn  man  sich  auch  nicht  zur  direkten 
Aufhebung  entschloss,  so  hat  man  es  wenigstens,  wie  eine  Randglosse  zum 
Statut  bemerkt;  suspendirt,  ohne  dass  jedoch  später  von  einer  Wiederaufnahme 
die  Rede  gewesen  wäre.  Die  Neuordnung  der  Statuten  von  4428  nimmt  über- 
haupt keine  Veranlassung  mehr,  die  nichts  weniger  als  glückliche  Kreditgesetz- 
gebung der  frühem  Statuten  weiter  zu  führen ,  so  dass  man  also  in  einem  der 
wichtigsten  Handelszweige  am  Ende  auf  dem  Standpunkt  des  »laissez  faire«  an- 
langte ,  ein  Standpunkt ,  der  übrigens  auch  von  andern  Zünften  getheilt  wird. 
Denn  in  mehreren  Zunftstatuten  ist  überhaupt  keine  Regelung  der  Kreditfrage 
von  Zunftwegen  versucht.  Ausser  den  genannten  Handelszünften  sind  es  nur 
einige  wenige  aus  dem  Kreis  des  Handwerks,  welche  dies  gethan  haben  und 
die,  obgleich  für  den  Handel  nicht  in  Betracht  kommend,  hier  genannt  seien, 
weil  sie  als  Beispiele  für  die  auf  diesem  Gebiete  herrschenden  Widersprüche 
von  Bedeutung  sind.  Es  sind  die  Tischler,  welche  in  Stadt  und  Vorstädten  nur 
gegen  baar  verkaufen  durflen  ^],  und  die  Bäcker,  welche  bis  zu  40  Lire  kredi- 
tireu  konnten^],  während  umgekehrt  eben  dies  im  Statut  der  Schmiede  ver- 
boten und  bei  Summen  über  40  Lire  das  Kreditiren  gegen  Schuldschein  oder 
Pfand  gestattet  war^).   Man  sieht,  zu  einer  einheitlichen  umfassenden  Regelung 

1}  Ib.  Verordnung  der  Approbatoren  v.  April  4388.         2]  Ib.  (4861),  II,  1. 

3)  Statut  derselben.   Cod.  cit.  ruh.  7. 

h)  Bäckerstatut  Cod.  cit.  ruh.  85. 

5)  Statut  der  Scbmiede,  rub.  74,  Cod.  cit. 


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isti  DAS  Prinzip  dkii  ViBKiHiiffFiiRiHRfT.  97 

der  Fraf^e  ist  man  nicht  (gekommen,  sclion  aus  dem  Gninüe.  weil  ilie  Ansiehten 
über  ilas  Maass  iler  dem  Einzelnen  zu  belassenden  Freiheil  der  Bewe^unfs; 
offenhar  weit  auseinander  ginfi^en.  Daran  freilich  seheint  man  im  Allge- 
meinen nicht  gezweifelt  zu  haben,  dass  die  Zunfl  l>erufen  sei,  einseilig 
von  sich  aus  durch  einfachen  Majorilittsbeschluss  das  ganze  Verhähniss  zu 
ordnen  ^j . 

Wenn  nun  aber  diese  Onlnnng,  liie  gar  nicht  einmal  mit  Nothwendigkeit 
durch  die  Idee  der  Zunft  Verfassung  gelmten  war^  zu  so  sehrofTen  RingrifTen  in 
die  individuelle  Freiheit  geführt  hat ,  wie  wenig  darf  man  da  dej*  Verkehrs- 
freiheit  auf  einem  (lebiete  zu  begegnen  hoflen ,  wo  sich  die  Gebundenheil  als 
unmittelbare  Consequenz  des  Zunftzwanges  ganz  von  sell>st  ergal».  Wo  der- 
selbe einmal  bestand,  lag  es  in  der  Natur  der  Sache,  dass  die  zünftig  organisirt^ 
Arbeit  einen  monopolistischen  Anspruch  auf  ilen  zu  Markte  gebr<')chten  Rohstoff' 
erhobt).  Freilich  wäre  dieser  Anspruch  an  sich  von  keiner  weiteren  Fesselung 
der  Freiheil  begleitet  gewesen .  als  sie  ohnehin  schon  durch  das  bereits  darge- 
stellte Zunftrecht  gegeben  war,  da  er  ja  bei  seiner  gegen  verpönte  unzünftige 
Arlieil  gerichteten  Tendenz  eben  nur  dieser,  keineswegs  aber  der  gesetzlich 
zulässigen  freien  Arbeit  oder  auswärtigen  Käufern  den  Florentiner  Markt  ver- 
schloss.  Wenn  Letzteres  die  Tuchmacher-  und  Seidenzunft  vermochte,  indem 
alle  zu  den  Wollen-  und  Seidenmanufakturen  nothigen  Artikel  nur  mit  Erlaul»- 
niss  dieser  Zünfte  aus  der  Stadt  ausgeführt  werden  konnten'^  ,  so  ist  das  eine 
denselben  vom  Staat  eingeräumte  Ausnahmestellung.  Nur  diese  beiiien  In- 
dustrieen  sind  es  ja  auch,  welche  ganz  oder  in  ihren  wichtigsten  Zweigen  Mo- 
nopol der  Hauptstadt  waren.  Den  anderen  Zünften  fehlte,  wie  dieses  Monopol, 
so  jenes  Recht  einer  zttnftischen  Einmischung  in  den  freien  Verkehr  zwischen 
der  Hauptstadt  und  dem  übrigen  Lande.  Allein  der  genannte  monopolistische 
Anspruch,  der  mit  der  zünftigen  Organisation  selbst  gegeben  war,  hat  weiter 
geführt  und  Einrichtungen  in  das  Leben  gerufen ,  die  uns  ganz  an  die  auf  dem 
Boden  der  Theuerungspolitik  erwachsenen  Institutionen  gemahnen  und  die, 
indem  sie  zum  Theil  den  Handel  selbst  negirten,  tiefer  als  Alles,  was  sonst  von 


4)  Cf.  die  Gesetzgebung  vonMftüand,  wo  die  Kreditfristen  vom  »Generalconsiliam  der 
Kaufleute«  in  allgemein  verbindlicher  Weise  festgesetzt  wurden.  Antiqua  ducum  Medlolani 
decreta,  ed.  4  654,  p.  388  (1439). 

5)  Statut  der  Wollenzunft  (4333),  11,  7  u.  (4  438),  III,  43.  Die  Woll-  und  Garnhändler 
dürfen  nur  an  Tuchmacher  verkaufen.  Consequenter  Weise  band  man  den  Handel  auch  an 
die  innerhalb  der  Zünfte  bestehende  Theilung  nach  Gewerbszweigen.  So  konnte  Scheerwolle 
im  Detail  nur  an  die  Matratzenmacher  der  Zunft  verkauft  werden,  ib.  4838,  II,  r.  83  und  für 
jeden  JiConvent«  der  Wollenzunft  war  ein  Tuchmacher  aufgestellt,  der  zu  entscheiden  hatte, 
•«n  wen  verkauft  werden  durfte  in  seinem  Gonvent,  und  ohne  dessen  Zustimmung  kein  Kauf 
gütig  war«  (ib.).  —  Nur  wer  eine  Goldschmiedbude  hatte,  konnte  Gold,  Silber,  Perlen,  Edel- 
steine und  was  sonst  zu  dem  Goldschmiedegewerbe  nöthig  war,  von  den  »Kaufleuten  am 
Marienthor«  kaufen.  Statut  der  Seidenzunft  444  4  Cod.  cit.  fol.  474.  —  Gewisses,  auf  dem 
Arno' nach  Florenz  gebrachte  Holz  durfte  nur  an  Mitglieder  der  Tischlerzunft  verkauft 
werden.    Gf.  Statut  derselben  Cod.  cit.  r.  30. 

3)  Statuta  Flor.  (4445),  lib.  IV,  tract.  cit.  r.  45  und  Arch.  Rif.  Provvisioni  (4468),  Nr.  155, 
rol.  88. 

Pöklmann,  WirthschaftsBplitik.  7 


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llS  Die  Wirthschaptspoutik  dkr  Floriktinbr  Bruaissance 

aUnftigem  Recht  hier  in  Betracht  kommt,  in  die  Freiheit  des  merkantilen  Ver- 
kehres eingegriffen  haben. 

Jener  Sohranne  gleich,  welche  den  ganaen  Kornhandel  gesetzlich  auf 
einem  Punkt  konzentrirte ,  beherrschte  das  Lagerhaus  der  Wollenzunft  fttr 
Waid  und  Pottasche  den  Handel  mit  diesen  wichtigen  Stoffen  der  Wollen- 
industrie. Was  von  denselben  nach  Florenz  kam,  konnte  nur  dort  abgeladen, 
nur  dort  verkauft  werden  ^) .  Nur  insofern  war  der  Verkehr  kier  freier,  als  die 
Preise  nicht,  wie  beim  Komhandel,  von  der  Behürde  vorgeschrieben,  sondern 
dem  freien  Uebereinkommen  überlassen  waren.  Dagegen  treten  in  den  Ver- 
boten, zum  Wiederverkauf  zu  kaufen  2),  wieder  ganz  die  Gesichtspunkte  der 
Annona  in  den  Vordergrund.  Die  Materialien  der  Industrie  sollten  eben  mög- 
lichst unvermittelt  aus  der  Hand  des  einführenden  Kaufmanns  oder  womöglich 
des  Producenten  in  die  des  Fabrikanten  und  Handwerkers  übergehen.  Dieser 
Gedanke  ist  vielfach  zum  Ausdruck  gekommen ,  während  jene  von  der  Woil- 
zunft  durchgeführte  Centralisirung  des  Handels  mit  gewissen  Stoffen  keine  wei- 
tere Ausdehnung  gefunden  hat.  »Damit  nkht  durch  Jemandes  Boskeit  Mangel 
oder  Theuerung  in  Beziehung  auf  die  zur  Wollenindustrie  nöthigen  Artikel 
entstehe,  soll  Niemand  in  Stadt  und  Distrikt  —  also  im  ganzen  Staatsgebiete  — 
Wolle,  Felle  mit  der  Wolle,  €rarn,  Kardatschen,  Alaun  und  was  sonst  dieser 
Manufaktur  dient,  zum  Wiederverkaufe  kaufen«  ^) .  Auch  der  ist  strafbar,  wel- 
cher von  Einem  bezieht,  der  diese  Dinge  zum  Wiederverkauf  gekauft  hat. 
Demnach  wilre  ein  eigentlicher  Handel  mit  denselben  im  Inlande  wenigstens 
unmöglich  gewesen.  Die  Schafzüchter  aus  der  Maremme  und  Garfagnana,  oder 
wo  sonst  im  Lande  Wolle  produzirt  wurde ,  hätten  ihr  Produkt  unmittelbar  an 
die  Tuchmacher  verkaufen  müssen,  welche  die  groben  Stoffe  ans  einheimiscber 
Wolle  weben  Hessen.  Vor  dieser  Consequenz  scheute  jedoch  die  Industrie- 
politik  zurück  und  gestattete  —  minder  gewaltsam  als  die  Annona  auf  analogem 
Gebiete  —  wenigstens  für  die  inländische  WoUe  die  kaufmännische  Vennitte- 
lunig^).  Das  Verbot  galt  offenbar  überwiegend  Waareo,  die  bereits  in  den  Be- 
reich des  Handels  eingetreten  waren,  da  ja  die  Wollen Cabrikalion  gr(tsstenth«ils 
ihre  Stoffe  aus  dem  Ausland  beziehen  musste.  Um  zu  verhüten,  dass  sich 
zwischen  den  importirenden  Kaufmann  und  den  Fabrikaaiea  weitere  Mittels- 
personen eindrängten,  war  es  den  Fabrikanten  ausdrücklieh  verboten^  engKscke 
und  französische  W^oUe  von  Jemand  zu  kaufen ,  der  dieselbe  im  Inlande  aufge- 
kauft hatte  ^) .  Ja,  es  kommt  sogar  vor,  dass  man  auch  jenseits  der  Landesgrenzen 
eiuen  Zwischenhandel  zwischen  dem  importirend-en  florentiner  Kaufmann  und 
dem  Erzeugungslande  zu  verhüten  suchte.  So'  durften  nirgends  im  tofand 
ultramontane  Tücher  verkauft  werden,  die  von  einem  Fremden  diesseits 
der  Berge  gekauft  waren  ^).     Doch  zeigt  sich  die  Gesetzgebung  keineswegs 


4)  Statut  der  Wolleazunft  (f  as^),  I,  60.    SiatniU  Flor.  (444&).  IIb.  IV,  Iract.  cit  r.  50. 
i)  Ib.        3)  Statuta  Flor.  (U4  5),  lib^  IV,  tract.  cit.  rub.  45.  Statut  det  Wollennuift  Cod. 
Cit.  (48S),  II.  8.   (4428),  IV,  2. 

4)  Ib.        5)  Statut  der  Wollenzunft  (4428),  Hl,  ». 
6)  Statut  der  Calimala  ed.  Giudici  II,  4,  pag.  44  7. 


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i:nd  tun  PmxziF  dbb  VitiKRHitöPMiHEiT.  99 

consequent;  man  gab  den  Gonsuln  der  Zunft  die  Befugniss^  Ausnahmen  zu- 
subssoD  ^)  ^  und  geslatlete  bei  portugiesischer  Wotle  ausdrücklich  wenigslens 
eine  Mittelsperson  zwischen  Iraporleur  und  Fabrikanten^].  Selbst  wo  das  Ver« 
bot  ein  absolutes  war ,  ist  man  doch  wieder  zu  bedeutsamen  Modifikationen  im 
Sinne  der  Verkehrsfreiheit  gekommen.  So  sollte  nach  einem  Gesetz  von  4448 
kein  Seidenfabrikant  Seide  und  Karmoisin  von  anderen  als  denjenigen  Kau^ 
leuten  beziehen,  welche  diese  Artikel  wirklich  selbst  eingeführt  hatten  *).  Aber 
schon  4422  bah  man  das  Verbot,  wenigstens  für  Seide,  die  zur  See  eingeführt 
wurde,  wieder  auf  und  erseh werte  zugleich  seine  Durchführung,  so  weit  es 
noch  galt,  dadurch,  dass  man  den  Seidenfabrikanten  gestattete,  sich  jede  Seide, 
also  auch  die,  welche  sie  nicht  selbst  eingeführt,  gegenseitig  zu  verkaufen^). 

Doch  das  sind  einzelne  Concessionen ;  im  Allgemeinen  ist  ein  eigentlicher 
Fortschritt  hier  nicht  wahrzunehmen,  und  vom  Anfang  bis  zum  Ende  der  Epoche 
sehen  wir  auch  den  Staat  immerdar  bereit,  diese,  um  mich  so  auszudrücken, 
bandelsfeindliche  Richtung  der  Industrie  zu  unterstützen.  Als  sich  im  Jahre 
U76  die  Seidenzunft  darüber  beklagte,  dass  die  Gold-  und  Silberspinner  ihre 
Fabrikate  an  Andere  zum  Wiederverkauf  verkauften ,  die  dadurch  viel  Geld 
verdienten,  während  die  nun  aus  zweiter  Hand  )>eziebeiide  Brokatindustrie  und 
die  Ktufleute ,  welche  Gold-  und  SilberfMen  exportirten ,  sehr  darunter  zu 
leiden  hatten,  da  wurde  durch  Staatsbeschluss  jeder  Handel  mit  den  Fabrikaten 
der  Gold-  und  Silberspinnerei  in  Florenz  untersagt ,  und  nur  der  Verkauf  an 
Fabrikanten  gestattet,  die  zur  unmittelbaren  Verarbeitung,  sowie  an  Kaufleute, 
die  Ihr  den  Export  kauften^].  Wo  man  den  Zwischenhandel  selbst  nicht  besei- 
tigte, suchte  man  ihn  wenigstens  zu  einem  Monopol  der  Zunft  zu  machen.  Als 
U84  die  KUrschnerzunft  in  einer  Eingabe  darüber  klagte,  dass  die  Viktualien- 
liändler  und  Bauern  durch  einen  förmlichen  Handel  mit  Lammsfellen  die  Waare 
vertheuerten  und  das  Gewerbe  schädigten,  ging  man  zwar  nicht  so  weit,  jede 


i,  Statut  der  WoilenzuDft  1.  c.  Freilich  konnte  diese  Eiiaubniss  zum  Kauf  französisch- 
englischer  Wolle,  der  dem  Gesetz  widersprach ,  nur  gegen  eine  Taxe  von  3  Gulden  für  den 
ballen  Wolle  ertheilt  werden.  Mit  solchen  Halbheiten  glaubte  man  die  Vertheuerung  der 
Wolle  verhüten  zu  köDOen.  -^  L'ebrigens  war  gewascbeae  Wolle  von  vornherein  vom  Verbote 
ausgenommen. 

i]  Ib.  d.  h.,  wie  das  Statut  sich  ausdrückt,  der  Fabrikant  kann  diese  Wolle  auch  von 
denjenigen  kaufen,  welche  dieselbe  im  Inland,  d.  h.  400  Miglien  im  Umkreis  der  Stadt  nur 
einmal  und  zwar  von  Einem  gekauft  haben,  der  die  Wolle  von  jenseits  dieser  Grenzi^ 
importirt  hat. 

3,  Statut  der  Seidenzunft  fol.  188.  —  Chi  realmente  ed  ib  veriti  ravranno  conducta  o 
(aUo  venire  dl  foori.  Der  K  a  u  f  ni  a n  n  musste  schwören ,  dass  er  diese  Artikel  direkt  aus 
ileni  Ausland  bezogen,  und  dass  kein  Zwischengesclitifl  vorgekommen!  Will  er  nicht 
M:hiȟren,  so  darf  kein  Fabrikant  von  ihm  kaufen. 

4)  Ib.  fol.  496.   Für  Karmoisin  jedoch  ist  das  Verbot  ausdrücklich  aufrecht  erhalten. 

*>)  -^  Ai  propra  mercatanti  o  artefici  i  quali  Toperassino  —  per  le  loro  proprie  botteghe 
0  trafTichi  in  fare  o  far  fare  aicuni  brochati  o  altri  lavori  nei  quali  in  verila  entrasse  detlo  oro 
e  •riento  o  veramente  lo  volessino  trafficare  e  mandare  di  fuori  della  jurisdictione  fiorcntina 
nercantilmeiite  per  finirio  secondo  l'uso de' mercatanti  enonperrivenderloinFirenze. 
Arcb.  Rif.  Provvisioni  (1476),  f.  78  (mit  4  70  gegen  83  Stimnben  beschlossen).  Cf.  Statut  der 
i^eidenzunft  Cod.  cit  fol.  286. 


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100  Die  Wirthsguaftspolitik  beb  plorrntinbb  Renaissance 

VermiUelung  zwischen  Gewerbetreibenden  und  SchafzUchtern  zu  beseitigen, 
scbeute  aber  doch  nicht  vor  der  gewaltsamen  Ausschliessung  der  natüriicben 
Vermittler  dieses  Verkehres  zurück;  indem  man  fortan  Allen ,  ausser  den  in  die 
KUrsohnerzunft  Immatrikulirten ,  den  Kauf  jener  Felle  behufs  Wiederverkauf 
untersagte  ^) .  Eine  Analogie  bietet  das  Statut  der  Schlosser,  welches  ursprüng- 
lich allerdings  ganz  allgemein  verbot ,  Kohlen  von  Einem  zu  kaufen ,  der  sie 
t  nicht  selbst  brennt  und  selbst  zu  Markte  bringt  2),  spater  aber  wenigstens  den 

I  Zunftgenossen  den  Kauf  zum  Wiederverkauf  gestattete,  wenn  auch  unter  der 

(Bedingung,  dass  sie  weder  in  der  Stadt  Florenz  noch  im  Umkreis  von  40Miglien 
zum  Wiederverkauf  Kohlen  kauften ,  noch  auch  dieselben  aufspeicherten ,  son- 
dern sofort  an  die  Genossen  wiederverkauften  ^j . 

Daneben  finden  sich  freilich  auch  wieder  ausdrückliche  Zeugnisse  fttr  die 
Freiheit  des  Handels  mit  Rohstoffen,  wie  z.  B.  die  Bestimmung  der  Statuten, 
dass  die  Schuhmacher  so  gut  wie  jeder  Andere  Gallapfel  und  Leder  kaufen  und 
verkaufen  können  ganz  nach  ihrem  Belieben  *),  Wenn  dieses  positive  Zeugniss 
auch  vereinzelt  ist,  so  beweist  doch  die  Thatsache,  dass  .der  Mehrzahl  der  Sta- 
tuten jenes  Verbot ,  zum  Wiederverkauf  zu  kaufen ,  fremd  geblieben  ist ,  zur 
Genüge,  dass  der  Gedanke,  der  demselben  zu  Grunde  lag,  weit  davon  entfernt 
war,  allgemeine  Geltung  zu  erlangen.  Erwägt  man  freilich  die  Bedeutung  der 
beiden  Industrieen ,  in  welche  er  vor  Allem  Eingang  fand ,  der  Wollen-  und 
Seidenmanufakturen ,  sowie  die  zustimmende  Haltung  der  staatlichen  Gesetz- 
gebung, so  erkennt  man,  dass  jene  Richtung  den  vorherrschenden  Anschauungen 
der  Zeit  entsprach.  Es  wird  daher  da,  wo  dieselbe  in  den  Statuten  nicht  zum 
Ausdruck  kommt,  kaum  eine  entgegengesetzte  freiheitliche  Strömung  anzuneh- 
men^), sondern  rein  praktische  Rücksichten,  insbesondere  die  Einsicht  der  Un- 
dnrchführbarkeit,  als  Motiv  vorauszusetzen  sein. 

Es  darf  nicht  vergessen  werden ,  dass  die  genannten  Einwirkungen  der 
Zunftgesetzgebung  auf  den  Handel  im  Grossen  und  Ganzen  nicht  sowohl  ein 
einseitiges  zünftiges  Interesse ,  sondern  allgemeine  Gesichtspunkte  zur  Voraus- 
setzung haben ,  welche  das  Interesse  der  Industrie  als  solcher  oder  des  Allge- 
meinen ins  Auge  fassten,  weshalb  wir  auch  ganz  in  derselben  Richtung  den 


4)  Statut  der  Kürftchner  Cod.  cit.  Verordnung  der  Approbatoren  von  1484. 

%)  Nisl  fuerit  rusticus  foretaneus  qui  carbones  consuetus  est  facere  et  vendere.  Cod.  eil. 
der  Schlosserstatuten,  fol.  i6  (13S9). 

8)  Zusatz  von  1858  Cod.  cit.  fol.  41. 

4)  Statuta  Flor.  (U45),  lib.  IV,  tract.  cit.  (consulum  artium  et  merc.)  ruh.  80,  ebenso 
schon  4S24  lib.  V,  77.    Cod.  cit.  der  Statuten. 

6)  Uebrigens  kann  der  Zwang  auch  vorbanden  sein ,  wo  er  nicht  erwtihnt  wird.  Weno 
z.  B.  die  Statuten  der  Caliinala  von  ähnlichen  Verboten  in  Bezug  auf  den  Handel  mit  den  für 
Färben,  Appretur  u.  s.  w.  der  ausländischen  Tttcher  nöthigen  Artikel  frei  sind,  so  mag  dies 
daran  liegen,  dass  es  nach  den  gegen  denselben  gerichteten  Statuten  der  Commune  und  der 
Wollenzunft  gar  nicht  nöthig  war,  das  Verbot  zu  wiederholen.  Zudem  t>eweist  das  aller- 
dings später  (4886)  wieder  aufgehobene  Verbot,  dass  die  Färber  keine  Scharlachbeeren  zum 
Wiederverkauf  kaufen  sollten  (ed.  Giudici  II,  cap.  6)  zur  Genüge,  dass  maa prinzipiell  auf 
demselben  Standpunkt  stand,  wie  jene  Statuten. 


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UND  DAS  PftlNZIP  DBft  VftKBHtSFftBIHBIT.  101 

Staat  tbttUg  sahen,  welcher  einseitigen  korporativen  Tendenten  gewiss  nicht 
gflnstig  war. 

Am  allerw^iigsien  konnten  engherzige  sUnftige  Gesichtspunkte  da  sich 
Bahn  brechen,  wo  sie  eine  Verminderung  der  Concurrenz  der  Producenlen 
herbeigeführt  htttten.  Dass  man  der  inländischen  Industrie  das  Mit  werben 
auf  dem  hauptstädtischen  Markte  nicht  versagt  hat,  spricht  allerdings  noch  nicht 
für  eine  besondere  Weilherzigkeit  dos  Florentiner  Zunftwesens,  da  dieselbe  ja 
denOrdnuBgen  der  hauptstädtischen  Zttnfte  unterworfen  und  darum  eine  zunft* 
gemässe  war,  also  nicht  gut  ausgeschlossen  werden  konnte  i) .  Allein  der  Staat, 
welcher  prinzipiell  jeder  Beschränkung  der  Zahl  der  Verkäufer  entgegenwirkte, 
weil  durch  dieselbe  die  Preise  der  Manutakturen  'erhöht  würden  >},  hat  noch 
einen  weiteren  Schritt  zu  Gunsten  der  Freiheit  gethan  und  es  als  allgemeinen 
Grundsatz  aufgestellt ,  dass  nicht  blos  den  Einheimischen ,  sondern  auch  dem 
Ausländer  der  Florentiner  Markt  offen  stehe,  also  dass  »jeder  —  Unter- 
than  oder  Fremder  —  nach  Distrikt  und  Stadt  jede  Waare  ein« 
fuhren  und  sie,  wo  er  will,  verkaufen  und  wieder  wegführen 
könne,  ohne  Einspruch  von  irgend  einer  Seite,  sei  es  einer 
Zunft  oder  Einzelner 3). 

Eine  prinzipielle  Anerkennung  der  Freiheit  enthält  dieser  Grundsatz 
natürlich  nicht;  er  schützt  den  Uandel  nur  dagegen,  dass  Corporation en  oder 
Private  sich  selbst  eines  Monopols  bemächtigten ^  und  schliesst  nicht  aus,  dass 
der  Staat  Privilegien  gewährte  und  im  allgemeinen  Interesse,  wie  er  es  ver- 
stand, die  weitgehendsten  Einschränkungen  zuliess^).  Ist  doch  sdion  ander 
Steile,  wo  jener  Grundsatz  zuerst  erscheint  —  um  die  Mitte  des  44.  Jahrhun- 
derts —  zu  Gunsten  der  Calimala  der  Handelsverkehr  mit  den  franiösisch- 
Oandrischen  Tüchern  ausgenommen^),  welche,  wenn  Nichtflorentinem  gehürig, 
in  Florenz  nicht  verkauft  werden  durften*);  und  die  jüngere  in  den  Statuten 


1)  Dies  war  auch  da  nicht  der  Falli  \^o  die  Pflicht,  »ich  förmlich  in  Florenz  zu  immatri- 
küliren,  nicht  bestand.  Cf.  Capitoli  di  Firenze  1,  63t,  wo  man  den  Schmieden ,  Schustern, 
Töpfern ,  Steinmetzen ,  Zimmerleuten  u.  s.  w.  der  Commune  Palagio  Fiorentino  bei  deren 
Einverleibung  in  die  Grafschaft  trotz  ihrer  ZunfUreiheit ,  die  allerdings  bloss  auf  29  Jahre 
zugestanden  wurde,  ausdrücklich  das  Recht  garaoUrte,  dam  alle  daselbst  fiabricirten  Waaren 
in  Florenz  verkauft  werden  konnten  (4402). 

3)  Vei^l.  Seite  49. 

3)  Statuta  (U45)  Hb.  IV,  Cod.  cit.  rubr.  32.  Cf.  Liber  legum  artis  lane.  Arch.  Rif.  Cod. 
cit.  fol.  6. 

Es  ist  eine  vereinzelte  Erscheinung,  dass  die  Zunft  der  Holzarbeiter  das  Recht  hatte,  von 
den  in  die  Stadt  eingeführten  Holzarbeiten  für  sich  eine  Steuer  von  45%  (s  Soldi  für  die 
Lira  des  Werthes)  zu  erheben.    Cod.  cit.  Nr.  4  des  Archivs  der  »legnaiuoli«,  fol.  4. 

4)  Staatsmonopole  sind  freilich  auf  dem  Gebiete  des  Handels  ebenso  Ausnahme, 
^ie  auf  dem  der  Industrie  (cf.  oben  Seite  99,  Anm.  2).  Zu  nennen  Ist  hier  nur  das  Salx- 
monopol,  welches  in  jener  Zeit  überhaupt  ganz  allgemein  war.  Statuta  Flor.  (4  446)  1.  V, 
tract.  HI,  r.  7. 

Ebenso  charakteristisch  ist  das  Fehlen  von  privilegirten  Handelsgesellschaften. 

5)  Dies  wird  ausdrücklich  als  ein  Privileg  dieser  Zunft  bezeichnet.  Liber  legum  artis 
lane  1.  c.  und  Statuta  Flor.  (4445)  1.  c. 

6}  Statuten  der  Calimala,  ed.  Giudici  II,  4,  p.  447, 


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102  Die  Wirtüschaftspolitik  drh  Florentiner  Renaissance 

von  1415  enthaltene  Formulirung  desselben  Satzes  fügt  —  entsprechend  dem 
wiederholt  beobachteten  Umsichgreifen  der  Prohibitionen  in  der  Industrie- 
poliiik  —  die  mit  dem  Jahre  1393  beginnenden  Verordnungen  gegen  die  Ein- 
führ nichtflorentinischer  Tücher  als  weitere  Ausnahme  hinzu  ^).  Hätten  die 
Statuten  am  Ende  der  Republik  noch  eine  neue  Redaktion  erhalten ,  so  hätten 
sie  Eingriffe  in  die  Freiheit  von  Ein-  und  Ausfuhr  in  noch  weit  grosserer  Aus- 
dehnung zu  verzeichnen  gehabt.  Sind  es  doch, die  Maassregeln  der  Schutz-  und 
Prohibitivpolitik,  an  welche  man  als  ein  Universalmittei  nicht  nur  da  appellirte, 
wo  es  galt,  ganz  neue  Gewerbszweige  einzufohren,  junge  unentwickelte  zu 
beleben ,  verfallende  wieder  emporzubringen ,  sondern  selbst  da ,  wo  man  zur 
Förderung  der  blühendsten,  entwickeltsten  und  keineswegs  auf  künstlichem 
Wege  grossgezogenen  Industrieen  von  Staatswegen  etwas  thun  zu  müssen 
glaubte. 

Diese  für  die  Verkehrsfreiheit  so  verhängnissvolle  handelspolitische  Rich- 
tung erscheint  schon  vMlig  ausgepriSgt  in  dem  Staatsbeschluss  von  1 423,  durch 
welchen  die  )>Gonsuln  des  Meeres«  mit  der  Aufgabe  betraut  wurden,  die  Gründe 
des  Verfalls  und  der  Blüthe  der  Industrie  zu  erforschen  und  Mittel  und  Wege 
zur  Einführung  der  im  Inland  nicht  betriebenen  Gewerbe,  so- 
wie zur  Erhaltung  und  Förderung  der  vorhandenen  ausfindig  zu  machen. 
Prohibitionen  in  Beziehung  auf  Ein-  und  Ausfuhr  sind  es,  welche  der 
Staat  vor  Allem  zur  Durchführung  dieser  umfassenden  Aufgabe  in  die  Kompe- 
tenz der  genannten  Behörde  stellt').  Der  Gedanke,  dass  dieselbe  vielmehr  Ent- 
fesselung des  Verkehrs  verlangen  könnte,  tritt  in  der  Vollmacht  so  sehr  zurück, 
dass  den  Gonsuln ,  obgleich  ihre  Verordnungen  ohnehin  der  Bestätigung  durch 
die  Signorie  bedurften,  ausdrücklich  die  Befugniss  abgesprochen  wurde,  die  so 
schwer  auf  dem  Handel  lastenden  Zölle  zu  vermindern  oder  zu  erniedrigen  ') . 
Die  Art  ynd  Weise ,  wie  man  ganz  absolut  und  allgemein  die  Forderung  hin- 
stellte, die  dem  Inland  fremden  Gewerbszweige  einzuführen,  bezeugt  deutlieh 
genug,  wie  sehr  man  sich  bereits  im  Fahrwasser  jener  modernen  Politik  befand, 
deren  Streben,  sich  von  den  Fabrikaten  des  Auslandes  möglichst  unabhängig 
zu  machen ,  in  allzugrosser  Verkennung  der  geographischen  Seite  der  Wirth- 
schaftspolitik,  die  wirthschaftlichen  Kräfte  des  Landes  oft  in  der  gewalt«amsten 
Weise  von  ihren  natürlichen  Entwicklungsbahnen  abgelenkt  hat. 

Die  ^xperimentOi  die  ipan  ip  Florenz  in  dieser  Richtung  gemacht  bat,  sind 


4)  statuta  Flor.  I.  o. 

i)  Diese  Competenz  wird  folgendermaassen  bezeichnet :  —  declarando ,  ordioando  pro- 
hibendo  in  totam  vel  in  partem  res  mercantias  et  bona,  quae  ad  ipsam  civitatem  et  territorium 
adduci  vel  transire  posaint  et  ad  quos  effectus  et  sub  qaibus  observantiis  penis  formis  cautelis, 
et  qnomodo  inde  ^  extrahi  debeant,  et  etiam  tllas  res  mercantias  et  bona,  q«ae  nuUo  modo 
ad  civitatem  et  territorium  adduci  possint  seu  per  ipsam  conduci  vel  transferri  directe  vel 
indirecte,  et  sub  quibus  penis  conditionibus  formis  et  prejudiciis.  Cod.  cit.  der  Ordini  del 
Gonsolato  della  nazione  Fiorentina  Arch.  Rif.  Classe  XI,  dist.  IV,  Nr.  77,  fol.  5.  Cf.  Prowisioni 
(44ta),  Nr.  «44,  fol.  494. 

8)  —  Non  possint  tamen  —  so  heisst  es  im  Text  der  »Prowisioni«  —  aliquam  gabellam 
vel  pedagium  scu  introitum  aliquem  comunis  Florentie  minuere  qooquo  modo. 


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tND  DAS  PrIRZIP  Mft  VEftKBHlSPRBIHElT.  \0^ 

für  die  Geschichle  der  Vorkehrsfreiheit  auseerordeollich  bedeutsam ,  weif  sie 
UDS  das  lehrreiche  Schauspiel  bieteD ,  wie  das  Fiasko ,  welches  man  mit  der 
kttnstlichen  Einbürgerung  mehrerer  Industrieen  machte,  die  Handelspolitik 
xwang,  nicht  nur  bei  späteren  Prohibitivmaassregeln  ein  Verfahren  einfeu- 
schlagen ,  welches  gegenüber  der  frühem  Ueberspannung  des  Zwangssystems 
einen  wichtigen  Fortschritt  bekundet,  sondern  auch  theilweise  wenigstens 
wieder  «ur  Verkehrsfreiheit  zurückkehren. 

Im  Anfang  ging  man  nämlich  auf  diesem  Gebiete  mit  einer  Art  von  jugend- 
lichem Ungestttm  vor.  »Wir  halten  es  für  gut«,  erklärten  die  Consuln  im  Jahre 
HM,  »dass  das,  was  Florent  jetzt  mit  grossen  Kosten  vom  Ausland  beziehen 
muss,  im  Lande  selbst  erzeugt  werde.  Wenn  wir  eine  Inhibition  eintreten 
lassen ,  so  werden  diese  Dinge  im  Lande  fabricirt  werden ;  Viele  werden  sich 
den  neu  erMOhenden  Gewerbszweigen  zuwenden,  und  die  Dürftigen  im  ganzen 
Lande  die  reichlichste  Nahrung  finden«  <).  —  Eine  ganze  Reihe  von  Fabrikaten 
wurde  zu  diesem  Zwecke  neben  den  herkömmlichen  Einfuhr-  und  Binnenzöllen 
mit  dem  exorbitanten  Schutzzoll  von  58 V2  Vo  belegt 3)  [15  Gulden  von  100 
Liren  des  Werthes;  nach  dem  damaligen  Curs  des  Goldguldens  «s  S^/^L,),  eine 
grössere  Zahl  sogar  mit  einem  solchen  von  105  %  (d.  h.  30  Gulden)').  Ja,  um 
sich  der  gehofllen  Wirkung  zu  versichern,  scheute  man,  selbst  auf  die  Gefahr 
hin,  dadurch  den  internationalen  Handelsverkehr  vom  eigenen  Lande  abzu- 
lenken, nicht  vor  dem  rigorosen  Schritt  zurück,  den  Transit  der  prohibirten 
Waaren  mit  einem  Zuschlag  von  372—^^72  Vo  ^^^  Werthes  zu  allen  Binnen- 
und  Durchgangszöllen  zu  belasten.  —  Dass  der  Erfolg  den  gehegten  Erwar- 
tungen nicht  entsprach,  geht  schon  aus  der  Erklärung  der  Leinen-  und  Schnitt- 
waarenbtfndler  von  1434  hervor,  wonach  zu  befürchten  stand,  dass  man  in 
Florenz  mehrere  der  bisher  aus  der  Lombardei  eingeführten  Zeuge  wie  Barchent, 
Berkan,  Kattun  u.  dergl.,  auf  die  Dauer  ganz  werde  entbehren  müssen,  obgleich 
der  Schutzoll  nach  derselben  Erklärung  bereits  viele  Fremde  nach  Florenz 
gelockt ,  die  wenigstens  einzelne  Gattungen  der  geschützten  Stoffe ,  bis  dahin 
allerdings  nur  schlecht,  fabricirten ^j .  Ein  ähnliches  Resultat,  wie  in  diesen 
Manufokturen ,  in  denen  noch  nach  einem  Jahrzehnt  mehrere  Zweige  trotz  des 


4)  —  Si  aliqua  inhibitio  induceretur »  multi  se  ad  ipsas  artes  administrandas  accomoda- 
bunt  ex  quibus  plurimam  pauperes  homines  civitatis  prefate  quam  ejus  comitatus  ei  districtus 
alirooDiam  recipieni.    Ordini  del  consolato  della  nazione  Fiorentina.   Cod.  cit.  fol.  24. 

2)  Die  geschützten  Artikel  »ind :  Halb^oIIenzeuge  jedert  Art,  Barchent ,  Kattun  ,  gewissd 
zur  Messerfabrikation  dienende  Artikel ,  Borden ,  gewisse  Armaturen ,  alle  Seidenstoff«  mit 
Ausnahme  von  Frauenschleiern,  und  einiges  andere,  selbst  Weine. 

3)  N&nilich  Sturmhauben  und  Helme  verschiedener  Art,  Stossdegen,  Taschenmesser, 
Messerscheiden,  Hirschftinger,  Eisen-  und  Broncewaaren  der  verschiedensten  Art,  insbeson- 
dere diejenigen  Eisenwaaren,  die  das  benachbarte  Lucca  fabricirie. 

Wenn  die  Consuln  in  demselben  Jahre  (ib.  fol.  33)  unter  Abänderung  des  Tarifs  die  Ein- 
fuhr von  Kardfitschen  mit  einem  Zoll  von  8  Liren  fürs  Paar  (Ausfuhr  t  Lire)  und  zugleich 
Draht  und  Eisen ,  woraus  Kardätschen  gemacht  wurden  ,  mit  einem  Ausfuhrzoll  von  4  Liren 
fürs  Pfand  belegten,  so  liegen  natürlich  auch  hier  die  schutxzdilnerischen  Motive  klar 
zu  Tage. 

4)  Slatuto  deir  arte  dei  rigattieri  e  pannaloli  Cod.  cit.  Nr.  5,  fol,  439, 


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104  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

ScButzes  ganz  brach  lagen ,  wird  hinsichtUcb  der  Waffenfabrikation  bezeugt. 
Dieselbe  halte  sich  noch  1432  so  wenig  auf  die  geschützten  Branchen  geworfen, 
dass  die  zünftigen  Waffenschmiede  selbst  und  zwar,  wie  geklagt  wird,  unter 
Umgehung  der  Zolle,  die  fremden  Waffen  in  Massen  einführten^). 

Wie  tief  man  jedoch  in  Florenz  überzeugt  war,  dass  die  eingeschlagene 
Richtung  am  Ende  doch  zum  Segen  führen  werde ,  dafür  liefert  die  Thatsache 
einen  sprechenden  Beweis,  dass  man  das  Publikum  fast  ein  balbes  Jahrhundert 
den  hohen  schutzzöUnerischen  Preis  fttrWaaren  fortbezahlen  Hess,  welche,  wie 
die  halbwollenen  Stoffe,  Wollborden  u.  dergl.,  in  diesem  langen  Zeitraum  in 
Florenz  nicht  einmal  zu  dem  Preis  fabricirt  werden  konnten,  zu  welchem  die 
auswärtigen  Artikel  derselben  Art  trotz  aller  Zölle  auf  den  inländischen  Markt 
kamen 2).  Erst  1472  hob  man  den  für  letztgenannte  Waaren  seit  1426  be- 
stehenden Schutzoll  auf,  nachdem  eine  Sachverständigenkommission  ihn 
als  undurchführbar  erklärt  hatte,  weil  die  zur  Fabrikation  nöthigen  Rohstoffe 
in  Florenz  viel  zu  theuer  oder  überhaupt  nur  schwer  zu  beschaffen  seien ,  die 
Fabrikate  also  stets  theurer  sein  würden,  als  die  ausländischen^). 

Ein  anderer  Versuch,  der  dahin  ging,  die  Erzeugung  von  Rohmaterial  für 
die  Industrie  im  Lande  selbst  durch  Prohibitivzölle  zu  fördern,  hatte  auch 
keinen  durchgreifenden  Erfolg.  Als  die  Alaungruben  Yolterras  die  Erwartung 
rege  machten,  dass  es  möglich  sein  würde,  allen  für  die  Tuchmanufakturen 
nöthigen  Alaun  im  Inlande  zu  erzeugen,  belegte  man  sowohl  die  Einfuhr  wie 
den  Transit  fremden  Alauns  mit  hohen  Zöllen ,  welche  Prohibitivzöllen  gleich 
kamen ,  da  die  ausgesprochene  Tendenz  die  war ,  die  Einfuhr  fremden  Alauns 
dadurch  ganz  zu  beseitigen^}.  Allein  kriegerische  Ereignisse,  welche  die  Zu- 
fuhr von  Volterra  aus  unmöglich  machten,  zwangen  1480  den  Staat,  der  Wollen- 
zunft die  Einfuhr  einer  bestimmten  Quantität  —  bis  zu  100,000  Pfund  —  unter 
Herstellung  der  früheren  Zölle  wieder  freizugeben^);  ein  Verfahren,  welches 
sich  wiederholte,  als  man  die  Erfahrung  machen  musste,  dass  die  Ausbeute  der 
Alaungruben  häufig  nicht  einmal  die  Kosten  deckte  und  den  Tuchmanufakturen 
verschiedene  Male  ein  fühlbarer  Mangel  drohte  (1483  und  1488)®).  In  letzterem 
Jahre  gab  man  der  Tuchmacherzunft  die  Alauneinfuhr  bis  zu  150,000  Pfund  auf 
drei  Jahre  für  den  alten  Zoll  frei;  und  da  man  dies  Privileg  bis  zum  Ende  der 
Republik  immer  wieder  —  noch  1528  auf  10  Jahre')  —  erneuerte,  so  war 
damit  die  Unhaltbarkeit  des  Schutzzolls  auf  die  Dauer  anerkannt,  nur  dass 
allerdings  die  Befreiung  von  demselben  nicht  dem  gesammten  Handelsland, 
sondern  einer  privilegirten  Corporation  zu  Gute  kam. 

Selbst  da  konnte  das  Schutzsystem  nicht  in  dem  Anfangs  beabsichtigten 
Umfang  aufrecht  erhalten  werden ,  wo  man  nicht  sowohl  neue  Gewerbszweige 
einführen,  als  vielmehr  die  bestehende  Industrie  nach  gewissen  Riehtungen 


«)  Statut  derselben  Cod.  cit.  fol.  44. 

t)  Arch.  Rit  Provvisioni  (U72),  fol.  59.        3)  Ib. 

4)  —  Solö  a  üae  che  non  ce  ne  fusse  condotto.  Liber  legum  artis  lane.  Cod.  cit.  fol.  449. 

5)  Ib.         6)  Ib.  und  fol.  15S. 

7)  Arch.  Rif.  Provvissioni  (1528)  Nr.  ü08,  fol.  60. 


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LND  DAS  Prinzip  der  Ybrilührsfreihbit.  105 

biD  ausbilden  oder  gar  nur  in  ihrem  bisherigen  Bestand  schützen  woUle.  Die 
beiden  leUteren  Gesichtspunkte  waren  für  diejenigen  Einfuhrbeschränkungen 
maassgebend,  welche  man  dem  Handel  zu  Gunsten  der  Tuchmanufakturen  auf- 
erlegte, denen  sich  überhaupt  die  staatliche  Prohibitivpolitik  vor  allen  andern 
Industrieen  zuwandte.  Wie  konnte  auch  das  Interesse  der  Konsumenten  in 
Frage  kommen ,  wenn  das  Staatswohl  geradezu  von  dem  Gedeihen  eben  jener 
JMaoafakturen  abhängig^)  und  zugleich  als  Generalmittel  zur  Erhaltung  des- 
selben die  Abscbliessung  gegen^das  Mitwerben  des  Auslandes  erschien ;  wenn 
die  Ueberzeugung  von  der  Nothwendigkeit  des  Schutzes  so  gross  war,  dass 
man  eine  Industrie,  die  über  Venedig  allein  16,000  Stück  Tuch  jährlich  nach 
der  Levante  exportirte  ^j ,  die  noch  am  Ende  des  45.  Jahrhunderts  allein  in  der 
Stadt  270  Fabriken  beschäftigte  ^)  und  wenigstens  noch  auf  den  Märkten  von 
Hom  und  den  Marken ,  von  Neapel ,  Sicilien ,  Constantinopel  und  der  ganzen 
Türkbi  siegreich  mit  dem  Ausland  zu  concurriren  vermochte,  durch  ein  bis 
zur  völligen  Absperrung  sich  steigerndes  Schutzsystem  des  verhältnissmässig 
so  beschränkten  einheimischen  Marktes  versichern  zu  müssen  glaubte?  In  der 
Zeit  der  höchsten  Blüthe  hatte  man  sich  mit  dem  natürlichen  Vorzug  begnügt, 
welche  die  dem  Handel  im  fiskalinischen  Interesse  auferlegten  Zölle  der  hei^ 
mischen  Produktion  vor  der  ausländischen  gewährten  ^) .  Später  hatte  man  aller- 
dings zu  einem  hoben  Schutzzoll  für  die  Einfuhr  fremder  Tücher  gegriffen^], 
aber  wenigstens  das  Bedürfniss  der  grossen  Masse  des  Volkes  berücksichtigt, 
indem  man  denselben  nicht  auf  die  aus  gröberer,  insbesondere  aus  italienischer 
Wolle  fabricirten  Tücher  ausdehnte.  Je  tiefer  nun  aber  der  Aufschwung  der 
ausländischen  Wollenindustrie,  welcher  den  italienischen  Manufakturen  wenig- 
stens in  Europa  die  wichtigsten  Absatzgebiete  zu  entziehen  begann ,  in  seinen 
Folgen  von  denselben  empfunden  wurde ,  desto  entschiedener  trat  die  Tendenz 
hervor,  das  Herabsteigen  von  der  früheren  Höhe  durch  künstliche  Mittel  abzu- 
wehren.   Verstärkt  wurde  diese  Richtung  noch  dadurch^  dass  in  Italien  selbst 


1)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (Nr  165]  4  473  fol.  112,  cf.  ib.  Balie  (Nr.  47]  1458  und  Über 
legum  artis  lane  Cod.  cit.  fol.  14. 

t)  er  den  Bericht  des  Dogen  Mocenigo  bei  Marino  Sanudo  (Muratori  SS.  II,  960). 

3)  Pagnioi  I.  c.  11,  65. 

4)  Von  Zunft  wegen  ist  allerdings  der  Versuch  der  Ausschliessung  des  Auslands  schon 
früher  gemacht.  Schon  in  den  Statuten  der  WoUenzunft  von  1888  (Cod.  cit.  11,  81}  wird 
darüber  geklagt ,  dass  der  von  Zunftangehörigen  selbst  lebhaft  betriebene  Verkauf  von 
nichtflorenUner  Tüchern  für  das  Gewerbe  von  grossem  Schaden  sei ,  und  daher  diesen 
wenigstens  jener  Handel  untersagt  (cf.  I42S,  IV,  8).  Doch  ^ar  dies  für  Niohtangehörige  der 
WoUenzunft,  sowie  für  auswärtige  Kaufleute  nicht  verbindliche  Verbot  wieder  sehr  dadurch 
beschrUnkt,  dass  die  wichtigsten  Tuchgattungen  ausgenommen  waren,  wie  die  Mallttnder  und 
alle  jene  grObern  Stoffe,  die  in  Massen  von  der  Bevölkerung  consumirt  wurden. 

5)  40ieser  Schutzzoll  betrug  5  Goldgulden  für  das  Stück  von  H  Ellen.  Statuta  Flor.  (4415), 
tract.  cit.  rub.  44.  Er  bestand  seit  1398 ,  cf.  Statuta  artis  lane  Cod.  cit.  Nr.  7  («4t8),  1.  111, 
r.  U  und  Liber  legum  artis  lane  fol.  404,  sowie  die  Einscliärfung  der  Prohtbitivgesetze  4  488 
ib.  fol.  4  48.  Der  Schutzzoll  traf  natürlich  nicht  die  »ultra montanischen«  Tücher,  die  aus 
Frankreich,  Brabanl  und  Flandern  nach  Florenz  eingeführt  wurden,  um  von  da  zum  grössten 
Theil  wieder ,  durch  Färben ,  Appretur  u.  s.  w.  verfeinert ,  nach  den  auswärtigen  Märkten 
versandt  zu  werden. 


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106  Die  Wirthschaftspoutik  dbk  PLORENTnim  Rinaissancb 

die  Concurrenz  auf  diesem  Gebiete  zwischen  den  einselnen  Staaten  eine  ganz 
allgemeine  geworden  war,  da  es,  wie  sich  ein  florentiner  Staatsbeschluss  von 
4458,  allerdings  etwas  hyperbolisch  ausdrückt,  kaum  noch  einen  Ort  gab,  wö 
man  «ich  nicht  auf  die  Tuchfabrikation  geworfen  hätte  ^) .  Da  an  Stelle  der  ver- 
lorenen sich  keine  neuen  Absatzgebiete  im  Auslande  eröffneten ,  steigerte  sich 
die  €oncurrenz  der  italienischen  Industriestaaten  auf  den  Märkten  des  Inlands, 
und  Florenz  stand  gewiss  nicht  allein  mit  seinen  stets  wiederkehrenden  Klagen 
wegen  der  Ueberschwemniung  des  Landes  mit  fremden  italienischen  Fabri- 
katen^). Die  Rückwirkung  dieser  Verhältnisse  auf  die  italienische  Handels- 
politik war  darum  auch  eine  allgemeine.  Allenthalben  suchte  man  wenigstens 
den  eigenen  Markt  für  sich  allein  zu  behaupten,  und  schon  um  die  Mitte 
des  15.  Jahrhunderts  hatte  es  Florenz  zu  beklagen,  dass  man  an  vielen  Orten 
seinen  Tüchern  die  Einfuhr  völlig  versagte^). 

So  folgte  es  nur  der  allgemeinen  Strömung  —  allerdings  gleich  in  der  radi- 
kalsten, schroffsten  Weise  —  als  es  1458  die  Einfuhr  aller  und  jeder  Fabrikate 
der  italienisohen  Tuchmanufakturen  ins  Florentiner  Gebiet  ohne  Ausnahme 
verbot,  nachdem  die  hohen  Schutzzölle  nur  einen  grossartigen  Schmuggel 
erzeugt  und  die  fremden  Stoffe  sich  in  Massen  zollfreien  Eingang  verschafll 
hatten.  Selbst  der  Transit  sollte  denselben  nirgends  ausser  über  Pisa  und 
Livomo  gestattet  sein^).  Es  ist  charakteristisch ,  dass  man  die  Prohibitionen 
stets  mit  der  Befürchtung  motivirte,  dass  ein  erfolgreiches  Mitwerben  des  Aus- 
landes auf  dem  heimischen  Markt  den  guten  Ruf  und  damit  die  Gonkurrenz- 
fähigkeit  der  florentiner  Industrie  auf  den  auswärtigen  Märkten  schädigen 
würde.  ))Welchen  Abbruch  muss  es  der  Ehre  und  Reputation  derselben  thun«, 
heisst  es  einmal,  »wenn  man  hört,  dass  in  einer  Stadt  wie  Florenz  nicht  so  viel 
Unternehmungsgeist  (industria)  besteht,  dass  man  daselbst  »perpignanem  Tücher 
fabricirt,  während  dieselben  doch  in  Italien  fast  allerwiirls  gemacht  werden«*); 
und  an  einer  andern  Stelle:  »Man  wird  im  Auslande  nicht  glauben,  dass  unsere 
Tücher  gut  seien ,  da  wir  selbst  uns  der  fremden  Stoffe  bedienen«*).  Neben 
diesem  Motiv  wird  immer  entschiedener  der  merkantil  istische  Gesichtspunkt 
geltend  gemacht  ?),  dass  es  sich  bei  der  Prohibitivpoiitik  zugleich  darum  handle, 


4 )  Arch.  Rif.  Libro  di  ordini  e  leggi  attenenti  all'  arte  della  lana  8opra  la  prohibizione  di 
panni  forestieri,  gesammelt  vom  Kanzler  der  Zunft  (4  602)  fol.  4. 

2)  Arch.  Rif.  Balte  U58,  Nr.  47. 

8)  Ib.  Allerdings  ist  das  Schutz-  und  Prohibitivsystem  in  Italien  schon  sehr  alt.  Man 
vergl.  nur  das  was  Affe  (storia  di  Parma  III,  325)  xum  Jahre  424  4  erztthlt;  damals  enthielt 
der  Schwur  des  Podestä  die  Verpflichtung,  nicht  bloss  Wollen-  und  Tuchhändler  zu  schützen, 
sondern  auch  alle  fremden  Waaren  dieses  Zweiges  wegzunehmen ,  zu  verbrennen  und  die 
Verkäufer  zu  bestrafen. 

4)  Selbst  Kleider  aus  nichtflorentinischem  Tuch  sind  prohibirt.  Nur  wer  über  tOMliglien 
weit  herkommt,  kann  die  verbotenen  Tücher,  soweit  er  sie  zu  Kleidern  des  eigenen  Bedarfs 
braucht ,  einführen.    Arch.  Rif.  Libro  di  ordini  e  leggi  atienenti  all'  arte  della  lana  etc.  I.  c 

6)  Arch.  Rif.  Prowisioni  4471,  Nr.  464,  fol.  458. 

6)  Arch.  Rif.  Balie  4  458,  Nr.  47. 

7)  Doch  sei  hier  gleich  bemerkt ,  dass  man  in  Florenz  nicht  soweit  ging ,  die  Gold-  und 
Silberausfuhr  zu  verbieten ,  wie  es  andere  Staaten  der  Zeit  getban  haben ,  z.  B.  Mailand  cf. 


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t'ND  DAS  PkINZIP  DIt  VBKKEaMFtEIHBlT.  107 

die  Ausfuhr  vonBaargeld  möglichst  zu  verhüten.  Man  berechnete  genau, 
wie  viel  MetalJgeld  dieses  oder  jenes  fremde  Fabrikat  dem  Lande  entführe^), 
and  hoffte,  v^'enn  man  durch  Einfuhrverbote  das  Geld  vor  dem  Abflussnach 
dem  Auslande  bewahrte,  im  Inland  die  Menge  an  Edelmetallen  zu  erhöhen  2). 

Was  nun  die  Prohibitionen  von  1458  betrifft,  so  waren  die  Erwartungen, 
die  sich  für  den  Aufschwung  der  Wollenindustrie  daran  knüpften,  keineswegs 
geringer  als  die,  welche  man  früher  bei  Schutzmaassregeln  zu  Gunsten  anderer 
Gewerbszweige  gehegt  hatte.  Dafür  zeugt  schon  die  Thatsache ,  dass  der  Staat 
dem  Tuchmachergewerbe  gewissermaassen  als  Entgelt  für  das  Monopol  auf  den 
inländischen  Markt  eine  Steuer  von  4000  Goldgulden  auferlegte^).  Allein  die 
Ernüchterung  und  dem  entsprechende  liberale  Reaction  erfolgte  hier  noch 
weit  rascher,  als  es  auf  anderen  Gebieten  der  Fall  war.  Schon  nach  zwei  Jahren 
—  1460  — sah  man  sich  gezwungen,  wenigstens  in  der  Landschaft  vonLivorno 
und  Pisa  die  billigern  fremden  Tuchsorten  (bis  zu  einer  Lira  die  Elle)  wieder 
zuzulassen ,  da  die  heimische  Industrie  der  dortigen  armen  Landbevölkerung 
keinen  Ersatz  zu  bieten  vermochte  *) .  Ja  noch  vor  Ablauf  des  »Jahrzehnts«  sah 
sich  die  Regierung  gezwungen,  selber  die  Gemeinschädlichkeit  jener  über- 
stürzten Prohibitivmaassregeln  anzuerkennen.  Allerdings  meinte  sie  in  einer 
Erklärung  von  1 466  &) ,  dass  jene  Verordnungen  von  1 458  »mit  guter  Ueber- 
legung  und  im  öffentlichen  Interesse«  ergangen  seien ,  fügt  aber  gleich  selbst 
hinzu,  dass  dieselbe,  wie  die  Erfahrung  gelehrt,  allgemeine  Unzufriedenheit 
im  Volke  erzeugt  hätten ,  weil  sich  ein  grosser  Mangel  an  den  zur  Bekleidun 
nöthigen  Stoffen  fühlbar  machte,  besonders  an  Tüchern  derjenigen  Gattungen, 
die  in  Florenz  gar  nicht  fabrlcirt  wurden ,  und  weil  jene ,  deren  Fabrikation 
Eingang  fand,  nicht  so  gut  und  brauchbar  waren,  wie  die  früher  aus  dem 
Ausland  eingeführten.  Diese  Einsicht  hatte  zur  Folge,  dass  fürs  ganze  Gebiet 
die  Einfuhr  jener  geringeren  Wollstoffe  wieder  gestattet  wurde,  nach  welchen 
Geschmack   und  Bedürfniss   der  Bevölkerung   gebieterisch"  verlangte*).     Zu 


Arch.  Panigarola  Cod.  E,  f.  H  («450)  u.  Cod.  F,  f.  83  (U67]  u.  f.  252  (U74).  Dagegen  richtete 
man  sich  gegen  die  »superflui  ornamenti«,  welche  hauptsächlich  an  dem  beklagten  Geldmangel 
des  Inlands  schuld  sein  sollten.  Sie  sollten  wie  z.  B.  4  472  Perpignaner  Tücher  nicht  im  In* 
land  verkauft  werden.    Liber  legum  artis  lane  f.  40. 

1)  Für  Perpignaner  Tücher  sollten  allein  40,000  Goldgulden  alljährlich  aus  dem  Lande 
gehen.   Arch.  Rif.  Prowisioni  (4473)  1.  c. 

2)  Ib.  cf.  die  für  die  herrschende  Strömung  bezeichnende  Eingabe  der  Mailänder 
Wollenzunft,  Arch.  Pan.  Cod.  G,  f.  48,  der  Herzog  möge  die  Einfuhr  fremder  Tücher  vcnr- 
bieten,  was  auch  geschah  4474.  Quasi  per  tutti ,  heisst  es  da  in  Uebereinstimmung  mit  einer 
Behauptung  der  Florentiner,  l'altre  cittä  e  terre  cotale  modo  se  osserva  de  non  potere 
retagliare  panoi  forasteri  quam  bonificare  quelle ,  et  anche  come  se  dice  esser  concesso  per 
Vostra  ill.  S.  ad  alcune  citade,  rtcordando  ad  Essa  che  servando  tele  modo  in  pocho  tempo 
creseeranno  le  intrate  ultra  modum  in  la  predicta  citade  di  Milano  considerando  la  maggiore 
quantitate  di  lane,  olio  e  sapone  e  motte  altre  cose  che  se  richiedeno  en  chal  dtcto  lavorerio 
de  la  lana. 

3)  Arch.  Rif.  Balie  4458,  Nr.  48. 

4)  Ltbro  di  ordini  etc.  della  lana  Cod.  cit.  fol.  5  der  Wollenzunfl  wurden  deshalb  4  000 
Gulden  von  den  4000  erlassen.   Balie  4466,  Nr.  48,  fol.  20. 

5)  Ib.         6)  Ib    (4  466). 


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108  Die  Wirthschaptspolitik  der  FLORBifTiiiBR  Renaissance 

Gunsten  einzelner  Landesiheile ,  die  dieses  oder  jenes  fremden  Stoffes  nicht 
entrathen  konnten,  musste  man  dann  später  die  Freiheit  auch  noch  auf  andere 
Stoffe  ausdehnen ,  wie  im  Jahre  i  480  auf  die  in  der  pisaner  Landschaft  all- 
gemein getragenen  lombardischen  Zeuge  ^) ,  wobei  man  freilich  für  das  übrige 
Staatsgebiet  das  Einfuhrverbot  aufrecht  erhielt. 

Die  allgemeine  Bedeutung  dieser  Erfahrungen  der  Prohibitivpolitik  liegt 
darin,  dass  in  der -zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  die  sanguinischen 
Hoffnungen  auf  einen  durch  möglichste  Absperrung  herbeizuführenden  in- 
dustriellen Aufschwung  einer  nüchterneren  Stimmung  Platz  machten,  die  sich 
in  der  bedeutsamen  Thatsache  äussert,  dass  man  später  bei  weitem  zurück- 
haltender und  überlegter  verführ,  wenn  neue  Prohibitionen  in  Frage  kamen« 
Die  Erfahrung ,  die  Lehrmeisterin  aller  Dinge ,  wie  sie  ein  floreniiner  Gesetz 
bezeichnet,  hatte  entschieden  klärend  auf  die  Handelspolitik  gewirkt.  Daher 
konnte  die  Stimme  des  Konsumenten  gegen  die  Ueberspannung  derselben  am 
Ende  doch  zum  Worte  kommen,  und  zwar  bei  weitem  mehr,  als  es  z.  B.  noch 
im  heutigen  •  Frankreich  gegenüber  künstlich  geschützten  Industrieen  der  FaU 
ist.  Wir  sehen,  wo  der  Schutz  nur  durch  dauernde  Opfer  des  konsumirenden 
Publikums  aufrecht  erhalten  werden  konnte  ^j,  hat  man  ihn  über  kurz  oder 
lang  wieder  aufgegeben  und  nur  dann  auf  ihn  zurückgegriffen,  wenn  die 
Voraussetzung  gerechtfertigt  schien,  dass  der  zu  schtHzende 
Gewerbszweig  in  Kurzem  fähig  sein  würde,  dieselben  Preise 
zu  ertragen,  wie  die  entsprechenden  ausländischen  Fabrikate,  , 

Charakteristisch  für  diesen  Fortschritt  ist  ein  Gesetz  von  4488.  Keines  der 
früheren,  doch  ganze  Reihen  von  Objekten  der  verschiedensten  Kategorieen  um- 
fassenden Prohibitivgesetze  ist  auch  nur  entfernt  so  gewissenhaft  motivirt,  wie 
dieses  Gesetz  von  4488,  durch  welches  doch  nur  die  Einfuhr  eines  einzigen 
Fabrikats  verboten  wurde,  einer  der  früher  prohibirten  aber  4466  wieder  frei 
gegebenen  Tuchsorten.  Eine  eingehende  technische  Untersuchung  ist  vorher- 
gegangen; die  von  mehreren  Fabrikanten  mit  der  Herstellung  dieses  Stoffes  in 
allen  Qualitäten  gemachten  Versuche  hatten  es  zur  Gewissheit  gemacht ,  dass 
die  inländische  Fabrikation  in  diesem  Punkte  es  der  ausländischen  nicht  nur 
leicht  gleichthun ,  sondern  dieselbe  auch  überflügeln  würde ,  ja ,  dass  sie  schon 
im  Anfang  fast  zu  denselben  Preisen  wie  das  Ausland ,  in  Kurzem  aber  ebenso 
wohlfeil  und  bei  grösserer  Ausdehnung  des  Betriebes  noch  billiger  würde  pro- 
duciren  können^).    Trotz  der  überzeugenden  Begründung  des  von  »weisen« 


1}  Arch.  Rif.  Provvisioni  (U80)  Nr.  17i,  fol.  17,  cf.  Ordini  del  consolato  etc.  Cod.  ctt. 
fol.  284. 

2]  Cf.  oben  Seite  404,  i^o  die  Möglichkeit,  den  gleichen  Preis  zu  erzielen 
Tvie  das  Ausland,  als  nothwendige  Voraussetzung  des  Schutzes  erscheint. 

8)  —  Facto  fare  piii  saggi  neir  uno  luogo  e  neu'  altro  (sc.  di  scto.  Martine  e  di  Gharbo) 
di  rascie  e  larghe  e  streite  e  fine  e  mediocri  e  grosse  si  trova  che  facilmente  fare  se  ne  paö 
nella  citta  tali  che  potranno  essere  a  paragone  colle  forestieri  e  ancora  vantaggiarie ;  e  quasi 
a  medesimi  prezzi  dare  si  potranno  in  questo  principio  e  in  breve  tempo  al  medesimo  e  aoche 
a  minore,  quando  piii  manifattori  a  tale  exercitio  e  a  tessere  et  ad  altro  si  saranno  addiricati. 

So  die  Vorstellungen  sachkundiger  Männer;  und  man  ist  der  Ansicht,  es  sei  zu  Ehr*  und 


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vifD  DAS  Prinzip  der  YRRKiaRsraBmiT.  109 

MstDnem  ^estelUen  Antrages,  entscbloss  man  sich  jedoch  zum  Erlass  des  Ein- 
fuhrverbotes erst  dann,  nachdem  man  auch  wieder  bezeichnend  fUr  den 
Charakter  der  ganzen  Wirthschaftspolitik  der  Zeit  —  das  Bedttrfniss  der  Kon- 
sumenten dadurch  befriedigt  zu  haben  glaubte,  dass  man  das  Tuchmacher- 
gewerhe  zur  Fabrikation  derjenigen  Quantität  des  zu  prohibirenden  Stoffes  von 
Staatswegen  verpflichtete,  welche  für  den  allgemeinen  Bedarf  hinreichend 
schien  (600  Stück  Tuch  fürs  erste  Jahr,  welche  von  der  Zunft  auf  die  einzelnen 
Tuchmacher  repariirt  werden  sollten) .  Und  trotz  aller  Garantieen  ging  am  Ende 
der  Beschluss  doch  nur  gegen  ziemlich  starke  Minoritäten  durch  ^). 

Auch  die  letzte ,  und  ausser  den  genannnten  einzige  Prohibition  aus  dem 
Ende  der  Epoche,  die  noch  zu  nennen  wäre,  bestätigt  die  hinsichtlich  der 
Tuchmanufakluren  gemachte  Beobachtung.  Als  man  im  Jahre  1505,  um  die 
herabgekommene  heimische  Gerberei  wiederzubeleben ,  die  Einfuhr  von  Leder 
verbot ,  nahm  man  nicht  nur ,  besonnener  als  ehedem ,  eine  ganze  Reihe  von 
Ledersorten  aus ,  sondern  verband  auch  mit  der  Fesselung  zugleich  eine  Be- 
freiung des  Handels,  indem  der  Fiskus  der  im  früheren  Stadium  der  Prohibitiv- 
politik  nach  dieser  Seite  hin  nicht  in  Mitleidenschaft  gezogen  sein  wollte,  die 
Einfuhrzölle  für  das  Rohmaterial  ermassigte  2).  Und  trotzdem  gelang  es  nicht, 
das  Einfuhrverbot  aufrecht  zu  erhalten ;  die  Lederpreise  hielten  sich  in  Folge 
desselben  auf  einer  Höhe,  welche  es  für  die  Industriepolitik  von  dem  oben 
charakterisirten  Gesichtspunkt  aus  zu  einer  Nothwendigkeit  machten ,  die 
Ledereinführ  wieder  freizugeben  [4528)'). 

So  viel  ich  sehe,   ist  damit  der  Kreis  der  Fabrikate  geschlossen,   deren 

Nutzen  der  Stadt  und  zum  Vortheil  der  armen  Handwerker  dieses  Gewerbes,  wenn  man  eine 
Verordnung  mache  »che  Tarte  della  lana  in  questo  membro  sallarghi  e  taute  ne  faccia  che 
sieno  a  sufficienza  delf  universale;  cognoscendo  questo  iion  potersi  fare  se  non 
prohibendo  le  forestiere  e  strignendo  Tarte  a  farne  in  sufficienza,  segui- 
tando  ii  consiglio  dei  savi,  inducti  a  questo  maxime  per  la  experientia  de  perpignani  (einer 
früher  prohibirten  Tuchgattung).  Arch.  Rif.  Provvisioni  (4487  stil  flor.)  Nr.  479,  fol.  464. 
Auch  hier  wird  gleich  am  Anfang  betont,  dass  alljährlich  viele  Tausende  von  Goldgulden 
durch  diese  Stoflfe  aus  dem  Lande  gingen.    Cf.  Liber  legum  etc.  fol.  458. 

4)  Im  Consiglio  del  popolo  mit  472  gegen  76;  in  dem  der  Commune  mit  4  49  gegen  60 ; 
und  im  Consiglio  del  cento  mit  78  gegen  88.  L.  c.  AVer  doch  die  MoUve  dieser  Minoritäten 
kennte I    Sollten  es  blos  Interessenten  gewesen  sein  ? 

2)  Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  497,  fol.  4. 

8)  Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  208,  fol.  54.  Allerdings  glaubte  man  zum  Schutze  der 
pisaner  Gerbereien,  welche  die  staatliche  Fürsorge,  wie  wir  sahen,  besonders  in  Anspruch 
nahmen ,  die  Ausnahme  machen  zu  müssen ,  dass  Häute,  die  innerhalb  400  Miglien  von  Pisa 
gegerbt  waren,  nicht  zur  See  eingeführt  werden  durften,  und  wenn  dies  an  Orten  geschehen, 
die  unter  60  Miglien  entfernt  waren,  auch  nicht  zu  Lande.  —  Wenn  auch  der  Beschluss  von 
4  588  zunächst  nur  für  3  Jahre  gelten  sollte,  so  ist  er  doch  bedeutungsvoll  genug.  Charakter- 
istisch ist  darin  schon  die  Scheu  vor  dem  Gedanken  an  den  Gewinn,  welcher  aus  der  Wieder- 
freigabe der  Einfuhr  den  Nachbarlanden  erwachsen  werde.  Man  will  nicht ,  dass  derselbe 
grösser  sei ,  als  gegenwärtig ,  also  unter  der  Herrschaft  des  Verbotes.  Wie  das  freilich  zu 
erreichen,  ist  nicht  ersichtlich.  »Non  dando  pero  —  ai  vicini  del  dominio  fiorentino  piü  gua- 
dagno  che  abbino  al  presente«.  Charakteristisch  ist  femer  die  Vorberathung  in  einer  Com- 
mission  »seguitando  eziandio  in  ci6  il  parere  di  molti  savi  e  pratichi  cittadini  al  examinare 
tale  cosa  deputati«  provvidono  etc. 


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HO  Die  WlRTRSCBAFTilPOLITIK  DER  PLOftBNTfNIII  RlNAISSAIfCE 

Erzeugung  man  durch  hohe  Einfuhrzölle  oder  Einfuhrverbote  schützen  zu  müssen 
glaubte ;  für  die  Mehrzahl  der  Gewerbe  waren  offenbar  die  Motive  nicht  maaas- 
gebend,  welche  in  den  genannten  Zweigen  das  Prohibitivsystem  zur  Geltung 
brachten.  Unter  letzteren  ist  es  wieder  die  für  den  Export  arbeitende  Gross- 
industrie  der  Tuch-  und  Seidenmanufakturen ,  welche  in  erster  Linie  und  im 
weitesten  Umfange  vom  Schutzsystem  beherrscht  erscheint ;  auf  das  mehr  dem 
heinisehen  Bedarf  dienende  Handwerk  hat  es  eigentlich  nur  da  Anwendung 
gefunden,  wo  es  galt,  dasselbe  zur  Erzeugung  ihm  bisher  fremder  Fabrikate  zu 
ermuntern  oder  heruntergekommenen  Gewerbszweigen  wieder  aufzuhelfen. 
Man  brauchte  allerdings  nicht  auf  künstliche  Stützen  zu  denken  bei  einem 
Handwerk,  dem  die  Bedürfnisse  einer  Zeit,  wie  es  die  mediceische  Glanzepoche 
war,  immer  neue  Nahrung  zuführten  und  dem  das  herrschende  Steuersystem 
mit  seiner  fiskalinischen  Ausbeutung  des  Handelsverkehrs  auf  dem  inländischen 
Markte  vor  den  fremden  Fabrikaten  ohnehin  zu  Gute  kam.  Ebenso  wenig  sollte 
man  freilich  einen  Schutz  auf  dem  Gebiete  der  Seidenindustrie  erwarten,  welche 
gerade  im  45.  Jahrhundert  den  Höhepunkt  ihrer  Blütbe  erreichte  und  siegreieb 
dem  Florentiner  Gewerbfleiss  die  Märkte  zurückgewann,  welche  die  Tuchtnanu'- 
fakturen  eingebüsst  hatten.  Trotzdem  ist  diese  grossartige  und  gewiss  mebt 
künstlich  grossgezogene  Industrie  immerdar  unter  dem  Schutz  der  Prohibitiv- 
HMSssregeln  von  4426  geblieben.  Man  darf  eben  nicht  vergessen,  dass  in  der 
Gesetzgebung  gerade  die  Grossindustriellen  leicht  den  Ausschlag  geben  konnten, 
da  sie  über  die  angesehensten  der  obern  Zünfte  verfügten  und  die  geringe 
Stimmenzahl ,  die  den  Handwerkerzünften  zu  Gebote  stand ,  kaum  mehr  in  Be- 
tracht kam,  wenn  die  Mehrheit  der  »Arti  maggiori«  einig  war.  Schon  die  allge- 
meinen Verfassungsverhältnisse  trugen  dazu  bei,  dass  einseitige  Gesichtspunkte 
der  industriellen  Kreise  sich  leichter  Eingang  verschafften,  zumal  wenn  die 
höchste  Ausbildung  gerade  dieser  oder  jener  Industrie  als  eine  nationale  Auf- 
gabe hingestellt  wurde ,  wie  es  in  Florenz  bei  den  Wollen-  und  Seidenmanu- 
fakturen der  Fall  war,  deren  Zustand  geradezu  als  Maassstab  für  die  Hübe  der 
industriellen  Blüthe  überhaupt  betrachtet  wurde. 

Immerhin  erscheint  das  Schutz-  und  Prohibitivsystem,  wenn  man  die  Zahl 
der  gescI^ützleA  Gewerbszweige  in  Betracht  zieht,  als  eine  Ausnahme  ^).  Gegen- 
über den  meisten  Gewerben  nahm  doch  die  Industriepolitik  einen  freieren 
Standpunkt  ein,  der  durch  nichts  besser  ctiarakterisirt  wird,  als  durch  die 
Tbaisache,  dass  bei  eiuer  harten  Krisis,  welche  das  übermächtige  Auftreten 
der  fremden  Conkurrenz  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  tiber  den  Detailhandel 
mit  den  inländischen  Gewerbserzeugnissen  gebracht  hatte,  nicht  einmal  die 
Interessenten   von   der  Regierung    eine   Ausschliessung  oder   Fesselung   der 


4)  Anderwärts  wie  z.  B.  in  Venedig  scheint  das  Schutzsystem  eine  weitere  Ausdehnung 
erfahren  zu  Haben.  Man  vergl.  nur  das  Statuto  dei  scarpellini  (U6R)  Sagredo  I.  c.  390,  wo 
es  beisM:  Bereits  hat  der  Staat  im  Interesse  vieler  Gewerbe  zugestanden,  das  fremde 
Fabrikate  nieht  mehr  eingeführt  werden  dürfen,  weshalb  diese  wieder  aufzublühen  begannen 
und  tüglich  mehr  zunahmen.  Die  Steinmetzen  erbitten  und  erhalten  dasselbe  Terbot  ftir  ihr 
Gewerbe  zugestanden. 


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l'ND  DAS  PftINCIP  DBt  YBUBIfttttBIlBIT.  111 

fremden  Gonkurrenz  veriangten,  sondern  nur  das  Eine,  dass  aueh  die  auswärtigen 
Händler  an  den  dffeniUcben  Lasten  beiheiiigl  werden  sotlien,  die  bisher,  aUiu 
einseitig  auf  dem  heimischen  Gewerbsfleiss  ruhend,  denselben  die  Conkurrenz 
mit  den  fremden  Fabrikaten  unmöglich  machten.  Wir  erfahren  dies  aus  eitteoi 
jener  bisher  so  wenig  beachteten  Flugschriftartigen  Memoiren  in  der  Volks- 
spraehe,  motivirte  Eingaben  an  die  Regierungskttrper,  .aus  den  Kreisen  der  In- 
teressenten oder  Sachverständigen  hervorgegangen ,  die  ihrem  ganzen  liihati 
Dach,  oft  auch  wörtlich  dem  Text  der  Staatsbeschlttsse  einverleibt  wurden, 
wenn  ihre  Gesichtspunkte  die  Zustimmung  der  gesetzgebenden  Gewalten  er- 
hielten. Als  »testi  di  lingua«,  weiche  die  lebendige  Sprache  des  Volkes  selbst 
zu  uns  reden ,  wttrdig ,  auch  von  der  Grusca  beachtet  zu  werden ,  sind  sie  zu- 
gleich eine  Quelle  ersten  Ranges  für  die  Erkenntniss  der  nationalokonomischen 
ZusUnde  und  Anschauungen  der  Zeit.  Da  tritt  der  Kaufmann  und  Handwerker 
selbst  auf  die  Bühne ,  wir  sehen  ihn  den  seine  ThUtigkeit  störenden  Eraehei- 
nungen  forschend  nachgehen,  liber  ihre  Bedeutung  für  sein  Gewetbe  wie  ftlr 
das  Allgemeine  reflektiren  und  dureh  die  umfassenden  Gesichtspunkte  seiner 
Beweisführung  den  staatlichen  Arm  zu  ihrer  Bekämpfung  gewinnen. 

Das  genannte  y  fttr  die  Frage  der  Verkehrsfreibeit  so  bedeutungsvolle 
Pamphlet  ist  aus  dem  Jahre  U54  ^].  Es  weist  darauf  hin,  wie  damals  in  den 
Absatzverhältnissen  der  heimischen  Gewerbe  durch  eine  schon  an  die  zwanzig 
Jahre  ganz  systematisch  betriebene  Einfuhr  fremder  Fabrikate  eine  grosse 
Störung  eingetreten  sei.  Die  fremden  Händler  —  einige  Hundert  —  hätten  die 
ganze  Grafischaft  förmlich  unter  sich  getheilt,  damit  keiner  dem  andern  ins 
Gehege  käme.  Der  Gewinn,  den  sie  alljährlich  nach  Hause  brachten,  belaufe 
sich  auf  30,000  Goldgulden,  so  dass  sie  bald  das  Land  von  Geld  entblössen 
wllrden  (!  ?).  Zugleich  wttssten  sie  ihre  Waaren  zum  Schaden  des  Fiskus^  ohne 
Zölle  zu  zahlen,  einzuschmuggeln.  Der  Werth  der  Waaren,  die  sie  in  Florenz 
kauften,  gewisserinaassen  um  den  Import  ihrer  Fabrikate  zu  »entschuldigen«, 
beliefe  sich  auf  keine  500  Gulden.  Der  inlitndische  Detailhandel  k^nne  nich4 
mit  ihnen  konkurriren,  weil  seine  Waaren  einen  doppelten  Zoll  zu  zahlen 
hätten ,  zuerst  bei  der  Einfuhr  in  die  Stadt  Florenz  und  dann  bei  der  Ausfuhr. 
Dazu  kämen  die  Kosten  der  Miethbuden  und  des  Personals^  die  »Schatzunga 
(estimo)  und  andere  Staatssteuern.  In  Folge  dessen  hätten  in  der  Gnifsdiaf»  an 
die  3#0  Geschäfte  geschlossen  werden  müssen ,  was  neben  der  grossen  Kala- 
mität für  Handel  und  Gewerbe  für  den  Staat  einen  jährlichen  Sleuerausfall  von 
6000  Gulden  bedeute.  Trotz  dieser  in  so  dUstem  Farben  geschilderten  Zastände 
war  man  weit  davon  entfernt,  die  Maassregeln  der  Prohibitivpolitik  zur  Anwen- 
dung zu  bringen.  Man  beschränkte  sich  darauf,  die  Chancen  zwischen  inlän- 
dischen und  fremden  Verkäufern  gleichmässiger  zu  vertbeilen.  Darum  blieb 
die  Einfuhr  der  fremden  Fabrikate  wie  der  Handel  im  Grossen  so  ungestört  wie 
zuvor,  nur  der  Detailverkauf  in  Grafschaft  und  Distrikt  von  Seiten  der  fremden 
Handelsleute  wurde  davon    abhängig  gemacht,    dass  auch  Letztere    an  den 


«)  Arcb.  Rif.  Prowisioiii  Nr.  446,  fol.  63,  cf.  Appendix,  Bmlage  4. 


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1  12  Die  WlRTHSCHAFTSPOLlTIK  JOKR  PLORBNTINKR   RENAISSANCE 

inländischen  Steuern  parlicipirU^n.  Uehrigons  scheinen  es  auch  hier  nur  die 
wohlfeilem  Arlikel  gewesen  2U  sein,  in  welchen  die  Conkurrenz  des  Auslandes 
geführlich  war;  denn  der  Verkauf  alier  der  Waaren,  deren  Preis  eine  gewisse 
Höhe  überstieg  (5  Lire),  sollte  steuerfrei  bleiben.  Doch  sind  auch  mehrere 
Artikel  unter  diesem  Werth  ausgenommen,  ebenso  die  Fremden,  weiche  min- 
destens 20  Jahre  im  Inland  ansässig  und  mit  einer  Florentinerin  verheirathet 
waren  *) . 

Was  die  Ausfuhr  betrißl,  so  vertheilte  sich  Freiheit  und  Gebundenheit 
des  Handels  hier  ganz  in  derselben  Weise,  wie  bei  der  Regelung  der  Einfuhr. 
Es  sind  dieselben  Industrieen,  welche  von  der  für  die  Mehrzahl  der  Gewerbe 
bestehenden  ungehinderten  Ausfuhr  der  Rohstofl'e  und  Werkzeuge  eine  Aus- 
nahme machten;  es  ist  dieselbe  Tendenz  der  geschichtlichen  Entwiekelung, 
welche  sich  auch  hier  in  einer  steigenden  Ausbildung  des  Zwanges  kundgiebt. 
Nur  insofern  besteht  ein  Unterschied,  dass  —  mit  einer  einzigen  Ausnahme  — 
ein  Herabsteigen  von  dem  Niveau,  welches  die  Prohibiiivpolitik  hier  einmal 
erreichte,  eine  wenn  auch  nur  theilweise  Rückkehr  zu  freierer  Bewegung  hier 
nicht  zu  bemerken  ist. 

Von  dem  schon  in  den  älteren  Statuten  ausgesprochenen  Verbot  der  Aus- 
fuhr aller  den  Tuchmanufakturen  dienenden  Waaren  und  Werkzeuge  aus  dem 
Staatsgebiete  3)  war  ausdrücklich  der  Transitverkehr  befreit ').  Allerdings  war 
von  dieser  Freiheit  der  Hauptnahrungsstoff  der  Florenliner  Tuchfabrikation,  die 
französisch-englische  Wolle,  ausdrücklich  ausgenommen^),  jedoch  die  Wieder- 
ausfuhr auch  dieser  fremden  Wolle  nicht  völlig  versagt ,  sondern  von  einer  mit 
Zweidrittelmajorität  ausgesprochenen  Erlaubniss  der  Consuln  der  Tuchmacher- 
zunft abhängig  gemacht^].  Dem  Kaufmann,  der  sich  in  Folge  ungünstiger  Ab- 
Satzverhältnisse  veranlasst  sah ,  die  in  Florenz  importirte  Wolle  wieder  nach 


4)  Erst  als  es  sich  zeigte,  dass  das  Gesetz  von  4454  nicht  durchführbar  war,  weil  sich 
der  Gewerbebetrieb  im  Umherziehen,  wie  er  von  den  fremden  Händlern  ausgeübt  wurde,  den 
Zöllen  und  Steuern  zu  entziehen  wusste,  da  modificirte  man  das  Gesetz  dahin,  dass  man  den 
Ausländern  diesen  Betrieb  nur  noch  an  den  hergebrachten  Messen  und  Märkten  des  Landes 
gestattete.  Wenn  man  gleichzeitig  den  nach  Messen  und  Märkten  geführten  Waaren  die 
übliche  Zollfreiheit  für  Ein-  und  Ausfuhr  entzog,  so  galt  dies  nicht  etwa  bloss  für  die 
Fremden,  sondern  für  Alle.  Arch.  Rif.  Provvisioni  (4  47»)  Nr.  467,  fol.  4  46.  Nur  in  Pisa, 
seinen  Borghi  und  Sobborghi  sollte  dieser  Gewerbebetrieb  zu  jeder  Zeit  zulässig  sein,  «perche 
essendo  luogo  di  marina  b  bene  sia  libero«. 

2)  4Si4  florentiner  Statut  abgedruckt  bei  Bonaini  Slatuti  Pisani  III,  7Ö4.  Cf.  Statuti  delV 
arte  della  lane  Cod.  cit.  Nr.  7  (4833),  II,  6.  Statut  des  Podestä  v.  4855.  Cod.  cit.  III,  192. 
Skatuta  Flor.  (4  445)  1.  IV  tract.  cit.  rub.  46  und  472. 

8)  Derselbe  war  freilich  für  mehrere  Artikel ,  wie  Draht  zur  Kardätschenfabrikation  und 
Wollkämmen,  mit  höhern  Zöllen  belegt.    Liber  legum  artis  lane  Cod.  cit.  foL  97  (44S6). 

4)  Quilibet  extrahere  volens  lanas  pro  quibus  soluta  esset  gabella  Communis  Florentie 
pro  tran:»itu  seu  »per  lo  terzo«  —  exceptis  lanis  f  r  a  neigen  is  et  seuanglicis  —  de 
civitate  coroitata  vel  districtu  Flor.,  possit  et  sibi  Uceat  etiam  sine  licentia.  Ib. 

5)  Statuten  der  Wollenzunft  Cod.  cit.  Nr.  7  (4428),  IV,  4.  Immerhin  nahm  man  in  Florenz 
einen  freieren  Standpunkt  ein  als  anderwärts  z.  B.  in  Mailand,  wo  man  nicht  nur  die  Aus- 
fuhr von  Färberwaid,  sondern  selbst  den  Transport  von  Bezirk  zu  Bezirk,  ja  von  Ort  zu  Ort 
von  obrigkeitlicher  Erlaubniss  abhängig  machte.    Archivio  Panigarola  Cod.  D  (4  448),  fol.  45. 


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t'ND  DAS  Prinzip  der  Vsrkehrsprbihbit.  113 

anderen  Märkten  auszuführen,  war  allerdings  nicht  viel  damit  gedient,  dass  man 
ihm  dies  erst  nach  einem  zustimmenden  Volum  der  Abnehmer  zugestand.  Doch 
mochte  er  selbst  diesen  Zustand,  der  die  Freiheit  des  Handels  der  Diskretion 
der  Fabrikanten  anheimstellte,  immer  noch  dem  seit  4444  gellenden  Recht  vor- 
ziehen ,  welches  die  Wiederausfuhr  aller  ins  Staatsgebiet  eingeführten  Materia- 
lien des  Wollengewerbes  absolut  verbot  ^) .  Ob  davon  auch  die  Waaren  betroffen 
wurden,  welche  nur  für  den  Transit  bestimmt  waren,  geht  aus  dem  Gesetz 
von  4444  nicht  hervor.  Wenn  Letzteres  auch  bei  der  französisch -englischen 
Wolle  der  Fall  war,  so  dürfte  man  doch  schon  im  Interesse  der  Zollverwaltung 
Bedenken  getragen  haben,  die  für  diese  Wolle  inderThat  durchgeführte  völlige 
Beseitigung  des  Transitverkehrs  auf  die  ganze  Reihe  der  den  Tuchmanuiakturen 
dienenden  Artikel  auszudehnen.  Dass  die  Prohibitivpolitik  auch  diesen  Verkehr 
nicht  schonte,  haben  wir  zu  Genüge  gesehen;  dass  sie  ihn  aber  absolut  verbot, 
wie  den  Transit  der  genannten  Wolle ,  ist  schon  darum  als  eine  vereinzelte 
Ausnahme  zu  betrachten ,  weil  sich  nicht  einmal  hier ,  wo  man  sich  am  wenig- 
sten zu  Goncesstonen  an  die  Verkehrsfreiheit  entschliessen  konnte ,  das  Verbot 
des  Transits  auf  die  Dauer  zu  behaupten  vermochte^).  Auch  die  Seidenwürmer 
und  Maulbeerblatter,  mochten  sie  im  Inland  erzeugt  oder  importirt  sein,  durf- 
ten nicht  aus  dem  Staatsgebiet  ausgeführt  werden,  und  doch  stand  ihrem  Transit 
uidits  im  Wege  ^) .  Bei  einer  spätem  Prohibitivmaassregel  zu  Gunsten  der  Ger- 
berei trat  das  Interesse  des  Fiskus,  welches  hier  zu  Gunsten  der  Freiheit  ge- 
wirkt hat,  so  sehr  hervor,  dass,  abgesehen  von  den  zur  Gerberei  nöthigen 
Artikeln  '*),  nur  die  Ausfuhr  der  Haute  der  im  Inland  geschlachteten  Thiere,  aber 
nicht  der  importirten  verboten  wurde^  mit  Rücksicht,  wie  es  ausdrücklich  heisst, 
auf  die  Zölle^).  Dieser  Rücksicht  war  es  ohne  Zweifel  zum  guten  Theil  zu  ver- 
danken ,  dass  die  Ausfuhrverbote  zu  Gunsten  des  heimischen  Gewerbsfleisses 
keine  grössere  Ausdehnung  erfuhren,  dass  die,  wie  ein  Statut  der  Schmiede 
beweist  ^) ,  auch  in  Handwerkskreisen  vorhandenen  Strömungen  gegen  die 
Verkehrsfreiheit  in  diesem  Punkte  nicht  mehr  zum  W^orte  gekommen  sind. 


4)  Liber  legum  artis  lane  Cod.  cit.  fol.  34. 

%)  Vergl.  unten  Seite  4  47. 

In  Beziehung  auf  e n  g I  i s c h  e  Wolle  trat  si>äter  durch  den  Vertrag  von  4489  mit  Eng- 
land eine  Aenderung  ein,  soweit  dies  nicht  schon  früher  geschehen.  Nach  demselben  hörte 
der  Import  englischer  Wolle  durch  florentiner  Kaufleute  ganz  auf,  indem  denselben  die  Eng* 
Ifinder  selbst  ausschliesslich  in  die  Hand  nahmen ,  wofür  »ie  sich  verpflichteten ,  englische 
Wolle  nur  nach  Florenz  zu  bringen,  und  zwar  soviel  wie  zumConsum  der  florentiner  Fabriken 
und  dem  aller  anderen  italienischen  Städte  nöthig  sei;  ausgenommen  Venedig ,  wo  jedoch  die 
englische  Einfuhr  600  Sacke  nicht  übersteigen  sollte.  Indem  dadurch  Florenz  für  englische 
Wolle  der  Markt  für  ganz  Italien  werden  sollte,  fielen  natürlich  die  letzten  Fesseln  der  Wieder- 
ausfuhr weg.    Vergl.  Pagninl:  della  decima  II,  94. 

3)  Statuten  der  Seidenzunft  Cod.  cit.  (4463),  fol.  236  und  867. 

4)  Wenn  diesen  ganz  im  Allgemeinen  die  Ausfuhr  versagt  wird,  so  trifft  dies  natürlich 
nicht  nothwendig  auch  den  Transit,  der  hier  offenbar  nicht  angetastet  ist. 

5)  Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  208,  fol.  49  (4544). 

6)  Stauto  di  fabbri  Cod.  cit.  Nr.  4,  r.  80.  Wozu  hliUe  es  auch  führen  müssen,  wenn 
das  Vorgehen  der  Schmiede  allgemeinere  Nachahmung  gefunden  hätte?  wenn  Statuten  in 

P61ilmanii,  WirtliBcbaftapolitik.  8 


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114  Dir  Wirthsghaftspolilik  der  Florentiner  Renaissane 

Der  Fiskus  war  ja  in  Florenz  bei  aller  und  jeder  Aus-  und  Einfuhr  be- 
theiligt, da  es  fast  kein  Objekt  des  Handels  gab,  welches  nicht  den  Zöllen 
unterworfen  gewesen  wäre.  Der  fiskalinische  Standpunkt  machte  sich  dem 
Handelsverkehr  gegenüber  um  so  mehr  geltend ,  als  ja  die  indirekten  Steuern 
die  Grundlage  des  ganzen  Steuersystems  bildeten,  und  unter  diesen  wieder  die 
Zölle  bei  Weitem  die  Mehrzahl  ausmachten. 

Der  allumfassende  Charakter  des  Zolltarifs^]  kann  durch  nichts  besser 
veranschaulicht  werden ,  als  durch  Aufzahlung  derjenigen  Objekte ,  auf  welche 
allein  die  Zollfreiheit  der  Einfuhr  in  die  Stadt  Florenz  und  der  Ausfuhr  be- 
schrankt war  2).  Alles,  was  fttr  die  Kriegszwecke  der  Commune  bestimmt  ist, 
was  Soldaten,  Bürgern  im  Dienst  der  Commune,  sowie  den  von  auswärts  beru- 
fenen obersten  Beamten  des  Staats  und  den  fremden  Gesandten  gehört,  Leinen- 
und  Wollenstoffe,  welche  Bürger  oder  Bauern  von  der  Stadt  nach  der  Grafschaft 
und  umgekehrt  zum  Waschen  schicken,  alte  Gegenstände  der  häuslichen  Ein- 
richtung und  gebrauchte  Kleider ,  welche  der  Bürger  nach  seiner  Villa  in  der 
Grafschaft  schickt  und  umgekehrt  —  neue  Sachen  dieser  Art  werden  aus- 
drücklich als  zolfpflichtig  bezeichnet!  —  Lohe,  welche  die  Gerber  zu  einem 
bestimmten  Thore  ausführten,  um  sie  gemahlen  wieder  zurückzubringen,  Salz, 
dessen  Handel  ja  Staatsmonopol  war,  Häute,  die  in  die  Grafschaft  gehen,  um 
gegerbt,  Flachs  und  Werg,  um  dort  gesponnen  zu  werden,  unter  der  eidlichen 
Verpflichtung,  es  nicht  zu  verkaufen,  sondern  wieder  zurückzuführen,  Geräthe 
fttr  die  Exequien  Verstorbener,  wobei  sich  die  Behörde  ein  Pfand  bestellen 
Hess ,  dass  dasselbe  binnen  drei  Tagen  wieder  zurückkam ;  Gold  und  Silber, 
die  in  die  Stadt  eingeführt  wurden  ,  in  Barren  oder  Münze ,  während  bei  der 
Ausfuhr  nur  die  das  Gepräge  der  Commune  tragenden  Münzen  frei  sein  sollten  ^) . 
Diese  an  sich  schon  aufs  Engste  umgrenzten  Zollbefreiungen  kamen  aber  vollends 
in  Wegfall,  wo  es  sich  um  den  Verkehr  an  der  Landesgrenze  handelte;  hier 
hatten  nach  den  Statuten  alle  Waaren  ,  auch  die  von  der  Commune  oder  deren 
Beamten  ein-  oder  ausgeführten,  die  Zölle  zu  bezahlen^). 

Man  bedenke,  dass  es  nicht  bloss  der  Handel  mit  dem  Ausland,  sondern  der 
Verkehr  zwischen  dem  Herzen  des  Landes  und  dem  Lande  selbst  ist,  welchen 
man  in  der  durch  jene  Aufzählung  zwar  nur  negativ,  aber  doch  klar  genug 


Aufnahme  gekommen  öftren  wie  dieses:  »Da  die  dem  Gewerbe  nöthigen  Räder  vielfach 
ausgeführt  werden,  und  dasselbe  daher  Mangel  daran  leidet,  so  wird  die  Ausfuhr  der  Räder 
aus  dem  ganzen  Gebiet  verboten ,  damit  sie  fortan  in  hinreichender  Menge  vorhanden  seien«. 

A)  Der  Zolltarif  selbst,  der  uns  für  die  Aus>  und  Einfuhr  der  Stadt  und  Grafschaft  erbalten 
ist  (in  den  Statuten  [4  445]  lib.  V,  rub.  58  und  ganz  mit  denselben  Ansätzen  in  der  Pratica 
della  mercatura  von  Antonio  da  Uzzano  [U42]  Pagnini  1.  c.  tom  lY)  enthält  allerdings  nur 
eine  beschränkte  Anzahl  von  Waaren  —  für  die  Ausfuhr  z.  B.  aus  der  Stadt  nach  der  Graf- 
schaft 4400  —  ist  aber  in  der  That  umfassend ,  weil  er  für  alle  nicht  genannten  Waaren  eine 
gleiche  Norm  aufstellt,  z.  B.  für  die  Einfuhr  in  die  Stadt  Florenz  5  0/o  des  Werihes,  für  die 
Ausfuhr,  der  allgemeinen  Regel  entsprechend  %,  für  den  Transit  Vs  des  Einfuhrzolls  (1.  c. 
pag.  24). 

S)  Pagnini  1.  c.  42. 

B)  Ungemünztes  Gold  und  Münzen  andern  Gepräges  zahlten  2  fl.  fürs  Pfund.  Statuta 
(4445)  1.  V.  Iracl.  3,  rub.  29.         4)  Ib.  rub.  tH. 


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UND  BAS  Prinzip  dbk  Vekkehrsfreihbit.  1 1 5 

bezeugton  Ausdehnung  den  Zollschranken  unterwarf.  Man  denke  sich  an  den 
vielen  ZoUstdtten,  welche  allenthalben  im  Lande  selbst,  sei  es  von  der  Republik 
oder  einzelnen  Communen,  errichtet  waren,  den  Handelsverkehr,  was  die  Zahl 
der  zollpflichtigen  Objekte  betrifft,  im  Grossen  und  Ganzen  in  gleichem  Umfange 
belastet ,  und  man  wird  erkennen ,  dass  es  fUr  den  also  an  den  Fiskus  gebun- 
denen Verkehr  von  eminenter  Bedeutung  war,  welche  Gesichtspunkte,  insbe- 
sondere  in  Beziehung  auf  die  Höhe  der  Zollsätze ,  der  staatlichen  Zollpolitik  zu 
Grunde  lagen. 

Wie  wir  sahen,  war  die  Zahl  der  Waaren,  deren  Einfuhrzölle  wirkliche 
Schutz-  und  Prohibitivzölle  zu  sein  beabsichtigton,  eine  verhiiltnissraüssig 
geringe.  Die  bei  Weitem  überwiegende  Mehrzahl  der  Zollsätze  giebt  nicht  die 
geringste  Veranlassung  zu  der  Annahme ,  dass  dieselben  den  Schutz  der  natio- 
nalen Arbeit  und  nicht  vielmehr  ein  möglichst  hohes  finanzielles  Erträgniss 
im  Auge  hatten.  Waren  aber  die  Florentiner  Zölle  ihrer  Tendenz  nach  grössten* 
tfaeils  Finanzzölle ,  auf  deren  Ergiebigkeit  der  Staat  in  erster  Linie  für  die  Be- 
friedigung seiner  Bedürfnisse  angewiesen  war,  so  lag  das  Interesse  einer 
aufgeklarten  Zollverwaltung  in  derselben  Richtung  wie  das  des  Verkehrs. 
Während  die  Schutzzollpolitik  die  Zölle  so  hoch  ansetzt,  dass  die  Einfuhr  der 
Waaren  und  besonders  der  Fabrikate  dadurch  möglichst  erschwert  oder  ganz 
verhindert  werde,  muss  umgekehrt  die  Finanzzollpolitik  bei  der  ganz  überwie- 
genden Bedeutung  der  Einfuhrzölle  für  die  Staatskasse  die  Zunahme  der  Einfuhr 
als  maassgebenden  Gesichtspunkt  für  die  Höhe  der  Zollsätze  betrachten.  Zu- 
nahme der  Einfuhr  bedeutet  ja  aber  auch  zugleich  Zunahme  der  Ausfuhr,  d.  h. 
des  Handelsverkehrs  überhaupt,  worauf  ja  eben  auch  das  Streben  des  Kauf- 
manns gerichtet  ist.  Und  wie  hätte  die  Stimme  des  Handelsstandes,  trotz  der 
früher  geschilderten  feindlichen  Gegenströmungen,  nicht  mehr  oder  minder  zur 
Gellung  kommen  sollen  in  einer  Stadt ,  wo  die  Ueberzeugung  von  der  Aufgabe 
derselben  als  einer  Handelsstadt  so  ausserordentlich  lebendig  war,  dass  die 
Volkssage  von  der  Gründung  unter  dem  Zeichen  des  Merkur,  die  Regierung 
von  dem  Handel  als  dem  Magen  der  Stadt  sprach;  wo  neben  mächtigen  in- 
dustriellen Kreisen  ein  Handelsstand  im  Rath  der  Geroeine  mitzusprechen  hatte, 
der  gerade  dem  Import  der  Erzeugnisse  des  Auslandes  einen  guten  Theil  seiner 
Tbätigkeit  widmete.  Wenn  es  daher  auch  dem  Industrialismus  gelang ,  eine 
ganze  Reihe  von  Prohibitiv-  und  Schutzmaassregeln  in  die  Handelspolitik  ein- 
zuführen^ so  war  doch  andererseits  auch  das  kommercielle  Interesse  stark 
genug  vertreten,  um  ein  Ueberwuchern  jener  Richtung,  wie  es  moderne  »mer- 
kantilistische«  Verwaltungen  charakterisirt,  zu  verhindern,  so  weit  dieselbe* 
nicht  schon  durch  die  eigenen  Erfahrungen  sich  müssigen  gelernt  hatte ;  die 
kommercielle  Erfahrung  war  zu  allgemein,  als  dass  sie  nicht  auch  in  der  Finanz- 
.  Politik  immer  wieder  der  Ueberzeugung  zum  Durchbruch  verbolfen  hätte .  dass 
der  Fiskus  nicht  durch  die  Steigerung  der  Zölle  gewinnen  könne ,  sondern  nur 
durch  die  Zunahme  des  Verkehrs  ^} .    Es  ist  von  hohem  Interesse ,  den  Kampf 

4)  Die  Verbreitung  dieser  Einsicht  in  den  italienischen  Handelsstaaten  beweist  dfe  Er^ 
kläning  der  »V  Savii  alla  raercanzlaa  in  Venedig ,  welche  in  ihren  Icostbaren  »InformaUonen« 

8* 


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116  Die  Wirthschaptspolitik  bbr  Florentiner  Renaissance 

des  Handels  gegen  eine  einseitige  fiskalinische  Behandlung  zu  verfolgen,  zu 
welcher  das  herrschende  Steuersystem  und  die  gewaltigen  finanziellen  Schwie- 
rigkeiten der  Commune  so  oft  und  so  leicht  verführten.  Es  ergiebt  sich  dabei 
das  den  obigen  Ausführungen  entsprechende  Resultat,  dass  die  Zollgesetz- 
gebung der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  entschieden  eine  freiheitliche 
Tendenz  zeigt,  welche  den  Anforderungen  des  Merkantilverkehrs  in  modernem 
Sinne  gerecht  zu  werden  strebt.  Ich  hebe  von  den  die  Zollpolitik  charakterisi- 
renden  Staatsbeschlüssen  vor  Allem  den  von  1489  hervor.  Viele  sachkundige 
Bürger  sowohl  wie  die  Zollverwaltung  selbst,  heisst  es  in  diesem  Beschluss, 
hätten  der  Regierung  die  Klagen  der  einheimischen  und  fremden  Kaufleute  zu 
Ohren  gebracht,  welche  sich  genöthigt  sahen,  den  Import  vieler  Waaren,  welche 
sie  bisher  in  Florenz  einzuführen  pflegten ,  Fabrikate  wie  Rohstoffe ,  wegen  der 
Höhe  des  Einfuhrzolls  aufzugeben.  Dieser  Missstand  kam  übrigens  keineswegs 
davon  her,  dass  man  etwa  deswegen,  weil  die  fraglichen  Artikel,  meist  Gürtler- 
und  Riemerwanren,  ebenso  gut  im  Inland  fabricirt  wurden  ^) ,  die  Zölle  für  deren 
Einfuhr  absichtlich  emporgeschraubt  hätte;  die  Sache  lag  vielmehr  so,  dass  die 
Preise  derselben  bedeutend  zurückgegangen  und  daher  die  nach  dem  frühem 
Werth  berechneten  Zölle  unerschwinglich  geworden  waren.  Der  Gesichtspunkt, 
dass  Letzteres  ja  nur  der  heimischen  Fabrikation  zu  Gute  käme,  ist  auch  sowohl 
der  Vorstellung,  wie  dem  durch  sie  veranlassten  Staatsbeschluss  ganz  fremd. 
Es  kommt  vielmehr  nur  das  Interesse  des  Kaufmanns  zum  Ausdruck,  welcher 
an  sich  freihändlerisch  gesinnt  ist ,  sowie  dasjenige  einer  Zollverwaltung ,  die 
—  im  Augenblick  wenigstens  —  an  nichts  Anderes  denkt,  als  wie  durch  eine 
Correktur  des  Tarifs  die  auch  hier  wieder  gemachte  Erfahrung  zu  verwerthen 
sei,  dass  ein  Zoll,  der  eine  gewisse  Höhe  überschreitet,  durch  Schmuggel  ganz 
illusorisch  werden  kann.  Demnach  war  für  diese  Tarifreform  nur  der  rein 
finanzpolitische  Standpunkt  manssgebend,  wonach  der  Tarif  so  einzu- 
richten, dass  der  Zoll  der  Staatskasse  möglichst  viel  abwerfe,  d.  h.  dass  die 
Einfuhr  möglichst  zunehme.  Zeuge  dessen  die  in  der  Eingabe  beantragte  und 
durch  den  Staatsbeschluss  von  1489  durchgeführte  bedeutende  Ermässigung 
der  Zölle  für  alle  in  Betracht  kommenden  Waaren,  »damit  man«,  wie  es  heisst, 
»von  einem  niedrigen  Zoll  einen  Ertrag  gewinne,  während  die  hohen  Zoll- 
sätze gar  nichts  einbrächten«;  wofür  das  treffende  Beispiel  angeführt  wird,  dass 
man  von  den  beliebten  Paternostern  aus  Korallen  gar  keinen  Zoll  eingenommen 
und  trotzdem  das  ganze  Land  voll  davon  sei'^). 

Es  ist  von  Interesse,  zu  beobachten,  wie  selbst  auf  dem  Gebiete,  welches 
das  Prohibitivsystem  am  unbestrittensten  beherrschte,  kaufmännische  und  fiska- 


der  Regierung  die  Wahrheit  ans  Herz  legten:  »esser  idea  fallace  che  la  ricchezza  dell'  erario 
riceva  increnaento  dalla  gravezza  dei  dazu«.  Gf.  K omanin:  Lezioni  di  storia  Veneta  II,  484. 
Das  ist  allerdings  erst  fürs  1 6.  Jahrhundert  ausdrücklich  bezeugt,  aber  sicherlich  schon  eine 
Errungenschaft  der  früheren  Zeit. 

1)  Dass  dies  in  der  That  bei  vielen  der  in  Betracht  kommenden  Fabrikate  der  Fall  war, 
wird  in  dem  Staatsbeschluss  von  U89  ausdrücklich  bezeugt. 

2)  Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  484,  fol.  95  (4489). 


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UND  DAS  Prinzip  dbr  Vkrkehrsfrbiheit.  117 

liniscbe  Tendenzen  mit  Erfolg  reagirten.  Wie  wir  sahen,  hatte  man  das  Verbot 
der  Ausfuhr  englisch-französischer  Wolle  selbst  auf  den  Transitverkehr  ausge- 
dehnt. Später  setzte  man  an  Stelle  des  Verbotes  einen  hohen  Zoll,  ohne  Zweifel 
eine  Goncession  an  den  Fiskus,  die  aber  keinen  Werth  hatte,  da,  wie  es  in  den 
Motiven  zum  Staatsbeschluss  von  U77- heisst  ^),  der  Ertrag  des  Transitzolles 
—  offenbar  wegen  seiner  Höhe  —  gleich  Null  war.  Ebenso  sehr  wie  die  Zoll- 
verwaltung hatte  die  Florentiner  Rh^derei  und  Handelschaft  zu  leiden;  sie 
musste  den  für  sie  so  lucrativen  Import  von  Wolle  aus  England  und  Flandern 
bedeutend  reduziren ,  da  ihr  durch  den  hohen  Transitzoll  der  Zugang  zu  den 
lombardischen  Märkten,  besonders  dem  von  Mailand,  verschlossen  wurde  ^j.  Am 
Ende  gelang  es  aber  dem  kaufmännischen  Interesse  doch ,  im  Bunde  mit  der 
Zollverwaltung,  jene  schutzzöllnerische  Fessel  zu  sprengen  und  wenigstens  den 
wichtigsten  Markt,  nämlich  Mailand,  durch  eine  bedeutende  Herabsetzung  des 
.Zolles  für  die  dorthin  bestimmte  Wolle  zurück  zu  gewinnen^);  wobei  allerdings 
hinzuzuftlgen  ist,  dass  man  nicht  nur  in  Beziehung  auf  alles  nichtmaiiändische 
Gebiet  die  hohen  Sätze  beibehielt,  sondern  auch  für  alle  Wolle,  die  nicht  unter 
nationaler  Flagge,  d.  h.  auf  Florentiner  Schiffen  aus  England  oder  Flandern 
kam^J;  Beschränkungen,  die  übrigens,  was  englische  Wolle  betrifft,  schon  1489 
durch  den  oben  erwähnten  Vertrag  mit  England  hinfällig  werden  mussten. 

Schon  in  den  Statuten  von  1415  ist  der  Gedanke  klar  ausgesprochen ,  dass 
dieHerabsetzungderZölle,  wenn  sie  eine  Zunahme  des  Verkehrs  herbei- 
führe;  nicht  nur  dem  öffentlichen  Interesse  im  Allgemeinen  entspreche^  sondern 
auch  eine  Vermehrung  der  Zolleinnahmen  zur  Folge  haben  müsste  ^) .  Selbst 
auf  einen  so  sehr  entwickelten  Verkehr,  wie  er  sich  auf  der  Strasse  durchs 
Valdinievole  zwischen  Lucca  und  Bologna  bewegte,  wurde  dieser  Gesichtspunkt 
angewandt*].  Man  versprach  sich  auch  von  einem  starken  Verkehr  bei  höheren 
Zöllen  nicht  so  viel  Vortheil  für  den  Fiskus  wie  von  einer  successiven  Vermin- 
derung der  Zölle  und  dem  dadurch  herbeigeführten  noch  lebhafteren  Auf- 
schwung des  Verkehrs.  So  war  man  ohne  Zweifel  auf  dem  richtigen  Wege, 
wenn  nur  nicht  die  auf  der  Zollverwallung  lastenden  Ansprüche  der  Gegenwart 
die  allgemeinere  Durchführung  eines  Standpunktes,  der  um  künftiger  Vortheile 
willen  momentane  Opfer  erheischte,  so  vielfach  erschwert  hätten!  Es  darf 
daher  nicht  Wunder  nehmen ,  dass  man  sich  häufig  erst  dann  zu  Reduktionen 
des  Tarifs  entschloss ,  wenn  bereits  ein  wirklicher  Nothstand  des  Verkehrs  in 
der  Abnahme  der  Gefälle  sich  bemerklich  machte.  Freilich  ging  man  dann 
auch  gleich  der  Sache  auf  den  Grund.    In  echt  modernem  Geiste  —  verehren 


4)  Arch.  Rif.  Prowisioni  Nr.  4  69,  fol.  458. 
2)  Ib.         3)  Ib. 

4)  ßemerkenswerth  ist  neben  diesen  Einschranlcungen  die  ziemlich  starlce  Minorität, 
welche  gegen  die  Befreiung  des  Verkehrs  war:  64  gegen  448  im  Volksrath  und  50  gegen  4  45 
im  Gemeinderath. 

5)  statuta  Flor.  (4445)  lib.  V,  tract.  III,  rub.  44  —  et  plura  etiam  perduceren  lur 
si  et  in  quantum  de  solutionc  gabeile  talium  mercantianim  et  diminuendo  bujusniodi 
gabellam  provideretur ,  et  sie  providendo  ei  faciendo  redundaret  in  magnam  utilitatem 
dicU  communis  et  gabellae  portarum.  —         6;  Ib. 


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nS  DlK  WiRTHSCHAFTSPOILITIK  DER  FLORKNTINBR  RENAISSANCE 

wir  doch  in  dem  Florenz  der  Renaissance  neben  Venedig  die  Geburtsstätte  der 
modernen  Wissenschaft  der  Statistik  —  knüpfen  sich  an  die  Beobachtung  von 
Störungen  im  Finanzwesen  und  im  Verkehr  die  genauesten  statistischen  £rhe- 
bungen,  die  fUr  die  Geschichte  des  Handels  ebenso  bedeutsam  bleiben  werden, 
wie  sie  der  Sache  der  merkantilen  Verkehrsfreiheit  in  den  verschiedensten 
Fällen  förderlich  gewesen  sind.  So  hatte  man  im  Jahre  1473  die  Erfahrung 
gemacht,  dass  sich  die  ZoileinkUnfle  stetig  verminderten ,  und  war  nach  sorg- 
fältiger Prtifung  zur  Ueberzeugung  gelangt,  dass  die  Transitzölle  im  Allgemeinen 
und  insbesondere  der  Durcbgangszoll  für  Seide  so  hoch  waren ,  dass  sie  den 
ganzen  Transitverkehr  von  Florenz  abzulenken  drohten  ^j .  Wie  störend  die 
ßskalinische  Ausbeutung  bereits  in  die  freie  Bewegung  des  Handelsverkehrs 
eingegriffen,  wird  durch  die  von  der  Regierung  selbst  constatirte  Thatsache 
illustrirt,  dass  die  Waaren  aus  der  Mark  und  dem  Königreich  Neapel,  die  tlber 
Perugia  nach  Bologna,  Lucca,  Ferrara  oder  Mailand  gehen  sollten,  von  der  natür- 
lichen Strasse  über  Cortona  und  das  florentiner  Staatsgebiet  durch  die  hohen 
Zölle  abgedrängt  und  gezwungen  waren,  einen  Umweg  von  zwei  Tagereisen 
über  die  Romagna  zu  machen.  Denn  trotz  dieses  Umweges,  auf  welchem  man 
allein  13 — 14  Zoiisteiien  zu  passiren  hatte,  um  von  Perugia  nach  Bologna  oder 
Lucca  zu  kommen,  zahlten  die  Waaren  unverhäitnissmässig  weniger  an  Zöllen, 
als  beim  Transit  über  florentiner  Gebiet;  Seide  z.  B.  in  letzterem  Falle  43  Lire 
die  Last,  auf  ersterer  Strecke  aber  alles  in  Allem  10  Lire  I  «Darum  flieht  Jeder«, 
heisst  es^)  in  dem  officiellen  Aktenstück,  »unser  Gebiet,  obwohl  viele  Fuhrleute 
florentiner  Unterthanen  sind,  die  auf  ihren  Fahrten  sich  gerne  einmal  zu  Hause 
nach  ihren  Sachen  umsähen;  unser  Land  ist  wenig  frequentirt,  die  Steuern 
der  Osterien  und  Herbergen  geben  einen  geringeren  Ertrag  und  die  hohen  Zölle 
lassen  uns  allen  Zoll  veriierent.  -^  Die  Folge  dieser  Erkenntniss  war  eine 
bedeutende  Ermässigung  der  Transitzölle  für  Seide  und  verschiedene  andere 
Artikel,  darunter  mehrere  von  denen,  welche,  wie  wir  sahen ^  im  Jahre  1426 
aus  scbutzzöllnerischen  Motiven  eine  ausserordentliche  Besteuerung  des  Transits 
zu  erdulden  gehabt  hatten.  Darum  ist  diese  Tarifrevision  zugleich  von  hoher 
Bedeutung,  als  ein  Protest  gegen  die  seiner  Zeit  von  der  siegreichen  Prohibitiv- 
politik  durchgesetzte  allzuweitgehende  Vergewaltigung  des  Verkehrs.  Man  will 
es  nicht  mehr  zugeben,  dass  zum  Schaden  des  Staatshaushaltes  der  inter- 
nationale Handelsverkehr  durch  jene  einseitigen  Gesichtspunkte  unterbunden 
werde ,  und  gesteht  der  Idee  des  Schutzes  nur  noch  soviel  zu ,  dass  man  die 
schutzöllnerischen  Sätze  des  Tarifs  von  1426  für  die  Einfuhr  der  im  Inland 
bleibenden  Waaren ^  soweit  sie  überhaupt  noch  galten,  unangestastet  lässt. 
—  Zugleich  enthält  nun  aber  auch  dieselbe  Tarifreforra  einen  der  fruchtbarsten 
Keime  einer  freien  Entvvickelung,  dessen  Entfaltung  freilich  einer  späten  Zu- 
kunft vorbehalten  blieb :  sie  legt  Hand  an  das  drückende  System  der  Binnen- 
Zölle,  indem  sie  —  allerdings  nur  auf  ^in  paar  wenigen  Punkten  —  dem 


1)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (U7B}  Nr.  46S,  fol.  106.    Le  gabello  delle  robe  che  vanno  per 
passe,  maxime  della  sota,  sono  si  gravi  che  quasi  nessuno  ce  ne  manda.        S)  Ib. 


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UND  PAS  Prinzip  der  VBRKEHRSPREinEiT.  119 

Verkehr  die  gerade  hier  so  dnngend  nolhwendige  Entfesselung  zu  Theil  werden 
liess.  Sowohl  im  Interesse  der  bloss  durchgehenden  Waaren  wie  der  Ausfuhr 
aus  dem  Iniande  nach  der  Mark,  dem  Kirchenstaat  und  Neapel  sollten  mit 
wenigen  Ausnahmen  alle  in  der  genannten  Reform  enthaltenen  Artikel  die 
Zolistätten  von  Arezzo,  Cortona,  Montechio,  Castelfiorentino ,  Poggibonsi,  Castel- 
lana ,  Monte  Varchi ,  Terranuova  und  Bibbiena  —  gegen  Bezahlung  einer  ein- 
maligen kleinen  Gebühr  (für  jede  Ladung  30  Soldi)  in  Florenz  —  ohne  jede 
weitere  Angabe  frei  passiren  können^). 

Dies  und  eine  analoge  Zollreduction  für  Specereien  ^)  im  Jahre  4  477  hatte 
die  Folge,  dass  —  nach  der  Erklärung  eines  Staalsbeschlusses  von  4489  —  der 
Verkehr  einen  ungemeinen  Aufschwung  nahm  und  die  Commune  an  Zollein- 
nahmen »viele  Tausende«  gewann  ^j.  Zugleich  ermuthigte  dieser  Erfolg  »die- 
selbe Probe  nochmals  zu  machen«,  und  von  Neuem  für  ganze  Gruppen  von 
Waaren  (Pelzwerk  und  Kramwaaren  jeder  Art,  selbst  die  Objekte  der  Prohi- 
bitivpolitik :  Leinenstoffe^  Seidentttcher  und  Goldbrokate  jeder  Art;  Scharlach, 
KarmoisiD,  Kamelots,  Mützen,  Bücher  jeden  Inhalts)  die  Transitzölle  bedeutend 
zu  erniedrigen^).  Es  war  für  die  Sache  der  Verkehrsfreiheit  von  hoher  Bedeu- 
tung, dass  sich  die  wohlthätigen  Folgen  dieser  Schritte  so  sehr  bemerkiich 
machten,  dass  die  Zollpolitik  bis  in  die  letzte  Zeit  der  Republik,  auf  die  zwin- 
gende Beweiskraft  der  Erfahrung  gestützt,  in  dieser  Richtung  beharren 
konnte^) . 

Als  besonders  charakteristisch  für  die  Tendenz  der  eben  besprochenen 
Gesetze  ist  die  Thatsache  zu  nennen^  dass  man  im  Interesse  des  Zollertrdg- 
nisses,  wenn  auch  gewiss  nicht  in  dem  der  inländischen  Fabrikanten  oder  im 
Sinne  der  merkantilistischen  Richtung,  nicht  allein  den  Transitverkehr  der 
auslandischen  Fabrikate,  sondern  ihr  Verbleihen  im  Lande  begünstigte.  Da 
nämlich  die  Waaren  nur  dann  als  Transitgut  anerkannt  und  als  solches  verzollt 
wurden  (Y3  des  Einfuhrzolls),  wenn  sie  binnen  10  Tagen  nach  der  Einfuhr  in 


i)  —  Senza  aicuna  spesa  partita  0  rincrescimento.  Dies  gilt  allerdiags  nur  für  die 
Waaren,  che  venissono  o  si  coducessino  per  passo  e  cosi  quelle  che  si  traessino  deUa  cittä 
contado  o  distretto  per  condurle  ad  aicuna  delle  parti  infrascripte  cioö  inverno  la  Marca  etc. 
Also  nur  für  Durchfuhr  und  Ausfuhr,  aber  nicht  für  die  Einfuhr.  Ib. 

Das  Gesetz  von  4  478  wurde  allerdings  zunächst  nur  auf  ein  Jahr  erlassen,  doch  sollte 
diese  Frist  vonSignorie  und  Collegten  selbständig  verlängert  werden  können,  »wenn  sie  es  für 
nützlich  erachten  würdencr.  Dass  Leteres  der  Fall  war,  und  das  Gesetz  auch  ferner  bestehen 
blieb,  beweist  neben  dem  Schweigen  der  Quellen ,  die  von  einer  Aufhebung  nichts  wissen, 
die  Anerkennung  seiner  günstigen  Folgen  in  dem  gleich  zu  nennenden  JStaatsbeschluss 
von  1489. 

S)  Cf.  Arch.  Rif.  Prowisioni  (USB  stil.  Aor.)  Nr.  480,  fol.  404.        B)  Ib. 

4)  Ib.  —  ora  desiderando  di  fare  la  medesima  prova  cio^,  se  il  ridurre  le  infrascritte 
mercantie  a  minori  gabeile  giovasse  etc.  Vergl.  denselben  Gesichtspunkt  bei  der  analogen 
Erleichterung  des  Transitverkehrs  über  Pisa :  Liber  XVII  Riformatorum  4494.  Balie  Nr.  52, 
cap.  45. 

5)  Yergl.  die  Motivirung  der  Erniedrigung  des  Transitzolls  für  Saffran  auf  die  Hälfte: 
Arch.  Rif.  Prowisioni  (4  540)  Nr.  204,  fol.  34 :  Considerato  che  ne'  tempi  passatI  pfn  volte  si 
sono  agevolate  le  gabelle  alle  mercatanzie  per  passo  ,  il  che  come  s'^  veduto  per  expcrienzia 
a  fatto  huono  profitto  al  pubblico  e  private. 


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120  Die  Wirthschaptspolitik  der  plorentlner  Renaissance 

die  Grafschaft  wieder  ausgeführt  wurden;  so  halten  sie  nicht  die  nOthige  Zeit, 
sich  an  den  florentiner  Markt  zu  wenden,  wenn  sie  nicht,  im  Fall  des  Nicht- 
verkaufs,  die  Bezahlung  des  vollen  Einfuhr-  und  Ausfuhrzolles  riskiren  wollten. 
Daher  erhöhte  man  diese  Frist*)  auf  30,  und  nach  zwei  Jahren  auf  45  Tage  2), 
um  den  Verkauf  der  fremden  Waaren  im  Inlande  zu  fördern, 
weil ,  wenn  dies  mit  Erfolg  geschah ,  dem  Fiskus  statt  des  Transitzolles  der 
dreifach  höhere  Einfuhrzoll  zufiel!  Der  Gedanke^  dass  dieser  fiskalinische 
Gewinn  durch  den  früher  stets  so  sehr  betonten  Nachtheil  erhöhter  Geldausfuhr 
aus  dem  Lande  aufgewogen  würde ,  erscheint  hier  ganz  zurückgedrängt.  Im- 
merhin ein  bedeutsamer  Fortschritt,  wenn  das  Motiv  auch  nicht  eigentlich  ein 
liberales  ist. 

Wie  sehr  das  fiskalinische  Interesse  für  den  Zolltarif  maassgebend  war, 
bezeugt  die  schon  oben  angedeutete  Thalsache ,  dass ,  ganz  allgemein ,  sowohl 
Fabrikate  als  Robstoffe  bei  der  Einfuhr  wie  bei  der  Ausfuhr  den  Zöllen  unter- 
worfen waren  3).  Wir  begreifen  die  ganze  Schwierigkeit  einer  freiheitlichen 
Reform^  wenn  wir  sehen,  wie  das  herrschende  Steuersystem  selbst  die  Einfuhr 
der  dem  heimischen  Gewerbfleiss  dienenden  Rohstofi'e ,  sowie  den  Export  der 
Erzeugnisse  der  heimischen  Industrie  in  weitestem  Umfang  zu  besteuern  zwang, 
ja  selbst  die  beiden  bedeutendsten,  so  wesentlich  auf  den  Export  angewiesenen 
Industrieen  durch  zu  hohe  Ausfuhrzölle  gefährdete.  Es  ist  bezeichnend  genug, 
dass  im  Jahre  1475  Regierung  und  Rath  das  Geständniss  machen  mussten, 
dass  in  Folge  der  »Härte«  der  Zölle  der  Export  von  Wollen-  und  Seidentüchern 
bedeutend  abgenommen  habe,  und  sich  gezwungen  sahen,  die  Ausfuhrzölle 
derselben  um  den  dritten  Theil  des  bisherigen  Betrages  zu  erniedrigen^).  Wie 
unerträglich  letzterer  gewesen  sein  muss,  geht  schon  daraus  hervor,  dass  auch 
die  bedeutende  Ermässigung  nicht  zu  genügen  schien ,  um  die  damalige  Ge- 
schäftsstockung in  beiden  Manufakturen  zu  beseitigen.  »In  Anbetracht«,  heisst 
es  in  einem  Staatsbescbluss  von  1478,  »dass  das  Seidengewerbe  sehr  wenig 
betrieben  wird  und  das  Tuchmachergewerbe  nicht  sehr  viel,  weil  wegen  des 
hohen  Ausfuhrzolls  wenig  Seiden-  und  Wollcnstofle  aus  dem  Staatsgebiet 
ausgeführt  werden  und  viele  Kaufleute  in  Genua  und  anderswo  Seidenzeuge 
zum  Export  nach  dem  westlichen  Europa  weben  lassen,  so  dass  ein  grosser 
Theil  des  Volkes,  der  sich  von  diesen  Gewerben  nährt,  Mangel  leidet,  an  den 
Bettelstab  gebracht  ist  und  von  Almosen  lebt;  und  in  Anbetracht,  dass  weise 
Bürger  erklären,  nach  Aufhebung  der  Ausfuhrzölle  für  Seiden- 
und  Wollstoffe  würden  die  Staatseinkünfte  sich  mehren,  weil 
mehr  fabricirt  würde  und  ein  guter  Theil  des  Volkes   durch   diese  Gewerbe 


1)  Cf.  Arch.  Rif.  Provvisioni  (1489)  Nr.  201,  fol.  31. 

2)  Randglosse  vom  21.  Januar  1491  (stil.  modern.)  zum  genannten  Staatsbescbluss 
von  1489. 

3)  Der  Unterschied  zwischen  Ein-  und  Ausfuhr  bestand  nur  in  der  geringeren  Höhe  des 
Ausfuhrzolls,  in  der  Regel  ==  2/3  des  Einfuhrzolles;  Fabrikate  waren  natürlich  bei  der  Ein- 
fuhr höher  besteuert,  als  Rohstoffe. 

4)  Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  167,  fol.  116. 


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UNO  DAS  Prinzip  der  Verkbhr8PR£1heit.  1 21 

erhalten  werden  könnte,  so  wird,  um  die  Probe  zu  machen ,  verordnet,  dass  in 
den  nächsten  fttnf  Jahren  von  florentiner  Wollen-  und  Seidenstoffen,  sowie 
Gold-  und  Silberbrokaten,  weder  am  Thore  von  Florenz  oder  Pisa  noch  an  irgend 
einem  Orte  des  florentiner  Staatsgebietes  fUr  die  Ausfuhr  aus  diesen  Orten 
ein  Zoll  erhoben  werden  soll.  Und  auf  der  Duane  von  Florenz  und  Pisa  soll 
genau  aufgezeichnet  werden,  wieviel  Tücher  ausgeführt  wurden,  und  zugleich 
festgestellt ,  ob  sich  die  Einfuhr  von  Seide  und  Wolle  gesteigert  habe ,  damit 
man  beurtheilen  kann ,  in  welchem  Grade  die  Zollfreiheit  dem  Volkswohle  von 
Nutzen  gewesen  ist«  ^} . 

Wir  wissen  nicht ,  welches  das  Resultat  dieser  Erhebungen  gewesen  ist, 
wohl  aber,  dass  man  nicht  einmal  die  Zeit,  welche  man  für  den  Probeversuch 
angesetzt  hatte,  abwartete,  sondern  schon  im  Jahre  4480,  unter  dem  Druck  der 
ßnanciellen  Lage  des  Staates,  die  Ausfuhrzölle  für  Wollen-,  Seiden-  und  Brokat- 
slofle  auf  Grund  des  Tarifs  von  4478  wiederherstellte,  »um  die  Einnahmen 
der  Staatsbank  zu  erhöhen«.  Man  hoffte,  aus  dem  Ertragniss  derselben  die 
Staatsbank  alljährlich  mit  einer  Summe  von  8000  Goldgulden  Subventioniren 
zu  können^),  was  dann  freilich  am  Ende  den  partiellen  Staatsbankerott  von 
U90  auch  nicht  zu  verhindern  vermochte.  Die  rasche  Zurücknahme  der  be- 
freienden Maassregel  von  4478,  für  welche  kein  anderes  Motiv  angegeben  wird, 
als  das  Bedttrfniss  der  Staatsbank ,  (des  sMontea) ,  erklärt  uns  deutlich  genug, 
warum  dieselbe  so  vereinzelt  geblieben  ist^j.  Wenn  wir  selbst  da,  wo  uns  die 
Freiheit  vor  Allem  angezeigt  erscheint,  wo  es  gilt,  der  heimischen  Industrie  das 
Milwerben  auf  den  Märkten  des  Auslandes  zu  erleichtern,  die  bereits  errungene 
Freiheit  den  fiskalinischen  Ansprüchen  wieder  erliegen  sehen,  obwohl  diese 
Freiheit  nur  der  meistbegünstigten  Industrie,  dem  Schooskind  der  Schutzpolitik 
zu  Gute  gekommen ,  so  erscheint  es  begreiflich ,  dass  aus  den  gerade  in  den 
letzten  Zeiten  des  45.  Jahrhunderts  so  bedeutsam  hervortretenden  freiheit- 
lichen Elementen  der  Zollpolitik  wohl  wichtige  Fortschritte  im  Einzelnen ,  aber 
keine  allgemeine  durchgreifende  Reform  im  Sinne  modemer  Freiheit  erwachsen 
konnte. 

Ebensowenig  war  Letzteres  da  zu  erwarten ,  wo  der  Staat  nicht  einmal 
autonom  nach  seinen  Gesichtspunkten  handeln  konnte ,  sondern,  abgesehen  von 
den  inneren  Schwierigkeiten,  verbriefte  Rechte  und  auf  völkerrechtlichen  Ver- 
trifgen  beruhende  Verhältnisse  einer  freiheitlichen  Entwickelung  iinWegc  stan> 
den,  wie  es  auf  dem  Gebiete  der  Binnenzölle  der  Fall  war^].  Mit  dem 
allmäligen  Zusammenwachsen  des  Staates  aus  freien  Communen  und  kleinen 


1)  Arcb.  Rif.  Prowisioni  Nr.  470,  fol.  26. 

2)  Arch.  Rif.  Balie  (U80)  Nr.  49,  fol.  404. 

3]  Wenn  die  in  Pisa  und  Livorno  fabricirte  Seife  von  allen  Ausfuhr-  wie  Binnenzöllen 
befreit  wird,  so  ist  das  eine  ausserordentliche  Maassregel  zu  Gunsten  eines  erst  einzubürgern- 
den Gewerbszweiges.    Arch.  Rif.  Libro  XVIl  Reformatoruro  Balie  Nr.  52,  cap.  44. 

4)  Man  beachte  den  Unterschied  zwischen  Florenz  und  Pisa ,  welches  von  Anfang  an  das 
ganze  Zollwesen  in  den  Händen  des  Staats  concentrirte :  Bonaini  1.  c.  I,  p.  86,  Statut  von 
H64:  Pedagium  aliquod  vel  dirictum  vel  nialtollectum  non  patiemur  aliquo  modo  vel  jure 
vel  quacunque  de  causa  tolli  seu  aufferri  ab  aliqua  vel  pro  aliqua  persona  vel  loco  praeter- 


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122  Dib  WlRTHSGHAFTSPOLITlK  DEB  PLORBIfTINER  RENAISSANCE 

Herrschaften  war  ja  keineswegs  die  Beseitigung  der  Schlagbäume  verbunden, 
welche  dieselben  um  ihre  Territorien  aufgerichtet^).  Das  wäre  auch  ohne  eine 
durchgreifende  Reform  des  Steuerwesens  der  unterthänigen  Gebiete,  welches 
wie  das  der  herrschenden  Stadt  so  wesentlich  auf  Zoll  und  Accise  beruhte,  gar 
nicht  möglich  gewesen.  Zu  dem  war  ja  Florenz  selbst  nur  zu  geschäftig,  die 
alten  Zollstälten  zum  Theil  für  ^sich  in  Beschlag  zu  nehmen  und  den  Binnen- 
verkehr an  Stelle  der  alten  Territorialherrscbaften ,  wo  es  ging,  sich  selbst 
zinspflichtig  zu  machen  2] .  Allerdings  sind  Herabsetzungen  der  Binnenzölle, 
selbst  völlige  Befreiungen  für  diese  oder  jene  Waaren,  diesen  oder  jenen  Zweig 
des  Verkehrs  nicht  selten,  aber  dergleichen  geht  nicht  über  die  Bedeutung 
einer  Politik  von  Fall  zu  Fall  hinaus^].  An  allgemeinen  Grundsätzen,  die  der 
Verkehrsfreiheit  günstig  gewesen  wären,  findet  sich,  ausgesprochen  wenigstens, 
nichts  als  etwa  der  Satz ,  dass  ohne  staatliche  Genehmigung  keine  unterthänige 
Gemeinde  einen  neuen  Zoll  auferlegen  sollte^).  Vermehrt  scheinen  aller- 
dings auch  die  von  Florenz  selbst  erhobenen  Binnenzölle  nicht  zu  sein;  es 
kommt  sogar  vor,  dass  hie  und  da  eine  Zollstätte ^  weil  sie  absolut  nichts  ein- 
trug, mit  einer  andern  vereinigt,  oder  eine  Zollgerechtigkeit  vom  Staat  abgelöst 
wurde  ^) .  Doch  was  ist  das  gegenüber  der  einzigen  Thatsache  y  dass  die  hohen 
Zölle,  welche  vor  Alters  die  Pisaner  aus  Prohibitivabsichten  auf  die  Einfuhr 
der  florentiner  Tücher  ins  Pisaner  Gebiet  gelegt  hatten,  bis  zum  Jahre  4494  von 
Florenz  nicht  angetastet  wurden,  obgleich  das  pisaner  Gebiet  seit  4406  dem 
florentiner  Staate  einverleibt  war,  und  wegen  des  hohen  Zolles  im  Pisanischen 
wenig  florentiner  Tuch  getragen  wurde  ^)  I   Und  was  soll  man  dazu  sagen,  wenn 


quam  a  Communi  vel  pro  Communi  Pisano  in  ei  vitale  Pisana  neque  in  toto  districtu  et  forlia 
vel  aliqua  ejus  parte  neque  in  aliquibus  terris  vel  locis  districtus  Pisani  seu  suppositis  jurisdic- 
tloniPisane  perterram  vel  per  aquam  seu  apud  porta9|Pisane  civitatis  vel  prope  ipsas  portas. 

\)  Man  vergl.  z.  B.  nur  einmal  die  Aufzählung  der  Zollstätt^n  zwischen  Porto  Pisano 
und  Florenz  bei  Pegolotti  (Pagnini  1.  c.  111,  246). 

-Vergl.  auch  Statuta  Flor.  (444  5)  lib.  Y,  tract.  4,  ruh.  %,  wonach  Pistoja  nach  seiner  Ein- 
verleibung in  den  Staat  die  Zölle  an  seiner  ehemaligen  Grenze  in  demselben  Umfang  wie  zur 
Zeit  seiner  Unabhängigkeit  weiter  erhob. 

t)  Wie  störend  dies  wirken  konnte,  bezeugt  das  Beispiel  des  kleinen  Ortes  Burgo  S.  Sepul- 
cro,  dessen  Hauptnahningszweig  seine  Tuchwebereien  waren,  für  welche  die  ZoUstätt«,  die 
ihn  von  dem  benachbarten  Yikariat  trennte,  geradezu  verhängnissvoll  zu  werden  drohte.  Der 
Absatz  der  Zeuge  im  Yikariat  wäre  einfach  unmöglich  geworden ,  wenn  man  nicht  eine  thell- 
weise  Zollbefreiung  erlangt  hätt«.    Arch.  Rif.  Provvisioni  (4  456)  Nr.  4  50,  fol.  45. 

3)  Von  Bedeutung  hätte  es  werden  können,  wenn  der  von  der  Commune  S.  Petri  a  Turichi 
betretene  Weg  die  Ein-  und  Ausfuhr  in  ihrem  Bezirk  durch  eine  jährliche  Steuer  an  die 
florentiner  Zollverwaltung  von  jedem  Zoll  zu  befreien ,  also  eine  förmliche  Ablösung  allge- 
meinere Nachahmung  gefunden  hätte.    Arch.  Rif.  Provvisioni  (4  464)  Nr.  456,  fol.  454. 

4)  Statuta  Flor.  (4  445)  lib.  V,  tract.  4,  ruh.  8«. 

5)  Cf.  lib.  Y,  tract.  III,  ruh.  26  der  Statuten,  wonach  den  Gemeinden  der  florentiner 
Montagna  als  Ersatz  für  die  Aufhebung  eines  ihnen  zustehenden  Zollrechts ,  iKlamit  sie  sich 
nicht  über  eine  Yerringerung  ihrer  Einkünfte  beklagen  können« ,  alljährlich  von  der  floren- 
tiner Zollverwaltung  die  Summe  bezahlt  werden  sollte,  welche  sie  aus  der  Yerpachtung  des 
Zolles  zu  gewinnen  pflegten. 

6)  Arch.  Rif.  Liber  XVII  Rcformatorum  Nr.  52,  cap.  46.  Der  Zoll  wurde  4494  auf  den 
vierten  Theil  reducirt. 


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LUD  DAS  Prinzip  der  Yerkehrspreibeit.  1 23 

in  demselben  Jahre  (1491)  laute  Klage  darüber  geführt  wurde,  dass  die  Eisen- 
industrie Pistojas  unter  dem  hohen  Binnenzoll  für  die  Einfuhr  des  Eisens  aus 
dem  Distrikt  von  Pisa  in  den  von  Pistoja  ausserordentlich  xu  leiden  hatte ,  da 
dasselbe  wegen  dieses  Zolles  aus  dem  Pisaniscben  billiger  nach  Lucca ,  also  ins 
»Ausland«  exportirt  werden  konnte,  als  nach  Pistoja  <]?  Und  was  geschah,  um 
dies  Missverhältniss  zwischen  der  Besteuerung  des  inländischen  Verkehrs  und 
desjenigen  mit  dem  Ausland  auszugleichen?  Man  erleichterte  oder  befreite 
nicht  den  Binnenverkehr,  sondern  erhdhte  die  Zölle  für  die  Ausfuhr  nach  Lucca 
so  weit,  dass  sie  denen  für  die  Ausfuhr  aus  dem  Pisaner  Bezirk  nach  Pistoja 
gleichkamen 2] I  So  tief  war  das  System  der  Binnenzölle  eingewurzelt!  Wie 
hätte  auch  die  alternde  Republik  inmitten  air  der  Wirren,  die  seit  Lorenzo^s 
Tod  über  den  Staat  und  Italien  hereinbrachen,  noch  an  die  Lösung  einer  so  tief 
einschneidenden  Aufgabe  herantreten  können ,  wie  sie  im  Jahre  \  484  die  in 
Tours  versammelten  französischen  Stände  klar  und  scharf  formulirt  hatten: 
»Beseitigung  der  inländischen  Duanen  und  Erhobung  der  Zölle  nur  an  der 
Landesgrenze«  3) .  Allerdings  hat  die  Welt  Reformer  gesehen,  die  —  ich  erin- 
nere an  Robert  Peel  —  trotz  Deficit  in  den  Finanzen,  Noth,  Unruhen,  industri- 
ellen Stockungen  im  Innern  und  auswärtigem  Krieg,  die  gewaltigsten  Steuer- 
reformen durchgeführt.  Allein  hier  war  der  Boden  hinlänglich  vorbereitet, 
während  wir  in  den  Akten  des  öffentlichen  Lebens  der  republikanischen  Zeit 
vergeblich  nach  einer  Spur  forschen,  die  uns  andeutete,  ob  man  an  eine  so 
durchgreifende  Reform,  wie  die  zu  welcher  die  französischen  Stände  die 
Initiative  ergriffen,  in  Florenz  überhaupt  je  im  Ernste  ßuch  nur  zu  denken 
gewagt  hat.  — 

Eine  eigenthümliche  Stellung  innerhalb  der  Zollgesetzgebung  und  Handels- 
politik nimmt  der  Seeverkehr  ein.  Florenz,  das  durch  den  Erwerb  von  Pisa 
und  Livorno  (4421)  aus  einem  Binnenstaat  eine  Seemacht  geworden  war,  ver- 
schloss  sich  keineswegs  der  Einsicht,  dass  die  einfache  Uebertragung  seines 
hinnenländischen  Zollsystems  auf  das  neu  erworbene  Littorale  nicht  am  Platze 
war,  wenn  seine  neuen  Seehäfen  wirklich  Stapelplätze  für  einen  möglichst 
hoch  gesteigerten  Verkehr  sein  sollten,  wie  man  es  in  Florenz  wünschte^). 
Man  war  ja  auch  ohnehin  der  Ansicht,  dass  der  Verkehr  an  Seeplätzen  an  und 
für  sich  schon  einer  grossem  Freiheit  der  Bewegung  bedürftig  sei  ^] .  Aus  dieser 
doppelten  Einsicht  entsprang  die  freiheitliche  Richtung  der  zu  Gunsten  von  Porto 
Pisano  und  Livorno  erlassenen  Gesetze.  Allerdings  hat  dabei  Florenz  nur  an  das 
angeknüpft,  was  die  liberale  Gesetzgebung  Pisas  auf  diesem  Gebiete  bereits  be- 
gonnen, doch  bleibt  den  einschlägigen  florentiner  Gesetzen  das  Verdienst ,  dass 


4)  Arch.  Rtf.  L.  XVII  Ref.  Nr.  52,  cap.  25.  2]  Ib. 

3)  Vergl.  das  Journal  des  ^tats-gönäraux  tenus  ä  Tours  4484  in  der  CoUection  de  docu- 
ments  inödits  sur  rhistoire  de  France. 

4}  »A  causa  che  le  mercantie  che  vengono  per  mare  abbino  a  venire  a  scaricarsi  nel 
oostro  porto«  heisst  es  in  den  Motiven  hierher  gehöriger  Gesetze.  Arch.  Rif.  Provvisioni 
Nr.  456,  fol.  74  (4  464).  Vergl.  auch  Scipione  Ammirato  (ed.  4826)  VII,  86:  Per  il  traffico  di 
Roniagna  o  Grecia  furono  fatte  molte  facilitä  di  gabeile  per  atUrarc  i  mercanti  a  Porlopisano. 

3)  Cf.  oben  Seite  4  4  2  »essendo  luogo  di  marina  h  bene  sia  libero«. 


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124  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

sich  in  ihnen  eine  fortschreitende,  nur  vorübergehend  unterbrochene  Ent* 
wickelang  in  freiheitlichem  Sinne  offenbart. 

Ein  Gesetz  von  4  430  bestimmte ,  dass  alle  Waaren ,  die  aus  dem  Orient, 
worunter  man  alle  »jenseits«,  d.  h.  südlich  und  östlich  von  Rom  gelegenen 
Länder  verstand,  oder  aus  dem  Occident,  d.  h.  allem  Lande  »jenseits«  Genuas, 
oder  von  einer  Insel  her  nach  Porto  Pisano  oder  der  Amomündung  zur  See 
kamen  und  zur  See  wieder  nach  Rom  und  Genua  oder  »jenseitsa  ausgeführt 
wurden,  von  allen  Ein-  und  Ausfuhrzöllen  frei  sein  sollten,  wenn  die  Wieder- 
ausfuhr binnen  Jahresfrist,  vom  Tag  der  Einfuhr  an  gerechnet ,  Statt  fand  und 
die  Waare  nicht  den  Eigenthümer  gewechselt  hatte.  Ausserdem  und  wenn  die 
Waaren  nach  Gegenden  y  die  zwischen  Rom  und  Genua  lagen ,  oder  zu  Lande 
wieder  ausgeführt  wurden,  war  sowohl  Ein-  als  Ausfuhrzoll  zu  bezahlen^]. 
Warum  man  U34  den  Rückschritt  that^),  jene  Frist  für  die  Wiederausfuhr  zur 
See  auf  6  Monate  herabzusetzen ,  wird  nicht  gesagt ,  dagegen  eine  andere  Be- 
schränkung mit  dem  Missbrauch  der  Freiheit  von  Seiten  der  Kaufleute  motivirt. 
Die  Verwaltung  des  staatlichen  Lagerhauses,  wo  alle  zur  See  importirten  Waaren, 
die  einen  Anspruch  auf  eventuelle  Zollbefreiung  machten ,  bis  zur  Wiederaus- 
fuhr eingelagert  bleiben  mussten ,  war  nämlich  von  den  Importeuren  über  Ge- 
bühr in  Anspruch  genommen  worden.  Dieselben  meldeten  massenhaft  Waaren 
an,  auch  wenn  sie  an  die  Möglichkeit  einer  Wiederausfuhr  zur  See  gar  nicht 
dachten ,  nur  aus  dem  Grunde ,  um  auf  diese  Weise  durch  den  Aufschub  der 
Bezahlung  des  Einfuhrzolles  einen  Gewinn  zu  machen.  Daher  wurde  die  Zoll- 
freiheit auf  eine  bestimmte  Zahl  von  Waaren  eingeschränkt,  nämlich  Specereien, 
Zucker,  Zinn,  Färberröthe,  Wachs,  Mandeln,  Alaun,  Baumwolle,  Weine,  Oel, 
Honig,  Grünspan,  burgunder  Leinwand  und  Wolltücher^*). 

Die  spätere  Zeit  ist  nicht  nur  in  beiden  genannten  Punkten  zur  freieren 
Praxis  zurückgekehrt,  sondern  hat  auch  die  ursprünglich  gewährten  Freiheiten 
noch  erweitert.  H41  wurde  das. Pisaner  »Privileg«,  wie  man  die  Ausnahme- 
stellung des  Pisaner  Hafens  bezeichnete,  auf  Livorno  ausgedehnt,  allerdings  mit 
der  Einschränkuqg ,  dass  die  Wiederausfuhr  binnen  zwei  Monaten  zu  ge- 
schehen hatte ,  wenn  die  Zollfreiheit  gewährt  werden  sollte  ^) .  Später  hat  man 
jedoch  die  Verschiedenheit  in  der  Behandlung  der  Seeplätze  aufgegeben,  Livorno 
gleich  freigestellt  wie  Pisa  und  für  beide  die  Frist  der  Wiederausfuhr,  welche 
die  ZoUfreiheit  begründete,  bedeutend  verlängert.  Zugleich  enthält  die  Neu- 
ordnung der  Freihafenstellung  Pisas  und  Livoraos  von  4  480,  welche  diese  Re- 
formen durchführte*),  noch  insofern  einen  Fortschritt,  als  es  für  sie  keinen 
Unterschied  mehr  macht ,  ob  der  Bestimmungsort  der  überseeischen  Wieder- 


4)  Nach  fol.  ^  I  des  im  Pisaner  Staatsarchiv  aufbewahrten  Codex  der  Deliberationes 
Pisanae.  Cf.  Ordini  del  consolato  etc.  Arch.  Rif.  Classe  XI,  dist.  IV,  Nr.  77,  fol.  18.  Gesetz 
vom  «3.  Febr.  U29,  siil.  Hör. 

%)  Fol.  65  des  citirten  Pisaner  Codex. 

8)  Ordini  del  consolato  del  mare  Cod.  cit.  fol.  35  (1430). 

4)  Fol.  84  des  genannten  Pisaner  Codex. 

5)  Arch.  Rif,  Provvisioni  Nr.  172,  fol.  47.  Cf.  Ordin!  del  consolato  del  mare  Cod.  cit. 
fol.  235. 


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UND  DAS  Prinzip  dkr  Vrrkehrsfrbihbit.  125 

ausfuhr  »jenseits«  Roms  und  Genuas  lag  oder  nicht.  »Damit  die  Kaufleute 
Grund  haben«;  heisst  es  in  jener  Reformakte,  »nach  unsem  Hafen  viele  Waaren 
zu  führen,  und  nicht  durch  die  Furcht  vor  den  Zöllen  zurückgehalten  werden, 
die  sie  im  Fall  des  NichtVerkaufes  bei  der  Wiederausfuhr  zu  zahlen  hatten,  so 
wird  beschlossen :  Wenn  Jemand  Waaren  irgendwelcherArt  zur  See  über 
Porto  Pisano  nach  Pisa  oder  nach  Livomo  gebracht  und  dort  ausgeladen  hat,  so 
kann  er  sie  wahrend  eines  ganzen  Jahres  zum  Theil  oder  im  Ganzen  zur  See 
wieder  ausführen,  ohne  für  Ein-  oder  Ausfuhr  irgend  einen  Zoll  zu  zahlen«.  — 

Auch  für  den  Fall,  dass  die  zur  See  iroportirten  Waaren  auf  dem  Landweg 
wieder  ausgeführt  wurden ,  hat  man  dem  Verkehr  im  Laufe  der  Zeit  einzelne 
Erleichterungen  gewahrt.  »Da  zumVortheil  nicht  nur  unserer  Kaufleute«,  heisst 
es  in  einem  Staatsbeschluss  von  4464,  »und  Aller,  welche  Waaren  in  unser  Ge- 
biet einführen,  sondern  auch  der  Einkünfte  des  Staates,  die  Verfügung  getroffen 
wurde ,  dass  alle  Waaren ,  die  zur  See  nach  Porto  Pisano  kommen  ,  das  Benefiz 
haben  sollen  y  dass  ihnen  bei  der  Wiederausfuhr  zu  Lande  der  dritte  Theil  des 
Zolles  erlassen  wird,  und  nachdem  diese  Verordnung  schon  einmal  erneuert 
worden  ist  und  man  gesehen,  welche  wohlthatigen  Polgen  dieselbe  gehabt  hat^ 
so  soll  sie  auf  weitere  fünf  Jahre  verlängert  sein  ^) .  Ob  sich  dann  freilich  diese 
dem  Fiskus  wie  dem  Handelsverkehr  gleich  vortbeilhafte  Einrichtung  auf  die 
Dauer  zu  behaupten  vermocht  bat,  Ist  bei  dem  Schweigen  der  spatem  Gesetz- 
gebung einigermaassen  zweifelhaft.  Dagegen  scheint  der  Verkehr  mit  der  Lom- 
bardei  dauernd  befreit  geblieben  zu  sein.  Giovanni  d*Antonio  d'Uzano  berichtet 
in  seinem  Lehrbuch  der  Handelskunde  von  4442,  dass  die  allerdings  nicht  bloss 
zur  See ,  sondern  auch  zu  Lande  nach  Pisa  geführten  Waaren ,  die  nach  der 
Lombardei  oder  über  diese  nach  Deutschland  und  anderswohin  gingen,  keinen 
Ausfuhrzoll  zahlten ,  und  andererseits  alle ,  die  aus  der  Lombardei  nach  Pisa 
kamen  und  von  dort  binnen  vier  Monaten  zur  See  wieder  ausgeführt  wurden, 
von  Ein-  wie  Ausfuhrzöllen  befreit  waren  ^).  — 

So  entschieden  wir  hier  das  Walten  der  Freiheit  in  den  Vordergrund  treten 
sahen,  so  wenig  war  damit  ausgeschlossen,  dass  daneben  der  Zwang  in  der 
schroffsten  Gestalt  sich  geltend  machte.  Nach  Allem ,  was  wir  bisher  über  die 
Wirthschaftspolitik  der  Zeit  bemerkt,  kann  es  nicht  auffallen ,  auch  auf  diesem 
Gebiete  ein.  eigenthümliches  unvermitteltes  Nebeneinander  von  Freiheil  und 
Zwang  zu  beobachten.  Auf  der  einen  Seite  das  lebhafte  Restreben,  den  auslän- 
dischen Kaufmann  durch  Refreiung  des  Verkehrs  zum  Resuch  der  Florentiner 
Häfen  zu  ermuntern  und  durch  die  Freiheit  ein  möglichst  reiches  Verkebrsleben 
zur  Entfaltung  zu  bringen ,  auf  der  andern  eine  exclusive  RegUnstigung 
der  nationalen  Flagge  gegenüber  dem  Auslander  und  die  weitgehendste 
Bevormundung,  ja  förmliche  Monopolisirung  der  Rhederei  und 
Prachtschifffahrt  von  Seiten  des  SiaatesI 


1)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (U64]  fol.  74. 

2)  Pratica  della  morcatura  bei  Pagnini  1.  c.  IV,  67.    Ausserdem  und  bei  der  Aasfuhr  zu 
Lande  wurden  beide  Zölle  bezahlt. 


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126  Die  Wirth^chaftspolitik  dir  florkntinbr  Rbnaissancr. 

Die  Galeeren  für  den  überseeischen  Handel  siellle  der  Staat  selbst.  Aller- 
dings wurden  die  Reisen  nur  selten  direkt  im  Auftrag  und  auf  Kosten  der  Com- 
mune gemacht  —  die  Galeereü  wurden  meist  an  Unternehmer  verpachtet  — 
doch  war  von  freier  Bewegung  keine  Rede.  Der  Staat  bestimmte  nicht  nur  den 
Umfang  der  Ladung ,  die  Höhe  der  Frachtsätze ,  die  Anzahl  der  Matrosen  und 
Beamten,  die  Gehalte  des  Kapitäns  u.  s.  w.  ^),  sondern  schrieb  auch  genau  vor, 
welche  Orte  die  an  bestimmten  Terminen  nach  den  verschiedensten  Weltgegen- 
den hin  abgehenden  Galeeren  auf  Hin-  und  Rückfahrt  berühren ,  wo  sie  ein- 
oder  ausladen  durften^},  ja  sogar,  wie  lange  sie  in  den  einzelnen  Häfen  und  am 
Bestimmungsort  selbst  sich  aufhalten  konnten  ^j .  Zwar  konnten  die  Gonsuln  des 
Meeres  im  Bedttrfnissfall  eine  Aenderung  in  den  Routen  eintreten  lassen ,  doch 
bedurfte  es  zu  jeder  derartigen  Concession  an  den  Verkehr  der  Zustimmung 
der  Signorie  und  ihrer  CoUegien ,  die  noch  dazu  nur  dann  gegeben  war ,  wenn 
die  vom  Staate  vorgeschriebene,  fast  an  Stimmeneinheit  grenzende  Majorität 
erreicht  wurde  ^) . 

Die  Tendenz  dieser  Eingriffe  in  die  Yerkehrsfreiheit  ging  dahin ,  den  auf 
den  staatlich  vorgeschriebenen  Routen  verkehrenden  Galeeren ,  den  Untemeb- 
mem ,  die  sie  gepachtet ,  und  den  Kauf leuten ,  die  sie  befrachteten ,  den  mate- 
riellen Erfolg  der  Reise  zu  garantiren.  So  durften  z.  B.  die  beiden  jährlich 
nach  der  Berberei  auslaufenden  Galeeren  weder  in  Sicilien  noch  in  Catalonien 
anlegen,  noch,  wenn  sie  sich  dazu  gezwungen  sahen,  dort  Waaren  einnehmen, 
um  nicht  den  andern  theils  nach  der  Levante  theils  nach  dem  Westen  gehenden 
Galeeren  die  Ladung  vorwegzunehmen  ^} .  Daher  durften  die  Florentiner  Kauf- 
leute entweder  überhaupt  nicht  auf  fremden  Schiffen  importiren  ®] ,  oder  man 
begünstigte  wenigstens  die  nationale  Flagge  dadurch ,  dass  man  den  Import  auf 
fremden  Schiffen  mit  einem  hohen  Differentialzoll  belegte  ^] .  Zugleich  gewährte 
man  den  Handelsgaleeren  des  Staates,  wenigstens  für  bestimmte  Zeitabschnitte, 
ein  fbrmliches  Monopol  auf  den  Export.  Kein  Florentiner  Kaufmann  durfte 
vom  15.  Juni  an  die  ganze  Zeit  hindurch,  welche  die  im  September  nach  Eng- 


A)  Ordini  del  consolato  del  mare  Cod.  cit.  fol.  46  (4425). 

t)  Ib.  fol.  78  (4444). 

8)  Ib.  fol.  432  (1460).         4)  Ib. 

5)  Ib.  fol.  424.  —  Ne  in  venino  modo  ne  all'andare  ne  al  tornare  non  possino  toccare 
in  SiciUa  ne  in  Catalogna ,  e  questo  perche  si  darebbe  noia  al  viaggio  cbi  6  ordinato-  per 
ponente  e  quello  chi  h  ordinale  per  levaote.  Cf.  ebendaselbst:  —  non  possino  levare  alcuna 
cosa  per  non  guastare  gli  altri  viaggi. 

6)  Ib.  fol.  Ml,  Cf.  Beilage  VI. 

7)  So  waren  sämmtliche  flandrisch-englische  Waaren,  die  nicht  auf  florentioer  Schiffen 
importtrt  wurden  ,  neben  den  von  allen  Schiflen  ohne  Unterschied  erhobenen  Zöllen ,  noch 
einer  Abgabe  vonSO/gdes  Werlhes  unterworfen  (4441).  Für  englische  Wolle  bestand  der- 
selbe DifTerentialzoll  schon  seit  4  430  und  früher  (Ordini  del  consolato  etc.  Cod.  cit.  fol.  46). 
In  beiden  Fallen  wurde  der  Differentialzoll  ursprünglich  zunächst  nur  auf  ein  Jahr  auferlegt, 
doch  ist  dann  von  einer  Wiederaufnahme  keine  Rede  und  das  System  der  Differentialzölle 
behauptete  sich  bis  zur  allgemeinen  Reform  auf  diesem  Gebiete  (cf.  Beilage  V).  Für  das 
Gesetz  von  4  444  vergl.  Leggi  e  slatuti  de'  consoli  di  Mare  di  Fireoze  per  la  spedizione  delle 
galee  degli  anni  4  440,  44,  46,  60  Cod.  Nr.  89  der  Classe  XI,  dist  III  des  Arch.  Rif.  fol.  7B. 


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UND  DAS  PrINEIP  DIR  VBRKIHMPRBIRRfT.  127 

land  und  Flandern  abgehenden  Galeeren  dort  weihen,  und  noch  zwei  Monate 
nach  ihrer  Abfahrt  von  dort,  irgend  eine  Waare  nach  Flandern  oder  England 
auf  Schiffe  verladen,  die  nicht  der  Commune  gehörten.  Ja,  selbst  wenn  sich  die 
Abfahrt  der  Galeeren,  aus  den  Florentiner  Häfen  über  den  festgesetzten  Termin 
verzögerte,  ward  dem  Kaufmann  der  Export  noch  nicht  freigegeben.  Dies  war 
erst  dann  der  Fall ,  wenn  die  Galeeren  bis  zum  letzten  Oktober  noch  nicht  aus- 
gelaufen waren  ^} .  Wenngleich  uns  die  letztgenannte  Yerkehrsbeschrtfnkung 
Dur  für  den  flandrisch -englischen  Verkehr  bezeugt  ist,  so  kann  es  doch  kaum 
zweifelhaft  sein,  dass  auch  der  übrige  Export  analogen  Normen  unterworfen 
war,  die  sich  nur  in  Folge  der  Beschaffenheit  der  Quellen  unserer  Kenntniss 
entziehen  2). 

Um  der  Florentiner  Schifffahrt  die  Conkurrenz  mit  der  tremden  zu  erleich* 
lern ,  scheute  man  nicht  vor  den  schwersten  Eingriffen  in  die  persönliche  Frei- 
heit zurück.  Kein  Unterthan ,  noch  ein  im  Inland  wohnender  Fremder  durfte 
auf  einem  nicht  dem  Florentiner  Staat  gehifrigen  Schiffe,  sei  es  als  Kapitän, 
Matrose  oder  in  welcher  Stellung  sonst,  Dienste  nehmen,  ohne  die  einstimmige 
Erlaubniss  von  Seiten  der  Consuln  des  Meeres  ^) .  Der  damalige  Zustand  des 
Völkerrechts ,  nach  welchem  es  jeden  Augenblick  möglich  war ,  dass  ein  Staat 
seinen  Unterthanen  gegen  die  Angehörigen  eines  fremden  Staates  im  Fall  ver- 
weigerter Rechtshilfe  ein  Repressalienrecht  einräumte,  bot  eine  weitere  Hand- 
habe zur  Begünstigung  der  nationalen  Flagge.  Alle  von  Fremden  auf  florentiner 
Galeeren  ins  florentiner  Staatsgebiet  iroportirten  Waaren  genossen  ein  volles 
Jahr  Sicherheit  gegen  alle  von  der  Commune  ihren  Unterthanen  zugestandenen 
Repressalien  und  konnten  trotz  derselben  oder  etwaiger  Kriege  nach  Jahresfrist 
unbehelligt  wieder  ausgeführt  werden ,  während  alles  auf  andern  Schiffen  ein- 
geführte Gut  den  Wechselfallen  des  Repressalien-  und  Kriegsrechtes  jener  Zeit 
preisgegeben  bliebt).  Doch  nicht  bloss  gegen  die  Gefahren,  die  ein  unent- 
wickeltes Völkerrecht  in  sich  schloss ,  sollte  die  nationale  Flagge  hohem  Schutz 
verleihen,  sondern  auch  die  Möglichkeit,  sich  gegen  Verluste  durch  Naturgewalt 
und  Seeunfälle  überhaupt  zu  versichern,  in  reichlicherem  Maasse  gewähren. 
Nach  dem  florentiner  Handelsrecht  konnten  nämlich  florentiner  Staatsangehörige 
YersicheruDgen  gegen  SeeunfUUe  ursprünglich  nur  für  Bürger  von  Florenz 
und  für  florentiner  Waaren  übernehmen  ^) .    Davon  wurden  nun  ausdrücklich 


i)  Ib.  Fol.  71.  Ausgenommen  sind  von  dem  Monopol ,  man  sieht  nicht  recht  warum, 
Färberröthe,  Filz,  Federn  und  Felle»  welche  die  Patrone  der  Galeeren  nicht  anzunehmen 
brauchten,  und  welche  — allerdings  nur  wenn  sie  zurückgewiesen  waren  —  auf  jedes  andere 
Fahrzeug  verladen  werden  durften.  Im  Uebrigen  mu asten  die  Galeeren  die  Waaren  floren- 
tiner Unterthanen  verladen  und  zwar  zuerst  diese  und  dann  erst  die  von  Femden. 

2)  Schon  4  480  findet  sich  ein  Hinweis  auf  »capitulum  et  prohibitio  non  onerandi  mercanzias 
et  bona  super  aliis  navigiis  temporibus  prohibitis  secundum  formam  capitulorum.  Ordini  del 
consolato  etc.    Cod.  cit.  fol.  46. 

3)  Arch.  Rif.  Prowisioni  (4443)  Nr.  442,  fol.  442.  Cf.  444. 

4)  Prowisioni  (4444),  fol.  458. 

5)  Statuta  Universitatis  Mercantie  Civitatis  Florentie  (ed.  48ft3— 4S04)  Arch.  Rif.  Classe  11, 
dist.  I,  Nr.  8,  lib.  III,  ruh.  4  0. . 


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t28  Die  Wirthschaptspolitik  dir  florentixbr  Ubivaissancb 

diejenigen  Waaren  von  Ausländern  ausgenommen;  welche  auf  Galeeren  der 
Commune  verladen  waren  ^).  Für  diese  konnten  Versicherungen  gewährt 
werden ,  «ebenso  als  wenn  die  Waaren  Florentinein  gehörten  und  von  Floren- 
tinern verladen  worden  wären«. 

Wenn  man  dieses  System  von  Bof^Unstigungen  und  Verkehrsfesseln  in 
seiner  ganzen  Ausdehnung  überschaut;  so  wird  man  kaum  zweifeln,  dass  seine 
völlige  Durchführung  im  Einzelnen  ein  Ding  der  Unmöglichkeit  war;  und  wenn 
uns  auch  nur  soviel  direkt  bezeugt  wird,  dass  die  für  den  Aufenthalt  der 
Galeeren  in  den  einzelnen  Häfen  vorgeschriebenen  Termine  sehr  häufig  nicht 
eingehalten^)  und  die  Verordnungen  von  4439  und  4441  über  die  Assekuranzen 
überhaupt  gar  nicht  beobachtet  wurden  ^j,  so  ist  doch  sicherlich  anzunehmen, 
dass  sich  der  Verkehr  noch  in  viel  weiterm  Umfang  von  den  Fesseln  zu  befreien 
gewusst  hat,  mit  welchen  ihn  der  junge  Seestaat  belastete^).  Doch  das  ist 
minder  wichtig;  von  prinzipieller  Bedeutung  ist  allein  die  Thatsache,  dass  der 
Staat  selbst  sich  gezwungen  sah,  %us  dem  System  der  Bevormundung  heraus- 
zutreten und  die  Bahn  freiheitlicher  Reform  zu  beschreiten ,  bis  am  Ende  die 
unabweisbare  Einsicht  in  die  höchst  ungünstigen  wirthschaftlichen  Folgen  des 
Systems  die  gänzliche  Beseitigung  desselben  und  den  vollständigen  Sieg 
der  Verkehrsfreiheit  herbeiführte. 

Schon  sehr  frühe  traten  die  lähmenden  Einwirkungen  des  Systems  in  der 
besorgnisserregenden  Erscheinung  zu  Tage,  dass  es  der  Wollenindusirie  an 
ihrem  wichtigsten  Rohmaterial  zu  fehlen  begann  und  viele  Tuchfabnkanlen 
sich  aus  Mangel  an  Wolle  gezwungen  sahen ,  den  Betrieb  einzustellen  und  ihre 
Arbeiter  zu  entlassen.  Der  Staat  musste  daher  schon  4448  den  Import  aller 
ausländischen  Wolle  auf  jedem  Schiffe  gestatten  und  zugleich  den  Differen- 
tialzoll für  Wolle,  die  auf  fremden  Schiffen  kam,  beseitigen^).  Man  wollte 
dies  zwar  nicht  auf  die  Dauer  zugestehen,  musste  aber  später  wiederholt 
darauf  zurückgreifen  ^ .    Daran  schlössen  sich  Concessionen  auf  dem  Gebiete 


i)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (M41)  fol.  153.  Nach  fol.  809  des  Cod.  Nr.  455  (Jahrgang  4  463) 
der  Provvisioni  war  eine  Ausnahme  vom  Assekuranzgesetz  anerkannt  (4  489) .  Für  alle  Waaren 
n&mlich,  die  im  Inland  gekauft  und  für  welche  die  Thoraccise  in  der  Stadt  Florenz  oder  Pisa 
bezahlt  war,  und  die  binnen  6  Monaten  nach  Bezahlung  derselben  ausgeführt  wurden,  mochte 
dies  auf  florentiner  oder  anderen  Schiffen  geschehen,  waren  »Ass^kurationen ,  Promissionen, 
Kautionen«  zulUssig  wie  vor  Erlass  des  Gesetzes  von  4  489. 

i)  Ordini  del  consolato  di  mare  Cod.  cit.  fol.  4  89  (4  460). 

3)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (4  463)  Nr.  455,  fol.  309. 

4)  Man  vergl.  über  die  analoge  jedoch  vielfach  abweichende  venezianer  Gesetzgebung 
Sclopisl.  c.  SOS  u.  Pegololti  bei  Pagnini  lU,  440,  sowie  Statuta  Yen eta  sec.  XV  (gedr.). 
Für  Genua  vergl.  das  Statutum  officii  Gazarie  (4444)  bei  Pardessus:  Collection  des  lois 
maritimes  IV  (448,  457,  545).  Ohne  Ergänzung  aus  archivalischen  Quellen  ist  es  freilich 
unmöglich  zu  beurtheilen ,  in  wie  ferne  die  florentiner  Gesetzgebung  auf  diesem  Gebiete  im 
Einzelnen  mehr  oder  minder  frei  war ,  als  die  der  beiden  anderen  grossen  Seerepubliken 
Italiens. 

5)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (4  449)  fol.  S04. 

6)  So  schon  im  ntichsten  Jahre,  wo  man  das  Gesetz  mit  einer  Mehrheit  von  494  Stimmen 
gegen  5  erneuerte  I  Freilich  mag  die  Rückkehr  zur  Freiheit  öfters  auch  zu  spttt  gekommen 
sein,  um  die  erwarteten  Folgen  zu  haben;  so  4  464,  wo  man  sich  erst  dann  zu  ihr  entschloss. 


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UND  DAS  Prinzip  der  Verkbhrsprbihbit.  129 

des  Assekuranzrechtes.  Viele  Stimmen  aus  der  Kaufmannschaft  erklärten,  dass 
eine  Reform  desselben  nicht  bloss  dem  fremden,  sondern  auch  dem  florentiner 
Handelsstand  sehr  erwünscht  wiire  und  zugleich  fUr  den  Staat  von  grossem 
Nutzen  sein  würde.  In  der  That  ging  im  Jahre  4464  ein  Gesetz  durch,  welches 
Jedermann  freigab,  mit  Fremden,  die  Waaren  zur  See,  wenn  auch  auf  fremden 
Schiffen,  in  Pisa  ein-  oder  ausführten,  Versicherungsverträge  abzuschliessen  ^j . 
Doch  was  ist  das  Alles  im  Vergleich  zu  dem  völligen  Bruch  mit  dem  bisherigen 
System,  zu  welchem  man  sich  im  Jahre  1465  entschloss,  als  dem  einzigen 
Heilmittel  gegen  die  immer  fühlbarer  werdende  Schädigung  der  wirthschaft- 
liehen  Interessen?  Man  hatte  die  Ueberzeugung  gewonnen,  dass  in  Folge  des 
herrschenden  Systems  die  Preise  der  Waaren  um  12  %  gestiegen  waren.  Der 
Import  vermochte  hei  Weitem  nicht  mehr  die  Nachfrage  zu  befriedigen,  der 
Handel  fiel  in  die  Hände  weniger  Spekulanten,  die  dem  Markte  die  Preise 
willkürlich  vorschreiben  konnten;  kurz,  das  Uebel  nahm  Dimensionen  an, 
welche  die  Industrie,  das  private  und  öffentliche  Interesse* gleich  stark  in  Mit- 
leidenschaft zogen  ^).  So  entsprach  denn  auch  der  Ausdehnung  des  Unheils 
die  Tragweite  der  Reform.  Jedermann  —  Fremder  wie  Unterthan  —  sollte 
forthin  auf  allen  Schiffen  alle  Waaren  importiren  können ,  jede  Bevorzugung 
der  nationalen  Flagge  aufhören  und  der  Import  auf  allen  Schiffen,  hinsichtlich 
der  Zölle  und  in  allen  sonstigen  Beziehungen,  nach  denselben  Normen  behandelt 
werden,  wie  sie  bis  dahin  nur  für  die  Staatsgaleeren  galten.  Jedermann  sollte 
überhaupt  seine  Waaren  verladen  können,  wie  er  wollte,  also  auch  beim  Export 
ganz  freie  Hand  habend).  Und  wenn,  wie  es  in  dem  Gesetz  heisst.  Jeder  in 
Beziehung  auf  Schifffahrt  und  Frachtverkehr  völlig  frei  sein  sollte ,  so  war 
damit  offenbar  die  Frachtschifffahrt  als  ein  freies  Gewerbe  anerkannt^},  wenn 
auch  der  Staat  den  Bau  von  Handelsgaleeren  noch  länger  ^Is  Regal  fest- 
hielt*). Dass  der  Staat  nach  wie  vor  aus  der  Verpachtung  von  Handels- 
galeeren, soweil  er  noch  welche  besass,  eine  Einnahmequelle  für  den  Fiscus 
machte,  stand  an  sich  in  keinem  Widerspruch  zu  der  U66  durchgeführten 
Befreiung  des  Verkehrs;  allein  so  lange  der  Staat  auf  diese  Weise  am  Seehandel 
unmittelbar  interessirt  blieb ,  lag  doch  bei  der  ausserordentlichen  Geneigtheit 
der  Zeit,  von  Staatswegen  ins  wirthschaftliche  Leben  einzugreifen,  immer 
wieder  die  Versuchung  nahe,  dass  man,  wenn  auch  nur  in  einzelnen  Fällen 
auf  das  alte  System  zurückgriff.  In  der  That  begegnen  wir  schon  im  Jahre 
U72  einem  zu  dem  Gesetz  von  1465  in  schroffem  Widerspruch  stehenden 


als  Briefe  aus  Flandern  und  England  meldeten ,  dass  die  von  dort  heimkehrenden  Galeeren 
nicht  wie  sonst  immer  Wolle  geladen,  und  daher  den  Tuchmanufakturen  wieder  grosse  Ver- 
legenheiten drohten.    Prowisioni  (4464)  Nr.  456,  fol.  4  05. 

4)  Arch.  Rif.  Prowisioni  (4  464)  Nr.  456,  fol.  4  44. 

i)  Beilage  V. 

8)  Ib. 

4)  Die  Privatrhederei  muss  in  Folge  dessen  rasch  Eingang  gefunden  und  ziemliche  Aus- 
dehnung gefunden  haben;  sonst  hätte  man  nicht,  wie  wir  sehen  werden,  4  480  plötzlich  alle 
Staatsgaleeren  den  Zwecken  des  Handels  entziehen  können. 

5]  Vergl.  unten  Seite  4  80. 
PöklmaBa,  Wlrthsduftspolitik.  9 


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130  Die  Wirthsgraftspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

Siaatsbeschluss,  der  noch  dazu  mit  Zweidrittelmajoritfit  durchgingt).  Der  Staat 
versteigerte  damals  zwei  Galeeren  fttr  die  Fahrt  nach  der  Levante,  die  am 
1 .  August  aus  Porto  Pisano  auslaufen  sollten,  und  erliess  zu  deren  Gunsten  das 
Verbot,  in  diesem  Hafen  vom  1.  Juli  bis  14  Tage  nach  ihrer  Abfahrt  Waaren 
auf  einem  andern  Schiffe  nach  der  Levante  zu  verladen.  Wer  dies  dennoch 
that,  hatte  den  Pächtern  der  Galeeren  die  ganze  Fracht  zu  ersetzen,  die  er 
ihnen  durch  die  Wahl  eines  andern  Schiffes  entzog^. 

Es  ist  klar,  dass  die  Rechtsunsicherheit;  deren  Ausdruck  dieser  Staats- 
beschluss  ist,  die  wohlthätigen  Wirkungen  des  Gesetzes  von  1465  zum  Theil 
paralysiren  musste.  Wie  lähmend  musste  es  wirken,  wenn  der  fremde 
Rheder,  der  im  Vertrauen  auf  die  gesetzlich  bestehende  Verkehrsfreiheit 
Schiffe  nach  florentiner  Häfen  befrachtet  hatte ,  und  sich  nun  plötzlich  durch 
eine  gar  nicht  vorherzusehende  Suspension  derselben  zu  Gunsten  dieser  oder 
jener  Staalsgaleere  <}ie  Rtickfracht  Verkümmert,  wenn  nicht  unmöglich  gemacht 
sah?  Man  hat  sich  in  Florenz  auch  dieser  Einsicht  nicht  verschlossen;  ja,  man 
ging  noch  weiter ,  und  indem  man  den  letzten  Gründen  der  immer  noch  sehr 
fühlbaren  Stockungen  im  überseeischen  Verkehr  nachforschte ,  erkannte  man, 
dass  die  FrachtschifiTahrt  sich  nur  dann  völlig  frei  entwickeln  konnte ,  wenn 
der  Staat  auch  den  Schiffbau  allgemein  freigab  und  zugleich  auf  eigene  Bethei- 
ligung  am  Seehandel  möglichst  verzichtete.  Dieser  Standpunkt  liegt  dem 
Staatsbeschluss  vom  1.  August  1480  zu  Grunde.  Von  Neuem  wird  hier  zu- 
gesichert: »Jedermann,  In-  wie  Ausländer ,  kann  frei  SchiffEahrt  treiben  mit 
jedem  beliebigen  Fahrzeug  nach  allen  Richtungen  der  Welt,  und  ausfahren  von 
Livomo  und  dorthin  zurückkehren  oder  Porto  Pisano  benützen,  wann  und  wie 
er  will«.  Und  Jeder«,  heisst  es  weiter,  »kann  nach  Belieben  Handelsfahrzeuge 
bauen  »ungeachtet  entgegenstehender  Gesetze«  und  »soll  für  dieselben  völlig 
sicheres  Geleit  geniessen  und  in  Pisa ,  Porto  Pisano  und  Livomo  frei  aus-  und 
einladen  können,  trotz  Allem  was  etwa  dagegen  vorgebracht  werden  könnte«. 
Zugleich  ermuthigte  man  den  Unternehmungsgeist  dadurch ,  dass  der  Staat  den 
Bau  von  Handelsschiffen  auf  eigene  Rechnung  für  die  nächsten  vier  Jahre  ganz 
einstellte  und  zugleich  verbot,  die  Staatsgaleeren  während  dieser  Zeit  für 
Handelszwecke  zu  benützen,  sei  es  auf  Rechnung  der  Commune  oder  von 
Privaten  *) . 

Allerdings  enthält  dies  Gesetz  in  wichtigen  Punkten  nur  ein  ProTisorium 
—  sogar  die  Freiheit  des  Schiffsbaues  wurde  zunächst  nur  auf  4  Jahre  zuge- 
standen —  allein  nirgends  findet  sich  seitdem  in  der  Gesetzgebung  der  Re- 
publik eine  Reaktion  gegen  die   genannten  freiheitlichen  Errungenschaften. 


4)  Arch.  Rif.  Prowisicai  (4  472)  fol.  33. 

2)  Erst  wenn  die  Galeeren  bis  zum  45.  August  nicht  ausgelaufen  waren,  konnten  andere 
Schiffe  befrachtet  werden. 

3)  Arch.  Rif.  Prowisioni  Nr.  47t.  Si  afferma,  heisst  es  in  den  Motiven:  che  accertan- 
dosi  ciascnno  che  per  qualche  tempo  non  si  avesse  a  navigare  con  galee  del  Comiine  e 
concedendo  certi  privilegi  come  ne'  porti  liberi  si  richiede,  ferse  ne  seguirebbe  H 
bisogno. 


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UND  DAS  Pmuxip  DIR  Ybrkbhrspmbihbit.  131 

Wir  httren  weder  von  neaen  Eingriffen  in  die  Freiheit  der  Privatrhederei ,  sei 
es  in  Beziehung  auf  Schiffsbau  oder  FrachlschiffTahrl,  noch  auch  davon,  dass 
der  Staat  je  wieder  stets  als  Unternehmer  auf  diesem  Gebiete  aufgetreten  wäre, 
wesshalb  wir  fUr  die  letzte  Zeit  der  Republik  das  Gesetz  von  1 480  als  ab- 
schliessend betrachten  dürfen. 

Nachdem  wir  die  Landesgesetzgebung  auf  ihren  Gehalt  an  freiheitlichen 
Elementen  geprtift,  bleibt  uns  noch  die  Eine  Frage,  in  wie  weit  aus  den 
internationalen  Beziehungen  des  Staates  für  die  Sache  der  merkantilen 
Verkehrsfreiheit  ein  Gewinn  erwuchs  oder  nicht.  —  Wenn  man  bedenkt,  dass 
die  einem  freien  Handel  entgegenwirkenden  Momente,  wie  sie  uns  in  Florenz 
begegnen,  damals  in  allen  bedeutenderen  Staaten  Italiens  in  mehr  oder  minder 
hohem  Grade  wirksam  waren ;  wenn  man  die  Schwierigkeiten  erwägt ,  weiche 
sich  im  Inlande  selbst  einer  allgemein  durchgreifenden  Realisirung  der  so 
bedeutsam  hervortretenden  freiheitlichen  Tendenzen  entgegenstellten,  so  er- 
scheint es  begreiflich,  dass  auf  dem  Wege  des  Vertrages  zwischen  den  ein- 
zelnen Staaten  für  die  Befreiung  des  Verkehrs  in  modernem  Sinn  nur  wenig 
geschehen  konnte,  zumal  die  italienischen  Staaten  dteser  Zeit  in  der  Auffassung 
ihres  gegenseitigen  Verhältnisses  einem  Standpunkt  huldigten ,  der  an  sieh 
schon  einer  liberalen  Behandlung  der  internationalen  Handelsbeziehungen 
ungünstig  war.  —  Man  hat  nicht  übel  Florenz  mit  einem  grossen  Handlungs- 
haus verglichen  %  das  im  Herzen  Toskana^s  gelegen,  von  andern  umgeben  war, 
die  ihm  alle  Goncurrenz  machten ;  und  gewiss  mit  Recht  hat  man  an  den  ewigen 
Kriegen  und  den  rastlosen  Bemühungen  von  Florenz ,  die  Selbständigkeit  der 
Nachbarrepubliken  zu  untergraben,  dem  Motiv  der  Handelseifersucht  einen 
sehr  grossen  Antheil  zugeschrieben.  Wenn  man  sieht,  wie  die  itaUenisehen 
Staaten  als  Goncurrenten  auf  den  Märkten  des  Auslandes  sich  gegenseitig  durch 
die  engherzigste  Politik  den  Rang  abzulaufen  suchten,  wird  man  nicht  zweifeln, 
dass  die  Gesichtspunkte  der  kaufmännischen  Goncurrenz ,  welche  in  der  Schä- 
digung oder  dem  Ruin  des  Andern  nur  Vortheil  für  sich  selbst  erblickt,  auf  die 
gegenseitigen  Beziehungen  der  italienischen  Staaten  überhaupt  von  grossem 
Einfluss  waren.  Man  braucht  nur  an  die  von  Burckhardt  erwähnte  Thatsache 
zu  erinnern ,  dass  man  es  in  Venedig ,  als  es  sich  darum  handelte ,  mit  dem 
befreundeten  Florenz  ein  Bündniss  gegen  Mailand  zu  schliessen  (U22),  offen 
aussprach ,  es  kdnne  für  Venedig  nur  erwünscht  sein ,  wenn  Florenz  unterliege 
und  die  bürgerliche  Freiheit  von  Florenz  dem  Mailänder  Despotismus  zum  Opfer 
falle;  denn  dann  würden  die  Industriellen  der  Stadt,  der  Freiheit  gewohnt, 
nach  Venedig  tibersiedeln  und  ihre  Seiden-  und  Wollenmanufakturen  mit- 
bringen, wie  es  früher  in  Folge  der  Tyrannis  Gastruccio's  die  Lucchesen 
gethan  1 

Musste  schon  die  Art  und  Weise ,  wie  man  die  auswärtige  Politik  in  den 
Dienst  der  Handelseifersucht  stellte,  eine  internationale  Verständigung  in  wirth- 
schaftlichen  Fragen  erschweren,  wie  sehr  vollends  die  frivole  Gewaltthätigkeit, 


4)  VUlari  im  Polytecnlco  1.  c.  vol.  IV,  p.  6. 


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132  DlB  WlRTHSCHAFTSPOLITlK  DBR  FLOREXTINKK  RbNAISSANGB 

mit  der  man  aus  ganz  heterogenen  Gründen  politischer  Natur  in  den  friedlichen 
Handelsverkehr  einzugreifen  pflegte,  —  was  fUr  denselben  um  so  verbängniss- 
voller  war,  als  das  italienische  Staatensyslem  des  15.  Jahrhunderts  mil  seiner 
Politik  des  Misstrauens  und  des  künstlichen  Gleichgewichtes  einen  ausser- 
ordentlich raschen  Wechsel  der  Allianzen  und  Sympathieen  in  sich  schloss,  und 
die  aus  diesem  Wechsel  entspringenden  Verwicklungen  nur  zu  oft  Veranlassung 
boten,  sich  nicht  nur  auf  dem  Schlachtfeld  mit  der  Gewalt  der  Waffen,  sondern 
auch  auf  wirthschaftlichem  Gebiete  durch  Störung  oder  Vernichtung  des  Handels 
zu  bekämpfen.  Wie  konnte  eine  Handelspolitik  auf  dauernde  Resultate  rechnen, 
wenn  z.  B.  Venedig  einzig  wegen  der  Sympathieen  Cosmo  Medici's  für  den 
Herzog  von  Hailand  Franz  Sforza  gewissermaassen  aus  Rache  den  florenliner 
Handel,  soweit  er  über  Venedig  ging,  durch  Einfuhrverbote  und  harte  Be- 
steuerung aufs  Schwerste  schädigte  (1 450) ,  ohne  alle  Rücksicht  auf  die  wirth- 
schaftlichen  Nachtheile,  die  man  sich  dadurch  selber  zufügte,  und  wenn  selbst 
das  nichts  Unerhörtes  war,  dass  Venedig  mitten  im  Frieden  plötzlich  alle  floren- 
tiner  Kaufleute  auswies  und  zugleich  deren  Ausweisung  aus  dem  Königreich 
Neapel  veranlasste ,  einzig  deshalb ,  weil  Florenz  der  Liga  zwischen  Venedig 
und  König  Alfons  nicht  beitreten  wollte  ^j?  Wir  begreifen  nach  solchen  Vor- 
gangen sehr  wohl,  warum  z.  B.  Florenz  im  Jahre  U96  den  Herzog  von  Mailand 
um  sicheres  Geleit  für  florentiner  Kaufleute  und  Waaren  bitten  konnte ,  wenn 
auch  der  Herzog  nicht  einsehen  wollte ,  wozu  es  nöthig  sei ,  da  ja  der  fremde 
Kaufmann ,  wie  jeder  andere  in  seinen  Staaten ,  sicher  und  frei  verkehren 
könnet). 

Doch  bietet  Florenz  selbst  nicht  minder  charakteristische  Beispiele  für  die 
souveräne  Verachtung,  mit  welcher  die  politische  Leidenschaft  über  alle  wirth- 
schaftlichen  Erwägungen  hinwegzugehen  pflegte.  Die  Handelsbeziehungen 
zwischen  Florenz  und  Lucca  waren  trotz  der  gegenseitigen  Abneigung  in 
liberaler  Weise  geordnet :  Die  Florentiner  sollten  im  lucchesischen  Gebiet  in 
Beziehung  auf  Zölle,  Abgaben  u.  s.  w.  ganz  ebenso  behandelt  werden,  wie  die 
Unterthanen  Lucca's  selber,  und  umgekehrt  die  Letzteren  im  Fiorentinischen  wie 
Florentiner  3) .  Dies  Verhältniss  wurde  <507  mit  unerhörter  Gewaltsamkeit  zer- 
stört. Die  Verbindung  Lucca*s  mit  dem  aufständigen  Pisa  verführte  nämlich 
Florenz  nicht  etwa  bloss  zu  einzelnen  Repressivmaassregeln ,  sondern  zu  dem 
ungeheuerlichen  Versuch,  allen  und  jeden  Handelsverkehr  zwischen 
den  Unterthanen  beider  Staaten  mit  Einem  Schlag  zu  vernichten.  »Aus  ge- 
rechten und  vernünftigen  Gründen« ,  verfügte  damals  die  Commune ,  dass  jede 
Ausfuhr  aus  dem  florentiner  Staatsgebiet  nach  dem  Lucchesischen,  sowie  umge- 
kehrt jede  Einfuhr  von  dorther  verboten  seid  solle.  Kein  florentiner  Unterthan 
sollte  fortan  Briefe  an  einen  Lucchesen  schreiben,  noch  welche  von  einem  solchen 


1}  Guicciardini :  Storia  di  Firenze.    Opere  inedite  III,  p.  4  0. 

4)  Arch.  Rif.  Atti  publicii    Urkunde  vom  13.  November  U96. 

3)  Arch.  Rif.  diplomatico  Atti  publici.  Urkunde  vom  27.  Mtfrz  U41.  Cf.  Florentinorum 
acta  et  foedera  Classe  XI,  dist.  III,  f.  468.  Cf.  ebenso  noch  4  482  (2.  Juni)  Atti  publici:  Qua- 
derno  membranaceo. 


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UNS  DAS  Prinzip  dek  Vbkkbhrsfmbihbit.  133 

empfangen  !    Also  völliges  Veri>ot  der  kaufniünniscben  wie  jeder  andoru  Corre- 
spondenz!      Nicht  nur  jedes  CompagnonsverhäHniss  zwischen  Luccheser  und 
Florentiner  Unterthanen ,  sondern  selbst  einzelne  Geschäfte  wurden  untersagt 
und  alle   bisherigen  Verbindungen  und  Geschäfts  vertrüge  mit  dem  Tag  der 
Verfügung  für  erloschen  erklärt.    Privatgut  und  Waaren  im  Besitz  von  Luc- 
chesem   mussten  bis  zum  Ablauf  des  Monats  —  die  Verordnung  datirt  vom 
49.  December!  —  aus  dem  florentiner  Gebiet  weggeführt  werden,  mit  Aus- 
nahme des  Getreides,  welches  in  der  kurzen  Frist  zu  Geld  gemacht  werden 
mussle  ^) .    So  Viele  sich  auch  in  Florenz  selbst  gegen  ein  derartiges  tief  in  die 
wirthschaftlichen  Interessen  des  eigenen  Landes  eingreifendes  Vorgehen  sträuben 
mochten,  so  ist  doch  dieThatsache,  dass  in  den  beiden  den  Ausschlag  gebenden 
politischen  Körperschaften  der  Zeit  sich  nicht  viel  weniger  als  tausend  Bürger 
für  diese  schreiende  Vergewaltigung  des  Verkehrs  aussprachen^)^  ein  spre- 
chender Beweis  dafür,  dass  sich  auch  in  Florenz,  der  Stadt  der  ersten- kauf- 
männischen Lehrbücher,  wo  man  den  Merkantilverkehr  bereits  zum  Gegenstand 
höheren  Wissens  und  theoretischer  Untersuchung  machte ,  die  Ueberzeugung 
von  der  Nothwendigkeit  einer  gewissen,  auch  für  den  Staat  unantastbaren 
Freiheit  und  Sicherheit  des  Verkehrs  nicht  einzubürgern  vermocht  hatte. 

Wo  eine  derartige  Behandlung  des  internationalen  Verkehrslebens  möglich 
war,  wird  man  natürlich  nicht  die  Initiative  zu  -grossen,  befreienden  Thaten 
suchen  wollen.  Selbst  während  der  mediceischcn  Glanzzeit,  als  staatsmän- 
nische Genies  wie  Cos mo  und  Lorenzo  die  auswärtige  Politik  des  Staates 
leiteten  und  den  Schwerpunkt  des  italienischen  Staatensystems  mit  vielbewun- 
derter Meisterschaft  nach  Florenz  zu  verlegen  wussten ,  selbst  damals  ist  eine 
solche  Initiative  nicht  versucht  worden.  Keine  Spur  davon,  dass  man  auch  nur 
den  Versuch  gemacht  hätte,  sich  mit  der  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  beson- 
ders in  einigen  Industrieen  wie  z^B.  den  Tuchmanufakturen  um  sich  greifenden 
Prohibitivpolitik  der  italienischen  Staaten  auf  dem  Wege  von  Verhandlungen 
zu  verständigen;  man  erwiderte  dieselbe  vielmehr  gleich  von  Anfang  an  mit 
den  schroffsten  Maassregeln  des  Absperrungssystems,  getreu  dem  schon  von 
Alters  her  in  der  Handelspolitik  vorgezeichneten  Prinzip  des  »Auge  um  Auge, 
Zahn  um  Zahn«^}.  Als  nach  der  Verschwörung  der  Pazzi^  in  Folge  der  Verfein- 
dung mit  der  Curie  der  Papst  —  auch  wieder  charakteristisch  ftlr  die  Zeit  — 
alle  Florentiner,  meist  Kaufleute,  im  Kirchenstaate  festnehmen  liess  und  es 


4)  Arch.  Rif.  Provvisioni  (4»07j  Nr.  199,  fol.  28.  —  Tutte  le  compagne,  iraflicbi  e  incepte 
per  infino  al  preseate  di  contratte  e  faiie  (sc.  per  un  Lucchese  con  un  Fiorentino)  s'intendino 
esser  finite. 

a)  Ib.  Der  Beschluss  ging  im  Itleinern  Rath  mit  83  gegen  37,  im  grossen  mit  850  gegen 
340  Stimmen  durch.  Schon  vorher  (1580)  tiatte  man,  um  Lucca  zu  schädigen,  die  Einfuhr 
aller  aus  Lucchesischen  kommenden  Waaren  —  ausgenommen  Salz,  Eisen  und  Pomme- 
ranzen  —  selbst  wenn  sie  lucchesisches  Gebiet  nur  auf  der  Durchfuhr  berührt  hatten ,  neben 
allen  bisherigen  Zöllen  mit  einem  Zuschlag  von  20 o/^  des  Werthes  besteuert!  Provvisioni 
Nt,  497,  fol.  9  (mit  853  gegen  276  Stimmen  im  grossen  und  66  gegen  30  im  kleinen  Rath). 

3)  Statuta  Flor.  (1321)  Cod.  cit.  Üb.  IV,  40.    Von  den  Waaren,  welche  von  Angehörigen 
eines  fremden  Staates  ein-  oder  ausgeführt  werden,  sollen  die  Zölle  in  derselben  Hohe  erhoben 


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134  DiK  WIRTH8CHAPSPOLITIK  DER  FLORENTINER  RENAISSANCE 

dahin  brachte,  dass  in  verschiedenen  Staaten  Einfuhrverbote  gegen  alle  floren- 
tiner  Fabrikate  erlassen  wurden,  während  gleichzeitig  andere  unter  dem  Namen 
von  Zollen  denselben  so  «hohe  Steuern  auferlegten ,  dass  ihr  Export  nach  den 
beireffenden  Ländern  ganz  stockte,  bedachte  man  sich  keinen  Augenblick,  die 
Einfuhr  aus  allen  diesen  Staaten  mit  denselben  Verboten ,  beziehungsweise 
Prohibitivzöllen  zu  belegen ,  welchen  die  heimischen  Waaren  dort  unterworfen 
wurden  ^] .  Von  einer  Rücksichtnahme  auf  das  wirthschaflliche  Interesse  des 
Landes,  auf  die  Folgen  für  die  Finanzen,  ist  dabei  keine  Rede. 

Wie  unfruchtbar  die  auswärtige  Politik  der  italienischen  Staaten  über- 
haupt für  die  Sache  der  merkantilen  Verkehrsfreiheit  geblieben  ist,  wird  schon 
durch  die  Eine  Thatsache  zur  Genüge  beleuchtet ,  dass  es  eine  Kulturepoche 
wie  die  Renaissance  nicht  auf  dem  Wege  der  Verständigung  zwischen  den  ein- 
zelnen Staaten  dahin  zu  bringen  vermocht  hat ,  den  friedlichen  Handelsverkehr 
von  dem  im  Repressalienwesen  fortlebenden  Faustrecht  auf  die  Dauer  zu 
befreien  2).  Allerdings  spielt  dasselbe  in  den  Staatsverträgen  der  Zeit  eine 
wichtige  Rolle ,  aber  in  keinem  der  zahlreichen ,  im  diplomatischen  Archiv  der 
Republik  aufbewahrten  Verträge  zwischen  den  verschiedensten  Staaten  Italiens 
ist  eine  prinzipielle  Verzichtleistung  ausgesprochen.  Man  einigt  sich  wohl  häufig 
dahin,  früher  zugestandene  Repressalien  wieder  aufzuheben^),  verspricht  wohl 
auch  für  die  Zukunft  dem  Unterthanen  des  fremden  Staates,  der  Ansprüche  an 
Staatsangehörige  hat,  eine  rasche  und  unparteiische  Rechtspflege^);  aber  es 
scheint  keinem  Staat  gelungen  zu  sein,  seiner  Rechtspflege  so  viel  Vertrauen  zu 


werden,  wie  sie  der  betr.  Staat  von  florentiner  Waaren  erhebt.  Hebt  ein  fremder  Staat  einen 
Zoll  ganz  auf,  oder  vermindert  ihn,  so  soll  in  Florenz  seinen  Angehörigen  gegenüber  dasselbe 
geschehen,  cf.  ebenso  Statuta  (4  445)  I.  V,  tract.  Hl,  rub.  38,  quod  similis  gabella  tollatur 
forensibus  quam  ipsi  toUunt  Florentinis  in  terris  eorum. 

4)  Arch.  Rif.  Liber  legum  artis  lane  Cod.  cit.  Nr.  42,  fol.  f  43. 

2)  Wie  lähmend  mussten  auf  den  Verkehr  Maassregeln  wirken ,  wie  sie  der  florentiner 
Staatsbeschluss  aus  dem  Jahre  4  458  vorschreibt  (Ordini  del  Consolato  di  mare  Cod.  cit. 
fol.  232).  »Da  verschiedene  Staaten  ihren  Unterthanen  gegen  Florentiner  Repressalienbriefe 
ausgestellt  haben«,  meist  ohne  alles  Recht,  und  da  es  göttliches  und  menschliches  Recht  ist, 
Gewalt  mit  Gewalt,  Unrecht  mit  Unrecht  zu  vertreiben,  so  wird  den  Consuln  der  Kaufmann- 
schaft und  denen  des  Meeres  die  Befugniss  ertheilt,  jede  Repressalienerlaubniss  ebenfalls  mit 
einer  solchen  zu  erwidern. 

3)  Cf.  die  Aufhebung  der  meist  von  beiden  Seiten  zugestandenen  Repressalien  in  dem 
Vertrag  mit  Bologna  (Pagnini  II,  20)  4203,  mit  Genua  4443  (Florentinorum  acta  et  foedera 
cl.  XI,  dist.  43,  fol.  79)  mitSiena  104  (ib.  Nr.  45)  Bologna  4425  (Atti  publici,  Urk.  v.  7.  Juni/ 
Genua  4440  (Acta  f.  468)  mit  demselben  4  429  (Scipione  Ammirato  VII,  92  und  Atti  publici, 
Urk.  v.  6  Juni,  Arch.  dipl.)  und  wieder  4450  (Atti  publ.  Quaderno  membran.,  Urk.  v.  S4.Mai 
»per  liberare  le  rappresalie  facte  dai  mercanti  dell'  uno  e  dell'  altro  comune«)  und  wieder 
4484  (Acta  fol.  79) !  Wenn  auch  in  den  Vertrttgen  mit  Mailand  Repressalien  nicht  erwähnt 
werden,  so  beweist  doch  die  4504  von  Mailand  gegen  Florenz  ausgesprochene  Repressalien- 
drohung, dass  man  auch  hier  prinzipiell  auf  demselben  Standpunkt  stand  (Atti  publici 
tom.  XllI,  Urk.  v.  2.  April).  Noch  4523  wird  in  den  Assekuranzgesetzten  von  Florenz  neben 
anderen  Unfällen  der  Verlust  durch  Repressalien  genannt  (Pardessus  1.  c,  IV,  604). 

4)  »Jus  summa  rium  et  expeditum  sola  veritate  inspecta  et  omni  cavillatione  remota«, 
was  sich  doch  wohl  von  selbst  verstehen  sollte!  (Acta  et  foedera  Cod.  cit  4404,  6.  April). 
Vertrag  mit  Sena  und  ib.  f.  79  mit  Genua  4449. 


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I  UND  DAS  Prinzip  der  Yerkehrsfreiheit.  135 

erwerben ,  dass  man :  id  der  UeberzeuguDg ,  auch  der  Fremde  würde  dort  sein 
Recht  findeO}  den  Unterthanen  mit  seinen  Forderungen  getrost  an  die  Gerichte 
desselben  verwiesen  und  sich  bei  deren  Entscheidung  beruhigt  hätte,  statt 
durch  die  Eriaubniss  der  gegen  jeden  noch  so  Unbetheiligten  anwendbaren 
Selbsthilfe  immer  und  immer  wieder  alle  Sicherheit  und  Freiheit  des  Handels- 
verkehres in  Frage  zu  stellen.  Es  war  noch  eine  liberale  Goncession,  wenn 
man  sich  vertragsweise  verpflichtete,  Repressalienbriefe  erst  längere  Zeit  nach 
erfolgter  ofBcieller  Mittheilung  an  die  Behörden  des  Staates,  gegen  dessen 
Bürger  sie  lauteten,  rechtskräftig  werden  zu  lassen  ^j . 

Die  Störungen,  mit  denen  die  Fortdauer  dieses  Rechtszustandes  den  italie- 
nischen Handelsverkehr  allezeit  bedrohte^  mussten  besonders  von  dem  floren- 
tiner  Handel  schwer  empfunden  werden,  weil  das  florentiner  Handelsrecht 
jeden  Staat ,  der  die  gegen  florentiner  Bürger  zugestandenen  Repressalien  auf 
Ersuchen  nicht  aufhob  oder  suspendirle ,  oder  auf  Grund  einer  Entscheidung 
des  florentiner  Handelsgerichts  und  einer  Commission  von  Vertretern  der  fünf 
oberen  Zünfte  einen  Vergleich  einging,  förmlich  in  Verruf  erklärte.  Wenn 
man  bedenkt,  dass  ein  solcher  »Bann«,  wie  man  es  nannte,  den  Unterthanen 
nicht  nur  den  Aufenthalt  in  dem  »gebannten«  Staatsgebiet,  sondern  auch  jeden 
kommerciellen  Verkehr,  jedes  Geschäft  mit  dessen  Angehörigen  untersagte ^j , 
und  wenn  man  dabei  die  erschreckende  Häufigkeit  der  Repressalien ')  in  Be- 
tracht zieht,  so  erkennt  man,  von  welch^  eminenter  Bedeutung  es  für  die  Sache 
der  Verkehrsfreiheit  gewesen  wäre,  wenn  die  Zeit  diese  civilisatorische  Aufgabe 
zu  lösen  vermocht  hätte.  Nicht  dass  diese  Aufgabe  überhaupt  nicht  gestellt 
worden  wäre.  Im  Gegcntheill  Ein  Staat  ging  sogar  mit  Wort  und  That  voran, 
indem  er  ausdrücklich  darauf  verzichtete,  seinen  Angehörigen  Repressalien- 
briefe zu  gewähren,  wenn  sie  ihre  Forderungen  an  Unterthanen  eines  fremden 
Staates  nicht  befriedigt  glaubten,  und  indem  er  zugleich  dahin  strebte,  auf  dem 
Wege  friedlicher  Verhandlungen  die  anderen  Regierungen  für  die  Anerkennung 
desselben  Prinzipes  gegenüber  seinen  Angehörigen  zu  gewinnen^).  Leider 
aber  war  es  nur  das  kleine  Mantua,  welches  diese  fruchtbare  Initiative  ergrifl' 
und  jenen)  kulturfreundlichen  Prinzip  durch  Aufnahme  ins  Staatsgrundgesetz 
bleibendere  Geltung  verlieh;  und  so  mochte  seine  Haltung  in  dieser  Frage 
wohl  den  eigenen  Bürgern  zu  Gute  kommen ,  für  den  allgemeinen  Verkehr  ist 
sie  ohne  Bedeutung  geblieben. 


4)  Cf.  den  Vertrag  mit  Ragusa  Arch.  Rif.  Provvisioni  (144  4)  fol.  464,  wo  man  unter  Auf- 
hebung aller  bis  dahin  gegen  die  Ragusaner  zugestandenen  Repressalien  versprach ,  dass  alle 
künftigen  Repressalienbriefc  erst  6  Monate  nach  der  Anzeige  an  die  Commune  Ragusa  gegen 
deren  Bürger  in  Anwendung  gebracht  werden  könnten. 

2)  Statuta  Universitatis  Mercantie  4393  cum  appendicibus  —  4504  Arch.  Rif.  Classe  II, 
dist.  l,  Cod.  Nr.  8,  lib.  II,  r.  46. 

8)  Die  Seite  434,  Anmerk.  3  angeführten  Daten  geben  einen  annähernden  Begriff  davon. 

4)  Cf.  die  Statuten  von  Mantua  III,  47  bei  Arco  1.  c.  pag.  800  »quod  cives  Mantue  con> 
trahere  debeant  suo  periculo«  etc.  Et  super  haec  requirantur  alle  civitates  quod  simile 
statutum  faciant  de  suis  civibus  qui  contraherent  cum  aliquibus  de  civitate  vel  districtu 
Mantue. 


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136  Die  Wirthschaptspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

Was  Florenz  von  sichaus  für  die  Befreiung  des  Verkehrs  jenseils  seiner 
Grenzen  erreicht  hat,  erhebt  sich,  soviel  wir  sehen,  nicht  tlber  das  Niveau  der 
mittelalterlichen  Zollerleichterungen  und  ähnlicher  Begünstigungen  des  floren- 
tincr  Handels  ^).  Es  sind  Vorrechte,  Privilegien,  und  als  solche  meist  nicht  das 
Resultat  objektiver,  wirlhschaftspolitischer  Verständigung,  sondern  theils  durch 
glückliche  Kriege  erzwungen  oder  ein  Preis  für  politische  Allianzen,  und  daher 
häufig  auch  nur  von  ephemerer  Dauer  2].  Das  mindert  auch  die  Bedeutung 
wichtiger  Befreiungen  des  Handels,  wie  die  der  florentiner  SchifiPfahrt  von  der 
Genueser  Navigationsakte,  welche  alle  aus  Flandern  und  England  auf  nicht 
genuesischen  Schiffen  nach  Florenz  geführten  Waaren  mit  den  härtesten  Zöllen 
belegt  hatte.  Es  ist  diese  Befreiung  nicht  die  Frucht  einer  entsprechenden 
liberalen  Gesetzgebung  von  Florenz  —  dieses  war  ja  eben  damals  im  BegrifT, 
auf  diesem  Gebiete  das  System  der  stärksten  Gebundenheit  auszubilden  — 
sondern  eine  politische  Errungenschaft  des  Friedensvertrages,  der  1427  zwischen 
Florenz,  Venedig  und  dem  Herzogthum  Mailand  abgeschlossen  wurde ^).  Die 
spätere  bahnbrechende  Befreiung  des  Seeverkehrs  durch  Florenz  musste  aber 
in  ihren  Wirkungen  dadurch  beeinträchtigt  werden,  dass  man  ihre  rückhaltlose 
Durchführung  so  lange  hinauszögerte.  Ob  sie  überhaupt  für  den  auswärtigen 
Handel  von  Florenz  noch  wohlthätige  Folgen  gehabt  hat ,  lässt  sich  aus  den 
erhaltenen  Staatsverträgen  der  Republik  nicht»  ersehen .  Doch  ist  es  immerhin 
möglich,  dass  genauere  Forschungen  in  den  Archiven  Venedig's,  Genua's,  Siena*s 
u.  a.  eine  freiheitliche  Einwirkung  auf  die  Seehandelspolitik  anderer  Staaten, 
und  sei  es  auch  nur  zu  Gunsten  der  florentiner  SchiflTahrt,  erweisen  werden. 


Wir  sind  am  Schlüsse  unserer  Untersuchung  angelangt;  doch  dürfte  es 
sich  wohl  verlohnen ,  nachdem  wir  die  einzelnen  Zweige  der  Volkswirthschafl 
in  ihrer  Besonderung  betrachtet,  noch  einmal  von  einem  allgemeineren  Stand- 
punkt aus  das  Gesammtgebiet  zu  überblicken. 

Es  ist  schwer,  für  die  allgemeine  Haltung  der  Wirtbschaftspolitik  jener  Zeit 
eine  bestimmte  Ft>rmel  zu  finden.  Wir  haben  eben  eine  Periode  der  Umbil- 
dung vor  uns,  eine  Zeit  des'Ueberganges  aus  alten  Formen  des  Daseins  zu  einer 
neuen  Gestaltung  der  Dinge.  In  einer  solchen  Epoche  reichen  sich  die  ver- 
schiedenen Entwicklungsphasen  die  Hand,  weiche  die  Völker  auf  dem  Wege  zu 
wirthscbaftlicher  Freiheit  und  Selbständigkeit  durchzumachen  pflegen  4).  Wäh- 
rend selbst  jene  niedrigste  Wirlhschaflsstufe,  wo  die  aligemeine  Rechlsunsicher- 
heit  den  Verkehr  in  tausendfache  Fessein  schlug,  in  dem  Repressalienwesen 


4)  Cf.  z.  B.  die  Aufzählung  bei  Pagnini  1.  c.  II,  20  flgd. 

2)  Höufig  wird  solchen  Befreiungen  des  Verltehrs  von  vornherein  keine  längere  Dauer 
Zugei^prochen ,  als  für  die  Zeil  des  bundesgenossenschafllichen  Verhältnisses,  welches  die 
Veranlassung  dazu  gegeben.  Cf.  z.  B.  den  Vertrag  mit  Siena  (1498)  über  die  Reduction  der 
Zölle  an  der  römischen  Strasse.    Atti  publici  tom.  XIX  Quaderno  membr.   Urk.  v.  4  4.  Sept. 

8)  Florentinorum  acta  et  foedera  Cod.  eil.  fol.  127. 

4)  Cf.  die  allgemeine  Uebersicht  bei  Koscher.    System  der  Volkswirthschaft  I,  §  97, 


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UND  DAS  Prinzip  dbr  Vbrkehesfbbihbit.  137 

und  ähnlichen  Erscheinungen  eines  unentwickelten  Völkerrechts  noch  einzelne 
Schatten  in  diese  Epoche  wirft  i] ,  während  auch  an  die  Periode  der  Vorrechte 
und  Privilegien  von  Familien ,  Corporationen ,  Gemeinden ,  Standen  u.  s.  w. 
immer  noch  bedeutsame  Erscheinungen  erinnern,  und  vollends  jene  dritte 
Stufe  der  juristisch  allmächtigen  Bevormundung  und  Erziehung  von  Seiten  des 
Staates  so  recht  eigentlich  jener  Zeit  ihr  Gepräge  zu  haben  scheint,  treten  uns 
andererseits  Ideen  und  Institutionen  entgegen ,  welche  uns  an  die  Errungen- 
schaften einer  Zeit  voller  wirthschaftlicher  Freiheit  gemahnen. 

Auf  allen  drei  Gebieten  der  Wirthschaft  finden  wir  den  Gedanken  der 
Verkehrsfreiheit  mit  grossen  Zigen  eingegraben. 

Der  Bauer  ist  von  jeder  Gebundenheit  an  die  Scholle,  jeder  Gutsunter- 
thänigkeit  mit  all'  ihreti  persönlichen  und  dinglichen  Herrenrechten  befreit^]. 
Bewirthschaftet  er  als  Colon  fremdes  Gut,  so  bindet  seine  Freizügigkeit  nichts 
als  der  Gontrakt,  dessen  Erftlllung  allerdings  erzwungen  werden  kann  3),  und 
dieselbe  ist  weder  durch  Schranken  im  Inland  noch  durch  Auswanderungs- 
verböte  beeinträchtigt*).  Das  Grundeigenthum  ist  frei  von  feudalen  Fesseln 
und  dinglichen  Herrenrechten.  Nichts  hindert  die  freie  Theilbarkeit  des  Grund 
und  Bodens^);  es  gibt  keine  Parceltirungsverbote ,  keinen  Gttterschluss  durch 
Majorate  und  Fideikommisse.  Es  charakterisirt  den  Parallelismus  der  Ent- 
Wickelung,  dass  ebensowenig,  als  auf  agrarischem  Gebiete  Guterschluss 
existirte,  mit  der  zünftigen  Organisation  von  Industrie  und  Handwerk  eine  Ge- 
seblossenheit  der  zünftigen  Corporationen  verbunden  war^).  Mit  grosser 
Wirthschaftlicher  Einsicht  ist  die  Begierung  Allem  entgegen  getreten ,  was  eine 
künstliche  Beschränkung  der  Mitgliederzahl  herbeigeführt  hättet).  Der  Regel 
nach  ist  j^der  zu  jedem  Gewerbebetrieb  zugelassen,  selbst  unzünftige  Arbeit 
Dicht  ansässiger  Fremder  nicht  ausgeschlossen^).  Wer  aber  durch  Nieder- 
lassung zum  Eintritt  in  die  Zunft  verpflichtet  ist,  dem  stehen  keine  obligatori- 
schen Avancementsverhältnisse,  keine  Forderungen  von  Meisterstück,  Echt-  und 
Lehrbriefen  u.  dergl.  im  Wege  9).  Die  Gesetzgebung  ist  aufs  Eifrigste  bemüht, 
aus  dem  in  der  Matrikel  sich  äussernden  Besteuerungsrechte  der  Zünfte  keine 
Fesselung  der  wirthschaftlichen  Freiheit  werden  zu  lassen  i^).  Ja,  am  Ende  der 
Epoche  erscheint,  wenigstens  in  der  Grafschaft,  fast  völlige  Zunft-  und  Gewerbe- 
freiheit durchgeführt^^).  Ein  Monopol  der  städtischen  Zünfte  auf  den  Absatz 
ihrer  Fabrikate  in  der  Landschaft  existirt  nicht  und  die  Niederlassung  von 
Gewerbetreibenden  auf  dem  platten  Lande  ist  durch  keine  Bannrechte  zu 
Gunsten  städtischer  Zünfte  beschränkt  ^^) ,  ebensowenig  ist  der  städtische  Markt 
den  nichtstädtischen  Fabrikaten  verschlossen^^).  —  Von  einer  Fesselung  der 
Privatindustrie  durch  Staatsmonopole  ist  —  ein  paar  Fälle  ausgenommen  — 
keine-  Rede  ^^) .  Daneben  innerhalb  der  Zünfte  ein  nicht  geringes  Maass  wirth- 
schaftlicher Freiheil.  Bei  einer  Industrie ,  die  für  den  Weltmarkt  producirte 
und   längst  aus   handwerksmässiger  Uebung   zu   fabrikartigero   Grossbetrieb 

1)  Seite  434  ngd.  9)  Seite  5.  3)  Seite  8.  4)  Seite  9.  5)  Seite  43. 

«)  Seite  54.         7)  Seite  49.         8)  Seite  44.        9)  Seite  58.         40)  Seite  47.         41)  Seite  78. 
4t)  Seite  76.  48)  3eite  I04.  44)  Seite  68. 


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138  Die  Wirthscraftspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

emporgewachsen,  konnte  von  jenen  Maassregeln,  durch  welche  das  mittelalter- 
liche  Zunftwesen    das.  Aufkommen    eines   eigentlichen    Untemehmerstandes 
bekämpfte,  nattirlich  nicht  die  Rede  sein.    Keinem  Meister  ist  die  Zahl  der 
Gehilfen,  keinem  Fabrikanten  die  der  Arbeiter  beschränkt,  Niemandem  ein 
Maximum  seiner  Produktion  vorgeschrieben  <] .    Ftlr  die  Lehr-  und  Dienstver- 
verhältnisse ^)  und  im  Allgemeinen  auch  für  die  Freizügigkeit  des  Arbeiters  ist 
in  analoger  Weise ,  wie  auf  agrarischem  Gebiete ,  der  freie  Contrakt  bestim- 
mend'].    Der  merkantilen  Yerkehrsfreiheit  kommen  nattirlich  zum  Tbeii 
die  eben  genannten ,  der  Gewerbefreiheit  überhaupt  günstigen  Ordnungen  des 
Zunftwesens  ebenfalls  zu  Gute.    Daran  reihen  sich  andere  Zeugen  freiheitlicher 
Strömungen  auch  auf  diesem  Gebiete.    Die  analoge  Gestaltung  der  ökonomi- 
schen Entwickelung  zeigt  sich  auch  hier  in  der  bedeutsamen  Thatsache ,  dass 
die  individuelle  Erwerbsfreiheit,  wie  sie  in  Ackerbau  und  Industrie  weder 
durch  Güterschluss,  noch  durch  Zunftgeschlossenheit  gefesselt  ist,  so  auch  auf 
dem  commerciellen  Gebiete  keinen  privilegirten  Handelsgesellschaften  aufge- 
opfert ward^).    Der  Regalismus  erscheint  auch  hier  noch  ganz  in  seinen  An- 
fängen.   Der  Aufrechterhaltung  des  Salzmonopols  steht  die  völlige  Freigebung 
des  ursprünglich  monopolisirten  Seehandels  gegenüber,  und  so  ist  bis  zum 
Ende  der  Epoche  der  Handelsverkehr  mit  jener  einen  Ausnahme  von  Staats- 
monopolen frei  geblieben  ^) .    Die  Handelsfreiheit  ist  für  In-  und  Ausländer  in 
den  Statuten  in  weitem  Umfang  anerkannt  ^) ,  und  wenn  sich  auch  die  Gesetz- 
gebung vielfach  in  entgegengesetztem  Sinne  entwickelt  hat,  so  begegnen  wir 
doch  in  einzelnen  wichtigen  Punkten  einer  freiheitlichen  Reaktion.    Ich  er- 
innere an  die  Modification  und  Einschränkung  der  Schutzzoll-  und  Prohibitiv- 
politik,  wie  sie  sich  theils  unter  dem  Eindruck  der  geschichtlichen  Erfahrung®), 
theils  durch  die  kräftige  Gegenwirkung  der  commerciellen  und  fiskalischen 
Interessen  vollzog  ^ ,  an  die  verschiedenen  in  der  Zollpolitik  überhaupt  her- 
vortretenden freiheitlichen  Gesichtspunkte  ^)  und  an  die  völlige  Refreiung  des 
Seehandels  von  allen  Verkehrsfessein ,  in  der  die  liberalen  Gesetze  über  den ' 
Verkehr  in  den  Häfen  Pisa^s  und  Livorno^s  einen  würdigen  Abschluss  fanden^). 
Wenn  uns  diese  freiheitlichen  Errungenschaften  auf  sämmtlichen  Gebieten 
der  Wirthschaft  in  die  Zeiten  moderner  Freiheit  versetzen ,  so  bezeugen  uns 
andere  Erscheinungen,  dass  wir  uns  immerhin  noch  auf  mittelalterlichem  Boden 
befinden :   Auf  agrarischem  Gebiete  das  nachbarliche  Vorkaufsrecht  ^^) ,  der 
Ausschluss  der  Fremden  vom  Grundbesitzerwerb  ^*),  das  unendlich  ausgebHdele 
Annonarsystem    mit   seiner  Privilegirung  des  hauptstädtischen  Marktes   und 
seiner  ungleichen  Behandlung  der  abhängigen  Gemeinden  und  TerritorieD  >2j; 
"  in  Gewerbe  und  Handel  die  Privilegien  von  Meistersöhnen  und  Ver- 
wandten gegenüber  anderer  Leute  Kindern,   von  Inländern   gegenüber   den 
Fremden  bei  der  Aufnahme  in  die  Zünfte  ^3),  die  priviiegirte  Stellung   der 


4)  Seite  63.  S)  Seite  78.  8)  Seite  74.  4)  Seite  404.  5)  Seite  104. 

6)  Seite  408,  409.  7)  Seite  444,  445,  420.  8)  Seite  446  Hgd.  9)  Seite  42S,  199. 

4  0)  Seite  44.  4  4)  Seite  48.  4  2)  Seite  30  ngd.  48)  Seite  48. 


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UND  DAS  Prinzip  der  VsRKikHRSPREiHBiT.  139 

zunfiherrschenden  Meister ,  Fabrikanten  und  Handelsherrn  gegentlber  den  ab- 
hängigen Meistern  und  unselbständigen  Hilfsarbeitern^),  das  allerdings  nur  in 
einzelnen  Zünften  bestehende  Privileg  der  ansässigen  Meister  auf  einen  ge- 
wissen Rayon,  innerhalb  dessen  kein  anderer  Gewerbsgenosse  sich  niederlassen 
darf^,  und  andere  gegenseitige  Verpflichtungen  der  Zunftgenossen  *^) ;  die  vom 
Staate,  wenn  auch  nur  einzelnen  Zünften  zugestandenen  Vorrechte,  sei  es 
gegenüber  der  bevormundenden  Staatsgewalt,  wie  die  Taxenfr,eiheit  der  oberen 
Zünfte^),  oder  gegenüber  den  Privaten,  wie  die  Gewährung  eines  Einmischungs- 
rechtes in  die  Freiheit  der  Ein-  und  Ausfuhr,  der  Rohmaterialien  und  des 
Handels  mit  denselben^].  Daneben  die  Jfonopolisirung  einzelner  Gewerbs- 
zweige durch  die  Industrie  der  Hauptstadt  und  anderer  städtischer  Gemeinden, 
wodurch  der  auswärtige  Handel  überwiegend  ein  Privileg  der  Bürger  der  Stadt* 
Florenz  wird").  Die  Zollgerechtigkeiten  der  verschiedenen  Gemeinden  und 
Territorien  des  Staates 7),  sowie  die  Zollfreiheitcn  von  Gemeinden,  ja  selbst 
einzelnen  Goi*porationen  ^) .  —  Auch  die  Stellung ,  welche  die  Kirche  im  Leben 
der  Zeit  einnahm,  ist  nach  derselben  Richtung  hin  von  Bedeutung  geworden. 
Man  hört  nicht,  dass  die  Zunft  den  geistlichen  Arm  in  ihren  Dienst  genommen, 
um  die  Reglements  den  eigenen  Genossen  gegenüber  zu  vertheidigen ,  wohl 
aber  dass  dies  von  Seite  der  herrschenden  Fabrikantenklasse  gegenüber  dem 
Arbeiterstand  der  Fall  war  ^] .  Auch  die  den  freieren  Standpunkt  einer  früheren 
Zeit  so  sehr  verleugnende  Reception  der  kirchlichen  Wucherlehre  durch  die 
weltliche  Gesetzgebung  hat  zu  privilegirten  Ausnahmestellungen  geführt ,  wie 
es  die  der  Juden  und  der  concessionirten  Darlehensbanken  gewesen  ist^^). 

Allerdings  sind  fast  sämmtliche  dieser  Privilegien  und  Vorrechte  von  Indi- 
viduen, Corporationen ,  Ständen,  Gemeinden  der  staatlichen  Gesetzgebung 
gegenüber  ohne  selbständige  Bedeutung;  ihre  Beseitigung  durch  einen  ein- 
fachen Gesetzgebungsakt  ist  stets  rechtlich  zulässig.  Trägt  ja  doch  überhaupt 
der  Staat  schon  ganz  den  Charakter  juristischer  Allmacht  und  weist  insofern 
ebenso  sehr  auf  den  modernen  Polizeistaat  hin,  wie  zurück  auf  den  Staat 
der  A  ntike,  das  klassische  Vorbild  für  die  politische  Theorie  und  Praxis  jener 
Zeit.  Ich  erinnere  an  das,  was  Böckh  über  die  hellenische  Auffassung  vom 
Staat  gesagt  hat:  »Jede  Beschränkung  im  Umsatz  des  Eigenthunis  der  Einzelnen 
nach  den  Umständen  verfügt ,  erschien  als  gerecht  und  konnte  erst  dann  als 
Beeinträchtigung  angesehen  werden,  seit  des  Staates  einziger  Zweck  in  die 
Sicberstellung  der  Person  und  des  Eigenthums  gesetzt  wurde ,  was  keinem  der 
Alten  jemals  einfiel.  Im  Gegentheil  wurde  aller  Verkehr  und  Handel  als  be- 
dingt durch  den  Staatenverein  betrachtet«  ^^).  —  Es  ist  derselbe  Standpunkt, 
der  als  maassgebend  für  die  Theorie  der  Zeit  In  Machiavelli's  volks- 
wirthschaftlichen  Anschauungen  hervortritt ,  und  der^  auch  in  der  Praxis  den 
sdiärfsten  Ausdruck  in  jener  für  die  wirthschaftliche  Existenz  des  Individuums 


1)  Seite  64.  %)  Seite  54,  65.  8)  Seite  62.  4)  Seite  67.  5}  Seite  97,  99. 

6)  Seite  75.  7)  Seite  4U.  8)  Seite  164.  9)  Seite  59.  19)  Seite  87. 

H)  Die  Staatsbeusbaltun^  der  Athener  1,  74. 


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140  Die  Wirthschaftspolitik  de«  plorentineii  Renaissance 

unter  Umständen  geradezu  vernichtenden  Rttcksichtsiosigkcit  gefunden  hat^), 
mit  welcher  Florenz  und  der  Staat  der  Renaissance  überhaupt  das  ökonomische 
Interesse  der  Einzelnen  den  Gesichtspunkten  der  Slaatsraison  unterwarf.  — 
Lag  in  der  Ueberzeuguug  von  der  staatlichen  Allmacht  auf  wirthschafllichem 
Gebiete  ohnehin  eine  starke  Tendenz  gegen  die  Verkehrsfreiheit,  so  verschärfte 
sich  dieselbe  noch  durch  jenen  rastlosen  Trieb  des  florentiner  Yolksgeistes, 
das  staatliche,  sociale,  ökonomische  Leben  nach  eigener  Conception  selbständig 
zu  gestalten,  einen  Charakterzug,  der  durch  Dante's  bertlhmtes  Gleichniss 
von  dem  Kranken,  der  stets  seine  Lage  wechselt,  um  seinen  Schmerzen  zu 
entrinnen,  sprichwörtlich  geworden  ist.  Wie  das  stets  an  seiner  Verfassung 
bessernde  Florenz  mit  Experimenten  und  kunstvoll  construirten  Staatsver- 
fassungen das  Leben  meisterte,  so  bildete  es  auf  wirthschaftlichem  Gebiete  ein 
System  der  Bevormundung  aus,  welches  sich  im  Laufe  der  Zeit  eher 
verschärfte  statt  milderte  und  entschieden  weit  über  das  Maass  einer  durch 
die  wirthschaftliche  Entwickelungstufe  des  Volkes  gerechtfertigten  Erziehung 
hinausging,  dafttr  aber  auch  oft  genug,  zumal  bei  dem  ausgeprägten  Indivi- 
dualismus des  damaligen  florentiner  Volkscharakters  der  Wirklichkeit  ohn- 
mächtig gegenüberstand  ^) . 

Wir  sähen ,  welch^  umfassender  Bevormundung  der  Staat  im  Interesse  des 
Grundbesitzers  der  Bodenkultur,  der  Industrie  die  Landwirthschaft  unterwarft), 
wie  der  Handwerker  und  Fabrikant  in  seiner  ganzen  Thätigkeit  an  eine  Fülle 
technischer  Reglements  gebunden  war*),  deren  Verschärfung  im  Laufe  des 
15.  Jahrhunderts  besonders  durch  PrHventivmaassregeln,  wie  z.  B.  das  Verbot, 
in  einem  und  demselben  Raum  gewisse  Fabrikate  gleichzeitig  zu  erzeugen^] 
oder  zu  handeln«),  zum  Theil  wieder  paralysirte,  was  eine  liberale  Gesetz- 
gebung zur  Ermuthigung  des  Unternehmungsgeistes  in  Handel  und  Gewerbe 
geleistet  hatte.  Auf  dem  Gebiete  des  Handels  tritt  in  dem  obligatorischen 
Maklerinstitut  7)  und  in  den  Maassnahmen  zur  Sicherung  und  Aufklärung  des 
Käufers^)  derselbe  bevormundende  Geist  zu  Tage.  Daneben  erscheint  ein  aus- 
gebreitetes Taxen  weseu,  am  ausgebildeslen  natürlich  im  Lebensmittel  verkehr^), 
weniger  in  Gewerbe  und  Handel ,  wo  Taxen  für  Rohstofl'e  und  Fabrikate  nur 
selten  vorkommen,  und  auch  die  Arbeit,  sei  es  des  selbständigen  Meisters 
oder  unselbständigen  Arbeiters,  nur  in  wenigen  Branchen  durch  die  allgemeine 
staatliche  oder  stellvertretende  zünftige  Gesetzgebung  Lohntarifen  unterworfen 
wurde  ^<)),  während  in  der  Landwirthschaft  für  alle  unselbstäildigen  Hilfs- 
arbeiter ein  Maximum  des  Tagelohnes  vorgeschrieben  war").  Im  Uebrigen 
erscheint  der  Geist  der  Bevormundung  in  derselben  Stärke  wirksam,  wenn 
man  den  verheiratheten  Bauern  nöthigte,  statt  Tagelöhner  Colon  zu  werden*^), 
wenn  man  di^  ^^  Taxgn  gebundenen  Gewerbe  einem  förmlichen  Arbeitszwaog 
unterwarf '2),  und  den  contraktbrüchigen  Colonen,  Arbeiter  und  Gesellen  mit 
Gewalt  zur  Arbeit  zurückführte  ^3).  Dagegen  erscheint  wieder  die  Freizügigkeit 


4)  Seite  432,  434.  t)  Seite  24.  S)  Seite  5,  40.  4)  Seite  56.  5)  Seite  60. 

6)  Seite  93.  7)  Seite  92.  8)  Seite  94.  9)  Seite  29.  40)  Seite  65,  67,  69,  70. 

41)  Seite  6,  7.  «2)  Seite  65,  68,  69.  43)  Seite  8,  74. 


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UND  DAS  Pmiifzip  DBR  Yjurkbhmsfrkiheit.  141 

des  Colonen  und  landwirlhschaftlichen  Tagelöhners  durch  keine  analogen  Ver- 
bote gefesselt,  wie  die,  welche  im  Interesse  der  heimischen  Industrie  Fabri- 
kanten und  Arbeitern  den  Verkehr  mit  dem  Ausland  und  die  Auswanderung 
beschränkten  ^) .  Wenn  gewisse  handelsfeindliche  Tendenzen  der  Zeit  auf  dem 
Gebiete  der  Agrarpolitik  in  den  zahlreichen  Gesetzen  gegen  Kauf  zum  Wieder- 
verkauf den  vielseitigsten  Ausdruck  gefunden  habend),  so  tritt  dergleichen  in 
der  Industriepolitik  doch  nur  sporadisch,  wenngleich  gewaltsam  genug  her- 
vor^]. Auch  auf  die  Freiheit  des  Handelsverkehrs  mit  dem  Ausland  haben  die 
agrarpolitischen  Gesichtspunkte  mit  ihren  Grenzsperren  einen  viel  intensiveren 
Einfluss  geübt,  als  ihn  die  schutzzdllnerischen  und  Prohibitivtendenzen  zu 
behaupten  vermochten^];  und  dre  Reformen  auf  ersterem  Gebiete,  selbst  die 
partielle  Befreiung  der  Komausfuhr,  treten  ebenfalls  an  Bedeutung  hinter 
die  freiheitlichen  Fortschritte  zurUck ,  welche  wir  in  der  Industrie-  und 
Handelspolitik  der  letzten  Zeit  des  15.  Jahrhunderts  beobachteten;  wie  denn 
überhaupt  solche  Gegensätze,  wie  der  zwischen  der  ärgsten  Bevormundung 
des  Verkehrs  und  der  vollen  Verkehrsfreiheit,  welche  sich  auf  dem  Gebiete 
des  Seehandels  ablösten ,  dem  zäh  conservativen  Charakter  der  Agrargesetz- 
gebung des  15.  Jahrhunderts  gänzlich  fremd  sind.  — 

Der  Schluss  unserer  Untersuchung,  die,  stets  bereit  über  die  Grenzen  des 
einzelnen  Staates  hinauszugreifen,  mit  einem  Ausblick  auf  den  italienischen 
Handelsverkehr  im  Allgemeinen  endigte,  weist  mit  Nachdruck  darauf  hin,  dass 
die  hier  von  einem  bestimmten  Gesichtspunkte  aus  versuchte  Darstellung  der 
wirthschaftspolitischen  Bestrebungen  eioes  einzelnen  Gemeinwesens  noth- 
wendig  einer  Ergänzung  bedarf.  Für  unsere  nächste  Aufgabe  genügte  aller- 
dings der  Nachweis,  wie  weit  dies  Eine  Gemeinwesen  die  Forderungen  des 
modernen  Bewusstseins  verwirklicht  hat  oder  nicht,  d.  h.  welche  Stellung  die 
florentiner  Wirthschaftspolitik  zur  Gegenwart  einnimmt.  Dem  Historiker  ist 
damit  noch  nicht  Genüge  geleistet.  Um  die  Thätigkeit  eines  Staates  und  Volkes 
in  ihrer  vollen  Bedeutung  für  den  Fortschritt  der  Kulturentwicklung  zu  wür- 
digen, darf  sie  nicht  bloss  mit  dem  Maassstab  der  Gegenwart  gemessen,  sie  muss 
vielmehr  den  gleichzeitigen  Leistungen  der  anderen  gegenübergestellt  werden. 
Erst  dann  wird  sich  mit  voller  Sicherheit  der  Platz  bestimmen  lassen^  welchen 
dies  Eine  Volk  in  dem  grossen  Wanderzug  der  Völker  nach  dem  Ziele  wirth- 
schaftlicher  Freiheit  und  Selbständigkeit  eingenommen  hat.  Um  dies  für  einen 
einzelnen  italienischen  Staat  zu  können ,  ist  es  nicht  nur  nöthig,  die  Archive 
von  Venedig,  Mailand, Genua,  Bologna,  Turin  nach  gleichen  Gesichtspunkten  zu 
durchforschen ,  sondern  auch  in  den  kleineren  Archiven  den  wirthschaftspoli- 
tischen Leistungen  der  Staaten  zweiten  Ranges  nachzugehen.  Fanden  wir  ja 
doch  an  unscheinbarster  Stelle  Ideen  der  Freiheit  verwirklicht ,  welche  wir  in 
der  Gesetzgel)ung  der  bedeutendsten  Staaten  vergeblich  suchen  würden.  Der 
wunderbare  Reichthum,  die  grossartige  Mannigfaltigkeit  der  Renaissance  bürgt 
uns  dafür,  dass  eine  solche  Forschung  noch  an  den  verschiedensten  Punkten 


4]  Seite  74.         S)  Seite  4  9flgd.         3)  Seite  98.         4)  Seite  440,  444. 


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1 42      Die  Wirthschaftspol.  i>.  flob.  RBfCAissAfccB  v.  d.  Princip  d.  Vemkehisfriihbit. 

bedeutsame  Spuren  moderner  Freiheit  aufdecken  wird.  Dann  erst  wird  die 
Geschichte  nicht  nur  ttber  den  Werth  der  Leistung  der  einzelnen  Glieder  der 
Nation  ein  allseitig  begründetes  Urtheil  fallen ,  sondern  zugleich  die  Gesammt- 
leistung  des  italienischen  Volkes  für  die  Sache  der  Freiheit  beurtheilen  können. 
Wahrlich  ein  reiches  Feld  der  fruchtbarsten  Studien  erdflhet  sich  da  vor 
unseren  Augen !  Möge  der  neuerwachte  Eifer  des  italienischen  Volkes  für  eine 
ernste  Erforschung  seiner  grossen  Vergangenheit  diesen  den  grossen  Fragen 
der  Gegenwart  so  nahe  stehenden  Studien  zahlreiche  Kräfte  zuführen  und 
möge  man  nicht  warten ,  bis  es  einmal  einem  Fremden  möglich  sein  wird ,  das 
italienische  Volk  mit  einer  Geschichte  der  Wirthschaftspolitik  der  italienischen 
Renaissance  zu  beschenken,  gleichwie  es  bereits  eine  weitaus  bedeutendere 
Gabe:  »die  Geschichte  der  Kultur  der  Renaissance«,  aus  fremder  Hand  em- 
pfangen musste. 


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Beilagen. 


I. 

Arch.  Rif.  Provvisioni  U66,  Nr.  158,  fol.  59. 

Zu  Seite  87. 

Gesetzesvorschlag,  betr.  der  KornzdUe,  4  466  der  Signorie  unterbreitet  und 
durch  Staatsbeschluss  zum  Gesetz  erhoben. 

S*intende  per  ciascuno  chiaramente,  quanto  sia  grave  et  dura  cosa  a  sopportare 
la  carestia  del  grano  et  quanti  iuconvenienti  ne  possono  sequire  maxime  in  uno  popolo 
grande  come  ^  questo.  £  dall*  altra  parte  ancora  s^intende  quanto  sia  molesto  a  vostri 
cittadiui  quando  s'a  a  tocchare  le  borse  loro  per  rimediare  a  tale  carestia.  Hora  conos- 
cendo  questo  e  nostri  magnifici  e  potenti  Signori  e  del  conlinuo  pensando  di  que 
provvedimenti  che  riguardino  lo  honore  et  ii  bene  universale  della  vostra  citta ,  et 
jodicando  che  per  una  cosa  sola  non  si  possa  fare  provvisione  piü  degna  ne  piü  grata 
ne  piü  utile  universalmente  a  vostri  ciltadini  e  a  tutto  il  vostro  popolo  et  etiandio  a 
vostri  subditi  che  di  provvedere,  se  ^  possibile,  per  modo  che  quando  occoressi  per  lo 
advenire  nella  citti  e  terreni  nostn  aicuna  tale  carestia,  si  possa  commodamente  a 
quella  rimediare  senza  tocchare  le  borse  de  nostri  cittadini  e  senza  avere  a  disordinare 
aicun'  altra  faccenda  del  vostro  comune ;  et  considerato  che  per  altri  vostri  ordini  ^ 
proweduto,  che  quando  lo  staio  del  grano  fussi  di  valuta  di  s.  20  o  meno  nella  cittk 
e  contado  di  Pisa,  si  possa  pei  consoli  del  mare  di  Pisa  o  per  chi  in  loro  luogo  fussi, 
con  conoscienza  di  provveditori  delle  gabeile  di  Pisa,  chi  per  i  tempi  vi  si  troveranno, 
concedere  la  tracta  di  decto  grano  e  di  qualunche  biade  della  citta  e  contado  e  distrecto 
di  Pisa  pagandosi  per  gabella  di  decta  tracta  a  ragione  di  s.  4  per  ciascuno  staio  che 
cosi  si  traessi ;  e  che  di  denari  di  decta  gabella,  quando  vi  si  pigliassino,  si  debbi  dare 
ogni  anno  al  Honte  per  la  sua  diminuzione  fiorini  500  et  per  Topera  del  navicare 
fior.  1500;  et  quelle  v'avanzassi,  si  dovessi  per  decti  consoli  di  Pisa  spendere  nella 
muraglia  della  cittadella  di  Pisa,  insino  che  fussi  fornita,  et  dipoi  tutto  rimanessi  all* 
officio  di  decti  consoli  di  Pisa.  Et  essende  informati  del  gran  fructo  che  a  facto  la 
decta  gabella  et  che  di  quella  s*^  principalmente  tirato  la  muraglia  di  decta  cittadella 
tanto  innanzi  che  meno  di  fiorini  5000  basteranno  a  dargli  la  sua  intera  perfectione, 
e  parendo  cosa  molto  ragionevole,  che  finita  che  sara  Topera  di  decta  muraglia ,  tutto 
quelle  che  si  poteva  e  doveva  spendere  in  essa  muraglia ,  come  ^  tracto  o  trarrassi  nel 
tempo  della  abbondanza  del  grano  ch'ö  uscito  o  uscira  di  vostri  terreni,  cosi  nei  tempi 
della  carestia  si  ritorni  et  rivolgasi  a  levarci  la  carestia  e  renderci  Tabbondanza  di 
decto  grano ;  —  gli  ofßciali  del  Monte  —  sieno  tenuti,  tutto  quelle,  che  ~  sara  rimesso 
et  pagato  loro  —  di  denari  di  decta  gabella ,  convertire  e  spenderlo  infra  uno  mese 
allora  proximo  d*awenire  in  crediti  del  Monte  di  sopportanti  et  fame  su  decto  Monte 
uno  credito,  chi  si  chiami  il  credito  delT  abbondanza,  con  condizione  che  non 


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144  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentiiier  Renaissance 

si  po^sa  mai  per  alcuna  cagione  tale  credito  in  tutto  ne  in  parte  alcuna  vendere  o  per- 
mutare  ne  finire  per  alcuno  modo.  Item  che  le  paghe  di  decto  credito  si  possino  et 
debbino  pe'  decti  ofßciali  et  sotto  le  decte  pene  di  tempo  in  tempo ,  quando  saranno 
guadagnate,  investire  in  altri  crediti  di  Monte  di  sopportanti  per  accrescimento  del 
decto  credito  dell'  abbondanza  et  con  la  decta  condizione  et  modo.  Et  in  altro  modo 
non  si  possino  spendere  et  convertire  le  paghe  di  decto  credito  che  solo  in  investire  iii 
altri  crediti,  come  ^  declo ;  salvo  et  excepto  che  quando  sopravenisse  la  carestia  del 
grano,  et  per  rimediare  a  quella  fussino  facti  officiali  d'abbondanza  sicondo  gli  ordini, 
allora  et  in  quel  caso  tutte  le  paghe  di  quel  credito  si  possino  spendere  e  convertire 
come  a  essi  officiali  d'abbondanza  parra  piü  utile ,  stanziandosi  non  di  meno  prima  ne 
Signori  et  collegi  et  octo  della  guardia  che  pe'  tempi  saranno  per  36  fave  nere  per  lo 
meno  quello  che  si  debba  fare  dare  di  decte  paghe  tempo  per  tempo  a  decti  officiali 
per  decla  abbondanza. 


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148  Die  Wirthschaftspolitik  dbr  PLORCNTiiiiR  Rinaissangb 


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UND  DAS  Prinzip  dbr  Vbrkbbksphbiuut.  149 

m. 

Aus  dem  Staalsbeschluss  von  1477  über  den  Tuchhandel. 

Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  168,  f.  277  (2«.  Januar  1476  slil.  Ilor.) 

Inteso  che  il  vendere  i  panni  per  le  vie  noii  honeste  e  corte  fa  danno  assai,  perche  i 
foreslieri  oe  portano  il  panno  per  tal  pregio,  che  costano  maggiore  a  chi  gli  lavora,  c  da 
ragione  a  lanaiuoli  a  fargli  e  di  lana  e  peso  e  larghezza  di  piggiore  qualita  non  si  con- 
viene ;  e  pdrtandosene  assai  di  fuori  et  essendo  tali  quali  sono ,  tolgono  lotalmenle  la 
riputazione  alla  ciUa ;  e  davi  [?j  i  panni  fiorentini  per  tutti  i  liioghi  a  (lUcili  si  inandavano 
erano  a  tutti  gli  altri  preferiti,  hora  sono  quasi  a  tutti  gli  altri  inferiori ;  c  cercando  di 
rimedii  havutosopradi  cio  maturo  exaniine  et  di  savi  cittadini,  si  conosce  essercl  solo  uno 
rimedio  a  ritornare  Tarte  in  riputazione,  ^  questo,  che  i  panni  si  faccino  lali,  quali  fare 
si  soievano  e  di  quella  perfectione.  Et  a  questo  fare  non  si  possono  ridurre  i  lanaiuoli  sc 
non  s'intende  manifestamente,  che  i  loro  panni  abbino  a  ünire  con  uctilita  et  proticto  tale 
quaie  si  richiede,  il  che  seguire  non  puo  sc  non  si  provvide  in  tale  modo,  che  i  panni 
se  vendino  da  chi  gli  fa  et  realmente  et  ritagliansi  per  chi  si  conviene  et  non  per  allri. 
£t  perche  la  cosa  ^  tanto  transcorsa  et  allargata  in  tanti  et  ancora  in  non  sottoposti  all' 
arte  della  lana,  che  per  Tarte  obviare  non  si  potrcbbe,  ^  necessario  che  per  i  consigli 
opportuni  della  citta  di  Firenze  si  faccia  tale  provvisione  et  con  tali  pene  e  prejudizii, 
che  ciascuno  sia  constrecto  a  observare,  quanto  s'intende  esser  utile  ordinäre  per 
conseguitare  tale  effecto,  il  quäle  si  spcra  dovere  seguire  providendosi  et  observandosi 
quanto  di  sotto  s  ordina.  Et  pertanto  per  utilita  et  honore  pubblico  et  inigliore  Camino 
di  declo  membro  della  lana  si  provvide :  In  prima  che  ogni  —  lanaiaolo  o  ritagliatore, 
intendendo  lanaiuoli  quelli  che  tengono  bottega  aperta  et  hanno  taxa,  et  ritagliatori 
quelli  che  in  loro  botteghe  tengono  priucipalmenfe  panno  di  lana  a  taglio ,  e  chi  si 
chiamano  veri  lanaiuoli  et  veri  ritagliatori,  possino  vendere  i  loro  panni  intcri  et 
(agliati  a  chi  vorranno,  non  petendo  i  lanaiuoli  vendere  a  taglio  altri  panni  che  quegli 
lavorano  e  con  loro  proprio  segno ;  e  che  ncssuna  altra  persona  —  da  decti  lanaiuoli 
et  ritagliatori  in  fuora  di  quali  di  sopra  si  fa  mentione  —  possa  —  \  endere  panni  interi 
o  tagliati  in  alcuno  modo ;  —  non  petendo  decli  lanaiuoli  et  ritagliatori  vendere  decti 
loro  panni  o  scampoli  altrove  che  alle  loro  proprie  botteghe.  Questa  prohibitione  non 
s  intenda  — per  quegli  tintori  gualcherai  purgatori  cimatori  tiratori  deir  arte  di  lana,  che 
anno  panni  interi  per  loro  manifacture,  i  quali  ha\essino  guadagnati  et  non  altramenle 
in  alcuno  modo,  i  quali  panni  possino  vendere  cosi  interi  et  non  a  taglio  ^j  in  alcuno 
modo.  —  Et  per  obviare  a  tutte  quelle  cose,  che  si  potcssino  pensare  contro  quelle, 
che  s'e  decto  di  sopra,  si  provvide,  che  pe'  consoli  deir  arte  della  lana  infra  octo  di 
dal  di  che  questo  sara  vincto  nel  consiglio  del  Cento  per  sua  ultima  conclusione ,  si 
debbino  fare  e  cerchare  per  insino  in  numero  di  XX  sensali.  —  Et  che  nessuno  di 
sopradecti  lanaiuoli  ritagliatori  tintori  et  altri  membri  d'arte  di  lana  di  sopra  nominati 
possa  in  alcuno  modo  vendere  alcuno  panno  intero  ad  alcuna  persona  senza  la 
mezanita  d*uno  di  tali  sensali.  —  Ancora '^che  nessuna  persona  —  possa,  ardisca  o 
debba  in  alcuno  modo  per  via  recta  o  indirecta  coniperare  panni  interi  o  tagliati  da 
altra  persona,  che  da  sopra  decti  lanaiuoli  ritagliatori  tintori  et  altri  uienibri  d'arte  di 
lana  di  sopra  nominati ;  intendendosi  da  decti  tintori  et  altri  membri  d'arte  di  lana  di 
sopra  nominati  comperare  panni  interi  et  non  scampoli. 


1]  Nach  der  Randglosse  wurde  1478  diese  Einschränkung  beseitigt. 


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150  DiB  WiKTHSCBAFTSPOLlTIK  DER  PLORENTINSR  RENAISSANCE 

IV. 

Aus  dem  Staatsbeschluss  vom  22.  Mai  1454,  über  die  Besteuerung 
des  Delailhaudels  mit  fremden  Fabrikaten. 

Arch.  Rif.  Provvisioni  Nr.  146,  fol.  63. 

Inteso  per  molti  mercatanli  et  artefici  della  vostra  cilta  la  cagione  il  perche  e 
mancafo  assai  il  fare  di  mercatantie  nella  cilta  e  vostro  contado;  intendendo  che  la 
cagione  sie  qiiesta ,  che  d'anni  venti  in  qua  s*e  alletiticato  nel  contado  vostro  molti 
foreslieri  di  piu  rogioni  i  quali  si  chiamano  Lombard!,  i  quali  vanno  cerchando  luclo 
il  vostro  contado  a  niercati  si  fanno  in  esso  contado.  Dicesi  sono  circa  di  numero 
trecento ;  et  essi  foreslieri  hanno  di\  iso  il  voslro  contado  a  provincie  e  ciascuno  va, 
dovc  ^  ordinato  il  paese  suo.  Intcndesi  che  ne  portano  Tanno  a  casa  ioro  di  guadagno 
fanno  Tuuo  per  Paltro  nel  vostro  contado  üorini  cento,  che  fa  la  somnia  in  capo  d'uno 
anno  di  üorini  trenta  mila.  El  intendesi  che  in  pocho  tempo  anno  a  Stachare  tucfo  il 
voslro  paese  di  denari,  c  seguene  anchora  grande  danno  di  comune,  perche  le  merca- 
tantie che  recano  nel  vostro  paese  e  voslre  terre  non  pagano  gabelia  nessuna ,  perche 
s'accordano  con  nostri  passagieri  di  condurre  a  pocho  a  pocho  e  di  per  di.  E  se  a  Firenze 
vengono  a  coroperare  aicuna  mercalantia,  che  <^  pocha,  e  questo  fanno  solo  per  aver 
la  poliza  di  quesla  pocha  mercatantia  per  schusare  Taltro  recano  di  Lombardia  o 
d^altri  paesi  come  pare  a  Ioro ;  e  quella  logliano  in  Firenze ,  non  fa  la  somroa  Fanno 
di  üorini  Cinquecento.  E  la  mercatantia  conducono  di  fuori  de  voslri  paesi  che 
mcttono  nel  contado  sono  queste  cio^:  chalze,  farselti,  federe  di  coltrici,  veli^  fazo- 
lelli,  tovaglie  e  tovagliuole  e  lovaglioni,  correggic,  scarselle,  stringhe,  borsami  di 
cuoio,  spetierie  di  tucte  ragioni,  falce  da  Ueno  e  da  seghare  grano,  ferri  di  chiaverinc 
e  coltelle  dal  lato  (?j ,  spade,  parligiane  e  mercierie  di  tucte  ragioni.  Perche  conducono 
decte  robe  nella  vostra  terra  e  contado ,  le  possono  dare  per  mancho  pregio,  non 
possono  dare  i  vostri  sottoposti,  perche  anno  vantaggio  della  gabelia ,  che  voslri  sotto- 
posti  bottegai  anno  a  pagare  due  gabelle;  prima  Tuna  le  robe  che  comprano  in 
Firenze  anno  gabelia  all'  entrata  di  Firenze,  ia  seconda  anno  gabelia  per  la  uscita, 
anno  dl  spesa  di  pigione  e  garzoni ,  lenghono  in  bottegha,  e  V  estimo  e  piü  altre  gra- 
vezze  riceve  da  Ioro  il  vostro  comune.  Per  la  quäl  cosa  s'Ä  facto  conto  che  nel  con- 
tado voslro  si  sono  serrale  circa  trecento  botteghe  o  piü  che  facevano  buona  la  gabelia; 
e  mercatanli  ed  arteüci  della  vostra  citta  di  Firenze,  come  a  dire  Prato,  Empoli,  Sam- 
miniato,  lucta  Yaldelsa,  Yaldarno  di  sopra,  e  Mugcllo  e  molti  altri  voslri  paesi  anno 
serrato  le  Ioro  botteghe,  che  ne  segue  danno  assai  delF  entrata  del  vostro  comune  e 
danno  assai  ancora  a  vostri  mercatanli  ed  arteüci  della  vostra  citta  di  Firenze.  Vedcsi 
che  Tanno  di  gabelia  si  pagherebbe  Üorini  sei  mila  o  piü. 

E  per  provvidere  a  questi  inconvenienli  —  che  per  Tavenire  niuno  forestiere  — 
non  possa  andare  vendendo  ne  vendere  ne  far  vendere  a  minuto  nel  contado  o  dislrecto 
della  citta  di  Firenze  se  non  fusse  apprestanzialo  o  scriplo  o  compreso  nelle  gravezzc 
nella  citta  o  contado  o  distretlo  di  Firenze.  E  questo  s'inlenda  d'alcuna  mercatanzia 
vendesse  o  vendere  facesse  di  montanza  di  lire  cinque  o  dainde  in  giü  cio^  lire  cinque 
0  meno;  e  da  lire  cinque  in  su  possa  ciascuno  mercatare.  Questo  non 
s'infendaper  chi  avesse  habitalo  familiarmente  in  contado  di  Firenze  e  avessc  donna 
che  sia  del  vostro  lerritorio  anni  venti  o  piü ;  e  cosi  anchora  quegli  chi  vanno  ven- 
tendo  toppe,  chiavi  al  legare,  vasi  al  legare,  coiami  acconciare,  badili  o  paiuoli ; 
questi  possino  exercitare  senza  altra  mercatanzia  fare  ^} . 


1)  Im  Volksralh  mit  181  gegen  12  Stimmen  angenommen. 


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i?ND  DAS  PRINIIP  DER  YbRKEHRSPRBIHBIT.  151 


Aufhebung  der  florenliner  Navigatioosakte. 

Arch.  Rif.  Provvisioni  «465,  Nr.  <57,  fol.  239  cf.  Ordioi  del  Consolato  della 
oazione  Fiorentina;  Classe  XI,  dist.  4,  Cod.  Nr.  77,  fol.  \n. 

Die  XXVllI  Novembris  «465  indictione  XIV  die  XXIX  [ejusdein  mensis  obtenta 
fuit  infrascripta  provisio  cujus  tenor  talis  est,  videlicel : 

Considerato  ch'egli  ^  lunghissimo  iempo,  che  la  nostra  ciUa  lia  facto  motte  leggi 
e  prohibito  e  isbandito  tutte  le  mercatantie ,  che  sodo  di  bisogno ,  utih  e  necessarie 
universaimente  aila  citta  contado  e  distrecto  di  Firenze,  che  non  ci  si  possi  conducere 
ne  maadare  robbe  se  non  per  le  nostre  galee,  di  che  ^  segnitalo  c  seguita 
grandissiraa  incomodita,  disagi  et  danni  e  grande  carcstia]  d'ogni 
cosa  al  nostro  popolo  e  alla  nostra  citta,  e  niaxinie  piü  seguitarebbe  da  hora 
innanzi  per  la  cattiva  conditione  stato  e  credito  in  che  si  truovano  i  nostri  cittadini  e 
mercatanti,  che  non  possono  aver  piu  quella  aptitudine,  ch'eglino  anno  avuto  infino 
da  hora.  £  sono  State  condotte  le  mercatantie  d'ogni  ragione  nella  nostra  citta  comitato 
e  distrecto  in  piu  di  XIl  fiorini  per  centinaio  piu  che  non  solevano  essere.  £  coo  gran 
difficolta  se  ne  truova  o  puö  havere ;  e  quelle ,  che  si  coniperano  al  presente ,  sono 
con  brieve  tempo  agii  artefici  che  Fanno  a  comprare.  £  d*ogni  cosa  che  sia  a  vendere 
si  fa  magona,  e  conviensi  capitare  a  IV  o  VI  mercatanti  per  forza ;  et  voglionie  vendere 
come  pare  ioro  per  modo  che  ii  nostro  popolo  e  gli  altri  lavorauo  tutto  Tanno  quanto 
possono  e  per  moiti  rispecti  perdono  di  capitale.  E  pero  si  serrano  i  traffichi  e  per* 
(loDsi  gli  exercitii  del  nostro  popolo  con  grandissimo  danno  delle  gabelte  et  universai- 
mente d'ognuno. 

£  pero  si  provvide  ctie  dal  di  XXV  di  Marzo  1466  innanzi  per  la  via  dl  niare 
in  tutti  i  nostri  porti  e  terreni  possa  venire  e  scaricarsi  tutte  le 
mercatantie  d'ogni  ragione  che  si  potessi  dire  o  pensare  e  per 
tutti  i  navilii  che  le  volessono  conducere  e  per  qualunche  citta- 
dino  o  forestiere,  chi  avesse  aptitudine  a  conducere,  e  con  quelle 
gabelte  di  Pisa  e  Firenze,  pacti  e  capitoli  che  e  come  si  usa  et 
observasi  al  presente  delle  mercatantie  che  si  conducono  per  le 
galee  del  nostro  Comune.  £t  possino  ritrarle  di  Pisa  e  del  comitato  e  distrecto 
di  Firenze  e  ritenerle  mettendole  per  passo  per  quel  tempo  e  termino  e  spese  e 
gabelte  che  al  presente  si  costuma  per  quelle,  che  si  conducono  per  te  nostre  galee 
come  ^  detto.  £  tutte  le  mercatantie  che  si  finissono  in  Pisa  e  nella  citta  contado  e 
distrecto  di  Firenze  non  paghino  altra  gabella  che  pagano  al  presente  quelle  che  ci 
sono  condotte  per  decte  nostre  galee.  E  di  tutto  si  debba  teuere  diltgente  e  chiaro 
conto  per  modo  che  le  gabelte  non  sieno  fraudate.  £  che  tutte  le  mercatantie  che  si 
conduceranno  per  la  via  di  mare  insu  qualunque  legno  e  per  qualunque  persona  di  che 
stato  0  conditione  si  sia,  etiandio  se  te  dette  mercatantie  fussino  di  rubelli  o  isbanditi, 
sieno  iibere  e  sicure  dette  Ioro  mercatantie  per  VI  mesi  dal  di  che  cosi  ci  saranno 
condotte;  e  non  possino  Ioro  esser  tolte  n^  motestate  in  aicuno  modo  n^  per  niuna 
cagione. 

E  che  i  Signori  e  Gollegi  e  provveditori  o  maestri  di  doana  di  Firenze  per  di  qui 
a  uno  anno  proximo  d'avvenire  abbino  autorita  e  possino  per  XXXYI  Ioro  fave  nere 
liniitare  et  acconciare  le  gabelte  di  decte  taU  mercatantie  e  delle  mercatantie  che  si 
traessino  della  citta  comitato  e  distrecto  di  Firenze,  e  come  si  debbino  govemare  per 
passo  o  altri  dubbii  e  differenze  che  potessero  nascere,  per  qualunche  cagione,  non 
si  distendendo  da  quanto  s'^  decto  di  sopra ;  con  questo  dichiarato  che  ogni  provve- 
dimento  o  ordine  che  si  metesse  a  partito  per  detti  Signori  e  Collegi  con  decti  provve- 
ditori o  maestri  di  doana  non  si  possa  proporre  piü  che  sei  volte  in  tutto  in  tre  di  e 
infino  in  due  volte  p^r  di.     E  per  questo  non  s'intenda  torre  auctorita  o  bftlia  o 


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152  Die  WirTHSCHAFTSPOLITIK  DBR  FLORIRTIflER  ReifAISSANCB 

rofnodiia  o  contentamento  di  Consoli  del  iu<ire  o  di  qualunque  altro  cittadino  della 
citta  di  Firenze  chi  volesse  navieare  colle  nostre  galee  o  altri  legni  come  piacesse 
loro.  Ma  ognuno  s*intenda  cssere  libero,  e  possino  fare  intorno  al 
navieare  e  conducere  robbe  e  iiiercata  nt ie  di  qualunque  ragione 
.CO lue  parra  e  piacera  loro.  E  chea\eruno  non  possa  essere  vie- 
lato  per  alcuno  modo  il  conducere  mercatantie  o  robbe  di  qua- 
lunque ragione  per  alcuno  modo  come  6  detlo  di  sopra.  E  tuUe  Ie 
predette  cose  s'iniendino  poter  fare  non  obsUmtc  qualunche  allra  legge  facta  in  con- 
trario, excepto  che  per  questo  non  s*intenda  in  alcuno  modo  contraffare  ad  aicuna 
legge  che  parlasse  di  panni  forestieri,  ma  rimanchinsi  decte  leggi  che  parlano  di 
panni  foreslieri,  come  sono  al  presenle.  E  similnientc  non  sMntenda  per  questo  con- 
traffare ad  alcuno  privilcgio  patto  o  capitolo  che  alcuno  consiglio  o  qualunche  persona 
luogo  0  universita  havessi  col  Comunc  di  Firenze  i  quali  privilegi  e  pacti  e  capitoli 
s'intendino  rimanere  e  rimanghino  salvi  e  fermi  in  tutto  e  per  tutto  come  se  la  presente 
provvisione  fatta  non  fussi^): 


VI. 

Die  Zunfl-  und  Gewerbefreiheit  Mailands  in  den  letzleo  JahrhunderleD 

des  Mittelalters. 

Es  ist  ohne  Zweifel  für  die  Bcurtlieilung  der  Stellung,  welche  Florenz  innerhalb 
der  Wirthschaflspolitik  der  Uenaissance  einnimmt ,  von  der  grössten  Bedeutung ,  ob 
die  zünftige  Oi^anisation  der  Arbeit,  welche  in  Florenz  Grundlage  und  Ausgangs- 
punkt aller  Gewerbepolitik  war,  für  die  Zeit  überhaupt  charakteristisch  ist,  oder  ob 
dieselbe  an  bedeutenderen  industriellen  Centren  bereits  als  ein  überwundener  Stand- 
punkt erscheint.  Die  henorragende  Stellung,  welche  wir  Florenz  auch  in  wirth- 
schaftspolitischer  Beziehung  vor  den  anderen  iUilienischen  Staaten  ersten  Banges  ein- 
räumen zu  dürfen  glauben,  würde  natürlich  ausserordentlich  in  den  SchaHen  gestellt, 
wenn  die  von  dem  berühmten  italienischen  Nationaiökonomen  Yerri  aufgestellte  und 
von  den  Späteren  ihm  nachgesprochene  Behauptung  begründet  wäre ,  dass  in  einem 
so  wichtigen  Staate  wie  Mailand  die  Renaissance  die  Zunftverfassung  beseitigt  und 
völlige  Zunft-  und  Gewerbefreiheit  durchgeführt  hätte  ^).  Die  Berechtigung  unserer 
Annahme ,  dass  vor  Allem  im  Florenz  der  Benaissance  der  Pulsschlag  des  moilernen 
Lebens  zu  fühlen  sei,  würde  dadurch  sehr  fraglich  werden.  —  Wenn  wir  nun  freilich 
das  allgemeine  Urtheil  Verri's  über  die  wirthschaftspolitische  Gesetzgebung  Mailand^ 
in  derselben  Epoche  mit  dem  vergleichen ,  was  wir  zur  Würdigung  der  florentincr 
Agrarpolitik  aus  der  mailänder  Agrargesetzgebung  angeführt  haben ;  wenn  wir  isehen, 
wie  der  beredte  Vertheidiger  der  agrarischen  Verkehrsfreiheit  von  den  mailänder 
Statuten  sagt,  dass  sie  in  barbarischem  Latein  die  Weisheit  eines  erleuchteten  Gesetz- 
gebers otfenbarten,  während  wir  in  Mailand  die  strengste  Bevormundung  und  Fesselung 
des  agrarischen  Verkehrs  nachweisen  konnten^  so  dürfen  wir  wohl  von  vorneherein 
Verri's  unbestrittener  Ansicht  von  der  im  damaligen  Mailand  durchgeführten  Ge- 
werbefreiheit, auf  welche  er  geradezu  die  Blülhe  des  Mailänder  Handels  im  I  5.  Jahr- 
hundert zurückführt,  mit  einigem  Misstrauen  entgegenkommen. 

V  e  r  r  i  -versichert ,  er  habe  die  Statuten  der  Mailänder  Zünfte  mit  viel  Geduld 
und  Unbehagen  (tedio)  durchforscht,  und  gefunden,  dass  sie  nahezu  alle  im  16.  Jahr- 
hundert ihren  Ursprung  gehabt.  Wir  sehen  davon  ab,  dass  selbst,  wenn  das  absolute 
Begime  in  den  letzten  Zeiten  des  Mittelalters  die  Zünfte  beseitigt  hätte ,  keineswegs 
ohne  Weiteres  ein  Zustand  vorauszusetzen  wäre ,  der  der  modernen  Gewerbefreiheit 


1)  Die  Abstimmung  im  Volksrath  ergab  165  Stimmen  für,  46  gegen  das  Gesetz. 

2)  Sulla  economia  politica  dello  st^to  di  Müanu.    Sqritti  vari  1,*  424  flgd. 


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CND  BAS  Prinzip  bsk  ViiKEHMranHiiT.  153 

entspräche.  &  genügt  die  Existenz  der  Zunftverfassiing  gegen  Verri  zu  erweisen. 
Nach  ihm  hätte  eine  der  wichtigsten  Mailänder  Industrieen ,  nämlich  die  Seiden-  und 
Brokatfabrikation  erst  im  Jahre  1504  eine  zünftige  Verfassung  erhalten.  Allerdings 
besitzen  wir  Statuten  der  Seidenzunft  von  4504,  dieselben  nennen  sich  aber  aus- 
drücklich eine  »Reformation«*];  und  noch  in  dem  4  569  gedruckten  Exemplar  dieser 
Statuten^}  ist  ein  Dokument  enthalten  (vom  Jahre  4  504),  worin  sie  als  längst  be- 
stehende Corporation  mit  »von  Alters  her«  geltenden  Statuten  erscheint.  Zugleich 
kam  ich  einem  Dekret  Franz  Sforza's  auf  die  Spur,  aus  welchem  sich  die  für  die 
Erkenotniss  der  gemeinsamen  Züge  in  den  verschiedenen  wirthschaftlichen  Gesetz- 
gebungen der  Zeit  bedeutungsvolle  Thatsache  ergiebt,  dass  die  Statuten  der  mailänder 
Seidenzunfl  denen  von  Venedig ,  Genua ,  Florenz  und  Lucca  nachgebildet  waren  ^] . 
Wenn  die  Seiden-  und  firokatweber  nach  Verri  auch  erst  im  4  6.  Jahrhundert  sich 
zünftig  organisirt  haben  sollen,  so  ist  dagegen  zu  bemerken,  dass  das  älteste  erhaltene 
Statut  derselben  von  454  0  (Verri  meint  offenbar  dasselbe,  wenn  er  auch  die  Zahl 
1509  angiebt)  ebenfalls  nur  eine  Reform  früherer  Statuten  enthält^). 

4  484  ist  von  den  Statuten  die  Rede^j,  welche  die  Vorfahren  Johann  Galeazzo 
Sforza's  der  Seidenzunft  gewährten,  darunter  eines,  welches  ausdrücklich  den 
Zunftzwang  anerkennt,  indem  es  verfügt:  »quod  alique  persone  non  possint  facere 
exercitium  dnipporum  sete  et  auri  et  argenti,  nisi  prius  sint  descripti  et  approbati  per 
abbates  dicti  exercitii«;  also  das  »monopolio  esclnsivo«  wie  es  Verri  nennt,  und 
welches  nach  ihm  erst  ein  Erzeugniss  des  4  6.  Jahrhunderts  sein  soll.  Allerdings  heisst 
es  an  genannter  Stelle,  dass  in  denselben  Statuten  für  die  Nichtbeachtung  des  Zunft- 
zwanges keine  bestimmte  Strafe  atisgesprochen  sei  und  daher  viele  unwissende  Leute 
j^ne  Gewerbe  ausübten,  ohne  approbirt  zu  seiu ;  dies  sei  aber  nur  aus  Irrthuni  ge- 
schehen, wesshalb  auch  4  480  eine  Strafe  festgestellt  wird ,  »weil  dies  sowohl  dem 
Vortheil  des  Gewerbes  wie  dem  öffentlichen  Wohle  entspricht.«  —  Dass  die  Gold- 
schläger erst  4  594  Statuten  erhielten,  beweist  natürlich  nicht,  dass  dieselben  früher 
frei  waren  in  dem  Sinne,  wie  sich  das  Verri  denkt;  wir  wissen  ja  wohl ,  dass  sie  in 
der  uns  von  Florenz  her  zur  Genüge  bekannten  zünftigen  Abhängigkeit  von  der 
Seidenzunft  standen,  eine  Lage,  die  gewiss  nichis  weniger  als  eine  freie  bezeichnet 
werden  kann  ^j .     Dass  ein  Gewerbe,  wie  das  der  Buchdrucker  und  Buchhändler,  erst 


t)  Mailänder  Staatsarchiv :  Arch.  Panigarula  Cod.  K,  fol.  402. 

))  Ib.  Sezione  storica,  Commerclo:  Statuti  di  Paratici  od  Universila. 

3)  In  jenem  Dekret,  auf  v^elches  sich  ein  herzoglicher  Erlass  von  1481  beruft,  sind  die 
genannten  Statuten  bezeichnet  als  »ordini  et  capituli  de'  mercadanti  da  seta  et  da  drappi  de 
seta  de  Milano  ac  etiam  d'oro  et  d'argento  fillato  et  in  foglia  conformi  a  capituli  de  Venezia 
et  Genova  et  a  consuetudine  di  Fiorenze  et  Lucca  reducti«.  Ib.  Arch.  Pan.  Cod.  U,  fol.  133. 
Wenn  Letzteres  der  Fall  war,  musste  doch  die  gewerbliche  Gesetzgebung  im  Wesentlichen  auf 
denselben  Prinzipien  beruhen,  wie  in  Florenz  u.  s.  w. 

k)  Ib.  Arch.  Pan.  Cod.  K,  fol.  148. 

5)  Ib.  Cod.  H,  fol.  67.  Wenn  auch  den  florentiner  Statuten  nachgebildet,  müssen  die 
Diailänder  doch  auch  wieder  ihre  eigenen  Wege  gegangen  sein  und  zwar  keineswegs  in  fpei- 
beitlicherer  Richtung.  Cf.  die  scharfe  Trennung  zwischen  Fabrikation  und  Handel,  wie  sie 
der  Staat  für  die  Seiden-  und  Brokatindustrie  vorschrieb  (1481).  Kein  Seiden-  etc.  Händler 
darf  in  seinem  Haus  Webstühle  haben,  noch  in  eigenem  Namen  oder  als  Compagnon  eines 
Webers,  Weberei  treiben ;  sed  solum  sit  mercator  et  non  testor  et  e  contra  nullus  testor  possit 
lavorare  aut  lavorari  focere  suo  nomine  et  ex  ere  suo  aliquos  pannos  übt  vadat  seta  aliqua 
sed  solum  possit  texere  et  texi  facere  nomine  mercatoruni.  Will  er  Kaufmann  werden ,  so 
kann  eres  gegen  Bezahlung  von  40  Pfd.  >dummodo  sit  idoneus«;  und  die  Aebte  der  Zunft 
müssen  ihn  als  solchen  aufnehmen  »dummodo  prorsus  relinquat  texturam  nee  amplius  possit 
texere  nomine  suo  per  se  vel  submissam  personam,  —  quia  volumus  morcatorem  exercere 
offlcium  mercatoris  solum  et  testorem  testoris,  nee  aliquem  utrumque  posse  complecti«.  Der- 
selbe Grundsatz  gilt  für  Goldschlägerei  und  Goldspinnerei.  L.  c.  fol.  428.  Zweifelhaft  ist,  ob 
die  in  den  Statuten  v.  1504  enthaltene  Bestimmung:  quod  facientes  GUare aurum  vel  argentum 
finum  non  possint  batti  facere  aurum  nee  argentum  per  aliquam  personam  stantem  in  eadem 
domo  et  in  communione,  schon  den  früheren  Statuten  angehört,  ib.  Cod.  K,  fol.  108,  cf.  116, 
wonach  fortan  kein  praeparator  setarum  die  Weberei  treiben  soll. 

6)  Cf.  die  Statuten  der  Biailänder  Seidenzunft  von  1504  Arph.  Pap.  Cod.  K^  fol.  119. 


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154  Die  Wirthsghaptspolitik  der  Florentiner  Renaissance 

im  4^.  Jahrhundert  sich- als  selbständige  Zunft  organisiren  J^onnte,  beweist  natürlich 
gar  nichts  für  die  Gewerbefreiheit  des  fünfzehnten.  Und  wenn  sich  eine  Zanft  im 
sechzehnten  darüber  beklagte,  dass  sie  nicht  zur  Genüge  mit  Statuten  ausgestattet, 
und  früher  Jedermann  ohne  Unterschied  zum  Gewerbebetrieb  zugelassen  worden 
sei  ^) ,  so  spricht  dies  so  wenig  für  Y erri's  Ansicht,  wie  das  ganz  analoge  Statut  der 
Florentiner  Spezereihändler  (HSä)^)  für  ihre  Anwendbarkeit  auf  Florenz  sprechen 
würde.  i 

Wenn  sich  nun  Verri  vergebens  nach  Ziinftstatuten  des  45.  Jahrhunderts  um- 
gesehen hat,  so  ergeben  dagegen  meine  Nachforschungen  im  maUänder  Archiv, 
welches  allerdings  schon  in  frühern  Jahrhunderten  durch  Brandunglück  der  wich- 
tigsten Quellen  für  die  Gewerbegeschichte  des  Mittelalters  beraubt  wurde,  dass  in 
den  letzten  Jahrhunderten  desselben  die  Zunftverfassung  in  Mailand  im  weitesten 
Umfange  bestand,  ja  dass  man  in  manchem  Punkt  der  wirthschaftlichen  Reaktion  des 
16.  Jahrhunderts  schon  näher  war,  als  in  Florenz.  In  einer  Eingabe  der  Schmiede 
von  4  383  um  Bestätigung  ihrer  Statuten  ist  ausdrücklich  die  Allgemeinheit  der  zünf- 
tigen Organisation  der  Gewerbe  hiervorgehoben  ^) .  In  demselben  Jahre  werden  den 
Barbieren  ihre  Statuten  bestätigt^),  ebenso  den  Schneidern^),  und  4  389  den  Ge- 
würzhändlern ^) .  Von  den  Statuten  der  Letzteren  ist  der  Text  selbst  erhalten^],  was 
zu  bemerken  wichtig  ist,  da  in  der  That  die  meisten  mailänder  Zunftstatuten  aus  der 
Zeit  vor  4  500  vernichtet  zu  sein  scheinen.  4  392  wird  die  Zunft  der  Barchentweber 
genannt^)  und  4478  werden  die  Grundsätze  ihres  Statuts  für  den  ganzen  Dukat  ver- 
bindlich gemacht^).  Wenn  in  einem  Dokument  von  4  388  die  Kupferschmiede*®), 
in  einem  andern  von  4  44  0  die  Schuster  **)  auch  nicht  ausdrücklich  als  zünftig  be- 
zeichnet werden,  so  zeugen  doch  die  obrigkeitlichen  Taxen  *^) ,  welche  an  genannten 
Stellen  für  den  Verkauf  ihrer  Fabrikate  vorgeschrieben  werden ,  beredt  genug  gegen 
die  angebliche  Gewerbefreiheit  des  damaligen  Mailand.  Ebenso  eine  damals  zu 
Gunsten  der  Schuster  getroffene  Einrichtung  in  Beziehung  auf  den  Handel  mit  Leder 
und  Häuten  ^^) .  Dieselben  mussten  in  Mailand  alle  in  Ein  dazu  bestimmtes  Lagerbaus 
gebracht  werden.  Der  Schusterzunft  wurde  sofort,  wenn  neue  Vorräthe  eingetroffen, 
ofticielle  Mittheilung  gemacht,  damit  die  Mitglieder  sich  mit  ihrem  Bedarf  versehen 
konnten  und  Lederhändler  oder  Gerber  durften  erst  zwei  Tage  nach  dem  Eintreffen 
neuer  Vorräthe  im  Lagerhause  Einkäufe  machen.  Ja,  die  Schuster  hatten  nicht  bloss 
diese  Vorkaufsfrist ,  sondern  die  Händler  und  Gerber  mussten  ihnen  noch  nach  acht 
Tagen  den  ganzen  gekauften  Vorrath  käuflich  überlassen,  für  den  durch  einen  obrig- 
keitlich bestimmten  Zuschlag  vermehrten  Einkaufspreis. 

4  44  4  erfolgte  der  Erlass  eingehender  technischer  Reglements  für  die  Färberei  '^), 
4  459  eine  Reform  der  zünftigen  Reglements  der  Barchentweber  *^) .     Aus  demselben 


1)  Verri  1.  c.  che  non  erasi  provvtsto  degli  ordini  e  statuti  a  sullßcienza,  che  si  ammet- 
ieva  nella  loro  arte  ognuno  senza  distinzione. 

2)  Gf.  oben  S.  75. 

3)  Arch.  Pan.  Cod.  A.  In  dicta  vestra  ei  vi  täte  omnia  alia  collegia  et  paratica  habent  sua 
statuta  et  ordjnamenta  nccessaria  pro  conservatione  ipsarum;  alias  esset  destnictum  para- 
ticum  dictorum  supplicantium.   Fol.  U2. 

k)  Ib.  Cod.  A,  fol.  4  42. 

5)  Ib.  fol.  480. 

6)  Ib.  fol.  45^.  7)  Ib. 

8)  Ib.  fol.  200. 

9)  Ib.  Cod.  G,  fol.  458. 
40)  Ib.  Cod.  B,  fol.  434. 
4  4)  Ib.  fol.  U2. 

42)  Das  Taxenwesen  scheint  überhaupt  in  Mailand  womöglich  noch  ausgedehnter  gewesen 
zu  sein,  als  in  Florenz.  Cf.  die  Bemerkungen  in  dem  bekannten  Werke:  Milano  e  il  suo 
territorio  I,  134  flgd.  1441  wurde  den  Schreiblehrern  verboten,  mehr  als  4  fl.  (as  82  Imp.l 
von  den  Schülern  anzunehmen,  und  zwar  sollten  sie  die  Hälfte  bis  zur  Erlernung  des  Buch- 
staben D,  die  andere  Hälfte  bei  Beendigung  des  Alphabets  erhalten ! 

43)  Ib.  fol.  484. 

44)  Ib.  Cod.  B,  fol.  228. 

45}  Ib.  Cod.  E,  fol.  460,  cf.  die  Reglements  für  die  Tuchmanufakturen  Cod.  G,  fol.  4. 


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vm  DAS  pRiivziF  DER  Vbrkbhrsfrbiiictt.  155 

Jahre  sind  uns  die  Statuten  der  Zunft  der  Zimmerleute  erhalten ,  interessant  durch  die 
Bedingungen,  welche  an  die  Aufnahme  geknüpft  werden^)  und  sonstige  BeschrSn- 
kuDgen^].  —  Von  den  Kürschnern  heisst  es  allerdings  -1480,  dass  sie  noch  nicht 
2iinftig  organisirt  waren,  doch  wurden  sie  eben  in  diesem  Jahre  als  Zunft  anerkannt  3). 
Ihre  Statuten  besitzen  wir  noch,  ebenso  die  der  Krämer  von  1 497  *) .  In  dem  1 523 
gedruckten  Statut  der  Tuchmacherzunfl  ist  ein  herzogliches  Dekret  enthalten,  welches 
schon  1 474  den  Zunftwang  für  dies  Gewerbe  als  zu  Recht  bestehend  anerkennt^) .  Das 
1747  gedruckte  Statut  der  Pastetenbäcker  enthält  eine  herzogliche  Bestätigung  ihrer 
Zunft  aus  dem  Jahre  1487^).  Yerri  selbst  theilt  in  sefner  Geschichte  von  Mailand 
ein  Dokument  von  1447  mit,  in  welchem  das  »paraticum  barbilonsorum«  genannt 
ist^).  Ganz  unbegreiflich  aber  ist  es,  wie  Verri  das  in  den  1480  gedruckten 
Statuten  von  Mailand  vollständig  mitgetheilte  Statut  der  Tuchmacherzunfl  ignoriren 
konnte^  auf  dessen  Bestimmungen  wir  bei  Besprechung  der  florentiner  Gewerbe- 
Politik  Wiederholt  aufmerksam  gemacht  haben  ^) . 

Air  diese  Thatsachen  vor  Augen,  werden  wir  uns  durch  kein  Statut  verführen 
lassen,  von  einer  Zunft-  und  Gewerbefreiheit  des  damaligen  Mailand  zu  sprechen. 
Allerdhigs  heisst  es  in  den  genannten  (4  396  pubücitlen)  Statuten:  Nullum  paraticum 
seu  universitas  alicujus  paratici  sit  in  civitate  Mediolani  nee  comitalu,  et  si  aliquando 
coDtingeret  de  mandato  domini  Mediolani  paraticum  esse  in  civilate  Mediolani  vel 
comitatu ,  nullum  statutum  quod  per  ipsum  paraticum  factum  esset  vel  fieret ,  non 
valeat  nee  teneat  nee  observetur  sed  solummodo  serventur  statuta  Mediolani  in  pre- 
sente  volumine  comprehensa  ^) .  Dass  jedoch  mit  diesem  Gesetz  nicht  das  Zunft- 
wesen als  solches  beseitigt  werden  soll,  beweist  schon  die  Bestimmung^  dass  unter 
herzoglicher  Autorität  auch  ferner  Zünfte  bestehen  können,  und  andererseits  der  Um- 
stand, dass  eben  dieselben  Statuten  die  Ordnungen  der  Tuchmacherzunfl  enthalten. 
Der  Absolutismus ,  unter  dessen  Auspicien  die  Reform  der  Mailänder  Gesetzgebung 
4396  durchgeführt  wurde,  wollte  nicht,  dass  die  gewerblichen  Corpora! ionen ,  die  zu 
republikanischer  Zeit  so  selbständig  und  kräftig  in  das  öffentliche  Leben  eingegriffen, 
die  Berechtigung  ihrer  Existenz  länger  in  sich  selbst  suchten ;  fortan  sollte  es  in  Mai- 
land nur  noch  »mandato  domini«  Zünfte  geben,  die  ihre  Angelegenheiten  nicht  autonom 
von  sich  aus  ordnen  konnten ,  sondern  nur  unter  Zustimmung  der  herzoglichen  Ge- 
walt, der  einzigen  Quelle  ihrer  rechtlichen  Existenz.     Das  Fortbestehen  der  Zünfte 


1)  Ib.  Cod.  E.  Keiner  kann  Meister  sein  >ne  si  possa  daind'  inanze  impazarse  de  dieta 
arte  —  nisi  come  lavoratore  de  altro  roagistro  dessa  arte ,  laudato  et  Scripte  suso  lo  diclo 
Hbro,  se  prima  non  sara  laudato  per  bono  magistro  per  i!  priorc  et  11  altri  offi- 
ciaÜ  vel  almanco  per  lo  diclo  priore  et  sei  altri  de  dicti  officiali  et  deinde  scripto  in  esso  iibro 
per  bono  magistro«.  Als  weitere  Bedingung  ist  vorgeschrieben  5  Jahre  Dienstzeit,  sei  es 
in  Hailand  oder  sonstwo,  und  eine  Matrikel  von  4  Pfd.  Imperialen  für  den  Inifinder,  6  Pfd. 
für  den  Fremden.    Fol.  490  cf.  Lettere  e  concessioni  ducali  Cod.  22,  fol.  4  4  2. 

2)  Verlässt  der  Lehrling  den  Meister  gegen  den  Contrakt ,  so  kann  er  nie  mehr  Meister 
werden,  nur  bei  »grossem  Unrecht  und  schlechter  Behandlung«  kann  er  dem  Meister  aufsagen, 
aber  auch  in  diesem  Fall  nur  mit  Erlaubniss  des  Zunftvorstandes.  Natürlich  findet  sich  auch 
hier  die  solidarische  Verpflichtung  aller  Meister  gegen  den  contraktbrüchigen  Arbeiter. 
Ib.  fol.  490.  Wichtig  ist  das  Veri>ot,  m e h r  a  1  s  zwei  Gesellen  zu  halten  (ib.)  salvo 
se  piü  ne  volesse  teuere  chel  debbia  ancora  tenere  di  !i  magistri  in  tanto  che  ogni  due  lavo-' 
ranti  vengano  havere  uno  magistro  et  non  altramente. 

3)  Arch.  Pan.  Cod.  H,  wo  auch  die  Statuten  noch  erhalten  sind,  fol.  70.  Mairikel: 
46  Pfd.  Imperialen. 

4)  Ib.  Cod.  L.  fol.  4). 

5}  Dieses  gedr.  Statut  befindet  sich  Im  kgl.  Staatsarchiv  von  Mailand. 

6)  Ebendaselbst. 

7)  Storia  di  Milano  ed.  Monnier  II,  4  0. 

8]  Neben  dem  dort  Angeführten  ist  noch  §  405  bemerkenswerth :  Una  ala  seu  locus  depu- 
tatus  debeat  fieri  in  civitate  Mediolani,  in  quo  loco  seu  ala  vcndi  debeantomnesdrappi 
mercalorum  predictorum  sc.  lane  et  ibi  in  diclo  loco  seu  ala  mercatores  ter  in  septimana 
vendere  possint  dictos  drappos  et  non  alibi  postquaui  dictus  locus  seu  illa  ala  ordinata 
fueril. 

9)  Cf.  die  genannte  Ausgabe  von  1480,  fol.  428. 


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156     Die  WiRTHSCHAPTSPOL.  D.  PLOR.  Renaissance  d.  d.  Prinzipd.  Ybkehrsprbiheit. 

wird  übrigeos  von  den  Statuten  selbst  ganz  unzweideutig  vorausgeselzt :  Quod  statuta 
et  ordinamenta  paraticorum ,  heisst  es  an  einer  Stelle ,  que  sunt  contra  ordinamenta 
communis  Medioiani  non  valeant  nisi  fuerint  approbata  ^] . 

Nur  bei  solcher  Auffassung  der  Sache  erlclärt  es  sich,  dass  noch  in  den  Redak- 
tionen der  Statuten  aus  dem  sechzehnten  Jahrhundert,  das  ja  doch  nadi  Yerri 
selbst  die  eigentliche  Brutstätte  des  Zunftwesens  sein  soll ,  und  das  in  der  That  der 
Ausbildung  des  engherzigen  Zunftgeistes  so  entgegenkam ,  ganz  das  nämliche  Statut 
wiederkehrt''^).  So  wenig  aber  dieses  für  Zunftfreiheit  im  sechzehnten,  so  wenig 
beweist  das  Statut  von  4  396  für  Zunftfreibeit  im  15.  Jahrhundert. 

Wenn  Verri  meint,  dass  in  Mailand  Niemand,  der  ein  Gewerbe  anfing,  zur 
Bezahlung  einer  Matrikel  verpflichtet  war,  so  ist,  abgesehen  von  den  angeführten^ 
das  Gegentheil  beweisenden  Thatsachen  zu  bemerken ,  dass  allerdings  nach  den  Sta- 
tuten die  Ausländer,  aber  nur  diese,  die  sich  in  Mailand  zum  Betrieb  eines  Ge- 
werbes niederliessen ,  drei  Jahre  lang  von  jeder  öffentlichen  Leistung,  sei  es  an  den 
Staat  oder  eine  Corporation  befreit  waren  ^) .  Diese  dregährige  Immunität  der  Aus- 
länder beweist  natürlich  das  direkte  Gegentheil  von  Verri*s  Ansicht;  sie  bezeugt,  dass 
der  Zunftzwang  die  Regel  war ,  von  der  man  eben  nur  abging ,  weil  die  damals  in 
Mailand  getriebene  Populationspolitik  Alles  that,  um  die  Einwanderung  zu  begünstigen. 


1]  Fol.  84  des  Originalcodex  der  Ambrosiana. 

2]  Vgl.  die  gedruckten  Mailänder  Statuten  von  4542  II,  fol.  434.  NuUum  paraticum  nee 
schola  nee  congregatio  alicujus  artis  de  cetero  sIt  etc. 

a)  Statuten  ed.  1480,  fol.  429  t—  et  quod  non  teneatur  ad  aliquam  aliaro  solutiouem 
daodam  vel  faciendam  alicui  universitati  ratione  vel  occasione  aliquonun  statutorum  vel 
ordinamentorum  illius  universitatis.  Derartige  Matrikelbefreiungen  von  Fremden ,  die  sich 
im  Inland  ansässig  machten,  hat  man  auch  andernorts  als  ein  Mittel  der  Bevölkerungspoli- 
tik in  Anwendung  gebracht.  Cf.  Ordinamenti  aggiunti  al  Breve  deir  Ordine  del  niare  di 
Pisa  (4349)  ed.  Bonaini  1.  c.  tom.  III,  pag.  644. 


Drnck  tau  Broitkopf  ä  H&H«!  in  ti#iptiff. 


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PREISSCHRIFTEN 


GEKRÖNT  UND  HERAUSGEGEBEN 


VON  DER 


FÜRSTLICH  JABLONOWSKl'SCHEN  GESELLSCHAFT 


ZU  LEIPZIG. 


**>^IIB^^|i-^^' 


Nr.  XIV.  der  historisch-nationalökonomischen  Section. 


XXII .     A.  Brückner,    Die  slavischen  Ansiedelungen  in  der  Altmark  und  im 

Magdeburgischen . 


LEIPZIG 

BEI    S.   HIRZEL. 
1879. 


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DIE 


aiyiSCHEN  MSIEDELÜNGEN 


IN  DER 


ALTMARK  UND  DI  MAGDEBÜRGISCHEN 


VOK 


D«  ALEXANDER  BRÜCKNER 

PBIVATDOCBNT    FÜR    VllKOLBICHBKDB    OBAMMATIIC    DBB    BLATIBOHEN    BPBACHBN    Alf    DBB 

VNITBBSITÄT  LBMBBBO. 


Motto:   deflcientibus  sensim  Sclavis 

Helmold  I  68. 


GEKRÖNTE  PREISSCHRIFT. 


LEIPZIG 

BEI    S.    HIRZEL. 
1879. 


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Auf  die  von  der  Fürstlich  Jablonowski'schen  Gesellschaft 
gestellte  Preisfrage: 

Eine  wohlgeordnete  aus  den  besten  erreichbaren  Quellen  geschöpfte  Zusammenstellung 
der  deutlich  nachweisbaren  slavischen  Namen  für  Ortschaßen  des  jelsigen 
deutschen  Reiches 

eingereicht,  und  gekrönt  im  März  1879. 


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aUELLENVERZEICHNlSS. 

Codex  diplomalicus  brandcnburgensis.  Sammlung  der  Urkunden  Chroniken 
und  sonstigen  Quellenschriflen  für  die  Geschichte  der  Mark  Brandenbui^  und 
ihrer  Regenten.  Herausgegeben  von  Dr.  A.  Fr.  Riedel.  A.  V.  VI.  X.  forlgesetzt 
auf  Yeranstaltang  des  Vereines  für  Geschichte  der  Mark  Brandenburg  XIV.  XVII. 
XXII.  XXV.  und  Supplementband.  Berlin  4  815 — 4  865.  Namenverzeichniss  zu 
sämmtlichen Bänden.  Bearbeitet  von  Prof.  Dr.  Heffter  I.—III.  Berlin  4  867.  4  868. 

Regesta  archiepiscopatus  magdeburgensis.  Sammlung  von  Auszügen  aus  Ur- 
kunden und  Annalisten  zur  Geschichte  des  Erzstifts  u.  Herzogthums  Magdeburg. 
I.  Theil.    Bis  4  498.    Herausgegeben  von  G.  A.  Mülverstedi.   Magdeburg  4  876. 

Kaiser  Karls  IV.  Landbuch  der  Mark  Brandenburg  nach  handschriftlichen 
Quellen  herausgegeben  von  E.  Fidicin.    Berlin  4  856. 


Statistisch  topographische  Beschreibung  der  gesammten  Mark  Brandenburg 
von  F.  W.  A.  Bratring.    I.  —  IH.    Berlin  4  804  —  4  809. 

Historischgeographischstatistischtopographisches  Handbuch  von  dem  Regie- 
rungsbezirke Magdeburg.  Von  J.  Hermes  und  M.  Weigelt.  Magdeburg  I.  4  843. 
n.  484S. 

Geographisch  statistische  Beschreibung  der  Fürstenthttmer  Wolfenbüttel  und 
Blanckenburg.    Von  G.  Hassel  und  K.  Bege.    Braunschweig  I.  II.  4  802. 


Jahresberichte  des  altmärkischen  Vereins  für  vaterländische  Geschichte  und 
.Industrie  herausgegeben  von  J.  F.  Danneil.  I. — XVII.  Neuhaldensleben  4  838 
—  1874. 

GeschicfatsblMtter  für  Stadt  und  Land  Magdeburg.  Miltheilungen  des  Vereins 
für  die  Geschichte  und  Altertbumskunde  des  Herzogthumes  und  Erzstifles  Magde- 
burg.   I.  —  XI.    Magdeburg  1866  — 4  87  6. 


Wörterbuch    der    altmärkisch -plattdeutschen    Hundart   von    J.  Fr.  Danneil. 
Salzwedel  4  859. 

Ausserdem  wurden  benützt :  Behrends,  Beschreibung  und  Geschichte  des  Amts* 
bezirkes  von  Obisfelde  (Königslutter  4  798)  und  Neuhaldenslebenfthe  Rreischronik 
(I.  II.  Neuhaldensleben  4  824.  4  826)  ;  Raumer,  Regesta  historiae  brandcnburgensis  I. 
bis  zum  Jahre  4  200  (Berlin  4  836}  ;  Geschichtsquellen  der  Provinz  Sachsen  und  an- 
grenzender Gebiete  (II.,  IV.  —  VII.,  vornehmlich  IX.  Urkundenbuch  des  Klosters 
Berge  bei  Magdeburg  von  H.  Holstein  und  X.  Urkundenbuch  des  Klosters  Unser  Lieben 
Frauen  zu  Magdeburg  von  G.  Hertel,  Halle  4  873  —  4  879);  Böttger,  Diözesan- und 
Gaugrenzen  Norddeutschlands  von  Ort  zu  Ort  schreitend  festgestellt  (I. — IV.  Halle 
4  875 — 4  876) ;  J.  Pervolf,  Germanizacija  baltijskich  Slavjan  (die  Gerroanisirung  der 
Ostseeslaven,  Petersburg  4876,  s.  66  —  80  Slavjane  v  slaroj  markö)  u.  a. 


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VORWORT. 

In  der  vorliegenden  abhandlung  erscheint  das  durch  die  fassung 
der  Preisfrage  beschränkte  gebiet  der  Untersuchung  in  zwei  richtungen 
erweitert:  neben  Ortsnamen  im  engeren  sinne  sind  auch  die  namen 
für  wald  und  flur,  see  und  fluss  so  weit  dieselben  dem  Verfasser  zu- 
gänglich waren  zusammengestellt,  andererseits  ist  beabsichtigt  worden 
alle  spuren  welche  der  einstige  aufenthalt  von  Slaven  in  heute  deut- 
schen ländern  hinterlassen  hat  auszuforschen. 

Das  reichhaltige  material  gedenkt  der  Verfasser  in  einzeldarstel- 
lungen  deren  reihe  die  vorliegende  eröffnet  zu  verarbeiten,  die  Unter- 
suchung aller  an  diesen  gegenständ  sich  knüpfenden  Vorfragen  bleibt 
einer  später  folgenden  gesammteinleitung  vorbehalten;  die  Specialein- 
leitungen bieten  ausser  dem  zum  verständniss  der  ortsnamenverzeich- 
nisse  nothwendigen  die  möglichst  vollständige  compilation  derjenigen 
überlieferten  nachrichten,  welche  sich  auf  die  einstige  slavische  be- 
völkerung  der  betreffenden  gebiete  beziehen. 

Was  der  Verfasser  bei  der  erklärung  derjenigen  namen,  welche 
demselben  slavisch  zu  sein  scheinen  richtig  getroffen  hat,  verdankt  er 
der  anleitung  von  Miklosich  durch  dessen  Untersuchungen  die  slavische 
namengebung  in  das  vollste  licht  gerückt  worden  ist. 

Bei  der  entfemung  des  ortes  an  welchem  der  Verfasser  weilt 
von  dem  boden  dessen  erforschung  derselbe  anstrebt,  ist  er  nicht 
im  Stande  gewesen  über  die  nöthige  litteratur  zu  jeder  zeit  zu  ver- 
fügen, wer  ähnlich  gearbeitet  hat  weiss  wie  sehr  dieser  umstand 
stört:   möge  man  damit  manches  versehen  entschuldigen  wollen. 

Der  Verfasser. 


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EINLEITUNG. 

Die  vorliegende  Untersuchung  bezieht  sich  auf  das  gebiet  des  heutigen 
regierungsbezirkes  Magdeburg  der  preussischen  provinz  Sachsen,  derselbe  ist 
4845  aus  der  einstigen  Altmark  und  dem  einstigen  herzogthume  Magdeburg 
nach  abtrennung  des  sog.  Saalkreises  von  letzterem  zusammengesetzt  worden, 
die  Altmark  umfasste  die  heutigen  kreise  Salzwedel  Gardelegen  Stendal  und 
Osterburg;  sie  hiess  bis  ins  XIV  Jahrhundert  hinein  blos  Mark,  auch  Nordmark 
im  gegensatze  zu  der  zwischen  Saale  und  Elbe  gelegenen  Ostmark,  seit  4304 
befestigt  sich  der  name  Altmark  im  gegensatze  zu  der  rechts  der  Elbe  gelegenen 
Neumark,  der  späteren  Miltelmark.  das  herzogthum  Magdeburg  ist  das  gebiet 
des  ehemaligen  erzbisthumes  Magdeburg  welches  4648  sSIcularisirt  als  ersatz 
für  Pommern  an  Brandenburg  fiel. 

In  diesem  gebiete  werden  vom  IX  bis  zum  XII  Jahrhunderte  folgende  gaue 
genannt  ^) : 

links  der  Elbe  und  Saale: 

Osterwalde  mit  dem  orte  Osterwohl  sw.  vgl.  4420  dacz  dorp  czu  henninge 
dacz  dar  ligt  czu  osterwalde,  ungefiihr  die  heutigen  kreise  Salzwedel  und 
Gardelegen  umfassend;  im  norden  desselben  wird  956  die  marca  lipani 
genannt,  das  land  der  (allslov.)  ''^lipljane,  der  bewohner  von  *lipije 
lindenwald,  vgl.  4S90  silva  lipe  und  Liepe  im  lUneburgischen  amte  Dan- 
nenberg 

Belxem,  der  sttdöstliche  Iheil  der  kreise  Gardelegen  und  Osterburg  und 
der  kreis  Stendal;  ttber  den  namen  s.  unten,  diese  beiden  gaue  bil- 
deten die  Altmark 


4)  Ueber  läge  und  grenzen  dieser  gaue  vgl.  Spruner-Menke  historischer  handatlas  nr.  Bi, 
33  UDd  H.  Böttger's  gau-  und  diöcesankarte  Norddeutschlands  Halle  4876.  Böttger  II  248 
dehnt  den  Osterwalde  über  die  Jetzel  bis  an  Aland  und  Elbe  hinaus  weil  kein  anderer 
gauname  bis  an  diese  grenzflüsse  genannt  werde;  Menke  verlegt  die  marca  lipani  zwischen 
Jetzel  und  Elbe. 

Brftekner,  Slavliclie  Ansiedelungen.  1 


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A.  Brückner,  die  slayischen  Ansiedelungen 

Norlhthuringa  nach  seiner  Urbevölkerung  thüringischen  Stammes  im  gegeo- 
satze  zu  (süd)  Thüringen  benannt,  das  land  zwischen  Elbe  Saale  Bode 
und  nördlich  der  Ohre  2) 

rechts  der  Saale : 
^itici  untergau  des  Serimunt,  » von  dem  dreieck  der  Vereinigung  der  Elbe 
und  Saale   oder  von  Grossrosenburg   ab   bis   oberhalb  Zuchau«    Böttger 
IV  26  3) 

rechts  der  Elbe: 
MoriSane^],  das  land  zwischen  Elbe  Nuthe  Havel  Stremroe  und  Ihle 
Lisici^),  das  land  zwischen  Ihle  Stremme  Havel  und  Elbe. 

Ausser  den  sechs  genannten  gauen  werden  in  dieses  gebiet  verlegt: 
Mosidi  als  untergau  des  Belxem,  im  Süden  desselben,  angeblich  nach  dem 

orte  Mose  benannt,     diese   annähme   beruht  auf  einem  irrthum ,    unter 

dem  Moside  ist  nur  der  neben  dem  Heilanga  gelegene  gau  dieses  namens 

zu  verstehen    Böttger  III  478 


%)  Böttger  nimmt  die  Ohre  als  grenze  zwischen  dem  Belxem  und  Nortbthuringa  an. 
937  und  973  ex  aquilonari  parte  orae  iluminis  in  locls  mosan  pelinici  dudizi  uuozoboro 
uelbuzi  zelici  medubeki  rinchurst  buocstadon:  diese  orte  liegen  in  der  sog.  Uaide  um 
Woltmirstüdt  und  gehörten  nach  der  kirchlichen  eintheilung  zum  decanatus  in  merica 
(Haide) ;  weil  nun  letzterer  einen  Iheil  des  bannus  balsamie  bildet«  und  der  bannus  bal- 
samie  nach  der  bekannten  ansieht  von  dem  zusammenfallen  der  spätem  archidiakonots- 
grenzen  mit  den  früheren  landes-  und  gaugrenzen  dem  umfange  des  gaues  Belxem  genau 
entsprechen  soll,  so  mussten  nach  Böttger  die  genannten  orte  im  Belxem  liegen;  weil  aber 
die  betrefTcndcn  Urkunden  nicht  den  Belxem  nur  den  Nortbthuringa  nennen,  zudem  4063 
ausdrücklich  tazili  (Detzel  nhl.*J  als  in  pago  northuringen  gelegen  bezeichnet  wird  so 
ist  mit  Menke  der  Nortbthuringa  über  die  Obre,  in  einem  bogen  ungeföhr  von  Uthmöden 
an  der  Ohre  bis  Ringfurth  an  der  Elbe  auszudehnen,  die  Haide  gehörte  also  zum  Nortb- 
thuringa; als  aber  das  halberstödtische  bisthum  von  seinem  Sprengel  das  gebiet  zwischen 
Elbe  Saale  Bode  und  Ohre  hatte  abtreten  müssen  wurde  wohl  damals  der  hatberstädtische 
decanatus  in  merica  an  den  halberstädtischen  bannus  balsamie  angeschlossen. 

3)  der  name  bezeichnet  die  nachkommen  eines  '2it,  denselben  namen  trögt  zitowe  in 
pago  zirimudis  986  als  der  dem  hi  gehörige  ort. 

4)  aslov.  *moristane,  die  bewohnor  des  ortes  Moritz  asl.  *mori§ti,  nicht  moraöane 
nach  einem  fingirten  see  oder  bacbe  moraca  (äafafik  alterthümer  II  &84  635  Geschichts- 
blätter IV  320    Pervolf  77). 

5)  d.  i.  die  nachkommen  eines  lis  (fuchs). 

*)  Böt%er  III  488  liest  nach  Heinemann  cod.  dipl.  anh.  I  HS  jazili  und  bezeich- 
net den  ort  als  unbekannt;  tazili:  Heinemann  Albrecht  der  Blir  444  magdbrg.  regg. 
nr.  726  —  »haben  zu  anfang  die  bisthumsgrenzen  sich  näher  an  die  alte  gaueintbci- 

lung  angeschlossen   so  ist  auch  davon  bei  neugründungen  abgewichen gegen 

4ie  einseitige  berücksichtigung  der  kirchlichen  Verhältnisse  namentlich  der  späteren 
archidiakonatseintheilungen  ist  öfter  gewarnt«  Waitz  Verfassungsgeschichte  Y  477.  vgl. 
die  begrenzung  des  archidiaconats  Leitzkau  von  4487:  ab  ortu  vero  ylae  sursum  de- 
ficientibus  terminis  per  subscriptos  burchwardos  eundem  archidiaconatum  determi- 
nantes  totum  burgwardum  louburg  praeter  duas  villas  .  .  .  burgwardum  wiesettborg 
cossavicz  dobin  Wittenberg  zane  alstermunde  .  .  .  .  d.  i.  der  archidiaconat  bildet  ein 
mit  den  grenzen  irgend  eines  gaues  völlig  zusammenhangsloses  gebiet. 


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IN   DBR   AltAARK   ülfD    IM   MAGDBBCRGISGHBIf. 


Mintga^ 
S^mcici  ^) 


6)  Stiftungsurkunde  des  havelbergischen  bisthumes  946  und  dessen  bestütigungsurkun- 
den  4150  M79  donamus  eldem  ...  in  provincia  mintga  XXX  roansos  in  bis  villi«  inintes- 
fausini  hagerstedi  aerthuni  ajaestoum  in  vllla  qne  dicitur  robelj  VI  mansos  (4  450  mtntes- 
husin  bagerstein  aerthum  aciestoum  robeli  4479  minteshusen  hagersten  cythim  aekestum 
robelej.  da  zu  einer  bestimmung  des  mintga  wegen  der  unaufflndbarkcit  der  übrigen  orte 
nur  robeli  einen  anbaltspunkt  zu  bieten  scheint  —  oder  »schliesst  die  angäbe  in  mintga 
XXX  mansos  die  in  robeli  VI  mansos  von  solchen  drelssig  mansen  und  damit  robeli  von 
der  provincia  mintga  aus?«  Böttger  III  anm.  874  —  so  sucht  man  je  nachdem  robeli  als 
Räbel  in  der  Altmark  oder  als  Röbol  im  Meklenburgischen  aufgefasst  wird  den  mintga  in 
der  Altmark  —  Wersebe  Riedel  Heinemann  —  oder  im  archidiakonat  Röbel  im  amte 
Wredenhagen  am  MUritzsec  Böttger  IV  443.  im  letzteren  falle  bleibt  es  ein  ungelöstes 
rttthsel ,  wie  in  so  früher  zeit  am  Blüritzsee  fünf  oder  sechs  deutsche  orlsnamen  genannt 
werden  können:  derselbe  umstand  schllesst  die  annähme  Räumers,  nach  welcher  der 
mintga  im  Ruppinschen  oder  bei  Rathenow  im  sog.  Nusswinkel  zu  suchen  wäre  gänzlich 
aus.  da  zudem  der  mintga  nicht  im  sprengel  des  havelbergischen  bisthumes  liegen  konnte, 
weil  er  nicht  unter  dessen  zehntpflichtigen  provinzen  genannt  wird,  so  ist  derselbe  irgendwo 
westlich  der  Elbe,  wo  Havelberg  einzelnes  seit  jeher  besass  vgl.  die  urk.  4150  4  454  u.  a., 
gelegen  gewesen. 

7)  unter  den  zehntpflicbtigen  provinzen  des  havelbergischen  bisthumes  wird  946  4150 
4  479  zemcici  genannt;  ausserdem  übereignet  Otto  I  an  dasselbe  in  provincia  zemzici  duas 
villas  in  malinga  buni  (4  4  50  mellinga  bum)  et  orogaviz  (4  4  50-  drogawiz)  et  dimidium  sil- 
vae  porci  (4  450  poregi).  der  name  kehrt  949  unter  den  den  Sprengel  des  bisthumes  Bran- 
denburg bildenden  provinzen  wieder:  .  .  .  vuucrl  riaciani  zavnzici  dassia  ....  allerdings 
kann  die  Identität  beider  namen  auf  einem  zufoll  beruhen ;  von  den  in  zemzici  genannten 
orten  lösst  sich  nur  porei  als  Elbinsel  Parey  im  11  jerichowschen  kreise  oder  Parey  an 
der  Havel  im  westhavelländischen  kreise  bestimmen*).  Raumer  und  Ledebur  erkennen 
in  dem  brandenburgischen  zarozici  nur  die  havelbergische  grenzdiöcese,  Leutsch  theilt  den 
gan  nnter  beide  bisthttmer;  Menke  verzeichnet  den  gan  von  porei  ■*  Parey  an  der  Havel 
aosgehend  als  ein  gleichschenkliges  dreieck  dessen  basis  die  Havel  von  der  Dosseniündung 
bis  Pritzerbe  und  dessen  linken  schenke!  der  lauf  des  Rhins  aufwärts  bis  zu  seiner  krüm- 
mung  bilden.  Böttger  IV  444  lässt  sich  durch  den  zufölligen  gleichklang  der  namen  nicht 
täuschen ;  er  trennt  demnach  beide  gaue  an  » der  sich  durchgängig  bestätigenden  erfahrung 
dass  gaue  stets  ungetheiU  einem  einzigen  sprengel  unterworfen  wurden«  festhaltend:  weil 
der  brandenburgische  zamzici  zwischen  dem  riaciani  und  dassia  genannt  werde,  verlegt 
Böttger  denselben  in  den  osten  des  sprengeis,  ihm  die  decanate  Bernau  und  Angermünde 
zuweisend;  zur  bestimmung  des  havelbergischen  zemcici  verwcrthet  er  porei  =  Elbinsel 
Parey  und  den  umstand  dass  die  sliftungsurkunde  die  provinzen  »nach  einer  im  Süden 
beginnenden  und  nach  norden  u.  s.  w.  aufsteigenden  reihenfolge«  nennt,  so  dass  der  zu- 
erst genannte  zemcici  zugleich  der  südlichste  gewesen  sein  muss.  der  so  gewonnene 
haveTbergische  zemcici  welcher  mit  seinem  namen  die  nachkommen  eines  s^mek  oder  s^mko 
bezeichnet  wird  zu  einem  der  kleinsten  gaue,  nur  wenige  Ortschaften  zwischen  Klietznik 
und  Parey  umfassend,  wie  das  verhäUniss  in  Wirklichkeit  gewesen,  lehrt  uns  vielleicht 
der  analoge  fall  des  gaues  lusici,  welcher  949  als  bestandtheil  der  brandenburgischen,  970 
als  solcher  der  mcissnischen  diöcese  genannt  wird**),    zur  bestimmung  der  läge  des  Mintga 

*)  drogawiz  wird  meist  bei  AHenplathow  im  II  jerichowschen  kfeise  gesucht; 
malinga  identificiren  einige  mit  der  443ff  zwischen  Elbey  und  Tangermünde  genannten 
Elbzollstätte  mellinge,  4375  moffinghe  est  deserta. 

**j  der  gegen  diese  auffassung  geführte  beweis  BOttgers  IV  57  beruht  auf  der  un- 
begründeten annähme  eines  besondern  brandenburgischen  gaues  Ilgzice,  unter  welchem 
namen  immer  nur  der  havelbergische  Lisici  zu  verstehen  ist. 

1* 


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4  A.    BRÜCKIfER,    DIB    SLAYISCHEN    ANSIEDELUNGEN 

Chron.  moissiac.  814:  misit  karolus  Imperator  exercitum  franconim  et 
saxonorum  ultra  albiam  ad  illos  sclavos  qui  nominantur  lanai  (die  bewohner 
des  Linagga  im  kreise  Westpriegnitz)  et  bethenzr  (mon.  I  309,  beehelenzi 
II  259)  et  vastaverunt  regiones  illas;  der  sog.  bairische  geograph  bemerkt: 
prope  illis  (den  linaa]  resident  quos  yoeant  bethenici  et  smeldingon  et  mo- 
rizani,  die  sitze  dieser  Bethenici  verzeichnet  Menke  im  gau  Lisici  und  dem 
nördlich  an  denselben  grenzenden  Nieletici. 

Die  kirchliche  eintheilung  der  genannten  gaue  war  folgende:  zum  bis- 
thume  Brandenburg  gehörte  der  gau  Moricane,  zu  Havelberg  der  Lisici  (und 
der  Sömcici?),  zu  Verden  der  Osterwalde  (mit  der  marca  lipjane),  zu  Halber- 
stadt der  Belxem  und  der  Norththuringa ,  dessen  südöstlicher  Iheil  968  an 
das  neubegrttndete  erzbisthum  Magdeburg,  zu  dessen  Sprengel  auch  der  iitici 
gehörte,  abgetreten  wurde. 

Das  so  umgrenzte  gebiet  zerfällt,  was  die  ursprttnglichkeit  und  den 
Stärkegrad  der  slavischen  ansiedelung  im  Verhältnisse  zur  deutschen  betrifft, 
in  drei  theile:  der  erste  umfasst  die  länder  im  osten  der  Elbe,  den  Mori- 
2dne  Lisici  (und  S^mSici?) :  die  gesammte  bevölkerung  dieses  gebietes  ist  zu 
anfang  des  zehnten  jahrhundertes  ausschliesslich  slavisch;  unter  Heinrich  I 
und  Otto  I  fassen  Deutsche  zum  ersten  male  fuss  in  diesen  ländem,  die 
frühesten  spuren  deutscher  ansiedelung  bieten  die  orte  toremburg  937,  ma- 
rienborch  castrum  in  provincia  liezizi  946,  bürg  civitas  im  .moriciani  949, 
nigenburg  973  (Waltemienburg  jer.  I?).  dass  auch  die  Altmark  im  achten 
und  neunten  Jahrhunderte  slavisch  war,  beweist  schon  ihr  name  mark :  mar- 
ken »d.  h.  das  eroberte  gebiet  jenseits  der  alten  reichsgrenzea  wurden  nicht 
auf  deutschem,  blos  auf  dem  feinden  abgewonnenen  boden  angelegt;  aber 
schon  frühzeitig  finden  wir  daselbst  deutsche  namen ,  der  Arendsee  heisst 
822  arnseo,  wallislevu  (Walsleben  or.)  929,  thrimining  (der  Drömling)  938, 
arnaburch  in  pago  beicseim  984,  aqua  tongera  983,  balsamis  iuxta  civitatem 
nienburch  993,  uualmerstidi  und  tongeremuthi  1009,  in  pago  beisheim  eiler- 
desthor  steinedal  in  pago  osterwalde  latenthorp  4022  u.  a.  ^),   es  darf  also 


und  des  Sdrncici  kann  noch  folgender  umstand  verwerthet  werden:  44  50  4479  werden 
beide  gaue  als  in  comitatu  werenzonis  comitis  belegen  genannt,  nach  Riedels  höchst 
wahrscheinlicher  annähme  bezeichnet  dieser  name  den  grafen  der  Nordmark  Werner  (bis 
4  009,  vgl.  urk.  4006  in  pago  beicsem  in  comitatu  werinzonis  u.  a.)  und  ist  aus  einer  ver- 
loren gegangenen  bestätigungsurkuiuie  Heinrich  II  in  die  Urkunden  von  4  450  4479  aufge- 
nommen worden. 

8]  mit  ausnähme  der  Jeeize  Prisatine  Purnitz  sind  die  flussnamen  der  Altmark  deutsch: 
der  aland  »wahrscheinlich  zu  alantia  elz«  Förstemann  s.  4598,  vgl.  predium  quod  aland 
dicitur  4  4  51  in  villa  alende  (in  prato  wisch]  4  486  allende  4  424;  der  balsamsirom  auf  dem 
arneburger  felde ;  die  beverlake  (vgl.  Alt-  und  Neubeverlak  im  Ameburgischen) ;  fluvius 
binden  4484,  bindin  4208;  die  biese,  Förstemann  242;  der  doUfluss;  die  dumme,  dühme; 
die  kesitte  oder  der  kobsit;  in  sehusen  aquam  que  dicitur  croghe  4322  crughe  4327  cruge 
4835  nein  theil  des  Aland«;  die  milde,  vgl.  den  namen  des  eing.  ortes  und  teiches  milde- 
hovede  mildehovet bei  Gardelegen  (4  007  mildanhovede),  Förstemann  4  027  f.;  die  obre,  4  068 
ara,  937  horaha  973  ora  u.  s.  w. ,  Förstemann  88  j  der  rhin;  die  rodowe,  4042 — 402S  für 
die  milde  genannt,  nach  Förstemann  4  4  57  althochdeutsch  rotawa;    surc  fluss  bei  Werben 


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IN  DER  AlTMARK  UND  IM  MaGOBBURGISGHRN.  5 

ein  frühes  Vorhandensein  deutscher  elemente  nicht  geleugnet  werden;  ja 
im  Süden  der  Altmark,  gegen  den  lauf  der  Ohre  zu,  beginnt  die  zahl  der 
slavischen  ansiedelungen  immer  spärlicher  zu  werden,  bis  sie  jenseits  der 
Ohre  nahezu  aufhört. 

In  dem  dritten  hier  zu  behandelnden  gebiete  dagegen,  im  Norththuringa, 
sind  die  slavischen  ansiedelungen  seit  jeher  nur  sporadisch  vertreten ;  schon 
der  gauname  bezeugt,  welchem  stamme  die  masse  der  gaubewohner  ange- 
hörte ^j ;  noch  deutlicher  weisen  auf  Deutsche  als  grundstock  der  bevölkerung 
die  zahlreich  aus  dem  X  Jahrhunderte  überlieferten  namen  der  gauorte,  so 
werden  hier  in  einer  Urkunde  vom  S4  September  937  neunzehn  deutsche 
und  vier  slavische  Ortsnamen  genannt;  das  land  galt  immer  als  deutsch, 
vgl.  805  partibus  saxoniae  ....  ad  magadoburg  u.  a.  ^^j.    dagegen  betreten 


12S5;  der  tanger,  auch  reviername  im  amte  Burgstalli  4845  ex  nemore  tangor  4375  Silva 
quae  dicitur  taagern,  Förstemaoo  1406;  die  wannewe,  nebenfluss  der  Ohre  von  Wanne- 
feld  herfliessend;  die  ucbte,  1275  uchta  vgl.  die  namen  uchtdorf,  1375  uchdorp  und  uch- 
tenhagen.  ausserdem  die  beeke,  ellersal,  der  lausebach  (lusebekej,  die  molmcke,  der  schiffs- 
grabeo,  der  speck,  die  speetze,  voss,  zehre  u.  a.  im  Liäici  und  Moricane  werden  ausser  den 
nicht  slavischen  namen  der  Elbe  und  Havel  folgende  wald-  und  flussnamen  genannt:  das 
binnenholz;  die  brandlake;  silva  brudene  H87  4189,  s.  s.  54;  lacus  clincus  4  47ä  s.  s.  48; 
Silva  dubreze  4440,  s.  s.  9;  silva  dunch  4244  bei  Kleinseeden  (deutsch,  vgl.  wolfsdunken 
bei  Vehlen,  pumperdunk  bei  Burg  4209  plumerdunch  plumerdunk) ;  Silva  dum  4009  ist  ein 
deutscher  name;  der  ehlebach  und  die  ehle  bei  Loburg  ebenfalls,  4406  elde,  Förstemann 
828  f.;  das  fiener  bruch,  silva  ulnar  4009  in  palustri  silva  que  vinre  dicitur  4478  4209, 
zu  althochdeutsch  fenni  sumpf  Förstemann  483  vgl.  die  besing  fenn  bei  Fienerode;  die 
gottesstiege ;  aqua  grob(ion)  4009,  zu  deutsch  grab-  Förstemann  593  oder  altslov.  grab'B 
gehörig?;  chabua  montes  4  009,  welcher  name  nach  Wiggert  geschichtsblfttter  V  424 — 424 
vom  Volke  umgedeutet  in  dem  Ortsnamen  Hagelberg  (auch  Havelberg  Habel(s)berg  bei  Wie- 
senburg, in  dessen  nähe  sich  der  700'  hohe  Hagelberg  erhebt)  erhalten  ist;  die  ihle,  4  44  4 
ileda  4464  yla  4486  yle  4487  ihla  4488  4489  ila  u.  s.  w.  vgl.  Förstemann  82Sf.  (flussnamen 
die  ilach  ill  u.  a.);  der  krell  wald  bei  Ihleburg  4  459,  silva  krein  4209  nemus  kriel  424  4; 
Silva  naetan(a)ha  4409;  der  sarnau  see  bei  Mützel  Generalstabskarte  nr.  482  (poln.  sarnovo 
sarnöv  sarny  sariie  zu  sarna  reh)?;  der  springbach ;  der  steinbach  bei  Ziesar;  die  stremme, 
s.S.  39  vgl.  bei  Förstemann  4822  strüm,  strumburg  bei  Bingen  struminingen  im  Traun- 
kreis u.  a. 

9)  die  angäbe  der  glosse  zum  Sachsenspiegel  (HI  44  §.  2)  »de  nortdoringe  de  sint  nicht 
doringe,  de  ut  der  lantgreveschap  tu  doringen  (dem  heutigen  Thüringen)  geboren  sin,  wen 
dat  sin  sassen  (Nordthüringen  gehört  zum  Niederdeutschen) ;  dit  weren  wende,  de  heitet  de 
Sassen  nortdoringe«  (Homeyer^  s.  838)  beruht  auf  einem  missverständniss ;  vgl.  die  glosse 
zu  HI  70  §.  4 :  »wenet  .  dit  sint  die  nortdoringe;  do  die  sassen  disse  vordreven  hadden 
bit  in  dat  hertogedome  over  elve,  dennoch  was  krich  under  en,  des  quam  coning  carl  unde 
nam  si  ut  deme  hertoghdom  unde  tu  strewede  si  over  alle  sassen.  darvan  vint  man  noch 
etlike  dorper  wendesch  (dar  van  sint  de  entelen  wentdorpe  gekomen)  s.  867  und  zu  73, 
§.  3 :  von  oldere  sint  di  wende  almeistig  eigen,  wen,  dun  unse  oldoron  her  quemen,  be- 
twungen  si  di  nortdoringe,  dat  weren  di  wende  unde  di  levendich  bleff,  de  blef  er  ge- 
vangen  s.  370  und  magdeburg.  schöppenchronik  s.  40. 

4  0)  so  sind  alle  flussnamen  deutsch:  die  bever,  4  042  bivera  Förstemann  24  4  f.;  die 
bode,  Förstemann  465;  der  ehlebach;  der  goldbach;  der  gösgraben;  die  klinke;  die  olve, 
4042  alva;  die  renne;  die  schrote;  die  sohre  oder  saar,  4  042  scera;  die  sülze,  um  4  430 
sulta,  Förstemann  4327  f.  u.  a.  eine  ausnähme  scheint  die  schleitz  zu  machen,  s.  s.  89, 
doch  vgl.  die  schlitz,  slidesa  slidusun  Förstemann  4270  —  die  erste  niederlassung  der 
Deutschen  im  gau  i^itici  ist  Grossrosenburg,  965  curtis  roseburg  im  gau  Sirmunt. 


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6  Ä.    BrÖCKHBR,    du   SLAYISCBBII   AKSISDEILUlIGKlf 

wir  mit  dem  über  der  Saale  gelegenen  gau  2itici  wieder  ausschliesslidi 
slavischen  boden;  vgl.  Einbard  II  450  sala  .  .  .  iuringos  et  sorabos  dividit, 
urk.  968  .  .  .  totius  ultra  albiam  et  salam  sclavorum  gentis. 

Für  die  bestimmung  welchem  von  den  hauptstämmen  der  Elb-  und 
Oder-Slaven,  Obodriten  Wilzen  oder  Serben  [vgl.  Einhard  I  209  II  451),  die 
Slaven  der  bezeichneten  gegenden  angehören  bietet  den  einzigen  anhalts- 
punkt  die  spräche  wie  sich  dieselbe  in  den  überlieferten  gaunamen  offenbart : 
da  es  feststeht,  dass  die  spräche  aller  serbischen  stamme  seit  dem  beginn 
ihrer  überlieferten  geschichte  die  urslavischen  nasalvokale  ^  und  q  durch  u 
und  ja  ersetzt,  so  kann  die  spräche  der  Lisici  und  Mori2ane,  welche  als 
blos  vorgeschobene  massen  mit  ihren  stammesgenossen  den  Havel-  und  Oder- 
slaven unmittelbar  zusammenhängen,  da  dieselbe  die  nasalvokale  in  wurzel- 
und  Stammsilben  bewahrt ^%  nicht  serbisch  sein;  weil  deshalb  die  Lisici 
und  MoriSane  selbst  nicht  Serben  sein  können,  so  reihen  wir  sie  vorläufig 
den  Wilzen  zu;  an  Obodriten  kann  nämlich  zwischen  der  Elbe  und  Havel 
füglich  nicht  gedacht  werden,  den  wichtigsten  beleg  für  die  erkenntniss 
der  spräche  dieser  Slaven  bietet  eine  Urkunde  vom  28  September  992 ,  die 
vierundzwanzig  Ortsnamen  aus  dem  gau  Moriifane  nennt :  wir  zählen  dieselben 
alphabetisch  geordnet  auf,  indem  wir  zur  vergleichung  die  formen  hinzu- 
setzen, welche  diesen  namen  im  Altslovenischen  wahrscheinlichst  zukäme: 
bidrizi  —  altslov.     bedristi  (weslslavisch  bedrici) 


budim 

budimb 

frabonizi 

grobizi 

curozuzi 

pravoniäli 

grabisti 

kuroviSti 

liuzeuua 

luievo  (li-  etwa  für  *?) 

mokemik 

mokrin'Bk'B 

morazena 

moristane 

netruzina 

nedruiino 

neuplizi 

nebyliäti 

nezesouua 

ne  ?  ovo 

neznini 

neznani 

ozimzi 

o  ?  äti 

poztrigami 

(995) 

postr^gomb 

rozmuzi 

? 

senatina 

senotino 

sipli 
soliteso 

sulit^äb 

tribeni 

tröbinja 

H)  vgl.  die  Ortsnamen  Genthin  Blahlenzien  Randau  Sandau  Schlagenthin  Wenzlau. 
die  urslavische  lautgruppe  er  zwischen  consonanten  stellt  das  serbische  zu  ro  um,  ur* 
slavisch  *vorna  beisst  serbisch  vrona;  in  der  spräche  der  Lisici  und  Mori6ane  dagegen, 
ebenso  wie  in  der  der  Obodriten  und  Wilzen,  bleiben  die  laute  unversetit,  vgl.  die  ort»- 
namen  Gartz  Körbelitz  Warnau. 


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IN    DBK   AltMAHK    UND   IM    MAGDBBUaGISCHEN.  7 

trbpeni  trupbifi» 

auiplizili  *vy    ?     li 

uirbinizi  vrabönisti 

uuissolizi  veselisii 

ziazinauizi  i    novisli 

zobemeh  soböiCbk'B 

Von  ähnlicher  bedeutung  ist  eine  Urkunde  von  946  (vgl.  die  entsprechende 
von  H45),  Vielehe  42  gauorte  der  Lisici  nennt: 

cotini  lies  cotim  —    asl.  holimb 

liezizi  —  lisisti 

ludinj  —  Ijudynja 

malhi  —  malisti 

milcuni  lies  milcuw        —  milLkovi 

niecurim  —  nekurimi» 

podesal  —  ? 

priecipini  —  ? 

rabbuni  —  ? 

rozmoc  —  ? 

virskroiz  —  vrBsevisti 

zimrclizü  lies  zmirdizi     —  smrBdisti 

Die  altmärkischen  Slaven  sind  gleichfalls  nicht  Serben  unterzuordnen  ^^j ; 
die  prtifung  ihrer  überlieferten  namen  lehrt,  dass  die  nächsten  verwandten 
derselben  die  Ittneburgischen  Slaven,  die  Dravenen  waren,  unter  den  merk- 
malen  der  dravenischen  spräche  sind  vornehmlich  folgende  zu  einer  ver- 
gleicbnng  zu  verwerthen:  die  bewahrung  der  nasalvokale;  die  bewahrung 
des  ursprünglichen  or  zwischen  consonanten  ^^) ;  die  diphthongirung  ur- 
sprunglich langer  vokale,  d.  i.  die  Wandlung  des  urslavischen  i  y  zu  ai,  u 
zu  au :  während  das  erste  und  zweite  merkmal  die  sprachen  sämmtlicher 
Obodrit^n-  und  Wilzenstämme  charakterisirt,  ist  das  dritte  ausschliesslich 
dem  Dravenischen  eigen,  nun  haften  dieselben  merkmale  an  den  slavischen 
Ortsnamen  der  Altmark:  die  nasal  vokale  sind  bewahrt,  vgl.  die  Ortsnamen 
Bandow  Kunkelfeiz  Lanken  Luhnseleitsch  Mahlenzien  Prinzlow  Putlenz  Röcken- 
lin  Vintzkow  u.  a. ;  die  lautfolge :  consonant  +  or  -f-  consonant  bleibt  unge- 
ändert,    vgl.  die  Ortsnamen  Jarchau   Wernitz  u.  a.  ^*) ;    die   diphthongirung 


42)  die  den  altmärkischea  Arendsee  betrefTende  angäbe  in  parte  orientalis  saxoniae 
quae  soraborum  finibas  contigua  est  in  quodam  deserto  loco  . .  .  juxia  lacum  .  .  ,  am- 
seo  ann.  fuldens.  I  857  ist  ungenau. 

4S)  dravenisch  porsf)  starna  merz  korvö  bördza  chörna  vornö  gorch  gord  vorta  u.  a. 
tiir  serbisches  und  polnisches  strona  krova  brozda  vrona  u.  a. ;  dagegen  wird  ursprüng- 
liches ol  zwischen  consonanten  auch  im  dravenischen  umgeslellt,  also  glä'va  vläs  vläk 
chlid  a.  a.  wie  serbisches  und  polnisches  glova  vlos  viok  chlod.  andere  merkmale  des 
dravenischeo ,  I  für  urslavisches  o,  tj  dj  für  k'  g  —  beides  secundäre  erscheinungen  — 
fehlen  den  altmttrkischen  namensformen  ganz. 

4  4)  er  Ir  ür  zwischen  consonanten  werden  in  den  genannten  sprachen  wie  im  Pol- 
nischen und  Serbischen  behandelt,  vgl.  aus  dem  gebiete  der  Lisici  und  Moricane  die  orts- 


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8  A.    BaOCKNEB,    DIB    SLAYISCHEN    AITSIEDELCNGEN 

ersieht  man  an  beispielen  wie  Bauneiz  Baudisin  Noyden,  an  dem  so  häu- 
figen ausgange  -eiz  (-eitsch)  der  flurnamen  u.  a.  die  Slaven  der  Altmark 
sind  somit  den  Dravenen  des  Lttneburgischen  unmittelbar  anzureihen,  fttr 
welche  ansieht  ausser  sprachlichen  criterien  auch  die  muthmassliche  weise 
ihrer  ausbreitung  geltend  gemacht  werden  kann:  da  nämlich  die  slavischen 
ansiedelungen  gegen  den  norden  und  nordwesten  der  Altmark  zu  immer 
zahlreicher  werden,  so  hat  dieselbe  ihre  slavische  bevölkerung  wohl  vom  norden 
und  nordwesten,  d.  i.  vom  Lttneburgischen  aus  erhalten,  gegen  den  unter- 
lauf der  Ohre  werden  die  spuren  einstiger  slavischer  niederlassungen  immer 
spärlicher;  südlich  der  Ohre  weist  nur  noch  ein  einziger  ortsname,  trump- 
sici,  mit  seinem  nasalvokal  auf  besiedelung  von  der  Altmark  hin.  ob  nun 
die  lttneburgischen  Dravenen,  die  wir  so  in  den  altmärkischen  Slaven  wieder- 
erkennen, Obodriten  oder  Wilzen  gewesen,  ist  hier  nicht  der  ort  zu  ent- 
scheiden; äafarik  II  593  stellt  sie  zu  den  Obodriten. 

Sttdiich  der  Ohre  werden  slavische  Ortsnamen  nicht  mehr  genannt  ^^) ; 
dieselben  treten  wieder  sttdiich  von  Magdeburg  auf  und  von  da  an  ver- 
grössert  sich  ihre  zahl  je  mehr  man  sich  der  Saale  nähert,  diese  Verdich- 
tung der  slavischen  Ortsnamen  gegen  den  sttden  zu  scheint  anzudeuten,  dass 
nach  Nordthüringen  Slaven  vom  sttden  her,  von  dem  rechten  ufer  der  Saale 
eingewandert  sind ,  mit  anderen  werten :  die  nordthttringischen  Slaven  ge- 
hören dem  serbischen  stamme  an;  man  beachte,  dass  in  Nordthttringen  Sla- 
ven meist  an  und  in  deutschen  orten  ansässig  genannt  werden,  sie  also  unter 
Deutschen  wohnen ;  diese  ansiedelungsweise  erinnert  an  die  serbischen  nieder- 
lassungen im  Fuldaischen  und  Mannsfeldischen,  von  einer  geschichte  der 
nordthttringischen  Slaven  darf  eigentlich  nicht  gesprochen  werden ,  da  die- 
selben nie  zu  irgend  einer  Selbstständigkeit  gelangt  sind,  die  erste  bestimmte 
erwähnung  derselben  geschieht  748  ibique  (nämlich  in  den  fines  saxonum 
quos  nordosquavos  vocant,  der  pagus  Suavia  grenzt  an  den  norththuringa) 
duces  gentis  asperae  sclavorum  in  occursum  eins  (Pippin)  venerunt  unani- 
miter  auxilium  iili  contra  saxones  ferre  parati  pugnatores  quasi  centum  millia 
ann.  mett.  I  330  ^^) ;  in  Urkunden  werden  sie  zum  jähre  964  (Otto  I  schenkt 
an  das  Moritzkloster  den   zehnten   welchen  die  zu  den  Städten  magadaburg 


namen  Parchau  Scharlau  Werbig  Uirbinizi  Fercbels  Warchau  u.  a.,  aus  der  Allmark  Ber- 
kau  Schartau  Schernikau  Darsekau  Darnewiiz  Tornau  Tarnewitz  u.  a.,  ebenso  el  Yl  ül  in 
gleicher  Stellung:  Dulgezyz  Wulkow  u.  a. 

45)  in  den  zwischen  Wollmlrstädt  und  Magdeburg  gelegenen  streifen  landes  können 
von  solchen  nur  zwei,  Bizzinici  und  Trumpsice,  verlegt  werden. 

46)  vgl.  780  magnus  numerus  winidorum  et  frisionum  (der  gau  Frisonoveld  liegt  in 
der  nähe  des  Norththuringa)  convertitur  ann.  mosell.  XVI  497 ;  78t  carolus  ....  inter 
ore  et  albie  confluenciam  morantes  fecit  homines  baptizari  Raumer  reg.  nr.  %% ;  782  quod 
sorabi  sclavi  qui  campos  inter  albim  et  salam  interiacentes  incolunt  in  fines  thuringorom 
ac  saxonum  qui  eis  erant  contermini  praedandi  causa  fuissent  ingressi  Einhard.  I  46S; 
880  sclavi  qui  vocantur  dalmatii  et  behemi  atque  sorabi  ceterique  circumcirca  vicinl  con- 
globati  thuringios  invadere  nituntur  et  in  slavis  circa  salam  fluvium  thurlngiis  fldelibus 
praedam  et  incendia  exercent  ann.  fuld.  I  898  u.  a. 


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IN   DER   AlTMAKK    UND    IM    MaGOEBURGISGHBN.  9 

frasa  barbogi  caluo  gehörenden  sclauani  zu  zahlen  haben;  deeimam  dare 
debcDt  quandoeunque  per  dei  gratiam  Christian!  effecti  fuerint  in  .  .  .  zitici) 
973  [der  zu  magadaburg  gehörigen  lidorum  uel  colonorum  uel  seruorum  uel 
sclanorum)  genannt^''). 

Otto  I  und  markgraf  Gero  hatten  scheinbar  die  Widerstandskraft  der 
Moricane  undLisici^^)  wie  der  sonstigen  tlberelbischen  Slaven  gebrochen*^); 
die  zur  bekehrung  dieser  Slaven  in  Brandenburg  und  Havelberg  gegründeten 
histhllmer  sollten  ihr  missionswerk  ungestört  vollführen ;  der  Ann.  Sax.  konnte 
zu  960  sagen:  baptizatus  est  totus  populus  ecciesiae  in  slavonia  aedificatae 
monasteria  constructa  ....  pax  fuit  continua  slavi  sub  tribulo  servierunt. 
doch  zeigte  der  allgemeine  Slavenaufsland  von  983  auf  wie  schwachem 
gründe  die  herrschaft  der  christlichen  kirche  in  diesen  gegenden  geruht 
hatte,  bei  der  nun  folgenden  ausrottung  aller  spuren  des  christenthumes 
mussten  die  bischöfe  von  Brandenburg  und  Havelberg  während  des  XI  jähr- 


17)  die  übrigen  nachweise  s.  u.  Biere  Biftinici  Buckau  Fermersleben  Frohse  Germers- 
leben Mühlingen  Ottleben?  Pretulttse  Trumpsitse  Yuiterihhesdorp ;  ausserdem:  1068  ultra 
ara  slauonica  uilla  fn  potestate  vdonis  marchionis  Sita;  1185  werden  die  Jahreseinkünfte 
zweier  dörfer  mit  einem  slavischen  ausdrucke  bezeichnet  s.  anm.  27;  1145  que  decima 
quamvis  beneficiali  iure  XII  solldorum  taxationem  annuatim  estimatur  eo  tamen  tempore 
quo  usum  illius  decime  transtulimus  villa  mose  partim  cultore  vacabat  partim  sclavorum 
deeimam  non  solventium  vomere  subigebatur  ideoqne  decima  vel  nulla  erat  vel  ea  tantum 
quam  non  sinodalis  iusticia  sed  militaris  violentia  extorquebat  per  exactionem  hominum 
marchionis  alberti.  der  Zusatz  zu  der  Urkunde  von  961  (Otto)  iubet  ut  omnes  sclavi  qui 
ad  predictas  civitates  confugium  facere  debent  decimationem  persolvant  lässt  schüessen 
dass  die  Slaven  Nordthüringens  frühzeitig  vom  flachen  lande  verdrängt  wurden ;  das  sub- 
urbium  bildete  hier  wie  sonst  s.  s.  19,  ihren  letzten  Zufluchtsort. 

18)  zwar  wird  deren  name  in  den  berichten  der  Chronisten  über  die  kämpfe  jener 
zelten  nicht  ausdrücklich  genannt,  doch  sind  die  angaben  welche  die  mittelmärkischen 
Slaven  betreffen  grossentheils  auch  auf  sie  zu  beziehen,  die  Moricane  erscheinen  1007 
(der  polnische  könig  Boleslav)  pagum  morezini  iuxta  magadaburch  iacentem  populatur 
Thtetmar  815;  1092  counradus  comes  cum  multis  aliis  a  morsaciensibus  occisus  est  ann. 
corb.  III  7;  die  angäbe  von  806  in  qua  expeditione  (kÖnig  Karls  gegen  die  sorabi)  duo 
castella  ab  exercitu  aedificata  .  .  .  alterum  iuxta  albim  Einhard  I  193  (bestimmter:  unam 
civitatem  ad  aquilonem  partem  albiae  contra  magadaburg  chron.  moissiac.  I  308)  haben 
einige  forscher  auf  die  erbauung  von  Burg  jer.  I  bezogen. 

19)  Otto  I  und  Otto  II  treffen  zahlreiche  Verfügungen  über  das  land  und  seine  ein- 
künfle,  so  schenkt  Otto  I  dem  Moritzkloster  937  omnis  census  et  uenundationis  adquisi- 
tionisque  deeimam  quae  nobis  in  mortsani  ligzice  debent  und  freie  holzung  weide  und 
Schweinemast  in  denselben;  946  drei  civitates  sirtaw  grabaw  buchaw  die  ihm  gehören 
mit  allem  zubehÖr;  949  omnem  decimationem  .  .  excepta  (des  von  sieben)  civitatum  et 
villarum  ad  has  civitates  jure  pertinentium,  in  drei  dieser  Ortschaften  hat  das  Moritzkloster 
jährlich  aus  einer  jeden  tres  medones  duasque  cervisas  sex  modios  tritici  duos  porcellos 
duas  anseres  decem  gallinas  sex  quoque  frissingos  et  sex  carradas  annone  pastui  equorum 
zu  liefern;  963  vier  ihm  gehörige  dörfer;  965  zwei  ihm  gehörige  städte  und  alle  gerecht- 
same  in  zwei  schlossern  mit  allem  zubehör;  In  mrocini?  omnem  deeimam  mellis  nostrae 
imperiali  auctoritati  pertinentem  und  aus  7  Städten  totam  deeimam,  seu  ad  nostram  ma- 
num  illam  habuissemus  sive  alicui  in  beneficium  concessum  fuisset,  ex  nostro  jure  et 
dominio  donavimus ;  Otto  II  978  den  honigzehnten  In  ganz  morkeni;  975  ein  dorf  im  gau 
mrozini  an  das  kloster  Berge  u.  s.  w. 


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10  A.    BailCKNB«,    NB   SLAYlSCflBN    ANSIBDBI.tJMGBlf 

bundertes  ausserhalb  ihrer  diöcesen  weilen  ^^  uod  die  heideomission  lag 
völlig  darnieder:  erst  zu  anfang  des  XII  jahrhundertes  erfolgt  die  ernstliche 
wiederaufnähme  derselben  ^^j  und  bald  bethätigen  sich  neben  dem  erzstifte  ^ 
die  neu  besetzten  klOster  als  brennpunkte  der  christianisirung  und  germa- 
nisirung  dieser  gebiete,  vor  allen  das  zu  Leitzkau^),  dann  kloster  Berge  2<) 
und  Unser  Lieben  Frauen  zu  Magdeburg  2^) . 


20)  vgl.  inperator  ad  liesca  curtem  quondam  wigonis  episcopi  (von  Brandenburg)  et 
tunc  feris  innumerabtlibus  inhabitatam  venit  1017  Thietmar  855.  überhaupt  verfaUen  zu- 
mal bei  den  inneren  felidcn  seit  der  zweiten  hälfte  dos  XI  jahrhundertes  die  sächsischen 
kirchen,  so  heisst  es  von  dem  kloster  Unser  Lieben  Frauen  zu  Magdeburg  Hi9  repperi 
ecclesiaro  interius  et  exterius  adeo  attenuatam  ut  et  sarta  tecta  ipsins  ecclesie  omnioo 
fere  essent  annichilata  u.  a.  neues  aufblühen  des  kirchlichen  lebens  wird  durch  die  ein- 
fübrung  der  Prämonstratenser,  d.  i.  der  nach  Norberts  (H  25— 1134  erzbischof  von  Magde- 
burg) regel  lebenden  Augustiner  in  Sachsen  bewirkt;  mon.  XIV  696  zu  1129  crevit  fra- 
trum  numerus  et  muHiplicati  sunt  in  saxonia  ubi  religio  decaluerat  et  in  sclavonia  ufoi 
nulla  erat  radicati  fructuoso  germine  floruerunt. 

21)  1114  bekundet  bischof  Herbrecht  von  Brandenburg  qualiter  ritum  sum  persecutus 
paganorum  una  cum  familiaribus  meis  adnodum  paucis  scilicet  monacho  cuidam  adal- 
berone  prout  potuimus  multa  atque  innumerabilia  destruximus  idola  et  in  loco  capitali 
lizecho  in  prouincia  morschene  inter  albiam  et  hauelam  in  confinio  terre  saxonice  tempia 
construximus  .  .  ecclesiam  ligneam.  haud  post  longo  transacto  tempore  capellano  mco 
theoderico  a  latronibus  interempto  lapideam  construximus  basUicam  vgl.  mon.  XVI  252 
zu  1114  ultra  albiam  in  urbe  luburch  cuius  praefectus  urbis  nomine  priboro  (der  name 
ist  deutsch]  adhuc  pene  fuerat  paganus  eo  quod  ultra  albiam  illis  temporibus  rarus  in- 
veniebatur  christianus.  1137  cum  igitur  canonici  reguläres  ordinis  premonstratensis  ec- 
clesiae  beati  apostolorum  principis  in  villa  liezeka  inter  male  fidei  christianos  et  sciauos 
sub  periculo  corporum  et  rerum  suarum  essent  constituti  nam  sclaui  tum  iuxta  ritum 
paganorum  ad  colenda  idola  adhuc  erant  inclinati  etc. 

22)  Otto  I  hatte  937  zu  Magdeburg  das  Moritzkloster  gegründet,  welches,  nachdem 
daselbst  ein  erzbisthum  968  errichtet  worden  war,  zum  erzstifte  umgewandelt  wurde,  die 
zahlreichen  Schenkungen  Otto's  und  seiner  nachfolger,  vgl.  o.,  legten  den  grund  zu  dem 
nachmaligen  ducatus  transalbinus  des  magdeburgischen  erzbisthumes;  4145  wurde  dem- 
selben durch  Hartwig  von  Stade  noch  das  land  Jerichow  übereignet. 

23)  die  kirche  in  Leitzkau  hatte  Herbrecht  1114  mit  den  dörfem  gouuene  und  cicelo 
ausgestattet,  vor  1139  Hessen  sich  in  Leitzkau  Prämonstratenser  nieder,  1139  werden 
denselben  einkünfte  aus  den  dörfern  ladeburg  lochow  cessarue  gouene  niendorp  (vier 
deutsche  namen)  zugewiesen,  1173  erscheinen  die  deutschen  niederlassungon  vermehrt: 
ekholt  et  cessarue  cum  quadam  curia  quae  colibick  dicitur  et  villula  que  utzikistorp  di- 
citur  que  in  prefate  ville  cessarue  terminis  continentur,  1187  kommen  an  deutschen  na- 
men die  beiden  kokeburne  meterne  veterzib  hinzu;  auch  die  orte  Leitzkau  Lochow  Silitz 
Predelo  Crussowo  Gawene  müssen  trotz  ihrer  slavischen  namen  schon  1173  hauptsächlich 
von  Deutschen  besetzt  sein  —  diese  orte  zahlen  nämlich  den  zehnten  welcher  gedrittelt 
wird,  Weinbau  wird  getrieben,  in  Leitzkau  hat  ein  herr  Gerbrecht  guter  —  denn  es  folgt 
die  angäbe :  zur  kirche  Leitzkau  gehören  muschawe  zebecore  et  duae  villulae  uno  nomine 
kruckeborne,  slaudiz  et  meterne  que  nunc  a  slavis  inhabitantur  si  in  posterum  a  teuto- 
nicis  possesse  fuerint  werden  sie  ein  zehntdrittel  an  das  kloster  entrichten;  14  87  haben 
die  letztgenannten  dörfer  a  quibuscunque  colonis  inhabitentur  den  zehnten  von  ackern 
und  Weinbergen  zu  leisten. 

24)  das  von  Otto  I  gegründete  kloster  Berge  (Johannes  des  Täufers)  quod  in  suburbio 
magadaburch  constructum  nobiliter  monachorum  claret  collegio  965,  besass  frühzeitig 
guter  auf  dem  rechten  Eibufer ,  so  erhielt  es  975  liubatici  in  pago  mrozini  comitatuque 
geronis   995  senotina  in  pago  morozini  ac  comitatu  sigiberti  comitis   1110  brezderi  mit 


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19  DBR  Altmark  und  im  MAfiDSBURGiscHEPr.  11 

Die  Unabhängigkeit  in  Sachen  des  glaubens,  welche  die  Mori2ane  wäh- 
rend des  XI  jahrhundertes  behaupteten  war  nicht  mit  politischer  Selbst- 
ständigkeit gepaart ^^] ;  die  macht  der  Deutschen  auf  den  vormals  slavischen 
gauburgen^^j  gestutzt  erhielt  sich  wenig  gefährdet,  den  kern  an  dem  sich 
alimälig  deutsches  leben  in  jenen  gegenden  ansetzte  bildeten  ausser  den 
klöstem  diese  von  Deutschen  besetzten  bürgen  aus  denen  später  Städte  ent- 
stehen konnten,  unter  ihnen  namentlich  Burg  und  Schartau ^^). 

Von  besonderer  Wichtigkeit  fttr  die  besetzung  des  landes  mit  Deutschen 
ist  die  thätigkeit  des  erzbischofs  von  Magdeburg  Wichmann  (1152 — 1192) 
gewesen  ^^].    so  wirkten  gleichzeitig  verschiedene  kräfte  an  der  umdeutschung 


dem  walde  dubreze  iül  honhavele  et  iloborch  1U5  Badun  cum  omnibus  villulis  suis 
porchem  cum  omnibus  appendiciis  suis  priztire  zlane  H91  parchowe  cum  pcrtinentiis 
suis  4209  korit  kalenberch  priztere  dubcritz  hoahavo  hilburch  zviniz  Silvas  krein  pene- 
iiesltorp  magnum  sodin  et  parvum  sodin  scatberch  et  dure  castrum  mundzoiy  (H97  er- 
baut) parchem  cum  34  mansis  parchowe  werthere  plumerdunk  et  stridewisch  (4  0  namen 
sind  deutsch,  8  slavisch;  424  4  weitere  deutsche  namen  silva  dunch  schonen vorde  hol* 
wege).  —  in  der  4097  vorgenommenen  descriptio  thesauri  huius  monasterii  wird  eine  crux 
constantini  slavi  erwtfhnt. 

25)  dieses  4  046  gestiftete  und  4429  mit  Prtimonstratensern  besetzte  kloster  hat  erst 
später  guter  rechts  der  Eibe  erworben  (4  486  gosle  4  4  54  brithzin  clutzowe  4  4  57  crussowe 
H70  zeveklebe  und  popenthorpstede) ;  4  445  sagt  bischof  Anseim  von  Uavelberg  ut  silea- 
mus  quanta  animi  deuotione  ecclesia  beate  marie  in  magdeburgk  tota  se  huic  negotio 
(der  heideabekebrung?)  personis  et  facultatibus  suis  impenderit;  4  460—4  480  verschreibt 
ein  canonicus  in  die  bände  eines  mönches  von  U.  L.  Fr.  ad  duas  novellas  plantationes 
in  slavia  talentum. 

26)  auch  nach  den  stürmen  von  988  finden  wir  das  land  in  deutschen  bänden.  992 
tauscht  Otto  III  an  das  kloster  zu  Memleben  24  dörfer  in  pago  morazena  in  comitatu  si- 
giberti  comitis  ein ;  995  schenkt  derselbe  seinem  kämmerer  Tiezo  poztrigami,  seinem  mar- 
scbalk  Liuttago  drei  hufen,  dem  grafen  Sigibert  bitrizi;  4  04  4  schenkt  Heinrich  II  ans  erz- 
Stift  driezele  »welches  Sigifrid  der  söhn  des  Zrubo  inne  hatte  im  gau  mrozani  in  der  mark 
des  markgrafen  Bernhard  gelegen«. 

27]  zum  behufe  der  vertheidigung  und  Verwaltung  ihres  landes  pflegten  Slaven  zahl- 
reiche bargen,  mittelpunkte  bestimmter  districte,  zu  bauen  (lat.  civitas  castrum  castellum, 
gew.  burgwardium ;  poln.  gr6d;  cech.  hrad) ;  die  pflicht  der  Instandhaltung  der  bürg,  die 
burgwere,  lag  den  districtsbewobnern  ob,  vgl.  eine  altmärkische  Urkunde  von  4470  ex- 
cepto  quod  quando  provinciale  castrum  munietur  ipsi  simul  cum  prouincialibus  iuvabunt, 
wurde  jedoch  deutschen  colonisten  in  der  regel  erlassen,  die  zahl  der  burgwarde  im 
Moricane  ergibt  sich  aus  949  civitatum  bidrizi  guntmiri  pechovi  mokrianici  bürg  grabe 
ciertuvi  ezeri  965  civitates  luborn  et  tuchime  966  civitates  .  .  .  buchhoc  (Buckau)  973 
castella  et  municipia  «...  loztoue  4044  burguuardium  driezele;  Dornburg. 

28)  schon  4  459  wird  eines  besonderen  rechtes  der  Stadt  Burg  gedacht:  eam  iusticiam 
quam  ius  burgense  vocant?;  4  476  gestattet  erzbischof  Wichmann  ut  in  curia  que  foro  ci- 
vitatis magdeburgensis  adiacet  mercatores  de  burch  et  reliqui  transalbini  mercatores  et 
negociatores  qui  venalia  in  pannis  seu  in  aliis  huiusmodi  rebus  in  civitatem  afferunt  se 
recipiant  et  res  suas  vendant;  4479  schenkt  derselbe  den  einwohnern  von  Burg  20  Zelt- 
plätze in  Magdeburg  für  den  Jahrmarkt,  ähnlich  heisst  es  von  Schartau  um  4  459  und 
4487  iusticiam  que  scartoensis  appellatur;  in  derselben  Urkunde  wird  von  Wusterwiti 
bestimmt  ut  habeatur  ibidem  annuatim  celebre  forum  mit  dem  magdeburgischen  markt- 
rechte. 

29)  die  urkundlichen  belege  derselben  sind:  4  459  übergibt  Wichmann  villam  pechoe 
cuidam  heriberto  ad  excolendum  et  fructificandum ;   villam  wustcrwizi  prope  havelaro  si- 


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12  A.  Brückner,  die  slavisghen  Ansiedelungen 

des  landes ,  welche  auch  bald  vollkommen  gelang :  seit  dem  ende  des  XU 
jahrhundertes  geschieht  im  lande  der  MoriSane  keine  erwähnung  von  Slaven 
mehr  ausser  dass  in  Prester  bona  slavica  4347  genannt  werden. 

Aehnlich  gestalteten  sich  die  Verhältnisse  im  gau  der  Lisici.  wahrend 
des  XI  jahrhundertes  verharrte  das  land  im  heidenthum :  erst  seit  der  grUn- 
dung  eines  Prämonstratenserkloslers  in  Jerichow  4444  begann  die  mission 
sich  gedeihlich  zu  entwickeln  3<>) .  dagegen  hatten  sich  die  gaubewohner 
nicht  von  der  weltlichen  herrschaft  der  Stadeschen  grafen  zu  befreien  ver- 
mocht, welche  auf  den  burgwarden  ihres  landes  begründet  war;  auch  hier 
Überschwemmen  colonisten  bald  das  verödete  land  und  alle  andeutungcn  über 
Slaven  hören  auf;  nur  in  SchoUähne  werden  Slaven  noch  4240  und  4302 
genannt:  quod  eines  et  sclaui  in  scholene  possint  secare  ligna  in  silua 
mulckenberge  ^^) . 

Das  gebiet  der  altmärkischen  Slaven  ^^)  soll  schon  unter  Karl  dem  Grossen 


tarn  contradidi  cuidam  henrico  aliisque  flamingis;  4464  situm  popendhorpsUde  (mark 
Puppendorf  bei  Krakau]  s.  u. ;  4  466  wird  krakoe  dem  Burchard  und  Simon  zur  bebauüng 
überlassen,  die  ansiedier  iusticiam  et  consuetudines^seu  plebiscita  hollandiensium  habeant 
(4  4  78  werden  im  Fienerbruch  6  hufen  hollandigenarum  more  gemessen). 

80)  4  427  (Otto  von  Bamberg)  habelbergense  episcopium  peciit  quod  tuno  paganorum 
crebris  incursionibus  ita  destnictum  erat  ut  christiani  nominis  vix  tenues  in  eo  reliquiae 
remanserint  mon.  XIV  864;  4  4  45  si  quando  hauelbergensam  episcopatum  qui  gentilium 
colonum  barbarie  quoquaversum  horrebat  christianaque  religione  pessumdata  jam  pene 
nullus  erat,  Hartwig  von  Stade  gründet  das  kloster  zu  Jerichow  ut  fratres  inibi  collocen- 
tur  quorum  sancta  conversatione  generatio  illa  prava  atque  perversa  corrigatur;  die  orte 
mit  denen  er  dasselbe  ausstattet  Jerichow  Wulkow  und  Nitzendorp  müssen  schon  von 
Deutschen  besetzt  sein  da  daneben  eine  villa  genannt  wird  que  slauica  wulcow  eademque 
et  minor  wulcow  dicitur.  schon  4  4  48  muss  das  kloster  propter  tumultum  forensis  po« 
puli  auf  einen  andern  ort  versetzt  werden. 

84)  burgwarde:  949  marienborch  castrum  (4  450  merianburg  urbem  que  et  cobelitze 
dicitur  4  4  59  curdtem  de  burwardo  kobelitz  que  et  marfenburgk  dicitur  intra  vallum  anti- 
quum  sitam)  cum  bis  adjacentibus  villis;  4  4  46  castrum  jerichow  milowe  ploten  et  clitze 
cum  burchwardo  (4  474  bekundet  Johann  herr  in  Plote  die  erweitening  seiner  Stadt  Gen- 
thin); Schollähne.  4  444  homines  qui  in  possessionibus  aut  in  villis  fratnim  (in  Jerichow) 
substitttti  vel  substituendi  sunt;  auf  dem  areal  der  946  u.  ö.  im  burgward  Kabelftz  ge- 
nannten zwölf  slavischen  dörfchen,  von  denen  neun  schon  im  XII  Jahrhunderte  ganz  ein- 
gegangen waren,  entstehen  bis  zum  Schlüsse  dieses  jahrhundertes  die  deutschen  (hollän- 
dischen?) niederlassungen  Schönhausen  Gross-  und  Klein-Mangelsdorf  Schmitzdorf  Pals- 
torpp.  —  «kurz  vor  4240  kaufte  das  kloster  (zu  Jerichow)  von  Johann  von  Plotho  einen 
slavischen  hof  in  Molkenberg  mit  dem  dazu  gehörigen  dorfe  und  es  ist  bei  diesem  ver- 
kaufe von  deutschen  und  slavischen  hörigen  ieuten  die  rede,  das  areal  des  hofes  war 
nicht  angebaut  und  das  kloster  hatte  die  absieht  dasselbe  urbar  zu  machen«  F.  Winter 
die  Prfimonstratenser  des  zwölften  Jahrhundertes  (Berlin  4865)  s.  464  aus  einer  unge- 
druckten Urkunde. 

32)  die  wichtigeren  daten  der  geschichte  derselben  sind :  929  redarii  inpetum  fecerunt 
in  urbem  wallislevu  ceperuntque  eam  captis  et  interfectis  omnibus  habitatoribus  eius  in- 
numerabili  videlicet  multitudine  Widuk.  488 ;  988  altera  pars  exercitus  (ungariorum)  arte 
cuiusdam  slavi  in  locum  thrimining  deductus  periit  442 ;  988  die  Slaven  monasteriam  s. 
laurencii  in  urbe  caluuo  desolantes  nostros  sicuti  fugaces  cervos  insequebantur  .  .  .  de- 
solatis  villis  usque  ad  aquam  tongera  convenerunt  e  sclavis  peditum  ac  equitum  plus 
quam  XXX  legiones  doch  werden  sie  paucis  in  unum  collem  effugientibus  von  den  Deutschen 


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IN    DER   AlTMARK    UND    IM    MaGDBBURGISCHBN.  i3 

erobert  und  als  Nordmark  eiDgerichtet  worden  sein,  man  versteht  nümlich 
auch  diese  unter  den  809  genannten  Carolus  misit  scaras  suas  ad  marchias 
et  venerunt  ultra  albiam  Mon.  I  309  vgl.  847  comitibus  qui  iuxla  albim  in 
praesidio  residere  solebant  ut  terminos  sibi  commissos  tuerentur  mandavit 
Einhard  I  204  828  saxoniae  comites  cum  marchionibus  I  247.  der  erste 
namentlich  aufigeführte  markgraf  ist  der  praeses  thiadericus  955.  bis  983 
breitete  sich  das  werk  der  Christian isirung  und  germanisirung  ungestört  in 
der  Altmark  aus :  auf  diesen  Zeitpunkt  beziehen  sich  die  worte  nee  futt  ali- 
quid quod  novellae  ecclesiae  adversaretur  omni  tempore  ottonum  Helmold  142 
und  has  terras  (balsemerlande  und  marscinerlande)  saxones  olim  inhabitasse 
feruntur  tempore  scilicet  ottonum  ut  videri  potest  in  antiquis  aggeribus  qui 
congesti  fuerant  super  ripas  albiae  in  terra  palustri  balsamorum  sed  prae- 
valentibus  postmodum  slavis  saxones  occisi  et  terra  a  slavis  usque  ad  nostra 
tempora  (4460 — 4  470)  possessa  I  88.  dagegen  hatten  sich  Dietrichs  nach- 
folger  die  grafen  von  Walbeck  und  Stade  gegen  häufige  angriffe  der  ttber- 
elbischen  Slaven  zu  wehren ;  erst  seit  der  belehnung  Albrechts  von  Ballen- 
slädt  mit  der  Nordmark  4  434  ändert  sich  die  läge:  nach  einer  reihe  blu- 
tiger kämpfe  erliegen  die  Slaven  den  vereinten  anstrengungen  des  Dänen- 
königs Heinrich  des  Löwen  Albrecht  des  Bären  und  Wichmanns  von  Magde- 
burg,     das  folgenreichste   ereigniss  für  die  germanisirung  der  Altroark  war 


niedergehauen  Thietmar  765 ;  Otto  III  (sclavos  orientales  devicit)  de  occidentali  parte  quam 
plures  arme  sepius  commoveDtes  multosque  dcpredantes  vi  et  arte  is  superare  coniendit 
770;  998  inperator  ob  defensionem  patriae  harnaburg  civitatem  opere  municns  necessario 
eam  ad  tuendum  coinmisit  dem  erzbischofe  von  Magdeburg,  weldier  von  den  Slaven  in 
einen  Hinterhalt  gelockt  wird ,  dieselben  erschlagen  seine  begleiter  und  zünden  die  Stadt 
an  779;  4  005  rex  sepe  cum  sciavis  in  wiribeni  juxta  albim  positam  conventione  hahita 
arnaburch  prius  devastatam  ob  defensionem  patriae  renovavit  848;  4  002  monasterium  in 
hilleslevo  a  sciavis  combustum  est  et  eodem  die  multi  ex  nostris  sunt  interfecti  783; 
1033  wird  luideserus  comes  cum  aliis  XLII  von  den  luttizi  bei  Werben  getiidtet;  1085 
wirbinam  pagani  luitici  obtinent  multis  ex  christianis  occisis  et  captis;  1056  bei  Prizlawa 
magna  caedes  a  liuticis  in  christianos  facta  est,  willehelmus  aquilonaris  marchio  occiditur 
u.  ä.  in  diese  zeit  einer  gewissen  Unabhängigkeit  der  Slaven  ist  die  sonst  übertriebene 
und  verwirrte  angäbe  der  kaiserchronik  (Raumer  reg.  614  735)  zu  verlegen:  in  der  olden 
marke  dar  lach  to  düsser  tyt  de  Stadt  soltwedel  allene  unde  was  ganz  wöste  van  volke 
unde  stund  vei  langes  rores  darvan  wart  dat  volk  gebeten  de  rorwende  unde  wart  ock 
do  genomet  de  wendische  marke,  de  leste  van  den  fürsten  de  sterfT  de  heyt  anicke  (ein 
deutscher  name)  do  vell  dat  land  an  den  keyser.  geradezu  abenteuerliches  bieten  die 
ann.  pegavienses  XVI  235:   wolfus  pomeranorum  adeptus  principatum  deinde  provincia 

polsus  ad  regem  confugit  danorum pauIo  post  regnum  utpote  gener  regis  solus 

optinuit praeterea  balsamorum   regio  sorte   bellica   cessit   eins   dominio.    wolfo 

defuncto  (filius  eius)  wicpertus  in  balsamorum  regionem  quae  ei  paterna  hereditate  ob- 
venerat  a  reliquis  fratribus  secesserat  ....  balsamorum  possidens  fines  frequenter  bar- 
barorum provinciam  et  praecipue  urbem  quae  posduwlc  i.  e.  urbs  wolfl  (Pasewalk)  bar- 
barica 'lingua  dicitur  incursu  militari  vexabat.  nach  seinem  frühzeitigen  tode  wird  sein 
söhn  wicpert  von  dem  markgrafen  udo  erzogen,  welcher  municipium  suum  nomine 
groisca  dem  wicpert  tradidit  pro  commutalione  regionis  balsamorum  (1131  erhielt  nämlich 
Heinrich,  söhn  Wiprecht«  von  Groitzsch,  die  mark  Lausitz  welche  nach  Wiprechts  tode 
an  den  markgrafen  Albrecht  gekommen  war  zurück). 


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14  A.  Brügknbr,  dik  slayischbn  Ansiedelungen 

die  durch  Albrecht  geleitete  einwanderung  von  Deutschen,  namentlich  Nieder- 
ländern: adelbertus  marchio  ...  ad  ultimum  deücientibus  sensim  sclavis 
misit  trajectum  et  ad  loca  rheno  contigua  insuper  ad  eos  qui  habitant  juxta 
oceanum  et  patiebantur  vim  maris  videlicet  hoUandos  selando8  flandros  et 
adduxit  ex  eis  populum  magnum  nimis  et  habitare  eos  fecit  in  urbibus  et 
oppidis  sclavonim.  sed  et  austräte  litus  albiae  ipso  tempore  coeperunt  in- 
colere  hollandienses  advenae  ab  urbe  saltvedele  omnem  terram  palustrem 
atque  campestrem  terram  quae  dicitur  balsemerlande  et  marscinerlande  ci- 
vitates  et  oppida  multa  valde  usque  ad  saltum  bojemicuro  possedere  hollan- 

dri quia  dominus  duci  nostro  et  ceteris  principibos  salu- 

tem  et  victoriam  large  contribuit  sclavi  usque  quaque  protriti  atque  pro- 
pulsi  sunt  et  venerunt  adducti  de  finibus  oceani  populi  fortes  et  innumera- 
biles  et  obtinoerunt  terminos  sclavorum  et  edificaverunt  civitates  et  eccle- 
sias  et  increverunt  divitiis  super  omnem  estimationem  Helm.  I.  88*3).  die 
gerraanisirung  der  Altraark  wurde  nun  bald  vollendet;  klöster  und  Städte 
sind  auch  hier  diejenigen  punkte  gewesen  von  denen  aus  das  deutsche 
Clement  das  flache  land  durchdrang,  bei  der  Stiftung  des  klosters  zu  Dies- 
dorf  4  460  werden  demselben  acht  dörfer  übergeben  berchmere  berchmere 
abbanthorp  varenthorp  pychenusen  ellenbeke  watekoten  budenstede  quarura 
incole  adhuc  sciaui  erant;  4S35  cum  homines  quidam  quarundem  viilarum 
videlicet  cuzeresdorp  honlege  modenborg  et  item  modenborg  ad  ecclesiam 
distorp  pertinentium  nondum  fidem  catholicam  ad  plenum  susceperint  sed 
adhuc  quibusdam  teneantur  paganisritibus  irretiti  beschloss  der  praepositus 
der  genannten  kirche  in  una  ipsamm  viilarum  ecclesiam  construere,  zugleich  | 

sollen  diese  menschen  ad  synodum  in  witingen  venire  non  cogantur  sed 
per  se  synodum  habeant;  dagegen  heisst  es  von  denselben  4245:  si  autem 
predicti  homines  slaui  scilicet  suis  rilibus  renunciare  noluerint  teutonici  ca- 
tholicae  fidei  cultores  substitnantur  eisdem  ....  synodum  autem  witinge 
frequentabunt ;  noch  1349  wird  dem  kloster  Diesdorf  proprietas  duarum 
curiarum   in   villa  winkelstede   sitarum   cum   duobus  slauis  in  eisdem  resi- 

33)  zuerst  (H06J  hat  Friedrich  von  Bremen  Niederländern  (hollandi)  terram  incultam  i 

paludosamque  zum  anbau  überwiesen ;  in  ausgedehnterem  masse  that  dies  Adolf  von  Hol*  i 

stein,  der  Niederländer  Friesen  und  Westphalen  in  Wagrien  ansiedelte,    seinem  beispiele  ! 

folgten  Albrecht  und  Heinrich;  Übervölkerung  innere  fehden  und  Überschwemmungen 
nöthigten  die  Niederländer  zur  auswanderung.  vgl.  Räumer  regest.  f817  terram  wend- 
land  nunc  possident  saxones  slavis  in  villis  adhuc  manentibus;  est  terra  quondam  ba^ 
samla  nunc  dicitur  markmannia  etc. ;  die  kaiserchronik:  margrave  albert ....  leyt  finemet 
Volk  halen  he  wolde  der  rorwcnde  nicht  mere  liden  in  den  landen  darumme  dat  se  den  j 

kristenloven  so  vaken  sehenden ;  albertus  marchio  sclavis  expulsis  terram  suam  occopavü  i 

holleris  selaudris  et  flamingis.  zur  bestimmung  der  beginnszeit  dieser  einwanderangen 
lässt  sich  der  umstand  verwerthen,  dass  schon  vor  4170  backsteinbaoten ,  ein  abzeicben 
der  Niederländer  —  die  Sachsen  bauten  aus  feldsteinen  —  in  der  Altmark  und  dem  lande  i 

Jerichow  nachgewiesen   werden  können   s.  Borchgrave  histotre  des   colonies  beiges  qui  | 

s'^tablirent  en  Allemagne  pendant  le  douzi^me  et  le  treizi^me  sl^cle  (Bruielles  4865}  276  fr.  | 

H60  werden  in  Werben  VI  mansi  hollandrensis  dimensionis  genannt,    O70   hollandigene  j 

super  ripam  albis  positi.  j 


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Ilf   I>BR   AlTMARK   CNB   im   MAfiDBBVRGtSClIBN.  15 

dentibus  geschenkt  und  in  villa  winkelstede  duos  slauos  nostros  subditos 
sciKeet  bernardum  el  richardum  in  duabas  curiis  ibidem  residentes  duos 
mansos  colentes;  merkwürdiger  weise  tragen  diese  dreizehn  dörfer  sämmt- 
lieh  deutsehe  namen.  im  norden  der  AHmark  wird  4484  zu  Arendsee  ein 
kloster  gegründet,  markgraf  Otto  übergibt  der  ecciesiae  novellae  plantationis 
villacB  teiilonicam  kaulitz  et  siavicas  villaa  eidem  stagno  (der  Arendsee)  ad- 
iaeeBtes  totamqae  solitndinem  a  rivuk)  sitzow  usque  ad  fluviura  binden;  4208 
villain  amesse  et  villam  kawlilz  et  siavicas  villas  burehslede  szissowe  noy- 
den  baudisin  et  situm  viJle  szatum  indulsimus  ipsis  advoeatiam  et  quicquid 
iuris  Bostri  esse  videbalur  videlicet  petitiones  exactiones  opera  burchwerc, 
expediliones  herzüge,  frumentum  betkern  frumentum  quod  wszop  vocalur 
et  oniDia  que  vulgo  vocantnr  recht  et  unrecht. 

Die  städtischen  Verhältnisse  der  Altmark  im  XII  Jahrhundert  lernt  man 
aus  awei  Urkunden  kennen:  um  4451  in  terra  que  dieitur  baismarlant  fo- 
rum rerum  venaliuni  institui  in  propria  villa  mea  stendale  cum  antea  com- 
petens  in  terra  lila  forum  non  esset  ....  in  urbibus  dicionis  mee  werbene 
ameburg  tanghermunde  osterburg  saltwidele  und  4497  bona  gardelege  et 
salluedel  tam  castra  quam  oppida,  ciuitatem  stendale  et  preposituram  et  hec 
oppida  sehusen  bambissen  wirbeni  ilem  medietatem  burgwardi  calue  et  predia 
quecuoque  in  antiquo  seu  nouo  prato  seu  in  bis  arneburg  osterburg  et  tanger- 
munde  burgwardis.  wie  diese  orte  als  die  wirksamsten  pflegstätten  deutschen 
lebens  zu  betrachten  sind,  so  haften  hinwieder  grade  an  ihnen  die  spatesten 
spuren  welche  die  existenz  von  Slaven  in  der  Altmark  hinterlassen  hat :  bei 
der  grttndung  der  neustadt  Salzwedel  4247  heisst  es  quicunque  ad  ipsam 
nouam  ciuitatem  conQuxerint  rustici  teutonici  sive  sclaui'^)  ;  4343  verkauft 
Heinrich  von  Lüchow  einen  wald  bei  Lüchow  und  bestimmt  quod  nee  shiui 
de  jezne  siue  de  recizze  neque  de  plothe  neque  ulli  slauicales  seu  teutoni- 
cales  a  longo  vel  de  prope  residentes  ullam  portionem  sibi  poterint  usurpare ; 
4444  4452  wes  wie  ock  dinstes  vpp  vnsen  dinstlüden  als  die  wende  to 
ameborch  to  holte  vnd  to  howe  hebben  vnd  wat  vns  die  suluen  vnnse  dinst- 
lüden van  alder  gedan  hebben;  Karlbau  bei  Tangermünde ^^) . 


34)  in  dem  nachlassverzeichnisse  Heinrich  Oislegers  vicars  in  der  neustadt  Salzvvedel 
447S  wird  ein  annnlus  argentens  cum  qnodam  monili  slauorum  erwähnt. 

35)  Privilegien  von  4360  19$7  4377  4  403  das  wir  vnsem  wenden,  die  czu  kolbu  vor 
der  stat  zu  tangermunde  wonen  die  nu  sein  vnd  hernach  daselbst  werden,  leihen  den 
werder  der  bei  eolbw  leit  in  der  elbe  also  das  sie  den  haben  genieszen  vnd  nutzen  sollen 
czu  Iren  rewsen  vnnd  zu  anderer  irer  notdurfft;  auch  were  es  das  wir  eyner  gemeyne 
bete  oder  eine  yybete  beten  in  vnsem  lande  in  der  alden  marke  das  sie  darzu  nicht  ge- 
ben noch  tun  sulIen  noch  vns  noch  vnsen  vogten  wenn  sie  suUen  der  bete  ledig  vnnd  los 
sein  ewiglichen.  4a73>  belehivk  markgraf  Otto  vnsern  liebin  getruwen  de»  gemeyne»  wen- 
det» in  dem  dorfe  zu  koleba  mit  einer  jahresrente  vom  zoll,  von  einer  föbre  und  einem 
wehr.  ^375  wird  ein  langwieriger  streit  geschlichtet  den  der  rath  von  Tangermünde  mit 
dem  scbttlteis  vnd  dy  gebuwre  von  demc  wenddorf  zu  calbu  um  zwei  Eibwerder  gehabt 
haben,  das  Ivndbuch  berichtet:  colbu  prope  tangermunde  pertinet  marchioni.  ibi  non 
s«wt    maast  sed  slaui  ibidem  morantur  et  nutriuntur  de  piscatura  racione  cnius  tenentur 


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16  A.  Brückner,  dir  slatisghbn  ansibbblungbn 

So  ist  die  slavische  bevölkening  dieser  gebiete  bereits  zu  ende  des 
XII  jahrhundertes  vor  dem  andränge  deutscher  einwanderung  so  sehr  zurück- 
gewichen,  dass  vom  XIII — ^XY  Jahrhunderte  nur  h(kshst  ausnahmsweise  irgend 
eine  erwähnung  von  Slaven  geschieht:  welche  umstände  haben  diesen  pro- 
cess  begünstigt? 

^  Schon  aus  motiven  grösserer  Sicherheit  musste  dem  landesherren  daran 
gelegen  sein  im  gegensatze  zu  der  stammfremden  slavlschen  bevölkening 
sich  auf  eingewanderte  Deutsche  stützen  zu  können,  noch  mehr  machten 
sich  hiebei  pecuniäre  Interessen  geltend. 

Das  Werkzeug  der  ackerbauenden  Slaven  war  nämlich  der  hölzerne  ha- 
ken uncus,  nicht  der  eiserne  pflüg  aratrum  der  Deutschen,  womit  zusammen- 
hängt dass  die  Slaven  meist  nur  leichteren  weniger  fruchtbaren  boden  be- 
arbeiten konnten,  vielleicht  auch  dass  ihre  hufe  blos  die  hälfte  der  deutschen 
hufe  ausmachte  3<^) ;   ausserdem  liessen  sie  wegen  ihrer  unbekanntschaft  mit 


marcbioni  pisces  presentare  ad  casiruro.  tenentur  domino  ad  seruicium  videlicet  ipsum 
cum  familia  per  albeam  transuehendo  quotiescunque  opportunum  fuerit  et  ligna  ad  co- 
quinam  in  Castro  transuehendo  per  albeam  et  quum  sunt  in  seruicio  domini  tunc  de 
Castro  ministrantur  eis  cibaria  et  potus.  4377  mahnt  Karl  IV  die  Stadt  Brandenburg  von 
vnsir  armen  lute  die  wenden  von  koibu  keinen  zoll  für  hanfgarn  und  andere  gertttschaften 
die  sie  zu  ihren  netzen  und  fischkörben  in  Brandenburg  kaufen  wollen  einzutreiben.  1 426 
vnser  amptleute  in  vorczeiten  vnser  wende  die  zu  calbu  bey  tangermunde  gelegen  won- 
haftig  waren  vertrieben ,  den  wir  itzund  wider  dasselb  dorfT  calbu  zu  bewonen  geholten 
haben,  wann  nu  dieselben  vnser  wende  für  vns  kommen  sein  vnd  vns  fleissiglichen  ge- 
beten habben  in  alle  ihre  frcibeit  zu  confirmiren,  des  haben  wir  angesehn  ir  dienste  vnnd 
auch  von  besunder  gnade  wegen  confirmiret.  in  den  Privilegien  von  1465  4  499  heissl 
es  nur  vnnser  lieben  getrewen  schulten  vnnd  geme>iie  inwonre  vnnsers  dorffes  calbuw 
aber  noch  4479:  als  wy  vnnd  vnse  herscap  ouer  den  hoff  vnd  thigelschune  to  kalbow 
vnd  die  wende  darsulues  etlicke  jerlicke  rente  hebben.  —  wenn  unter  den  bürgern  einer 
Stadt  ein  Wendt  Wend  u.  ä.,  in  lateinischen  Urkunden  slavus  slava  z.  b.  in  Stendal  4S93 
consules  .  .  .  wilhelmus  sclauus,  4234  jacobus  sciauus  et  adam  sclauus  .  .  .  bnrgenses 
genannt  werden ,  so  ist  nicht  auszumachen ,  was  für  momente  diese  namengebung  be- 
dingten: herkunft  aus  dem  lüneburgi sehen  oder  aus  den  rechts  der  Elbe  gelegenen 
»Wendenlttndern«,  Sprache  oder  sitten  gestalt  u.  a.  nach  »wendischer«  art  u.  s.  w. ;  da 
slavische  nationalitttt  der  so  genannten  nie  nachweisbar  ist,  so  ist  ein  aufzählen 
solcher  namen  überflüssig,  der  curiosität  halber  sei  erwähnt:  im  kirchenbuche  des  dor- 
fes  Roxförde  g.  wird  4  608  die  wendische  ilse,  4609  die  wendische  anne  genannt;  das 
kirchenbuch  von  Kuhfelde  sw.  enthält  bei  4  599  die  notiz  den  29  martii  ist  zu  hogelangen- 
beck  eine  wendische  magd  genannt  die  bettelgeszke  in  der  schaperkote  gestorben»  4629 
26  juni  zu  kufelde  Joachim  schulze  einen  wendischen  schween  (Schweinehirt)  bestetigt 
(Danneil  Jahresberichte  XI  37  und  XII  68  ff.) ;  unter  den  genannten  sind  wohl  persooen 
aus  dem  lüneburgischen  Wendlande  zu  verstehen. 

86)  vgl.  eine  polnische  Urkunde  von  4262:  pro  unoquoque  aratro  paruo  quod  radlo 
dicitur  lapidem  cere  pro  magno  autem  quod  plug  nominatar  duos  lapides  cere  persoluat 
mit  einer  lüneburgischen  Urkunde  von  4298  ....  de  unaquaque  domo  de  qua  exit  ara- 
trum VI  solidos  denariorum  hamburgensium  et  III  solides  eiusdem  monete  de  unaquaque 
domo  de  qua  exit  hako.  nachweise  über  kleine  hufen  s.  unter  Andorf  Bonese  Bückwitz 
Depekolk  Danne  Elbey  Zierau,  slavorum  höbe  s.  Müblingen;  demselben  unterschied  zwi- 
schen grossen  und  kleinen  hufen  begegnet  man  im  magdeburgischen  Holzlande,  so  4684 
in  Schnarsleben ,  zur  zeit  der  ersten  lutherischen  kircbenvisitation  waren  in  Ummendorf 


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iif  DER  Altmark  und  IM  Magdbburgischbn.  17 

dem  bau  von  deichen  und  dämmen  viele  strecken  des  grosseniheils  bruchigen 
oder  ttberschwemmungen  der  Elbe  ausgesetzlen  landes  unangebaut  und 
mussten  demnach  zur  gewinnung  nothdürftigen  lebensunterhaltes  der  für  den 
landesherren  selbst  so  wenig  einträglichen  Viehzucht  fischerei  und  cultura 
silvestris  mehr  als  Deutsche  obliegen,  an  abgaben  die  sie  oft  nur  in  natu- 
ralien  entrichten  konnten  zahlten  die  Slaven  an  den  grundherren  einen  grund- 
ziDS  von  hof  und  hufe  und  einen  zios  vom  sämmtliohen  jahresertrage ,  den 
von  der  frucht  osep*'),  vom  vieh  geflttgel  honig  u.  s.  w.,  ausserdem  hatten 
sie  allerlei  persönliche  Verpflichtungen  als  die  burgwere  boten-  und  vorspaon- 
dienste  aufnähme  und  bewirthung  des  grundherren  und  seines  gefolges  u.  ä. 
zu  leisten  3^). 

Im  gegensatze  zu  Slaven  machten  nun  deutsche  einwanderer,  zumal  die 
Niederländer  welche  aus  ihrer  heimat  die  kunst  des  deichbaues  mitbrachten 
nicht  nur  bisher  wttstes  land  fruchtbar,  sondern  es  steigerte  sich  der  ertrag 
von  Slaven  bebauter  hufen,  wenn  diese  in  deutsche  bände  ttbergiengen,  einer- 
seits durch  die  besseren  Werkzeuge  und  arbeit  der  letzteren,  andererseits 
dadurch,  dass  die  Deutschen  den  zins  meist  in  geld  zahlten,  wenn  nun 
slavische  hufen  oder  noch  unbebautes  land  an  Deutsche  ausgethan  wurde, 
fielen  die  bisherigen  mannigfachen  naturalabgaben  und  dienstleistungen  weg, 
die  neuen  anbauer  hatten  in  der  regel  nur  einen  bestimmten  grund-  und 
hofzins  zu  entrichten  ^^) .    den  kirchenzehnten  welcher  Deutschen  nie  erlassen 


Bbendorf  Meitzendorf  Alvensleben  hufen  zu  40  morgen,  in  Druxberge  dagegen  hatte  die 
pfarre  zwei  hufen  »  87  morgen;  42  grosse  hufen  werden  4846  in  Klinte  (wttstung  bei 
Grossrodensieben)  genannt  s.  Danneil  geschichtsbltttter  III  848  ff. 

87)  aitsiov.  *os%^j  abflchutt  abgeschüttetes  vgl.  S'Bpi  cumulus,  d.  i.  in  frumenti  per- 
solutione  quod  idem  viiiani  soluebant  de  annonarum  suarum  frugibus  Jericho wsche  urk, 
4444.  belege:  4485  reditum  annuaiem  qui  vocatur  wozop  super  duas  viliulas  potgorizi  et 
bosizi;  4  464  annuatim  de  manso  duos  modios  siliginis  et  duos  avene  ad  id  quod  more 
totius  transalbine  provineie  wozzop  nominatur;  4464 — 4480  de  tribus  mansis  in  popen- 
dorpstede  censum  decimam  et  wozzop;  4487:  pensionem  que  wozop  appellatur  jede  hufe 
octo  modus  ordei  redimet   (besetzung  der  Silva  scarthowe) ;    wozoph  (4  489  wozop)   villae 

siautiz et  wozoph  (4  489  wozop)  de  XX  mansis  slautyz;    4  497  quattuor  mansos  in 

rokinze  excepta  decimatione  et  ea  pensione  quae  wuzop  dicitur  quam  eiusdem  ville  ro- 
kinze  uillicus  in  feodo  tenebat  et  praeter  censum;  4208  fnimentum  quod  wszop  vocatur 
um  Ärendsee;  in  polnischen  Urkunden  dacionem  .  .  .  cum  medio  .  .  .  ossep  de  auena 
wlgariter  dictum  4875  sonst  sep,  in  cechischen  ozzep  4330  4349. 

88)  vgl.  cech.  urk.  4330  homines  brevnoviensis  monasterii  ab  omnibus  exactionibus 
et  gravaminihus  quae  vulgariter  dicuntur  narok  zvod  narez  nochleh  et  a  retibus  ad  ve- 
nationem  nostram  ducendis  et  a  victualibus  canibus  dandis  ipsorumque  custodibus  ab 

ozzep  seztne  sint  liberi etiam  ab  iis  quae  dicuntur  wrez  prezeca  poiezda  et  pza- 

rowe  et  ab  operibus  castrorum  seu  fossatorum  ac  piscinarum  liberi  etc.,  poin.  4389  a 
stacionibus  et  quibusvis  oppressionibus  angariis  et  preangariis  a  sep  obrzaz  narzaza  porco 
vacca  ariete  a  pozewne  nyestane  podymne  strosza  srzon  przevoth  mothne  psarszkye  etc. 
4826  absoluentes  ....  ab  omnibus  turibus  polonicalibus  sicut  sep  stan  naras  opole  po- 
wolowe  vacca  ove  stroza  et  alijs  singulis  servicijs  que  ins  theutonicum  consueuerunt  per- 
turbare  4865  a  sep  vectnris  conductibus  laboribus  castrorum  nostrorum  etc. 

39)  vgl.  die  urk.  von  4459  über  das  an  Flamländer  ausgethane  dorf  wusterwizi:  sint 
immunes  .  .  .  ab  eo  ministerio  quod  burgwere  vulgo  vocatur  nisi  ad  munimen  semetipsos 
Brftckner,  Slavische  Anaiedelnngon.  2 


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18  A.  Brückner,  die  slavisghbn  Ansiedelungen 

wurde,  zahlten  die  Slaven  entweder  gar  nicht  oder  doch  nicht  voll:  wenn 
man  das  bedeutende  dieser  abgäbe  erwägt,  erkennt  man  wie  sehr  es  im 
interesse  der  kirche  begründet  war  die  einwanderung  der  Deutschen  mög- 
lichst zu  betreiben  ^0) .  zudem  war  durch  die  fortwährenden  kriege  welche 
mit  aller  grausamkeit  jener  Zeiten  geführt  wurden  eine  menge  von  ortschaflen 
verödet;  man  brauchte  also  in  den  meisten  fallen  das  verödete  land  an 
Deutsche  nur  neu  auszuthun  nicht  zu  diesem  behufe  erst  Slaven  aus  ihren 
dörfem  zu  vertreiben:  diese  dörfer  waren  ja  in  der  regel  klein,  nur  aus 
wenigen  höfen  bestehend,  also  deren  Verödung  leicht  möglich  ^^). 


circumvallare  et  contra  paganos  adiacentes  eis  precipiaiur;  pro  quolibet  manso  annuatim 
solvant  duos  solides  et  preterea  omnium  rerum  decimandarum  plenam  decimationem. 
der  Unternehmer  der  ansiedeiung  erhfilt  als  entgelt  einige  zinsfreie  hufen  und  die  niedere 
gerichtsbarkeit  mit  einem  drittel  der  sportein  zum  erblichen  eigenthum;  die  zwei  drittel 
derselben  fallen  dem  gnindherren  zu;  ausserdem  wird  eine  hufe  für  den  ortspfarrer  re- 
servirt,  welchem  vom  zehnten  ein  drittel  zukommt,  die  beiden  andern  gehören  dem  bi- 
schof.  vgl«  Wichmanns  urk.  von  4164:  quem  locum  (popendhorpstide  cum  pratis  et  pa- 
ludibus  adiacentibus)  wemhero  cuidam  quem  paderburoensem  vocant  et  cuidam  godefrido 
contradidi  eo  videlicet  pacto  ut  novos  habitatores  ibidem  locarent  qui  terram  adiacentem 
paludosam  et  gramineam  preter  gramen  et  fenum  nullis  usibus  aptam  exsiccarent  exara- 
rent  et  serendo  fructiferam  facerent  et  deinde  annualem  censum  certis  temporibus  ad 
usum  archiepiscopalem  ab  eadem  agricultura  persolverent.  eorum  autem  et  omnium  qui 
ipsis  vocantibus  novam  ibi  cultoram  inceperunt  talis  est  conventio:  scilicet  ut  aonuatim 
solvant  de  quolibet  manso  duos  solidos  in  censu,  duos  modios  siliginis  et  duos  avene  ad 
id  quod  more  totius  transalbine  provincie  wozzop  nominatur,  et  preterea  omnium  segetum 

seu  fructuum  plenariam  decimationem omne  iudicium  et  potestas  iudicandi  pre- 

nominati  sit  wernheri  et  quidquid  placitando  ibi  lucrabitur,  due  partes  in  usus  arcbi- 
episcopi  f  tercia  in  usus  wernheri  cedat.  insuper  usum  omnem  qui  de  duobus  mansis 
provenit  tam  in  censu  quam  in  annona  idem  wernherus  plenarie  habeat.  incole  vero  a 
nuUo  cogantur  ad  hoc  quod  burgwere  nominatur  sive  aliud  aliquod  servitium  facere  nisi 
tantum  se  et  agros  suos  contra  inundationes  et  aquarum  excursus  vallis  et  fossatis  mu- 
nire.  über  ertragssteigerung  durch  Versetzung  eines  slavischen  ortes  auf  deutsches  recht, 
vgl.  polnische  urk.  1867  per  locacionem  nove  ville  iure  teutonico  census  thesauri  nostri 
regalis  augere  cupientes  ab  omnibus  exaccionibus  ....  sep  .  .  .  remouentes  ab  eadem 
Villa  ....  quae  ius  theutonicum  impedire  consueuerunt  u.  Ö. 

40]  sciauorum  decimam  non  solventium  anm.  17.  1447  haec  vero  villa  (Chörau)  qaia 
sicut  aliae  circumiacentes  antiquonim  slauorum  more  ad  ecclesiam  cuine  (Kühnau  im 
Anhaltischen}  unam  sexagenam  schock  pro  decima  dare  solebat,  marchio  adelbertus  lege 
christianorum  decimas  ibidem  augmentare  volebat;  in  Zukunft  soll  das  Prftmonstratenser* 
kloster  Gottesgnaden  (bei  Kalbe  a.  d.  Saale) ,  welches  dieses  dorf  kurz  zuvor  erstanden 
hatte,  der  kirche  in  Chörau  so  viel  schock  quot  mansos  cultos  proprio  vel  aliorum  teuto- 
nicorum  labore  in  eodem  burgwardo  (Kühnau)  haberent  und  an  stelle  des  viebfutters  fünf 
lämmer  geben.  —  der  erfolg  der  siegreichen  kämpfe  gegen  die  Slaven  ist:  et  aucte  sunt  de- 
cimationes  in  terra  sclavorum  eo  quod  confluerent  de  terris  suis  homines  teutonici  ad 
incolendam  terram  spaciosam  Helm,  l  87  et  confortatus  est  vehementer  ad  introitum  ad- 
venarum  episcopatus  brandenburgensis  nee  non  havelbergensis  eo  quod  multiplicarentur 
ecclesiae  et  decimarum  sucresceret  ingens  possessio  88. 

44)  vgl.  die  kaiserchronik  bei  Raumer  regest,  nr.  1347  in  der  oldenmarke  legen  neyne 
siede  men  alse  soltwedele,  de  sülve  stad  was  ock  verfallen,  do  kam  margrave  albert  und 
sach  an  de  woysten  stidden,  alse  angermünde  etc. ;  1204  morungen  prope  Stendal  slavitica 

Villa  postea  deserta  facta comes  albertus  de  eiusdem  villae  morunge  campo  eo  quod 

spatiosius  esset  valde  XII  mansos  exponi  fecit  et  alüs  cultoribus  in  platea  quae  dicitur 


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IN   DBR   AltMABK   UND   IM    MAGDEBURG  ISCHEN.  19 

So  verschwand  allmählich  die  durch  kriege  gelichtete  slavische  bevöl- 
kening,  deren  stärke  seit  jeher  nicht  als  bedeutend  anzunehmen  ist,  unter 
der  masse  deutscher  einwanderer :  eine  erhaltung  der  Slaven  wurde  nirgends 
angestrebt,  im  gegentheil,  man  wartete  auf  deren  ersetzung  durch  Deutsche  ^^) . 

Bei  ihrem  verschwinden  aus  dem  flachen  lande  erhalten  sich  die  Slaven 
am  längsten  in  den  sogenannten  kietzen  und  htthnerdörfem.  kietz^^)  be- 
zeichnet ein  fischerdorf :  die  Slaven  desselben  hatten  keinen  acker  und  lebten 
ausschliesslich  von  der  fischerei,  so  in  Karlbau  und  Schelldorf  bei  Tanger- 
münde :  von  letzterem  berichtet  das  Landbuch :  sceldorp  non  habet  mansos 
sed  nutriunt  se  de  piscatura,  marchio  habet  ibi  quolibet  mense  YIII  solides 
et  LXXII  pullos,  item  villani  sunt  astricti  ad  secandum  ligna.  wo  sich  Slaven 
in  Städten  niederliessen ,  bewohnten  sie  entweder  eigene  Strassen  (Stendal) 
oder  sie  siedelten  sich  in  einer  art  von  vorstadt  nieder,  in  den  sog.  hühner- 
dörfern  *^) ;  dergleichen  werden  am  schlösse  bei  Tangermttnde,  am  nordende 


nippof  locavit;  4278  villa  selegow  cum  deserto  slavico  u.  a.  vom  havelbergischen  lande 
heisst  es  H50  prenominate  civitates  et  ville  saepa  irruentibus  paganis  vastate  sunt  ac  de- 
populate  adeo  ut  vel  nuUo  uel  rare  babitatore  incolantur.  zur  menge  der  eingegangenen 
Ortschaften  vgl.  »im  13.  und  ik.  Jahrhunderte  blühten  im  bezirke  der  bürg  Erxleben  ne- 
ben den  noch  vorhandenen  sechs  dörfem  an  49  andere  die  jetzt  verödet  sind«  Behrends 
Jahresberichte  V  83  »in  der  magdeburgischen  börde  rechnet  man  fünf  eingegangene  Ort- 
schaften auf  eine  bestehende  ....  von  den  heutigen  36  fehlen  3,  dafür  fehlen  heute  un- 
ge^r  4  46  dörfer  (s.  469)  aber  das  ganze  areal  dieser  dörfchen  besteht  aus  40,  selten 
mehr  als  zwanzig  hufen,  also  2  hufen  auf  einen  hof  gerechnet,  aus  5—8  höfen  und  eben- 
soviel familien  denn  zu  jener  zeit  bestand  die  dorfbevdlkerung  ausschliesslich  aus  hof- 
besitzem«  Winter  geschichtsblätter  IV  467 — 48t.  urkundliche  nachweise  über  diese  klein- 
heit  —  auch  deutscher  —  dörfer  s.  u.  Biere  Potgorici  Schwölitz  Steinitz  Zienau,  vgl.  oben 
Sadun  cum  viUulis,  Utzikistorp,  Kruckeborne  u.  a.  die  meisten  dieser  dörfchen  veröiden 
gänzlich  im  XIV  und  XV  Jahrhunderte. 

42}  vgl.  villae  ....  que  nunc  a  slavis  inhabitantur  si  in  posterum  a  teutonicis  possesse 
fuerint  4473.  —  schon  die  bodenbeschaffenheit  dieser  länder  zeugt  gegen  die  annähme  einer 
zahlreicheren  slavischen  Urbevölkerung;  noch  beim  regierungsantritt  Friedrich  II  war  »weit 
iibfr  die  hälfte  des  grund  und  bodens  der  Altmark  von  brüchen  mooren  beiden  und 
v^Sldem  eingenommen«  Hermes- Weigelt  I  85  (4784  betrug  die  einwohnerzahl  perquadrat- 
roeile  —  die  Altmark  umfiasst  ungefähr  80  quadratmeilen  —  930,  im  jähre  4840  4897); 
der  boden  der  altmttrkischen  wische  war  wegen  seiner  schwere  slavischen  ansiedelungen 
nicht  günstig,  grade  in  der  wische,  Helmolds  marscinerlande,  finden  sich  die  meisten  auf 
Niederländer  weisenden  spuren,  so  backsteinbauten,  ortsnamen  wie  Schallun  (sehet luinen 
in  Holland,  4265  scalunen)  Muntenacke  (montenacken  in  Limburg)  die  Wässerung  (4343 
a  fluuio  weterunge,  vgl.  niederländisch  wateringe  Borchgrave  307)  Kamerik  4208  bei  Wer- 
ben Borchgrave  420. 

43)  nach  Pervolf  87  altslov.  hyn  hyza  hyza  hyida  domus  tugurium  oberserb.  kheia 
haus  dravenisch  tjassäy  nach  hause  tjessey  heidt  heim  gehen,  diesem  namen  begegnet 
man  in  der  Altmark  in  Bömenzien?  Kalbe;  im  Jerichowschen  ist  der  kie(t)zbach  auf  der 
Generalstabskarte  nr.  482  bei  Tucbeim  verzeichnet. 

44)  die  bewohner  eines  hühnerdorfes  besassen  keinen  acker,  nur  etwas  gartenland 
zam  bearbeiten  mit  dem  spaten ,  weshalb  sie  keinen  zehnten ,  nur  die  zins-  oder  rauch- 
hühner  zahlten  vgl.  4  484  »ein  zins  von  zwei  hühnern  zu  Weihnachten  von  den  einzelnen 
bofistellen  ohne  acker«  halberstädtischer  synodalbeschluss  4  323  quod  de  area  que  aratro 
non  colitor  sed  solo  fossoris  nulla  declma  debet  erogari  nisi  solummodo  pullus  qui  vul- 
gariler  dicitur  rokhon;    von   dieser   abgäbe   stammt   der   name   hUhnerdorf,    dravenisch 

2» 


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20  A.    BbÜGKNBI,    DIB    SLAVISGHBIf   ANSIBDELUNGBN 

der  Stadt**);   an  der  Westseite  der  bürg  Kalvörde;   bei  der  bürg  Erxlebeo? 
genannt;  vgl.  Klttden  und  Lindstädt. 

Trotz  einer  grossen  wechselseitigen   exclusivität  *^}   hat  das  zusammen- 


♦Iteuraida  von  ♦keur  hahn  (»un  faubourg  köreytz  oü  tschoreizä«  Pfeffinger  420  «vorstadt 
dgauretz6«  91  vgl.  ijaurang  tjeirang  tscheiran  junges  hun  Schleicher  108). 

45)  Göizo  geschichte  von  Tangermünde  Jahresberichte  XVII:  4  456  kauft«  der  stadt- 
rath  das  hühnerdorf  (in  dem  honredorffe  4445  dat  hunerdorf  4  457)  vom  schlossherren 
ohne  den  bewohnern  desselben  glaichberechtigung  mit  den  bürgern  zu  ertheilen:  sie  durften 
kein  handwerk  treiben,  nicht  malzen  brauen  backen ;  auch  hatten  sie  keine  feidmark,  noch 
4  567  findet  sich  daselbst  kein  grundbesitzer  heut«  besteht  dasselbe  aus  einer  Strasse 
mit  vier  quergassen;  4749  war  es  mit  palissaden,  die  Stadt  selbst  mit  mauern  umgeben, 
das  hühnerdorf  bei  Kalvörde  schildert  Behrends  Jahresberichte  VI!  64 :  dessen  einwohner 
als  unterthanen  der  bürg  angesehen  leisteten  4574  die  mannigfachsten  dienste;  ihr  besitz- 
thum  bestand  in  einigen  küchen-  und  hopfengärten ,  in  einem  Drömlingsantheil ,  einigen 
wiesen  und  einer  mithut  in  den  kalvördischen  bergen;  ihr  Vorsteher  war  ein  schulze; 
erst  4  809  erfolgte  die  Vereinigung  desselben  mit  Kalvörde  zu  einer  commune. 

46)  »in  Helmstfidt  Kalvörde  und  Neuhaldensleben  war  der  Widerwille  gegen  die  um- 
wohnenden Wenden  noch  vor  etwa  hundert  jähren  sehr  gross.  Süpplingen  bestand  noch 
um  4  800  aus  einem  deutschen  und  einem  wendischen  dorftbeil,  jeder  hatte  seinen  eigenen 
Schulzen;  der  familienname  wend  ist  dort  sehr  gewöhnlich <■  Danneil,  practisch  bethfitigte 
sich  diese  abneigung  in  der  ausschliessung  der  »Wenden«  aus  einzelnen  zünften,  so  be- 
stimmt der  gildebrief  der  lakenmeeker  in  Helmstfidt  4398  ok  schal  men  neyne  wende  in 
dat  werk  nemen ,  fihnliches  4  395  der  der  leinweber;  4  428  fordern  die  salzwedelischen 
krfimer  dass  der  neuaufzunehmende  sy  echte  und  rechte  düdesch  unde  nicht  wendisch; 
4450  4555  verlangen  die  brauer  in  Gardelegen  denselben  nachweis;  4486  beschliesst  der 
rath  der  alt-  und  neustadt  Salzwedel  dat  men  neynen  wendeschen  manne  ofifte  frowen 
Wille  oflfle  schölle  tostaden  tho  kopende  vnnd  to  besittende  eyn  erue  bynnen  beyden  ste- 
den  soltwedel  ....  ouer  de  hakenerue  offte  buden,  de  alrede  wendesche  lüde  besitten 
vnnd  on  to  screuen  syn  dar  mach  men  id  mede  holden  szo  id  susz  langhe  dar  mede 
gheholden  isz.  ouer  den  gennen  de  in  den  hakeneruen  wanen  schal  men  vnnd  wil  men 
ok  nicht  gestaden  dat  brouwerk  szo  sie  dat  susz  lange  ok  nicht  gehadt  hebben,  4  527  das 
ausz  altem  gebrauch  vnd  herkommen  kein  burger  daselbs  so  ausz  wendischer  art  von 
vater  oder  mutter  geborn  in  rath  vnd  nachfolgenden  wercken,  nemlich  der  gewand- 
schneider  brawer  goltschmide  kramer  knackenhawer  Schuhmacher  Schneider  tuchmacher 
becker  kürsner  schmede  vnd  lohgeruer  genommen  noch  dieselbe  gewerck  hat  besitzen 
vnd  gebrauchen  mögen  wider  heimlich  noch  offenbar  ....  doch  das  gieichwol  die  wende 
zu  bürger  in  vnser  statt  alt  vnd  newen  soltwedell  vfgenoromen  vnd  zu  den  andern  handt^ 
werken  narung  vnd  handlungen  wie  die  gnant  mugen  werden  auszerhalb  der  obgnanten 
werck  wie  von  alters  herkommen  vnuerhindert  zu  gebrauchen  gestatt  vorgonnet  vnd  dar- 
bey  von  dem  rath  gehandthabt  werden  soll.  Chr.  Schnitze  chronik  von  Gardelegen  (Sten- 
dal 4668)  9agt  man  nehme  dort  in  gilde  und  werk  keine  Wenden  und  bedinge  in  den 
geburtsbriefen  nicht  wendisch  aus;  ähnlich  in  Neuhaldensleben  Kalvörde  u.  s.  w.  hieher 
gehören  die  angaben  der  sog.  geburtsbriefe  dass  der  betreffende  nicht  »wendischer«  ab- 
kunft  sei.  vgl.  Danneil  über  die  bürgerlichen  geburts-  und  adeisbriefe  der  früheren  Jahr- 
hunderte Jahresberichte  XI  s.  23ff. :  444  4  geburtsbrief  des  Hermann  Dorghut  (vielleicht 
ein  slavischer  name  poln.  drogota  serb.  dragut)  zu  Erxleben  »ok  en  si  he  van  nenen 
wendeschen  eidern  geboren«;  4  485  bezeugt  abt  Andreas  zu  Berge  dass  Bastian  Stein  zu 
Dodendorf  ysz  ghebaren  van  synen  elderen  unde  van  allen  synen  vyer  ahnen  dudesch 
unde  nicht  wendescher  ardt  fryg  unde  nemandes  eyghene;  4  497  bezeugt  fihnliches  ein 
salzwedeler  brief;  4  570  in  Neuhaldensleben  »dass  (Martin  Schard)  von  benannten  seinen 
eitern  echt  und  recht  deutscher  und  nicht  wendischer  art  frei  niemandes  eigen  geboren 
sei«;  4620  zu  Kalvörde  für  Joachim  Berens;  4684  4723  in  Wolfenbüttel  u.  s.  w. 


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IN  DBR  Altmark  und  im  Magdbburgisghen.  21 

leben  mit  Slaven  dem  deutschen  volksthum  jener  gegenden  einige  spuren 
aufzudrücken  vermocht  welche  sich  besonders  in  der  spräche  offenbaren, 
so  gebraucht  noch  heute  das  altmärkische  Deutsch  folgende  ursprünglich 
slavische  ausdrücke:  dtfnns  dOmsse  dOrnze  stube  dOnnzig  dumpfig  ein  über 
Nord*-  und  Mitteldeutschland  verbreitetes  wort,  ahd.  tumiz  mhd.  durnitze 
ddrotze  —  dravenisch  dvornäiöa  stube  altslov.  dvorBnica  aula*^ 

glüpn  von  unten  auf  oder  von  der  seite  sehen  wie  der  tückische  oder 
gereizte  stier  anglüpn,  glupsch  heimtückisch,  ausserordentlich  kräftig  'n 
glupsche  füst  'n  glupschen  kärl  der  gleich  dreinschlägt  glüpögn  glotzaugen 
—  drav.  g]6upy  jung  altslov.  glupi  stultus? 

gn^w  gnewig  verdriesslich  übellaunisch  gn^w  subst.  mehr  im  norden 
der  Altmark  gebräuchlich  —  altslov.  gn^v^  ira 

lunk  Vertiefung ,  wenn  auf  geebnetem  acker  sich  eine  stelle  senkt  ent- 
steht eine  lunk,  wer  über  frisch  gegrabenen  acker  oder  über  ein  moor  geht 
lunkt  in  —  altslov.  l^ka  pratum  palus 

paggeleiz  paggeleitsch  art  weizenbrodes  in  hufeisenform  bei  festlich- 
keiten,  im  Hannoverschen  und  den  angrenzenden  altmärkischen  dörfern  ge- 
bräuchlich vgl.  paggeln  den  mehlteig  bearbeiten  bevor  er  in  den  backofen 
kommt?  —  *8) 

penunsch  pekunsch  geld  —  altslov.  p6n^zL  denarius  poln.  pen^dz*®) 

pracher  bettler  pracheri  bettlerei  prachem  betteln,  pracher-herberge 
-muskanten  -staot  -vogt,  prachrig  bettelhaft  —  drev.  prüsse  er  bettelt  altslov. 
prositi  vgl.  kleinruss.  prochaty  bitten  prochanyj  prochatnyj  erbettelt  ne- 
procha 

slaow  Sklave  sick  slaown  sich  (mit  arbeit]  abquälen  —  aus  dem  volks- 
oamen  der  Slaven 

(uckerwensch  unverständlich  kauderwelsch  verkehi*t  de  böm  staon  jao 
bir  ukerwensch  —  bezieht  sich  auf  die  Slaven  der  Uckermark)  ^^) 

In  der  sagenhaften  Überlieferung  der  Deutschen  dieser  gegenden  spielt 
die  erinnerung  an  die  »Wenden«  eine  ganz  untergeordnete  rolle:  man  weiss 


47}  weder  altsloven.  drsvinica  noch  asi.  gor&nica  Miklosich  lexicon  XXII,  auch  nicht 
asi.  *dvir&nica  Schleicher  polabisch.  184. 

48)  damit  vergleicht  Mikuckij  bei  Pervolf  65  poln.  dialekt.  pagaj  wecken?  oder  ge- 
hört das  wort  zu  asi.  pepeli»  cinis  (aschkuchen)  ?  hufeisen  heisst  draven.  pütge  plur.  pitt- 
giwa:  also  asi.  *pepelicB  oder  ^podxkoviCB?  —  slav.  pen^zB  ist  wieder  aus  dem  Deutschen 
entlehnt  ahd.  phenning  (aitmärk.  pennig)  vgl.  Miklosich  stammbildungslehre  817  —  vieles 
ist  dunkel,  so  erinnert  kabach  altes  schlechtes  haus  unwillkürlich  an  russ.  kabak  schenke, 
kauk  dohle  kaukn  eine  sUmme  wie  die  dohle  hören  lassen  an  poln.  kavka  dohle,  relitz 
achillea  millefolium?  u.  a.  —  aus  den  übrigen  gebieten  vgl.  Geschieh tsbltttter  IX  435: 
die  einwohner  von  Barby  nennen  den  von  jenseits  der  Elbe  gemüse  u.  a.  nach  Barby 
fahrenden  bauer  spöttelnd  pomeibock ,  die  bewohner  des  rechten  Eibufers  pomeiböcke 
(oberserb.  pomhaj  böh  hilf  gott  grussformel) ;  IV  171  wünschen  und  küderw^nsch  ist  in 
Nordthüringen  für  eine  unverständliche  buntscheckige  spräche  gebräuchlich  (vgl.  kauder- 
welsch); VIII  124  mit  oberflosziger  gastunge  qwesserie  (quasserei)  ader  zehrunge  sich 
beladen  (Willkür  der  Stadt  Salze  1470  §.  50,  vgl.  oberserb.  kvas  schmaus?). 


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22  A.  Brücknbr,  die  slavisgbbn  Ansiedelungen 

nur  noch  hie  und  da  von  » Wendenschlachten  a  zu  erzählen  ^^) ;  auch  in  den 
einzelnen  brauchen  dürften  slaviscbe  elemente  nur  höchst  spärlich  erhalten 
sein  *o) . 

Die  zahlreichsten  spuren  der  vergangenen  slavischen  bevölkerung  bie- 
ten die  Ortsnamen  dieser  länder.  slavische  Ortsnamen  besagen  dass  Slaven 
einmal  irgend  welche  veranlassung  gefunden  haben  den  ort  zu  benennen, 
nicht  dass  sie  ihn  auch  bewohnt  oder  bebaut  haben  müssen:  schon  unsre 
frühesten  Urkunden  nämlich  zeigen  Deutsche  in  slavisch  benannten  orten 
sesshaft  z.  b.  wolkowe  et  alia  sclavica  wolcowe  4445  villam  teutonicam 
kaulitz  1484;  umgekehrt  nennen  Urkunden  Slaven  an  deutsch  benannten 
orten  so  in  den  dOrfem  um  Diesdorf;  öfters  bietet  ein  deutsch  benannter 
ort  wenigstens  auf  seiner  flur  slavische  namen;  dass  ein  ort  von  Slaven 
bebaut  war  ist  also  nur  in  dem  falle  unbestreitbar  wenn  Urkunden  Slaven 
an  diesem  orte  ausdrücklich  nennen,  ausserdem  beachte  man  dass  wenn 
sich  Deutsche  neben  Slaven  ansiedelten,  ihre  ansiedelung  oft  den  namen  des 
slavischen  dörfchens  behielt  aber  zum  unterschiede  von  demselben  »grosso 
zubenannt  wurde:  gross-  und  klein-gischau  heissen  4344  teutonicalis  gischow 
und  slavicalis  gischow^*).  ob  auch  angaben  von  kleinen  hufen  (mansi  mi- 
nores)  einen  anhaltspunkt  für  die  bestimmung  der  slavischen  niederlassungen 


49)  über  eine  »Wendenschlacht«  bei  Kemnitz  s.  Danneil  Jahresbericht«  XII  «9;  bei 
Seeben  liegt  der  zamkal  oder  den  groten  hansen  sün  graft,  wo  der  letzte  Wendenkönig 
jean  käle  oder  ein  riese  im  kämpfe  fiel;  die  kriegländer  bei  Käthen,  zwei  parallel  laufende 
erd wälle  mit  einem  tiefen  graben,  in  dem  die  geschlagenen  Wenden  Zuflucht  suchten  (be- 
ruht nur  auf  einer  verfehlten  combination;  die  Slaven  wurden  4H5  bei  Köthen  im  An- 
haltischen geschlagen);  unter  einem  der  beiden  »hünenbettenff  bei  Grossballerstädt  sollen 
die  im  kämpfe  zwischen  markgraf  Albrecht  und  Huder  (siel)  gefeUenen  Wenden  (!)  be- 
graben sein,  wobei  die  daneben  fliessende  klia  den  namen  »rote  fürt«  erhielt  (Adalb.  Kuhn 
märkische  sagen  und  märchen  Berlin  1843);  in  einer  hölzung  bei  Bregenstädt  befindet 
sich  ein  absonderlich  geformter  stein,  die  heidenkrippe,  an  den  die  sage  von  einer  »Wend- 
schlacht« geknüpft  ist  in  welcher  die  —  durch  ein  wunder  gekräftigten  —  Deutschen 
Sieger  blieben  Behrends  II  463;  »bei  Ströbeck  befinden  sich  die  Überreste  eines  alten 
thurmes  in  welchem  der  sage  nach  ein  »wendischer  fürst«  gefangen  sass  und  von  dem 
die  einwohner  Ströbecks  das  Schachspiel  erlernt  haben  sollen«  Hermes- Weigelt  II  281  (!) 

50)  Kuhn  355:  in  Seeben  bilden  zu  pfingsten  knechte  und  mägde  aus  stroh  und  heu 
eine  puppe,  die  sie  mit  feldblumen  bekränzt  auf  die  »bunte  kuh«  setzen,  alle  ein-  und 
ausgänge  werden  verschlossen  und  die  kuh  herumgejagt  bis  die  puppe  herabfällt;  Kuhn 
und  Schwartze  norddeutsche  sagen  880 :  auf  palmarum  steckt  man  zu  Brunau  die  pfingst- 
weide  ab,  zu  pfingsten  findet  dann  ein  wettlauf  statt,  der  zuletzt  kommende  heisst  molitz 
darnach  das  ganze  molitzlaufen  (name  eines  nachbardorfes).  diesem  wird  stroh  ums  knie 
gebunden  und  man  zieht  mit  ihm  durchs  dorf  singend :  wir  haben  pfingstweide  abgesteckt  Q 
wir  haben  molitz  gelaufen  ||  molitz  hat  sich  ein  neu  haus  gebaut  ||  molitz  hat  sich  ins  knie 
gebaut  II  wollen  wir  auch  bitten  um  paar  schock  eier. 

51)  wenn  zwei  orte  die  von  Deutschen  und  Slaven  bewohnt  waren,  mittelst  »gross« 
und  »klein«  unterschieden  werden,  so  ist  in  der  regel  der  mit  »gross«  bezeichnete  ort 
von  Deutschen  bewohnt,  doch  finden  sich  ausnahmen  s.  Bierstädt  Gerstädt  Wieblitz. 
ähnlich  sind  »hohen«  und  »sieden«  zu  trennen;  die  Slaven  wählten  den  höher  gelegenen 
leichteren,  die  Deutschen  den  niedrigeren  schwereren  boden  zum  anbau. 


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IN    DER   AlTIURK    UND    IM    MAGDEBURG  ISCHEN.  23 

abgeben  können  vgl.  s.  i^^^).  endlich  weist  manchmal  die  bauari  eines 
ortes  auf  anläge  von  seile  der  Slaven  hin :  in  deutschen  dOrfern  liegen  die 
einzelnen  höfe  mehr  zerstreut,  in  Slavendörfern  geschlossen,  das  slavische 
dorf  hat  eine  mehr  runde  eigentlich  hufeisenförmige  gestalt^^). 


5ij  »bis  jetzt  habe  ich  immer  gefunden  dass  wenn  aus  den  früheren  Jahrhunderten 
die  hufenzahl  der  dörfer  noch  angegeben  ist  bei  den  slavischen  dörfern  dieselbe  doppelt 
so  gross  ist  als  die  jetzige ,  nicht  so  bei  den  dörfern  deuschen  Ursprunges ,  deshalb  ist 
man  berechtigt  umgekehrt  zu  folgern :  ist  die  hufenzahl  eines  dorfes  im  XIV  Jahrhunderte 
doppelt  so  gross  als  die  jetzige  so  war  das  dorf  slavischen  Ursprunges«  Danneil  Jahres- 
berichte VI  435. 

53)  diese  sog.  rundlinge  oder  rundbaue  verlieren  sich  heute  durch  neubauten  und 
feuersbrünste ,  nach  denen  die  höfe  nicht  mehr  so  geschlossen  angelegt  werden,  hier 
folge  die  Schilderung  eines  solchen  (Jahresberichte  IV  96) :  Rathsleben  bei  Osterburg  war 
bis  1821  eines  der  best  erhaltenen  dörfer  von  slavischer  form  in  der  Altmark,  in  der 
mitte  des  dorfes  stand  auf  einem  erhöhten  räume  die  kirche ,  sämmtliche  vordergebäude 
der  höfe  reihten  sich  unmittelbar  an  einander  und  bildeten  zusammengenommen  fest  einen 
kreis,  in  einiger  entfernung  von  dem  vordergebäude  befand  sich  das  Wohnhaus,  auf  der 
einen  seite  des  gehöftes  die  übrigen  wirthschaftsgebäude.  es  folgte  dann  der  baumgarten 
der  mit  dem  folgenden  wischhofe  in  unmittelbarer  Verbindung  steht,  es  divergiren  also 
die  hofplätze  mit  zubehör  nach  hinten  immer  zu;  die  kirche  bildet  gewissermassen  den 
mittelpunkt  eines  kreises  davon  die  grenzen  der  einzelnen  höfe  als  radien  auslaufen,  die 
Wischhöfe  lehnen  sich  meistentheils  an  eine  holzige  bruchige  gegend.  die  zehn  höfe  wa- 
ren von  verschiedener  grosse  doch  so  dass  sich  die  gegenüberstehenden  immer  ent- 
sprachen, in  folge  dieser  bauart  hatten  diese  dörfer  meist  nur  6inen  eingang  und  keinen 
besonderen  ausgang.  —  mit  dem  hier  geschilderten  stimmt  der  dorfbau  in  heute  slavischen 
ländern  in  sofern  überein,  als  z.  b.  in  russischen  und  polnischen  dörfern,  ausser  in 
gebirgsdörfern,  die  höfe  dicht  bei  einander  meist  in  einer  graden  linte  gebaut  sind;  eigent- 
liche rundlinge  kommen  wohl  nicht  vor.  den  rundbau  haben  Deutsche  in  der  Altmark 
hie  und  da  Slaven  nachahmen  können  darum  die  rund  gebauten  dörfer  mit  deutschen 
nameo,  bei  denen  also  nicht  sofort  auf  slavische  anläge  zu  schliessen  ist. 


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VEBZEICHNISS  DER  ORTSNAMEN. 

Abkürzungen. 

Das  gebiet  der  ehemaligen  Altmark  umfasst  die  kreise  Gardelegen  g. ,  Osterburg  or., 
Stendal  st.,  Salzwedel  sw. ;  von  den  übrigen  kreisen  des  regieningsbezirkes  Magdeburg 
sind  der  I  jerichowsche  kreis  jer.  I,  der  II  jerichowsche  kreis  jer.  II,  kreis  Kalbe  k., 
Neuhaldensleben  nhl. ,  Wanzleben  wa. ,  Wolmirstttdt  wo.  zu  nennen;  mit  seh.  ist  der 
braunschweigische  bezirk  Schöningen  vornehmlich  dessen  in  der  Altmark  gelegene  enclave 
Kaiförde  bezeichnet. 

Bebrends  s.  das  Quellenverzeichniss  und  dessen  abhandlungen :  die  wüsten  dörfer  im 
gebiete  der  bürg  Erxleben  (Altm&rkische  Jahresberichte  Y,  56  ff.)  der  bürg  Flechtingen  (VI) 
die  wüsten  stellen  in  Kaiförde  (VII)  die  wüsten  dörfer  zur  Linderburg  (VIII)  die  Wüstungen 
der  Bischofsheide  (IX)  in  der  markgrafenheide  (XI). 

D.  Danneil's  abhandlungen  in  den  Jahresberichten :  VI  beitröge  zur  näheren  bestimmang 
der  wüsten  dörfer  in  der  Altmark;  XII  die  Wüstungen  der  Altmark;  XIII  die  Altmark 
von  Wenden  angebaut. 

cod.  codex  diplomaticus  brandenborgensis. 

H.  Heffler's  namenverzeichniss  zu  demselben. 

Jacobs,  früheste  erwtthnung  der  noch  bestehenden  Ortschaften  des  herzogthumes 
Magdeburg  mit  ausschluss  des  Saalkreises  Magdeburg  1864,  wieder  abgedruckt  in  den 
geschichtsblättern  VII  und  VIII. 

1.  landbuch  Karl's  IV  s.  das  Quellenverzeichniss. 

reg.  regesta  archiepiscopatus  magdeburgensis  s.  das  Quellenverzeichniss. 

W.  Winter's  abhandlungen  in  den  geschichtsblättern :  II  entstehung  der  Städte  Schöne- 
beck  Salze  und  Frohse;  III  die  eingegangenen  Ortschaften  zwischen  der  Elbe  Saale  Bode 
und  Sülze;  IV  und  V  die  germanisirung  des  gaues  Morzane;  X  Wanderungen  im  eiben- 
auer  werder. 

Abbendorf  sw.  eines  der  dörfer  quarum  incolae  adhuc  sclavi  erant  <460; 
die  kirche  liegt  in  der  mitte  der  rundung 

Ackendorf  g.  war  bis  1825  in  hufeisenform  gebaut 

Alvenslebensche  forsten  nhl. ,  re viere  der  christin ,  der  podegrin  Beb- 
rends Neuhaldensleben  II  228 :  podi 

Andorf  sw.  zählt  1.  fünfzehn  jetzt  zehn  hufen;  es  war  rund  gebaut;  flur- 
namen  graleis 

Apenburg  klein-  sw.,  auch  das  Altdorf  genannt,  1363  wendesche  apen- 
borgh  1428  dorp  to  wendischen  apenborg ;  es  ist  hufeisenförmig  gebaut; 
flurnamen  trafeisten:  tr^biti 


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A.  Brugkubr,  dib  slav.  ansiedklungen  in  der  Altmark  und  im  Magdeburgisghsn.      25 

Arendsee  or.   soll  dravenisch  wlazdejske  geheissen   haben   l^afaHk  alter- 

thümer  11  593  anm.  3 :  vlastb 
Arneburg  st. ,   die  wende  to  arneborch  4444   4452;    feldmark  glinemäker 

oder  glinker:  glina 
Audorf  sw.  war  rund  gebaut 

Baben  st.,  4436  baben  4444  beben:  baba 

Bande w  sw.,  44S0  bandow:  b^d^ 

Bahnitz  jer.  II,  4225  banthyz  4227  banz  4234  bantiz:  b^k 

Barby  k. ,  über  den  namen  s.  unten ;  sclavi  ad  barbogi  civitatem  pertinentes 
964 

Baudisin  eingegangene  Ortschaft  or. ,  vilJa  sclavica  4208  myt  den  dorp- 
steden  vnde  hofsteden  jn  den  suluen  holten  belegen  genomet  noyden 
raudensyn  (I)  borchwerck  satthun  de  dorper  kowelitze  schrampe  cziczow 
etc.  4457:  buditi 

Baumgarlen  st.  ist  rund  gebaut 

Belicke  vorwerk  bei  Kade  jer.  II,  4369  bylik  belyk:  bdli 

Bell  in  hohen-  und  nieder-  (alt-)  jer.  II,  4  446  belin:  b^lrt 

Beelitz  st.,  4343  belitz:  MH 

Beikau  st.,  1.  belkow  4430  bellecow  4443  belkow:  b6H 

Behndorf  nhl. ,  apud  Helmestadium  Bendorfium  nobilibus  Vellhemiis  pa- 
rens  slavitica  villa  fuisse  indicatur  Meibom  III  56  villa  deserta  bemes- 
dorp  nomine  iuxta  heimstat  in  nemore  sita  quondam  a  slavis  inhabi- 
tata  4224?  bei  den  Slaven  soll  es  pluhd(witz)  geheissen  haben  vgl.  den 
namen  pluhderbusch  am  wege  vom  Gesundbrunnen  nach  Helmstadt? 
Behrends  Neuhaldensleben  II  464  499  und  Jahresberichte  Y,  56 

Benz  eingegangene  Ortschaft  wo.,  terra  quaedam  quae  in  vulgari  bennitz 
dicitur  4228  de  sculte  van  dem  bentz  4397  4407  verkauf  der  drei  wü- 
sten dorfstätten  kulitz  benitz  podegrund  an  Neuhaldensleben  4533  :  ben-; 
ein  feld  wendenbreite 

Bergmoor  gross-  und  klein-  sw. ,  berchmere  berchmere  von  Slaven  be- 
wohnt 4  460  minus  berekmere  4254 

Bergzau  jer.  II,  4  436  berckczow:  brBk- 

Berckau  st.,  1.  berkowe  4420  berkow:  bor- 

Bertkau  alt-  und  neu-  or.,  bertecow,  4496  bartkow:  briti. 

Biederitz  jer.  I,  bidrici  949  965  bidrizi  992  bitrizi  995  biderice  4459 
bideriz  4  476  biderike  4483:  bedro 

Biere  k. ,  (bigera  937  biere  939)  in  byere  IX  mansos  slavicum  byere  to- 
tum  X  scilicet  mansos  4046  in  maiori  biere  et  in  minori  biere  4230 
(zu  grossen  bigern  4562) 

BierstSidt  gross-  und  klein-  sw. ,  1.  wendischen  bierstede  dtttschen  bir- 
stede  4428  dorp  to  wendischen  birstede:  flurnamen  in  Grossbierstädt 
zieleiz:  selo,  klöhz:   klet-,  widdaus  widusen,  staddin 

Bit  kau  St.,  1.  bitkowe  nullus  est  ibi  villanus:  bit'B 


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26  A.    BlÜGENER,    DIB    8LAV1SGHEN   AlfSIBDBLUNtiBIf 


Bizzinici  eing.  ort. ,  937  in  pago  nordthuringa  bizKinici  939  VII  familias 
sclauorum  in  pizzenitse  973  pizinizi :  pak- 

Blatz  wo.,  4363  blesetz,  bldsitz  plötz:  blato 

Bobelitz  eing.  ort.  g.,  4240  pobeliz  4246  bobeliz  4278  poblicz  4457  desse 
wüste  dörpere  .  .  .  bobelize  4490  bobelitz:  bob^ 

Böddenstadt  hohen-  sw.,  wendeschen  bodenstede  I.  hohen-  oder  wends- 
böddenstedt  Sotzmann  generalcharte  von  der  Altemarck  Berlin  4788  vgl. 
Böddenstädt  deutsch-  oder  nieder-,  4  460  von  Slaven  bewohnt;  es  isl 
hufeisenförmig  gebaut;  flumamen  kleizke :  klet-,  blütz:   blato,  sagra:  za 

Böckwitz  sw.,  4420  bakewische  (kokewitze  im  original?  an  der  entspre- 
chenden stelle  der  gleichlautenden  Urkunden  von  4435  rekenitcze  4473 
kokewitz  4492  bakewitzej  :  buky;  es  ist  rund  gebaut;  flurnamen  galeiz: 
golrb,  trineiz:  tr^biti,  blan:  blana,  grausch,  lauz:  lug- 

Bombeck  sw.  hatte  nur  6inen  eingang;  flurnamen  sogelafken  :  za,  zeitau:  2it- 

Bömenzienor. ,  4349  bometzin  4350  bomezin  4405  bomesyn:  ben-;  es 
war  rund  gebaut;  unter  den  flurnamen  kommt  kietz  mehrfach  in  Zu- 
sammensetzungen vor  D. 

Bonese  sw. ,  bonatze  bunatze:  ben-;  4686  werden  44  kleine  hufen  ge- 
nannt; flurnamen  dohl  und  duleiz:  delx 

Börritz  g.,  4278  borevyz  borekyz  4347  staaz  et  borviz  4335  4345  staz 
boruiz  4420  in  der  voytien  czu  gardelegen  vor  stacz  vnd  balrilz(!)  4457 
bomitze  4487  wendisch  börgitz  4498  borgitz,  börritz  oder  borgitz  Sotz- 
mann :  bor- 

Bornsen  sw.  ist  rund  gebaut;  flurnamen  lauz:  lug-,  platz 

Besitz  eing.  ort.  nhi.,  super  duas  villulas  ipsis  prope  adjacentes  potgorize 
et  bosizi  4  435  bozece  bosice  4  452  bozezhe  4220:  bogx 

Braunschweig,  daselbst  die  Wendenstrasse  4268  in  platea  slavorum;  das 
Wendenthor  4254  valva  slavorum  4304  ante  valvam  slavorum;  der 
Wendengraben,  davor  der  Wendenthurm,  heute  ein  gasthaus;  die 
Wendenmühle  vgl.  s.  84 

Bremezhe  in  pago  belsheim  1022 

Bresen  eing.  ort.  wo.,  1.  brisen  .  .  .  nihil  plus  est  ibi  .  .  .  habet  ibi  mo- 
lam  4525  vor  borstall  gethen  vnde  des  haues  eflte  moUenstede  tho  bre- 
sen, darnach  der  briesekavel  in  der  burgstallschen  forst:  br^za 

Bretsch(e)  or.,  4364  4374  bretzeke  4425  to  olden  vnd  to  nyen  britz(e)ke 
4438  alden  vnd  nuwen  bryeczk  4437  thum  bresske  4443  briczke:  br^za 

Brettin  jer.  II,  4420  brettin 

Brewitz  sw.,  1.  brewische  4492  brewitze 

Briesenthal  jer.  I,  brysdal  breisdeii:   br^za 

Briest  st.,  1.  brist  4477  dorfstette  brist:  br^stx;  ein  zweites  jer.  II,  4  472 
briesit  4240  brist 

Brietze  sw. ,  4366  britze  4499  briezke  4522  brietze  4530  brittze:  br^za; 
es  war  bis  4845  in  kesselform  gebaut;  flurnamen  tri(be)neiz:  tr^btti, 
zittein  und  sitainsk :  s^tije,  zieleiz:  selo,  klöhnsken:  klen,  plaosten:  plasti 


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IN    DBR   AlTMARE    UND    IM    MaGDBBURGISGHEI.  27 

Brietzke  vorwerk  bei  Loburg,  4306  brizeke  4457  britzke  4540  auff  die 
britzker  margkhe  zou  dem  ambte  zcu  loburgk:  br6za 

Brorae  wendisch-  sw.,  4420  czu  wendeschen  brOme  dacz  ist  wüste  4473 
4538,  in  hufeisenform  wieder  aufgebaut:  brama;  flurnamen  jameneiz: 
jama,  sileiz:  selo 

Brudene  silva  bei  Leitzkau  4487  4489  reg.,  brudeke  cod.:   brodi 

Brüchau  vorwerk  bei  Immekath,  4420  dacz  wüste  dorff  czu  bruchow  4473 
bruchouwe:  broh-;  ein  zweites  g. ,  hufeisenförmig  gebaut;  flurnamen 
dünz  s.  Dönitz 

Brunau  or.,  4324  brunowe  4473  brunow:   brani 

B runkau  st.,  4238  bruncgow  1.  brunkdwe  est  deserta:   branrb 

Buden  jer.  I,  992  budim  in  pago  morazena,  buden:  buditi;  in  dessen  nähe 
sollen  sich  »Überreste  von  heidnischen  opferaltären «  befinden 

Buch  wa.,  »sonst  brelitz  genannt«?:  bryl- 

Buchholz  St.  ist  rund  gebaut 

Bück  au  wa.,  937  buchuvi  in  pago  nordthuringa,  XII  familias  sdavorum  in 
buchow,  944  buchuvi  946  buchaui  973  buchauui  4  380  4543  bukow 
4480  bukaw:  buky;  ein  zweites  jer.  I,  946  956  966  sirtaw  grabaw  et 
buchaw  buchhoe  963  pucowi  in  pago  morziani  965  bucounici  973  kir- 
uisti  buchuue  nigenburg  zizouue  4  464  bukowe  4  486  buchow;  dabei  ein 
flusschen  gleichen  namens,  4444  tu  der  bukowen  4  554  an  der  buckow 
vor  cziesar 

Bttcknitz  jer.  I,  bugkenitz:  buky 

Buckow  jer.  II,  4430  bukow:  buky;  ein  zweites  eing.  ort.  bei  Kerkau, 
1.  (vuckow)  buckow  habet  XXXV  mansos  censuales  ibi  morantur  tantum 
duo  villani  4735  zählte  es  nur  49  hufen;  ein  drittes  eing.  ort.  g..  4304 
in  bucow  et  in  dreuest  (s.  Drewis)  4  457  besitzungen  des  klosters 
Neuendorf  g. :  vnd  desse  wüste  dOrpere  boukou  gotzekou  cheine  bo- 
belize  4498  von  swisow  an  hinder  bukow  hin  bis  vor  das  eichholz  nach 
gaddow 

Bückwitz  sw.,  1.  bukofisse  habet  XXII  mansos  censuales  (bei  Bratring  nur 
44  hufen},  buckwitz  buchwitz:  buky;  seine  feldmark  ist  klein;  es  hat 
nur  ^inen  eingang  und  keinen  besondem  ausgang 

Bttlitz  St.,  1.  büditz  4377  buditz  Sotzmann  bulitz 

Bülstringen  nhl.  ist  rund  gebaut;  eine  wiese  botschen 

Burgstädt  eing.  ort.  or.,  4208  slavica  villa  burchstede  4457  borchwerck 
wüst 

Bussen  vorwerk  bei  Benkendorf  sw.,  1.  bussen  4420  bussen  ist  wüste 
4496  bennenkendorf  die  wüste  dorfstede  bussen:  buky 

Dalchau  st.,  4470  dalekowe  4479  4209  dalchowe :  dal-;  ein  zweites  jer.  I, 

4464   dalechouue  4  486  dalechow  4284  dalechowe  4306  dalchou 
Dahlen  st.,  dabei  die  bischofslanke :  l^ka 
Dambeck  kirch-  und  quaden-  sw.,  dambeke  dambke:  d^bi? 


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28  A.  Brückner,  dir  slayisghen  Ansiedelungen 

Danne  eing.  ort.  sw.,  von  welcher  die  fünf  »dannesche  bauern«  in  Imme- 
kath  stammen  die  1698  halbspänner  heissen,  ihre  hufen  waren  dem- 
nach Slavenhufen 

Dannefeld  g.  ist  in  hufeisenform  gebaut;  flurnamen  bonnein:  bon> 

Dannickow  jer.  I,  1219  de  daneco  1236  de  danecowe  1523  dannekow 
1533  dannickow:  danrB 

Dähre  sw. ;  flurnamen  wend(en)feld,  klatz :  kletr- 

Dahrendorf  sw. ;  flurnamen  solafken:  za,  klan:  klen?,  luseiz:  lug-,  gar- 
meiz  :  grLbi,  sileiz  :  selo 

Dahrenstädt  st.  ist  in  runder  form  gebaut,  mit  Einern  eingang ;  die  kirche 
befindet  sich  in  der  dorfmitte 

Darnebeck  sw.,  flurnamen  brenneiz:  brani,  brillow:  bryl-,  platschen 

Darnewitz  st.,  1253  1.  demewitz  1430  damewitze  1443  demeuitze  1448 
dernewitz  1472  dermenisse:  dan;  es  ist  1752  wiederaufgebaut  worden 

Darsekau  sw.,  1.  darsekow:  drhiaii;  es  ist  in  hufeisenform  gebaut;  flur- 
namen saoUaf  und  sagelafken:  za,  briezfein:  br^za,  roneiz :  ran-,  fol- 
geneiz:  vlrbk'B,  guseneiz*.  gostb 

Deltzin  gegendnhl.,  1495  vf  den  fort  zw  deltzin  1516  dalsyn  1533doltziii 
1536  1537  den  deltzin  1717  deltzinsche  wiesen  und  föhr  zu  Satuell:  dal- 

Demsin  jer.  IL,  1430  magna  dompczin  und  luteken  demessin  1459  demp- 
niz  deserta  1500  demptzin:  d^bi 

Depekolk  sw.  hatte  nach  einem  alten  heberegister  einundzwanzig,  1686 
nur  zehn  hufen  D. 

Derben  jer.  II,  derwen:  drLva 

Dessau  or.,  rybowe  dyssowe  letze  1344  dessow  1496;  Neudessau  Vorwerk 
bei  Milow:  dyh- 

Deetz  St.,  detiz  detist  deciz,  deditz  deditzst  iuxta  landwere  1238:  d^di 

Dewitz  or. ,  1374  dewesse  1.  1443  dewitz  1425  dewitze  1438  dewitcze: 
divij;  es  ist  im  westen  nach  art  wendischer  dOrfer  durch  zwei  höfe 
geschlossen;  flurnamen  wendfeld 

Dipkow  ort  in  der  Altmark  H.,  to  dipkowe  bei  Stendal?  1541  :  dybati 

Dobbelin  st.,  doblin  1.  dowelitz  1540  mit  Tomow  und  Dahlen  genannt: 
doblb 

Dobberitz  eing.  ort.  k.  bei  Stassfürt,  doberitz  1478  wüste  markstdUe 
dobberitz  1493  dobernitz  auf  dobbernitzer  felde  bei  stassfürt  1496:  dohn 

Dobberkau  st.,  1.  dobberkow  dobrekow:  dobrL 

Dobbrun  or.,  dobberun  1492  dobbrun  1521:  dobrL 

Dolle  fliess  und  ort.  g. ,  dolla  dolin,  1220  dollen  1258  oppidum  dolleo 
1281  de  doUe  1420  eyn  wasser  dy  dolle  up  tangermunde  1468  die 
doUe  1471  van  der  dolle,  dabei  die  dolleberge,  1536  dolla  vnd  dol- 
bergk:  dol'B;  es  ist  1756  neu  angelegt  worden,  1694  1696  Wüstung  dölle 

Dolchau  sw.,  1324  1473  dolchow,  mit  dem  300' hohen  dolchauischen  berge 
von  einer  grossen  fernsieht :  dal- ;  die  dorfstelle  auf  dem  Sprengberg 
nennen  die  umwohner  wenddorf  D. 


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IN   DER   AlTHARE    UND    IM    MaGDBBURGISCHEN.  2d 

DöUnitz  St.,  1546  dolniUe  1.  dölnitz:  doH;  ein  zweites,  forsthaus  im  amte 

Klötze 
Dolsleben  hohen-  sw. ,    4367   villa   slavicalis,    vgl.  Siedendoisleben   4306 

dhudesihen  dulslege,    hat  die  wendische  bauform  erhalten;    flumamen 

grabau:  grabB,  priessick:  pr6,  zieleiz:  selo,  taddeis:  d^drb 
Domenitz  eing.  ort.,  wolmersted  vnd  dornen itz  4439:  dorm 
Donitz  düntz  sw. ,    »beim  gemeinen  manne  dOntz«,    4420  tzu  dontze  dacz 

ist  wüste  4473  dantze:  danrB 
Dönnstädt  wendisch-  nhl.,  slavica  donstede  4344;    in  der  Umgebung  fin- 
den sich  mehrere  zum  theil  mit  grossen  feldsteinen   umgebene  begräb- 

nissplätze  Behrends  Neuhaldensleben  U  420  835 
Dorn  itz  jer.  I,  4468  demitz :  darL 
Dorst  dosth  seh.   (Kalvörde),  in  quadam  villa  doztiz  4344?,  4473  4546dorst 

dosth  4484  detzell  vtze  lutkaw  dorst  die  dorffer  seynd  alle  wüste  4536 

doest  4568  dorst 
Dretzel  jer.  II,  973   (in)  totoque  drenzile  4044  driezele  4263  droxelo  4345 

dretzle  4364  dirzele  4459  drizel 
Dretzen  jer.  I,  4555  inn  buckow  wüste  feldmark  dreczen,  eine  wüste  veit- 
marke mit  namen  drotzen  jst  bugkow  vnd  branstorff  ausgethan 
Drewis  flumame  in  Zichtau,  4304  4390  in  campo  et  in  pascuo  qui  dicitur 

dreuest  4473  die  wüste  dorpstede  dreuitze  4494  twischen  den  drewisz 

4506  dreutze:  dnva 
Drewitz  jer.  I:  drLva 
Drogawiz  eing.  ort.  jer.  II,    in  provincia  zemzici  orogawiz    946  drogawiz 

4450  4  479  sacerdotis  de  luburch  sacerdotis  de  drogewiz  424  4?:  drag- 
Drttsedau  or. ,    drusdowe    4  470  4209  drozdowe  4479  die  wüste  dorffstete 

zu  drüssdow  4  443  drusedow  4457:  drozg'B 
Dubreze  eing.  ort.  jer.  I,    44  40  villam  brezderi  cum  Silva  dubreze   4209 

villas  priztere  duberitz:  dobrB 
Dudizi  937  973  mit  Zielitz  u.  a.  nördlich  der  Ohre  genannt:  d^drb 
Dulgezyz  que   nunc  gloyna    (s.  Gloinej    vocatur  4  487  dolgeziz  .  .  .  gloina 

4489:  dl'Bg'B 
Dülseberg  sw.   war   bis  4852    rund  gebaut;    flumamen  gleinecke:  glina, 

rapeiz:  r^pa 
Dure  eing.  ort.  jer.  I,    4209  scalberch  et  dure    4224  parvum  soden  dvore 

ac  penekestorp  4459  schatberge  und  dorremarke 
Dttsedau  or.,  4238  dusdowe  4292  dusedowe  1.  dusdow 

Ebersdorf  sw.  ist  rund  gebaut;  flumamen  solafken:  za 

Eichhorst  sw.,  die  bauart  scheint  mnd  gewesen  zu  sein ;  flumamen  klatz: 
kletH 

Einwinke]  or. ,  dessen  ursprüngliche  rundform  ist  durch  neuere  Verän- 
derungen vielfach  zerstört  D. 

Elbey  wo.,  4452  in  eluebei  5Y2  hufen  nebst  XXX  duabus  mansunculis 


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30  A.    BbVCKNBR,    DIB   SLAYISGHBN   ANSIBDBLDNGBIf 

Elenaw  eing.  ort.  bei  Salzwedel  H.  4395:  jeleoB 

Ellenberg  sw.,  4  460  eilen beke  von  Slaven  bewohnt 

Ellingen  klein-  or.,  .flurnamen  rietz:  r^ka 

Elversdorf  st.  war  in  hufeisenfonn  gebaut 

Erxleben  nhl.,  ein  vorwerk  Htthnerdorf  s.  20;  in  der  erxlebenschen 
forst  das  bilitzholz  Behrends:  MH 

Estädt  g.,  flumamen  granau:  gron- 

Ettingen  g.,  dabei  die  wüste  mark  scharn-  oder  schern-eting ;  ursprüng- 
lich war  das  dorf  rundförmig,  später  entstanden  noch  zwei  langstrassen, 
aus  dem  abgerundeten  theile  wurden  4844  zwei  höfe  herausgebaut  D. ; 
flumamen  ketschen:  kok-,  drakiez 

Fahrendorf  sw.,  varenthorp  4460  von  Slaven  bewohnt;  flumamen  kaleiz: 

kaH,  trinaiz:  tr^biti,  wiezpuhl,  plötzken:  plot'B,  bameiz:  ber-,  towaiz. 

doblB 
Faulenhorst  g.  »ist  an  beiden  enden  eng,  in  der  mitte  sehr  breit,   was 

auf  Wendenform  hindeutet a  D.;    flumamen  rietz:  r^ka,   siedeits:  iid-, 

wiedeutsch:  vid-,  dawitz:  doblB 
Ferchau  ferchow  alt-  und  neu-  sw.,  4357  verchow  4362  verchowe:  vrih-B; 

dessen  einstige  hufeisenform  ist  noch  zu  erkennen ;  Ferchau  wüste  mark 

in  der  joachimsthalschen  forst  Ferchau  in  der  nähe   des  gleichnamigen 

forsthauses  bei  Ebersdorf  sw.,  I.  ferchow  grossentheils  wüst 
Ferchels  jer.  II,  im  XIV  Jahrhunderte  verchlicz,  4443  ferchels:  vrBh'B 
Ferchland  jer.  II,  verchland:  vrih-B 
Ferchlipp  or.,  4319  verchlippe  ferchlibbe :  vrBh'B 
Fermersleben  wa. ,    in  firiedemaresleba  in  pago  nordduringa  LVI  familias 

sciauorum  939 
Filschkow  flurname  bei  Grassau,  Finschof  Finschaf  wüste  mark,  vintichowe 

juxta  grassowe  totum  4238  belitz  vintzlowe  pletz  bertekowe  1343  vintz- 

kowe  4345  vinzekow  4373  vintzkow  1.  dorpsteden  clinckow  vnd  vintz- 

kow  1492:  v^ätij 
Fischbeck  jer.  II,   1472  usica  1227  vichbecke  vichbach:  vysok'B 
Flechtingen  g. ,  decimam  in  wendeschen  vlechtinge  4314,   eine  markung 

beim  dorfe  heisst  Wendischflechtingen  Behrends  Neuhaldensleben  II  1 47 ; 

es  ist  mnd  gebaut;  eine  hdlzung  der  kulitzwinkel  s.  Kulitz 
Flessau  or.,  1.  vlesso  4420  vlessow(e)  :  pl6h- 
Flochau  eing.  ort.  bei  Bmmby  k. :  pl6h- 
Flötz  jer.  I,  sonst  offlatz? 
Förderstädt  k.   soll  Zerpau  (s.  Zarpei)  geheissen  und  südlich  von  seiner 

heutigen  läge  an  einer  sumpfigen  und  niedrigen  stelle   gelegen    haben; 

der   südliche    dorftheil    heisst    die    bobie    oder  bobige;    flumamen  der 

lübbsche  berg  s.  lUbritz 
Frabonizi  in  pago  morazena  992:  pravB 
Frohse  k. ,    937    43  September  et  in  vraso  familias  sclavanicas  XV    939  in 


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IN  DBR  AltMABK  UND  IM  MaGDBEURGISCHEN .  31 

frosa  XXVI  üamilias  sclauorum  XI  von  Uten  937  21  September  in  pago 
nordlhuringa  buchuvi  frosa  964  sclavorum  ad  civitatem  frasa  pertinen- 
tium,  in  der  späteren  gefälschten?  ausfertigung  derselben  Urkunde  fro- 
seri  neben  frose  wie  barbugeri  calveri  neben  barbie  calva  derselben  Ur- 
kunde, 4040  frosa  4042  frasa,  4046  civitatem  frose  cum  .  .  .  prato  quod 
adiacet  albi  quod  frosingkewische  dicitur,  4230  oppidum  vrose  4254 
officium  vorose  4365  tho  vrose  4454  fresse  4523  in  der  nienstadt  tho 
vrose.  drei  orte  tragen  diesen  namen :  dorf  bei  der  neustadt  Magdeburg 
4373  mit  derselben  vereinigt;  ort  im  Anhaltischen  bei  Aschersleben; 
marktflecken  an  der  Elbe  bei  Schönebeck 

Gaddow  eing.  ort.  sw. ,   der  wüsten  dorfstede  gaddow  der  bürg  clötzen 

zubehorig  4498  gadow  4543;    eine   niederung  zwischen  Lockstädt  und 

Schwiesau  heisst  die  gaddauer  kühle,  die  anstossende  feidmark  gardau 

D.:  god- 
Gagel  or. ,    4255  gawele  1.  4447  gauwel  4444  gawel  4484  gawell:  gogolb; 

es  ist  gradlinig  gebaut 
Galm(e)  jer.  II,   4286  golme,  nach  4430  golm:  hl'Bmi 
Garbe  forstrevier  zwischen  Aland  und  Elbe  or. ,    4349  sylua  ghariue  4405 

to  der  charwe:  gribB 
Garlipp  st.,    garlip  4488  4209  1.  garlippe  4207  gorlep  4506  garlopp  4473 
Gar(t)z   gross-  und  klein-  sw. ,    4290   gardiss    4294    gardiz    4348   gardisse 

4336  gardyze    1346   garditz    4350  groten  gardes  prope  soltwedel    4364 

gartze  1.  gartz  4434  lutken  gartzee:  gradi 
Garz  jer.  II,  im  XIV  Jahrhunderte  garcz:  grad'B 
Gäs(e)kau  ehemalige  unterfbrsterei  bei  Trüstädt  g.,  unter  den  besitzungen 

des  klosters  Neuendorf  g.  4  457 :  vnd  desse  wüste  dörpere  .  .  .  gotzekou 

vetue  bokel  hoddendorpe  cheyne  bobelize:  gvozdB 
Gemnitz  gevenitz  eing.  ort.  bei  Schönebeck  k.  ?,  daher  der  name  gäntsches 

hoch  W. :  jama 
Gense  feidmark  zwischen  Buchholz  und  Lüderitz,  4438  vppe  der  veitmarke 

to  gense  4448  die  doi*pstede  geenssee;  g^b 
Gent  hin  jer.  II,  4474   genthien  im  XIV  Jahrhunderte  gentyn:  h^tb 
Genzin  or.,  4349  ghentzin  1.  gentsin:  g^sB;  es  ist  gradlinig 
Gehrden  göhren  jer.  I,    4296  gherdene   4307  de  gerdene   4332  g(hjerden 

4508  gerdenn:  grad'B 
Germenau  sw.  auf  der  markung  germen  4472  4506  aufgebaut;  flurnamen 

plessau:  pl^h-,  trestein:  trBStB 
Germersleben  gross-  und  klein-  wa.,  937  in  grimhereslebu  (germersleve 

in  pago  norturinga)  XV  familias  sclauorum  und  XII  famih'as  colonorum 
Gerstädt  gross-   und  klein-  (deutschen-)    sw. ,   beide  sind  rund  gebaut; 

flurnamen  solafken:  za,  zileiz:  selo,  plust:  plastrb 
Gesow  eing.  ort.  jer.  I,   zwe   halbe   feltmarcken   alse  predenitz  vnd  jesow 

hart  vor  meckern  gelegen  4537:  je^B 


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32  A.  Brückner,  die  slayisgben  ANsiEDELUNGEif 

Gestieo  or.,  4253  ecciesie  in  arnesse  proprietatem  ville  slauicalis  que  gutzin 

vocatur  1.  gustin  pertinet  monasterio  arnsee  4457  gustyn:  gostb;    flur- 

namen  gleinke:  glina 
Gi schau  gross-  und  klein-  sw.,  4344  in  slauicali  gyschowe  1.  gischow  und 

wendeschen  gischow  4  420  czu  wendeschen  gischow :  jeih ;  letzteres  war 

bis  1854  hufeisenförmig  gebaut;  flurnamen  klensken :  klen 
Gieseritz  sw.,  1.  mezeritze  (I)   4420  ghiseritz  1 435  ghiseritcze :  jezero;  bis 

4852  hufeisenförmig  gebaut  hat  es  nur  6ine  einfahrt;    flurnamen  dker- 

leiz:  kor-,  grafein:  grabrb,  wötz:  osa 
Gl  ad  au  jer.  II,   1364   gladow:  glad'B;    ein  zweites  eing.  ort.  st.,    niwinkel 

iuxta  gladowe  4238? 
Gladderstädt  sw.,  flurnamen  tribeen:  tr^biti,  piastau:  plasti 
Gladigau  or.,  1.  gladegowe  4457  gladegow  4473  gladigow:  gladrb 
Gleibe  eing.  ort.  bei  Aulosen  or.  4349 
Glinde  k.,  940  4485  4489  4340  glinde  4454  gline,  im  volksmunde  glinne: 

glina;  es  besitzt  die  beste  ziegelerde  der  Umgebung;  ein  zweites  eing. 

ort.  im  Braunschweigischen  nach  der  ein  theil  der  einwohner  von  Bort- 

feld  glindbürger  heisst,  daselbst  der  glinder  busch  das  glinder  bruch 
Gline  eing.  oit.  wa.,  4445  glini  4209  glinum  4  479  auf  gliner  mark  zu  gline 

4562  auf  gline  mark  vor  sUUdorf:  glina 
Glie necke  und  Bocksglienecke  Vorwerke  bei  Lübbars  jer.  I,  4459  glyneke: 

glina 
Glinow  eing.  ort.  jer.  I,    4  487  zeddemick  ghinove  (I)  pameliz    4  489  zede- 

mick  ginowe  [I]   pameliz   4404  4437   dat   gerichte   to  czedemick  glynow 

pomelitz   lughe   alle   in   dem   gerichte  to  mokern  gelegen:  glina;    4397 

werden  drie  wüste  dorffer  alss  kerkglune  ouerglune  vnd  wende  marke 

an  Ziesar  verkauft? 
Gloine  jer.  I,    dulgeeyz  que  nunc  gloyna  vocatur  4487  gloina   4  489  gloine 

4459  glane  4500:  glava 
Gnadau  k. :  gn^di 
Göbel  jer.  I,  gouuene  4444  gouene  4439  gawene  4473  gowene  4487  4227 

gomere(I]   4489 
Gödnitz  anhaltische  enclave  jer.  I:  god- 
Gö Ileus d or f  or.  bis  4848  ein  rundbau;    flurnamen  fahlfeis:  hval-,  lieleis 

lülei  s.  Lilei,  bresfein:  br^za,  piezen:  peätb 
Gohlitz  eing.  ort.  bei  Kalbe  sw. ,    4324  goliz  in  den  kalbeschen  gutsacten 

gölitz,  darnach  flurnamen  gülitzer  busch  gttlitzer  acker:  goH 
GoUwitz  jer.  U,  golwicz:  gol«B 
Gommern  jer.  I,    949   guntmiri    965   gumbere    973    4454   4236   gummere 

1227  gumere  4330  4394   gummer  4459  gummem:  god- 
Gohre  st.,  1.  gere  gor  4377  göre:  gora;  es  war  rund  gebaut 
Göhren  hohen-  jer.  II,    4337  gorony  que  nunc  gern  dicitur  4375  in  deme 

lande  to   clytz  gerne    4385   hoghengöme    4454  4474   4544   gerne    4  456 

ghome    4503   hohengarne  im  lannde  zu  jerichow    4542   to  bogen  göme 


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IN  DBB  AlTMABK  UND  IM  MAGDEBURGISCHEN. 


33 


4528    hogengharne:    gora;    vgl.  hohen   gohren   gehölz   bei    Kahlenberge 

jer.  I  1512? 
Gorisse    eing.    ort.    sw. ,    1112    mit    Diesdorf   Böddenstiidt  u.  a.  genannt: 

gora 
Görne  nieder-  (sieden-j  st.,  gorne :  gora 

Görzke  jer.  I,  1161   1186  1254  gorceke  1278  gorzeke  1533  gortzk :  gora 
Gothe  erhebung  bei  Ranies,  1173  1187  1189  gottowe,    1180  gottow  1343 

die  ieen  (Iber  konilz(I)  gottov  elvenow,  1406  gothe  1152  de  borge  gum- 

mer   elvenow   ronnitz  und  golow,    1490  die  Schlosser  gummer  elvenow 

ronnis  und  gottow:  holb;  vgl.  in  der  gothe  1494  gOthe  1520  das  gote- 

wasser  (bei  Pechau)   1562? 
Gott  1  in  jer.  II,  1443  gottelin  1468  gotelin:  kot 
Graben  jer.  I,  tzur  groben  1552:  grabx? 

Grabenstadt  deutsch-  und  wendisch-   (klein-)   sw.,   1360  l.  1458  wende- 
schen grauenstede;  die  bauform  ist  halbrund 
Grabow  jer.  I,    946  grabaw    949  grabo    965  grabow    966  grabaoua    1158 

grabowe:  gralyB;  dabei  ist  Ittttken  grabow  eingegangen 
Granau  eing.  ort.  im  Magdeburgischen  W. :  gron- 
Grassau  st.,    12:{8  grassowe  1.  grazzowe  grassowe    1516  gratzow:  gruäa; 

es  ist  halbrund  gebaut;  flurnamen  riezer:  r^ka,  trilopp:  pri 
Grätz  Wüstung  bei  Möckern  jer.  I:  grad'B 

Grauiogen  g.  hat  in  seinem  westlichen  theile  die  Wendenform  erhallen 
Greven itz  st.,  1.  greuenitze  1420  greuenisse  greuenicze:  grebenb 
Grebs  jer.  I,    grobizi  in  pago  morazena  992   grobiske  1176    greptz  1501: 

grab'B 
Grevena,    1282   sflvulam   sitam    prope    viilam   glusinge    (GlUsig   nhl.j    que 

parva  grevenae  nuncupatur:  grabi^ 
Grieben   hohen-  und  sieden-  sw. ,    1140  grebene    1184  griben  1.  griben, 

hegen  gryben  est  omnino  deserla:   grebeni»;  Grieben  st.,  1.  griben 
Gribitz    1236   eing.  ort.  bei  Kalvörde,    flurnamen    griebsbreite,    der  gribs^ 

ein    theil    der    kalvördischen    forst    Behrends    Neuhaldensleben   I   320: 

grebenb 
Gripelitz  eing.  ort.  bei  Stendal  H.  1541 
Gritzehne  Vorwerk  bei  Kalbe  a.  d.  Saale,   1194  grozzem  grozzene,  1446  zu 

gritzene  1494  crotzen  1523  calvis  grytzener  margke:  grad'B 
Groben  eing.  ort.,   groben  1541   nach  Meseberge   (or.)   genannt  s.  Gräben? 
Groningen  sw. ,    ursprünglich    in  kosselform  erbaut?;    flurnamen  jameiz: 

jama,  solafken:  za,  pitzen :  peslb,  prieweiz  :  pri,  plohst :   plast'B 
Grossow  eing.  ort.  bei  Stendal  H.  1540  s.  Grassau? 
Grunenstädt  deutsch-  eing.  ort.  bei  Diesdorf  H.    weist   auf  ein   (unbek.) 

wendisch-Grunenstädl  hin? 
Gruplitz  eing.  ort.  zum  schloss  Grabow  1424  gehörig 
Grütz  jer.   II,   1443  grutz  1468  grucz :  gruda 
Gübs  jer.  I,  1221    1275  gubiz,  gubitz  1424,  groszen  gwbilz-lutken  gwbitz 

brückner,  HlaTische  Ansiedelungeu.  3 


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34  A.  Brückner,  die  slavisghen  ansiedblongen 

U90,  van  der  gubischen  weyde  U93  gubtz  4523,  der  gübischer  busch 

vor  pechau  1562:  gubiti 
Güssau  Vorwerk  bei  GenlhiD,  gussow  gusou  nach  4430:  gostb 
Güsen  jer.  II,  4224  güsne  4422  to  gusen,  nach   1430  ghusen 
Gustin  eing.  ort.  sw.,  4420  gustin  dacz  ist  wüste  4492  godstein  4544  vth 

der   mollenn   tho   gustynn   beleghen  harth  by  mellynn,    4357  steinbeke 

gutstin  damebeck,    4676  güttstien,    gUtstein  zu  anfang  des  XVIII  jahr- 

hundertes:  gostb 

Hanum  haDein(b)  sw. ,  4345  hanem  I.  hanym,  ist  in  hufeisenforni  gebaut; 
flurnamen  gameitsch:  jama,  gugaU  oder  gujali:  gogolb?,  kunkelfeiz: 
k^koib,  saleiseh :  za,  saaruhl :  za,  zieleiz :  selo 

Haseihorst  sw. ;  flurnamen  salieisken:  za 

Cheine  dorf  und  gehOlz  sw.,  4270  1.  cheine  4278  chete  4433  holcz  choyn 
4448  der  cheinen,  4476  in  vnnsern  holtze  die  chyn  gnant  bey  vnser 
Stadt  soltzwedel;  es  ist  in  kessel form  gebaut;  flurnamen  chimeiz:  hom-, 
klatz:  klet-,  lohtsfein,  theimeiz,  posein,  mostein:  most'B 

Cheinitz  sw. ,  4370  cheinize  4444  cheinitz  4473  heinitze  4506  chonitze; 
es  ist  in  hufeisenform  gebaut;  flurnamen  bresson:  bröza,  saollappen:  za 

Henningen  sw.  war  vor  hundert  Jahren  völlig  rund  gebaut,  heute  ist  seine 
gestalt  nach  sechs  feuersbrünsten  ganz  verändert ;  flurnamen  briez  :  br^za 

Hestädt  sw.,  hatte  bis  4826  die  gewöhnliche  hufeisenform;  flurnamen  klatz: 
klet-,  kaieitz :  kali,  plast :  plast'B 

Hindenburg  or.  hatte  eine  runde  bauform 

Holzhausen  sw.  ist  ein  rundbau;  flurnamen  driwotz  oder  driweitz :  drLva, 
foHscheiz :  plihrb,  noreiz,  losk :  l^srb,  gleink  oder  gleinogh :  glina 

Hon  lege  eing.  ort.  sw.?,  4235  4245  von  Slaven  bewohnt 

Chörau  k. ,  4447  curouue  curaw  im  burgwardbezirk  cnine  s.  o.  anm.  40, 
4450  4  4  53  curowe   4295  corowe:  hor- 

Horst  wendisch-  sw.,  wendesche  borst  4458,  hörst  alio  nomine  dicta  steyn- 
laghe  est  deserta  1. 

C  hü  den  deutsch-  oder  gross-  und  wendisch-  oder  klein-  sw. ,  in  slauicali 
Villa  chudene  vocata  juxta  pontem  qui  chüdene  brücke  vulgariter  no- 
minatur  4282,  villas  slavicales  chuden  et  ricze  4367  wendischen  chuden 
1.  in  slauica  chuden  4382:  hud'B;  die  form  des  dorfes  ist  ganz  wen- 
disch; flurnamen  panneis:  pon-,  zabeleitk:  za,  sileiz:  selo 

Hüselitz  St.,  huselit  4345  4440  4444   4444  4544,  huselitz  1.  huselitte  4377 

4392  4430  4480,  cuselitz  4390  huszelite  4428  huselite  4449  4472,  hu- 
selitt  4429  uiselitte  4435  husselit  4540:  gostb 

Chütlitz  sw.,   4340  gutlitz,  4353   (4604)  chütlitz   4365  chulitze  1.  gudelitz 

4393  chutlisse,  4420  gütlitz  dacz  ist  wüste  4435  ghutlitze,  von  4  484  an 
wird  als  pertinenz  des  dorfes  der  tidow  genannt  cod.  XVII  262  heule 
flurname  tiedau,  4495  gutzlitte  4503  chuttelitze:  hotB;  es  ist  in  hufeisen- 
form gebaut;  flurnamen  kerleiz:  kor-,  pressack:  pr6,  lask:  l^s^ 


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IN  DER  Althark  und  im  Magdbburgischbn. 


35 


Jadini  eing.  ort.  auf  der  Elbinsel  Parey  1445?  jadim  1150  1179,  ludinj 
946? 

Jarchau  st.,  garchow  gargow,  gartgouve  iuxta  bungerden  1238:  grah'B 

Ja(h)rsau  sw.,  1.  jarsowe:  jarB;  flurnamen  zeisz:  2it- 

Jahrstadt  sw.  soll  ziedeitsch  geheissen  haben:  i\d-;  es  ist  rund  gebaut; 
flurnamen  sollafken :  za,  zieleitsch :  selo,  guleiz  kleine  guleitz  gross  gu- 
leitz  Sotzmann:  gol'B,  sohrweiz:  2ar>,  bauneiz:  bun- 

Jävenitz  geb(e)nitz  g. ,  slavicalem  jevenitze  1291  jeuenize  1506:  jaina; 
der  Wiederaufbau  in  Wendenfomi  bildet  den  kern  des  dorfes 

Iden  or.  ist  rund  gebaut 

Jeebel  sw.,  1.  jebeo;  flurnamen  zeisch  s.  Jahrsau 

Jeggau  g.,  jeggowe:  jaje;  es  war  ein  rundbau 

Jeggeleben  sw.,  flurnamen  lameiz:  lomx 

Jemmeritz  Vorwerk  sw.,  1472  dat  wtlste  dorp  gelmerize 

Jerchel(l)  g.  hatte  bis  1823  die  hufeisenform;  flurnamen  saleitsch:  za, 
luhnseleitsch :  l^grb 

Jerichow  jer.  II,  1144  jericho(w)  1183  iericho,  1224  1293  ierichow  1225 
iericow,  1295  1370  iericho  1317  iericohowe  1424  ihericho;  wtlsten  jeri- 
chow jer.  I,  gergov  deserta  in  der  sedes  ziegesar  1459:  jarL 

Jeserig  eing.  ort.  bei  Burg,  1362  ist  die  kirche  in  ghezerik  mit  vier 
hufen  von  gladow  die  nyemarke  heissen  ausgestattet,  1459  jeserick  in 
der  sedes  lizke  1514  ecclesiam  desolate  ville  jhesserick  vacantem :  jezero 

Jesseritz  seh.:  jezero;   der  jesseritzer  bach  fällt  bei  Velsdorf  in  die  Ohre 

Jeeze  sw.,  geditz  1238,  1324  1329  gediz  1473  yecze  1499  jetze,  1313 
slaui  de  jezne:  g'Bd-;  die  Westseite  des  dorfes  hat  noch  die  wendische 
runde  form,  woran  sich  eine  lange  Strasse  lehnt;  flurnamen  wendische 
kirchhöfe,  wendisch  pütten,  meurritz:  mor- 

Jeeze  fluss  in  der  Altmark,  1339  gysna  1341  gisne  1362  iesne  1364  gesne 
1365  gyszene  1428  ausz  der  jecz  jezssen,  1547  jetz(e) 

Jetzel  eing.  ort.,   1488  die  twe  wüsten  dorpsteden  katzen  vnd  jetzel 

lllbritz  ülbritz  eing.  ort.  bei  Förderslädt,  1317  elberitz  1369  ilbretz  1446 
ilbernitz  1496  elbernitz  1680  ilberitz :  IjubB;  flurname  bei  Förderstädt : 
der  lübbsche  borg  (die  lübbschen  berge)? 

Immekath  sw.  war  vor  1831  rund  gebaut;  flurnamen  prissau  oder  pres- 
sen: prih- 

Insel  St.  in  ost-  und  west-  getheilt,  in  insula  villa  slavica  1238  in  orien- 
tali  Villa  insele,  in  occidentali  villa  1282 

Ipse  g. ;    ipps  flurname  bei  Nahrstädt  st.,    nipps    im  kirchenbuche ;    nieps 

forst  bei  Stockheim  sw.  1238   ipi(t)zse   iuxta  gardeleven,    1254  kotene 

gardelegen   bocholte   nipitz  1278  nypyz,    1335  nipilze  ludelshen,    1418 

jptz  hemstede,  1429  ypecze  vnd  czipel  1465  yptz  1479  yptzs  1480  iptze 

1491   yptze,  1479  nyptze  pletz,  1363  alem  niptze  1492  alem  to  nyptze 

1642  ahiumb  rorberge  immekate  ipze  joggow,    1444  kassun  lone  niptze 

nesenitz 

3» 


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36 


A.  Brückner,  die  slatischen  Ansiedelungen 


Iritz  eing.  ort.  bei  Barby,  heute  iritzer  buschhaus:  jarB 

Iserde  iseru    eiug.  ort.  bei  Kaivörde  seh.,    zwei   wiesen   der   drastin  und 

der  klappin :  trBstb  und  klep- 
Jübar  sw.,  jubere  1308  jobere  1337,  juber  1.   1458:  javorB 
Isterbies    jer.   I,     im    XIV  Jahrhunderte    istewist;    1427    ystebist    U66 

istebiste 

Kabelitz  jer.  II,  946  marienborch  castrum  1150  marienburg  urbem  que 
et  cobelitze  dicitur,  1159  1172  curdlem  de  burwardo  kabeliz  que  el 
marienburgk  dicitur  und  das  dorf  das  gleichfalls  cabeliz  hiess,  cobelize 
1179  mariendorf  quae  nunc  kobeliz  dicitur  1337:  kob- 

K^cklitz  sw. ,  1363  kokelitze  1444  kakelitz  käckelitze :  koh-;  es  ist  in 
hufeisenform  gebaut;  ein  zweites  or. 

Kalbe  an  der  Milde  oder  in  dem  Werder  sw. ,  calve;  eine  hauptstrasse 
heisst  der  kiez 

Kalbe  an  der  Saale,  937  caluo  961  sclauorura  ad  civitatem  que  dicitur 
caluo  pertinentium ,  973  caiua  1190  kalue;  »am  linken  Saalufer  siod 
vielfach  heidnische  grabreste  angetroffen  worden,  welche  sla vischen  Ur- 
sprunges sein  mögen« 

Kallehne  or.,  1.  calene:  kal- 

Kalitz  jer.  I,   1306  coldiz  1S94  colditz  villa  1459  coldiz  deserta :  hol- 

Kalow  wtlst  bei  Möckern  jer.  I:  kaH 

Käme  eing.  ort.  jer.  I,  1306  castrum  grabow  cum  terris  et  villis  adiacen- 
tibus  bultzin  stresen  cusule  pessetes  käme  paruum  stegelitz  etc.  1533 
zu  grabow  gehören  gross-  und  klein-stegelitz  stresow  vnd  die  wüste 
'dorfsteden  kussel  kahme  bultzin  etc. 

Kämeritz  jer.  I:  komaPB 

Kamern  jer.  II,   13S2  dat  land  to  de  kameren:  komarB 

Camrain  eing.  ort.  bei  Kerkau:  kameni» 

Karith  jer.  I,   1209  1211   korit  1405  koryd  1459  corith:  koryto 

Karritz  st.,  1238  <;arnitz  1.  karwitz  1421  karritz  karricz,  1472  karuetze 
1492  carwitze  1494  karffetze  1519  carwitz :  krava 

Karlbau  st.,  calbu  1360  zu  colbuwe  1367  zu  kolebu  1373,  wenddorf  zu 
calbu  zu  deine  deutzhen  dorfe  zu  kalbu  —  von  dem  wendischen  kalbu 
colbu  1375,  die  wenden  von  kolbu  wenden  zu  colbu  colbw  1377  c^l- 
bovv  1541  ;  »der  ganz  verkehrte  name  caiibau  taucht  seit  dem  XV  Jahr- 
hunderte auf  und  ist  von  Entzelt  1579  in  erinnerung  an  kaiser  Karl  H 
aufgenommen  worden  a  Götze  geschichte  von  Tangermünde  (XVII  Jahres- 
bericht] 

Karow  jer.  II,   im  XIV  Jahrhunderte  kare  köre:   hor- 

Kahrstädt  sw.;  flurnamen :  grabau :  grabrb,  gUlitz  s.  Gohlitz 

Kassick  g.,  1278  ketsik  (ketcyk)  1281  ketzyk  1315  ketsik  1317  ketsick, 
1345  1392  1397  1400  ketzik  1479  kuzigk  1484  ketzich  1498  kelzick 
1506  cassick  1513  keczigk 


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IN  DCB  AlTMARK  und  IM  MaGDKBURGISCHEN. 


37 


Kassun  or. ,    in  luarca  lipani  ville  ....  kazina  956,   cossun  tota  villa  est 

deserta  1.,  kessun  kassun  1444  kossun  1516 
Käthen  köthen  g.,  kotene  1254  coten  l. :  hotB;  köthen  alt- und  neu-  »zwei 

wüste  dörfer   an    der  Ehle   zwischen    Wehlitz    und  Gommern«    Janicke 

magdbrg.  schöppeuchronik  324,   1106  koten 
Kaulitz  or.,  viliam  teutonicam  kaulitz  1184  kawlitz  1208  cauwelitz  1. :  kob- 
Cazdre   1145    1209   eing.  ort.    bei  Ebendorf  wo.,    1152  kezdre,   um  1153 

kesdre,   1164  1185  1189  cascedre 
Kemmeritz  eing.  ort.  sw.   1371,  die  beyde  dorffstedenn  vnnd  feltmarcken 

preckall  vnnd  kemeritze  ausserhalb  dem  santforde  nach  dem  dremelingc 

wartz  gelegenn  1506:  komarL 
Kemnitz   sw.,    camniz  1255    kemnitz   fuit   deuastata  ante   duos  annos  1.: 

kamenb;    es   war  bis  1802  rund  gebaut;    flurnamen   wendische  nachl- 

weide,  wandfeld;  nach  einer  sage  soll  hier  ein  Wendendorf  bestanden  haben 
Kerkau  or.,  1.  kerkowe  1366  kerkow:  hor- 

Kerkuhn  or.,  I.  kerkune  1496  karkun :  hör-;  die  bauart  ist  deutsch 
Ketlelwitz   eing.  ort.  wa. ,    1477  tho  kettelnize  neben  Kleingermersleben 

Grossweddingen  u.  a.  genannt:  hotB 
Ki(ejkernitz  erbzinsgut  bei  Klötze:  kok- 

Kliulen  klöden  st.,   1209  clodene  1.  cloden :  klada;  ein  zweites  or.,  1.  cloden 
Kleyn  gegend  bei  Stendal,  vsz  dem  kleyn  1495,  in  locis  sclauonice  clenobie 

leulonice  seuuerouuinkil  nuncupatis  983  bei  Arneburg:  klen 
Klei  na u  or. ,    1.  cleinow,    clenow  clynow:  klen;    es  liegt  in  einer  Strasse; 

flurnamen  zolitz :  selb,  pleisz 
Kielstau  sw. ,    1443  klestene    1458  clestowe    1477  clestou    1491   kleistow: 

kli^sta;  es  ist  ein  rundbau;   flurnamen  grabau :  grab'B,   rakt,  zileiz  oder 

zigeleiz:  selo 
Klemnitz  wüste  dorfstütle  bei  Förderstadt,   1680  klobbenitzsche  feldmark 
Kieps  jer.  I,  1295  cleps  1300  clepzek  clepzck  cleptze :  klep- 
Klinkau  gegend  bei  Schinne  st.,   1.  klinkow  habet  IX  mansos  V  sunt  de- 

serti,   1 430  bellekow  darnevilze  clinckow  1 492  zwei  dorpsteden  clinckow 

vnd  vintzkow:  klen 
Klinke  st. :  klen 

Clincus  See  an  der  nordseile  des  dorfes  Jerichow  1172:  klen 
Klinze  g. :  klen 
Klietz  jer.  II,    clitze   cum   burchwardo,    a   septentrione   lacu   clitzse    1145 

(»das   land   zwischen   westlich   der  Elbe   östlich   der  Havel   südlich   der 

Stremme  und  nördlich  der  Clitzsie  bis  zur  provinz  Schollehnea  reg.  nr. 

1198),  nördlich  vom  burgward  klitzen  1159:  klet- 
Klielznick  jer.  11,   1275  klesic?  1365  klesnik,  zu  ende  des  XIV  jahrhun- 

dertes  klyzenich  cletznick :  klet- 
Klitsche  alt-  und  neu-  jer.  II,   1286  clizke,  zu  ende  des  XIV  jahrhundertes 

alden  klizich,    1420    klytzk  klitzk  nuwen  kliczig,    1430   nygencleyceke 

nyencleczke:  klet- 


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38  A.  Bbügknbr,  die  slatisghbn  ansiedblungbn 

Klitzke  klitsche  jer.  I,  vor  UOO  clitzen  U59  klitzke:  klet- 

Kloderim  eing.  ort.  jer.  II,    1420   vor   parcham  kloderim  uf  dem  nypen- 

stene  vor  gentyn :  klada 
Klötze  sw. ,    kloytz   cloczcze   clotzim  clotzow:  klet-;    flumamen   wustrau: 

ostrovB,  zisz  wüste  feldmark  Sotzmann:  2it- 
Klüden  g.,  cluden:  klada;  flumamen  koreitsch:  kurB 
Klützow  eing.  ort.  jer.  I,    115<   4489  1307  ciutzowe,    4474   cluzov    1219 

clutzow,   4236  4285  clutsowe  1283  elitsowe  4297  clytzove  ciutzowe,  1307 

clytsowe  elitsowe  1511  clutzow,  1523  dannekow,  clutzower  margke:  kljuik 
Kobbel  wo.,  1.  cobbei  4522  czobel  4568  cobbell:  kob- 
Köbbelitz  sw.,  4420  kobelitze  4473  kebbelitz:  kob-;  es  ist  rund  gebaut 
Kobin  eing.  ort.  st.,  4334  neben  Sänne  Staffeide  Ellingen  genannt:  kob- 
Kobla  mark  bei  GrossmOhringen,  1.  copbelake  4472  kubelke  4  475  die  wusle 

dorpscap  koblack,  4472  4487  kobbeiake  4503  dorpstede  cobbeiake:  kob- 
Köckte  St.   war  hufeisen förmig   gebaut;    flumamen   fttleiz:  polje,    seruan: 

srLbin'B 
Kolbitz  wo.,    4495  kolbitz   4546  incolarum  in  gardelege  et  kolbitz:  hol-; 

einige  spuren  weisen  auf  einstige  rundform  hin 
Kolpin  wald  bei  Werben  s.  Prinzlow:  kHb- 

Königstädt  sw.  ist  im  nordosten  im  kreise  geschlossen;    flumamen  wen- 
discher kirchhof 
KOpernitz  jer.  I,  4552  copemitz:   kopriva 

Körbe! itz  jer.  I,  4  480  4  497  karbeliz  1459  kerbeliz  4489  kerbeiitz:  krab- 
Kortenbeck  sw.  ist  hufeisenförmig  gebaut;    flumamen  göreiz:  gora,  gul- 

liz:  goli,  kleitz:  klet-,  matschier:  moSarB,  plösten:  plast<B,  sileiz:  selo 
Kot  im  eing.  ort.  jer.  II,  946  cotini,   4  445  4  479  cotim  4  450  cocim:  hotb 
Krakau  jer.  I,   4464  4359  cracowe  1166krakoe  4272  crakowe  4296  krakau 

4297  krakowe    4420  crakow,  4472  4523  krakow   4493  krakaw:  krak-; 

flumamen  brellin  oder  der  berlin 
Krakeborn  mark  bei  Lübs,    4473  due  villule  que  ambe  kruckebome  no- 

minantur  .  .  .  nunc  a  slavis  inhabita&tur  4424  krakebomne 
Kraaz  or.,  4322  vratz  (!)  4327  cratze  4344  craz,  1.  4457  cratz;  kratz  Wüstung 

bei  Förderstädt,  auch  kreetz  kreitz? 
Krem  kau  st.,  4224  cremcow  4238  krimekawe  1.  kremkow  4473  kremme- 

kow  4494  klembko  4506  kremeko:  kremeni» 
Kressau  Vorwerk  bei  Leitzkau,  4  457  villam  crussowe  iuxta  tomeburg  4473 

torneburch  nebst   zubehör   wie  cmssowe  gottowe    4487  crusowe    4  489 

crussowe:  krasa 
Krevese  or.,  kribci  in  marca  lipani  956  (Kriwitz  im  Lüneburgischen  Böttger 

II  220),  kreveze  crewsen  creuetzee:  kriv^ 
Krewitz  eing.  ort.  wo.,   4430  aluenstede  cum  campis  villanun  desolatarum 

videlicet    plachwiczmarke   wischmenghermarke    et   krewiczmarke    4523 

bogen werslewe   crewytzer  margke:   kriv^;    ein   zweites  eing.   ort.   bei 

Kleinmühlingen,    4209  crevize    4341  decimas  in   crewiz  picore  deyene 


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IN  DBR  AlTMARE  UND  IM  MaGDEBURGISGHBN. 


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potmersleue   botleue   discenie  golsiz  et  citz,    1350  in  campo  criwiz  bei 

Zeitz,  flurnameo  in  Welsleben  kriwitzberg  krebsbergfeld 
Krissow  or. :   kr^siti 

Krive  eing.  ort.  wa.,  4209  svaneberge  crive,  4304  1307  erive:  krivB 
Krüssau  jer.  II,   1371   crussow:  krasa 
Kruzitz  eing.  ort.  wo.,    1135  cruzeze  1152  cruzize  cruzece  1217  crucitLc 

1220  cruzezhe :  krasa,    darnach   ist  der  kreuzhagen  revier  bei  Neuhofo 

benannt 
Kulitz   eing.  ort.  nhl.,    1304  1354  1498  kuiitz,    1443  in  den  orbergen  dio 

wüsten  dorfstetten  kulitz  sebenitz  1536  die  kulitzerberge :  kul-,    daher 

der  külitzer  weg  bei  Neuhaldensleben ,   der  kulitzwinkel  in  Flechtingen 
Külzau  Vorwerk  bei  Niegripp,  1459  kulczow:  kl'Bka 
Kuene  curiam  1157   coine  1176,   predium  cone   infra   novam  et  antiquani 

albini  situm  1208,  nach  W.  X  110  der  käjenwall  (koyenwall  kegenwall) 

bei  Elbenau  jer.  I 
Kunrau  Kurrau  sw. ,    1.  cunre  est   et   fuit  deserta   1472   dat  wdste   dorp 

gimrou  (I) :  kon- 
Kurow   eing.    ort.   g.,    1506   die  dorfslett   kurow   hinter  gerchell   gelegen 

(»Wohlbrück  vermuthet  lunowa  cod.  XVII  197):   hor- 
Gurozuzi  in  pago  morazena  992:   kun 
Kusey  g.  ist  hufeisenförmig  gebaut 
KUsel  jer.  I,    1299  1306  cusule    1533  wüste   dorfstede   kussel   und   wüste 

mollensteten  krissei  (I) 
Kulze  eing.  ort.  g.,  1.  kutze  est  deserta  1495  tuschen  kutze  vnd  der  warde 

to  deetze :  kuk-,  daher  in  Käthen  flumamen  kützerberg  kühzland  kühz- 

grund 
Cuzeresdorp  eing.  ort.  sw.?,  1235  1245  von  Slaven  bewohnt 
Kusisse  ende  kouisse  (rouisse  =  Röwitz?)  de  twe  dorp  1339  s.  Kusey? 
Kützkow  jer.  II,  1400  kuczkowe  cutzekaw:   kuk- 

Lamen  eing.  ort.  st.,  in  balsamia  in  lamen  1160  lamen  1238 

Lange nb eck  sieden-  (deutsch-)  und  hohen-  (wendisch-)  sw.,  1.  wende- 
schen langenbeke  est  quasi  omnino  deserta;  die  bauart  ist  rund;  flur- 
namen  zileiz:  selo,  solaff:  za,  leiz:  I^S'b? 

Lanken  gehölz  wo.,  1536  die  culitzerberge  das  gehölz  die  lipe  und  lawke 
1537  lippe  und  lancke:  l^ka 

La(a)tzke  latsche  g. ,  1356  twisschen  redicstorp  vnd  laczeke  1460  latzke 
1472  akendorp  lazke  jeggow:  I^s'b;  es  ist  in  hufeisenform  gebaut 

Leitzkau  jer.  I,  937  ligzcice  in  mortsani  995  liezeea,  997  1136  liezeche 
liezea  Thietmar  810,  1017  lietzo  liezgo  liesca  1114  lizecho  1128  liezeke 
1137  litzke  1139  liezke  1151  liezeche  1155  litzka  in  monte  lilzeka, 
1157  lietzke  1161  lezeke  1171?liezeka  1173  liezecha  1189  letzka  1236 
lezeke  1352  letzkensis  1424  liezeka  1492  litzkensis  1493  litzke  1497 
litzk  1503  litzka:  Hs'b 


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A.  Brückner,  die  slavisghen  Ansiedelungen 


Leiechau  sw. :  161- 

Lelchau  lerchau  vorwerk  bei  Peertz,   4420  lelchow:  161- 

Lentzen  wUstung  bei  Burgstall  wo.,  1.  lentzen  est  deserta:   l^ka 

Leppin  or.,   1344  1.  leppin :   lipa 

Leseghoff  1369  bei  Loburg  genannt;  vgl.  iessow  eing.  ort.  jer.  I,  lessow 

vor  der  bürg  1499:  löst? 
Lee(t)ze  sw.,  L  letze  1438  tor  letzen:  Ust, 
Lewitz  eing.  orl.,  lewize  besilzung  des  klosters  Diesdorf  1304 
Liebars  lübars  jer.  II,  lubas  dat  dorp  1370:  Ijub'B 
Ligzice  ligzitze  937,  in  provincia  liezizi  946,  liczizi  lizzizi  4150,   gauname 

s.  s.  2 
Lilei    elsbruch    wiesen   und  vvald  bei  Capermoor  or. ,    in  den  Crttdensclien 

gutsakten  immer  leilitz  geschrieben  D. :  161- 
Linddorf  St.  ist  hufeisenförmig  gebaut,    doch  sind  in  der  feldflur  alle  na- 

men  deutsch 
Linderhai  de,    heute  die  forstreviere  Planken  und  Htitten   bei  Neuenhofe, 

heisst  in  ihrem  südlichen  thcile  grosser  und  kleiner  kallin   oder  karlin^ 

ein   bruchiger   grund   dabei  der  kallinische  sool  (oder  der  faule  gruDd) 

nach  einer  eing    ort.  dieses  namens?:   kali 
LindstUdt  st.;   wiese  der  kiritz:   kurL,  forstbreite  zachau :   §ah- 
Liepe  gehölz  wo.,    1536  das  gehölz  die  lipe    1537  lippe;    ein  zweites,  in 

Silva  lipe  1290  :   lipa 
Liesten  sw.,  1496  lysten;  flurnamen  milow:  milx;    ein  zweites  eing.  ort. 

wo.,   1209  listen  1536  gehölz  listen  1537  liesen,  heute  flurname  lischen- 

kirchhof 
Lipke,    die   Vier  lybken   mohlen  1533    unter  den   zubehörungen   der  bürg 

grabow  genannt:  lipa 
Liuzeuua  in  pago  morazena  992 :  lug- 
Löbektlhn  vorwerk  bei  Burg  jer.  I:  Ijub'B 
Loburg  jer.  I,  965  civitates  .  .  .  luborn  ...  in  pago  moroszanorum ,  im  XI 

Jahrhunderte  Ivbvr  1161   louburg  1186  lovburch  1187  louburg  u.  s  w. : 

Ijub'B 
Lobbese  hohen-  und  wend-  jer.  I,   1497  lobbesze :  Ijub'B 
Löbnitz  k.,   1225  lubaniz  1238  lubenitz  1252  lubanilz  loben iz ;  Ijub'B 
Lödderitz  k. :  Ijud'B 
Lochau   hohen-   vorwerk   bei  Leitzkau   und  rittergut  Lochow  bei  Möckern, 

1139  lochow  1173  1187  1189  lochowe:  loh- 
Loitsche  wo.,   1152  loceke  loceco:   16s'b;  flurnamen  kussau:   kos- 
Lockstüdt  g.  ist  in  länglichrunder  form  gebaut;    eine  wiese  die  trabnitz- 

wiese  Behrends  öbisfelde  179  anm.   1  :   tr6biti 
Lohne  or.,  Ion  1.  lohne  1444:  }an 
Losse  or.,  1209  losse:  16s'b 

Lossewitz  seh.  KalvOrde,  lössenitz  Sotzmana:   16s'B 
Lostau  jer.  I,    973  loztoue  1208  lozstowe  1221   lo-ztowe  1459  lostov:  Ijubi. 


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IN  DfcB  Althark  und  im  Magdkburgisghkn. 


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Lotkau  eing.  ort.  wo.,    1481   detzei  vtze  lutkaw,   1489  blest  die  duUe  lot- 

kow  1568  neulialdensleben  mit  der  feldmark  lutkaw,   1536  letkow   (lot- 

kowj   1537  iotzkaw  zwischen  sibaw  und  dolle  genannt,  1443  luckouvv: 

Ijudx 
Lolsche  g.,   1409  zu  lalzke  hy  zeten  1418  zeten  lazeke  1457  sethen  latsche 

statz  bornitze  1490  statz  borgitz  seten  latzk:   l^sx;   es  scheint  noch  spu- 
ren der  alten  wendischen  bauart  an  sich  zu  tragen 
Lübars  sw.,   1378  Itlbaz  1481  lubbars  1490  lubbarsz  1.  lubas;   ein  zweites, 

lübars  gross-  und  klein-  jer.  I,    lubasz  et  zojas  1187  lubas  1189  1198 

1244  1275  1329,  ostlubas  1372  ma^na  lubars  1552  lubbars  1555:  IJubx 
LUhenitz  eing.  ort.,    1238  lubenitz   totum   neben    Karrilz    Erxleben  u.  a. 

genannt:  Ijubrb 
Lüben  wüste  mark  bei  Burg,    1499  1531   das  dorff  vnd  dorfslad  zw  luben 

mit  dem  grossen  vnd  cleynen  wentdorffe  dorbey  gelegen :  Ijub'L 
LUbberitz  lübritz  Vorwerk  nhl.,    1347  dorf  zu  lubirniz  1364  lubbernitz(e) 

1533   loberuitz    1536   das   gehölz    lubernitz    1568    das   doH   saluelle  mit 

«ler  dorfstätte  lubberilz:   Ijubx 
Lubitz  1555,    lupitz  sw.    ist   als    kolonistendorf  wieder  entstanden:   Ijub'B; 

flurnamen  tobeitz :   dublb 
Lübs  gross-  und  klein-  jcm*.  l,    975  liubatici    in    pago   mrozini    1301    lubicz 

1459  lubiz  parva:  Ijub'B;  auf  der  feldmark  von  KleinlUbs  befinden  sich 

hühnengräber 
Luderitz  klein-  st.,   1341   Ivderitze  1.  luderitz  1438  luderitze:   Ijud'B 
LUf fingen  g. ;  flurnamen  lowitz:   lava,   seggeleisch :  selo 
Luiduine  eing.  ort.   im  kalbeschen  Werder  1121:   Ijudi 
LUnow  eing.  ort.  bei  Potzühue  g.,  lunau,  die  wüste  dorpstedc  lunow  1473 

linow  1506:  lun- 
Lutähne  Ittttehne  st.,  schitferei  1  utaine  Sotzmann,   1513  ein  wüste  veltmarck 

lulene  genoniet  in  der  beide  belegen :   Ijudt 
Ltilenitz  wüste  mark  bei  Möckern  jer.  I:   Ijut'B 

Magdeburg,  magdeburg  in  conßnio  saxonum  et  sclavorum  .  .  quasi  ad 
sciavos  respiciens  967,  sclauani  ad  urbem  inagadaburg  pertinenles  961, 
(ad  inagadaburgensem  civitatem)  pertinentium  ....  sclauorum  973 ;  vor 
der  Stadt  lag  das  »wendische  feld«  1401  up  dem  wendeschen  1402  in 
dem  wendischen  velde  1454  eyne  hove  landes  der  itlike  morgen  ligen 
up  den  wendeschen  velde  vor  magdeburg;  vgl.  unten 

Mackrene  wüslung  im  Magdeburgischen,  um  1360  mokrene  1680  macrain- 
sche  feldmark,  makrenscher  berg  bei  FörderstHdt ,  der  mukrenenberg 
an  der  Strasse  von  Barby  nach  Gnadau:   mokrB 

Mallehn:  auf  der  ackerbreite  die  kirchberge  bei  Hohenhenningen  sw.  soll 
ein  dorf  dieses  namens  gelegen  haben,  der  zu  dieser  breite  vom  dorfe 
führende  weg  heisst  mallehner  weg :   mal'L 

Mahlenzin  jer.  11,   t438  malentzyn  1459  malenzin  1519  molentzeyn:  mal'B 


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42  A.    BRÜGKlfBR,    DIB    SLAVISGHBN    ANSIEDELUNGEN 


Mahlitz  jer.  II,  946  1150  1179  malizi  1145  maUzii  1302  malitz  1337  terra 

roalitz  et  malicz  villa:  mal'B 
Mannhausen  g. ;  dessen  hufeisenform  ist  noch  deutlich  zu  erkennen ;  flur- 

namen  klopin  s.  Iserde    • 
Marbe   bruch  bei  Kalbe  a.  d.  Saale,    im  XV  und  XVI  Jahrhunderte  (teichj 

marwe,    daran   liegt  die  wUstung  marwitz  gross-  und  klein-,    merbitz, 

merwitz  1350  1360   (bei  FOrderstädt) :  mor- 
Marckau  sw. ,    124SI  markow,    merkau:  mrBk-;    es  ist  hufeisenförmig  ge- 
baut, zur  gewinnung  eines  besonderen  ausganges  musste  ein  hof  abge- 
tragen werden;  flurnamen  pläst:  plastx 
Marquede  jer.  II,   1370  markede?  nach  1430  markowe:  mrBk- 
Marzahne  eing.  ort.  bei  Arneburg,  1334  in  villis  Storkow  amem  et  marlzan 

1452  up  deme  velde  to  der  mersan  die  nu  tor  tyd  woiste  liggen:  mor- 
Maxdorf  sw.    hat  die   hufeisenform  erhalten;    flurnamen    grabau:   grab-, 

Stramin :  stru-,  grümitz :  gromx,  kopperreiz :   kopriva,  sallappen :  za 
Mechau  or.,  I.  mechowe:  mah- 
Meilin  sw. ,    melin  mellyn,  1.  mollyn  est  deserta :  m^H;    flurnamen  leips: 

lipa,  tabeiz:  dobli»,  widdeiz 
Melcow  jer.  II,    946  milcuni   1145  milumi   1150  mileum  (!)    1179  melcowe 

1240  melkowe:  miH 
Mehmke  sw.  war  rund  gebaut,  doch  so  dass  zwischen  den  einzelnen  höfen 

ein  schmaler  fussweg  war,   während  nach  wendischer  bauart  die  thor- 

wege  unmittelbar  schlössen 
Mennewitz  k.,  vor  1400  parua  menwicz:  man- 
Menz  jer.  I,    1220  tuple  meynz  1275  mentiz    1407  1479  mentz   1479  1482 

1523  menlze  1483  aver  der  eive  by  menlcz:  man-:    ein  zweites  eing. 

ort.  St.,  mentzs  1536  meintz  1537,  flurname  möhnz,  meinz^r  dorfstätte, 

wüste  feldmark  maynz  bei  Salchau  Sotzmann:  man- 
M ehrin  or.,  merin  1473  marin  1324:  m^r- 

Meri  tz  eing.  ort.  bei  Deetz,  1372  sieg  der  Stendaler  apud  villam  merize  :  m^r- 
Messin   eing.  ort.  sw. ,    1420    in    dem  wüsten  dorffe  mesyn    1435   messyn 

1 473  messin  :  mah- 
Meterne    1173    zur  kirche   in   Leitzkau   gehörig   und  von  Slaven  bewohnt, 

melerne  1187  1189  1227  meteren  1275  metern  1424 
Mich  ritz  eing.  ort.  g.,    1473  1506  die  wüste  dorpstede  michritze :  mokrB 
Milow  jer.  II,   1145  milowe  1387  milow:   milx 

Miest(e)  g.,  myst  myste:   m^sto;  es  war  ein  rundbau ;  flurnamen  lanz:  lan 
Modenborg  zwei  eing.  ort.   dieses   namens   sw.  ?,    1235  1245  von  Slaven 

bewohnt 
Möckern  mUckern  st.,  1420  meckeren  1496  mokeryn:  mokrB 
Möckern  jer.  I,  949  mokrianici  mocranici,  965  mocomic  992  mokernik  1161 

mukerne    1186  mokerne    1195  mokernie  1196  mokernic  1461   mockem: 

mokrB;   1525  ein  wische  vor  mokem  genant  die  moritze  wische 
Möckerwitz  mark  bei  Loburg,  an  der  von  mokernitz  holtze  1457:   mokrB 


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IN  DBR  Altmark  und  im  Magdbburgisghbn. 


43 


Mocorne  1153  mucrona  1152  eing.  ort.,  unter  den  besitzungen  des  klo- 
slers  Hillersleben  genannt:  mokrB 

Molitz  sw.j  1324  molyz  1.  molwitz  1443  molize  ultra  soltwedel  1458  mo- 
litze  1570  molitz :  mal^;  es  war  hufeisenförmig  gebaut;  flurnamen  wend- 
feld,  zemmitz  seimitz:  s^m- 

Molkenberg  jer.  II,  vor  1240  werden  hier  Slaven  genannt  s.  o.  s.  12 
anm.  31 

Möhringen  gross-  und  klein-  st.,  morungen  prope  Stendal  slauitica  villa 
postea  deserla  facta  1201,  wobei  eine  platea  quae  dicitur  nippof  ge- 
nannt wird;  nach  Riedel  I  147  entstand  aus  nippof  Kleinmöhringen; 
feldmark  wenddorf 

Moritz  jer.  I:  mor- 

Morz  murz  flurname  bei  Biere,  1305  morlitz  1306  morditz?  moriz  W. : 
mor- 

Mortsani  gaunaroe  937,  moraciani  949  1161  1188,  moricani  morziani  963, 
raoroszani  mrocini?  965,  moresceni  966  in  ganz  niorkeni  973  mrozini  975 
morazena  992,  morozini  morazani  995  roorsan  1004  morezini  1008  mro- 
zani  1011   a  morsaciensibus  1092  morschene  1114:  mor- 

Mose  Vorwerk  nördlich  von  Wolmirstädt,  937  973  ex  aquilonari  parte  ho- 
raha  fluminis  in  locis  mosan  etc.,  mosum  Thietmar  820,  villa  mose  um 
1144,  1145  villa  mose  partim  sclauorum  vomere  subigebatur  und  decima 
cuiusdam  ville  que  dicitur  mose  iuxta  fluvium  oram  in  parte  aquilonis, 
1159  fundum  adiacentem  ville  mose  qui  vulgato  nomine  badenacker  vo- 
catur,  um  1190  versus  aquilonem  iuxta  fluvium  qui  ora  dicitur  villa 
quedam  sita  est  vocabulo  mose  cum  quodam  adiacente  predio  quod  vulgo 
badenakker  dicitur,  um  1228  1307  mose  1511   eyn  dorff  mosze 

M Ösen  t in  sw. ,  1.  1420  mosentin:  moh-;  in  hufeisenform  gebaut  ist  es 
halbrund  erhalten;  ein  revier  laneiz:  lan 

Moser  jer.  I,  963  mozeri  in  pago  morizani  1188  1388  mosere;  ein  zweites 
jer.  II,  1387  moser:  moiar 

Möthlitz  jer.  II,  zu  ende  des  XIV  jahrhundertes  motelicze  1459  motelitz:  mot- 

Möthlowshof  bei  Bahne  jer.  II:   mot- 

MUhlingen  gross-  und  klein-  anhaltische  enclave  k.^  in  villa  mulinge  sia- 
vorum  hobas  VI  1016 

Muschawe  eing.  ort.  jer.  I,  1173  zur  kirche  Leitzkau  gehörig  und  von 
Slaven  bewohnt?,    1187  musowe  1189  muschowe  1424  musskow:  mah- 

Nagorit  eing.  ort.,  XLIV  mansos  in  comitatu  sigifridi  comitis  in  pago 
northvringa  in  uillis  bredanstidi  et  in  alio  bredanstidi  (Bregenstädt  und 
klein  Bregenstadt  nhl.)  lamseli  (Lemsel  g.j  stimpeli  [Stempel]  wttstung 
bei  Druxberge  wo.)  nagorit  1068:  na 
Nedlitz  jer.  I,  963  nedialisci  nedialesci  1361  1459  nedeliz  1514  neddelitz :  ne 
Nesenitz  sw. :  1444  nesenitz(ej  by  der  roddauwe:  ne;  es  ist  in  hufeisen- 
form gebaut 


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44 


A.  Brücknkr,  die  slavisghen  ansibdblungbn 


Netgau  sw. ,   1529  in  den  wüsten  dorppen  tho  nethow(I)  vnnd  petzenow: 

n^t-;  flurnamen  panneiz:  pon-,  kleitsch:  klet-;  ein  zweites  eing.  ort.  g., 

nelekow  1462  welerize  mit  netekou  4506:  nc^t- 
Netruzina  in  pago  morazena  992:  ne 
Neuendorf  bei  Apenburg  sw.  ist  hufeisenförmig  gebaut 
Neuen  dorf  bei  Warpke  sw.,  auch  klein-  und  wendisch-niendorf  geheissen, 

medictas  niendorpe  ville  slauicalis  4^04   H46 
Neulingen  or.,  1274   in  villa  neylinghe  de  campo  slauicali  qui  stigreueldc 

in  volgari  tcutonico  nuncupatur 
Neulitz  eing.  ort.  wn.,   H45  otterslove  nivilize  walli  4157  imerigge  niulice 

1209  ottersleve  nivilitze  walli:   ne 
Nezesouua  in  pago  morazena  992:   ne 
Neznini  in  pago  morazena  992:   ne 

Niegripp  jer.  I,  1158  nigrebe  1285  nigribbe  1276  nygrebbe  1310  nygnp:np 
Niecormi  1145,  niecurim  946,  nicukerin  nicukerim  1179  eing.  ort.  jer.  II:  ne 
Nielcbock  jer.  II,  mit  Seedorf  seil  1534  vereinigt:  ne 
Niepage  niephagen  vorwerk  bei  Tilsen  sw.,  niepaw  1344  nipaue  I. 
Nieplitz  jer.  I,  neuplizi  in  pago  morazena  992  nebelitz  1333  nebeliz  1459:  ne 
Niero  w  jor.  II :  nyr- 
Nitzahne  jer.  II,  nitzaen  nutzsan,   1533  nilzan,  im  XIV  Jahrhunderte  ny- 

czane :  niz 
Nitzentorp   1145,    nizechendorf  1145    nieekendorp  1148,    nitzendorp  und 

net/endorp  das  auch  sonst  gardekin  heisse  1159    nicekendorf  das  auch 

gardekin  anders  heisst  1172  eing.  ort.  bei  Jerichow,    nach  Jacobs  und 

Mülverstedt  geschichtslilillter  HI  =  Redekiu 
Noyden  eing.  ort.  bei  Arendsee,    slavica  villa  1208,   noide   1232  dorpsledc 

noyden  1457:  nid- 
Nuhil    eing.  ort.  jer.   I,    1306    (zum  castrum  grabow  gehörig)    molendinum 

in  wüsten  nuhil  1533  mohlen  /u  nechelin 
Ntlnz  eing.  ort.  g. ,    1238  nunitz  juxla   storboden  (?) ,    1347  linder  mit  all 

dem   das   dazu   gehört    das  dorf  zu  otmude  hoystorf  lubirniz  nunz  cxo- 

beniz,   1443  das  brugk  zu  nouitz  (lies  nonitz),    1536  biss  an  das  hruch 

vnd  marke  nuentzs  (nUntze  nttenlz)  1537  nuentz,  wtlste  feldmark  nicatzt!) 

Solzmann,  heute  nUntzorhorst  nüntzerbruch  ntintzsche  born,  der  nienzer 

bach  fällt  bei  der  HorstmUhle  in  die  Ohre:   nin- 

Ohrs leben  or.,  ein  kamp  der  heidenkirchhof"? 

Ottleben  kreis  Oschersleben,  979:  (vidua)  adaluuit  partem  beneficii  ;in 
partibus  sciavoniae)  tradidit  sanctimonialibus  quidilingaburgensis  coeno- 
bii  quam  dicunt  sciavonice  otliuua  in  comitalu  rigtagi  comilis,  »H08 
otenleue  1311   oteleue«  Jacobs,  dabei  ein  klein  oltleben  cod.  XVII  463 

Otz  eing.  ort.  in  der  grafschaft  Barby,  der  itzsche  pfuhl  (und  die  iiederilzer 
spendebreite  vgl.  Lödderttz)   W. :  osa 

Ozimzi  in  pago  morazena  992:  o 


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m  DBR  Altmark  und  im  Magdbburgisghbn. 


45 


Padegriin  Vorwerk  bei  Loburg,  im  XIV  jahrli.  podegrim:  pod'B 
Pachwitz  wüste  mark,  preussische  enclave  im  braunschw.  amte  KalvOrde, 

U58  estede    vnd    twe  wüste  dorpsleden  dannenuelde  vond  pekenissen, 

4473  die  wüste  dorpstede  pekewitze    1506  peekewitze    1498  packewitz 

zur  bürg  Flechtingen  gehörig,  heute  mark  pax  pachts,  pachtsfOr  über- 

gangsort  über  das  Nüntzerbrueb  nhl.:  pak- 
Palnitz  eing.  ort.  bei  Angern  wo.,  wo  ein  holzrevier  pallnitzer  holz  heisst, 

nördlich  der  Ohre  peiinizi   937  973,   1448  1477  schlol  angern  myt  den 

dorpen  palnitz:   pal- 
Pamelitz  eing.  ort.  jer.  I,   1187  1189  pameliz  1404  pomelilz  ....  indem 

gerichte  to  mokem  gelegen  1437  pomolicz  1585  zu  mokern  vfif  peinlitzer 

margke :  po 
Pansau  eing.  ort.  bei  Klötze  1394:  pqk- 
Paplitz  jer.  II,   1231   popeliz:  popelx 

Parchau  jer.  I,   1188  1209  1342  parchowe  1459  parchouwe:  ppLh- 
Parchen  jer.  II,   1145  porchem  1209  1230  parchem:  prBh- 
Parei  parey  elbwerder  und  dorf  jer.  II,  946  silva  poregi  porei  1014  insula 

quae  porei  dicitur :  po;   flurnamen  peddau,  der  grosse  peddau,  der  kleine 

peddau,  das  peddauer  wasser,  die  velower  forst  W. :  velij 
Paris  eing.  ort.  or. ,    parys  1438  pariss  1464    paris  in  den  wischen  1492: 

po;   ein  theil  des  dorfes  VV endemark  heisst  daher  Pariswendemark 
Parle ib  seh.  ist  in  hufeisenform  erhalten 
Parsau  seh. :  prahib 

Parwitz  eing.  ort.  bei  Kalvörde  Behrends 
Patze tz  Vorwerk  bei  Gottesgnaden  k.,   1293  pozzez:   po 
Pechau  jer.  I,  949  pechovi  965  973  pechoue  1139  pecho  1159  pechoe  1185 

1194  pechowe    1402  pechow   1459  pechow  .  .  .  eyn  bleck  geholten  dat 

olde  dorp:  pak- 
Peckensen  sw,   1160  pychenusen  von  Slaven  bewohnt;  es  hatte  bis  1825 

die  hufeisenform  bewahrt;   flurnamen  saolafken  :  za,   rutein 
Peckwitz   g.,    peekewitze   pekevitz:    pak-;    es    hat   die    hufeisenform    er- 
halten 
Persikau  eing.  ort.  im  kalbeschen  Werder:  prah'B 
Peerz    pertz  sw. ,    perz  pertzk  pertsse;    flurnamen  plansten:   plast'B,    kött- 

scheii :  kok- 
Petz  eing.  ort.    bei   Gehrden  jer.  I,    in   petz   apud   villam   gherdene   1296 

villam  desolatam  dictam  petz  1301   pecz  1303 
Petze  na  u  flurname  bei  Nettgau,   1529  in  den  wüsten  dorppen  tho  nethow 

vnnd  petzenow 
Pelzlitz    eing.  ort.    bei  Salze,    1271   bezliz ,    im  XV  Jahrhunderte  potlilze, 

daher  der  name  petzlitzer  feld  im  salzer  flurbuch  von  1723  W^ 
Pinnow  eing.  ort.  or.,   1280  locum  qui  dorpstede  pynnow  dicitur  1281  ville 

pynnow  site  juxta  civitatem  osterborch  1303  in  villa  ])ynnowe  1457  vpp 

deme  velde  pinnow  vor  osterborch  beleghen,  daher  die  nanien  in  Oster- 


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46  A.  Brückner,  dib  slayisghen  ansiedelungrn 

burg  pinnowsche  Strasse,  i651   das  pinnowsche  holz,  pinnowsche  hufen 

cod.  XVI  32i  :  pi,nL 
Pitelilzer  feld  bei  Salze  1723  W. 

Pietzpuhl  jer.  I,   1306  putzpul  1533  pytzpull  pitzpuier  sehe 
Plathe  sw.,   1313  slaui  de  plothe?  1324  plote  1473  plate:  plofL 
Plathow  alten- jer.  II,    1145  ploten,   1166  1171   1191  plote   1185  plothe: 

plot'B 

Plachwitz  eing.  ort.  wo.,  940  hischatesdorp  plochauisci  thiotheresdorp 
werden  dem  erzstifte  übereignet  1430  verkauft  erzbischof  Otto  aluen- 
stede  cum  campis  villarum  desolatarum  .  .  .  plachwiczmarke :  pl^h- 

Platin  eing.  ort.  bei  Kalvörde,   1473  1506  die  wüste  dorpstede  plotin:  plol'L 

PI  e  SS  au  eing.  ort.  sw. ,  1458  plessou  1473  wendischen  brome  vnnd  dat 
halue  wüste  dorp  plessow  1495  plessaw:  pl6h- 

Pleetz  plötzor. ;  ein  zweites  wo.,  1333  plezze  1343  pletz  1436  pletze  1437 
pleetcz:  plot'B 

Pletzwitz  »wahrscheinlich  die  wendische  mark  bei  GrossmUhlingen «  W., 
1021  pliozuuuzi  und  arrikesleua  (Erxleben)  in  nordduringon  in  comi- 
tatu  marchionis  thiotmari  1271  plezwiz:  pl^h- 

Plötzky  pldtzke  jer.  1,  1178  de  plozeka  1221  plozeke  oppidum  plotzka 
1228  de  plozeke   1303  zue  ploczke   1330  1335  tho  plotzke  1523:  plol'L 

Poberun  eing.  ort.,  1472  mit  göre  pletz  belitz  groszellingen  genannt 

Podagrym  curia  1319  »bei  Gardelegen«  H. :  pod'B;  vgl.  s.  24  und  49 

Podesal  946  1150  1179  eing.  ort.  jer.  11 

Podifer,  1443  jn  den  holtzern  vnd  zubehoi*ungen  des  Schlosses  vnd  Stadt 
sandauw  uff  der  heyde  zeu  grutz  vnd  gottelin,  podifer  czermittze  Wer- 
ber ferchels 

Pökeritz  eing.  ort.  jer.  I?,    1224  ecclesiam  parochialem  de  walterstorp  el 

eins  filiam  in  carbelitz decimali  in  pokeriz  et  in  walterstorp; 

ein  zweites?  bei  Besitz,  1135  potgorize  potgorizi  1152  putgorizi  pot> 
gorize  1220  putgorize:   pod'B,  eing.  ort.  nhl. 

Pöhlen  eing.  ort.  bei  Stemmern  wa.,  stemmere  poleni  1145  stemmere  po- 
lene  1209  in  mulinge  poUene  stemmere  1218  auf  stemmer  und  polinger 
mark  1489  auf  polener  mark  1562:  polje 

Pollitz  or. ,  1319  poliiitz(e)  1405  polnizce  1600  polnitze:  polje;  auf  der 
einen  seite  der  kirche  hat  sich  die  wendische  form  des  dorfes  erhalten, 
das  nach  Beckmann  Wendischpoliitz  hiess;  flumamen  wendfeld,  wen- 
dische kirchhöfe 

Pol  kau  or. ,  1282  polekowe  1287  polkowe  1.  1420  polkow:  bolij ;  es  ist 
gradlinig  gebaut 

Pol  kern  or.,  polckem  polcre 

Polkritz  or.,  pulcriz  1157  pu]critz(e)   1188  polkertz  1238 

Pollwitz  g. ;  ein  zweites,  1454  dat  wüste  dorp  poluiz(e)  by  boyzendorpe: 
bolij 

Polzuhn  Vorwerk  bei  Grabow,  1306  bultzin  1489  boltzun  1533  bultzin:  bolij 


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IN  DER  Altmark  und  im  Magdbburgisghrn. 


47 


Poppau  sw.,  1363  poppow:  pop%;  es  ist  hufeisenfbrmig  gebaut 

Poritz  St.,  1341  1345  pordiz  1358  porditze  1.  portz  1423  porcz  1427  portze 

1476  poriz  1540  portz:  po;  poritzmühle  bei  Rieseberg  seh. 
Pottbold   forst  zwischen  Schernebeck  und  SchOnwalde  tm. ,   flurnamen  in 

Schernebeck  pottbotel,  1.  podbui  omnino  deserta:  podx 
Poteritz  1363  eing.  ort.  im  Magdeburgischen,   zwischen  Westerhüsen  und 

Frohse  feld  pöleritz  peteritzgrund  peteritzwiese ;  ein  zweites  peteritz  lag 

bei  Grossrosenburg  k.  W. :  po 
Potgrot,    Campus   desertus   et   locus  nemoris  1300  dat  feld  genant  potgrot 

1304  1354,    1534  und  heute  podegrund   Wüstung   bei  Hillersleben  nhl. 

Behrends:  podx 
Pöthen  jer.  I,  poten  1391,  pethene 

Potzähne  g. ;  es  ist  ein  rundbau;  flurnamen  klänz:  klen,  salau:  iel- 
Poztrigami  villam  im  burgward  bitrizi  995:  po 
Prahl itz  wüst  in  der  forst  Ferchau  D. :  pral- 
Predemitz  predenitz  feldmark  bei  Möckern  jer.  I  1537:   pri 
Preckall  eing.  ort.  sw.   1371    1506:  pr^ 
Precekina  fluss,  neben  der  Ohre  Milde  Biese  als  grenze  des  halberstadti- 

sehen   sprengeis   angegeben,    prisatine    mündet  in  die  Elbe  1012 — 1023 

»Biese?«  reg.  s.  244  f.:  pri 
Pretalitze  937  973  eing.  ort.  im  Magdeburgischen,  pridilisci  um  940  VIII 

familias  sclauorum  in  prelulitse  939  predalitze  941   predalize  946:   pr^ 
Prester  jer.  I,    1110  brezderi    1145  priztire    1209  priztere    1211   pritzter 

prezter,    1233  1434  1474  prester   1303  preslere   1309  in  prestere  3  ta- 

lenta  de  bonis  que  vulgo  dicuntur  wendhesgut  1317  qui   [decem  solidi) 

dantur  de  bonis  slavicis  in  vi  IIa  prestere 
Pretzien  jer.  I,  brithzin  1151   brezin  inter  albiam  .  .  nova  .  .  .  et  .  .  vetus 

1157,    brilzin  1171   1189  1236  1283  1285,    bretzin  1219  1307    britsyn 

1307  preczien  1330  brytzin  1511:   pr^kx 
Pretzier  (deutsch-)  sw.,  prisehier  1.  prettzierg  1496 
Prescizi  preszici  eing.  ort.  jer.  1  963:  pr^kx 
Priecipini  zwei  eing.  ort.  jer.  II  946,  priecipiui  pricipini  1145  priecipim 

1150  priecipini  priecipim  1179 
Priiop   eing.  ort.  sw. ,    1309  1334    prilop   1.  prilopp   1402  tho  prylop   »es 

lag  bei  Wallstawe,  der  name  hat  sich  erhalten«,  1420  dacz  wüste  dorff 

prylopp  1443  1458  in  villa  priloppe  nunc  deserta,    1535  tho  eilenberge 

vann   der  wusteme  tho  prylop  -  walstaue :  pri;    nach  D.  wären  es  zwei 

Wüstungen,  die  eine  bei  £llenberg,   die  andere  am  Drömmling  gelegen 
Priem ern  or.,  primer  prymer;  flurnamen  zerne  s.  Zehren 
Prinzlow   wiese   an   der   mündung  der  Havel  in  die  Elbe,    1056  a  Castro 

quod   prizlava   dicitur  ann.    sax.  VIII  690,     1225    verkauf  des   pratum 

prinzlowe  et  bona   fluvio  sure  (sühre  oder  sührwiesen   grosser  wiesen- 

vsruchs  längs  der  Havel,  daselbst  der  surgraben)   attinentia  an  die  Stadt 

werbene,   1335  pratum  prinzlowe  quondam  dictum  quod  nunc  si Iva  col- 


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48  A.    BrÜGKHRR,    DIB    SLAYISCHEN    ANSIEDELUNGEN 

pin  Dominatur;  nach  Riedel  I  104  wäre  prizlava  der  slaviscbe  name 
des  Schlosses  bei  Werben  gewesen;  nach  Entzelt  Ghronika  der  Altmark 
67  hätten  die  Wenden  der  bürg  Werben  einen  anderen  namen  gegeben 
als  die  Deutschen  und  dieser  name  hätte :  wehre  dem  siege  bedeutet:  pr^j^ 

Prödel  jer.  I,   H73  1189  predele  1219  predhele  1498  preddel:  pr^ 

Püggen  sw. ;  spuren  einstiger  hufeisenform  sind  erhalten ;  flumamen  kleitsch : 
klet-,  kugeleitsch:  kuk- 

Pürnitz  fluss  in  der  Allmark  s.  Roddau:  para 

Püsznitz  weiderevier  bei  Kleinwanzer  or.,  1319  sylua  pustenitze  zur  curia 
aulosen  gehörig:  po 

Putlenz  gegend  links  der  Dumme  bei  Salzwedel,  1329  in  loco  putlandes, 
1337  1345  1388  villa  putlentze  1378  1426  putlenrze  1409  ptttlenczen: 
po&h 

Quabitz  eing.  ort.  jer.  I,    1173  1189  quabiz    1187  quabyz    zur   kirche  in 

Leitzkau  gehörig:  kopati 
Quarnebeck  g.  ist  hufeisenförmig  gebaut;    fluruamen  galeisch:  goli,  ko- 

kau:  koh- 

Rabel  or. ,  über  robelj  946  robeli  1150  robele  1179  s.  s.  3,  rabel  rabele 
robole  1209 

Rabbuni  946,  rabbini  1145  rabum  1150  1179  eing.  ort.  jer.  II 

Rademin  sw. ,  1344  rademin  1.  rademyn:  radt;  es  ist  in  kreuzform  ge- 
baut; flurnamen  wendische  kirchhöfe 

Randau  jer.  I,  1236  randowe:  r^dx;  eine  niederung  der  grebs^  der  delitsch- 
fleck 

Ranies  jer.  I,  1176  ranys  ranis  1221  ranis  1317  ronys  1343  konitzf!)  1452 
ronnitz  1490  ronnis:  ran-L;  flurnamen  der  oder  das  pasch  in :  pak- 

Rähsen  jer.  II,   1345  resene  rese  reesen 

Rathsleben  or.  hatte  bis  1824  die  hufeisenforni ;  flurnamen  zigeleiz:  selo, 
ruptei 

Redekin  jer.  II,  s.  Nilzentorp?,   1392  redekyn  1405  de  redekin :  radx 

Reddigau  sw.  ,  1.  redigow  est  deserta :  radt;  aus  der  form  des  dorfes 
lässt  sich  auf  einstigen  rund'oau  schliessen 

Reppen  eing.  ort.  sw.,  1502  cunrou  vnnd  reppin  1506  reppin  1472  dal 
wüste  dorp  reppin :   r^pa 

Reez  eing.  ort.  hei  Burg  jer.  I,  retzer  brueck  1529:   rdka 

Riebau  sw.,  1344  rybowe  1420  rybow:  grebeDb;  es  ist  lang  gebaut;  flur- 
namen wenddorf,  kasitz:  koh- 

R  ist  «dt  wendisch-  sw.,  1479  1526  wüst  genannt;  seine  einwohner  bauten 
sich  bei  Deutschristädt  an,  doch  bildeten  sie  bis  zur  Separation  gewisser- 
masscn  eine  eigene  gemeinde  und  heissen  noch  immer  die  Wenden  ü. 

Ri(ejtze  sw.,  1313  slaui  de  recizze?  1364  rize,  1367  villa  slavicalis  ricze 
I.  ridcze  ridtze  ritz:  röka 


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IN    DER    AlTMARK    UND    IM    MaGDEBURGISCBEN. 


49 


Ritze  Aussehen  sw. ,  eine  wiese  bey  dem  roden walde  gelegen  biss  an  die 
ritze  so  die  grosze  und  kleine  wiese  scheidet  und  die  von  kuhfelde  und 
schieben  geführt  haben  1562:   r^ka 

Riezel  jer.  I,  1335  recei  1345  retzle  U89  retzel  U59  ritze!:   r^ka 

Ritzow  eing.  ort.  g.,  1282  ridzowe  1345  riddesow  1.  ritzowe  1377  rydsowe 
1484  de  wüste  dorpstede  genomet  rissow  by  quersiede  belegen  in  der 
olden  mark  brandenburgh  1485  de  wüste  veldmark  Iho  rissow:  ryidb 

Roddau  arm  der  Jeetze  bei  Klötze  und  Apenburg,  gewöhnlich  die  beek 
genannt,  by  der  roddauwe  roddow  1444 

Rodouue  fluss  in  der  Altmark  1012—1023,  die  Milde?;  beim  kloster  Neuen- 
dorf sw.  heisst  ein  forstrevier  rodövel,  mit  den  quellen  der  Milde,  1238 
rodenere  (»sicherlich  rodeuele  zu  lesen a  D.)   parvum  supra  heyde 

Rogäsen  jer.  II,  vor  1400  rogosen,  ragoesen  rogozen;  Wüsten  Rogäsen  Vor- 
werk bei  Lübars  jer.  I:   rogoz'B 

Rogätz  wo.,  1144  rogez  1150  rogaz  1275  rogeitz  1479  rogetz:  rogoz'B;  es 
ist  in  einer  mehr  runden  form  gebaut;  flurnamen  podagrin:  pod'L 

Roch  au  St.,  1.  1377  rochow,  rocgawe  rocgowe  1238:  rah- 

Rockentin  sw. ,  1363  rokentyn  1.  rokentin:  ratb;  es  war  vor  1854  in 
hufeisenform  gebaut;  flurnamen  sogelafk:  za,  starseneitz:  strah'B,  sied- 
leitz:  selo,  klatz:  klet-,  laffein 

Ronnou  eing.  ort.  bei  Köbbelitz  1472,  1506  nigen  ferchou  kunnerou  ger- 
men  ronnou  reppin  olden  ferchou:  ram» 

R  o  s  i  a  n  jer.  1, 1 297  resegane,  im  XIV  Jahrhunderte  rezegane,  1 459  resegan :  raz- 

Rosenburg  gross-  k. ;  vorwerk  kolno:  klxn- 

Roschow  wüst  bei  Möckern  jer.  I:  rah- 

Rostock  eing.  ort.  in  der  nähe  der  quellen  des  Melliner  baches  im  neu- 
mühlschen  forstrevier  sw.  D.,  czu  rosteke  dacz  ist  wüste  1420  rostocke 
1435  1473,  rotstock  1492:  raz- 

Rothenförde  eing.  ort.  or.,  slavica  vi  IIa  roden  vort  1238 

Rozmoc  946  1179,  rotzinak  1145  ritzmoc  1150  eing.  ort.  jer.  II 

Rozmuzi  in  pago  morazena  992 

Röwitz  g.,  1339  kouisse(!):   rovB;  es  war  in  hufeisenform  gebaut 

Röxe  St.,  1197  1207  1209  rokinze  1207  rokence  1322  rökez  1326  rochz  I. 
roytze  1377  roketze 

Roxförde  g.  hatte  bis  1812  die  kesselform;  flurnamen  salais:   za 

Rudow  zwei  hirtenhäuser  or. ;  Rudow  hirtenhaus  bei  Wulkau,  1376  rudovv, 
rudowe  ouer  elue  1343;  rodx 

Rüstenbeck  sw.,  totam  villam  slavicalem  rustenbekc  1350;  es  ist  in  huf- 
eisenform gebaut;  flurnamen  zeisz:  2it-?,  duleiz:  dclx,  trineiz:  tr^biti, 
solafken:  za 

Sa c hau  g.,  1506  sacchou:   äah-;  es  ist  hufeisenförmig  gebaut 
Sa  lau  eing.  ort.  bei  Zöbnitz  1470,    von   den  wüsten  dorpsteden  alse  zeten 
jarenborch  vnd  salou  1507:  zel- 

Brftckner,  SlaTische  Anaiedelnngen.  4 


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50  A.  Brückner,  die  slavischrn  ansiedblungbh 

Salbke  klein-  eing.  ort.  bei  (gross-)  Salbke  wa.,  in  loco  winediscunsalebizi 

in  pago  nortduringun  1036  eyn  vorwustel  vorwerck  zcw  lutken  salbegk 

vor  magdeburgk  1545  auf  der  lUtken  salbker  mark  1523 
Salchau  (wendisch-)  Vorwerk  g.,  1SI35  dimidietaiem  ville  selechowe  1246 

selchow  1SI78  medietatem  ville  selegow  cum  deserto  slavico:  ieU 
Sallenthin  sw. ,    1.  sollentin    1381   czellentyn    1420  czeleniin   1435  seien- 

tin  :  zel- 
Salze  k. ,    im   flurbuch   von  1723   flumamen   das  gOrtzische  feld   1725  der 

gortziesche   thie   heute   götzenthie:    gora,    das  volkwitzer  feld   mit  der 

kleinen    teufelskUcbe ,    das   trogauer,    gretnitzer,    petzlitzer,    pitelitzer, 

trotzer  oder  trotzker    feld   mit  der  grossen  teufelskttche ;    diese  nameD 

stammen  von  eing.  ort.,  s.  einzeln 
Salzwedel,  dravenisch  I6sdy  Pfeffinger  34  bei  Pfuhl  123  genannt 
San  da  u  jer.  II,    1190  1208  sandowe  1281   1534  sandow  1314  sando:  s^d'B 
Sandbeiendorf  wo.  war  bis  1854  hufeisenförmig  gebaut 
Sänne  st.;  Sanne(n)   (klein-)  or.,  l.  sannen;  flumamen  glinkermark:  glina 
Satthun  eing.  ort.  or.,  situm  ville  szatun  1208  satlhun  1457 
Satuelle  nhl.,  flurnamen  wendische  kirchhOfe 
Seh a plitz  St.,  1.  scepelitz  schepelitz:  Sapla 
Scharlibbe  jer.  II,   1097  mansos  in  scorlup  in  burgwardo  zcolin,  im  XIV 

Jahrhunderte  schorlubbe 
Scharlieben  mark  bei  Burg  jer.  I,  wüste  dorfstede  schullubbe  zu  grabow 

1533  gehörig? 
Schartau  st.,  1.  schortow  1430  to  sartow:  irhVh 
Schartau  jer.  I,    945  sirtaw   949  ciertuvi  966  svartavua  965  cirtuua  (cir- 

touua)  1159  scartoensis  1153  1156  1161  schartowe  schartouue,  1156  1186 

scartowe  1307  schartowe  1451   schartow  schartouw  148^  schartow  über 

der  elben  1511   scartow  1523  schartow:  irBt-B 
Scharteucke  jer.  II,  im  XIV  Jahrhunderte  schartawke  schartöuweke :  irhVh 
Scheinitz  eing.  ort.  bei  Kleinbiere  k. ,    nach  welcher  flurstücke:  hinter- 

vor-  und  mittel-schiens  heissen,  1727  schienitz:  sen- 
Schelldorf  st.,  slauicalemque  villam  dictam  scheldorp  1339 
Scheeren  schären  Vorwerk  und  Schäferei  st.,  1345  rysribbe  et  schome  l. 

1409  schome   1506  schornow   1521  in    gryben   vnd   in   der  wüste  felt- 

march  zw  scharne:  6r£nx 
Schermen  jer.  I:  irBven-B 

Sc  her  neb  eck  st.  ist  gradlinig  gebaut;  flurnamen  leppin:  lipa 
Schernikau  or.^  l.  scemekow;  ein  zweites  st.,  1292  scernekaw  l.  scher- 

nekow  scerneco:  irhni> 
Schieben  sw.,  1.  schiben;  es  ist  hufeisenförmig  gebaut;  flumamen  krige- 

leiz  oder  krigeleck:  krilo 
Scuditz  eing.  ort.  »bei  Arneburg«  H.,  villa  scudicz  1254:  ätut- 
Schlagenthin  jer.  II,  nach  1430  sclauwentin  1459  slantin :  slava 
Schlamau  jer.  I,  slamou:  slama 


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IN    DER    AlTMARK    UND    IM    MaGDBBURGISCHEN. 


51 


Schlange witz  eing.  ort.  k.,  1640  das  scblanewitzer  feld  vor  Galbe  1369 
slannewilz  1446  slanwitz  W. :  slava 

Schleibnitz  wa.,  1145  slevenize  1183  slevinize  1209  leulonicum  sievenitz 
1220  1231  sievenitz  1221  sieweniz  1228  1233  sleveniz  1472  sievenicz 
1480  slevenitz(e)   1562  schlebenilz :   sliva 

Schieitz  schleuz  st.,  1160  slaudiz  in  balsamis  1320  sloytiz  1.  slewts  sloytz, 
sioytze  1377  sloitz  1420  sloytcz  1459  schleutz  1540:  slava 

Schleiz  Aussehen  bei  Zenz  k. :  sliva 

Schlehn  eing.  ort.?  wa.,  in  campis  siennemarke  1459  auf  slenner  marke 
1479  auf  slenne  felde  1489,  darnnch  in  Sulldorf  das  grosse  und  kleine 
schlehnfeld,  der  schlehnkamp,  1653  am  schiennier  grasewege;  Zlane  eing. 
ort.  jer.  I?,   1145  priztire  zlane  (zlaue  reg.) 

Schmersau  or. ,  smersowe  I.  smersow  1420  smerseco  1435  smersouw 
1473 :  smrLd'B 

Schmölau  sw.,  1.  smoloue  sroölOwe  tota  est  deserla:  smola;  flurnamen  kleiz: 
klet-,  trineiz :  tr^biti,  gosenstremin :  stru-?,  dohlken :  dol'B?,  leisk:  I^S'b? 

Schollehne  alt-  und  neu-  am  see  gleichen  namens  jer.  II,  1146  provincia 
Schollene  1195  zcolene  1196  terra  zeholene  castrum  scoiene,  1302  eines 
et  sclaui  in  schoiene:  selb 

Schrampe  or.,  1.  strampe;  es  war  bis  1853  in  hufeisenform  gebaut;  flur- 
namen zieleitsch :  selo,  gleinken :   glina,  garreisch :   gor- 

Scromelitz  eing.  ort.  wa.?,  1479  mit  Stemmern  und  Bahrendorf  genannt: 
skram- 

Schweinitz  jer.  I,  1209  zviniz  1300  zvinez,  zu  ende  des  XIV  jahrhundertes 
swydeniez:   svida 

Schwiesau  g.,  zuisowe  swizow  swisow  swyssow:  s-l;  es  ist  ein  rundbau 

Schwölitz  eing.  ort.  bei  Pömmelte  k. ,  villam  swaleze  totam  X  scilicet 
mansos  cum  colonis  eomm  1016,   1189  swaliz:  s'b 

Seeben  sw. ,  sebene  in  marca  lipani  956  sehen  I.:  2aba;  es  ist  in  huf- 
eisenforro  gebaut;  flurnamen  trimeneiz :  tr^biti,  museneiz :  moh-,  sagel- 
lafk:  za,  poleiz :  polje,  zieleiz:  selo,  kaknemeneiz  oder  kaleneiz:  kal'B, 
klatz :  klet-,  krimeneiz :  kremenb,  leischeiz :  lisi,  goleins :  goli»,  graut- 
schee,  vorbröis  breis  briseneiz:  br^za 

See  den  hohen-  jer.  II,  1145  sadun  1209  magnum  sodin  et  parvum  sodin 
1214  a  parvo  soden  1221  parvum  soden  1317  in  magno  seden  1459  die 
wüsten  dorpere  lutkenseden  schatberge  webber  und  dorremarke  und 
dat  dorp  hogenseden 

Seehausen  or.,  anhöhe  thUritzscher  berg,  1597  thUlauscher  berg ,  an  des- 
sen fusse  die  thUritzsche  Wasserung  D. :  turB;  Seehausen  soll  dravenisch 
wunggörjungtij  geheissen  haben  Safarik  II  593  anm.  3 

Sekeriz  1293  bei  Patzetz  genannt:  s^kyra 

Senatina    in    pago    morazena    992,    senotina    in    morozini    995    eing.   ort. 

jer.  1:  sen- 
Seppin  Unterförsterei  st.,   1238  sippin  iuxta  swartelose  I.  seppin  est  deserta 

4*  ' 


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52  A.  Brügknbb,  dik  slavisghbn  ansibdblungepc 

Serwitz  U57,  czerwitz  U94  wilstung  im  Magdeburgischen  W.,  vgl.  Servilz 
name  einer  tabagie  bei  Kalbe  a.  d.  Saale:  sribin'B 

Sibau  ort  später  gebOlz  g.,  cibowe  1152  cibowe  tota  proprietas  1238  sibaw 
1536  sybaw  1514  1537  (»alte  sabitzische  kircbea  Sotzmann?) :  sob- 

Sibekow  eing.  ort.  g.,   1506  die  dorfstede  sibekow:  sob- 

S  ich  au  sw.,  sichow  zychow  tczichow  sickow:  zih- 

Siedow  sydow  jer.  II,  sydowe  zidow  im  XIV  Jahrhunderte:  zid- 

Silitz  1173  1189,  sylitz  1187  eing.  ort.  bei  Leitzkau:  selo 

Siems  wüste  mark  g.,  1472  dat  wüste  dorp  zimiz  1492  esstede  simis  15S0 
mit  den  dorfsteden  velstorffe  gortell  vnnd  simtze  alle  vor  dem  drömlinge 
gelegen  1556  gordel  simze:  s6m- 

Siepe  sw.,  flurnamen  röhl:  ralija?,  lüchen :  lug-? 

Slaudiz  eing.  ort.  jer.  I,  1173  zur  kirche  Leitzkau  gehörig  und  von  Sla- 
ven  bewohnt,  1187  1189  1207  slautiz  1211  sclautiz  1225  slavtitz  142i 
dat  stedecken  litzke  vnd  die  dorper  krakebomne  metern  musskow  vnd 
glantitz  (!) :  slava 

Sollte  so  in  pago  morazena  992:  sul^j 

Staatz  g. ,  1254  stazcits  1278  statyzt  (stacyst),  1291  1335  staz  1317 
staaz:  sta- 

Steg(e)litz  st.,  1.  stegelitz;  ein  zweites  jer.  I,  stegelitze  1405  stegelitz 
1306  1533,  stegeliz  1459:  äteg- 

Steinfeld  st.  ist  hufeisenförmig  gebaut 

Steinitz  jer.  II,  1172  villula  stenisse,  ztenitz:  st^na 

Stein itz  deserta  villa  1369,  stenitz  1677  Wüstung  bei  Eickendorf  k. :  st^na; 
der  Steinitz  forstrevier  bei  Zillbeck  g.  Behrends  öbisfelde  179  anm.  1 

Steimcke  sw. ,  der  alte  Bockhorn  genannte  theil  des  dorfes  ist  rund  ge- 
baut; flurnamen  verbresa:  br^za,  vorblaune  und  blaneiz:  blana,  solaf- 
chen :  za,  dulei :  doH,  patineiz :  p'BtenBCb,  plessau :  pi^h- 

Stendal,  1475  eine  platea  slavorum  neben  einer  platea  judeorum,  Wenden- 
strasse 1567,  heute  Wendstrasse 

Stolpen  eing.  ort.  bei  Betzendorf  sw.,  vp  dem  velde  to  Stolpe  vor  beizen- 
dorpe  1392  »der  name  hat  sich  in  einem  grossen  später  trocken  ge- 
legten teich  erhalten«  D.  cod.  VI  241 :  stl'Bp'B 

Storkau  st.,  Storkow  1334  storckow  1492:  Start 

Stoseze  eing.  ort.  bei  Bodendorf  nhl.,  stofeze?  Behrends:  sta- 

Stremme  fluss  jer.  11,  1145  struma  946  1150  strumma  1159  Strumen 

Strenz  Wüstung  im  Magdeburgischen,  auch  strOms,  1203  stromece  1336 
stronitz  1350  ströncz  1455  stronlz  W.,  strömz  auf  der  flur  von  Wels- 
leben wa.;  1722  flurnamen  bei  Frohse  k.  der  strenz  und  der  stremsche 
graseweg,  vgl.  strense  strentze  desolata  1499  strentz  1465?  »wQstung 
bei  Aderstädt  (Anhalt.)  a  Jacobs  Ilsenburg.  Urkundb. 

Strezick  eing.  ort.  »in  der  Altmarka  H.   1351?:  slrah'B 

Slresow  jer.  I,  1299  stresowe  1306  stresen :  strah't;  ein  anderes  or., 
striesow  1319 


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IN  DER  Altmark  und  im  Magdbrurgischkn. 


53 


SUpplingen  nhl.  war  bis  1821   getrennt,   die  obere  Strasse  hiess  salchau: 

zel-,  die  untere  sUppiingen 
Syipke  sw.  »oder  Neu  Werehau«  S«tzmann :  yrhhi» 

Tangein  sw.  »war  vollständig  in  hufeisenform  gebaut«  D. 

Tarnewitz  sw. :  tPLUx 

Techow  eing.  ort.  bei  Stendal?  U72 :  t^äili 

Tilhorn  eing.  ort.  or.,  due  slavice  ville  iuxta  oslerborgh,   una  vocatur  lil- 

hom  et  aiia  roden vort  1238  locum  ville  tylhom  1345 
Tilsen  sw.,  tulci  in  marca  lipani  956?,  hatte  bis  1855  nur  ^inen  eingang; 

flumamen  zieleitz:    selo,  sagelaffken:    za,  losfein:    laz,    wötz  eine  wal- 

düng:  osa 
Tocheim   (anhaltischesj  forsthaus  bei  Kümmeritz  jer  I.:  tuh- 
Toppe l  jer.  I:    topolja;    Tiepel   töpel  Wüstung   bei  Zens,    1220  1264  tuple 

1363  1388  tupel,  darnach  sind  der  tOpelteich  auf  der  Schlote  bei  Kalbe 

und  die  grosse  und  kleine  tOpelbreite  benannt  W. 
Tornau  st.,  1238  I.  tornow  1253  tornowe:   tPBU'B;  es  ist  gradlinig  gebaut; 

flumamen  riez,  riezgraben,  rietztannen,  rietzdamm  Sotzmann:   r^ka 
Tornitz  k. :  trinx 
To verwiese   an  dem  wege   von  Schönebeck  nach  Ranies,    nach    W.  insula 

tuergowe  1160 — 1180  twergowe  1187  1189,  partem  insule  (iuxta  prezin) 

inter  duas  albee  refluxiones  cum  villa  twergowe  1307  dorf  zu  twargaw 

1330:   tvoriti 
Trabitz  k.,  »offenbar  drogebutz  1268  trebutz  1360—1370«  Jacobs,  in  pago 

zitice  villae  .  .  tribunic^e  .  .  .  marcam  945 :  tröbili 
Tramm  hohen-  und  sieden-  sw.  ist  hufeisenförmig  gebaut;   flumamen  zie- 

leitsch :  selo,  lafein 
Trebbau    Wüstung    in   der  grafschaft  Barby,    trepow    1458?    W. :    tr^biti 
Trebenitz   Vorwerk   bei  Walternienburg  jer.  I,    dabei   der   trebszer  oder 

trebssir  dämm :  tr^biti 
Trebbun  eing.  ort  in  der  Altmark  H.  1493:  tr^biti 
T  reg  au  treckau  Wüstung  bei  Fdrderstädt,  vgl.  trogauer  feld  u.  Salze 
Trippehne  jer.  I,  tropeni  in  pago  morazena  992  plebanus  in  tropene  1301, 

treppehen  czu  treppehn  1396,  treppene:  tmpx 
Trippleben  g.  ist  in  halbrunder  form  gebaut 
Tromitz  eing.  ort.  wo.,  1516  groszbeyendorp  tromitz  meitzendorp  kisdahl, 

Drömitz  D.  Geschichtsblätter  III.  343. 
Trotzke  eing.  ort.  im  Blagdeburgischen,    1494  drotzke  W.  vgl.  Salze 
Trüben  vorwerk  bei  Leitzkau,  tribeni  in  pago  morazena  992:  trc^biti 
Trumpsice  937  941   946,  tmmsisi  940,  XX  familias  sciauorum  in  trump- 

sitse  939  eing.  ort  (in  pago  nordthuringa) :  tri^ba 
Tucheim  und  klein-T.  jer.  II,  tuchime  965  966  tuchem  965  thuchem  1191, 

tuchim  im  XIY  und  XV  Jahrhunderte :  tuh- 
Tuchovele  eing.  ort.  bei  Lochow  1173  1187  1189:  tuh- 


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54  A.    BrÜCKNBR,    DIB    SLAVISGHBN    ANSIBDBLUNGBN 

Thttritz  sw.,  43SI4  thuriz  1.  turitz:  iun 

Tuchow  eing.  ort.  bei  Wallstawe,  1.   1428  1515  luchow:  tuh- 

Wabrenze  eing.  ort.  st.,  wabrenze  in  balsamia  1160  wabnce  1238  die 
bobcrenczcD  hüben  für  vnser  statt  tangermunde  gelegen  1427  die  bo- 
berenczschen  hüben  1429,  bis  1620  doberenzfeld,  heute  das  iorenzfeld, 
»im  tangermUndischen  schlossregister  1567  kommt  der  name  dol>erenz- 
feld  32  mal,  lorenzfeld  gar  nicht  vora  Götze  jahresber.  XVU:  vavr- 

Wadekath  sw.,   1160  von  Slaven  bewohnt 

Valfitz  sw.,  ^318  veleuitze  1.  velfitze:  velij;  flumamen  wendfeld 

Wa blitz  jer.  1,  1275  willis  1407  1459  1479  1523  waltz:  velij 

Waehlitz  eing.  ort.  wo.  1360  1483  1489,  erhalten  als  flurname  bei  Rogülz 
D. :  velij 

Wallstawe  sw. ;  flurnamen  wendische  kirchhöfe 

Wallwitz  walbitz  jer.  1,  iohannes  walwitz  1467  hans  walwytz  1487:  velij 

Wanne  feld  g.  war  in  hufeisenform  gebaut;  flurnamen  plttst:  plastx,  lie- 
seitsch :  lis'B,  hohenmusin  :  moh- 

Wanzer  klein-  or.,  1319  wendeschen  wantzewer;  es  ist  in  hufeisenform 
gebaut 

Warchau  jer.  II,  warchawe  im  XIV  Jahrhunderte:  vPBh'B 

Warn  au  jer.  11,  1386  warnow,    im  XIV  Jahrhunderte  auch   gamau:    vrana 

Übbesitz  feldmark  bei  PUggen  sw.,  1.  upbeses  ttpbeses.  1420  czu  dem 
dorfe  ubbesisz:   u 

Wegenitz  or. :  voj 

Welle  St.,  in  villa  dudeschen  ville  nominata  1337  weist  auf  ein  sonst  unbe- 
kanntes slavisches  welle?  vgl.  Grunenstädt 

Vellgau  felgau  or.,  1.  velegowe  1420  velgow  1435  velchow  1496  velchoue: 
velij 

Vehlitz  jer.  I,   1514  velitz:  velij 

Velpuchi  937,  uelbuzi  973  (reg.,  velpuchi  Heinemann)  eing.  ort.  nördlich 
der  Ohre 

Venzlau  jer.  1,  venzlow:  v^ätij 

Werben  or.,  wiribeni  Thietm.  813,  1160  wirbene,  werbene  Helmold :  vrbba 

Werbig  neuwerbig  jer.  1:  vriba 

Verchen  eing.  ort.  bei  Zichtau  1473  1506,  darnach  heissen  ackerbreiteD 
der  verchel  verchelsche  wiesen  verchelsche  nachtweide  verchelsche  hof- 
gärten D. :  VPBh'B 

Werklei  tz  k.,  wergeliz  1228:  vrBhx 

Wernitz  g..  1472  werntze  1506  wernitz:  vrana 

Weteritz  sw.,  1472  weteri(t)z  1506  das  vorwerck  und  die  beiden  dorf- 
steden  zu  welerize  (ober-  und  unter-w.) :  v6tirb 

Wiebelitz  gross-  und  klein-  sw.,  1.  wibelitz(e);  Gross wiebelitz  hatte  bis 
1850  die  liufeisen form  erhalten;  flurnamen  sogelafken :  za,  rUptein,  ba- 
sinneiz:  b'BZ'B,  vogelleiz,  grausk:  groza,  saatsein,  dreufain:  drBva,  sitein: 


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IN    DBE   AlTMARK    UND    IM    MAGDBBtRGISCHBN. 


55 


s^Uje,  prttplatsk :  pri,  putsitz :  puk- ;  in  Kleinwiebeiitz  putsitzenke :  puk-, 
blaneiz:  blana,  babinneiz:  bagno,  lafein,  salau:  ieUy  vogelmeiz,  dren- 
sain;   U17  de  holte  vppe  deme  kötze 

Wieg(e}lit£  g.,  wygelisse  wagelisse  U98  ist  in  bufeisenform  gebaut;  flur- 
namen  griebs  s.  Gribitz 

Vielitzrotthle  sw. :  velij 

Vienau  as.,  1324  vynowe  U73  vinow:  v^no 

Winare  eing.  ort.  jer.  1,  ii73  winare  zur  kirche  in  Lochow  gehörig  1187 
wineri  4189  winere:  vinan»;  heute  die  Wiemermark  bei  Göbel? 

Winkelstaedt  g.  ist  hufeisenfbrmig  gebaut 

Winkelstaedt  sw.  ist  hufeisenförmig  gebaut;  flurnamen  mottekau:  mol-, 
zileisk:    selo;    1319  in  villa  winkelstede  duos  slauos  s.  s.  14  f. 

Uuiplizili  in  pago  morazena  998:  vy 

Vieritz  jer.  II,  946  virskroiz  1145  virtznizi  1150  virzenizi  1179  versewitz 
1286  viriz:  vrBh'B 

Wiersdorf  sw.  ist  rund  gebaut 

Uuissolizi  in  pago  morazena  992:  vesel'B 

Wistadt  sw.  war  bis  1800  ein  rundbau 

Vuiterihhesdorp  eing.  ort.  bei  Magdeburg,  in  vuiterihhesdorp  (in  pago 
nordduringa]  XXIII  familias  sclauorum  939,  (westlich  der  Elbe  in  der 
grafschaft  des  Thietmar]  vutrichesdorf  937  uuidrichesdorp  973,  1164 
widerikestorph  1356  uppe  deme  velde  tho  widerikestorpe 

Vitzke  sw.,  gewöhnlich  vitsch  genannt,  ist  ein  rundbau:   vysokx 

Wiewohl  sw.,  1395  wynwal  1423  winwal  1427  1519  wiwal  1428  wiewal 
1458  wiwale  1527  wiwal (1),  ist  hufeisenförmig  gebaut;  flurnamen  solaf- 
ken:  za,  lunken:  l^ka,  sileitsch:  selo,  kedeitsk:  gxd-,  koleitsk:  kalx 

Ülnitz  k.,  1185  villa  wilnitz  wiilniz,  1189  wylniz  1363  ulnitz  1523  ulnilz 
wilnitz  wylnitz:  velij 

Onglingen  st.  ist  ein  rundbau 

Volgfelde  g. ,  1191  duos  mansos  in  folckfelde  a  temporibus  slauorum 
ecclesie  in  luttera  (Königslutter)  cum  omni  iure  atlinuisse 

Wo  Hin  jer.  I,  wollyn  1459:   velij 

Wolmirstaedt,  uualmerstidi  slavonice  autem  ustiure  eo  quod  ara  et  albis 
fluvii  hie  conveniunt  vocata  Thietmar  820:  ustije;  »im  12.  Jahrhunderte 
mündete  bei  Wolmirstädt  die  Ohre   in  die  Elbe;    das  jetzige  flussbett 
der  Ohre   von  Wolmirstädt  bis  oberhalb   Rogätz   war  also  damals  das 
bett  der  Elbe«  Böttger  III.  147;    dabei  das  wendische   feld  IX.  Jahres- 
bericht 56 
Wöpel  sw.,  wopelte  wupolde  wupelt  wubelde  wopel  wöpell,  wüpelle  1.:  o 
Wörmlitz  jer.  I,   992  uirbinizi   in  pago   morazena  1182  wurmelize   1184 
wnneliz  1233  wermelisce    1306  wormeliz,    1349  1352   1434  wormelitz: 
vrbba 
Wornitz,   Yj  niansum  by  lutke  radensleve  (Kleinrodensleben  wa.l  up  den 
wuslen  sieden  wornitz  ghenanth  1 523 :  v^ra 


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56  A.  Brückner,  dib  slavisgheh  ansiedblungb?i 

Wulkau  und  Wulkau  gross-  und  klein-  jer.  II,  1144  wulcow  viilam  quoque 
que  slauica  wulcow  eademque  et  minor  wulcow  dicitur,  wolkowe,  4445 
wolkowe  et  alia  sciavica  wolcowe  wulkow,  4  459  wulcow,  4472  das 
dorf  wulkowe  nebst  der  pfarrkirche,   das  dorf  schlampka  (I)  wulkowe: 

Vl'Bk'B 

WüUmersen  sw. ;  flurnamen  wendische  kirchhöfe 

Wulsch(e)  hohen-  und  nieder-  (syden-,  grün-]    st.,   1.:   hogen  und  lutken 

wultzkow,  4377  woltzke  und  sydenwoitzke :    Vl'Bk'B 
Wust  jer.  U,  4240  wostitz  in  veteri  villa  in  noua,   seit  4370  wst  wüst  ust 

wüst:  ustije 
Wüste rwitz  gross-  und  klein-  jer.  II,  um  4  459  wusterwizi  4294  wüster- 

witz  4387  die  sehe  zu  wusterwitz:  ostrovB 
Wustrewe   g.,   wendschen  wustreue   4364,    4420  vor  dem  dromelinge  up 

der  heyde  dacz  dorff  wustrow  dacz  ist  wüste,  4448  4506  wustreue  4484 

wustrow,  oder  sind  zwei  orte  dieses  namens  anzunehmen,  vgl.  Klötze?: 

ostrovB;  flurnamen  saffin:  zaba 
Uetz  wo.,  1.  usas  est  et  fuit  deserta  4443  die  hagen  zcu  usatz  4  484  detzell 

vtze  lutkaw  dorst  die  dorffer  seynd  alle  wüste  4586  vtze:  o 
Vuuzoboro,   ex  aquilonari   parte   horaha   fluminis   in   locis  vuuzoboro  937 

uuozoboro  973:  vbsb 
Wulzow  Vorwerk  bei  Lobbese:    osa 

Zarpei  eing.  ort.  s.  Förderstddt,  zerpauer  feldmark  4680:  srBbin'B 

Zartau  zartow  sw. :  6rBt'B 

Zebecore   eing.  ort.  4  473   zur  kirche  in  Leitzkau  gehörig  und  von  Slaven 

bewohnt,  4487  zebekere  4  489  zeibekere  4424  czibbeker:  sob- 
Zedau  or.,  I.  zcedow,  sedow  czedow  tzedow:  saditi 
Zeddemick   zehdenick  jer.  I,  4  487  cidemick  4  489  cidemik  424  4   cedenich 

4404  czedenick  4405  czcedenick:  saditi 
Zeitz    (zitz)    gross-   und  klein-  Vorwerk  bei  Wespen   k. ,    434  4    citz  4494 

czitz:  zid- 
Zemzici  gauname  s.  s.  3 
Zens  k.,  tzentz  im  rothbuch    4360 — 4370,    zenitz  4363  czyencz  4386    zentz 

4494  4562:  sen- 
Zeppernick  jer.  I,    im  XIV  Jahrhunderte  cepenig,   zobemeh  in  pago  mo- 

razena  992?:  sob- 
Zerben  jer.  II,  4467  czerwen,  tzerwen  zcerwen  cerwen:  irhveurh 
Zehren  or.  war  in  runder   form  gebaut,    zerne   4235   cerne   4322   czeme 

4457:  CPBU'B 
Zerkow  4420  bei  Gommern  genannt  W. :  crBky 
Zerroitz  eing.  ort.,  4443  czermittze  zubehörung  des  Schlosses  Sandau 
Zernitz   zerlitz   forstrevier  nhl.  nach  dem  »wendischen«  dorfe  cerlitz  4479 

benannt,    ruinen  der  dorfkirche  werden  noch  4724  erwähnt  Behrends: 

ÖrBU-B 


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IN    DKK    AlTMAKK    UND    IM    MaGDKBURGISCHBN. 


57 


Zerwist  eing.  ort.  »bei  Stcndalt  H.  1540:  srLbiD'B 

Zeih] in  gen  sw.,  flurnamen  parchen,  1695  parchow:  pPBh- 

Ziatz    hohen-   oder  grossen-    und    lUttgen-   jer.    I,  1187  1189    zoias  1308 

ciaz  1313  cyas  czias   cczyas    1459   cyaz,    ziazinauizi    in   pago   morazena 

992?:  Sah- 
Zichtau  g.,  1473  czichtow  czychtow:  zih-;  es  war  ein  nindbau?;  flurnamen 

wendeschen  kirchhof 
Zieiitz  wo.,   937  973  zelici  1236  siliz  1468  silitze:  selo;   Zielitz  oder  sie- 

iitz    eing.   ort.   bei   Zöbnitz,    etwa    1320   zitlitz    1561    ein  holz  auf  der 

zitlitzschen   marke?,    ein  wiesenantheil  dallin  Behrcnds:    dol'B;  Zieglitz 

wtistung  bei  Grossrosenburg  k. 
Ziemeitz   wüste  mark  bei  Loburg,   zwmmtze  1457  mit  resegan  und  czias 

genannt:  s^m- 
Ziemendorf  or.,  flurnamen  piaste:  plast'B 
Zienau  sw.,  zynow  synow  cynouwe,  de  rodewische  iuxta  gesynam  (!)   non 

longe  a  villa  krichelendorpe  1393  :  sen-;  das  dorf  zählt  blos  zwei  acker- 

und  sechs  kossatenhöfe ;    ein  zweites  g.,    1279   slavicalem  villam   sinow 

iuxta  gardelegen;   dessen  bauart  ist  rund 
Ziepel  jer.  I,    992  sipli  in   pago  morazena   1424   czipell;    ein  zweites  g., 

1107  kipli  1207  ciple,    tzypel  czipell;    es   ist  fast  rund  gebaut;    flur- 
namen retsch:   r^ka 
Zierau  sw.,   1.  syrow  1473   czirow   1506  cirow:    zir-;    1341    werden   aus 

cyrowe  drei  hufen  verkauft,  die   später  als  anderthalb  hufen  berechnet 

werden 
Ziesar  jer.  I,    949    1161    ezeri  1188   etzeri,  1214    1215  1234  jezere,  liber 

fundat.  claustri  heinrich.  jezer,    1254   seiesere  1266  sygezere  1303  ze- 

gisere  zegesere,  1329  seieser,  1336  1397  segeser  1340  sejeser,  1343  1349 

seyezere    1346    seygesere   1350    seyesere    1351   segheser,    1358   1.   1400 

seyeser  1381   seyesar  1459  zi(e]gesar  1467  sciezer  1555  cziesar:   jezero 

und  za;   1525  eyne  wüste  marke  mit  namen  kapitzs  vor  zcieser  gelegen 

s.  Quabitz?  (Kopsmühle  bei  Ziesar  Generalstabskarte?) 
Zietenitz  sw.,   1364  zitenitzen,  cytenyz:    zit-;    flurnamen  grabau:   grab-; 

es  ist  hufeisenförmig  gebaut 
Zitici  gau  s.  s.  2,  945  trans  salam  fluvium  in  pago  lingua  sciavorum  zitice 

nominato  961   in  regionibus  zitici  973  in  provintiis  vel  pagis  citice  iuxta 

aibiam  978  in  pago  zitici 
Zitz  jer.  I,    973    lusice  ploni   kiruisti   buchuue   nigenburg  zizouue  974  zi- 

zouui  nienburg  987   zizouui   niunburg   999  niwanburg  hisciwa  (!)   1217 

cydiz:  zih- 
Zitzerbe   eing.  ort.  jer.  I,    1114   (nach  einer  späten  copie)  gouuene  cicelo 

cod.  reg.;  cruzso  Winter  Prämonstratenser  349  (!],  1139  cessarue  goucne 

1173  gawene  cessarue,  1187  1189  gowene  cicerue 
Zmirditz  eing.  ort.  jer.  11,   1145   (im  burgward  Marienburg)  zimrclizii  reg. 

zimrelizii  cod.  (!),  1150  zmirdizca  1179  znirdica:  smrBd'B 


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58      A .  BrÜGKN BR,  DIE  SLA?.  ANSIBMLUNGBN  IK  DBB  AlTMABK  UND  IM  MAGDBBUBGISCHBlf . 

Zöb(be)nitz   seh.    (Kalvörde) ,    4347  czobeniz   4443   in  den  orbergen  die 

wüsten  dorfstetten  kulilz  sebenitz  4472  die   buren  to  sobbeaize:   sob-; 

eine  wiese  hostin:  gostb 
Zoilchow  jer.  II,  4286  soUichau,  zolchw:  sul^j 
Zubyer  eing.  ort.  jer.  I?,  4306  castrum  grabow  cum  villis  adiaceniibus.... 

zubyer  4533  grabow  vnd  die  wüste  dorfsteden  zeubergk  (etwa  Zttbbe- 

rick  wo.?) 
Zuchau  k.,  979  marca  zucha  in  pago  zitioi  in  comitatu  huodonis:  suhx 
zahlen  sw.,  4344  zulen  1.  tzuien  4457  czulen:  sui^j 


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ERKLÄRUNG  DER  SLAVISCHEN  NAMEN. 

Quellen: 

B.  0  drevne-porskom  jazyk^  do  XIV ^  stolMija  sooinenie  J.  Boduena-de-Kurtenö 
(Baadouin,  über  das  altpolnische  bis  zum  XIV  Jahrhunderte,  Leipzig  4870) 

g.  Najnowszy  skorowidz  wszystkich  roiejscowoici  poioionych  w  krölestwie  Galicji  i 
Lodomerji  jakotei  we  wielkiem  ksi^stwie  Krakowskiem  i  ksi^stwie  Bukowidskiem  (Orts- 
namen vcrzeichniss  Galiziens)  Przeroyil  4  868 

M.  Franz  Miklosich,  die  bildung  der  slavischen  personennamen.  Denkschriften  X  Wien 
1860;  die  bildung  der  Ortsnamen  aus  personennamen  im  Slavischen  XIV  4865;  die  sla- 
vischen Ortsnamen  aus  appellativen  I  XXI  4  872,  II  XXIII  4  874 

PI.  Opisanie  jeograficzno-historyczno-statystyczne  wojewödztwa  poznaliskiego  przez 
L.  P(later)   Paris  4844 

sl.  Alphabetisch-statistisch-topographische  Übersicht  der  dörfer  flecken  stttdte  und 
andern  orte  der  preussischen  provinz  Schlesien  von  J.  G.  Knie  2.  aufl.  Breslau  4845 

T.  Tabela  miast  wsi  osad  krölestwa  Polskiego  alfabetycznie  uloiona  (ortsnamenver- 
zeichniss  von  Rnssischpolen)  I  11  Warschau  4  827 

Z.  Zaraüski,  gieograficzne  imiona  slowiaiiskie  zestawione  alfabetycznie  wedlug  nazw 
ich  niemieckich  w^oskich  rumudskich  WQgierskich  i  tureckich  (slavische  Ortsnamen  aus 
Deutschland  u.  s.  w.J  Krakau  4878 

Ausserdem  wurden  benützt:  die  slavischen  Ortsnamen  in  der  Oberlausitz  und  ihre 
bedeutung  von  J.  Schmaler  Bautzen  4867;  ortsrepertorium  für  das  königreich  Böhmen 
Prag  4878  (bezeichnet  mit  R.);  Erben  regesta  diplomatica  Bohemiae  et  Moraviae  I  600 — 
4 153  Prag  4  855  (E.) ;  Kolberg  lud  etc.  (ethnographie  Polens)  4  0  Bfinde  Warschau  und 
Krakau  4  865 — 4876  (K.) ;  kasubische  Ortsnamen  aus  skörb  kaäöbsko-slövinsLe  m6v^  II  III 
(ka.);  Cathedralis  ecclesiae  cracoviensis  diplomatici  codicis  pars  I  4  4  66 — 4866  und  Codex 
diplomaticus  Poloniae  Minoris  4  4  78 — 4386  als  I  und  III  band  der  Monumenta  medii  aevi 
polonica  von  Dr.  Fr.  Piekosidski  Krakau  4874 — 4876  (bez.  mit  I  und  III)  u.  a. 

System  der  ortsDamengebung  im  Slavischen.  —  Die  slavischen  Orts- 
namen werden  gebildet: 

aus  appellativen,  wobei  der  durch  das  appellativum  bezeichnete  gegen- 
ständ als  in  irgend  welchem  zusammenhange  mit  der  nach  ihm  benannten 
Ortschaft  stehend  gedacht  werden  muss; 

aus  personennamen:  aus  diesen  abgeleitete  ortsixamen  bezeichnen,  dass 
der  ort  von  leuten  bewohnt  ist,  welche  diesen  namen  tragen,  oder  dass  der 
ort  eigenthum  des  genannten  ist:  geschlechts-  und  besitz-namen. 

Da  einige  suffixe,  welche  zur  ableitung  von  Ortsnamen  aus  appellativen 
dienen,   mit  denjenigen  zusammenfallen,  welche  die  ableitung  aus  personen- 


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60  A.  Brückner,  dik  slayisgiien  aptsibdblungbn 

namen  bewirken,  so  ist  bei  etwaiger  themengleichheit  oft  nicht  mehr  mög- 
lich zu  entscheiclen  ob  der  ortsname  auf  einen  personennamen  oder  auf  ein 
appellativum  zurückgeht. 

Ihrer  form  nach  können  die  slavischen  Ortsnamen  substantiva  oder  ad- 
jectiva  sein,  im  singular  oder  im  plural  stehen. 

Die  adjectivischen  Ortsnamen  wuixlen,  gemäss  ihrer  adjectivischen  hatur, 
durch  ein  hinzugefügtes:  dorf  feld  berg  wald  u.  s.  w.  bestimmt;  im  gegen- 
satze  zum  Deutschen  welches  diese  hinzufUgungen  beibehalten  hat  (deutsche 
Ortsnamen  auf  -dorf  -hausen  -leben  u.  a.]  sind  dieselben  im  Slavischen 
regelmassig  abgefallen,  z.  b.  das  dorf  MniSek  heisst  I.  1335  mnyscoua  uola; 
BlaSkova  III  1360  blascova  uola;  Kvapinka  —  I  quappina  uola  u.  a.  im  Cech. 
sind  noch  vielfach  Ortsnamen  mit  -ves  (= -dorf ]  erhalten  M.  II  11 ;  vgl.  in 
den  Urkunden  Sachsens  golenciza  cethla  jetzt  Koltzschen,  brochotina  cetla  jetit 
Brockwitz  M.  IV  231.  beim  wegfall  des  substantivums  fixirt  sich  das  genus 
des  namensadjectivs  meist  als  femininum,  seltener  als  neutrum,  am  seltensten 
als  masculinum,  wobei  dialektverschiedenheiten  zu  beachten  sind,  im  ge- 
meinpolnischen z.  b.  gehen  die  neutra  auf  -ino  meist  in  das  masculinum 
über:  Ocin  heisst  1307  oczyno,  Bzin  —  I  bzyno,  BodzQtyn  —  III  1369  bo- 
dzaczyn  aber  I  1358  bodzanczino,  Zakli6yn  —  III  1378  zaklicino,  Vojcin  —  III 
1365  vonchino  u.  a.  vgl.  B.  s.  88;  im  kujavischen  werden  die  auf  -ino 
-ecke  -üe  endigenden  neutra  masculin :  Koneck  filr  früheres  konecko,  Chocen 
für  chocei^e  u.  a. ;  umgekehrt  sind  in  Kujavien  masculina  auf  -öv  unge- 
bräuchlich, neutra  treten  an  ihre  stelle:  Bodzanovo  für  bodzanöv  während 
das  deminutiv  davon  doch  masculin  wird:  Bodzanövek  für  bodzanövko  K. 
IV.  285;  im  krakauischen  haben  die  ausginge  -öv  und  -ova  das  -ovo  des 
neutrum  völlig  verdrängt  K.  VIII  296. 

I.  Ortsnamen  werden  aus  appellativen  mittelst  sufifixe  oder  durch  com- 
position  gebildet,  zu  den  gebräuchlichsten  Suffixen  gehören:  -ije  collectiva 
bildend,  von  br^za  birke  neuslov.  br^zje  poln.  bfe^e  £ech.  brezi  »birken- 
hain«;  die  unter  einander  verwandten  suffixe  von  der  gestalt  altslov.  -'Lki 
-bk'B  -ikx  -bCb  -ica  deminuiren  substantiva  und  substantuiren  adjectiva:  bei 
Cernichöv  liegt  Öernichövek,  bei  Culöv  Cutövek,  bei  Modlnica  velka  liegt 
Modlnica  mala  oder  Modlni&ka,  so  dem  deutschen  klein-  entsprechend;  das 
adjectivische  Buköv  wird  in  Bukovec  zum  Substantiv,  wie  die  änderung  der 
declinationsweise  anzeigt,  adjectivisch  fungiren  auch  die  suffixe:  -hni,  -im» 
-OVB  -avB. 

Durch  composition  gebildete  Ortsnamen  sind  im  Slavischen  —  gegen- 
über dem  Deutschen  —  selten;  häufiger  sind  Zusammensetzungen  mit  prU- 
positionen,  besonders  mit  za  und  pod'B. 

II.  Ortsnamen  auf  personenamen  1.  substantivische,  der  nominativ, 
im  Jüngern  Stadium  des  Westslavischen  zumal  der  accusativ  pluralis  des 
Personennamens  bezeichnet  einen  von  den  genannten  personon  bewohnten 
ort:  Vinare  ist  der  von  Weinbauern,  asi.  vinari,  bewohnte  ort. 

Hieher  gehören  die  im  deutschen  munde  auf  -itz,  -aitz,  -eitz  auslauten- 


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IN  DKR  Altmark  und  im  Magdrburgischen. 


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den  Ortsnamen,  das  suffix  -"^aitja  altslov.  -ihb  wesislav.  -ic  bildet  patrony- 
mica:  der  söhn  des  Boleslav  heisst  Boleslavic;  der  nom.  plur.  davon  Boles- 
lavici,  später  der  acc.  Boleslavice,  bezeichnet  den  ovi  welchen  die  Boleslavici 
Boleslav^s  nachkommen  bewohnen;  so  entspricht  das  suffix  -ic  dem  deut^ 
sehen  -ing.  z.  B.  Quetick  recedens  cum  suis  heredibus  locauit  uillam  unde 
locus  ille  dicebatur  Quetikowitz  lib.  fundat.  cl.  Heinrichow;  ex  his  uocabatur 
alter  Such  unde  locus  iste  olim  dicebatur  Sukuwiz  ebds. ;  so  werden  die 
Wendungen  polnischer  Urkunden  wie  Kostonowice  cum  villa  eorum,  Jurewice 
cum  villa  eorum  verständlich,  bei  der  erklärung  der  Ortsnamen  auf-itz-aitz 
-eitz  ist  jedoch  zu  berücksichtigen,  dass  diese  ausgänge  auch  altslov.  -ica 
-kcb  aus  -*aikjä  -*ikja  entsprechen  können. 

Das  suf6x  -janiu'B  an  einen  fertigen  Ortsnamen  geknüpft  bezeichnet  den 
bewohner  dieses  ortes:  der  bewohner  des  ortes  asl.  *Moriäti  heisst  "^Mori- 
staninx;  *Moriätane,  der  plural  dazu,  bezeichnet  die  gesammtheit  der  Orts- 
bewohner —  so  entstehen  die  gau-  oder  stammnamen  Morizane  Brizani  To- 
lensani  u.  a.,  —  kann  aber  auch  als  neuer  ortsname  verwendet  werden. 

2.  Adjectivische  Ortsnamen  werden  aus  personennamen  mittelst  der 
Suffixe  -ovB  -jb  -in'B  gebildet:  Ortsnamen  dieser  bildungsart  bezeichnen 
einen  der  genannten  person  zugehörigen  ort;  das  suffix  -in'B  findet  aus- 
schliesslich bei  -a-  und  -!-themen  Verwendung :  comes  Wlost  contulit  villam 
suo  nomine  vocitatam  Wlostowo ;  nepotes  Yaxonii ....  dederunt  villam  Yaxo- 
novo  dictam;  a  magno  Prandota  qui  et  nomen  suum  ville  imposuit  vocans 
eam  Prandocin  u.  a.  vgl.  T.  Wojciechowski  Chrobacya  (Krakau  ^873)  I  213  ff. 
mit  dem  Wechsel  des  besitzers  wechselt  auch  der  name  des  betreffenden 
ortes,  Henrichow  .  .  primo  vocabatur  Janusowe  .  .  quia  .  .  antiquitus  sedebant 
duo  fratres  quorum  senior  vocabatur  Janus  unde  locus  illo  tempore  dicebatur 
Janusov;  comes  Sudo  contulit  villam  Vrocisir  que  Sudouic  nominatur  u.  a.  s. 
Wojciechowski  a.  a.  o.    die  consolidirung  der  Ortsnamen  erfolgte  erst  später. 

Wegen  der  einfachen  bildungsweise  der  sla vischen  Ortsnamen  verändert 
sich  deren  gestalt  in  der  regel  gar  nicht,  ausnahmen  sind  sehr  selten: 
Sudot  heisst  III  1256  suchodol;  §kalme^  III  1381  scarbimiria,  Sanka  sosnka 
im  XY.  jahrh.;  einigemale  ändert  sich  das  suffix:  Strasöv  heisst  1242  stra- 
sevici,  Vöjcin  1262  voichice  Wojciechowski  176  und  M.  III.  104,  6;  vgl.  die 
bestätigungsurkunde  für  das  bisthum  Havelberg  von  1337:  cum  villis  et 
terris  infrascriptis,  transactis  temporibus  certis  nominibus  nuncupatis,  modo 
tamen  mutatis  more  moderne  nominibus  earundem ,  aliis  vocabulis  commu- 
niter  describendis  videlicet  pudlasti  que  nunc  pudlist  dicitur,  terra  nitzezin 
que  nitczow  dicitur,  cum  Castro  civitate  et  terra  wistok,  et  gorony  que  nunc 
gern  dicitur,  terra  clytzezin  que  nunc  klytz  dicitur,  terra  malitz  et  malicz 
villa,  mariendorff  que  nunc  kobelitz  dicitur.  aus  dieser  einfachheit  der  bil- 
dung  wird  nun  erklärlich  wie  in  den  meisten  fällen  aus  der  von  Deutschen 
nach  ungefährer  lautähnlichkeit  aufgezeichneten  oder  vom  deutschen  munde 
verunstalteten  ortsnamenform  die  slavische  urform  mit  ziemlicher  präcision 
bestimmt   werden  kann,      den    slavischen    namen   legen   sich   Deutsche  auf 


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62    A.  Brückner,  die  slay.  Ansiedelungen  in  der  Altmark  und  im  Magdbburgischen. 

fflehrfache  weise  zurecht:  sie  behalten  ihn  bei,  indem  sie  nur  die  ihr^ 
munde  fremden  laute  mit  ungefähr  ähnlichen  eigenen  vertauschen ;  oder  sie 
übersetzen  ihn;  oder  durch  ein  ähnlich  lautendes  deutsches  wort  verfuhrt  geben 
sie  dem  fremdling  durch  lautumstellung  lauteinschub  u.  s.  w.  ein  heimisches 
gewand :  Volksetymologie ;  so  entstehen  die  bekannten  Kuhschwanz  aus  cho- 
tibanz  Rothwurst  aus  ratibof*  Rossboden  aus  rozpouti  Zuckerhandl  aus  suchobr- 
dli  Sauhahn  aus  zahon  u.  a.  s.  M.  a.  a.  o.  iOi  f.,  vgl.  oben  Fischbeck  Gustin 
Karlbau,  Krebsbergfeld  unter  Krewitz,  Podegrund  unter  Potgrot,  Rostock, 
einigemale  endlich  hfingt  der  deutsche  ortsname  mit  dem  entsprechenden 
slavischen  gar  nicht  zusammen  s.  Kabelitz  Glenobie  Nitzendorf  Wolmirstädl, 
doch  hat  in  diesen  fällen  der  deutsche  nameu  den  ausser  in  Wolmirstädt 
ursprünglichen  slavischen  namen  nicht  auf  die  dauer  zu  verdrängen  vermocht. 
Die  spräche,  welcher  die  slavischen  Ortsnamen  des  in  vorliegender  arbeit 
behandelten  gebietes  angehören,  reiht  sich  dem  sog.  Polabischen  oder  Dra- 
venischen  an,  nur  bei  einem  kleinen  bruchtheile  der  namen  ist  herkunft  von 
einem  serbischen  dialekte  anzunehmen :  zur  erklärung  dieser  namen  sind 
demnach  die  uns  erhaltenen  trttmmer  des  Dravenischen  —  vgl.  Schleicher 
laut-  und  formenlahre  der  polabischen  spräche  Petersburg  1871  und  PfuhFs 
ausgäbe  der  dravenischen  sprachreste  (pomniki  polobjan  slovanSöiny)  im 
iasopis  tovafstva  maöicy  serbskeje  Bautzen  1863  1864  —  dann  das  dem 
Dravenischen  so  nah  verwandte  Polnische,  schliesslich  die  übrigen  west- 
sla vischen  sprachen  :  Cechisch  Ober-  und  Niederserbisch  heranzuziehen,  in 
dem  folgenden  Verzeichnisse  derjenigen  Wörter  und  stamme  resp.  wurzeln, 
welche  den  aus  personennamen  gebildeten  oder  von  solchen  unabhängigen 
Ortsnamen  zu  gründe  liegen,  sind  dieselben  nach  einem  bewährten  vorgange 
in  der  form  angeschrieben  worden,  welche  ihnen  im  Altslovenischen  zu- 
kommen würde. 


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Altslovenisch  baba  altes  weib 

Ortsnamen  baben? 

polnisch  babino  B.  babin  babina  g.,  vgl.  bobin  bobino  T. 

0^/.  bc^  ich  werde 

bandow 

vgl.  p.  familienname  b^dowski  M. 

p.  bagno  sumpf 

bahinneiz 

p.  bagenice  g.  bagnisko  PI.,  niederserbisch  bage^c  M. 

p.  bqk  hummel 

bahnitz 

p.  b^ca  b^&ki  T.  b£|6ek  g. 

asl.  bedro  schenket 

biederitz 

p.  Bedfyce  T. 

05/.  b^t^  weiss 

bellin,  bilitzholz.  beelitz,  belckau,  belicke? 

p.  belin  Beiina   iSelino  Beliny  Belno  Belany   Beiice   belica   beice  Balköv  Bai- 
kovo  Balek  Balka  Balki  T.  belici  »bielitz«  B.,  6echisch  belcowe  E.  b^litz 
hi\ei  R. 
ben — 

benz,  bonese?,  bonnein,  bömenzien 

c.  benitz  R.,  p.  Beüec  Bei^^dzice  bonin  T.  boniSyn  g.  banissin  1375  III 
ast,  bitb  geschlagen 
bitkau 

p.  biiköv  g. 
dravenisch  blana  wiese 
vorblaune?,  blaneiz,  blan?,  plähn? 
c.  blanice  M.  blänsko  E.,  p.  Monice  Uoüec  Uoüe  T. 
ast.  btato  koth 
blUtz?,  platschen?,  blatz? 
5.  blatce  M.  blatez  blataen  R. 
asl,  bob^  bahne 
bobelitz 
p.  bobolice  T.,  oberserbisch  boboice  »boblitz«  ns.  bobolice  M. 


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64 


A.  Brückner,  die  slavischen  ansiedklungbn 


(isL  boffb  gott 

bositz 

c.  bozice  E.  bozetz  R.,  p.  bosici  B.?,  vgl.  ö.  boSice  M.,  p.  bosovice  T.  (asi. 

bos'B  barfuss) 
asL  holij  grösser  besser 
polkau,  pollwitz,  volkwitzer  feld,  polzuhn 
6.  boIkoY  bolikov  bolechov  bolochov  bolikovice  bolesin  M.,  p.  bolköv  bolovice 

bolechovec  T.  bolechöv  g.  bolkovice  »polkwitz«  bolevice  »bollwitz«  l., 

vgl.  balköv  polköv  polkovo  T.  polkowici  »pohlwitz«  B. 
bor-  (p,  bör  kiefemwald  asL  borh  kämpf) 
berckau,  börritz 
p.  borköv  borkova  borkovo  bofykova  borychöv  l>orovice  borkovice  T.,  c.  bor- 

kovice  M.,    vgl.  p.  borköv  T. 
p.  brama  thoi*  p forte 
brohme 

ns.  brama  M.,  6.  bram  R.,  vgl.  p.  bramka  bramki  T. 
asL  bram  genommen 
brunau,  brunkau,  brenneiz 
p.  branev  branno  branköv  branica  T.  branice  g.,  vgl.  brenica  brynica  biV 

nice  T. 
asl.  branh  kämpf 
barneiz 

p.  bronice  T.  bronica  g. 
asL  bristb  ulme 
briest 

L  bresl  briäte  M.,  p.  bresö  hhi6e  T.  g. 
asl.  brSza  birke 
brietze,    briez,   brietzke,    bretsche,  breis,  vorbreis?,  verbresa?,  briezfein, 

brisen,  briesenthal?,  bresson,  briseneiz 
c.  bfiza  brizi  bfizka  b^ezina  »briesena,    ns.  bfaze  »briesen«   bfaski  »brieske« 

M.,  p.  b^oza  bfeie  bfoze  brozy  bfozve  bi^ezüa  breziio  brezno  T.  breiec 

bfezina  bfeziny  brezinka  bi*ezna  bteinica  g. 
asL  brod^  furth 
brudeke  oder  brudene? 

p.  brodki  g.  brodi^a  brodne  T.,   L  brudek  broden  R. 
ftroA- 
brUchau 

p.  brochöv  T.,  vgl.  bryköv  T. 
bryl- 

brelitz,  brillow 

p.  brylisko  T.  brylevo  K.  breile  (brilow)  sl.,  vgl.  brulino  T. 
asl,  *bin>k-  p.  barki  schultern 
bergzau 
p.  bariköv  g. 


V 


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IN  DBK  Altmark  und  im  Magbeburgischbn. 


G5 


asl.  *bii»th  p.  bare  bienenbeute 

berkau  (berlecow) 

kleinrussisch  bortköv  g.,  vgl.  p.  barcikowiz  B. 

0^/.  buditi  wecken 

baden,  baudisin 

c.  budin  budiäin  ns.  budysyn  M.,  p.  budzin  budieSyn  T. ;  ist  nicht  bandisin 

zu  lesen  =  p.  *b^dieäyn  (g.  b^diesyna  T.  b^diechöv)? 
buh-,  asl.  buky  buche 

buckau  (bucounici),    buckow,  böckwitz,  bUckwitz,  bUcknitz,  bUssen? 
OS.  ns.  bukov  6.  bukov  bukovi  bukovice  bukvice  6.  ns.  buchov  M.,  p.  buköv 

bukova  bukovo  bukove  bukovec  bukovice   buiyn   bucyno   ])uehovo  (by- 

chava  bycyna)  T.  buchovo  buäna  ka.  buchovice  g. 
asl,  byh  gewesen  ^ 

bülilz 

p.  bylice  T.  g. ;  s.  ne 
0^/.  bh%h  hollunder 
basinneiz 
c.  bzenica  M.  ^^ 

p,  capla  reiher 

schäpliiz 

p.  capHce  T. 

asl,  anJiy  kirche 

zerkow 

p.  cerek6v  T.  g.,  vgl.  cergova  g.,  eher  p.  äeraköv 

asL  cnm  p. .  caimy  schwarz 

zernitz  (zerlitz),  schernekau,  schernikau,  scheeren  (schorne)?,  zehren  (zerne)? 

p.  cernica    6eniec    £arnköv    iernichöv    (schernecow  B.)    ieniechöv    carna 

carne  g.  cernice  cernice  cerniköv  6ernikovo  carüa  cerfie.T.,  6.  cernitz 

&erni£i  cemetz  cern^kov  6ernikau  cerna  B. 
05/.  crbtb  p.  cart  teufel 
schartau,  zartau,  scharteucke 

c.  £ertuv  certova  M.  £ertovka  B.,  p.  6artovo  öartovek  T. 
asl.  crbvem  p.  cervony  roth 
schermen,  zerben? 
p.  6ermno  T.  6ermna  Termin  g.,  6.  fcerven6  cervenä  cermna  M. 

asl,  dqbh  eiche 

dambeck?,  demsin 

p.  d^bek  d^bki  T.  dambiscin  B.,  c.  dub6any  B.  dubißn^  dubi£ina  dube&no  M. 

asl.  dah  gegeben,  dnlja  weite 

dalchau,  dolchau,  deltzin 

p.  daliköv  dnlköv  dalechovy  T.  daleSyn  g.,  i.  dale&in  H. 

asl.  dam  datns 

Brlkckner,  Slavische  Ansiedelungen.  5 


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66  A.  Brückreii,  bib  sla vischen  ansibdblungbn 

dönitz,  dannigkow 

p.  datkec  sl.  daiice  danköv  dankovo  T.,  vgl.  6.  dunice  H.  doniti  dikiis  R. 

asl.  darb  gesdienk 

dOrnitz,  darnewitz 

6.  dafenice  croatisch  daranovac  M.,  vgl.  p.  tarnovec  {trhm) 

asL  ded^  grossvater 

dudizi 

p.  diedzice  T.,  2.  dSdice  M. 

asl,  dim  tüunder,  divij  wild 

dewitz 

5.  divitz  diveiz  H.,  vgl.  d^vice  M.  (dSva  Jungfrau) 
asl.  dhffb  russisch  dolgij  lang 

dulgezyz  ^ 

vgl.  p.  dhigoS  T.y  klr.  dolzyce  g. ;    doch  ist  die  lesung  richtig? 

asl.  doblh  edel 

dawitz,  towaiz,  tobeiz,  tabeiz,  döbbelin 

p.  dobca  dob^yce  g.  dobiatz  sl.  dobeä  doblin  T.,  £.  dobiiin  M. 

asl.  dobrb  gut 

dubreze,  dobritz  (dobernitz),  dobbrun,  dobberkau 

6.  dobfice  dobfejice  dobfenice  H.  dobrnitz  dobrenz  dobr*ichov  dobfikov  R., 

p.  dobfyce  dobrec  dobrenice  dobfenice  dobroi)   dobryii  dobraköv  dobfy- 

köv  T.  dobrechav  B.  dobrköv  g. 
asl.  doh  dolina  thal 

dolle,  dulei?,  dohlken?,  daUin,  duleiz,  dölnitz 
p.  do}y  dolna  dolne  dolina  doliny  g.  dolko  B.  dolany  doliska  dott^a  dolnica 

T.,  6.  dolenetz  R.,  slovakisch  doli&  dolce  serbisch  dolac  M. 
a>sl.  dornt  haus 
domenitz 
p.  domanice  T. 
drag- 
drogawiz 

vgl.  p.  dragaöe  T.  dragasöv  klruss.  drahasymöv  g.  und  p.  dnakoviiyzoa  T. 
p.  drozd  drossel 
drüsedau 

p.  drozdöv  drozdovo  T.,  2.  druzdau  drozdov  R. 
asl.  drbiati  p.  dieriSö  festhalten 
darsekau 

p.  d^eriköv  T.^  i.  drikov  H. 
asl.  drbva  draven.  drova  holz  dravdna  hölzern 
derben,  dreufain,  drewis,  drewitz,  driwotz 
p.  drevnovo  T.,  vgl.  6.  dfevce  drevii  dreveS  M.  dfeveCz  di*eviU  R.,  p.  dre- 

vica  drevec  drevce  drevca  drevii  T. 
asl.  dybati  schleichen 
dipkow 


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m 


DBR    AlTMAKI    und    IM    MäGDIBUMISGHEN. 


67 


p.  dybköv  g. 

(ul.  dyhati  athmen 

dessau 

p.  dyiöv  T.  dySkÖY  g.,  vgl.  daäava  g.  dasov  sl. 

asL  gqsh  gans 

gense?,  genzien 

p.  g^s  g^in  g^sin  g^sina  g^isne  T.  gansino  B. 

05/.  glad^  hunger 

gladau,  gladigau 

p.  glodoYo  ka.  T.,  6.  hiadov  R.,  vgl.  p.  gtodki  g}ad£yn  T.  gtadySöv  g. 

asL  glava  köpf 

gloine;    sagellafk,  sögelafken,  sollafken,  soldfchen,  toollappen,  saoHdf,  sotafT 

u.  a. 
p.  g}ovina  g^övne  g}övno  T. ;  s.  js^a 
asl,  glina  lehm 
glinde  (gline)?,  glinow,  glinker,  glinkerroark,  gleinken,  gleink,  gleinke,  glei- 

necke,  glienecke,   (klinke,  klinkow,  klinkau,  klinze,  klinkus)  ? 
p.  glin  gtina  gliny  gliüe  glinno  glinka  gli^ak  glinnik  T.  glinna  glinne  glinik 

g.  glince  glinö  ka.,  6.  hlinsko  hlinsk^  M. ;  glinde  ist  »vielleiohi  slaviscfa« 

Förstemann  Namenbuch  II  585,  vgl.  Glinde  im  Braunsehweigisohen  und 

Glindenberg  wo.,  Glindow  (glinde)  bei  Potsdam,    doch   Glintfeld  (glind- 

neiden]  in  Weslphalen? 
p.  gnady  fahlroth 
gnadau 

kir.  hiiidava  g. 
asl.  godb  naiqog 

gödnitz,  gadow,  gommern  (guntmiri] 
6.  hodnice  hodovo  M.,  p.  godnice  B.  godynice  godöv  T.  godova  g.,  rgi.  gadöv 

gadovo    gadava  T. ,    asl.  *godom^n>    vgl.  nsl.    godom^rci   godomarci  N., 

personenn.  nsl.  godemir  serb.  godomir  M. 
russ,  gogoV  quackente 
gagel,  gugall? 

p.  gogole  gago^y  T.,  i.  gügel?  höhal?  R. 
05/.  goh  nackt 

galeiz,  galeisch,  gulliz,  guleiz,  gülitz,  gollwitz,  goleins 
c.  holice  holenice  M.,  p.  golec  goliea  golice  golca  golbice  golavice  goliüsk  T., 

vgl.  galice  galevice  T. 
gor-  (asl,  gora  berg^  gor^i  glühen) 
gohre,  görne,  göhren  (gorne),  göreiz,    garreisch,  gorisse,  göreke,  das  görtzi- 

sehe  feld 
p.  göra  görna  görne  gofyce  g.  görno  goreü  goreü  goryÄ  görske  gorce  goreck  o 

T.,  c.  horsko  croat.  gori&ko  gori&ki  goriika  M.;  s.  na^  po(h  und  za 
asl.  gosth  gast 


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68  A.  Brügknrii,  die  slavischbn  Ansiedelungen 


gestien  (gustin),  hostin,  guseneitz,  güssau,  httselitz 

i.  hostin  hostyh  hostyn^  hostim  M.,  guseneitz  ist  drav.  »jüsteneiiz  heisst 
soviel  als  ein  gastland,  gast  heisst  jUst :  in  allen  Zeiten  wenn  die  vogte 
haben  in  dorf  gekommen,  so  hat  sie  der  schnitze  bewirthen  müss« 
Parum- Schnitze  192,  p.  gostyüe  gostoi^  gosöenna  gosöennice  goscit^ec 
(als  appellat.  gasthaus,  gastgeschenk  und  landstrasse) ,  gos6evo  go&£ova, 
vgl.  choä6evo  chudzevo  gozdöv  gozdovo  gozdova  gozdy  gotd^e  gozd  und 
guzev  guiöv  gniavka  guzövka  gzöv  gzovo  T.,  goslice,  vgl.  goilice  gosto- 
lin  guiiin  T. 

grab-  (p.  grab  weissbuche,  asL  grabüi  rauben) 

grabau,  grabow,  grafein,  grebs  (grobizi),  grüben,  graben,  grevena? 

i.  hrabovo  hrabiSti  hrabice  ns.  grabice  grabin  M.;  p.  grabica  grabice  grabee 
grabina  grabiny  grabno  graböv  grabova  grabovo  grabove  T.,  vgl.  p.  gro- 
bice  grobce  T.^  6.  hrobetz  hrobitz  hrobisch  R. 

a^l,  grad^  matter  hürde,  p,  gröd  di^av.  gord  schloss 

garz  (gardiz),  grätz,  gehrden,  gritzehne   (grozzene) 

£.  hradec  (gratz)  hradce  hradci  hradno  M.,  p.  grods^ec  »gradec  grodecz«  B. 
grodzisk  grodzisko  grodno  grödna  grodzany  grodzeü  T. ;  s.  podh 

asl.  grakb  p.  groch  drav.  gorch  erbse 

jarchau  (garchow) 

p.  grochöv  grodiova  grochovo  grochovy  T.,  c.  hrachow  R.  oder  p.  jarochöv 
T.  s.jarbl 

asL  grebent  kämm,  p.  gfyb  pilz  schwamm 

grieben?,    grflvenitz,  gribs,  riebau 

p.  gfebet^  T.,  klr.  hrebei^ce  hrebenna  g.,  c.  hieben  hfnbsko  M. ;  zu  gravenilz 
vgl.  p.  grabovnica  T.  g.;  riebau  ist  p.  grjböv  gfybova  grybovo  T.,  den 
namen  von  ryba  fisch  abzuleiten  geht  des  Suffixes  wegen  (p.  r^biny  T.) 
nicht  an 

05/.  grom^  donner 

grttmitz 

p.  gromec  g.,  6.  hromitz  R. 

ffron- 

granau 

i,  hronov  M.,  p.  gronöv  gronovoT. ;  granow  u.  ä.  vergleicht  M.  lY  466  mit 
granica  gränze^  p.  sl.  granove  PI.  granovo 

asl.  gruda  schölle 

grtttz  (grucz) 

p.  grudza  g.  T.  grudze  grujec  (aus  *grudiec)  T. 

asL  grvia  pirus  (hrusa  *kruSa) 

grassau,  grossow 

p.  gruäöv  T.  g.,  6.  hruSov  hruSov6  hruSovjl  M. ;  hieher  können  auch  krttssau 
und  cruzeze  (p.  gru&£yce  T.,  i.  hruäice  M.)  gehören 

asl.  gr^b^  rücken  p.  garb  buckel 

garbe  (charwe)?,  garmeiz? 


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irr  DEK  Altmark  und  im  Magbebcrgisgren.  69 

kir.  horby  s.  grbica  M.,  vgl.  p.  gorevnica  gorenice  T. 

asl,  gvozdh  nsl.  gozd  wald 

güsekau 

p.  gozdziköv  T.,  vgl.  gostköv  gostkovo  T. 

gid-  ( :  god-  =  faxt-  :  hol-) 

jeetze  (gediz],  jediz,  kedeitsk? 

p.  gec  (ghedez  gedcz  gdecz  ghedt  B.)  gdeäyce  g.,  c.  hedecko  R.  kd^sice  £. 

asl.  hhrm  p.  *cheim  hügel 

galm  (golme) 

p.  chehn  chetmo  T.,  os.  kholm 

asl.  *hqih  p.  ch^c  lust 

genihin 

p.  ch^ciny  T.  g. 

hol- 

kaliU  (colditz),  kolbitz 

c.  choltice  H.  colditz  E.,  p.  choltitz  sl.,  klr.  chofovyci  M. 

hom-,  vgl.  p.  chomik  hamster? 

chimeiz 

p.  chomice  T. 

hör- 

karow  (köre),   chörau,  kerkow,  kerkuhn 

c.  chofovy,  p.  choröv  choreva  chorevo  chorki  chorchoäki,  chafev  charchöv  T. 

chorokova  chorkövka  g.,    vgl.  g.  korköv   sl.  karchöv  PI.  karchovo  (kar- 

gova?)  T.  kargöv  karkovo  korchöv   korchyüe;    vgl.  p.  kuröv  kurovo  T. 

kurova  g. 
asL  hoth  sucht  hoUii  wollen 

küthen  (cotim),  chüttlitz,  keltelwitz,  gothe  (gottowe) 
p.   choceii    chocim    chociv    chotöv    chotynia   T.     chotlicz   III    choöei)    chocin 

chotova  g.y    c.    chot^litz   R.    chot^Isko  chotün    s.   hotiloviöi  M.,    vgl.  p. 

chodöv  T. 
asl.  hud%  klein 
chüden? 
vgl.  p.  chudzyn  T. 

asl.  jaje  ei 

jeggau 

p.  jagov  B.?,  vgl.  T.  gagovy  gajevo  gajev  {gaj  hain) 

asL  jama  grübe 

gameitsch,  jameitZ;  getnnitz  oder  gevenitz,  jävenitz,  jameneiz 

nsl.  er.  jamnica  ns.  jamnice  jamice  i.  jemnice  jemniätS  M.,  p.  jamniea  g. 

asL  jarb  heßig 

jahrsau,  jerichow,  iritz 

c.  jarosov  jarovice  M.  jareschau  R.,  p.  jarcev  jarievo  jarSov  j^irosevo  jarosöv 


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l  70  A.  Brückner,  dir  slayischen  Ansiedelungen 

» 

jersöv  T.  jarycöv  g. ;   jericbau  ist  wohl   p.  *jarychovo,  vgl.  jarysek  T. 
jarysevo  PI.,  sonst  vgl.  jarochöv  T.  jarkov  sl. 

5.  jasen  p.  Jason  esche 
\  jeetze(l)   (jesne)? 

slovak.  jasennä  bach,  p.  jasela  jaselka  bäche  g.  H.,  jaseü  jaseüe  jasenna  Jason 
•  jasonna  jasony  jasüa  T.;  oafafik  hielt  Jeetze  für  »jesna«,  D.  Szulc  für  »jeza« 

p,  javor  ahom 
<  jübar  (jobere) 

I'  nsl.  er.  6.  javor  p.  klr.  ns.  javora  c.  javory  javofi  M.,  vgl.  »gross  jober  = 

i  javorskä  velkä«  und  jaberlich  i>javornik«  R. 

I  asL  jelenh  hirsch 

i  elenaw? 

I  p.  jeleüöv  jeleiievo  T. 

j  (wi.  jezero  see 

l  gieseritz,  jesseritz,  jeserig,  ziesar  (ezeri  seiesere) 

[  i.  jezero  jezera  jezer  jezernice  er.  jezeriSce  sl.  jezeree  ns.  jazorce  M.,  p.  jeie- 

^  fyska  jeiovki  je^orka  jetorko  g.  jeioro  je^ora  je^ory  je^erki  jeiersko 

I  je^efec  T.     der  Wechsel  der  namensform  ezeri  und  seiesere  ist  folgen- 

{  dermassen  zu  erklären:    die  Slaven  hatten  zwei  gegenden  nach  deren 

j  wechselseitigen  läge  am  see  (vgl.  4552  ein  sehe  tzu  tziesar  am  schlösse 

.1  gelegen,  heute  der  alte  see)  "^jezerje  und "^zajezerje  benannt;  die  Deutschen 

j  denen  beide  namen   bekannt  waren,  gaben  im  laufe  des  XIII  jahrhun- 

.1  derles  den  ersten  namen  gegen  den  zweiten  auf 

j  (ul.  jeib  igel 

gesow,  gischau 
;  6.  s.  p.  jeJevo  c.  os.  jeiov  M.,  p.  jeiov  T.,  c.  jeikov  R.,  vgl.  p.  jascöv  T. 

asl.  kqkolh  roden 
kunkelfeiz 
p.  k^kolovnica  T. 

asl.  kah  kothj  kal-  (nach  M.  I  nr.  460  »schwär zu) 

kalow,  kaleiz,  kailehne,  kallin  (karlin)?,  kaleneiz  (kaknemeneiz)  ?,  koleilsk 
I  er.  kaliö  6.  kalenice  kalist^  H.  kaletz  R.,  p.  kalava  PI.  kalnica  kalna  kalue 

g.  kalöv  kaleüe  kaleA  kalet^ec  kalenice  kaliska  kaliski  kalisko  kalis  ka- 

liSe  T.,  vgl.  kalina  kalino  kalinovice  (p.  kalina  eberesche)  ko^ova  ko(ovo 

kolnica  (p.  koto  rad)  T.  kolonice  g. 
asL  kamenh  stein 
cammin,  kemnitz 
c.  kämen  kamenica  kamenice  os.  kamena  kamehca  kamenica  N.,  p.  kamen 

kamenna  kai^on  kamonna  kamedec  kamenica  kamenice  T. 
asL  klada  p.  ktoda  haiAlotz 
kladen,  klüden,  kloderim,  klotze?,  klotz? 
ns.  Uodna   6.  kladno  kladn6  kladnä  H.    klad(e)ruby   zwölfmai,   kladina  R., 

p.  klodna  klodzice  ktocko  T.  kiodsko  (glatz)  B. 


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IN  D«R  Altmark  und  IM  Magdsburgisghen. 


71 


c.  klen  p.  klon  ahorn 

kleinau,  kleyn  (clenobie),  (flurnamen  klan,  kläO|  kläm,  kldhnsken,  klensken)? 

i.  kleny  kteni  klenov  klenov6  kleaice  M.  kleni  R.|  p«  kleheve  klon  klooovo 
klonova  klonöv  kloni&ki  T. 

klep- 

klappin,  klopin,  klappau,  kleps 

vgl.  Parum-Schultze  190  »die  reisen  waren  von  grossen  knöpfen  wann  sie 
ausschlagen  wollen  und  die  heissen  kleipken«  bei  der  erklärung  des 
flurnamens  kleibjoste?;  c.  kleppen  klepsch  R.  klepy  (clcppin)  £., 
p.  clepen  B.  kleppen  klebsch  sl.  klepy  T. 

asL  kliita  zange 

kleistau 

p.  kleSööv  g.  kleS&ova  kleStöv  T. 

klet- 

klatz  sechsmal,  kleitz,  kleiz,  kleitsch,  kleitzke,  klietz,  klitsche,  klitzke,klietznick 

Parum-Schultze  »klatz  da  waren  vor  diesen  junge  heistern  an  den  weg  und 
auf  das  land,  davon  bat  es  den  namen«,  vgl.  stab-klätz  stöckchen- 
klatzaje  175;  ns.  klecani  kle&e  £.  klecany  kleteSnä  M.  kle&at  klecetai6 
kletschen  kletz  kletitz  R.  kletec  kletica  £.,  p.  clececi  B.  kleca  klecany  g. 

asL  kljuch  Schlüssel 

klützow  (clutzowe) 

p.  klucöv  g.  klucevo  kluscvo  T.,  c.  klucov  R. 

asL  khka  poples 

kttizow 

p.  ketcev  T.  kelSava  g.,  doch  vgl.  p.  kulisevo  kulsöv  T.  kuliiköv  g. 

kkn- 

kolno 

p.  kolno,  velke  kolno  PI.,  kolno  in  Westprcussen,  kolno  dreimal  T. 

khjH? 

kolpin 

p.  kolpen  sl.  ko^pinek  T.,  oder  kioBa  K.? 

kob-  (asL  kobh  Wahrsagung,  kobyla  stute,  kovalh  schmied) 

kobin,  kobbel?,   kobla  (copbelake)  ? ,    köbbelitz,  kabelitz,  kaulilz  (cau%velitz) 

p.  cowale  cobula  (cobila)  kowelwicz  cobiliz  kobeliza  B.  kobel  kobela  kobele 
kobaika  kobelice  kobyle  kobyfka  koval  kovala  kovale  kovalki  T.  kobel- 
nica  kobylec  g.,  s.  kobilice  l.  kobylice  M.  kobel  kobil  kobilitz  koblitz 
kobilla  kobyli  kobylce  R. 

koh'  (asL  kohati  lieben) 

kasitz,  käcklitz,  kokau 

c.  koäice  kochov  M.,  p.  koäyce  kochöv  kochovo  T.,  vgl.  kochlöv  T.  kochlo- 
vice  sl.  kukovo  kuklövka  T. 

kok' 

köttscben,  ketschen,  kikernitz 

c.  kocin  kokätn  kokorin  H.,  p.  kokoryn  PL,  vgl.  kobernice  g.  kobreiicc  T. 


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72  A.    BuCCKIfER,    DIB    SLAVISGBEN    ANSIBDBLUNGRN 

asl.  kommif  mücke 

kämerilz,  kemmeritz,  kamern? 

s.  komarice  M.,  l.  komar  komaHiz  komorany  komorelz  komorno  R.,  p.  komar 

komarno  komai^ce  komory  komorne  komornica  T.  komara  g. 
hon-  (asl.  konh  pferd,  p.  konafe  agazones) 
könnern  (conre]  ? ,  kurrau  (kunnerow) 

p.  konary  g.  conare  »kunem«  konarowo  conareuo  B.  konafe  konafev  konarevo  T. 
asL  kopati  fodere 
quabitz 

p.  kopice,  vgl.  kopec  kopee  T. 
gäZ.  kopriva  brennnessel 
kopperreiz,  köpernitz,  kapeiri? 
er.  kopriva  S.  kopfivnice  koprivnica  M.,  p.  (copriuen  copriuniza  B.)  kopfyvna 

kopryvnica  T.,   vgl.  p.  familienn.  kopernicki 
asL  koryto  trog 
karith? 

5.  koryto  koryla  M.  korit  R.,  p.  koryto  korjta  T. 
kor- 

kerleiz,  dkerleiz? 
p.  kofelice  g. 

kos-  (asL  kosa  hciarflechte;  stehet;  kosh  amsel) 
kossau,  kussau' 

8.  kosov  M.,  p.  kosöv  kosova  g.  kosevo  T. 
p.  kot  katze 
göttlin,  Tgl.  u.  hoth 

p.  kotulin  kotuh  kotuha  kotovo  T.  kotad  kolöv  g. 
ast.  krabij  korb 
kOrbelitz,  kerbelitz 
p.  krolSelice  krobliee  T. 
krak- 
krakau 

i.  krakov  M.,  p.  kraköv  g. 
asl.  krasa  Schönheit  krashm  schön 
krassau  (crussow),  krüssau,  cruzeze,  krotzen 
p.  krasöv  krasova  krasovo  krasice  krasna  krasne  T.,  vgl.  T.  kraäev  kraäevo 

kraäöv  kruSev  kruäeve  kruäevo  kruäöv  g.  krosno  und  s.  u.  grusa 
asl.  krava  p.  krova  drav.  korvö  kuh 
karritz  (karwitz) 

p.  krovica  krovice  T.,  vgl.  karvice  T. 
asl.  kremenh  kieset 
krimeneiz,  kremkau? 
p.  kremeüec  kremenica  g.  kremeüovice  T.,  vgl.  kramkovo  T. ;  Parum-Schullze 

190  »kremin  heisst  so  viel  als  da  viel  kleinsleine  sind,  die  kleine  steine 

heissen  kremin« 


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IN    DIR    AlTMARK    »IfD    IM    MaGDEBURüISGHEN. 


73 


asL  kr^siti  aufwecken 
krissow 

p.  kfeäeT  kteäöv  T.  g.,  i.  kdieschov  kHschov  R.,  vgl.  p.  ktyievo  T. 
asL   krilo  drav,  kreidete  flügel 
krigeleiz 
p.   cridlitz  B. 
asL   krivb  krumm 

kre^iz  (criwiz),  krewcse  (cribci),  krive 

i.  kfivice  M.,  p.  kfyvice  kfyvica  kfyvec  kfyve  kfyve  kryva  T.  kfyvce  kfyvca  g. 
kuk-- 

kutze   (kühle)  f,  ktttzkow,  kugeleitsch 

p.   kuce  kuSek  ku6ki  kuSköv  ku2kovo  kuklin  T.    kukelicz  si.,  S.  kuklice  £. 
Ali/- 
kttlitz 

p.  kulicä  ka. 

asL   kurb  hahn  kuriti  rauchen 
koreitsch,  der  kiritz,  curozuzi 

über  die  beiden  ersten  namen  s.  s.  19 f.;  curozuzi  ist  vielleicht  curouizi  zu 
lesen,  p.  kurovice  T.  g.  kurovce  g. ;  s.  ne 

asL   Iqffb  hain 

iuhnseleitsch 

er.    ]u2nica  M. ;   s.  podh 

asL  Iqka  sumpf  p.  {(fka  wiese 

lunken,  lanken,  bischofsianke,  ientzen 

p.   I^ka  luki  l^k  IqSyno  l^ina  J^iany  l^ceri  l<?2no  T. 

p.   /an  hufe 

lanz,  laneiz,   (flumamen  lohne,  Ion)? 

p.  *any  lanovice  g.  lansk  lanscj  B.,  i.  lany  R. 

asL  lava  bank 

lowitz 

6.  lavice  M.,  vgl.  p.  lovJSa  lovi8  T. 

Ul-  (als.  läja  tante) 

lieleis  (Ittlei),  lilel  (leililz),   lerchau  oder  lelchau,  lelechow 

s.  leliöi  M.,  p.  lelechövka  leluchöv  g.  lelice  T. 

a^l.  Ush  wcUd,  nsL  Uska  haselstaude  p.  lascyna 

le(e)tze,  leetzer  kamp,  leiz,  losse,  laatzke  (locece),  loitsche  (loceko),  lotsche, 

(flumamen  lask,  losk,  loske,  laas,  laase,  laasch,  laschä,  lotsch)  ? 
p.   las  lasek  laski  laskova   lasova   lesna   leS6ava   lesie  g.    lasköv   lesce  lesak 

le^ev  lesöv  lesisko  leäcevo   lesiyny   le§2yno  T.,    vgl.  lazy  lazin  laziska 

(^nsL  la%  gereuU  M.)  lozy  T.   lozina  g.  (p.  ioza  palmes)  lose  losevo  T. 

(p.  los  elennthier) 
p.  lipa  linde 
liepe,  liepke,  leppin,  leips 


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7.4  A.  Brückner,  du  slavischrn  ANSisDRiUNaRN 

p.  lipe  lipina  lipiny  lipna  lipica  lipicc  lipsko  g.  lipec  lipce  lipa  lipe  lipka 
lipki  lipno  lipsk  T. 

asL  Im  drav.  Uiska  fuchs  .     . 

leischeiiz,  lieseitsch,  leitzkau,  ligzici,  lossewitz 

s.  Ijsice  M.,  p.  lisica  lisice  lisec  lisino  lisiny  lisk  liski  lisköv  T.  liskog. ;  die 
erklärung  bei  Parum-Schultze  191  »leitzeis  hcisst  soviel  als  fuchs,  es 
nmss  nothwendig  ein  ort  gewesen  sein  da  fuchslöcher  sind  gewesen 
oder  das  ist  ein  kalt  ort  laiid,  daswegen  mag  es  wohl  den  oamen 
davon  haben,  weil  es  viel  mist  bedarf  ist«  beweist  dass  auch  an  asl.  lysh 
kahl  anzuknüpfen  ist,  p.  lysec  T.  g.  lySjfaS  T.,  2.  lysec  lysica  M. ;  zu 
leitzkau  vgl.  i,  leskä  os.  Teska  »lieskaa  ns.  Teska  »lieske  lieskau«  H.; 
ligzice  ist  p.  lisice  T.,  doch  vgl.  i.  lisice  M.  liäitK  R.  (zu  asL  lihi); 
lossewitz  ist  p.  lisevice  lisovice  T.,  wie  auch  lessow  vielleicht  p.  lisevo 
lisöv  lisovo  liskovo  ist,  doch  vgl.  p.  lasko^ec  laskovice  T.  lassoviz  B. 

loh- 

lochow 

c.  lochov  M.,  p.  Jochöv  T.,   vgl.  lachöv  T. 

asL  lofm  bmch 

lameiz,  lohmk? 

6.  loDiek  lomnice  M.  lomec  lomitz  R.,  p.  lomnica  T. 

a^l,  Ijvbb  lieb 

lupitz  (lubitz) ,  lüben ,  lübs  (liubatici  lubicz) ,  löbnitz  (lubanitz) ,  lUbenilz, 
loburg  (luborn  Ivbvrj?,  lübberitz  (lubirniz),  illbritz  (elbemits),  liebars 
(lubasz),  lubars,  löbekühn,  lobbese,  lostau 

p.  lubice  lubi£  lubec  lubSa  lubai^a  lubaiie  lubeü  lubin  luboi&a  lubojna  lubeäec 
lubrai^ec  lubofyca  lubeir  lubeia  lubo^  lubochha  T.  lubne  lubeha  lubence 
lubaS  luboca  lubäa  lubyia  g.  lubochin  ka.,  £.  libef  liberec  liboHce  libHce 
libonice  libanice  libenice  libchyne  M.  lubochan  £. ;  liubatici  sind  die 
nachkommen  des  lubota  vgl.  p»  lubotyA  lubaty  lub^^töv  T*  lubatova  g., 
c.  liboc  libolov  M. ;  liboä  libeS  \\h\k  libuä  M.,  p.  lubstovo  T. 

asl.  ljud^  Volk,  Ijutb  heftig 

lütenitz,  lotkau,  lüttehne,  liederitz,  loddcritz,  Ittderitz,  luiduine 

p.  ludyi^a  lucii\  lucina  lutkövka  T.  lutkovo  K.  lutköv  lutynka  lator}§  g.^ 
c.  ludikov  litih  liteb  lideb  liderovice  M.  ludera  £. 

lug-,  vgl.  asL  nsl.  os.  luia  sumpf 

liuzeuua,  lUchen,  lauz,  luseiz,  Ittbe  (luge)? 

nsl.  luia  luze  i.  luze  luS^ice  luinice  M.  p.  lug  lugi  T. ;  zu  liuzeuua  vgl.  p. 
luiiev  hiScevo  hiäiöv  hi$£ova  T.  (asl.  luska  hülse)  p.  luievo  T. ;  vgl. 
Parum-Schultze  191:  »laugen  kann  man  zu  dieser  zeit  nicht  so  eben 
wissen,  dann  der  ort  weide  heisst  laug« 

lun- 

lunau 

p.  lunovo  ka.  lunave  B.  hiAev  luhevo  T.,  vgl.  lohova  g.  foüov  K.  Joöevo 
PI.  T.  tyhev  T. 


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IN    DER    AlTMARK    UND    IM    MAGDEBtRtilSCHBN. 


75 


mah- 
mechau. 


inessio,  muschawe 


c.  machov  masov  M.^  p.  masev  masevo  maSöv  masna'T.,  vgl.  mchovo  inesno 
mochovo  mosna  mosyno  mosyny  mechovo  mysiiyn  mySyno  T.  mysyn  g. 

asL  mah  klein 

mahlitz,  molitz  (molwitz),  mahlenzien,  mallehn? 

i.  malovice  malevice  M.  malenin  malin  R.,  p.  malice  matovidz  ma^yn  maleii 
malena  malede  malyh  T. 

man- 

menz,  mennewilz 

c.  inanici  manovice  M.  manSilz  (mencitz  minilz]  R.,  vgl.  p.  monice  T. 

o^/.  m€h  p.  mel  seichte  stelle 

Diellin 

s.  meljine  dsI.  melani  er.  meljaoi  M.,  p.  melno  T.,  vgl.  mah 

meritz,  mehrin 

p.  merjce  mefyn  T.,  vgl.  mirec  miroii  T.,  8.  mih'n  M. 

asL  m^to  ort 

mieste? 

c.  mSsto  M. 

asl.  mih  lieb 

milow,  melkow 

c.  milov  milovy  milevo  milkov  miiikov  M.,  p.  miiava  milköv  milkova  g.  milev 

milevo  milköv  mitaköv  milachovo  T. 
p.  mocar  sumpf 
malschier,  möser? 
c.  mocär  M.,  p.  mo2ary  g. 
moA- 

hohenmusin,  museneiz,  mösenlhin 
c.  mosnice  M.  p.  moäna  u.  a.  vgl.  mcJi-^  vgl.  mosconne  mos^nica  mysydec 

m^s^cin  (rh^so  fleisch)  T.   musyna  g.  (mucha  fliege) 
asL  mokrb  feucht 

inöckern  (mocrianici),  möckerwiiz,  mackrene,  michritz 
c.  mokr6  mokrä  mokHce  mokfec  mokHny  s.  mokranje  M.,  p.  mokirany  mo- 

kfyca  g.   mokra  mokre   mpkro    mokfyce  T. ;    Parum-Schullze :  »mttcra- 

neidsa  das  heisst  nasse  führe«, 
mar-,  vgl.  asl,  morje  meer,  mort  tod 

morz,  moritz,  marzan,  marwe,  marwitz,  moriciani,  meurritz 
p.  mofyce  K.  moravica  moravsko  g.  morsko  moravce  T.,  nsl.  s.  S.  morava 

M.  moriz  morecz  movrichani  E. 
asL  mostb  brücke 
mostein,  moostin 
er.  mostina  mostane  M. 
mot-^  vgl.  ml.  motiti  sq  agitari 


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Gopgle 


76  A.  Bhücknbh^  die  slayisghbn  Ansiedelungen 

mottekau,  möthlowshof,  möthlitz 

p.  motholevo  motholevici  B.    motkovicc  motSöv  T.,   vgl.  mettkau  sl.  malköv 

metel  T. 
mrhk-  (asL  mrbkati  dunkeln  mrakb  dunkelheü) 
marckau,  marquede? 
i.  mrakov  M.,  p.  inroköv  T.  mroSki  g. 

asl.  na  auf 

nagorit 

asl.  gora  berg:  p.  nagörki  nagofyce  T.,  klr.  nahorce  g. 

asL  ne  nicht 

nedlitz,   Diegripp,   nicurim^    nielebock,   neulitz  (nivilize),    nioplitz   (neuplizi 

nebeliz],  nesenitz,  netruzina,  neznini,  nezesouua 
asl.  dSlo  werk:  p.  üed^eliska  g.  i^ed^elisko  T.  nedelsca  nyzelicze  III,  c.  ne- 

delischt  R.;  a^L  gribh  pilz:  klr.  nehrybka  g.,  p.  negrbea  B.  negrbca  III; 

kur-:  p.  hekura  T.;  asL  Upb  angemessen:  p.  helepec  g.,  6.  nelepecM.; 

asl.  byh  gewesen:  p.  hebylec  g.,  vgl.  hebyJöv  podhebyle  g.  üebylaT.; 

asl.  znam  bekannt:  p.  üeznanice  T.,  vgl.  heznanki  T.  üeznanöv  üezna- 

novice  g. ;  asl.  drugt  freund:  vgl.  c.  bezdruzice  E.;  vgl.  p.  nacachovo 

nacestavice  T.? 
netr-  oder  nit-  (p.  podneta  anfachung) 
nettgau 

vgl.  p.  netowitz  B.,  c.  netovice  E. 
nid" 
Doyden 

vgl.  p.  nida  T.  nidek  g. 
nin- 

Dttntz  (nunitz) 
c.  ninice  M.,  p.  nynniz  B. 
russ.  niz  niederung 
nitzahne    nach    den    bcwohnern    einer   niederung    benannt   (*ni2ane),  oder 

p.  niziny  nizyhec  g. 
nyr-y  vgl.  asl.  nyrati  tauchen 
nierow 
p.  nyr  flussname  bei  Diugos,  ner  PL,  vgl.  nyrköv  g. 

asl.  0  um 

flötz  (ofHatz),  ozimzi?,  wöpel,  Utz  (usas) 

a^L  polje  feld:  p.  opolc;    asl.  plotb  zäun:  vgl.  c.  oploty  (oblatt)  R.,    sonst 

opalitz  opelitz  opolz  R. ;  asl.  os6kh  hagen :  p.  ose6  oseck  oseca  osei^ko  T. 
asl.  osa  wespe,  os.  vosa  espe 
wutzow,  wötz,  otz,  itz? 
c.  osov  osy  osi  M.,  p.  osscosowB.;  Parum-Schultze :  »wisseien  bedeutet  so 

viel  als  wenn  in  alte  Zeiten  bc  wespc  gewesen  seien  die  heissen  wissen« 


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IN  DER  Altmark  ind  im  MAGDSBiRGiscnRN, 


77 


asl.  ostrov^  werder 

wustrau,  wustrewe,  wusterwilz 

p.  oströv  ostrovo  ostrovy  ostrovec  oslrovce  T. 

poÄ-,  atich  pik"  und  peÄ- 

pechau,    pax   (pachwitz),  peckfilz,  bizzinici,  paschin 

c.  pfkov  pckovice  M.  pacin   (palzin)   paiiny  R.^  j).  paSyn  g.  pasha  T. 

pqk- 

pansau 

p.  p^czkowo  B. 

pa/-,  oäZ.  paliti  brennen 

palnitz  (pelenizi)  =  p.  paleAcc  T.,  vgl.  p.  polonovo  T.  (asl,  pelym  wermuth) 

asl.  para  dampf  drav.  porö  koth  morast 

parnitz  (purnitz) 

p.  parnica  sl. 

asl.  pis^k^  sand 

päsken?,  pizazen? 

p.  pasek  paski  paseöna  g.,  vgl.  pa^eki  pasecna  g. 

drav.  plosty  vgl.  plasnicky  nder  eine  hufe  landes  besitzt,  hüfnern 

plaslau,  plast,  plohst,  plust,  plaosten,  plöslen,  pläst,    plausten,   plastmey?, 

pittst,  plaste.  vgl.  6.  plastovitz  R. 
pUh-  (asl.  pl^h  kahlheit  os.  plich  kahl) 
plocbau,  plessau,  flessau,  die  plachwilzer  mark,  pletzwitz  (pliozuuuzi),  pleetz 

(plötz)?,  pläsch?,  platz? 
p.  T.  plechöv  plochovo  ploSöv  plecevice   plec  I   pJoäovice  g.    plaäöv  pleäöv 

pleäovice  B.   plachow  plechow  sl.  plagwitz  pläswitz^  6.  plesici  plesiuec 

plessov  E.  plechov  plesau  ples  plesche  pleschovitz  plöss  ploäkovitz  R., 

nsl.  pl^ä  pl^§e  pl^äa  plesivica   »pljeSevica  pleäevica  ist  der  name  vieler 

berge  in  Groatien  und  Dalmatiena  M. 
asl.  plotb  zäun 

plathe,  plathow,  plötzken,  plötzky,  platin,  plotin 

p.  ploihow  sl.  plattou  ptock  (ploczk  ploczsk  plotzk  etc.)  B.,  c.  plotiSt^  M. 
asl.  pl^h^  p.  pilch  rotte 
follscheiz 

Dsi.  polsica  M.,  vgl.  c.  pollschitz  R. 
asl.  po  nach 
peinlitz  (pomeliz},  parei,  poritz,  parys^  patzetz,  pazehs,  poztrigami,  püssnitz 

(pustenitze) 
asl.  mih  lieb:    pn.  6.  pomil  E. ;    raj-:  p.  poraj  poraje  T.;  asl.  rika  fluss: 

c.  pofi6i  pofic  M. ;  (wZ.  *s6kb  (p.  poieka  posec  verhau) :  p.  pose6  g. ;  asl. 

strigq  ich   bewache:    6.  stfehom   p.  stf'egom;    asl.   zhdati  aedificare:  p. 

pozdzenice  T.  ? 
0*/.  pod^  unter 
podegrin,  pökeritz  (potgorizi),  potgrot,  putlenz,  poltbold  (podbul)  ? 


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78  A.  Brückner,  dir  slavisghbn  ansirdelvngsn 

asL  gora  berg:   p.   podgörne  podgöfany  g.  podgorzyno  B.  podgöfno  podgö- 

^yce  T. ;    asL  gradb  maxier:  p.  podgrodie  g.,  6.  podhrad  M. ;  cal,  Iqgh 

hain:  p.  pod^^ze  g.   (B.  podlanze) ;   asl.  polje  feld:  nsl.  podpolje  M. 
asL  polje  feld 

poleiz,  fUleiz,  pöhlen?,  pollitz  (polnizce) 
c.  poliza  polic  E.   poljica   poljice   M.  polin  (poleii)  poina  B.,   p.  polana  po- 

lany  g.  poIice  polnica  T. 
pon- 

panneiz,  panneis 

p.  ponice  g.  ponez  B.,  c.  poniz  E. 
(isL  popeh  asche 
paplitz  (popeliz) 
c.  popelice  M. 
asl.  poph  pfaff 
poppau 

p.  popowo  popöv  T.,  6.  popova  B. 
(wZ.  praJtb  p.  proch  drav.  *porch  staub 
parsau,  persikau 
p.  proäova  g.  proscouo  proskau  B.  proäöv  sl.  prosev  proäkovo  T.,  vgl.  pariöv 

paräöv  T. 
pral-  (asL  phrati  ferire  lavare) 

prahlitz,  vgl.  den  namen  pralenberg  in  der  Sudenburg-Magdeburg? 
p.  pralici  B.,  vgl.  pfaMv  T.  (pril-) 
asL  pravh  recht 
frabonizi 

vgl.  6.  pravonin  M.,  p.  prav^cice  T. 
asL  prS-  t?or,  durch 

prödel,  predaliize,  preckall,  pressack,  priessick 
asl.  pr4ddh  gränze:  p.  pfed^elnica,  g.  c.  prödlitz  B.,  vgl.  p.  p^ydiahi  T.; 

asl.  kah  koth:  p.  pfekalec  g.,  vgl.  pfegaliny  T. ;  asl,  *sikh  (p.  presdia 

haag) :    p.  pfyseka  pfyseki  T.,  c.  pfeseka  pftseka  M. 
pr^jf-  (asl.  pr&j^ti  ergreifen) 
prinzlow 
asl.  slava  rühm:  p.  pfqcJav  (preneslaue  1256  III),  bulg.  pr^slav  r.  perejas- 

lavlb  M.  1] 
asl.  pi  bei 

prieweiz,  predemitz,  prisatine  (precekina),  prielopp,  trilopp?,  prtlplatsk? 
by-  (asl.  pribyti  adnasci):  c.  pribice  M. ;    asl.  domh  haus,   vgl.  pn.  6.  nedo- 

ma  M.,  wenn  predenitz  zu  lesen  ist,  so  vgl.  p.  pfydonica  pfydovnica?  g. 

sH-:  p.  pfy^etnica  zweimal  g.  (vgl.  g.  setnica,  fluss  osetnica  K.,  s.  fluss 

setnica);   l^  (a^l.  lipiti  ankleben):  c.  pfilepy  M. 


4)  es  ist  dieser  name  weder  premy^l  (Dominik  Sculc]  noch  prernyslöv  (Zaradski  463) 
noch  *prÄslavi.  {Safafik  II,  548  nnm.)  noch  *prislava  (Pervolf  36) 


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Ilf^  DER  AlTMARK   und   IM   Magdbbijrgisciiin.  79 

asl.  prSkh  schräg 

Pretzien  (briihiin),  preszici 

er.  precec  pricac  c.  pri6no  M.   presin   pressino   pfestice   prezchic  E.   pfeiin 

pi'e6itz  pHciDa  pritschen  R.,  p.  pfe6])e  pfe6yce  T.  pfe&yca  g.  priczyn  B. 
prih- 

prissau  (pressou] 

p.  piyäöv  ptyäova  g.,  pfysova  flussname,  pfe6öv  T.,  6.  pfiiov  pKSov  R. 
prhh-  (os.  porchava  bofist) 
parchau,  parchen 
p.  parchovo  Westpreussen,  parchan  B.,  parchai^e  dreimal  K.,  kir.  porchova  g.; 

Parum-Schultze:  » . . .  die  pofisten ....  werden  auch  porg  genannt  wegen 

ihrer  dreck :  wenn  man  darauf  tritt,  dann  berstet  es  und  sprUtzet  dreck 

heraus« 

putsitz,  putsitzenke 

p.  pucyce  T. 

asL  p^tenhcb  veoaaog  drav.  patinatz  vogel  patinsneizia  vogelbauen 

patinneitz,  patineiz 

vgl.  p.  ptaäkova  g.,  s.  ticevac  M.^  c.  ptenin  ptic  ptitsch  ptak(ov)  ptakovitz  R. 

asl.  phfih  stamm 

pinnow 

p.  pAöv  g.  pAevy  PL  prteve  prtevo  T.,  ns.  püov  »pinne«  M.,  6.  pin8  pinov  R. 

asL  radb  froh 

rademin,  reddigau,  redekin? 

p.  radomin   radzimin    radköv   radziköv  radzikovo  T.    radicow    radichouo  B., 

i.  radigau  »radechov«  R.  radkyn^  M. 
rah" 

rochau,  roschow 
p.  rachöv  rachova  T.  rachav  raäova  sl.  rasevy  PI.  raäev  raäevo  T.,  6.  raSov 

M.,   vgl.  (asL  rogfb  hörn)  p.  rogöv  rogova  rogovo  T. ' 
asl.  ralrja  flur 
röhl 

s.  ralja  6.  role  M.,  p.  role  T.;  s.  za? 
asl.  ram  frühe 

ronnou,  rohn,  ronney,  ronneiz,  rahnies 
c.  ronov  ranna  ransko  rantschitz  R.,  p.  ronow  B.  roi^sko  T.  raniäöv  g.;  vgl. 

(asl.  ravtm  planus)  6.  roveÄ  rovin  rovna  rovny  R.,  p.  rövne  rövüa  g.? 
asl.  ratb  kämpf 
rökentin 

p.  raö^cin  oder  radi^cin  T.  ?,  vgl.  rokiciny  rokitno  T.  (rokita  saalweide) 
asl.  raz"  %er^ 

rostock,  rosian  (rezegane),  rozmuzi? 
aü.  tokh  fluss:    p.  g.  rostoka  rostoki ;  gon-  (klr.  hony  feldweg  M.) :  p.  *roz- 


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4 


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80 


A.    BrÜGKNBR,    die   statischen    ANSIEDELUNGEN 


gon(y],    vgl.    fmn.   rozgonovski   und   Parum-Schultze:    »pttdjanDa  oder 

pidjon,  da  man  sich  kehret  und  wendelo^  oder  vgl.  p.  rosejov  T.  ? 
(isL  rqd^  reihe 
randau 
p.  f^döv  T. 
oäZ.  rika  fluss 

rielz,  relsch,  riez,  rietze,  riezer,  rietzel,  reez 
c.  rie6ka  fecice  M.  rec  R.,  p.  fecki  tecyca  T. ;  s.  po 
asl.  r^pa  riibe 
rapeiz,  reppin 

6.  fepec  fepcice  M.  rapitz  fepitz  R.,  p.  fepin  T.,  vgl.  p.  rupin(o)  T* 
asL  rod^  gehurt 
rüdow 
fc.  rodov  M.,    vgl.  ns.  nidov  p.  rudava   rudöv  rudovo  T.  zu  asl.  ruda  ers^ 

p.  rudy  rufus 
(w/.  rogozz  schuf  drav.  marrenkolbe  am  schüfe  ridgisenick* 
rogäsen,  rogätz 
p.  rogoiany  rogozino  rogo^ne  rogujii^e  roguzno  T.  roguino  foguine  g.  rogoz- 

no  PI.  rogoze  T.,  vgl.  2.  roho^ec  M. 
asl.  roiyb  gnAe 
röwitz 

s.  roviäöe  nsl.  roviäe  M.,  p.  rovce  roviska  T.,  vgl.  ravica  rubic«  T. 
asl.  ryüdh  roth 
ritzow 
p.  rydzev  rydzevo  T.,  vgl.  p.  fesöv  feievo  rycöv  fezevo  T. 

asl.  saditi  plantare 

zedau,  zehdenick  (zeddemick) 

p.  sadöv  sadove  T.,  vgl.  sedzöv  sadöv;  zehdenick  ist  vielleicht  das  deininu- 

tivum  zu  p.  äydzina  g. 
asl.  sqd^  urtheil 
sandau 
p.  s^döv  T. 
sah" 

sachau,  zachau,  ziazinauizi? 

p.  sachowo  h.,  c.  sachow  E.  äachov  er.  ^§inovec  s.  äaäinci  H. 
asl.  "^s^kb  s.  sjek  balken  s.  po  und  pr^ ;  der  flumame  sieken  siek  ist  deutsch; 

siek  »morastiger  ort((  s.  Pott  personennamen  ^  471  anm. 
asl.  sikyra  axt 
sekeriz 
c.  sekeKce  M.,  p.  ^eJceryce  g. ;    sekere   (seker)  bei   Jerxheim  seh.  —  einige 

einwohner  Jerxheims  zahlen  noch  den  sog.  sekerschoss  —  liegt  wohl  lu 

westlich,    als   dass  es  slavisch    sein   könnte,    sonst  vgl.  p.  sekerj  T., 

ö.  sekyf  M. 


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IN    DER   AlTMARK    UND   IM    MaGDE^URGISCHEN. 


81 


asl,  selo  fundus  seliste  habitatioy  6.  sedlo  pagfus^  m.  sedio  sü%y  p,  sedlisko 
iedlüce  area  in  Urkunden 

siedleitz,  zitlitz,  zielitz,  zieglitz,  zigeleiz ,  seggeleisoh,  zieleilsch  dreimal, 
zileiz  oder  zigeleiz,  zieleisk,  sileitseh,  zileiz  zweimal,  zieleiz  fünfmal, 
zieleitz,  sileiz  viermal 

c.  sedlce  selce  sedlice  M.,  sedlec  bei  E.  zedelec  zedlec  zedliz  zedice  sedlce 
sedlec  seedelec  sedlice  sceidllc  cedilice  sedlici  sedeliz  geschrieben,  p. 
g.  i^edlec  ^dliska  Sedlice  (sedelizze  zedüze  zedlitze  B.]  Sedice;  Purum- 
Schnitze :  »cideleist  kann  man  eigentlich  nicht  wissen  wie  es  auf  täutsch 
heissen  soll ,  denn  es  ist  ein  wendischer  name« ;  in  R.  kommt  sedlelz 
15  mal  sedle6ko  6  mal  sedliSt  9  mal  sedlitz  7  mal  vor,  in  T.  sedlce  3  mal 
Sedlec  4  mal  Sedlisko  4  mal  Sedliska  9  mal  Selce  4  6  mal 

zemmitz  oder  seimitz,  ziemeitz,  siems,  zemcici  ^ 

c.  semice  semcice  semei  M.  semeschitz  semitz  semtsch  B.,  p.  SemSyce  Samo- 

syce  SamuSyce  T. 
Äen-,  asL  sino  heu 
zens,  zienau,  scheinitz,  senatina 
i.  senec  senice  nsl.  senica  »zienilza  ns.  synei^ce  »zinnitz«  M.,   c.  senetin  B., 

p.  Sennöv  Sehava  viermal  g.  Sei^ec  Senica  Sennica  T. 
asl.  süije  saatj  sHiti  sq  meminisse 
sitein,  zittein,  sitainsk 

p.  Seöei)  T. ;  »s^utein  ist  soviel  als  ein  saattestück«  Parum-Schultze 
skram" 
scromelitz 

p.  skromnica  skromovice  T. 
asl,  slama  stroh 
schlamau 
p.  siomöv  T. 
asL  slava  rühm 

schleitz  (sl^utiz),  schlagenthin,  schlangewitz 

c.  slav6e  slav&ovice  M.  slavitz  slavnitz  B.,  p.  slavec  siavice  sJavsk  slav^cin  T. 
0^/.  sliva  pflaume 

schleiz,  schleiss?,  schleibnitz  (slevenize) 
nsl.  slivica  M.,  i.  slivenetz  slivonitz  B.,  p.  Slivnica  g.,  oder  c.  slavinec  sla^ 

vonice  slavni6  M.? 
asl.  smola  pech 
schmölau 

c.  smolov  M.,  p.  smolevo  T.,   vgl.  smilöv? 
asl.  smr^d^  plebeius  drav.  smardi  bauerschaft 
schmersau,  zmirditz 
p.  smardzev   smardzevo    smardzöv  T.    schmarsau  sl.,    vgl.   p.  smardzevice 

smardzovice  T. 
»50&-  adiumentuma  M.  I  31 2 j  asl.  sebi  p.  soSe  sibi 

Brflekner,  SlaTische  Ansiedelongen.  Q 


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82  A.  Brügknbr^  hie  slavischbn  ansikoblungbh 

sibau,  sibekow,  zöbbeniiz,  zebecore,  zobemeh 

p.  soböv  soboTo  sobköv  sobiköv  sobanice  soBe^ki  (zu  soBeü  soBe^e)  T.,  c.  so- 

b^nice  sobikury  H.   {asL  kurüi,  p.  sobekuröv  sobekursk  T.),  vgl.  i.  ce- 

biv  cebevo  M. 
asL  solh  salz 
schollehne,  zolitz 

£.  solany  er.  soljani  M.,   p.  g.  solei  solca   PI.  solai  sl.  solce  solec  T.  solca 
a^L  srbbim  p.  serb  Serbe 
zerpau,  zerwist,  serwitz,  seruan 
c.  srby  srbec  srbsko  s.  sn>bice  M.,  p.  serbinöv  T. 
sta- 

stoseze?,  staatz  (stacyst) 

p.  slavce  stavec  T.  (stav  teich),  stofeze  wäre  p.  slobicc  T. 
(ul.  starb  alt 
storkau 

L  starkov  M.,  p.  starcow  B. 
keg- 
Steglitz 

p.  ä6eglice  K.  Siyglice  g.  (p.  scygei  distelfink) 
asL  st6na  wandy  st^h  schatten 
steinitz 

ns.  söeüc  »steinitza  os.  äc6n<3a  »steinitza  er.  stiniea  s.  stenica  M. 
asL  sthjTb  säule  c.  zlup  piscinaculum  E.  844  r.  stolp  sttule 
Stolpen 

05.  stolpno  »Stolpen«  i.  sloupno  sloupn^  M.,  p.  stupno  (stoppe  stotpno)  T. 
asL  strcJih  schrecken 

strasau,  slresow,  striesow,  strezig,  strechnitz,  slarseneitz 

6.  straäov  strachoiiovice  straSniee  straäkov  M.;    vgl.  a^l,  strigq  ich  bewache 

stn'gq  ich  scheere  straidq  ich  dulde  u.  a.,  p.  stradzev  stradzöv  straäevo 
struzevo  st^e§evo  stfeäovo  stfyiev  stfyzöv  T. ;  starseneiz  ist  vielleicht 
p.  slrainica  warte;  vgl.  drav.  stresic  Pfuhl  58  stresick  streseicka  481 
Dzaunkönigo?;  s.  po 

/>.  struthen  bach 

Stramin,  gosenstremmin 

p.  strumany  T. 

asL  *itut-  p.  scut" 

scudicz 

p.  äcucice  T. 

asL  suUj  besser 

zttblen  (tzulen)?,  zollchow  (soUicbau),  soliteso 

p.  suliny  suliköv  T.  suiimy  sulechöv  sulkova  sulkovo  R.,  c.  sulikov  sulkov  M.; 
s.  Uiiti 

asL  suhz  trocken 

zuchau  (zucha) 


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IN    DKR    ÄLTMARK    UND    IM    MaGDEBURGISGHEN. 


83 


p.  sucha  g.  sl.  sucha  »zuchau«  Z.  suche  T. 

s.  svida  c.  svid  os.  ns.  svid  p.  svidva  hartriegel 

schweinitz  (swjdenicz) 

p.  svidnica  »swidnicza  B.,  vgl.  svinica  svidec  T.  zu  dsl.  svinija  schwein,  sve- 

nice  T. 
asl.  n  mü;  herab 
schwiesau,  schwölitz  (sualitzej 
asl.  byti  (s^iJbyti  impleri  evenire):  p.  zbyäev  zbySevo  T. ;  asL  volja  (vgl.  isvo- 

litt  praeferre) :  vgl.  p.  zvola  T.,  ävelice  T.  ? 

asl.  Usiti  trösten  utiha  trost 

techow,  thessen?,  degenitz?,  soliteso 

p.  cechöv  öechovo   öeäyn    (lessin  tessen  B  )  T.    öeäyDa  g.,   6.  tfäin   tfchnice 

tichonice  M. ;  soliteso  ist  =  "^sulit^sb,  vgl.  p.  sulis}avice  sulgostöv  u.  a. 

mit  c.  semil^ä  p.  dobroöeä  u.  a.  M. 
asl.  topolja  pappel 
töppel 

c.  topole  topoly  M.,  p.  lopola  lopolova  T. 
asl.  trqba  trompete 
trumpsice 
p.  Ir^bice  T. 

asl.  tr^iti  pur  gare,  p.  trebid  roden 
trebbau   (Irepow),   trabitz   (tribunicae),  trebbun,   trüben  (tribeni),  tribeen?, 

trafeisten,    trebenitz,    trebnitz,    triebeneiz,    trineiz,    trinaiz,   trimeneitz, 

trabnitzwiese 
c.  tfübovä  ti^eboun  tfebic  tfebiSt^  M.  tFebnilz  R.,  p.  tfebii^a  tfeboüa  g.  tfehee 

tlrebica  treBeh  tfeBehec  tirebina  tfebide  tiebüöv  trebuh  T.  tfebnica  (Ihrc- 

beniz]  B. 
asl.  trupb  cadaver 
trippehne  (tropeni) 
p.  trupeü  trupeüe  T. 
tuh-,  asl.  tusiti  auslöschen 
tuchow,  tuchovele?,  tocheim,  tucheim 
p.  tuchöv  g.,  c.  p.  tuchom  M.;    zu   tuchovele   vgl.  c.  vidovle  neben  vidov, 

ttebovle  neben  tfebov,  p.  tuchola  PI.  tucholöv  T. 
asl.  turb  auerochs 
thüritz 

slovak.  tufice  turica  M.,  p.  tutec  T. 
asl.  trbm  p.  öern  dorn 
tornau,  tornitz,  tarnewitz 
p.  tarnava  fünfmal   tarnavee   tarnavec  tarnöv   tarnovica  tarnovec  g.  tarnova 

tarnovo  T. 
asl.  tr^stb  röhr 
Irestein,  drastin 

6» 


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84  Ä.  Brückner,  die  slavisghen  ansibdelungen 

i.  trsti  Irstenä  M.,  p.  tfcana  fünfihal   g.  (fdane  iföanna  tfciny  T. 

asl.  ivoriti  schaffen 

toverwiese  (twergowe) 

p.  tvorkova  g.  tvorköv  sl.,  vgl.  tvorycöv  T. 

asl.  u  bei 

übbesitz 

os/.  ubüi  erschlagen?:  vgl.  p.  pn.  ubyi 

asL  ustije  mündung 

ustuire,  wüst  (wostilz) 

p.  ujsöe,  usöe  achtmal,  usöecko  g.  vuSc  »stolpraündea  ka.  wszdzicze  see  bei 
DlugoS,  £.  ousti  ous<  M. ;  Pervolf  38  reconstruirt  ustuire  als  ^ustb-urbe 
s=  Ohremündung,  vielleicht  *ustije  ory  (ury)  ? 

vavr-,  vgl.  p.  vavfynec  laurentius 

wabrenze  (lorenzfeld) 

p.  pn.  vavf^ta  M.,  prebislaus  laurentius  cevic  »vavfedcevic«  B.  vavfeiicyce  T., 
c.  vavfetitz  vavKnetz  R. 

asl.  velij  gross 

velower  forst,  wählitz,  valfitz(veleviz],  vellgau  (velchow) ,  vielitzmühle,  vehlitz 
(veliz),  wahlitz  (waltz),  wallwitz,  Ulnitz  (wilnitz),  vehlen  (ffehlim),  woliin 

c.  velice  velen  velenice  velynJ  veliv  velichov  veliSka  velviz  M.  velovitz  ve- 
lim  R.,  p.  velin  K.  veleii  velichovo  PI.  velova  veluA  T.  velim  welewici 
velen  velun  B.,  vgl.  c.  valov  vale6  M.  p.  walez  B.  valava  g.  valevo 
valevice  valim  valina  valköv  valovice  T.  zu  asl.  valili  volverCj  c.  vo- 
lyn^  M.  p.  voHi^a  g.  völ^üo  »woliin«  ka.  voleü  T.  zu  asl.  volja  wille 

asl.  v6no  dos 

vienau 

p.  veiiava  T.  g. 

asl.  v&t^a  fides 

wornitz 

p.  vefnica  T. 

asl.  veseh  froh 

uuissolizi 

c.  veselice  M. 

asl.  vfitij  grösser  weststav.  vqo- 

filschkow  (vintzkow),  wenzlau 

c.  vackov  vickov  vacikov  veclov  M.  vaclav  R.,  p.  v^clavy  v^cki  T.  v^ckovski 
familienn. 

cw/.  v^trb  wind 

weteritz 

p.  vatrovice  T. 

asl.  vinai^  winzer 

winare 

p.  vihary  T.  g.  winare  B. 


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IN    DER   AlTMARK    UND    IM    MaGDBBURGISGHBN. 


85 


asL  vitcUi  hospitari 

weltnitz 

c.  vitonice  s.  vitovnica  vilanci  M.,  vgl.  den  namen  bethenici  s.  4? 

0^/.  vlasth  herrschaft 

wlazdejske 

p.  *vlosciska,  vgl.  vloslöv  vloslovo  K.  wlostowa  fluvius  III 

05/.  vhkh  drav.  wauck  wuhk  r.  volkb  wolf 

wulsch  (wuHzkow),  wulkau   (wulcowe),  folgeneiz 

c.  vlckov  E.   vikava  vikovä   vlkov   vlkonico  vlkaDice  vikaneö  M.,    p.  vilköv 

vilkovo  vilkova  vilcevo  viliköv  T. 
aiU  voj  kämpfer 
wegenitz 

p.  vojnic  g.,  6.  vojenice  M. 
asL  vrana  drav.  wömö  krähe 
warnau  wernitz 

p.  vronöv  vronovo  vronove  vroüavy  vronice  T. 
asL  vrbba  drav,  warba  weide 
werben,  werbig,  wörmlitz  (uirbinizi),  fährfeis 
c.  vrbice  Dfürwilz«   vrbno  »würben«  vrbn6  vrbny   ns.  verbno   »werben«  M., 

p.  vefbica  vefbice  veirbka  vefbno  veiFbnik  T.  werbenice  B. 
oä/.  vrhh^  gipfel  drav.  wärch  häuffen 
ferchau,  werchau,  verchen,  ferchels  (vercblicz),   warchau^  ferchland,  ferch- 

lipp,  werkleitz,  vierilz  (versewilz) 
c.  vrch  vrchy  vrchov6  vrchovä  vrSice  M.,    p.  verchüa  vefchAa  vefchovce  g. 

vefchy  vefchovisk  vefchovisko  verchoviska  vetchovec  vefchovice  T.;    zu 

ferch-  vgl.  vr^h^  in  Zusammensetzungen:  p.  vefchlese  sl.  T.  virchreca  ß., 

vrhpolje  vrLhbdolt  s.  vrchlabi  c.  M. 
westslav.  vy  aus 
uuiplizili 

^'g^-  P-  vylazlöv  vysadlöv  T.  u.  a. 
asL  vysokh  hoch  vyse  höher 
fischbeck  (usica),  vitsch  (vitzke)? 
p.  vysoka  vysoke  T.,  vgl.  wisicha  im  Elsass  Försteman«  1557?,  c.  vysiceM., 

p.  wysz  I  vyski  T. 
<w/.  vhsh  all 
vuuzoboro 
05/.  borh  kämpf:   c.  vseborov  M.,   p.  vsobory  T. 

os/.  za  hinter 

sageiaffken  u.  s.  w.,  salleisch^  saleisken,  saleitsch,  salais,  salausch,  ziesar 
(seyezere),  zabeleitk?,  saarubl? 

asL  glava  köpf:  serb.  zaglavakM.,  vgl.  i.  vyhlav  dohlavice  R.,  p.  soglovek  sl.? 
pfyglöv  naglovice  T.,  serb.  podglavje  M.  und  Parum-Schullze  192  »so 
glaw  ist  so  viel  als  köpf,   köpf  heisst  giaw«;  asl.  UsPb  wald:  p.  zalese  T., 


L 


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86     A.  Brückner,  dibslav.  ahsikdelungbn  ii«  dbb  Altmark  und  im  Magdbburgiscbbii. 

klr.  zaiisöi  c.    zälesi  M. ;    asL  luza  sumpf:   £.  zaiuzi  M.,  p.  zaluie  T.; 

asl.  jezero  see :  p.  zajeiero  T. 
asl.  zaba  frosch  drav.  soba  frösche 
soeben  (sebin),  saffin 
p.  zabno  g.  iabina  sl.  iabin  iabino  T. 
iar-  (asl.  poiart  brand) 
sohrweiz 

c.  2arovice  M.  iaravitz  R.,  oder  p.  2uravice  2uravica  iuravec  T.  (zörav  kranich) 
zel"  und  zel-  vgL  ctsL  iah  dolor^  zelije  olera 
salau,  salchau  (selegowe),  sallenthin 

p.  zelöv  ielichöv  2elechöv  g.  ^el^cin  PI.,    c.  zeliv  (selev  selow)  £.  zalov  K. 
iih- 

sichau,  ziessau  (czitzow),  zitz  (zizouue),  zichtau 
p.  Jychöv  äychovo  T.,  c.  äichov  M.  äiSov  iiiov  6izov  und  cifeov  R.,  p.  cyiov 

cyäova  g.  cyäev  cyJevo  sycevo  T.,  vgl.  c.  cichtice  M.  p.  2ychcice  T. 
zid'  und  iit'  vgl.  asl.  ibdati  expectare^  iitb  vüa 
sydow,  siedeits,  ziedeitsch,  zietenitz,  zeitau,  zeisch,  zeiss,  zeitZ;  ziss,  zatsche- 

feld:  flurnamen?,  zitici 
c.  zdov  2d'ov  2idovice  idanice  iidenice  2ilenice  2itaya  iiie  s.  2idca  zica  M., 

p.  äylovo- Jyc  zytniki  Jyck  iyciny  äytovice  iydöv  jiydovo  2ydomice  T.,  vgl. 

p.  äyce  sycki  T. 
ztr-  (asl.  iirb  pascuum) 
zierau  (syrov) 
p.  äyröv  T.  iyrava  g.,  6.  iirov  R. 


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VERMEINTLICH  SLAVISCHE  NAMEN. 


Barby  k.  ist  nach  Z.  =  poln.  boryvoj,  die  Schreibungen  barebui  barebuye 
bareboye  barboie  zeigen  die  Zusammensetzung  mit  beuge  (bug,  biegung) 
auf,  vgl.  Brumby  1144  brumboio  1209  brumbeie,  Eibey  1159  elvebuge, 
Langenbogen  langebuie  1160  langebu  1371,  Sleckbi  früher  slichboie, 
Wiby  1164 — 1180  wiboie  1206  wiboge  u.  a.  »so  sehr  auch  die  beiden 
Iheiie  von  barboge  deutsch  aussehen,  so  ist  dennoch  der  name  wahr- 
scheinlich slavisch«  Förstemann  183 

Beixa  gauname,  pagis...  belckesheim  814  (belinesheim  cod.  XVII  420,  un- 
ächte  urk.],  in  belxam  938  belcseim  981 — 983,  in  balsamis  993?  belcsem 
1006  beickishem  1014  belsheim  1022  belchesheim  1052  belxa  1053-1071, 
balsmarlant  um  1151,  in  balsamis  in  balsamia  1160,  in  terra  balsamorum 
Helmold,  balsamie  1194 — 1228  u.  6.,  in  der  olden  marke  in  dem  balsem 
banne  1435  banni  balsamie  in  ecclesia  halberstadensi  archidiaconus  1525; 
9S0  sehr  auch  die  formen  auf  -heim  sich  als  deutsch  kundgeben  so  ist 
es  mir  doch  wahrscheinlich,  dass  hier  nur  eine  umdeutung  eines  ur- 
sprünglich slavischen  wertes  vorliegt«  Förstemann  197  »slavischer  name 
=  bdaja  zemja,  b^lozemja  weisslanda  Zeuss  661  anm.;  ebenso  Pervolf 
35  u.  a. 

Biere  k.,  »lässt  sich  der  name  gut  aus  dem  slavischen  deuten?«  Förstemann 
223;  der  name  scheint  deutsch 

Biese  fluss  in  der  Altmark,  angeblich  =  slav.  py2a  (?)  Z.  15,  der  auch  von 
einer  iema  pyzka  =  Altmark  weiss;  vgl.  die  Ortsnamen  biese  oder  beese 
or. ;  der  grosse  und  kleine  biesehof  or. ;  biesenthal,  1.  biesedal ;  hegen 
byze  hof  bei  Stendal  H.;  biesewede  auch  beesewege  st.;  bysewede 
im  1. ;  bisinburg  bisenrode  u.  a. 

Dodeleben  hohen-  und  nieder-  wa.,  dudulon  tudulon  937  dudulun  946  tuthe- 
logun  1063  dudeloge  1144  dudelege  1209  dodelege  1233;  dieser  name 
hat  mannigfache  controversen  veranlasst,  vgl.  Geschichtsblätter  III  334  ff., 
lY  11—28  und  203—207;  mit  Siaven  hat  derselbe  nichts  zu  schaf- 
fen und  verfehlt  ist  Landau's  ansieht:  »die  endung  -leben  bildet  eine 
tlber  alle  länder  welche  ehemals  slavisch  waren  oder  dies  noch  jetzt 
sind,   verbreitete  grosse  famiiie   und   kann  darum   auch  nichts   anderes 


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88 


A.  Brückner  ,.  DIB  slavischekt  ansiedbluktgen 


als  eben  slavisch  sein«  (Correspondenzblatt  von  1862,  vgl.  Terrilorieo 
273  »die  unzweifelhaft  slavische  endung  lebemc),  zum  namen  vgl.  Doden> 
dorf  wa.,  978  dutonthorp  im  gau  norththuringe 

Fischeribbe  1375,  1442  villa,  1472  wüst  lag  am  Tanger  bei  Jerchel  wo  noch 
jetzt  ein  forstort  diesen  namen  trägt,  auch  viskeribbe  wischerup  bys- 
ribbe?,  fälschlich  rysribbe,  rystobbe  1345?  geschrieben  Danneil;  nach 
Pervolf  74  anm.  2  =  fisch  +  slav.  ryba  (fisch) 

Genewara:  quartus  exercitus  (Karls)  pervenit  ad  magedoburg  et  ibi  vasta 
verunt  regionem  genewara  (mon.  1  308;  genewana  II  258)  805  »viel- 
leicht ein  Slavengau  auf  dem  rechten  Elbufer<c;  Pertz  liest  gevewara  = 
gau  weri,  =  ultra  salam  super  hwerenafeldo  806 ;  Ledebur  archiv  YIl  38 
und  Winter  geschichtsblätter  IV  320  —  349  erkennen  darin  Gommero 
»durch  wendische  corruption« 

Kalbe  »vielleicht  ist  in  allen  drei  fällen  (K.  an  der  Milde;  an  der  Saale;  Kahia 
bei  Jena)  dieser  name  als  slavisch  anzusehen,  deshalb  sondre  ich  den 
namen  calwa  calw  im  Würtembergischen  davon  aba  Förstemann  348; 
nach  Z.  87  ist  es  slavisch  kalva  (?) 

Kolbu  s.  Karlbau  ist  trotz  der  slavischen  bevölkerung  dieses  ortes  ein  deut- 
scher name;  Pervolf  73  hält  es  ftlr  slavisch  »kalebov«  (?) ;  vgl.  bei 
Förstemann  coloburg  colleheim  colobocisheim  u.  a. 

Magdeburg  seit  805  (magadoburg  »quasi  virginis  urbs  dicitura)  genannt;  das 
bei  Polen  und  Cechen  zuweilen  hiefUr  gebräuchliche  d:&evin  dhin 
(diewen  bei  A.  Cranizii  histor.  ecclesiast.  1568  s.  4,  5  nach  Clöden 
märkische  forschungen  III)  d(v6]f'hrad  ist  nur  willkürliche  Übersetzung; 
ebensowenig  hat  etwas  mit  Slaven  der  name  venedische  Strasse  genoein, 
1523  in  der  venedisken  strate  1573  platea  venetiana,  also  keine  »wen- 
dischea  wie  längst  vermuthet  worden  ist;  wegen  der  nebenform  »vene- 
rische« knüpft  Mülverstedt  (Geschichtsblätter  Y  540)  an  die  fomerscbe 
Strasse  von  1502  an,  a.  a.  o.  VI  154  und  281  wird  noch  eine  andere 
erklärung  versucht;   vgl.  die  venediger  mUhle  bei  Quedlinburg 

Meterne  ist  nach  Pervolf  78  »matemo«,  vgl.  meteren  1011  (zwischen  Waal 
und  Leck)  Förstemann 

Scfalanstädt  bei  Oschersleben ,  slanstidde  1084  slanstede  1268  de  slonstcde 
130?  »=  Slavenstadt?«  Förstemann,  unrichtig 

Wend — .  aus  dem  jev^iligen  auftreten  dieses  themas  im  ersten  oder  zweiten 
theile  eines  zusammengesetzten  Ortsnamens  schliessen  forscher  wie  Landau 
und  Förstemann  ohneweiters^  dass  der  so  benannte  ort  eine  wendische, 
slavische  ansiedelung  sei.  dagegen  beweist  das  Verbreitungsgebiet  der- 
artiger Ortsnamen  ^)  wie  voreilig  eine  solche  folgerung  wäre,  vielen 
derartiger  Ortsnamen  liegen  ofi*enbar  personennamen  zu  gründe,  die  an 


1}  vgl.  vendenheim  bei  Strassburg,  Winsen  bei  Nimwegon  1028  windeshcm,  ^iodiga 
an  der  Mosel,  windense  im  Mainzischen,  wenzcn  in  Westphalen ,  wienscn  (winedahusen 
und  weende  (winidum)  bei  Göttingen  u.  a.  Förstemann  1544  fr. 


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IN  UER  Althark  und  IM  Magdbburgiscuen.  89 

eine  slavische  DaiionalitHi  des  so  benanuten  gar  nicht  denken  lassen^), 
anderen  das  ahd.  vvenli  inhd.  wende  gränze^);  auch  an  nhd.  wind  kann 
man  hie  und  da  anknüpfen,  weil  so  die  mit  wend-  zusammengesetzten 
namen  in  den  seltensten  fällen  auf  Slaven  weisen  sind  dieselben  im 
namenverzeichniss  übergangen   worden  ^j.    dagegen  sind  mit  bestimmt- 


4)  vgl.  vuenido  servus  in  Kochstädl  944,  windilmar  4270,  frauennamen  windil- 
burga  4446  windelburga  4202  in  Schickclsheim  bei  Königslutter,  wendehake  in  Magdeburg 
4495  u.  a. 

2}  vgl.  die  Ortsnamen  scblosz-  ost-  west-weude  in  der  vorstadt  Hannovers,  den  flur> 

namen  anewende  (Ilsenburg.  Urkunden,  mersch  anhevende  bei  Krakau  4  472),  gross-  und 

klein-biwende  im  Wolfenbiitteischen,  die  beschreibung  einer  länderei  von  4468:  2  morgen 

teyt  vor  dem  groten  broke  vp  vnde  wendet  vp  dem  warlberghe  (lls.  urk.);    »Ortschaften 

4     I    2 
WO  zwei  gauo  vor  einem  dritten  sich  wenden     — ? —    oder  die  grenze  selbst  in  einem 

o 

scharfen  winkel  ihre  richtung  verändert,  sich  seitwärts  wendet«  Böttger  1  p.  LI. 

•)  hier  folge  ein  verzeichniss  derartiger  Ortsnamen  aus  den  behandeilen  und  den  west- 
lich an  dieselben  anstossenden  gebieten: 

Wendbasch  gehölz  bei  Kastei  st.,  4448  in  den  orbergen  ....  karstiel  und  ein  holz  gnant 
die  wentbnsch 

Wenddorf  eing.  ort.  bei  Barneberg  nhl. 

Wenddorf?  Wendorf  wo.,  hogenwentorp  4860  wentorp  4  443;  die  bauart  war  ganz  wen- 
disch; ein  grenzbach  der  wendische  bach 

Wenddorf  gross-  und  klein-  eing.  ort.  bei  Burg  s.  Lüben 

Wendeberg(e)  vorwerk  bei  Knoblauch  jer.  II. 

Wendeburg  im  Wolfenbiitteischen,  4  4  95  winedeburg  wenedeburch 

Wendebutle  eing.  ort.  bei  Eichhorst  4007  4  308,  vgl.  villa  wendelbutel  4249 

Wendeluch  wiese  zwischen  Storbeck  und  Möckern  or.  (Sotzmann) 

Wendemark  or.,  aus  vier  theilen:  Ober-  Nieder-  Parys-  (s.  Paris)  und  Wendemark  be- 
stehend, 4829  wentmarke  4  437  olden  wentmargke ;  ein  zweites  eing.  ort.  jer.  I,  4309 
4397  drie  wüste  dorffer  alss  kerkglune  ouerglune  vnd  wende  marke 

Wenden  eing.  ort.  bei  Drübeck,  4  034  villa  guinuthun  4  499  4296  wened(h)en  424  9 
wenethen  4800  weneden  4505  weynden,  curiam  wenden  ubi  castrum  wende- 
borch  edificaueramus  4  348,  darnach  das  wendefeld  4549,  vgl.  4  486  nobis  (dem 
monasterium  stederburg)  adiacens  praediolum  wenetfelt  dicHim,  wendenholto  4573 
(Ilsenb.  urk.) 

Wenderode  vorwerk  im  halberstädtischen  kreise  bei  Vienenbnrg,  winederode  4048  wene- 
deroth  villula  44  44  (IIs.  urk.),  decimam  in  wenderode  4344,  vgl.  ebds.  wendeswic, 
suderode  et  siluam  wenderodehop 

Wendessen  im  Wolfenbiitteischen 

Wendeschotte  seh.,  vgl.  Eischott  ebds. 

Wendezelle  im  Wolfenbiitteischen 

Wendefeld  eing.  ort.  sw.,  4328  in  villa  et  in  campis  wentuelde  mit  priscer  und  jekeleue 
genannt,  4438  wunabuttel  wendtfelt  borntzen  besitzungen  des  klosters  Diesdorf,  dar- 
nach flumame  wend(en)feld  bei  Dtthre 

Wendgraben  vorwerk  bei  Loburg,  im  XIY.  jahrh.  wentgröbene,  4459  die  wüste  veitmark 
wentgreden  (1)  genant  vor  louborch  gelegen 

Wendhausen  bei  Braunschweig;  ein  zweites  bei  Thale,  in  der  nähe  des  dorfes  lag  das 
gleichnamige  kloster,  in  loco  winithohus  in  pago  harthagewi  mon.  IV  459  monaste- 
rium winethahusun  in  harthago  986  winathahusun  999  in  uuinedehuson  marcho  X 
mansos  946 

Wendsec  bei  Grossrosenburg  k. 


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i 


oogle 


90  A.  Brückner,  die  slatischbn  ansiedblungbh 

heit  das  wendisch  vor  orlsnamen,  slavicalis  lateinischer  Urkunden,  dann 
flurnamen  wie  wendische  kirchhOfe  nachtweide  u.  ä.  als  beweis  einstigen 


Wense  im  Braunschweigischen,  4187  wennehusen  4290  wendenihosen 

Wenze  g.»  wense  1.,  wendeseben  dacz  da  licht  vor  dem  dromelinge  U20  wendetze  uas 
wendessze  4478;  es  hatte  die  Wendenform;  flurnamen  salausch:  za,  labatsch 

Windberge  st.,  in  wintberge  in  balsamia  4  4  60 

Windelberode  4290  434  4  eing.  ort.  bei  Stapelnburg,  vgl.  windelburgerode  4249  weodil- 
burgoroth  in  pago  hardega  995  (a  Elbingerode  in  der  grafschaft  Wernigerode  nach 
Böttger  III  496  »Wend-ilbungoroth«) 

vuindiscunburg  987,  uuinithiscanburg  in  pago  nordthuringa  940  uuinidisconburg  971 
u.  dgl.  m. 
Von  der  irrigen  dentung  vornehmlich  derartiger  Ortsnamen  ist  man  zu  der  annähme 
einer  Slavencolonie  um  Braunschweig  gelangt.    R.  Andree  wendische  wanderstudien  458 
»nördlich  von  Braunschweig  lag  an  der  Oker  und  Schunter  eine  slavische  Sprachinsel  .... 
neun  *)  wendische  dörfer  liegen  auf  dem  räume  von  etwa  anderthalb  quadratmeilcn  nörd- 
lich und  nordwestlich  von  Braunschweig  zusammen,   ausser  diesen  weisen  nur  noch  Wend- 
hausen an  der  Schunter  Wendessen  an  der  Asse  und  das  Wendfeld  bei  Stederburg  auf 
Slaven  hin.    abgesehen  von  diesen  namen  lässt  sich  im  heutigen  herzogthum  Braunschweig 
keine  spur  von  Slaven  nachweisen.«  vgl.  Hassel-Bege  I  458   »Die  einwohner  von  Bortfeld 
zeichnen  sich  durch  die  beibehaltene  altwendische  kleidung  aus«  I  880  »die  einwohner  von 
Wendeburg  Wendezelle  und  Zweidorf  haben  so  viele  eigenheiten  in  ihren  Sitten  gebrttucheo 
und  spräche  dass  man  sie  für  abkömmlinge  eines  andern  menschenstammes  cu  halten  geneigt 
ist.«    nach  Guthe  die  lande  Braunschweig  und  Hannover  247,  8  scheint  gar  »der  östliche 
Harz  ursprünglich  slavisch  gewesen  zu  sein  —  der  flussname  Bode  ist  ihm  itov.  voda  — 
wohl  darf  man  an  Wendefurt  oberhalb  Treseburg  an  Wienrode  und  Winithohus  «=  Thale 
erinnern«**]   647  »auch  in  der  Goldenen  Aue  an  der  Helme  liegt  z.  B.  das  dorf  Wlnde- 
bausen.    dasselbe  bewahrt  in  seiner  kirche  ein  altes  plumpes  hölzernes  bild  einer  mater 
dolorosa  mit  dem  todten  Christus  auf  dem  schooss,   welches  seit  undenklichen  zeiten 
»bomeibock  genannt  wird,    bomei-bog  ist  aber  ein  slavischer  ausdruck  und  bedeutet  ave 
deus.  auch  im  Göttingischen  glauben  wir  Wehnde  bei  Göttingen  als  eine  wendische  nieder- 
lassung  auffassen   zu    müssen.«    schon  J.  H.  Resz  über   bcnennung   und  Ursprung  aller 
örter  des  herzogthums  Braunschweig- Wolfenbüttel  (Wolfenbüttel  4806)  hat  die  richtlgkeit 
der  annähme  bestritten  dass  die  kleidung  der  bewohner  von  Wendeburg  und  Wendezelle 
slavische  herkunft  verrathe:   es  ist  dies  die  unveränderte  altsächsische  tracht  475;    doch 
macht  sich  derselbe  gleicher  kritiklosigkeit  schuld,  wenn  er  4  68  ff.  »wendische  ortsbenen- 
nungen«  in  den  namen  Velstow^und  Tiddisch  des  amtes  Vorsfelde,  in  dem  eingegangenen 
Kobelez  des  fürstenthumes  Blankenburg  u.  a.  erkennt. 

*)  nämlich:  Wenden,  »westlich  davon  Schwülper  4  494  suilbere,  ebenso  scheint 
wendisch  ölper  4244  elbere;  weiter  westlich  liegen  beisammen  die  dörfer  Wendezelle 
und  Wendeburg;  unter  die  wendischen  dörfer  wird  hier  auch  noch  das  benachbarte 
Zweidorf  und  Bortfeld  gerechnet;  nördlich  liegt  Wense;  eingegangen  ist  Weode- 
butte.« 

**)  noch  weniger  darf  man  hiefür  den  namen  bzyna  für  Harz  anführen :  Sachsen- 
spiegel II  64  §  2  die  hart,  versio  sandomirensis :  bzyna  quod  alii  vocant  inbract!), 
commune  Privilegium:  brzyna  quem  alii  vocant  inbrat;  der  name  stammt  blos  von  dem 
polnischen  Verfasser  dpr  versio  (p.  bzina,  schwerlich  bfezina  Homeyer  540),  über  die 
abhängigkeit  des  comm.  privileg.  von  der  vers.  sandom.  s.  Homeyer  86.  —  4475 
werden  unter  braunschweigischen  gutem  neben  grafhorst  u.  a.  rumow  (vgl.  Rhüme 
im  Wolfenbütteischen)  grabow  dat  nu  tor  tydt  wüste  is  (vgl.  die  namen  grabauer 
teich,  gr.  holz  Behrends  Öbisfelde  4  89)  genannt :  trotz  ihrer  endung  dürfen  auch  diese 
namen  schwerlich  als  slavische  gedeutet  werden. 


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IN  DER  Altmark  lnd  im  Magdeburg ischen. 


91 


vorhandeDseins  von  leuten  slavischer  DalioDaliiat  an  den  so  bezeichneten 
orten  anzusehen^). 


1)  bei  der  Zusammenstellung  dieses  Verzeichnisses  angeblich  slavischer  namen  ist 
offeobar  unrichtiges  nicht  berücicsichtigt,  so  wenn  Pervolf  15  das  nalisleuo  939  (Wals- 
leben)  für  slavisches  *valislavL  ansieht,  Geschichtsblälter  IV  478  in  den  Schreibungen 
salbetse  987  salebizi  4036  für  salabechi  978  (Salbke),  vualbisci  998  (Walbeck,  wallibizi 
Thietmar  848  walebecensis  4  445,  vgl.  willerbizi  Wildbach  Thietmar  750,  4  4  56  de  cornbize 
für  cornbeche  curembeck  4  447  u.  a.)  eine  »slavisirung  des  namens«  vermnthet  wird ;  eben- 
so irrig  ist  die  behauptung  von  der  slavicität  der  namen  Uthmöden  seh.,  Dornbock  k., 
Glorb  (4600,  glorup  4889  castrum  gloworp  4276  eingeg.  schloss  auf  dem  Lorfberg  bei 
Acken  k.,  auf  die  falsche  auffassung  des  namens  als  eines  slavischen  hin  ist  wenigstens 
die  erste  anläge  der  reste  Slaven  zugeschrieben  worden  Geschichtsblfitter  VII  449,  »glentorp 
der  magdbrg.  schöppenchronik  4  60  scheint  aus  gloworp  gebildet  zu  sein  um  diesem  ohne 
Zweifel  slavischen  namen  eine  mehr  deutsche  form  zu  geben«  Janicke)  u.  a. 


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NAMEN  DEREN  ABLEITUNG  VORLÄUFIG 
ZWEIFELHAFT  BLEIBT. 


Bambissen  banbisseD  eing.  schloss  in  der  Altniark  s.  s.  15,  vgl.  p.  banibica 
'  B.   (psn.  bamba  ebds.,  p.  b^balice  T.)? 

BauDeiz  flurname,  p.  bujnice  T.  (asl.  bujno  audacter) 

Botschen  flurname 

Brellin,  vgl.  p.  brulino  brvlino  T. 

Bremezhe  ist  wohl  ein  deutscher  name 

Brettin,  vgl.  £.  pfetin  R. 

Brevitz,  etwa  c.  pKbice  M.   (asL  pribyti  accedei^e)? 

Dorst  ist  deutsch,  aber  doztiz? 

Drakiez  flurname,  zu  drak-  (asl.  drach  vepres)^  vgl.  p.  drakov§cyzna  ? 
Dretzel;  Dretzen;  vgl.  p.  dfezno  T.  zu  dreg-  (s.  dreianj  M.),  die  dregovici 
bei  Nestor,  über  dregva  s.  Safafik  11  651  ;   vgl.  p.  dfe^Jia  g.  drisina  B. 
Dure  ist  deutsch,  vgl.  döhre  (dore)  sw.,   döhren  g.,  oder  p.  dvör  dvory  g. 
DUsedau,  zu  asl.  dzzdh  regen  oder  *doäi>dovo  zu  iid-? 

Fahlfeis,  p.  chvaJovice  T.  (asl.  hvala  lob) 

Gardekin 

Garlipp 

Göbel 

Graleis 

Gripelitz;  Gruplitz,  vgl.  p.  grubale  T. 

GUbs 

Christin,  vgl.  croat.  hrastina  M.,  p.  chrosna  g.  chroscin  chruscin  chrosnoT. 

Jemmeritz 

Jerchel  dreimal  als  ortsname  st.,    g.   und  jer.  11,    vgl.   p.    groehal   grochale 

grocholice  T. 
Ippse;  Nipps 
Isterbies 
Kassiek 


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A.  BrUCKNSR,  die  SLAY.  ANSIBDBLlüfGBUr  IN  DER  AlTMARK  UND  IM  MaGDEBURGISCHBN.       93 

KüSSUD  gehört  seiner  endung  nach  zu  den  namen  wie  Kerkuhn,  Schallun  or., 
Satthun,  Tarlhune  (lortene  tortun,  wa.)  welche  vielleicht  sümmtlich  deut- 
schen Ursprunges  sind,  vgl.  s.   19  anm.  42  z.  e. 

Cazdre  ist  vielleicht  c.  kozodra  R.,  p.  kozodfa  g. 

Klackfein  flumame 

Klemnitz  (klobbenitz),  vgl.  p.  Uomnice  Uodnica  T. 

Klubbau,  vgl.  p.  ktoba  T. 

Kraaz 

Küsel 

Labatsch 

Laffein  lafein  flurnamen 
Losdy  s.  Salzwedel 
Lohtsfein  flumame 

NechliU;  vgl.  p.  rtekJai^  T. 
Niepage  (nipawe) ;  Nippof 
Noreiz  flurname 

Otliuua  sclavonice? 

Parwitz 

Paz,  Pätz,  Petz,  Piezen,  Piezpuhl,  Wiezpuhl,  Petzenow  flurnamen ,  zu  dsl. 
peith,  vgl.  klr.  pecochvosty  pefiogöry  g. 

Peerz 

Petzlitz;  Pilelitz 

Pleiss 

Pluhd(witz),  vgl.  p.  pJudy  pludnica  pludviny  T. 

Podesal,  vgl.  p.  podskale  T. 

Podifer,  p.  podbör  podbofe  T. 

Polkem,  Polkritz  beruhen  auf  einer  Zusammensetzung  mit  asl.  paliti  urere, 

vgl.  p.  palikrovy  g.  palikije  T.  psn.  palivoda,  8.  polohlavy  R. 
Posein  flumame  ist  vielleicht  c.  pozdin  pozdei^  R. 
Potzähne 
Pobemn 
Prester 
Pretzier 
Priecipini 
Priemern 

Räbel  stellt  M.  IV  256  unter  asl.  vrabij  sperling  (p.  vröbel  vröble  T.),  aber 

dieses  wort  lautet  draven.    v6rble  plur.,  v6rblik  sing. 
Rabbini,   vgl.  p.  rybiny  T.  oder  p.  rovina  roviny   rovna  rovne  T.  rövda  g. 
Rakt,  vgl.  p.  rokiöe  rokitki  T.? 

Rossau  gross-  und  klein-  or.,  1343  1.  parua  rossowe,  ist,  falls  es  kein  deut- 
scher name,  8.  raäov  M.,  p.  raäova  sl.  raäevy  PI.  raäev(o)  T. 

Rozmoc,  p.  *rozmok(i),  vgl.  rozdialy  roztupy  rozvory  T.  rostoki  g.  u.a. 


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G/)ogle 


94    A.  Brügknbr,  die  slay .  ansibdblungrn  in  der  Altmark  und  im  Magdbburgisghbn. 

Rozmuzi :  die  völlige  richtigkeit  der  iesuDg  darf  wegen  -uzi  angezweifelt  wer- 
den^ vgl.  p.  rozds^enice  ro2nica  ruäenice  T. 

Röxe,  vgl.  p.  rokitnica  roketnica  T. 

Ruptein^  Rttptein^  Ruptei,  Riptei,  Rutein  flumamen,  vgl.  p.  ropocice  ra- 
paty  T.,  i.  rapotin  R. 

Saatsein  flumame 

Scbarlibbe 

Schlehn? 

Schora  jer.  I? 

Screps  eing.  ort.  bei  Grabow,  1306  screptz? 

Seeden  (sadun) 

Seppin,  vgl.  2.  cipin  R.  oder  p    soloett  T. 

Staddien,  vgl.  p.  stud^ei^  studianna  T. 

Theimeiz^  p.  dymice  T. 
Tregau;  Trogauer  feld;  Treckau 
Triebel,  vgl.  tfeblinka  T.? 
Tromitz 
Trotzke 

Wiebelitz;  Wiegelitz;  Vogelmeiz;  Vogelleiz 

(Widdaus;  Widusen]?;   Wiedeutsch;  Widdeiz  flurnamen^  vgl.  £.  vidice  M. 

Wiewohl :   liegt  diesem  namen   winwal   wirklich  zu  gründe,   so  ist  derselbe 

slavisch,  p.  v^vol  vqval  T.  mens  wanwel  B. 
Woltwi 
Wunggörjungtij  (Seehausen)    gehört   zu   asL   *qgorb  p.  v^gof  aal    oder    vgl. 

p.  vqgrodno  T. 

Ziepel;  vgl.  p.  sopot  sopel  T.  oder  6aple  (p,  capla  reihet^)? 
Zubyer. 


NACHTRAG. 


Die  doppelförmigkeit  der  namen  Ruckau  (s.  27)  und  Höckern  (s.  42) 
scheint  ihre  erklärung  in  der  annähme  zu  fmden,  dass  die  Slaven  neben  den 
formen  *bukov'B  und  *mokrijane  bisweilen  auch  *bukovi>cB  und  "^mokrijanbCB 
—  über  die  function  des  sufßxes  vgl.  s.  60  —  gebraucht  hätten,  welche 
formen  in  dem  bucouuici  —  so  ist  statt  bucounici  zu  lesen  —  und  mokria- 
nici  der  Urkunden  vorlägen;  die  form  mokernik  dagegen  scheint  auf  ein 
deminutivum  auf  -ntk'B  zu  weisen.  —  Gieibe  (s.  32)   ist  zu  streichen. 


Druck  von  Breitkopf  A  H&rt«l  in  Leipti^. 


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PREISSCHRIFTEN 


GEKRÖNT  UND  HERAUSGEGEBEN 


VON  DER 


FÜRSTLICH  JABLONOWSKrSCHEN  GESELLSCHAFT 


zu  LEIPZIG. 


^^^J:: 


*^«TATI«   J'^»* 


Nr.  XV.  der  historisch  -  nationalökonomischen  Section. 


Will,     F,  0,  Weise^  Die  Griechischen  Wörter  im  Latein. 


LEIPZIG 

BEI   S.  HIRZEL. 

188:2. 


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/> 


s 


DIK 


GEIECHISCHEN  WÖKTEK 


IM  LATEIN 


VON 


D«  FR.  OSCAR  WEISE 

GYMNASIALLEHRER   IN  EISENBERO,  SACHS.  ALTENB. 


Motto:    liigeuioruni  Graeciae  flaAu  impellimur. 
PUn.  nat.  kiat. 


GEKRÖNTE  PREISSCHRIFT. 


'  v3odl:lie.-.-- 


^^■^^rönvc%^-''' 


LEIPZIG 

BEI   S.  HIRZEL. 
I88i. 


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1' 


Als  Lösung  der  von  der  Fürstlich  Jablonowski^schen  (vesellsehaft 
gestellten  Preisfrage: 

.,/)ie  Gesellschaß  toünscht  ein  mit  sorgfältigen  Nachweisen  versehenes  alphabetisches 
Verzeichniss  sämnUlicher,  aus  sicheren  Kriterien  erkennbarer  griechischen  Wörter 
der  lateinischen  Sprache  und  im  AnscMuss  daran  eine  sachlich  geordnete j  die  Zeiten 
wohl  unterscheidende  Darstellung  der  sich  daraus  ergebenden  Einflüsse  griechischer 
CuUur  auf  die  römische^ 

eingereicht,  und  gekrönt  im  MUrz  4881. 


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VORWORT. 

Knltturhistorische  Forschungen  Bind,  sofern  sie  in  weit  entlegene  Zeiten 
zurückgreifen,  stets  mit  grofsen  Schwierigkeiten  verknüpft  und  setzen,  sollen 
sie  mit  Erfolg  betrieben  werden,  eine  ziemlich  umfangreiche  Kenntnis  des  staat- 
lichen Organismus  und  Privatlebens  der  betreffenden  Völker,  femer  eingehende 
Studien  auf  archäologischem  Felde  und  namentlich  im  Bereiche  der  indogermani- 
schen Völker  Beschlagenheit  auf  dem  Gebiete  der  vergleichenden  Sprachwissen- 
schaft voraus.    Ist  es  doch  letztere  gewesen,  die  überhaupt  derartige  Unter- 
suchungen erst  ermöglicht  hat !  Freilich  sind  wir  noch  nicht  viel  über  die  ersten 
Anfänge  hinausgekommen :  Nachdem  Ad.  Kuhn  im  Programm  des  Köllnischen 
Gymnasiums  zu  Berlin  vom  Jahre  1845,  desgleichen  im  1.  Bande  von  A.  Webers 
Indischen  Studien  p.  321 — 363  (»Zur  ältesten  Geschichte  der  indogermanischen 
Völker«)  und  nach  ihm  in  weit  umfangreicherer  Weise  der  Genfer  Ad.  Pictet  in 
seiner  Schrift :  Les  origines  indoeurop^ennes  ou  les  Aryas  primitifs.  Paris  1859. 
1 863M  den  Kulturzastand  der  ältesten  Indogermanen  darzustellen  versucht  hatten, 
geriet  die  kulturgeschichtliche  Forschung  im  Bereiche  der  indogermanischen 
Völker  gewaltig  ins  Stocken ;  nicht  ohne  Grund.  Denn  ehe  an  eine  umfassende, 
wissenschaftliche  Behandlung  der  civilisatorischen  Besti*ebungen  der  Einzel- 
völker gedacht  werden  kann,  mufs  erst,  besonders  durch  Ermittelung  der  Lehn- 
wörter, festgestellt  werden,  was  die  betreffenden  Völker  aus  eigner  Initiative 
errungen  und  was  sie  von  andern  entlehnt  haben.   Bei  den  noch  fast  durchweg 
Tom  Auslände  unabhängig  gebliebenen  vedischen  Ariern  war  die  Lösung  der  Auf- 
gabe in  dieser  Hinsicht  verhältnismäfsig  leicht ;  doch  bedurfte  es  auch  hier  erst  der 
Anregung  von  Seiten  der  Strafsburger  philosophischen  Fakultät  und  des  Floren- 
tiner Orientalistenkongresses,  um  diese  Aufgabe  der  Lösung  entgegenzufuhren, 
die  H.  Zimmer  so  wohl  gelungen  ist.     Von  den  übrigen  indogermanischen 
Spraehstämmen  nehmen  naturgemäfs  Griechen  und  Römer  das  meiste  Interesse 
für  sich  in  Anspruch ;  doch  sind  hier  noch  grofse  Vorarbeiten  nötig,  ehe  eine 
den  jetzigen  Ansprüchen  genügende  wissenschaftliche  Behandlung  der  griechi- 
schen oder  römischen  Kulturgeschichte  möglich  ist.    Eine  solche  vorbereitende 

4)   S.  Aufl.  Paris  1877.  3  Bände. 


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VI  Vorwort. 

Studie  bildet  nun  die  folgende  Abhandlung,  die  im  wesentlichen  auf  sprach- 
licher Grundlage  (Sammlung  der  griechischen  Wörter  des  Lateins)  den  Einflufg 
der  griechischen  Kultur  auf  die  römische  darzustellen  sucht.  Da  dem  Verfasser 
in  sprachlicher  Beziehung  nur  einige  kleinere  Druckschriften,  in  kulturge- 
schichtlicher aber  nur  zerstreute  Notizen  und  Ausführungen  in  den  Geschichts- 
werken  und  Darstellungen  der  römischen  Altertümer  zu  statten  gekommen  sind, 
er  also ,  namentlich  für  die  (einleitend  vorausgeschickte)  voritalische  Kultur- 
periode, meist  auf  sich  selbst  angewiesen  war,  so  glaubt  er  um  so  mehr  An- 
spruch auf  eine  milde  Beurteilung  der  vorliegenden  Arbeit  erheben  zu  können, 
als  er  die  ihm  zugemessene  Zeit  von  drei  Jahren  bei  voller  amtlicher  Thätigkeit 
ftlr  eine  genaue  Durchforschung 'aller  einschlägigen  Gebiete  keineswegs  aus- 
reichend befunden  hat  und  er  überdies  mit  der  Beschaffang  der  nötigen  Hilfs- 
mittel in  seinem  derzeitigen  Domizil  mit  grofsen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen 
hatte.  Zudem  ist  es,  um  mit  Plinius  (nat.  bist,  praef.  §  15)  zu  reden,  res 
ardua  vetustis  novitatem  dare,  novis  auctoritatem,  obsoletis  nitorem,  obscuris 
lucem,  fastiditis  gratiam,  dubiis  fidem,  omnibus  vero  naturam  et  natnrae  sna 
omnia.  Nobis  itaque  etiam  non  assecutis  voluisse  abunde  pulchmm  atque 
magnificum  est.  Equidem  ita  sentio  peculiarem  in  studiis  causam  eorum  esse, 
qui  difficultatibus  victis  utilitatem  iuvandi  praetulerunt  gratiae  placendi. 

Wollte  Verfasser  sich  auf  die  durch  die  Lehnwörter  angedeuteten  Kultur- 
einflüsse beschränken,  wie  die  Aufgabe  fordert,  so  wäre  das  kulturhistorische 
Gesamtbild  zu  unvollkommen  und  undeutlich  geworden;  er  hat  daher  die  von 
den  einzelnen  römischen  Schriftstellern  gegebenen  kulturgeschichtlichen  Notizen 
und  die  durch  die  Ausgrabungen  festgestellten  Thatsachen  möglichst  verwertet, 
doch  macht  die  Untersuchung  in  dieser  Hinsicht  keinen  Anspruch  auf  Voll- 
ständigkeit. 

Eine  besondere  Schwierigkeit  liegt  darin,  dafs  nicht  alle  entlehnten  Gegen- 
stände mit  fremden  (griechischen)  Namen  benannt  worden  sind  *).  Aber  auch 
die  Lehnwörter  selbst  sind  oft  schwer  als  solche  zu  erkennen,  und  ich  bin  daher 
durchaus  nicht  der  Meinung,  bei  der  Entscheidung  der  Frage,  ob  ein  Wort  ori- 
ginal oder  übernommen  ist,  überall  das  Richtige  getroffen  zu  haben.  Hier  ist 
mehrfach,  wo  sprachliche  oder  kulturhistorische  Kriterien  zur  sicheren  Entschei- 
dung über  die  Abstammung  nicht  ausreichen,  die  Sache  in  suspenso  gelassen.  So 
ist  es  möglich,  dafs  amussis  nicht,  wie  ich,  hauptsächlich  aus  sachlichen  Grün- 
den, angenommen  habe,  entlehnt,  sondern  echt  römisch  ist.  Wenigstens  könnte 
man  an  eine  Herleitung  von  Wurzel  med  {=  ad  -f-  mod-tis,  ähnlich  wie  classis 
=  clad  4-  tis)  denken,  welche  in  lat.  modius,  modus  und  deutsch  messen  vor- 


4)  Genauer  habe  ich  diese  Frage  erörtert  in  der  Zeitschrift  für  Völkerpsychologie  und 
Sprachwissenschaft  B.  XIIl.  S.  233—847. 


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Vorwort.  vn 

liegt,  wiewohl  das  u  hier  Schwierigkeiten^bereitet.   Aber  mit  Sicherheit  werden 
sich  solche  Fälle  wohl  nie  entscheiden  lassen. 

In  der  Orthographie  der  lateinischen  Wörter  habe  ich  mich  zumeist  an  die 
von  Brambach  aufgestellte  Norm  gehalten ;  bei  Sanskritwörtem  bin  ich  der  von 
Whitney  in  seiner  »Indischen  Grammatik«  angewendeten  Transskription  gefolgt, 
abgesehen  davon,  dafs  ich  Vokallänge  durch  " ,  den  lingualen  Sibilanten  durch 
sh  und  gutturales  n  durch  n  angedeutet  habe. 

Bei  der  Aufstellung  des  Index  habe  ich  mich  für  die  Citate  aus  römischen 
Autoren  zumeist  der  Teubnerschen  Textausgaben  bedient,  namentlich  fttr 
Plautus  und  Terenz  (Fleckeisen),  Lukrez  (Bemays),  Comif.  rhetor  (Kayser), 
Celsus  (Daremberg),  Livius  (Weissenbom),  Catull,  Tibull,  Properz  (L.  Müller), 
Seneca  philos  (Haase),  Mart.  Capeila  (Eyssenhardt) ,  Plin.  epist.  (Keil),  Juve- 
nal  und  Persius  (K.  Fr.  Hermann),  Plinius  nat.  bist.  (Jan-MayhojST) .  Wo  andere 
Ausgaben  benutzt  worden  sind,  ist  dies  angeg^eben,  so  bei  Plinius,  wenn 
Detlefsens  und  Silligs  Lesarten  angeführt  sind. 

Die  Fragmente  der  Tragiker  und  Komiker  sind  nach  Ribbeck,  Ennius  nach 
Vahlen,  Lucilius  nach  L.  Müller,  Cato  nach  Jordan,  Varros  sat.  Men.  nach 
Btichelers  Ausgabe  an  der  2.  Aufl.  des  Petron  (Berlin  1871),  ebenso  Petron, 
Cicero  meist  nach  Halm  und  Klotz,  Vitruv  nach  Rose  (Seitenzahl  angegeben^ 
Seneca  rhetor  nach  Bursian ,  die  Gromatiker  nach  Lachmann ,  die  Gramma- 
tiker nach  Keil,  Placidus  nach  Deuerling,  Fronto  nach  Naber,  Festus  und 
Paulus  nach  0.  Müller,  Tertullian  nach  Öhler,  Cyprian  nach  Hartel,  Arnobius 
nach  Reifferscheid,  Firmicus  und  Boethius  nach  der  ed.  Basil.  citiert. 

An  häufig  vorkommenden  Abkürzungen  notiere  ich  folgende:  K.  Z.  = 
Kuhns  Zeitschr.  f.  vgl.  Sprach wissensch.,  Curt.  Gr.  oder  blofs  Gurt.  =  G. 
Curtius,  Grundzüge  der  griech.  Etymologie.  4.  Aufl.,  Fick^  =  A.  Fick,  Ver- 
gleichendes Wörterb.  d.  idg.  Spr.  3.  Aufl.,  Vanicek  =  A.  Vanicek,  Griech.- 
latein.  etymol.  Wörterb.,  Hehn^  ==  V.  Hehn,  Kulturpflanzen  und  Haustiere. 
H.  Aufl.,  Mommsen  ß.  G.*  =  Th  Mommsen,  Römische  Geschichte.  6.  Aufl., 
Rh.  M.  =  Rheinisches  Museum,  Schmidt,  Vok.  =  J.  Schmidt,  Zur  Geschichte  des 
indog.  Vokalismus,  Schuchardt,  Vok.  =  Schuchardt,  Vokalismus  des  Vulgär- 
lateins, Corssen,  Ausspr.  =  Über  Aussprache,  Vokalismus  und  Betonung  d.  lat. 
Spr.  2.  Aufl.,  Corssen,  Beitr.  =  Kritische  Beiträge  zur  lat.  Formenlehre,  Corssen, 
Nachtr.  =  Kritische  Nachträge  zur  lat.  Formenlehre,  Saalfeld,  Ind.  =  Index 
vocabulomm  e  lingua  Graeca  in  linguam*  Latinam  translatorum.  Berlin  1874, 
Saalfeld,  Progr.  =  Ergänzungen  u.  Nachträge  zum  Index  im  Programm  von 
Wetzlar  1877,  Tuchhändler,  Ind.  =  De  vocabulis  Graecis  in  linguam  Latinam 
translatis.  Berlin  1S76,  C.  I.  L.  =  Corpus  Inscriptionum  Latinarum,  I.  R.  N. 
=  Inscriptiones  Regni  Neapolitani,    Orell.,  Grut.,  Fabr.,  Murat.  bezeichnen 


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Vm  VOBWORT. 

die  InBchrifteiisammlungeii  von  Orelli  (-Henzen),  Grater,  Fabretti,  Mura- 
tori.  skr.  =  sanskrit,  zd.  =  zend,  lit.  =  litanisch;  an.,  asi.,  ahd.  =  alt- 
nordisch, altslavisch,  althochdeutsch;  prov.,  fr.,  sp.,  pg.,  it.,  d  =  proven- 
falisch,  französisch,  spanisch,  portugiesisch,  italienisch,  deutsch. 

Über  die  Einteilung  des  ganzen  Buches  und  über  die  bei  der  Anlage  des 
Index  befolgten  Grundsätze  habe  ich  mich  auf  S.  6 — 10  eingehend  ausge- 
sprochen und  bemerke  hier  nur  noch,  dafs  ich  die  botanischen  und  zoolo- 
gischen Termini,  die  sich  zur  genaueren  Bestimmung  der  einzelnen  Tier-  und 
Pflanzenarten  nötig  machen,  im  Index  beigefügt  habe. 

Zur  leichteren  Orientierung  über  den  Inhalt  des  zweiten  (kulturgeschicht- 
lichen) Teils  und  dessen  Anordnung  verweise  ich  auf  die  S.  92  verzeichnete 
Disposition.  Auch  unterlasse  ich  es  nicht,  an  dieser  Stelle  noch  besonders  auf 
die  am  Schlüsse  der  vorliegenden  Schrift  angegebenen  Verbesserungen  und 
Nachträge  aufmerksam  zu  machen. 

Allen  denjenigen  aber,  welche  mir  in  irgend  einer  Weise  ratend  oder 
helfend  zur  Seite  gestanden  haben,  spreche  ich  hiermit  auch  auf  diesem  Wege 
meinen  innigsten  Dank  aus,  zuvörderst  Herrn  Geh  Hofrat  G.  Curtius,  der  mir 
eine  grofse  Zahl  vortrefflicher  Winke  gegeben  und  mich  auch  sonst  mit  seinem 
Rate  in  der  zuvorkommendsten  Weise  zu  unterstützen  die  Güte  gehabt  hat: 
nächstdem  meinem  werten  Gönner,  Hen'n  Prof.  Bezzenberger  in  Königsberg, 
und  meinem  teuren  Freunde,  Herrn  Gymnasiallehrer  Dr.  G.  A.  Saalfeld  in 
Prenzlau,  die  mir  bei  der  Durchsicht  der  Korrekturbogen  ihre  freundliche 
Hilfe  haben  zu  Teil  werden  lassen.  Ebenso  bin  ich  Herrn  Prof.  Delbrück  in 
Jena,  meinem  verehrten  Lehrer,  und  Herrn  Prof.  Georges  in  Gotha  für  die 
mir  in  mündlichem  und  schriftlichem  Gedankenaustausch  von  ihrer  Seite  ge- 
wordenen Anregungen  zu  grofsem  Danke  verpflichtet. 

Eisenberg  in  Sachs.-Altenb.,  am  31.  Januar  1882. 

Der  Yerfasser. 


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EINLEITUNG. 

Wie  ein  jeder,  der  es  unternimmt,  auf  bereits  kultiviertem  Boden  mit  Erfolg 
weiter  zu  bauen,  bestrebt  sein  wird,  die  Bewirtschaftungsmetbode  seiner  Vor- 
gänger und  überhaupt  die  Vergangenheit  seines  Ackergebietes  näher  kennen  zu 
lernen,  so  halten  auch  wir  es  für  unsere  Pflicht,  zunächst  der  Schriften  zu  ge- 
denken, die  sich  in  irgend  einer  Weise  mit  der  Sammlung  und  Verarbeitung  der 
griechischen  Lehnwörter  des  Lateins  befassen ,  und  zu  prüfen ,  wie  sie  diese 
Aufgabe  gelöst  haben. 

Dafs  alle  derartigen  Versuche  infolge  der  mangelhaften  Kenntnis  des  sprach- 
lichen Organismus  vor  der  Ausbildung  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft 
zu  sehr  zweifelhafLen  Resultaten  geführt  haben  und  führen  mufsten ,  ist  selbst- 
verständlich. Gleichwohl  ist  die  Litteratur  auf  dem  in  Rede  stehenden  Gebiete 
nicht  ganz  unbeträchtlich  und  beginnt  bereits  in  vorchristlicher  Zeit.  Denn 
schon  die  alten  Römer  haben  es  für  erspriefslich  gehalten  zu  untersuchen,  inwie- 
weit ihre  Sprache  von  der  der  Griechen  beeinflufst  worden  ist.  Seitdem  näm- 
lich auf  Anregung  des  Stoikers  Krates,  der  im  Jahre  159  v.  Chr.  nach  Rom  kam, 
die  grammatischen  und  etymologischen  Studien  dort  lebhaften  Anklang  fanden, 
bildete  sich  die  Neigung,  dem  Ursprünge  der  sprachlichen  Gebilde  nachzugehen, 
immer  mehr  aus,  und  so  entstanden  bald  Etymologenschulen,  die  bei  ihren 
Forschungen  von  ganz  verschiedenen  Voraussetzungen  ausgingen  und  demgemäfs 
auch  ganz  verschiedene  Resultate  erzielten.  Denn  während  die  einen,  auf  der 
Oberlieferung  fufsend,  dafs  der  Arkadier  Evander  und  dessen  Begleiter  die 
äolische  Mundart  an  den  Tiber  verpflanzt  haben  (Quintil.  1.  6.  31.  Dionys.  v. 
Halikaniafs  1 .  90) ,  den  Ursprung  fast  des  gesamten  römischen  Wortschatzes  im 
Griechischen  suchten,  waren  die  andern  bestrebt,  möglichst  alles  aus  der  Mutter- 
sprache zu  erklären,  und  sahen  sich  nur  ganz  ausnahmsweise  in  die  Lage  ver- 
setzt, die  Obernahme  eines  Wortes  aus  dem  Griechischen  zu  statuieren.  So 
waren  z.  B.  Ennius,  Terentius  Varro,  Verrius  Flaccus,  Hypsicrates,  Festus  u.  a. 
mehr  oder  weniger  Vertreter  der  ersteren,  dagegen  Naevius ,  Nigidius  Figulus, 
Labeo  und  Ciceros  Lehrer  Aelius  Stilo  Anhänger  der  letzteren  Richtung. 

Wie  planlos  man  aber  bei  all  dem  Etymologisieren  verfuhr  und  auf  wie 
schwachen  Füfsen  die  ganze  damalige  Etymologie  steht,  das  bekunden  zur  Genüge 

Weise,  ariech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  4 


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2  Grieghisghr  Wörter 

die  uns  überlieferten  Derivationsversuche.  Denn  wenn  man  in  Varros  Buch  de 
lingua  Latina  liest,  dafs  staenum  aus  areyvov  (5.  26),  stibs  aus  aroiß\ 
(5.  182.),  aestas  aus  ai&ead'ac  (6.  6.),  scalpere  aus  axalevaac  (6.  96.), 
errare  aus  l^qelv  (6.  96.)  hervorgegangen  sind,  oder  aus  Festus-Paulus 
erfährt,  dafs  apricum  aus  a  +  fpqUri  (2.7.),  adoleseit  aus  aX5fia%eL  (5.  6), 
astutia  aus  aavv  (6.3.),  anus  aus  ixvovQ  (6.  7.)  u.s.  w.  herstammen  sollen,  so 
wird  man  zugeben,  dafs  hier  von  bestimmten  und  festen  sprachlichen  oder  sach- 
lichen Grundsätzen,  nach  denen  man  bei  der  Fixierung  des  Etymons  verfuhr,  keine 
Rede  sein  kann,  dafs  vielmehr  der  äufsere  Schein  und  Klang  die  einzige  Norm 
und  Richtschnur  der  Erklärung  abgegeben  hat,  ohne  dafs  dem  Sinne  und  der 
Bedeutung  der  Wörter  irgendwie  Rechnung  getragen  worden  wäre.  Wenn  nun 
aber  gar  ein  lateinisches  und  ein  griechisches  Wort  sich  formell  und  semasio- 
logisch  deckten,  so  glaubte  man  an  der  Entlehnung  des  ersteren  gar  nicht  mehr 
zweifeln  zu  dürfen ;  und  so  nahm  denn,  um  dieselben  Gewährsmänner  vorzu- 
führen, Varro  alles  Ernstes  den  griechischen  Ursprung  von  ver  =  ^^  (6.6.)^ 
nox  =  vv^  (6.  6.),  mulgere  =  afiilyeiv  (6.  96.),  porcus  =  TtoQxog  (5.  97. 
r.  r.  2.  4.  17.),  Festus-Paulus  den  von  albus  =  älrpog  (4.  5.),  ambo  =  äfapio 
(4.  12.)  u.  s.  w.  als  sicher  an. 

Nach  alledem  brauchen  wir  jedenfalls  nicht  zu  beklagen,  dafs  uns  die  Lehn- 
wörterverzeichnisse des  Hypsicrates,  der  unter  anderen  »super  his,  quaea 
Graecis.  accepta  sunt«  geschrieben,  und  des  Cloatius  Verus,  der  ein  Buch 
unter  dem  Titel  »Verborum  a  Graecis  traclorum  libera  verfafst  hat  (vgl.  Gell.  16. 
12.  6.;  16.  12.  1.),  verloren  gegangen  sind :  denn  schon  die  wenigen  Proben, 
die  uns  daraus  vorliegen  (cohors  aus  xoqrog  bei  Hyps.  nach  Varr.  1.  1.  5.  88, 
faenerator  aus  (paiveqarmq  aitö  rov  cpalvead^ai  bei  Hyps.  und  Cloat.  Ver. 
Gell.  16.  12.  5.),  gestatten  uns  einen  ziemlich  sichern  Schlufs  auf  die  Art  und 
Weise  der  Behandlung  und  auf  die  Unbrauchbarkeit  des  dargebotenen  Materials 
für  unsere  Untersuchung.  Nicht  viel  glücklicher  waren  die  neueren  Philologen, 
die  sich  seit  dem  Wiederaufblühen  der  klassischen  Studien  auf  dem  Gebiete  der 
Etymologie  umhergetummelt  haben.  Denn  einmal  bestand  die  irrige  Annahme, 
dufs  die  lateinische  Sprache  eine  Tochter  der  griechischen  sei,  bis  in  unser  Jahr- 
hundert fort,  und  sodann  führte  der  Umstand,  dafs  man  die  Etymologie  als  ein 
geeignetes  Feld  ansah,  um  seine  Kombinationsgabe  und  seinen  Scharfsinn  in  der 
Vergleichung  des  Griechischen  und  Lateinischen  zu  dokumentieren,  der  etymo- 
logischen Forschung  eine  Menge  unberufener  Gelehrten  zu.  De  causis  linguae 
latinae  zu  schreiben,  wurde  geradezu  Modesache,  und  selbst  die  hervorragendsten 
Vertreter  der  Philologie  in  den  vorigen  Jahrhunderten  haben  ihre  Kräfte  diesen 
Studien  gewidmet.  Aber  nicht  mit  Unrecht  sagt  Curtius  Grundz.  d.  griedi. 
Etym.  p.  8*  von  dem  unter  genanntem  Titel  erschienenen  Werke  Jul.  Caes. 
Scaligers,  dafs  die  Verwegenheit  der  Deutung,  namentlich  lateinischer  Wörter 
aus  griechischen,  wie  pul  eher  aus  Ttokvx^i^Qi  ordo  aus  oqov  d&  darin  fast 
noch  gröfser  gewesen  sei  als  im  Altertum. 

Und  was  das  17.  Jahrhundert  in  dieser  Beziehung  zu  leisten  vermochte, 
davon  giebt  uns  das  Etymologieum  linguae  latinae  von  Ger.  loannes  Vossius  ein 


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tN  DER  LATEINISCUKN  SpRACIlfi.  3 

treuliches  Beispiel,  in  welcherfJ  similis  von  fUfiYjlog^  plus  von  TtXiov,  vello 
von  tHIiou.  s.  w.  abgeleitet  werden  (Gurt.  a.  a.  0.  S.  9.).  Ja  in  dein  Etymologicus 
praeeipuarum  vocum  latinarum  von  Everard  Scheide,  der  sich  in  Lenneps  Ety- 
mologicum  linguae  Graecae  befindet,  ging  der  Verfasser  soweit,  das  Latein 
geradezu  als  Dialekt  der  griechischen  Sprache  zu  bezeichnen. 

Selbst  Gottfried  Hermann  konnte  sich  noch  nicht  von  dem  Wahne 
einer  sekundären  Stellung  der  lateinischen  Sprache  gegenüber  der  griechischen 
frei  machen  und  sprach  nach  einem  mir  vorliegenden  RoUegienhefte  über  lat. 
Syntax  vom  Wintersemester  1820/21  die  Ansicht  aus,  dafs  das  Latein  zwar  nicht 
aus  dem  äolischen  Dialekte  entstanden  sein  könne,  da  es  in  diesem  Falle,  nament- 
lich wegen  der  Einbufse  des  Artikels ,  einen  bedeutenden  Rückschritt  gemacht 
haben  müfste,  wohl  aber  mit  Wahrscheinlichkeit  aus  einem  alten  pelasgischen, 
noch  wenig  entwickelten  Dialekte  herrühre.  Er  stand  also  noch  ganz  auf  dem 
von  Hugo  Grotius  in  seinen  Epistulae  ad  Gallos  (n"56.  p.  143  der  Leydener  Aus- 
gabe von  1648)  vertretenen  Standpunkte. 

Gleichwohl  fehlt  es  in  den  vorigen  Jahrhunderten  nicht  an  wirklich  brauch- 
baren Sammlungen  griechischer  Lehnwörter,  wenn  diese  auch  durchweg  von 
sehr  bescheidenem  Umfange  sind  :  So  enthalt  das  Buch  »Hellenolexia  sive  paral- 
lelismi  graeco-latini«  von  Daniel  Vechner  »novis  accessionibus  et  observatio- 
nibus  ab  loan.  Mich.  Ileusingero  auctaa  ein  Kapitel  »de  vocibus  graecis  latina 
civitate  donatis«,  worin  32  Substantiva,  10  Adjectiva,  10  Adverbia  und  9  Verba 
hauptsächlich  aus  dem  Sprachgebrauch  des  Plautus  aufgezählt  sind,  die  wir  auch 
noch  heutzutage  sämtlich  als  Lehnwörter  bezeichnen  müssen^). 

Nicht  minder  treffliche  Winke  giebt  uns  Lobeck,  wiewohl  die  Kühnheit 
seiner  Schlüsse  bisweilen  frappiert.  Denn  wenn  auch  heutzutage  niemand  mehr 
an  Entlehnung  von  vespa  aus  oip/j^,  vesica  aus  cpvar/^,  trica  aus  ^p/f, 
rima  aus  Q^yfia,  rica  aus  grjyog  u.  a.  (Paralip.  S.  144)  glauben  wird 2),  so  hat 
er  doch  für  eine  ganze  Reihe  von  Wörtern  mit  richtigem  Takt  und  Sprachgefühl 
die  Entlehnung  nachgewiesen ;  auf  der  andern  Seite  aber  schämte  er  sich  nicht 
offen  einzugestehen,  dafs  er  vel  quotidianorum  vocabulorum  causas  nescire 
(Pathol.  S.  8).  Wenn  er  freilich  an  ebenderselben  Stelle  mit  Hinsicht  auf  grie- 
chische Ausdrücke,  wie  äveiptog,  avO-sQeit^)^ ,  avdQ(X7todov  u.  a.  sich  zu  der 
Äufserung  veranlafst  sieht:  »quorum  etyma  qui  eruerit,  nae  ille  ire  per  ex- 
tentum  funem  mihi  posse  videtura,  so  hat  er  von  seinem  Standpunkt  aus  zwar 
entschieden  recht,  hat  aber  einen  Faktor  nicht  berücksichtigt,  der  bei  der  Auf- 
klärung des  damals  über  den  genannten  und  über  anderen  Worten  liegenden 
Dunkels  als  einziger  zuverlässiger  Führer  benutzt  werden  kann,  die  verglei- 
chende Sprachwissenschaft. 

Seit  deren  Auftreten  ist  denn  auch  die  Lehnwörterfrage  in  ein  ganz  neues 


4)  Das  Buch  von  J.  N.  Funccius  de  adolescentia  linguae  latinae  (S.  244  f.)  ist  mir 
leider  nicht  zugänglich  gewesen. 

2]  Bei  andern  Wörtern  wie  formica,  lorica,  die  er  an  der  erwähnten  Stelle  aus  (poQ/niy^ 
IfjLvqfATjl)  und  ^utQrjl  ableitet,  sind  ihm  andere  Gelehrte,  wie  z.  B.  Gelger,  Urspr.  u.  Ent- 
wickel.  der  menschl.  Sprache  und  Vernunft  I  434 ,  Anm.  47  nachgefolgt. 


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4  Griechische  Wörter 

Stadium  getreten,  und  wenn  trotzdem  jetzt  noch  Annahmen  möglich  sind,  wie 
die  von  Keller  Rheinisch.  Museum  XXXIV,  S.  337,  dafs  coluber  aus  anoko- 
TievdQaj  a  1  e  a  aus  aoTQayalog,  c  a  1  o  aus  cavallo,  caballo  verstümmelt,  oder  die  von 
Georges  in  der  Recension  von  Saalfelds  index  verborum  graeconim  in  linguam 
latinam  translatorum  in  Bursians  Jahresbericht  1874 — 1875,  S.  159,  dafs  nebula 
möglicherweise  aus  vecpilr],  nervus  aus  vsvqov  entlehnt  sei,  so  ist  dies  ein 
Zeichen,  dafs  die  Principien  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  unter  den 
Philologen  noch  nicht  allgemeine  Verbreitung  und  Anerkennung  gefunden  haben. 

Das  Verdienst  nun,  die  erste  Anregung  zu  einer  Sammlung  und  Sichtung 
der  griechischen  Lehnwörter  des  Lateins  nach  linguistischen  Gesichtspunkten 
und  zu  ihrer  Verwertung  für  die  Kulturgeschichte  gegeben  zu  haben,  gebührt 
entschieden  Georg  Curtius.  Sein  auf  der  Philologenversammlung  zu 
Hamburg  im  Jahre  1855  gehaltener  Vortrag,  worin  er  zum  erstenmale  mit 
Hilfe  der  Linguistik  für  eine  stattliche  Zahl  der  ältesten  Latinität  angehöriger 
Kulturwörter  die  Entlehnung  nachgewiesen  und  durch  seine  daraus  gezogenen 
Schlüsse  gröfseres  Licht  über  die  älteste  römische  Kulturgeschichte  verbreitet 
hat,  ist  geradezu  epochemachend. 

Seinen  Spuren  folgte  Corfsen,  der  im  2.  1859  erschienenen  Bande  seiner 
Schrift  über  Aussprache,  Vokalismus  und  Betonung  der  lat.  Sprache  S.  225 — 234 
ausführlich  über  diesen  Gegenstand  gehandelt  hat.  Wie  mangelhaft  aber  diese 
erste  Darstellung  Gorfsens  ausgefallen,  ersieht  man  deutlich  aus  den  zahlreichen 
Verbesserungen  und  Ergänzungen,  die  er  in  der  2.  Auflage  seines  Buches  vor- 
genommen hat,  II,  S.  813  ff. 

Hatten  Curtius  und  Corfsen  fast  ausschliefslich  die  vorplautinische  und 
plautinische  Zeit  berücksichtigt,  so  galt  es  nunmehr,  eine  zusammenhängende 
Darstellung  der  gesamten  Kulturbeeinflussung  Griechenlands  auf  Rom  zu  unter- 
nehmen, und  zu  diesem  Zwecke  mufsle  vor  allen  Dingen  ein  vollständiges 
Lehnwörterverzeichnis  der  lat.  Sprache  abgefafst  werden.  Den  ersten 
Versuch  eines  solchen  hat  A.  Saalfeld  in  seinem  schon  genannten  index  voca- 
bulorum  graecorum  in  linguam  latinam  translatorum  gemacht,  der  trotz  der  von 
den  Recensenten  (Georges  in  Bursians  Jahresbericht  1874 — 1875,  S.  458  f., 
Schmitz,  Jenaer  Litteraturzeitung  1874,  nr.  21  u.  a.)  gerügten  Mängel  eine  recht 
brauchbare  Grundlage  für  die  weitere  Forschung  bildet.  Auf  diesem  zuerst  in 
Leipzig  als  Dissertation^  dann  in  etwas  gröfserer  Ausdehnung  (quaestiunculis 
auctus)  4874  in  Berlin  erschienenen  Werkchen  basiert  die  Abhandlung  von  Bee  r- 
mann  in  der  Gratulationsschrift  zu  G.  Curtius'  25 jährigem  Professorenjubiläum 
Leipzig  1874,  welcher  das  von  Saalfeld  zusammengestellte  Material  nach  den 
Rubriken  Seewesen,  Bauhandwerk^  Hauseinrichtung,  Küche  und  Keller,  Beklei- 
dung, Schreibwesen,  Mafse  und  Münzen,  Wehrund  Waffen,  Naturwissenschaft- 
liches, Kunst  und  Wissenschaft  recht  übersichtlich  gruppiert. 

Zwei  Jahre  später  erschien  unter  gleichem  Titel  wie  die  Saalfeldsche  Schrift 
eine  Abhandlung  von  Tuchhändler,  worin  jedoch  nur  der  Lehnwörterschatz 
der  römischen  Sprache  in  vorlucilianischer  Zeit  behandelt  ist.  Auch  gab  Saal- 
feld, vielleicht  durch  Tuchhändlers  Schrift  veranlafst,  im  Programm  von  Wetzlar 


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IN  DER  LATBlIflSCHBH  SpRACDB.  5 

4877  Ergänzungen  und  Nachträge  zu  seinem  Index  <].  Endlich  ist  im  Jahre  1884 
eine  kleine,  32  Seiten  umfassende  Schrift  von  M.  Rüge  erschienen,  über  die 
ich  mich  im  Litterarischen  Centralblatt  4881,  nr.  20  kurz  ausgesprochen  habe. 

Da  aber  durch  alle  diese  Schriften  der  einschlägige  Stoff  noch  keineswegs 
vollständig  gesammelt  worden  ist,  so  hat  sich  die  Jablonowskische  Gesellschaft 
mit  Recht  bewogen  gefunden,  eine  vollständige  mit  genauen  Nachweisen  ver- 
sehene Sammlung  aller  griechischen  Lehnwörter  des  Lateins  als  Aufgabe  zu 
stellen. 

Bevor  wir  nun  die  Lösung  des  gegebenen  Themas  unternehmen  y  erachten 
wir  noch  zweierlei  für  geboten,  einmal  die  für  die  Sammlung  der  Lehn-  und 
Fremdwörter  bei  den  einzelnen  lat.  Schriftstellern  benutzten  Schriften  zu  nennen 
und  sodann  die  Grundsätze  zu  präcisieren,  nach  denen  wir  bei  der  Einteilung 
dieses  Buches,  besonders  aber  bei  der  Aufstellung  des  am  Schlüsse  befindlichen 
Index  verfahren  sind. 

Eine  stattliche  Zahl  von  Dissertationen  und  Programmabhand- 
lungen über  den  Sprachgebrauch  von  römischen  Autoren  liegt  uns 
vor,  in  denen  in  der  Regel  ein  Kapitel  den  griechischen  Lehnwörtern  gewidmet 
ist  2).  Für  Plaut  US  kommt  hierbei  besonders  in  Betracht  die  Promotionsschrift 
von  Gö rk  e  (symbola  ad  vocabula  graeca  in  linguam  iatinam  recepta.  Königsberg 
1868),  desgleichen  die  Abhandlung  von  Bagnato,  Plautus  in  seinem  Verhältnis 
zu  seinen  griechischen  Originalen.  Progr.  von  Ehingen  1878  (vgl.  auch  Bergk, 
comm.  d.  Plauti  Trinummo.  Marburgi  1849  p.  11  f.) ;  für  Lucilius  der  Aufsalz 
von  Bouterwek  im  Philologus  XXXII,  S.  691—697,  für  Cicero  das  nicht 
ganz  richtig  betitelte  Progr.  von  Samland  »de  vocabulis  graecis  apud  scriptores 
romanos.«  Neustadt  in  Westpreufsen  1862,  und  die  3  Progr.  von  Stimmer  de 
eo,  quo  Cicero  in  epistulis  usus  est  sermone.  Oppeln  1849,  1854,  1864,  für  den 
Rhetor  Seneca  das  Progr.  von  Sander  (der  Sprachgebrauch  des  Rhetors 
Seneca).  Waren  1877,  S.  3ff.,  für  Plinius  minor  das  Progr,  von  H.  Holstein 
de  Piinii  minoris  eiocutione.  Naumburg  1862.  S.  35 f.  und  die  Dissertation 
von  Rauschning.  Jena  1876:  de  latinitate  L.  Ann.  Senecae  philosophi. 
S.  45 ff.,  für  Tacitus  die  Bemerkung  von  Nipperdey  zu  den  Annal.  XIV,  15, 
für  Sueton  die  Dissertationen  von  Thimm,  de  usu  atque  eiocutione  C.  Suetonii 
Tranquilli.  Königsberg  1867,  S.  25 — 35  und  Bugge  mit  gleichem  Titel.  Upsala 
1875^),  für  Tertullian  die  Programme  von  J.  Schmidt.  Erlangen  1870  und 
1872^)  und  von  Hauschild  (Realschule  2.  Ordnung  in  Leipzig  1876,  freilich 
ohne  Zusammenstellung  der  Lehnwörter),  für  Apuleius  die  Arbeiten  von 
Kretschmann  de  latinitate  Apuleii.  Königsberg  1865,  S.  67 ff.  (Dissert.)  und 
von  Erdmann,  de  Apuleii  eiocutione.  Stendal  1864,  für  Aurelius  Pruden- 
tius  Clemens  A.  E.  Kantecki.  Münster  1 874.  S.  15— 16  (Dissert.)  für  Sido- 


1}  Dasselbe  enthält  wesentliche  Verbessern ngen\  noch  mehr  aber  die  Saalfeldsche  An- 
zeige der  gleich  zu  nennenden  Rugeschen  Schrift  in  der  Pbilolog.  Rundschau  I,  p.  712—715. 
S]  Auf  VoUstttndigkeit  macht  die  folgende  Aufzählung  durchaus  iicinen  Anspruch. 
3)  Habe  ich  leider  nicht  benutzen  können. 


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6  GrI£C111SCHE  WoaTER 

nius  Apollinaris  die  Programme  von  H.  Kretschmann,  Memel  1870  u. 
4872,  S.  16fF.,  für  die  Vulgata  das  Münchener  Programm  von  Loch,  Materia- 
lien zu  einer  lat.  Grammatik  der  Vulgata  1870.  §  2,  für  biblische  Latin i tat 
überhaupt  Rönsch,  Itala  und  Vulgata  S.  239ff.,  für  die  Oribasius- 
Übersetzung  die  Schrift  von  Ilagen,  de  Oribasii  versione  iatina  Bemensi. 
Bern  1875,  S.  XlVf.,  für  die  Notae  Bernenses  die  Zusammenstellung  von 
Saalfeld  im  Programm  von  Wetzlar  1877,  S.  30—36. 

Aufserdem  ist  in  Büchern  wie  Neues  Formenlehre  ein  reicher  Stoff, 
wenn  auch  nach  anderen  Gesichtspunkten  gruppiert,  zu  finden.  Desgleichen 
habe  ich  nicht  ohne  Nutzen  von  Special  Wörterbüchern  Gebrauch  machen 
können :  so  von  dem  Index  Vitruvianus  Nohls ,  von  dem  Zangemeisterschen 
Index  zur  Bentleyschen  Horazausgabe,  von  dem  Verzeichnis  der  Quintilianeischen 
Wörter  in  der  Bonnellschen  Ausgabe  u.  a. 

Es  erübrigt  noch,  einiges  über  die  Einteilung  der  folgenden 
Abhandlung  und  die  Anlage  des  Index  hinzuzufügen.  Der  erste 
Teil  enthält  das  sprachliche  Material,  der  zweite  die  daraus  gezogenen 
kulturhistorischen  Schlüsse,  der  dritte  den  Index;  und  zwar  ist  in 
ersterem  zunächst  untersucht  worden,  inwiefern  die  Form  und  Bedeutung  eines 
Wortes  uns  über  die  Entlohnung  oder  Originalität  desselben  Auskunft  zu  geben 
vermag  und  anhangsweise  ein  Exkurs  über  die  auf  volksetymologischem  Wege 
erfolgten  Verstümmelungen  der  griechischen  Lehnwörter  sowie  einige  Bemer- 
kungen über  die  Eruierung  der  Zeit  des  ersten  Auftretens  eines  Fremdwortes 
hinzugefügt  und  endlich  eine  Übersicht  über  die  meist  schon  in  den  vorher- 
gehenden Abschnitten  besprochenen  Wörter  gegeben,  die  ich,  trotzdem  es  öfter 
behauptet  worden,  nicht  für  griechisch,  sondern  für.  echt  römisch  oder  für 
keltisch  halte. 

Im  zweiten  Haupt  teile  ist  mit  möglichster  Rücksichtnahme  auf  die 
Chronologie  der  griechische  Einflufs  darzustellen  versucht  worden,  der  sich  auf 
den  verschiedenen  Gebieten  mehr  oder  weniger  deutlich  wahrnehmen  läfst. 

Der  dritte  Teil  endlich  soll  einen  doppelten  Zweck  erfüllen:  einmal  das 
Nachschlagen  der  in  den  beiden  ersten  Teilen  besprochenen  griechischen  Aus- 
drücke zu  erleichtern,  weshalb  bei  jedem  die  betreffenden  Seiten  zugeschrieben 
sind,  und  sodann  als  Verzeichnis  der  in  der  römischen  Litteratur  nachweisbaren 
griechischen  Wörter  zu  dienen.  Dabei  bemerke  ich  noch,  dafs  ich  es  mir  habe 
angelegen  sein  lassen,  den  von  Saalfeld  und  Tuchhandler  gebotenen  Wortschatz 
zu  vervollständigen  i),  sodafe  ich  nicht  nur  den  älteren  Plinius  vollständig  heran- 
gezogen, sondern  auch  die  Inschriften ,  Grammatiker  und  Glofsen ,  desgleichen 
die  biblische  und  überhaupt  spätere  Latinität  mit  Ausschlufs  des  Mittellateini- 
schen beachtet  habe.    Ducanges  und  Diefenbachs  Glofsare  und  andere  derartige 


4)  Dafs  auch  dieser  Index  trotz  der  enormen  za  seiner  Aufstellung  gebrauchten  Zeit 
und  Mühe  noch  Lücken  und  Mängel  haben  wird,  Hegt  in  der  Natur  der  Sache.  Es  ist 
eben  in  einem  Zeiträume  von  3  Johren  nicht  möglich,  die  gesamte  römische  Litteratur 
in  den  nicht  von  Amtsgeschäften  in  Anspruch  genommenen  Stunden  durchzuarbeiten. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACIIB.  7 

Werke  zu  benutzen,  hat  mir  fern  gelegen.  Ebenso  habe  ich  die  Eigennamen 
grundsätzlich  ausgeschlossen ,  weil  sie  für  die  Kulturgeschichte  doch  nur  von 
untergeordnetem  Werte  sind;  denn  durch  die  vollständige  Aufnahme  der  enormen 
Zahl  von  Benennungen  für  Flüsse,  Städte,  Länder  u.  s.  w.,  die  fast  für  den 
ganzen  Orient  in  der  römischen  Sprache  griechische  Namen  tragen,  würde  der 
Index  ohne  ersichtlichen  Nutzen  mindestens  um  ein  Drittel  umfangreicher  ge- 
worden sein.  Soweit  jedoch  die  Eigennamen  von  Wichtigkeit  waren,  habe  ich 
sie  bei  den  kulturhistorischen  Erörterungen  berücksichtigt:  namentlich  gilt 
dies  von  den  mythologischen  Ausdrücken  und  den  aus  der  griechischen  in  die 
römische  Sprache  eingebürgerten  Vornamen.  Aus  dem  gleichen  Grunde,  um  zu 
starke  Anschwellung  des  index  zu  verhüten,  hatte  ich  von  Haus  aus  auf  die  An- 
gabe der  deutschen  Bedeutung  verzichtet,  habe  aber  auf  Wunsch  der  Fürstl. 
Jablonowskischen  Gesellschaft  nachträglich  dieselbe  überall  hinzugefügt,  ohne 
mir  freilich  die  dadurch  entstehenden  Unzulänglichkeiten  zu  verhehlen.  Denn 
weil  ich  mich  fast  durchweg  auf  die  Beischreibung  je  einer  Bedeutung  be- 
schränken mufste  und  deshalb  mich  naturgemäfs  veranlafst  sah ,  die  ursprüng- 
liche oder  am  häufigsten  vorkommende  Übersetzung  hinzuzufügen,  so  ist  es 
gekommen,  dafs  die  verzeichneten  Worte  an  den  angezogenen  Stellen  öfter  eine 
ganz  andere  (abgeleitete,  sekundäre]  Bedeutung  haben,  als  angegeben  ist.  Denn 
als  Belegstelle  für  die  einzelnen  Worte  habe  ich  in  der  Regel,  soweit  ich  es 
ermitteln  konnte,  den  Autor  angegeben ,  bei  dem  das  Wort  in  der  römischen 
Lilteratur  zuerst  vorkommt.  Kulturgeschichtliche  Notizen^  die  auf  eine  frühere  Ein- 
bürgerung des  betreffenden  Objekts  schliefsen  lassen,  sind  nur  im  zweiten  Teile 
berücksichtigt  worden.  Dagegen  habe  ich,  weil  ich  gerade  darin  ein  wichtiges 
Kriterium  zur  Unterscheidung  eines  blofs  sporadisch  in  der  Litteratur  erscheinen- 
den und  eines  wirklich  eingebürgerten  Wortes  erkannte,  der  litterarischen  mög- 
lichst eine  inschriftliche  Belegstelle  beizufügen  gesucht,  von  der  Voraussetzung 
ausgehend,  dafs  inschriftliche  Aufzeichnungen  im  Gegensatz  zu  den  handschrift- 
lich überlieferten  Schriftstellertexten  nicht  nur  sicheres  Sprachgut  liefern, 
sondern  auch,  eben  weil  sie  meist  den  Bedürfnissen  des  gewöhnlichen  Lebens 
entsprungen  sind,  fast  durchweg  wirkliche  Lehnwörter  enthalten  (abgesehen 
allerdings  von  der  grofsen  Mehrzahl  der  in  griechischen  Ländern  gefundenen  In- 
schriften). 

Dem  gleichen  Zwecke  dient  auch  die  Aufnahme  der  romanischen ,  germani- 
schen und  keltischen  Formen.  Da  nämlich  bei  einem  Worte,  welches  in  alter 
Zeit  aus  der  römischen  Sprache  in  die  betreffenden  Idiome  übergegangen  ist^j, 
kein  Zweifel  darüber  bestehen  kann,  dafs  es  von  einem  grofsen  Prozentsatz  der 
Bevölkerung  gesprochen  worden  ist,  vielmehr  als  wahrscheinlich  gelten  kann, 
dafs  es  in  der  Regel  der  Umgangssprache  angehört  hat,  so  lassen  uns  die  bei- 
gefügten romanischen  u.  s.  w.  Formen  deutlich  erkennen^  dafs  wir  es  mit  einem 
wirklich  eingebürgerten  Worte  zu  thun  haben.    Doch  bemerke  ich  ausdrücklich. 


4)  Natürlich  schliefse  ich  hierbei  die  erst  in  neuerer  Zeit  durch  die  Gelehrten  aus  dem 
Latein  in  die  betreffenden  Sprachen  aufgenommenen  Worte  aus. 


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8  Grieghischb  Wörter 

dafs  mein  Verzeichnis  in  dieser  Beziehung  auf  Yoliständigkeit  keinen  Anspruch 
erhebt. 

Anfangs  war  ich  in  Zweifel,  ob  ich  unter  der  von  der  Jablon.  Gesellschaft 
gewünschten  Zusammenstellung  »aller  griechischen  Wörter  der  römischen  Sprache« 
ein  Lexikon  der  Lehn-  und  wirklich  recipierten  Fremdwörter,  um  die  es 
sich  bei  kulturhistorischen  Studien  fast  ausschliefslich  handelt,  oder  ein  Ver- 
zeichnis aller  belegbaren  griechischen  Ausdrücke  der  lateinischen  Sprache  ver- 
stehen sollte.  Denn,  wie  in  vielen  Sprachen,  so  kann  man  auch  in  der  römischen 
nach  dem  Alter  der  Entlehnung  und  der  Art  des  Gebrauchs  3  verschiedene  Arten 
von  fremden  (griech.)  Wörtern  annehmen :  i)  solche,  die  dem  Volke  in  Fleisch 
und  Blut  übergegangen  und  total  naturalisiert  sind,  deren  fremdes  Gepräge  daher 
ganz  oder  fast  ganz  verwischt  ist ;  diese  bezeichnen  meist  Rulturobjekte,  die  den 
Römern  von  Haus  aus  unbekannt,  deren  Namen  ihnen  somit  gleich  mit  der  Sache 
zugekommen  sind,  z.  B.  murtus,  cupressus,  purpura,  womit  deutsche 
Wörter  wie  Tisch  =  discus,  Schule  =  schola,  Brille  =  beryllus, 
Schoppen  =  scyphus^  Kirsche  =  cerasus  verglichen  werden  können. 
2j  solche,  welche  sich  ebenfalls  eingebürgert  haben  und  wenn  auch  nicht  durch 
alle  Schichten  der  Bevölkerung  durchgedrungen  sind,  so  doch  von  einem  grofsen 
Teile  derselben  in  der  Regel  verwendet  wurden,  obwohl  sich  meist  adäquate  römi- 
sche Ausdrücke  entweder  von  Haus  aus  daneben  vorfinden,  oder,  besonders  auf  dem 
Gebiete  der  Wissenschaften,  durch  Übersetzung  geschaffen  worden  sind.  Dahin 
gehören  philosophia  =  sapientia,  rhetorica  =  ars  oratoria  u.  a.,  die  mehr 
dem  gebildeten  Stande  angehören,  petra  =  saxum,  lapis,  nanus  =  pumilio, 
cycnus  =  olor,  die,  wie  ihr  Wiedererscheinen  in  den  romanischen  Sprachen 
beweist,  mehr  volkstümliche  Ausdrücke  waren ^).  Von  deutschen  Wörtern 
dürften  sich  etwa  damit  vergleichen  lassen:  Konferenz  =  Zusammenkunft, 
Sauce  =  Brühe,  Chaussee  =  Strafse  u.  a. 

Zu  diesen  beiden  Gattungen  gesellt  sich  noch  eine  3.  Art  fremder  Wörter, 
die  nicht  der  Umgangssprache^  sondern  nur  der  Litleratur  angehören  und  von 
den  einzelnen  Autoren  je  nach  ihrer  individuellen  Bildung  und  Absicht  häufiger 
oder  seltener  verwendet  worden  sind.  Man  könnte  sie  deshalb  litterarische 
Fremdwörter  nennen.  Von  Dichtern  gebraucht,  dienen  sie  zum  Schmucke  und 
zur  Belebung  der  Rede  und  behalten  zum  Zeichen  ihrer  fremden  Abkunft  in  der 
Regel  auch  ihre  griechischen  Endungen  sogar  in  der  Flexion  bei.  So  dürften, 
um  nur  einige  Beispiele  zu  nennen,  glaucus,  thalassinus,  chryseus  und 
andere  Epitheta  ornantia,  oder  Ausdrücke  wie  acersecomes  =  intonsus^j^ 
acoetis  =  coniux^)  schwerlich  Anspruch  darauf  machen,  in  der  lebendigen 


4)  Vgl.  auch  Rebling,  Charakteristik  der  römischen  Umgangssprache.  Progr.  von  Kiel 
4  873,  S.  20.  Besonders  gern  machte  das  Volk  von  der  griechischen  Sprache  Gebrauch, 
wenn  diese,  bei  ihrer  gröfseren  Fähigkeit,  Composita  zu  bilden,  einen  prägnanten  zusammen- 
gesetzten Ausdruck  bot,  wo  die  Römer  Umschreibung  anwenden  mufsten;  daher  denn 
Livius  27.  11.5  ausdrücklich  zu  dem  Worte  androgynus  bemerkt:  quos  androgyaos 
vulgus,  ut  pleraque  faciliorc  ad  duplicanda  verba  graeco  sermone  appellat. 

2)  Nur  bei  Juven.  8.  128. 

3)  Lucil.  sat.  17.  1. 


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IN  DBR  LATBINISCHKN  SPRACHE.  9 

Sprache,  sei  es  der  Gebildeten  oder  des  Volks,  in  Gebrauch  gewesen  zu  sein ; 
denn  ihr  Yorkomnien  beschränkt  sich  auf  die  poetische  Litteratur.  In  dieselbe 
Kategorie  gehört  aber  auch  eine  grofse  Zahl  von  anderen  bei  römischen  Prosa- 
schriftstellern belegten  Wörtern,  die  ihre  Existenz  der  grScisierenden  Manier  des 
Autors  [z.  B.  bei  Apuleius)  oder  der  Bequemlichkeit  desselben  d.  h.  seiner 
Neigung,  die  der  benutzten  griechischen  Quelle  entstammenden  Ausdrücke  un- 
übersetzt  und  unverändert  herüberzunehmen  (z.  B.  bei  dem  alteren  Plinius,  den 
Kirchenvätern  u.  a.),  verdanken,  oder  die,  was  oft  bei  griechischen  terminis 
technicis  der  Fall  ist,  durch  ihre  fremde  Endung  und  Form,  ihr  vereinzeltes 
Auftreten  und  die  in  der  Regel  daneben  stehende  Übersetzung  oder  Erläuterung 
leicht  als  mit  lateinischen  Lettern  gedruckte  griechische  Wörter  zu  erkennen  sind. 

Alle  diese  der  3.  Kategorie  angehörigen  Wörter  sind  selbstredend  kultur- 
historisch fast  w^ertlos  und  sind  daher  im  Index  durch  kleine  Schrift  kenntlich 
gemacht  worden.  Sie  völlig  auszuscheiden  habe  ich  um  so  weniger  gewagt,  weil 
es  in  der  That  bisweilen  schwer  fällt,  ein  Wort  bestimmt  der  2.  oder  3.  Gruppe 
zu  überweisen. 

Die  der  ersten  Gattung  angehörigen  Ausdrücke  aber  und  ferner  diejenigen 
der  2.,  deren  Vorkommen^  in  der  gesprochenen,  lebendigen  Sprache  des  Volks 
oder  der  Gebildeten  an  sicheren  Kriterien  (Inschrift!.  Beleg,  Übergang  in  die 
romanischen  Sprachen)  einigermafsen  deutlich  erkennbar  war,  sind  als  kultur- 
historisch wertvolles  Material  fett  gedruckt  worden.  Da  nun  aber  bei  einer 
grofsen  Anzahl  von  Wörtern,  für  die  sich  adäquate  Ausdrücke  in  der  römischen 
Sprache  nicht  finden ,  gleichwohl  wegen  ihres  ganz  vereinzelten  Vorkommens 
und  der  Art  ihrer  Erwähnung  bei  den  betreffenden  Autoren  bezweifelt  werden 
mufs,  ob  sie  wirklich  der  lebendigen  Sprache  angehört  haben  —  namentlich  gilt 
dies  von  Bezeichnungen  aus  dem  Gebiete  der  3  Naturreiche,  z.  B.  acanus,  acan- 
Ihis,  oder  auch  von  anderen  wie  acontias,  acinaces  etc.  —  oder  blofs  aus  griechi- 
schen Werken  übernommen  sind,  ohne  dafs  die  damit  bezeichneten  Gegenstände 
in  Rom  importiert  resp.  den  Römern  bekannt  geworden  wären,  so  habe  ich  alle 
diese  Worte  durch  gewöhnliche  Schrift  von  den  Übrigen  geschieden.  —  Dafs 
diese  Unterschiede  grofsenteils  auf  subjektiver  Auffassung  beruhen  und  dem- 
nach die  verschiedensten  Modifikationen  zulassen,  brauche  ich  wohl  nicht  erst  zu 
betonen. 

Zum  Schlufs  habe  ich  noch  hervorzuheben,  dafs  ich  die  Aufnahme  in  das 
folgende  Verzeichnis  versagt  habe  allen  Buchstabenkomplexen,  die  man  bisher 
noch  nicht  oder  doch  wenigstens  nicht  sicher  zu  erklären  vermocht  hat,  selbst 
wenn  sie  griechisches  Aussehen  haben*)  ;  desgleichen  allen  denjenigen  Wörtern, 
die  sich  als  blofse  Transskriptionen  griechischer  Formen  mit  lateinischen  Buch- 

i)  Dies  gilt  z.  B.  von  der  C.  I.  L.  *.  136*  stehenden  Inschrift,  in  der  sich  Formen  wie 
chizecae,  patagricae,  byxantice  u.a.  finden  oder  von  den  bei  Theod.  Prise.  24. 
fol.  808a.  überlieferten  phoealgici,  von  dem  Append.  Probi  p.  498.  2  K  (vgl.  Bramb. 
Orlhogr.  p.  204)  gelesenen  capsosys.  Auch  ganz  zweifelhafte,  wie  lenia,  das  Rbb.  jetzt 
durch  die  Emendation  in  balineis  in  den  beiden  Stellen  der  röm.  Komiker  entfernt  hat, 
oder  alchymia  [Firm.  math.  3.  45)  sind  weggeblieben. 


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10  Griechische  Wörtkr 

Stäben  dokumentieren,  sei  es  auf  Inschriften  wie  zesis  =  ^iojjg  bei  Garrucci 
Veiri  XXX.  3  oder  bei  römischen  Schriftstellern,  wie  in  der  Roth'schen  Ausgabe 
des  Sueton  z.  B.  August.  71  geronticos  =  yeQOprixojg,  Dom.  13  arci  = 
aQytely  wo  die  neueren  Herausgeber  mit  Recht  die  griechische  Schreibung  her- 
gestellt haben.  Freilich  weichen  gerade  in  dem  letzteren  Punkte  die  Ansichten 
der  Gelehrten  sehr  von  einander  ab,  und  ist  es  sehr  wohl,  möglich,  dafs  sich  das 
eine  oder  andere  Wort  im  Index  findet,  welches  möglicherweise  gestrichen  wer- 
den könnte ;  besonders  gilt  dies  von  den  nach  Neues  Vorgang  aufgenommenen 
rhetorischen  und  grammalischen  Terminis  deis  Rutilius  Lupus  und  Aquila 
Romanus. 


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Mufst  auf  Wortes  Ursprung  Achtung  gebon, 

Wie  auch  fern  er  ihm  verloren  sei.  K  üclcert. 

a.  Erkennungszeiohen  der  Lehnwörter. 

Eine  zusammenfassende  Darstellung  der  Mittel,  die  uns  zu  Gebote  stehen, 
um  ein  heimisches  von  einem  eingebürgerten  und  naturalisierten  Worte  zu  unter- 
scheiden *),  giebt  es  für  die  lateinische  Sprache  zur  Zeit  noch  nicht.  Tuchhandler 
übergeht  in  seinem  Index  diesen  wichtigen  Punkt  mit  Stillschweigen  und  begnügt 
sich  damit,  bei  Wörtern  von  zweifelhafter  Abkunft,  je  nachdem  er  sie  für  entlehnt 
oder  original  hält,  die  Gründe  für  oder  wider  anzuführen.  Auch  die  wenigen 
Notizen,  die  Saalfeld  S.  VI  u.  YII  seines  Index  über  d^iesen  Gegenstand  giebt, 
sind  nicht  danach  angethan,  uns  vollständig  zu  befriedigen  ^j . 

Das  einfachste  und  bequemste  Beweismittel  für  die  Entlehnung  eines 
Wortes  würde  eine  gut  beglaubigte,  von  einem  wohlunterrichteten 
Schriftsteller  herrührende  Nachricht  aus  dem  Altertume  selbst  sein. 
Aber  da  wir  in  dieser  liinsicht  meist  auf  die  Angaben  spät  lebender  Grammatiker 
angewiesen  sind,  die  von  ihrer  vorgefafsten  Meinung  des  griechischen  oder  latei- 
nischen Ursprungs  aller  Wörter  irre  geleitet,  ziemlich  aufs  Geratewohl  hin  ety- 
mologisierten, so  sind  alle  diese  Worterklärungen  mit  der  gröfsten  Vorsicht  auf- 
zunehmen und  zum  bei  weitem  gröfsten  Teile  als  verfehlt  zu  bezeichnen.  Mehr 
Gewicht  ist  schon  auf  das  Urteil  von  genauen  Kennern  der  griechischen  Sprache 
wie  Cicero  zu  legen ,  und  gerade  deshalb  möchte  ich  sein  Zeugnis  für  den  grie- 
chischen Ursprung  von  nenia  (d.  legg.  2.  24)  als  beachtenswert  berücksichtigt 
wissen,  wenn  auch  das  Stammwort  vrjvia  in  der  griechischen  Litteratur  nicht 
mehr  belegt  werden  kann.  Am  zuverlässigsten  aber  sind  die  Angaben  der 
Schriftsteller  über  den  griechischen  Ursprung  eines  Wortes,  wenn  durch  kultur- 
historische Gründe  von  Seiten  des  betreffenden  Autors  die  Entlehnung  erwiesen 
oder  wahrscheinlich  gemacht  wird.  Ilätten  wir  nicht  gewichtige  formelle  Gründe 
für  die  Entscheidung  der  Abstammung  von  hör a,  horologium,  clepsydra 
u.  a.,  so  würde  die  Auseinandersetzung  des  Plinius  über  diese  Worte  (n.  h. 

^)  Die  mit  Beziehung  auf  die  keltischen  Eindringlinge  im  Deutschen  und  auf  die  ger- 
manischen im  Litauischen  gegebenen  Fingerzeige  Potts  habe  ich  leider  nicht  benutzen 
iiOnnen,  weil  ich  die  von  ihm  E.  F.  II,  h.  S.  90  angegebene  Stelle  (A.  L.  Z.  4  845.  no.  208. 
S-  475)  nicht  habe  ausfindig  machen  können. 

2)  Darauf,  dafs,  wie  schon  Schmitz  in  seiner  Recension  des  Buches  hervorgehoben,  der 
Verf.  in  die  2.  der  von  ihm  angenommenen  Hauplkategorieen  formelle,  der  ersten  zu  über- 
weisende Erkennungsgründe  eingemischt  hat,  lege  ich  hier  kein  Gewicht. 


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12 


Griechische  Wörter 


7.  215)  als  beweiskrärtiges  Zeugnis  sehr  in  die  Wagschale  fallen.  Doch  warnl 
uns  das  Beispiel  von  classis,  das  trotz  der  Autorität  des  Dionysius  von  Hali- 
karnass  aus  formellen,  an  einer  andern  Stelle  zu  erörternden  Gründen  wohl 
kaum  für  ein  Fremdwort  zu  halten  sein  dürfte,  auch  hier  vorsichtig  zu  Werke 
zu  gehen. 

Wertvoller,  weil  leichter  in  ihrer  Richtigkeit  kontrollierbar,  sind  fllr  uns  die 
formellen  Beweismittel. 

Häufig  kommt  es  vor,  dafs  römische  Schriftsteller  z.  B.  Yitruvius  und  Cicero 
ein  Wort,  welches  sie  in  die  römische  Sprache  einführen,  (wofern  die  Codices 
die  Originalhandschrift  getreu  reflektieren,)  zum  ersten  Male  mit  griechischen, 
sonst  aber  mit  römischen  Buchstaben  geschrieben  haben.  Auch  ist  der  Fall  nicht 
selten,  besonders  in  medizinischen  Werken,  dafs,  während  der  eine  Autor  sich 
noch  meist  des  mit  griechischen  Schriftzeichen  geschriebenen  W^ortes  bedient, 
die  Schriftsteller  späterer  Zeit  das  nunmehr  eingebürgerte  Wort  mit  lateinischen 
Charakteren  wiedergeben.  In  beiden  Fällen  ist  das  Auftreten  formell  identischer 
Wörter  erst  in  griechischem,  dann  in  römischem  Gewände  schon  als  einiger- 
mafsen  stichhaltiger  Beweisgrund  für  die  griechische  Abkunft  derselben  in 
Betracht  zu  ziehen,  sodafs  beispielsweise  uns  das  Vorkommen  von  TtoXoi  bei 
Vitr.  249.  10  Rose  neben  polus  230.  2,  von  xaj/wv  261.  7  neben  canon  262.1 
in  dem  Glauben  bestärken  wird,  dafs  beide  Nomina  von  Haus  aus  in  der  lateini- 
schen Sprache  nicht  heimatsberechtigt  sind. 

Doch  würde  es  schlimm  um  unsere  Hilfsmittel  aussehen,  wenn  wir  uns  auf 
diese  immerhin  vage,  zu  sehr  von  der  Textkritik  abhängige  Stütze  einzig  und 
allein  verlassen  müfslen.    Haben  wir  doch  weit  sicherere  lautliche  Kriterien! 

So  kann  der  fremde  Ursprung  eines  Ausdrucks  für  ziemlich  gut  beglaubigt 
gelten,  wenn  dieser  Laute  enthält,  die  der  römischen  Sprache  von  Haus  aus 
fremd  sind.  Besonders  scheint  dann  die  Annahme  der  Entlehnung  aus  dem 
Griechischen  gesichert^  wenn  die  Laute  ch,  ph  und  th  in  römischen 
Wörtern  griechischem  Xj  V  ^^^  ^  gegenüberstehen.  So  wird  bei 
sonstiger  formeller  Übereinstimmung  durch  das  Korrespondieren  dieser  Laut« 
in  bracchium  =  /!?^ax/wi'*)t  philosophia  =  (ptkoaocpLa^  s p a t h a  =  a/ra^// 
die  Nicht-Originalilät  der  in  Frage  stehenden  Nomina  fast  zur  Evidenz  erhoben. 
Freilich,  wollte  man  diese  [Regel  dahin  verallgemeinern ,  dafs  das  blofse  Vor- 
kommen dieser  Laute  in  römischen  Gebilden  die  griechische  Herkunft  bekunde, 
so  würde  man  irren.  Denn  da  unter  dem  enormen  Einflüsse  griechischer  Kultur 
und  durch  den  starken  Zuzug  griechischer  Elemente  seit  der  Sullanischen  Zeit 
die  Neigung,  auch  römische  Laute  zu  aspirieren ,  immermehr  überhand  nimmt, 
so  sehr,  dafs  nicht  blofs  Cicero  or.  48.  160  dagegen  eifert,  sondern  auch  CatuU  84 
ausdrücklich  sagt : 


\)  Für  die  Entlehnung  sprechen  sich  aus  Pauli,  Körperteile,  Progr.  v.  Stettin  4867. 
S.  20,  Vaniöck  S.  565,  Saalfeld  S.  18;  dagegen  Tuchhändler  S.  16  und  Fick  II.  479.  Curtius 
Grundz.  *  Ä92  erwähnt  das  lateinische  Wort  nicht.  Wenn  anders  ß^axiiav,  was  ich  für 
wahrscheinlich  halte,  Komparativ  von  ßqaxvs  ist,  kann  die  Entlehnung  nicht  bezweifelt  werden. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  13 

chommoda  d icebat,  si  quando  conimoda  vellet 
dicere  et  insidias  Arrius  hinsidias^), 

so  sind  auch  eine  Anzahl  echt  lateinischer  Ausdrücke  von  dieser  unlateinischen 
Affektion  betroffen  worden  und  haben  dieselbe  teils  in  der  Vulgär-,  teils  in  der 
Schriftsprache,  mitunter  vorübergehend,  meist  jedoch  dauernd  behauptet,  so  sehr 
auch  die  Grammatiker  dagegen  zu  Felde  gezogen  sind  2).  Wie  in  pul  eher,  das 
schon  auf  Münzaufschriften  des  Jahres  54  vor  Christus  [C.  I.  L.  I,  380]  gefunden 
wird,  femer  in  lurcho  und  Orchus  sich  der  eingedrungene  Hauch  für  alle 
Zeit  festgesetzt  hat  und  sogar  von  Probus  als  durch  den  langen  Gebrauch  zu  Recht 
bestehend  anerkannt  wird,  so  haben  auch  andere  echt  römische  Benennungen, 
wie  sepulchrum,  inchoare,  chordus,  chors  (=  cohors),  sulphur^), 
scropha  die  gleiche  lautliche  Änderung  erfahren.  Wieder  andere,  deren 
Heimat  und  Herkunft  früher  sehr  zweifelhaft  war,  wie  cachinnus  und 
brocchus,  hat  die  moderne  Sprachwissenschaft  nicht  einen  Augenblick  Be- 
denken getragen,  für  echt  römisch  zu  erklären  '*) . 

Mit  dieser  Manie  des  Volkes  steht  das  Bestreben  besonders  der  der  griechi- 
schen Bildung  geneigten  patricischen  Geschlechter  in  Einklang,  ihren  Namen 
durch  die  Aspiration  ein  griechisches  Gepräge  zu  geben  und  dadurch  ihren 
Stammbaum  künstlich  bis  auf  die  angeblich  pelasgische  Einwanderung  und  die 
Zeilen  des  Evander  hinaufzurücken.  Wahrscheinlich  entstand  so  die  Namensform 
derCethegi,  mit  Bestimmtheit  die  derGracchi;  mit  gutem  Grunde  konnte 
daher  Varro  bei  Sosip.  sagen :  Graccus  sine  aspiratione  dici  debere,  wenn  er 
auch  vielleicht  nicht  wufste,  dafs  das  W^ort  ursprünglich  mit  gracus  (vgl.  gra- 
culus)  identisch  ist. 

Ferner  stammt  eine  gröfsere  Zahl  von  hierher  gehörigen  Ausdrücken  aus 
dem  Bereiche  der  nordischen  Sprachen,  wie  die  germanischen  Nomina  propria 
Chatti,  Cherusci,  Chauci,  Chamavi,  Nerthus  und  die  vermutlich 
keltischen  Appellativa  chama  (Benennung  des  gallischen  von  Pompeius 
durch  Cäsars  Vermittelung  zuerst  in  Rom  gezeigten  Luchses.  Plin.  8.  70), 
trichila,  Laube^),  thursio  =  tursio,  Braunfisch  (delphinus  phocaena 
L.]^),  rechamus,  erster  Kloben  am  Flaschenzuge,  desgleichen  die  auch 
in   die   griechische    Sprache    übergegangenen    keltischen    Substantiva    can- 


^)  Vgl.  Qiiint.  4.  5.  20:  erupit  brevi  nimias  usus,  ut  choronae,  chenturiones,  prae- 
chones  adhuc  quibusdam  inscriptionibus  maneant. 

S)  Vgl.  Charis.  S.  265.  SO  K.  Prob.  cath.  S.  4  0.  49.  K.  Ritschi,  Prise,  latinit.  monum. 
S.  424.    Bramb.  lat.  Orthogr.  S.  287.     KeUer,  Rhein.  Mus.  34.  386. 

8)  Vgl.  Eon.  Ann.  265  V :  solporeas  undas.  Doch  ist  für  das  Wort  sulphur  noch  kein 
lat.  Etymon  gefunden  worden. 

4;  Vgl.  Curtius  Grundz.  *  475.  Fick  Wörterb.  2.  55.  Vanicek  4  04;  Fick  2.  4  79. 
Vani^k  206. 

5)  Als  keltisch  an  seinem  Fortleben  im  altfr.  trelle,  nfr.  treille  erkennbar. 

6]  Von  Fischnamen  auf  o  sind  gleichfalls  keltisch:  salmo,  redo,  carroco,  ropio,  fario; 
andere  Worte  auf  o  aus  derselben  Sprache  sind:  reno,  falco,  cucuUio,  sapo,  turio,  sajo, 
burdo,  pabo;  iberisch  ist  thieldo. 


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14  Griechische  Wörter 

therius  (=  xav-D-riliog)   und  canthus   (=  xav&og)    (vgl.   phlasca)   deutlich 
beweisen  ^) . 

Auch  Eigennamen,  wie  der  des  campanischen  Flusses  Sebethus,  des 
etruskischen  Geschlechts  der  Othones,  ferner  Grosphus^),  Thoriusu.  a. 
sind  entschieden  nicht  lateinischen  Ursprungs.  Ebenso  bedarf  es  hier  nur  des 
Hinweises  darauf,  dafs  Wörter  wie  brechraa  oder  bregma,  thoti,  mam- 
ph  u  la  orientalischer  Abstammung  und  nicht  durch  die  Griechen  übermittelt  sind. 
Dagegen  pflichte  ich  betreßs  der  Deutung  des  an  mamphula  anklingenden 
mamphur  bei  Festus  der  Ansicht  Scaligers  bei,  welcher  es  ^ms  ^lavvocpltqov 
erklart,  während  Bcrgk  darin  ein  echt  lateinisches  Wort  sucht  =  manura  fir, 
reines  Feuer  (vgl.  Inschriften  röm.  Schleudergeschosse  1876  S.  98,  Jahrbuch,  f. 
Philol.  1878,  S.  36.  Anm.)3). 

Echt  lateinisch  oder  wenigstens  italisch  sind  nach  meiner  Ansicht  die  vielfach 
für  griechisch  ausgegebenen  Substantiva  phalarica,  lympha  und  Thalassio 
oder  Thalass  ins*).  Denn  phalarica  läfst  sich  von  fala,  der  Bezeichnung  eines 
hölzernen,  zu  militärischen  Zwecken  dienenden  Turmes  nicht  wohl  trennen,  welche 
unter  den  Hesychianischen  Glossen  wieder  erscheint  in  der  Form  (pdlar  oqi^, 
a-Aoivial.  Die  Bedeutungsverschiedenheit  macht  die  Entlehnung  unwahrscheinlich; 
dazu  kommt,  dafs  der  Stamm  des  Wortes  im  Italischen  ziemlich  verbreitet  ist  und 
sich  nicht  blofs  aus  etruskischen  und  sabinischen  Nominibus  propriis,  wie  Falisci, 
Falerii,  Falacrinum,  sondern  auch  aus  Appellativis  wie  etr.  falantum,  Himmel 
und  röm.  falacer,  fulica  und  infula  ergiebt.  Ich  stimme  daher  Vanicek  voll- 
kommen bei,  wenn  er  S.  579  an  Derivation  aus  der  gräko-italischen  Wurzel 
bhal  denkt,  zumal  das  Wort,  ein  Adjectivum  faläris  vorausgesetzt,  echt  römischen 
Typus  zeigt.  —  Das  Subst.  lympha  hat  Saalfeld  als  Reflex  des  griechischen 
vvficpf]  in  seinen  Index  aufgenommen ,  hauptsächlich  gestutzt  auf  die  Autorität 
Varros  (l.  l.  7.  87)  und  Mommsens  (Unterital.  Dialekte  S.  256).  Die  Schreibuns; 
des  W^ortes  mit  ph  und  y  hat  demselben  ein  eminent  griechisches  Aussehen  ge- 
geben ;  doch  ist  die  griechische  Abkunft  durchaus  unwahrscheinlich  wegen  der 
Bedeutungsverschiedenheit  ^)  und  des  fast  beispiellosen  Übergangs  von  n  in  1*^1, 
Erwagt  man  ferner,  dafs  lympha  zahlreiche  Ableitungen  hat,  wie  lyraphare, 
lymphatio,  lymphatus,  lymphaticus,  lymphaceus,  und  dafs  es  mit  osk.  Diuinpa 
und  dem  röm.  Adjekt.  limpidus  wurzelverwandt  ist,  ferner  dafs  der  Hinweis 
auf  die  übereinstimmende  Bedeutung  von  lymphatus  und  vvfKpolrjjtTog  (abge- 
sehen von  der  lautlichen  Schwierigkeit)  durch  die  Zusammenstellung  des  ersteren 
mit  Xi^cpog  »dumm,  verrtlckt«  hinfällig  wird,  so  wird  man  an  der  Originalität 

4)  Betreffs  des  Übergangs  keltischer  Worte  durch  das  Latein  ins  Griechische  verweise 
ich  auf  den  im  Anhange  gegebenen  Exkurs. 

2)  Dasselbe  gilt  von  dem  Appellativum  grosphus ,  das  in  der  griecb.  Litterat.  nur  bei 
Polybius  vorkommt,  der  eine  Anzahl  gallischer  Wörter  überliefert  hat. 

3}  Ein  Subst.  fir  ist  nicht  belegt  und  die  Erklärung  des  Wortes  gezwungen. 

4)  Ganz  abgesehen  von  handschriftl.  Lesarten  wie  pheretrum  =  feretrum,  phoedcra  u.  a. 

5)  lympha  bezeichnet  das  Wasser,  nympha  eine  Göttin. 

6)  Die  Ableitung  von  lutra  aus  eyvdqig  richtet  sich  selbst;  das  umgekehrte  Umspringen 
des  Organs  von  luscitiosus  in  nuscitiosus  beruht  auf  volksetymologischer  Anlehnung  an  uo\. 


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IN  DER  LATfclNISCHBN  SPRACHE.  15 

von  lympha  kaum  noch  zweifeln  können,  limpidus  aus  lympha  abzuleiten  halte 
ich  für  gewagt,  sie  zu  trennen  ist  noch  viel  kühner.  Vielmehr  gehen  beide  auf 
Wurzel  lamp  zurück,  wovon  kafiTtiOy  lit.  ISpsn^,  preuss.  lopis  abstammen.  ^) 

'  Was  das  alle  und  frühzeitig  verschollene  Wort  Thalassio  anbelangt,  so  ist 
zunächst  auf  die  grofse  Verschiedenheit  in  der  überlieferten  Schreibung  aufmerk- 
sam zu  machen.  Bei  Plutarch  (Quaest.  Rom.  31)  erscheint  es  in  der  Form  Tha- 
lasius,  Martial  schreibt  4S.  42.  4  Talassus,  i.  35.  6  Talassio,  Servius  zu 
Verg.  Aen.  1.651  Thalasio,  Catull61.134  und  Liv.  1.9.12  Thalassius. 
Zu  beachten  ist  ferner,  dafs  es  einen  alten  Gott  bezeichnet,  der  beim  Hochzeits- 
zuge angerufen  wurde.  Die  Ableitung  des  Festus  S.  351 .  27,  der  es  mit  raXaqov 
zusammenstellt,  ist  wegen  des  unbewiesenen  Übergangs  von  q  in  s  selbstver- 
ständlich abzuweisen,  aber  auch  der  Gedanke  an  d-aXaöaioQ ,  das  GatuU  und 
Livius  vorgeschwebt  zu  haben  scheint 2),  schwindet  bei  der  Erwägung,  dafs  die 
Italer  ihre  ehelichen  Gebräuche  durchaus  selbständig  ausgebildet  haben,  und  dafs 
in  dieser  Hinsicht  für  die  alte  Zeit  wohl  nicht  ein  einziges  Lehnwort  mit  Be- 
stimmtheit nachgewiesen  werden  kann.  Eher  dürfte  das  Wort  aus  einem  itali- 
schen Dialekte  stammen. 

Aufser  der  bisher  besprochenen  Wiedergabe  der  griechischen  Aspiraten 
durch  ph,  ch,  th  kennt  die  römische  Sprache  noch  eine  andere,  entschieden 
ältere  Vertretung  derselben  durch  die  römischen  Tenues :  p,  c  und  t.  Da  das 
Latein  nämlich,  wie  wir  in  dem  Kapitel  über  Volksetymologie  genauer  erörtern 
werden,  der  Aspiraten  verlustig  gegangen  ist  und  dieselben  im  Anlaute  durch 
die  Spiranten  f  und  h,  im  Inlaute  durch  die  Medien  b,  g  und  d  ersetzt  hat,  die 
griechischen  Aspiraten  aber  den  W^ert  von  Tenues  mit  nachstürzendem  Hauche 
hatten,  so  konnten  die  Römer  in  der  älteren  Zeit,  wo  griechische  Wörter  nur  auf 
dem  Wege  des  mündlichen  Verkehrs  eindrangen ,  ein  Äquivalent  dieser  Aspiraten 
nur  in  ihren  Tenues  finden,  und  erst  die  spätere  Zeit  der  grammatischen  Studien 
und  des  litterarischen  Einflusses  hat  den  Hauchlaut  in  den  Schriflgebrauch  ein- 
geführt. Sonach  müssen  auch  alle  diejenigen  Wörter  als  griechische  Lehnwörter 
betrachtet  werden,  in  denen  lateinisches  c,  p,  t  griechischem  x^  V  und  d-  gegen- 
über stehen. 

Es  kann  nun  nicht  meine  Absicht  sein,  hier  alle  die  zahlreichen  inschriftlich 
wie  litterarisch  überlieferten  Wörter,  die  diese  Lautvertretung  zeigen,  vorzu- 
führen'), vielmehr  greife  ich  nur  diejenigen  heraus,  über  deren  Ursprung  bisher 
die  Meinungen  divergierten. 

Um  mit  p  zu  beginnen ,  so  dürfte  wohl  heutzutage  niemand  mehr  an  der 
griechischen  Herkunft  von  pa enula  =  ^a^i/oÄi;^,  pasceolus  =  (jpacrxwylog, 


4)  Vgl.  Job.  Schmidt,  Vokalism.  4.75.  Fick  S.  S20.  Vani^ek  836.  Ritschi,  opusc. 
pbUol.  2.  490.     Tnchbändi.  S.  4  6. 

2)  Vgl.  auch  Merekiin,   index  scbol.  Dorpat.  4860.  S.  4  8.     Marquardt  Altert.  ^  5.  4.  54. 

8)  Eine  grofse  Zabl  besonders  inschrtftlicber  Belege  sind  gesammelt  von  Schmitz,  Progr. 
von  Düren  4863  p.  44—20.  Betreffs  der  Wiedergabe  des  griechischen  tp  in  allen  Perioden 
der  rdmiscben  Sprache  verweise  ich  auf  die  treffliche  Monographie  von  Moromsen  Hermes 
XIV.  S.  65—77. 


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16  Griechische  Wörter 

purpura  =  JtoQcpv^a,  apua  =  aq)vr],  ampulla  =  a^q)OQevg  (deminuUvum 
von  amphora),  aplnsiv e  =  atplaarov,  catampo  =  xar  aficpio,  spaerita 
=  acpaLQlrrjg,  s p  i  n  t  e  r  =  a(pLy%Tr]Q^  P  o  e  n  i ,  altlal.  Poini  =  OolvLxeg,  Meier- 
panta  (auf  einem  pränestinischen  Spiegel)  =  BelleQOfporrfjg  (vgl.  Beleropaota 
Plaut.  Bacchid.  4.  7.  12),  Sisipus  =  2lavq)og  (C.  I.  L.  I.  1178)  u.  a.  zweifeln*). 
Anders  steht  es  mit  supparum,  struppus  und  capisterium,  deren  Ent- 
lehnung vielfach  geleugnet  worden  ist,  aber  doch  wohl  aufrecht  erhalten  werden 
mufs.  Die  Gemination  des  p  in  den  beiden  erstgenannten  Worten  ist  eine  auf  Ver- 
schärfung der  Aussprache  beruhende  Eigentümlichkeit  der  lateinischen  Sprache  (vgl . 
Pauli  K.  Z.  18.  1  flF.).  Aber  während  für  die  Herübernahme  von  struppus  aus 
aTQ6q)og  nach  Ritschis  Vorgange  op.  2.  528  Saalfeld  und  Tuchhändler  eintreten  2), 
hat  die  griechische  Ableitung  von  supparus  =  aiq>aQog  neben  Verteidigern  der- 
selben, wie  Hehn  ^S.  156'),  Saalfeld  im  Index  und  Progr.  S.  25,  Schuchardt 
2.  228,  Vanicek,  Fremdwörter  S.  79,  Tuchhändler  S.  26  (der  jedoch  eine  hibride 
Bildung  aus  sub  und  qpapog  statuiert) ,  auch  Gegner  gefunden.  Allerdings  hat, 
seitdem  Vanicek  die  auf  Ficks  Autorität  hin  (Wörterb.  1.  31)  im  Etym.  Wörterb. 
d.  lat.  Spr.  1.  24  ausgesprochene  Herleitung  des  Wortes  von  upara  wie  dieser 
später  wieder  aufgegeben  hat,  soviel  ich  sehe,  niemand  mehr  den  fremden  Ur- 
sprung des  Namens  in  Zweifel  gezogen,  aber  Pauli  leitet  das  Wort  unter  Voraus- 
setzung seiner  oskischen  Abkunft  (vgl.  Varr.  1. 1. 5. 30)  aus  der  Wurzel  spa  mit  der 
Präposition  sub  ab  (K.  Z.  18. 5).  Indes  entscheidet  nach  meinem  BedUnken  die  nicht 
abzuweisende  Verwandtschaft  mit  siparium,  die  Erhaltung  des  a  in  unbetonter  Pä- 
nultima  und  die  Erwägung,  dafs  Segel  als  Schiffahrtsutensilien  (vgl.  carbasa)  und 
Kleidungsstücke  nebst  ihren  Namen  schon  frühzeitig  ihren  Weg  von  Griechenland 
her  nach  Italien  gefunden  haben,  für  die  Entlehnung^).  Ebenso  schliefst  die 
genaue  Übereinstimmung  in  Form  und  Bedeutung  zwischen  capisterium  und 
axacpiarriqLov  jeden  Gedanken  an  Originalität  des  Wortes  aus,  nur  ist  die  Frage, 
ob  das  blofs  bei  Golumella  2.9.11  belegte  Wort  nicht  vielmehr  mit  Gorfsen, 
Krit.  Nachtr.  293.  295  und  Schuchardt,  Vokalism.  3.  237  in  der  Form  scaphisle- 
rium  herzustellen  sei.  Doch  läfet  sich  die  überlieferte  Lesart  verteidigen  bei  der 
Annahme  formeller  Beeinflussung  von  capistrum  ^)  und  capis,  welches  letztere 
nebst  der  genannten  Ableitung  trotz  seines  Anklangs  an  aycarplg  und  trotz  des 
Accus.  Plur.  capidas  für  echt  römisch  zu  halten  ist.   Die  griechische  Accusativ- 


A)  Beispiele  aus  der  Vulgärsprache  bei  Schuchardt,  Vokalism.  4.  56. 

2)  Curtius,  Fick  und  Vanicek  erwähnen  das  Wort  nicht. 

d)  »Nach  Varr.  1.  1.  5.  30  ein  oskiscbes  Wort,  das  aber  wohl  aus  dem  Orient  stammt«. 

4)  Betreffs  dos  Übergangs  von  i  in  u  (supparum  8  ai<paQoy)  vgl.  meine  Abhandlung  in 
Bezzenberg.  Beiträgen  z.  Kunde  d.  indog.  Spr.  V.  87  f.  Das  W9rt  tippula,  das  Pauli  K.  Z. 
48.  29  mit  rl(pij  kombiniert  hat  unter  Zustimmung  von  Fick  2.  4  05  und  Vanicek  312,  ist 
nicht  entlehnt,  sondern  original.  Die  gemeinschaftliche  Wurzel  lautet  (s)tip,  netzen  (skr. 
stepati,  lit.  tep-ti),  die  griechische  Aspiration  ist  sekundär. 

5)  Nach  Corfsen,  Krit.  Beitr.  870,  Krit.  Nachtr.  294  liegt  der  Form  capistrum  ein 
Nominalstamm  capid  zu  Grunde,  Osthoff  dagegen  K.  Z.  23.  344.  316  httlt  das  Wort  für  eine 
Analogiebildung  von  capio,  wie  monstnim  von  moneo,  lustrum  von  luo,  nach  rostrum,  clau- 
strum  u.  a.  geformt. 


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IN  DCR  LATEINTSGHBIf  SpEXCHE.  17 

endung  erklärt  sich  entweder  durch  Annahme  einer  Anlehnung  an  griechische 
Deklinationsformen,  wie  bei  cöpis  =  copiosus  (Acc.  PI.  copidas],  oder  beruht,  was 
mich  wahrscheinlicher  dünkt,  auf  einer  Täuschung;  denn  meines  Erachtens  wird 
zu  c^ipidas  ein  Nominativ  capida  anzusetzen  sein,  etwa  \vie  neben  cassis  cassida 
als  Nora.  Sing,  besteht.  Für  die  Originalität  von  capis  aber  sind  vollwichtige 
Zeugnisse  die  gleichbedeutenden  ebenfalls  der  Wurzel  cap  entsprossenen  Aus- 
drücke capedo,  capula  u.  a. 

Dem  von  Saalfeld  im  Index  als  Lehnwort  aus  allcptov  erklärten  Subst. 
sirpe  möchte  ich  punischen  Ursprung  vindizieren,  da  die  Griechen  und  Römer 
wohl  beide  erst  durch  Vermittelung  der  Phönicier  und  Karthager  die  Bekannt- 
schaft dieser  nordafrikanischen  Pflanze  gemacht  haben.  Dagegen  halte  ich 
pallium  im  Gegensatz  zu  Hemsterhuis  und  Beermann  (Sprach wissensch.  Ab^ 
handlungen,  hervorgeg.  aus  G.  Curtius*  grammat.  Gesellsch.  1874.  S.  99),  welche 
die  Übernahme  aus  rpaglov,  deminut.  von  q>äQog,  für  wahrscheinlich  ansehen, 
für  ein  echt  römisches  Wort,  das  nicht  von  palla  und  pannus  getrennt  werden 
darf  und  samt  diesen  aus  der  Wurzel  span  =  pan  geflossen  ist  (vgl.  Corfsen 
2.527,  Vanicek  1168,  Fick  2.143).  Wenn  es  nun  auch,  wie  Beermann  mit  Recht 
hervorhebt,  Regel  ist,  dafs  ein  Volk  Gegenstände,  welche  es  durch  andere  Völker 
kennen  lernt,  mit  den  Namen  bezeichnet,  welche  sie  bei  dem  betreffenden 
Volke  haben,  nicht  aber  aus  eigenem  Sprachmaterial  neue  Wörter  schafft,  so 
kann  doch  darüber  kein  Zweifel  obwalten,  dafs  oft  von  auswärts  importierte  oder 
im  Ausland  kennen  gelernte  Objekte  mit  heimischen  Namen  bezeichnet  worden 
sind.  Es  genügt  hier,  an  griechische  Bildungen  wie  vaiva^  xQOnodeikog  (ägypt. 
xiiiipa  nach  Herod.  2.  69  =  em-suh),  ilala,  ^vqtoq^  rjleycTQOV,  O-iog^  ^ivoTtegiog, 
iTtTtoTtorafiog  u.  a.,  oder  römische  wie  vitrum,  fides,  lentiscus,  lauinis,  plum- 
bum  album,  morum,  bos  Luca,  gallus  u.  a.  zu  erinnern^). 

Für  die  Vertretung  von  -d-  durch  t  können  als  sichere  Beispiele  unter  anderen 
gelten  menta  =  ju/r^iy,  tus  (vgl.  Jordan,  Hermes  15. 541)  =^os,  spatalium 
=  a7ta&ahov,  clatri=xX^^pa,  tomix  =  ^di]Mt|,  Setus  =  Z^^og  (CLL.  1. 
1047. 1299)  u.a.;  dem  Vulgäridiom  gehören  Verstümmelungen  an  wie  cuturni  um 
=  uto&dtptov  (vgl.  Joh.  Schmidt,  Vokalism.  2.  351)  und  protulum  oder  proti- 
rum  ==  TtQodvQOV  (vgl.  Löwe,  prodromusS.  376) .  Antelius  ist  nicht  auf  att.  ay- 
d-rjlLog,  sondern  auf  ion.  avrrihog  (vgl.  apeliotes)  zurückzuführen.  Der  Ansicht 
Döderleins  und  einiger  Lexikographen  wie  Forcellini,  Georges  u.  a. ,  dafs  sa  l  a  p  u  - 
tium  und  praeputium  voces  hibridae  aus  salaxresp.  prae  und  ttoct^^ov seien 
mit  unterdrücktem  s,  wird  wohl  heutzutage  niemand  mehr  beistimmen,  vielmehr 
ist  das  Wort  (putium)  mit  Bugge  K.  Z.  19.  417  von  Wurzel  pu  schneiden  oder  mit 
Vanicek  S.  549  von  pu  erzeugen  (vgl.  pubes,  pumilus,  pusus,  putus)  abzuleiten. 
Auch  das  veraltete  von  Gensorin.  14.  7  und  Fest.  Paul.  S.  101  u.  105  der  Ver- 
gessenheit entrissene  Wort  birquitallus  (=  Bockszweig,  vgl.  Hehn,  Kulturpfl. 
S.  4903)  nebst  dem  Derivatum  hirquitallire  ist  keineswegs  hibrid  und  mit  dem 

4)  Im  übrigen  verweise  ich  auf  meine  demnächst  in  der  Zeitschrift  für  Völkerpsycho- 
logie und  Sprachwissenschaft  erscheinende  Untersuchung,  die  diesen  Gegenstand  detailliert 
behandeU. 

Weise,  Oriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  2 


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18  GaiEGHISGHB  WÖRTEH 

erst  in  augusteischer  Zeit  auftretenden  Lehnwort  thallus  =  ^aHog  zusammen- 
gesetzt, sondern  meines  Erachtens  in  seinem  letzten  Teile  mit  talea',  talia,  talla 
zusammenzustellen. 

Ungewisser  Abkunft  bleiben,  soweit  ich  sehe,  nur  triumphus  und  botu- 
lus,  welche  möglicher  Weise  d-glafißog  und  ßvd-alog  reflektieren.  Zwar  gieht 
der  Gebrauch  des  Wortes  d'Qlafißog  von  Seiten  der  späteren  Griechen  ftlr  trium- 
phus in  dem  Sinne  von  Triumph  kein  Kriterium  für  die  Entscheidung  der  Her- 
kunft ab,  aber  die  Annahme,  dafs  der  Ruf  triumpe  durch  den  Bacchuskult  zu 
den  Arvalbrüdem  gekommen  sei,  gewinnt  an  Wahrscheinlichkeit,  wenn  man  die 
unrömische  Bildung  des  etymologisch  noch  nicht  hinlänglich  fixierten  Wortes  be- 
rücksichtigt. Dafs  ^  vor  q  aus  r  entartet  ist,  wie  in  d-Qtvayclaj  d'Qiva^,  kann 
man  unbedenklich  annehmen,  nicht  aber,  dafs,  wie  Fick  Wörterb.  2.  H2  ver- 
mutet, dieses  ^glafÄßog  für  *rQlafi^og  und  letzteres  wieder  für  *rQafi(pog  stehe, 
welches  wieder  aus  der  Wurzel  trap  mit  Nasalierung  hervorgegangen  sein  soll. 
Nach  meiner  Ansicht  liegt  im  ersten  Teile  das  Zahlwort  drei  und  im  letzten 
dieselbe  Formation  vor  wie  in  Si&vQafAßog  und  lafißog,  dessen  Derivation  von 
Wurzel  iafc  ich  nicht  billigen  kann.  —  Allerdings  ist  nun  der  Übergang  der 
Labialmedia  in  die  Tenuis  {S'Qlafißog  in  triumpus ;  denn  die  Aspiration  ist  acces- 
sorisch  und  erst  später  eingetreten)  bei  Lehnwörtern  nicht  gerade  häufig,  aber 
doch  zu  belegen  in  carpaiinns  =  xaQßarivog,  und  C anopus  =  Äai/ai/?og. 
Zudem  mochte  der  Gedanke  an  tres  und  pes  zu  der  Veränderung  beitragen,  wie 
denn  auch  tripodatio,  tripudium,  -are  in  der  Bedeutung  ziemlich  auf  dasselbe 
hinauskommen  werden^). 

Anders  steht  es  mit  botulus,  Wurst,  einem  nach  Gellius  in  der  Komödie 
gebrauchten  Worte,  welches  von  Lobeck,  Pathol.  elem.  S.  92  nach  dem  Vorgange 
von  Salmasius,  Plin.  exerc.  S.  429D.  auf  ein  griechisches  Etymon  ßv&akog  (vgl. 
Eesych.  ßvd-akov  ßva^a)  zurückgeführt  wird;  doch  wohl  mit  Unrecht.  Denn 
bei  einem  schwerlich  durch  den  Import  aus  griechischen  Landen  bekannt  ge- 
wordenen Gegenstande  dürfen  wir  um  so  weniger  an  Entlehnung  aus  der  griechi- 
schen Sprache  denken,  als  der  Übergang  von  i;  in  o  in  betonter  Stammsilbe  aufser 
vielleicht  in  dem  uralten  derb  verstümmelten  C  o  c  1  e  s  =  KvxJio}ifß(\)  nicht  belegbar 
ist 2).  Weit  wahrscheinlicher  ist  es,  dafs  Hesych,  wie  häufig,  ein  gallisches  Wort 
glossiert,  das  von  Gallien  aus  seinen  Weg  auch  nach  Rom  gefunden  hat,  wie  ver- 
schiedene andere  Fleischwaren  samt  ihren  Namen  (vgl.  taxea,  Speck,  span. 
tassajo,  long  an  o  oder  longabo,  Wurst,  span.  longaniza,  apexabo,  Wurst- 


4)  Für  die  Entlehnung  von  triumphus  sprechen  sich  aufser  Yarr.  1. 1.  6.  68  Saalfeld  im 
Index,  A.  Dietrich,  comment.  gramm.  duae,  Progr.  v.  Pforta  4846  S.  S8,  Tuchhändler  im 
Index  u.  a.  aus. 

2)  mola,  soccus,  molucrum,  brocchus,  sporta,  orcai  trossulus,  die  man  wohl  aus 
fivXij,  avxxof  f  fivXaxqoy ,  ßQvx(o,  isnvqiSt  ^^XVt  TQvaaos^  deriviert  hat,  sind  ebensowenig 
Lehnwörter  wie  folium  neben  <pvXXoy,  und  storax  verdankt  sein  o  dem  Einflüsse  des  fol- 
genden r  wie  ancora  (vgl.  Corfsen,  Ausspr.  2,  S.  74).  Ob  Tondrus  auf  einer  pränestin. 
eiste  Ephem.  epigr.  4.  168  b  mit  Recht  von  Heibig  u.  Jordan  Krit.  Beitr.  S.  55  ff.  mit  dem 
griechischen  TvydaqBv^  identificiert  wird,  bleibt  zweifelhaft. 


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IN  BKR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  19 

art,  iueetum,  Rollfleisch,  Roulade,  taniacae,  längl.  Stücken  Schweine- 
fleisch u.  a.). 

Nicht  so  zahlreich  sind  die  Fälle,  in  denen  sich  c  für  ch  in  der  Schriftsprache 
eingebürgert  hat.  Aufser  Zweifel  steht  diese  Lautvertretung  in  acarna  = 
axaQvrjg,  scida  =  ox^Srj,  cae ve  folinm  =:  xcnQicpvlkov  und  Crisida  etr. 
und  lat.  =  XQvarjtg  (vgl.  Jordan,  Kritische  Beitrüge  z.  Gesch.  d.  lat.  Sprache. 
Berl.  4879.  "S.  53).  Molicina  oder  molucium  bietet  Novius  Ribb.  71  =  fiolo" 
%ivri  oder  ^akaxiov,  ebenso  ist  ciloter  =  xtXiorriq  die  handschriftliche  Lesart 
bei  Nov.  com.  35;  Formen  wie  bracium,  baca=  baccha,  arcitectus, 
biarcus,  conca,  crysomaelinum  u.  a.  finden  sich  auf  den  Inschriften^  ja 
aus  späterer  Zeit  sind  sogar  Gebilde  wie  cenix  =  x^^"^^^  (Schuchardt,  Vokalism. 
2.294),  scenobates  =  axovvoßarrjg,  enocilis  =  ey;C6it;5,  masticum=: 
liaatlxi^  und  (mit  Umspringen  des  cinq)  squinu=  axolvov  nachzuweisen. 
Auch  calx  =  j^aA^  wird  wohl  aus  griechischer  Quelle  geflossen  sein;  denn 
die  Bereitung  und  Verwendung  des  Mörtels  dürfte  den  Römern  erst  mit  der 
Steinbaukunst  durch  die  Griechen  bekannt  geworden  sein,  wie  den  nordischen 
Völkern  wieder  durch  die  Römer.  Überdies  weist  der  auf  einer  Inschrift  des 
Jahres  434  vor  Chr.  (G.  I.  L.  4.  4466)  noch  vorhandene  Vokal  der  2.  Silbe  (basi- 
licam  calecandam,  womit  zu  vergleichen  calicata  aedificia  bei  Paul.  Fest.  S.  47.  4 
und  59.  4)  die  Mittelstufe  zwischen  calx  und  x^^^  trefflich  nach*)  und,  was 
gleichfalls  zu  beachten  ist,  das  Wort  kommt  noch  in  dem  für  alle  griechischen 
Lehnwörter  auf  -tx  vorauszusetzenden  Genus  masculinum  vor  bei  Cato  r.  r.  48 
und  in  einer  Inschrift  bei  Gruter  207.  Bei  der  Schreibung  caristia  =;fa^/(yr^a 
(Ovid.  Fast.  2.  645)  liegt  volksetymologische  Anspielung  an  carus  vor. 

Entschieden  nicht  entlehnt  sind  corium  =  j^o^toi/,  muscus  =  fioaxog, 
soccu  s  =  atmxog  oder  ovyx^Sj  cong  ius ,  das  man  mit  xosvg  oder  ;fom^  und 
cama,  das  man  mit  x^^^^  ^^  Verbindung  gebracht  hat.  Auch  die  Zusammen- 
stellung von  carinari  mit  x^P^c^^^'^c^^öft  und  von  carissa  mit  ;cap/€<y(7a  ist 
zu  verwerfen,  wahrscheinlich  auch  die  von  masticare  mit  fiaaraxacj. 

Das  Wort  corium  für  entlehnt  zu  halten,  hindert  uns  nicht  nur  das  ofl*en- 
bar  verwandte  scortum,  sondern  auch  die  analogen  Namensformen  dieses  bekann- 
ten Gegenstandes  in  den  übrigen  Sprachen:  lit.  skurä,  Haut,  Leder,  ksl.  skora, 
an.  hörundr,  Haut  u.  a.  (vgl.  Job.  Schmidt,  Vokalism.  2.76.  246.  Gurtius  Grundz.^ 
498.  Fick  2.  272.  VaniSek  4084).  Der  Abfall  des  ursprünglichen  Sibilanten  er- 
klärt uns  die  Aspiration  des  Anlauts  im  Griechischen.  —  Gegen  die  im  Saal- 
feldschen  Index  gegebene  Derivation  des  lat.  muscus  aus  fioaxog  spricht  aufser 

4)  Für  die  Entlehnung  sprechen  sich  aus  Curtius,  Vortrag  auf  d.  Philologen vers.  zu 
Hamburg  S.  3.  Grundz.  ^  417.  Mommsen,  Rom.  Gesch.  4.235.  Hehn,  Kulturpfl.  428. 
Saalfeld  im  Index.  Tuchhändler  übergeht  das  Wort  mit  Stillschweigen;  auch  Corssen  2.  539. 
Vanicek  429  und  Fick  2.  270  denken  nicht  an  Entlehnung;  letzterer  stellt  es  vielmehr  mit 
ksl.  Skala,  Stein  und  goth.  skalja,  Ziegel  zusammen,  bei  welcher  Etymologie  das  x  iu^  Grie- 
chischen und  c  im  Latein  trefflich  erklärt  wird  (vgl.  ;fo^eov  »  corium  von  Wurzel  skar). 
Mir  ist  es  nicht  zweifelhaft,  dafs  im  Latein  2  Worte  vorliegen:  calx.  Stein  (b.  Plaut.  Stein 
im  Spielbrett)  s=  ;r<^Ac|  »  ksl.  Skala  =  goth.  skalja  und  calx,  Kalk  entlehnt  aus  /aAi^  (in 
modificierter  Bedeutung)  und  erst  in  nachplautinischer  Zeit  nachweisbar. 

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20  Griechische  Wörter 

der  vollständigen  Verschiedenheit  der  Bedeutung  [fiScxos  Schöfsling,  Rute, 
muscus,  Moos)  besonders  der  Umstand ,  dafs  man  schwerlich  die  Kenntnis  einer 
so  bekannten ,  überall  in  Italien  wachsenden  Pflanze  erst  durch  die  Griechen  er- 
langte. Man  wird  daher  auch  mit  Recht  beide  Wörter  trennen  und  muscus  za 
ksl.  müchü,  lit.  musai,  Schimmel  u.  a.  stellen  können.  —  Für  die  Entlehnung 
von  soccus  hat  sich,  soviel  ich  sehe,  nur  Tuchhändier  ausgesprochen  (S.  21  f.), 
veranlafst  durch  die  Bedeutungsgleichheit  beider  Wörter.  Dagegen  spricht  der 
Übergang  des  betonten  v  der  Stammsilbe  in  o,  namentlich  aber  das  späte  Vor- 
kommen des  griechischen  W^ortes  (in  der  Anthol.  Palat.  und  bei  den  Lexikogra- 
phen Pollux  und  Hesych.).  Doch  trage  ich  auch  Bedenken,  der  Ansicht  Spiegels 
beizupflichten,  der  K.  Z.  13.  372  allbaktr.  hakh6,  Fufssohle  vergleicht.  Denn 
dafs  das  späte  aimxog  mit  seinen  Nebenformen  avycxag ,  avxx^G  und  avyxig, 
zumal  es  eine  phrygische  Schuhart  bedeutet,  in  Hellas  heimisch  gewesen  sei, 
möchte  ich  stark  bezweifeln  ^) .  Wahrscheinlich  sind  avTixog  und  soccus  zu 
trennen  und  für  letzteres  ein  römisches  Etymon  zu  suchen  (vgl.  Pauli  K.  Z.  48. 38. 
VaniJek  988) .  Dafs  soccus  vorzugsweise  eine  griechische  Tracht  der  Komödianten 
bezeichnet,  ändert  nichts  an  der  Sache;  denn  auch  der  römische  Name  pallinm 
ist  für  ein  griechisches  Gewand  in  Gebrauch  gekommen. 

Bei  congius,  dessen  Zusammengehörigkeit  mit  skr.  cankha  und  griechisch 
Tcoyxog  in  die  Augen  springt ,  kann  man  sich  füglich  wundem ,  wie  Mommsen 
P  205  und  Saalfeld  Progr.  S.  4  6  auf  den  Gedanken  gekommen  sind,  es  aus  ^ocvg 
resp.  ;(oti/t|  zu  erklären.  Solche  barbarische  Verstümmelungen  sind  selbst  in 
der  ältesten  Zeit  unerhört.  Dazu  kommt,  dafs  der  x^lvi^  ein  ganz  anderes 
Mafs  als  der  congius  ist ,  da  ersterer  2 ,  letzterer  6  sextarii  fafst.  —  Wie  irrig 
ferner  Isidors  (or. 20.  \\)  Behauptung  ist,  dafs  cama  von  x^i^^^  abstamme,  geht 
abgesehen  von  der  gezwungenen  Bedeutungserklärung«  daraus  hervor,  dafs  das 
ofl*enbar  iberische  Wort  sich  noch  in  gleicher  Form  im  heutigen  Spanischen  nach- 
weisen läfst.  —  Über  die  von  den  alten  Glossographen  versuchte  Kombination 
von  cärinari  mit  ;fäpeej/r/^€(;^at  brauchen  wir  wohl  kein  Wort  zu  verlieren, 
und  auch  carissa  mit  j^a^/cacra  zusammenzustellen  könnte  nur  das  ganz  grie- 
chisch aussehende  von  Paul.  Fest,  überlieferte  catacarisia  verleiten,  wofür 
jedoch  Hildebrand  unier  Zustimmung  von  Jordan ,  Krit.  Beitr.  S.  88  mit  Recht 
catae  carisae  hergestellt  hat.  Ob  freilich,  wie  Jordan  meint,  carisa  wirklich 
griechischer  Abkunft  ist  =  Kaqtaaa^  werden  wir  später  sehen.  —  Masticare, 
Dkauen«  endlich  weicht  von  dem  griechischen  ^aaraxio)  »mit  den  Zähnen  knir- 
schen« in  der  Bedeutung  ziemlich  stark  ab ;  auch  würde  es  auffallen ,  dafs  sich 
die  römische  Vulgärsprache  dieses  (schon  bei  Hesiod  vorkommende]  Wort  erst 
in  der  Zeit  des  Apulejus  angeeignet  hat ;  dagegen  hat  die  Annahme  einer  damals 
aus  mandere  erfolgten  Weiterbildung,  worüber  zu  vgl.  Br6al,  Etymol.  Latines 
S.  383,  nichts  Befremdendes 2). 


4)  Die  phrygische  Heimat  des  Wortes  und  die  Form  verglichen  mit  baccaris  =  /3ax/«- 
qig  aus  kelt.  bachar  spricht  für  gallische  (galatische)  Abkunft. 

2)  In  culigna,  doga,  dragma,  galbanum,  golaia  (=  j^iAvf),  balaena,  Bruges, 
pandicularis  (!)  liegt  Übergang  der  griechischen  Aspiraten  in  die  lateinischen  Medien  vor. 


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IN  DER  LATEIN18CI1BN  SpRACBE.  21 

Ein  weiteres  zuverlässiges  Kennzeichen  griechischer  Lehnwörter  ist  die  Ver- 
tretung des  anlautenden  ^  und  Spiritus  asper,  sowie  des  inlauten- 
den ^^  durch  rh  ,  h  und  rr  h.  Die  Ausnahmen  des  ersteren  und  letzteren  Falles 
sind  nur  scheinbar,  da  eine  Anzahl  Wörter  wie  resina,  raphanus,  rumpia; 
durch  Volksetymologie  in  ihrem  Lautbestande  beeinflufst,  andere  wie  rogus, 
runcina,  remulcum,  rapum,  marra,  gerrae  echt  römischer  oder 
wie  riscus  keltischer  Abkunft  sind^).  Die  Beweisführung  für  die  Originalität 
von  rogus  ist  in  extenso  gegeben  bei  Jordan,  Krit.  Beitr.  S.  84.  Für  rapum 
genügt  es,  auf  das  Wiedererscheinen  des  Wortes  in  den  verwandten  Sprachen  zu 
verweisen  als  lit.  ropö,  ksl.  rfpa,  ahd.  ruoba,  griech.  Qaffrj,  —  Die  Bildung  von 
marra,  das  bei  Hesych.  als  ixa^qov'  iqyakelov  cytdt^pow  erscheint ,  halteich 
für  analog  mit  der  von  parra,  umbrisch  parfa  und  leite  das  meines  Wissens 
bisher  nirgends  erklärte  Wort  von  derselben  Wurzel  ab  wie  mar-cus,  martulus, 
Hammer,  also  =  mar-sa  (vgl.  porro  =  porso,  Marrus  und  Marrubium  neben 
Marsi,  Marsicus) .  Die  griechische  Abkunft  des  Wortes  ist  ebenso  unwahrschein- 
lich wie  die  des  Ausdrucks  mucro  von  ^ioxquv.  Für  gerrae  verweise  i'ch  auf 
die  ausführlichen  Erörterungen  von  S.  Brandt,  Jahrb.  f.  Phil.  1878.  369  flF.,  der 
es  mit  garrire  zusammenbringt,  während  Fick  Wtb.  2.  56  an  Verwandtschaft  mit 
xaQOiog  u.  a.  denkt.  —  Die  Derivation  von  remulcum  aus  QVfiovXyceir  scheint 
hauptsächlich  auf  der  Wahrnehmung  zu  beruhen,  dafs  in  den  Handschriften  spä- 
terer römischer  Autoren  sich  die  Schreibweise  rhymulcum  findet ,  die  offenbar 
von  dem  erwähnten  griechischen  Verbum  beeinflufst  ist.  Aber  die  Erwägung, 
dafs  dem  lateinischen  Nomen  kein  entsprechendes  griechisches  Substantivum 
gegenübersteht  und  vor  allem ,  dafs  die  bedeutungsverwandten  Ausdrücke  pro- 
niulcum  und  promeliere  nicht  gut  davon  getrennt  werden  können,  legt  doch 
nahe,  das  Wort  samt  dem  Plautinischen  remeligo  für  echt  lateinisch  anzusehen^] . 
Auf  runcina,  welches  nach  meiner  Ansicht  das  Stammwort  des  spätgricchischen 
^vnävrj  ist ,  werden  wir  bei  Besprechung  des  Suffixes  -  Xna  etwas  genauer  ein- 
gehen. Nur  bei  einem  Worte,  bei  rosa,  bleibe  ich  in  Zweifel.  Denn  wenn  der 
Umstand ,  dafs  die  veredelte  Rose  aus  Vorderasien  zu  den  Griechen  und  Römern 
gekommen  ist  (vgl.  die  ausführl.  sachlichen  Erörterungen  Hehns,  Kulturpfl. 
S.  2143  ff,)  den  Schlufs  nahe  legt,  dafs  Qodov  aus  altpers.  vareda  (vgl.  armen, 
vard)  entlehnt  ist ,  so  ist  doch  der  Übergang  von  d  in  s  [qodov  oder  vielmehr 
^oiia  =  rosa)  zu  singulär  (bei  sinus  =  ölvog  erklärt  er  sich  durch  Volksetymo- 
logie) ,  als  dafs  man  damit  eine  solche  Etymologie  sicher  stützen  könnte,  und 
überdies  liegt  in  den  Wörtern  (v)radix  =  fgadt^  (vgl.  fgl^a,  fgadafipog) 
eine  europäische  Wurzel  vor,  aus  der  rosa  =  vrodsa  recht  wohl  abgeleitet 
werden  kann. 

Wenn  sich  ferner  h  nach  r  (=  rh)  in  echt  römische  Wörter  wie  Rhea, 
Rhamnes  eingeschlichen  hat,  so  ist  dies  auf  die  Sucht  der  Gelehrten  zurückzu- 


4)  Vgl.  altir.  rusc  u.  Fick,  Spracheinh.  S.  445.     Das  Wort  ging  durch  die  Vermittelung 
der  Galater  auch  in  die  griechische  Sprache  über  als  ^Icxog. 

i)  Vgl.  Vanicek,  S.  723.  Corfsen,  Auspr.,  Vokalism.  u.s.  w.  8.  454  f. 


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22  Griechische  Wörter 

führen,  die  römische  Mythologie  an  die  griechische  anzuknüpfen ;  andere Schreih- 
arlen  wie  Rhoma,  rhapuni  erklären  sich  auf  gleiche  Weise  aus  der  von  seilen 
römischer  Grammatiker  versuchten  Ableitung  aus  griechischer  Quelle  =  ^ci/iij, 
^(XTtvg  u.  a.  (vgl.  Brambach,  Lat.Orthogr.  S.294)  ^). 

Mit  anlautendem  h  =  griechischem  Spiritus  asper  verdienen  hier  berück- 
sichtigt zu  werden  hilarus,  haleC;  hinnuleus,  hybridus  (hibridus), 
hcrctum,  hulcus,  hirpex,  histrio;  hetta  lasse  ich  als  etymologisch 
dunkel  beiseite 2) ,  ebenso  hostus,  horconia,  horia,  hirciae^),  die  ver- 
mutlich echt  römisch  sind. 

Betreffs  des  W^orles  hilarus,  das  sich  namentlich  auch  durch  das  erhal- 
tene ä  der  2.  Silbe  als  Lehnwort  dokumentiert  und  schon  bei  Servius  zu  Verg. 
ecl.  5.  69  als  solches  Anerkennung  gefunden  hat,  verweise  ich  auf  die  Argumen- 
tation Tuchhandlers  Index  S.  22  (vgl.  Vanicek  S.  89).  —  Das  seit  Plautus  in  der 
römischen  Sprache  nachweisbare  halec  =  cckvxop  ist  schon  von  Saalfeld  in  den 
Index  aufgenommen,  von  Tuchhandler  dagegen  mit  Unrecht  übergangen  worden. 
Denn  wie  die  bei  weitem  gröfste  Zahl  der  Fische  und  Seetiere  überhaupt,  so 
tragen  auch  die  Fischsaucen  und  -speisen  fast  sämtlich  griechische  Namen.  Es 
genügt  in  dieser  Hinsicht  an  garum,  garismatium^  horaeum,  salgamuno, 
oxalme,  oxygarumu.  a.  zu  erinnern.  Dazu  kommt,  dafs  die  mit  halec  be- 
zeichnete Sauce  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  vom  Salze  benannt  ist,  welches 
im  Römischen  sein  s  bewahrt,  im  Griechischen  aber  zu  Spiritus  asper  verflüch- 
tigt hat.  V  ist  in  unbetonter  Endsilbe  zu  e  geworden  wie  in  ma tißa  =  ^OL-vxva. 
Die  Geschlechtsgleichheit  (halec  und  aXiTKov  neutra)  und  die  Verschiedenheit  der 
Formen,  in  denen  das  Wort  wie  ein  zweiter  Proteus  erscheint  (neben  halec  und 
hallec  finden  sich  noch  mit  verlorenem  Hauche  alec,  allec  und  mit  x  hallex  alex 
und  allex]  bekräftigen  die  Annahme.  Das  bei  den  Geoponici  erscheinende  aXiJ^ 
=  alex  wird  aus  römischer  Quelle  geflossen  sein,  ebenso  wie  aAe^,  Graupe 
=  alica. 

Bei  hinnus  und  den  augenscheinlich  damit  verwandten  Ausdrücken  hin- 
nulus,  hinnula  und  hinnuleus  sind  2  Bedeutungen  zu  scheiden:  W^enn 
das  Wort  Maultier  bedeutet  (und  das  ist  stets  der  Fall  bei  hinnus  und  hinnulus, 
teilweise  bei  hinnuleus],  so  haben  wir  es  mit  einem  Lehnworte =ir^og  zuthun; 
ist  dagegen  darunter  eine  Hirschkuh  oder  ein  Hirschkalb  zu  verstehen  (und  in 
dieser  Bedeutung  werden  die  Formen  hinnula  und  hinnuleus  gebraucht] ,  so  liegt 
nach  Kellers  sehr  ansprechender  Vermutung  ein  echt  lateinisches  Wort  vor,  wel- 


K)  Die  Schreibung  nordischer,  besonders  kelt.  Worte,  mit  rh,  wierheda,  Rhodanus, 
Rhaetia,  Rhenus  brauchen  wir  hier  nicht  zu  erörtern. 

2)  Die  Vertretung  des  griech.  /  durch  lat.  h  in  hir  =  /e«^  und  her«/^^  weist  auf 
Abstammung  aus  gemeinschaftlicher  Quelle,  nicht  auf  Entlehnung  hin,  vgl.  bortus  «s  jo^of . 
—  Urceus  giebt  sich  durch  den  Mangel  des  h  (vgl.  vqx^)  als  echt  römisch  zu  erkennen, 
da  man  schwerlich  an  äolische  Abkunft  denken  wird  und  aufserdem  die  Verwandtschaft 
mit  orca  nahe  liegt.  —  Das  ganz  griech.  aussehende  horia,  Kahn,  ist  entweder  von  ora. 
Küste  abzuleiten  mit  accessorischem  h  wie  in  haurio  oder  mit  hirnea,  hirniola  zu  verbinden. 

3)  hirciae  wohl  =  farciae  von  farcire,  vgl.  herba  und  forbea. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  23 

chcs  dem  von  Hesych  Überlieferten  Jsvekog  entspricht  und  von  Haus  aus  auch  mit 
einem  n  geschrieben  wurde  (vgl.  Keller- Holder  zu  Hör.  carm.  1.  23.  1,  Bur- 
sians  Jahresber.  4879.  p.  209).  Das  h  ist  demnach  spater  erst  hinzugefügt 
worden,  während  die  Verdoppelung  des  n  ihren  Grund  in  dem  Anklänge  an  die 
Derivata  von  hinnus  hat. 

Die  Wörter  herctum  und  huicus  sind  echt  römisch  und  keineswegs  von 
eiQyuß  undekxog  abzuleiten.  £rsteres  führt,  wieCurtiusGrundz.^  400  mttRecht  an- 
nimmt, auf  Wurzel  har-f-c  in  heres,  wovon  auch  hercisco,  letzteres  ist  eine  wahr- 
scheinlich vulgüre  Form  des  schriftgemäfsen  ulcus,  das  gleich  elycogsus  der  gr^ko- 
italischen  Grundform  velkos  entsprossen  ist  (vgl.  Brambach,  Hilfsbüchlein  S.  66]. 
Auch  die  Zusammenstellung  von  hybridus  mit  vßQis  ist  wie  die  Schreibung  mit 
y  und  h  nur  eine  Schrulle  der  lateinischen  Grammatiker,  die  das  Wort  etymolo- 
gisch nicht  unterzubringen  wufsten.  Doch  dürfte  Müller  zu  Festus  S.  33.  44  das 
Richtige  getroffen  haben,  wenn  er  als  Etymon  das  Spanische  iber  betrachtet. 
Auch  die  Ableitung  von  hirpex  aus  griechischer  Quelle  (=  aqna^  ist  äufserst 
bedenklich,  da  die  Bedeutung  nicht  genau  pafst  und  Werkzeuge  des  Ackerbaues 
nicht  leicht  entlehnt  wurden.  H  i  s  t  r  i  o  aber,  das  an  griechische  Wörter  wie  laxo' 
Qia  anklingt ,  ist  etruskischer  Abkunft. 

Da  sowohl  im  Griechischen  wie  auch  im  Lateinischen,  besonders  in  späterer 
Zeit,  der  Hauch  im  Anlaut  vielen  Schwankungen  unterworfen  war  und  deshalb 
auch  in  Wörtern  vortrat,  denen  er  von  Haus  aus  gar  nicht  gebührte,  so  ist  die 
Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  dafs  wir  im  Lateinischen  Lehnwörtern  mit  an- 
lautendem h  begegnen,  deren  griechische  Correlata  einen  Spiritus  lenis  haben. 
Anscheinend  ist  dies  bei  hama  der  Fall.  Doch  da  hier  neben  der  gewöhnlichen 
Form  äfiri  noch  eine  andere  aspirierte  afttj  existiert ,  so  scheint  das  h  nicht  auf 
Rechnung  der  Römer  gesetzt  werden  zu  dürfen.  —  Die  Kombination  von  her- 
nia,  Bruch  als  Leibesschaden  mit  eQvog,  Zweig,  die  wir  unter  andern  bei  Wan- 
nowski,  Progr.  von  Posen  4855  nach  dem  Vorgänge  von  Voss  im  Etymologicum 
finden ,  richtet  sich  selbst. 

Ein  weiteres  Kriterium  griechischer  Lehnwörter  ist^die  Wiedergabe  des 
griechischen  ^  durch  ss  (resp.  s  im  Anlaute)  in  alter  Zeit,  und  durch  z  seit 
dem  Ende  der  Republik  i).  Denn  die  Aufnahme  des  griechischen  z  erfolgte  erst 
kurz  vor  Cicero  (vgl.  Corfsen,  Ausspr.  4.6).  Die  geringen  Überreste  aber  des 
dem  älteren  Latein  eigenen  z  im  Salier-Licde  uud  auf  einer  Münze  von  Cosa  aus 
der  Zeit  nach  484  der  Stadt  (Gozano)  kommen  hier  nicht  in  Betracht. 

Besonders  zahlreich  ist  die  Schar  der  Verba  auf -/f  w,  die  sich  im  älteren 
Latein  eingebürgert  haben;  ich  nenne:  atticisso,  badisso,  comissor 
=  xcüjua^co,  crotalisso,  cyathisso,  cymbalisso,  malacisso,  moe- 
chisso,  patrisso,  pythagorisso,  pytisso,  rhetorisso,  sicelisso 
(trissol  graecissol )  2).   Von  Nominibus  gehören  hierher  massa,  obrussa 

A)  Vgl.  Corfsen,  Auspr.  4.  295.  2.  815.  Fleckeisen  epist.  crit.  PI.  4  8.  Schneider  elem.  4. 
S.  384  f.  Curüus  Grundz.  «660.  Brambach,  lat.  Orthogr.  S.  S84. 

2}  Auch  asso  könnte  man  leicht  geneigt  sein,  hierher  zu  stellen,  da  es  in  Form  und 
Bedeutung  mit  tt(a  nicht  übel  harmoniert.    Doch  Ittfst  es  sich  nicht  vom  plautintschen  Ad- 


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24  Griechische  Wörter 

=  oßQvKov,  tarpessita  =5  irpaTTc ^/ri^c,*,  purpurissu in  =  7iop (/>«;- 
qI^op.  Es  kann  sein,  dafs  das  ss  den  doppelten  weichen  Zischlaut  bezeichnen 
sollte,  für  den  die  Römer  kein  besonderes  Zeichen  hatten;  möglich  ist  aber  auch, 
dafs  die  Aussprache  dieses  Lautes  im  Munde  der  unteritalischen  Griechen  der 
des  römischen  ss  nahe  kam.  Denn  die  tarcntinischen  Griechen ,  mit  denen  Rom 
ja  schon  in  voi-plautinischer  Zeit  in  lebhafter  Verbindung  stand ,  sprachen  und 
schrieben  oakTtlaaio ,  laycrlcaa) ,  yvi^laacj ,  q)Qaoo(a ,  daneben  aber  auch  dv- 
laxl^ü)  und  sogar  aväKio  =  avdaao)  (Ahrens  d.  dial.  Dor.  404). 

Der  Übergang  des  anlautenden  ^  ins,  der  sich  aufser  auf  Inscliriflen 
(vgl.  obenSetus  =  Z^^o^C.  I.  L.  4 .4047)  besonders  in  plautinischen  Handschriften 
findet,  hat  sich  nicht  dauernd  festzusetzen  vermocht,  weshalb  denn  auch  die  rö- 
mischen Grammatiker  im  Texte  des  Plautus  die  zu  ihrer  Zeit  gebräuchlichen  Formen 
zona,  zamia,  Zethus,  Zeuxisu.  a.  wieder  hergestellt  haben.  Ein  Beispiel 
beständiger  Beibehaltung  des  s  statt  des  ursprünglichen  ^  würde  der  Name  der 
Stadt  Saguntum  =  ZaKVv&og  sein,  wenn  nicht  dringender  Verdacht  Yorläü;e, 
dafs  der  auch  sonst  in  Spanien  erscheinende  (Saguntia ,  Segontia) ,  offenbar  ibe- 
rische Name  erst  von  den  Griechen  in  Zaiivv&og  (als  Münzlegende  Za/.av&a] 
verändert  worden  ist*),  sodafs  die  Römer  sich  des  alten  einheimischen,  nicht  des 
von  den  Griechen  verstümmelten  Namens  bedienten. 

Weit  umfangreicher  als  in  der  besprochenen  Periode  ist  die  Zahl  der  ins  La- 
tein übernommenen  Verba  auf-/^w  in  nachciceronischer  Zeit.  Indieser 
ist  das  z  durchweg  bewahrt ,  nur  kann  man  bisweilen  in  Zweifel  sein  ,  ob  man 
es  mit  einer  auf  römischem  Boden  erwachsenen  Neubildung  vermittelst  des  ge- 
läufigen Verbalausgangs  oder  mit  einem  griechischen  Originalworte  zu  thun  hat. 
Ich  begnüge  mich  damit ,  hier  folgende  zu  registrieren :  apolactizo,  baptizo, 
canonizo,catechizo,  cauterizo,citharizo,  clysterizo,  colaphizo, 
dogmatizo,  encolpizo,  epicurizo,  euangelizo,  eunuchizo,  exor- 
cizo,  gargarizo,  lachanizo,  phrenetizo,  prophetizo,  rheumatizo, 
sabbatizo,  scandalizo,  scarizo,  siderizo,  sinapizo,  spongizo, 
syllogizo,  traulizo,  tympanizo  (doch  auch -isso).  So  gewifs  dieses  oder 
jenes  der  genannten  Wörter  der  Bildung  durch  die  Römer  verdächtig  ist,  so  sind 
von  Haus  aus  entschieden  lateinisch  und  nur  mit  griechischer  Endung  verseben 
worden:  latinizo,  betizo,  pulverizo,  paganiza,  praeconizo,  sol- 
lemnizo,  subcinerizo,  alapizO;  tibizo,  truUizo,  singularizo  (atusj 
christianizo,  Lentulizo  (vgl.  mangonizo) ;  pipizo  ist  Substantivum.  Ähn- 
lich verhält  es  sich  auch  mit  dem  Verbalausgang  -isso,  der,  ursprünglich  grie- 
chisch, doch  zur  Weiterbildung  römischer  Verbalstämme  benutzt  worden  ist,  z.B. 


jektiv  assus  trennen,  dem  dann  im  Griechischen  das  Korrelat  fehlen  würde.     Demnach  ist 
es  wohl  römisch,  aber  nicht  mit  Yani6eic  S.  56  aus  ar  -|-  sus  s  arsus  zu  erkl&ren,  sondern 
wohl  von  einer  Wurzel  as  abzuleiten,  die  Fick  mit  Recht  für  arere  u.  a^Eiv  ansetzt  S.  28. 
arena  gehört  wohl  nicht  dazu,  sondern  ist  =s  sabin.  fasena. 
1)  Vgl.  Kiepert,  Lehrb.  d.  alt.  Geogr.  S.  496. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  25 

invibrisso,  truUisso  (cf.  trullizo],  exopinisso,  tablisso,  virisso^), 
fast  sämtlich  Wörtern  späteren  Datums. 

Äussehliefslich  der  spateren  Zeit  eigentümlich  ist  der  Übergang  des  grie- 
chischen ^  in  di ,  wofür  sich  Beispiele  (z.  B.  catomidio,  gargaridio,  gly- 
cyrrhidia,  obridia,  baptidiator,Amadionesu.  a.)  zusammengestellt 
finden  bei  Schneider  elem.  S.  385.  0.  Ribbeck,  Rhein.  Mus.  M.  419.  Corfsen, 
Ausspr.  1.  216. 

Umgekehrt  vertritt  auch  z  den  Lautkomplex  di  und  ßndet  sich  so  nicht  nur 
in  entlehnten  griechischen  Wörtern  wie  zabulus  =  diabolus,  zaeta  =  diaeta, 
sondern  auch  in  echt  lateinischen  wie  zosum  =  diosum  =  deorsum  (Itala  Act. 
20.  9),  zebus  =  diebus  (Inscr.  ap.  Mabill.  S.  572)2). 

Wie  die  Aspiraten  und  das  z,  so  geben  uns  auch  die  geminierten  Te- 
Dues,  wenn  sie  gleichzeitig  in  lautlich  und  semasiologisch  sich  deckenden 
griechischen  und  lateinischen  Wörtern  erscheinen,  meist  einen  Anhaltepunkt  zur 
Bestimmung  der  Abkunft  eines  Ausdrucks.  Denn  da  die  Römer  erwiesener- 
niafsen  es  gemieden  haben,  an  die  auf  Tenues  endigenden  Wurzeln  bei  der  Deri- 
vation Suffixe  anzufügen,  die  mit  der  gleichen  Tenuis  anlauten,  die  Griechen 
aber  oft  das  Suffix  /o  =  va  dem  vorhergehenden  Konsonanten  assimiliert  haben, 
so  bietet  die  griechische  Sprache  oft  doppelte  Tenuis,  wo  wir  in  der  römischen 
nur  die  einfache  antreffen.  Man  vergleiche  Y/tnog,  grofsgriechiech  iiixog=:i^fog 
mit  lateinischem  equus,  kaxxog  =  känfog  mit  lacus,  onycog  =  onfog  mit  ocu- 
lus  tt.  a. 

Demnach  können  unbedenklich  für  Lehnwörter  erklärt  werden  ciccus  = 
x/xxog  und  caccaihus  =  ^axxaßog  =  xaxfaßog.  Dagegen  ist  m accus  höchst- 
wahrscheinlich nicht  entlehnt;  denn  einmal  fehlt  ihm  ein  griechisches  Korrelat 
und  fidmog  und  fia^oäv  werden  besser  mit  einem  x  geschrieben,  sodann  aber 
ist  die  atellanische  Pulcinellkomödie  uritalisch  und  läfst  keinerlei  fremden  £in- 
flufs  wahrnehmen. 

Ganz  selbstverständlich  ist  die  Entlehnung  bei  Wörtern ,  die  nicht  im  Grie- 
chischen heimisch,  sondern  wegen  ihrer  Bedeutung  ohne  Zweifel  aus  einer  orien- 
talischen Sprache  stammen  und  durch  Yermittelung  der  Griechen  zu  den  Römern 
gekommen  sind  wie  saccus  =  aaxycog,  coccum  =  yLo^Knog,  catta  =  xarra, 
cottana  =  norrava.  Vgl.  auch  mattea^)  =  macedonisch  fiarrva,  fiarTvrj 
oder  -Tjg. 

Auch  d  r  u  p  p  a  =  dqvTtJca ,  dessen  tvtv  sich  aus  dem  Verluste  eines  da- 
zwischen stehenden  «  erklärt  =  ÖQVTtejt -  (vgl.  al  öqvTteTtelg  sc.  IXalai  kvxsi, 
Lys.  564.    Theophr.  h.  pl.  4.  14.  10)  kann  ohne  Bedenken  für  einen  Abkömm- 


4)  Auch  hilarisso  von  hilarus  dürfte  dazu  gehören,  vielleicht  auch  das  schon  oben  er- 
wähnte graecisso  von  graecus;  petisso  ist  wohl  nur  eine  Nebenform  des  Lucretianischen 
petesso. 

2)  Das  Wort  zanca  ist  orientalisch  und  von  den  Römern  wahrscheinlich  direkt  aus 
der  Sprache  der  Parther  entlehnt;  zinzio,  zinzilulo  u.  a.  sind  onomatopoetische  Bildungen. 

3)  Auch  mattya  geschrieben;  siehe  Pauli  K.  Z.  4  8.  5. 


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26  Griechischb  Wörter 

ling  der  griechischen  Sprache  ausgegeben  werden,  während  soccus,  wie  be- 
reits oben  erörtert,  wohl  von  aifxx^g  getrennt  werden  mufs  oder  wenigstens  nicht 
daraus  entnommen  ist  *j . 

Anders  verhält  es  sich  mit  der  sogenannten  Konsonantenschärfung, 
die  im  Lateinischen  ziemlich  häufig  vorkommt  (vgl.  Pauli  K.  Z.  18.  i  ff.) ,  aber 
auch  dem  Griechischen  nicht  ganz  fremd  ist.  Aus  diesem  Grunde  lä£st  sich  mit 
den  bisher  erörterten  Hilfsmitteln  nicht  erweisen,  ob  stupa  =stuppa  = 
arvTirj  =  aTv/t7cr]  entlehnt  oder  original  ist;  doch  entscheide  ich  mich,  gestutzt 
auf  die  Nachricht  des  Festus,  dafs  es  von  den  dorischen  Griechen  stammt,  für 
ersteres.  Ebenso  zweifelhaft  ist  die  Herkunft  von  cäcare  =  caccare  =  xanäv 
==  TtaxTiav.  Gegen  die  Entlehnung  des  Wortes  spricht  aufser  der  Bedeutung  seiu 
Vorkommen  im  Lit.  szikü  und  Allir.  cacc  (vgl.  Gurt.  Grundz.*  138) ;  daftlr  der 
Umstand ,  dafs  es  erst  in  der  poetischen  Literatur  der  Augusteischen  Zeit  auf- 
tritt ;  doch  mUfste  bei  Annahme  der  Entlehnung  die  Form  xaxai/  wegen  der  Quan- 
tität der  Stammsilbe  in  cäcare  als  Grundform  angesehen  werden.  Trotz  Firk 
Wörterb.  i .  55;  2.  48.  Corfsen  Ausspr.  2.  733  Anm.  halte  ich  an  der  Originalität 
des  Wortes  mit  Gurt.  a.  a.  0.  fest  2). 

Selbstredend  müssen  Naturlaute  wie  pappa,  atta,  die  beiden  Sprachen 
gemeinsam  sind,  hier  unberücksichtigt  bleiben,  desgleichen  W^örter,  die  gar  nicht 
im  Griechischen  heimisch,  sondern  sei  es  aus  einer  nordischen  oder  afrika- 
nischen Sprache  ins  Latein  und  zum  Teil  auch  ins  Griechische  eingedrungen  sind 
wie  baccaris  =  kelt.  bachar  (vgl.  griech.  ßaytxccQig,  ßdxxaQig) ,  mappa, 
matta,  bcccus  u.  a. 

Ein  anderes  ziemlich  zuverlässiges  Merkmal  der  Entlehnung  läfst  sich  aus 
der  ganz  verschiedenartigen  Gestaltung  der  grundsprachlichen  Gutturale  in 
den  beiden  klassischen  Sprachen  ableiten.  Da  nämlich  nach  der  neuerdings  von 
Fick  (Spracheinheit  S.  2—34)  mit  Recht  aufgestellten  und  von  andern  (vgl.  Litte- 
ratur  bei  Collitz,  Beiträge  z.  Kunde  d.  indog.  Spr.  3.  187)  weiter  ausgeführten 
doppelten  grundsprachlichen  Gutturalreihe  sich  folgendes  Schema  der  normalen 
Lautvertretung  ergiebt 
grundspr.  k  =  indoir.  g  =  slav.  s  =  lit.  sz  =  griech.  x  =  lat.  c  =  kelt.  c 

=  germ.  h, 
grundspr.  kv  =  indoir.  k,  c  =  slav.  k,  2,  c  =  lit.  k  =  griech.  tt,  t,  x  =  lat. 

qu,  c  =  gallobrit.  p,  k  =  ir.  c  =  germ.  hv,  h, 
so  müssen  diejenigen  W' örter  der  lateinischen  Sprache,  in  denen  t  oder  p  grund- 
sprachlichem kv  gegenüber  liegt ,  entlehnt  sein.  Die  eben  aufgestellte  Regel  ist, 
was  das  dem  palatalisierten  skr.  c  entsprechende  griech.  r  anbelangt,  ausnahms- 
los, und  kann  daher  tessera,  wenn  es  wirklich  wie  riaaaqa  zu  skr.  catv^ras 
gehört  und  nicht  vielmehr  original  ist  (vgl.  Vanic,  274),  nicht  wohl  andersher  als 


h)  Die  verschiedenen  Deutungsversuche  des  Wortes  von  svak  oder  sag  oder  sad  sind 
zusammengestellt  bei  Vanicek  S.  990. 

2)  Das  Wort  mattici,  das  Festus  aus  ixanvai  «  /jtajvai  ableitet  {futrva*  yvilhi 
Hesych.)  ist  doch  wohl  echt  römisch;  wenigstens  kann  aus  (latvai  schwerlich  mattici- ge- 
worden sein. 


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IH  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  27 

aus  dem  Griechischen  (jiaaaQa)  stammen.    Doch  macht  die  etwas  gesuchte  Be- 
deutung diese  Ableitung  zweifelhaft,  wenn  auch  nirqa  =  quadra  analog  ist. 

Ebenso  kann  in  den  Fällen,  wo  einem  anlautenden  griechischen  /r  =  grund- 
spr.  kv  lateinisch  p  entspricht^  mit  Sicherheit  Entlehnung  angenommen  werden, 
da  das  Latein  gerade  im  Anlaut  streng  den  Guttural  qu  oder  c  festgehalten  hat, 
selbst  da,  wo  ihn  fast  alle  übrigen  Sprachen  aufgegeben  haben,  wie  in  q  u  i  n  q  u  e 
=  TTerrs  =  skr.  zd.  pancan,  goth.  fimf,  liL  penki,  ksl  tiyrmk,.  p^.  pimp.,  aber 
altir.  cöic  (vgl.  samnit.  Pontius  =  Quinctiusj  oder  coquo  neben  griech.  /rfi/r, 
skr.  zend.  pac-,  ksl.  pekf|,  com.  peber,  pistor,  osk.  (Gurt.  Grundz.*  459)  popina 
=  vulgärlat.  coquina,  aber  lit.  Wurzel  kap-  und  griech.  ägro-xo/cog.  Demnach 
ist  palumbes,  wenn  es  wirklich  zu  demselben  Stamme  wie  7t6lvf.tßog  gehört, 
nicht  für  echt  lateinisch  zu  halten,  sondern  aus  einem  der  oskischen  Dialekte  her- 
übergenommen ,  wie  popina,  Pontius  u.  a.  Dafür  spricht  wenigstens  der  Name 
der  in  Samnium  gelegenen  Stadt  Palumbinum  ^} .  Doch  hat  vielleicht  Hehn,  Kul- 
turpfl.  297  recht,  es  mit  itileta  und  pullus  in  der  Bedeutung  Dschwärzlich,  grau« 
zusammenzustellen. 

Dagegen  sind  sicher  aus  dem  Griechischen  entnommen  petra  =  7tixQa  = 
quadra,  Viereck,  penias  =  7ceyrdg  und  die  übrigen  Ableitungen  und  Com- 
posila  von  nivte  =  quinque  u.  a. 

Ein  bei  weitem  weniger  sicheres  Beweismittel  ist  dieser  Übergang  im  In- 
laute, da  hier  auch  im  Latein  dieselbe  Erscheinung  vorliegt  z.  B.  in  vesper 
=  lit.  väkaras,  saepio  neben  arjxogj  Ixxpus  =  Ixmog  (1).  (Vgl.  auch  Jordan, 
kril.  Beitr.  S.  164— 466.) 

Wenn  aber  im  Lateinischen  neben  der  mit  Guttural  geschriebenen  Form  die 
labialisierte  auftritt ,  so  ist  von  vornherein  die  Entlehnung  der  letzteren  wahr- 
scheinlich ,  da  das  Nebeneinanderbestehen  beider  nur  in  einem  Falle  scheinbar 
bezeugt  ist:  in  torqueo  neben  trepit.  Doch  ist  letztgenannte  von  Festus 
S.  367  überlieferte  Form ,  zu  der  auch  trepidus  und  turpis  zu  stellen  sind  (vgl. 
lit.  trepati,  zucken,  zittern)  nach  Fick  Wörterb.  2.  410  f.  wohl  mit  Recht  von 
tqaniu}  =  torquere  =  lit.  trepti ,  trypiu ,  stampfen ,  altpreufs.  trapt ,  treten  zu 
trennen  ^) . 

Darnach  sind  Lehnwörter  resp.  Fremdwörter  epos  =  BTtog  =  skr.  vacas 
vgl.  vox,  vocis,  hepar  =  fiTtaq  =  iecur  =  skr.  yakrt ,  pepo  =  niTttov  vgl. 
coquo,  &i^\niQT  =  OTtivd-riQ  vgl.  scintilla,  trapetum  =  rpaTri^ir- vgl.  torqueo, 
optice  =  OTtTixi]  vgl.  oculus,  hippos  =  %7C7tog  =  equus,   opium  und  die 


4)  Schleicher  K.  Z.  7.  320  hat  sich  dahin  ausgesprocheD,  dafs  palumbes  nicht  echt 
lateinisch  sei,  sondern  aus  einem  italischen  Dialekte*  stamme ;  auch  Förstcmann  K.  Z.  8.  45 
äoTseri,  dafs  das  anlautende  p  von  palumbes  als  lateinischem  Worte  einiges  Bedenken 
errege. 

2)  Sehr  gewagt  ist  es  opilio  »  upilio  (aus  ovi-pilio)  zu  derselben  Wurzel  zu  stellen, 
wie  incola  and  inquilinus,  und  den  2.  Bestandteil  der  Wörter  ßovxoXos  und  alnoXos  für 
identisch  zu  halten.  Vielmehr  dürfte  in  opilio  und  ainoXos  die  Wurzel  pal,  hüten  zu 
suchen  sein,  die  auch  in  Palcs  und  skr.  pdla  vorliegt. 


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28  Griechische  Wörter 

Komposita  von  opo-  =  67c6g  =  sueus,  absis  =  a^ßlg  =  skr.  saktis,  =  lit. 
sagtis*). 

Die  Gestaltung  dergutturalcn  Mediae  und  Aspiratae  der  Grundsprache 
im  Griechischen  und  Lateinischen  giebt  uns  keine  genügende  Handhabe  zur  Un- 
terscheidung von  Original-  und  Lehnwörtern ;  nur  der  Dentalismus  des  g  (Ueber- 
gang  in  d) ,  der  sich  auf  das  Griechische  beschrankt,  könnte  uns  von  Nutzen  sein. 
Doch  ist  diese  Erscheinung  so  selten,  dafs  delphinus  (vgl.  deltpvg  neben  si^r. 
garbha-s)  und  diaeta  (=  ölacra  zd.  jyäiti)  die  einzigen  hier  in  Betracht  kom- 
menden Wörter  sein  dürften. 

Wir  sind  demnach ,  da  g  im  Lateinischen^wie  im  Griechischen  anlautend  bis- 
weilen durch  b  reflektiert  wird  (vgi.  bos  =ßovg  =  skr.  gAus,  beterc  =ßatm 
=  skr.  gam,  bitumen  =  skr.  jatu  =  an.  kvada  u.  a.)  mit  diesem  Hilfsmillel 
nicht  imstande  zu  entscheiden,  ob  bulbus  =  an.  kolfr,  ahd.  cholbo  =  globus, 
b  a  1  a  n  u  s  =  ßakavog  =  glans,  b  a  1  n  e  u  m  =  ßaXaveiov  =  skr.  garana  (Fröhde, 
Beiträge  z.  Kunde  d.  idg.  Spr.  \,  331],  blaesus  =  an.  kleiss,  bardus  =  ßqa- 
Svg  =  gravis  =  skr.  gurü  original  oder  entlehnt  sind.  Bei  balanus  nun  ist 
aus  anderen ,  weiter  unten  zu  besprechenden  Gründen  der  griechische  Ursprung 
nicht  zu  bezweifeln,  ebenso  bei  balneum;  für  die  griechische  Herkunft  von 
blaesus  spricht  besonders  die  Erhaltung  des  s  zwischen  zwei  Vokalen ,  für  die 
von  bulbus  die  Koexistenz  der  Form  globus  und  der  Übergang  des  ersteren 
ins  Litauische  als  bulbe,  bulbis,  Kartoffel.  Was  endlich  bardus  anbetriflll,  so 
ist  es ,  wenn  man  es  mit  skr.  mrdü  zusammenbringt ,  sicher  für  entlehnt  zu 
halten ,  da  skr.  m  im  Lateinischen  nie  durch  b  reflektiert  wird ;  auch  bin  ich  ge- 
neigt, die  griechische  Abkunft  bei  der  Kombination  mit  skr.  gurü  oder,  was  an- 
sprechender ist,  mit  skr.  jada  (Beitrüge  z.  Kunde  d.  idg.  Spr.  4.  334 ;  3.  429) 
aufrecht  zu  erhalten.  Denn  einmal  mangelt  es  dem  lat.  Worte  ganz  und  gar  an 
Ableitungen  und  sodann  sind  die  griechischen  Bezeichnungen  für  »dumm,  albern« 
in  grofser  Zahl  durch  die  römischen  Komiker^]  in  die  lateinische  Sprache  her- 
übergenommen worden  ,  vgl.  bliteus,  morus,  blennus,  morologus  u.a.; 
endlich  sind  auch  die  alten  u- Stämme  im  Lateinischen  in  derBegel  in  vi-Stümme 
verwandelt  worden  (vgl.  ßqaxvg  =  brevis,  IXa^vg  =  levis,  ^di)g,  skr.  svAdüs 
=  suavis,  raw-,  skr.  tanüs  =  tenuis,  naxvg  =  pinguis,  anhüs  =  anguis,  ito- 
Xvg  =  pol  vis  =  plovis  =  plus^),  sodafs  jman  eher  eine  lateinische  Form  bravis 
erwartete.    Übrigens  spricht  die  dor.-äol.  Form  ßaqdvg  (vgl.  Ritschi  op.  2.530), 


1)  Ähnliche  Doppclformen  sind  scopus  und  scopuius  =  üxonog  und  axontXoi 
neben  speculaund  Stadium  es  (nddioy  neben  spatiunii  dial.  anaäioy.  Da  bei  erst- 
genannten Wörtern  das  Griechische  mit  dem  Guttural  der  Wurzel  ganz  isoliert  dasteht  (vgl. 
skr.  spa^,  pagydmi;  zd  gpa?,  lat.  spec,  ahd.  spähön),  so  sind  diese  entschieden  entlehnt. 
Dasselbe  gilt  von  Stadium,  weil  das  entsprechende  griech.  <nddtoy  specifisch  attisch  ist 
(vgl.  Curtius  Grundz.  *  272.  Fick,  Wörterb.  2.  278). 

2)  Das  Wort  findet  sich  zuerst  bei  Plaut.  Baccb.  1088.  vgl.  gurdus,  dumm. 

3)  Eine  Ausnahme  davon  bilden  densus  &=  Ja<rt;r,  acus  in  acupedius  <==  oxv^,  skr. 
dc^ü-s,  plotus  B  TfXaTVff  carus=  skr.  cdru-,  altlat.  torus  für  torrus  ==  goth.  thaursus, 
durstig,  skr.  trshu,  begierig,  lechzend;  doch  sind  die  erwähnten  Kombinationen  von  plotus 
und  carus  zweifelhaft. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  29 

aus  derbardus  hervorgegaDgen  sein  dürfte,  für  die  Entlehnung  aus  sicilischen 
Komikern,  wie  Epicharm,  denen  nach  Paul.  Diac.  S. 35  das  bedeutungsgl eiche 
blennus  mutmafslich  entnommen  ist. 

Auch  einen  anderen  Konsonantenwandel  können  wir  zur  Aufklärung 
des  Ursprungs  lateinischer  Wörter  heranziehen:. den  Übergang  des  Reibelautes  s 
zwischen  2  Vokalen  in  die  tönende  Spirans  und  dann  in  r.  Derselbe  trat  im 
5.  Jahrhundert  der  Stadt  ein  und  wird  mit  der  Censur  des  Appius  Claudius  Cae- 
eus  312  V.  Chr.  in  Verbindung  jgebracht^).  Er  war  mit  wenigen  Ausnahmen^) 
in  der  Zeit  vor  Beginn  der  Profanlitteratur  vollständig  durchgedrungen,  sodafs 
wir  bei  Plautus  schon  überall  r  statt  s  antreffen.  Selbstredend  sind  auch  die  vor 
der  genannten  Epoche  aus  dem  Griechischen  entlehnten  Wörter  von  dem  in  Rede 
stehenden  Lautwandel  ergriffen  worden,  wie  man  deutlich  aus  tus,  turis  = 
d^vog,  *&vBaog  ersieht,  während  die  seit  dem  1.  punischen  Kriege  in  die  rö- 
mische Sprache  eingedrungenen  Fremdwörter  keinerlei  Affektion  der  Art  auf- 
weisen. So  ist  der  Rhotacismus  den  vermutlich  in  diese  Zeit  zu  setzenden  prä- 
nestinischen  Cisten  und  Spiegeln  fremd  (vgl.  Ceis.ia,  Taseos,  Soresios, 
Crisida,  Teses,  /asia;  Jordan,  krit.  Beitr.  S. 4  f. ;  Alsir  und  lacormit 
r  =  s  im  Auslaute  sind,  wenn  überhaupt  griechischer  Abkunft;  schon  mit  q  ver- 
sehen aus  einem  griechischen  Dialekte  herübergenoramen] ;  desgleichen  habea 
alle  erst  nach  jener  Zeit  eingebürgerten  Ausdrücke  ihr  s  bewahrt  wie  Musae, 
Pisae,  blaesus,  phaselus,  causia,  carbasus,  anisus,  sesamum, 
seselis,  gausape,  petasus  u.  a. 

Bei  den  Substantivis  res i na  und  brisa,  die  vermutlich  sehr  alt  sind,  ist 
dass  aus  t  hervorgegangen  =  ^jyr/i/ij  und  ßQvvea  und  deshalb  erhalten;  dasselbe 
giItvonnausea  =  j/at;r/a  (vgl.  nautea);  welches  freilich  im  Griechischen  gleich- 
falls Doppelformen  zeigt  ^) . 

Einer  geschärften  Aussprache  des  s  würde  classis  die  Erhaltung  des  Sibilan- 
ten verdanken,  wenn  es  griechisches  Lehnwort  wäre  (vgl.  Jordan,  Hermes  i  6. 53)  = 
KläaiQ]  derselbe  Grund  könnte  für  basis  (C.  L  L.  4.  1181  :  bassis]  und  casia 
(handschriftl.oftcassiavgl.Ribb.  prol.Verg.  444)  geltend  gemacht  werden,  wenn 
anzunehmen  wäre,  dafs  diese  vor  dem  3 .  Jahrhundert  entlehnt  seien.  P  i  s  u  m ,  das 
nicht  aus  7r/(70ff,7r/aao$  stammt,  hat  sein  s  bewahrt,  weil  ursprünglich  ein  n  davor 
stand  (vgl.pinso  mit  piso,  vesica  mitvensica).  Wenn  corylus,  wie  Saalfeld  und 


4)  über  die  Verbesserung  des  Alphabets  durch  Appius  Claudius  vgl.  Jordan  Krit. 
Beitr.  S.  151fT.  Derselbe  spricht  a.  a.  0.  S.  89—166  ausführlich  über  den  Rhotacismus  in 
den  italischen  Sprachen,  über  den  auch  zu  vgl.  Edw.  Walter  rhotacism  in  the  old  Italian 
languages  and  the  excepttons.    Leipzig  4876.    Schleicher,  Compend.  *  S.  257  f. 

2)  Abgesehen  von  quaeso,  nasus,  caseus  und  einigen  andern,  die  aus  Rücksicht  auf 
die  Deutlichkeit  und  zur  Vermeidung  der  Verwechselung  mit  (dem  aus  quaeso  differenzierten) 
quaero,  mit  narus  a»  gnarus  und  carus  oder  careum  das  s  erhalten  zu  haben  scheinen,  ist 
das  8  nur  in  den  Nominativen  auf  Ös,  oris  länger  bewahrt  worden  (vgl.  Neue,  Formenl. 
1  ^  169.  Jordan  a.  a.  0.  S.  143.  In  prosa,  vasa  und  suasum  ist  vor  dem  s  ein  r  ge- 
schwunden, im  Suffix  osus  ein  n,  in  casa,  fusus,  casus,  rosa  ein  T-laut. 

3)  Vgl.  asinus  «  hebräisch   athon. 


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30  Griechische  Wörter 

Tuchhändler  meinen  (vgl.  auch  Dietrich,  commenlat.  gramm.  duae  S.  13.  Wagner 
in  der  Vergilausgabe  von  Heyne  und  Wagner  V.  484),  wirklich  aus  dem  Grie- 
chischen ins  Latein  eingedrungen  wäre,  so  könnte  es  keineswegs  aus  einer  Form 
ytoQvXog  entstanden  sein ,  da  die  gallischen  (altgall.  cosl)  und  germ.  (ahd.  hasal) 
Formen  die  ursprüngliche  Anwesenheit  eines  s  in  dem  Worte  bezeugen ,  s  aber 
im  Gemeingriechischen  bis  auf  wenige  Dialekte  (eleisch,  eretriensisch,  lakonisch] 
nicht  in  q  übergeht.  Dazu  kommt,  dafs,  selbst  die  Möglichkeit  der  Abstammung 
des  Wortes  aus  einem  dieser  Dialekte  zugegeben,  im  Griechischen  weder  corylus 
noch  cosylus  belegt  ist.  Demnach  glaube  ich,  dafs  corylus  aus  dem  Gallischen  ent- 
lehnt (vgl.  Vanicek,  Fremdwörter  S.  69)  oder  echt  lateinisch  ist  =  cosilus.  Das  y 
ist  von  Haus  aus  nicht  vorhanden  und  auf  Rechnung  der  römischen  Etymologen  und 
Grammatiker  zu  setzen  wie  in  clypeus  u.  a.  Das  Adjectivum  columus  ist  durch 
Metathese  der  Liquiden  aus  corulnus  hervorgegangen.  —  Auch  visula,  das 
Hehn,  Kulturpfl.  507  aus  griech.  olaog,  olaog,  olaop,  olova  deriviert,  ist  meines 
Erachtens  echt  lateinisch  und  vor  dem  Übergänge  des  s  in  r  durch  seine  Eni- 
stehung  geschützt  (visula  =  vit-tula  wie  casum  =  cad-tum,  visum  =  vid-tum, 
vert-tum  =  versum) . 

Konsonantenschwund  kann  beweiskräftig  für  die  Entlehnung  werden, 
wenn  er  blofs  in  einer  der  beiden  klassischen  Sprachen  stattgefunden  hat,  wie  in 
Wurzel  pard,  die  im  Lateinischen  in  pedo  und  p  ö d  e x  vorliegt ,  im  Griechi- 
schen aber  den  Zitterlaut  erhalten  hat.  Daher  muls  perd ix  aus  Tt^pd^  ent- 
nommen sein. 

Ähnlich  verhält  es  sich  mit  v  =  /,  das  im  Lateinischen  zwar  mit  be- 
nachbartem Vokale  zu  ü  oder  ö  verschmelzen  kann,  aber  nicht  ohne  weiteres  und 
ohne  Einflufs  auf  die  Qualität  und  Quantität  des  Vokals  schwindet  ^) .  So  ent- 
steht aus  dem  Stamme  bov-  der  doppelte  Nominativ  bovis  (Petr.  sat.  62.13)  und 
bös  =  bövs,  aber  nicht  bös,  so  aus  bovibus  =  boubus  der  Dativ  böbus  oder  bü- 
bus  (vgl.  auch  nönus  =  navamas,  öcra,  Omentum  =  av-).  Demnach  dürfte 
böare  entlehnt  sein  = /?oai/,  wie  comare  =  xofiav  und  das  daneben  er- 
scheinende bovare  für  eine  durch  Anlehnung  an  bos,  bovis  gebildete  Form  zu 
halten  sein  2) .  Dazu  kommt ,  dafs  sich  diese  Formen  auf  den  dichterischen  Sprach- 
gebrauch beschränken,  während  in  Prosa  dafür  sonare  gesagt  wurde.  —  Un- 
römischen Ursprungs  ist  höchst  wahrscheinlich  auch  das  Wort  leo  =  JLia}v^=^U' 
fwv.  Zwar  glaube  ich  nicht,  wie  viele,  an  die  semitische  Abkunft  des  griechischen 
Wortes,  die  die  Entlehnung  des  lateinischen  über  allen  Zweifel  erheben  wtlrde, 
sondern  halte  vielmehr  mit  Pauli  dafür,  dafs  es  europäischen  Ursprungs  ist  und 
von  der  Wurzel  liv-  stammt,  meine  aber,  dafs,  wie  schon  Misteli  K.  Z.  H.  19< 
betont  hat ,  das  Substantivum  als  römisches  Stammwort  etwa  lün  oder  livo  hätte 
heissen  müssen.  Wahrscheinlich  ist  der  Name  des  Löwen  den  Römern  verloren 
gegangen  und  ebenso  wie  der  sicher  entlehnte  der  Löwin  später  wieder  zu- 


4)  dcus  neben  divus  erklärt  sich  aus  dem  Nebeneinanderbestehen  der  Wurzeln  di- und 
div-;  ebenso  sind  andere  Ausnahmen  scheinbar. 

2)  boÖre  :  boare  =  ton^re  :  tonare,  laväre  :  lavare. 


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IN  t>BR  LATEIlflSGHBN  SPRACHE.  31 

gekomineu.  Der  Wandel  des  Themas  leont-  in  leon-  findet  sein  Analogen  in  dra- 
con-  neben  dfaTtovr-,  —  Entschieden  griechischer  Abkunft  ist  auch  latro,  das 
samt  seinem  Etymon  XarQig  von  der  Wurzel  laf  =  lav  abstammt,  deren 
V  im  Latein  erhalten  ist  in  den  Nominibus  Lavernia,  laverniones.  Wäre  das  Wort 
echt  lateinisch,  so  würde  statt  des  a  ein  u,  o  oder  au  erwartet,  wie  in  lucrum 
=  lav-crum;  lotum  und  lautum  =  lavatum.  An  der  Entlehnung  von  boiae  aus 
ßoeux  darf  man  um  so  weniger  zweifeln,  weil  lat.  v  nie  in  j  übergeht,  also  bo- 
viae  nicht  die  Grundform  sein  kann.  Auch  ist  die  Annahme  griechischen  Ur- 
sprungs nicht  abzuweisen  bei  aer  =  afrjQ,  pronaos  =  TtQovafog,  latomiae 
oder  lautumiae  (vgl.  latro]  =  kaf-ro^lac  u.  a.^)  Dagegen  ist  die  Möglichkeit 
der  von  Keller  (Rhein.  Mus.  34.  337)  aufgestellten  Etymologie:  calo  =  cavallo 
=  caballo  mit  linguistischen  Mitteln  nicht  zu  begründen^). 

Mit  den  eben  gegebenen  Erörterungen  über  den  Schwund  des  v  haben  wir 
schon  das  Gebiet  der  Halbvokale  betreten,  mit  denen  wir  uns  zunächst  zu  be- 
schäftigen haben,  ehe  wir  zu  den  Vokalen  übergehen  können.  Beide  Halbvokale, 
j  und  v,  sind  nun  (ebenso  wie  s)  in  den  klassischen  Sprachen  ganz  verschieden 
behandelt  worden ,  der  Art ,  dafs  sie  im  Griechischen  meist  verändert,  im  Latein 
meist  beibehalten  worden  sind.  So  hat  die  griechische  Sprache  anlautendes  v  im 
Laufe  der  Zeit  eingebüfst,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dafs  der  eine  Dialekt  es 
längere,  der  andere  kürzere  Zeit  beibehalten  hat  und  dafs  es,  wie  L.  Meyer  im 
23.  Bande  von  Kuhns  Zeitschrift  erwiesen  bat,  vor  den  einen  Lauten  eher  als 
vor  den  andern  abgefallen  ist.  Da  nun  das  Latein  wohl  vor  Konsonanten  wie  r 
und  1  das  v  verloren  hat  (vgl.  radix  = /gadtf ,  äol.  ßglCa,  ßqadivog)^  aber 
nicht  vor  Vokalen .  so  müssen  diejenigen  lateinischen  Wörter,  welche  mit  blofsem 
Vokal  beginnen  und  griechischen  mit  ursprünglichem  Digamma  anlautenden  ent- 
sprechen, entlehnt  sein.  Das  ist  z.  B.  der  Fall  mit  ortyx  =  f6QTvS=  skr. 
vartika-s,  epos  =  fijtog  =  skr.  vacas,  ergastulum  ans  fegya^o^ac  (vgl. 
fiQyov  =  Werk),  astu  =  faarv,  Elis,  bei  Plautus  auch  Alis  =  fälig  u.  a., 
aber  auch  mit  I talia  =  firalla,  Rinderland  von  ftraXog  =  vitulus ,  Rind ,  in 
welchem  letzteren  die  rein  lateinische  Form  des  Etymons  vorliegt.  Dafs  der  Name 
des  Landes  von  den  Griechen  stammt,  wird  noch  evidenter  dadurch,  dafs  derselbe 
ursprünglich  nur  für  die  südwestliche,  von  Griechen  besiedelte  Landzunge  Italiens 
in  Gebrauch  war  (vgl.  auch  Kiepert,  Lehrbuch  der  alten  Geogr.  S.  371  und 
Curtius,  Grundz.^208). 

Anders  liegt  die  Sache  bei  alten  äolischen  oder  dorischen  Formen ,  die  recht 


h)  Dagegen  ist  das  griechische  Digamma  Öfter  in  dialektischen  griechischen  Wörtern, 
^enn  sie  ins  Römische  übergingen,  durch  v  wiedergegeben  worden ,  weil  zur  Zeit  der 
Entlehnung  der  griechische  Laut  noch  gesprochen  wurde:  so  in  Archelavos,  Nico- 
lavos,  Agelavos,  Chrysavor  (Corfsen  Ausspr.  4.  322)  Menelavos  (Plaut.  Bacch. 
4.  9.  2t),  Oinomavos  (G.  I.  L.  4.  60),  Lavis  »  Aatg  (Ephem.  epigr.  4.  19:  praen.  Ciste), 
synnavi  ■«  avvvafoi  (Grut.  inscr.  89.  2).  Bei  averta  «  afoqtr^q  ist  Anklang  an 
averto  im  Spiele. 

2)  Auch  das  griechische  Auslautsgesetz,  nach  dem  bis  auf  wenige  Partikeln  bekanntlich 
alle  SchluTskonsonanten  aufser  v,  q  und  <r  abfallen,  könnte  hier  zur  Feststellung  der  grie- 
chischen Abkunft  eines  Wortes  benutzt  werden.    Man  vergleiche  aroma  =  a^üifia'sj]. 


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32  Griechische  Wörter 

wohl  ihr  Digamma  zur  Zeit  der  Entlehnung  bewahrt  haben  könnten  gleich  den 
oben  genannten  Noininibus,  die  dasselbe  im  Inlaute  erhalten  und  ins  Latein  hin- 
tibergeretlet  haben.  Gleichwie  im  Etruskischen  derartige  Bildungen  Eingang 
fanden,  z.B.  Velparum  ='£A7ri/i/wp,  dor.  ^EljTdvioQ  =  feXTtavioQy  Vilae, 
V  i  1  e  =  'loXaoQy  dor.  "Ikaog,  *'/Aag  =  fllag^  V 1 1  a  t  a  s  =  ^OiXadrjg  =  der.  '/Aea- 
dag  =  filiaöag,  Vilenu  =  prünestinisch  Velena  =  lat.  Belena  =*Ekevr}j  dor. 
'EXiva  =  feliva  (vgl.  Deecke,  Beiträge  z.  Kunde  d.  indog.  Spr.  2.  482.  Curllus 
Grundz.  *  561),  so  ist  auch  die  Möglichkeit  desselben  Vorgangs  im  Latein  nicht 
ausgeschlossen.  Freilich  vermag  ich  kein  einziges  sicheres  Beispiel  dafür  anzu- 
geben. Dafs  Velia  der  ursprüngliche  Name  der  süditalischen  Stadt  ist  und 
daraus  erst  die  äolische  Namensform  ^YiXri  zurechtgelegt  wurde ,  während  die 
Athener  mit  Aufgabe  des  Digammas  ^EXia  sagten,  hat  Kiepert  mit  Recht  behauptet 
(a.  a.  O.  S.  459  Anm.  1  und  S.  457) .  Ebenso  unwahrscheinlich  ist  die  Entlehnung 
aus  dem  Griechischen  bei  viscus  =  fi^og^  da  der  Übergang  von  ^  in  sc  nir- 
gends belegt  ist  und  die  damit  bezeichnete  Frucht  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
in  Italien  heimisch  war.  Dasselbe  gilt  von  visula,  das  mit  olaog,  oJirva  zu- 
sammengestellt wird;  aber  wegen  der  Erhaltung  des  s  (vgl.  oben)  erst  in  einer 
Zeit  entlehnt  sein  könnte,  wo  das  Digamma  sicherlich  nicht  mehr  gesprochen 
wurde.  Auch  für  vi n  um  =  olvog  ist  mir  die  Annahme  der  Entlehnung  zu  ge- 
wagt, einmal  weil  der  Übergang  von  ol  in  i  beispiellos  wäre*),  und  sodann, 
weil  sich  das  Wort  schwerlich  von  vitis  und  vitex  trennen  läfet,  die  särallich 
aus  derselben  Wurzel  vi  entsprossen  sind  2),  von  der  vermutlich  auch  viola  = 
fiov  abstammt,  welches  von  Hehn,  Kultui^pfl.  224  wohl  mit  Unrecht  aus  dem 
Griechischen  deriviert  wird. 

Während  v  im  Griechischen  in  der  Regel  fast  spurlos  geschwunden  ist,  hat  j 
besonders  in  Verbindung  mit  Konsonanten  meist  deutliche  Spuren  seiner  Existenz 
hinterlassen,  indem  x  und  x  und  öfter  auch  r  +  j  zu  aa  oder  rr  un  J  A  +  j  zu  U 
wurden,  ferner  bei  g  +  j  und  v  +  j  der  Halbvokal  in  die  dem  q  und  v  voraus- 
gehende Silbe  umsprang  und  sich  mit  dem  Vokale  derselben  zu  einem  Diphthongen 
verband.  —  Da  alle  diese  Umwandlungen  dem  Latein  fremd  sind,  so  geben  sie 
für  uns  ein  willkommenes  Hilfsmittel  zur  Eruierung  der  Lehnwörter  ab.  So  ist 
pessulus  aus  TtaaaaXog  =  jtaxjaXog  (Gurt.  Grundz.  ^  661),  glossa  aus 
yXvjoaa  =  yXwxJa  (Vaniöek  S.  133),  cnisa  ==  xvlaaa  aus  xpldja  (L.Meyer, 
vergl.  Gramm.  2.  399),  melittaena  aus  ^eXlvracva  =  ^tXltjatva  u.  a.  xu 
erklären. 

Ferner  sind  durch  Assimilation  des  j  an  X  gebildet:  psallo^)  =  ipalho^ 
tpaXjia ;  m  a  1 1  u  s  und  m  a  1 1  o  =  piaXXog  =  fiaXjog  (betreffs  der  Endung  vergl.  gobio 
=  gobius) ;  chrysocolla  =  xoX;a,  balista==ballista  =  /?ai;-,  mäcellum  = 


i)  Regelrecht  entsprechen  sich  olxo^  und  vicus  und  andere  Stammwörter. 
2}  olaoff  und  visula  stammen  von  derselben  Wurzel. 

3)  In  den  lat.  Präsentia  falle  {vgl.  (r<paXX(o),  pello,  cello,  vello,  tollo  ist  nach  Fröhdcs 
Nachweis  in  den  Beitr.  z.  Kunde  d.  indog.  Spr.  8.  285  II  aus  In  entstanden. 


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In  DBA  LATBtinSCHBH  SprACHB.  3% 

HaxeXjar  *} .  Darch  das  Umspringen  des  j  bei  Qj  und  rj  erhalten  wir  Gewifsheit 
über  die  Entlehnung  von  ma|chaera;  chimaera,  sphaera;  balaena^ 
inur{a}ena,  leaena,  hyaena,  melittaena,  sphyraena,  phagedaena, 
Ozaena  u.  a.,  aber  auch  über  die  griechische  Abkunft  von  spira  =  artelga  = 
OTtiQJa  (CorJBen,  Ausspr.  1  3  518.  Joh.  Schmidt,  Vokalism.  S.  359),  magirus 
=  iiayeiqog  =  giaye^og  und  laena  =  x^^^"^^  ==  X^^^J^  ™*'  abgefallenem  an- 
lautendem Guttural.  Dieselbe  Epenthese  des  j  bei  /  erweist  die  griechische 
Heimat  von  aegilops  =  aiylliaxp  aus  ayjir-. 

Unter  den  Vokalen  giebt  uns  am  besten  Auskunft  über  die  fremden  Ele- 
mente der  lateinischen  Sprache  das  y,  ein  Buchstabe,  der  gleichzeitig  mit  z,  also 
etwa  seit  der  Sullanischen  Zeit,  in  Gebrauch  kam  und  von  Cic.  or.  48.  1 60  als  zu 
seiner  Zeit  schon  gebräuchlich  bezeichnet  wird,  während  in  alten  Inschriften  und 
Litteraturwerken  dafür  meist  u,  seltener  i  verwendet  wurde  (vgl.  Ritschi,  prisc. 
iatin.  monum.  S.  124).  Mit  Recht  haben  daher  Ritschi  und  Fleckeisen  konsequent 
u  statt  des  vielfach  überlieferten  y  in  dem  Texte  des  Plautus  und  Terenz  wieder 
hergestellt.  Ja  in  vielen  altlateinischen  Lehnwörtern  hat  sich  infolge  des  Ein- 
flusses der  Yulgärsprache  das  u  für  alle  Zeit  erhalten:  so  in  buxus,  burrus, 
gubernare,  trutina,  murena,  purpura,  apua,  cumlnum,  spe- 
lunca,  amulum,  cubus,  culigna,  fucus,  mulus,  murra,  mullus, 
druppa,  murtum,  cumba,  stuppa.  sambuca  u.  a. 

Zweifelhaft  konnte  man  sein  bei  cupa,  das  Saalfeld  nach  Hehns  Vorgange 
aus  xvTtrj  ableitet.  Doch  entspricht  das  letztere,  überdies  nur  von  Hesych  in  der 
Bedeutung  »Höhle,  Hütte«  überlieferte  Wort  genau  dem  skr.  küipa-s^  Grube, 
Höhle,  Olschlaucb,  und  da  sich,  wie  xviteXlov  zeigt,  aus  der  Bedeutung  Höhlung 
leicht  die  des  Gefäfses  entwickelt,  so  sind  die  3  Worte  mutmafslich  für  urver- 
wandt zu  halten.  Auch  buci na  ist,  wie  man  längst  erkannt  hat,  echt  römisch 
und  mit  bucca,  aufgeblasene  Backe  zusammenzustellen  oder  besser  aus  bovicina 
entstanden  (Genaueres  bei  Saalfeld,  Progr.  v.  Wetzlar  S.  H);  ja  aller  Wahrschein- 
lichkeil nach  ist  das  griechische  ßvnavr}  erst  aus  dem  Latein  entlehnt,  wie  das 
späte  Auftreten  des  griechischen  Wortes  vermuten  läfst.  Der  Übergang  des 
lateinischen  i  in  griechisches  a  hat  ebenso  wenig  Befremdendes  als  der  gleiche 
LautproceCs  in  den  romanischen  Sprachen^  wo  aus  cophinus  ital.  cofano  und 
aus  selinum  ital.  sedano  geworden  ist«  Ebenso  ist  ^tmavrj  aus  runcina  ent- 
lehnt, wie  der  Mangel  des  h  im  lateinischen  Worte  (sonst  ^  =  rh)  noch  erkennen 
labt.  Femer  ist  die  von  Keller  (Rhein.  Mus.  34.  500]  gegebene  Ableitung  des 
Substantivs  pumilio^)  aus  Ilvyfiakltov  abzuweisen,  da  nicht  Pygmalio,  sondern 
TTv/jualo^  den  Däumling  bezeichnet  und  aufserdem  die  fast  gleichbedeutenden  Aus* 
drücke  pumilus  und  pumulus  existieren,  die  nicht  daraus  abgeleitet,  aber  auch  nicht 
davon  getrennt  werden  können.    Alle  gehen  samt  Ttvyiiri  auf  die  Wurzel  pug 


4)  Dagegen  gehört  mäceries  und  mäceria  sammt  mäcerare  zu  fActaato,  kneten,  deutsch 
mengen  u.  a.  und  ist  nicht  entlehnt. 

i]  Schon  auf  einer  pranestinischen  Ciste  Ephem.   epigr.   4.  20:   Caster  pater  poumi- 
lionom. 

Wtite,  Oriecli.  Wörter  i,  d.  Ut.  Spraelie.  3 


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34  Griechische  Wörter 

zurück  (Fick,  Wörterb.  2.  154)  oder  nach  Brugman  K.  Z.  24.  96  auf  die  Wurzel 
pu,  erzeugen.  An  die  griechische  Abkunft  von  sc u tum,  Schild  aus  axvtog, 
Haut,  Fell  hat  meines  Wissens  niu*  Mommsen  gedacht  (Rom.  Gesch.  1^  496), 
während  sich  Curtius,  Grundz.  *  168,  Corssen  1.  353,  Fick  2.  271,  Tuchhändler 
S.  13  für  den  echt  römischen  Ursprung  erklären.  Ähnlich  verhält  es  sich  mit 
turunda,  Nudel,  Wolger,  das  Mommsen  a.  a.  O.  zu  tv^ovq,  Vanicek  S.  292 
besser  zu  Wurzel  tar,  lat.  ter(o)  stellt.  An  der  lateinischen  Abkunft  von  pus  = 
6  Tcvog  zweifelt  niemand  mehr,  ebenso  wenig  an  der  Originalität  des  vielfach  von 
VQXV  (^8^*  S.  18.  A  :  orca)  abgeleiteten  urceus.  Auch  pituita^)  und  cubi- 
tum,  woraus  das  griechische  xvßivov  (bei  späteren  Ärzten)  entlehnt  zu  sein 
scheint,  dürften  römische  Stammwörter  sein,  ebenso  trotz  Hehn  columba. 
Dagegen  inkliniere  ich  sehr  dahin,  mit  Saalfeld  turris  =  osk.  tiurri  aus  dem 
bereits  bei  Pindar  sich  findenden  Tv^^ig  =  Tv^atg  abzuleiten,  einmal  wegen  der 
geringen  Zahl  von  Derivatis  und  sodann  wegen  des  grofsen  auf  dem  Gebiete  des 
Bauwesens  sich  geltend  machenden  griechischen  Einflusses. 

Neben  u  tritt  schon  in  alten  Inschriften,  besonders  aber  in  späterer  Zeit  als 
Reflex  des  griechischen  v  jener  Mittellaut  zwischen  u  und  i  auf,  den  Kaiser 
Claudius  durch  Einführung  eines  neuen  Zeichens  zu  fixieren  suchte  (Brambacb, 
Orthogr.  S.  124).  Da  nun  die  uns  mit  diesem  Zeichen  überlieferten  Worte  aus 
der  Zeit  des  Claudius  —  denn  nach  seinem  Tode  hörte  der  Gebrauch  wieder  auf 
—  sämtlich  griechischen  Ursprungs  sind,  wie  bybliotheca  u.  a.,  so  zweifle  ich 
nichts  dafs  auch  das  darunter  befindliche  gubernator  kein  echt  römisches 
Wort  ist. 

In  der  vor-  und  nachclaudianischen  Zeit  jedoch  wurde  jener  Mittellaut  meist 
durch u  oder  i  schriftlich  ausgedrückt,  letzteres  z.  B.  in  serpillum  ==  e^Ttvllorj 
incitega  =  lyyt/^xi;,  brisa  = /?^wfia,  sirbenus  ^=  avgßrjvogy  calien- 
ärnm  =  aaklwTQov,  birrus  =  nv^^og,  öfter  auch  in  sibina  =  aißvvri, 
caliptra  =  xaivTTrßof,  ambligonius  =  äfißkvydvtog  u.  a.  Auch  Unter 
wird  hierher  gehören  und  aus  dem  griechischen  TtXvvrriQ  stammen.  Dafür  spricht 
abgesehen  davon,  dafs  die  meisten  Ausdrücke  des  Seewesens  griechischen  Ur- 
sprungs sind,  die  altlateinische  Form  lunter  (Bücheier,  Bhein.  Mus.  41.298), 
ferner  der  Umstand,  daüs  das  Wort  so  gut  wie  gar  keine  Ableitungen  hat  und 
aus  lateinischer  Wurzel  nicht  deriviert  werden  kann.  Das  Genus  femininum  er- 
klärt sich  aus  dem  hinzugedachten  navis ;  doch  brauchen  Tibull  und  Vellejus  das 
Wort  als  Maskulin  2). 

Dagegen  ist  echt  lateinisch 3)  stilus  aus  stiglus  und  daher  die  Schreibung 
Stylus  =  arvXog  ebenso  verkehrt  wie  die  deutsche  aus  der  Zopfzeit  stammende 
Schreibart  »Styk  statt  »Stil«;  ferner  limpidus,  das,  wie  wir  S.  U  bereits  ge- 


4)  Ein  griechisches  Wort,  woraus  pituita  abgeleitet  werden  könnte,  ist  nicht  belegt. 
Yergl.  übrigens  S.  46. 

«)  In  der  Bedeutung  Mulde,  Waschtrog  stimmen  beide  Wörter  überein;  dafs  «31»»^ 
in  der  Bedeutung  »Kahn,  Fahrzeug«  nicht  mehr  nachweisbar  ist,  thut  nicht  viel  zur  Sache. 

8]  Über  diese  und  andere  Worte  z.  B.  coryscus,  feryla  und  deren  Schreibweise 
mit  y  in  den  Vergilianischen  Handschriften  vgl.  Ribbeck,  proleg.  Verg.  p.  45S. 


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IN  t>CR  Lateinischen  Sprache.  35 

sehen,  mit  rv^(prj  nichts  zu  schaffen  hat,  satira  =  satura  sc.  lanx,  eigentlich 
»volle  Schüssel«  =  tutti  frutti,  wie  denn  auch  noch  die  Satiren  des  Lucilius  ein 
litterarisches  Allerlei  bildeten,  und  aclys  =s  aclis  (vgl.  ccyxvUg  und  Fick  2.  6). 

Bei  den  von  den  römischen  Autoren  in  der  Regel  mit  y  geschriebenen 
Wörtern  nun  kann  man  allerdings  meist  griechische  Abkunft  voraussetzen.  Doch 
ist  auch  durch  gelehrte  Pedanterie  in  manche  stammhafte  Nomina  dieser  fremde 
Laut  eingedrungen :  so,  um  von  den  eben  erwähnten  lympha  und  Stylus  abzu- 
sehen, in  cor y  Ins  (vgl.  S.  29 f.),  pyrus  (besser  pirus  aus  pisus,  nach  Hehn  == 
oTtiov  =  aTtiaov  vgl.  W$  =  virus),  lacryma  (besser  lacrima,  urverwandt  mit 
däxQvov,  aber  nicht  daraus  entlehnt)^].  Dasselbe  gilt  von  lytra  =  lutra,  das 
Lobeck,  Pathol.  S.  53  von  IvvdqLg  abzuleiten  wagt,  clypeus  =  clupeus^),  das 
ebenso  wenig  entlehnt  ist,  wie  das  aus  derselben  Wtfrzel  entsprossene  clepere  ^) , 
incly  tu  s  =  inclutus,  inclitus  von  derselben  Wurzel  clu,  die  in  cluior,  praecluis, 
cluens,  clientela  u.  a.  Wörtern  enthalten  ist,  intybum  =  intubum,  intibum, 
Endivie,  das  vielleicht  nicht  echt  römisch,  aber  auch  wohl  nicht  griechischer 
Abkunft  ist  und  daher  schwerlich  auf  ein  imaginäres  evrvßov  zurückgeführt 
werden  darf.  Auch  hybridus,  so  ähnlich  es  dem  Substantivum {//J^tg  sieht,  ist 
besser  hibridus  zu  schreiben  (vgl.  S.  23)  und  wohl  von  iber,  rjfilovog  OTtb  ßobg  xal 
TLTVQov  (gloss.  Labb.  cf.  imbrum,  '^f.ilovov,  TtQoßarov]  abzuleiten,  welches,  wie 
andere  Mauleselnamen  (mannus,  buricus  nach  Hehn)  vielleicht  aus  dem  Iberisch- 
Keltischen  abstammt.  Schwankender  bin  ich  bei  m  y  t  i  1  u  s  und  S  i  b  y  1 1  a.  Wenn 
man  bedenkt,  dafs  ein  griechisches  Wort  /itrr/Ao^  nicht  existiert  und  dafs  Athe- 
naeus  3.  83  E  sagt  %riv  TslUvav  —  T^v'Piofxaloi  ^Irkov  (vgl.  mitulus  =  mutilus 
=  mutulus)  ovo^a^ovatj  so  wird  man  ein  römisches  Wort  vor  sich  zu  haben 
glauben.  Doch  liegt  auch  der  Gedanke  einer  Weiterbildung  von  dem  gleich- 
bedeutenden fivg  »Miesmuschel«  nahe,  zumal  die  Seetiere  meist  griechische 
Namen  tragen.  Ist  das  etymologisch  dunkle  Wort  wirklich  echt  lateinisch,  so  hat 
es  offenbar  der  volksetymologischen  Anlehnung  an  fivg  sein  y  zu  verdanken.  — 
Dagegen  möchte  ich  Sibylla  allerdings  für  ein  Lehnwort  erklären,  das  mit  dem 
Apollokult  und  den  Sibyllinischen  Büchern  von  den  kampanischen  Griechenstädten 
nach  Rom  kam.  Es  ist  ähnlich  gebildet  wie  2aßvXlogj  BadvXlog,  und  wenn  es 
sich  auch  schon  bei  Plato  Phaedr.  S.  844  und  bei  Aristophanes  findet,  so  ist  es 
doch  höchst  wahrscheinlich  auf  italischem  Boden  entsprossen;  somit  hindert  nichts, 
das  oskische  sipus,  sciens  =  sapiens  (vgl.  sibus,  persibus)  für  das  Stammwort 
des  grofsgriechischen  Wortes  zu  halten. 

Obergang  des  v  in  o  liegt  thatsächlich  vor  in  folgenden  Lehnwörtern : 
in  betonter  Stammsilbe  vor  r  in  storax=:  arvqa^  (doch  vgl.  S.  18.  A)  und  in 


h)  ÜDberücksichtigt  lasse  ich  Schreibweisen  wie  polybrum  für  pollubrum  (Fab.  Pict. 
b.  Non.  544.  22)  crysta,  vyr,  vyrga,  gyla,  die  uns  von  Grammatikern  überliefert 
werden  (Brambach,  Orthogr.  S.  4  26). 

2)  Merkwürdiger  Weise  unterschieden  die  römischen  Grammatiker  zwischen  clypeus 
=^  itanis  und  clupeus,  ornamentum.  (Bramb.  a.  a.  0.  S.  421.) 

3)  u  erklärt  sich  durch  den  Einflufs  des  p,  vgl.  upupa  =>  Inoilt,  (Gorfsen,  Ausspr.  2.  132  . 


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36  Griechische  WöaTBa 

dem  alten  Eigennamen  Codes  wenn  dieser  wirklich  aus  äj)x^cüi^ ^)  verslttmmelt 
ist;  in  unbetonter  Stammsilbe  in  cotonea  ==  xi/dcij'ta^),  opifera  =  v/rt^a, 
coUndrus  =  xvXLvdQog,  Am olnm  =  äf^vlov ,  Scolaclum  =  2xvi.axiov^ 
Therm opolae  =  QsQfiOTtvkat]  in  der  Endung  bei  ancora  =  ayxvqa^ 
spondolus  =  aq)6vdvkog,  lagona  =  layvvog,  sibones  (!)  =  acßvprj  (vgl. 
sibina  S.  34),  botronatum  von  ßorqvg^). 

Wir  kommen  zur  Vertretung  des  griechischen  ri^  das  uns  in  einigen  Fällen 
ein  bequemes  Mittel  an  die  Hand  giebt,  Lehnwörter  zu  erkennen.  Wenn  dieses 
nämlich  aus  dem  grundsprachlichen  a  hervorgegangen  ist,  also  im  doriseben 
(resp.  äolisohen)  Dialekte  durch  a  wiedergegeben  wird  und  im  Latein  als  e  er- 
scheint, so  haben  wir  es  wohl  in  der  Regel  mit  einem  aus  dem  ionischen  Idiom 
herübergenommenen  Ausdrucke  zu  thun.  Denn  die  lateinische  Sprache  reflek- 
tiert zwar  europäisches  und  gemein  griechisches  iy  meist  durch  e  (doch  G. 
Meyer,  griech.  Gramm,  p.  44.  Anm.)  z.  B.  femina  neben  S'fjXvQj  nicht  aber  das 
blofs  dem  lonismus  eigentümliche ,  in  den  übrigen  griechischen  Dialekten  und 
europäischen  Sprachen  durch  a  vertretene  r],  weshalb  einem  solchen  t]  in  echt 
römischen  Bezeichnungen  ä  korrespondiert:  vgl.  suavis  =  'qdvg.  Aus  diesem 
Grunde  wird  cera  aus  xtjQog  entlehnt  sein  (vgl.  lit.  köris,  lett.  k^ri,  ir.  ceir, 
Corfsen,  Ausspr.  4 .  45;  Saalfeld  Progr.  5,  Tuchhändler  22;  dagegen  Curtius  ^  U9, 
Fick  2.  66,  hinsichtlich  des  Genuswechsels  lagoena  oder  lagona  =  kayvrog,  argilla 
^  ccQyiXlog  u.  a.).  —  Ebenso  spricht  das  e  =  rj  von  sceptrum,  Wurzel  skap, 
dor.  anaitTOVj  sepia  =  arjTtiaj  Wurzel sap,  crßpida  =  ytQrjTtlg,  Wurzel krap, 
das  sein  langes  e  =  rj  unter  Anlehnung  an  cräpere  verkürzt  hat,  für  den  griechi- 
schen Ursprung  dieser  Wörter.  Anders  dagegen  steht  es  mit  classis,  das  Pott 
E.  F.  2.  376,  Schweizer  K.  Z.  H.  77,  Mommsen  R.  G.  12  81  auf  ein  dorisches 
Ttkäaig  =  xlfjat^  zurückführen.  Curtius  ist  mit  Recht  im  Zweifel ,  ob  er  dieser 
Ableitung  zustimmen  soll  (Grundz.  ^139),  auch  Mommsen  hat  neuerdings  an  der 
betreffenden  Stelle  der  6.  Auflage  diese  Derivation  aufgegeben,  wahrscheinlich 
deshalb,  weil  im  ganzen  Dorismus  —  und  aus  diesem  Dialekte  mufste  doch  wohl 
das  Wort  stammen  —  weder  in  nXfjaig  noch  in  seinen  Verwandten  je  ein  a  er- 
scheint, da  das  rj  hier  aus  e  hervorgegangen  ist.  Wir  werden  deshalb  der  Ety- 
mologie Gorfsens  Ausspr.  1.  496  und  Tuchhändlers  S.  12,  die  für  classis  eine 
Grundform  clat  annehmen  (vgl.  fassio  :  fat),  unsere  Zustimmung  geben. 

Der  gleiche  lateinische  Vokal  e  bekundet  dann  Entlehnung,  wenn  er  griech. 
et  reflektiert,  wofür  in  stammhaften  Wörtern  (und  auch  bei  Lehnwörtern  in  der 
Regel)  i  erscheint  =  altlat.  ei  (vgl.  dico  und  öeU-vv-fÄi).  Demnach  sind  als  Lehn- 
wörter zu  betrachten  Ter  esia,  Polycletus,  edyllium,  catalepta  (Bährens 


4)  Nach  Scaliger,  Vossius  und  Fleckeisen,  Jahrbuch,  f.  Philol.  93.  i%,  Oder  sollte 
Codes  echt  römisch  sein  =  cooles? 

2)  Doch  ist  vielleicht  das  o  hier  auf  Rechnung  des  kyprischen  Dialekts  zu  setzen,  wi« 
sich  aus  der  Glosse  xoddysa  *  avxa  xBifJtsQiya  ergiebt,  worüber  vgl.  Rothe,  Qaaest.  d.  Cypr. 
dial.  Dissert.  v.  Leipz.  1875.  S..58  {xodvfxaXov  aus  xvdo/xaXoy  ebenda  65). 

3)  Vgl.  Corfsen,  Ausspr.  2.  74  —76,  Fleckeisen  a.  a.  0.  S.  9  ff. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  37 

Jahrb.  f.  Philol.  4875.  S.  141),  Erene,  cerografia,  erece,  Perithous, 
Serius  (Schuchardt,  Vokalism.  2.  89),  cyperus,  penetica,  tenesmos, 
hypotenusa,hypogeson,epidecticalis,  Melus  =  Nelkogj  electua- 
rium  =  %%X€i%rov  (vgl.  meine  Auseinandersetzungen  in  den  Beitr.  z.  Kunde  d. 
indog.  Spr.  5.  8S),  ferner  macrochera,  onocheliS|  Helotes  (aber  cheragra 
=  X^Q^Y^cl))  wobei  charakteristisch  ist,  dafs  fast  durchweg  vor  oder  hinter  dem 
in  Frage  stehenden  Vokale'eine  Liquida  steht ;  desgleichen  in  dem  Suffixe  eus,  ea, 
eum  =  €tog,  eta,  uovi  z.B.  in  spondeus,  brabeum,  teloneum,  mu- 
seum,  cichoreum,  cycneus,  Chorea,  platea,  panacea,  glauceum, 
gynaeceum,  Epeus,  Dareus,  Alpheus,  Pythagoreus,  Decelea  (vgl. 
Aeneas),  das  aber  auch  verkürzt  erscheint  in  plat^a,  chorea,  gynaeceum^ 
Epäus,  Aiäus  =  Eleus  und  dauernd  in  balinäum,  balnäum  (vgl.  Lach- 
mann  z.  Lucr.  S.  159,  Corfsen  Ausspr.  2.  679). 

Eigentümlicher  ist  die  Vertretung  der  griechischen  Diphthongen  et 
und  ai  durch  iv  in  Argivi  =l4Qy€loij  archivum  =  «px^lov,  inuslvus  = 
fiovasiog,  oliva^)  =  ikaia  (woraus auch ol^a,  wie plalea  aus 7riaT€la) ,  Achivi 
=  Idxaiol  und  in  dem  abnormen  dalivus,  das  auf  eine  aus  daXlg  [^ioqoq 
Hesych.)  und  dellacog  zu  rekonstruierende  Form  dalatog  zurückgehen  mag. 
Dagegen  kann  ich  Saalfeld  nicht  beipflichten,  wenn  er  saliva  aus  alalog  ab- 
ieilet, da  beide  Formen  sich  aus  einer  Wurzel  sval  sehr  leicht  erklären,  der 
Schwund  des  griechischen  i  aber  sich  bei  der  Annahme  der  Entlehnung  nicht 
rechtfertigen  läfst  und  die  Bedeutung  für  die  Originalität  des  Wortes  spricht. 
Es  scheint  hier  vielmehr  eine  Bildung  mit  Suffix  ivus  vorzuliegen  wie  in  Gra- 
divus  u.  a. 

Ein  Kriterium  fremder  Abkunft  geben  stets  die  uneigentlichen  Diph- 
thongen <ji,  T],  itt  ab,  mögen  sie  nun  durch  die  einfachen  Vokale  a,  e  und  o 
wiedergegeben  werden  wie  in  asma  =  ^a^a,  daduchus=  dqdovxog^  pro- 
rela  =  TT^fj/i^cnrijg,  prora  =  7tQ(pQa,  eöus  =  rjijwg,  ar ciöns  =  aQKTfJiog, 
heröns  =  fjQowgj  od a  ==  f/id)/ und  den  Ableitungen  monodia,  palinodia, 
rbapsodia,  parodia,  melodia,  prosodia,  psalmodia,  epodus, 
hymnodicus,  hilarodus,  oder  durch  Diphthongen  wie  in  tragoedia  = 
T^ayipdla,  comoedia,  citharoedus,  auloedus.  Doch  taeda,  das  Saal- 
feld im  Index  zu  ö^g,  Fackel  stellt,  ist  original  (vgl.  Corfsen,  Ausspr.  1.  372, 
2. 1012,  Fick  2.  105).  —  Wenn,  wie  in  einigen  Wörtern  der  Fall  ist,  das  c  in 
e  ige  Dt  liehen' Diphthongen  bei  der  Übernahme  geschwunden  ist,  so  scheinen 
dialektische  Nebenformen  vorgelegen  zu  haben:  sicher  ist  dies  der  Fall  bei  poeta 
=  7Coir)Trjg  =  vulgärgriech.  TtorjTYjg  (Mommsen,  Rom.  Gesch.  1*  931  Anm.), 
vermutlich  auch  bei  cra|pula  =  TLQaiTtdkr]^),  woneben  auch  crepalum  (wohl 
crepalun!)  vorkommt,  glossiert  mit  maredus,  madidus  in  d.  gloss.  Uildebr. 
S.  83.  480  (Loewe,  prodrom.  S.  353)  =  xQacTtakdfv. 

4]  über  die  verschiedenen  Formen  des  Wortes  und  ihren  Gebrauch  bei  Plautus  und 
Calo  handelt  ausführlich  Jordan,  Hermes  XV  im  Anfonge,  ohne  die  Frage  nach  der  Abslam- 
mang  von  oliva  zu  entscheiden. 

2)  Vgl.  jedoch  Corfsen,  Beiträge  z.  ital.  Sprachk.  p.  239  A. 


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38  Griechische  Wörter 

Von  den  im  Latein  im  Laufe  der  Zeit  ausgestorbenen  Diphthongen  ist  für 
unsere  Zwecke  besonders  wichtig  das  eu ,  über  welches  wir  in  jüngster  Zeil  eine 
treHliche  Monographie  erhalten  haben  von  Th.  Birt  im  Rhein.  Mus.  34.  1  ff.  Der- 
selbe weist  nach,  dafs  der  altlat.  einst  allen  europäischen  Sprachen  angcbörige 
Diphthong  eu  frühzeitig  ausgestorben  und  nur  zufallig  noch  in  Leucesieund 
anderen  vereinzelten  Bildungen  erhalten  ist;  neuter  ist  dreisilbig  gesprochen 
worden  und  aus  nc-uter  zusammengezogen,  die  Partikeln  ceu,  neu,  seu  da- 
gegen, welche  aus  den  Lokativen  cei,  nei,  sei  und  ve  hervorgingen,  enthielten 
ein  langes  e,  also  den  Diphthong  eu  =  rjVy  während  in  den  übrigen  lateinischen 
Worten  eu  zu  ou  und  Q  wurde,  vgl.  Leucesie  mit  Loucius  und  Lucius.  Heu  und 
he  US  sind  Äusrufeworte  und  nehmen  als  solche  eine  Ausnahmestellung  ein,  sind 
auch  nach  Birts  Ansicht  vielleicht  nach  Analogie  von  rpev  gebildet. 

Interessant  ist  es  nun  zu  beobachten,  wie  sich  die  Römer  bei  der  Über- 
nahme von  Lehnwörtern  in  früher  Zeit  gegen  den  ihnen  wenig  sympathischen 
Diphthongen  gesträubt  und  wie  sie  ihn  überall  im  Wortausgange  zu  entfernen 
gesucht  haben  (vgl.  Bücheier,  Grundr.  d.  lat.  Deklin.  2 :  »Diphthongische  Grund- 
formen in  Nominalstämmen  kennt  das  alte  Latein  nicht«]  :  So  erklärt  sich  Aciles 
=  Achilles  =JdxdX€vg,  Ulixes  =  'Odvaoevg^  Teses  (CLL.  1.1500. 
1501)  =  Gijaevg  und  der  Name  des  macedonischen  Königs  ?erses=n€Qaevg^ 
vielleicht  auch  Amuces  =  JdfAtjTCSVQ  (Jordan ,  krit.  Bcitr.  S.  58),  ja  Servius  zu 
Verg.  Aen.  8.  383  merkt  an  :  omnia  enim ,  quae  in  eus  exeunt  hodie,  apud  ma- 
iores  in  es  exibant,  ut  Nereus  Neres,  Tydeus  Tydes^).  Im  Inlaute  wurde 
eu  zu  ü  (nach  Analogie  von  lüceo  neben  Leucesie)  inPollux  =  PoIüces  =  ilo- 
IvdevKTjg, 

Übrigens  würde  neben  dem  Übergange  des  Nominativausgangs  evg  in  es 
auch  der  in  us  vorkommen,  wenn  Tondrus  wirklich  auf  TwdoQevg  zurück- 
ginge (vgl.  S.  18.  A.).  Auch  Piraeus  =  üevqauvg  (schon  bei  Plaut.  Irin. 
1103)  bekundet  einen  ähnlichen  Vorgang,  wiewohl  hier  das  Zusammentreffen 
der  beiden  Diphthongen  auf  die  Bildung  der  Form  von  Einflufs  gewesen  sein 
kann.  —  Bei  amphora  endlich  =  aiKpOQBvg^  das  wohl  schwerlich  aus  der 
als  Thema  angenommenen  Accusativform  a^iq)OQia  erklärt  werden  darf,  ist  ohne 
nachweisbaren  Grund  Übertritt  in  die  a-Deklination  erfolgt. 

Aus  späterer  Zeit ,  als  der  griechische  Diphthong  ev  =  eu  unverändert  in 
Lehnwörtern  Eingang  fand,  stammen  Formen  wie  e  u ,  enge,  euax,  eugepae, 
euhius,  euhan,  eugeneus,  eunuchus,  euoe  u.a.,  die  hier  alle  aufzu- 
zählen viel  zu  weit  führen  würde  ^) . 

1J  Damit  lassen  sich  vielleicht  etniskische  Bildangcn  wie  Nele  »  Nrjlevfff  Pele  == 
UrjXBvst  Per  sc  =  ÜBqaBvSf  Tute  =  Tv&bvs,  Urphe  =  *Oq<pBvg,  Uthuste  ='(>«ft><r(rctv, 
Capne  s=  KanayBvs,  These  «=  BrjCBvg ,  Prumathe  «  UqoiAfj&BVs  u.  a.  vergleichen, 
welche  bei  Corfsen,  Sprache  d.  Etnislf.,  und  Deecke  in  der  im  S.  Bande  der  Beitr.  z.  Kunde 
d.  indog.  Spr.  abgedruckten  Abhandlung  über  die  griech.  Lehnwörter  des  Etruskischen 
leicht  zu  finden  sind. 

2)  Sicher  ist,  dafs  alle  mit  eu  geschriebenen  Wörter  der  lateinischen  Sprache  aufser 
den  wenigen  oben  genannten  unrömisch  sind,  über  die  von  römischen  Grammatikern 
eingeführte  Schreibweise  ey  »  cw,  also  Eypolis  u.  s.  w.,  vgl.  Brambach,  Orthogr.  S.  203. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  30 

Anders  als  mit  €v  verhält  es  sich  mit  ai,  oi,  ei.  Denn  da  im  Latein  die 
Diphthongen  ai ,  oi  und  ei  fast  durchweg  in  ae ,  oe  und  i  umgewandelt  worden 
sind,  aber  auch  Lehnwörter  denselben  Procefs  der  Umformung  erfahren  haben, 
so  finden  wir  hier  keinen  Anhalt  zur  Scheidung  des  Fremden  vom  Stammgut. 
Wahrend  die  Nominative  Pluralis  hippagogoe,  liroe,  hy perbolaeoe, 
boloe,  canephoroe^  actinophoroe,  edeatroe,  cosmoe,  Adelphoe, 
Ghoephoroe  u.  a.  von  wirklich  griechischen  Wörtern  gebildet  sind,  ßnden 
sich  auch  echt  römische  Formationen  gleicher  Art  wie  poploe,  fescenninoe, 
pilumnoe  =  pilati  (vgl.  BUcheler,  Grundr.  S.  17).  Vereinzeltein  den  PI  i- 
niustexten  mit  den  genannten  Diphthongen  ai,  oi  und  ei  gedruckte  Formen  wie 
laina  (griech.?),  oica  (griech.?)  cheirocrasia  und  leiostrea,  deren 
Schreibart  resp.  Ursprung  freilich  keineswegs  sicher  ist,  sowie  Interjektionen 
und  Naturlaute  wie  hei,  eia  u.  a.,  die  an  Sprachgesetze  so  gut  wie  gar  nicht  ge- 
bunden sind,  können  hier  nicht  in  Betracht  kommen. 

Wohl  hätte  noch  auf  diese  oder  jene  Divergenz  in  demVokalismus  der  beiden 
klassischen  Sprachen  hingewiesen  werden  können^),  indes  sind  die  unberück- 
sichtigt gebliebenen  Lautgesetze  von  untergeordneter  Bedeutung  für  unsere 
Untersuchung. 


Doch  nicht  blofs  das  Vorhandensein  gewisser  Laute ,  sondern  auch  die 
An^wesenheit  derselben  an  einer  bestimmten  Wortstelle  oder  in  einer  be- 
stimmten Reihenfolge  bekundet  Entlehnung.  Schon  langst  ist  man  darauf 
anfmerksam  geworden ,  dafs  jede  Sprache  eine  gewisse  Vorliebe  oder  Antipathie 
gegen  gewisse  Lautgruppen,  sei  es  im  An-  oder  In-  oder  Auslaute  hat;  infolge 
dieser  Entdeckung  ist  man  auch  bemüht  gewesen,  die  Gesetze  der  Einzel- 
sprachen für  diese  Erscheinung  festzustellen.  Wie  Westphal  das  gotische  (K.  Z. 
2.  164—189],  so  hat  Benary  (K.  Z.  1.  46—79)  das  lateinische  Anlautsgesetz 
zuerst  genau  erörtert.  Andere  Gelehrte,  wie  Ad.  Kuhn,  haben  Ergänzungen  dazu 
gegeben 2),  und  so  ist  es  nunmehr  leicht  zu  übersehen,  welche  Laute  oder 
Lautkomplexe  dem  Römer  im  Wortanfange  nicht  zusagten,  während  sie  dem 
Griechen  mundbequem  waren,  und  umgekehrt.  Dabei  ist  jedoch  wohl  zu  beach- 
ten ,  dafs  diese  verschiedenartige  Entwicklung  der  beiden  Schwestersprachen 
grofsenteils  erst  nach  der  Trennung  der  Griechen  und  Römer  erfolgt  ist  und 
dafs  sich  im  Latein  vielfach,  z.  B.  bei  den  Gutturalen,  die  ganz  allmählich  vor 
sich  gehende  Beseitigung  der  gefühlten  Härte  durch  Abwerfung  des  begin- 
nenden Kehllauts  noch  nachweisen  läfst:  vgl.  narrare  und  gnarus,  cognosco  und 
notus. 


1]  So  z.  B.  darauf,  dafs  dem  Latein  die  Kontraktion  der  Vokale  mehr  oder  weniger 
abgeht,  weshalb  z.  B.  nüs  ss=  yovg  ss  i/aof ,  bronton  =  ßQotn&y  ss  ß^oytaaty  u.  a. 
griechischer  Abkunft  sein  müssen. 

2)  Schon  Lobeck,  Pathol.  S.  189  sagt:  Romani  consonas  duplices  ab  initiis  vocabulorum 
remotas  babent  exceptis  iis,  quas  sine  ulla  mutatione  a  Graecis  mutuati  sunt  ut  psallo, 
psorBi  xyslus. 


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40  Gribgiiische  Wörter 

Dem  Latein  fremde  Anlaute  sind  also  die  Verbindungen  aller  Konsonan- 
ten mit  n  und  m  ausser  gn ,  so  besonders 


cn  =  xi/  ' 

cnodax^) 

sm  =  Gfx 

:  smilax 

mn  =  ^v 

mnemosynum 

tm  =  T/i 

:  tmesis 

pn  =  rcv 

pnigous, 

ausserdem  et    =  xt  : 

Ctesias 

bd  ==ßd 

:  bdellium 

pt   =  7tr 

:  pteroma 

tl    =tA 

.  Tlepolemus 

ps  —  V/ 

:  psittacus 

dr  ==  d^ 

:  dromas. 

X     =^ 

'.  xenium 

Andere  Anlautsgruppen  ^]  der  griechischen  Sprache,  wie  x/x  in  xfiila&^ov^ 
yö  in  ySovTtoQy  dv  in  övotpeQog,  axl  in  ankrjQog,  die  dem  Latein  gleichfalls  fremd 
sind,  können  nicht  mit  Lehnwörtern  belegt  werden.  Zu  beachten  ist  femer,  dafs 
der  Lautkomplex  spl  aufser  insplendeo  und  dessen  Ableitungen  nur  bei  Fremd- 
wörtern nachweisbar  ist;  femer,  dafs  die  wenigen  nichtgriechischen  Wörter,  die 
mit  dr  anlauten ,  teils  auch  nicht  echt  römisch ,  teils  onomatopoetisch  gebildet 
sind.  Eingehend  sind  dieselben  von  Kuhn  (K.  Z.  7.  64  ;  vgl.  Corfsen,  Krit.  Beitr. 
142)  besprochen  worden:  drungus  ist  wahrscheinlich  germanisch,  Drusus 
gleichfalls  unrömisch  und  die  beiden  ziemlich  spät  erscheinenden  und  nur  beim 
Auct.  carm.  d.  Philomela  23 und  61  belegbaren  Yerba  drenso  und  drindlo  sind 
onomatopoetische  Bildungen  und  bezeichnen  ersteres  den  Naturlaut  der  Schwäne, 
letzteres  die  Stimme  des  Wiesels.  Draucus  dagegen  ist  vermutlich  griechischer 
Abkunft  und  von  dgacj  abgeleitet.  Übrigens  ist  es  nicht  uninteressant  zu  ver- 
folgen, wie  die  Römer  auch  in  Lehnwörtern  bemttht  waren,  den  ihnen  nicht  kon- 
venierenden Anlaut  zu  beseitigen ,  sei  es  durch  Einschub  eines  Vokals  wie  in 
minn=ifivä^)  oderbedella  (=  bdellium?)  =/?d^AAa  (Lobeck, Palhol.413: 
a  Marcello  Empirico  bedella  dicitur) ,  sei  es  durch  Abstofsen  des  ersten  Konso- 
nanten wie  in  tisana  =  ptisana  ifi  den  besten  Handschriften  des  Plinius,  Mar- 
tial,  Apicius,  Horaz  (tisanarium)  und  Nonius^)  oder  durch  beides  zugleich  wie  in 
cinifes  =  axvUpeg. 


Wir  kommen  zum  Inlaute.    Bei  dessen  Besprechung  sind  selbstverständ- 
lich alle  diejenigen  Fälle  unberücksichtigt  zu  lassen ,  wo  Präpositionen  mit  kon- 


1)  Wir  begnügen  uns  damit,  hier  nur  je  ein  Beispiel  anzuführen,  da  die  übrigen  Be- 
lege ohne  Mühe  in  jedem  Wörterbuche  zu  finden  sind. 

2)  Cber  z  und  die  Aspiraten,  desgleichen  über  Spiritus  asper  und  ^  im  Wortanlaol 
ist  schon  oben  (S.  42fr.)  gesprochen  worden. 

3)  In  späterer  Zeit  nahm  man  an  der  Gruppe  mn  keinen  Anstofs  mehr,  vgl.  mnester  o.  •• 

4)  Vgl.  Tolomais  =  Plolemais  I.  R.  N.  8895.  Hierher  gehört  auch  der  Schwund  des 
X  in  laena  es  x^aXya  und  von  <r  vor  9  und  /  in  fungus,  Formiae  u.  a.  Sollte  nicht  aach 
cimussa,  Bleiweifs  (gloss.  Labb.)  eine  Verstümmelung  von  ^iiAv9^u>y  sein  unter  AnlehDong 
an  cerussa? 


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IN  DBR  LATBINI8CHBN  SpEAGHB.  41 

sonantisch  anlautendem  Verbal-  oder  Nominalstamm  zusammenstoFsen ,  wodurch 
oft  sonst  nicht  geduldete  Lautgruppen  entstehen  ^) . 

Zunächst  ist  hier  auffällig ,  dafs  der  Römer  im  Inlaute  Konsonantenverbin- 
dungen in  der  Regel  meidet,  die  ihm  im  Anlaute  ganz  geläufig  sind,  z.  B.  gl,  cl, 
bl,  die,  wo  sie  wirklich  vorkommen,  meist  durch  Ausfall  eines  Vokals  entstanden 
sind  wie  saeclum  aus  saeculum^) ,  Publius  neben  populus.  Ebenso  verhalt 
es  sich  mit  Id  (vgl.  valde  =valide},  und  auch  dr  ist  im  Inlaute  nur  in  dodrans, 
quadrans,  quadraginta  und  anderen  von  demselben  Stamme  abgeleiteten 
Wörtern  zu  erweisen.  Da  indessen  diese  Lautkomplexe  wirklich  in  echt  lateini- 
schen Wörtern  vorkommen,  so  können  wir  sie  fttr  unsere  Zwecke  nicht  aus- 
nützen. 

Anders  steht  es  mit  den  geminiertenMedien,  die  in  der  That  im  Inlaute 
echt  römischer  Wörter  stets  gemieden  worden  zu  sein  scheinen  ^) ,  daher  sind  g  r  a  b- 
batus,  sabbata  u.a.  entlehnt.  Unlateinisch  sind  auch  die  Verbindungen  des  s  mit 
folgender  Media  (g,  d,  b)  und  Liquida  (1,  m,  n,  r),  wiewohl  die  Gruppe  sm  im  Alt- 
lateinischen  sich  noch  vorfindet  in  triresmus,  dusmus,  osmen,  Gasmena, 
Casmillus,  dismota  (Gorfsen,  Krit.  Beitr.  430).  Demnach  läfst  sich  mit  diesem 
Hilfsmittel  die  Entlehnung  des  Wortes  cöma  aus  nofiTj^  die  mir  sehr  wahr- 
scheinlich ist,  nicht  nachweisen;  man  müfste  denn  den  Umstand  zur  Begrtlndung 
heranziehen ,  dafs  im  Latein  in  der  Regel  bei  Ausfall  des  s  vor  m  Ersatzdehnung 
eintritt  (vgl.  oraen,  remus  =  i^fiT/wog,  dumetum  mit  canus,  cena,  aeneus^  pone). 

Verpönt  sind  ferner  im  Latein  dn  (echidna,  ^x^d^/a],  dm  (Admetus, 
yidfirjrog) ,  gd  (smaragdus^  a^iaQaydog,  amygdala,  magdalia),  cm 
(Acmonia,  Jäx^iovla)  bd  (molybdaena,  (loXvßdaiva,  hebdomas),  tl 
(Atlas,  ^rlag) ,  tm  (Latmus,  ^atfiog) ,  tn  (phatne,  (parvri)^  cn  (tri- 
dacna,  vqldayLva). 

Acna  =  acnua  ist  nicht,  wie  Saalfeld  im  Index  annimmt,  aus  änaiva  ent- 
lehnt, sondern  italisch,  aber  wohl  dialektisch  (vgl.  K.  Z.  S3.  S69) ;  im  Latein  ist 
derselbe  Stamm  enthalten  in  inanis  =  inacnis,  aber  umbrisch  lautet  das  Wort 
acno-  Ackersttlck. 

Auch  ps  ist  dem  römischen  Inlaute  fremd;  daher  ist  dapsilis^)  aus  öaipc- 
li^g  zu  erklären  und  auch  depsere  =  diipeiv  wohl  für  entlehnt  zu  halten,  um 
so  mehr,  weil  stammerweiterndes  s,  welches  bei  depso  als  Originalwort  an- 


4)  Denn  diese  Composita  stammen  aus  verhältnismäfsig  später  Zeit,  wo  sich  der  röm. 
Mund  unter  fremdem  Einflüsse  auch  zur  Aussprache  sonst  unbequemer  Lautkomplexe  be- 
quemt hatte. 

%)  Dafs  das  Suffix  culum  =  dum  aus  tlum  =  rXoy  hervorgegangen  ist,  ändert  nichts 
an  der  Thatsache,  dafs  in  der  historischen  Zeit  der  latefoischen  Sprache  das  Bestreben 
sich  entwickelt,  das  u  zu  beseitigen. 

8)  Vielleicht  mit  Ausnahme  von  gibber,  wenn  dies  wirklich  ein  römisches  Wort  ist. 
agger  ist  Compositum  aus  ad-ger,  wie  viele  andere,  addax  ist  afrikanisch,  meddix  bei  Enn. 
ann.  S96  oskisch  sss  metideicos,  Ratsprecher. 

4)  Betreffs  des  Übergangs  von  -^^  in  is  vgl.  trieris,  hexeris,  hepteris,  moneris  = 
t^irj^g  u.  s.  w. 


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42  Griechische  Wörter 

genommen  werden  mUfste  (=dep-f-s),  im  Latein  nur  in  wenigen  Formen  (mit  r) 
vorhanden  ist,  wie  in  garrire,  torrere  (Curtius,  Grundz.  *  67.  Fick,  Wörterb. 
4.90)'). 

Dafs  man;  wie  im  Anlaut,  so  auch  im  Inlaut  schon  von  Alters  her  bestrebt 
war,  auch  bei  Lehnwörtern  mifslieb ige  Verbindungen  zu  beseitigen,  ist 
selbstredend.  Besonders  auffallig  ist  diese  Erscheinung  in  der  Sprache  des  Flau- 
tuS;  bei  welchem  das  Zusammentreffen  von  cm,  chm ,  cn,  chn  und  cl  auf  diese 
Weise  paralysiert  ist  z.B.  in  Tecumessa,  Acume,  Alcumaeo,  Alcu- 
mena,  drachuma,  Procina,  techina,  Cucinus  =  Gycnus,  Aescu- 
lapius  =  J^a^krjftLog ,  Hercules  =^^HQaxXfjg,  Patricoles  =  Jlatqoidrfi 
coculea  ==  Cochlea  =  xo^JL/ag  (vgl.  Brix  zu  Plaut.  Irin.  425,  Fleckeis. 
Krit.  Mise.  S.  39.  Anm.  10.  Ritschi,  opusc.  2.  509),  Formen,  von  denen  nur  Her- 
cules und  Aesculapius  sich  fUr  alle  Zeit  erhalten  haben. 

Aber  auch  sonst  tritt  diese  Neigung  hervor  und  wie  das  lateinische  Suffix 
dum  aus  tlum  =  tXov  entstanden  ist,  so  steht  auch  neben  an tl  ia  =  avtkla  ein 
exanclare^)  =  l^avrXäv,  Wohl  ist  es  möglich,  dafs  hier  Anlehnung  an  an- 
cus,  ancilla,  anculare  u.  a.  stattgefunden  hat,  doch  braucht  man  dies  nicht  not- 
wendig anzunehmen  (vgl. Beermann  a.a.O.  S.  106.  Bugge  K.Z. 20.141.  Osthoff, 
Forschungen  etc.  1 .  24)  3) . 

Ein  längeres  Verweilen  erheischt  der  Ausl'aut  der  Worte;  doch  möchte  ich 
diesen  Ausdruck  nicht  etwa  in  dem  Sinne  verstanden  wissen  ,  auf  welche  Kon- 
sonanten ein  griechisches  oder  lateinisches  Wort  endigen  kann.  Denn  da  die 
Griechen  nur  y,  q  und  g,  selten  x  und  x  [^^  oim  ovx]  am  Wortschlufs  duldeten, 
diese  Konsonanten  aber  auch  sämtlich  in  der  römischen  Sprache  an  dieser  Wort- 
stelle erscheinen,  so  kann  uns  das  griechische  Auslautsgesetz  fUr  unsere  Zwecke 
nicht  förderlich  sein. 

Dagegen  haben  die  beiden  klassischen  Sprachen  zur  Wortbildung  vielfach 
ganz  verschiedenartige  Suffixe^)  verwendet  oder  die  von  Haus  aus  gemeinsamen 
Suffixe  in  ganz  verschiedener  Weise  umgeformt ;  deshalb  werden  wir  uns  mit 
diesen  etwas  eingehender  zu  beschäftigen  haben.  Wir  gruppieren  sie  nach  den 
in  ihnen  enthaltenen  Konsonanten,  bemerken  aber  gleich,  dafs  es  uns  um 
vollständige  Sammlung  der  meist  sehr  zahlreichen  Beispiele  durchaus  nicht  zu 
thun  ist,  und  dafs  wir  Primär-  und  Sekundärsuffixe  absichtlich  nicht  geschieden 


1)  In  capsa,  das  ich  für  römisch  halte,  ist  s  vermutlich  suffixales  Element. 
2]  Die  Weiterentwickelung  zu  exanculare,    die  für  das  echt  lateinische  anculo  neben 
ancio  bei  Fest. -Paul,  belegt  ist,  scheint  hier  nicht  stattgefunden  zu  haben. 

3)  Auch  sonst  wird  man  Anhaltepunkte  für  die  Entlehnung  finden,  z.  B.  in  dem  grie- 
chischen Gesetz,  dass  x  ^°^  ^  ^^^  f*  (i™  Inlaute)  in  y  übergehen,  während  c  und  h  im 
Latein  vor  m  ausfallen  (vgl.  lama  s=  lac-ma).  Danach  mufs  diogmitae  (vom  Stamjne 
(ff(üx((tf)  ]  aus  dem  Griechischen  übernommen  sein. 

4)  Doch  habe  ich  hier  auch  Worte  wie  camara  s=s  camera  mit  herangezogen,  weil 
diese  denselben  Gesetzen  unterworfen  sind  wie  die  mit  Suffix  ara  gebildeten  Nomina.  Da 
aber  in  diesem  Nomen  blofs  Suffix  a  vorliegt  (Wurzel  kmar),  so  habe  ich  in  diesen  Füllen 
mich  in  der  Kegel  des  Ausdrucks  »Wortausgang«  statt  Suffix  bedient. 


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IS  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  43 

haben.  Auch  wird  leicht  noch  dieses  oder  jenes  Suffix,  von  dem  sich  vielleicht 
nur  wenige  Beispiele  finden,  nachgetragen  werden  können. 

Die  femininalen  mit  der  dentalen  Media  gebildeten  Suffixe  -ad,  -yd, 
-id,  sind  erstere  ausschliefslich,  letaleres  fast  ausschliefslich  auf  griechische 
Wörter  beschränkt.  Während  cassid-,  cuspid-,  bellid-  echt  lateinisch 
sind  und  die  Originalität  von  capid-  ebenfalls  so  gut  wie  aufser  Zweifel  steht ^), 
sind  entschieden  griechisch  :  acanthis,  acanthillis,  acanthyllis,  adel- 
phis,  adamantis,  aegis,  aethiopis,  alcyonis,  anagallis,  anonis, 
arnacis,  astaphis,  archezostis,  arislis,  bolis,  cantharis,  coral- 
lis,  glottis,  iris,  ibis,  copis,  Elis,  linozostis,  tigris,analeptris, 
aspis,  diplois,  endromis,  nieconis,  paropsis,  pyramis,  probos- 
cis,  pyxis,  tyrannis,  haemorrhois,  pteris,  herois,  hesperis, 
magdalis,  magis  (daneben  magida)  u.  a. ,  zu  denen  sich  gesellen  die  Be- 
nennungen der  Edelsteine  und  Mineralien  auf  - 1 1  i  s ,  wie  aetitis,  anancitis, 
anthracitis,  aromatilis,  augitis,  bostrychitis,  botryitis,  cad- 
mitis,  capnitis,  catochitis,  catoptritis,  cenchritis,  cepitis,  ce- 
polatilis,  ceramitis,  ceritis,  chalcitis,  chelonitis,  chernitis, 
cbloritis,  chrysitis,  cissitis,  choaspitis,  crateritis,  cyitis,  den- 
(Iritis,  draconitis,  dryitis,  echitis,  galactitis,  geranitis,  ham- 
mitis,  bepatitis,  hephaestitis,  hieracitis,  leucographitis,  me- 
conitis,  murritis,  myrsinitis,  narcissitis,  nebritis,  oritis, 
ostracitis,  ostritis,  pharanitis,  phoenicitis,  phlogitis,  phyci- 
tis,  pyritis,  rhoditis,  sarcitis,  sauritis,  scaritis,  scorpitis,  se- 
lenitis,  sideritis,  spongitis,  steatitis,  sycitis,  synochitis,  syno- 
dontitis,  syringitis,  syrtitis,  tephritis,  triglitis,  alabastritis,  am- 
pelitis,  argitis,  argyritis. 

Von  Bildungen  mit  dem  Suffix  -id  gehören  hierher  sphragid-,  absid- 
'daneben  absida)  ^)  und  wahrscheinlich  auch  das  in  die  vokalische  (a-)  Deklina- 
tion umgesprungene  Substantivum  crepida  =  xQrjJtlQy  xQrjTtldoQj  das  unter 
Anlehnung  an  cräpere  sein  e  und  i  gekürzt  hat.    (Vgl.  S.  36.) 

Von  Nominibus  auf  - y d  im  Latein  sind  mir  nur  chlamys,  pelamys  und 
emys  gegenwärtig,  weit  zahlreicher  sind  dagegen  die  Nomina  auf  -ad,  von 
denen  ich  folgende  erwähne :  lampas,  orchas.  dyas,  heptas,  hebdomas, 
gymnas,  dromas,  monas,  trias,  tribas,  cyclas,  asclepias,  miny- 
as,  aphrodisias,  triacontas,  dorcas,  dipsas,  maenas,  lopas,  rha- 
gas,  octas,  decas,  enneas,  cataphagas,  ischas,  ecbolas,  neuras, 


4)  An  Entlehnung  aus  axatpi^  zu  denken  verbietet  die  Verwandtschaft  mit  capedo  und 
capeduncula  und  die  Übereinstimmung  mit  umbr.  capirse  »  capide,  das  sicherlich  nicht 
griechisch  ist.  Der  Accus.  Plur.  capidas  kommt  entweder  von  einem  Nom.  capida  (vgl. 
cassida  neben  cassisj  oder  er  ist  unter  Einflufs  griechischer  Wörter  gebildet  worden,  wie 
indem  lateinischen  Adjectivum  cöpis  (acc.  plur.  copidas;  vgl.  S.  46f.);  lapid-  ist  msc, 
clavis  neben  dor.  xXa/id-  ist  e-Staram  und  wegen  Claude  schwerlich  entlehnt. 

2]  Über  diese  und  andere  römische  Weiterbildungen  griech.  Stttmme  vgl.  Ott,  Jahrb. 
für  Philo].  1874  p.  787,  Neue  4.  329,  Hönsch,  Itala  p.  258  s  ff.  u.  a. 


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44  GaiEGBiscHE  Wörter 

olympias,  ptyas,  colymbas,  oreas,  rhoeas,  prostas,  moechas, 
boscas,  Hellas,  Ilias,  Pallas  u.a. 

Gleichfalls  die  dentale  Media  enthält  das  Suffix  'idna  =  -idva,  welches 
vorliegt  in  den  Wörtern  echidna,  arachidna  u.  s.  w. 

Mit  der  dentalen  Tenuis  sind  im  Latein  fast  nur  die  Suffixe -tat i und 
-dt  gebildet  (vgl.  liber-täti  und  abi-et).  Ganz  vereinzelte  Bildungen  sind  auf 
-öt  sacerdot-,  auf-et  locuplet,  auf-ätanat,  auf-üt  (Kt)  caput-  (capit-); 
doch  liegt  in  den  erstgenannten  3  Worten  gar  kein  Suffix  öt ,  et  oder  ät  Yor,  da 
-döt  auf  den  Stamm  dö  in  dönum,  öwgov,  locuplet  auf  den  Stamm  ple  in  com- 
plere  und  anat  auf  den  Stamm  nat  (vgl.  griech.  vijaaa,  ahd.  anut,  lit.  äntis]  zu- 
rückgeht. In  Caput  aber  steckt  dasselbe  Suffix  -it,  das  wir  auch  in  limit-  u.  a. 
finden ,  nur  dafs  der  Nominativ  vielleicht  unter  Einwirkung  des  Lal)ials  ein  u  er- 
halten hat.  Man  wird  daher  die  mit  Suffix  et,  ö  t  und  ä  t  auftretenden  Wörter 
der  lateinischen  Sprache  unbedenklich  für  griechische  Spröfslinge  erklären  dürfen; 
so  lebet-,  tapet-  (nur  in  einzelnen  Casus ;  dafür  sind  die  Weiterbildungen 
tapetum  und  tapete  viel  gebräuchlicher),  herpet-  und  die  erweiterte  Form 
aiaheia  =  älaßrjg;  ferner  Eröt-;  hepät-  (aus  hepart,  Nomin.  hepar],  ar- 
tocreäl-  (Nomin .  artocreas)  u.a. 

Dentale  enthalten  auch  die  aus  einer  Grundform  -  ant  hervorgegangenen  la- 
teinischen und  griechischen  Suffixe  -ant,  -ent,  -ont=  -avr  -evx  -ovr ;  doch  ist 
letzteres  im  Latein  nur  vorhanden  in  dem  für  das  ParticipiumPraesentis  des  Stam- 
mes as  (esse]  geltenden  Adjectivum  sons,  sontis,  während  das  oder  Sub- 
stantiva  mons,  pons,  fons,  frons  nicht  suffixales  Element  ist;  ant-  und  -cot 
sind  fastausschliefslichaufParticipiaPraesentisund  auf  die  von  solchen  stammen- 
den Substantiva  beschränkt.  Doch  würde  diese  Eigentümlichkeit  kein  genügen- 
des Kriterium  zur  Scheidung  des  Fremden  vom  Heimischen  abgeben,  und  wir  wür- 
den die  griechischen  Lehnwörter  nicht  so  leicht  herausfinden  können,  wenn  nicht 
die  Formation  des  Nominativs  in  beiden  Sprachen  eine  ganz  verschiedene  wäre. 
Denn  im  Latein  hat  sich  vor  dem  antretenden  Nominativzeichen  s  das  n  erhalten, 
im  Griechischen  dagegen  ist  w  unter  Eintritt  von  Ersatzdehnung  vor  g  abgefallen 
[ag  =  avT,  elg  =  evr)  oder  v  unter  Schwund  des  t  und  Verlängerung  des  Vo- 
kals beibehalten  worden  {a}p  =  ovt).  Sonach  treten,  wenn  man  von  spora- 
dischen Formen  wie  Athamans,  Atlans,  Pallans,  Dymans  absieht,  die 
Büchelcr  im  Grundrifs  d.  lat.  Dekl.  S.  5  bespricht,  die  griechischen  Lehnwörter 
von  ant-Stämmen  mit  dem  Nominativausgang  as,  von  ont-Stämmen  mit  dem  No- 
minativausgang o  =  on  auf  1] ;  z.  B.  adamas,  elephas  (erweitert  elephantus), 
gigas,  argyrodamas,  Athamas,  Atlas,  Dymas,  Caichas,  Hyas,  Pal- 
las und  mit  umgestaltetem  Thema  cillibantum,  i  oder  cilliba,  ae  = 
xikllßagj  arzog  (Varr.  I.  1.  5.  118.  121];  ferner  arc hon,  tenon,  hori- 
zon,  hyacinthizon,  lignyzon,  chamaeleon,  A  ch  er  on  (daneben  lati- 
nisiert Acheruns,  ntis  =  ^ixiqtDv^  -ovrog,  Plaut.  Amphitr.M 029) ,  Phaelhon, 
Phlegethon,  Pyriphlegethon  und  die  latinisierten  Formen  draco,  onis 


4)  AusgenommeD  synodus  &=  cvyo^ovi-,  oyro^. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SpRACHC.  45 

=  Sqmovt'Og,  dessen  anlautendes  dr  nebst  dem  Hangel  an  einer  Wurzel  im 
Latein  zur  Genüge  seine  fremde  (griechische)  Abkunft  bekundet,  und  leo,  onis 
=  liorT-'Og,  worüber  schon  S.  30  gesprochen  ist  (vgl.  chamaeleon,  ontis  und 
-onis  und  Gharis.  126.  20  K:  dracontem  Accius  in  Philocteta).  Ähnlich  verhält 
es  sich  mit  Antipho,  onis  =:i^yTtyctn/,  cDvrog,  während  Gtesiphon,  öntis  == 
KTrjaiq>6jp,  wptoq  seinen  griechischen  Nominativ  und  das  stammhafte  t  be- 
wahrt hat  •) . 

Durch  Kontraktion  aus  ^oevr  =  -ovvr  hervorgegangen  sind  folgende 
Formen  auf -ovg  = -US :  Selinus,  Solus,  Pyxus,  Hydrus,  Trapezus, 
Amathus,  Cerasus,  PJilius,  zum  Teil  weitergebildet  in  Hydruntum 
=  Hutrentum  auf  Inschr.^  Buxentum,  Soluntum  u.  a.  Auch  placenta 
gehört  hierher  = /rilaxo-6rr-,  Ttlaxovg,  das  mit  Anklang  an  placere  latinisiert 
zu  sein  scheint^).  Dagegen  ist  lucuns  wohl  schwerlich  miiyXvxovs  zusammen- 
zubringen, wie  Mommsen  R.  G.  P  196  behauptet,  sondern  vermutlich  wurzel- 
verwandt mit  lixula  beiVarr.  1.1.  5. 106  als  Participium  Praesentis  von  der  Wurzel 
lue  in  luxus  (vgl.  flexuntes)  ^) ;  ebenso  wenig  glaube  ich  an  die  griechische  Ab- 
kunft (=  rvQovg)  von  turunda,  das  wieLarunda  gebildet  zu  sein  scheint  und 
wahrscheinlich  aus  derselben  Wurzel  abzuleiten  ist ,  von  der  das  Verbum  terere 
abstammt.  (Vgl.  S.  34.) 

In  die  Kategorie  der  erweiterten  -nt- Stämme  gehören  auch  Formationen 
wie  Tare n tum  =:Ta^ag,  Agrigentum  =lixQayag,  Maleventum  =Ma- 
losig  (I  doch  Kiepert,  Lehrb.  d.  alt.  Geogr.  444),  Sipontum  =  ItTtovg,  sämt- 
lich nach  Analogie  von  echt  italischen  Formen  gebildet  wie  Lau ren tum,  No- 
mentum,  Ferentum,  Porentum,  Calentum,  Surrentum,  Caruen- 
tum,  Uzentum,  Grumentum,  welches  letztere  sicherlich  mit  KQVfioeig, 
womit  es  Niebuhr,  Rom.  Gesch.  2.  Aufl.  von  Isler  2.  S.  25  kombiniert,  nichts 
zu  schaffen  hat  4). 

Ganz  ausschliefslich  griechisch  sind  die  Nominalausgänge  -ttjQj  -rrjQOg^)  und 
Trjg^) ,  beide  nur  Maskuline  bildend  und  im  Latein  durch  ter  und  ta  oder  tes 
wiedergegeben.  Wohl  hat  die  römische  Sprache  auch  ein  eigenes  Suffix  -ta,  doch 


4)  Vgl.  auch  die  Vokative  Calchä  und  Atlä  vom  Stamme  Calchant-  und  Atlant-  (Plaut. 
Men.  748,  Bücheier,  Grundr.  S.  6). 

2)  Vgl.  Mommsen  R.  G.  4  «496.  Hehn,  Kulturpfl.  492,  Tuchhttndler  S.  21  ;  e  =  u  wie 
in  Hutreotum  =  Hydruntum. 

8)  Vgl.  Bechstein,  Curtius  Stud.  8.  349,  Curtius  K.  Z.  U.  439,  Grundz.«  867,  Symbol, 
philol.  Bonn.  S.  276. 

4)  Dagegen  ist  Sagun  tum  vielleicht  iberisch  (vgl.  S.  24) ;  italisch  ist  nach  Kiepert  a.  a.  0. 
459  Anm.  4  Metapontum,  das  an  noyxo^  angelehnt  sein  soll,    talentum  ist  s=  lakayxoy, 

5)  Dieses  aus  der  Grundform  tar  hervorgegangene  Suffix  ist  im  Latein  nur  in  wenigen 
Wörtern  in  der  Form  -ter  erhalten :  in  pater  =  skr.  pitA  =  *pitar  =  nertiQ^,  mater,  frater, 
accipiter,  venter,  die  sämtlich  in  den  Casus  das  e  verlieren;  gewöhnlich  erscheint  es 
in  der  Form  tor  (orator,  -Öris  a=  ^^oq-)  oder  turus  (amaturus).  Im  Griechischen  finden 
wir  neben  tsq  und  to^,  aber  weitaus  häufiger  als  diese,  die  gedehnte  Endung  -ti;^.  Somit 
bekundet  die  Länge  und  überhaupt  die  Beibehaltung  des  e  im  Latein  immer  fremden  \jTr 
sprang  des  betr.  Wortes. 


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46  Griechische  Wörter 

ist  dies  nur  zur  Bildung  von  Femininalstammen  verwendet  worden,  z.  B.  in 
testa,  hasta,  crusta,  sporta,  semita,  amita,  aluta,  eicuta,  arista, 
meta,  seta^) ,  beta  u.  a.  (L.  Meyer,  Vergl.  Gramm.  2.  326)  und  ist  wahr- 
scheinlich auch  für  creta  anzunehmen,  das  aus  mehreren  Gründen  nicht  aus 
Kqt^tt]  entlehnt  sein  kann  :  einmal  nämlich  giebt  es  auf  Kreta  gar  keine  RreidC) 
sodann  erwartete  man  mindestens  das  Adjektiv  Kqi^q  oder  K^rjnxog  im  Feminin, 
sc.  yf]  =  kretische  Erde  und  endlich  kommt  weder  der  Name  der  Insel ,  noch 
die  davon  abgeleiteten  Adjectiva  im  Griechischen  je  in  der  Bedeutung  »Kreide» 
vor;  die  Griechen  benannten  diese  vielmehr  nach  der  Insel  Kimolos.  Dazukommt, 
dafs  die  römischen  Walker,  deren  Innung  schon  unter  Numa  bestand ,  bereits  in 
den  frühesten  Zeiten  von  der  Kreide  bei  ihrem  Gewerbe  Gebrauch  gemacht 
haben*].  Dasselbe  Suffix  finden  wir  auch  in  pituita  vor,  an  dessen  griechische 
Abstammung  ich  schon  wegen  der  Bedeutung  »Schleim ,  Schnupfena  nicht  recht 
glauben  mag.  Vermutlich  liegt  dem  Nomen  ein  Yerbalstamm  auf  u  wie  metuo 
zu  Grunde  (vgl.  Gurt.  Grundz.^  286) ;  die  Wurzel  ist  dieselbe  wie  in  pinus;  mit 
spu,  wovon  spuere  stammt,  hat  es  dagegen  wohl  nichts  gemein  (Fick,  Wörterb. 
2.  150).    Das  Wort  menta  ist  aus  filv^  herübergenommen. 

Was  nun  die  Lehnwörter  auf -ri;^  anbelangt,  so  weisen  die  in  die  leben- 
dige Sprache  eingedrungenen,  meist  in  alter  Zeit  ins  Lateinische  übergegangenen 
Substantiva  durchweg  einen  Nominativ  auf  ta  auf,  der  selbstverständlich  nach 
der  i.  Deklination  flektiert  wird :  so  poeta  (poetes  auf  einer  späten  Inschrift) 
pirat]a,  clepta,  drapeta,  heureta,  athleta,  prista,  catapulta  == 
xaTaTtiXTtjg,  narita,  artopta,  conchita,  parastata,  epibata,  pro- 
reta,  eremita,  spaerita,  ergata,  sycophanta,  trapezita  =  tarpes- 
Sita,  salpicta  oder  salpista  =  aalTVcyxTrig  mit  den  Nebenformen  salpitta  und 
salapitta,  truGta=r^caxi-?;g,  hierophanta,  promisthota,  idiota,  pycta, 
patriota,  taxeota,  Cataracta,  propheta,  mysta  u.  a.  Auch  nauta 
dürfte  hierher  gehören  und  wird  wohl  kaum  trotz  der  eminent  römisch  aussehen- 
den Nebenform  navi  ta  mit  Tuchhändler  S.  9  für  echt  lateinisch  gehalten  werden 
dürfen,  eben  weil  es  keinMaskuiin-Suffix  -ta  in  dieser  Sprache  giebt.  Überdies 
sind  die  auf  das  Seewesen  bezüglichen  Ausdrücke  zumeist  griechischer  Abkunft. 

Das  Geschlecht  haben  gewechselt  und  sind  Feminina  geworden  charta  = 
XOQTTjg  lind  margarita  =  iiaqyaqlrrig.  In  die  o-Deklination  umgesprungen 
sind  boletus  =  ßwllTtjg,  bunitus  =  ßovvlTtjg  und  chartus  (Lucil.  27.  46) 
=  ;(a^ri^.  Halophanta  hat  Plautus  nach  dem  Muster  von  sycophanta  scherz- 
haft gebildet  (Cure.  463) . 

Besonders  zahlreich  sind  die  Nomina  auf -ista  s=  'larrjgj  wiesophista, 
danista,  sicinnista,  psalmista,  citharista,  petaurista,  tympa- 
nista,  pyrrhichista  u.  a.  3).   Das  femininale  ballista  sc.  machina  ist  ein 


4)  Nicht  etwa  aus  x^^^  enUehnt,  wie  Saalfeld  im  Index  annimmt. 

5)  Die  Etymologie  Schweizers  K.  Z.  8.  867.  369,  der  es  mit  ka,  leuchten  s=  kva  zu* 
sammenbringt,  wovon  auch  gvas  b=  cras,  ist  wohl  zu  gewagt.  Fick  3.  70  stellt  es  besser 
zu  cre-  s=a  cemere. 

3)  lepista  ist  s=  Xenaatrj,    Aus  welcher  Sprache  stammt  turbistum? 


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IN  DBR  LATBmiSCHBN  SPRACHE.  47 

unteritalisches  Derivatum  von  ßakll^io  und  wohl  schwerlich  aus  einer  Grund- 
form ßaXliaTj^Q,  die  Saalfeld  im  Index  ansetzt,  abzuleiten.  Lanista  scheint 
etruskisch  zu  sein,  tablista,  computista,  Donatista^)  u.  a.  sind  römische 
Nachbildungen  griechischer  Wörter,  wie  auch  das  plautinische  hamiota. 

Viele  Ausdrtlcke ,  besonders  solche ,  die  später  entlehnt  sind  oder  nicht  in 
die  Umgangssprache  Eingang  gefunden  haben  und  durch  den  Verkehr  nicht  ab- 
geschliffen worden  sind,  haben  ihr  griechisches  Aussehen  bewahrt:  soachates, 
psaltes,  dioecetes,  anagnostes,  dynastes,  lyristes,  amygdalites, 
orchites,  persites,  tympanites,  cataprorates,  cataphractes, 
epistates,  ostes,  ascites,  apeliotes,  argestes,  astriotes,  stylo- 
bates,  toechobates,  hypocrites,  paraphrastes  und  die  zahlreichen 
Benennungen  von  Mineralien  und  Weinarten  auf -ites  wie  haematites,  phlo- 
gites,  asterites,  pyriteS;  bolites,  chrysites,  porphyrites,  basa- 
nites,  chernites,  lychnites,  syrites,  syrtites,  alabastrites,  si- 
derites,  phoenicites,  batrachites,  phengites;  abrotonites,  ab- 
sinthites,  scammonites,  aromatites,  hyssopites,  myrtites,  me- 
litites,  sycites,  rhoites. 

Das  nächstdem  genannte  Stammbiidungselement -t er  = -i-i;^  ist  weniger 
weit  verbreitet,  doch  ist  die  Zahl  der  lateinischen  damit  nachweisbaren  Beispiele 
nicht  ganz  unbeträchtlich :  es  genüge  hier  zu  erinnern  ancampter;  clyster, 
erat  er  (weitergebildet  cratera,  creterra) ,  stater  (vgl.  statera) ,  spinter 
(=  ay tyxnjp) ,  prester,  character,  paropter,  cauter,  physeter,  ca- 
theter,  mnester,  zoster,  soter,  climacter,  halteres^). 

Eine  eigentümliche  Latinisierung  ist  lanterna  =  latema  aus  XafiTtri^Q 
wie  nassiterna,  cisterna,  fusterna,  caverna  u.  a.  geformt. 

Das  aus  rij^  erweiterte  Suf  fix --TrJQiov  =  -terium  macht  folgende  Wörter 
als  griechische  kenntlich :  acroterium,  anaclinterium,  apodyterium, 
asceterium,  cauterium,  coemeterium,  mysterium,  niceterium, 
poterium,  phyiacterium,  presbyterium,  psalterium,  sphaeriste-* 
rium,  conisterium,  baptisterium,  capisterium  =  anatpcavi^Qiov. 
Auch  dicterium,  das  Georges  im  Lexikon  von  dictum  ableitet,  kann  nicht  wohl 
anders  als  aus  detxvqQcov  erklärt  werden. 

Gleichfalls  eine  Erweiterung  des  Suffixes  -n^Q  ist  die  femininale  Endung 
"TQta  z.  B.  in  poetria,  cithari Stria,  psaltria,  sambucistria,  cro- 
talistria,  cymbalistria,  tympanistria  ;  lyristria,  pharmaceutria, 
sophistria,  ascßtria. 

An  dieser  Stelle  mag  auch  der  femininale  Wortausgang  -avQa  [rjaTQa)  Er- 
wähnung finden,  der  dem  Latein  fremd  ist'},  aber  in  griechischen  Lehnwörtern 


1)  Besonders  stark  ist  diese  Endung  in  die  neueren  Sprachen  eingedrungen,  vgl.  engl, 
dentist,  deist,  fabulist,  fatalist  mit  den  entsprechenden  französ.  Formen  und  Koch , 
histor.  Gramm,  der  engl.  Sprache  3.  4  34  f. 

S)  Kurzen  Stammvokal  »  griech.  re^  zeigen  aster-,  gaster-  u.  a. 

3)  Die  zu  magister,  minister  u.  a.  gehörigen  Feminina  magistra  und  ministra  sind  ganz 
anders  gebildet,  da  in  diesen  der  Komparativstamm  magis-,  minus-  steckt. 


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48  Gri^chischb  Wörter 

wie  orchestra,  Clytaemnestra  (vgl.  palaestra  =  yra^aZ-ar^a]  u.  a.  nicht 
selten  vorkommt.  Hierher  gehört  auch  fenestra,  das  in  sehr  aller  Zeit  aus 
einem  nicht  mehr  nachweisbaren  Substantiv  *q)avriatqa  entlehnt  sein  dUrAe 
(vgl.  Gurt.  Hamb.  Vortr.  p.  5). 

Auch  das  Feminina  bildende  Suffix  -ti-  kann  uns  für  unsere 
Zwecke  förderlich  sein.  Da  dieses  nämlich  im  Latein  entweder  des  i  im 
Nominativ  verlustig  gegangen  ist  (vgl.  mens,  pars,  ars  aus  menti-,  was 
nur  noch  im  gen.  plur.  menti-um  erhalten  ist),  oder  das  ti  unverändert  erhalten 
hat  (vgl.  sitls,  vestis,  pestis  u.  a.],  das  griechische  entsprechende  n 
aber  nur  in  wenigen  Wörtern  intakt  geblieben  {fiyvis,  aydcoarig)  und  sonst  fast 
durchweg  in  -  ac  übergegangen  ist ,  so  können  wir  die  Feminina  auf  sis  unbe- 
denklich für  griechische  Wörter  erklären i),  z.  B.  arsis,  tasis,  basis, 
thesiS;  genesis,  physis,  lexis,  haeresis,  taxis,  plasis,  poe- 
sis,  Nemesis  und  Composita  wie  dioecesis,  episcepsis,  hypozeuxis, 
hypocrisis,  hypocoriasis,  paraenesis,  paracentesis,  paralysis, 
paraphrasis,  parasynaxis,  anabasis,  anacephalaeosis,  anacho- 
resis,  anaclasis,  anadiplosis,  anaphonesis,  anastasis,  anathy- 
miasis,  anazetesis,  Periegesis,periphrasis,  peristasis,  prosthe- 
sis,  protasis,  ecbasis,  eclipsis,  ecpyrosis,  ecstasis,  ectasis, 
ecthlipsis,  antiphrasis,  antiptosis,  antithesis,  synaxis,  syn- 
chysis,  syncrasis,  syntexis,  syncrisis^synesis,  synizesisu. a.^j 

Auf  einen  T-laut  endigen  auch  die  ungemein  häufig  vorkommenden  Neutra- 
stämme auf  -fiar.  Nomin.  fia  =  ma,  denen  die  lateinischen  Neutra  auf 
men  entsprechen.  Von  ihnen  zähle  ich  hier  nur  folgende  auf:  aroma,  poenia, 
emblema,  epigramma,  geuroa,  peristroma,  toreuma,  hypomnema, 
pytisma,  hedysma,  helcysma,  gamma,  sigma,  .antisigma,  hy- 
dreuma,  Schisma,  ectroma,  epicitharisma,  glaucoma,  problema, 
cataplasma,  thyroma,  ceroma,  digma,  dilemma,  diastema,  dia- 
.phragma,  diapasma,  calymma,  acroama,  enema,  gargarisma, 
analemma,  Condyloma,  smegma,  parapegma,  erisma,  diadema, 
diploma,  pemma,  staphyloma,  pysma,  onosma,  mechanema,  hy- 
podyma,  glossema,  Schema,  syrma,  Stigma,  aetoma,  malagma, 
synchrisma,  protheorema,  prisma,  plasma,  paradigma, 
paragrammB,  parapeteumä,  scomma,  scotoma,  stymma,  sto- 
moma,  peripsema,  psalma,  sacoma,  rheuma,  crusma,  collema, 
comma^  cyma,  dialemma,  sperma,  stemma,  steatoma,  stroma» 
symptoma,  systema,  tapinomd,  thema,  zema,  zetema,  zeugma; 
phyrama,  physema,  phyteuma,  energema,  oncoma,  pteroma,  pte- 
rygoma,  pyroma,  asthma,  porisma,  poppysma,  synthema,  sym- 
plegma,  phyma,  spasma,  idiama,  pegma,  enclima,  encomboma, 


1)  In  tussis  ist  Assimilation  des  t  an  das  vorausgehende  s  eingetreten,  dassis  und  mesis 
sind  aus  clat-tis  und  met-tis  entstanden  wie  missum  aus  mit-tum  (vgl.  S.  86).  Die  A^ectiva 
auf  ensis  wie  castrensis,  Atheniensis  kommen  hier  nicht  in  Betracht. 

S)Aus  navaig  ist  pausa,  aus  xaraaraa^s  catasta  gewordeo. 


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IN  DBR  LATBINISGBBN  SPRACHE.  49 

Carcinoma,  dogma,  magma,  Doema,  crocomagroa,  holocaustoma, 
anadema,  anath^ma,  analhema,  pragma,  sympasma,  sympe- 
rasma,  sympsalma,  perixoma,  pcripetasma,  rhapisma,  psephisma, 
marmarygma,  enthymema,  toreuma,  encathisma,  enchirema, 
emponema,  emphyteuma,  emphragma,  epithema,  epistalma, 
embamma  u.  a. 

Grölstenteils  sind  dieselben  in  späterer  Zeit  in  die  vokiilische  (1.  u.  8.)  De- 
klination umgesprungen ,  eine  Erscheinung ,  die  sich  sporadisch  bis  in  die 
plautinische  Zeit  verfolgen  lUfst.  So  bietet  Piautus  giaucuraam,  Laberius 
dogmam,  Pomponius  diademam,  Valerius  syrmä,  Caeciiius  schemä,  Al-* 
lius  poematorum,  Cicero  schematis,  toreumatis,  emblematis.  Ähn- 
lich wurden  behandelt  peristroma,  aetoma  (Oreil.  3296.  6919)  erisma 
[Orell.6155)  encomma,  plasma,  sagma,  synehrisma;  anathema,  ce- 
roma,  Stigma  u.  a.  (vgl.  Neue,  Formen!.  2.  336.  Buche!.,  Grundr.  6.  Ott, 
Jahrb. f.  Phil.  1874.  S.  788  f.).  Aus  avdkayfia  weitergebildet  ist  stal  agmium , 
aus  aäfia  samentum,  aus  xi;/ia  das  Adjektiv  cumatilis.  —  Inecligma- 
lium,  cymatium,  garimatium,  gargarismatium,  epithemation  u.a. 
liegt  das  griechische  Deminutivsuffix  (fiar  +  ior)  vor. 

Die  dem  Griechischen  eigentümlichen  Endungen  a&o,  avd-o  und  tvd'O 
brauchen  wir,  da  die  dentale  Aspirata  sofort  den  griechischen  Ursprung  be- 
kundet, nur  zu  erwähnen.  Wir  finden  sie  in  Worten  wie  lapathus,  cyathus; 
acanthus;  hyacinthus. 

Auch  halte  ich  es  für  überflüssig,  für  die  specifisch  griechischen  Patronymika 
auf-dijg  =  -des  und  -daz.B.  Pelides,  Atrides  und  A  tri  da  Beispiele  an- 
zuführen, bemerke  indes  einmal,  dafs  eine  stattliche  Zahl  dieser  Wörter  im  Latein 
nach  der  3.  Deklination  flektiert  wird  (vgl.  Alcibiades,  Miltiades,  Euri- 
pides,  Simonides,  Euclides)  und  sodann,  dafs  die  Komiker,  besonders 
Plaulus,  sich  gestattet  haben,  dieses  griechische  Suffix  zur  Bildung  scherzhafter 
römischerWörter  zu  verwenden.  So  erklSlren  sich  die  plautinischen  Formen  per- 
nonida,  glandionida  (Men.  SIC),  collicrepida,  cruricrepida  (Irin. 
4028],  plagipatida  (Most.  356.  Capt.472),  rapacida  (Aul. 368).  Virglnes 
vendonides,  Nugipalamloquides,  Argentumexterebronides,  Te- 
digniloquides ,  Nummosexpalponides,  Quodsemelarripides, 
Nunquampostreddonides  (Pers.  702—705). 

Wenn  wir  dann  noch  die  Nomina  auf -adtoi/  und  -Ldiov  wie  anabo- 
ladium,  lepidium,  gingidion,  ophidion,  lexidion,  elegidion 
hervorheben  und  dernicht  seltenen  Bildungen  auf  -ödes  =  uidrig  und  -ides 
=  widrig  Erwähnung  thun  wie  geodes,  cynodes,  erysipelatodes , 
aphrodes,  carcinodes,  caulodes,  causodes;  aeroides,  amyg- 
daloides,  netoides,  corsoides,  rhomboides,  polygonoides,  po- 
lyides,  conoides,  trochaeides,  sphaeroides,  ascyroides,  neu- 
roides,  ocimoides,  prasoides,  menoides,  cynoides,  so  haben 
wir  die  dentalen  Suffixe ,  die  eine  vom  Latein  abweichende  Bildung  erfahren 

Weise,  Orleck.  Wdrter  i.  d.  lat.  Sprache.  4 


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50  Griechische  Wörter 

haben    und   mit   Lehnwörtern  belegt   werden   können,    im  wesentlichen  auf- 
gezahlt ij . 

An  die  Betrachtung  der  dentalen  schliefsen  wir  die  Besprechung  der 
gutturalen  Suffixe  an. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  sind  unter  diesen  die  Masculina  bildenden 
Nominalausgange  -ax  und  -/x,  da  diese  im  Latein  so  gut  wie  ganz  ausgestorben 
sind.  Denn  die  Römer  besitzen  zwar  die  Endung  ac-s  =  ax,  aber  nur  in  Femi- 
ninis  und  Adjektiven  und  aufserdem  mit  langem  Vokal,  z.  B.  in  fornax,  -äcis, 
rapax,  -äcis;  bisweilen  liegt  das  Suffix  auch  nur  scheinbar  vor  wie  in  fax. 
f äc i  s,  wo  c  stammhaft  ist.  Demnach  müssen  griechischer  Abkunft  sein  die  Sub- 
stantivaabax  (daneben  abacusj,  anthrax,  corax,  climax,  donax,  cor 
dax,  thridax  (f.),  spalax  (f.),  aulax  (f.),  milax  =  smilax  (f.),  harpax, 
panax,  opopanax,  dropax,  styrax  =  storax,  scolax,  fortax,  scolo- 
pax,  thorax,  pinax,  Atax,  Colax,  Charax,  Aiax  {==  ^cag).  (Vgl. 
Neue  Formenlehre  1.  UO.  667)2). 

Das  Suffix  -ic,  im  Latein  nur  in  Femininis  wie  radic-s  =  radix  u.  a.  beleg- 
bar, steckt  in  griechischen  Lehnwörtern  wie  perdix  (com.),  phoenix  und 
spadix^). 

Dagegen  ist  -Kc-  im  Latein  für  beide  Geschlechter  nachzuweisen  z.  B.  in  varix 
(com.),  larix,  filix  (fem.),  sentix,  fornix,  calix  (masc).  Letzteres  mit 
Tuchhändler  S.  20  für  entlehnt  zu  halten ,  liegt  kein  genügender  Grund  vor;  die 
Form  spricht  sogar  direkt  dagegen.  Denn  für  den  Übergang  des  Stammvokals  v\na 
läfst  sich,  wie  Tuchhündler  S.  2i  selbst  zugiebt,  kein  Beispiel  beibringen,  viel- 
mehr ist  die  verschiedene  Behandlung  der  ersten  Silbe  (kva)  im  Griechischen 
(=  ycv)  und  im  Latein  (=  ca)  ganz  regelrecht  (vgl.  kvan  =  skr.  ^van  =  xvtov 
=  canis.  Fick  2.  57.  Bezzenb.,  Beiträge  z.  Kund.  d.  idg.  Spr.  3.  464.  Lottner, 
K.  Z.  7.  474).  Das  aus  6  -d'&^i^  {d'df^uy^)  entlehnte  tomix  hat  Geschlechls- 
wechsel  erfahren.  Schwieriger  fällt  die  Entscheidung  bei  calx,  das  nach  Gurt. 
Vortrag  auf  der  Philologenvers,  zu  Hamburg  4855.  S.  3.  Grundz.  -•  S.  447.  Momms., 
Rom.  G.  4®.  235.  Hehn,  Kulturpfl.  S.  423  aus  j^aAtf  entnommen  ist.  Ich  gebe 
dies  zu  (vgl.  S.  49],  glaube  aber  entschieden,  dafs  zur  Ausstofsung  des  i  (als 
»e«  erhalten  in  calecandam  G.  L  L.  4.  4466)  und  zur  Veränderung  des 
Genus  (Maskulin  nur  selten)  die  Vermischung  mit  dem  viel  früher  belegbaren  und 
vermutlich  mit  ;caAt|  wurzelverwandten  römischen  Worte  calx,  calcis,  Kiesel  (an 
dessen  Entlehnung  auch  Curtius,  Grundz.  *  4  44  nicht  denkt)  viel  beigetragen  hat. 
—  Alica  und  seine  Nebenformen  alicum  und  alice,  is  brauchen  nicht  für 
Weiterbildungen  aus  älL§  gehalten  zu  werden,  sondern  scheinen  vielmehr  von 
alo  abgeleitet  zu  sein.  Das  griechische  Wort  ist  eine  späte  Wiedergabe  des  latei- 
nischen (vgl.  S.  22). 

i)  Auch  andere  Suffixe  könnten  hier  erwähnt  werden  wie  tes  =  Tiyr,  TijTog,  welches 
dem  echtrömischen  tas,  talis  entspricht,  aber  selten  vorkommt,  z.  B.  in  henotes,  maco- 
riotes  u.  a. 

2)  Astyanax  und  Demonax  bilden  ihre  Genitive  auf  -ctis.  Die  Interjektion  bombax  ent- 
spricht der  griech.  ßo/^ßa^. 

3]  Feminina  sind  auch  im  Griechischen  scandix  uud  ambix,  icis. 


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tPI  DBR  LATEINISCHEN  SpRACÜE.  51 

An  Nominibus  auf  -lyx  =  -ec  sind  im  Latein  nur  wenige  nachzuweisen;  mir 
sind  drei  gegenwärtig.:  scolex,  narthex  (vgl.  narthecium  und  damit 
pitbecium  =  Trt^ijxtor  von  Ttld-rj^  und  das  in  die  4.  Deklination  um- 
gesprungene dorische  Substantiv  cociacae  (cochlacae)  bei  Paul.  Diac.  39.  7  = 
xoxlrjxeg  *) . 

Mit  der  gutturalen  Media  gebildet  sind  die  dem  Griechischen  eigentüm- 
lichen Suffixfoi*men  -lyy,  -ccyy^  -t;y,  -vyy,  deren  y  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
aus  ursprünglichem  x  erweicht  ist  (vgl.  Curl.  Grundz.  ^  523  f.).  Wir  finden  sie 
z.  B.  in  syrinx,  sphinx,  Salpinx,  meninga  =  jw^i/^y^;  phalanx  (vgl. 
phalanga);  cocc^x,  oryx ,  ortyx,  pompholyx,  Japyx  (Styx,  Phryx) ; 
vyy-  liegt  vor  in  dem  unrömischen  spelunca==  aTtrjkvy^,  welches  in  den  dich- 
terischen Gebrauch  für  specus  eingedrungen  ist  (vgl.  lynx).  Das  ähnlich  aus- 
lautende saliunca  ist  gallisch,  ebenso  arinca. 

Noch  haben  wir  der  Wortausgänge  -äcus  und  -iscus  zu  gedenken,  von 
denen  ersterer  in  lateinischen  Wörtern  überhaupt  nicht,  letzterer  nur  selten  und  in 
anderer  Bedeutung  zu  belegen  ist.  Während  nämlich  das  griechische  Suffix  -taxo- 
bei  Deminutivis Verwendung  findet,  ist  von  verkleinerndem  Sinne  in  den  wenigen 
vorhandenen  lateinischen  Nominibus  gar  keine  Rede.  Denn  weder  mar  iscus 
undmarisca,  noch  scordiscus^} ,  lentiscus,  vopiscus,  turbiscus, 
Petiscus  lassen  auf  etwas  derartiges  schliefsen,  ja  portisculus  und  aciscu- 
lus  haben  sogar  die  Verkleinerungsendung  -lus  erhalten,  eben  weil  sie  selbst 
keine  Deminutiva  waren  ^j.  Dagegen  steckt  allerdings  der  Sinn  des  griechischen 
-LOTLO-  in  der  Gatonischen  Form  scutriscum  von  scutra,  Schale  (Cat.  r.  r.  10. 
S ;  14.  3) ,  die  ebenso  nach  griechischer  Art  gebildet  ist  wie  das  catonische  gleich 
zu  erwähnende  apiacus.  Alle  übrigen  sind  griechisch^  namentlich  obeliscus, 
lyciscus,  sinapiscus,  myiscus,  basiliscus,  priapiscus,  trochis- 
cus,  asteriscus,  spheniscus,  orthagoriscus,  Paniscus  (auf  einem 
pränest.  Spiegel  Ephem.  epigr.  1.  24:  Painsscos),  anthriscum,  hibiscum. 
Vgl.  magiriscium  und  baliscus,  Bad  (Petron.  42.  4). 

Die  Wörter  auf  äcus,  äca,  äcum  sind  meines  Wissens  ausnahmslos  un- 
römisch und  wohl  gröfstenteils  griechisch  oder  orientalisch-griechisch,  wie  aba- 
cus,  astacus,  Aeacus,  amaracum,  comacum,  soracum,  gaunacum, 
pallaca,  sandaraca.  Anders  verhält  es  sich  mit  der  Adjektivendung  -  i  a  c  u  s, 
die  zwar  gleichfalls  von  Haus  aus  griechisch,  aber  in  eine  Anzahl  römischer 
Wörter  eingedrungen  ist:  so  in  apiacus  oder  vielmehr  —  ein  Beweis,  dafs  es 
wirklich  dem  Griechischen  nachgeahmt  ist  —  apiacon  von  apium,  Eppich  bei 
Cat.  r.  r.  457.  2,  und  in  die  aus  ziemlich  später  Zeit  stammenden  Wörter  comi- 


\)  c-Stämme  auf  yc  sind  z.  B.  calyx,  bombyx,  Eryx,  ceyx,  ceryx. 

2)  Vgl.  den  Namen  der  pannonischen  Scordisci  und  keltische  N.  Pr.  wie  Vert iscus, 
Taurisci,  Matisco  u.  a. 

a)  In  fiscus  liegt  das  Suffix  iscus  nicht  vor,  r iscus  ist  keltischen  Ursprungs,  und 
wenn  es  selbst  römisch  wäre,  gleichfalls  nicht  mit  diesem  Suffix  gebildet,  acisculus  ist 
vermutlich  aus  asciculus  entstellt. 

4* 


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52  Grischisghb  Wörter 

iiacus  (Cass.  Var.),  miliacus  (Gael.  Aur.)  und  stiriacus  (Solin«)^).  Rein  grie- 
chisch sind:  zodiacus,  genethliacus,  absinthiacus,  iliacus^  car- 
diacus,  spondiacus,  spodiacus,  Heliacus. 

Noch  bedarf  es  einiger  Worte  über  das  spät  auftretende  Suffix  \ss&=ujaa, 
das  aus  ixja  hervorgegangen  ist  und  sich  von  Haus  aus  nur  hei  Gutturalstämmen 
wie  @Qfiaaa,  0olviaaa,  Klltaaa  u.  a.  findet,  später  aber  durch  Formübertragung 
nicht  selten  zu  Analogiebildungen  verwendet  worden  ist,  wie  ßaaÜii.aaa  ==  ßaal- 
Xidjay  fiiliaaa  =  iiiXirja  (vgl.  das  spätgriechische  Fremdwort  ^iJyAaaa=regina). 
So  erklären  sich  auch  die  im  Spätlatein  auftauchenden  Foimen:  diaconissa, 
abbatissa,  prophetissa,  archimandri tissa,  pythonissa,  Ära- 
bissa,  Aethiopissa,  fratrissa  (Isid.  or.  9.  7.  17)  und  sacerdotissa 
(Schol.  Luc).  In  den  romanischen  Sprachen  hat  sich  die  Zahl  dieser  ßehilde 
noch  vermehrt  (vgl.  fr.  comtesse  ==  comitissa,  duchesse,  h6tesse  und  Diez, 
Grammat.  d.  roman.  Spr.  2.  302.  Koch,  Histor.  Grammat.  d.  engl.  Spr.  3.  52). 
Wenn  aber  Corfsen,  Krit.  Beitr.  484  dieses  Suffix  für  alllateinisch  hält,  so  ist  er 
meines  Erachtens  im  Irrtum.  Dem  Altlateinischen  fehlt  es  gänzlich  und  ob  etrusk. 
isa  undkelt.  esa,  isa,  isia  (vgl.  Hehn,  Kulturpfl.  \  32)  damit  zusammengestellt  werden 
dürfen,  ist  doch  wohl  sehr  fraglich.  Das  einzige  belegbare  Wort  der  altem  Laii- 
nität,  das  für  Corfsens  Ansicht  von  der  Originalität  des  Suffixes  issa  im  Latein 
zu  sprechen  scheint,  ist  Gar  issa.  Denn  der  Versuch  Jordans,  Krit.  Beitr.  80  ff. 
diesem  Worte  griechischen  Ursprung  zu  vindizieren  und  es  aus  Kaqiaaa^  einem 
spätgriechischen,  sonst  verschollenen  Worte  abzuleiten,  ist  entschieden  mehr  als 
gewagt ,  zumal  die  Karerin  sonst  Kaeiqa  oder  KaQlvr]  heifst.  Viel  näher  dürfte 
es  liegen ,  an  etruskischen  Ursprung  des  Wortes  zu  denken ,  um  so  mehr  als  die 
bessere  Schreibung  carisa  lautet  und  die  beiden  andern  überlieferten  altlatei- 
nischen Wörter  mit  gleichem  Ausgange  (auf  isa)  ebenfalls  etruskischer  Abkunft 
sind:  mantisa  (Fest. -Paul.  432  :  mantisa  additamentum  dicitur  lingua  Tusca/: 
und  fa Visa  (Olfr.  Müll.  Fest.  S.  88.  Jordan,  a.  a.  0.  S.  84)  2).  Das  Wort  sa- 
r  i  s  a  ist  macedonisch  =  aaqiaa  ^) . 

Von  labialen  Wortausgän'gen  erwähne  ich  nur  die  auf  öps  und  öps, 
welche  z.  B.  in  merops,  epops,  scolops,  penelops,  helops,  Pelops. 
Gyclöps  und  hydr öps  vorliegen. 

Von  den  mit  Nasalen  gebildeten  gehen  der  römischen  Sprache  fast  ganz 
ab  die  auf  an,  in,  en,  an  (enis),  die  wir  z.  B.  antreffen  in  paean,  tragopan. 
megistan  (-es);  delphin  (meist  erweitert  in  delphinus),  Salamis,  -inis; 
attagen,    solen,    pyren,    cephenes,    elacatenes,    liehen,   siren, 


\)  ebriacus  hat  ein  langes  ä,  bei  Laber.  com.  4  0  liest  man  jetzt  besser  ebriatuSf  vgl. 
sobriäcus.   Nacii  griechischer  Art  scheint  auch  prosaicus  gebildet  zu  sein  (vgl.  T^o/autfiTj. 

2)  Andere  etrusk.  Bildungen  mit  dem  gleichen  Suffix  sind  Hermesa,  Atesa,  Aesialisa. 
Marcanisa,  Larisa,  vgl.  Corfsen,  Krit.  Beitr.  p.  484. 

3)  Die  Etymologie  von  aphrissa  =  dracontium  ^Apul.  herb.  44)  ist  unklar;  vci^ 
muUich  ist  es  ein  verstümmeltes  griech.  "Wort;  ebenso  wenig  weifs  ich  den  Namen  der 
Pflanze  ardissa  (Plin.  Val.  3.  45)  zu  erklären,  platessa  (Auson.  ep.  4.  60)  ist  gallisch, 
ebenso  wohl  rumpissa. 


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IN  DBR  LATBINISGBBN  SPRACHE.  53 

spien  ^),  ars^n;  ferner  das  schon  bei  Gelegenheit  der  Besprechung  von  j  ei^ 
wähnte  Suffix -atva  =  avja  in  Bildungen  wie  halaena,  hyaena,  leaena, 
dracaena,  mur(a)ena,  arytaena,  scorpaena,  molybdaena,  sphy- 
raena,  amphisbaena,  melittaena,  gromphaena,  sciaena,  gan- 
graena,  ozaena.  Auch  die  Suffixe  o^-  und  juot/- verraten  leicht  die  grie- 
chischen Lehnwörter,  weil  originale  Formen  die  Genitive  -inis  und  -mKnis  (resp. 
önis  und  möois  =■  aivog  und  (iiovog)  aufweisen  «würden.  Demnach  müssen  ent- 
lehnt sein  pepön-,  melopepön-,  oiolygön-,  alcyön-,  canön-, dro- 
niön-,  icön-,  axön*-,  aedön-,  trygön-,  sindön-,  architeclön- , 
artemön-,  termön-,  gnomön-,  anthedön-,  cotyledön-,  Alcmae- 
ön-,  AlemÖn-,  Für  das  von  Fest.-Paul.  überlieferte  cnasonas  =  xvijao- 
vag  ist  ein  Nominativ  xi^'awi' =  xo'^artg  anzusetzen  ^) .  Auch  daemon,  önis 
gehört  hierher,  wiewohl  es  bisweilen  schon  rein  lateinisch  dekliniert  wird :  dae- 
mönis  (vgl.  dracönis,  ieönis,  Hectöris).  Übrigens  ist  vielen  dieser 
Wörter  eigenlümlich,  dafs  sie  im  Gegensatz  zu  den  lateinischen  Substantiven 
auf  o,  inis  im  Nominativ  das  n  behallen.  Die  gleiche  Erscheinung  finden  wir  bei 
Wörtern  auf  ön,  önis  =  uiv^  upog  z.  B.  bei  agon.  aesalon,  platanon, 
peristcreon,  anthereon,  andren,  ancon,  aristereon,  elaeon, 
paeon;  aulonaist  wettergebildet  aus  avXuyy, ^) 

Vollkommen  umgestaltet  sind  das  schon  S.  12  und  19  erwähnte  bracchium, 
ii  =  ßqaxUxiv^  ovog  und  das  plautinische  trugonus  =  TQvyatPy  ovog.  Schwer 
fällt  die  Entscheidung  bei  groma,  das  allerdings  wohl  kaum  römisch^  sondern 
entweder,  wie  Cantor  vermutet  (Rom.  Agrimens.  S.  74],  etruskisch  oder  aus  dem 
griecb.  ypüffirj,  yrwfia  =  yyw/ictn/,  vielleicht  auch  aus  yvdffKov  selbst  herüber- 
genommen ist.  Die  Bedeutungs Verschiedenheit  zwischen  yvcufiwv  resp.  yvwfiri 
und  gnoma  =  groma^)  ist  nicht  von  Belang  und  hindert 'die  Annahme  der 
Entlehnung  nicht.  Zudem  entspricht  das  demselben  Wortstamme  entsprossene 
norma  auch  in  der  Bedeutung  vollständig.  Da  nun  auch  letzleres  vollkommen 
das  Aussehen  eines  Lehnwortes  hat,  so  ist  die  griechische  Abkunft  beider  wahr^ 
scheinlich  und  jenes  aus  yviüi^wv,    dieses  aus  yvtjQlfiri  zu  derivieren ^) . 


i)  Doch  sind  auf  en  rdmisoh:  reo,  lien,  Anio,  -enis. 

%)  Vielfach,  besonders  in  der  älteren  Latinilät,  sind  die  Wörter  auf  tay  in  die  2.  De^ 
klination  umgesprungen  wie  architectus,  Geryonus  vgl.  Tranius=  Tgayloty,  Alcu- 
meus  =  jihtfxaiiay^  Porporeus  =  JToQfpvQmy,  Euthemus  &=  Ev^ifjuay  u.a.  (Ritschi, 
l(kein.  Mus.  45.  436,  Fleckeisen,  Jahrb.  f.  Philol.  4  880  p.  605  f. 

8)  Dagegen  haben  sich  die  häufiger  gebrauchten  Wörter  myoparo,  arrhabo,  Solo, 
sipho,  spado,  salaco  u.  a.  des  n  entledigt,  und  Ancona  sowie  Crotona  sind  in  die 
erste  Deklination  umgesprungen. 

4)  Für  den  Übergang  des  Gutturals  mit  n  in  Guttural  mit  r  vgl.  crepusculum  neben 
xyi<pof.  Fick,  Wört«rb.  2.90  stellt  groma  mit  ingruere  zusammen,  wohl  mit  Unrecht. 
Entlehnung  nehmen  an:  Curtius»  Grundz.  ^  695,  Mommsen,  R.  G.  40  235,  Corfsen,  Krit.  Beitr. 
406,  Hultsch,  Jahrb.  f.  Phil.  4876.  766.  Zu  verwerfen  ist  wohl  auch  der  jüngst  von 
RöDSch  gemachte  Versuch ,  das  Wort  mit  xgovety  zusammenzubringen  a  xQovfia  (vgl. 
Jahrb.   f.  Phil.  4880.  S.  508). 

5)  Unmöglich  wäre  auch  nicht,  dafs  yyv^qifjtrj  zunächst  in  gnorma  übergegangen  und 
dafs  daraus  norma  und  groma  geworden  ist. 


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54  Gribghisghb  Wörter 

Gleichfalls  stark  lalinisierl  ist  teredo,  inis,  das  schwerlich  als  Stammwort  zu 
betrachten  sondern  aus  TSQrjddfp  entlehnt  ist. 

Von  den  in  Lehnwörtern  vertretenen  sigmatischen  Stämmen  ist  fttr 
diejenigen  auf-£a-,  Nomin.  og,  leicht  die  lateinische  oder  griechische  Abkunft  zu 
erweisen,  da  die  Lehnwörter  den  o-Laut  des  Nominativs  festhalten,  an  dessen 
Stelle  in  lateinischen  Originalwörtern  ein  u  erscheint.  So  können  epos,  pa- 
thos,  melos,  oxos  u.  a.  ihre  griechische  Heimat  nicht  verleugnen ,  während 
das  in  seiner  Endung  latinisierte  pelägus  in  seinem  Genus  (pelagus,  i,  n.)  und 
in  der  Beibehaltung  des  ä  in  unbetonter  Paenultima  an  die  griechische  Abstam- 
mung erinnert.  —  Das  uralte  und  daher  ganz  römisch  aussehende  Lehnwort  tus 
=  ^og  wird  nach  Analogie  von  pus,  rus,  crus  dekliniert.  Dagegen  ist  Ul- 
cus echt  römisch  und  aus  der  gleichen  Grundform  wie  griechisch  fiXxog  her- 
vorgegangen. Dafs  pallium  nicht  aus  cpäQog  abzuleiten  sei,  ist  bereits  S.  17 
auseinandergesetzt  worden  ^] . 

Speciell  griechisch  ist  der  Wortausgang  ismus  und  asmus,  der  in  einer 
grofsen  Zahl  von  Substantivis  vorliegt,  z.  B.  in  :  dropac ismus,  hydropis- 
mus,  idiotismus,  iconismus,  Syllogismus,  anatocismus,  cyois- 
mus,  myotacismus,  iotacismus,  rheumatismus,  soloecismus, 
sinapismus,  catheterismus,  (h)  elleborismus,  encolpismus,  cha- 
rientismus,  labdacismus,  botanismos,  horismos,  characteris- 
mos,  asteismos,  merismos,  chleuasmos,  epltrochasmos  u.  a.  Ce* 
rebrismus  bei  Theod.  Prise,  und  paganismus  bei  Augustin  sind  späte  rö- 
mische Nachbildungen,  denarismusist  eine  oströmische  Formation. 

Aufser  den  bisher  besprochenen  konsonantischen  Suffixen  haben  wir 
uns  noch  mit  einigen  vokalischen  zu  beschäftigen^). 

Besonders  wichtig  ist  unter  diesen  das  Neutra  bildende  i ,  welches  in  echt 
lateinischen  Wörtern  in  e  (vgl.  mare)  übergegangen,  aber  in  Lehnwörtern  bewahrt 
ist.  Die  uns  hier.zu  Gebote  stehenden,  auch  im  Griechischen  meist  von  auswärts 
importierten  Wörter  der  Art  sind:  ami,  cappari,  cinnabari,  cummi, 
cici,  cuci,  sinapi,  stibi,  stimmi,  thlaspi,  zingiberi.  Abgefallen 
ist  das  i  nach  r  in  piper  =  jviTteQc,  Pfeffer  und  bisweilen  in  zingibers=  tiy- 
ylßsQi,  ebenso  nach  l  in  sil  =  alh,  welches  meines  Erachtens  aus  dem  hero- 
doteischen  (2.94)  aikli'-xvTtQiov  erschlossen  werden  kann  (vgl.cidar  =  cidaris, 
und  in  den  an  mel  angelehnten  griechischen  Ausdrucken  rhodomel,  oeno- 
mel,  saccomel,  thalassomel,  hydromel,  omphacomel;  lateinisch 
zugestutzt  sind  die  Formen  sinape  (neutr.)  und  senapis  (fem.)  (vgl.Btlcbeler, 
Grundr.  S.  8) . 


0  (Übergang  in  die  vokalische  Deklination,  wie  er  in  pelagus  vorliegt,  zeigen  auch 
mel  OS  (acc.  s.  melum,  acc.  pl.  melos  bei  Att.  Pacuv.  Cai.  b.  Non.  S.  444  G)  Argos  i^ 
Argl,  Argorum)  und  Erebos,  wovon  bei  Enn.  trag.  483.  V.  Erebo  vorkommt.  Weitere 
Belsp.  bei  Neue,  Formenl.  1.  827. 

%)  Die  Endungen  eus  und  y  bleiben  hier,  weil  die  betreffenden  Vokale 'schon  oben  er- 
ledigt sind,  natürlich  unberücksichtigt. 


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IN  DBR  LATB1NI8GHBN  SPRAGHB.  55 

Gleichfalls  griechisch  ist  der  Nominalausgang  -aeus  ==aiog  in  Lehnwörtern 
wie  amoebaeus,  petraeus,  horaeus,  hymenaeus,  arehaeas,  co- 
ryphaeus,  thyraeus,  cybaeus,  erythraeus,  Pagasaeus,  Phari- 
saeus,  peritonaeum,  siraeum,  spelaeum,  aulaeum  u.  s.  fJ). 

Auf  die  der  1.  Deklination  angehörige  ganz  griechische  Endung  ias  ==  /a4; 
geht  eine  grofse  Zahl  von  Wörtern  aus  wie  anthias,  aparctias,  asterias, 
acontias,  bombycias,  branchiae,  brasmatiae  (plur.) ,  caliarias, 
cantharias,  caecias,  capnias,  carcinias,  caulias,  chalazias,  cha- 
racias,  ceratias,  chelidonias,  cinaedias,  colias,  crocias,  cya- 
mias,  galaxias,  ecnephias,  encolpias,  eurotias,  icterlas,  my- 
cetias,  mycematias,  myrmeeias,  ophthalmias,  ornithias,  oro- 
hias;  ostracias,  palmatias,  pogonias,  serapias,  strangias,  sta- 
gonias,  stalagmias,  syringias,  thiasias,  thlibias,  thrascias; 
horeas  =  ßoQiag  (mit  c  =  t?). 

Bisweilen  ist  nach  lateinischer  Art  das  s  abgeschliffen;  so  in  mastigia  = 
^aauyiaQy  S o s i a  =  Staulag ;  P i n t i a  =  Oivriag ,  Gallia,  Clinia,  Dinia, 
Simmia,  Teresia,  Phania  (vgl.  König,  Progr.  von  Patschkau  1876.  S.  36), 
Santia=  Sccvd-lag  (im  Poema  d.  Amphitryone  et  Alcmena  bei  Mai  cl.  auct.  5. 
470.  V.  24  3).  Bei  einigen  Wörtern  ist  obendrein  das  i  in  e  verwandelt:  so  in 
coole a  =  xoxi'ldg  und  coprea  =  ycoTcglag^  ja  a(7r£^/a^  =  aslerias  ist  sogar 
inas-tur  (!),  xaQx^cQ^otg  in  carcharus  (Gol.  8.  47.42),  aiiarayyrjg  in  spa- 
tangius  verstümmelt. 

Auch  das  blofse  as  (ohne vorhergehendes  i),  z.B.  in  mantichoras,  mam- 
monas,  ist  durchaus  griechisch  und  denselben  Veränderungen  unterworfen  wie 
ias,  so  dafs  neben  Protagoras  bei  Apuleius  Protagora  erscheint  und  aapvag 
durch  sanna  wiedergegeben  wird.  Für  tiaras  =  6  ziaqag  ist  gewöhnlich 
tiara  =  ij  ruxQa  im  Gebrauche. 

Nicht  minder  sind  die  beiden  andern  Nominativausgänge  der  4 .  Deklination 
es  und  e  =  i;  ^  und  17  ein  Kriterium  griechischer  Abstammung ;  doch  sind  die 
Beispiele  dafür  so  aufserordentlich  häufig,  dafs  wir  uns  die  Aufzählung  derselben 
versagen.  Weit  wichtiger  dürfte  es  sein,  aus  der  stattlichen  Reihe  der  hierher- 
gehörigen Nomina  einige  von  denjenigen  vorzuführen ,  an  denen  der  römische 
Sprachgenius  den  Assimilierungsprocefs  vollzogen  hat,  sodafs  sie  ein  lateinisches 
Aussehen  haben  wie  scriba  und  pansa^).  In  dieser  Weise  sind  behandelt  sa- 
trapa,  propola,  parasanga,  choraula,  Anchisa  u.  a.,  desgleichen  mit 
Wechsel  des  Geschlechts  paen u la  =  q)aiv6krjg,  herma  =  €Q^i]g  (vgl.  Charta 
=  x^Q''^VS) ;  fenier  Feminina  wie  stola  =  aroki^j  techna  =  rixvrj  u.a.  meist 
in  früher  Zeit  ins  Latein  übergegangene  Wörter. 


1)  Gnaeus  steht  für  Cneus,  Annaeus  ist  vielleicht  etruskisch,  Poppaea  wahr- 
scheinlich sabinisch. 

9)  Solcher  lat.  Masculina  auf  a,  die  nicht  zusammengesetzt  sind,  giebt  es  aufserordent- 
lieh  wenige;  die  meisten  sind  Composita  wie  incola,  legirupa,  perfuga  u.  a.  (Büche- 
ier, Grundrifs  S.  9). 


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56  GaiKGHISGBB  WÖRTBR 

Wie  letztere,  so  haben  auch  die  geschlecfatigen  Substantivs  der  2.  De- 
klination,  wenn  sie  in  früher  Zeit  entlehnt  worden  sind,  den  Wandel  der  En- 
dung OS  in  US  erfahren ,  während  das  o  bei  später  entlehnten  Wörtern  und  be- 
sonders im  dichterischen  Gebrauche  in  der  Regel' geblieben  ist.  Ja  mitunter  tritt 
die  griechische  Endung  sogar  bei  Wörtern  auf,  die  schon  längst  entlehnt  und  for- 
mell latinisiert  waren,  z.  B.  bei  lotus  (Verg.  Cul.  424:  lotos]  undscorpius 
(Cic.  n.  deor.  2.  44.  413  scorpios). 

In  dieselbe  Kategorie  gehören  die  Nomina  auf  qog^  die  entsprechend  den 
echt  lateinischen  Wörtern  (vgl.  socer  =  invQog)  bei  der  Übernahme  gewöhnlich 
die  Endung  abgeworfen  haben:  so  Lysander,  Maeander,  Menander, 
Alexander,  Meleager,  scomber,  conger,  archiater,  onager,  pha- 
ger,  amphimacer,  monometer,  hexameter,  pentameter,  dime- 
ter,  trimeter,  aiabaster,  tetrameter,  presbyter  =  Tr^ca/^vrc^og, 
woneben  sich  selten  congr US,  archiatros,  amphimacrus,  trimetrus, 
Teucrus,  Euandrus,  Cassandrus  u.a.  finden  (vgl.  Neue,  Formenl.  4. 
77  ff.].  Doch  haben  auch  einige  Wörter  ihren  griechischen  Nominativausgang 
durchweg  bewahrt:  so  z.B.  Codrus,  Petrus,  Hebrus,  Locrus,  An- 
drus,  hydrus. 


Aber  nicht  blofs  griechische  Suffixe  und  Nominativausgänge  bekunden  Ent- 
lehnung aus  der  griechischen  Sprache,  sondern  auch  nach  griechischer  An 
vorgenommene  Deklination. 

Das  reichste  Material  fttr  diese  Erscheinung  bieten  uns  die  römischen  Dich- 
ter, welche  teils  mehr  teils  weniger  von  griechischen  Endungen  Gebrauch  ge- 
macht haben.  So  schreibt,  um  nur  ein  Beispiel  anzuführen,  Propertius  bei  grie- 
chischen Wörtern  im  Acc.  Sing,  weit  häufiger  an,  in  und  yn  als  am,  im  und  ym, 
während  er  die  Genitive  der  Nomina  auf  e  und  eus  annähernd  gleich  oft  auf  es 
und  eos  wie  auf  ae  und  ei  bildet.  Besonders  von  Belang  sind  hier  die  Nomina  der 
i .  Deklination  auf  e ,  as  und  es,  für  deren  Genitivbildungen  und  Akkusativaus- 
gänge auf  es  (Nom.  e],  an  (Nom.a  und  as]  und  en  (Nom.  e  und  es)  sich  Beispiele 
zusammengestellt  finden  bei  Neue,  Formenl.  1.  59;  55;  56;  vgl.  1.  41. 

Für  die  2.  Deklination  kommt  namentlich  aufser  dem  Nominativ  in  Betracht 
der  Accus.  Sing,  auf  on,  wofür  genügendes  Material  zusammengetragen  ist  bei 
Neue,  a.  a.  0.  1.  189.  Seltener  sind  der  griechische  Gen.  Plur.  auf  on  (Neue, 
a.a.O.  1.  131]  und  der  Accus.  Plur.  auf  üs  (ebenda  132].  Über  den  Nom.  Plur. 
auf  oe  ist  bereits  oben  S.  39  gesprochen  worden  (im  übrigen  vgl.  Neue  a.a.O.  1.131). 

Umfangreicher  sind  die  griechischen  Kasussuffixe  in  der  3.  Deklination  nach- 
weisbar. Belege  für  den  Gen.  Sing,  auf  os  finden  sich  bei  Neue  a.  a.  0.  1.  297, 
für  den  Acc.  Sing,  auf  a  ebenda  1 .  302,  für  den  Acc.  Sing,  auf  in  ebenda  1. 3*2, 
für  den  Acc.  Plur.  auf  as  ebenda  1 .  318.  Dative  Plur.  auf  sin  sind  seltener,  wie- 
wohl Properz  in  dem  Gedichte  1.  20  nicht  weniger  als  3  (Adryasin,  Hama- 
dryasin,    Thyniasin)    verwendet.     Noch  vereinzelter  sind   andere  Kasus- 


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IN  DER  LATBINISCHBN  SPRAGHB.  57 

endungen  wie  e  in  neutr.  plur.  der  sigmatischen  3.  Deklination  z.  B.  in  epe  bei 
Properz  und  cete  bei  Vergil. 

Dafs  griechische  Endungen  auch  in  die  Deklination  wirklich  lateinischer 
Wörter  sich  eingeschlichen  haben ,  ist  kaum  zu  verwundern  bei  dem  offenkun- 
digen Streben  der  römischen  Dichter  nach  griechischem  Kolorit,  bei  ihrer  Gräko- 
inanie  in  Form  und  Syntax  und  bei  dem  starken,  allmiihlich  gröfser  werdenden 
Zudrange  griechischer  Bevölkerung  nach  der  Reichshauptstadt.  Vorzugsweise 
sind  es  Eigennamen,  die  der  griechischen  Deklination  teilweise  unterworfen  wor- 
den sind;  denn  Bildungen  wie  copidas  und  capidas  von  den  Nomina- 
tiven copis  und  capis  (doch  vgl.  S.  17)  sind  ganz  vereinzelt.  Häufig  ist 
der  Acc.  Plur.  auf  as  bei  Völkemamen  und  besonders  haben  die  nordischen 
gallischen  und  germanischen)  diesen  griechischen  Anstrich  erhalten:  wie  Caesar 
Lingonas  und  Senonas,  so  schreibt Tacitus  Brigantas,  Nemetas,  Oxio- 
Das,  Siluras,  Suionas  u.  s.  w.  (Neue  a.  a.  O.  1.320).  Demgemärs  ist  von 
den  Dichtern  auch  die  Endung  der  Nom.  pl.  oft  in  griechischer  Weise  verkürzt 
worden  (es  statt  es) ,  so  dafs  Lucan  Suessones,  Yaler.  Flaccus  Macrönes, 
Juvenal  Vascönes  und Britones  bieten  (Neue  a.  a.  O.  4.317). 

Kolossale  Dimensionen  hat  diese  Gräcisierung  angenommen  in  den  weib- 
lichen und  männlichen  Eigennamen  der  1.  Deklination,  die  auf  e 
und  es  gebildet  sind,  zumal  auf  Inschriften  seit  der  sullanischen  Zeit.  Besonders 
zahlreich  sind  die  Genit.  auf  aes  und  es  ==  i/g,  über  welche  ausführlich  ge- 
handelt haben  Neue  a.  a.  0.  1.  13  ff.  Gorfsen,  Ausspr.  1.  684  und  Bücheier, 
Grundrifs  S.  34.  —  Ganz  eigentümlich  sind  die  abnormen  Genitive  und  Dative 
auf  enis  und  eni,  die  von  den  griechischen  Wörtern  auf  e,  an  denen  sie  zuerst 
ausgebildet  worden,  allmählich  auch  auf  römische  Nomina  propria  wie  Marcia- 
neoi  (CLL.  5.  3011)  undSeverianeni  (ebenda  890)  übergegangen  sind  (vgl. 
Neue  a.  a.  O.  1.  63).  Das  Gleiche  gilt  von  den  Genit.  auf  etis,  atis,  olis  und  den 
Dativen  auf  eti,  ati,  oti  von  Nominativen  auf  es,  as  und  os  wie  Flavianeti 
l.  R.  N.  6941  und  Pompeianeti  ebenda  6723  (vgl.  Neue  a.a.O.  1.  64),  lauter 
Formen,  die  neuerdings  eingehend  untersucht  worden  sind  von  0.  Sievers  in  den 
Quaestiones  onomatologicae  in  d.  Acta  societatis  Lips.  2.  55 — 104. 


Aufser  diesen  der  äufsem  Form  entnommenen  Gründen  haben  wir  nur  noch 
wenige  andere  Kriterien ,  die  schon  äufserlich  die  Entlehnung  erkennen  lassen. 
Dahin  gehört  z.  B.  das  dem  Griechischen  ganz  ausschliefslich  eigene  prothe- 
tische  a,  welches  wir  in  römischen  Wörtern  vergeblich  suchen.  Da  der  Stamm 
Star  im  Lateinischen  in  der  Form  Stella  und  im  Griechischen  in  der  Form  aarriq 
und  aarqov  auftritt,  daneben  aber  im  Lateinischen  aster  und  astrum  er- 
scheinen, so  müssen  letztere  nach  dem  eben  Gesagten  Lehnwörter  sein.  Zu  dem 
gleichen  Besultate  gelangen  wir  bei  Zusammenstellung  von  asparagus^)  = 


1)  sparagus  schrieb  man  früher  bei  Varr.  sat.  Men.  573  (aus  Non.  550.  10),  doch 
lesen  jetzt  Bücheier  und  Quicherat  mit  Junius  asparagos.  So  findet  sich  sparagus  nur  noch 
Theod.  Prise.  1.5. 


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58  Grieghischb  Wörtbb 

aOTta^ayog  mit  zeDci.  cparegha  und  lit.  spurgas.  Auch  scheint  das  a  in  aplustre 
=  a-cpkaaror  denselben  Ursprung  zu  haben ,  wenn  anders  die  Kombination  des 
griechischen  Wortes  mit  skr.  bhrshtiy  lat.  fastigium,  ahd.  brort,  an.burst 
das  richtige  trifft.  Unleugbar  ist  der  gleiche  Yokalvorschub  inastaphis  =  aoTa- 
(plg^  woneben  azacplg,  in  andren  und  anderen  Ableitungen  und  Zusammen- 
setzungen von  aviijQ  (siehe  Index  unter  andr-j  =  skr.  nar,  sabin.nero  (vgl.  Gurt. 
Grundz.^307)  und  in  ascalia  =  aaxaA^,  woneben  axaXla  belegt  ist  (Lo- 
beck, Pathol.  S.14. 15).  Auch  Atreus  =!^TQ€vg  enthält  nach  Lobeck,  El.  f. 81 
und  Gurt.  Grundz.'*  711  das  nämliche  Bildungselement,  während  in  dem  juvena- 
lischen  acersecomes  =  ax€^a£xo^ij^  das  privative  a  steckt.  Alpha  copulati- 
vum  ist  vorhanden  in  a  b  o  1 1  a  =  aßoXog  sc.  aroXri  (ä  =  afi(pl) . 

In  ähnlicher  Weise  hat  die  griechische  Sprache  zur  Stütze  des  anlautenden 
Konsonanten  i  vorgefUgt  in  lurlg  =  ictis  (vgl.  xzig).  €  ist  vorn  angetreten  in 
''Egeßog  =  Erebus  (Gurt.  Grundz.^  472) ,  eQv&Qog  =  erythros  und  seinen 
Ableitungen  (erythinus  u.  a.,  vgl. ruber)  und  €Qfjfiog  =  eremus  mit  seinen 
Derivatis  crem  ita  U.S.  w.  (vgl.  Gurt.  Grundz.*  325.  Würz.  ram).  Prothetisches 
o  scheint  vorzuliegen  in 'Öili;jM7ros  =  Olympus  (vgl.  kdfiTtiü),  ^'O&Qvg  =  oifQvg 
=  Othrys  (vgl.  skr.  bhrü,  ahd.  brAwa),  vielleicht  auch  in  obelus  =  oßelog^ 
welches  nach  Gurt.  Grundz.^  476  gleiches  Stammes  mit  ßekog  und  ßelavi]  ist. 
Bei  den  etymologisch  noch  nicht  genügend  ßxierlen  alwTtrj^j  woraus  alopei 
stammt,  ist  sichere  Entscheidung  über  diesen  Punkt  nicht  möglich. 


Ein  weit  weniger  sicheres  Merkmal  von  Lehnwörtern  ist  die  Existenz  des 
durch  Svarabhakti  entstandenen  Vokals.  Denn  wenn  dieser  auch  in  der  la- 
teinischen Schriftsprache  aufserordentlich  selten  ist  *) ,  so  läfst  er  sich  doch  immer- 
hin nachweisen;  in  der  römischen  Vulgärsprache  aber  und  in  den  italischen 
Dialekten,  besonders  im  Oskischen,  hat  er  sogar  ziemlich  weit  um  sich  gegriffen. 
Mit  Hilfe  dieses  aus  dem  Stimmtone  der  Liquida  entstandenen  Vokals  können 
wir  also  schwerlich  entscheiden,  ob  aranea  Lehnwort  aus  aQdxvt]  ist  oder  nicht 
(vgl.  aQycog);  auch  Joh.  Schmidt  läfst  dem gemäfs  die  Frage  offen.  Doch  wenn 
man  bedenkt ,  dafs  das  Wort  ein  sehr  bekanntes  Tier,  die  Spinne,  bezeichnet, 
welches  die  Bömer  schwerlich  erst  durch  die  Griechen  kennen  lernten,  wird  man 
an  der  Entlehnung  zweifeln^).  Wirklich  entlehnt  sind  dagegen  das  auf  gleiche 
Weise  gebildete  scaripho  =  oxaQiq)dofiai  neben  scribo,  p e  1  a g u s  =7tilayoi; 
(W^urzel  Ttlay  Gurt.  Grundz.  *  278)  und  elacata  =  fjkayidTr]  (Wurzel  a^x  Curl. 
Grundz.^343). 

Das  letzte  aus  der  Form  abgeleitete  Hilfsmittel ,  das  ich  erwähne ,  ist  die 
Komposition.    Ist  nämlich  der  erste  Teil  eines  Präpositionaicompositums  eine 


1)  Joh.  Schmidt  führt  Vokalism.  2.  342  nur  3  Beispiele  an:  palea  auspaleva  =  palva. 
volup,  alt  volop  neben  /iXnofAai  und  baiatro  neben  blatero. 

2)  Auch  die  Wasserspinne  tipula,   tippula  ist,  wie  wir  S.  46  A.  4  sahen,  miteinem 
heimischen  Namen  benannt. 


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IN  DER  LATBINISGRBlf  SPHACBB.  59 

griechische  Präposition,  so  kann  man  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  an  Ent- 
lehnung denken:  durch  die  Identität  von  ap  in  apage  mit  aTtJ  =  lateinisch 
ab  wird  jeder  Zweifel  an  dem  griechischen  Ursprünge  des  Wortes  beseitigt.  Das- 
selbe ist,  um  nur  noch  einige  Beispiele  zu  nennen,  der  Fall  bei  epistula, 
apocha,  apocleti,  apocopa,  peribolus,  periodus,  paramma,  pa- 
rapegma,  prosodia,  ectasis,  propola,  analogia,  iselasticus-,  dia- 
logus,  catasta  =  xaraaraatc,',  catapulta,  metalepsis,  epicoenus, 
prothesis  u.  a.^).  Leicht  ist  auch  pröpitius  als  unrömisch  =  TtQOTreri^g  er- 
kennbar; denn  echt  römisch  hätte  es  pröpitius  heifsen  müssen,  wie  nur  Juven. 
1.  46  schreibt.  Die  gleiche  Verlängerung  des  o  in  der  griechischen  Präposition 
TTQo  findet  bisweilen  statt  bei  pr opino  (so  Martial  4.  68)  und  bei  prologus 
(Ter.  Hec.  prol.  2.4).  Ganz  griechisches  Aussehen  haben  die  etymologisch  dunklen 
Ausdrücke  epigrus  (ISenec.)^)  und  epileus(Plin.,  vielleicht  von  iTtl  und  kela), 
nicht  minder  catacumba,  das  ich  im  Gegensatz  zu  Diez,  der  es  mit  ital.  catar 
[vgl.  Katafalk)  »schauen«  zusammenbringen  will,  zu  griechisch  xard  und  xvfißrj 
stellen  möchte,  weil  es  schon  bei  den  Kirchenvätern  und  aufserdem  (Orolli4575) 
inschriftlich  erscheint  (vgl.  auch  meine  volksetymologischen  Studien  in  den  Bei- 
trägen z.  Kunde  d.  idg.  Spr.  5.  92). 

Doch  fehlt  es  auch  nicht  an  Exempeln  von  Einmischung  griechischer  Präpo- 
sitionen in  ungriechische  Wörter:  aus  den  Tironischen  Noten  sind  bekannt  epi- 
Domen,  epitogium,  epiredium  (Kopp  423.  424.  428),  Plinius  bietet  dia- 
lutensis,  Gassiod.  und  die  Juristen  paraveredus.  Somit  stammen  die  Wörter 
sämtlich  aus  einer  Zeit,  wo  man  an  solchen  hibriden  Bildungen  durchaus  keinen 
Anstofs  nahm. 

Aber  auch  andere  Nominalkomposita  können  uns  über  die  Entlehnung  oder 
Originalität  eines  Wortes  Aufschlufs  geben  wegen  der  verschiedenartigen  Behand- 
lung des  Stammauslauts  des  ersten  in  der  Zusammensetzung  erscheinenden  Wortes 
in  den  beiden  klassischen  Sprachen.  Am  häufigsten  begegnen  wir  im  Griechischen 
dem  Kompositionsvokale  o,  der  in  der  Regel  eintritt,  wenn  das  erste  Nomen 
konsonantisch  ausgeht  oder  der  o-Deklination  angehört  (vgl.  avdqiavro-  itowg, 
^lo-xonog) ,  aber  auch  bei  Nominibus  der  a  -  Deklination  nicht  selten  ist  (vgl. 
fj^eQo-aytOTtog:  ^fiiQa).  Im  Latein  dagegen  ist  der  Kompositionsvokal  i  vor- 
herrschend, vgl.  agricola,  solifundium^) ,  wenn  nicht,  wie  in  manu- 
missio,  solstitium,  artifex  der  reine  Stamm  verwendet  wird.  Das  o  am 
Ende  der  ersten  Kompositionsglieder  kann  daher  als  Kriterium  der  Lehnwörter 
gelten.  Vgl.  horologium,  taurobolium,  (haemobolium) ,  ancyloble- 
pharon,  hemerodromus,  androgynus,  argyrodamas,  moechoci- 
naedus,  thermopolium,  Syrophoenix  u.a. 

Nach  griechischer  Art  gebildet  sind  meist  nur  voces  hibridae ,  deren  2.  Be- 


4)  Vgl.   besonders  die  S.  48  aufgezählten   Substantiva  mit  dem  Nominativausgang  sis. 

3)  Dafür  lese  ich  epiurus  =  iniovQog. 

3)  Als  Ausnahme  mufs  vio-curus  bezeichnet  werden. 


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60  Griechische  Wörter 

stündteil  griechisch  ist^j,  wie  dextrocherium,  granomastix,  sati- 
rographus,  testamentographus,  sagochlamys,  tractoga latus, 
traclomelitus ,  tramosericus ,  tertiocerius ,  während  umgekehrt 
wirklich  griechische  Composita,  wenn  sie  in  der  römischen  Umgangssprache 
sich  vollkommen  einbürgerten,  römisches  Gepräge  erhielten:  so  orilegium  = 
horologium,  tauribolium,  pultiphagus  =  */r o^fo^a/oc;,  therm i- 
polium,  [dagegen  tragicomoedia  wohl  aus  tragicocomoedia) ,  orthi- 
strotum,  agoniteta  (Kopp.  39),  horcisiipolis  =:  oQx^^^OTtoXog  (ebenda 
254],  besonders  Eigennamen  wie  Demipho,  Lemniselene,  Frotigenes, 
Galidorus,Athenidorus,  Patricoles,  Dionusidorus  u.  a.  (O.  Sievers, 
Acta  societ.  Ups.  2.  100.  Corfsen,  Ausspr.  4.  296.  Schuchardt,  Vokalism.1.36;. 

Auf  der  andern  Seite  darf  uns  die  Zusammensetzung  mit  wirklich  griechi- 
schen Wörtern,  die  als  solche  deutlich  kenntlich  sind,  nicht  verführen.  Überall 
griechische  Lehnwörter  zu  erblicken.  So  sind  z.  B.  öfter,  ähnlich  wie  die  oben 
erwähnten  Präpositionen,  griechische  Zahlwörter  vor  echt  römische  Ausdrücke  ge- 
treten wie  monos :  monosolis,  monoculus,  monoloris,  monopedios; 
pente:  penteloris;  dis:  diloris;  protos:  protosedeo:  ferner  archi :  a r- 
chisacerdos,  archisellium;  pseudo:  pseudoflavus,  pseudoliqui- 
dus,  pseudoforum,  pseudodoctor,  pseudomagister,  pseudo- 
pastor;  holo:  holoverus,  hole vitreus  u.  s.  w. ,  meist  Wörter,  die  dem 
Volke  in  Fleisch  und  Blut  übergegangen  waren,  so  dafs  es  dieselben  gar  nicht  mehr 
als  fremd  empfand.  Überdies  stammen  alle  vorgeführten  Beispiele  aus  ziemlich 
später  Zeit. 

Die  Zahl  der  wirklich  hibriden,  d.  h.  aus  einem  griechischen  und  römischen 
Nomen  resp.  Verbalstamm  zusammengesetzten  Wörter  ist  in  der  römischen  Sprache 
verhältnismäfsig  gering ;  alle  aber  haben  sie  mit  einander  den  vulgären  Ursprung 
gemein.  Da  sie  indes  nicht  in  den  Bereich  unserer  Abhandlung  gehören,  so  verspare 
ich  mir  ihre  Behandlung  für  eine  andere  Gelegenheit  und  verweise  inzwischen 
auf  die  Abhandlung  von  Rost  op.  Plaut.  8 :  de  Plauto  hibridarum  vocum  ignaro 
in  den  commentationes  Plautinae.    Leipzig  4836.  pp.  88 — 96. 


Nächst  der  Form  der  Worte  erfordert  die  Quantität  der  Vokale  eine 
etwas  eingehendere  Erörterung.  Denn  diese  giebt  uns,  da  die  beiden  klassischen 
Sprachen  in  dieser  Beziehung  ihre  eigenen  Wege  gegangen  sind ,  oft  treffliche 
Aufschlüsse.  So  lehrt  die  Quantitätsverschiedenheit,  dafs  päd  um  nicht  wohl  aus 
Ttrjdov^)  und  ebenso  wenig  laridum  aus  läQivog  und  tipula  aus  Tl<prj  ab- 
stammen können.  Dasselbe  gilt  von  Unum  neben  ktvov  und  von  tribulum,  das 
trotz  Hehn  echt  lateinisch  und  von  tero,  trivi  abzuleiten  ist  (hinsichtlich  des  h 
vgl.  subare  neben  susj,  während  trlbulus  und  tribon  allerdings  Lehnwörter 
sind,  gleichwie  sinus  aus  dlvog  (cf.  s^nusj. 


1)  Doch   vergl    fulvocinereus,  aurociavus,   hamotraho,   merobibus,  albogilbus,  aheno- 
barbus,  neutrodefectivus,  neutropassiva. 

2)  Bei   cröpida  beruht  die  Verkürzung  des  e  auf  volksetymologischer  Anlehnung  an 
cräpere  (vgl.  S.  86). 


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Ilf  DBR  LATBINiSGRBIf  SPRACHE . 


61 


Jedoch  mufs  man  hier  sehr  vorsichtig  sein ;  denn  nicht  nur  existieren  öfter 
in  Dialekten  Formen  mit  anderer  Quantität  des  Vokals,  wie  ^wqov  neben  (iofov 
(vgl.  mörum),  die  uns  bisweilen  nicht  mehr  erhalten  sein  mögen,  sondern  es 
haben  auch  die  Sprachen  nicht  immer  so  grofse  Genauigkeit  bei  der  Über- 
nahme bekundet;  denn  neben  xltfia  steht  lateinisch  cllma,  neben  römisch  tö- 
fus  unteritaiisch  rocpuür.  Dagegen  ist  von  Wichtigkeit  die  Regel:  vocalis  ante 
vocalem  corripitur,  die  auf  griechische  Wörter  mit  langer  Paenultima  meist  keine 
Anwendung  findet:  daher  heröus,  Minöis,  Glio,  brab^um  u.  a.  Die  Be- 
obachtung der  Quantitiit  giebt  daher  oft  über  die  Abstammung  eines  Wortes  treff- 
lichen Aufschlufs. 

Mit  der  Quantität  hängt  auf  das  innigste  zusammen  die  Frage  nach  der 
Klangfarbe  des  in  kurzer,  unbetonter  Paenultima  stehendenVo- 
kals.  Das  von  Leo  Meyer  in  den  Beitr.  z.  Kunde  d.  idg.  Spr.  Uo2  aufgestellte 
Gesetz  lautet :  »In  mehrsilbigen  lateinischen  Wörtern  wird  innere  und  besonders 
der  vorletzten  Silbe  angehörige  Yokalkürze  zu  i  geschwächt.«  Wo  andere  Vokale 
dafür  erscheinen^  haben  wir  es  in  der  Regel  mit  Lehnwörtern  zu  thun,  sei  es  mit 
keltischen  wie  baccäris,  massäris,  matäris,  plox^mura,  ess^dum 
oder,  was  meist  der  Fall  ist,  mit  griechischen,  wie  barbärus,  wofür  wir,  nach 
den  Nominativausgängen  äl  US  (a,  um  u.a.),  ärus,  änus,  ämus,  äbus, 
ägus^  ätus,  asus  u.  a.  geordnet,  Beispiele  folgen  lassen: 


phiala 

Daedalus 

orphanus 

Hypanis 

elacata 

ancala 

stephanos 

cyamos 

elate 

bubalus 

cithara 

cyanus 

sesamum 

hypate 

astragalus 

eschara 

clibanus 

calamus 

Galata 

hippalus 

cantharus 

raphanus 

salgama 

sabbata 

corydalus 

cammarus 

balanus 

cancamum 

petalum 

barbärus 

platanus 

(teiamoj . 

carbasus 

scandalum 

asarum 

laganum 

^  petasus 

amygdalum 

sisara 

tympanum 

caccabus 

vgl. 

cymbalum 

supparum 

popanum 

occabus 

aufserdem 

crotalum 

comaron  (us) 

Organum 

cottabus 

gausape 

daedalus 

hilarus 

origanum 

camabus 

barathrum 

(h)apalus 

cinara 

galbanum 

astaphis 

(scandalis) 

(cinaris) 

sabanum 

pelagus 

comacum, 

(oxalis) 

Hegara 

magganum 

asparagus 

calaco 

Tantalus 

(cinnabari) . 

libanus 

(attagen) 

puelus 

Attalus 

tetanus 

(harpago) 

obelus 

Thessalus 

lapsana 

ptisana 

seselis 

Italus 

cottana(p]ur.) 

Uranus 

palatha 

u.  a. 

Die  Herkunft  von  panäca  und  dem  vulgären  tabänus  (oder  tabänus?)  ist  un- 
gewifs,  aber  römisch  sind  die  Wörter  wohl  schwerlich.  Keltischer  Abstammung 
können  sich  rühmen  labär um,  laccar,  is,  verträgus,  sandäla,  rechä- 
mus,  gilärus  (Diefenbach,   Celtica  S.  438) ,    gigärus   (ebenda),    Gabäli, 


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62  Gribgrisghe  Wörter 

Eboräcum^) ,  Rauräci  u.  a.  Das  von  Curlius  überlieferte  gangäba  ist 
persisch;  punisch  gabäta,  germanisch  Vandäli,  etruskisch  Tanäquil. 
iber.  paläga  (vgl.  Carälis),  ägyptisch  artäba,  syrisch  canäba^)  (nach  de 
Lagarde,  psalterii  versio  memphitica  155],  orientalisch  sicher  auch  gabbä- 
rae,  Mumien^  indisch  opälus  =  upala-s.  Die  Abkunft  von  scordälus,  ga- 
bälus  und  prosedäinum  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

Dafs  bereits  in  sehr  früher  Zeit  ins  Latein  übergegangene  griechische  Wörter 
den  hellen  Vokal  der  Paenultima  in  römischer  Weise  dem  folgenden  Laute  assi- 
miliert haben,  kann  nicht  auffallen.  So  tragen  vollkommen  römischen  Typus 
folgende  Lehnwörter :  pessulus  =  naaaaXog ,  c r a p u  1  a  =  xQaiTtakf] ,  s cu- 
iula  =  auvrakrj,  spatula  =  a/raTaAi;,  s t r a n g u  1  o  =  aT^ayyaXacj ;  pha- 
1  e r a e  =  cpakagaj  t e s s e ra  =  TiaaaQa,  ca  m e r a  =  nafiaQaj  s i se  r  =  aiaa- 
Qov^)^  Hecuba  =*£xa/?jj,  vgL S i c u  1  u s  =  J^txciog,  s c o p u  1  u s  =  cncoTr^iog. 

Dasselbe  gilt  von  den  Nominibus  auf  i na ,  die  aus  griechischen  auf  arrj  aus- 
lautenden hervorgegangen  sind  und  oft  nur  schwer  von  lateinischen  mit  dem  No- 
minalsuffix !na  gebildeten  Substantivis  unterschieden  werden  können.  So  ent- 
stand aus  fifjxavi^  m  a  c  h  i  n  a ,  aus  TQvravrj  tr u  t  i  n  a ,  aus  Karapfj  C  a  t  i  n  a  und 
(mit  o)  aus  IleQaecpovrj  P r  o  s  e  r  p  i  n  a.  Es  ist  aber  entschieden  zu  weit  gegangen, 
wenn  Jordan,  Krit.  Beitr.  S.  68  nun  womöglich  alle  auf  ina  ausgehenden  Feminina 
für  griechische  Lehnwörter  erklärt.  Denn  schwerlich  ist  paiina  griechischer 
Abkunft^],  wie  das  echt  römische  patera  bekundet,  sondern  entweder  aus  einer 
gräkoitalischen  Grundform  patana  abzuleiten  oder  es  ist  mitMommsen,  R.G.  1*  196 
Obergang  des  lateinischen  Wortes  ins  Griechische  (Ttaravti)  anzunehmen.  Das 
letztere  ist  entschieden  der  Fall  bei  bucina  =  ßvnavrj  und  runcina  =  ^t/- 
xdvri  (vgl.  oben  S.  33).  Auch  angina  ist  echt  römisch  und  nicht  von  ayx^i 
abzuleiten  trotz  L.  Müller,  Luciiiusausgabe  S.  267,  der  freilich  mit  Recht  gegen 
verschiedene  Gelehrte  für  die  Kürze  des  i  eintritt.  —  Ganz  verfehlt  ist  meines 
Erachtens  die  Herleitung  der  Wörter  fuscina  und  pagina  aus  <paayavov  und 
7cfiyavov  bei  Jordan  a.  a.  0.,  wenn  auch  für  ersteres  sich  bisher  kein  lateinisches 
Etymon  gefunden  hat.  Was  diesen  Gelehrten  dazu  bestimmt  hat,  möglichst  viele 
Bildungen  auf  ina  für  griechisch  zu  erklären,  sehe  ich  nicht  ein,  zumal  eine  statt- 
liche Zahl  von  Substantiven  übrig  bleibt,  die  sich  gar  nicht  auf  griechische  Quelle 
zurückführen  lassen  :  ich  nenne  nur  agi  na  ^) ,  scobina,  attinae^  squatina, 
fiscina,    aplnae,    fascina,    sarcina,    Casina,    Nundlna,    Rum!na. 

4)  Andere  Ortsnamen  auf  acum,  magus  etc.  bei  Glück,  Die  keltischen  Namen  bei  Cüsar. 

2)  Fick  stellt  es  (Wörterb.  %.  SO)  mit  xayaßo^  zusammen,  wozu  die  Bedeutung  ganz  uod 
gar  nicht  stimmt ;  nach  Visconti  op.  var.  2.  84  soll  es  gar  aus  xaXvßrj  entstellt  sein. 

3)  carcer  ist  echt  lateinisch  und  von  da  aus  ins  sicilischc  Griechisch  als  xa^xa^y  über- 
gegangen. 

4)  Trotz  Saalfeld  Index  64  und  Vani^ek  474.  Curtius  Grundz.«  24  4,  Tuchhändler  im 
Lehn  Wörterverzeichnis  und  Dietrich  K.  Z.  4.547  sprechen  sich  nicht  bestimmt  über  die 
Entlehnung  aus. 

5)  L.  Meyer,  Vergl.  Gramm.  2.  4  84  schreibt  aglna  und  ebenso  runctna  und  an- 
gina. Hesina  ist  entlehnt  aus  ^vjrlyijt  hemina  stammt  aus  Vf^iyv»  aber  flemina,  -om 
ist  vielleicht  original  =  flegmina  und  nicht  aus  (pXey-fioyi^  entnommen  (vgl.  Fick  2.  475, 
anders  Vani5.  626:  von  fle-  fliefsen  machen I). 


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IN  DER  LATBINISGHCN  SPRACHE .  63 

Ob  man  berechtigt  ist,  ausVerbiswie  dapinare,  lancinare,  farcinareu.  a. 
die  Nomina  d a p i n a  =  daTtavrj,  lancina,  farcinazu  ersehliefsen ,  lasse  ich 
dahingestellt. 

Für  den  Wandel  von  änus  in^nus  (resp.  anum  in  inumj  bei  Lehnwörtern 
kenne  ich  kein  Beispiel;  denn  das.von  Saalfeld  im  Index  beigebrachte  fa  sein  um 
=  ßaaxavov  ist  neuerdings  von  diesem  selbst  (Programm  S.7)  als  Lehnwort  an- 
gezweifelt worden ;  überdies  ist  schon  wegen  praefiscine  nicht  an  fremde  Ab- 
kunft zu  denken.  Dagegen  entsprechen  sich  die  Suffixe  avo-  und  ino-  in  den 
beiden  klassischen  Sprachen  genau  ebenso  wie  die  Yerba  auf  avoj  und  ino:  vgl. 
av^avunnd  ferinunt  (Fest.  Paul.  S.  462]  solino  (ebenda  S.  351)  und  Curt. 
Verbum4.246.  So  enthalten  ino  =  a^o :  fraxinus,  pampinus,  acinus, 
eircinus,  ricinus,  suclnus,  dominus,  rumpotinus;  iuncinus, 
nucinus,  laurlnus,  cerrinus,  picinus,  lentisctnus,  gem^nus, 
parietinus,  vielleicht  auch  faginus,  wenn  es  nicht  aus  (prjytvog  entlehnt  ist. 
Asinus  ist  sicherlich  unrömisch,  vielleicht  semitisch.  Entlehnt  sind  aus  griechischen 
Nominibusauf  tro-cottnus,  cophlnus,  cytinus,  maünus,  melinus,mö- 
Iinus,  crininus,  callalnus,  mastichinus,  narci'ssKnus,  smarag- 
dinus,  gleuclnus,  pras!nus,  nardinus,  amaracinus,  ceraslnus, 
coccinus,  asbestinus,  cedrlnus,  byssinus,  cnidinus,  aerinus, 
lygdinus,  rhodinus,  hyalinus,  hyoscyaminus,  malobathrinus, 
prininus,  sacctnus,  pissinus,  pituKnus,  biblinus,  hyacinthi- 
nus,  orobinus,  fuc!nus,  fungtnus  u.  a. 


Auf  der  Grenze  zwischen  formellen  und  semasiologischen  Erkennungsgrün- 
den stehen  und  bahnen  daher  den  Übergang  zu  letzteren  an  diejenigen  Aus- 
drücke, welche  im  Latein  in  doppelter  Form  vorhanden  sind,  nämlich  in  echt 
römischer  und  in  griechischer.  Da  beide  Wörter  auf  eine  gemeinschaftliche  Grund- 
form zurückgehen  und  nur  nach  den  Lautgesetzen  der  Sprache  verschiedenartig 
gestaltet  worden  sind,  so  wird  man  an  der  Entlehnung  des  nach  griechischen 
Prineipien  umgeformten  Ausdrucks  nicht  zweifeln  dürfen,  wenn  auch  die  Bedeu- 
tung des  letzteren  in  der  Regel  von  der  des  lateinischen  Wortes  erheblich  ab- 
weicht. Denn  nur  selten  haben  die  Römer  ein  griechisches  Wort  entlehnt, 
wenn  sie  schon  ein  gleichbedeutendes  hatten ,  wohl  aber  haben  sie  dasselbe 
Wort  mit  anders  nuancierter  Bedeutung  öfter  in  ihrer  Sprache  eingebürgert. 
Deutlich  ist  dies  wahrnehmbar  in  barbarus,  ausländisch  neben  balbus, 
stammelnd;  herpes,  Geschwür  neben  serpens,  Schlange,  Hesperus, 
Abendstem  neben  vesper.  Abend,  carcinus,  Rrebsgeschwür  neben 
Cancer,  Krebs,  pharetra,  Röcher  neben  feretrum.  Trage,  Bahre, 
pessulus  =  Ttaaualog,  Riegel  neben  paxillus,  kleiner  Pfahl,  Pflock,  ena- 
ter  =  elvarriQ,  Mann,  der  die  Schwester  eines  Verstorbenen  zur  Frau  hat, 
neben  ianitrices,  zweier  Brüder  Ehefrauen,  hyle,  Materie,  Stoff  neben 
Silva,  Wald,  lycos,  Spinnenart  neben  lupus,  Wolf,  alopex,  Fischart  neben 
vuipes,  Fuchs,  cetus,  Wal fischart  neben  s qua tus,  Engelfisch,  scarifo, 
aufritzen  neben  scribo,  schreiben,  conus,  Regel  neben  cuneus,  Keil,  co- 


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64  Gricghisghb  Wörter 

rax,  hakenartiger  Mauerbrecher  neben  corvus,  Rabe,  hippos,  Seepferdchen 
neben  equus,  Pferd,  a  p  1  u  s  i  r  e ,  Schififshinterteil  neben  fasligium,  Gipfel 
(Fick  I.  697)  u.  a. 

Freilich  haben  Dichter  und  die  nach  griechischen  Tenninis  haschenden  Ge- 
lehrten der  späteren  Zeit  oft  auch  da  ausländische  Bezeichnungen  verwandt,  wo 
ihnen  heimische  mit  gleicher  Bedeutung  zu  Gebole  standen;  so  wurde  das  echt 
römische  olor  durch  cycnus  fast  verdrängt,  so  setzten  sich  neben  mare  pon- 
tus  und  pelagus,  neben  Stella  astrum,  neben  lien  spien,  ja  zur  Zeit 
der  Kirchenväter  drangen  sogar  herodius  fUr  ardea  u.  a.  derartige  Wörter 
ein,  die  sich  zum  Teil  in  den  romanischen  Sprachen  eingebürgert  haben. 

Schon  aus  dem  bisher  Gesagten  wird  man  erkennen,  dafs  die  semasio- 
logischen^)  Gründe  nie  bis  zu  solcher  Evidenz  über  die  Entlehnung  entscbei- 
den  können,  wie  gröfstenteils  die  formalen.  Und  in  der  That  sind  sie  auch  meist 
nur  Wahrscheinlichkeitsgründe ,  die  wohl  den  Verdacht  der  Übernahme  verstär- 
ken, aber  die  fremde  Abkunft  eines  Wortes  nicht  direkt  erweisen.  Wohl  kann 
man  aus  der  auf  empirischem  Wege  gewonnenen  Erfahrung,  dafs  fast  alles,  v^^s 
das  Seewesen  anbelangt,  griechischen  Ursprung  hat ,  den  Schlufs  ziehen ,  dafs 
auch  gubernare  griechisches  Lehnwort  ist;  doch  wenn  nicht  die  lautliche  Ge- 
staltung des  Wortes  einen  weitern  Anhalt  böte,  würde  man  dieser  Annahme 
skeptischer  gegenüber  stehen  müssen.  Bei  a  n  t  e  n  n  a  nun,  wo  diese  Stütze  fehlt, 
kann  ich  mich  wenigstens  nicht  dazu  entschliefsen ,  mit  Keller  (Jahrb.  f.  Philo!. 
4877.  S.  125)  Entlehnung  aus  ävaTeTaftivrj  anzunehmen,  um  so  weniger  als  eine 
altlatinische  Stadt  gleiches  Namens  existiert  und  transenna  auf  gleiche  Weise 
gebildet  ist,  nämlich  aus  trans-epna  (Wurzel  ap).  —  Oder,  um  ein  anderes  Bei- 
spiel anzuführen,  so  läfst  die  Thatsache,  dafs  das  Münz-,  Mafs-  und  Gewichte- 
Wesen  der  Bömer  aus  Grofsgriechenland  stammt,  es  sehr  glaublich  erscheinen, 
dafs  auch  numus  =  nummus=s  tarent.  vovfifiog  =  vo^og  (vgl.  Meister,  Cur« 
tius' Studien  4. 441)  seinen  Weg  von  Sicilien  oder  Unteritalien  nach  Rom  gefunden 
hat.  Aber  wer  will  es  bestimmt  behaupten?  Kann  nicht  das  Wort  auch  echt  la- 
teinisch und  gleich  vo^iog  von  der  Wurzel  nem  entsprossen  sein,  welcher  im  La- 
tein aufser  nemus  noch  Numa,  Numitor  und  numerus  angehören?  — 
Femer  wird  zwar  niemand  leugnen,  dafs  die  schon  in  der  indogermanischen 
Grundsprache  ausgeprägten  Bezeichnungen  der  Körperteile  den  Römern  sämtlich 
mit  Namen  bekannt  waren,  also  auch  cubitum  und  pulmo,  und  doch  haben 
wir  uns  S.  12  veranlafst  gesehen,  aus  formellen  Gründen  bra  cchium  als  Lehn- 
wort zu  betrachten.  —  Die  Gleichung  a7tu)v  (aus  aTtioov)  ==  pirus  (Hehn)  und 
cornus  =  x^crvog  und  die  auf  Ausgrabungen  fufsende  Erfahrung,  dafs  die 
wilden  Äpfel  den  Römern  und  Europäern  überhaupt  vor  ihrer  Berührung  mit  dem 
Oriente  bekannt  waren ,  macht  die  Vermutung  von  vornherein  wahrscheinlich, 


\)  In  der  Bedeutung  stimmen  die  entlehnten  römischen  Ausdrücke  fast  durchweg  mit 
den  griechischen  Originalwörtern  überein.  Auf  Rechnung  der  Römer  scheint  der  Bedeu- 
tungswandel gesetzt  werden  zu  müssen  bei  Terminis  des  Bauwesens,  z.  B.  oecus,  andron. 
xystus,  aula,  ferner  bei  choragium,  orchestra,  latro,  rhelor,  topia,  scbol«. 
poeta  u.  a. 


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IN  DER  LATRINISCHBN  SpRACHR.  65 

dafs  auch  mal  um  ein  Stammwort  sei;  aber  hiusichtlich  prunum  =  tcqov^ivov^ 
Pflaume  bleiben  wir  doch  in  Zweifel.  —  Ferner,  wenn  wir  wissen,  dafs  ein  Pro- 
dukt aus  dem  Oriente  stammt,  so  sind  wir  von  vornherein  geneigt,  seinem  Namen 
griechische  Abkunft  zuvindizieren;  bei  piper  und  andern  geschieht  das  mit 
Recht,  aber  wie  verhält  es  sich  mit  lentiscus,  laurus  u.  s.  f.? 

Unbestritten  fest  steht  die  orientalische  Herkunft  eines  solchen  Wortes  und 
damit  in  der  Regel  zugleich  die  Entlehnung  aus  dem  Griechischen  erst  dann,  wenn 
der  lateinische  Ausdruck  sich  in  der  griechischen  Sprache  als  Lehnwort  aus  einer 
der  orientalischen  Sprachen  nachweisen  läfst,  weil  diese  (abgesehen  vom  Armeni- 
schen, Persischen,  Altbaktrischen  und  Indischen)  mit  den  beiden  klassischen 
Sprachen  keine  Wurzelgemeinschaft  und  überhaupt  keine  Verwandtschaft  haben. 
Das  fuhrt  uns  auf  ein  neues  Erkennungsmittel  von  Lehnwörtern,  nämlich,  dafs  ein 
Wort  dann  für  entlehnt  zu  halten  ist,  wenn  es  aus  einer  heimischen  Wurzel 
nicht  abgeleitet  werden  kann.  Das  ist  z.  B.  der  Fall  bei  folgenden  orienta 
lischen  (meist  semitischen)  Ausdrücken  *) :  aloe  =  aXot]  =  hebr.  D*^bST»  =  skr. 
agaru  (vgl.  ayakl,o%ov^  agallochum),  arrabo  =  a^^a/Jan/ =  hebr.  'jh'l?,  bai- 
sam u  m  =  ßdlaafiop  =  hebr.  Dta ,  b  d  e  1 1  i  u  m  ==  ßdiXXiov  =  hebr.  flb'ia  = 
skr. udükhala,  ulükhala,  cadus  =  xddog  =  hebr.  13,  camelus  =  xa/n]log  = 
hebr.  büj,  casia  =  xaala  =  hebr.  Wa?p,  cinnamum  =  xlvpa/nov  '=  yLtwa 
fitjfiov,  hebr.  littSp,  c u m i n u m  =  xv^ivov  =  hebr.  I^H?,  cupressus  =  xvTtd- 
qiaaoq  =  hebr.  ici ,crocum,  crocus  =  %q6%ov^  ycQoxog  =  hebr.  ÜSTO,  c o t - 
tana  =  xorrava  =  hebr.  )Xä^  (klein)  =syr.  qätino,  ehen\xs=€(iepog  =  hebr. 
0*^3111,  fucus  =  q>v%og  =  hebr.  -pÄ,  galbanum  =  xaXßdvri  =  hebr.  njlbtl, 
hyssopus  =  vootJTtog  =  hebr.  liTÄ ,  1  e d a n u m  =  Xrjdavov  =  Xrjdov  = 
hebr.  tfo  =  arab.  lad^n  oder  l^dan,  mina  =  fti/ö  =  hebr.  rttti,  murra  = 
^VQQa  =  hebr.  nfa,  nardus  =  vaQÖog  =  hebr.  Ti?  =  skr.  nalada,  nitrum  = 
vitQov  =  hebr.  IHD,  sesamum  =  ai^aafiov  =  chald.  shumshema  ,  arab.  sim- 
simon  (vgl.  Angermann,  Progr.  von  Meifsen  4873.  S.  35),  beryllus  =  ßrj' 
^klogskr.  vÄidürya  (aram.  billör),  carbasus  =  xag/tacog  =  skr.  =  karpAsa, 
(aram.  karpas,  arab.  kirbAs),  sapphirus  =  ad7iq>€iQog  =  hebr.  n^^BD  (aram. 
samphir)  =  skr.  ^anipriya,  smaragdus  =  Ofiagaydog  =  skr.  marakata  = 
hebr.  ng"!)!,  margarita  =  ftaQyaQlTvjg  =  skr.  manjara,  t a o s  =  racig  =  hebr. 
D'^^sn  =  dravid.  togei  ==:  skr.  Qikhni  (M.  Müller,  Vorlesungen,  übers,  v.  Böttger 
n  170,  Litterar.  Centralbl.  1880.  25.  Dec),  oryza  =  oQv^a  =  skr.vrihi,  alt- 
pers.brizi,  panthera= /rai/^ß  =  skr.  pundärika,  pardalis,  pardus  = 
TtdQÖalig,  Ttaqdog  =  skr.  pridäku,  pridäkü,  saccharon  =  öd%xaQov  =  skr. 
^arkarA,  zingiber  =  ^lyylße^i  =  pers.  zendjebil  =  skr.  cringav^ra  (!),  gaza 
=iyal^a  =  npers.  ganj,  armen,  gandz  (Hübschmann  K.  Z.  23.  403),  cithara  = 
KLtd-aqa  =  pers.  ciar,  quatuor  und  tar,  Saite,  psittacus  =  iplTTanog  = 
armen.  Ihütak,  neupers.  tütak,  tut!  (Hübschmann  a.  a.  O.),  tigris  =  flyQig  = 
zd.  tighri  =  pers. tir,  Pfeil,  satrapes  =  aaxQajtiqg  =  pers. kshatrap^ van,  pa- 


4)   Gröfstenteils  verzeichnet  in  der  Abhandlung  von  A.  Müller,   Bezzenbergers  Beiträge 
4,  273—301   (vgl.  auch  Yanicek,  Fremdwörter). 

Weil«,  Griech.  Wört«r  i.  d.  lat.  Sprache.  5 


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66  GtiBGHiSGHB  Wörter 

radisus  =  TcaqadsLOog  ==  zend.  pairida^za  (Spiegel ,  Vendidad  p.  S93  =alt- 
pers.  *paradeiza)  =  hebr.  0*118,  parasanga  =  naQaaayyifjg  =  altpers. para- 
Ihanha  (Oppert,  Nouveau  Journal  Asiatique  vol.  XVII.  p.  267),  cummi  =  xö/iut 
=  agypl.  kaml,  ibis  =  Z//t5  =  ägypl.  hib,  baris  =  /I^a^^  =  ägypt.  barl,  bys- 
sus  =  ßvaaog  =  ägypt.  bus,  busu,  zythum  =  Cv^og  =  ögypt.  hak,  hank, 
*basanus*)  =  ßaaavog  =  skr.  pdsh4na,  b o m b y x  =  ßofißv^  =  armen,  bara- 
bak,  neupers.  panbah,  canna  =Tiäwa  =  hehr,  njg,  sandalium  =:advdalov 
=  pers.  sandal,  inagus=  fidyog  =  sumerisch  imga  (Justi,  Pers.  Gesch.  S.  68;, 
nahVium  =  vdßXiov  =  hehr,  bia,  sicera  ==  atx^pa  =  hebr.  Sd©,  sambuca  = 
aafißtmrj  =  aram,  ÄMD,  iaspis  =  iWyr^g  =  hebr.  TOtD^J,  Saccus  =acnof.og  = 
hebr.  pte,  gossipion  =  yoaavTCiov  ==  arab. korsofah,  korsof,  korsaf,  piper  = 
jcejteqv  =  skr.  pippala  (Fick  2.  143)  =  arab.  babary  (Saalfeld  Progr.  S.  20), 
sericum  =  ^tjQinov  =  mongol.  sirkek  =  mandschuisch  sirghe  =  korean.  sir 
=  chin.  see  (Klaprolh,  tableaux  bist,  de  TAsie.  S.  58) ,  oryx  =  oqv§  =  ägypl. 
t-urik  (Geiger,  Urspr.  etc.  I.  465),  margaride s=  fta^ya^ldeg  =  pers.  nargel, 
oasis  =  oaaig  =  kopi.  ouah^.  Für  balaustium  =s  ßaXavatiov  giebt  ein 
aramäisches  Etymon  Low,  Aram.  Pflanzennamen  Leip.  4881.  p.  364. 

Ebenso  sind  entschieden  weder  im  Griechischen  noch  im  Lateinischen  wurzel- 
haft folgende  Wörter,  für  die  sich  freilich  das  entsprechende  orientalische  Stamm- 
wort nicht  mehr  mit  Sicherheit  nachweisen  läfst:  amygdalum,  acinaces, 
biblos,  cannabis,  cedrus,  cerasus,  cici,  cuci,  coix,  cinnabari, 
coccus,  elephas,  gaunacum,  gausape,  metaxa,  mitra,  papyrus, 
pistacia,  pyramis^),  siser,  sampsucbum,  sinapi,  spadix,  stimmi, 
storax,  terebinthus,  tiarau.  a.  (vgl.  Bötticher,  Arica.  Halle  4851). 

Aber  auch  andere  nicht  aus  dem  Orient  stammende  Wörter  erweisen  sich  bei 
näherer  Prüfung  als  entlehnt,  wenn  die  Wurzel  oder  der  ganze  Wortstamm ,  von 
dem  das  entsprechende  griechische  Wort  abgeleitet  ist ,  im  Latein  ausgestorben 
ist.  So  sieht  man  sich  bei  balneum  =  ßakavelov  umsonst  nach  einem  passen- 
den lateinischen  Etymon  um,  desgleichen  bei  amussis,  das  ich  vonäfiv^tg  de- 
rivieren  möchte,  während  Saalfeld  im  Index  an  aQfio^ig  denkt.  Vielfach  sind  auch 
die  betreffenden  Wurzelwörter  im  Latein  noch  erhalten,  aber  in  ganz  anderer 
Form.  Dies  ist  z.  B.  der  Fall  bei  magis  =  fiayig  (vgL  macerare),  burrus  = 
Ttv^^og  (vgl.  pruina)  propino  =  TCfOTtlvio  (vgl.  bibo),  lanterna£=  Xa^Ttn'Q 
(vgl.  limpidus,  lympha),  sanna  =  aawag  (vgl.  sonare). 

Die  Wahrscheinlichkeit  der  Entlehnung  ist  um  so  gröfser,  wenn  dem  so  iso- 
lierten Worte  entweder  gar  keine  oder  nur  sehr  wenige  Derivata  zur  Seite  stehen: 
Ich  erinnere  an  spelunca  =  a7r^^t;y^,  Stadium  =  {rradeoi',  toraix  =^cijui^, 
trapetum  (vgl.  r^a/r^co),  canon  =  %avwv  u.  s.  f. 

Aufser  den  bisher  betrachteten  erwähne  ich  nur  noch  ein  Hilfsmittel  zur 
Eruierung  der  Abkunft  eines  Wortes,  nämlich  die  Rücksichtnahme  auf  sein  Ge- 


4)  Vgl.  basanites. 

2)  Nach  Gantor,    Die  röro.  Agrimensorcn    S.  34   von    ögypt.  piretnus,    Seitenkaote, 
nach  einer  Notiz  in  Daniels  Lehrb.  d.  Geogr.  4.  450  von  ägypt.  pire-mue,  Sonnenstrahl. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  67 

schlecht  und  führe  gleich  ein  Beispiel  zur  Illusirierung  des  Gesagten  an  :  die  la- 
teinische o-Deklination  (2.  Deklination]  hat  aufser  den  nach  dem  natürlichen  Ge- 
schlechte femininalen  Nominifms  nur  einige  wenige  Feminina  wie  alvus,  humus 
u.  a.  Weit  umfangreicher  sind  diese  im  Griechischen  vertreten  und  da  diese  bei 
ihrem  Übergange  ins  Latein  ihr  griechisches  Genus  bewahrt  haben ,  so  sind  sie 
leicht  als  Lehnwörter  zu  erkennen :  so  die  durch  Ellipse  femininaler  Substantiva  zu 
Substantiven  erhobenen  ursprünglichen  Adjectiva :  dialectus,  diametros, 
diphthongus,  ferner  die  zahlreichen  Composita  von  odog,  wie  p e r i o d u s , 
exodus,  methodus,  synodus,  dazu  pharus,  plinthus,  abyssus, 
antidotus,  apostrophus,  atomus,  paragraphus,  biblos,  papy- 
rus,  carbasus,  arctos,  barbitus,  byssus,  cathetus,  puelus, 
asphaltus  u.  a. 

Wohl  wird  man  die  oben  erörterten  Kriterien  noch  um  dieses  oder  jenes  ver- 
mehren können^) ;  doch  glaube  ich  die  wichtigsten  genannt  zu  haben. 

b.    VolkBotymologie. 

Dafs  wie  die  modernen,  so  auch  die  antiken  Sprachen  zahlreiche  Fälle  volks- 
etymologischer Wortgestaltung  aufweisen,  darüber  kann  kein  Zweifel  obwalten. 
Denn  da  die  Volksetymologie  auf  dem  Streben  des  Volkes  beruht,  allen  ihm  fremd 
vorkommenden  Wortgebilden  ein  heimisches  Gewand  zu  geben ,  da  femer  Wort- 
entlehnung und  sprachlicher  Verfall  die  beiden  Hauptfaktoren  der  volksetymolo- 
gischen Wortschöpfung  sind,  so  mufste  die  römische  Sprache  einen  durchaus 
günstigen  Boden  für  die  gedeihliche  Entwickelung  der  in  Frage  stehenden  Er- 
scheinung abgeben.  Denn  nicht  nur  ist  die  Summe  des  nachLatium  übertragenen 
Sprachgutes  eine  geradezu  enorme,  sondern  die  römische  Sprache,  besonders  die 
Umgangssprache,  hat  auch,  wie  man  bei  einem  Blicke  in  Schuchardts  vortreff- 
liches Werk  »Vokalismus  des  Vulgärlateins«  alsbald  erkennen  wird,  im  Laufe  der 
Jahrhunderte  eine  sehr  starke  Veränderung  erfahren,  so  stark,  dafs  man  z.  B. 
nach  Angabe  der  Alten  die  im  4.  Jahrhundert  der  Stadt  verfafsten  Urkunden  im 
7.  nur  mit  Mühe  verstehen  konnte.  Besonders  hart  sind  selbstverständlich  die 
ohnedies  etymologisch  meist  wenig   durchsichtigen  Nomina   propria    betroffen 


4)  So  könnte  man  beispielsweise  daraus,  dafs  ein  im  Lateinischen  eingebürgertes  Wort 
auch  in  einem  der  italischen  Dialekte  als  deutlich  erkennbares  Lehnwort  auftritt,  die  Ent- 
lehnung des  römischen  Wortes  begründen;  aber  leider  ist  uns  von  diesen  Dialekten  ver- 
hältnismttfsig  so  wenig  erhalten ,  dafs  wir  bis  auf  ganz  vereinzelte  Beispiele  wenig  der  Art 
finden.  Im  Oskischen  scheinen  aufser  den  Gütternamen  Appelunei  =  Apollini  und  Herekloi 
=3  Herculi  griechische  Lehnwörter  zu  sein  thesavrom  =  thesaurum  (vgl.  Bücheier,  Lexicon 
Italicum  1881.  p.  XXVIII),  tiurri  =  turres  und  vielleicht  auch  sorovom  =  cro^of ,  malaks 
=  /AaXaxos  und  limus  =  Xijuoc  (Bücheier,  Rhein.  Mus.  1878.  S.  77.  69).  Von  etruskischen 
Wörtern  würden  die  von  Corfsen,  Etrusk.  1.  832  ff.  genannten  Ausdrücke  apcar  r=  aha- 
cas,  culchna  =:  culigna,  tuse  =  tus  u.  a.  uns  von  Nutzen  sein  können,  wenn  die 
Deutungs-  und  Entziffemngsversuche  Corfsens  nicht  ganz  unsicher  wfiren.  Die  stattliche 
Zahl  der  griechischen  Nomina  propria  im  Etruskischen  ist  aufser  von  Corfsen  gesammelt 
und  zuverlässig  gedeutet  von  Deecke  in  d.  Beiträgen  z.  Kunde  d.  idg.  Spr.  2.  161 — 186. 

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68  Gribghisghb  Wörter 

worden.  Denn  hier  war  der  Phantasie  des  Volkes  bei  der  Wiedergabe  des  gehörten 
Wortklanges  freier  Spielraum  gelassen  und  gerade  darum  dürfen  wir  uns  Dicht 
wundern ,  hier  die  ärgsten  Verstümmelungen  vorzufinden. 

So  erklärt  sich  die  Umfornmng  mancher  den  Römern  schon  in  aller  Zeit  be- 
kannt gewordenen  Götternamen  wie  Hercules  'dus^HQaxkijg,  wobei  das  aus 
hercisco  zu  erschliefsende  Verbum  hercere  vorschweben  mochte,  ferner  Proser- 
pina aus  Ileqaecpovrij  wobei  man  an  das  dem  Wirken  der  Göttin  zugeschriebene 
Hervorsprossen  (proserpere)  des  Saatkorns  aus  der  Erde  sich  erinnerte.  So  er- 
halten wir  ferner  Aufschlufs  über  die  eigentümlichen  Verrenkungen  \OTilA7t6lhav^ 
dorisch  ^TiilXmv  in  Aper  ta  und  von  ^i^rci,  dorisch  Aa%i!}  in  La  ton  a.  Denn 
es  ist  nicht  unwahrscheinlich ,  dafs  man  sich  den  Gott  des  strahlenden  Sonnen- 
lichts als  Eröffner  (aperirej  des  Tages  dachte,  seine  Mutter  Leto  aber  als  das  näcbl- 
liche  Dunkel,  in  dessen  Schofse  er  sich  birgt  (latere).  Wenigstens  sind  die  An- 
klänge an  aperio  und  lateo  unverkennbar  (vgl.  meine  Abhandlung  in  d.  Beitr. 
z.  Kunde  d.  idg.  Spr.  5.  86).  Auch  betreffs  des  Wortes  Pol  lux  {=  IIokviBv- 
xfjg)  kann  ich  mich  des  Gedankens  eines  beabsichtigten  Anklangs  an  lux  nicht  er- 
wehren, was  zu  der  ursprünglichen  Bedeutung  der  Dioskuren  als  alte  peloponne- 
sische  Lichtgottheiten  vortrefflich  passen  würde.  Wohl  weifs  ich ,  dafs  Jordan  in 
seinen  kritischen  Beiträgen  zur  Geschichte  der  lateinischen  Sprache  S.  72  bei  den 
genannten  Wörtern  den  Gedanken  an  volksetymologische  Anlehnung  verpönt,  aber 
ob  er  nicht  durch  Ansetzung  von  dialektischen  Formen  wie noQaeq)6va  u.a.  noch 
gewagtere  Behauptungen  aufstellt,  überlasse  ich  billig  dem  Urteile  aller  Sprach- 
kenner. Wohl  mit  Recht  hat  demnach  Osthoff  in  der  Recension  von  Jordans  Schrift 
{Litterar.  Centralbl.  1879  No.  34)  die  Volksetymologie  in  ihr  altes  Recht  wieder 
eingesetzt. 

Doch  auch  aufserhalb  des  Bereichs  der  Mythologie  hat  die  volksetymologische 
Assimilation  sich  bei  Eigennamen  in  ziemlich  durchgreifender  Weise  Geltung  ver- 
schafft. Doch  verzichte  ich  darauf,  alle  hierher  gehörigen,  zum  bei  weitem  gröfsten 
Teile  der  Vulgärsprache  angehörigen  Bildungen  aufzuzählen  und  begnüge  mich 
mit  der  Erwähnung  einer  der  bekanntesten  Latinisierungen :  Agrigentumaus 
'AxQdyag.  Dafs  hier  Anlehnung  an  ager  stattgefunden  hat,  ist  auf  den  ersten 
Blick  erkennbar^). 

Eingehender,  weil  für  unsere  Untersuchung  von  gröfserer  Wichtigkeit,  wer- 
den wir  uns  mit  den  Appellativis  beschäftigen  und  wenigstens  der  in  die  Schrift- 
sprache aufgenommenen  Erwähnung  thun.  Dabei  ist  zunächst  merkwürdig,  dafs, 
wie  ich  a.  a.  O.  5.  68  —  94  nachgewiesen  habe,  infolge  der  im  Laufe  der  Zeil 
bei  den  Römern  zunehmenden  Vorliebe  für  präf>ositionelle  Ausdrücke  eine  Reihe 
meist  griechischer  Wörter  derartig  umgestaltet  worden  ist,  dafs  sie  wie  römische 
Präpositionalcomposita  aussehen.  Von  den  dort  aufgezählten  W^örtem  gehören 
hierher  absis  =  ai/;/g,  a  ve r ta  =  aoprif^,  apoculo  =  a/roxvi/w^),  adeps 


4)  Vgl.  überdies  K.  Z.  28.  887.   Andresen,  Deutsche  Volksetymologie  S.  48.    Aagsburger 
Allgem.  Zeitung  4876.  No.  289  wissenscbaftl.  Beil. 

2)  Möglich  ist  auch  die  Ableitung  von  oculus  mit  der  griech.  Priipos.  itno. 


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IN  DER  LATElIflSGHBN  SPRACHE.  69 

=  al£i(pa^  coDger  =  yoyyfog,  electuarium  =  MxkeixTov,  elogiuin  = 
ileyeior,  incitega  =  iyyvdnjxrj,  exinlero  =  i^evreglKiDy  ohrnssa  =  oßQv- 
Coy,  obsonium  =  otpciviov,  pellex  =  Tcdlla^,  supparum  =  a/qpapov; 
r  e  s  i  n  a  =  ^rjzlrq .  Ob  freilieb  alle  diese  Wörter,  namentlich  c  o  n  g  e  r ,  für  dessen 
anomale  Bildung  das  Zusammenfallen  von  g  und  c  in  der  Aussprache  der  ältesten 
Zeit  zur  Erklärung  herangezogen  werden  kann ,  nach  diesem  Princip  richtig  auf- 
gefafst  sind ,  mag  dem  Zweifel  unterliegen ,  aber  in  der  Hauptsache  glaube  ich 
auf  Zustimmung  rechnen  zu  dürfen,  zumal  erst  so  die  seltene  Wiedergabe  des  tp 
durch  bs  in  absis  und  obsonium,  die  Unterdrückung  der  Endung  in  averta 
und  andere  Anomalieen  gerechtfertigt  erscheinen. 

Doch  hat  damit  nur  ein  Teil  der  volksetymologischen  Gebilde  seine  Erklä- 
rung gefunden.  Wir  lassen  daher  die  Besprechung  der  übrigen  folgen  und  heben 
zunächst  die  Eigentümlichkeit  der  Wiedergabe  griechischer  Spiranten  hervor,  die 
gegen  die  Gesetze  der  regelmäfsigen  Lautvertretung  verstdfst,  namentlich  des 
Spiritus  asper  durch  s  und  des  ^  durch  r  statt  durch  rh.  Bei  normaler,  durch 
nichts  beeinträchtigter  Entlehnung  wird  ersteres  Zeichen  im  Latein  durch  h  wie- 
dergegeben, letzteres  durch  rh,  und  gerade  die  ganz  vereinzelten  Abweichungen 
von  dieser  Regel  legen  es  nahe,  an  eine  volksetymologische  Beeinflussung  zu 
denken.  Dafs  Wörter  wie  serpullum  =  bqtcvXXov^  sarpa  =  uQTtri,  sala- 
caccabia  =  aAaxaxxa/?/a,  salgama  =  aA^eata,  samartia  =  a^a^r/a  wirk- 
lich entlehnt  und  nicht  etwa  stammhaft  sind,  geht  bei  einigen  aus  der  Bedeutung, 
bei  der  Mehrzahl  aus  der  Form  hervor.  Die  Anlehnung  an  lateinische  Wörter  wie 
serpere,  sarpere,  sal  und  an  das  afrikanische  in  Rom  eingebürgerte  samardacus 
ist  demnach  wohl  kaum  zu  bezweifeln. 

Ähnlich  verhält  es  sich  mit  der  Wiedergabe  des  griechischen  ^  durch  r. 
Von  Haus  aus  haben  die  Römer  alle  griechischen  mit  ^  anlautenden  Wörter  ein- 
fach mit  r  geschrieben,  sei  es,  dafs  sie  den  Hauchlaut  in  dieser  Verbindung  nicht 
auszusprechen,  sei  es,  dafs  sie  ihn  nicht  zu  percipieren  vermochten.  Doch  schon 
in  vorlucilianischer  Zeit  sind  sie  jedenfalls  infolge  genauerer  Bekanntschaft  mit  der 
griechischen  Sprache  konsequent  in  der  Aspiration  des  am  Wortanfange  stehen- 
den r  griechischer  Wörter  und  haben  dies  so  peinlich  genau  durchgeführt,  dafs  nur 
einige  wenige  Formen  des  Hauches  für  immer  entbehrten,  die  man  nicht  mehr  als 
Fremdwörter  ansah,  weil  sie,  dank  der  Volksetymologie,  lateinisches  Gepräge  an- 
genommen hatten :  es  sind  dies  resina,  rumpia  undRegium,  die  aus  ^i;- 
rivri^  ^ofi^aUx  und  ^Frjyiov  mit  leicht  ersichtlicher  Anlehnung  entstellt  sind. 
Auch  raphanus  scheint  infolge  des  Anklangs  an  das  wurzelverwandte  rapum 
seines  h  verlustig  gegangen  zu  sein. 

Ebenso  kann  die  Volksetymologie  oft  über  sonst  unerhörte  Lautübergänge 
Licht  verbreiten,  z.  B.  über  die  Vertretung  von  9p  durch  f  in  alter  Zeit.  Doch 
müssen  wir  hier  etwas  weiter  ausholen.  Wie  die  Spiranten  und  der  Zitterlaut  r, 
so  haben  auch  die  Aspiraten  in  den  beiden  klassischen  Sprachen  eine  ganz  ver- 
schiedene Entwickelung  erfahren ,  naturgemäfs  bei  den  Römern ,  eigentümlich 
dagegen  und  mit  der  der  übrigen  indogermanischen  Sprachen  kontrastierend  im 
Griechischen.    Da  es  nämlich  nach  Curtius  K.  Z.  2.  324  ff.  u.  a.  als  ausgemacht 


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70  Gribghisghb  Wörter 

zu  betrachten  ist,  dafs  der  indogermaDischen  Grundsprache  die  weichen  Aspiraten 
angehört  haben ,  so  ist  bei  den  griechischen  Lauten  tp,  %  und  ^  eine  rttcklUuOge, 
wohl  auf  Assimilation  an  den  folgenden  Hauch  beruhende  Lautverschiebung  er- 
folgt (Curt.  Grundz."^  S.  425).   Denn  während  die  Mehrzahl  der  indogermanischen 
Völker  den  unbequemen  Hauch  aufgegeben  und  so  die  Aspiraten  durch  Medien 
ersetzt  hat ,  haben  die  Griechen  unter  Beibehaltung  desselben  die  Mediae  zu  Te- 
nues  verhärtet,  so  dafs  ihre  Aspiraten  aus  einem  harten  Explosivlaute  mit  nach- 
folgendem Hauche  bestehen.     Zwar  läfst  sich  nun  die  Weiterentwickelung  der 
griechischen  Aspiraten  und  ihr  allmählicher  Übergang  in  Spiranten  nicht  in  Ab- 
rede stellen,  aber  sicherlich  haben  sie  ihre  alte  phonetische  Geltung  alsmitUaucb 
versehene  Explosivlaute  während  der  ganzen  Blütezeit  des  klassischen  Allertunis 
bewahrt,  wie  Curtius  K.  Z.  a.  a.  O.  und  Grundz.*  S.  445  —  427  ausftlhrlich  er- 
örtert hat^)    (vgl.  Ebel.  K.  Z.  13.  265.    W.  H.  Röscher,   de  aspiratione  vulgari 
apud  Graecos  in  Curt.  Studien  1. 2  S.  63  ff.  Jahrbücher  f.  Phil.  4  870  S.  449  ff.  u.a.. 
Demnach  läfst  sich  die  Aussprache  der  Laute  ^,  x?  ^  etwa  zum  Ausdruck 
bringen:  p  +  h,  k-|-h,  t-f-h»  und  die  Anomalie  der  Vertretung  derselben  in 
griechischen  Lehnwörtern  des  Lateins  durch  p,  c,  t  (Cic.  or.  48.  460.    RitschJ 
monum.  epigr.  p.  28.  Schuchardt,  Vokalism.  4.56.  Curt.  Grundz.^  447),  wie  sie 
bis  in  die  2.  Hälfte  des  2.  Jahrhunderts  vor  Christus  üblich  war  (vgl.  Brambach, 
Uülfsb.  f.  lat.  Rechtschr.  §  42;  nach  Mommsen,  Hermes  44.  65 — 77  bis  Anfang 
des  7.  Jahrh.  a.  u.  c],  erweist  sich  somit  nur  als  scheinbar,   ja  dies  ist  in 
Wirklichkeit  die  genaueste  und  regelmäfsigste  mündliche  Reproduktion  der  ent- 
sprechenden griechischen  Konsonanten ,  die  dem  römischen  Munde  möglich  war. 
Da  wir  nun  wissen,  dafs  die  alten  indogermanischen,  aus  dem  weichen  Explosiv- 
laute +  b  bestehenden  Aspiraten  bh  und  gh,  welche  für  die  uritalische  Zeit  noch 
nachweisbar  sind  (vgl.  Whitney,  Sanskr.  Grammat.  Leipzig  4879.  S.  44.  No.  38), 
zu  den  eine  geringere  Artikulationskraft  erfordernden  Frikativlauten  f  und  h  ab- 
geschwächt worden  sind  2) ,  so  werden  wir  römische  Wörter,  in  denen  f  oder  h 
griechischem  q>  oder  %  entspncht,  für  Originalwörter,  solche  dagegen,  in  denen  p 
oder  c  gegenüberliegt,  für  Lehnwörter  aus  dem  Griechischen  hallen  ^j.  Selbstver- 
ständlich ist  dabei  die  spätere  Zeit  ausgeschlossen.    Denn  wie  Mommsen  a.  a.  0. 
erwiesen ,   tritt  seit  der  Zeit  des  Severus  f  als  Reflex  des  ip  in  der  römischen 
Volkssprache  auf  und  wird  seit  Konstantin  II.  sogar  zur  Regel.   Wenn  wir  nun  in 
Lehnwörtern  der  vorchristlichen  Zeit  (p  durch  f  wiedergegeben  finden,  so  können 
wir  dies  nur  auf  eine  Störung  und  Beeinflussung  des  regelmäfsigen  Lautwandels 
zurückführen.    Im  Saalfeldschen  Index  figurieren  für  diese  Lautvertretung  fol- 


\)  Die  entgegengesetzte  Ansicht  Arendts,  »Beitr.  z.  vergl.  Sprachf.  2.  283,  der  einen 
schon  frühzeitig  erfolgten  Übergang  der  griechischen  Aspiraten  in  harte  Spiranten  annimmt, 
ist  ebenda  mit  triftigen  Gründen  widerlegt. 

2}  Die  dentale  Spirans  fehlt  im  Latein ;  höufig  ist  ein  Umspringen  des  dh  zum  labialen 
Frikativlaute  f  erfolgt  (vgl.  foras  neben  ^v^a,  fera  neben  V^^,  femina  neben  ^Xvsy  rafnis 
und  ruber  neben  iqv&QOf  u  a.  und  Curt.  K.  Z.  2.  333.  398),  wie  denn  auch  x  ^^^  ^  ^^^^ 
öfter  berühren :  fricare  =  X^«e«»',  fei  =  /oAiJ,  fu  «=  /v,  fatisco  =»  /«^-» 

3)  Vgl.  S.  16  und  bemerke  dazu  als  einzige  Ausnahme  den  Fall,  wo  k  im  Griechischeo 
hinter  der  Spirans  s  zu  /  erweicht  ist  z.  B.  in  scissus  =  <r/eötof,  scindula  »  axiydaXfiof  a.  a. 


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IN  DER  LATBINISGHBN  SPRACIIB.  71 

gende  Wörter :  f  a  g  i  n  e  u  s  :=  (priyLvBog^  f a|g  i  n  u  s  =  (priyivog^  f  a  g  u  s  =  cpriyog, 
falx  =  9)aAxi;g,  feneslra  =*f/>ayijarpa,  i\Aes=aq)ldri^  forbea  =</)Oß//iJ, 
fortax  =  (poQva^j  fucus  =  cpvxogy  funda  =  *ag)6vda,  aq>evd6vr],  fungus 
=  a(p6Yyogj  lofus  =  %6(pog^  scarifo  =  ayLaqicpao^ai.  Georges  im  Wörler- 
buche  leitet,  wie  es  den  Anschein  hat,  fiemina,  von  q)Xiyuf  ab  (also  = 
fpi>^y^ovrj) ,  Job. Schmidt  in  K.  Z.  46.  436  trifarius  von  rqicpaoiog.  Zu  nennen 
sind  aufserdem  fratria=  q)Qa%qla  und  (vielleicht  aus  späterer  Zeit  stammend) 
formio  s^o^/u/o)'.  Dagegenschliefse ich  feretrum,  für,  fricae,  fuscina 
als  echt  römische  Ausdrücke  ohne  weiteres  von  der  Betrachtung  aus. 

Von  den  genannten  Wörtern  sind  sicherlich  echt  römisch  fagus^j,  wenn 
auch  seine  beiden  Derivata  vielleicht  nach  griechischem  Vorbilde  von  den  römi- 
schen Dichtern  gebildet  worden  sind,  und  falx.  Auch  wüfsten  wir  aufser  Saal- 
feld keinen  neueren  Gelehrten  zu  nennen ,  der  die  griechische  Abkunft  dieser 
Wörter  behauptet  hätte.  Überdies  hat  letzterer  neuerdings  sich  selbst  von  der 
Unhaltbarkeit  seiner  Ansicht  überzeugt  und  im  Frogr.  von  Wetzlar  S.  3  falx 
direkt  aus  der  Liste  der  Lehnwörter  gestrichen  und  die  Entlehnung  von 
fagus  nebst  seinen  Derivatis  wenigstens  als  zweifelhaft  bezeichnet.  Nicht 
minder  ist  fiemina  als  Originalwort  zu  betrachten,  mag  man  es  nun  mit 
Fick  zu  Wurzel  bharg,  brennen  (Wörterb.  2.^  M\)  oder  mit  Vanicek.  626 
zu  flere,  »fliefsen  machen«  stellen.  Das  Gleiche  gilt  von  trifarius,  welches 
mit  Schmidt  für  eine  geschickte  Romanisierung  von  TQupdaiog  zu  halten,  die 
übrigen  mit  -farius  zusammengesetzten  Bildungen  wie  bifarius,  multifarius, 
ambifariam,  quadrifariam ,  omnifariam  (vgl.  Dräger,  histor.  Syntax  103)  ver- 
bieten, die  zum  Teil  viel  früher  in  der  Litteratur  auftreten  (multifariam  beiCato). 
Nicht  viel  mehr  läfst  sich  vorbringen  zu  Gunsten  der  griechischen  Abstammung 
von  fides,  welche  Mommsen,  Rom.  G.  4*229  und  forbea,  welche  Curtius 
Grundz.^  301 .  430  undVaniSek602  annehmen,  während  andere  Gelehrte  wohl  mit 
Recht  deren  römische  Abkunft  verfechten.  Was  tofus  anbetrifft,  so  ist  dieses 
entweder  mit  Corfsen  1 .  447  und  Vanicek  4  437  für  ein  Stammwort  (Wurzel  stabh) 
oder,  was  mich  wahrscheinlicher  dünkt,  für  ein  fremdes,  vielleicht  keltisches, 
durch  das  Medium  des  Lateins  ins  unteritalische  Griechisch  eingedrungenes  Ge- 
bilde zu  halten,  um  so  mehr  als  im  Griechischen  wenigstens  nach  Passow  2  xdipog 
selbst  gar  nicht  belegt  ist  und  nur  die  Ableitung  TO(pi(op  auf  den  tabulae  Hera- 
cleenses  437  (vgl.  Meister,  Gurt.  Stud.  4.  443:  ovde  %ocpvüvag  kv  t$  Uq^  y^ 
ivoiriael)  sich  findet,  ein  Umstand,  der  schon  die  Herausgeber  dieses  Lexikons  zu 
der  Annahme  einer  Entlehnung  aus  dem  Lateinischen  und  Meister  an  der  an- 
gezogenen Stelle  zu  der  richtigen  Bemerkung  veranlafste:  et  Totpog  et  töfus  pere- 


1)  fagus,  Rotbuche  =»  o|va ;  dagegen  tprtyos ,  Speiseeiche  s  aesculus,  vgl.  Blümner, 
Tecbnol.  d.  Gewerb.  u.  Künste  b.  Griech.  u.  Rom.  2.  250.  264.    Buge  p.  27  ff. 

2)  fides  echt  röm.  nach  Curtius  Grundz.  247.  690.  Fick  2.  173.  Vani6ek  1169.  Lottner 
K.  Z.  7.  172.  Kuhn  Z.  4.  9.  80.  Benfey  W.  L.  1.  565,  fenestra  nach  Fick  2.  77.  163.  Va- 
nicek 579.  Corfsen  1.  421.  2.  539.  659.  685.  Beitr.  371.  409.  Lotlner  K.  Z.  7.  172.  M.Müller 
K.  Z.  4.  274.  Ascoli  K.  Z.  17.  335,  zu  forbea  vgl.  Corfsen  1.  102.  4  64  und  die  altröm. 
Form,  fibra  8=  ferba  «s  herba. 


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72  Griechische  Wörter 

grinae  originis  esse  videlur.  Dazu  würde  stimmen ,  dafs  das  Wort  nach  Corfsen 
auch  im  Etruskischen  vorkommt  in  der  Verbindung  ziic  thufi  =  silicem  tofinum 
(vgl.  Corfsen,  Spr.  d.  Etrusk.  1.  334)  i). 

Von  den  übrigen  aufgezählten  Ausdrücken  sind,  soweit  ich  sehe,  als  Fremd- 
wörter unbeanstandet  fortax  (bei  Cato  r.  r.  38.  4),  fratria  als  Bezeichnung 
einer  politischen  Volksabteilung  in  Athen  bei  Varr.  l.  1.  5.  85,  scarifo  wegen 
seiner  specifisch  griechischen  Gestaltung  der  in  scribere  vorliegenden  Wurzel 
(vgl.  Fick  2.  269.  Vaniiiek  4105)  und  formio;  doch  ist  letztere  von  ülpian  und 
Donat  zuerst  gebrauchte  Form  vielleicht  unter  dem  Gesichtspunkte  der  späteren 
Wiedergabe  des  rp  durch  f  aufzufassen. 

Was  fenestra,  fungus,  funda  und  fucus  anlangt,  so  läfst  sich  ihr 
nichtitalischer  Ursprung  wenigstens  sehr  wahrscheinlich  machen,  weshalb  denn 
auch  unter  andern  (aufser  Saalfeld)  für  die  griechische  Herkunft  von  fenestra 
Curtius,  Hamb.  Vortr.  p.  3  und  Tuchhändl.  p.26  (?),  für  die  von  fungus  Corfsen 
n  464.  Curtius,  Grundz.^384.  Vaniiek  1249,  für  die  von  funda  Gorfsen4M60 
Anm.  Fick  4  3  252  und  für  die  von  fucus  Tuchhändler  2 4  eintreten,  während  Cur- 
tius, Fick  und  Vanicek  des  letzteren  Wortes  nicht  Erwähnung  thun. 

Dafs  fungus.  Schwamm  von  gothisch  swamms  nicht  wohl  getrennt  wer- 
den darf,  ist  klar;  da  nun  aber  aus  letzterem  ein  Stamm  svam  erschlossen  werden 
kann,  aus  dem  sich  aq)6yyog  ohne  Schwierigkeit  ableiten  läfst,  nicht  aber  fungus 
wogen  des  nirgends  bezeugten  Überganges  von  v  in  f  im  Latein,  so  bleibt  nur  die 
Möglichkeit ,  eine  Entlehnung  dieses  Wortes  aus  dem  Griechischen  anzunehmen. 
Für  die  griechische  Abstammung  von  fucus  führt  Tuchhändler  den  wenig  durch- 
schlagenden Grund  an ,  dafs  es  rem  vitae  cultioris  denotare.  Nach  unserer  An- 
sicht wäre  es  besser  gewesen ,  darauf  hinzuweisen ,  dafs  das  Wort  überhaupl 
nicht  indogermanisch,  sondern  semitisch,  also  auch  im  Griechischen  nicht  slamni- 
haft  ist.  Im  Hebräischen  heifst  es  ^^&  (so  2.  Kön.  9.  30.  Jerem.  4.  30  u.a.)  und 
bezeichnet  eine  Schminke ,  deren  sich  die  jüdischen  Frauen  im  Altertum  nicht 
minder  häufig  bedienen  mochten  als  die  heutigen  Orientalinnen.  Somit  wird 
fucus  gleich  vielen  andern  Kulturartikeln  und  Kulturwörtem ,  wie  Tuchhändler 
mit  Recht  meint,  auf  dem  Seewege  nach  Griechenland  gekommen  und  von  da 
nach  Italien  importiert  worden  sein.  Der  Hauptgrund  der  Annahme  einer  Ent- 
lehnung von  funda  ist  die  Mannigfaltigkeit  der  Bedeutungen,  die  das  Wort  zeigt, 
ein  Umstand ,  der  auch  andere  Gelehrte  veranlafst  hat ,  funda  von  atp^vdovri  zu 
trennen  und  dieses  von  spand,  schwenken,  schwingen,  jenes  von  fundere, 
giefsen  oder  ghu,  gicfsen  abzuleiten.  Entscheiden  wir  uns  für  den  griechischen 
Ursprung  auch  dieses  Wortes,  so  würden  als  wirkliche  Zeugen  einer  früh- 
zeitigen Vertretung  des  (p  durch  f  figurieren :  fortax,  fratria,  fenestra, 
funda,  fucus,  fungus,  scarifo.  Da  alle  diese  Wörter  offenbar  in  vorchrist- 
licher Zeit  in  Italien  eingebürgert  worden  sind,  in  dieser  Zeit  aber,  wie  oben  er- 
örtert, die  Aussprache  der  griechischen  Aspiraten  der  eines  Explosivlautes  mit 
nachstürzendem  Hauche  gleichkam,    so   mufs  man   sich  in  der  That  wundem, 


4)  Oder  sollte  etwa  das  lat.  und  griech.  Wort  aus  dem  Etruskischen  abstammen? 


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IN  D£a  LATEINISGHKN  SPtAGHB.  73 

wie  man  dazu  kam ,  das  q)  durch  die  Spirans  f  in  den  genannten  Wörtern  zu 
ersetzen. 

Ich  sehe  nur  einen  Weg  zur  Erklärung:  die  Annahme  einer  Assimilation  an 
echt  römisches  Sprachgut,  die  bei  der  Übernahme  erfolgte.  Fortax  (vgl.  formio) 
wtlrde  dann  die  Anlehnung  an  ferre ,  tragen  erfahren  haben ,  die  wegen  der 
verwandten  Bedeutung  sehr  nahe  lag.  Bei  fratria  hat  selbstverständlich 
frater,  bei  fungus  vielleicht  fungi,  bei  fucus  das  gleichlautende  lateinische 
Wort  fttr  »Drohne«  Einflufs  ausgeübt,  und  funda  dürfte  eine  entschieden 
glückliche Zurecbtiegung  aus fundere^giefsen  sein.  Bei  scarifo  dagegen,  wie  das 
Wort  in  den  besten  Handschriften  des  Columella  und  Plinius  geschrieben  wird, 
liegl  die  Annahme  einer  schon  damals  erfolgten  Einmischung  von  fio  und  ficio  = 
(acto  nahe,  wie  sie  sich  in  den  Bildungen  scarifio  bei  Scribon  262  und  scarifico 
bei  Palladius  4.  18.  28  deutlich  kund  giebt,  ahnlich  wie  ja  auch  allerdings  in  viel 
späterer  Zeit  aus  linyphium  durch  Vermittelung  von  linifium  sich  die  Variante  li- 
nißcium  wie  von  linum  und  facere  ausgebildet  hat.  Nur  bei  dem  uralten  Lehn- 
wort fenestra  Idfst  sich  mit  dem  uns  jetzt  vorliegenden  lateinischen  Wortschatze 
ein  äufserer  Einflufs  nicht  wahrscheinlich  machen,  da  ßndo  oder  fons  und  etrus- 
kisch  falantum  formell  zu  weit  abliegen.  Sollte  hier  vielleicht  ein  verloren  ge- 
gangener Yerbalstamm  (der  aus  skr.  bhä-  scheinen,  lit.  boti,  wahrnehmen,  altir. 
ban^  weifs,  griechisch  g)ap6g  leuchtend  leicht  rekonstruiert  werden  kann) ,  be- 
stimmend eingewirkt  haben  ? 

Es  erübrigt  noch,  über  die  anderen  Neubildungen  des  stets  erfinderischen 
Volksgeistes  Rechenschaft  abzulegen.  Allbekannt  ist  die  schon  in  plautinischer 
Zeit  geläufige  Latinisierung  von  o^€/x^Axor  in  aurichalcum,  für  welche  die 
Ähnlichkeit  der  Farbe  des  Messings  und  des  Goldes  entscheidend  gewesen  sein 
mag.  Ebenso  evident  ist  die  Verstümmelung  von  aÖQa^pa^vg  in  atriplex  und 
soiida%Qvdiov  in  acridium,  von  denen  ersteres  an  ater,  letzteres  an  acer>)  an- 
gelehnt ist.  Einen  gleich  trefflichen  Sinn  giebt  die  Umdeutung  von  VTtiqa^  Raa- 
tau  in  opifera,  hilfebringend  (vgl.  Boeckb,  Urkunden  des  attisch.  Seewesens 
S.  455,  Fleckeisen,  Jahrb.  4866.  S.  244,  Saalfeld,  Index  S.  30.  Anm.  85),  von 
iirj)i6g>v]iXov  in  millefolium,  Tausendblatt  und  die  Einmischung  von  olere, 
riechen  in  oleum  ==  ekaiov.  Originell  ist  die  Anspielung  an  tiro  in  der  vox 
hibrida  contiroleta  =  con -{-^Qolerrig  und  die  von  moUis  in  mollestra  = 
fir^kwtrj,  Schafpelz.  Sehr  durchsichtig  sind  die  Bildungen  amandola  =  äfÄvy- 
ddlr]  und  placenta  =  TrAaxoi)^,  mit  glücklichem  Hinweis  auf  mandere  und 
placere.  Von  urwüchsigem  Volkswitz  zeugen  Formen  wie  pistrix  (Bflckerin) 
=  TtglüTig,  Walfisch  und  canifera  =  xavrjq)6Qog. 

Durch  ihre  unregelmäfsigen  Lautübergänge  verraten  sich  als  volkstümliche 
Verstümmelungen  caduceus  =  xi^Qimeiov,  dor .  xagimeiov  (vgl.  cadere  und 
Gurt.  Grundz.*  430),  liquiritia  =  yXvxv^^t^a  (vgl.  liquere),  brisa  =  ßQv- 
Tca  (vgl.  Brisaeus)  adeps  =  aX€iq>a  (vgl.  adipiscor),  sinus  =  dlvog  (vgl.  si- 


4)  OfTenbar  ganz  passend;  denn  acridium  halfst  Saft  der  Purgierwurzel. 


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74  GtiEGUiscuE  Wörter 

nus,  Busen)  ^j .  Dafs  canceroina  =  KaQxlvwfta  von  Cancer,  a m o  1  u m  =  ofiih 
kov  von  inolere,  parochia  =  Tcaqotyila  von  parochus  beeinflufst  worden  sind, 
lafst  sich  nicht  leugnen.  Sehr  sinnig  durfte  die  Anlehnung  des  griechischen  Lehn- 
wortes älicula  an  äla  und  sein  Deminutiv  älicula,  Flügelchen  sein,  weil  in  der 
That  das  damit  bezeichnete  Gewand  die  Gestalt  zweier  kurzer  Flügel  hatte.  Auch 
halte  ich  die  Latinisierungen  von  ßovnaig  in  p  übe  da  und  von  i^awkätf  in 
exanclare,  wobei  der  Gedanke  an  pubes  und  ancus  vorschwebte,  für  trefflich 
gelungen.  Bei  taurocapta  =  Tavfoxa&aTCTrjg  scheint  das  Verbum  capere  be- 
stimmend eingewirkt  zu  haben,  und  für  die  Erweichung  der  Tenuis  in  die  Spirans 
bei  fluta=  Ttkiori^  wüfste  ich  keinen  andern  Grund  anzugeben  als  die  beab- 
sichtigte Annäherung  an  Quere.  Ebenso  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die 
Volksetymologie  im  Spiele  bei  capisterium  =  axaq)iaTf]fu>v  (wie  von  capere), 
bei  spurium  aus  OTto^a  und  bei  percunctari  =  percontari  (Brambach, 
Hilfsbüchlein  S.  53)  von  contus;  und  wenn  Joh.  Schmidt  recht  hat  (Vokalism. 
2.  354),  so  ist  gutturnium  eine  bewufste  Zurechtlegung  aus  cutumium  = 
%iad'WViOV  oder  xvvraQog. 

Mit  grofsem  Bedenken  bringe  ich  dagegen  die  Vermutungen  von  Bugge  und 
König  vor,  welche  pandicularis  aus  icavS-Biog  (Jahrbuch,  f.  Phil.  1872.  91; 
vgl.  pando,  pandiculor)  und  agrimonia  aus  argemouia  =  a^;^6jua  (Jahrb.  f. 
Phil.  1877.  2.  Teil.  S.642)  ableiten.  Auch  möchte  ich  dieAnnahme  Schuchardts, 
Vokalism.  3.  70  nicht  ohne  weiteres  unterschreiben,  dafs  gramiae  =  Ai^jui;, 
yXrjfirj'  an  gramen  assimiliert  worden  sei.  Ebenso  ist  Saalfelds  Behauptung  (Progr. 
S.  9),  dafs  die  Römer  saliva  volksetymologisch  nach  Analogie  von  oliva  gebildel 
hätten,  schon  aus  dem  Grunde  sehr  unwahrscheinlich,  weil  saliva  kein  Lehnwort, 
sondern  echt  römisch  ist  (vgl.  Curt.  Grundz.^375.  Vanicek  4045).  Unsicher  ist 
die  Einmischung  von  turbo  inmasturbor  =  ftaargoTcevio^)  und  von  galbus  in 
galbanum  =  xaXßavri,  Auch  wage  ich  nicht  zu  entscheiden,  ob  caerefoliuro 
=  Xat^^9)i;>l>lo)/,  wie  Andresen,  Deutsche  Volksetym.  S.  18  annimmt,  sich  an 
cera  oder  Ceres  angelehnt  hat.  Dagegen  halte  ich  die  Einwirkung  von  crepere 
auf  die  lautliche  Gestaltung  von  cr^pKda  =  xQrjTtlg,  idog  für  ziemlich  wahr- 
scheinlich, ebenso  die  von  cocles  auf  Codes  = /iCi^xilci;?/;  wenigstens  für  mög- 
lich (doch  vgl.  S.  18.  36).  Wahrscheinlich  ist  die  absichtliche  Annäherung  des 
aus  Tovog  gebildeten  Wortes  tonstrinum,  Gesangskunst  an  das  von  tondere 
abstammende  Nomen  tonstrina,  Barbierstube. 

Nicht  eigentlich  in  das  Bereich  der  Volksetymologie ,  wohl  aber  in  das  der 


4)  Für  die  Annahme,  dafs  8in|as  nicht  identisch  mit  dem  gleichlautenden  Worte  für 
Busen,  sondern  wirklich  aus  diyoff  entlohnt  ist,  spricht  aufser  der  Quantität  (sinus,  A^cli, 
Sinus,  Busen)  vor  allem  die  Deklination.  TDenn  das  Wort  wird  in  der  Regel  nach  der  i. 
(sinus,  i  oder  sinum,  1),  seltener  nach  der  4.  Deklination  flektiert,  letzteres  vielleicht  nur 
infolge  des  Gleichklangs  mit  dem  in  Frage  stehenden  Nomen  der  4.  Deklination.  Oberdies 
kommt  es  bei  Plaut.  Rud.  4819  unter  lauter  griechischen  Geföfsen  vor;  sinus,  canthaius 
epichysis,  gaulus,  cyathus. 

2)  Doch  legt  die  Neubildung  Petrons  134.  6  mascarpio  »  maslurbator  wie  von  mas 
und  carpere  den  Gedanken  nahe,  dafs  die  Römer  bei  der  Umformung  an  tnrbare  gedacht 
haben,  wenu  anders  wirklich  Entlehnung  anzunehmen  ist. 


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IN  DER  LATBINISCHBN  SPIAGHB. 


75 


Analogiebildungen  dürften  Neuschöpfungen  gehören  ,  in  denen  das  Sprachgefühl 
aus  den  Endsilben  fremder  Wörter  römische  Endungen  zurecht  gestutzt  hat.  Ich 
erinnere  an  dapsilis  und  dapsi Ute r  neben  da(/;t>li^(,',  anaplustrum  (neben 
aplustre)  =  aq)Xaaxov  (vgl.  lustrum,  capistrum  und  Jordan,  Hermes?.  490) 
prdpitius  ^  jtQO/terqg  u.  a. 


Venieiohnis  von  Wörtern,  die  ich  nioht  für  grieohisoheB 
Lehngut  halte. 


aus  dem  Griechischen  entlehnt  nach: 

abdomen  =  adipomen  v.  adeps  =  aXetq)a  (!j. 

acer  [axaatog]  Hehn,  Kuliurpfl.  53S. 

acinus  {axiyos). 

aclis  [ayxvXiff)  Saalf.  Ind.  9. 

acna  [axaiya)  Saalf.  Ind.  9. 


aero  =  ero. 

alapa  {aXanaCta). 

alcedo  {aXxvviy)  cf.  Paul.  Diac.  6  Men.  4  48. 

Brix  z.  Plaut. 
älea  {tt<nQayaXog)  Keller  Rh.  Mus.  34.  837. 
alica  (aA«|)  vgl.  alice,  alicum. 
allium  [äXXag). 

alluciDari  {äXvot)  Lobeck  path.  prol.  33. 
amentum  {afAfia) 
ancile  [ayxvXiov], 

androare  [ava^^ctfABiv)  Paul.  Diac.  9. 
angina  [ayxovrj]  Paul.  Diac.  8.  3. 
antae  [ayrt). 
antenna    [ayaretafiivri)    Curt.    Hamb.    Vorl. 

p.  4  ziweifelhaft.    Saalf.  Progr.  45.    Keller, 

Jahrb.  f.  Phil.  4877.  4S5. 
apina 
aranea   [aqaxyti)   Corfsen  4^  634  ff.    Vanicek 

54.  Lachm.  ad  Lucr.  8.  883.  S.  464. 

arrugia  [ö^vtftfai,  oqvxv)' 
as  (tarent.  ap)  Salmas.  vgl.  Lobeck  Path.  44  A. 
attilus  (heXh)  Heibig,  Italiker  in  d.  Poebene  75. 
baburrus  [ßaßv^^ag  o  naqufAtaqos  Hes. )   Lo- 
beck Path.  466. 
badius  {ßaXw), 
balare 

baubari 

beta,  Beete,  G.  Meyer,  Griech.  Gramm.  .76. 

brocbos 


original  nach: 

Fick  2.  124. 

Saalf.  Ind.  VII.  Vanic.  6.  K.  Z.  24. 468.  (Möller). 

Fick  Beitr.  z.  K.  d.  idg.Spr.  3.  460. 

Fick  «.  6. 

K.  Z.  23.  269  (J.  Schmidt),  memoire  de  la  soc. 

d.  lingu.  2.  340.    Beitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr. 

3.  305.    K.  Z.  24.  447  (Möller)  Vani6.4233. 
Fick  2.  34. 

Vanic.  4  405.   Corfsen  Beitr.  4. 
Fick  2.  27.   Vanio.  64.   Curt.  Grundz.  432. 

Curt.  Grdz.  209.  Polt  E.  F.  4 »  549.  Vanio.  76. 

Hehn  p.  494 3. 

Beitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr.  3.  289. 

Beitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr.  8.  289. 

Fick  2.  4  8. 

Vanic.  4  085.  Corfsen  4.  522.  Fick  2.  274. 

Vanio.  294. 

Fick  2.  40.  Vanic.  22.  Curt.  490. 

Bugge  K.  Z.  49.  404. 

Momms.  R.  G.  4»  496.  Ritschi  op.  2.  552. 


Tuchh.  5.  Curt.  Grundz.«  343  (zweifelh.).  Fick 
2.  23.  Joh.  Schmidt,  Vokalism.2.343  (zwei- 
felhaft). 

Vanio.  820. 

Fick  2.  43. 

Vanic.  568.  Fritsche  Curt.  Stud.'6.  290.  329. 
Fick  2.  477. 

Vanio.  563.   Pauli  K.  Z.  48    22.   VSTalter  K.  Z. 

42.  375.  Curt.  Grundz.  292. 
Vanio.  568.  Fick  2.  78. 

Vanio.  206.  Fick  4  79. 


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76 


Gribghischb  Wörter 


bucina    [ßvxavri)     Grafsm.   K.   Z.    4  5.    105. 

Schuchardt  Vok.  3.  4  01.  Corrs.  2.  356.  848. 

Lobeck  Path.  el.  244. 
burgus  (nv^yog)  Schuchardt  Vok.  4.  4  23. 
burrae. 


Fleckets.  50   Artik.   S.  9.    Marquardt,  Rom. 

Altert.  3.  2.  425.    Kuhn  Z.  4  4.  278.  Saalf. 

Ind.  8.  Fick  2.  478.  Vanic.  568. 
Spfttlat.  germ.  Lehnwort  (?). 
Vanic.  566.   Pritsche  Gurt.  Stud.  6.  290.  5i9. 

Fick  2.  4  77. 


cacare  [xaxay)  Corssen  Ausspr.  733.  A.  Fick 

4.  55.  2.  48 
cachinnus  (xayj|fa<J/MOf ) . 
caepe,  cacpa  {xama)    (cf.  Hehn.  4  74)   Saalf. 

Ind.  24.  Rüge  p.  45. 
cala  {xaXov). 
calare  {xaXely)  cf.  Calendae. 

calcendix. 

calix  (xvAel)  Saalf.  Ind.  49.  Tuchh.  20. 

calo   (xaßaXXrjg  a  caballo)   Keller,  Rh.  Mus. 

34.  337. 
calpar  [xaXnr^], 
camurus. 

canaba  [xayaßog]  syr.  Lehnwort, 
canalis  [xayva)  Hehn  265.  268. 

capistrum  (ixxatpiatriqiov). 

capo  [xaniay] ,  capus  Saalf.  Ind.  20.  Gurt. 
Hamb.  Vortr.  p.  3.  Rüge  p.  20. 

capreida  (xan^os), 

caprona  (xanqos). 

capsa  {xai\)a)  Saalf.  Ind.  20. 

carcer  (xa^xa^ov)Asboth,  Umwandl.  der  The- 
men im  Lat.  S.  48.  Tuchh.  25  (zweifelh.) 
F.  Osann,  Zeitschr.  f.  Altertumswissensch. 
VIII.  No.  28.  p.  220.   (4850). 

carinare  (xtjqaiyBiv), 

carpisculum  (x^anie  »  x^rjnis). 

cassis  Priscian.  6.  5.  25.  S.  688  (Probus), 
vgl.  Jordan,  Krit.  Beitr.  54.  Rüge  p.  46 
=3  xoqvs. 

castrare  (xaaxioq)  Keller,  Rh.  Mus.  34.  338. 

castula  (xacas)  Georges  Wörterb. 

catax  (xcaai). 

catinus  (xanyog)  Tuchh.  25  (zweifelh.). 

caunis. 

celox  (xiXrjs), 

cento  (xiyxi^uiy)  Saalf.  Ind.  24.    Rüge  p.  20. 

cepolindrum 

cerro  [xaqitios)  vgl.  gerrae,  gerro. 

chordus  =»  fordus?  (vgl.  fibra  u.  herba). 

cicer 

cilium  [xvXoy), 


Gurt.  Grundz.*  438. 

Curl.  Grundz.  475.  Vanic.  472.  Fick  2.  48. 
Vanic.  4  44.  Gurt.  Grundz.  448.  Saalf.  Recens. 

744. 
J.  Schmidt,  Vok.  2.246. 
Gurt.  Grundz.  438.    Vanio.  4  43.    Fick  2.  38. 

J.  Schmidt  Vok.  2.  455. 
Vanic.  436. 
Fick  2.  57  u.  Beitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr.  3.  164. 

Lettner  K.  Z.  7.  4  74. 
Vanic.  402. 

Gurt.  Grundz.  4  48.  Fick  2.  59.  Vanic.  179. 

Gurt.  Grundz.  440.  Vanic.  4  46. 

Fick  2.  50. 

Fick  2.  264.    Vanic.  4  002.    Ascoli   K.  Z.  17 

826.    Grafsm.  K.  Z.  42.  4  05. 
Vanic.  4  43.    Gorfs.   Kr.   Beitr.  870.    Nachlr. 

294.    Osthoff  K.  Z.  23.  34  4. 
Vanic.  4072.  Fick  2.  54.267. 


Yanio.  4  4  4. 

Vanic.  4  079.  Momms.  40  455f.  Saalf.  Progr.  11. 


Gurt.  Grundz.  4  48.  Vanic.  4  084. 
Fick  2.  56. 

Gurt.  Grundz.  468.    Fick   266.    Vanic.  1064 
Gorfs.  4.  646. 

Vanic.  4238.  Fröhde  K.  Z.  23.  340. 

Vanic.  4288.  Frdhde  K.  Z.  23.  340. 

Vanio.  4  08.  Fick  2.  50. 

Vanic.  408.  Fick  2.  50. 

Vanic.  4  4  46. 

Gurt.  Grundz.  446.  Vanic.  423. 

Tuchh.  4  4.  Fick  2.  65.  Vanic.  4  40.  Fick,  Sprach- 

einh.  67.  Saalf.  Recens.  744. 
(erdichteter  Gewürzname  bei  Plautus;. 
Fick  2.  56.     G.  Meyer,  Gr.  Gr.  46:  yf^cmv, 

/Aiaqif  Hes. 

Gurt.  444.  Vanio.  432.   Jacoby  a.  a.  0.  46. 
Fick  2.  56. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPIACHE. 


77 


cincinnus  (xixiyvof)  Saalf.  (nd.  23. 


cinnus  (xvxBtiy)  cocetum. 

circinus  [xi^xiyo^), 

circQS  (xiQxo^). 

classis  ixXäfftff)  Pott  E.  F.  2.376.  Gurt.  Hamb. 
Vortr.p.  3.  Grundz.  139  (zweifelh.}.  Schwei- 
zer K.  Z.  H.  77.  Dion.  Hai.  4.  18.  Saalf. 
Ind.  24. 

clepere  {xXiTiTeiy). 


clunis  (xAovcf). 

cluo  {xXvio). 

clypeus. 

cocles. 

coluber    {irxoXoTtey&Qa)  Keller  Rh.    Mus.   84. 

337. 
columba   Hehn  3  303.    Beermann ,   Sprachw. 

Abh.  herausgeg.  aus  G.  Gurt  gramm.  Ges. 

Leipz.  1874.    S.  99.    Tuchh.  23  (zweifelh.) 

Saalf.  Ind.  25. 
congius  (xoy/of ,  /owp,  /oivtl)  Momms.  1«205. 

Saalf.  Progr.  16.   Tuchh.  40. 
corium  ixoQioy). 

cornns  {xQtiyoy)  Saalf.  Ind.  27.  Dietr.  comm. 

gr.  duae  p.  7. 
Corona  {xogeirtj). 
corylus  {*x6qvXo£)  Saalf.  Ind.  27.  Ribb.  prol. 

Verg.  p.  452. 
cossus 
crela  {K^tv)  Saalf-  1«^-  ^8-    Tuchh.  40.   G. 

Meyer  Gr.  Gr.  79. 
crocio  [xQtoiio), 

crumena  {ygv/iia). 
cubitum  ixvßijoy), 
culieus  {xoXeoff)  Saalf.  Ind.  28.  Tuchh.  41. 

capa  ixvTtfi)  Hehn  509  f.    Saalf.  Ind.  29. 

directarius  (dia^^ay^yai)  Georges  im  Lexik. 

domus  {do/ÄOff). 

dorsum  (ttol.  cf^^^i;,  dor.  ^ijQäf), 

ei. 

eia  Hand  Tursell.  (vgl.  Tuchh.  10). 

en  {i^y]. 


ervum  {oqoßosy  k^ißiy&og)  Hehn  190.    Saalf. 

Ind.  37. 
excetra  (tt^i^ya)  Georg.  Wörterb. 


Vanic.  137.  Fick  2.  61.  Brugman  Gurt.  Stud. 

7.  279.     Fritsche  ebend.  6.  323.     Jacoby, 

Progr.  V.  Danzig  1878.  S.  10. 
Fick  2.  76.  Vanio.  1062. 
Fick  2.  61.  Vanic.  136. 
Fick  2.  61.  Gurt.  Grundz.  157.  545. 
Tuchh.  12.    Corfsen  Ausspr.  1.  496.  A.  vgl. 

G.  Meyer,  Gr.  Gr.  p.  44. 


Gurt.  Grundz.  149.  Gorfs.  1.  400.461.  Fick 
2.  72.  Tuchh.  16.  Pictet,  les  orig.  Indoeur. 
2.  441.  Pott  W.  2.  1.  197.  Kuhn  Z.  2.  471. 
Saalf.  Ind.  VII.    Joh.  Schmidt,  Vok.  2.  285. 

Fick  2.  72.  Gurt.  150.  544.  Vanic.  175. 

Gurt.  150.  324.  544.  Vanic.  172.  Fick  2.  71. 

Gurt.  62.  527.  665.  Vanio. 1095.  Gorfs.  2. 132. 

Gurt.  Grundz.  168.  Vanio.  1056. 

Vanic.  124.  Savelsb.  K.  Z.  21.  128. 

Gorfsen  1.  117.  2.  170.  Fick  2.  67.  Sprach- 
einh.  78.  Förstern.  K.  Z.  3.  45.  Grafsm. 
K.  Z.  9.  20.  Kuhn  Z.  5.  212.  Stier  K.  Z. 
11.  224.    Lottner  K.  Z.  7.  174.  182. 

Vanic.  187.  Fick  2.  66. 

Gurt.  Grundz.  498.  Vanic.  1084.    Fick  2.  272. 

J.  Schmidt,  Vok.  2.  76.  Saalf.  Ind.  VIII. 
Gurt.  147.  Vanic.  182.  Fick  2.  55.  Rüge  p.  12. 

Gurt.  157.  Fick  2.  66. 

vgl.  Vanic.,  Fremdw.  69  =s  altgall.  cosl.    Fick 

2.  326  SS  ahd.  basal. 
Vanic.  150. 
Fick  2.  70.  Vanio.  99.  Schweizer  K.  Z.  3.  367. 

889. 
Vanic.  144.    Fick  2.  69.    Saalf.  Ind.  VII.   J. 

Schmidt,  Vok.  2.  282. 
Fick  2.  69.  272.  Vanic.  1121. 
Vanio.  165.  Fick  2.  64. 
Vanio.  1094.  Fick  2.  67.   Gorfs.  1.  227.  Beitr. 

z.  K.  d.  idg.  Spr.  3.  297. 
Gorfs.  1.''352.  Gurt.  Grundz.*  158.  Fick  2.  64. 

Tuchh.  16.  Vanic.  164. 

Gurt.  238.  Fick  2.  124.  Vanio.  342. 

Gurt.  234.  Fick  2.  126.  Vanic.  882. 

Tuchh.  10. 

Tuchh.  10. 

Fick  2.  41.  Tuchh.  10.   Hand  Tursell.  2.  367. 

Schümann,  Lehre  v.  d.  Redeteilen  S.  189. 

Pott  E.  F.  1.  416. 
Gurt.  346.  Vanic.  58.  Fick  2.  42.  Gorfs.  1 .  126. 


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78 


Gribghisghb  Wörter 


fa^us  {(pvyof)  Saalf.  Ind. 88.  Progr.6  (zweifelh.). 


falx  {g>äXxr]ff)  Saalf.  Ind.  38. 

fascino  ißaaxaiyto)  Saalf.  Ind.  38.  Keller, 
Jahrb.  f.  Phil.  1873.  804.  Lobeck  Path.  el. 
244. 

fatisco  (xtniaxu))  Georg.  Wörterb. 

feretrum  {(pi^erQoy). 

ficus  {avxoy)  Hehn  542. 

fides  (tstpidr}]  Momms.  R.  G.  4.  229.  Saalf. 
Ind.  38. 


flemina,  um  (tpUyfAovTj)  cf.  Lobeck  Paral.  444. 
forbea    {(po^ßij)    Curt.    Grundz.  ^   304.    430. 

Hamb.  Vortr.  p.  3.    Vanic.  602. 
formica  ißv^fia^). 

fricae  {(pQK,  xor). 

für  {(pto^). 

fuscina  ((pdayayoy)  Jordan,  Krit.  Beitr.  69. 

gamba  [xafinT^)  Wannowsky  Progr.  v.  Posen 

4855.  3. 
gerrae  {yi^^a),  gerro  Fest.  Paul.  94.  4.  40.  6. 

Gharis.  33.  4  4,  K.  Georges  Wörterb.   Saalf. 

Ind.  40.    Rüge  p.  44. 

gingrire  iyiyy^off). 

glocire,  glocidare  [xXm^eiy]  Hehn  535.  Saalf. 

Ind.  40.    Rüge  p.  6. 
glos  {yaXfOf). 

grosphus  y^oatpos  (siehe  S.  83). 
hara 

her  (xvq)'  ^ 
herctum  [BlqxTti), 

hernia  (tqyos)  Wannowsky  Progr.  v.  Posen.  2. 
hir  (/et^). 

inciens  [tyxvos]  Paul.  Diac.  97, 
Inclutus  (tyxXvros). 

lana  [Xriyos), 

laridum  [Xaqivos)  Saalf.  Ind.  47.    Rüge  p.  7. 

latex  (Aoral). 

laurus  ((fayi'iy,  Xatpyrj). 

lenia  [Xrjyog)  Saalf.  Ind.  47.    Rüge  p.  44. 


levir  (cfcM?^). 

libuin  [xXißayoy)  Hehn  492. 


Curt.  487.    Vanio.  588.    Pick  2.  463.    Möller 

K.  Z.  24.  439.   Corfs.  Beitr.  259.  Ausspr.l 

258. 
Curt.  4  69.  Vanic.  524.  Tuchh.  4  5.  Saalf.  Progr. 

3.  Rüge  p.  24. 
Curt.  520.  Vanic.  4  472.  Corfs.  2.  257.  Grafsm. 

K.  Z.  42.  93.  FIck  2.  463.  Saalf.  Progr.  7. 

Curt.  204.  Vanic.  238.  Fick  2.  445. 

Vanic.  600. 

Vanic.  4244.  Saalf.  u.  Tuchh.,  die  es  im  In- 
dex nicht  erwähnen. 

Curt.  247.  690.  Vanic.  4  4  69.  Fick  2.  173. 
Tuchh.  45.  Loltn.  K.  Z.  7.  472.  Kuba  Z.  \. 
9.  30.  Benfey  W.  L.  4.  565.  Fick  Bezz. 
Beitr.  V.  352.  Rüge  p.  24.  Saalf.  Recen- 
sion  744. 

Curt.  302.   Vanic.  626.  Fick  2.  474. 

Corfs.  4.  402.  464.  Fick  2.  474. 

Curt.  839.  444.  689.  Vanic.  744.    Fick  1  168 

(übrige  Litteratur  bei  Vanic.  I.  1.). 
Vanio.  254.  Curt.  203. 
Curt.  4  07.  300.  Vanic.  602.  Fick  2.  466. 

Diez  Et.  Wtb.  4.  204.  Fick  2.  52. 

Fick    Or.   u.    Occ.    3.    295.     K.   Z.  48.  145. 

Spracheinh.  74.   307.    Wtb.   2.  56.    Curt. 

Stud.  5.  4  50  (Sigismund).  S.  Brandt,  Jahrb. 

f.  Phil.   4878.  373. 
Fick  2.  85. 
Vanic.  4409.    Saalf.  Recens.  744.    Curi.  <5< 

604.  Vanic.  4  44. 
Curt.  4  73.  Vanio.  246. 

Curt.  200.  Vanic.  252.  Fick  2.  80. 

Curt.  200.  Vanic.  254.  Fick  2.  80. 

Curt.  200.  Vanic.  252. 

Vanic.  256.  Fick  2.  80. 

Curt.  4  99.  Vanic.  252.  Fick  2.  80. 

Curt.  456  f.  Vanic.  459.  Fick  2.  40.  62. 

Curt.   450.     Vanic.  472.     Fick  2.  74.   Saalf. 

Ind.  VI. 
Curt.  366.  Vanio.  825.  Fick  245. 

Fick  2.  247. 

Vanic.  867.  Hehn  525.  Saalf.  Ind.  Vtl. 

Falsche  Lesart  fUr  balineas  bei  Laber.  com.  39 

u.  Afran.  com.  24,  cf.  Ribb.coroU.LXXI. 

Georg,  in  Bursians  Jahresbericht  4874—75. 

S.  458. 
Curt.  280.  Vanic.  358.  Fick  420. 
Vanic.  439.    Fick  2.  223.    Corfs.,  Kr.  Nachlr. 

36. 


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IN  DER  LATEtNISCHRN  SPRACHE. 


79 


lilium  {XeiQioy)  Hehn  527.    Saalf.  Ind.  48. 
iinum  [Xiyoy)  Momms.  i^  497.    Hehn  149  (T. 
Saalf.  Ind.  48.    Tuchh.  93  (zweifelh.). 

lippus  {aXinna). 

lodix  [Xi^of,  X^&oc). 

lorica  [d^io^v^  ion.)  Lobeck  Panil.  144. 

lucuns  iyXvxov^)  Momms.  i^  196.  Rüge  p.  18. 

Iura  {XavQij). 


luricula  [XavQa]  vgl.Paocker,  addenda  lexic. 

lat.  p.  50. 
lutra  [ivv^Qi^]  Lobeck  Path.  53. 
liuus  [Xo^os)  Rüge  p.  18. 

lympha  (rvfjKpij), 

macciis  ifiaxxoay). 

maceries  (fAcotsXXoy). 

malleus  (/läJtcr,  f^aXirj). 

malum  (fiijXoy]   Hehn  548. 

malva  f^aXap?)  ?  Saalf.  Ind.  50.  Lottner  K.  Z. 

7.  164. 
roamma  (fidfjifÄrj)  Rüge  p.  11. 

maogo  ifÄoyyayoy).  Saalf.  Ind.  50.  Id.  Progr.94. 

marra  ifia^^oy). 

mel  ifiiXi), 

mica  {(Aixxog  es  fjuxQog). 

milium    [fieXiyrj)    Delbrück,     Einleit.    in   d. 

Sprachstud.  p.  137  Anm. 
niina  =3  mamma  altera  lacte  deficiens. 
minurio  {fjiiyvQ(a}, 

modins  ( fÄi^ifjiyoc)  Momms.  1<^  205.  Tuchh.  26. 
mola  ifjivXri). 
moiucrum    ifivXaxQoy)   Schuchardt,   Vok.  3. 

89.  Fleckeis.  Jahrb.  1866.  p.  244. 
monile  [fiayyog)  Vanic.  Fremdw.  32. 
Morta  [iJLoqrtrj)  Lobeck  path.  el.  59. 
monim  {fiOQoy,  fi&qoy)  Saalf.  Ind.  53. 

340.    Beerm. ,    sprachw.  Abh.  110. 

p.21. 
mucro  [fAoxqiay). 
mugil  (fiv^tyos), 
muria  {aXfÄV^ht)  Saalf.  Ind.  54. 

7.    Tuchh.  26.    Rage  p.  7. 
muscus  ifiocxos)  Saalf.  Ind.  54. 
musso  ((Aviio). 
mutilus  (lAixvXos), 
navis   (yavs)    Keller,    Jahrb.   f.    Phil.   1877. 

S.  125. 
nebula  (yetpiXrj)  \  Georges ,  Bursians  Jahres- 
nervus  [y^v^oy]  /  ber.  1874 — 75  p.  159. 


Hehn 
Rüge 


Id.  Progr. 


Corfs.  Beitr.  381. 

Gurt.  369.  Vanic.  842.  Fick  2.  221.  Corfs.  1. 

533. 
Gurt.  366.    Vanic.  811.    Fick  2.  228.     Saalf. 

Ind.  VIII. 
Fick  2.  224. 

Vanic.  915.  Fick  2.  236. 
Gurt.  867.  Vanic.  826.    Bechst.  Gurt.  Sind.  8. 

849.  Gurt.  K.  Z.  14.  439.  Saalf.  Recens.  714. 
Bezzenb.  Beitr.  z.  Kunde  d.  idg.  Spr.  4.  332. 

vgl.  Rönsch,  Jahrb.  f.  Phil.  1880.    p.  502. 

(luricula  s=  loricula). 

Vanic.  849. 

Gurt.  367.  Vanic.  826.  Fick  2.  216.  Saalf.  Re- 
cens. 714. 

Vanic.  836.  Fick  2.  220. 

Vanic.  690. 

Fick  2.  180. 

Vanic.  710. 

Vanic.  725.  Lottn.  K.  Z.  7.  175.  Fick  2.  188. 

Vanic.  709.  Fick  2.  188.  K.  Z.  18.  414.  Ascoli 
K.  Z.  17.  270.  Mommsen  R.  G.  19<^. 

Gurt.  335.  Vanic.  695.  Fick  2.  182.  Saalfeld 
Recens.  714. 

Vanic.  685.  Fick  2.  180. 

Gurt.  331.  Vanic.  709.   Fick  2.  188. 

Gurt.  682.  Vanic.  1200.  Fick  2-  282.   Sprach- 

einh.  388. 
Gurt.  583.    Vanic.  710.     Fick  2.  187.     Saalf. 

Ind.  VIII. 
Vanic.  676. 

Gurt.  837.  Vanic.  679.  Fick  2.  196. 
Gurt.  242.  Vanic.  655.  Fick  2.  195. 
Gurt.  389.  Vanic.  709.  Fick  2.  187. 
Vanic.  710. 

Fick  2.  185,  vgl.  mellum,  millus. 
Fick  2.  198.  284. 
Fick  2.  199. 


Gurt.  536.  Vanic.  739.  Fick  2.  198. 
Gurt.  161.  Vanic.  738.  Fick  2.  193. 
Vanic.  708.  Fick  2.  187.  Saalf.  Recens.  714. 

Vanic.  743.  Fick  2.  194.  Tuchh.  17. 
Gurt.  338.  Vanic.  679.  Fick  192. 
Gurt.  708.  Vanic.  677.  Fick  2.  198. 
Gurt.  313.  Vanic.  1159.  Fick  2.  138. 

Gurt.  295.  Vanic.  430.  Fick  2.  187. 
Gurt.  316.  Vanic.  1161.  Fick  2.  138. 


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80 


Griechische  Wörter 


nonnos  ^viwosj  vavyas). 

opilio  [oionoXog). 

orca  [oqv^)  Lobeck  Paral.  H4. 

pagina  [nriyayov)  Jordan,  Krit.  Beilr.  68. 

Pallium  [(paqioy)  Beermann  a.  a.  0.  99,  nach 

Hemsterhuys. 
palma  {naXd/nij)  Corfs.  2.  520.    Rüge  p.  4  4. 
pannus  {n^yo^)  Gurt.  276  (?). 

patina    {natayrj)    Gurt.  24  4    (?).     Vanic.  474. 

Saalf.  Ind.  64.    Tuchh.  25  (?).    Dietr.  K.  Z. 

4.  547  (?). 
pedum    (nri&oy)    Saalf.    Ind.   62;    doch   vgl. 

Progr.  p.  4. 
perna  {niqya)  Saalf.  Ind.  63.     Lotlner  K.  Z. 

7,  4  76  (zweifelh.). 
persona  {7tq6f(07ioy)  Klotz  Wörterb. 
phalarica  =  falarica. 
pilare  [ntXeiy)  Georges  Wörlerb. 
pilleus  {niXoff)  GnrL  277  (?).     Saalf.  Ind.  64. 

Beermann,  sprachw.  Abh.  4  09. 

pisum  {niaoy)  Hehn  4  02  (?).     Saalf.  Ind.  65. 

Rüge  p.  4  4. 
piluita  Gurt.286(?).  Tuchh.  26 (?).  Saalf.  Ind. 65. 
pla^'a  [nXrjyT)), 

popa  Lobeck  Fat  hol.  el.  70. 
popina  [niaata]  Saalf.  Ind.  66. 

porcus  [noqxog), 

porrum  [n^acoy)  Saalf.  Ind.  67.    Hehn  475. 

Beermann  a.  a.  0.  4  40.    Rüge  p.  7. 
posc«  [Ino^og)  Hehn  78  f?).    Vanic.  4  4  (?). 
prunum  {nqov(Ayoy)  Lobeck  Pathol.  el.  227  (?). 

Hehn  333.   Saalf.  Ind.  68.   Rüge  p.  20. 
pulmo  [nXevfxtay)  Saalf.  Ind.  69.  Gurt.  280  (?). 

Rüge  p.  7. 
puls  [noXjos)    Hehn  492. 

pumilio    (ITvyinaXiay)    0.  Keller,    Rh.  Mus. 

34.  500. 
pus  [nvog). 

-putium  (praeputium,  salaputium)   {noa&ioy) 

Georges  im  Wörterb. 
querquedula  (xfi^xov^cp,  xe^xi&aXig)  Varr.  1. 

1.    5.  79.    Georges   Wörterb,    (Förstemann 

K.  Z.  3.  44.    Andresen,  D.  Volksetymol.). 
querquerus  {xagxaiQia,  xtxQxa^a)   Paul.  Diac. 

p.  256.    Georges  Wörterb.  p.  48. 
rapum  (^anvg)  Delbrück,  Einleit.  in  d.  Sprach- 

stüd.  p.  4  37  Anm.   G.  Meyer,  Gr.  Gr.  455  a. 
remulcum  {^vinovXxio»)  Keller,  Jahrb.  f.  Phil. 

4877.   425. 


Fick2.  434.  Vanic.  428. 

Vanic.  450.  Pick  2.  47.  446. 

Pick  2.  36. 

Gurt.  650.  Vanic.  460.  Pick  2.  444. 

VanIc.  4  68.  Pick  2.  443. 

Gurt.  269.  Vanic.  528.  Pick  2.  450. 

Gorfs.  4.  278.    Beitr.  4  40.   Tuchh.  44.   Vanic. 

4467.  Pick  2.  443. 
Momms.  4«  496.  Pick  2.  4  42. 


Gurt.  245.  Vanic.  474. 

Tuchh.  4  7.  Vanic.  52ö.  Pick  2.  458. 

Vanic.  424  7. 

Vanic.  579. 

Vanic.  464. 

Gorfs.  4.  525.    Tuchh.  42.    Vanic.  4247.  Fick 

2.   454.    Beitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr.  3.  292.  J. 

Schmidt  Vok,  2.  29. 
Gurt.  277.  Vanic.  538.   Pick  2.  454.  Saalf.  Re- 

cens.  74  4. 
Vanic.  4  497.  Pick  2.  450. 
Gurt.  278.    Vanic.   545.     Pick  2.  464.    Saalf. 

Ind.  VIII. 
Pick  2.  74. 
Pick  2.  74.    Vanic.  456.    Gurt.  459.    Corfs.  <. 

448. 
Pick  2.  457.  Vanic.  4  487. 
Vanic.  524.    Pick  2.  4  46.    Beitr.  z.  K.  d.  \d^. 

Spr.  3. 462.  G.Meyer,  Griech.  Gramm,  p.  46. 
Pick  2.  459. 


Tuchh.  47.  Vanic.  545.  Pick  2.462. 

Momms.  lO  48.  Vanic.  4  483.  Pick  2.  4  48  (vgl 

polenta;  poUen  u.  a.). 
Gurt.  288.  Vanic.  462.  Pick  2.  454.   Bmgnian 

K.  Z.  24.  96. 
Gurt.  287.  Vanic.  546.  Pick  2.  452.    Corfs.  4. 

374.  Tuchh.  4  4. 
Bugge  K.  Z.  49.  44  7.  Vanio.  549. 


Vanic.  p.  444.  Pick  2.  69. 


Vanic.  p.  4  25.  Pick  2.  74. 

Saalf.  Ind.  VIII.   Gurt.  352.  Vanic.  792.  Fick 

2.  208. 
Vanic.  723.  Corfs.  2.  454. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE. 


81 


remus  (t^er^oV)  Keller,  Jahrb.  f.  Phil.  4877. 

425. 
rica  i^vy^f)  Lobeck,  Paralip.  4  44. 
rima  {^^y/Äu)  Lobeck,  ibid. 
rogus  {Qoyoi;). 


rosa?     {^odoy,    ^odia)    Hehn    527.     Vanio. 

Fremdw.  45.   Siegism.  Gurt.  Slud.  5.  46Ä. 

Pott  29  Sil.    K.  Z.  5.  258. 
raocina    {^vxdyr^)    Scaliger   z.  Varr.  1.  1.  S. 

p.  458.   Vanio.  820.   Saalf.  Ind.  74. 
rata  (^vri?)    Saalf.  Ind.  p.  74.   Tucbh.  p.  56. 
saeta  {x«i''^)  Saalf.  Ind.  74.   Rüge  p.  7. 

saliva  {alaXog)  Saalf.  Ind.  74.  Rüge  p.  4  4. 

salum  {cdXo^)  Saalf.  Ind.  72.   Rüge  p.  4  5. 

satura  (aaTVQoi)  Momms.  4  ^  28. 

scapus  {iTxttno^)  cf.  scopus. 

scaurus  {(Xxav^oc). 

sctpio    [axintav,    ffxijniQoy)  Momms.   4^  496. 
Neue,  Formenl.  4.  658.  J.Schroidt4. 440  (?). 
scrofa  {yQ0f4q)dg), 

scruta  iy^vtrj), 

sculum  {(fxvToc)  Momms.  4  «  496.    Rüge  p.  20. 


sirpe  {<TiX<pioy)  Rüge  20.   Saalf.  Ind.  74. 
soccus  (tfvx/op)  Tuchb.  24. 

spatium  [irnä^ioy)  Momms.  4  6  228. 

spinturnix  {ffmv^a^h)  Santra  bei  Fest.  380. 

sponda  (anoySr^l). 

sporta  {anvQk)  Tuchh.  49. 

stamen  (tm^/xoty)  Hehn  498. 

stega  {<niyti)  Saalf.  76.   Beermann  4  04. 

stilus  {(niiXof), 

stipes  [aieißio), 

stiria  (aie^Bo^,  aiaj^a). 

slorea  [ato^iyrvfxi)  Saalf.  Ind.  77. 
strix  {<nqiy^)  Saalf.  Ind.  77.   Tuchh.  58. 
subare  (avßag'). 
SU8  {<y»f). 

laeda   (cf^^)   Tuchh.   26  (?).     Saalf.   Ind.    79. 
Fleckeis.  Jahrb.  f.  Phil.  B.  90.  4  4. 
Weise,  Oriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache. 


Gurt.  845.  Vanic.  50.  Fick  2.  42.  203. 

Fick  2.  209. 
Fick  2.  207. 
Gurt   484.  Vanic.  779.    Fick  2.  243.    Jordan, 

Krit.  Beitr.  84  (T.    i^oyos  aus   rogus   entl. 

nach  G.  Meyer,  Griech.  Gramm.  456.) 
Saalf.  Ind.  Vlil.    Fick  2.  235.   Gorfs.  4.  34  4. 

84.  Beitr.506.  L.  Meyer  K.  Z.  4  5.  4  2.  Sonne 

K.  Z.  42.  867.  Gurt.  353. 
Fick  2.  240. 


Tuchh.  4  7.  Saalf.  Recension  (Philol.  Rundsch. 

1.  744). 

Gurt.  375.  599.    Vanic.  4045.    Saalf.  Recens. 

744. 
Vanic.  4  052.  Fick  2.286.  Gurt.  Gr.  375.  Saalf. 

Recens.  744. 
Vanio.  980.    Fick  2.  252.    J.  Schmidt,  Vok.  2. 

359. 
Saalf.  Ind.  VIII.   Gurt.  466.  Vanic.  4077.  Fick 

2.  267.  J.  Schmidt  4.  409. 
Gurt.  465.  Vanic.  4  084. 

Gurt.  466.  Gorfs.  4.  404.  Vanic.  4077.  Fick 
2.  268.  Tuchh.  44.  Saalf.  Ind.  VIII. 

Gurt.  693.  479.  Vanic.  4405.  Fick  2.  269. 
Gorfs.  4.  4  46.  455.  Tuchh.  4  4. 

Gurt.  693.  Vanic.  4  424.  Fick  2.272.  J.Schmidt 

2.  489. 

Tuchh.  4  3.  Gurt.  468.  Gorfs.  4.  353.  Vanic. 
4  4  45.  Fick  2.  274.   Beitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr. 

3.  464.  Saalf.  Recens.  744. 
Saalf.  Recens.  744. 

Vanic.  988.     Spiegel   K.  Z.  4  3.    372.     Gorfs. 

Beitr.  27.  Nachtr.  64.  Pauli  K.  Z.  48.  38. 
Gurt.  272.  686.  Vanic.  4  469-  Fick  2.  278. 
Vanic.  4  4  44.  Sonne  K.  Z.  4  5.  879. 
Vanic.   4  4  68. 

Gurt.  494.  705.  Vanic.  4  486.  Fick  2.  284. 
Gurt.  244.  Vanic.  4436.  Fick  2.  273. 
Gorfs.  4.  452.    Tuchh.  4  0.  Gurt.  485.  Vanic. 

4443. 
Gurt.  244.  Vanic.  4454.    Fick  2.  276.   Gorfs. 

4.  504.  Tuchh.  44.  Saalf.  VIII. 

Gurt.  244.  246.    Vanic.  4  436.     Fick   2.    27«. 

Saalf.  Ind.  VIII. 
Gurt.  243.    Vanic.  4  4  38.    Fick  2.  274.    Gorfs. 

4.  548. 
Gurt.  245.  684.  Vanic.  4  449.  Fick  2.  275. 
Vanic.  4  453. 
Fick  2.  258. 

Gurt.  385.  Vanic.  4  047.  Fick  2.  257. 
Gorfs.  4.  372.  Vanic.  343.  Fick  2.  405. 


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82 


Gribghisghr  Wörtbr 


taunis  (lavQos')  Fick  «.  4  06  {?). 
termes  {Ti^f^a)  Hehn  244.  530. 

toles  [rvXi])  Lobeck  Pathol.  prol.  352  nach 
Isid.  44.  4.  57. 

tribulum  (xqißifjiByai)  Hehni  405. 

trica  (^^/l)  Lobeck  Paral.  444. 

triens  (jqias). 

trifarius  (t^itpaaiog)  Schmidt  K.  Z.  4  6.  486. 

tripodare   [r^lnovs), 

trossulus  (xQv<t<t6s)  Scalig.  nach  Passow.^ 

turba  [rvqßr]), 

turunda  (xvqovg)  Momms.  4  o  <96.  Rüge  p.  46. 

Ulcus  («Axof). 

ulna  (diXivr^). 

umbo  {afißuty). 

uncia  {oyxog,  iyyia  Hesych.). 

uncus  {^yxos). 

upupa  [ino\^)  Lobeck  Paral.  44. 

urceus  [v^xv)  Lobeck  Pathol.  prol.  352.  Rüge 
p.  44. 

vaccinium  (vd*iyd-og)  Voss  z.  Verg.  geo.  4. 
437.  p.  784.    Georges  Wörterb. 

vesica  {(pvaxijf  (pvaiy^  Lobeck  Path.  el.  340. 

vespa  («rqpi/^)  Lobeck  Paral.  444. 

vinum  {olyog)  Hehn  69.  504.  MUUer  K.  Z. 
40.  348.  Delbrück,  Einleit.  in  d.  Sprach- 
studium p.  4  87  Anm.    Rüge  p.  75. 

Viola  (toy)  Hehn  224.   Rüge  p.  42. 

viria  {yvqog,  gyrare)  Diez,  Gramm.  S.  45. 
viscum  (l|oV)    Saalf.  Ind.  85.    Tuchh.  28  (?). 

Rüge  p.  4  5. 
visula  [olttos)  Hehn  507.    Vanic.  958. 
Vilnius  [haXog)  Varr.  r.  r.  2.  5. 


Gurt.  248.  Vanic.  4  435. 
Vanic.  290.  Corfs.  Nachtr.  265.  Walter  K.  Z. 
40.  498. 


Vanic.  294. 

Fick  2.  402. 

Vanic.  347. 

Vanic.  34  6. 

Gurt.  244.  Vanic.  540. 

Fick  2.  4  4  8. 

Gurt.  226.  689.  Vanic.  4487.  Fick  2.  40€. 

Gurt.  222.  Vanic.  292.  Saalf.  Recens.  744. 

Gurt.  436.  Vanic.  908.  Fick  2.  287.  Saal.Vlll. 

Gurt.  377.  Vanic.  54.  Fick  2.  47. 

Gurt.  295.  Vanio.  38.  Fick  2. 49.  Gorfs.2.46S. 

Gurt.  324.  703.  Vanic.  42. 

Gurt.  430.  Vanic.  3.  Fick  2.  7. 

Gurt.  265.  689.  Vanic.  86. 

Gurt.  854.  Vanic.  92.  Fick  2.  36. 

Vanic.  860. 

Fick  Spracheinh.  448.  Vanio.  949. 

Gurt.  385.  Vanic.  949.  Fick  2.  232. 

Gurt.  894.  554.     Vanic.    953.     Fick  2.  238. 

Benf.  WL.  4.  289.     Pott  E.  F.  4.  420.  8. 

246.   Saalf.  Recens.  744. 
Gurt.  394.    Vanic.  953.    Fick  2.  288.   Saalf. 

Recens.  744. 

Gurt.  688.  Vanic.  969.  Fick  2.  S42. 


Saalf.  Ind.  Vni.  Gorfs.  2. 4  48.  Curt.«08.70i. 
Vanic.  873.  Fick  2.  229.  240. 


Auch  cama,  inula,  hetta  und  gänea,  die  an  x^H^^^i  klivLOVj  tJttcjv  und  yarog 
erinnern,  müssen  hier  genannt  werden ;  ebenso  die  onomatopoetischen  Ausdrücke 
spattaro  (welches  Afranius  öfter  in  den  Aequales  gebrauchte,  vgl.  Ribbeck, 
scenic.  fragm.  II  p.  U4),  tat,  tatae,  tata  u.  a. 

Von  Wörtern,  welche  aus  der^Sprache  nördlicher  Völker  (Gallier^  Britannier, 
Germanen)  in  das  Latein  und  Griechische  eingedrungen  sind,  verzeichnet  Vani- 
8ek  in  seinem  Schriftchen  über  die  Fremdwörter  unter  Angabe  des  betreffenden 
Originalwortes :  baccar  =  ßannaQcgj  bison  =  ßlao)v,  braca  =  ßqa%ai^  caballus 
=  naßaXXtjg  (zweifelhaft),  gaesum  =  yalaoVj  mataris  =  fiadagig,  reda  =  ^al- 
3wvj  riscus  =  Qlaxog,  urus  =  ovqog.  Dazu  gehören  ferner  cantherius  =  xaf- 
-d-i^Xiog  (Plaut.  Aul.  3.  5.  45 :  canteriis  Gallicis),  lancea  (=  Xoyxv)  ^y^i^  (Diod. 
Sic.  5.  30),  sapo  =  acTtcov  (vgl.  nd.  sepe,  engl,  soap),  sagum  ^  aayog  (vgl. 
altir.  säi),  esox  =  cao§  (gall.  ehoc,  ehawc),  vermutlich  auch  botulus  =  ßv&alog, 
parma  =  TtaQfirj  (Polybius)    (vgl.  Parma),  lofus  =  T6(pog  [toq>uav)   =  etrusk. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SpRAGHB.  83 

Ihufi  (1  dorfsen),  grosphus  =  yQ6aq)og  und  soccus  ==  av^xoSy  für  welche  letzteren 
allerdings  £tynia  sich  nicht  aufstellen  lassen.  Hierher  dürfte  auch  das  im  Latein 
und  Griechischen  ganz  spät  auftretende  phlasca  (=  flasca  vgl.  (plaaxelov  und 
'(av)  zu  stellen  sein,  wenn  es  nicht  samt  span.  flasco  und  frz.  flacon  durch  Meta- 
tbesis  des  I  aus  vasculum  entstanden  ist  (Diez,  Gramm.  \  p.  35.  39]  i). 

Römischen  Ursprungs  sind  vermutlieh  die  griechischen  Wörter  äxtvog  (aci- 
nus),  xaitiüv  (capus,  capo),  Tivßitov  (cubitum),  cpakxcjv  (falco),  Qvxavrj  (run- 
dna),  xaqxaQov  (carcer),  aQßlvrj  (arvina),  ßqaaxri  (brassica),  jtaTavrj  (patina), 
ßvnavf]  (bucina),  fiolrov  (mutuum),  xLqxivog  (circinus),  naltiog  (calceus),  axt- 
TCTjaiog  (acipenser) ,  ätrvQov  (vitrum) ,  ^vrlkog  (mutilus) ,  anavQog  (scaurus), 
t^aßea  (trabea},  udo  {oväwp),  oyxla  (uncia),  ritQag  (quadrans),  TQcäg  (triens), 
Ui^a  (libra),  ytafiitog  (IrtTtodQOfiog'  2ixeloL  lies.)  (campus),  ah^  (alica),  ßUog 
(vicia)  und  andere  meist  erst  in  der  spateren  Gräcität  oder  in  den  sicilisch-unter- 
italischen  Idiomen  hervortretende  Ausdrücke. 


d«   Einige  Anhaltepmücte  für  die  Zeit  der  Entlehnung. 

Zur  Bestimmung  der  Zeit,  in  welcher  ein  Wort  entlehnt  ist,  dürfte  das  beste 
Hilfsmittel  die  direkte  sichere  Überlieferung  sein,  wann  das  Rulturobjekt,  welches 
das  Wort  bezeichnet,  zur  Kenntnis  der  Römer  gekommen  ist.  Wüfsten  wir  z.  B. 
nicht,  dafs  die  Römer  zuerst  im  Tarentinischen  Kriege  mit  Elephanten  in  Berührung 
gekommen  sind,  so  würden  wir  nicht  mit  so  grofser  Sicherheit  die  Zeit  der  Über- 
nahme des  W^ortes  elephas,  elephantus  bestimmen  können.  Und  wer  wollte 
genau  angeben,  wann  die  Römer  die  wichtige  Acquisition  der  Uhren  gemacht 
haben,  wenn  nicht  Plinius  (7.  245  vgl.  Censorin.  23.  7)  überliefert  hätte,  dafs 
die  Sonnenuhren  (solaria,  horologia}  263  vor  Chr.  aus  Gatina  eingeführt 
worden  sind  und  dafs  die  Wasseruhren  zuerst  459  in  Rom  Verwendung  gefunden 
haben?  Unter  allen  römischen  Autoren  sind  wir  aber  dem  Plinius  am  meisten 
zu  Danke  verpflichtet,  weil  er  uns  eine  verhältnismäfsig  grofse  Zahl  solcher 
kulturhistorischer  Data  aufbewahrt  hat,  auf  die  wir  bei  Betrachtung  der  einzel- 
nen kulturgeschichtlichen  Gebiete  im  2.  Teile  unserer  Abhandlung  genauer  ein- 
gehen werden. 

Aber  auch  blofse  kulturhistorische  Wahrscheinlichkeitsgründe  sprechen  hier 
ein  gewichtiges  Wort  mit.  Da  wir  z.  B.  aus  der  Geschichte  wissen,  dafs  die 
Römer  schon  in  der  Königszeit  Seeschiffahrt  getrieben  haben  und  da  ferner  die 
Betrachtung  der  das  Seewesen  betreffenden  Ausdrücke  grofse  Abhängigkeit  von 
den  Griechen  auf  diesem  Gebiete  wahrscheinlich  macht,  so  ist  mit  einiger  Sicher- 
heit anzunehmen,  dafs  die  Römer  in  der  Nautik  schon  zur  Zeit  der  Könige  bei 


1,  Ober  ballare  =  ßaXXiCto  vergl.  Fick  2.  477.  Die  Namen  der  zur  sardinischen  Fauna 
gehörigen  Tiere  sarda  =  (fuQdij  und  musimo  =  fxolfffnov  scheinen  sardisch,  die  Ausdrücke 
cuniculus  s=  tvvitXog  (Venl^.  Fremdw.  p.  69)  und  canthus  \Quint.  4.  5.  88)  iberisch,  end- 
lich laser  =  Xttao^ioy  afrikanisch  zu  sein. 

6* 


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84  Gribghisghb  Wörter 

den  Griechen  in  die  Schule  gegangen  sind*).  Zu  ähnlichen  Schlüssen  führt  uns 
die  Durchmusterung  der  Bezeichnungen  für  Münzen,  Mafse  und  Gewichte,  die 
schon  deshalb  recht  bald  Gemeingut  der  Römer  geworden  sein  müssen,  weil  fast 
jeglicher  Handel  mit  den  Griechen  ohne  die  Kenntnis  der  orientalisch-griechi- 
schen Metrologie  unmöglich  gewesen  wäre  ^) . 

Ein  anderes  nicht  zu  unterschätzendes  Hilfsmittel  zur  zeitlichen  FixieruDg 
ist  die  Form,  die  lautliche  Gestaltung.  Doch  ist  dieser  Anhaltspunkt  schon  des- 
halb viel  unsicherer,  weil  die  Volkssprache,  der  die  ältesten  Übertragungen  zu- 
meist angehören,  bei  all  ihren  Schwankungen  doch  manche  Lautübergänge  Jahr- 
hunderte lang  gleichmäfsig  festgehalten  hat.  So  erfolgt  z.  B.  die  Wiedergabe  des 
griechischen  v  durch  u,  die  in  der  plautinischen  Zeit  durchaus  Regel  ist,  auch 
bei  viel  später  aufgenommenen  Fremdwörtern,  die  in  der  Yulgärsprache  einge- 
bürgert worden  sind,  wenn  auch  jener  irrationale  Laut  zwischen  u  und  i,  für 
den  Kaiser  Claudius  ein  besonderes  Zeichen  verwandte,  und  endlich  i  selbst 
daneben  gebräuchlich  wurde.  Wenn  wir  demnach  auch  nicht  aus  der  Form  auf 
Jahrzehnte  genau  das  Alter  eines  Lehnwortes  bestimmen  können,  so  sind  wir 
doch  vielfach  imstande,  das  Jahrhundert  anzugeben,  namentlich  aber  den  ler- 
minus  ad  quem,  d.  h.  die  Zeit,  bis  zu  welcher  die  Entlehnung  stattgefunden 
haben  wird,  zu  fixieren. 

So  müssen  die  dem  Rhotacismus  unterworfenen  Fremdwörter,  wie  tus, 
turis,  ohne  Zweifel  älteren  Datums  sein  als  die  Gensur  des  Appius  Claudius, 
während  dessen  Amtsführung  der  erwähnte  lautliche  Wandel  zum  Durchbrucb 
kam.  Da  ferner  nach  der  Überlieferung  (vgl.  Brambach,  Orthogr.  48)  die  guttu- 
rale Media,  die  früher  in  Schrift  und  Aussprache  mit  der  Tennis  zusammenfieK 
erst  im  Anfange  des  6.  Jahrhunderts  der  Stadt  durch  Spur.  Carvilius  in  das  römi- 
sche Alphabet  aufgenommen  worden  ist,  so  läfst  sich  mit  annähernder  Restimmt- 
heit  annehmen,  dafs  diejenigen  griechischen  Lehnwörter,  deren  Schreibweise  in 
dieser  Hinsicht  von  der  des  Etymons  abweicht,  vor  jener  Zeit  Aufnahme  gefunden 
haben.  Ähnlich  verhält  es  sich  vielleicht  mit  dem  Wandel  von  d  in  t,  so  dafs 
man,  um  nur  einige  Fälle  anzuführen,  mutmafslich  für  frühe  Übertragungen 
halten  kann  a  m  u  r c a  =  äfioQyt],  C  a  m  e  1  a  e  =  yafii^lioc  &€al  (oder  original  und 
verwandt  mit  Camillus?),  conger  =  yoyyQog,  clucidare  =  yXvxlddeiv 
(vgl.  aruncus  =  ^'^t/yyog,  cory tus  =  ywpvrog) ;  citrus  =  xidqog^  coto- 
nea  =  xvdcüPiaj  ytodcopea,  Alexauter,  Cassantra,  Cassanter,  Cala- 
mitus  (vgl.  Fleckeis.  Jahrb.  4866  p.  9)  »). 

Für  den  Übergang  von  ^  in  ss  und  seine  zeitliche  Begrenzung  verweisen 
wir  auf  unsere  obigen  Auseinandersetzungen,  desgleichen  betreffs  des  Wandels 


4)  Vgl.  ancora,  aplustre,  machina,  nausca  u.a. 

2)  Vgl.  nummus,  mina,  obolus,  talentum,  thesaurus,  tratina  und  alte 
Handelsartikel 'Wie  purpura,  oliva,  amurca,  cotonia  u.  a. 

3)  Umgekehrt  liegl  Erweichung  der  griechischen  Tenuis  in  die  Media  vor  in  gobios, 
gubernare,  grab(b)a(us,  galumma,  gummi,  gaunacum,  Gnossus,  Gnidus,  bu\us,  bumis, 
Burrus,  baxea,  carbasus,  cybaea,  cambio,  masturbor  [vgl.  culigna  =  xf^tc/rj;). 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SpHACHS.  85 

von  i;  in  u  und  der  Reproduktion  der  griechischen  Aspiraten  durch  lateinische 
Tenues.  Denn  wenn  auch  diese  Erscheinungen  in  der  Volkssprache  noch  ganze 
Jahrhunderte  nach  Chr.  Geburt  sich  wiederholen  i) ,  so  kann  man  doch  im  allge- 
meinen die  diesem  Lautwandel  unterworfenen  Wörter  in  die  vorsullanische  Zeit 
datieren. 

Im  grofsen  ganzen  kann  man  neben  der  von  Mommsen  aufgestellten 
Regel,  dafs  die  Stärke  der  Korruption  auf  ein  höheres  Alter  der  Entlehnung 
schliefsen  läfst,  als  Norm  betrachten  ^  dafs  diejenigen  Wörter ,  die  am  meisten 
römischen  Typus  tragen  und  alles  Fremdländische  mehr  oder  weniger  abgestreift 
haben,  zu  den  ältesten  Ankömmlingen  auf  italischem  Boden  gehören,  wie  pur- 
pure,  apiustre,  talentum,  nummus,  mina,  obolus,  trutina, 
amurca,  caduceus,  pessulus,  paenula,  scutula,  balneum,  ca- 
mera,  nauta,  tus,  apua,  tessera,  siser,  scopulus,  storax,  cu- 
pressus,  murena,  buxus,  murra,  stuppa,  druppa,  obrussa, 
murtum,  funda,  fucus,  fungus,  conger,  platea;  Agrigentum, 
Casina,  Siculi,  Sicilia,  Poeni,  Bruges,  Soluntum,  Tarentum,  Si- 
pontum,  Paestum;  Ulixes,  Aiax,  Hercules,  Pollux,  Proserpina, 
Alcumena,  Burrus,  Hecuba  u.  a. 

Dafs  es  auTser  den  bisher  erwähnten  noch  verschiedene  andere  Hilfsmittel 
giebt,  um  die  Zeit  der  Entlehnung  zu  eruieren  (z.  B.  die  erste  Erwähnung  eines 
Wortes  bei  einem  römischen  Autor],  ist  selbstverständlich.  Doch  glauben  wir 
umsomehr  hier  abbrechen  zu  dürfen,  weil  alle  diese  noch  in  Betracht  kommen- 
den Momente  in  der  folgenden  Behandlung  der  einzelnen  kulturgeschichtlichen 
Gebiete  Berücksichtigung  finden  werden. 

Anhang. 

Vielleicht  dürfte  es  nicht  überflüssig  erscheinen,  hier  noch  eine  (frei- 
lich nicht  im  geringsten  Anspruch  auf  Vollstlindigkeit  erhebende)  Zusammen- 
steUung  einer  Anzahl  solcher  Wörter  zu  geben,  die  entweder  in  der  griechischen 
Litteratur  nicht  mehr  belegbar  oder  trotz  ihres  eminent  griechischen  Aussehens 
erst  von  den  Römern  aus  griechischen  Elementen  meist  durch  Komposition  ge- 
bildet worden  sind,  zumal  Georges  in  Bursians  Jahresbericht  4874—75  S.  459 
diese  Aufgabe  als  dankenswert  bezeichnet  hat. 

Dahin  gehören  vermutlich  2) : 

tragicomoedia.  authepsa. 

amphitheatrum.  pincerna. 

graecostasis.  arcoleon 

elaeemporia.  biothanatos. 

amphibologia.  clinopale. 


4)  So  sind  ganz  spflte  volkstümliche  Formen   z.  B.  protulum  s=  n^odvQov,  lucinus 
Xvj^yof,  contiroleta  =  con  -+-  ^QoXinjff  u.  a. 

3)  Die  voces  hibridae  schliefse  ich  absichtlich  von  der  Betrachtung  aus. 


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86 


Griechische  Wörter 


ergastulum. 

sacciperium 

zomoteganite. 

zmaragdachates,  cerachaies  u.  a. 

spatalocinaedus. 

halagora 

halophanta 

murobathrarius  (myrobrecharius) . 

hamaxagoga. 

epipedonicus. 

faapalopsis. 

hippocamelus. 

leopardalis. 

leptomericus. 

philosophicus. 

clinocatfaedrioD. 

contomonobolon. 

crocufantia. 

mimiambi. 

monogramma. 

myriogenesis 

neaniscologus. 

necrothytus. 

octophorus. 

octogamus. 

octotopi. 

pentethronicus. 

pultifagus^  pultiphagus. 

argyranche. 


draucus  (nach  Analogie  von  palhi- 

cus  aus  dQaw) . 
thermapala. 
machagistia. 

pantomimus  (cf.  Lucian  d.  sali.) 
potamophylacia. 

Polymachaeroplagides  *). 

Plagioxypus. 

Bombomacbides. 

Miccotrogus. 

Aeschrodora. 

Ch(e)iruchus. 

Cricolabus. 

Glutomestoridysarchides. 

Teuximarcha. 

Pultiphagonides. 

Diapontius. 

Thesaurochrysonicocroesides. 

Agorastocles. 

Misargyrides. 

Artotrogus. 

Pyrgopolynices. 

Sycolatronidae. 

Tberapontigonus. 

Platagidorus. 

Logistoricum. 

Cryphiolalronia. 

Migdolibs. 


4)  Andere  derartige  plautinische  Bildungeo  bei  König,  Progr.  von  Patschkau  <S76. 


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n. 


Kein  Volk  hat  je  die  Sonnenhöhe  HeinOH  Knliurlebens  vdUig 
UU8  eigner  Kraft  erreicht  und  erk&mpft;  es  hat  sich  von  seinen 
Yorg&ngern  und  Nachbarn  Bftstzeng  hiersn  geliehen. 

E.  Fransos. 


EINLEITUNG. 

Die  Kulturgeschichte  lehrt  uns  mit  unumstöfslicber  Gewifsheit,  dals,  abge- 
sehen von  der  natürlichen  Beanlagung  eines  Volkes  vor  allem  zwei  Momente  als 
Uauptfaktoren  der  Civilisation  zu  betrachten  sind :  einmal  die  physi- 
schen Verhältnisse  des  Landes,  welches  das  Volk  bewohnte,  das  heilst 
seine  horizontale  und  vertikale  Gliederung,  seine  Bodenbeschaffenheit,  geo- 
graphische Lage  und  das  davon  mehr  oder  minder  abhängige  Klima  und  sodann 
seine  geringere  oder  grOfsere  Abgeschlossenheit  nach  aufsen  und  der 
dadurch  bedingte  engere  oder  weniger  enge  Kontakt  mit  den  Nachbarvölkern. 

War  jener  Punkt  die  Hauptquelle  der  hochentwickelten  Kultur  der  ältesten 
Kulturreiche  wie  Ägypten,  Babylonien,  Indien  und  China,  so  ist  dieser  von  un- 
endlicher Wichtigkeit  bei  der  Beurteilung  der  Civilisation  der  beiden  klassischen 
und  der  modernen  Völker,  wiewohl  auch  hier  den  physischen  und  klimatischen 
Einflüssen  Rechnung  getragen  werden  mufs.  Was  die  Inder  und  Ägypter  ge- 
worden sind,  das  sind  sie  fast  nur  durch  sich  selbst  und  durch  die  Natur  ihres 
Landes  geworden ;  dagegen  verdanken  die  Griechen  ein  gut  Teil  i&rer  civilisato- 
rischen  Errungenschaften  der  Berührung  mit  den  orientalischen  Völkern,  die 
Römer  vornehmlich  ihrem  lebhaften  Verkehr  mit  den  Griechen. 

Welch  grofsen  Einflufs  aber  die  Natur  des  Landes  bei  Griechen 
und  Römern  auf  den  Nationalcharakter,  auf  Kultur  und  Gesittung  ausgeübt  hat, 
das  wird  der  am  besten  ermessen  können ,  welcher  erwägt,  dafs  beide  Völker 
von  Haus  aus  eng  verwandt  waren  und  bis  zu  ihrer  Einwanderung  nach  Griechen- 
land resp.  Italien  in  gemeinschaftlichen  Sitzen  lebten,  dafs  beide  sich  einst 
gleicher  Sprache,  Sitten  und  Gebräuche  erfreuten  und  dafs  sie  uns  dennoch 
schon  beim  ersten  Dämmern  der  Geschichte  als  grundverschieden  entgegentreten. 
Denn  gleichwie  in  Griechenland  die  reiche  Gliederung  der  Küste  und  die 
Unzahl  vorgelagerter  Inseln  die  Schiffahrt  begünstigten  und  sei  es  direkt 
oder  indirekt  entschieden  die  Vielseitigkeit  des  griechischen  Geistes,  die  Ge- 
wandtheit auf  dem  Gebiete  des  Handels  und  Verkehrs,  der  Gewerke,  der  Kunst 
und  Wissenschaft  hervorgerufen  haben,  so  hat  auch  das  unwirtliche,  mit  dichten 


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88  Griecuischb  Wörter 

Wäldern  bedeckte  Gebiet  von  Uritalien  wesentlich  zu  der  Rauheit  und  Unbieg- 
samkeit  des  römischen  Wesens  beigetragen.  Wurden  die  Griechen  durch  die 
natürliche  Lage  des  Landes  mit  seinen  zahlreichen  Buchten  und  tiefen  Ein- 
schnitten, den  guten  Ilafenplatzen  und  den  in  der  Nähe  des  Festlands  winkenden 
Zielen  einer  grofsen  Zahl  kleiner  Eilande  auf  die  See  hingewiesen,  so  waren  und 
blieben  die  Römer  für  alle  Zeit  ein  mehr  ackerbautreibendes  Volk. 

Bekundeten  die  Griechen  bei  hohem  Kunstsinn  und  Schönheitsgefühl  innige 
Liebe  zur  Poesie  und  zu  anderen  idealen  Neigungen,  so  haben  die  Römer,  abge- 
sehen von  der  Landwirtschaft,  nur  auf  dem  Gebiete  des  Rechts-,  des  Staats-  und 
Militärwesens  sich  eigne  Wege  gebahnt;  auf  anderen  Gebieten,  z.  B.  dem  der 
Kunst  und  Wissenschaft,  sind  sie  durch  eigne  Kraft  nicht  über  die  Anfänge 
hinausgekommen. 

Während  die  Griechen  durch  die  Anregungen  von  aufsen  zu  angestrengter 
eigner  Thätigkeit  angespornt  wurden,  sodafs  Künste  und  Wissenschaften  bei  ihnen 
unter  orientalischem  Einflüsse  in  kurzer  Zeit  einen  gewaltigen  Aufschwung  nahmen 
und  durchgeistigt,  durchdacht,  in  verklärter  und  veredelter  Form  von  neuem  er- 
standen, haben  sich  die  Römer  auf  den  meisten  Gebieten  receptiv  und  passiv 
verhalten  und  die  Produkte  griechischer  Genialität  nach  und  nach  zwar  bei  sich 
aufgenommen,  aber  erst  ganz  allmählich  sich  anzueignen  und  selbst  hervorzu- 
bringen gesucht ;  ja  wie  wenig  nachhaltige  Wirkung  die  äufseren  Impulse  in  der 
ältesten  Zeit  bei  ihnen  hatten,  beweist  nicht  zum  wenigsten  der  Umstand,  dafs, 
obwohl  beide  Völker,  Griechen  sowohl  wie  Römer,  von  Phönicien  und  Karthago- 
aus offenbar  den  gleichen  Einflüssen  ausgesetzt  waren,  bei  letzteren  die  Spuren 
phönicischer  Einwirkungen  sehr  stark  verwischt  worden  sind. 

Dagegen  hat  allerdings  die  Energie  und  Gewandtheit  der  Griechen  und  die 
alles  überwindende  Macht  des  griechischen  Geistes  einen  immensen  Sieg  über 
Rom  davongetragen;  nicht  blofs  das  besiegte  Griechenland,  wie  Horaz  sagl^), 
sondern  schon  das  freie  hat  den  wilden  Sieger  bezwungen. 

Doch  nicht  mit  einem  Male  konnte  das  grofse  Werk  der  Kultivierung  Roms 
vollbracht  werden :  es  bedurfte  geraumer  Zeit,  einer  Reihe  von  Jahrhunderten, 
um  das  ganze  geistige  und  materielle  Eigentum  des  griechischen  Volkes  auf  römi- 
schen Boden  zu  verpflanzen.  Dafs  die  materiellen,  realen  Besitztitel  zuerst  bei 
den  nüchternen  Römern  Eingang  fanden,  wird  kaum  Wunder  nehmen.  So  wur- 
den zunächst  Objekte  aus  dem  Gebiete  der  3  Naturreiche,  besonders  des  Pflan- 
zen- und  Tier-,  weniger  de^  Mineral  reichs  in  Italien  importiert  und  an 
die  Römer  verhandelt.  Dazu  gesellten  sich  dann  allerhand  Manufakturwaren 
und  Gegenstände  des  täglichen  Lebens,  wie  Kleidungsstücke,  Schmuck- 
sachen, Getränke,  Efswaren,  Salben  und  Räucherwerk.  Infolgedes 
bald  lebhafter  werdenden  Handelsverkehrs  bürgerten  sich  dann  auch  die  griechi- 
schen Benennungen  für  Münzen,  Mafse  und  Gewichte  in  der  römischen 
Sprache  ein,  ohne  welche  ein  gedeihlicher  und  umfangreicher  Handelsbetrieb 
nicht  möglich  war,  ja  später  wurden  nach  griechischem  Münzfufse  und  Muster 


1)  Graecia  capta  forum  vtctorem  cepit.     Her.  epist.  2.  i.  156. 


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IN  DER  LATBINISGHBN  SPRAGHB.  89 

eigne  rOmische  Münzen  ausgeprägt  und  das  hellenische  Mafs-  und  Gewichtssystem 
auf  römischen  Boden  übertragen.  Der  grofse  Vorteil,  den  der  Seehandel  den 
Griechen  einbrachte,  spornte  zum  Bau  eigner  Schiffe,  deren  Vorbild  die  griechi- 
sche Triere  abgab. 

Höhere,  geistige  Einflüsse  folgten  mit  wenigen  Ausnahmen  erst  später 
nach,  die  ersten,  abgesehen  vom  Schriftgebrauch  und  der  Mechanik  des  Stein- 
baus, auf  religiösem  Gebiete,  mutmafslich  in  der  Zeit  der  Tarquinischen  Könige, 
von  denen  somit  die  2.  Periode  der  Knltlirfiberi;ragiuigen  datiert  werden  kann. 

War  vorher  fast  ausschlielslich  Seeverkehr  die  Quelle  neuer  Anregungen, 
so  wurden  jetzt  die  Neuerwerbungen  durch  die  nahen  Beziehungen  zu 
denbenacbbarten  Kolonien  Kampaniens  vermittelt,  und  so  wanderte  denn 
der  Kult  des  Herakles,  des  Apollo,  der  Demeter,  der  Proserpina 
und  des  Bacchus  nach  Rom.  Mit  ihnen  hielten  griechische  Baukünstler  und 
Maler  ihren  Einzug,  welche  den  neuen  Göttern  Tempel  nach  griechischem 
Muster  zu  errichten  berufen  wurden.  Bald  war  daher  der  bisherige  Einflufs  der 
Tusker  auf  diesem  Gebiete  gebrochen,  und  die  griechische  Baukunst  feierte  in 
Rom  einen  glänzenden  Triumph. 

Neue  Anknüpfungspunkte  gewährten  die  zahlreichen  italischen  und  aufser- 
italischen,  namentlich  asiatischen  Kriege  der  Römer,  mit  denen  denn  auch  die 
3.  romische  Knltarepoehe  anhebt. 

Die  Occupation  Siciliens  führte  der  ewigen  Stadt  eine  Unmasse  von 
Statuen  und  anderen  Werken  griechischer  Kunst  zu,  an  deren  Anblick  die  von 
Haus  aus  wenig  kunstverständigen  Römer  sich  erfreuen  lernten.  Ja  im  Laufe 
der  Zeit  wurde  das  Streben  nach  griechischen  Skulpturdenkmälem  geradezu  zur 
Manie.  So  fanden  Architektur,  Malerei  und  Plastik  schon  verhältnis- 
mäßig frühzeitig  in  Rom  Aufnahme.  Ihnen  folgte  die  Musik  als  Begleiterin  der 
Festspiele  und  der  orientalischen  meist  als  Sklaven  nach  Rom  wandernden 
Musikanten  und  Tänzerinnen. 

Mit  der  Gröfse  des  römischen  Reichs  erweiterte  sich  auch  der  geistige  Horizont 
und  die  Wifsbegierde  der  Römer.  Seit  dem  Ausgange  des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
wurde  die  griechische  Sprache  in  Rom  aufserordentlich  beliebt,  sosehr, 
dafs  ein  Teil  des  Adels  sie  der  Muttersprache  vorzog.  Wie  bei  uns  die  Kenntnis 
und  der  mündliche  Gebrauch  des  Französischen  oft  ein  Kriterium  des  gebildeten 
Mannes  ist,  wie  der  vornehme  Morgenländer  sich  des  Persischen  zur  Konversation 
bedient,  so  verstand  der  feine  Römer  Griechisch.  Schon  bei  Beginn  des  Taren- 
linischen  Krieges  soll  eine  römische  Gesandtschaft  in  Tarent  sich  der  griechischen 
Sprache  bedient  haben  (Dionys.  v.  Halikarn.  47.  7,  Appian  3.  7).  Die  Scipionen 
und  ihr  Anhang  thaten  es  in  der  Vorliebe  zu  griechischem  Wesen  allen  zuvor, 
und  Titus  Albutius^  zur  Zeit  der  Gracchen  Proprätor  in  Sardinien,  fand  so  grofses 
Gefallen  an  der  griechischen  Sprache  und  Bildung,  dafs  er  für  immer  seinen 
Wohnsitz  in  Athen  aufschlug. 

Die  beständigen  Eroberungen  und  die  immer  erneuten  Kriege  führten  eine 
Menge  griechischer  Sklaven  in  die  Hauptstadt,  sodafs  deren  Bevölkerung 
bald  gänzlich  mit  griechischen  Elementen  verquickt  war.    Mehr  als  der  Nobilität 


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90  Gbieghisghe  Wörtbr 

gelang  es  diesen,  der  griechischen  Sprache  Ausbreitung  zu  verschaffen  und  neues 
Terrain  zu  gewinnen.  Welchen  Umfang  aber  diese  Zersetzung  der  römiscben 
Plebs  bereits  bei  Beginn  des  2.  Jahrhunderts  v.  Chr.  angenommen  hatte,  lassen 
die  römischen  Komiker  deutlich  erkennen,  deren  Stücke  ganz  mit  griechischen 
Wörtern  und  Phrasen  durchsättigt  sind.  Hätten  sie  ein  Publikum  vor  sich  gehabt, 
welches  des  Griechischen  unkundig  war^  so  würden  sie  es  sicherlich  vermieden 
haben,  fremde  Brocken  in  so  grofser  Zahl  einzustreuen,  die  nicht  verstanden 
wurden  und  so  die  Wirksamkeit  der  Dramen  abschwächen  mulsten. 

Dieses  fremde,  griechische  Element  der  Stadt  nun  wurde  zu  den  verschie- 
densten Berufsarten  verwendet,  viele  von  ihnen  auch  als  Lehrer  und  Erzieher 
der  Jugend.  Daneben  zogen  freie  Griechen  freiwillig  nach  Rom,  um  diesem  Be~ 
rufe  obzuliegen.  Schon  Polybius  konnte  32.  40  aussprechen,  dafs  eine  grofse 
Zahl  seiner  Landsleute  auf  diese  Weise  ihr  Brod  in  Rom  verdiente.  So  wurde 
der  römischen  Jugend  durch  griechische  Lehrer  Vorliebe  zu  den  griechischen 
Wissenschaften  eingeimpft.  Nach  der  gleichen  Richtung  hin  wirkte  die  Aoqui- 
sition  umfangreicher  Bibliotheken  in  Feindesland,  deren  erste  im  Macedonischen 
Kriege  mit  Perseus  von  Flaminius,  andere  durch  Sulla,  LucuUus  u.  s.  w.  nach 
Rom  geschickt  wurden  (Isid.  or.  6.  5). 

Unter  dem  Einflüsse  der  Schule  und  der  Schaubühne  brachte  es  Rom 
dann  auch  zu  einer  eignen  Litteratur.  Nach  alle  dem  Gesagten  ist  es  aber 
selbstverständlich,  dafs  diese  von  vorn  herein  von  der  griechischen  beeinfluTst 
wurde  und  mehr  oder  minder  abhängig  war.  Die  ersten  römischen  Dichterarbei- 
teten nach  griechischen  Originalen,  wenn  sie  nicht  geradezu  griechische  Werke 
übersetzten ;  die  ältesten  stammten  sogar  aus  dem  griechischen  oder  gräcisieren- 
den  Unteritalien:  denn  Livius  Andronicus  ist  wahrscheinlich  durch  Liv.  Sali- 
nator  nach  der  Eroberung  Tarents  272  als  Gefangener  nach  Rom  gebracht  worden, 
Naevius  war  aus  Kampanien,  Ennius  aus  Rudiae  im  Lande  der  Peuceiier^)  ge- 
bürtig.   Porcius  Licinus  hatte  daher  recht,  wenn  er  sagte : 

Poenico  belle  secundo  Musa  pinnato  gradu 
intulit  se  bellicosam  in  Romuli  gentem  feram. 

Prosawerke  in  römischer  Sprache  zu  schreiben,  dazu  war  diese  da- 
mals noch  nicht  geeignet,  zu  hart,  zu  unbiegsam,  und  da  überdies  die  Vornehmen 
meist  geläufig  griechisch  sprachen  und,  wie  Cic.  pr.  Archia  c.  40  sagt',  Latina  exi- 
guis  finibus  contenta  erant,  Graeca  in  omnibus  fere  gentibus  legebantur,  so  war  es 
für  die  Annalisten  bequemer  und  vorteilhafter,  ihre  Werke  in  griechischer  Sprache 
abzufassen.  Auf  diese  Weise  entstanden  die  griechischen  Annalen  des  Fab.  Pictor, 
Cincius,  Acilius  u.  a.  zur  Zeit  des  2.  punischen  Krieges.  Nicht  lange  darauf 
wurden  auch  die  ersten  Samenkörner  der  Philosophie  und  des  grammati- 
schen Studiums  in  Rom  von  griechischen  Philosophen  gestreut.  Wie  erfolg- 
reich deren  Thätigkeit  daselbst  war^  geht  deutlich  hervor  aus  dem  öfter  wieder- 
holten Befehle  der  Ausweisung  derselben  aus  der  Stadt.    4  73  wurden  die  Epi- 


1)  Fest.  p.  293  M:  Ennius  utpote  Graecus  Graeco  more  usus. 


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IN  DEB  LATEINISCHEN  SpRAClIK.  91 

kureer  Alcaeus  und  Philiscus,  164  gleichfalls  griechische  Philosophen  vertrieben 
und  155  suchte  man  sich  der  aus  dem  Akademiker  Carneades,  dem  Stoiker  Dio- 
genes und  dem  Peripatetiker  Critolaus  bestehenden  Gesandtschaft  nach  kurzem 
Aufenthalte  zu  entledigen.  Desto  grofser  war  der  Einflufs  der  tausend  gefangenen 
Ächäer,  die  nicht  weniger  als  17  Jahre  in  Italien  festgehalten  wurden.  Der 
vertraute  Freund  des  jüngeren  Scipio  verschafilc  der  stoischen  Philosophie  Auf- 
nahme bei  den  Römern  und  gewann  einen  grofsen  Anhängerkreis;  für  andere 
philosophische  Systeme  machten  andere  Propaganda. 

Dafs  unter  diesen  Umständen  der  Gebrauch  der  griechischen 
Sprache  immer  weiter  um  sich  griff,  läfst  sich  denken.  Schon  in  Lucrez'  Zeit 
war  die  griechische  Sprache  die  Lieblingssprache  der  Liebenden  (vgl.  Fried- 
länder,  Sittengesch.  L  405),  und  in  der  Kaiserzeit  wird  diese  Sucht,  griechisch 
statt  lateinisch  zu  reden,  besonders  an  alten  Frauen  gegeifselt ,  die  damit  koket- 
tierten (Juvenal  6.  185,  Mart.  10.  68).  Und  wurde  nicht  sogar  dem  Molo,  der 
der  römischen  Sprache  nicht  mächtig  war,  in  Sullas  Zeit  die  Erlaubnis  erteilt, 
vor  dem  versammelten  Senate  griechisch  zu  sprechen? 

DieMedizin  und  die  exakten  Wissenschaften  wurden  erst  verhält- 
Dismäfsig  spät  auf  römischem  Boden  angebaut.  Obwohl  griechische  Ärzte,  z.  B. 
ArchagathuS;  schon  am  Ausgang  des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr.  (535  a.  u.  c.)  nach 
Rom  gelangten,  so  blieb  doch  die  medizinische  Wissenschaft  den  Römern  nicht 
nur  lange  Zeit  unbekannt,  sondern  wurde  sogar  zuweilen  von  ihnen  stark  ange- 
griffen und  fand  einen  der  eifrigsten  Widersacher  an  dem  altern  Cato.  Erst  in 
der  römischen  Kaiserzeit  bildete  sich  nach  griechischen  Vorbildern  eine  medizi- 
nische Litteratur  aus,  deren  Haupt  Vertreter  Celsus  und  Scribonius  Largus  waren. 
Die  Geographie  wurde  zuerst  kultiviert  vom  Polyhistor  Varro  und  fand 
namentlich  in  der  Augusteischen  Zeit  eine  gröfsere  Anzahl  von  Anhängern  und 
Verehrern. 

Etwas  früher  wurde  der  Mathematik  eine  Heimstätte  in  Italien  bereitet, 
doch  fand  dieselbe  im  ganzen  wenig  Anklang,  während  die  Feldmefskunst, 
die  Astronomie  und  seit  der  Kaiserzeit  auch  die  Astrologie  einen  gröfseren 
Anhang  gewannen,  sämtlich  von  der  griechisch-alexandrinischen  Gelehrsamkeit 
abhängig  und  mehr  oder  weniger  davon  beeinflufst. 

Auch  die  Kenntnis  der  Naturwissenschaft  erreichte  erst  in  augustei- 
scher Zeit  gröfseren  Umfang  und  fand  besonders  im  älteren  Plinius  einen  eifrigen 
Vertreter. 


Ehe  wir  nun  zur  detaillierten  Behandlung  der  kulturhistorischen  Einflüsse 
Griechenlands  auf  Rom  übergehen^  halten  wir  es  für  nötig,  hier  die  dabei  be- 
folgte Disposition  zu  geben: 


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92  GaiBcuisGHK  Wörter 

Aufweichen  Gebieten  machen  sich  die  Anregungen  Griechenlands  bemerkbar? 

A.  Die  den  Menschen  umgebende  Natur; 
\)  Tierreich. 

2]  Pflanzenreich. 

3)  Mineralreich.    Bergbau. 

B.  Der  Mensch  selbst: 

1.  Bedürfnisse  des  Individuums : 

a]  leibliche: 

a)  diese  bestehen  aus  : 

1)  Nahrung. 

2)  Kleidung. 

3)  Wohnung. 

(i)  diese  werden  beschafl*t  durch  : 
\)  Gewerbe. 
2]  Handel  und  Verkehr  (zur  See,  zu  Lande;  Metrologie). 

b)  geistige: 

a)  Wissenschaften: 
\)  Grammatik. 

2)  Poetik  und  Metrik.    Schreib-  und  BUcberwesen. 

3)  Rhetorik. 

4]   Philosophie. 

5)  Astronomie  und  math.  Geographie,  Astrologie,  Zeiteinteilung. 

6j  Mathematik. 

7]  Physik  und  Mechanik. 

8)  Geographie. 

9)  Jurisprudenz. 
10)  Medizin. 

ß)  Künste: 

aa)  fixierende: 

1)  Plastik. 

2)  Architektur. 

3)  Malerei. 
ßß)  transitorische : 

\)  Musik. 

2)  Mimik  und  Orchestik. 

3)  Gymnastik. 

y)  Spiele  und  Belustigungen. 

II.  Bedürfnisse  der  Familie. 

III.  Bedürfnisse  des  Staates : 
1)  Staatswesen. 

2)  Religion. 
3)  Militärwesen. 
(Anhang:  Allerlei.) 


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Rebns  alienigenig  longo  temporis  tractn  apnd  nos 
factis  tamqvam  indigenis,  nnde  primnm  Tonerint, 
Undem  ignoratvr ;  qiiod  de  mnltis  plantis  et  ar- 
boribns  verum  et  de  animalibns  band  paucis. 
Thomas  Hyde. 

Kap.  L   Tiere. 

§.  1.    Säugetiere. 

Wenn  man  einen  prüfenden  Blick  auf  die  Kenntnisse  der  Römer  im  Gebiete 
der  3  Naturreiche  wirft  und  zu  ergründen  sucht,  in  wie  weit  sie  sich  diese  selb- 
ständig erworben  oder  durch  Vermittlung  der  Griechen  erhalten  haben ,  so  wird 
man  sehr  bald  zu  der  Überzeugung  kommen,  dafs  ihr  eigenes  Wissen  im  Bereiche 
der  Zoologie  und  Botanik  nicht  ganz  unbedeutend  gewesen  ist ,  dafs  sie  dagegen 
in  der  Mineralogie  fast  alles  den  Griechen  verdanken.  Ganz  natürlich;  denn  wohl 
hatten  die  Italer  schon  in  ihrer  asiatischen  Heimat  Gelegenheit  gehabt,  aufser 
ihren  Haustieren  noch  die  Bekanntschaft  der  wichtigsten  Vierfüfsler  und  Vögel  zu 
machen,  wohl  hatten  sie  beim  Bau  ihrer  leichten  Hütten,  beim  Zimmern  der 
Wagen  und  des  nötigsten  Geräts ,  beim  Glätten  des  Schaftes  für  den  Wurfspeer 
und  des  Stils  zur  Handhabung  der  Axt  die  verschiedenen  Holzarten  unterschei- 
den gelernt  und  vermochten  schon  mannigfache  Futterkräuter,  von  denen  ihr  Vieh 
sich  nährte,  mit  Namen  zu  nennen ;  wohl  brachte  ihnen  ihre  Wanderung  von  der 
iranischen  Hochebene  nach  derwald-  und  grasreichen  Apenninenhalbinsel  gerade 
auf  diesem  Felde  neue  Anschauungen  und  neue  Begriffe :  dagegen  machte  das 
nomadische  Wanderleben  eine  Ausbildung  der  Kunst  des  Bergbaues  und  damit 
jede  genauere  Bekanntschaft  mit  den  Arten  des  Gesteins  unmöglich. 

Indessen  würden  wir  andererseits  sehr  irren ,  wenn  wir  annehmen  wollten, 
dafs  die  Italer  alle  sinnlichen  Eindrücke,  alles  mit  eigenen  Augen  Geschaute  auch 
sogleich  mit  eigenem  Namen  benannt  haben ;  vielmehr  lehrt  die  Sprachverglei- 
chung, dafs  nicht  wenige  ihnen  nachgewiesenermafsen  in  der  voritalischen  Zeit 
zu  Gesicht  gekommene  Tiere,  Pflanzen  und  Mineralien  entweder  specifisch  italische 
oder  römische  Namen  tragen.  Nicht  ohne  Grund.  Denn  es  leuchtet  von  selbst 
ein,  dafs  in  jener  grauen  Vorzeit  ein  Volk  auf  so  primitiver  Kulturstufe  noch  nicht 
die  nötige  Schärfe  des  Blicks  zur  Unterscheidung  der  Arten  besessen  haben  kann 
und  demnach  gewisse  Tier-  und  Pflanzengattungen  mit  einem  gemeinschaftlichen 
Namen  benannt  hat,  deren  unterscheidende  Merkmale  erst  das  geübtere  Auge  und 
reifere  Urleil  der  späteren  Zeit  erkannt  hat.  Dazu  kommt,  dafs  im  Laufe  der  Zeit 
die  Namen  gar  mancher  Objekte  der  Sinnenwelt  ihrem  Gedächtnis  wieder  ent- 


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94  Grirghischb  Wörter 

fallen  sein  mögen ,  weil  sie  in  ihren  späteren  Wohnsitzen  nicht  wieder  damit  in 
Berührung  gekommen  sind. 

In  beiden  Fällen  galt  es ,  neue  Namen  für  die  neuen  Errungenschaften  zu 
finden :  man  schuf  sie  entweder  mit  Hilfe  des  bereits  vorhandenen  Sprachgutes 
auf  dem  Wege  der  Derivation  und  Komposition  oder  gewann  sie  durch 
Entlehnung.  Diese  zweifache  Art  der  Wortschöpfung  ist  zur  Beurteilung  der 
Kultur  eines  Volkes  von  der  gröfsten  Wichtigkeit,  und  nur  demjenigen  wird  es 
gelingen,  die  Stellung  desselben  in  der  Geschichte  der  Civilisation  vollständig  zu 
ermessen  und  zu  würdigen,  deraufser  einer  genauen  Durchmusterung  der  Lehn- 
wort e  r  auch  die  Neubildungen  seiner  Sprache  berücksichtigt :  eine  Aufgabe, 
die  freilich  wiederum  nicht  möglich  ist  ohne  Kenntnis  der  stammhaften,  altererb- 
ten Kulturwörter.    Doch  zur  Sache  I 

Die  vergleichende  Sprachforschung  belehrt  uns,  dafs  die  Indogermanen ,  als 
sie  noch  in  ihrer  gemeinsamen  Urheimat  sefshaft  waren,  bereits  die  meisten 
unserer  jetzigen  Haustiere  gezähmt  hatten^).  Sie  waren  damals  der  wich* 
tigste  Besitz  der  Menschen ;  Reichtum  daran  und  Femhaltung  der  auf  ihren  Raub 
ausgehenden  Feinde  sind  ein  geläufiges,  oftmals  wiederkehrendes  Thema  der 
vedischen  Hymnen  (Kuhn,  Herabkunft  des  Feuers  S.  1  ff.).  Fast  abgöttisch  ver- 
ehrte man  die  milchspendenden  Rinder,  ja  mit  dem  Worte  gopa  bezeichnete  man 
den  Rinderhirten  und  den  König.  Das  vorzüglich  von  Eichelkost  sich  nährende 
Schwein  gab  sein  Fleisch,  das  Schaf  seine  Wolle.  Auch  die  Ziege  fehlte 
nicht  dem  Hauswesen,  noch  weniger  der  Hund,  der  dem  Menschen  als  sein 
treuester  Diener  beim  Hüten  der  Herde  von  jeher  trefflichen  Beistand  leistete. 
Das  Pferd  dagegen,  dessen  Bekanntschaft  gleichfalls  in  jene  Zeit  fällt,  lernte 
man  erst  in  späterer  Zeit  zähmen  und  sich  dienstbar  machen  ^] . 

Auf  ungefähr  der  gleichen  Stufe  treffen  wir  die  Italer  bei  ihrer  Einwan- 
derung in  Italien  und  noch  bestätigt  uns  das  Ceremoniell  der  Suovetaurilien  in 
historischer  Zeit,  dafs  auf  Rindvieh-,  Kleinvieh-  und  Schweinezucht  der  Wohl- 
stand der  alten  Italer  beruhte ,  noch  bekundet  die  älteste  Sitte ,  alle  Geldstrafen 
in  Schafen  und  Rindern  zu  berechnen ,  die  höhe  Bedeutung  dieses  Besitztitels. 
Erhielt  ja  doch  auch  das  Land,  wenngleich  ursprünglich  blofs  in  seinem  südwest- 
lichen Zipfel ,  von  den  einwandernden  Griechen  wegen  seines  Rinderreichturos 
den  Namen  1 1  a  1  i  a  [IraXog  =  vitulus]  • 

Doch  nicht  blofs  die  von  ihnen  gezähmten,  sondern  auch  mancherlei  Tiere 
des  Waldes  und  Feldes  wurden  den  Italem,  noch  bevor  sie  dieApenninen- 
halbinsel  betraten,  bekannt.  Wild,  zu  dessen  Erlegung  man  mit  Pfeil  und  Bogen 
oder  mit  dem  Speer  bewaffnet  auszog,  war  ja  reichlich  vorhanden.  Der  Hirsch 
(cervus,  hinnulus) ,  der  jetzt  in  Italien  so  gut  wie  ganz  ausgestorben  ist ,  durch- 
streifte einst  die  ganze  Halbinsel  und  noch  bekundet  der  Name  der  Stadt  Brun- 


4)  Vgl.  Kuhn,  Zar  filtesten  Geschichte  der  indogerm.  Völker  in  Webers  Ind.  Sind. 
4.  338 ff.,  Kneisol,  Kullurzustand  der  indogerm.  Völker,  Progr.  v.  Naumburg  4867.  S.  Sff., 
Förstemann,  K(uhns)  Z(eitschr.)  4.  491  ff.,  Pictet,  les  orig.  indoeurop^cnnes  etc. 

2)  Die  Haustiere  der  vedischen  Arier  sind  nach  Zimmer,  allind.  Leben:  Rind,  Scbif, 
Ziege,  Hund;  Rofs,  Esel. 


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IN  DBR  LATBINISGHBIf  SpRACHB.  95 

disiam^)  seine  einstige  Existenz  im  äufsersten  Südosten,  in  Calabrien;  derWo  If 
(lupus),  noch  heutzutage  das  gefUrchtetste  Tier  des  Apennins,  besonders  der 
Abnizzen,  war  schon  damals  verrufen,  und  bezeichnend  genug  haben  die  italischen 
Bundesgenossen  auf  ihren  Münzen  neben  dem  Stier  (als  Symbol  der  Samniter) 
den  Wolf  (als  das  Sinnbild  der  Römer]  verewigt.  Der  Bär  (ursus)  war  in  Luca* 
nien  und  Apulien  häufig  anzutreffen,  nicht  minder  der  Eber  (aper,  verres),  eine 
gern  gesehene  Beute  der  Jäger :  sämtlich  Tiere ,  die  nach  Ausweis  der  von  De> 
litzsch  (Assyrische  Studien,  Leipzig  4874)  ausgebeuteten  ninivitischen  Thon- 
täfeichen  auch  dem  semitischen  Sprachstamme  im  Euphrattieflande  von  alters 
her  bekannt  waren  und  deren  Vorkommen  nach  Angabe  der  römischen  Schrift- 
steller in  gleicher  Weise  für  die  pyrenäische  Halbinsel  verbürgt  ist  (vgl.  Wiehert, 
Progr.  des  Kneiphöfschen  Gymnasiums  in  Königsberg  4846.  S.  4—4).  Und  dafs 
man  diese  Tiere  nicht  blofs  kannte,  sondern  auch  erlegte,  wird  durch  die  Aus- 
grabungen zur  GewiDsheit  erhoben  :  wie  denn  beispielsweise  in  den  Pfahlbauten 
der  Poebene ,  abgesehen  von  den  Überresten  der  Haustiere ,  Knochen  und  Ge- 
weihe von  Hirsehen ,  Knochen  und  Hauer  von  Wildschweinen  und  Bärenzähne 
gefunden  worden  sind  (vgl.  Heibig,  die  Italiker  in  der  Poebene.  Leipzig  4879. 
S.  44  f.).  Ohne  Zweifel  hatte  man  auch  damals  schon  die  Bekanntschaft  des 
Fuchses  (vulpes)  gemacht^).  Doch  noch  mehrl  Wie  der  Hase')  (lepus 
vgl.  xexij^  =  skr.  ca^a),  so  zählt  auch  der  Igel  (er,  erinaceus)  und  das 
Geschlecht  der  Mäuse  (mus  =  skr.  müsba;  sorex)  bereits  zu  den  alten  Be- 
kannten; desgleichen  der  Biber  (fiber),  der  einstmals  alle  Gewässer  Europas 
bewohnte  (Hehn,  Kulturpflanzen  S.  46.).  Gleichfalls  aus  europäischer  Zeit  da- 
tiert wohl  die  Kenntnis  des  Frettchens,  wenn  anders,  was  wohl  kaum  an- 
zunehmen, das  plautinische  viverra  nicht  aus  einer  nordischen  Sprache  entlehnt 
ist,  wo  es  in  den  Formen  (lit.)  vaivaras  und  (slav.)  v(verica  =  Eichhörnchen  er- 
scheint^). Gräkoitalisch  ist  auch  entschieden  der  Name  des  Maulwurfs  (talpa 
=:  axakoip  =  aOTtala^ ,  da  der  Abfall  des  anlautenden  s  und  der  Übergang  von 
sc  und  sp  in  st  durch  Analogieen  gesichert  ist  (vgl.  Gurt.  Grundz.^  689) ,  dagegen 
hat  die  Fischotter  ihren  alten  indogermanischen  Namen  (skr.  udra,  zend.udra 


I)  Der  Name  kommt  vom  messap.  ßqivdos'  IXatpos  (Hesych.)  ss  lit.  brödis,  lett.  brödis, 
preufs.  braydis,  Hirsch,  Elentier. 

%)  Mag  man  eine  Grundform  vaipa  aufstellen,  aus  der  sich  vufes  und  mit  abgefallenem 
V  die  griechische  und  litauische  Form  zur  Not  erklären  liefsen,  oder  auch  blofs  die  letzt- 
genannten beiden  Sprachen  mit  ihren  genau  sich  deckenden  Bildungen  (läpö,  lapükas  « 
itXanBX")  berücksichtigen,  so  beweist  doch  die  übereinstimmende  Formation  im  Griechi- 
schen und  Litauischen  die  Kenntnis  des  Tieres  in  europäischer  Zeit. 

3)  Vgl.  dasypus  bei  Plinius  8.  219  u.  ö. 

4)  Die  Bedeutungsverschiedenheit  zwischen  dem  Lateinischen  und  den  nord.  Sprachen 
deutet  darauf  hin,  dafs  Frettchen  und  Eichhorn  einstmals  mit  gleichem  Namen  belegt,  also 
für  derselben  Tiergattung  angehOrig  betrachtet  worden  sind.  Nur  so  läfst  es  sich  erkifiren, 
wie  es  gekommen,  dafs  die  Rümer  seit  der  Kaieerzeit  für  das  Eichhorn  einen  griechischen 
Namen  (sciurus)  adoptiert  haben.  Durch  die  Griechen  werden  sie  mit  den  unterscheiden- 
den Merkmalen  dieses  von  ihnen  früher  viverra  benannten,  ungemein  beliebten  (Marlial 
5.  87.  M)  Tieres  bekannt  geworden  sein. 


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96  Griechische  Wöbtbr 

f.  preufs.  odro,  an.  otr,  ahd.  ottir,  griech.  iv-vdqig)  auf  italischem  Boden  ver- 
loren und  durch  eine  Neubildung  aus  der  Wurzel  lu  einen  neuen  (lulra)  erhalten. 

Wie  dieser,  so  sind  gleichfalls  als  specifisch  römische  Namen  zu  betrachteD 
die  Benennungen  des  Marders  (meles)  und  der  Wildkatze  (feles),  zu  denen 
man  wohl  erst  in  Italien  in  nähere  Beziehung  trat,  aber  auch  die  des  Wiesels 
(mustela),  derHaselmaus  (nitedula,  nitela)  und  des  Siebenschläfers  (glis), 
der  in  späterer  Zeit  als  beliebter  Leckerbissen  die  Tafeln  der  Reichen  zierte  und 
deshalb  in  Vivarien  gehalten  wurde;  ebenso  des  Affen,  der  unter  den  Bezeich- 
nungen dura,  clüna  und  simia  schon  seit  alter  Zeit  in  Rom  bekannt  und  vermut- 
lich auf  den  italischen  Inseln  heimisch  war^). 

Femer  lernten  die  Römer  auf  italischem  Boden  das  Reh  und  die  Gemse 
vom  Hirsche  (auch  nominell)  trennen  und  belegten  die  gleich  der  Ziege  klettern- 
den Tiere  mit  den  Namen  caprea  und  rupicapra;  ja  auch  der  Name  des  Stein- 
bocks würde  als  römische  Neuschöpfung  zu  betrachten  sein,  wenn  das  Wort 
ibex  nicht  in  Verdacht  stände,  keltischen  Ursprungs  zu  sein^).  Lebte  ja  doch  das 
Tier,  wie  heutzutage,  schon  damals  in  Italien  nur  im  keltischen  Sprachgebiete  der 
Alpen  I  Und  in  der  That  haben  die  Kelten  den  Römern  die  Kenntnis  einer  Zahl 
von  nordischen  Vierfüfslem  übermittelt :  die  Namen  des  U  r  (urus  cf.  Macrob.  4. 
6  extr.),  des  Dachses  (chama,  rufius  cf.  Plin.  8.  70,  vgl.  taxea),  des  Wind- 
hundes (vertragus.  Arrian.  de  ven.  3),  der  Maultierarten  burdo,  mannus 
und  buricus  (vgl.  Hehn,  Kulturpfl.  3  p.  545),  des  Kaninchens  (cuniculus, 
laurix,  Hehn,  Kulturpfl.^  p.  398.  399.  541),  des  Bastards  von  Schwein  und 
Eber  (hibrida.  Vgl.  S.  44)  und  des  Wallachs  (cantherius.  Vgl.  S.  23.  35) 
haben  von  Gallien  aus  den  Weg  nach  Rom  gefunden ,  ebenso  sind  Worte  germa- 
nischen Ursprungs  wie  bison,  Wisent  (cf.  VaniJ.  Fremdw.  p.  8)  und  alces, 
achlis,  Elch  (Plin.  8.  39.  Caes.  b.  G.  6.  87)  wahrscheinlich  durch  keltische Ver- 
mittelung  in  Rom  eingebürgert  worden. 

Dagegen  war  das  erste  aus  dem  Orient  importierte  Säugetier  ohne  Zweifel 
der  Esel  (asinus) .  Wie  die  in  sämtlichen  nordeuropäischen  Sprachen  offenbar 
aus  dem  lateinischen  Deminutivum  asellus  entlehnten  Namen  desselben,  noch 
mehr  aber  das  bisher  bei  allen  Ausgrabungen  resultatlose  Forschen  nach  Esels- 
knochen genügend  bekunden ,  gehörte  das  Tier  noch  nicht  zum  Haushalte  der 


4)  Wenigstens  kan#  der  Name  Pithekussa  für  die  vor  dem  Vorgebirge  Misenum  ge- 
legene Insel,  die  man  sonst  Aenaria  oder  Inarime  zu  nennen  pflegte,  da  die  Ableitung  des 
Wortes  bei  Plinius  von  nl^os  Fafs  lautlich  und  sachlich  sehr  unwahrscheinlich  ist,  nicht 
wohl  anders  als  ans  der  zahlreichen  Anwesenheit  von  Affen  [ni^xog)  erklärt  werden  (vgl. 
Kiepert,  Lehrb.  d.  alt.  Geogr.  S.  446  Anm.),  ähnlich  wie  ^i^^ovtftfa  die  ziegenreiche,  ^Poin- 
xovtraa  die  dattelreiche,  ^E^ixovaaa  die  an  Heidekraut  reiche  Insel  bezeichnet.  Von  dort 
konnte  das  Tier  leicht  nach  Rom  gelangen,  wo  es  zu  Plautus  (vgl.  Most.  4.  i.  4.)  und 
Ennius  (bei  Cic.  d.  nat.  devr.  4.  85)  Zeit  aufföllig  bekannt  war,  sodafs  es  niemals  bei  Ge- 
legenheil von  Venationen  gezeigt  worden  ist.  Die  Möglichkeit  der  Ableitung  des  Wortes 
simia  von  clfxogf  plattnasig  (dagegen  similis)  ändert  an  dieser  Thatsache  nichts.  Die  An- 
nahme griechischen  oder  phönicischen  Imports  in  Rom  ist  damit  nicht  ausgeschlossen. 

5)  Das  dem  griechischen  aiyoxs^tas  nachgebildete  capricomus  ist  nur  zur  Bezeichnang 
des  Sternbildes  im  Gebrauch. 


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IN  DBK  LATEmiSGHBN  SPRACHE.  97 

europäischen  Völker.  Dafs  aber  das  Wort  asinus  aus  fremder  (semitischer]  Quelle 
geflossen  ist,  wird  wohl  nur  noch  von  wenigen  bezweifelt,  dagegen  direkt  behauptet 
nach  Benfeys  Vorgange  (Wurzel Wörterbuch  \ .  123)  von  Ilehn,  Kulturpfl.  H5.  514. 
Stockes  Ir.  gloss.  159.  Fielet,  les  orig.  Indoeurop.  1 .  354,  Gurtius  Grundz.  404  u.  a. 
Doch  dürfte  der  Nachweis  griechischer  Vermittelung  schwer  zu  erbringen  sein, 
da  von  oyog  zu  asinus  keine  BrUcke  führt  und  die  Annahme  einer  dialektischen 
Nebenform  wie  aayog  (vgl.  Hehn  a.a.O.)  immerhin  eine  sehr  mifsliche  Sache  ist. 
Für  vollkommen  unglaublich  aber  halte  ich  trotz  Hehn  S.  115  den  Import  des  Esels 
durch  illyrische  Volksstämme  und  neige  vielmehr  zu  der  Ansicht,  dafs  derselbe 
ebenso  wie  der  Pfau  mit  phönicischen  W^arenballen  direkt  an  die  italische  Küste 
gelangt  und  von  den  phönicischen  Kaufleuten  frühzeitig  in  den  überseeischen 
Uandelsfaktoreien  als  Lasttier  verwendet  worden  ist  ^).  Der  Umstand,  dafs  Afrika 
die  ursprüngliche  Heimat  des  Tieres  ist,  legt  sogar  den  Gedanken  an  karthagische 
Einfuhr  sehr  nahe  und  die  sonst  sich  bietenden  sprachlichen  Schwierigkeiten 
werden  durch  diese  Annahme  so  gut  wie  beseitigt,  da  sich  aus  dem  hebräischen 
aton  das  lateinische  asinus  mit  Leichtigkeit  ableiten  läfst. 

Weit  intensiver  als  der  Einflufs  der  Gallier  und  Phönicier  war  der  der 
Griechen.  Deren  Verdienst  ist  die  frühzeitige  Acclimatisation  des  Maultieres, 
das  aus  seiner  pontischen  Heimat  (vgl.  Homer  H.  2.  852)  auf  phokäischen  Schiffen 
dem  italischen  Gestade  zugeführt  wurde.  Wenn  wir  nämlich  erwögen,  dafe 
dieses  rüstige  Handelsvolk  bereits  vor  dem  Jahre  600  das  ganze  westliche  Mittel- 
meer  bis  nach  Tartessus  befuhr,  dann  Massilia  an  der  gallischen  Küste  gründete 
und  auch  auf  Sardinien  und  dem  italischen  Festlande  (Velia)  Stützpunkte  für 
seine  Fahrten  hatte,  ja  dafs  es  sogar  an  der  Tibermündung  erschien  (Justin  43. 
3.  4),  um  engere  Beziehungen  mit  den  Römern  anzuknüpfen ,  so  wird  uns  nicht 
mehr  bedenklich  erscheinen,  das  W^ort  mulus  aus  dem  der  Überlieferung  nach 
phokäischen  iiv^Xog  oder  ^ivTcXog ,  Zuchtesel ,  Springesel  abzuleiten  {ovovg  Tovg 
litt  oxbIccv  TtefiTtofiivovg  Hesych.,  vgl.  Hehn,  Kulturpfl.  ^  p.  515).  Schwierig 
ist  es  jedoch ,  die  Zeit  dieser  Acquisition  genau  zu  bestimmen :  Zu  Varros  Zeit 
erscheint  der  mulus  als  eins  der  verbreitetsten  und  gebräuchlichsten  Zugtiere  in 
Italien  (Varr.  r.  r.  2.  8.  5:  hisce  enim  binis  coniunctis  omnia  vehicula  in  viis 
ducuntur) ,  für  den  Beginn  des  ersten  Jahrhunderts  vor  Christus  verbürgt  ein 
Gleiches  der  damals  aufgekommene  Name  der  muli  Mariani ,  für  eine  noch  weit 
frühere  Verwendung  des  Tieres  aber  spricht  meines  Erachtens  der  Gebrauch  des 
Wortes  mulus  in  sprichwörtlichen  Ausdrücken  wie  mulo  inscitior  schon  bei  Plau- 
tus  (Cist.  4.  2.  12.  Aul.  3.  5.  21). 

Dem  Spröfslinge  der  Stute  und  des  Esels  folgte  der  Abkömmling  des 
Hengstes  und  der  Eselin  erst  später  nach  dem  Westen  von  Europa  nach. 
Dafs  aber  auch  dieser  zuerst  durch  die  Griechen  in  Italien  importiert  worden  ist, 
geht  deutlich  hervor  aus  den  Bezeichnungen  etrusk.  huins  (Jahrb.  f.  Philol.  1874. 
800)  und  lat,  hinnus,  hinnulus  (Titin.) ,  hinnuleus,  welche  sämtlich  auf  die 
Grundform  'irvog  zurückgehen. 

4}  Auf  frühen  Handelsverkehr  mit  den  Phöniciern  deutet  der  bereits  im  Jahre  509  mit 
Karthago  abgeschlossene  Handelsvertrag,  vgl.  Polyb.  3.  2%.  30. 

Weise,  Griecb.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  7 


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9S  Griechischb  Wörtsr 

Da  mit  diesen  Errungenschaften  die  wichtigsten  Haustiere  nunmehr  im  Be- 
sitze der  Römer  waren,  so  nimmt  es  nicht  wunder,  dafs  geraume  Zeit  keine 
neuen  Kulturtibertragungen  auf  dem  Gebiete  der  Säugetiere  stattfinden.  Erst  der 
Aufschwung  der  Wollindustrie  hatte  die  Einführung  edler  Schafrassen  aus 
Griechenland  zur  Folge  (Plin.  8.  f  90  :  lana,  quae  in  Italia  Graeci  pecoris  appella- 
tur),  so  dafs  auch  aus  jener  Zeit  die  nach  Varro  r.  r.  8.  2  von  den  maiores  ge- 
brauchte Benennung  einer  Schafgattung  als  apica  :=  ccTtOTcog ,  ^ablbäuchig  her- 
rühren mag  (vgl.  Fest.  25.  14).  Auch  mit  den  vorzüglichsten  griechischen 
Hundearten  wurde  man  jetzt  vertraut  undwufste  besonders  die  molossische 
(molossus,  cf.  molossici  cancs  Plaut,  capt.  86)  und  lakonische  (laco)  Rasse 
wegen  ihrer  Brauchbarkeit  zur  Jagd  (Sil.  3.  295)  und  zur  Bewachung  der  Herden 
(amica  vis  pastoribus  Hör.  epod.  6.  5)  zu  schützen,  wie  denn  diese  beiden  von 
den  Dichtern  häufig  zusammen  genannt  werden  (vgl.  Verg.georg.  3.405.  Nemes. 
Gyn.  407.  Gratian.  Gyn.  211  u.  a.). 

Weit  später  erst  betritt  die  Katze  d.  h.  die  Hauskatze i)  unter  griechischem 
Namen  von  Ägypten  aus  den  italischen  Boden.  Ihrer  thut  zuerst  Palladius  Er- 
wähnung (4.  9.  4.)  und  seitdem  ist  ibr/Name  (cattus,  calta  =  XQcrtog  xaxta,  in 
fast  alle  europäischen  Sprachen  übergegangen  (vgl.  Hehn,  Kulturpfl.  407.  Isid. 
or.  1 2. 2. 38) .  Dafs  freilich  die  Römer  schon  in  Ciceronianischer  Zeit  von  der  ägyp- 
tischen Hauskatze  Kenntnis  gehabt  haben ,  geht  deutlich  hervor  aus  Cic.  d.  nat. 
deor.  1.  36,  wo  er  sagt:  possum  de  ichneumonum  utilitate,  de  crocodilorum ,  de 
felium  dicere.  Diese  und  zwar  die  in  Bubastis  verehrte  ist  es  auch,  die  unter 
dem  griechischen  Namen  aelurus  bei  Juvenal  15.  7  und  Gellius^  20.  8  erwähnt 
wird.  Auf  die  Frage ,  warum  sich  die  Römer  nicht  früher  in  den  Besitz  dieses 
schon  seit  den  ältesten  Zeiten  in  Ägypten  gezähmten  Tieres  gesetzt  haben ,  gieht 
uns  die  Antwort  die  Gewohnheit  der  Römer,  sich  des  Wiesels  und  Marders  zom 
Fangen  der  Mäuse  zu  bedienen.  Auch  würde  die  religiöse  Scheu ,  mit  der  die 
Ägypter  über  dem  Leben  dieser  Tiere  wachten  (vgl.  Diod.  1.  83),  entschieden 
hemmend  auf  die  Ausfuhr  in  gröfserer  Zahl  eingewirkt  haben. 

Die  letzte  bedeutendere  Acquisition  Italiens  im  Altertum  auf  dem  Gebiete 
der  Säugetiere  war  die  des  Büffels  (bubalus  = /?otJ/!^aJlog) ,  der,  heutiutage 
eine  notwendige  Staffage  der  Maremmen,  nach  Hehn  erst  um  das  Jahr  600  n.Cbr. 
dorthin  verpflanzt  wurde ,  nachdem  er  durch  die  Völkerwanderung  von  Aracbo- 
sien  aus  nach  Westen  vorgeschoben  worden  war  (Hehn  a.  a.  O.  411  ff.).  Dafs 
derselbe  aber  vielleicht  schon  viel  früher  auf  europäischem  Boden  anwesend  ge- 
wesen ist,  dafür  spricht  eine  herodoteische  Stelle  (7.  126),  wenn  anders  die  dort 
erwähnten,  in  Päonien  lebenden  ßoeg  ayqiot  wirklich  Büffel  gewesen  sind. 

Viel  gröfser  ist  der  Natur  der  Sache  nach  die  Zahl  der  nicht  in  Italien  accli- 
matisierten ,  sondern  blofs  zu  besonderen  Zwecken  aus  dem  Auslande  dort  ein- 
geführten Säugetiere.  Waren  doch  der  Gelegenheiten ,  Rom  mit  diesen  meist 
afrikanischen  Vierfüfslern  bekannt  zu  machen ,  so  viele  vorhanden  I  Denn  nicht 
blofs  durch  den  Handel  und  Verkehr,  sondern  auch  durch  die  Kriege,  die  Rom 


^)  Die  wilde  Katze  kannte  man  schon  längst  unter  dem  Namen  felis.    Stehe  S.  96. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SpHAGHB.  99 

o^ii  Pyrrhus  üad  Uannibal  auf  italischem ,  mit  andereu  Feiaden  auf  asiatischem 
luid  afrikanischem  Boden  zu  bestehen  hatte,  ferner  durch  die  Venationen ,  für 
welche,  dank  der  Sucht  der  höheren  römischen  Beamten,  sich  die  Zuneigung  des 
Voll^es  zu  erwerben ,  immer  neue  Bestien  nach  Rom  gebracht  wurden ,  endlich 
durch  die  seit  der  Aufnahme  der  feineren  Kochkunst  einreifsende  Jagd  nach  ku- 
linarischen Genüssen  sind  eine  Menge  auslSindischer  Tiere  dem  grofsen  Centrum 
d^^  römischen  Monarchie  zugeführt  worden. 

Während  der  Elefantenzahn  (ebur)  schon  zu  Homers  Zeit  in  Griechen- 
land bekannt  und  schon  sehr  früh  durch  den  phönicischen  Handel  in  Italien  voi*- 
breitet  worden  war,  ist  das  Tier  selbst  erst  verhaltnism^fsig  spat  zur  Kenntnis 
der  Römer  gelangt,  nachweislich  zuerst  im  Tarentinischen  Kriege,  wo  Pyrrhus 
die  stattliche  Zahl  von  20  Elefanten  den  Römern  entgegenstellte.  Von  dem 
LandQ,  wo  man  ihrer  zuerst  ansichtig  ward,  hatten  sie  anfangs  den  Namen  der 
lukanischen  Ochsen  erhalten  (Luca  bos  bei  Plautus  vgl.  Marcellin.  chron.  ad 
ann,  496  p.  Chr.  und  Naev.  bell.  Punic.  fr.  ine.  11  p.  49  ed.  Vahl.),  der  aber  bald 
durch  den  griechischen  Ausdruck  elephas  oder  elephantus  verdraogt  wurde. 
Nich^  lange  darauf,  schon  im  Jahre  275,  wurde  der  Stadt  Rom  die  Freude  zu 
teil,  dieses  ungeheure  Tier  in  ihren  Mauern  zu  sehen,  da  M.  Cur.  Dentatus 
mehrere  erbeutele  Exemplare  im  Triumphe  aufführte  (Senec.  brev.  vit.  43.  3), 
ja  kaum  25  Jahre  später  konnte  Caecil.  Melellus  die  erstaunliche  Zahl  von  420 
der  Hauptstadt  zusenden  [Senec.  a.  a.  O.  43.  8). 

Wann  der  Panther  oder  Pardel  den  Römern  bekannt  geworden ^  ist 
schwer  zu  sagen.  Von  der  Geflecktheit  des  Felles,  seiner  hervorstechendsten 
und  augenfälligsten  Eigenschaft,  hatte  man  früh  gehört,  und  schon  Plautus  konnte 
im  Anfange  des  2.  Jahrhunderts  (495)  sagen:  caprigenum  hominum  non  placet 
mihi  neque  pantherinum  genus  (Epid.  48),  doch  sollte  man  das,  was  man  bis- 
her wohl  aus  dem  Munde  der  unteritalischen  Griechen  vernommen ,  bereits  4  86 
V.  Chr.  mit  eigenen  Augen  schauen.  Denn  in  diesem  Jahre  fand  nach  Livius'  An- 
gabe (39.  22)  die  erste  Tierhetze  in  Rom  statt,  welcher  47  Jahre  später  (469)  die 
zweite  folgte  (Liv..44.  48).  Hier  tritt  uns  das  Tier  mit  dem  Namen  panthera 
entgegen  (aus  Ttav^q  entlehnt),  der  litterarisch  zuerst  bei  Lucr.  4.  4009  Bern, 
be^gt  ist.  Daneben  erscheint  bei  Varr.  1.  1.  5.  400  der  Ausdruck  pantheris 
für  das  Weibchen  und  erst  später  scheint  sich  die  andere  griechische  Benennung 
der  Bestie  pard aus  (Curt.  5.  4.  24)  und  pardus  (Plin.  8.  63)  in  Rom  einge- 
bürgert zu  haben.  Überdies  begegnen  wir  auch  dem  von  dem  gefleckten  Felle 
abgeleiteten  römischen  Namen  varia  (Plin.  a.  a.  O.). 

Etwas  anders  verhält  es  sich  mit  dem  Löwen ,  den  die  europäischen  Völker 
bereits  auf  der  Wanderung  in  ihren  ersten  europäischen  W^ohnsitzen  kennen  gelernt 
haben  werden,  wenij  anders  die  Gleichung  slav.  livü,  lit.  levas,  germ.  lewo,  griech. 
Xifg  =  llg  und  keif  ort-  =  lelcop,  A^a>i/  richtig  ist  und  der  Bericht  des  Herodot 
(7.  425  vgl.  Index  Aristotel.  S.  429)  auf  Wahrheit  beruht,  dafs  d^r  Löwe  noch  in 
historischer  Zeit  im  östlichen  Europa,  speciell  in  Päonien  und  den  Landschaften 
zwischen  Achelous  und  iNestus  gehaust  hat.  Den  Römern  aber  ist  wahrscheinlich 
auf  ihrem  weiteren  Zuge  mit  dem  Tiere  auch  der  Name  desselben  entschwunden. 


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100  Griechischb  Wörtbb 

was  erwiesenermafsen  auch  beim  Luchse  der  Fall  war,  den  die  Griechen  und  die 
nordischen  Völker  übereinstimmend  mit  einem  stammhaften ,  die  Römer  dagegen 
mit  einem  entlehnten  Namen  bezeichnen.  Wie  lynx  so  ist  auch  leo  aus  dem  Grie- 
chischen herübergenommen.  Denn  schwerlich  läfst  sich  letzteres  Wort  trotz  Pauli 
mit  den  genannten  europäischen  Wörtern  aus  gemeinschaftlicher  Wurzel  ableilen: 
wenigstens  stände  der  Ausfall  des  v  zwischen  e  und  o  im  Latein  meines  Wissens 
ganz  beispiellos  da;  man  erwartete  vielmehr,  mag  man  mit  Pauli  *)  an  eineOrund- 
form  liv  graugelb  sein  oder  mit  Leo  Meyer  (K.  Z.  5.  385]  an  1u  reifsen,  zerreifsen 
oder  mit  Pictet  4.  4S3  an  lu  gewinnen,  erbeuten  denken,  in  jenem  Falle  eine 
lateinische  Form  livo  (vgl.  lividus  u.  a.),  in  diesem  luns  oder  etwas  Ähnliches 
(vgl.  Misteli  K.  Z.  17.  191).  Vermutlich  lernten  die  Römer  den  Löwen,  nadidem 
sie  seinen  Namen  schon  vorher  aus  griechischem  Munde  vernommen ,  zugleich 
mit  dem  Panther  und  anderen  afrikanischen  Bestien  bei  Gelegenheit  der  kartha- 
gischen Kriege  in  Afi*ika  von  neuem  kennen  und  von  dorther  wurde  denn  auch 
von  Mk  Fulvius  im  Jahre  486  eine  Anzahl  Exemplare  nach  Rom  gebracht  (Liv. 
39.  29).  Die  Löwin,  in  alter  Zeit  (so  bei  Plaut.  Yidul.  nach  Varr.  L  1.  fr.S)  gleich 
dem  Männchen  leo  genannt,  heifst  seit  Varro  und  Cicero  leaena  =s  Xiaim 
oder  lea. 

Dafs  der  Leopard  (leopardus,  leopardalis)  erst  in  ziemlieh  später  Zdt  unter 
diesem  Namen  in  der  römischen  Litteratur  auftritt  (bei  Lampr.  Heliog.  24.  1. 
Paul.  Diac.  S.  33.  44),  kann  uns  nicht  hindern  zu  behaupten,  dafs  sehen  bei  Ge- 
legenheit der  ersten  Yenationen  Exemplare  dieser  Tiergattung  in  Rom  vorgeführt 
worden  sind.  Es  erklärt  sich  dies  aus  der  geringen  Unterseheidungsgabe  der 
Römer  jener  Zeit  und  der  daraus  resultierenden  Ungenauigkeit  in  der  Nomen- 
klatur, wie  denn  tbatsächlich  Löwen,  Panther  und  Leoparden  oft  mit  dem  all- 
gemeinen Namen  Africanae  seil,  bestiae  benannt  werden ,  z.  B.  bei  Liv.  44,  48, 
wo  es  heifst,  dafs  im  Jahre  469  sexaginta  tres  Africanas  lusisse.  (Im  übrigen 
vgl.  Mongez,  memoire  sur  lesanimaux  promen^s  ou  iu^s  dans  les  cirques  in  den 
m^m.  de  I'Instit.  F.  X  (4833)  S.  379..   Friedländer,  Sittengesch.  2.  395.] 

Wir  kommen  zur  Hyäne  (hyaena)  1  Wenn  Mongez  a.  a.  0-  recht  hat/  so 
wird  auch,  diese  bereits  in  der  Zahl  der  Africanae,  die  bei  den  ersten  Yenationen 
vorgeführt  wurden ,  mit  vertreten  gewesen  sein.  Denn  nur  so  findet  die  hier 
wie  beim  Leoparden  auffällige  Erscheinung  ihre  Erklärung,,  dafs  diese  Bestien 
erst  in  ganz  später  Zeit  unter  ihrem  griechischen  Namen  als  zu  Yenationen  ver- 
wendet aufgezählt  werden  (Gordian.  III.  c.  33,  wo  wir  lesen:  belbi  id  est  hyae- 
nae  decem) .  Daher  ist  anzunehmen ,  dafs  sich  vielleicht  schon  unter  den  63  im 
Jahre  469  nach  Rom  gebrachten  afrikanischen  Tieren,  sicher  aber  unter  den  450 
vomÄdilen  Scaurus  und  den  440  von  Pompeius  gespendeten  eine  Anzahl  Hyänen 
befunden  haben.  Dem  Ausdruck  hyaena  begegnen  wir  litterarisch  zuerst  bei 
Ovid.  met.  45.  409. 

Wie  die  vorhergenannten,  so  gehört  zumRatzengeschlechte  auch  der  Tiger^) 


4)  Progr.  V.  Minden  487S,  vgl.  K.  Z.  2S.  358. 

2)  Den   Indern  wurde  derselbe  nach  Zinomer,   a.  a.  0.  «rsl  in  Bengalen   bekannt.    Im 
Rigveda  wird  er  noch  gar  nicht  erwähnt. 


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IN  DSR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  101 

(ügris).  Warum  dieser  erst  zu  Augustus'  Zeil  4  4  v.  Chr.  zum  ersten  Male  in  Rom 
gezeigt  worden  ist  (Plin.  8.  65],  geht  aus  den  Worten  des  Varro  l.  1.  5.  100,  der 
ihn  unter  den  römischen  Autoren  zuerst  erwähnt ,  deutlich  hervor :  vivus  capi 
adhac  non  potuit.  Aber  allerdings  hatten  die  Athener  schon  von  Seleucus 
(Athen.  43.  S.  590)  ein  Exemplar  erhalten.  Wenn  nun  auch  die  Möglichkeit 
nicht  geleugnet  werden  kann,  dafs  die  in  Kleinasien  vorrückenden  Truppen  des 
Lucallus  und  Pompeius  seiner  in  Armenien,  wo  die  Anwesenheit  des  Tigers  aufser- 
halb  Indiens  und  Hyrkaniens  bezeugt  ist,  ansichtig  geworden,  so  steht  doch  fest, 
daCs  der  erste  lebendig  gefangene  Tiger,  der  einem  Römer  vorgeführt  wurde,  der- 
jenige war,  welchen  eine  indische  Gesandtschaft  dem  Kaiser  Augustus  im  Jahre  4  9 
V.  Chr.  auf  der  Insel  Samos  verehrte  (Dio  54.  9)  ^) . 

Als  Beutestück  hielt  das  Kamel  (camelus)  seinen  Einzug  in  Rom,  welches 
nach  Varros  Angabe,  zugleich  des  ersten  römischen  Gewährsmannes,  der  seiner 
gedet)kt2),  suo  nomine  Syriaco')  in  Latium  venit.  (5.  400).  Die  auf  den  ersten 
Blick  auffällige  Erscheinung,  dafs  es  nicht  schon  in  den  punischen  Kriegen  den 
Römern  bekannt  wurde,  findet  ihre  Erklärung  darin,  dafs  das  Tier  nicht  vor  dem 
1.  Jahrhundert  v.  Chr.  nach  Nordafrika  gelangt  ist.  Denn  es  hat  sich  erst  infolge 
der  grofsen  Eroberungs-  und  Handelszüge  der  vorderasiatischen  Stämme  von 
seiner  Heimat,  dem  arabisch-syrischen  Küstenstriche,  dahin  verbreitet.  Auf  den 
ältesten  ägyptischen  Denkmälern  suchen  wir  daher  das  vermutlich  durch  die 
Hebräer  in  dieses  Land  importierte  Tier  vergeblich ,  ebenso  auf  den  von  Rabbi 
Mardochai  im  südwestlichen  Marokko  aufgefundenen  sehr  alten  Skulpturen  (vgl. 
Ritter,  Erdkunde  XHI.  3.  S.  609.  Theobald  Fischer,  Studien  über  das  Klima  der 
Mittelmeerländer  in  Petermanns  Mitteilungen,  Ergänzungsheft  No.  58  S.  45) .  So 
kommt  es ,  dafs  das  schon  durch  die  Perserkriege  als  Lasttier  auf  europäischen 
Boden  gelangte  Kamel  erst  durch  Gäsars  afrikanischen  Krieg  den  Römern  genauer 
bekannt  wurde.  Denn  es  wird  ausdrücklich  erwähnt ,  dafs  sich  unter  der  dem 
König  Juba  abgenommenen  Beute  22  Kamele  befunden  hätten  (bell.  Afr.  68). 

Eine  grofsartige  Bereicherung  ihrer  Tierkenntnis  verdanken  die  Römer  dem 
M.  Aemil.  Scaurus,  der  zu  den  während  seiner  kurulischen  Ädilität  im  Jahre  58 
V.  Chr.  abgehaltenen  Spielen  eine  Anzahl  von  bis  zu  jener  Zeit  in  Rom  noch  nicht 
gesehenen  Monstris  dahin  bringen  liefs,  die  er  höchst  wahrscheinlich  auf  seinem 
Zage  gegen  die  in  Petra  sefshaften  Nabatäer  acquiriert  hatte.  Sicher  wissen  wir 
dies  vom  Flufspferde  (hippopotamus,  bei  Varr.  1.1.  5.  78  hippopotamios]  und 
Krok  od  iM)  (crocodilus  Plin.  8.  96  vgl.  crocodilonius  b.  Plaut,  nach  Lorenz.) ,  deren 
Anwesenheit  in  Unter-  und  Mittelägypten  in  damaliger  Zeit  durch  die  altägypti- 
schen Monumente*  bezeugt  wird  (vgl.  Kiepert,  Lehrb.  d.  alt.  Geogr.  S.  498  Anm.). 


4)  Über  den  Tiger  im  Altertum  vgl.  Ausland  1860  S.  833  ff. 

3)  Doch  findet  sich  das  Wort  schon  bei  Lucilius  in   dem  die  Giraffe  bezeichnenden 
Compositum  pantherocamelus. 

8)  Aber  mit  der  durch  die  griechische  Vermittelung  bedingten  Grttcislening. 

4)  Wir  werden  das  zu  den   Amphibien   (Schlangen)   gehörende  Tier  bei  Besprechung 
dieser  Tierlilasse  nochmals  erwähnen. 


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102  Griechische  Wörter 

Dem  ersten  Auftreten  des  Rhinoceros  (rhinoceros)  in  Rom  war  seiq  Ruf 
weit  vorausgeeilt.  Denn  schon  der  Satiriker  Lucilius  hatte  davon  Kunde  (sat.3.9 
Müll. :  rhinoceros  velut  Aethiopus).  Aber  erst  im  Jahre  55  wurde  es  durch  Pom- 
peius  in  Rom  gezeigt  (Plin.  8.  71.  Friedländer  a.  a.  0.  2.  400). 

Gleich  dem  Rhinoceros  stammte  aus  Äthiopien  die  geschwänzte  Affenart 
(cephus  oder  cepus  =  xfl/^og.  Plin.  8.  70.  Aristot.  hist.  anim.2.8.  Mongez.a.a.O. 
402  ff.),  die  bei  derselben  Gelegenheit  in  Rom  erschien,  später  aber  in  der  Stadt 
nicht  wieder  gesehen  wurde  (Plin.  8.  70) . 

Eine  Errungenschaft  der  Ciceronianischen  Zeit  ist  die  G  i  r  a  f  f  e ,  jenes  eigen- 
tümliche Tier,  das  »die  Schnelle  des  Kameles  mit  der  Pardelhaut  vereinigt«  *)  und 
von  lior.  epist.  2,  1.  496  in  dieser  seiner  Doppelnatur  trefflich  charakterisiert 
wird  als  diversum  confusa  genu3  panthera  caraelo.  Sie  wanderte  nach  Yarr.  l.l. 
5. 100  über  Alexandria  nach  Rom  (Alexandria  camelopardalis  nuper  adducta]  und 
wurde  bei  der  Feier  des  Cäsarianischen  Triumphes  im  Jahre  46  zuerst  dort  ge- 
zeigt (Plin.  8.  69.  Dio.  43.  23),  MerWOrdigerweise  gebrauchte  das  Volk  dafür 
auch  den  Namen  »wildes  Schafcc  (Plin.  a.  a.  0.),  während  Lucilius  das  Tierpan- 
tberocamelus  nennt  (ex  Inc.  libr.  83  Müll.). 

Der  Name  des  Luchses,  den  das  Griechische  [Xvy^  mit  den  nordischen 
Sprachen  (ahd.  luhs,  lit.  luszis,  ksl.  rusl,  pardalis)  gemein  hat,  war  den  Römern 
in  Italien,  wo  sie  nicht  wieder  Gelegenheit  hatten,  das  Tier  zu  sehen,  verioren 
gegangen.  Erst  später  wurde  die  Rekanntschaft  erneuert  und  zwar  durch  Pom- 
peius ,  der  offenbar  durch  Cäsars  Vermittelung  im  Jahre  55  v.  Chr.  den  Luchs 
unter  dem  gallischen  Namen  charaa  oder  rufius  erhielt  und  bei  seinen  Spielen 
verwendete  (Plin.  8.  70).  Doch  bürgerte  sich  dieser  Name  für  die  europäische 
Gattung  des  Luchses  nicht  ein ,  vielmehr  scheint  ihn  das  Volk  lupus  cervarius 
=  fr.  loup-  cervier  genannt  zu  haben  (Plin.  8. 84).  Die  Rezeichnung  lynx  finden 
wir  erst  bei  den  augusteischen  Dichtern,  die  seiner  meist  bei  Erwähnung  des  mit 
einem  Luchsgespann  fahrenden  Gottes  Racchus  gedenken ,  und  da  auch  Plinius 
den  Ausdruck  nur  von  afrikanischen ,  speciell  äthiopischen ,  und  von  indischen 
Luchsen  gebraucht,  so  werden  wir  unter  lynx  nicht  die  europäische  Art,  sondern 
vielleicht  den  Karakal  zu  verstehen  haben. 

Ein  aufserordentlich  gesuchter  Gegenstand  des  Handels  war  seit  dem  4.  Jahr- 
hundert der  Republik  der  wilde  Esel  (onager).  Da  er  jung  geschlachtet  für 
Gourmands  ein  vorzüglicher  Leckerbissen  war  (praestans  sapore.  Plin.  8. 474)  und 
sich  zur  Fortpflanzung  und  Züchtung  trefflich  eignete  (ad  germinationem  idoneus. 
Varr.  r.  r.  2.  6),  so  wurde  er  gern  gekauft  und  in  den  Vivarien^)  unterhalten. 
Zu  Domitians  Zeit  trat  er  im  Circus  auf  (Martial.  13. 100.  Mongez  a.  a.O.  403 ff.). 
Am  vorzüglichsten  gedieh  er  in  Phrygien  und  Lykaonien  (Plin.  a.  a.  0.).   Doch 


4)  Vgl.  Löwenrttt  von  Freiligrath. 

2]  Solche  Tiergärten  oder  Wildparke  sind  im  1.  Jahrh.  ziemlich  bftttfig.  Die  ertl«  Er- 
wähnung geschieht  ihrer  in  einer  Rede  des  Scip.  Afric.  min.  bei  GeU.  2.  20.  4—«.  Nach 
Plin.  8.  2H  hat  Fulvius  Lupinus  vivaria  aprorum  ceterorumqae  silvestrium  primas  togati 
generis  angelegt,  aber  bald  in  L,  Lucullus  und  Qu.  Hortensius  Nachahmer  gefuodea. 


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IN  DER  LATBlNISGHBIf  SPRACHE.  103 

bleibt  ungewifs ;  ob  man  darunter  den  Dsiggetai  (mongolisch  =  Halbobr)  oder 
den  Kulan  zu  verstehen  hat.  Der  nach  Venantius  Fortunat.  imWasgenwalde  und 
in  denArdennen  vorkommende  onager  ist  wohl  mit  Stricker  (Zoolog.  Garten  1873. 
S.  423)  für  das  wilde  Pferd  zu  hallen. 

Auch  in  der  Kaiserzeit  dauerte  die  Zufuhr  auslandischen  Wildes  fort ;  be> 
sonders  wurde  jetzt  Afrika  ausgebeutet,  das  verschiedene  Antilopenarten 
(dorcas  Lucr.  4.  4153  und  öfter  bei  Martial)  nach  Rom  lieferte.  Dort  war  der 
wüthende  Oryx  (saevus  oryx)  zu  Hause,  der  nach  Columellas  Bericht  (9.  1)  in 
Tierparken  gehalten  wurde,  dort  der  bubalus  (Plin.  8.  38),  der  zuerst  bei  den 
Venationen  des  Domitian  in  Rom  auftrat  (Priedländer,  Sittengesch.  2.  402)  und 
nicht  verwechselt  werden  darf  mit  dem  im  Volksmunde  offenbar  wegen  des  An- 
klangs  an  bos  ebenso  benannten  Büffel  (Plin.  8.  38,  vgl.  Hehn  a.  a.  0.  544), 
ferner  der  strepsiceros(=  krummhömig)  (Plin.  8.  214.  11.  424),  mit  heimi- 
schem Namen  addax ,  wahrscheinlich  die  von  Linnö  capra  cervicapra  genannte 
Anlilopenart,  welche  wir  zur  Zeit  des  Antoninus  Plus  im  römischen  Cirkus  an- 
treffen (vgl.  Friedländer  a.  a.  0.),  endlich  die  von  Symmachus  zuerst  bei  seinen 
Spielen  verwendeten ,  aber  gleich  den  strepsicerotes  bereits  zu  Plinius'  Zeit  aus 
Afrika  imponierten  (Plin.  8.  214  :  haec  animalia  transmarini  situs  mittunt)  py- 
gargi:  lauter  Tiere,  deren  Anwesenheit  in  den  Ländern  der  No^ddeg  schon 
Herodot  IV  1 92  bezeugt :  Ttvyaqyoi  %al  CoQxadeg  ncal  ßovßaXug  xai  ovoi  — 
xal  oqvEg  (=  oqvyegf)  xrl.  Noch  später,  erst  unter  Kaiser  Severus  (im  Jahre 
202)  wurde  die  aus  Äthiopien  gebürtige  Hyänenart  crocottas  dem  römischen 
Volke  vorgestellt  (Plin.  8.  72). 

Wir  zählen  nun  im  folgenden  noch  die  Tiere  auf,  bei  denen  die  uns  erhal- 
tenen Autoren  nicht  ausdrücklich  bezeugen,  dafs  sie  in  Rom  gezeigt  worden  sind, 
verwahren  uns  aber  von  vornherein  gegen  die  Unterstellung,  als  ob  wir  der  Mei- 
nung wären,  sie  seien  auch  wirklich  niemals  dahin  gebracht  worden.  Vielmehr 
glaubten  wir  uns,  um  nicht  zu  irren,  aller  kühnen  Konjekturen  enthalten  zu 
müssen  und  registrieren  daher  im  folgenden  einfach  die  Namen  derjenigen  Tiere, 
deren  griechische  Benennung  bekundet,  dafs  die  Römer  über  sie  zuerst  durch  die 
Griechen ,  sei  es  persönlich  oder  vermittelst  der  Litteratur  unterrichtet  worden 
sind,  oder  dafs  sie  die  Tiere ,  deren  Namen  sie  aus  griechischem  Munde  vernom- 
men ,  im  Auslande  selbst  erblickt  haben. 

Hierher  gehören  eine  grofse  Zahl  meist  im  Orient  heimischer  Vierfüfsler :  der 
schon  früh  von  den  Ägyptern  verehrte  Ichneumon,  von  idessen  Nützlichkeit 
Cic.  d.  nat.  deor.  1 .  36  spricht,  und  äthiopische  Tiere  wie  der  ly  caon  ,  der  dem 
Wolfsgeschlechte  angehört,  und  der  catoblepas,  nach  Cuvier  (die  Erdumwäl- 
zung, deutsch  von  Giebel  S.  39)  identisch  mit  dem  Gnu  (Antilope  Gnu  Gmel.), 
desgleichen  die  noch  heutzutage  nicht  genau  bestimmte  e  a  1  e ,  welche  die  Gröfse 
eines  Flufspferdes ,  einen  Elefantenschwanz  und  schwarze  Farbe  hatte  (Plin. 
8.  73),  ferner  äthiopische  Affenarten  wie  die  Meerkatze  (cercopithecus,  schon 
bei  Lucil.  ine.  80  Müll. ,  vgl.  cercops,  cercolopis)  ,  der  nach  Juvenal  in  Ägypten 
göttliche  Ehre  zu  teil  wurde,  die  Galli triebe  (callithrix)  nach  Lichtenstein 
(de  simiarum  quotquot  veteribus  innotuerunt  formis.  Hamburg  1791)  simia  Fau- 


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104  Gruchische  Wörter 

aus  L.  und  der  Schimpanse  (simia  Trog)odytes  Gmel.)  =  sphinx,  vielleicht 
auch  ==  sphingion.  Hier  sind  aufserdem  zu  nennen  der  im  Morgenlande  seit  den 
Mitesten  Zeiten  überall  bekannte  und  schon  von  Homer  öfter  erwähnte  Schakal 
(Ihos)  und  die  von  den  römischen  Schriftstellern  in  der  Regel  (Liv.  37.  40.  42. 
Vopisc.Aurol.28.3)  mit  den  Worten  cameli,  quos  dromadas  appeliant  eingeftlhrte 
Kamelgattung  des  Dromedars,  ferner  die  mit  der  crocotta,  wie  es  scheint,  auch 
dem  Namen  nach  verwandte  leucrocotta  (Plin.8.72  al.lect.  leucocrota),  dann 
das  asiatische  Einhorn  (monoceros) ,  das  man  bis  auf  den  heutigen  Tag  vergeh- 
lich  aufzusuchen  bemüht  gewesen  ist  (vgl.  Guvier  a.  a.  O^  S.  45]  und  die  in- 
dischen Füchse  (nitaiopiceS)  worin  das  griechische  Wort  ahlmenBg  zu  stecken 
scheint),  desgleichen  der  taurolephas,  endlich  die  asiatischen  Affenarten  cy- 
noccphalus  (Hund$kopf  simia  Inuus  L.  Gic.  ad  Attio.  6.  4.  25.  Plin.  6.484; 
und  satyrus  (Plip.  7.  24).  Dazu  gesellen  sich  der  am  Phasis  domtcilierende 
Bockhirsch  (tragelaphus  Plin.8,  420.  Solin.  49-49)  und  das  in  Afrika  und  hi> 
dien  lebende  Stachelschwein  (hystrix,  in  der  Vulgala  ohoerogryllus).  Aach 
müssen  hier  verzeichnet  werden  die  offenbar  aus  dem  Griechischen  übertragenen 
Namen  einer  Anzahl  von  sogenannten  Mäusen :  vor  allen  die  mures  Pontici 
=  OL  flieg  ol  IIovTiKoly  wahrscheinlich  Hermeline  (doch  vgl.  daiüber  Index 
Aristot.  S.  478b.  29  ff.  Zool.  Gart.  8.  $24),  die  mures  odorati,  vermutlich 
die  freilich  nur  auf  den  hinterasiatischen  Gebirgen  heimischen  Moschustiere, 
und  andere  Arten  der  mures  silvestres,  zu  denen  auch  Zobel,  Eichhörnchen 
(sciurus),  Marder  und  Füchse  gehören,  Tiere,  deren  Felle  man  besonders  seit 
der  Kaiserzeit  schätzen  lernte,  als  die  Sitte,  Pelze  zu  tragen,  immer  mehr  um  sich 
griff.  Dafs  sie  meist  aus  dem  südlichen  Rufsland  stammten,  ist  nicht  schwer  zu 
erraten  und  würde^  selbst  wenn  der  Name  Pontici  nicht  darauf  hindeutete,  auch 
dadurch  wahrscheinlich ,  dafs  in  Tanais  an  der  DonmUndung  ein  Stapelplatz  für 
Pelzwaaren  sich  befand  (Strabo  4  4 .  493) . 

Was  die  alten  Römer  sonst  noch  von  auslandischen  Vierfüfslem  erwähnen, 
ist  in  das  Gebiet  der  Fabel  zu  verweisen.  Denn  vergeblich  wird  man  sich  be- 
mühen, Tiere  wie  den  Minotaurus  und  die  Ghimaera,  den  Pegasus  und 
die  Sphinx,  den  hippocamelus  und  hippocentaurus  in  Wirklichkeit, 
sei  es  als  jetsrt  oder  früher  existierend,  nachzuweisen  und  auch  die  Berichte  von 
dem  Löwcntöter  (leontophonus)  klingen  so  unwahrscheinlich ,  dafs  wir  seine 
Existenz  bezweifeln  können^).  Ebenso  stimmen  wir  Guvier  (a.  a.  0.  43)  voll- 
kommen bei,  wenn  er  behauptet,  dafs  der  indische  mantichoras  (Plin.  8.  75. 
Ind.  Aristot.  446)  mit  Menschenkopf ,  Löwenkörper  und  Skorpionsschwanz  in  das 
Bereich  der  Mythe  zu  verweisen  sei. 

Ziehen  wir  das  Facit ,  iso  ergiebt  sich,  dafs  auf  dem  Gebiete  der  Säugetiere 
das  Verdienst  der  Griechen  mit  wenigen  Ausnahmen  darauf  beruht ,  die  Römer 
mit  den  Namen  der  ausländ ischen  YierfUfsler  bekannt  gemacht  zu  haben,  dads 
dagegen  der  Import  derselben  nach  Italien  fast  ausschliefslich  in  den  Händen  der 
Römer  selbst  gelegen  hat.    Wohl  ist  die  Einführung  des  Maulesels  und  einiger 


1)  Selbst  Plin.  (8.  136)  sagt  vorsichtig  genug  leontopbonon  accipimus  vocari, 


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IN  DBB  LÄTBINISGHBN  SPBACHE.  105 

anderer  nützlicher  Haustiere  durch  die  Griechen  erfolgt,  dagegen  trat  nach  deren 
AccliiDatisiening  in  Italien  eine  mehrere  Jahrhunderte  andauernde  Pause  in  der 
Zufuhr  neuer  Säugetiere  ein ,  bis  die  zahlreichen  Kriege  der  Römer  und  deren 
hüuBgere  direkte  Berührung  mit  dem  Auslande  weitere  Progresse  gestattete.  Von 
dem  Panther,  der  dem  römischen  Volke  zuerst  bei  Beginn  des  2.  Jahrh.  vorge- 
führt wurde,  bis  zur  gezähmten  ägyptischen  Katze,  welche  um  die  Mitte  des 
4.  Jahrh.  nach  Chr.  zur  Zeit  des  Palladius  die  Wanderung  nach  Rom  angetreten 
zu  haben  scheint ,  sind  fast  alle  hierher  gehörigen  Acquisitionen  der  Römer  ihr 
eigenes  Werk.  Oft  mögen  sie  sich ,  wie  bei  den  afrikanischen  Vertretern  des 
Katzengeschlechts,  anfangs  allgemeiner  Ausdrücke  wie  »Afrikanische  Tiere«  be- 
dient haben ,  bis  die  fortschreitende ,  durch  die  Griechen  Übermittelte  Kenntnis 
in  der  Naturwissenschaft  oder  direkter  Verkehr  mit  diesem  Volke  weitere  Auf- 
klärung und  eine  genauere  Nomenklatur  möglich  machte.  Und  in  der  That  be- 
safsea  die  gewandten  Griechen  ein  siupendes  Talent,  die  charakteristischen 
Merkmale  aller  in  ihren  Gesichtskreis  kommenden  Novitäten  zu  erkennen  und 
durch  heimische  Worte  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Die  Zahl  der  dem  Auslande 
entlehnten  Säugetiernamen  ist  daher  in  der  gemeingriechischen  Sprache  verhält- 
nismälsig  unbedeutend  und  beschränkt  sich  im  Wesentlichen  auf  dieAppellativa : 
nagdakigj  TtavSnqq ^  xfjßog,  die  dem  Sanskrit,  ovog.  lAcqporg,  xA^r]logj  die 
dem  Semitischen,  o^v§y  das  dem  Ägyptischen,  riyQig,  das  dem  Armenisch- 
Persischen  entstammt.  Dazu  gesellen  sich  in  ganz  später  Zeit  Fremdlinge  wie 
KaQTa^iovop  (worüber  L.  Geiger,  Urspr.  und  Entwickl.  der  menschl.  Spr.  u.  Ver- 
nunft I.  465)  und  ard-oloip  (vgl.  Förstemann  K.  Z.  1.  499  =  kopt.  pantalhop) 
und  die  keltisch -germanischen  Ausdrücke  ovQog,  ßlatav,  ältcrj,  xavd-rjhog. 
Diesen  gegenüber  steht  eine  enorme  Zahl  von  den  Griechen  eigens  erfundener 
Benennungen  für  fremde  Tiere ,  aus  denen  wir  hier  nur  folgende  herausgreifen  : 
Ixrevftoip,  ÖQOfiag,  xQoytoöeclogj  narioßXiTtiov^  qivo'KiQiog,  fiopoxi^wg^  vaiva^ 
cncap^'oxoiQog,  vgtqi^j  ^cig,  oray^og,  7rl&r]xog,  xsQKOTtldirjxogy  Tcwaxitpakog^ 
GarvQog,  Ofply^.  xakll^Qi§^  Ttvyaqyog^  ßovßalog^  arQBipiyciQMg  u.  a.  ^). 

Zum  Schlufs  sei  noch  erwähnt^  dafs  wir  die  6sch-  und  vögelartigen  Säuge- 
tiere (Walfisch,  Robbe,  Delphin,  Fledermaus)  bei  Besprechung  der  Fische  und 
Vögel  unterbringen  werden  geroäfs  der  Einteilung  der  Römer  (Varr.  l.  1.  5.  75) 
in  Tiere,  welche  sich  aufhalten  in  aäre,  in  aqua,  in  terra ^). 


i)  Ähnlich  verhält  es  sich  auf  dem  Gebiete  der  Pflanzen,  worüber  zu  vergleichen  Tb. 
Xoldekes  Anzeige  von  J.  Löws  Schrift  über  »aramäische  Pflanzennamen«  im  Litler.  Centralbl. 
1881  nr.  22  p.  767.    Im  übrigen  vgl.  oben  S.  17  nebst  Anm.  1. 

2)  Aus  leicht  ersichtlichem  Grunde  sind  die  bei  römischen  Autoren  vorkommenden 
griechischen  Wörter  scymnus,  mygale,  arcoleon,  onocentaurus  und  einige  andere  hier  un- 
berücksichtigt geblieben. 


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106  Griechische  Wörter 


§  2»    Vögal. 

Viel  später  als  die  Zähmung  der  Säugetiere  isH  den  Jndogeriuanen  die  Do- 
mestikation der  Vögel  gelungen.  Zwar  lehrt  uns  dje  vergleichende  Sprach- 
forschung ,  dafs  sie  sjch  vor  ihrer  Trennung  im  Besitz  eines  Ausdi;uck$  für  die 
Gans  (ansier.=  x^v  =,skr.  hansa-s  =  ahd.  gans  =  ksl.  gqsi)  und  vielleipht 
auch  fUr  die  Ente  (anas  ==  rfjaaa  =  ahd.  anut  =  lit.  änti-s  =?=  skr.  Ätis!)  be- 
funden haben;. doch  ist  es  fraglich ,  ob  diese  Tiere  bereits  zu  den  Haustieren  der 
Urzeit  gehört  h^ben,  da  die  Gans  30,  die  Ente  S1 — S4  Tage  zu^  Brüten  braucht, 
ihre  ZUchtuijig  daher  bei  einem  nomadisierenden  Volke  wenig  Wahrscheinlicjikeil 
hat.  Daher  dürften  vielleicht  erst  die  Europäer  nach  Erlangung  fester  Wohnsitze 
diese  Tiere  zu  zähmen  angefangen  haben. 

.  Mufsteo,  Ga^s  und  Ente  durch  ihre  Farbe  und  ihren  Aufenthaltsort  schon  früh 
die  allgam^eine  Aufinerksamkeit  erregen ,  so  war  dies  vielleicht  in  noch  höherem 
Grade  beim  Kuckuck  der  Fall  (cuculus,  xvxxv|,  skr.  kpkila-s,  ahd.  gauh,  ksl.  ku- 
kavica),  der  sich  damals  wie  heute  durch  seine  Stimme  leicht  bemerkbar  machte.. 
Wie  dieseXjSO  wur^e  auch  ein  hühnerartiger  Vogel  (Rebhuhn  oder  Birkhuhn) 
sdiion  d9PQ3l3  nach  seinem  Naturlau,te  onomatopoetisch  benannt  [riifqi^  skr.  titti- 
ri-s,  tittira^s,  an.  thidhurr,  lit.  telörva,  ksl.  teti'fevi).  !^benso  wird  die  Kenntnis 
deß  Kauzes  (ulucus,  skr.  ulüka-s]  durch  die  Übereinstimm,ung  der  lateinischen 
unc(  indischen,  die  der  Wachtel  (opTt/^,  skr.  vartaka-s,  yartikä)  und  einer 
Adleii'art  [(pr^nq^  skr.bhäsa-s,  Grui^dform  bhansa)  durch  die  Ideqtität  der  grie- 
chischen und  indischen  Bezeichnung,  die  des  Spechtes  durch  die  Namens- 
gleichbeit  in  .4  Sprachen  (picus,  vgl.  pica,  a^d.  speh  und  speht,  lit.  spakas^  skr. 
pika-s)  erwiesen,  wiewohl  zugegeben  werden  raufs,  dafs  die  Bedeutung  der  bis- 
her erwähnten  indogermanischen  Vogelnamen  vielfach  divergiert  *). 

Um  ein  Bedeutendes  erweitert  sich  der  Horizont  im  europäischen  Sprach- 
kreise: Von  gröfseren  Vögeln  begrüfsen  wir  hier  zuerst  den  Kranich  (grus, 
yi^avog^  ags.  cran,  ahd.  cranuh,  com.  garan,  lit.  g6rve,  ks}.  äeravi)  und  den 
Schwan  (clor,  iXcoqioq^  coi^n.  elerhc,  cambr,  arem.  alarch)^  von  kleineren  den 
Star  (stumus,  '(piq  ^  ahd.  ^tara^  mhd.  Star,  böhm.  korec,  tbessal.  äar^alog 
Hesych.)  und  die  Drossel  (lurdus,  turdela,  ovqovd^og^  ags.throsle,  lit.  strazdas], 
femer  den  Eisvogel  (xijt;^,  ksl.  cavuka,  lit. kovas;  alcedo,  aX%v(jJV^)^  vgl. ahd. 
alacra),  den  Spatz  [öitiqyovXogy  OTtogyilog^  preufs.  spurglis,  ncjd.  sparkj  und 
den  Finken  {uTtlyyog,  ouLl^ay  germ,  finka). 

Endlich  giebt  uns  die  Vergleichung  der  römischen  und  griechischen  Vogel- 
namen Auskunft  darüber,  dafs  erst  die  Gräkoitaliker  die  Bekanntschaft  der 
Krickente  (xe^xt^orA/c;,  vgl.  xe^xag,  xsQxa^,  xsQxlg,  querquedula)  und  des 


4)  Dio  Kombinationen  Hübschmanns:  mergus  mit  madgu  K.  Z.  24.  406  und  Ficks: 
XaQOf  mit  skr.  rald  (^.  S44]t  und  xoqxoqu^  mit  skr.  krakaras,  krkana-s  (^.  53)  erwähne  ich 
beiläufig,  ohne  weitere  Schlüsse  daraus  zu  ziehen. 

2}  alcyon  findet  sich  auch  bei  den  Römern  und  zwar  schon  bei  Pacuv.  Davon  alcyo- 
neus,  alcyon iuS)  alcyonides. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  107 

Reibers  (ardea,  i^udiog) ,  des  Uhus  (bubo,  ßvag)  und  der  Ohreule  (strix, 
atQly^j  endlich  der  Krähe  {xo^iorrij  comix,  umbr.  curnaco,  vgl.  corvus,  gra- 
culus),  des  Wiedehopfs  (eTtotp,  upupa)  und  der  schon  damals  den  Frühling 
verkündigenden^  Schwalbe  {xeXidwp,  hirundo]  gemacht  haben. 

Und  was  haben  nicht  erst  die  Römer  an  eigenen  Bildungen  aufzuweisen ! 
Wie  zahlreich  war  nicht  die  Schar  der  Vögel,  die  sie  auf  derApenninenhalbinsel 
selbst,  in  diesem  Lande  der  Vögel ,  kennen  lernten  und  mit  Namen  benannten! 

Von  ihrem  Fluge  erhielten  Raubtiere,  wie  der  Geier  (vuUur)  und  der  Ha- 
bicht (accipiter  =  ä^u-patvan,  schnellen  Fittichs)  ihre  römische  Benennung, 
ebenso  vielleicht  der  Sperling  (passer  von  Wurzel  pat.  vgl.  oben  a'rteqyovkog). 
Der  Stimme  verdankten  ihre  Namen  der  Storch  (ciconia^),  pranestinisch  conia 
von  Wurzel  can(ere]  singen]  und  die  Turteltaube  (turtur,  onomatopoetisch 
vgl.  Tpt/ycii^) ,  desgleichen  die  Nachtigall  (luscinia,  nach  Schweizer-Sidlef 
K.  Z.  43.  304)  von  lue-  und  canere,  nach  Fröhde  K.  Z.  22.  548  =  Süngerin  von 
y'ra,  ru,  tönen)  und  der  Turmfalke  (tinnunculus  Col.  8.  8.  7  von  tinnire); 
ibrerin  die  Augen  fallenden  Farbe  das  Bläfshuhn  (fulica,  vgl.  ^aXrjQtg),  der 
Adler  (aquila)  und  die  Goldamsel  (galbula  sc.  avis).  Von  seinen  feurigen 
Augen  benannte  man  vielleicht  den  häfslichen  Vogel  spinturnix  (Wurzel  skint 
glänzen,  scintilla,  Funke),  nach  anderen  deutlich  erkennbaren  Eigenschaften  die 
Haubenlerche  (galerita  von  galeruS;  Haube)  und  die  Bachstelze  (motacilla 
nach  Varr.  1.  I.  5.  44  :  quod  semper  movet  caudam)^,  vermutlich  auch  die 
Grasmücke  (curruca  von  curro)  und  die  Trappe  (avis  tarda).  Eberiso  durch- 
sichtig sind  die  Benennungen  des  Käuzchens  (noctua,  vgl.  cicuma)  und  der 
Fledermaus  (vespertilio),  des  mit  Hirse  gemästeten  Ortolans  (mfliaria)  und 
der  Feigen|drossel  (ficedula),  des  Seeadlers  (ossifraga)  und  der  pro- 
hibitoria  avis,  desgleichen  des  Bienenspechts  (apiastra)  und  des  dem 
Sancus  heiligen  S a  n  qu  a  l  i  s. 

Als  etymologisch  noch  dunkel  verzeichne  ich  femer  die  lateinischen  Namen 
der  Wachtel  (coturnix),  der  Meise  (parus,  vgl.  aegithus),  der  Beutel  m eise 
(viliparra;  von  vitis  und  parus?),  der  Schleiereule  (oder  des  Grünspechts) 
(parra,  umbr.  parfa) ,  der  Amser(merula) ,  der  Weihe  (milvus),  der  wilden 
Taube  (palumbes)  *) ,  derMöve  (gavia),  einer  Kranichart  (vipio)  und  einer 
Eulenart  (sorix,  griechisch  ist  aegolios,  Nachteule). 

Einige  Vogelnamen  sind  deutlich  als  Übersetzungen  griechischer  Bezeich- 
nungen zu  erkennen,  so  carduelis  =  axavMg  (vgl.  Carduus  =  anavS-a)  = 
acalanth]S  =  acanthis==acanthyllis,  femer  falco,  nach  dem  Vorbilde 
von  aQTtrj,  Sichel  und  Falke  (vgl.  sarpa  =  ardea)  aus  falx,  Sichel  gebildet,  zu- 


1)  Ov.  Fast.  9.  853:  fallimur,  an  veris  praenuntia  venit  hiruDdo?  —  Griech.  ist  apus, 
Maaerschvalbe. 

3)  Zimmer,  altindisches  Leben.  Berlin  4  879  S.  430  stellt  skr.  ^akuna,  gakuni,  lat.  ci- 
coDia  und  griecbisch  xv*yog,  3  Weissagevögel,  zusammen. 

3)  griecbisch  ist  anthus,  die  gelbe  Bachstelze. 

4)  Doch  vgl,  oben  S.  27. 


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lOS  Grischiscbk  Wörtbr 

ei'Sl  bei  ServiuS;  endlich  mit.  sacor,  Weihe,  welches  aus  tiga^  Übersetzt  ist 
unter  der  Annahme  der  Abstammung  dieses  Wortes  von  hgog. 

Die  am  frühesten  in  Italien  importierten  und  dort  acclimatisierten  Vögel  sind 
ohne  Zweifel  das  Huhn  und  die  Haustaube.  Da  beide  wichtige  Kultvtfgel 
waren,  so  scheint  ihre  erste  Einfühining  aus  religiösen  Gründen  erfolgt  zu 
sein.  Doch  kann  es  zweifelhaft  erscheinen,  wenn  Italien  seine  Bekanntschaft 
mit  ihnen  zu  verdanken  hat.  Hehn  denkt  bei  beiden  an  griechische  Yermittelang, 
mich  will  es  dagegen  bedünken,  als  ob  dieses  Verdienst  den  Phöniciern  gebühre. 
Denn  die  Taube  erscheint  in  Sicilien  zuerst  in  der  altphönicischen  Kultstätte  der 
Aphrodite  auf  dem  Berge  Eryx  (Hehn  a.  a.  0.  S.  303)  und  für  das  Huhn  giebl 
uns  einen  gewichtigen  Fingerzeig  eine  in  Solus  Siciliae  gefundene  Münze  mit 
einem  Hahn  und  punischer  Inschrift  auf  dem  Revers  (vgh  Berliner  Blatter  flirMünz-, 
Siegel- und  Wappenkunde  VHL  1869.  Tafel  UV.  No.47.  Jeitteles,  Zur  Gesch. 
des  Ilaushuhns  im  Zool.  Gart.  4873.  S.  55  ü\).  Noch  mehr  als  dies  aber  spricht 
meines  Erachtens  für  direkt  phönicischen  Import  der  Umstand,  dals  beide  Tiere 
in  der  römischen  Sprache  heimische  Namen  tragen,  was  bei  griechischen  Einfuhr- 
artikeln selbst  der  ältesten  Zeit  sehr  selten  der  Fall  ist,  bei  phönicischen  aber  die 
Regel  zu  bilden  scheint.  Man  übertrug  eben  einen  bereits  vorhandenen  lateini- 
schen Namen  auf  den  neu  erworbenen  Vogel  und  nannte  die  gezähmte  Taube  co- 
lumba,  womit  man  früher  den  Taucher  bezeichnet  hatte  (vgl.  xoXvfißog)^  den 
Hahn  dagegen  von  seiner  Stimme  gallus^).  Auch  die  Germanen  haben  sich 
merkwürdigerweise  für  beide  Tiere  eigene  Namen  geschaffen,  und  das  Wort  Hahn 
von  Wurzel  can(ere)  singen  steht  ebenso  vereinzelt  da  2),  wie  gotisch  ahaks 
oder  nhd.  Taube. 

Wie  Huhn  und  Taube,  so  ist  auch  der  Pfau  zuerst  durch  die  Phönicier  an 
die  italische  Küste  gebracht  worden,  wie  einesteils  der  im  Latein  erhaltene  semi- 
tische Name  (pavo)  und  andernteils  der  Umstand  schliefsen  läfst ,  dafs  die  Phöni- 
cier den  Vogel  zu  Salomos  Zeit  aus  seiner  Heimat  (Ophir)  nach  Vorderasien  ver- 
pflanzt hatten. 

Unleugbar  durch  karthagische  Initiative  ist  Rom  ferner  mit  den  afrikanischen 
Perlhühnern  bekannt  geworden,  welche  nach  Hehns  Vermutung  zur  Zeit  der 
punischen  Kriege  zuerst  nach  Italien  gelangten  und  immer  mit  dem  allgemeinen 
Ausdrucke  Africae  aves,  gallinaeAfricanae,  Numidicae  aves  oder  Libycae  volucres 
bezeichnet  worden  sind  3). 

Genau  zu  bestimmen ,  wann  diese  4  zuletzt  besprochenen  Vögel  in  Italien 
acclimatisiert  worden  sind,  sind  wir  nicht  imstande.  Doch  ist  anzunehmen, 
dafs  die  Hühner  und  Tauben  schon  seit  dem  5.  Jahrhundert  in  Süditalien  heimisch 


4)  Entweder  nach  Pott  und  L.  Meyer  sa  ayysXog  vgl.  ay-yiX-Xta  oder  mit  Cnrt.  voo 
gar  s=  yriq-vta  vgl.  garrulus. 

2)  Doch  vgl.  das  hesychianische  rjixayos '  o  «XexTQvdy  und  Hohn,  Kulturpfl.  3  p.  584. 

3)  Das  Wort  meloagris  bei  Varro  und  Plinius  war  keineswegs  in  Rom  eingebürgert, 
sondern  wird  ausdrücklich  als  bei  den  Griechen  gebräuchlicher  Name  dieser  Yogelart  be- 
zeichnet und  daher  bei  Varro  r.  r.  3.  9.  18  sogar  mit  griechischer  Endung  des  Accos.  Plnr. 
versehen :  gallinac  Africanae  — ,  quas  meleagridas  appellant  Graeci. 


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m  DBR  LATBINISCHBN  SPRACHE.  109 

waren  und  die  Pfauen  und  Perlhühner  im  Laufe  des  4.  und  3.  Jahrhunderts  dort- 
hin gekommen  sind,  während  die  Züchtung  der  Tiere  en  gros  in  eigens  errichteten 
Aviarien  erst  seit  dem  2.  Jahrhunderte  zu  datieren  scheint,  in  welchem  auch  die 
ersten  leges  sumptuariae  erlassen  wurden  <). 

Ganz  ausschiiefslich  den  Griechen  gebührt  das  Verdienst,  den  Fasan 
(phasianus)  den  ZuchtvOgeln  der  Römer  zugesellt  zu  haben ,  der  von  den  Ufern 
des  Phasis,  also  aus  dem  südöstlichen  Winkel  des  schwarzen  Meeres  unter  Ptole- 
maeus  Euergetes  nach  Alexandria  kam,  aber  erst  in  Augusteischer  Zeit  die  Freu- 
den der  römischen  Tafel  erhöhte  (Colum.  8.  10.  Petron.  93). 

Auch  der  Flamingo  (phoenicopterus) ,  auf  dessen  Zunge  als  vorzüglichen 
Leckerbissen  zuerst  Apicius  hingewiesen  (Plin.  10.  133.  Martial.  13.  71),  ist  ein 
griecbisoher  Importartikel  und  wurde  nach  Martials  Zeugnis  seit  der  Kaisei^eit, 
wenn  auch  in  geringer  Zahl  auf  den  kleinen  Bauergütern  und  den  Villen  Latiums 
gemästet. 

Seit  derVarronischcn  Zeit  scheinen  auch  Rebhühner  (perdixPlin.  10. 100. 
Martial  3.  58. 15)  in  Italien  gezüchtet  worden  zu  sein,  wenn  anders  die  vonVat*r. 
r.  r.  3.  9.  7  erwähnten  gallinae  rusticae  damit  identisch  sind. 

Aufaer  diesen  zu  kulinarischen  Zwecken  in  Aviarien  gehaltenen  Tieren  trat, 
um  mit  Varro  zu  reden,  eine  Anzahl  anderer  in  das  triclinium  ganearium  ein,  die 
man  auf  der  Jagd  in  Italien  und  anderswo  erlegte.  Dazu  gehören  besonders  der 
in  loniea  erbeutete  (daher  lonicus  bei  Hör.  epod.  S.  54,  bei  Varr.  sat.  Men.68. 1 
altagena)  attagen  (Haselhuhn),  der  von  Hör.  a.  n.  O.  mit  dem  Perlhuhn,  den 
Lukriner  Austern  und  den  Fischgattungen  rhombus  und  scarus  zu  den  Delikatessen 
gerechnet  wurde,  femer  das  Schneehuhn  (lagopus  PHn.  10. 134)^)  und  der  am 
Fujfee  der  Alpen  nistende  Au  er  h  ahn  (telrao,  tetrax,  tarax,  vgl.  Nemes.  1.  128 
Wemsd.),  desgleichen  die  Schnepfe  (scolopax)  und  der  auch  gern  in  Tempeln 
und  reichen  Privathüusern  zum  Vergnügen  und  zur  Zierde  gehaltene  Purpur- 
vogel (porphyrio). 

Andere  Vögel,  wie  den  afrikanischen  St r aufs  (struthio,  struthiocamelus) 
und  den  Papagei  (psittacus,  siptace)  brachte  man  nach  Rom,  um  die  Schaulust 
der  Menge  zu  befriedigen.  Ersterer,  den  Plautus  Pers.  2. 2. 17  unter  dem  Namen 
passer  marinus  erwähnt,  wurde  sicher  schon  bei  Gelegenheit  der  ersten  Vena- 
tionen  in  der  Stadt  gezeigt;  denn  die  angezogene  plautinische  Stelle  (passer  ma- 
rinus volare  curriculo  per  circum  solel)  ist  doch  wohl  unter  dem  Eindrucke  eines 
solchen  Schauspiels  geschrieben  worden.  Letzterer  kam  durch  Alexander  den 
Grofsen  aus  Indien  nach  Vorderasien  und  dem  östlichen  Europa  und  entsprechend 
spater  nach  Italien.  Doch  imponierte  er  den  Römern  durch  seine  prächtigen 
Farben  so ,  dafs  sie  für  ihn  sogar  silberne  und  elfenbeinerne  Käfige  verfertigen 


4)  Gegen  die  überhandnehmende  Hühnerzucht  richtete  sich  namentlich  die  lex  Fannia 
sumpttiaria  des  Jahres  164  (Plin.  4  0.  489),  während  die  zwischen  den  Jahren  415  und  78 
erlassene  BesUmnrang  (Pliu.  8.  %%B)  alle  ausländischen  Vögel  umfafst  zu  haben  scheint.  — 
Genossen  wurde  das  Pfauenfleisch  seit  Hortensius  (Varr.  r.  r.  3.  6),  das  der  Perlhühner  in 
Ciceros  Zeit  (Varr.  r.  r.  3.  9.  48). 

2)  Vielleicht  identisch  mit  lagois  Hör.  sat.  2.  3.  22. 


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110  Griechische  Wörter 

liefsen  und  ihn  von  eigens  dazu  bestellten  Lehrern  unterrichten  liefsen.  Soll 
doch  schon  der  strenge  Censor  M.  Porcius  Cato  die  Vorliebe  der  Römer  für  das 
Tier  auf  dem  Forum  mit  folgenden  Worten  gegeifselt  haben :  0  unglückliches 
Rom,  in  weiche  Zeiten  sind  wir  verfallen,  da  die  Weiber  Hunde  auf  ihrem  Schofse 
ernähren  und  die  Männer  Papageien  in  der  Hand  tragen  I 

Von  fremden ,  auf  dem  Durchzuge  Italien  berührenden  Vögeln  lernten  die 
Römer  aufser  der  allbekannten  Wachtel  kennen  die  sie  begleitende  glottis 
(Plin.  40.  67),  den  cychramus,  vielleicht  eine Ortolanart,  und  die  Hörn eule, 
otus  (Plin.  10.  68),  Namen,  die,  sämtlich  von  Plinius  überliefert,  wohl  niemals 
volkstümlich  gewesen  sind. 

Von  anderen  bei  römischen  Autoren  erwähnten  Vögeln  ist  zunächst  der  Pe- 
likan zu  nennen,  der  in  Afrika,  Asien  und  Südosteuropa  lebt  und  bald  in  der 
griechischen  Bezeichnung  onocrotalus  und  später  pelicanus ,  bald  in  den  fremd- 
ländischen platea,  platalea,  cofanus  und  truo  erscheint;  ferner  der  mit  dem  Isis- 
kulte in  Rom  bekannt  gewordene  Ibis  (ibis=ägypt.hib),  ein  ägyptischer  dieser 
Göttin  heiliger  Vogel,  endlich  die  Rotgans  (catarractes  =  pelecanus  Bassa- 
nus L.)  und  die  ägyptischen  in  Löchern  lebenden  Fuchs gänse  (chenalopeces). 

Alle  übrigen  in  der  römischen  Litteratur  auftretenden  griechischen  Vogel- 
namen gehören  entweder  dem  Bereiche  der  Fabel  an,  wie  der  Greif  (gryps, 
gryphus),  der  Phönix  (phoenix)  und  der  als  tragopan  =  Bocks-Pan  bezeichnete 
Vogel  1) ,  oder  es  sind  nicht  in  das  Volk  eingedrungene ,  sondern  nur  von  Fach- 
männern gebrauchte  termini  technici  zur  Unterscheidung  der  Arten  oder  endlich 
dichterische  Ausdrücke ,  denen  echt  römische  Namen  für  dieselben  Tiere  zur 
Seite  stehen.  £rsleres  gilt  z.B.  von  den  verschiedenen  Adler-,  Falken-,  Raben-, 
Gänse- und  Entenarten,  die  uns  Plinius  vorführt  (melanaetos,  pygargus,  morphnos 
=  percnus,  plangus,  percnopterus  =  (I)  oripelargus,  haliaetus,  aesaion,  asterias 
(cf.  astur) ;  nycticorax,  rhinocorax,  pyrrhocorax,  phalacrocorax  :=  corvus  aquati- 
cus,  triorchis;  boscas,  penelops,  chenerotes)  2) ,  letzteres  von  dem  sogar  im  La- 
tein eingebürgerten  und  volkstümlich  gewordenen  Namen  des  Schwans  (cycnus 
=  olor) ,  femer  von  phaleris,  cerceris,  epops,  ortyx,  philom^la,  iynx  =  frutillus, 
corax,  herodius  u.  a. 


§.  3.    Wassertiere. 
(Fische,  Weichtiere,  Schalentiere  (conchylia),  Strahlentiere.) 

So  befremdend  es  erscheinen  mag,  dafs  sich  für  die  indogermanische  Grund- 
sprache *kem  einziger  dem  europäischen  und  asiatischen  Sprachstamme  gemein- 


4)  Oder  ist  dieser  als  Bartgeier,  vultur  barbatus  L.,  zu  fassen? 

2)  ÄhDüch  verhalt  es  sich  mit  folgendeD  Vogelnamen :  cypselus,  Schwalbenart,  chlorioo, 
Gelbamsei,  chloreus,  Grünspecht,  phoenicurus ,  Rotschwanf ,  melancoryphiis,  Schnepfenart, 
merops,  Bienenspecht,  orchiios  vgl.  trochitus,  Zaunkönig,  charadrius,  Regenpfeifer,  laras, 
Möve,  corydalus,  Lerchenart,  ixios,  Geierart,  scops,  Eulenart,  otis,  Trappe,  oenanthe  e= 
parra,  himantopus,  erithacus,  trygona. 


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IH  D^R  LATEIfflfiClifiN  SPRACHE.  111 

samer  Fischtiame  nachweisen  lafst,  so  erklärt  sich  doch  diese  aufTälligeThatsache 
einniat  aus  der  Heimat  und  sodann  aus  der  Nahrungsweise  der  in  Rede  stehenden 
Völker.  Denn  da  diese  im  Binneniande  fern  von  den  Gestaden  deis  fischreichen 
Meeres  iü  einer  Wasser-' und  demnach  auch  fischarmen  Gegend  ihre  Ursitze  hatten 
und  sich  bei  ihrer  wenig  entwickelten  Kochkunst  noch  vorwiegend,  wenn  nicht 
aossöhliefslich,  von  Mehlbrei,  Milch,  Eiern  und  anderen  Produkten  des  Acker- 
baues und  der  Viehzucht  nährten ,  so  werden  sie  den  Bewohnern  der  Gewässer, 
den  unscheinbaren,  wenig  in  die  Augen  fallenden  Fischen,  wohl  nur  ganz  geringe 
Aufinerksamkett  geschenkt  haben  i).  Dagegen  ist  anzunehmen,  dafs  die  europäi- 
schen Völker,  als  sie  auf  ihrer  Wanderung  nach  Westen  an  gröfseren  Gewässern 
vorUberkamen  und  die  Meeresküste  erreichten ,  ihr  Wissen  in  dieser  Beziehung 
vervollkommnet  haben.  Gleichwohl  ist  —  bezeichnend  genug!  —  nur  ein  ein- 
ziger Fisch  vorhanden ,  der  mit  vollem  Rechte  beanspruchen  darf,  der  europäi- 
schen Grundsprache  zugewiesen  zu  werden,  weil  ihn  Griechen,  Römer,  Germanen, 
Litauer  und  Slaven  mit  wurzelverwandten  Ausdrücken  benennen ,  nämlich  der 
Aal  (eyxslvQ  ==  anguilla,  ahd.  Äl,  lit.  ungur^s,  ksl.  ^ngoriätK,  während  qgulja  in 
derselben  Sprache  vermutlich  aus  dem  Latein  entlehnt  ist).  Drei  europäische 
Sprachen  gemeinsam  sind  der  Gattungsname  des  Fisches  (piscis  =  got.  fisks 
=  altir.  iasc.)  und  die  Benennung  des  Hechtes  (lupus  =  AtJxog  =  lucius) , 
alle  übrigen  Fischbezeichnungen  lassen  sich  nur  in  je  zwei  Sprachgebieten  nach- 
weisen; und  zwar  teilen  die  Germanen  mit  den  Römern  die  Kenntnis  des 
RochenÄ  (raja  aus  ragja  :=  schwed.  rocka,  dän.  rokke,  engl,  roach  K.  Z.  22. 
253)  und  des  Hornhechtes  resp.Barsches  (acus,  Hornhecht  =  ahd.  ag,  Barsch 
K.  Z.  24.  466],  mit  den  Griechen  dagegen  die  Bekanntschaft  mit  dem  Hummer 
[Küfiagog  =  an.  humara]  und  eine  Bezeichnung  für  ein  grofses  Seetier  (aiXa- 
XOQ  =  an.  selr). 

Aus  gräkoitalischer  Zeit  scheinen  zu  stammen  die  Ausdrücke  squatus  = 
xfjTog  (vgl,  squatina) ,  mugil  =  ^v§og,  fiv^ov^  fiv^ivogy  attilus  =  «rcA/g 
oder  heXig'^]  (womit  Fick  Wöfterb.  2.  43  lit.  atis,  otis,  Steinbutte  vergleicht), 
murex  =  juv«!  und  Cancer  =  xcrpx/i/og. 

Specielles  Eigentum  der  Römer  scheinen  die  Bezeichnungen  squalus, 
Meersaufisch  und  acipenser,  Stör  zu  sein,  deren  erstere  mit  squaleo, 
squalidus  verwandt  sein  dürfte,  letztere  mit  Bezzenberger  (Götting.  gelehrt. 
Anzeig.  1874  S.  672  vgl.  Fick  2.  4)  aus  acu  scharf  und  pas  =  pis-  in  piscis  = 
deutsch  fas  -  in  faser,  also  =  scharfflossig  zu  erklären  ist.  Ähnlich  sind  andere 
in  später  Zeit  auftretende  Fischnamen  gebildet ,  die  teils  nach  ihrer  Farbe  und 
ihrem  Aussehen  eigens  benannt  sind  (vgl.  Varr.  1.  1.  4.  42  und  die  Ausdrücke 
albumus,  rubellio,  lingulaca,  dentex,  mitylus) ,  teils  ihre  Namen  von  der  Ähn- 


4)  Von  der  in  den  Veden  genannten  geringen  Zahl  von  Fischen  läfst  sich  (nach  Zimmer, 
atlind.  Leben)  nur  der  Delphin  genau  bestimmen. 

f  J  Dieses  Wort  flir  ein  griechisches  Lehnwort  zu  halten,  wie  Heibig  a.  a.  0.  S.  75  thut, 
Tiegt  keiri  'Gitiiid'Vor.  Auch  spricht  dagegen,  dafs  ein  Übergang  von  o  in  a  in  griechischen 
LehnwöKem  ^bhl  nirgends  bezeugt  ist.  Eher  könnte  man  geneigt  sein,  das  Wort  attilus 
für  keltisch  auszugeben,  weil  es  einen  Pofisch  bezeichnet. 


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112"  Griechische  Wörter 

lichkeit  mit  anderen  Gegenständen  erhalten  haben  (vgl.  locusta,  lucerna,  passer, 
pastinaea,  cucumis,  comutus,  orca,  orbis,  arbor,  faber,  claxendix,  uva,  vituius, 
marinus  s=  phoca,  milvus,  milvago). 

Ob  das  plautinische  loligo  =  sepia,  sepiola  und  das  plinianische  drino, 
wofür  man  früher  dromo  =  ögofitav  (as ,  original  oder  entlehnt  sind ,  darüber 
kann  man  in  Zweifel  sein.  Doch  hat  meines  Bedünkens  bei  beiden  die  Annahme 
gallischer  Herkunft  die  gröfste  Wahrscheinlichkeit,  schon  deshalb,  weil  sie  wie 
die  meisten  gallischen  Fischnamen  auf  o  ausgehen.^] 

Berechtigt  uns  die  geringe  Übereinstimmung  in  den  Fischbezeichnungen  zwi- 
schen Griechen  und  Römern  zu  dem  Schlüsse ,  dafs  diese  Völker  während  ihres 
Zusammenlebens  dem  Fischfange  noch  wenig  obgelegen  haben  und  dafs  damals, 
wieOvid  sagt  (fast.  6.  473),  piscis  adhuc  illi  populo  sine  fraude  natabat,  so  ^ird 
diese  Ansicht  bestätigt  durch  die  auffallende  Abweichung  in  der  Benennung  der 
Fischereigerätschaften  und  aller  mit  dem  Fischfange  in  Verbindung  stehenden 
Gegenstände.  Auch  lassen  die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  vermuten,  dafs  ganz 
allmählich  und  an  den  verschiedenen  Orten  zu  verschiedenen  Zeiten  sich  der  Ge- 
schmack für  Fischspeisen  ausgebildet  hat.  Denn  während  nach  den  dort  ge- 
machten Funden  die  Bewohner  des  Thaies  der  Vibraia  sich  in  der  Steinzeit  neben 
der  Jagdbeute  hauptsächlich  von  der  Ausnutzung  ihrer  Gewässer  nährten,  sind  die 
auf  den  Genufs  der  Fischkost  hinweisenden  Indizien  für  die  Pogegend  so  aufser- 
ordentlich  gering  und  unzuverlässig,  dafs  man  Bedenken  tragen  mufs,  einen  um- 
fangreicheren Fischereibelrieb  zu  statuieren  (Heibig  a.  a.  0.  15);  und  femer 
während  der  semitische  Volksstamm  der  Phönicier  schon  im  3.  Jahrtausend  v.Chr. 
eine  Fischerstadt  gründete  (Sidon  =  Fischerstadt) ,  spielt  der  Fischfang  in  den 
Homerischen  Gesängen  noch  eine  ganz  untergeordnete  Bolle,  wie  man  schon 
daraus  ersieht ,  dafs  bei  Homer  aufser  der  generellen  Bezeichnung  Fisch  [Ix^'i] 
nur  aufserordentlich  wenige  Namen  von  Seetieren  genannt  werden  {del<flgi 
eyx^^'^Sj  g^fi^rj,  TTJ&og).  In  der  That  ist  denn  auch  in  Griechenland  ein  ganz  all- 
mählich vor  sich  gehender  Verfeinerungsprocefs  der  Geschmacksnerven  wahr- 
nehmbar. Nicht  mit  Unrecht  haben  die  alten  Grammatiker  als  eine  befremdliche 
Thatsache  den  Mangel  an  Fischen  im  Menü  der  homerischen  Helden  hervorgehoben. 
Bilden  diese  doch  in  den  ältesten  Partieen  der  homerischen  Gedichte  geradezu  nur 
eine  Notspeise.  Denn  wenn  es  ö  368  von  den  Gefährten  des  infolge  ungünstigen 
<^'  Windes  20  Tage  lang  an  der  ägyptischen  Küste  zurückgehaltenen  Menelaus  heifst: 
alel  yccQ  Ttegl  vijaov  aXcj^evoc  lx^ciaö%ov  yva^iTtrolg  äyxlaTQoiaiv,  heiQe  51 
yaatiQa  Xi^og,  so  will  der  Dichter  offenbar  damit  sagen,  dafs  sie  durch  Not  zum 
Äufsersten  getrieben  worden  sind.  Am  höchsten  wurden  immer  noch  geschallt 
die  Austern,  die  selbst  bei  den  homerischen  Helden  Gnade  fanden  und  von 
den  Seetieren  am  liebsten  gegessen  worden  zu  sein  scheinen,  wie  es  denn  il 747 
von  Kebriones  heifst:  TtoXXovg  av  xoQiaecev  apf]^  o3e  rrid-ea  diq)wv-  Doch 
schon  in  den  jüngeren  Teilen  der  Odyssee,  so  z.  B.  r  113,  erscheinen  die  Fische 
als  ganz  gewöhnliches  Nahrungsmittel,  und  wie  beliebt  sie  im  5.  Jahrhundert  be- 


/^ 


\)  Vgl.  S.  43.  Anm.  6. 


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IN  DER  LATBINI8GHBN  SPRACHE.  113 

reits  waren ,  geht  deutlich  aus  dem  schönen  Sophokleischen  Chore  hervor,  worin 
es  beifst:  »Auch  umgarnend  fängt  er  (der  Mensch]  weg  leichthin  flatternde Ydgel, 
fangt  walddurchstreifender  Tiere  Schar,  fängt  die  schwimmende  Brut  der  See«. 
In  den  griechischen  Kolonieen  besonders  Siciliens  machte  sich  die  Vorliebe  für 
Fische  wohl  noch  früher  geltend,  wie  die  zahlreichen  Anspielungen  der  sicilischen 
Komiker  erkennen  lassen;  und  von  dort,  namentlich  aber  von  Kampanien  aus, 
verbreitete  sich  diese  Geschmacksrichtung  im  Laufe  des  4.  und  3.  Jahrhunderts 
Qher  das  ganze  übrige  Italien.  Seit  Beginn  des  3.  Jahrhunderts  werden  die 
ärmeren  Yolksklassen  Roms  die  Fische  in  grOfserem  Mafsstabe  genossen  haben ; 
denn  zu  Plautus*  Zeit  sind  sie  bereits  eine  der  häufigsten  Speisen,  und  wenn  oipov 
und  oipforiovj  wie  noch  die  Etymologie  der  Wörter  besagt,  einstmals  alles  bezeich- 
neten, was  am  Feuer  zubereitet  wurde,  so  kam  obsonium  bei  den  Römern  von  vorn- 
herein in  dem  speciellen  Sinne  »Fischkost«  in  ausgiebigen  Gebrauch,  ja  kehrt  bei 
den  Komikern  so  aufserordentlich  häufig  wieder,  dafs  allein  Plautus  obsonium 
15,  obsonare  und  obsonitare25  mal  verwendet.  Aus  demselben  Autor  er- 
sehen wir  auch,  dafs  [damals  schon  ein  Fischmarkt  in  Rom  bestand.  Ferner 
ist  es  gewifs  ein  charakteristisches  Zeichen  der  Zeit ,  dafs  Ennius  damals  seine 
Heduphagetica  schrieb,  in  denen  er  nach  dem  Vorbilde  und  in  engem  An- 
schlufs  an  den  Gelenser  Archestratus  unzählige  Fischarten  vorführte  mit  der  An- 
gabe, von  woher  jede  Fischgattung  am  besten  bezogen  werden  konnte.  Ja  nach 
Plularch  Symp.  IV.  4.  S.  654  R  war  die  Gourmandise  in  Catonischer  Zeit  bereits 
so  weit  gediehen ,  dafs  man  einen  Topf  Fische  mit  einem  ganzen  Rinde  bezahlte. 
Die  Winke  des  Ennius  und  anderer,  dafs  Austern  am  besten  in  Abydus ,  Kamm- 
muscheln in  Mitylene  u.  s.  w.  gediehen,  wurden  sehr  bald  berücksichtigt,  und 
schon  kurze  Zeit  nach  der  Unterwerfung  Asiens  erschienen  die  Fische  aller  Teile 
des  Mittel  -  und  Schwarzen  Meeres  auf  der  Tafel  der  reichen  Römer.  Doch  ging 
man  noch  weiter:  Um  seltene  ausländische  Fische  immer  frisch  zur  Hand  zu 
haben ,  legten  di«  Vornehmen  seit  L.  Licinius  Grassus  (Censor  92  v.  Chr.)  zur 
Spekulation  und  zum  Vergnügen  Fischteiche  an ,  in  denen  sie  alle  möglichen  für 
die  Zucht  geeigneten  Fische  aufzuziehen  suchten  ^) .  Endlich  in  nachchristlicher 
Zeit  wanderten  auch  die  Fische  der  nördlichen  den  Römern  unterworfenen  Län- 
der, besonders  aus  dem  Po,  der  Mosel,  dem  Rhein  und  der  Donau^  sowie  aus  den 
norditalischen  und  Schweizer  Seeen  nach  Rom. 

Im  einzelnen  festzustellen ,  welche  Fischarten  zuerst  den  Römern  bekannt 
wurden  und  in  welcher  Reihenfolge  sich  die  übrigen  nach  und  nach  dazu  gesell- 
ten ,  dürfte  eine  unmögliche  Aufgabe  sein ;  denn  nur  bei  wenigen  sind  uns  di- 
rekte Zeugnisse  über  ihren  ersten  Import  zugekommen. 

In  sehr  früher  Zeit^  lange  bevor  man  die  Fischkost  in  Rom  liebzugewinnen 
anfing,  magder  Name  des  Delphins  ins  Römische  übernommen  worden  sein  (del- 
phinus  =  dfi>l9)/g  ^'^*^  trugonus  =  r^y£i^).  Denn  es  läfst  sich  mit  einiger  Sicher- 
heit annehmen,  dafs  »der  musikliebende,  sagenberühmte  Freund  der  Menschen, 


4)  Austernzucht  betrieh  Serg.   Orata   (Plin.  9.  4  68),   Muränenzucht  C.  Hirrius   (ebend. 
Ö.  471),  Maschelzucht  Fulvius  Lipplnus  (ebeod.  9.  472)  u.  a. 

Weise,  Grieeh.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  8 


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1 1 4  Griechische  Wörter 

der  in  narrischer  Lustigkeit  ^)  jede  Fahrt  durch  das  blaue  Element  belebt«  und 
den  Fischern  beim  Fange  der  Thunfische  hilft,  zugleich  mit  dem  Apollokulte,  also 
bald  nach  der  Vertreibung  der  Könige  nach  Rom  gelangt  sei,  wo  er  am  Tage,  be- 
vor dem  Gotte  geopfert  wurde,  von  den  Quindecimvim  im  feierlichen  Zuge  durch 
die  Strafsen  der  Stadt  getragen  zu  werden  pflegte.  Wenigstens  gestattet  die 
Lage  des  cumanischen  Apollotempels  den  Schlufs ,  dafs  dort  der  Gott  als  Delphi- 
nius  verehrt  wurde.  Auch  wird  man  kaum  irren,  wenn  man  annimmt,  dafs  der 
Name  des  riesigen  Wals  (balaena  =  ipdXaipa),  welcher  wegen  des  singulären 
Wandels  des  anlautenden  qp  durch  die  Mittelstufe  von  p  zu  b  (vgl.  Bruges  = 
Phryges)  hohes  Alter  verrät,  nicht  allzulange  darnach  den  Römern  zuerst  zu 
Ohren  gekommen  ist.  Andere  Seeungeheuer,  wie  der  Sägefisch  (pristis),  den 
man  gleich  dem  Wal  in  den  indischen  Gewässern  kennen  lernte  (Plin.  9.  8),  der 
Spritz wal  (physeter)  des  Atlantischen  Oceans  und  der  Haifisch  (cetus  Plaut. 
Aul.  373)  sind  samt  ihren  Namen,  wie  es  scheint,  erst  seit  dem  3.  Jahrhundert 
zur  Kenntnis  der  Römer  gelangt. 

Ungefähr  seit  der  gleichen  Zeit,  als  man  anfing,  Fische  in  gröfserem  Umfange 
zur  Mahlzeit  zu  verwenden,  datiert  die  Bekanntschaft  mit  den  übrigen  Seetieren; 
der  rege  Seeverkehr,  der  seit  dem  4.  Jahrhundert  zwischen  Latium  und  Sicilien 
gepflogen  wurde,  und  die  ausgedehnten  Handelsbeziehungen  mit  Kampanien  und 
Unteritalien  mögen  in  dieser  Beziehung  von  entscheidendem  Einflüsse  gewesen 
sein.  Denn  wie  noch  heutzutage,  so  war  das  Tyrrhenische  und  Sicilische  Meer 
auch  schon  im  Altertum  durch  seine  edlen  Fischailen  und  Schaltiere  berühmt,  und 
Plinius  hebt  3.  60  ausdrücklich  hervor,  dafs  das  kampanische  Gestade  vor  allen 
übrigen  am  ganzen  Meere  durch  Muscheln  und  edle  Fische  sich  auszeichne. 

Auf  sicilische  oder  unteritalische  (tarentinische)  Yermittelung  läfst  der  do- 
rische Name  der  Meerschnecke  (narita  =  vrjQlTtjg  bei  Plaut,  nach  Fest.  4  66. 22} 
und  des  polypus  (=  dor.  TtcjXvTtovQj  bei  Plaut.  Aul.  196}  schliefsen,  und  dafs 
die  Muränen,  die  in  vorzüglichster  Qualität  im  Fretum  Siculum  gefangen 
wurden,  schon  frühzeitig  von  dorther  nach  Rom  kamen,  beweist  der  altertüm- 
liche Name  fluta  =  TrAwriJ  bei  Varr.  r.  r.  2.  6.  2.  Femer  vermute  ich  mit 
Rucksicht  auf  die  Orthographie  und  lautliche  Gestaltung  der  Lehnwörter,  dafs 
wie  diese  auch  der  Meeraal  (conger),  der  Meerwolf  (acama,  achama}  und 
die  Sardelle  (apua)  schon  vor  Plautus  eine  beliebte  Speise  der  Römer,  wenig- 
stens des  Volkes,  gewesen  sind. 

Von  den  bisher  erwähnten  Fischen  begegnen  wir  am  häufigsten  bei  den  rö- 
mischen Komikern  den  Namen  der  Muräne  (murena)  und  des  Meeraals,  von 
denen  jener  bei  Plautus  5,  dieser  3  mal  erwähnt  wird. 

öfter  finden  wir  auch  der  Auster  (ostrea)  gedacht,  die  schon  damals  (vgl. 
Plaut.  Rud.  297]  von  Gourmands  gern  gegessen  und  später  so  gesucht  wurde, 
dafs  der  spekulative  Serg.Orata,  der  zuerst  Austemweiher  in  Bajae  (in  Baiano] 
zur  Zeit  des  L.  Licin.  Crassus  (also  vor  dem  Marsischen  Kriege)  anlegte,  dadurch 
ein  steinreicher  Mann  wurde  (Plin.  9.  468). 


IjAtt.  trag.  404:  lascivi  atque  alacres  delpbini. 


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IN  DRR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  115 

Wenn  nicht  alles  trügt,  wird  auch  die  Meerbarbe  (mullus)^)  bald  den 
Römern  bekannt  geworden  sein,  obgleich  ihrer  erst  Varr.  r.  r.  3.  17  Erwähnung 
thut.  Denn  ich  zweifle  nicht,  dafs  der  mulleus,  das  rote  Schuhwerk  der 
drei  obersten  Staatsbehörden,  welches  nach  Angabe  der  Alten  schon  die 
Lavinisehen  Könige  getragen  haben  sollen  und  welches  zuerst  in  einem  Frag- 
mente des  Cato  unter  diesem  Namen  vorkommt,  von  dem  rötlichen  Fische  (muUus) 
seinen  Namen  hat. 

Aber  wer  will  ermessen ,  welche  von  den  zahlreichen  Fischarten ,  die  Plau- 
lus,  Ennius,  Lucilius  u.  a.  nennen,  den  römischen  Gaumen  am  meisten  kitzelte, 
welche  am  meisten  gegessen  wurde?  Zudem  gilt  es  bei  den  genannten  Autoren 
mit  Schlufsfolgerungen  vorsichtig  zu  sein.  Denn  bei  Plautus,  der  es  liebt,  den 
fremden  Gebräuchen  seiner  hellenischen  Muster  ein  römisches  Gewand  zu  ver- 
leihen ,  bleibt  gleichwohl  manches  Griechische  stehen ;  besonders  gern  stellt  er 
die  kompakte  Kost  der  Römer  den  griechischen  Leckerbissen,  namentlich  Fischen, 
gegenüber.  Somit  würde  es  ungerechtfertigt  sein ,  wenn  man  aus  der  blofsen 
Erwähnung  eines  Fisches  bei  Plautus  sogleich  auf  den  damaligen  Genufs  des- 
selben in  Rom  schliefsen  wollte.  Ähnlich  verhalt  es  sich  bei  Ennius,  der  nach 
dem  Urteil  des  Apul.  mag.  c.  39  innumerabilia  piscium  genera  cnumerat,  quae 
scilicet  euriose  cx)gnorat,  und  von  Lucilius  ist  bekannt,  dafs  er  eine  grofsc  Vorliebe 
für  griechische  Wörter  hat.  Deshalb  dürfen  wir  der  Erwähnung  der  plagusia 
und  des  ophthalmias,  von  denen  letzlerer  in  der  ganzen  römischen  Litteratur 
nur  einmal  bei  Plautus  erscheint  und  erst  bei  Celsus  und  Plinius  wieder  in  der 
übersetzten  römischen  Form  oculata  auftritt,  kein  so  grofses  Gewicht  beimessen. 
Auch  trugonus  =  TQvywv,  so  altertümlich  es  aussieht ,  ist  sicherlich  eine  dem 
Dichter  speciell  angehörige  Umbildung.  Dafs  das  Wort  sich  nicht  in  der  römi- 
schen Sprache  eingebürgert  hat ,  beweist  der  Umstand,  dafs  es  in  dieser  Form 
nicht  wieder  vorkommt;  erst  bei  Plinius  erscheint  es  in  der  Form  trygon  als 
Fremdwort  für  einen  von  den  Römern  pastinaca  genannten  Fisch  (Plin.  9.  155). 
Mehr  wird  man  dagegen  auf  die  Erwähnung  der  Makrele  (scomber)  geben 
können,  wie  denn  auch  die  maena  schon  zu  Plautus'  Zeit  ins  Sprichwort  über- 
gegangen war  (deglupta  maena] . 

Was  Ennius  anbelangt ,  so  sind  seine  Angaben  betreffs  der  Fischkosi  wohl 
für  die  unteritalischen  Griechen ,  nicht  aber  für  Rom  unmittelbar  beweiskräftig. 
Doch  erhalten  wir  durch  ihn  über  den  besten  Fangort  der  beliebtesten  Fische 
nützliche  Fingerzeige;  denn  er  sagt  z.  B.  in  den  Ueduphagetica :  »In  Brundi- 
sium  triffst  du  den  Brachsen  (sargus)  an;  den  fange,  wenn  er  grofs  ist;  in 
Surrentum  kaufe  den  Sterlet  (helops]^],  den  glaucus  fange  in  Cumae. 
Wozu  sollich  den  mel  an  urus  übergehen  und  den  scarus?«  Den  letzteren 
bedenkt  darauf  der  Dichter  mit  dem  Attribute  cerebrum  Jovis  paene  supremi. 
und  noch  zu  Plinius'  Zeit  wurde  er  auTserordentlich  hoch  geschätzt'].    Liefs  es 


4}  später  wohl  *lrigla  genannt,  woraus  ital.  triglia. 

3}  Ein  Fisch,  dem  zu  Plinius  Zeit  multi  palmam  saporis  inter  pisces  dedere. 

3)  Plin,  9.  62:  nunc  principatus  scaro  datur. 

8* 


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1 1 6  Griechische  Wörter 

sich  doch  der  Flottenpräfekt  Optatus  Elipertius  zur  Zeit  des  Tiberius  angelegen 
sein ,  den  beliebten  Fisch  aus  den  kretischen  und  rhodischen  Gewässern  an  die 
latinische  und  kampanische  Küste  zu  verpflanzen ! 

Von  den  bei  Lucilius  zuerst  genannten  Fischen  gebührt  dem  Thun 
(thynnus)  ^)  die  erste  Stelle,  der  noch  jetzt  eine  Haupteinnahmequelle  der  gaozen 
italienischen  Fischerei  bildet ^j.  Wie  eifrig  man  diesem  Tiere  nachstellte,  gehl 
schon  daraus  hervor,  dafs  an  der  sicilischen  Küste  eigene  Thunfischspäher  an- 
gestellt wurden  (^wvoa%67toc),  die  von  Gerüsten  oder  Türmen  aus  den  Zug  der 
Fische  beobachten  mufsten  (Theoer.  3.  26.  Aristot.  h.  a.  4.  40).  Gegen  den  Thun 
tritt  der  kleine  Gründling  (gobius)  sehr  zurück,  und  es  gab  zu  Lucilius' Zeit 
viele,  qui  thynno  capto  cobium  excludunt  foras.  Die  squilla  gehörte  zu  den 
Delikatessen  der  Tafel  des  durch  seine  Schwelgerei  verrufenen  Gallonius  und 
wurde  zugleich  mit  dem  acipenser  aufgetragen  (Lucil.  4.  4  —  6).  Von  Flufs- 
fischen  erscheint  bei  Lucilius  der  Wels  (silurus),  von  den  pontischen  die  ein- 
gesalzene Sardelle  (saperda) . 

Daneben  wurde  schon  frühzeitig  gern  gegessen  eineAnzahl  von  Muschel- 
arten (conchae)  und  anderen  Weichtieren  der  italienischen  Gewässer:  so  die 
bereits  erwähnte  Auster  (ostrea  Plaut,  ostreum  Enn.)  ,  femer  die  Napf- 
schnecke (lopas),  derMeerigel  (echinus  esculentus  L.  cf.  dulces  echini  bei 
Enniusj,  der  nach  Hör.  sat.  2.  4.  3 S  am  besten  in  Misenum  gedieh,  die  Bala- 
nusmuschel  (balanus),  desgleichen  der  Hummerkrebs  (cammarus) ,  sämtlich 
schon  von  Plautus  genannt;  ebenso  die  grofse  Gienmuschel  (peloris  Lucil. 
3.  25),  die  nach  Hör.  a.  a.  0.  30  in  vorzüglicher  Qualität  vom  Lucriner  See  be- 
zogen wurde.   Vgl.  pina  (Steckmuschel)  und  pinoteres  (Krebsart)  bei  Cic. 

Wie  sich  diese  mit  wenigen  Ausnahmen  efisbaren  Seetiere  (frutte  di  roare; 
die  Gunst  der  Römer  zu  erwerben  vermochten ,  beweist  das  in  der  Zeit  zwischen 
115  und  78  erlassene  Verbot ,  ausländische  Muscheln  in  Rom  einzuführen ,  be- 
weist ferner  das  Menü  einer  priesterlichen  Antrittsmahlzeit  aus  der  Zeit  vor  der 
Mitte  des  1.  Jahrh.  (vgl.  Friedländ.  a.  a.  0.  3.  23),  deren  Voressen  unter  andeni 
Meerigel  (echini),  rohe  Austern  (ostreae  crudae),  Gienmuscheln  (pelo- 
rides),  Stachelmuscheln  (sphondyli) ,  Purpurschnecken  (purpurae), 
ferner  murices  und  glycymarides  enthielt,  also  im  wesentlichen  aus  Kon- 
•chylien  zusammengesetzt  war. 

Von  den  nicht  zur  Speise  benutzten  Seetieren  haben  wir  noch  nachzutragen 
das  Seepferdchen  (hippocampus.  Syngnathus  hippocampus  L.^  bei  Lucilius, 
den  Schwamm  (spongia  bei  Galo),  die  rote  Koralle  (corallium,  curaliura  bei 
Lucrez)  und  die  Perle  (margarita  bei  Cic.  =  unio),  die,  wie  Plinius  9. 423  nach 
Aeiius  Stilo  berichtet,  schon  zur  Zeit  des  jugurthinischen  Krieges  in  Rom  beliebt 
wurde  und  auf  die  wir  an  einer  spätem  Stelle  wieder  zurückkommen  werden. 


4)  Der  Fisch  führt  die  Namen:  thynnus,  thunnus  Lucil.  fr.  ine.  4  791;  amlas  ebend.  53, 
pelamys  (V2  Jahr  alt)  Yarr.  sat.  Men.  403,  cordyla  (Bnit)  Plin.  9.  47;  pompilus  Anon. 
mim.  S  Ribb.;  orcynus  Plin.     Vgl.  colias  und  apoiectus. 

2)  Man  schätzt  den  jährlichen  Ertrag  des  ThunGschfangs  auf  7  Mill.  Lire  »  5  Mill.  Mark. 


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IN  DBR  LAT£lNI8GHBPf  SPRACHE.  117 

Aus  der  Zahl  der  Übrigen  in  voraugusteischer  Zeit  beliebten  Fische  hebe  ich 
nurnoch  die  Scholle  hervor  (rhombusj,  die  einstmals  verachtet  war,  aber  zu 
Horaz'  Zeit  (sat.  2.  48.  146]  sehr  gesucht  und  in  vorzüglicher  Güte  bei  Ravenna 
gefangen  wurde  (Plin.  9.  469),  endlich  den  faber,  den  man  nach  Columella 
8.  46  prisca  consuetudine  zeus^)  (oder  zaes?)  nannte. 

Neben  all  den  bisher  besprochenen,  meist  in  den  italischen  Gewässern  leben- 
den oder  dorthin  verpflanzten ,  also  gewöhnlich  frisch  genossenen  Fischen  fing 
man  etwa  seit  dem  2.  Jahrh.  v.  Chr.  an,  eingesalzene  ausländische  zu  importieren. 
Doch  waren  diese  noch  in  Catonischer  Zeit  so  teuer,  dafs  damals  nach  Athenaeus 
VI.  409.  S.  275  ein  Topf  pontischer  Fische  mit  300  Drachmen  bezahlt  wurde. 
Eingesalzen  wurden  besonders  alle  möglichen  Arten  des  Thunfisches  (pelamys, 
thynnus,  colias,  apolectus),  desgleichen  der  coracinus,  der  nach  Plin.  9.  68 
am  besten  in  Ägypten  war,  der  scomber  von  Neukarthago,  die  Sardelle  (sa- 
perda)  vom  Pontus  und  die  elacata  (Col.  9.  17.  12). 

Von  d«n  bei  den  Schriftstellern  der  Kaiserzeit  zuerst  genannten  griechischen 
Sceliernamen  sind  verhältnismäfsig  wenige  in  den  romanischen  Sprachen  erhalten 
worden:  ich  nenne  den  Meerbrassen  (box,  boca,  it.  boca,  fr.  bogue) ,  die 
Barbe  (*trigla  =  TQlyXrj,  it.  triglia),  die  Forelle  (tructa,  r^coxrijg,  it.  trota, 
fr.  truite),  den  Krebs  (carabus,  fr.  crabe,  crevette),  den  cancer  pagurus 
(=s  sp.  granciporro) ,  die  channe  (it.  cama)  und  den  chromis  (genues.  chro, 
marseill.  chro,    chrau).    Dies  nimmt  nicht  wunder;  denn  in  der  That  sind  die 


1)  Hesych.  ^atos'  elSog  i^^vos. 

2)  Man  würde  aber  eine  falsche  Vorstellung  von  dem  Umfange  der  römischen  Fisch- 
kenntnis in  voraugusteischer  Zeit  haben,  wenn  man  glauben  wollte,  dieselbe  habe  sich  auf 
die  bisher  aufgezählten  Namen  und  Arten  beschränkt.  Allerdings  haben  wir  die  Lehn- 
und  Fremdwörter  der  gedachten  Periode  so  ziemlich  vollständig  vorgeführt,  dagegen  bisher 
unberücksichtigt  gelassen  die  grofse  Zahl  der  einfach  aus  dem  Griechischen  übersetzten 
Aasdrücke.  Wir  können  sie,  obwohl  eigentlich  aufserhalb  unseres  Gebietes  liegend,  schon 
deshalb  nicht  gut  übergehen,  weil  sie  uns  erst  die  Intensität  des  griechischen  Kulturein- 
flusses auf  dem  Gebiete  der  Fische  in  vollem  Malse  veranschaulichen. 

Wer  in  den  Heduphagetica  des  Ennius  die  Namen  mustela  marina,  pecten,  apriculus 
(=s  porcus,  sus,  suillus),  turdus,  merula ,  umbra  *marina,  muriculus  (b  musculus  bei 
Plautus)  liest,  ahnt  vielleicht  nicht,  dafs  sie  alle  nur  tlbersetzungen  der  entsprechenden 
griechischen  Fischbezeichnungen  sind:  yaAeof,  xtbIs,  xanQi(fxo£,  »Ix^Vt  xortog  (xortvtpos), 
axiaiva  und  (rxiadsvf,  fAvtaxos,  Wohl  mag  es  dahin  gestellt  bleiben,  ob  alle  diese  Aus- 
drücke auch  in  Fleisch  und  Blut  des  Volkes  übergegangen  sind,  aber  gewifs  ist,  dafs,  wie 
statt  des  Plautinischen  ophthalmias  später  oculata  gebräuchlich  wurde,  so  auch  eine  Anzahl 
andere  Übersetzungen  sich  in  der  römischen  Sprache  einbürgerte.  Ich  begnüge  mich  da- 
mit, hier  die  wichtigsten  einfach  aufzuzählen:  pulmo  marinus  oder  blofs  pulmo  =  itXt- 
nXsvfAOtVf  gladtus  =  ^ifpia^,  asellus  s=  hvicxos^  lepus  »  Xaytag,  Xaydios^  corvus  s=  xo^a- 
MSt  xoQttxlyog,  hirundo  »=  x^Xidtay,  rota  =  t^o^osy  capito  =  xiipaXo^f  lacertus  b  aavqa, 
serra  =  n^imiSt  aranea  =  ä^ax^Vt  vulpes  marina  s  &Xtmij^y  leo  »  Xivay,  rana  =  ßa- 
tqaxos,  Urtica  =  xWcfty,  pediculus  =  fpd'siq,  equus  «  tnnof,  solea  =  (fay&aXoVt  sudis  = 
cfpvQaiva,  aries  s=  XQiofj  torpedo  s  vaqxij^  bos  =  ßovg^  aquila  «=  ^erof ,  aper  ss  xanqos, 
mora  und  remora  s=  ixsnjtff.  Einige  von  ihnen  bürgerten  sich  sogar  so  ein,  dafs  sie  in 
die  romanischen  Sprachen  übergegangen  sind,  z.  B.  gladius  «=  fr.  glaive,  capito  s  fr. 
chabot,  suillus  =  it.  soUo,  umbra  ^  fr.  l'ombre,  it.  ombrino,  (aurata  =  it.  orada). 


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118  Griechische  Wörter 

zahlreichen  Fischnamen,  die  wir  besonders  bei  Ovid  uud  Plinius  vorfinden,  zum 
allerkleinsten  Teile  als  wirkliche  Lehnwörter  zu  bezeichnen,  da  Ovid  in  seinen 
Halieutica  die  pontischen  Fische  mit  den  Namen  benennt,  die  er  in  Tomi  aus  grie- 
chischem Munde  vernommen  ^),  PJinius  aber  es  vorzieht,  der  Bequemlichkeit  und 
Deutlichkeit  halber  überall  griechische  Namen  zu  verwenden.  Wenigstens  sagt 
er  ausdrücklich  (9.  5?) :  Graecis  enim  plerisque  nominibus  uti  par  erit ,  quando 
aliis  atque  aliis  eosdem  diversi  appellavere  tractus. 

Für  den  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  der  Römer  mag  eine  geringe  Zahl 
von  Namen  genügt  haben,  um  so  mehr  als  die  Fische  damals  wohl  nur  zur 
Speise  und  zu  Heilmitteln  dienten ;  zur  wissenschaftlichen  Unterscheidung  in 
Naturgeschichten  dagegen  reichte  natürlich  diese  beschränkte  Nomenklatur  nicht 
aus.  Man  wird  es  daher  dem  Plinius  auch  nicht  verargen,  dafs  er  durchweg  mit 
griechischen  Namen  operiert  hat^  zumal  er  aus  griechischen  Quellen  schöpfte^). 
Auch  die  Ärzte,  die  zur  Kur  besonders  bei  Augen-  und  Ohrenkrankheiten  von 
Fischen  und  Fischteilen  ausgiebigen  Gebrauch  machten 3),  haben,  da  sie  ja  meist 
Griechen  waren,  wohl  regelmäfsig  griechische  Bezeichnungen  hierfür  in  die  me- 
dizinische Terminologie  eingeführt. 

Nach  alledem  dürfte  es  schwer  werden  zu  entscheiden,  welche  von  den  in  der 
Kaiserzeit  zum  erstenmal  genannten  Fischnamen  wirklich  in  der  römischen  Sprache 
naturalisiert  sind  oder  nicht.  Wir  werden  daher  am  besten  thun ,  uns  mit  der 
alphabetischen  Aufzählung  der  bei  den  einzelnen  Autoren  überlieferten  Bezeich- 
nungen zu  begnügen,  zumal  wir  von  den  meisten  nur  die  Namen  wissen  und 
vielfach  nicht  imstande  sind,  sie  mit  den  jetzt  in  den  südlichen  Gewässern  leben- 
den Fischarten  zu  identificieren. 

Gels.:  spar  US,  Goldbrachsen. 

carcharus  =  iiaQx<xQlcig^  Haifischart. 
Colum. :  chalcis,  Fisch  aus  der  Gattung  der  Heringe. 

zeus  =  faber,  vielleicht  Heringskönig  aus  der  Familie  der  Sonnen- 
fische. 

Ovid. :  anthias,  BarschartV(Ha].  19). 
cantharus  (Hai.  103). 
caris  (Halieut.  133). 
cercyros  (Hai.  102). 
channe  (Hai.  108)  ==  perca  caprilla  L. 


4)  PliD.  32.  152:  His  adicimus  ab  Ovidio  posita  nomina,  quae  apud  neminem  aliuoi 
reperiuntur,  sed  fortasse  in  Ponte  nascentium,  ubi  id  volumen  supremts  suis  temporibiu^ 
incboavit. 

2}  Von  den  17)3  Namen  von  Seetieren,  die  er  lib.  82  §§444—454  aufzählt,  ist  denn 
auch  der  bei  weitem  gröfsere  Teil  griechischer  Abkunft. 

8)  Plin.  82.  69:  omnium  piscium  fluviaUUum  roarinorumque  adipes,  liquefacti  sole,  ad- 
mixto  melle  oculorum  ciaritaU  plurimum  confcrunt;  ebend.  32.77:  Die  Galle  der  batia, 
des  callionymus  und  bacchus  wurde  bei  Ohrenleiden  verwendet.  Im  übrigen  vgl.  ober  die 
Verwendung  der  Fische  in  der  Heilkunde  Plin.  32.  4  02  ff. 


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IN  DBl  LATBINISGHBN  SPRACHE.  119 

Ovid. :  chromis  (Hai.  424). 

chrysophrys  =  auraia  (HaL  H4). 

echeneis  s=   mora,    remora   =  odinolytes,    Schildßsch 
(Hai.  99). 

epodes  (Hai.  126)    (etwa  Depodes?). 

erythinus  (Hai.  404),  rote  Meerbarbe. 

bippurus,  Goldkarpfen  =  corypbaena  hippurus  L.  (Hai.  95). 

iulus  (Hai.  95). 

lamyros  (Hai.  420). 

mormyr  (Hai.  440)  =  fjtoQfitQog. 

orphus;  Orf,  Meerlisch   (Hai.  404). 

perca,  Barseh  (Hai.  442). 

phager,  Brassenart  (Hai.  407). 

salpa  (Hai.  424). 

scorpios  (Hai.  446)  =  cottus  scorpio  L. 

smaris  (Hai.  420). 

synodus,  -ontis    (Hai.  407),  Zahnbrasse  =  dentex  =  sparus 
dentex  Oken. 

tragus  (Hai.  442). 

xiphias  =  gladius  (Hai.  97). 
Plin. :  actinophoroe  =  helices,  Muschelart;  alabeta,  Nilfisch, 
Aalwels,  silurus  anguillaris  L.;  alopex;  aphye  =  apua,  An- 
chovis; aplysiae,  die  schlechteste  Schwammart;  apolectus, 
4 jähriger  Thunfisch;  astacus,  Meerkrebsart;  aulus,  männ- 
liche Art  der  Kammmuschel  (vgl.  seien,  donax,  onyx,  dactylus) ; 
bacchus  =  myxon,  Fischart  aus  der  Gattung  der  aselli;  ba- 
tia,  Stachelrochenart  = /^ar/g ,  ßavog;  batrachus,  Frosch- 
fisch, Seeteufel  =  Lophius  piscatorius  L. ;  belone,  Hornhecht 
=s  acus(9.466)  oder  aculeatus  (32. 445)«;  blendius,  schlechter 
Seefisch  =  ßkervog ;[^boca,  boxs=  ßoa^j  ßüS,  Blöker ;  c a  1  - 
larias  (Sillig)  oder  collyris  (Jan),  Kabeljauart;  calliony- 
mus=uranoscopus,  Stemseher;  carabus,langschwänzige 
Meerkrebsart  =s  cancer  Cursor  L. ;  chemae,  Gienmuschel;  ci- 
naedus,  schlammiger  Seefisch;  citharus,  Schollenarl,  als 
Nilfisch  dem  Apollo  heilig;  cnide,  quam  nos  urticam  vocamus 
(Plin.  32.  446);  cochloe;  colias,  Thunfischart;  coluthia 
=  coryphia,  eine  Art  Purpurschnecke,  coracinus,  Flufs-, 
besondersNilfisch;  cordyla,  jungeBrutderThunfische;  cynops, 
Meerpolyp;  cynosdexia,  Meerpolyp;  cyprinus,  Karpfen; 
dactylus,  Muschelart;  donax=:solen,  Wasserscheide,  See- 
muschelart; echinometra,  Meerigelart;  elephantus;  exo- 
coetus  =  Adonis;  galeos,  gefleckte  Haifischart  =  mustela 
marina ;  g  a  r  o  s ,  ein  Fisch,  woraus  das  geschätzte  garum  ursprüng- 
lich bereitet  wurde;   glanis,   Welsart;  glauciscus,   blau- 


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120  Grieghisghb  Wörter 

Plin.  :  schillernder  Fisch;  glycymarides,  Art  Gienmuschein ;  hall- 
pleumon,  Seelunge  =  pulmo  marinus;  hei  ix,  Muschelart 
=  actinophoroe ;  hepar,  Leberfisch :=  fjjtatog;  hippos,  See- 
pferdchen; holothuria,  Seewürmerart,  Hol.  priapus  L. ;  hy- 
aena,  Meerfisch;  ictinus;  ichthyocoUa,  Hausen,  acipenser 
huso  L. ;  i  u  1  i  s  =  i  u  1  u  s,  roter  Meeriisch ;  1  a  m  i  a ,  Piattfischart ; 
larinus;  ielepris;  maea,  grofser  Seekrebs;  maeotis; 
manos;  mys,  Miesmuschel  =  mytilus  margaritifera  L. ;  my- 
isca,  kleine  Miesmuschel;  myxon  =  bacchus;  nauplius, 
Schaltier;  nautilus,  das  Schiffsboot,  Schaltier;  odinolytes 
=  echeneis;  onyx,  Kammmuschelart;  ophidion,  Graubari- 
fisch, ophidion  barbatum  L. ;  orcynus,  Thunfischart;  or t ha- 
ger iscus  =  xaTt^/mco^,  aper^  apriculus,  sus,  suillus,  Meer- 
schweinchen ;  o t  i  a ,  Muschelart;  Ozaena,  übelriechender 
Meerpolyp;  pagurus,  Taschenkrebs;  pentadactylus,  Mu- 
schelart; phthir  =  pediculus,  Laus,  Seefisch,  der  sich  an 
andere  ansaugt;  phycis,  Neunauge,  petromyzon  fluviatilis  L.; 
physeter,  Spritzwal, Walfischart;  pinophylax=pinoteres 
(Gic.)  ,  kleinste  Art  der  Seekrebse,  Hüter  der  Steckmuschel: 
platanista,  Gangesfisch;  psetta,  Schollenart;  purpura, 
Purpurschnecke;  rhina  =  squatus,  Haifischart;  sciadeus, 
sciaena  s=  umbra,  Meerschatten,  salmo  thymallus  L.;  scolo- 
pendra,  Meerfisch;  scorpaena,  Meerskorpion;  solen, 
Wasserscheide,  Seemuschelart  =  donax;  sorus;  sphyraena 
=  sudis,  Hechtart;  strombus,  gewundene  Schneckenart; 
tethea  oder  tethya,  Molluskenart;  thranis  =  xiphias  = 
gladius,  Schwertfisch;  trichias,  Seefisch,  Sardelle  mit  vielen 
haarfeinen  Fäden ;  tridacna;  xiphias  =  gladius,  Schwert- 
fisch; uTanoscopus=  callionymus,  Stemseher;  zm^rüs 
=|ut/^o^,  das  Männchen  der  Muräne  (vgl.  aufserdem  Tri  ton  es^ 
Nereides  u.  a.). 
Nachplinianische  Schriftsteller  erwähnen  aufserdem  folgende  Fischnamen : 

Campus  oder  campus  marinus  =  hippocampus  Marl. 9. 
42.  4. 

leiostrea  (oder  li  thost  rea),  Austern  mit  glatter  Schale.  Lampr. 
Heliog.  49.  6  =  Host ra cos  (Ambros.). 

spatangius  =  OTCavayyrjgj  Meerigelart.  Cod.  Theod.  U.  20.  1. 

exormiston,  Muränenart.  Cassiod.  Yar.  42.  44. 

zygaena,  Hammerfisch.  Ambros.  hexaem.  5.  40.  34. 

tructa  =  TQWKTtigf  Forellenart.  Isid.  42.  6.  6  *). 


i)  Von  nicht  im  Wasser  lebenden  Weichtieren  müssen  hier  noch  9  genannt  werden: 
die  den  echt  römischen  Namen  führende  Schnecke  (Umax  nach  Varr.  1.  1.  7.  8.  93  von 
limus,  quod  ibi  vivit)  und  die  efsbare  Weinbergschnecke  (Cochlea  vs  Helix  pomatiaL.,- 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  121 

Es  erübrigt  noch  einige  Worte  ttber  die  aus  Fischen  bereiteten  Gerichte  hin- 
zuzufügen. Dafs  die  fremden ,  besonders  die  pontischen  und  spanischen  Fische 
in  der  Regel  gesalzen  exportiert  und  schon  in  vorca tonischer  Zeit  in  Töpfen  nach 
Rom  versendet  wurden,  ist  bereits  oben  erwähnt,  ebenso  dafs  man  mit  beson- 
derer Vorliebe  den  Thunfisch  zum  Marinieren  benutzte.  Nach  der  Art  des  Prä- 
parats erhielten  diese  eingesalzenen  Fische  verschiedene  Namen ,  je  nachdem  sie 
mager  oder  fett,  in  grofsen  oder  kleinen  Stücken,  halb  oder  ganz  mariniert 
wurden.  Zur  mageren  Sorte  gehörte  das  von  Plautus  Capt.  8.  54  erwähnte 
horaeum  =  uqalov  sc.  raQcxoQj  d.  h.  das  zur  rechten  Zeit,  nämlich  im  Früh- 
jahre, von  jungen  Thunfischen  bereitete.  In  Stücken  mariniert  unterschied  man 
cybium,  tritomum  und  melandrya,  erstere  würfelförmig  {xißog^)  ge- 
schnitten, letztere  grofse  Rückenstücke,  die  ihren  Namen  von  dem  eichen  brett- 
ähnlichen Aussehen  hatten.  Setzte  man  den  eingesalzenen  Stücken  Käse  zu,  so 
erhielt  man  das  von  Cic.  fam.  9. 4  6. 7,  ad  Att.  4.8  erwähnte  und  von  Apic.  4.2.4 
genauer  beschriebene  tyrotarichum. 

AuTserdem  spielen  im  römischen  Haushalte  die  Fischsaucen  eine  be- 
deutende Rolle ,  deren  man  3  Arten  unterschied:  muria,  garum  und  alec. 
Das  erstgenannte  Wort  bezeichnet  von  Haus  aus  eine  Salzlake  und  ist  aus  der 
gleichen  Wurzel  wie  mare,  das  (salzreiche)  Meer,  hervorgegangen.  Die  Vestalinnen 
sollen  sie  schon  in  alter  Zeit  zum  Opfergebrauche  zubereitet  haben  (Marquardt, 
Rom.  Altert.  lY.  286) ;  im  übrigen  verwendete  man  sie  zum  Konservieren  des 
Fleisches,  der  Fische,  des  Gemüses  u.  s.  w.  Erst  später  übertrug  man  das  echt 
römische  Wort  auf  die  aus  dem  Thunfisch  gewonnene  Sauce  und  identificierte  es 
somit  mit  dem  griechischen  aXfxt]  oder  aXfivQlg.  Anders  verhält  es  sich  mit  dem 
garum  und  demNi^ec^^^B^es  lernte  man  in  Rom  von  den  Griechen  kennen  und 
demnach  sind  auch  beide  Namen  griechisch.  HergesteUt  wurden  sie  am  besten 
aus  der  Makrele  (scomber),  indem  man  das  Fleisch,  mit  dem  Blute  und  den  Ein- 
geweiden vermischt,  faulen  iiefs  und  indische  Gewürze  zusetzte.  Das  beim  Durch-r 
seihen  Abfliefsende  hiefs  dann  das  garum,  das  dicke  residuum  war  alec.  Wie 
die  muria,  so  diente  auch  das  garum  oft  mit  verschiedenen  Zusätzen  von  Wasser, 
Wein,  Ol  und  Essig  als  Condimentum,  und  je  nach  den  Zuthaten  unterschied  man 
hydrogarum  (Lamprid.) ,  oenogarum  (Apic),  oxygarum  =  liquamen 
acetosum  (Apic).  Dafs  auch  von  anderen  Fischen  Brühe  gemacht  wurde,  ist 
selbstverständlich,  und  ich  brauche  nur  auf  die  iura  siluri  des  Lucilius  (4.  7. 
Müll.)  und  das  von  der  ärmeren  Volksklasse  genossene  ius  maenarum  des- 
selben Autors  (24.  4.  3)  hinzuweisen.  Von  sonstigen  Fischgerichten  erwähneich, 
noch  das  bei  Apicius  eine  Schüssel  gesottener  Krebse  bezeichnende  zomo- 
teganite  (4.  2.  4  47);  Kaviar  kannte  man  dagegen  im  Altertum  noch  nicht  (Mar- 
quardt, röm.  Altert.  V.  52)  i). 


4)  Hierher  gehören  auch  die  Ausdrücke  salgamum,  oxalme,  garismatium,   salacaccabia 
und  cybiosactes,  vgl.  sagena,  Fischernetz. 


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122  Griechische  Wörter 


§  4.    Insekten. 

Fast  nirgends  im  ganzen  Bereiche  der  Tierweit  sind  die  Römer  weniger  von 
den  Griechen  abhangig  als  auf  dem  Gebiete  der  Insekten.  Eine  grofse  Zahl  der- 
selben halten  sie  bereits  während  ihres  Zusammenseins  mit  den  übrigen  euro- 
päischen Völkerschaften  kennen  gelernt :  Damals  hatten  sie  nicht  nur  die  Be- 
kanntschaft mit  der  Bijene  (apis  =  ahd.  imbi,  impi  =  ifinlg;  vgl.  ahd.  bla-  und 
lit.  bitö)  und  der  Wespe  (vespa  =  lit.  vapsä,  preufs.  wobse,  ksl.  v-osa,  ahd. 
vafsa)  gemacht,  sondern  auch  mit  der  Ameise  (formica  =  fivQfxrj^j  dial.  ßv^ 
fia^j  und  allerhand  Ungeziefer  wie  der  Fliege  (musca  =  /ui/kir  =  lit.  mos^, 
preufs.  musso,  ksl.  muchaj,  dem  Floh  (pulex  =  ifwlla,  vgl.  skr.  puiaka-],  der 
Schabe  (blatta,  lit.  blakö,  lett.  blaktis)  und  der  Schaflaus  (ricinus  =  lii. 
erkc;  lett.  ehrze,  Bezzenb.  Beitr.  3.  87). 

Selbstverständlich  war  die  Welt  der  Insekten,  die  ihnen  schon  damals  lu 
Gesicht  kamen,  eine  viel  reichere ;  nur  verstanden  sie  sie  nicht  zu  unterscheiden 
und  nannten  manche  Arten  mit  einem  gemeinschaftlichen  Namen ,  bis  ihnen  auf 
italischem  Boden  die  charakteristischen  Merkmale  zum  Bewufstsein  kamen  und 
sie  neue  Namen  für  die  durch  genauere  Beobachtung  neu  entdeckten  Tiere  er- 
fanden. Dahin  gehören  die  Laus  (pedis,  pediculus),  die  Wanze  (cimex),  die 
Mücke  (culexj,  die  Drohne  (fucus),  die  Hornisse  (crabro),  die  Bremse 
(asilus,  tabanus,  vgl.  jedoch  S.64),  die  Cikade  (cicada),  das  Johanniswürm- 
chen (cicindela),  die  Heuschrecke  (locusta) ,  die  Motte  (tinea),  die 
Weidenraupe  (cossus],  der  Holzwurm  (tarmes,  termes) ,  der  Kornwurm 
(curcuiio),  die  Raupe  (uruca)  und  der  Schmetterling  (papiiio)^). 

Ehe  wir  nun  zur  Aufzählung  der  ins  Bereich  der  Insekten  gehörigen  Lehn- 
wörter übergehen ,  haben  wir  noch  zweier  Tiemamen  zu  gedenken ,  bei  denen 
man  zweifelhaft  sein  kann,  ob  sie  gräkoitalisch  oder  den  Römern  von  den  Griechen 
zugekommen  sind:  aranea  und  tipula.  Doch  da,  wie  die  folgenden  Zeilen 
darthun ,  nur  ausländische  Insekten  mit  griechischen  Namen  im  Latein  wirklich 
eingebürgert  sind ,  so  haben  wir  bei  diesen  bekannten  italischen  Tieren  um  so 
weniger  Grund,  die  Vermittelung  ihres  Namens  den  Griechen  zuzuschreiben ,  weil 
sich  die  lateinischen  Ausdrücke  mit  den  griechischen  aQa%vri  und  Ti(pri  recht 
wohl  aus  einer  gemeinsamen  Grundform  ableiten  lassen.  (Vgl.  auch  S.  46und58j. 

Dagegen  gehen  bestimmt  auf  griechische  Quelle  zurück  die  Namen  fremder 
Insekten,  wie  des  Skarabäuskäfers  (scarabaeus) ,  der  spanischen  Fliege 
(cantharis),  der  assyrischen  Seidenraupe  (bombyx,  vgl.  bombylis,  necydalus,, 
des  eintägigen  in  Pontus  lebenden  hemerobion  und  des  Skorpions  (scorpio, 
scorpius],  der  nach  PI  in.  H.  89  zwar  von  der  schlangenbeschwörenden  Völker- 
schaft der^Psylli  in  Afrika  öfter  in  Italien  eingeführt  worden  ist,  aber  nördlich 


\)  Spätere  Bildungen  sind  mulio  von  malus,  eine  das  Maultier  belästigende  liäckenart, 
porcellio,  Kellerwurm,  ferner  fullo,  miUipeda,  centipeda,  multipeda;  aus  dem  GriechiscbeD 
übersetzt  ist  asellus  =  hvlisxog  u.  a. 


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IN  DER  LATEIfCISCRBIV  SPRACHE.  123 

von  Sicilien  nicht  leben  konnte ;  von  den  Namen  einheimischer  Tiere  dagegen 
nur  solche ,  bei  denen  die  griechische  Naturwissenschaft  eine  genauere  Unter- 
scheidung und  Klassifikation  geschaffen  hatte,  wie  denn  buprestis  einen  gifti- 
peDKäfer,c  entrineseineMUckenart,  pityocampe  die  Fichtenraupe,  ichneu- 
iDon  die  Schlupfwespe,  acheta  die  mJInnliche  Cikade,  cestrus  die  Rofs- 
bremse,  lycos,  rhagion,  asterion,  tetragnathius  Spinnenarten,  seps 
eineAsseiart  bezeichnen.  Neben  römischen  Bezeichnungen  finden  sich  griechische 
wiethrips  =  tarmes,  Holzwurm,  cantharis  =  corculio,  Kornwurm,  gryl- 
lus  und  troxallis  =  cicada,  attelebus,  bruchus,  attacus  =  lo<*usta, 
iampyris  =  cicindela,  Johanniswürmchen,  scolopendra  =  millipeda,  den 
Tausendfufs,  cephenes  =  fuci,  Drohnen  (vgl.  sirenes),  lauter  Wörter,  die  mit 
Ausnahme  von  gryllus  wohl  schwerlich  je  populär  geworden  sind.  —  Ein  fabel- 
haftes Tier  ist  die  pyrallis  =  pyrausta. 

Von  allen  Insekten  nötigte  den  Römern  das  meiste  Interesse  ab  die  Biene , 
deren  Zucht  die  Landwirte  mit  grofsem  Eifer  oblagen.  Mit  besonderer  Vorliebe 
haben  daher  auch  die  scriptores  rei  rusticae  sich  über  die  Bienenzucht  aus- 
gelassen, zum  Teil  in  ziemlich  umfangreicher  Behandlung  wie  Vergil,  der  ihr  das 
ganze  4.  Buch  seiner  Georgica  widmete.  W^ie  unabhängig  darin  die  Römer  von 
den  Griechen  waren,  bekundet  schon  der  Umstand,  dafs  in  der  genannten  Schrift 
mit  Ausnahme  von  cera,  Wachs,  kein  einziges  auf  die  Bienenzucht  bezügliches 
griechisches  Lehnwort  vorkommt ;  auch  sind  die  von  Plinius  in  seiner  auf  den 
besprochenen  Gegenstand  beztiglichen  Erörterung  (M,  41 — 70)  gebrauchten 
griechischen  Ausdrücke  leicht  als  nicht  eingebürgerte  Fremdwörter  zu  erweisen. 
Das  gilt  z.  B.  von  pissoceros,  propolis,  commosis,  erithace  =  san- 
daraca  =  cerinthus,  blapsigonia  und  den  Honigarten  anthinum,  ho- 
raeon,  ericaeum,  acapnum  (vgl.  ac(o]etum]. 


§  6.    Würmer. 

Für  das  Geschlecht  der  Würmer  haben  die  Römer  nur  einen  sehr  unbedeu- 
tenden Vorrat  von  Wörlern  aufzuweisen,  unter  denen  mir  mit  Ausnahme  von 
taenia  =  ratWa,  Bandwurm  (bei Gate),  ieredo =TBQrid(ar,  Bohrwurm,  lytta 
=  it;rTa,  Hund  s  wurm  und  ascaris  =  aaxap/g,  Spulwurm  kein  einziges  grie- 
chisches aufgeslofsen  ist.  In  indogermanische  Zeit  geht  zurück  der  Gattungsname 
Wurm  (skr.kfmis,  griech.  ^7/utg,  MXfiLvg  und  ^ofxog  =  fQOfiog ,  ksl.  irivK,  lit. 
kirniis,  altir.  cruim,  got.  vaürms),  auf  italischem  Boden  sind  entsprossen  die  Be- 
zeichnungen für  denRegenwurm  (lumbricus)  und  den  Blutegel  (hirudoju.a. 


§  6.    Amphibien  (BeptUien). 

Gröfser  ist  der  Wortschatz  auf  dem  Gebiete  der  Amphibien  (amphibia). 
Von  diesen  lernten  die  Römer  aus  eigener  Initiative  kennen  die  in  Italien  hei- 
mische Schildkröte  (testudo;  chelys  bei  Petr.  und  emys  bei  Plin.  sind  keine 


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124  Gribchischk  Wörter 

Lehnwörter]  und  die  gewandle,  zierliche  Eidechse  mit  ihren  schillernden 
Farben  (lacerla,  steliio,  griech.  ascalaboles) ,  den  quakenden  Frosch  (rana  von 
Würz,  rak,  brüllen,  rubeta  von  rubus)  und  die  giftige  Kröte  (bufo),  vor  allen 
Dingen  aber  Schlangenarten,  deren  generelle  Bezeichnung  sogar  in  indo- 
germanische Zeit  zurückreicht)  vgl.  anguis  =  %x^  =  ^^^'  ^^'^  =  1>^*  ^^8^^? 
ahd.  unc) ,  während  s  e r p  e  n s  (=  die  kriechende) ,  c o  lu  b e  r  (=  die  kriechende, 
vgl.  celer  und  VaniJfek  424),  vipera  (=  vivipera,  die  lebendige  Junge  gebä- 
rende), boa,  die  Wasserschlange  (YaniS.  SSI3)  und  das  etymologisch  dunkle  ex- 
cetra  echt  römische  Bildungen  zu  sein  scheinen. 

Von  den  Griechen  lernte  man  kennen  die  Benennungen  des  Drachen 
(draco  Enn.)  für  jede  unschädliche  Schlangenart,  wie  man  sie  zum  Yergnttgen 
als  Haustiere,  ja  sogar  als  Spielzeug  für  Kinder  hielt,  ferner  den  Laub-  (calaroi- 
tes)  und  Regen fro seh  (diopetes),  desgleichen  den  Salamander  (salaman- 
dra)*)  und  verschiedene  Eidechsenarten,  wie  das  schillernde,  seine  Farben  wech- 
selnde c  h  a  m  a  e  I  e  0  n,  die  dem  Krokodil  ähnliche  ägyptische  Eidechsenart  s c i  n- 
cus,  den  basiliscus  und  die  seps,  die  Schlangenarten  cerastes  (Horn- 
Schlange),  pareas  und  die  libysche  Schiangehgattung  amphisbaena,  (i»s 
Krokodil  (crocodilus,  Gic. ;  crocodilonius  (?)  Plaut,  nach  Lor.)  u.  a.,  die  meisl 
erst  bei  Plinius  belegt  werden  können  ^) . 


i)  Über  die  orientalische  Abkunft  dieses  Wortes  vgl.  Westermanns  Monatshefte  No.  28 
der  3.  Serie  S.  395. 

9)  Vgl.  auch  lange,  langurus,  chalcidice,  Eidechsenart,  gyrinus,  Kaulquappe,  cenchris, 
ptyas,  chelydrus,  hydra,  Schlangenart,  aspis,  Natter. 


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Italift  paene  totins  orbi»  fruges  adhibito  studio 
colonorum  ferro  didicit.  (' olom.  3.  8.  4. 


Kap.  II.   Pflanzen. 

Als  die  Italer  die  Apenninenhalbinsel  beiraten,  waren  sie  nicht  mehr  unstät 
umherziehende  Nomaden  (numida) ,  die  heute  hier  und  morgen  dort  ihr  Zelt  auf- 
schlugen  und,  beständig  auf  der  Wanderschaft  begriffen,  ihr  Dasein  fast  aus- 
schliefslich  mit  den  Erzeugnissen  der  Viehzucht  und  der  Jagd  fristeten ,  sondern 
sie  hatten  schon  frühzeitig  gelernt,  neben  dem  Hirtenstabe  auch  den  Pflug  zu  ge- 
brauchen und  an  geeigneten  Stellen  auf  ihrem  Zuge  längere  Rast  zu  machen,  um 
den  Acker  zu  bestellen  und  der  Gaben  der  Ceres  teilhaftig  zu  werden.  Bereits 
in  indogermanischer  Vorzeit  war  zu  den  oben  erwähnten  Nahrungsmitteln  vege- 
tabilische Kost  getreten.  Von  alters  her  baute  man  Gerste  und  Spelt*), 
späterhin  auchWeizen^)  und  Hirse*)  und  verstand  es,  die  geerntete  Feld- 
frucht auf  Mühlen^)  zu  zermalmen  und  in  Gestalt  von  Brei  und  Suppe^)  zu- 
zubereiten. Auch  Hanf^)  scheint  man  bereits  gebaut  zu  haben ,  doch  ging  die 
Kenntnis  desselben  den  Vorfahren  der  Römer  auf  ihrer  Wanderung  wieder  ver- 
loren und  wurde  erst  durch  die  Griechen  erneuert.  Mit  noch  gröfserer  Sicherheit 
ist  die  Kultur  des  Flachses^)  und  damit  die  Kunst  des  Spinnens  und 
Webens  in  die  gräkoitalische ,  wo  nicht  in  die  europäische  Periode  zurück- 
zudatieren. 


i)  skr.  yava-s,  Gerste  =  zd.  yava,  Feldfrucht  =  lit.  java-s,  Getreideart  =  ieia,  Ce«, 
Spelt,  lat.  far,  farina,  umbr.  farsio,  Speltkuchen,  an.  harr,  ags.  bere,  Gerste,  ksl.  borü, 
Hirseart.     d&aqri  neben  ador.     xqi^  =  hordeum  =  gersla. 

2;  nvqog,  lit.  pürai,  lett.  pürji,  Weizen,  vgl.  ags.  fyrs,  ksl.  pyro,  oXvqa,  Der  ausge- 
dehntere Weizenbau  datiert  in  Italien  nach  Varro  seit  den  Decemvirn  (Mommsen  1^442). 

3)  fABlitrij  =  milium,  lit.  malnä,  Hirse. 

4}  fÄvXfj  SS  mola,  ahd.  muli;  lit.  malu,  mahlen,  nxiaaia  =  pinso  =  skr.  pish  (p^shana, 
Mandmühle}. 

5)  skr.  yüs,  yAsha-s,  yüsha-m  «  ((Ofiog,  lat.  jus,  lit.  jusze,  ksl.  jucha.  puls  s=  noXjog. 
cf.  pollen,  polenta. 

6]  skr.  Qanam,  Hanf,  xavvaßis,  an.  hanpr,  böhm.  konop^;  lat.  cannabis  entlehnt. 

7)  Xiyoy  =  linum,  got.  lein,  ahd.  Itn,  lit.  Una-s,  ksl.  Hnü,  altir.  lin.  Möglicher  Welse 
sind  die  letzten  5  Worte  aus  dem  lat.  entlehnt.  Dafür  aber,  dafs  linum  nicht  aus  dem 
Griechischen  herübergenommen  Ist,  spricht  nicht  nur  die  Quantitötsverschiedenheit,  die  Gurt. 
369  geltend  macht,  sondern  auch  die  Koexistenz  des  lat.  Adjekt.  lintcus. 


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128  Gribchisgbb  Wörter 

in  den  Pfahldörfern  der  Emilia  durch  Funde  bestätigt  wird,  wenn  auch  vielleicht 
den  Phöniciem  oder  Griechen  das  Verdienst  gebührt,  auf  die  Veredelung  der 
Rebe  und  die  bessere  Zubereitung  des  Weins  und  Mostes  Einflufs  ausgeübt  zu 
haben  (vgl.  Heibig,  Die  Italiker  in  d.  Poebene  409.  74).  Ebenso  waren  auch  der 
Feigenbaum'),  die  Kornelkirsche^) ,  der  Apfel-^),  Birn-<)  und 
Pflaumenbaum^)  als  wildwachsende  Bäume  frühzeitig  bekannt. 

Selbst  die  Bäume  des  Waldes  wetteiferten  in  dem  Bestreben,  dem  Menschen 
nützlich  zu  sein.    Die  Eiche^),  der  europäische  Urbaum,   war  von  alters  her 


und  der  Umstand,  dafs  in  dem  bis  in  die  vorgriechische  Zeit  zurückreichenden  Festver- 
zeichnis der  römischen  Gemeinde  8  Weinfeste  figurieren,  die  dem  altröm.  Jupiter,  nicht 
dem  griechischen  Weingotte  (Liber,  Bacchus)  zu  Ehren  gefeiert  wurden,  endlich  die  oben 
erwähnten  prähistorischen  Funde  der  Emilia  die  Kultur  der  Rebe  in  viel  frühere  Zeit  hinanf- 
zurücken  zwingen. 

4)  Auch  hinsichtlich  des  Wortes  ficus  ist  meines  Erachtens  Hehns  Ansicht  unhaltbar. 
Denn  die  Herleitung  aus  dem  griechischen  avxoy  ist  lautlich  unmöglich,  die  von  avxorsus 
einer  orientalischen  Sprache  ist  selbst  Hehn  nicht  gelungen.  Der  Umstand,  dafs  bis  jetzt 
kein  passendes  Etymon  für  beide  Worte  gefunden  ist,  ist  für  unsere  Untersuchung  irrele- 
vant. Mag  der  römische  Ausdruck  von  einer  Wurzel  bhu  (Thema  fi  s=  fui)  herstammeo 
oder  an  eine  gr&koitalische  Grundform  svakva  zu  denken  sein,  so  viel  scheint  klar  za  sein, 
dafs  die  Römer  den  Feigenbaum  vor  ihrer  Berührung  mit  den  Griechen  gekannt  und  schon 
frühzeitig  kultiviert  haben.  Ich  erinnere  nur  an  die  schon  in  die  Gründungssage  Roms 
vcrwobene  ficus  Ruminalis,  an  die  Namen  der  bereits  in  der  Königszeit  unterworfenen 
Stadt  Ficulnea  und  der  Ortschaft  Ficana  unweit  der  Tibermündung  mit  dem  Kulte  des 
Mars  Ficanus  (vgl.  Ficaria),  ferner  an  die  Wegnahme  eines  alten  Feigenbaums  vor  dem 
Saturnustempel  im  Jahre  494  v.  Chr.  (Plin.  45.  77)  und  an  die  Notiz  des  Postum.  Aibinus 
bei  Macrob.  sat.  3.  20.  5,  dafs  Brutus  grossulos  ex  melle  edebat.  Nicht  unerwähnt  darf 
bleiben,  dafs  die  griechischen  Ausdrücke  iQiVBos  und  oXvvd'og  (bei  Hesiod)  und  die  romi- 
schen Bezeichnungen  grossus  und  mariscus  offenbar  stammhaft  sind. 

ä)  cornus  =  xqayov,  wie  porrum  ==  nqaaov.  An  Entlehnung  ist  schon  aus  formellen 
Gründen  nicht  zu  denken.  Übrigens  ist  die  Existenz  der  Kornelkirschen  und  der  Äpfei 
schon  für  die  Zeit  der  Pfahlbauten  erwiesen  durch  die  Funde  in  den  Schweizer  Seen,  >gl. 
Steub,  die  Pfahlbauten  in  d.  Schw.  Seen.  Zürich  4  865  S.  58;  auch  bildete  ein  uralter 
Kornelkirschbaum  auf  dem  Palatin  ein  Heiligtum  des  Mars  (Preller,  Rom.  M^'th.  S.  297* 
Anm.). 

3)  Wie  die  Wörter  malum  und  fxi^Xov  sich  genau  decken,  so  haben  auch  die  nordischeo 
Sprachen  gemeinsame  Bezeichnungen :  an.  apaldr,  Apfelbaum,  epli,  Apfel,  lit.  oboly-s,  lett. 
dbols,  ksl.  j-ablüks  und  j-abluka,  altir.  aual.  Ist  hierher  vielleicht  der  Name  der  kampa- 
nischen  Stadt  Abella  zu  stellen  =  malifera,  den  Corfsen  K.  Z.  2.  4  7  aus  Aperula  ableitet 
=  Eberstädt?    Entlehnt  ist  melimelum  »  musteum,  Mostapfel. 

4)  pirus  =s  amoy  aus  aniffoy. 

5)  prunum  ==  TiQovjnyoy;  nach  Hehn  entlehnt.  Nun  sagt  uns  zwar  Galen  d.  simp. 
med.  fac.  7.  35,  dafs  die  Frucht  des  Pflaumenbaums  (xoxxv/ui^X^a)  in  Asien  n^ov/xrorheitse. 
doch  erwähnt  auch  Theophr.  9.  1.  i  den  Pflaumenbaum  unter  dem  Namen  tiqov/avt;,  vro- 
runter  die  meisten  und  selbst  Galen  t.  6  p.  357  die  wilde  Pflaume  (Schiehe)  verstehen. 
Da  nun  bereits  Cato  des  Baumes  gedenkt  (b.  Plin.  4  8.  34),  da  femer  die  nordischen 
Sprachen  ein  eigenes  Wort  dafür  besitzen,  ahd.  slM,  sl^hä,  Schlehe,  lit.  slyvä,  ksl.  sli^'a, 
Pflaume,  so  ist  nicht  abzusehen,  warum  die  Römer  nicht  auch  ein  heimisches  Wort  dafür 
gehabt  haben  sollen.  Als  man  dann  später  die  Pflaume  veredeln  lernte,  fügte  man  zur 
Unterscheidung  zwischen  dieser  und  der  Schlehe  das  Beiwort  silvestris  für  letztere  hinzu. 

6)  dqv^  altir.  daur,  cambr.  derw,  Eiche;  got.  triu,  ksl.  druva,  skr.  dru,  Holz,  >gl. 
aegilops. 


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IN  DER  LAT8INISGHBN  SpRACHB.  129 

und  blieb  für  immer  dem  Jupiter  geweiht;  »man  verehrte  sie  als  Lebensbaum, 
als  kostbare  Gabe  des  grofsen  Nahrvaters :  ihre  Frtlchte  hatten  schon  in  grauer  Vor- 
zeit die  Menschen  gesättigt,  in  ihrem  Stamme  hatten  sie  Wohnung  gefunden,  unter 
ihren  Wurzeln  sprang  der  tränkende  Quell«  (Masius,  Naturstudien]  und  auch  später- 
hin, als  reichlichere  und  bessere  Nahrungsmittel  zu  Gebojte  standen,  bildeten  die 
glandes,  quae  deciderant  patula  levis  arbore  (Ovid) ,  ein  treffliches  Futter  für  das 
Vieh.  Eine  nicht  weniger  geschätzte  Gabe  waren  die  Nüsse,  die  die  Buche i) 
spendete.  In  anderer  Art  dienstbar  war  die  dämonische,  den  Todesgöttem  heilige 
£ibe^] ;  ihr  Holz  lieferte  das  Material  zu  ^em  Bogen ,  wiewohl  auch  die  Ulme^) 
zu  gleichem  Zwecke  verwendet  worden  zu  sein  scheint.  Eine  andere  Waffe,  die 
Lanze  oder  den  Wurfspiefs,  verfertigte  man  am  liebsten  aus  dem  zähen  Holze  der 
Esche*).  Vorzügliches  Bauholz  bot  die  schlanke  Tanne*),  während  Weiden«) 
und  Erlen^) ,  die  treuen  Begleiter  des  Wiesenbachs,  des  jungen  Stroms  und  des 
Sumpfes^),  bei  der  Fabrikation  von  Schilden,  Kisten,  Körben  und  allerhand 
Tischlerarbeit  Verwendung  fanden.  Auch  die  Birke ^)  wurde  als  Nutzholz  ver- 
arbeitet. 

Dies  in  Kürze  die  Grundzüge  der  gräkoitalischen  resp.  europäischen  Botanik  I 
Weit  umfassender  waren  selbstverständlich  die  Kenntnisse  der  ROmer  auf  dem 
Gebiete  des  Pflanzenreichs  geworden,  als  sie  in  ihren  späteren  Wohnsitzen  festen 
Fufs  gefafst  hatten.  Denn  zu  den  fremden ,  aus  ihrer  asiatischen  Heimat  mitge- 
brachten oder  ihnen  auf  ihren  Wanderzügen  bekannt  gewordenen  Pflanzen  lernten 
sie  hier  eine  grofse  Anzahl  neuer  kennen,  quas  sevit  luppiter  ipse  (Lucil.).  Doch 
dürfen  wir  uns  hier  durchaus  nicht  verleiten  lassen,  aus  der  nachweisbaren 
Existenz  von  Bäumen  und  Pflanzen  in  Italien  vor  der  letzten  Erdrevolution  mit 
Bestimmtheit  deren  Vorhandensein  auf  italischem  Boden  zur  Zeit  der  Einwan- 
derung der  Italer  zu  erschliefsen.  Mag  immerhin  der  Oleander  in  fossilem  Zu- 
stande in  der  Provence  angetroffen  werden  (Charles  Martins,  revue  des  deux 
mondes  i.  LXXXV  p.  633),  mögen  die  Kalktuffe  des  Ätna  bekunden,  dafs  in  prä- 
historischer Zeit  die  Myrte  am  Fufse  dieses  Berges  gedieh  (vgl.  0.  Heer,  Neue 


4)  fagus  sss  ipriyos  =a  ahd.  baohha. 

2)  taxas  =  slav.  tisü,  Eibe  neben  to|ov,  Bogen;  an.  tr,  ^r,  Eibe  und  Bogen,  vgl.  M. 
Jahns,  Geschichte  des  Kriegswesens  1879  S.  4  7. 

3)  ulmus,  an.  dlmr,  ahd.  61m.  In  der  isländischen  Slcaldensprache  bezeichnet  das 
Wort  älm  aufser  der  Ulme  auch  den  Bogen. 

4}  Meines  Erachtens  geht  dies  deutlich  aus  dem  Gebrauche  des  griech.  (ixBXirj),  lat. 
(fraiinus;  wahrscheinlich  wurzelverwandt  mit  skr.  bhürja,  an.  björk,  ahd.  birka,  lit. 
berzas,  ksl.  br^a)  und  germ.  (askr.)  Ausdrucks  in  der  doppelten  Bedeutung  von  Esche  und 
Lanze  hervor. 

5)  abies;  aßiv  iXatrjy,  ot  dh  nevxrjy  Hesych.  nsv^rj^  ahd.  fiuhta,  lit.  puszis,  Fichte; 
pinus,  TthvCf  skr.  pUu-däru-s. 

6)  Salix  =  IXixfj  (arkad.),  kelt.  hcligan,  halegen,  ahd.  salahä.  hia^  an.  vidhir,  lit. 
(iil-)  vyti-s,  vgl.  vitis,  vitex. 

7)  alnus  ahd.  elira  oder  erila,  lit.  alksznis,  ksl.  jelltcha,  Erle. 

8)  Verg.  geor.  2.  110:  fluminibus  salices  crassisque  paludibus  alni  nascuntur. 

9)  skr.  bhürja,  an.  björk,  ahd.  birka,  lit.  bärzas,  ksl.  br^za.  Bei  den  Römern  hiefs 
der  Baum  betula. 

Weise,  Oriecb.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  9 


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130  Griechische  Wörter 

Jahrblätler,  herausgeg.  v.  d.  naturforsch.  Gesellsch.  4872  u.  die  Zeitschr.  Europa 
1879.  No.  25.  S.  H59),  so  ist  doch  deutlich  aus  ihren  Namen  ersichtlich,  dafs 
die  Römer  die  zu  ihrer  Zeit  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  nicht  mehr  in  Italien 
wachsenden  Bäume  durch  die  Griechen  kennen  lernten.  Ganz  ähnlich  Verhaltes 
sich  mit  dem  Ölbaum,  Lorbeer,  Mastix  (fossil  am  Ätna,  vgl.  Hehn  a.  a.  0. 
S.  VII),  dem  Terpentin-,  Perücken-  und  Sumachbaum,  die  wohl  säml- 
lich  von  den  Phönicicrn  und  Griechen  auf  italischen  Boden  verpflanzt  worden  sein 
dürften  (Hehn  365  3). 

Dagegen  giebt  es  eine  Menge  Kräuter  und  Beeren,  Blumen  und  Grü- 
ser,.  Sträucher  und  Bäume,  deren  speciiisch  italische  Namen  uns  von  neuen, 
ohne  ausländische  Yermittelung  gemachten  Errungenschaften  der  Italer  Kunde 
geben.  Werfen  wir  jetzt  einen  Blick  in  den  Garten  und  sehen  zu,  welche  Pflanzen 
die  Römer  ohne  Zuthun  der  Griechen  sich  nutzbar  gemacht  haben,  so  überrascht 
uns  zunächst  der  Zuwachs  an  neuen  Gemüsearten :  Da  gesellt  sich  zu  den  alten 
die  Kohlrübe  (napus)  samt  der  Möhre  (pastinaca  von  pastinare,  behacken), 
der  Lattich  (lactuca,  nach  Varr.  1..  1.  5.  404  von  lac,  quod  olus  id  habet lac) 
samt  dem  Kohl  (brassica),  nach  Catos  Urteil  das  beste  aller  Gemüse  (r.  r.  156: 
quae  omnibus  oleribus  antistat).  Daneben  wuchs  (wilder)  Spargel  (corruda) 
und  Endivien  (intubus  Lucil.  20.  3),  Eppich  (apium)  und  Kresse  (nastur- 
tium,  quod  nasum  torqueat,  Varr.),  Huflattich  (farfarus,  vgl.  tussilago  =  be- 
chion)  und  Sauerampfer  (rumex)  *),  Mangold  (beta)  und  Salvei  (salvla;, 
FenchcP)  (feniculum,  bei  Ovid.  u.  Plin.  auch  unter  dem  griech.  Namen  mara- 
thrus)  und  Raute  (ruta  3),  beides  bei  den  Alten  sehr  beliebte  Gewürze. 

Ais  Farbekraut  mag  schon  früh  in  Ruf  (gestanden  haben  das  lutum,  als 
Heilkräuter  die  Nieswurz  (veratrum,  nach  Colum.  6.  38.  3  von  den  Bauern  so 
genannt),  der  Andorn  (mannibium),  die  Hauswurz  (sedum),  die  Königs- 
kerze (verbascum)  u.a., während  der  Schierling  (cicuta)  als  Gift,  der  Lolch 
(lolium  =  aera,  alga)  als  Unkraut  unter  dem  Weizen,  dieWinde  (convoivulus;, 
Klette  (lappa)  u.  a.  als  Wucherpflanzen  verhafst  waren.  Aufserdem  mögen  Er- 
wähnung finden  die  Katzenminze  (nepeta),  derEnzian  (gentiana),  das  hoch- 
wachsende Pfriemkraut  (ferula),  das  Farnkraut  (filix)  und  die  verschie- 


1]  In  der  späteren  gräcisicrenden  Zeit  aach  lapalhus  und  lapathium.    Vgl.  balapatham. 

2)  Nach  Hehn  war  der  Fenchel  »eine  heimische  Doldenpflanze,  schon  früh  von  den 
ältesten  Bewohnern  des  Landes  als  Gewürz  aufgefunden  und  seitdem  durch  alle  Jabiiioo- 
derte  hochgehalten.« 

3)  Mit  Unrecht  wird  das  Wort  nita  von  Saalfeld  und  Tuchhandler  nach  Varros  Vor- 
gang I.  1.  5.  4  03.  9.  404  für  ein  griechisches  Lehnwort  gehalten.  Meines  Wissens  ist  ^m 
nur  bei  dem  nach  der  Mitte  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.  in  Pcrgamum  lebenden  Kolophonier  Nt- 
kander  belegt  (ther.  523.  528),  während  in  der  ganzen  übrigen  griechischen  Litteratar,  z.  B. 
bei  Theophr.,  nrjyavoy  dafür  vorkommt.  Da  nun  nach  Plinius'  Zeugnis  die  Raute  eine  pecu- 
liaris  auctoritas  apud  antiquos  besafs  und  z.  B.  von  C.  Cethegus  im  Jahre  497  v.  Chr.  dem 
Volke  mulsum  rutatum  gespendet  wurde,  so  ist  nicht  abzusehen,  warum  das  römische 
Wort  nicht  stammhaft  sein  soll.  (Oder  ist  der  Ausdruck  wie  riscus  u.  a.  Römern  and 
Kleinasiaten  durch  die  Gallier  zugekommen?  Doch  vergl.  Valcken.  Theoer.  Adon.  p.  2^^- 
Meineke  com.  tom.  2  p.  4  69.) 


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IN  DER  LATBINISGHBN  SPRACHB.  131 

denen  Gras-  (gramen,  carex,  alga),  Binsen-  (iuncus,  scirpus,  combreium]  und 
Rohrarten  (arundo). 

Unter  den  Feldfrachten  treten  als  Novitäten  auf  der  Winterweizen  (si- 
ligo),  die  Lupine  und  Wicke,  beide  schon  zu  Ca  tos  Zeit  aufserordentlich  be- 
lieble Futterkrauter  (lupinus  Cat.  c.  5  extr.,  vicia^)  Cat.  27.  35.  37),  aber  auch 
wohl  in  früherer  Zeit  bekannt  (vgl.  Plaut.  Stich.  694  :  lupillus),  desgleichen  der 
Klee  (trifolium^]  Cat.  6.  Plin.  18.  34)  und  verschiedene  L e g u m  i n a ,  wie  die 
Ausdrücke  cicer^  cracca  und  lens  dokumentieren. 

Von  Sträuchern  verdienen  genannt  zu  werden  der  Wach  holder  (iuni- 
perus),  der  Brombeerstrauch  (rubus),  der  Dorn  (spina,  ruscus,  alaternus), 
als  Vertreter  der  Beeren  die  Erdbeere  (fragum),  die  Brombeere  (morura) 
und  die  H  e  i  d  e  1  b  e  e  r  e  (vaccinium) . 

Grofsartige  Acquisitionen  machten  die  Ankömmlinge  an  neuen  Bäumen.  So 
lernten  sie  jetzt  kennen  den  Erdbeerbaum  (arbutus,  unedo) ,  an  dessen  Früch- 
ten sich  nach  Ovid.  met.  4.  403  schon  die  Urmenschen  labten:  arbuteos  mon- 
(anaque  fraga  legebant,  vgl.  Varr.  r.  r.  2.  4.  4)  und  den  wegen  seiner  langen 
Lebensdauer  schon  von  Plinius  bewunderten  Zürgelbaum  (celtis^),  wovon  ein 
Exemplar  zu  Plinius'  Zeit  450  Jahre,  ein  anderes  sogar  noch  länger  gestanden 
haben  soll  (Plin.  46.  235  ff.) ,  ferner  den  Spierlings-  (sorbus) ,  Spindel- 
(siler),  Mehlbeer-  (viburnum)  und  Bohnenbaum  (laburnum).  Zum  ersten 
Male  treten  jetzt  ans  Tageslicht  der  Attich  (ebulus,  vgl.  acte),  der  H  oll  und  er 
(sabucus)  und  Mafsholder  (opulus),  endlich  der  Lau  restin  (tinus),  den  zu 
PJinius*  Zeit  manche  für  einen  wilden  Lorbeer  hielten  (Plin.  45.  488). 

Von  Bäumen  des  Waldes  und  Feldes,  mit  denen  die  Römer  ver- 
mutlich erst  in  Italien  bekannt  wurden,  seien  genannt  die  Hagebuche  (carpi- 
nus)  und  die  Mannaesche  (ornus),  femer  die  schlanke,  dem  Herkules  geweihte 
Pappel  (populus),  namentlich  aber  verschiedene  Eichen-  und  Fichtenarten 
[quercus,  suber,  cerrus,  robur,  ilex,  aesculus,  sappinus,  tibulus). 

AufTällig  ist  die  auüserordentlich  geringe  Zahl  von  Blumen,  welche  ein- 
beimiscbe  Namen  tragen :  Aufser  den  wenigen  im  Vorhergehenden  genannten 
wüfsten  wir  nur  noch  namhaft  zu  machen  den  Rosmarin  (ros  marinus  oderros 
maris) ,  die  Sternblume  (amellus  =  aster  Atticus  b.  Verg.  u.  Colum.  =  bu- 
bonion  Plin.),  das  Immergrün  (vinca  pervinca),  die  um  Ariminum  wachsende 
Reseda  (reseda  Plin. 27. 434)  und  das  bescheidene  Gänseblümchen  (bellis). 
DieBiumistik  der  Römer  ist  demnach  fast  auf  dem  Standpunkte  stehen  geblieben, 
wie  die  der  Griechen  zu  Homers  Zeit ,  der  überhaupt  nur  wenige  Blumen  mit 
Namen  nennt  und  in  den  prächtigen  Gärten  des  Alkinous  gar  keine  erwähnt. 


4)  Das  Wort  erscheint  in  den  Formen  ßixoff  und  ßixloy  bei  Eustath.,  Galen,  und  Spä- 
teren und  wird  ausdrücklich  als  unattisch  bezeichnet.  Es  liegt  ^ohl  Entlehnung  aus  dem 
Latein  vor. 

2)  trifolium  ist  schwerlich  Übersetzung  von  TQlfpvXXoy^  sondern  wohl  beide  Ausdrücke 
selbständig  gebildet. 

3)  Bei  Plinius  erscheint  der  Baum  unter  dem  Namen  lotos,  doch  verwechselt  ihn  dieser 
offenbar  mit  dem  afrikanischen  Judendom,  rhamnus  lotus  L. 

9* 


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132  Griechische  Wörtbr 

Wie  ganz  anders  war  dies  bei  den  gallischen  Reiten^  die  fQr  alle  in  ihrem 
Lande  wachsenden  Pflanzen  sich  eigene  Ausdrücke  geschaffen  haben  I  Man  ver- 
gleiche nur  die  von  Dioscorides,  Plinius  u.  a.  Schriftstellern  überlieferten,  von 
Diefenbach  in  seinen  Celtica  sorgfältig  gesammelten  Pflanzennamen,  und  man  wird 
sich  mit  Recht  wundern  Über  die  Schöpfungskraft  dieses  Volkes  neben  der  Gleich- 
gültigkeit der  Römer  gegen  die  Feldblumen,  die  sich  z.  B.  in  den  Worten  offen- 
bart :  pratenses  hi  flores  ac  sine  usu  plerique  et  ideo  sine  nominibus  (Piin.  21 .  49). 

Allerdings  ist  unser  Vorwurf  in  dieser  Allgemeinheit  nicht  vollkommen  ge- 
rechtfertigt ;  denn  der  römische  Landmann ,  der  der  Natur  viel  näher  stand  als 
der  überfeinerte  Städter,  hat  sich  in  der  That  vielfach  eine  eigene  Nomenklatur 
geschaffen  und  —  ein  Feind  alles  Fremdländischen  —  selbst  in  späterer  Zeil  für 
die  fremden  Pflanzen  neue  römische  Namen  zu  finden  gewulst.  So  nannte  er 
nach  Colum.  9.  4.  2  u.  6  die  thymbra  oder  cunila  satureia,  so  die  iris  Illyrica  ar- 
cumen,  die  centaurea  fei  terrae,  den  strychnos  uva  lupina,  ebenso  verschiedene 
andere  Pflanzen  ,  deren  rustike  Namen  uns  teils  bei  Plinius  und  Columella ,  teils 
bei  Isidor  und  in  dem  Vergilkommentar  des  Servius  erhalten  sind  ^}. 

Doch  nicht  nur,  wo  uns  dies  ausdrücklich  überliefert  wird,  werden  wir 
bäuerliche  Pflanzenbenennungen  annehmen  dürfen.  Die  Naivetät,  die  in  den  Be- 
zeichnungen herba  impia,  sanguinaria,  lactaria,  galli  crus,  milvinus  pes.  digilel- 
lus,  malum  terrae,  ferus  oculus  liegt,  der  praktische  Blick,  den  Namen  wie  pi- 
tuitaria,  pediculana,  tiniaria,  verrucaria,  lanaria,  apiastrum,  urceolaris  herba 
u.  a.  verraten,  der  eigentümliche  Zug,  die  Pflanzen  mit  den  Göttern  in  Verbin- 
dung zu  bringen,  der  aus  Benennungen  wie  labrum  Veneris,  capillus  Veneris, 
pecten  Veneris,  Apoliinaris  herba,  Mercurialis  herba,  Proserpinaca  u.  s.w. 
spricht^),  endlich  die  bescheidene  echt  ländliche  Art,  die  Fremdlinge  nach  ihrer 
Heimat  zu  unterscheiden  als  herba  Sabina^  radix  Syria ;  faba,  nux,  avena,  salii 
Graeca,  fenum  Graecum  oder  einfach  vettonica  (vgl.  Vettones),  ligustnim  (vgl. 
Ligures),  alles  dies  legt  ein  beredtes  Zeugnis  dafür  ab,  dafs  es  der  Landmann 
vorzog ,  selbst  die  fremden  Pflanzen  lieber  mit  allgemein  verständlichen  Namen 
zu  bezeichnen  als  ausländische  Bezeichnungen  zu  adoptieren.  Und  nun  vergleiche 
man  damit  das  Bekenntnis  des  gelehrten  Vielschreibers  Plinius ,  welcher  24 .  52 
sagt:  sunt  et  alia  genera  (florum)  nominibus  Graecis  indicanda,  quia  nostris  ma- 
iore  ex  parte  huius  nomenclaturae  defuit  cura. 

Doch  sehen  wir  nun  zu ,  welche  Anregungen  von  aufsen  die  römische  Bota- 
nik erfahren  hat  1 

Die  älteste  sprachlich  und  litterarisch  sicher  verbürgte  Kulturübertragung, 
die  Verpflanzung  des  Ölbaums^)  von  Grofsgriecbenland  auf  den  latiniscben 

4)  Vgl.  auch  Böhmer,  d.  lat.  Yulgärsprache,  Progr.  v.  Öls  1869.  S.  42. 

2)  Vgl.  Grimms  deutsche  Mythologie  vorletztes  Kapitel. 

3)  Der  Annahme  Ficks  (Wörterb.  2.  26),  dafs  oliva  nicht  entlehnt ,  sondern  mit 
dem  griechischen  iXaia  auf  eine  Grundform  olaivd  von  Wurzel  al,  brennen  zarückgehe, 
stehen  die  Ansichten  von  Curtius  364,  Vanicek  802,  Benfey  Wurzel  wörterb.  2.  420,  Diefen- 
bach Wörterb.  4.  36,  Mommsen  R.  G.  4.  494,  Hehn  99.  54  33  u.  a.  entgegen.  Pauli  K.  Z. 
20.  340  und  Tuchhändler  S.  23  schwanken.  Doch  scheint  mir  die  Argumentation  von  Curtius 
tiberzeugend  zu  sein,    dafs  li  als  Wurzel  angesetzt  werden  mufs  und  das  griechische  i  als 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  133 

Boden ,  fällt  in  die  Zeit  der  Tarquinischen  Könige.  Dieses  so  hochwichtige  Er- 
eignis haben  selbst  die  römischen  Chronisten  —  ein  seltener  Fall  auf  kultur- 
historischem Gebiete  —  für  würdig  befunden ;  der  Nachwelt  genauer  zu  über- 
liefern: So  berichtet  Fenestella  (bei  Plin.  45.  4)  oleam  omnino  non  fuisse  in 
Italia  Hispaniaque  aut  Africa  Tarquinio  Prisco  regnante  ab  annis  populi  Romani 
173,  womit  die  damals  erfolgte  Bekanntschaft  mit  derOlive  deutlich  ausgesprochen 
ist.  Sollte  aber  jemand  dieser  Notiz  wenig  Beweiskraft  beizumessen  geneigt  sein, 
so  verweisen  wir  ihn  auf  die  Thatsache,  dafs  auch  die  auf  den  Olbau  bezüglichen 
griechischen  Lehnwörter  olivÄ  (=  l/a/a),  amurca  (=  äfioQyrj) ,  druppa 
[s=dQV7t7taj\%\.  dQVTtSTti^g)  durch  die  Singularität  ihrer  Laulübergänge  ein  hohes 
Älter  bekunden.  Und  war  nicht  die  vir ga  lanata,  der  mit  Wolle  umwundene 
Ölzweig,  seit  den  ältesten  Zeiten  ein  Attribut  des  Flamen  Dialis ,  bediente  man 
sich  nicht  bei  der  vermutlich  schon  zu  Anfang  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  zu  Ehren  der 
Dioskuren  angeordneten  transvectio  equitum  des  Olkranzes  als  Schmuck? 

Und  wie  der  Import  des  Ölzweiges  möglicherweise  der  Kultur  der  Olive,  so 
ist  höchst  wahrscheinlich  die  Einfuhr  des  Granatzweiges  der  Anpflanzung 
dieses  Baumes  auf  latinischem  Boden  vorangegangen.  Dafs  der  Granatenbaum  i) 
(arbor  punica  =  cpoLvi^  bereits  im  Jahre  520  auf  der  Apenninenhalbinsel  ver- 
einzelt kultiviert  worden  ist,  läfst  sich  litterarisch  nachweisen  (vgl.  Hehn  208  ^) ; 
wann  er  aber  nach  Latium  gekommen  ist,  ist  nicht  genau  zu  bestimmen.  Dafs 
er  jedoch  frühzeitig  in  sakralen  Angelegenheiten  eine  grofse  Rolle  spielte,  beweist 
das  arculum  der  regina  sacrorum,  das  nach  Servius  zu  Yerg.  Aen.  4.  437  eine 
virga  ex  malo  punico  incurvata  war  und  das  nach  Aufrecht  und  Kirchhoff,  Um- 
brische  Sprachdenkmäler  2. 407  auch  im  umbrischen  Dialekte  als  perkaf  puni^ate 
und  perco  ponisiater  nachweisbar  ist. 

Zwei  andere  Baume,  die  gleich  der  Granate  ihre  Einführung  religiösen  Grün- 
den zu  verdanken  scheinen,  sind  der  Lorbeer^)  und  die  Myrte 3).    Erstere 


prothetisches  zu  betrachten  ist;  woraus  sieb,  da  Prothese  im  Latein  nicht  nachweisbar  ist, 
von  selbst  ergiebt,  dafs  oliva,  oleum  samt  ihren  Derivatis  entlehnt  sind.  —  Andere  auf  die 
Kultur  der  Olive  und  die  Ölbereitung  bezügliche  Lehnwörter  in  späterer  Zeit  sind  trapetum 
Kelter  s»  torcular,  orchis,  Orchitis,  orchites,  orchita,  orchas,  cercitis,  phaulius  als  Bezeich- 
nungen von  Olivengattungen,  colymbas,  eingemachte  Olive  u.  a. 

1)  Unter  den  von  den  römischen  Schriftstellern  erwähnten  Arten  des  Granatenbaums 
tragen  griechische  Namen  erythrocomis  und  leucocomis.  Zu  beachten  sind  ferner  die  Aus- 
drücke apyrenus  und  apyrenum  für  eine  Art  der  Frucht,  ciccum  für  den  Granaten-  (und 
überhaupt  Obst-)  kern,  cytinus  für  den  Kelch  der  Granatblüte  und  balausttum  für  die  Blüte 
der  wilden  Granate.  Der  Käme  malum  granatum  für  malum  punicum  ist  später  entstanden 
und  erscheint  zuerst  bei  Columella. 

2)  Betreffs  der  Etymologie  von  laurus  schliefse  ich  mich  der  Ansicht  Hehns  an,  der  an 
lavare  denkt.  Der  Name  der  Stadt  Laurentum,  die  schon  in  einem  509  mit  den  Karthagern 
abgeschlossenen  Vertrage  erwtfhnt  wird,  berechtigt  uns  keineswegs  zu  der  Annahme,  dafs 
damals  der  Lorbeer  in  Latium  geblüht  habe,  ebenso  wenig  kann  aus  der  Angabe  Homers 
Od.  9.  483,  dafs  die  Wohnung  des  Cyklopen  auf  Sicilien  von  Lorbeer  beschattet  gewesen 
sei,  der  Anbau  desselben  in  jener  frühen  Zeit  für  diese  Insel  angenommen  werden.  Oder 
sollte  wirklich  der  Baum  schon  von  den  Phöniciern  importiert  worden  sein?  (Vgl.  Meltzer, 
Jahrb.  f.  PhiL  4875.  S.  384.) 

8)  murtus  =3  lAv^og,    Ob  der  Name  der  Pflanze  ursprünglich  semitisch  ist,  wie  Hehn 


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134  Griechische  Wörter 

kam  mit  dem  Gottesdienste  des  Apollo,  letztere  mit  dem  Aphroditekult  in  die  neue 
Heimat;  beide  bedeckten  nach  Theophrasts  Zeugnis  (hist.  plant.  5.  8.  3)  bereits 
um  das  Jahr  300  v.  Chr.  die  latinische  Ebene.  Für  die  Myrte  ist  sogar  der  Ort, 
wo  sie  zuerst  Fufs  gefafst  hat,  überliefert  worden.  Denn  Plinius  sagt  45.  <19: 
primum  Circeis  in  Elpenoris  tumulo  visa  traditur  Graecumque  ei  nomen  remanet, 
quo  peregrinam  esse  apparet.  Doch  scheinen  auch  die  Zweige  dieses  Baumes 
schon  vor  dem  Anbau  in  Latium  Verwendung  gefunden  zu  haben ,  da  nach  Pli- 
nius 15.  4SI5  P.  Postumius  Tubertus  in  consulatu  (505  v.  Chr.  vgl.  Llv.  S.  40), 
qui  primus  omnium  ovans  ingressus  urbem  est,  quoniam  rem  lenitersine  cruore 
gesserat ,  myrto  Veneris  victricis  coronatus  incessit ;  ja  die  Sage  hat  die  myrtea 
verbena  sogar  in  die  Erzählung  vom  Raube  der  Sabinerinnen  verweben  (Plin. 
45.  449). 

Auf  eine  gleich  frühe  Anpflanzung  in  Latium  wie  die  Myrte  kann  der  Buchs- 
bau m!^)  Anspruch  erheben,  der  von  den  Gebirgen  des  pon tischen  Kleinasiens 
nach  Hellas  und  von  dort  mit  den  griechischen  Kolonisten  frühzeitig  nach  Italien 
gelangt  ist.  Zuerst  tritt  er  uns  hier  entgegen  in  dem  Namen  der  von  Messina  aus 
im  Jahre  467  gegründeten  Kolonie  Ilv^ovg  =  Buxentum  an  der  iukanischen 
Küste ;  doch  war  zu  Theophrasts  Zeit  (um  300  v.  Chr.)  der  gröfste  und  schönste 
Buchsbaum  auf  der  Insel  Kvqvoq  =  Corsica,  wohin  er  wohl  einige  Jahrhunderte 
früher  durch  die  Phokäer  gekommen  sein  wird ,  die  sich  im  Jahre  537  in  Alalia 
ansiedelten. 

Zum  Buchsbaum  gesellte  sich  bald  die  G  y  p  r  e  s  s  e  2) ,  und  schon  Ennius  konnte 
singen  (ann.  SI68) :  longique  cupressi  stant  rectis  foliis  et  amaro  corpore  buxum. 
In  Theocrits  Idyllen  wird  ihrer  schon  öfter  gedacht ;  auch  nach  Tarent  wird  sie 
bald  von  ihrer  Heimat  Cypern  gelangt  sein  und  da  Cato  nach  dem  Vorgänge  des 
Nolaners  M.  Percennius  die  Anpflanzung  der  Tarentinischen  Cypresse  empfiehlt 
(r.  r.  454. 4 :  semen  cupressi  Tarentinae  per  ver  legi  oportet;  —  per  ver  serito), 
so  werden  wir  kaum  irren,  wenn  wir  mit  Hehn  eine  Wanderung  des  Baumes  von 
Tarent  nach  Kampanien  und  von  da  nach  Rom  statuieren.  Sonach  wird  die  Ober- 
tragung  nicht  vor  dem  Tarentinischen  Kriege  erfolgt  sein  ')  und  Plinius'  Ver- 
mutung, dafs  der  alte  am  Volcanal  in  Rom  stehende  Cypressenbaum,  der  zu  Ende 


meint,  oder,  was  wahrscheinlicher  ist,  ursprünglich  idg.  (vgl.  Fick  3.  499  und  anders  Vani- 
oek  1 1 99)  ist  für  unsere  Untersuchung  gleichgültig ;  an  der  Thatsache,  dals  die  Römer  des 
Namen  von  den  Griechen  überkommen  haben,  läfst  sich  wegen  u  s=  y  «=  t;  nicht  zweifeio. 

1)  buxus  SB  nv^og.  Für  die  Entlehnung  des  Wortes  spricht  die  Erweichung  dos  n  zq 
b,  sowie  der  Umstand,  dafs  die  Ausdrücke  der  nordischen  Sprachen  insgesamt  aus  dem 
Latein  stammen.  Für  die  Originalität  von  buius  tritt  meines  Wissens  nur  Gorfsen,  KriL 
Nachtr.  476  ein. 

2)  capressus  (später  auch  cyparissus)  »  nvnäqiosos  nach  Ränan,  bist,  gönör.  d.  lang. 
Söm.  492  -von  ^&h,  während  Benfey  nach  v.  Bohlens  Vorgänge  an  ^&b  als  Etymon  denkt. 
Über  die  schwer  zu  erklärende  Endung  "iüCos  vgl.  Müller  in  Beitr.  z.  Kunde  d.  idg.  Spr. 
2.  290. 

8)  »Da  die  Gypresse  kein  Fruchtbaum  ist  und  ihre  religiöse  Bedeutung  bei  den  Griechen 
keine  sehr  ausgebreitete  war,  so  fällt  ihre  Versetzung  nach  Italien  schwerlich  in  die  Zeit 
der  ersten  Kolonisation.«    (Hehn.) 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  135 

der  Regierungszeit  Neros  zusammenbrach  .(46.  236),  ebenso  alt  wie  die  Stadt 
Rom  gewesen  sei,  sehr  problematisch.  Doch  ist  damit  eine  frtihere  Bekanntschaft 
der  Römer  mit  dem  Holze  und  dem  Namen  des  Baumes  nicht  ausgeschlossen,  und 
es  ist  recht  wohl  möglich ,  da£s  das  sehr  alte,  auf  der  Burg  in  Rom  befindliche 
Idol  des  Yeiovis  aus  Gypressenholz  bestanden  hat  (Plin.  46.  246). 

Nicht  durch  dorische,  sondern  durch  ionische  und  zwar  attische  Vermitte- 
lung  mufs  die  Platane  *)  nach  derApenninenhalbinsel  gekommen  sein,  wie  ein- 
mal aus  dem  ganz  ausschliefslich  von  den  Attikern  im  Gegensatze  zum  gemein- 
griechischen  TtXaTaviaTOQ  gebrauchten  Ausdrucke  7cldtavog,  sodann  aber  auch 
aus  einer  Notiz  des  Plinius  hervorgeht.  Denn  wenn  dieser  erzahlt,  sie  sei  mare 
lonium  Diomedis  insula  tenus  eiusdem  templi  gratia  primum  invecta  (42.  6),  so 
stimmt  dies  genau  mit  der  Thatsache,  dafs  die  Athener  frühzeitig  auf  dem  Adria- 
tischen  Meere  Seehandel  betrieben  und  mit  Spina  und  Hatria  in  Verbindung  ge- 
standen haben.  Ob  der  Baum  nun  von  da  an  die  Ostküste  Italiens  und  über  den 
Apennin  nach  der  Tiberstadt  gekommen  ist  oder  nach  Plinius'  Angabe  über  Sici- 
lien  und  Grofsgriechenland ,  vermögen  wir  nicht  zu  entscheiden.  Doch  ist  das 
letztere  wahrscheinlicher,  da  wir  wissen ,  dafs  er  vom  älteren  Dionysius  nach 
Eroberung  von  Rhegium  (387  v.  Chr.)  von  Sicilien  nach  dieser  Stadt  verpflanzt 
worden  ist.  Von  da  wird  er  über  Kampanien  sicher  lange  vor  Cato,  der  seine 
Propagation  empfiehlt  (r.  r.  54  433.  2),  in  Latium  eingebürgert  worden  sein.  — 
Dafs  die  Platanö  kein  römischer  Autor  in  vorcatonischer  Zeit  erwähnt,  ist  wohl 
nur  Zufall.  Denn  gleichwie  der  Baum  zu  Theophrasts  Zeit  (300  v.  Chr.)  in  Spa- 
nien wuchs  (hist.  plant.  4.  7) ,  kann  er  mindestens  um  dieselbe  Zeit  für  Latium 
angesetzt  werden  ^) . 

Vermutlich  etwas  später  als  die  Platane  und  zwar  in  der  Zeit  zwischen  Plan- 
tus  und  Gate  hat  die  Quitte^)  den  Weg  von  ihrer  Heimat  Kreta  nach  Rom  an- 
getreten ;  denn  bei  Gate  r.  r.  7  erscheint  sie  bereits  als  italisches  Rulturobjekt. 

Bevor  wir  nun  die  Römer  auf  ihren  Kriegszügen  in  Asien  begleiten  und  die 
damit  anbrechende  neue  Ära  der  Botanik  einer  genaueren  Betrachtung  unter- 
werfen, haben  wir  noch  eines  Baumes  zu  gedenken,  dessen  offenbar  phönicischer 
Name  uns  nicht  in  Zweifel  läfst,  dafs  ihn  dieses  Volk  zuerst  nach  Italien  gebracht 
hat:  ich  meine  die  Dattelpalme.    Frühzeitig  wird  sie  in  Etrurien  bekannt  ge- 


1)  platanus  =  nXarayos^  von  Wurzel  prath,  ausbreiten,  wozu  auch  planta  gehört.  Da 
sich  der  Baum  weit  ausbreitete  und  grofse  Blätter  hatte,  verdient  er  mit  Recht  diesen 
Namen.  Die  schattigen  Platanen  der  Akademie  zu  Athen  werden  viel  gerühmt  und  nach 
Plinius  42.  6  ist  der  Baum  umbrae  gratia  ex  alieno  petita  orbe.  Für  die  Entlehnung  des 
Wortes  ist  beweisend  das  unrömiscbe  a  in  der  vorletzten  Silbe,  wofür  man  in  einem  echt 
lateinischen  Worte  i  oder  e  erwartet.  (L.  Meyer,  Beitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr.  4.  4  52.  454.  4  58.) 
Vgl.  Curttus  279,  Fick  2.  464,  Yanicek  554.     Zwergplatane  =  chamaeplatanus. 

2)  Eine  besondere  Platanenart  verpflanzte  später  (Claudio  principe)  nach  Italien  (ad 
suburbana  sua)  ein  Freigelassener  des  Marcellus  Aeserninus.  Plin.  42.  44,  vgl.  chamae- 
repes. 

8)  Plin.  45.  37:  mala,  quae  vocamus  cotonea  et  Graeci  cydonea  e  Greta  insula  ad- 
vecta.  Als  Arten  derselben  erscheinen  struthea  bei  Plaut.  Pers.  87  und  Cat.  7.  8;  433.  2; 
4  43.  3,  ferner  mala  chrysomelina  Col.  5.  4  0.  49  =s  chrysomela  Plin.  45.  87  und  mustea. 


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136  GaiEGHiscHB  Wörter 

wesen  sein ,  wo  die  Form  ihrer  Blätter  ein  beliebter  Schmuck  der  Tunika  war 
(tunica  palmata,  llehn,  Kulturpfl.  ^  S39].  Da  diese  nun  samt  den  andern  Ab- 
zeichen der  königlichen  Macht  und  der  höheren  Magistrate  nach  der  gewöhnlichen 
Annahme  von  Etrurien  nach  Rom  kam ,  so  haben  die  Römer  das  Wort  offenbar 
früh  kennen  gelernt.  Einige  Jahrhunderte  später  läfst  sich  auch  der  Gebrauch 
der  Zweige  als  Siegespreise  nachweisen.  Denn  nach  Liv.  40.  47  verwendete  man 
dieselben  schon  im  Jahre  293  v.  Chr.  translato  e  Graecia  more  in  den  ludi  Ro- 
mani.  Nach  Hehn  ist  die  erste  auf  dem  italischen  Festlande  angepflanzte  Palme 
in  Antium  nachweisbar  für  das  Jahr  294  ^),  doch  wurde  sie  sehr  bald  beliebt  und 
weiter  verbreitet  ^  ja  nächst  dem  Weinstock  und  Ölbaum  gebtihrte  ihr  nach  Pli- 
nius  proxima  nobilitas  (23.  97)  2). 

So  war  denn  lange  Zeit  vor  Augustus  jener  gewaltige  Umschwung  auf  dem 
Gebiete  der  Botanik  in  Italien  eingetreten,  den  Hör.  carm.  2.  45  so  trefflich  be- 
singt :  »Unvermählt  wird  die  Platane  schnell  den  Ulmenbaum  verdrängen ,  Veil- 
chenbeete, Myrten,  alles,  was  der  Nase  schmeichelt,  spendet  Düfte  dann  den 
Olbaumgärten ,  die  dem  früheren  Besitzer  Früchte  trugen ,  dichte  Äste  an  dem 
Lorbeerbaum  wehren  Südlands  heifsen  Sonnenstich.  So  nicht  ward  es  in  der 
Satzung  unsers  Romulus  gegeben,  noch  des  Gate  in  dem  Barte,  noch  erlaubts  der 
Ahnen  Richtschnur.« 

Eine  Zeit  neuer  wichtiger  Errungenschaften  ist,  wie  schon  erwähnt,  die  Pe- 
riode der  asiatischen  Feldzüge  der  Römer.  Hatten  bisher  die  griechischen  Eauf- 
leute  den  Import  der  fremden  Kulturpflanzen  und  ihrer  Früchte  in  der  Regel  be- 
sorgt, so  waren  es  jetzt  meist  die  Römer  selbst,  die  teils  aus  Spekulation,  teils 
aus  Neigung  die  Bäume,  welche  sie  in  Asien  kennen  gelernt,  auf  italischen  Boden 
verpflanzten.  Auch  finden  wir  jetzt  —  ganz  abweichend  von  dem  bisherigen  Ge- 
brauch —  eine  beträchtliche  Zahl  fremder  Bäume ,  die  nicht  mit  griechischen, 
sondern  mit  römischen  Namen  benannt  sind,  vielleicht  eine  Folge  des  selbstän- 
digen Vorgehens  der  Römer,  vielleicht  auch  ein  Zeichen  der  Reaktion  der  Cato- 
nischen  Zeit  gegen  alles,  was  griechisch  heifst. 

Zuerst  nun  begegnen  uns  die  Walnufs,  die  Kastanie  und  die  Mandel, 
erstere  unter  dem  Namen  Jupiterseichel  (iuglans=Jovis  glans,  Obersetzung 
von  Jiog  ßalavos) ,  die  beiden  andern  als  nux  calva  und  nux  Graeca ,  sämtlich 
bei  Cato. 


1)  Vgl.  Liv.  4  0.  47,  Pallad.  5.  6.  2;   44.  4  8.  4. 

2)  palma,  das  schon  bei  Plaut,  in  der  übertragenen  Bedeutung  »Preis,  Verzagt  sieb 
findet,  ist  nach  Hehn,  Kulturpfl.  620  aus  dem  aram.  tamar  ebenso  hervorgegangen  wie  Pal- 
myra  aus  Tamar  (Tadnior)  »Palmenstadt«.  Da  die  Zweige  vor  dem  Baume  bekannt  wurden, 
so  ist  möglicher  Weise  im  Lat.  volksetymologische  Anlehnung  an  palma  »Zweig«  oder  »Hand« 
im  Spiele.  Griechische  Namen  tragen  die  späteren  Lehnwörter  caryotis  ^Yarr.)  adelphis, 
pateta  und  balanus  (Plin.),  Dattelarlen,  dactylus  (Apic.)  Dattel,  syagrus,  margaris,  sandalis, 
adipsos  (Plin.),  Dattelbaumarten,  spadix,  abgerissener  Palmenzweig  (Gell.);  termes  ist  nicht, 
wie  Hehn  will,  aus  liq/za  entlehnt,  sondern  auf  eine  Wurzel  tar  und  einen  Nominalstamm 
termo  zurückzuführen.  (Vgl.  Walter,  K.  Z.  40.  498  und  etwas  abweichend  Corfsea,  Krit. 
Nachtr.  265.)  Eine  Palmenart  Namens  cephalo  (quam  cephalonem  vocamus)  erwähnt  Pallad. 
5.  5.  2,  die  hyphaena  coreacea  Gärt,  nennt  Plinius  (vgl.  cuci  und  cpix). 


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IN  DEa  LATEINISCHEN  SPRACHE.  137 

Dafs  die  Kastanie  von  Sardes^]  nach  Italien  gekommen  ist,  erfahren  wir 
durch  Plin.  15.  93,  dafs  sie  als  nux  moUusca  schon  dem  Plautus  bekannt  gewesen, 
ist  wahrscheinlich ,  um  so  mehr,  als  die  gleiche  Benennung  bei  Sueius  im  More- 
tum  erscheint,  wo  er  uns  folgende  wichtige  Data  giebt  (Luc.  Müller,  Luciliusaus- 
gäbe  S.  312): 

Persica,  quod  nomen  sie  denique  fertur 

promptum  e  re  quod  qui  quondam  cum  rege  potenti 

nomine  Alexandre  magno  fera  proelia  belle 

in  Persas  tetulere  suo  postinde  reventu 

hoc  genus  arboris  in  praelatis  finibus  Grais 

disseruere  novos  fructus  mortalibus  dantis. 

Mollusca  haec  nux  est,  ne  quis  forte  inscius  erret. 

Über  die  Zeit  der  Einführung  der  genannten  3  Bäume  lüfst  sich  nichts  Be- 
stimmtes angeben ,  doch  wird  man  annehmen  dürfen ,  dafs  sie  alle  3  schon  zu 
Gates  Zeit  in  Italien  angebaut  worden  sind.  Denn  durch  das  seichte  Rüsonne- 
ment  des  Plinius  45.  90:  haec  arbor  (Mandelbaum)  an  fuerit  in  Italia  Catonis 
aetate,  dubitatur,  quoniam  Graecam  nominat,  wird  gewifs  niemand  abgehalten 
werden ,  einen  Baum  für  jene  Zeit  anzusetzen ,  über  dessen  Anpflanzung  bereits 
die  schon  frühzeitig  ins  Römische  übersetzte  Schrift  des  im  6.  Jahrh.  v.  Chr. 
lebenden  Punrers  Mago  Anweisung  gegeben  hatte  (Plin.  17.63).  Interessant  aber 
ist  es  zu  beobachten ,  dafs  zwar  der  wörtlich  übersetzte  Ausdruck  iuglans  in  der 
römischen  Sprache  erhalten  geblieben  ist,  dagegen  die  beiden  andern  in  der 
Augusteischen  Zeit  durch  die  griechischen  Benennungen  castanea  (Verg.)  und 
amygdalum  (Ov«)  verdrängt  worden  sind. 

Anders  verhält  es  sich  mit  der  Pinie  (pinus)  und  dem  Mastix-  (lentiscus), 
dem  Johannisbrod-  (siliqua)  und  dem  Maulbeerbaum  (raorus),  welche 
die  ihnen  römischerseits  beigelegten  Namen  dauernd  bewahrt  haben.  Dieselben 
sind  leicht  zu  erklären :  Während  der  Pinie  wegen  ihrer  Ähnlichkeit  mit  der 
Föhre,  der  Maulbeere  wegen  ihrer  Ähnlichkeit  mit  der  Brombeere  einfach  deren 
Namen  gegeben  worden  sind  ^) ,  verdankt  der  Johannisbrodbaum  der  Gestalt  seiner 


4)  Woher  Vaniiek,  Fremdw.  S.  24  weifis,  dafs  sie  aus  Kleinasien  zuerst  nach  Sardinien 
gekommen  sind,  vermag  ich  nicht  anzugeben.  Vielleicht  liegt  eine  Verwechselung  mit 
Sardes  vor. 

2)  Mommsen,  R.  G.  I "  826  Anm.  scheint  darunter  die  Pfirsiche  zu  verstehen,  doch 
vgl.  Hehn  845. 

8)  Die  Vermutung  Hehns,  dafs  der  Ausdruck  morus,  morum  eine  Verstümmelung  des 
griechischen  tfvxofAoqog  sei,  halte  ich  für  zu  gewagt.  Denn  dieses  Wort  bezeichnet  den 
ägyptischen  Maulbeerfeigenbaum ,  wahrend  die  Maulbeere  im  Griechischen  den  Namen 
isvxafAiyog  trttgt  s  hebr.  D'^^p^.  Auch  ist  das  Wort  nvxofAoqog  erst  spät  (zuerst  bei 
Dioskor.  um  64  n.  Chr.]  belegt,  während  sich  der  für  Brombeere  und  Maulbeere  gemein- 
samen Benennung  fAoqoy  schon  Aeschyl.  fr.  407.  244,  der  ebenso  wie  im  Latein  im  Stamme 
gedehnten  Form  fitoQoy  wahrscheinlich  die  sicilischen  Griechen  bedienten  (vgl.  Hesych.). 
Unter  den  römischen  Schriftstellern  gebraucht  das  Wort  zuerst  in  der  Bedeutung  Maulbeere 
Verg.  ecl.  6.  22;  denn  die  Lesart  des  Plautin.  Poenulus  4  4  48:  morulus,  schwarz  von 
morum»  Maulbeere  ist  mit  Recht  stark  angezweifelt  worden. 


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138  Griechische  Wörter 

Frucht^],  der  MastUbaum  der  Zähigkeit  und  klebrigen  Beschaffenheit  seines 
Harzes 2)  seine  römische  Benennung.  Doch  ist  es  uns  nicht  möglich,  die  Zeit 
ihrer  Acclimatisation  genau  zu  bestimmen.  Zwar  wissen  wir,  dafs  die  Pinien- 
nUsse  zu  Catos  Zeit  gesäet  worden  sind  (r.  r.  78  extr. :  nuces  pineas  ad  eundem 
modum  serito) ,  zwar  finden  wir  schon  bei  demselben  Autor  das  Mastixharz  (len- 
tiscus  r.  r.  7]  erwähnt ,  doch  begegnen  wir  dem  Baume  erst  bei  Colum.  r.  r.  9. 
4.  3  auf  italischem  Boden,  zu  gleicher  Zeit  wird . der  Anbau  des  Johannisbrod- 
baums  erwähnt  (Col.  5.  10],  während  der  Maulbeerbaum  etwas  früher  ein  Heim 
in  Italien  gefunden  zu  haben  scheint,  da  ihn  schon  Ovid.  met.  4.  90  nennt. 

Als  Bäume,  die  ihren  griechischen  Namen  behalten  haben,  sind  namhaft  za 
machen  der  Kirschbaum  (cerasus),  den  LucuUus  im  Jahre  74  v.  Chr.  aus  Pen- 
tus  nach  Italien  versetzte  (Plin.  45.  402),  femer  der  Oleander  und  die  Tama- 
riske, die  Pistazie  und  der  (Pfirsichmandel-  oder)  Brustbeerbaum, 
sämtlich  Errungenschaften  der  Kaiserzeit  und  wohl  insgesamt  aus  Syrien  ge- 
bürtig. 

Wem  wir  dir  Verpflanzung  des  Oleanders  zu  verdanken  haben,  darüber 
giebt  uns  kein  römischer  Autor  Auskunft;  seinen  Namen  nennt  zuerst  der  Vergi- 
lianische  Culex  402 :  rhododaphne ,  und  in  anderer  Form  (rhododendron)  Plinius 
46.  79  3).  Ein  noch  gröfseres  Dunkel  ist  über  die  Tamariske  ausgebreitet,  bei 
der  auch  die  Herleitung  des  Namens  Schwierigkeiten  macht  ^).   Besser  sind  wir 


4]  siliqna  ist  mit  Isid.  4  7.  7.  29  von  einer  vorausgesetzten  griechischen  Form  xyliglycon 
abzuleiten,  sondern  mit  dem  sonst  in  der  Bedeutung  »Schote  der  Hülsenfrüchte^  vorkommen- 
den gleichlautenden  lateinischen  Worte  zu  identificieren.  Mit  der  Ansicht  Hehns,  dafs  der 
Johaiinisbrodbaum  weder  zu  Colum.  und  Plinius',  noch  zu  Galens  Zeit  in  Italien  angepflanzt 
worden  ist,  sondern  die  Frucht  bis  auf  Palladius,  der  ihn  anpflanzen  lehrt,  aus  Syrien  im- 
portiert sei,  sprechen  die  Angaben  des  Colum.  5.  40.  20;  7,  9  und  42.  25:  siliqua  Graeca, 
quam  quidam  xeQottoy  vocant.  siliquam  Graecam  ante  brumam  per  auctumnum  serito. 
Doch  ist  damit  die  .fortdauernde  Einfuhr  der  Früchte  des  Baumes  keineswegs  ausgeschlossen. 

2)  Betreflls  der  Bildung  von  lentiscus  (aus  lentus)  sind  zu  vergleichen  mariscus,  vopiscus 
u.  a.,  bei  den  Griechen  heifst  der  Baum  axlyos.  Die  Worte  mastiche,  masticha,  masti- 
cum,  mastix,  welche  sämtlich  das  Mastixharz  bezeichnen,  sind  alle  später  herübergenommenen, 
und  finden  sich  erst  seit  Plin.  in  der  römischen  Litteratur.  Nach  Diodor  gedieh  der  Baum 
schon  früh  auf  den  Balearen,  ebenso  hat  ihn  wohl  Aristot.  n.  a.  89  im  Sinne,  wo  er  von 
dem  auf  genannten  Inseln  wachsenden  Terpentinbaum  spricht. 

3)  Plin.  4  6.  79:  rhododendron,  ut  nomine  apparei,  a  Graecis  venit ;  alii  oerium  vocant, 
alii  rhododaphnen.  Nach  Koch,  Bäume  und  Sträucher  p.  446  (vgl.  Rüge  p.  30)  ist  darunter 
nicht  der  Oleander,  sondern  das  rhododendrum  ponticum  zu  verstehen.  Vgl.  Leunis,  Syn- 
opsis II.  2.  882  ff.,  Rüge,  Bemerkungen  zu  d.  griech.  Lehnwörtern  p.  29  f. 

K)  Die  Tamariske  führt  bei  den  römischen  Schriftstellern  teils  den  griechischen  Namen 
myrica  oder  myrice  (Verg.  ecl.  4.2;  8.  54,  Plin.),  teils  heifst  sie  tamarix,  tamaricum, 
tamaricium,  tamariscus.  Plin.  48.  44  6  giebt  an,  dafs  der  Baum  auch  in  Italien  wachse  und 
von  den  Griechen  myrice,  von  den  Römern  tamarice  genannt  werde.  Doch  ist  das  letztere 
sowie  die  vorhergenannten  nicht  griechischen  Formen  in  der  römischen  Sprache  nicht 
stammhaft.  Dagegen  spricht  nicht  nur  die  Proteusnatur  seiner  Endungen  und  deren  frem- 
der Klang,  sondern  auch  das  kurze  a  der  vorletzten  Silbe  (tamärix,  vgl.  L.  Meyer  in  den 
Beitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr.  4.  454).  Somit  ist  Ficks  Ansicht  (Wörterb.  2.  404),  der  das  Wort 
für  idg.  hält  und  mit  indisch  tamdlaka,  tamdlika  zusammenstellt,  wohl  dahin  zu  findem, 
dafs  die  indische  Benennung  des  Baums  den  Römern  auf  ihren  asiatischen  Feldzügeo  be- 


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IN  DBE  LATBIlflSCHSlf  SpMAGHB.  i'69 

dagegen  über  die  beiden  anderen  unterrichtet:  denn  nach  Plin.  45.  47  hat  den 
sizyphus  Sext.  Papinius  (Konsul  36  n.  Chr.)  wahrend  dör  letzten  Regierungs- 
jahre desAugustus  im  römischen  Lager  angepflanzt  und  dann  nach  Italien  impor- 
tiert, die  Pistazie  (pistacia]  dagegen  der  Legat  desTiberius  L.Vitellius  auf  sein 
Landgut  in  die  Nähe  der  Stadt  Alba  und  der  römischen  Ritter  Pompeius  Flaccus 
gleichzeitig  nach  Spanien  versetzt  (Plin.  45.  94,  vgl.  83). 

Demselben  Vitellius  gebührt  das  Verdienst  der  Überführung  verschiedener 
asiatischer  Feigenarten  sämtlich  aus  Syrien  in  Albanense  rus  (Plin.  45.  83), 
Dämlich  der  kleinen  syrischen  (cottana)^)  und  der  karischen  (caricae), 
speciell  kaunischen  (cauniae) ,  die  ihren  Namen  von  der  Stadt  Caunus  in  Ka- 
rlen führten. 

Um  jene  Zeit,  wenn  nicht  früher,  wird  auch  die  Mispel  (mespilus)  in  Ita- 
lien gewachsen  sein,  die  zu  Gatos  Zeit  sich  dort  noch  nicht  nachweisen  läfst 
(Plin.  45.  84  :  Catonis  aevo  non  fuit)  ^). 

Gleichfalls  in  jener  Periode  sind  in  Italien  acclimatisiert  worden  dieDa- 
mascenerpflaumen  (a  Syriae  Damasco  cognominata) ,  zu  Plinius'  Zeit  iam 
pridem  in  Italia  nascentia  (45.  43)  und  deren  populäres,  die  Sohle  im  kordien 
(myxae  =5  cordia  myxa  L.) ,  quae  et  ipsae  nunc  coeperunt  Romae  nasci  (Plin. 
45.43),  nicht  minder  der  Pfirsich  (persicus)  und  die  Aprikose  (armeniaca), 
deren  Anbau  zu  Columellas  Zeit  (5.  40.  20)  bereits  bewerkstelligt  war. 

Wie  die  beiden  zuletztgenannten,  so  trägt  auch  dieCitronätcitrone  den 
Namen  des  Volkes,  von  dem  sie  stammt:  arbor  Medica  oder  malum  Assy- 
rium.  Sie  ist  erst  nach  Plinius  in  Italien  kultiviert  worden,  wiewohl  man  schon 
zu  dessen  Zeit  mifsglückte Versuche  gemacht  hat;  sie  dort  zu  naturalisieren  (Plin. 
48.  46 :  temptavere  gentes  transferre  ad  sese,  sed  nisi  apud  Medos  et  in  Perside, 
nasci  noluit)  ^) . 

Doch  nicht  Bäume  allein,  sondern  auch  Feld  fruchte  und  Gartenge- 
wächse haben  frühzeitig  Einbürgerung  in  Italien  erfahren.  Unter  den  ersteren 
figurieren  in  Gates  Zeit  das  ocinum,  ein  beliebtes  Viehfutter ,  dazu  kommen  als 
gern  gebaute  Futterarten  die  medica  und  dercytisus,  beide  medischen  Ur- 
sprungs (Plin.  48.  444)  und  beide  in  der  Zwischenzeit  zwischen  Gato  und  Varro 
eingebürgert ;  doch  in  Sicilien  und  Grofsgriechenland,  wie  es  scheint,  schon  viel 
früher  angepflanzt  [Tcvriaog  Theokr.  40.  30);  femer  in  augusteischer  Zeit  die 
unter  dem  Namen  lotos  (Verg.)  und  melilotos  (Ov.)  bekannten  Kleesorten. 

kannt  geworden  und  direkt  in  ihre  Sprache  übergegangen  ist.  Ob  die  griechische  Form 
fAVQixt!  eine  Verstümmelung  desselben  Wortes  ist,  lasse  ich  dahin  gestellt,  doch  ist  es  sehr 
wahrscheinlich  (vgl.  aivani  und  yanv). 

K)  cottana  «»  xonava,  Plar.  von  itoxtavoy  von  hebr.  qätön,  syr.  qatinö,  klein.  Pauli 
K.  Z.  48.  5,  Vani£.  Fremdw.  S.  28. 

S)  Plinius  nennt  3  Arten  der  Mispeln:  anthedon,  setania  und  gallicum  genus  (4  5.  84) 
Diosk.  4.  470:  »Die  Mispel,  welche  in  Italien  wächst,  heifst  auch  setanion«,  vgl.  adasphear. 

8)  Über  den  Namen  citrus  (verstümmelt  aus  xi&Qo^),  malum  citreum,  den  der  Baum 
bei  Pallad.  4.  4  0.  4  4.  45  u.  a.  führt,  hat  uns  Uehn  in  überzeugender  Weise  aufgeklärt. 
Denn  offenbar  hat  die  gleiche  Verwendung  des  medischen  Apfels  wie  des  Citrusholzes  zur 
Abwendung  verderblichen  Ungeziefers  im  Munde  des  Volks  die  gleiche  Bezeichnung  hervor- 
gerufen. 


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140  Gribghischb  Wörtbe 

In  vorvarronische  Zeit  fällt  die  erste  Anpflanzung  des  Hanfs  und  des 
Spart grases  (r.  r/4.  23.  6)  ^),  die  den  Römern  als  Produkte  des  Auslandes 
weit  früher  bekannt  wurden  ^)  und  meist  schon  verarbeitet  nach  Rom  gebracht 
wurden  als  sparten  serilia  (Pacuv.  254),  spirae  sparteae  (ebend.  385),  funes 
spartei  (Cat.  r.  r.  3.  5),  urnae  sparteae,  amphorae  sparteae  (Cat.  r.  r.  14.  2), 
ferner  als  thomix  cannabina  (Lucil.  ine.  4  44  M.),  restis  cannabina  (Varr.  r.  r.  3. 
5.  44),  tegeticula  cannabina  (Varr.  r.  r.  3.  8.  2)  u.  a. 

Als  importierte  Pflanzen  mögen  femer  Erwähnung  finden  die  wahrschein- 
lich sporadisch  in  Plinius^  Zeit  angebauten  Getreidearten  bromos  und  tragos 
(exterranea  ab  Oriente  invecta  Plin.  48.  93),  femer  Binsen 3)  (schoenus  Plaut. 
Poen.  437.  Cat.  r.  r.  405.  2.  443.  4)  und  Rohr  (canna,  zuerst  bei  Vitr.  7,3, 
doch  für  weit  frühere  Zeit  bezeugt  durch  die  »Rohrstadta  Gannae) ,  endlich  der 
Kalmus  (calamus  Cat.  r.  r.  405.  2,  vgl.  Plaut.  Pers.  88),  der  freilich  wohl  nur 
in  Kampanien  wuchs  (Plin.  42.  406 ;  auch  acoros  genannt  z.  B.  bei  Celsus). 

Aber  auch  der  Garten  hat  grofsen  Zuwachs  an  exotischen  Gewächsen  er- 
fahren. Schon  zu  Plautus'  Zeit  mögen  in  den  Gärten  Roms  gezogen  worden  sein 
die  Gartenmelden  (atriplex,  verstümmelt  aus  aTQdq>a^ig)y  deren  sehr  kor- 
rumpierter Name  auf  frühe  Entlehnung  hindeutet,  wie  denn  auch  ihr  Anbau  schon 
für  Pythagoras'  Zeit  in  Italien  gesichert  ist  (Plin.  20.  249) ,  sodafs  Plinius  nicht 
mit  Unrecht  seiner  Verwunderung  unverhohlen  Ausdmck  giebt  über  die  merk- 
würdige Angabe  des  Selon  v.  Smyrna ,  dafs  die  Gartenmelde  in  Italien  nicht  ge- 
deihe (vgl.  chrysolachanum) . 

Ebenso  sind  hier  zu  nennen  der  Koriander  (coriandrum)  und  das  bli- 
tum ,  die  schon  im  Plautinischen  Pseudolus  als  beliebte  Küchenkräuter  auftreten 
in  der  bekannten  Stelle ,  wo  der  Koch  seine  eigene  Kochmethode  im  Gegensalze 
zu  der  anderer  Köche  entwickelt  ^) .  In  diese  Zeit  wird  auch  anzusetzen  sein  der 
Anbau  und  die  umfangreichere  Verwendung  des  sil  =  Sesel  als  Gewürzpflanze, 
wenn  anders  Festus  S.  346  M.  die  Form  silatum  richtig  erklärt  hat^). 

Dazu  gesellen  sich  nicht  viel  später  der  Gartenspargel  (asparagus  dat. 
r.  r.  6.  3;   449.  2)  und  die  Minze  (menta,  ^Ir&ij  Cat.  r.  r.  449.  457.6)  <),  jenes 


4)  cannahim,  linum,  iuncum,  spartum  seras,  unde  nectas  bubus  paleas  lineas,  festes, 
funes. 

1)  Das  spartum  wenigstens  sicher  schon  zur  Zeit  des  2.  punischen  Krieges,  da  es  io 
der  Ntthe  der  urbs  Spartaria,  Neucarthago,  heimisch  war,  vgl.  Liv.  21.  SO,  Plin.  49. 16.  — 
Cat.  r.  r.  4  85.  8  empfielt  das  spartum  in  Capua  zu  Icaufen:  spartum  omne  Capaae  ematar. 

8)  Die  von  Plin.  14.  4  43  genannte  Binsenart  melancranis  wuchs  nach  Strabo  8  S.  468 
auf  den  Balearen. 

4)  Plaut.  Pseud.  84  4  ff. :  non  ego  item  cenam  condio  ut  alii  coqui,  qui  mihi  coodita 
prata  in  patinis  proferunt,  boves  qui  convivas  faciant,  herbasque  oggerunt  eas  berbas  alüs 
herbis  condiunt:  indunt  coriandrum,  feniculum,  aliumi  atrum  bolus,  adponunt  mmicem, 
brassicam,  betam,  blitum,  vgl.  Cat.  r.  r.  4  49. 

5)  silatum  antiqui  pro  eo,  quod  nunc  ientaculum  dicimus,  appellabant,  quia  ieiooi 
vinum  sili  condltum  ante  meridiem  absorbebant.  An  eine  Würze  mit  Sil,  Ocher  wird 
schwerlich  zu  denken  sein,    seselis  «=  sil  bei  Cic.  n.  deor.  1.  50.  417. 

6)  Bei  Plin.  auch  mintha  und  zmintha. 


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IN  DER  LATEINIS€BBN  SPRACHE.  141 

wahre  Campagnakraut,  von  dem  das  ganze  Gefilde  von  Rom  duftet^),  ferner  der 
Schwarzkümmel  (melanthium  Gat.  r.  r.  402,  melaspermon  Plin.  20.  482, 
auch  unter  dem  Namen  gith  bei  Plaut.  Rud.  5.  2.  39  u.  a.)  und  vermutlich  auch 
der  römische  Kümmel  (cuminum,  yiv f^ivov  Cai.  r.  r.  449.  424),  ebenso  der 
Anis  (anisum  Gat.  r.  r.  424),  dessen  Anbau  im  Garten  verbürgt  ist  durch  Varr. 
1.  1.  5.  403  u.  Plin.  49.  467)  und  der  Quendel  (serpullum  Gat.  r.  r.  73),  der 
noch  heut  zu  Tage  in  der  Kampagne  überall  wuchert,  endlich  der  Rettich  (rapha- 
nus  =  raphanus  sativus  L.,  Gat.  r.  r.  6.  4)  und  die  allerdings  in  bester  Qualität 
vielfach  aus  lUyrien  und  Macedonien  bezogene  iris  (Gat.  407)  ^). 

Bei  Lucretius  erscheinen  bereits  der  Bibergeil  (castoreum  grave  6.794), 
die  Stabwurz  und  das  Tausendgüldenkraut  (abrotonique  graves  et  tristia 
centaurea  4.  423). 

Begeistert  singt  uns  Gatull  das  Lob  des  Majorans 3)  (64.  6 :  cinge  tempora 
floribus  suave  dentis  amaraci,  vgl.  Lucr.  2.  847),  des  hyacinthus  (Schwert- 
lilie oder  Gartenrittersporn)  (64 .  89 :  talis  in  vario  solet  divitis  domini  hortulo 
Stare  flos  hyacinthinus)  und  der  alba  parthenice  =  parthenion  (64.  490), 
Tibull  das  des  Amarants  (amarantus  3.  4.  33). 

Zu  Yarros  Zeit  wurden  in  den  römischen  Gärten  gezogen  die  Brunnen- 
kresse (sisumbrium  1.  1.  5.  403)  und  eine  Endivienart  (seris  r.  r.  3.  40.  5. 
u.  6),  ebenso  der  Thymian,  die  zur  Honigbereitung  für  die  Bienen  geeignetste 
Pflanze  (thymum  r.  r.  3.  46.  43),  und  das  Lackmuskraut  (heliotropium  r.  r. 
4.  46),  endlich  der  Krokus  (crocus  r.  r.  4.  35),  womit  schon  bei  einem  Gast- 
mahle des  im  Jahre  64  v.  Ghr.  gestorbenen  Metellus  Plus  der  Fufsboden  bestreut 
wurde  (vgl.  Lucr.  2.  446)  und  die  Lieblingsblume  der  Bienen,  die  Melisse 
(apiastrum  =  melisphyllum ,  melissophyllum ,  meliphyllon,  melittaena  r.  r.  3. 
46.  40.  Golum.  9.  8.  43.  Verg.  georg.  4.  63.  Plin.  24.  449)4). 

Bei  dem  gleichzeitigen  Redner  Gicero  finden  wir  zuerst  erwähnt  die  Oster- 
luzei (aristolochia  d.  div.  4.  40.  46)  u.  die  Purgierwurz  (scammonea)  (vgl. 
sillybus),  beiVergil  den  Eibisch  (hibiscumecl.2.  30  =  althaea),  den  Dill  (ane- 
thum  ecl.  2.  48),'  die  Schminkbohne  (phaselus  georg.  4.  227)  und  stattliche 
Blumenarten  wie  die  Narcisse  (narcissus  ecl.  2.  48)  und  Wachsblume  (ce- 
rintha  georg.  4.  63)^  die  Ringelblume  (caltha  ecl.  2.  50),  die  Goldblume 
(chrysanthes  Gulex  403  =  Chrysanthemen,  vgl.  helichrysos  Plin.  24.  65,  Plin.  24. 
4  68)  und  den  »seine  schönen  korinthischen  Blätter  stolz  ausbreitenden«  Bären- 
klau (acanthus  ecl.  3.  45). 

In  der  Medizin  spielten  eine  mehr  oder  minder  wichtige  Rolle  und  treten 
daher  zuerst  bei  Gelsus  und  Scribonius  auf  die  Eberwurz  (chamaeleon)  und 


4)  Vgl.  Gregorovius,  Wanderjahre  2  S.  66. 

5)  Piautas  gedenkt  auch  bereits  des  Wermuts  (absinthium  s*  artemisia  absinthium  L.) 
z.  B.  Trin.  935,  bei  Gate  finden  wir  das  Wort  bulbus  für  Zwiebel  und  Knoblauch  (vgl. 
ihaUus  bei  Gel.]. 

8)  In  Ägypten  und  Kleinasien  heimisch,  auch  sampsuch  um  genannt  z.  B.  Gels.  5.  44, 
vgl.  Golum.  40.  474 :  nataque  iam  veniant  hilari  sampsucha  Ganopo. 
4)  Vgl.  ocimum,  Basilienkraut  Varr.  1.  1.  6.  403. 


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142  Griechische  Wörter 

das  Bilsenkraut  (hyoscyamum) ,  die  Judenkirsche  (halicacabon)  und  der 
Saufenehel  (peucedanura) ,  der  Bertram  (pyrethron)  und  das  Läusekraut 
(staphis),  der  Ysop  (byssopumj  und  das  Ammei  (ammi),  eine  Art  Kresse 
(thiaspi)  und  die  Möhre  (daueum),  das  Blut  kraut  (polygonium)  und  der  Por- 
tulak (andrachle  =  portulaca),  die  Rauke  (erysimum  =  irio)  und  die  ärge- 
rn onia  (=  argemone,  -ion  =  inguinalis,  Schamkraut). 

Von  Columella  wird  der  Anbau  der  Artischocke  empfohlen  (r.  r.  40.235. 
4  4.  3.  42  u.  28  hispida  cinara,  vgl.  scolymus  bei  Plin.),  einer  in  Sicilien  hei- 
mischen distelartigen  Pflanze ,  die  schon  Epicharm  »gut  mit  Fett  geschmelzt  und 
mit  Gewürzen  versetzt«  angenehm  von  Geschmack  findet,  und  die  auch  bereits 
Lucilius  unter  dem  Namen  cactum  erwähnt,  während  die  römische  Bezeichnung 
Carduus  seltener  vorkommt  (vgl.  Athen.  Deipnos.  2.  83). 

Nach  dem  gleichen  Gewährsmann  beliebte  man  in  dessen  Zeit  in  Gärten  an- 
zupflanzen das  triste  sinapi  (Enn.  sat.  25  Vahl.),  während  der  aus  der  Pflanze 
gewonnene  Senf  schon  zu  Plautus'  Zeit  (vgl.  Pseud.  847.  Trucul.  2.  2.  60)  in 
Rom  zur  Würze  der  Speisen  benutzt  wurde  (vgl.  lapsana).  Ähnlich  verhält  es 
sich  mit  der  Kapern  Staude  (capparis),  die  gleichfalls  zu  Columellas  Zeit  (r.r. 
40.  4  47)  in  Italien  angebaut,  aber  schon  in  der  Plautinischen  Periode  (vgl.  Plaut. 
Cure.  90)  in  der  römischen  Küche  verwendet  wurde. 

Nach  Columellas  Bericht  wuchs  femer  zu  Anfang  des  Kaiserreichs  in  den 
Gärten  Roms  der  Kerbel  (chaerephyllum  40.  440  =  caerefolium  Plin.  49.  470: 
quod  paederota  Graeci  vocant)  und  die  Zungenwurzel  (siser  40.  444)  <),  die 
breitblättrige  Kresse  (lepidium  44.  3.  46)  und  die  Panacee  (panax  40.  97, 
vgl.  panacea) ,  aufserdem  die  schon  von  Plautus  genannte  Sa  turei  (c  u  n  i  1  a ,  Trin. 
935.  Golum.  r.  r.  6. 43. 4  =  thymbra  Colum.  9.  4.  2)  und  die  coraroble  (eine 
Kohlart  Colum.  40.  478),  desgleichen  der  staphylinus  (eine  Art  Pastinak  40. 
468)  und  der  Meerrettich  (armoracium  42.  9),  der  gewöhnlich  zum  Verspeisen 
eingemachte  Meerfenchel  (batis  42.  7.  4,  vgl.  crethmos)  und  der  Dosten 
(origanum  42.  9,  vgl.  tragorigamum  bei  Gels.).),  der  Alraun  (mandragoras  40. 
49)  und  der  Affodill  (asphodelus  Col.  r.  r.  9.  4.  3  —  hastula  regia),  die  Scha- 
lotte (cepa  Ascalonia)  und  die  griechische,  schon  zu  Plautus'  Zeit  vielfach  in 
Gebrauch  kommende  Nieswurz  (helleborus,  vgl.  Plaut.  Pseud. 4485.  Men.943. 
950.  Cat.  r.  r.  457.  42  u.  das  lat.  Wort  veratrum),  sowie  die  Levkoie^  (ieu- 
coion  Colum.  r.  r.  40.  97  =  pallens  viola  Verg.  ecl.  2.  47)  und  das  grofsblütige 
Schöllkraut  (glauceum  40.  404),  endlich  mehrere  Rübenarten:  so  eine 
runde  Sorte  (gongylis)  und  eine  Steckrübenspecies  (bunias)  ') . 

Von  fremden  Pflanzen,  die  vor  Plinius'  Zeit  festen  Fufs  in  Italien  gefafsl 


A)  Die  Form  siser  =  islaaqoy  läfst  wie  piper  =3  nineQi  wegen  des  lateinisch  mge 
stutzten  Auslauts  auf  frühzeitige  Entlehnung  der  in  Frage  stehenden  beiden  Wörter  schlieCsen. 

2)  Nach  Polyb.  8.  4  blühten  zu  dessen  Zeit  (4.  Hälfte  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.)  die  Le?- 
koien  und  Asparagen  9  Monate  lang  in  Lusitanien. 

3)  Col.  4  0.  424:   gongylis  illustri  mittit  quam  Nursia  campe  quaeque  Amiterninis  de- 
fertur  bunias  arvis. 


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IN  DER  LATBINISCHBN  SPRACHE.  143 

hatten y  verdienen  genannt  zu  werden  der  Pfefferst  rauch  (piper)^],  dessen 
Frucht  bereits  von  Horaz  als  Konsumartikel  erwähnt  (sat.  2.  8.  49)  wird,  aber 
auch  fernerhin  von  Alexandria  aus  importiert  wurde,  weil  der  asiatische  weit 
kostbarer  war  als  der  inlandische  (vgl.  Pers.  6.39.  Plin.  IS.  29),  die  über  Kam- 
panien  importierte  (Hehn,  Kulturpfl.  p.  275  3)  Zuckermelone  (melopepo, 
melo,  pepo)  und  der  aus  Karlen  stammende  Kümmel  (careum)  ^). 

Aus  der  Zahl  der  Ströucher ,  die  jetzt  unter  griechischem  Namen  hervor- 
treten, hebe  ich  heraus  den  rhamnus  (Col.  40.  373)  und  den  paliurus  (Verg. 
ecl.  5.  39.  Col.  ii.  3),  aus  der  der  giftigen  Pflanzen  den  Eisen-  oder  Sturm- 
hut (aconitum),  womit  bereits  in  Ciceros  Zeit  Calpurnius  Bestia  seine  Frauen  im 
Schlafe  tötete  (Plin.  27.  4)  und  das  dorycnion  (Scribon.),  von  wildwachsen- 
den die  bryonia,  Gichtrübe,  Zaunrübe  (Gol.  \0.  250). 

Wahrhaft  staunenerregend  ist  die  Zahl  neuer  Pflanzennamen,  die  uns  in  dem 
weitschichtig  angelegten  Sammelwerke  des  älteren  Plinius  begegnen.  Fast  jeder 
Paragraph  der  der  Botanik  gewidmeten  4  6  Bücher  (12—27)  führt  uns  neue  Arten, 
oft  mit  mehreren  verschiedenen  Benennungen  vor,  sodafs  es  schwer  ist,  sich 
durch  die  erdrückende  Fülle  des  gebotenen  Materials  hindurchzuarbeiten.  Wohl 
hatte  der  Autor  recht,  im  Beginne  des  27.  Buches,  als  er  den  riesigen  Stofi*  so 
ziemlich  bewältigt ,  zu  schreiben :  crescit  profecto  apud  me  certe  tractatu  ipso 
admiratio  antiquitatis  quantoque  maior  copia  herbarum  dicenda  restat,  tanto  ma- 
gis  adorare  priscorum  in  inveniendo  curam,  in  tradendo  benignitatem  subit. 
Fast  ausschliefslich  aus  griechischen  Quellen  sei  es  direkt  oder  indirekt  schöpfend, 
übersättigt  er  uns  im  Bereiche  der  Pflanzenwelt  mit  griechischen  Namen ,  denen 
er  (ein  Zeichen  dafUr,  dafs  sie  nicht  auf  dem  Wege  des  Handels  und  Verkehrs 
durch  das  Volk  eingebürgert ,  sondern  erst  von  ihm  in  die  römische  Litteratur 
eingeführt  worden  sind)  meist  noch  ihre  griechische  Endung  in  der  Kasusflexion 
gelassen  hat. 

Sicherlich  sind  nun  diese  Benennungen  im  Kreise  der  römischen  Ärzte  und 
Fachgelehrten  besonders  griechischer  Abkunft  ziemlich  gäng  und  gäbe  gewesen, 
aber  dem  grofsen  Publikum  wohl  zum  allergröfsten  Teile  gänzlich  unbekannt  ge- 
blieben, um  so  mehr  als  die  beträchtliche  Zahl  der  offizineilen  Pflanzen  und 
heilkräftigen  Kräuter  meist  nur  in  den  Hausgärten  der  Ärzte  angepflanzt  wurden. 

Wohl  haben  wir  auch  noch  spätere  Schriftsteller,  die  den  gleichen  Stofi*  wie 
PHnius  behandeln ;  aber  dieser  hat  das  ganze  Gebiet  schon  so  gründlich  beleuch- 
tet'),  dafs  wir  aus  ihnen  für  unsere  Zwecke  nichts  Wesentliches  dazu  erfahren, 
abgesehen  von  der  namentlich  bei  Apuleius  sorgfältig  aufgezeichneten,  inzwischen 
stark  bereicherten  Nomenklatur  mit  zum  Teil  recht  barbarisch  verstümmelten 
Namen,  deren  griechischen  Ursprung  oft  blofs  noch  die  Endung  zu  bekunden  ver- 


1)  PliD.  42.  29;  piperis  arborem  iam  et  Italia  habet. 

2)  Plin.  49.  464:  careum  gentis  suae  nomiDe  appellatum  calinis  principale.  Nach 
LeuDis  Synopsis  II.  2.  684  ist  damit  identisch  die  bei  Caes.  b.  c.  3.  48.  4  genannte  chara, 
Kümmel  Wurzel. 

S)  Wiewohl  er  sich  sehr  viele  Irrtümer  hat  zu  schulden  kommen  lassen. 


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144  Griechische  Wörter 

mag.  Es  liegt  mir  aber  fern ,  allen  diesen  letzteren ,  eben« weil  sie  neue  kultur* 
historische  Data  durchaas  nicht  bieten,  eine  ausführliche  Betrachtung  zu  widmen 
oder  gar  die  im  Index  der  Vollständigkeit  halber  sämtlich  aufgezählten  neuen  Be- 
nennungen aus  denselben  hier  nochmals  systematisch  geordnet  zu  registrieren. 
Es  dürfte  mehr  als  genügen ,  wenn  ich  mich  auf  die  Zusammenstellung  der  aus 
Plinius  ersichtlichen  Pflanzennamen,  soweit  sie  bisher  noch  nicht  erwähnt,  be- 
schränke ;  und  zwar  gedenke  ich  aus  der  Zahl  derselben  zunächst  diejenigen  zu 
nennen^  von  denen  ausdrücklich  bezeugt  wird ,  dafs  sie  zu  Plinius'  Zeit  in  Italien 
wuchsen ,  ferner  die ,  welche  im  alten  Italien  nicht  naturalisiert  worden  sind, 
daran  diejenigen  anzureihen,  die  als  herbae  magicae  bezeichnet  werden,  und  end- 
lich den  Rest  ohne  Kommentar  alphabetisch  aufzuzählen. 

Zur  Zahl  der  ersleren  gehören  aufser  den  schon  oben  erwähnten  bekannten 
Bäumen  und  Sträuchern  an  Pflanzen  und  Blumen  die  adarca  =  calamochnus 
(Schilfschaum),  allium  nigrum  L.,  das  ischaemon  (25.83),  lithospermum, 
Steinhirse  (27.  98),  moly  =  molon  (25.  27),  meum,  Bärwurz  (20.  253). 

Dem  italischen  Boden  fremde  Produkte,  welche  entweder  selbst  oder  deren 
Früchte,  Blätter,  Saft  u.  s.  w.  stets  von  neuem  zugeführt  werden  mufsten,  lernen 
wir  zunächst  die  meist  als  Räucherwerk  (thymiama)  oder  Gewürze  (aroma) 
oder  in  Form  von  Salben,  ölen  u.  s.  w.  in  den  Handel  gebrachten  Erzeng- 
nisse des  südlichen  und  südwestlichen  Asiens  kennen.  Bemerkungen  wie  sesima 
ab  Indis  venit  (48.  96,  vgl.  sesamum  bei  Plautus),  tura  praeter  Arabiam  nullis 
(42.  56),  macir  ex  India  advehitur  (42.  32),  caryophyllon  ex  India  advehi- 
tur  odoris  gratia  (42.30),  balsamum  uni  terrarum  Judaeae  conce5Sum(42. 4H, 
vgl.  opobalsamum,  xylobalsamum) ,  ex  confinio  casiae  cinnamique^)  et  can- 
camum  ac  tarum  invehitur  (42.  98,  vgl.  Herod.  3.  407)  u.  a.  wiederholen  sieb 
bei  verschiedenen  anderen  Pflanzen. 

Syrien  spendete  eine  besondere  Zimtgattung  (comacum) ,  syrisches 
a  mom  um  preist  Yergil,  von  dortherkam  auch  das  Galbanharz  (galbanum)) 
der  syrischen  Narde  (nardus)  giebt  Plinius  den  Vorzug  vor  allen  übrigen 
Arten,  syrisches  Halobathrum  (malobathrum)  wird  neben  indischem  rühmend 
hervorgehoben  (42. 429),  syrischer  Storax  (storax)  bildet  noch  um  die  Mitte  des 
4.  Jahrh.  n.  Chr.  einen  regelmäfsigen  Importartikel.  Arabien  war  die  Heimat 
der  Myrrhe  (murra)  und  des  Weihrauchs  (tus),  von  dort  kam  die  beste  Aloe 
(aloe,  vgl.  agallochus,  tarum)  und  der  vortrefflichste  Ingwer  (zingerbis)  in  den 
Handel,  von  dort  Baumwolle  (gossypium  xylon)  und  die  Behennufs  (bala- 
nus,  vgl.  myrobalanus) . 

Vom  Ebenholz  (ebenus)  2)  konnte  Vergil  mit  Recht  singen :  sola  India  ni- 
grum fert  ebenum,  und  dieses  selbe  unendlich  reiche  Land  beglückte  die  Römer 
auch  mit  Zucker  (?  saccharon,  doch  vgl.  Leunis  Synopsis  II.  2.  4  486),  den  sie 
nur  als  Medizin  verwendeten,  und  mit  Indigo  (indicum,  doch  vgl.  Leunis,  Syn- 

4)  Vgl.  cardaraomum,  cinnamomum,  xylocinnamomum,  coslamomum. 

8)  Da  nach  Pausan.  4.  42.  5.  8.  5.  3.  U  alte  ^oaya  aus  Ebenholz  in  Griechenland  eii- 
stierten,  so  mufs  es  schon  früh  in  den  Handel  gekommen  sein;  doch  kennt  es  Homer 
noch  nicht. 


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IN  DER  LATBIIftSGHBN  SPRACHE.  145 

ops.  II.  2.  391).  Ebenso  wuchs  der  das  electruin,  ein  wohlriechendes  Harz,  aus- 
schwitzende Baum  siptachoras  nach  Plin.  37.  39  in  Indien.  Ein  indisch- 
persisches Erzeugnis  war  dieKostwurz  (costus,  costumj ,  »die  heilkräftigste  aller 
Pflanzen,  hoch  auf  den  Bergen  wachsend,  wo  die  Adler  nisten«  (Zimmer),  (doch 
vgl.  Leunis,  Synops.  II.  2.  1083);  ägyptischer  Abkunft  konnte  sich  rühmen  der 
Gummi  (cummi,  vgl.  sarcocolla) ,  die  Papyrusstaude  (papyrus)  und  der 
Safflor  (cnecos)  ^).  Das  Bdellium  (bdellium)  gedieh  in yortrefiflichster Qualität 
in  Bactriana,  während  das  CistenrOschen  (cisthus,  leda,  ledon,  vgl.  ledanum 
Leunis  I.  1.  633)  und  der  Diptam  (dictamnum)  vorzugsweise  von  Kreta  und 
Cypern,  der  Rhabarber  (rhacoma,  reupon^cum,  reubarbarum)  von  den  Nord- 
ufem  des  Pontus  bezogen  wurde  (vgl.  Leunis  1.  1.  973  f.). 

Den  Stöchadischen  Inseln  war  eigentümlich  das  Stöchaskraut  (stoe- 
chas  Scribon.  406.  424),  Cyrenaika  schickte  auf  den  römischen  Markt  das  Am- 
monium, ein  Gumlniharz  (ammoniacum) . 

Doch  würde  es  falsch  sein  anzunehmen ,  dafs  diese  Bäume  und  Sträucher 
nicht  auch  in  vereinzelten  Exemplaren  in  Ziergärten  und  an  besonders  geschützten 
Stellen  in  Rom  fortgekommen  wären.  Sah  doch  Columella  (3.  8.  4)  an  mehreren 
Orten  der  Stadt  die  casia  prangen  und  Weihrauch  und  Myrrhe  dem  Krokus  ver- 
schwistert  in  Blüte  stehen  (quippe  cum  pluribus  locis  urbis  iam  casiam  fronden- 
tem  conspicimus,  iam  tuream  plantam  florentesque  hortos  myrrha  et  croco) . 

Weitaus  die  meisten  der  Fremdlinge  fanden  gastliche  Aufnahme  in  den  Me- 
dizingärten und  wenn  auch  Plinius  selten  ausdrücklich  von  einerAnpflanzung 
daselbst  redet,  wie  bei  dem  aus  Indien  und  Persien  stammenden  sacopenium 
(49.  467 :  sacopenium  et  ipsum  in  hortis  quidem^  sed  medicinae  tantum),  so  war 
es  im  Interesse  der  Heilkunde  und  der  Bequemlichkeit  der  Ärzte  fast  selbstver- 
ständlich, dafs  die  offizinellen  Pflanzen,  wenn  irgend  angänglich,  in  den  Gärten 
derselben  angepflanzt  wurden.  Man  wird  daher  mit  ziemlicher  Sicherheit  an- 
nehmen können,  dafs  der  bei  weitem  gröfste  Teil  der  in  Buch  20  —  27  der 
naturalis  historia  des  Plinius  (medizinische  Botanik)  besprochenen  Pflanzen  unter 
der  sorgsam  pflegenden  Hand  der  Ärzte  auf  italischem  Boden  fortkam,  auch  wenn 
dieses  oder  jenes  fremde  Land  ausdrücklich  als  Heimat  angegeben  wird.  Ist  doch 
beispielsweise  das  Gedeihen  der  ägyptischen  Pflanzen  cici  =  croton  (Wunder- 
baum) und  aspalathos  (Ginsterart  oder  Rosenholz)  und  ihre  Verwendung  zu 
Öl  sogar  für  Spanien  verbürgt!  (vgl.  Wiehert,  Progr.  d.  Kneiphöfsch.  Gymn. 
zu  Königsberg  4845.  S.  22  f.). 

In  Indien  wuchs  der  lange  nur  zu  medizinischen  Zwecken  gebrauchte  und 
erst  durch  die  Araber  in  Italien  angebaute  (Hehn,  Kulturpfl.  p.  440 ^  f.)  Reis 
(oryza).  Ägypten  wird  von  offizinellen  Pflanzen  zugewiesen  die  Wasseraloe 
(stratiotes24. 469),  die  Kolokasia  (colocasia)  ^) ,  die  Cichorie  (Cichorium),  die 

4)  Die  beiden  zuletztgenannten  Pflanzen  wurden  erst  durch  die  Araber  nach  Italien 
verpflanzt,  wovon  auch  noch  der  arabische  Name  Saßlor,  it.  asforo,  asfiori,  Kunde  giebt, 
vgl.  Hehn  231.     Plin.  21.  90:  niaxime  celebrant  Aegypli  cnecon  Italiac  ignotum. 

2)  Über  deren  Anpflanzung  in  Italien  xu  Plinius'  Zeit  vgl.  21.  87  und  Pallad.  3.  24.  14. 
cyamos  =  colocasia  (indische  Wasserrose,  ägyptische  Dohne,  nymphaea  nelumbo  L.)  nach 
SUidemund  schon  bei  Plaut.  Vidul.  1.  fr.  20. 

W  e i« e ,  Orieeb.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  ] 0 


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146  Griechische  Wörteh 

Erdmandel  (anthalium),  dasCypergras  (cyperus),  die  unterirdische  Platt- 
erbse  (arachidna) ,  die  wilde  Erbse  (aracos)  (21.  88  f.),  die  Zehrwurz 
(aron  84.  142];  als  gewöhnliche  Nahrungsmittel  oder  als  Zusatz  zu  Speisen 
wurden  in  Ägypten  verwendet  das  Chond  rillenkraut  (chondrilla),  dielevaD- 
tische  Haftdolde  (caucalis),  der  südliche  Kerbel  (anthriscum) ,  der  Gauch- 
heil (corchorus,  vgl.  anagallis) ,  das  Hundsauge  (cynops) ,  der  gemeine  Löwen- 
zahn  (aphace],  der  Kerbel  (scandix)  und  die  come  =  tragopogon  und 
epipetros  genannten  Pflanzen. 

Als  herbae  Syricae  erscheinen  das  gingidion  (20.  33)  und  die  othoona 
(27.  109),  als  herba  Indica  die  cypira  (21. 117),  als  thessalisch  die  catanance 
(27.  57),  als  allgemein  orientalisch  die  5namige  Pflanze  adispatheon  = 
diaxylos  =  sceptrum  =  erysisceptrum  =  aspalathos  (24.  112);  als 
medicinae  tantum  utile  wird  femer  bezeichnet  das  syrische  sphondylium 
(12.  128). 

Von  weit  geringerem  Interesse  sind  für  uns  diejenigen  Bäume  und  Sträucher 
oder  Pflanzen,  die  weder  als  medizinisch  wirksame  Mittel  gekauft,  noch  als  Kon- 
sum -  oder  Luxusartikel  in  den  Handel  gebracht  wurden ,  sondern  lediglich  als 
exotische  Gewächse  der  Vollständigkeit  halber  von  Plinius  aufgezählt  worden 
sind.  Ihre  Bedeutung  ist  für  die  Kulturgeschichte  gering.  Doch  sollen  auch  diese 
externae  arbores  indocilesque  alibi  crescere  quam  ubi  coepere  et  quae  in  alienas 
non  commeant  terras  (Plin.  14.  1),  denen  Plinius  das  12.  und  13.  Buch  seiner 
Naturgeschichte  widmet,  auch  nicht  ganz  unbeachtet  bleiben  I 

Als  cyprische  Pflanzen  nennt  uns  unser  Gewährsmann  den  cyprus  (12. 
109,  vgl.  auch  cyperus,  cypira,  cyperis);  in  Ägypten  läfst  er  gedeihen  den 
Persea-Baum  (15.  45)  und  die  katzenkrautartige  Pflanze  maron  (12.  1H). 
nicht  minder  den  ägyptischen  Schotendorn  (acacia  =  acanthus,  mimosa  nilo- 
tica  L.),  ferner  die  Sumpfpflanze  saripha  (13.  128)  und  den  circa  Troglodyta- 
rum  insulas  gedeihenden  Meerstrauch  Namens  chariioblepharon;  in  Asien 
und  Griechenland  die  epicactis  oder  epipactis  =  emboline  (13.114] 
und  den  Kellerhals,  daphne  Gnidium  L.  (thymelaea  =  chamelaea  =  pyros 
achne  =  cnestron  =  cneorum  13.  114),  inPontus,  Phrygien  und  lUyri- 
cum  die  Haselwurz  (asarum  12.  47),  in  Kreta  das  tragion,  den  tragos 
und  die  tragacantha,  endlich  auf  Lesbos  den  Spindelbaum-  (euonymos 
13.  118).  Bei  anderen  ausländischen  Gewächsen  wie  narthex  =:ferula, 
Pfriemenkraut,  ostrys,  Ilopfenbuche ,  bryon,  unbekannte,  am  Meere  wach* 
sende  Pflanze  (Plin.  13.  137),  fehlt  uns  die  Angabe  ihrer  Heimat  >). 

Am  genauesten  sind  wir  unterrichtet  über  die  Heimatländer  der  magischen 
Kräuter  (herbae  magicae),  über  die  Plinius  freilich,  der  hier  lediglich  griechi- 
sche Werke  ausschreibt,  weder  aus  Autopsie  noch  von  Hörensagen  berichtet, 
und  deren  Existenz  vielfach  sehr  fraglich  sein  mag,  wenn  auch  Pythagoras,  wie 
Plinius  24.  160  ausdrücklich  sagt,  dieselben  primus  in  nostro  orbe  celebravit. 


i)  Einige  von  diesen   Pflanzen  sind,  freilich  selteni  aach  zu  medizinischen  Zwecken 
verwendet  worden ;  manche  von  ihnen  werden  sicherlich  auch  in  Italien  fortgekommen  seio. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SpRAGHB. 


147 


Dafs  sie  meist  aus  dem  der  Zauberei  vorzugsweise  ergebenen  Orient  stammen, 
ist  von  vornherein  wahrscheinlich  und  in  der  That  stellen  auch  die  vorderasiati- 
schen Länder  das  stärkste  Kontingent  dazu.  Asiatischer  Abkunft  konnten  sich 
rühmen  dieaglaophotis  =  marmaritis  [24. 460  aus  Arabien)  ^  die  hestia- 
teris  =  protomedia  =  casignete  (=  dionysony mphas  24.  165  aus 
Persien}  und  die  theangelis,  die  in  Babylon  und  Susa,  aber  auch  auf 
Kreta  gedieh  (24.  464}.  Die  thalassaegle  =  potamaugis  (24.  164]  und 
achaemenis  =  hi  ppophobas  (24.  161]  bezog  man  von  Indien,  das  theo- 
brotion  (=  semnion  24.  162}  von  den  Ufern  des  Choaspes;  Kleinasien  stellte 
die  adamantis  (24.  162],  therionarca  (24.  163)  und  heliocallis  =  he- 
lianthes  (24.  165),  das  Hochplateau  von  Iran  die  arianis  (24.  162]  und  ge- 
lotophyllis  (24.  164),  und  auch  Äthiopien  ist  vertreten  mit  der  aethiopis  = 
merois  (24.  163}  und  derauf  der  Nilinsel  Elephantine  wachsenden  ophiusa 
(24.  163). 

Unbestimmter  Herkunft  sind  und  nur  auf  die  Autorität  einzelner  Gelehrter 
hin  werden  für  Zauberkräuter  erklärt  dieaeschynomene,  crocis  (nachApol- 
lodor],  onotheris,  anacampseros  (nach  Crataevas],  sämtlich  24.  167.  In 
den  Schriften  des  Pythagoras  waren  besprochen  die  coracesia,  (calicia]. 
minyas  (=  corinthia]  und  die  aproxis  (24.  156  ff.}. 

Aufserdem  finden  wir  bei  Plinius  folgende  Ausdrücke  aus  dem  Gebiete  der 
Botanik : 


acanthion,  Distelart. 

acanthis  »  engeren  =  senecio,  Kreuzwurz. 

acanuSi  Krebsdistel. 

achilleos  \ 

achillea     /  Schafgarbe. 

acinos,  wilde  Basilie. 

acopos  SS  anagyros,  offizinelle  Pflanze :  Boh- 
nenbaum. 

acoma,  gelbe  Distelart 

actaea,  Christophskraut. 

acylos  s=  ilicis  glans  bei  Homer. 

adiantum,  Yenushaar  =  trichomancs  s=  cal- 
litrichos  »  polytrichron  =  polythrix  s= 
capillus  Yeneris. 

adonium,  a^taytoy ,  Erdcypressenart ,  vgl. 
chamaecypa  rissus. 

aegilips,  Zwiebelgewächs. 

aegis,  Kernholz  der  Lärche. 

aegoceras  ss  buceras  =  carphos  s  telis  = 
fenum  graecum  ss  silicia,  Bockshornkraut. 

aegolethron,  Azalea  Pontica  L. 

aetite,  Schlingpflanze  =  lagine  =  scammonia. 

agaricum,  Lttrehenschwamm. 

ageraton,  Leberbalsam. 

aizoum  maius  =  buphthalmos  =  zoophthal- 
mos  s=s  trithales  =  hypogeson  r=  slerge- 
Ihron  =  ambrosia  =  amerimnon  =  sedum 
magnum,  grofse  Hauswurz. 


aizoum  minus  SS  erithales  =  trithales  «  erysi- 
thales  s=  isoetes  =  sedum,  kleine  Haus- 
wurz. 

alcea  c=  damasionei  Malvenart. 

alcibium,  unbekannte  Pflanze. 

alectoros  lophos  =  crista,  Hahnenkamm. 

alisma  =s  damasonion  s=  lyron,  Froschkraut. 

alopecuros,  Grasart. 

alsine  =  myosoton,  Waldstemmiere. 

alypon,  Heilkraut. 

alysson,  wilde  Färberröte. 

ampelodesmos,  Binsenkraut. 

ampeloprasos,  in  den  Weingärten  wachsender 
Lauch. 

anabasis  =  ephedra  =  equisetum  s=  hippu- 
ris,  Pferdeschwanz. 

anchusa  =  onochilon  (=  rhinoclia)  =  ar- 
chebion  =  rhexia  =  enchrysa  =  ono- 
chelfs,  Ochsenzunge. 

androsaces,  Meerpflanze. 

androsaemon  :=  ascyron  =  ascyroidcs,  Jo- 
hanniskraut. 

anemone  «s  phrenion,  Windröschen. 

anonis  =  ononis,  Heuhechel. 

anonymos,  unbekannte  Pflanze. 

anthemis  =  chamaemelon  =  melanlhion  = 
leucanthemis  =  leucanthemum  =  eran- 
themis,  Kamille. 

10* 


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u^ 


GrIEGAISCHE  WöRtEll 


anthyllion  n  anthyllum,  kretisches  Harzkraut. 

anthyllis,  Bisamgünsel. 

antirrhinum    =    anarrhinon    =    lychnis    =s 

paranarrhinon,  wildes  Löwenmaul, 
antiscorodon  =  ulpicum,  Laucharl. 
aparine  =s  ompbalocarpos  =s  philanthropos, 

Kiebkraut. 
aphaca,  Platterbse, 
aphrodes  mecon  =  peplis  =  syce  s=  meco- 

nion  =  papaver  agreste,  wilder  Mohn, 
aphron  =  heraclion,  wilde  Mohnart. 
apios  ischas  =  raphanosagria,  wilder  Rettich, 
apocynon,  Hundstod. 
arcion  =  persollala,  braune  Königskerze, 
arclion  ==:  arcturus,  unbekannte  Pflanze, 
argemon  =  lappa  cnnaria,  Klettenart. 
aris,  Natterwurzel,  vgl.  aron. 
aristereon,  Eisenkraut, 
armon  =3  armoracia,  Meerrettich, 
aron  =s  arum,  Zehrwurz. 
arsen  =  mandragora,  Alraunart. 
artemisia  =  botrys  s=  ambrosia,  Beifufs. 
asclepias,  gem.  Schwalbenwurz, 
asphallion  =  minyanthes,  gem.  Harzkleo. 
asplenos  =  hemionion,  Milzkraut,  vgl.  sple- 

nium  und  Teucrion. 
astaphis,  Rosine, 
astragalus,  span.  Traganth,  astragalas  Bae- 

ticus  L. 
asyla  ==  ferus  oculus,  unbek.  Pflanze, 
atractylis,  wolliges  Bürstenkraut. 

balis,  unbek.  Pflanze. 

ballote  =  porrum  nigrum ,  schwarzer  An- 
dorn. 

batrnchion  &s  ranunculus,  Froschkraut,  vgl. 
polyanthemum. 

blechon  =  puleium,  wilder  Polei. 

boletus,  Champignon  (Plaut.  Cure.  5.  2. 
U  ??). 

bolites,  Wurzel  des  Lychniskrauts. 

brabyla,  unbek.  Pflanze. 

brathy  s=  herba  Sabina,  Sebeubaum. 

brya  =  myricc  =s  tamarlx,  Tamariske. 

bryonia  =  Chironia  a=s  gynaecacanthe  = 
apronia  =s  vitis  alba,  Zaunrübe. 

buglossus  =  euphrosynum,  Ochsenzunge. 

bulbine,  Zwiebel;:ewüchs. 

buphlhnlmus  ==  cachia,  Ochsenauge. 

huplcuron,  Hascnöhrlein. 

buselinon,  Ochseneppich. 

cadytas,  syr.  Schmarotzerpflanze, 
capnos,  Erdrauch. 


carpathum.  Pflanze  mit  giftigem  Safte,  vgl. 

carpasum  (Col.). 
cedris  =  fructus  cedri,  Cedernfrur.ht. 
cemos,  unbek.  Pflanze, 
centauris,  Tausendgüldenkrautart. 
cepaea,  portulakblättriges  Seduni. 
ceratia,  unbek.  Pflanze, 
cestros  »>    psychotrophon   =   Veltonica  = 

serratula,  Betonte, 
chalceos,  Stachelpflianze. 
chalcetum,  unbek.  Pflanze, 
chamaecyparissos,  Erdcypresse. 
chamaedaphne  =s  Idaea  =  hypogloltion  s= 

carpophyllos  =s  hypelate  =  laurus  Ale- 
xandrina, Zwerglorbeer, 
chamaedrys  «»  chaemaerops  =  Teucria  ^ 

trixago,  Gamanderlein, 
chamaeleon  b=  ixia  =  cynozolon  s=  ulopho- 

non,  Eberwurz  (Ovid.) 
chamaeleuce,  Huflattich, 
chamaemyrsine   =    oxymyrsine   ==    myrtos 

sllvestris,  Mäusedorn, 
chamaepeuce,  Zwerglärche, 
chamaepitys  =  hypericon  =  corissum,  Feld- 

cy presse  (Gels.). 
chamaesyce,  Wolfsmilchsari, 
chelidonia,  Schöllkraut, 
chondris  =  pseudodictamnum,  Andomart. 
chrysippea,  unbek.  Pflanze, 
chrysitis  «»  chrysocome,  GoMhaar. 
chrysocarpus,  Epheuart,  cf.  erythranos. 
circaea,  Hexenkraut, 
cirsion,  Distelart. 
cissos  erythranos,  Epheuart. 
ciematis  »  polygonoides,  Wintergrün, 
cleopiceton   (Sill.  cleonicon)    =  clinopodion 

SS    ocimoides    b=    zopyron(Uon),    Clioo- 

podium  L. 
clymenus,  Geifsblatt. 
conyza,  Flohkraut. 

crataeogonoD  =»  thelygonos,  gem.  Flohkraot. 
crepis,  unbek.  Pflanze, 
crocodileon,  Centaurea  crocodilium  L. 
cry stall ion   (chrysallion)   »  psyilion  s  cy- 

noides  «s  cynomyia  =  sicelicon,    Floh- 

kraut, 
cyanus,  blaue  Kornblume, 
cyclaminos  «=  luber  terrae,  Saubrot, 
cynocephalia,  Hundskopf, 
cynoglossos,  Hundszunge, 
cynomorion  =  orobanche,  Sonnenwurz. 
cynorrhoda  =  cynorrhodon,  Hundsrose, 
cynosorchis   =  cynosbatos  =   serapias  = 

neurospastos    «    cynapanxis    =s    orchis, 

Knabenkraut,  vgl.  sa!yrion. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE. 


149 


daphnoides  =  eupetalos  =  Pelasgam  = 
slephanos  Alexandri,  Kellerhals. 

dipsacos,  Kardendistel. 

dodecatheon,  Zwölfgötterkraut. 

dolichos,  Feldbohne. 

doris  =3  echis  s=  pseudoanchusa ,  anechte 
Ochsenzunge. 

dor)'cnion  =  manicos  s=  erythron  »  neuras 
=  pertsson,  Strychnosart. 

dryopteris,  Eichfarn. 

echinopus,  Slachelginster. 

echios,  Otternkraut. 

eiaphoboscon,  wilde  Pastinake. 

elatine,  wilde  Löwenmaulart. 

elelisphacos  =3  sphacos  =  salvia,  Salbei. 

eileborinc  =  epipactis  =  emboline,  nies- 
wurzähnliche Pflanze. 

eropetros  =  caicifraga,  Steinbrech. 

enneaphyllon,  neunblältriges  Kraut. 

ephemeren,  unbek.  Pflanze. 

epimedion,  unbek.  Pflanze.' 

epithymum,  Thymianblütc 

ereuthodanos  =  erythrodanus  =  rubia, 
Färberröte. 

erice  =  tetradice  ss  tetralix,  Heidekraut. 

erineos,  unbek.  Pflanze. 

eriphia,  unbek.  Pflanze. 

erilhace,  Bienenbrot. 

erynge  s  eryngion,  Mannstreu. 

eociea  oder  euplia,  unbek.  Pflanze. 

eugalacton  =  glaux,  unbek.  Pflanze. 

eupaloria  =»  agrimonia,  Odernoennig. 

eozomon  ^  emca,  wilde  Rauke. 

galeobdolon  »  galeopsls  =  galion,  Taub- 
nessel. 

geranion  b  myrtis  s  myrrhis,  Storch- 
schnnbel. 

geum,  Benediktkraut. 

glycyrrhiza,  Süfsholz  ^  liquiritia. 

gnaphalium  k  chamaezelon,  Wiesen  wolle. 

grasos,  Seetangart  (al.  1.  prason,  lauchähnl. 
Strauch.) 

gromphaena,  Tausendschön. 

hadrobolon  =  nigruxn  bdellium,  Gummiart. 
halicacabus  =  callion   »  vesicaria,   Juden- 
kirsche, 
haiimon,  Meldenart. 
haliphloeos,  Eichenart. 
hedypnois,  Cichorienart. 
belenium  =  Idaea,  Alant  (?). 
beleoselinum,  Sumpfeppich. 


helix,  Kriechepheu   (bei  Cic.  d.  unIv.  9.  27 

jetzt  helica,  Gewinde), 
helxine  =  perdicium  =  sideritis  s  parthe- 

nium    SS    herba    urceolaris  =  astercum, 

Rebhühnerkraut,  vgl.  leucanthes. 
hemerocalles,  Trichterglitze. 
heptapleuros,  Wegebreilart. 
hierabotane    =    peristereon    =    verbenaca, 

Eisenkraut, 
[hippace,   Pferdelab;   irrtümlich  als  Pflanze 

angegeben.] 
hippophaes,  Wolfsmilchsart. 
hippophaeston,  Stachelpflanze, 
hippopheon,  Nagelkrautklebe, 
hipposeiinum,  Eppicharl. 
holcus  s  aristis,  Grasart. 
holochrysos,  Art  der  Pflanze  basiiisca. 
holoschoenos,  Binsenart. 
horminum,  Scharlei. 
hyoseris,  schwarze  Flockenblume, 
hypecoon,  Lippenblume, 
hypochoeris,  cichorienartige  Pflanze, 
hypocistis  =  orobethron,  Cistusstaudc. 
hypoglossa,  Zungenmäusedorn. 

iasione,  Zaunwinde. 

iberis,  Kressenart. 

ion,  Veilchenart. 

iphyon,  Gemüsepflanze. 

ischias  &=  leucacantha  ss   phylion  =   poly- 

gonatos,  Weifswurz. 
isopyron  =  phasiolus,   Isopyrum  aquilegioi- 

des  L.  (?). 

lagopus»  Uasenklee. 

latace,  mag.  Kraut. 

lathyris,  Wolfsmilchsart. 

leontice  =  cacaiia,  wollkrautblättr.  Pestwurz 

oder  Huflattich, 
leontopetalon  =  rhaphanidlon,  Löwcnblatt. 
leontopodion  =  leuceoron  =  doripetron  al. 

1.  thoribethron  oder  thorypetron,   Löwen- 
blatt. 
Icpton  centaurion  =  libadion  =   fei  terrae, 

kl.  Tausendgüldenkraut, 
leucanthes  =  parthenium  =  amaracum  = 

perdicium,  RebhUhnerkraut. 
leuce  BS  mesoleucos,  gefleckte  Taubnessel, 
leucographis,  Wegedistel, 
libanotis  =  ros  marinus. 
liehen,  Flechte,  Aftermoos, 
limonia,  Anemonenart. 
limonion    =    neuroides   =    beta   silvestris, 

wilde  Beete, 
linostrophon  &=  prasion  b=  philopaes  »  phi- 

lochares  s=  marrubiumi  Andorn, 


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150 


Gribghisghb  Wörter 


Imozostis    =    parthcnion    =    Hermupoa    = 

Mercurialis,  Bingelkraut. 
Uthosperroon  e=s  exonychos  =   diospyros  = 

Heracleos,  Steinhirse. 
lonchitiSy  Stenclelwurz. 
lotometra,  Lotosart. 
lycapsos,  ochsenzungentthnl.  Pflanze. 

mastos,  unbek.  Pflanze, 
medion,  medizin.  Pflanze, 
meiamphyllum  =  pacderos,  Bärenklau, 
melampodion  =  encymos  (Sill.  eclomos)   = 

polyrrhizos,  Nieswurzart. 
melancranis,  Binsenart. 
milax  =  taxus. 
millefolium   =   melophyllon  (Apul.),   Schaf- 


misy,  Trüffelart. 

moloche  agria  ==  hibiscuno,  Eibisch. 

morioD  s=  hippophlomos,  Nachtschattenart. 

myagros,  unbek.  Pflanze. 

myophonos  =  myoctonos,  Wolfswurzart. 

myosota  oder  -is,  MttuseOhrchen. 

myrrhis  =  myrrhiza    =    myrrha    (murra), 

wohlriechender  Kerbel, 
myrsineum  =  feniculum  silvestre. 

notia,  unbek.  Pflanze. 

nyctalops   «    nyctegretos    =    chenomyche, 

Caesalpinia  pulcherrima  Willd. 
nyma,  unbek.  Pflanze, 
nymphaea  =  Heracleos  =  rhopalon,  Haar- 

wurz  (weifse  Seerose?). 

odontitis,  Zahnkraut. 

oenanthe,  Traube  des  wilden  Weinstocks, 
oenobreches,  schotentragende  Pflanze. 
onear~=  onotheras  ==  onotheris,  Strauchart. 
onitis  s=  prasion,  Dostenart. 
onopradon,  Wegedistel, 
onopyxos,  Distelart. 
onosma,  anchusaähnl.  Pflanze, 
ophrys,  zweiblttttrige  Pflanze, 
oreoselinum,  Bergeppich, 
ormenos  agrios  »  asparagus  silvestriSi  wil- 
der Spargel, 
ornithogale,  Hühnermilch, 
ortyx  =  slelephuros,  Ravennazuckerrohr. 
osyris,  Osyrisstrauch. 
oxys,  gem.  Sauerklee. 


pentorobon  =  glycyside,  Pfingst- 


paeonia 
rose, 
peleciuus,  Beilkraut. 


pentapetes      1  =  quinquefolium  =  chamac- 

pentaphyllon  J  zelon,  Fünffingerkraut. 

periclymenoSi  Geifsblatt 

petroselinum,  Petersilie. 

pezicae,  Pilzart. 

phalangium  =  phalangitis  =  leucanthemum 

SS  leucacantha,  Spinnenkraut, 
phaleris,  Kanariengras. 
phasganion  ==  gladiolus,  Schwertel. 
phellandrion,  epheublttttrige  Pflanze, 
pheos  =  sloebe,  Slachelpflanze. 
phlomis  =  phlomos  (vgl.  lychnitis  =  thr>- 

allis)  =  verbascum,  Wollkraut, 
phlox,  unbek.  Blume. 

phoenice  =  hordeum  marinum,  lläusegerste. 
phrynion  =  poterion  =  neuras,  Traganth. 
phycos,  Seetang  =  fucus. 
phyllanthes,  Pflanze  mit  stachl.  Blatt, 
phyteuma  =  phyllon,  Kreuzwurz. 
picris,  Bittersalat. 

piperitis  =  siliquastrum,  Pfefferkraut, 
pistana  ==  sagitta,  Pfeilkraut  (wohl  oislosi). 
polemonia  =  philetaeria  =   chiliodynamia, 

griech.  Baldrian, 
polium,  Poleigamander. 
polyacanthos,  Distelkrautart. 
polycnemon,  unbek.  Pflanze, 
polygala,  Kreuzblume, 
polygonus   =    polygonales    =   sanguioaria; 

vgl.  orlon  und  teuthalis  =  carcinothron  = 

clema  =  myrtopetalum,  Blutkraut, 
polypodion,  Engelsüfs. 
potamogiton,  Samkraut. 
pothos,  Sommergewächs, 
pseudobunion,  Strauchart. 
pseudocypirus,  cyperusähnl.  Strauch, 
pseudonardus,  unechte  Narde. 
pteris  =  blachnon  =   filix,   vgl.    thelyptcris 

oder  nymphaea  pteris,  Farnkrautart. 
pycnocomon ,     andornartiger     Wolfslrapp 

(Sprengel), 
pyracantha.  Feuerdorn, 
pyxacanthus,  Buchsdom. 

rhizotomus,  illyrische  Irisart. 

satyrion  (orchis,  erythraicos,  crataegis,  the- 
lygonos,  arrhenogoDos),  Knabenkraut,  vgl. 
cynosorchis. 

saurion  =  napy,  Senf. 

scordion  »  scordotis,  Lachenknoblauch. 

scythica  herba,  unbek.  Pflanze. 

selinas  s=  selinoides,  Kohlart. 

siderion  (Heracleon),  Eisenkraut. 

sillybus,  Gundelie. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE. 


151 


sion  =s  silaus  =  laver,  Wassermerk. 

sisyrinchion,  Zwiebelgewächs. 

sisyrum  =  erice  =  sisara  b.  Varr.  r.  r.  8. 
4  6.  26,  Heidekraut. 

smymioa  (zmyrnion),  Pferdestlge. 

sonchos,  Gänsedistel. 

spalax,  unbek.  Pflanze. 

spiraea,  Spierstaude. 

spondylion,  Bärenklau. 

stachys,  Rofspolei. 

statice,  adstringierende  Pflanze. 

stephanomelis,  unbek.  Pflanze. 

strychnos  =  trychnos  =  Solanum,  Nacht- 
schattenart. 

syreon  =  tordylon,  Drehkraut. 

telephion,  fette  Henne. 


thalictrum,  Krötendistel. 

thapsia,  ferulaähnl.  Strauch. 

thesium,  flachsblättriges  Leinkraut. 

tithymallus  oder  tithymalon,  Wolfsmilch 
(characias,  characites,  myrtites,  caryites, 
paralius,  helioscopios,  cyparissias,  platy- 
phyllon,  corymbites,  amygdalites,  dendroi- 
des,  Cebion,  leptophyllon,  tithymalis). 

tragoriganum,  Bocksthymianstrauch. 

tripolion,  gem.  Strandnelke. 

xiphion  :=  gladiolus,  Schwertlilie. 
xyriSi  wilde  Iris. 

zea  =  alica,  DinkeP). 


4)  Von  spätrömiscben,  meist  bei  Apul.  vorkommenden  botanischen  Bezeichnungen  für 
gröfstentheils  schon  bei  Plin.  unter  anderen  Namen  belegbare  Pflanzen  erwähne  ich 
hier  folgende: 

acanthillis,  agriophyllon,  agrostis,  aithales,  alytis,  anactorium,  anadendromalache,  ana- 
zetesis,  anchomanes,  andremas,  anhydros,  aphrodisias,  aposplenos,  arceuthinus,  argyros, 
arnion,  arnoglossa,  arusion,  auginos,  baditis,  batos,  belion,  beloacos  (belotocos),  boopes, 
bubalion,  bucranion,  burrhinon,  caballion,  calaminthe,  callipetaloUi  camelopodium,  campsa- 
nema,  capitum,  cappara,  carsgogos,  cardamina,  catastactice,  caustice,  cephalo,  ceras,  chal- 
bane,  chamael)gos,  chiliophyllon,  chrysocalis,  chrysocanthos ,  ciosmis,  cission,  cleonia, 
clonos,  clybatis,  conium,  conula  (?),  costamomum,  cynocardamon ,  cynomazon,  daucion, 
dialion,  diospneuma,  dircion,  eubunion,  eupteron»  gelotophye,  gerontea,  glechon,  hermu- 
botane,  holocyron,  hydrogeron,  hypnotice,  hypolysos,  hypomelis,  leontocaron,  libanus, 
limnestis,  limnice,  lycophon,  lysas,  macia,  mallo,  maniopoeos,  mantia,  melete,  melocarpon, 
melosmos,  menion,  mcnogenion,  nardostachyon,  nephelion,  nession,  nitrion,  notion,  nysion, 
oleoselinum  (heleo-),  oniros,  onocardion,  orobus,  oxytonon,  panchromos,  panion,  partheni- 
con,  peganon,  persephonion,  persites,  pheuxaspidion,  phyllis,  polycarpos,  polyneuron,  poly- 
onymos,  prapedilon,  priapiscus,  prinus,  probation,  prochos  agrios,  prosopis,  pseudoselinum, 
pyrgis,  pycnitis,  psoranthemis ,  pythonion ,  rhuselinon,  sanchromaton,  scardia,  schinus, 
scolibrochon,  scorpinaca,  scorpioctonon,  seienion,  selenogonon,  sclinon,  sicyos  agrios,  side- 
ritesis,  sozusa,  sycophyllon,  syntrophium,  taurophthalmon ,  theonina,  thcopnoe,  thridax, 
traganthes,  ura  scorpiu,  xylocassia,  xylophyton,  zizania,  zygis  u.  a. 


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Haec  eadem  (lialia)  argenti  rivos  a«risqBe 

metalla 
Ohtendtt  Tenis  atqae  aaro  pUrima  flaxit. 
Ter  ff.  Georg.  2. 16&. 


Kap.  IIL  Mineralien. 

§1. 

Es  ist  eine  leicht  zu  erklärende  Thatsache,  dafs  die  ältesten  KuIturvöTker 
ihren  Blick  zuerst  auf  die  organische  Welt  der  Tiere  und  Pflanzen  gerichtet  habeD^ 
ehe  sie  dem  leblosen  Gestein  ihr  Augenmerk  zuwendeten,  und  dafs  sie  dieselhen 
infolgedessen  schon  in  grauer  Vorzeit  mit  besonderen  Namen  benannt  haben, 
während  die  Nomenklatur  der  Mineralien  in  jener  Periode  nur  eine  sehr  primilive 
Ausbildung  bekundet.  So  sind  aus  dem  Bereiche  der  letzteren  bei  den  indoger- 
manischen Völkern  nur  wenige  Ausdrücke  bis  in  die  gemeinsam  verlebte  Urzeit 
zurückzuverfolgen.  Wohl  hatte  man  damals  bereits  Bezeichnungen  für  den  Gat- 
tungsbegriff Stein  ^)  und  wahrscheinlich  auch  für  den  Wetzstein^),  aber  die 
Namen  der  einzelnen  Metallarten  sind  mit  wenigen  Ausnahmen  erst  in  späterer 
Zeit  ausgeprägt  worden.  Von  diesen  dürfte  allgemein  für  das  älteste  den  Indo- 
germanen  bekannt  gewordene  das  Kupfer  gelten ^j ;  auch  Gold^)  und  Silher^i 
werden  von  den  meisten  Forschern  für  indogermanisch  gehalten,  also  gerade  die- 

1)  skr.  a^man,  lit.  akmü,  ksl.  kamenl.  Stein,  vgl.  an.  hamar,  Stein  und  ax/iuy,  Ambofs. 
Dazu  kommen  in  europäischer  Zeit  rtXiyd^o^,  Ziegel,  ags.  flint,  abd.  flins,  Kiesel,  Stein  und 
vielleicht  auch  lapis  =  Xina^f  Fels,  ^^ährend  die  mehrfach  versuchte  Zusammenstellung 
von  grdvan  mit  Xaaff  und  lit.  reva  an  der  unerwiesenon  Annahme  des  Abfalls  eines  an- 
lautenden g  scheitert. 

9)  skr.  ^na,  ^dni,  griech.  xüivog,  an.  hein;  vgl.  cuneus. 

3;  skr.  ayas,  lat.  aes,  got.  aiz,  air.  tarn  =  tsarn;  skr.  loha  (=»  rodha),  ksl.  ruda,  an. 
raudi,  lat.  raudus;  ;ifaAxo^  lit.  geleiis  (Eisen),  ksl.  iel^zo  (Eisen).  Eberne  Waffen  und  Ge- 
rate  werden  schon  in  den  ältesten  Teilen  der  Veden  genannt. 

k)  xQ^^^^i  skr.  hiranam,  hiranyam,  zd.  zarana,  zaranya,  got.  gulth,  ksl.  zlato,  lat.  Intens, 
phryg.  yXovQof  /^t;<roV;  aurum  lit.  aukszas,  prcufs.  ausis  (kelt.  ör  aus  dem  Lat.  entiehni;. 

5)  skr.  rajatam,  aqyvQog,  lat.  argenturo,  osk.  aragetom,  air.  arget.  (vielleicht  aus  dem 
Lat.  entlehnt);  got.  silubr,  an.  silfr,  ksl.  sirebro,  stav.  srebro,  preufs.  siraplis,  lit.  sidabras; 
vgl.  }4Xvßi]  {6&By  it^vqov  l<nl  yeyi&Xij  II.  J.  857). 

Hehn,  Kulturpfl.  498  f.  leugnet  die  Kenntnis  des  Goldes  und  Silbers  in  jener  Zeit.  Da- 
gegen vgl.  Gurt.  Grundz.  *  204.  171,  Pictet,  les  orig.  Indoeur.  4.  484,  Whitney,  Vorlesungen 
tibers.  v.  Jolly  S.  808,  Mommsen  R.  G.  I<^  47,  Kneiset,  Progr.  v.  Naumburg  S.  46,  Rieden- 
auer,  Studien  zur  Gesch.  d.  antiken  Handwerks.  Erlang.  4878  und  Rocens.  von  Büchsen- 
schütz, Zeitschr.  f.  Gymn.  4875  S.  248. 


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IN  I)RR  LATEINISCHEN  SPRACHR.  153 

jeaigeD  drei  MelaJle,  welche  wohl  am  häufigsten  in  gediegenem  Zustande  an- 
getroffen werden. 

Dagegen  kann  die  Kenntnis  des  Bleies  i) ,  und  zwar  nicht  ohne  Bedenken^ 
höchstens  dem  europaischen  Sprachkreise  zugewiesen  werden  und  vollends  die 
ttbrigen  Metallarten  sind  erst  nach  der  Trennung  der  einzelnen  Yolksstämme  im 
Bereiche  der  Einzelsprachen  mit  Namen  belegt  worden ,  wie  ihre  von  ganz  ver- 
schiedenen Wurzeln  und  Stämmen  gebildeten  Benennungen  deutlich  erkennen 
lassen. 

Das  bisher  noch  nicht  in  gediegener  Form  aufgefundene,  schwer  zu  schmol- 
zende und  zu  bearbeitende  Eisend]  war  den  Bewohnern  der  italischen  Pfahl- 
dörfer vollkommen  fremd  und  wird  wohl ,  gleichwie  es  in  Griechenland  erst  in 
der  Zwischenzeit  zwischen  der  Entstehung  der  Ilias  und  Odyssee  in  Gebrauch 
gekommen,  auch  in  Italien  erst  verhältnismäfsig  spät  dargestellt  worden  sein. 

Gleichfalls  späteren  Datums  ist  die  Kenntnis  des  aus  Silber  und  Blei  zu- 
sammengesetzten Werk  bleis^)  und  des  Rötels^],  wie  man  denn  auch  das 
Z  i  n  n  ^)  erst  durch  die  Phönicier  kennen  gelernt  und  demgemäfs  verhältnismäfsig 
spät  von  dem  ähnlich  aussehenden  Blei  nominell  geschieden  hat. 

Nicht  viel  anders  erging  es  der  Bronze,  die  aus  der  Mischung  von  Kupfer 
und  Zinn  entstanden  und  mit  dem  gleichen  Namen  wie  jenes  belegt  worden  ist 
(aes) .  Als  sich  jedoch  wegen  der  durch  die  Namensgleichheit  bedingten  Zwei- 
deutigkeit das  Bedürfnis  herausstellte,  eine  sprachliche  Scheidung  vorzunehmen, 
[(igte  man  der  Bezeichnung  aes  zur  Benennung  des  Kypfers  das  Epitheton  G  y  - 
prium  bei,  benannte  somit  das  Metall  nach  dem  damaligen  Hauptbezugsorte ^] . 

Die  andern  Metalle,  die  aufserdem  zur  Kenntnis  der  Römer  gelangten,  sind 
diesen  gröfstenteils  durch  die  Griechen  übermittelt  worden,  die  ihrerseits  wieder 
im  Berg-  und  Hüttenwesen  bei  den  Phöniciern  in  die  Schule  gegangen  waren. 
Zwar  ist  der  Gattungsbegriff  Metall  (metallum,  fiHaXXov)  wohl  schwerlich  mit 
Hebn  (Kulturpfl.  499  ^),  Renan  (zu  M.  Müller  mythol.  compar6e  S.  36)  u.  a.  auf 


i)  fioXvßdoff  plumbum,  ahd.  pit,  pliwes,  lett.  alwa,  ksl.  olovo.  Blei  und  Zinn  werden 
in  deo  Yeden  selten  genannt  (Zimmer). 

2)  Die  bisher  aufgestellten  Elymologieen  von  ferrum  sind  sämtlich  nicht  sicher:  Lettner 
K.  Z.  7.  488  b:  ao.  brass,  fermenlum,  Pott  E.  F.  2.  278:  dhar,  teuere,  Schweizer  K.  Z. 
1.478:  dhrish  oder  bhrish  oder  hrish  oder  ghrish,  Pictet  4.  467  =  skr.  bhadraro,  Fick 
2.  469:  fars,  starren,  stehn  (griech.  isidrjqos^  /  svid,  lit.  gelezis,  ksl.  ioXhzo  |/ghar;  germ. 
isarn  ^s  ayas).  Liegt  etwa  Entlehnung  aus  hebr.  barzel  =s  assyr.  parzilla  =  sumerisch 
barzal  vor?  (Vgl.  Fr.  Homroel,  Augsb.  Allg.  Zeitung  4884  no.  234,  wissensch.  Beil.)  In 
Indien  ist  das  Eisen  gleich  dem  Silber  erst  gegen  Ende  der  vedischen  Zeit  nachweisbar  (Zimmer). 

8)  stannum  nach  Ydniiek  4486  von  y  stak,  stag  =  stagnum  (I) 

4)  rubrica  von  ruber,  rot. 

5)  plumbum  album  oder  candidum]^bei  Caes.  und  Plin.  Zweifelhaft  ist  das  Verhältnis 
des  indischen  und  griechischen  Wortes,  obwohl  fest  zu  stehen  scheint,  dafs  eins  von  beiden 
entlehnt  ist.  Nach  Schlegel,  Benfey  und  Lassen  ist  xaccheqof  aus  kastira  hcriibergenommen  ; 
dagegen  halten  Böhtlingk  u.  Roth  im  P.  W.  II.  492,  Weber,  Ind.  Skizzen  S.  75  und  Pott 
das  griecb.  Wort  für  die  Quelle  des  in  der  indischen  Litteratur  ziemlich  spät  auftretenden 
Sanskritwortes,  und  denken  an  Verstümmelung  aus  xaiaaidtiqo^  (!),  y  käs  -f-  nidrjqos, 

6)  aes  Cyprium  Plin.  42.  434  u.  ö.,  später  blofs  Cypri um  =  cyprum  (Spart.  Carac.  9.  5. 
Peter)   =  cuprum;  vgl.  franz.  cuivre,  deutsch  kupfer. 


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1 54  Gribghisgbe  Wörter 

semitische  Quelle  zurückzuführen,  indes  kann  das  lateinische  das  Metall  und  das 
Bergwerk  bezeichnende  Wort  seine  griechische  Abkunft  nicht  verleugnen. 

Was  die  einzelnen  Metalle  selbst  anlangt,  so  begegnen  wir  am  frühesten  in 
der  römischen  Litteratur  einigen  Kompositionen :  Das  aus  einer  Mischung  von 
Zink  (Galmei)  und  Kupfer  hervorgegangene  Messing  war  schon  in  vorplauli- 
nischer  Zeit  unter  griechischem  Namen  in  Rom  geläufig;  wenigstens  erscheint 
dasselbe  bei  diesem  Autor  in  der  volksetymologisch  unter  Anlehnung  an  aurum 
verstümmelten  Form  aurichaicum  =  6^elx(xly^ov  ^)  und  zwar  als  ein  aafser- 
ordentlich  kostbares,  das  Gold  an  Wert  übertreffendes  Metall.  Ebenso  finden  wir 
bei  Lucrez  (2.  803]  der  aus  Erz  und  Gold  zusammengesetzten  Goldbronze 
(pyropus)  und  bei  Vergil  (Aen.  8.  402)  der  bekannten ,  vermutlich  schon  in  den 
homerischen  Gedichten  vorkommenden  Mischung  von  Gold  mit  20  %  Silber  (elec- 
trum)  gedacht. 

Auch  die  Bezeichnung  der  Kapelle  (Schmelztiegel)  oder  Feuerprobe  des 
Goldes  ist ,  wie  die  Form  (obrussa  =  oßQV^ov)  ^)  bekundet ,  ein  altes  Lehnwort, 
viel  späteren  Datums  dagegen  der  Name  der  Gold-  (chrysitis)  und  Silber- 
glätte (argyritis,  vgl.  scierytis  und  peumene). 

In  ähnlicher  Weise  hatte  man  die  stark  in  die  Augen  springende  Eigenschaft 
und  Kraft  des  Magneteisensteins  (magnes)  offenbar  lange  vor  Lucrez  er- 
probt ^j,  während  andere  Eisenerze  wie  der  Markasit  (pyrites)  und  der  Blut- 
stein (haematites) ,  desgleichen  der  aus  Eisen  gehärtete  Stahl  (chalybs  =  nu- 
cleus  ferri ,  aciesj  erst  bei  den  Schriftstellern  der  römischen  Kaiserzeit  der  Er- 
wähnung gewürdigt  werden. 

Häufig  zu  medizinischen  Zwecken  verwendet  wurden  Zink-  und  Kupfer- 
erze, wie  das  Galmei  (cadmia,  cadmea)^),  der  Atramentstein  (misy,  sorv; 
und  der  Ofenbruch  (diphryges),  während  das  Blei weifs  (cerussa,  psimy- 
thium]  als  Malerfarbe  und  zum  Schminken  verwendet  wurde  und  auch  die  anderen 
Bleierze  (galena,  Bleiglanz,  molybditis,  Bleiglätte,  molybdaena,  Wasser- 
biei)  in  Ansehen  standen. 

Gleich  den  Griechen  unterschied  man  zwischen  natürlichem  und  künstlich 
dargestelltem  Quecksilber  und  nannte  jenes  vielleicht  mit  Anschlufs  an  das 
griechische  aqyvQog  xvtog  argentum  vivum,  dieses  hydrargyrus  =  vdqaqyvQog, 
und  dafs  das  Spiefsglaserz*),  pulverisiert  und  geröstet,  mit  Vorliebe  von  den 
Frauen  zum  Schwärzen  der  Augenbrauen  benutzt  wurde,  ist  allbekannt. 


\)  orichalcum  bei  Cic.  d.  off.  3.  2S.  92.     aurichaicum  Plaut.  Cure.  SOS. 

2)  obryzum  findet  sieb  erst  bei  Isidor,  in  der  Vulgata  und  bei  Grammatikern,  obrussa 
bei  Cicero. 

3)  Lucr.  6.  908:  quem  magneta  vocant  patrio  de  nomine  Graii,  vgl.  siderilis  Piin.  36. 127. 
♦)  Kupfererz,  chaicitis.     Verschiedene  Galmeiarten  sind  capnitis,  Rauchgalmei,  botr>i- 

tis,  traubenförmiges,  placitis,  BläKergalmei,  onychitis,  nageiförmiges,  ostracitis,  schert>en- 
artiges.  Die  Zinkblume  beifst  pompholyx,  der  graue  Hüttenrauch  spodos;  der  Kupferrost 
scolex. 

5)  stibi  =  stimmi,  arißi,  tnlfxfjn  ist  vermutlich  ein  Fremdwort  orientalischen  Ursprungs, 
vgl.  Mestem. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  155 

Dafs  aber  auch  andere  auf  das  Httttenwesen  bezügliche  Ausdrücke  des  La- 
teins aus  der  griechischen  Sprache  entlehnt  sind;  geht  z.  B.  aus  den  Bezeichnungen 
für  Schlacke  (scoria)  ^),  Hammerschlag  von  Stahl  (stomoma)  und  Kupfer 
(lepis  =  squama  aeris)  u.  a.  deutlich  hervor. 

Daneben  ist  der  EinfluTs  nicht  zu  unterschätzen ,  den  die  Spanier  seit  der 
Occupation  ihres  Landes  von  Seiten  der  Römer  im  Bergbau  auf  diese  ausgeübt 
haben.  Trägt  doch  selbst  ein  so  vsrichtiges  Mineral  wie  der  Zinnober  im  Latein 
einen  spanischen  Namen  (minium)  ^j .  Sind  doch  offenbar  die  termini  technici  für 
die  Mine  (cuniculus)  und  die  bei  der  Goldwäsche  benutzten  Gräben  (agangae^ 
denn  so  lese  ich  mit  Harduin  und  nicht,  wie  Salmas.  ad  Solin.  p.  4076  will  agoge 
=  aytoyal)  und  ferner  die  Plinianischen  Ausdrücke  ballux,  palacra,  pa- 
laga,  talutatium,  segutilum,  tasconium,  alutiaci  gangadium, 
urium,  apitascudem  und  turbistum  dem  iberischen  Sprachgebiete  ent- 
nommen ! 

§  2. 

Die  Zahl  der  den  alten  Römern  bekannt  gewordenen  brennbaren  Mineralien 
ist  nicht  grofs:  bei  weitem  das  wichtigste  ist  der  Bernstein,  ein  in  den 
ältesten  Zeiten  aufserordentlich  gesuchter  und  geschätzter  Schmuckgegenstand, 
der  wahrscheinlich  zuerst  durch  die  Phönicier  den  Mittelmeervölkern  zugeführt 
worden  ist  und  daher  auch  im  Latein  den  vermutlich  fremdländischen  Namen 
sucinum  führt ^) .  Dagegen  sind  der  SchwefcH),  das  Hauptprodukt  Siciliens, 
und  das  Erdpech^)  in  Italien  heimisch  und  wenigstens  letzteres  wahrscheinlich 
echt  römisch  benannt,  während  der  Name  des  Schwefels  wegen  des  unlateini- 
schen inlautenden  f  (sulfur)  allerdings  fremdes,  doch  keineswegs  griechisches 
Gepräge  hat. 

Griechischer  Yermittelung  verdankten  die  Römer  offenbar  die  Kenntnis  des 


i)  vgl.  Plin.  88.  4  05:  scoriam  in  argento  Graeci  vocant  helcysma. 

2)  cinnabari  =:=  xiyyaßaqif  woraus  unser  Zinnober,  bezeichnet  eigentlich  nur  eine 
Malerfarbe,  die  aus  dem  Harze  des  Drachenblutbaums  bereitet  wurde,  und  ist  blofs  mifs- 
bräuchlich  von  den  Griechen  auf  den  Bergzinnober  übertragen  worden. 

3)  Die  Ableitung  des  Plinius  37.  43  von  sucus  ist  schwerlich  haltbar,  glaesum  bei 
'Plin.  87.  42  ist  ein  deutsches  Wort,  vielleicht  =  Glas,  dasselbe  gilt  von  sualiternicum 
87,  38.  Electnim  Plin.  87.  84  es  griech.  ijXextQoy-f  lyncurium  is  Xvyxovqioy  Plin.  8.  437 
wahrscheinlich  verstümmelt  (vgl.  Genthe,  Programm  v.  Frankf.  a.  M.  4873  p.  23)  aus  ligu- 
rtum  (Hieron.),  d.  h.  ligurischer  Stein,  Bernstein.  Doch  sind  diese  Ausdrücke  niemals  in 
Rom  gangbar  und  volkstümlich  gewesen. 

4)  Schwefel,  sulfur  und  egula,  wurde  namentlich  verwendet  in  vineis  Plin.  47.  264,  ad 
poliendas  vestes  Plin.  85.  4  98,  ad  concinnanda  vina  Plin.  4  4.  429  und  sonst. 

5)  bitumen,  Erdpech  (auch  bitumen  durum  zum  Unterschiede  von  bitumen  liquidum, 
Stein-  oder  Bergöl)  wird  zusammengestellt  mit  skr.  jatu,  Lack,  Gummi.  Das  griechische 
asphaltas  ist  erst  ziemlich  spät  belegt  und  kein  Lehnwort,  ebensowenig  der  bei  Plinius  er- 
wähnte pissasphaltos.  Auf  die  Äufserung  des  Plinius  34.  45:  hoc  (bitumen)  nescio  an 
Roman  um  fuerit  inventum,  certe  etiam  nomen  non  habet  vetustum  ist  nicht  viel  zu  geben. 


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156  Gbibcbisciib  Wörter 

Arseniks  (arscnicumj  des  aus  Schwefel  und  Arsenik  besiehenden  Rauschgelbs 
(auripigmentum)  und  des  Sandarachs  (sandaraca,  sandaracha),  sowie  auch  die 
Bekanntschaft  mit  der  Glanzkohle  (gagates)  und  dem  Bergöl  (naphtha). 

§  3. 

Ähnlich  beschränkt  ist  ihr  Wissen  im  Bereiche  der  Salze,  von  denen  die 
Hauptart,  das  im  ganzen  Altertum  aus  dem  Heere  gewonnene  KU chensaiz') 
bereits  den  Europäern  auf  ihrer  Wanderung  durch  die  kaspische  Senke  zu  Ge- 
sicht und  Geschmack  gekommen  sein  wird,  während  das  im  Latein  unter  eigenem, 
noch  unerklärtem  Namen  erscheinende  Alaun  vorzugsweise  auf  den  liparischen 
Inseln  gewonnen  wurde  (alumen)  ^) .  Gleichfalls  italisches  Aussehen  hat  die  Be- 
zeichnung des  besonders  im  heutigen  Toskana  gefundenen  Borax  (santerna)^. 
Orientalisch -griechischer  Abkunft  dagegen  ist  das  Natron  (nitrumj,  das  uns 
merkwtlrdigerweise  in  der  römischen  Litteratur  erst  bei  Caelius  entgegentriu, 
aber  offenbar  weit  früher  zum  Reinigen ,  Bleichen  und  Färben  von  Stoffen  Ver- 
wendung gefunden  hat,  um  so  mehr,  als  es  an  der  betreffenden  Stelle  (Cael.  bei 
Cic.  ad  fam.  8.  44.  4}  bereits  in  der  Übertragenen  Bedeutung  »Reinigungsmillel« 
erscheint  (censuram  lomentum  aut  nitrum  esse) .  Natürliche  oder  durch  Mischung 
entstandene  Arten  des  Natrons  sind  halmyrrhax,  das  in  Medien  aus  der  Isrde 
hervorspriefst ,  ammonitrum  und  aphronitrum.  Auf  griechischer  Einfuhr 
basiert  auch  die  Kenntnis  des  Salmiaks  (sal  ammoniacus),  eines  im  Sande  der 
Ammonsoase  gefundenen  Salzes,  während  das  Kupfervitriol  neben  dem  grie- 
chischen Namen  chalcanthon  auch  den  echt  römischen  atramentum  aufweist^). 


§4. 

Wir  kommen  zu  den  erdigen  Mineralien,  aus  deren  Zahl  wir  hier  die 
von  den  Alten  zu  den  Edelsteinen  gerechneten  ausschliefsen ! 

Schon  der  Umstand,  dafs  keine  in  den  Bereich  dieser  Mineralgattung  fallende 
Sleinart  mit  gräköilalischem ,  geschweige  denn  europäischem  Namen  erscheint; 
sondern  alle  specißsch  italische  oder  von  auswärts  entlehnte  Benennungen  haben, 
gestattet  den  Schlufs ,  dafs  die  alten  ziemlich  spät  auf  dieses  weniger  wertvolle 
und  meist  nicht  durch  Farbe  hei*vorstechende  Gestein  aufmerksam  geworden 


O.sal,  aXg  got.  Salt,  ksl.  soll,  altir.  salann.  skr.  saras  ist  ein  spätes  und  schlecht  be- 
zeugtes Wort.  Salinen  waren  schon  in  der  ersten  Königszeit  in  Ostia,  angelegt  von  Ancos 
Marcius.     Im  übrigen  vgl.  Hebns  Monographie. 

2)  alumen  gebildet  wie  bitumen;  das  griechische  Wort  stypteria  wird  erst  io  ^tt 
spätem  Kaiserzeit  daneben  gebraucht,  strongyle  bietet  Plinius. 

3)  Dafür  auch  chrysocoUa,  das  nach  Lenz  freilich  Malachit  bedeutet,  acesis  ist  eine 
von  Ärzten  verwendete,  orobitis  eine  mit  lutum  vermischte,  von  Malern  gebninchle 
Boraxart. 

K\  Vgl.  aufserdem  crystallum,  Krystall;  über  amiantus  ss  asbestus  siehe  S.  158. 


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In  DfiR  LAtBlNiSCHBN  SpRACHB.  1  57 

sind.  WoDigsteDS  wird  wohl  niemand  bestreiten,  dafs  die  Römer  für  Stein, 
Staubund  Sand  (saxum,  pulvis,  sabuium,  saburra,  arena),  für  Grand  und 
Kiesel  (glarea,  silex,  letzteres  auch  Basalt) ;  fttr  Lehm  (lutum),  Bimsstein 
(pumex)  und  Kreide  (creta]  ^)  sich  eigene  Namen  geschaffen  haben. 

Als  man  die  Lehm-  und  Holzhtttten  unter  fremdem  Einflüsse  mit  dem  stein- 
gemauerten Haus  vertauschen  gelernt  hatte,  stellte  sich  auch  das  Bedürfnis 
ein,  die  verschiedenen  Arten  des  Baumaterials  mit  Namen  zu  scheiden,  eine  Auf- 
gabe, deren  man  sich  auf  ziemlich  leichte  Weiise  entledigte.  Denn  in  der  Regel 
gab  die  dem  Hauptsteinbruche  benachbarte  Stadt  oder  irgend  eine  in  die  Augen 
stechende  Eigenschaft  der  neuen  Steingaltung  den  Stoff  zur  Namenbildung  her. 
Von  den  drei  Gattungen  vulkanischen  Gesteins,  die  der  Campagna  vorzugsweise 
eigen  sind,  leistete  der  Basalt  (silex)  treffliche  Dienste  als  Material  zuStrafsen- 
bauten,  während  der  nach  seinen  Hauptfundorten  Alba  und  Gabii  benannte  la- 
pis  Albanus  und  Gabinus  (Peperin)  besonders  bei  Brücken  und  Wasser- 
leitungen und  der  Tufstein  (saxum  quadratum,  in  der  Kaiserzeit  auch  porus 
=  Ttdt^og  oder  tofus  etrusk.  gall.  vgl.  TO(puov)  bei  Bauten  wie  dem  Walle  des 
Servius  Tullius  und  den  Cloaca  Haxima  Verwendung  gefunden  hat.  Für  feinere 
architektonische  Arbeiten  qualifizierte  sich  namentlich  der  aus  der  Süfswasser- 
aufiösung  der  ApenninenflUsse  hervorgegangene  Travertin  (lapis  Tiburtinus), 
welcher  von  der  Stadt  Tibur  seine  Benennung  erhalten  hat.  Auch  Sandstein 
(lapis  arenaceus),  Schiefer  (lapis  sectilis)  und  vielleicht  auch  Feuerstein 
(lapis  vi  vusPlin.  36. 438)  sind  unabhängig  von  äufseren  Einflüssen  benannt  worden. 

Zu  den  frühesten  Kulturübertragungen  scheinen  die  des  Kalks  (calx)  ^j  und 
des  Thones  (argilla)  ^)  zu  gehören,  jener  mit  der  Technik  des  Steinbaus,  dieser 
mit  der  Kunst  der  Thonbildnerei  Latium  in  seiner  Nutzanwendung  bekannt  ge- 
worden. 

Spüter  erst  scheint  der  zuerst  von  Cato  genannte  Gips  (gypsum)  in  den 
Dienst  der  Plastik  getreten  zu  sein  (siehe  unten).  Auch  der  Marmor  (marmor, 
fiaQfia^og)  ^)  ist,  trotzdem  er  uns  schon  in  den  Gedichten  des  Ennius  begegnet 


4)  Die  Ableitung  des  Wortes  creta  aus  dem  N.  Pr.  Kq^tj  ist  sicherlich  verfehlt.  Ab- 
gesehen davon,  dafs  die  ijbertragung  eines  LUndernamens  auf  ein  Produkt  ohne  formelle 
Änderung  des  ersteren  wahrscheinlich  beispiellos  sein  wird,  ist  auch  noch  dagegen  einzu- 
wenden, dafs  die  Insel  Kreta  gar  keine  Kreide  hervorbringt.  Zudem  ist  diese  Erdart  schon 
in  der  ältesten  Zeit  von  der  bereits  unter  Numa  bestehenden  Zunft  der  fullones  verwandt 
und  in  ümbrien  und  andern  Gegenden  Italiens  gefunden  worden,  ja  die  Griechen  selbst 
benannten  die  Kreide  nicht  nach  der  Insel  Kreta,  sondern  Xevx^  oder  xifuoXia  y^.  Die 
Etymologie  Schweizers  K.  Z.  3.  367.  889  (Vani5ek  99)  ist  allerdings  wenig  plausibel  (/  kva), 
dagegen  die  bei  Fick  2.  70  aufgestellte  Kombination  mit  altir.  crind,  lutum  crdd-ume,  auri- 
chalcom  trotz  Windischs  Bedenken  (ebenda  2.  802}  nicht  unwahrscheinlich,  da  auch  creta 
ein  T-stamm  sein  kann. 

5)  tlber  calx  und  sein  Verhältnis  zu  ;ifaAe|  siehe  S.  4  9  A. 

8)  argilla  &»  aQyiXXo^.  Das  Geschlecht  des  griechischen  Wortes  (fem.)  erklärt  die  ab- 
weichende lateinische  Endung.  Das  grofsgriechische  a^yiXXa  bezeichnet  eine  unterirdische 
Wohnung. 

4)  Die  verschiedenen  Marmorarten  und  ihre  Fundstätten  sind  aufgezählt  bei  Marquardt 
V2  2.  2i4fr. 


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158  Griechische  Wörter 

und  Horaz  von  der  guten  alten  Zeit  begeistert  singt  (carm.  2.  45],  dafs  die  Ge- 
setze  damals  geboten  hätten :  »Scbmttckt  die  Städte,  schmückt  der  Götter  hohe 
Tempel  aus  dem  öffentlichen  Schatze  mit  des  Marmors  neuem  Steina,  wohl  nicht 
lange  vor  der  Mitte  des  2.  Jahrhunderts  in  Rom  zu  konstruktivem  oder  dekora- 
tivem Zwecke  benutzt  worden.  Das  erste  Marmormonument,  von  dem  wirKuDde 
haben,  isl  die  am  Scipionengrabmal  aufgestellte  Statue  des  EnniuS;  da  diese 
nach  Ciceros  Angabe  (pro  Archia  §22)  aus  Marmor  verfertigt  war.  Ferner  dürfte 
der  auf  dem  Marsfclde  erbaute  Porticus  des  Qu.  Metellus  Macedonicus  (Consul 
143  V.  Chr.)  den  ersten  Marmortempel  Roms  eingeschlossen  haben  (vgl.MommseD 
R.  G.  II ^  459).  Doch  wurde  das  Material,  da  die  Marmorbrüche  von  Luna  und 
Carrara  noch  nicht  erschlossen  waren,  von  Attika  und  den  griechischen  Inseln 
herbeigeführt^).  Als  aber  seit  der  Zeit  des  Redners  Luc.  Crassus  bald  nach  Be- 
ginn des  4.  Jahrhunderts  der  Luxus  der  Privatbauten  begann  (Plin.  36.  7),  da 
wurden  alle  seltenen  und  kostbaren  Gesteine  des  Orients  nach  Rom  gebracht,  um 
den  Raugelüsten  der  römischen  Grofsen  zu  fröhnen  und  zu  Spulen  oder  allerhand 
Schmuckgegenständen  verarbeitet  zu  werden. 

So  begegnen  wir  bereits  bei  Cicero  dem  Namen  des  Alabasters  (alabaster) , 
der  in  Gefäfsform  schon  viel  früher  in  Italien  Eingang  gefunden  haben  wird,  mit 
Beginn  der  römischen  Kaiserzeit  aber  auch  zu  Säulen  verwendet  wurde  ^). 

Zu  dem  gleichen  Zwecke  eignete  sich  auch  vortrefflich  der  rote  Granit  von 
Syene  (Syenites,  nach  Plinius  früher  pyrrhopoecilos) ,  desgleichen  der  purpurrot 
und  weifs  gesprenkelte  Porphyr  (lapis  porphyrites),  der  aus  ägyptischen  Gru- 
ben zwischen  Myos  Hormos  und  Koptos  besonders  seit  der  Zeit  des  Kaisers  Clau- 
dius ausgebeutet  wurde  (Plin.  36.  57).  Aus  ihm  wurden  z.  B.  die  porticus  pur- 
puretica  am  Forum  Traianum  in  Rom  (Fabretti  522  No.  364)  und  die  columnae 
purpureticae  bei  Gruter  128.  5  gehauen. 

Der  Serpentinstein  (ophites)  aus  dem  ägyptischen  Theben  wurde  vor- 
zugsweise zu  vasa  und  cadi  (Plin.  36.  158],  der  äthiopische  Basalt  (basa- 
nites)  namentlich  zu  Wetzsteinen  und  Mörsern,  der  unverbrennbare  Aroianl 
oder  Bergflachs  (amiantus,  asbestus)  zu  allerhand  Geweben ,  besonders  Tüchern 
und  Gewändern,  gebraucht.  Den  ostracites  dagegen  (Plin.  36. 439)  ')  benutzte 
man  zum  Glätten  der  Haut  (ad  levandam  cutem)  statt  des  Bimssteins,  desgleichen 
den  vornehmlich  auf  Naxos  und  Cypern  gefundenen  Schmirgel  (naxium)  zum 
Polieren  des  Marmors  und  der  Edelsteine  (Plin.  36.  54).  Endlich  lieferte  die 
Kalkart  des  sarcophagus  lapis,  die  am  besten  in  Assos  in  Troas  gebrochen 


4j  Den  parischen  Marmor  nannte  man  nach  Plinius'  Zeugnis  (86.  14)  lychnites.  »qoem 
lapidem  lychnitcm  appeilare  coepere«;  vgl.  lygdinus  lapis  86.  62. 

3)  Vier  kleinere  Säulen  liefs  Corn.  Dalbus  in  dem  unter  Augustus  erbauten  Theater 
aufstellen;  Caligulas  Freigelassener  Callistus  dagegen  in  einem  Speisesaale  schon  80.  Plin. 
36.  60 :  hunc  (onychem)  aliqui  lapidem  alabastritem  vocant. 

3)  Freilich  nach  Lenz,  Mineralogie  S.  451  Anm.  kein  Stein,  sondern  b=  os  sepiae, 
Rückenblatt  des  Tintenfisches. 


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IN  DBR  LATBINISGHBN  SPRACHE.  159 

wurde,  und  die  dem  Elfenbein  ähnliche  Marmorart  des  chernites  ein  recht  ge- 
eignetes Material  zu  Särgen. 

Wozu  der  theamedes  (TurmalinV!),  der  in  Äthiopien  (Plin.  36.  130], 
der  phengiteS;  der  seit  Nero  in  Kappadocien  gewonnen  wurde  (Plin. 
36.  163),  u.  a.  ^)  von  Plinius  im  36.  Buche  erwähnte  Steine  verwendet  worden 
sind,  läfst  sich  aus  den  dürftigen  Notizen  der  alten  Autoren  nicht  mehr  mit 
Sicherheit  feststellen. 

Als  bekannte  von  den  Griechen  überkommene  Farberden  treten  uns  die 
phrygische  Gelberde  (lapis  Phrygius),  der  gelb  färbende  Ocker  (ochra)  ^), 
ferner  die  rotfärbende  sinopische  Erde  (sinopis), endlich  die  pärätonische 
(paraetonium),  melische  (melinum)  und  eretrische  Erde  (terra Eretria)  ent- 
gegen 3). 

§  6.    Edelsteine. 

Die  eigentliche  Heimat  der  Edelsteine  ist  Indien,  das  Land  der  Diamanten. 
Schon  in  der  Bibel  (1.  Buch  d.  Könige  10.  11)  erscheint  es  als  ihr  vornehmstes 
Vaterland,  und  noch  heute  zeichnen  sich  seine  kostbaren  Steine  durch  Feuer, 
Harte  und  Reinheit  vor  denen  aller  übiigen  Länder  der  Erde  aus.  Daher  konnte 
Plinius  37.  200  mit  vollem  Recht  sagen :  gemmiferi  amnes  sunt  Acesines  et 
Ganges,  lerrarum  autem  omnium  maxime  [gemmifera]  India.  In  nächster  Linie 
ist  Ägypten  zu  nennen ,  welchem  das  Altertum  eine  Anzahl  vortreflflicher  Edel- 
steine zu  verdanken  hat*)  (vgl.  Plin.  37.  64,  78,  84,  106,  119,  121,  130,  145, 
179},  die  teils  ausschliefslich,  teils  oft  von  dort  bezogen  wurden. 

Natürlich  gebührt  auch  diesen  Ländern  das  Verdienst,  die  Kunst,  dieselben 
zu  schleifen,  zu  polieren  und  in  eine  gefällige  äufsere  Form  zu  bringen, 
schon  frühzeitig  ausgebildet  zu  haben,  wie  denn  bereits  im  10.  Jahrh.  lapilli  In- 
dici  nach  Yorderasien  in  Handel  kamen  ^),  ja  nach  biblischen  Berichten  bereits 
zu  Moses'  Zeiten  die  Brustschilder  der  Hohenpriester  bei  den  Israeliten  mit  Edel- 
steinen geschmückt  waren®). 


i)  Z.  B.  geodes,  tephrias,  hepatites,  anthracites,  aetites,  pyrites  u.  a. 

2)  Derselbe  erscheint  auch  unter  der  mit  dem  Namen  der  Pflanze  identischen  Bezeich- 
nung Sil. 

8)  Der  zum  Düngen  der  Äcker  benutzte  Mergel  ist  eine  gallische  Entdeckung  (cf.  Plin. 
47.  42)  und  trägt  daher  einen  gallischen  Namen  (marga).  Der  aus  Äthiopien  stammende  lapis 
Obsianus,  aus  dem  die  gleichnamigen  Gefäfse  hergestellt  wurden  .(nach  Beckmann  wahr- 
scheinlich Lavaglas,  isländischer  Achat)  ist  nach  seinem  Entdecker,  die  Puzzolanerde  (pul- 
vis Puteolanus)  von  ihrem  Fundorte  benannt.  Die  von  Pompejus  61  v.  Chr.  aus  Asien  ein- 
geführte murra,  woraus  die  murrinischen  Geföfse  gefertigt  wurden,  hat  wahrscheinlich 
einen  orientalischen  Namen ;  vgl.  griech.  fÄV^^ia  und  Passow  unter  diesem  Worte.  Von 
Pflanzen  gewonnene  Farbstofie  sind  das  Drachenblut  (cinnabari),  der  Indigo  (indicum)  u.  a. 

k)  Vgl.  hyv^  mit  ägypt.  anak.  ctyayxinjf  (anancites  nach  Plin.  ägypt.  Stein)  mit  ägypt. 
ananchet,  rötlicher  Edelstein  u.  a.  (Geiger,  Urspr.  u.  Entwickel.  d.  menschl.  Spr.  I.  293.) 

5)  Im  Exodus  28.  47  nach  Luthers  Übersetzung  finden  wir:  Sard,  Topas,  Smaragd, 
Rubin,  Sapphir,  Demant,  Lynkurer,  Achat,  Amethyst,  Türkis,  Onyx,  Jaspis. 

6)  Daher  der  Name  ffdntpeiQo^-  durch  semitische  Vermittelung  (hehr.  n'^DD,  aram.  ^^fisb) 


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160  Griegrischb  Wörtku 

Mit  den  Gemmen  gelangte  im  Laufe  der  Zeit  auch  die  Kunst  derSteio- 
Schneiderei  über  Babylonien^  wo  man  im  Stempelschneiden  und  Gravieren 
kostbarer  Steine  in  weit  entlegener  Zeit  bedeutende  Fertigkeit  besafs  (vgl.  Bran- 
dis  in  Paulys  Realencyklopädie  s.  v.  Ässyria  11  4906]  nach  Yorderasien,  wo  im 
Mosaischen  Exodus  28.  \\  bereits  Steinschneider  erwähnt  werden,  und  von  da 
nach  Griechenland.  Dort  wurde  sie  aufserordentlich  vervollkommnet  und  mit 
Rücksicht  auf  die  beschränkten  Grunzen ,  die  ihr  der  Natur  der  Sache  nach  ge- 
steckt sind,  zu  einer  bedeutenden  Höhe  der  Vollendung  gebracht. 

Schon  vor  den  Perserkriegen  [mufs  man  in  der  Kunst  des  Steinschneidens 
ziemlich  bewandert  gewesen  sein ,  wie  jener  bekannte  Ring  des  Polykrates  be- 
weist, der,  ein  Werk  des  Theodorus  von  Samos,  um  die  Mitte  des  8.  Jahrh.  aus 
der  Werkstülte  des  Meisters  hervorgegangen  zu  sein  scheint,  und  wenn  man  aus 
der  Erwähnung  der  ocpqaylg  bei  Thucydides  4.  438  einen  Schlufs  ziehen  darf,  so 
mag  die  Verwendung  der  Gemmen  zu  Siegelringen  damals  nicht  gerade  selten 
gewesen  sein.  Je  gröfseren  Umfang  der  orientalische  Handel  nahm ,  um  so  zahl- 
reicher wird  das  Rohmaterial  den  griechischen  Künstlern  zugeflossen  sein,  die 
gröfsten  Dimensionen  aber  nahm  die  Thätigkeit  der  daxTvJLioyJLvcpoi  an  (und  er- 
reichte damit  zugleich  ihren  höchsten  Gipfel),  als  Alexander  der  Grofse  durch 
seinen  indischen  Feldzug  dieses  an  Edelsteinen  so  reiche  Land  vollständig  er- 
schlossen hatte.  Daher  denn  auch  indische  Namen  ohneVermittelung  semitischer 
Völker  direkt  ins  Griechische  übergegangen  sind  wie  ßi^QvXXog  =  skr,\äidtrya^), 
üfiaQaydos  =  skr.  marakala  (vgl.  hebr.  bareket). 

Dafs  sich  mit  der  zunehmenden  Zahl  der  Steine  auch  die  Neigung,  sie  lu 
sammeln,  vielfach  geregt  hat,  nimmt  nicht  wunder.  Die  frühesten  Samm- 
lungen (dactyliothecae)  mögen  sich  in  Tempeln  gefunden  haben ,  wohin  oft 
Gemmen  als  Weihgeschenke  gespendet  wurden  ^j,  bald  fanden  aber  auch  Fürsten, 
wie  Mithridates,  und  Privatpersonen,  namentlich  Künstler,  wie  die  musici  zur 
Zeit  des  Pyrrhus,  Männer  wie  Ismenias,  Dionysidorus,  Nicomachus  Gefallen  daran. 
Als  nach  Erbeutung  dieser  und  anderer  Sammlungen  durch  die  römischen  Feid- 
züge  in  Asien  und  Griechenland  von  Seilen  des  Sulla,  Lucullus,  Pompejus  und 
Cäsar  solche  Steine  in  grofser  Menge  nach  Rom  kamen,  verbreitete  sich  dort  die 
Liebe  dafür  ^)  und  dem  Beispiele  von  Sullas  Stiefsohne  Scaurus,  der  zuerst  ia 
Rom  eine  Daktyliothek  anlegte^),  folgten  römische  Grofse  wie  Pompejus,  Cäsar 
Marcelius  u.  a. ,  die  sie  als  Weihgeschenke  auf  dem  Kapitol  und  in  den  Tempeln 
der  Venus  und  des  Apollo  aufstellten. 


aus  indisch  ganipriya  herübergenommen    ist  und  der  Jaspis  tnümg  direkt   aus  semitischer 
Quelle  (hebr.  nsp;)  slammt. 

\)  aram.  billor  ist  aus  dem  Griechischen  entlehnt. 

2)  Vgl.  z.  B.  Böckh,  Staatshaushalt,  der  Athener  2.  309  und  Inschrift  aus  Nemi»  Hermes 
VI.  S.  7. 

3)  Plin.  37.  \%'.  Victoria  illa  Pompoii  primum  ad  margaritas  gemmasque  mores  inclinaTil. 

4)  Plin.  37.  11  :  gemmas  plures,  quod  peregrino  appellant  nomine  dactyliothecam. 
prinius  omnium  Romae  habuit  privignus  Sullae  Scaurus. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  161 

Damit  ist  selbstverstäDdlich  nicht  ausgeschlosscDs,  dafs  solche  Gemmen,  da 
sie  ja  vorzüglich  in  Gold  gefafst  und  in  Fingerringen  getragen  zu  werden  pflegten, 
vereinzelt  auch  in  viel  früherer  Zeit  in  Rom  aufgetreten  seien :  So  wird  z.B.  von 
dem  älteren  Africanus  erzählt,  dafs  er  einen  Sardonyx  (sardonyx)  getragen 
habe  *) .  Doch  wird  man  im  ganzen  und  grofsen  erst  seit  den  asiatischen  Feld- 
zttgen  der  Römer  und  besonders  seit  dem  Beginn  des  4 .  Jahrh.  einen  allgemei- 
neren Gebrauch  annehmen  dürfen. 

Dafs  Sulla  mit  einem  Ringe  siegelte,  auf  dem  die  Übergabe  des  Jugurtha 
eingraviert  war,  ist  bekannt  (Plin.  37.  8)2),  ebenso,  dafs  Pompeius  in  seinem 
Ringe  einen  schwerttragenden  Löwen  hatte  (Plutarch  Pomp.  80)  und  dafsAugustus 
von  Siegelringen  Gebrauch  machte,  die  erst  mit  dem  Bilde  einer  Sphinx,  dann 
mit  dem  Portrait  Alexanders  des  Grofsen  und  endlich  mit  seinem  eigenen  ge- 
ziert waren. 

Nach  alledem  kann  *es  nicht  befremden ,  dafs  wir  erst  seit  dem  4 .  Jahrh. 
V.  Chr.  Namen  von  Edelsteinen  bei  römischen  Schriftstellern  vorfinden  und  dafs 
sich  bei  Plautus,  Terenz  u.  s.  w.  keine  Spur  davon  entdecken  läfst:  Des  Sma- 
ragds (smaragdus)  ^)  thut  zuerst  Lucrez Erwähnung,  des  Onyx  (onyx)  *)  Catull, 
des  Aquamarins  (beryllus)  ^)  und  des  Topases  (chrysolithus)  ®)  Properz,  des 
Jaspis  (iaspis)^  Vergil,  des  Amethysts  (amethystus)^)  Ovid.  Vom  Sardonyx 
(sardonyx)  wissen  wir  bestimmt,  dafs  bei  den  Römern  der  alleren  Zeit  keine 
Gemme  häufiger  gewesen  ist  ^) .  Seine  Beliebtheit  auch  in  der  Kaiserzeit  ver- 
bürgt die  häufige  Erwähnung  bei  Juvenal  (6.  342),  Persius  (2.  16)  und  Martial 
(2.  28;  5.  11  u.  ö.). 

Desgleichen  haben  die  weniger  spröden  Halbedelsteine  Achat  (achates) 
und  Karneol  (sarda.  -ius),  die  am  frühesten  von  Skalptoren  bearbeitet  wurden, 
schon  sehr  bald  in  Rom  Eingang  gefunden ,  ersterer  in  einer  Menge  von  Arten, 
deren  griechische  Namen  Plin.  37.  139  gewissenhaft  verzeichnet:  aethachates, 
cerachates,  coralioachates,  dendrachates,  leucachates,  iaspa- 
chates,  sardachates,  smaragdachates,  und  von  denen  die  einfarbigen 
bei  Griechen  und  Römern  als  unbesiegbar  machende  Amulette'  von  den  Athleten 
getragen  wurden  (Plin.  37.  54) .    Doch  sanken  sie  später  durch  ihren  zu  häufigen 


i)  Plin.  37.  85:  Primus  omnium  sardonyche  usus  est  Mricanus  prior,  ut  tradit 
Demostratus,  et  inde  Romanis  gemmae  huius  auctoritas.  Übrigens  war,  wenn  wir  dem- 
selben Autor  hierin  Glauben  schenken  dürfen  (37.  4),  ein  eben  solcher  Stein  in  dem  schon 
erwähnten  Ringe  des  Polykrates :  sardonychem  eam  fuisse  constat  ostenduntque  Romae ,  si 
credimus,  in  Concordiae  delubro. 

2)  Plin.  37.  8 :  Sulla  dictator  iraditione  Jugurthae  semper  signavit. 

3)  Vgl.  Plin.  37.  68—74.     Herodot.  3.  41.     Plat.  Phaed.  69.  p.  410. 

4)  Vgl.  Plin.  37.  90  f. 

5)  Vgl.  Plin.  37.  76f.,  79. 

6)  Vgl.  Plin.  37.  126 f. 

7)  Vgl.  Plin.  37.  115—118.     Plato  Phaed.  59.  p.  110. 

8)  Vgl.  Plin.  87.  131  ff. 

9)  Plin.  37.  106:  nee  fuit  alia  gemma  apud  antiquissimos  usu  frequentier. 
Weise,  Gricch.  Wörter  i .  4.  lat.  Sprache.  1 J 


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162  Griechische  Wörter 

Gebrauch  *)  enorm  im  Werte  ,•  sodafs  der  Achat ,  welcher  einst  in  magna  fuil 
auctoritate'"^},  zu  Plinius'  Zeit  in  nulla  erat  (Plin.  37.  439)  und  die  ad  scalpturam 
utilissima  sarda  eben  damals  ipsa  vulgaris  war. 

Alle  bisher  erwcihnten  Steine  haben  bei  Plinius  eine  eingehendere  Behand- 
lung erfahren  ^) .  Das  gleiche  gilt  von  dem  wertvollsten  *)  aller  Edelsteine,  dein 
Diamanten  (adamas)  ^),  femer  von  dem  Ch  rysolilh  (topazus)®),  dem  Lapis 
Lazuli  (sapphirus) '),  dem  Sapphir  (hyacinthus)  S)  und  den  beiden  vorwiegend 
aus  Indien  bezogenen 9)  Steinen  Opal  (opalus  =  skr.  upala)  ^^)  und  Rubin  (car- 
bunculus)  **),  von  denen  ersterer,  wie  der  indische,  den  Griechen  unbekannte 
Name  beweist,  direkt  zu  den  Römern  gekommen  sein  wird  (d.  h.ohne  griechische 
Vcrmittelung),  letzterer  dagegen  wohl  durch  die  Griechen,  da  sein  Name  eine 
Übersetzung  des  griechischen  avS-qa^  ^Ivdixog  zu  sein  scheint. 

Aufserdem  wurden ,  wie  uns  die  erhaltenen  Kameeen  und  Intaglios  deutlich 
erkennen  lassen,  nicht  gerade  selten  geschnitten  der  prasius,  chrysopra- 
sus,  chalcedon,  heliotropium  (-us)  und  c a 1 1  a i s  (Ttlrkis) *^) .  Im  übrigen 
sind  die  Ansichten  der  neueren  Gelehrten  über  die  meist  nur  mit  kurzen  Worten 
von  Plinius  u.a.  Autoren  erwähntenSteine  der  Natur  der  Sache  nach  so  schwankend, 
dafs  sich  eine  völlige  Feststellung  und  Identifikation  mit  unseren  jetzigen  Arten 
wohl  niemals  ermöglichen  läfst. 

So  wird  der  steatitis  für  den  Speckstein,  der  crateritis  für  den 
bernsteinfarbigen  Hyacinth,  dercapnias  und  mormorion  für  den 
Rauchtopas,  der  melichrysos  für  den  honiggelben  Hyacinth,  der 
nilios  für  den  Flufsspat,  der  chalcozmaragdusfür  den  Malach  it,  der 
chloritis  für  den  Smaragdpraser,  der  selenitis  für  den  Gipsselenit, 
der  androdamas  für  den  Markasit,  der  astrion  für  den  Adular,  der 
corallis  für  den  Meerschaum,  der  molochitis  für  den  grünen  Hörn- 


1)  Der  Name  dieses  in  späterer  Zeit  auch  sardius  und  sardiDus  genannten  Steins  heifst 
griechisch  gewöhnlich  auQÖios  oder  aa^^ioy, 

2)  Die  ungemein  grofse  Zahl  der  auf  uns  gekommenen  Steine  dieser  Art,  besonders 
Karneole,  beweist,  wie  häufig  sie  bearbeitet  worden  sind. 

3)  So  ein  Achat  des  Königs  Pyrrhus. 

4)  Vgl.  die  oben  citierten  Steilen. 

5)  Hinsichtlich  der  Wertschätzung  rangieren  die  Edelsteine  in  folgender  Reihenfolgt': 
Diamant,  Smaragd,  Aquamarin,  Opal,  Sardonyx.     Siehe  auch  folgende  Anm. 

6)  Derselbe  wurde  weniger  als  Schmuck  getragen,  dagegen  meist  als  Gravierstein  be- 
nutzt. Plin.  37.  55:  omnes  gemmae  eo  scalpuntur.  Den  Griechen  war  derselbe  schon  n 
Piatos  Zeit  hinlänglich  bekannt;  vgl.  Timaeus  S.  59b.  und  Polit.  S.  303c.  Betreffs  des 
Wertes  sagt  Plin.  1.  I. :  Maximum  in  rebus  humanis  non  solum  inter  gemmas  preUam  habet 
adamas  diu  non  nisi  regibus  et  iis  admodum  paucis  cognitus. 

7)  Vgl.   Plin.  37.  107  fr. 

8)  Plin.  87.  149f. 

9)  Plin.  37.  425f. 

10)  Plin.  37.  80:  India  sola  et  horum  mater  est. 
H)   Plin.  37.  80—84. 

12)  Plin.  37.  92—98. 

13)  callaina  s:  callais. 


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In  Der  lateinischen  Sprachb.  163 

stein  gehalten,  während  ceraunia,  ast er ia  =  a steriles,  horraiscion, 
sandaresos  =  sandastros  (=  garamantites)  zu  den  Ratzenaugen, 
leucochrysos  und  chrysolampis  oder  chrysopis  zu  den  Topas-,  p a e- 
deros,  eupetalos  und  mitbrax  zu  den  Opalarten  gezählt  werden. 

Viele  Edelsteine  haben  von  ihrer  Farbe ^),  andere  von  der  Gestalt^)  und 
von  ihrem  Bezugs-  oder  Fundorte^),  wieder  andere  vom  Klange^)  ,  vom 
Gerüche*)  und  von  ihrer  Kraft  oder  Wirkung^)  den  Namen  erhalten.  Die 
meisten  sind  mit  dem  Sekundärsuffix  -itis  oder  mit  der  Endung  -ias  gebildet^), 
andere  ^)  lassen  ihre  von  Haus  aus  un griechischen  Namen  noch  in  der  griechisch- 
römischen Form  durchblicken. 

Sed  iam  satis!  Anstatt  die  Namen  aller  noch  restierenden,  von  Plinius  (im 
37.  Buche)  u.  a.  römischen  Schri fistellern  aufgezählten  und  nicht  genauer  be- 
stimmbaren Edelsteinarten  hier  zu  verzeichnen ,  begnüge  ich  mich  mit  der  aus 
dem  erwähnten  Autor  geschöpften  Bemerkung,  dafs  oft  je  nach  derGröfse  und  Zahl 
der  Flecken  und  Linien  und  nach  der  Verschiedenheit  der  Farbe  dieselbe  Stein- 
art mit  ganz  verschiedenen  Namen  belegt  worden  ist.  Denn  cum  ßnis  nominum 
non  Sit,  quae  persequi  non  equidem  cogito,  innumera  et  Graeca  vanitate  conficta, 
indicatis  nobilibus  gemmis  —  genera  digna  dictu  dinstinxlsse  satis  erit  [Plin. 
37.  495). 

Doch  eiilbrigt  es  noch  mit  einigen  Worten  der  Perlen»)  zu  gedenken ,  die 
eigentlich  zu  den  Meertieren  gehören ,  aber  als  Schmuckgegenstand  auch  hier  er- 
wähnt werden  müssen  und  auch  von  Plinius  den  Edelsteinen  zugesellt  worden 
sind.  Derselbe  Pompeius,  der  die  murrinischen  Gefäfse  aus  Asien  einführte, 
scheint  auch  durch  seinen  Mi thrida tischen  Triumph  den  Luxus  mit  Perlen  veran- 
lafst  zu  haben.  Denn  damals  führte  er  (Plin.  37.  14)  Coronas  ex  margaritis,  mu- 
saeum  ex  margaritis,  sein  Bildnis  aus  Perlen  und  andere  kostbare,  mit  demselben 
Materiale  reich  verzierte  Prunkartikel  im  Triumphzuge  auf.  Wie  teuer  dieser 
Luxusgegenstand  damals  aber  noch  war,  erhellt  aus  einer  Angabe  des  Sueton 
(Caes.  c.  50),  wonach  Cäsar  im  Jahre  59  der  Servilia,  Mutter  des  Marc.  Brutus, 
eine  Perle  im  Werte  von  6  Millionen  Sesterzen  gekauft  hat.  Erst  seit  der  Erobe- 
rung Alexandrias  und  dem  mächtigen  Aufschwung  des  italisch-alexandrinischen 
Handels,  wodurch  die  Ausbeute  des  persischen  Golfs  und  des  indischen  Oceans  in 


1)  sycitis,  triglitis,  rhoditis,  batrachites^  ceramitis,  sarcitis,  ceritis,  murritis,  chalcitis, 
epimelas,  galaxias,  narcissitis,  tephritis,  circos  u.  a.  Plinius  selbst  behandelt  IIb.  37  bis 
§  138  die  principales  gemmas  per  genera  colorum  und  läfst  dann  die  übrigen  per  litteranim 
ordinem  folgen.    §  487  zählt  er  diejenigen  auf,  quae  ab  animalibus  cognominantur  u.  s.  f. 

S)  botryitiSi  corsoides,  chalazias,  enorchis,  phoenicitis  u.  a. 

3)  aegyptilla,  choaspitis,  syrtites;  alectoria,  synodontitis,  ciuaediaSi  hyaenia  u.  a. 

4)  chalcophonos  u.  a. 

5)  myrsinitis  u.  a. 

6)  dionysias  u.  a. 

7)  Siehe  die  Zusammenstellung  derselben  oben  S.  43  und  55. 

8)  Z.  B.  zathene,  zoraniscaea,  gassinnades,  oica,  sangenon,  sapenos,  socondios,  tanos, 
astolon  u.  s.  w. 

9)  margarita  =  fAaqYaqlrTjg^  fÄagyagoy  =  skr.  mat^ara. 

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164  Griechische  Wörter 

reicherer  Zahl  nach  der  Hauptstadt  gelangte,  entwickelte  sich  jener  übertriebene 
Perlenluxus,  besonders  der  römischen  Frauen ,  der  von  den  römischen  Schrift- 
stellern so  oft  gegeifselt  wird. 


§  6. 

Es  dürfte  nicht  unpassend  sein ,  an  dieser  Stelle  einige  Worte  über  den 
Bcrgbavu  hinzuzufügen. 

Kupfer,  Gold  und  Silber,  die  ältesten  den  Indogermanen  bekannt  ge- 
wordenen Metalle,  sind,  wie  schon  erwähnt,  von  ihnen  auf  ihrem  Zuge  vermut- 
lich in  gediegenem  Zustande  aufgefunden  worden.  Denn  dafs  man  damalsweder 
einen  regelrechten  Bergbau  betrieben  noch  die  Erze  zu  schmelzen  verstanden 
hat,  geht  schon  aus  dem  gänzlichen  Fehlen  gemeinschaftlicher  Bezeichnungen  für 
diese  Industriezweige  und  ihre  einzelnen  Manipulationen  hervor.  Überdies  ist 
anzunehmen  ,  dafs  man  in  jener  Zeit  weder  den  Wert  der  Edelmetalle  genügend 
zu  würdigen  gewufst  noch  auch  des  Kupfers  zur  Anfertigung  von  Gerätschaften 
und  Waffen  sich  bedient  haben  wird.  Vielmehr  benutzte  man  noch  nach  der 
Einw^tnderung  nach  Europa  steinerne  und  hölzerne  Waffen  ^)  und  auch  die  Ver- 
gleichung  von  skr.  asis  mit  lat.  ensis  beweist  weiter  nichts,  als  den  gemein- 
samen Gebrauch  eines  Schwertes,  ungewifs  aus  welchem  Stoffe. 

Wann  und  wo  man  nun  die  ersten  Anfänge  mit  dem  Berg-  und  Hütten- 
wesen machte,  wird  sich  wohl  schwerlich  je  bestimmen  lassen.  Der  Umstand, 
dafs  Kelten  und  Germanen  sehr  lange  noch  in  historischer  Zeit  ihre  W  äffen  aus 
Stein,  Knochen  und  Holz  gearbeitet  haben,  dafs  die  Bewohner  von  Britan- 
nien trotz  des  Metallreichtums  ihrer  Insel  noch  zu  Cäsars  Zeit  (b.  g.  5.  12)  nur 
importiertes  Erz  verarbeiteten,  dafs  die  keltischen  Benennungen  des  Goldes 
(ör  =  aurum)  und  Silbers  (arget  =  argentum)  vermutlich  aus  dem  Latein  ent- 
lehnt sind,  ja  dafs,  wie  Plinius  ausdrücklich  angiebt,  ein  Helvetier,  Namens  He- 
lico,  gegen  Ausgang  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  sich,  um  die  Schmiedekunst  zu 
erlernen,  in  Rom  aufgehalten  hat,  läfst  mit  einiger  Sicherheit  auf  Italien  als  Quelle 
der  Kenntnis  des  Berg-  und  Hüttenwesens  jener  nördlichen  Länder  schlief sen 
Aber  auch  dort  waren  jene  Gewerbszweige  keineswegs  heimisch.  Wie  die  Aus-, 
grabungen  in  den  Pfahldörfern  der  Poebene  zeigen ,  haben  die  Italer,  als  sie  die 
Apenninenhalbinsel  betraten ,  Äxte,  Messer  und  Pfeilspitzen  noch  aus  Stein  und 
Knochen  hergestellt.  Auch  geht  aus  der  Grundverschiedenheit  in  den  Beieicb- 
nungen  für  den  Schmelzofen,  die  Gufsform,  den  Ambofs  und  den  Hammer 2)  zur 
Genüge  hervor,  dafs  die  Gräkoitaliker  die  Verhüttung  und  Verarbeitung  der  Me- 
talle noch  nicht  gekannt  haben. 

Erst  als  die  Italer  weiter  südwärts  gedrungen  waren  und  den  Po  über- 


i)  Vgl.  german.  hamar  und  sahs,  worunter  man  ursprünglich  einen  harten  Stein  ver- 
stand, und  Grimm,  Deutsche  Mythoi.  4*151. 

Ä)  xtxfÄiyoCf  ßavvog,  fornax,  furnus,  Schmelzofen;  rvnog,  forma,  Gufsiform ;  mcu»K 
incus,  Ambofs;  a(pvQn,  malleus,  Hammer;  (pvaa,  C*^nvqoSt  foills,  Blasebalg. 


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IN  DBR  LATEINISGBKN  SPRACHE.  165 

schritten  hatten ,  finden  wir  bei  ihnen  bronzenes  Gerät ,  teils  Waffen  und  Werk-' 
zeuge;  teils  Toilettengegenstände.  Da  nun  die  Bronze  aus  Kupfer  und  Zinn 
dargestellt  wird,  letzteres  aber  in  Italien  sich  nicht  findet,  so  stehen  wir  vor  der 
Alternative,  entweder  die  Zufuhr  von  Zinn  oder  den  Import  der  fertigen  Gerät- 
schaften anzunehmen .  Wenn  wir  aber  erwägen,  dafs  zur  Zeit  Homers  in  Griechen- 
land sich  noch  keine  Spur  von  Bergbau  findet  und  dafs  die  Kunst  des  Erzgusses 
und  des  Metalllötens  erst  gegen  das  Ende  dieser  Periode  erfunden  worden  sind  ^], 
ferner,  dafs  das  ja  sonst  auf  allen  Gebieten  der  Technik  den  Italikern  weit  vor- 
ausgeschritlene  Volk  der  Griechen  erst  durch  den  Impuls  der  Phönicier  zum  Berg 
und  ilüttenbetrieb  veranlafst  worden  ist,  so  werden  wir  nicht  umhin  können,  an 
einer  so  frühen  Ausbildung  dieser  Gewerbe  auf  italischem  Boden  zu  zweifeln. 

Obwohl,  wie  Ilelbig  a.  a.  0.  S.  49  angiebt,  Gufsformen  in  den  Pfahl- 
dörfern der  Poebeno  gefunden  worden  sind,  so  ist  doch  wohl  schwerlich  der 
Bronzegufs  bereits  von  den  Bewohnern  der  Pfahldörfer  vollzogen  worden,  sondern 
das  fertige  Gerät  denselben  von  aufsen ,  offenbar  durch  die  Phönicier  zugeführt 
worden.  Daraus  erklärt  sich  auch,  dafs  die  Terremare  südlich  vom  Po  weit  zahl- 
reichere Fundstücke  an  Bronzegerät  enthalten  als  die  nördlicher  gelegenen  und 
dafs  die  Bronze  im  grofsen  ganzen  damals  noch  ein  sehr  rares  Metall  war. 

Phönicier  aber  waren  nach  Angabe  der  Alten  die  Erfinder  der  Kunst, 
Metalle  zu  schmelzen  (vgl.  jedoch  Layard,  Niniveh  und  seine  Überreste,  Übers, 
von  Meifsner  p.  398  ff.  über  die  Erzgewinnung  und  -Verarbeitung  bei  den  Baby- 
loniern  und  Assyriern) ;  Arbeiten  phönicischer  Kunstfertigkeit  werden  häufig  in 
den  homerischen  Gedichten  genannt;  auf  den  griechischen  Inseln  lassen  sich 
(vgl.  Büchsenschütz,  Zeitschr.  f.  Gymnasialw.  1876.  S.  248)  unzweifelhafte  In- 
dizien eines  bereits  frühzeitig  von  den  Phöniciern  betriebenen  Bergbaus  ver- 
folgen, besonders  auf  Cypern  (ubi  prima  aeris  inventio  Plin.  34.  2)  und  auf 
T  ha  SOS.  Sie  haben  reines  Kupfer  oder  Bronzemischungen  zuerst  den  Ägyptern 
zugeführt,  in  deren  Gräbern  aus  früher  Zeit  Bronzegeräte  mit  einem  Gehalte  von 
42 — H  Prozent  Zinn  entdeckt  worden  sind  (vgl.  Peschel,  Völkerkunde  S.  525). 
Vermutlich  waren  sie  es  auch ,  die  Vorderasien  mit  diesem  Metalle  bekannt  ge- 
macht haben.  Dafs  sie  es  hauptsächlich  von  Britannien  holten,  erkennen  wir  noch 
an  dem  Namen  der  Zinninseln  (Kassiteriden  vom  griechischen  xaaalreQog] ;  auch 
dürften  einem  Volke,  das  der  Silberreichtum  Spaniens  so  früh  angelockt  hat ,  die 
Zinngruben  dieses  Landes  (in  Galicien)  ^)  und  der  Insel  Kreta  nicht  lange  ver- 
borgen geblieben  sein.  Dagegen  wird  es  vorläufig  zweifelhaft  bleiben  müssen, 
ob  die  Zinnlager  Georgiens  im  Kaukasusgebiete  und  Frankreichs  ^)  schon  damals 
ausgebeutet  worden  sind. 


1)  Agamemnon  tröct  bei  Homer  phtiniciscbe  Rüstung.  Auch  der  Bergbau  geht  auf 
phünicische  Quelle  zurück,  und  das  Wort  Metall  (fjtiiaXXoy,  metallum)  wird,  freilich  nicht 
ohne  Bedenken,  mit  der  semitischen  Verbalwurzel,  ba^a,  »schmieden«  in  Verbindung  gebracht. 

2)  Nach  Diodor  5.  35 f.  und  Strabo  3  p.  U8  holten  die  Phönicier  Silber  von  Tartessus 
in  Spanien  und  nach  Jeremias  40.  9,  Ezecbiel  27.  42.  25  von  ebenda  auch  Eisen,  Zinn 
und  Blei. 

3)  Ad  der  Aurence  und  Loire,  im  Limousin  und  in  Morbihan. 


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166  Griegbisghb  Wörter 

Die  ersten  Bergwerke  nun,  denen  wir  auf  ilalischem  Boden  begegnen, 
sind^  wie  es  scheint,  von  Griechen  angelegt  worden.  So  holte  der  Taphierkönig 
Mentes,  der  offenbar  nach  phönicischem  Vorbilde  einen  ziemlich  lebhaften  Handel 
mitMetallen  (Kupfer)  und  Metallwaren  betrieb,  Erz  aus  Temesa  in  Unteritalien'); 
so  begnügten  sich  die  betriebsamen  und  gewerbfleifsigen  Euböer  nicht  mit  der 
Ausbeute  ihrer  eigenen  Schächte^  sondern  zogen,  als  diese  der  alsbald  sich  ent- 
wickelnden grolsartigen  Industrie  vonChalcis  und  anderen  Erzstädten  nicht  mehr 
genügten,  zunächst  nach  Chalcidice,  um  neue  Bergwerke  zu  erschliefsen,  sodann 
aber  auch  nach  Italien  (vgl.  Curtius,  Griech.  Gesch.  \,  447),  wo  die  Silber- und 
Kupfergruben  von  Etrurien  (Populonia)  und  die  Eisenlager  Elbas  von  ihrer  regen 
Thätigkeit  Zeugnis  ablegen. 

Seitdem  werden  auch  die  Italer,  und  zwar  zunächst  die  Etrusker,  nach 
Hommsens  sehr  wahrscheinlicher  Annahme  (Rom.  Gesch.  4  ^  S36)  in  nicht  viel 
späterer  Zeit  als  diejenige  war,  in  welcher  sie  das  Alphabet  von  den  Griechen 
entlehnten,  die  Kunst  der  Erzgewinnung  und  Verarbeitung  von  letzteren  erlernt 
haben ,  während  die  Römer  bei  den  Etruskern  und  Griechen  in  diesem  Fache  in 
die  Schule  gegangen  zu  sein  scheinen  2),  und  vermutlich  auch  die  inzwischen  in 
Italien  eingedrungenen  Gallier^)  etruskische  Unterweisung  genossen  haben.  Das 
erste  aus  Bronze  gefertigte  Götterbild  Roms,  die  eherne  Statue  der  Ceres,  ki  um 
das  Jahr  48S  v.  Chr.  offenbar  unter  griechischem  Einflüsse  in  Rom  aufgestellt 
worden. 


i)  Vgl.  Curtius,  Griech.  Gesch.  4.  446. 

2}  Aus  den  neuerdings  in  Präneste  gemachten  Funden  geht  deutlich  hervor,  dafs  etrus- 
kische, mit  etruskischen  Schriftzeichen  versehene  Bronzegeräto  dort  in  Gebrauch  wareo. 
Übrigens  Ittfst  uns  die  Notiz  der  alten  Schriftsteller,  dafs  um  das  Jahr  365  v.  Chr.  zwei- 
tausend Bronzestatuen  in  Volsinii  gestanden  haben,  einen  Schlufs  auf  den  Umfang  der 
etruskischen  Metallindustrie  ziehen. 

3)  Vgl.  das  auf  S.  4  64  über  Helico  Gesagte,  wo  die  Römer  als  Lehrmeister  der  Gallier 
erscheinen. 


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A»uk  primam  doricta  laznrUm  misit  in 
Italiam. 

Plin.  33.148. 

Kap.  IT.   Nahrung. 

§1. 

Wie  in  der  patriarchalischen  Zeit  des  Römertums  Überall  die  gröfste  Ein- 
fachheit herrschte,  so  waren  auch  die  Mahlzeiten  höchst  frugal:  man  begnügte 
sich  damals  bei  dem  zu  Mitlag  abgehaltenen  Hauptmahle  (cena)  mit  dem  ur- 
sprünglich aus  Dinkel  (ador,  far),  später  aus  Weizenmehl  bereiteten  Brei 
(puls,  pulmentum  =  TtoXrog  bei  Alcman)  >),  neben  dem  später,  aber  lange  vor 
Plautus  der  griechische  Gerstenmehlbrei  (polenta)  ^]  aufkam.  Aufserdem  genofs 
man  allerhand  Hülsenfrüchte  und  grüne  Gemüse,  die  bereits  seit  uralter 
Zeit  gebaut  wurden :  Kohlarten,  Erben,  Linsen,  Bohnen  u.a.;  Fleisch 
wurde  wenig  gegessen. 

Der  Morgenimbifs  (ientaculum)  setzte  sich  aus  Milch,  Honig,  Käse, 
Eiern,  Brot  und  Früchten  zusammen,  wie  denn  auch  das  Abendbrot 
(merenda,  vesperna)  in  seiner  Komposition  dem  letzteren  ähnlich  gewesen  sein 
mag.  Somit  bot  Haus  und  Hof,  Garten  und  Feld  alles,  was  zum  täglichen  Lebens- 
unterhalt gehörte;  denn  auch  das  Brot^)  bereitete  man  im  Hause. 

Lange  blieb  man  dieser  alten  Sitte  treu,  bis  die  Bekanntschaft  mit  den 
Griechen  wesentliche  Änderungen  herbeiführte :  an  die  Stelle  der  cena  trat,  un- 
gewifs  seit  welcher  Zeit,  das  prandium,  ein  bald  aus  kalten,  bald  aus  warmen 
Speisen ,  Fleisch ,  Gemüse  und  Wein  bestehendes  Frühstück,  und  infolge  davon 
wurde  die  Hauptmahlzeit  auf  die  2.  oder  3.  Nachmittagsstunde  verlegt.  Wegen 
der  hohen  Anforderungen,  die  man  jetzt  an  die  Tafel  stellte,  machten  sich  Märkte 
nötig,  zu  denen  der  nach  griechischem  Vorbilde  179  v.  Chr.  eingerichtete  Vik- 
tualienmarkt  (macellum)  gehört.  Die  früher  wenig  beachteten  Fische,  deren 
zum  Teil  sehr  früh  entlehnte  Namen  wir  oben  verzeichnet  haben ,  wurden  bald 
ein  Gegenstand  eifriger  Nachfrage. 

Dieser  schon  seit  alter  Zeit  im  Vollzug  begriffene  Umschwung  erreichte  eine 


4)  Varr.  1.  I.  5.  105:  de  viciu  antiquissima  puls;  vgl.  Martial.  5.  78.  9. 
2)  Plin.  18.  8.  84;  vgl.  Plaut.  Curcul.  209:  crepitus  pulmeatarius. 

5)  panis  s=s  messap.  navog,  vgl.  lit.  p^nas,  Futter. 


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168  Grikgdisghb  Wörter 

noch  höhere  Stufe  in  der  Periode  der  asiatischen  Feldzttge,  also  seit  dem 
Beginn  des  2.  Jahrh.  v,  Chr.,  wo  der  ganze  orientalische  Tafel luxus  in 
Rom  sich  einzubürgern  begann.  Jetzt  genügte  das  bisher  täglich  meist  blofs  ein- 
mal genossene  warme  Mahl  nicht  mehr,  sondern  es  wurden  in  der  Regel  auch 
beim  prandium  warme  Speisen  aufgetragen.  Die  Hauptmahlzeit  wurde  in  die 
Länge  gezogen  und  statt  der  bisherigen  2  in  3  Gänge  zerlegt:  in  das  Vor  essen 
(gustatio,  promulsis)  1),  das  Hauptessen  (fercuia,  -orum]  und  den  Nach- 
tisch (mensae  secundae,  bellaria,  tragemata,  epidipnis,  vgl.  impomenta). 

Der  gute  alte,  auch  bei  den  Kretern  und  Lakoniern  übliche  Brauch ,  bei 
Tische  zu  sitzen,  wich  der  griechischen  Sitte,  auf  Polstern  und  Speise- 
so p  ha  s  (triclinium)  ^j  zu  ruhen.  Dazu  pflegte  man  das  Mahl  fortan  mit  Musik 
und  Gesang  von  Tischliedern,  später  auch  durch  Aufführung  von  allerhand 
Gaukeleien  und  Kunststücken,  durch  Recitationen  und  Deklama- 
tionen, durch  Spiele  und  verschiedene  andere  zur  Unterhaltung  und  Be- 
lustigung der  geladenen  Gäste  dienende  Schaustücke  zu  würzen.  Auch  das 
Parasitenwesen  (parasitus)  und  der  Gebrauch ,  zu  einem  gemeinschaftlichen 
Schmaufse  Geld  zusammenzuschiefsen  (symbola),  war,  wie  diese  Plau- 
tinischen  Wörter  dokumentieren,  bereits  zu  Plautus'  Zeit  in  Rom  in  Aufnahme  ge- 
kommen. 

Dafs  nunmehr  auch  das  bisherige  Haus-  und  Tischgerät  nicht  mehr  ge- 
nügte, sondern  durch  goldenes  und  silbernes  Tafelgeschirr  ersetzt  wurde,  ferner 
dafs  die  Speisegemächer  in  orientalischem  Geschmacke  ausgestattet  wurden, 
ist  fast  selbstverständlich  ^) . 

Hatten  früher  die  Hausfrauen  oder  Sklavinnen  der  Küche  vorgestanden ,  so 
thaten  dies  jetzt  zu  diesem  Zwecke  gekaufte  oder  gemietete  Sklaven,  die  man  aus 
dem  durch  seine  Küche  früh  berühmten  Sicilien  kommen  liefs.  Ebenso  über- 
liefsen  jetzt  die  Hausfrauen  die  Brotbereitung  den  inzwischen  entstandenen  öffentr 
liehen  Bäckereien;  denn  schon  im  Jahre  174  war  die  Zahl  der  Bäcker  von 
Profession  (pistores)  ^)  so  beträchtlich,  dafs  sie  eine  eigene  Zunft  gründen  konnten. 

Charakteristisch  für  die  Beschaffenheit  der  jetzt  stattfindenden  Mahlzeiten 
waren  die  sich  häufig  daran  anschliefsenden  Trinkgelage,  welche  ganz  den 
griechischen  Symposien  glichen  (symposium).  Dabei  trank  man  nach  griechischer 
Sitte*)  und  ernannte  einen  rex  oder  magisterconvivii,  der  gleich  seinem  Vorbilde, 
dem  griechischen  ßaaiksvg,  durch  die  Würfel  gewählt  wurde  und  den  Gomment 
handhabte. 

Gleichfalls  griechischen  Ursprungs  waren  die  fröhlichen,  ja  ausgelassenen 
Züge  (comissationes,  vgl.  ycw^a^eiv)  der  beim  Mahle  beteiligt  gewesenen 


1)  So  genannnt  von  dem  gewöhnlich  gereichten  Met. 

3)  Ebenso  wie  biclinium  Nachbildung  des  griech.  rQixXtyoy. 

3)  Eingehender  wird  darüber  im  folgenden  gesprochen  werden. 

4)  So  nannte  man  sie,  weil  sie  zugleich  das  Mahlen  des  Mehls  besorgten,   also  Müller 
waren,  von  pinsere;  vgl.  Plin.  18.  M.  28. 

5)  Graeco  more  bibere   (Cic.  in  Verr.  4.  26.  66:  ut  Graeco  more  biberetor)  oder  per- 
graecari. 


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IN  DER  LATBINISGHIN  SPRACHE.  169 

jungen  Leute  mit  Musik  und  Gesang  zu  einem  Genossen,  um  die  Schwelgerei  fort- 
zusetzen, eine  Sitte,  die  nach  Marquardts  Vermutung  (Altertümer  VII,  1^  p.  322) 
im  Jahre  204  mit  der  Einrichtung  der  sodalitates  und  der  Einführung  des  Kults 
der  Idäischen  Mutter  aufgekommen  ist.  Seit  jener  Zeit  dürfte  denn  auch  die  Ent- 
lehnung des  Verbums  propinare=  TtQOJtlveiv  (vgl.  comissari  =  xcofiaCeiv) , 
vortrinken  und  —  ein  bedenkliches  Zeichen  —  des  Substantivums  crapula  = 
xQaiTtaXf}^  Rausch  datieren.  — 

Mit  der  Aufzahlung  der  Speisen  beschränken  wir  uns  auf  das,  was  bisher 
noch  nicht  erwähnt  ist,  schliefsen  demnach  die  bereits  bei  Gelegenheit  der  Tiere 
und  Pflanzen  besprochenen  animalischen  ^)  und  vegetabilischen  Nahrungsmittel, 
also  auch  das  garum,  salgama,  oleum  u.  a.  aus.  Es  bleibt  uns  sonach  nur  wenig 
nachzutragen:  das  syncerastum^j ,  ein  Allerlei  oder  Gemisch  aus  verschie- 
denen Ingredienzen ,  ferner  das  aus  eingemachten  Oliven  bestehende  Kompott 
Namens  epityrum^j  und  die  fadenscheinige,  dünne  Suppe  epicrocum,  welche 
wir  sämtlich  bei  Plautus  verzeichnet  finden.  In  etwas  späterer  Zeit  mögen  auf- 
gekommen sein  das  zur  Zeit  der  macedonischen  Herrschaft  zuerst  nach  Athen  ge- 
langte und  bei  den  Römern  zuerst  von  Varro  erwähnte  Gericht  Namens  mattea 
=  fiatTva^),  der  Gebrauch  der  Gerstengrütze  (ptisana),  Fleischpastete 
(artoereas)  u.  a. 

Ziemlich  umfangreich  ist  dje  Zahl  der  Lehnwörter  auf  dem  Gebiete  der 
Kunstbäckerei.  Wie  weit  man  darin  war,  und  wie  grofse  Nachfrage  nach 
feinerem  Gebäck  stattfand ,  beweist  vor  allem  der  Umstand ,  dafs  die  einzelnen 
Specialitäten  durch  besondere  Bäcker  vertreten  waren:  Da  gab  es  pistores  pla- 
centarii,  clibanarii,  panchrestarii,  crustularii,  pastillarii,  li- 
barii,  dulciarii,  candidarii,  similaginarii,  Persiani,  Roma- 
nienses  u.  a. 

Schon  Mehlarten,  wie  das  Kraftmehl  (amulum  b.  Cato),  und  die  Zubereitung 
des  Teiges  (massa  =  maza  =  f^dCa)  lernte  man,  wie  die  Form  der  Lehnwörter 
bekundet ,  in  ziemlich  früher  Zeit  durch  die  Griechen  kennen ;  und  wenn  auch 
lucuns  ebenso  wie  das  gleichbedeutende  sabinische  lixula  wahrscheinlich  ein 
echt  römisches  Gebäck  ist^),   so  dürfte  doch  placenta=  Ttkaycoifg  eine  der 


1)  Den  Bedarf  an  Fleisch ^  besonders  an  Schweinefleisch,  das  von  unseren  jetzigen 
Hauptfleischarten  fast  ausschliefslich  genossen  wurde,  deckte  vornehmlich  das  Potiefland 
und  überhaupt  Gallien,  von  wo  man  Pökelfleisch  (laridum),  Schinken  (pernu)  und  verschie- 
dene Wurslarten  (tomacina}  bezog.  Varr.  r.  r.  3.4.40:  quotannis  e  Gallia  apportantur 
Romam  pernae,  tomacinae  et  taniacae  et  petasones  =  Vorderfüfse.  Aufserdem  waren  be- 
sonders beliebt  die  Leber  (ficatum),  die  Gebärmutter  (vulva)  und  das  Euter  (sumen). 

2)  Varr.  1.  1.  7.  3.  64,  wahrscheinlich  im  Plautinischen  Fragment  Phago. 

3)  Die  von  Celsus  u.  a.  erwähnte,  durch  Vermittelung  der  Skythen  und  Thracier  zu 
den  Griechen,  durch  die  der  Griechen  zu  den  Römern  gekommene  Butter  (butyrum  ßov- 
TVQoy)  wurde  nur  als  Heilmittel  in  der  Medizin,  aber  nicht  als  Speise  gebraucht. 

4)  »Ein  leckeres  Gericht,  aus  feinem  Geflügel  und  anderem  Fleisch  bestehend,  das  mit 
Kräutern  gekocht,  zerschnitten  und  kalt  als  Nachtisch  zum  Weine  gegeben  ward.«  (Passow.) 

5)  Gleichfalls  römische  im  Laufe  der  Zeit  entstandene  Bezeichnungen  sind  globulus, 
suavillum,  gratilla,  torta,  mustaceus,  circulus,  testuatium,  crustulum,  pastillum,  tractum; 
alte  Ausdrücke  scheinen  zu  sein  libum  und  scriblita. 


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170  Grieghiscdb  Wörter 

ältesten  KuUurübertraguDgen  auf  dem  Gebiete  des  Backwesens  sein.  Plautus 
nennt  uns  freilich  in  seinen  Komödien  aufser  dem  Backgescbirr  Namens  artopla 
und  einer  Grobbrotart  (coUyra)  nichts  von  Belang,  aber  desto  reichere  Ausbeute  in 
dieser  Beziehung  gewahrt  Cato,  der  sich  die  Kuchenbäckerei  sehr  angelegen  sein 
läfst  und  genaue  Bezepte  geschrieben  hat,  uti  facias  spiram  (=  aTtsifa^  Brezel 
r.  r.  77),  encytum  (=  ly^irroy,  Spritzgebackenes  r.  r.  80) ,  placenlam 
(=s  Ttlaxovg,  acc.  Ttkaxovvraj  Kuchen  r.  r.  76),  erneu m  (ß^aov,  Aschkuchen 
r.  r.  84)  und  spaeritam  {* aq)aiQlrr]g  r.  r.  82  Kuchenart  mit  Kttgelchen) . 

Bei  Varro  lernen  wir  ein  Gebäck  kennen  Namens  thrion  =  d-flor  (Feigen- 
blatt) ,  welches  aus  Schmalz ,  Honig ,  Eiern  und  Weizenmehl  bestand ,  in  ein 
Feigenblatt  eingewickelt  und  so  gebacken  wurde;  derselbe  gebraucht  auch  den 
griechischen  Ausdruck  p  e  m  m  a  für  das  Backwerk  überhaupt.  Bei  Cicero  lesen  wir 
den  Namen  des  Brotkuchens  (artolaganus)^^).  Gopta  und  coptoplacenta, 
Stofskuchen,  begegnen  uns  erst  im  1.  Jahrh.  der  Kaiserzeit  bei  Petron.  und  Mar- 
tial ;  und  Plinius  macht  uns  mit  einer  Menge  von  Brotarten  bekannt,  die  zu  seiner 
Zeit  in  Bom  gebacken  oder  wenigstens  konsumiert  wurden:  soautopyrospa- 
nis,  grobes  Weizenbrot  mit  Kleie  gebacken  2),  nauticus  panis,  Schiffsbrot ^), 
s  i  t  a  n  i  u  s  panis,  Brot  aus  Sommerweizen  4),  speusticus  panis,  eilig  gebackenes 
Brot*),  ostrearius  panis,  Brot,  welches  zu  Austern  genossen  wurde •),  ar- 
topticius  panis,  in  der  Pfanne  gebackenes  Brot*^). 

§2. 

Unter  den  Getränken  waren  offenbar  die  ältesten  aus  indogermanischer 
Zeit  stammenden  Wasser,  Milch  und  Met  aus  Honig  und  Wasser,  später 
kamen  dazu  Wein  und  Weinmet  (mulsum,  vgl.  melitites  und  oenomeii  . 
Specifisch  italische  Namen  tragender  Traubensekt  oder  Bosinen wein  (passum, 
uva  passa)  und  der  gekochte  Most  (defrutum  =  frutum  =  sapa,  vgl.  si- 
raeum  =  alqatov  bei  Plinius  und  caroenum  =  %aqowov  bei  Späteren),  sowie 
der  Tresterwein  (lora). 

Neben  den  seit  ältester  Zeit  in  Italien  gebauten  Weinen  treten  auch  früh- 
zeitig importierte  griechische  auf.  Auf  frühe  Einfuhr  aus  dem  eigentlichen 
Griechenland  —  denn  dafs  grofsgriechische  Weine  schon  bald  inLatium  getrunken 
wurden,  lafst  sich  als  selbstverständlich  annehmen  —  deuten  vor  allem  die  Funde 
von  Weingefäfsen  (amphorae)  hin,  die  man  in  etruskischen  GrUbem  und  auf 
latinischem  Boden  gemacht  hat.  Besonders  Bhodus  mag  ein  ziemlich  lebhafter 
Exportplatz  gewesen  sein ,  nach  den  zahlreichen  bis  zur  Mitte  des  S.  Jahrh.  hin- 


1)  vgl.  laganum,  in  Öl  gebackener  Kuchen,  Speise  der  Ärmeren.     Her.  Sat.  1.  6.  M5. 

2)  Plin.  22.  4  38:  in  medicina  utilior. 

3)  ibidem. 

4)  aijTayioff  Plin.  22.  139. 

5)  Plin.  48.  405. 

6)  ibidem. 

7)  Plin.  48.  405;  vgl.  oben  artopta. 


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IN  DBR  LATBINlSGHBIiC  SpRAGUB.  t71 

aufreicbenden  priinestinischen  Amphoren  zu  scbliefsen.  Dazu  kommt,  dafs  Plau- 
tus  in  seinen  Komödien  fast  nur  griechische  Weine  nennt,  wie  den  von  Leukas, 
Lesbos,  Thasos  und  Cos  (Leucadium,  Lesbium,  Thasium,  Coum  Poen.  3. 
3.  86)  und  dafs  zu  Gates  Zeit  griechischer  Wein  etwas  so  gewöhnliches  war,  dafs 
uns  dieser  alte  Praktiker  das  Rezept  mitteilt,  quo  modo  vinum  Graecum  Rat 
(r.  r.  24),  ja  auch  das  Verfahren  beschreibt,  si  vinum  Coum  facere  voles  (r.  r.  1 12). 
Daher  mufs  sich  die  Angabe  des  Plinius  14.  95:  tanta  vero  vino  Graeco  gratia 
erat,  ut  singulae  potiones  in  convictu  darentur  auf  eine  sehr  frühe  Zeit  beziehen. 
—  Interessant  ist  es^  auch  den  Wein  aus  dem  phönicischen  Byblos  unter  den 
allen  Importartikeln  zu  finden :  Wenigstens  hat  das  auf  den  herakleensischen 
Tafeln  Überlieferte  ßvßlla,  a  ßvßllva  fiaaxdla  (58.  92)  ^)  =  ßvßlivog  olvog 
sein  Korrelat  in  dem  von  Festus  32.  12  erhaltenen  alten  Worte  bubleum,  einer 
nach  0.  Müller  (z.  Fest.  1.  I.)  von  einem  altrömischen  Dichter  wie  Livius  Andro- 
nicus  oder  Naevius  gebrauchten  Form. 

Doch  genofs  man  den  Wein  selten  unvermischt.  Das  liebste  Getränk  war 
schon  in  alter  Zeit  die  calda  und  der  parfümierte  Wein.  Erstere  wurde 
aus  Wein  mit  warmem  Wasser  unter  Zusatz  von  Kräutern  bereitet,  letzterer  da- 
gegen aus  Wein  und  Parfüms,  namentlich  Myrrhen.  Es  war  demnach  ähnlich  als 
im  Mittelalter,  wo,  wie  im  Parcival,  Wein,  Met  und  Lautertrank  die  wichtigste 
Rolle  spielten. 

Des  Myrrhenweins  wird  bereits  in  den  XII  Tafelgesetzen  unter  dem  Na- 
men murrata  potio  gedacht^;  es  läfst  sich  daher  annehmen ,  dafs  er  schon 
zur  Zeit  der  letzten  Könige  in  Rom  getrunken  worden  ist.  Neben  diesem  wegen 
des  Vorschmeckens  der  Myrrhe  bitteren  Getränke  bürgerte  sich  später,  vermut- 
lich durch  den  Handelsverkehr  mit  Kampanien  oder  infolge  der  Samniterkriege 
im  5.  Jahrh.  der  Stadt,  diemurrina  potio  =  [ÄV^^lvrjg  olvog  ein,  bei  welcher 
der  Myrrhengeschmack  durch  Zusatz  von  Honig  gemildert  wurde.  Doch  waren 
beide,  murrata  und  murrina  potio,  schon  im  7.  Jahrh.  der  Stadt  nicht  mehr  ge- 
bräuchlich 3) . 

Wie  diese,  so  waren  auch  die  anderen  gewürzten  Weine  *)  meist  griechischer 
Abkunft  und  haben  demgemäfs  auch  griechische  Namen.  Des  Nardenweins 
(nardini  amphora)  gedenkt  bereits  Plautus  (mil.  824).  Bei  Cato  finden  wir  er- 
wähnt den  mit  Dosten  gewürzten  Wein  (vinum  origanitum),  der  oft  als  Zusatz  bei 
der  Bereitung  eines  Medikaments  gegen  stranguria  und  dyspepsia  verwendet  wurde 
{r.  r.  127);  andere  Arten  verzeichnet  Columella:  so  den  Absinthwein  (ab- 
sinthites),  den  Ysop  wein  (hyssopites) ,  den  Stabwurzwein  (abrotonites) ,  den 
Quittenwein   (cydonites);   den  Poleiwein  (glechonites) ,   den  Thymian- 


h)  Nach  Meisters  Auseinandersetzung  in  Gurtius  Studien  III.  437   ist  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  das  Wort  auf  den  Wein  zu  beziehen. 

2)  Plin.  U.  92:  lautissima  apud  priscos  vina  erant  murrae  odore  condita;   vgl.  vinum 
marteum.  Cat.  r.  r.  185.     myrtites  Colum.  42.  38. 

3)  Vgl.  den  Aufsatz  von  M.  Voigt  über  murrata,    murrina  und  muriola  im  Rhein.  Mus. 
f.  Phil.  N.  F.  Bd.  28.   (4878).  S.  56—64. 

4)  vina  ficticia. 


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172  Gribchiscub  Wörter 

wein  (Ihymites),  den  FenchelweiD  (marathrites)  ^)  undden  Meerzwiebel- 
wein  (scillites)  3) .  Plinius  macht  uns  bekannt  mit  dem  Skammonienwein 
(scammonites) ,  Nektarwein  (nectarites)  ,  Nieswurz  wein  (elleborilesj , 
Gewttrzwein  (aromatites)  und  Pfefferwein  (piperatum);  bei  Späteren  hören 
wir  von  vinum  rosatum,  violatum,  Übersetzungen  von  ^odlrrjg  u.  s.  w. 

Viele  andere  griechische  Bezeichnungen  solcher  Bowlen  sind  vermutlich 
gar  nicht  in  die  römische  Sprache  übergegangen,  wie  &v^ßQlrr]Qj  Ttgaarnj^j 
xakafj^ivd-lrrjg ,  anoQlrrjg ,  aeXivlTrjg ,  atQoßtllrrjg ,  %V7taqLaoivog ,  nÜQivog^ 
reQfilvd'tvog,  axlvivog,  avrid-tvog  u.  a. ;  denn  statt  diese  zu  gebrauchen^  begnügen 
sich  die  römischen  Autoren  damit,  uns  einfach  die  Ingredienzen  der  Weine  zu 
nennen,  so  Plin.  14.  404 ff.  u.  a. 

Auch  die  Obstweine  scheinen  meist  auf  griechische  Quelle  zurückzu- 
gehen, wie  die  Namen  des  Feigenweins  (sycites} ,  Granatapfel  weins 
(rhoiles),  Apfelweins  (mclinum  vinum)  uns  erkennen  lassen.  ^J 


Nachdem  wir  so  die  verschiedenen  Wein-  und  Bowlenarten  besprochen, 
dürfte  es  nicht  unpassend  sein,  gleich  an  dieser  Stelle  etwas  näher  auf  die  Be- 
handlung und  Konservierung  des  Weins  einzugehen. 

Dafs  die  Römer  die  Anpflanzung  edlerer  Rebenarten  und  die  Produktion 
feinerer  Weine  höchstwahrscheinlich  durch  die  unteritalischen  Griechen  erlernt 
haben,  ist  schon  oben  hervorgehoben  worden.  Die  Sprache  wenigstens  giebl 
dieser  Hypothese  die  sichersten  Stützen:  So  sind  die  Ausdrücke  Aminaea 
vitis*),  Murgentinum»),  spionia  oder  spinea^),  dactylis,  capnios, 
lageos  oder  -ea,  peuce,  stephanitis  oder  -es,  bumastus,  psithia 
vitis,  basilica  vitis,  alopecis,  argitis,  aethalus,  orthampelos, 
bumammus,  eugenea^)  u.  a.  Rebenbezeichnungen  entschieden  griechischen 
Ursprungs.  So  sind  ferner  eine  Anzahl  der  wichtigsten  tcrmini  technici  auf  dem 
Gebiete  der  Weinbereitung,  z.  B.  brisa,  trapetum,  aus  griechischer  Quelle 
geflossen.  Eine  Perspektive  in  die  vorgriechische  Periode  der  Weinkultur  er- 
öfl*nen  uns  vielleicht  noch  die  Bezeichnungen  dolia,  seriac;  cupao,  fideliac,  cal- 


1)  Colum.  42.  35. 

2)  Colum.  4  2.  33. 

3)  Spät  auftauchende  griechische  Namen  für  zum  .Teil  schon  recht  alte  Geti-ftnke  siod 
hydromeii,  oenomeli,  oenelaeum,  thalassomcl,  oxymcli  (Cat.  r.  r.  4  57.  8),  omphacomei. 
apomcli,  elaeomeli,  itaeomelt  (oenogarum,  hydrogarum).  Andere  hierher  gehörige  Aus- 
drücke, die  ebenso  wenig  den  Anspruch  auf  die  Geltung  als  Lehnwörter  erheben  könoco, 
sind  diachyton,  adynamon,  phthorium,  stymmaticum,  oenanthinum,  prolropum,  gleucioum, 
tryx,  bios,  cantharites,  deuterium,  meiicratum,  melampsithium,  psithium,  bunitum,  pro- 
tagion,  Catacecaumenites,  Petrites,  Mycontum,  leucocoum  u.  a. 

4)  Vgl.  die  ausführlichen  Auseinandersetzungen  Hehns,  Kulturpfl.  ^  506f.,  und  Helbigs 
die  Italikcr  in  der  Poebene  4  4  2,  über  diese  älteste  aUer  griechischen  TraubeDgattungen  lo 
Italien. 

5)  Vgl.  Hesych.  ftogyioy  sldo^  a/aniXov  und  Hehn  a.  a.  0.  S.  507. 

6)  Vgl.  tptvas^  und  Hehn  a.  a.  0.  507. 

7)  geminum  eugeneum  conserito.     Cat.  r.  r.  6.  4. 


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IN  DER  LATRINISGII^N  SPRACHE.  173 

paria,  cullei.  Denn  da  diese  tbönernen  Gefilfse,  in  denen  man  die  leichten,  für 
den  alsbaldigen  Konsum  bestimmten  Weine  stehen  liefs,  sämtlich  römische 
Namen  tragen,  dagegen  die  Benennungen  der  zum  Ablagern  besserer  Sorten 
notwendigen  kleineren  Gefäfse  (ebenso  wie  die  Bezeichnungen  der  Rebengattun- 
gen selbst)  der  griechischen  Sprache  entnommen  sind,  so  wird  man  in  der  An- 
nahme kaum  irren,  dafs  die  Römer,  bevor  sie  in  der  Weinproduktion  die  Schule 
der  Griechen  genossen,  ihre  wenig  haltbaren  Weine  alsbald  verbraucht  haben. 
Erst  später  lernten  sie  die  Weine,  wenn  sie  abgeklärt  waren,  also  im  nächsten 
Frühjahre,  in  kleinere  Gefäfse  giefsen,  worin  sie  alt  werden  sollten,  und  bedien- 
ten sich  hierzu  der  zweihenkligen,  unten  spitzen  und  daher  gewöhnlich  in  den 
Sand  gegrabenen  amphorae')  und  der  cadi  {xadot),  welche  drei  römische 
Urnen  oder  einen  griechischen  metreta  fafsten.^)  Wann  aber  diese  griechische 
Sitte  in  Aufnahme  gekommen,  läfst  sich  schwer  sagen.  Dafs  sie  ums  Jahr  120 
bereits  bestand,  hält  Plinius  für  nötig  zu  konstatieren  ^) ;  aber  schon  bei  Plautus 
tritt  uns  der  Gebrauch  der  Amphoren  als  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung 
entgegen^]  und  dürfte,  wie  das  alte  Lehnwort  ampulla  schliefsen  läfst,  in  noch 
viel  frühere  Zeit  hinaufzurücken  sein. 

Im  engsten  Zusammenhange  damit  steht  die  Einrichtung  der  We in nied er- 
lagen (apothoca),  deren  Existenz  Plinius  gleichfalls  (l.  I.)  für  das  Ende  des 
2.  Jahrh.  v.  Chr.  erweist,  sowie  die  der  darunter  angebrachten  Rauchkammern 
(fumarium),  durch  welche  die  Reife  der  Weine  beschleunigt  werden  sollte.*) 

Nunmehr  machten  sich  auch  Zeichen  zur  äufseren  Unterscheidung  und  leich- 
ten Kenntlichkeit  der  verschiedenen  Sorten  und  Jahrgänge,  also  Etiketten, 
nötig,  die  schon  Plaut.  Poen.  4.  2.  14  erwähnt  und  die  gewöhnlich  notae  oder 
pittacia  (Petron.  34)  genannt  wurden.  Auch  war  es  erforderlich,  dafs  der 
Wfin,  bevor  er  aufgetragen  wurde,  noch  einmal  von  der  immer  noch  darin  ent- 
haltenen Hefe  gereinigt  wuräe,  was  bei  besseren  Sorten  mit  einem  colum,  bei 
iioringeren  dagegen  mit  einem  leinenen  Säckchen  (s accus,  saceulus  = 
amcxog)  geschah.  Daher  sagt  bereits  Lucilius  (22.  4  Müll.) :  Defusum  e  pleno 
siet  hir  siphoneve,  cui  nil  durist,  cum  nix  et  saceulus  abstulerit  ®) . 

Endlich  haben  die  Römer  gleichfalls,  und  zwar,  wie  die  altertümliche  Form  des 
Wortes  resina  bekundet'),  in  früher  Zeit  von  den  unteritalischen  Griechen  die 


4)  Damit  ist  vermutlich  die  von  Uoraz  erwähnte  diota    identisch,   aus  welcher  Thali- 
arcbus  den  vierjährigen  Wein  entnehmen  sollte. 

2)  Vgl.  Isid.  46.26.  43:   cadus  amphora  Graeca  est  continens  urnas  tres.     Auch  der 
sin  US  =  &iyos^  ist  nach  Varr.  I.  1.  5.  123  ein  vas  vinarium  grandius. 

3)  Pltn.  14.  94:  apothecas  fuisse  et  diffundi  vina  soüta  anno  633  urbis  apparet  indubi- 
tato  Opimiani  vini  argumento. 

4)  Vgl.  oben  nardini  amphora. 

5)  Daher  vinum  fumosum   =s  xanvlae.      Das  Beschleunigen    der  Reife  geschah  auch 
bäafig  durch  die  Sonnenwärme. 

6)  Andere  Lesart:  Quibus  vinum  |  defusum  e  pleno  siet  hir  siphove,   cui  nil  |  dempsit, 
vis  aut  saceulus  abstulerit. 

7)  resina  =  ^ritivrj^  Plaut.  Merc.  4  39. 


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1 74  Griechischr  Wörter 

Sitte  überkommen,  den  Most  mit  Harz  zu  versetzen,  um,  wie  Plinius 
sagt^j,  dem  Weine  seinen  herben  Geschmack  zu  nehmen;  auch  die  Bezugsquelle 
desselben,  Bruttium^),  deutet  auf  grofsgriechische  Vermittelung  hin. 

§.  3. 

Bisher  haben  wir  nur  der  Vorratsgefäfse  gedacht.  Diesen  reihen  wir  nun 
die  für  den  täglichen  Gebrauch  bestimmten  Gefäfse  an,  mochten  sie 
dazu  dienen,  den  Gästen  vorgesetzt  zu  werden  oder  als  Mischgefäfse,  Schöpf- 
und  Trinkgefafse  Verwendung  finden.  Die  letztere  Gattung  ist  selbstver- 
ständlich die  umfangreichste;  zur  ersten  gehört  die  lagona  (=  lagena,  lagoena 
=  Xäyvvog),  die  auch  gleich  der  amphora  und  dem  cadus,  wiewohl  seltener, 
zur  Aufbewahrung  des  Weins  benutzt  wurde  ^j  und  daher,  wie  überdies  die 
altertümliche  Form  beweist,  schon  ziemlich  früh  in  Gebrauch  gekommen  sein 
wird ^). Häufiger  trug  man  in  ihr  den  Wein  auf.  Zu  gleichem  Zwecke  kam  die  le- 
pista  (=  lepasta=  lepesta}  und  das  acratophorum  in  Aufnahme.  Während 
man  in  jene  nach  Varro  d.  vit.  pop.  Rom.  bei  Non.  S.  547  schon  in  sehr  aller 
Zeit  den  Wein  that,  bevor  er  mit  Wasser  gemischt  wurde,  und  sie  schon  früh  im 
sabinischen  Kult  verwendete  (Varr.  1.  1.  5.  123)  *),  war  das  letztere  nach  Cic.  d. 
fin.  3.  4.  15  und  Varr.  r.  r.  1.  8.  5  erst  gegen  die  Mitte  des  1.  Jahrh.  v.  Chr. 
vollständig  in  Rom  eingebürgert. 

Als  Mischgefäfs  wurde  hauptsächlich  der  crater  =  xgari^^  seit  den 
ältesten  Zeiten  benutzt,  der  schon  bei  Naevius  und  Ennius  in  der  erweiterteu 
Namensform  erat era  oder  ion.  creterra  =  xgiynjp  erwähnt  wird  und  wahr- 
scheinlich durch  die  kampanischen  Griechen  den  Römern  übermittelt  wurde. 

Das  Hauptschöpfgefäfs  aber  war  der  cyathus  (Plaut.),  der  zwölfte 
Teil  des  sextarius,  der  das  altrömische  simpulum  verdrängte  und  in  späte- 
rer Zeit  so  gewöhnlich  wurde,  dafs  man  nach  cyathi  rechnete,  wie  bei  uns  nach 
Gläsern ö).  Die  von  Plautus  rud.  1349  und  Varr.  l.  1.  5.  124  erwähnte  epichy- 
sis  trat  im  Laufe  der  Zeit  an  die  Stelle  des  altrömischen  guttus  und  war  ein 
kleiner,  einfacher  Krug,  aus  dem  man  den  Wein  in  die  Trinkschale  gofs^). 

Trinkgefafse  waren  in  verschiedenen  Facons  vorhanden;  die  gewöhn- 


4)  Piin.  4  4,  420:  Africa  gypso  mitigat  asperitatem ;  Graecia  argilla  aut  marmore  aut 
sale  aut  mari  (vgl.  tethalassomcnon,  thalassites)  lenitalem  excitat;  Italiae  pars  aliqua  crapu- 
lana  pice;  ac  resina  condire  musta  vulgare  ei  est  provinciisque  finitimis. 

2)  Plin.  4  4.  .127;  pix  in  Italia  ad  vasa  vino  condenda  maxicne  probatur  Brutlia;  Gt  e 
piceae  resina. 

3)  Vgl.  Apul.  met.  S.  424. 

4)  Vgl.  Plaut.  Cure.  78.  Varro  1.  1.  9.  24  :  inusitatis  formis  vasorum  recentibus  ei 
Graecia  allatis  oblitteratae  anliquae  consuetudinis  —  species. 

5)  Litterarisch  zuerst  bezeugt  bei  Naev.  bell.  Pun.  4  8. 

6)  Vgl.  Martial  4.  72. 

7)  Über  die  erst  spät  in  der  römischen  Litteratur  erscheinenden  Gefäfse  bria  und  melica 
sc.  obba  wissen  wir  nichts  Genaueres.  Das  Ausspritzen  des  Weins  durch  die  Lippen,  um 
seinen  Geschmack  zu  prüfen,  nannte  man  pytisso  (vgl.  pytisma). 


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IN  DKR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  175 

liebsten  hatten  die  Form  von  Bechern,  Hörnern  und  Schalen.  Die  beiden 
letztgenannten  Arten  sind  wohl  fast  durchweg  griechischer  Abkunft. 

Becher  werden  schon  ziemlich  früh  von  römischen  Schriftsteliern  genannt: 
das  carchesium  bei  Liv.  Andren,  trag.  28 :  florem  anclabant  Liberi  ex  carche- 
siis*),  der  scyphus^),  der  cantharus')  und  das  poterlum^)  bei  Plautus, 
die  culigna  bei  Galo^)  und  das  ägyptische  ciborium  bei  Horaz^j. 

Das  Trinkhorn  scheint  erst  später  Eingang  gefunden  zu  haben ;  wenig- 
stens tritt  es  in  der  Litteratur  vor  Martial  (2.  35.  2)  nicht  auf   (rhytium  von 

QVTOg). 

Reicher  vertreten  ist  die  Schalenform.  Hier  haben  die  Römer  als  eigene 
Gefüfse  aufzuweisen  die  patera^  die  vielleicht  der  griechischen  phiala  in  der 
Form  gleichkam,  und  den  calix  =  xili^.  In  Plautinischer  Zeit  begegnen  wir 
griechisch  benannten  wie  dem  gaulus  (Plaut,  rud.  1319],  scaphium  (Stich. 
693)  und  der  batiaca  =  batiola  (ibid.),  welche  vom  Varronischen  cymbium 
nicht  sehr  verschieden  gewesen  sein  können,  vielmehr  alle,  nach  der  eigentlichen 
Bedeutung  »Nachen«  zu  urteilen,  von  länglicher  Gestalt  und  einiger  Tiefe  waren. 
Zweifelhaft  ist,  ob  hierher  das  tryblium  gehört,  das  im  Stich.  691  erwähnt 
wird.  Auch  die  Form  des  Plautinischen  anancaeum  (rud.  363  oTta^  ^^^QW-) 
entzieht  sich  unserer  näheren  Kenntnis;  vielleicht  hatte  dasselbe  die  Gestalt 
eines  Humpens.  Dagegen  scheint  der  von  Yergil  u.  a.  genannte  Trinkbecher 
calathus  von  der  Facon  eines  Körbchens  gewesen  zu  sein.  Über  das  bei  Mar- 
tial erscheinende  cissybium  endlich  wissen  wir  nur  so  viel,  dafs  es  in  der 
Regel  aus  Epheuholz  gefertigt  wurde  ^] . 

Die  zu  religiösen  Handlung  eh  verwendeten  alten  Gefäfse  sind  gröfsten- 
teils  echt  national  und  tragen  demgemäfs  römische  Namen  wie  capis,  capula, 
capedo,  galeola^  modiolus,  trulla,  simpulum.  Das  gleiche  gilt  von 
den  in  der  Küche  und  im  Hause  verwendeten  Gerätschaften  und  den  Wasch- 
gefäfsen,  die  mit  wenigen  gleich  zu  nennenden  Ausnahmen  römischen  Ursprungs 
sind.  Desgleichen  blieb  man  im  Efsgeschirr  lange  der  alten  Sitte  treu^) ;  und 
wenn  auch  griechische  Ausdrücke  hier  unterlaufen,  so  sind  doch  zwei  Schüssel- 
arten, die  patina  und  das  catinum,  selbst  nach  Sicilien  eingeführt  worden, 
wie  man  aus  den  entsprechenden  Lehnwörtern  des  sicilischen  Dialekts  ersieht* 
Fenestella  redet  bei  Plin.  33.  146  von  Schüsseln,  quas  antiqui  magides  voca- 


4)  Zu  beachten  ist  freilich  die  Notiz  des  Macrob.  5.  24.  3:  est  aulcm  carchesium  Grae- 
eis  tanlummodo  notum. 

5)  Plaut.  Asin.  444. 

3)  Plaut.  Baccb.  69  und  an  45  anderen  Stelion. 

4)  Plaut.  Trin.  4047. 

5)  Cato  r.  r.  4as.  4. 

6)  Hör.  carro.  3.  7.  22. 

7)  Paul.  Dtac.  nennt  den  ancon  als  ein  in  Schenken  (cauponis)  gebräuchliches  Trink- 
geschirr; MarUal  erwähnt  das  etymologisch  dunkle  panaca,  Spätere  den  caucus  und  die  cau- 
cula  SS  xatfxce. 

8)  Weniger  in  dem  Stoff  als  in  der  Form ;  z.  B.  sind  die  lances  immer  im  Gebrauche 
geblieben. 


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176  Grikchisghe  Wörtkr 

bant  (vgl.  Varr.  1.  1.  5.  120) ;  die  statera,  eine  Schüssel  von  runder  und  flacher 
Form  nennt  Cornel.  Nepos  bei  Plin.  33.  52,  die  paropsis  Petron.  34.  2,  das 
tyrapanum  Plinius,  die  mit  Gold  eingelegten  Schüsseln  (chrysendeta)  Martial. 
Bei  dem  griech.  fiaCovofiog  (runde,  hölzerne  Schüssel  zum  Servieren  von  Gersten- 
mchlkuchcn)  hat  sich  in  der  römischen  Sprache  ein  Bedeutungswandel  vollzogen; 
denn  mazonomus  wird  bei  Varro  und  Horaz  für  eine  Schüssel  in  ganz  grofscro 
Format  gebraucht,  in  der  man  Geflügelpasteten  auf  den  Tisch  brachte.  Ganz 
spät  ist  der  Gebrauch  des  Wortes  discus  für  Teller  ^),  welches  in  veränderter 
Bedeutung  in  die  modernen  Sprachen  übergegangen  ist  (vgl.  deutsch  »Tisch«). 

§*. 

Noch  haben  wir  einen  Blick  auf  das  übrige  Tisch-  und  Küchengerät 
zuwerfen,  um  dann  zur  Ausstattung  des  Speisezimmers  überzugehn:  Messer 
und  Gabeln  kannte  man  als  Tischgeräte  noch  nicht;  wohl  aber  den  Löffel, 
den  die  Römer  von  Haus  aus  besafsen  und  als  kleine  Zunge  (lingula)  bezeichneten, 
wahrend  die  etwas  anders  geformte,  zum  Essen  von  Eiern  und  Schaltieren  be- 
nutzte Art  (cochlear)  von  der  Muschel  form  (cochlea)  benannt  zu  sein  scheint. 
Die  den  Namen  creagra  (Mart.  Cap.)  führende  Gabel  fand  in  der  Rüche  Ver- 
wendung 2).  Das  merkwürdig  verstümmelte  incitega  =  «yyi/^ijxi/  bezeichnet 
ein  Gerät,  das  wie  unsre  Plattmenage  zur  Aufnahme  von  ölfläschchen  u.  s.  w. 
diente.  Der  von  Horaz  erwähnte  echinus  wurde  vielleicht  zum  Ausspülen  der 
Trinkgefäfse  benutzt  und  hiefs  so,  weil  er  aus  der  Schale  eines  Seeigels  bestand. 
Arutaena  (Lucil.)  war  eine  allgemeine  Benennung  von  SchöpfgefäCsen ,  wie 
Eimer,  Gelte  u.  a.,  nanus  dagegen  (Varr.)  ein  flaches  Wassergefäfs. 

Die  wichtigste  Acquisition  auf  dem  Gebiete  der  Kochapparate  war  die 
Kochmaschine  (authepsia),  zum  Brotbacken  benutzte  man  jetzt  aufser  dem 
bereits  oben  genannten  artopta  den  clibanus  (Gels.). 

Dagegen  war  der  lebes,  ein  gewöhnlich  bronzener  Kump  mit  weitem 
Bauche,  welcher  bei  der  am  Anfange  und  Ende  des  Mahles  stattfindenden  Über- 
giefsung  der  Hände  mit  Lustralwasser  verwandt  wurde,  identisch 3)  mit  dem 
p o  1 1  u b r u m ,  ebenso  der  caccabus,  Kochtopf  (Varro) ,  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  dasselbe  Geschirr  wie  die  olla.  Im  übrigen  waren  die  Römer  selb- 
ständig, und  nur  in  ganz  später  Zeit  erscheinen  noch  griechische  Ausdrücke  wie 
lebes  (Servius,  Isid.)  für  einen  bronzenen  oder  kupfernen  Kochkessel,  tripus 
(desgleichen  mit  dreibeinigem  Gestelle,  Isid.),  baucalis,  thönernes Kühlgefäfs, 
chytropus  (irdenes  Geschirr  mit  Füfsen  zum  Wärmen  von  Speisen,  Vulgala)^). 

Wie  schon  erwähnt,  kam  mit  der  griechischen  Sitte  des  Lieg  ans  bei 
Tisch  auch  der  Gebrauch  der  Speisesophas  auf.    Demgemäfs  ist  auch  der  Name 


4)  Bei  Augustin.  und  Apuleius;  vgl.  apophoreta  (Isid.)  und  aristophonim  (Lucil.) 

2)  Die  furca  war  kein  beim  Essen  gebrauchtes  Werkzeug. 

3)  Das   Wort   kommt   in    dieser   Bedeutung   nur    bei   Dichtern  seil  der  Augusteischen 
Zeit  vor. 

4)  (h)ama  =  afAtj  ist  ein  Feuereimer. 


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m  DBR  LATfilNtSGHBIiC  SpiUGHB.  177 

der  gebr^iuchlichsten  Tischpoister,  der  ^dreisitzigen,  aus  dem  Griechischen 
herübergenommenen  (triclinium  =  rQUlivov  Naev.)  und  hat  in  dem  hibriden 
b  i  c  1  i  n  i  u m  eine  römische  Nachbildung  erhalten.  Die  vor  der  xXlvrj  aufgestellten 
Speisetische  hatten  etwa  die  Höhe  dieser  selbst  und  waren  in  alter  Zeit  von  vier- 
eckiger Gestalt,  später  beim  Aufkommen  der  citreae  mensae  rund.  ..  Zu  Varros 
Zeit  waren  die  runden  Tische  schon  ganz  gewöhnlich ;  er  selbst  thut  eines  runden 
Schank-  (cillibantum  =  xt>l>l//?as)  und  Speisetisches  (cilliba,  -ae)^)  Er- 
wähnung. 

Mit  diesem  Wechsel  der  Tische  hängt  auch  der  Wechsel  der  Speisesophas 
eng  zusammen.  Denn  zu  gleicher  Zeit  trat  an  die  Stelle  des  geraden  dreisitzigen 
Polsters  das  halbkreisförmige,  das  die  Gestalt  eines  griechischen  Sigma  hatte  und 
daher  sigma  hiefs  (Martial),  aber  auch  stibadium  genannt  wurde  (Plin., 
Mart.].  Auf  diesem  konnten  nun  auch  mehr  als  3  Personen  Platz  finden  (vgU 
hexaclinon.  Mart.]. 

Die  hölzernen  lecti  tricliniares  wurden  seit  dem  Kriege  mit  Antiochus 
(187]  allmählich  durch  eherne  verdrängt  (triclinia  aerata) ,  mit  denen  die 
prachtvollen  Decken  und  Polster  (tapesEnn.,  peripetasma  Cic,  peri- 
stroma  Plaut.]  zur  Bekleidung  der  lecti,  die  dieselben  umgebenden  Vorhänge 
(aulaeum  Lucil.]  und  andere  Luxusgegenstände  der  Art  Eingang  fanden 2). 

Seit  dieser  Zeit  kamen  auch  die  prunkvollen,  zur  Aufnahme  des  Silber- 
geschirrs, der  TrinkgefUfse  und  Tafelgerätschaften  bestimmten  abaci  in  Ge- 
brauch (Liv.  39.  6]  3]^  desgleichen  die  zu  demselben  Zwecke  aufgestellten  ein- 
füfsigen  Konsolentische  (monopodia),  denen  sich  später  das  trapezopho- 
rum  (Cic]  3]  und  die  delphica  zugesellten,  von  denen  ersteres  gewöhnlich 
eine  Statue,  letztere  einen  Dreifufs  zur  Stütze  hatte. 


4)  Dafs  diese  rund  waren,  bezeugt  Paul  Diac.  43.  9:  cillibae  mensae  rolundae. 
2)   Vgl.  Marquardt,  Rom.  Altert.  2  VII.  i.  30<  ff.     Hier  mag  auch  die  Serviette  (saba- 
num)  erwtthnt  werden. 

8)  Griechisch  geschrieben  bei  Cic.  ad  fam.  7.  23.  3. 


W  a  i  ü  o ,  kriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  1 2 


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Nee  tibi  nit  mirom  Qraio  rem  nomine  dici: 
Italft  nam  tellne  Oraecia  maior  erat. 

Ovtd.  Fast  4.63. 


Kap.  y.   Kleidung. 

Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  haben  sich  die  Indogormanen  in  ihrer  asiati- 
schen Heimat  der  Tierfelle  zur  Bekleidung  des  Körpers  bedient^)  und  ver- 
mutlich auch  Haupt  und  Füfse  auf  ähnliche  Weise  gegen  die  Unbilden  der  Witte- 
rung zu  schützen  gesucht.  Auf  einer  höheren  Stufe  der  Kultur  finden  wir  natür- 
lich die  Völker  der  europäischen  Gruppe  auf  europäischem  Boden.  Denn  wenn 
auch  bei  ihnen  in  ältester  Zeit  das  Fell  der  Tiere  2)  noch  die  vorwiegende  Körper- 
hülle abgegeben  haben  wird,  so  hatten  sie  sich  doch  bereits  zu  einem  geigneteren 
Schutzmittel  der  oberen  und  unteren  Extremitäten  emporgeschwungen  und  ver- 
standen nicht  nur  die  Wolle  der  Schafe  zu  Filz  zu  verarbeiten,  womit  sie 
den  Kopf  bedeckten  3],  sondern  auch  den  Fufs  mit  einer  aus  Leder  zusammen- 
genähten Wehr  gegen  die  Unebenheiten  des  Bodens  zu  waflFnen*). 

Noch  weiter  vervollkommnet  finden  wir  die  Bekleidungskunst  bei  den  Gräko- 
italikern,  denen  wir  die  Kenntnis  der  Spinn-  und  Webekunst  nicht  ab- 
sprechen dürfen  *) .  Denn  die  Übereinstimmung  von  Ww,  w^&o},  spinnen  mit  lat. 
neo,  spinnen  (vgl.  ahd.  nÄjan,  näan,  nähen),  die  Identität  von  skr.  vabh®)  mit 
griech.  vq>~aLv(o  und  ahd.  weban  und  von  griech.  ätQaxrog  mit  skr.  tarku, 
Spindel ;  der  gemeinschaftliche  Gebrauch  der  Wurzel  sta  für  Weberausdrticke 
(arrifiov,  stamen,  vgl.  skr.  sthavis,  Weber)  und  des  Stammes  pAno  für  Gewebe 
(pannus,  Tuch  =  Ttrjvog,  Gewebe,  Faden,  vgl.  got.  fana,  Tuch,  ksl.  o-pona,  Vor- 

4)  AlIgemeiDe  Bezeichnung  für  Kleidungsstück  skr.  vastra,  lat.  vestis  ss  ln^,  got. 
vasti-  von  vas,  anziehen. 

8)  europäische  Benennungen  sind:  peilis,  niXXa^  got.  -fill,  lit.  pleve;  vellus,  (viUas], 
figtoy,  got.  vulla;  ßaijfj,  got.  paida,  ahd.  pfeit. 

3)  pilleus,  nlXoff,  slav.  plüstK,  ahd.  filz;  vgl.  Blümner,  Technol.  4.  94. 

4)  Europ.  Terminus  für  das  Nttben  des  Leders  ist  suere,  wovon  sutor,  subula;  von 
derselben  Wurzel  stammen  xaaavta,  xacftvfjia,  ahd.  siula,  slav.  podüSlva  &ilo;  femer  vXia 
=  got.  sulja  =  ahd.  sola;  vgl,  xQtjnZ&^t  carpisculum,  lit.  kurp^,  ksl.  crSvy.,  ferner  lit. 
aunu,  ksl.  obuti,  zd.  aothra,  lat.  ind-uo. 

5)  Manche  rücken  diese  sogar  in  europäische  oder  idg.  Zeit,  hinauf. 

6)  in  ürna-vdibhas,  Spinne  s»  Wollenweber. 


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m  DRR  LATBINI8GHBN  SPRACHE.  179 

hangy  die  vielleicht  mit  dem  Verb,  spinnan  zusammenhängen),  endlich  der  bei 
Griechen  und  Römern  nachweisbare  Leinbau  [Xlvov  =  linum,  wozu  auch  lin- 
teus,  Ut,  an.  linnr,  Gürtel  =  lindhr,  lit.  linta ,  Zierband ,  gehören  (vgl.  got. 
lein,  lit.  llnas,  ksl.  Unü,  altir.  lin);  erheben  die  Bekanntschaft  mit  der  Technik 
des  Spinnens  und  Webens  in  der  gräkoitalischen  Zeit  über  allen  Zweifel^ 
ja  gestatten  sogar  vielleicht,  sie  in  europäische  Zeit  hinaufzurücken,  (vgl.  beson- 
ders Heibig,  die  Italiker  i.  d.  Poebene  p.  21  f.  4  45).  Ich  vermag  daher  Hehn^) 
in  seinem  negativen  Resultate  nicht  beizustimmen  und  kann  mich  nicht  ent- 
schliefsen,  stamen,  linum  und  pannus  für  griechische  Lehnwörter  anzu- 
sehen. —  Freilich  wird  diese  Kunst  damals  noch  sehr  unentwickelt  gewesen  sein, 
und  noch  als  die  Römer  bereits  in  Italien  feste  Wohnsitze  aufgeschlagen  hatten 
und  am  Tiber  sefshaft  waren ,  fanden  die  Phönlcier  für  ihre  dort  importierten 
Kleidungsstücke  reichlichen  Absatz. 

Wolle  war  der  erste  Stoff,  den  man  verarbeitete  und  demgemäfs  die 
wollene  Toga  (toga)  das  erste  und  älteste  Gewand  der  Italer,  vermutlich  gleich 
der  Tunika  einst  in  übereinstimmendem  Gebrauche  bei  beiden  Geschlechtern  ^) . 
Aus  demselben  Material  bestand  das  Untergewand  (tunica),  Griechen  wie 
Römern  gemeinsam,  und,  wie  die  Namensähnlichkeit  mit  ;(tTCüv  und  die  evidente 
Herkunft  des  letzteren  aus  dem  phönicischen  ketonet  bekunden,  von  jenem 
Handelsvolke  beiden  klassischen  Völkern  in  frühester  Zeit  zugeführt ') .  Dazu 
gesellte  sich  dann  als  Gegenstand  der  Frauenbekleidung  die  rica  (ricinium, 
ricula}  ein  gröfseres  oder  kleineres  viereckiges  Stück  Tuch,  welches  schleierartig 
auf  dem  Kopfe  getragen  wurde  und  schon  auf  den  XII  Tafeln  in  der  Bedeutung 
eines  Teppichs  zum  Schmucke  des  Scheiterhaufens  gebraucht  wird,  desgleichen 
die  castula,  ein  auf  dem  blofsen  Leibe  getragener  und  unter  der  Brust  zu- 
sammengeschnürter Frauenrock,  der  auf  älteren  Kunstwerken  oft  das  einzige 
Kleidungsstück  der  Frauen  ausmacht  (Varr.  b,  Non.  548)  *). 

Als  eigentümlicher  Anzug  des  p  o  p  a ,  der  die  Opfertiere  schlachtete ,  kam 
der  limus  in  Anwendung,  ein  männlicher  Unterrock.  Bei  schwerer  Arbeit  be- 
dienten sich  die  Männer  in  alter  Zeit  des  von  der  Hüfte  bis  zur  Schulter  reichen- 
den ein  et  US  (vgl.  campestre,  semicinctium,  subligaculum),  während  das  cin- 
gi  llüm  der  Frauen  etwa  unserer  Jacke  gleich  kam. 

Was  die  Römer  sonst  noch  an  Kleidungsstücken  besafsen,  haben  sie  von  den 
Griechen  überkommen ;  daher  denn  auch,  wenn  man  von  der  Kopf-  und  Fufs- 
bekleidung  und  von  den  zur  Bezeichnung  griechischer  Gewänder  neugeschaffenen 
Deminutivbildungen p a  1 1  a  (=  panla  =  panula) ,pallulau.  pallium absieht^) , 

4)  Hehn,  KuUurpfl.  S.  5S0  3ff. 

2)  toga  =s  die  deckende  von  lege,  vgl.  amictus  von  amicio,  womit  man  später  alle 
Oberkleider  znsammenüafsie. 

3)  tunica  verstümmelt  aus  (ke)-tonet,  vgL  Hehn,  1.  1.  Bi,  Vanicek,  Fremdwörter  80. 

4)  Nach  Vanicek,  Etymol.  Wörterb.  4238  von  Wurzel  kvadh,  putzen,  zieren,  nach 
Fr^hde  K.  Z.  23.  840  von  Wurzel  qAs,  Wenn  Ficks  (Wörterbuch  II  54)  Zusammenstellung 
von  capitium  mit  %vna<talg,  »Mieder«,  richtig  Ist,  so  würde  dieses  Kleidungsstück  gräko- 
italisch  sein. 

5)  Ebenso  wurde  ein  gallischer  Umwurf  mit  dem  römischen  Namen   lacema  benannt. 

12» 


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180  Griechische  WöRTBii 

im  grofsen  und  ganzen  nur  Teile  der  Toga  und  Tunika  echt  römische  Namen 
tragen  i) . 

Zu  welcher  Zeit  nun  die  einzelnen  griechischen  Kleiduagsstücke 
in  Rom  bekannt  und  benannt  worden  sind,  läfst  sich  schwer  sagen.  Nach  der 
Lautgestaltung  des  betreffenden  Lehnwortes  zu  schliefsen,  mufs  recht  früh  Ein- 
gang gefunden  haben  diepaenula=:  cpaivokrjg  =  dor.  cpaivoXag,  ein  mit  be- 
sonderer Vorliebe  von  den  niederen  Volksschichten,  z.  B.  von  agasones,  Sklaven 
u.  a.  bei  der  Arbeit  im  Freien  statt  der  Toga  gebrauchtes  Oberkleid,  welches 
später  auch  von  vornehmen  Römern  zur  Bequemlichkeit  auf  Reisen  angezogen 
wurde.  Da  nun  die  arbeitenden  Klassen  zuerst  mit  den  fremden  Kaufleuten  in 
Berührung  kamen,  so  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  dafs  gerade  dieses  Gewand 
unter  den  ersten  nach  Rom  gewandert  ist. 

Bald  mögen  ihm  von  männlichen  Bekleidungsgegenständen  die  laena  = 
xlcclva  und  die  a  b  o  1 1  a  =  aßoXog  gefolgt  sein ;  ersterer  ein  aus  dickem ,  gegen 
das  Wetter  schützendem  Stoffe  verfertigter  Mantel  und  schon  in  alter  Zeit  von 
den  mit  dem  Opfer  beschäftigten  flamines  getragen  (vgl.  Varr.  1.  1.  5.  433.  Cic. 
Brut.  57),  letztere  ursprünglich  eine  Tracht  der  Soldaten,  besonders  in  Kriegs- 
zeiten  (Varr.  fr.),  die  aber  später  in  allgemeinen  Gebrauch  überging. 

Aufser  den  genannten  erhebt  Anspruch  auf  sehr  frühe  Verwendung  in  Rom 
die  Stola,  das  hauptsächlichste  Frauenoberkleid,  deren  bereits  Ennius  Erwäh- 
nung thut;  freilich  noch  nicht  in  der  Beschränkung  auf  das  weibliche  Geschlecht, 
sondern  in  dem  weiteren  Sinne,  den  das  Wort  bei  den  Griechen  hatte,  als  Klei- 
dungsstück überhaupt^). 

Die  Plautinischen  Bezeichnungen  crocota,  crocotula  (safranfarbig), 
calthula  (gelblich,  voncaltha),  cumatile  (meerfarbig,  wasserblau,  von  xifza, 
Welle) ,  molochina==  malvella  (malvenfarbig) ^) ,  c e r i n u m  (wachsfarbig,  von 
cera,  ycrjQog)  ^)  beziehen  sich  sämtlich  nicht  auf  den  Schnitt,  sondern  blofs  auf 
die  Farbe  des  Frauenkleides  ^)  und  sind  samt  anderen  neueren  Benennungen  der 
beständigen  Schwankungen  unterworfenen  Frauenmode  vermutlich  erst  kurz  vor 
Plautus  aus  dem  Orient  importiert  werden,  wie  denn  damals  auch  die  Pracht- 
gewänder <^)    Namens   basilicum    (königlich)    und   exoticum    (ausländisch) 


4}  Vgl.  lacinia,  umbo,  slnus,  niga,  contabulatio,  instita,  latus  clavus,  angustus  claMis, 
limbus,  plumae,  segmentum,  cingulum. 

3)  Eni),  trag.  372  Rbb.  (Telephus):  regnuin  reliqui  saeptus  mendicl  stola;  vgl.  Noo. 
p.  537.  26:  stolam  veteres  non  honestam  vestem  solum,  sed  etiam  omnem,  quae  corpus 
tegeret. 

3)  Bei  Caec.  fab.  pall.  138  Rbb.,  doch  vgl.  Plaut.  Aul.  509:  molochlDarius.  Identisch 
damit  scheint  zu  sein  das  von  Nov.  fab.  Atell.  71  Rh.  erwähnte  molucium  &=  fiaXaxtoy, 
wofür  freilich  auch  molicina  gelesen  wird. 

4)  Plaut.  Epid.  226.  Brandt,  Jahrb.  f.  Philol.  4878  S.  388  denkt  an  Herkunft  des 
Wortes  aus  dem  hehr.  ^in,  weifs  sein,  unter  Vermittelung  des  Griechischen ;  doch  ist  dies 
sehr  unwahrscheinlich. 

5)  Andere  derartige  Benennungen  sind;  subminia,  violacea,  ianthina,  ferraginea;  das 
Gleiche  gilt  von  purpurea,  conchyliata,  xerampelina,  tyrianthina  vestis,  vgl.  plumatile. 

6)  Ein  solches  Prachtkleid  war  auch  die  in  der  späteren  Kaiserzeit  auftauchende  caia- 
cHsta. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  181 

samt  der  mit  Bordüre  versehenen  Tunika  =  tun  loa  patagiata  aufkamen. 
Daher  ruft  Plautus  nicht  mit  Unrecht  aus  (Epid.  223]  :  Quid  istae,  quae  vesti 
quotannis  nomina  inveniunt  nova  I  indusiatam,  patagiatam,  calthulam  aut  cro- 
cotulam. 

Bleiben  wir  zunächst  bei  der  Frauentoilette  stehen  I  Nächst  der  Tunika  und 
Stola  ist  das  am  frühesten  in  der  Litteratur  auftretende  Frauengewand  das  sup- 
parum*).  Sein  Name  (=  alq>aqov]  ist  ein  uraltes  Lehnwort  des  Seewesens  und 
bezeichnet  ursprünglich  ein  linnenes  Segel.  Später  wurde  derselbe  auf  ein  vier- 
eckiges Stück  Leinwand  übertragen  und  kam  so  zur  Bedeutung  eines  Frauen- 
kleides, welches  nach  Varr.  1.  1.  5.  131  über  der  subucula  getragen  wurde.  Es 
bezeichnet  somit  im  Gegensatz  zur  innern  oder  untern  Tunika  (subucula  =  inte- 
niia)  die  obere  Tunika  (supparum  =  indusium] . 

Nach  der  Beschaffenheit  der  Ärmel  unterschied  man  zwischen  einer  lang- 
und  kurzärmeligen  Tunika ;  die  letztere  war  seit  den  ältesten  Zeilen  im  Gebrauche 
der  Römer,  wenn  wir  auch  ihren  griechischen  Namen  colobium  oder  colo- 
bum  erst  bei  Servius  und  im  Cod.  Theod.  antreffen;  erslere  dagegen,  die  tunica 
chiridota  oder  macrochera,  welche  die  Bömer  auch  manicata  nannten, 
wurde  erst  später,  besonders  von  Frauen  und  von  orientalischen  und  keltischen 
Insassen  der  Stadt  getragen  (vgl.  Scip.  Afr.  b.  Gell.  7.  12.  2). 

Dem  latus  clavus  der  Männer  entsprach  auf  der  Tunika  der  Frauen  das 
patagium,  ein  breiter  purpurner  oder  goldener  Streifen  (Naev.  trag.  48), 
während  die  paragauda,  ein  aus  Gold  oder  Seide  bestehendes,  zum  Schmucke 
der  Tunika  dienendes  Bund,  nach  ihrer  Erwähnung  in  der  Litteratur  zu 
schiiursen,  erst  in  der  späteren  Kaiserzeit  eingeführt  worden  ist. 

Mutmafslich  im  2.  Jahrh.  v.  Chr.  fand  in  Rom  Eingang  die  diploiS;  ein 
doppelt  gelegtes  Frauenobergowand,  der  laena  der  Männer  entsprechend  2)  und 
vielleicht  identisch  mit  dem  Plautinischen  peplum  =  Tthtlov^],  wenn  nicht 
unter  letzterem  die  palla  zu  verstehen  ist. 

In  etwas  späterer  Zeit  mögen  dagegen  Mode  geworden  sein  die  caliptra 
=  xalvTiTQa,  ein  das  Gesicht  bis  auf  die  Nase  und  die  Augen  verhüllender 
Schleier  (Fest.  p.  47.  5)  und  die  zuerst  von  Properz  erwähnte  cycl^s  =  xt/xAac;, 
eine  feine  weifse,  mit  Gold  oder  Purpur  verbrämte  Tunika  der  römischen  Damen 
(Prop.  4.  7.  40),  die  nur  zuweilen  von  weibischen  Männern  wie  Caligula  getragen 
wurde  (Suet.  Cal.  52). 

Thun  wir  noch  des  aufser  den  Frauen  auch  den  Männern  eigenen  Gürtels 
,zona,  cestus,  encomboma)*)  und  der  von  jungen,  körperlich  stark  ent- 


4)  Nov.  com.  p.  284  Rbb.  Afran.  ibid.  p.  154. 

2)  Bei  Nov.  fab.  Atell.  72  Rbb. 

3)  Bei  Plaut.  Merc.  prol.  67. 

4)  zona  von  Männern  Plaut.  Merc.  925,  von  Frauen  Catull  2.  13.  cestus  ^  lutnos  sc. 
ifias  Plaut.  Bacch.  69.  encomboma  von  jungen  Mädchen  Varr.  b.  Nod.  p.  543,  von  Sklaven 
Loogus  2.  38. 


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182  Gribghisghb  Wömtbr 

wickelten  Damen  getragenen  Busenbinde  (strophium)^]  Erwähnung,  so  haben 
wir  die  wichtigsten  Gegenstände  der  weiblichen  Toilette  vorgeführt. 

Von  den  Kleidungsstücken  der  Männer  scheint  aufser  den  oben  besprochenen 
verhältnismäfsig  zeitig  in  Rom  bekannt  geworden  zu  sein  die  griechische  chla- 
myS)  die  nicht  nur  in  den  Plautinischen  Komödien  aufserordentlich  häufig  er- 
wähnt wird  2],  sondern  von  der  auch  erzählt  wird,  dafs  sie  Scipio  und  Sulla  auf- 
genommen haben  ') . 

Nicht  im  gewöhnlichen  Leben,  wohl  aber  auf  der  Bühne  pflegte  angelegt  zu 
werden  das  syrma,  welches  die  in  Götter-  und  Heldenrollen  auftretenden 
Tragöden  würdiger  und  stattlicher  erscheinen  liefst). 

Dagegen  sind  wir  schwerlich  berechtigt,  vor  der  Kaiserzeit  anzusetzen  den 
Gebrauch  folgender  Lehnwörter  und  der  damit  bezeichneten  Gegenstände:  en- 
dromis,  ein  besonders  nach  gymnastischen  Übungen,  die  bekanntlich  erst  seit 
Nero  in  Rom  Anklang  und  Verbreitung  fanden,  gegen  Erkältung  benutzter  Um- 
wurf;  exomis,  eine  die  eine  Schulter  unbedeckt  lassende,  namentiidi  von 
Leuten,  die  mit  schwerer  Arbeit  beschäftigt  waren,  gebrauchte  Tunika;  aiii- 
cula<^],  ein  kurzer,  leichter,  über  der  rechten  Schulter  befestigter,  aber  mit  zwei 
Zipfeln  längs  der  Schenkel  herabfallender  Überwurf. 

Von  stoischen  und  cynischen  Philosophen  wurde  mit  Vorliebe  als  äufseres 
Zeichen  der  Armut  getragen  der  tribon,  dessen  unter  den  Römern  zuerst  Au- 
sonius  Erwähnung  thut.  Bei  besonderen  festlichen  Gelegenheiten  finden  wir  in 
Gebrauch  die  synthesis,  ein  leichtes  Hauskleid,  das  bei  Tisch  und  an  den 
Satumalien  auch  auf  der  Strafse  angelegt  zu  werden  pflegte®),  und  das  von 
Juvenal  erwähnte  t reche dipn um,  wahrscheinlich  ein  von  Parasiten  angezo- 
genes Modekleid.  Ganz  spät  erscheint  in  der  römischen  Litteratur  der  birrus 
(volkstümlicher  aus  burrus  =  Ttv^^og  entstellter  Ausdruck) ,  ein  mit  einer  Kapuze 
versehener  Mantelkragen,  der  unter  den  letzten  Kaisem  bei  allen  Klassen  der  Be- 
völkerung beliebt  war,  und  das  anaboladium,  ein  Umwurf  um  die  Schultern  ^ . 


§  2. 

Der  zu  den  Kleidern  benutzte  Stoff  war  in  alter  Zeit  wohl  durchweg 
Wolle.  Der  schon  frühzeitig  als  Schreibmaterial  gebrauchten  Leinwand 
(vgl.  libri  lintei)  begegnen  wir,  abgesehen  von  den  linnenen  Panzern,  die  bereits 

4)  Bei  Plaut.  Aul.  54  4.  Turp.  497;  al.  lect.  b.  Plaut,  strophiarius ,  Yerfertiger  von 
Busenbinden. 

2)  chlamys  bei  Plautus  4  0  mal,  cblamydatus  7  mal. 

8)  Vgl.  Cic.  Rab.  Post.  40.  Yaler.  Max.  8.  2  u.  8  und  Mommsen-Marquardt,  Rom. 
Altert.  «  IV.  848. 

4)  syrma  zuerst  bei  Val.  4.  Afr.  64  Rbb. 

5)  alHcula  oder  alicula  Deminutiv  von  aXXi^,  zuerst  bei  Pelron.  An  eine  Ableitung  des 
Wortes  ala,  Flügel  ist  schon  deshalb  nicht  zu  denken,  'well  das  griechische  gleichbedeu- 
tende Wort  bereits  für  das  8.  Jahrh.  v.  Chr.  bei  Euphor.  und  Callim.  nachweisbar  ist. 

6)  synthesis  öfter  bei  Martial. 

7)  Vgl.  analeptris,  Kissen  zum  Ausstopfen  der  Schultern. 


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IN  DBB  LATBINISGHBll  SPRiGHB.  183 

im  5.  Jahrh.  v.  Chr.  von  den  Vejentern  im  Kriege  benutzt  wurden,  in  gröfserer 
Ausdehnung  unter  den  Kleidungsstücken  zuerst  beim  supparum. 

Die  ägyptische  feine  Leinwand,  der  byssus,  mag  erst  gegen  Ausgang  der 
Republik  nach  Rom  gekommen  sein ;  dagegen  ist  die  Bekanntschaft  mit  der  ost- 
indischen Baumwolle  und  dem  Musselin  schon  in  die  Zeit  der  asiatischen 
Kriege  zurückzuversetzen,  da  das  Wort  carbasus  =  skr.  karpÄsa  sich  schon 
bei  Ennius  ^)  vorfindet.  Dafs  auch  dieser  StofiT  zur  Anfertigung  von  Kleidungs- 
stücken verwendet  worden  ist,  kann  mindestens  als  sehr  wahrscheinlich  be- 
trachtet werden. 

Der  Import  von  Seide  und  Seidenstoffen  erfolgte  mutmafslich  am  Ende 
der  Republik,  wiewohl  schon  Lucilius  das  wahrscheinlich  orientalische  Wort 
m';etaxa,  Seide  gebraucht.  Denn  erst  die  Schriftsteller  der  augusteischen  Zeit 
nennen  die  vestes  sericae,  bombycinae  und  Coae,  d.  h.  halbseidene  Ge- 
wänder, weiche  aus  durch  Auflösung  fertiger  Seidenzeuge  gewonnenen  Fäden 
und  aus  Baumwolle  oder  Leinwand  hergestellt  wurden  und  meist  von  Frauen, 
zuweilen  aber  auch  von  verweichlichten  Männern  getragen  wurden.  Der  Ge- 
brauch ganzseidener  Kleidungsstücke  (holosericae)  fällt  in  die  spätere  Kaiser- 
zeit und  soll  nach  ausdrücklicher  Überlieferung  seit  dem  asiatischen  Wollüstling 
Elagabal  datieren.  Atlas  und  Samt  kannte  das  Altertum  noch  nicht  trotz 
der  aus  der  griechischen  Sprache  geschöpften  Bezeichnung  des  letzteren  in  den 
romanischen  und  anderen  modernen  Sprachen  (Samt  =  i^dfiiTov,  sechsfadig)^). 

Dagegen  erscheinen  im  Beginn  der  Kaiserzeit  zwei  neue  Arten  von  Woll- 
stoffen :  das  schon  von  Lucilius  genannte,  aber  erst  während  der  Herrschaft  des 
Augustus  in  Rom  importierte  gausapum,  gausape  oder  gausapa  =  psila 
(Lucil.),  ein  auf  einer  Seite  wolliges  Fries,  und  das  vor  Plinius  (8.  73)  in  Rom 
noch  wenig  bekannte,  auf  beiden  Seiten  wollige,  grobe  und  dicke  amphi- 
mallum  =  amphitapa  (Lucil.),  dessen  man  sich  besonders  in  der  rauhen 
Jahreszeit  zu  Oberkleidem  bediente. 

Den  bereits  von  Varro  und  Cicero  genannten  cilicischen,  aus  Ziegenhaaren 
gewonnenen  Stoff  (cilicium)  benutzte  man  später,  zur  Zeit  der  Kirchenväter, 
auch  zur  Herstellung  von  tunica  und  sagum,  wie  denn  um  die  gleiche  Zeit  auch 
der  Gebrauch  von  aus  Biberhaaren  gefertigten  Geweben  aufkam').  Merk- 
würdig ist  die  Verwendung  eines  Minerals,  des  Amiants  (amiantus  Plin.  36.  439), 
zu  Geweben,  besonders  Servietten  und  Handtüchern. 

Seit  der  Kaiserzeit  nahm  femer  mit  der  immer  mehr  um  sich  greifenden 
Verweichlichung  der  Gebrauch  der  Pelze  seinen  Anfang,  die  namentlich  von 
südrussischen  Häfen,  wie  Tanais  an  der  Mündung  des  Don,  in  immer  wachsender 


1)  Enn.  ann.  560;  vgl.  carbasina  Caecil.  Stat.  188  Rbb.  Die  ägyptische  Baumwolle 
erwähnt  Plin.  unter  dem  Namen  gossypium;  vgl.  sindon  s  aiydtiy  Martial  4.  4  9.  12  (wahr- 
scheinlich benannt  von  Sindhu,  dem  heimischen  Namen  des  Indus). 

3}  Unter  vestimenta  aeanthina  (Varr.)  sind  mit  Isid.  17.  9.  21  mit  Akanthuszweigen 
bestickte  Gewfinder  zu  verstehen,  also  nicht  solche,  die  aus  dem  Stoffe  der  Distelart  acan- 
thium  gefertigt  waren. 

3)  vestes  flbrinae,  Isid.  or.  19.  22.  4  6.    birrus  castoreus  Claudian.  92.  4. 


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184  Griechische  Wöeteb 

Zahl  importiert  wurden,  sodafs  in  dem  Edictum  Diocietiani  schon  Pelze  von  16 
verschiedenen  Tieren  erwähnt  werden,  die  einen  Gegenstand  Vegelmäfsiger  Ein- 
fuhr bildeten.  Doch  finden  sich  neben  der  gewöhnlichen  römischen  Bezeichnung 
peilis  und  den  keltischen  resp.  sardischen  Ausdrücken  reno  und  mastruca 
nur  wenige  griechische,  wie  gaunacum,  persischer  oder  babylonischer  von 
Wieselfellen  hergestellter  Pelz  (Varr.  1.  i.  5.  467),  arnacis,  Schafpelz  als 
Mädchenbekleidung  fvgl.  mollestra),  nebris,  Kleidungsstück  der  Jäger  und 
bei  Künstlern  und  Dichtem  gewöhnliches  Attribut  des  Bacchus  und  seiner  Be- 
gleiter, und  sisura  oder  sisurna^),  dicker,  zottiger,  vornehmlich  von  Land- 
leuten getragener  und  fast  ausschlielslich  von  Ziegen  genommener  Pelz. 


§  8. 

Noch  haben  wir,  um  die  Bekleidungs-  und  Toilettegegenstände  zu  erledigen, 
über  Kopf- und  Fufsbedeckung,  über  Bart- und  Haarpflege  und  über 
Schmucksachen  zu  berichten. 

Wie  schon  erwähnt,  war  der  pi Ileus,  die  Filzmütze  oder  Filzkappe,  die 
älteste  zum  Schutze  des  Kopfes  dienende  Tracht  der  Europäer,  mindestens  der 
Gräkoitaliker.  In  historischer  Zeit  trugen  ihn  für  gewöhnlich  Seeleute  und 
Künstler,  zur  Zeit  der  Saturnalien  aber  das  ganze  Volk.  Überdies  war  er  ein 
beständiges  Attribut  des  Castor  und  Pollux;  aber  auch  Odysseus,  Charon  u.  a. 
Gestalten  der  griechischen  Mythologie  werden  in  der  Regel  mit  demselben  abge- 
bildet. Dafs  die  Römer  ihn  nicht  von  den  Griechen  entlehnt  haben,  geht,  abge- 
sehen von  dem  originalen  Auftreten  des  Wortes  im  Germanischen  und  Slavischen, 
auch  aus  der  Verschiedenheit  der  Form  hervor,  da  der  griechische  pilleus  meist 
Eigestalt,  der  römische  aber  die  Form  eines  Cylinders  hatte. 

Daneben  bestand  das  Kapp  eben  (pilleolusj ,  das  nur  den  Scheitel  des 
Kopfes  bedeckte,  femer  der  galerus,  eine  noch  mit  dem  Pelze  versehene  Mütze 
aus  Tierfell,  die  von  Vergil  Aen.  6.  688  den  Bewohnern  des  alten  Latiums  zuge- 
schrieben wird  und  in  historischer  Zeit  von  Jägern  und  Bauern,  aber  auch  von 
Pontifices  und  Saliern  getragen  wurde,  letzteres,  w^enn  der  Pelz  von  einem  Opfer- 
tiere herstammte.  War  das  Tierfell  von  weifser  Farbe,  so  lieferte  es  den  Stoff 
zum  albogalerus  des  flamen  Dialis  (vgl.  apex,  ofTendix).  Aufserdem  ist  zu 
nennen  der  tutulus,  eine  wollene  Kappe,  die  gleich  einem  Keile  von  unten 
nach  oben  zu  spitz  zulief  und  sich  im  Gebrauche  einiger  Priesterkollegien  be- 
fand (Serv.  ad  Verg.  Aen.  2.  683). 

Das  reticulum,  ein  Haarnetz,  und  die  vesica,  eine  blasenartige  Kopf- 
bedeckung, waren  ganz  gewöhnliche,  aber  erst  in  späterer  Zeit,  wahrscheinlich 
nach  griechischem  Vorbilde  geschaffene  Gegenstände  des  weiblichen  Kopf- 
schmucks. 

Von  den  griechischen  Benennungen  haben  cidaris,  Mütze  der  persisch- 


1)  Ammian.  16.  5.  5.    Bei  Plaut.  Pers.  97  hat  es  Ritschi  aus  iure  hergestellt;  doch  ist 
Grund  vorhanden,  die  Richtigkeit  dieser  Lesart  zu  bezweifeln  (vgl.  Tuchhäudler). 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  185 

armenischen  und  parthischen  Könige,  sowie  der  jüdischen  Hohenpriester,  und 
tiara  als  gewöhnliche  Kopfbedeckung  im  ganzen  westlichen  Asien  für  uns  kein 
Interesse,  weil  ihr  Gebrauch  in  Rom  nicht  aufkam  ^) . 

Anders  steht  es  mit  dem  petasus,  der  causia  und  mitra,  die  sich 
sämtlich  auf  italischem  Boden  einbürgerten.  Der  erstgenannte ,  ein  beliebter 
Filzhut,  der  zum  Schutze  gegen  die  Sonne  mit  einer  breiten  Krempe  versehen 
war  und  vorzüglich  auf  Reisen  Verwendung  fand,  wird  schon  5  mal  von  Plautus 
erwähnt  2). 

Aus  dem  gleichen  Materiale  und  von  ähnlicher  Fagon  war  die  von  den 
Macedoniem  erfundene  und  durch  Vermittlung  der  Griechen  den  Römern  zuge- 
kommene causia,  die  gern  von  Fischern  und  Matrosen  und  seit  Kaiser  Caligula 
gleich  den  ebenfalls  damals  aufkommenden  thessalischen  Hüten  (Dio  Cass.  59.  7) 
im  Theater  getragen  wurde ^).  Der  ursprünglich  in  Persien,  Kleinasien  und 
Arabien  gebräuchlichen  und  von  da  den  griechischen  Frauen  zugekommenen 
mitra  (Afr.  37,  vgl.  anadema)  bedienten  sich  in  Rom  fast  nur  Greise  und 
liederliche  Dirnen^),  der  dieser  ähnlichen  mitella,  die  sonst  nur  bei  Trink- 
gelagen um  den  Kopf  gewunden  wurde,  zu  Giceros  ^)  gröfstem  Erstaunen  nea- 
politanische Greise  und  Jünglinge  auf  offener  Strafse  (vgl.  calautica). 

Auch  das  bei  den  Kirchenvätern  zuerst  genannte  theristrum,  ein  gegen 
die  Sonnenhitze  schützendes  Kopftuch,  mufs  als  spätes  Fremdwort  hier  erwähnt 
werden,  desgleichen  das  aus  Persien  stammende  diadema*),  welches  von  eini- 
gen Völkern  des  römischen  Reichs  als  Zeichen  der  königlichen  Würde  aufge- 
nommen wurde. 

§4. 

Die  gebräuchlichste  und  verbreitetste  Fufsbekleidung  der  Römer  be- 
stand in  dem  Schuh  (calceus  von  calx,  Ferse)'),  der  von  Männern,  und  dem 
kleinen  Schuh  (calceolus),  der  von  Frauen  getragen  wurde.  Desgleichen  sind 
schon  frühzeitig  in  Gebrauch  und  mit  römischen  Namen  benannt  die  von  der 
ländlichen  Bevölkerung  getragenen  sculponeae^),  sowie  die  gleichfalls  rustiken 
perones^);  später  kamen  in  Gebrauch  die  vom  Militär  und  den  Jägern  be- 
nutzten caiigae. 


1)  Das  Gleiche  gilt  von  der  bei  den  nordischen  Völkern  und  bei  Parthern  und  Medern 
üblichen  Beinbekleidung  der  saraballa  =  aaqaßaXXa. 

2)  So  Plaut.  Pseud.  735.     Genaueres  über  den  Gebrauch  in  Rom  siehe  bei  Marquardt, 
Allert.  Vii.  4U. 

8)  Genaueres  darüber  bei  Marquardt,  Altert.  V^S.  114;  vgl.  Plaut,  mil.  gl.  1178. 

4)  Properz  4.  6.  70;  Ovid.  Fast.  4.  517. 

5)  Cic.  Rabir.  Post.  10. 

6)  Juven.  13.  105,  zuerst  belegt  bei  Cat.  or.  p.  28.  18. 

7)  Europäisch  ist  das  spät  belegte  carpisculum  s  x^ttiV,  Ht.  kurpe,  ksl.  cr^vij. 

8)  Vgl.  Plaut.  Gas.  386. 

9)  Vgl.  Cat.  fr.  bei  Fest.  p.  142  Müll. 


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186  Griechische  Wörter 

Doch  macht  sich  auf  dem  Gebiete  des  Schuhwerks  schon  sehr  bald  griechi- 
scher Einflufs  bemerklich,  und  selbst  der  römisch  benannte  calceus  stimmt  in 
seinen  Hauptformen  mit  der  entsprechenden  griechischen  Fufsbekleidung  über- 
ein,  hat  also  wohl  die  Veränderungen  der  griechischen  Mode  unter  griechischem 
Einflufs  mit  durchgemacht.  In  gleicher  Weise  ist  die  sölea  (von  sölum,  Boden), 
d.h.  die  von  beiden  Geschlechtem  getragene  Sandale  (=sandaliumj^],  und 
der  soccus  der  den  Frauen  und  Komöden  zukommende  Pantoffel  trotz  ihrer  römi- 
schen Namen  sicherlich  nur  Imitation  griechischen  Gebrauchs,  wie  denn  diese 
beiden  Schuhwerksgattungen  in  allen  ihren  Arten  nur  im  Hause  zur  Bequemlich- 
keit getragen  und  erst  später  auch  fttr  die  Öffentlichkeit  angezogen  wurden^]. 

Dagegen  sind  auch  dem  Namen  nach  griechisch  der  mulleus  und  die 
baxea,  ersterer,  wahrscheinlich  von  der  rötlichen  Barbe  [fivllog  =  muilus) 
benannt,  der  althergebrachte  Stiefel  derjenigen,  welche  ein  kurulisches  Amt  be- 
kleideten (Cato  bei  Fest.  p.  H%  Mttll.),  letztere  (besonders  von  Komöden  ge- 
tragen (Plaut.  Men.  2.  3.  40  =  7ta§  bei  Hesych.),  femer  die  crepida^j  und 
diecarbatinae,  welche,  nach  der  lautlichen  Gestaltung  der  Lehnwörter  (= 
xQtjTtlg  und  xaQTtaTi/i/av)  gleichfalls  frühzeitig  bei  Griechenfreunden  Eingang 
gefunden  haben  werden.  So  wird  von  dem  älteren  Scipio  erzählt,  dafs  er  gegen 
die  sonstige  Sitte  die  crepidae  auf  freier  Strafse  getragen  habe,  woraus  sich  er- 
giebt,  dafs  sie  schon  lange  vorher  im  Hause  benutzt  worden  sind.  Auch  ge- 
braucht bereits  Plautus  das  Deminutiv  crepidula  (Pers.  464)  von  Frauen- 
schuhen. Während  aber  die  crepida  immer  eine  mehr  griechische  Tracht  blieb, 
gingen  die  carba tinae  aus  dem  Gebrauche  der  Asiaten  und  Griechen  ganz  in 
den  der  Römer  ttber  (Catull.  98.  4)  und  werden  noch  bis  auf  den  heutigen  Tag 
vom  römischen  Landvolke  getragen. 

Sandalenartig  waren  die  diabathra,  dib  bei  Frauen  und  weibischen 
Männern  Anklang  fanden  (Naev.  trag.  60,  vgl.  diabathrarius  Plaut.  Aul.  5081. 
Das  in  ganz  verschiedenen  Bedeutungen  gebrauchte  griechische  Wort  cothur- 
nus  bezeichnet  nicht  nur  einen  hohen  Jagdstiefel  (Plin.  7.  49)  und  eine  ähn- 
liche, aber  prachtvoller  ausgestattete,  einigen  griechischen  Gottheiten  von 
Künstlern  als  Attribut  beigelegte  Fufsbekleidung^),  sondern  auch  den  tragischen 
mit  hohen  Sohlen  versehenen  Schuh,  der,  wie  man  annehmen  darf,  zugleich  mit 
den  scenischen  Darstellungen  in  Rom  eingewandert  sein  wird.  Seit  der  Cicero- 
nianischen  Zeit  bürgerten  sich  die  sicyonischen  Frauenschuhe  ein,  deren 
Lucrez  (Sicyonia)  und  Cicero  (calcei  Sicyonii)  bereits  Erwähnung  thun ;  da- 


1)  Vgl.  Terenz  Eun.  1028.  Turp.  84.  447.  Schon  in  den  Plautin.  Komödien  wurden 
die  Sandalen  den  ausgehenden  Damen  von  besonderen  Sklavinnen  nachgetragen;  sandali- 
gerulae  Trin.  252.  Wer  sie  aber  aufserhalb  des  Hauses  trug,  galt  für  einen  Nachahmer 
griechischer  Gebräuche.    Cic.  Verr.  2.  5.  33.  Sen.  d.  ir.  3.  48. 

2)  Römische  Bezeichnungen  auf  dem  Gebiete  des  Schuhwesens  sind  ferner:  ameDtom, 
ansa,  obstragulum,  corrigia,  luna,  ligula,  clavus,  fulmenta ;  pero  scheint  keltischer  Ablniaft 
zu  sein.  Die  zancae  sind  eine  orientalische  Fufsbekleidung  der  Parther ;  auch  udo  ist  wohl 
fremder  Abkunft. 

3)  crepidae  Graiorum  Pers.  4.  427;  vgl.  Gell.  43.  22.  Isid.  er.  49.  Bh, 
4j  Die  freilich  auch  den  Fufs  des  Tuditanus  zierte  (Cic.  Phil.  3.  6). 


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IN  DBB  LATBimSGHBN  SpRACHB.  187 

gegen  blieb  eine  mehr  griechische  Sitte  der  Gebrauch  des  phaecasium,  wel- 
ches, den  athenischen  Gymnasiarchen  und  den  griechischen  Priestern  eigentüm- 
lich, bei  den  Schriftstellern  der  Kaiserzeit  öfter  erwähnt  wird. 

§  5. 

Mit  der  Kleidung   in   gewissem  Zusammenhange  steht  die  Haartracht. 

Neben  den  echt  lateinischen  Ausdrücken  für  Haar  capillus,  crinis, 
caesaries  setzte  sich,  besonders  im  dichterischen  Sprachgebrauche  und  wohl 
durch  diesen  das  griechische  coma  fest;  die  Kenntnis  der  Locke  dokumentiert 
sich  in  den  Worten  cincinnus,  cirrus,  capronae,  antiae.  Während  die 
Frauen  das  Haar  gewöhnlich  in  einen  Knoten  (nodus)  zusammenfügten,  bildete 
der  tutulus^),  ein  turmartiger  Haaraufsatz,  das  Vorrecht  der  Flaminica.  Doch 
verwandte  man  im  allgemeinen  in  früherer  Zeit  auf  Haartouren  wenig  Mühe  und 
Sorgfalt;  noch  bei  Plautus  gelten  die  künstlich  zurechtgestutzten  Haare  (crispi, 
ooncinni,  compositi,  ficti)  als  Kennzeichen  von  Buhldirnen. 

Mit  dem  Eindringen  griechischer  Sitten  und  Gebräuche  und  namentlich  seit 
der  Einwanderung  griechischer  Toilettenkünstler  und  Friseure,  die  nach  der 
ausdrücklichen  Angabe  der  Alten  (vgl.  Varr.  r.  r.  2.  H.  40  und  Plin.  7.244)  um 
das  Jahr  300  aus  Sicilien  kamen,  schwand  indes  die  alte  Einfachheit  mehr  und 
mehr.  Das  bisher  lang  getragene  Kopfhaar  der  Männer  fiel  der  Schere  des 
Haarschneiders  zum  Opfer,  ja  seit  Beginn  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  ging  man  sogar 
soweit,  dafs  man  das  Haar  fast  bis  auf  die  Haut  abschor.  Freilich  ist  damit  nicht 
ausgeschlossen,  dafs  von  einzelnen  Ständen  und  Personen  andere  Haartrachten 
vorgezogen  wurden. 

Einen  förmlichen  Haarkultus  aber  trieben  seit  dem  Ende  der  Republik  die 
Frauen;  sie  suchten  geradezu  etwas  darin,  ihr  Haar  möglichst  künstlich  ordnen, 
sich  möglichst  auffällig  frisieren  zu  lassen :  Perücken,  namentlich  von  den  blonden 
Haaren  der  Germanen,  waren  in  der  ersten  Kaiserzeit  ziemlich  verbreitet.  Von 
ihnen  scheint,  nach  der  Wortgestaltung  zu  urteilen,  das  caliendrum  =  xcrA- 
XvpTQoy  am  frühesten  Aufnahme  gefunden  zu  haben,  während  das  corymbion, 
die  charakteristische  Haartracht  der  Athenerinnen,  erst  für  die  Zeit  Petrons 
nachweisbar  ist^j. 

Wie  den  Kopf,  so  kultivierte  man  jetzt  auch  das  Gesicht,  und' seit  den  Sei- 
pionen  kam  das  Rasieren  in  allgemeine  Aufnahme  ^) ,  ja  später  machte  man  sogar 


4}  Vermutlich  nach  orientalischem  Vorbilde  und  schon  früh  in  Etnirien  nachweisbar; 
vgl.  Heibig,  Im  neuen  Reich  4  874.  721  ff. 

4)  Der  crobylus  =  xqioßvXog  (Tert.  virg.  vel.  10)  der  Athener  dürfte  schwerlich  unter 
den  römischen  Trachten  sich  nachweisen  lassen;  vgl.  arsineum,  weiblicher  Kopfputz. 

3)  Plin.  7.  211:  primus  omnium  radi  oolidie  instituit  Africanus  sequens.  Über  die 
schon  in  den  Pfahldörfern  der  Poebene  gefundenen  Rasiermesser  vgl.  Heibig,  d.  Ital.  in  d. 
Poebene  S.  20.  Über  das  Barttragen  als  uralten  Gebrauch  der  vedischen  Arier  vgl.  Zimmer, 
altind.  Leben,  K.  8  am  Schlufs.  Doch  kannte  man,  wie  die  Gleichung  skr.  kshuräs  »  ^^oV 
(vgl.  ahd.  skeran)  beweist,  bereits  in  der  idg.  Zeit  das  Scbermesser. 


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188  Griechische  Wörter 

von  der  Pincette  zum  Ausrupfen  (volsella)  und  vom  psilotrum  zur  Vernichtung 
der  Haare  Gebrauch  ^) . 

Erst  während  der  Regierung  Hadrians  trat,  wahrscheinlich  unter  asiatischem 
EinQufs,  der  Vollbart  wieder  in  seine  alten  Rechte  ein,  um  in  der  Folge  frei- 
lich unter  beständigem  Schwanken  der  Mode  wieder  dem  bartlosen  Gesichle 
Platz  zu  machen  ^) . 

§6. 

Gleichfalls  ziemlich  gewaltig  war  der  Einflufs  Griechenlands,  der  sich  aur 
dem  Gebiete  der  Schmucksachen  bemerkbar  macht ;  doch  haben  ihnen  hier 
die  Phönicier  bedeutend  vorgearbeitet  und  die  alten  Italer  auch  ein  gut  Teil 
ihrer  eignen  Initiative  zu  verdanken.  Denn  auf  einer  je  niedrigeren  Kulturstufe 
ein  Volk  steht,  um  so  gröfser  ist  sein  Streben,  sich  auffällig  zu  schmücken  und 
durch  allerhand  Flitterkram  ein  Ansehen  zu  geben.  So  ist  es  heutzutage  noch 
z.  B.  bei  den  Indianern  Amerikas  und  den  Negern  Centralafrikas ,  so  war  es 
schon  in  grauester  Vorzeit.  Bereits  die  Pfahldörfler  der  Poebene  haben  in  den 
ältesten  Stadien  der  Ansiedelung  über  eine  Anzahl  von  bronzenen  Schmuck- 
stücken besonders  von  radförmiger  Gestalt  verfügt'),  gleichwie  sie  mit  bronzenen 
Kämmen  und  Haarnadeln  sich  zu  frisieren  verstanden.  Die  Bewohner  der  aus 
einer  etwas  späteren  Zeit  und  Kulturepoche  stammenden  Pfahlbauten  im  Garda- 
see  sind  sogar  schon  mit  dem  Gebrauch  von  fibulae,  Arm-  und  Halsbändern, 
Finger-  und  Ohrringen,  Gürtelschnallen  und  Gürtelbeschlägen  aus  dem  gleichen 
Metall  vertraut  gewesen*),  wie  wir  denn  ähnliche  Gegenstände  in  den  ältesten 
Nekropolen  La tiums  antreffen  ^) .  Inwieweit  sie  alle  diese  Schmuckgegenstände 
selbständig  angefertigt  haben,  wird  sich  schwer  feststellen  lassen ;  dafs  aber  die 
Phönicier  in  diesem  Falle  das  zur  Bronzedarstellung  nötige  Zinn  zugeführt  haben 
müssen,  ist  bereits  oben  erörtert  worden. 

Auf  einer  weit  höheren  Kulturstufe  treffen  wir  beim  ersten  Dämmern  der 
Geschichte  die  Etrusker  an,  deren  Gräberfunde  uns  eine  bei  weitem  vervoll- 
kommnete Technik  der  Metallarbeit  erkennen  lassen.  Hier  finden  wir 
Schmucksachen  aus  Gold,  Elfenbein,  Bernstein,  Smalt  und  anderem  Material, 
meist  aus  dem  Orient  durch  phönicische  Kauffahrteischiffe  importiert ,  nur  zum 
kleinsten  Teil  in  eignen  Offizinen  nach  orientalischen  Vorbildern  gearbeitet,  h 
die  Übereinstimmung  mit  den  levantinischen,  im  ältesten  Griechenland  auf  den 
Markt  gebrachten  Waren  ist  so  frappant,  dafs  nach  Helbigs  Auseinandersetzungen 
über  die  Frauentoilette  bei  Homer  (Im  neuen  Reich  4874.  S.  784—733)  kein 
Zweifel  über  die  gemeinschaftliche  Quelle  obwalten  kann. 


1)  Vgl.  Martial  3.  74;  6.  98. 

2)  Näheres  giebt  Bunz  im  Daheim  1878  no.  47  S.  749. 
8)  Heibig  a.  a.  0.  S.  20. 

4)  Vgl.  Heibig  a.  a.  0.  S.  58. 

5)  Vgl.  Heibig  a.  a.  0.  S.  90  f.     Über  den  grofsen  Luxus  der  vedischen  Inder  im  Tragen 
von  Goldschmuck  vgl.  Zimmer,  altind.  Leben.  Kap.  8. 


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IN  DfiR  LATEINISCHEN  SpRAGBE.  189 

Ähnlich  mag  es  damals  in  La t tum  gewesen  sein.  Denn  dafs  man  vor  dem 
Auftreten  der  Griechen  bereits  die  Bekanntschaft  der  wichtigsten  Schmucksachen 
dort  gemacht  hatte,  beweisen  nicht  nur  die  Gräberfunde,  sondern  auch  die  echt 
römischen,  nicht  aus  dem  Griechischen  entlehnten  Ausdrücke  für  Ring  (anulus), 
Agraffe  (fibula),  Kette  (catena),  Halsband  (monile^)),  Armband  (ar- 
millum)  u.  a. 

Auf  etruskischen  Einflufs  deutet  nicht  nur  die  Verwendung  der  den 
Kindern  als  Amulette  angehängten  buUae,  sondern  auch  die  Notiz  des  Florus 
(4.  5),  dafs  die  Fingerringe  von  Tarquinius  Priscus  aus  Etrurien  eingeführt  seien. 
Vergleicht  man  mit  der  letzteren  Nachricht  die  Angabe  des  Plinius^j,  dafs  die 
Statue  des  Romulus  auf  dem  Kapitel  keinen  Fingerring  gehabt  habe,  so  kommt 
niun  zu  der  Vermutung,  dafs  die  Sitte  des  Ringetragens  vielleicht  nach  dem 
Vorgange  der  Tarquinier  in  Rom  allgemeinere  Verbreitung  gefunden  hat,  gleich- 
viel  ob  sie  von  Etrurien  oder  Griechenland  ausgegangen  ist.  Oder  sollen  wir,  das 
Hauptgewicht  auf  die  der  Ringe  baren  Statuen  legend,  mit  Becker,  Rom.  Altert. 
2.  4.  223,  und  Detlefsen,  Progr.  v.  Glttckstadt  4868  S.26,  das  Aufkommen  dieses 
Gebrauchs  noch  auf  zwei  Jahrhunderte  hinabrücken  und  auf  den  Ausgang  des 
4.  Jahrh.  v.  Chr.  verlegen?  Dann  würde  entschieden  direkte  griechische  Ein- 
wirkung anzunehmen  sein.  Doch  mag  dem  sein,  wie  ihm  wolle;  so  viel  ist  ge- 
wifs,  dafs  der  häufige  Wechsel  in  der  Mode  des  Ringetragens  und  der  grofse  mit 
ihnen  und  den  darin  später  eingefügten  Gemmen  getriebene  Luxus  aus  griechi- 
scher Anregung  resultiert. 

Und  nun  zu  den  aus  griechischen  Lehnwörtern  ersichtlichen  Kultureinflüssen 
dieses  Gebiets  in  historischer  Zeit  I 

Sehr  früh  mufs,  wie  die  Form  bezeugt,  der  spinter,  Gq)iy%xyq  zur  Kenntnis 
der  Römer  gekommen  sein,  eine  den  linken  Arm  der  Frauen  zierende  Spange, 
die  in  den  Menaechmi  des  Plautus  nicht  weniger  als  siebenmal  genannt  wird. 
Gleiehfalls  in  den  Plautinischen  Stücken  begegnen  wir  dem  condalium,  con- 
dulus  =  ycovdvkogj  einem  besonders  von  Sklaven  getragenen,  am  ersten  Gliede 
des  Zeigefingers  steckenden  Ringe,  und  dem  in  Wassertropfenform  gebildeten 
und  daher  stalagmium  (Plaut.  Men.  542]  genannten  Ohrgehänge.  Neben 
letzterem  kamen  auch  die  crotalia  (Petr.  67.  9)  in  Gebrauch,  welche  aus  zwei 
bimenartig  gestalteten,  an  einander  schlagenden  Perlen  (elenchi)  bestanden. 

Ein  das  Gelenk  des  Fufses,  die  Knöchel,  zierendes  und  zu  Plinius'  Zeit  in 
Rom  gebräuchliches  Band  (Plin.  33.  39)  erwähnt  zuerst  Horaz  ep.  4.  47.  56 
(periscelis),  das  den  Namen  spatalium  führende  Armband  zuerst  Plinius 
(43.  4  42}.  Rei  späteren  Autoren  finden  wir  erwähnt  die  kleine  Halskette  Namens 
muraenula,  das  nach  seinem  cylinderfdrmigen  Aussehen  benannte,  aus  einem 


4)  Schwerlich  aus  fiawos  entlehnt,  wie  keltisch  fxayiaxrjg  und  die  verwandten  lateini- 
eben   Ausdrücke  melius  und  millus  beweisen.    Vgl.  skr.  mani,  as.  meni,   ahd.  menni,  ksl. 

moDisto,  Halsband. 

5)  Plio.  38.  9.  Unwahrscheinlich  ist  die  Angabe  des  Fab.  Pictor  und  Cincius  bei  Dion. 
V.  llal.  2.  38  und  des  Liv.,  dafs  die  durch  den  Verrat  derTarpeia  das  Kapitol  besetzenden 
Sabiner  mit  anulis  gemmatis  geschmückt  gewesen  seien. 


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190  Gribghirghb  Wöhtbb 

geschliffenen  Steine  bestehende  Glied  eines  Haisschmucks  oder  Ohrgehänges 
(cylindrus)  und  das  am  rechten  Arm  getragene,  hybrid  bezeichnete  Armband 
(dextrocherium  =  dexter  +  X^^Q)*  ^^^  ^^^^  ^^™  Anlaut  gleichfalls  griechische 
Wort  smialia,  Armband  in  Schlangenform,  steht  nur  auf  einer  Inschrift  bei 
Murat.  439.  4  1). 

An  dieser  Stelle  mag  auch  des  lemniscus  und  der  taenia  Erwähnung 
geschehen.  Jene  war  eine  an  coronae  militares  und  sonstigen  Ehrenzeichen  an- 
gebrachte oder  auch  allein  als  Auszeichnung  verliehene  Schleife  2],  diese  ein 
zum  Zusammenbinden  der  beiden  Kranzenden  dienendes  und  Über  den  Nacken 
herabhängendes  Band  ^) .     ^ 

§7. 

Werfen  wir  nun  noch  einen  Blick  in  das  Toilettenzimmer  der  römischen 
Damen ! 

Dafs  Kämme  (pecten,  Crinale]  zum  Kämmen  und  Feststecken  des  Haares 
und  Haarnadeln  (acus  crinalis)  schon  in  den  Pfahldörfern  gefunden  worden  sind, 
ist  bereits  erwähnt;  auch  wird  man  in  der  Annahme  kaum  irren,  dafs  Metall- 
Spiegel  (speculum)  und  Toilettenkästchen  oder  Cisten  (arcula), 
deren  eine  grofse  Zahl  in  etruskischen  Nekropolen  gefunden  worden  sind,  zu 
den  alten  Toilettengerätschaften  der  Römerinnen  gehören.  Und  wie  die  letzteren, 
nach  den  mythologischen  Darstellungen  und  Namen  zu  urteilen ,  erst  auf  grie- 
chische Anregung  hin  in  Etrurien  und  Latium  angefertigt  wurden ,  so  läfst  sich 
auch  im  übrigen  auf  Schritt  und  Tritt  der  griechische  Einflufs  verfolgen.  Sind 
doch  die  römischen  Frauen  geschickter  Lehrerinnen  gelehrige  Schülerinnen  auf 
dem  Gebiete  der  Toilettenkünste  gewesen  I  Haben  sie  doch  alle  Mittel,  die  ihnen 
hier  durch  die  Griechen  bekannt  wurden,  begierig  aufgenommen  und  mit  grofsem 
Raffinement  angewendet !  Wohl  sagt  uns  kein  griechisches  Lehnwort  mehr,  dafs 
die  Sitte,  die  Haare  rot  zu  färben,  die  schon  zu  Gates  Zeit  in  Rom  W^urzel  gefafsl 
hatte  ^),  aus  griechischer  Quelle  geflossen  ist,  und  gleichwohl  ist  bei  der  PrioriUt 
dieses  Toilettenkunststücks  in  Griechenland  schwerlich  daran  zu  zweifeln.  Da- 
gegen verraten  die  aus  dem  Griechischen  übersetzten  Ausdrücke  dentifricium 
=  oäovTOTQififia,  odovTOGiiriYiJLa  und  dentiscalpium  =  odorroylvfig  für 
zwei  erst  von  Plinius  erwähnte  Toilettengegenstände,  dafs  wir  es  hier  mit  grie- 
chischer Erfindung  zu  thun  haben  ^) . 


1)  Das  Wort  viriae,  Halsschmuck,  welches  Diez,  roman.  Gramm.  4.  45  im  ZasainineD' 
hang  bringt  mit  gyrare,  ist  samt  viriatus  echt  lateinisch  und  vermuUicb  mit  lit.  viline. 
Armband  eng  verwandt.  YgL  meine  Auseinandersetzungen  über  dieses  Wort  in  Benen- 
bergers  Beiträgen  6.  833  f.  Die  gewundene  Halskette  der  nördlichen  Völker  (torques)  nahm 
man  in  Rom  nur  als  militärische  Belohnung  auf. 

2)  Vielleicht  schon  bei  Plaut.  Pseud.  4265. 
8)  Vgl.  Enn.  trag.  69. 

4)  Vgl.  Serv.  ad  Verg.  Aen.  IV.  698:  quia  in  Catone  legitur  de  matronamm  crinibos: 
flavo  cinere  unctitabant,  ut  rutilae  essent. 

5)  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  dem  Sonnenschirm  umbella,  umbraculum  ^  cxiaSet^r. 


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IN  DBB  LATBIIflSGHBIf  SPRACHE.  191 

Deutlicher  noch  ist  der  griechische  Einflufs  erkennbar,  wenn  der  griechische 
fütirten  roten  Schminke  (f  u  c us  =  (pihcog  ^] )  und  dem  zum  Schwärzen  der  Augen 
verwendeten,  aber  erst  viel  später  in  Gebrauch  gekommenen  Surm^  (s  t  i  m  m  i , 
stibi,  larbasis  bei  Plin.,  vgl.  cailiblepharum  bei  Yarro),  ferner  bei  dem 
sicherlich  vor  Plautus'  Zeit  Mode  gewordenen  Brenneisen  (calamister, 
calamistrum  Plaut.  Cure.  577)  und  dem  in  der  Regel  aus  Buchsbaum  gefertigten 
Schmuckkästchen  (pyxis  Gic).  Auch  das  meist  aus  Onyx  fabrizierte 
(al abaster),  aber  auch  aus  anderem  Materiale  hergestellte  Salbenfläsch- 
chen  (narthecium,  ampulla)  gehört  hierher,  nicht  minder  das  Ring- 
kästchen (dactyliotheca)  und  verschiedene  Schönheitsmittel  und  Parfüms 
wie  das  Schönheitspflästerchen  (splenium  Plin.  ep. ;  Mart.;  vgl.  Ovid. 
a.  a.  3.  202),  das  durch  Auskochen  ungewaschener  Schafwolle  gewonnene  oesy- 
pum  (Ovid.  a.  a.  3.  243)  und  das  zum  Parfümieren  des  Körpers  verwendete 
Pulver  Namens  d  i  a  p  a  s  m  a  (Plin. ) . 

Salben,  von  der  billigsten  Sorte  an  (epilimma)  bis  zum  kostbaren 
megalium  erfreuten  sich  schon  frühzeitig  enthusiastischer  Aufnahme  bei  den 
Römern. 

Wenn  Plinius  43.  2  recht  hat,  so  war  die  Odeurbereitung  eine  Erfindung 
der  Perser.  Bei  ihnen  erbeutete  Alexander  der  Grofse  ein  scrinium  unguen- 
torum,  von  ihnen  lernten  die  Griechen  sich  der  Salben  und  öle  bedienen  und 
von  den  Griechen  wieder  die  Römer  2).  Die  Zeit  des  ersten  Eindringens  dieser 
orientalischen  Sitte  nach  Rom  vermag  uns  der  erwähnte  Autor  nicht  anzugeben, 
versichert  aber,  dafs  zur  Zeit  des  Krieges  mit  Antiochus  (489)  die  damaligen 
Censoren  P.  Licinius  Crassus  und  L.  Jul.  Cäsar  den  Verkauf  ausländischer 
Salben  (unguenta  exotica)  streng  verboten  hätten :  gewifs  ein  Zeichen,  wie  sehr 
der  Gebrauch  schon  damals  eingewurzelt  war. 

Dem  Ausdruck  Salbe  (unguentum)  begegnen  wir  schon  aufserordentlich 
häufig  bei  Plautus, und  dem  Plautinischen  myropoia  (Salbenhändler Trin.  408), 
myrobrecharius  (Parfümerieenhändler  Aul.  54  4)  und  olearius  (ölhändler 
Capt.  489)  steht  würdig  zur  Seite  die  Schar  der  aromatarii  (vgl.  anaboli- 
carii),  pigmentarii,  sepiasiarii,  odorarii,  die  im  Laufe  der  Zeit  für 
ihre  Waren  in  Rom  Absatz  suchten. 

Die  Salben  und  ö  1  e  selbst  aber,  betreffs  deren  Bereitung  ich  auf  Blümners 
trefriiche  Schrift  über  Technologie  und  Terminologie  d.  Gewerbe  u.  Künste 
2.  328  ff.  vei'weise,  erhielten  ihren  Namen  zumeist  von  den  duftenden  Ingre- 
dienzien. 

Ich  begnüge  mich  hier  damit,  ihre  griechischen  Namen  in  der  Reihenfolge, 
wie  sie  litterarisch  belegt  sind,  au&uzählen : 

Bei  Plautus  treffen  wir  an  die  Bezeichnungen  stacta,  murra,  murri- 
num,  crocinum,  schoenus,  bdellium,  bei  Lucrez  amaracinum,  bei 


4)  Vgl.  Plaut.  Most.  275  u.  Ö.    purpurissum  Plaut.  Most.  861. 

5)  Plin.  49.  2:    Postea  voluptas  eius  a  nostris  quoque  inter  laudatissima  atque  etiam 
honestlssima  vitae  bona  admissa  est. 


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192  GRitcmscHB  Wörter 

Name  ins  Latein  übergegangen  ist :  So  bei  der  schon  in  sehr  alter  Zeit  einge- 
Vitruv  cedrium,  bei  Geis,  und  Colum.  murteum,  cicinum,  cyprinum, 
gleucinum,  bei  Plinius  (43.  5  ff.)  irinum,  rhodinum^  oenanthinum, 
melinum,telinum,m0topium,  panathenaicum,  pardalium,  nar- 
cissinum,  sampsuchinum,  sesaminum,  malobathrinum,  cinna- 
mominum,  nardinum^  balaninum,  cedrinum,  amygdalinum  = 
neopum,  caryinum,  cnidinum,  chortinum ,  pissinum,  pisse- 
laeon,  (Plin.  23.  88 ff.)  cupressinum,  citreum,  hyoscaminum,  ther- 
minum,  rhaphaninum,  bei  Martial  glaucina,  bei  Apul.  murtinuiD 
(vgl.  myrteum),  bei  Theod.  Prise,  anethinum,  chamaemelinum  (vgl. 
chamomillinum  bei  Plin.  Yal.  3.  2),  bei  Pomp.  dig.  crininum^). 

Die  übrigen  fast  nur  zu  medizinischen  Zwecken  verwendeten  Salben  wie 
collyrium,  hieraciumu.  a.  werden  wir  bei  Besprechung  der  Heilkunde 
erwähnen. 


i)  Nach  Analogie  dieser  Worte  sind  gebildet:  lentisdnum,  luncYnum,  laui^num  u.  a. 


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NuUa  deoempedis  metata  priTatis  opacam 
porticuB  excipiebat  arcton. 

Hör.  carni.  2.  15.14. 

Kap.  YL   Wohnung. 

Aufser  der  Nahrung  und  Kleidung  gehört  zu  den  wichtigsten  leiblichen  Be- 
dürfnissen des  Menschen  die  Wohnung.  Schon  frühzeitig  wird  ihn  »die  grofse 
Meisterin,  die  Not«,  angeleitet  haben,  gegen  die  Unbilden  der  Witterung  für  sich 
und  die  Seinigen  Schutz  zu  suchen,  während  des  Winters  mutmafslich  in  eigens 
zu  diesem  Zwecke  in  die  Erde  gegrabenen  Höhlen,  im  Sommer  dagegen  in  leich- 
ten, aus  Flechtwerk  konstruierten  Hütten,  die  mit  Schilfrohr  oder  anderem,  be- 
quem zu  beschaffendem  Materiale  überdeckt  wurden.  So  war  das  Heim  der  no- 
madisierenden Wanderstämme  der  Indogermanen  vor  ihrer  Trennung.  Denn 
wenn  uns  auch  skr.  vastu  =  faatv  (vgl.  lat.  Vesta)  mit  der  Grundbedeutung 
»Wohnstätte«  und  skr.  ve?as,  vi 9,  zend.  vic,  lat.  vicus,  olycoQj  got.  veihs, 
ksl.  visi,  altir.  fich  als  »Ort  und  Inbegriff  der  Heimkommendena  (v.  Würz, 
vic  =  In  in  'inw,  tnavu,  Inviofiai)  wegen  der  Allgemeinheit  der  Begriffe 
keinen  Aufschlufs  über  die  Bauart  und  Beschaffenheit  der  Wohnung  gewähren, 
so  verstattet  uns  doch  die  übereinstimmende  Bezeichnung  des  Hauses  als  »ge- 
baut, gezimmert«^)  wenigstens  die  Annahme,  dafs  unsere  Altvorderen  schon  in 
ihren  asiatischen  Sitzen  sich  ein  Obdach  aus  Holz  gefügt  haben,  in  welches  der 
Zutritt  durch  eine  Thür^)  stattfand  und  vor  welchem  sich  ein  Hof  3]  ausbreitete, 
ja  an  das  sich  wahrscheinlich  auch  noch  ein  Stall  für  die  Herde  ^)  anschlofs. 
Auch  hatte  man  damals  bereits  gelernt ,  sein  Heim  zum  Schutze  gegen  Feinde 
und  wilde  Tiere  mit  einem  aufgeschütteten  Damme  zu  umgeben  und  sich  so  einen 
festen  Platz  oder  eine  Burg^]  zu  schaffen. 


4)  skr.  dama,  do/^og ,  lat.  domus,  ksl.  domü,  altir.  aur-dam,  er-dam,  prodomus,  vgl. 
aD.  timbr,  Bauholz,  got.  iimrjan,  bauen,  zimmern. 

5)  skr.  dwAtf  dvära,  d^vqa,  lat.  foras,   ags.  dum,    ahd.  tura;   lat.  fores,   ksl.  dv!rK,   lit. 
durys. 

3)  zend.  dvara ,  lat.  forum,  forus ,  lit.  dvaras ,  ksl.  dvorii,  vgl.  skr.  äta,  lat.  antae,  an. 
und»  Osthoff  K.  Z.  S8.  84  und  Zimmer,  altind.  Leben  S.  184. 

4)  skr.  mandira,  mandura,  fAaydqa, 

5)  skr.  pura,   pur,   puri,  griech.  noXis^   lit.   pilis,   Schlofs,    Burg  von  Würz,  pal,   auf- 
schütten.    »Stadt«  ist  eine  später  entwickelte  Bedeutung.    Vgl.  Zimmer,  altind.  Leben,  Kap.  5. 

Weise,  Qriecli.  Wörter  i.  d.  Ut.  Sprache.  ]  3       «. 


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194  Griechische  Wörter 

Solche  holzgezimmerte  Htttten  hatten  die  Kelten  und  Germanen  noch 
in  der  Zeit,  wo  sie  mit  den  Römern  in  Berührung  kamen  ^),  ähnliche  die  Inder 
zur  Zeit  des  Megasthenes  (Arrian.  Ind.  40.  2),  ähnliche  die  Pfahldörfler  in  der 
Poebene  (vgl.  Heibig,  a.  a.  0.  S.  12),  nur  dafs  letztere  auf  langen  in  den  Boden 
eingerammten  Pfählen  errichtet  waren.  In  der  Hauptsache  gleichfalls  aus  Holz 
unter  Hinzunahme  von  Lehm  und  Stroh  bauten  die  ältesten  Latiner  ihre  Wohn- 
Stätten.  Die  Form  derselben  war  annähernd  die  gleiche  runde  (Heibig  a.  a.  0. 
S.  50) .  Das  Compluvium  des  späteren  römischen  Wohnhauses  war  darin  noch 
nicht  vorhanden,  das  Licht  fiel  daher  nur  durch  die  Thür^). 

Wo  gröfsere  Gemeinwesen,  ganze  Dörfer 3)  entstanden,  wurden  diese  in 
der  Regel  mit  einem  Wall  aus  Erde  oder  Holz  umgeben;  der  Mauerbau  da- 
gegen sowie  überhaupt  die  Steinbaukunst  kam  nach  Griechenland  durch  die 
Phönicier  und  nach  Italien  durch  die  Griechen  *) .  »Phönicier  hatten  in  der  Urzeit 
in  der  Kunst  des  Mauer-  und  Terrassenbaus  die  Griechen  unterwiesen,  Griechen 
brachten  sie  später  den  Etruskern  und  Latinern,  von  Italien  kam  sie  in  einem 
ganz  jungen  Zeitalter  zu  den  Völkern  über  den  Alpem  (Hehn  a.  a.  0.  S.  449). 
Daraus  ergiebt  sich  von  selbst ,  dafs  die  Griechen  in  weit  früherer  Zeit  Stein- 
bauten aufgeführt  haben  müssen  als  die  Italiker,  und  in  der  That  ist  schon  Homer 
mit  der  Technik  dieser  Kunst  vertraut  und  redet  von  d-äkafiov  ^eoTolo  XL&oio 
(II.  VI.  844.  248),  ja  vergleicht  sogar  die  geordnete  Schlachtreihe  der  Myrmi- 
donen  mit  den  dicht  an  einander  gereihten  Steinen,  die  der  Baumeister  beim 
Bau  eines  hohen  Hauses  zusammenfügt : 

II.  16.  242:    Enger  noch  schlössen  die  Reihen,   nachdem  sie  vernommen 

den  König; 
Wie  wenn  die  Mauer  ein  Mann   fest  fügt  aus   gedrängeten 

Steinen 
Einem  erhabenen  Hause. 
Später  erst  erwarb  man  sich  die  Kenntnisse  zum  Bau  von  Befestigungswerken 
aus  Stein ;  denn  dieselben  bestehen  in  den  Homerischen  Gedichten  noch  durch- 


4)  Bekannt  ist,  dafs  die  Germanen  die  Technik  des  Steinbaus  von  den  Römern  erlerol 
und  demgemfifs  alle  darauf  bezüglichen  Ausdrücke  aus  dem  Latein  entlehnt  haben:  so 
Mauer,  Tunn,  Keller ,  Speicher,  Kammer,  Küche,  Söller,  Pfeiler,  Kalk,  Ziegel,  Mörtel, 
Tünche  u.  a.  (vgl.  Hehn,  a.  a.  0.  123  ff.).  Dagegen  sind  urdeutsch  die  Bezeichnungen  für 
ein  aus  Flechtwerk  konstruiertes  Obdach  wie  Laube,  Lee,  Wand,  Hürde,  Gitter,  Gasse  und 
Benennungen  des  aus  Holz  gefügten  Hauses  und  seiner  Teile  wie  Zimmer,  Bau,  Schwelle, 
Balken,  Stock,  Giebel,  Sparren,  Dach,  Saal,  Halle;  dazu  Herd,  Schornstein,  Esse,  Ofen, 
Schlot,  Flur,  Diele,  Tenne,  Bansen,  Fach,  Stiege,  Koben,  Krippe,  Hag,  Zaun,  Garten,  Hof 
(vgl.  Rautenberg,  Progr.  des  Johanneums  in  Hamburg  4880.  S.  9  ff.). 

2)  Die  Ausdrücke  für  Balken  (xqonoSf  xqdq>rj^,  ^Q^nr^^f  lat.  trabs,  an.  thref,  thrafni; 
ferner  für  Gitter,  Gatter  (xiyxXU,  Cancer),  Dach  {tiyo^,  altir.  teg,  tech)  und  Hürde  (crales, 
got.  hanrds,  an.  hurdh)  sind  grfikoitalisch. 

3)  Dorf:  xüfitj,  got.  heims,  lit.  kemas,  welche  Wörter  sich  ebenso  aus  dem  Begriff 
»Heim,  Wohnstätte«  zu  der  allgemeineren  Bedeutung  »Dorf«  entwickelt  haben  wie  die  Kor- 
relata  von  olxo^  im  Zend  (vi^),  Got.  (veihs)  und  Altir.  (fich). 

4)  Eurip.  Herc.  für.  948  finden  wir  die  Angabe,  dafs  die  Mauern  von  Mykenae  nach 
phönicischem  Kanon  konstruiert  gewesen  seien. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  195 

weg,  selbst  in  dem  in  allen  Kunstfertigkeiten  soweit  vorgeschrittenen  Wunder- 
lande  der  Phäaken  aus  Holz  und  Erde  (Pallisaden  und  Wällen)  und  nacli  glaub- 
würdiger Überlieferung  wurden  in  dem  kleinasiatischen  Phokaea  erst  im 
6.  Jahrh.  v.  Chr.  steinerne  Mauern  errichtet  (Herod.  4.  463;  vgl.  4.  144  und 
Heibig  a.a.  0.  434]. 

Von  ihrer  Heimat  nun  übertrugen  die  Hellenen  diese  Art  des  Haus-  und 
Mauerbaus  nach  Grofsgriechenland  und  Italien,  und  durch  den  Verkehr  mit  den 
griechischen  Kolonieen  wurden  die  Etrusker  und  Römer  schon  verhältnismäfsig 
frühzeitig  veranlafst,  ihre  Wohnungen  nach  griechischer  Norm  zu  bauen  (Heibig 
a.  a.  O.  55).  Daher  die  letzteren  denn  auch  die  Benennung  des  Mörtels  (calx), 
des  Richtscheits  (groma=  yvutfiwv)  und  des  Lineals  der  Zimmerleute 
(amussis)  ^)  aus  der  griechischen  Sprache  übernommen  haben. 

Gleichwie  für  das  Wohnhaus  der  Lebenden  wurde  auch  für  die  Ruhe- 
stättederToten  das  griechische  Vorbild  mafsgebend,  und  man  kann  demnach 
bei  den  uralten  Grabstätten  Etruriens  (AlsioU;  Caere)  und  Latiums  (Praeneste) 
die  gleichen  Typen  wie  im  griechischen  Mutterlande  beobachten  ^j. 

Nicht  minder  finden  sich  die  cyklopischen  Mauerbauten,  die  wir  noch  heute 
ia  Tiryns  und  Mykenae  bewundern,  in  Mittelitalien  wieder,  ja  wahrscheinlich  ist 
sogar  die  Servianische  Mauer  auf  die  gleiche  Quelle  zurückzuführen  ^) .  Dasselbe 
gilt  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  den  Turm-  (turris  =  rv^^ig,  TUQaig) 
und  Wasserbauten^)  der  Römer. 

Nach  alle  dem  kann  von  einer  schon  in  gräkoitalischer  Zeit  entwickelten 
Tektonik  des  Steinbaus  keine  Rede  sein  ^) ;  vielmehr  wurde  die  schlichte  Holz* 
hatte  der  ältesten  Zeit  durch  die  Griechen  (Aision,  Pyrgi)  in  Etrurien,  durch  die 
Elrusker  und  Griechen  in  Rom  verdrängt,  wie  denn  noch  die  Rezeichnung  des 
in  jener  Zeit  in  Rom  aufkommenden  neuen  Raustils  als  ratio  Tuscanica  (vgl.  ca- 
vaedium  Tuscanicum,  atrium  Tuscanicum  ^) )  direkt  auf  die  nördlichen  Nachbarn 
als  Überbringer  hinweist. 

Der  wesentlichste  Teil  des  römischen  Hauses  war  das  atrium 7),  weshalb 
auch  ganz  alte  Gebäude,  die  eben  nur  daraus  bestanden,  geradezu  atria  genannt 


4 )  euthygrammum  s  norma  und  gnomon  sind  keine  Lehn-,  sondern  nur  Fremdwörter» 
Über  die  verschiedenen  Bedeutungen  von  amussis  siehe  S.  207  f. 

2)  Doch  darf  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen  werden,  dafs  diese  Einflüsse  direkt 
von  den  Phöniciern  über  Etrurien  ausgeübt  worden  sind.  So  behauptet  auch  Lübke, 
Gesch.  der  Architektur  S.  167,  dafs  sowohl  das  tempelartige  Freigrab  als  das  fayaden- 
geschmückte  Felsgrab  direkt  aus  dem  Orient  abzuleiten  sei. 

3}  Vgl.  Mommsen,  Rom.  Gesch.  16  888  ff. 

4)  Vgl.  Mommsen,  Rom.  Gesch.  10  473. 

5)  moenia  und  murus  mit  Fick  im  Vgl.  Wörterb.  für  proethnische,  nicht  von  den 
Italikern  geschaffene  Bildungen  zu  halten,  ist  sicherlich  zu  kühn,  da  cambr.  main,  Stein 
gar  nicht  mit  den  in  Rede  stehenden  Wörtern  verwandt  zu  sein  braucht. 

6)  Varr.  1.  1.  5.  464:  atrium  appellatum  ab  Atriatibus  Tuscis;  illius  enim  exemplum 
sumpium. 

7)  Die  wahrscheinlichste  Etymologie  des  auf  die  verschiedenste  Weise  erklärten  Wortes 
ist  die  des  Servius  ad  Verg.  Aen.  4.730:  ibi  eiiam  culina  erat,  unde  et  atrium  dictum 
est;   atrum  enim  erat  ex  fumo. 

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196  Griechische  Wörter 

werden,  wie  das  alrium  Vestae,  Libertatis,  regium  u.  a.  Das  erstgenannte  hatte 
sogar  noch  die  alle  runde  Form  der  Urzeit  beibehalten,  während  sonst  das  atrium 
in  der  Regel  viereckig  gebaut  wurde ,  vermutlich  nach  griechisch-etruskischem 
Muster. 

Ein  zweiter  wichtiger  Bestandteil  des  Hauses,  das  vestibulum,  findet 
sein  Analogen  im  griechischen  nqodvqov. 

Die  Decke  war  von  Haus  aus  flach  (tectum) .  Durch  die  Griechen  lernte 
man  die  gewölbte  Decke  (camera  =  xa^ua^a)  und  vermutlich  auch  die 
Kellergewölbe  (hypogea  concamerationesque  bei  Yitruv.)  kennen;  denn  die 
Griechen  waren  es,  welche  nach  Hirts  ^j  und  Mommsens  ^)  überzeugender  An- 
nahme den  schon  frühzeitig  in  Babylonien  und  Ägypten  zur  Anwendung  ge- 
brachten Bogen-  und  Gewölbebau  auf  italischen  Boden  verpflanzten,  wenn  auch 
den  Etruskern ,  die  denselben  vielleicht  zuerst  bei  ihren  Bauten  in  Rom  ver- 
wendet haben,  von  den  Römern  das  Verdienst  seiner  Erfindung  vindiziert 
worden  ist  ^) . 

Das  Dach  war  ursprünglich  ohne  öff'nung  (siehe  S.  494)  und  erhielt  erst 
später  eine  solche  zum  Einlassen  des  Lichts  und  als  Abzugsweg  des  Rauchs  eot- 
sprechend  der  griech.  xoTcvodoxr]  (Herod.  8.  437). 

An  das  Atrium  grenzten  meist  kleine ,  gewöhnlich  zum  Schlafen  benutzte 
Räume  (alae) ,  die  ihr  Korrelat  finden  in  den  rings  um  die  avlrj  des  griechischen 
Hauses  gelegenen  avÖQwveg  oder  oJxot  und  an  welche  sich  an  der  Rückwand 
noch  das  tablinum  anschlols,  ein  als  Archiv  und  Geschäftslokal  oder  als 
Komptoir  des  Hausherrn  dienender  Raum. 

Doch  blieb  man  bei  dieser  Einfachheit  der  Bauart  nicht  stehen.  Je  gröfser 
und  enger  die  Berührung  mit  den  Griechen  wurde  und  je  mehr  sich  infolge 
dieses  Kontakts  die  Ansprüche  steigerten,  um  so  behaglicher,  bequemer  und 
geräumiger  suchte  man  sich  die  Häuser  zu  bauen  und  die  Zimmer  einzurichten. 
Zu  diesem  Zwecke  adoptierte  man  bald  das  Peristyl  (peristyl(i)um),  den 
offenen,  meist  mit  Säulen  umgebenen  Hof,  der  sich  an  das  Atrium  ebenso  an- 
reihte, wie  im  griechischen  Wohnhause  der  zweite  Hof  an  den  ersten  (avJiri)  und 
um  welchen  sich  nun  die  übrigen,  nach  und  nach  aufkommenden,  dem  immer- 
mehr wachsenden  Luxus  dienenden  Räume  gruppierten.  Von  allem  den  griechi- 
schen Wohnhäusern  entlehnten  Komfort  aber  mögen  die  Bäder  (balnea  =  (iala- 
vela)  am  frühesten  nach  Rom  übertragen  worden  sein.  Zu  diesen  gesellten  sich 
dann  Gesell  Schaftszimmer  (exedrae),  Triclinien  (triclinia)*),  Säle  (oeci), 
stattliche  Wohnzimmer  (diaetae),  Alkoven  (hemicyclia) ,  Vorzimmer 
(amphithalami),   Bildergallerien    (pinacothecae) ,   Büchersäle  (bibliothe- 


1)  Vgl.  Hirt,  die  Baukunst  nach  den  Grundsätzen  der  Alten  S.  164. 

2)  Vgl.  Mommsen,  Rom.  Gesch.  10  473. 

3)  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  sind  auch  die  ältesten  mit  Wölbung  verseheoen  Bau- 
werke Roms,  die  cloaca  maxima  und  das  kapitolinische  Quellhaus  (TuUianum)  nicht  unter, 
sondern  erst  nach  der  Regierungszeit  der  Tarquinier  aufgeführt  worden,  vgU  Mommj»en 
a.  a.  0. 

4]  in  Luculis  Hause  waren  viele  nach  Plut.  Luculi.  41. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SpBAGHE.  197 

cae)  *),  Nischen  für  Statuen  (zothecae),  prächtige  Vorhallen  oder  Eck- 
zimmer (chalcidicae),  Galle rien  vor  dem  Hause  (prostades),  Säulengange 
zum  Spazierengehen  (xysti),  Hippodrome  (hippodromi) ,  lauter  Luxus- 
räume, die  seit  dem  4 .  Jahrh.  v.  Chr.  —  ihre  Namen  erscheinen  nicht  vor  Cicero 
in  der  römischen  Litteratur  —  mehr  oder  weniger  in  Aufnahme  kamen  und 
gegen  Ausgang  der  Republik  in  Privathäusem  ganz  verbreitet  waren  2).  Seit 
dieser  Zeit  datiert  femer  die  Kunst-  und  Ziergärtnerei  (topiaria  Cic.  ad 
Qu.  fr.  3.  4.  2.  §  5)  und  die  Anlage  von  Fontänen  (silanus,  Lucr.).  Auch  die 
wohl  gleichfalls  damals  in  Aufnahme  kommenden  Altane  (subdialia}  sind  trotz 
ihres  römischen  Namens  eine  griechische  ErOndung  (Plin.  36.  186:  subdialia 
Graeci  invenere) . 

Dals  auch  der  aus  zwei  Riegeln  bestehende  Thürverschlufs  (pessuli  = 
Tcaaaakoi),  der  schon  frühzeitig  neben  den  serae  und  repagula  erscheint,  grie- 
chischen Ursprungs  ist,  beweist  sein  Name^).  Dagegen  ist  das  Wort  cla  vis  = 
griech.  xlelg  =  kelt.  clü,  clävi,  wie  aus  lat.  claudo  neben  ksl.  kljuiiti,  lit.  kliuti 
etc.  ersichtlich,  original. 

Ferner  war  der  Gitterverschlufs  der  Fenster  und  Thüren  (clatri 
=  xl^d^Qa,  vgl.  clatrata  fenestra  bei  Plautus)  ein  Vermächtnis  der  Dorer  Grofs^ 
griechenlands,  wahrscheinlich  auch  der  Gebrauch  des  Fensters  (fenestra) 
selbst. 

Doch  der  vornehme  Römer  begnügte  sich  nicht  mit  trefflichen  Konversations-, 
Besuchs-  und  Speisesälen  und  mit  all  den  griechischen  Pracht-  und  Luxus- 
zimmem,  die  jedem  Eintretenden  auf  den  ersten  Blick  den  Kunstsinn  des  Haus- 
herrn offenbaren  sollten;  sondern  er  gab  auch  viel  auf  glänzende,  pomphafte 
Ausstattung. 

Wie  in  Griechenland  sich  die  Gips-  und  Stuckbekleidung  (opus 
albarium,  xovlafxa)  der  Wände  aus  den  Tempeln  und  Staatsgebäuden  mit  der 
gröfseren  Verbreitung  der  Wandmalerei  auch  auf  Privathäuser  ausdehnte,  so 
auch  in  Rom,  wo  Stuckatur  im  2.  Jahrh.  nach  griechischem  Vorbilde  begann, 
zuerst  im  kapitolinischen  Tempel  zu  Rom  im  Jahre  479,  der  lange  Zeit  dieses 
Schmuckes  entbehrt  und  mit  blolsen  Steinwänden  dagestanden  hatte  ^j;  dann 
aber  auch  in  Privatgebäuden.  Dagegen  fand  der  Marmor  (marmor)  erst  seit 
dem  Jahre  92  v.  Chr.  nach  asiatischem  Vorbilde  zu  konstruktiven  und  dekora- 
tiven Zwecken  Verwendung. 


1)  Cicero:  M.  Gatonem  vidi  in  bibliotheca  sedentem. 

2)  Dagegen  bezeichnen  andren,  andronitis  den  von  Männern,  und  gynaeceum,  gynae- 
conilis  den  von  Frauen  bewohnten  Teil  eines  griechischen  Wohnhauses.  Doch  wird 
andron  auch  gebraucht  zur  Bezeichnung  des  Ganges,  der  sich  in  den  römischen  Häusern 
zwischen  zwei  Wänden  von  Gebäuden  oder  Gärten  hinzieht  =  mesaulos ;  das  Wort  aula  ist 
dichterisch. 

3)  Vgl.  Marquardt,  Altert.  VII^SSS.  Der  Thürverschlufs  des  Homerischen  Hauses  be- 
steht wie  der  des  altindischen  aus  einem  Riemen,  vgl.  Zimmer,  altind.  Leben  S.  158. 

4)  Vgl.  Liv.  40.  54  (Lepidus  censor  theatrum  et  proscenium  ad  ApoUinis,  aedem  Jovis 
in  Capitolio,  columnasque  circa  poliendas  albo  locavit)  und  zur  Geschichte  der  Stuckatur 
auf  griechischem  und  italischem  Boden  Nissen,  Pompejao.  Studien  S.  65Sff. 


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198  Griechische  Wörter 

Gleichfalls  im  2.  Jahrb.  und  zwar,  wie  Plinius  angiebt^),  nach  BegioD  des 
dritten  punischen  Krieges  wurde  in  Rom  das  alte  einfache,  aus  Lehm  unter  Bei- 
mischung von  Scherben  gearbeitete  Estrich  (daher  pavimentum  teslaceum) 
durch  einen  künstlich  aus  allerhand  marmornen  Täfelchen  oder  Figürchen  zu- 
sammengesetzten Fufsboden  verdrängt,  der  bald  opus  tessellatum  (Lucil.  bei  Cic. 
or.  44.  149),  bald  scutulatum  (Plin.  36.  485)2)  heifst  und  in  Rom  zuerst  im 
Tempel  des  kapitolinischen  Jupiter  angewendet  wurde,  aber  schon  vor  Ausgang 
des  i.  Jahrh.  v.  Chr.  allgemeine  Verbreitung  gefunden  hatte,  ja  der  zu  Gäsars 
Zeit  so  bekannt  war,  dafs  dieser  bereits  auf  Feldzügen  seine  Zelte  damit  zieren 
lassen  konnte  ^) . 

Aus  dieser  Art  des  Estrichs  ging  dann  die  eigentliche  Mosaikarbeit  her- 
vor, d.  h.  die  Kunst,  durch  geschickte  Komposition  und  Kombination  kleiner  aus 
allerhand  edleren  Steinsorten  (Marmor,  Achat^  Onyx  u.  a.)  regelrecht  geformter 
Steinchen  eigentliche  Bilder  zu  schaffen.  Auf  diese  Thätigkeit  des  Mosaikarbeiters 
mag  denn  auch  zuerst  der  verhältnismäfsig  spät  hierfür  in  Gebrauch  kommende 
Name  musi  vum  oder  museum  angewandt  worden  sein^),  und  wie  überhaupt 
die  Mosaik  als  orientalische  Erfindung  aus  Kleinasien  nach  Rom  gekommen  sein 
wird,  so  stammte  auch  das  sogenannte  opus  asaroton,  eine  Nachahmung  des 
von  Sosus  aus  Pergamum  im  pergamenischen  Königspalaste  gefertigten  Mosaiks, 
welches  die  vom  Tische  gefallenen  Reste  des  Mahls  auf  dem  Fufsboden  täuschend 
imitierte,  aus  eben  jener  Gegend  ^) . 

An  die  Betrachtung  des  Wand-  und  Fufsbodenschmucks  reihen  wir  die  Be- 
sprechung des  noch  nicht  erwähnten  Meublements  und  des  übrigen  Haus- 
geräts eines  römischen  Hauses  an. 

Von  Sitz-  und  Lagereinrichtungen  sind  noch®)  zu  erwähnen  die 
neben  der  sella  [dltpQog^  ^Xca/xog)  seit  der  Augusteischen  Zeit  ursprünglich  bei 
Frauen,  später  auch  bei  Männeiii  beliebt  gewordene  und  ziemlich  verbreitete 
cathedra,  ein  Stuhl  oder  Fauteuil  mit  Rücklehne  (Horaz),  welche  letztere  am 
Sopha  oder  Ruhebette  angebracht  war  und  bei  Spart.  Hei.  Ver.  5.  7  den  griechi- 
schen Namen  anacl  inte  rium  führt.  Vollkommen  eingebürgert  war  auch  bei 
der  ärmeren  Volksklasse  der  niedrige  grab(b)atus,  bei  dem  die  Matratze  auf 
ausgespannten  Stricken  ruhte  (=  ycQaßßarogj  zuerst  bei  Lucil.)  und  welcher  an- 
geblich aus  Macedonien  stammte  7),  desgleichen  das  zum  Abhalten  der  Mückeu 

4)  Plin.  86.  484:  Pavimenta  originem  apud  Graecos  babent  elaborata  arte  picturae 
ratione,  donec  litbostrota  expulere  eam.  485.  Pavimenta  credo  primum  facta,  quae  nunc 
vocamos  barbarica  atque  subtegulanea,  in  Italia  festucis  pavita.  —  Romas  scutulatum  in 
Jovis  Capitolini  aede  primum  factum  est  post  tertium  bellum  Punicum  initum  (4  49). 

5)  Vgl.  optostrotum  (in  den  notae  Tiron.)  aus  Backsteinen. 

3)  Sueton.  Caes.  46:  in  expeditionibus  tessellata  et  sectilia  pavimenta  circumtulisse. 

4)  Bei  Varro  r.  r.  8.  4.  30;  8.  2.  4  zuerst  erwähnt  unter  dem  Namen  Itthostrotum  ,'cf. 
orthistrotum,  chamaestrotum). 

5)  Das  kleine,  gewöhnlich  in  gröfseren  Mosaiken  zur  Zierde  angebrachte  Bild  heifst 
emblema  (Lucil.  b.  Cic.  or.  44.  4  49),  das  rautenförmige  Steinchen,  der  Rhombus,  scutula, 
das  dreieckige  trigonum.    Letztere  beide  erwähnt  Vitruv. 

6)  Das  Meublement  der  Speisezimmer  ist  oben   in  dem  Artikel   »Nahrung«  besprochen. 

7)  Vielleicht  identisch  mit  scimpodion  bei  Gellius. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  199 

bestimmte,  über  dem  Ruhebette  ausgespannte  Netz  (conopeum  Varro  =  xiovio- 
7telovy.  %ujvia\pj  Mücke,  das  Etymon  unseres  Wortes  »SLanapee«) .  Auch  mag 
noch  erwähnt  werden  der  hohe,  kanzelartige  Sitz  für  einen  vorlesenden  Dichteri 
den  man  anabathra  benannte  (Juvenal.)  ^). 

Da  die  Tisch-  und  Küchengerätschaften,  das  Tafelgeschirr  und  andere  6e- 
fäfse  bereits  oben  erwähnt  sind,  so  bedarf  es  nur  noch  eines  Hinweises  auf  die 
Geräte  zum  Tragen  und  die  zur  Beleuchtung  gebrauchten  Apparate. 

Mit  Körben  waren  die  Römer  von  Alters  her  reichlich  versehen,  wie  denn 
auch  die  römische  Sprache  eine  grofse  Zahl  von  Wörtern  dafür  besitzt  ^] .  Griechi- 
scher Anregung  verdankte  man  dagegen  den  Brot-,  Frucht-  und  Blumen- 
korb (canistrum,  canistellum,  calathus,  calathiscus),  die  zum  Aufbewahren  von 
Büchern  oder  Kleidern  bestimmte  Kiste  (cista)  ^]  und  den  von  Gärtnern  und 
Ökonomen  verwendeten  Korb  (cophinus),  desgleichen  das  zum  Transport  ge- 
ringerer Quantitäten  von  Wein  gebrauchte  oenophorum^]. 

Zur  Beleuchtung  der  Zimmer  dienten  ursprünglich  Fackeln  (taeda)  und 
seit  der  Bekanntschaft  mit  dem  Wachs  auch  Lichter  (candela).  Dazu  gesellten 
sich,  nachdem  man  das  Ol  als  Brennstoff  kennen  gelernt,  auch  Lampen 
(lucerna)^).  Zur  Heizung  bediente  man  sich  des  Kamins  (caminus,  vgl.  fortax). 

Mit  Eintritt  des  Luxus  in  die  Haushaltungen  verwendete  man  zur  Erhellung 
gröfserer  Räume  Armleuchter  (candelabra,  lychnuchi,  Cic.)  oder  Kron- 
leuchter (lychnuchi  pensiles,  Plin.).  Auch  die  Laterne  (lanterna  =  ia/u- 
TtTr^q)  lernte  man  in  früher  Zeit  von  den  Griechen  kennen  und  ersetzte  das  da- 
mals noch  wenig  bekannte  Glas  durch  andere  durchsichtige  Stoffe  wie  Hörn, 
Blase  und  mit  Ol  getränkte  Leinwand. 


\)  AuTserdem  waren  in  Gebrauch,  ohne  Ansprach  auf  die  Geltung  als  Lehnwörter  zu 
erheben  thronus  (Plin.)  =  solium,  clinopus  (Lucil.)  ===  lectipes  u.  a. 

1)  Z.  B.  sporta,  sportula,  qualus,  quasillus,  fiscus,  fiscina,  fiscella,  scirpicula,  scirpea, 
corbis,  vidulus,  panarium.    Meist  dichterisch  sind  calathus  und  calathiscus  =  quasillus« 

3)  Vgl.  cisiula,  cistellai  cistellula,  sämtlich  schon  bei  Plautus. 

4]  Vgl.  Lucil.  sat.  3.  51.  M.  Hier  möge  auch  das  Futteral  (theca  vgl.  entheca)  er^ 
wähnt  werden. 

5)  laaipas  ist  ein  dichterischer  Ausdruck  mit  der  allgemeinen  Bedeutung  »Fackel, 
Leuchte«,  vgl.  Martial  \k.  43:  nomina  candelae  nobis  antiqua  dederunt;  non  norat  parcos 
uncta  lucerna  patres.  Je  nachdem  eine  Lampe  eine  oder  mehrere  Tüllen  zum  Docht  hatte, 
nannte  man  sie  (monolychnis,  monomyxos;  dimyios,  trimyxos)  polymyxos. 


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Arlieit  ist  das  Bürgen  Zierde, 
Segen  ist  dar  Mühe  Preis. 

Schiller  (Olodw). 

Kap.  YII.  Gewerbe. 

Mit  Sicherheit  wird  man  annehmen  dürfen,  dafs  weder  in  der  indogermani- 
schen, noch  in  der  gräkoitalischen  Periode  besondere  Gewerbe  bestanden 
haben ;  vielmehr  ist  genügender  Grund  zu  der  Annahme  vorhanden,  dafs  diese 
erst  yerhaltnismUfsig  spät  auf  dem  Boden  der  einzelnen  Staaten  erblüht  sind.  In 
der  ältesten  Zeit  war  ein  jeder  mit  seinen  Bedürfnissen  auf  sich  selbst  und  auf 
seiner  Hände  Arbeit  angewiesen :  die  alten  Italer  bestellten  den  Acker  mit  eigens 
gefertigten  Gerätschaften;  mit  dem  Holzpfluge  durchfurchten  sieden  leichten 
Boden,  auf  dem  gleichfalls  aus  Holz  konstruierten  Räderwagen  i]  führten  sie 
nomadisierend  alle  ihre  Habseligkeiten  mit  sich,  seiner  bedienten  sie  sich  ver- 
mutlich auch  zum  Einernten  der  Felderträge.  Aus  der  Wolle  der  Schafe  stellten 
sie  Filzdecken  und  Tücher,  resp.  Hüte  zum  Schutze  des  Kopfes  her,  aus 
dem  Holze  des  Waldes  Bogen  und  Pfeile,  Wurfspeere  und  Schilde,  aus 
Stein  die  Streitaxt  und  andere  Waffen.  Die  Sehnen  und  Därme  der  Tiere 
gaben  ihnen  geeignetes  Material  zu  Bogensträngen,  die  Häute  Riemen  zur 
Peitsche  und  Leder  zum  Schuhwerk^],  die  Knochen  und  Hörner  Nadeln 
zum  Nähen  und  Pfriemen  zur  Lederarbeit.  In  den  Ruten  mancher  biegsamer 
B^ume  lernten  sie  einen  brauchbaren  Stoff  zum  Flechten  von  allerhand  Korb- 
waren kennen;  den  Bast  der  wilden  Waldrebe  und  die  Fasern  mancher  anderer 
Pflanzen  drehten  sie  zu  Bindfäden  und  Strängen,  um  Netze  daraus  zu  ver- 
fertigen. Den  Flachs  verstanden  sie  zu  spinnen  und  die  Wolle  zu  weben, 
sodafs  es  ihnen  nicht  an  Linnen  und  Tuch  fehlte.  Der  Thon  wurde  zu  Scha- 
len, Krügen  und  sonstigen  Gefäfsen  für  den  gewöhnlichen  Bedarf  ohne 
Drehscheibe  verarbeitet ,  aber  auch  zu  rohen  Produkten  figürlicher  Plastik  ver- 
wendet. Die  hölzerne  Hütte  und  das  hölzerne  Gerät  verfertigte  man 
selbst,  auch  das  Brot  bereiteten  die  die  Hausfrauen  eigenhändig. 

So  lebte  man  damals  in  patriarchalischer  Einfachheit  ohne  grofse  Bedürfnisse 
und  mit  dem  zufrieden,  was  man  durch  eigne  Kraft  errungen.  Als  aber  im  Laufe 


1)  Vgl.  S.  i<6  A.  i. 

2)  Vgl.  solea,  vXia\  suo,  sutor,  subula,  xaaavfjia. 


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IN  DBR  LATEINISGHBIT  SPRACHE.  201 

der  Zeit  grOfsere  Ansiedelungen  entstanden,  als  die  Pfahldörfer  den  befestigten 
Plätzen  und  Städten  wichen,  da  wurden  auch  die  Anforderungen,  die  an  jeden 
einzelnen  gestellt  wurden,  gröfsere,  und  wenn  man  sich  auch  vielfach  noch  dieses 
oder  jenes  selbst  verfertigte,  so  war  man  doch,  wollte  man  sich  einer  Beschäf- 
tigung ganz  hingeben,  nicht  imstande,  alles  mit  eigner  Hand  zu  produzieren. 

Zuerst  wird  wohl  der  Ackerbau  zu  einem  besonderen  Erwerbszweige  ge- 
macht worden  sein,  da  gewifs  mancher  auf  seinem  Grund  und  Boden  mehr  gebaut 
haben  wird,  als  er  zu  seinem  Bedarfe  nötig  hatte.  Dazu  gesellten  sich  frühzeitig 
andere  Gewerke.  Denn  da  unter  den  Institutionen  des  Königs  Numa,  d.  h.  unter 
den  seit  uralter  Zeit  bestehenden  Einrichtungen  8  Handwerkerzünfte  auf- 
gezählt werden  i),  nämlich  die  der  Schuhmacher,  Zimmerleute,  Kupfer- 
schmiede, Goldschmiede,  Färber,  Walker,  Töpfer  und  Flöten- 
spieler, so  müssen  sich  diese  Gewerbe  damals  einer  verhältnismäfsig  bedeu- 
tenden Hitgliederzahl  erfreut  haben  und  werden  demnach  schon  einige  Zeit  vor 
jenem  Termine  entstanden  sein. 

Selbstverständlich  war  inzwischen  auch,  namentlich  durch  die  im  Laufe  der 
Zeit  erhöhten  Anforderungen,  eine  bedeutende  Vervollkommnung  der  Technik 
eingetreten,  wenn  wir  auch  an  die  aus  den  Werkstätten  dieser  Leute  hervor- 
gegangenen Arbeiten  nicht  mit  allzu  hoch  gespannten  Erwartungen  herantreten 
dürfen,  da  beispielsweise  die  ThongefUfse  nach  wie  vor  mit  der  Hand  und  ohne 
Beihilfe  der  Drehscheibe  hergestellt  wurden. 

Doch  müssen  auch  damals  bereits  äufsere  Einflüsse  fördernd  auf  das  Hand- 
werk eingewirkt  haben.  Bei  den  Zünften  der  Färber,  Walker,  Zimmerleute  und 
Flötenspieler  läfst  sich  dies  schwer  entscheiden,  weil  sich  ihre  damalige  Ent- 
wickelung  meist  unserer  Kenntnis  entzieht;  sicherlich  aber  hat  es  an  Anregungen 
von  aufisen  nicht  gefehlt  bei  der  Ausbildung  der  Bronzetechnik  und  Gold- 
schmiedekunst^). 

Der  bedeutende  Import  bronzener  Waffen  und  Geräte  und  der  Vertrieb 
goldener  Schmucksachen,  der,  wie  die  Funde  bestätigen,  schon  vor  alters  in 
Italien  erfolgte,  mufste  notwendigerweise  den  Trieb  zur  Nachahmung  wachrufen. 
Doch  war  man  dabei  wie  in  der  Technik  und  Ornamentierung,  so  auch  in  der 
Zufuhr  des  Materials  vielfach  von  den  fremden  Kaufleuten  abhängig.  Denn  weder 
wurde  in  dem  überhaupt  metallarmen  Italien  das  zur  Herstellung  der  Bronze 
nötige  Zinn  gewonnen,  noch  wird  man  damals  im  Besitze  des  zum  Betriebe  des 
Goldschmiedegewerbes  erforderlichen  '  edlen  Metalls  gewesen  sein.  Wie  sehr 
aber  das  heimische  Bronze-  und  Goldarbeitergewerbe  gegen  die  gleichartige 
Industrie  der  Phönicier  noch  zurück  war,  bekunden  die  durch  Ausgrabungen 
bisher  zu  unserer  Kenntnis  gekommenen  Gegenstände,  die  an  Zahl  gering  sind 
und  eine  nur  wenig  entwickelte  Kunstfertigkeit  voraussetzen. 


i)  Vgl.  Plut.  Num.  47. 

3)  Die  Goldschmiedekunst  ist  im  Orient  uralt.  Schon  unter  König  Salomo  kamen 
Künstler  aus  Tyrus  nach  Jerusalem,  um  für  den  Salomonischen  Tempel  die  Goldarbeiten 
auszuführen. 


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202  Griechische  Wörter 

Was  die  sociale  Stellung  der  Gewerbelroibenden  in  jener  Zeit  anbe- 
trifft, so  waren  sie  vorniutlich  damals  noch  als  Bürger  angesehen  und  erfreuten 
'sich  der  gleichen  Achtung  wie  die  übrigen  Bewohner  von  Stadt  und  Land.  Noch 
war  keine  Spur  vorhanden  von  jener  Geringschätzung,  mit  der  man  später  die 
Industriellen  behandelte^).  Doch  dürfte  bereits  die  Servianische  Heerordnung 
den  Grund  zu  letzterer  gelegt  haben,  indem  sie  die  Handwerker  von  der  Heeres- 
folge ausschlofs  und  fast  allein  den  ansässigen  Grundbesitzern  das  Vorrecht  der 
Verteidigung  des  Vaterlandes  einräumte.  Die  zuziehenden  Fremden,  in  deren 
Hand  fast  die  gesamte  Manufaktur  im  Laufe  der  Zeit  überging,  vermochten  den 
alten  guten  Ruf  selbstverständlich  nicht  wieder  herzustellen  und  als  vollends 
nach  griechischem  Vorbilde  die  Sklaven  von  ihrem  Herrn  zur  Fabrikarbeit  ver- 
wendet wurden,  da  sanken  die  Gewerke  aufserordentlich  in  ihrem  Ansehen. 

Hatte  bisher  ein  jeder  allein  und  auf  eigne  Rechnung  gearbeitet,  so  trat  mit 
dem  enormen  Zuzug  fremder  Arbeitssklaven,  die  auch  als  Freigelassene  noch 
unter  Abgabe  eines  gewissen  Prozentsatzes  vom  Verdienste  -an  ihre  Herren  ihrem 
Handwerk  oblagen,  fabrikartiger  Betrieb  der  Geschäfte  ein.  Dies 
führte  zu  stets  zunehmender  Arbeitsteilung^),  die  in  der  Kaiserzeit  die 
gröfsten  Dimensionen  annahm ;  und  so  kam  es,  dafs  damals  an  die  Stelle  einer 
jeden  der  unter  Numa  bestehenden  Zünfte  eine  Reihe  von  Innungen  getreten  < 
war,  die  sich  alle  in  einer  besonderen  Branche  oder  Spezialilät  ausgebildet 
hatten,  sodafs  wir  beispielsweise  im  Schuhmachergewerbe  jener  Zeit  von  baxe- 
arii,  crepidarii,  sandaliarii,  calceolarii,  gallicarii,  caligariii 
solearii^  cerdones  u.  a.  hören. 

Dafs  nach  und  nach  auch  neue  Genossenschaften  und  Innungen  und  über- 
haupt neue  Gewerbe  entstanden,  ist  selbstredend,  wie  denn  beispielsweise  im 
Jahre  174  v.  Chr.  eine  Back  er  zun  ft  ins  Leben  gerufen  wurde,  während  die 
Frauen  früher  das  Geschäft  des  Backens  selbst  besorgt  hatten.  Wie  zahlreich 
und  mannigfach  dieselben  aber  waren,  geht  deutlich  hervor  aus  Plaut.  Aul.  3. 
5.  33,  wo  etwa  30  Handwerker  genannt  werden,  die  sich  lediglich  mit  der  Ferti- 
gung weiblicher  Bekleidungsgegenstände  beschäftigten,  femer  aus  den  Namen 
römischer  Strafsen  wie  vicus  sandalariarius,  Straüse  der  Sandalenmacber  u.  a. 
(vgl.  Marquardt,  Rom.  Altert.  V.  2.  24)  und  vor  allem  aus  der  grofsen  Zahl  der 
in  der  Regel  den  bürgerlichen  Beruf  bezeichnenden  Adjectiva  resp.  Substantive 
auf  -arius,  deren  Dräger,  Historische  Syntax  S.  36  mehr  als  200  aufzählt,  da- 
runter ampullarius,  apothecarius,  automatarius,  avertarius,  ballistarius,  basta- 
garius^  barbaricarius,  oararius,  cerarius,  camelarius,  calthularius,  cetarius,  char- 
tularius,  chartarius,  choragiariuS;  clibanarius,  conchyliarius,  diabathrarius,  diae- 
tarius,  diatretarius,  emboliarius,  emphyteuticarius,  epigrammatarius,  epistularius, 
eulogiarius,   exodiarius,   gaunacarius,  gynaeciarius ,   gypsariuS;   hypothecarius, 


4)  Die  Angabe  des  Dionys.  v.  Halic.  9.  25  bezieht  sich  auf  das  Jahr  474  v.  Chr. 

2)  Aus  dem  von  Zimmer,  altind.  Leben  S.  253.  255  angeführten  Katalogen  von  Hand- 
werkern aus  dem  Yajurveda  geht  deutlich  hervor,  dafs  in  Indien  auch  schon  sehr  früh 
eine  grofse  Arbeitsteilung  stattgefunden  hat. 


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IN  DER  LATBIMSGHBN  SPRACHE.  203 

linyfarius,  lampadarius,  machinanus,  margaritarius,  marmorarius,  raetallarius, 
roethodiarius,  molochinarius,  metaxarius,  monodiarius ,  murobalhrarius,  musi- 
carius,  musivarius,  naumachiarius,  naupegiarius,  naulicarius,  olearius,  orchesto- 
polarius,  organarius,  pammacharius,  panchrestarius,  patagiarius,  petarainarius, 
petauristarius,  phalangarius,  polymitarius,  phasianarius,  pleromarius,  planelarius, 
podiarius,  saccarius,  saccularius,  salgamarius,  scapharius,  strophiarius,  tessera- 
riuSy  tessellarius,  topiarius,  turarius,  thynnarius,  zoDarius^). 

Doch  nun  zu  den  einzelnen  Gewerben!  Im  Bereiche  des  Spinnens  und 
Webens  versagt  uns  die  Sprache  fast  jeglichen  Anhalt,  der  uns  einen  Wink 
über  die  Beziehungen  der  Römer  zu  den  Griechen  geben  könnte.  So  wunderbar 
es  scheinen  mag,  dafs  die  in  dieses  Gebiet  einschlagenden  Ausdrücke  der  sonst 
so  nahe  verwandton  griechischen  und  lateinischen  Sprache  meist  grundverschieden 
lauten^),  so  wird  auf  der  anderen  Seite  die  Kenntnis  des  Spinnens  und  Webens 
in  gräkoitalischer  Zeit  durch  die  Identität  von  neo  und  vi(Oj  nemen  und  i^jua, 
vq>alv(o  (Würz,  vabh)  und  ahd.  weban,  texere  und  slav.  tükati,  panus 
und  Ttrivlov,  oTQaxvog  und  skr.  tärku  genügend  gestützt.  Trotz  dieser  früh- 
zeitigen Entwickelung  sind  diese  beiden  Kunstfertigkeiten  indes  von  äufseren 
Einflüssen  nicht  verschont  geblieben.  Ob  die  Phönicier  daran  Anteil  haben,  ist 
zweifelhaft;  fast  möchte  der  Name  der  phönicischen  Stadt  Motye  [Wm  = 
Spinnerei)  in  dieser  Annahme  bestärken.  Sicher  erkennbar  sind  dagegen  die 
Spuren  griechischer  Einwirkung.  Denn  wenn  auch  die  Kenntnis  des  verti- 
kalen Webestuhls  den  Italem  als  eigne  Errungenschaft  oder  als  gräkoitali- 
sches  Erbgut  zugesprochen  werden  kann,  so  ist  der  horizontal  gerichtete, 
dessen  Heimat  in  Ägypten  zu  suchen  ist  3),  vermutlich  auf  dem  Wege  über 
Griechenland  oder  wenigstens  durch  griechische  Vermittelung  nach  Rom  ge- 
kommen. Aus  dieser  Zeit  stammen  vielleicht  die  Übersetzungen  griechischer 
Ausdrücke  wie  pecten  =  xt6/^,  Kamm,  der  nur  am  horizontalen  Webestuhle 
vorkommt  (vgl.  pecten  Niliacus  Hartial.  44.  150)  und  stamen  =  avrjfiwv.  Dio 
entlehnten  Ausdrücke  calathus,  Spinnkorb  und  spatha,  Spatel  sind  von 
untergeordneter  Bedeutung.  Auf  verschiedene  Arten  der  Gewebe  gehen  die  Be- 
zeichnungen scutulatus,  karriert  (Juven.),  polymitus,  bunt  oder  vielfadig 
gewirkt  (welche  Stoffe  vorzugsweise  in  Alexandria  gefertigt  wurden) ,  A 1 1  a  1  i  ca , 
mit  Gold  durchwebte  Zeuge  (Kleider,  Vorhänge,  Teppiche),  die  ihren  Namen  von 
dem  angeblichen  Erfinder  dieser  Art  des  Webens,  Attalus  von  Pergamum,  haben 
(Plin.  8.  196)^).   Doch  waren  sie  schon  von  alters  her  in  Persien  bekannt  und 


1)  Manche  der  aufgezählten  Adjectiva  wie  thynnarius,  »zum  Thunfisch  gehörig«  haben 
eine  andere  Bedeutung.  Der  Vollständigkeit  halber  habe  ich  hier  alle  von  griechischen 
Wörtern  abgeleiteten  genannt. 

2)  atqaxTOf  (s  skr.  tarku),  r^Xaxccirjt  xXat&oif  vßqiov,  xavtay,  (jlIxo^j  xegxif ,  xQixeiVf 
xQoxrj,  iarog,  in^f^fay,  tfnd&rj,  ayrlov,  colus,  fusus,  verticillus,  turbo,  filum,  glonaus,  iugum, 
radius,   tela,   trama,  licium,  vgl.  Hehn  a.  a.  0.   497  3,   gerdius  (textor)   ist  Fremdwort   = 

3)  Vgl.  Blümner,  Technol.  1.  UO.    Eustath.  ad  Hom.  II.  1.  81  p.  31.  8. 

4)  Dieselben  wurden  schon  in  Plautinischer  Zeit  in  Kampanien  nachgeahmt,  vgl.  Plaut. 
Pseud.  4  45. 


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204  Griechische  Wörter 

sind  durch  die  Feldzüge  Alexanders  des  Grofsen  nach  dem  Westen  gekommen 
(Blümner,  Technol.  4.  455). 

Gleichfalls  in  Vorderasien  mufs  die  Heimat  der  Kunststickerei^)  gesucht 
werden.  Wohl  verstanden  auch  die  alten  Römer  mit  der  Nadel  zu  operieren; 
doch  das  acupingere,  das  Schaffen  von  Gemälden  auf  dem  Stoffe,  blieb  ihnen 
lange  unbekannt,  wenn  auch  frühzeitig  Import  gestickter  Zeuge,  besonders  aus 
Elrurien  angenommen  werden  darf.  Denn  in  diesem  Lande  war  schon  sehr  bald 
unter  phönicischer  und  griechischer  Einwirkung  die  Buntstickerei  mächtig  auf- 
geblüht und  in  etruskischen  Fabriken  gefertigte  togae  pictae  und  tunicae 
palmatae  gingen  demnach  wohl  in  beträchtlicher  Zahl  über  die  latinlscbe 
Grenze.  Da  auch  der  latus  clavus  nach  der  antiken  Überlieferung  ein  etruski- 
sches  Abzeichen  ist,  so  wird  er  gleichfalls  um  jene  Zeit  nach  Rom  gelangt  sein, 
wo  ihn  nach  Plin.  9.  436  zuerst  TuUus  Hostilius  trug.  Und  wenn  Dionys.  v. 
Halic.  3.  64  recht  hat,  so  überbrachten  die  Etrusker  dem  Tarquinius  Priscus 
XiTtavd  re  TtoqcpvQovv  xQvaoarniov  i^al  TtcQißoXatov  rtoQCpVQOVV  tzoltlLXov  (Plin. 
33.  62).  Mächtiger  war  der  Aufschwung  der  Buntstickerei,  seitdem  durch 
Alexanders  des  Grofsen  orientalische  Feldzüge  der  Orient  erschlossen  wurde  und 
durch  den  Handel  neben  phönizischen  und  ägyptischen  Arbeiten  babylonische 
(derartig  gestickte :  Plautus  Stich.  378)  Teppiche  und  Decken  den  Weg  nach  dem 
Westen  fanden  (vgl.  peristromata,  peripetasmata,  aulaea  u.  a.). 
Welches  Volk  aber  damals  den  nachhaltigsten  Einflufs  auf  Rom  ausgeübt  hat, 
geht  deutlich  hervor  aus  dem  schon  von  Plautus  überlieferten  Namen  der  phry- 
giones  (Menaechm.  426  u.  ö.),  womit  die  Yerfertiger  der  hauptsächlich  in 
Phrygien  und  Ägypten  betriebenen  Kreuzstichstickerei  bezeichnet  werden 
im  Gegensatz  zu  den  babylonischen  Plattstichstickern,  welche  die  R<$mer 
von  dem  den  Flaumfedern  (pluma)  ähnlichen  Muster  ihrer  Arbeiten  plumarii 
nannten. 

Auch  die  Färberei  steht  frühzeitig  unter  griechischem  Einflüsse.  Wenig- 
stens unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dafs  die  Benutzung  der  Purpurfarbe  zum 
Färben  den  Römern  schon  in  der  Königszeit  durch  die  Vermittelung  der  Griechen 
bekannt  geworden  ist,  welche  von  Milet  aus  bereits  im  7.  Jahrh.  v.  Chr.  Färbe- 
reien in  Tarent  angelegt  hatten,  um  die  Ausbeute  des  tarentinischen  Golfs  an 
Purpurschnecken  bequem  verwenden  zu  können.  Wenn  auch  die  ersten  von  den 
Königen  getragenen  Purpurgewänder  aus  griechischen  Fabriken  stammen  mochten 
und  sei  es  direkt  oder  über  Etrurien  nach  Rom  importiert  waren,  so  werden  sich 
doch  die  römischen  Färber,  die  es  ja  zur  Zeit  des  Numa  schon  zu  einer  festen 
Organisation  gebracht  hatten,  sicherlich  bald  in  den  Besitz  dieser  wertvollen 
neuen  Kunstfertigkeit  gesetzt  haben.  Auf  griechische  Abkunft  aber  läfst  nicht 
blofsder  Name  des  Purpurs  (purpura)  schliefsen,  sondern  auch  die  Benennungen 
der  verschiedenen  im  Laufe  der  Zeit  eingebürgerten  Purpurarten  und  der  mit 
ihnen  gefärbten  Gewänder,  die  wir  als  amethystina,  ianthina,  hyacin- 
thina,  tyrianthina,  conchyliatae,  dibaphae  u.  s.  w.  kennen  lernen. 


1)  acu  facere  id  Phryges  invenerunt.  Plin.  8.  195. 


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IN  DCR  LATEINISGBBN  SPftAGHB.  205 

Dafs  man  aber  auch  den  Gebrauch  anderer  Farben  und  Farbensubstanzen  den 
Griechen  verdankte,  geht  aus  Namen  wie  hysginum,  coccum(s),crocum(s), 
fucus,  sandyx,  anchusa,  hyacinthus,  balaustium,  Indicum, 
rhus,  ferner  prasina,  cerina,  calthula,  cerasina  und  aus  den  Be- 
nennungen der  Färber  als  crocotarii,  Safranförber,  cerinarii;  Wachs- 
ßirber,  spadicarii,  Braunfärber  u.  a.  hervor. 

Auf  dem  Gebiete  des  Flechtens^j,  das  wir  bereits  als  eine  uralte  Fertig- 
keit der  Römer  in  voritalischer  Zeit  kennen  gelernt  haben,  stammt  von  Neuerungen 
im  technischen  Verfahren  wohl  nichts  von  Belang,  im  Material  dagegen  einiges 
von  den  Griechen,  wie  die  Lehnwörter  cannabis,  Hanf,  stuppa,  Werg, 
spartum^),  Spartgras  (vgl.  tomix,  Bindfaden)  und  die  Benennungen  anderer 
für  das  Seilerhandwerk  wichtiger  Stoffe  beweisen, 

Gröfsere  Schwierigkeiten  bereitet  uns  die  Gerberei,  deren  Betrieb  Heibig 
a.  a.  0.  S.  22f.  bereits  den  Bewohnern  der  Pfahldörfer  zuschreibt.  Wenn  man 
aber  bedenkt,  dafs  die  erwähnte  Hypothese  sich  nur  auf  die  Funde  von  soge- 
nannten knöchernen  Schabern  und  Pfriemen  stützt,  die  recht  wohl  auch  zu  einem 
andern  Zwecke  als  der  Reinigung  der  Tierhäute  und  Durchstechung  des  Leders 
gedient  haben  können,  so  wird  man  diese  Ansicht  nicht  für  unbedingt  zuverlässig 
halten  können  und  zu  Gunsten  der  Annahme  aufgeben,  dafs  die  Lederproduktion 
erst  auf  griechische  Anregung  hin  bei  den  Italem  erfolgt  ist,  da  wahrscheinlich 
der  terminus  technicus  des  Gerbens  (depsere  =  öiipeiv)  aus  dem  Griechischen 
stammt.  Selbstverständlich  werden  die  Gegenstände  der  Fufsbekleidung  vorher 
aus  ungegerbten  Häuten  verfertigt  worden  sein.  Dem  widerspricht  auch  nicht 
der  Umstand,  dafs  das  Wort  corium,  wovon  coriarius,  Gerber  abstammt, 
ein  gräkoitalischer,  demnach  nicht  aus  xoQiov  entlehnter  Ausdruck  ist.  Denn  es 
liegt  hier  ein  Bedeutungsübergang  von  Fell  oder  Haut  in  Leder  vor,  wie  denn 
die  wurzelverwandten  Wörter  an.  hörundr  und  abulg.  kora  jene  ursprüngliche 
Bedeutung  gewahrt  haben.  Über  die  zur  Bereitung  der  Lohe  dienenden  Ge- 
wächse z.  B.  rhussyriacus  (bei  Celsus  und  Scfibon.),  Sumach,  die  unter  den 
oben  besprochenen  Pflanzen  mit  aufgezählt  sind,  und  über  die  vier  Arten  der 
Rot-,  Weifs-,  Ol-  und  Pergamentgerberei  bitte  ich  zu  vergleichen  Blümner, 
Technol.  4.  257 ff. 

Auch  im  Töpfergewerbe  lassen  sich  griechische  Einwirkungen  nach- 
weisen. Dafs  die  Bekanntschaft  mit  der  Töpfererde  (argilla  =  ^  aQyiXkog) 
auf  griechische  Quelle  zurückgeht,  ist  höchst  wahrscheinlich.  Vermutlich  hat 
der  Import  griechischer  Thongefäfse,  der,  wie  die  unter  der  Servianischen  Mauer 
gefundenen  Überreste  dartun,  in  vorservianischer  Zeit  stattgefunden  haben  mufs, 
und  die  Nähe  des  nachweislich  schon  seit  den  ältesten  Zeiten  einen  starken 


4)  Vgl.  nXixtü,  plecto,  tsnvqist  sporta,  fiscas,  (paaxtaXog  u.  a. 

2)  Plin.  19.82:  aeque  omnino  (Tbeophrastus)  ullam  mentionem  habet  sparti  cuncia 
magna  cura  persecutus  390  annis  ante  nos,  quo  apparet  post  id  temporis  in  usum  venisse 
spartum. 


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206  Grieghisghb  Wörter 

Handel  nach  Latium  treibenden  Gumae  die  Veranlassung  zu  dieser  neuen  Er- 
rungenschaft gegeben  > j . 

Aus  derselben  Periode  mag  die  Einbürgerung  der  Töpferscheibe 
stammen 2],  deren  Erfindung  sich  die  Korinther  (Schol.  zu  Plnd.  Ol.  43.  27}  und 
die  Athener  (Rritias  fr.  4.  42.  Bergkj  vindizieren^  die  aber  vielleicht,  wie  die 
ganze  korinthische  Industrie  auf  phönicische  Vermittelung  zurückgeht.  Auch  die 
Vervollkommnung  der  Fertigkeit  im  Brennen  der  aus  Thon  geformten  Geräte, 
sowie  die  Unterweisung  in  der  Ornamentik  verdankten  die  Römer  den  Griechen, 
von  denen  sie  jedoch  immer  die  feineren  und  bemalten  Fabrikate  der  Töpferei 
auch  in  späterer  Zeit  bezogen^),  während  in  Rom  meist  nur  die  grobe,  für  den 
gewöhnlichen,  täglichen  Bedarf  berechnete  Ware  hergestellt  wurde. 

In  der  Ziegelproduktion  scheinen  die  Römer  aber  durchweg  eigene 
Wege  gegangen  zu  sein  und  haben  in  früher  und  später  Zeit  die  drei  Haupt- 
ziegelarten der  lateres  (Hauer-),  tegulae  (Dach-)  und  imbrices  (Hohlziegel) 
fabriziert. 

Dafs  Glas  und  S  m  a  1 1  in  den  italischen  Pfahldörfern  noch  gänzlich  fehlt 
(vgl.  Heibig  a.  a.  0.  24),  kann  nicht  auffallen.  Denn  obwohl  es  bereits  im  Be- 
ginn des  2.  Jahrtausends  in  Ägypten^)  und  sehr  früh  auch  in  Phönicien  und 
Babylonien  produziert  wurde,  datiert  doch  sein  Gebrauch  in  Griechenland  erst 
seit  der  Zeit  des  peloponnesischen  Krieges,  ja  in  Rom  läfst  er  sich  gar  erst  in 
Ciceroniauischer  Zeit  uachweisep,  wobei  natürlich  nicht  ausgeschlossen  ist,  dafs 
sich  Glasgegenstände  schon  in  alten  Nekropolen  gefunden  haben.  Glasfabriken 
aber  werden  erst  seit  der  Kaiserzeit  auf  italischem  Boden  bezeugt,  zuerst  in 
Kampanien,  dann  in  Rom  (Piin.  36.  494  f.).  Übrigens  fabrizierte  man  vorwiegend 
farbige,  zum  Luxus  dienende  Gläser  und  vermochte  farbloses  Glas  nur  mit  grofser 
Mühe  darzustellen  ^) . 

4)  Die  in  dem  jüngeren  südlichen  Teile  der  Albaner  Nekropole  gefundenen,  offenbar 
griechischen  Thongefäfse  zeigen  dieselbe  Ornamentierung  wie  die  ältesten  in  Cumae  zu 
Tage  geförderten  Exemplare.    Vgl.  Heibig  a.  a.  0.  S.  85. 

2)  In  mehreren  Terremare  findet  sich  über  den  aus  der  Bronzezeit  stammenden  Resten 
eine  jüngere  Schicht  von  Gegenständen,  die  aus  der  Zeit  der  Bekanntschaft  mit  der  Dreh- 
scheibe und  dem  Eisen  herrührt.  Auch  haben  die  Ausgrabungen  in  der  Nekropole  vod 
Alba  Longa  deutlich  das  Resultat  ergeben,  dafs  die  in  dem  älteren  nördlichen  Teile  vor- 
gefundenen Thongefäfse  noch  mit  der  Hand  geformt  und  unvollkommen  gebrannt  sind, 
dagegen  die  Ausbeute  des  südlichen  jüngeren  Teils  vermittelst  der  Drehscheibe  gefertigt 
und  stärker  gebrannt  ist.  Letztere  sind  importiert.  —  Übrigens  ist  rota  Übersetzung 
von  T^o/of. 

3)  Auch  aus  Etrurien,  besonders  Arretium. 

4)  Auf  den  Reliefs  der  Gräber  von  Beni  Hassan  (ca.  4  800  v.  Chr.)  sind  Glasblttser  in 
ihrer  Thätigkeit  dargestellt.  Überhaupt  waren  nach  den  in  den  Gräbern  entdeckten  Wand- 
gemälden die  alten  Ägypter  in  gewerblicher  Hinsicht  ziemlich  weit  fortgeschritten,  da  wir 
auf  diesen  Abbildungen  Schuhmacher,  Spinner  und  Weber,  Walker,  Färber,  Tischler, 
Wagner,  Töpfer,  Glaser,  Waffen-  und  Goldschmiede  u.  s.  w.  finden ;  vgl.  Pauly,  Rcal- 
encyklop.  s.  v.  Aegyptus  L  304. 

5)  Vgl.  Minutoli,  Über  Anfertigung  u.  Nutzanwendung  d.  farbigen  Gläser  bei  d.  Alten. 
Berlin  1836.  —  Merkwürdigerweise  trägt  dieses  ausländische  Kunstprodukt  einen  heimischen 
Namen:  vitrum  =■  vid-trum,  »das  Durchsichtige«,  vermutlich  von  vid-,  sehen,  hyalus  ist 
dichterisch. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SpBAGHE.  207 

Die  übrigen  Gewerke  haben  sich  wohl  durchweg  original  römisch  ent- 
wickelt, und  es  ist  daher  hier  nur  hin  und  wieder  ein  neuerfundenes ,  sich  in 
der  Praxis  bewährendes  Instrument  oder  ein  neu  zugefübrtes  Arbeitsmaterial 
aus  griechischer  Quelle  angenommen  worden. 

Am  meisten  national  hat  sich  der  Ackerbau  entfaltet;  denn  dieser  war 
der  Lebensnerv  der  italischen  Völkerschaften.  Das  alte  Rom  war  wesentlich  ein 
Ackerbaustaat  und  die  ältesten  Familiennamen  wie  Lentulus,  Fabius,  Piso, 
Cicero  u.  a.  geben  uns  in  dieser  Hinsicht  einen  Fingerzeig.  Kaum  vermögen 
wir  daher  irgend  eine  die  Landwirtschaft  betreffende  Handlung  oder  irgend- 
welche zum  Ackerbau  nötigen  Gerätschaften  griechischen  Ursprungs  und  Namens 
zu  nennen.  Der  Pflug  und  seine  Teile  samt  dem  übrigen  Ackergerät  und  ebenso 
die  Instrumente  zum  Mähen  und  Dreschen  des  Getreides  sind  bis  auf  die  Getreide- 
reinigungsmaschine (capisterium  oder  scaphisterium  =  axaqfiaTjqqiov)  und 
die  Walze  zum  Glätten  des  Erdreichs  (cylindrus)  echt  römisch  ^j .  Nur  eine  An- 
zahl Kulturpflanzen  wie  cytisus,  medicau.  a.,  die  wir  oben  erwähnt  haben, 
gehen  auf  griechische  Quelle  zurück.  Auch  verrät  uns  das  Wort  ergastulum, 
mit  seiner  hybriden  Bildung,  dafs  die  Bewirtschaftung  von  Plantagen  durch  ge- 
fesselte Sklaven  (Plantagenwirtschaft)  »aus  einer  Gegend  griechischen  Sprach- 
gebrauchs und  in  einer  noch  nicht  hellenisch  durchgebildeten  Zeit  den  Römern 
zukam«  (Hommsen  R.  G.  II  ®.  76) . 

Im  Bereiche  des  Müllergewerbes^),  das  seit  grauer  Vorzeit  mit  Hand- 
und  Viehmühlen  betrieben  wurde,  tritt  mit  Beginn  der  Kaiserzeit  eine  Neuerung 
in  Rom  auf,  die  Wassermühlen:  vÖQaXixai  =  hydraletae,  vÖQOfivXoi^  m o  1  a e 
aquariae.  Zuerst  in  der  Residenz  des  Mithridates  in  Kleinasien  erwähnt, 
mögen  dieselben  durch  die  Mithridatischen  Kriege  nach  dem  Occident  gekommen 
und  vereinzelt  verwendet  worden  sein.  Bei  den  Schriftstellern  der  ersten  Kaiser- 
zeit wird  ihrer  häufig  gedacht,  ja  Vitruv.  40.  40  beschreibt  sie  ganz  genau  und 
Pompon.  Lact,  zu  Vergils  Moretum  berichtet,  dafs  molae  ad  aquas  oder  aquis 
actae  paulo  ante  Augustum  Romae  in  Tiberi  faclae  sind  ^) . 

Die  das  Holz  verarbeitenden,  ursprünglich  in  einer  Person  vereinigten  Ge- 
werke der  Zimmerleute,  Tischler  und  Wagner  bedienten  sich  im  Laufe 
der  Zeit  aufser  dem  von  Italien  gebotenen  Hateriale  zu  besonderen  Zwecken  auch 
fremder  Holzarten,  die  von  Blümner,  Technol.  2.  238  ff.  übersichtlich  zusammen- 
gestellt sind  und  von  denen  ich  hier  namhaft  mache  die  Cypresse  (cupressus), 
das  Ebenholz  (ebenus),  die  Ceder  (cedrus),  die  Myrte  (myrtus),  den  Öl- 
baum (olea),  die  Terebinthe  (terebinthus) ,  den  citrus,  die  andrachle 
und  die  ägyptischen  Bäume  Moringa  (balanus)  und  Persea.  Selten  wurden 
gebraucht  Weihrauch  (tus),  storax  und  erica. 

An  technischen  Acquisitionen  verdienen  hervorgehoben  zu  werden  das 
Wiukelmafs  (norma  =  yytjQlfirj)  und  das  bald  als  Winkelmafs,  bald  als  Lot, 

i)  tnbalum  ist  nicht  aus  tQtßoXoi  entlehnt;  doch  vgl.  plostellum  Poenicum  (Varro). 
2}  Das  Wort  mola  «  fivXr^  ist  original,  nicht  aus  dem  Griechischen  entlehnt. 
3)  Die  SchilTsmUhlen  wurden  erst  zur  Zeit  des  Gotenkönigs  Vitiges,   also  im  6.  Jahrh. 
in  Rom  erfunden. 


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208  Gribghischb  Wörter 

bald  als  Bleiwage  benutzte  Instrument  Namens  amussis,  die  nach  der  Ver- 
stümmelung ihrer  Bezeichnungen  zu  schliefsen,  alte  Lehnobjekte  bilden ;  ferner 
die  Dreh-  oder  Drechselbank,  für  die  neben  dem  altertümlichen  mamphur 
=  iiawo(p6qov  (Blümner  a.  a.  0.  2.  333]  in  der  Regel  der  Ausdruck  tornus 
=  TOQVog  begegnet.  Nicht  überflüssig  dürfte  es  sein,  hier  hinzuzufügen,  dafs 
der  Schiffszimmermann  öfter  naupegus  oder  naupegiarius  =  taber  navalis 
genannt  wird  und  mit  dem  ursprünglich  dem  Dienste  der  Magna  mater  ange- 
hörigen  Worte  dendrophori  in  der  Kaiserzeit  bisweilen  gewöhnliche  Zimmer- 
leute bezeichnet  werden. 

Wie  die  W  a  1  k  e  r  1)  neben  Urin  und  Walkererde  auch  von  dem  mineralischen 
Laugensalze  (Natrum  =  nitrum,  vLtqov)  Gebrauch  machten,  so  warder  Polster- 
fabrikant des  gnaphalium  [yvaq>alXovy  xviq)akXor)  d.  h.  der  Wiesenwolle  als 
Füllungsmaterial  benötigt;  auch  der  Schuhmacher  wird  die  Bereitung  der 
Schusterschwärze  (atramentum  sutorium  übersetzt  aus  fAeXavFrjQia  =  melan- 
teria)  erst  von  den  Griechen  kennen  gelernt  haben,  da  zur  Herstellung  derselben 
das  Rupferwasser  (chalcanthum]  erforderlich  war  2). 


4)  fulloncs;  der  spät  erscheinende  Ausdruck  nacca  scheint  aus  yamtjg  (von  pmw) 
oder  aus  vaitog  hervorgegangen  zu  sein. 

2)  Die  griechisch  benannten  Produkte  der  Bttcker  und  Goldseti  miede  sind  oben  bei  der 
Nahrung  (Kap.  4)  und  Kleidung  (Kap.  5)  besprochen  worden;  andere  hier  nicht  erw&bnte 
Gewerbe  finden  bei  anderen  Gelegenheiten  Erwähnung,  z.  B.  das  der  Geldwechsler  beim 
Handel  und  Verkehr  (Kap.  8). 


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Euch,  ihr  Götter,  gehört  der  Kaafmann,  O&ter 

zxk  suchen 
Ueht  er,    doch  an  Bein  SchifT  kn&pfet  das  Oute 

sich  an. 

Schiller. 


Kap.  Yin.  Handel  und  Verkehr. 

§1. 

Mit  Wahrscheialichkeit  haben  wir  die  Urheimat  der  indogermanischen 
Stamme  im  südöstlichen  Turan,  in  der  Provinz  Bactriana.  zu  suchen.  An  den 
Abhängen  des  Hindukusch  und  Pamirplateaus  gelegen,  wurde  das  Land  von 
einer  Menge  von  Rinnsalen  durchzogen,  die  den  Hauptströmen  des  ganzen  Ge- 
bietes, dem  Oxus  und  Jaxartes,  ihre  Gewässer  zuführten.  Aber  keiner  der  Flüsse 
vermochte  den  Eingeborenen  ein  unüberwindliches  Hindernis  in  den  Weg  zu 
stellen,  keiner  war  in  der  trockenen  Jahreszeit  so  tief,  dafs  er  nicht  eine  Furt 
geboten  hatte,  keiner  zur  Zeit  der  Schneeschmelze  und  der  Winterregen  so 
mächtig  geschwollen  und  so  reifsend,  dafs  nicht  ein  gehöhlter  Baumstamm  oder 
ein  schnell  gezimmertes  Boot^),  von  Ruderkraft  getrieben^),  zum  jenseitigen 
Ufer  gelangt  wäre. 

Nirgends  erreichten  die  Ansiedelungen  des  Volkes  das  Meer,  und  weder  der 
Indische  Ocean  noch  die  Raspische  Senke  konnte  sich  arischer  Anwohner  rühmen. 
Selbst  als  die  vedischen  Inder  um  das  Jahr  2000  die  Berglandschaft  Kacmlra  und 
das  Pendschab  occupiert  hatten,  reichte,  wie  die  Lieder  des  Rigveda  bekunden, 
ihr  Horizont  nicht  bis  zum  Delta  des  mächtigen  Indus,  sondern  nur  bis  zur 
»Sammlung  der  Gewässer«  (samudra),  dem  Einflufs  des  Acesines,  und  auch  die 
europäische  Yölkergruppe  wird  erst  in  der  aralo-kaspischen  Depression  mit  den 
salzigen  Fluten  des  gröfsten  aller  Binnenmeere  in  nähere  Berührung  gekommen 
sein.  Seitdem  verfügen  die  europäischen  Sprachen  über  einen  gemeinsamen 
Namen  des  Meeres  3),  der  bezeichnend  genug  von  der  gleichen  Wurzel  wie  mori, 


1)  navis  »  rav^  =s  skr.  nAxi,  altpers.  ndvi,  altir.  naw,  nöi,  an.  nör,  letzteres  noch  in 
der  Bedeutung  eines  aus  einem  Baumstamm  gehöhlten  Nachens. 

2)  remus  0  iQerfÄog  es  skr.  aritram  s  ags.  Ar. 

3)  mare  ss  ksl.  morje,  lit.  märds,  got.  marei,  ir.  muir,  kelt.  roorc;  vgl.  griech.  a/ja^a, 
Graben,     skr.  mtra  ist  ein  spätes,  nur  von  Grammatikern  bezeugtes  Wort. 

W  «  i  ■  e ,  Oriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  1 4 


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210  Griechische  Wörter 

sterben,  entsprungen,  den  Gegensatz  gegen  alles  Leben,  alle  Vegetation  zum 
Ausdruck  bringt. 

Aber  noch  wagte  man  nicht  den  schwanken  Kiel  dem  endlosen  Wasser- 
raume  anzuvertrauen,  noch  dachte  man  nicht  daran,  gröfsere  Fahrzeuge  zu 
bauen,  um  Seehandel  zu  betreiben.  Ja  selbst  die  Gräkoitaliker  sind  über  die 
Elemente  des  Seewesens  nicht  hinausgekommen;  da  sie  offenbar  ihre  Wohnsitze 
nicht  dauernd  an  der  Küste  des  Meeres  aufgeschlagen  hatten  ^) .  Anders  nach 
ihrer  Trennung  I 

Mufste  nicht  das  Italiens  Gestade  bespülende  Tyrrheniscbe  Meer  mit  seinen 
grofsen  Inseln  und  der  Menge  naher  Eilande,  mufste  nicht  der  inselreiche  Archi- 
pelagus  dazu  anspornen,  die  W^asserfläche  nach  jenen  winkenden  Zielen  mit 
Schiffen  zu  durchfurchen?  Allerdings  »machtvoll  starrete  dreifach  Erz  jenem 
Manu  um  die  Brust,  welcher  den  morschen  Flofs  grausamem  Wogengewühl  zuerst 
hingab,  ohne  zu  schauen  Afrikus  stürzenden  Tilgungskampf  mit  dem  Aquilo«. 
Wer  zuerst  das  Wagestück  unternommen,  Griechen  oder  Römer,  das  zu  unter- 
scheiden versagen  uns  die  Quellen;  wahrscheinlich  gebührt  den  Griechen  die 
Priorität.  Aber  wohl  haben  die  Römer  vermutlich  aus  eigener  Initiative  das 
Segel  zur  Verwendung  gebracht  und  verdanken  ihrer  eignen  Erfindung  das 
Schlepptau,  die  Raaen  und  das  SchiffsseiP),  nur  die  Bekanntschaft  mit 
dem  Mastbaum  scheint  in  vorrömische  Zeit  zurückzureichen').  Und  dafs  sie 
sich  auch  bereits  an  den  Bau  gröfserer  Fahrzeuge  wagten,  lehrt  ihre  Sprache, 
die  für  Kiel  (carina)^  Hinterteil  (puppis)  und  Verdeck  (stega)  eigene  Worte 
ausgeprägt  hat^). 

Aber  noch  waren  sie  nicht  über  diesen  rüstigen  Anlauf  hinausgekommen, 
als  sie  von  Osten  her  neuer,  grofsartiger  Impulse  teilhaftig  wurden  :  Wie  auf  so 
vielen  Gebieten,  so  waren  auch  hier  die  Phönicier  der  anregende  Teil.  In  ihrer 
Heimat,  einem  schmalen  Küstenstreifen  zwischen  Mittelmeer  und  Libanon,  ziem- 
lich beengt,  durch  die  Lage  des  Landes  und  das  vortreffliche  Schiffsbaumaterial 
der  Geder  auf  das  Meer  gewiesen,  gelockt  durch  die  Nähe  der  kupferreichen 
Insel  Cypem  und  anderer  winkender  Ziele,  hatten  sie  sich  schon  frühzeitig  be- 
deutende nautische  Geschicklichkeit  angeeignet  und  durch  ihre  Seefahrten  und 
die  enge  Berührung  mit  den  Griechen  diesen  unwillkürlich  und  wider  Willen 
ein  Beispiel  zur  Nachahmung  gegeben ;  und  wie  die  Phönicier  im  Schiffsbau  die 


4)  Grofse  Ströme  haben  ebenso  wenig  wie  Binnenseen  je  zur  Beförderung  der  See- 
lüchtigkeit  eines  Volkes  wesenUich  beigetragen,  vgl.  Peschel,  Völkerkunde  S.  SOS. 

2)  velum,  Segel;  remulcum,  promalcum,  Schlepptau;  antenna,  Raa;  rudens,  SchiSsseil 
sind  echt  römische  Ausdrücke. 

3)  Es  ist  zweifelhaft,  ob  malus ,  Mast,  mit  griech.  iaoxXos,  Hebel,  Hebebaum*  (Pick 
2.  484,  Vanii.  684)  oder  vielmehr  mit  dem  deutschen  Worte  mast  (also  sk  mas-lus)  und 
dem  griech.  lAaaxaXis'  x^^h  x^fiu^  (Curt.  Hamb.  Vortr.  p.  k)  zusammengehört. 

4)  Neue  Bezeichnungen  für  Nachen  sind  trabica  bei  Pacuv.  tr.  406  v.  trabs,  Balken; 
ratis,  alveus,  horia  vielleicht  von  .ora,  Küste.  Classis  ist  vom  Landheer  aufs  SchifiiMiufgeboi 
übertragen  worden;  stlata,  Kauffahrteischiff,  und  prosumia,  Spfihschiff,  sind  spttterer  Herkuoft, 
ganz  späten  Datums  ist  das  Wort  corbita,  Korvette;  vgl.  actuarium,  navis  praedatoria,  fra* 
mentaria,  tabellaria. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  211 

Lehrmeister  der  Griechen  wurden,  so  fanden  die  letzteren  an  den  Römern  ge- 
lehrige Schüler. 

Wohl  mögen  diese  ersten  Anregungen  in  frühe  Zeit  hinaufgehen.  Denn  so 
wenig  bezweifelt  werden  kann,  dafs  man,  bevor  Ancus  Marcius  die  Hafenstadt 
Ostia  anlegte,  unter  griechischer  Ägide  das  hohe  Meer  befahren  und  die  See- 
krankheit ^)  kennen  gelernt  hat,  so  sicher  ist  es,  da£s  man  schon  während  der 
Königsherrschaft  an  dem  Tiber  den  riesigen  Fortschritt  von  der  zur  Flufs-  und 
Küstenschiffahrt  benutzten  Barke  zur  stattlichen  Triere  gemacht  hatte  und  ein 
Arsenal  mit  Docks  zum  Schiffsbau  besafs.  Sind  doch  unmittelbar  nach  der 
Vertreibung  der  Könige  in  Rom  Kriegsschiffe  nachweisbar  (Polyb.  3.  22.  23j! 
Wurde  doch  im  Jahre  394  eine  na  vis  longa  abgeschickt,  um  dem  delphischen 
Gotte  ein  Weihgeschenk  zu  überbringen  (Liv.  5.  28.  2) ! 

(Freilich  kann  vor  dem  ^ .  punischen  Kriege  von  einer  wirklichen  Seemacht 
der  Römer  nicht  gesprochen  werden  und  erst  im  Jahre  344  wurden  duumviri 
navales  eingesetzt) . 

Bei  so  frühzeitigem  engen  Kontakt  und  so  starker  Anregung  von  Seiten  der 
Griechen  war  es  unausbleiblich,  dals  eine  gewaltige  Zahl  uralter  Lehnwörter  auf 
dem  Gebiete  des  Seewesens  sich  in  der  römischen  Sprache  einbürgerte  ^j :  der 
Schiffer  von  Profession  (nauta,  vgl.  archinautaj  und  der  Steuermann 
(gubemator,  vgl.  archigubemus)  sind  gleich  dem  Oberbootsmann  (proreta) 
griechische  Typen ^) .  Der  Gebrauch  des  Ankers  (ancora)  und  Toppsegels 
(supparum),  des  die  Raaen  festhaltenden  Stricks  (anquina)  und  des  Riemens 
zum  Anbinden  der  Ruder  (struppus)  stammt  aus  griechischer  Quelle.  Den  regel- 
rechten Bau  des  Vorderkörpers  der  Trireme  (prora)  und  des  gebogenen 
Schiffshinterteils  mit  seinen  Zierraten  (aplustre),  des  Ruheortes  für  die 
Ruderknechte  (casteria)  und  des  vom  Standpunkte  des  Bootsmanns  zum 
Ruderraum  führenden  Wegs  (agea)  hatte  man  den  Griechen  abgelauscht;  ja 
demselben  Volke  verdankte  man  auch  die  Kenntnis  der  zum  Fortbewegen  des 
Schiffs  dienenden  Rollen  (scutula)  und  der  beim  Stapellauf  erforderlichen 
Maschinen  (machina). 

Und  wie  alle  die  bisher  genannten  Wörter  durch  ihre  blofse  Form  und  ihr 
litterarisches  Vorkommen  sich  als  uraltes  Lehngut  dokumentieren,  so  sind  die 
seit  Lucilius  nachweisbaren  Bezeichnungen  des  Toppsegels  (carchesium)  und 
des  Bramsegels  (artemo),  des  schon  den  Phöniciern  bekannten  Senkbleis 
(catapirates)  und  der  Dolle  (scalmus),  vielleicht  auch  der  Kajüte  des  Ober- 
befehlshabers (diaeta)  schwerlich  erst  seit  dem  4.  Jahrh.  ^)  Eigentum  des 
römischen  Volkes  geworden ;  ebenso  wenig  die  volkstümlich  verstümmelten  ter- 
mini  fechnici  opiferae  =  vTtiQai  und  mit.  amantes  =  Ifxavreg^). 

4)  nausea  s=  vavcia, 

2}  Viele  sind  auch  blofs  Übersetzt :  aafser  den  unten  aufgeführten  Schiffsbezeichnungen 
erwtfhne  ich  hier  die  Ausdrücke  hortator  «=  M'kevisxrjs  ^  manus  ferreae  ■=  /ei^er  cidtjQal, 
pedes  SS  no^BSt  ocqU  a  6<pd'aXfioi,  tabula  tum  &»  xaratn^tafia,  cornua  =s  äxQoxiQaiai. 

3)  Vgl.  nauphylax,  Beaufsichtiger  des  Schiffspassagierguts. 

4)  Dieselben  erscheinen  litterarisch  zuerst  bei  den  Schriftstellern  des  4.  Jahrh. 

5)  amantes  war  nach  Schuchardt,  Vokalism.  III.  H    wohl  sicher  schon   vulgärlat.,    da 

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212  Griechische  Wörter 

Und  ist  nicht  der  Name  des  aus  Nesseltuch  gefertigteu  Segels  (carbasus) 
schon  bei  Ennius  auf  das  Schiff  selbst  übertragen  worden? 

Carbasus  alta  volat  pandam  ductura  carinam  (ann.  560). 

Bezeugen  nicht  die  frühzeitig  dem  Seewesen  entnommenen  Metaphern  per- 
contari  (erfragen,  erforschen  —  mit  der  Ruderstange  (conlus)  untersuchen), 
exantlare  oder  exanclare  (ausschöpfen,  ertragen  =  das  Kielwasser  (nausea) 
ausschöpfen]  und  pa  u  sa  re  (ruhen,  von  pausa  =  Ttavaig,  Einstellung  des  Ruder- 
Schlags)  die  frühzeitige  Existenz  der  in  Rede  stehenden  Lehnwörter? 

Dafs  man  auch  im  Bau  verschiedener  neuer  Schiffsarten  bald  dem  Vorgänge 
und  Beispiele  der  Griechen  folgte,  ist  selbstredend.  Davon  legen  auch  die  römi- 
schen Namen  des  4,  5  u.  s.  w.  Ruderers  und  des  verdeckten  Lastschiffes, 
des  Kriegs-  und  Spähschif fes,  des  genähten  und  des  ägyptischen 
Zimmerschiffes  beredtes  Zeugnis  ab,  die  einfach  aus  den  entsprechenden 
griechischen  ^)  übersetzt  sind.  Das  lehren  auch  zahlreiche  Lehnwörter  wie  i  i  nter 
(=  TtkvpTriQ)  und  cu  m  ba  (=  y^v/xßrj)  für  Nachen,  deren  Übernahme  entschieden 
in  noch  weit  frühere  Zeit  zurückreicht,  als  die  Übertragung  der  Plautinischen 
Bezeichnungen  des  Kahns  (scapha),  des  von  den  Gypriern  erfundenen  Schiffes 
Namens  cercurus  und  des  von  den  illyrischen  Seeräubern  benutzten  Sehn e  11- 
seglers  (lembus). 

Den  leichten  zuerst  von  Sisenna  erwähnten  Fahrzeugen  Namens  phaselus 
und  myoparo  (vgl.  paro  bei  Gic.)  und  dem  Livianischen  pristis  stehen  die 
schweren  Transportschiffe  für  Waren  (cybaea  Gic.)  und  Pferde  (hippa- 
gogi,  hippegi,  hippagines  Liv.)  '^)  würdig  zur  Seite,  und  selbst  das  ägyptische 
Ruderschiff  (baris,  barca)  und  die  liburnische  Felucke  (Libuma,  Liburnica) 
haben  unter  griechischen  Namen  in  Rom  Eingang  gefunden  ^) . 


es  sich  im  ital.  (amanti),  franz.  (amant))  Span,  (amantes),  portug.  (amantilhos)  flndety  vgl. 
Döckh,  Urkunden  über  d.  Seew.  p.  4  50  f.  Dagegen  sind  andere  zum  Teil  schon  frühzeitig 
erwähnte  Ausdrücke  wie  nauclerus,  SchifTsherr  e=  navicularius,  nauarchus,  Schiffskapilaia 
=  magister  oder  praefeclus  navis,  epibata,  Secsoldat  =  classiarius,  die  durchweg  nur  von 
griechischen  Verhältnissen  gebraucht  werden,  nicht  als  Lehnwörter  zu  betrachten,  ebenso 
wenig  die  nur  im  dichterischen  Sprachgebrauche  vorkommenden  Wörter  celeuma,  cenicbi, 
corymbi ;  oder  die  spät  belegten  Vokabeln  parasemum ,  cheniscus ,  acatium ,  chalatorius 
funis,  helciarius;  vgl.  auch  thalassicus  =  marinus,  nauticus  =  navalis,  limenarcba,  toe- 
charchus,  mesonauta.  saphon  =  scapho  und  geseoreta  sind  möglicherweise  ungriechisch. 
Dagegen  ging  trierarcha  oder  -us  allerdings  in  römischen  Gebrauch  über  als  Bezeichnung 
des  Schiffskommandeurs;  auch  naulum,  Fährgeld  und  stolus,  Flotte  scheinen,  da  sie  sich 
in  d.  roman.  Sprachen  wiederfinden,  volkstümlich  geworden  zu  sein. 

1}  biremis  =  ifi^Qi^^,  ^ixQoiog,  vgl.  quadriremis,  quinqueremis,  septiremis,  deceraremis, 
woneben  freilich  auch  trieris,  penteris,  hexeris,  hepteris  vorkommen,  navis  constrata  «= 
nXoloy  xatd^Qttxjoy  vgl.  navis  aperta  &=  nXoioy  a^gaxToy  (aphractus  Cic.}-  navis  longa  ss 
nXolov  fjiaxQoy.  navis  speculaloria  »  nXoloy  xaxdaxonoy  s=  catascopus,  catascopium.  navis 
cubiculata  s=  thalamegus  =  d^aXafAriyos,     sutilis  s=  ^anxoy.  (celox  s=  xiXrjg,) 

2)  Deren  Erfindung  wird  den  Samiern  oder  dem  Perikles  zugeschrieben  (PUd.  7.  209  . 

3)  Aus  der  Kaiserzeit  stammen  die  Bezeichnungen  catascopus  (Auct.  b.  Afr.)  cydarum, 
gaulus,  dromo,  camera,  carabus;  kellisch  sind  wohl  parada,  curuca,  ponlo,  nausum.  Ein 
Verzeichnis  römischer  Schiffsbezeichnungen  bei  Gell.  4  0.  K.  25. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  213 

§2. 

£rwägeD  wir  nun,  dafs  die  Schiffer  des  Altertums  nur  mit  Ruder  und  Segel 
ihre  Fahrzeuge  in  Bewegung  setzten,  also  in  weit  höherem  Grade  als  wir  im 
Jahrhundert  der  Dampfmaschinen  zum  schnelleren  Fortkommen  auf  die  Benutzung 
des  Windes  angewiesen  waren,  so  werden  wir  begreiflich  finden,  dafs  mit  der 
Entwickelung  des  Seewesens  auch  eine  Vervollkommnung  in  der  Kenntnis  der 
Winde  sich  bemerkbar  macht. 

Wohl  haben  die  Römer  eigene  Namen  für  die  vier  Hauptwindrich- 
tungen aufzuweisen,  doch  werden  sie  diesen  Fortschritt  gegen  die  europäische 
Zeit^)  schwerlich  ihrer  nautischen  Thätigkeit  zu  verdanken  haben.  Sie  kannten 
die  kalte  Tramontana,  den  aus  dem  Alpengebiete  (trans  montes)  von  Nord- 
osten her  streifenden,  gewöhnlich  dunkles  und  trtlbes  Wetter  bringenden 
a  q  u  i  1 0  ^)  und  den  aus  nordwestlicher  Richtung  kommenden  c  a  u  r  u  s ;  sie  kannten 
ferner  den  in  entgegengesetzter  Richtung  wehenden  Südost-  (-Drittel-Stld-) 
wind  volturnus^] ;  nicht  minder  den  in  Afrikas  Sandmeer  geborenen  heifsen 
Glutwind  Scirocco  (auster)^)  und  den  angenehm  säuselnden  West  (candidus 
favonius.  Hör.]. 

Aber  bald  wurden  diese  Namen  von  den  gleichbedeutenden  griechischen 
mehr  und  mehr  verdrangt;  der  volturnus  wich  dem  eurus*)  und  der  favonius 
dem  zephyrus®);  neben  den  Namen  caurus  setzte  sich  argestes''),  neben 
auster  notus  fest,  und  mit  dem  aquilo  konkurrierte  der  boreas. 

Dazu  gesellten  sich  bald  neue  Bezeichnungen.  Wer  erkennt  nicht  in  dem 
subsolanus  sofort  den  griechischen  aTtfjkuurqg  (=  apeliotes]  oder  afprjkuurrjg 
wieder^)  und  in  dem  wütenden,  mit  den  Nordwinden  in  heftigem  Kampfe 
liegenden  Africus^)  den  gefürchteten  Libyer  {Aiip=  Libs)  ?  Und  bezeugt  nicht 
Seneca  ausdrücklich,  dafs  die  Römer  für  den  caecias  (Norddrittelostwind),  den 
euronotus  (Süddrittelsüdostwind),  den  libonotus  (Südwestdrittelsüdwind)  i^) 
und  den  thrascias  (Norddrittelnordwestwind)  keine  eigenen  Namen  hatten, 
sondern  sich  der  griechischen  bedienen  mufsten?^^) 


\)  Für  diese  ist  nur  der  Name  des  Nordwindes  caurus,  corus  ^  lit.  sziaurys,  ksi. 
severü  belegbar. 

5)  Daher  von  aquilus,  schwarz,  dunkel  benannt;  vgl.  hx%vs, 

3)  Der  seit  Cicero  aufkommende  Name  septentrio  bezeichnet  ursprünglich  das  am  Nord- 
pol stehende  Gestirn  des  grofsen  Bären  (Septem  triones),  dann  den  Norden  und  endlich 
auch  den  Nordwind  ss  aparctias. 

4)  Von  seiner  brennenden  Glut  benannt:  auster  v.  aus»  uro. 

sy  Bums  iam  civitate  donatus  est  et  nostro  sermoni  non  lam  quam  alienus  intervenit. 
Senec. 

6)  Favonius,  quem  zepbyrum  esse  dicent  tibi  etiam  qui  Graece  nesciunt  loqui.    Senec. 

7)  apud  quosdam  (caurus)  argestes  dicitur.    Sen. 

8)  subsolanus  v.  sub  ss  ano  -|-  sol  »  rjXiog.    apeliotes  Catull.  26.  8. 

9)  Hör.  c.  \.  3.  12:  praecipitem  Africum  decertantem  aquilonibus. 
40)  SS  austroafricus ;  vgl.  leuconotus. 

4  4)  caecias  apud  nos  sine  nomine  est.  (thrascias):  huic  deest  apud  nos  vocabulum.    libo- 
notus, qui  apud  nos  sine  nomine  est.  Senec. ;  vgl.  carbas,  Ostnordostwind  (Vitr.). 


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214  Griechische  Wörter 

So  war  schon  zu  Varros  Zeit  die  Windrose  ziemlich  vollständig  ausgebildet; 
und  nicht  nur  dies.  Auch  die  Bekanntschaft  der  Passatwinde,  der  etesia 
flabraaquilonum  (Lucr.)  ^],  hatte  man  bereits  gemacht  und  den  Namen  der 
Windstille  (malacia)  ^}  aus  griechischem  Munde  vernommen  ^j. 

§  8. 

Der  Handel  der  Italer  ist  uralt.  Ohne  gegenseitigen  Austausch  der  zum 
täglichen  Unterhalt;  zur  Nahrung,  Kleidung  und  Wohnung  nötigen  Gegenstände 
läfst  sich  ja  das  Zusammenleben  eines  Volkes  in  gemeinschaftlichen  Sitzen  nicht 
denken,  und  so  weisen  denn  auch  die  übereinstimmenden  Bezeichnungen  für 
kaufen  und  verkaufen  bereits  in  die  indogermanische  Urzeit  zurück^).  Der 
ganze  Verkehr  war  damals  wohl  ausschliefslich  Landhandel.  Da  er  auf  Tausch 
beruhte  und  Vieh  das  wichtigste  Tauschobjekt  abgab,  so  konnte  er  niemals  einen 
gröfseren  Umfang  annehmen  und  ist  auch  sicherlich  noch  verhältnismäfsig  be- 
schränkt gewesen,  als  die  Italer  bereits  ihre  Wohnsitze  in  Italien  aufgeschlagen 
hatten*). 

Eine  heilsame  Umwälzung  rief  erst  der  überseeische  Handel  hervor, 
der,  wie  als  ausgemacht  gelten  kann,  in  Italien  zuerst  von  den  Phöhiciem  be- 
trieben worden  ist.  Lange  Zeit  mögen  diese  die  Produkte  der  Mittelmeerländer, 
aber  besonders  des  Orients,  den  italischen  Gestaden  allein  zugeführt  haben,  ohne 
dafs  sie  Konkurrenz  zu  befürchten  gehabt  hätten ;  bis  ihnen  mit  der  Gründung 
Cumaes  und  der  Ansiedelung  der  Griechen  an  der  unteritalischen  Küste  ein 
Gegner  erstand,  der  sich  bald  nicht  nur  ebenbürtig  zeigte,  sondern  sogar  in 
kurzer  Zeit  den  punischen  Kaufmann  zu  Lande  und  zu  Wasser  gänzlich  aus  dem 
Felde  schlug  *) ;  der  aber  auch  vielleicht  wider  Willen  den  Römern  die  Über- 
zeugung beibrachte,  dafs  der  Seehandel  einträglicher  als  der  Landhandel  ist,  und 
der  sie  lehrte,  von  wie  enormer  Wichtigkeit  es  sei,  eine  eigne  Handelsflotte 
zu  besitzen.  Daher  in  Rom  seitdem  die  grofsartige  Rührigkeit  auf  merkantilem 
Gebiete,  die  nach  und  nach  die  schönsten  Früchte  trug]und  trotz  des  verzweifelten 


4)  etesiae  bei  Cic. 

2)  Caes.  b.  g.  8.  15.  3:  malacia  ac  tranquillitas. 

3)  Andere  Bezeichnungen  sind  schwerlich  durch  den  Schiffahrtsverkehr,  sondern  auf 
wissenschaftlichem  Wege  zu  den  Ohren  der  Römer  gekommen :  Wenigstens  machen  omithias 
(Vogelwind,  der  die  Zugvögel  im  Frül^ahre  bringt),  aparctias  ==  aquilo  oder  sepientrio, 
chelidonias  (der  nach  Ankunft  der  Schwalben  wehende  Westwind),  tropaeus  und  apogeos 
ventus  (der  vom  Meere  resp.  Lande  wehende  Wind),  ecnephias,  Orkanart  ganz  diesen  Ein- 
druck. In  sehr  beschränktem,  lokalem  Gebrauche  mag  sich  befunden  haben  Onchesmites, 
ein  vom  epirischen  Hafen  Onchesmus  wehender  Wind.  Hibride  Bildungen  sind  euroauster, 
euroaquilo,  eurocercias,  austronotus  u.  a. 

4)  skr.  vasna,  lat.  veneo,  veudo;  dfWo/ua»,  ksl.  väniti;  skr.  panö  (Würz,  par),  lat  pre- 
tium,  ntnQaaxoi,  nQiafjiai,  lit.  perkü,  altir.  crenas;  xanrjXof  caupo  ksl.  kupiti,  kaufen, 
kuplcK  Kaufmann,  lit.  küpezus. 

5)  Italische  Ausdrücke  sind  merx,  mercari,  mercator,  Mercurius,  commercium. 

6)  Über  den  ältesten  Handel  der  Phönicier,  Karthager  und  Griechen  in  Italien  wird 
ein  demnächst  im  Rheinischen  Museum  erscheinender  Aufsatz  handeln. 


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IN  DER  LATBINISGHBIf  SPRAGBB.  215 

Ringens  der  Elrusker  und  Karthager,  trotz  der  Suprematie  der  Griechen  in  den 
italischen  Gewässern  bei  Beginn  des  5.  Jahrh.  vor  Chr.  soweit  gediehen  war, 
dafs  man  im  Jahre  495  zu  Rom  ein  collegium  mercatorum  gründen  konnte  ^j,  dafs 
man  um  die  Mitte  des  4.  Jahrh.  einen  Handelsvertrag  mit  Karthago  abschlofs^j 
und  aufser  mit  Sicilien  und  Sardinien  auch  mit  dem  kontinentalen  Afrika  leb- 
hafte Handelsverbindungen  unterhielt. 

Mochte  der  Sturmwind  wüten  und  das  Schiff  des  Kaufmanns  zerschellen, 

bald  zimmert  er  neu  den  lecken  Rumpf 

und  verschmäht  arme  Genügsamkeit     (Hör.  carm.  4.  4.  47). 

Wohl  deutet  uns  die  Nachricht,  dafs  die  Senatoren  in  der  älteren  Zeit  keinen 
Seehandel  treiben  durften,  zur  Genüge  an,  dafs  aufser  den  Fremden  nur  die 
Plebs  dem  gewinnbringenden  Gewerbe  sich  zugewendet  hat;  doch  schon  der 
alte  Praktikus  Cato  hat  nach  Plutarchs  Zeugnis  (Cat.  mai.  21]  es  nicht  verschmäht, 
an  derartigen  Unternehmungen  mit  seinem  Kapitale  zu  partizipieren,  und  Cicero 
spricht  es  de  off.  4.  42.  454  offen  aus,  dafs  der  Handel,  wenn  er  im  grofsartigen 
Mafsstabe  betrieben  wird,  durchaus  nicht  für  unanständig  gelten  könne. 

Schon  diese  kurzen  Andeutungen  genügen,  um  zu  erkennen,  daßs  die  Römer 
ziemlich  gewandte  Kaufleute  waren ;  und  in  der  That  haben  sie  von  den  Phöni- 
ciem  und  Griechen  schon  sehr  bald  den  orientalischen  Brauch  der  Hafenzölle 
(portoria,  vectigalia)  angenommen  und  angeblich  bis  zu  Poplicolas  Zeit  diese  für 
alle  in  Rom  eingehenden  Waren  sich  entrichten  lassen  ^j ;  ebenso  haben  sie  nach 
orientalischem  Muster  das  Angeld  eingeführt  (arrhabo)  und  durch  griechische 
Vermittelung  die  Bekanntschaft  mit  Stapelplätzen  (emporium),  Leucht- 
türmen (pharusj  und  Silos  (sirus)  gemacht. 

Auch, die  uralte  römische  Sitte  der  Gastfreundschaft  (Liv.  4.  45.  2; 
5.  50.  3]  hat  sich  die  Umformung  nach  griechischem  Muster  gefallen  lassen 
müssen.  Denn  mit  der  griechischen  avyyQatpT^  (vgl.  syngraphus  b.  Plaut.)  sind 
auch  die  Zeichen  des  Gast  Vertrags,  die  tessera  (Plaut.),  wofern  das  Wort 
von  riaaaQOf  vier,  abzuleiten  ist^),  und  das  symbolum  (Plaut.)  nebst  dem 
Gastgeschenk  (xenium)  in  Rom  aufgenommen  worden  ^) .  Und  wenn  Cicero  den 
Aufkäufer  propola  {7tQ07t(okrjg)  nennt,  ist  es  da  zu  verwundern,  dafs  selbst 
der  Sprachreiniger  Tiberius  keinen  römischen  Namen  für  das  Monopol  (mono- 
polium)  finden  konnte  ^)  ? 

4)  Freilich  bestand  dies  uacli  Dionys.  v.  Halle.  9  p.  588  wohl  vorwiegend  aus  fremden 
Insassen. 

%)  Handelsverträge  mit  Karthago  348.  806.  279.  Momms.  Rom.  Ghron.  820  ff. 

3)  Liv.  2.  9,  Dion.  5.  22,  Plut.  Popl.  4  4.  Im  Jahre  479  wurden  die  Zölle  wieder  ein- 
geführt. Genaueres  bei  GöU,  Kulturbilder  aus  Hellas  und  Rom.  I.  4  86  ff.  telonium 
Zollhaus  ist  ein  ganz  sptttes  Lehnwort. 

4)  Andere  leiten  es  von  der  Wurzel  tans  »schütteln«  ab  &=  tensera,  der  Würfel;  vgl. 
Vani^ek  p.  274. 

5)  Die  Verpflichtung,  römische  Beamte  auf  der  Reise  aufzunehmen,  hatten  in  griechi- 
schen Städten  die  parochi;  vgl.  Hör.  sat.  4.  6.  45. 

6)  Suet.  Tib.  c.  74 :  monopolium  nominaturus  prius  veniam  postulavit,  quod  sibi  verbo 
peregrino  utendum  esset.    Das  Wort  pelagus  für  Meer  ist,  obwohl  schon  bei  den  ältesten 


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216  Gribgbisghe  Wörter 

§4. 

Weif  früher  als  zur  See  hatten  die  Indogermanen  auf  dem  Lande  für 
Transportmittel  Sorge  getragen .    Dieselben  Gölter,  welche 

compositis  primum  docuere  tigillis 

exiguam  viridi  fronde  aperire  domum, 

illi  etiam  tauros  primi  docuisse  feruntur 

servitium  et  plaustro  supposuisse  rotam.     (Tibull.  2.  1.  39  ff.) 

Schon  in  der  proethnischen  Periode  hatten  die  Indogermanen  den  holzgezimmer- 
ten Karren  erfunden^),  den  sie  bereits  mit  ins  Joch  gespannten  Rindern  fort- 
zubewegen verstanden  ^]  und  der  ihnen  auf  ihren  Wanderzügen  sicherlich  grofse 
Dienste  leistete.  Allmähliche  Verbesserungen  werden  nicht  ausgeblieben  sein; 
doch  der  Fortschritt  vom  Fracht-  zum  Renn-  und  Reise  wagen  erfolgte  auf 
Anregung  von  anderer  Seite.  Denn  da  der  Streitwagen  erst  nach  der  Zäh- 
mung des  Pferdes  zur  Anwendung  kommen  konnte,  diese  aber  im  Orient  nicht 
lange  vor  Homer  erfolgte,  so  ist  kein  Zweifel,  dafs,  wie  in  Griechenland  das 
aQfia,  in  Rom  der  currus  nach  griechisch-orientalischem  Muster  erbaut  worden 
ist,  um  so  weniger,  als  auch  die  alten  Ägypter  die  Bekanntschaft  mit  dem  Wagen 
den  semitischen  Völkern  verdanken  3) .  Einer  viel  späteren  Zeit  gehört  der  Ge- 
brauch des  Personenwagens  in  Rom  an,  wo  seine  Verwendung  mit  wenigen  Aus- 
nahmen während  der  ganzen  Blütezeit  der  Stadt  untersagt  war  und  wo  er  durch 
die  angeblich  von  den  Macedoniem  erfundene  Sänfte  ersetzt  wurde ^j.  Doch 
haben  die  Römer  eben  wegen  dieser  späten  Entwicklung  des  Fuhrwesens  auf 
diesem  Gebiete  viel  nachhaltigeren  EinfluTs  von  Seiten  der  Gallier  erfahren,  von 
denen  sie  den  gröfsten  Teil  ihrer  verschiedenen  Wagenarten  entlehnten^). 

Dagegen  wird  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  während  der  Augusteischen 
Zeit  eingerichtete  Post  nach  kleinasiatischem  Vorbilde  ins  Leben  gerufen  worden 
sein  (cf.  Friedländer,  Sittengesch.  II.  8),  wie  denn  auch  der  Gebrauch  der  zum 
Fahren  von  Kranken  dienenden  Handwagen  (chiramaxium,  vehiculum  ma- 
nuale)  und  des  zum  Transport  schwerer  Güter  bestimmten  Rollwagens  (cha- 
mulcus)  auf  griechische  Quelle  zurückgeht. 

Im  übrigen  aber  scheinen  die  Römer  auf  dem  Gebiete  des  Verkehrs  mit 


römischen  Dichtern  belegt,  doch  immer  mehr  auf  den    poetischen  Gebrauch    beschrtiakt 
geblieben. 

1)  Vgl.  a^foy,  ä/ua|a,  skr.  aksha-,  lat.  axis,  ahd.  absa,  ksl.  osK,  lit.  aszls,  Achse. 

2)  skr.  yugam,  C^yoy,  lat.  jugum,  got.  juk,  ksl.  ige,  kymr.  ich. 

3)  Vgl.  Ebers,  Ägypten  u.  Mose,  i,  222. 

4)  lectica  v.  lectus.  Die  griechische  Vermittelung  deuten  an  die  Bezeichnungen  heia- 
pboron  und  octophoron  für  die  von  6  resp.  8  Sklaven  getragene  Sänfte  und  der  gleich- 
zeilig  entlehnte  Name  für  den  Riemen  zum  Befestigen  der  Tragstangen  (struppus).  Auch 
basterna  macht  in  seinem  ersten  Teil  den  Eindruck  eines  fremden  (griechischen?)  Lehn- 
worts ißatnaCo»), 

5)  Gallische  Wagennamen  sind  essedum,  cisium,  covinus,  rheda,  petorritum,  ploxe- 
mum,  benna,  sarracum,  arcera,  carpentum,  carrus,  carruca. 


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IN  DER  LATBINI8GHBN  SPRAGHB.  2t7 

Wagen  und  Zugtieren  ziemlich  original  zu  sein  und  von  den  kampaniseben  Nach- 
barn nur  die  zum  Reiten  erforderliche  Schabracke  (ephippium.  Cato],  die 
beim  Beschlagen  der  Pferde  gebrauchte  Bremse  (poslomis.  Lucil.),  sowie  die 
lederne  Riempeitsche  (scutica)  und  die  sonst  als  Auszeichnung  für  Soldaten 
gewähi*ten,  aber  auch  zur  Verzierung  der  Rosse  verwendeten  phalerae  entlehnt 
zu  haben  ^). 

Mehr  indes  als  das  Fuhrwesen  lag  ihnen  schon  aus  militärischen  Gründen 
der  Wege-  und  Strafsenbauam  Herzen;  in  diesen  Anlagen  zeigen  sie  sich 
geradezu  als  unübertroffene  Meister ;  denn  noch  heute  bewundeni  wir  die  grofs- 
artigen  Militärstrafsen,  mit  denen  sie  seit  dem  Ende  des  4.  Jahrhunderts  ganz 
Italien  durchzogen  haben  ^}. 

Ob  das  griechische  Vorbild  (vgl.  hermae]  bei  der  Einrichtung  der  Meilen- 
steine durch  C.  Gracchus  (Plut.  C.  Gracchus  7j  mafsgebend  gewesen  ist,  wird 
sich  schwer  bestimmen  lassen;  unleugbar  ist  dasselbe  von  Einflufs  gewesen  auf 
die  Strafsenanlagen  der  Hauptstadt  selbst.  Wahrend  schon  die  ayoQa  der  Phae- 
aken  nach  Odyss.  6.  266  mit  grofsen  herbeigeschleppten  Steinen  [Qvzoiai  Xaeaai) 
gepflastert  war,  ist  dieser  Verschönerungsakt  an  den  Strafsen  und  Plätzen  Roms 
erst  im  Jahre  1 74  auf  Antrag  der  Censoren  vollzogen  worden  ^) ,  vermutlich  in- 
folge der  auf  den  asiatischen  Feldzügen  gewonnenen  Anregungen.  Damit  scheint 
im  Zusammenhange  zu  stehen  die  Entlehnung  des  griechischen  Ausdrucks  für 
eine  breite  oder  Hauptstrafse  (platea  =  Ttkatela)  und  für  das  diese  ein- 
rahmende Trottoir  (crepido  =  %qrinlg). 

Viel  geringer  sind  die  Impulse  der  Griechen  im  Bereiche  des  Gasthofs- 
wesens^].  Denn  hier  werden  auf  deren  Initiative  nur  die  Lokale  zurückgeführt 
werden  können,  in  welchen  warme  Getränke  verabreicht  wurden  (Caf6s)  (ther- 
mopolium.  Plaut.;  vgl.  thermopotare) ,  vielleicht  auch  die  Wein- 
schenken (oenopolium),  aus  denen  man  sich  in  der  Regel  den  zur  Mahlzeit 
nötigen  Wein  holen  liefs  (Plaut.  Asin.  200). 


4)  Volkstümliches  Lehnwort  ist  sagma  s  clitellae,  Saumsattel,  Fremdwörter  character 
=  nota,  dem  Pferde  aufgebranntes  Mal,  statera,  hölzernes  Joch,  an  dem  man  die  Deichsel 
befestigte  und  tapes,  Pferdedecke  b.  Verg.  Aen.  7.  277.  parhippus  und  paraveredus  (hibrid) 
sind  ganze  späte  Benennungen  des  Beipferdes,  ebenso  ist  synthema,  Postschein  ein  spöier 
Ausdruck. 

%)  Die  erste,  die  via  Appia,  842  erbaut. 

3)  Liv.  41.  27:  censores  vias  sternendas  silice  in  urbe  primi  omnium  locavere.  Daher 
strata  (s  Strafse),  übersetzt  aus  (rr^oiToc;  vgl.  Nissen,  Pompej.  Studien  zur  Städtekunde 
d.  Altert.  S.  520 CT.,  Mommsen,  Hermes  12.  486/r. 

Römische  Ausdrücke  sind :  via,  semita,  trames,  angiportus,  fundula,  compitum,  bivium, 
trivium,  quadrivium,  vicus,  pagus,  area. 

4)  Echt  römische  Bezeichnungen  sind  taberna,  caupona,  ganea,  poptna,  deversorium, 
hospitium,  mutationes,  stabulum,  mansiones,  lupanar  u.  a. 


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218  Grieghisghr  Wörter 


§  6. 


Die  Anfänge  der  indogermanischen  Metrologie  reichen  bis  hinauf  in  die 
proethnische  Zeit^].  Denn  weder  beim  Abgrenzen  des  Ackergebietes  noch  beim 
Bau  des  Hauses  konnte  man  der  Flächen-  und  Längenmafse  entraten.  Ebenso  ist 
auch  der  primitivste  Handel  mit  flüssigen  und  festen  Stoffen  ohne  irgend  ein 
Körpermafs  undenkbar. 

Als  älteste  Mafseinheiten  für  Längenmafse  dienten  nun  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  die  einzelnen  Körperglieder,  und  wie  die  vediscben  Inder 
nach  Fingern  (angula)  und  10  Fingern  (dacangula)  rechneten  und  gleich  den 
Griechen  [o^yvcd)  auch  die  Länge  der  ausgespannten  Arme  »die  Klafter« 
(vyäma)  als  Mafs  verwendeten ,  so  bedienten  sich  Griechen  und  Römer  des 
Fufses  (pes  =  Ttovg),  der  Hand  (palmus  =  TtaXd^rj)  und  des  Fingers  (di- 
giius  =  daxTvXog)  ^ .  Dagegen  sind  die  Flächen-  und  Körpermafse  ver- 
mutlich immer  grofsen  Schwankungen  unterworfen  gewesen;  denn  selbst  die 
gräkoitalischen  lautlich  sich  deckenden  Ausdrücke  weichen  in  der  Bedeutung 
stark  von  einander  ab,  und  weder  der  Werst  und  der  osk.  versus  (vgl.  got. 
rasta,  Meile] ,  noch  der  raodius  und  ^idi^vog^  noch  der  culleus  und  yLoXBog^  noch 
die  acna  (acnua)  und  die  a%aiva^)  sind  von  gleicher  Gröfse  gewesen.  Indes 
scheint  wenigstens  insofern  eine  gewisse  Übereinstimmung  erzielt  worden  zu 
sein,  als  dabei  das  Decimatsystem  zu  Grunde  gelegt  wurde;  denn  nicht  nur 
der  vorsus  und  das  TtXid'qoVy  sondern  auch  das  gallische  candetum  hat 
100  Einheiten  gehabt^). 

Doch  finden  wir  daneben  bei  den  Römern  auch  die  Duodecimalrecb- 
nung  in  den  ISO  teiligen  Flächenmafsen  actus  und  iugerum  in  Gebrauch, 
wie  denn  auch  die  Herakleoten  in  Unteritalien  nach  den  auf  dem  gleichen  Ein- 
teilungsprincipe  ruhenden  axolvot  und  o^iy^iara  rechneten. 

Während  nun  das  römische  Flächenmafs  fast  unverändert  bestehen  blieb 
und  nur  die  climata  griechische  Abkunft  verraten,  —  denn  der  Ackerbau  ist 
dem  Handelsgetriebe  immer  mehr  fem  geblieben  — ,  hat  unter  dem  Einflufs  des 
griechischen  Handels  das  Längen-  und  Körpermafs  einige  Accommodationen  an 
das  griechische  Mafssystem  erfahren.  Denn  neben  die  alte  Einteilung  des  römi- 
schen Fufses  (pes  =  ^*/25  ^odeg)  in  12  unciae  oder  Einheiten  tritt  bei  den 
Technikern  noch  die  griechische  in  16»Fingerbreiten  (digiti  =  dmwloi] 
und  4  Handbreiten  {palmns  =  TtaXaiaT-q,  dwQOp)  sowie  das  125  Fufs  ent- 
haltende Stadium;  und  im  Bereiche  der  Körpermafse  macht  sich  eine  noch 
gröfsere  Umwälzung  unter  griechischem  Einflüsse  bemerkbar.     Zwar  sind  die 


4)  Wurzel  mAf  messen,  davon  metiri,  fjthgoy,  skr.  mdtrd,  mdtram,  ags.  maedh,  ksl.  mera. 

2)  Vgl.  poUex,  cubitus,  passus,  decempeda. 

3)  wtaiya  in  der  Bedeutung  eines  Mafses  sieht  allerdings  ganz  wie  ein  Lehnwort  aus 
dem  Ital.  aus,  das  an  äxa^ya,  Stachel  assimiliert  sein  könnte.     Vgl.  hebr.  ttp,  Rute. 

4)  t}ber  die  Anwendung  des  Decimalsystems  im  ältesten  Rom  und  sein  Zutagetreten  in 
einer  Menge  von  rechtlichen  Satzungen  und  Staatseinrichtungen  vgl.  Mommsen,  Rom.  Gesch. 
I«  204. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  219 

Benennungen  des  culleus  (=  20  amphorae),  der  urna  (V2  amphora) ,  des 
congius  (7g  amphora)  unddesmodius  (V()  medimnus)  original,  doch  ist  das 
ganze  Einteilungsprinzip,  auf  dem  sie  beruhen,  entschieden  der  griechischen 
Metrologie  entnommen.  Deutlicher  ist  die  Anlehnung  an  die  griechischen  Mafse 
wahrnehmbar  in  den  aus  der  Sprache  der  Hellenen  übersetzten  Ausdrücken 
a cetabul um  =  o^/?a9)oi/  und  quartarius  =  xira^TOv^  am  eklatantesten 
tritt  sie  zu  Tage  in  den  Lehnwörtern  hemina  =  fi^Lva  (=  cotula),  amphora 
=  äfiq>0Q€vgj  doga  =  doxrj  und  cyathus  =  xvad-og^). 

§  6. 

Weit  später  als  das  Mafs  hat  sich  Gewicht  und  Münze  ausgebildet.  Da 
nämlich  der  ganze  Handel  in  der  ältesten  Zeit  auf  Tausch  beruhte,  das  Vieh  aber 
einen  der  gewöhnlichsten  und  verbreitetsten  Besitztitel  ausmachte,  so  war  es 
fast  selbstverständlich ,  dafs  dieses  in  der  Regel  als  Tauschobjekt  an  Zahlungs 
Statt  verwendet  wurde.  So  war  es  bei  den  vedischen  Ariern,  so  war  es  auch  bei 
den  Italern,  und  noch  im  Jahre  454  v.  Chr.  setzte  die  lex  Aternia  Tarpeia  die  ein- 
zelnen Geldstrafen  nach  Rindern  und  Schafen  fest.  Daher  der  Name  pecunia 
von  pecus;  denn  wie  Varro  schon  richtig  angiebt  (1.  1.  5.  19.  95)  in  pecore  pe- 
cunia tum  consistebat  pastoribus.  —  Später  veranlafste  der  häufigere  Fund  von 
edlen  Metallen  und  der  seitdem  allmählich  üblich  werdende  Goldschmuck,  auch 
diese  Gegenstände  als  Zahlungsmittel  zu  verwenden,  und  so  wurde  denn  nach 
und  nach  der  Obergang  zum  wirklich  ausgemünzten  Gelde  angebahnt. 

Der  erste  Anstofs  hierzu  erfolgte  vom  Oriente  her.  Die  Babylonier  sind  eS; 
denen  wir  die  ingeniöse  Erfindung  eines  rationellen,  wissenschaftlich  begründe- 
ten Münzfufses  verdanken^  gleichwie  auch  die  Inder  schon  in  vedischer  Zeit 
auf  diesem  Gebiete  sich  abhängig  von  ihnen  zeigen^).  Wie  sie  das  Talent  dem 
Gewichte  eines  Kubikfufses  Wasser  bei  der  mittleren  Landestemperatur  gleich- 
setzten, so  haben  sie  »mit  ihrer  Sexagesimalteilung  die  Talente,  Minen  und 
Sekel,  also  die  Valuta  Vorderasiens,  geschaffen«  3) .  Doch  war  ihr  Geldwesen 
allerdings  noch  der  Verbesserung  bedürftig,  und  namentlich  mufsle  der  Übel- 
stand noch  beseitigt  werden,  dafs  man  genötigt  war,  das  Geld  bei  der  Gir- 
kulation  stets  erst  zu  wiegen  und  auf  seine  Feinheit  und  Güte  zu  prüfen. 
Den  bedeutenden  Fortschritt  nun  zur  wirklichen  Münzprägung  in  Silber 
und  Gold  machten  die  kleinasiatischen  Griechen,  und  diese  und  die  stamm- 
verwandten europäischen  Hellenen  haben  die  Itaier,  voran  die  Etrusker,  mit  den 
neuen  Errungenschaften  bald  bekannt  gemacht  (Momms.  R.  G.  P  129.  443). 
Populonia  war  die  erste  nichtgriechische  Stadt  Italiens,  die  seit  550  nach 
attischem  und  kleinasiatischem  Muster  geprägte  Münzen  in  Umlauf  setzte.  In 
Rom  dagegen  blieb  man  noch  lange  Zeit  bei  dem  ungemünzlen  Kupfer  als  Zah- 


i)  Wörter  wie  das  Piinianische  spithamai   Spanne  9a  dodrans  u.  a.  können  nicht  auf 
Geltung  als  Lehngut  Anspruch  erheben. 

2)  skr.  manA  «=  fiyä  ist  babylonisches  Lehnwort. 
S)  VgL  Peschel,  Völkerkunde  537. 


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220  Griechische  Wörter 

luDgsmiitel  sieben;  erst  zur  Zeit  der  Decemvirn  scheint  man  auf  etruskisch- 
griechische  Anregung  hin,  vielleicht,  wie  Mommsen  meint  (R.  G.  I.  443),  nach 
dem  Vorbilde  und  unter  dem  Einflüsse  der  solonischen  Verfassung,  den  Fort- 
schritt  zumGufs  von  Kupfermünzen  gemacht  zu  haben,  allerdings  vermutlich 
unter  Anlehnung  der  Kupferwährung  an  die  griechische  Silberwährung  und 
unter  Gleichsetzung  des  Kupferpfundes  (libra)  mit  dem  Silberskrupel.  480  Jahre 
lang  hat  sich  Bom  und  der  gröfsere  Teil  der  Städte  Nord-  und  Mittelitaliens  mit 
diesen  Kupfermünzen  beholfen,  bis  zur  Zeit  des  tarentinischen  Kriegs  mit  der 
Überhandnähme  der  griechischen  Silberwährung  wirklich  geprägte  Silbermünzen 
in  Umlauf  gesetzt  wurden,  neben  denen  bei  Beginn  der  Kaiserzeit  auch  Gold- 
münzen in  Gebrauch  kamen  (vgl.  Momms.-Marquardt,  Handb.  der  röm.  Altert. 
V.  p.  12). 

Dafs  diese  Beform  durch  den  auswärtigen  Handel,  namentlich  durch  den 
Seeverkehr  mit  Sicilien  hervorgerufen  worden  ist,  ist  längst  bekannt.  Ist  doch 
das  Sicilische  Geldwesen  das  einzige  griechische,  welches  mit  dem  italischen  id 
ein  bestimmt  fixiertes  Verhältnis  gesetzt  worden  ist!  Kein  Wunder,  dafs  von 
dorther  der  Name  des  nummus  =  vov^iiog  oder  vofiog  =  Vio  Staler  als  allge- 
meine Bezeichnung  für  Münze  sich  über  das  italische  Festland  verbreitete,  wäh- 
rend die  römischen  Ausdrücke  libra  und  uncia  samt  den  Bezeichnungen 
triens,  quadrans  und  sextans  als  ^/r^a,  ovyxla,  TQiag^  Tcir^a^,  €$äg be- 
reits im  3.  Jahrh.  der  Stadt  in  das  sicilische  Griechisch  übergegangen  sind,  ein 
beredtes  Zeugnis  des  lebhaften  Handels  und  Warenaustauschs  dieser  Insel  mit 
dem  Festlande  und  der  Cirkulation  des  römischen  Kupfers  auf  siciliscfaeni 
Boden  i) . 

Allerdings  fehlt  es  auch  sonst  nicht  an  griechischen  Münznamen  in 
der  römischen  Sprache,  aber  das  sind  eben  Benennungen  in  Griecchenland  üb- 
licher Münzen,  die  wohl  innerhalb  des  römischen  Beichs,  aber  wohl  schwerlich 
in  Latium  geprägt  wurden,  die  w^ohl  in  Bom  als  Zahlungsmittel  in  Umlauf  sein 
mochten 2),  aber  niemals  landesübliche  Münze  gebildet  haben.  Mögen  daher  das 
Talent  (talentum),  die  Mine  (mina)  und  die  Drachme  (drachuma),  wie  ihre 
Namen  erkennen  lassen^  noch  so  früh  in  der  römischen  Sprache  auftreten :  sie 
sind  ebenso  wenig  von  kulturhistorischem  Werte  für  die  Bömer  als  der  Obolus 
(obolus),  die  Halbdrachme  (triobolus)  oder  die  von  späteren  Autoren  erwähnten 
Vier- und  Zweidrachmen-  oder  Viertelobolen-Stücke^),  oder  gar  die  kleinasia- 
tischen Cistophoren  (cistophorus) ,  die  nach  der  Besitzergreifung  Asiens  in 
der  Hauptstadt  des  Weltreichs  cirkulieren  mochten. 


4)  Echt  römische  Bezeichnungen  auf  numisnoatischem  Gebiete  sind:  as,  libra,  oocia, 
semissis,  decussis,  triens,  quadrans,  sextans,  dexians,  dodrans,  quincunx,  septunx,  deoni, 
bcs,  teruncius,  scripulum,  denarius,  sestertius,  aureus  u.  a.  Bemerkenswcrl  ist,  dafs  di«* 
Bundesgenossenmünzen  im  Bundesgenossenkriege  eine  auffällige  Ähnlichkeit  mit  den  io 
Amisos,  der  Residenz  des  Milhridates,  geprägten  haben. 

2)  So  cirkulierten  seit  dem  Triumphe  des  Flamininus  4  95  die  von  Piautas  ofl  erwähn- 
ten Philippsdor  (nummi  Philippei)  in  Rom. 

8)  didracbma,  tetrachmum,  dichalcon;  trichalcon. 


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IN  DBR  LATBINISGHBN  SPRACHE.  221 


§7. 


Während  die  ältesten  Völker  sicherlich  die  ausgestreckte  Hand  zum  Wägen 
benutzt  haben  ^),  so  schuf  man  sich  später  die  diese  einfache  Manipulation  er- 
setzende Vorrichtung  der  Wage.  Dafs  diese  zugleich  mit  der  Kupfermünze  ein- 
geführt wurde  und  anfangs  nur  dazu  diente,  das  Gewicht  des  an  Zahlungs  Statt 
verwendeten  Kupferbarrens  zu  bestimmen,  geht  aus  dem  in  gleicher  Weise  für 
Pfund  und  Wage  gebrauchten  Namen  libra  und  aus  Redensarten  wie  aere  et 
libra  oder  per  aes  et  libram  deutlich  hervor.  Daneben  hat  sich  jedoch  allem 
Anscheine  nach  schon  ziemlich  früh  die  griechische  Bezeichnung  trutina 
{=TQtJTavr})  als  genereller  Ansdruck  für  jede  Wage  (vgl.  Vitr.  40.  3.  4)  und 
statera  (=  avartQ,  Name  einer  griechischen  Münze)  als  Bezeichnung  der 
Schnell-  und  später  Goldwage  nebst  dem  Gegengewicht  (sacoma)  eingebürgert'-^). 

Auch  Geldtäschchen  nach  griechischem  Muster  werden  in  Rom  Eingang  ge- 
funden haben.  Oder  sollte  das  Plautinische  marsupium  (=  iiaqavjtiov)  und 
pasceolus  (=  (paa%aXoQ^  (pdaüwlog)  =  Geldbörse  mit  der  dazu  gehörigen 
Umhängetasche  (sacciperium)  und  der  von  späteren  Autoren  gebrauchte 
Ausdruck  Saccus,  Geldsack  3),  (dem  man  als  Reiseeffekten  auch  pera,  Ranzen, 
ascopera,  lederne  Reisetasche  undaverta,  Mantelsack  beigesellen  kann), 
wirklich  weiter  nichts  sein  als  griechische  Benennungen  altrömischer  Einrich- 
tungen ? 

Natürlich  sind  Geldgeschäfte  wie  im  alten  Indien  auch  in  Latium  früh- 
zeitig betrieben  worden,  und  wenn  auch  der  Wucher  doppelt  so  streng  wie 
Diebstahl  bestraft  wurde  und  für  entehrend  galt,  so  wurde  er  doch  von  allen 
Kapitalisten  mehr  oder  weniger  betrieben.  Darlehen  zu  geben  war  eine  alt- 
römische  Sitte,  die  durch  den  latinisch-sicilischen  Geschäftsverkehr  sogar  samt 
ihrem  römischen  Namen  (mutuum  =  ^oixov)  in  den  Gebrauch  Siciliens  über- 
ging. Dagegen  stammt  der  schon  zur  Zeit  der  Samniter-Kriege  in  Rom  bestehende 
Geschäftszweig  der  Geldwechsler  wahrscheinlich  aus  Griechenland^),  wo  sie 
durchweg  ebenso  wie  in  Rom  ihren  Sitz  auf  dem  Forum  aufgeschlagen  hatten. 
Bereits  zu  Plautus'  Zeit  müssen  sie  in  ziemlicher  Zahl  dort  vertreten  gewesen 
sein,  da  dieser  oft  Gelegenheit  nimmt ,  den  schmutzigen  Wucher  dieser  Leute 
zum  Gegenstande  seines  Witzes  zu  machen.  Ihr  ältester,  von  Plautus  gebrauchter 
Nume  ist  tarpessita  oder  trapezita  =  rQa/ce^lTifjg,  von  den  Römern  späterer 
Zeit  übersetzt  mit  mensarius  und  wahrscheinlich  identisch  mit  argentarius 
(Bankier).   Daneben  erscheint  der  danista  {=  dareujTrig)  bei  Plautus  und  der 


4)  Würz,  tai,  heben  (vgl.  iat.  tuli)  und  wägen:  skr.  tulä,  Wage,  griecfa.  TäXaytoy, 
Wage,  Gewicht. 

2)  Späte  Ausdrücke  sind  zygostales,  Wfigemeister,  zygostasiuoi ,  Amt  des  Wäge- 
meisters u.  a. 

8)  Die  gräkoitalischen  Bezeichnungen  crumena  =  yQvfiia,  fiscus  =  ^airx«Xo^  (vgl. 
yi'/.io^,  ahd.  kiuUä)  haben  ursprünglich  keineswegs  die  Bedeutung  Gcldbehältnis. 

4)    Vgl,  Pauli,  Realencyklop.  III.  417.  Liv.  9.  40. 


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222  Grieghisghb  Wörtbr 

tocullio  (von  Tonog)  bei  Cicero,  die  dem  römischen  faenerator  (Wucherer) 
gleichgestellt  werden  können  ^) . 

Die  trapezitae  hatten  zur  Hauptbeschäftigung  das  Geldwechseln,  -Aus- 
leihen  und  -Aufbewahren,  woneben  ihnen  oblag,  die  Münzen  zu  prüfen,  um  dem 
Gewerbe  der  Falschmünzerei  möglichst  zu  steuern  (vgl.  paracharactes).  Dabei 
operierten  sie  bereits  in  ciceronianischer  Zeit  mit  einer  Art  Wechseln  (syn- 
grapha),  erhoben  auf  Geld  Agio  (collybus  Cic.)  und  berechneten  Zinseszins 
(anatocismus  Cic.)  ^]. 


1)  Echt  römische  hierher  gehörige  Bezeichnungen  sind:  usurae,  Zinsen,  Interessen; 
versura,  Anleihe;  faenus,  Wucher;  aes  alienum,  Schulden;  acceptilatio,  eine  Art  müDdllche 
Quittung;  expensilatio,  Eintragung  des  an  jemand  als  Darlehen  gezahlten  Geldes  u.  a. 

2)  Einen  verwandten  Beruf  haben  die  Mäkler  oder  Kommissionttre  bs  Unterhändler 
beim  Kauf,  die  bei  Seneca  mit  dem  griechischen  Namen  proxenetae  bezeichnet  werden. 


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^Elliiveg  rtaQdduYfJta  ftällov  altoi  Svxsg  ttvl 
Q  fMHOVffvot  iri^ovg. 

Thncyd.  2.37. 


Kap.  IX.   Grammatik. 

Unter  den  griechischen  Wissenschaften  wurde  zuerst  die  Grammatik 
auf  römischen  Boden  verpflanzt  und  frühzeitig  ausgeübt.  Eine  Durchsicht  des 
lateinischen  Alphabets^)  und  die  dabei  erfolgte  Ersetzung  des  griechischen  ^ 
durch  das  lateinische  g  scheint  schon  nach  der  Mitte  des  3.  Jahrh.  v.  Chr.  ein 
gewisser  Spurius  Carvilius  vorgenommen  zu  haben,  und  nicht  lange  nach  ihm  er- 
warb sich  Ennius  das  grofse  Verdienst,  nach  griechischem  Muster  die  Verdoppe- 
lung der  Konsonanten  auch  graphisch  zum  Ausdruck  gebracht  und  so  die  römi- 
sche Sprache  für  die  quantitierende  Poesie  der  damaligen  Zeit  geeignet  gemacht 
zu  haben  ^] , 

Einen  bedeutsamen  Wendepunkt  bezeichnet  das  Auftreten  des  Krates  von 
Mallos  (vgl.  Suet.  d.  gramm.  c.  S),  der  um  die  Zeit  von  Ennius^  Tode  im  Jahre 
459  von  König  Attalus  IL  Philadelphus  von  Pergamum  als  Abgesandter  nach  Rom 
geschickt  wurde  und  sich  so  grofsen  Anhang  zu  verschaffen  und  so  nachhaltige 
Anregung  auf  die  Römer  auszuüben  vnifste,  dafs  Sueton  1.  1.  mit  Recht  von  ihm 
das  Studium  der  Grammatik  in  Rom  datiert. 

Jetzt  wendeten  sich  nicht  nur  hervorragende  Mitglieder  der  Nobilität  der 
neuen  Disciplin  zu,  sondern  es  entstand  sogar  ein  Kreis  von  Gelehrten,  der  über 
gewisse  Gebiete  der  Grammatik  wissenschaftliche  Werke  veröffentlichte.  Vor- 
zugsweise ging  indessen  die  Thätigkeit  der  Römer  auf  die  Interpretation  einzelner 
Autoren  und  die  Erklärung  (etymologia,  etymologice]  veralteter  und  unverständ- 
lich gewordener  Wortformen '),(,wobei  man  Gelegenheit  genug  fand,  den  etymo- 


4 )  Über  die  Entlehnung  des  griechischen  Alphabets  vgl.  unten  das  Kapitel  üher  Schreib- 
und Bücherwesen.  —  Dafs  schon  im  4.  Jahrh.  unter  dem  sich  auf  allen  Gebieten  doku- 
mentierenden Einflüsse  der  griechischen  Civilisation  eine  feinere  und  schärfere  Aussprache 
des  Lateins  erfolgte,  ist  nicht  zu  verwundern  (vgl.  Momms.  R.  G.  I  ^  470). 

3)  Suet.  d.  gramra.  4 :  Grammatica  Romae  ne  in  usu  quidem  olim,  nedum  in  honore 
uUo  erat.  —  initium  quoque  eius  mediocre  exstitit,  siquidem  antiquissimi  doctorum,  qui 
iidem  et  poetae  et  semigraeci  erant  (Livium  et  Ennium  dico)  nihil  amplius  quam  Graecos 
interpretabantur. 

3}  Von  Römern,  qui  glossas  scripserunt  und  qui  glossemala  interpretati  sunt,  berichtet 
bereits  Varro  1.  1.  6  p.  82  u.  88 


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224  Griechische  Wörter 

logischen  Spielereien  nachzugehen.  So  gab  ÄureliusOpilius  aufser  der  Er- 
klärung altrömischer  Dichter  noch  ein  grammatisches  Werk  heraus,  unt^r  dem 
Titel  Musae,  während  Aelius  Stilo  sich  die  Etymologie  als  Arbeitsfeld  auser- 
sehen hatte  und  M.  Terentius  Varro  mit  seiner  polyhistorischen  Kenntnis 
fast  alle  Gebiete  der  Grammatik  anzubauen  verstanden  hat.  Ihre  Nachfolger 
gingen  dieselben  Bahnen,  nur  dafs  die  einen  sich  enger,  die  andern  weniger  eng 
an  ihre  griechischen  Vorbilder  anschlössen ,  die  einen  bei  ihren  etymologischen 
Forschungen  alles  aus  dem  Griechischen  ableiten  wollten,  die  andern  alles  mit 
Hilfe  der  lateinischen  Sprache  zu  erklären  suchten.  Ausschliefslich  mit  der 
Grammatik  und  zwar  vorzugsweise  mit  der  Deklination  und  Konjugation  be- 
schäftigte sich  Cäsars  vielgerühmtes  Werk  de  analogiam),  gewissermafsen  ein 
Vorläufer  der  zahlreichen  systematischen  Schriften ,  die  seit  der  Zeit  fladrians 
infolge  der  Begünstigung  grammatischer  Studien  von  Seiten  dieses  Kaisers  ediert 
worden  sind  und  uns  in  der  Regel  eine  zusammenhängende,  einheitlich  geordnete 
Darstellung  der  ars  grammatica  geben,  wie  sie  im  Laufe  der  Zeit  von  den  grie- 
chischen Gelehrten  ausgebildet  worden  ist :  ein  Ersatz  für  die  meist  untergegan- 
genen Werke  der  voraugusteischen  Zeit. 

Wie  ernst  man  diese  Studien  nahm  und  wie  sehr  man  beflissen  war,  die 
Wissenschaft  der  Grammatik  dem  römischen  Volke  zu  eigen  zu  machen,  be- 
weist das  überall  sichtbare  Streben ,  die  griechischen  termini  technici  durch 
lateinische  Ausdi*ücke  zu  ersetzen. 

Wie  die  Einteilung  der  Grammatik  in  Elementarlehre,  Formenlehre  und 
Syntax 2)  auf  griechische  Quelle  zurückgeht,  so  ist  die  Scheidung  der  Laute 
in  Vokale  und  Konsonanten  3),  die  der  ersteren  in  lange  und  kurze  *),  der  letz- 
teren in  Halbvokale,  flüssige  und  stumme  Buchstaben  ^)  oder  in  hauchlose,  sanft 
gehauchte  und  rauh  gehauchte  ß),  ferner  die  Benennung  der  Spiritus,  Accenle' 
und  Interpunktionszeichen^),  endlich  der  Natur-  und  Positionslänge ^j,  durch- 
aus unter  engem  Anschlufs  an  die  griechische  Grammatik  erfolgt.  Ebenso  sind 
die  Bezeichnungen  für  den  Hiatus  und  die  Elision  ^^j,  für  Zusammenziebunsz, 
Verkürzung   und   Verlängerung  *^) ,    für    die   Wortzusammensetzung  und  Ab- 


4)  Fronte  d.  bell.  Parth.  p.  221  ed.  Nab. :  Inter  tela  volanlia  de  nominibus  deciioandis, 
de  vcrborum  aspirationibus  et  rationibus  inter  classica  et  tubas  (Caesar  scripsit). 

2}  Varro,  bei  dem  wir  eine  solche  Gliederung  zuerst  finden,  setzt  statt  der  Elementar- 
lehre  die  Etymologie  ein.  Das  Wort  etymologia  ist  zuerst  belegt  bei  Quintilian;  Cicero 
gebroucht  dafür  die  Übersetzung  vcriloquium. 

3)  vocaies  =  ^wv^ei^a;  consonantes  ==  a^fjig)toya. 

4)  longae  =  fiaxQo;  breves  =  ßgaxia. 

5)  semivocales  =  r^f^igxoya \  liquidae  s=  vyQcc;  mutae  s=  atpiava, 

6)  tenues  =  ipiXa;  mediae  =  fAiaa;  aspiratae  »s  daaia, 

7)  Spiritus  asper  =  nysvfia  daav -,  Spiritus  ienis  s=  nvevfia  tffiXoy;  accentus  =  n^o^-- 
Mdia;  circumflexus  =  7t6Qitfno)fiiyfj ;  gravis  =  ßaQeta\  acutus  =  o^sla. 

8)  distinctiones  =  <niyfjiai',  distinctio  finalis  =  teXeia;  punctum  =  aityfjiii. 

9)  natura  =  tpvcei;  positione  =  d-iaet. 

10)  hiatus  =  x^^ir/uaicT/a ;  elisio,  Ix^^At^e^",  complexio,  cwaXo^tpr^. 
H)  conlractio,  diaiQeai^;  correptio,  avatoX^;  productio,  diaaroX^, 


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Iff  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  225 

leitung  *)  durchweg  nur  lateinische  Übertragungen  griechischer  Ausdrücke.  In 
ahnlicher  Abhängigkeit  befindet  sich  die  römische  Granomatik  bei  der  Benennung 
der  einzelnen  Redeteile 2).  Auch  können  die  Bezeichnungen  für  die  Flexion 
der  Nomina  und  Yerba^),  für  die  Komparationsgrade*),  für  Kasus, 
Genera  und  Numeri  desNomens^)  und  Personen,  Genera,  Tempora 
und  Modi  des  Verbs ^],  nicht  minder  für  Augment,  Reduplikation')  und 
andere  ins  Bereich  der  Flexion  gehörige  Erscheinungen  ihre  griechische  Abkunft 
durchaus  nicht  verleugnen  ^) . 

Und  dieser  Schar  von  Übertragungen  steht  eine  gleich  grofse  Anzahl 
wirklich  entlehnter  Wörter  zur  Seite.  Hatte  man  anfangs  die  griechischen 
Numen  der  Buchstaben  latinisiert,  wie  b  e  statt  ßrjTa  u.  s.  f.,  so  begnügte  man  sich 
bei  der  späteren  Entlehnung  der  letzten  Zeichen  des  Alphabets  mit  der  einfachen 
Wiedergabe  und  sagte  zeta  oder  zet(h)um,  ja  liefs  auch  den  andern,  namentlich  in 
einer  speciellen  Bedeutung,  oft  ihre  griechische  Form,  z.  B.  sigma,  gamma, 
deltaö). 

Die  Bezeichnung  der  Gesamtheit  der  Buchslaben  als  Alphabet  (alpha- 
betum)  ist  erst  seit  der  Zeit  der  Kirchenväter  nachweisbar.  Im  übrigen  scheinen 
die  römischen  Grammatiker  die  Praxis  gehandhabt  zu  haben,  die  ohne  Mühe  ins 
I^tein  übertragbaren  Wörter  zu  übersetzen,  diejenigen  jedoch,  welche  sich  nicht 
so  leicht  wiedergeben  liefsen,  besonders  zusammengesetzte  griechische  Ausdrücke, 
unverändert  in  die  lateinische  Sprache  zu  übernehmen.  So  kommt  es,  dafs  die 
Silbe  (syllaba,  Plaut.)  und  der  Apostroph  (apostrophus)  ihre  griechischen 
Namen  behalten  haben,  und  dafs  man  bei  der  Bezeichnung  des  Doppelvokals 
und  des  Doppelgammas^^^)  nicht  römische  Bildungen  versucht  hat.    Bei  den 


i)  compositto,  avyd^eiJif\  decomposita,  naQaavydera;  derivatio,  na^aytayr^, 

2)  nomen,  oyofia;  proprium,  xvQioy\  appellativum,  nqogrjyoqixoy \  collectivum,  «&qoi- 

aztxoy;    adiectivum,  ini^eioy;   verbum,  ^fjjna',    transitivum,  ^laßißatnixoy \    intransitivutn, 
•»f* diaßißamoy ;  participiuiD,  fAsroxv;  arliculus,  aQ&goy;  pronomen,    ayttoyo/nia;    possessiva, 

xxTfiixai'y  Te\9ii\sZt  &ya(poqi,xai\  interrogativa,  7ret;<yT4x«« ;  demonslrativa,  deexTexae;    infinita, 

€t6^i,inai\  reflexiva,  ayaxXiüneyai \  praeposilio,  Tr^d^effef ;  adverbium,  i;re^^i7/u«;  coniunctio, 

€Svy^eüfAog\  numeralia,  icgid'fiTjTixa ;  ordinalia,  xaxxixä  u.  a. 

8)  flexio  »  xXiais\  decUnatio  =  xXiais  oyofAcntay;  coniugatio  =  av^vyia, 

4)  cotnparativus  =  avyxqmx6y\  superlativus  =  vnBQ&exixoy, 

5)  casus,  nx<ä9is\  nominativus,  oyo(AaaxixTi\  genitivus,  yevftxij;  dativus,  6oxixtj \ 
accusativus,  aixiaxixrj',  vocallvus,  xXj^tixiJ;  casus  recti,  nxutaeis  eif&elai]  casus  obliqui, 
Tixomtis,  nXaytai;  singularis,  iyixo^;  pluialis,  nXrj&vyxixo^-  masculinum ,  aQUeyixoy  \ 
fcmininum,  &i]Xvx6y;  neutrum,  ovdixBQoy. 

6)  tempora,  XQ^'^^^'^  praesens,  o  iyBOxtag  xQoyog\  perfectum,  b  naqaxeifiByog  \  futurum, 
6  fiiXlioy;  imperfcctum,  naqaxaxixog  \  plusquamperfeclum,  vnBQavyxB%ix6s\  modi  (quall- 
lales,  Status),  (f«a^i<rei£>;  indicativus,  o(>t<rr«x^;  coniunctivus,  w/roTrtxTixi; ;  optativus,  cüxtixi? ; 
imperativus,  nqogxaxxixri;  infinitivus,  onaQkfAfpaxog.,  activum,  IW(jyeta;  passivum,  na^og  \ 
neutropassivum,  fjiea6xTjg\  persona,  nQoatonoy. 

7)  augmentum,  incrementum,  av^rjaig;  reduplicatio,  aya^inXaaiaa/iiog. 

8)  Nur  selten  begegnen  wir  daneben  griechischen  Ausdrücken  wie  prosodia,  Systole, 
diastole  u.  a. 

9)  Vgl.  alpha,  beta,  thcla,  iota,  coppa,  rho,  tau,  anlisigma. 
10)  diphthongos,  digamma. 

Weise,  Oriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  1 5 


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226  Griechische  Wörter 

Wörtern  c o ro n  i s  und  patronymicum  scheint  die  Möglichkeit  einer  Verwechs- 
lung im  Falle  der  Übertragung  für  die  Übernahme  der  griechischen  Form  ent- 
schieden zu  haben ;  auch  wird  man  yXdtaaa  und  ylwaarji^a  =  giossa,  glossema 
durch  lingua  wiederzugeben  aus  dem  gleichen  Grunde  vermieden  haben.  Die 
Beschäftigung  mit  der  Litteratur  nennt  Cicero  unter  den  Römern  zuerst  philo- 
logia  (vgl.  philologus),  die  Wortableitung  und  den  Etymologen  Varro  etymo- 
logice  und  etymologus  (vgl.  etymologia,  etymologicus ,  etymon) ;  die  im 
ganzen  Altertum  und  Mittelalter  so  oft  gebrauchten  Ausdrücke  analogia  und 
anomalia,  durch  welche  zwei  ganz  verschiedene  Schulen  und  Systeme  von 
Grammatikern  bezeichnet  werden,  übersetzt  derselbe  Autor,  bei  dem  sie  sieb 
zuerst  finden ,  mit  aequabilitas  und  inaequabilitas  (1.  1.  9.  4.  4),  ohne 
dafs  sich  letztere  Ausdrücke  einzubürgern  vermocht  hätten. 

Dagegen  hat  man  nicht  gewagt ,  die  griechische  Form  einer  ganzen  Reihe 
von  meist  später  übernommenen  termini  technici  anzutasten.  Nach  wie  vor 
führten  die  Diärese  (diaeresis)  und  Synizese  (synizesis;  vgl.  synaloephe), 
die  Synkope  (syncope)  und  Epenthese  (epenthesis] ,  die  Trennung  und 
Zusammenfügung^],  die  Vermehrung  am  Anfange  und  am  Ende  und 
ihr  GegenteiP);  der  Gebrauch  eines  Buchstaben  oder  Kasus  statt  eines  andern^) 
ihre  von  Haus  aus  griechischen  Namen.  Nach  wie  vor  sprach  man  von  meta- 
plasmus  und  metathesis,  vonhyphen  und  anacoluthon,  euphemia 
und  dysphemia^  von  iotacismus  und  labdacismus,  von  synchysis 
und  sy  llepsis,  von  idiomata  casuum  und  hypocorismata.  Auch  die  von 
den  Grammatikern  verwendeten  kritischen  Zeichen  (notae,  quae  versibus  apponi 
consuerunt;  bei  Keil,  gramm.  lat.  VII  p.  533  ff.  werden  24  aufgezählt]  tragen 
zum  grofsenTeil  griechische  Namen,  wie  der  obelu  s,  asteriscus,  die  diple, 
diple  periestigmene,  diple  obelismene,  coronis,  das  antisigma^ 
das  ceraunium,  der  antigraphus  u.  a.  Und  wie  zahlreich  sind  nicht  die 
Ausdrücke,  die  man  zur  Klassifikation  der  Nomina  nach  Silbenzahl,  Deklination, 
Abstammung,  Bedeutung  u.  s.  w.  gebrauchte?^)  Ja  es  nimmt  sich  geradezu 
sonderbar  aus,  wenn  Comificius  rhetor  u.  a.  Bezeichnungen  wie  homoeopto- 
ton,  homoeoteleuton,  syncatagorema  u.  a.  durch  die  schwerfälHgen 
Bildungen  similiter  cadens,  similiter  desinens,  consignificantia  u.  s.  f.  wieder- 
geben. 

Nach  alledem  dürfte  die  Behauptung  kaum  gewagt  erscheinen,  dafs  die  ganze 
römische  Grammatik  auf  griechischem  Fundamente  basiert  und  nur  eine  Repro- 
duktion der  grammatischen  Forschungen  der  Griechen  ist. 


1)  tmesis,  syzygia. 

2}  prosthesis,  prothesis;  prosparalepsis,  paragoge;  aphaeresis;  apocope. 

8)  antitfaesis;  antiptosis. 

4)  monosyllaba,  disyllaba,  thsyllaba,  hexasyilabus,  heplasyllabus ;  monoptota,  diplota, 
triptota,  hcxaptota,  aptota  (indeclinabilia);  homonyma,  dionyma,  eponyma,  paronyma,  poi>' 
onyraa;  heteroclita,  nothai  paragoga,  perileptica,  prototypa  u.  a. 


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Nil  intentatam  nostri  liqaere  poetae 

Nee  minimum  meruere  decuR  vesiigia  Graeca 

Ansi  denerere. 

Hör.  A.  P.  285. 

Kap.  X. 
Poetik  und  Metrik.    Schreib-  und  Bücherwesen. 

§1. 

Wie  bei  allen  Kulturvölkern,  so  sind  auch  bei  den  alten  Römern  die  Keime 
nationaler  Poesie  deutlich  bis  in  ziemlich  entlegene  Zeit  zurückzu verfolgen  :  Bei 
festlichen  Gelegenheiten  wurden  in  der  Form  des  WechselgesprUchs  allerhand 
Schwanke  aufgeführt,  die  nach  und  nach  die  Gestalt  der  Fescenninen,  Sa- 
turae  und  Atellanen  annahmen,  während  zu  Ehren  der  Götter  und  der  dahin- 
geschiedenen Familienglieder  lyrische  Gedichte  geschaffen  wurden  und 
selbst  das  epische  Element  in  den  Ahnenliedem  öfter  zur  Geltung  kam. 

Doch  die  kunstmäfsig  ausgebildete  Poesie  beginnt  erst  mit  der 
schriftlichen  Aufzeichnung  und  Vervielfältigung  im  3.  Jahrh.  und  steht,  wie  die 
gesamte  poetische  Litteratur  der  Römer,  von  Anfang  an  in  starkem  Abhängigkeits- 
verhältnisse zu  den  poetischen  Produktionen  der  Griechen.  Die  ältesten  Dichter, 
die  sich  der  römischen  Sprache  bedienten,  waren  Griechen  oder  Halbgriechen  ; 
ihre  Stoffe  Übersetzungen  oder  Überarbeitungen  griechischer  Originale.  Nicht 
vates  nannten  sie  sich,  wie  die  altrömischen  Dichter,  sondern,  ihrer  Abkunft 
eingedenk,  mit  dem  vulgärgriechischen  Ausdrucke  poetae^),  der  schon  bei 
Plautus  (z.  B.  mil.  244)  und  Ennius  (ann.  6)  der  einzig  gebräuchliche  ist.  Seine 
Annalen  bezeichnet  Ennius  als  poemata. 

(ann.  3  :)  latos  per  populos  terrasque  poemata  nostra 
clara  cluebunt, 

das  dichterische  Schaffen  nennt  er  poetari  (sat.  8). 

Naturgemäfs  haben  nicht  alle  Dichtungsgattungen  sich  der  gleichen  Gunst 
bei  den  Römern  zu  erfreuen  gehabt;  doch  stehen  sie  fast  alle  von  vornherein 
unter  griechischem  Einflüsse  oder  sind  direkt  aus  griechischer  Quelle  geflossen  : 
Wie  das  Heldengedicht  samt  dem  daktylischen  Hexameter  aus  Hellas  stammt, 


4)  pocta  s=  nrnirrig  s=  notriif^g;  vgl.  Momms.  R.  G.  I.  931.  Anm. 

15^ 


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228  Gribchischb  Wörter 

so  hat  auch  d<as  Drama  in  Stoff  und  Anlage  starke  griechische  Ginwirkungen  er- 
fahren, während  die  später  entwickelte  Lyrik  vollkommen  unter  griechischem 
Einflufs  aufgewachsen  ist.  Spornt  doch  Horaz  die  römischen  Jünglinge  mil 
folgenden  Worten  zur  Nachahmung  griechischer  Vorbilder  anl : 

Vos  exemplaria  Graeca 
nocturna  versate  manu,  versate  diuma.  A.  P.  269. 

Wie  mächtig  die  reiche  Fülle  des  Stoffs  der  griechischen  Poesie  auf  die  Römer 
einwirkte,  das  lehrt  zur  Genüge  eine  auch  nur  oberflächliche  Überschlagung  der 
Titel,  die  sie  ihren  Produktionen  gegeben,  und  die  z.  B  bei  den  Dramen  zum 
kleinen  Teil  auf  Übersetzung  beruhen  ^),  zum  bei  weitem  gröfsten  direkt  von  dei. 
entsprechenden  griechischen  Stücken  herübergenommen  sind 2),  das  lehrt  ferner 
ein  Blick  auf  die  ganze  Gliederung  und  Ökonomie  ihrer  poetischen  Schöpfungen  5. 
Und  wie  der  Stoff  und  die  Einteilung,  so  ist  auch  die  Form  nur  eine  Nach- 
ahmung der  griechischen  Vorbilder.  Von  dem  schon  seit  alter  Zeit  zu  Grab- 
schriften (elogium  =  lAe/fitoy;  epitaphium)  verwendeten  E  p  ig  ramm  [epl- 
gramma)  bis  zum  epithalamium  und  hymenaeus,  von  dem  Päan  (paeanj 
und  Hymnus  (hymnus)  bis  zum  Wechselgesang  (amoebaeum],  von  der 
Elegie  bis  zur  Ode,  Epode^)  und  dem  schon  von  Ennius  kultivierten  Akro- 
stichon (parastichis) ^j  sind  alle  Gattungen  des  genus  epicum  und  melicum 
mehr  oder  minder  eine  Nachahmung  griechischer  Muster.  Die  Nenia  (neniaj 
und  das  Leichenlied  (epicedion)  gleich  dem  Siegeslied  (epinicium),  das 
Idyll  (idyllium,  vgl.  ecloga)  und  das  erotopaegnion,  das  Märchen  (apo- 
logus)  und  das  Rätsel  (aenigmaj;  die  Rhapsodie  (rhapsodia)  und  Prosopo- 
poeie  (prosopopoeia) ,  die  chorische  Strophe  und  Antistrophe  (stropha; 
antistropha),  die  Gattung  der  bucolica  und  georgica,  alle  bekunden  sie 
schon  durch  ihren  Namen  die  Quelle,  aus  der  sie  stammen <^*]. 


4)  Vgl.  z.  B.  Plautiaische  Komödientitel  wie  Asinaria  &= 'Of^a^/of ,  Mercator  s  "i^^no^-, 
Poenulus  =  Kaqxv^^'^^^^i  Trinummus  =s  Gr^cav^o^. 

2)  Die  Tragödien  beliandeln  zumeist  Slofle  der  griechischen  Mythologie  wie  von  Liv. 
Andronicus:  Achilles,  Aegisthus,  Aiax,  Andromeda,  Danae,  Equus  Troianus,  Hermiona,  loo, 
Tereus,  die  Komödien  dagegen  nach  dem  Vorbilde  der  millleren  Komödie  der  Athener 
Stoffe  aus  dem  gewöhnlichen  Leben,  wie  dies  z.  B.  die  Namen  der  Komödien  des  Nae^iu» 
erkennen  lassen,  unter  denen  figurieren:  Acontizomenos,  Agrypnuntes,  Colax,  Gymnasticu>. 
Lampadio,  Stigmatias,  Technicus,  Triphallus.  Dasselbe  ist  der  Fall  bei  den  übrigen  Dramen- 
dichtern; desgleichen  bei  anderen  nicht  dramatischen  Dichtungen  z.  B.  Ennius'  Hedapha- 
getica,  Accius  Didascalica,  Pragmatica,  Parerga  u.  a. 

3)  Dramatische  tennini  technici  sind  z.  B.  protasis,  Eingang,  epitasis,  Knoten,  cata- 
stropha,  Lösung,  prologus,  prologium  s  epilogium,  Prolog  (vgl.  prooemium),  exodium, 
Nachspiel,  embolium,  Zwischenspiel,  monodia,  Solo  »  sincinium.  tJber  die  Arten  de^ 
Dramas  s.  unten. 

4)  elegia  (vgl.  elegi,  elegion,  elegidion,  elegeus) ;  ode,  oda;  epodos. 

5)  Vgl.  Cic.  d.  div.  2.  54.  4  4  4. 

6)  Andere  hierher  gehörige  Ausdrücke  sind  lyricus  (Hör.),  melos  (Lucr.),  dithyrambas 
poema  dithyrambicum,  tragicum,  epicum  u.  a.  (Cic.)  anthologica  (Plin.).  Der  Dichtkunst 
gedenkt  zuerst  Cato  unter  dem  Namen  ars  poelica  ad  Marcum  fil.  p.  83.  2,  als  pocsis  (vgl. 
poelica,  -e)    tritt   sie  auf  bei   Cic.  Tusc.    4.  33,   den   griechischen   Ausdruck  für  Dichterin 


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llf  DEa  LATEINISCHEN  SPRACHE.  229 

§  2. 

Aber  auch  der  Vers  selbst,  das  den  einzelnen  Dichtungsarten  zu  Grunde 
Hegende  Schema,  hat  seine  mannigfaltige  Gestaltung  von  den  Griechen  erhalten, 
wiewohl  den  Römern  ein  alteinheimisches  Metrum  zu  Gebote  stand.  Durch  die 
Abhandlungen  von  Westphal  (K.  Z.  9.  437 — 458)  »zur  vergleichenden  Metrik  der 
indogermanischen  Völkera  und  von  Fred.  Allen  (K.  Z.  24.  556 — 584)  »über  den 
Ursprung  des  Homerischen  Versmafses«  haben  wir  nämlich  den  genau  begründe- 
ten Nachweis  erhalten,  dafs  der  griechische  Epenvers  samt  dem  Saturnius  und 
der  indischen  Cloka  auf  eine  gemeinschaftliche  Grundform  zurückgehen,  die  als 
indogermanisch  angesetzt  werden  darf.  In  diesem  ältesten  echt  römischen  Vers- 
mafse  sind  die  poetischen  Arbeiten  der  Römer  etwa  bis  zum  Beginn  des  2.  Jahrh. 
V.  Chr.  abgefafst  worden.  Noch  der  lateinischen  Bearbeitung  der  Odyssee  des 
Liv.  Andronicus  liegt  dieser  Vers  zu  Grunde,  wiewohl  derselbe  Dichter  bei 
seinen  gleichfalls  aus  dem  Griechischen  übertragenen  Dramen  bereits  leichtere 
griechische  Metra  anzuwenden  begann.  In  gleicher  Weise  verfuhr  Naevius, 
während  Plautus  die  griechischen  Versmafse  schon  durchweg  gebraucht, 
wenn  auch  die  häufige  All itte ratio n  und  die  Ungebundenheit  undLicenz 
in  der  Handhabung  der  Metra  vielfach  an  den  Saturnius  erinnert. 

Den  entscheidendsten  Schritt  that  Ennius,  der  den  griechischen 
Hexameter  (hexanjeter)  in  Rom  einbürgerte  und  für  alle  Zukunft  zum  eigent- 
lichen epischen  Verse  machte.  Auch  das  Distichon  (distichon)  wurde  verhält- 
nismäfsig  früh  kultiviert  und  kam  z.  B.  in  der  Grabschrift  des  Prätors  Cn.  Cor- 
nelius Scipio  Hispanus  (139  v.  Chr.)  zur  Anwendung,  während  die  komplicier- 
teren  Verse  der  griechischen  Lyriker  erst  allmählich  sich  Bahn  brechen  und  in 
den  an  alexandrinische  Vorbilder  sich  anlehnenden  Catullianischen  Gedichten 
und  den  Sapphischen  und  Alcäischen  Strophen  der  Horazischen  Carmina  die 
vollendetsten  Formen  erhalten  haben. 

Den  griechischen  Namen  der  einzelnen  Metra  (metra)  und  Versfüfse  be- 
gegnen wir  mit  Ausnahme  der  von  Catull  erwähnten  hendecasyilabi  Inder 
römischen  Litteratur  zuerst  bei  Cicero,  der  im  Or.  c.  64.  5.  21 5  ff.  von  den  ciau- 
sulae  der  Perioden  handelt  und  dabei  des  iambus,  choreus,  trochaeus, 
spondeus,  dactylus,  creticus,  dichoreus,  dochmius  und  paean 
=  paeon  gedenkt,  während  er  an  anderen  Steilen  des  anapaestus,  hexa- 
meter,  pes  herous  u.  a.  Erwähnung  thut. 


poetria  »  poetris  (Pers.)  nennt  zuerst  Ctcero  (Cael.  27.  64).  —  Auch  gewisse  Gallungen 
der  prosaischen  Litteratur,  die  von  den  Griechen  zuerst  angebaut  worden  sind,  tragen 
griechische  Namen:  so  das  philosophische  Gespräch  (dialogus),  die  Geschichte  (historia), 
die  Kriegslisten  (strategemata) ,  die  Spottschriften  (catachannae),  die  Journale  (ephemerides) , 
die  Geschlechtsregister  (genealogiae,  vgl.  genealogus),  die  Chroniken  (chronica),  die  Rätsel 
(aenigmata,  griphi).  Auch  haben  die  römischen  Autoren  oft  für  prosaische  Schriften  grie- 
chische Titel  gewählt  wie  Ctcero:  paradoxa  Stoicorum,  Oeconomicus ;  Seneca:  Apocolo- 
cynthosis  u.  a. 


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230  Griechische  Wörter 

Doch  geht  soviel  aus  seinen  Worten  hervor,  dafs  zu  seiner  Zeit  das  griechi- 
sche System  der  Metrik  den  Römern  nicht  mehr  unbekannt  war,  wenn  auch  erst 
die  scriptores  rei  metricae  uns  mit  dem  vollständigen  Apparate  der  griechischen 
Metrik  bekannt  machen. 

Der  erste  Römer,  der  sich  eingehender  mit  Metrik  befafste,  scheint  Yarro 
gewesen  zu  sein;  dessen  Vorgange  folgend  hat  Caesius  Bassus  zur  Zeit  des 
Claudius  und  Nero  die  Metra  sämtlich  in  einem  eignen  »de  metrisa  betitelten 
Werke  aus  dem  heroischen  Hexameter  und  dem  iambischen  Trimeter  abzuleiten 
versucht.  Doch  ist  uns  dieses  nur  in  einer  dem  3.  Jahrh.  angehörigen  Bearbeitung 
erhalten,  gleichwie  auch  die  übrigen  metrischen  Werke  des  Marius  Victorinus, 
Marius  Plotius,  Atilius  Fortunatianus,  Servius,  Rufinus,  Censorinus,  Priscian, 
Diomedes  u.  a.  sämtlich  aus  ziemlich  später  Zeit  stammen. 

Was  wir  daher  an  metrischen  Terminis  aus  frtlher  Zeit  besitzen,  verdanken 
wir  aufser  Cicero  namentlich  dem  Quintilian,  der  uns  die  Namen  des  amphi- 
brachys  und  amphimacer,  bacchius  und  palimbacchius,  pyrrhi- 
chius  (=  pariambus)  und  tribrachys,  trimeter^]  und  pentameter, 
sotadeus  und  metrum  trochaicum  vorführt.  Fügen  wir  aus  den  genannten 
späten  Grammatikern  von  dreisilbigen  Metris  den  molossus  und  die  Namen  des 
antibacchius  oder  antibacchus  =  palimbacchius  und  antidacty- 
lus  =  anapaestus,  ferner  die  gesamten  vier-  und  fünfsilbigen  Füfse^)  (mit 
Ausnahme  des  bereits  erwähnten  dispondeus,  paeon  und  d o c h m i us)  hin- 
zu, so  sind  die  einfachen  Metra  der  griechischen  und  lateinischen  Grammatiker  so 
ziemlich  erschöpft. 

Was  die  Namen  besonderer  Versarten  wie  des  iambischen  Trimeter  mit 
spondeischem  oder  trochäischem  Schlüsse  (choliambus),  des  Hexameter  mil 
Spondeus  im  vorletzten  Fufse  (spondiacus);  des  versus  glyconeus,  phere- 
crateus,  pythius,  rhopalicus,  tetrameter,  heptametrumu.  a.  und 
die  Benennungen  der  Cäsuren  betrifil  3),  so  stammen  diese  sämtlich  aus  später 
Zeit.  Dasselbe  gilt  von  den  technischen  Ausdrücken  acatalectus,  catalec- 
ticus  oder  catalectos,  catalexis,  hypercatalectus,  versus  hyper- 
metri,  arsis  (sublatio,  elevatio  vocis),  thcsis  (positio,  depositio  vocis],  di- 
podia,  trirhythmus,  tetrarhythmus,  monostrophos,  monoschc- 
mus,  monostichium,  tetrastichon,  synaphia  u.  a.,  vor  allen  Dingen 
aber  von  der  stattlichen  Reihe  der  von  einzelnen  griechischen  Dichtem  ausge- 
bildeten oder  mit  Vorliebe  angewendeten  und  deshalb  meist" nach  diesen  genann- 
ten Metra,  die  wir  hier  in  alphabetischer  Anordnung  folgen  lassen  : 

metrum    aeolicum,    alcaicum,    alcmanicum,      anaclomenon, 


1)  Schon  bei  Horaz. 

2)  Viersilbige:  proceleusmaticus,  ditrochaeus  (vgl.  dichoreus  bei  Cic),  diiambas. 
ioDici,  Choriambus,  antispastus  und  epitritus.  Fünfsilbige:  molossopyrrhichos,  molossiam- 
bus,  molossospondius,  hyperbrachys,  amoebaeus,  antamoebaeus,  mesobrachys,  mesomacros. 

3)  caesura,  incisio  =  xofxri.  penthemimeres  (semiquiDaria  incislo),  hephtbemimeres 
(semiseptenaria  incisio),  [tritbemimeres,  ennehemimeres]. 


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IN  DBR  LATB1NI8CHKN  SPRACHE.  231 

anacreonteum,  anadiplumenon,  (anapaeslicum),  (antispasti- 
cum),  archebulium,  archilochrum,  aristophanium,  asclapia- 
deum,  (bacchiacum) ,  bacchylidium,  bucolicum,  callimachium, 
choerilium,  (choriambicum) ,  choricum,  (dactyl  icum) ,  echoi- 
cum,  (elegium),  encomiologicum,  (glyconium),  heroicum,  hip- 
ponactium,  hymenaicum,  iarobelegum,  (iambicu  m),  iambioni- 
cum,  ithyphallicum,  iniurum,  (molossicum) ,  paroemiacum, 
partheniacum,  phallicuro,  (pherecratium) ,  phrynichium,  pin- 
daricum,  praxilleum,  priapeium,  (proceleusroaticum),  sap- 
phicum,  simonidium,  sotadicum,  stesichorium,  threnicum, 
timocratium,  (trochaicum)  ^). 


§  8, 

Dio  Fähigkeit,  »das  gesprochene  Wort  in  seine  einzelnen  Laute  zu  zerlegen 
und  diese  Laute  durch  Symbole  sichtbar  werden  zu  lassen«,  reicht  nicht  in  die 
indogermanische  Vorzeit  zurück.  Sie  ist  den  vcdischen  Ariern  noch  unbekannt 
und  darf  als  eine  Erfindung  des  hamitischen  Sprachstammes  bezeichnet  werden  2). 
Aus  dem  Wunderlande  Ägypten  mit  seiner  altehrwttrdigen  Hieroglyphenschrift 
^<npfingen  die  Phönicier  diese  köstliche  Gabe^  uYn  sie  den  Griechen  zu  über- 
bringen ^j ;  von  diesen  wieder  wurden  die  italischen  Völkerschaften  schon  bald 
nach  Beginn  der  griechischen  Kolonisation  in  die  Geheimnisse  des  Lesens  und 
Schreibens  eingeweiht  und  mit  den  derzeit  in  Hellas  üblichen  Schreib- 
materialien vertraut  gemacht. 

Was  die  Römer  und  die  übrigen  europäischen  Völker  vor  jener  Zeit  benutzt 
haben,  um  allerhand  Zeichen,  wie  z.  B.  die  Germanen  ihre  Runen,  zu  fixieren^ 
vermögen  wir  nur  noch  aus  den  spater  üblichen  Ausdrücken  für  die  Schrift  zu 
erkennen:  Von  dem  Baste,  der  in  der  ältesten  Zeit  zu  diesem  Zwecke  ver- 
wendet worden  sein  wird,  hat  sich  nach  Hehns  ansprechender  Vermutung  (a.  a. 
O.  521)  die  Bezeichnung  liber  =  Bast,  Schale  für  alle  Zeit  in  der  Bedeutung 
»Buch«  erhalten .  Daneben  benutzte  man  Blätter  und  Holz  tafeln  (vgl.  codex , 
codicillus),  in  die  man  die  Schriftzeichen  einritzte  oder  grub  (daher  yfaq)etp  = 
graben,  scribere  =  a%a((ixpaofjLai^  alts.  writan,  reifsen,  schreiben;  vgl.  charaxo, 
scarifo)  oder  malte  (littera  von  linere},  später  Felle^}  und  Metall  und  nach 
der  Entwicklung  der  Linnenindustrie  auch  Leinwand,  aufweiche  letztgenannten 


A)  Die  Zahl  der  hier  genannten  Metra  löfst  sich  leicht  noch  vergröfsern  mit  Hilfe  des 
zum  VI.  Bande  der  Keuschen  grammatici  latini  gehörigen  Index,  in  welchem  noch  viele 
andere  Versmafse  verzeichnet  sind. 

2)  Nach  Ebers,  Ägypten  u.  d.  Bücher  Moses  I.  4  47  sind  43  oder  45  phönicische  Buch- 
staben aas  dem  hieratischen  Alphabete  abzuleiten. 

S)  Ei  &k  natQa  ^olyiaaa,  rir  6  (p^6vog\  rjy  %al  6  KcidfAos  neiyo^  iup*  ov  ygaTttay  *£XXigf 
l/ec  aaXiSa.     (Altes  Epigr.  auf  Zeno  von  Kition.) 

4)  So  soll  auf  einer  Ochsenhaut  die  älteste  Urkunde  der  Römer,  das  foedus  Gabinorum, 
geschrieben  gewesen  sein  nach  Fest.  p.  56. 


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232  Griechische  Wörter 

SlofTe  die  in  der  römischen  Königszeit  abgefafsten  Verträge  aufgezeichnet  worden 
sein  sollen. 

Von  den  chalkidischen  Kolonieen  ünteritaliens,  die  den  Römern  die  Schrift- 
zeichen übermittelten,  mag  auch  der  Gebrauch  der  Wachs  tafeln  herrttbrcn, 
deren  Verwendung  zu  Briefen  (epislula)  u.  s.  f.  in  der  Plautinischen  Zeit  ganz 
gewöhnlich  war,  deren  Aufkommen  aber  chronologisch  nicht  bestimmt  fixiert 
werden  kann.  Die  Entlehnung  wird  evident  durch  die  alten  Lehnwörter  epistula 
und  cera,  Wachs  erwiesen,  von  denen  wir  jenes  bei  Plautus  etwa  40,  dieses 
1 1mal  finden.  Unserer  Annahme  widerspricht  nicht  die  römische  Benennung  der 
Täf eichen  (tabellae,  pugillares,  daneben  auch  cerae),  und  des  Griffels 
(stilus,  vgl.  graphium). 

In  späterer  Zeit,  vielleicht  seit  dem  2.  Jahrb.,  kam  als  neues  Schreibmaterial 
der  Papyrus  (papyrus.  Catull)  auf,  der  noch  unter  Perikles  in  Athen  nur  um 
hohen  Preis  gekauft  werden  konnte,  aber  schon  vor  Herodot  in  Griechenland 
üblich  war^).  Die  älteste  römische  Bezeichnung  desselben,  Charta  =  /apn^?, 
finden  wir  bei  Ennius  (ann.  229) : 

nee  me  rem  decet  hanc  carinantibus  edere  chartis, 

zu  dessen  Zeit  er  also  schon  vereinzelt  benutzt  worden  zu  sein  scheint.  Allge- 
meiner freilich  kam  derselbe  wohl  erst  zur  Kaiserzeit  in  Aufnahme,  wo  man  die 
Technik  der  Zubereitung  so  vervollkommnet  hatte,  dafs  die  hieratica  charta, 
früher  die  beste  Sorte,  zu  Augustus'  Zeit  bereits  die  dritte  Stelle  einnahm  Dach 
der  Augusta  und  Liviana^).  Seitdem  giebt  es  in  Rom  auch  Papierhändler 
(chartarii,  chartopolae) ,  während  der  auf  das  Format  bezügliche  Ausdruck 
macrocollum,  Royalpapier  und  die  Benennung  des  Papierstreifens  als 
s  c  i  d  a  =  scheda  =  dx^^^  schon  dem  Cicero  geläufig  sind  und  die  griechische 
Sitte  des  Aufrollens  um  den  umbilicus  (=  oiiiq)ak6g)  und  das  Verwahren  in 
Kapseln  (cylindrus)  noch  früher  in  Gebrauch  war. 

Das  angeblich  von  Eumenes  II  von  Pergamum  im  2.  Jahrh.  v.  Chr.  erfun- 
dene Pergament  (pergamena),  eine  Vervollkommnung  der  alten  Gewohnheil 
der  lonier  u.  a.,  auf  Leder  zu  schreiben,  fand  vermutlich  im  4 .  Jahrh.  v.  Chr.  in 
Rom  Eingang  und  vsird  zuerst  von  Catull  und  Cicero  erwähnt.  Gewöhnlich  be- 
schrieb man  davon  nur  die  eine  Seite,  selten  die  Rückseite  (opistographus),  öfter 
tilgte  man  auch  die  Schrift  wieder  und  beschrieb  dann  das  Pergament  von  neuem 
(palimpsestus) .  Das  Rohr,  dessen  man  sich  zum  Schreiben  bediente  (calamus)' 
und  das  man  wie  Gänsefedern  schnitt,  bezog  man  aus  dem  Orient;  die  Tinte, 
mit  der  man  schrieb  (atramentum  Plaut.  ^)  =  fiiXav)   war  eine  aus  Rufs  und 


4)  Wenn  Varro  bei  PHn.  13.  69  behauptet,  dafs  der  Gebrauch  desselben  in  Griecbeo- 
land  erst  seit  der  Eroberung  Ägyptens  durch  Alexander  und  der  Gründung  Alexandria« 
datieren,  so  fufst  seine  Angabe  auf  der  Thatsache,  dafs  in  Alexandria  bald  die  meisten 
Fabriken  entstanden  und  dafs  diese  Stadt  den  Papyrus  am  stärksten  exportierte. 

2)  Andere  Sorten  des  Papiers  sind  die  emporetica,  anaphitbeatritica ,  SaiUca,  Niliaca, 
Taneotica  u.  s.  f. 

3)  calamus  zuerst  bei  Plautus,  als  Schreibrohr  bei  Cic,  calaoaus  scriptorius  Colsus. 

4)  atramentam  tryginon  und  elephantinum  sind  Malerfarben  des  Polygnot  und  Apelles. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  233 

Gummi  bereitete  Tusche ;  erst  die  späteren  römischen  Kaiser  benutzten  zu  ihrer 
Unterschrift  purpurrote  Tinte  (encaustum,  %y%avaTov).  Doch  wird  man  auch 
hin  und  wieder  schon  frflher  die  roten  Malerfarben  (cinnabari(s) ,  lÄiltos, 
siuopis.  Plin.  33.  7)  zum  Schreiben  verwendet  haben. 

So  allgemeiner  Beliebtheit  sich  nun  auch  Papier  und  Pergament  bald  er- 
freuten, so  gelang  es  ihnen  doch  nicht,  die  alten  Wachstafeln  ganz  zu  ver- 
drängen ;  vielmehr  wurden  diese  für  den  Gebrauch  in  den  Schulen,  bei  Briefen 
und  Biilets  namentlich  in  der  Form  der  zusammenklappbaren  diptycha  (du- 
plices)  und  polyptycha  (multiplices)  in  der  Regel  bevorzugt.  — 

Hatten  die  mehr  dem  rauhen  Waifenhandwerk  und  der  nüchternen  Beschäf- 
tigung mit  dem  Landbau  als  den  Künsten  und  Wissenschaften  geneigten  Römer 
von  Haus  aus  nicht  das  Bedürfnis  gefühlt,  sich  mit  der  griechischen  Litteratur  zu 
beschäftigen  und  am  allerwenigsten  selbst  Bücher  abzufassen  oder  abzuschreiben, 
so  verfehlte  der  grofse  Zudrang  lilterarisch  gebildeter  griechischer  Sklaven  nicht, 
einen  günstigen  £inQufs  auf  sie  auszuüben ;  und  als  in  Rom  unter  griechischer 
Ägide  allmählich  eine  eigene  Litteratur  entstand  und  nach  Unterwerfung  Griechen- 
lands griechische  Büchersammlungen  der  Hauptstadt  zugeführt  wurden,  da  regte 
sich  in  Rom  bald  auch  das  Verlangen,  die  litterarischen  Schätze  der  Griechen 
durch  Abschriften  zu  vervielfältigen,  zu  welchem  Zwecke  man  eigens  Sklaven 
[librarii]  bestellte.  Geschäftsmäfsig  wurde  diese  Vervielfältigung  zuerst  betrieben 
von  Ciceros  Freunde  und  Verleger  T.  Pomponius  Atticus,  dem  ersten  wirklichen 
Buchhändler  (bibliopola)  ^]  der  Römer. 

Als  Besitzer  der  ersten  Privatbibliothek  (bibliotheca)  wird  Aemilius 
Paulus  bezeichnet  (Plut.  Aem.  Paul.  28.  Isid.  or.  6.  5j,  der  diese  nach  der  Be- 
sieguDg  des  Perseus  von  Macedonien  168  erbeutete.  Sulla  schleppte  eine  solche 
aus  Athen,  Luculi  aus  Asien  nach  Rom.  Seitdem  gehörte  eine  solche  zum  not- 
wendigen Besitze  eines  achtbaren  Hauses,  öffentliche  Bibliotheken  gab  es  erst 
seit  Augustus,  unter  dem  Asinius  Pollio  die  erste  anlegte ^j.  Der  Name  biblio- 
theca läfst  sich  nicht  vor  Cicero  in  der  römischen  Litteratur  nachweisen. 


1)  Dieser  Name  erscheint  nicht  vor  der  Augusteischen  Zeit  und  föllt  vielfach  mit  dem 
des  Hbrarius  zusammen. 

%)  Doch  soll  Cäsar  schon  den  Plan  zur  Anlegung  einer  lateinischen  und  griechischen 
BibUothek  gefafst  haben,  vgl.  Momms.  R.  G.  III  ^.  517. 


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Bhetoric»  apud  nos  perinde  »tque  gniniuticft 
fere  recepta  est,  paulo  etiam  difficilias,  quipp« 
quam  conBtet  nonnnmquam  etiam  prohibiUa 
exerceri. 

Suet.  d.  rhet  c.  1. 


Kap.  XI.   Rhetorik. 

Bedeutend  später  als  die  Grammatik  wurde  die  Rhetorik  nach  Rom  über- 
tragen, hauptsächlich  wohl  deshalb,  weil  das  nüchterne  Volk  der  Römer  das, 
was  es  praktisch  auszuüben  verstand/  nicht  erst  theoretisch  lernen  zu  müssen 
glaubte.  »Die  Rede  stand  bei  den  Römern  zu  entschieden  im  Mittelpunkte  des 
öffentlichen  Lebens,  als  dafs  der  fremde  Schulmeister  ihr  hätte  beikommen 
können«.  —  Seit  dem  Ende  des  3.  Jahrh.  (App.  Claudius)  begann  man  schon 
vereinzelt,  gehaltene  Reden  herauszugeben,  und  dies  wurde  besonders  seit  dem 
2.  Jahrh.  häufig  zu  politischen  Zwecken  gehandhabt.  Etwa  von  der  Mitte  des- 
selben an  läfst  sich  auch  griechischer  Einflufs  nachweisen.  Denn  Dichl 
nur  wurden  um  jene  Zeit  die  Vorträge  der  Philosophen  und  Rheloren  durch  ein 
censorisches  Edikt  vom  Jahre  161  (bei  Suet.  d.  gr.  25)  verboten,  sondern  es 
wich  auch  mehr  und  mehr,  hauptsächlich  in  Folge  des  Einflusses,  den  die  athe- 
nische Gesandtschaft  des  Jahres  155  ausübte,  die  kunstlose,  schlichte 
Rede  der  nach  griechischer  Art  kunstmäfsig  und  harmonisch  gegliederten,  wie 
denn  schon  Sulpicius  Galba  (Cons.  144)  und  der  jüngere  Gracchus  in  der 
Anlage  und  Ausarbeitung  ihrer  Reden  die  griechische  Schule  bekunden.  Bald 
hatten  sich  die  griechischen  Lehren  so  sehr  in  Rom  eingelebt,  dafs  nunmehr  auch 
Römer,  dem  Beispiele  der  griechischen  Rhetoren  folgend,  die  Grundsätze  der 
Beredtsamkeit  vortrugen,  wie  PlotiusGallus.  Die  Mafsregel  der  Ausweisung 
der  latini  rh  et  eres  im  Jahre  92  erwies  sich  als  erfolglos,  da  bald  neue  auf- 
traten und  Schulen  gründeten;  wie  tiefe  Wurzeln  aber  die  Rhetorik  damals  in 
der  Hauptstadt  geschlagen  hatte,  erkennt  man  mit  Leichtigkeit  daraus,  dafs  in 
der  Sullanischen  Zeit  das  erste  lateinische  Buch  über  die  Redekunst  ver- 
öffentlicht wurde.  Es  sind  dies  die  sogenannten  rhetorica  ad  Herennium, 
die  durchaus  auf  griechischer  Quelle  beruhen,  aber  den  Grundsatz  verfolgen, 
alle  griechischen  termini  in   lateinische  umzuwandeln  i) ,    ein  Verdienst,  das 


1)  Vgl.  4.  7.  40:    nomina  rerum  graeca  convortimus;    .  .  quae  enim  res  apud  oostros 
non  erant,  earum  rerum  nomina  non  poterant  esse  usitata. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  235 

Quintilian  so  hoch  anschlägt,  dafs  er  eine  Menge  der  von  Cornificius,  dem  angeb- 
lichen Verfasser  derselben,  gebrauchten  lateinischen  Benennungen  citiert. 

An  den  griechischen  Mustern  bildete  sich  auch  Cicero,  der  besonders  die 
aristotelisch*isokrateischen  Principien  mit  dem  von  dem  älteren  Hermagoras 
ausgebildeten  rhetorischen  Schematismus  sich  zu  eigen  gemacht  und  in  seinem 
Dialog  de  oratore  und  in  andern  Schriften  uns  seine  Ansichten  über  das  Wesen 
der  Redekunst  vorgeführt  hat. 

Doch  begnügte  man  sich  jetzt  nicht  mehr  mit  dem  Unterrichte  griechischer 
Rhetoren  in  Rom;  man  ging  auch  nach  Griechenland,  besonders  nach  Athen, 
Kleinasien  und  Rhodus,  um  an  Ort  und  Stelle  zu  den  Füfsen  der  bedeutendsten 
Meister  zu  sitzen.  So  kam  es,  dafs  neben  der  attischen  und  rhodischen 
auch  die  asiatische  Redemanier  in  Rom  Eingang  fand,  als  deren  Haupt- 
vertreter Hortensius  ausdrücklich  von  Cicero  genannt  wird  (Brut.  325). 

Aber  seit  dem  Ende  der  Republik  schrumpfte  die  Zahl  der  Redner  gewaltig 
zusammen  :  es  vollzog  sich  allmählich  der  Obergang  von  der  Praxis  zur  Theorie. 
Waren  in  alter  Zeit  gewichtige  Worte  in  ein  einfaches,  schlichtes  Gewand  ge- 
kleidet worden,  so  versteckte  sich  jetzt  der  unbedeutende  Inhalt  hinter  der 
leeren  Phrase.  Die  Form  und  einzig  die  Form  wurde  in  den  nunmehr  mächtig 
aufblühenden  Rhetorenschulen  zum  Gegenstande  des  eifrigsten  Studiums  gemacht 
und  an  Suasorien  und  Controversen,  anlaudationes  und  vitupera- 
tiones  geübt.  Auf  die  Spitze  getrieben  wurde  dieses  System  von  den  soge- 
nannten Sophisten,  die  seit  dem  Ende  des  1.  Jahrh.  nach  Chr.  Rom  über- 
schwemmten und  sogar  am  kaiserlichen  Hofe  gern  gesehene  Persönlichkeiten 
waren,  so  dafs  sie  nicht  nur  einflufsreiche  Ämter,  wie  die  griechische  Abteilung 
des  Sekretariats,  erlangten,  sondern  auch  öfter  zu  Prinzenerziehem  ausersehen 
wurden*). 

Da  das  von  Hermagoras  aufgestellte  System  im  ganzen  in  Rom  mafsgebend 
geblieben  ist,  so  halten  wir  es  für  gut,  an  der  Hand  desselben  den  Schatz  der 
termini  technici  Revue  passieren  zu  lassen. 

Hinsichtlich  des  Stoffes  handelt  es  sich  bei  der  Beredtsamkeit  um  aligemeine 
abstrakte  und  um  konkrete  Fragen,  jene  {d-iacg  =  quaestio)  quaestiones  in- 
finitae,  diese  ('^^o^£(7tg  ==  causa)  quaestiones  finitae  genannt.  Über 
beide  verbreitete  sich  die  Lehre  von  der  Feststellung  des  Streitpunktes 
und  des  Themas  (status,  atdaeig) ;  je  nachdem  die  Thatsache  bestritten  oder 
nicht  bestritten  wurde ,  unterschied  man  hierbei  eine  constitutio  coniec- 
turaiis  [atoxcccfiog)  und  constitutio  definitiva  [o^og).  Aufscrdem 
konnte  es  sich  um  die  Qualität,  die  Rechtmäfsigkeit  oder  um  die  Unzulässigkeit 
des  Anklägers  und  der  juristischen  Instanz  handeln :  dann  war  die  Rede  von 
einer  constitutio  generalis  (TtOLorrjg) ,  iuridicalis  {dixawloycutj), 
transiativa  [fietaXrjipig) .   Zu  diesen  Status  konnten  sich  dann  noch  die  soge- 


4)  Suet.  d.  gr.  85:  quare  magno  studio  hominibus  iniecto  magna  etiam  professorum 
ac  doctonim  profluxit  copia  adeoque  floruit,  ut  noonulH  ex  infima  fortuna  in  ordinem  sena- 
torium  atque  ad  sommos  bonores  processerint. 


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236  Griechische  WöRTBn 

nannlcu  quacstiones  legales  gesellen  {d-iaeig  vofAixalj.  Wichtiger  sind 
die  bei  den  causae  fmitae  ausschliefslich  zur  Verwendung  kommenden  drei 
Redegaltungen,  die  schon  von  Aristoteles  festgestellt  worden  waren  und  in  der 
im  folgenden  angegebenen  Reihenfolge  in  den  Rhetorenschulen  mit  den  Schülern 
exerziert  wurden. 

Der  Schule  des  Grammatikers  entwachsen,  übten  sich  die  jungen  Römer  zu- 
nächst im  genus  demonstrati  vum  =  l/rt^etxrtxoi/,  dann  im  genus  de- 
liberativum  =  avfißovkevrixov ^  endlich  im  genus  iudiciale  =61- 
TLaviTLOv.  In  das  Bereich  der  ersten  Gattung  fallen  die  laus  und  vituperatio 
{e/tatvog,  ifjoyog),  in  das  der  zweiten  die  Reden  in  der  Volksversammlung  und 
im  Senat,  wobei  es  galt,  zu  raten  und  abzuraten  (su  ädere,  TtQOTQOTcrj;  dis- 
suadere,  aTtotgoTtri) ,  in  das  der  dritten  die  Gerichtsreden  (accusatio. 
TiarrjyoQla;  defensio,  aTtoloyla). 

In  allen  drei  Gattungen  haben  die  Redner  hauptsächlich  fünferlei  ins  Auge 
zufassen:  Sam  mlung  des  Materials  (inventio,  €t;^£cr£g) ,  A  n  0  r  d  n  u  n  g  des- 
selben [dispositio,  ordo,  ra^ig),  stilistische  Durcharbeitung  (elocutlo, 
(pgaaigy  li^ig),  Auswendiglernen  (memoria,  fivruxrj)  und  Vortrag  (actio, 
pronuntiatio,  VTtonQiaig) .  Daran  schliefst  sich  die  Zergliederung  der  Rede  selbst, 
besonders  der  Rede  vor  Gericht,  welche  zerfällt  in  den  Eingang  (exordium, 
TtqooLiiiov) ^  Bericht  der  Thatsache  (narratio,  dii^yrjaig),  Themastellung 
(propositio,  diaigeacg),  Beweisführung  (argumentatio,  aTcodei^ig)^  Wider- 
legung des  Gegners  (refutatio,  avTikoyla),  Exkurs  (digressio,  TcaQexßaau;] 
und  Schlufs  (conclusio,  BTtikoyog  =  epilogus  bei  Cic). 

Dieses  Schema  der  rhetorischen  Lehrbücher,  in  welchem  nur  die  Hauptr 
gesichtspunkte  hervorgehoben  werden  sollten,  mag  genügen,  um  zu  zeigen,  in 
welch  enormer  Abhängigkeit  man  von  den  Griechen  war ;  denn  thatsächlich  sind 
die  aufgezählten  römischen  Kunstausdrücke  nur  aus  den  betreffenden  griechi- 
schen übersetzt  und  zum  gröfsten  Teil  schon  in  der  Rhetorik  ad  Herennium  nach- 
weisbar. 

Wenn  wir  uns  nun  im  folgenden  noch  auf  die  Registrierung  der  bei  Gelegen- 
heit der  elocutio  in  den  rhetorischen  Lehrbüchern  behandelten  Mittel  zur  stilisti- 
schen Ausschmückung  der  Rede  einlassen,  so  geschieht  es  deshalb,  weil  von  den 
späteren  römischen  Rhetoren  in  der  Regel  die  griechischen  termini  dafür  ge- 
braucht werden  ^) .  Sie  sind  zu  scheiden  in  solche,  die  sich  auf  einzelne  Worte 
und  in  solche,  die  sich  auf  ganze  Sätze  und  Perioden  beziehen.  Zu  jenen 
Schemata  gehören  vorzüglich  die  Metapher  (metaphora,  translatio),  Alle- 
gorie (allegoria,  inversio),  Metonymie  (motonymia,  immutatio,  denominatio\ 
Synekdoche  (synecdoche,  intellectio] ,  Katachrese  (catachresis,  abusio),  xu 
diesen  die  Wortstellung,  der  Rhythmus  (rhythmus)  und  die  Bildung  der 
Perioden  (periodus). 

Besonders  wichtig  sind  aber  für  uns  von  den  ornamenta  sententiarum  die 


4)  Bei  Cic.   d.   er.   8.  87.  148 — 8.  52.  4  99  sind    dieselben    fast    insgesamt   ins   Latein 
übersetzt. 


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IN  DER  LATBINISCHEN  SPRACHE.  237 

von  Cicero  d.  or.  III  c.  53  u.  54  mit  lumina  verborum  (§  202 —  206)  und  lumina 
sentenliarum  (§  207.  208)  bezeichneten  Schemata.  Zu  ersteren  gehören  die 
anadiplosis  (geminatio) ,  paronomasia  (annominatio) ,  anaphora  (eius- 
deni  verbi  repetitio) ,  epizeuxis  (adiunclio),  h^moeoteleuton  (similiter  de- 
sinens),  hoinoeoptoton  (similiter  cadens),  climax  (gradatio),  antimeta- 
bole  (commutatio) ,  hyperbaton  (verborum  concinna  Iransgressio) ,  anti- 
theton  (contrarium),  asyndeton  (dissolutum) ,  aphorismus  (reprehensio), 
epitrope  (permissio),  periphrasis  (circumscriptio) ,  apostrophe  (digressio, 
aversio)  ;  polyptoton  (multiplicatum) ,  pleonasmus  (abundans  praeter  ne- 
ccssitatem  oratio),  ellipsis  (detractio),  aposiopesis  (reticentia) ,  zeugnia 
(annexio,  ligatio).  Von  den  letzteren  verzeichnen  wir  folgende:  epanalepsis 
•ileratio),  hyperbole  (superlatio),  ironia  (dissimulatio),  aporia  (dubitatio), 
diaeresis  (distributio) ,  prolepsis  (praemunitio) ,  charientismus  (ad  hila- 
ritalem  impulsio),  parabole  (similitudo),  paradigma  (exemplum),  proso- 
popoeia  (effiguratio),  dialogismus  (sermocinatio)  ^). 

Und  was  haben  nicht  sonst  noch  die  römischen  Rhetoren  an  Terminis  den 
Griechen  abgelauscht?  Da  hören  wir  von  barbar Ismus  und  soloecismus, 
vonasteismus  (urbanitas)  und  Idiotismus,  von  iotacismus  und  myo- 
tacismus.  Neben  der  Wortkttnstele  i  (logodaedalia)  figuriert  die 
fehlerhafte  Nachahmung  guter  Muster  im  Stile  (c a c o z e  1  i a) ,  neben  der  Weit- 
schweifigkeit (macrologia,  longiloquium)  die  UberflUsssige  WortfUlle 
(perissologia) ,  neben  dem  uneigentlichen  (acyrologia)  der  unanständige 
Ausdruck  (aeschrologia) .  Der  Rhetor  Seneca  hat  uns  die  griechischen  Namen 
der  (Jrei-  und  viergliedrigen  Periode  (tricolum,  tetracolum),  des  Argumen- 
tums  (thema)  und  des  Ausrufs  (epiphonema) ,  Quintilian  die  Benennung  einer 
Art  des  Syllogismus  (epichirema)  überliefert;  bei  Lucilius  finden  wir  den 
technischen  Ausdruck  für  die  fehlerhafte  Verbindung  der  Wörter  (cacosyn- 
t  he  ton)  nnd  die  Argumentation  (enthy  mema) '^),  bei  Cicero  den  Terminus  für 
den  Panegyrikus  (panegyricus) ,  bei  Quintilian  den  für  die  gehörige  Einteilung 
einer  Rede  (oeconomia),  bei  dem  jüngeren  Seneca  die  griechischen  Bezeichnungen 
der  Sentenz  (chria)  und  der  Charakterschilderung  (ethologia).  Und  waren 
nicht  die  Worte  paradoxen,  auxesis,  antonomasia  u.  a.  gleich  ge- 
brlSuchlich  wie  ihre  lateinischen  Übertragungen  inopinatum,  amplificatio,  pro- 
nominatio? 

Doch  ist  damit  das  Mafs  der  griechischen  Termini  noch  keineswegs  erschöpft. 
Besonders  in  der  späten  Kaiserzeit  liebte  man  es,  dem  Fremden  den  Vorzug  zu 
geben,  und  so  sind  denn  bei  Aquila  Romanus,  Jul.  Rufinus,  bei  späten  Gramma- 
tikern u.  a.,  aber  auch  schon  bei  Rutilius  Lupus  eine  Menge  griechischer  Bezeich- 


4)  Vgl.  Dzialas,  rhetorum  antiquorum  de  figuris  doctrina.  Progr.  v.  Breslau  1869. 
Mar.  Magdal.  Gymnasium.  Vervollsländtgen  läfst  sich  die  obige  Aufzählung  leicht  mil 
Hilfe  eines  alten  Grammatikers  z.  B.  M.  Plolius  Sacerdos,  d.  art.  gr.  454.  25  K:  de  nieta- 
plasmis  vel  figuris,  458:  de  ceteris  vitiis,  455:  de  schematibus,  460:  de  tropis. 

2)  =  Syllogismus;  vgl.  symperasma. 


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238  Griechische  Wörter 

DUDgen  untergelaufen,  die  die  neueren  Herausgeber,  eben  weil  sie  keineswegs 
die  Geltung  von  Lehnwörtern  haben  und  meist  ihre  fremden  Endungen  bewahren, 
vielfach  vielleicht  mit  Recht  mit  griechischen  Lettern  haben  drucken  lassen  *). 


4)  Dabin  gehören  synathroesmos,  coenotes,  mertsmos,  horismos,  characterismos ,  epi- 
trochasmos,  chleaasmos,  exuthenismos,  diasyrmos,  paregmenon,  anäncaeon,  antezeugmenoD, 
diezeugmenon,  paradiastole,  epibole,  diabole,  antistrophe,  ploce,  symplocei  epagoge,  pro- 
catasceue,  anasceue,  parasceue,  protrope,  euche,  erotema,  pysma,  mesozeugma,  synoeciosis. 
anacoenosis,  aganactesis,  apodioxis,  apoplanesis,  deesis,  epiplexis,  epittmesis,  plerosis,  pro- 
pergasia,  ara,  enargia;  hypozeugma,  hypozeuxis,  hypallage,  antisagoge,  apoclisis,  apologis- 
mus,  hellenismos,  dialysts,  cataphasis,  tautologia,  anthypophora,  apophasis,  thesis,  bexis, 
hysteroiogia,  hysteron  proteron,  pathopoeia,  paromoeon,  paroemia,  metalepsis,  parallage 
protheseoni  sarcasmos,  hypomone,  homoeoprophoron,  parenlhesis,  antiphrasis,  cacemphatoo, 
soloecophanes ,  metapbrasis,  antapodosis,  polysigma,  barbarolexis,  hermeneuma ;  bei  Plot. 
Sacerd.  encope,  hirmos,  exocbe,  colasis,  hemiastaton  u.  a.,  welcbe  letztgenannten  (5)  ich 
gar  nicht  in  den  Index  aufgenommen  habe. 


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Philosoph!»  iftcnit  asque  od  hanc  aeUtem  nee  nUam 
hahuit  lomen  littenrnm  Latinarnin. 

Cic.  Tuüc.  1.  3,  5. 


Kap.  xn.   Philosophie. 

Unter  den  gleichen  Auspizien  wie  die  Rhetorik  trat  auch  die  Philosophie  in 
Rom  auf,  die  dem  praktischen  Römer  anfangs  ebensowenig  zusagte  als  die  theo- 
retische Erlernung  der  Redekunst.    Wir  begegnen  ihr  in  gröfserer  Verbreitung 
erst  seit  der  Mitte  des  2.  Jahrb.,  von  wo  an  sie,  aller  ihr  in  den  Weg  gestellten 
Hindemisse  ungeachtet ,  immer  weiter  um  sich  griff  und  eine  immer  gröfsere 
Zahl  von  Freunden  und  Verehrern  fand.    Freilich  macht  sich  schon  viel  früher 
der    Einflufs    des    unteritalisch-griechischen    Pylhagoreismus    bemerkbar ; 
wenigstens  hat  nach  Mommsen  die  pythagoreische  Zahlenmystik  bei  der  Fixie- 
rung der  römischen  Kaienden ;  Nonen  und  Iden  und  der  Festsetzung  fast  aller 
Festtage  eine  nicht  unbedeutende  Rolle  gespielt  und  die  dominierende  Stellung 
der  ungeraden  Zahlen  im  ganzen  römischen  Kalenderwesen  veranlafst.  —  Und 
wie  man  dem  Appius  Claudius  pythagoreische  Sprüche  vindiziert  hat,   so 
durfte  man  auch  mit  Fug  und  Recht  behaupten,  dafs  Cato  die  pythagoreischen 
Schriften  gelesen  und  in  seinen  Werken  benutzt  habe.    Dagegen  wäre  es  unge- 
rechtfertigt, aus  der  Thatsache,  dafs  dem  berühmten  Crotoniaten  neben  Alcibiades 
schon  frühzeitig  ein  Denkmal  in  Rom  gesetzt  wurde^  einen  Schlufs  auf  die  da- 
malige Verbreitung  seiner  Lehre  zu  ziehen ;  ebenso  wenig  kann  die  ungeschickte 
gegen  alle  Chronologie  verstofsende  Fabel,  die  Numa  in  persönliche  Beziehung 
zu  diesem  Philosophen  setzt,  und  die  gleichfalls  aus  dem  Altertum  stammende 
Nachricht  von  der  Verbrennung  der  ausgegrabenen  pythagoreischen  Schriften 
zur  Stütze  dieser  Behauptung  herangezogen  werden,  da  beide  Fiktionen  späterer 
Zeit  sind. 

Dagegen  finden  wir  bei  Beginn  des  S.  Jahrh.  v.  Chr.  bereits  einen  Halb- 
griechen in  Rom,  der  bestrebt  ist,  den  philosophischen  Doktrinen  der  Hellenen 
auf  latinischem  Boden  eine  Heimstätte  zu  bereiten  und  einige  epikureische 
Schriften  für  die  Römer  zurechtzumachen,  den  Ennius^).  Aber  wie  sehr  auch 
er  noch  in  seiner  Ansicht  von  dem  Werte  der  Philosophie  mit  den  nüchternen 


4)  Vgl.  Epicharmus,  Euhemurus. 


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240  Griechische  Wörter 

Römern  harmoniert,  das  giebt  er  selbst  durch  sein  bekanntes  Diktum  deutlich 
zu  erkennen : 

p  h  i  1 0  s  0  p  h  a  r i  est  mihi  necesse,  at  paucis ; 
nam  omnino  haud  placet. 

Dafs  Cato  ^)  und  andre  konservative^  der  alten  guten  Sitte  treu  ergebene  Männer 
mit  Worten  und  Thaten  gegen  die  neue  Lehre  eiferten,  kann  als  selbstverständ- 
lich gelten ;  und  sie  hatten  nicht  ganz  unrecht ,  wenn  man  bedenkt,  dafs  die 
griechische  Philosophie  der  damaligen  Zeit,  wie  sie  den  Römern  zukam,  mit  der 
Philosophie  des  Plato  und  der  übrigen  bedeutenden  Meister  nicht  im  entferntesten 
den  Vergleich  aushält,  daß  die  Epigonen  nur  die  Schattenbilder  ihrer  grofsen 
Vorgänger  waren  und,  anstatt  eigene  Spekulationen  anzustellen,  von  den  ererbten 
Schätzen  früherer  Zeit  zehrten.  So  kam  es,  dafs  die  ersten  in  Rom  auftretenden 
griechischen  Philosophen,  die  Epikureer  Ale aeus  und  Philiscus,  im  Jahre 
\  73  aus  der  Stadt  ausgewiesen  2)  und  die  wegen  der  Occupation  von  Oropus  im 
Jahre  155  von  Athen  abgesandten  Philosophen  möglichst  bald  wieder  aus  Rom 
entfernt  wurden^). 

Aber  der  Funke  des  griechischen  Geistes  hatte  bereits  die  römische  Jugend 
mächtig  entzündet,  sodafs  die  Abhaltung  der  neuen  Lehre  auf  die  Dauer  nichl 
mehr  möglich  war.  Die  16  jährige  Anwesenheit  der  1000  vornehmen  Achäer, 
die  nach  Reendigung  des  dritten  macedonischen  Krieges  168  in  Italien  gleichscun 
als  Geiseln  und  Rürgen  des  Friedens  festgehalten  wurden^  und  der  Zuflufs  immer 
neuer  Lehrkräfte  aus  Griechenland  bewirkte,  dafs  sich  besonders  in  den  höheren 
Kreisen  bald  eifrige  Schüler  und  Anhänger  der  Philosophen  fanden  *>).  Und  zwar 
waren  es  besonders  der  Epikureismus,  der  Stoicismus  und  die  neuere 
Akademie,  der  die  Römer  zugethan  waren,  wenn  man  es  nicht  vorzog,  nach 
Ciceronianischer  Manier  mehrere  Systeme  synkretistisch  zu  verschmelzen  und 
sich  gleich  der  Riene  aus  allen  das  Zusagende  auszuwählen. 

Rald  galt  es  für  erforderlich  seine  Studien  an  der  Quelle  selbst,  in  Griechen- 
land, zu  machen  und  Jahr  aus  Jahr  ein  pilgerte  eine  stattliche  Zahl  von  Jüng- 
lingen nach  dem  Orient,  um  die  Worte  der  Meister  aus  ihrem  eigenen  Munde  zu 
hören. 

Doch  da  die  Römer  kein  philosophisch  beanlagtes  Volk  waren,  so  haben  sie 
sich  von  den  Fesseln  des  griechischen  Geistes ,  in  die  sie  von  Anfang  an  ge- 
schmiedet waren,  nicht  frei  machen  können :  ihre  ganze  Philosophie  ist  Repro- 
duktion, und  selbst  der  bedeutendste  Vertreter  Roms  auf  diesem  Gebiete,  der- 
jenige, dem  das  grofse  Verdienst  gebührt^  die  römische  Sprache  für  die  Philo- 


i)  Doch  siehe  oben  die  Stellung  Catos  zum  Pythagoreismus. 

2)  Vgl.  Athen.  -14  p.  547.  A.     Aelian.  V.  H.  9.  47. 

3)  Vgl.  Gell.  7.  44.  8.  Auch  im  Jahre  4  64  wurden  durch  Senatsbeschlur»  die  PhiU»- 
sophen  samt  den  Rednern  ausgetrieben.  Gell.  45.  44.  4:  M.  Pomponius  praelor  animatl- 
vertil  curavitque  —  ul  Romae  ne  essent. 

4)  V.  Africanus,  C.  Laclius,  L.  Furius  secum  erudilissimos  homines  ex  Graecia  paiani 
semper  habuerunt.     Cic.  d.  or.  Ä.  37.  4  54. 


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In  1>br  laTbini^ghen  Sprache.  241 

Sophie  geeignet  gemacht  zu  haben,  Cicero,  hat  unumwunden  von  seinen  philo- 
sophischen Schriften  erklärt  (ad  Attic.  12.  52)  :  CLTtoyqacpa  sunt,  minore  iabore 
fiunt,  verba  tantum  affero,  quibus  abundo.  Und  in  der  That  sind  alle  seine  ein- 
schlägigen Schriften  auf  griechische  Quellen  zurückgeführt  worden  ^) . 

In  der  Kaiserzeit  gewann  der  Stoicismus  eine  präponderierende  Stellung, 
und  wenn  auch  einige  Imperatoren,  wie  Vespasian  und  Donytian,  Ausweisung 
der  Philosophen  aus  Rom  anordneten,  so  war  dies  ein  Akt  von  momentaner  oder 
temporärer  Wirkung ;  denn  die  nächsten  Nachfolger  waren  bei  weitem  liberaler, 
ja  Mark  Aurel  bekannte  sich  selbst  zur  Stoa. 

Da  nun  die  Römer,  wie  Zeller  richtig  bemerkt,  Philosophie  nicht  um  ihrer 
selbst  willen  trieben,  sondern  als  Mittel  einer  guten  Vorbereitung  auf  das  prak- 
tische Leben  betrachteten ,  da  sie  durch  sie  mit  alle  dem  vertraut  zu  werden 
hofften,  wovon  ein  glückliches  Leben  abhing,  oder,  wie  Varro  sich  ausdrückt, 
durch  die  Philosophie  boni  et  beati  zu  werden  meinten,  so  ist  es  von  vornherein 
leicht  erklärlich,  dafs  die  beiden  dogmatischen  Richtungen  der  griechischen 
Philosophie,  die  epikureische  und  die  stoische,  von  ihnen  entschieden 
bevorzugt  wurde  und  dafs  besonders  die  Stoa  dem  römischen  Nationalcharakter 
am  meisten  geistesverwandt  und  konform  war,  während  der  Epikureismus  den 
Leichtlebigen  ansprechender  erschien.  Dagegen  wurde  die  neuere  Akademie 
für  brauchbar  erachtet  in  der  advokatorischen  Praxis  und  für  die  forensische 
Thätigkeit  der  Redner 2). 

Da  femer  die  philosophischen  Schriftsteller  der  Römer,  vornehmlich  Cicero, 
es  als  ihre  Hauptaufgabe  betrachteten,  ihren  Landsleuten,  namentlich  den  nicht 
philosophisch  gebildeten  und  in  die  griechische  Litteratur  nicht  eingeweihten, 
die  geistigen  Schätze  der  Griechen  zu  interpretieren  3),  so  mufste  ihnen  besonders 
viel  daran  liegen,  alles  Fremde  zu  vermeiden  und  alle  griechischen  Termini  in 
römische  umzugiefsen.  Und  dieser  schwierigen  Aufgabe  hat  sich  Cicero  mit  ent- 
schiedenem Glück  unterzogen.  Selbstverständlich  hat  er  dabei  althergebrachte, 
schon  seit  langer  Zeit  eingebürgerte  griechische  Ausdrücke  unverändert  bestehen 
lassen,  wie  er  selbst  an  mehreren  Stellen  ausspricht^). 

Ganz  dieselben  Principien  befolgte  Lukrez  in  seinem  philosophischen 
Lehrgedichte  de  natura  deorum,  durch  welches  er  die  Kenntnis  der  epikureischen 
Physik  und  Psychologie  seinen  Landsleuten  zu  vermitteln  unternahm.  Denn 
obwohl  er  an  den  beiden  Stellen,  wo  er  sich  in  die  Lage  versetzt  sieht,  von  einem 


\)  Vgl.  Ueberweg«  Grundrifs  §64. 

2)  Vgl.  Cic.  d.  or.  3.  24.  80.     Quint.   42.  2.  24. 

3)  Cic.  d.  off.  4.  4:  quam  quidem  ad  rem  nos,  ut  videmur,  magnum  altulimus  adiu- 
roeotum  hominibus  noslris,  ut  non  modo  Graecarum  litterarum  rüdes ,  sed  etiam  docti  ali- 
quantum  se  arbitrentur  adeptos  et  ad  dicendum  et  ad  iudicandum;  vgl.  2.  4.  2. 

4)  de  fiD.  3.  2.  5:  quamquam  ea  verba,  quibus  Institute  veterum  utimur  pro  latinis,  ut 
ipsa  pbilosophia,  ut  rhetorica,  dialectica,  grammatica ,  geometria,  musica, 
quamquam  latine  ea  dici  poterant,  tamen  quoniam  usu  recepta  sunt,  nostra  ducamus. 
Acad.  pr.  4.  7:  enitar,  ut  latine  loquar,  nisi  in  huiusmodi  vcrbis  aut  philo sophiam  nut 
physicani  aut  ethicam  aut  dialecticam  appellem,  quibus  ut  mullis  aliis  consuctudo 
iam  utitur  pro  latinis. 

Weise,  Griech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  ]  (> 


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242  Gbiechisghe  Wörter 

griechischen  Terminus  Gebrauch  zu  machen  ^),  es  für  seine  Pflicht  hält,  auf  die 
Unfähigkeit  der  römischen  Sprache  zur  Wiedergabe  griechischer  KunstausdrUcke 
ausdrücklich  hinzuweisen,  hat  er  doch  durchweg  dieselben  durch  römische  zu 
ersetzen  gesucht. 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  nur  natürlich,  dafs  die  Ausbeute  an  Lehn- 
wörtern auf  dem  Gebiete  der  Philosophie  im  ganzen  gering  ist,  besonders 
dürftig  in  der  republikanischen  Zeit,  während  spätere  Autoren,  denen  nicht  die 
Geschicklichkeit  des  Cicero  verliehen  war,  römische  Termini  zu  schaffen,  oft  von 
der  Freiheit  Gebrauch  machen,  Komposita  in  ihrer  fremden  Form  aufzunehmen, 
deren  Übertragung  bei  der  Schwerfälligkeit  der  römischen  Sprache  nicht  gut 
möglich  war  2). 

So  weifs  ich  denn  aus  vorlucilianischer  Zeit  aufser  dem  Ennianischen 
Sophia  3)  und  den  bei  Plautus  und  Ennius  oft  belegten  Bezeichnungen  des 
Philosophen  und  des  Philosophierens  (philosophus,  philosophari.  vgl. 
philosophiab.  Cass.  Hemina)  kein  einschlägiges  Lehnwort  zu  nennen.  Nächst- 
dem  sind  die  Bezeichnungen  der  griechischen  Phiiosophenschulen  und  der 
Hauptteile  der  Philosophie  mit  dem  römischen  Bürgerrechte  beglückt 
worden,  sodafs  schon  bald  nach  der  Mitte  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.  von  S  toi  ei, 
Epicurei,  Academici  (vgl.  academia) ,  Peripatetici ,  Pythagorei, 
Cynici,  sophistae,  aber  auch  yon  der  dialectica  (die  zuerst  von  den 
athenischen  Gesandten  des  Jahres  155  gelehrt  wurde},  physica,  ethica. 
logica  gesprochen  wurde,  lauter  Ausdrücke,  denen  wir  zuerst  in  den  Schriften 
Ciceros  begegnen. 

Den  griechischen  Namen  des  Atoms  (atomus)  finden  wir  zuerst  bei  Lue!- 
lius,  den  des  Dialogs  (diaiogus)  und  der  libri  politici,  der  Naturphilo- 
sophie (physiologia)  und  des  Naturkenners  (physiognomon),  der  philo- 
sophischen Sekte  (schola)  und  des  Häufelschlusses  (sorites)^)  u.  s.  w. 
bei  Cicero,  während  wir  sonst  fast  durchweg  von  letzterem  die  Praxis  gehand- 
habt sehen,  für  die  griechischen  Ausdrücke  lateinische  zu  substituieren.  So  ge- 
braucht er  neben  einander  dogma  unddecretum,  haeresis  und  secta,  idolum 
und  imago,  paradoxa  und  mirabilia  u.  a.  und  übersetzt  %a&ri%ov  durch  offi- 
cium*), TtqoriYiiiva  durch  producta,  ä7t07tQor]yfxiva  durch  reiecta  u.  a.  ®).   An- 


4)  4.830:  nunc  et  Anaxagorae  semtemur  homoeomerian,  quam  Graii  memorani 
nee  nostra  dicere  lingua  concedit  nobis  patrii  sermonis  egestas.  8.  4  00:  harmoniaio 
Graii  quam  dicunt;  vgl.  Sen.  nat.  quaest.  3  p.  4  38  Tauchn.:  to  ov  latine  exprimi  nequÜQ  8. 

2)  Liv.  97.  44:  quos  androgynos  vulgus  appellat  faciliore  ad  duplicanda  verba  ser- 
mone  Graeco. 

3)  Sen.  ep.  89.  7:  sapientia  est,  quam  Graeci  sophian  vocant.  Hoc  verbo  Romaoi 
quoque  utebantur,  sicut  philo  Sophia  nunc  utuntur:  quod  et  togatae  antiquae  tibi  pro- 
babunt  et  inscriptus  Dossenni  monumento  titulus. 

4)  Cic.  d.  fin.  4.  48:  (sorites)  quem  si  necesse  est,  latino  verbo  liceat  acervalem  ap- 
pellare,  sed  nihil  opus  est,  etcnim  ipsa  philosophia  et  multa  verba  Graecorum,  sie  so^tte^ 
saiis  latino  sermone  tritus  est. 

5)  Gerechtfertigt  ad  Atlic.  4  6.  4  4.  4;  4  6.  4  4. 

6)  Vgl.  die  einschläg.  Schriften  von  Grome,    quid  Graecis  Cicero  in  philosophia,  qui<l 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  243 

dere  Termini  endlich,  denen  wir  häufig  bei  späteren  Autoren  begegnen^  führt  er 
nur  in  ihrer  griechischen  Form  an,  um  die  Erklärung  beizufügen,  gebraucht  aber 
statt  deren  sonst  nur  römische,  selbstgewählte  Bezeichnungen :  dahin  gehören  die 
sophismata  (Gellius)  =  fallaces  conclusiunculae,  das  axioma  [ApuL)  =  pro- 
nuntiatum,  proloquium,  profatum,  das  pathos  (Macrob.)  =  morbus,  die  ente- 
lechia  (Tertull.)  =  continuata  motio,  melancholia  (TertuU.)  =  furor, 
ennoea  (Tertull.)  =  intelligentia,  notio,  idea  oder  idos  (Sen.)  =  species, 
zelotypia  =  obtrectatio  u.  s.  f.  ^] . 


sibi  debuerit.  Düsseldorf  1865,   und  Bernhardt,   de  Cicerone  Graecae  philosophiae   inter- 
prete.     Berlin  4865. 

4}  Vgl.  aufserdem  problema  (Sen.),  theorema  (Gell.),  theoremalion  (Gell.),  isagoge 
(Gell.),  metempsycbosis  (Porphyr,  ad  Her.),  metensomatosis  (Tertull.),  niicrocosmus  (Isid.) 
physiologumena  (Fulgent.),  cynismus  (Cassiod.)  u.  a. 


16* 


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(Ali!)  cmH  rneatns 
Describent  radio  et  surgentia  sidera  dioent; 
Tu  regere  imperio  populos,  Bomane,  memento. 
Yerg.  Aen.  6.849. 

Kap.  XIIL    Astronomie  und  mathematische  Geographie. 
Astrologie.  Zeiteinteilung. 

§1. 

Weder  in  Italien  noch  in  Griechenland  hat  die  Astronomie  ihre  Geburts- 
stätte ;  doch  wo  ihre  Wiege  gestanden,  ist  bis  zum  heutigen  Tage  noch  nicht  mit 
Sicherheit  ermittelt.  Wohl  haben  die  Indogermanen  den  beiden  grofsen  GesfiroeD 
des  Tages  und  der  .Nacht,  der  strahlenden  Sonne  und  dem  zeitabmessenden 
Monde  frühzeitig  eigene  Namen  verliehen,  wohl  haben  sie  das  herrliche  Stern- 
bild des  grofsen  Bären  bereits  beobachtet  (Kaegi,  Jahrb.  f.  Phiiol.  <880 
p.  46SI),  aber  das  übrige  Firmament  mit  seinen  Myriaden  von  Sternen  war  ihnen 
ein  Buch  mit  7  Siegeln,  die  genauere  Kunde  des  nächtlichen  Stemenhimniels 
blieb  ihnen  verschlossen,  bis  sie  gleich  den  Indern  aus  dem  Euphrattief lande 
und  später  aus  Ägypten  neue  Anregungen  erhielten.  Wie  die  Arier  unter  baby- 
lonischem Einflüsse  die  Bekanntschaft  des  Sirius  gemacht  und  die  vedischen 
Inder  in  den  jüngeren  Teilen  des  Rigveda  bereits  die  Kenntnis  der  fünf  Plaoeteo 
Merkur,  Venus,  Mars,  Jupiter  und  Saturn  besitzen,  in  den  späteren 
Sanhitas  sich  auch  mit  den  vier  Mondphasen  und  mit  den  Mond  Stationen 
vertraut  zeigen,  so  wird  auch  bei  den  Griechen,  bevor  Alexander  der  Grolse  die 
babylonische  Weisheit  auf  europäischen  Boden  pflanzte,  die  allmähliche  Vervoll- 
kommnung ihres  astronomischen  Wissens  noch  lange  aus  derselben  Quelle  ge- 
flossen sein.  Ob  aber  die  Sternkunde  in  Mesopotamien  heimisch  oder  von  China 
her  importiert  worden  ist,  läfst  sich  vorläufig  noch  nicht  entscheiden^). 

1)  Allerdings  ist  man  bisher  geneigt  gewesen,  die  Annahme  engeren  kulturellen  Zo- 
sammenhangs  zwischen  China  und  Westasien  skeptisch  aufzunehmen  und  bat  den  ent- 
schieden über  das  Ziel  hinausschiefsenden  Arbeiten  von  Aug.  Gladisch  nur  wenig  Beacbtuog 
geschenkt.  Denn  sicherlich  geht  dieser  zu  weit,  wenn  er,  gestützt  auf  den  Nachweis,  dafs 
die  Grundideeen  der  Religionen  der  alten  morgenländischen  Völker  in  der  helleniscbeo 
Kulturwelt  als  Elemente  des  religiösen  und  philosophischen  Bewufstseins  wiederkebren. 
starke  Kulturübertragungen  von  China  auf  Griechenland  annehmen  zu  müssen  glaubt  und 
so  z.  B.  die  ganze  pythagoreische  Weisheit  aus  chinesischer  Quelle  ableitet.     Doch  soll  (^ 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  245 

Doch  soviel  steht  fest,  dafs  die  wichtigsten  Sternbilder,  welche  genau  mit 
den  babyionischen  Übereinstimmen;  uns  bereits  in  den  homerischen  Epen  als 
bekannte  Erscheinungen  entgegentreten.  Denn  auf  dem  prächtigen  Schilde,  den 
Hephäst  auf  Thetis'  Wunsch  für  Achilles  schmiedete,  brachte  der  Meister  an :  (II. 
18.  486 flF.) 

Die  Erd'  und  das  wogende  Meer  und  den  Himmel, 
Helios  auch,  unermüdet  im  Lauf,  und  die  Scheibe  Selenos ; 
Drauf  auch  alle  Gestirne,  soviel  sind  Zeichen  des  Himmels, 
Auch  Pleiad'  und  Hyad'  und  die  grofse  Kraft  des  Orion, 
Auch  die  Bärin,  die  sonst  der  Himmelswagen  genannt  wird. 

und  als  Odysseus  auf  der  Fahrt  von  der  Insel  der  Kalypso  zu  den  Phäaken  seinen 
Blick  nach  dem  Firmamente  schweifen  liefs,  da  hatte  er  seine  Augen  gerichtet 
(Od.  5.  272): 

Auf  die  Pleiaden  und  auf  Bootes,  der  langsam 

Untergeht,  und  den  Bären,  den  andre  den  Wagen  benennen. 

Aber  auch  die  Kenntnis  des  Hundssterns,  den  freilich  erst  Hesiod  (Werke 
und  Tage  417.  587.  619)  mit  seinem  späteren  Namen  aelQios  benennt,  ist  Homer 
zu  vindizieren,  da  er  den  Priamus  vergleicht  mit  dem  Sterne, 

W^elcher  im  Herbst  aufgeht  und  überschwänglich  au  Klarheit 
Scheint  vor  vielen  Gestirnen  in  dämmernder  Stunde  des  Melkens, 
Welcher  Orions  Hund  genannt  wird  unter  den  Menschen. 

In  den  letzten  Büchern  der  Iliade  findet  auch  der  Morgen-  und  Abendstern 
Erwähnung^),  während  des  Arcturus  zuerst  Hesiod  gedenkt  (Werke  und  Tage 
568.  608). 

Allmählich  nun  erweiterte  sich  unter  orientalischem  Einflüsse  der  astrono- 
mische Horizont  der  Griechen  immer  mehr,  und  als  erst  die  griechischen  Welt- 
weisen grofse  Reisen  nach  Babylon  und  Ägypten  antraten  und  unmittelbar  an  der 
Quelle  schöpften,  als  Thaies,  Pythagoras,  Empedocles,  Eudoxus^)  u.  a.  das  stu- 
pende  Wissen  jener  in  den  exakten  Wissenschaften  weit  vorgeschrittenen  Nationen 
mehr  und  mehr  in  sich  aufgenommen  hatten,  da  fiel  die  Hülle  von  den  Augen 


nach  Kellers  Urteil  (Bursian,  Jahresber.  4874—75  p.  342  flf.)  Gust.  Schlegel  in  seinem  Buche 
über  die  chines.  Uraniographie  und  ihren  Zusammenhang  mit  der  Astronomie  der  occiden- 
talischen  Völker  (Haag  4875)  in  der  That  gelungen  sein,  China  als  die  gemeinschaftliche 
Quelle  aller  abendländischen  Himmelskunde  zu  erweisen.  Namentlich  interessant  sind  die 
Ausführungen  über  den  Sirius,  den  himmlischen  Schakal  der  Chinesen,  der  von  den  Griechen 
unter  asiatischem  Einflüsse  schon  zu  Homers  Zeit  der  Hund  des  Orion  (xvoii/  =  canicula, 
vgl.  fialga)  genannt  wurde,  mutmafslich,  weil  die  avestischen  Bezeichnungen  raopi,  Schakal 
und  urupi,  »Hundeart«  mit  einander  konfundiert  worden  sind. 

4)  MiJnBqog  11.  23.  84  8.     ktagtpoqog  II.  23.  226. 

2)  Dieser  soll  die  Kenntnis  der  damals  erforschten  5  Planeten  von  Ägypten  nach  Grie- 
chenland gebracht  haben,  vgl.  Sen.  qu.  nat.  7.  3:  Eudoxus  primus  ab  Aegypto  hos  motus 
(quinque  siderum)  in  Graeciam  transtulit. 


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246  Griechische  Wörter 

der  hellenischen  Forscher  und,  was  man  bisher  nur  sporadisch  und  zufällig  ver- 
nommen, gestaltete  sich  jetzt  zu  einem  geordneten  System. 

Den  Schlufsstein  endlich  in  der  langen  Kette  der  orientalischen  Einflüsse 
bildete  der  Heereszug  Alexanders  des  Grofsen,  seit  welchem  die  griechische 
Astronomie  den  gröfsten  Aufschwung  nahm  und  sich  auf  die  Berechnung  der  MoDd- 
und  Sonnenbahn,  auf  die  genaue  Beobachtung  der  Mond-  und  Sonnenfinsternisse 
und  des  Auf-  und  Niedergangs  der  Gestirne  erstreckte. 

Wie  auf  allen  übrigen  Wissensgebieten,  so  waren  auch  hier  die  Griechen 
die  Lehrmeister  der  ROmer.  Dafs  diese  neben  der  generellen  Bezeichnung  für 
Stern  ^)  auch  die  Sonne ^j  und  den  Mond 3)  bereits  vor  ihrer  Berührung  mit 
den  Griechen  kannten,  ist  schon  oben  angedeutet  worden  ;  dagegen  stammt  ihre 
Kenntnis  der  fünf  damals  bekannten  Planeten  aus  griechischer  Quelle.  Dafs  die- 
selbe nicht  durch  die  unteritalischen  Griechen,  etwa  durch  die  Pythagoreer,  ver- 
mittelt wurde,  dafs  die  Römer  vielmehr  erst  in  nacharistoteiischer  Zeit  mit  den 
Planetennamen  der  Griechen  bekannt  geworden  sind,  geht  aus  einer  Vergleichung 
der  römischen  und  griechischen  Nomenklatur  deutlich  hervor.  Denn  während 
die  altgriechischen  Bezeichnungen  der  Planeten  durchweg  von  ihrem  Glänze  her- 
genommen sind,  [OalvtoVj  Oai&wVj  ^TlXßuiV^  0(aQq>6Qog^  IIvQoeig),  stimmen 
die  römischen  Benennungen  durchweg  mit  den  seit  Aristoteles  ^]  in  der  griechi- 
schen Litteratur  auftretenden,  von  Göttemamen  entnommenen  überein,  sodaCs 
der  Jupiter  in  dem  ^^iibg  aatrJQ,  der  Saturn  in  dem  Kqovov  aar^^,  die 
Venus  in  dem  Jiq)QoölTrjg  aoTrJQ  u.  s.  f.  des  Aristoteles  ihre  Analoga  finden. 
Aber  genauer  anzugeben,  wann  die  Entlehnung  stattgefunden  hat;  ist  wohl 
schwerlich  möglich ,  da  uns  sämtliche  Anhaltepunkte  fehlen.  Vermutlich  ist 
die  ganze  Astronomie  der  Römer  erst  ein  Ausflufs  der  im  Gefolge  orientalischer 
Sklaven  seit  Beginn  des  2.  Jahrh.  in  Rom  eingebürgerten  Astrologie  5).  Wenig- 
stens tritt  uns  gleich  an  der  Schwelle  der  römischen  Litteratur  in  einer  Enniani- 
schen  Tragödie  ein  Passus  entgegen,  der  auf  die  genaue  Bekanntschaft  der  Römer 
mit  der  orientalischen  Konstellationslehre  und  Sterndeuterei  ein 
schlagendes  Licht  wirft.  Es  heifst  dort  nämlich  (Enn.  Iphigen.  trag.  rel.  275  Vahl.] : 

Astrologorum  signa  in  caelo  quaesit,  observat  Jovis 
Cum  capra  aut  nepa  aut  exoritur  lumen  aliquod  beluae. 
Quod  est  ante  pedes,  nemo  spectat :  caeli  scrutantur  piagas. 

Selbst  zugegeben  nun,  dafs  Ennius  diese  Stelle  einfach  aus  einer  griechischen 
Quelle  übertragen  hätte,  so  mufste  er  doch  die  Kenntnis  der  darin  erwähnten 
Sterne  und  Sternbilder  bei  seinem  römischen  Zuschauer-  und  Leserkreise  voraus- 
setzen. 


4)  skr.  iArA,  staras  (plur.),  zend.  Qtare,  Ain^Q,  Stella,  got.  staim6,  arem.  ster. 

2)  ^Aiof  s  Auselias,    so!  ss  got.  sauil. 

3}  zend.  mdonh,  Mond  =  f^v^,  got.  m^na,  lit.  menü;  cf.  mensis,  Mena. 

4)  o  tov  ^EQftov  it<nr]Q  =  Mercurius  findet  sich  schon  bei  Plalo. 

5)  Dafs  die  orientalische  Sterndeuterei  seit  alter  Zeit,  ^enn  auch  nur  in  geringem  Um- 
fange, in  Griechenland  verbreitet  war,  geht  hervor  aus  der  Scheu  der  Spartaner,  vor  Ein- 
tritt des  Vollmonds  ins  Feld  zu  rücken. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  247 

Bald  erfahren  wir  auch  von  astronomischen  Studien  der  Römer. 
Zuerst  scheint  auf  diesem  Gebiete  der  Konsul  des  Jahres  166  v.  Chr.,  Sulpicius 
Gallus,  thätig  gewesen  zu  sein,  der  aus  Liebhaberei  der  Sternkunde  oblagt). 
Von  ihm  berichtet  uns  Liv.  44.  37  (vgl.  Plin.  2.  12),  dafs  er  die  am  Vorabend 
der  Schlacht  bei  Pydna  eintretende  Mondfinsternis  vorhergesagt  (Cicero  d.  rep. 
1.  15),  dafs  er  diese  seltne  Naturerscheinung  auf  eine  natürliche  Weise  erklärt 
und  so  die  Mutlosigkeit  der  Soldaten  gehoben  habe. 

Eine  astronomische  Litteratur  entwickelte  sich  aber  bei  den  Römern  erst 
gegen  die  Mitte  des  1 .  Jahrh.,  wo  der  Polyhistor  Varro  und  der  Redner  Cicero 
mit  Anlehnung  an  griechische  Vorbilder  2)  auf  diesem  Felde  schriftstellerisch 
thätig  waren.  Seit  dieser  Zeit  datiert  wohl  auch  die  Aufnahme  der  Astronomie 
unter  die  Lehrgegenstände  des  Jugendunterrichts. 

Und  schauen  wir  uns  nun  einmal  die  Nomenklatur  der  römischen  Astro- 
nomie etwas  genauer  an,  so  finden  wir,  dafs  der  weitaus  gröfste  Teil  der  ein- 
schlägigen Termini  nicht  entlehnt,  sondern  wie  bei  den  übrigen  Wissenschaften 
übersetzt  ist.  Den  bereits  oben  erwähnten  Planetennamen  lassen  sich  zur  Seite 
stellen  die  Benennungen  der  Sternbilder,  sowohl  derer  des  Tierkreises,  die  man 
in  dem  bekannten  versus  memorialis  vereinigt  findet : 

Sunt  aries,  taurus,  gemini,  cancer,  leo,  virgo, 

Libraque  scorpius,  arcitenens,  caper,  amphora,  pisces^). 

als  auch  der  übrigen*) ;  nur  wenige  Namen  sind  unübersetzt  und  unverändert 
übernommen  worden,  wie  der  bootes  oder  arcturus  oder  arctophylax, 
der  Führer  des  grofsen  Wagens,  cynosura,  der  kleine  Bär,  und  die  von  Eigen- 
namen hergeleiteten  Bezeichnungen  Orion  (Verg.),  Andromeda  (Cic),  Cas- 
siopea  (Cic),  Cepheus  (Cic),  Perseus  (Cic),  Canopus  (Manil.),  Cen- 
taurus  (Cic). 

Auch  sonst  sind  die  wichtigsten  Termini  der  griechischen  Astronomen,  wo 
es  angänglich  war,  ins  Latein  übertragen  worden.  So  hat  der  griechische  Name 
des  Tierkreises  (zodiacus  Gell.)  schon  bei  Cicero  dem  signifer  orbis  weichen 
müssen;  ähnlich  ist  es  dem  Pol  und  der  Himmelskugel  (polus;  sphaera  = 
Vertex,  globus),  dem  Horizont  und  der  Mondfinsternis  (horizon  =  finiens 
circulus,  eclipsis  =  lunae  defectus)  ergangen.  Die  Tag-  und  Nachtgleiche  finden 
wir  bei  demselben  Autor  unter  dem  Namen  aequinoctium  IJLarniBqLa  =  aequidiale 

4)  VcrmuUich  wurde  derselbe  dazu  angeregt  durch  die  seit  den  asiatischen  Kriegen  in 
Menge  nach  Rom  wandernden  griechischen  Sklaven. 

2)  Vgl.  die  Schrift  Ciceros  de  nalura  deorum  und  dessen  metrische  Übersetzung  der 
0aiy6fÄ6ya  und  ^warjfiela  des  Aratus  aus  Soli,  der  selbst  wieder  seiner  poetischen  Be- 
arbeitung des  Stoffes  die  0aiy6fieya  des  Eudoxus  zu  Grunde  gelegt  hatte.  Über  die  Be- 
deutung der  Lehrgedichte  des  Aratus  im  römischen  Unterrichte  vgl.  Momms.  R.  G.  2®  575. 

3)  XQ^Off  xavQOfff  didvfioi,  xaqxiyoSf  Xitay^  naq^iyog ,  Cvyos ,  axognlog,  to^ortj^,  aiyo- 
XBQiog  (vgl.  aegoceros),  vdgoxoof,  ix^Bg. 

h)  Vgl.  Corona,  axitpayos\  equus,  Innog  =  Pegasus;  geniculatus,  nixas,  ly  yoyaaiy, 
suculae,  vade^- ;  serpentarius,  anguifer,  6^iovxog\  auriga,  f]yioxos\  aquila,  im6s\  clor,  alos, 
xvxyost  oqyig\  selten  finden  sich  dafür  die  griechischen  Bezeichnungen  wie  Arctos,  Pro- 
cyon,  chelae  u.  s.  f. 


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248  Griechische  Wörter 

b.  Paul.  Diac),  die  Sonnenwende  als  solstitium  {=  'qklov  rgoital)  wieder.  Von 
den  Wandelsternen  sagt  er  stellae,  quas  vagas  dicimus  (=  planetae,  stellae  er- 
rantes),  von  den  Haarsternen  stellae,  quas  Graeci  cometas,  nostri  cincinDatas 
vocant  (vgl.  Stella  crinita).  Gleichfalls  auf  griechischer  Analogie  beruhen  die 
Bezeichnungen  des  Ostens  und  Westens  als  oriens  (sol  =  rjliog  ävarelJiMv)  und 
occidens  (sol  =  TJkiog  öviov)  und  der  römische  Name  des  Äquators  *)  (aequator 
=  lor]fi€Qtmg  ^vnXog) . 

Neben  all  diesen  Übertragungen,  die  sich  leicht  noch  um  das  Doppelte  ver- 
mehren liefsen,  ist  die  Zahl  der  wirklich  entlehnten  Ausdrücke  verschwindend 
klein.  Wohl  kann  niemand  den  Terminis  astrblogus,  Astronom,  und  astro- 
logia,  Astronomie^),  ihre  Geltung  als  Lehnwörter  streitig  machon,  dagegen 
stehen  dem  Namen  der  Zone  (zona  =  regio,  orbis,  plaga],  ferner  dem  an  Den- 
vatis  reichen  Ausdrucke  astrum  (Stern  =  Stella]  und  dem  poetischen  hemi- 
sphaerium  (Himmelshalbkugel  =  sectae  pilae  pars)  echt  römische  Namen  zur 
Seite. 

Daneben  kommen  als  wissenschaftliche  Termini  der  Astronomen  vielleicht 
noch  in  Betracht  die  vereinzelt  belegten  Wörter  enclima^),  Polhöhe  (=  alli- 
tudo  caelij,  parapegma  (astronomische  Rechnungstafel)  und  menaeus  cir- 
culus  (Monatskreis). 

Nur  die  späteren  Autoren  halten  es  für  ttberfltissig,  für  die  griechischen  Be- 
nennungen römische  zu  substituieren.  Denn  derselbe  Seneca,  welcher  nat.  qu. 
1.  2.  1.  akcjgy  Dunstkreis  um  die  Sonne  mit  Corona  wiedergiebt,  entblödet  sich 
nicht  1.  1.  ^.  1i.  2  von  den  Nebensonnen  zu  sagen:  Graeci  parelia  appel- 
lant.  His  quod  nomen  imponimus?  nihil  prohibet  illas  parelia  vocari,  und  hat 
nach  demselben  Grundsatze  auch  die  griechischen  Namen  von  verschiedenen 
Kometen-  und  Meteorarten  hertibergenommen  (pogoniae,  pithiae,  chas- 
mata,  cyparissiae,  lampades  =  lampadiae,  bothynoe^  acontiae, 
baetuli,  ceratiae).  Dafs  spätere  Autoren  in  dieser  Hinsicht  noch  viel  weiter 
gingen,  wird  durch  die  Schriften  des  Jul.  Firmicus  Maternus  bestätigt,  der  es 
weit  bequemer  findet,  die  griechischen  statt  der  römischen  Termini  zu  gebrauchen 
und  z.  B.  Worte  wie  menoides,  monoides  u.  a.  häufig  verwendet. 

§2. 

Mit  der  Astronomie  steht  im  innigsten  Zusammenhange  die  Astrologie. 
Dasselbe  Land,  von  wo  aus  jene  den  Griechen  übermittelt  wurde,  ist  auch  als 
Geburts-  und  Ausgangsstätte  dieser  zu  bezeichnen.  Frühzeitig  war  an  den 
Ufern  des  Euphrat  und  Tigris  die  Sternkunde  in  Blüte  gekommen^)  und  erfreute 


^)  iarjfAiqivog  xvxXog  =  circinatio  circuli,  quae  dicitur  meridiana,   aequinoctialis  cir- 
culus.     Vgl.  meridianus,  aequator,  antipodes,  antiscia. 

2)  Das  Wort  astronomia  in  seiner  beutigen  Bedeutung  findet  sich  erst  bei  Seneca. 

8)  Vgl.  cllma  =  inclinatio  caeli  oder  caelum. 

4)  Dafs  dieselbe  auch  in  Ägypten  zu  Hause  war,  geht  hervor  aus  Herod.  S.  8t. 


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IN  DER  LATEINISCH  SN  SPRACHE.  249 

sich  dort  eines  so  hohen  Ansehens,  dafs  Cicero  zu  wiederholten  Malen  auf  die 
grofsen  Kenntnisse  der  Assyrier  und  Chaldäer  hinweist  (vgl.  d.  div.  4.  44).  All- 
mählich entwickelte  sich  daselbst  auch  der  Glaube  an  eine  bedeutende  Macht  der 
Sterne,  die  in  das  Geschick  der  Menschen  einzugreifen  vermochten.  Man  beob- 
achtete ihre  Stellung  zu  einander  und  wufste  danach  ihren  günstigen  oder  un- 
günstigen Einflufs  auf  das  Leben  und  Treiben  der  Menschen  zu  bestimmen. 

Vermutlich  kam  diese  Kunst,  die  zu  den  gröbsten  Betrügereien  Gelegenheit 
bot,  .schon  vor  Alexander  dem  Grofsen  nach  Europa.  Denn  nur  so  ISifst  sich  das 
in  Sparta  bestehende  Gebot,  nicht  vor  Neumond  ins  Feld  zu  rücken,  erklären, 
wie  denn  auch  überliefert  wird,  dafs  die  Chaldäer  dem  Euripides  einen  Sieg 
prophezeit  haben.  Dafs  aber  der  Zug  Alexanders  des  Grofsen  wesentlich  zur 
Verbreitung  der  Astrologie  beigetragen  hat,  ist  selbstredend,  und  schon  der  Um- 
stand, dafs  die  Athener  damals  beschlossen  haben,  dem  babylonischen  Astrologen 
Berosus  im  Gymnasium  eine  Ehrensäule  zu  errichten,  läfst  erkennen,  eines  wie 
günstigen  Rufes  sich  dieselbe  zu  jener  Zeit  schon  in  Athen  erfreute. 

In  keinem  Lande  jedoch  fand  die  Konstellationslehre  eine  günstigere  Auf- 
nahme als  in  Italien,  speciell  in  Rom.  War  der  Römer  von  Natur  der  Superstition 
geneigter  als  der  Grieche  und  durch  die  etruskische  Haruspicin  seit  alter  Zeit 
mit  dem  Hokuspokus  der  Wahrsagerei  und  Zeichendeuterei  vertraut  gemacht 
worden,  so  fand  jetzt,  wo  mit  den  asiatischen  Sklaven  die  orientalischen  Reli- 
gionen ihren  Einzug  in  der  Hauptstadt  hielten,  der  Fatalismus  des  Volkes  neue 
Nahrung,  und  mit  unwiderstehlicher  Leidenschaft  ergriff  man  jetzt  die  Gelegen- 
heit, den  Schleier  zu  lüften,  der  über  die  Zukunft  gebreitet  war.  Daher  die 
enorme  Zahl  von  Anhängern,  die  die  neue  Lehre  alsbald  zählte,  und  die  sich  nur 
zu  schnell  dagegen  rührende  Reaktion. 

Gleichwie  Ennius,  so  trat  auch  Cato  energisch  dagegen  auf,  ja  hielt  es  sogar 
für  nötig,  unter  die  Pflichten  eines  guten  villicus  die  Bestimmung  aufzunehmen, 
dafs  er  keinen  haruspex,  augur,  hariolus,  aber  auch  keinen  Chaldaeus  um  Rat 
fragte.  Das  beredteste  Zeugnis  aber  von  der  Gemeingefährlichkeit  der  Horoskopio 
legt  entschieden  das  im  Jahre  139  vom  Prätor  Peregrinus  Com.  Hispallus  er- 
lassene Edikt  ab,  wonach  die  Sterndeuter  angewiesen  wurden,  dafs  sie  binnen 
10  Tagen  Rom  und  Italien  zu  verlassen  hätten. 

Doch  alle  Bemühungen  dagegen  waren  erfolglos ;  der  Funke  hatte  gezündet 
und  war  nicht  wieder  zu  löschen.  Vielmehr  wurde  nach  und  nach  auch  die 
Nobilität  von  dem  Zauber  der  Genethlialogie  ergriffen :  Schon  dem  Octavius, 
Konsul  des  Jahres  87,  kostete  der  blinde  Glaube  an  die  chaldäischen  Prophe- 
zeiungen das  Leben,  und  dem  Sulla  soll  nach  Plutarch  SuU.  c.  37  vorausgesagt 
worden  sein,  utg  dioi  ßeßtaiiiora  nakwg  avrov  iv  omfÄj]  rüv  evrvxfK^driüv  nara- 
ax^iifjaty  ja  in  Ciceronianischer  Zeit  waren  sogar  schon  Römer  in  die  Geheimnisse 
dieser  Kunst  eingeweiht,  wie  dies  ausdrücklich  von  P.  Nigidius  Figulus  berich- 
tet wird. 

Staatsgefährlich  wurde  das  Treiben  der  Astrologen  in  der  Kaiserzeit.  Unter 
Augustus,  dem  Manilius  sein  astronomisches  Werk  widmete,  wurde  Rom  geradezu 
die  Hochburg  des  ganzen  Gezüchtes  der  Nativitätssteller.    Männer  und  Frauen, 


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250  Griechische  Wörter 

grofs  und  klein,  arm  und  reich,  Nobilität  und  Plebs,  alles  wurde  unwider- 
stehlich von  dem  Zauber  der  neuen  Kunst  ergriffen,  sodafs  Horaas  nicht  mit  Un- 
recht die  Leuconoe  warnt  (carm.  1.  1i.  1) : 

Tu  ne  quaesieris  —  scire  nefas  —  quem  mihi  quem  tibi 
Finem  di  dederint,  Leuconoe,  nee  Babylonios 
Tentaris  nuraeros, 

und  dafs  die  Kaiser  sich  zu  wiederholten  Malen  gezwungen  sahen,  im  Interesse 
des  Staates  die  Austibung  der  Kunst  zu  verbieten  oder  die  Ausweisung  der  ge- 
fahrlichen Sekte  der  Astrologen  anzuordnen.  So  beschränkte  Auguslus  ihre 
Thätigkeit  im  Jahre  14  n.  Chr.  und  liefs  ihre  Bücher  verbrennen  (Suet.  Aug.  34), 
und  Tiberius  veranlafste,  obwohl  er  selbst  einer  der  eifrigsten  Schüler  des  Stern- 
deuters Thrasyllus  war,  einen  Senatsbeschlufs  betreffs  ihrer  Vertreibung  aus 
Rom.  Gleichwohl  haben  sie  auch  in  der  Folgezeit  noch  grofsen  Einflufs  ausgeübt 
und  noch  die  christlichen  Kaiser  und  die  alten  Kirchenväter  haben  gegen  das 
dämonische  Gewerbe  mit  aller  Energie  ankämpfen  müssen. 

Mannigfaltig  wie  das  Treiben  waren  auch  die  Namen  der  Astrologen. 
Während  das  Ennianische  astrologus  die  Bedeutungen  des  Astronomen  und 
Astrologen  in  sich  vereinigt,  erscheint  letzterer  seit  Gate  in  der  römischen  Lilte- 
ratur  bald  als  Ghaldaeus,  bald  als  mathematicus,  bald  als  genethlia- 
cus;  seine  Kunst  wird  ebenso  verschiedenartig  bezeichnet:  als  astrologia, 
mathesis,  genethlialogia,  genethliace,  apotelesmatice,  horo- 
scopica,  astroscopia;  genesis,  thema,  horoscopus.  Des  Horoskops 
als  dabei  gebrauchten  Instruments  gedenkt  Sidonius  unter  dem  Namen  horo- 
scopium.    (Vgl.  magus,  magia,  magicusj. 


§  3. 

Gleich  der  Astrologie  ist  auch  das  Kalenderwesen  und  überhaupt  die 
ganze  Zeiteinteilung  ein  Spröfsling  der  Sternkunde. 

Da  sich  dem  Naturmenschen  der  Wechsel  von  Tag*)  und  Nacht 2)  wie 
von  selbst  aufdrängte,  so  hatten  die  alten  Indogermanen  bald  ein  gemeinschaft- 
liches Zeitmafs  gefunden.  Der  Mond  lehrte  sie,  wie  sein  Name  besagt,  die  Zeit 
messen;  daher  denn  bei  den  Indern  und  Iraniem,  bei  den  Germanen  (Tac. 
Germ,  ii)  und  Galliern  (Caes.  b.  g.  6.  18)  uns  die  Nacht  als  älteste  Zeiteinheil 
entgegentritt.  Der  regelmäfsige  Eintritt  der  Mondphasen,  besonders  des  Neu- 
und  Vollmonds,  führte  bald  zur  Kenntnis  des  Monats^),  während  das  Jahr*) 


4)  skr.  dina-s,  diva-m,  dyaus,  lat.  dies,  lit.  dänä,  ksl.  dM,  altir.  dia. 

2)  skr.  nak,  nakti-s ;  lat.  nox,  rv^,  got.  nahts,  lit.  naktls,  ksl.  ooätl,  altir.  noct,  oochi. 

3}  skr.  mäs,  mdsa-s,  zend.  mäonh,  mdionha,  griecb.  ^^v,  /a^yij,  lat.  mensis,  got.  mens, 
menolhs,  lit.  menü,  minesis,  altir.  mi,  welche  teils  Mond,  teils  Monat,  teils  beides  be- 
zeichnen. 

4)  kyiavToc,  Jahr,  ho^,  Jahr  =  vetus  alt;  vgl.  skr.  pariyatsaras ;  lat.  annus;  zd.  yare 
;=  aqa  Jahreszeit,  böhm.  jaro,  Frühling. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  251 

als  gröfster  Zeitteiler  wohl  erst  nach  der  Trennung  der  Völker  als  Faktor  der 
Zeitrechnung  erscheint.  Nach  Mommsens^)  höchst  wahrscheinlicher  Annahme 
sind  die  Römer  von  dem  zehnteiligen  Jahresringe  (annus)  noch  in  einer  vor 
der  Berührung  mit  den  Griechen  vorausliegenden  Zeit  zu  dem  zwölfteiligen  Jahre 
übergegangen.  Dagegen  verdankten  sie  die  auf  dem  Sonnenjahre  beruhende 
Neuorganisation  des  Kalenderwesens  durch  Annahme  abwechselnd  29  und 
SOtägiger  Monate  und  12  und  13  monatlicher  Jahre  höchst  wahrscheinlich 
den  Hellenen  2),  wie  wir  denn  bereits  oben  gesehen  haben,  dafs  die  Ansetzung 
der  Termini  a  quo  des  Kalenders  und  die  Normierung  der  römischen  Festtage 
auf  lauter  ungerade  Zahlen  starken  Einflufs  der  pythagoreischen  Zahlenmystik 
bekundet.  Dafs  die  Länge  der  römischen  Monate  von  der  der  griechischen  ab- 
weicht und  deren  Namen  einen  durchaus  nationalen  Stempel  tragen,  ist  nicht  von 
Belang. 

An  die  Stelle  des  von  den  Griechen  übernommenen  vierjährigen  Cyklus  von 
1475  Tagen  trat  zur  Zeit  der  Decemvirn  unter  dem  Einflüsse  der  solonischen 
Verfassung  die  attische  Octaeteris,  neben  welcher  sich,  besonders  in  ländlichen 
Kreisen  Italiens,  frühzeitig  auch  der  von  Eudoxus  nach  griechischer  Norm  ge- 
schaffene Kalender  einnistete,  auf  welchem  sogar  der  später  von  Cäsar  unter 
Beihilfe  des  Alexandriners  Sosigenes  verbesserte  Julianische  Kalender  im  wesent^ 
liehen  basierte.  Merkwürdig  genug  ist,  dafs  wir  hier  nirgends  einem  griechischen 
Lehnworte  begegnen. 

Wie  Plinius  (7.  21 2)  berichtet,  hatte  man  in  Rom  noch  zur  Zeit  der  Zwölf- 
tafelgesetze nur  den  Sonnenauf-  und  Untergang  als  Mafse  der  Zeiteinteilung 
des  Tages,  etwas  später  nahm  man  den  Mittag  hinzu  und  erst  nach  diesem  kam 
das  kleinste  Zeitmafs,  die  griechische  Stunde  (hora,  äqa)  in  Gebrauch, 
deren  Bekanntschaft  man  vermittelst  der  griechischen  Uhren  machte. 

Die  beiden  Hauptarten  der  letzteren,  welche  man  im  Altertum  kannte, 
waren  Sonnen-  und  Wasseruhren,  die  man  seit  der  Ciceronianischen  Zeit 
mit  dem  allgemeinen  Namen  horologium  =  horarium  zusammenfasste.  Die 
erstere  und  damit  die  griechische  Stunde  lernten  die  Römer  in  Sicilien  während 
des  1 .  punischen  Krieges  kennen,  und  zwar  soll  der  Konsul  M.  Valerius  Messala 
im  Jahre  263  die  erste  Sonnenuhr  von  Catana  nach  Rom  gebracht  ^)  und  in  der 
Nähe  der  Rednerbühne  auf  einer  Säule  aufgestellt  haben.  Dafs  diese  für  die  um 
4  Grad  südlicher  liegende  sicilische  Stadt  berechnet  war,  darum  kümmerte  man 
sich  in  Rom  wenig :  99  Jahre  lang  war  man  mit  ihr  zufrieden,  bis  eine  zweite 
besser  stimmende  daneben  ihren  Platz  erhielt  auf  Veranlassung  des  Q.  Marcius 
Philippus.   Doch  da  auch  diese  nicht  vollständig  genügte,  so  begrüfste  man  die 


1)  VgL  Rom.  G.  I.«  J07. 

2)  Diese  selbst  wieder  waren  von  den  Babylouiern  abhängig,   vgl.  Herod.   S.  409:   t« 
dvfodexa  fdiqsa  lijg  ^fiiQijg  nagic  BaßvXatyitoy  ifia&oy  ol  '^'EXXrjVBg,    Peschel,   Völkerkunde 

p.  586. 

3)  Die  Überliefernng,  dafs  L.  Papir.  Cursor  293  die  erste  Sonnenuhr  in  Rom  aufge- 
stellt habe,  wird  von  Plin.  1.  1.  stark  bezweifelt.  «^  In  Griechenland  kannte  man  dieselbe 
schon  seit  Anaximander  oder  Anaximenes  600. 


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252  Gribghischb  Wörter 

Neuerung  des  Scipio  Nasica  159  mit  Freuden,  der  es  möglich  machte,  durch  Eio- 
führung  der  Wasseruhr  (clepsydra),  den  Tag  in  gleiche  Teile  zu  teilen *). 
Seit  dieser  Zeit  kamen  denn  auch  die  Uhren  in  allgemeineren  Gebrauch  bei 
Privatleuten  2) . 

Seit  den  asiatischen  Feidzttgen  und  dem  Import  der  Wasseruhr  mag  auch 
die  Einfuhrung  der  griechischen  Nacht-^j  und  Tag  wachen  datieren;  wenig- 
stens spricht  für  diese  späte  Entlehnung  der  Umstand,  dafs  die  Römer  die  io 
Griechenland  erst  später  übliche  Vierteilung,  nicht  die  früher  gebräuchliche 
Dreiteilung  aufnahmen  und  dafs  es  erst  seit  der  Einführung  der  Kiepsydra  mög- 
lich war,  die  einzelnen  Teile  der  Nacht  genau  zu  messen  *) . 

Grofs  war  die  Zahl  der  verschiedenen  Sonnenuhren,  die  in  Rom  Verwendung 
fanden.  Der  ihnen  von  den  Römern  zum  Unterschiede  von  den  clepsydrae  ge- 
gebene Name  solarium  (=  sciothericon)  von  sol,  Sonne  wurde  in  seiner 
Grundbedeutung  allmählich  so  verwischt,  dafs  Cicero  die  Wasseruhr  solarium 
ex  aqua  nennen  konnte.  Die  genauere  Kenntnis  der  einzelnen  Sonnenuhr- 
gattungen fehlt  uns  allerdings,  da  wir  in  dieser  Hinsicht  auf  die  dürftigen  An- 
gaben des  Vitruv  9.  8  angewiesen  sind.  Derselbe  führt  uns  aufser  dem  angeb- 
lich von  Berosus  erfundenen  hemicyclium,  das  er  genauer  beschreibt,  noch 
sieben  andere  mit  ihren  griechischen  Namen  vor,  die  sämtlich  von  ihrer  äufseren 
Gestalt  und  Ähnlichkeit  mit  gewissen  Gegenständen  benannt  sind:  so  hemi- 
sphaerium  oder  scaphium  =  scaphe  wegen  der  Ähnlichkeit  mit  einer 
hohlen  Halbkugel,;  discus  von  der  flachen  Gestalt,  arachne,  conus,  pha- 
retra,  pelecinon,  plinthium  nach  ihrem  spinnen-,  kegel-,  köcher-,  heil- 
und  plinthenartigen  Aussehen.  Von  demselben  Gewährsmanne  erfahren  wir 
auch  den  Namen  des  Zeigers  an  der  Sonnenuhr  (gnomon)  und  der  zur  Be- 
stimmung der  Polhöhe  eines  Ortes  an  der  Sonnenuhr  erforderlichen  Figur  (ana- 
le mm  a]. 


4)  Plin.  7.  245:  tamdiu  populo  Romano  indiscreta  lax  fuit. 

5)  Vgl.  Marqaardt,  R.  Altert.  VlI  2  249. 

3)  vigilia  übersetzt  aus  q>vXaxTi, 

4)  Natürlich  gab  es  von  beiden  Uhrengattungen  ganz  verschiedene  Arten :  die  Kieps) - 
dra  wurde  nach  zwei  verschiedenen  Systemen  hergestellt,  einem  älteren,  wo  das  Wasser 
oder  der  Sand  aus  einem  Thongef^fse  mit  durchlöchertem  Boden  in  ein  anderes  darunter 
stehendes  Geföfs  lief,  sodafs  die  zum  Auslaufen  nötige  Zeit  fixiert  wurde,  und  einem  jün- 
geren, wo  der  Stand  des  in  ein  Geföfs  eintaufenden  Wassers  durch  am  Rande  angegebene 
Zeichen  gemessen  wurde.  Letztere  soll  zuerst  von  dem  Alexandriner  Ctesibius  konstruiert 
worden  sein. 


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Nihil  apad  Oraecos  mathematicis  illnstriiig ;  at 
noB  metiendi  ratiocinandiqne  utilitate  bnius  artia 
iermiBayimiis  modnm. 

Cic.  TuBC.  1.  2.  5, 


Kap.  XIY.  Mathematik. 

Obwohl  als  ausgemacht  gelten  kann,  dafs  die  Griechen  die  ersten  Anregungen 
auf  dem  Gebiete  der  Mathematik  nicht  sich  selbst^),  sondern  anderen  Nationen 
verdanken,  dafs  sie  die  Elemente  der  eigentlichen  Geometrie  von  den  Ägyptern  2), 
die  der  Arithmetik  von  den  Babyloniern  3)  und  die  der  rechnenden  Geometrie 
von  den  Indern  überkommen  haben,  so  sind  doch  alle  diese  Gebiete  so  voll- 
kommen vom  griechischen  Geiste  durchdrungen,  so  harmonisch  weiter  gebildet 
worden,  dafs  man  nicht  weifs,  ob  man  den  Erfindern  oder  denen  ein  gröfseres 
Verdienst  zuschreiben  soll,  welche  das  Samenkorn  zum  Besten  der  Wissenschaft 
in  so  erfolgreicher  Weise  zur  Entwicklung  gebracht  haben.  Die  lange  Reihe  der 
griechischen  Mathematiker  von  dem  Milesier  Thaies  bis  zur  zweiten  Alexandrini- 
sehen  Schule  bezeichnet  eine  foillaufende  Kette  neuer  Errungenschaften ,  neuer 
Siege  auf  dem  Gebiete  der  Zahlen  und  der  Raumgröfsen ,  sodafs  nach  Alexanders 
des  Grofsen  indischem  Feldzuge  sich  sogar  bedeutende  Rückwirkungen  auf  Indien 
geltend  machen  konnten. 

Und  Rom?  Allem  Idealen,  nicht  unmittelbar  praktisch  Verwendbaren  fremd, 
allen  Wissenschaften  und  Künsten  von  alters  her  wenig  zugethan,  hatte  das 
römische  Volk  sich  wenig  um  die  unnützen  mathematischen  Kenntnisse  der 
Griechen  bekümmert.  Obwohl  es  keinem  Zweifel  unterliegt,  dafs  sich  jeder 
einigermafsen  gebildete  Römer,  ja  selbst  die  grofse  Menge ,  die  arithmetischen 
Operationen  9  die  für  den  Handel  und  Wandel  und  im  ganzen  Geschaftsleben 
geradezu  unentbehrlich  waren,  angeeignet  haben  wird,  obwohl  ebenso  sicher 
angenommen  werden  darf,  dafs  sie  die  für  das  gewöhnliche  Leben  nötigen  Kennt- 
nisse in  der  Arithmetik  und  Geometrie  besessen  haben,  so  ist  doch  unverkenn- 
bar, dafs  sie  diese  Wissensgebiete  nicht  kultiviert,  dafs  sie  sich  vielmehr  mit 

i)  Die  einfachsten  Zahlenoperationen  sind  gleich  den  Zahlen  von  1—400  schon  Gemein<^ 
gut  der  Indogermanen  vor  ihrer  Trennung. 

2;  Herod.  S.  409  :  doxiei  (fi  fjioi  iy&evrey  yeotfAetQif^  evqs^elaa  cV  triy^EXXada  inayeXd-ety. 
Vgl.  Cantor,  Vorlesungen  überd.  Geschichte  d.  Mathematik  p.  55.  443ff.  486fr.  45arr463.  349fr. 

3)  Vgl.  Peschel,  Völkerkunde  p.  526.  Herod.  a.  a.  0. 


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254  Gribchisghb  Wörter 

weit  gröfserem  Interesse  der  im  praktischen  Leben  nützlichen  Mefskunde  zuge- 
wendet haben,  weshalb  sie  auch  schon  in  alter  Zeit,  vielleicht  unter  elruskischem 
Einflufs,  als  Agrimensoren  (gromatici)  thätig  gewesen  sind  und  nach  gewissen 
Regeln  und  Vorschriften  die  Absteckung  und  Einteilung  von  Grundstücken  und 
Lagern,  von  Tempeln  und  Wohnhäusern  betrieben  haben. 

Wohl  ist  möglich,  dafs  sie  auf  diesem  Arbeitsfelde  manche  wichtige  Neue- 
rung aufgebracht  haben,  im  Bereiche  der  Feldmefs Wissenschaft  dagegen  sind 
sie  nicht  produktiv  gewesen,  sondern  haben  nur  die  Resultate  der  Griechen  sich 
zu  eigen  gemacht.  Ja  diese  Behauptung  läfst  sich  sogar  auf  die  ganze  Mathe- 
matik ausdehnen.  Denn  wie  Mommsen  in  der  römischen  Chronologie  und  neuer- 
dings Cantor  in  seiner  Schrift  über  die  römischen  Agrimensoren  und  ihre  Stellung 
in  der  Geschichte  der  Feldmefskunst  ausgesprochen  haben,  entspricht  alles,  was 
die  Römer  Mathematisches  wufsten,  ungefähr  dem  griechischen  Standpunkte 
dieser  Wissenschaft  um  das  Jahr  400  v.  Chr.,  also  dem  Stande  der  Forschung 
zur  Zeit  des  Nikomachus  und  der  zweiten  Alexandrinischen  Schule.  Mögen  auch 
einzelne,  wie  der  schon  bei  Gelegenheit  der  Astronomie  erwähnte  Sulpicius 
Gallus,  sich  aus  Liebhaberei  schon  ein  umfangreicheres  mathematisches  Wissen 
angeeignet  haben,  so  blieb  dies  doch  immer  nur  eine  singulare  Erscheinung. 

Mehr  Gewicht  hat  man  erst  seit  der  Mitte  des  1 .  Jahrh.  v.  Chr.  auf  die 
methodische  Erlernung  der  Wissenschaft  zu  legen  angefangen.  Seitdem  wurden 
Arithmetik  und  Geometrie  als  obligatorische  Unterrichtszweige  in  den  römischen 
Schulen  mit  gröfserem  Eifer  betrieben,  und  schon  lange  vor  Horaz  mochten  die 
römischen  Knaben  lernen 

longis  rationibus  assem 
in  partes  centum  diducere.  (A.  P.  325), 

und  mit  dem  Rechenbrette  zur  Schule  ziehen 

laevi  suspensi  loculos  tabulamque  lacerto.     (Sat.  1.  6.  74.), 

wie  denn  auch  Columella  die  Existenz  von  Geometrieschulen  zu  seiner  Zeit  be- 
stätigt (1.  prooem.  5  :  scholas  geometrarum  esse).  Seit  derselben  Zeit  finden  wir 
auch  römische  Autoren  auf  mathematischem  Gebiete  thätig.  Ciceros  Zeitgenossen 
Varro  und  Nigidius  Figulus  eröffnen  den  Reigen ,  der  Sicilianer  Jul.  Finnicus 
Matemus,  der  zu  Konstantins  Zeit  lebte,  und  Boethius  auf  der  Grenzscheide  des 
5.  und  6.  Jahrh.  n.  Chr.  schliefsen  ihn.  Doch  sind  die  auf  uns  gekommenen 
Reste  der  in  republikanischer  Zeit  geschriebenen  Bücher  so  unbedeutend,  dais 
wir  beim  Aufsuchen  der  Lehnwörter  hauptsächlich  auf  Vitruv,  die  Grammatiker 
und  ganz  späte  Autoren,  wie  Maternus  und  Martianus  Capella,  angewiesen  sind. 

Die  allgemeinen  Bezeichnungen,  d.  h.  die  Namen  der  in  Rede  stehenden 
Wissensgebiete,  finden  sämtlich  in  den  Ciceronianischen  Schriften  öfter  Erwäh- 
nung: Neben  dem  mathematicus  erscheint  dort  der  geometres,  und  neben 
den  arithmetica  die  geometri  ca  oder  geometria,  deren  sich  die  Römer 
schon  zu  Ciceros  Zeit  instituto  veterum  befleifsigten. 

Offenbar  das  älteste  der  einscl|lagigen  Lehnwörter  ist  groma,  die  Mefs- 


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IN  DER  LATBlIf ISCHEN  SpRAGHB.  255 

slaDge  =  yvwfiüiv,  deren  Heimat  nach  Herodot  in  Babylon  zu  suchen  ist^),  die 
aber  schwerlich  direkt  aus  griechischem  Sprachgebiet  oder  durch  Vermiltelung 
der  Griechen  nach  Rom  gekommen  sein  wird.  Denn  da  die  Feldmefskunst  in 
alter  Zeit  in  Abhängigkeit  von  Etrurien  war  und  von  dort  her  Anregungen  aller 
Art  erfuhr,  so  wird  auch  dieses  Instrument  von  den  Griechen  zunächst  zu 
den  Etruskern  gelangt  sein,  die  dann  Sache  und  Namen  den  Römern  überbracht 
haben.  Daher  der  eigentümliche,  im  Latein  nur  ganz  unsicher  bezeugte  Über- 
gang von  V  in  r  (groma  aus  yvcifuov),  der  sich  für  griechische  Lehnwörter  der 
etruskischen  Sprache  öfter  nachweisen  läfst^). 

Von  anderen  gromatischen  Instrumenten  gehen  auf  griechische  Anregung 
zurück  die  dioptra,  ein  optisches  zu  Höhenmessungen  und  Nivellierungen  ver- 
wendetes Werkzeug,  und  die  zu  gleichem  Zwecke  dienende  Grund-  und 
Wasserwage  (chorobates  und  libra  aquaria  übersetzt  aus  vÖQoaraTrig :  vgL* 
Vitr.  8.  6.  4),  desgleichen  das  mesolabium^),  ein  von  Eratosthenes  zum  Auf- 
suchen der  mittleren  Proportionallinie  gebrauchtes  Instrument. 

Ebenso  wie  die  zuietztgenannten  finden  wir  auch  die  specielleren  geome- 
trischen und  arithmetischen  Bezeichnungen  mit  wenigen  Ausnahmen  nur  bei 
den  Fachschriftstellem  seit  der  Vitruvianischen  Zeit.  Wohl  ist  der  Würfel, 
wie  der  Name  schliefsen  läfst  [cubxis  =  ycvßog),  schon  ziemlich  früh  zur  Kenntnis 
der  Römer  gelangt,  wohl  finden  die  Kugel  (sphaera)  und  der  Cylinder  (cy- 
lindrus)  schon  bei  Ennius  und  Cicero  Erwähnung  ^j ,  dagegen  treten  das 
Prisma  (prisma),  der  Kegel  (conus)  und  die  Pyramide  (pyramis),  als  geo- 
metrische Figuren  erst  bei  Martianus  Capeila,  Boethius  u.  a.  ganz  späten  römi- 
schen Autoren  auf. 

In  gleicher  Weise  mögen  die  griechischen  Namen  der  einfachsten  plani- 
metrischen  Figuren  und  Zeichen,  wie  des  Dreiecks  (trigonum.  Varro  =  trian- 
giilus.  Cic.)  und  der  Mittelpunkt  des  Kreises  (centrum.  Vitr.,  vgl.  gyrus) 
schon  frühzeitig  den  Römern  bekannt  geworden  sein,  dagegen  die  specielleren 
Termini,  die  übrigens  meist  übersetzt  worden  sind,  finden  sich  erst  bei  den 
Gromatikern  seit  der  Augusteischen  Zeit.  Dahin  gehören  die  Benennungen  der 
verschiedenen  Drei-,  Vier-  (u.  s.  w.)  eckarten  nach  der  Gröfse  und  dem  Ver- 
hältnis der  Winkel  und  Seiten*^),  die  Namen  der  Hypotenuse   und  der 


i]  yytOfAoya  —  naqa  BaßvXioyioty  ifjiad-oy  orEXXf^ye^,  Herod.  2.  409. 

2)  Vgl.  Ahmemrun  =  MyttfAifAytay  Deecke,  Bezzenb.  Beitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr.  II  464  ff. 
nr.  2,  Memrun  =  Mi^ymy  a.  a.  0.  nr.  73,  Velparum  =  'EXn^yiaq  nr.  48.  S.  auch  oben 
p.  53  A.  4. 

3)  Die  Worte  scarifus,  Flurptan  a  forma  und  thalassometra  =  maris  mensor  können 
nicht  als  Lehnwörter  gelten. 

4)  Vgl.  sphaeroides,  kugelähnlich  und  hemicylindrus,  Halbcylinder  bei  Vitruv.  und 
magdalides,  cylinderförmige  Figuren  bei  Scribon. 

5)  Dahin  gehören  triscelum,  Dreieck,  isosceles,  gleichschenklig,  isopleuros,  gleichseitig, 
scalenus,  ungleichseitig,  tetragonum,  Viereck,  pentagonum,  Fünfeck,  hexagonum,  Sechseck, 
heptagonum,  Siebeneck,  octagonum,  Achteck,  polygonum,  Vieleck,  rhombus,  Raule,  rhom- 
boides,  rautenförmig,  trapezium,  Trapez,  parallelogrammum,  Parallelogramm,  hemicyclium, 
Halbkreis. 


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256  Gribgbisghb  Wörter 

Katheten^),  der  Peripherie  und  des  Segments*),  des  Durchmessers 
und  des  Umfangs^) ,  der  Diagonale*)  u.  a. 

Weniger  zahlreich  sind  die  in  der  Arithmetik  begegnenden  fremden  Aus- 
drücke: Wichtig  ist  hier  die  Thatsache,  dafs  die  Zahlzeichen  für  50,  4000  und 
vermutlich  auch  100  aus  den  drei  griechischen  Aspiraten,  deren  man  beider 
Übernahme  des  griechischen  Alphabets  entraten  konnte,  gebildet  worden  sind, 
noch  wichtiger  jedoch  die  Entlehnung  des  griechischen  Rechenbrettes  (ab a- 
cus),  des  einfachen  zum  Addieren  und  Subtrahieren  dienenden  und  des  so- 
genannten pythagoreischen  fttr  die  komplizierten  Rechnungsarten  des  Muiti- 
plizierens  und  Dividierens  bestimmten,  welches  fttr  den  römischen  Jugendunler- 
richt  von  der  hervorragendsten  Bedeutung  war.  Die  Zahlen,  mit  denen  man 
operierte,  und  die  Operationen  selbst  tragen  durchweg  römische  Namen,  und 
nur  bei  ganz  späten  Autoren  findet  man  und  zwar  nicht  selten  die  substanti- 
vischen den  Römern  abgehenden  Zahlwörter  monas,  dyas,  trias,  pen- 
tas,  hexas,  heptas,  octas,  enneas,  decas,  triacontas;  daneben 
kommen  Bezeichnungen  vor  wie  trieteris  =  triennium,  pentaeteris  = 
quinquennium,  (tetraeteris,  octaeteris,  dodecaeteris),  ferner  tetra- 
plasius,  triplasius  u.  a.,  sämtlich  Ausdrücke,  die  nicht  als  Lehnwörter  an- 
gesehen werden  können,  zumal  der  römischen  Sprache  andere  originale  Wörter 
dafür  zur  Verfügung  stehen.  Dasselbe  gilt  von  hem  iolios  =  sesquialter  u.  a. 
griechischen  Terminis. 


4}  hypoienusa;  cathetus. 

2)  peripheria,  lacotomus. 

3)  diametros,  pcrimetros. 

4)  diagonioSy  diagonalis  linea ;  vgl.  angulus  euthygraiimius,  linea  parallelos  u.  s.  f. 


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Sterilis  materia,  rerom  natura. 

Plin. 

Kap.  XY.   Physik  und  Mechanik. 

Nicbls  lag  dem  alten,  von  der  Kultur  noch  wenig  beleckten  Bewohner  Euro- 
pas näher  als  die  ihn  umgebende  sichtbare  Welt,  als  die  Natur  mit  ihren  unab- 
änderlichen, ausnahmslos  wirkenden  Gesetzen,  mit  ihren  regelmüfsig  wieder- 
kehrenden Phänomenen.  Das  Feuer  und  das  Wasser*)  waren  ihm  liebe 
Bekannte,  Sumpf  und  Meer^),  Berg  und  Thal 3),  Bach  und  Flufs*),  Stein 
und  Fels^)  hatte  er  auf  seinen  weiten  Wanderzügen  zur  Genüge  kennen  ge- 
lernt ß). 

Der  in  gleichen  Zwischenräumen  erfolgende  Wechsel  zwischen  warmer 
und  kalter  Jahreszeil  war  ihm  schon  in  seiner  asiatischen  Heimat  klar  zum 
Bewufstsein  gekommen  und  wurde  daher  auch  von  alters  her  mit  zur  Zeitrech- 
nung verwendet').  Noch  weniger  konnte  ihm,  der  mit  der  Natur  auf  so  ver- 
trautem Fufse  lebte,  die  Kenntnis  so  hüußg  wiederkehrender  Naturerscheinungen 
wie    Morgen-    und    Abendröte^),    Regen    und    Wind'*^),    Nebel    und 


I]  ignis,  Feuer,  lit.  ugnis,  ksl.  ogni,  skr.  agni-;  vdoiQ,  Wasser,  lit.  vandü,  ksl.  voda, 
got.  vat6,  ahd.  -wazzar.     Vgl.  skr.  -udra. 

2)  lama,  Sumpf,  ksl.  locnü,  lit.  Ickmene;  lacus,  Xaxxoff-,  mare,  Meer,  lit.  mares,  ksl. 
morje,  got.  marei,  galt.  more. 

3)  clivus,  Hügel,  ahd.  hl^o,  xXiiv^,  lit.  szlaitas,  got.  hlainas;  xoXaivoV,  Hügel,  collis, 
lit.  kalnas,  Berg,  ags.  hill ;  cacunien,  Gipfel,  skr.  kakud;  vallis,  Thal,  tko^^  ^IIXig\  /ccrr, 
Grube,   fovea. 

4)  rivus,  ksl.  rovü,  preufs.  rawys;  amnis  =  abnis,  gall.  ambe,    skr.  ambhas;   fluvius, 

5)  lapis,  Hnttf\  saxum,  altsächs.  sahs,  an.  sax.     Vgl.  petra  und  scopulus. 

6)  Andere  NaturphUnomene  vgl.  vorn  unter  den  drei  Naturreichen  Kap.  \ — 8. 

7)  Daher  bimus  =  bihimus,  trimus  =  Irihimus,  zwei-,  drei-jährig,  eigentl.  zwei-,  drei- 
wintrig.  Vgl.  Aufrecht  K.  Z.  IV.  4<5;  Gurt.  Grundz.  «  201;  Schweizer-Sidler  z.  Tac. 
Germ.    26.  7. 

8)  aurora,  ^a>$',  %iag,  äot.  avia^^  skr.  ushas,  zd.  ushanh. 

,  9)    imber,   ofjißQog,   skr.   ambu ,    skr.  anilas,  Wind,   gr.  avBfjios^  vgl.  lal.  animus ;    lat. 
ventus,   got.  vinds,  zd.  vdta. 

W  •  i  •• ,  OriMh.  Wörter  1.  d.  lat.  Sprache.  1 7 


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258  Griechische  Wörter 

Tau^j;  Schnee  und  HageP)  enlgehen,  wie  denn  auch  der  naturgeniilfse 
Wechsel  zwischen  Tag  und  Nacht^),  Morgen  und  Abend*)  schon  in  der 
frühesten  Zeit  percipiert  wurde. 

Ebenso  kann  die  Bekanntschaft  mit  den  sich  seltener  wiederholenden  Phä- 
nomenen des  Blitzes  und  Donners^),  des  Regenbogens  und  Erd- 
bebens^») u.  a.  als  selbstverständlich  betrachtet  werden. 

Auf  diese  u.  a.  stark  in  die  Augen  fallende  Naturprozesse  und  Objekte  der 
Sinnenwelt  blieb  auch  im  allgemeinen  der  Horizont  der  Römer  im  Bereiche  der 
Physik  beschränkt;  weniger  intensive  und  weniger  deutlich  markierte  Phänomene 
wie  den  die  Erde  umgebenden  Dunstkreis  haben  sie  erst  durch  Vermiitelung 
der  Griechen  kennen  gelernt,  denen  sie  die  Benennungen  der  Atmosphäre 
(aer),  des   Äthers  (aether,  aethra)  und  der  Luft  (aura)  zu  verdanken  haben. 

Aus  derselben  Quelle  ist  die  genauere  Kenntnis  einzelner  Naturerscheinungen 
geflossen,  wie  denn  z.  B.  Seneca  und  Apuleius  bei  der  Klassifizierung  der  Erd- 
beben durchaus  die  griechische  Terminologie  verwenden  mufelen'),  weil  es  an 
einheimischen  Bezeichnungen  gebrach. 

Kein  Wunder,  dafs  die  ganze  Natur  lehre  (physica,  vgl.  physis)  mit  ihren 
einzelnen  Disciplinen  z.  B.  der  Optik  (optice)  erst  infolge  griechischer  An- 
regung in  Rom  kultiviert  worden  ist  und  dafs  selbst  bei  so  deutlich  wahrnehm- 
baren Phänomenen,  wie  dem  auf  einfachen  akustischen  Principien  beruhenden 
Echo  (echo)  es  erst  der  griechischen  Vermittelung  bedurfte. 

Und  nun  gar  die  angewandte  Physik,  die  Statik,  Dynamik  und 
Mechanik  waren  den  Römern  vor  ihrer  Berührung  mit  den  Griechen  eine  terra 
incognita.  Gleich  der  generellen  Bezeichnung  der  Maschine  (machina,  vgl. 
mechanicus)  sind  auch  all  die  verschiedenartigen  Maschinengattungen  mit  grie- 
chischem Namen  benannt,  ein  nur  zu  deutlicher  Wink,  woher  sie  stammen.  Da 
figurieren  einfache  Instrumente  wie  der  Krahn  (carchesium)  uüd  die 
Winde  (ergata)^),  aber  auch  komplizierlere  wie  der  F lasch enzug  oder  die 
Hebemaschine  (trochlea,  arlemo,  Kloben,  trispastos,  Hebemaschine  mit  drei, 
pentaspaslos  mit  ftlnf,  polyspaslon  mit  vielen  Rollen)  und  die  Wasserdruek- 
werke,  z.  B.  die  Pumpe   (antlia,  vgl.  exanclare),  das  Tretrad  (tympanum\ 


0  skr.  nabhas,  Nebel,  nebula,  vetpiXrj,  vi(po<:,  altir.  nem,  lit.  debesis;  ofiifxlr.^  Ut. 
niiglä,  ksl.  roigla,  Nebel,  Gewölk,  skr.  mihira,  mih,  zd.  ma^gba.  ros ,  Tau,  lit.  ra<a. 
ksl.  rosa. 

2}  nix,  Schnee,  vitpa^  altir.  snechta,  got.  snaivs,  lit.  sn^gas,  ksl.  snegü;  x^^^^^  HageL 
grando,  ksl.  gradü,  graida,  skr.  bräduni. 

3)  Siehe  oben  Kap.  4  3.  §  8. 

4)  mane,  früh  (maiutinus  u.  a.),  vesper.  Abend,  e<f7t€Q0Cy  camb,  ucher,  Hl.  vakar«5. 
ksl.  vecerü. 

5)  fulgur,  Blitz,  (fXiyog y  skr.  bhargas;  tonare,  donnern,  ags.  thumjan,  skr.  tan)«* 
donnernd. 

6)  arcus  caelestis,  Regenbogen  (iris  poet.),  terrae  moius,  Erdbeben. 

7)  Vgl.  chasmatiae,  climatiae,  epiclintae,  palmatiae,  brasmatiae,  brastae. 

8)  Der  Hebel,  veclis,  scheint  den  Römern  ohne  fremde  Vermittelung  bekannt  geworden 
zu  sein,  dagegen  ist  die  Bezeichnung  des  Stützpunktes  des  Hebels  griechisch  (hyporoochlioo,. 


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IN  DER  LATKIMLSCilBN  SPRACHE.  259 

die  nach  dem  Princip  der  Schraube  von  Archimedes  konstruierte  Wasser- 
schnecke  (cochlea),  der  gerade  oder  Doppelheber  (sipho,  diabeles),  die  von 
Ctesibius  aus  Älexandria  erfundene  Druckpumpe  (machina  Ctesibica),  die 
Wasserorgel  (organum,  hydraules,  machina  hydraulica)  ^),  die  Wasser- 
mühle (hydraletes),  die  gröfstenteils  zuerst  von  Vitruv  ervviihnt  werden.  Ebenso 
bezeugt  der  Name  der  Aulomatenwerke  (automatum,  machina  automatopoeta) 
und  des  Destillier  hei  ms  (ambix)  den  griechischen  Ursprung  derselben,  wie 
denn  auch  verschiedene  andere  in  das  Gebiet  der  Mechanik  gehörige  Ausdrücke 
aus  derselben  Sprache  stammen  2) . 


4)   Der  Dämpfer  daran  heifsi  pnigeus. 

2)   Z.  B.  pterygoma,  chelonium,  Maschinenteile,  cnodax,  Kegelzapfen,  embolus,   ancon, 
Kolben   bei  Saug-  oder  Druckwerken,  epistomium,  Hahn  an  Wasserröhren  u.  s.  f. 


17« 


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Despiciens  mara  valiTolnm  ierruqa«  iM«Bt«a. 
V«rg.  Aen.  1.228. 

Kap.  XYI.   Geographie. 

Die  Anfange  der  Erdkunde  reichen  bis  in  die  entlegensten  Zeiten  zurück; 
denn  bereits  die  alten  Kulturvölker  Asiens  und  die  Ägypter  haben,  die  einen 
mehr,  die  andern  weniger,  zur  Erforschung  und  genaueren  Kenntnis  des  Eni- 
kreises  beigetragen,  vor  allem  aber  der  aramäische  Volksstamm  der  Phönicier 
die  durch  ihre  grofsen  Seefahrten  Licht  über  das  ganze  Mittelmecrgebiet,  sogar 
zum  Teil  über  die  Küstenländer  des  Atlantischen  Oceans  verbreitet  haben  und 
auf  deren  Forschungen  und  Mitteilungen  wohl  auch  die  üHesten  theoretischen 
Arbeiten  der  Griechen  im  Bereiche  der  Erdkunde  beruhen.  Denn  es  kann  nicht 
zweifelhaft  sein,  dafs  die  Karte  des  Anaximander  (550)  und  das  geographische 
Werk  des  Hekataeus  (500)  aus  phönicischen  Quellen  geflossen  sind,  da  beide  in 
dem  mit  diesem  Volksstamme  in  so  enge  Berührung  gekommenen  Milet  ent- 
standen. 

Eine  Reihe  von  namhaften  Gelehrten  folgte  den  beiden  genannten  nach,  die 
teils  durch  Reisen,  teils  durch  Schriften  zur  Vervollkommnung  des  geographi- 
schen Wissens  wesentlich  beitrugen  und  aus  deren  meist  dickleibigen  Büchern 
die  klUglichon  Epigonen  der  Geographie,  welche  Rom  aufgezogen,  wie  Mela  und 
Plinius,  ihre  Kompendien  zusammenschrieben.  Kein  Wunder,  dafs  die  ganie 
geographische  Litteratur  der  Römer  nur  ein  Reflex  der  griechischen  ist,  dafs  die 
geographischen  Namen  ganz  Asiens,  soweit  es  dem  Altertume  bekannt,  und  der 
am  östlichen  Mittelmeer  gelegenen  Lander  ein  durchweg  griechisches  Gepräge 
tragen.  Gleichwie  die  Bezeichnungen  Europa,  As ia,  Azania,  Aethiopia, 
Aegyptus,  Libya,  Cy  renaica,  Babylonia,  Syria,  Arabia,  Ariana. 
India,  Armenia,  Scythia;  Seres,  Sinae  u.a.  den  griechischen  Typus 
nicht  verleugnen  können,  so  gewifs  ist  auch,  dafs  die  Römer  alles,  w^as  sie  in 
früherer  Zeit  von  Asien,  dem  östlichen  Afrika  und  Europa  wufsten,  den  Griechen 
verdanken.  Aber  auch  im  Westen  des  letztgenannten  Erdteils  Ireflen  wir  an  den 
Gestiuien  des  Mittelmeers,  ganz  abgesehen  von  den  griechischen  Kolonieen,  hei 
den  Römern  hellenische  Namen  wie  llispania  (verstümmelt  aus  Hesperia?  ^ . 


4)  Vgl.  Kiepert,  Lehrb.  d.  alt.  Geogr.  p.  482. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  261 

und  seilen  ist  es  vorgekommen,  dafs  dieselben  später  durch  andere  verdrängt 
wurden,   wie  Meninx  durch  Girba.     Ja  selbst  der  Name  Italiens  (Italia  = 
'halla)  ist  vermutlich  aus  griechischer  Quelle  geflossen  ^j  und  mit  ihm  selbst- 
redend die  zum  Teil  recht  alten  Bezeichnungen  der  grofsgriechischen  Städte : 
Paestum  =  JTocre^^cüWa,    Buxentum  =  Jlvfot)^,    Velia  =  ^Fe'Aij,  Male- 
ven tum  =  TWaAoe^tj^j^  Tarentum  =  Tagag,  Ägrigentum  =  liycQayag, 
Hydr^untum^)  ==*y^^ot)g,  Sipontum  =^^7rot)g,  Soluntum^^oAot)^  u.  a. 
Wie  mächtig  der  griechische  fiinflufs  war  und  wie  schnell  derselbe  über 
den  phönicischen  die  Oberhand  gewonnen ,  erhellt  nicht  nur  aus  der  geringen 
Zahl  der  semitischen  Ortsbezeichnungen,  die  in  der  römischen  Sprache  dauernd 
haften  geblieben  sind ,  sondern  vor  allen  Dingen  daraus,  dafs  die  Namen  der 
phönicischen  Faktoreien  des  Mittelmeeres,  gleich  dem  Namen  der  Phönicier  selbst 
(Poeni),  bei  den  Römern  in  griechischem  Gewände  erscheinen;  und  zwar  nicht 
hlofs  in  den  Gebieten,  wo  sich  auch  die  Griechen  angesiedelt  haben  ^),  sondern 
sogar  auf  ihrem  ureignen  Boden,   wo  nie  griechische  Pflanzstädte   bestanden 
haben.    Oder  hat  nicht  der  alte  phönicische  Name  von  Tyrus,  Sarra,  dem 
griechischen  =  TvQog  weichen  müssen?     Erscheinen    nicht  die  phönicischen 
Städte    Gebäl   und   Beeröth   =   Byblos  und  Berytos  und  die  Kolonial- 
besitzungen Sabrath  =  Abrotanum  und  Tarschisch  =  Tartessus  unter 
griechischen  Namen? 

Doch  nicht  blofs  Nomina  propria,  sondern  auch  Appellativa  sind  in  gröfserer 
Zahl  in  die  römische  Sprache  übergegangen  und  bekunden  den  allmächtigen 
griechischen  Einflufs:  die  Oase  (oasis)  und  der  Katarakt  (catarracta) ,  die 
Halbinsel  (chersonesus ,  cherronesus)  und  Landenge  (isthmus),  das  Ge- 
stade (acta)  und  die  Meerenge  (euripus,  Bosporus],  das  Vorgebirge 
(acrolerium)  undder  Ocean  (oceanus,  vgl.  pelagus,  pontus),  der  Fels  (pelra, 
scopulüs)  und  die  Höhle  (spelunca,  antrum)  tragen  häuflg  griechische  Namen '^j, 
wenn  auch  meist  römische  Bezeichnungen  daneben  existieren. 

Gegenüber  den  griechischen  Leistungen  treten  die  Verdienste  der 
Römer  um  die  Erdkunde  gewaltig  zurück.  Denn  sie  beschränken  sich  im 
wesentlichen  auf  die  Erschliefsung  der  nördlichen  Ländergebiete,  in  die  sie  die 
Waffen  getragen,  und  auf  die  Vervollkommnung  der  Landkarten  (tabula,  pinax). 
Epochemachend  ist  hier  die  Thätigkeit  des  M.  Vips.  Agrippa,  der  genaue 
Reiserouten,  sogenannte  Itinerarien,  für  das  ganze  Gebiet  des  römischen  Reichs 
ausarbeiten  liefs. 

Auch  im  römischen  Schulunterricht  war  die  Geographie  vertreten,  vermut- 


1)  Zuerst  bei  Herodot  1.  34;  4.  15. 

2)  Doch  siebe  oben  p.  45. 

3}   Inschrifllich  auch  Hutrentum. 

4)  Vgl.  Punicum,  Catina,  Himera,  Minoa,  Thapsus,  Pachynum,  Panormus,  Melita, 
Eridanus  u.  a.  von  Haus  aus  phönicische  Namen. 

5)  Vgl.  aufserdem  geographia,  chorographia,  autochthones,  antipodes  =  antichtbones, 
und  übersetzte  (griech.)  Ausdrücke  z.  B.  accessus  et  recessus,  Ebbe  und  Flut  «=  ayaxto^v- 
fiata  xal  inid^ofial  hdaiiav. 


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262  Griechische  Wörter 

lieh  seit  der  Reorganisation  des  Unterrichts  zur  Zeit  des  zweiten  punisehen 
Krieges,  und  wurde  im  Anschlufs  an  die  Lektüre  betrieben,  doch  ohne  Karten, 
die  erst  gegen  Ende  der  Republik  erscheinen ;  und  dafs  die  Römer  in  der  Augu- 
steischen Zeit,  wo  ihr  Handel  eine  so  grofsartige  Ausdehnung  angenommen  halte, 
auch  geographisches  Wissen  zu  schätzen  verstanden,  geht  deutlich  hervor  aus  den 
Worten  des  Properz  5.  3.  35 : 

Ich  lerne  dann  auch,  wo  der  Araxes  sich  wendet, 

Wie  viel  Meilen  das  Rofs  dürstend  des  Parthers  durchrennt; 

Präge  das  Bild  von  den  Ländern  mir  ein,  das  bunt  mir  die  Karte 

Zeigt,  und  wie  weise  der  Gott  alle  die  Welten  gereiht^ 

Wo  vor  Kälte  die  Erde  erstarrt,  wo  stäubet  vor  Hitze ; 

Welcherlei  Wind  das  Schiff  gut  nach  Italien  treibt. 


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Ins  bonnmque  apud  eos  non  legibus  mogis  quam 
natura  valebat. 

Sallnst. 

Kap.  XYII.   Jurisprndenz. 

Die  Ausbildung  der  ersten  Rechtssatzungen  und -Normen  füllt  bereits 
in  die  proethnische  Zeit;  denn  die  Bezeichnungen  für  Recht  und  Unrecht^), 
für  Bestrafung  und  Zeugen^),  sowie  andere  Rechtsbegriffe  können  ihr  hohes 
Alter  nicht  verleugnen.  War  ja  doch  bei  den  Indogermanen,  wie  noch  später 
bei  den  vedischen  Ariern,  Diebstahl  und  Betrug,  Lüge  und  Verleumdung,  Mord 
und  Totschlag  keine  seltene  Erscheinung  3) .  Dafs  man  infolge  dieser  Vorkomm- 
nisse im  Laufe  der  Zeit  der  Vervollkommnung  der  Rechtsinstitutionen  mehr  und 
mehr  sein  Augenmerk  zugewendet,  ist  fast  selbstverständlich  und  wird  auch 
durch  die  Terminologie  der  Gräkoitaliker  deutlich  bewiesen,  bei  denen  poena, 
Strafe  =  noivri  und  talio,  Gleichmachung,  gleich  erfolgende  Wiedervergeltung 
=  TttAaw  sich  gegenüberstehen*),  während  das  von  Mommsen  1^25  hierher- 
gezogene crimen,  Verbrechen  nicht  mit  x^/voi,  sondern  nach  M.  Müller  (K.  Z. 
19.  46)  eher  mit  ahd.  hllumunt,  Leumund  zusammenzustellen  ist. 

War  somit  einer  der  ersten  und  ältesten  Rechtssätze  der  Gräkoitaliker  »Auge 
um  Auge,  Zahn  um  Zahn«,  so  weisen  uns  die  w^urzelverwandten  Bezeichnungen 
vofxogj  Gesetz  und  Numa,  Gesetzgeber  der  Römer,  dar^iuf  hin,  dafs  man  durch 
Befolgung  des  Grundsatzes,  einem  jeden  das  Seine  (sein  Weidegebiet)  zu 
erteilen  {vii^teiv),  gewisse  Ordnungen  und  Bräuche,  namentlich  wohl  gesetzliche 
Vorschriften  über  Grund  und  Boden  auszubilden  begonnen  hatte.  Dagegen  sind 
die  oft  zusammengestellten  Ausdrücke  koyog  und  lex  von  grundverschiedenen 
Wurzeln  abgeleitet^),  und  die  Verba  luo  ==  kv(o,  calare  =  xakeü)  =  lathön 
sind  in  der  gerichtlichen  Sprache  jener  Zeit  nicht  nachweisbar. 


4)  tat.  ius,  Recht,  skr.  yos,  Heil,  Fug;  ayog,  Unrecht,  skr.  ägas. 

2}  an6ti0ifff  Bestrafung,  skr.  apaciti;  yyiam^Qf  Zeuge,  tat.  notor,  skr.  jnätar. 

3)  (fiBQio),  berauben  =   got.    stilan,   stehlen;  xXinx(o  =  depo  =  got.    hlifa;   rapio  = 
icQnaCto ;  got.  biraubön,  zd.  rup,  rauben ;  labes,  Xotßrj. 

4)  poena  12  Tafeln  (fr.  tab.  XII}:  si  iniuriam  faxit  alteri   viginti  quinque  aeris   poenae 
suoto  (vgl.  puDio,  paenitet);  talio  ebenfalls  in  den  12  Tafeln  nach  Fest.  p.  363. 

5)  Vgl.  M.  Müller,  über  die  Resultate  der  Sprachwissenschaft,    Vorlesung  gehalten   zu 
Strafsburg  23.  Mai  1872.  3.  Aufl.  S.  25fr. 


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264  Grieghisgbb  Wörter 

Bclrelen  wir  nun  den  Boden  der  Einzelvölker,  so  finden  wir,  dafs  das  Rechts- 
wesen sich  von  seilen  der  Römer  einer  aufserordentlichen  Gunst  und  Pflege  zu 
erfreuen  gehabt  hat.  »Wie  ein  Gemeinwesen  durch  Gesetze  zu  ordnen,  wie  im 
friedlichen  Verkehr  die  Zweifel  über  Eigentum  und  Leistungen  nach  gesunder 
Auffassung  des  Rechten  und  Billigen  zu  schlichten  seien ,  verstand  niemand 
besser  wie  sie«.  Daher  ist  denn  auch  die  Rechtswissenschaft,  die  gleich  dem 
Militarismus  dem  römischen  Nationalcharakter  am  meisten  unter  allen  Wissen- 
schaften homogen  war,  fast  durchweg  national  entwickelt,  daher  ist  sie  der  ein- 
zige Litteraturzweig,  auf  dem  die  Römer  von  Anfang  bis  zu  Ende  sich  fremden 
Einflusses  möglichst  zu  erwehren  vermocht  haben ;  daher  ist  sie  gleich  dem 
Kriegswesen  so  häufig  zum  Gegenstande  der  Anspielungen  von  Plautus  und  an- 
deren römischen  Komödiendichtern  gemacht  worden. 

Gleichwohl  ist  auch  sie  nicht  vollkommen  vom  Auslande  unabhängig  ge- 
blieben. Denn  wenn  auch  die  nüchternen  und  praktischen  Römer  in  derRechls- 
pflege  den  genialen  Griechen  überlegen  waren,  so  gab  es  doch  in  Griechenland, 
besonders  Altika,  juristische  Satzungen,  namentlich  auf  dem  Gebiete  des  Prival- 
rechts,  die  sich  aufserordentiich  bewährt  hatten.  Auch  waren  in  den  östlichen, 
schon  so  lange  in  alle  Interessen  des  Handels  eingeweihten  Ländern  infolge  des 
regen  Verkehrs  und  Warenaustauschs  eine  Anzahl  wichtiger  handelsrechtlicher 
Normen  geschafl*en  worden,  die  den  erst  im  Laufe  der  Zeit  mit  den  Vorteilen  des 
Handels  vertraut  gewordenen  Römern  später  zukamen  und  von  ihnen  angenommen 
wurden.  Endlich  ist  es  selbstverständlich,  dafs  auch  die  nach  der  Verlegung  des 
Herrschcrsilzes  nach  Konstantinopel  erfolgte  Redaktion  des  Corpus  iuris  nicht 
ganz  ohne  lokale  griechische  Einflüsse  geblieben  ist. 

Den  ersten  Impuls  zur  Nachahmung  gnechischer  Rechtsgebräuche  gab  die 
Z  vvöl  ftafelgesetzgebung.  Dafs  man  vor  Beginn  dei*selben  eine  Gesandt- 
schaft von  drei  Männern  nach  Athen  sandte,  um  die  Solonische  Verfassung  zu 
studieren  und  bei  der  Umarbeitung  der  römischen  Rechtssatzungen  zu  Rate  ziehen 
zu  können,  ist  ausgemacht;  dagegen  ist  es  eine  verfehlte  und  durch  nichts  zu  er- 
weisende Annahme  der  Schriftsteller  der  späteren  Kaiserzeit,  dafs  die  leges  XII 
tabularum  direkt  aus  Griechenland  übernommen  seien  ^) ;  denn  soweit  wir  einen 
Einblick  haben,  sind  nur  gewisse  den  Römern  praktisch  und  nützlich  scheinende 
Institutionen  daraus  in  Rom  eingebürgert  worden ,  wie  das  Reglement  der  Be- 
gräbnisccremonicen*-^)  und  eine  Anzahl  polizeilicher  Mafsregeln,  wie  die  Milderung 
der  auf  Diebstahl  gesetzten  Strafe  und  das  Verbot  des  Abpflügens  der  die  Grund- 
stücke scheidenden  Raine -^j,  desgleichen  das  Associationsgeselz  *) ,  wie  denn  auch 
die  Reorganisation  des  Münzwesens  und  der  Versuch  einer  Kalenderreform  (siehe 
p.  251  )auf  das  in  der  Solonischen  Verfassung  gegebene  Vorbild  zurückzuführen  sind. 

Weiterhin  hat  die  juristische  und  philosophische  Litteratur  der 


i)  Vgl.  Augustin,  d.  civ.  dei  2.16.  Ammian.  Marc.  22.  16  u.  a. 

2)  Vgl.  Cic.  d.  leg.  2.  25. 

3)  Vgl.  xMommsen,  Rom.  Gesch.  I  ^  432. 

4)  vgl.  Dig.   47.  22.  1.  4. 


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Ilf  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  265 

Griechen  manche  Anregung  gegeben.  Denn  wie  die  ersten  Impulse  zu  systema- 
lischer  Behandlung  der  Jurisprudenz  von  Griechenland  ausgegangen  sind,  so  ist 
im  hesondern  die  dialogische  Form  der  um  150  v.  Chr.  erschienenen  Gutachten- 
sammlung des  M.  Brutus  nichts  als  eine  Imitation  griechischen  Gebrauchs. 

Vor  allem  aber  macht  sich  der  Einflufs  der  stoischen  Philosophie  be- 
merkbar, die,  wenn  auch  nicht  in  so  bedeutendem  Mafse,  wie  von  manchen  be- 
hauptet wird,  doch  seit  Beginn  des  \ .  Jahrh.  v.  Chr.  namentlich  auf  das  Natur- 
recht Rtlckwirkungen  ausgeübt  hat,  welche  z.  B.  in  den  Schriften  des  Pontifex 
Maximus  Qu.  Mucius  Scaevola^l  (f  82)  klar  zu  Tage  treten. 

Noch  gröfsere  Anregungen  gewährte  der  Handelsverkehr  mit  den 
kleinasiatischen  Griechen,  von  denen  in  vorciceronianischer  Zeit  eine 
Anzahl  wichtiger  Neuerungen  übernommen  zu  sein  scheinen,  wohl  meist  durch 
Vermitteiung  des  Prätor  Peregrinus.  Aus  dieser  Quelle  stammt  vermutlich  das 
neue  Pfandrecht  [hypothecaj,  wenn  anders  die  Stelle  Cic.  ad  fam.  13.  56 
diesen  Schlufs  gestattet.  Daher  auch  die  unter  den  Namen  syngrapha  (Cic.) 
und  Chirograph  um  (Juv.)  bestehenden  Schuld-  und  Darlehusurkunden ,  die 
nicht  nur  im  Verkehr  von  Römern  mit  Ausländern,  sondern  auch  zwischen 
Römern  selbst  gültig  und  gebräuchlich  waren ;  daher  auch  die  griechischen  Be- 
nennungen des  Vorrechts  bei  Schuldforderungen  (protopraxia  Plin. 
ep.j  und  des  Zinseszins  (anatocismus  Cic),  während  das  Aufgeld,  die 
arrha  oder  arrhabo,  wie  der  phönicisch-gricchische  Name  und  das  öftere 
Vorkommen  bei  Plautus  bekunden,  durch  die  griechisch-italischen  Handels- 
beziehungen dort  Verbreitung  gefunden  hat. 

Gleichfalls  eine  Schöpfung  des  Orients,  aber  erst  In  späterer  Zeit  von  den 
Römern  adoptiert,  ist  die  emphyteusis  (Cod.  Theod.,  vgl.  emphyteuma),  das 
Recht  der  Bepilanzung  und  vollkommenen  Nutznicfsung  von  fremden  Grund- 
stücken, die  mit  der  Verpflichtung  verbunden  ist,  alle  Abgaben  zu  tragen  und 
einen  Zins  zu  entrichten  2). 

1)  Derselbe  var  ein  Freund  des  Philosophen  Panaetius.  Eine  seiner  Schriften  führt  den 
Tilel  Definitiones  =  oqoi. 

2)  Anders  steht  es  mit  dem  Kontumäcialverfahren  bei  Terminversäum- 
nissen (eremodicium)  und  der  Bezeichnung  parapherna  =  Vermögen  der  Frau  aufser 
der  dos;  denn  es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dafs  die  Römer  diese  Einrichtungen  kannten, 
wie  denn  auch  letzteres  ausdrücklich  bezeichnet  wird  als  res,  quas  mulier  extra  dotem 
habet  (vgl.  peculium).  Dasselbe  gilt  wahrscheinlich  von  der  antichresis,  dem  Vertrage 
zwischen  Pfandgläubiger  und  Schuldner,  von  dem  Widerspruch  zwischen  den  Gesetzen 
(antinomia),  den  Pandekten  (pandectae  =  digesta),  von  der  Benennung  des  Besitzers 
und  Besitzes  (diacatochus,  -ia  a=  possessor,  -ssio),  von  der  eigenhändig  geschriebenen 
Urkunde  (idiochirum,  idiographum,  vgl.  authenticus,  holographum),  von  der 
Gegengift,  die  der  Bräutigam  der  Braut  bringt  (antipherna)  und  der  Quittung  und 
Gegenquittung  (apocha,  antapocha,  vgl.  accepli  latio).  Ebenso  wenig  können  die 
Namen  der  Rechtsschüler  im  vierten  und  fünften  Jahre  des  Studiums  (lytae,  prolytae) 
und  die  zum  Teil  schon  ziemlich  früh  auftretenden  Ausdrücke  dica  (=  causa,  lis),  ec- 
dicus  (=3  cognitor  civitatis)  und  ecclesiecdicus,  Rechtsanwalt  der  Kirche,  als  Lehn- 
wörter bezeichnet  werden.  Dagegen  ist  pragmaticus,  Rechtsanwalt  wohl  allgemein  gebräuch- 
lich geworden. 


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Solam  haiio  artinm  Onecarnm   nondnn  ezercet 
Romana  gravitas  in  tanto  fmctn. 

PI  in.  29.17. 

Kap.  Xym.   Medizin. 

Nichts  war  den  alten  Indogermanen  besser  bekannt  als  der  menschliche 
Körper  und  seine  Teile.  Alle  Glieder  vom  Scheitel  bis  zur  Zehe,  grofseund 
kleine,  sind  mit  uralten  Namen  benannt  *) ,  ein  beredtes  Zeugnis  dafür,  wie  sehr 
man  in  damaliger  Zeit  schon  auf  sich  und  seine  Gesundheit  zu  achten  verstand. 
Daher  nimmt  es  nicht  wunder,  dafs  die  vedischen  Arier  schon  in  den  Büchern 
des  Atharvaveda  sich  im  Besitz  einer  ziemlich  umfangreichen  Nomenklatur  von 
Krankheiten  befinden  ^j  und  dafs  es  auch  den  allen  Römern  nicht  an  originalen 
Bezeichnungen  auf  dem  Gebiete  der  Heilkunde  gefehlt  hat.  Das  Geschwür  und 
der  Eiter^),  die  Anschwellung  und  die  Drüsengeschwulst*),  die 
Schwindsucht  und  die  Krätze^)  ,  der  Wahnsinn  und  das  Fieber*),  der 
Schnupfen  und  Husten')  führen  durchaus  echt  römische  Namen,  wie  auch 
andere  körperliche  Gebrechen,  z.  B.  Blindheit,  Lahmung,  Taubheit  und 
Stummheit ^)  frühzeitig  auffallen  und  benannt  werden  mufsten. 

Was  nun  die  Entwicklung  des  ärztlichen  Berufs  anlangt,  so  liegt  es  in 
der  Natur  der  Sache,  dafs  man  in  der  ältesten  Zeit  bei  eintretender  Krankheit 
auf  sich  selbst  oder  auf  die  Hilfeleistung  seiner  Angehörigen  angewiesen  war. 
Man  versuchte  dies  und  jenes,  und  je  nachdem  sich  das  eine  oder  andere  Mittel 
bewährt  hatte,  nahm  man  im  Wiederholungsfalle  dazu  wieder  seine  Zuflucht. 
So  ist  es  fast  selbstverständlich,  dafs  das  älteste  Familienglied,  eben  weil  es  die 
meiste  Erfahrung  gesammelt  hatte,  in  der  Regel  den  Hausarzt  abgab,  bei  den 
germanischen  Völkerschaften  die  Frauen ,  bei  den  klassischen  Völkern  dagegen 
der  pater  familias.  Lange  noch  wurde  diese  chirurgische  und  medizinische 
Praxis  in  der  von  den  Vätern  überlieferten. Weise  zu  Rom  gehandhabt,  als  man 


1)  Den  Römern,  welche  die  Wörter  stomachus,  artcria  und  bracchium  für  den  Magen, 
die  Luftröhre  und  den  Arm  (vgl.  adeps,  Körperfett  =  aXei(pa,  bronchia,  Luflröhrcnäsle  . 
von  den  Griechen  entlehnten,  standen  dafür  auch  andere  Bezeichnungen  zu  Gebote,  Dom* 
lieh  venter,  canalis  animae  und  armus  =  got.  arms;  cubitum,  dorsum,  nervus,  hir  u.  a. 
sind  original.     Vgl.  auch  Pauli,  die  Körperteile  b.  d.  Indogerm.     Progr.  v.  Stettin  <867. 

2]  Vgl.  Zimmer,  altind.  Leben.  Kap.  43.  Schlufs. 

3)  Ulcus  SB  eXxog,  Geschwür,  pus  =  nvo^,  Eiter. 

4)  tumor,  cf.  loles,  tonsillae,  tvXo^,  Goschwulst;  struma,  inguen,  DrüsenanschwelluQ?. 
5}  tabcs,  Schwindsucht,  Scabies,  Impetigo,  Krätze,  vgl.  psora. 

6)  vesania,  Wahnsinn,  febris,  Fieber. 

7)  pituita,  Schnupfen,  tussis,  Husten. 

8)  caecus,  blind,  claudus,  lahm,  surdus,  taub,  mutus,  stumm,  lippus,  trieföugig- 


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IN  DER  LATEIIflSCIlEN  SPRACHE.  267 

in  Griechenland  unter  ägyptischem  Einflüsse  eine  Ileilkunsl  auszubilden  be- 
gonnen halte,  die  anfangs  von  den  Priestern  besonders  in  den  Tempeln  des 
Äskulap  auf  Cnidos  und  Cos  ausgeübt,  später  (vom  6. — 4.  Jahrh.)  stark  von  der 
Philosophie  beinflufst  wurde. 

Eine  auf  mehr  wissenschaftlicher  Basis  beruhende  Medizin  datiert  dagegen 
erst  seit  Hippokrates,  den  man  daher  mit  Recht  den  Vater  und  Begründer 
der  Heilkunde  genannt  hat  und  dessen  Säftelehre  die  ganze  spätere  Medizin  be- 
herrscht. 

Dafs  bei  den  Römern  nicht  in  gleicher  Weise  wie  bei  den  Griechen  im  Laufe 
der  Zeit  sich  das  Bedürfnis  nach  geschulten  Ärzten  herausstellte,  hat  wohl  seinen 
Grund  in  der  geordneten,  einfachen,  natürlichen  Lebensweise  und  Diät  dieses 
Volkes  und  in  ihrer  strengen  Abhärtung.  Daher  steht  die  medizinische  Wissen- 
schaft in  Rom  von  vornherein  unter  griechischem  Einflüsse. 

Die  erste  Anregung  zur  Zuhilfenahme  griechischer  Heilkunst  giebt  sich  in 
dem  auf  Anraten  der  sibyllinischen  Bücher  von  Epidaurus  nach  Rom  übertragenen 
Kulte  des  griechischen  Heilgottes  Asklepios  =Aesculapius  kund,  der  in 
Gestalt  einer  Schlange  im  Jahre  291  während  einer  Pest  von  dort  geholt  wurde 
und  einen  eigenen  Tempel  auf  der  Tiberinsel  erhielt  (Liv.  10.  47).  Wahrschein- 
lich auf  die  gleiche  Quelle  ist  die  Übersiedelung  des  Peloponnesiers  Archa- 
gathus  zurückzuführen;  vielleicht  war  derselbe  sogar  aus  Epidaurus  gebürtig. 
Von  diesem  nun,  der  nach  Cassius  Hemina  (Plin.  29.  12)  sich  im  Jahre  219  als 
Arzt  in  Rom  niederliefs,  bis  zum  Ausgange  der  Republik  wurde  die  Medizin  fast 
ausschliefslich  von  griechischen  Priestern  und  Kriegsgefangenen,  namentlich  aber 
von  Sklaven  und  Freigelassenen  ausgeübt*) .  Wohl  nahm  man  nun  den  Archagathus 
von  Staatswegen  mit  off'enen  Armen  auf,  überliefs  ihm  ein  eignes  Geschäftslokal, 
ja  beglückte  ihn  sogar  mit  dem  römischen  Bürgerrechte,  wohl  strömten  bald  die 
griechischen  Ärzte  in  gröfserer  Zahl  nach  Rom  ;  aber  trotzdem  war  man  ihnen  von 
Anfang  an  nicht  sehr  zugethan,  ja  der  gewaltige  Eiferer  gegen  alles  Fremde, 
Cato ,  konnte  es  sogar  wagen ,  die  ungerechtfertigte  Behauptung  aufzustellen, 
dafs  sich  die  Barbaren  verschworen  hätten,  mit  ihrer  Medizin  alle  Römer  zu  töten 
(Plut.  Cat.  maior  23).  Später  änderte  sich  das;  durch  glückliche  Kuren  gewannen 
sie  das  Vertrauen  der  Römer,  von  denen  sie  sogar  den  einheimischen  Ärzten  vor- 
gezogen wurden.  Seitdem  Julius  Cäsar  allen  sich  in  Rom  niederlassenden  Ärzten 
das  römische  Bürgerrecht  verlieh,  seitdem  Augustus  nach  seiner  glücklichen 
Wiederherstellung  durch  Antonius  Musa  Befreiung  derselben  von  Abgaben  und 
Staatslasten  verfügte,  wandte  sich  nicht  nur  eine  stattliche  ^Zahl  freier  griechi- 
scher Ärzte  nach  Rom,  sondern  auch  gar  mancher  Römer  diesem  Berufe  zu. 
Aber  wenn  auch  die  kaiserlichen  Ärzte  in  hohem  Ansehen  standen,  so  war  und 
blieb  doch  wegen  der  grofsen  Masse  von  Schwindlern  und  Charlatanen  (phar- 
macopola  Plaut.),  die  sich  mit  medizinischer  Praxis  beschäftigten  und  selbst 
Magie  und  Zauberei  aller  Art  mit  der  Heilkunde  verschmolzen,  der  ärztliche 
Stand  im  allgemeinen  wenig  geachtet. 

1)  Piin.  29.17:   paucissimi  Quiritium   attigere   (medicinam)    et   ipsi  statim  ad   Graecos 
traosfugae. 


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268  Griechische  Wörter 

Aufser  den  öffentlichen  Ärzten  treffen  wir  seit  der  Mille  des  1.  Jahrh.  v.Chr. 
auch  Hausärzte  in  Rom  und  Umgegend  an.  Bereits  zu  Varros  Zeit  gab  es  auf  den 
Landgütern,  die  nicht  in  der  Nähe  einer  Stadt  lagen,  eigene  servi  medici  (r.  r. 
1.  16.  4),  und  um  dieselbe  Zeit  erscheinen  sie  auch  in  vornehmen  Häusern  der 
Hauptstadt  vereinzelt  (Sueton  Ner.  2). 

Infolge  des  immermehr  zunehmenden  Umfangs  der  Heilkunde  machte  sich 
nunmehr  auch  eine  Arbeitsteilung  notwendig,  weshalb  wir  schon  in  der  republi- 
kanischen Zeit  Specialärzte  für  Augen-,  Zahn-,  Ohrenkrankheiten,  Brüche  und 
andere  Leiden  finden.  Bald  machte  sich  auch  der  Rangunterschied  im  Kollegium 
der  Ärzte  geltend;  denn  seit  Nero  w^erden  Oberärzte  (archiatri)  genannt,  die 
über  die  gewöhnlichen  Ärate  gesetzt  waren  *) . 

Der  erste  Römer,  welcher  über  Heilkunde  geschrieben  hat,  istCato. 
Trotz  seiner  Antipathie  gegen  die  griechischen  Doktoren  hat  er  sich  dem  griechi- 
schen Einflüsse  in  seinen  praecepta  ad  filium  nicht  zu  entziehen  vermocht.  Noch 
mehr  als  er  sind  von  griechischen  Werken  abhängig  die  Verfasser  der  in  der 
Kaiserzeit  entstandenen  medizinischen  Lehrbücher,  wie  Celsus,  Scribonius  Lar- 
gus,  Plinius  u.  a. 

Wenden  wir  uns  nun  zur  Betrachtung  der  Krankheiten,  der  zu  ihrer 
Heilung  gebrauchten  Medikamente  und  der  chirurgischen  Instru- 
mente! 

Was  erstere  betrifft,  so  ist  anzunehmen,  dafs  dieselbe  mit  Ausnahme  einiger 
Epidemieen  meist  seit  aller  Zeit  existiert  haben,  dafs  sie  aber  in  der  Regel  zu- 
erst von  den  Griechen  nach  bestimmten  durch  die  Erfahrung  geschaffenen  Ge- 
setzen mit  Erfolg  bekämpft  worden  sind  und  daher  gewöhnlich  unter  griechischen 
Namen  erscheinen.  Seit  welcher  Zeit  aber  die  genauere  Kenntnis  der  einzelnen 
Krankheiten  datiert,  wird  sich  in  den  weitaus  meisten  Fällen  schwer  entscheiden 
lassen;  doch  mögen  nicht  viele  Lehnwörter  wie  nausea  über  das  3.  vorchristl. 
Jahrh.  hinaufreichen.  Chronologisch  sicher  fixierbar  sind  nur  w*enige,  tlher 
deren  erstes  Auftreten  in  Rom  von  den  alten  Autoren  Bericht  erstattet  wird. 

So  wurde  der  Aussatz  (elephantiasis  cf.  lopra)  durch  das  im  Jahre  62  aus 
Syrien  zurückkehrende  Heer  des  Pompeius  eingeschleppt'-^);  dafs  indessen  die 
Verbreitung  dieser  Krankheit  in  Italien  keine  sehr  grofse  gewesen  sein  kann, 
lassen  die  Worte  des  Celsus  (3.  25)  erkennen,  der  von  der  Krankheit  sagt: 
ignotus  paene  in  Italia  est;  und  Plinius  konnte  sogar  hinzufügen:  celeriterin 
Italia  restinctus  est.  Ebenso  wird  uns  überliefert,  dafs  die  Kolik  (colum)  zuerst 
zur  Zeit  des  Tiberius  in  Italien  aufgetreten  und  —  merkwürdig  genug  —  dafs 
der  Kaiser  selbst  zuerst  davon  betroffen  worden  sei.  Auch  geht  ausxlen  Worten 
des  Plinius  hervor,  dafs  die  griechische  Benennung  derselben,  als  sie  in  dem  die 
Krankheit  dos  Kaisers  meldenden  Edikt  ^)  verwendet  wurde,  damals  noch  so  gut 


1)  Die  einzelnen  Gebiete  der  Heilkunde   sind   diaetetica,   Chirurgie,   olinice,   empirice, 
iatraliptice,  anatomia;  vgl.  chirurgus,  clinicus,  empiricus,  iatraliptes,  anatomicus. 

2)  Vgl.  Lucr.  6.  m2:  est  clephas  morbus,   qui  propter  flumina  Nili   gignitur  Aeg)l>to 
in  medio  nequc  praeterca  usquam  und  Cael.  Aur.  chron.  4.  1. 

3)  in  edicto  eins  excusantis  valetudinem.  Plin.  S6.  9. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  269 

wie  gar  nicht  in  Italien  bekannt  war  ^) .  Etwas  später  sollen  nach  demselben 
Gewährsmann  [Plin.  S6.  2j  die  Flechten  (liehen,  mentagra,  hibride  Nachbil- 
dung von  chiragra,  podagra]  in  Italien  aufgetaucht  sein,  angeblich  zur  Zeit  des 
Claudius  durch  einen  römischen  Ritter  aus  Asien  eingeschleppt.  Auch  die  Kennt- 
nis des  Karbunkels  (carbunculus,  übersetzt  aus  avd-qa^^  avd-qarLiov)^  dessen 
erstes  Auftreten  in  Latium  unter  der  Gensur  des  L.  Paulus  und  Qu.  Marcius  be- 
zeugt wird  (Plin.  26.  5)  und  der  als  ein  der  Provinz  Gallia  Narbonensis  eigentüm- 
liches Leiden  dargestellt  wird,  scheint  auf  griechischer  Vermittelung  zu  beruhen. 

Die  Zahl  der  Krankheiten,  die  bei  den  römischen  Autoren  der  republikani- 
schen Zeit  genannt  werden,  ist  im  ganzen  nicht  grofs.  Plautus  thut  aufser  der 
schon  erwähnten  Seekrankheit  (nausea)  noch  des  grünen  Stars  (glaucoma), 
derFufsgicht  (podagra)  und  der  unter  dem  Namen  patagus  erscheinenden 
sonst  unbekannten  Krankheit  Erwähnung ;  Lucilius  bekundet  die  Kenntnis  des 
Krebsgeschwürs  (gangraena  herpestica) ,  Lucrez  die  der  Schlafsucht 
(felhargus,  lethargia)  und  des  schon  erwähnten  Aussatzes  (elephas) ;  dem 
Cicero  sind  die  griechischen  Bezeichnungen  für  Gicht-,  Hirn-  und  Magen- 
kranke (arthriticuS;  phrenelicus,  cardiacus)  ziemlich  geläufig.  Eine  noch  grö- 
fsere  Zahl  medizinischer  Termini  finden  wir  in  der  über  den  Landbau  (de  re 
rustica)  verfafsten  Schrift  des  Calo,  ja  wir  würden  entschieden  eine  noch  viel 
reichere  Ausbeute  an  hierhergehörigen  griechischen  Lehnwörtern  zu  erwarten 
haben,  wenn  uns  das  didaktische  Hauptwerk  desselben  Autors,  praecepta  ad 
filiuin,  in  welchem  er  seine  Ansichten  über  die  Gesundheitspflege  auseinander- 
izesetzt  hat,  erhalten  wäre.  Bei  ihm  finden  wir  zuerst  den  Namen  des  Harn- 
zwangs (stranguria  cf.  dysuria,  ischuria)  und  der  schlechten  Verdauung 
(dyspepsia),  des  Unterleibsleidens  (coeliacus  morbus)  und  des  Hüftwehs 
(vgl.  ischiacus),  desgleichen  die  gewöhnlichste  Bezeichnung  des  Krebsge- 
schwürs (Carcinoma). 

Erhalten  wir  somit  aus  den  Schriftstellern  der  republikanischen  Zeit  nur 
sporadisch  über  einzelne  Krankheiten  Auskunft,  so  begegnen  wir  unter  Augustus 
zuerst  systematisch  geordneten  medizinischen  Werken,  in  denen  wir  fast  die 
gesamte  Nomenklatur  der  griechischen  Ärzte  antreffen.  Dafs  die  beireffenden 
Namen  in  den  Schriften  des  Celsus  u.  a.  vielfach  noch  mit  griechischen  Lettern 
geschrieben  sind  und  erst  von  den  Autoren  der  späteren  Kaiserzeit  als  wirklich 
recipierte  Lehnwörter  gebraucht  werden,  ist  für  unsere  Untersuchung  irrelevant. 
Da  wir  den  Einflufs  der  Griechen  auf  die  Heilkunde  der  Römer  darzustellen 
haben,  so  ist  es  für  uns  nur  von  Belang,  zu  eruieren,  welche  Krankheiten  den 
Römern  durch  die  Griechen  genauer  bekannt  geworden  sind  ^) . 

Die  Zahl  der  endemischen  im  Altertum  auftretenden  Krankheiten  ist  ziemlich 


\)  nomen  incognilum.  Plin.  1.  1. 

2)  Anzuerkennen  ist  das  Bestreben  der  römischen  Ärzte,  sich  durch  Übersetzung  griechi- 
scher Ausdrüclce  eine  eigene  Terminologie  zu  schafTen ;  so  haben  sie  aei^iaaig  durch  side- 
ratio,  aQ&^iiig  durch  articularius  morbus,  xaQxiyutfia  durch  cancer,  anotnr/fAa  durch  ab- 
scessus,  vnoxvais  durch  suffusio  oculorum,  {feXr^yiaxo^-  durch  lunaticus,  initpoga  durch 
«.lesiiüaiio,  äy&Qa^  durch  carbunculus  u.  s.  f.  wiedergegeben. 


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270  Griechische  Wörter 

klein.  Abgesehen  von  der  Gicht  (arthrilis.  hamarthritis  =  articularius 
morbus,  vgl.  chiragra,  podagru],  die  seit  dem  1.  Jahrh.  n.  Chr.  in  wahrhaft  er- 
staunliclier  Häufigkeit  in  Italien  auftritt,  und  dem  Skorbut  (slomacace) ,  der 
das  in  den  Niederlanden  operierende  Heer  des  Germanicus  ergriff,  ist  vielleicht 
zu  erwähnen  die  Zuckerharnruhr  (urinac  nimia  profusio),  die  diaßi]Ti^g  = 
bösartigen  Mundgeschwüre  (aphthae),  die  Ruhr  (dysenleria  lienteria]  und 
eine  choleraartige  Krankheit  (cholera),  ferner  Skropheln  (choerades, 
Struma,  scrophulae),  Hämorrhoiden  (haemorrhois,  -ida),  Steinleiden  ;cal- 
culi,  vgl.  Xid^iaaigy  lithotomia)  und  Schwindsucht  (tabes,  phtisis,  alrophia, 
syntexis,  cachexia)  *) . 

Aufserdem  figurieren  in  den  medizinischen  Werken  der  Römer  schwere  mit 
LHhmungserscheinungen  einhergehende  Krankheitsformen,  wie  die  verschiedenen 
Arien  des  Krampfes  (spasmus  =  Halsstarre,  tetanus;  Starrsuchl, 
catoclia;  Starrkrampf,  emprosthotonia ,  opistholonia ;  Fallsucht,  epi- 
lepsia;  Hysterie,  sufibcatio  mulierum ,  vgl.  hystericus)  und  der  Schlag- 
anfall (apoplexis)  oder  die  Paralyse  (paralysis)  und  Schenk  ellahmung 
(scelotyrbe)  und  ferner  leichlere  Arten  des  Unwohlseins  wie  Heiser  keil  ar- 
teriasis,  branchos),  der  Schnupfen  (coryza,  catarrhusj  und  das  Kopfweh 
(cephalargia,  cephalaca;  einseitiges  Kopfweh,  hemicrania,  heterocrania: 
Schmerz  in  den  Schläfen,  crotaphus).  Dazu  gesellen  sich  Affeklionon 
des  Darmkanals  wie  der  Durchfall  (diarrhoea,  vgl.  oben  dysenleria,  lien- 
teria, cholera,  colum)  und  die  Verstopfung  [emphragma,  tenesmos),  die 
Darmverschlingung  (chordapsus,  ileus)  ,  Hämorrhoidal-  (haemorrhois 
(siehe  oben),  exochas)  und  Rlahungsbeschwerden  (strophus,  slrophouia. 
empneumatosisj.  Da  treflen  wir  Magen-  (stomachicus ,  vgl.  bulimus,  Heiis- 
hunger,  cardimona.  Magendruck),  Nieren-  (nephriticus),  Milz-  (splenicus, 
Nerven-  (neuricus)  und  Lungenleidende  (peripneumoni(a)cusj  und  nel)en 
ihnen  Gelbstlchtige  (ictericus),  Rlutspeiende  (haemopljicus),  durch  Quet- 
schung Entmannte  (thlibias,  thlasias)  und  mit  Schmerzen  im  Gesäfs 
behaftete  (psoadicus,  psoalgicus).  Auch  Engbrtlstigkeit  (dyspnoea,  orlbin 
pnoea,  asthma)  und  Schwermut  (melancholia),  Rheumatismus  (rheuma. 
rheumatismus)^)  und  Seitenstechen  (pleuritis)  sind  vertreten.  Auf  Anomalien 
im  Blute  oder  Verstopfung  der  Harngänge  beruht  die  Wassersucht  (hydrops. 
asciles,  tympanites).  Von  Halsleiden  findet  die  Bräune  (synanche  =  angina, 
Erwähnung;  zu  den  Bruchbeschwerden  gehören  der  Wasserhodenbruch 
(hydrocele] ,  der  Darmbruch  (enterocele)  und  der  Fleischbruch  (sarcocele 

Bei  weitem  das  stärkste  Kontingent  stellen  aber  die  Affektationen  des  Auges 
und  der  HaYit.  Da  suchte  man  Heilung  von  Augengeschwüren  [at^enaa, 
syce)  und  Star  (hypochysis,  glaucoma),  von  Schwindel  und  Flimmern 
vor  den  Augen  (scotoma,  marmaryga),  von  Blödsichtigkeit  und  Trocken- 


i)  Über  diese  und  einige  andere  vgl.  Hirsch,  historisch-geograph.  Pathologie.  Die  im 
Jahre  135  das  nördliche  Afrika  heimsuchende  und  543  zuerst  auf  europöischem  Boden  er- 
scheinende Beulenpest  (pestis,  pcstilentia)  kommt  hier  nicht  in  Betracht. 

i)  Nach  Anke,  Philol.  B.  3),  Heft  3  »Katarrh  der  Respirationsorgane  u.  d.  Gedürme« 


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m  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  271 

heit  der  Augen  (nyctalmus  (vgl.  -lops),  xerophthalmia),  von  Schielen  (slrabo, 
slrabus,  schielend)  und  Hasenaugen  (lagophthalmus) .  Auch  andere  Ano- 
malieen  im  Sehapparale  kamen  öfter  vor,  z.  B.  weite  Ausdehnung  des  Aug- 
apfels (platycoriasis) ,  Zusammenwachsen  der  Augenlider  (ancyloble- 
pharon),  Einwärtskehren  der  Augenwimpern  (trichiasis)  und  Ge- 
schwulst im  Augenwinkel  (encanthis),  Kern  im  Auge  (staphyloma) 
(vgl.  gramiae,  Augenbutter). 

Unter  den  Hautkrankheiten  werden  öfter  genannt  Schor.f  (achor,  cerium, 
eschara,  escharosis)  und  Flecken  (alphus  metas,  melania;  ephelis,  Sommer- 
sprosse), das  Ausfallen  der  Haare  (alopecia),  der  Hautausschlag  (exan- 
thema),  die  Gürtelrose  (zoster,  zona  =  circinus)  und  die  Nacht  blättern 
(epinyctis).  Überdies  sind  Geschwüre,  Warzen  und  Geschwulste  alier 
Art  (ceroma,  apostema,  rhagades,  scirros,  Geschwür;  ozaena,  polypus,  Nasen- 
polyp ;  carcinodes,  phagedaena,  krebsartiges  Leiden,  parotis,  Geschwür  bei  den 
Ohren,  syringion,  Fistel;  Condyloma,  acrochordon,  thymion,  Feigwarzo;  ganglion, 
Überbein,  sarcosis,  Fleischgeschwulst,  phyma,  Eitergeschwulst  des  Zellgewebes, 
meliceris,  Honiggeschwulst,  bronchus,  Kehigeschwulst,  steatoma,  Fettgeschwulst) 
keine  seltene  Erscheinung.  Dagegen  ist  die  sogenannte  LHusesucht  (Phthiria- 
sis) wahrscheinlich  in  das  Bereich  der  Fabel  zu  verweisen  *) . 

Ebenso  umfangreich  wie  die  Nomenklatur  der  Krankheiten  ist  die  der 
Salben  (collyrium),  Pflaster  (emplastrum) ,  Umschläge  (epithema)  und 
Medikamente. 

Von  jenen  scheinen  am  häufigsten  zur  Verwendung  gekommen  zu  sein  die 
Augensa  Iben^) ;  oft  haben  sie  ihren  Namen  von  dem  Stoff,  aus  dem  sie  be- 
reitet sind,  erhalten,  wie  die  Dijptam-,  Weihrauch-,  Glaucion-,  Honig-, 
Myrrhen-,  Mandel-,  Majoran-  u.  s.  w.  Salben 3). 

Unter  den  Pflastern  verdienen  hervorgehoben  zu  werden  das  Heft-, 
Pech-,  Magen-,  Kopf- und  Präservativpflaster^). 

An  Auf-  und  Umschlägen  wurden  der  leidenden  Menschheit  mit  Vorliebe 
bereitet  erweichende  und  feuchte,  Brei- und  Senfumschläge^) ;  von 
Säften  wurden  verordnet  zur  Betäubung  bei  Operationen  Alraunsaft,  zum 
Purgieren  der  Saft  der  Purgierwurzel,  zu  andern  Zwecken  Akazien-, 
Mohn-,  Maulbeer-,  Panax-,  Garpathum-  u.  a.  Saft«). 


1)  Vgl.  Th.  Husemaon,  Zeitschr.  d.  k.  k.  Gesellsch.  d.  Ärzte  zu  Wien.  XII.  497  ff. 
i)  Z.  B.  stacton,  smilion,  phynon,  hieracium,  monemeron,   coenon,  bygra  ss  hygrem- 
plastrum,  echion,  diarrhodon. 

3)  diadictamnum ,  dialibanon,  diamannae,  diaglaucion,  glaucina,  diameliton,  diameli- 
toton,  diamisyos,  diaartymaton,  diasmyrnes,  diasmyrnon,  diacopron,  diamygdalon ,  dia- 
sampsuchum,  acopum,  myracopum,  ceroma,  xeron,  xerocollyrium,  myron,  xeromyron,  rhi- 
nion,  megalium,  spodiacum,  crocodes,  dialepidos,   dioxus,  trachomaticum,  diachrisma. 

4)  anacollema;  dropax;  epomphalion ;  cephaticum;  amynticum;  andere  sind:  lipara, 
entalicum,  tetrapharmacum,  rhypodes,  pittacium,  splenium. 

5)  malagma ;  embrocha ;  cataplasma ;  sinapismus. 

6)  mandragoras ;  acridium  =>  diagrydion,  diascammonias,  scammoneum ;  acacia;  opium; 
diacodion;  diamoron;  opopaAax;  opocarpathum.  chylus,  chylisma,  rhizias,  caulias,  dia- 
mirton,  diacerason. 


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272  Grteghischb  Wörter 

Auch  soDst  fehlte  es  nicht  an  Mitteln  aller  Art  zur  Linderung  (chalasti- 
camen)  und  Stillung  des  Schmerzes  (anodynonj,  zum  Vernarbender 
Wunden  (catuloticum)  und  zur  Stillung  des  Blutes  (enhaemon).  Die  Verdau- 
ung beförderte  das  pepticum  und  oxyporium,  das  Fieber  stillte  ein  lexi- 
pyretum,  zur  Hautreinigung  diente  das  smegma,  den  Ausfall  der  Haare 
beschleunigte  das  psilotrum  (vgl.  dropacismus] .  Auch  erweichende  (ma- 
lacticus),  zusammenziehende  (stegnus,  stypticus,  systalticus) ,  magen- 
stärkende (eustomachus) ,  speienerregende  (emeticus],  niesenverur- 
sachende (ptarmicus),  erwärmende  (thermanticus]  und  schnell  wir- 
kende (oxyporus)  Medikamente  wurden  gebraucht.  Pillen  (catapotium,  tro- 
chiscus,  sphragis]  waren  längst  bekannt,  ebenso  Gegengifte  (antidotum,  alexi- 
pharmacon,  scorpiacum,  theriace,  diacalaminthes) .  Gegen  die  Krätze  verwen- 
dete man  das  psoricum,  gegen  Gesichtsflecken  Meerschaum  (alcyoneum 
=  Seekork,  spuma  maris],  auch  gab  es  verschiedene  Purgier-  (catharticumf 
anacoeliasmus]  und  Schleimabführungsmittel  (apophlegmatismos).  Un- 
fruchtbarkeit der  Frauen  suchte  man  zu  erzielen  durch  das  atocion,  Mund-, 
Luftröhren-  und  Ohrenkrankheiten  zu  heben  durch  stomatice,  arteriace 
undoti<Mim.  Ätzende  Heilmittel  hiefsen  caustiea.  einschläfernde  hypno- 
tica,  magenreinigende  coeliotica,  urintreihende  diuretica.  Die  Ader- 
lafskunst  und  das  Schröpfen  (phlebotomia ;  scarifatio)  waren  nicht  minder 
bekannt  wie  der  Kehl-  und  Steinschnitt  (laryngotomia,  litholomia) .  Selbst 
Klystiere  wurdisn  verabreicht  (clysmus,  clyster,  clyslerium,  enema)  und  Sitz- 
bäder (encathisma) ,  sowie  kalte  Waschungen  (psych rolusia,  -tron)  vorge- 
schrieben. Besonders  häufig  vorkommende  Medikamente  sind  das  aus  der 
Wurzel  des  Rhamnusstrauchs  gekochte  lycium  und  die  Latwerge 
(ecligma,  -atium,  electarium)  ^). 

Selbstverständlich  stammt  auch  eine  Reihe  Chirurgischer  instrumente 
aus  Griechenland.  Hierher  gehören  besonders  die  Kly stierspritze  (clyster' 
und  der  Katheter  (catheler),  das  Brenneisen  (cauter)  und  der  Trokar 
(centimalis  ßstula  =  x^^ri^/ior),  die  Lanzette  zum  Aderlassen  (phlebolomus, 
enchiridion)  und  das  anabolium  zum  Heben,  der  rhinengytes  zum  Ein- 
spritzen in  die  Nase  und  das  syringotomium  zum  Schneiden  der  Fistel 
u.  a.  mehr^). 


1)  Andere  Medikamente  sind  z.  B.  beizende  (septicus),  irritierende  (aroycticus),  stär- 
kende (tonoticus) ;  ferner  oporicc,  Arznei  aus  Früchten,  anticyricon,  sesamarUges  in  Anli- 
cyra  bereitetes  Heilmittel,  athera,  aus  Arinca,  anihera,  aus  Blüten,  elaterium,  aus  der  Eselv 
gurke  gewonnenes  Medikament;  femer  diacitrium,  diacochlecon,  diacanthes,  diacastoreum, 
diacopraegias,  diabotanon,  diaherpyllum ,  diaeteon,  dialeclrum,  dialoes,  dialthaeon,  dia- 
peganon,  diaprasion,  diapsychon,  diarrhodinon,  diascorodon,  diaspermaton,  diasteaton,  (IIa- 
theon,  diatheriacon,  botryon. 

2)  Vgl.  ferner  lypus,  regelmäfsige  Wiederkehr  fieberhafter  Krankheiten,  paronychlum 
(panaricium)  Niednagel;  acedia,  üble  Laune,  gargarizaro,  gurgeln  (gargarisma;,  catapleii^ 
cataplectatio,  Erschrecken,  malaeissare,  malaxare,  erweichen. 


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laro  niniiti  multos  audio  Corinthi   et   Alhenamin 
ornamenta  laadanie»  mirantesque. 

Cato  bei  Lir.  :M.  4. 

Kap.  XIX.   Plastik. 

Wie  die  fast  durchgängige  Yei^schiedenheit  in  den  Benennungen  der  Werk- 
zeuge und  Produkte  der  Bildnerei  bei  Griechen  und  Römern  darthut,  ist  diese 
Kunst  nur  in  ihren  primitivsten  Anfängen  gräkoitalisch.  Denn  nur  die  allge- 
meinsten Bezeichnungen  wie  scaipere  =  ykarpetv^  das  von  Haus  aus  die  Arbeit 
in  Stein  mit  einem  spitzen  Instrumente  bezeichnete,  und  sculpere  = 
ykvipetv^  womit  man  ursprünglich  nur  das  Schnitzen  in  Holz  verstand  (vgl. 
Blüinner,  Technol.  2.  174  f.),  sind  in  diese  Periode  zurückzuversetzen  *).  Damit 
harmoniert,  dafs  bereits  in  den  oberitalischcn  Pfahldörfern  rohe  Erzeugnisse  aus 
Thon  und  Stein,  besonders  (jcfüfse  und  Waffen,  sich  vorgefunden  haben ;  und 
auch  die  Holzarbeit  wird  schon  frühzeitig  zur  Ornamentierung  von  Gebäuden 
benutzt  worden  sein ,  wie  denn  ausdrücklich  überliefert  wird,  dafs  die  ältesten 
Gölterbilder  der  Griechen,  die  ^oava^  aus  Holz  geschnitzt  worden  sind.  Dagegen 
dürfte  der  Erzgufs  und  die  Bronze be reitung  in  viel  spätere  Zeit  hinabzu- 
rUeken  sein,  da  erst  nach  Ausbildung  des  phönicisch-italischen  Handelsverkehrs 
durch  die  Zufuhr  des  in  Italien  nicht  heimischen  Zinns  sich  diese  Kunst  ent- 
wickeln konnte,  sodafs  man  lange  Zeit  auf  die  von  den  Phöniciern  importierten 
bronzenen  Waffen  und  Geräte  angewiesen  war. 

Wohl  sollte  man  glauben,  dafs  die  Italer  in  der  Zwischenzeit  zwischen  ihrer 
Ansiedelung  im  Potieflande  und  in  der  Ebene  von  Latium  bedeutende  Fortschritte 
in  der  Plastik  gemacht  hätten;  doch  sind  dieselben  nach  Ausweis  der  Funde 
ziemlich  gering  (vgl.  Heibig,  d.  Italiker  i.  d.  Poebene  S.  83  ff.],  ein  Zeichen,  dafs 
die  Römer,  wie  wir  auch  im  folgenden  bestätigt  ßnden  werden,  wenig  künstle- 
rische Begabung  gehabt  haben.  Daher  sagt  Vergil  an  jener  bekannten  Stelle, 
wo  er  vom  Berufe  des  römischen  Volkes  spricht  (Aen.  6.  847)  mit  Recht: 

Excudent  alii  spirantia  mollius  aera 
Credo  equidem,  vivos  ducent  de  marmore  voltus  .... 
Tu  regere  imperio  populos,  Romane,  memento; 
Hae  tibi  erunt  artes. 


\)  Vollkommen  abweichend  sind  in  beiden  Sprachen:  xvnog  und  forma;  xnfAiyo^,  d^tQ- 
/nt<aTQttf  ßttvuog  und  furnus,  fornax;  axfitoy  und  incus;  (XtpvQ«  und  malleus;  nvQuyQcc 
und  forceps;  (pvaa  und  follis;  yXvcpayoy  und  scaiprum;  ßQira^,  louvov^  «yerX/u«,  «(fof, 
aydgia^j  eixtay  und  Signum,  simulacrum,  statua,  effigies,  imago. 

Weise,  Qriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  1 8 


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274  Griechische  Wörter 

Weit  gröfseren  Kunstsinn  und  weit  lebendigere  Reeeptivität  finden  wir  bei 
den  benachbarten  Etruskern,  die  von  den  Griechen^]  schon  früh,  vielleicht 
gleichzeitig  mit  der  Einführung  des  Alphabets,  auf  dem  Gebiete  der  Plastik  so 
mächtig  angeregt  und  gefördert  worden  sind,  dafs  diese  Einwirkung  noch  in  der 
alten  Sage  von  der  Einwanderung  dreier  griechischer  Künstler,  des  Euchir,  Dio- 
pos  und  Eugrammos  (Plin.  35.  452),  aus  Korinth  nach  Tarquinii  nachklingt'^. 
Von  hier  aus,  wo  die  phönicisch-griechische  Steinbaukunst  bald  herrlich  empor- 
blühte, wo  bald  Tempel  errichtet  und  mit  thöncrncn  Götterstatuen  geschmückt 
wurden,  wo  der  Erzgufs  durch  reiche  Erzgruben  Anregung  und  Unterstützung 
fand,  mufsle  sich  bald  ein  merklicher  Einllufs  auf  Rom  geltend  machen.  Und  in 
der  That  sind,  wie  die  ältesten  römischen  Tempel,  so  auch  die  ältesten  simulacra 
von  etruskischen  Künstlern  ausgeführt  worden,  z.  B.  das  Thonbild  des  Kapi- 
tolinischen Jupiter,  welches  der  von  Tarquinius  Priscus  aus  Veji  herbei- 
gerufene Etrusker  Vulcanius  im  Jahre  584  v.  Chr.  für  den  neu  errichteten  Tempel 
dieses  Gottes  schuf,  und  die  aus  der  Hand  desselben  Bildners  hervorgegangenen 
Statuen  des  Herakles  und  des  Viergespanns  auf  dem  Dache  des  gleichen 
Tempels  (Varr.  b.  Plin.  35.  157). 

Überhaupt  überliefs  man  in  jener  Zeit  die  gesamte  künstlerische  Aus- 
schmückung der  Gotteshäuser  durchaus  den  Etruskern.  Doch  brach  sich  die 
griechische  Kunst,  die  so  indirekt  durch  Vermittelung  der  Etrusker  zu  den 
Römern  gelangt  war,  bald  auch  direkt  nach  Rom  Bahn.  So  kann  die  immer  für 
uralt  gehaltene  Sitte  der  Aufstellung  von  Ahnenbi  Idern  aus  Wachs  nicht 
vor  jene  Zeit  des  Igriechisch-latinischen  Handels  hinaufgerückt  werden,  da  die 
Kenntnis  der  Wachsboss ierung  und  des  Wachses  selbst  (cera  aus  x»;fo^ 
entlehnt)  aus  griechischer  Quelle  geflossen  ist. 

Wie  diese  Errungenschaft,  so  führen  auch  andere  Spuren  unmittelbar 
griechischen  Einflusses  bis  in  die  Königszeit.  Interessant  ist  die  Mitteilung  des 
Plinius,  dafs  das  alte  aus  Holz  geschnitzte  Bildwerk  der  Diana  in  dem  röroiscb- 
latinischen  Bundesheiligtume  auf  dem  Aventin,  welches  um  die  Mitte  des  6.  Jabrh. 
V.  Chr.  (zwischen  MO  und  269  der  Stadt)  angeblich  von  Servius Tullius  dort  auf- 
gestellt wurde,  genau  mit  dem  Bilde  der  ephesischen  Diana  übereingestimmt  bal, 
welches  der  Göttin  in  Massilia  geweiht  worden  war.  Demnach  dürfen  wir  wohl 
auch  annehmen,  dafs  in  Massilia  selbst  oder  in  der  gleichfalls  phokäischen  Kolonie 
Elea  (Velia)  in  Unteritalien  der  Schöpfer  des  Dianenbildes  auf  dem  Aventin  zu 
suchen  ist.  Wo  die  gleichfalls  hölzernen  Statuen  der  Fortuna  Muliebris,  die  im 
Jahre  497  und  496  v.  Chr.  in  dem  Tempel  der  Göttin  aufgestellt  wurden,  an- 
gefertigt worden  sind,  vermögen  wir  nicht  zu  bestimmen  ^) . 


Vi  über  die  Anregungen,  welche  die  griechische  PlasUk  vom  Orient  erfahren  hat,  vgl. 
Lübke,  Gesch.  d.   PlasUk.  3.  Aufl.  Leipz.  <880.  S.  74.  76 ff. 

S)  Vgl.  Menge,  Einführang  in  die  antike  Kunst.     Leipz.  4880.  S.  1S7.  429. 

3)  Übrigens  wurden  auch  aus  andern  italischen  Städten  schon  verhültnisintifsig  früh 
Bildsäulen  nach  Rom  übergeführt,  so  das  vermuUich  hölzerne  Standbild  der  Juno  Regina, 
das  nach  der  Einnahme  von  Veji  393  v.  Chr.  dem  aventinischen  Tempel  überwiesen  wurde. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  275 

Bald  finden  wir  auch  griechische  Künstler  aus  Unteritalien  in 
Rom  selbst  thätig.  Besonders  genannt  werden  uns  Damophilus  und  Gor- 
gasus,  erslercr  vielleicht  aus  Himera  in  Sicilien  gebürtig,  wenn  er,  wie  man 
annimmt,  wirklich  der  Vater  oder  der  Grofsvater  des  von  Plin.  35.  61  angeführ- 
ten gleichnamigen  Malers  aus  Himera  ist,  dessen  Lebenszeit  Brunn,  Künstler- 
geschichte 2.  76,  da  er  ein  Schüler  des  Zeuxis  war,  zwischen  die  Jahre  434  und 
396  V.  Chr.  ansetzt^).  Diese  trugen  für  die  plastische  und  malerische 2)  Aus- 
schiDÜckung  des  Ge reStempels  Sorge,  der,  vom  Diktator  Aul.  Postumius  ge- 
loht, im  Jahre  493  v.  Chr.  eingeweiht  worden  ist.  In  demselben  Tempel,  welcher 
aufGeheifs  der  Sibyllinischen  Bücher  erbaut  und  in  welchem  die  Opfer  nach 
griechischem  Ritus  von  griechischen  Priesterinnen  aus  Neapolis  und  Elea  dar- 
gebracht wurden  (vgl.  Cic.  pro  Balb.  24.  55],  fanden  bald  auch  die  ersten  offen- 
bar unter  griechischem  EinUufs  entstandenen  ehernen  Statuen  Platz.  Dafs  dies 
nicht  vor  dem  Jahre  485  geschehen  ist,  lüfst  sich  leicht  daraus  abnehmen,  weil 
nach  Plin.  34.  15  in  diesem  Jahre  das  erste  simulacrum  aeneum  ex  aere  factum 
ex  peculio  Sp.  Cassii  der  Geres  geweiht  worden  ist  (vgl.  Liv.  2.  ii,  Dionys.  v. 
Halicarn.  8.  79) ;  ja  aus  letzterer  Stelle  schliefst  Detlcfsen  1.  1.  42,  dafs  auch  die 
Bildnisse  des  Liber  und  der  Libera  um  dieselbe  Zeit  dort  aufgestellt  worden  sind. 
Damit  steht  in  Einklang ,  dafs  nach  dem  Berichte  der  Alten  die  Erfindung  des 
Erzgusses  d.  h.  also  wohl  der  statuarischen  ThSitigkeit  in  Bronze  den  um  das 
Jahr  578  lebenden  Samiern  Rhoeeus  und  Theodorus  zugeschrieben  wird,  somit 
fast  ein  Jahrhundert  früher  als  in  Rom  ^ur  Anwendung  kam  ^j . 

Dafs  nach  dem  Vorgange  der  Griechen  sich  auch  Römer  der  plastischen 
Kunst  zugewendet  haben,  ist  selbstverständlich,  wenn  auch  die  Zahl  der  uns 
überlieferten  römischen  Künstlernamen  nicht  sehr  grofs  ist  und  sehr  stark 
gegen  die  der  griechischen  zurücktritt;  die  bekanntesten  sind  Coponius  und 
Decius. 

Trat  in  der  letzten  Königszeit,  unter  der  Regierung  der  Tarquinier,  als  die 
Kloaken,  die  Servianische  Mauer ^  die  ersten  grofsartigen  Tempel  und  andere 
Bauwerke  aufgeführt  wurden,  das  Bestreben  hervor,  für  die  Dekoration  der  letz- 
teren Sorge  zu  tragen,  so  machte  sich  in  der  nach  Abschlufs  der  grofsen  italischen 
Kriege  in  der  i.  Hälfte  des  3.  Jahrh.  beginnenden  zweiten  Blüteperiode  der 
Plastik  Latiums  das  Bestreben  bemerkbar,  auch  für  das  behagliche  Aussehen  der 
Städte,  der  öffentlichen  Plätze  und  der  Strafscn  etwas  zu  thun.  Daher  werden 
denn  jetzt  neben  den  Götterbildern  die  Statuen  von  Privatpersonen  geschaffen,  die 


dann  Statuen  aus  Falerli,  die  wahrscheinlich  im  Jahre  394    von    Camillus    nach    Rom    ge- 
schleppt wurden.     Vgl.  Detlefsen,  Progr.  v.  Glückstadt  4867.  S.  15 f. 

1}  Mommsen  R.  G.  1^476  hält  den  Damophilus  für  den  Lehrer  des  Zeuxis  und  setzt 
ihn  ums  Jahr  450  an. 

2}  Plin.  35.  154:  plaslae  laudatissimi  Damophilus  et  Gorgasus  iidem  pictores,  qui  Ce- 
reris  aedem  Romae  ad  Circum  Maximum  utroque  gcnere  artis  suae  excoluerant. 

3}  Der  Erfinder  des  Reliefs  war  nach  griechischer  Überlieferung  Butades,  der  um  das 
Jahr  666  lebte  (Brunn,  KünsUergesch.  I.  23.  403),  während  der  älteste  der  äginetischen 
Meister  Smilis  zwischen  578  u.  538  gelebt  haben  dürfte. 

18* 


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276  Grikchische  Wortes 

leils  auf.  Staatskosten  «Errichtet,  teils  aus  den  Mitteln  von  Privatpersonen  gestiftet 
worden  sind. 

Wolil  finden  wir  vereinzelt  auch  vorher  Monumente  um  den  Staat  wohl- 
verdienter  Manner,  wie  das  des  Dolmetschers  der  Decemvim,  Hermodor  (450 
v.  Chr.),  des  Ahala  und  L.  Minucius  (439).  Doch  sind  die  meisten  derselben,  so 
dos  Maenius,  Camillus,  Tremulus,  Pythagoras,  AIcibiades,  Duilius.  die  das  Forum 
zierten,  und  viele  Denkmaler  auf  dem  Kapitel  erst  seit  dem  Jahre  300  aus 
den  Werkstätten  griechischer  und  römischer  Meister  hervorgegangen.  Dabei  ist 
den  Römern  die  Sitte  eigentümlich,  die  Statuen  auf  Säulen  zu  stellen,  eio 
Gebrauch,  der  sich  nicht  nur  an  der  columna  rostrata  beobachten  Uifst,  sondern 
auch  an  den  Standbildern  des  Minucius,  Maenius  und  Aemilius  Paulus. 

Von  den  aus  Privatmitteln  errichteten  Denkmalern  erwähne  ich  die  des 
Konsuls  Flamininus  (198)  und  des  Acil.  Glabrio  (181),  ferner  der  Scipiooen  und 
des  Ennius  (zwischen  189  und  165  gesetzt,  aus  Marmor  nach  Cic.  pro  Archia 
9.22).  Aus  jener  Zeit  ist  unsderausPeperin  gemeifselte  Sarkophag  des  L.Cor- 
nelius Scipio  Barbatus  erhalten  und  bekundet  in  seiner  ganzen  künstlerischen 
Ausstattung  eine  deutliche  Nachahmung  griechischer  Muster  dorischen  und  ioni- 
schen Stils,  ohne  dafs  sich  entscheiden  liefse,  ob  er  aus  römischer  oder  griechi- 
scher Werkstatt  hervorgegangen  ist ') .  Denn  dafs  sich  die  römischen  Meisler 
auch  in  der  Form  eng  an  griechische  Vorbilder  angeschlossen  haben,  wird  uns, 
abgesehen  von  den  Funden,  ausdrücklich  von  Varro  und  Vitruv  überliefert'). 

Dafs  der  Luxus  der  Ausstattung  und  Ausführung  von  Jahrzehnt  zu  Jahrzehnt 
stieg,  kann  keineswegs  befremden ;  daher  denn  schon  338  dem  G.  Maenius  und 
L.  Furius  Gamillus  Reiterstatuen  auf  dem  Forum  gesetzt  wurden  und  die  bereits 
erwähnte  statua  equestris  des  Acilius  Glabrio,  die  erste  auf  italischem  Boden, 
vergoldet  war  (Liv.  40.  34). 

Seit  der  Eroberung  Tarents  und  Siciliensund  besonders  seit  den  orientalischen 
Feldzügen  wurde  Rom  mit  Statuen  der  eroberten  Städte  förmlich  überschwemmt, 
und  wie  die  Feldherrn  trachteten  jetzt  auch  die  Privatleute  darnach ,  ihre  Häuser 
mit  Werken  der  Plastik  zu  schmücken,  die  von  Feldherrn,  Statthaltern,  den  höch- 
sten Staatsbeamten,  ja  selbst  den  Kaisern  geraubt,  von  keinem  aber  in  frecherer 
Weise  fortgeschleppt  wurden  als  von  Verres.  Auch  temporäre  Überfüh- 
rung von  Kunstschatzen  fand  statt;  denn  nach  dem  Scholiaslen  zu  Cic. 
Verr.  1.  §  49  war  es  den  Ädilen  gestattet,  bei  Gelegenheit  der  Spiele  zur  Aus- 
schmückung der  Stadt  Statuen  aus  den  Provinzen  nach  Rom  bringen  zu  lassen, 
um  sie  dann  den  Besitzern  wieder  zuzustellen. 

Wollte  man  aber  aus  alledem  den  Schlufs  auf  einen  damals  höher  entwickel- 
ten Kunstsinn  der  Römer  ziehen,  so  würde,  man  irren;  vielmehr  besafsen  sie 
einen  so  geringen  Kennerblick  und  wufsten  den  verschiedenen  Wert  der  Kunsl- 
gegenstände  so  wenig  zu  beurteilen,' dafs  es  ihnen  weit  weniger  um  den  Besitz 
wirklich  vollendeter  Gebilde  als  um  die  Ansammlung  einer  grofsen  Zahl  von 


i)  Vgl.  Menge  a.  a.  0.  S.  133. 

i)  Vgl.  auch  DeUefsen  a.  o.  0.  S.  23. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  277 

Statuen  zu  thun  war.  Denn  das  hatten  sie  allerdings  von  den  Griechen  gelernt, 
wie  herrlich  es  sei,  sich  sein  Haus  und  seine  Wohnung  geschmackvoll  einzu- 
richten. 

Selbs^tverständlich  gab  es  auch  Ausnahmen :  besonders  finden  wir  seit  der 
Zeit  der  Scipionen,  wo  griechische  Bildung  mehr  um  sich  zu  greifen  begann, 
Familien,  die,  zu  griechischer  Bildung  hinneigend,  ihre  Söhne  in  der  Plastik 
unterweisen  liefsen  oder  diese  Kunst  selbst  als  Dilettanten  ausübten,  wie  denn 
ausdrücklich  von  Aemilius  Paullus  überliefert  wird,  dafs  er  seine  Söhne  von 
Malern  und  Bildhauern  unterrichten  liefs  (Plutarch.  Aem.  Pauli,  c.  6.]. 

Merkwürdig  ist,  dafs  in  unser  Gebiet  einschlagende  griechische  Termini 
technici  in  der  römischen  Litteratur  erst  bei  Cicero  auftreten,  der  sowohl  der 
halberhobenen,  getriebenen  Arbeit  (toreuma,  vgl.  toreutes,  toreutice) 
gedenkt,  als  auch  der  in  die  Geschirre  eingesetzten  Reliefplatten  (emblema) 
in  seinen  Yerrinen  Erwähnung  thut.  Den  Thonbildner  nennt  zuerst  mit 
griechischem  Namen  (plastes)  Yitruv,  seine  Kunst  (plastice)  und  das  Modell 
(proplasma)  Plinius.  Von  demselben  Autor  werden  wir  über  das  Bas-  (ana- 
glypla,  anagiypha,  prostypa)  und  Haut-Relief  (ectypa),  sowie  über  die  durch- 
brocheneArbeit  (diatreta) ,  informiert,  während  uns  Vitruv  mit  den  statuae 
acrolithae  d.  h.  Statuen  von  Holz,  deren  Aufsenteile  mit  Marmor  bekleidet 
waren,  bekannt  macht. 

Endlich  ist  es  selbstredend,  dafs  die  Römer,  gleichwie  sie  die  griechischen 
Originale  nachahmten,  den  Kopieen  vielfach  auch  die  heimischen,  den  Statuen 
von  den  Künstlern  selbst  verliehenen  Namen,  liefsen.  So  kommt  es,  dafs  wir 
z.  B.  im  34.  Buche  des  Plinius  eine  grofse  Zahl  solcher  Benennungen  vorfinden, 
die  zum  Teil  noch  heutzutage  gäng  und  gäbe  sind,  wie  Apoxyomenos,  Astra- 
galizontes,  Discobolos,  Doryphoros,  Stadiodromos,  Celetizontes,  Pentathlus,  Encri- 
nomenos,  Apollo  Sauroclonos,  Stephanusa,  Pseliumene,  Ganephora,  Buthytes, 
Splanchnopte,  Epistates,  Amazon  Eucnemos,  Catagusa,  Hercules  Hageter,  Mi- 
nerva Musica,  Artemon  Periphoretos,  Satyrus  Periboelos,  Cliduchus,  Diadu- 
menus,  Canon,  Perixyomenos  (Plin.  34.  55—92). 


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Non  de  architoetara  sie  scribiior,  vti  bistoria 
ant  poemata  .  .  Tocabnla  ex  artig  propria  BMcasi- 
tate  concepta  inconsaeto  sermone  obicinnt  sei- 
sibuB  obscnritaiem. 

Vitr.  5.1, 


Kap.  XX.   Architektur. 

War  in  der  UUesten  Zeil  das  Bestreben  der  Menschen  nur  darauf  gerichtet, 
sich  ein  Heim,  ein  gegen  die  Unbilden  der  Witterung  schützendes  Haus  zu  er- 
bauen, so  ist  die  Architektur  als  freie  Kunst  dem  Triebe  entsprungen,  die  Er- 
innerung an  einen  Ort  durch  Gründung  eines  Denkmals  festzuhalten  oder  eine 
Statte  zu  weihen.  Dazu  bot  in  erster  Linie  das  Grab  der  Angehörigen  genilgende 
Gelegenheit,  das  denn  auch  schon  frühzeitig  eine  bestimmte  Form  annahm  und 
aus  dem  sich  allmählich  künstlerisch  vollendete  Bauten  wie  die  ägyptischen 
Pyramiden  und  die  orientalisch-griechischen ,  später  in  Etrurien  und  Latium 
nachgeahmten  Grabmonumente  herausbildeten,  mochten  dieselben  nun  in  unter- 
irdischen  Gewölben  (hypogaeum)  besteben  oder  in  Form  einer  aedicula 
(heroum)  oder  einer  kleinen  Pyramide  (pyramis)  erbaut  sein,  oder  endlich 
zu  pompösen  Gebäuden  anwachsen,  wie  die  dem  Grabmal  des  Mausolus  nach- 
geahmten prächtigen  Ruhestätten  der  Könige  und  Kaiser  (mause le um). 

So  verlieh  die  Kunst  dem  Zweckmäfsigen  im  Laufe  der  Zeit  das  Gepräge 
formaler  Schönheil.  Bald  erstanden  ihr  auch  neue  noch  würdigere  Aufgaben. 
Denn  das  Verlangen,  den  göttlichen  Wesen,  die  unsichtbar  die  Geschicke  der 
Menschen  leiten,  sichtbare  Wohnungen  auf  Erden  zu  gründen  und  damit  eine 
Stätte  zu  schaffen,  wo  man  ihren  Willen  erforschen  und  seinem  religiösen  Drange 
besser  Ausdruck  geben  konnte,  war  die  Veranlassung  zur  Errichtung  der  Gottes- 
häuser. Wie  die  alten  Germanen  noch  zu  Cäsars  Zeit,  so  verehrten  auch  die 
Gräkoitaliker  ihre  Götter  noch  nicht  in  Häusern  und  mit  Bildern,  sondern  in 
heiligen,  abgegrenzten  Bezirken  (lemplum,  T€/.ievog).  Wiederum  erfolgte  der 
erste  Anstofs  zu  diesem  gewaltigen  Fortschritte  im  Oriente,  wiederum  waren  es 
die  Griechen,  die  es  bald  im  Tempelbau  zu  erstaunlicher  Meisterschaft  mit  l>e- 
wundernswerter  Originalität  der  Fortbildung  gebracht  hatten ,  von  denen  die 
Italer  mit  den  neuen  Errungenschaften  bekannt  gemacht  wurden.  Und  iwar 
waren  ihre  ersten  und  gelehrig.sten  Schüler  im  Bauwesen  auf  italischem  Boden 
die  Etrusker,  die,  wie  sie  überhaupt  dazu  geneigt  waren,  alles,  was  sie  als 
brauchbar  bei  fremden  Völkern  erkannten,  bei  sich  aufzunehmen  und  nationdl 


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IN  DER  LATBINISCHEX  SpRACHB.  279 

umzugestalten,  auch  in  der  Architektur  das  verbindende  Glied  zwischen  Morgen- 
und  Abendland  bilden.  Diese  brachten  die  Technik  des  Tempelbaues  nach  Rom 
und  errichteten  dort  selbst  die  ersten  Gotteshäuser.  Erst  später  wurden  sie  darin 
von  den  Griechen  abgelöst.  Wann  aber  dieser  Wechsel  vor  sich  gegangen,  ver- 
mögen wir  nicht  mit  Bestimmtheit  zu  sagen,  wahrscheinlich  bei  Beginn  der  Re- 
publik, wo  die  griechischen  Kultformen  und  Götterbilder  Eingang  zu  finden  be- 
gannen. Wenigstens  wissen  wir  von  dem  prachtigen  um  600  errichteten  Kapi- 
tolinischen Tempel'},  dafs  er  von  etruskischen  Architekten  aufgeführt  worden 
und  von  etruskischen  Künstlern  seine  plastische  Ausschmückung  erhalten  hat. 
Ja  Yarro  [bei  Plin.  35.  45)  teilt  uns  sogar  mit,  dafs  vor  dem  Jahre  496  alle 
Tempeleinrichtungen  und  selbstverständlich  auch  Tempelbauten  von  den  Etrus- 
kern  besorgt  worden  sind.  Wenn  nun  nach  demselben  Gewährsmann  damals 
zuerst  griechische  Künstler  in  Rom  beschäftigt  wurden,  so  ist  es  von  vornherein 
wahrscheinlich,  dafs,  mögen  dies  Baumeister  oder  Maler  oder  Bildhauer  gewesen 
sein,  die  Thätigkeit  derselben  mit  dem  Auftreten  des  griechischen  Götterkultus 
in  Verbindung  steht,  somit  durch  die  Sibyllinischen  Bücher  veranlafst  worden  ist. 
Ward  nun  auch  der  bald  nach  diesem  Jahre  erbaute  Tempel  der  drei  griechischen 
Gottheiten  Ceres,  Liber  und  Libera  (=  Demeter,  Dionys  und  Persephone)  viel- 
leicht noch  nicht  von  Griechen  geschaffen,  sondern  nur  künstlerisch  ausge- 
schmückt, so  dürften  doch  wohl  die  nächstfolgenden  Tempel  wie  der  485  den 
Dioskuren  gestiftete  und  der  431  dem  Apollo  geweihte  unter  der  Leitung  von 
Griechen  entstanden  sein. 

Bald  wurde  der  etruskische  Einflufs  sogar  vollständig  zurückgedrängt, 
während  die  Thätigkeit  der  Griechen  immermehr  zunahm  und  der  griechi- 
sche Baustil  immer  gröfsere  Verbreitung  fand,  sodafs  er  im  letzten  Jahrhundert 
der  Republik  und  in  der  Kaiserzeit  fast  ganz  ausschliefslich  verwendet  wurde. 
Es  ist  d<iher  kein  Wunder,  dafs  uns  von  der  altitalischen,  sogenannten  tuskischen 
Tempelgattung  kein  einziges  Beispiel  erhalten  geblieben  ist,  dafs  sich  dagegen 
sämtliche  Arien  des  griechischen  Tempelbaus  noch  auf  römischem  Boden  nach- 
weisen lassen. 

Hatte  man  den  Manen  der  Verstorbenen  ein  Grabgemach  und  den  Göttern  einen 
Tempel  schaffen  gelernt,  so  wandte  sich  jetzt  die  Architektur  den  zur  Wohlfahrt 
der  Lebenden  dienenden  Einrichtungen  zu.  Grofsartige  Aufgaben  erwuchsen  ihr 
gegen  das  Ende  der  Königsherrschaft,  während  und  bald  nach  der  Regierungszeit 
der  baulustigen  Tarquinier.  Denn  jetzt  wurde  die  Stadt  nicht  nur  mit  den  ersten 
nach  griechischem  Vorbilde  konstruierten  Mauern  umgeben,  sondern  auch  durch 
Abzugskanäle,  sogenannte  Kloaken,  entwässert^)  und  erhielt  einen  Markt- 
platz. Um  dieselbe  Zeit  entstand  auch  der  erste  Cirkus,  der  zwischen  Pala- 
tin  US  und  Aventinus  gelegene    Circus  maximus,  dessen  Einrichtung    samt   den 


i)  Diese  Tempel  nannte  man  nach  griechischer  Auffassung  nunmehr  Feuerstötten  oder 
Herde  der  Götter  (aeües). 

2;  Dafs  hierbei  zum  ersten  Male  der  orientalische ,  von  den  Etruskern  übermittelte 
Gewölbe-  und  Bogeubau  in  Anwendung  kam,  ist  bereits  oben  erörtert  worden  (p.  496). 


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280  Grifxhische  Wörter 

Pferde-  und  Wagenrennen,  für  die  er  beslimmt  war,  aus  Griechenland  stammte 
und  an  griechische  Vorbilder  sich  anlehnte. 

Zu  neuem  Leben  erwachte  die  Architektur  dann  wieder  bald  nach  Beginn 
der  orientalischen  FeldzUge.  So  wurde  im  Jahre  184  von  Cato  während 
seiner  Censur  nach  dem  Muster  der  Gerichtshalle  des  attischen  Archen  Basi- 
ieus  die  erste  Basilika  (basilica),  die  nach  ihm  benannte  basilica  Porcia  mit- 
samt den  daran  befindlichen  Chalcidiken  (chaicidicum)  auf  Staatskosten  auf- 
geführt und  für  den  öffentlichen  Verkehr  und  die  Gerichtsverhandlungen  be- 
stimmt. SiSuIenhalien  (porticus  =  aroa)  schlössen  sich  bald  nach  griechischem 
Vorbilde  an  diese  an.  Auch  wurde  die  bis  dahin  fast  ausschliefslich  verwendete 
dorische  und  ionische  Saulenordnung  seit  den  Feldzügen  in  Asien  und  Griechen- 
land mehr  und  mehr  durch  die  korinthische  Säule  verdrängt,  neben  der  das 
sogenannte  Kompositkapitäl  aufkam,  das  in  seinem  unteren  Teile  dem  korin- 
thischen, im  obern  aber  (Velute,  Echinus)  dem  ionischen  Kapital  nachge- 
ahmt war. 

Mit  den  Athleten  (athletae),  deren  erstes  Auftreten  186  erfolgte,  fanden 
die  griechischen  Stadien  (stadium)  Eingang  und  mit  den  scenischen  Auffüh- 
rungen die  Theater  (theatrum).  Letztere  waren  von  Haus  aus  nur  Bretter- 
gerüste, und  selbst  das  179  v.  Chr.  für  die  Apollinarischen  Spiele  aufgeführte 
steinerne  (Liv.  40.  51)  wurde  vermutlich,  wie  früher  die  hölzernen,  bald  wieder 
zerstört  (vgl.  Momms.  R.  G.  I^  883),  bis  endlich  Pompeius  im  Jahre  57  nachdem 
Vorbilde  des  mitylenäischen  ein  festes  steinern  es  Gebäude  gründete.  Ähn- 
lich verhielt  es  sich  mit  dem  speci fisch  römischen,  jedoch  auf  einer  VerbinduDs 
des  griechischen  Theaterbaus  mit  <lem  Stadium  und  Hippodrom  basierenden 
Amphitheater  ^).  Denn  den  beweglichen  aus  Holz  konstruierten  Gebäuden  des 
C.  Scribonius  Curio  und  Cäsar  (46)  folgte  das  erste  steinerne  erst  spät  nach,  er- 
richtet von  Statilius  Taurus  auf  Anraten  des  Augustus  auf  dem  Campus  Martins. 

In  gleicher  Weise  trug  man  den  gesteigerten  Anforderungen  an  Bequemlich- 
keit bei  den  warmen  Bädern  Rechnung,  die  seit  dem  zweiten  punischen 
Kriege  nach  hellenischem  Typus  eingerichtet,  für  die  aber  erst  seit  der  Mille  des 
1.  .lahrh.  durch  Pompeius  und  Agrippa  die  den  griechischen  Gymnasien  nach^e- 
bildelen  Prachtgebäude  (thermae)  erbaut  wurden  2). 

Dafs  endlich  seit  Beginn  des  1.  Jahrh.  v.  Chr.  sich  auch  ein  gröfserer  Luxus 
bei  den  Privatbauten  geltend  machte  und  dafs  sich  an  diesen  bald  architekto- 
nische Schönheiten  aller  Art  entfalteten,  ist  schon  früher-  ausgeführt  worden. 

Waren  nach  dem  Zurücktreten  der  Elrusker  fast  ausschliefslich  griechische 


1)  Daher  der  aus  griechisclien  Wörtern  gehildele  Name  amphi-thealrum. 

ij  Dagegen  sind  den  Römern  eigentümlich  die  Schwihbogen  (fornices),  die  seil  Beginn 
des  2.  Jahrh.  v.  Chr.  in  Rom  gebaut  wurden  und  deren  L.  Stertinius  im  Jahre  196  allein 
drei,  P.  Cornelius  Scipio  Afric.  490  einen  errichten  liefs  (Liv.  35.  27;  37.  8).  Es  sinJ  dies 
eine  Art  von  Triumphbogen,  EhrendenkmUler  in  Gestalt  von  Thoren,  welche  zu  Ehren  von 
bedeutenden  Männern  errichtet  wurden  und  später  grofsarliger  ausgeführt  portae  trium- 
phales hiefsen.  Über  die  originelle  Enlwickelung  des  Rundtempels  vgl.  Momms.  R.  üesdi. 
I  6  *74.  A. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  281 

Architekten  in  Rom  thätig;  so  wandten  sich  später  auch  die  Römer  selbst  der 
Baukunst  zu.  Denn  ihrem  praktischen  Sinne  mufste  diese  unter  allen  griechi- 
schen Kunstbestrebungeu  am  meisten  zusagen,  zumal  sie  die  einzige  war,  welche 
»nicht  blofs  dem  grofsen  Zweck  des  Staats  und  der  Weltherrschaft  wirksam 
dienen,  sondern  auch  allein  den  Weltherrschaftsgedanken  zum  Ausdruck  bringen 
konnte«.  Daher  ist  die  Baukunst  fast  das  einzige  Kunstgebiet,  dessen  Kultivie- 
rung eines  freien  Römers  für  würdig  gehalten  wurde;  daher  erklärt  sich  die 
stets  zunehmende  Zahl  römischer  Architekten,  die  mit  Cossatius  und  Mucius,  dem 
Erbauer  des  von  Marius  gestifteten  Tempels  der  Honos  und  Virtus,  beginnt,  und 
später  derartig  präponderiert,  dafs  uns  aus  der  Kaiserzeit  nur  der  Name  eines 
einzigen  griechischen  Baumeisters,  des  unter  Traian  lebenden  Damasceners 
Apollodorus,  überliefert  worden  ist. 

Nach  all  dem  bisher  erörterten  kann  es  nicht  verwundern,  dafs  die  Zahl  der 
griechischen  Lehnwörter  auf  dem  Gebiete  der  Architektur  eine  ziemlich 
grofse  ist:  Zuerst  tritt  uns  litterarisch  der  Name  des  Baumeisters  entgegen, 
den  Plautus  etwa  10  mal  erwähnt  (architectus,  architecto).  Bei  demselben  Autor 
finden  wir  die  Benennungen  des  Theaters  (theatrum,  auch  schon  bei  Naev. 
com.  71)  und  des  warmen  Bades  (balineum).  Der  Name  der  Basilika  (basilica} 
wird  zuerst  1)  belegt  auf  einer  Inschrift  aus  der  Zeil  von  13  i — 100;  mit  dem 
Stadium  (sladium)  machen  wir  bei  Luciiius,  mit  den  Thermen  (thermae)  bei 
Cicero,  mit  dem  Amphitheater  und  dem  Chalcidikum  hei  Vitruv  die  erste  Be- 
kanntschaft. 

Des  Pilasters  gedenkt  Calo  (parastata),  des  Architravs  (epistylium) , 
Säulenstuhls  (slylobales) ,  und  der  Rotunde  (tholusj  Varro,  fast  alle  übrigen 
auf  die  Baukunst  bezüglichen  Termini  finden  sich  bei  Fachschriftstellern,  zumeist 
bei  Vitruv,  dessen  aus  10  Büchern  beslehendes  Werk  de  archilectura  uns  voll- 
ständig erhallen  ist. 

Charakleristisch  ist  es,  dafs  neben  der  allgemeinen  Bezeichnung  des  Bau- 
risses (species,  forma,  iinago,  descriptio)  sich  besondere  Arten  desselben  mit 
griechischen  Namen  benannt  finden;  so  der  Grundrifs  als  ichnographia ,  der 
Standrifs  als  orthographia,  die  perspektivische  Zeichnung  der  Vorder- 
seile oder  Nebenseite  eines  Gebäudes  als  scaenographia. 

Auf  das  Mauerwerk  beziehen  sich  Worte  wie  emplecton,  Füllsel  mit  Mörtel 
und  zerbrochenen  Steinen,  isodomos,  Ebenbau,  pseudisodomos ,  falscher 
Ehenbau;  ferner  orthostata ,  Stirnmauer,  pteron ,  Seitenmauer,  und 
ecphora,  Vorsprung;  auf  die  Thüre  mit  ihrem  Schmuck  hyperthyrum,  Fries 
und  Kranz,  corsa,  äufserster  Streifen  an  Thürein  fassungen,  ancon, 
parotis,  Kragstein,  und  thyroma,  die  Thür  selbst. 

Was  die  übrigen  Teile  des  Tempels  und  überhaupt  der  Gebäude  anbelangt, 

4;  Zwar  gedenkt  bereits  Plaulus  (Cure.  472)  der  basilica  und  hezeichnot  sogar  die 
»Spaziergtfnge  unter  den  Säulenhallen«  mit  einem  hibriden  Adjektiv  als  subbasilicani  (Capt. 
84  5).  Doch  tiat  Ritschi  wohl  mit  Recht  (Parerga  I.^p.  207)  die  beiden  in  Frage  kommenden 
Stellen  für  Einschiebsel  aus  der  1.  Hälfte  des  7.  Jahrh.  der  Stadt,  d.  h.  der  Abfassungszeit 
der  Prologe,  erklärt. 


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282  Griecuiscub  Wörter 

so  haben  den  meisten  Einflufs  von  griechischer  Seite  alle  diejenigen  aufzuweisen, 
an  denen  künstlerischer  Schmuck  und  Verzierungen  angebracht  werden  konnten, 
am  wenigsten  die  oberen  nicht  sehr  in  die  Augen  fallenden  Partieen,  am  meisten 
die  unteren. 

Die  auf  das  Dach  und  Gebälk  bezüglichen  Ausdrücke  sind  daher  sämt- 
lich national  römisch^).  Anders  verhält  es  sich  schon  mit  dem  Giebel,  dessen 
Felder  der  Kunst  Gelegenheit  zu  reicher  Ornamentik  gewährten  und  daher  von 
den  Römern  auch  nach  griechischem  Muster  ausgeschmückt  wurden.  Wie  die 
zur  Aufstellung  von  Statuen,  Vasen  u.  s.  f.  am  obern  Ende  oder  in  der  Mitte 
desselben  angebrachten  Postamente  (acroteria),  so  erscheint  auch  das  drei- 
eckige G  i  e b  e  1  f e  id  selbst  unter  griechischem  Namen  als  tympanum  und  aetoma. 

Die  gröfste  Sorgfalt  aber  verwendete  man  auf  die  künstlerische  Vollendung 
der  Säulen  und  des  dieselben  abschliefsenden  Gebälks  Letzteres  bestand 
aus  dem  Architrav  (epistylium),  der  häufig  noch  durch  Hohlkehlen  (cyma- 
tium)  und  Kehl  leisten  (lysis)  geziert  war,  ferner  aus  dem  Fries  (zophorusl 
und  den  daran  befindlichen  Dreischlitzen  (triglyphi)  und  Metopen  (meto- 
pae) ;  erstere  erfreuen  sich  wie  einer  noch  reicher  entwickelten  Tektonik,  so  einer 
umfangreicheren  griechischen  Nomenklatur  2] .  So  begegnen  wir  von  griechischen 
Terminis  zunächst  den  Benennungen  der  weiblichen  und  männlichen  zum  Tragen 
der  Sparrenköpfe  benutzten  Figuren,  den  caryatides  und  telamones  und  der 
Halbsäule  oder  des  Pilasters  (siehe  oben)  =  parastas,  parastata,  parasla- 
tica  (vgl.  antae).  Da  treffen  wir  ferner  den  Säulen fufs  (basis,  spira,  plintbis, 
podium,  stylobates,  stereobates,  crepido) ,  den  Strebepfeiler  (anterides. 
erisma)  und  die  griechischen  Ausdrücke  für  An-  und  Ablauf  (apophysis,  apo- 
thesis)  und  die  Einziehung  (trochilus;  scotiaj.  Vor  allen  aber  sind  wichtig 
die  einzelnen  Teile  des  Kapitals,  in  dessen  Ausbildung  die  verschiedenen 
Säulenordnungen  am  wesentlichsten  differieren :  dazu  gehören  die  obere  Platte 
(abacus,  plinthus),  die  Wulst  (echinus),  der  Eierstab  (cymatiuro) ,  der 
Säulenhals  (hypotracheliou),  der  erhabene,  halbrunde  Ring  (astragalus)  und 
bei  der  korinthischen  Säule  der  Schnörkel  (helix). 

Je  nachdem  nun  ein  Tempel  nur  auf  einer  Seite  mit  einer  Säulenreihe  um- 
geben oder  ringsherum  von  Säulen  geziert  war,  hiefs  er  monopteros  oder 
peripteros  (vgl.  pseudoperipteros ,  pteroma).  Hatte  er  an  der  Vorderfront 
oder  an  der  Vorder-  und  Hinterfront  Säulen,  so  nannte  man  ihn  prostylos 
resp.  amphiprostylos.  Wenn  er  vorn  eine  Halle  hatte,  so  wurde  er  als 
pronaus,  wenn  die  Gella  ohne  Dach  war,  als  hypaethros  bezeichnet. 

Ein  dipteros  aedes  zeigt  zwei  Säulenreihen  (vgl.  pseudodipteros)  und  je 
nach  der  Zahl  und  der  Entfernung  der  einzelnen  Säulen  von  einander  unterschied 
man  viersäulige  (tetrastylos),  sechssäulige  (hexastylos),  achlsäulige  (octa- 


i)  Hierher  gehören  Bezeichnungen  wie  trabs,  tignum,  interlignium,  capreoli,  eolumen, 
columbarium,  columna,  asser,  transtrum,tfscandula,  tegula,  imbrex,  colUciae  u.  a. 

9)  Römische  Bezeichnungen  sin(Lz.  B.  capitulum,  voluta,  Stria,  caualis,  anulus,  cauli- 
culus;  scapus  =  axanos. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  283 

stylos),  zehnsäulige  (decasiylos],  fernsauligc  («iraeosty los),  weilsilulige 
tdiastylos],  schönsäulige  (eustylos),  nahesiiulige  (sy stylos),  und  eng- 
säulige  (pycno stylos).  Bestanden  die  Säulen  aus  einem  Stück,  so  hiefsen  sie 
mono  lithae  columnae^). 


1]  Andere  in  das  Gebiet  der  Architektur  gehörige  Fremdwörter  sind  hemitriglyphus, 
halber  Dreischlitz,  monotriglyphus,  mit  nur  einem  Dreischlitz,  encarpa,  Festons,  embates  = 
modulus,  Model,  atticurges,  im  attischen  Stil  aufgeführt,  barycephalus,  gedrückt,  climacls, 
kleine  Treppe,  episcaenium,  episcenos,  Stockwerk  der  Scene,  tristega,  das  dritte  Stockwerk, 
absis,  Chor  der  Kirche,  astyius,  ohne  Säulen. 


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Es  ist  nicht  eine  einzige  anter  den  italiwli«B 
Knnstrichtnngen,  die  nicht  in  der  a1tgriechisch«i 
Kunst  ihr  hestimmtes  Mnsterhild  finde. 

Mommsen  B.  0.  I  «  237. 


Kap  XXI  Malerei. 

Lange  bevor  die  Römer  in  kunstgerechter  Weise  den  Pinsel  handhaben 
lernten,  wurden  ihnen  die  ersten  Produkte  orientalisch -griechischer  Malerei 
durch  den  Iransmarinen  Vasenhandel  übermittelt.  Bemalte  thönerne 
Manufakte  haben  sich  aus  allen  Perioden  der  griechischen  Kunstentwicklun^ 
in  den  elruskischen  und  latinischen  Gräbern  erhalten ,  selbst  jene  älteste  mil 
Streifen  und  Tierfiguren  gezierte  Gattung,  deren  Import  von  Cumae,  der  älteslen 
chalkidischen  Kolonie  Unteritaliens,  aus  erfolgte.  Doch  haben  die  Römer  die 
ihnen  gegebenen  Vorbilder  nicht  nachgeahmt,  und  wenn  auch  hin  und  wieder 
Vasenmalerei  von  ihnen  geübt  worden  sein  wird,  so  kann  man  doch  im  grofsen 
ganzen  behaupten,  dafs  die  Römer  und  Latiner  gemalte  selbstgefertigte  Vasen 
weder  zur  Ausschmückung  der  Gräber  verwendet  noch  auch  solche  für  den  tä£!- 
lichen  Bedarf  im  Hause  fabriziert  haben. 

Anders  verhält  es  sich  mit  der  Wandmalerei,  deren  Gebrauch  sosehr 
der  heiteren  Lebensanschauung  entspricht,  dafs  an  ihrer  einstigen  Verbreitung 
in  Hellas  und  damit  an  ihrer  frühzeitigen  Übertragung  nach  Rom  nicht  gezweifelt 
werden  darf,  obwohl  keine  griechischen  Wandgemälde  mehr  erhalten  sind  und 
die  alten  Schriftsteller  nur  von  den  grofsen,  zum  Schmucke  öffentlicher  Gebäude 
bestimmten  Bildern  berichten.  Auf  diesem  Felde  fanden  die  Griechen  an  den 
Römern  bald  willige  Schüler.  Denn  wenn  der  Schlufs  aus  dem  Namen  des  0"- 
Fabius  Pictor  nicht  trügt,  so  wird  die  Wandmalerei  bei  den  alten  Römern  schon 
ziemlich  früh  zur  Darstellung  geschichtlicher  und  religiöser  Begebenheiten  aus- 
geübt worden  sein  und  damals  auch  in  grofsem  Ansehen  gestanden  haben. 
Wenigstens  würde,  wenn  sie  zu  jener  Zeit  so  geringe  Achtung  und  Wert- 
schätzung genossen  hätte,  wie  ausgangs  der  Republik,  sich  schwerlich  ein  Fabius 
dazu  entschlossen  haben,  im  Jahre  304  den  Tempel  der  Salus  zu  dekorieren; 
dann  würde  schwerlich  M.  Valerius  die  Seilenwand  des  Rathauses  mit  den  Fresken 
haben  schmücken  lassen  dürfen,  welche  seinen  im  Jahre  263  über  Hiero  und  die 
Karlhager  errungenen  Sieg  zum  Vorwurf  hatten. 


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IN  DER  LATEINISCHRN  SPRACHE.  2S5 

Freilich  kam  die  Ausübung  der  Kunst  bald  in  griechische  HUnde^j; 
besonders  war  dies  der  Fall  seit  der  Zeit  der  orientalischen  Kriege,  von  wo  ab 
eine  Menge  von  Sklaven  und  Freigelassenen  in  Rom  dem  Malerhandwerk  oblagen 
und  bei  der  natürlichen  Begabung  dieses  Volkes  entschieden  gröfsere  Erfolge  er- 
zielten als  die  plumpen,  wenig  Schönheits-  und  Formensinn  bekundenden  Römer. 
Dieser  Periode  gehören  der  von  Naevius  genannte  Theodotus  und  der  aus 
Kleinasien  stammende  Maler  M.  Plautius  Lyco  an,  der  die  Malereien  des 
Tempels  der  Juno  zu  Ärdea  ausgeführt  hat.  £tvvas  später  war  der  Philosoph  und 
Maler  Metrodor  aus  Athen  in  Rom  thätig,  der  die  für  den  Triumph  des  L. 
Paullus  168  bestimmten  Bilder  dort  fertig  gestellt  hat. 

Seitdem  scheint  aber  auch  das  Malergewerbe  in  Mifskredit  bei  den 
Römern  gekommen  zu  sein,  da  seit  Pacuvius,  wie  Plinius  hervorhebt,  kein  an- 
gesehener Römer  unter  den  Malern  vertreten  war.  Dagegen  fing  man  schon  da- 
mals an,  Gefallen  an  griechischen  Gemälden  zu  finden  und  in  blindem,  nicht  auf 
Kennerschaft,  sondern  nur  auf  der  Freude  am  Besitze  beruhenden  Sammeleifer 
schleppte  man  seit  der  Eroberung  Griechenlands  die  Meisterwerke  griechischer 
Künstler  nach  der  Hauptstadt,  um  mit  ihnen  gleichwie  mit  den  plastischen  Bild- 
werken Wohnzimmer,  Speisesäle  und  Villen  zu  schmücken.  Mummius  gab  dazu 
das  Signal^  indem  er  den  Bacchus  des  Aristides,  ein  Gemälde,  das  König  Attalus 
auf  der  damals  veranstalteten  Auktion  um  jeden  Preis  kaufen  wollte,  von  der 
Liste  der  zu  versteigernden  Objekte  strich  und  in  den  Tempel  der  Ceres  über- 
führte, in  dem  Glauben,  das  Bild  müsse  eine  geheime  Kraft  besitzen,  weil  Attalus 
soviel  darauf  geboten.  Andere  folgten  seinem  Beispiele,  inzwischen  dauerte  die 
Thaiigkeit  der  griechischen  Maler  auf  römischem  Boden  fort  2),  bis  die  Wand- 
malerei der  Steinbekleidung  mehr  und  mehr  wich  und  der  künstlerische  Schmuck 
der  Wände  durch  die  Inkrustierung  mit  Marmor  seit  Beginn  der  Kaiserzeit  all- 
mählich verdrängt  wurde  ^) ;  und  wenn  uns  auch  noch  verschiedentlich  römische 
Namen  wie  Ludius,  der  eine  neue  Art  der  Genrebilder  aufbrachte,  ^rellius  u. 
s.  w.  genannt  werden,  so  verrät  doch  die  ganze  Technik  der  auf  uns  gekommenen 
Wandgemälde  griechische  Ausführung  oder  mindestens  beständige  griechische 
Beeinflussung. 

Deshalb  ist  es  auch  nicht  zu  verwundern,  dafs,  abgesehen  von  dem  Namen 
des  Malers  (pictor)  und  des  Pinsels  (peniculum,  penicillum),  des  Mal- 
kastens (arcula)  und  des  G  emäldes  (tabula),  fast  alle  Termini  technici  der 
Malerei  auf  griechische  Quellen  zurückgehen:  So  benennt  man  nach  Plinius 


1)  Nach  Plinius  35.  454  haben  Damophilus  und  Gorgasus  den  im  Jahre  493  geweihten 
Cerestempel  plastisch  und  malerisch  geschmückt  (utroque  genere  artis  suae),  waren  also 
wohl  die  ersten  in  Rom  Ihätigen  griechischen  Maler.  —  Für  die  ältesten  Wandgemälde  in 
Italien  galten  zu  Plinius'  Zeit  (35.  47)  die  von  Ardea  und  Lanuvium.  Über  die  nachweis- 
baren Tempelgemälde  vgl.  Zacher  in  d.  Jahrb.  f.  Philol.  4880  p.  58911. 

2}  So  malte  Timomachus  aus  Byzanz  für  Cäsar  den  rasenden  Ajax,  so  ist  uns  auf  vier 
monochromen  herkulanensischen  Gemälden  der  Name  des  Alexandros  aus  Athen  erhalten. 

3)  Plin.  35.2:  pictura,  arte  quondam  nobili  —  nunc  vero  in  totum  a  marmoribus 
pulse. 


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286  Griechische  Wörter 

und  Vitruv  den  Unterschied  der  Beleuchtung  mit  dem  griechischen  Ausdrucke 
tonus,  so  die  Verschmelzung  der  Tinten  und  die  Übergänge  harnioge,  ein- 
farbige Gemälde  monochromata ,  Nebenzierat,  der  nicht  zum  Hauplgegeo- 
Stande  gehört,  parerga,  Gemälde  mit  perspektivischer  oder  verkürzter  Zeich- 
nung catagrapha,  Landschaftsgemälde  und  Genrebilder  topia  und  xenia, 
während  die  Genremalerei  bei  Gic.  mit  dem  griechisch  geschriebenen  Worte 
QV7taQoyQa(pla  (ad  Attic.  V6,  16),  der  Genremaler  bei  Piinius  rhyparo- 
g ra p h OS  genannt  wird  im  Gegensalze  zu  dem  Porträtmaler  (anthropograpbus) 
und  dem  Vertreter  der  grofsen  Historienmalerei  (megalographia.  Vilr.). 

Die  Malerfarben,  welche  man  gebrauchte,  stammten  fast  ausschließlich 
aus  dem  Mineralreiche  und  bestanden  im  wesentlichen  aus  Ocker  (ochra, 
Sandarach  (sandarac^j ,  Sandyx  (sandyx)  ^) ,  rotem  sinopischen 
Eisenocker  (sinopis],  Bora  x  (chrysocolla),  parätonischer  (paraetonium; 
und  eretrischer  Erde  (terra  Eretria) ,  gelbem  phrygischen  (lapis  Phry- 
gius},  blauem  armenischen  (armenium)  und  weifsem  melischen  (meli- 
num)  Farbstoff.  Von  animalischen  Substanzen  bediente  man  sich  besonders 
des  mit  Kreide  vermischten  Saftes  der  Purpurschnecke  (purpurissum),  von 
vegetabilischen  des  cinnabari,  einer  aus  dem  Safte  mehrerer  ostindiscben 
Bäume  bereiteten  Farbe,  des  ludigos  (indicum)  und  der  Kohle^j. 

Griechische  Erfindung  ist  auch,  wie  der  Name  bekundet,  die  enkausti- 
sche  Malerei  mit  Wachsfarben  (encaustica) ,  wobei  man  sich  des  in  der  Glut- 
pfanne erwärmten  Grabstichels  (cestros)  zum  Auftragen  des  Wachses  be- 
diente, während  man  bei  gröfseren  Flächen  ein  mit  glühenden  Kohlen  gefülltes 
Gefäfs  (cauterium)  verwendete,  das  man  an  die  Wand  hielt,  um  die  Wachs- 
malerei einzubrennen. 

Dafs,  wie  bei  den  Schöpfungen  der  Plastik^  so  auch  bei  den  Meisterwerken 
der  Maierei  oft  die  griechischen  Namen  im  Munde  der  Römer  geläufig  waren, 
geht  deutlich  aus  der  Aufzählung  der  bedeutendsten  Gemälde  griechischer  Maler 
hervor,  die  uns  Piinius  35.  87  ff.  giebt.  Hier  treffen  wir  den  Aposcopeuon,  Ana- 
pauomenos,  Poppyzon,  Ocnos,  Citharoedus,  Discobolus,  Hemeresios,  Metoposco- 
pus,  die  Anadyomene,  Anapauomene,  Ceraunobolia,.Bronte,  Astrape,  Slepbano- 
polis  =  Stephaneplocos,  Necyomantea  und  die  Astragalizontes. 


4)  sandyx  bezeichnet  auch  eine  Staude  mit  scharlachroter  Blume,  die  gleichfalls  ab 
Farbstoff  verwendet  wurde  nach  Schol.  Bern.  z.  Verg.  ecl.  4.  45. 

1)  Vgl.  Plin.  35.  30,  der  auch  cerussa  usta,  Syricum,  atramentum,  auripigmenlam  und 
rubrica  nennt. 


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Was  »hnnngsvoU  den  tiefen  Basen  füllt. 
Dag  spricht  sich  nur  in  roitinen  Tönen  aus. 

Schiller,  Huldigung  der  Künste. 


Kap.  XXIL   Musik. 

Bei  den  Römern  ist  der  Sinn  für  Musik  erst  ziemlich  spat  rege  geworden. 
Wahrend  der  verschwisterte  Stamm  der  Hellenen  es  in  dieser  Kunst  schon  frtlh- 
zeitig  zu  bedeutender  Fertigkeit  gebracht  hatte  und  schon  zu  Themistokles^  Zeit 
die  Ausbildung  in  Gesang  und  Saitenspiei  für  das  Erfordernis  eines  gebildeten 
Mannes  galt,  haben  sie  es  aus  eigner  Initiative  weder  im  Gesänge  zu  grofser  Voll- 
kommenheit  gebracht  noch  auch  in  der  Instrumentalmusik  irgend  welche  Erfolge 
zu  verzeichnen.  Ihre  ganze  Musik  ist  lediglich  ein  Produkt  aufseren  Einflusses, 
etruskischer  und  griechischer  Anregungen :  Jenem  Volke  verdankten  sie  die  mit 
dem  etruskisehen  Opferritual  eingewanderte  Flöte,  die  immer  als  heimisch-ita- 
lische Erfindung  betrachtet  worden  ist,  diesem  die  übrigen,  besonders  militäri- 
schen Blasinstrumente,  vor  allen  Dingen  aber  die  stattliche  Zahl  der 
Saiten- und  Schlaginstrumente. 

Gleichwohl  ist  ihre  Neigung  zur  Musik  im  ganzen  immer  eine  geringe  ge- 
wesen, deren  Ausübung  fast  immer,  wenigstens  in  der  guten  Zeit,  für  eines 
freien  Römers  unwürdig  gehalten  worden.  Sie  war  nicht  Selbstzweck,  sondern 
nur  Mittel  zum  Zwecke,  nicht  Kunst,  sondern  nur  Gewerbe. 

Der  gröfsten  Gunst  haben  sich  noch  die  Blasw  erkzeuge  zu  erfreuen  ge- 
habt und  sind  demgemäfs  auch  am  frühesten  recipiert  und  eigenartig  ausgebildet 
worden.  Ursprünglich  war  die  tibi a^]  wohl  ausschiiefslich  im  Gebrauche,  im 
Kult  der  Götter,  bei  Hochzeiten,  Schmausen  und  Leichenbegängnissen : 

Temporibus  veterum  tibicinis  usus  avorum 

Magnus  et  in  magno  semper  honore  fuit. 

Cantabat  fanis,  cantabat  tibia  ludis, 

Cantabat  maestis  tibia  funeribus.     (Ov.  Fast.  6.  6.  57) . 

Nach  dem  Vorgange  der  etruskisehen  Flötenspieler  (subulones),  die  in 
Rom  schon  in  uralter  Zeit  auftraten  (Momms.  R.  G.  P  231),  bildeten  sich  die 


4)  tibia  =  Schienbein,  demnach   wohl   ursprünglich  aus  dem  Schenkelknochen   eines 
Tieres  verfertigt. 


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288  Gribghisghk  Wörter 

römischen  t  i  b  i  c  i  n  es ,  welche  sich  bereits  unter  Nuina  zu  einer  Zunft  zusammen- 
gethan  haben  sollen.  Dagegen  erscheinen  griechische  Flötenspieler  erst  im  Jahre 
167  auf  latinischem  Boden  (Pol.  30.  13). 

Bald  folgten  andere  Instrumente  nach.  Während  die  latinischen  Hirten  den 
kampanischen  den  Gebrauch  der  Pans flöten  und  Schalmeien  (ristuld  = 
avQiy§,  stipula,  arundo  =  xalafiog)  abgelauscht  haben  mögen,  hielten  die 
Trompete  des  Fufsvolks  (tuba,  bucina,  aaX7Ciy^]  und  das  Ka valleriehorn 
(liluus,  cornu,  ytigag)  mit  der  dorischen  Phaltingitentaktik  unter  ServiusTullius 
ihren  Einzug  in  Rom  und  seitdem  bildeten  die  tubicines  und  cornicines  zwei  be- 
sondere Centurion  des  römischen  Heeres.    Seitdem  galt  das  £nnianische 

At  tuba  terribili  sonitu  taratantara  dixit  (Ann.  45SI  V.] 

und  das  Horazische 

Multos  castra  iuvant  et  lituo  tubae  permix.tus  sonitus  (c.  \,  1.  23). 

Das  erjste  Saiteninstrument^  welches  in  Rom  eingebürgert  wurde,  war 
die  siebcnsaitige  freier  (fides*),  lyra).  Dafs  dieselbe,  wie  Cicero  (d.or.  3.51. 197. 
Tusc.  4.  2.  4)  berichtet  und  Quinliltan  ihm  (1.  10.  20)  nachschreibt;  schon  zur 
Zeit  des  Numa  bei  Gastmählern  Verwendung  gefunden  haben  soll,  ist  wenis;  glaub- 
lich. Auch  wird  uns  sonst  von  Cato  bei  Cic.  Tusc.  4.  2.  3  und  Varro  d.  vil.  pop. 
Rom.  2  (vgl.  Non.  unter  assa  voce)  und  an  andern  Stellen  2)  nur  von  dem  Ge- 
brauch der  Flöte  zur  Begleitung  des  Gesangs  bei  Gastmählern  u.  s.  w.  erzählt, 
wie  denn  auf  Numa  allerlei  selbst  der  republikanischen  Zeit  angehörige  Institu- 
tionen zurückgeführt  worden  sind.  Dagegen  finden  wir  meines  £rach(ens  äii 
der  Angabe  desselben  Cicerij  (Tusc.  4.  2.  4)  quod  (fides)  et  deorum  pulvioaribus 
praecinunt  einen  Anhalt,  woher  und  in  welcher  Zeit  die  Lyra  importiert  worden 
ist.  Götterpolster  und  Lectisternien  können  nämlich  erst  nach  Einführung  der 
Götterbilder  in  Gebrauch  gekommen  sein,  deren  erstes,  das  alte  Schnitzbild  der 
Diana  in  dem  römisch-latinischen  ßundestempcl,  nach  der  gewöhnlichen  Aonabnie 
zwischen  578  und  535  geweiht  worden  ist  (Momms.  R.  G.  1  ^  237.  A.),  werdeo 
aber  thatsächlich  erst  seit  der  Ausübung  des  griechischen  Götterkultus,  also  niil 
Beginn  der  republikanischen  Zeit  Mode  geworden  sein.  Wir  werden  demnarh 
kaum  fehlgreifen ,  wenn  wir  annehmen,  dafs  auch  die  Anwendung  der  Lyra  im 
römischen  Gottesdienste  dem  griechischen  Ritus  entsprungen  ist.  Dafs  das 
Saitenspiel  aber  immer  als  nichtitalische  Sitte  betrachtet  worden  ist,  beweist 
nicht  zum  wenigsten  das  im  Jahre  115  erlassene  Edikt,  welches  mit  Ausuaboie 
der  Flöte  alle  musikalischen  Instrumente,  auch  die  Lyra,  verpönte. 

Aus  derselben  Zeit,  wo  die  Leier  Verbreitung  zu  linden  begann,  datiert 
auch  die  bessere  Ausbildung  des  Gesangs,  welche  gleichfalls  durch  den  griechi- 
schen Ritus  bedingt  war;  und  zwar  sangen  bei  den  Graeco  more  abgehalteneo 


4)  fides  ist  entweder  mit  Fick,  Boitr.  z.  K.  d.  idg.  Spr.  5.  352  zu  Wurzel  ghidh  20 
stellen,  wavon  auch  xi&aQa  stammt  oder  nach  der  gewöhnlichen  Annahme  mit  cgiidfy  zo 
identifizieren.     An  Entlehnung  ist  nicht  zu  denken. 

2)  Siehe  Piderit,  Cic.  d.  orat.  Index  s.  v.  Numa  Pompilius. 


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IN  DER  LATBINI8CBBN  SpRACBB.  289 

Supplikationen  dreimal  neun  Jungfrauen  ein  Lied,  ein  Gebrauch,  der  vermutlich 
schon  im  5.  und  4.  Jahrb.  exerziert  worden  ist,  mit  Bestimmtheit  aber  für  den 
Ausgang  des  3.  Jahrh.  sich  nachweisen  iafst,  wo  (im  Jahre  207)  Livius  Andro- 
nicus  das  zum  Gesänge  bestimmte  carmen  verfafst  hat^)  (Liv.  27.  37). 

So  kam  es,  dafs  man  sich  seit  Beginn  des  zweiten  punischen  Krieges  vielfach 
veranlafst  sah,  die  Knaben  und  Mädchen  durch  griechische  Lehrer  (phonascus, 
rhythmicus)inderGesangs-undTanzkunstausbiidenzu]asscn(Macrob.  sat.  3. 1 4. 4), 
ja  bei  Beginn  des  1.  Jahrh.  hatte  man  sich  an  diese  Sitte  bereits  so  sehr  gewöhnt, 
dafs  Cicero  den  Konsul  L.  Licinius  Crassus  im  Jahre  91  ohne  Ausdruck  des  Tadels 
oder  Unwillens  erwähnen  läfst,  dafs  der  Ritter  Numerius  Furius  den  Gesang 
kultiviere  (d.  or.  3.  23.  86). 

Neue  Anregungen  von  Griechenland  iiefsen  nicht  allzulange  auf  sich  warten. 
Diesmal  war  es  Kleinasien,  welches  seine  Gaben  spendete  und  von  wo  seit  den 
dortigen  FeldzUgen  der  Römer  ein  immer  stärker  werdender  Strom  von  Musi- 
kanten aller  Art  die  Hauptstadt  überflutete.  Schon  damals  begann,  wie  Juvenal 
sich  ausdrückt,  der  Orontes  in  den  Tiber  einzumünden.  Was  die  musici  mit- 
brachten, waren  die  verrufenen  Saiten-  und  Schlaginstrumente,  die 
Zither  (cithara)  und  Harfe  (psalterium) ,  die  Laute  (barbitos)  undSambuka 
(sambuca),  das  trigonum,  die  syrische  pandura  und  das  phönicische 
nablium  und  wie  die  meist  mit  orientalischen  Namen  benannten,  im  Orient 
von  alters  her  beliebten^)  Instrumente  alle  heilsen  mögen 3). 

Seitdem  wurden  musikalische  Aufführungen  eine  stehende,  fast  unentbehr- 
liche Zugabe  bei  Schmausen : 

tunc  (seit  dem  Jahre  187)  psaltriae  sambucistriaeque  —  additae 
epulis  erzählt  uns  Liv.  39.  6.  8 

und  die  römischen  Komiker,  voran  Plautus,  gedenken  zu  wiederholton  Malen  des 
Gesindels  der  asiatischen  Harfenisten  und  Harfenistinnen. 

Vielleicht  noch  etwas  früher,  mit  dem  kleinasiatischen  Cybelekultus ,  traten 
die  orientalischen  Schlaginstrumente  ihre  Wanderung  nach  Rom  an,  die  seitdem 
an  den  geräuschvollen  Festen  dieser  Göttin,  an  den  Bacchanalien  und  bei  anderen 
orgiastischen  Feiern  eine  stehende  Begleitung  bildeten :  da  kamen  die  weithin 
tönenden  Schallbecken  (cymbalum),  die  lärmenden  Handpauken  (tym- 
panuni)  und  die  laut  gellenden  Kastagnetten  (crotalum),  und  mit  ihnen  zog 
das  lüsterne  Volk  der  Tänzer  und  Tänzerinnen  (crotalistria,  cymbalistria, 
tympanistria)  die  breite  Strafse  des  Erwerbs  nach  dem  Westen : 


4)  Harmonischen  Gesang  mit  Durchführung  verschiedener  Stimmen  kannten  weder  die 
Griechen  noch  die  Römer,  vielmehr  begnügte  man  sich,  wenn  man  etwas  im  Chor  vor- 
tragen liefs,  damit,  dieselbe  Stimme  von  allen  singen  zu  lassen. 

2)  Über  den  Gebrauch  der  Flöte,  Laute,  Guitarre,  Zither,  Harfe  u.  s.  w.  im  ägyptischen 
Alterturoe  vgl.  Lauth,  über  altägypt.  Musik.  Sitzungsber.  d.  Münchener  Akad.  1873. 
Heft  IV.  S.  529 ff.,  über  die  musikalischen  Instrumente  der  vedischen  Arier  (Trommel, 
Flute,  Harfe,  Laute  u.  a.)  vgl.  Zimmer,  altlnd.  Leben  Kap.  10. 

3]  Z.  B.  testudo  übersetzt  aus  /^/Ivf,  harpa  =  a^nti]  vgl.  f^ayadi^,  Iniyatyoy  ^  noXv- 
(p&oyyoy» 

Weise,  ariech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  19 


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290  GBiBCHiscHE  Wörter 

strepitu    cymbalistarum  et   tympanistarum  et    choraularum 
barbara  numina  gaudeant.     Apul.  d.  deo  Socrat.  14.  43. 

Ihnen  folgten  mit  den  später  eingebürgerten  orientalischen  KultformeD 
andere  musikalische  Instrumente  nach,  unter  denen  nur  das  dem  Isisdienste  an- 
gehörige  Bist r um  (sistrum)  genannt  werden  mag.  Neue  Errungenschaften  hal 
dann  die  Kaiserzeit  zu  verzeichnen,  in  der  die  Wasserorgel  [organa  hydrau- 
lica)  und  die  Sackpfeife  (vgl.  ascaulcs  =  utricularius)  mehr  in  Aufnahme 
kamen. 

Inzwischen  waren  auch  die  musikalischen  Wettkämpfe  (agon;  der 
Griechen  samt  den  Kampfrichtern  (agonistarcha,  agonothetes,  vgl.  agonothesia, 
und  Wettkämpfern  (agonistaj  auf  römischen  Boden  verpflanzt  worden. 
Dieses  Verdienst  ist  dem  Mummius  zu  vindizieren,  der  bei  seinem  im  Jahre  U5 
hach  der  Zerstörung  Korinths  abgehaltenen  Triumphe  gymnische  und  musische 
Agonen  nach  griechischem  Muster  veranstaltete,  welche  bald  Nachahmung  fanden. 

Konzerte,  das  heifst  Zusammenspiel  verschiedener  Instrumente,  werden 
seit  der  Ciceronianischen  Zeit  erwähnt  unter  dem  Namen  symphonia.  Die 
dabei  Mitwirkenden  hiefsen  symphoniaci  (Cic.  pro  Mil.  21.  55] .  Dabei  blieb  man 
sicherlich  bis  zur  Ciceronianischen  Zeit  der  griechischen  Sitte,  nur  das  Zusammen- 
spiei  von  Zither  und  Flöte  zu  exerzieren,  treu.  Doch  fand  sich  späterhin,  nament- 
lich bei  der  Aufführung  von  Pantomimen ,  ein  reich  besetztes  Orchester  zu- 
sammen, wobei  aufscr  Zither  und  Lyra  besonders  noch  Syringen  und  Ziml>eln 
thätig  waren  (vgl.  Friedländer,  Sittengesch.  111.  246). 

Wenn  somit  Cic.  d.  or.  3.  197  über  die  Musik  äufsert:  nihil  autem  est  lam 
cognatum  mentibus  nostris  quam  numeri  atque  voces,  quibus  et  excitamur  el 
incendimur  et  lenimur  et  languescimus,  so  wird  er  ganz  im  Sinne  seiner  Zeil 
gesprochen  haben ,  die  unter  dem  gewaltigen  auswärtigen  Einflufs  allmählich 
selbst  musikliebend  geworden  war.  Besonders  gilt  dies  von  den  Römerinnen, 
die,  wie  sie  schon  frühzeitig  im  Gesänge  und  Tanze  ausgebildet  wurden,  jetzt 
auch  im  Saitenspiele  dilettierten.  Von  der  Sempronia ,  einer  Mitwisserin  der 
Catilinarischen  Verschwörung,  berichtet  uns  Sallust,  dafs  sie  elegant  die  Zither 
zu  spielen  und  zu  tanzen  verstanden  habe  und  schon  Ovid  konnte  den  römischen 
Schönen  den  Rat  erteilen  : 

Ferner  verstehe  die  Frau,  nach  meinem  Geschmacke  gebildet, 
Zither  und  Piektrum  (plectrum)  zugleich  führen  in  kundiger  Hand. 

Kein  Wunder,  dafs  nunmehr  auch  der  musikalische  Unterricht  in  den  römischen 
Schulen  Platz  findet ,  der  samt  der  Geometrie,  Arithmetik  und  Astronomie  seit 
der  vorvarronischen  Zeit  einen  regelmäfsigen  Gegenstand  der  SchulDÜdung  aus- 
gemacht zu  haben  scheint  (Colum.  \,  praef.  5.  Quint.  4.10.  Senec.  >ep.  88.  9  . 
Ihre  Blüteperiode  aber  erreichte  die  Musik  in  Rom  während  der  Kaiser- 
zeit, besonders  seit  Nero,  der  sich  selbst  als  Sänger  und  Zitherspieler  hören 
lassen  wollte  und  zu  diesem  Zwecke  bereits  im  Jahre  60  Agonen  veranstaltete, 
deren  Brennpunkt  musische  Aufführungen  bildeten  und  an  denen  vornehmlich 


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Ilf  DER  LATEINISGHBIf  SPRACHB.  ^  291 

Römer  teilDahraen.  Auch  in  dem  von  Domitian  gegründeten  kapitolinischen 
Agon  war  die  Musik  reichlich  vertreten,  was  zur  Folge  hatte,  dafs  sich  nunmehr 
auch  die  vornehmen  Römer,  die  Nobilitat,  zu  Dilettanten  in  der  Musik  heranzu- 
hilden  suchten.  Ursprünglich  fand  von  Instrumenten  nur  die  Zither  bei  diesen 
Spielen  Verwendung,  in  Domitians  Zeit  auch  die  Flöte.  Abgehalten  wurden  sie 
jetzt  in  dem  eigens  für  diese  Aufführungen  errichteten  Gebäude  (odeum). 

So  reichhaltig  wie  die  Zahl  der  verschiedenen  Instrumente,  sind  auch  die 
Benennungen  der  musici.  Der  Zilherspieler  hiefs,  je  nachdem  er  mit  Gesang  be- 
gleitete oder  nicht,  citharoedus,  cilharista,  resp.  citharistria  und  psilocitharistes, 
und  wenn  er  den  Chor  accompagnicrte,  chorocitbaristes,  der  Flötenbläser  monau- 
leSy  calamaules,  beim  Opfer  spondaules  (vgl.  spondaulium,  Opfergesang],  der 
Chorflötist  choraules,  der  Sänger  zum  Flötenspiel  auloedus,  der,  welcher  in  der 
Tragödie  die  Cantica  mit  der  Flöte  begleitete,  pythaules.  Dazu  gesellen  sich  der 
lyristes  =  -a  und  die  lyristria,  der  tympanistes  und  die  tympanistria  (vgl.  tym- 
panotriba),  der  cymbalistes  und  die  cymbalistria,  die  crotalistria  und  psaltria 
[vgl.  psailere),  der  ascaules  und  syntonator,  weicher  letztere  das  syntonum  = 
scabcilum,  Taktbrett  tritt. 

Musikalische  termini  lechnici  finden  wir  in  grofser  Zahl  bei  Vitruv, 
noch  mehr  bei  späteren  Fachschriftstellern.  Vitruv  ist  so  offen,  einzugestehen  : 
si  harmonicam  volumus  explicare,  necesse  est  etiam  graecis  verbis  uti,  quod 
nonnulla  eorum  latinas  non  habent  appellationes.  Die  Namen  des  Hymnus,  der 
Harmonie  und  Musik  (hymnus,  harmonia,  musica)  ßnden  wir  bereits  bei  Lucilius 
Lucrez  und  Cicero ;  des  Rhythmus  (rhythmus)  und  des  Taktlehrers  (rhythmicus) 
gedenken  Yarro  und  Cicero.  Vitruvianisch  sind  die  Bezeichnungen  sechssaitig 
(hcxachordos)  und  achtsaitig  (octachordos,  vgl.  monochordos) ;  die  Tonleiter  heifsl 
ebenda  diagramma  (=  sonorum  gradus),  die  drei  Arten  der  Ton-  oder  Klang- 
geschiechter  harmonia,  chroma,  diatonum ;  der  Ton  tonus,  der  halbe  Ton  hemi- 
tonion,  das  Viertel  diesis  =  telartemoria  (vgl.  tritemoria  b.  Marl.  Cap.),  die 
Tonsysteme  des  Tetrachords  (tetrachordum)  :  hypaton,  meson,  synemmenon,  die- 
zeugmenon,  hyperbolaeon ;  die  Intervalle  trite  (Terz),  diatessaron  (Quart),  dia- 
pente  (Quinte),  disdiapente  (Doppelquinte) ,  diapason  (Oktave) ,  disdiapason 
(Doppeloktave),  desgleichen  die  Namen  der  einzelnen  Töne:  trite  synemmenon, 
trite  diezeugmenon,  trite  hyperbolaeon,  nele  synemmenon,  nete  diezeugmenon, 
nele  hyperbolaeon,  paranetc,  paranete  synem.-,  diez.-,  hyperbol.-,  hypate  hy- 
paton, hypate  meson,  parhypate,  parhypatc  meson,  lichanos  hypaton,  lichanos 
meson,  mese,  paramese,  proslambanomenos  ^) . 


1)  Vgl.  aufserdem  systema,  System,  hymenaeus,  Hochzeitsgesang,  chorda,  Saite,  rhylh- 
mopoeia,  Modulation,  colophdnia,  Geigenharz.  Übersetzt  sind  proiectio  =  ixßoX^,  Erhöbung 
des  Tons,  dissolutio  =  exAvcri^,  Erniedrigung  desselben  u.  a. 


19* 


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Ignotnm  tragioae  genas  inTeaifise  CameoM 
Dicitor  et  planstru  vexisse  poemata  TkespU. 
Hör.  A.  P.  rs. 


Kap.  XXTTL   Mimik  und  Orchestik. 

Das  römische  Bühnenwesen  steht  wie  die  gesamte  römische  Litleralur 
von  Anfang  an  unter  griechischem  Einflufs.  Freilich  waren  die  Theatereinrich- 
tungen jener  Zeit  noch  ziemlich  primitiv.  Seit  dem  Jahre  364,  wo  zum  ersten 
Male  einer  Bühne  (scaena)  Erwähnung  gethan  wird,  begnügte  man  sich  mehrere 
Jahrhunderle  lang  mit  einem  einfachen  Brettergerüst  für  die  Acteurs,  ohne  dem 
Publikum  Gelegenheit  zum  Sitzen  zu  bieten,  bis  die  Censoren  Valer.  Messala  uDd 
Cassius  Longinus  um  die  Mitte  des  2.  Jahrh.  (179)  ein  Theater  mit  SilEplälzen 
erbauten  (Liv.  40.  51).  Doch  wurde  dasselbe,  noch  nicht  ganz  vollendet,  auf 
Veranlassung  des  P.  Com.  Scipio  Nasica  wieder  niedergerissen.  Erst  nach  der 
Eroberung  Griechenlands  wurde  durch  Mummius  ein  den  Anforderungen  im 
ganzen  entsprechendes,  gut  eingerichtetes  Theatergebäude  nach  griechischem 
Muster  errichtet,  das  nach  stattgehabter  Aufführung  stets  wieder  abgebrochen 
wurde  ^].  Den  letzten  entscheidenden  Schritt  that  Pompeius,  der  das  hölzerne, 
bewegliche  Theater  im  Jahre  55  durch  ein  festes,  steinernes  ersetzte,  welchem 
sich  im  Jahre  13  v.  Chr.  noch  zwei  andere  von  Com.  Baibus  und  Augustus  er- 
baute anschlössen. 

Im  grofsen  ganzen  war  das  römische  Theater  eine  Nachahmung 
des  griechischen;  daher  auch  die  Bezeichnungen  der  einzelnen  Teile  ent- 
weder entlehnt  oder  aus  dem  Griechischen  übersetzt  sind^).  Doch  w^urden  auch 
wesentliche  Änderungen  vorgenommen,  die  durch  das  Fehlen  des  Chors  im  römi- 
schen Drama  bedingt  waren :  So  wurde  die  Scene  bedeutend  vergröfsert  und 
Thymele  und  Orchestra  kamen  in  Wegfall.    Gleichwohl  wurde  die^ griechische 


4]  Vgl.  Tac.  ann.  U.  24:  possessa  Achaia  Asiaque  Indes  cnratius  edUos  —  a  L.  Mam- 
mii  triumpho  (445). 

2)  Der  Name  des  Theaters  (theatnim)  kommt  schon  bei  Naevius  vor,  ebenso  der  der 
Bühne  (scaena),  die  ja  damals  das  eigentliche  Theater  ausmachte.  Übersetzt  ist  cavea  aas 
jo  xolXoy,  Zuschauerraum,  praecinctiones  aus  dta((6fiaTaj  terrassenförmige  Umgärtaogeo 
oder  Absätze  im  Zuschauerraum,  cunei  aus  xeQxi&e^,  die  keilförmigen  Abschnitte  desselben, 
arena  aus  xoyiarqn,  Sandplatz  zwischen  Bühne  und  Zuschauerraum.  Statt  proscaenium 
sagte  man  auch  pulpitum. 


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IN  DER  LATEf NISCHEN  SPRAGRE.  293 

Benennung  der  letzteren  in  die  römische  Sprache  übernommen ,  natürlich  mit 
veränderter  Bedeutung;  denn  orchestra  bezeichnet  hier  nicht  den  für  die 
Evolutionen  der  Choreuten  bestimmten  Platz,  sondern  den  vornehmsten,  gewöhn- 
lich von  Senatoren  eingenommenen  Raum  im  römischen  Schauspielhauses). 
Einen  ahnlichen  Bedeutungswandel  hat  das  Wort  choragium  =  xo^riyelov^ 
XOQTiyiov  erfahren,  das  nicht  wie  im  griechischen  Theater  den  Ort  bezeichnet, 
wo  der  Chor  zur  Aufführung  seiner  Reigentanze  und  Gesänge  vorbereitet,  unter- 
richtet und  eingeübt  ward ,  sondern  (da  der  Chor  bei  den  Römern  fehlte)  das 
Garderobezimmer  oder  die  Requisiten  wie  Kostüme,  Coulissen,  Mobiliar  u.  s.  f.  2) 
Eigentümlich  ist  ferner  der  römischen  Bühne  die  Einrichtung  des  Theater- 
vorhangs, der  vielleicht  der  altattischen  ganz  abgeht;  und  zwar  unterschied 
man  Haupt-  (aulaeum  =  avlalov)  und  Zwischenakts-  [siparium  =  ai(pa- 
Qov)  Vorhänge,  die  herabgelassen,  nicht  wie  in  dem  spatem  attischen  Theater 
zur  Seite  geschoben  wurden. 

Zu  diesen  gleich  von  vornherein  notwendigen  Änderungen  gesellten  sich  im 
Laufe  der  Zeit  unter  griechischem  Einflufs  wichtige  Neuerungen.  So  wurden 
von  dem  um  das  Bühnenwesen  auch  sonst  verdienten  Mummius  nach  der  Zer- 
störung Korinths  die  zur  Verstärkung  des  Schalls  bestimmten  Apparate 
(echea  =  ^x^icc)  aus  dem  korinthischen  Theater  nach  Rom  übergeführt  ^) ,  so  ge- 
bührt femer  dem  Ädilen  C.  Claudius  Pulcher  (99)  das  Verdienst,  gemalte,  künst- 
lerisch ausgestattete  Coulissen  (paries  scenae)  und  Vorrichtungen  zur  Erzeugung 
des  Donners  in  Aufnahme  gebracht  zu  haben :  im  Jahre  79  unter  der  Ädilitat  des 
L.  und  M.  Lucullus  kamen  die  drehbaren  Coulissen  auf,  und  ein  Jahr  darauf 
übertrug  man  den  kampanischen  Brauch,  das  dem  Winde  und  Wetter  preisge- 
gebene Theater  mit  Segeldecken  zu  überspannen,  nach  der  Hauptstadt. 

Von  Theater m aschinen  wissen  wir  wenig ;  ihre  allgemeine  Bezeichnung 
war  machina  =  (.irjxctvri,  Speciell  erwähnt  werden  unter  andern  die  exostra 
(Cic.) ,  wodurch  das  Innere  eines  Hauses  scenisch  zur  Darstellung  gebracht  wurde, 
und  das  pegma  (Sen.),  ein  künstliches  zum  Emporschnellen  von  Menschen  be- 
nutztes Gerüst. 

Von  den  Kostümstücken,  wie  dem  syrma,  ist  schon  in  Kap.  V  die  Rede 
gewesen.  Aufser  den  dort  erwähnten  sind  hier  noch  zu  nennen  der  Kothurn^) 
(cothurnus  xod'OQvog  Liv.  Andren.),  der  von  den  Tragöden  zur  Erhöhung  ihrer 
Gestalt  verwendet  wurde,  und  der  soccus^)  (=  avuxos),  die  Fufsbekleidung 
der  Komöden  ^) . 


4)  thymelici  hezeichnet  die  Choreuten  des  griechischen  Theaters.  Der  Platz  von  den 
untersten  Sitzreihen  uiti  die  Orchestra  herum  fUhrte  den  Namen  podium. 

2)  choragus  bezeichnet  dem  entsprechend  den  Kostümverleiher. 

3)  Doch  vgl.  Momms.  R.  G.  I.  897.  A.  II.  442. 

4)  Derselbe  soll  den  Athenern  von  den  Etruskern  zugekommen  sein  (Poll.  722.  86.  92}. 

5)  Obwohl  das  Wort  soccus  schwerlich  aus  dem  Griechischen  entlehnt  ist,  so  ist 
doch  die  Möglichkeit  einer  Übernahme  des  damit  bezeichneten  Gegenstandes  nicht  ganz 
auszuschliefsen. 

6)  persona  ist  nicht  ans  nqostanov  entlehnt.  Die  Maske  war  in  Latium  seit  uralter 
Zeit  bei  dem  Mummenschanze  in  Gebrauch  (Momms.  I  ^  224). 


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294  Griechische  Wörter 

Von  den  verschiedenen  Dramengattungen  begegnen  uns  in  Rom  zuerst  die 
Komödie  (comoedia^  Plautus)  und  die  Tragödie  (tragoedia,  Plaut.),  Der- 
gleichen gedenkt  Plautus  bereits  der  römischen  Namenszwitterbildung  der 
iragicoraoedia.  Der  Ausdruck  exodium  begegnet  uns  zwar  nicht  vor 
Varro,  doch  geht  aus  Liv.  7.  2  deutlich  hervor,  dafs  es  bereits  im  2.  Jahrh.  v.Chr. 
unter  diesem  Namen  existierte,  wie  denn  auch  Nonius  ein  exodium  des  Dichters 
Novius  citiert.  Endlich  im  Jahre  82  kam  als  letzter  Spröfsling  der  dramalischeo 
Litterätur  der  Mimus  (mimus)  auf  die  Bühne,  der  zwar  dem  Namen  nach  mit 
dem  altgriechischen  Mimus  übereinstimmt,  aber  in  seinem  Wesen  vielfach  ab- 
weicht. Demnach  kann  der  nach  Festus  p.  326  M.  im  Jahre  214  in  Rom  auf- 
tretende und  mimus  genannte  Schauspieler  nur  ein  griechischer  Komöde  ge- 
wesen sein. 

Wesentlich  anders  und  jüngeren  Datums  ist  der  Pantomimus  (panto- 
mimus].  Eine  Erfindung  der  voraugusteischen  Zeit  und  ausgebildet  durch  Pyla- 
des  und  Bathyllus  22  v.  Chr.,  bestand  dieser  in  Tanz ,  begleitet  mit  allerhand 
Gesten  und  Mienenspiel.  Wurde  derselbe  durch  mehrere  Tänzer  und  Tänzerinnen 
zur  Darstellung  gebracht  und  gewissennafsen  zum  dramatischen  Ballett  erhoben, 
so  erhielt  er  den  Namen  pyrrhicha,  obwohl  er  ebensowenig  wie  der  minaas 
mit  dem  lakonischen  WafFentanze  [Tiv^^lxrj)  wesensverwandt  ist.  Eine  neue 
Erscheinung  der  späteren  Kaiserzeit  war  der  Tanz  des  orchestopolarius, 
welcher  sich  wahrscheinlich  mit  rapider  Geschwindigkeit  um  sich  selbst  herum- 
drehte^). 

Dagegen  wurde  der  griechische  cordax  auf  der  römischen  Bühne  nicht 
heimisch,  wenn  er  auch  dem  von  Bathyllus  erfundenen  Pantomimus  sehr  ähnelte; 
ebenso  ist  das  sie innium  =  a/x^i/|/i^*  immer  ein  Bestandteil  des  griechischen 
Satyrdramas  geblieben,  und  der  Sicinnist  (sicinnista.  Att.  b.  Gell.)  nie  auf  der 
römischen  Bühne  aufgetreten. 

Was  endlich  die  römischen  Benennungen  des  Schauspielers  anbelangt, 
so  ist  der  immer  üblich  gebliebene  generelle  Name  histrio  wahrscheinlich 
etruskischer  Herkunft,  was  sich  daraus  erklärt,  dafs  die  ersten  in  Rom  auftreten- 
den Schauspieler  (im  Jahre  364,  als  bei  Ausbruch  einer  Pest  zur  Besänftigung 
der  Grötter  die  ersten  dramatischen  Spiele  abgehalten  wurden)  Etrusker  waren. 
Hypocrites  ist  kein  Lehnwort;  tragoedus  und  tragicus  gebraucht  Plau- 
tus, ebenso  comicus;  comoedus  Cicero .  Bei  demselben  begegnen  wir  zuerst 
dem  griechischen  Namen  des  Hanswursts  sannio  (vgl.  sanna),  während  der 
Name  des  in  dem  bereits  erwähnten  Nachspiele  (exod ium)  auftretenden  Acteurs 
(exodiarius)  und  der  in  den  Zwischenakten  zur  Unterhaltung  des  Publikums 
recitierenden  Schauspielerin  (emboliariu)  erst  bei  den  Schriftst<;llem  der 
Kaiserzeit  belegt  sind^J . 


\)  Vgl.  aufserdem  ballare  =  ßd^Xeiu^  tanzen,  ballalor,  ballatrix,  ballisUa,  TanzgesSnge. 
Chorea,  Reigen. 

S)  mimus  und  pantomimus  bezeichnen  auch  die  in  diesen  Stücken  auftretenden  Acteurs, 
archimimus  den  mit  der  ersten  Rolle  betrauten  Mimus;  chironomus  ist  identisch  mit  pan- 


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IN  DER  LATEINISCHBIf  SPRACHE.  295 


Anhang:  Amphitheater. 


Die  Amphitheater  dienten  zur  Abhaltung  der  Gladiatorenspiele,  Ve- 
nationen^)  und  Naumachieen,  von  denen  letztere  zuerst  im  Jahre  46,  die 
Tierhetzen  186  und  die  Fechterspiele  264  veranstaltet  worden  sind;  und  zwar 
waren  diese  eine  echt  italische  Institution  und  mögen  von  den  Etruskern ,  bei 
denen  sie  zur  Feier  von  Leichenbegängnissen  üblich  waren,  von  Capua  aus,  wo 
sie  eine  Fechterschule  besafsen,  nach  Rom  übertragen  worden  sein.  Dort  haben 
zuerst  M.  und  Decius  Brutus  zu  Ehren  ihres  verstorbenen  Vaters  im  genannten 
Jahre  ein  munus  gladiatorium  aufgeführt.  Es  geschah  dies  auf  dem  Forum  boa- 
rium,  und  auch  in  der  Folgezeit  ist  dasselbe  zu  gleichem  Zwecke  verwendet 
worden,  bis  man  am  Ausgang  der  republikanischen  Zeit  eigene  Gebäude  zu  die- 
sem Zwecke  errichtete,  die  den  von  den  Römern  aus  griechischen  Wörtern  ge- 
bildeten Namen  amphitheatra  {äfi(pi  +  d-iavQov)  tragen  (Vitr.  1.  7.  1,  vgl. 
Momms.  R.  g.  divi  Aug.  p.  65). 

Das  erste  derartige  Gebäude  wurde  erbaut  von  C.  Scribonius  Curio  (Volks- 
tribun 50  V.  Chr.)  und  war  beweglich,  sodafs  es  aus  zwei  Theatern  zusammen- 
gesetzt wurde.  Das  erste  feste  aus  Stein  dagegen  errichtete  zur  Zeit  des  Augustus 
(29)  Statilius  Taurus  auf  dem  Campus  Martins  (siehe  oben) . 

Da  die  Fechterspiele  italischen  Ursprungs  sind,  so  tragen  die  Kämpfer 
und  Kampfarten  selbstverständlich  meist  italische  Namen.  Lanista  mag 
etruskischer,  mirmillo  und  vielleicht  auch  andabata  gallischer  (?)  Herkunft 
sein.  Griechisch 2)  benannt  sind  die  hoplomachi  und  dimachaeri  von  ihrer 
Bewaffnung,  die  pegmares  von  dem,  wie  im  Theater,  so  auch  im  Amphitheater 
verwendeten  Gerüst  (pegma),  auf  dem  die  Kämpfer  aufgestellt  waren.  Gleich- 
falls dem  Griechischen  entlehnt  ist  die  Benennung  des  zuerst  von  Cäsar  veran- 
stalteten und  seitdem  öfter  wiederholten  Seegefechts  in  der  Arena  des  Amphi- 
theaters (naumachia). 


tomiinus  (cf.  chiroDomia).  Unter  chorus  versteht  man  den  Chor  des  griechischen  Dramas 
oder  den  Reigen  im  allgemeinen,  unter  thiasus  den  zu  Ehren  des  Bacchus  aufgeführten 
Tanzreigen,     embolium  ist  ein  Intermezzo. 

4)  tber  diese  ist  schop  im  4.  Kapitel  gesprochen  worden. 

2}  Vgl.  paegniarii,  AuffUhrer  von  WafTenspielen. 


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Graeoia  capta  fenim  ▼ictorem  eepit. 
Hör.  ep.  2. 1.  5C. 


Kap.  XXIY.   Gymnastik. 

Da  die  Römer  die  Stählung  und  Abhärtung  des  Körpers  als  treffliche  Vor- 
bereitung zum  Kriege  betrachteten,  so  haben  sie  sich  von  alters  her  angelegen 
sein  lassen,  Leibesübungen  vorzunehmen :  Faustkampfund  Ringen,  Welt- 
lauf und  Sprung,  Speer-  und  Steinwurf,  Schwimmen  und  Reiten 
sind  Exercitien,  denen  man  sich  von  jeher  mit  Eifer  hingab,  wenn  man  sie  auch 
nicht,  wie  die  Griechen,  als  Selbstzweck  betrieb  und  kunstmäfsig  ausübte,  son- 
dern als  Mittel  zum  Zwecke  ansah.  Das  alte  römische  Volksfest,  die  ludi  Romani, 
gab  dann  genügende  Gelegenheit,  die  gemachten  Fortschritte  öffentlich  zu  zeigen 
und  vor  versammeltem  Volke  Proben  der  Kraft  und  Gewandtheit  an  den  Tag  zu 
legen.  Freilich  wurde  dieses  bald  nach  griechischem  Muster  organisiert.  Denn  es 
wurden  nicht  nur  die  beliebten  Wagenrennen,  die  einstmals  auch  im  alten 
Indien  sich  grofser  Zuneigung  und  eifriger  Pflege  erfreuten,  angeblich  von  Thurii 
nach  Rom  übertragen,  (in  Wirklichkeit  vielleicht  von  den  Tarquiniern,  die  den 
ersten  Cirkus  erbauten,  aus  einer  griechischen  Kolonie  Kampaniens  entnommen) 
sondern  auch  verschiedene  wesentliche  Züge  erinnern  an  die  gymnische  und 
ritterliche  Agonistik  der  hellenischen  Länder  (vgl.  Dionys.  v.  Halic.  7.  67ff.j. 
besonders  an  die  olympischen  Spiele:  Hier  wie  dort  wurde  dem  Besitzer  des 
siegreichen  Gespanns  ein  Kranz  als  Preis  erteilt,  hier  wie  dort  wurden  die 
gleichen  Übungen,  nach  Cic.  d.  legg.  2.  15  cursus,  pugilatio,  luctatio,  curricu- 
lum  equonim,  vorgenommen,  hier  wie  dort  bildeten  Religion  und  Patriotismus 
den  Hintergrund  der  ganzen  nationalen  Feier.  Ebenso  wurden  nach  Livius'  Be- 
richt (10.  47)  im  Jahre  293  v.  Chr.  bei  den  römischen  Spielen  translato  e  Graecia 
more  Palmzweige  als  Siegespreise  eingeführt. 

Dagegen  war  die  eigentliche  kunstmäfsig  betriebene  Gymnastik 
und  die  mit  gesalbtem  Körper  vorgenommene  Übung  des  Leibes  bei  den  Römern 
in  der  guten  Zeit  verpönt  und  fand,  da  sie  für  unschicklich  und  eines  freien 
Römers  unwürdig  gehalten  wurde,  bis  gegen  das  Ende  der  Republik  keine  Nach- 
ahmung^).   Besonders  anstöfsig  und  sittenverderblich  erschien  die  Nacktheit  der 


4)  Erst  in  der  Kaiserzeit  erscheinen  das  pancratium  (vgl.  pancratice,  pancratiastes)  und 
das  pentathium,  wozu  auch  der  Diskuswurf  (discus)  gehörte^    in   der  römischeo    Litleratur. 


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IN  DER  LATBINISCHBN  SpRACHK.  297 

Palastriten,  und  da  man  der  Meinung  war,  dafs  durch  die  Gymnastik  nur  der 
Müfsiggang  gefördert  werde,  so  hat  man  sich  gerade  dagegen  unter  allen  Kunst- 
Ubungen  am  längsten  gesträubt  und  sie  erst  seit  der  Mitte  des  1 .  Jahrh.  v.  Chr. 
zu  treiben  begonnen.  Und  in  der  That  war  im  2.  Jahrh.,  als  die  Römer  die 
nähere  Bekanntschaft  mit  der  Ringkunst  machten,  diese,  wie  alle  griechischen 
Künste  mehr  oder  weniger,  von  ihrer  einstigen  würdevollen  Stellung  zum  ge- 
werbsmäfsigen  Betriebe  herabgesunken.  An  die  Stelle  der  Kunst  war  das  Ath- 
letenhandwerk (athletae)  getreten ,  und  die  frühere  Decenz  war  der  sittlichen 
Zügellosigkeit  gewichen.  Die  ersten  Athletenkämpfe,  die  Rom  sah,  wurden 
im  Jahre  186  auf  Veranlassung  des  M.  Fulvius  Nobilior  veranstaltet  (Liv.  39.  22} ; 
doch  waren  die  Römer  17  Jahre  später  (169),  als  Aemil.  Paullus  zu  Amphipolis 
griechische  Wettkämpfe  arrangierte,  damit  fast  noch  vollkommen  unbekannt  (ad 
quae  rüdes  tum  Romani  erant  Liv.  45.  22).  Neue  Gelegenheit  zur  Bewunderung 
griechischer  Athleten  bot  das  Jahr  167,  in  welchem  L.  Anicius  neben  Flöten- 
spielern und  Tragöden  auch  Faustkämpfer  in  Rom  auftreten  liefs  (Pol.  30.  43). 
Auch  Mummius  that  bei  Gelegenheit  seines  Triumphes  145  ein  Gleiches.  So 
waren  die  sogenannten  »griechischenSpieleain  Rom  eingebürgert.  Durch 
die  oft  wiederholten  Aufführungen  gewöhnten  sich  die  Römer  bald  daran,  und 
schon  zu  Sullas  Zeit  waren  sie  aufserordentlich  beliebt.  Machte  doch  Sulla  durch 
die  enorme  Heranziehung  griechischer  Athleten  zu  seinen  Spielen  im  Jahre  81 
die  olympischen  Spiele  fast  unmöglich!  Und  wie  hier,  so  waren  auch  bei  den 
Spielen  des  Scaurus  und  Pompeius  griechische  Athleten  thätig,  ja  nach  dem  Siege 
des  Augustus  bei  Actium  beschlofs  sogar  der  römische  Senat,  alle  vier  Jahre 
Agonen  nach  Art  der  in  Nicopolis  eingerichteten  in  Rom  zu  veranstalten,  wie 
dies  denn  thatsächlich  vom  Jahre  28  bis  zum  Tode  des  Augustus  geschehen  ist. 
Auch  die  nachfolgenden  Kaiser  liefsen  sich  angelegen  sein,  die  Wünsche  des 
nach  griechischen  Wettkämpfen  verlangenden  Volks  zu  befriedigen.  Am  weite- 
sten gingen  in  dieser  Hinsicht  Nero  und  Domitian.  Ersterer,  der  sich  selbst  in 
Griechenland  als  Künstler  öffentlich  sehen  liefs,  organisierte  im  Jahre  60  voll- 
kommen nach  griechischem  Muster  eingerichtete,  in  gymnische,  hippische  und 
musische  Übungen  zerfallende  Agonen  mit  fünfjähriger  Wiederkehr,  welche 
dann,  da  sie  bald  wieder  eingingen,  von  Domitian  im  Jahre  86  durch  die  ähn- 
lichen kapitolinischen  Spiele  ersetzt  wurden. 

Seit  welcher  Zeit  nun  die  Römer  die  griechische  Gymnastik  zu  treiben  an- 
gefangen haben,  wird  sich  schwerlich  genau  bestimmen  lassen.  So  viel  ist  aber 
gewifs,  dafs  sie  seit  der  Ciceronianischen  Zeit,  wo  in  Privathäusern  Gymnasien 
eingerichtet  wurden  (ad  Attic.  1 .  8.  9)  und  die  römischen  Thermen  nach  dem 
Musler  der  griechischen  Gymnasien  erbaut  wurden,  gröfsere  Verbreitung  ge- 
funden hat.  Überhaupt  scheint  das  Bad  in  Rom  fortan  immer  in  einem  gewissen 
Zusammenhange  mit  ihr  gestanden  zu  haben. 

Auch  dieses  diätetische  Mittel  der  warmen  Bäder  (balineum)  ist  griechischen 
Ursprungs.  Wohl  hatten  die  Römer  von  alters  her  und  noch  bis  auf  Scipio  (Sen. 
ep.  86.11)  in  der  lavatrina,  dem  Waschhause,  Waschungen  vorgenommen, 
aber  vollständig  organisierte  öffentliche  Badehäuser  mit  warmen  Bädern  datieren 


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298  Gribghisghb  Wörter 

erst  seit  dem  zweiten  punischen  Kriege.  Im  Laufe  der  Zeit  mit  sich  steigerndem 
Luxus  machte  sich  auch  eine  stattlichere,  komfortablere  Einrichtung  der  Bäder 
nötig,  und  so  traten  denn  an  die  Stelle  der  balneae  die  prächtigen  thermae, 
die,  eine  Nachahmung  der  griechischen  Gymnasien ,  neben  den  Badezellen  ele- 
gante Räume  zur  Unterhaltung  und  zu  Körperttbungen  enthielten ;  die  somit,  da 
sie  als  Palästren  und  Badehäuser  das  utile  cum  dulci  vereinigten,  in  der  Kaiser- 
zeit zum  Hauptsammelplatze  und  Mittelpunkte  des  taglichen  Lebens  wurden.  Als 
Erbauer  der  ersten  Therme  wird  uns  Agrippa  genannt. 

Treten  wir  jetzt  einmal  in  ein  römisches  Bad  ein!  Es  besteht  aus  zwei 
Teilen,  der  cella  tepidaria  und  frigidaria,  die,  obwohl  sie  römische 
Namen  tragen,  doch  vollkommen  nach  griechischem  Vorbilde  geschaffen  waren 
(vgl.  hypocaustum).  In  der  Regel  gesellten  sieb  zu  beiden  noch  andere  Zimmer, 
namentlich  ein  für  die  Abreibungen  nach  dem  Bade  bestimmtes  (destrictariam, 
unctorium]  und  ein  zum  An-  und  Auskleiden  benutztes  (apody  terium  Cic). 
Bisweilen  war  damit  auch  ein  Dampfbad  verbunden  (laconicum  Cic),  das 
schon  Plautus  bekannt  gewesen  sein  mufs,  da  er  von  unctiones  Graecae  sudato- 
riae  redet  (Stich.  SI29),  das  aber  als  eine  Imit-ation  des  griechischen  TtvquiTriqm 
erst  seit  der  Ctceronianischen  Zeit  in  Rom  Mode  geworden  zu  sein  scheint^;. 
Es  hatte  eine  halbkugolartige  Wölbung,  hemisphaerium  genannt  (vgl.  tbolos 
bei  Amm.  28.  4).  In  allgemeinen  ^Gebrauch  mag  es  erst  mit  Aufkommen  der 
Thermen  übergegangen  sein.  Das  Gleiche  gilt  von  den  übrigen  luxuriösen  Bade- 
einrichtungen. Dahin  gehören  die  Gesellschafts-  und  Konversations- 
zimmer (exedrae),  der  Raum  zur  Abhaltung  des  beliebten  Ballspiels  (sphae- 
risterium)  und  des  Spiels  mit  dem  sandgefüllten  Sacke  (coryceum),  end- 
lich die  Piecen  für  die  Garderobe,  den  Unterricht  in  der  Gymnastik 
(ephebeum,  vgl.  gymnasium,  palaestraj,  die  Salbung  (elaeothesium)  und  Be- 
stäubung (conisterium)  der  mit  palästrischen  Übungen  Beschäftigten  2).  Hier 
rieb  man  sich  mit  Ol  (oleum)  oder  einer  aus  Ol  und  Wachs  bereiteten  Salbe 
(ceroma)  ein  und  bestäubte  sich  mit  feinem  gelbem  Sande  (baphe) .  Hier  trat  der 
aliptes  (==  alelTcvrig  Gic.  ad  fam.  4.  49.  45]  in  Wirksamkeit,  und  entfaltete 
der  Badearzt  iatraliptes  (Gels.  4.  4.  Petron.  S8.  3)  seine  Hauptthäligkeit, 
während  die  römische  Jugend  in  den  Spielräumen  mit  Bällen  und  Hanteln 
(halteres)  operierte  oder  mit  anderen  Übungen  beschäftigt  war. 


4)  Derselbe  erwähnt  in  Briefen  aus  den  Jahren  55  und  54  (ad  Ati.  4.  40,  ad  Quiat.  fr. 
8.  4.  2)  ein  laconicum  und  eine  assa  cella  als  auf  seinem  Puteolanum  befindlicb. 

2]  Zur  Erhöhung  der  Temperatur  in  den  Badezimmern  wurde  in  der  Regel  ein  im 
Souterrain  befindlicher,  mit  Röhren  versehener  Ofen  (hypocausis)  angewendet,  dermitetoer 
Heizkammer  (propnigeum  a  praefurnium)  versehen  war.  Badeutensilien  waren  Schwämoie 
(spongia),  Badcmttntel  (gausapa),  Wannen  (puelus  Plaut.,  sonst  alveus,  solium)  u.  a. 


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Das  Spiel  ist  die  erste  Poesie  des  Monschen. 
Jean  Paul. 


Kap.  XXY.   Spiele  und  Belustigungen. 

Wenn  man  sich  auf  dem  Gebiete  der  Jagd  und  des  Vogelfangs,  die 
nächst  den  Körper-  und  Waffenttbungen  als  Hauptunterhaltungs-  und  Belusti- 
gungsarten der  alten  Römer  angesehen  werden  müssen,  nach  griechischen  Lehn- 
wörtern umsieht,  so  wird  man  wohl  vergeblich  suchen.  Denn  diese  Vergnü- 
gungen sind  gleich  jenen  echt  römisch  und  von  griechischem  £influfs  so  gut  wie 
ganz  unberührt  geblieben  ^) .  Desto  grölsere  Abhängigkeit  läfst  sich  im  Bereiche 
der  Spiele  beobachten,  nicht  nur  der  Uazardspiele,  die  am  frühesten  nach 
Rom  gekommen  zu  sein  scheinen,  sondern  auch  der  Bali-  und  Kinderspiele, 
der  Gaukeleien  und  Kunststücke,  welche  letzteren  allerdings  wohl  fast 
immer  nur  von  Ausländern  in  Rom  exerziert  worden  sind. 

Die  meisten  dieser  Unterhaltungen  haben  ihre  Heimat  im  Orient.  Wie  auf 
altägyptischen  Gemälden ^j  Würfel-  und  Damen-,  Ball-  und  Moraspiel 
dargestellt  werden,  so  waren  diese  auch  bei  den  alten  Kulturvölkern  Asiens  zu 
Hause  und  selbst  die  ältesten  indischen  Litteraturdenkmäler,  die  Veden,  wissen 
von  ähnlichen  Spielen  der  vedischen  Arier  zu  berichten,  vornehmlich  vom 
Würfelspiel,  dem  sich  diese  mit  grofser  Leidenschaft  hingaben. 

Durch  den  Verkehr  mit  den  orientalischen  Völkern  wurden  die  Griechen  in 
die  Geheimnisse  des  Brett-  und  Würfelspiels  eingeweiht^],  durch  die 
Griechen  wieder  die  Römer.  Die  Zeit  dieser  Entlehnung  zu  bestimmen ,  ver- 
mögen wir  nicht  mehr,  ersehen  aber  aus  den  Plautinischen  Stücken,  dafs  sowohl 
das  Würfelspiel  als  auch  die  beiden  Hauptbrettspiele,  der  ludiis  duodecim 
scr  iptorum  und  der  ludus  latrunculorum,  damals  in  Rom  eingebürgert 
waren.    Wird  die  Bekanntschaft  mit  dem  letzteren  durch  die  Erwähnung  des 


4)  Wohl  aber  lassen  sich  deutlich  gallische  Einwirkungen  nachweisen:  vom  keltischen 
Adel  lernten  die  Römer  die  Hetzjagd  im  freien  Felde,  von  dorther  bezogen  sie  die  Jagdhunde 
und  später  die  Jagdfalken. 

3)  Vgl.  Peschel,  Völkerk.  p.  5S3.  Pauly,  Realencykl.  s.  v.  Aegyptus  I.  4.  306. 

5)  Wenn  Fleischer  zu  Levy,  chald.  Würterb.  11.  527.1>  Recht  hätte,  nBaaog,  Stein  zum 
Brettspiel,  mit  aram.  KD^^S  Täfelchen  zusammenzustellen,  so  würde  das  Brettspiel  mit  Be- 
stimmtheit aus  semitischer  Quelle  abzuleiten  sein;  doch  ist  diese  Annahme  zweifelhaft. 


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300  Griechische  Wörter 

terminus  technicus  incitus  mm  Schach«  bei  Plaut.  Poen.  4.  2.  86  auTser  Zweifel 
gestellt,  so  spricht  zu  Gunsten  einer  frühzeitigen  Übernahme  des  Würfelspiels, 
vielleicht  aus  einer  der  chalcidischen  Städte  Kampaniens,  der  alte,  dem  ionischen 
TsaaaQsg,  4,  entstammende  Name  des  Würfels,  tessera^)  (doch  vgl.  oben  p.2< 5 
mit  Anm.  4).  Auch  sonst  fehlt  es  nicht  an  Indicien ,  die  den  griechischen  Ur- 
sprung dieser  Spiele  deutlich  bekunden.  Wie  der  zum  Brettspiel  benutzte  Aba- 
kus  (abacus,  Brett)  und  die  Figuren  (mandrae,  Bauern,  latrones,  Offi- 
ziere) schon  in  ihren  Namen  griechische  Abkunft  erkennen  lassen ,  so  ist  auch 
der  Gebrauch,  die  Astragalen  mit  vier,  die  tesserae  mit  sechs  Zahlzeichen 
zu  versehen,  so  sind  vor  allen  Dingen  die  Benennungen  der  einzelnen  Würfe 
auf  hellenischen  Einflufs  zurückzuführen  ^] . 

Auch  das  bekannte  Mora spiel  (micatio  =  daxTvliov  iTtälla^cg)  scheint 
seinen  Weg  vom  Orient  über  Griechenland  nach  Rom  genommen  zu  haben. 

Von  anderen  noch  nennenswerten  Hazardspielen  sind  vermutlich  ebendaher 
entlehnt  Caput  aut  na  vis,  unserm  Kopf  oder  Schrift  entsprechend,  welches 
mit  kleinen  Kupfermünzen  gespielt  wurde,  und  das  par  impar  =  o^ra^eii^, 
wobei  man  den  Partner  raten  liefs,  ob  man  eine  gerade  oder  ungerade  Zahl  von 
Geldstücken  in  der  Hand  habe  ^) . 

Im  Bereiche  der  Gaukeleien  und  Kunststücke  ist  wohl  überall  die 
Annahme  orientalischen  Einflusses  gerechtfertigt.  Bekannt  ist,  dafs  im  alten 
Ägypten  das  Jongleurgewerbe  in  hoher  Blüte  gestanden  und  dafs  die  Gaukler  in 
Indien  sogar  eine  besondere  Kastenunterabteilung  gebildet  haben.  An  ihnen 
fanden  die  geschmeidigen  elastischen  Griechen  vortreffliche  Lehrer ;  besonders 
aber  wandten  sich  die  griechischen  Kolonieen  mit  Vorliebe  dem  halsbrecherischen 
Metier  der  Gaukler  zu :  wie  die  Kolonieen  in  der  Regel  das  Mutterland  durch  er- 
finderische Köpfe  und  gewandte,  kräftige  Leute  überragten,  so  haben  auch  die 
griechischen  Kolonialbesitzungen  die  ersten  und  tüchtigsten  Athleten  und  die 
meisten  Jongleure  und  Wagehälse  gestellt.  Die  von  Athenäus  aufgezählten  Mata- 
doren des  Gauklergewerbes  stammen  sämtlich  aus  Grofsgriechenland ,  und  in 
späterer  Zeit  waren  es  die  griechischen  Städte  Kleinasiens,  aus  denen  sich  die 
Schar  der  Thaumaturgen  rekrutierte,  besonders  Mitylene,  die  Heimat  der  Akro- 
baten. 

Die  ersten  Seiltänzer  traten  in  Rom  im  Jahre  364  v.  Chr.  auf  der  Tiberinsei 
auf;  und  seitdem  haben  sich  diese  Aufführungen  oft  wiederholt,  ja  waren  zur 
Zeit  des  Terenz  schon  so  beliebt,  dafs  das  zum  Anhören  der  Hecyra  anwesende 


4)  Die  echt  römischen  Bezeichnungen  alea,  Würfel,  talus,  Astragal,  fritillus,  Würfel- 
becher und  tabula,  Würfelbrett  lassen  allerdings  auf  eine  vorhellenische  Ausübung  des 
Würfelspiels  in  Rom  schliefsen;  doch  war  das  Spiel  vermutlich  damals  noch  unentwickelL 

%)  Übersetzt  sind  der  Hundswurf,  canis,  aus  xvojy,  der  Venuswurf,  Venus,  aus  yiip^ 
(f/ri?,  senio  aus  If/r«??,  suppns  aus  hntia.  Der  Königswurf,  basilicus  Plaut.  Cure.  159  hat 
sogar  seinen  Namen  behalten.  Im  übrigen  vgl.  turricula  und  phimus,  Würfelbecher- 
arten  =«  nvQyoc,  pyrgus  und  tpifiog, 

3)  Der  Unfug  der  Hazardspiele  wurde  gegen  Ende  des  9.  Jahrh.  so  grofs,  dafs  445  ein 
censoriscbes  Edikt  dagegen  erlassen  wurde. 


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IN  DER  LATBIIflSGHKN  SPRACHE.  ^  301 

Publikum  sich  durch  die  Produktionen  eines  Seiltänzers  verleiten  liefs,  aus  dem 
Theater  wegzulaufen.  Unter  der  Censur  des  Messala  und  Cassius  finden  wir  die 
Akrobatik  bereits  im  Theater,  in  der  Kaiserzeit  im  Programm  der  ludi  Romani. 

Neben  dem  schoenobates,  der  auf  dem  dicken  Seile  Proben  seiner  Fertig- 
keit vorführte,  traten  in  der  Kaiserzeit  auch  neurobatae^  Saitentänzer,  auf, 
die  dieselben  Übungen  wie  jener  auf  einer  fast  unsichtbaren  Darmsaite  vor- 
nahmen. Die  schwierigste  Leistung  aber  war  die  Besteigung  des  schrägen,  ge- 
wöhnlich von  der  Orchestra  bis  zu  den  höchsten  Punkten  des  Theaters  gespannten 
Seiles  (catadromus) . 

Verwandter  Art  sind  die  Vorstellungen  der  Äquilibristen  (petauristae, 
petaminarii],  die  ihre  Kunststücke  auf  dem  petaurum,  einem  ziemlich  hohen 
Schaukelgerüste  oder  einer  Flugmaschine  ausführten,  und  des  Wandläufers 
(loechobatesj ,  deren  einer  sich  zur  Zeit  des  Kaisers  Carinus  in  Rom  sehen  lieCs. 

Besonders  häufig  wurden  derartige  Tausendkünstler  zur  Unterhaltung  der 
Gäste  beim  Mahle  herzugezogen,  und  da  hier  mehr  als  anderswo,  um  die  An- 
wesenden zu  amüsieren,  Abwechslung  erforderlich  war,  so  hielten  bald  auch 
andere  Virtuosen  der  Geschwindigkeit  und  Geschicklichkeit  ihren  Einzug  in  die 
Stadt  und  in  die  Säle  der  Reichen :  So  hören  wir  erzählen  von  Gauklern  und 
Gauklerinnen,  die  sich  überschlugen  (cernuus  =  xvßtaTrjvig],  von  Jong- 
leuren, die  mit  Spiefsen  operierten  (obelopaectes)  ^),  von  Messer-  und  Ball- 
künstlern (ventilalores;  pilarii) ,  von  der  Vorführung  mechanisch  bewegter 
Gliederpuppen  oder  Marionetten  (ncurospasta) .  Und  wie  die  alten  Römer 
sich  gern  an  dem  Anblick  abgebrannter  Feuerwerke  (ignes  festi)  weideten,  so 
bewunderten  sie  auch  die  Kunststücke  der  Feuerspeier,  zu  denen  auch  jener 
syrische  Sklave  Eunus  gehört,  der  sich  um  die  Mitte  des  2.  Jahrh.  an  die  Spitze 
des  sicilischen  Sklavenaufstandes  stellte,  und  der  Vielfresser  (polyphagi, 
phagones) ,  unter  denen  neben  dem  Alexandriner  Arpocras  zur  Zeit  des  Nero  auch 
ein  Italiener  genannt  wird,  der  während  der  Regierung  des  Alexander  Severus 
Aufsehen  erregte 2).  Auch  Bauchredner  (ventriloquus,  nvd-iov)  werden  uns 
genannt,  ja  man  ging  in  der  Jagd  nach  Absonderlichem  sogar  soweit,  neben 
Taschenspielern  und  Possenreifsern  (aretalogus]  aller  Art  auch  Zwerge 
inanus,  nana,  pumilio)  und  Blödsinnige  (morio)  bei  Tafel  vorzuführen. 

Verhielten  sich  die  Römer  bei  den  Gaukeleien  fast  durchaus  passiv,  so  finden 
wir  sie  dagegen  in  Aklivität  beim  Ballspiel  und  anderen  derartigen  Unter- 
haltungen. Für  jenes,  das  in  der  Regel  vor  dem  Bade  vorgenommen  wurde, 
waren  in  den  Thermen ,  Gymnasien  und  andern  öffentlichen  Gebäuden  eigene 
Räume  (sphaeristerium)  eingerichtet.  Von  den  fünf  Arten  von  Bällen,  welche 
man  während  der  Kaiserzeit  zum  Ballspiele  verwendete,  tragen  zwei,  trigon 
und  harpastum,  griechische  Namen.    Aufserdem  werden  erwähnt  die  pila, 


4)  Die  Lesart  ist  unsicher.  Die  betreffende  Note  kann  auch  obolopaectes  oder  oopaec- 
tes  gedeutet  werden;  vgl.  Schmitz,  Beitr.  z.  lat.  Sprach-  u.  Litteraturkunde  p.  277. 

2)  Vgl.  Abhandlungen  der  kgl.  Sachs.  Gesellsch.  der  Wissensch.,  philol.-histor.  Kl. 
11.646  f. 


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302  Gribghisghb  Wörtbr 

pila  paganica  und  der  follis,  letzterer  erst  zur  Zeit  des  Pompeius  von 
einem  attischen  Lehrer  In  Neapel  erfunden.  Der  Umstand  nun,  dafs  schon  Nae- 
vius  (com.  p.  47  Ribb.)  termini  technici,  wie  datatim  (vgl.  expulsim)  ludere  er- 
wähnt, läfst  auf  frühe  Einführung  schliefsen  ^) .  —  Ähnlich  verhält  es  sich  mit 
dem  bei  Plautus  (Rud.  724)  erwähnten  follispugilatorius,  der  trotz  seines 
römischen  Namens  nichts  weiter  ist,  als  eine  Nachahmung  des  griechischen  nulh 
Qvxogj  eines  mit  Sand  oder  Mehl  angefüllten  und  an  der  Decke  aufgehängten 
Sackes,  welchen  man  mit  den  Füfsen  in  beständig  schnellere  Rewegung  zu  setzen 
suchte  (vgl.  corycus.  coryceum). 

Wie  die  genannten  beiden  Spiele,  so  wurden  femer  von  Erwachsenen  und 
Knaben  in  gleicher  Weise  betrieben  das  Schaukeln,  Schlauchhüpfen  und 
Stelzenlaufen.  Schon  im  Altertum  fehlte  es  nicht  an  Stimmen,  die  das  alte, 
besonders  an  Bacchusfesten  beliebte  Schaukelspiel  (oscillatio,  aUoqa)  aus  grie- 
chischer Quelle  ableiteten  2),  und  wie  das  an  den  Festen  desselben  Gottes  in 
Griechenland  und  Rom  übliche  Schlauchhüpfen  [aayuokta^^Etv^  cernuare)  ganz  an 
griechische  Herkunft  gemahnt^),  so  giebt  uns  für  die  Übertragung  der  Stelzen 
(grallae,  ncoloßa&Qa)  der  Umstand  einen  gewichtigen  Fingerzeig,  dafs  sie  zuerst 
auf  der  Bühne  zur  Verwendung  kamen  bei  Schauspielern,  die  die  bocksbeinigen 
Figuren  des  Pan  und  der  Satyrn  darzustellen  hatten  (vgl.  Varr.  b.  Non.  s.  v., 
Plaut.  Poen.  3.  1.  27). 

Ober  die  ausschliefslich  im  Gebrauche  der  Jugend  befindlichen  Spiele  sind 
wir  leider  nicht  besonders  gut  orientiert,  da  hier  die  Quellen  aufserordenllich 
dürftig  fliefsen  und  die  römischen  Autoren  nicht,  wie  die  griechischen  Lexiko- 
graphen, uns  ausführliche  Beschreibungen  der  Jugendspiele  hinterlassen  haben, 
sondern  nur  selten  und  ganz  gelegentlich  das  eine  oder  andere  andeuten.  Denn 
das  Werk  des  Sueton  de  puerorum  lusibus,  das  uns  vielleicht  über  die  Abhängig- 
keit der  Römer  von  den  Griechen  einigen  Aufschlufs  gewährt  hätte,  ist  uns  leider 
verloren  gegangen.  Doch  wird  man  annehmen  dürfen,  dafs  die  meisten  der  in 
Hellas  verbreiteten  Jugendbelustigungen  auch  in  Rom  exerziert  worden  sind. 
Etwas  anderes  freilich  ist  es,  ob  dieselben  auch  alle  von  den  Griechen  entlehnt 
sind.  Die  Nomenklatur,  die  fast  durchweg  römisch  ist,  läfst  uns  hier  vollständig 
im  Stiche ;  doch  ist  darauf  deshalb  kein  grofses  Gewicht  zu  legen,  weil  anzu- 
nehmen ist,  dafs  die  Römer  gerade  bei  Kinderspielen  absichtlich  die  schwer- 
fälligen hier  üblichen  griechischen  Bildungen  auf  -ivda^)  gemieden  haben  wer- 
den. Wir  vermögen  demnach  nicht  zu  sagen,  ob  das  beliebte  Ste  cken  pferd- 
chenreiten    (equitare  in  arundine  longa  =  xdlafiov  TtBQcß^vai.    Hör.  sat. 


1)  Ob  das  von  Paul.  Diac.  p.  442  ermähnte  Spiel  catampo  os  xcrr'  af^<p<o  s=  »zu  zweit« 
ein  Ballspiel  ist,  läfst  sich  nicht  entscheiden,     sphaeromachia  heifst  die  Ballpariie. 

2)  Fest.  p.  194  M. :  nee  desunt,  qui  exemplum  Graecorum  secutos  patent  Italos.   Doch 
vgl.  Momms.  R.  G.  18  228. 

3)  Vf?l.  Varr.  d.  vit.  pop,  Rom.  s.  v.  Verg.  g.  2.  888. 

*)  Vgl.  ;ifaAx£i'(fa, /^«(reA/i'ffa,  ^rxoivofpiXivia^  hatQaxiyda,  (p^vyiyda^  i^Btirda,   ffi^- 
uy^a,  ^Kfiyda,  noalyda,  Xr^xiyda,  fjtocxiyda  u.  a. 


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IN  DER  LATBINISCHBN  SPRACHE.  303 

2.  3.  248),  das  Kreiseldrehen^),  das  schon  in  einem  Homerischen  Gleichnis 
vorkommt  (II.  14.  413),  das  sogenannte  Aufhucken^),  'das  Mallaufen^), 
die  von  Ovid  Trist.  3.  12.  19  aufgezählten,  bei  Wiederkehr  des  Frühlings  vor- 
genommenen Spiele,  die  in  der  £legie  de  nuce  ausführlich  erklärten  Nufs- 
spie  ie  mit  ihren  vielen  Variationen  u.  a.  griechischen  oder  römischen  Ursprungs 
sind.  Bei  den  meisten  wird  das  erstere  der  Fall  sein,  doch  geht  Marquardt  B. 
Privataltert.  2.  416  entschieden  zu  weit,  wenn  er  sagt:  »Was  wir  von  Spielen 
in  Rom  hören,  ist  alles  griechisch  oder  gilt  wenigstens  dafür«.  Mit  Sicherheit 
kann  als  entlehnt  bezeichnet  werden  das  Beifentreiben  ,  wozu  man  sich  eines 
mit  Metallringen  versehenen  eisernen  oder  kupfernen  Beifens  bediente.  Denn 
hier  hilft  uns  nicht  nur  das  Lehnwort  trochus  =  r^o/oc;,  sondern  auch  die 
W^orte  des  Horaz  (carm.  3.  24.  56) : 

(puer)  ludere  doclior  seu  Graeco  iubeas  trocho 
über  jeden  Zweifel  hinweg^). 

i]  turbo,  Uirbcii  «=  <rT(>o^/9os',  arqoßiXog.  Pers.  3.  54:  callidior  buxum  torquere  flagello. 
Verg.   Aen.  7.  378.  Tib.  ^  5.  3. 

%)  vehere  =  ntvßrjaivda.  Plaut.  Asin.  8.  3.  109.  Hör.  epod.  4  7.  74. 

3)  ano^idQaaxiy^a]  bei  den  Römern  nach  einer  dabei  gebrauchten  Redensart:  occupat 
extremum  scabic»«  Scabies  genannt.     Acr.  und  Porphyr,  zu  Hör.  A.  P.  44  7. 

4}  Betreffs  der  übrigen  Jugendspiele  genügt  es  zu  verweisen  auf  das  vortrefTliche  Buch 
von  Grasberger,  Erziehung  und  Unterricht  im  klass.  Altert.  I.  4  ff.,  wo  über  50  Knaben- 
spiele besprochen  werden;  vgl.  auch  Marquardt  l.  1.  p.  44  7 ff.  tropa  s=  xQona  bei  Martial 
4.  4  4.  9  ist  vermutlich  das  Spiel  des  »Wurfeins«. 


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Greift  nur  hinein  ins  volle  MenBchenlelwB ! 
Goethe,  Faast. 


Kap.  XXYI.  Familie. 

Das  Familienleben  der  Römer  ruht  durchaus  auf  nationaler  Grundlage  und  hat 
sich  fast  frei  von  äufserer  Beeinflussung  und  deshalb  durchweg  eigentümlich  und 
selbständig  entwickelt.  Die  wohlgeordnete  verwandtschaftliche  Gliederung  der 
Familie  reicht  bis  in  die  proethnische  Zeit  zurück,  und  in  der  gräkoitalischen 
Periode  ist  dieselbe  bis  ins  kleinste  Detail  vollzogen.  Dem  Vater  (pater  7ta^^ 
als  Familienoberhaupte  stand  zur  Seite  die  Mutter  (mater,  /wijri^p),  dem 
Gatten  (7t6aig,  skr.  patis)  die  Gattin  (Ttorvia,  skr.  patl).  Dem  Manne  [0^^ 
skr.  nar,  sabin.  nero]  und  Weibe  {yvvi^,  zd.  ghena,  ksl.  2ena}  gesellte  sich 
Sohn  (got.  sunus,  lith.  sunus,  vlog)  und  Tochter  [dvyarrjQ,  skr.  duhilA]  und 
wieder  an  diese  reihten  sich  die  übrigen  näher  oder  ferner  stehenden  Verwandten 
an:  der  Schwiegervater  (socer,  invQog)  mit  dem  Schwiegersohne 
(gener,  yai^ßgog),  die  Schwiegermutter  (socrus)  mit  der  Schwieger- 
tochter (nurus,  rvocj),  der  Schwager  (levir,  darjQ)  und  die  Schwägerin 
(glos,  yaXiog),  der  Onkel  (patruus,  TtarQiog)  und  der  Neffe  (nepos,  äveipwgj^y 
ja  selbst  der  Sklave  bildete  einen  integrierenden  Teil  der  Familie  (senus^ 
eXqeQog ;  deg-jtoTtjg,  skr.  dAsa)  ^) . 

Und  wie  die  Verwandtschaftsbezeichnungen,  so  war  auch  die  Namen- 
gebung  von  Haus  aus  eine  gleichartige.  Vermutlich  war  der  Individualname 
ursprünglich  der  einzig  gebräuchliche,  nach  den  Angaben  der  römischen  Gelehr- 
ten auch  noch  bei  den  alten  Römern.  Doch  wurde  dieser  Brauch  schon  sehr  früh 
durch  den  andern  verdrängt,  den  Namen  des  Vaters  oder  Familienoberhauptes 
zum  bisherigen  Namen  hinzuzusetzen,  z.  B.  Marcus  Marci.  Später  kam  das  Gen- 
tilicium  auf  (gebildet  mit  der  Endung  ius,  aius,  eius,  aeus,  eus),  welches  fortan 
der  Hauptname  wurde,  während  das  Nomen  zum  Praenomen  herabsank.  Zuletzt 


4)  Vgl.  auch  ianitrices  und  eiyarsQB^, 

2)  Vgl.  ephebus  neben  adulescens. 

8)  Das  zweite  oder  dritte  cognomen,  fälschlich  auch  agnomen  genannt,  war  nur  in 
Besitze  einzelner  Familien  und  wurde  meist  Ehren  halber  als  Belohnung  für  vollbrachte 
grofse  Thaten  beigelegt,  wie  bei  den  Scipionen  Africanus,  Asiaticus  u.  a. 


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IN  DER  LATEINISGHBlf  SPRACHE.  305 

gesellte  sich  dazu  das  cognomen  zur  Unterscheidung  der^  einzelnen  den  gentes 
angehörigen  stirpes  oder  famiüae.  Diese  Art  der  Nomenklatur  war  bei  den  Patri- 
ciern  und  Plebejern  in  fast  gleicher  Weise  ausgebildet,  wenn  auch  die  einzelnen 
gentes  ganz  verschiedene  Gentilicia,  Vor-  und  Beinamen  hatten.  Die  allgemeine 
Sitte  ahmten  auch  die  Freigelassenen  nach,  wenn  sie  in  der  glücklichen  Lage 
waren,  den  ihnen  beigelegten,  nur  aus  einem  Worte  bestehenden  Sklavennamen 
mit  dem  vollständigen  des  libertus  zu  vertauschen,  und  zwar  derart,  dafs  sie 
das  Pränomen  und  Nomen  des  Herrn  ihrem  bisherigen  Namen  vorsetzten. 

Selbstverständlich  drangen,  wie  dies  bei  einer  Handels-  und  Reichshaupt- 
stadt gar  nicht  anders  möglich  ist,  schon  frühzeitig  fremde  Elemente  und  damit 
auch  fremde  Namen  in  die  Gesellschaft  ein:  schon  längst  hat  man  für  die  Ge- 
schlechtsnamen auf  anas,  enas,  inas  umbrische  und  sabinische,  für  die  auf  erna 
z.  B.  Perperna  und  enna  z.  B.  Sisenna  clruskische  Abkunft  erwiesen  (letzteres 
auch  für  die  bekannten  römischen  Vornamen  Aulus,  Gaius,  Spurius,  Tilus)  *) ; 
schon  längst  hat  man  den  gallischen  Ursprung  der  Gentilicia  auf  acus,  den  afri- 
kanischen der  auf  icus,  den  picentinischen  der  auf  inus  (Pomptinus)  und  enus 
(Alfenus)  erkannt.  Auch  läfst  uns  bei  Namen  wie  Pompeius  =  Quintius,  Petreius 
(vgl.  petora  =  quatuor),  die  wahrscheinlich  samnitisch,  und  Gavius,  das  viel- 
leicht oskisch-faliskisch  ist,  schon  die  Form  nicht  darüber  in  Zweifel,  dafs  wir 
hier  fremde  Bildungen  vor  uns  haben. 

Machten  sich  somit  auf  dem  Gebiete  der  Namengebung  mit  dem  Eindringen 
fremder  gentes  schon  frühzeitig  Einflüsse  von  selten  anderer  italischer  Sprachen 
geltend,  so  schlichen  sich  mit  dem  Auftreten  von  Griechen  in  Rom  auch  griechi- 
sche Elemente  ein,  und  da  die  Sklaven  meist  aus  den  Ländern  griechischer  Zunge 
stammten,  so  prävalierten  diese  unter  den  Benennungen  der  Sklaven  stark. 
Doch  wäre  es  ein  nutzloses  Unternehmen,  hier  die  Namen  der  griechischen  Kauf- 
und Handelsleute,  der  orientalischen  Sklaven  und  aller  derer  aufzuzählen,  die 
sich  auf  längere  Zeit  oder  dauernd  in  Rom  niedergelassen  haben.  Vielmehr 
Virerden  wir  uns  gemäfs  der  uns  gestellten  Aufgabe,  den  Einflufs  der  griechi- 
schen Sprache  und  Kultur  auf  die  römische  nachzuweisen,  mit  der  Besprechung 
derjenigen  griechischen  Namen  begnügen,  die  von  römischen  Bürgern  nicht- 
griechischer Abkunft  angenommen  und  geführt  worden  sind.  Da  nun  Nomina 
und  Pränomina  von  Haus  aus  forterbten  und  fixiert  waren,  ehe  griechischer  Ein- 
flufs sich  geltend  machte,  so  kann  es  sich  hier  nur  um  die  Cognomina  handeln, 
die  in  der  That  auch  häufig  auf  griechische  Quelle  zurückgehen  2) . 

Wann  diese  Sitte  aufgekommen  ist,  wird  sich  kaum  mit  Sicherheit  bestimmen 
lassen.  Doch  wird  man  den  Beginn  derselben  spätestens  bis  auf  die  Mitte  des 
4.  Jahrh.  v.  Chr.  hinabrücken  dürfen.  In  noch  früherer  Zeit  ist  freilich  das 
cognomen  Philus  für  die  Furii  bezeugt,  von  denen  ein  Sextus  Furius,  der  zur 


4}  Vgl.  Deeckc  in  der  2.  Aufl.  v.  Müllers  Etruskern  I  p.  434  fr. 

2)  Natürlich  gilt  es  dabei,  mit  Vorsicht  zu  verfahren,  weil  vielfach  Freigelassene  und 
eingewanderte  Griechen,  wenn  sie  frei  wurden,  rcsp.  das  römische  Bürgerrecht  erhielten, 
ihren  Namen  zwei  römische  und  zwar  die  des  Patrons  vorsetzten,  z.  B.  Quintus  Lutatius 
Diodorus  b.  Cic.  Verr.  4.  47.  37. 

Weise,  Uriecli.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  20 


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306  Griechische  Wörter 

Zeil  Coriolans  488  Konsul  in  Rom  war  (Liv.  2.  39],  und  ein  Agrippa  Furius,  399 
Mililärtribun  mit  koi/sularischer  Gewalt  (Liv.  5.  31],  diesen  Beinamen  gehabt 
haben  sollen.  Doch  wird  derselbe,  wenigstens  bei  ersterem,  wohl  eine  Fiktion  der 
Furii  Phili  späterer  Zeit  sein  »und  auf  der  Absicht  beruhen,  diesen  bedeutenden 
Mann  in  ihren  engern  Staumbaum  aufzunehmen.  Dagegen  hege  ich  keinen 
Zweifel,  dafs  der  plebejische  Konsul  des  Jahres  339,  Publilius,  das  Cognomen 
Philo  gehabt  hat  und  dafs  der  Yolkstribun  des  Jahres  311  (Konsul  304)  Publius 
Sempronius  damals  schon  Sophus  zubenannt  worden  ist.  Einem  Konsul  C. 
Plautius  Hypsaeus  begegnen  wir  zuerst  im  Jahre  329  v.  Chr.,  einem  Prätor 
189,  ein  Philipp  US  (Pilipus]  tritt  uns  zuerst  in  dem  plebejischen  Konsul  des 
Jahres  281  Qu.  Marcius,  ein  Blaesus  in  dem  Konsul  des  Jahres  253  und  244 
C.  Sempronius  entgegen.  Während  des  zweiten  punischen  Kriegs  finden  wir 
einen  Silanus  (M.  Junius),  einen  Silus,  nämlich  den  Urgrofsvater  des  Galilina, 
M.  Sergius,  und  einen  Purpureo,  den  L.  Furius^). 

Dem  2.  Jahrh.  gehören  an  die  Cassii  Heminae  (146),  die  Licinii  Murenae 
(der  erste  113  Prälor]  und  Servilii  Glauciae  (der  erste  Prälor  100).  Im 
1.  Jahrh.  finden  wir  erwähnt  Cognomina  wie  Strabo  (G.  Julius  Caesar  Strabo 
87  Bewerber  um  das  Konsulat),  Spinther  (P.  Lentulus  Spinther  Konsul  57. 
Bursa  (T.  Munatius  Plauens  Bursa^  Volkstribun  52],  Lamia  (L.  Aelius  Lamia, 
römischer  Ritter,  Prätor  43],  Laenas  (M.  Popilius  bei  Cic.  Brut.  14,  auch  in  der 
gens  Octavia  und  Vipsania),  Anthyllus  (M.  Antonius,  Sohn  des  Triumvirj, 
Bambalio  (M.  Fulvius  b.  Cic.  Phil.  2.  36.  90),  Agelastus  (M.  Crassus,  Grofs- 
valer  des  Triumvir] .  < 

Andere  erst  in  der  Kaiserzeit  vorkommende  Cognomina  sind  Thrasea 
(d-Qaavg),  Barea  [ßaQvg],  Chaerea,  Cotula,  Musa,  Clepsina  (xif;rri^c> 
Spongia,  Lcpta,  Mola,  Pera,  Schola,  Burrusu.  a.,  bei  denen  es  freilich 
oft  schwer  wird  zu  entscheiden,  ob  wir  es  mit  einem  Römer;  der  einen  griechi- 
schen Beinamen  angenommen  hat,  oder  mit  einem  gcborncn  Griechen,  der  Prä- 
nomen und  Nomen  seines  Brotherrn  erhalten,  zu  thun  haben,  wie  dies  z.  B.  hei 
dem  aus  Syrien  gebürtigen  Dichter  A.  Licinius  Archias,  bei  Q.  Lutatius  Diodorus 
u.  a.  der  Fall  war. 


Auch  die  Principien  der  Kindererziehung  sind  in  ihren  Elementen  in 
orientalischer,  zum  Teil  sogar  proethnischer  Zeit  fixiert  worden.  Das  Leben  de* 
neugeborenen  Kindes  lag  in  der  Hand  des  Hausherrn.  Derselbe  hatte  das  Recht 
je  nach  der  Körperkonstitution  und  dem  Geschlechte,  über  Leben  und  Tod 
(namentlich  durch  Aussetzung)  zu  entscheiden.  Hatte  er  das  Kind  aufgehoben, 
so  wurde  es  aufgezogen.     Die  Erziehung  erfolgte  bis  zum  siebenten  Jahre  im 

i)  Scipio,  PisOi  Caepio;  Tamphilus,  Galba,  CenUio,  Thorius,  Grosphus  u.  a.  geböreo 
nicht  hi^rlier,  da  erstere  echt  römisch,  letztere  wahrscheinlich  gallisch  und  elrusktscb  sind. 
Die  Ableitung  von  Gentiinamen  aus  griechischer  Quelle  wie  Aemilius  aus  aifivXoi  Q.  »- 
beruht  auf  der  Sucht  der  Römer,  ihre  Stammbäume  möglichst  bis  auf  Äneas  zarücUo- 
fuhren  und  an  Troja  anzuknüpfen. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  307 

£lterDhause,  dann  wurde  der  Knabe  dem  Lehrer  übergeben*),  um  etwa  im 
18.  Jahre  beim  Eintritt  der  Pubertät  wehrhaft  gemacht  zu  werden,  d.  h.  bei  den 
Römern  die  toga  virilis  zu  erhalten. 

Der  Unterricht  war  anfangs  ziemlich  primitiv.  Doch  wird  allgemein  über- 
liefert, dafs  die  römischen  Knaben  schon  seit  alter  Zeit  die  Grundzüge  des 
Rechnens  und  Lesen  und  Schreiben  gelernt  haben.  Selbstredend  ist,  dafs  letz- 
teres nicht  vor  der  Einführung  des  Alphabets  geschehen  ist,  die  allerdings  schon 
bald  nach  der  Gründung  KumUs  erfolgt  sein  mag.  Waren  doch  auch  die  Inder 
in  der  vedischen  Periode  noch  des  Lesens  und  Schreibens  unkundig  I 

Hatte  in  aller  Zeit  der  Hausherr  vielfach  neben  der  körperlichen  Ausbildung 
der  Kinder  auch  für  die  geistige  Sorge  getragen  und  den  theoretischen  Unterricht 
selbst  geleitet,  so  wurde  es  nach  und  nach  immer  gewöhnlicher,  die  Schüler 
unter  die  Aufsicht  eines  litterator  (vgl.  grammatista]  zu  stellen^  eines  Sklaven 
oder  Freigelassenen,  der  als  Hauslehrer  fungierte  oder  in  eigner  Behausung  ohne 
staatliche  Kontrolle  seines  Amtes  als  Jugendeneieher  waltete.  Lange  Zeit  genügte 
der  in  dieser  Weise  gegebene  Unterricht,  bis  der  Hellenismus  sich  auch  auf 
diesem  Gebiete  Bahn  brach  und  etwa  seit  der  Zeit  des  zweiten  punischen  Krieges 
neben  dem  litterator  ein  griechischer  Sprachmeister  (grammaticus)  auftrat,  der 
den  römischen  Knaben  die  mehr  und  mehr  unentbehrlich  werdende  griechische 
Sprache  beibrachte  und  die  Zwölftafelgesetze  als  Schulbuch  durch  den  Homer 
ersetzte.  So  waren  Livius  Andronicus  und  Ennius  als  griechische  Privatlehrer 
thatig,  und  von  Aemilius  Paullus  wird  uns  ausdrücklich  überliefert,  dafs  er  zur 
Erziehung  seiner  Kinder  den  athenischen  Philosophen  Mctrodorus  nach  Rom  ge- 
zogen habe.  In  ausgedehnterem  Mafse  fand  dieser  Unterricht  aber  erst  Eingang 
seit  der  Mitte  des  2.  Jahrb.,  um  welche  Zeil  nach  Suetons  Bericht  (de  gramm. 
2(r.)  die  Grammatiker  ihre  Schulen  eröffneten,  in  denen  die  Lektüre  poetischer 
Musterschriftsteller  griechischer  und  römischer  Nationalität  und  die  allseitige 
sachliche  und  formelle  Interpretation  die  Hauptsache  ausmachte.  Erst  seit  Beginn 
des  letzten  Jahrh.  v.  Chr.  trat  eine  Änderung  insofern  ein,  als  die  dem  gram- 
maticus bisher  überlassene  rhetorische  Ausbildung^)  der  Knaben  einem  rhetor 
übertragen  wurde 3)  und  als  die  römische  Jugend,  um  des  Griechischen  schon 
im  zarten  Alter  durch  den  täglichen  Gebrauch  mächtig  zu  werden,  der  Obhut 
und  Pflege  des  custos  entzogen  und  unter  die  Aufsieht  eines  griechischen  Päda- 
gogen (paedagogus)  gestellt  wurde,  dem  es  oblag,  die  ihm  anvertrauten 
Knaben  beständig  zu  überwachen  und  sogar  zur  Schule  zu  geleiten. 

Dafs  im  Laufe  der  Zeit  ein  Unterrichtsgegensland  nach  dem  andern  nach 
griechischem  Vorbilde  übernommen  wurde,  bis  schliefslich  die  sogenannte  ency- 
klische  Bildung  abgeschlossen  war,  ist  fast  selbstverständlich,  aber  ebenso,  dafs 
diese  ganze  Erziehungsart  mehr  oder  weniger  auf  die  höheren  Stände  beschränkt 
blieb  und  auf  die  grofse  Masse  ganz  unwesentlichen  Einflufs  ausgeübt  hat. 


4)  Ober  die  äUeslen  Schulen  Roms  vgl.  Marquardt,  Rom.  Privatalterl.  i.  p.  92. 

2)  Suet.  d.  gramm.  4  :  veteres  grammalici  et  rhetoricam  docebunt. 

3)  Die  erslen  rhetores  werden  161  erwähnt;  vgl.  Sueton.  d.  gr.  «5.  Gell.  15.  H.  1  f . 

20» 


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308  Griechische  Wörter 

In  der  Kaiserzeit  nahm  der  Unterricht  durchaus  einen  öffentlichen  Charakter 
an,  besonders  seit  Hadrian,  der  zur  Förderung  wissenschaftlicher  Bildung  eine 
Hochschule  [A  l  h  e  n  a  e  u  m)  in  Rom  gründete ,  welche  das  Muster  für  die 
folgenden  Kaiserschulen  wurde. 


Auch  die  ehelichen  Gebrauche  gehen  zum  Teil  in  voritalische  Zeit 
zurück.  Wie  die  Monogamie  zu  Recht  bestand,  so  wurde  auch  jeglicher  Ehebruch 
streng  bestraft.  Die  Bestimmung,  dafs  zwischen  Geschwistern  keine  Verheira- 
tung stattfinden  darf,  finden  wir  bei  den  Indern  und  Italern,  die  Sitte,  dafs  der 
Bräutigam  sich  die  Braut  förmlich  erkauft,  bei  Indern,  Italem,  Griechen  und 
Germanen.  Nur  bei  der  Hochzeitsfeier  scheinen  sich  vereinzelte  griechische 
Ceremonieen  eingeschlichen  zu  haben;  daher  denn  z.  B.  auch  das  Brautlied 
(epithalamium,  hymenaeusj  ^)  und  Brautgemach  (thalamus)  griechische  Namen 
tragen. 

Deutlichere  und  umfangreichere  Spuren  griechischer  Einwirkung  finden  wir 
bei  der  Beerdigung.  Denn  nicht  nur  wurde  durch  die  Decemviralgesetzgebuni: 
das  Ceremoniell  der  Leichenfeier  nach  dem  Vorbilde  der  solonischen  Verfassung 
geregelt,  sondern  es  wurde  auch  die  Technik  der  Grabmäler  und  die  Sitte  der 
Denksteine  in  alter  Zeit  den  Griechen  entlehnt:  wie  die  etruskischen,  so  sind 
auch  die  latinischen  Grabgewölbe  und  Grabmonumente  mittelbar  oder 
unmittelbar  eine  Nachahmung  der  griechischen  gleichartigen  Bauten  und  seihst 
die  Kepota  phien  (cepotaphium,  im  Garten  errichtetes  Grabmal)  und  Keno- 
taphien  (cenotaphium ,  Ehrendenkmal,  in  dem  kein  Leichnam  bestattet  ist), 
ferner  die  Massengraber  (polyandrion)  und  Katakomben  (catacumbd' 
fanden  von  Hellas  aus  in  Rom  Eingang. 

Anfangs  des  4.  Jahrh.  kam  die  hellenische  Sitte  der  Grabmonumente 
mit  Grabinschrift  (elogium^  epitaphium)  und  der  damit  in  Zusammenhang 
stehende  Brauch  in  Aufnahme,  den  Verstorbenen  an  öffentlichen  Plätzen  Ehren- 
denkmäler  zu  errichten.  Für  jenes  haben  wir  das  älteste  Beispiel  an  der 
Grabschrift  des  L.  Scipio  (Konsul  298),  für  dieses  an  dem  Censor  Appius  Claudius, 
der  312  die  Bilder  seiner  Vorfahren  im  Tempel  der  Bellona  aufhingt). 


Noch  erübrigt  es,  anhangsweise  einige  Worte  über  die  Sklavenschaft 
und  über  die  Sittlichkeit  der  Römer  hinzuzufügen.  Die  Sklaverei,  deren 
Ursprung  in  die  voritalische  Periode  fällt,  hat  im  Laufe  der  Zeit,  besonders  aber 
in  den  beiden  letzten  vorchristlichen  Jahrhunderten  an  Umfang  enorm  zuge- 


t)  Der  hymcnaeus  wurde  bei  der  Heimführung  der  Braut,  das  epithalamium  vor  dem 
Braulgemache  gesungen. 

2)  Vgl.  aufserdem  die  lüerher  gehörigen  Lehnwörter  sarcophagus,  coemeterium,  (lotto- 
acker,  crypta,  Gruft,  tumba,  Grab,  nenia  und  apotheosis  «=  consecratio.  (pyra  s=  rogus . 
Der  Gebrauch,  den  Toten  eine  Münze  als  Fährgeld  für  den  Charon  in  den  Mund  zu  legeo. 
ist  griechisch  und  zuerst  im  Grabe  der  Furier  in  Tusculum  vor  dem  zweiten  panischen 
Kiiege  nachweisbar. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  309  ' 

1 

noramen.    Hatte  man  bis  dahin  nur  wenige  Knechte  zur  Versorgung  des  Haus-  \ 

Wesens  und  der  Feldarbeit  nötig  gehabt,  so  machte  der  von  Jahrzehnt  zu  Jahr-  | 

zehnt  zunehmende  Luxus  und  die  Ausbildung   der  Latifundienwirtschaft  eine  | 

Arheitsteilung  und  damit  eine  Vermehrung  des  Dienst-  und  Arbciterpersonals  j 

notwendig.    Die  zahlreichen  siegreichen  FeldzUge  der  Römer  kamen  diesem  Be-  j 

dürfnis  entgegen;  denn  durch  sie  wurde  die  Stadt  stets  reichlich  mit  Kriegs- 
gefangenen versorgt,  die  nun  Sklavendienste  zu  verrichten  hatten.  Auch  wurde 
bald  das  in  Griechenland  längst  bestehende  System  der  von  Sklaven  betriebenen 
Fabrikarbeit  von  den  Römern  adoptiert  und  nachgeahmt. 

Kein  Wunder,  dafs  seit  dem  zweiten  punischen  Kriege  Sklaven  in  allen 
Industriezweigen  und  Gewerken,  bei  allen  hauslichen  Verrichtungen  und  Feld- 
arbeiten verwendet  wurden.  Wufsten  sich  doch  die  gewandten  Griechen  leicht 
und  schnell  und  weit  besser  als  die  Römer  in  alle  Lebenslagen  hineinzu6nden, 
waren  sie  doch  zu  jedem  Geschäfte  vortrefflich  zu  gebrauchen  I 

Grammaticus,  rhelor,  geometres,  pictor,  aliptes, 
Augur;  schoenobates,  medicus,  magus :  omnia  novit 
Graeculus  esuriens;  in  eaelum,  iusseris,  ibit.     (Juven.  3.  76.) 

Beim  Mahle  waren  sie  thätig  als  Köche  (magirus,  archimagirus)  und  Mund- 
schenken (pincema  =  Ttlvio  +  xi^vdw)  oder  servierten  (tricliniarius,  tri- 
cliniarcha,  architriclinus)  und  räumten  ab  (analecta),  ja  wurden  sogar  als 
Vorleser  (anagnostes]  oder  Spielleute  (musicarius,  symphoniacus^  choraules, 
aeroaroataria,  vgl.  acroama,  acroasis)  verwendet.  Nach  dem  Male  erschienen 
andere,  um  ihren  Herrn  vom  Gelage  abzuholen,  mit  Fackeln  oder  Laternen  (lam- 
padarius,  lanternarius]  und  Sänften  (hexaphorus) ,  beim  Bade  fungierten  sie  als 
Badediener  (balneator,  thermarius,  aliptes),  im  Hauswesen  als  Zimmer- 
diener (diaetarius,  diaetarcha),  Bibliothekare  (bibliothecarius),  Erzieher 
(paedagogus,  vgl.  paedagogium) ,  Gefangenaufseher  (ergastularius) ,  Gärt- 
ner (topiarius),  Bienenwärter  (melilturgus  =  mellarius)  und  Träger  von 
schweren  Lasten  (phalangarius)  und  legen  auch  sonst  allüberall  rührig  Hand  an. 
Mit  den  asiatischen  Sklaven  hielt  freilich  auch  die  Unzucht  und  Unsitt- 
lichkeit  in  potenziertester  Gestalt  ihren  Einzug  in  Rom.  War  schon  früher, 
wie  dies  bei  einer  Handelsstadt  nicht  zu  verwundern  ist,  mancher  unlöbliche 
Brauch  dort  eingebürgert  worden,  und  z.  B.  die  Maitressenwirtschaft 
durch  die  ältesten  griechischen  Kolonieen  (oder  gar  schon  durch  die  Phönicier?) 
auf  italischen  Boden  verpflanzt  worden  (vgl.  pelex,  paelex  =  Ttakla^j  so  hören 
\\ir  jetzt  von  Ehebruch  (moechus,  moecha,  moechisso,  moechor,  moechimo- 
nium,  moechia  u.  a.)  ^)  und  Knabenschänderei  (paedicare  von  ra  icaidind 
Fick,  Wörterb.  H.  453  ;  moechocinaedus,  vgl.  pathicus,  labda),  von  unnatürlichen 
Wollüstlingen  (cinaedus,  spatalocinaedus,  lastaurus,  priapus,  vgl.  spatula, 
mallha)  und  Rou^s  (asotus] ;   und  unter  die  Schar  der  Jünger  der  Aphrodite 


1}  cliaopale,  embasicoetas,  salaco  u.  a.  sind  meist  dichterische,    nichl  enUehnte  Aus- 
drücke; vgl.  aber  maslurbor. 


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310  Griechische  Wörter 

mischten  sich  die  Kastraten  (eunuchus,  spado,  androgynus)  und  Zwitter 
(hermaphroditus,  androgynus :  Lucr.  5.836).  Auch  Seeräuber  (pirata,  archi- 
pirata),  Menschen  diebe  (plagiarius,  plagiator,  vgl.  plagium),  Gauner  und 
Landstreicher  (planus)  führen  griechische  Namen,  und  schon  Plautus  bedient 
sich  griechischer  Termini,  um  Betrüger  (sycophanta,  halophanta),  Diebe 
(clepta),  Räuber  (harpago,  harpax),  entlaufene  Sklaven  (drapeta)  und 
Taugenichtse  aller  Art  (barathrus,  mastigia)  zu  bezeichnen. 

Charakteristisch  genug  ist,  dafs  man  für  Ränke  (techina,  techna)  und 
Ohrfeigen  (colaphus),  ja  selbst  für  das  Erdrosseln  (strangulare)  und  Aus- 
bläuen (catomidio,  vgl.  cottabus)  griechische  Ausdrücke  verv^^endele ;  Doch 
mehr,  dafs  die  Peitsche  (scutica),  Hals-  (camus)  und  Handfessel  (boiaeu 
das  Brandmal  (stigma,  vgl.  stigmatias)  und  einige  Gefängnisarten  gleich- 
falls griechisch  benannt  sind,  so  die  auf  römischen  Landhäusern  eingerichtete 
Sklavenzelle  (ergastulum)  und  die  aus  Sicilien  übernommene  Kerkerart 
Namens  lautumiae  (=  laTO(.iiai,  Steinbruch),  wie  z.  B.  der  von  Servius 
Tullius  unter  dem  kapitolinischen  Hügel  angelegte  Kerker  hiefs  (vgl.  Varr,  LI. 
5.  151.   Liv.  26.  27)1). 

Auch  die  Zahl  der  Schimpfwörter,  mit  denen  die  Griechen  die  Römer 
bekanntmachten,  ist  nicht  unbeträchtlich.  Man  denke  nur  an  die  Ausdrücke, 
welche  sich  zur  Bezeichnung  der  Dummheit  finden:  morus,  morologus. 
bardus,  blennus,  bliteus,  baceolus,  bacerus,  euethes,  dalivus 
u.  a.,  und  an  Schimpfreden  wie  maena,  coprea,  hemicillus  (vgl.  barba- 
rus)  und  wie  die  Worte  alle  heifsen  mögen,  deren  sich  der  gemeine  Mann  hHufig 
bediente. 

Kein  Wunder,  dafs  auch  ein  ganzes  Heer  von  Interjektionen  durch  die 
Griechen  in  Rom  importiert  wurde;  nicht  Ausrufewörter  des  Schmerzes  (denn 
diese  sind  —  bezeichnend  genug  —  bis  auf  ai  sämtlich  echt  römisch),  wohl  aWr 
der  Freude  (io,  euoe,  euax,  euan),  der  Verwunderung  (attat,  attatae.  habae. 
papae,  bombax),  der  Liebkosung  (eia,  eu,  enge,  eugepael,  des  Spottes  fphy)  uiui 
der  bekräftigenden  Versicherung  (nae,  pol  2),  edepol^),  ecastor-),  mecastor-. 
hercle^),  mehercle^)  u.  a.^). 


4)  Vgl.  phylaca,  asylum  u.  a. 

2)  Diese  Interjektionen  sind  nicht  in  den   Index  aufgenommen  worden  als  Verslönjni?- 
lungen  (resp.  Zusammensetzungen)  der  N.  Pr.  Pollux,  Castor  und  Hercules. 

3)  Vgl.  auch  apage  =  änayB,  packe  dich! 


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Die  römische  Verfassung  ist  weder  gemacht  noch 
erborgt,  sondern  erwachsen  in  and  mit  dem 
römischen  Volke. 

Momma.  B.  O.  I«  81. 

Kap.  XXYII.  Staatswesen. 

Wie  der  griechische  Staatsorganismus  ist  auch  der  römische  mit  allen  seinen 
Gliedern  durchvs'eg  eigenartig  entwickelt  worden.  Sorgfältig  hat  man  fast  in  der 
ganzen  vorchristlichen  Zeit  die  von  den  Vorfahren  ererbte  und  im  Kampfe  zwi- 
schen Patriciern  und  Plebejern  ausgebildete  Verfassung  bei  allen  den  verschie- 
denen Veränderungen,  denen  sie  unterworfen  gewesen,  vor  fremden  EinUUssen 
geschützt  und  gewahrt ;  höchstens  dafs  man  Äufserlichkeiten  Eingang  verschaffte, 
wie  dem  Ceremoniell  der  Könige,  dem  Purpurmantel  (purpura)  und  elfen- 
beinernen Scepter  (sceptrum)  oder  Bestimmungen  der  Solonischen  Ver- 
fassung bei  der  Gesetzesrevision  aufnahm,  die  mehr  Äufserliches  betrafen  und 
den  Kern  und  das  Wesen  der  römischen  Staatsverfassung  nicht  tangierten  oder 
gar  alterierten  *). 

Freilich  liefs  man  auch  in  späterer  Zeit,  als  die  glorreichen  Feldzüge  die 
Einverleibung  anderer  Ländergebiete  zur  Folge  hatten ,  die  charakteristischen 
Eigentümlichkeiten  dieser  neu  aequirierten  Besitzungen  möglichst  unangetastet. 
Daher  kommt  es ,  dafs  wir  seit  jener  Zeit  viel  von  anderen  Staatsverfassungen 
hören  und  eine  grofse  Zahl  von  Ausdrücken  bei  den  römischen  Autoren  vor- 
finden, mit  denen  orientalische  Einrichtungen  bezeichnet  werden. 

Als  eins  der  ersten  hierher  gehörigen  Wörter  mag  sich  tyrannus  (vgl. 
tyrannis)  eingebürgert  haben,  da  man  Herrscher  der  Art  schon  früh  in  Sicilien 
kennen  lernte.  Auch  ist  bereits  Plautus  mit  den  griechischen  Termini  für  die 
Mark tmeisler,  Gemeinde-  und  Demenvorsteher  (agoranomus,  co- 
ma rebus,  demarchus,  vgl.  demarchisas,  demarchia)  vertraut.    Ausführlich  aber 


1)  Allerdings  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dafs  das  Amt  der  Ädilen  866  nach  dem  Vor- 
bilde der  griechischen  ayoqavcfioi,  sowie  die  cura  amonae  als  »Sonderkompetenz  der 
Cerialädilen«  unter  Cäsar  nach  dem  Muster  der  griechischen  anofpvXaxe^  eingerichtet  wor- 
den ist;  vgl.  Mommsen-Marquardt,  Altert.  IL  1.  468.  484.  Das  von  Ctisar  zurückgewiesene 
Diadem  (diadema)  wurde  durch  Konstantin  den  Grofsen  als  Abzeichen  der  Könige  ein- 
geführt. 


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312  Griechische  Wörter 

werden  wir  von  Cicero  mit  dem  ganzen  Apparat  des  griecbisch-orienlalischen 
Staatwesens  bekannt  gemacht.  Dieser  berichtet  uns  von  den  athenischen  Ar- 
che n  t  e  n  (archon)  und  Areopagiten  (Areopagitae.  vgl .  Areopagos) ,  von  den 
spartanischen  Ephoren  (ephorus)  und  von  Vier-  und  Stammfürsten 
(letrarches;  phylarchus) ;  desgleichen  von  der  Rats  Versammlung  (buleule- 
riuin,  vgl.  buleuta)  und  dem  Stadthaus  (prytaneum).  Auch  bedient  er  sich 
zuerst  der  griechischen  Ausdrücke  politia  (Staatsverfassung)  und  politicus 
(den  Staat  betreffend)  ^] . 

Des  spartanischen  Rates  der  Alten  (gerusia)  gedenkt  Varro,  der  Helo- 
ten Nepos  (helotae),  der  Demiurgen  (demiurgi),  Prytanen  (prytanes)  und 
Reisitzer  (synedri)  Livius;  endlich  des  Demos  (demos)  und  Nomos  (nomos , 
derRule  (bule)  undEkklesie  (ecclesia)  thut  Plinius  unter  diesen  Namen  zu- 
erst Erwähnung. 

Erst  seit  der  Mitte  des  4 .  Jahrh.  v.  Chr.  machen  sich  thatsächlich  bedeuten- 
dere Einflüsse  auf  Rom  bemerkbar.  So  beruht  z.  R.  die  Einführung  der  Staals- 
empfehlungsschreiben  und  Diplome  der  höchsten  Staatsbeamten  (di- 
ploma)  auf  griechischer  Anregung,  so  ist  femer  das  Ceremoniell  deskaiser- 
liehen  Hofes  (aula,  Hof  =  avkrj)  nach  diadochischem  Muster  modifiziert  worden, 
so  sind  das  Postwesen,  die  Geheimpolizei,  das  Zeitungswesen  und 
andere  kaiserliche  Institutionen  nach  Friedlanders  Annahme  Nachahmungen 
in  Asi^n  vorgefundener  Gebräuche  und  Einrichtungen  2) .  Die  mächtigsten  An- 
regungen aber  erfolgten  seit  der  Übersiedelung  der  römischen  Kaiser  von  Rom 
nach  Ryzanz.  Seit  dieser  Zeit  begegnen  wir  einer  grofsen  Zahl  kaiserlicher 
Reamter,  deren  Ämter  griechische  Namen  führen:  da  figurieren  Provianl- 
kommissare  (biarchi) ,  Schatzaufseher  (cimeliarchae) ,  Rechnungs- 
beamte (logistae,  logographi)^  Rechnungsrevisoren  (diastolei) ,  Hafen- 
meister (limenarchae) ,  Friedensrichter  (irenarchae) ,  Gemeinde- 
schreiber (demogrammatei),  die  5,  10  und  20  Ersten  (pentaproti,  vgl.  -ia, 
decaproti,  icosaproti),  Wagemeister  (zygostatae) ,  Kanzler  oder  Sekre- 
tare (grammatei) ,  Gendarmen  (biocolytae),  Steuereinnehmer  (cepha- 
laeotae,  apodecta),  Archivbeamte  (archeotae,  chartularii) .  Da  begegnen  wir 
fernerden  Syndici  (syndici),  Aly tenvorsteher  (alytarches),  Verteilern 
(diadotae),  Nachtwachtmeistern  (nyctostrategi==praefecti  vigilum),  obrig- 
keitlichen Diener  (taxeotae)  3)  u.a. 

Überdies  machen  uns  die  Schriftsteller  jener  Zeit,  besonders  die  Jurisien, 
bekannt  mit  dem  Obersteuereinnehmeramt  (protostasia) ,  dem  Amte  des 
Rekrutenhändlers  (prototypia)  und  der  Funktion  des  Gerstenein- 
sammelns  (crithologia) .     Das  Archiv   führte  den  Namen  archivum,  logeuna 


1)  Vgl.  graecostasis,  satrapes,  -ia,  democratia. 

2}  So  gründete  auch  Pompeius  in  Bithynien,  Kappadocien  und  anderswo  SUidte  nach 
diadochischem  Vorbilde,  ähnliche  entstanden  z.  B.  in  Spanien. 

3)  Vgl.  arabarches,  Oberzollbeamter  bei  Cicero ;  angaria,  bastaga,  Frondienst;  angarius, 
reitender  Eilbote  im  Staatsdienste. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  313 

(Gic.)  oder  grammatophylacium ,  das  Zins-  und  Steuerregister  hiefs  en- 
cautarii,  der  Schatz  cimeliarchium,  die  Ci  villiste  polyptycha. 

Zum  ersten  Male  erscheinen  hier  auch  die  Namen  für  die  wichtigen  öffent- 
lichen Institute  der  Krankenhäuser  (nosocomiumj  ,  Hospitäler  für  alte 
Leute  (gerontocomium],  Fremdenhospitäler  (xenodochium ;  vgl.  parochus, 
xenoparochus} y  Armenhäuser  (ptochium,  ptochotrophium],  Waisenhäuser 
(orphanotrophium)  und  Findelhäuser  (brephotrophium)  ') . 


1)  Vgl.  aufserdem  dioecesis>  Distrikt,  dioecetes,  Finanzbeamter,  melrocomia,  Haupt- 
flecken, metropolis,  Hauptstadt,  praedia  tamiaea,  kaiserlicbe  Domäne,  epidemctica,  Quartier- 
ablösungsgelder. 


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Capitolinm  omniam  daemonum  templam. 

Tertnll.  de  spect.  12. 


Kap.  XXym.  Religion. 

Wohl  haben  die  Römer  mit  den  Griechen  und  anderen  indogermanischen 
Stämmen  so  manches  Erbteil  auf  religiösem  Gebiete  mit  in  die  neue  Heimat  ge- 
bracht, wohl  war  ihnen  der  allgewaltige  Gott  des  Himmeis,  der  Vater  Jovis  und 
die  herdbeschützende  Göttin  Vesta  treu  im  Gedächtnis  geblieben,  aber  im 
grofsen  ganzen  haben  sich  gerade  auf  diesem  Boden  die  Spuren  der  ursprüng- 
lichen Verwandtschaft  und  der  einstmals  gemeinsamen  Anschauungen  so  sehr 
verwischt,  dafs  wir  auf  der  Apenninenhalbinsel  einem  ganz  anders  gearteten 
Götlersystem,  einem  ganz  andern  Götterkult  entgegentreten  als  bei  den  Griechen. 
Liebten  jene  die  Götter  in  möglichst  konkreter  Form  und  bestimmt  ausgeprägter 
Gestalt  vorzustellen  und  zu  verehren ,  so  trieben  diese  die  Abstraktion  bis  auf 
die  Spitze  und  beteten  zu  unsichtbaren,  der  Erde  entrückten  Wesen.  Dort 
herrschte  die  Form,  hier  der  Begriff,  wenn  auch  beiden  gemein  ist,  dafs  ihre 
Götter  meist  der  mächtig  waltenden  Natur  entsprossen  sind,  deren  geheimnis- 
volle Äufserungen  man  als  Ausflufs  einer  beseelten  Kraft  betrachtete,  der  man  in 
ihrer  Abstraktion  persönliche  Geltung  vindizierte.  Während  die  Gottheiten  der 
Griechen  aller  menschlichen  Bedürfnisse,  selbst  der  Speise  und  des  Trankes  be- 
nötigt sind,  haftet  der  römischen  Götterwelt  nichts  von  menschlicher  Schwäche 
und  Ohnmacht  an.  Während  die  mit  reicher  Phantasie  begabten  Griechen  sieb 
das  Thun  und  Treiben  der  Götter  greifbar  vorzustellen  und  in  bestimmten  Sagen- 
kreisen harmonisch  zu  gestalten  verstanden,  geht  den  nüchternen  Römern  diese 
Fähigkeit  vollständig  ab ;  sie  haben  es  nie  zu  einer  Sagengeschichte  gebracht. 

Einen  mächtigen  Umschwung  auf  religiösem  Gebiete  rief  der  Verkehr  mit 
den  benachbarten  kampanischen  Griechen  hervor,  denen  man  von  der  Zeit 
der  Tarquinier  an  eine  Reihe  der  wichtigsten  griechischen  Gottesdienste  ent- 
lehnte. Von  dort  hielt  vermutlich  zuerst  unter  allen  der  kumanische  Apollo 
seinen  Einzug  in  Rom,  wo  der  pythische  (Putius  C.  l.  L.  I  nr.  73  =  Pythius' 
Gott  schon  frühzeitig  verehrt  wurde^  wenn  auch  ein  apollinisches  Heiligtum  auf 
der  Flaminischen  Wiese  erst  450  erwähnt  wird  und  ein  Tempel  dem  Gotle  eßt 
431  dediziert  worden  ist.  Nächstdem  hören  wir  bald  vom  Kulte  der  D  ioskuren« 
Castor  und  Pol  lux,  die  zum  Lohne  für  ihren  heldenmütigen  Beistand  in  der 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  315 

Schlacht  am  See  Regiüus  (496)  im  Jahre  485  ein  Gotteshaus  erhielten.  Fast  um 
dieselbe  Zeit  traten  die  drei  griechischen  Götter  Demeter,  Dionys  und  Per- 
sephone  als  Ceres,  Liber  und  Libera  oder  Proserpina  in  Rom  auf,  denen  nach 
Tac.  ann.  2.  49  im  Jahre  496  ein  Tempel  geweiht  worden  ist. 

Zu  diesen  Gottesdiensten  gesellte  sich  frühzeitig  der  Kult  des  Herakles, 
auf  dessen  baldige  Übertragung  schon  sein  uralter  römischer  Name  (Hercules  = 
'HQayLlfjg)  hindeutet,  ferner  der  Kult  der  Mutter  und  Schwester  Apollos,  La  ton  a 
und  Artemis^),  welchen  samt  den  bereits  genannten  Göttern  schon  beim  ersten 
im  Jahre  399  auf  Anraten  der  sibyllinischen  Bücher  veranstalteten  lectisternium 
lecti  dargebracht  wurden.  Dasselbe  gilt  vom  Ilandelsgotte  Merk-ur  (Mercurius 
V.  mercari),  der,  ein  Abbild  des  Hermes  2).  aus  einem  der  kampanischen  Empo- 
rien  nach  Rom  übertragen  sein  dürfte  und  495  einen  Tempel  erhielt  (Liv.  2.  24 . 
27).  Und  wenn  wir  es  wagen  dürfen  anzunehmen,  dafs  die  Römer,  gleichwie 
sie  den  »lösenden«  Gott  des  Weins  Avalog  zum  Liber  gestalteten,  so  auch  den 
»Reichtum  verleihenden«  Gott  des  unterirdischen  Reichs,  Pluto  [TlXommv  von 
iclomog)^  als  Dis  übernommen  haben,  so  werden  wir  auch  diesen  in  die  Reihe 
der  ersten  Ankömmlinge  zu  stellen  haben.  Wenn  wir  ferner  die  Thatsache,  dafs 
der  Aphrodite  im  Jahre  295  ein  Tempel  errichtet  worden  ist,  mit  der  von  Cin- 
cius  Alimentus  und  Varro  überlieferten  Notiz,  dafs  die  ältesten  Römer  eine  Göttin 
mit  Namen  Venus  nicht  gekannt  hatten,  zusammenhalten,  so  werden  wir  auch 
zu  der  Überzeugung  kommen,  dafs  griechischer  Einflufs  den  Anstofs  gegeben  hat, 
aus  dem  neutralen  Substantiv  venu's  ein  femininales  Nomen  proprium  zu 
inaclien  und  den  Liebreiz  in  Gestalt  einer  Göttin  zu  verkörpern.  Denn  dafs  die 
Göttin  schon  vor  jener  Zeit  in  Rom  verehrt  wurde,  geht  einmal  aus  der  uralten 
Verstümmelung  des  griechischen  Namens  J/f/)poö/riy  in  Frutis^)  (vgl.  Frutinal 
und  osk.  Futrei)  hervor,  sodann  aber  auch  daraus,  dafs  der  dieser  Göttin  ge- 
weihte und  mit  ihrem  Kulte  eingezogene  Myrtenbaum  nach  Theophrasts  Zeugnis 
bereits  um  300  in  der  latinischen  Ebene  zahlreich  angebaut  worden  ist,  nachdem 
er  viel  früher  am  Kap  der  Circo  erschienen. 

Mit  Aphrodite  kam  auch  Priapus,  ihr  folgte  spater  der  griechische  Heilgolt 
Aesculapius,  der,  von  Epidaurus  gebürtig ,  auf  der  Tiberinsel  sein  Domizil 
aufschlug  (294). 

Und  fragen  wir  uns  nun,  auf  wessen  Initiative  alle  diese  Kultusübertr<i- 
gungen  zurückzuführen  sind,  so  sind  neben  den  Handelsbeziehungen  und  der 
Einwanderung  griechischer  Bewohner  nach  Rom  in  erster  Linie  die  sibyllini- 
schen Bücher  zu  nennen,  jene  geheimnisvollen ,  sagenumflossenen  Quellen 
der  Weisheit,  die  den  Römern  in  Zeiten  grofser  Bedrängnis  in  der  Regel  mit  Rat 
zur  Seite  standen  und  gleichsam  das  Orakel  des  delphischen  Gottes  ersetzten, 
die  sich  aber  auch  angelegen  sein  liefsen,  möglichst  zur  Verpflanzung  der  grie- 


1)  Vgl.  auch  die  von  Plinius  überlieferte  Nachricht,  dafs  das  Dianenbild  auf  dem 
Aventin  eine  Kopie  des  ephcsischcn  (massiliotischen)  Arlcmisbildes  gewesen  sei. 

%)  Dessen  Attribut  ist  ein  Heroldsslab  (caduceus). 

3)  Wenn  anders  diese  Namensform  aus  der  nicht  sicher  überlieferten  Stelle  des  Festus- 
Paulas  p.  90.  4  3  (vgl.  Solin.  2.  14}  erschlossen  werden  kann. 


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316  Griechische  Wörter 

chischen  Göttersysteme  nach  Italien  beizutragen.  Doch  nicht  allein  der  Götter! 
Denn  deren  Begleitung  bildeten  die  Scharen  der  Silenen  (Silani),  Priapisken 
(Priapisci),  Panisken  (Panisci),  Satyrn  (Satyri),  und  was  für  Namen  die  Ge- 
nossen des  Bacchus  und  anderer  Götter  haben  mochten.  Mit  ihnen  wanderten 
nach  Rom  fremde  Priester  und  fremde  gottesdienstliche  Bestimmungen  und  Ein- 
richtungen, wie  die  Lektisternien  und  Supplikationen,  die  prächtigen 
Aufzüge  (pompa)  und  neue  Feste  und  Spiele,  wie  das  der  B  o  n  a  D  e  a  (damium  *) 
=  dafiiov  =  drjixiov),  der  ludi  Apollinares,  Megalenses  (megalesia)  u.a.,  mit 
ihnen  kamen  auch  die  griechischen  Tempel,  Tempelschatzkammern 
[thesaurus,  vgU  gaza)  und  Götterbilder;  mit  ihnen  fanden  endlich  auch  die 
Sagen,  die  die  Göttergestalten  umrankten,  ihren  Weg  nach  der  ewigen 
Stadt.  Ebenso  finden  wir  auch  die  Namen  von  Heroen  (heros)  frühzeitig  im 
Munde  der  Latiner.  Wüfsten  wir  nicht  aus  anderen  Quellen  von  dem  baldigen 
Erscheinen  der  Odysseussage  in  Latium,  so  würde  uns  die  altertümliche 
Namensform  des  Helden  (Ulixes)  genügenden  Aufschlufs  geben  ^) .  Den  gleichen 
Schlufs  verstatten  uns  die  Namen  des  Ajax  (Aiax  =  ^lag)  und  Tyndareus 
(Tondrus),  Laomedon  (Alumentusj  und  Amykos  (Amuces),  Ganymed(Ca- 
tamitus)  und  Bellerophon  (Melerpanta) ,  der  Semele  (Stimula),  Thetis 
(Telis)  und  Helena  (Velena),  die  fast  sämtlich  auf  pränestinischen  Cisten  und 
Spiegeln  aus  der  Zeit  zwischen  der  Mitte  des  5.  und  6.  Jahrh.  der  Stadt  stehen 
und  grofsenteils  auch  auf  etruskischen  Gefäfsen  alter  Zeit  sich  vorfinden :  freilich 
mit  dem  Unterschiede;  dafs  die  etruskischen  Namen  jünger  sind  als  die  latinischen 
und  nicht  wie  diese  auf  kampanisch-sicilische  Abkunft  hinweisen ,  sondern  auf 
die  gemeingriechischen  Stammformen  zurückgehen ,  also  wohl  dem  Seeverkehr 
mit  Attika  ihr  Dasein  verdanken  ^) . 

So  war  denn  zur  Zeit  des  zweiten  punischen  Krieges  nicht  nur  eine  stattliche 
Beihe  von  Heldengestalten  der  griechischen  Sage  dauernd  auf  römischen  Boden 
verpflanzt  worden,  sondern  auch  das  ägyptisch-griechische  Zwölfgötter- 
System  in  Bom  vollständig  eingebürgert;  daher  letzteren  schon  bei  der  An- 
näherung des  Hannibal  (247)  in  ihrer  Gesamtheit  Lektisternien  veranstaltet  wur- 
den. Kein  Wunder,  dafs  sich  damals  Ennius  die  Mühe  gab,  ihre  Namen  in  zwei 
Hexameter  zu  bringen : 

Juno,  Vesta,  Minerva,  Ceres,  Diana,  Venus,  Mars, 

Mercurius,  Jovis,  Neptunus,  Vulcanus^),  Apollo,    (ann.  63.  Vahl.) 


4)  Wohl  mit  Unrecht  wird  dieses  Wort  von  Cuno,  Vorgeschichte  Roms  p.  4  86  mit  dem 
gallischen  Stamme  dag,  bonus  in  Verbindung  gebracht. 

2)  Die  Äncassage  scheint  mit  dem  Dienste  der  Aphrodite  nach  Latium  gekomineo 
zu  sein. 

3]  Vgl.  etrusk.  Uthuze,  Dthuste  s  ^OdvttaBvg  neben  röm.  Ulixes  u.  a.  bei  Jordan,. krit. 
Beitr.  S.  9.  Nur  geht  dieser  entschieden  zu  weit,  wenn  er  monströse  dialektische  Bildungen 
wie  AidxrjSi  SiXig  u.  a.  als  Grundformen  für  Aiax,  Telis,  u.  s.  w.  ansetzt.  ^OXvkvs  auf 
unterit.  Vasen  C.  I.  Gr.  7383,  7699.  8185.  8208.    'OXvaBvg  C.  1.  Gr.  7697. 

4)  Über  die  angeblich  etruskische  Abstammung  dieses  Gottes  vgl.  den  Vortrag  von 
Pauli  auf  der  Philologenvers,  zu  Stettin.  4  880. 


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IN  PER  LATRINISCHEN  SPRACHE.  317 

Nunmehr  war  der  HeJlenisierung  der  römischen  Religion  kein 
kein  £inhalt  mehr  zu  thun.  Stetig  schreitet  sie  fort,  immer  weiter  um  sich  grei- 
fend und  den  Kult  der  Götter,  selbst  der  ureinheimischen  wie  Mars  und  Nep- 
tun einer  Metamorphose  im  griechischen  Sinne  unterwerfend.  Schwer  ist  es  bei 
der  immerhin  mangelhaften  Oberlieferung,  überall  die  fremden  und  einheimischen 
Ztige  auszuscheiden,  schwerer  noch,  die  Zeit  dieser  Verschmelzung  genau  zu 
bestimmen.  Aber  deutlich  reden  oft  die  Epitheta,  die  häufig  Übersetzungen 
griechischer  Attribute  sind.  Denn,  um  nur  eines  Gottes  zu  gedenken,  so  wird 
niemand  Bedenken  tragen,  den  Jupiter  Tonans  mit  dem  Zevg  Bqovtcop,  den 
Jupiter  Gustos  und  Conservator  mit  dem  Zevg  ^coti^q,  den  Jupiter  Terminus 
mit  dem  Zevg^'Ogiog  und  den  Jurarius  mit  dem^Öpxeog  zu  identifizieren. 

Aber  wenn  es  nur  mit  den  wirklich  griechischen  Göttern  sein  Bewenden 
gehabt  hätte!  In  jener  Periode  der  römischen  Religion,  die  mit  dem  zweiten 
punischen  Kriege  anhebt,  sind  die  religiösen  Gebräuche  von  aller  Herren  Ländern 
nach  Rom  übertragen  worden,  besonders  aus  dem  hellenisierten  Orient. 
Den  Reigen  eröffnete  die  grofse  Mutter  von  Pessinus,  Cybele,  die  in 
Gestalt  eines  Steines  aus  ihrer  phrygischen  Heimat  im  Jahre  204  auf  Geheifs  der 
sibyllinischen  Bücher  eingeholt  und  seitdem  durch  asiatische  Priester  bedient 
wurde.  Bald  folgten  die  vermutlich  kappadocische  Bellona  und  die 
ägyptische  Isis  nach,  welche  letztere  bereits  zur  Zeit  des  Aemilius  Paulus 
(Kons.  182  u.  168)  sich  so  zahlreichen  Anhangs  und  so  grofser  Popularität  er- 
freute, dafs,  als  der  Senat  den  Befehl  erteilt  hatte,  die  innerhalb  der  Ringmauer 
erbauten  Isistempel  niederzureifsen,  keiner  der  anwesenden  Arbeiter  bewogen 
werden  konnte,  mit  der  Demolierung  den  Anfang  zu  machen,  bis  endlich  der 
Konsul  selbst  Hand  anlegte  ^) . 

Welchen  Einflufs  diese  orgiastischen  Kulte  auf  die  Demoralisierung  aller 
Bevölkerungselemente  ausgeübt,  wie  sehr  durch  die  unter  Zimbeln-,  Pauken- 
und  Pfeifenbegleitung  und  anderer  lärmender  Musik  aufgeführten  Prozessionen 
die  Korruption  der  Menge  beschleunigt  wurde ,  beweist  das  nicht  lange  danach 
(186)  zu  Tage  tretende  Unwesen  der  Bacchanal ien^),  das  trotz  aller  dagegen 
ergriffenen  Gewaltmafsregeln  und  zahlreicher  Hinrichtungen  nicht  vollständig 
ausgerottet  werden  konnte.  Dazu  thaten  das  Theater,  die  eindringenden  fremden 
philosophischen  Systeme  und  vor  allen  die  Schar  der  Astrologen  und  Nativiläls- 
steller  das  Ihrige,  um  der  römischen  Religion  den  Garaus  zu  machen  Nicht  mit 
Unrecht  warnte  der  Pontifex  Maximus  Scipio  Nasica  vor  der  Errichtung  einer 
ständigen  Bühne,  weil  er  erkannte,  dafs  sie  zersetzend  wirkte,  dafs  mit  ihr  ein 
neuer  Krebsschaden  einschlich.  Nicht  mit  Unrecht  wurden  die  griechischen 
Philosophen  und  die  Chaldäer  wiederholt  aus  der  Stadt  verwiesen.  Umsonst; 
das  Obel  hatte  schon  zu  weit  um  sich  gegriffen,  um  noch  mit  Gewalt  beseitigt 


i)  Freilich  ist  nicht  sicher,  welcher  L.  Aem.  PauUus  bei  Valer.  Maxim.  (Auszug  des 
Nepotian)  2.  3.  4  gemeint  ist.  Man  hat  auch  an  den  Konsul  der  Jahre  219  und  216  und 
an  den  des  Jahres  50  gedacht. 

2)  Vgl.  archibuculus,  Oberpriester  des  Bachus;  haccha,  Bacchantin,  bacchari,  das 
Bachusfest  begehen,  thyrsus,  Bacchusstab. 


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318  Griechische  Wörter 

werden  zu  können.  Mit  dem  römischen  NationaJglauben  ging  es  von  Jahr  zu 
Jahr  mehr  bergab :  die  griechische  Mythologie  wurde  hauptsächlich  durch  das 
Theater  zum  vollständigen  Eigentum  der  Menge,  die  Philosophie  nährte  den  Un- 
glauben, die  Sterndeuterei  und  Horoskopie  den  Aberglauben. 

Durch  die  immer  ausgedehnteren  Handelsbeziehungen  mit  den  orientalischen 
Handelsstädten,  namentlich  mit  dem  mächtigen  Älexandria  und  der  syrischen 
Stadt  Berytus,  durch  die  enorme  und  beständig  im  Zunehmen  begriffene  Zahl 
asiatischer  Sklaven,  die  seit  Beginn  des  2.  Jahrh.  als  Kriegsgefangene  oder  durch 
Kauf  auf  dem  delischen  und  anderen  Sklavenmärkten  nach  Rom  gelangten,  fanden 
ausländische  Sitte  und  fremder  Glaube  leicht  Eingang;  anfangs  nur  in  den 
Hafenstädten  wie  Puteoli  und  Ostia,  bald  aber,  nachdem  die  erste  Schüchlernheil 
überwunden  war,  klopften  die  fremden  Erscheinungen  auch  an  den  Thoren 
Roms  an  und  nur  mit  Mühe  konnte  man  sich  ihrer  noch  erwehren.  Vom  niederen 
Volke  aufserordentlich  begünstigt,  fanden  sie  bald  in  den  Vorstädten  Roms  gast- 
liche Aufnahme,  und  wenn  auch  die  ersten  Kaiser  noch  gegen  sie  ankämpften 
und  einige  sogar  an  einer  Restauration  des  alten  Kultes  arbeiteten,  so  liefsen  sich 
jene  doch  nicht  vollständig  abw^eisen,  bethätigten  vielmehr  eine  so  ungemeine 
Lebenskraft,  dafs  sie  im  2.  Jahrh.  n.  Chr.  den  Sieg  über  alle  übrigen  Kulte  da- 
vontrugen und  sogar  bis  zum  Kaiserhofe  vordrangen. 

Es  sind  dies  vornehmlich  aufser  dem  bereits  erwähnten  Gottesdienste  der 
tausendnamigen  (myrionyraa)  Isis  und  des  Osiris  samt  dem  damit  in  Zu- 
sammenhang stehenden  Kulte  des  Serapis,  Anubis  und  Harpocratos,  der 
unter  Commodus  und  Caracalla  offiziell  anerkannt  wurde,  die  syrischen  Kulle 
der  Dca  Syria,  des  Adonis,  Sabazius  und  des  jüdischen  Monotheismus 
und  die  persischen  Sacra  mit  den  Mysterien  des  Mithras,  die  besonders  seil 
Septimius  Severus  staatliche  Sanktion  erhielten  und  weite  Verbreitung  fanden. 
Jetzt  werden  auch  neue  Priesterschaften,  wie  die  mit  Halsketten  (occabus)  ge- 
schmückten Diener  der  an  Dreiwegen  (triodeiaj  verehrten  grofsen  Mutler,  die 
(galli,)  archigal  li  und  corybantes,  ferner  die  Schüssel-  (cernophori , 
Schilf-  (cannophorij,  Baum-  (dendrophori,  vgl.  archidendrophorus)  und  Ka- 
pellen- (pastophori,  vgl.  pastophorium)  Träger  genannt  (vgl.  maenas]. 

Hatte  der  Cybelckult  die  Zimbeln  und  Pauken  und  mit  ihnen  die  unzüchti- 
gen Tänzerinnen  und  Tänzer  nach  Italien  geführt,  so  erhielten  seit  der  Zeit  der 
Antonine  auch  die  Stier-  (taurobolia)  'und  Widderopfer  (criobolia)  unge- 
hinderten Zutritt. 

Während  der  Prätor  Peregrinus  Cornelius  llispaliis  139  noch  vermocht  hatte, 
die  Juden,  welche  den  Sabazius  einzuschmuggeln  versuchten,  auszuweisen,  so 
erstanden  jetzt  mit  der  Zunahme  der  jüdischen  Elemente  (Judaei,  Israelilae,  vgl. 
Pharisaei,  Sadducaei,  Levilae)  in  der  hauptstädtischen  Bevölkerung  auch  Syna- 
goge n  (synagoga) ;  da  wurde  auch  der  Sabbat  (sabbata,  orumj  und  der  Tag 
vor  Sabbat  (parasceue)  zu  einem  Feiertage  (vgl.  archisynagogus]. 

Später  noch  zog  der  persische  Mithraskult  die  breite  Strafse  Dach  dem 
Westen :  durch  die  von  Pompeius  gefangen  genommenen  Seeräuber  im  römischen 
Reiche  bekannt  geworden  und  über  Ostia  schon  unter  Tiberius,  besonders  aber 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  319 

unter  Domitian  und  Traian,  in  Rom  verbreitet^  führte  dieser  nicht  nur  die 
Mithrasopfer  (Heliaca)  und  Mysterien  (coracica)  dort  ein,  sondern  auch 
jene  eigentümliche  Klassifikation  der  Anhänger  je  nach  dem  Grade  der  bestan- 
denen Prüfung  als  coraces  (hierocoraces) ,  leones  u.  s.  f.  und  die  merkwür- 
digen Höhlentempel  (anlrum,  spelaeum),  in  denen  der  Sonnengott  verehrt 
wurde*). 

Daneben  taucht  namentlich  unter  Claudius  und  Hadrian  der  eleusinische 
Demeter  dienst  in  Rom  auf,  sodafs  wir  seitdem  nicht  nur  öfter  von  H  i  e  r  o  - 
phanten  (hierophanta ,  vgl.  hierophantria)  ,  Chören  [spira]  und  Chor- 
führern (spirarches)  der  eleusinischen  Mysterien  (mysteria),  sondern 
auch  von  Priestern  (mysta),  Oberp rieslern  (protomysta)  und  Vor- 
stehern der  Geheimgottesdienste  (mysteriarches,  archimysta),  endlich 
von  dabei  gebrauchten  Gerätschaften  (mystica)  und  von  Führern  durch 
mystisch  geweihte  Orte  (mystagogus)  hören  ^) . 

Während  die  genannten  Gottesdienste  meist  ihre  Existenz  nicht  bis  zum 
Untergänge  des  römischen  Reiches  fristeten,  erstand  gleichfalls  im  Orient  eine 
Religion,  die  eine  zähere  Lebenskraft  entfaltete  und  trotz  aller  energischen  Ver- 
folgungen siegreich  geblieben  ist  bis  zur  Gegenwart : 


Das  Christentum. 

Die  alte  im  Orient  verbreitete  Meinung :  esse  in  fatis,  ut  eo  tempore  ludaea 
profecti  rerum  potirentur  (Sueton.  Vesp.  4)  ist  in  Erfüllung  gegangen.  Wohl 
haben  die  Römer  Christum  ans  Kreuz  geschlagen  und  seine  Abgesandten 
(apostoli)  und  viele  Anhänger  (Christiani)  hingerichtet,  aber  ohne  Erfolg. 
Vielmehr  weckte  die  Grausamkeit  der  Gegner  die  Opferfreudigkeit  der  Blut- 
zeugen (martyres,  archimartyr,  vgl.  martyriuin) ,  die  für  ihren  Glauben  gern 
ihr  Leben  liefsen.  Bald  entstanden  aller  Orten  christliche  Gemeinden,  deren 
Gliederzahl  von  Jahr  zu  Jahr  wuchs.  Der  Eintritt  erfolgte  durch  die  Taufe 
(baptizatio),  die  zum  Christentum  Übergetretenen  nannte  man  Proselyten  (pro- 
selytus).  Zur  Aufrechterhaltung  der  Ordnung  und  Vertretung  nach  Aufsen  wur- 
den Älteste  (presbyteri,  archipresbyter)  oder  Aufseher  (episcopi)  gewählt, 
während  die  Armen-  und  Krankenpflege  den  Diakonen  (diaconi)  oblag. 
Aber  je  weitere  Verbreitung  die  christliche  Lehre  fand,  je  mehr  die  Macht  und 
das  Ansehen  der  Vorsteher  stieg,  um  so  gröfser  wurde  die  Kluft  zwischen  ihnen 
und  der  Gemeinde,  sodafs  sich  schliefslich  ein  besonderer  Beamtenstand  aus- 
bildete, der  im  Gegensatz  zu  den  Laien  (laici)  den  Namen  clerus,  clerici 
erhielt  ^) . 

4)  Vgl.  auch  pyreum,  das  Heiligtum,  in  yrelchem  das  heilige  Feuer  bei  den  Persern 
unterhalten  wurde. 

2)  Vgl.  ferner  adytum,  das  Allerheiligste  eines  Tempels,  asiarcha,  asiatischer  Ober- 
priester,  nectar,  Götterlrank,  nympha,  Nymphe,  orgia,  Orgien,  tbeologia  (Varr.),  theo- 
logus  (Cic). 

3j  Vgl.  aufserdem  paroecia,  Parochie,  psalma,  -us,  Psalm,  prophela,  Prophet,  acoluihos, 


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320  Gribghischb  Wörter 

Doch  blieb  es  nicht  dabei ;  vielmehr  erhoben  sich  über  die  Diakonen  und 
Presbyter  bald  die  Archidiakonen  (archidiaconij  und  Ärehipresbyter 
(archipresbyteri) .  Desgleichen  beanspruchleo  die  Bischöfe  bald  eine  bevor- 
zugte Stellung  im  Klerus,  besonders  die  Bischöfe  der  Städte  als  Oberhäupter 
eines  Kirchenspr engeis  (dioecesis),  und  auch  diese  kamen  im  Laufe  der  Zeit 
wieder  in  Abhängigkeit  von  den  Bischöfen  der  sogenannten  Mutterstädtc 
(metropolis),  die  sich  Erzbischöfe  (archiepiscopi,  vgl.  metropolitae)  nannten, 
bis  sich  schliefslich  die  Erzbischöfe  der  gröfsten  Städte  des  Reichs,  wie  Alexan- 
dria, Rom,  Antiochia,  Konstantinopel  u.  a.,  die  Patriarchen  (patriarchae)  die 
oberste  Leitung  aller  kirchlichen  Angelegenheiten  anmafsten.  Zur  Befestigung 
dieser  höchsten  Machtstellung  der  Metropoliten  und  Patriarchen  dienten  besonders 
die  von  ihnen  geleiteten  Kirchenversammlungen  (synodi)^),  auf  denen 
kirchliche  Angelegenheiten  und  besonders  streitige  Lehren  verhandelt  und  durch 
Mehrheitsbeschlufs  verworfen  oder  zum  Glaubenssatz  (dogma)  erhoben  wur- 
den. Da  nun  die  dissidierende  Minorität  ihre  Ansicht  gegenüber  der  zum  Dogma 
erhobenen  allgemeinen  Lehre  (ßdes  catholica)  der  Rechtgläubigen 
(orthodoxi)  aufrecht  erhielten,  trennten  sie  sich  als  Sekte  ab ;  ihre  Lehre  ward 
als  Häresie  (haeresis,  vgl.  haereticus]  angesehen  und  verfolgt 2). 

Neben  diesen  Sekten  entstanden  bald  andere  Auswüchse  der  Kirche.  Ge- 
mäfs  der  Neigung  des  Morgenländers  zur  Einsamkeit  und  zu  einem  stillen  be- 
schaulichen Leben  in  der  Zurückgezogenheit  fem  von  dem  Treiben  der  Welt 
bildete  sich  bald  das  Einsiedlerwesen  aus.  Viele  meinten  ein  Gott  beson- 
ders wohlgefälliges  Werk  zu  thun,  wenn  sie  allen  irdischen  Genüssen  entsagten 
(ascetriae,  asceteria  v.  aOTielv]  und  obendrein  den  Leib  durch  Kasteiungen  pei- 
nigten. Die  meisten  aber  begnügten  sich  damit,  sich  in  menschenleere  Gegenden 
zurückzuziehen  und  als  Einsiedler  (eremitae,  anachoretae)  ihre  Tage  zu  ver- 
bringen, ursprünglich  ganz  allein  (monachi),  später  zu  gemeinsamer  Thälig- 
keit  vereinigt  in  Klöstern  (monasterium,  coenobium,  vgl.  synoditae,  coenobi- 
tae,  archimandrita) . 

Wie  sich  aus  dem  bisher  Besprochenen  der  grofse  Einflufs  der  griechischen 
im  ganzen  Orient  weitverbreiteten  Sprache  auf  die  Terminologie  der  kirchlichen 
Hierarchie  deutlich  ergiebt,  so  ist  derselbe  nicht  minder  scharf  im  Bereiche  der 
christlichen  Litteratur  und  Lehre  ausgeprägt.  Haben  ja  doch  die  wichtigsten  und 
bedeutendsten  Kirchenschriftsteller  nicht  in  Italien,  sondern  in  der  stark  gräci- 
sierten  römischen  Provinz  Afrika  gelebt,  haben  doch  sie,  wie  Tertullian  uns  selbst 
gesteht,  es  vorgezogen,  statt  sich  eine  eigene  Terminologie  zu  schaffen,  die  grie- 
chischen Worte  nur  mit  römischer  Endung  versehen  im  Latein  einzubürgern! 

Mefsdiener,  apocrisiarius,  Stellvertreter  eines  hoben  Kirchenbeamten,  oeconomus,  Ver^'aller 
im  Kloster,  archiereus,  Oberpriester,  arcbierosyna,  Oberpriesteramt. 

\)  Die  erste  ökumenische  zu  Nicaea  225. 

2)  Aus  der  grofsen  Zahl  solcher  Sekten  genügt  es,  hier  folgende  herauszuheben :  gno- 
stiel,  anthropomorphitae,  enthusiastae,  carpocratitae,  pneumatomachi,  acephali,  batrachitae, 
ascodrogitae,  hydroparastatae,  eunomiani,  (mahometistae),  anthropiani ,  triiheitae  u  a.. 
Namen,  die  uns  gröfstenteils  in  der  juristischen  Litteratur  der  spttteren  Kaiserzeit  eotgegeo^ 
treten. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  321 

Das  wichtigste  Erbauungsbuch  des  Christen  wurde  im  Laufe  der  Zeit  die 
Bibel,  das  Buch  der  Bücher,  die  man  bald  in  einen  inspirierten  (canon) 
und  in  einen  profanen,  nicht  geofTenbarten  (apocrypha)  Teil  schied.  Die  ein- 
zelnen Abschnitte  derselben  tragen  meist  griechische  oder  aus  dem  Griechischen 
übersetzte  Namen  (Genesis,  Exodus,  Leviticus,  Deuteronomium,  Apocalypsis, 
Prophetae,  Psalmi,  Evangelia,  Paralipomena  u.  a.),  auch  die  Kirchenväter  wähl- 
ten häufig  griechische  Namen  für  die  Titel  ihrer  Werke  z.  B.  Apologeticus  u.  a. 
und  bedienten  sich  bei  der  Darstellung  der  christlichen  Lehre  fast  durchweg 
griechischer  Termini.  Da  erscheint  im  Gegensatze  zu  dem  Götzendienste 
(idolum,  idololatria)  der  Heiden  (ethnicij  der  drei  ein  ige  [homousios] 
Christengott.  Als  das  personifizierte  Princip  des  Bösen  figuriert  der  Teufel 
(diabolus,  vgL  diabolicus,  daemonicus,  hebr.-griech.  satanas),  der  von  den 
Christen  mit  dem  Antichrist  (antichristus]  identifiziert  wurde.  Die  frohe  Bot- 
schaft von  der  Erscheinung  des  verheifsenen  Messias  nannte  man  evangelium, 
den  den  Aposteln  verheifsenen  Geist  der  Wahrheit  paracletus,  die  Ver- 
mittler zwischen  Gott  und  Menschen  Engel  [angeli,  vgl.  archangelus),  den 
Aufenthalt  der  Seligen  nach  dem  Tode  das  Paradies  (paradisus),  den  der 
Bösen  Hölle  (hebr.-griech.  gehenna,  griech.  abyssus).  Die  christliche  Kirche 
selbst  als  Versammlung  aller  Gläubigen  entlieh  ihren  Namen  der  griechischen 
Volksversammlung  (ecclesia),  auch  die  Feste  wie  Pfingsten  (Pentecoste  = 
der  50.  Tag),  Ostern  (Pascha,  7iaaxa  =  hebr.  pesachj,  Epiphania  u.  a. 
fuhren  griechische  Benennungen.  Die  Aufnahme  in  die  christliche  Kirche  erfolgte 
durch  die  Taufe  (baptismus,  baptisma.  baptizatio,  vgl.  anabaptismus) .  die  Aus- 
stofsung  durch  den  Bann  (anathema)  ;  das  Ärgernis  nannte  man  scandalum, 
die  Spaltung  schisma;  Abtrünnige  hiefsen  apostatae,  die  den  Religions- 
unterricht Geniefsenden  catechumeni  (vgl.  catechizo,  -ismus,  -istaj.  Der 
Geist  der  Gemeinschaft  der  Christen  mit  einander  und  mit  Gott  ward  gestärkt 
durch  den  Genufs  des  heiligen  Abendmahls  (eucharistia)  und  die  Liebes- 
mahle (agape) ;  als  Grufs  galt  der  Bruderkufs  (philema).  Ein  gottgefälliges 
W^erk  war  die  Gabe  von  Almosen  (eleemosyna) ,  Gesetz  die  Monogamie 
(monogamia  1) ) ,  verpönt  die  Lästerung  (blasphemia,  vgl.  blasphemus,  -are) 
und  Eifersucht  (zelus,  zelotypia)  ^j . 


i)  Vgl.  digamia^  digamus,  trigamia,  trigamus,  polygainia. 

i)  Auch  sonst  fehlt  es  in  den  Schriften  der  Kirchenvöter  nicht  an  griechischen  Aus- 
drücken. So  reden  sie  häufig  von  Geister-Beschwörung  und  -Bannung  exorcismus,  theurgia 
u.  s.  f.  vgl.  amen. 


W  •  i  I  • ,  Griech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  2  1 


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lam  illa,  qaae  natura,  non  liiteriü  nostri  iue- 
cuti  sunt,  neqne  cum  Graecia  neqne  nlla  cnn 
gente  sunt  conferenda. 

Cic.  Tusc.  1.1.1 

Kap.  XXIX.  Militärwesen. 

Der  Gebrauch  der  Waffen  reicht  bis  in  die  graueslc  Vorzeil  zurück.  Ur- 
sprünglich waren  sie  von  Holz  und  Stein,  doch  bediente  man  sich,  seitdem 
man  die  Erze  zu  schmelzen  gelernt  hatte,  kupferner,  bronzener  und  zuletzt 
eiserner  Werkzeuge  zum  Angriff.  Aber  gleichwie  diese  Neuerungen  nur  nach 
und  nach  Verbreitung  fanden  und  von  Osten  allmählich  durch  den  Handel  und 
Verkehr  nach  dem  Westen  und  Norden  Europas  vordrangen  >) ,  so  behielt  man 
auch  lange  die  allen  WafTengattungen  bei:  für  den  Fernkampf  den  ausEibenhoiz 
gefertigten  Bogen  2)  und  Pfeil  ^)  und  die  eschene  Lanze  *) ;  für  den  Nahekampf 
die  Axt*),  das  Schwert*)  und  den  Hammer^).  Verteidigungswaffen  scheint  man 
noch  nicht  nach  übereinstimmender  Norm  in  voritalischer  Zeit  ausgebildet  zu 
haben,  vielmehr  wird  deren  allgemeiner  Gebrauch  erst  in  die  Periode  der  Einzel- 
völker zu  setzen  sein ;  denn  ihre  Namen  sind  specifisch  römisch^). 

Von  dieser  alten  Bewaffnung  liefs  man  bei  der  Heeresorganisation 
sicherlich  bald  den  Bogen  ^),  sowie  den  Hammer  und  die  Axt  fallen  und  be- 
schrankte sich  auf  Schwert  und  Speer.  Doch  gesellten  sich  zu  diesen  Angriffs- 
werkzeugen unter  Servius  Tullius  auch  Schutzwaffen   (Schild,  Panzer,  Helm  und 


1)  Vgl.  M.  Jahns,  Atlas  z.  Gesch.  d.  Kriegswesens.  Text  S.  8 f. 

2]  To^oy,  Bogen  =s  taxus,  Eibe  s=  sl.  tisü;  vgl.  an.  ir,  Eibe  und  Bogen. 

3)  skr.  ishu-  =  «oV,  Pfeil. 

4)  tiixfJirj,  Speer  =5  lit*  öszmas,  preufs.  aysmis,  Bralspiefs ;  vgl.  lat.  icere ;  cutis,  Laoze 
=  zd.  cdra  (nach  Corfsen  I.  350);  hasta  got.  gazda-,  Spitze,  Stachel;  fJiBXirj,  Esche  und 
Lanze;  germ.  ask,  Esche  und  Lanze. 

3)  skr.  paragu  =  niXBxve\  a^iyij  =  ascia  =  got.  aqizi. 

6)  gladius,  air.  claideb,  an.  hjält,  Schwert,  ^itpo^,  vgl.  ahd.  scaba,  Hobel,  an.  skaf«. 
Schabeisen,  ksl.  skobli,  Hobel,  (rxeqpa,  Schabeisen,    germ.  sahs,   Schwert  =  saxum,  Steia- 

7)  martus  =  ksl.  mlatu. 

8)  clipcus,  galea,  cassis,  lorica  [dafür  bei  Dichtern  seit  der  augusteischen  Zeit  auch 
thorax),  squama,  ocreae;  scutum  (=  axviog,  Fell,  aber  nicht  daraus  entlehnt),  parma  aod 
grosphus,  die  beide  Polyb.  erwähnt  (naqfir,,  yqoCfpos]  sind  vermutlich  keltisch  oder 
etruskisch. 

9)  Auf  die  einstige  Ausrüstung  damit  weist  der  Name  arquites  hin. 


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IN  DER  LATEINISGBBN  SPRACHE.  323 

Beinschienen],  und  zwar  scheint  man  diese,  die  ja  die  Ausrüstungsgegenstände 
der  griechischen  Hopliten  sind,  nach  griechischem  Muster  eingeführt  zu  haben, 
zumal  auch  sonst  in  der  Servianischen  Militärreform  griechische  Ein- 
flüsse hervortreten,  wie  denn  z.  B.  die  Schleuder  (funda  ^) )  als  OflFensivwaffe  der 
5.  Klasse  damals  aus  Griechenland  übernommen  wurde.  Dafs  die  dorische 
Phalanx^)  damals  in  Ausrüstung  und  Taktii^  das  Vorbild  abgegeben,  hat  man 
längst  erkannt. 

Behielt  man  nun  auch  im  allgemeinen  jene  gegen  das  Ende  der  Königszeit 
eingeführten  Schutz-  und  Trutzwaffen  für  die  Folgezeit  bei,  so  konnte  doch  nicht 
vermieden  werden,  dafs  die  fremden  in  römische  Dienste  tretenden  Söldner  ihre 
Ausrüstung  vielfach  mitbrachten  und  dafs  auf  diese  Weise  einzelne  Stücke  für 
ganze  Heeresabteilungen  angenommen  wurden.  Besonders  war  dies  in  der 
Kaiserzeit  der  Fall,  wo  der  Pallasch,  das  breite,  zweischneidige,  scharf  zuge- 
spitzte Schwert  (spatha)  statt  des  gladius'j  utid  das  parazonium,  ein  kurzes 
Schwert  der  Tribunen  und  höheren  Offiziere,  Eingang  fand,  und  wo  der  Reiterei 
in  dem  von  Haus  aus  orientalischen  cataphractes^)  (Panzer)  und  dem  contus 
(Pike)  eine  neue  Verteidigungs-  und  Angriffswaffe  gegeben  wurde. 

Dagegen  sind  die  übrigen  von  römischen  Autoren  erwähnten  fremden  Waffen 
wohl  immer  mehr  im  Gebrauche  der  fremden  Völker  geblieben,  wie  die  rhom- 
phaea  =  rumpia  bei  den  Thraciem,  der  a ein aces  bei  den  Persern,  die  ma- 
chaera  und  pelta  bei  den  Griechen,  die  sarisa  und  cestrosphcndone 
beiden  Macedoniem,  endlich  die  sibina  {aißvvrj)  bei  den  Illyriern.  Ebenso 
waren  die  clibanarii  und  hippotoxotae  vornehmlich  persische  Truppen- 
gattungen, die  d  i  m  a  c  ha  e  eine  macedonische  ^) . 

Weit  stärker  als  im  Bereiche  der  Waffen  war  die  Anregung  der  Griechen  im 
Gebiete  des  Belagerungswesens.  Zwar  darf  den  Römern  die  Kenntnis  der 
Elemente  der  Befestigungskunst  nicht  abgesprochen  werden;  denn  sicherlich 
waren  sie  und  zwar  schon  in  voritalischer  Zeit  in  der  Anlage  von  Burgen  und 
mit  Wall  und  Graben  verschanzten  festen  Punkten  bewandert.  Galt  es  aber  eine 
solche  Position  zu  nehmen ,  so  wird  sich  ihre  Thätigkeit,  wie  bei  den  ältesten 
Griechen,  anfangs  darauf  beschränkt  haben,  die  Stadt  oder  Feste  einzuschliefsen 
und  auszuhungern,  wenn  es  nicht  gelang,  sie  durch  List,  Überrumpelung  oder 
Verrat  zu  nehmen.    Im  Winter  kehrten  die  Truppen  in  ihre  Garnison  zurück. 


4)  funda  entlehnt  aus  fftpsydoyt^.    Über  die  tubicines  und  cornicines  vgl.  Kap.  88. 

2)  Das  Wort  phalanx  wird  nur  von  der  Schlachtreihe  fremder  Völker  (Griechen,  Tro- 
janer, Macedonier)  gebraucht,    classis  ist  kein  Lehnwort. 

3)  Vgl.  Tacit.  ann.  42.  35. 

4)  Daher  equites  cataphracli.    Die  lorica  war  der  Panzer  der  Fufssoldaten  (vgl.  tborax). 

5)  Andere  nicht  als  Lehnwörter  zu  bezeichnende  Ausdrücke  sind  mesancula  ==  mesan- 
cylum  «  hasta  ansata,  zona  =s  cingulum,  pharetra,  Köcher  {dagegen  scheinen  corytus,  Köcher, 
und  toxicum,  Pfeilgifl  in  der  lingua  rustica  eingebürgert  worden  zu  sein),  aegis,  Schild  des 
Jupiter  und  der  Minerva,  harpe,  sichelförmiges  den  Göttern  beigelegtes  Schwert  ss  hamatus 
ensis.  Fast  alle  diese  Worte  beschränken  sich  auf  den  dichterischen  Sprachgebrauch.  Ein 
Verzeichnis  römischer  Wa£fennamen  giebt  Gellius  X  c.  25. 

21* 


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324  Griechische  Wörter 

Einen  Fortschritt  bezeichnet  schon  die  Belagerung  von  Veji  403,  die  erste,  die 
auch  den  Winter  über  andauerte.  Denn  hier  verwendete  man  zuerst  eine  doppelle 
Cirkumvallationslinie  zum  Angriff  nach  innen  und  zur  Verteidigung  nach  aufsen: 
ja  vielleicht  hat  man  damals  auch  schon  Wall  und  Mauer  mit  Türmen,  Brust- 
wehren und  Zinnen  versehen. 

Dagegen  waren  die  eigentlich  die  Blockade  erst  wirksam  machenden  An- 
i»riffs-W^erkzeuge  und  -Mittel  durchw  eg  fremde  Erfindung  ^) .  Daher  sagt 
Alhenaeus  mit  Fug  und  Recht  von  den  Römern  (6.  p.  273  e) :  ivaqa  nln'  'Elh]- 
vtüv  ^irixoLVccg  %al  oqyava  7tolioQin]Tua  ^laS-ovreg,  Und  in  der  That  haben  die 
Römer  erst  seit  dem  ersten  punischen  Kriege  und  zwar  seit  der  Belagerung  von 
Lilybaeum  davon  Gebrauch  gemacht.  Wo  sie  dieselben  kennen  gelernt  haben, 
wird  sich  schwer  bestimmen  lassen.  Doch  war  durch  den  engen  Kontakt  mit 
den  Griechen  bei  den  Kämpfen  in  Süditalien  genügende  Gelegenheit  dazu  ge- 
boten. Wenigstens  operierten  zur  Zeit  des  Krieges  mit  Pyrrhus  die  süditalischen 
Hellenen  ganz  allgemein  nn't  Kriegsmaschinen,  z.  B.  Agathokles  vor  Ilipponiuni 
und  Kroton.  So  kam  der  von  Perikles  zuerst  bei  der  Belagerung  von  Sanios  4iö 
angewendete 2)  Sturm  bock  (aries  =  ycQtog]  und  die  von  dem  im  Dienste  des 
Perikles  stehenden  klazonienischen  Techniker  Artemo  erfundene ')  Schild- 
kröte (tesludo  =  xthovti)^  sowie  die  gleichfalls  auf  Perikles  zurückgeführten 
zum  Niederreifsen  feindlicher  Verschanzungen  gebrauchten  Reifshaken  (har- 
pagones,  harpagae  b.  Sisenna)  damals  zur  Kenntnis  der  Römer.  Dasselbe  {zilt 
von  dem  Mauer  bohr  er  (terebra  =  tQV/vavov) ,  dem  Mauerbrecher  (corvus 
=  KOQa^),  den  Minen  (cuniculus  =  i;/ro^i;y^(ara),  den  für  die  Reiterei  gelet:len 
Fufsangeln  (ivibulus  =  TQißolog)  und  den  verschiedenen  Schildkröten- 
arten: der  Widderschildkröte  (testudo  arietaria  =  xektipi]  '/,Qioq>6Q0i: , 
der  Brechschildkröte  (musculus  =  ;f6Awjj  öwQVKrlg)  und  der  Schüll- 
schildkröte  (testudo  aggestitia  = /eA(cn/>;  x^c;ar^/c;) .  Auch  w^ird  man  damals 
die  Bekanntschaft  der  angeblich  von  Demetrius  Poliorketes  erfundenen  Sireil- 
türme (helepolis)  und  der  Wandel  türme  (lurres  ambulatoriae  =  ttvq'/oi 
samt  den  an  diesen  befindlichen  Fallbrücken  gemacht  haben,  welche  letztere, 
wenn  sie  auf  die  Mauer  der  feindlichen  Stadt  herabgelassen  wurden,  sambu- 
cdc  =  aafißvxai,  dagegen,  wenn  sie  in  horizontaler  Richtung  vorgeschoben 
wurden,  exostrae  =  i^watQai  hiefsen. 

Um  dieselbe  Zeit  oder  spätestens  während  der  Kämpfe  in  Sicilien  lernte  man 
endlich  auch  die  auf  Anregung  des  älteren  Dionys^)  um  400  konstruierten  grofsen 
Wurfmaschinen  kennen:  die  Katapulten  (catapultae  =  xaTaTtekrai)  die  zum 
Schleudern  von  Pfeilen,  und  die  Bailisten  (bal(l:istae  v.  ßaklio),  diezumStein- 


1}  Wenn  die  alten  Autoren,  besonders  Dionys  v.  llalicarn.  auch  bei  frühzeitigen  Be- 
lagerungen wie  der  von  Cameria  503,  Corioli  493,  Antium  459  u.  a.  St urai Werkzeuge,  \Mt' 
den  Widder,  erwähnen,  so  ist  das  eine  tJberl ragung  späterer  Verhältnisse  auf  jene  Zeil, 
vgl.  Momms.  Altert.  5  2  500.  Anm. 

2)  Vgl.  Diodor.   12.  28.  Plut.   Perikl.  27. 

3)  Vgl.  Plin.  7.  201.  DIod.   42.28. 
k)   Vgl.  Diodor.   14.  42.  43.  50. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  325 

vsTurf  verwendet  wurden.  Schon  von  Plautus  werden  sie  öfter  erwähnt,  sind  uns 
aber  von  Vitruv  ganz  detailliert  dargeslellt  worden*).  Dazu  kamen  später  die 
mit  Sicherheit  bereits  von  Cäsar  zum  Steinsclileudern  und  zum  Werfen  von 
BleistUcken  und  Pfeilen  benutzten  scorpiones  (b.  Sisenna  scorpii;  und  die  als 
SteinwurfgeschUtze  verwendeten  onagri^). 

Gleichfalls  in  Sicilien  machte  man  die  Bekanntschaft  der  sogenannten  eiser- 
nen Hände  [aidrjQai  XBlqe^^  manus  ferreae),  einer  Erfindung  des  Archimedes, 
womit  man  von  der  Mauer  herab  die  feindlichen  Schiffe  zu  fassen  suchte,  um  sie 
in  die  Höhe  zu  heben ;  wie  man  auch  den  Griechen  die  Kenntnis  des  am  Feslungs- 
Ihore  angebrachten  Fallgatters  (Cataracta)  verdanken  mochte. 

Auch  sonst  fehlt  es  im  Bereiche  des  Heerwesens  nicht  an  Anregungen  und 
Beeinflussungen  von  Seiten  der  Griechen.  Dafs  die  Einteilung  in  Nachtwachen 
(vigilia  =  cpvXaTirii  eine  griechische  Institution  war  und  mit  der  Klepsydra  nach 
Lalium  gekommen  sein  wird,  ist  bereits  oben  erw^ähnt  worden.  Ebenso  wird  die 
Einrichtung  des  Parlamentärs  (caduci alor) ,  der  Parole  (lessera)  und  des 
Stigma,  eines  auf  den  Ann  des  ausgehobenen  Soldaten  eingebrannten  Zeichens 
auf  griechische  Quelle  zurückzuführen  sein.  Die  Bekanntschaft  mit  dem  Söl  d  n  e  r- 
wesen  (latro,  latrocinium,  latrocinari.  Plaut.),  das  in  Griechenland  seit  dem 
i.  Jahrh.  unter  orientalisch-phönicischem  Einflufs  aufgekommen  war,  machte 
man  ohne  Zweifel  von  Kampanien  aus  bei  Beginn  des  3.  Jahrh.  (vgl.  Mommsen, 
K.  G.  I  6  506),  wenn  man  auch  erst  unter  Marius  mehr  und  mehr  von  der  Bürger- 
aushebung zum  Söldnersysteme  überging  (107).  Von  militärischen  Ehrenbezeu- 
ä;ungen  tragen  griechische  Namen  aufser  dem  Triumph  (triumphus)  und  dem 
Siegeszeichen  (iropaeum)  der  gewöhnlich  in  runden  Schildern  aus  Siiber- 
hlech  bestehende  Brustschmuck  (phalerae,  und  das  zum  Schmuck  der  den 
einziehenden  Siegern  zugeworfenen  Kränze  dienende  Band  (iemniscus). 

Anhang:  Varia. 

Noch  haben  wir  eine  Anzahl  Wörter  zu  verzeichnen,  die  berechtis^te  Ansprüche  auf 
Tiellung  als  Lehngut  erheben  können,  die  aber  in  den  bisher  behandelten  Disciplinen  nicht 
gut  untergebracht  werden  konnten.  Es  sind  dies  zumeist  Adjectiva  und  Veriia  und  zwar 
nenne  ich  puniceus,  purpurfarbig,  burrus,  feuerrot,  baliolus,  scheckig,  hilarus, 
heiter,  propitius,  geneigt,  austerus,  herb,  blaesus,  stammelnd,  silus  =  sinius, 
plaU  (-nasig),  dapsilis,  reichlich,  schedius,  in  der  Kile  gemacht,  graecus,  griechisch, 
hadissare,  schreiten,  exenterare,  ausweiden,  graecissare,  sicelissare,  die 
kriechen,  Siedler  nachahmen,  pat risse,  dem  Vater  nacharten;  ferner  schidiae,  Holz- 
>päne,  gigas,  Riese,  bombus,  Brummen,  muscuni,  Musensitz,  lamia,  t'nholdin,  lu- 
bvrinthus,  Labyrinth  a.  a. 

4)  Dahin  gehören  folgende  Bezeichnungen  einzelner  Teile:  epitoxis,  ti-achelus,  antibasis, 
axon,  epizygis,  chele,  parastata,  carchesium,  pterygoma,  chelonium ,  climacis,  anterides. 
Später,  als  diese  Geschütze  auch  im  Felde  Verwendung  fanden  ,  kamen  die  carroballistae, 
iiianuballistae,  arcuballistae  auf.' —  Nach  liiv.  26.  47  fand  Scipio  bei  der  Eroberung  Neu- 
Urthagos  401  Katapulten  und  75  BaUisten  vor. 

2)  Das  Wort  scorpio  wird  auch  zur  Bezeichnung  der  Kalapullen  und  onagri  verwendet, 
^gl.  Marquardt,  Altert.  5.  504.  507. 


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Viel  Fremdwörter,  viel  Knltarverkehr;  riel  nt- 
lehnt,  viel  gelernt;  eine  reiche  Oeaebiclite,  eise 
an  mannigfachem  Gate  reiche  Sprache. 

Hehtt,  Italien  p.  211. 


in. 

abaous^)  aßa§,   Kredenztisch ,    Cat.  r.  r.  10.  4.    it.  abbaco,  prov.  abac.  [51. 

67  A.  177.  256.  282.  300.] 
abaculus,  abacinus. 
abax  äßa§,  id.  Prise.  7.  42.   [50.] 

ablepsia   aßXetfJia,  Verblendung,  Serv.  Verg.  Aen.  7.  647  &=  animi  caecitas. 
abolla  äßolog,  Kriegsmantel^  Varr.  sal.  Men.  nr.  233  Bücheier  (aus  Non.  538. 46.1 

HttbnerAnnalid.lnst.  1864.  p.  200.   [58.  180.] 
abra  cißQa,  Dienerin.   Vulg.  Judith  8.  32  =  delicata. 
abrodiaetus   siehe  habrodiaetus. 
abrotoniles  aß^oTovirrig^  Stabwurzwein.  Col.  12.  35  =  vinum  abrotoDo  wn- 

ditum.  [47.  171.] 
abrotontun  aßQorovov,  Stahwurz,  arlemisia  abrotanum  L.   Hör.  ep.  2.  1.  H4 

il.  abrolano.  fr.  aurone.  [141.] 
abrotonus  aßqoTovov^  id.    Lucr.  4.  123.  [141.] 
absida  siehe  absis. 
absinthites  ätfjivd'lTf]g,   Wermutwein,  Col.  12.  35  =  viDum  absinthio  condi- 

liim.  [47.  171.] 
absinthium  aiplvS-iov,  Wermut,  artemisia  absinthium  L.  Plaut.  Trin.  935.  span. 

axenjo.  it.  assenzio.   [141  A.] 
absinthius  äipivS-iov,  id.   Varr.  sat.  Men.  204.  4  R. 
absentium.  Jul.  Capit.  Gord.  tr.  49.  4. 

absinthiacus.  absinthiatus  s=  absentatus  Lampr.  Heliog.   21.  6.  Peter, 
absis  aipig,  Kreisbahn,  runde  Schüssel.    PJin.  n.  h.  2.  63.  C.  I.  L.  4.  2310  g. 

acc:  -a.  deutsch  abseite.  [27.  43.  68.  69.  283  A.] 
absida,  ae.  Isid,  or.  15.  8.  7.  absidatus  C.  J.  L.  3.  968. 
abyssus  aßvaaog,  Abgrund,  Hölle.   Tert.  d.  bapt.  c.  3.  it.  abisso  =  loca  in- 

ferna.  [67.  321.] 
acaoia  axax/a,  echte  Nilakazie,    mimosa  niiotica  L.    Gels.  6.  6.    Plin.  20.109. 

it.  gaggia.  [146.  271  A.] 
aoademia  ^xadi^jueea,  Akademie.   Cic.  d.  or.  1.  43.  [242.] 


1)  Betreffs  der  beim  Drucke  dieses  Index  verwendeten  verschiedenen  Typen  und  betreffs 
der  Bedeutung  derselben  ist  zu  vergleichen  oben  Seite  8  und  9.  Die  in  eckige  Klammern 
gesetzten  Zahlen  verweisen  auf  die  Seiten  dieses  Buches,  auf  denen  das  betreffende  Wort 
behandelt  ist. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  327 

academious  läxadrjfityLog,  akademisch.    Cic.  d.  off.  2.  2.  [242.] 

acalanthis  aycalavd'lg,    Stieglitz,    fringiila  carduelis  L.    Verg.  georg.  3.  338. 

=  aeanthis.  acc:  -a.   [107.] 
acanthicecnasiiche,  Saft  der  helxine,  axay&ixij  fiactix^.    Plin .  21 .  96  :  »-en  appellatamn. 
acanthillis  axavd^vXXigf   wilder  Spargel.    Apul.  herb.  84.   =  corruda,  asparagus  agrestis. 

[43.  151  A.] 
acanthinuB  a-Kar^ivog,   bärenklatmrtig.    Col.  9.   4.  4.  Varr.  b.  Serv.  ad.  Aen. 

1.  649.  [183  A.] 
acanthium  anavS-tov ,    Distelart,  onopordum  aeanthium  L.     Plin.  24.  108: 

»est  huic  [Spinae  albae]  similis,  quam  Graeci  —  ion  vocant.«  [147.  183A.] 
aeanthis  axavd'lg,  Stieglitz,  fringilla  carduelis  Z». ;  Kreuzivurz  (=  senecio). 

Plin.  10.  175;  24.  108;  acc:  -a.  [9.  43.  107.  147.] 
aoanthuB  änavd-og,  Bärenklau,  acanthus  mollis  L,  Verg.  ecl.  3.  45.  it.  acanto, 

fr.  acanthe.   [49.   126.  141.] 
acanthyilis  a'AavrhjXXlg,  Plin.  10.  96:  »acanthyllis  appellatur«  ==  aeanthis. 

[43.  107.] 
acanus  äxavog,  Krebsdistel,  onopordum  aeanthium  L,,  Plin.  22.  23.   [9.  147.] 
acapnos  axanvost  rauchfreit  Col.  6.  33  =  fumo  carens  (mel.)   [123.] 
acarna  siehe  acharna. 

acataleotus  axaraAi^xro^,  akatalektisch,  Diom.  502.  7.  K.   [230.] 
acataleptus  axaxttXrjnTog ,  Tert.  ad  Vnl.  35  «=■  incomprehensibilis. 
acatalexis  äxaraXrj^ig,  unverletzter  Versausgang.    Audacis  excerpla  333.  19K. 
acatium  mattov^  leichtes  Schiff,  Plin.  Ö.  94  =  acatus.   [212A.] 
acatus  axarog,  id.,  Tert.  adv.  Marc.  5.  1.   [212  A.] 
acaustos  anavtnog,  unverbrennlich  (Karbunkeljy  Plin.  37.  92  =  igncm  non  sentiens.    »car- 

banculi  a  quibusdam  acaustoe  vocati«. 
acedis  äxrjdla,  Vulg.  Sirac.  29.  6.  it.  accidia,  fr.  accide  =^  morosilas,  griech. 

b.  Cic.     accidia  Isid.  sent.  2.  37.  2.     acedior,  Vulg.  Mc.  14,  33.   [272A.] 
acentetus  axivtrizog,  Plin.  37.  28  »acentela  appellantes«  =  sine  punctis. 
acephali  aTiitpaloL,  häretische  Sekte,  Isid.  or.  5.  39.  39  =  sine  capite.  [320A.] 
a  Gera  tos  axi^azog^  ungehömt,  Plin.  30.  46:  »Cochleae,  quae  aceraioc  vocantur«. 
acersecomes  ^xe^tfexo/iT^r,  ungeschoren,  Juv.  8.  128  =  intonsus.  [8.  58.] 
acesis  ayceaig,  Berggrün,  Plin.  33.  92:  »hanc  chrysocollam  medici  —  in  ap- 

pellant  [156  A.] 
acetum    Smotrov,    Jungfernhonig,    Plin.    11.   38.    Apic.   3.  69;    6.  257  (mel 

acoetum).  [123.] 
achaemenis  äxccitievlg,  Zauberkraut,    Plin.  24.  161   =  hippophobas.   [147.] 
acharis  «/a^if",  Vulg.  Eccl.  20.  21  =  ingratus. 
acharna  (acarna),  Meerwolf,  perca  labrax  L.,  Enn.  heduph.  10.    aeharne  Plin. 

32.  145.  [19.  114.] 
aohates  axoii^r]g,  Achat,  Plin.  37.  5.  frz.  agate,  cf.  aethachates,  coralloachates, 

dendrachates.   [47.  161.] 
aoheta   axitag,   rixirrig,    Cikade  (=  singend],   Plin.  11.  92:   »(cicadae)  quae 

canunt,  vocanlur  achetae«.   [123.] 
achillea},  achilleos  i/x^AAfi^og /^orayjj,  Schafgarbe,  achilleaL.,  Plin.  25.42: 

»-0S  vocatur«.  [147.] 
achillinmliylklecov,  Schwammart,  Plin.  9.  148. 
achne  pyros  ti^yi]  nv{j6g,  Plin.  13.  114  =  frulex  grani  Cnidii. 


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328  Griechische  Wörter 

achor,  acor  (aeora)  axtoQ,  Schorf,  Garg.  Marl.  42.  Theod.  Prise.  4.5.:  »aco- 

ras  papillas  dicimus«.   [271.] 
achras   «xQ^^ t   wilder  Biimbaum,  pirus  salicifolia  L.,  Co].  7.  9.  6.  gen:  os  =  pinis  siive- 

stris,  piraster. 
achromos  a/gta/no^,  nicht  beschönigt,  Fortun.  ort.  rhcl.  1.  3  =  sine  siniulalione. 
ücinaees  äy.ivdxrig,  kurzer  Säbel,    Uor.  od.   1.  27.  5.     acc:  en  |9.  66.  323. 
a  eine  tos  axivrjiog,  Tert.  adv.  Val.  8  =  tmmobilis. 
aciDos  a/upog,  wilde  Basilie,  Plin.  21.  174.   [147.] 

aeocnonetus  axoiyatyr^jof,  Juven.  7.  248.     N€|ui  nulli  (=  cum  nullo)  communieat«  glus.v 
acoetis  (ixoiiig^  Lucil.  sat.   17.  1   =  coniux.  acc:  in.  [8.]. 

aooluthos  a/MkovO-og,  Mefsgehilfe ,    Gypr.  ep.  7  exlr.  =  ceroferarius.   n.  \\. 
oe  Dioin.   457.  24  K.  [319  A.] 

acolytus  Not.  Bern,     acolctus  1.  R.  N.  4  305. 
acona  uxoyrj,  Plin.  27.  10:  »cautibus,  quas  aconas  nominanU. 
aconiti  axoytti,  Plin.  35.  189:  »quod  vocanl  -i«  =  sine  labore. 

aoonitum  äy.6viT0Vj  Eisenhut,  aconitum  napellus  L.,  Verg.  g.  2.  152.  il.  aco- 

iiito.   [143.] 
aconlias  ay.ovriag,  Meleorart,  PJin.  2.  89.   [9.  55.  248.] 
acuntizo  axoyzi^u),  Veg.  1.  26.  4  =  prorumpo. 
acopos   ä'Ao/rog,    Spat;    P/?aw3Pn«?'f  =  anagjros,    Plin.  27.  30:    »anagyros, 

quam  aliqui  acopon  vocanl«.     acopuni  äzo/tov  Gels.  4.  31.    [147.  271 A. 
acorna  a/,0Qva,  Distelart,  Plin.  21.  94.   [147.] 
acoros,  acoron  äxoQog,    ä/.OQov,    Kalmus,    acorus   ealainus  L.,    Gels.  3.21. 

Plin.  25.  157.     il.  aeoro.   [140,] 
a  cos  mos  äxoafiOi;,  Lucr.  4.  1152  B.  =  imnmndus,  sordidus. 
acra  ttxQa,  Plin.  3.  100  =  promunturium. 
acraeus  ax^fdog,  auf  der  Höhe  befindlich,  Liv.  32.  23.  10:  »lunonis,  quam  vocanl  acraeani«. 

acratophorum  u/.Qarotpoqov,    Weinyefüfs,  Gic.  d.  fin.  3.  4.  15.    [174.' 

acridiiun  ==  diagrydion   duAqvdtov ,    Puryiericurzelsaft ,    Isid.  or.    17.  9.  61. 

[73.  271  A.^ 
acro  ux^tay,  Schweinsknövhelchen,  Vegel.  2.  28.  17  =  crura  porcina. 
acroama  axQoaiia,  musikalische  oder  deklamatorische  Unterhaltung,   Cic.  Verr. 

4.  22.  49.  1.  R.  N.  2378.   [48.  309.] 

acroma  Not.  Bern.  45.  99.     acruama  Orell.  2530.     acroamataria  (sena]  Cr.  2SS5. 


aoroasis  äycQoaaig,    Vortrag,  Gic.  All.   15.  17.  2.  acc:   in.  abl :   i.   [309.] 

acroalicus  ä/.QoariAog,  esoterisch,  Gell.  20.  5.  6. 

acrochordon    äyqoxoqdtov,    Wärzenart ,    Gels.  5.  28.  14.    (Darenib.   p.  216. 

35  griech.)   [271.] 
acrocolefium  uxqos  -{-  xü}lTi(ptoy,  oberer  Teil  des  Schweins fufses,  Veget.  6.  1.2  Seh. 
acrocoliura  axQoxatXioy,  Schweinsknöchelchen,  Cael.  Aur.  acut.  1.  11.  94  =  acron  =  cm« 

porcina. 
acrolilhos  ä/.qohO^og,  am  Ende  ron  Stein,  Vitr.  50.  4.  Rose,  acc:  on.    ^'7. 
acronychus  =  uxQoyv/og,  Chalcid.  p.  71   =  vespertinus. 
acropodium  axQojtoifioy,  Fufsspitze  einer  Statue^  Hyg.  fab.  88  =  pes  ultinius. 

aoroterium   ä/.Q(ort]Qiov ,    Landspitze  des  Hafens,    Vilr.  82.  7.  R.  =  prooiun- 

lurium  procurrens.   [47.  261.  282.1 
acla  u'ATrj,  Gic.  Verr.  2.  5.  25  =  lilus.   [261.] 


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IN  DER  LATKINISCHEN  SPRACHE.  329 

aotaea  axTalaj  Christophskraut  (?),  aclaea  spicata  L.  oder  sambucus  L.,   Plin. 

27.  43.  [U7.] 
acta e US  axiaXog^  Prise,  progn.  69  =  litoralls. 
acte  aTLTri^  Attich,  samhucus  ebulus  L,,    Plin.  26.   120  =  elmlus.     (ieulsch: 

atlich.   [131.] 
äctconices  axnoyixr^f,  Sieger  in  Aktium,  Not.  Tir.  Grut.  p.  474. 

actin  ophoros  axiiyotpo^ost  strahlentragend,  Plin.  32.  447:  »cochloe  actinophoroe«  [39.  4  19.] 
actinosus  uxTtyoetdi^^,  strahlend,  Ambros.  de  Job.  et  Dav.  2.  4.  4  6. 
acylos  axvXoff,  Eichel  einer  Steineiche,  Plin.  46.  19  Sill. :  ilicis  glans,  quam  Homerus  acylon 

appellat«.  (aculon  Dell.)  [447.] 
a  c  y  r  o  I  og  ia  äxvQoXoyia,  uneigentlicher  Ausdruck,  Charis.  270.  23  K.  =  impropria  dictio.  [237.] 
Adadu  nephros  Jidadov  peffQog,  Adadsniere  (Edelstein)^  Plin.  37.  186. 
adamantinus  a5a(.iavrtvog^  stahlhart,  Lucr.  2.  447. 
adamantis   äöafiavrig,    Zauberkraut,  Plin.  24.  162.  acc;  a.   [43.   147.] 
adamas  ädäfiag,   Diamant,    Yerg.  Aen.  6.  552.     prov.  adiman,    afr.  aYmant, 

sp.  pg.  iman;  it.  sp.  diamante,  fr.  diamant.   [44.  162.] 
adamanteus. 
adaroa  adaQXfi,    Schilf  schäum,   Plin.  32.  140:    »calamochnus  latine  adarca  ap- 

pellata«.     adarce  Yegel.  5.  47.  2.   [144.J 
adasphear^),  ifispelarty  Plin.  16.  245;  »in  quercu  (viscum)  adasphear  vocant«. 

[139A.] 
adelphis  adelfplg,  Dattelart,  Plin.   13.  45.   [43.   136A.] 
adeps  äleupa,  Fett,  Lucil.  4.  35.  M.   [68.  73.  266 A.] 

adipalis.  adipatus.  adipeus. 
adiantum  adiaprov,   Venushaar ,  adiantum  eapilius  Veneris  L.,   Plin.  21.  100. 

it.  adianto  =  eapilius  Veneris.   [147.] 
adipsos  ädiipog,  durststillend,  Plin.  12.  103:  »quae  vocatur -osw  seil,  glycyr- 

rhiza,  palma.   [136A.] 
adispatheon,  Dornstrauch^  Plin.  24.  442:    »Spina  silveslris  In   Oriente,    quam   alii    erysi- 

sceptruui,  alii  -on,  Syri  diaxylon  vocanl«. 
adonius  ^diovetog^  adonischer  Vers,  Serv.  d.  melr.  Hör.  468.23. 
adonis,   Fischart,  Plin.  9.  70  =  exocoetus.   [H9.j 
adonium  aäwviov,  Erdcypressenart,  santolina  chamaecyparissus  L.,  Plin.  21.  60. 

it.  adonide.  [147.] 
adoxus  u^o^og,  Aur.  Aug.  d.  rhet.  24  H.  =  ignobilis. 
adr achte  adqax^ri,  wilder  Erdbeerhaum,  Plin.   13.  120. 
adryas  äifQvag,  Baumnytnphe,  Prop.  4.  20.  42  =  hamadryas.. 

adynamon  aävvufxoy,  Plin.  44.  400:  »(vinum  ficticiumj,  quod  vocant  adynamon«.  [172  A.j 
ndynatus  a^vyaios,  Vulg.  Act.   4  4.  8  =  invalidus. 
adytum  ädvrop,  das  Innerste  des  Heiligtums,    Lucr.  1 .  737  B.    cf.  Caes.  h.  c. 

3.  105:   »in  occultis  ac  recondilis  templi,  quae  Graeci   cidwa  appellaiU«. 

[319A.] 

adytus,  üs,  Att.  trag.  624  Ribb.  adyticulum. 
aeae  ataX,  Interjektion,  Placid.  gloss.  Deuerl. 

aedon  m]5iov,  Nachtigall,  Sen.  Agam.  670  =  luseinia.  [53.] 
aedonius  atjöüviog,  von  Nachtigallen,  Panegyr.  ad  Pis.  257. 
aegilips  aiylhip,  Knollengewächs,  Plin.  19.  95  Jan.  Dell,  aegilops.  [147.' 

4)  Wo  ich  die  griechische  Form  nicht  angegeben  habe,  ist  sie  nicht  belegt. 


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330  GsiBGHiscHB  Wörter 

aegilopium  alythimiov^  Thränenfistel,  Plin.  20.  458. 

aegilops  alyHoii/j,  Eichenart y  quercus  aegilops  L.,    Plin.  16.22:   »quae  vo- 

catur  -ops«.     it.  egilope.     acc:  a.   [33.  128A.] 
aegipan  aiylTtaVy  Mensch  in  Bocksgestalt,  Mel.  1.  4.  8. 
aegis  atyfe,  Ägis^  Lärchenkernholz,  Verg.  Aen.  8.  354.  acc:  a.  [43.  47.  323 A.l 
aegisonus. 

aegithus  aXyid-og,  Blaumeise,  parus  caeruleus  L.,  Habichtsart^    Plin.  40.  204. 

[107.] 
aegooephalus  alyoxicpalog,  Ziegenkopf,  Plin.  11.  204. 
aegoceras  aiyoKB^as,  gem.  Bockshomklee ,  trigonella  foenum  graecum  L.,  Plin.  24.  <84, 

vgl.  telis:  »DOS  siliciam«.    [147.] 
aegoceros  aiyoxeQOjg,  Steinbock,  Lucr.  5.  613  B.  =  capricornus.   [247 A.] 
aegolethron  alyoke&QOVj  pont.  Azalee,  azalea  pontica  L.,  Plin.  21.  74.  [U7.j 
aegolios  alytaXiog,  Nachteule,  Plin.  10.  165.   [107.] 
aegonychos  aiytoyvxo^,  Steinhirse,  Plin.  27.  98  =  lithospermos. 
aegophthalmos  aly6q)d'aXfiogj  Ziegenauge  (Edelstein),  Plin.  37.  187. 
aegyplilla,  Onyxart,  Plin.  37.  148.  [163A.] 
aelinos  aXktvog,  Klaggesang,  Ov.  am.  3.  9.  23.     acc:  on. 
aelurus  aXXovqog,  Katze,  felis  domestica  Briss.,  Hyg.  d.  astr.  2.  28  =  felis, 

catta.   [98.] 
aemobolium  cf.  haemobolium 
aenigma  aiviy^ia,  Rätsel,  Plaut.  Cist.  2.3.60.  it.  enigma,  enimma.  [228.  229  A.] 

aenigmatice. 
aenigmatizo  alviyfiatiCofiai,  in  Rätseln  reden,  vetus  versio  Aristot.  3.  2  (PauckerJ. 
aenigmatista  alviyfiaTLGrrjg,  Rätselaufgeber,  Sidon.  ep.  6.  16;  8.  6. 
aeolioum  AloliY.6v,  äolisches  Versmafs,  Serg.  465.  22  K.   [230.] 
aeon  altiy,  Tert.  adv.  tiaerel.  83  b=  aevum. 
aer   arjQ,    atmosphärische  Luft,   Plaut.  Asin.  99.    Cic.  acad.  1.8.26:  »utimur 

enim   pro   latino«.    Plin.  2.  10:    »spiriluS;    quem  Graeci  nostrique  eodeni 

vocabulo  aera  appellant«.     gen:  os,  acc:  a.     it.  aere.   [31.  258.] 
aera,  ae.    aerivagus. 
aera  uIqu,  Lolch,  lolium  temulentum  L.,  Plin.  4  8.  4  55  =  lolium.  [130.] 
aer  in  US  at^iyo^,  aus  Lolch,  Plin.  22.  125. 
aerinuR  aiqtvog,  luftig,  Varr.  sat.  Men.  437. 
aeriufl  aeqtog,  in  der  Luft  befindlich,  Lucr.  1.  12  B. 
aerizusa  aeqU^ovaa,   Türkis,  Plin,  37.  115:  »quae  vocalur  -a«. 
aernophorus  (!)  I.  R.  N.  3145  falsche  Lesart  slatt  cernophorus  xeQyotpo^o^. 
aeroides  äeQoeidi^g,  Sapphir,  Plin.  37.  77:  »quos  -es  vocant«.   [49.] 
aeromantia  äeQOfiaytBia,  Wahrsagung  aus  der  Luft,  Isid.  or.  8.  9.  13  &=  divlnatio  ex  aere. 
aeromantis  asqofAayug,   Wahrsager  aus  der  Luft,  Serv.  Verg.  Aen.  8.  359. 
aerophobus  cte^otpoßog,  luftscheu,  Cael.  Aur.  acut.  3.  12.  108  s=  a^rem  iimens. 
aesalon  alaaXcov,  Rostweihe,  falco  aeruginosus  L.,    Plin.  10.  205.    [53.  110.^ 
aeschrionion  aiaxQi^iov,  Metrum,  Mar.  Vict.  105.  12  K. 
aeschrologia  alaxQoXoyla,  Diom.  450.  32  K.  =  oratio  inverecunda.  [237.J 
aeschynomene  alaxwo^iivii,  Mimosenart,  mimosa  L.,  Plin.  24.  167.  [147.^ 
aethaohatefl  al&axocTrjg,  blutfarbiger  Bernstein,  Plin.  37.  139.   [161.] 
aethalufl  al&aXog,  Rufstraube,  Plin.   14.  74.   [172.] 
aether  ald^Q,  Äther,.  Enn.  ann.  520  V.     acc:  a.  gen:  os.   [258.] 


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IN  DBR  LATBINI8GHEN  SPRACHE.  331 

aethera,  ae. 
aetherius  aid'iqiog^  ätherisch^  Host.  bell.  Istr.  Hb.  I  Weich.  C.  I.  L.  6.  ^56. 
aethiopis  al&iOTtlg,    SaWeiart^  salvia  Aethiopis  L.j    Plin.  24.  463.     acc:  a, 

vgl.  merois.  [43.  147.] 
aeihra  ai&goj   heiterer  Himmel^   Naev.  b.  Varr.  1.  1.  7.  81    Seal.,    Enn.   ann. 

418.   [258.] 
aethralis. 
aetiologia  ahcokoyla,  Isid.  2.  21.  39,  Quinlil.,  Rutil.  Lup.  griech.  (Sen.  ep. 

95.  65 :  ethologia)  =  causarum  inquisitio. 
aetite  Schlingpflanze,  Plin.  24.  139:   »quam  aliqui  -en  vocant,   alii   lagineu, 

nonnuUi  tenuem  scammoniam«. 
aetites  aetlTrig,  Adlerstein,  Plin.  10,  12.  [159A,] 
aetitis  äerlTcg,  adlerfarbiger  Edelstein,  Plin.  37.  187.  [43.] 
aetoma  äirutfia,   dreieckiges  Tempelgiebelfeld,    Orell.  6919,    C.  1.  L.  3.  1174. 

4212.   [48.  49.  282.] 
afratus  {&<p^6ff)f  Isid.  or.  20.  8.  29.  Hermes  Vll  p.  489  s=  spumeus. 
agallochus  ayaXkoxov,  Aloeholz,  Dig.  39.  4.  16.  7.  [144.] 
agamus  ayufAos,  Hieron.  adv.  Jovin.  4.  8  ss  caelebs. 
aganaclesis  äyayaxrrjaif,  Jul.  Ruf.  d.  fig.  sent.  §  44  s=  indignatio.  [238  A.] 

agape    ayaicrj ,    christliche  Nächstenliebe,    Tert.   d.   ieiun.   adv.  psych,  c.  17. 

fr.  agape.  [321.] 
agapetae  ayaTcrjral,    Hausgenossinnen  unverheirateter  Geistlicher,  Hieron.  ad 

Eust.  ep.  22.  5.     fr.  agap^tes. 
agaricum    ayogiytov,    Lärchenschwamm,  boletus  laricis  Jacq.,    Plin.  16.  33. 

sp.  garzo,  fr.  agaric.  [147.] 
agathodaemon  ayad^oSaifjuav ,   Lampr.   Heliog.   28.  3:    »quos  illi  -as    vocant  b=  bonus 

geniiis. 
agea  ayvia,  Schiffsgang,  Enn.  ann.  484.  Y.  =  Ttaqoöog  TtXolov  (gloss.  Labb.). 

[2H.] 
agelastus  ayiXaaxos,  Plin.  7.  79  =  nunquam  ridens.  (cogn.  M.  Crassi.) 
agema  ayrjfia,  Elitetruppe,  Liv.  37.  40.  5:  »agema  eam  (legionem)  vpcabantn   (Macedones). 
ageraton  ayriqaxov,  Leberbalsam,  achiilea  ageraton  L.,  Plin.  27.  13:  »ferula- 

cea  est«.  [147.] 

ageratos  Tert.  adv.  Val.  8. 
aglaophotis  aylaotpunig,  Zauberkraut,  Plin.  24.  160:    »-im  herbam  in  mar- 

moribus  Arabiae  nascentem,  qua  de  causa  marmaritim  vocari«.  [147.] 
agiaspis  cf.  chalcaspis. 
agnos   ayvos,   KewcfUamm,   vitex  agnus  castus  L.,   Plin.  43.  44;  24.59:  »viticem  Graeci 

lygon  vocant,  alias  agnon«.     it.  agno  casto. 
agnu  Sperma  ayyov  üni^fia,  Orib.  Bern.  43.  80  Hag.  =  semen  vilicis. 
agoge  aytayti,  Tonleiter,  Mart.  Cap.  9.  958  sa  diagramma  =  sonorum  gradus. 

agon  aywv,  Kampfspiel,  Plin.  ep.  4.  22.  1.    acc:  a,  acc.  pl. :  as  =  certamen. 

[53.  290.] 
agonia  ayiavia,  Yulg.  Luc.  22.  44     fr.  agonie  «=  summa  perturbatio, 
agonicus  ayoyyvi^og,  zum  Wettkampf  gehörig,  Acr.  ad  Hör.  c.  3.  12.  8. 
agonista  aycuvtari^g,    Wettkämpfer,  August,  serm.  343  extr.  I.  R.  N.  652. 

[290.] 
agonistarcha  ayiaviaraqxrig,  Kampfrichtei^  Grut.  38.  5.   [290.] 


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332  Griechische  Wörter 

agonislicus    ayioviarrAog ^    zum  Weltkampf  geeignet^    Terl.  d.  cor.  mil.  <3. 

fr.  agonistique.  ^ 

agonizor  uycoiuLouai,  kämpfen,  Eccl.  4.  27.  33.  Vulg.  agonizo  \.  Cor.  9.  25. 
agonothesia  äyioyod-eala,  Kampfrichteramt^   Cod.  Theod.   12.  1.  409.  [290. 
agonothetes   äyiovot^ittjg ,    Kampfrichter,    Terl.  ad  mart.    3  =  designator. 
fr.  agonolh^te.   [290.] 

agonotheta  Tert.  scorp.  6,  C.  I.  L.  3.  296.    agoniteta  Kopp.  39.   [50.] 
agonotheticus    ayojvo&BTiAog  ^    zur  Anordnung  ron  Kampf  spielen  bestimmt. 

Cod.  Jusl,   M.  69.  5. 
agoranomus  ayoQap(\uog,  Marktmeister ,  Plaut.  Mil.  727.   [311.] 
Bgramniaios  ityiitt^fJLcczog,  Vitr.  8.  40  R.  =   indoctus 
agrimoDia  siehe  argemone.   [74.] 

agriophyllon  ayqiotpvXXoy,  Saufenchel,  Apul.  herb.  95  =  pcucedanum.   '<5I  A.] 
agrios  ay^tiog^  Plio  i2.  45:  »quod  aliqui  -on  vocant«  =  agrestis. 
agroecus  ayqoixog^  Att.  didasc.  fr.  3.  Müll.   (Lucil.  p.  306)  =  rusticus. 
agrostis  ay^taaiig,  Feldgras,  Apul.  herb.   77.     acc:  in  =  assefoliiim.   ^151  A.j 
agrypnia  ayQvnyia,  Mart  Cap.  2.  4  43  =  insomnia. 
ai  «r,  ach,  Ov.  mel.  4  0.  245.  [34  0.] 
aides  ihidi^g,  Chalcid.  p.  4  34  =  invisibilis. 
aigleucos  uel  yXevxog,  Plin.  4  4.  83:    »vinum,  quod  Gracci  aigleucon  vocant  h.  e.  semper 

mustum«. 
aithales   (teid-aXig,    Hauswurz,  sempervivum   tectorum  L.,   Apul.  herb.  423  =3120011  = 

herba  semperviva.  [4  54.] 
a  izoo n  aelCtooy,  Hauswurz,  sempervivum  tectorum  I.,  Plin.  25. 460  :  »IlaÜa  sedum  vecal".  ;445. 
alabarchcs,  alabarchia,  cf.  arabarctics,  arabardiia. 
alabaster  akaßaarQog^   Salbfliischchen  aus  Alabaster^    Cic.  fr.  h.   Non.  15.  17. 

I.  R.  N.   4378.  fr.  albAtr.   [56.   108.   191.] 
alabastrum  alaßaargorj  id.,  Plin.   13.  19. 
alabastrites  aXa  ß  aar  q  irrig,  Alabaster  stein,  Plin.  36.  60;  37.  73:  »lapidem  quem 

-en  Aegyplii  vocent«.     acc:  en.  abl:  e.   [47.   158 A.] 
alabastritis  akußaarQirig,   Edelsteinart,  Plin.  37.  143  Jan.   [43.] 
alabeta  äkaßi]g,  Aalwels,  silurus  anguillaris  L.,  Plin.  5.  51.   [44.  119.] 
alcaicum  akycar/.op,  alkäisches   Versmafs,  Diom.  509.  32  K.   [230.] 
aicea    ukY,ia,    Malvenart,    inalva  aleea  L,  oder  malope  inalacoides  L.,    Plin. 

26.  25,  vgl.  damasione.   [147.] 
alciblum  älnißiov,  unbekannte  Pflanze,  Plin.  27.  39:  »qualis  esset  herba  non 

repperi  apud  auctores«  (Plin.).   [147.] 
alcmanicum  aly.fiayr/jjr,  alkmanisches   Versmafs,  Serg.   458.  16  K.   [230. | 
alc^on    aXy,vimf,    Eisvogel ,    Paeuv.    trag.    393  Ribb.  =   aleodo.     fr.  alcyon. 

[53.   106  A.] 
alcyoneus  aX'Avoveiog,   vom  Eisvogel,  Plin.  32.86  =  alcedonius.    fr.  alcyo- 

nien.   [272.] 
alcyon  ins  äX'AVovtog,  id.,  Varr.  I.  1.  7.88  =  alcedonius.   [106  A.] 
alcyonides  uk/.voviösg,  sturmfreie  Zeit  im   Winter,  Plin.  10.  90  =  (lenipora 

alcedonia   (Plaut.)    [43.  106  A.] 
a  lec  siehe  allec. 

alectoria  alr/.rioQ,  Edelsteinart,   Plin.  37.  144.   [163  A.] 
alectoros   lophos   (cXixioQog  ),6(fog,    Hahnenkamm,    rhinanthus  L.  (?),  Plin.  27.4«:  «^> 

quae  apud  nos  crtsta  (galli)  dicitur».  [4  47.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  333 

alethia  äXij&Eia,  Tert.  adv.  Va!.  45  =  veritas. 

alethiiiocruslos  aXfi&tyoxQovato^-,  Cod.  Theod.   !5.  7.  M:   »vestes,  quas  Graeco  nomine 

-as  vocanl«. 
alcxipharniacoü  ake^cipaQ^iaTtoy,    Gegenyift^    Plin.  31.146:    »medicamento, 

quod  -on  vocant«.     fr.  alexipharmaquc.    [272.] 
alicacabum  cf.  halicacabum. 
aUcula  aXkii,  Zipfebnankl,  Petron.  40.  5.   (allicula)   vgl.  ixlh^^,  [74.   182.] 
u  1  i  iiion  cf.  halimon. 

all  in  in  a  r^Jtce^/ia,  SalbCf  Marl.  Cap.  2.  MO. 

aliptes  alei/tTtjgy  lUiigmeister,  Cic.  faiii.   1.  9.  15   (alipta).   [298.  309.1 
alisma  aXta^ia^  Froschkraut,  alisma  plantago  A.,  Plin.  25.  124.    it.  aliscna  = 

damasonion.   [147.] 
allasson  nXXdfftxtoyj  Hadr.  b.  Vopisc.  Sal.  8.  10  =  versicolor. 
allec  ahmop^    Fischsauce j    Cat.  r.  r.  58,    Plaut,  fr.  b.  Non.   120.  4  =  allex, 

hallex,  alec,  alcx.   [22.   121.] 
allecula.  allecatus. 
allegoria  alltjyoQia,  Quillt.  8.  6.  44  =  inversio.  Cic.  griech.   [236. J 
allegorious   alkrjoQixoi; ,    Arnob.  5.  p.    183.     Terl.  d.  pud.   c.  8.      fr.  alle- 

gorique.     allegorice,   vgl.  allcgorizo,   allcgorista. 
alloeosis  nXXoioiffii;,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  scnt.  2.  2  =  immutatio. 
allopbylus  uXX6q>vXo{;,  Tert.  d.  ieiuu.  adv.  psych,  c.  7  =  externus,  alienigcna.   ;65.  144.] 

aloe  akotjj  Aloe,  aloe  perfoliala  var.  L.,  Geis.   1.  3.    fr.  aluinc.    aloa  Isid.  or. 

17.  8.  9.   [65.   144.] 
alogia  äloylaj   Unverstand,  Sen.  apocol.  7.  1.  Bull,  dell  inst,  di  corr.  arch. 

1858  p.  118  =  dictum  ineplum  ,    actio  stulla. 

alogior  Dosith.  59.  \  K.     alogio  Aug.  tract,  424  in  Jo.  ev. 
alogus  äkoyog,  unvernünftig  Aug.  ep.  86:    »animalia  ratione  carenlia  dicun- 

tur  aloga«. 
alopccia  alio/te/.ia,  Fuchskrankheit,  Plin.  13.  125.   [271.] 

alopeciosus. 
alopccis  äküj/tsy.ig,  Fuchsrebe,  Plin.  14.42.   [172.] 
alopecuros   äkco/teAovQog,  Grasart.  cylindrisches  Zuckerrohr,  saccharum  cy- 

lindricum  L.,  Plin.  21.  101.   [147.] 
alopex  aliojir]^,  Seefischart,  Plin.  32.  145  ==  vulpes  marina.   [58.  63.  119.] 
alpha  icXq>€c,  Buchstabe  a,  Varr.  1.  I.  8.64.   [225  A.j 
alphabetum    aXfpdiir^tog ,    Alphabet,    Tert.  haer.  50  =  littcrae,   cleinenta. 

fr.  aiphabet.   [225.1 
alphita  fcX(pijaj  geschrotenes  Mehl,  Auct.  ilin.  Alex.  M.  4  9  =  far,  mola. 
alphus  al(p6g,  Flechten  im  Gesicht,  Gels.  5.  28.  19.   [271.] 
alsine  äkairrj,    Waldsternmiere,  stellaria  nemorum  L.,   Plin.  27.  23;   vgl.  myo- 

soton.  fr.  alsine.   ,147.] 
althaea  akd'aia,  gern,  Eibisch,  althaea  officinalis  L.,  Plin.  20.  222.    fr.  althee. 

[141.] 
alypon  alvuov,  Heilkraul,  Plin.  27.  22.   [147.] 
alysidion  älvaelöior,  alvaidtov,  Kettchen,  I^ucr.  4.  1130  (1122)  nach  Haupts 

Konjekt.,  vgl.  halideusia. 
alysson    älvaaov,    wilde  Färberröte,    rubia  tinctorum  oder  lucida  L.,     Plin. 

24.  95:  »qui  -on  vocaturc,   vgl.  ereuthodanus.   [147.] 


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334  Griecbische  Wörter 

alytarches  akvragx^iii  Alytenvorsteher,  Cod.  Theod.  40.  4.  42.  [312.1 
alytarchia  alvTaqxiot,  Alytenvor Steher amt^  Cod.  Just.  1.36.  h. 
alytis,  Rehhühnerkraut t  Apul.  herb.  81  s  perdicium.  [151  A.] 
ama  a^tri^  Eimer^  Cal.  r.  r.  435.  d:  Ohm.  vgl.  hama  [23.  476 A.] 

amula. 
amalocia,  amalusta  cf.  chamaemelon. 
amandola,  amandola  =  amygdale  Mandel,  Plin.  See.  d.  re  med.  Hb.  5.  30. 

(=  Plin.  Val.)   [73.] 
amaraoinuB  aiiaqäynvog^  von  Majoran^  Lucr.  2.  847.  [63.  191.] 
amaraous,  amaraoum  afidgaKogj  äfiagaTtov,  Majoran^  origanum  majorana  I., 

CatuU.  61.  7,  cf.  sampsuchum.  [141.] 
amarantuB  äfiagavrog,  Tausendschm^  Tib.  3.  4.  33.    fr.  amarante.  [141.] 
amaxopodes  =  hamaxopodes,  Vitr.  278.  2  R. 
ambiz  afißt^,    Destillier  heim,   Apic.  6.  236.    acc.  pl:  as.    Cael.  Aur.  tard.  i. 

7,  94:  »vascula,  quae  afijitycag  vocanl«.   [50  A.  259.] 
ambligonius  a/AßXvyi!wLog,  stumpfwinklig,  Gromat.  vet.  p.  297.  1  =  angu- 

lis  obtusis.  [34.] 
ambrosia    a^ißgoala,    Götterspeise;    Pflanze,    Lucr.    6.  971  B.     fr.  ambrosie. 

[147.  448.] 

ambrosialis,  inscr.  Ball,  archeol.  Napol.  4.  p.  96. 
ambrosius  a^ßqootog,  Verg.  Aen.  1.  407. 
amen  otfiriv,  Amen,  August,  doct.  christ.  2.  11.  16.   [321  A.] 
amerimnon    a^Uqt^vov,    gern,  Hauswurz,  sempervivum  tectorum  L.,    Plin. 

25.  160:  »Italia  sedum  maius  vocat«.  [147.] 
amethystinuB  ä/Ae&voTLVog,  amethystfarhen,  Mart.  1.  97.  7.   [204.] 

amethystinatus. 
amethystizon  afÄcdvarl^up,  id.,  Plin.  37.  93,  acc.  pl:  as. 
amethystus  a(xidvaTogy  Amethyst,  Ov.  a.  a.  9.  81.    it.  amalista.    [161.] 
ametor  af4^a}Q,  Tert.  praescr.  adv.  haer.  c.  53  =:  matre  orbus. 
ameiron  afietgoy,  satum.  Vers,  Charts.  288.  3  K. 
ami,  amium  a/Ai,  Ammei,  ammi  maius  Z.,  Plin.  20.  163:  »quod  Graeci  vocanl 

-i«.  Scribon.  121.  gen:  eos.  it.  ammi.   [54.  142.] 
amia  af^lag,   Thunfisch,  scomber  thynnus  L.,  P.  Diac.  p.  21.  9.     amias  Lucil. 

sat.  fr.  ine.  53.  [416A.] 
amiantus    a/ilavvog,    Amiantstein,    Plin.  36.  139.     fr.  amiante.  [156A.  183.] 
ammites  afi^UTrjg,  Edelsteinart,  Isid.  46.  4.  29.  cf.  hammitis. 
ammochrysos  siehe  hammochrysos. 
ammodytes  siehe  hammodytes. 
ammoniaoum  äi^ificoptaycov,  Gummiharz  der  Oschakpflanze,  dorema  armeniacum 

Don.,  Geis.  5.  5.   fr.  ammoniaque.   [145.  456.] 
ammonitrum  siehe  hammonitram. 
amnestia    äi^ivrjaria,    Vopisc.   Aur.  39.  4  =  oblivio,   venia,     fr.  amnislle. 

»oblivio,  quam  Athenfenses  ä^vrjarlav  vocant«.  Val.  Max.  4.  1. 
amoebaeus  afiotßaiog,  wechselseitig,    Diom.  481.  25  =  alternus.    [55.  228. 

230  A.] 
amolum  siehe  amulum. 
amomis    a^tioiUg ,    dem  Amomum   ähnl.  Pflanze,    Plin.  12.  49:    »quae  voca- 

tur  -istt. 


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IN  DER  LATBIlflSGBBN  SPRACHE.  335 

amomum    aftiofiov,    weinartige  Klimme,    cissus   viiiginea  L.   /"nach  Sprengel), 

Sali.  hist.  fr.  4.  60  D.   fr.  amome.  [144.] 
cf.  cinnamoinum,  cardamomum. 
ampelinus  a^Ttihvog,    vom  Weinstock,    Caecil.  com.  fr.  138  Rb.  =  vileus. 
ampelitis  aftTtellTig,  Erdpechart,  Plin.  35.  194.  [43.] 
ampelodesmos  afiTtelddeofiog ,    Binsenkraut ,    Plin.  17.  209:    »herba  quam 

vocant  -on«.  [147.] 
ampeloprasos  afiTtekoTtgaoog,  in  Weingärten  wachsender  Lauch,  allium  am- 

peloprasum  I.,  Plin.  24.  136.   [147.] 
ampelos  agria  afinsXof  ^yg^o^,  wilder  Weinstock,  Plin.  23.  19:  »a  Graecis  ampelos  agria 

appellata«  »  labrusca. 
ampelos  leuce  a/nneXo^  Xev»^,   Zaunrübe,  bryonia  alba  L,,    Plin.  28.  21:    »vitis  alba  est, 

quam  Graecl  ampelon  leucen,  alii  staphylen,  alii  melothron,  alii  psilotrum,  alii  arche- 

zostim,  alii  cedrostim,  alii  noadon  appellanU. 
amphemerinos  icfUffjfiiQtyo^,  täglich  eintretend,  Plin.  28.  228  =  quotidianus. 
amphibalum  *afitpißaXoy,  Überumrf,  Sulp.  Sev.  Dial.  2.  1.  5  s=  amictus. 
amphibion  ccficplßiov,  Amphibie,  Isid.  12.  6.  3.     griech.  b.  Varro.  [123.] 
amphibolia    a^KptßoXla,    Zweideutigkeit,    Comif.  rhet.  2.  11  =  ambiguitas. 
amphibologia    a(xq>ißoXoyLa ,    id,,    Acr.  ad  llor.  a.  p.  449  =  ambiguitas. 

fr.  amphibologie.  [85.] 
amphibolus  &^i(pißoXog,  zweideutig,  Serv.  Verg.  Aen.  4.  178  =  ambiguus. 

amphiböle.  amphibolice. 
amphibrachys  (xfiq)lßQaxvg,  Versfufs,  Quinl.  9.  4.  82.  acc:  yn  =  amphibrevis. 

[230.] 
amphicolus    a^iq>lyLioXog ,    auf  beiden  Seiten  verstümmelt,    Plot.  sacerd.  ari. 

gramm.  3.  22.  p.  523.  10  K. 
amphicomos    äfifpUo^iog,    Edelstein,  Plin.  37.  160  J.  =  erolylus  =  hiero- 

mnemon. 
amphicyrtos  a/jLfpixvqtos,  Jul.  Firm.  math.  4  praef.  p.  85.  6  Bas.,  griech.  b.  Macrob.  ss 

ex  omni  parte  curvus. 

amphidanes,  Magnetkies,  Plin.  37.  147:  v)alio  nomine  chrysocolla  appellatur«. 

amphitanes. 
amphidoxu^  ajutpiSo^og,  Aur.  August,  d.  rhet.  20  ed.  Halm  =  ambiguus. 
amphiiipes  a^cpiXiTcig,  Metrum,  Mar.  Vict.   110.  31. 
ampbimaorus    afiq)l^iaycQog,     Versfufs,    Quint.   9.  4.  81  =  creticus   (amphi- 

macer).. [56.  230.] 
amphimaUum  afiq)lfiaklov,  wollener,  auf  beiden  Seiten  zottiger  Stoff,  Varr.  1. 

I.  5.  167.  amphiraallium  Plin.  8.  193  J.   [183]. 
amphimeres  afiq)ifi€QT^g,  Diom.  p.  479.  13  K.  =  amphimacer. 
amphiproslylos     &^iq)utQ6aTvXog ^     Tempel   mit   Säulen   vorn  und  hinten, 

Vitr.  68.  26  R.   [344.] 
amphisbaena  aixcplaßaiva,  Schlangenart,  Lucan.  9.719.    Plin.  20.  216:  »ser- 

peniium  genus,  quod  -as  vocant«.  :53.  124.] 
amphiscius   icfjupiffxio^ ,    Isid.   gloss.  82    Eust.  hex.  6.  8  s=  ex  utraque  parte  umbrosus. 
amphitapus  ct(xq>li:a7Cog,  ct(xq>ua7trig,  auf  beiden  Seiten  zottig,  Lucil.  6.  10  M. 

n.  pl:  06.  Lucil.  1.  28  M.   [183.] 


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336  Griechische  Wörter 

amphithalamuB  afifptd-alafiogj    Vorzimmer  vor  dem  Schlafgemach  ^  Vitr.  U9. 

U  R.   [196.1 
amphitheatrum  ai.upi&EarQov^  Amphitheater ,  Vitr.  30.  12  R.    C.  1.  L.  3.836. 
marmor  Ancyr.  Momms.  R.  g.  d.  A.  p.  65  =  slriielum  ulrimque  Iheatrum 
(Ovid.).    it.  anfiteatro.   [85.  280  A.  281.] 
amphitheatricus,  amphitheatralis,  [233  A.] 
amphora  äfifpogeug,    Weinkrug,  Nacv.  com.   124.  C.  1.   L.   4.  2645.    [38.  173. 
174.  219.  247.] 

amphoralis,  amphorarius,  amphoruia. 

ampulla  Plaut.  Stich.  228.  I.  R.  N.  6830.     fr.  ampoule.  [16.  173.  191.] 

ampuUaceus.  ampullagium ;  ampullarius,    Oreil.  4143.  [202.]     ampuUor,  aro- 
puUula,  ampuUosus. 
ampotis  afjintiixig,  Ebbe,  Anibros.  hexam.  4.  7.  30. 

amulum,  amylum  äfivkor^    Kraftmehly   Cat.  r.  r.  87  =  amoliim.     it.  ämido, 
fr.  amidon.   [33.  74.   169.] 
amylo,  are;  amylico. 
amuroa   ai^iüQyt]^    Öf schäum,    Cat.   r.   r.  36.     it.  inorchia,   morcia,    sp.  niorga. 
[34.  84 A.  85.   133.] 
ainurcarius ;  examurco. 
ainusia  afiovala,  Varr.  sat.  Men.   179.  8  R.  ==  canendi  iinperitia. 
aniusos  af-iovoog,  Vitr.  8.  11  R.  =  artis  niusicae  imperitus. 
amu8Bi8(!)  äfiv^ig,  Lineal  der  Zimmerleulej  Plaut.  Amph.  843.     [66.  195.208, 
vgl.  Vorwort.] 

amussium,  amussiiatus.  cxamussim. 
amycticus   äfitr^zrAog,    irritierend  (med.)j    Theod.  Prise.    2.5:    »a  Graeois 

amyctica  appellala«.  Cael.  Aur.  ==  vellicans.   [272 A.] 
amygdala    afivyddltjj    Mandel,    Col.  5.   10.    Piin.   12.  36.     it.  mandorla;  fr. 

anlande,  sp.  alrncndra.   [41.   137.] 
amygdaleus  äfiivydakiog,  von  Mandeln,  Pail.  d.  insil.  157. 
amygdalinuB  äfwydakivogj  id,,   Piin.   15.  26.   [192.] 
aniygdalites   auvydaUzrjg,    Wolfsmilchsart,    Piin.  26.70:    lilhymalli  genus 

=  piatyphyllon.   [47.   151.] 
amygdaloides  äfivyöaXoeidrjg,  id,,  Apul.  herb.   108.   [49.] 
amygdalum  afiifydalov,  Mandel,    amygdalus  communis  L.,    Ov.  a.  a.  3.  183. 

it.  mandorlO;  mandolo,  d.   mandel.   [61.  66.   137.] 
amygdalus  afivydakog,  id.    Pali.  2.  15.  6. 
amylum  siehe  amulum. 
amynticus  ifiuvtiKog,    als   Präservativ  gebraucht,    Theod.    Prise.    2.26  = 

depulsorius.   [271  A.] 
amystis  af,ivarig,  gieriges  Trinken,  Hör.  od.   1.36.  14.  acc.  pl:  as. 
ana  ayic^  Vulg.  Luc.  9.  3.  mit  Zahlwort  =  lat.  distributiv. 

anabaptismusaj/a/^a/rr^a/iog,  Wiedertaufe,  August,  enarr.  in  psalm.38.  [321. 
anabasis  icyafiaai^,  Pferdeschwanz,  equisetum  JL.,  Piin.  26.  36  =  equisetumi  vgl.  ephedra. 
[48.  147.] 

anabasiuS;  v.  ävaßalvio,  Hier.  adv.  Rufin.  3.  1.  fin.  =  velox  nuntius. 
anabathmus  ayaßa^fiof;,  Stufe,  Augustin.  in  psalm.  38,  nr.  2. 
anabathrum  avaßa&Qov,  Juv.  7.  46  =  pulpilum,  tabulatum.   [199.] 
anabibazon  ayaßißaCwy,  aufgehender  Mond,  Tert.  adv.  Marc.  1.  18. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  337 

anaboladium  avaßokadiov.  Saloppe,   (Isid.  or.  19.  25.  7.)   Ital.  gen.  49.  14. 

[49.  182.] 
anabolicus  ävaßolr^og,  zum  Überfahren  bestimmt,  Vopisc.  Aur.  45.  1. 

anaboUcarius  [194.] 
anabolium  avaßdXXu),  chirurgisches  Werkzeug,  Orell.  1572.  [272.] 
anacampseros  ävay^äi^iifjeQiüg,  Zauberpflanze ^  Plin.  24.  167.   (nach  Fraas  = 

telephium).   [147.] 
nnacamptos  ^ayaxajunio^,  wngekehrt,  Marl.  Cap.  9.  958. 
anacephalaeosis  avaxecpaXaiioaig,    Mar.  Viel.  exp.    in  II  rhet.  Cic.  2.  48 

H.  acc:  -in  =  recapitulatio.   [48.] 
anachoresis  ävaxcoQrjOLgy  Einsiedlerleben ^  Sidon.  ep.  7.  9.  gen:  -eos  =  re- 

cessus,  soliludo.   [48.] 
anaohorets  ävaxioQtiTrjg^  Einsiedler,  Sulp.  Sev.  dial.   1.  18.    cell,  ancar,  ags. 

ancra.   [320.] 

anachoretalis,  anachoreticus. 
anaclasis  aydxXaffi^,  Ratil.   Lup.   d.  fig.  sent  4.  5:   »quasi  tu  refractionem  dicas  aut  rc- 

flexionem  percussionemve«.  Gesner.  [48.] 

anaclinteriiim,    anaoliterium   avaTLhvrrjQtov ,   liücklehne  am   Ruhebett,   Spart. 
Hei.  Ver.  5.  7  =  accubitalia  Trebell.  Glaud.  14.  10.  accubitunr).   [47.  198.] 
anacUtus  ayäxXitog,  mit  Rücklehne,  Schol.  Germ.  Arat.  p.  57.  Buhle. 

anaclomenos   avaxhofuvog ,    »js utiickbiegendn ,    Versmafs ,   Ali  1 .   Fortun .  290 . 

14  K.   [230.] 
anacoeliasmus    ävaTCoiXiaofiog ,    Abführmittel,   Cael.  Aur.  tard.  2.  14.  213. 

[272.] 

anacoenosis  avaxoivtaaig,  lul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  40  =  communicatio.  [238  A.] 
anacollema  avayLoXXri^ia,  Heftpflaster,  Vegel.  1.  17.  4.   [271  A.] 
anacoluthon  ava^olovd'ov.  Serv.  Verg.  Aen.  3.  541.  fr.  anacoluthe.   [226.] 

anaoreonteum  avayLqeovTStov,   Versmafs,  Diom.  520.  21  K.   [231.] 
anactorium  ai^axTOQioy,    Beifufs,  artemista  vulgaris  L.,   Apul.  herb.  40  =  artcmesia  (78 
=  gladiolus^  [4  54  A.] 

anadema  avaörjfia,  Kopßand,  Lucr.  4.  1121.    fr.  anademe,  m.engl.  anademe. 

[49.  185.] 
anadcndromalachc  aya^ey&QOf^aXnxr,  Eibisch,  Apul.  herb.  38  =  hibiscuni.  [454  A.j 
anadesmus  hvaSBCfjLog,  Band,  Theod.  Prise.  3.  4  =  Hgamen. 
anadiplosis  äyaSinXoxri^,  Donat.  398.  4  K.  =  duplicatio,  geniinatio.  [48.  237.] 
anadiplumenos  aya^mXovfieyo^ ,  Atil.  Fortun.  290.  4  K.  =  duplicalus.  [234.] 
anadyomene  äya^vofiiyj^,  die  Auftauchende  (Gemälde),  Plin.  35.87.  [286.] 

anagaUis  ävayakXlg,  Gauchheil,  anagallis  arvensis  L,,  Plin.  25.  144.   il.  ana- 
gallide.  acc:  -a,  vgl.  corchorus.   [43.   146.] 

anaglyphus  avayXvcpog,  Basrelief,  Schol.  Juv.  14.  62.  C.  I.  L.  7.  494.  |277.] 
anaglypharius. 

anaglyptus  avdylvTirog,  id.,  Plin.  33.  139.  I.  R.  N.  5.  [277.] 

anaglyptarius.  C.  I.  L.  2.  2243. 
anaglyptious  avayXvicrrAog,  mit  halb  erhobener  Arbeit  gestochen,  Sidon.  ep.  9.  13. 
anagnosies    ävayvioavrjg ,  Cic.  Alt.  1.  12.  4.    acc:  -cn  =  leclor,  recitalor. 
[47.  309.] 

anagnosticuni. 
W  0  i  >  0 ,  Ori0ch.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  22 


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338  GitiEciiiscHe  Wörter 

anagoge    avayioyri^   tiefer  Sinn  einer  Steile,    Hieron.  in  Jesai.   -1.  1.3,  vgl. 
fr.  anagogique  =  elalio. 

anagogicus,  tiefer  emporgeholtj  Hieron.  in  Jesai.  1.4. 
anagon  a{v)  -^  ccycjv,  Orelli  2593  =  Fabr.  276.  465  =  non  certans. 
anagyros    ardyvQog,    Bohnenbaum ,    anagyris  footida  Z.,    Plin.  27.  30,  vgl. 

acopos.   [U7.] 
analecta,  "^ävaUxrrjg,  Brosamensammler ,  Marlial.  7.  20.  17.   [309.] 
analecta,  oruin  ayeiXexia,  Brosamen,  Sen,  ep.  27.  6. 

analemma  ardlrj^ifia,  Figur  auf  der  Sonnenuhr^  Vilr,  235.  9:  218.25.   gen: 

OS.    fr.  anal^me.   [48.  252.] 
analempsiaca  «yaXa/ißaytü,  abnehmbar,  inscr.  Hermes  VI  p.  4  0  aus  Nemi. 
analepticus  avalfj/triAog,  kräftigend,  Theod.  Prise.  2.  11.  fr.  analeplique. 
analeptris  dvaka^ißdvto,  Schulterkissen,  Ov.  a.  a.  3.  273  M.   (al.  1.  analeclris. 

[43.   182  A.] 
analogia  dvaloyla,   Übereinstimmung,  Varr.  I.  l.  8.  32.    it.  analogia,  fr.  ana- 

logie  =  comparatio  proportiove.   [59.  226.] 
analogicus   araloyty.og ,    zur  Analogie  gehörend,    GeU.  4.  16.  9  =  proporlio- 

natiis. 

analogicc. 
analogiam  dvaXoyuov,  Lesepult,  Isid.  15.  4.  17. 
analoguB  dvdXoyog,  analog,   Varr.  1.  J.  10.  37.    it.  analogo. 
analytice  ayuXviixr^,  Analyse  in  der  Logik,  Boeth.  ad  Cic.  top.  4.  p.  276  Or. 
analyticus   dvalvrixog,    analytisch ,    Boetb.  d.  interpr.  ed.  pr.  2.  post  init. 

analytice. 
anamncsis  avdiivriatg,  Erinnerung  an  scheinbar  Vergessenes,  Isid.  2.  21.  37. 
anancaeum  äray-Aeiov,  Humpen,  Plaut.  Rud.  363.   [175.  238  A.] 
anancites  "^äray/.lTtjg,  Bezwinger  (=  Diamant),   Plin.  37.  61:  i)quidam  cum 

-en  vocavere«.   [159  A.] 
anancitis  *dvayiiiTLg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  192.  ananchitida,  ae,  Isid.  <6. 

15.  22.   [43.] 
anapaesticus  äva/raiarty.og,  ajiapästisch,  Diom.  504.  30  K.  (Cic.  or.  190  Jahn. i 

anapaestuB  dva^cataTog^   Versfufs,  Cic.  Tusc.   2.  16.  137.   [229.  230.] 

anapaestum  Cic.  Tusc.  3.  24.  57. 
anapauomene  uyuniwo^iyr},  die  Ruhende  (Venus),  Plin.  35.94.  (Gemälde.)   [286.] 
anapauomenos  äyanttvo^Eyog,  der  Ruhende,  Plin.  35.  4  06:  »quem  -on  vocant«.  (Gemälde. 

[286.] 
anaphonesis    ayn(p(ayf](n^ ,    lautes   Deklamieren,    Forlun.    art.    rhet.    3.  45  =  cxemlatio 

vocis.   [48.] 
anaphora  avacpOQa,  Plin.  7.  160:  »quod  -as  vocanl«  ==  repetitio.  [237.! 
anaphoricus  ävag)0Qiyi6g,  nach  dem  Aufgang  der  Gestirne  eingerichtet ^  Yilr.     • 

239.  4. 
anaphysema  uycttpvar^^u,  aus  der  Tiefe  aufsteigende  Luft,  Apul.  d.  niund.  42  =  efflalus: 

»Graeci  vocant  anaphysema«. 
anapleroticus  avajtkrjQOßTLxog,  Veget.  3.  26.  2  =  replens. 
anarchos  ayaoxog,  ohne  Anfang,  Ambros.  hexaem.   4.  3.  8. 
anarrliinon   ityä^qtyoy ,   wildes   Löwenmaul,    Plin.  25.   4  29,   vgl.  antirrhinon.  Jan:  pani- 

narrhinon.  [448.] 


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IN  DER  LATBIMSCnBN  SPRACHE.  339 

anasceuaslicus  äyaaxevaaiixo^,  Fort.  art.  rhel.  4.  i3  =  ad  refutandum  aptus. 
anasceue  ayaaxsvrj,  Jul.  Rufin.  d.  schein,  dian.  6  =  destructio,  evacuatio,  griecb.  Suel. 

[238  A.] 
anastasis  ayatnaoi^,  Auferstehung,  Lact.  7.  23.  2  =  resurrcctio.  [48.] 
anastomoticus   «vaaxofjuajixosj   Cael.  Aur.  acut.  3.  4  =  apcrtivus.     »quae  anastomotica 

appellant.« 
anastrophe  avaaTQOipi]^   Umkehrimg,  Gharis.  275.  8  K.  =  reversio.    fr.  ana- 

strophe. 
anathenia  ava&rj^ia,   Weihgeschenk,  Prud.  psych.  540.   [49.) 
anathema   avad-e^ia.    Bann,    Tert.  d.  ieiun.  adv.  psych,  c.  \,    fr.  anatheme. 

[49.  324.] 

analhcmo.  anathemabilis. 
anathematizo  uyad-BfÄUtiCf»),  bannen^  Hier.  ep.  75. 
anathymiasis   ava^vfUaaig ,    Blähung^    Petr.  sat.  47.    abl:  i  =  exhalatio. 

[48.] 
anatocismus    äyaroMafiog ,    Zins  auf  Zins,    Cic.  Alt.  5.  21.  11.  Orell.  4405. 

[54.  222.  265.] 
anatolicus  avaxokiyJ)^,  orientalischj  Theod.  Prise.  1.4. 
anatome  ävatofii]^  Sektioii,  Theod.  Prise.  4.  2  =  apertio  corporis, 
anatomia  *avavofua,  Anatomie  als  Kunstj  Cael.  Aur.  acut.  1.  8.  57:  »apertio, 

(|uani  Graeci  anatomian  dicunl«.   [2G8  A.] 
anatomica  ävaTOfuxrj,  id,j  Macrob.  sat.  7.  15.  1. 

anatomicus  ävaToi^iixog,  Arzt,  Anatom,  Ammian.  28.  41   extr.   [268  A.] 
anatonus  ävccTovog,  hoch  gespannt,  Vitr.  268.  9  R.  =  sursum  lendens, 
anatresis  ayttjqrjcii,  Cael.  Aui*.  tard.  'i.  \  =  perforatio. 
anaudia  ayuvtfia,  Caei.  Aur.  acut.  i.  10  =  privatio  vocis. 
anazetesis  aya^r,iTiüig,  Beinwell,   SNinphytum  officinalc  L.,    Apul.  Iierh.   59  =  consollda. 

[48.   451  A.] 
ancala,  ancale  (cyxdXrj,  Kniekehle,  Cael.  Aur.  tard.  5.  1.  27;  5.  4.  3  =  poples.  [6!.] 
anchomanes  Drachenwurs,  Apul.  herb.   14  =  dracontiuni.  [ITH  A  ] 

anchusa  ayxovaa,  Ochsenzunge,  anchusa  tincloria  L,,  Plin.  22.  48.   [147.  205.' 
aocistrum  äyynatQov,    Widerhaken,  Cael.  Aur.  tard.  5.  1.  (in.  =  scalpriim 

hanii  forma  aduucum. 
ancon    äy/ut^y ,    Schenkel   des    Winkelmaßes,  KragsU*in,  Vilr.  82.  21.  Ov.  inot. 

15.  768.  [53.  175  A.  259  A.  281., 
ancora  ay'Ävga,  Anker,  Naev.  com.  fr.  52  Rbb.    cell,  ingor,  ancar,   fr.  (mcre. 

[36.   184  A.  211.] 

ancoralis,  ancorarius,  ancoro,  cxancoro. 
ancyla  ayxvXr^,  Kniebug,  Hcxaem.  6.  5.  S\. 
ancyloblepharon  ay'/,vXüßXi(pctqov,  YAisammemcachsen  der  Augenlider,  Cels. 

7.  7.  6.    59.  271.1 
ancyromagus  äynvQa  -f-  äyco,  Schiffsart,  Isid.   19.  1 .  16. 
andabata  (?)   ävaßaTrjg  (?)    Gladiatorenart,  Cic.  fam.  7.  10.  2.   [359.] 
andraohle  äydgaxXf],    Portulak,  portulaca  oleracea  L.,  Col.   10.  376  =  porlu- 

laca.  [142.  207.] 
and ra ebne,  falsche  Lesart  für  andrachlc. 
and  rem  as,  Portulak,  Apul.  herb.   103  =  andrachlc.  [151  A.] 
androdamas  ävÖQOÖd^iag.   Blutstein:  Markesit,  PJin.  36.  146.   [162., 

22* 


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340  Griechische  Wörter 

androgynes  ävÖQoyvvi]g^  Manniveihy  Val.  Meix.  8.  3.  \  =  virago.  »androgynem 

appellabat«. 
androgynuB   avÖQoywog,    Hermaphrodit,    Verschnittenej^,    Lucil.  sat.  30. 77  M. 

=  hermaphrodilus.  »quos  androgynos  vulgus  appellaU  Liv.  27.  44.  [8A. 

59.  242  A.  309.] 
andron  avöqdiv^  Gang  zwischen  zwei  Wänden,  Vitr.  450.  20.   [53.  58.  67  A. 

4  97A.] 

andrunculus. 
andronitis  apdqiovlTig,  Speisezimmei^  der  Männer^  Vitr.  450.  5.  [497  A.i 
androsaces  avÖQoaayLeg^  Meerpflanze,  tabularia  acelabulum  /,.   (?)  Plin.  27. 

25.  [147.] 

androsaemon    QVÖQoaaiiiov ,    Johanniskraut,    hypericum    androsaemum  I., 

Plin.  27.  26  =  ascyron   (ut  alii  appellavere).   [447.^ 
aneclogistus  ar€}cl6yiarog,  nicht  rechenschaftspflichtiger  Vormund,  Ulp.  dig. 

26.  7.  5.  7. 

anemone   äveficopifj,   Anemo7ie,  anemone  L,,   Plin.  24.  64.    it.  anemone,  ane- 

molo.   [447.] 
anennoctus  avBvyorjxog^  Tert.  adv.  Val.  35  s=  incomprehensibilis. 

anethinus  avili&ivog,  von  Dill,  Theod.  Prise.  3.  4.   [492.] 

anethum  ävrjO^ov,    Dill,    anethuin  graveolens  L,,    Verg.  ecl.  2.  48.    it.  anelo. 

sp.  eneldo,  pg.  endro. 

anethaius,  cf.  anisum.  [ihi.] 
an  oticus  ayertycog,  nachlassend,  Theod.  Prise.  2.  25  =  remittens. 
anctios  avaixiog,  Ital.  Act.  apost.  4  6.  37  =  indemnatus. 
aneurysma  ävevgva/iaj  Erweitejung  der  Pulsader,  Veget.  2.  30.  4  =  dila- 

tatio  arteriae. 
angaria  äyyaQsla,  Frondienst,  Hermog.  dig.  50.  4.  48.  24.   [342  A.] 
angariuB    ayyagog,    Eilbote,    Nigid.    b.   Gell.  49.  4.  7.    [Lucil.    fr.   ancarius.; 

[342  A.j 

angario,  angarizo,  angarialis. 

angeliouB  ayyeXcTLog,  zu  den  Engeln  gehörend,  Tert.  ad.  mart.  c.  3. 

angelice. 
angeltice   äyyelriTLi^,    Erzählungskunst,    Suet.  fr.  p.  46.  6  R.  =  ars  enun- 

tiandi. 
angelus    oyyeXog,    Tert.    d.    idol.    c.  9  =  nuntius.     celt.  angel,   aingel^  ail. 

it.  angelo.   [324.] 

angela,  angeliflcatus. 
angobata  =  engibata,  Automatenart,  Vitr.  260.  46. 
anhydros  ayv&goc,  Apul.  herb.  55  =  narcissus.  [454  A.] 
ania  aWa,  Not.  Bern.  43.37  =  tristitia. 

aniatrologetos  äyiaxqoXoyrjTos,  Vitr.  8.  44  s  medicinae  artis  imperitus. 
anicetus  ayixf^iog,  Plin.  20.  4  86:  »quidam  -um  vocavere  (anisum)«  =  invictus. 

anisocycla  avtao'Avytla,  Räderwerk  mit  mehreren  Radscheiben,  Vitr.  244 J^- 
anisujn    avtoov,    Anis,  pimpinella  anisum  L,,    Cat.  r.  r.  424.    anisus  Theod. 
Prise,  d.  diaeta  40.    il.  anice,  d.  und  fr.  anis.  [29.  444.] 
anisum,  anisatum. 


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IN  DBR  LATBINISGHBN  SprACHB.  341 

anodynon   äpiodvpop^    Heilmittel y    Marc.  Emp.  25  =  dolorem   lollens.    Cael. 

Aur.  lard.  2.  4:    »quae  Graeci  anodyna   vocaverunt,    latine   indoloria   dici 

possunU.  griech.  b.  Geis.   [272.] 
anomalia  avio^ialia^  Varr.  1.  1.  9.  1.  4  =  inaequalilas,  dissimililudo.    [226. 
anomal  OS  aviufialog,  unreyelmäfsiy,  Diom.  327.  1  K.  =  inaequalis. 

anomale, 
anomoeusios   nyofioiovoio^ ,   von  ungleichem   Wesens    llilar.  conir.  constant.  imp.  nr.  M. 
anonis  (iviovt(^y  opiüvig,  Hauhechel^  ononis  antiquorum  L.,  Plin.  21.  91.    acc: 

im,   vgl.  ononis.     il.  anonide.   [43.  147.] 
anonomastos  nyovojnaaToc,  Terl.  adv.  Vai.  35  =s  sine  nomine, 
anonymos  avu^vv^iog^  Gassiod.  inst.  div.  litt.  8  =  sine  nomine. 

anonymos,  Pflanienart,  subst.,  Plin.  27.  31.  [U7.] 
anoroctus  ayoQexto^,  Pclag.  vct.  3  s=:  faslidiens  (cibum). 
anquina    äynoirr]  ^    Metallring   zur  Befeslicjung   der  Hau  an  den  Mast,     Lucil. 

3.  42  M.    it.  anchi,  anchini,    fr.   los  anquins.    [211.] 
antagonista  ävTayioviatrjg,    Hieron.  vit.  Hil.  extr.     fr.   anlagoniste  =  ad- 

versarius. 
antamoebaeus    ^avta^ioißalog^    dem  Amübäus  entgegengesetzt j    Diom.  481. 

30  K.   [230  A.j 
antanapaestus  *ävTavd7taiarogj  dem  Anapäst  entgegengesetzt,  Diom.  481.  29. 
antapocha  ävvaTtoxrjy   Gegenquittung j  God.  Just.  4.21.  19.   i265  A.] 
antapodosis  avtairoSoatg,   Anwendung  des  Gleichnisses  auf  den  verglichenen 

Gegenstand,  Quint.  8.  3.  79.  [238  A.] 
antarcticus  icyja^xuxo^,  Hygin.  astr.  1.6  s=  meridionaiis.  Varr.  griech. 
antarius  v.  avraiqw,  zum  Aufrichten  dienend,  Vitr.  247.  4. 
antelius  avrjJAtoc?,  vor  der  Ilausthüre  stehend,  Tert.  idoi.  15.   [17.] 
anteriB  ävrrjQig,  Strebepfeiler,  Vitr.   153.  11.  gen.pl:  on.   [282.  325  A.] 
anieros   *arTiQwg,    Amethystart,   Plin.  37.  123:   »tales  aliqui  paederotas  vo- 

care,  alii  anterotas,  multi  Yeneris  genam«. 
antezeugmenon  iivteCevyfjiiyoy,  Aquil.  Rom.  d.  flg.  sent.  44  =  iniunctum.  [238  A.] 
antcrumenos  v.  äyii  u.  at^wi  entgegengesetzt.  Prob,  ad  Verg.  g.  4.  233. 
anthalium  av&aXtov,  Erdmandel,  cyperus  esculentus  L,,  Plin.  21.  88.   [146.! 
anthedon   apx^rjdiovy   griechische  Mispel,   mespiius  tanacetifolia   Sibth.,    Plin. 

15.  84.   [53.  139  A.] 
anthemis    ivd-Bf-Ug,    Kamille j    anthemis   L,,    Plin.  21.  99  =  chamaemelon. 

[147.]^ 
anthera  ävd-rjQa,  Arznei  aus  Blüten,  Plin.  24.  69:  ocompositiones,  quas  an- 

theras  vocanta.   (griech.  b.  Gels.  6.  11.)   [272  A.l 
anthereon  ity^egic^y,  Kehle,  Cael.  Aur.  acut.  3.  3.  20.  acc:  a  s=  fauces.  [53.] 
anthericus  ayd^iQixo^,  Blütenbüschel  des  Asphodelus,    Plin.  21.  4  09:    »Thoophrastus  ei  Py- 

thagoras  -um  vocavcre«  =  albucus. 
anthiaa  av&lag,  Meerfisch,  Ov.  hal.  46  M.   [55.  118.] 
anthinus  avd-ivog,  von  Blumen  bereitet,  Plin.  11.  34:  »mel  vemum,  — quod 

vocatur  anthinum.   [123.] 
anthologica   wd-oloyiTLa ,   Blumenlese,    Plin.  21.  13.    gen:  on.    »ex  nostris 

inscripsere  aliqui  libros  anthologicona.  [228  A.] 
anthotogumena  äyd^oXoyovfieya,  Lesefrüchte,  Plin  20.  77. 
anthophoros  iiyd^otpo^o^,  Blumen  tragend,  Plin.  24.  83  Jan. :  »milax,  qui  -os  cognominatur«. 


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342  Griechische  Wörter 

anlhorislicus  ävd'OQiaTrKog,   Deßnüion  gegen  Definition  setzend j   Fort.  arl. 

rhet.  1.  13. 
anthracinus  ay&Qttxiyo^,  Varr.  b.  Non.  550.  5  =  ater. 
anlhracites  avO'Qa'AlTrjg,  Blulstein^  Plin.  36.  448:  »quem  vocal -en  (Sotacus)« 

[159  A.] 
aiithracilis  avO^qa/Jitg^  Kohlenkarbunkel,   Plin.  37.  99  :  »-is  appellala«.  ii3/ 
anlbrax   av&Qa^j    Bergzinnober ^    Vitr.  7.8.1   Sehn.:    »gleba,  quae  anthrax 

diciluro.   [50.1 

anthrax  =  carbunculus  Aein.  Mac.  d.  vir.  herb.  496  Choul.  acc.  pl:  as. 
anthriscuin  avd-QtO'^oVj  Kerbelart,  scandix australis Z. ,  Plin.  21.  89.  [51. 146. 
anthropiani  v.  ap&qiojvog,  Ketzer,  die  Christus  nur  als  Menschen  anerkennen^ 

Laclant.  4.  30.  10.   [320  A.] 
anthropographus  *avd^QiOjToyqa(pog,    Porträtmaler,    Plin.  35.  113:  »ob  id 

cognominalus  -es«  (Dionysius).   [286.] 
anthropolatra  avd^qcojto'Karqrig,  Menschenanbeter,  Cod.  Just.  1.  1.5  =ho- 

mines  adorans. 
anthropomorphitae    ävd'QiüjcofioQfprjTai,  Ketzer,  die  sich  Gott  als  Menschen 

vorstellen,  August,  d.  haer.  ad  Quodvulldeura.   [320  A.] 
anthropophagus  ävd-Qio/rocpäyog,  Menschenfresser,  Plin.  4.  88  =  humana 

carne  vescens.  griech.  b.  Gell, 
anthus  av&og^    gelbe  Bachstelze,    molacilla  flava  L.,    Plin.   10.  116.    [107  A.' 
a  n  t  h  y  U  i  0  n  y  a  n  t  h  y  1 1  u  m  ävd^vXkioy,  kretisches  Harzkraut,  cressa  crelica  L, 

Plin.  21.  175:  »anthyllium,  quam  alii  anthyllum  vocanla.  Detl.  canthvllion. 

[148.] 
anthyllis   itvdvlUg,  Bisamgünsel,  Teuerium  iva  L.  (Sprengel),  Plin.  ?6.  160. 

[148.1 
anthypopliora    äv^v/vocpoQa ,  Sen.  contr.  1.  7.  17  =  oppositio,    obieclio. 

[238  A.] 
anti  äyii,  ante  Lucil.  i.  44  Müll. 

antiae  ävTiai.  Haarzotte,  Paul.  Diac.  p.  17.  5.  Not.  Bern.  11.  47. 
aniibacchius  avrißaiix^^og,    Versfufs,  Diom.  513.  25  K.   [230.] 
antibacchus  ävrißaycx^Si  ^d,,  Auson.  ep.  4.  93.   [230.] 
antibasis  ävtißaaig,  Säule  an  der  Bailiste,  Vitr.  271.  18.    griech.  267.22. 

[325  A.] 
aniibojeus  avrißoQsiog,  nordwärts  gekehrt,  Vitr.  236.  22  =  borealem  polum 

respiciens. 
anticategoria  avrrAarriyoqla,  Ge^enWa^e,  August.  3.  contr.  Cresc.  26.  griech. 

b.  Quint.  mit  der  Übersetzung  concerlativa  7.  2. 
antichresis  ctyri^Qr^aig,  Dig.  20.  \.  ii.  t   =  mutuus  usus.   [265  A.] 
antichristus  avrlxQKJVog,   Not.  Bern.  69.  88.   [321.] 
antichthon   d)^Tixd^iüp ,    Chalcid.    p.   122:    »hemisphaeri um  terrae  alteninvi. 

[261  A.i 
antichthones  avTix^oveg,  Mel .  1.1   =  an tipodes . 
anticyprios  *avTrAVJtqtog,  dem  Kyprios  entgegengesetzt,  Diom.  482.  5  K. 
anticyricon    avTiY.vqtyLov ,  Heilmittel ,    Plin .  22 .  133:    »quod  ideo  aliqui  -on 

vocanl«.   ^272  A.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  Sl'HACHE.  343 

antidaclylus   ayTidaAivlog ,    Anapäal,    Mar.    Vii-l^.    a.  ^v,   \.    H.  24  p.  45. 

19  K.  [230.] 
antidoroD  ävTldugov^  UJp.  dig.  d.  petit.  her.  25.  8  =  remuneralio.' 
antidotum  avziSoTOv,  Gels.  5.  23     1 

antidotOB  ^^r/doro,-,  Gell.  17.  16.6./  '•«'»«'1'""'  *=<>»"•"  vonenum.   [67.  272.] 
antigraphus  äyrlygaipogy  kritisches  Zeichen^  Isid.   1.20.6.    Not.  Bern.  37. 

112.  1^226.] 
antiinelabole  äprifieraiioli^,   Charis.  287.  15  K.  =  commiilalio,  pennulalio. 

griech.  b.  Quinl.   [237.1 
anlinomia  apzivofiia,  Quiiil.  7.  7.  1   =  leges  inier  se  pugnanles.   [265  A.^ 
antipathes    ävii/iad^rigj    schwarze  Koralle ,    gorgonia  antipathes   L.,     Plin. 

37.  145. 
antipathes  avTura^ig^  Mittel  gegen  Leiden,  Laev.  fr.  h.  Apul.  apoi.  30. 
antipathia  avzLTtad'Eia^   Plin.  20.  28;  37.  59:    »de  discordia  reruin  concor- 

diaque,  quam  anlipathian  Graeci  vocavere  ac  sympathian«. 
anlipharmacuni  ävvKpdQfiaTiov,  Isid.  17.  9.  23  =  remedium. 
anlipherna    aviUpsQrcc,     Gegengift  des   Bräutigams,    Cod.    Just.    5.  3.  20. 

[265  A.l 
autiphrasis  avTupQaaig,   Gegensinn,  Charis.  276.  13  K.    Augustin.  c.  mend. 

24  =  omissio  (Rufin.).   [48.  238  A.] 
anlipodes    aptiTCodsi^ ^     Gegenfüfsler ,    Sallust.    Hisl.   1.  63.    griech.  b.  Cic. 

[248  A.  261  A.] 

antipodae  Isid.  9.  2.  i38. 
antipodus  ävvijcovg,  gegenfüfsler i seh,  Marl.  Cap.  6.  608. 
antiptosis  awlTtTioaig,   Gebrauch  eines  Kasus  statt  des  andern,  Acr.  ad  Hör. 

epod.  5.  59.  acc:  in.   [48.  226  A.] 
antirrhinuni  arvi^^ivov,  ivildes  Löwenmaul,  antirrhinuni  orontium /..,   Plin. 

25.  129:  »-um  vocatur  sive  paranarrhinon  sivc  Jychnis  agriau.    it.  antir- 

rino,  bocca  di  leone.   [148.] 
anlisagogc  uyitiaayüiyrj ,   Gegenanführung,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  senl.    14  =  compensatio. 

[238  A.] 

antiscia  urrlayua,  von  vier  Kardinalpunkten  gleich  entfernte  Orte,  Jul.  Firm. 

malh.  2  praef.  p.  15.  lin.  23.   [248  A.] 
antiscii  ccvTiamoc,  gegenschattig,  Ammian.  22.  15  fm.  »antiscios  vocanl«. 
antiscorodon    ayrioxoQodioy,    Lauchart,    Plin.  19.  112  J.:    »ulpicum  Graeci 

appellavere -on«.   [148.] 
antisigma   aprlaiy^ia,   Buchstaben  seichen,    Prise.    1.42K.    Suet.  d.  vir.  ill. 

408.  p.  137.  11.   [48.  225  A.  226.] 
antisophistes  avTcaofpcaTrjg,  Gegensophist,  Quint.  11.  3.  126.  abl ;  e.  Quint. 

3.  4.  10. 
antispasticus   avTiaitaaTinog,  aus  Antispasten  bestehend,   Diom.  505.  12  K. 

[231.] 
antispastus  äptla/iaarog,    Versfufs,  Diom.  481.  17  K.   [230  A.] 
antispodos   awLaitodog,  Plin.  34.  133:  »antispodon  vocant  cinerem  fici  ar- 

boris»'. 
antistasis  avtiaiaaig,  Jul.  Rufin.  d.  schem.  lex.  22  =  inlentio. 


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344  Griechische  Wöbter 

nnlistrcphon  avrtaTQHptoi'^  Retorsion   (Schlufsarl),  Gell.  5.  H.  I. 
antistoechus  (tvxiaiotxogt  entgegengesetzt ,  Mar.  Vict.  29.  3. 
antistropha  1 
antistroDhe  I  "''"^'^^^'^'  Aquü.  Rom,  d.  fig.  scnt.  35  s=  conversio.  [228.] 

aiitistrophus  aytiaiQOfpogy  einander  entsprechend  =  rcciprocus,  Isid.  1.36.5.  adv. -e. 

an  li  Strophe  aytKTTQOfpio^,  als  Gegenstück^  Schol.  Juven.  15.  174. 
antilhesis  (tf^Ti&eai^,  Charis.  279,  16  K.  =  contrarium.   [48.  226  A.] 
antilhcticus  nvtid-Biixos^  gegensätzlich ^  Fortun.  art.  rhet.  1.  13. 
antithcton  avti&tTov,    Pers.  1.  86  s=  contrarium,  contrapositum.    griech.  b.  CIc.     iS7. 
aDlilheus  ävTtd^eoi;,   Gegengott,  Arnob.   4.12. 
anlizeugmenon  {eyriCevy/aeyoy,  Mart.  Cap.  5.  p.  4  76  =  iniunctum. 
antUa  ävrXia,    WaSser pumpe,  Miirt.   9.  M.  3.   [42,   258.] 
antonoiuasiu  aprovofiaaia,  Quint.  8.  6.  29  =  proDominalio.   [237.^ 
antruni    avtqov,    Verg.  g.   4.  44.     Plin.  31.30.    poel.  =  specus,  caverna. 

[261.  319.] 
aoratos  aoqaxog^  Tert.  adv.  Val,  35  =  invisibilis. 
aorislus  äoQiarog,  Aorist,  Mac  roh.  d,  diff.   16.  12. 
apaetcsis  anairtjat^,   Zurückforderung  (rhot.   Fig.),  Isid.  2.  21.  38. 
apage  artaye,  packe  dich!  Plaut.  Irin.  258.   [59.  310  A.] 
apalus  anttXoSf  Scribon.  comp.  104.  cf.  thcrmopalus  =  tener,  sorbilis.   [61.; 
aparetias  a/tagycrlag,  Plin.  2.  119  =  aquilo.  septentrio.   [55.  214  A.] 
aparomphatum  anaQifi<ptttoy,  Infinitiv,  Macrob.  d.  difT.  19.  8  =  infinitivus. 
aparine  a/caQfvrj,  Klebkraut,  galium  aparine  L.,  Plin.  27.32,  vgl.  omphalo- 

carpos.   [148.] 
apathia  a/tdd'eia,  Leidenschaftslosigkeit,  Gell.  19.  12.  10.  griech.  b.  Sen. 
apator  nnujtoQf  Tert.  d.  praoscr.  c.  53.  (cf.  amclor.)  =  patre  orbus. 
apeliotes,  a/rrjkuüvrjg,   Ostwind,    GatuU.  26.  3  =  subsolanus.     [17.  47.  il3. 
aperantologia   ccneQayjoXoyla ,   unbegrenzte  Geschwätzigkeit,   Varr.  sat.  Men.  144  B.  b 

Riese  griech.). 
aphaea  äcpdy.r],   Platterbse,  lathyrus  aphaca  L.,  Plin.  27.  38.   [148.] 
aphace  arpaxr],  gemeiner  Löwenzahn,    leontodon  taraxacum  L.,  Plin.  21.89. 

[146.] 
a ph a  0 r c m  a  afpaigefta,   Graupenart,  Plin.   18.  1 1 2  :  »apbacrema  appellanl«. 
aphaeresis  ätpaigeaig,  grammatische  Figur,  Charis.  278.  15  K.  [226 A.] 
aphanticus  aq>ayTix6g,  verödet.  Cod.  Theod.  4.  4  3.  11   =  desertus. 
aphorismus  nqioqiafiogt  kurzer  Lehrsatz,  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  14  =  reprehensio  [237. 
aphractus   ärpQa'KTog,    Cic.  Alt.  6.  8.  4  =  navis  aperla.     griech.  Cic  Atl. 

5.  11.   [212.1 
aphrissa    *a(pQiaaa,  Drachemvurs,  arum  dracunculus  L.,  Apul.  herb.  ü  = 

dracontium.   [52  A.] 
aphrodes  (mecon)   dcpQioörjg  {ilii^tcwv),  Plin.  27.  M9  =  papaver  agresle  — 

peplis  =  syce  =  meconion.   [49.  148.^ 
aphrodisiaca  dcpQodiaiaycrj,  Edelsteinart,  Plin.  37.  148. 
aphrodisiacum  äfpQodiaiaycov,  Art  des  choriambischen  Metrums,  Mar.  Vift. 

a.  gr.  2.  6.  7  p.  86.  34  K. 
aphrodisias  &(pQo&iaidg,   Kalmus,  acorus  calamus  L.,   Apul.  herb.  6:   »a  Graccis  dicilur 

acoros,  aphrodisias,  Italis  Veneria,  radix  nautica«.  [43.  154  A.] 
aphron  atpQm^  =  aphrodes,    wilde  Mohnart,    Plin.  20.  207:    »heraclion  vo- 

catur,    ab  aliis  aphron«    [148.] 


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IN  DBR  LATBINISCDBlf  SPRACHE.  345 

aphronitrum  äg)Q6vtTQ0Pj  Schaumsalpeter ^  Plin.  31.  112;  20.  66.   [156.] 
aphthao  arfd-at^  Geschwüj*  im  Munde^    Marc.  Emp.  H.    griech.  b.  Geis.  6. 

41.  12.  [270.] 
aphye    (apua)    arpvrj,    Spierling^    saimo  eperlanus  L.,    Plin.  31.  95:    »apuani 

nostri,    aphyen  Graeci  vocanl«.     it.   acciuga^   sp.  anchoa.     [16.    33.   85. 

119.] 
apioa  äjtoxogj  ohne  Wolle  (Schaf),    Varr.  r.  r.  2.  2.  3.   Plin.  8.  198:    »apicas 

vocabanl«.  [98.] 
apiciosus. 
apios    ischas    ä/tiog    laxctg ,    tvilder  Retlich,    Plin.  26.   72  J.  =  rhaphanos 

agria.   [148.] 
apirocalus  aneiQoxaXo^,  geschmacklos,  Gell.  H.  7.  7. 
a  plan  es  itnXayrjg,  Macrob.  somn.  Scip.  4.  6.  9  =s  non  vagus. 
aplanesis  anXaytiaiSt  Unwandelbarkeit,  Apui.  dogm.  Plat.  4.  11.  p.  203. 

aplustre,  aplustrum  äifkaatop,  Schiffsknauf,  Enn.  ann.  590  V.    [16.  58.  64. 

75.  85.  211.] 
apiysiae  äitlvalat,  Schwammart,  Plin.  9.  150:    »quae  -ae  vocantur«.   [119.] 
apocalypsis  äitoxalvipig,  Tert.  d.  pudic.  c.  19  =  revelalio.   ahl :  i.    engl. 

apocalypse.  [321.] 
apocarteresis  änoxaQtiQt^aif,  Tert.  apol.  46  =  inedlae  tolcrantia  usque  ad  vitam  finien- 

dam.  griech.  b.  Quint. 
apocatastasis  anonaxdaxaaig,  Apul.  Ascl.  c.  13  =  restitutio  in  pristinum  stalum. 
apocatastaticus  aTtoxataataTixog,  Mart.  Cap.  7.  735  =  in  eundem  locum  restitutus. 
apocha  aTtoxrj,  Quittung,  ülp.  dig.  46.  4.  19.  1.   Inscr.  ined.  in  Giorn.  Pis. 

tit.  16.  p.  192  =  accepti  lalio.  [59.  265  A.] 

apocho,  apochaticus?  (apocopusj  Kopp  Tir.  Not.  p.  28. 
apochyma  itnoxv/na,  abgeschabtes  Pech,  Veget.  3.  54  =  zopissa. 
apocleti  aitdulrjvoL,   Ausschufs  des  ätolischen  Bundes,    Liv.  35.  34.  2.    [59.] 
apoclisis  aTtonliaig,  Ausweichung  (rhet.  term.),  Charis.  286.  17  K.  acc:  in. 

[238  A.] 
apoeopa,   apocope   ä/coxojtri,   grammatische  Figur,    Prob.  cath.  263.  12  K. 

[59.  226  A.] 
apocopus  unoxonosj  Jul.  Firm.  math.  3.  14.  8  (=  abscisus)  ==  spado. 

bessere  Lesart  aprocopus  =  €tnqox6novg. 
apocrisiarius  v.    a/co'AQlvead-ai,   Bescheidgeber,   Julian,  epit.  6.  26  =  rc- 

sponsalis  Novell.  37  pr.  [320  A.] 
apocrotus  änoxqojos,  Jul.  Firm.  math.  7.  3  fin.  =  percussus,  male  tractatus. 
apocryphus  a7t67iQV(pog,  unecht,  Tert.  d.  pud.  c.  10.   [321.] 
apoculo  ctTto-AvlUo,  Pelr.  67  Buch.  =  amovere  (oder  von  ab  +  oculus?)  [68,1 
apocynon  aTtoxvrov,  Hundstod  (bot.),  Plin.  24.98;  32.51.  [148.] 
apodecta    aTtode^rrig,    Steuereinnehmer,    Mural,    inscr.   2004.  1    =  exactor 

vectigalium.   ^312.] 
apoderinus  v.  ä/todegco,  von  ausgeschälten  Mandeln,  Apic.  2.  2. 
apodicticus  aitodeiTiriTiog,  Gell.  17.  5.  3  =  cerlissimus. 
apodioxis  ano^ioj^tg,  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  12  =  reiectio.   [238  A.] 
apodixis  anodei^tg,  Petr.  132.  10  =  probatio  evidens.  griech.  b.  Quint. 
apodosis   äitodoatg,    Nachsatz,   Donat.  z.  Ter.  Andr.  1.  5.  44    (=  279j  = 

quod  sequitur. 


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346  Griechische  Wörter 

apodyterlum  aTxoöimjQioVj  Auskleidezimmer  im  Bade,  Cic,  Quiiil.  Fr.  3.  1.1 

1.  R.  N.  3635.  griech.  b.  Scn.   [47.  298.] 

apogeus  a/toysiog,  vom  Lande  wehend,  Plin.  2.  114.   [214  A.] 
apographon  hnoyQacpoy,  Kopie,  Plin.  35.  125  =  excmplar.  »huius  tabulae  exemplar, quod 

apograplion  vocant«.  griech.  b.  Cic,  Alt. 
apolactizo  a/roAazr/Tw,   Plaut.  Epid.  662  =  pedihus  conculcare.   ,34, ■ 
apolectus  a/roAexrog,  muserlesena  (Thunfischarl) ,  Plin.  9.  48.  [116  A.  H9.^ 
apollinaria  von  yiTtoXXtov^  Nachtsc/wttenarl,   Apul.  herb.  74  =  slrychnos. 
apollinaris  Bilsenkraut,  Scribon.  93  =  hyoscyamus. 
apologeticum    a7toXoyrjxt%6v ,    Verteidigungsschrift^    Lact.  5.  4.  3.    Hieron. 

vir.  ill.   123.  Kopp.  Nol.  Tir.  p.  28.   [321.] 
apoiogia  üLJto\oyla^   Elieron.  adv.  Rufin.  2.  4  =  defensio.  fr.  apologie. 
apologismus  aTtoloyiai^iog,  Auseinandersetzung  der  Grunde,  Charis.  285.  7K. 

[238  A.] 
apologuB  ä/toloyogj  Plaut.  Stich.  538  =  fabula.   [228.] 

apologo,  are.  apologatio. 
aponieli    aTtofieXi,    Metart y     Plin.  Val.  5.6.    Orib.  Bern.  9.17:    apomellis 

sucus.   [172  A.] 
apophasis  anocpaais^  Aur.  August,  rhet.  ^^,  acc:  in  =  abnuentia.  [288  A.) 

apophlegmatisrnos    aTtocpXey^iaria^iog ,     Schleimabfüh*ungsmittel ,    Theod. 

Prise.   1.  6.   [272.] 
apophlegmalizo  a/toq)ley^iaTiCio,  abführende  Mittel  amcenden,  Theod. Prise. 

2.  3. 

apophoncma  a7iog)(üvtjf4a,  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.   19  =  senlentia  rcsponsiva. 
apophoreta  ä7CocpoQr]Tog,  flache  Schüssel,  Isid.  20.  4.  12.   [176  A.] 
apophoreta   ä7to(p6Qr]ra,    Tafelgeschenke,   Marl.  14.  2    (adj.    apophoretus  h. 

Pelr.  40.  4  B.). 
apophoreticus  a/to(poQrjTtyi6g,  zu  Tafelgeschenk&n  gehlirig,  Syium.  cp.  5.  54. 
apophthegma    a7t6(p&eyi.ia ,    Kopp    Not.  Tir.  p.  28.      äTtocp^eyfiata ,  Titel 

einer  Schrift  des  Cato  nach  Cic.  off.  1 .  29  =  facete  dictum, 
apophysis  ä/cofpvaig,  Sdulenablauf,  Vitr.   100.  1   =  apothesis.   [282.] 
apopiras  anoTretga,  Heilmittel,  Pehig.  vet.  7. 
apoplanesis  =  apodioxis,   Jul.    Rufin.  d.  fig.  sent.  12  =  erroris   inductio  Cic.  or.  3.5. 

[238  A.] 

apoplecticus  a7C07tlrj^riii6g,  vom  Schlagflufs  getroffen,  Jul.  Firoi.  malh.  3. 

14.  8. 
apoplectus  aTtojtlrjycTog,  id.,  Cael.  Aur.  acut.  3.  5.  55. 
apoplexia  catojtXrj^la,    Schlagflufs,    Oros.  7.  15  =  ictus  sanguinis,    griech. 

b.  Geis.   [270.] 
apoplexis    a/t67tl7]£ig ,    id.,   Terl.  anim.  53.     acc:   in.     »quam  —  vocant«. 

Gap.  Vor.  9.  11.   [270.] 

apoproegmenon  anoTtqoriyiiivov,  Gic.  fin.  3.  4.  15=  reiectum,  remoluo). 

apopsis  a/tokpcg,  Front,  fer.  Als.  3  =  specuia  villae. 

aporia  aitoqia,  Gharis.  287.  3  =  dubitatio,  angustia  animi.   [237.] 

aporiutio.  aporior.  exaporior. 
aporria  äno^^oiUf  Placid.  gl.  4.  5  c:  affluxio,  derivatio. 


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IJi  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  347 

aposcopciion   aitoOMiremov ^    der  nach  der  Ferne  Spähende,    Plin.  35.  138. 

»quem  -a  appellant«.  (GeraUlde.)   [286. J 
aposiopesis  ärtoaiwirrjaigj  Serv.  Verg.  Aen.  2.  100  =  rclicenlia.    grioch. 

b.  Quinl.  [237.1 
aposphragisina    äjcoafpQdycai^ia  ^    in   den   Siegelring   eingeschnittenes   Bild, 

Plin.  ep.  10.  74  extr. 
apospicnos  anoanXTivos^  Apul.  herb.  79  =  ros  marinus.  [151  A.] 
apostasia  ä/toaTaaia,  Abfall  von  der  Religion,  Salv.  d.  gub.  D.  6.  p.    128. 

fr.  apostasie. 
apostata  aitoaratrig,  Abtrünniger,  Tert.  adv.  Marc.  5.  11   ^  deserlor  divinae 

legis,     fr.  apostat.   [321.] 

aposlato,  aro.  apostatrix.  apostatatus.  apostalatio. 
apoBtaticus  aTtoaraTiaog,  abtrünnig,  Terl.  adv.  Marc.  4.  5. 

apostatice. 
apostema  äTtoaTrjfia,    Geschtcür,  Plin.  30.38:    »suppurationes,    quae  Graeci 

apostemata  vocant«  (griech.  Jan.)   =  abscessus,  suppuralio.    fr.  aposlörae. 

[271.1 

apoBtolious  aTtoaroktyLog,  apostolisch,  Tert.  d.  ieiun.  adv.  psych,  c.  10. 
apostolice. 

apostolua   aitoaTolog,    Modest.    Dig.   50.   16.  106.    Tert.  d.  idol.  c.  5.     celt. 

apstal,  apostol.   [319.] 
apostolatus. 
apostrophc    ajcoOTQOfpri ,   Quint.  4.  1.  69  =  aversio,  oratio  aversa.    [237.] 
apostrophus  äjtoaTQOfpog,  Apostroph,  Donat.  372.  9  K.   [67.  225.1 
apotaclitae  *ä7toTaKriTai ,  Ketzersekte,  Cod.  Theod.  16.5.  11. 
apotamia  *aitora^ieLa,    Vorratskammer,   =  cella   penuria,    cellarium.  Cael. 

Aur.  acut.  3.  21.  204. 
apotelesma  aTtoxeXeaiia,  Nativität,  Jul.  Firm,  niath.  8.  5. 
apotelesmatice    äjtOTeleafiariyLrj ,    Naiivitütsstellerei ,    Fulg.    mylh.    3.    10. 

p.  131  Muncker.   [250.] 
apotelesmaticus    ccTtoTeleafiaTiKog ,    zur   Nativitätssiellerei  gehörig,    Fulg. 

mylh.  3.  10.    p.  132  M. 
apotheoa    aTrod-rj/^rj ,    Weinlager,    Gic.  Valin.  5.   Orell.  2889.     it.  bottega,  fr. 

boutique.  [173.] 

apothecarius.  [202.]  apotheco,  are. 
apothcosis  äno^iiaaig.  Tert.  apol.  34  =  consecratio,  rclatio  inter  deos.  [308  A.] 
apotherisis  arto&iQiaif,  Plin.  Val.  4.50  =  mossio,  mcssis. 
apothesis  aitod-eaig,  Sätdenablauf,  Vitr.  87.  16  =  apophysis.   [282.] 
ixpolomeartOTOfirj,  Abschnitt,  Boeth.  de  raus.  2.  30  =  decisio. 
apoxyomenos  ano^vo^uvog,  der  sich  Abreibende,  Plin.  34.62.  (Statue).  [277. 
apozema  anoitfjia,  Theod.  Prise.  3.  8.  Plin.  Val.  4.6;  2.  30  s=  decoctum. 
apozymo,  -are,  «TioCr/uooi,  Theod.  Prise.  4.  49  =  fermentare. 
aprepia  oLTtqijtsta,  Plot.  Sacerd.  454.  29  =  absurda  et  indecens  verboruni 

structura. 
aproxis    Pßansenart,    Plin.    24.  158:     »ab   eodem   Pythagora   -is   appeilatur 

herba«.   |147.] 
apsyetos  aipvTtrog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  148. 


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348  Griechische  Wörter 

aptoius  a7tTiorog,  Prob.  118.  2\  K.  =  indecUnabilis.   [2S6  A.] 

aptote. 
apua  cf.  aphye. 
apus    äjtovgj    Mauerschwalbe ^    hirundo    (cypselus)    apus  L.,    Plin.  10.  1U. 

i107A.] 
apyrenus,    apyrinus   äjCVQrjpog,   kernlos  (v.  Obst),    Col.  5.  10.  15.    Plin. 

23.  106:  »mala  Punica,  quae  -a  alio  nomine  appellavimus«.   [133  A.] 
apyros  anvQos,  feuerlos,  gediegen,  Plin.  21.  66;  35.  174:  »sulfar  vivom,  quod  Graeci  apyron 

vocanl«.  griech.  b.  Gels.  5.  18.  4  4. 
ara  ccqci,  Jul.  Rufia.  d.  ßg.  sent.  15  =  exsecratio  oratoria.   [238  A.] 
arabarches  ctQaßccQxrjg,  Ober  Zollbeamter^  Cic.All.  2. 17.3,  cf.  alabarches.  [31?A. 
arabarchia  aqaßaqxia^  Cod.  Just.  4.  61.  9. 
arabica  sc.  gemma,   Chalcedonart,   Plin.  37.  145. 
arachidna  ocQaxidpa,   Platterbsenart,  lathyrus  ampbicarpos  Z,.,  PJin.  21.89. 

[44.  146.] 
arachnc  aQaxvrj,  Sonnenuhrart,   Vitr.  236.  16.    acc:  en.    (vgl.  fr.  araignee, 

Spinne),   [252.] 
ara  cos   ägaycog,    tvilde  Erbse,    pisum   arvense   L.,    Plin.  21.  89.     it.  araco 

nero.   [146.] 
araeostylos  aQaLoarvlogj  fernsüulig,  Vitr.  70.  15.   [283.] 
a  rat  US  agaro^.  Mural.  30.  3;   132.  3  «sa  exoratus. 

arceuthinus  fcgxevS'iyof,  Vulg.  =  iuniperinus.  Paral.  2.  2.  8.  [151  A.l 
archaeus  apx^to^,  Diom.  485.  30  K.  ^  antiquus.   [55.] 
archangelus  aQx^yy^^^Qj  Erzengel,  Tert.  adv.  Val.  19.    d.  erzengel.  [321.1 

archangelicus. 
arche  €tgxV}  Tert.  adv.  Val.  35  =s  principium. 
archobioiif    Ochsenzunge,   Plin.  22.51:   »onochilon,   quam  aliqui  anchusam  vocanl,  alii 

-ion,  alii  onochelim,  alii  rhexiaro,  multi  enchrysam«.  [147.] 
arcbcbulium  aQxeßovlewv,  Diom.  514.  1.   [231.] 

archeotes  a^^cairi^cj,  Archivar,  Arcad.  dig.  50.  4.  18.  10  =  ab  actis.  [311^ 
archetypus  a^^tri/zrog,  original,   Luci 1 .  9 .  60  M . 

archezostis  ttQxiCoitni^,  Zaunrübe,  Plin.  23.  21,  vgl.  ampolos  leuce  «  vilis  alba.  [49.] 
archiatria  *ap;fmr^£/a,    Würde  des  Oberarztes,  Cod.  Theod.  13.3.8.2. 
archiatros  aQx^f^^Qog,   Oberarzt,  Cod.  Theod.  12.  3.  1.   Orell.  4226.    d.  Am. 

archiater  C.  1.  L.  5.  87.   [56.  268.] 
archibuculus  aqx^ßoirAolog,  Oberpriester  des  Bacchus,  Orell.  2335.  [317  A. 
archiclinicus  a^x^yLliviTLog,  Oberleichenmann,  Mart.  3.93.24. 
archidendrophorus  aQX'^d€pdQO(p6Qog,   Oberdendrophore,  C.  1.  L,  3.  763.    318. 
archidiaconuB  aQX'^^'^^^^^og,   Oberdiakonus,  Hier,  ad  Pamm.  ep.  61.  4.  [320. 

archldiaco,   -nis.  archidiaconatus. 
archiepiscopus  aQxuTtlayLoitog,  Erzbischof,  Cod.  Just.  1.1.7.  fr.  archev^ue. 

[320.] 
arcliiereus  aQxt^BQBvg,  Oberpriester ,  Lampr.  Alex.  Sev.  28  extr.  Orell.  216Ö. 

gen :  eos.   [320  A.] 
archierosyna  a^x^e^waw»;,  Oberpriesteramt,  Cod.  Theod.  12.  1.  112.  [320 A. 
arohigallus  *aQx^y^^^oS:  Oberpriester  der  Cybele,  Plin.  35.  70.  I.  R.  N.  3583. 

C.  I.  L.  2.  2920.  a.   [318.] 
archige ron  *c?px^y€^ei;j/,  Oberhaupt  der  Greise,  Cod.  Theod.   14.  27.1. 


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IN  DKB   LATEINISCHEN  SpBACHE.  349 

archigona  metra  iiQx^Y^*^^  f^^TQte,  Atil.  Fortunat.  283.  5  =  principalia. 
srchigubemuB  aQxiy'VßeQv^^trjg,   Ober  Steuermann  j  Jobolen.  Dig.  36.  4.  46.  1.  H. 

N.  2664.   [2H.] 
archilochium  aQxikoxeiov^    Versmafs,  Diom.  509.  3.   [231.] 
archimagirus   a^x^acr/et^o^,    Juven.  9.  109.    Orell.    6302  =  prciepositus   co- 

quorum.   [309.] 
arohimandrita  aQXHiCLvdqLrrig^   Vorsteher  der  Mönche,  Sidon.  ep.  8.  14.   [320. j 

archimanlriiissa.  [52.] 
urchimartyr  aqxH^^Q'^^Qi    Erzmärtyrer,    Maxim,  b.  Augustin.  ep.  6.   '319.; 
archimimus   aqxi^u^og,   erster   Mimiker,    Suet.  Vesp.  19.    C.  I.  L.  3.  6113. 

[294  A.] 

archimima  Orell.  4760. 
archimysta  ägx'^f^^^^^Si  Obennyste,  C.  I.  L.  3.  6150.   [319.] 
archinauta  aQx^'^^vrrjg,   Oberschiß'er,  Mural.  845.  4   (unecht!).   [211.] 
archipirata  «px^/rc^parij^,  Cic.  Verr.  2.  5.  25  =  praedonum  dux.   [309.] 

archipiraticus. 
archiposia  apx*7ro(j/a,  Vorsitz  beim  Trinkgelag,  Porphyr.  Hör.  sat.  2.  2.  123. 
arohipresbyter   aqx'^jtQBaßvTeqog ,    Erzpriester ,   liieron.  ep.  4  ad  rust.   I.  R. 

N.  2070.   [319.  320.] 
archisynagogUB    aQxiowayioyog ,    priesterliches    Synagogenoberhaupt,     Lampr. 

Alex.  Sev.  28  =  princeps  synagogae.   [318.] 
arcosynagogus  I.  R.  N.  3657. 

arohitecto   aQxtreyiTiov ,    Baumeister,    Plaut.  Mii.  919.    arcitecto  Orell.  6795. 

[83.  281.] 
architectonia  d^x^rcxroWa,  Baukunst,  Serv.  Verg.  Aen.  6.  43. 
architectonice,    architectoni  ca    aQxiTeytrovini^ ,    id.,    Quinl.  2.  21.8. 

Marl.  Cap.  9.  891. 
arcliiteotonious  aQxt'f^^y^ToviKos,  die  Baukunst  betreffend,  Vitr.  218.  29. 
arohiteotus   äQxtTeTircDv,    Baumeister,    Plaut.  Mil.  901.    arcitectus  C.  I.  L.  1. 

1216.     it.  architetto.   [19.  281.] 

architecta.    architector,   ari.    architectonor ,  ari.    architector,  oris.    architectura. 
architecticus,  architectio,  architectulus  C.  I.  L.  4.  2000. 
architriclinus  *aQxiTQUlcvog,  Hofmarschall,  Joh.  2.  9.  Vulg.   [309. j 

architriclinium,  Not.  Bern.  65.  34. 
archium,  archivum   aQxeiov,    Archiv,   Mel.  3.  8.  extr.  Tert.  apol.  19  = 

tabularium,  tablinum.     it.  archivio.  [37.  312.] 
archoD  apjfwi/,  athenischer  Archon^  Cic.  fat.  9.  19.  arcon  I.  R.  N.  3657.   [44. 

312.] 
arcion  oQxeioy,  braune  Königskerze,  verbascum  fcrrugineum  ^t7.,   Plin.  25.  413:   »persolla- 

tam  Graeci  -on  vocant«.  [U8.] 
arcoleon   ä^ycrog  +  licjv,   oder  argoleon   ä^yog  +  liiup,   Bärlöwe,  Capilol. 

Gord.    33.  1.   ed.   Peter.  Salmas. :   argoleon,    weifser  Löwe;  Friedlander, 

Sitteng.  II  257:  archileontes.  [85.  105  A.] 
arcticus  a^rvKog,  Hyg.  astr.  1.  6.  =  septentrionalis. 
arction  a^Axvov,  Pflanzenart,  Plin.  27.  33:  »-on  aliqui  potius  arcturuni  vo- 
cant«.   [148.] 
arctophylax  aq-KTO(pvXa^,  Cic.  Arat.  96  =  Bootes.   [247.] 


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350  Griechische  Wöbtbr 

arctophyllum  aQiiT6(pvXXov^  Kerbel^  scundix  ciierefolium  L.,  Apul.  herb.  <04 

=  caerefolium. 
arctos    ofpxroc;,    Cic.   Arat.    441.      acc:  on,    nom.  pl:  oe   =  Currus,  Ursae, 

Plaustra,   Septenlriones.   [67.] 
arctous  ccQxtt^o^,  Sen.  Oet.  1566  s  $ept«ntrionalis.  [87.] 
aroturuB    a^^TovQog,    Steni  im  Bootes;  Pflanze,    Plaut.  Rud.  prol.  71.    [U8. 

247.1 
areopagites,   areopagita  JiQeiojcaylTrjgj  Cic.  off.  4.22.  75.   [312. j 
arcopagiticus  Jigeio/cayLtixog,  Sidon.  ep.  9.  9. 
areopagos  !^Q£wg  rrayog,  Cic.  d.  nat.  deor.  2.  29.  74.   [312.1 
aretalogus  ägeraloyog,   TugendschwUtzer,  Juven.   15.  16.   [301.1 
argema  a^yeiia,   Geschwür  im  Auge^  Plin.  20.  40.   [270.] 
argemon  ägye^ior,  Kletienart,  Plin.  24.  176  =  lappa  canaria.   [148.1 
argemonc  aQyefniovrj,  SchamkraiU,  Plin.  21.  165  ==  inguinalis.   [74.  14!^.^ 

argeroonia  Plin.  25.  402,  vgl.  agrimonia,  Odermennig,  Geis.  5.  27.  4  0. 
argennon  agyeyyoy,  Paul.  Diac.  in  Fest.  p.  4  4.  4  9  =  argenteum. 
argestes  aqyiarrig,   Westsüdwestwind,  Vitr.  27.  11.   [47.  213.] 

argilla  aqyiXXog,  loeifser  Tüpferthon,  Caes.  b.  g.  5.  43.  Col.  3.  11.9:  »creUi 
qua  uiuntur  figuli  quamque  nonnulH  argillam  vocant«.  Varr.  r.  r.  1.  9.  2. 
fr.  argile.   [36.  157.  207.  265.] 
argillosus. 

argitis  ä^yiTig,    Weinstockart,  Verg.  g.  2.  99.    (Plin.:    »arceraca  Vergilio  -is 

dicta«.)    [43.  172.] 
argoleon  cf.  arcoleon. 

argyranche  otQyvgayxt],  Geldnot,  Gell.  11.  9.  1. 
argyraspides,  macedonische  Elitetruppe,  Liv.  37.  40.  7.    acc:   as. 
argyritis   aqyvqlTtg,    Silberglätte,    Plin.    33.106:    »quam  -im  vocanl«.   [43. 

154.] 
argyroaspides  =  argyraspides,  Lampr.  Alex.  Sev.  50.  5. 
argyrocorinthius   ccQyvQog  +  Koqivd'Log,    aus  koj*inthischem  Erze,   Orell. 

1541. 
argyrodamas  *aQyv()oäa^iag,  diamantuhnlicher  Stein,  Plin.  37.  144.    i4.59. 
arg yrop rata  aqyv^on^ai7,s ,  Silberhändler,  Julian,  epit.  nov.  c.  4  48.500. 
argyros  «QyvQo^,  Bingelkraut,  Apul.  herb.  82  =  mercurialis.  [454  A.] 
arianis  *aQiavlg,  Kraut  in  Ariana,  Plin.  24.  162.   acc:  a.   [147.] 
aris  agig,  Natter wur zart,  arum  arisarum  L.,  Plin.  24.  151,  cf.  aron.    U8. 
ariste  ägiairj,  Edelsteinart,  Plin.  37.  159.  Detlefs.:  enariste. 
aristereon    aqLOteqeiov ^    Eisenkraut,    verbena   officinalis  X.,    Plin.  27. 21. 

[53.  148.]  . 
aristis  aQiarig,  Mäusegerste,  hordeum  murinum  L.,  Plin.  27.  90  Jan. :  «hül- 

«cum  -ida  vocanl«.   [43.  149.] 
aristolochia  ägtaTokaxicc,    Osterluzei,    aristolochia  L.,    Cic.  d.  div.   1.10.  l^- 

Plin.  25.  95:    »nostri    malum  terrae  vocant«.    it.  stallagio,   d.  Oslerioiei. 

[141.] 
aristopbaniuin  aqtüTOipaveiov,    Versmafsart,  Serg.  459.  5  K.   [231.] 
aristophorum  aQioroipoqov,  Früh  Stücksschüssel,  Lucil.  3.  58  M.   [176  A. 


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IN  DRR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  351 

srithmetice  agid-^ufiTL^i],  Rechenkunst,  Vitr.  4.  2.  acc :  en.   [254.] 
arithmeticaB  aQid'^tjti.xog,  zur  Rechenkunst  gehörig ,  Gic.  Alt.  44.  2.  3.  Reines. 

inscr.  i  nr.  2. 
arithmus  äqi&ixoiy  Tertull.  adv.  Marc.  4.  23  =3  numerus, 
armamaxa  agfidfia^a,  Reisewagen,  Gurt.  3.  3.  23. 
armeniaoa  äQfieviaxij,  Aprikosenbaum^  prunus  armeniaca  L.,    Col.  11.2.    it. 

meliaca.   [139.] 

armeniacum,  Aprikose,  Col.  5.  10.  20. 
armenium  aQfuvLOV,  Bergblau,  Varr.  r.  r.  3.  2.   [286.] 
armon,  armos  a^^oi^,  gern,  MeerreUich,  cochlearia  armoracia  L.,   Plin.  19.  82:   »Pontici 

armon  vocant,  noslri  armoraciam«.  [148.] 
armoracea  (ia)  aQf^oQayJa,    id.,   Plin.   19.  82  =  armoraciura   Col.   12.  9.     it. 

ramolaccio,  sp.  ramolacha.  [142.  148.] 
arnacis  aqva'Alg,  Schafpelz   (Mädchenkleid),    Varr.  b.  Non.  543.  1.     acc.pl: 

as.   [43.  184.] 
arnion  äqyiov ,    Wegerich,  plantago  maior  i.,  Apul.  herb.  2  =  arnoglossa.  [131  A.] 
arnoglossa   aqvoyXioaoov ,    id.,  Apul.  herb.  2  =  plantago.     it.  arnoglosso. 

l151  A.] 

arnoglossos  Marc.  Emp.  20.  arnoglosson  Apul.  herb.  2. 
aroma  aguifia,  Gewürz,  Col.  12.  20.  2.  [31  A.  48.  144.] 

aromalarius  Orell.  114.4064.  [191.] 
aromaticus  äQco(.iaTiKüg,  aus  Gewürz  bestehend,  Spart.  Hadr.  19.     fr.  aro- 

inatique. 
aromatites   aQioftaTlTrjg ,   Gewürzwein,  Flin.   14.  92  =  vinura    medicatun). 

[47.  172.] 
aromatitis  äQiofiaTlrcg,  Bernsteinart,  Plin.  37.  145.   [43.] 
aromatizo  aQio^aTl^oj,  gewürzartig  riechen,  Eccl.  24.  20  Vulg. 
aron  aqov,  Natterwurz,  arum  maculatum  L.,  Plin.  19.  96:  »quod  in  Aegypto 

-on  vocant«.  cf.  24.  142.     it.  aro. 
arpagius  =  harpagius    v.  aQ/ta^io,    vom  Tode  hingerafft,    Inschr.  b.  IMarin. 

fratr.  arv.  p.  506. 

arrhabo  aQQaßiav,  Angeld,  Plaut.  Mil.  957.   [53  A.  65.  215.  265.] 

arrha,  Inschr.  auf  einer  Spielmarke  b.  Eckhel  doclr.  num.  VIII,  p.  316.    arrhalis. 
subarrhare. 
arrhenicum  aq^evtifLov,  Operment,  Plin.  6.  98  =  auripigmentum  =  arseni- 

cum  Isid.  19.  17.   [156.] 
arrhenogonos    u^^evoyovog,    Art  der  Pflanze  Satyrion  ( Knabenkraut K    PHn.  26.99,  vgl. 

crataegis.  [150.] 
arrhetos  a^^rfto^,  unaussprechbar,  Tert.  adv.  Valenl.  35. 

arrhythmia  ä^^vd-fila,    Mangel  an  Rhythmus,    Mar.  Vict.    art.  gr.  1.  10.  13 

G.  p.  43.  5  K. 
arrhyihmos  a^^v&fioff,  Marl.  Cap.  9.  970  =»  numero  carens. 
arsen  aqürjy,  Alraun,  atropa  mandragora  L.,   Plin.  25.  148:  »alii  arsena,   alii  morion,   alii 

hippophlomon  vocant«  =  mas,  masculus.  [53.  148.] 
arsenicum  siehe  arrhenicum. 
arsenogonos  siehe  arrhenogonos. 
arsineum  *aqGLvBov  (?),    weiblicher  Kopfputz,     Cat.  b.  Fest.  p.  263.  1  Seal. 

arsinum  (?)  gloss.  Labb.  [187  A.j 


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352  Gribghisghk  Wörter 

arsis  aQOigj  Serg.  480.  13  K.  =  sublalio,  elevatio  vocis.   [48.  230.' 
artaba  ic^aßr],  persisches  Mafs,  Hieron.  in  Daniel.  41.  5. 

artemißia  J^QTe^iiala,  Beifufs,  arlemlsia  L,,  Plin.  25.  73.    fr.  armoise.  [U8. 
artemo  ä^vifKop,  Bramsegel,    Lucil.  26.  98  M.    N.  Pr:    C.  I.  L.  1.1548.  il. 

artimone.   [53.  211.  258.] 
arteria  aqvqqLaj  Luftröhre,  Cornif.  rhet.  3.  12.  Lucr.  4.  527.  [266  A.] 
arteriace  äQTrjQiaKrjj  Arznei  für  die  Luftröhre,  Gels.  5.  25.  17.  [272.^ 
arteriacus  aQTrjQiaxog,  zur  Luftröhre  gehörig,  Vilr.  24.  14. 
arteriasis  ^aqxtjqiaaig,  Isid.  4.  7.  44  »=  raucitas,  fouces  raucae.  [270.] 
arteriotomia  ccQTrjQLoro^ila,  Pulsaderöffnung,  Theod.  Prise.  3.  2. 
arthritious  üqO'Qitlxos  gichtisch,  Cic.  ad  fam.  9.  23.  fin.  [269.] 
arthritis  aQO^Qlrig,  Gicht,  Cael.  Aur.  chron.  5.  2.  28  =  articularis  morbus. 

[270.] 

arthrisis  Prud.  n6(}l  axBtp.  4.  495  ed.  Drefs. 
artios  aqzios,  angemessen,  Charis.  288.  4. 
artocopus  ägro^OTCog,  Kunstbäcker,  Firm.  math.  8.  20. 
artocreas  aQvoTiQeag,  Fleischpastete,  Pers.  6.  50.  Oreli.  4937.   [44.  169.1 
artolaganus    ä^roldyarov,    Brotkuchen,    Cic.  ad  fam.  9.  20.  2.    artolagoenus 

Caper  d.  verb.  dub.   108.  3  K.   [170.] 
artopta  aqxoitTrig,  Backgeschirr,  Plaut.  Aul.  397.   [46.   170.  176.] 

artopticus.  [170.] 
aruDcus   fiqvyyog,   aqvyyog,    Ziegenbart,    Plin.  8.204':  »quem  aruncum  vo- 

canl«.  [84.] 
arura  aqovqa,  Marc.  Emp.  8  ==  arvum. 

arusion  *(tQovaioy,  Waid,  isatis  tincloria  L.,  Apul.  herb.  69  sss  isatis  =a  vitrum.  [154  A. 
arutaena  siehe  arytaena. 
arylaena   ägmaiva,    Schöpfgefäfs y    LuciJ.  sat.  1.  42.    arutaena  Charis.  <i8. 

29  K.   [53.  176.] 
asarotos   aadgiurog,    Zimmer  mit  Mosaikfufsboden,   Plin.  36.  184:  »quem  vo- 

cant  -on  oecon».   [^91.] 
asaroticus. 
asanim   aaaqov,    Haselivurz,    asarum   europ.  L,,    Plin.   12.  47.     asaron  Plin. 

21.30:  »nardum  rusticum,  quam  Graeci  asaron  vocanl«.  it.  asaro.  [6Mi6. 
asari  aaaqt,  Haselwurz,  Apic.  7.  274  =  vuigago,  Itfacer  flor.  46.1. 
asbestinon  *aajiiaTivov,  unverbrennbare  Leinwand,  Plin.  19.  20.  griech. b. 

Jan.:  »vocalur  autem  a  Graecis  aaßeavtyovn.  [63.] 
asbeston  aaßearov,  id.,  Varr.  1.  1.  5.  131.   [156  A.] 
asbestos  aoßBaxog,  Amiantstein,  Plin.  37.  146.   [156  A.   158.] 
ascalabotes  aaxakaßcürrjg,  Eidechsenart,  lacerta  Gecko  L.,    Plin.  29.90  = 

stellio.   [124.]. 
asoalonia   Jiaxalojyla,    Schalotte,    aliium  ascalonicum  L,,    Col.   11.  3  fin.    't- 

ascalogna,  scalogna.   [142.] 
ascalia  aa^caUa,  Artischockenboden,  Plin.  21.97:  »vocant  -ian«.  [58.] 
ascarida    äoKagig,    Spulwia^m,    Cael.  Aur.  chron.  4.  9.  134.     fr.  ascaride. 

[m.]  ^ 

ascaules  äaxavkrjg,  Sackpfeifei',  ]Mart.   10.  3.  8  =  utricularius.   [290.  29<.. 
asceterium  aayirjTrjQiov,  Aufenthalt  der  Asceten,  Cod.  Just.  1.3.35.  ^47.320., 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SpRACHE.  353 

ascetria  aaxrjrpta,  Ascetin,  Julian,  epit.  nov.  c.  115.  §460.   [47.  320.] 
ascites  aaxlrrjg,  Bauchwassersucht,  Cael.  Aur.  chron.  3.  8.  102.    griech.  b. 

Gels.   [47.  210.] 
a  sei  US    aancogy    Plin.  2.  185:    »Onesicritus  scripsit  ea  loca  appellari  -aa.  = 

umbra  carens. 
asclepiadeum  aaTclrjTtiddetoVy   Versmefsart,  Diom.  508.5.   [231.] 
asclepias  aayLlrjitLag,    gem.  Schwalbenwurz ,    asclepias  (cynanchum)    vince- 

loxicum  L.,  Plin.  27.35.   [43.  148.] 
asclepion  ^aayclrjTiLOv,  Heilkraut,  Plin.  25.  30:  »-ion  cognominatur  (panacis 

genus]«. 
ascodrogitae,  religiöse  Sekte,  Cod.  Just.  1.5.21.   [320  A.] 
ascopera  aa%07ti]Qa.  lederne  Reisetasche,  Suet.  Ner.  45.  Vulg.  Judilh.  10.5. 

(Schlauch)  =  ascopa  Ital.  1.  1.   [221.] 
ascyroides   aay^vQoeidig ,  johanniskrautähnliche  Pflanze,    Plin.  27.37:    »-es 

quidam  androsaemon  vocavere«.   [49.  147.] 
ascyron   äanvQOVy  Johanniskraut,   Plin.  27.  26:    »androsaemon,    sive   ut   alii 

appellavere  -on«.   [147.] 
asemus  atrrjfÄO^,  Lampr.  Alex.  Sev.  33.  4  ss  sine  clavo. 
asiarcha   aaiaQx^Si  asiatischer  Obei^priester,    Cod.  Theod.  15.  9.  2.   C.  I.  L. 

3.  296.   [319  A.] 
asma  ^o/ia,  Mar.  Vict.  a.  gr.  4.  3.  6  p.  161.  16  K.  :=  Carmen.  [37.] 
asoloecus  aaoXoixo^,  angemessenj  Caper  103.  5  K.  zweifelhaft, 
a so m 8  tos  äaütfjLaxos,  Marl.  Cap.  3.  in.  §  322  ss  incorporeus. 
asotia  aawrla,  Gell.  10.  17.  3  =^  prodigalitas.  * 
asotus  aaiurog,  Cic.  d.  fin.  2.  7.  22.   Gell.  10.  17.  3   (wo   asotum  statt  aso- 

ticum  zu  lesen)  =  nepos.   [377.] 
aspalathus  aoTtaXad'og,  Ginsterart,  genista  acanthoclada  D,  C.  (I),  Scribon. 

269.  Plin.  12.  110;  24.  111  :  »per  Hispaniam  multi  et  inter  odores  et  ad 

unguenta  utuntur  illa  (spina)  -um  vocantes«.   [145.] 
asparagus  aoTCccQayogj  Spargel,  asparagus  L.,  Cat.  r.  r.  6.  3.  5.   fr.  asperges, 

it.  asparago,  sparaggio.  [57.  65.  140.] 

sparagus  Theod.  Prise.  1.  6.  (Varr.  sat.  Men.  5781) 
aspendios  vcoTtivdiog,   Weinstockart,  psoralea  bituminosa  L,,    Plin.   14.  117. 
asphaltion  a(fg>aXttoyf  gem.  Harzklee y  Plin.  S1.  54:   »minyantbes  Graeci  vocant,   alii   as- 

phaltion«.  griech.  b.  Col.  6.  7.  12.  [148.] 
asphaltus  a<f(paXto£,  Äsphaltj  Pelagon.  vet.  26.  p.  88  s  bitumen.  (griech.  Beda  262.  11  K.) 

[67.   166.] 

aBphodelus  aaq>6d€log,  Asphodill,  asphodelus  ramosus  L.,    Col.  9.  4.  3,   nach 

Isid.   ^   albutium^    aibucus,  nach  Scrib.  ==  hastula  regia,     it.  asfodillo. 

[U2.] 
aspis   aoTtlg,   Natter,   coluber  L.,    Cic.  fin.  2.  18.   acc.  pl :    -as  =  coluber. 

[43.  124  A.] 
aspisatis,  arabischer  Edelstein,  Plin.  37.  146. 
a spien 0  8   aaTtlrjvog,  Milzkraut,  asplenum  Ceterach  L.,    Plin.  27.34:    »-on 

sunt  qui  hemionion  vocent«.  griech.  b.  Vilr.  [148.] 

aBtaous  aataxog,  Meerkrebsart,  Plin.  9.97.  [51.  119.] 
astago,  inis,  Plin.  Val.  5.  27. 
Weise,  Qriecli.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  23 


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354  Griechische  Wörtbb 

astaphis  äatntpis,  Rosine,  Plin.  23,  15:  »uva  passa,  quam  -ida  vocanU.  [43.58.64.  448.* 
asteis  mos  atnBitSfxos,  Charts.  276.  29  =a  astismos.  Donat.  402.  4  6  K.  ss  urbanitas,  urbana 
dictio.   [54.  237.] 

aster  aaTr]Q^  Macrob.  Somn.  Scip.^l.  U.  21   =  Stella.   [47  A.  57.  \Z\] 

aster  Atlicus,  üal.  Sternblume,   aster  amellus  L.,   Plin.  27.36  =  bubonion  oder 
amellus. 
astercum  aatsQtiiov  (?),   Hebhühnerkrauty  Plin.  %i.  43  =  perdicium,  urceo- 

laris  herba. 
asteria  *aaT€Qla^   Edelsteinarty  Plin.  37.  434   =  asterites,  astrites.  [463.1 
asterias  aoTeQlag,  Reiherart,  Plin.   40.   464,  cf.  aslur.   [55.  440.] 
asterion  aoTSQiov,   Spinnenart,  Plin.  29.  86.   [423.] 

asteriscus  aare^laxog,  krit.  Zeichen,   Suet.    fr.  407    p.  437.  40.    [54.  226.] 
asterites    äaTeQlTfjg,    BasiUskenari ;   Edelstein^    Apul.  herb.  468.     Isid.  46. 

40.  3.   [47.  463. 

astrites  Mart.  Cap.  \.  75. 
asteroplectos  aaxBqonXrjxxog ,  vom  Wetterleuchten  getroffen,  Sen.  nat.  quaest  4.15.3  = 

sine  fulmine  ictus. 
asteroscopia  aaxBQoaxonia,  Beobachtung  der  Sterne,  Acr.  Hör.  carm.  1.  18.  in.  s  astro- 

scopia. 
asthma   aad'^a,    Engbrüstigkeit,    Plin.  25.  82  =  anhelatio.    it.  asma,  asima, 

ansima.  [48.  270.] 
asthmaticus  äad-fianyiog,  engbrüstig,  Plin.  26.  34  =  anheiator. 
asticus  aaxL'Aog,  Suet.  Cal.  20.  Caecil.  com.  222  Rbb.  (?)  =  urbanus. 
astismos  =  asteismos,  Donat.  402.  16  »  urbanitas. 
astolon  cf.  astrobolos. 

astomachetos  aaxofxaxrjTog ^  ungeärgert,  Grut.  inscr.  750;  14. 

astrabicon  ^aar^aßixoy,  Saumsattellied,  Prob,  in  Verg.  comm.  praef.  in  p.  347  ed.  Lion. 
astragalizontes   afSt^ayaXiCoyiBs,   die  Würfelspieler,  Plin.  34.  55  (Statue);  79.  H.   :i77. 

286.] 

astragaluB  äaTQayalog,  Säulenstab,  Vitr.  79.  44.   [64.  445.  282.] 

astrapaea  aarqaTtaia,  Edelsteinart,  Plin.  37.  489. 

astrape  atnqtmrj,  der  leuchtende  Blitz,  Plin.  35.  96.   [286.] 

astricus  aoT^ixog,  Varr.  sat.  Men.  206  =  sidereus^  sideralis. 

a Strien  *aaTQiov,  Edelsteinart,  Plin.  37.  432:  )>quae  vocatur  -on«.  [462. 

astriotes  ^äaTQtatrrjg,  id.,   Plin.  37.  433.   [47.] 

astrobolos  aarrjQ -]- ßallw,  Katzenauge,  Plin.  37.  433:  »-on  Sudines  dielt«. 
Detl.  astolon.  [463  A.j 

astrologia  aatQoloyla,  Steimkunde,  Cic.  d.  or.  4.46.  C.  I.  L.  5.5893  = 
ratio  sideralis.   [248.  250.] 

astrologicuB  aatQoloytyidg,  astronomisch,  Boeth.  cons.  2  pros.  7  in. 

astrologus  otatQoXoyog,  Sternkundiger,  Enn.  trag.  275  V.  [248.  250.] 

astronomia  aaTQovo^la,  Sen.  ep.  95  =  cognitio  siderum. 

aBtronomicus  aarQovo^iTiog,  Chalcid.  Tim.  2.  plur:  -a.  Titel  einer  Schrift 
des  Manil.  und  des  Hygin.  gen.  pl:  -on. 

astronomas  aarQOVofiog,  Firmic.  math.  5.  43. 

astroscopia  aatqoayiOTtia,  Acr.  ad  Hör.  carm.  4.  48.  2.  al.  lect.  =  astro- 
logia, cf.  asteroscopia.   [250.] 


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IN  DBB  LATBtNISGHBN  SpBACHB.  355 

astnim  äatQOV,  Cio.  Tusc.  i.  25.   C.  I.  L.  3.  2722.    it.  asiro  =  Stella.    [57. 

64.  248.] 

astrifer.    astriger.    astrificus.    astriloquus.    astrilucus.    astrisonus.     astrifico,   are. 
astrosus  ■»  sp.  pg.  astroso. 
aslu  aoTV,  Stadt,  Ter.  Eun.  987  =  urbs.    asty  Vitr.  161.  16.   [31.] 
astur    aatsQlagj    Reiherart,    Jul.    Firm.    math.    5.  7  extr.  =  asterias  (nach 

Hehn).   [55.   110.] 
asty  siehe  astu. 

aslylus  aoTvlog,  säulenlos,  C.  I.  L.  4.  423.  1175b.   [283  A.] 
asyla  "^affvXa,  Pflanzenarty  Plin.  85.  145:  »quae  asyla  appellatur«  =  ferus  oculus.  [U8.] 
asylura  aavlov,  Freistätte,  Cic.  Verr.  2.  1.  33.   [310  A.] 
asymbolus  aavfißoXo^,  Ter.  Phorni.  339  &»  immunis. 
asymmeter  aavfifAetqo^,  Boelh.  Aristot.  anal.  pr.  4.  p.  487. 
asyndeton  aavvdBxoy,  Donat.  399.  8  K.  =  dissolutio.  dissolutum.  [837.] 
asyndetus  aavy&sjo^,  Mart.  Cap.  0.  949  s  djssolutus. 

asyndete.  asyndetös. 
asystatos  ittsvinaxogy   Jul.  Vict.  d.  art.  rhet.  3.  13.  Lact.  3.  6:   »iiüvüxaxoy ^   quod   latine 

instabile  dicere  possumus«. 
atat  cf.  attat. 
ateramon   äri^afiov,    r>hart*i    (Beiname   von   Pflanzen),    Plin.    18.  155,   vgl. 

teramon. 
athenogeron  *adijyoyiQ(üyf  studierender  Greis,  Hier,  in  Ruf.  3.  6. 
atheos  a&Eog,  Gottesleugjier,  Minuc.  Fei.  8.  2  Halm,   griech.  b.  Cic. 
athera    aS-rjQa,    Arzneimittel,   Plin.  22.121:    »medicamentum ,    quod  Aegypti 

-am  vocant«.  [272.] 
atheroma  a&iQCjfia,,  Breigeschwulst,  Cels.  7.  6.  9. 
alhisce  ^vtaxt^,  Opferschale,  3  Esdr.  2.  13  Vulg. 
athleta    ad'Xt]Ti]g,    Wettkämpfer,    Cic.  Tusc.    2.  23.    C.  I.  L.    4.  1177.    Mon. 

Ancyr.  4.  33  Momms.  [46.  280.  297.] 
athletlouB  ä&lriti7c6g,  Cels.  1.1.  Orell.  2588. 

athletica,  ae.  athletice  Plaut.  Bacch.  248. 
athlon  a^Xoy,  Varr.  sat.  Men.  76  s=  labor,  aenimna.. 
atizoe  ^ariCanj,  Edelsteinart,  Plin.  37.  147. 
atlantion  arXavriop,  unterster  Halswirbel,  Plin.  28.  99. 
atocion  atoyciov,  Arzneimittel,  Plin.  29.  85.   [272.] 
atomuB  arofiog,  unteilbar,  Plin.  12.  62:  »Graeci  atomum  appellant«.  adj. 

atomus  axofioff,  subst.  Lucil.  28.  15.    it.  attimo.  celt.  atom.  >»  corpusculum.  acc. 
pl:  üs.   [67.  242.] 

atractylis    ar^axTvllg,    wolliges  Bürstenkraut,  carthamus  lanatus  L,,  Plin. 

21.  90:  »quam  quidam  -a  vocant«.   [148.] 
atriplex  atqaq>a^ig,  Melde,  atriplex  hortense  L.,   Plin.  19.  219.   it.  atriplice, 

fr.  arroche.   [73.  140.] 

alriplexum  herbaj  quae  nunc  atriplex  dicitur.  Paul.  Diac.  29.  8. 
alrophia  a%Qoq>La,  Darrsucht,  Theod.  Prise.  2.  11  =  tabes.  griech.  b.  Cels. 

[270.] 

atrophus  axQo<pog,  darrsüchtig,  Plin.  22.  152:  »-a  appellata«. 

atrotos  mqmxost  Hygin.  fab.  28  =»  invulnerabilis. 

atta  ajxa,  Heber  Vater,  Paul.  Diac.  18.  18. 

altacus  irxxaxoc,  Ueuschreckenart,  Vulg.  Lcv.   11.  22.  [123.] 

23* 


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356  GRiEcmscHR  Wörter 

attagen  arrayTjVy   Haselhuhn^   tetrao  bonasia  L.,    Hör.  epod.  2.  54.  acc.pl: 
-as.   [52.  61.  109.] 

attagena,  ae.  Varr.  sat.  Men.  403. 
attagus  ärrqyoSj  Arnob.  5.  6  =  hircus. 

attat  atTaral,  Interjektion,  Plaut.  Epid.  2.2.  1 1  so  zu  schreiben  nach  P.Richter, 
attatae  ärTaral,  Plaut.  Cist.  4.  2.  31.  jde  usu   particul.  etc.     Slrafs- 

burg  1874.   [310.] 
attelebus  aTriXsßog,  Heuschreckenart,  Plin.  29.  92.   [123.] 
attici Sinus  aTtcTiiOfiog^  attischer  Ausdruck,  Diom.  440.  23  K. 
attioisso  amytl^w,  athenische  Manier  nachahmen,   Plaut.  Men.  prol.  12.   [i^.] 
atticurges  ämyLovQyrjg,  im  attischen  Stil  ausgeführt,  Vitr.  77.  11.   [283  A.' 
atypus  axvTtog,  undeutlich  redend,  Cael.  Sab.  b.  Gell.  4.  2.  5   (atubus  Auson. 

ep.  22.  9.  gl.  Labb.). 
auginos  von  avyrj^  Bilsenkraut,  Apul.  herb.  4  &=  hyoscyamus.  [454  A.] 
augitis  *avylTtg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  147  Jan.  =  callaina.   (augites  Detl. 

aula  avlri,   Vorhof;  fürstL  Macht,  Paeuv.  tr.  103.  114  Rb.  zweifelh.  Cic.  fam. 

15.  4.   [64  A.  197  A.  312.] 
aulicus. 
aula  avXoCt  Quint.  7.  9.  4  sa  libia.     aulio  =»  avh^iris  gl.  Labb. 
aulaeum  avkala,   Teppich,   Vorhang,  Lucii.  29.  93  M.   [55.  177.  204.  293.] 

aulaeolum  Not.  Bern.  64.  99. 
au  lax  avXa^,  Furche,  Veget.  2.  88.  38  =  sulcus.  [50.] 

auletica  ctvXrjxix'q,   Kamille,   matricaria  chamomilla  L.,  Apul.  herb.  S3  =s  cbamaemelon. 
auleticos  avlrjTtxog,  zum  Flötenspiel  dienend  (Rohrart),  Plin.  16.168:  »quem 

auleticon  vocant«. 
aulicus  avlmog,  zur  Flöte  gehörig,  Mart.  Gap.  9.  926. 
a  Ulis  GUS  aifXiaxot;,  kleine  Höhre  an  der  Klystierspritze  ss=  tibia  Cael.  Aur.  acut.  3.4.29. 
auloedus  avli^dog,  Sänger  zum  Flütenspiel,  Cic.  Mur.  13.  29.   [37.  291.; 
aulona  avXaty,   Thal,  Judith.  7.  3.   [53.] 
aulus  avXof,  Kammuschelart ,  Plin.  32.  403  =  pecten.  [449.] 

aura  avqa,  Luft,  Enn.  trag.  30  Rb.  C.  1,  L.  4.  1649.  it.  aura,  ora.  [258,; 
aurichalcum  oQelxakytov,  Messing,  Plaut.  Mil.  660,    cf.  orichalcum.   sp.  auri- 

calco,    fr.   archal.    [73.    154.]     adj.  aurichalicus    Inscr.    in  Rev.  archeol. 

I.  416. 
auBterus  avarrjQog,  herb,  Cic.  Pis.  29.    [325.] 

auster  Scrib.  4  88. 
authemeron  avd-rjiASQov,    frisch  gemachte  Salbe,    Inscr.  b.   Tochon,  Cachels 

des  oculisles  p.  71. 
authentes  avd-ivrrji:,  Herrscher,  Fulg.  virg.  contin.  p.  464.  Not.  Bern.  38.  48, 
authenticus  avd^eprtyiög,  eigenhändig,  Tert.  d.  monog.  c.   11.  [265  A.] 
authepsa,  avtog  +  «t/zw,    Kochmaschine,  Cic.  Rose.  Amer.  46.  133.  [85.  176. 
autochthon  avxox&mv,  Eingeborner,  Ampel.  8.  2.   [261  A.] 
autocrator    avvoxQdrcjQ,    Gewaltherrscher,    Vopisc.  2.  1    ed.  Jord.    (Peter 

griech.) 
autographus  avT6yQaq)og,  Suet.  Aug.  71   =  propria  manu  scriptus. 
automatopoeetus   uvrofiaxonoiriTog ,   sich  selbst  bewegend,   Vitr.  287.  23  «  automatus. 

[259.] 


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IN  DBB  LATBINISCHEl«  SPRACHE.  357 

aatomatuB  avro^arog,  id,,  Vitr.  9.  9.  Sehn.  Petr.  50.  1.   [259.] 

automatarius,  Orell.  4150.  [203.] 
autopractor  *avtonQaxj(o^,  selbständig  im  Handeln,  Cod.  Theod.  11.  1.  84. 
autopyrus    avrojtvqof;^    grobes    Weisenbrod,    Plin.    22.  138:    » fermentatus 

(panis)  qui  vocatur  -us«.   [170.] 
auxesis   av^atg^  Ps.  Ascon.   ad  Cic.   I   Verr.  56   p.  152.  2   ed.  Baiter.  = 

amplificatio.   [237.] 
avepta  äoQrr^Qj  Felleisen,  Acron.  Hor.  sat.   1.  6.  106.   [31  A.  68.  69.  221.], 

avertarius.  [äOlt.] 
axaules  *a^avXrjff   wohl   verschrieben   für  ascaules  =  aiSxavXrjg ,    Sackpfeifer,    Not.  Tir. 

p.  173  Grut.  cf.  plagiaules. 
axinomantia  a^ipoftavreia,    Weissagen  mit  der  Axt^  PJin.  36.  142. 
axioma  ä^liDfia,    Grundsatz,    Apul.  dogm.  Plat.  3  in  =  proloquium,    enun- 

tiatum.   [243.] 
axon  a^tjv,  Achse  an  der  Sonnenuhr,  Vitr.  235.  6.  acc:  -a.   [53.  325  A.] 
azanius   *ä^dpiog y   iDsich  selbst  spaltenda    (Piniennttsse),   Plin.  16.  107:   »-ae 

vocantur«. 
azonus  a^iavog,  Mart.  Cap.  1.  61  =  communis  (dii). 
azymus  äCv^iog,  ungesäuert,  Scribon.  133  =  sine  fermento. 
azymon,  Commod.  C.  A.  689. 


B. 

babae   (papae);  ßaßal  [itaTtai),  potztausend!  Plaut.  Pseud.  353.   [310.] 

babaeculus,  Lebemann,  Petron.  37.  10. 
baccha  BaTcxrj,  Bacchantin,  Plaut.  Amph.  703.  C.  1.  L.  1.  196.  7.   [19.  317  A.] 

bacchanal,  Plaut.  Mil.  868.  C.  I    L.  1.  196  1.  28,  bacchanalis. 
bacchiufl  Baxxelog,    Versfufs,  Quint.  9.  4.  82.  C.  I.  L.  3.  6150.   [230.] 
bacchiacum  BayLxi'0L%6v,    Versmafs,  Diom.  519.  29  K.   [231.] 
baoohor,  -ari  von  J^ax^og,  das  Bacchusfest  begehn,    Plaut.  Mil.  856.    [317  A.] 

bacchabundus.  bacchatim.  bacchatio.  debacchor,  vgl.  bacchicus. 
bacchus  *ßayLxog,  Schellfischart,  Plin.  9.61  =  myxon.   [118  A.  119.J 
hacchylidium  Basc^vitJ^tor,    Versmafs,  Serg.  459.  19.   [231.] 
baoeolua   ßaxrjlog,    Dummkopf,    Suet.  Aug.  87  =  stultus.    it.  baciocco  (Diez 

11.  7.)   [310.] 
bacerus  ßcmrikog,  id,.  Scalig.  exe.  p.  670.  30.  Löwe  prodrom.  p.  57  =  bare- 

factus.  [310.] 
bactroperita  ßaxjgonrjQitrjg,  mit  Stab  und  Ranzen  gerüstet,  Hieron.  in  Matth.  1.  10.  9. 
badiBBO  ßadi^ü),  schreiten,  Plaut.  Asin.  706.   [23.  325.] 
baditis  *ßadijis,  Haarumrz,  Marc.  Emp.  33  =  nymphaea,  clava  Herculis.  [161  A.] 
baetuli  ßalrvloi,  Meteorsteine,  Plin.  37.  135:  »-os  vocari«.  [248.] 
bafa  ßag>^,  Brühe,  Apic.  3.  89. 

bähe  ßcttyrj,  1.  Macc.  13.  37.  Vulg.  Löwe  prodrom.  p.  58. 
balaena  (palatva,   Walfisch,   Plaut.  Rud.  545.    it.  balena^  fr.  baieine.    [20  A. 

33.  53.  114.] 

balaenaceus.  (ballo,  Walßsch,  gh  Labb.). 
balaninus  ßalavivog,  aus  Balsam,  Plin.  13.  8.  [192.] 
balanites  ßalavlTrjg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  149. 


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358  Gribchischb  Wörter 

balanitis    ßalavirtg,    eicheiförmig    (Kastanienart),    Plin.    45.  93:   »quae  -is 

vocatur«. 
balanus  ßaXavog^    Seemuschelart,   Behennufs,    hyperanthera   moringa  Vahl.^ 

Plaut.   Rud.   297.    Plin.   43.  48:   »etiam  a  nobis  appellantur  -i«  =  glans. 

[28.  61.  416.   136  A.   144.   196.] 
balauBtiiun  ßaXavazLov,  Blüte  des  wilden  Granatbaums ,  Col.  10.  297.  it.  ba- 

iaustra.   [66.  133  A.  205.] 
balineiun,  balneum  ßalavelor,  Bad,  Plaut.  Pers.  90.  C.  I.  L.   1.  1263  (bal- 

neum).    J.  R.  N.  6685   (balineum).    Orell.  Henz.  6086   (balinium).    bali- 

nearium    C.    I.   L.    1.  1166.    balinearius.    balineator.    Plaut.  Poeii.  694. 

I.  R.  N.    2902.    balnearis    C.  1.  L.  2.2701.    balneaticum.    balneatorius. 

balneatus.     balneatrix.     balneolum^    balnearc.    balnitor.    balineae.  Plaut. 

Asin.  357.   balneae  G.  I.  L.  1.  1141.   Varr.  1.  1.  9.  68:  »nomen  ut  Grae- 
cum introiit  in  urbem.    [9  A.  28.  37.  66.  85.  196.  221.  297.  298.1 
baliscus  *ßaXiaxoff ,  Bad,  Petron.  42.  4.  [54.] 

baliolus  ßaliog,  scheckig,  Plaut.  Poen.  1159   (vgl.  badius).  [325.] 
balis  *ßaXt^,  Pflanzenart,  Plin.   26.  U:  herba,   quam  baiin   nominal  Hanthus  hisloriarum 

scriptor.   [448.] 
bal(l)l8ta  V.  ßaklo),   Wurfmaschine,  Plaut.  Trin.  668.  ballislra,  Martyr.  173.  \. 

Albin.  311.  33  K.    sicil.  balestra.   [32.  46.  324.] 

ballislarium,  Plaut.  Poen.  200.  ballistarius  C.  I.  L.  5.  66.  32.  [202.] 
manuballista.  currobalista.  arcuballista. 
ballist ia  ßalll^o),   Tanzgesänge,  Vopisc.  Aur.  6.  4.   [254  A.] 
baUo  ßcclltü,  tanzen,  Augustin.  serm.  215,  vgl.  Bali,  Ballelt.  [294  A.} 

ballator,  Orell.  inscr.  2837.  ballatrix.  ballematicus. 
bailote  ßallwTfj,   gern,  Schwarznessel,    ballota  nigra  Z,.,  Plin.  27.54:  »>-en 

alio  nomine  porrum  nigrum  Graeci  vocant«.     it.  ballota.   [148. 
balneum,  siehe  balineum. 

balsaminus  *ßaXaa^iAfog,  aus  Balsam,  Plin.  23.  92. 
balsamodes  ßaXaafjiiüdrig,  balsamartig,  Plin.  12.  97. 
balsamum  ßdlaaf,iov,    Balsam  balsamodendron  giliadense  L.,  Yerg.  g.  2.  H9. 

ags.  baisam,  afr.  bausme,  basme.  [65.  144.] 
balsameus.  balsamarius. 
bambalio   ßaftßakog,    Stammler,   Cic.  Phil.  2.  36.  90.    cogn.  M.  Fulvii.   H. 

bämbolo. 
bamma  ßafifxa,  Martyr.  4  74.  40  K.  s  oxygarum. 
bapheus  ßatpBvg,  Cod.  Just.  4  4.  7.  2  a  infector.  al.  1.  baphius. 
baphlum  ßa<peioy,  Lampr.  Alex.  Sev.  40.  6.  Orell.  4272  ss  tinctoris  officina. 
baptes  *ßa7tTr]g,  gefärbter  Beimstein,  Plin.  37.  149. 
baptisma  ßajtTtxjfjLa,   Taufe,  Tert.  d.  pudic.  c  19.   [321.] 
baptismus  ßaTtriafiog,  id.,  Tert.  d.  bapt.  c.  6.     afr.  baptisme.  [321.] 

baptismum. 
baptista  ßaTtTiarrjg,   Täufer,  Sedul.  d.  op.  Pasch.  2.  143. 
baptisterium  ßa/cnari^Qcov,  Badebassin;  Taufstein,  Plin.  ep.  5.  6.  25.  [47. 

baptizo  ßaTtrl^ü),  taufen,  Tert.  d.  monog.  c.  8.  d.  Rossi  Inscr.  Christ,  n.  805. 
baptidiata  sss  baptizata.    baplizatio.  baptizalor.  rebaptizatio,  rebaptizator,  rebapti- 
zare.  celt.  baitsim.  [24.  25.  349.  824.] 
barathrum  ßaqad^qov,  Abgrund,  Plaut.  Bacch.  148  =  profunda  vorago.  [61. 


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IN  DER  LATBINI8CHBN  SPRACHE.  359 

harathrus  ßaQa&Qog,  Lucr.  3.  964  ==  homo  voracissimus.   [310.] 
barbariooB  ßaqßaqt^og,    Plaut.    Gas.    619.    C.  1.  L.  5.  923.   Ann.  dell  Inst. 

Rom.  1860   p.  250.    Plin.    36.   185:    »quae  nunc  vocamus  -a«.    m.engl. 

barbaric.  [198  A.] 

barbarice.  barbaricarius.  [202.]  barbaricas  =s  ans   (od.  arius).   C.  I.  L.  5.  785. 
barbarismus  ßagßaQtafiogj  Cornif.  rhel.  4.  17  =  rusticus  sermo. 
barbarizo  ßaQßaQiCatf  barbarisch  reden,  Boeth.  Arist.  elench.  sophist.  1.  3.  p.  734 
barbarolexis  ßaqßaQole^tg^  fehlerhafte  Aussprache  eines  Fremdwortes^  Donat. 

392.  7  K.  [238  A.] 
barbaros  lexis  ßaqßaqog  li^ig,  Charis.  265.  8  K.  =  barbarolexis. 
barbarostomus  ßaqßaqoaTOfjLog,  fremd,  barbarisch  sprechend,  Mai.  Auct.  cl.  VI.  p.  510b. 
barbaros  ßaqßaqog,  fremd,  Naev.  com.  68.  C.  I.  L.  4.  1069.  1880.   [61.  63. 

310.] 

barbare,  barbasculus.  barbarum.  barbaria.  barbaries. 
barbitos  ßaQßitog,  Laute,  Hor.  od.  1.  1.  34.   [67.  289.] 
barca  ßägig,    Nachen,   C.  I.  L.    2.  13:  »barcarum  et  pugiluma.     Isid.  19.  7. 

19.  lt.  barca,  afr.  bärge,  cf.  baris.   [212.] 
barcula.  barcella.  barcarius. 
bardus  ßQadvg,  Plaut.  Bacch.   1088  =  hebes,  stupidus.   [28.  310.] 
barippe  *ßaQl7t7trj,  Edelsteinarlj  Plin.  37.  150. 
baris  ßägig,  Nachen,  Prop.  3.  11.  44.   [66.  212.] 
baroptenus  *ßaq67ttBVog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  150  =  barippe. 
barria  ßa^ela,  Seal.  E\c.  p.  671.  27.  Löwe  prodr.  p.  64  s=  regula,  norma. 
barycephalus  ßaQvxiq)alog,  plattköpfig,  Vitr.  71.  17.   [283  A.] 
barypicros  *ßttqvni.xqog,  Beiname  des  Wermuts,  Apul.  herb.  100  =  absintbium. 
barytonos  ßaqvrovog,    auf  der  vorletzten  Silbe  betont,    Macr.  d.  difF.  4.  1. 

it.  baritono. 
basanites   ßaaavlrrjg,    Probierstein,    Plin.  36.57:  »quem  vocant  -en«.    [47. 

66  A.  197.] 
basilicus  ßaailixog,  königlich,  Plaut.  Trin.  1030.    wel.  biseri^e  =  regalis. 

[172.  180.  300  A.] 

basilice  (adv.),  basilicum,  basilicon,  basilice  (subst.). 
basUioa  ßaadiiiri,  Basilika,  Gic.  Verr.  2.  5.  58,  C.  1.  L.  1.  1166.   [280.  281.] 

bassilica  C.  I.  L.  4.  1779;  7.  445.  basilicula.  basilicarius.  subbasilicanus. 
basilisca,  heilkräftige  Pflanze,  Apul.  herb.  128  =  herba  regia  oder  regula. 
basiliscus  ßaadlaxog,  Eidechsenart,  lacerta  basiliscus  L.,  Lucan.  9.  726.  ags. 

basilisca,  m.engl.  basilisk.  [51.  124  A.] 
basilissa  ßafSiXtaaa,  G.  I.  L.  6.  69.  p.  XIV.  Basilissa  Beda  252.  10  K.  =s  regina. 
basilium  ßaaiXeiov,  königl.  Diadem,   G.  I.  L.  2.2386  =   Or.  2510.    Inscr. 

Hermes  VI  p.  9. 
basiB  ßaaig,  Grundlage,    Cic.  Verr.  2.  2.  63.    G.  I.  L.  1.  1145.  1154.    bassis 

C.  I.  L.  1.  1181.     gen:  -eos.     fr.  base.   [29.  48.  282.] 
basella.  basicula. 
bastaga  ßaarayi^,  Fronfahren,  Cod.  Just.  12.  58.  3.  it.  bastagio.  [312  A.J 

bastagarius.  [202.] 
basterna  (?)    {ßaard^o)),    Maultiersänfte,   Lampr.  Elag.  21.     Cf.  burdo-basta 

Petron.  45.  11  B.  und  bastum.  [216.] 
basternarius. 


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360  Gribcbiscbb  Wörter 

bathrum  (clatrorum)  ßa&Qov,    Schwelle,  Stufe,   C.  I.  L.  3.  2072  =  gradus. 
batia  ßazlg,  ßarog,  Rochenart,  Plin.  32.  77.  [148  A.  M9,] 
batiaca  ßaTianrj,   Trinkgeschirr,  Plaut.  Such.  694.  [175.] 
batiola  ßdriov  =  ßavcaKi^,  id.,  Plaut,  fr.  b.  Non.  545.  20.   [175.] 
batis  ßavlg,  Meerfenchel,  crithmum  maritimum  L.,  Col.  12.  13.  2.    acc:  -im 

=  fr.  bacile.   [142.] 
batrachion  ßtttqaxioy,  Hahnenfufs ,  ranunculus  L.,  Plin.  25.  172:  »ranuncalum  vocamus, 

quam  Graeci  batrachion«.   [148.] 
batrachites  ßarQaxlTrjg,   froschgrüner  Edelstein,  Plin.  37.  149.   [47.  163  A. 

320  A.] 
batrachus  ßatQaxog,    Froschfisch,    lophius  piscatorius  L.,  Plin.  32.  145  = 

rana.  [119.] 
batuB,   batos,   ßaro^^   gern,   Brombeere,   rubus  fruticosus  L.,   Apul.   herb.   87  s=  robus, 

sentis.  [151  A.] 
baucalis  ßamaXtg,  thönernes  Kühlgefäfs,  Cassian.  Coenob.  inst.  4.  16.  Seal. 

Exe.  p.  670.  38  =  gello.  Löwe  prodr.  p.  69.     d.  Pokal.  [176.] 
baxea  ttol^,  Schuhart,  Plaut.  Men.  391.   [84  A.  186.] 
baxae,  calcei  mulieris  alti.  Placid.  gl.  Deuerl. 
baxearius  Orell.  4085.  [202.] 
bdellium  ßdiXXiov,   Weinpalme,  borassus  flabelliformis  L.  oder  balsamodendron 

mukal   Hook,    Plaut.  Cure.  101.    Plin.  12.35.    m.engl.   bdelium,  delium. 

[40.  65.   145.  191.] 
bedella.  [40.] 
bechicus  ßrjxixos,  gegen  den  Husten  wirkend,   Cael.  Aur.  acut.  1.  17.  172  =  tussicularis. 
bechion    ßrjx'^ov,    gern,  Huflattich,   tussilago  farfara  L.,    Plin.  26.  30:    »-ion 

tussilago  dicitur«.   [130.] 
belion  Poleigamander,  Apul.  herb.  58  =  polion.  [151  A.] 

belone  ßelovr],  Hornhecht,  belone  vulgaris  C,   Plin.  9.  166  =  acus.   [119.] 
beloacos  oder  belotoces?  Diptam,  origanum  dictamnum  L.,  Apul.  herb.  62  s  dictamoib. 

[151  A.] 

bei  US  B^log,  Edelsteinart,  Plin.  37.  149. 

berula  ißrjqig,  Kressenart,  Marc.  Emp.  36  =  iberis. 

berylluB  ßrjQvklog,  Prop.  4.  7.  9    Inscr.  Hermes  VI  p.  9,    Beryll    it.  brillare, 

fr.  briller.  subst.    it.  brill.    pr.  afr.  bericie.    d.  Brille.    [8.  65.  161.] 
beta  ß^a,  Buchstabe  ß,  Martial.  5.26.  [225  A.] 
betizare(!)   cf.  ßataXl^ead^ai,  Suet.  Aug.  87  =  languere. 
biaeothanatos  ßiaio^avaxog,  gewaltsamen  Todes  sterbend,  Tert.  anim.  57.   cf.  biothanalos. 
biarchia  ßiaqx^^^i  Proviantkommissariat,  Cod.  Just.  1.31.1. 
biarchus  ßiagxog,   Proviantmeister,  Hieron.  adv.  Joann.  Hieros.  19.  C.  i.  L. 

3.  3370;  5.  8776.  8760.   [19.  312.] 
biblinus  ßißXivos,  von  der  Papyrusstaude,  Hieron.  ep.  51.  1  »  papyraceus.  [63.] 
bibliopola    ßißXioTtwlrjg ,    Buchhändler,    Martial.  4.  72.  2.    bybliopola  Orell. 

4154.  [233.] 
bibUotheca    ßißlwd^^Krj ,    Bibliothek,    Cic.    Fam.  7.  28.  2.    C.  I.  L.  1.327. 

bybliotheca  Orell.  41.  fast.  Ant.   (C.  1.  L.  I)   2.  22.   [196.  233.] 
bibliothecalis.  bibliothecarius.  [309.]  bibliothecula. 
bibliotheoe  ßcßhod'i^ytr],  id.,  Grut.  inscr.  584.  2.  abl :  -e. 
biblos  ßißXog ,    ägypt.    Papyrusstaude,    cyperus   papyrus   L.,    Lucan.   3.  222  «  papyrus. 

[66.  67.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  36  1 

biocolyta  ßiOKiolvtTjgy  Gendarm,  Jul.  epit.  nov.  15.  60.   [312.] 

bios   ßlog,  griech.  Gesundheitswein,    Plin.  14.  77:    »quod  appellaverunt  -on«. 

[172  A.] 
biothanatos  *ßio^ayaxoSf  gewaltsamen  Todes  sterbend,  Serv.  Verg.  Aen.  4.  386.  cf.  biaeo- 

thaoatos.  [85.] 
bi oticus  ßtioTixos,  praktisch^  Serv.  Verg.  Aen.  3.  718. 
bimis    Ttv^^og,    Mantel  mit  Kapuze,    Edict.  DiocI.    7.  42.    birrum  Augustin. 

serni.  div.  49.  byrrbus  Cod.  Tbeod.  14.  10.  1.   [34.  182.] 
blachnon  ßXrJxyoy,  Farnkraui,  Plin.  27.  78  =  filix,  vgl.  pteris.  [150.] 
blaesua  ßlacaog,  Ov.  a.  a.  3.  294.  afr.  blois,  prov.  bles  =  balbus.   [28.  29. 

325.] 
blanx  ß^a^,  schlaffe  dumm,  Philoxen.  p.  30.  52.  Löwe  prodr.  p.  133. 
blapsigonia  ßlaiptyovla,  Bienenkrankheit,  Plin.   11.  64.   [123.] 
blasphemia  ßlaaq)rjfila ,    Schmähung,  Tert.   d.    idol.  c.  14  in.  =  convicium, 

obtreetatio.  it.  biastemma,  bestemmia.   [321.] 
blasphemium. 
blasphemo,  -are   ßlaatprjfiiiü,    schmähen,    Commod.  C.  A.  438.     eil.  blamye, 

it.  biastemmare.   [321.] 

blaspbematio,  Tert.  d.  idol.  c.  14.    blasphemator.   blaspbemabilis.    blasphematrix. 
blasphemus  ßldaq>r)fiog,  schmähend,  Prud.  7t€Ql  ote(p.  1.  75.  [321.] 

blasphemiter. 
blechon  ßlrjxtov,   wilder  Polei,    Plin.  20.  156:    »unde  quidam  Graeci  -onem 

voeaverunt«.   [148.] 
blendiuB  ßUvvog,  schlechte  Seefischart,  Plin.  32.  102.  [119.] 
blennus  ßlepvog,  Plaut.  Bacch.  1088  =  stultus.   [28.  310.] 
blitum  ßllrov,   deutscher  Amarant,   amarantus  blitum  L,,   Plaut.  Pseud.  815. 

it.  blito,  biedone,  sp.  bledo,  fr.  bletle.   [140.] 
bliteus.  it.  bizzoccone.  [28.  310.] 
boca  siehe  box.  [119.] 

boethus  ßofj&os,  Cod.  Just.  10.  69.  4  s  adiutor. 

boia  ßoeia,  Handfesselriemen,  Plaut.  Capt.  888.  it.  boja,  fr.  buie.  [31.  310.] 
bolarium  ßtoXaQioVf  Klümpchenf  Diom.  518.  1. 
bolbiton  ßoXßitoy,  Kuhmist,  Plin.  28.  232:  »fimus  bubulus,  quod  bolbiton  vocant«. 

imbulbito,  behacke,  Lucil.  sat.  fragm.  ine.  54. 
boletus  ßtüUrrjg,  Champignon,  agaricus  campestris  L.,  Plaut.  Cure.  5.  2.  14(?). 

Plin.  Itfart.  Suet.  d:  Pilz.   [46.  148.] 

boletaria  Mart.   14.  101.    boletar  Treb.  Poll.  Claud.  17.  5.    boletare  Apic.  2.  1.  2. 
boletarium  Ital.  Mc.  14.  20. 
bolis  ßoUg,  Meteor,  Plin.  2,  96.  acc.  pl:  -as.   [43.] 
bolites  ßwXlrrjg,   Wurzel  des  Lychniskrautes,  Plin.  21.  171.   [47.  148.] 
boloe  ß(bkoi,  Edelsteinart,  Plin.  37.  150,  vgl.  bölus.   [39.] 
bolonae  ßoXo^ -{- Äyiofiai,  Fischhändler  im  Grofsen,  Arnob.  2.  38. 
bolus  ßoXof,  Plaut.  Pers.  658  »  iactus. 
bölus  ß&Xos,  Donat.  Ter.  Heaut.  4.  2.  6  =s  offa,  globula. 
bombaz  ßofißa^,  potztausend!  Plaut.  Pseud.  365.  [50  A.  310.J 
bombus  ßofißog,  Brummen,  Enn.  ine.  lib.  59  Vahl.  pr.  bomba,  it.  bombanza. 

[325.] 

bombio.  bombito.  bombizo.  bombizatio.  bombica.  bombico. 
bombyeias  ßofißvulag,  Flötenrohr,  Plin.  16.  170.  [55.] 


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362  Griechische  Wörter 

bombylis  ßo^ißvUg^  Puppe  des  Seidenwwms,  Plin.  11.  76.  [122.] 

bombulio. 
bombylius  ßo/AßvXios,  Ambros.  hexaem.  5.  23.  77  =  bombylis. 
bombyz  ßo^ißv^^  Seidenraupe^  bombyx  mori  L,^  Prop.  2.3.  15.  it.  bambagio. 

acc.  pl:  -as.  vulgHrlat.  bambis  Loewe  prodr.  p.  59.  [51  A.  66.  122.] 
bombyoinuB  ßof^ßv^ivog^  seiden^  Mari.  8.  68.  7.  it.  bambagino.  [183.] 

bombycinare.  bombycinator. 
bomiscus  ßtafjLiaxog,  Altärchen,  Boetb.  aritfam.  2.  25.  p.  1*14.  46  Fr.  es  arula. 
bomonicae  ßtuf^ovlTtaL,  Sieger  am  Altar,  Uygin.  fab.  261    (doch  vgl.  Georges 

b.  Burs.  Jahresber.  1874—75  p.  59). 
bonasus   ßovaaog,    wilde  Ochsenart,    Plin.  8.  40:    »quae  bonasus  vocetur». 

[al.  1.  bonacus  b.  Solin.] 
bon(n)acu8,  Solin.  40.  14. 
boo  ßoata,^Enn,  ann.  571  V.  (bovare)  =  clamare.  [30.] 

boopes  ßo(on6ff,  Kerbel,  scandix  caerefolium  L.,  Apul.  herb.  104  s=  caerefolium.  [151  A.' 
boote s  Botkrjg,  Cic.  Arat.  100.  [247.] 

boreas  ßogiag,  Nep.  Milt.  2.  4  =  aquilo.  acc:  -an.   [55.  213.] 
borealis.  borinus.  boricus.     it.  rovajo  nach  Menage  aus  borearius. 
boreotis  ßoQSfJTi^,  Prise,  perieg.  577  =  borealis,  septentrionalis. 
boreus  ßo^eios,  Cic.  fr.  ine.  p.  348  Klotz  =  septentrionalis. 
boria  *ßoQBla,  Jaspisart,  Plin.  37.  116:  »apud  eos  (Graecos)  vocatur -a«. 
bor  ras  ßo^^a^  =  boreas  Prud.  psych.  847  =  aquilo. 
boscas  ßoCTtagy  Entenart,  Gol.  8.  15.  1.  al.  1.  boscis.  [44.  110.] 
bostrychitis  ßoarqvxltLg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  150.   [43.] 
bostrychus  ßotn^vxog,  gekräuselt,  Jul.  Firm.  math.  4.  12  =  crispus. 
botanicum   "^ßoravcKOv,   herbarium  dicitur,  quod  ibi  herbae  notantur.  Isid. 

or.  4.  10.  4. 
botanismos  ßoxavtaiiog,  Ausjäten  des  Unkrauts,  Plin.  16.  169  =  runcatio. 

»pauci  runcant,   (quod)  botanismon  vocant«.  [54.] 
bothynus  ßodvvog,  Meteorstein,  Apul.  d.  mund.  3.  16.  n.  pl:  -oe.   [Senec. 

Quaest.  nat.  1.  14.  1  ed.  Haas,  griech.,  ed.  Tauchn.  lat.)   [248.] 
botryitis  ßoTQvlxcg,    traubenförmig ,   Gels.   6.  6.  nr.  6.    Plin.  34.101:  ikIs 

nominata«.  [43.  163  A.] 
botryodes  ßoTQviadrjg,  id,,  Veget.  6.  11   =  botryitis. 
botryon  ßorqvov,  Arzneimittel,  Plin.  28.  44.   [272  A.J 
botryon  ßoxQvtav,  Travhenstengel,  Mari.  11.  27.  4  ss  pes  vinaceorum. 

botrioi  Isid.  or.  17.  5.  14. 
botrys  ßoxQvg,  Beifufs,  artemisia  L,,  Plin.  25.  74:  »artemisia  quam  quidam  -yn,  alii  am- 

brosiam  vocant«.  [148.] 

botrus.  Mich.  7.  1  Vulg.  botronatus.  botruosus.  [36.] 
b(oj ustrophedon  ßovaTQoq)rjd6vy  Art  zu  schreiben,  Mar.  Vict .  1 .  1 4 .  6  ed. Gaisf. 
box    ßu4,    Seefischart,    Paul,    ex   Fest.  30.  6.    boca  Plin.  32.  145.     it.  boca, 

sp.  pg.  boga,  fr.  bogue.  [117.  119.] 
brabeum  ßqaßelov,  Tert.  ad  mart.  c.  3  a  praemium.  [37.  61.] 
brabeuta  ßqaßBvxrig,  Suet.  Ner.  53  bs  certamiois  iudex,  designator. 
brabyia  *ßqaßvla,  Pßanzenart,  Plin.  27.  55.  Sill.  u.  Jan.  Detl.  brabilla.  [U8.^ 
bracohium  ßqaxiiov,    Arm,    Plaut.  Mil.  26.   G.  I.  L.  1.  198.  52.    cell,  brach, 

breich,  afr.  brais.  sicil.  vrazzu.  [12.  19.  53.  64.  266  A.] 

bracchialis,  bracchiatus,  bracchiolaris,  bracchiolum,  bracchiooarium. 


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IN  DER  LATKINISCH£N  SpKAGHE.  363 

hrachycatalectus  ßQaxvyLaralrixxog^   Versart,  Diotn.  502.  8  K. 
brachycatalexis  ßqaxvyLaraXri^ig^  Versausgang,  Audacis  Excerpta  333.  19 K. 
brachylogia  ßga^vkayla,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.  2.  8  a  breviioquentia. 
brachypota  ß^axvnojrjf;,  Cael.  Aur.  acut.  3.  45.  120  =  parvibibulus. 
brachysyllabus  ßQaxvavllaßogj  nkurssübign  (Versfufs),  Diom.  479.  4  K. 
bradyporus  ßgaSvnoQo^,  langsam  gehend,  Orib.  Bern.  4.  22. 
branchiae  ßqayxiUj  Fischkiemen,  Col.  8.  47.  42.   [55.] 
branchos  ß^ayxog,  Cael.  Aur.  chron.  2.  7.  95  =  raucitas.  [270.] 
brasmaliae  ß^aofiaTiai,    Erderschütterungen,   Ann.    47.  7.  43  =  brastae. 

[55.  258  A  ] 
brastae  ß^daraij  id,,  Apul.  d.  mund.  48.   [258  A.] 
brathy  ßga&v,  Sebenbaum,  iuniperus  sabina  L.,  Scribon.  154.  Plin.  24.  102:  »herba  Sabina, 

bralhy  appeilala  a  Graecis«.  [148.] 
brecta  ßgexta,  Pferdefutter  bei  den  Kappadociern,  Pelagon.  2.  p.  10. 

bregma  ^ß^iy/aa,  Kemlosigkeit  des  Pfeffers,  Plin.  12.  27  =  abortus  (angeblich  indisches  Wort), 
brcphotrophium  ßQeq)OTQoq)elov,    Findelhaus,    Cod.  Just.  4.  2.  49.     [343. J 
brephotropbus  ßQe(poTQ6q)og,  Findelhauswärter,  Cod.  Just.  4.  3.  42. 
brisa  ßQvrea,   Weintrestern,  Col.  42.  39.  2.  sp.  brisa.  [29.  34.  73.  472.] 
brochon  *ßQ6xoVy  Bdelliumharz,  Plin.  42.  35. 
bromaticus  ßQ(öfÄa,  zur  Speise  gehörig,  Isid.  or.  5.  35.  6. 
bromos  ß^of-iog,  Haferart,  Plin.  48.  93  =  avena  sativa.  [470.] 
bromosus  ßqtofjLw^Tig,  stinkig,  Cael.  Aur.  acut.  2.  87  »  gravoolens. 

exbromare,  Apic.  6.  216  Schuch. 
bronchia  ßgoyxicc,  Luftröhrenäste,  Cael.  Aur.  acut.  2.28.  4  47.  [266  A.j 
bronchus  ßqoyxog  (ßQoyxonrjlrj)  j  Kropf,  Kehlgeschwulsl,  Theod.  Prise.  2.  7: 

»fit  in  faucibus  quod  dicitur  bronchus«,  cf.  bruncocela.   [274.] 
bronte  ßi^ovr^,  Donner,  Plin.  135.  96  (Gemälde)  =s  tonitru.  [286.] 
brontea  ßqovtri,  Edelsteinart,  Plin.  37.  450.  brontia  Isid.  46.  45.  24. 
bronton  ßQovrioy,  Gnit.  Inscr.  34.  5.  cogn.  Jovis  s  tonans.  [89  A.] 
bruchus  ßqovxog,  Heuschreckenart,  Prud.  hamart.  229.  it.  bruco,  sp.  brugo. 

[123.] 
bruDCOcela  ßqoyxot^Xrj,  Kropf,  Orib.  Bern.  5.  8. 
brya  *ßQvtt,   Tamariske,  Plin.  13.  116;  24.  69:   »Corinthus  et  quae   circa  est  Graecia  -a 

vocat«  =  myrice,  tamarice.  [148.] 
bryon  ßgvoy,  Moosart,  Plin.  12.  108  s=s  sphagnos:  »alii  -on  vocant«.  [146.] 
bryonia  ßqvtavia,  Zaunrübe,  Col.  10.  250.  Plin.  23.  27:  »quare  quidam  hanc  (vitem  albam 

-am  vocant«.   [143.  148.] 
bubalion  ßovßaXioy,  wilde  Gurke,  Apul.  herb.  113  s=  cucumis  silvaticus.  [451  A.j 
bubaliiB  ßovßalog,  afrik.  Hirscharty  Plin.  8.  38.  bufalus  Ven.  Fort.  carm.  7. 

4.  24.   [64.  98.  403.] 
bubleum  (vinum)  ßvßltvog  [olvog),   Weinart,  Fest.  32.  42.  [474.J 
biibonion  ßovßtopiov,  Asterart,  Plin.  27.  86  s=  aster  Atticus. 
bucardia  ßovTtaQÖla,   Türkisart,  Plin.  37.  450. 
buceras  ßovxsQa^,  gern,  Bockshomklee,  trigoneila  foenum  graecum  L.,  Plin.  21.  37:  »quod 

est  foenum  Graecum«*,  vgl.  telis  =  siliqua.  [147.] 
buceros  ßovxsgtag,  mit Rindshömem,  Lucr.  5.  863  sa  bubulus. 

bucerius,  Lucil.  2.  88  M.  (cf.  Lachm.  z.  Lucr.  142  (2.  663)). 
bucoiicos  ßomcolcTcog,  hirtlich,  Col.  7.  40  =  pastoralis.  [228.  234.] 

bucolice  tome  Auson.  ep.  4.  88. 
bucolista  ßovxoXtarrjg,  Hirtenlieder  Sänger,  Diom.  487.  5  K. 


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364  Gribchischb  Wörter 

bucranion  ßöv%qavtov^  Ochsenkopf  (Opferplatz,  Pflanze),  Orell.  2322.  Apul. 

herb.  86.   [151  A.] 
bucrius  ßowQiogj  unbek.  wildes  Tter,  Jul.  Val.  3.  17.  p.  123.  ed.  Paris, 
buglossos  (iovylwaaog ^    Ochsenzunge    (anchusa  italiea  Äete.?),   Plin.  25.  81 

=  bubula  lingua.  it.  buglossa,  vgl.  euphrosynum.   [448.] 
buglossa,  Apul.  herb.  11. 
bugonia  ßovyovLa^  Bienenerzeugtmg,  Varr.  r.  r.  2.5.5.   (Schrifttitel.) 
bulapathum  ßovlaTta&oVj  Sauerampfer,  PHn.  20.  235,  vgl.  rumex.  [130 A.] 
bulbine  ßolßU^rj,  Zwiebelgewächs,  Plin.  19.  95;  20.  107:  »-em  Graeci  vocant 

herbam  porraceis  foliis,  rubicundo  bulbo«.   [148.] 

bulbuB  ßoXßog,  Bolle,  Zwiebel,  Cat.  r.  r.  8.  Ed.  Diocl.  6.  41.   [28.  171  A.] 

bulbosus.  bulbulus.  bulbaceas. 
bule  ßovXri,  griech.  Senat,  Plin.  ep.  10.  81.  1.   [312.] 

buleuta  ßovlevrrig,  Ratsherr,  Plin.  ep.   10.  48.  5.  C.  I.  L.  3.  6150.  [312. 
buleuierium  ßovlevrrjQcop,  Rathaus,  Cic.  Verr.  2.  21.  50.  [312.] 
bulimus  ßovltiÄog,  Heifshunger,  Veget.  5.  37.  griech.  b.  Gell.  Fest:  bulimon 
Graeci  niagnam  famem  dicunt.    it.  bulimo,  fr.  boulimie.   [270.] 

bulima,   Plaut.   Men.  212   nach  Bernays   rhein.  Mus.  7.  612.    bulimosus.    bulimo. 
bulimiacus. 
bumammus  *ßovi>iafifiog,  grofsbeerig,  Varr.  r.  r.  9.  5.  4.   [172.] 
bumastus  ßovy^aarog,  Rebenart,  Verg.  g.  2.  102.  [212-] 

bumasta. 
bumelia   ßovixella,    Eschenarl,    fraxinus    excelsior  L.,    Plin.  16.63:   »-am 

vocant  in  Macedonia«. 
bunias  ßowtag,  Steckrübenart,   Col.  10.  422.   Plin.  20.  21  :   »buniada  appel- 
lant«.  [142.] 

bunion,  Plin.  20.  21 :  »quod  bunion  vocant«. 

bunitum    (vinum)   ßowlrrjg    [olvog),    Weinart,    Cael.  Aur.  chron.  4.3.52. 

[46.  172  A.] 
bnpaeda  ßovnais,  Mari.  Cap.  1.  81,  ed.  Kopp.  =  puer  magnus.  [74.] 
pubeda  Mart.  Cap.  1.  31  und  9.  908  Eyssenh. 

buphthalmus    ßovq>d'al^og ,    Ochsenauge,    chi*ysanthemum  coronarium  L, 
bupleuron  ßovTtXevqov,  baldisches  Hasenöhrlein,   bupleurura  baldense  Host., 

gem.   Hasenöhrlein,    bupleurum   rotundifolium   L,,    Plin.    22.  77.    it.  bu- 

pleuro.   [147.  148.] 
buprestis  ßovTtQrjOTig,  Giftkäfer,  Plin.  22.  78.   [123.] 
burrfainon  ßov^  -f-  ^e^-,  Ochsentuise  (bot.),  Apul.  herb.  86  =  cynocepbalion.  [151  A.; 
burrus   Ttv^^dg,   feuerrot,    Paul.   Diac.   p.  36.  12:    »burrum   antiqui  dicebanl, 

quod  nos  dicimus  rufuma,  cf.  birrus  (Burrus  =  Pyrrhus).  burricus  oder 

buricus.  burranicus.  burra.   [33.  66.  84  A.  325.] 
buselinon  ßovaiXtvov,  Ochseneppich  (bot.),  Plin.  20.  118.   [148.] 
buthysia  ßovd^vaLa,  Suet.  Ner.  12.  =  solemne  sacrificium. 
buthytes  ßov»vxr,s,  Rinderopferer,  Plin.  84.  79.  (plast.  Werk.)  [277.] 

butynim   ßovrvqov,   Butter,    Gels.  4.  15.    Edict.  Die.  4.  50.    ags.  butor,  fr. 
beurre.   [169  A.] 

bulyr  Yen.  Fort.  11  23.  2. 


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IN  DKR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  365 

buxuB  Ttv^og^   Buchsbaunij    buxus   seropervirens   L,,    Enn.  ann.  268  V.    cell, 
box,  sicil.  vusciu.   [33.  84  A.  85.   134  A.  303  A.] 

buxum.  buxa.  buxans.  buxetum.  buxeus.  buxiarius.  buxifer.  buxosus.  buxula. 
byrsa  ßvqaa,  Fell,  Beda  265.  5  K.  byrsa  graece,  latine  corium, 
byssinus  ßvaaivog,  leinen,  PI  in.   49.  20.   [63.] 

bysBxis  ßvaaog^  Leinwand,  Apul.  met.  H.  3.  it.  bigio,  pr.  fr.  bis  =  bysseus. 
[66.  67.  183.] 

byssum.  byssicus. 
bythos  ßvd^os,  TerluU.  adv.  Val.  7  =  profundum. 


ca  ball  ton   *xaßaXXioy  ^  gern.   Hundszunge  ^   cynoglossum   ofßcinale  I.,   Apul.  herb.  96  &= 

cynoglossa.  [151  A.] 
cabus  xaßos,  Mafs,  Vulg.  4.  reg.  6.  J5. 
cacalia    %a%aXLaj    Huflattich    oder  Pestwurzart,    cacalia  verbascifolia    Sibth., 

Plin.  25.  135:  »-ia  sive  leontice  vocatur«.   [149.] 
oacoabus  %a%Y,aßog,    Publ.  Syr.    mim.  fr.  ine.  10  Rb.,   cf.  salacaccabia.   [25. 

61.    176.] 

caccabum  C.  I.  L.  4.  1896. 
caccabaceus.  caccabatus.  caccabulus.  caccabinus. 
cacemphaton  xaxifjitpaToy,  zweideutiger  Attsdruck,  Donat.  394.  82  K.  [238  A.] 
cachectes  xax^xrijg,  schwindsüchtig,  Plin.  28.  125. 
cachexia  xaxe^lcc,  Schwindsucht,  Cael.  Aur.  chron.  3.  6.  80.  b.  C^ls.  griech. 

=  tabes.   [270.] 
cacbla  xaxXcc,  Ochsenauge  (bot.),   Plin.  25.82:  »buphthalmon  quidam  -am  vocant«.   [148.] 
cachrys  naxQvg,  harziger  Saft  der  Nufsdolde,  Gels.  5.  18.    abl:  cachry. 
cacoethes  Kaycorjd-eg,  bösartige  Krankheit,  Gels.  5.  28.  2.  Plin.  22.  132:  »ul- 

ceribus  quae  cacoethe  vocanl«. 
cacologia  xaxoXoyla,  Schmähung,  Gelas.  adv.  Andromach.  in. 
cacophemia  xaxo(prjfiia,  übler  Leumund,  Sacerd.  art.  gramm.  1.  156.  p.  89  Endl. 
cacosynt beton  xaxoavy&etoy,  fehlerhafte  Wortverbindung,  Lucil.  sal.  9.  29  M.  [287.] 
cacosystatus  xaxotfvtftajos,  nicht  ganz  feststehend,  Fortun.  art.  rhet.  1.8.  p.  88  H. 
cacozelia  xaxoCrjXia ,   Sen.  rhet.  ed.    Kiefsl.  p.  399.  28  »  contr.  4.  24  =  Indecora  affec- 

tatio.  [137.] 
cacozelus  xax6(fjXoff,  Nachäffer,  Suet.  Aug.  86. 

cacozelon  Ascon.  Cic.  div.  in  Caecil.  6.  21. 
cactua  KanTog,  Kardenartischocke,  Cynara  cardunculus  Z. ,  Plin.  21.  97.  [142.] 

cactum  Lucil.  ine.  fr.  nr.  81  M. 
cadmea,  oadmia  xadixela,  xadi^la,   Galmei,    Plin.  34.  2.   [154.]    sp.  pg.  cala- 

mina.    fr.  calamine. 
cadmitis  xadfiirig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  151  Jan.   [43.] 
caduoeus,  caduoeum  xrjQvxstov,  Heroldsstab,  Gic.  or.  1.  46.  Inscr.  aus  Kreuz- 
nach, Progr.  V.   Kreuznach  1880  S.  10:  caducius.   [73.  85.  315  A.]  cadu- 

ceator    Gat.    b.    Paul.   Diac.    p.   47.  7.    caducealus.    Grut.  inscr.  927.  6. 

caducifer. 
cadUB  Tiädog,    Weinkrug,    Plaut.  Mil.  851.  G.  I.  L.  4.  2637.  wal.  cad^.   [65. 

173.  174.] 
cadialis. 


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366  Griechisch B  Wörter 

cadytas  Kadutag^  syrische  Schmarotzerpflanze^  PJin.  16.  844:  »quae  vocatur 
las«.  [148.] 

caecias  xaiKlag,  Nordostwind,  Vitr.  27.  43.  Sen.  nat.  qu.  5.16.5:  ab 
Oriente  solstitiali  excitatam  Graeci  yLamloLV  appellant;  apud  nos  sine  no- 
raine est«.   [55.  213.] 

oaerefolium  %aLqi(pvXXov ^  Kerbel^  scandix  caerefolium  L.,  Plin.  19.  170  = 
chaerephylum  Gol.  10.  110.  it.  cerfoglio,  fr.  cerfeuii,  sp.  cerfolio,  d.  Ker- 
bel.  [19.  74.  142.] 

caesapon,  Laktukenart,  Plin.  20.  59:  »alterum  est  genus  lactucae,  quod 
Graeci  -on  vocant«.   [291.] 

calamaules  yccclafiavlrjg,  Rohrflötenbläser^  Not.  Tir.  p.  173  Gr.,  cf.  ascau- 
les,  monaules. 

calaminthe  ycaXaiÄlv&rjj  Art  Minze ^  melissa  altissima  Sibth,,  Apul.  herb. 
70.  Orib.  Bern.  13.  26.   [151  A.] 

calamiscus  xaXafAltrxo^,  Röhrchen,  Interpr.  Iren.  2.  24.  3. 

calaraites  xaXaixlrrjg,  Laubfrosch,  rana  arborea  L.,  Plin.  32.  70.   it.  sp.  pg. 

calamita,  fr.  calamite.  (in  anderer  Bedeutung)   [24.] 
calamochnus   xakaiÄog  +   x^oog,    Schilfschaum,    Plin.  32.140  =  adarca. 

[144.] 
oalamuB    xalaiAog,    Rohr,    Plaut.  Pers.  88.    Inscr.  Hermes  2.  320.    celt.  ke- 

leuyn,    d.   Kalmus,    caiamarius.  calamellus  (prov.  earamel,  sp.  caramillo, 

fr.  chalumeau].  calamister^  calamistrum,    calamislratus,   unicalamus.   [61. 

140.  191.  232.] 
calasis  xalaalvov,  Tunikaart,  tunicae  genus,  quod  Graeci  xalccahov  dicunt 

Paul.  Fest.  p.  51  M. 
calathiscus  ycaXad'laycog,  geflochtenes  Körbchen,  Catull.  64.  319  =  quasillus. 

[199.] 
calathoides  xala^oeiörjg,  korblihnlich,    Chalcid.  Tim.  p.  90. 
calathus  %äXad^og,  Handkorb,  Becher,  Verg.  ecl.  2.  46  =  quasillum  u.  us. 

P.  Diac.  p.  47:  calathos  Graeci,  nos  dicimus  quasillos.     [175.  199.] 
calautica  (P)  *)ccrAv;rr£xiJ   (?),  Afran.  com.  37.   [185.] 

decalauticare  Lucil.  26.  72  M. 
calecare,  calicare,  siehe  calx. 
caliendrum  yLaXXwrqov,  Frauenfrisur,  Varr.  sat.  Men.  95.  10.  [34.  187.] 

caliandrium. 
caliptra  xalmtr^a,  Art  Kopfbedeckung,  Paul.  Diac.  p.  47.  5.   [34.  181.] 
callainus  xakkaivog,  blafsgiiin^  Plin.  37.  110.  Inscr.  Hermes  VI  p.  11.  [63. 

162  A.] 
callais  xallaig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  151.  [162.] 
callarias    yialka^lagj    Dorsch,    gadus    callarias    L,,    Plin.   9.   61    Sill.     [53. 

119.] 
calliblepharum   ytallißli(paQov,   Augenschwärze,    Varr.  sat.  Men.  370  = 

stibium.  [191.] 
calliblepharatus. 
callimachium  xakktf^axeiov,   Versmafs,  Serg.  463.  13  K.   [231.] 
callimus  yiäkkifiog,  Adlerstein,  Plin.  36.  151  :  »qui  vocatur  callirous«. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  367 

caliion  xaXXioy,  Pflanzenartt  Plin.  21.  177:  Mhalicacabum  vocant,  albi  callion,  Dostri  aulem 

vesicariam«.  [U9.] 
callionymus  xalltatwiÄog,    Seefischart  =  uranoscopus.    Plin.  32.69.    [HO. 

448  A.] 
callipetalon  xakUnhakoi^t   fünßläUrige   Pflanzenart,  Apul.   herb.    2   =s  quinquefolium. 

[151  A.] 
callipygis  xaXXinvyos ,  schönsteif sig ,  Schol.  Cruq.  ad  Hör.  sat.  1.  2.  94. 
callistruthia  xalkiGTQOvS'ioVf  Feigenart,  Col.  5.  40.  44  =  ficus  passeraria. 
callistruthis  yiaXXiaTQov&lg,   id.,  Col.   40,446. 
Gallith  rix    ycaXl(&Qi§,    Affenart,    simia  faunus  L,,    Pflanzenart,    asplenium 

trichoraanes  L.,  Plin.  8.  24  6;  26.  4  60.   [403.  448.] 
callitrichos(n)    xaXXiJQixo^iy),    VenushaaVy   adiantum  capillus   Veneris   L.,   Plin.    22.  62: 

)>adiantum  quidam  >on  vocant,  alii  polytrichon,  aliqui  trichomanes«.  [147.] 
calopodium  xttXonodioy^    Schusterleisten ^   Acr.  ad  Hör.  sat.  2.3.  106  ss  forma  caligaris. 
calopus  xaXonovf,  Schol.  Cruq.  ad  Hör.  sat.  2.  8.  77  &=  solea  lignea. 
callha  ^xakd-rj,  offic,  Ringelblumey  Calendula  officinalis  L,,    Verg.  ecl.  2.  50. 

calthula  Plaut.  Epid.  224.  calthularius.  calthum.  [120.  202.  205.] 
calx    xciJi^j    Kalk,    (Plaut.  Poen.  4.  2.  85.)    Cato  r.  r.  48.    C.  I.  L.  4.  577; 
2.  49.  d.  Kalk.   [49.  50.  457  A.  495.] 

calcis.  calecare  C.  I.  L.  1.  1166  =  calcariarius.  calcarius.  calcariensis.  calcifraga. 
calymma  (galumma)  xaXvfifxa  Mart.  Cap.  1.  67  Cyss.  =  tegumentum.   [48.  84  A.] 
ealyx  %alv^,  Knospe,  Plin.  24.  424.   [54  A.] 

calyculus. 
oambio  ndfiTtTw,  Apul.  d.  mag.  47  ==  permutare.  it.  cambiare,  cangiare,  fr. 
changer.   [84  A.] 

camparia  Acr.  Hör.  sat.  1.  7.  110. 
camelelasia  xafAtjXrjXaaia^   Arcad.  dig.  50.4.  18.  41    =  publicorum   camelorum  cura  et 

custodia. 
camelopardalis  yiai>irjlo7taQdahg ,    Giraffe,    camelopardalis  giraffa  L.,  Varr.  I. 
I.  5.  20.  400.   [402.] 

camelopardalus.  camelopardus. 
camelopodium  xa/At^XonoSioy,  Andorn,  Apul.  herb.  45  =  marrubium.  [151  A.] 

cameluB  Kafirjlog,    Kamel,  camelus  bactrianus  L,,  Varr.  1.  1.  5.  20.  400.  Ed. 
Dio.  4  4.6.  fr.  chameau,  ags.  camel,  d.  Kamel.   [65.  404.] 
camela,  camelarius.  [202.]  cameiinus. 
Camera  xa^a^a,  Lucil.  susp.  4  M.  C.  I.  L.  3.  457.  fr.  chambre,  d.  Kammer. 
[42  A.  62.  85.  496.  242  A.] 

camara  Plin.  16.  66.  Placid.  gl.  Deuerl. 

camerarius.  cameratio.  camella  C.  I.  L.  4.  2080.  caraero.  bicameratus. 
caminus   naiii/vog,   Lucil.  susp.  4  M.    it.  caminata,    fr.  cheminee,    d;  Kamin. 
[199.] 

caminum.  Camino, 
cammaron  xafjifjLttqoy ^  Wolfsumrx,  Plin.  27.  9:  »aconitum  quidam  -on  appellavere«. 
oamxnaruB   xafifiaQog,    Plaut,  fr.  24   p.  445.    it.  gambero,  sp.  gämbaro,  afr. 

jamble.   [64.  44  6.] 
campe  xa/antj,  Plaut.  Truc.  909  ss  nugae.  Col.  10.  324  s  eruca. 
caiDphippus,   Seepferdchen,  syngnathus  hippocampns  L.  =   caballio  marinus,   LuoiL  ine. 

82  s=  hippocampus. 
campsdnema  ^xafA^taytjfia,  Apul.  herb.  79  a  ros  marinus.  [151  A.] 


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368  Griechische  Wörter 

campso   nafATttWj    Enn.   ann.    334  V.  =  flectere,    navigando    praeterire.   il. 

cansare.  vgl.  cambio.  campsaria.  carapsa. 
camptaules  nafjtntavXrjs,  Hornbläser,  Vopisc.  carin.  19. 
campter  xafAntriq,  Pacuv.  48  =  flexus  (metae  in  cursu).  [47.] 
Campus  (marinus)  xdfAnoff  Seepferdchen,  Marl.  9.  42.  1  s  hippocampus.  [ISO.) 
oamus  yiriiiog^  Halsfessel,  Alt.  30S.  sp.  cama,  ahd.  chamo.   [310.] 

camensis,  Titin.  fr.  ine.  18.  6. 
cancamum  xayxa(4,ov,    Gummi  des  Balsamstrauchs,    (balsamodendron  Kafal 

PorsL),  Plin.  12.  98.   [61.  144.] 
canceroma  xttQxiytj/na,  Apul.  herb.  49  css  cancer.  [74.] 

cancroma.  cancfarema. 
c  an  dys  xäp&vg,  Placid.  gl.  Deuerl.  »  vestris  regia. 

canephoros  %avr](p6Qog,  Korhträgerin^  Cic.  Verr.  4.  3.  5  =  qualum  ferens. 
(Gemälde  und  plasl.  Werk.)   [39.  73.  277.] 

canifera,   Paul.  Diac.  p.  65.  6.   canephora   (al.  1.   oenophorus)   Plin.  S4.  70  (Jan.) 
(plastisches  Werk). 

oaniBtrum   -KOvaarQov,    Korb,    Varr.  1.  1.  5.  120.     sp.  canastro,    fr.  canaslre, 
it.  canestro.    [199.]    Fest.  45.  19:  »cana  Graeci  dicunt^  nos  canistra— «. 
canistellum.  [199.]  canistellus. 

oanna  yidvva,  Schilf,  Rohr,  arundo  donax  L.,  Vitr.  169.  19.  Ov.  met.  1.69r 
Ed.  Dio.  10.  17.  it.  canna.   [66.  146.] 

cannetum.  canneus.  cannula.  camiiciae.  (canalis  nach  Hehn.)  [66.  140.] 
cannabinuB  nawaßivog,  aus  Hanf,  Lucil.  ine.  IHM.   [140.] 
oannabia  ndvvaßcg,  Hanfy  cannabis  sativa  L.,   Varr.  r.  r.  1.  23.  6.   Ed.  Dio. 
1.  29.  it.  canape,  sp.  canamo.   [66.   125  A.  140.  205.] 

cannabetum  C.  I.  L.  5.  3072.  Grut.  896.  14.  cannabifer.  Orell.  1614.  Mural  70.6. 
cannabius. 
cannabua  xaypaßog,  id  ,  Varr.  fr.  b.  Gell.  17.  3.  4.  [61.] 
cannabum  %avvaßog,  Not.  Bern.  54.  86.  Isid.  19.  27.  3. 
cannophoros  %awo(p6Qog,  Orell.  6072  =  cannam  ferens.  [318.] 
oanon  yiavdw,    Richtschnur,    Vitr.  262.  1.    fr.  ags.  canon.    acc:  -a.    [12.  53. 

66.  277.  390.] 
oanoniouB  xavopixog,  regelrecht,  Vitr.  6.  2.  C.  I.  L.  6.  1771. 

canonice.  canonicarius.  canonicaria. 
canon izo  xuyoviCta,  kanonisch  machen,  Ambros.  explan,  symbol.  tom.  7.  p.  158  ed.  Mai.  ,24. 
canopus  xävwTtog,  Gestirn,  Manil.  1.  215.   [247.] 
cantharias  nav^aQlagy  Edelsteinart,  Plin.  37.  187.   [55.] 
cantbaris  xavS^aglg,   spanische  Fliege,    Meloe  vesicatorius  L.,    Cic.  fam.  9. 
21.  3.  acc:  -as.   [43.  122.  123.] 
cantharida,  Isid.  12.  5.  5. 
cantharites  navd^aqLrrig,   Weinart,  Plin.  14.  75.   [172.] 

oantharufl  %av&aQog,  Humpen,  Plaut.  Baecb.  69.  C.  I.  L.  3.  1769.  [6r  H8. 
175.] 

cantharulus.  cantharum  Rönier  inscr.  Afr.  1891. 
canthyllion  siehe  antliyllion. 
canua  xavsov,  Korb,  Paul.  Diac.  65.  6  s  qualum. 

oapisterium  ayLacpiaTiiqiov,   Werkzeug  zum  Gelr  eider  einigen,  Col.  2.  9.  H.  ct. 
scapbisterium.   [16.  47.  74.  207.] 


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IN  DER  LATEIiNISCIIRN  SPRACHE.  369 

capitum   TtaTtrjToVj    Vopisc.  Aur.  7.7.   Amm.    22.  4:   »pabula  iumentorum, 

quae  vulgo  dictitant  capita«.  [151  A.] 
capnias  TcaTtvlag,  Jaspisai%  Rauchtopas,  Plin.  37.  118:  »quae  -as   vocalur«. 
'       [55.  162.] 

capnios  TLCCTtviog,  Rehenart,  Plin.  14.  39.   [172.] 
capnitis  xaTtviTcg,  Galmeiart,  Eddstein,  Plin.  34.  101:  »appellala  -is«.    [43. 

154  A.] 
capnos  xanvogy  Erdrauch  (bot.),  Plin.  f5.  <56:  »-os  trunca,  quam  pedes  gallinaceos  vocant«. 

[4  48.] 
cappa  xanna,  Buchstabe  x,  Auson.  idyll.  12. 
cappnra,  Portulak,  Apul.  herb.  103  s=s  portulaca.  [151  A.] 
cappari  xotTtTtaQtj  Kapei\  capparis  spinosa  Z.,  Geis.  4.  9.  [54.   142.] 
capparis  ycdjtTtaQig,  id,,  Plaut.  Cure.  90.  it.  cappero,  fr.  cäpre.  [142.] 
capsaces  xa^axjjg,  Ölkrug,  Hier.  ep.  22.  82  s  lecythus,  vas  olearium. 
oarabuB  naqaßog,    Meerkrebsart,   cancer  Cursor  L.,    Plin.  9.  97.     sp.  caraba, 

carahela,  it.  caravella,  fr.  crevelto.  cf.  scarabaeus.  [117.  119.  212  A.] 
caragus,  caragius  ^xagayog,  Zauberer^  Ps    Augustin.  app.  serm.  264.  4. 
caragogos  naqayinyog^  abführende  Pflanze,  Apul.  herb.  27.   [151  A.] 
cararius  TcaQog  ==  TcrjQogj   Wachsgelbfärber,  Plaut.  Aul.  506  W.    (al.  l.  cari- 

narus),  vgl.  cerarius.   [202.] 
carbas  naqßag,  Ostnordostwind,  Vitr.  27.  14.  [213  A.] 

oarbasus  TtäQßaaog,^ Musselin,  Enn.  ann.  560.  [29.  61.  65.  67.  84  A.  183.  211.] 

carbaseus.  carbasinus.  [183  A.]  carbasineus. 
carcharus    yiaq%aqlag,    Haifischart,    squalus  carcharias   L,,    Col.  8.  17.  12. 

[55.  118.] 
carohesium  xapx^a^oy,   Trinkgeschirr,  Topf,    Liv.  Andr.  trag.  28.    f175.  211. 

258.  325  A.] 
ca  rein  las  naquiA^iag,  Edelsteinart,  Plin.  37.  187.   [55.] 
carcinodes  xa^xtvwdfig,  krebsartige  Krankheit,  Plin.  20.  187.   [49.  271.] 
caroinoma  TLaQulviüfia,  Cat.  r.  r.  157.  4  =  cancer.   [49.  269.] 

carcinosus. 
carcinos  xa^xlyog,  Lucan.  9.  536  =  cancer.  [63.] 
carc in o thron  xttQxiy<a&Qoy,  Blutkraut,   polygonum  L.,    Plin.  27.  113  «=   polygonos.   »nos 

sanguinariam«.   [150.] 
cardaces  ^xctq^axB^,  pers,  Soldatenartf  Nep.  Dat.  8.  2.  acc:  -as. 
cardamina  na^dafilrrj,  Kressenart,  narsturtium  officinale  A.  ^r.,  Apul.  herb. 

20.   [151  A.] 
oardamomum   naqdäiKjJiiov ,    Paradieskörner,    Frucht   von  aniomum  cardamo- 

mum  L.,  Plin.   12.50.  it.  cardamomo.   [144  A.] 
cardamum  yiaqdafjtov,  Kressenart,  Plin.  19.  118  =  naslurtium  Apul.  h.  20. 
cardiaous  TiaqdiayLog,  magenkrank,  Cic.  div.  1.  38.  81.   [52.  269.] 

cardiace  xaqSiaxrif  Herzleiden,  Isid.  4.  6.  4. 
cardimona  ytaqdicjyiÄog,  Magenschmerz,  Cael.  Aur.  acut.  2.  35.  187:  »voca- 
lur aulem   secundum  aliquos    quaedam    passio    etiain    cardimona ,    quam 

Graeci  xaqduoyfiov  vocaverunta.  [270.] 
oarenni  ytaQov,    Feldkümmel,  carum  carvi  L,,  Col.  12.  51.  2.    it.  caro,  carvi, 

d.  Karbe.  [173.] 

carum,  Pelag.  vet.  13.  54, 

Weilte,  Oriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  24 


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370  Grieghisciib  Wörter 

caris  TiaQlg,  Seekrebsart,  Ov.  Hai.  132  Merk.   [H8.] 

caristia  xa^Laria^  Pest  der  Eintracht^  Ov.  Fast.  2.  615,  vgl.  charistion.  [<9.] 

caroenum  naQoivoVj  süfser,  eingekochter  Wein,  Fall.  14.  8.  2.  cell,  ceroin.  [^It] 

caroticus  xagoiTixo^,  betäubend,  Chalcid.  Tim.  p.  2U. 

carpasum  naQjtaaov,   Pflanze  mit  gütigem  Safte,  Col.   10.  17.   [148.] 

carpathum  xaQTta&ov,  id.,  cf.  OTtoyLaqrcad-ov,  Flin.  32.  58.   [148.] 

carpathius. 
carpatinus  xaQßavivog ,  rohledern,  Catull.  98.  4.   [18.  186.] 
carphologia  ycaQq)okoyla ,   Ablesen  der  Strohstückchen,   Cael.  Aur.  acut.  <. 

3.  34. 
carphos  xaqtpog,  gem.  Bockshornklee,  trigonella  foenum  graecum  L.,  Plin.  24. 484  =  si- 

licia,  vgl.  telis.  [U7.] 
carpistes  xagnitn^^,  der  Freimachende,  Tert.  adv.  Val.  9  =  vindex. 
carpobalsamum,  Balsamfrucht  (-körner),  Flin.  Val.  1.  11. 
carpocratitae,  ketzerische  Sekte,  Cod.  Jusl.  1.  5.  5.   [320  A.] 
carpophyllos  *%aq7t6fpvXlog,  lorbeerähnliche  Staude,  Flin.  15. 131  =chamae- 

daphne.  »alii -on  vocant«.   [148.] 
cartallus  xaqTaXXog^  Vulg.  Deuter.  26.  2  s=  Oscella. 
oaryatides  Kaqvarldeg,  Karyatiden,  Vitr.   4.  9.   [282.] 
caryinus  -^aqvivog,  aus  Walnüssen,  Flin.  15.  28:  »quod -um  vocaat«.  [<92.' 
caryites  TcaQvtvi^g,   Wolfsmilchsart,    Flin.  26.  66:    »altepum  tithymalii  genus 

myrtiten  vocant,  alii  caryiten«.   [151.] 
caryon  xdgvoy,   Walnufs,  Plin.  45.  87  =  iuglans. 
oaryophyllon  %aqv6cpvXlov ,    Würznelke,    caryophyllus  aromalicus  I.,   Plin. 

12.  30.  it.  garöfano,  sp.  pr.  fr.  girofle.  Flacid.  gl.  Deuerl. :  carocophilum. 

sie  scribimus  quod  vulgus  cariopholum  dicunt.   [144.] 
oaryota  naQviovi^,  Dattelart,  Varr.  r.  r.  2.  1.  27.   [136  A.] 
carota,  Apic.  3.  21.  it.  carota,  fr.  carotte. 
cariotta,  Veget.  5.  63. 
caryotum,  Datlelhonig,  Apic.  4.  3.  4. 
oaryotlB  yiagvörtg,  id,,  Mart.   11.  31.  10. 
oaaia  ycaala,    Kassiazimt,    Rinde   von   laurus   cassia  Ait,,  Seidelbast,  daphne 

cneorum  L.,  Flaut.  Cure.   101.   [29.  65.  145.] 
ea Signete  xaGLyvi^rrj,  Pflanzenart,  Flin.  24.  165.   [147.] 
cassiterum  xaaaitBi^os,  Plin.  34,  456:  »pretiosissimum  hoc  (plurabum  candidum)  Graccis 

appellalum  cassiterum«. 
cassiterinus  xatftfixigivos,  Pelagon.  vet.  7.  44  =  plumbeus. 

oastanea  yiaararov,   Kastanie,   fagus  eastanea  L,,  Verg.  eel.   1.  82.  Ed.  Dio. 
6.  49.  it.  castagno,  afr.  castaigne,  d.  Kastanie, 
castanetum. 

oasteria  ycaTaaTaTrjQLOv,  Ruheort  der  Ruderer,  Flaut.  Asin.  513.   [2H.] 
castor    ycaatdJQ,   Biber,   castor  fiber  L.,  Cic.  fr.,    Flin.  32.  26:  »fibris,  quos 

eastoras  vocant«  =  fiber.  acc:  -a.  pl.  acc:  -as. 
caslorinus.  castorinatus.  castoreus.  [483  A.] 
castoreum  TiaatoQiov,  Bibergeil,  Lucr.  6.  794.  Flin.  8.  109:  »-eum  id  vocant 

raediei«.  [141] 
cata  xata,  gegen,  Vulg.  Ezech.  46.  4  4.  Cypr.  Testim.  4.8. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  371 

catabasis  TLaraßaaig,  Hinabsteigen,  Macrob.  Sat.  4.  21.  40. 
catabibazon  xaTaßißdCa}y,  hinabtteigend,  Chaicid.  Tim.  p.  88,  vgl.  anabibazon. 
catabolum  *xaTaßoXov,  Ausladeort,   Not.  Tir.  p.  47  Grul.  =  clausura  ani- 

malium. 
catabolenses  ^naraßolog,  Auslader  der  Schiffe,  Cod.  Theod.  44.  3.  9. 
catacecaumenites  narayceymvfuvirrjg    (olvog),   mysische  Weinart^    Vitr.  8. 

3.  42  Seh.   [472.] 
calachanna  xara;fij>/ij ,    Spottschriften,   Marc.    Aur.    b.   Front,  ep.  ad  Caes. 

2.  44»).   [229  A.] 
catachresis  xcctdxQV^^^t  Charis.  278.  4  K.  a  abusio.  [286.] 
catachysis  naraxvatg,    Gefäfs  zum  Begiefsen,   Not.   Tir.    464.  2  Grut.,  cf. 

Schmitz  p.  274 . 
cataciistos  xaTanleiavog ,   Apul.    raet.  44.  9:   vestis  cataclista  =  seposita. 

Tibull  2.  5.  8.  [480  A.] 
cataclisticus. 
cataclysmos  xaraxAtxr^of ,   Varr.   r.  r.  8.4.3  (illisiones   aquarum;   Graeci  cataclysmos 

appellant.  Cael.  Aur.)  es  diluvium,  inundatio. 
cataouznba  ^ycaraycviÄßrj,   Katakombe,  Greg.  ep.  3.  30.  Orell.  4575.   [59.  308.] 
catadroraus  Y,aTa8qoiiog,  schräg  gespanntes  Seil,  Suet.  Ner.  44.  304. 
cataegis  yLaratylg,  Orkanart,  Senec.  quaest.  5.  47.  4. 
calagelasimus  xatayBXdaifAoSt  Plaut.  Stich.  631  ss  ridiculus. 
catagraphus  xaidyQatpo^,  Catull.  25.  7  s*  depictus.   [286.] 
caiagusa  xardyovfra,  die  Hinabführende  (Ceres),  Plin.  34.  69.  (Statue.)   [277.] 
catalecta  xaTtcXsxta,  Auson.  techn.  12.  (Schrifttitel.) 
catalecticus  TcaTaltjUTiTcog,   Versart,  Diom.  502.  7  K.   [230.] 

catalectos,  Beda  242.  29  K.  [280.] 
catalepsis  ycatälrupig,    Starrsucht,    Cael.  Aur.  acut.  2.  40.  56.    engl,  cata- 

lepsy. 

catalepticus. 
catalepta  xataXeinta,   siehe   catalecta.     Vgl.  B&hrens,  Jahrb.  f.  Phil.  1876.  p.  141.  [36.] 
catalexis    xaralrj^ig,    Kürzung   (grammat.  terra.),    Mar.  Vict.  p.  464.  44  R. 

[230.] 
catalogus  yiaTaXoyog,  Macrob.  Sat.  5.  45  =  index,  enumeratio. 
catalysis  xcnaXvais,  Serv.  Verg.  Aen.  5.  484  =  pax. 
catampo  xar    af4cp(i),  Spiel,  Paul.  Diac.  p.  44.  2.   [46.  302  A.] 
catanance  xaravocyxrj,  magisches  Liebeskraut  (datisca  cannabina  Z. ?),    Plin. 

27.  57.   [446.] 
catapbagas  xarafpayd^,  Petr.  39.  9  k  vorax  [43.] 
cataphasis  xajdtpacig,  Aur.  August,  d.  rhet.  11  =s  affirmatio.  [238  A.] 

cataphractes  xaTaq)Qay.TYjg  )  eiserner  Schuppenpanzer,  Sisenn.  bist.  1.  IV  b. 
cataphractus  ycaTacpQaxrog  ]  Non.  p.  556.  Tacit.  Hist.'  4.  79.     [47.  323.] 

calapfaractarius,  Or.  Henz.  804.  8383. 
catapirates   yiaTaTteiQazrjg ,    Senkblei,    Lucil.  3.  43  M.   (Plaut.  Aul.  4.  4.  42 
cataprorates.)  =  perpendiculum.   [24  4.] 

eatsplasma  naTartlaaiAa,  Breiumschlag,  Cat.  ad  M.  fil.  p.  78.  7.     [48.  274  A.] 
cataplasmare.  sicil.  cataprasimu. 


4)  Vgl.  Unger,  Jahrb.  f.  Philol.  1879.  p.  493. 

24* 


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372  Grikguisciie  Wöhtbh 

cataplecialio  yLaxaTtXriY^og,  Erschrecken,  Sirac.  21.  5.   [272  A.] 

cataplexis  TLarajclrj^igj  id.,  Lucr.  4.  1155.   [272  A.] 

cataplus  xatanXovg,  Cic.  Rab.  Post.  14.  40  (?).  Marl.   IS.  74.  1  =s  adventus  Davis. 

catapotiuni  yLaTarcoTtov^   Pille,  Geis.  4.  8.   [272.] 

cataprorates  yiaTaTtQCjQccTrjg,  Senkblei,  Plaut.  Aul.  4.  1.  12,    cf.  catapirales 

=  perpendiculum.   [47.] 
oatapulta  ytara/tilTrjgy   Wurfmaschine,  Plaut.   Pers.  28.  [46.  59.  324.] 

catapultarius. 
Cataracta,  cataractes  naTaQayLTrjg,  xaTa^^anTYjg ,    Wassersturz,    Wasservocjel, 

pelecanus  bassanus  L.,  Liv.  27.  28.  10;  Juha.  b.  Plin.  10.  126.  sp.  oaUt- 

rana.   [46.  110.  261.] 
cataractria  *xaira^^axrptof ,  unbek.  Gewürz,  Plaut.  Pseud.  836.! 
calarrhus  xara^^ovg,   Schnupfen,  Marc.  Erap.  5:    »calarrbus  sive  deslillalio 

humoris  ex  capite«.   [270.] 
catarrhosus. 
catasceua  xaraaxfivij,  Bekräftigung  einer  Behauptung,  Isid.  2.  12.  1. 
catascopium   ^araayLOTTiov,  Gell.  10.  25.  5  =  navis  expioratoria.   [242  A. 
catascopus    xaTdaxoTtog ,    Aucl.    bell.   Afr.   26.   3=    navis    expioratoria. 

[212  A.] 
oatasta  yLaTäaraaig,  Schaugerüst,  TibuU.  2.  3.  60.    it.  catasta.    [48  A.  59.] 
catastncticc  xntnaraxjixrj ,    Gißhahnenfufs ,   ranunculus  sceleratus  L.,    Apul.  herb.  S  = 

scelerata.  [«54  A.] 
catastalticus   xaraarakTcxog.  Veget.  3.  22.  2  =  reprimendi   vim  habens. 
catastema  xaTaarrj^tay  gewöhnlicher  Stand  der  Gestirne^  Veget.  1.  17.5. 
catastroma  xata<nQ<afjia,  Schol.  ad  Germ.  Aral.  347  =  constratum  navis  (Petr  j. 
catasti'opba  xataaiQog)^,  Sidon.  ep.  5.  4  7.  Petr.  54.  8  ==  commutatio,  conversio  renira, 

victssitudo  fortunae.  [228  A.] 
catatcchnos  xaintex^ost  Diftler,  Plin.  34.  92.  cogn.  Callimacbi. 
catatüxitcchno.s  xaTaTr^^ixexyog,  id.,  Vilr.  87.  3.  cogn.  Callimacbi. 
catatbematizo  xata&efiatiCta,  venotinschen,  Interpr.  Iren.  1.  16.  3. 
catatonus  Tcardrovog,  tief  gespannt,  Vitr.  268.  12 
catechesis  ytarrjxi^dtg,   Unterricht  der  Katechumenen,  Hier.  ep.  61.4. 
calecli  ismus  xaTr]xi(Ji.i6g,   Religionsbuch,    August,  d.  fid.  et  op.   13.    [3?l. 
catechista  %aTrixiOTrig,  Religionslehrer,  Hier.  ep.  50.  1.   [321.] 
catechizo  xaT}]xl^^o,  in  der  Religion  unterrichten,  Tert.  d.   idol.  c.  10.  [24. 

321.] 

catechizatio. 
catechumenos   ycaTt]xovfievog ,    Religionsunterricht  geniefsetid,   Tert.  ep.  69. 

[321.] 

catechnmena. 
categoria  KaTrjyoQla,    Schmährede,  Prädikat,   Macrob.  Sat.  7.  3.  2  =  accu- 

satio. 
categoricus  xarrjyoQtyiog,  zum  Prädikat  gehörig,    Sidon.  ep.  9.9.    Ch;ilcid. 

Tim.  p.  319. 
calharticum  xaxhaQtrKov,  Tert.  d.  pall.  c.  5.   Acr.  ad  Hör.  A.  P.  302  = 

purgandi  vim  habens.   [272.] 
cathedra  xa&idQa,  Sessel,  Hör.  sat.  1.  10.  91.   sp.  cadera,  pg.  cadeira,  cell. 

cadeir.   [198.] 


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m  DER  LATBINISGHBN  SPRACHE.  373 

cathedralis.  cathcilrallcius.  cathedrnriiis. 
catheler  ^ad'erriQ^  chirurgisches  Instrument^   Cael.  Aur.  cliron.  2.  423.   [47. 

272.] 
catheterismus  yca^sTeQiaixog^  Anwendung  des  Katheters,  Cael.  Aur.  chron. 

2.  1.23.   [54.] 
cathelus  ytäS'evog,  Kathete,  Vitr.  79.  6.  n.  pl:  -oe  Vitr.  78.  24.   [67.  256  A.] 
catholicus  TLa&ohycogj    allgemein,    Plin.  nat.  bist.   \   epil.  II  nr.   15.    [320.] 

catholice.  catholiciani. 
catoblepas  ytaTiüßli/twv,    äthiopische  Stierart,   (Gnu,  antilope  Gnu  GmeW^), 

Mel.  3.  9.  9.  Plin.  8.  77:  »fera  appellatur  -as«.   [103.] 
catocha  xarox»?»  Starrsucht,  Cael.  Aur.  acut.  2.  10.  57.   [270.] 
catochitis  TcaroxlTig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  152.   [43.] 
catochites  xaTOxlrrig,  id.,  Prise,  perieg.  472. 
caiiom\d\o  TtaTio^iiCo),  ausbläuen,   Pelron.  132.2.   [25.310.] 
eatonium  ycdtw,   Unterwelt,  Laber.  87  Rh.  Cic.  fam.  7.25. 
catopiritis  xaTo/trQlTig,  Edelstein,  Plin.  37.  152.   [43.] 
cato roh  lies   %aroQxLTrig,  Peigenwein,    Plin.   14.  102  Sill.    (trochis   bei    Dell. 

und  Mayh.)   =  vinum  e  ficis  factum. 
catta  xarror,  Katze,  felis  domestica  Briss,,    Mart.  13.  69.    it.  gatta,  sp.  gato, 

fr.  Chat,     cattus,  catus,  cata.   [25.  98.] 
catuloticus   naTovkiOTiTiog,    Veget.  6.  28.  4  =  cicatricem   inducens.    [272.] 
caucalis  xavycallg ,    levant.  Haftdolde,    caucaiis   orientalis  L.,    Plin.  22.  83. 

[U6.] 
caucula   xat/xor,    Trinkschale,    Hier.  ad.  Jov.  2.  14,    auch  caucus:  Val.  imp. 

b.  Treb.  Poll.  Claud.U.  4.   [175  A.] 
caulias  ycavklag,  aus  dem  Stengel  gezogener  Saft,  Plin.  19.  43.   [55.  271  A.] 
caulodes  xavXto&rj^,  stengelartig  (Kohlart),  Plin.  20.  79:  »unde  caulodem  quidam  vocavere« 

s=  helia.  [24  9.] 
cauma  xavfia,  Vulg.  Job.  30.  30  «s  aestus,  calor. 

caumaliU-r. 
causia  ^avala,  Hutart,  Plaut.  Mil.  1178.   [29.   185.] 
ca  US  ödes  xavtnadfjf,  brennend,  heifs,  Orib.  Bern.  14.  25.  [49.] 
causos    ycadaog,    Glut,    Theod.    Prise.    2.  12:    »quem  morbum   aliqui  causon 

appellaverunU. 
caustice  xavtrtix^,  Apul.  herb.  8  b=  scelerata.  [134  A.] 

causticus  navGTi'Afg,  Plin.  20.  90  =  adurendi  vim  habens,   erodens.   [272.] 
cauler  navrriQ,  Brenneisen,  Pallad.  1.  41.  2.   [47.  272.] 
cauterium  y.avrr^Qtov,  id.,  Plin.  22.  102.  Scrib.  240.   [47.  286.] 

caulerio.  cauterizo  =  xaviTiQiaCo).  [24.] 
cautroma  *KavTQiüi,ta ,  Brandwunde,  Plin.  Val.  3.  47. 
cecaumenus  xBxavfjtivog,  Mart.  Cap.   1.  17  es  ustus. 
cedrel  ate  xccJpcAarij,   Cedertanne,  Plin.   13.53. 
cedreum  niÖQtov,   Cedernöl,   Vitr.  58.  21.   [192.] 

cedrium,  Plin.   16.  52:  »hoc  in  Syria  -um  vocalur«. 
cedria  xedqla,   Cedernharz,  Col.  6.32.  1. 
cedrinuB  xiSQivog,  aus  Cedernholz,  Plin.   13.  53.   [63.   192.] 
cedris  xe^QiCf  Cedernfrucht,  Plin.  24.  20:  »cedrides  hoc  est  fructus  cedri«.  [148.] 
cedrium  siehe  cedreum. 


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374  Griechische  Wörter 

cedrostis  xiS^taaxis ,    Zaunrübe ^   bryonia   alba   L.,   PHn.   23.  21,    vgl.   ampdos  leoce  = 

vitis  alba. 
oedrus  xiÖQog,  Cederwachholder,    iuniperus  oxycedrus  L.,    Vitr.  58.  <9.  Hor. 

A.  P.  331.  cf.  citrus,  ags.  ceder.  [66.  207.] 
ccdrio  xedQOü),  mit  Cedernöl  bestreichen,  Assumpt.  Mos.  2.  24. 
celes  'Aikrjg,  Plin.  7.  208.  acc.  pl :  -as  =  celox. 

celetizontcs  xsXejiCoyre^,  die  auf  Rennern  Reitendeti,  Plin.  34.  75.  (Statue.)  [in.] 
celetra  ^xoilrjd'Qa,  Loewe  prodr.  p.  46. 
celeuma  nilevfia,  Kommando  des  Keleustes,   Mart.  3.  67.  4.    it.  ciurma,  sp. 

chusma.   [242  A.] 
celeumaticus  xelev^aTixogj  im  Takte  der  Keleuma^  Serv.  Verg.  Aen.  3.  128. 
cemos  xrj^ioSj  magische  Pflanze,  Plin.  27.  57.   [148.] 
cenchris  ueyxQlg,  Schlangenart,  Lucan.  9.  752.  ]124  A.] 
cenchritis  yteyxQi't^tg,  Hirsensteiny  Plin.  37.  188.  [43.] 
cenchros  yt-iyxQog,  arabische  Diamantart^  Plin.  37.  57:  »-on  vocant«. 
cenodoxia  xByodo^ia,  Ambr.  Cass.  coli.  22.  13  =  inanis  gloriac  aviditas. 
cenotaphium    %evoTaq)iov ,    Ulp.   dig.    11.  7.  6.  1.    inscr.    in  Anlhol.  l^t. 

1439.  1  M.  =  tumulus  inanis,  bonorarius.   [308.] 
centaureum  nevravQetov,  Tausendgüldenkraut,  centaurea  centaurium  I.,  Lucr. 

4.  123.  it.  centaurea.  [132.  141.] 
centaurium  xevravQcoVy  id.,  Plin.  25.  33 :  »(panacis  genus)  -ion  cognominatur. 

sed  et  pharnaciona. 
centauria. 
centauris  ycevvavQlgy  Centauriumart,  Plin.  25.  69.  [148.] 
centaurus  xevtavQog,  Gestirn,  Cic.  Arat.  203.  [247.] 
centimalis  ycivTrji.ia,   Trokar  (chirurg.),  Veget.  2.  15.  4.   [272.] 
centrines  xevvQlvrjg,  Mückenart,  Plin.  17.  255.   [123.] 
oentrum  ycevvQov,  Kreismittelpunkt^  Vitr.  26.  8.  griecb.  b.  Cic.  (255.' 

centralis,  centrosus.  centratus.  centria. 
cepaea   ycrj/raia ,   portulakblättriges   Sedum ,   sedum  cepaea  L.,   Plin.  26.  84. 

[HB.] 
cephalaea  xecpalala,  Plin.  20.  135  ==  dolor  capitis  inveterata.  [270.] 
cephalaeota  KecpalaLCJTTjg,   Kopfgeldeinnehmer,  Cod.  Theod.  1 1 .  24.  6.  7  = 

capitationis  exaclor.   [312.] 
ccphalaeura  yierpalaiov,  Hauptstück,  Lucil.  1.  35M. :  »cephalaea  acharnae«. 
cephalfirgia  yi€(palailQ]yla,  Plin.  Val.  1.3  =  dolor  capitis.  [270.] 
cephalargicus  yc€cpakai.[Q)yiyc6g,  an  Kopfweh  leidend,  Veget.   1.25.2. 
cephalicum  nBcpaltycov,  Kopfpflaster,  Veget.  6.  28.  1.   [271  A.] 
cephalicus  xecpalixog,  den  Kopf  betreffend,  Cels.  5.  19. 
cephalo  kyniipaXov,  Palmenpflanze,  Pallad.  5.  5.  3.  Lucil.  11.  22  M. :  Cassius 

Gaius,  quem  Cephalonem  dicimus.  [136  A.  151  A.] 
cephalote  x6q>aXo)T^f  Seren.  Samm.  23.  427  =  capilatus. 
cephenes  xrjtprjye^,  Plin.  11.  48  =s  fuci.  [52.  123.] 

cephus,  cepus  xfjTiog,  Affenart,  Plin.  8.  70.  Jahn  cepbos.   [102.] 
cepionides,  Edelsteinart,  Plin.  37.  156.  Jahn  ceponides. 

cepilis  *x^^mff  J  Edelsteinart.  Plin.  37.  m.  [43.] 

cepolatitis  ^ytrjTtolaririg) 


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IN  D£R  LATBINISGHBN  SPRACHE.  375 

cepus  Aphrodites  xrinog  jicp^oSiirjgy  Apul.  herb^  43  (horlus  Veneris)  aa  cotyiedoo. 
oepotaphium  xrjTtovacptov,  Gartengrabmal^  Orell.  4544.   [308.] 

cepotaphius  Orell.  4516.    cepotaphiolum  Inscbr.  b.  Marin    Att.  Ir.  Arv.  p.  484.  . 
cepuricus  ^f^novqixoct  Plio.  19.  177  =a  hortensis. 

cera   ^rjQog ,    Wachs,    Plaut.  Pseud.  33.    cell,  knyr,  d.  Kerze  =  cerata.   [36. 
123.  232.] 

cerussa,   cerarius.  [202.]    ceratum,  ceratura,   cereus,   cereolus,   cerinarius.    [204.] 
cerifico,   ceriolare  Orell.   2505,    cerosus,   cero,    cerula,   ccroferarius,  ceriforus. 
ceriolarius  C  I.  L.  3.  2112. 
cerachates  *xij^axar»;g,   Wachsachat,  Plin.  37.  189    [86.  461.] 
ceramitis  xBqa^ilxLg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  453.   [43.   463  A.j 
ceras  ytigag,  wilde  Pastinake,  Apul.  herb.  80.  [454  A.] 
cerastes  negaari^g,    Hornschlange,    coluber  cerastes  Z.,    Prep.  3.(4.)  22.  27. 

[424  A.j 
oerasuB  %iqaaog^    Kirschbaum  ^    prunus  cerasus  Z.,    Varr.  r.  r.  4.  39.  2.     it. 
ciregiolo,  ciriegia,  sp.  cereza,  fr.  cerise.    [8.  66.   438.] 

cerasum  Gels.  24.  2.  C.  I.  L.  4.  2562.  cerasium.  cerasius,  ceraslnus.  [63.  205.] 
cerataules  xsQajavXtj^f  Vopisc.  Cario.  19.  2  ed.  Pet.  =  cornicen. 

cerates,  ceratim  xi^ag,  griechisches  Gewicht,   (it.  carato,  fr.  carat.)   Metrol. 

scr.  Kat.  p.  400.  2. 
ceratia  y^efarla,  Pflanzenart,  Plin.  26.  52.   [448.] 
ceratias  TtSQarlag,  Kometenart,  Plin.  2.  90.   [55.  248.] 
ceratinas  %eqativrig,  Hornschlufs,  Front,  d.  eloqu.  4.  p.  446.  8  N. 
ceratinus  yLeqazivog,  von  Hom,  Quint.   4.  40.  5. 
ceratitis  xe^arlTig,  wilde  Mohnart,  Plin.  20.  206:  »-im  vocant«. 
ceration  xegaTiov,  griechisches  Gewichtf  Metrol.  scr.  Lat.  p.  144.  6  ==  siliqua. 
ceraula  xe^avXriff,  Apul.  met.  184  s=  cornicen. 

CO  raun  ia    lieQCJvla   =  xeqaxLa ,    Johannisbrot,    ceratonia  siliqua   L,,    Plin. 

43.  59:  »quam  lones  cerauniam  vocant«  =  siliqua  graeca. 
ceraunius  ueQavviog,  rötlich,  Col.  3.  2.   (463.  226.) 

ceraunus.  ceraunium. 
ceraunobolia  xBQavyoßoXia,  Blitzfall,  Plin.  35.  96.   (Gemälde.)  [286.] 
cerceris  ycsQycovQlg,   Vogelart,  Varr.  1.  I.  5.  43.  79  Sp.   [440.] 
cercitis  yceQTLlrig,  Ölbaumart,  Col.  5.8.3.   [433  A.] 
cercolopis  *yc€QyioXco7tlg,  Affenart,  Paul.  Diac.  p.  54.  43.   [403.] 
cercopithecus  yieQAOTtld-rjxog,  Meerkatze,  Lucil.  ine.  80  ]tf.  acc:  -on.   [403.] 
cereops  yciQxwip,  id,,  Manil.  4.  664.   [403.] 
oerourus,  oeroyros  %iQ%ov^og,  Schiffart,  Seefischart,  Plaut.  Stich.  368.    [4  48. 

242.] 
oerdo  xi^dog,  gem.  Handwerker,  Martial.  3.  46.   Grut.  648.  9  =  artifex  sor- 

didus.   [202.] 
oerintha  xrjQlrd'r],   Wachsblume,  cerinthe  maior  L,,  Verg.  g.  4.  63.   [444.] 

cerinthe,  Plin.  21.  70. 
cerinthus  xriQip&og,   Sandarach,  Plin.   44.  47  =  cibus  apium.   [423.] 

oerinxis  xi^Qivog,  wachsgelb,  Plaut.  Epid.  226.  cerineus  C.  I.  L.  8.  242.   [480. 

205.] 
ceritis  nrjQlrig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  453.   [43.  463  A.] 


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376  Griechische  Wörter 

ceriuin  xrjQioPj   Schorfarl,   Plin.  20.  H.  »quae  -ia  vocanl«.    griech.  b.  Gels. 

[274.] 

cerio,  Theod.  Prise.  4.  5:  ceterae  papillae,  quas  ceriones  appellamus. 
cernophoros  (a)  xsQvoipoQog,  SchüsseUrägerifi,  C.  I.  L.  2.  179.  I.  R.  N.  3U4. 

[318.] 
Gern  OS  yiiQvog^   Opferschale^  Rossi  inscr.  cbrisl.   1.35. 
ceroma    %YiQ(x}(.ia,    Wachssulbe ,    Geschwür ,    Sen.   d.    brev.   vit.   12.    [48.  49. 

271.  271  A.  298.] 

ceroinatiarius,  Coniect.  v.  Oünlzer  Rhein.  Mus.  33.  634  =  chromatinrius  =  xfi^a- 
fjtaxia%r,g, 
ceromaticus  yLrjQaj^iartxdg,  mit  Wachssalbe  bestrichen y  Juvea.  3.  68. 
ceromaliles  ycrj^iüfiaTlTrigj   Palastaufseher,  Edict.   Dio.  7.  64. 
cerolhecium  yLrjQO&ijmov,  Schminkkästchen ,    Not.  Tir.  p.  184,    cf.  Schmilz. 

p.  268. 
coro  tum  xr^Qiaioyf   Wachspflasier ^  Orib.  Bern.   40.  14  =  ceratum.  Gels.  u.  a. 
cerucbus  xf^ou/of,  xsQuiovxog,  Schiffstau,  Lucan.  8.  17.   [24  2  A.] 

ceryciunj,  ccryccum  xTjQvxtoy^  xijQvxeioy,  Heroldsstab,  Marl.  Dig.  i.  8.  8.  i  =  c^duceus. 
ccryx  xfJQv^,  Sen.  d.  Tranq.  3.  4  0.  Orell.  2512  =  praeco.   (Bei  Sen.  liest  Bergk,  Jahrb.  f. 

Phil    1876  p.  281a  meddix.}  [51  A.] 
cestros  yiiarQog,  Brenngriffel,  Plin.  35.  149.   [286.] 
ccslros,  cestron  xiaxQoy,  Betonie,  betonica  officinalis  oder  alopecurus  L.,   Plin.  25.84. 

»quae  vetlonica  dicitur  in  Gallia,  in  Italia  autem  serralula,  a  Graecis  -os  aul  ps\cbo- 

Irophon«.  [1*8.] 
cesirosphendone  %BarQoa(pev86vYi,   Wurfma^chine,  Liv.  48.  65.  9.  [323.^ 
cestrotus  yLeavqLOTog^  Plin.  11.  126  =  Oestro  insculptus. 
oestufl  viEOTog,  Gürtel,   Plaut.  Bacch.  60.  Grut.  225.  3.   [181.] 

ceslo.s  occ.  on  Stat.  Theb.  5.  63.  Mart.  6.  13.  8. 
cetus,  cetos  ytfjvog,    Wal,  Haifisch,  Plaut.  Aul.  373.    it.  pg.  celo,  n.  pl.  cele. 

Wev^.  Aen.  5.  822.  gen:  ün  Avien.  or.  mar.   191.  Müll.  Phiiol.  32.  H9. 

[63.   114.] 

cctarius    Ter.  Eun.  257.     G.  I.  L.  4.  2084    (cactario).    [202.]     celarium.    cetosus. 
celinus. 
ceyx   ycrjif^,   männlicher  Eisvogel,    Plin.  32.  8  J.,    vgl.  alccdo,  alcyon.  [5<  Ä.] 
chaerephyllon  x^LqiipvXXov,  Kerbelf  scandix  caerefolium  L.,  Col.  11.3.  U 

=  carrefolium.   [172.] 

chaerophylum  Col.   10.  110. 
cbalasticus  xalaari'Mg,  Theod.  Prise.  1.7  =  rclaxandi  vim  habens. 

chaiasticamen.   [272.] 
cbalatorius  ;cofAaw,  zum  Nachlassen  geeignet,  Veget.  Mil.  4.  15.   [212  A.) 
chalazias  x«^«?/«^,  Edelsteinart,  Plin.  37.  189.   [55.  163  A.] 
chaiazius  x«^«?«»  Edelsteinart,  Plin.  36.  157.  griecb.  b.  Gels.  7.7.3. 
chalbane  x^^^*^V»  Marc.  Dig.  39.  4.  16.  7  =  gnlbanum.  [151  A.] 
chnlcanthon   ja;ixaf'^o»' ,    Kupfervitriolwasser,    Plin.  34.  114:   cf.  Gels.  5.  1   aatramenlum 

sulorium,  quod  chalcanlhum  vocanl«.  Plin.  34.  123:  »appellanl  enim  (sc.  Graeci]  cbal- 

canlhoii«.   [156.   208.] 
chalcaspis  x^^^^^'^f^Si  r>erzbeschildetv   (maced.  Truppen),  Liv.  44.41.2. 
c  ha  Icedon  xaX^tidtüv,  faseriger  Malachit,  Prud.  psych.  857  :=  calchedonius 

(smaragdus)  bei  Plin.   [162.] 
chalceos  xairAeiog,  Stachelpßanze,  Plin.  21.94.   [148.] 


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IN  DRR  LATKINISCIIEN  SPRACHE.  377 

chalccliim  *xcclKr]rfjv,   Pflanzenartj  Plin.  26.  40.  Detl.  calcetum.   [U8.] 

chalceas  ;if<rXxeof,  Marltal.  9.  94.  4  =  aereus. 

cbaicidice  xöAx^^^>t/J,   Eidechsenart y  chamaesaura  chalcis  Schneid.,  Plin.  29. 

402  J.  Detl.:  chalcis.   [424  A.] 
chaicioecos  /aJlxeoexos*.  in  ehernem  Hause  wohnend,  Liv.  35.  36.  9.  cogn.  Minervae. 
chalcis  ;caAx/g,  Fischart,  Gol.  8.  47.  [4  48.] 
ohalcidioum   ;(aAxidtxov,    Zimmer  an   der  Ecke  einer  Basilika,   Vilr.   405.  30. 

G.  I.  L.  4.569  (a.  d.  Jahre  99  v.  Chr.)    [4  97.  280.  284.] 
chalcitis  x«^^^^^^??  Kupferstein,  Gels.  6.  6.  34.  Plin.  34.2:  »lapis,  quem  -ion 

appellant  in  Gypro«.   [43.  454  A.  463  A.] 
chalcolibanum  */«AxoX«^ai'o*' ,  ehernes  Weihrauchfafs,  I nterpr.  Iren .  4 .  20.  21. 
chalcophonos  x^^^ofpiovog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  454  =  chalcophthongos. 

[4  63  A.l 
chalcophthongos  x^^'^^(pd^oyyo^,  id.,  Solin.  87.  al.  1.  chalcophonos.   [163  A.] 
chalcozma ragdos  x^AxocTjuapaydog,  Malachit,  Plin..  37.  74.   [462.] 
chalcus  jfaAxoff,  griech.  Kupfermünze,  Plin.  24.  485. 
ehaldaeiiB  ^aAdalo^,   Wahrsager,  Juv.  40.  94.   [250.] 
ehalo  x<x^o[f^,  herablassen,  Vitr.  264.  42.   (calo)    G.  1.  L.  4.  2024   =  demitto, 

remitto.  it.  calare,  sp.  pg.  pr.  calar,  fr.  caler. 
chalybeius  /aylv/Seeo^-,  Ovid.  fast.  4.  4  05  =  ferreus. 
chalybs  /«Xwi//,  Verg.  Aen.  8.  4  46  =  ferrum,  acies  (poetisch).   [154.] 
chamaeacte  /a^aiffxn;,  Attich,  sambucus  ebulus  L.,   Plin.  24.  51  :   ssabucus  habet  genus 

magis  silvestre,  quod  Graeci  -en,  alii  helion  vocant«. 
chamaecerasus   ;^a/iatx£^a(J0^ ,    Zwergkirschbaum,    prunus    chamaecerasus 

Ehrh.,  Plin.  45.  404. 
chamaecissos  %ajua/x4(X(X04j,  Erdepheu,    glechoma  hederaceum   L,,    Plin.   46. 

452;  24.  82:  »item  -on  appellant  Graeci«. 
chamaecyparissos  ;fajMatxt;/rap4(X(X0ff ,    Erdcypresse,    Plin.  24.  436.  [448.] 
chamaedaphne  x^t^^^^^^^V^^ ^    Zwerglorbeer,    ruscus  hypophyllum  L.,    Plin. 

4  5.  434  =  laurago,  mustellago.   [448.] 
chamaedraron  x^xficxcdQaxiov,  afrik,  Drachenart,  Solin.  27.  33. 
chamaedrys  x^l^^^^Q'^^i  Eichenart;  Gamanderlein,  Teucrium  charaaedrysZ.., 

Plin.  44.  442;  24.  430:    »-ys  est  herba,    quae  Inline  trixago  dicitur«.    it. 

calamandrea,  sp.  camedrio.   [448.] 
chamaeleon  j^ajuatA^cov ,    Chamäleon,   chamäleon   africanus   Gm.,    Ovid.    met. 

45.  444.  Gels.  5.8.33.  prov.  camaleon.   [44.  45.  424.  444.  448.] 
chamaeleuce  /n^ccdsvxi?,   Hußattich,   tussilago  farfara  L.,  Plin.  24.135:   »-en  apud  nos 

farfarum  sive  farfugium  vocant«.  [148.] 
chamaelygos  jjfa^aiAvyos-,  Eisenkraut,  verbena  officinalis  L.,  Apul.  herb.  3  =»  verbenaca. 

[151  A.l 

chamaemelinus  x^l^^'^M^'-'^og,  von  Kamille,  Theod.  Prise.   4.  4.   [492.] 

chamomillinus. 
chamaemelon  x<xf^ccliÄir]kov,    Kamille,    roatricaria  charooroilla   L.,   Plin.  22.  53 ^ 
vgl.  leucanthemis.  it.  camomilla.   [4  47.] 
chamomilia  cf.  amalocia,  amalusta. 
chamaemyrsine  /o^ffe^v^aei^}? ,   Mäusedom,   ruscus  aculeatus   L.,    Plin.  15.  27:    »quam 

quidam  oxymyrsinen  vocant,  alii  -en  aliqui  acoron  =  myrtus  silvestris.  [148.] 
ch  .iTTiaepcüce  x«/'«*^^€i;x//,  Zw.rglürche,  Plin.  24.  436.   [4  48.] 


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378  Griechische  Wörter 

chainaepitys  /a/uctljMcv^,    Feldcypresse,   Gels.  5.  4.    Pltn.  24.  29:   »-ys  latine  abiga  voca- 

tur,  ab  aliis  tas  terrae«.  [148.] 
ohamaeplatanus   xai^iatTchawovos ^    Zwergplatane ,    Plin.  42.  13;    »chamae- 

platani  vocanlur«.  [135  A.] 
chamaerepes   xafiaiqBTtug ^    niedrige   Wbmenart,    chamaerops  humilis  L, 

Plin.  13.  39.   (Jan.  chamaerops).  [135  A.] 
chamaerops  ;ifa^a/^cüi/;,    Gamanderleinf   Teucrium  chamaedrys  L.,  PKa.  24.13«:  «aliqui 

eam  (trixaginem)  -em,  alii  Teucrium  appellavere«. 
charnaestrotum   xa^iaLatqwTov^    auf  die  Erde  hingestreckt  (Estrich),  Front« 

d.    eloq.    1     p.    148.    6   N.      Not.    Tir.    p.    164  Grut. ,    cf.    optostrotum. 

[198  A.] 
chamaesyce   ^ajuataiJxiy,    Wolfsmilchsart ^    euphorbia   chamaesyce  L.,  Plin, 

24.  134.   [148.] 
chamaezelon   /o^a/^j^Jloi' ,   Plin.  27.  88  =  »gnaphalion.   Plin.  25.  109  =  quinquefoliam, 

vgl.  pentapetes.  [149.  150.] 
chamedyosmos  xanridioai.iog ^    Rosmarin,    rosinarinus  officinalis  L.,  Apul. 

herb.  79  =  ros  marinus. 
chamelaea  xaiieXaLa,  Zwergölbaum j  cneoruin  tricoccon  L. ;  KellerhalSj  Scri- 

bon.  200.  Plin.   15.24;   13.  114:  »fruticem  Ihymelaean  alii -an,  alii  pyros 

achnen«.   [146.] 
chameunia  x^^fxevyia.  Liegen  auf  der  blofsen  Erde,  Hier.  ep.  52.  3. 
chamomilla,  cf.  charoaemelon. 

chamulcus  x^l^ovXy^og,  Holzschleife,  Amm.  17.  4.  14.   [216.] 
ohanne  xarvti^  Meerfisch,  perca  cabrilla  £.,  Ovid.  Hol.  108.    it.  canna.  [^17. 

118.] 
chaos  x^^9}  unendlicher  leerer  Raum,  Varr.  1.  1.  5.  19. 
chara   *x^Q^  W?    Kümmelwurzel  (?),  carum  carvi  L.,    Caes.  b.c.  3.48.1: 

»est  autem  genus  radtcis  —  quod  appellatur  chara«.   [143  A.l 
characatus  x^Q^Si  gepfählt,  Col.  5.  4.  1. 
characias    x^Q^^^^S,    ^^   Pfühlen   dienlich  (Rohrart),    Plin.  1«*».  168:    »-ao 

vocabanl«;  26.  62.  it.  caracia.   [55.  151.] 
characites  x^Q^^^'^^^i    Wolfsmilchsart,   euphorbia   characias   L,,    Plin.  26. 

146  Jan.   [151.] 
oharaoter  jfapaxTiJp,  eigentümliches  Gepräge,   Varr.  r.  r.  3.  2.  17.    griech.  b. 

Cic.  acc:  -a.  it.  carattere,  celt.  carachtar.   [47.  217  A.] 
characteraria,  Inscr.  b.  Donati  II  p.  316.  1. 
characterismos  /a^axTc^ca^of,   Hervorhebung  der  charakt.  Merkmale,  Rutil.  Lup.  f-  "• 

Diom.  463.  13  =  inforroatio,  dcscriptio.   [54.  238  A.] 
chara drios  j^apatJ^ioc?,    Regenpfeifer    (charadrius   pluvialis  L.f],   Vulg.  Le>- 

11.19.  it.  pr.  calandra,  sp.  calandria.   [110  A.] 
charazo  jfapaacxw,  einkratzen,  Apic.  6.  228  =  scarißco.   [231  A.] 

incharaxo.  charaxatura. 
charienlisraus  x^^Q^^^^^^^Sj  Artigkeit  im  Ausdruck,  Charis.  276.  20  K.  = 

festiva  dictio.   [54.  237.] 
charis  x^Q^^f  Luct.  4.  1154   (charitosus  I.  R.  N.  6902)  =  gralio. 
Charisma  x^^^f^^t  Tertull.  d.  bapt.  c.  20  fin.  =  donum. 
charisticum  xöp^^^^^^o^?   Gratifikation,  Ulp.  dig.  48.20.6.  al.  lecl.  chartia- 

licura. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  379 

chnristion  x^gitnioy,  Not.  Bern.  48.  94  =»  charisticum  (?). 

chariton  blepharon  xaqlxuv  ßketpagioPj  Zauberkraut,  Plin.  13.  442.  cha- 

ritoblepharon.   [146.] 
charmidor,  cf.  x^Qf^^i  ^^^  Charmides  werden  =:i sich  freuen,  Plaut.  Trin.  977. 
Charta  j^apriyg,   Papier,  Enn.  ann.  229  V.  it.  carta,  fr.  Charte.   [46.  55.  232.] 

Chartas,  Lucil.  sat.  97.  46.  [46.] 

chartala,   chartularius.    [909.  812.]  chartaceuSi  chartarius   Orell.  4159.  [902.  239.] 
charteus,  chartina,  chartinacius. 
chartiaticum  ;fapriai:txo^,  ülp.  dig.  48.  20.  6,  cf.  charislicum. 
chartophylacium  /a^ro^vXaxeoy,  Archiv^  Greg.  ep.  7.  198  ind.  2. 
chartophylax  /ce^To^^vAal,  Grut.  inscr.  587.  11   ss  ab  actis,  chartularius. 
chartopola  j^a^roTroiAi^^',  Schol.  Juv.  4.24  e>  qui  chartam  vendit.  [227.] 
chartoprates  /a^TOTr^ari^f,  Ruhr.  Cod.  Inst.  11.  17.  1  b=  qui  chartam  vendit. 
charybdis  /o^v/Scfe^,  Prud.  cath.  6.  107  ss  vorago. 
chasma  xaa^a,  Sen.  qu.  nat.  4.  14.  1 ;  6.  3.  9  ==  hiatus,  vgl.  it.  casamatta. 

[248.] 
chasmatias  xaaiiariag,  Erdbeben,  Apul.  d.  mund.  18.   [258  Ä.] 
cheirocrasia  x^^Q^xQuiria,  Handgemenge,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  86.  [39.] 
chele  xv^i   ^^9^  (Gestirn),  Cic.  Arat.  293.  Vitr.  271.  7.   [247  A.] 
chelidon  ;iffiAecfaiy,  Pervigil.  Vener.  v.  93  =  hirundo. 

chelidoniacus  *x€AtJo^mxog,  schwalbenschwanzförmig,  Isid.  18.  6.  7. 
chelidonias  x^^^^oviag,   Westwind,  Plin.  2.  122.   [55.  214  A.] 
chelidonius  /eJlecfoi'iof,  Col.  10.  415  =  hirundineas. 
chelidonia   jffiAitJoWa,    Schöllkraut,   chelidonium  raaius  L.,    Plin.  25.  89.     it. 

celidonia,  d.  Scholl  (kraut).  [148.] 
chelonia  ^^AcoWa,  Edelsteinart,  Plin.  37.  155. 
chelonitis  xfi^^o^^ir^ff,  id.,  Plin.  37.  155,   [43.] 
chelonium  x^^^^-ov,  Schildkrampe  zum  Bewegen  der  Maschinen,   Vitr.  267. 

25.  griech.  271.  6.   [259  A.  325  A.] 
chelydrus  x^^v^Qog,  Schildkrötenschlange,  Verg.  g.  2.  214.   [124  A.] 
chelyon  x^At/ov,  Schildplatt  der  Schildkröte,  Plin.  6.  173  Sill.  Jan.:  celtium. 
chelys  /iXwf,  Schildkröte  (=«  Lyra),  Pomp.  tr.  8  Rb.    abl :   -y  Mart.  Gap.  =  testudo.  [123.] 
eherne  xw^y  Gienmuschel,  Plin.  32.  147.  [119.] 

chama,  chema  Exe.  ex  Isid.  d.  mens,  in  liq.  2  p.  140  H. 
chenalopeces  ;(?;i/aAc(i7rex€^,  ägyptische  Gänseart,  Plin.  10.56.   [110.] 

chenerotes  *x'?^^P^^«S>  kleine  Gänseart,  Plin.  10.56.   [110.] 

cheniscus  x^'^^^^^^S,  Schiffsverzierung,  Apul.  met.  11.  16.   [212  A.] 
chenoboscion  x^yoßoüxBloy,  Gänsestall,  Col.  8.  14.  1.  griech.  b.  Varr.  ^  cella  anserum. 
chenomyche    (chenamyche)    *xv^f>f*i^XV *   Pl*n.   21.  62   e=   nyctalops..    ny9tegretos   (siehe 

letzteres).  [150.] 
chernites  x^pWirijg,  Marmorart,  Plin.  36.  132.   [47.   159.] 
chernitis  ;fۧvtrig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  191  Jan.   [43.] 
cherolaba  x^^QoXaßri,  Handhabe,  Vitr.  268.  2  R. 
eher  Sinus  x^Q^f-^^^*  ^Wn,  9.  38:  »terrestres  testudines,  quae  ob  id  in  operibus  chersinae 

vocantum. 
chersonesus  ^cpao^ijaog,  Cic.  Pic.  1186.  Grut.  inscr.  453.  1.   [261.] 
chersos  jr^^crof,  Mart.  14.  88  =  testudo  terrestris. 
chersydrus  /^^<rvcf^o$>,  Landhyder,  Lucan.  9.  711. 
Chi  x*t  Buchstabe  Xt  Chalcid.  Tim.  p.  36. 


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380  GniEGHiSGue  Wörter 

dl  i  asm  US  x^aajuoi;,   Bezeichnung  durch  das  Zeichen  X,  Gromal.  vel.  i08.  2. 

chiliarches  x^^^^^QXVS)  Kriegshauptmann ^  Gurt.  5.2.3. 

cliiliarchus  x^A/ap^o^',  td.,  Gorn.  Nep.  Gon.  3.  2. 

chiliastae  xtXtaataL^  Chiliasten^  August,  d.  civ.  dei  20.  7. 

chiliod  ydamia  j^iAeoffvf^a^c^i  Heilpflanze,  Plin    35.  64  D.  Sill.  u.  Jan.:  chiliodynamum  = 

polomonia,  vgl.  phtletaeria.  [150.] 
chiliophyllon  /eXeo^jvAylo»',  Apul    herb.   18  =  millefolium.  [151  A.j 
chilotrum  x^AcoriJp,  Futtersack^  God.  Palat.  Ev.  402  a  \\,  Schuchardl,  Vor. 

1  p.  98,  vgl.  ciloler. 
ohimaera   %L^aiQa^    Chimäre^    Lucr.  5.  902.    sp.  quimera,  fr.  chim^re.    [33. 

104.] 

chimaereus.  chimaerifer. 
chimerinus  x^H^Q^'^^^f  Orell.  II  p.  881.  lin.  26  =  hibernaiis. 
chiragra  ;c6^^ay^a,  Handgicht,  Hör.  op.  1.  1.  3i.   [37.  270.] 
chäragra,  Hör.  sat.  2.  7.  15.  chedagra,  Not.  Tir.  p.  64  Kopp, 
chiragricus  x^'^Q^yQ^^^Si  ^^  Handgicht  leidend^  Gels.  4.  24. 
chiramaxium  xuQai^ia^iov,  Handwagen,  Petr.  28.  4  =  vehiculuni  manuale. 

[216.] 
chiridotus   jfetpiJwrog,    Gorn.   Scip.   b.  Gell.  7.  12   =   manicatus,    manu- 

leatus.  [181.] 
chirocmeta  jjfee^oxfii/Ta ,    Menschenwerke ^   Plin.  24.  160.    ^SchrtfUitcl.)    griecb.   b.  Yilr.  9 

praef.  14.  Col. 
ohirographum   xe^ß^ypa^)©^,    Handschrift ,  Gic.  All.    2.  20.   OrelJ.  4358.  '37. 

265.] 

chirographus.  chirographarius. 
chirologus    x^^Q^^^V^^^    ^'^   ^^'''   Hand   gesammelt,    Not.    Tir.  p.   197  Grul. 

Schmitz  p.  300. 
chironia  x^t^^^^Wa,    Zaunrübenart,    Plin.    23.  27    =   bryonia  =  vilis  alba. 

[148.] 
chironiuro    x^^Q^^^'^i    TauscndgiUdenkraut ^    Plin.    25.  32:    »panacis  genus 

-um  cognomi natura, 
chironomia  x^'^Q^'^ofila,  Quint.   1.  11.  17  =  lex  gestus.   [295  A.] 
chironomos  xctpoWjUOg    )   Pantomime,   Juveu.    5.  121.     Inscr.    Reines,  cl. 
chironomon  x^'^Qovofiaw  j  9.  96.   [294  A.] 

ohirurgia  x^f^QOVQyla,   Wundarzneikunst,  Gic.  Att.  4.  3.  3.  pr.  surgia.  [268 A.] 
Chirurg icus  x^^pov^y^xog,  wundärztlich,  Hygin.  fab.  274. 
chirurgumena  /ec^ov^^ov^ei^a,   chirurgische  Operationen  (Büchcrlitcl),   Cael.  Aur.  chron. 

2.  12.  146. 
chirurgus  x^^Q^^^QV^^^   Wundarzt,  Gels.  7  praef.  Orell.  2983.  I.  R.  N.  5607. 

il.  chirurgo  =  medicus  vulnerarius.   [268  A.] 
chlaena  x^^'tva,  Lucil.  20.  7  M.  =s  laena. 
ohlamys  xAa/£i/<;,  Mantel,  Plaut.  Pseud.  735,  cf.  sagochlamys.   [43.  182.] 

chlainyda,  Apul.  inct.   10.  30.  chlamydatus. 
chleuasmos  j^Xevacr^of,    Verhöhnung,   Jul.  Ruf.  d.    fig.   sent.    2  =  cpicertomesis  =  in- 

sectatio.   [54.   238  A.] 
chloras  ;fAwßOfg,  arabischer  Smaragd,  Plin.  37.  73  Jan. :   »smaragduni,  quem 

chloran  vocent«. 
chloreus  x^^9^'^^i  Grünspecht,  Plin.  10.203.   [110  A.] 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHK.  381 

chlorion  x^^Q^^'^i  Goldamsel,  Piin.  10.  87.   [iiO  A.] 
chloritis  jfAoißir^^^  Smaragdpraser ,  Plin.  37.456.  [43.  462.] 
choaspitis  *x^aa/rm4?,  Edelsteinart,  Plin.  37.  156.  choaspites  Isid.  16.  7.  16. 

[43.   163  A.] 
crhoenix  x^ti'tf,  attisches  Getreidemafs^  Auct.  c.  d.  pond.  69. 

cenix,  Grom.  vet.  p.  375.  10.     choenica,  Pallad.  41.  14.  5. 
choerRS  /oi^ar.  angeschwollene  Drüsen,  Theod.  Prise.  1.  9  &=  siruma.  [270.] 
choerilium  xoiqLXBtov,   VersmafSy  Serg.  461.  7K.  [231.] 
choerogryllus    x^i^oypvAAog,    Spiinghase   oder  Stachelschwein,    Vulg.   Lev. 

11.  5.   [104.] 
choicus  j^oixof,  aus  Erde,  Terlull.  adv.  Valent.  2*. 
cholagogus  /oXayaiyoV,  Galle  abführend,  Theod.  Prise,  ehron.  2.  14. 
Cholera  x^^^^Q^i    Gallensucht,   Geis.  2.  13.    d.  Koller,  sicil.  colurn,  corula,  it. 

collera.   [270.] 
oholericiiB  x^^^Q''^^^^  gallensüchtig,  Plin.  20.  67. 
choliambus  xo^icci-ißog,   Versfufs,  Diom.  504.  18  =  scazon.   [230.] 
cholicus  ;foiixog,  die  Gallenbrechruhr  betreffend,  Plin.  Val.  2.  17. 
choma  x^h^t  Damm.  Ulp.  dig.  47.  11.  10  es  agger. 
chondrilla    ^oi/d^/AAij,    spanische  Wegewarte    (chondrille  iuncea  L.^),    Plin. 

21.  89  =  condrion  Plin.  22.91.  [146.] 
chondris   *;cöi'dp^,    dostartiger   Andorn,    marrubium    pseudodictamnus    L., 

Plin.  25.  93  =  pseudodictainnum.   [148.] 
ch^ra  ;r«?«»  C.  I.  L.  5.  7870.  Orell.  342  =  regio. 
choragium  x^Q^y''OV,    Requisiten  und  Kostüme,    Plaut.   Capt.    prol.  61.    Pers. 

159  R.  C.  I.  L.  3.  348.  [64  A.  293.] 

choragiarius,  Not.  Bern.  4  5.  97.     C.  I.  L.  5.  6795.  [202.] 
ohoragus  x^Q^Y^^i  Garderobier,  Plaut.  Pers.  159.  [293  A.] 
choraule  x^Q^'^^'-^i  Chorflütistin,  Orell.  2610. 
choraules   xoQcivJirig,    Chorßütist,    Plin.  37.  6.  Orell.  2601).    acc:  -en.    cho- 

raula,  Suet.  Ner.  54.   [55.  290.  291.  309.] 
choraulicus  xoQccvkcTcdg,  zum  Chorßötisten  gehörig,  Diom.  492.  11  K. 
Chorda  x^Q^^i  Lucr.  2.  412  =  fides.   (Plaut.  IMost.  743:  cor*).)    sp.  cuerda, 

cell,  kerdyn.  [291  A.] 
chordacisla  *xoQdax^(n^^ ,  Marl.  Cap.  9.  924  ==  qui  fidibus  OHiiit. 
chordapsus  x^Q^^^^Sj    Darmverschlingung^    Theod.  Prise.  4.8.    griech.  b. 

Geis.  =  tormentum.   [270.] 
Chorea  xoQela,  Lucr.  2.  635.  C.  l.  L.  4.  4336.  1338  =  saltatio.  [37.  294  A.] 
chorepiscopus  x^Q^^^^^OTtog,  Landbischof,  Cod.  Just.  1.3.  42. 
ehoreuB  x^Q^^^^-»  Cic.  or.  63.  212  =  trochaeus.   [229.] 
choriambicus  xoQtccfit^iy^og,  choriambisch,  Sidon.  ep.  9.  13.  Diom.  505.  20 K. 

[23<.] 
c h 0  r  i  a  m  b  u  s  j^o^/a^z/t^o^;   Versfufs,  Auson.  ep.  10.37.  [230  A.] 
choricus  x^ßexoc,^  zum  Chor  gehörig,  Verg.  462.  1  K.   [231.] 
chorobates  x^f^ß^^lSy  Grundwage,  Vilr.  205.  20.   [255.] 


1)  Vgl.  Tuchhändler  I.  1.  p.  3. 


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38SI  Grieghisghr  Wörter 

chorocilharisis   x^^^xt^a^tat^ ,    Zitherspiel   mit    Chorbegleitung ^    Not.  Tir. 

Grut.  472.  3.  Schmitz  p.  274. 
chorocitharisles  xo?ox^^a^t(xri}g ,    Zither  Spieler  mit  Chorbegleitung  ^  Suet. 

Dom.  4.  [291.] 
chorographia   xtDQOY^ffia^    Lact,   ad  Stat.   Theb.    2.  44   =  regionis  de- 

scriptio.   [261  A.] 
chorographus  xu)QOYQOLcpog ^  Vitr.  8.  2.  6  Sehn,   (chorographiis  von  -ia  ed. 

Rose  490.  \\)  =  regionis  deseriptor. 
chortinus  xoqTivog^  Plin.  15.  30:   »quod  -on  vocanl«  =  gramineus,  e  gra- 
mine factus.   [192.] 
ohoruB  xoQog,  Chor,  Naev.  com.  75  Rb.  G.  I.  L.  1.  1009;  6.  1756.  fr.  choeur. 

[295  A.] 
chorulus. 
chresis  XQV^^^>  Benutzung,  Lucil.  27.  7  M. 
ch  res  ton  XQ^^^'^y  ^'  AUnütxliche  (Endivie),  Plin.  20.  74:  »quod  aliqui  -on  appellaDt,  aiii 

pancration«  =  Cichorium, 
chria  xQBia,  Chrie,  Senec.  ep.  33.  6.   [237.] 
chrisma  ;fptajua,  Tertull.  bapl.  7  =  unctio. 

chrismo,  -are. 
chrismaticus  xptajtiarixog,  zu  Salben  gehörig,  Not.  Bern.  69.  90. 
Christianismus  xp^artavAajtioc?,  Tertull.  adv.  Marc.  4.  33  =  christianonim 

religio. 
Chris tianizo  ;fß^artaW^w,  sich  zum  Christentum  bekehren,   Tert.  adv.  Marc. 

1.  21. 
chriBtianiiB  x^^artavo^,  Christ,  Tac.  Ann.  15.  44.  Bull.  d.  Inst.  1862.  p.  92. 

afr.  christien,  celt.  cristawn,  Christen.   [319.] 

Christianitas,  semichristianus.  Tac.  ann.  45.  44 :   »qaos  per  flagitia  invisos  vulgas 
christianos  appellabat«. 
christologus   xpiyaToAoyog ,    y>gütig  redend<ii    (Spottname  d.  Kais.   Pertinax), 

Capitol.  Pert.  13.  5.  griech.  b.  Aur.  Vict.  epit. 
Christus  xp^arog,  gesalbt,  Vulg.  2.  Macch.  1.  10  =  unctus. 

chroma  xQ^l^^i  chromatische  Tonleiter,  Vitr.  111.  18.   [291.] 

chromatiarius  Porphyr,   ad  Hör.   epi.  4.  SO.  24  «  colorarius.    (al.  lect.  ceroma- 
tarius.) 
chromatice  jfpw^mrtxij,    Wissenschaft  der  chromatischen  Tonleiter,  Vitr.  IM. 

15;   115.  12.  acc:  -en. 
chromaticus  x?a>^artxo^,  chromatisch,  Vitr.  115.  19. 
chromis  XP^V'^S,  Meerfisch,  sciaena  scirrhosa  L.,  Ovid.  Hai.  121.  genues.  chro, 

marseiii.  chro,  chrau.   [117.  119.] 
chronicus  xQoviytog,  zur  Zeit  gehörig,  Gell.  17.  21:   »libri,  qui  -i  appeilan- 

tur.   [229  A.] 
chronius  xpoi^^off)  Gael.  Aur.  acut.  2.  28.  148  =  chronicus  =  tardus. 
chronocrator /^oi'ox^aTai^,  Zeitbeherrscther,  Firm.  Math.  4.  4  4. 
chronographus  x?o^oypar/)og,  Sidon.  ep.  8.  6  =  annalium  scriptor. 
chrysallion   *xQvffaXhoy,   Flohkraut,   Plin.  25.  140  Jan.  (al.  1.  chrystallion.)  =  psy^''^''' 

vgl.  cynoides. 
chrysallis  xf^^^^^^S,  Schmetterlingspuppe,  Plin.  11.  112. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  383 

chrysanlhemon    xQvaavd-BiJLOV ^    Goldblume j    Plin.  24.  168:    »heliochrysura 

alii  -on  vocanta.   [441.] 
chrysanthes  xqvaav&ig^  id.,  Verg.  cul.  403.   [141.] 
chry satticum  (vinura)  xqvaarTiY.6g  [olvog),  attischer  Goldwein,  Plin.  Val. 

5.  9.  Ed.  Dio.  2.  14. 
chryseleclrum    xqvafiXe-Krqov^    Edelsteinart,    Plin.  37.  51  :    »Caliistratus  et 

differentiam  novam  attulit  appellando  -um«, 
chryselectros,  Plin.  37.  Ml, 
eh  rys  ende  los  xpva^j/Jerog,  Mart.  2.  43.  11   =  auro  ornalus.   [176.] 
chryseas  jjf^vcreo^,  Martial.  9.94.  4  b=  aureus.  [8.] 
chrysippea  herba,  Pflanzenartj  Plin.  26.93.   [148.] 
chry  Sites  x?^^^^*??,  Edelsteinart,  Plin.  36.  157.  [47.] 
chrysitis   xp^atrtg,    Goldhaar  (bot.),    Silberglätte,    Plin.   21.  50;    33.106: 

»quam  -im  vocant«.  [43.  148.  154.] 
chrysoaspides    xQ^<^o^(^^'^^^S ,    Elitetruppe,    Lamprid.    Alex.    Sev.    50.  5. 

acc.pl :  -as. 
chrysoberyllus  xQ^^^oßi^QvlXos,  Goldberyll,  Plin.  37.  76:  »qui  vocantur -i«. 
chrysocalis  jif^vo-oxaW,  Apal.  herb.  93  «»  parthenium.  [151  A.] 
chrysocanthos  *x^va6itavd^og,  Apul.  herb.  49  =  chrysocarpus.  [151  A.] 
chrysocarpus    *xßt/(Xoxa^7rog ,    Epheuart,    Plin.    16.    147:    »quidam    apud 

Graecos  etiamnunc  duo  genera  huius  faciunt  erythranuro  et  -um«.   [148.] 
chrysocephalos  xQ^<^oiii(pakog.  Goldbasilisk,  Apul.  herb.  128. 
chrysochrus  XQ^^^XQ*^^^>  Ambros.  in  psalm.  118  s=  aureus, 
chrysococcus  ;if^v(roxoxxor,  Apul.  herb.  28  s=  aureis  coccis. 
chrysocolla  xQ^^^oxalka,  Borax,  Vitr.   175.8.   [32.  156  A.  286.] 
chrysocome   xQ'^^oxo/^irj ,    Goldhaar  (bot.),    Plin.  21.  50:    »-e  sive  chrysitis 

non  habet  latinam  appellationem«.   [148.] 
chrysographatus  xQ^^h^Q'^V^^t  Valer.  imp.  b.  Treb.  Polt.  Claud.  14.  5  =s  auro  pictus. 
ch  rysolachanum  xpt/cToAajcai/ov,  Melde,  atriplex  hortensis  L.,  Plin.  27.66 

=  atriplex.   [140.] 

chrysolago,  Plin.  Val.  9.  59. 
chrysolampis  ;cßV(XoAajU7r/g,  Edelsteinart,  Plin.  37.  156.   [163.] 
chrysolithus  x9^^oh&og,  Chrysolith,  Prep.  2.  16.  44.   [161.] 
chry soroelinus  xQ'^^ofii^hvog,  von  Quitten,  Col.  5.  10.  19.  C.  I.  L.  7.  1318 

(crysomaelinus) .  [19.  135  A.] 
chrysomelum    xf^^^f^V^^^i    Quittenart,  Plin.  15.  37.    neapol.  crisuommolo. 

[135  A.] 
chrysophrys  xQ^^oq)Qvg,  Fischart,  sparus  aurata  L.,  Ovid.  Hai.  111.  [119.] 
chrysopis  xQ^^^^^^i   Topasart,  Plin.  37.  156.   [163.] 
Chrysoprases    xpvao/rpacxog,    Chrysopras,    Plin.   37.  77:    »vocatum    -um«. 

[m.] 

chrysopteros  x?v^07rr€pog,  Jaspisart,  Plin.  37.  109. 
chrysos  jjf^vcroi',  Plaut.  Bacch.  940  R.  =  aurum. 

chrysothales  xQ^<^o&aUg,  Mauerpfeffer,    Plin.  25.  160  Sill.   (erysithales  J.). 
chus  jrovf,  Auct.  carm.  de  pond.  et  mens.  70  «  conglus. 

chydaeus  x^Jalog,  gemein  (Dattelart),  Plin.  43.  46:  »-os  appellavit  Judaea«. 

chylisma  ;fi)Ä«x^a,  Pflanzensaft,  Scribon.  23  =  sucus.  [271  A.] 


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384  Griechis€his  Wörter 

chylus  xv^og,  id.,  Vegel.  5.  37  =  sucus.  [ili  A.] 

chymus  xv^iog^  Flüssigkeit  des  Magens,  Ser.  Samm.  48.  900. 

chymiatus,  Pltn.  Val.  2.  48. 
chytropus  xvxQOTtavg^  Kohlengefäfs  mit  Füfsen,  Lev.  44.  35  Vulg.  [476.1 
cibdelus  ^ilßdrjXog,  Vitr.  8.  3.  6  Sehn.  =  fallax. 

ciborium   ycißioQiop,    Becherart,   Fi^chtgehäuse  der  ägyptischen  Bohne,  Hör.  c. 
2.  7.  22.  it.  ciborio,  fr.  ciboire.   [478.] 

ciboria. 
eieoum  x/xxog,   Obstkern,  Plaut.  Rud.  580  F.   [25.  433  A.] 
Cichorium    hvxwqlov,    Endivie,  Cichorium  intybus  L.,    Plin.  20.  73;  49.  <29: 
»erraticuro  inlubum,  quod  in  Aegypto  -iura  vocant«.  it.  cicoria.  [37.  i45.] 
cichoreum  xix(oQ£tov,  id.,  Hor.  carm.  4.  34.  46. 
cici  x/x^    Wunderbaum,  ricinus  communis  L.,   Gels.  5.  24.  3  =  croton.  [54. 

66.  445.] 
cicinus  ycUivog,  vom  Wunderbaum,  Gels.  5.  24.  3.  [492.] 
cicis  xi^x/g,   Gallapfel,  Plin.  Val.  2.  28. 

cicida    xi^xeV  :  zizuea»    ztzuga   Loewc  prodr.  p.  418.   Cod.  Amplon.^  p.  335.9; 
387.  2. 
cicuma  ycmv^it],  xUvjAog,  Paul.  Diac.  384.  4   =  avis  noctua.   [407.] 
cidaris  Ttldagig,  Barett,  Gurt.  3.  3.  49.   [484.] 

cidar,  Auct.  itin.  Alex.  Mag.  26.     cidara  Ott  Jahrb.  f.  Phil.  4  874.  787. 

cü(l)ibantum  TcdUßag,  Mafs,  Varr.  1.  1.  5.  424,  vgl.  cilliba.   [44.  477.^ 
oilicium  xcUxiov,  runder  Schenktisch,  Sisenn.  hist.  1.  IV  b.  Nou.  p.  94.  [<83.j 

ciliciarius,  Orell.  4462.  cilicinus.  ciliciolum. 
cilliba  ycdUßag,  runder  Speisetisch.  Varr.  1.  1.  5.  448.   [477.] 
cillus  x/XAop,  Esel,  Flor.  3.  5.  30  H.,  cf.  hemicillus. 
ciloter  ;ftAwr/J^,  Futtersack,  Nov.  com.  35,  vgl.  chilotrum.   [49.] 
cimeliarcha  xeii^irjktaQxrig,  Schatzaufseher,  doA.  Just.  7.72;  40.2.   [3i2. 
cimeliarchium  7i€tiiir]XiaQxelov,  Schatz,  God.  Jusl.  7.  72;   40.  2.  [342. 3i3.^ 
cimussa  (I)  tjjifjv&ioy,  Bleiweifs,  gloss.  Labb.   [40  A.] 
cinaedias  xcvaidlag,  Edelsteinart,  Plin.  37.  453.   [55.  463  A.] 
cinaedologus  xiyaidoXoyos,  Schmuizfinky  Varr.  b.  Non.  fr.  56.  30  coniect.  v.  Tumebe. 
cinaeduB   nlvaidog,    unnatürlicher  Wollüstling,    Plaut.  Men.  544  R.    C.  1.  L. 

2.  44;  4.  4802.   [449.  309.] 
cinaedicus.  cinaedulus. 
cinara   TicvctQa,    Artischocke,    Cynara  scolymus  L.,    GoL  40.  235  =  Carduus. 

[64.  442.] 
cinaris  *Y.LvaQLg ,  unbekannte  Pflanze ^  Plin.  8.  4  04.   [64.] 
cinifcs  a%vi7teg,  stechende  Insektenart,  Augustin.  trin.  3.  7  =  scinifes.  [40. 
cinnabari    mwaßagi,    Drachenblut  (Harz  von  dracaena  draco  L.),   Lucil.  ine. 

438  M.  it.  cinabro,  fr.  cinabre.   [54.  64.  66.   455  A.  459  A.  233.  286.; 
cinnabaris  y^cwaßagcg,  id.,  Plin.   43.  7. 
cinnamolgus  *y,Lvva^oXöyog,  indischer  Vogel,  Plin.  40.  97. 
cinnamominus  yLivvafiio^ivog,  aus  Zimt,  Plin.  43.  45.   [492.] 
cinnamomum  nLwafiufiov,   Zimt,   laurus  cinnamomum   L.,   Gels.  5.  4.  4.   it* 

cinnamomo.   [444  A.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  385 

cinnanioma. 
oiimamum  ytivvafiov,  iiL,  Plaut.  Cure.   400.   [65.  144. i 

cinnameus. 
cinyra  Yuvvqa^  Saiteninstrument,  i.  Macc.   4.  54  Vulg. 
ciosmis  *xioa/Äi^,  Salbeiart,  salvia  L.,  Apul.  herb.  101.  acc:  -in  <=  salvia.  [151  A.] 
circaoa  y.iQAaia,  Hexenkraut^  Plin.  27.  60.   [i48.1 
circaeon    *xiQxaloy,    Alraun,    atropa  mandragora   L.    oder  asciepias  nigra,    Plin.   25,  147: 

»mandragoram  alii  -on  vocant«. 
circos  xiQKogy  Edelsteinart,  Plin.  37.  153.   [163  A.j 
ciris  xelQii;,  Meervogel,  Ovid.  inet.  8.  151. 
cirris  Tti^^ig,  gelblicher  Seefisch,   Plin.  Val.  5.  26. 
cirsion  yAqoiov,  Distelart,  Plin.  27.  61.   [148.] 
cissanthemos    vLiaadrd^mo(^^  Suubrolart,  Plin.   25.  116:    »altera  cyclaminos 

cognomine  -os«. 
cissaros  '^xiaauQog^    Goldblume t   chryanthemum  leucantbemuin  L.  ;?j,    Apul.  herb.   17  = 

Chrysanthemum, 
cission  xtaaioy,  Epheuartj  Apul.  herb.  98  =  hedera.   [151  A.] 
cissilis  TLiaalTig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  188.    [43,] 
cissos  yuaaog,  Epheuart,  hedera  hclix  L,,  Plin.   16.152:    »oh  id  vocata  -os« 

=  hedera.   [148.] 
cissybium  yLiaavßiov,  Becher  aus  Epheuholz,  Macrob.  sat.  5.  21.   11.   [175.] 
eist»  Tilarrj,  Att.  trag.  528.  d.  Kiste.   [199.] 

cislula,  Plaut.  Amph.  420.  778  Fl.,  cislella,  cistellula,  cisterna,  cistifer,  cisterninus, 
Cistcllaria,  cistellatrix,  cistarius  Ilenzen  6374. 
cislhos  yLlad^og,  Cistusstrauch,   cistus  crelicus  L.,    Plin.  24.  81  :    »Graeci  -on 

appellant  fruticcm  roaiorem  thytno«.  it.  eiste.   [145.] 
cistophoros  marocpoQog,  asiatische  Münze,  Cic.  ad  Att.  2.  6.  2  =  cistifer. 

[220.] 
eithara    ^t^dga,    Zither,    Lucr.  2.  28.    it.  cetara,  pr.  cidra,  afr.  citole.    [61. 

65.  289.  291.] 
citharicen. 
citharista  Tii&aQiari^g,  Zither  Spieler,  Cic.  Verr.  11.  1.  20.  53.  [46.  291.] 
citharistria  yLid-aQiarqia,  Zither  Spielerin,  Ter.  Phorm.  82.  [47.  291.] 
citharizo  Kid^agl^w,  die  Zither  spielen,  Nep.  Epam.  1.  2.   [24.] 
citharoeda  ytid'aQ(i)d6g,  Zither  Spieler  in,  Orell .  261 1 . 
citharoedicus  yi&aQ(i)dc^6g,  zum  Zitherspiel  gehörig,  Plin.  7.  204. 
citharoedus  yLi&aqtpdog,  Zithersänger,  Cic.  pr.  Mur.  13.29.   [37.  291.] 
citharus  Til&aQog,  Schollenart,  Plin.  32.  146.  [119.] 
citrus    yciÖQog,    Lebensbaum,  thuia  orienlalis  L.,    Citronenbaum,    citrus  medica 

L,,  Cat.  or.  p.  55.  10.  Pallad.  4.  10.  11.  it.  cedro,  sp.  cidro.   [84.  139  A. 

207.] 

citrago.  citreago.  citratus.  citretum.  citreus.   [192.]  citrium.  citrosus.  citrum. 

clatri  Tikfj&Qa.  der.  nk^&Qa,  Gitter,  Cat.  r.  r.  4.  C.  I.  L.  3.  2072.   [17.  197.] 

clatratus,  Plaut.  Mil.  879  R.  C.  I.  L.  1.  577.  2.  clatrare. 
Giema  xXrj/na,  Plin.  27.  118  «=  polygonos.  »nos  sanguinariam«.  [150.] 
clematis  xXrjfjiaxis,   Wintergrün,  vinca  minor  L.,  Plin.  24.  84:  »aliqui -ida  appellaverunt«; 
24.  138:  Mcentunculum  vocant  nostrt,  Graeci  -em«.  [148.] 
Weise,  Oriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  25 


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386  Griechische  Wörter 

de  in  a  litis  'Kkrj(,taTiTig,  gern,    Waldtrbe,  cleniatis  vitalba  L.,  Apul.  herb.  <9. 

it.  clematitide. 
cleonia  xXetoyin,  Gamander,  Theod.  Prise.  4.  1   =  helenium.  [154  A.J 
cleonicon  ^xXeoyixoy,  Pflansenart,  cUnopodtum  L.,  Plin.  24.  137  Sill.l  »cltnopodium  alii 
cleopiceton  ^xXeonixr^joy,  id.,  Plin.  24.  137  Jan.  j   -on,  alii  lopyron- 

tion,  alii  ocimoides  appellant«.   [148.] 
olepsydra   /.leipvöqa  ^    Wasseruhr^    Cic.  d.  or.  3.  J4.  138,  vgl.  Plin.  7.215. 

[\\,  252.J 

clepsydrarius,  Oreil.  inscr.  4150. 
clepta  xXinjrjg,  Plaut.  Truc.  106  =  für.   [46.  310.] 

cleptare. 
cleruB  xAr;(>oc,\  Geistlichkeit,  Tertull.  raonog.  i2.  C.  I.  L.  5.  2305.  8738.    319. 
olerious    yikrjQrAogf    Geistlicher,    llieron.  ep.  60.  10.    C.  1.  L.    5.  7105.   cell 

cloireg,  cloarec,  ags.  cleric,  clerc,  afr.  clerc.   [31 9. J 
cicricalis.  clericalus. 
ciibaiiites  y.kiiiavivr^g,  in  der  Pfanne  (jebacken^  Plin.  Val.  5.  30. 
olibanuB  Tikiliavog,  Brotpfanne,   Gels.  3.  17.   [61.   169.   176.] 

clibanarlus,  C.  I.  L.  4.  677.  clibanicius.   [169.  202.  823.] 
ciidion  xAc/d^or,  Kehle,  Plin.  9.  48. 

ciiduchus  xXbiSovxo!;,  Schlüsseliräger,  Plin.  34.  54.  (Statue.)   [277.] 
clima  %kL(ia^  Feldmafs;  Klima,  Col,  5.  1.  5.  Vitr.  6.  21   griech.    it.  clima  = 

coelum,  inclinatio  coeli.   [61.  218.  248  A.J 
clima  eis  xkifiayclg,  kleine  Treppe,  Vitr.  271.  1.    gen:  -os,  acc:  -a.    248  A. 

283  A.] 
climacter  xAe^caxrij^,    Wechseljahr,  Plin.  7.  161:  »quam -as  appellanl«.  ^47. 
climactericus  xkifiaytrrjQciiog,  zum   Wechseljahr  gehörig,  Plin.  ep.  2.  20. 4. 
climatiae    ^ktixaTiat,    Erderschütterungen,    Amm.    17.  7.  13  =  epiciintae. 

[258  A.] 
climax  yLklfia^,  Lucil.  9  fr.  34  M.  =  ascensus,  gradatio.   j^50.  237.| 
cline  viklvri,  Polster,  Lucil.  30.  40  M.  Orell.  1892  =  pulvinar. 

clineus,  Not.  Bern.  25.  76. 
clinice  ximxjj,  Klinik,  Plin.  29.  4.   [268  A.] 
olinicuB  %kivv%6g,  Kliniker,  Martial.   1.30.  Orell.  2983.   [268  A.j 
clinocalhcdrion    "^HkivoTcax^^iÖQcov ,    Katheterart,    Not.    Tir.    p.  164  Grul. 

Schmilz  p.  275.  cliothedrura,  Not.  Bern.  35.  115.   [86.; 
clinopale  *xXiyo7tdXtj,  Suet.  Domit.  22:  »assiduitatem  concubitus  -en  vocabat.*  .85. 309A. 
clinopodium  ytkivoTtodiov,   Pflanzenart,  clinopodium  L.,  Plin.  24.  137,  vgl. 

cleopiceton.   [178.] 
ül in  opus  xXivonovg,  Lucil.  1.  43  M.  »  lecti  pes.  [199  A.] 
clonos   *xX6vog,    Gifthahnenfufs ,    ranunculus   sceleralus    L.,    Apul.   herb.  8  =»  scelerata 

[151  A.] 
clucidatus  yXvxiddeiy,  versüfst,  Naev.  b.  Varr.  I.  I.  7.  107  =  suavis.  [84.] 
cluciare  yXvxiCeiy,  versüfsen,  Apic.  4.  162. 
clybatis  xXvßaiig,  Rebhühnerkraut,  parietaria  officinalis  I.,  Apul.  herb.  81  =  hchlne  = 

parietaria,  perdicalis.  [151  A.] 
clymenus  yckv^uvog,  Feldringelblume,  Calendula  arvensis  L.  (?),  Plin.  25.  TO. 

■148.] 
olysmuB  ^kvafiog,  Klystier,  Scribon.  155  =  lotio.   [272.] 
clyBter  xkvarr^Q,  id„  Gels.  7.  27  =  lotio.   [47.  272.] 


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IN  DBR  LATBINISCHBN  SPRAGHB.  387 

clysterium  /JAfaTrjQWP,  KlystieVy  Scribon.   H4.    272/ 

clysterizo  yckvaTrjQiuo,  Klystier  setzen^  Cael.  Aur.  acut.  3.  4.   [24.1 

cnason  *y.paaiov,  cf.  ycvfjaTig.  Paul.  Diac.  p.  52.  i7.   [53.] 

cnecos  xytjy.og,  Safflor,  carthamus  linclorius  L.,  Col.  7.  8.  1.  onicos,  Scribon. 

135.   [145.] 
ciicmis  'Avifif-dg^    Versende^  Mall.  Theod.  d.  inetr.  4.  12. 
cneoron  vLvitoqov^  Kellerhals,  daphne  gnidium  L.,  Plin.  13.  114.    it.  cneoro 

=  thymelaea.   [146.1 
eil  cp  hos  um    xWf/)a4,»,    Paul.   Diac.    p.  51.9:    »cnephosuni   aniiqui  dicebant 

tenebricosuni ;   Graeci  enira  Y,vi(pag  appellant  obscurunia. 
cnestron    TLvriaxqov^    Kellerhals ^    daphne   gnidium  L.,    Plin.  13.  104:   »alii 

chamaelaean,    alii    pyros    achnen    vocant«   =  cneorum.     (al.  1.    cnestor.) 

[146.] 
cnide  xpldr^j  Meernesselj  Plin.  32.  146:  »quam  nos  urtlcam  vocamus«.   [119.] 
cnidinus    y.vldivogj    von  Meernesseln y    Plin.   15.30:    »quod   -um   appellant«. 

[63.  192.] 
c'nisa  xyiaaa,  Arnub.  7.  3  =  nidor,  odor.  [32.] 

cnodax  yvioda^^  Kegelzapfen,  Vitr.  250.  7.  acc:  -as.   [40.  259  A.] 
cobion  ^xcißioy,    Wolfsmilchsart,   Plin.  26.71:   »tithymalli  genus  dendroides   cognominanl, 

alii  cobion,  alii  leptophylionn.   [151.] 
cocoinus  lioxytivog,    schar  lach  f arbig ,  Petr.  sat.  28.    it.  cocciniglia,  sp.  cochi- 

nilla,  fr.  Cochenille.   [63.] 
coccineus.  coccinatus. 
coccum  (us)  xoxxog,  Schar  lach  färbe,  coccus  ilicis  L.,  Hör.  sat.  2.  6  102.  cell. 

coch.   [25.  66.  205.1 
coccygia  ycozzvyea,  Sumachart,  rhus  cotinus  L.,  Plin.  13.  121. 
coccymelum  xoxxvfArjXoVf  Cloat.  b.  Macr.  sat.  2.  15.  2  b=  prununi. 
coccyx  xoxxt;|,  Plin.  10.  25.  d.  Kuckuck  =  cuculus.  [51.] 
cochlacae   ytox^y^sg,    Flufskiesel ,    Paul.    Diac.    39.  7  =  lapides   marin i  vcl 

fluminaies,  vgl.  Cochleae,  Cael.  Aur.  chron.  4.  3.  57.  [51.] 
Cochlea  (coculea)  TLOxklag,  Schnecke,  helix  pomatia  L.,  ^Plaut.  Poen.  523.    Ed. 

Dio.  6.  46:  cuchlia.  [42.  55.  120  A.  176.  259.] 

cochlear   fit.  cucchiajo,    sp.  cucharu).   cochlearium.  cochleatim.  cochleatus.  coch- 
leola. 
cochlis  xo;cA/g,  Edelsteinart,  Plin.  37.  193. 

coch  los  x6/Xof,  Schnecke,  Plin.  32.  147.  nom.  pl :  -oe  =  Cochlea.  [H9.] 
codia  xddeia,  Mohnkopf,  Isid.  or.  4.  9.  9. 
coeliacus  ytodiaytog,  den  Unterleib  betreffend,  Cat.  r.  r.  125.  Plin.  20.  201: 

»quas  vocant  -as<(  =  ventriculosus.  ^269.] 
coelioticus  xoihiOTiyLog,  magenreinigend,  Cael.  Aur.  chron.  1.  5.  174.  [272.] 
coemeteriuin   y:oi^r]TriQioy ,  Gottesacker,   Tertull.  anim.  51.     it.  cimeterio,  fr. 

cimetidre.   [47.  308  A.] 
ooenobium  Aoivoßtov,  Klostei^  Hieron.  ep.  22.  36.  Mur.  1940.  7.  [320.] 

coenobita.  [320.] 
coenolexia  xotyoXe^la,  gern,  Ausdruck,  Serv.  Verg.  Aen.  8.  31. 
coenomyia  y.vvof^ivia,  gern.  Fliege,  Ital.  Psalm.  77.  45,  cf.  cynomyia. 
coenon  'koivov,  Augensalbe^  Orell.  4234  =  commune.   [271  A.] 
coenotes  xoivoxris,  Analogie,  Rutil.  Lup.  d.  (ig.  sent.  1.9.  [238  A.] 

25» 


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388  GniECHiscRK  Wörter 

coenoteta  xoiy6rr,s^  Cael.  Aur.  acut.  3.  16.  136  =  coenotes. 

coillum  xotAo*',  iiiscr.  bei  Tert.  d.  spect.  5  =  pars  inlerior  aedium. 

CO  ix   /o/^,    Sagopalme^    hyphaena  coriacea  Gaerl.  oder  sagus  farinifera  Law., 

PliD.  i3.  47.  Mayb.  u.  Dell,  coccas.   [66.  436  A.] 
colapbizo  Kolaq^l^to,  ohrfeigen,  Terlull.  d.  fug.  et  pers.  c.  2.   !2i.' 
colaphus  y.6lacpog,  Ohrfeige^   Plaut.  Pers.  293  R.  it.  eolpo,   fr.  coup.  '^311). 
Colchicum  yLolx^ytoVj  Zeitlose^  Colchicum  autunmale  L.,  Piin.  28.  <29. 
c  0 1  e  f  i  u  m  ,  c  o  I  a  c  p  i  u  m  y.cülrjfpiop,  Hüftbein ,  Pelr.  70 .  2 . 
colias  Tinliag,   Thunfischarl,  Plin.  32.  146.    [55.   416  A.   119] 
colice  xwA/x»/,   Mittel  gegen  Kolik,  Gels.  5.  25.  12. 
colicus  xiühyiog,  von  Kolik,   Plin.  20.  122. 
collema  yiokXrjfia,   Papierbogen,  Marl.  Cap.  3.  225.   [48.] 
colielicus  KollrjvrKOi;,  zum  Zusammenleimen  dienlich^  Veget.  2.  \^.i. 
coli  et  is  *7Lollrixlg,   Pflanzenart,  Apul.  herb.  3. 
CO  11  yb isla  xoXXvßiatri^,  Hieron.  Matlh.  21.  12  =  argcntarius,  nummularius. 
coUybuB  ytokkvßog,  Agio,  Cic.  Verr.  3.  78.  181.   [222.^ 
collyra  yioXkvQa,  grobes  Brot,  Plaut.  Pers.  92.   [170.] 
collyricus  yiollvQCTiog,  zum  groben  Brot  gehörig,  Plaut.  Pers.  95. 
collyris  ytollvQig,  Brötchen;  Kopfschmuck,  Tertull.  cult.  fem.  7.  [119.^ 

coliyrida,  Vulg.  2.  Sam.  6.  19. 
collyrium  ytollvQtop,  Augensalbe,  Hör.  sat.   1.  5.30.    [192.  271.] 
colobathron  xutXoßtt&Qoy,  Not.  Tir.  p.  174  Grat.  =  perlicac  ligneae. 

colobathrarius,  Non.  115.  20. 
coiobicus  xoXoßixo^j  Jul.  Firm,  inath.  3.  14  =  mulilus,  cf.  colobos. 
colobium  xoXoßioy^  Unterkleid,  Serv.  Verg.  Aen.  9.616.   [181.] 

colobum. 
colobos  xoXoßof,  verstümmelt.  Mall.  Theod.  d,  melr.  7  =  catalectus. 
oolocasia  -AoloyLaala,  indische  Wasserrose,  nymphaea  Nelumbo  L.,  Col.8.15J. 
[U5.] 

colocasium,  Verg.  ecl.  4.  20. 
colocynthis  yLolo-AwMg,    Koloquinte,  cucumis  colocynthis  L,,  Plin.  20.  ii; 

»-is  vocatunc. 
Colon,  oolum  yLwkov  Grimmdarm,  Darmschmerz,  Plin.  11.  202;  26.  9  =  tor- 
mina  (med.).   [270.] 

colus,  Ser.  Samm.  31.  579. 
oolophonia  Kolocpiovla,  Kolophonium,  Scribon.  comp.  137.   [291  A.] 
colophon   y,olo(pcl>v,    Gipfel,  Paul.  Diac.  p.  37.  14:  »-on  dixerunt,  cum  ali- 
quid finitum  significaretur«. 
colophonium  ycoloq^iivwv,  Medikament,  Not.  Tir.  p.  160  Grul. 
colosseus;   colossaeus  xoloaaalog  riesengrofs,    Plin.  34.  39:  »statuaruDi. 

quas  -as  vocanl«. 
colossiaeus  ytoloaaialog,  id,,  Plin.  36.  26. 
colossicos  xoXoatsixog,  id.,  Vitr.  50.  3.  colossicoleros,  Vitr.  4.  3. 
colossus  yLoXoaaog^  Kolofs,  Plin.  34.  41.  acc:  -on. 
colotes  ynüXtorrig,  Eidechsenart,  Plin.  9.  86. 

coluri  xoXov^oi,  Zirkel  an  der  Himmelskugel,  Macrob.  somn.  Scip.  1.  15.  14. 
colutea  xolvrea,  xoloiTia,  xokovria,  Früchte  des  Linsenbaums,  colulea  arbo- 
rescens  L.,  Plaut.  Pers.  87. 


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IN  DBR  LATBINISCHBN  SpRAGHR.  389 

coluthia  nolov&ia,  Purpurschneckenart,  Plin.  32.84:  »muricum  generis  sunt, 

quae  vocant  Graeci  coluthia,  alii  coryphia.   [119.] 
colyma  xtaXvfja,  Hindernis,  Pomp,  comment.  p.  477.  48  K.  =:  impedimentum. 
colymbas  Kokvfißdg,  eingemacht^  Gol.   12.  47.8.   [44.  133  A.] 
colymbus  xoXvfißo^,  Schwimmanstalt,  Prud.  neQ.  aietp.  42.36. 
colyphia  ytiolvcpta,  Hüften stückcheti,   Plaut.  Fers.  92. 
ooma  xöfo;,  Haar,  Enn.  ann.  352.  it.  chion)a.   [41  ] 

comatus,  C.  I.  L.  4.  36  (tit.  Scip.  Asiag.),    vgl.  como,    comatorius,   comosus,   co- 
mula,  bicomis. 
comacum    ycioftaxoVj    Zimtart  ^    Plin.  12.  135:    »quod  -um  appellanta.     [51. 

61.  144.] 
comarchu.s  xtofjagxog,  Plaut.  Cure.  286  es  pagi  magister.  [344.] 

Cornaron   xofdaqoy ,    Frucht  des   Erdbeerbaums,   arbutus  unedo  L.,    Plin.  4  5.  99:   »duobus 
hoc  nominibus  appellant  Graeci  -on  et  memaecylon«.  [64.] 
comarus,  Mai  cl.  auct.  VI  p.  509  a. 
come  KOfir],  Bocksbart,  Plin.  21.  89  :  »come  quae  ab  aliis  tragopogon  vocatunc. 

[146.] 
cometes  xo(.iriTrjg,  Komet,    Cic,  d.  nat.  deor.  2.  5.    Plin.  2.  89:    »-as  Graeci 
vocant,  nostri  crinitasa.   [248.] 
conoeta,  Sen.  Oct.  932. 
oomiouB  xc(ijU£xo^,  komisch^  Plaut.  Poen.  588.  Grut.  inscr.   1089.  6.   [294.] 

comice. 
oomisBor  xio^aCu),  umherschwelgen,  Plaut.  Most.  317.   [23.   169.] 

comissator.  comissatio.  comissabundus.  comissaliter. 
comma  xofi^a,  Periodenabschnitt,  Quint.  inst.  1.  8.  6.  griech.  b.  Cic.  =  in- 

cisum.   [48.] 
commagene  "^'xoiifiayrjrrj,  Plin.  29.  55  =  nardus  Syriaca. 

commagenum. 
commaticus  xofXfjiaTixog,  in  kurzen  Abschnitten  abgefafst,  Sidon.  ep.  4.  3. 

commatice. 
conimosis  xoju/iwaeg,  Gummigrund,  Plin.   11.  16.   [123.] 
como  yiofiaio,  mit  Haaren  bekleiden,  Tert.  pall.  3.  coraans,  Verg.  ge.  4.  122. 

[30.] 
comoedia  %m(i(^dla,  Komödie,  Plaut.  Pseud.   1081.   [37.  294.] 
comoediouB  yLiü^q}3iyi6g,  zur  Komödie  gehörig,  Fulg.  myth.  1  praef.  p.  2  ed.  M, 

comoedice,  Plaut.  Mil.  24  3. 
c  omoediographus  xojfn^dioyqdtpof^  Prob,  caihol.  38.  47  K.  s  comoediarum  scriptor. 
comoedus   ytoji^ipdog,    Komiker,   Cic.  Rose.  com.  11.    C.  I.  L.  3.  375.    Henz. 
6185.   [294.] 

comoedissarc,  Iren.  2.  4  4.  4. 
coinopoUs  xtofÄonoXig,   Dorfstadt,  Marc.  Emp.  4. 

eompsissume    yLOfiipojg ,    höchst  schlau,    Plaut.  IMil.  glor.  941.   nach  Hertz 

Prise.  2.  59. 
concha  y^oyx^j,  Muschel,  Plaut.  Rud.  297.    it.  cocca,  sp.  coca,  afr.  coque. 

conca,  C.  I.  L.   5.  5504.  [4  9.  4  4  6.] 

conchatus.  concheus.  conchula. 
conchis  xoy^öS»  Bohnenart,  Mari,  13.7.  »cunchin  vetustissimia  Prise.  1.35K. 

conchicia.  conchiclatus. 
conchila  xoy;c/riyg,  Muschel  Sammler,  Plaut.  Rud.  310.   [46.] 


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390  Griechische  Wörter 

conchyUum  xoyxv^'^oVj  Schaltie^',  Lucr.  6.  4072.    it.  coc<;higlia,    fr.  coquille. 
[410.] 

conchyltatus,   Plaut.  Pseud.  147  R.    [180  A.  204.]    conchyltlegulus.    conchyliarius, 
C.   I.  L.  3.  2115.  Henz.  7226.   [202.] 

condalium  xovdvhoVj  Ring^  Plaut.  Trin.  4  014  =  anulus.   [189.] 

oondoluB  ytovövlog^  id.,  Paul.  Diac.  p.  38.  14  =  anulus.   [189.] 

condy  xoydv,  Pokal,  Ital.  Genes.  44.  2. 

Condyloma  ytovdvlw^ia,  Feigwarze,  Gels.  6.18.8.   [48.  271.] 

condylus  TLOvdvkog,  Rohr  zur  Rohrpfeife,  Mart.  5.  78.  30. 

conger  yoyygog,  Meeraal,  Plaut.  Mil.  gl.  760  R.  it.  gongro,  grdngo,  fr.  congre. 

gonger,  Ter.  Ad.  377.   [56.  69.  84.  85.   114.] 
conicus  yctjvixog,  kegelfiirmig,  Vitr.  236.  22. 
conila  siehe  cunila. 

conisterium  yLoviavrjQiop,  Staubplatz  der  Palästra,  Vitr.  127.  15.   [47.  298. 
conitum  zovig,  Paul.  Diac.  p.  40.  8:  »genus  libaminis,  quod  ex  farina  con- 

spersa  faciebant«. 
conium  xtayeioy,  giftiger  Wasserschierling,  cicuta  virosa  L.,   Ambros.  hexaem.  3.  9  =  cl- 

cula.  [151  A.] 
conoides  xtayoeidr^c,  kegelförmig,  Chaicid.  p.  90.  [49.1 
conopeum  ^wpcjiteiov ,    Himmelbett,    Varr.  r.  r.  2.  10.  8.     it.  canope,  sp.fr. 

canapö.  [199.] 

conopKum,  Prop.  4.  10.  45  M. 
contomonobolon  *7LOVTO(.Lov6ßoXov,  Springen  mit  der  Stange,  Cod.  Jusl.  3. 

43.  3.   [86.] 
contuB   y^ovTog,    Stange  als  Schiffsgerät,   Verg.  Aen.  5.  208.     sp.  gonzo,  pg. 

gonce.   [74.  212.  323.] 

contarius,  Grut.  inscr.  40.  2.  contatus.  percontari  Plaut.  Bacch.  489. 
ooinis  Tcdwog,  Kegel,  Lucr.  4.  427  B.  [63.  252.  255.] 

conula  (?)  conifer.  coniger, 
conyza  y^ow^a,  Flohkraut,  inula  pulicaria  L.,  Plin.  19.  165.   [148.] 
oophinuB  TLocpivog,  Korb,  Col.   11.  3.  51.     it.  cöfano,    sp.  pr.  cofre;   sp.  cun- 

bano,  sp.  pr.  cofin,  fr.  coffin.   [33.  63.  199.] 
copiata  xoniaxrjg,  Totengräber,  Cod.  Theod.  7.  20.  12. 
copis  TtOTtlg,   Yatagan,  Gurt.  8.  14.  29.   [43.] 
copodis  xoTTwcf^r,  ermüdend,  Orib.  Bern.  18.  29. 
coppa  xonna,  griechischer  Buchstabe,  Terent.  Scaur.  16.  3  K.  [225  A.] 
coprea  ytOTtgiag,  schmutziger  Possenreifser,    Suet.  Tib.  61,     vgl.  Copreanus. 

[55.  310.] 
copta  TLOTtTYi,  Stofskuchen^  Mart.  14.  68.   [170.] 

coptoplacenta,  Petr.  40.  4. 
cora  xo^rj^  Orell.  2361  =  virgo,  puella. 

coracesia  *xoQaxr^aia,  unbek.  Kraut,  Plin.  24.  156  D.  [147.] 
coracinus  xoqaxivog,  Vitr.  198.  14  =  niger. 

coracinus  KOQaycivog,  Plin.  5.21.  d.  Karausche.   [117.   H9.] 
corallinus  -Äogallivog,  Korallenart,  Poet,  in  anthol.  Lat.  989.  13  M. 
corallis  AogalUg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  153.   [43.   162.1 
oorallium  y,oQdkhoy,  rote  Koralle,  corallium  rubrum  Lam.,  Ov.  mel.  15.  i<ß- 

[116.1 


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m  DER  LATEI?fISCHEN  SPRACHE.  391 

curalium  xovqaXioy,  id.,  Lucr.  2.  805.   [H6.] 
corallum.  corallius. 
coralloachates  ycoQalloaxoiTtjg,  Korallachat^  Plin.  37.  i39.   [i61.] 
coramble  xoga^ßh],  Kohlart,  Gol.   iO.  478.   [142.] 
corax  xo^a^,  Vitr.  275.  i%  =  corvus.   [50.  64.   MO.  349.] 

coracino.  coracicus,  Orell.  2343. 
corchoros  xoqxoqo^ ,  Gauchheil,   corchorus  olitorius  L.,   Plin.  25.  144:   »anagallida  aliqui 

-on  vocant«.  [146.] 
cordax  xdgda^,  griechischer  Chortanz ^  Cic.  or.  57.  193.   [50.  294.] 
cordyla  7iOQdv).rjj  junge  Thunfischbrutj  Plin.  9.  47.   [416  A.   119.] 
coriandrum    ycoQlavvov,    Koriander^    coriaudrum  sativum  L.,    Plaut.  Pseud. 

814  R.  it.  coriandro,  coriandolo,  sp.  culaniro.   [140.] 
coriandrus,  Cal.  r.  r.  157.  6.  coriandratum.  coliandrum. 
corissum  *x6Qiüaoy,  Feldcypresse,  Plin.  26.  85  =  chamaepitys,  vgl.  hypericon.  [148.] 
corocottas,  siehe  crocottas. 
coronis  xopwWg,  Schlufsschnörkelj   Mart.   10.  1.  1.     it.  cornice,    fr.  corniche 

=  corolla.   [226.]    ' 
coronopus   -KOQUßvoTtovg,   KrühenfufSj    plantago  coronopus  L.,    Plin.  21.99: 

»quam  -um  vocant«.  it.  coronopo. 
corsa  ytoga^,   Thürbinde,  Vitr.  98.2.   [281.] 
eorsoides  ycoQaosidrjgj  Edelsteinart,  Plin.  37.  153,   [49.   1'63  A.] 
corybantes  Kogvßavteg,  Kybelepriester,  Hör.  c.  1.  16.  8.   [318.] 
eoryceiun  ytioQVTLBlav,  Ort  zw  Sackvbungen,  Vitr.  127.  15.   [298.  302.] 
corycomachia   MOQV^Of.iaxia ,    Übung  am  Korykus ,    Cic.    Phil.    13.   12.  26. 

[302.] 
corydalus  xoQvdalog,  Kuppenlerche,  Serv.  Verg.  ecl.  2.  1.   [61.   110  A.] 
corymbia  ycoQVfißla,  Ferulaart,  Plin.   19.  175.  »-an  hanc  vocant«. 
corymbion  KOQVfißiOP,  Haarfrisur,  Petron.  110.  1  =  nidus.   [187.] 

corymbiatus. 
corymbites  xoQVfißhrjc,   Wolfsmilchsart,  Plin.  26.  70:  »tithymalli  genus,  vgl.  plalyphyllon. 
■454.] 

oorymbiiB  yioQv^ßog,  Blütenstaub;  Schiffsknauf,  Verg.  ecl.  3.39.   [212  A.] 

corymbifer. 
coryphaeus  Y.oqv(palog,  Cic.  d.  nal.  deor.   1.  21.  59  =  princeps.   [55.] 
coryphia  *7icoQvcpia,  Purpurschneckenart,  Plin.  32.  147.   [119.] 
oorytuB  ycjQVTog,  Köcher ^  Verg.  Aen.  10.  169.  sp.  goldre,  pg.  coldre.  acc:  -on. 

[84.  323  A.] 
coryza  -KOQvta,  Schnupfen,  Cael.  Aur.  acut.  2.  17.  101  =  destillatio,  pituita. 

[270.1 
coscinomantia  ycoayiivo/iavteia,   Weissagung  aus  dem  Siebe,    August,  tom. 

5  p.  426. 
cosraetes  ycoafirjTrjg,   Garderobier,  Juven.  6.  477. 

cosmetorium  xoaiirjVQop,  kosmetisches  Mittel,  S.  Placit.  d.  med.  31.  11. 
cosmicos  xoGfAixog,   Weltbürger,  Marl.  7.  41   =  mundanus. 
cosmoe  xoGfxoi,  Staatsbehörde  der  Kretenser,  Cic.  d.  rep.  2.  33.  58.  [39.] 
cosnnographia  Koaf,ioyQa(pla,   Weltbeschreibung,  Cassiod.  div.  lect.  25. 

cosmographus  7ioauoyQa(pog,   Weltbeschreiher,  Itfythogr.  Lat.  3.  0.35. 
coss>phus  xoaavffos,  Amsel,  Plin.  Val.  5.  26  a=  mcrula. 


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392  Griechische  Wörter 

costamomum  '^oarauio^ov,   Gewürzpflanze,  Mart.  dig.  39.  4.  46.7.  [UiA. 

151  A.] 
coBtum  'AooTogj  KostwurZy  costus  arabicus  L,{i)y  Hör.  od.  3.  1.  44.  [Uo.] 

costus,  Lucan.  9.  917. 
cot  hon  Titü&cjVj    innerer  Hafen,    Paul.  Diac.  p.  37.  9.  Auet.  bell.  Afp.  62.5. 
oothurnufl    -Aod'OQvog,    Kothurn,    Liv.  Andr.  trag.  b.  Ter.  Maur.  1935.  [<86. 
293.] 

coturnus,  Orell.  6187. 
cothurnatus.  cothurnatio.  cothurnate. 
cotinus  TLOTivog,    Perückenbaum,    rhus  cotinus  L.,    PI  in.   16.  73.     it.  colino. 

scotano.   [63.] 
cotonea,   Wallwurz,  Plin.  26.  42. 

cotonia   (-ea)   y.vdcovla,    Quitte    (Frucht  von  pirus   cydonia  L.),    Cat.  r.  r.  7. 
Plin.   15.  37:  »quae  vocamus  cotonea  et  Graeci  cydonia«.  it.  cotcgDa,.  pr. 
codoing,  fr.  coing.   [36.  84.  84  A.  135  A.] 
cottabufl  Tcorraßog,  klatschender  Schlag,   Plaut.  Irin.  -1011.   [61.  310.] 

coltabius. 
cottana  'Korvava,  Feigenart,  Plin.  13.  51  :  »quas  -a  vocant«.    it.  cotogna.  [25. 

61.  65.   139. 
cotula  Korvkrj,  ein  kleines  Gefäfs,  Cat.  r.  r.  146.  1.   [219.] 
cotyledon  xoTvXrjdtap,  Nebelkraut,  cotyledon  umbilicus  L,,  Plin.  25. 159.  ^53. 
crabbatus  xQaßßarog,  niedriges  Ruhebett,  Dig.  33.  7.  20.  8  =  grabbaliis. 
crambe  TCQUfißrj,  Kohlart,  Plin.  20.  79:  »proprio  est  appellata  -ea. 
crapula  ytQaiTtdlrj,  heftiger  Rausch,  Plaut.  Pseud.  1282.  it.  crapula.  [37.  62. 
169. J 

crapulariiis.  crapulatus.  crapulatio.  crapulentus.  crapulosus. 
crataegis  xQaiatyi^,  Lieheskraut,  Plin.  i6.  99:  »in  totum  quidem  Graeci  salyrion  appeliant 

sie  et  crataegin  cognominantes  et  thelygonon  et  arrhenogonon«.  [160.] 
crataegos  i/t^aiaiyog  \  Stechpalme  oder  Elzbeerhaum,  Crataegus  tormtnalis  L  ,  Plin.  27.63- 
crataegon  x^arAi;^a>v/ »Theophrastus  arboris  genus  inlellegi  voluit  cralaegon  sive  -ona 
quam  Itali  aquifoliam  vocant«. 

crataegum,  Kern  der ^  Buchsbaumfrucht,  Plin.  16.  120:  »quod  -um  vocant*«. 
crataeogonon  -AQaTawyovov,  gern,  Flohkraut,  polygonum  persicaria  I.,  Püd. 
27.  62.   [148.] 
crataegonos. 
crater  ytQarrjQ,  Mischknig,  Gic.  Att.   2.  8.  2.  I.  R.  N.  3588.  acc:  -a,  pl. acc: 

-as.   [47.   174.] 
eratera  yiQarrjQ,  id.,  Naev.  b.  Pun.   18.  C.  I.  L.  3.  1904.   [174.] 

crelerra,  Naev.  trag.  45  Rbb. 
crateritis  TtQarrjQiTcs,  bernsteinfarb,  Hyacinth,  Plin.  37.  154.   [43.  162.- 
creagra  nQedyQa,  Fleischgabel,  Vulg.  Paral.  2.  4.  11.   [176.] 
erepida  'AQr]7rlg,   griechischer  Halbschuh,    Gatull.  98.  4.    Gell.   13.  21:   osoleas 
dixerunt  nonnumquam  voce  Graeca  crepidulas«.    [36.  43.  60  A.  74.  W. 
217. J 

crepidula,  Plaut.  Pers.  464  R.    crepido,  C.  I.  L.  5.  1887.  [288.] 
crcpidarius.  [202.]  crepidatus. 
crepis  ^grjTrlg,   id..   Pflanze,  Plin.  21.  99.   [148.] 
cretica  x^r^tixrj,  gern,   Waldrebe,  Plin.  25.  V6  ^  clematitis. 


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IX  DER  LATEINISCHKN  SPRACHE.  393 

cretice  xpiyrr/?/,  Eibisch^  Apul.  herb.  38  ==  hibiscus. 

crelicus  xQrjrrAog^    Versfufs,  Quint.  9.  4.  97.   [229.] 

crethmos  xQfjd-^uogj    Meerfenchel,    crithmum  maritimum   L.,    Plin.    25.  455. 

[U2.1 
crininus  x^ivivog,  Pomp.  dig.  34.  %.  21.  [63.  492.] 
crlnon  x^iyoy,  Plin.  21.  24:  »rubens  lilium,  quod  Graeci  -on  vocanU. 
criobolium   AQLoßoliov,    Widderopfer,    I.  R.  N.    1399.  5308.    Henz.  6041. 

:3i8.] 

crios  x^toV.  Epbem.  epigr.  III  p.  86  =  aries. 

crisimos  xQiai/nogj  kritischt  Censor.  44.  9.    n.  pl:  -oe.      Caei.  Aur. :  »quos  -os  appellantn. 

crisis  x^laig,  Sen.  ep.  83.  3.  acc:  in.  s  discrimen. 

critae  xQixaiy  Tertull.  adv.  gnosl.  S  =  iudices. 

crithologia  xQcO^oXoyla,    Amt  des  Gerstensammelns,    Cod.  Theod.  14.  27.  1. 

[312.J 
critious  x^trr/oc;,  Kunstrichter,  Cic.   fam.  9.  10.  1. 
criu    metopon  xqiov  fjiiiianoy,   Widdersiirn,  Not.  Tir.  p.  72  Kopp, 
crobylos  -Aqioßvlog,  Haarschopf,  Tertull.  virg.  vel.   10.   [187  A.] 
crocallis  xpoxorAA/t;,  Edelstein,  Plin.  37.  154. 
crocias  yiQoyiiag,  safranfarbiger  Edelstein,   Plin.  37.  191.   [55.] 
crocidismus   xQo-^idia^iog ,   Flockenlesen  der   Kranken,    Caei.   Aur.  acut.  1. 

3.  34. 
crooinus  'jiQOAipog,  aus  Safran,  Plaut.  Cure.   101.   [191.] 
crocis  TiQO'Klg,   Pflanze,  Plin.  24.  167.  acc:  -a.   [148.1 
crocodes  'AQOKiodeg,  Augensalbe,  Orell.  4233.   [271  A.] 
crocodilea  Ti^oy^odeclela,  Krokodilkot,  Plin.  28.  108. 
crocodileon  AQOAodeikelov,  Pflanze,  centaurea  crocodiliuin  L.,  Plin.  27.  64. 

[148.1 
crocodilinus  Kgoxodelhvog,  vom  Krokodil,  Quint.  1.  10.  5. 
crooodüus   Ti^OKodcLkog ,    Krokodil,  croeodilus  niloticus,    Cic.  d.  nat.  deor.  2. 

48.  it.  coccodrillo.   [101.   124.] 
crocodilonius,  Plaut,  mil.  53  Lor. 
crocomagma    Kgo-AOfiay^ia ,    Überrest  des   Sc^rans    nach    der   Bereitung   des 

Safranais,  Plin.  21.  139.  Orell.  4991  :  »quod  -a  appellant«.   [49.] 
crooota  xQoniüTog,  safranfarbiges  Prachtkleid,  Naev.  trag.  46  Rbb.   [180.] 

crocotinus.   crocotillus(?).  crocolarius.  [205.]  crocotula.  crocotularius.  (excrocollum 
Placid.  464.) 
crocottas  xpoxorrag,  äthiopisches  Tier  (Hyäne?),  Plin.  8.  72;  8.  107:  coro- 

cottas.   [103.] 
crocum  Tcgoytov    1  Safran,  crocus  sativus  iL.,  Lucr.  2.  416.  Varr.  r.  r.  1.  35. 
croous  ^Qoxog     j  it.  grogo,  gruoco.   [65.  141.  205. j 

crocare.  crocatus. 
crocyfantia   yigoxog  +  vfpaivü) ,  safranfarbiges  Galakleid,    Ulp.  dig,  34.  2. 

25.  10  =  crocola.   [86.] 
crotalia  'AQoraXia,  Ohrgehänge,  Plin.  9.  114:  »-a  appellant«.   [189.] 
CTotalisso  -AQoraXil^o),  mit  Kastagnetten  klappern,  Macr.  d.  difT.  21.  8.   [23.] 
crotalistria   yLQOvaUatQca ,    Kastagnettentänzerin,    Publ.  Syr.  ine.  fab.  8  Rbb. 

[47.  291.] 


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394  Griechische  Wörteb 

crotalum   yiQoralov,   Kastagnette,    Scip.  b.  Macrob.  sat.  2.  10.     fr.  grelot,  it. 

crocchiare,  sp.  crotorar.   [61.  289.] 

succroUUns.  Titin.  174  (hierher  gehörigl?  vgl.  crocotillus). 
crotaphus   y^goracpog,    Schmerz   am   Kopfschlafe^    Gael.  Aur.  chron.  1.1.4. 

[270.] 
croton  'AQOTiov^  ägyptischer  Wundei^bourn,  ricinus  communis  L.,  Plin.  15.25 

==  cici.   [145.] 
crusma  xQovafA»,   Tonstück,  Martial.  6.  71.  1.   [48.] 

crusmaiicus  xQovüfjiajuog,  zum  Spiel  auf  dem  Schlaginstrumente,  Censor.  Tr.  U. 
cryphicus  *XQV(pix6g,  heimlich,  Porphyr,  d.  abst.  4.  46. 

cpypta   xQVJtTfj,    Gruft,    Varr.  sat.  Men.  536.  C.  I.  L.   1.  1147;  3.4183.    it. 
grotia,  sp.  pg.  gruta,  fr.  grotte.   |308  A.] 

crupta,  C.  I.  L.  4.  4  4  47.    cryptarius,  Orell.  2566.    cryptoporticus. 
cryplicus  xQvnuxog,  bedeckt,  Sidon.  ep.  4.  5. 

crystallinuB  'KqvaraXXivog,  krystallen,  Senec.  d.  ir.  3.  40.  2.  C.  I.  L.  3.  536. 
crystallion   -KQvazaXXLOv,    Flohkraut,    Plin.  25.  140  Sill.   Jan.  u.  Detl.  chn- 

sallion,  vgl.  psyllion.   |148.] 
crystalloides  ycQvaralloeiörig,  kry stallähnlich,  Prise.  Theod.  4.2. 
orystallum,   crystallus  ^QvavaXlog,    Krystall,   Verg.  cop.  30.  Prop.  4.  3.  52. 

griech.  b.  Sen.  nat.  qu.  3.25.  10.  cell,  krissant,  afr.  cristal.   [156  A.l 
cteticus  ytzrjrrAog,  Donat.  373.  28  K.  =  possessivus. 
oubicuB  Tivßcxog,  kubisch,  Vitr.   104.  13   (cybicus). 
cubas  xvßog,    Würfel,  Vitr.  10.  4.  5.   (cybus.)    coebus,  Auson.  edyll.  11.3. 

[33.  255.] 
cuci  xouxt,    Plin.  13.  62,  palmenähnlicher  Baum,  Hyphaene  coriacea  Gaertn., 

cf.  Theophr.  4.  2.  7:  cpoivt^  TiovyciofpoQog.   [54.  66.  136  A.] 
cucubalus  Tiov^ovßäkog,  Plin.  27.  68  Sill.  =  strychnos.  Dell,  cuculli. 
cuferion  *yiovfpi^Qtov ,  Nasenblutßufs,  Veget.  3.  37. 
eiüigna    ytviiixvrj,    kleiner  Kelch,    Cat.  r.  r.   132.  1.    [20  A.    33.  67  A.  84  A. 

175.] 
cumatilis  -AVfia,  wasserblau,  Plaut.  Epid.  226.   [49.   180.] 

cumba  'Av^ißrj,  Nachen,  Afran.   138.   (cymba.)    [33.  212.] 

cumbola  (cymbula). 
ouminnm  vLv^ivov,  Kümmel,  cuminum  eyminuni  L,,  Cat.  r.  r.  119.  it.  comiQO. 
fr.  cumin. 

cyminum,  Ed.  Dio.  4.  32.  cuminatas.  cumininus.  [33.  65.  4  44.] 
otimmi   \-k6^{xl,  Gummi,  Cat.  r.  r.  69.  2   (gumrai).  gen:  -eos.   [54.  66.  84 A. 
cummis  J  145.] 

cumma.  cummatus.  cuinroeu.s.  cummino.  cumminosus.  cummitio. 
ounila,   conila  xovllt],    Saturei,    saturcia  hortensis  L.,   Plaut.  Trin.  935.    d. 
Quendel  =  thymbra.   [142.   142.] 
ouncia,  Col.  6.  8.  2.  cunilago. 
oupressuB  xv/iagiaoog,    Cypresse,  cupressus  sempervivus  L.,    Enn.  ann.  267. 
it.  cipresso,  ags.  cipresse,  afr.  cyr^s.   [8.  65.  85.   134.  207.] 
cupressentum.  cupresseus.  cupressinus.   ,4  92.]  cupressifer. 


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IX  DBB  LATRIIf ISCHBN  SPRACHE .  395 

cuprum  xvTtQcov,  Kupfer,  Ed.  Dio.  7.  25.    cyprum,  Spart.  Carac.  9.  5  P.  = 
aes  Cyprium.  fr.  cuivre,  cell,  cober.  [453  A.  492.] 

cypreus.  cyprinus  (cupreus.  cuprinus). 
curoirophos  xovqoxqotpos^  Kinder  nährend,  Serv.  Verg.  ecl.   iO.  62. 
cuturnium  siehe  gutturnlum.  [17.] 
cyaroias  Kva(.ilag,  Edelsteinartj  Plin.  37.  488.   [55.] 

cyamos  xvafÄog  ägyptische  Bbhne,  nymphaea  Nelumbo  L.,  Plin.  21.  87:    »colocasia,    quam 
-on  aiiqui  vocant«.  [61.  4  45  A.] 

cuamos,  id..  Plaut.  Vidul.  4.  fr.  20  nach  Studemund. 
cyaneus  xt>«*'coi',    blaue  Kornblume^   centaurea   cyamus   I.,    Edelstein,    Plin.  10.32.47  = 

caeruleus. 
cyanus  xvavog,  blatte  Kornblume,   centaurea  cyanus  L. ;  Edelstein,    Plin.  24. 

48  =  it.  ciano.   [64.  448.1 
oyathiflso,  y.vad'Ltu),  den  Mundschenk  machen,  Plaut.  Men.  305.   [23.1 
oyathufl  xva&og,  Becher  zum  Trinken,  Plaut.  Stich.  706.   [49.   474.  249.] 
cyba-eus  *'Kun:alog,  bauchig,  Gic.  Verr.  4.  8.  47.   [55.  84  A.  242.] 
cybelista  Tcußeliarrig,  Priester  der  Kybele,  Verg.  cop.  25  Sill. 
cybindis  xvßivdig,  Nachthabicht,  Plin.  40.  24. 
cybiosactes  'Aifßwad'Krrig,  Salzfischhändler ,  Suet.  Vesp.  49.   (Spottname  des 

Vespasian.)   [424  A,] 
cybium  xvßiov,   Thunfisch,  Varr.  1.  I.  5.  77.   [424.] 
cyceon  xvxetoy,  Mischtrank,  Arnob.  5.  25  s=  cinnus. 
cychramus  ytvxQct^tog,  Ortolanart,  Plin.  40.  66.   [440.] 

cyclaminos    Tivxkdfiivog ,    Saubrot,    cyclamen  Europaeum  L.,    Plin.  24.  54. 
it.  ciclamino.   [4  48.] 

cyclamen,  Plin.  Val.  1.  29. 
oyolas  xi/xAag,  runder  Rock,  Prop.  4.  7.  40.    sp.  ciciaton,  afr.  siglaton,  mhd. 
zikmt.  [43.  484.] 

cycladatus. 
cycHcus  nvTckoiog,  kreisförmig;  cyklischer  Dichter,  Hör.  A.  P.  436. 
cyclus  nvyclog,  Kreis,  Isid.  3.  36.  Veget.  3.  6.  4.  fr.  besicle  (bis  cyclus). 
cycneus  nvxveiog,  zum  Schwan  gehörig,  Lucr.  2.  505.   [37.] 

quigneus,  Löwe  prodr.  p.  876. 
oyonus  -Kimvog,  Schwan,  Lucr.  3.  7.  it.  cigno,  fr.  cygne  =  olor.   [8.  64.  4  40.^ 
cydarum  xvdaQov,   Wasserfahrzeug,  Gell.  40.  25.  5.   [242  A.] 
cydoneum  Tivätivcov ,    Quittenapfel,  Frucht  von  pirus  cydonia  L.,  Plin.  45. 
37  =  cotonium.  [435  A.] 

cydoneum. 
cydonium  yivöciviov,  id.,  Ed.  Dioc.  6.  73.  d.  Quitte.  [435  A.l 
cydonites  ytvätjvlvrjg,  Quittenwein,  Col.  3.  2  in.  [474.] 
cyitis  Ttvlvig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  454.   [43.] 
cyix  xvl§,  Knollengewächs,  Plin.  49.  95. 

cylindroides  TivlcvdQoeidrig,  Chalcid.  Tim.  p.  90  =  cylindri  forma. 
oyUndrus    (colindrus)    xvlivdQog ,    Walze,    Cat.  r.  r.  429.    C.  I.  L.  2.3386. 
Henz.  64  44.  fr.  calandre.   [36.  490.  207.  232.  255.] 

cylindratus. 
cyllsma  xvXiafjia,  gloss.  Salom.  1782a,  Löwe  prodr.  p.  376:  vibrationes  verum. 
cyma  xv/icf,  Kohlsprofs,  Lucil.  inc.  466  M.  it.  cima,   fr,  cime.   l48.] 


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396  Griechische  Wörter 

cymula.  cymosus. 
cymatium   TiVfxaTtov,   kleine  Welky    Vitr.  81.  4.  C.  I.  L.  4.  577   (cumatium . 

it.  cimasa.  [49.  282.] 
cymba  vgl.  cumba. 

oymbalisso  xvfißallCio,   Zimbeln  schlagen,    Cass.  Hein.  b.  Non.  90.25.  '?3. 
cymbalista  yAff.tßaliaTrjgj    Zimbelsch läger ,  Apul.  d.  deo  Socr.   44.43.  (290. 

294.] 
cymbalistria  ycv^ißaUoTQia,  Zimbelschläger  in,  Petr.  22.6.    CLL.  5.519. 

[47.  289.  294,] 
cymbalitis  yivfißakirtg,  Nabelkrautj  cotyledon  umbilicus  L.,  Marc.  Emp.  U 

=  cotyledon,  vgL  cymbalaris. 
cymba ]i um  ytv^ßäkiov,  kleine  Zimbel,  Vitr.  40.  8.  5  Seh. 
oymbalum  ycvfißalov,   Schallbecken,    Lucr.  2.  648.  C.  L  L.  3.  4952.  it.  zim- 

bello,  sp.  cimbel,  pr.  afr.  cembeL   [64.  290.] 
cymbalaris. 
cymbium  ycv^ßiov,   kahnfiirmiges  Trinkgefäfs,    Varr.  b.  Non.  545.  28.  [475. 
Dyna    *yLvva,    arabischer  Wollbaum,    bombax  Ceiba  L.,    Plin.  42.39:   »Juba 

tradit  arborem  cynas  vocari«. 
cynacantha  yivvaxav^a,   Hagebuttenstrauch,   rosa  canina  L.,    Plin,  44.  118. 
cynanche  xi/i/ay^ij,  Hundebräune,  Cael.  Aur.  aeul,  3.  4.  3. 
cynapanxis  *xvyanay^igf  HagebuUenstrauch,  rosa  canina  L..  Plin.  24.  121  J.:  iK^ynosbatoD 

alii  -in,  alii  ncurospaston  vocant«  ae  sentis  canis.  [U8.J 
cyneus  xvyeio^,  zum  Hunde  gehörig,  Hygin.  fab.  114  »  caninus. 
cynice  xi/i/tx»J,  cynisch;  hündisch,  Auson.  epigr.  27. 
oynicufl  TiwcTiog,  cynisch,  Plaut.  Pens.   423  R.  Ghalcid.  Tim.  p.  425.  [242.; 

cynice. 
cynismus  TUfvia^iog,  cynische  Handlungsweise,  Gassiod.  bist.  eccl.  7.2.  [5i. 

243  A.] 
cynocardamon  ycvvoy:aQda/.iov,  Hundekresse,  Apul.  herb.  20.   [454  A.j 
cynocauma  xwoxai/^a,  Hitze  der  Hundstage,  Plin.  Val.  3.  4  4. 
cynocepbalia;  cynocephalion  xwoycefpahov,  Pflanze,  Plin.  30.  48.  cvno- 

cephalion,  Apul.  herb.  87,   [4  48.] 
cynocephalus   xvpoKi(pakog ,    Affenart,   simia  inuus  L.,    Cic.  ad  All.  6.  L 

25.  Plin.  7.  34:  »aniroalium,  quae  -os  vocamus«.   [404.] 
cynodes  yivviodrjg,  hündisch,  Orib.^Bern.  5.  23.   [49.] 
cynodon  yivvoäiov,  hundszahnig,  Isid.  4  4.  3.  7  =  canis  dentibus. 
cynoglossos    xvpoylcoaaov ,    Hundszunge,    cynoglossum   offieinale  L,   Plin. 

25.  84.  it.  cinoglossa  =  lingua  canina.  [448.] 
cynoides  xvyoBidi^,  flohkraut,  Plin.  25.  140:  »psyllion  alii  -es,  alii  chrysallton,  alii  Sice- 

licon,  alii  cynomyian  appellant«.    [49.  148.] 
cynomazon  Tcwofial^ov,  Hundsbrot  (bot.),  Apul.  herb.   409.   [454  A.] 
cynomorion  xvyo/AOQioy,  Sonnenumrz,   orobanche   maior  L.,    Plin.  22,  162:  »orobaochen 

alii  -on  appellanttr.  [148.] 
cynomyia  xvyofivia,  Flohkraut,  Plin.  25.  140  =  psyllion,  vgl.  cynoides.  [148.] 
cynops  Kvvwip,  Pflanze;  Meerpolyp,  Plin.  24.89.   [4  49.  446.] 
cynorrhoda  xvvo^QodoVy  Hundsrose,    rosa  canina  L.  (Fraas),    Plin.  8.  l^-^- 

[148.1 
cynorrhodon  yLvvo^^odov,  id.,  Plin.  25.  47.   [448.] 


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IN  DEH  LATElNISCHSn  SPRACHE.  397 

cvDosbdtos  nvvogßarog,    Hagebuttenstrauch ,    rosa  canina  L,   (Fraas),    Plin. 

46.  479  =  seDtis  caiiis,  rubus  caninus.  [4  48.] 
onosdexia   Kvvdg   <5e§/a,    Meerpolyp,    rosa  sempervireos  L.,    Plin.  32.  447. 

m9.] 

cynosorchis  xvvog  oQXf^^i  Knabenkraut^  Plin.  27.  65,  vgl.  orchis.  [448.450.] 
cynospastos  xvroaTtaaTog,   Gkhtbeere^   Plin.   24.  424   r=  cynosbatos. 
c\nosura  yivvogovQa,  der  kleine  B(ir,  Cic.  Ac.  2.  20.  66.   [2kl.] 
cynosurus  xvyö^ovQo^,  Plin.    10.  467  =  urinus,  irrilus. 
o\nozolon  xvyö^oXoy,  schwarse  Ebeiwurzel,  Plin.  22.  47:    »quare  a  quibusdam  ulophonon 

voc^tur  et  -onn  bs  cbamaeleon.  [448.] 
cyparissias  xv/taQiaalag,   Wolfsmilchsart,  euphorbia  alepica  L. ;  Meteorstein, 

Plin.  26.70:  »-ian  vocanl«.    [454.  248.] 
cyparissus  AvitaQiaaog,  Cypresse,  Verg.  Aen.  3.  684,   cf.  cupressus. 

cyparissifer. 
cvperis   nv/recQig,    Cypergras,    cyperus  longus  L,    Plin.  24.  447.     acc:  -a. 

LU6.] 
cyperos  y.v/cetQog,    id,,    Pelr.   127.  9.     acc:  -on.    it.  cipero.    cyperon,  Polr. 

427.  9.   [37.   446.] 
cjperum   xv/teiQov,  id.,  Varr.  r.  r.  3.  46.  43.    ciperum,  Apic.   4.5.   [446.] 
cyphi  TLvrpcj  ägyptisches  Rüucherpulcer,  Scribon.  70. 
cypira  ifLVJtuqa,  indische  ingwerartige  Pflanze,    Plin.  24.  4  47:    »herba  Indica 

quae  -a  vocalur«.   (al.  I.  cypcra.)    [446.] 
cypirus  -KVTteiQog,  Schwertel,  Plin.  42.  43;  24.  407:  »cypiri  hoc  est  gladioli«. 

[U6.] 
cypriarches  ytv/tQiaQX'^ii,  Statthalter  von  Cypern,  Vulg.  2.  Macc.   42.  2. 
cyprinum  TLvnQcvov,   Ölart,  Geis.  2,  33.   [192.] 

c>prinus  -AV/cQivog,  gem.  Karpfen,  cyprtnus  carpio  L.,  Plin.  9.  58.  [119.] 
cypros  xvitQog,  cyprischer  Baum,  Lawsonia  inermis  L.,  Plin.  4  2.  408:  »quod 

-OS  vocalur :  hanc  esse  dicunt  arborem,  quae,  in  llalia  ligusticum  vocelur«. 

cf.  Plin.  24.  74.   [4  46.], 
cyprum  vgl.  cuprum. 

cypselus  xvipelog,  Schwalbenarty  Plin.   40.  444.   [440  A.] 
cytinus  yLVTivoQy    Granatblütenkelch,   Plin.  43.  443;  23.  440:    »-us  vocalur  a 

Graecis«.   [63.  433  A.] 
oytdsos,   oytisum   Y.vtiaog,   baumartiger  Schneckenklee,   medicago   arboroa  L., 

Verg.  ecl.   4.  78.  Varr.  r.  r.  2.  4,  47.  sp.  codeso.   [127  A.  439.  207.] 

D, 

daotyliotLB  daTivvli-Aog,  daktylisch,  Cic.  or.  57.   [234.] 

daotyliotheoa  daycTvliod-riKrj,  Siegelringsammlung,  Plin.  37.  11.  Mural.  907.3. 

[460.  494.1 
dactylis   öayavUg,    Plin.  44.  40,    Weintraubenart  =  dactvlus,  Col.  3.  2.  1. 

[472.J    ^ 
daotylus   däurvlog,    Versfufs:   Dattel;   Muschelarl,    Cic.  or.  64.247.     Dallel, 

Plin.   43.  46.    Ed.  DiocI.  6.  84  =  d.  Dattel,   fr.  datte,  sp.  pr.  datil.   [149. 

436  A.  229.1 


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398  Gbiechische  Wörtbb 

dactylosus. 
daduchus   dc^öoifxogy   Demeterpriesler ,    Front,    ep.    ad  Ver.  4.    Fabrelli  676 

nr.  29.   [37.] 
daedaius  dalöako^j  buni,  Enn.  ine.  lib.  24   =  arlificiosus  (poelisch).   M.] 

daedale. 
daemon  öai^uov^   Geist,    Apul.  d.  deo  Soor.  c.  13.    Tert.  d.  Idol.  c.  4.  celt. 
gen.  demuin,  ags.  demon,   fr.  demon.   [53.] 

daemoniacus.  daemoniosus.  daemonicola.  ^ 

daemonicus  Saif.iovi'Aog,  tetifUschy  Tert.  d.  spect.  c.  9.    321,^ 
daemon ie  cfne/ioWn,  Gottheit,  Manil.  I.  897  Jac.  =  daemonium. 
daemonium  datfioviou,  id.,  Manil.  2.  988  =  daemon. 
dagnades  (daenades)   öanvldegj  Paul.  Diae.   68.  15:  avium  genus. 
daimon  öarjfjuay,  kundig,  Cbalcid.  Plin.  p.  13!2. 

dalivus  dellaiog,    [öallg  ^hoqos  Hesyeh.)   Paul,  Diac.  p.  68.  1:  »Aurelius  su- 
pinum  ait  esse,  Aeiius  stultum«,    »Sanira  dici  putat  ipsum^    quem  Graeci 
dUXaiovii.   [37.  310.] 
damalis  dafAceXif;,  Lampr.  Alex.  Scv.  32.  8  =  vitulus. 
damasione  *daf.iaaufnfrjj  Malvenart,  Plin.  26.  25  =  alcea.   [147.] 
dainasonion  da^iaoiovtov,  Froschkrautj  Plin.  25.  144  =  alisma.  [147.] 
damium  drjf.iLap,  Opfer  der  Bona  Dea,  Paul.  Diac.  68.  8.   [316.] 

damiatrix. 
danista  davetarrig,    Wucherer,  Plaut.  Pseud.   187  =  fenerator.   [46.  221.^ 
danistiouB  daveiarrKog,  zum   Wucherer  gehörig,  Plaut.  Most.  658. 
daphne  dci^pyr^,  Pelr.  sat.   <3<.  8  =  laurus. 

daphnca,   Kdelsteinnrt,  Piin.  37.  157. 
daphnoides  öafppoetörjg,    Kellerhals y   daphne  Mezereum  L.,    Plin.  15.  132: 

»quod  -es  vocatur«  =  eupetalos.   [149.] 
daphnon  da<py(6y,  Mart.  10.  79.  acc:  -a,  pl.acc:  -as  =3  lauretum. 
dspsiliB  öatpdtjg,  reichlich,  Plaut.  Most.  982.   [41.  75.  325.] 

dapsiliter,  Naev.  com.  39  Rb.  dapsile.  dapsilitas.  dapsilissimus. 
dardanarius  (?)  Jaqdayog,  GetreidespeJailant,  Ulp.  dig.   47.  11.6. 
dareus  Jageiog  =  dagecKogy  Dareikos,  Auson.  ep.  5.  23. 
dasios  *3aaiog,   Versfuß,  Diom.  481. [32. 
dasypus  öaavrtovg,  r auch füfsiger  Hase y  Plin.  8.  219.  sp.  gasapo,  pg.  cacapo. 

[95  A.] 
dasys  daav^,  Prise,  d.  acc.  7.  p.  520.  14  K.  s  asper. 
daucion  (daucides)  davxioy,  Möhre,  daucus  carota  sativa  L,,  Apul.  herb.  80  s=  daucttm. 

[151  A.] 
daueura,  daueos   davxog,    id,,    Geis.  5.  23.  3.    Plin.  19.  89:    »quam  nosiri 

Gallicam  vocant,  Graeci  vero  daucon«.   [142.] 
deca|chordus  öe'^axogäog,    zehnsaitig,   Fulg.  myth.  1.  14  =  decem  chordas 

babens. 
decagonus  *öey:ayü}pog.  Zehneck,  Boeth.  a.  geom.  p.  422.9 — 47  Fr. 
decalogus  öeyiakoyog,  10  Gebote^  Tert.  d.  anim.  37. 
decamyrum  dsTidfivQov,  Salbenart,  Marc.  Emp.  p.  403  H. 
decapolis  dexanoXic,  gl.  Salom.  Löwe  prodr.  p.  807  =  decem  civitates. 
decaprotl  dexdnQ(OToi,  Ulp.  dig.  50.  4.  1.  1   as  decem  primi.   [312.] 
decaprotia  dBxanQoiTsia,  Arcad.  dig.  50.  4.  18.  26  ==  decemprimatus.  [312.] 
decargyrus  "^dexuQyv^o^j  40  Silberdenare,  Cod.  Theod.  9.  23.  2. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  399 

decas  dexa^,  Tert.  praescr.  haer.  49  =  numeius  denarius.  [43.  256.] 

decada,  -ae,  Rufin.  or.  homil.  Orig.  in  Num.  5.  1. 
decasemus  ds'^aarjfiogy   zehnzeilUjy  Mar,  Vict.  p.  49.  1i. 
(iecastyios  dBY.aötvlogj   zehnsüulig^  Vitr.  70.  5.   ^283.] 
decasyllabus  ÖBxaifvXXceßot;^  zehnsilOig,  Mar.   Vict.  p.  4  H .  8 1  K. 
deoeris  ^ext^Qr^i;,  Suet.  Cal.  37  s=  decemrcmis. 

decsis  (f€i7<r»s'  Jul.  Rulin.  d.  (ig.  sent.  §  16  =  obsecralio,  obtestatio.   ^238  A.] 
delphica   deXcpcxrij    Dreifufs,    Procop,  Vand.   4.  24.    Inscr.  Hermes  VI  p.  9. 

Orell.  2505.  3094.  [4  77.] 
delphinus   öelfplg,    Delphin^    delphinus,  delphis  L.,    Alt.  trag.  404.    C.  I.  L. 

7.  2.     sp.  golfin,  pr.  dalfin,  fr.  dauphin.    acc:  -a,  pl.acc:  -as.    delphi- 

nulus.    1^28.   4  43.] 
delphin  cfcA^iV,  id,,  Poet.  b.  Pers.  \,  94.  \oi.] 
delpbis  deXtph,  id.,  Arien.  Arat.   699.  Not.  Bern.  57.  87. 
della  diXtft,  Buchstabe  ef,  Mel.  2.  7.  14.   [225.] 
de I tot 0  11  delTCüTOv^  Gestirn,  Cic.  Arat.  5. 
demarchia  dtßiaQxlci^  Demarchenamty  Orell.  3800.   [344.1 
demarchisas  d/jficcQxr}if€c^,  Detnarch  (=  tribunus  plebis),  I.  R.  N,  2454.  [3i1.] 
demarchus  öijfiaQxog,  id.,  Plaut.  Cure.  286.  Orell.  3720.  3800.   [344,] 
demiurgus   dtjfiwvQyog,  hohe  Mafjistralsperson^    Liv.  32.  22.  5,    bei  Cic.  ad 

fam.  9.  22.  4   Schrifttitel.   [342.] 
democratia  örßioxQatia,    Volksherrschaft,  Serv.  Verg.  Aen.  4.24.    [342  A.l 
demogrammateus     drjfioyQaitfiarevg ,    Gemeimleschreiher ,    Cod.  Just.    40. 

69.  4.   [342.] 
de  mos  SfjfAog,  Plin.  35.  69    n.  pl :  -oe,  acc:  -on  =  pagus.    [312.] 
denarismus  ^Srjyu^iUfjios.  römische  Münzwährung,  Cod.  Theod.  12.  1.  107. 
dendrachates  öevdQaxdTrjg,  Mochastein,  Plin.  37.439.   [464. i 
dendritis  devdqlrtg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  492.   [43.] 
dendroides    devdQoecd^g,     Wolfsmilchsart,    euphorbia  dendroides  L.,    Plin. 

26.  74  :  »tithymalli  genus  -ides  cognominant«.   [454.] 
dendrophorus  devdQocpoQog,  Zimmermann,    Cod*.  Theod.  44.  8,  4.  I.  R.  N. 

489.  5639  =  faber.   [208.  348.] 
depso  öeipico,  knete,  gerbe,  Cal.  r.  r.   40.  4.   [44.  205.] 

condepso. 
dercea,  Apul.  herb.  22  ==&  herba  ApoUinis. 
deuterius  deviiQiog,  Plin.  14.86  «=  secundarius.  [172  A.] 

deuteronomium  öevTeQOv6/,uov,  S.  Buch  Mosis,  Tert.  d.  pud.  c.  9.  [320.] 
diaartymaton  dicc  a^rvi^atcDv,  Getüwrj35a/6e,  Cael.Aur. chron.3.8.4  46.  [274A.] 
diabathrum  diißa&Qov,  Schuhart,  Naev.  trag.  60.   [486.] 

diabathrarius,  Plaut.  Aul.  513.  [202. 
diabetes  dLaßrjTrig,  Doppelheber,  Cat.  r.  r.  3.  4  0.  2.   [259.] 
diabole  diaßoXrj,  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  17  s  criminatio,  denunciatio.  [238  A.] 
diabolicus  diaßolixog,  teuflisch,  Paul.  Nol.  29.  4  4.   [324.] 

diabolus  ötaßolog,    Tert.   d.  idol.  c.  5.     fr.  diable,    celt.  diabul,  diacul,  d. 

Teufel.  [25.  324.] 
diabotanon  6ia  ßoravCov,  Pflanzenbrühe,  Apic.  40.  445.   [272  A.] 
diacalaminthes  du  Ttakauip&ijg,  Gegengift,  Plin.  Val.  2.38.   (diacalamtis.) 

[272.] 


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400  Griechische  Wörter 

diacanthes  öta  ä'Kccv^ij^j  Heilmittel,  Plia.  Val.   1.  63.   [272  A.] 
diacastoreu  tu  diaKaaro^eiog,  Mittel  aus  Bibergeil ,  Plin.  Val.  2.30:  «enema 

ad  colum,  qiiod  vocalur  diacastoreum«.   [272  A.] 
diacatochia  cfmxaro/i?,  Cod.  Just.  41.  58.  7  =  possessio.   [265  A.] 
diacaiochus  cf/«x«To/or,  Cod.  Theod.  40.  46.  4   =  possessor.  [265  A.] 
diacecaumene  dtnxexavfiiyr],  Soltn.  32.  37  =s.  zona  usta. 

diacerason  dta  yie^daiüv,   Mittel  aus  Kirschen,  Pliü.  Val.  4.  50.   [272  A.^ 
diachrisma  diax^ic/^a,  Salbe,  Plin.  Val.  4.  60.  [274  A.] 

diachyton  dcaxvtov,  süfse  Weinart,  Plin.  H,  84:  »quod  vocaut -on«.  [n2A. 
diacilriuin  *dcayUTQwv,  Mittel  aus  Citrus,  Theod.  Prise.  4.  f.  342  a.  [272A. 
diacochlecon  öia  xo;fAry)cwi/,  Milchpräparat  (med.)  Caol.  Aur.  chroo.  4. 3. 

57.   [272  A.] 
diacodion  dta  ynndeuop,  Mohnsaft,  Plin.  20.  200:  »quod  -ion  vocanta. 
diaconicum  diay.ovcyiov,   Wohnung  des  Kirchendieners,  Cod.  Theod.  16.3. 30. 
diaconium  diaycoviop,  Amt  des  Kirchendieners,  Cass.  coli.  14.  4. 
diaoonus    diaycovog,    Kirchendiener,    Tert.  d.  bapt.  c.  47.    G.  I.  L.  4.  <053; 

5.  4587.  cell,  diagon,  fr!  diacre.   [349.] 

dihaconus,  Insc.  Chr^t.  Gaul.  Le  Blant.  679.  subdiaconus,  I.  R.  N.  4350.  CIL. 
5.  4  487.  diacon.  diacona.  diaconissa,  Orell.  4872.  [52.]  diaconatus. 
diacope  dtaxoTtri,  Charis.  275,  40  K.  =  (inesis. 
diacopraegias   dca  TLoitQov   alyeiag ,    Heilmittel  aus  Ziegenmist,  Cacl.  Aur. 

chron.  3.  8.  4  45.   [274  A.] 
diacopron  öia  tlojiqov,  Heilmittel  aus  Mist,  Marc.  Emp.  8.   [274  A.l 
diacopus  diaxoTtog,  Dammdurchschnitty  Ulp.  dig.  44.  7.  44.  40. 
diadema  öiadrj^ia,  Cat.  or.  p.  28.  43.  Pompon.  com.   463:  -am.   fr.  diademe 

=  insigne  regium.   [48.  49.  485.  34  4  A.] 
diademaius. 
diadictamnum  öta  dixtc  f^ivtov,  Diptamsalbe,   Cael.  Aur.  chron.  3.  48.  4<o. 

[274  A.] 
diadochos  dcddoxog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  457. 
diadota  diaöorrjg.  Cod.  Theod.  7.  4.  28  =  divisor,  largitor.   [342.] 
diadumenos  öiadov/Asyo^,  Senec.  ep.  65.  5  Haas.  Plin.  34.  55  e=  dtadematus.  (plastiscbe« 

Werk.)  [277.] 
diaeresis  öiaigeoLg,  Silbentrennung,  Prob.  263.  24  K.  [226.  237.] 
diaeta  dlaita,  Lebensweise,  Cic.  Alt.  4.  3.  3.  l.  R.  N.  3545.   (dat.  pl :  cetaei 

=  zetaes  =  diaelaes  C.  I.  L.  5.  2787.)  il.  sp.  dieta,  fr.  diele.  [25.  28. 

496.  244.] 

diaetarius.  [309.]  zetarius.  [202.] 
diaetaroha    1  diairdQxrjg,    Zimmerwärter,    Orell.    2942.  2943  =  diaelarius. 
diaetarohus  j   [309.] 

diaeteta  dtairrjvr^g,  Schiedsrichter,  Cod.  Just.  2,  43.  27  =  arbiler. 
diaeteticus  dtatrriTimg,  Lebensweise  betreffend,  Cael.  Aur.  chron.  2. 42.  U5. 
diaetetica  dLacTrjrixi],  Diätetik,  Scribon.  200.    diaetetice,  Cael.  Aar.  chron. 

2.  42.  445.   [346  A.] 
diaeteon   duc  heCov ,   Mittel  aus  Weidensaft,    Cael.  Aur.  chron.  2.  43.170. 

[272  A.] 


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IN  DSR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  401 

diaglaucion    dcaykavyciov ,    G lauk ionsalbe j    Scribon.    22.    Ephem.  epigr.  3. 

p.  447  nr.  435.   [274  A.] 
diagonaiis  dta  +  yojvla^   diagonal^  Vitr.  243.28  ==  disterminus.    [256  A.] 
diagonios   diayiiptog,    id,,    Vitr.  244.  4   =  diagonus,  Groin.  vet.   486.  42. 

[256  A.] 
diagramma  dcayQaft^ia^   Tonleiter^  Vitr.  440.24   =  sohorum  gradus.   [294.] 
diagrydion  da^giöcov,  Saß  der  Purgierwurzel,  Cael.  Aur.  acut.  4.  47.479 

=  acridium.   [272  A.] 
diaherpyllum  dcä  eQTtvlkiov,  Mittel  aus  Quendel,  Theod.  Prise.  4.  f.  342a. 

[272  A.] 
dialeotice(a)    (JtaicxrtxiJ ,    Disputierkunst ,    Quint.  4.  40.  42.     griech.  b.  Cic. 

[244  A.  242.] 
dialeoticus  diaXeTitixog,  dialektisch,  Cic.  Fin.  2.  6.  47. 

dialectice. 
dialeotus  dcakey,Tog,  Mundart,  Suot.  Tib.  56.  it.  dialetto  =  lingua,  sermo.  [67.] 
dialectrum    dt     ^Xi^rguy,    mit  Bernstein   versetzte  Kügelchen,   Cael.   Aur. 

chron.  2.  43.  466.   [272  A.] 
dialemma  dcakec^i^a ,   Pause,  Theod.   Prise.  2  chron.  24.   [48.] 
dialepidos  dca  leTtiöog,  Hammerschlagsalbe y  Marc.  Emp.  9.   [274  A.] 
dialeucos  SiaXavxog,  Plio.  21.  32  =3  subalbus. 

diaiibanon  dia  Xißaviov,   Weihrauchsalbe,  Marc.  Emp.  9.   [274  A.] 
dialion  ^didXioy ,  Apul.  herb.  50  ss  heliotropium.  [154  A.] 
dialoes  3c   aXorjg,  Mittel  aus  Aloe,  Marc.  Emp.  p.  280  H.   [272  A.] 
dialogismos  dialoyto^iog,   Charis.  283.  4  K.   Acro  Hör.  serm.  4.  4.54  == 

sermocinatio.   [237.] 
dialogista  dcaloyiarrjg,  kunstgerechter  Redner,  Vulc.  Gall.  Avid.  Cass.  3.  5. 
dialogufl  dcdXoyog,  Gespräch,  Cic.  or.  44.    it.  dialogo  =  sermo.    [59.  229  A. 

242.] 
dialthaeon  *öiaXd'alov,  Mittel  aus  wilder  Malve,  Theod.  Prise.  2  chron.  4  6. 

[272  A.] 
dialysis  diäkvaig,    Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.   4.  45.  Vel.  Long.  57.  24  K.  = 

dissolutio.   [238  A.] 
dialyton  diäXvrov,  Donat.  399.  8  ==  dissolutum. 

diamannae  dca  fiavvrjg.  Weihrauchsalbe ,  Cael.  Aur.  acut.  2.  48.  442.  [274  A.] 
diamastigosis  öcafiaarLyoiacg,  Tert.  ad  mart.  4  =  verberatio. 
diameliton  dia  fxeXlrcJv,  Honigsalbe,  Theod.  Prise.  4.  4.  [274  A.] 
diamelitoton    öicc   iieXirurciov ,    Melitonsalbe ,    Cael.    Aur.  chron.  4.  3.  58. 

[274  A.] 
diametros  öiäfiergog,  Durchmesser,   Vitr.  79   7  =  dimetiens.    [67.  256  A.] 

diametralis.  diameter.  seroidiametros. 
diamirton  di.ä  fxvQTCDv,  Myrtenabsud,  Cael.  Aur.  acut.  3.  3.  48.  [272  A.] 
diamisyos  dta  filavog,   Vitriolsalbe,  Marc.  Emp.  9.  Dr.  Sichel,  einq  cachets 

in^dits  de  m^decins-oculistes  romains.  Paris  4845.   [274  A.] 
diamoron  3i.a  fioQiov,  Maulbeersafty  Cael.  Aur.  acut.  3.  3.  48.   [272  A.j 
diamygdalon   8ia  ^vy8aXo>v,    Plin.  Val.  4.  54  :   »medicamentum  ex  amaris 

amygdalis,  quod  Dioscorides  diamygdalon  appellavit((.   [274  A.] 

Weis«,  Qriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  20 


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402  Gribchisghe  Wörter 

dianoea  diocyoia,  Einsicht,  lul.  Rufin.  d.  fig.  sent.   18. 

dianome  diayo/Atj,  Plin.  ep.  10.  H6  ss  largitio. 

diaoriganon  öia  oQtyävov,    aus  der  Pflanze  Wohlgemut  bereitetes  HeilmüUl, 

Cael.  Aur.  chron.  3.  8215. 
diapanton  dia  navxiov^  Orell.  2627  =  omnino. 

diapasma  äidTtaafia,  wohlriechendes  Streupulver^  Plin.  43.  19.   [48.  191.] 
diapason  öia  Ttaawv,    Oktave,   Vilr.  113.  18.    Plin.  2   84:    9 quam  -on  har- 

moniam  vocant,  hoc  est  universitalem  concentus«.  [291.] 
diapeganon    3ca  TCtjydvwv,    Mittel  aus  Raute,    Plin.  Val.  2.34:    «epitbema 

pleureticum«.   [272  A.] 
diapente  3ia  TtivrSj  Quinte^  Vitr.  6.  15.   [291.] 
diaphonia  diatpiovia,  Isid.  3.  49.  3  =  discrepantia. 

diaphora  diacpoga,   Unterschied,  Zwist,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.   1.  12. 
diaphoresis  diarpoqriGtg,  Schwitzen,  Theod.  Prise,  d.  diaet.   14  =  sudalio. 
diaphoreticus  6Laq)OQriTt%6g,  schweifstreibend,   Cael.  Aur.  acut.  1.17.166 

=  sudorem  movens, 
diaphragma  didfpQayi^ia,    Cael.  Aur.  acut.  2.  34.  180.    griecb.  b.  Gels.  = 

discretorium,  praecordia.   [48.] 
diaporesis  diaTtoQfjai^,  Aquil.  Rom.  d.  (ig.  sent.  10  =  addubitatto. 
diaporeticus  dianoQtjnxofy  zweifelhaß,  Fortun.  art.  rhet.  1.  10  =  dubius. 
diaprasion    did  Ttgaalov,    Mittel  aus  Maimbium,    Theod.  Prise,  chroo.  8. 

[272  A.] 
diapsalma  öidipakfia,  Pause  in  der  Musik,  August,  in  psalm.  4  =  dislioclio 

Cie.  n.  deor.  2.  58.  146. 
diapsoricon  dcaipuiQCKov,  Krätzemittel,   Dr.  Sichel,    cinq  c^achets  in^dils  de 

m^decins-oculistes  romains,  ef.  Pauli,  Realencykl.  IV.  1702  A. 
diapsyehon  öiaipvxov,  Kühlmittel,  Plin.  Val.  3.45.   [272  A.] 
diarrhodinon  dia^^odtvov,  Rosenmittel,  Plin.  Val.  3.  45.   [272  A.] 
diarrbodon    ötd  ^odov,    Rosensalbe,    Töchon,    caebets  des   oeuHst.  p.  21. 

(inscr.)   [271  A.] 
diarrhoea   öia^^oia ,  Durchfall,    Cael.  Aur.  chron.  acut.  2.  19.  192.  [270.] 

diarrta,  Orib.  17.  23.  griech.  b.  Cic. 
diarrboicus  6ta^^oly.6g,  mit  Durchfall  behaftet,  Theod.  Prise.  2.  13. 
diasampsuchum  dtd  oa(iifwxov.  Majoransalbe,  Cael.  Aur.  chron.  3,  8.  H6. 

[271  A.] 
diascammonias  dia  axafi^ijvlag,  Purgierwurzelsaft,  Cael.  Aur.  acut.  1.  H.  . 

179.   [272  A.] 
diaschisma  äcaaxifJfxa,  Hälfte  der  Diesis,  Boetb.  inst.  mus.  3.  8. 
diascorodon  Stet  aycoQodcDV,  Knoblauchmittel,  Plin.  Val.  2.30.   [272  A.^ 
diasmyrnes  öcd  OfivQvrjg,  Myrrhensalbe,  Marc.  Emp.  9.   [271  A.] 
diasmyrnon  di.d  a^wQvcjv,  id,,  Scribon.  26.   [271  A.] 
diaspermaton  dict  aTteQ^iarwv,  Heilmittel  aus  Samen,  Cael.  Aur.  chron.  3, 

8.  116.   [272  A.] 
diasteaton  dtaariarov,  aus  Talg  bereitetes  Heilmittel,  Marc.  Erop.  p.  320  A: 

»medicamentum,  quod  diasteaton  vocatur«.  [272  A.] 
dia Stoma  diatm^fia,  Sidon.  ep.  8.  14  =  distantia,  intervallum.  [48.] 
diastematicus  ^lamrjfiauxog,  zum  Intervall  gehörig,  Mart.  Cap.  9.  937. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  403 

diastole  diatnoX?},   Trennung^  Donat.  373.  5  K.  s=  disiunclio.  [275  A.] 
diasioleus  dutaroXevg^  Rechnungsrevisor ^  Cod.  Just.  10.  69.  4.   [312.] 
diastylos  StaarvXog^  weitsäulig,  Vitr.  70.  44.   [283.] 
diasyrmos  6iaavQ(ji6g,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  15  ss  elevatio,  irrisiu.  [238  A.J 
diasyrticus  diaüvQjixo^,  Spart.  Carac.  10.  5  ss  deridens,  irridens. 

diasyriice. 
diatessaron  öia  reaaaqtjv^  Quarte^  Vitr.  6.  15.    [291.] 
diatheon  öia  x^elov,    Heilmittel  aus  Schwefely    Theod.  Prise.   1.  11.    [272  A.j 
diatheriacoD  öiad^rjQtayiov,  Heilmittel,  Theod.  Prise.  2.8.   [272  A.] 
diatonieos  diaroriycos ,  diatonisch ,  PI  in.  36 .  1 72  :  »-on  (Graeei)   vocant«. 
diatonum   ölcltovov,    Klanggeschlecht,  Vitr.   111.  19.    griech.   111.  15.    [291  .J 
diatretus  dtaTQrjTog,  durchbrochen  gearbeitet,  Mart.   12.  70.  9.   [277.] 

diatretarius.  [202.] 
diatriba  diatQißrj,   Philosophenschule,  Gell.  1.  26.  1. 
diatritaeus  diat^ixalo^.  Cael.  Aur.  acut.   4.  3.  35  =  tertianus. 

diatritus  didjQiTo^^    Wiederkehr  des  Fiebers  am  dritten  Tage,   Cael.  Aur.  chron.  \,  3.  57, 
diatyposis  diarv7tioai,g ,    Aquil.   Rom.    d.   fig.    sent.    13  =  descriptio^    de- 

fonnatio. 
diaulos  dlavlog,  doppelte  Rennbahn,   (Vitr.  5.  11.  1  Sehn.)   Hyg.  fab.  273. 
diaxylos  öia^vXo^,    Rosenholz,   Plin.  24.  112  Jan. :    »spinam  silvestrem  in  Oriente  Syri  -od 

vocant«,  vgl.  adispatheon.  [146.] 
diazeuxis  dcdl^ev^ig,   Trennung,  Prob.  263.  21  K. 

diazografus  öta^dygacpog,  Buch  mit  Abbildungenj  Gromat.  vet.  p.  7.  26. 
diazoma  diaC(Ofia,  Vitr.  119.  1  ss  praecinclio,  balteus. 
dibaphus  dißa(pog,  Cic.  fam.  2.  16  extr.  Plin.  9.  137:  »dibapha  tunc  dice- 

batur  (purpura),  quae  bis  tincta  esset«.   [204.] 
dibrachys  öLßqaxvg)  Diom.  p.  475.  9  K.  =  bibrevis. 
dica  (fixf?,  Plaut.  Aul.  753  =  causa,  lis.  [265  A.] 

dicaeologia  dmacoloyla,  Vortrag  einer  Rechtssache,  Rutil. Lup. d.  fig.  sent.  2. 3. 
dichaleon  öLxaXyLOV,  kleine  Münze,  Vitr.  68.3.   [220  A.] 
dichomenion  dcxofÄivcov,  Halbmond  (bot.),  Apul.  herb.  64. 
dichoneutus  SixfttvBvxos,  doppelt  gegossen,  Cod.  Theod.  11.21.  1. 
dichoreus  dixoQBtog,  Doppelchoreus,  Cie.  or.  63.212.   [229.  230  A.] 
dichotomos  &ixoTO(jLog,  Macrob.  somn.  Scip.  1.  6  =  dtmidiatus. 
dicbroDus  dixQoyos^  Mar.  Yict.  219.  26  K.  =  anceps. 

dicrotus    dixQorog,  zweirudrig,   Cie.  Att.  5.  11.4.  =  bicrotus^   C.  1.  L.   5. 
1956. 

diotamnus,  dictamnum  dUrafivog,  -ov,  Diptamkraut,  origanuin  dictamnum  L., 

Cic.  d.  nat.  deor.  2.  50.  126.  it.  dittarao.  [145.] 
dioterium   deiKtJ^QtoVy   Pompon.  u.  Nov.  com.   nach   Macrob.    sat.  2.  1.  14. 

Varr.  b.  Non.  101.  3.  Mart.  6.  14  =  dictum.   [47.] 
dicticos  deixtixog,^  Zeigefinger,  Cael.  Aur.  chron.  5.  1.  21 :  »digitus,  quem  Graeei  dicticon 

vocant«. 
didascalicus  dcdaanalixog,  den  Unterricht  betreffend,  Auson.  ep.  17. 

didascalica,  Titel  eines  Werks  des  Attius. 
didascalice  ÖLÖaaxahyiri,  Didaktik,  Diom.  484.31  K. 

didraehma,  didrachmon  dlÖQaxf^ov,  Doppeldrachme,  Tertull.  praescr.  11. 
[220  A.] 

26* 


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404  Griechische  Wörter 

didymus  SiSvfiog,  doppelt,  Beda  270.  19  K.  =  geminus. 

diesis  dUoig,    Viertelton,  Vilr.  4H.23.  [294.] 

dieterts  Sietrjqis^  Censor.  48.  1  =  bienntum. 

diezeugmenos  du^evyfiivogy  zwei  gleichgestimmte  Tetracharde,  Vitr.  H2.  <9. 

griech.  H3.  U.'[238  A.  294.] 
digaroia  dtyafxia,  zweimaliges  Heiraten,  Tertull.  monog.  6.   [324  A.] 
digamma,  digammon    dlyafifia,  -ov,    Digamma^    Cic.  Ali.  9.  9.  4.   Quint.  \. 

4.  7.  [225  A.] 

digamma,  Donat.  367.  48  K. 
digamus  älya/Äog,  zweimal  heiratend,  Tertull.  moDog.  8.   [324  A.] 
digma  ^siy/4a,  Cod.  Tbeod.  44.  4.9  8=  exemplum.  [48.] 
diiambus  dua^ißog,  DoppeliambuSj  Diom.  484.  3  K.   [230  A.] 
dilemma  8lXri^(xa,  Schlufsart  (Logik),  Serv.  Verg.  Aen.  2.  675.  [48.] 
dilogia  ^iXoyla,  Pseudo-Ascon.  Cic.  I  Verr.  9.  26  p.  439.  7  Bau.  «=  ambiguitas. 
dilophos  SiXotpos,  mit  doppeltem  Büschel,  Mart.  Cap.  2.  477. 
dimachae  dif^iaxat,  Doppelfechter,  Gurt.  5.  43.  35.  8.  [323.] 

dimachaerus    öifiaxccLQog,    mit  zwei  Schwertern  kämpfend,    Orell.  2584  = 

G.  I.  L.  4.  2508.   [295.] 
dimeter  dlfietQog,   Versmafs,  Diom.  540.  22  K.  [56.] 

dimetron,  Ps.  Atil.  Keil.  graiDm.  VI  p.  265.  diroetnis. 
dimetria  ^t/46jQla,  Gedicht  aus  iamhischen  Dimetern,  Auson.  ep.  46.  404. 
dinummium  *dtvovfifiu)v,  Abgabe  von  zwei  Nummi,  God.  Theod.  44.  27.1 
diobolaris  3i(üßolov,  für  zwei  Obolen  sich  preisgebend,  Plaut.  Poen.  265. 

diobolaria. 
dioeoeais    öioUrjaLg,    Distrikt,    Gic.  fani.  3.  8.  4.    G.  I.  L.  2.  4540;  3.352. 
gen:  -eos.  [48.  343.  320.] 

dioecesanus. 
dioecetes  ötoiTirjTrig,  Finanzdirektor,  Cic.  Rabir.  post.  8.  22.  [47.343.' 
diogmitae  SuaY^irat,  Grenzsoldaten,  Amm.  27.  9.   [42  A.] 
dionymus  dnovvfjiog,  doppelnamig,  Prise.  4.  64  K.  Serg.  540.  8  K.  [226  A.] 

dionysias  dcovvaiag,  Edelsteinart,  Plin.  37.  457.  [463  A.] 

diopetes  dtOTterrig,  Regenfrosch,  Plin.  32.  70.  [424.] 

dioptra  dioTtxQa^  optisches  Werkzeug,  Vitr.  205.  49.   [255.] 

diorismos  SioqiOfjtos^  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  44  s  descriptio  per  reprehensionem. 

dioryx  S^Siqv^,  Mal.  3.  8.  7  =  canalis. 

Dies  balanos  Jios  ßaXavos,  Plin.  45.  93  =  Jovis  glans,  iuglans. 

diospneuma  Jtog  nvBVfjia.  Apul.  herb.  80  =  res  marinus.  [464  A.] 

diospyros  Jios  nvqog,  Steinhirse,  Plin.  27.  98  =  lithospermon,  vgl.  exonychos.  l^^^-] 

diota  8l(orog,  Henkelkrug,  Hör.  carm.  4.  9.  8.  [473  A.] 

dioxus  dt   o^ovg,  Salbenart,  Ephem.  epigr.  3.  4  47.  nr.  435.  [274  A.] 

diphryges  dig)Qvyig,    Ofenbruch,    Gels.  5.  7.  22.     masc.  bei  Plin.  34.  135: 

»quem  -em  vocant  Graeci«.   [454.] 
diphthongos  dl(p&oyyog,  Doppellauter,  Prob.  249.  25  K.  sp.  diplongo.  67. 

225  A.] 

diphtbongare. 
diphyes  dtq^vrig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  457. 
diplasius  dcnldowg,  Mart.  Gap.  9.  934. 


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IN  DER  LATfimiSGHBN  SpRAGHE.  405 

diple  dcTtlfj,  kritisches  Zeichen,  Gramm.  Lai.  VII  p.  535.  7  K.  [226.] 

diplinthius  öiTtklvd'iog,  zwei  Ziegel  dick,  Vitr.  52.  47. 

diplois  di7tkotg,   Umumrf,  Nov.  fab.  Attell.  72.   [43.  \S\. 

diploxna  dlTtlwfia,  Staatsempfehlungsschreiben,  Cic.  fam.  6.  42.  3.  Henz.  6328. 

[48.  312.] 

diplomarium,  Orell.  2947. 
dipodia  diTtodla,  Doppelfufs,  Diom.  502.  48  K. 
dipsacos  dlipOKog,  Kardendistel,  dipsacus  fullonum  L.,  Plin.  27.  74.  it.  dis- 

saco.   [449.] 
dipsas  öiipag,  Schlangenart,  coluber  vipera  L.,  Plin.  23.  452.   [43.] 
dipteros  älTtregog,  zweiflügelig,  Vitr.  70.2.  [282.] 
diptotos  dlTCTWTog,  mit  doppelten  Kasusendungen,  Consent.  354.  24  K.  Diom. 

309.  44  K.  =  bipartita  forma.   [226  A.] 
diptychum   dlTcrvxov,  Schreibtafel  a%is  zwei  Blättetm,  Cod.  Theod.  45.  9.  4. 

[233.] 
dipylum  dinvXoy,  Doppelthür,  Not.  Tir.  400  Kopp, 
dipyros  dinvqoff,  Martial.  4.  47.  2  ^  bis  ustus. 

dircion  *dtQxioy,  NachtschaUenart,  Apul.  herb.  23  as  Apollinaris  herba  [454  A.] 
dirhythmos   öl^^vd-fiog ,   aus  zwei  Rhythmen  bestehend,    Mar.  Vict.  art.   gr. 

p.  96.  22  K. 
disceus  ÖLOxevgy  Kometenart,  Plin.  2.  89. 
disccbolos  &Kfxoß6Xoff,  Diskuswerfer,  Quint.  2.  43.  40.  Not.  Tir*  p.  92  Kopp.  (Statue  und 

Bild).   [277.  286.] 
diso  cid  es  diaxoeid^^,  diskusähnlich,  Theod.  Prise.  4.  2  s  disco  similis. 
discophorus  SioxofpoQos ,  Schüsselträger,  Hieron.  praef.  in  Dan.  extr. 
disouB  dla^og,   Wurfscheibe,  Plaut.  Most.   452.    it.  desco,  ags.  disc,  d.  Tisch, 

celt.  dyscyl.   [8.   476.  252.  297  A.] 
disdiapason  5lg  dia  Ttaawv,  Doppeloktave,  Vitr.  6.  45.   [294.] 
disdiapente  dlg  dia  Tcivre,  Doppelquinte,  Vitr.  4  43.  48.   [294.] 
disemus  diarjfiog,  zweizeitig  (metr.),  Mart.  Cap.  9.  978. 
disomus  diaufiog,  zwei  Körper  enthaltend,  I.  R.  N.  4537.  Orell.  4548. 
dispondeus  dcOTtovöeiog,  Doppelspondeus,  Donat.  370.  9  K.  -ins  Diom.  480. 

48,  [230.] 
distegus  diaxByos,  zweistöckig,  Orell.  4549.  Grut.  292.  4. 
distiohus  dlavixog,  zweizeilig,  Col.  2.  9.  46.  Fabretti  627.  234. 

distichon,  Mart.  8.  4  4.  2.  disticha,  Lucil.  9.  39  M.  [229.] 
disyllabus  dicvXXaßog,  zweisilbig,  Quint.  4.  5.  34  =  bisyllabus.  [226  A.] 

disyllabon,  Lucil.  4  7.  7  M. 
ditbalassus  dtd-aXatjaof,  zweimeerig,  Vulg.  Act.  apost.  27.  44  &=  bimaris. 
dithyrambicus  di&vQafißcyiog,  dithyrambisch,  Cic.  d.  opt.  gen.  4.  4.   [228  A.] 

dithyrambus  äc^gafißog,  Dithyrambus,  Cic.  d.  or.  3.  48.  485.   [228  A.] 
ditonum  öLrovov,  grofse  Terz,  Boeth.  inst.  mus.  4.  20  =  franz.  diton. 
ditrochaeus  diTQoxaiog,  Doppeltrochaeus,  Diom.  484.  5  K.   [230  A.] 
diureticus  diovqijzixo^,  Urin  treibend,  Pallad.  Oct.  4  4.  3  ss  mictorius,  mictualis.  [270.] 
do  dai,  Haus,  Enn.  ann.  563  ss  dtofia. 

dochmius  doxfiiog,    Versfufs,  Cic.  or.  64.   [229.  230.] 
docis  SoTilg,  feurige  Lufterscheinung,  Apul.  d.  mund.  3. 
dodecaeteris  dotdexaeir^gh,  Censorin.  48.  6  sss  tempus  duodecim  annorum.  [256.] 


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406  Griechirchr  Wörtbb 

dodecalemorion    dioäexarrifioQLOv ,    zwölfter  Teil  eines  Sternbildes,   Manil. 

2.  694. 
dodecatheon  dudey^a'd'eov,  Zwülfgütterkrautj  primula  vulgaris  L.,   Plio.  25. 

28:  »herba,  quam  -on  vocanl«.  [149.] 
doga  doxrj,  Gefäfs,  Vopisc.  Aurel.  48.  2.  it.  pr.  doga.   [20  A.  H9.] 

dogarius. 
dograa   doyfiaj    Laber.  com.  47.    Cic.  Acad.  2.  43.  432  =  praeceptuni;  de- 

crelum.  it.  domma.   [49.  242.  320.] 
dogmaticus  äoyfiatt^ogj  dogmatisch,  Auson.  idyll.   47.  46. 
dogmatistes  ^oYfiatiatrjg,  DogmaUker,  Rufin.  invect.  in  Hieron.  2.  nr.  95. 
dogmatizo  tfoyfÄOtiCtü ,  Lehrsätze  vortragen,  Augustin.  cp.  57.  8  extr.  [27  ] 
dolichodromos  öolLxodQOfiogy  lange  Rennbahn,  Hygin.  fab.  273. 
dolichos  dohxog,  Fitsbohne,  pbaseolus  vulgaris  L.,  Plin.  46.  244:  »quae-os 

vocatur«.   [449.] 
dolo,  dolon  dokiov,  Stockdegen,  Verg.  Aen.  7.  664. 
doma  (fw^ct, «Hieron.  ep.  406.  63  «=  tectum,  domus. 
donax    dova^^    Rohrgattung y  arundo  dooax  L.,    Plin.  46.  465:    »qui  vocatur 

-ax«.   [50.  4  49.  420.] 
dorcas  ^oQxaf,  GaxeUe,  antilope  dorcas  L,,  Lucr.  4.  H58  B.  b  caprea  (poet.).  [43.  403.] 
dorcus  ^oQxofj  id.,  Edict.  Dio.  4.  45  =  caprea. 
doripetron  *&fo^inBxqov ,  achtes  Löwenblatt,  leontice  leonlopetalon    L.,   Plin.  26.  52  s 

leontopodion.  [U9.] 
doris  (foi^cVi  Plin.  22.  50:  »pseudoanchusa  a  quibusdam  echis  aut  -is  appellata«.  [449.] 
doriscos,  *5w^/o'xog,    Versart,  Diom.  482.  2  K. 
doron  d&qoy,  Plin.  35.  f74  ss  donum. 
dorx  doQ^,  Grat.  cyn.  200.     acc.  pl :  -as  =  caprea  (poet.). 
dorycnion    äoQvxvtov ,    Strychnosart    (convolvulus  dorycnium  L?),   Scribon. 

494.  Plin.  24.  479:  »venenura,  quod  simplissimi  auctores  simplictter -ion 

appellavere«.   [443.  449.] 
dorypboros  ^oqvtpoqog,  Speerträger,  Cic.  or.  5.  (Statue.)   [277.] 
drabe  ^^Qaßrj,  türkische  Kresse  [f),  lepidium  draba  L.,  Plin.  27.  49  =»  dryophonon.  [449. 
dracaena  ÖQmaiva,  weiblicher  Drache,  Prise.  5.  40;  6.  47  K.  [53.] 
draohms,    draohums    ögaxf^^ ,    Drachme j    Plaut.  Pseud.  88.    Enn.  tr.  359. 

dragraa  siehe  Fritzsche  Hör.  sat.  2.  7.  43.    it.  dramraa.   [20  A.  42.  220.] 
dracbumisso,  Plaut.  Pseud.  786  Lor. 
draoo  d^axwv,    Drache,    Enn.  trag.  344.     C.  I.  L.  5.  6965.     celt.  dreic,  afr. 

dragun.  gen:  -ontis  Att.  b.  Non.  426.  acc:  -ontera  Att.  b.  Charis.  p.  \0\, 

[34.  44.  45.  53.  424.] 

draconarius,  Orell.  684  2.  draconeus.  draconigena.  draconipes.  dracunculas.  dra- 
conteus.  dracontarium.  dracontea. 
draconitis  Jßaxoymg,   Drachenstein,  Plin.  37.  458.   [43.] 
dracontia,  dracontias  dgaycovrlag,  Drachenstein;  Weizenart,  Plin.  37.  458 

=  draconitis. 
dracontion,  dracontium  äqaviovrLOV,  Drachenwurz,  arum  dracunculus  I.. 

Plin.  48.  64  =  dracontea  Apul.  herb.  45. 
dracontios  dQaxovriog,    Weinstockart,  Co).  3.  2.  28. 
dracontites  Mpaxoyr/ri/g,  Drachenstein,  Isid.   46.  44.  7  ==  draconitis. 
dragantum  vgl.  tragacantha,    Tragant.  Veget.  4.32. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SpRACHE.  407 

dragea  rgaytifÄUf  vgl.  SchuchaVdl,  Vokalism.  1.  458  und  tragema. 

draina  d^ä^a,  Auson.  ep.  18.  15  =  fabula,  ludus  scenicus.  it.  dramma. 

dramaticus  d^ä^aTiitog,  dramatisch^  Diom.  488.  45  K. 

drapeta  dQaTtirrjgy  entlaufener  Sklave,  Plaut.  Gurc.  290.   [46.  340.] 

draucus  von  d^atj,  mit  Männern  Unzucht  treibend,  Martial.  1.  97.  42.  [40.  86.] 

drepanis  öqBTtavLg,  Mauerschwalbe,  hirundo  apus  L.,  -Plin.  44.  257. 

drilus  ^QiXos f   Regenummhy   Carm.    d,    figur.  r.  55,  vgl.  Haupt,  Hermes  VII.  187.    drillo- 

pota  [dQiXoff  -f-  poto)  Juven.  2.  95. 
drimyphagia  ÖQi^vcpayla,  Genufs  scharfer  Speisen,  Cael.  Aur,  chron.4. 4.  26. 
dromaa  ÖQO^ag,  Dromedar,  Camelus  dromedarius  L.,  Liv.  37.  40.  42.  acc.pl: 

-as.  [40.  43.  404.] 

dromedarius,  C.  I.  L.  3.  93.  drumedarius,  C.  I.  L.  2.  423.     fr.  dromedaire. 
dromo  ögofiiov,  Schnellsegler,  Cod.  Just.  4.  27.  2.  afr.  dromon,  an.  dromundr. 

[53.  242  A.] 
dromonarius. 
dromos  ^qofAog,  Grut.  339.  2  =  Stadium, 
dropacismus   dgcoTtaxiOfiog,   Ausziehen  der  Haare  durch  Pechpflaster,    Cael. 

Aur.  chron.  2.  6.  93.  [54.  272.] 
dropacista  d^aßnaxiOTrig,  Auszieher  der  Haare,  Schol.  Juven.  43.  454. 
dropax  ÖQvkca^,  Pechpflaster,  Mart.  3.  74.  4.   [50.  274  A.] 

dropaco,  -are.  dropacator,  Wilm.  inscr.  34  4. 
drosolithus   dqoaoXi.d'og,  Edelsteinart,    Plin.  37.  490:    »hanc  et  drosoHthon 

vocant«  =  Jovis  gemma. 
druppa  dqvTtTta,  Vollreife  Olive,  PHn.  42.  430.   [25.  33.  85.  433.] 
dryitis  d^vltig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  488.   [43.] 
dryocolaptes  *fQVoxola7tTrjg,   Vogelart,  Placid.  gl.  Deuerl. 
dryophonon  Sqvocpovov,  türkische  Kresse  (!),  lepidium  draba  L.,    Plin.  27. 

73  =  drabe.  [449.] 
dryopteris  dqvoTCTBQlg,  Eichfarn,  Plin.  27.72.   [449.] 
drypetis  *&QV7iejig,  überreife  Olive,  Plin.  4  5.  6  Jan. :  »vocant  druppas,  Graeci  vero  drype- 

tidas«. 
dulice  dovXixäg,  Plaut.  Mil.  24  3  b=  serviliter,  in  modum  servorum. 
duodecacbronus  ^tadexaxQoyog,  zwölf zeiUg,  Mar.  Victor,  p.  43.  24  K. 
duodecas  dvatdexa^f  Tert.  praescr.  49  =  numerus  duodenarius«.  (al.  I.  dyodecas.) 
duodecasemus  ^dtadetaffr^f^of,  zwölf  zeitig,  Mar.  Vict.  p.  43.  4  5  K. 
duodecastylus  ^doi&BxdarvXog,  zwölfsäulig,   interpret.  Iren.  4.  24.  3.    (al.  lect.  dyodeca- 

stylus.) 
duodecasyllabus  dio&exaavXXaßog,   Mar.  Vict.  a  gr.  p.  4  64.  3  K.  =  decem  syllabarum. 
durateus  dovQoteoc,  Lucr.  4.  476  ==  ligneus  (poet.). 

d  u  r  ä  u  s  aovQeiof) 

dyas  dvag,  Macrob.  somn.  Scip.  4.6.  48  b  numerus  binarius.  [43.  256.] 
dynamice  dwafiixi^,  Lehre  von  der  Kraft,  Fulg.  myth.  3.  4  0. 
dynamis  dvyafiig,  Plaut.  P.seud.  24  4  R.  =  vis. 

dynastes  dwaaTTjg,  Herrscher,  Cic.  Att.  2.  9.  4  =  regulus  =  dynasta.  [47.] 
dyscolos  dvaxoXog,  mürrisch,   Vulg.    4.  Petr.    2.  48.   Not.   Tir.   p.  463.3  Grut.   Schmilz 
p.  297. 

dysenteria   dvgevxeqia,    Dysenteiie,    PHn.  28.  428  =  tormina  intestinorum. 
griech.  b.  Cic.   [270.] 


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408  Gribghischb  Wörter 

dysentericus  övgevreQiKogj  dysenterisch,  Plin.  42.  32.  gn'ech.  b.  Cic. 

dy serös  cffVe^tuf ,  unglücklich  in  der  Liebe,  Aason.  epigr.  93.  4. 

dyspepsia  dvgTtsipla,  schlechte  Verdauung^  Cat.  r.  r.  427.  4.   [269.] 

dysphemia  övgcpjjiila,  üble  Benefinung,  Sacerd.  art.  gram.  462.  45K.  [226.- 

dysphoricus  ^vstpo^mog,  Jul.  Firm.  math.  8.  42  «a  infelix. 

dyspnoea  digitvoia^  Plin.  23.  92  =  anhelatio.   [270.] 

dyspnoicus  dvgitvolvLog^  Plin.  24.  23  =  anhelator. 

dysprophoron  &vcnq6(poQoy,  Mifslaut,  Mart.  Cap.  5.  544  =  vox  dissona. 

dysuria  dvgovqia^  Harnzwang^  Cael.  Aur.  chron.  5.  4.  64.    griecb.  b.  Cic. 

[269.] 
dysuriacus  *dvgovqia%6g,  an  Harnzwang  leidend^  Jul.  Firm.  math.  4.8. 

E. 

eale  *edlr],  ivildes  Tier  in  Äthiopien,  Plin.  8.  73:    »apud  eosdem  (Aelhiopas) 

et  quae  vocatur  -e«.   [403.] 
earinus  laqivog^  Tert.  hab.  mul.  8  =  vernus. 
ebeninus  IßivLvog,  aus  Ebenholz,  Hieron.  Ezech.  27.  46. 
ebenus  eßevog,  Ebenbaum,  diospyros  ebenum  Retz,,  Verg.  g.  2.  4  47.  it.  ebano, 

d.  Eben(holz).   [65.  4  44.  207.1 
ebeneus. 
ebiscum  siehe  hibiscum. 

ecbasis  txßaaig,  Serv.  Verg.  g.  4.  209  s=  digressio.  [48.] 
ecbolas  hßoXug,  Plin.  44.  4  48  »=  abortus  faciens.  [43.] 

eccentros  ixxsyiQog^  aufserhalb  des^  Mittelpunktes,  Mart.  Cap.  8.  849.  Chalcid.  Tim.  p.  79. 
eccheuma  exxevfia,  Gufs,  Plaut.  Poen.  570,  cf.  geuma. 
eoclesia  exxlrjala,  Volksversammlung;  Kirche,  Plin.  ep.  40. 4^0.  Tert.  d.  praesc. 

24.  G.  I.  L.  3.  2664.  celt.  aeclis,  fr.  6glise.   [342.  324.] 
ecciesiola. 
ecclesiasticus  exxlrjaiaaTtxog,  kirchlich,  Tert.  pudic.  22. 
ecclesiecdicus  exxlrjaUndixog,  Cod.  Theod.  4.  5.  34  =  cognitor  ecclesiae. 

[265  A.] 
ecdicus  tx^ixog,   Staatsanwalt,  Cic.  fam.  4  0.  56.  4.  C.  I.  L.  3.  6450.  7  ss  cognitor  civi- 

Utis.   [265  A.] 

echea  fixela,  Schallgefäfse,  Vitr.  444.  20.  grieeh.  6.  43.  [293.] 

e eben  eis  ix^vrjtg,  Saugefisch,    echeneis  remora  L.,    Ovid.  Hai.  99  =  mora, 

remora.   [4  49.] 
echidna    extdva,    Otter,    coluber  Berus  L.,    Ovid.  met.  40.  343  =  vipera. 

[44.  44.] 
ecbinometra  extvo^rjTQa,  Meerigel,  Plin.  9.  400:    »ex  bis  -ae  appellanturc. 

[<<9.] 
echinopus  exivorcovg,   Stachelginster,   spartium   horridura  L,,  Plin.  4^.48. 

[449.] 
eohinus  exlvog,  Seeigel,  ecbinus  esculentus  Z.,  Plaut.  Rud.  297.  Ed.  Die.  5. 7. 

[44  6.  476.  282.] 
echlnatus. 
echion  'extov,  Otternsalbe,  Plin.  29.  4  49.   (Jan.   echeon.)   [274  A.] 
echios  f'x^ot;,   Otternkraut,  echium  rubrum  Jacq.,  Plin.  25.  404.  [449.] 


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IN  DSR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  409 

echis  ix^fff   ^*^^chte  Ochsenzunge,  PUn.  22.  50:   »pseudoanchusa  a  quibusdam  -is  aut  doris 

appellata«.  [U9.] 
e Chilis  ixli^iSj  Edelsteinart^  Plin.  37.  487«  [43.] 

echo  fixd)^  Au.  trag.  578  Rbb.  =  imago,  vocis  imago.    sicil.  ieceu.   [258.] 
echoicus  fixolvLog^  wiederhallend ^  Sidon.  ep.  8.  44.  Serg.  467.  4  K.   [234.] 
ecligma  euletyfia,  Latwerge,  Plin.  20.  460,  cf.  electarium.   [272.] 
ecligmatium  exletyfiaTiov,  id.,  Theod.  Prise.  2.  47.   [49.] 
eciipsis  ^dülecipcg,  Cornif.  rhet.  3.  22.  36  ==  defectus  solis,  lunae.  fr.  6clipse. 

[48.  247.] 
eclipticus  kTcleiTttixog,  ekliptisch,   Manil.  4.  846.  Plin.  2.  68:    »quae  vocant 

ecliptica«. 
ecloga  eTiXoyi^,  vorzügliches  Stiick,  Varr.  b.  Charis.  420.  48  K.  [228.] 

eclogarius,  Cic.  AU.  46.  2.  6. 
eclutron    ixXovTQoy,    GefUfs   zum   Auswaschen,    Not.   Tir.   p.  462  Grut.    Schmitz  p.  274 

(egiatron) . 
ecnephias   ixyeq>iaff,    Orkanarl,    Plin.   2.  484:    »proceUa,   quae  vocatur  a  Graecis  -as«. 

griech.  b.  Sen.  qu.  nat.  5.  4  2.  4:  »quos  Graeci  ventos  IxvBtpias  vocant«.     [55.  24  4  A.] 
ecphora  l%(poQ&,  Auslauf,  Vitr.  81.  22.  griech.  77.9.   [284.] 
ecpyrosis  Ixnvqtaaig,  Censorin.  48.  4  4  es  mundi  incendium.  [48.] 
ecragino  ixgayijvai,  Petr.  64.  9  =:  erumpo. 

ecstasis  ^iytaraaig,  Entzückung,  Tertull.  an  im.  45.  engl,  exstasy.   [48.] 
ectasis  sKtaacg,   Vokaldehnung,  Prob.  263.  47  K.  =  productio.   [48.  59.] 
ecthlipsis  eyt&hipig,  Konsonantenverdrängung,  Prob.  264.  40  K.   [48.] 
ectomos  IxtofAoc,  schwarze  Nieswurz,  Plin.  25.  54  Sill. :   »elleborum  nigrum   alii  ectomon 

vocant,  alii  polyrrhizon«  (vgl.  encymos.  Jan.).  [450.] 
ectroma  tXTQio/Lia^  Tertull.  adv.  haer.  7  ^  abortus.  [48.] 
ectropa  ixtQOTiTJ,  Varr.  sat.  Men.  448  =  deversorium. 
ectypus  extVTtog,  erhaben  gearbeitet,  Plin.  35.452.   [277.] 
edeatros  idiargog,  persischer  Vorkoster,  Paul.  Diac.  p.  82.  20.  n.pl:  -oe.  =  praegustator. 

[39.] 

egersimon  eyiQac/xov,  Ermunterungsmittel,  Hart.  Cap.  9.  94  4. 

eia  (heia)  eia,  ei!  Plaut.  Capt.  963.   [340.] 

elacala  rjlaxaTrj,  Meerfischart,  Col.  9.  17.  42.   [58.  64.   4  47.] 

elacatenes  i^Xaxarrjveg,  id.,  Plin.  32.  449  =  elacata.   [52.] 

elaeemporia  iXaie/jtnoQia,  Arcad.  dig.  60.  4.  48.  49  b  mercatura  olearia..  [85.] 

elaeomeli  IXaioiieXt,  Ölhonig,  Plin.  45.32:  »quod  -i  vocant«.   [472  A.] 

elaeon  IXaitüv,  Ter^  adv.  Marc.  44.  39  «=  olivetum.  [53.] 

e  laeothesium  IXacod-iaiov,  Vitr.  427.  47.  =  unctorium.   [298.] 

elaphoboscon  ilaq)6ßoa7Cor,  Plin.  22.79  =  pastinaca  silvestris.   [449.] 

elate  iXarr],  Palmenart  (Dattel-),  Plin.  42.  434:  »arbor  quam  alii  -en  vocant, 

quam  nos  abietem,  alii  palmam,  alii  spathama.  Ed.  Dio.  6.  40.   [64.] 
elaterium  ilaTrjQiov,    Saft  der  Eselsgxirke,    cucumis  elaterium  L.,    Gels.  5. 

42.    Plin.    20.   3:    »medicamentum,    quod    vocatur    -um«,     it.    elaterio. 

[272  A.] 
elatine  eXativr],   wilde  Löwenmaulart,  antirrhinum  L.,    Plin.  27.  74.    [4  49.] 
eleotaritim   euleiKTOv,    Latwerge,   Cael.  Aur.  chron.  4.  4.  442.     it.  lattovaro, 

sp.  electuario.   [37.  69.  272.] 
electuarium,  Theod.  Prise.  4.  45. 
elector  r^XixTfOQ,  Plin.  27.34  =:  sol. 


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410  Griechische  Wörter 

electmm  ijkexTQov^  Verg.  ecl.  8.  53  =  suciaum.   [154.  455  A.] 

electniSi  electrinus,  electrifer. 
eleemoBsma    ikerjfioawri,    Almosen^    tert.  d.  idol.  22.     it.  limosina,  asp.  pr. 

almosna,  fr.  aumöne,  d.  Almosen,  cell,  almsan.   [324.] 
eleemos^'narius. 
elegeus  (-ius)   llsyBlog^  elegisch^  Diom.  502.30;  503.9.   [228  A.  234.1 
elegi  eleyot,  elegische  Verse,  Hör.  carm.  4.  32.  2.  [228  A.] 
elegia  ileysla,  Elegie,  Ovid.  am.  3.  9.  3.  [228  A.] 

elegiarii. 
elegiacus  ikeyiaxog,  elegisch,  Diom.  507.  4  K. 
elegidion  IXeyidiOv,  kleine  Elegie,  Pers.  4.54.   [49.  228  A.] 

elegidarium,  Petr.  109.  8 
elegion    llsyelov,    elegisches   Gedicht,    Ausod.  ep.  94.2.    Diom.  502.  30  K. 

(elegeion.)   [228  A.] 
elelisphacos  kXBXlCfpanog ,   Pflanzenarl,  Plin.  2S.  147:   »nostri,   qui   nunc  sunt,  herbarii 

elelisphacon  Graece,  salviam  latine  vocant«.  [149.] 
elenchus  f^leyxog,  Perle  als  Ohrgehänge,  Plin.  9.  443:  »-os  appelianl«.  Jov. 

6.  459.  it.  elenco.   [489.] 
elencticus  ikeyxTiytog,   in  Form  einer  Überführung,  Jful.  Vict.  art.  rhet.  \\ 

p.  333  Bait. 
elenium,  cf.  helenium. 

eleogarum  IXaioyaQov,  Ölsauce,  Apic.  4.  459. 
eleozomus  *lXai6ttiiiiog,  Sauce  aus  Öl  mit  Wasser,  Apic.  6.  254.  - 
elephantia  *el€q)avTla,  Aussatzart,  Scribon.  250  =  elephantiasis. 
elephantiasis  kl€q>avTlaaLg,  id.,  Plin.  20.  444.  griech.  b.  Geis.  [268.] 

elephantiosis. 
elephanünus    iXetpavrcvog,    elfenbeinern,    Gels.  5.  49.  24.   (emplastrum)  Püd. 

35.42:   »Apelles  ex  ebore  combusto  (fecit)  quod  -um  vocaturc.    [232  A/ 
elephantuB  iXiq>ag,  Elefant,  elephas  Indiens  Blbch.,  Plaut.  Mil.  gl.  25.  C.  I. 

L.  4.  806.  Bull.  d.  Inst.  Rom.  4862  p.  93.     celt.  eliffeint,  oliphans,  afr. 

olifant.  it.  liofante.   [83.  98.  4 4 9] 
elephantiarius.  elephantinus. 
elephas  IXicpag,  id,,  Lucr.  6.  44  42.  [44.  66.  269.] 

elephanticus.  elephantiacus.  elephantiosus. 
eleutheria  iXev^gia,  Plaut.  Stich.  422  =:  libertas. 
ellefoorine  (helleborine)   iXXeßoQiyrj,  nieswurzähnliche   Pflanze,   Plia.  27.  76:  »epicactis  ab 

aliis  epicactis  vocator«.  [149.] 
elleborismus  (helleborismus),   iXXeßoQiOfiog,  Nieswurzpurgans,    Cael.  Aur. 

chron.  4.  4.  408.   [54.] 
elleborites  (helleborites) ,  iXXeßoQlrrjg,  Nieswurzwein,  Plin.  44.  1^40:  »helle- 

boriten  fieri  ex  veratro  nigro  Gato  doceta.   [472.] 

eUeborom  (heiieborum) ,  kXXißoqog,  id.,  Gat.  r.  r.  457.  42.  [442.] 

elleboro,  -are.  elleborosus. 
elleborus  (helleborus)  iXXißoQog,  Nieswurz,  veratrum  album  L.,  Plaut.  Pseud. 

4  485  =  veratrum.  [442.] 
ellipsis  UXeiipig,  Ellipse,  Quint.  8.  6.  24   =  detractio.   [237.] 
ellychnium  tXXv%VLOV,   Lampendocht,  Vitr.  487.  45  =  linamentum. 
elpidephorus  *iXnt&tj(p6QOff,  Hoffnung  bringend,  Not.  Tir.  p.   126  Kopp. 


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TX  DKR  LATETNISCHBN  SPRACHE.  411 

elogiom  ileyelov,  Grahschrift^  Plaut.  Merc.  409.  C.  I.  L.  5.  4445.  it.  elogio. 
[69.  228.  308.] 
elogiare. 
elops,  cf.  helops. 
elysium   ^Ivacov^   das  Elysium^  Verg.  Aen.  6.  538.  I.  R.  N.  3528.    elysius 

(adj.). 
cm b  ad  OD  tfjtßa^ov,  Grundfläche,  Grora.  vet.  p.  96.9  =  area. 

embadius.  embadalis. 
embamma  e^ßa^fia,  Brühe,  Col.  42.57=  ius.   [49.] 
embaaicoetas  ifjtßaaixoijT^f,  Petr.  24.  in.  «s  cinaedus.  [309  A.] 
embasis  Efifiaaig,  Cael.  Aur.  acut.  3.  47.  154   =  solium  halnei. 
embates  i^ßarrig,  Vitr.  42.  20  ==  modulus.  griech.  94.  48.   [282  A.] 
emblema   efißkrj^a,    musiv,  Arbeit,    Lucil.  ine.  34  M.  C.  I.  L.  3.  4806.     fr. 

embl^me.   [48.  49.  498  A.  277.] 
emblematicus  i^ßkrj^atiytogy  eingelegt,  Schol.  Juv.  4.  76. 
embola  i^ßoXrj,  Einschiffung,  Cod.  Just.  4  4.3.2. 

embolimaeus  l^ßoXifxaXog,  eingeschaltet,  Auson.ecl.de  rat.  ann.  verl.  43  ss  intercalaris. 
emboline  *i^ßollvT],  Pßanzenart,  Plin.   43.  444  Jan.  (elleborine  Sill.)  =  epi- 

cactis.  »quem  alii  embolinen  vocant«.  [4  46.  449.] 
embolismus  kfißoXiCfxog,  Solin.  4.  42  s  intercalaris. 
embolium    e^ßohov,    Intermezzo,    Cic.  Sest.  54.  4  4  6.    Bull.  delF  inst.  arch. 

4873.  p.  67.   [228  A.] 

emboliaria.     emboliarius,  C.  I.  L.  4.  1949.     Garr.  graff.  d.  Pomp.  p.  U.    [499  A. 
302.  294. [ 
embolum  tfißoXoy,  Schiffsschnabel,  Petr.  30.  1  ss  rostrum. 
embolna  efißolog,  Kolben  bei  Saugwerken,  Vitr.  260.  6.  [259  A.] 
embrocba  k^ßqoxr},  feuchter  Umschlag,  Theod.  Prise.  4.  33.   [274  A.] 
emeticus  if46Tix6<:,  Apul.  herb.  55  »  vomitorius.  [272.] 
emmeles  IfAfjtBXrjSy  wohlklingend,  Chalcid.  p.  44. 

empetros  ifinergo^,  Pflanzenart,  Plin.  27.  75:  »-os,  quam  nostri  calcifragam  vocant«.  [4  49.] 
emphasis  tfAtpamg,  Nachdruck,  Quint.  9.  2.  64  &=  pondus,  significatio. 
emphaticoteros  hfxfpaxiinatBqos,  nachdrücklicher,  Cic.  ep.  fragm.  p.  44  nr.  VIII  K. 

emphragma   €fiq>Qayf4a,    Verstopfung,   Veget.    4.  40  extr.  =  praeoccupatio. 

[49.  270.] 
emphyteuma  i^(pvTev^a,  Erbpachtgut,  Imp.  Zeno  cod.  4.  tit.  56.    [49.  265.] 
emphsrtenais  l(jL(pvrevaig^  Erbpacht,  Cod.  Just.  4.  66.  4.   [265.] 
emphyteuta  ifKpvTevTrjg,  Erbpächter,  Cod.  Just.  4.  66.  4. 
emphyteutious  ifiqyvtevTixog,  zur  Erbpacht  gehörig,  Cod.  Just.  4.  66.  4. 
emphyteuticalis.  emphyteuticarius.  [202.] 

empirioe  ifiJteiQiKi^,  erfahrungsmäfsige  Heilkunde,  Plin.  29.  5.   [268  A.] 
empirioiui  ifiTtei^mog,  Empiriker  (med.),  Cic.  Acad.  2.  39.  422.  Cels.  griech. 

[268  A.] 
emplasma  efiTtkaofia,  Salbe  zum  Einreiben,  Theod.  Prise.  2.  40. 
emplastrum  e^Ttlaarqov,   Pflaster,   Cat.  r.  r.  39.  4.    it.  empiastro,  sp.  em- 

plastro;  fr.  emplätre. 

emplastro,  -are.  cmplastratio. 
emplecton  UfiTtlexrov,  Mauerwerkart,  Plin.  36.  474.  griech.  b.  Vitr. 
empleuros  tfJutXevqog^  mit  vollen  Seiten,  Lucil.  sat.  fr.  ine.  97  M. 


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412  Griechische  Wörter 

empneumatosis  IfjtnvBvfAaxiüfiis,  Cael.  Aur.  chron.  8.8.  446  is  inflatio.  [870.] 
emponema  ifjtnoyrjfAa,  Cod.  Inst.  4.  66.  S  es  melioratio.  [49.] 
emporeticus  k^TtoQTjTcuoSj  PHn.   13.  76  =  mercatorius.   [232  A.] 

emporium  i^jtoQiov,  Handelsplatz,  Naev.  b.  Pun.  74.  C.  I.  L.  3.  2922.  [217.] 

empor  OS  IfAnoQost  Plaut.  Merc.  prol.  5  R.  »  mercator. 

emprosthotonia   ifiTt^oa^oTOvla ,    Starrkrampf,    Cael.  Aur.  acut.  3.6.61 

=  Conus  raptus.  [270.] 
emprosthotonicus  efiTtQoa&oTovixoQj  mit  Starrkrampf  behaftet,  Cael.  Aur. 

acut.  3.  6.  69. 
emprosthotonos  i^TVQoa&OTorog,   Starrkrampf,    Cael.  Aur.  acut.  3.6.65. 
empyicus  kfiTCvt^og,  an  Lungengeschwüren  leidend,  Marc.  Emp.  7. 
empyrius  IfAnvQios,  Augustin.  civ.  dei.  40.  27  si  igneus. 
emys  l^vg,  Schildkrötenart,  Plin.  32.32.  acc.pl:  -as.   [43.   123.] 

enallage    ivaXXayri  1    Verwechselungen  der  Redeteile,     Cl.    Sacerd.  art.  gr. 

enallaxis  IväXXa^ig]  \,  88.   [238  A.] 

enargia  eva^yeia,  lebhafte  Darstellung,  Rufin.  d.  schem.  dian.  15.  Isid.  2.  20. 

en aristo  siehe  aristo. 

enarmonius  IvaqpLovwg,  enharmonisch,  Macrob.  söm.  Scip.  2.  4.  13. 

enater  elpdtrjQ,    Mann,   der  die  Schwester  eines  Verstorbenen  geheiratet  hat ^ 

Orell.  4943.  [63.] 
encaenia  iy^alvuc,  Einweihungsfest,  (Petr.  35.  7.)  August,  tract.  84  in  Joaun. 

encaenio. 
encanthis  iyycavd-lg,  Geschwulst  im  Augenwinkel,  Cels.  7.  7.  5.   [274.] 
encardia  syxaQÖla,  Edelsteinart,  Plin.  37.  159  =  ariste. 
encarpa  eyyiaQTta,  Fruchtgehänge,  Vitr.  86.  7.  [282  A.] 
encathisma  iyxa&iafjia,  Cael.  Aur.  chron.  5.  4.  69  b  sessio.  [49.  272.] 
encausticus  lyxaifcxirtxog,  enkaustisch,  Plin.  35.  122.   [286.] 
encaustus  'eyytavatog,  id.,  Plin.  35.  149.  it.  inchiostro,  fr.  euere.   [283.] 

encautarius.  [34  3.] 
enchirema  lyxBlqri^a,  Beweisgrund,  Quint.  5.  14  Bonn.   [49.] 
enchiridion  lyxeiQidioy,  Orell.  4572.  Dig.  4.  2.  2  =  scalpellum,  sagitta.  [272  A.] 
enchorius  kyx^^^^f  Crom.  vet.  p.  427.  2  b  domesticus,  vernaculus. 
enchrysa  (yx^vcog,   Ochsenzunge ,  anchusa  tioctoria  L.,    Plin.  22.  54  Jan.  anchusa,  vgl. 

archebion.  [4  47.] 
enchytus  %yxv^og,  Spritzkuchen,  Cat.  r.  r.  80.  [170.] 
enclima  eyychfia,  Polhöhe,  Vitr.  236.  13.  [48.  248.] 
encliticus  iyythriTcog,  enklitisch,  Prise.  14.  6  K. 

encolpias  kyytokTtlag,   Windart,   Apul.  d.  mund.   10.     griech.  b.  Sen.  [55.^ 
encolpismus  iyxoXTtiafiog,  Busenbildung,  Theod.  Prise.  3.  7.   [54.] 
encolpizo  eyTColTrl^cj,  in  den  Busen  senken,  Theod.  Prise.  4.  f.  311  a.   [24.] 
encomboma  iyxo^ßwfia,   Vorhemd,  Schurz,  Varr.  b.  Non.  543.  1.   [48.  181.i 
encomiographus  eyTCto^ioyQätpog,  Lobredner,  Marc.  Aur.  b.  Front,  ep.  ad 

Marc.  Caes.  2.  9  =  encomiorum  scriptor. 
encomiologicum  iyyccjfÄiokoyiTiov,   Versmafs,  Serg.  466.  11  K,    [231.] 
encomion  iyyiüfiiov,  Quint.  7.  2.  33  B.  (encenium  Halm.)  =  laus.  [49.] 
encomma  (incomma)  eyxo^fia,    Rekrutenmafs,   Veg.  Mil.  1.5.    Hier,  in  Jov. 

2.  34. 


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TN  DER  LATBINISGHBIf  SPRACHE.  4t3 

encratitae   iyyLQarriTal,    Sekte  (der  Enthaltsamen],    Hier.  adv.  Jovin.   1.  13. 

encratistae,  Cod.  Just.  1.5.  5. 
encrinomenos  iyxgiyofieyo^,  der  unter  die  Zahl  der  Athleten  Aufgenommene,  Plin.  34.  72. 

(Statue.)  [277.] 
encyclios  lyxvxAtog,  einen  Kreis  bildend,  Vitr.  7.  25.  griech.  b.  Senec. 
encymos  iynvfiog,   saßig  (Nieswurzart),   Plin.  25.  51  Jan.  =  melampodion    (ectomos  Sill.) 

s=  sucosus.  [150.] 
endromis  ivägo^lg^  dichter  Überwurf,  Itfart.  4.  19.   [43.  182.] 

endromidatus. 
enema  (ye/na^  Theod.  Prise.  2.  1  ==  clyster.  [48.  272.] 
energema  iyigyrjf^a,   Wirkung,  Tert.  praescr.  30  =  efleclus.  [48.] 

energlma,  Prud.  apoth.  400. 
energia  iyiqysia,   Wirksamkeit,  Hieron.  ep.  50  =s  efficientia. 
energumenos  iysQyov/neyo^,  Sulpic.  Sev.  dial.  1.  20.  9  «=  a  daemone  correptus. 
eng i bat a  *€yyvßaTr]g,  Automatenart,  Vitr.  260.  16,  cf.  angobata. 
engonaton  lyyovaxov,  Sonnenuhrart,  Vitr.  9.  9  Sehn, 
enhaemon  evai^ov,  blutstillendes  Mittel,  Plin.  12.77:  »medicamentum  Grae- 

eis  enhaemon  dictum«, 
enbydris  Iw5qLq,  Plin.  30.  21  =  hydra,  hydrus. 
enhydros    %w8qog,    Edelsteinart ,    Plin.  37.  190.    (al.lect.   enhygros.)    Solin. 

37.  24. 
en hydrus  ervdQog,  Ichneumonart,  Amm.  22.  15.  19. 
enhygros  evvyqog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  190,  cf.  enhydros. 
ennaeteris    kyyaexfjqUf    Zeitraum  von  neun  Jahren,    Censorin.    4  8.  4   ==   tempus   novem 

annorum. 
enneadecaeteris  lyyBa['nai)6eKaBTrjqis,  Censorin.  18.  3  b  tempus  undeviginti  annorum. 
enneadicus  iyysa&ixo^,  Jul.  Firm,  roatb.  5.  8  =  nonarius. 
enneaphthongos  kyyeatpd-oyyog,  neunstimmig,  Marl.  Cap.  1.  66. 
enneaphyllon  IvveacpvXXov ,   neunblättrige  Zahnwurz,   dentaria  enneaphylla 

L,,  Plin.  27.  77.  [149.] 
enneas  lyysds,  Censorin.  14.  14  ss  numerus  nonarius.  [48.  256.] 
ennoea  tyyoia,  Idee,  Tert.  adv.  Val.  7.  ss  intelligentia.  griech.  b.  Cic.  [243.] 
ennosigaeus  kyyoulyaiog,  Erderschütterer,  Juv.  10.  182.  (cogn.  Neptuni.j. 
enocilis  lyx^^vst  Mai.  auct.  cl.  VI  p.  522  b.  Löwe,  prodr.  p.  376  >»  anguÜIa.  [19.] 
enorchis  %voQXi>g,  Edelsteinart,  Plin.  37.  159.   [163  A.[ 
enrhythmos  evQv&^iog,  taktmäfsig,  Mart.  Cap.  9.  970. 
entaticus  ivraTixog,  stärkend,  Fulg.  myth.  3.  7.   [271  A.] 
entelechia  evteUxetay  Strebekraft,  Tert.  d.  an.  37.  griech.  b.  Cic.  =  con- 

tinuata  motio.  [243.] 
enterocele  ivreQOTii^lrj,  Darmbruch,  Plin.  26.  81.   [270.] 
enterocel  icus  evreQOTLTjhyiog,  an  Darmbruch  leidend,  Plin.  20.  26. 
entheca  hd-i^xr],  Schatulle,  Augustin.  serm.  42.  Wilm.  inscr.  2010.    it.  en- 

dica.  [199  A.] 
entheca  tus. 
entheus  iyd^Bog,  Mart.  5.  41.  3  =  divino  spiritu  inflatus.   (poet.) 

entheatus. 
enthusiastae  Ivd-ovaiaataL,  ketzerische  Sekte,  Cod.  Just.  1.  5.5.  [320  A.] 
enthymema  evdv^rjfÄa,  Lucil.  9.  45  M.  =  comroentatio.   [49.  237.] 
enthymematicus    Iv&v^rjfÄarmog ,    zur  Reflexion  geeignet,    Jul.  Vict.   art. 

rhet.  11. 


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414  Gmbgbische  Wörter 

enthymesis  iy^vfArjaig^  Tert.  adv.  Val.  9  extr.  «=  consideratio. 

eon,  *^wf,  Baumart j  Plin.   43.  H9. 

eos  fftk,  Ovid.  fast.  3.  877  ==  aurora.   (poet.) 

eous  T^tpog,  östlich,  Verg.  g.   I.  224.  288.  [37.] 

epactae  Inaxtai,  Isid.  6.  47  cxtr.  &=  dies  intercalares. 

epagogc  i7iay(oy^^  )u\.  Rufin.  d.  fig.  sent.  26  =  inductio.  [238  A.] 

epanadiplosis  inaya&inXiatn^t  Jul.  Rufin.  d.  schem.  lex.  9  s=  repetilio. 

epanalepsis  inayuXfj^i^,  Serv.  Verg.  Aen.  2.  894.  Rutil.  Lup.  <.  M  =  iteralio,  repetilio. 

[237.] 
epanaphora  i7taya(po(ta,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  84  =  repetitio. 
epanodus  knayo^og,  Rückkehr,  Rutil.  Lup.  4    6. 

epanorthosis  Inayoq&tooiSt   Wiederherstellung,  Jul.  Rufin.  d.  schem.  lex.  15. 
epaphaeresis  inatpaiqBCig,  wiederholte   Wegnahme,  Mart.  8.  52.  9. 
epaphrodita  inafpqo^ijös,  liebenswürdig,  C.  I.  L.  5.  405  =  venusta. 
ependytes  iney&vzTjg,  Oberkleid,  Hieron.  vii.  Hilar.  in. 

epenthesis  iTtivd-eacgj  Einfügung  eines  Buchstabens,  Donat.  396.  3  K.  [226.^ 
epexegesis  l/te^ijyrjais,  hinzugefügte  Erklärung,  Serv.  Verg.  Aen.  4.  <2. 
ephalmator  igxiXXofiai,  Jul.  Firm.  math.  8.  4  5  =  saltator. 
ephebeum  irprißeloy,   Übungsplatz  für  Jünglinge,  Vitr.  427.  43.   [298.] 
ephebia  kfpTjßeia^  Donat.  ad  Ter.  Andr.  4.  4.  24  =  adulescentia. 
ephebia  iipr^ßeia,  behaarte  Schamgegend,  Cael.  Aur.  acut.  3.  47.  440. 
ephebicus  itprjßixog,  Apul.  met.  40.  80  »  luven ilis. 
ephebus  ecprjßog,  Ter.  Andr.  54   =  adulescens.   [304  A.] 

ephebitus,  Varr.  sat.  Men.  39.  40. 
ephedra    kq>idQa,    Pferdeschwanz,    ephedra  fragilis  JL.,  Plin.  26.  36:  i-a  ab 

aliis  anabasis  vocatura.   [4  47.] 
ephelis  iq>riXlg,  Sommersprosse,  Gels.  6.  5.  4.  acc.pl:  -as.   [274.] 
ephemerifl  kcprj^eQlg,  Tagebuch,   Cic.  Quint.  48.  57.    C.  I.  L.  3.  536.   acc.pl: 

-as.   [429  A.] 
ephemericus. 
ephemeren  kcpruieqov,   Pflanzenart,  Plin.  25.  470.   [449.] 
epliemerus  ItprjfiBqog,  Orib.  Bern.  8.  4  3  =  quotidianus. 

ephippiom  hplTtTiLov,  Sattel,  Gate  b.  Non.  p.  408.  s.  v.    Caes.  b.  g.  4.2.4. 

Varr.  r.  r.  2.  7.  45.   [247.] 

ephippiae.  ephippiatus.  ephippiarius,  Fabrett.  742.  339. 
ephorus  *€q)OQog,  Aufseher,  Cic.  leg.  3.  7.  46.  [342.] 
epibata  knißctzrig,  Schiffssoldat,  Auct.  b.  Alex.  44.4.  Vitr.  54.  40  =  classia- 

rius.   [46.  242  A.] 
epicactis,  cf.  epipactis.  [4  46.] 

epibole  iTtißolrjf  rhetorische  Figur,  Rutil.  Lup.  4.7.  [238  A.] 
epicedion  Lmrjdeiov,  Leichenlied,  Stat.  silv.  2  praef.   [228.] 
epicertomesis  inixBQTOfir^aig,   Verhöhnung,  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  4  «s  derisio. 
epicbirema  eTtcx^iQrjfia,  Syllogismus,  Quint.  5.  40.  45.   [237.] 
epichysis  htlxvaig,  Eingufs,  Plaut.  Rud.  4349.   [474.] 
epicitharisma  Lctxi&aQia^a,  Nachmusik,  Tert.  adv.  Val.  33.  [48.] 
epiclinium  IjtinlivTQOv,  Rücklehne,  Gonsent.  350.  44  K. 
epiciintae  irtiTillyTac,  Erderschütterungen,  Apul.  d.  inund.  48,  cf.  climaliae. 

[258  A.] 
eplcoenus  inixoiyog,  Donat.  375.  22  K.  «s  promiscuus.  [59.] 
cpicopus  knUianog^  Cic.  Att.  4  4.  4  6  in.  s=  remis  praeditus. 


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IN  DER  LATEINISGHBIf  SPRACHE.  415 

cpicrates  inix^tctijf,  Cic.  AU.  2.  3.  4  s  magnus.  (cogn.  Pomp.) 

epioroous  eTtlxQoxog,  dünnfädig,  Plaut.  Pers.  96.  Naev.  trag.  60.   [169.] 

epicroculum. 
e'picurizo  ininovQiCta,  der  epikur.  PhilosopMe  ergeben  sein,  Salvian.  gub.  dei  4.  4.  [34.] 

epiouB  iTCixog,  episch,  Cic.  d.  opt.  gen.  die.  4.  4.   [233.  238  A.j 

epicyelus  iTtUvulos,  Nebenzirkel,  Chalcid.  Tim.  p.  81. 

epideeticalis  eTttdeixrixog,  Miufzeigenda  (d.  Eckstein),  Gromat.  ret.  p.  352. 

47.  [37.] 
epidemetica  i/tidrjfirjTtxa,  Quartierablösungsgelder ,  Cod.  Just.  42.  44.  [343  A.] 
epidemos  inidrjfio^,  einheimisch,  Amin.  49.  4.  7.. 
epidermis  iTtideq^iLg,  Oberhäutchen,  Veget.  3.  64.  4. 
epidipnis  inideinylff,  Pctron.  69.  6  =s  mensa  secunda.  [468.] 
epjdixis  ini&e^^i^,  Spielprobe,  C.  I.  L.  5.2787. 

epidromus  sTtlögo^og,  Strick  der  Hängematte,  Cat.  7.  7.   43.  4. 
epiglossis  iniyXmaais,  Plin.  44.  66  es  minor  lingua. 

epigramma  iTtlyQctiifxa,  Aufschrift,  Cic.  Verr.  2.  4.  57.     gen.pl:  -on  ==  in- 

scriptio  [48.  228.] 

epigrammatarius.  [202.] 
epigrammaticus  iTCcyQafifAarixog,  epigrammatisch,  Spart.  Hei.  5  §.  9. 
epigrammation  eTttyQafAfnarwv,  kleines  Epigramm,  Varr.  1.  1.7.3.86. 
epigrammatista   ijtiyqapLi.iatLavirig ,    Epigrammendichter,    Sidon.    ep.   4.  4. 

(epigrammista.) 
epigroma  ijiiyQtofjia,  Flurbuch,  Not.  Tir.  p.  424  Grat,  ss  commentarium. 
epigrus  (?)  hölzerner  Nagel,  Sen.  ben.  2.  4  2.  2  Haas.,  dafür  lese  ich:  epiurus  =  inlov 

qos,  [59.] 

epilepsia  iitiXrixpla,  fallende  Sucht,  Cael.  Aur.  chron.  4.  4.  60  =  morbus  co- 

mitialis.   [270.] 
epilepticus  IntXriminog,  Auct.  fr.  iur.  anteiust.  p.  88  Mai. :  passio  «i  epilepsia. 
epileus  *€7tll£wg,  Habichtart,  Plin.  40.  24.   [59.] 
epilimma  s  epalimma  =  knakeifAfAU,  Salbenart,  Paul.  Diac.  p.  82.  45.  [494.] 
epilogicus  litiXoyvKog,  zum  Epilog  gehörig,    Cur.  Fortunat.    art.  rbet.  2.  7. 
epilogium  kTtiXoytor,  Auct.  cl.  VIII  4  Mai.  =  prologus.   [288  A.] 
epilogus  iTtlXoyog,  Cic.  d.  or.  2.  69.  =  peroratio  conclusio.   [236.] 
epimedion  iTCifu^dtov,  i^anjs6  (marsilia  quadrifolia  ?) ;   Treppengeländer,  Plin. 

27.  76.  J.  R.  N.   4240.   [449.] 
opimelas  iTCi^ikag,  Edelsteinart,  Plin.  37.  464.   [463  A.] 
epimenia  iTttfii^vux,  Monatsrate,  Juv.  7.  420. 

epimerismos,  CTtifÄeQLa^iog,  Aufzählung  der  Hauptbeweise,  Mart.  Cap.  5.  564. 
epimetrum  InifAerqov,  Zugabe  über  das  Mafs,  Cod.  Theod.  42.  6.  45  =3  cumulus. 
cpinicium  iTtivUwv,  Siegeslied,  Suet.  Ner.  43.   [288.] 
epinyctis  ifttwurlg,  Nachtblatteim,  Plin.  20.  44:  »ita  vocatur  uicus,  quae  et 

syce«-  Acc.  pl.  -as.   [284.] 
epionicus  *ini(avix6s,  Prise,  d.  metr.  Ter.  26  as  ionicus  a  maiore. 
epipactis  ijtmaxTlg,  nieswurzähnliche  Pflanze,  Plin.  43.  4  44;  27.  76  =  eile- 

borine.  Sill.   (Jan:  epicactis.)   [146.  449.] 
epipedonicus  ini  4-  nidoy,  Grom.  vet.  p.  248.9  «s  medius.  [86.] 
epipedos  kninB^og,  Censorin.  fr.  6.  2  s  planus, 
epipetros  iTtlitetQog,   Pflanzenart,  Plin.  24.89.   [446.] 


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416  Gribghisghb  Wörter 

epiphania  iriKpayeia,  Oberßäche^  Eulog.  in  somn.  Scip.  p.  406.  26  Or.  as  superficies, 
epiphania  IrtiApaveia^   Fest  der  Erscheinung  Christi  ^   Amm.  24.2.4.  God, 

Just.  3.  12.  2.  it.  befania.   [324.] 
epiphonema  ETtKptJvrjfÄa,  Senec.  contr.  4  praef.  23  Bure.  =  exclamalio.  [237." 
epiphora  ETticpoqa,  Schnupfen,  Col.  6.  47.  8  =  destillatio.  griech.  b.  Cic. 
epiplexis  ininXyj^i^,  Jul.  Ruf.  d.  fig.  24  »  obiurgatio.  [238  A.] 
epiploce  iTtiTclonrj,   Verknüpfung,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.   43. 
cpiscenos  eTtia^rjvogj  Stockwerk  der  Scenen,   Vitr.   4  48.  48.   [282  A.] 
episcenium  l7tiaY,riviov^  id.,  Vitr.  474.4.   [283  A.] 
episcepsis  iniaxeipi^,  Aufsicht,  C.  I.  L.  5.7870.  Orell.  3342.  [48.] 
episcopus  eTtlaytOTVog ,   Bischof,   Tert.  d.  bapt.  47.  C.  J.  L.  5.  474.  celt.  ep. 

scop,  escopl.  d.  Bischof,  griech.  b.  Cic.   [349.] 

episcopare,  episcopalis,  episcopaliter,  episcopatus,  episcopium. 
episcynium  kfttaxvvLOV,  Gegend  über  den  Augen,  Tert.  d.  pall.  4. 
epistalma  initnaXfia,  Cod.  Jast.  7.  37.3.  1   s  mandatum.  [49.] 
epistates  iTtitncmj^,  Cat.  r.  r.  56  =s  custos,  curator,  [47.  277.] 
epistolicus  ini<noXi.ti6s,  brieflich.  Gell.  7.  4  0.  2. 
epistolium  kTtiüToliov,  Briefchen,  CatuU.  68. 'S.  =  iitterulae. 
epistomium  iTttazopLiov,  Hahn,  Vitr.  240.  45.   (al.  lect.  epitonium.)  [259  A.j 
epistrategia  iTtLatqaxYiyüa,  f/h/er/eWAetTnÄte/te,  Orell. 546  =  munuslegali. 
epistrategus  iTCiaTQarrjyog,  C.  J.  S.  3.  45.  Orell.  3884.  =  legatus. 
epistrophe  kTtiatQocprj,  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  46.  =  reversio. 
epistula  epistola  Ifctarolri,  Brief,  Plaut.  Trin.  774.  J.  R.  N.  4  46.  2258.  Wil- 
manns  nr.  440.  4248.  celt.  epistil.  fr.  6pitre.   [59.  237.] 
epistularius.  [202.]  epistolaris,  epistolariter. 
epiBtylium  €7tcaTihov,  Bindebalken,  Varr.  r.  r.  3.  5.  4  4.  J.  R.  N.  3635.  [28r 

282.] 
episynaliphe  kTtiavvaloLtp^,  Zusammensprechen  der  Silben,  Diom.  442.  20  K. 

Prob.  263.  26  K. 
epitaphista  i7tcTaq>iaTrig,  Begräbnisredner,  Sidon.  ep.  4.9.  extr. 
epitaphium  l7tira(ptov,  Grabschrift,  Orell.  4548.  Rossi  inscr.  christ.  I  p.  340. 

nr.  740.  [228.  308.] 
epitaphius  l7ivcaq)iog,  Grabrede,  Cic.  Tusc.  5.  42.  36. 
epitasis    eTtltaaig,    Knoten,    Donat.  argum.  ad  Ter.  Andr.  p.  3.  lin.  45  Kl. 

[223  A.] 
epithalamium  imd^ala^wv,  Brautlied,  Quint.  9.  3.  46.  [228.  308.] 
epitheca  iTti&rjTtrj,  Zusatz,  Plaut.  Trin.   4025. 
epithema  iTtl&efia,  Umschlag,  Scribon.  460.   sp.  bizma,  epitima,  it.  epilUma- 

[49.  274.] 
epithematium  iTtid-ei.iarLOV,  kleiner  Umschlag,  Marc.  Emp.  20.  [49.] 
epitheton  litld-Btov,  Beiwort,  Quint.  3.  3.  20  =  appositum. 
epithymon  hti&v^ov,  Plin.  26.  56.  it.  epitimo.   [449.] 
epitimesis  knixl^tjais,  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  24   =  epiplexis  =  obiurgatio. 
epitoma  eTtcTOfirj,  Cic.  Att.   42.  5.  3  =  summarium,  compendium. 

epitomdre. 
epitonion    iTtttoviov,    Hahn,    Varr.  r.  r.  3.  5.  46.    (cf.  Vitr.  240.  45:  epi- 
stomium.) 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  417 

epitoxis  iTtiTo^lgj  Höhlung  der  Katapulte,  Vitr.  267.  11.  gen:  -idos.   [325 A.] 
epitrapezios  knnqani^iog,  am  Tisch  befindlich,  Stat.  Silv.  4.  6  (Bild.) 
epitritus  In'nqixos,  Gell.  48.44.6.  griech.  b.  Vitr.  =  sesquitertius.  [230  A.] 
epitrochasmos  imtQoxaafjiog,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  6  =  percursio.  [54.  238  A.] 
epitrope  inngontj,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.  2.  47  =  permissio.  [237.] 
epitropos  inizQonos,  Auson.  ep.  22.  2  s  custos.   (poet.) 
•epityrum  e/tirvQOVj  Olivenkompottj  Plaut.  Mil.  gl.  24.   [169.] 
epiurus  iniovqog ,   hölzerner  Nagel,    Fall.   42.  7.  14.    Senec.   ben.  2.  42.2  (?)  =  clavus, 

cf.  epigrus.    [59.] 
epizeuxis  iTtlCev^ig,  Donat.  398.  42  K.  =  adiunetio.   [237.] 
epizygis    ijttKvylg ,    eiserner  Zapfen  an  der  BalUste,    Vitr.  270.  8.     griech. 

272.  8.   [325  A.] 
eploceus  i/nnX6xiov  (?),  haarflechtenfarbig,  Schol.  Juv.  6.  547. 

epodes,  Meerfischart,  Ov.  Hai.  426:  vermatlich  nepodes  =  vinode^  zu  lesen!   [449.] 
epodos  iftipdog,  Epode,  Quint.  10.  4.  96.   [37.  228  A.] 
epogdoos  Inoydoog,  Macrob.  somn.  Scip.  2.  4.  4  4  =  sesquioctavus. 
epomphalion  bto^fpahov,  Magenpßaster,  Fulg.  myth.  2.  5  extr.   [274  A.] 
eponyma  BTtwvviia,  Zunamen^  Serg.  540.  5  K.   [226  A.] 
epops  tno^,  Ovid.  met.  9.  674.  Verg.  cul.  254  =  upupa.  (poet.)  [52.  440.] 
epoptes  iTtojtrrig^  dritter  Grad  der  Mysterien^  Tert.  adv.  Val.  4. 
epopticus  inoTiJixoc,  Chalcid.  p.  427  =  metaphysicus. 
epos  inog,  Hör.  sat.  4.  4  0.  43  a  carmen  epicum,  heroum.  [27.  34.  54.] 
eranthemis  l^ayS-e/jik,  Kamille,  mdtricaria  chamomilla  L.,  Plin.  22.  53,  vgl.  leucanthemis. 

[447.]^^ 

eranus  e^apog,  Almosenkasse,  Plin.  ep.  10.  92. 

erastes  i^atn^g,  M.  Aur.  b.  Front,  ep.  ad  M.  Caes.  4.  40.  acc:  -en  &»  amator. 

ereniita  iQtjfilrrjg,  Einsiedler,  Sulp.  Sev.  dial.  1.  17.  1.    cell,  ermit.,  afr.  er- 

mite.   [46.  58.  320.] 
eremitis  iqrjfjuxis,  einsiedlerisch,  Sidon.  ep.  9.  3. 

eremodicium  SQrj^oöUiov,  Versäumung  des  Termins,  Tert.  adv.  mart.  3.  [265  A.] 
eremuB  egrj^og,  Wüste,  Tertull.  idol.  5.   it.  ermo.,  sp.  germo.,  pr.  afr.  erme  = 

deserta.   [58.] 
eremosus. 
ereuthodanus  iQBv&odayog,  Krapp,  rubia  tinctorum  L.,  Plin.  24.  94:  »erythrodanus,  quam 

allqui  -um  vocant,  nos  rubiam«.  [4  49.] 
ergasiotani  von  i^yaotov,  Ilandwerkszunftgenossen  in  Alexandria,  Cod.  Just. 

1.  4.  5. 
ergasterium  iQyaoTrjQwp,   Wei^kstatt,  Suet.  fr.  d.  poöt.  p.  42.  4.  Reiff. 
ergasticus  IqyatniKog,  bewirkend,  Mart.  Cap.  6.  74  5. 
opgastulum  iqyalead^ai,  Arbeitshaus,  Cic.  Cluenl.  8.   [34.  86.  207.  340.] 

ergastularis.  ergastularius.   [309.]  ergastulus,  Lucil.  sat.  4  5.  30. 
ergata  eQyarrjg,   Winde,  Vitr.  248.  42.    it.  argano.   [46.  208.] 
ergaticus  Igyarmog,  arbeitsam^  Not.  Bern.  4.  34. 
ergolabus  BQyoXaßog,  Cod.  Just.  4.  59.  4   =  rederaptor  operis. 
erice  igeUi],  eginri,  Heidekraut,  erica  I,.,  Plin.  24.  64:  »ericen  Graeci  vocant 

fruticem    non    multum  a   vitice  differentem«.      it.   erica,    sp.    pg.    urce, 

erece  vgl.  Schuchardt  Vok.  2.  89.   [37] 
ericaeus.  [423.  4  49.  454.] 
erigeron  iQiyiQoty,  Kreusumrz,  senecio  vulgaris  L.,  Plin.  25.  467:  »-on  a  nostris  vocatür 
senecio«.   [4  47.*] 
Weise,  Oriech.  Wörter  i .  d.  lat.  Sprache.  27 


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418  Grteghisghe  Wörter 

er i neos  iglreog  Pflanzenart,  campanula  rapunculus  L.,  Plin.  23.  134  :  »her- 

bam  quoque  Graeci  -on  vocant«.   [149.] 
eriophoros   eqiocpoqog,   Zwiebelgewächs,  Plin.  19.32:  »Theophrastus  Iradil 

-on  appellaria. 
erioxylon  iQio^vXoy,  Baumwolle,  Ulp.  dip.  32.  4.  70.  9  =:  gossypium. 
eriphia  egiipelay   Pflanzenarty  Plin.  24.  168.   [149.] 
erisma  eqiaiia,  Strebepfeiler,  Vitr.  153.  12.  Henz.  6155  =  anteris.  [48.49.* 

282.] 
erithace  eQi&dxrjj  Bienenharz ;  -brot,  Varr  r.  r.  3. 16.  23  :  »erithacen  vocanta. 

Plin.  11,  17.   [123.  149.] 
erithacus  egl^axog,    Vogelart,  Plin.   10.86.   [140  A.] 
erithales  eQid^ctXi^,  kleine  Hauswurz,  Plin.  25.  460:  »Italia  sedum  vocat«.  [U7.] 
erilheus  iQi&ev^,  Vogelarty  Avien.  progn.  438  =  erithacus. 

erneum  oqvbov,  Aschkuchen,  (Seal,  ad  Verg.  catal.  p.  226)  Cat.  r.  r.  81.  [170.] 

eromenion  IqmfAivioy,  Liebchen,  Lucr.  4.  4458  B. 

crotema  iQunrjfjia,   Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  4  4.    C.  I.  L.  4.  4878.  4  ss  quaestio,  interro- 

gatum.   [238  A.] 
erotopaegnion  eQcoTOTtalyvtov,  Liebesgedicht,  Charis.  288  K.   [228.] 
erotylos   eQcoTvlog,    Edelsteinart,   Plin.    37.   460   =   amphicomos  =  hiero- 

mnemon. 
erynge  ^Qvyyrj,   Mannestreu,    eryngium  campestre  L.,  Scribon.  Comp.  153. 

Plin.  22.  18:  »-e  sive  eryngion«.   [149.] 
eryngion  riqvyyiov,  id.,  Col.  6.  5.  2  =  erynge.   [149.] 
erysimon  i^vaifjiov^    Raule,  sisymbrium  irio  oder  polyceratium  L.,    Gels.  5.  48.25.   PUn. 

4  8.  96:  »quam  Latini  irionem  vocant^«  =  irio. 
erysipelas  eQvalTrelag,  Hautentzündung,    Gels.  5.  28.  11.   griecb.  5.  26.  31. 
erysipelatodes  (QvainrjXaKadr^g,  rosenartig,  Oribas.  Bern.  4  5.  24.  [49.] 
ery  sisceptrum  eQvalazrjTtTQOv,  Dornstrauch,  Plin.  12.  110:  »aspalathos,  qui- 

dam  eum  -um  vocant«.   [146.] 
erysithales   *eQvaid^aXig ,   Pflanzenart,  PUn.  25.  160  =  sedum  26.  137  = 

Carduus  pratensis.   [147.] 
e  r  y  t  h  a  1 1  i  s  EQv&alXig,  Edelsteinart,  Plin .  37 .160. 
erythinus  eQvd-lpog,  Meerbarbe,  Ovid.  Hai.  104.  [58.   119.] 
erythraeus  iqv&Qaw,  Col.  7.  2  «  ruber.  [55.] 
erythraicos  eQv^Qalytog ,    Satyrienart,   (Knabenkraut),  Plin.  26.97:  »genus 

salyri  -on  appellant«.   [151.] 
erythranos   EQvd-qavog,    rotbeerig    (Epbeu) ,    Plin.  16.147:    »quidam  apud 

Graecos  etiamnunc  duo  genera  huius  faciunt  -um  et  chrysocarpunw.  |^H9. 
erythrocomis  iQvd^Qo^  -^  xojuij,  rothaarig,  Plin.  4  3.  4  48.  [433  A.] 
erythrodanos  kqv&qo^avoe,  Krapp,  rubia  tinctorum  L.,  Plin.  24.  94   =  rubia.    (al.  lect. 

ereuthodanos.)  [149.] 
erythros  tQv&Qoc,  Plin.  24.  4  79  =  ruber.   (Strychnosart. )  [58.  4  49.] 
eschara   eaxccQa^),    Fufsgestell   der   Wurfmaschine;   Schorf y   Vitr.   10.  11.  ^ 

Sehn,    (griech.  b.  Rose).  Scribon.    it.  escara.    sp.  pg.  escära.    fr.  escarre. 

[61.  271".] 
escharosis  eaxdQcoaig,   Schorfbildung,  Cael.  Aur.  chron.  1.  4.  118.  ^271.] 


4j  In  welcher  Beziehung  steht  dazu  squarrosus? 


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m  DBR  LATBINIS€HBN  SPRACHE.  419 

escharoticus  iax(xQ(oTcx6g,  schorßüdendy  Gael.  Aur.  chron.  4.  1.  50. 

eschatocollion  iaxatoxoXXiov,    letzte  Seite  einer  Schriß,  Mart.  2.  46.  3. 

etesiacus  hijacaytog,  zu  den  Passatwinden  gehörig,  Plin.  H.  36. 

etesiae  hrioLai^  Passatwinde,  Cic.  Alt.  6.  7.   [214.] 

etesius  hi^aiog,  jährlich,  Lucr.  5.  740.   [214.] 

ethioa  ^^i^rj,  Moralphilosophie ^  Cic.  Acad.  pr.  1.  7.   [241  A.  242.] 

ethice,  Quint.  2.  21.  3. 
ethicuB  ^d-iTLog,  moralisch,  Sen.  rhet.  contr.  2.  12.  8. 
ethnicus  id^Mog,  heidnisch,  Tert.  d.  idol.  14.   [321.] 

ethnice.  ethnicalis. 
ethologia  rid-oXoyia,  Sittenschilderung,  Sen.  ep.  95.  66.   [237.] 
ethologus  rid-oXoyog,  Sittendarsteller,  Cic.  d.  or.  2.  59.  242. 
etbopoeia  i^&onoita,  RutU.  Lup.  d.  fig.  sent.  24  s=  moralis  confictio,  figuraiio.  Firm. 

ethopoeiacus,  Firm.  mat.  8.  4. 
ethos  ^^o^f  Plin.  35.  98.  acc.pl:  -e.  »sensus  hominis  expressit,  quae  vocantur  Graece  ethe«. 

gr.  b.  Yarr.  sat.  Men.  66.  U. 
etymologia  hvfÄoXoyla,    Wortableitung,   Quint.  1.  6.  28  =  veriloquium,  no- 

minum  interpretatio.   [223.  226.] 
etymologioe  hvfioXoytxrj,  Etymologie  als  Wissenschaft,  Varr.  i.  1.  7.  1.  4.  [223. 

226.] 
etymologicus  hvfioloyiKog,  etymologisch.  Gell.  1.  18.  1.   [226.] 
etymologus  hvfioXoyog,  Etymolog,  Varr.  1.  1.  6.  39.   [226.] 
etymon  Hv^ov,  Etymon,  Varr.  r.  r.  1.  48.  2.  acc. :  -on.   [226.] 
eu  €v,  brav,  Plaut.  Mil.  gl.  398.  euare  Catull.  64.  391.   [38.  310.] 
euan  evav,   Jubelruf  der  Bacchanten,    Enn.  tr.  150  V.  109  Rb.  Orell.  6187. 

(euhan)  vgl.  euans.  [38.  310.] 
euangelious  evayyekixog,  evangelisch,  Tert.  adv.  Marc.  39. 
euangelista  evayyeXcarijg,  Evangelist,  Prudent.  cath.  6.  77. 
euangelium  evayyiltov,  Evangelium,  Tert.  d.  idol.  9.   [321.] 
euBugelizo  evayyell^cj,  das  Evangelium  predigen,  Matth.  11.  5.  Not.  Bern.  69. 
116.   [27.] 

euangelizator. 
euangelus  evdyyelog,  Verkündiger  froher  Botschaft,  Vitr.  10.  2.  15  Sehn,  (cogn.) 
euax  *€vaS,  juchhei,  Plaut.  Bacch.  247.   [38.  310.] 
eubunion    eifiovyioy,    Diptam,    nriganuro   dictamnum  L.,    Apol.  herb.  63  ss  dictamnus. 

[464  A.] 
eucharis  evx^Q^^t  holdselig ,  Sirac.  6.  5  Valg.  s=  suavis. 

eucbaristia  evxaQiatla,  Danksagung,  Tert.  d.  cor.  3.   [321.] 

eucharisticon  evxaqunixov,  Danksagung,  (Stat.  silv.  4.2.)  Tert.  praescr.  haer.  47. 

euche  eixVj  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  28  =s  precationes.  [238  A.] 

euchetae  evxirat,  ketzerische  Sekte,  Cod.  Just.  1.  5.  5. 

euch ym US  evxvfAo^,  wohlschmeckend,  Plin.  Val.  5.  8. 

euclea  cf.  euplia.  [149.] 

eucnemos  evxvtjfAos,  mit  schönen  Waden,  Plin.  34.  82:  »Amazonem,  quam  eucnemon  ap- 

pellant«.  (plast.  Werk.)  [277.] 
eudaemon  Bv^aifuav,  Mel.  3.  8.  6.    Monum.  Ancyr.  5.  20  Momros.  s  felix.     acc.pl:  -as. 

eudiaeon  evdialov,  Paul.  Diac.  p.  78.  13:  lineum  filum. 
eudromi  Bv^^ofABt,  laufe  schnell,  C.  I.  L.  5.  5894. 

27* 


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420  Griechische  Wörter 

euerganeus   evegyrig.    wohl  zusammengefügt,   Vilr.  5.4.9.  Sehn.  =  bene 

compositus. 
euethes  Bvrj^St  Amin.  28.  8,  33  =  stultus.  [340.] 
eugalactoD  evYaXayiTOv ,    Pßanzenart,    Plin.  27.82:    »glaux,  anliquitus -od 

vocabatur«.   [149.] 
euge  evye,  brav!,  Plaut.  Irin.  705.  C.  I.  L.  4.  4909.   [38.  340.] 

eugepae,  Plaut.  Stich.  381.  [38.  34  0. 
eugeneus  evyiveiog,  edel,   (Weinart),  Cat.  r.  r.  6.  =  nobilis.   [38.  472.1 
eugium    evyBioy,    die  Scheide  des  weihlichen  Gliedes ,    Laber.  com.  S5.  Lucil.  88.  S2.  Non. 

4  07.  30:   »eugium  media  pars  inter  natural ia  muliebriaa. 
eugiyphus  €vylvfpi]g,  schön  geschnitten j   Ambros.  in  psalm.  4  48. 
euhias  Bl'idg,  Hör.  carm.  3.  85.  9  =  baccha  (poet.). 
euhius  Bvios,  Beiname  des  Bacchus^  Enn.  trag.  4  50  Y.  [38.] 
eulogia  evXoyia,  gesegnetes  Mahl,  Augostin.  ep.  36.  4  9.  Not.  Bern.  4.  67.  (griech.  b.  Cic. 

ad  Att.   43.  22.) 
eulogium  evXoyioy,  Grabschriß,  Placid.  gl.  Deuerl.  &=  elogium. 

eulogiarius.   [202.] 
eumeces  evfij^xtjg,  Balsambaumy  Plin.  4  2.  4  44. 
eumetria  ev/neiQia,  Ebenmafs,  Yeget.  6.  2.  8  «=  proportio,  symmetria. 
eumitres  *ev^lrQr]g,  Edelsteinart,  Plin.  37.  460. 

eunomiani  von  evvo^og,  ketzerische  Sekte,  Cod.  Just.  4.  5.  5.   [320  A.] 
eunuchismus  evvovxto^og,  Entmannung,  Cael.  Aur.  chron.  4.  4.  4  48. 
eunuchizo  evrov^i^o},  entmannen,  Hieron.  adv.  Jovin.  4.7  =  eunuchare.  [24.] 
eunuchufl  evvovxog.   Verschnittener,  Ter.  Eun.  4  67.  C.  I.  L.  5.  4680.  [38.  309. 

eunucho,  -are.  eonucbinus. 
euodes  evüdeg,  Boiss.  I.  L.  X.  38.  4  =  bene  olens. 
euoe  evol,  Jubelruf  der  Bacchanten^  Plaut.  Men.  836.  Enn.  trag.  450.  (euhoe; 

38.  340. 
euonymos  eviow^og,    Spindelbaum,    euonymus  latifolius  Scop.   oder  euony- 

mus  Europaea  L,,  Plin.  43.  4  48:  »quae  vocatur  -os«.    it.  evonimo.  ^U6. 
eupater(e)ia  evnariQBia,   Tochter  eines  edlen  Vaters,  Lucil.  sat.  4  7.  3  M.  (Haupts  Koniekt,, 
eupatoria  BVTtaToqia,   Odermennig,  agrimonia  eupatoria  L,,    Plin.  25.  56  = 
agrimonia.     it.  eupatorio. 

eupatorium,  Plin.  Val.  2.  47. 
eupetalos  emtiralog,  Opal,  Plin.  37.  464.   [449.  463.] 

euphemia  evq)rj(xla,  gute  Benennung,  Gl.  Sacerd.  art.  gr.  4.  456.  [226.] 
euphemos  Bvtprj^og,  Gutes  bezeichnend,  Front,  d.  difT.  p.  354.  4  M. 
euphonia  Bvtpfovla,  Prise.  4.  9  K.  =  sonoritas. 

euphorbia  smpoqßia,   Wolfsmilch,  euphorbia  officinarum  L.,  Plin.  5.46. 
euphorbium  evcpoQßwv,  id.,  Plin.  25.  443. 
cuphrone  BhtpQoyrj,  »die  wohlwollendcft  (Nacht),  Amm.  22.  8.  33. 
euphrosynum  evipQoavvov,  Ochsenzunge,   Plin.  25.  84  :  »buglossos  et  voca- 
tur -um«.   [4  48.] 
euplia  BVJtlia,   Pflanze,  Plin.  25.  4  30.   (al.  lect.  euclea.).   [449.] 
cuplocamos  svnXoxafio^,  schön  gelockt,  Lucil.  sat.  30.  58  M.   (poet.) 
euptcron  BvniBqov,   Venushaar,  Apul.  herb.  54   ==  polytrichon.  [4  54  A.j 
eurae  BVQai,  breite  Gänge  (1),  C.  I.  L.  5.  2787. 
eureos  ♦er^cof,  Edelsteinart,  Plin.  37.  464. 
eurythmia  €v()v&^ia,   Gleichmafs,  Vitr.   42.  9  =  ab  Oriente  veniens. 


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IPI  DBB  LATEINISCHEN  SPRACHE.  421 

eurinus  bvqivos,  östlich,  Col.  H.S.  U  ==  ab  Oriente  veniens. 

euripice  BVQLTtvKri^  Binsenart,  Plin.  21.  119:  »iunci  genus,  quod -on  vocant«. 

euripidiuni  evQiTtideiov,    VersmafSj  Serg.  458.  5.  K. 

euripus  evQLTtog,  Meerenge,  Cic.  Mur.  17.   [261.1 

euronotus  evQovoTog,  Südsiklostwind,  Col.   11.2.  42.   213.] 

eurotias  BVQüitLag,  Edelsteinart,  Plin.  37.  161.   [55.] 

eurus  evQog,  Südostwiiid,  Verg.  Aen.   1.  108  =  vulturnus.   (poet.)    [213.1 

eurous.  euroaquilo.  euroacester.  eurocercias.  euroborus. 
euscheme  evcxVf^f^^j  Plaut.  Mil.  gl.  24  3  =  belle, 
eusebes  eiaeßig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  161. 

eustomachus  evarofiaxog,  magenstärkend,  Theoil.  Prise,  d.  diaet.  7.   [272.1 
eustylos  evarvlog,  schönsäulig,  Vitr.  70.  16.   [283.] 

euthalos  *ev&aXog,  Kellerhals,  Plin.  15.  132  =  daphnoides.  (Mayh.  eupetalos). 
eutheristos  sv&iQi(nog,  leicht  beschneidbar  (Balsamstaude),  Plin.  42. 414  :  »quod  vocatur -onc 
euthia  ev^ela,  gerade  Linie,  Mart.  Gap.  9.  958.    griech.  b.   Vitr.  s=  linea  recta. 
euthygrammos  Bvd^vyQafAfxog,  Grom.  vet.  4  00.  4  0  =  normalis.  n.pl:  -oe.  euthygrammom 

=  norma  Vitr.  3.  22.  [4  95  A.  256  A.] 
euxinus  bv^bivos,  wirtlich,  Ov.  Trist,  k.  4.  55. 
euzomon  BvC<afioy,  Kohlart,  brassica  eruca  L,,  Plin.  20.  426:  »ut  Graeci -on  appellaverint« 

=  eruca.  [4  49.] 
exagoga  k^aytayrj,  Transpart,  Plaut.  Truc.  540  =  evectio. 

exagoge  Paul.  Diac.  p.  80.  45. 
exanolare  i^awlelv,  ausschöpfen,  Plaut.  Stich.  273.    Pacuv.  Ir.  fr.   [42.   74. 

212.  258.] 
exanthema  i^dp&rjfxa,  Hautausschlag,  Marc.  Emp.  9.   [271.] 
exarchus  "s^aQxog,    Vorsteher,    Justin,  nov.  133.  4.  G.  I.  L.  5.  5823.  7000. 
exbola  l%ßoXri,  Geschofs,  Naev.  com.  103. 
cxebenus  l^ißevog,  Edelsteinart ,  Plin.  37.  159. 
exedra  i^idqa,   Salon,   Varr.  r.  r.  3.  5.  C.  I.  L.  3.  1096.  Orell.  3283.   [196. 

298.] 
exedritim  l^idqiov,  kleiner  Salon,  Cic.  fam.  7.  23.  3. 
exegetice  e^fiyetiTcrj,  Erklärungskunst,  Diom.  426.  p.  16.  K. 
exentero  (exintero)  k^evreQlCo),  ausweiden,  Plaut.  Epid.  179.  C.  I.  L.  4.  1377. 

[69.  325.] 
exhaeresimus  e^aigiai^og,  ausschneidbar,  Cic.  Verr.  2    52.  129, 
exbydrias  i^vöglag.  Regenwind,  Apul.  d.  mund.  10. 
exhypodecia  i^vnodixTr^^,  Einnehmer,  Murat.  2004.  4. 
exochas  i^oxcig,  Hämorrhoidalknoten,  Augustin.  ep.  38.  1.   [270.] 

exochadium,  Marc.  Emp.  84. 
exocoetos  i^amoiTog,  Fischart,   (exocoetus  exiliens -B/.?),  Plin.  9.  70.   [119.] 
exodium  i^odiov,  Schlufs,  Varr.  sat.  Men.  99.  C.  I.  L.  2.  863.  [228.  294.  A.] 

exodiarius,  Anon.  mim.  33  Rb.  [202.] 
exodus  Uodog^  Auszug,  Tert.  adv.  Jud.  41.  (Titel  des  2.  Buchs  Mosis.)  [67.  324.] 
exomis  i^wfxlg,   Unterkleid,  Paul.  Diac.  p.  81.  3.     griech.  b.  Gell.   [182.J 
exomoiogesis  i^ofAoXoyijat^,  Tert.  d.  paen.  9  «  confessio. 
exonycbos  klow^og,   Steinhirse,   Plin.  27.  98:  '»lithospermon  aliqui  -on  vocant,  alii  dios 

pyron,  alii  Heracleon«.  [450.] 
exoroismus  i^oQxia^og,   Beschwörung  der  bösen  Geister,   Tert.   d.   cor.  mil. 

11.   [321.] 


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422  Griechische  Wörter 

exorcista  e^ogyLiarrig,  Geisterbeschwörer ^  Cod.  Just.  4.  3.  6.  C.  1.  L.  5.  4846. 

5428.   [324.] 
exoroiso  k^oQyti^o),  Geister  beschwören^   Ulp.  dig.  50.  43.  1.  3.  exorcidio  Cypr. 

sent.  episc.  4.   [24.] 
exormiston  k^oqfAiaxov,  Muränenart,  Cassiod.  var.  18.  U.  [12^.] 
exostra  e^oHJTga,   Theatermaschine ^  Cic.  d.  prov.  cons.^lß.  4  4.   [293.  324. i 
exoter icus  e^cjTeQtudgj  äufserlich,  Gell.  20.  5.  4. 
exoticus  e§ü}Ttyi6g,  Plaut.  Men.  236.  Plin.  43,  24:   sie  enim  appelJavere  (seil. 

unguenta  veteres  Romani).     it.  zotico  =  externus. 
exstasis  cxataai^t  Bestürzungf  Act.  apost.  3.  10.  Vulg.  «=  perturbatio,  cf.  ecstasis. 
exuthenismos  i^ovd-eyKffioff  Geringschätzung ,  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  6.  [288 A.] 

P. 

fODestpa  (?)  "(pavriatqa,  Fenster,  Plaut.  Mil.  379  R.   frz.  fen^tre.   [48.  74.  72. 
73.   497.] 

festra,  Enn.  6.   Macrob.  sat.  8.  12  fenestruUa  (App.).   fenestella  (Gol.).   Feneslella. 
feaestrare. 
fluta  TtlwTTif  Mu7*änenartj  Varr.  r.  r.  2.  6.  2.   [74.  4  44.] 
formio   (phormio)   cpoQ^loVj  Binsengeflecht ,  Ulp.  dig.  33.  7.  42.  48.  [71.  73.; 
fortax  (poqxa^,  Ofengestell,  Cat.  r.  r.  38.  4.   [50.  74.  72.  73.  499.J 
fratria  fpqaxqitty  politische  Volkscibteilung,   Varr.  1.  1.  5.  15.  25:  »est  Graecum  vocabotum 

partis  homiaum  ut  Neapoli  etiamnunc«.  [71.  72.  73.] 
faoinuB  q)vycivog,  mit  Orseille  gefärbt,  Quint.  42.  40.  85.  [63.] 
faoufl  (fVTiog,  rote  Schminke,  Plaut.  Most.  275.   [33.  65.  74.  72.  73.  85.  491. 
205.] 

fucatus.  fucate,  fuco,  -are,  fucosus,  effucia. 
fonda  acpsvdovri,  Schleuder,  Plaut.  Epid.  2.  2.  42.   [74.  72.  73.  85.  323.] 

fundibalus,  fundibulum,  fundibularius,  fundula. 
ftingus  aq)6yyog,  Schwamm,  Plaut.  Bacch.  283.   [74.  72.  73.  85,] 
i  funglnus  (=a  *ff(poyyiyo^).  [63.]  fungosus,  fungulus. 


f 


gaeanides    *yaLavLdig,    Edelsteinart,    Plin.  37.  480.  Jan. :    »paeanitis,  quam 

quidam  -es  vocant«,  cf.  paeanitis. 
gagates  yaydrrjg,   Glanzkohle,  Plin.  36.  444.   [456.] 
gagites  yaylttjgy  Adlerstein,  Plin.  40.  42.  Jan.  =  »aetites,  quem  aliqui  diiere 

-en«. 
galacticus  yakaycrcyiog,  Marc.  Emp.  p.  266.  C.  »inunctiones,  quae  appeilan- 

tur  galacticaea  =  lacteus. 
galactites  yaAaxr/rijg,  milchfarbener  Stein,  Plin.  37.  462. 
galactitis  yaAaxrmg,  id.,  Plin.  37.  462  =  leucogaea  =  leucographilis.  [43. 
galaxias  yaXa^lag,  id.;  Milchstrafse ,   Plin.  37.  462:    »galaxian  aliqui  galac- 

titen  vocant«.   [55.  463  A.] 
galbanum  x^A/^ai/i^;    Galbariharz,    galbanum  officinale  Don.,    Gels.  3.  24.  25. 

fr.  galban.    cf.  chalbane. 

galbanus.  galbaneus  Verg.  Georg.  3.  415.  [20  A.  61.  65.  U4,] 


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IN  DER  LATBINISCHBII  SPRACHE.  423 

galena  yakrjvrjj  Bleiylanzj  Plin.  33.  95:  »-am  vocanU.   [154.] 

,   ,    ,  ^    '  i»  ^        ^     ,  ,   w^i.      r.^    «-    1   »caleopsis  aut  ut   alii 

galeobdolon  yaXeoßookov,  TaubnesseL  Plin.  27.  81.        ^.    / ,  ,  , 

galeopsis  mU^,  id.,  Plin.  37.  81.  |  f.«;-''^;;;",  -'    «^ 

galeos  yaXeoi:,  Haiflscharl^  Plin.  32.  25  s=  mustela.  [119.] 

galeotes  yaXemrjg,  Eidechsenart,  Plin.  29.  90  =  slellio. 

galion  yaXiov,   Taubnessel^   (odor  Frühlings-Labkr aut ,  ^hUxiiii  \er\im  L.?]  Plin. 

27.81.  vgl.  galeopsis    ital.  gallio.   [149.] 
galnapum  xavpaKq,  =  gaunacum  babylonischer  Pelz,  Not.  Bern.  55.  91. 
galumma  cf.  calumma.  [84  A.] 
gamma  yd^^a^  Buchstabe  y,  Grom.  vet.  p.  43.  16.   [48.  225. J 

gammatus.  regammans.  gamella. 
ganglion  yayykiov ,    Überbein^   Vcget.  2.  30.     it.  gangola.    gricch.    b.  Gels. 

[274.] 
gangraena  yayyqatva^    Krebs  (med.);    Lucil.  1.  16M.     it.  sp.  cangrcna.     fr. 

gangr^ne.  [53.  269.] 
gargarisroa  yaqycLQia^iCL,  Gurgelwasser,  Theod.  Prise.  1.  10.  15.   [48.  272.] 
gargarismatium  yaQyaQta^aTtov,  id.,  Marc.  Emp.  15.   [49.] 
gargarizo  yaqyaqil^u},  gurgeln,  Gels.  4.  2.  1.   [24.  272  A.] 

gargarisso,  Varr.  1.  1.  6.  96.    gargaridio,  Varr.  b.  Non.  H7.  9.  [25.]   gargarizatio. 
garimatium)  garismatium  *yaQLa/,iaTiov ,    Gelee,    Theod.  Prise,  d.  diaet.  5. 

Cassiod.  var.  12.  22.   [22.  49.  121  A.) 
garoenum  ^yaqoiyov  =  oenogarum,   Weinbrühe  mit  garum,  Apic.  2,  43. 

garoeneus. 
garon,  garum   yccQov,    Fischsauce,  Hör.  sal.  2.  8.  46.    G.  1.  L.  4.  2569.  2570. 

ephem.  epigr.  I.  p.  163.  no.  188.   [22.  121.] 
garos  yccQog,  Fischart,  Plin.  32.  148.   [119.] 
gassinnades  *yaaairvadig,  Edelsteinart,  Plin.  32.  148.  [119.] 
gaster  yaarf]Q,  Cael.  Aur.  cbron.  3.  8.  106.  acc:  -a  &=  venter.  [4  7  A.] 
gastrimargia  yatnqifjLaqyiay  Schlemmerei,  Ambros.  Cass.  coli.  22.  3. 

gastrimargus. 
gastrum  ydarga,   bauchiges  Gefäfs,  Petron.  70.  6. 
gauluB  yavlog,  Schöpfeimer,  Plaut.  Rud.  1319.  [175.] 
gaulus  yavXog,  Kauffahrteischiff,  Gell.  10.  25.  5.   [175  A.] 
gatmaourn   xawdxrj,   babylonischer  Pelz,   Varr.  1.  1.  5.  35.  167.    vgl.  gunna 

Schol.  Bern.  Verg.  ge.  3.383.  [51.  66.  84.  184  A.] 
gaunacarius,  Donii  inscr.  cl.  8.  nr.  69.  Murat.  970   4.  [202.] 
gauaape  yavaajtrig,  Fries,  Lueii.  20.  1  M.   [29.  61.  66.  183.  298  A.] 

gausapa,  gausapum,  gausapes,  gausapatus,  gaasapinus. 
gasa  yal^a,  Schatz,  Lucr.  2.  37.  von  Liv.  34.  4  dem  Gate  in  den  Mund  gelegt. 

[65.  316.] 
gazum. 
gazophylacium   ya^oq>vkdKiov ,    Schatzkammer,   Not.    Bern.  65.  35.    Hier. 

Aug.  in  psalm.  63. 
gazophylax  ya^ofpvka^,  Schatzmeister^,  Thom.  tbes.  258. 

gehenna  yieypa,  Hölle,  Ten.  d.  paen.  12.   G.  1.  L.  5.  3216.    fr.  göne.   [321.] 

gebennalis. 
gelasinus  ysXaaiyo^y  Grübchen,  Mart.  7.  24.  6  s  lacuna  modica.  (poet.) 


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424  Gribghischb  Wörter 

gelasius  yBXaaiog,  LwUgmacherf  Not.  Tir.  p.  151  Kopp. 

gelasianus. 
gelotophye  yBXo)Tog>vr^,  Froschkraut,  Apul.  herb.  8  s=  batrachion.  [151  A.) 
gelotophyllis  yehoroffvlklg,  H ahnen fufsart,  Plin.  24.  464.   [177.] 
genealogia   yeveaXoylay    Geschlechtsregister ,    Vulg.  1.  Esdr.  2.  62  =  origo 

familiae.   [289  A.] 
genealogus  yerealoyog,  Genealog^  Cic.  d.  nat.  deor.  3.  17.  44.  [229  A.' 
genearchicus  y6i'c«(i/«xof,  .Tul.  ep.  nov.  29.  101  =  auctor  gencris. 
genesiacus  yet^effiaxo*;  =  gencthliacus,  Eust.  Hex.  6.  5  =  natalis. 
genesis  yiyeffi^,  Nativität,  Petr.  39.  8  =  astrorum,  coeli  affectio.  [48.  250.  390.] 

genesalia,  geneseus. 
genethliacc  yeve&hayLi^j  Nativitätsstellereiy  Marl.  Cap.  3.  228.   ,250.] 
genothliacus  yev€&kiayi6gj  NativüälssteUer^  Varr.  fr.  h.  August,  d.  civ.  d. 

22.  28.  =  natalis.   [52.  250.] 
gcnethliologia  yeve&lcoloyla,  Nativitätsstellerei,  Vitr.  232.  40.   [250.. 
geodes  yeMrjgj  Edelsteinart,  Plin.  36.  440.   [49.  459  A.] 
geographia  yea)yQa(pla,  Erdbeschreibung,  Cic.  Alt.  2.  4.  3.   [264  A.] 
geographicus  yeiüyQafpcyLog,  geographisch,  Anim.  23.  6.  43. 
geographuB  yBcoyqacpog,  Geograph,  Amm.  22.  45.  4. 
geomantia  ^yeüifiayjBia^  Isid.  or.  8.  9.  13  =  divinatio  ex  terra, 
geomantis  ^yBiafAnviig,    Wahrsager  aus  d^  Erde^  Serv.  Verg.  Aeo.  3.  359. 
^^GomeiTes\yE^x}(^UTqrlg   Cic.    Acad.  2.    7.  22.    G.    L    L.    3.  6044.  5.  83<9. 
geometra      j  [254.  309.] 

geometria  yecofteTQla,  Feldmefskxmst,  Cic.  d.  or.  4.  42.  487.   [244.  254  A. 
geometricuB  yBconerQiyiog ,    zur  Feldmefskunst  gehörig,   Cic.  d.  fin.  4.  6.  20. 

[254.] 

geometrice,  Vitr.  10.  11.  2  Seh.  geometricalis. 
georgious  yewQymog,  zum  Landbau  gehörig;  Cot.  7.  5.  4  0.   [228.] 
geranion  yBqaviov,  Storchschnabel,  geraniuin  L.,  Plin.  26.  408.    it.  geranio. 

[149.] 
geranitis  ysQavirig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  487.   [43.] 
gerdius  yig^iog  (!),  Lucil.   30.  47  M.  =  textor.   [203  A,] 

gerontea  yegoyTEia^  Kreuztourz,  senecio  vulgaris  L.,  Apul.  herb.  75  =  ^enecio.  Jol  A.' 
gerontocomium  ysQovTOno^eiov,  Greisenhospital,  Cod.  Just.  4.  2.  49.  ^313. 

gernsia  yeQovala,  Ratssitzungsgebäude,  Varr.  1.  1.  5.  23.  456.  C.  I.  L.  3.  6078. 
6087  =  senaculum.   [342.] 

gerusiarches  yeQovaiaqx^^i   Vorsteher  der  Gerusie,  I.  R.  N.  2555. 

geseoreta  (?),  Fahrzeug,  Gell.  10.25.5.  [212  A.] 

gethyum  yrj&vov,  Schnittlauch,  Plin.  49.  405:  »quam  illi  -um,  nostri  pallaca- 
nam  vocant«.  al.  lect.  getium  =  yrjreiov. 

geiim  ^yjjov,  gem.  Nelkenwurz,  geum  urbanum  L.,  Plin.  26.  37.   [449. 

geuma  yeviAa,  Gufs,  Plaut.  Poen.  692.   (al.  1.  eccheuma.)   [48.] 

gigantomachia  yiyavtofjiaxict,  Ampel,  lib.  metn.  8.  14  =  gigantum  pugna. 

gigas  yiyag,  Riese,  Cic.  d.  sen.  2.  5.    fr.  göant.   [44.  325.] 

gingidion  yiyyldiov,  synsche  Riibenart,  daucus  gingidium  L.,  Plin.  20.3:^: 
»quam  alii  -ion  vocant«.   [49.  446.] 

gingiliphus  (!),  schallendes  Gelächter ,  Petr.  73.  4.  al.  l.  gingilismus  ; viel- 
leicht zu  ändern  in  gangalismus  von  yayyaU^ai), 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  425 

gingrina  (?)  ylyygag,  Flötenart,  Solin.  5.  49. 

gingrio,  gingritus. 
ginn  US  yivvos,  MaulUerart,  Plin.  8.  474  =:  hinnus. 
glanis  ykdvtg,  gem.  Wels,  silurus  glanis  L.,   Plin.  9.  145:  »qui  -is  vocatur«. 

[119.] 
glauoeum    ylamstov,    Schöllkraut  j    chelidoniuin  glaucium  L.,    Col.  40.  404. 

glauceus,  Scribon.  22.   [37.   442.] 
giaucina  yXav%iva,   Glauk ionsalbe,  Marl.  9.  26.  2.   [492.  274  A.] 
glaucion    ykaimtov,    Schöllki'auty    chelidonium  glaucium  L,,    Plin.  20.206: 

»quidam  hoc  genus  -ion  vocant,  alii  paralium«. 
glauciscus  ykavxlaxogy   Fischart ^  Plin.  32.  4  48.   [4  49.] 
glauooma  yXavxiofxa,  Star  (med.),  Plaut.  Mil.  gl.  4  48.    [48.  49.  269.  270.] 
glaucomalicus  ykavyKofiaTtnogj  starblind,  Not.  Bern.  56.  47. 
glauouB  ykatntog,  Fischart,  Enn.  Heduph.  6  V.   [4  45.] 
glaucus  yXavxof,  bläulich,  Placid.  gl.  Deuerl.  [8.] 
glauK    ykav^y    Pflanzenart,    Sennebiera  coronopus  Poir,,    Plin.  27.  82,  vgl. 

eugalacton.   [449.] 
glechon  ^^17/011/,  Polet,  meiitba  pulegium  L.,  Apul.  herb.  98  =  pulegium.  [151  A.] 
glochonites  ylrjxiovlTrjg,   Poleiwein,  Col.  42.  25.   [474.] 
gleucinus  ykeimtvog,  aus  Most,  Col.  5.  22.  4.   [63.   472  A.  492.] 
glinon  yXivoSf  yXelyo^,  Ahornart,  Plin.  16.  67:  »quod  (Graeci)  glinon  vocant«  «=  acer. 
gloBsa  ykwaaa,  Varr.  1.  1.  7.  2.  40  =  interpretatio  sermonum.   [32.  223.] 

glossarium.  glossula. 
glossema  ykdaaqfia,   Varr.  1.  1.  7.  3.  88  =  vox  inusitata  (Quint.  4.  8.  45.). 

[48.  223.] 
glossematicus  ylwaarj/J^artyLog,  Diom.  440.  2  K. 
glossopetra  ylcjaaoTtsTQa,  Edelsteinart,  Plin.  37.464. 
glottis  ylvjTTig,    Vogelart,  Plin.  40.  66.   [43.   440.] 
glyooneum   ykv%ovBlov,    Versmafs,    Serg.  465.  40.    glyconius,  Diom.  549.  22. 

[230.  234.] 
glycy  yXvxv,  Rosinen,  Plin.  Val.  1.  51. 

glycymaris  yXvyLviiaqig,   Gienmuschel,  Plin.  32.  447.   [446.   420.] 
glyoyrrhiza   ykvyLv^^t^a,    Süfsholz,    glycy rrhiza   glabra  L.,    Plin.  44.  284  = 

dulcis  radix.    d.  Lakritze,   it.  liquirizia,  regolicia.   [25.   449.] 
glycyside  yXvnvai^rj,  Gichlrose,  Scribon.  166.  Plin.  25.  S9:  »paeonia,  quam  quidam  pen- 

torobon  appellant,  alii  -en«.  (Detl.  -sis.)  [160.] 
glycysis,  Apul.  herb.  64. 
gnaphalium  yvaq)dhov,   Wiesenwolle  (santolina  maritima  L.?),  Plin.  27.  88  : 

»-uro  aliqui  cbamaozelon  vocant«.    [4  49.  208.] 
gnesius  yvr,(Siog,  Chalcid.  p.  346.  griech    b.  Plin.  s=  nobilis. 
gnome  yvcifArj,  Sinnspruch,  Front,  ep.  ad.  Marc.  Caes.  3.  11  =s  sententia. 
gnomicos  yyoDfÄixog,  als  Denkspruch  dienend,  Jul.  Vict.  art.  Rhct.  11. 
gnomon   ypwfxwv,    Zeiger  an  der  Sonnenuhr,    Vitr.  25.  24.    sp.  nemon.   [53. 

*    495  A.  252.] 
gnomonice    yvioi^iovinrj ,    Kunst  Sonnenuhren  zu  machen,    Vitr.  45.  6.    Plin. 

2.  487:  »quam  vocant  -en«. 
gnomonicus  yvwfiopiycog,  gnomonisch,  Vitr.   40.  48. 
gnostice  yvwaTtxrj,  Erkenntnisvermögen,  Fulg.  myth.  3.  40. 


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426  Griechische  Wörter 

gnostici  yvwaTiKol,  Gnostiker,  Tertull.  Scorp.  1.   [320  A.] 
gobiuB  xcjßtog,  Gründling,  Lucil.  fr.  ine.   179  M.   [84  A.   116.] 

gobio,  Col.  8.  17.  14.  fr.  gouchon. 
goetia  yotjreia,  Zauberei,  Augustin.  de  civ.  dei  10. 

golaia  x^Xv^,  Schildkröte,  gloss.  cod.  Ambros.  B.  86.  Löwe  prodr.  p.  417.  [20  A.] 
gomphus  y6(.i(pog,  Pflock,  Stat.  silv.  4.  3.  48.  pr.  gofon. 
gODger  cf.  conger. 

gongylis  yoyyvUg,  runde  Rübe,  Gol.  10.  421.  [142.] 
goniaea  ^ytavtala,  Edelsteinart,  Plin.  37.  164. 

gonorrhoea  yovo^^oia,  Samenßufs,  Cael.  Aur.  acut.  3.  18.  178  =  profluvium  genitale. 
gorgoneum  yoqyovetov,  medusisch,  Vitr.  228.  17. 
gorgonia  yoqyoveLct,  Edelsteinart,  Plin.  37.  164. 
gossypinus   yoaavTtivog,  Baumwollenstaude,  gossypium  arboreum  L.,  Plin. 

12.  39:  «arborera  vocant  -um«, 
gossypion  yoaavTtiov ,    id,,    Plin.   19.  14 :    »aliqui   gossypion   vocant,   plures 

xylon«.   [65.  144.  183  A.] 
grab(b)atu8,  TiQaßßatog,  Ruhebett,  Lucil.  6.  9  M.   [41.  84  A.  198.] 

grabatum,  Not.  Bern.  56.  1.  grabatulus,  Apul.  met.  1.  11.  grabatarius,  Gloss. 
graeoisBO    ^ygaixLl^o} ,    die   Griechen  nachahmen,    Plaut.  Men.  prol.  7  R.   [23. 

397.] 

graecissatio. 
g  raecostadium  yQaixoataSioy^  Capitol.  Anton.  Pii  8.  2  =  graecoslasis. 
graecostasis  *yQaiy,6aTaaig,  Gebäude  in  Rom,  Varr.   1.  1.  5.  155.  fast.  Pinc.  E. 

p.  298.  Aug.  24.   [85.  312  A.] 
graecuB  yQatxog,  griechisch,  Plaut.  Asin.   1.  3.  47.   [397.] 

graecor,  -ari,  graecitas. 
gramiae  yla^rj,  Augenbutter,  Plin.  25.  155  Sill.   (Jan.  u.  Detl.  gremiae),  vgl. 

glarans,  Augenbutterart.   [74.] 

gramae,    Plaut.   Cure.    317.    Coniect.   v.    Büchel.   Rhein.   Mus.  35.  p.  73  statt  os 

amarum  oder  lacrimarum. 
gramiosus,  Caecil.  com.  868. 
gramraa  ygafAf^a,  Apul.  106  ss  littera. 

grammateus  yqafifjtatBv^,  Sekretär,  Apul.  met.  11.  17.  [312.] 
grammatioa  yQa^^aTcxrj,  Grammatik,  Cic.  fin.  3.  2.  5.   [241  A.] 
grammatice  yqa^tfiarvKri,  id.,  Quint.  2.  1.  4. 
grammaticomastix  yQa(if4,aTLxo^aaTi^,  Verfolgung  der  Grammatiker,  Auson. 

idyll.   12. 
grammaticus    yQa^/j,aTLx6g ,    grammatisch,    Cornif.  rhet.  4.  12.  17.     C.  I.  L. 

2.  5079.  pr.  gramadi.   [309.] 
grammatice.  grammaticalis. 
grammatista  yQai^i/^artari^g,  Sprachlehrer,    Suet.  gr.  4  =  litterator.   [307. j 
grammatophylacium  yqafjifAaxotfvXaxiov^  Archiv,  UIp.  dig.  48.  19.  9.  6  s=  tabularium. 

[313.] 
grammicus  yqct^iit%6g,  in  Linien  bestehend,  Vitr.  64.  24.  ♦ 

grapheus  yqaq)Bvs,  Geheimschreiher,  I.  R.  N.  4618. 

graphice  yQacptTirj,  Zeichenicunst,  Plin.  35.77. 
graphicus  yqaq)t%6g,  malerisch  =  fein,  Plaut.  Pseud.  519. 

graphicotera ,    Vitr.   95.  25.     pergraphicus ,    Plaut.  Irin.  1139.     graphice,  Plaut. 
Irin.  767. 


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IN  DER  LATEINISCHBN  SPRACHE.  427 

graphis  yQarpig,  Zeichenkunst;  Griffel,  Vitr.  3.  13. 

graphium   ygafploy,    Griffel,    Ovid.  am.  4.  11.  23.     fr.  greffe ,    pr.  grafi  = 
scriptorium.   [232  ] 

grapbiarius.  graphiolum. 
grasos    yQ&aog,    Seeiangart,    Plin.  13.  135  Detl.    (vgl.  prason  bei  Sill.  und 

MayhJ   [149.] 
griphus  yQl(pog,  Rätsel,  Gell.  1.  2.  4.  [229  A.] 

groma  yv(jj/j,a  (Suid.  Hesych.  Eustath.)  =  yvcifiiov,  Feldmefsinstrument,  Gromat. 
vet.  170.  5.   [53.  195.  254.] 
gromaticus.  [254.] 
gromphaena  ygo^tpacva,  Tausendschön,  amaranthus  tricolor  £.,  Pliu.  36.40. 
[53.  149.] 

gromphena,  Plin.  30.  146. 
grylluB  yQvlkog,  Heupferd;  Tierkarikatur ,  Plin.  29.  138;  35.  114.    sp.  grillo, 
pg.  grilho,  fr.  grillet.  [123.] 
grillo,  -are. 
gryps    yqvip,    Greif,    Verg.  ecl.  8.  27.    it.  grifone,   fr.  griffon,  sp.  grifo,  d. 
Greif.  [110.] 

gryp(h)us,  Mel.  2.  \.  \. 
gubemo  ytvßeQvao),  steuerte,  Enn.  ann.  472.  fr.  gouverner,  sicil.  cuvirnari. 

gubernator,  fast.  Ant.  3.  5.  C.  I.  L.  5.  966.    gabernatrix,  C.  I.  L.  7.  938.    gaber- 
naculum,  gubernabilis,  gubernatio,  gubernum,   gubernio,   gubernius,  guberna- 
tivus,  guber.   [33.   34.  64.  84  A.  9H.] 
gumoni,  Gummi,  cf.  cuinini  Vitr.  480.  43.  [84  A.] 
guttonium    yuüd'iüvtov  oder  yivrraQog  (\) ,    Giefskanne,    Paul.  Diac.  98.  13. 

cuturnium,  ibid.  51.  5.  [74.] 
gymnas  yvfAvas,  Stat.  silv.  4.  4.  43  s=  luctatio  (poet.)  [43.] 
gymnasiarohuB  yv^vaalaqxog,  Gic.  Yerr.  4.  42.  92  =  gymnasii  rector. 

gymnasiarcha,  G.  1.  L.  3.  336. 
gymnasium  yv^vaatov,  Plaut.  Epid.  190.  Henz.  6599.  R6nier  inscr.  de  TAlg. 

3086.   [298.] 
gymnastiooB  yvfivaaTixog,  gymnastisch,  Plaut.  Rud.  296. 
gynmious  yv^vtxog,   Gic.  Tusc.  2.  26.  62.   G.  I.  L.  3.  295.   R6nier  inscr.  de 

PAlg.  3943. 
gymnosophistae  yvi,ivoaoq)LaTai,  indische  Weise j  Plin.  7.22:   »philosophos 

eorum,  quos  -as  vocant«. 
gynaecacanthe  yvyaixaxayd-tj,  Zaunrübenart,  Plin.  23.  27  ae  bryonia.  [448.] 
gynaeceum  ywaiTieiov,  Frauenwohnung,  Plaut.  IMost.  755.  [37.  197  A.] 

gynaeciarius.  [202.]  gynaecius. 
gynaeconitis  ywatnuyyiTLg,  Nep.  praef.  7  =  gynaeceum. 
gypsoplastes  yvifjOTtlaoTrjg,  Stuckaturarbeiter,  Gassiod.  var.  7.  5. 
gypsum  yvipog,  Gips,  Gat.  r.  r.  39.  1.  sp.  yeso,  sicil.  jissu.  [157.  174  A.] 

gypso,  -are,  gypseus.  gypsarius.  [202.] 
gyrinus  yvqlvog,  Kaulquappe,  Plin.  159:  »quas  -os  vocant«.  [124  A.] 
gynis  yvQog,  Gatull.  66.  6.  it.  sp.  giro,  pr.  gir  =  circulus. 

gyro,  -are  (goerare),  Att.  parerg.  Hb.  4.  4.  L.  Müll.  [490  A.  255.]  regyrare,  gir- 
gillus,  verderbt  aus  gyrillus  (Paucker  K.  Z.  23.  473).  gyronteum,  Not.  Tir. 
p.  452  Kopp.  BS  sphaeristerium. 


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428  Griechische  Wörter 


H. 


habrodiaeius   aßgodlaiTog,    der  weichlich  Lebende,    Plin.  35.  74.    (Parrbasii 

cogn.) 
hadrobolon   adQoßcDkov,    Gummiart,    Plin.    12.  35:   »nigrum   bdelltum  -od 

vocanl«.   [4  49.] 
ha'drosphaerus  adqoacpatQog,  Nardenart,    Plin.  42.  44:   »-um  vocalur«,  cf. 

mesosphaerus,  microsphacrus. 
haemachates  al/j,axarr]g,  Blutdchat,  Plin.  37..439. 
haematinus  alfiativos,  Plin.  36.   497:  >ium  appellatum«  s=  sanguineus. 
haematites  ai^aTlTrjg,  Eisensteinart,   Plin.  36.  4  29.    it.  amalita,  fr.  hematite. 
haematopus  alixaroTtovg,  ägyptischer  Vogel,  Plin.  40.  430. 
haemesis  ^aifArjais^   Blutunterlauf ^  Theod.  Prise.  <.  40. 
haemobolium  al^ioßoltov,  Blutopfer,  l,  R.  N.  3308.   [59.] 
haeraophthisicUs  alfWip&Laiytdg,  verdorbenes  Blut  habend,   Aemil.  Mac.  de 

Beton, 
haemoptyicus    ai^orcTvC^og y    Blut  spuckend,    Gael.  Aur.   chron.  3.  2..  35. 

[270.] 

haemoptois,  das  Blulspucken,  Isid.  4.  7.  46. 
haemorrhagia  al^o^^ayla,  Blutflufs,  Plin.  23.  432;  22.  28.^ 
haemorrhoia  alfAO^^oia,  id.,  Theod.  Prise.  3.  6  e\tr. 
haemorrhoicus    alfj,o^^o'u6g ,    Hämorrhoiden  habend,    Jui.  Firm.   math.  3. 

3.  7. 
haemorrhoida  al^o^qotg,  Hämorrhoiden,  Plin.  23.  437.   [270.] 
haemorrhoia  al^o^Qolg,    id,,  Sandotter,    Amm.  30.  6.  5.  Gels.  5.  27.  7.  [43. 

270.] 
haemorrhousa  alfio^^ovaa,  am  Blutßufs  leidend,  Matth.  9.  20  Vulg.  -oissa  Augusl.  serm. 

77.  6. 
haemostasis  alfjtotnaais,  blutfiufsstillende  Pflanze ,  Apul.  herb.  59. 
haeresiarcha  alqBataqx^^y  Sidon.  ep.  7.  6  =  sectae  princeps. 
haeresis  aiQBatg,  Laber.  mim.  36  Rbb.  =  secla.   [48.  242.  320.] 
haereticuB   alQBztyLog,    ketzerisch,    Tertuli.  d.  bapt.  45.    Cyprian.  ep.  59.  U 

Hart.   [320.] 
hageter  aynjjTjq  =  vyVVQf  (Hereules)   Wegweiser ,  Plin.  34.  56.   (plast.  Werk).  [277.] 
hagiographa     ayt6yQaq)a ,    dritte   Abteilung   der   alttestamentlichen  Bücher^ 

Hieron.  ep.  406. 
hagiographus  ayioy^atpos,  heiliger  Schriftsteller,  Hicron.  ep.  4.  42. 
halagora  *aXayoQa,  Salzmarkt,  Plaut.  Poen.  4  4  74.  [86.] 
halee  siehe  allec.  [22.] 

haliaetus  aliderog,  Meeradler,  falco  haliaetus.  £.,  Plin.  40.  40.  [HO.j 
haliaeetos  ahalerog,  id,,  Ovid.  met.  8.  4  46.  Verg.  Cir.  535.   [4  40.] 
halicacabon  aXixaxaßoy,  Judenkirsche,  Geis.  5.  20.. 3.   [4  44.] 

halicacabus,  Plin.  24.  477:  »-um  vocant,  alii  eallion  noslri  autem  vesicariam«.  [<49l 
halideusia  (?)  ^aXi^evaia,  Lucr.  4.  4430  Lachm.  eomm.,  siehe  alysidion. 
halieuticus  aXievrixo^,  Treb.  Poll.  Claud.  4  7.  5  (halieutica,  Titel  eines  Gedichts  des  Ovid.; 
=s  piscarius,  piscatorius. 


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IN  DBR  LATBINISCHBN  SPRACHE.  429 

halimon    akt^ov ,    strauchartige  Melde^    atriplex  halimus  L.^    Plin.  47.  239: 

»quod  -on  vocant  Graoci«.  [149.] 
haliphloeos  aUq)XoLog,  Eichenart^  Plin.  46.  24:  i^-os  dictau.   [149.] 
halipleumon  aXtrckev/J^wv,  Fischart,  Plin.  32.  149.   [120.] 
hallec  siehe  allec. 
halmyridion  ak^vgldiov,   Kohlart,  convolvulus  saldanella  L.,  Plin.   19.  142 

(al.  halmyris)  »-ia  vocant«. 
halmyrrhax  aX^v^^a^,  Salpeter,  Plin.  34.  106.   [156.] 
halophanta  ^aXotpayrrjs,  Halunke,  Plaut.  Cure.  463.  [46.  86.  34  0.] 
haios  ttXias,  Mondhof ,  Senec.  nat.  quaest.  1.  i.  4  sxs  corona. 
halosis  aktoag,  Eroberung,  Petron.  89.  1.     griech.  b.  Sueton.  &»  expugnatio. 
halte  res  alzriQBg,  Hanteln,  Mart.  7.  675  =  manipuli.   ^47.  298.] 
halysis  aXvaig,  Apul.  d.  mund.  16  s  halos  «=  corona. 
hama,  vgl.  ama.  [33.] 

hamadryas  a^adQvag,  Baumnymphe ^  Prep.  4.  20.  32. 
hamarthritis  aixaqd^qlTig,  allg.  Gicht,  Cael.  Aur.  chron.  5.2.28.   [270.] 
hamaxa  a^ia^a,  Lastwagen,  Capit.  Maxim,  du.  6.  9. 

hamaxare,  Plaut.  Truc.  274. 
hamaxagoga  (?)    ay,a^a  +  otyio,    d,  wie  z,   Wagen  etwas  ausführt,    Plaut. 

Truc.  540  zweifelh.   [86.] 
hammitis   afj,fiirig,    Edelsteinart,    Plin.  37.  467  =   ammites   afifilTrjg ,   Isid. 

4  6.  4.  29*  [43.] 
hammo    a^^og ,    Paul.  Diac.  p.  102:    »cognominatur ,    qui   in  arena  putatur 

inventus,  quae  graece  hoc  nomine  appellatunc. 
hamraochrysos  afifioxQvaog,  Katzengold,  Plin.  37.  488:  »quae  vocatur -um«, 
hammodytes  a/j,^odvTr]g,  afrikanische  Schlangenart,  Lucan.  9.  746. 
hammonitrum  cl^iiovltqov,  Mischung  von  Sand  und  Laugensalz,  Plin.  36.494. 

[456.] 
hapalopsis  aTtaXog  +  oipov,  Gewürz,  Plaut.  Pseud.  836.  [86.] 
haphe  acpri,  Staubsand,  Mart.  7.  66.  5.   [298.] 
hapsus  aipog,  Büschel,  Gels.  7.  26.  5.  npr.  aus. 
harmoge  aqfxoyri,  geschickte  Farbenmischung,  Varr.  sat.  Men.  354.  Plin.  35. 

29:  »commissuras  colorum  et  transitus  -en  appellarunta.   [286.] 
harmonia  aq^ovLa,  Lucr.  3.  434.  B.    it.  armonia  =  concenlus.  [242.  294  A.] 
harmonice  aQfioPLxrj,   Tonlehre,  Vitr.  410.  14. 

harmonica,  Vitr.  5.  4.  4  Sehn, 
harraonicus  aQ^ovcnog,  harmonisch,  Varr.  I.  1.  10.  3.  64. 
harpsga  aQTtdyt],  Raubhaken,  hist.  4.  fr.  82  =  harpago.   [324.] 

harpago,  -are,  a^naCoi,  Plaut.  Bacch.  657.    it.  sarpare,  salpare,   sp.  pg.  zarpar,  fr. 
sarper  s  exharpagare.  harpaginetulus  Vitr.  4  73.  4  (besser  appaginetulus). 
harpago  aQTtdyrj,   räuberischer  Mensch;   Enterhaken,   Plaut.  Trin.  239.    Caes. 

b.  g.  1.  57.  2.   [61.  310.  324.] 
liarpastum  aQTcaatov,  Fangball,  Mart.  4.  19.  6.  (cf.  Nov.  com.  23:  pila  rap- 

Um  ludere.)    [301.] 
harpax  aqna^,  Plaut.  Pseud.  653  ss  rapax.  [50.  34  0.] 
harpe  aqnrj,  Ovid.  met.  5.  69  =  hamatus  ensis.  [323  A.] 

harpa,  Venant.  Fort.  carm.  7.  8.  63.  [289  A.j 
hebdomadicus  eßdo^adtnog,  kritisch,  Jul.  Firm.  math.  4.  14. 


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430  Gribghischb  Wörtbr 

hebdomas  ißdo^dg,   der  siebente  kritische  Tag,    Cic.  fam.  16.  9.  3.   acc.  a. 

44.  43.] 

hebdomada,  hebdomadalis,  hebdomadarius. 
hecatombe  iyiarofxßrjy  Hekatombe^  Varr.  b.  Non.  131.  19. 
hecatombion  eKaro^ßioVj  kleine  Hekatombe^  Sidon.  carm.  9.  205. 
hecatompolis  ixaTOjunoXif,  hunderUtädtig,  Isid.  14.  6.  15. 
hecatoinpylos  kxaTofjtnvXog,  hundertthorig,  Hygin.  fab.  275. 
hecatonstylos  ixaToyatvXoff,  hundertsäulig,  Hieron.  chron.  Easeb.  nr.  249. 
hecatontas  kxajovtas,  Mart.  Cap.  1,  734  =  numerus  centenarins. 
hecticus  kyLtimg^  brustleidend,  Orib.  Bern.  16.  9. 
hedone  r^&oy^,  Lust,  Tert.  adv.  Val.  8.  Giorn.  d.  scav.  d.  Pomp.  4  865  p.  5. 
hedrice  i^Qixrj,  zum  Stuhl  gehörig,  Gargil.  Mart.  42. 
hedychrum  ^dvxQovv,  Balsamart ,  Cic.  Tusc.  3.  19.  46. 
hedyosmos  rjdvoa^og,  Krauseminze,  Plin.  35.  181. 
hedypnois   fjdvnyotg,  Cichorienart,  Plin.  20.  75:  »est  et  silvestre  genus,  alii  -ida  vocantt. 

[149.] 
hedysma  ijdva^a,  Balsam,  Plin.  13.  7.   [148.] 
he  gern on  ijyefidyy,  der  Vorangehende  (melr.),  Serg.  468  K.  Diom.  475.  10, 
hegemonicon  ^yef^oviTcov,  das  leitende  Princip,  Tert.  res.  carn.  15  =  ratio, 
faeicium  i'Axw,  Halsjoch^  Apul.  met.  9.  12. 

heiciarius,  Mart.  4.  64.  22.  [212  A.] 
helcysma  ^XxvcfAa,  Silberschlacken,  Plin.  33.  105:  »scoriam  in  argento  Graeci  vocant  hel- 

cysma«.  [48.   155  A.] 
helcysticon,    helquisticon  eIkvctixop,   ziehend;  angehängt,   Non.  p.  27.  5. 

Löwe  prod.  p.  376. 
helenium  kkivtovj  wohl  =  thymus  incanus  Sibth,,  Plin.  21.  59.    ilal.  elenio. 

[U9.] 
heleoselinum,  helioselinum  ikeioaiJiivov,  gewöhnlicher  Sellerie,  apium  gra- 

veolus  L.,  Plin.  19.  124.  20.  117.   [149.] 
helepolis  iXirtokcg,  Belagerungsmaschine,  Vitr.  280.  23.  [324.] 
helia  fjXla,  Kohlart,  Plin.  20.  79:  Jan.  »brassica  lalis  foliis  caule  exeuntibus«. 
faeliacus  ^ktayiog,  dem  Sonnengott  geweiht,  Orell.  2343.   [319.] 
helianthes  kliav&ig,  rankende  Blume,   {%li4  +  avd^og)  Plin.  24.  165.  [147.' 
helice  kXl'/.ri,  grofse  Bär,  Cic.  Acad.  2.  20.  66.  helica,  Windung  des  Schnecken- 
gehäuses, Cic.  de  univ.  9.  27  H.  u.  B. 
helichrysos  illxQvaog,    Goldranke,   helichrysum  stoechas  L,,  Plin.  21.  65. 

[141.] 
heliocallis  *filtoxal)ilg,  rankende  Blume,  Plin.  24.  165  =  helianthes.  [147.1 
heliocaminus  rjXtoxd^ivog,  Zimmer  an  der  Sonnenseite,  Plin.  ep.  2.  17.  iO. 
helioscopios  ^ktoaKOTtiog ,    Wolfsmilchsart,  euphorbia   helioscopia  L. ,  PKn. 

26.  69:  »-ion  appellant«.   [151.] 
helioscopium  ^ItoaxoTtLOV,  Heliotropart,  Plin.  22.  57. 
helioselinum,  fliehe  heleoselinum. 
heliotropium  fiXtorqoTCLOv,  Lackmuskraut,  croton  tinctorium  L. ;  Jaspisart,  Varr. 

r.  r.  1.  46  =  solsequium,  herba  solstitialis.   [141.  162.] 
helix  Ui^,  Epheuart;  Muschelart,  Plin.  16.  145:  »hedera,  quae  vocatur  helix«. 

[119.   120.] 


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IN  DER  tATBINlSGHBN  SPRACHE.  431 

hellenismos  kkhivia^og^  Nachahmung  der  Griechen  in  Sprache  e/c,   Diom. 

440.  22  K.   [238  A.] 
helops  (elops)   ^eloifj,  Stör;   [Sterleij  acipenser  rulhenus  £. ?),  Enn.  heduph.  6. 

Plin.  9.  60:  »quidam  eum  (acipenseremj   elopem  vocanl«.   [52.  H5.  149.] 
helxine  il^lprj,  Stachelpflanze;  Rehhühnerkraut,  parietaria  officinalis  L.,  Plin. 

8.  401;  21.  94;  22.  41. 
hemeresios  rjfAB^rjaiog,  Plin.  35.  184:  »tabella  quae  vocata  est  -os«.  (Gemölde.)  [286.] 
hemeris  ^fieglg,  Sommereiche,  Plin.  16.22:  »-is  vocatur«. 
hemerobion  rj(.ieQ6ßL0P,  Eintagstier,  Plin.  11.  120.   [123.] 
heroerocalles  rj/j,eQO'Kakkig,   Trichterglitze]   (Lilienart),    Plin.  21.  59.   [149.] 
hemerodromos  ^/ce^off^o/uo^,  Nep.  Milt.  4.3.   Liv.  34.24.4.    n.pl:  -oe.  Liv. :  »hemero- 

»dromos  vocant  Graeci«  b  cursor.  [59.] 
hemicadium  rjfjiixadioy,  halber  Kadus,  Isid.  iO.  7.  4  »  semicadus. 
hemicillus  ^fiixclkog,    halber  Esel,   Eselskopf,  (Schimpfwort),  Cic.  Alt.  13. 

52.  1.  (Bait.  Micyilus).   [310.] 
hemioranis  fi^ixqavla,  Migräne,  Cael.  Aur.  chron.  1.1.4.    it.  magrana    sp. 

migrana,    fr.  migraine.   [270.] 
hemicranium,  hemicranicus. 
hemicyciium  fi^tyLvnkLov,  Fauteuil,  Cic.  d.  amic.  1.2  =  semicirculus.  [196. 

213.  255  A.] 
hemicyclius  7i(.uytw€Xiog,  halbkreisförmig,  Gromat.  vet.  344.  16. 
hemicyclus  ^^Uvyckog,  Halbkreis,    Ambros.  in  psalm.   118  =  semicirculus. 
hemicylindrus  rn,u%vXivdqog,  Halbcylinder,  Vitr.  217.  5.   [255  A.] 
bemidexius  fjfudi^iog,  die  Hälfte  eines  Hexameters  enthalteiid,  Plot.  d.  metr. 

3.  60.  p.  514.  28  K. 
hemina  fn^lva,    Mafsart ,   Plaut.  IMil.  gl.  831.    fr.  emine,    pr.  emina,  mina^ 

fr.  mine.   [62.  219  A.] 
heminarium. 
hemiolios  fi^ioXiog,  Gell.  18.  14.  4  =  sesquialter.  Vitr.  griecb.   [256.] 
hemionion  rjfAioviov,  Milzkraut,  Teucrium  flavum  L.,  Plin.  25.  45  (Detl.  -eon):  »Teucrion 

quam  quidam  -ion  vocanU.  [148.] 
hemisphaerium  ri^iaipalqiov ,   Halbkugel,   Naev.  b.  Varr.  1.  1.  7.  2.  7.   [248. 

252.  298.] 
hemistichium  riixiarixiov,  Halbvers,  Suet.  vit.  Lucan.  p.  51.  8  R. 
hemitheus  rj/jiid-eog,  Mart.  Cap.  2.  166.  Inscr.  b.  Serv.  Yerg.  ecl.  9.  47  »  semideus. 

hemtthea,  Serv.  Yerg.  Aen.  2.  21. 
bemitonion  fi^tTOvtov,  halber  Ton,  Vitr.  111.  26.   [291.] 
hemitriglyphus  fjf^iTQlykvcpog,  halber  Dreischlitz,  Vitr.  93.  17.   [283  A.] 
homttritaeus    fjfiiTQLTalog ,    halbes    Tertianfieber ,    Mart.  2.  40.  1.    griech. 

b.  Gels, 
hemitritaicus  TjfAnQiToixo^,  halbdreitägig.  Marc.  Emp.  30  s=  hemitritaeus. 
hemitritis  tj/lhtqUi^,  halbes  Tertianfieber,  Theod.  Prise.  4.  f.  311  b. 
hendecachordus  evdBxdxoQdog,  Boot.  inst.  mus.  1.  20  p.  210.  28  Fr. 
bendecagonus  *ivd€xdyü}vog,  Elfeck,  Boot.  art.  geom.  p.  423.  1  Fr. 

bände casyllabi  ivdexaavkkaßoL,  elfsilbige  Verse,  CatuU.  12.  10.   |229.] 
heniochns  ytHoxo^,  Manil.  1.  362.  Hygin.  astr.  2.  13  s  auriga.  (Gestirn.) 
henosis  tvtaai^,  Vereinigung,  Tert.  adv.  Val.  37. 
henotes  kyojrjc,  Einheit,  Tert.  adv.  Val.  37. 


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432  Griechische  Wörter 

hepar   ^nag,    Leber;   Leberfisch,    Plin.  32.  U9.    Marc.  Emp.  23.  it.  epa  «  iecur.  [i7.  44. 

120.] 
hepatia  ^Ttariov,  Lebergericht,  Lucil.  sat.  8.  10  M. 
hepatias  tjuariac,  Cael.  Aur.  cbron.  8.  8.  406  s  iecoralis. 
hepaticus  ^TtartyLog,  Plin.  26.  39.    griech.  b.  Gels.  =  iecoralis,  a  iecore  ia- 

borans. 
hepatites  tpcarlTijg,  Blutstein,  Plin.  36.  H7.   [159  A.] 
hepatitis  fjTtatiTig,  Edelsteinart j  Plin.  37.  186.   [43.] 
hepatizon  fjTtarl^oVj  Plin.  34.  8:  »quod  -on  vocant«. 
hephaestitis  ^q)aiaTlrigy  Edelsteinart,  Plin.  37.  166.  [43.] 
hephthemimeres  *i(p&rj/j,i^eQrig,    Versabschnitt,  Diom.  497.  9  K.  =  semi- 

septenaria.  [230  A.] 
hepsema  Htjjrjfjia,  Plin.  44.  80:  »siraeum,  quod  alii  hepsema,  nostri  sapam  appeUant«. 
heptabolos  k/traßokog,  siebenmündig,  Vitr.  190.  20.   (lacus). 
heptachordus  kitraxoqdog,  siebensaitig,  Boot.  inst.  mus.  1.  20.  p.  207.  24. 
heptagonus  l/rraycoi/og,  siebeneckig,  Vitr.  190.  19.   [255  A.] 
heptametrum  eTtra^sTQov,   Versmafs,  Diom.  512.  15  K.   [230.] 
heptamyxos  iytTafxv^og,  siebentüllig,   Ambros.  apol.  Dav.  alt.  9.  49  =  Sep- 
tem myxarura. 
heptaphoDos  inratpoyyo^ ^   siebenmal  tönend,   Plin.  86.  4  00:   vio  porticu,    quam  ob  id -on 

appellant«  &=  septies  resonans. 
heptaphyllon  knxoupvXXov,  Siebenblatt,  Apul.  herb.  746  s  septifolium. 
heptapleuros  kTtrajtkevqog,   Wegebreitart,  Plin.  25.  80  =  plantago.  [149.' 
heptapylos  imanvXoc,  siebenthorig,  Hygin.  fab.  275.  (poet.)  =  Septem  portanim. 
he p las  Intdff,  Mart.  Cap.  2.  4  08  s  numerus  septenarius.  [43.  256.] 
heptasemos  knTaarjiAOs,  Diom.  500.  6  K.  ss  septenarius. 

heptastadium  kTtraaradtov,  Damm  von  sieben  Sta^lien,  Amm.  22.  16.  10. 
heptasyllabus  litTaavkkaßog ,   Mar.  Viel.  p.  164.  35  K.  =  Septem  sylla- 

barum.  [226  A.] 
heptateuchus  i/tTaTSvxog,  fünf  Bücher  Mosis,  Sidon.  ep.  5.  15. 
hepteris  knirjqtjc,  Liv.  37.  3.  5  ==  septiremis.  [44  A.  242  A.] 
heracleos '^Ti^ffxAeiOf,   weifse  Seerose,   Plin.  25.  75:    »nymphaeam  -€on  vocant  aliqui,  alii 

rhopalon«.   [4  48.] 

heraclium,  Plin.  20.  477;  207:  »-ium  vocatur,  ab  aliis  aphron«.   [^^T.] 
herceus  iQxelog,  xum  Vor  ho f  gehörig,  Hygin.  fab.  94.  Ovid.  Ib.  286  =  penetralis. 

hermae  ^EQfial,  Hermensätden,  Gic.  leg.  2.  26.  65.  C.  I.  L.  5.  2864 :  »hennas, 
quos  vocant«.   [55.  217.] 

hermula,  Inscr.  aus  Nemi  Hermes  VI.  p.  4  0. 
hermaphroditus  sQfiacpQodirogj  Zwitter,  Titin.  112  Rb.  Plin.  7.  34:  »quos -os 

vocamus,  otim  androgynos  vocatos«.   [309.] 
hermeneuma  iQfXJ^vevfia,    Senec.  exe.   contr.  9.  3.  4  =  enarratio.   [238  A. 
Hermu  aedoeon  ^Eq(.iov  aldoiov,  Edelsteinart,  Plin.  37.  166. 
hermubotane '^^//ov  ßojayr^,   Bingelkraut,  Apul.  herb.  82  =  hermubasilion.  [454  A.' 
hermupoa   ^Eq/iov   noa,    id.,    Plin.  25.  38:    »apud   Graecos  -an   multi  vocant,   apod  nos 

omnes  Mercurialem«.  [4  50.] 
herodius  €Qio3i6g,  Psalm.  103.  17  Vulg.  =  ardea.  [64.  110.] 

herodio,  Levit.  4  4.9  Vulg.  =  ardea. 
heroiouB  fjQw'eiidg,  heroisch.  Cic.  Nat.  Deor.  3.  28.  Tusc.  5.  3.   [231.] 
heroice. 


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m  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  433 

heroine  fjQtoivrj,  IlalbgOttin,  Prop.  4.  13.  34   =  semidea. 

herois  ^Qiotgj   id.,  Ov.  Am.  2.  4.  33.  acc.  pl:  -as.  d.  pl :  -isin.   [43.] 

heroida.  heröas,  -adis. 
heroB    tJQiog,    Held,     Gatull.    64.  23.    Ephem.    epigr.    II    p.    300.    nr.    368. 

[346.] 
herous  r^Q(^og,  heroisch,  Cic.  leg.  2.  27.  68.  C.  I.  L.  5.  4057.  I.  R.  N.  2988. 

[37.  64.  229.  278.] 
her p es  eQ/trjg,   Geschwür,  Plin.  26.  4  45.    sp.  pg.  herpe.   [44.  63.] 
herpesticus  kQicriaxLAog,  um  sich  fressend,  Lucil.  sat.  4.  4  6  M.   [269.] 
herpyllum  liQnvXXoy,  Apul.  herb.   105  =  scrpuUum. 

herpyllus,  Apul.  herb.  99. 
hesperis  ea/reQig,   Pflanzmiart^   Plin.  24.  39.   [43.] 
hestiateris  ioTiaTrjQig,  zauberkrüßige  Pflanze,   Plin.  24.  4  65.   [447.] 
hesperus  ea/cegog,  Calull.  62.  35  =  vesper,  Stella  Veneris. 

hesperugo. 
hetaeria  haiQia,  Traj.  b.  Plin.  ep.  10.  34.  4   =»  sodalitas. 
hetaericos  liaiQixo^f  Ncp.  Eum.  4.  6  =  sodaiicius. 

heteroclitus  sreQoyihvog,  Gharis.  35.  31  K.  =  diversiclinius.   [226  A.] 
heteroerania  heqoAqavLa,  Migräne,    Plin.  34.  99.  vgl.  hemicrania.   [270. J 
heteromeces  iT€Q6f,ir]7i€g,  Rechleck,  Gensorin.  fr.  7.  3. 
heteroplocus  hsQOTtlomg,  verschieden  geflochten,  Diom.  484.  43,   (metr.) 
hettematicus  fitrrjfiaTiycog,  geringer  in  seiner  Art,  Jul.  Firm.  math.  3.  9. 
heuresis  ev^fjai^,  Orell.  inscr.  H.  p.  881   «  inventio.   (Festtag.) 
heureta  evqet^^,  Plaut.  Pseud.  700  R.  =  inventor.  [46.] 
hexachordos  e^axogdog,  Vitr.  264.  49  =  sex  chordarum.   [294.] 
hexaclinon  i^axhvoVj  sechssitziges  Sopha,  Mart.  9.  59.  9.   [477.] 
hexaeraeron  i^arj^ugov,  sechs  Tage  der  Weltschöpfung,  Ambros.  ep.  6.  42. 
hexagonum  i^ayiayoyj  Col.  5.  2.  10  =  sexangulum.  [255  A.] 

hexagonium.  (h)exagonus. 
hexahedrum  e^aedgav,  Sechseck,  Ghalcid.  Tim.  p.  53. 

hexameter  k^a^erqog,    Gic.  d.  or.  3.  50.  494.  Lucil.  sat.  6.  39  M.  Fleetwood 

T.  S.  Mon.  Chr.  527.  2.    (hexametrus) .   [56.  229.] 
hexaphoros  e^arpoQog,  zu  sechs  eine  Last  tragend,  Vitr.  254.  22,  -um,  von 

sechs  Männern  getragene  Sänfte  Mart.  2.  84.  4.   [216  A.  308.] 
hexaptotos  k^a/txtJTog,   sechs  Kasus  habend,    Prise.  5,  77.    Consent.    354. 

221  =  senaria  forma.   [226  A.] 
hexapylon  k^aTtvkov,   Thor  mit  sechs  Zugängen,  Liv.  24.  24.  7. 
hexas  ilcr^,  Mart.  Cap.  2.  108  ==  numerus  scnarius,  sexis.  [256.] 
hexasemus  ۤdarif,iog,  sechsseitig,  Mar.  Victor,  a.  gr.  p.  49.  47  K. 

hexastichus  s^aöTixog,   sechszeilig,    [Himmelsgerste,    hordeum  caeleste  £.), 

Col.  2.  9.  44. 
hexastylos  k^aaxvXog,  sechssäulig,  Vitr.  94.  47.   [282.] 
hexasyllabos  i^aavXXaßog,  sechssilbig.  Mar.  Victor,  p.  48.  25  K.  [226  A.j 
hexecontalithos  k^rj^ovTah&og,  Edelsteinart,  Plin.  37.  467. 
hexeris  i^rjQrjg,   Sechsruderer,   Liv,  29.  9.  8.  I.  R.  N.  2744  =  hcxeremis 

bei  Isid.  [44  A.  242  A.] 
hexis  ft«f,  Fertigkeit j  Senec.  contr.  7  praef.  2  =  facultas.  [238  A.] 

Weise,  Griech.  Wörter  1.  d.  lat.  Sprache.  28 


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434  Griechische  Wörter 

hibisoum  ißla^og,  Eibisch,  althaea  officinalis  L.,  Verg.  ecl.  2.  30.  d.  Eibisch. 

[51.  U1.  150.] 

hibiscus,  Serv.  Verg.  ecl.  2.  80.  ebfscum  Scrib.  80. 
hiera  h^dy  Beiname  eines  Gegengifts,  Scribon.  99  =  sacra. 
hiera  botaoe  Isqa  ßotayij,  Eisenkraut,  verbena  officinalis  L.,   Scribon.  463.   Plin.  2S.  105 

SS  verbenaca.  [U9.] 
hieracitis  le^axlrig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  167.  [43.] 
hiera  ei  um   leQancov,   Habichtskraut;  Habichtssalbe,    Plin.  20.  60;  34.  1U: 

»hieracium  vocatur  collyriuma.   [192.  271  A.] 
hieraticus   h^aTmog,    zum  religiösen  Gebrauch  dienend y   Plin.  13.  74:   »-a 

appellatur  (charla)  antiquitus  reiigiosis  tantum  voluminibus  dicata«.  [232.] 
hieroceryx  leQonT^Qv^,    Opferdiener,    Not.  Tir.  Grul.  27.  4    (nach  Kopp  ^57 

besser  hierocorax.) 
hierocorax  leQonoQa^,  Grad  im  Mithraskultus,  Oreli.  2335.  [319.] 
hierodulus  IsQodovXog,   Jul.  Firm.  math.  8.  21   =  templi  custos,  aedituus. 
hieroglyphicus  leqoyh}q>tyf,6g,  hieroglyphisch,  Amm.  17.  4.  8. 
hierographicus  leQoyQaq)Lx6g,  sinnbildlich,  Amm.  22.  15.  30. 
hieromnemon    leQOf,ivri^(av ,    Edelsteinart;    Priester   bei   den  Amphiktyonen^ 

Plin.  37.  160.  C.  I.  L.  3.  567  =  amphicomos  =  erotylos. 
hieronicae  leQovinat,  Sieger  in  heiligen  Kampfspielen,  Suet.  Ner.  25.  Orell. 

2160  =  Grut.  313.  8. 
hierophanta  leQog>avtrjg,  Einfuhr  er  in  den  heiligen  Gottesdienst,  Arnob.  5. 

25.  Inscr.  b.  Oderic.  p.  238.  [46.  319.] 
hierophantria  ieQoq)avrQia,  Hierophantin,  Orell.  2361.  [319.] 
hierophylax  Uqotpvla^,  Küster,  Scaev.  dig.  33.  1.  20.  1  =  aedituus. 
hierosalpinctes  UQoaak7tcY%Trig,  Opfertrompeter,  Not.  Tir.  p.  162  Kopp, 
hilarodus  Ikaqt^dog,  Sänger  lustiger  Lieder,  Paul.  Diac.  p.  101.  10.  [37.j 
hilaruB  IXaQog,  heiter,  Plaut.  Mil.  gl.  1199.  Hilarus  I.  R.  N.  p.  448.  Momms. 

[22.  61.  325.] 

hilare,  hilaresco,  hilaria,  hilariculuSi  hilaris  (Lachm.  z.  Lucr.  II.  M22.),  hilantes, 
hilaritudo,  hilaro,  bilarulus,  hilarissume,  hilarisso.  [25  A.] 

hilotae  eiXtütai,  Heloten,  Nep.  Paus.  3.61.  [312.] 

himantopus  l^avroTVovg,    Wasservogel,    (himantopus  rufipes  Beck.?),  Plin. 
10.  130  (=  loripes.)  [110  A.] 

hinnuB  ivvog,  Maultier,  Varr.  r.  r.  2.  8.  1.  etrusk.  huins.  [29.  97.] 

glnnus,  hianula,  hinnulus,  Tilin.  con.  UO.  (Koniekt.),  hinnuleus  »  pg.  enho. 
hippace  iTtTtoiTir],  Pfei^dekäse,  Pferdelab,  Plin.  11.  284;  28.205.   [149.] 
hippaco  (entstellt  aus  hippico]  von  iTtTtvadg,  Paul.  Diac.  p.  101.  7  =  osci- 

tare,  baiare  (gl.  Isid.)  cf.  exhippitare  Ribb.  com.  Lat.  fr.  p.  319. 
hippagogos  iTtTtaytoyog,   Transportschiff  für  Reiterei j  Liv.  44.  28.  7.  n.  pl.: 

-oe.   [39.  212.] 

hippago,  -inis,  Paul.  Diac.  p.  104.  3.  Gell.  10.  25.  5.  [212.] 
hippalus  *%7t7talog,   Westwind,  Plin.  6.  100  =  favonius.   [61.] 
hippegus  Innrjyos,  Plin.  7.  209.  al.  1.  hlppagos  =  hippagogos.  [212.] 
hippeus  IjtTCBvg,  Kometenart,  Plin.  2.  90. 
hippice  inntx^,  Cod.  Just.  3.  43.  3  «  curriculum  equorum. 
hipp i US  inniof,  Paul.  Diac.  p.  101.  11  =  equester. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  435 

hippocamelus  *L7t7toi^a^r]Xogy  fabelhaftes  Tier,  Auson.  ep.  70.  9.  [86.  404.] 
hippocampos  iTtTtoxa^Ttogj  Seepferdchen,  syngnathus  hippocampus  L.,  Naev. 

u.  Lucil.  b.  Non.  120.  14  ==  caballio  marinus.   [416.] 
hippocentaurus  iJt/coxivTavQogy  fabelhaftes  Geschöpf  Cic.  Tusc.  1.  37.  90. 

[104.] 
hippocomus  InnoxofAo^,  Cod.  Theod.  8.  5.  37  =  agaso. 
hippodamus  InnodafAog^  Mart.  7.  57.  2  s=  domitor  equorum,  eques  (poel.). 

hippodaroma,  Not.  Bern.  58.  35. 
hippodromus  l7t7t6dQOfj,og,  Plaut.  Bacch.  431  =  circus.   [197.] 
hippolapathon  iTtjtokaTtad'OVj  Rofsampfer,  Plin.  20.  232. 
hippomanes  iTtTCOfiavig,  Rofsbrunst,  Verg.  g.  3.  280. 
hippocnarathrum   tnTtoficcQa&Qoy ,   wilder  Fenchel,    anethum  segetum  L.,    Plin.  20.  255: 

»feniculum  silvestre,  quod  -um,  alii  myrsineum  vocanU. 
hipponactium  iTtTtovctyLxelov,    Versmafs,  Serg.  458.  18  R.  [231.] 
hippoperae  Inrton^Qm,  Mantelsack,  Senec.  ep.  87.  7  =s  roantica. 
hippophaes  iTtTtotpaeg,   Wolfsmilchsart,  euphorbia  spinosa  L.,  Plin.  21.  91. 

[449.] 
hippophaeston  i7t7t6q>aiatov,  Stachelpflanze,  centaurea  caicitrapa  £.,  Plin. 

16.  244  =  centaurea  caicifraga.   [149.] 
hippopfaeon  *i7t7t6fpeov,  Nagelkrautklebe,  Plin.  26.  55.   [149.] 
hippophlomos  iTtTtocpko^og,  Alraunart,  Plin.  25.  148  =  morion.   [150.] 
hippophobas  innoipoßag,  Zauberkraut,   Plin.  24.  461:  »eandcm  -ada  appellat«  ==  achae- 

menis.  [U7.] 
hippophonia  *i7t7toq)ovia ,  jährliches  Fest  der  Amazonen,    Jul.  Val.   rer. 

gest.  Alex.  3.  25  ed.  Paris,  al.  1.  bippophamia. 
hippopotamus  iTtTCOTCora^og,  Flufspferd,  hippopotamus  amphibius  L.,  Mel.  1. 

9.3.  [101.] 

hippopotamios,  Xnnog  n(nafJnog,  Yarr.  1.  1.  5.  78. 
hippos  %7t7tog,  Seepferdchen,  Plin.  9.  97:   »carabi  in  Phoenice  faippoe  vocan- 

tur«  =  hippocampus.  [27.  64.  120.] 
hipposelinum  iTtTCoaikivov ,   Eppichart ,    (smymium  olus  atrum  L.?),  Plin. 

19.  124.    griech.  b.  Colum.  [149.] 
hippotoxota  iTCTtoro^OTtig,  Caes.  b.  c.  3.  4.  5  =  eques  sagittarius.  [323.] 
Iiippuris  Xnnov^iSt  Pferdeschwanz,  ephedra  fragilis  L.,  Plin.  26.  432:  »equisetum  hippuris 

a  Graecis  dictaa.  [447.] 
hippurus  %7t7tovqog,   Goldkarpfen,  coryphaena  hippurus  L,,    Ovid.  hal.  95. 

[419.] 
histon  icTiav,  Weberei,  Yarr.  4.  2.  24  »  textrina,  textoris  officina. 
historls  IcTOQla  Geschichte,  Plaut.  Bacch.  158.    fr.  histoire.  [229  A.] 

historiola,  historialis,  historialiter. 
historice  laroQiyii^,  Erklärung  der  Schriftsteller ,  Quint.  1.  9.  1. 

historioua  latoQixog,  geschichtlich,  Cic.  Brut.  83.  286. 

historice. 
bistoriographus  laxoqLoyqaq)og,  Capitol.  Gord.  iun.  21.  4.  Not.  Bern.  38. 

13  =  historiarum  scriptor. 
hodoedoeus  odotdoxog,  Räuber,  Paul.  Diac.  p.  103.  1  :   »latro  atque  obsessor 

Yiaruma. 
hodoeporicon  b&oino^txoy,  Heisebeschreibung,  Hieron.  ep.  4  08.  8  =  itinerarium. 

28» 


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436  Griechische  Wörter 

holce  oAxi),   Gewichty  Rhemm.  Fann.  d.  pond.  49. 

hole  US  olnoQj  Mäusegerste,  liordeum  murinum  L.,  Plin.  27.  90.  vgl.  arislis. 

.[U9.] 
holocarpoma  oXonaQTtio^aj  Brandopfer  aus  Früchten,   Apul.  d.  not.  aspir. 

35.  p.  106.  Osann. 
holocaustoma  6Xo^avaTio/,iaj  Brandopfer,  Tert.  adv.  Jud.  5.   [49.] 

holocautoma. 
holocaustum  oloyLavarov^  id,,  Prudent.  apoth.  537.  Not.  Bern.  71.  44.  adj. 

-US  Cypr.  lest.  3.  15. 
holochrysos  bXoxQvoog,   ganz  golden;   Art  der  Pflanze  basilisca,    Plin.  2r 

48;  Marc.  Emp.  29.   [149.] 
holocyron  oXoxv^ov,  Feldcypresse^  Apul.  herb.  87  =  chamacpitys.  [154  A.] 
holographus  bXoyqaqiogy  Hieron.  adv.  Ruf.  8.  5  =  propria  manu  scriplus.  [i65  A.] 
holoporphy rus  oXo/toQfpvQog,  ganz  purpurn,  Isid.  19.22.14.  griech.  b.Varr. 
holosehoenus   oXoaxoivos,    Binsenart y   scirpus  holoschoenus  I..,    Plin.  21. 

113:  »iuneus,   qui  vocatur  -os«.   [149.] 
holosericoprata   *6koarjQiyco7tQdTrig,    Händler    mit  ganz   seidenen    Waren^ 

Inscr.  b.  Marini  papir.  dlplom.  p.  113. 
holosericus  oXoai^Qniog,  ganz  seiden,  Lamprid.  Heliog.  26.  1.  Ed.  Dio.  7. 

49.   [183.] 
holosiderus  öXoaidrjQog,  ganz  eisern,  Theod.  Prise.  1.  28. 
bolosphyralos  6Xoa(pvQrjrog,  massiv,  Plin.  33.  82:  »quam  vocant  -on«. 
hoiosteon  oXoaTeov,   Wegerichart,  plantago  albicans  I..,  Plin.  27.  91. 
holoihuria  oXoO'OVQia ,    Seewürmerarty  holothuria  priapus  L,,  Plin.  9.  154. 

[120.] 
homerisla  ofirjQiaTrjg,  Rhapsode,  Pelr.  59.  3. 

homeromastix  o^rjQOfiaavt^f   Tadler  des  Homer,  Vitr.  7.  praef.  8.  Sehn, 
homiieticus  ofiiXrjTixog,  homiletisch,  llieron.  adv.  Ru6n.  1.  3. 
homilia  b^itXla,  Rede  vor  dem   Volke,  Isid.  C.  8.  2.  Beda  282.  14:  omelia  = 

scrmo.    it.  omilia. 
homoeomeria  b^ioio^iqeta,  Ähnlichkeit  der  Teile,  Lucr.  1.830B.   [242  A., 
homoeon  bfioioy,  Jul.  Ruün.  d.  fig.  sent.  25  =  simile. 

homoeoproplioron  * bfwio/CQÖipoQov,  Gleichlaut  auf  einandiT  folgender  Wör- 
ter, Marl.  Cap.  5.  514.   [238  A.] 
homoeoplotoD  bfioioniiOToy,  gleicher  Kasusausgang,   Charis.  282.  i%  =  similiter  cadens. 

[226.  237.] 

homoeosis  ofiolwatg,  Ähnlichmuchung,   Charis.  277.  6  K. 
homoeoleleuton  bfioiotiXevToy,  Charis.  282.  9  =  similiter  desinens.    [226.  237.] 
homologi  OfioXoyoi,  Cod.  Theod.  11.  24.  6.  3  =  adseriptieii. 
homonoea  o/noyoia,  Grut.  inscr.  4100.  9  s=  concordia. 
homonym a  bfiiorufia,  gleichnamige  Dinge,  Quint.  8.  2.  13.   [226  A.] 

homonymus,  Prise.  4  5.  S8. 
homonymia  b^wvv^ia,  Gleichnamigkeit,  Front,  d.  diff.  voe.  Vll  525.  14  K. 
homotonos  b^oTovog,  gleichmäfsig  gespannt,  Vitr.  6.  10. 
homousionista  bftoovaiaair^^,   Verteidiger  der  Lehre  von  der  Wesensgleichheit,  Vigil.  Taps, 

d.  trinit.  3.  225. 
homousios  ofjtoovaios,  von  gleichem  Wesen,  Hieron.  ep.  47.  2  s=  consubstantialis.  (homoe- 

usios.)   [324.] 


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Ilf  BBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  437 

hoplites  OTtUrrjg,   Schwerheivaffneter ^  Plin.  35.  7i. 

hoplomachus   onkoi-iixog ^    Gladiatorenart ,    Sen.    exe.    contr.  3.  praef.   iO. 

p.  144.  9K.    [295.] 
hora  ÜQa,   Stunde,    Aquil.   i.  C.  I.  L.  4.  206.  57.  1009.    it.  ora.    fr.  heure. 

celt.  uar.   [11.  251.] 

horalis,  horarium,' hornus,  trihorium,  semihora. 
horv^xiB  loQaiog,  rechtzeitig;   [mai^iniert) ,  Plaut.  Capt.  851.  [22.  55.   121.  123.] 
horama  oga^a,  Potron.  58.  (oroma.)  s=s  speclaculum,  visus. 
horismos  ogia/no^,  Begriffsbestimmung ^  Rutil.  Lop.  d.  fig.  sent.  2.  5.  [54.  238  A.] 
horistice  oQiaTiTtrj,  Diom.  426.  16  ==  deßnitio. 
horizon  oQi^tov^    Gesichtskreis,   Vitr.   135.  24.     griech.  234.  14   =   ßnicns 

circulus,  finitor.   acc:  -a.  [44.  247.] 
horminum  oq^lvov,  Scharlei,  salvia  horminum  L.,  Plin.  18.  96:  »-um  Grae- 

cis  dictunj«.   [149.] 
hormiscion  oQ^laxog,  gelbes  Katzenauge,  Plin.  37.  168.   [163.] 
horologium  cjQokoyiov,   Uhr,  Varr.  r.  r.  3.  5.  17.  Cic.  fani.  16.  8.   C.  I.  L.  1. 

1166. 

horilegium,  C.  I.  L.  2.  4316.     it.  oriuolo,   pg.  relogio,  sp.  relox,  ahd.  orlei.    [11. 

59.  60.  88.  251.] 
horologiaris,  Orell.  1276.  horologicus. 
horoscopium  cogoaxoTteiov,  Horoskop,  Sidon.  ep.  4.  3.   [250.] 
horoBCopus  wQoavioTtog,  Nativität,  Manil.  3.  190.  Pers.  6.  18.   [250.] 

horoscopicus,  horoscopo,  -are. 
horus  oQOf^  Soranus  fr.  b.  b.  Rose  anecd.  II  p.  247=  finis. 
hyacinthinuB  vavilrd'ivog,  von  Hyacinthen,  Catull.  61.89.    [63.  204.] 
hyacinthizon  vaxiv&iCo)v,  hyacinthf arbig,  Plin.  35.  77.   [44.] 
hyacinthuB  vaTtiv&ogy  Schwertlilie ,  iris  germanica  L.  y    oder  Gartenritterspoim, 

delphinium  Aiacis  I. ,   Verg.  ecl.  3.    63.  C.  I.  L.  6.  69.  p.  XIV  =  vüc- 

ciniura.   [49.  141.   162.  205.] 
hyacinthaeus. 
hyades  vädeg,  Sternbild,  Cic.  d.  nat.  deor.  2.  43.  111   =  suculae. 
hyaena  iiaiva,    Hyäne,    Ovid.   met.   15.  409.  Ed.  Dio.  8.  19.  prov.  iana.   [33. 

53.  98.   120.] 

hyaenius.  [168  A.] 
hyalin  US  vdhvog,  Mart.  Cap.   1.  66  =  vitreus.   [63.] 
hyaloidcs  vaXoBi^tjg,  Theod.  Prise.  4.2  extr.  =  vitreus. 
hyalus  vaXo^,  Verg.  g.   4.  335  =  vitrum   (poet.).   [206  A.] 
hydatis  vöarlg,  Edelsteinart,  Mart.  Cap.   1.  75. 
hyderos  vdeQog,   Wassersucht,  Cael.  Aur.  chron.  3.  8.  97. 

hydrt^  vdga,   Wasserschlange,  Lucr.  5.27.   [124  A.] 

hydreus. 
hydragogia  vdqayijyia,  Varr.  sat.  Men.  54.  4  =  aquaeduclus,  canalis. 
hydragogos  idgaytoyog,  Cael.  Aur.  chron.  3.  8.  119  s=  aquiducus. 
hydraletes  vdqaXixrjg,  Vilr.  257.  11   =s  mola  aquaria.  [207.  259.] 

hydrargyrus  vdQaqyvQog,  künstliches  Quecksilber,  Plin.  33.  64.   [154.] 

hydrastina  vdqdariva,    Waldhanf,  Apul .  herb.  114. 

hydraules  vÖQavkrjg,    Wasserorgelspieler,  Petr.  36.  6. 
hydraulia,  -orum  «  aquatica  Organa. 


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438  Griechische  Wörter 

hydraulicuB  idgavliTiog,  hydraulisch^  Yitr.  6.  18.   [290.] 
hydraulus  vögavlog,    Wasseroi'gel ,    Gic.  Tusc.  3.  18.  43.   [259.] 

hydrauliai  -ae. 
hydreuma  vdQevfiaj  Bmnnenstation,  Plin.  6.  102  =  aquatio.  [48.] 
hydria  vdqia^  Gic.  Verr.  2.  2.  19.  47    Inscr.  Hermes  VI.  p.   11  =  urna. 

hydrialis. 
hydrius  v&Qiog^  Prud.  apoth.  622  =  aquarius. 

hydrocele  vdQoytrjlrj,   Wasserhodenbntch,  Mart.  12.  83.  3.   [270.] 
hydrocelicus  vdQoxrjhytog,  am  Wasserhodenbruch  leidend,  Plin.  30.74. 
hydrochous  vdqoxoos^  CatuU.  66.  94  ss  aquarius.  (Gestirn.) 

hydrogarum  vdqoyaqov ^   mit   Wasser  versetztes  Garum,   Lamprid.  Heliog. 
29.  5.   [121.   172  A.] 

hydrogaratus. 
hydrogeron   v&qoyiq(av ^    Kreuxwurz ,    senecio  vulgaris  L.,    Apal.   herb.  75  s  senecio. 
[451  A.] 

hydrolapathoD   vÖQoXaTta&ov ,    Wasserampfer ^   ruraex  aquaticus  L.,  Plin. 

20.  232. 
hydromantia  ifdQOfiayteiaf  Plio.  87.  192  s=  divinatio  ex  aqua, 
hydromantis  vd^ofiamig^   Wahrsager  aus  dem  Wasser ,  Serv.  Verg.  Aen.  8.859. 
hydromeii  vdQoi^teXi,  Honigmet,  Plin.  14.  113:  »hoc  vocatur -i«.  [54.  172  A.] 

hydromel,  hydromelon. 
hydroparastatae  vdQOTtaQaararal ,   ketzerische  Sekte,   Cod.  Just.  1.  5.  5. 

[320  A.] 
hydrophobia  vÖQOtpoßla,   Wasserscheu,  Gael.  Aur.  acut.  3.  9.  98  =  formi- 

datae  aquae. 
hydrophobicus  vÖQO(poßix6g,  Gael.  Aur.  acut.  3.  9.  99  =  hydrophobus. 
hydrophobus  vdqocpoßog,  wasserscheu,  Plin.  29.  99. 
hydrophylax  vdqofpvXa^,  Wasserinspektor,  God.  Just.  11.  42.  10=  aquarius. 
hydropioiiB  vdQMTVixog,  wassersüchtig,  Hör.  ep.  1.  2.  34.   [270.] 
hydropisis  vögioTtiaig,   Wassersucht,  Plin.  20.  43.  engl,  dropsy. 
hydropismus  vdqiomaiAog,  id.,  Gael.  Aur.  acut.  1.  14.  108.   [54.] 
hydropB  vdQioip,  id,,  Hör.  carm.  2.  2.  13.   [52.  270.] 
hydroselinum  vdqoaeXivov,  wilder  Eppich,  Apul.  herb.  79. 
hydrus  vdqog,   Wasser  schlänge,  Verg.  g.  2.  141.  [56.] 

hydreus.  hydrlnus. 
hygra  vyQa,  Augensalbe,  Scribon.  37  =  hygremplastrum.  [271  A.] 
hygremplastrum  vyqiiiTtXaatqov,  id.,  Plin.  34.  155.   [271  A.] 
hygrophobia  vyqocpoßla,   Scheu  vor  allem  Flüssigen,    Gael.    Aur.  acut.  3. 

9.  98. 
hyle  vXr^,  Attei.  b.  Suet.  gr.  4  0  =  Silva,  materies.  [68.] 
hylicus  ifXixoff,  Mar.  Vict.  adv.  Ar.  4.  58  =  materialis,  corporeus. 
hymen  vfi^y,  Hochzeitslied;  Jungfernhäutchen,  Plaut.  Gas.  668.  Serv.  Verg.  Aen.  4.99. 
hymenaicus  vfnevatycog,  zum  Hochzeitsliede  gehörig,  Serg.  460.  16  K.  [23r 
hymenaeuB  vfievalog,   Hochzeit,  Plaut.  Gas.  667.  R6nier  inscr.  de  TAlg.  378 

=  Carmen  nuptiale.   [55.  228.  291  A.  308.] 
hymeneius  vfievj^'iog,  Mart.  Gap.  2.  132  =  nuptialis. 
hymnio  vfiyita,  Hymnen  singen,  Prud.  tibq.  axBq).  <.  118. 
hymnizare,  Aug.  in  psalm.  83. 


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IN  DER  LATBINISGHBN  SPRACHE.  439 

hymnodicus  VfAytf^ixo^,  lobsingend,  Jul.  Firm.  math.  8.  25.  [87.] 

hymnologus  vf^voloyog,  Hymnensänger,  Jul.  Firm.  math.  3.  6.  Orell.  2617. 

hymnuB  vfivog,  Lobgesang,  Sen.  fr.  88.  Garr.  graff.  Pomp.  XXYII.  25.    it.  Inno 

=  Carmen.  [288.  291.] 
hymnisonus.  bymnidicus. 
hyophthalmus  votp&alixog,  Pflanzenart,  Plin.  37.  187  =  aster  Atticus,  in- 

guinalis. 
hyoscyaminus  voanvafnvog,  aus  Bilsenkraut,  Plin.  23.  94.   [63.  192.] 
hyoBoyamuB,  hyoscyamum,  Bilsenkraut,  hyoscyamus  L.,  voaKvafiog,    Geis.  2. 

33.  7.  Plin.  25.  35  =  caniculata.     it.    giusquiamo,     sp.  josquiamO;     fr. 

jusquiame.   [142.] 
hyoseris  voasQig,  schwarze  Flockenblume,  centaurea  nigra  L.,  Plin.  27.  90. 

[U9.] 
hypaethros  vjtaid^Qog,  unter  freiem  Himmel  befindlich,  Vitr.  13.  1;  69.  1. 

C.  I.  L.  2.  1979.   [282.] 
hypallage  VTtaXkayri,   Verwechselung  (rhel.),  Serv.  Verg.  Aen.  1.  9.  [238  A.] 
hypate  v/rciriy,  letzte  Seite,  Vitr.  112.  17.   [61.  291.] 

hypatoides  VTtaToeiöi^g,  der  letzten  Saite  entsprechend,  Mart.  Gap.  9.  965. 
hypecoon  vrti^xoov,  Lappenblume,   hypecoum  procumbens  L,,    Plin.  27.  95. 

[149.] 
hypelate   viteXarrj,    Mäusedorn,   ruscus  hypophyllum  L.,   Plin.  15.  131  = 

hypoglotlion.   [148.] 
hypenemius  vni^vifAiog,  windig,  Plin.  40.  460  a  inanis,  irritus. 
hyperaeolius  vTteqaioXwg,   überäolisch  (Tonart),  Cassiod.  d.  mus.  p.  557. 

Garet, 
hyperausteros  vneQavatij^offf  überherb,  Cael.  Aur.  chron.  8.  2.  85  =s  austerior. 
hyperballontes  vnBQßaXXoyjeg,  die  überzähligen.  Solin.  4.  42  =s  supernumerarius. 

hyperbaton  vjtBqßarov,  Quint.  8.  6.  62  =  verborum  concinna  transgressio. 

[237.] 
hyperbolaeos  vTteqßolalog,  oberste' Töne  der  Tonleiter,  Vitr.  5.  4.  7  Sehn. 

n.  pl.:  -oe.   [39.  291.] 
hyperbole  vTteqßoXri,  rhetorische  Übertreibung,  Senec.  benef.  7.  13.   griech. 

b.  Cic.  =  superlatio.  [237.] 
hypcrbolicus  V7teqßolt%6g,  übertrieben,  Sidon.  ep.  7.  2.    it.  iperbolico  = 

quod  veritatem  superat. 

byperbolice,  Hieron.  in  Jesai.  2.  6.  25. 

hy p erbrachys  VTtiQßQaxvg,   Versglied,  Diom.  478  P.  [230  A.] 

hy j^ercaidilec tu s  VTteQTLavalrjycTog,   hyperkatalektisch,  Diom.  502.  7  K.   (hy- 

perca talecticus] .  [23  0 .  ] 
hypercatalexis  wteQviaTdXrj^ig,   Versausgang,  Audacis  Excerpl.  333.  19  K. 
hyperdorius  vTteQÖufQwg,  überdorisch,   Cassiod.  d.  mus.  p.  557.  Garet, 
hyperiastius  VTceQtaatiog ,    überionisch,   Gassiod.    d.    mus.   p.   557   Garet. 

(Tonart.) 
hypericon  VTtiqwLOv,  gemeines  Johanniskraut,  hypericum  perforatum  L.,  oder 

hypericum  crispum  L.,    Plin.  26.  85:  »quam  alii  chamaepityn,  alii  coris- 

sum  appellanta.   [148.] 


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440  Griechische  Wörter 

hypermixolydius  v/t€Qf.uSoXvdLog,  über  die  mixolydische  Tonart  hinaus- 
gehend, Cens.  fr.  42.  2. 

hyperlydius  VTteqXvdwg,  ilbei*lydisch,  Serg.  532.  20  K. 

hy per meier  vTtiQfAerQogy   Versart,  Diom.  494.  24  K.   [230.] 

hyperocha  vneqoxv,  Tryphon.  dig.  20.  4.  20  =  reliquia. 

hyperoch  ius  vniqoj(osy  Gruter.  inscr.  657.  4  =3^  praestans,  suporans. 

hyperphrygius  vjtBQcpQvyiog,  überphrygisch ,  Cassiod.  d.  mus.  p.  557. 
Garet.   (Tonart.) 

hypersarcosis  hne^aaQxoiai^,  Überwachsen  mit  Fleisch,  Marc.  Emp.  9. 

hyperthyrum  viteQ&vQov,   Thürfries,  Vitr.  97.  44.   [284.] 

hyphear  vq)EaQ,  Mispel  in  Arkadien,  Plin.  46.  245  :  »-ar  in  Arcadia  dicii  nasci«,  cf.  adasphear. 

hyphen  vfpiv,  grammatische  Figur,  Donat.  372.  2.  K.   [226.] 

hypnale  vitvali^,  Otternart,  Solin.  27.  34. 

hypnotice  VTTvtJxvKri,  einschläferndes  Kraut,  Apul.  herb.  74.   [454  A.] 

hypnoticus  VTtvtüTiTtog,  einschläfernd,  Theod.  Prise.  2.  34.   [272.] 

hypoaeolius  VTtoaiohog,  unteräolisch,  Cassiod.  d.  mus.  p.  557.  Garet. 

hypobasis  vnoßaaig,  Oreli.  1541  =  basis,  fundamentum. 

hypobrachys  vitoßqaxvg,   Versglied,  Diom.  484.  19. 

hypobrychium  vnoßQvxioy,  Tert.  d.  idol.  24  =  vortex. 

hypocausis  VTtoxavatg,  Feuereinrichtung  von  unten,  Vitr.   425.  8.  [298  A.^ 

hypocausterium  v/voxavaTriQiov,  Heizgewölbe,  Compend.  Vitr.  46.  p.  300. 

48  R. 
hjpooBJXBtam  VTtoTcavaTov,  id.,  Vitr.  5.  40.  4.  Sehn.  Ephem.  epigr.  III.  p.  <67. 

V.  24.   [298.] 

hypocaustus  (adj.)  Ulp.  dig.  82.  58.  8. 
hypochoeris  vitoxoiQig,  cichorienartige  Pflanze,  Plin.  24.   89.   [449.] 
hypochondria  vjtoxovSqia,    Seitenweichen,    Theod.    Prise,   d.  diaet.  10  = 

praecordia.    it.  ipoeondria. 
hypochros  vthox^o^^  Orib.  Bern.  7.  14  =  subpallidus. 
hypochyma  vnoxvfia,  Marc.  Emp.  8  =  hypochysis,  suffusio  oculorum. 
hypochysis  vnoxvatg,  Plin.  25.  143  =  suffusio  oculorum.  [270.] 
hypocistis  VTtomarlg,  gemeine Hypocist,  eytinus  hypoeistis  L.  oder  asarum hypo- 

cistisL.;  Gels  5. 8.  Serib.  p.  4 42,  vgl.  orobethron.  it.  ipocisto,  ipocistide.  [149.t 
hypocoriasis  VTtonoQlaaig,   Viehkrankheit,  Veget.  3.  4  6.  4.   [48.] 
hypocorisma  v/toxoQiOf^ia,  Charis.  37.  8.  K.  =  deminutivum.   [226.] 
hypocoristicos  vnoxoQiatixiog,   in  Deminulivform^   Fest.  286.  a.  3  =  per  deminutionem. 
hypocrisis  vitonqioig,    Sachahmung  der  Sprache  und  Geberden,  Donat.  vii 

Verg.   4  4   =  pronuntiatio.    engl,  hypocrisy.   [48.] 
hypocrites  v7toxQiTt]g,    Mimenart,   Quint.  2.  47.  42.   ace. :  -en.  Albin.  VII. 

303.  24  K.:  hypoerita  graece,  latine  Simulator.   [47.  294.] 
hypodiaconus  vnodiaxoyog,  Hieron.  ep.  51.2  =  subdiaconus. 
hy podidascalus  vnodiffdaxaXog,  Cic.  fam.  9.  18.  4  =  adiulor  magistri. 
hypodorius  v/toöioQwg,    unterirdisch j    (Tonart),    Serg.  532.  24  K.   Ccnsor. 

p.  42.  2. 
hypodyma  v/toöv^ia.  Hülle  der  Brusteingeweide,  Cael.  Aur.  ehron.  4 . 4. 75. . 4H.^ 

hypogaeus  VTtoyaiog,   Cael.  Aur.  acut.  2.  37.  491.   [278.] 

hypogaeum,    Petron.  Hl.  2  Blich.    Donii.  inscr.  cl.  8.  14.    I.  R,  N.  7133  =  sub- 
lerraneus.  [27S.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  441 

liypogeson  vnoyeiaoy,  grofse  Hausumrz,   Plin.  25.  480:  »Italia  sedum  maius  vocat«.    [37. 
447.] 

hypogeum  vjtoyewv,  Vilr.  i5i.  25  =  hypogaeum.   [196.] 

hypoglossa  v/toykioaaov ,   Zungenmäusedorn ^    ruscus  hypoglossum  L.,   Plin. 

27.  93.   [U9.] 
hypoglottion  vitoyltoTriov,  Mäusedoi^art,  ruscus  hypophyllum  L.,  Plin.  15. 

131  =  chamacdaphne :  »alii  -on  vocant«.   [148.] 
hypographum  vnoyQafpoy,  Concept,  August,  b.  Donat.  viL  Vcrg.  42  s  conceptum. 
hypoiastius  vitoidariog,  unteiionisch,   (Tonart)  Cassiod.  d.  inus.  p.  567  ed. 

Garet, 
hypolipticus  hnoXeiTuixos^  Chalcid.  p.  74  ss  remanens,  subsistens. 
hypolydius  vitolvötos,  unterlydisch^  Censor.  fr.  12.  2. 
hypolysos  *vn6Xvao£^  Beifufs,  artemisia  L.,  Apul.  herb.  44  «=  artemisia.  [454  A] 
hypoinelis  VTtofirjUg,   Obstfrucht,  Pallad.  13.  4.  1.  zweifelhaft.   [151  A.] 
hypomnema  vnofxvrifxat  Cic.  fam.  46.24.  8  =  nota,  annotatio.   [48.] 
hypomnematographus  vnofjiyrifjiaxoyqtttpog^  Cod.  Theod.  42.  4.  492  =  commentariensis. 
hypomochlion  if/tofiox^tov,    Hebelunterlage,  Vitr.  253.  13.    griecli.  251.  1. 

[258  A.] 
hypdmone  vnofjiovrj,  Rufin.  d.  fig.  sent.  34:  »sustentatio,  inopinalum.   [238  A.] 
hypophora  v/tocpoQa,  gegnerischer  Einwand,  Marl.  Cap.  5.  563. 
hypophrygius  v/torpQvyiog,  unter phi^gisch,   Censor.    fr.  12.  2. 
hypopiuui  vftoittov,  Theod.  Prise.   1.  10:  )>tumor  circa  interiorem  oculorum 

angulum,  quem  -um  dicimus«. 
hypopodiuiD  vnonodioy,  Paul.  sent.  3.  6.  65  =  solum,  pavimontum. 
hypostasis  vTtoajaai^,  Cod.  Just.  4.  4.  6.  Hieron.  ep.  44  =  persona, 
hypotaurium  v/toTavQiov,  Steile  zwischen  Hodensack  und  After,  Voget.  2. 18.  2. 
hypolenusa  VTtoTslvovaa,  Hypotenuse,  Gromat.  vet.  p.  190.  11.  [37.  256  A.] 

hypotenusalis. 
hypotheoa  mto&rjTiri,  Pfand,  Cic.  fam.   13.  56.  2.   [265.] 

hypothecarius    [202.] 
hypotheticus  vno&Biixoc,  Cassiod.  d.  syllog.  p.  542  Garet.  =  conditionalis. 
hypotrachelion  v/toTQaxrjhov,  Säulenhals,  Vilr.  91.24.   [282.] 
hypotrimina  vrtoTQtfiixa,  Brühe,  Apic.   1.  33.  34. 
hypozeugma  v/roCfii/y^/a,  rhetorische  Figur,  Diom.  444.  20  K..=  subnexuni. 

[238  A.] 
hypozeuxis  v/c6Cev^ig^  id.,  Donat.  397.  19  K  =  subiunctio.   [48.  238  A.] 
hypozygos  vnol^vyog,  Rippenfell^  Cael.  Aur.  chron.  2.  41.  127  =  diaphragma. 
hypsoma  vifjtofÄft,  Tert.  ad  Scapul.  4  s=  altitudo. 

hysginum  vayij/ov,  dunkelrote  Farbe  (Karmesin),  Vilr.   182.  18.   [205.] 
hyssopicus  vaaioTtrAog,  von   Ysop,  Not.  Tir.  62.  58. 
hyssopites  vaatoftlrrig,    Ysopwein,  Col.   12.35.   [47.   171.] 
hysBopum  vooiotcov,   Ysop,  hyssopus.officinalis  Z..,  Cels.  2.  21.   [142.] 
hyssopus  vaai07tog,  id.,  Cels.  4.  8.  Col.  7.  5.   [65.  142.] 
liNstcra  vatiQn,  Gebärmutter,  Interpr.  Iren.  4.  31.  2  =  uterus. 
hystericus  voreQtyLog,  hysterisch,  Martial.  11.7.11.   [270.' 
Iiyslerologia  vavEQokoyla,  Hysteronproterun,  Donat.  401.  6  K.   [238  A.] 
hysteron  proleron  vgteqop  jcQOTsqoif,  id.,  Diom.   461.  15  K.    [238  A.]  ■ 
li\slri\  voT^i^.  Stachelschwein,   hyslrix  cristala  L.,  Plin.  8.   125.   [104.] 
hystricüsus.,  hystriculus. 


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442  Gbischisghe  Wörter 


iambelegus  lafxßeleyog,   Versmafs,  Serg.  466.  U  K.   [231.] 

iambeus  idi,ißeiog,  jambisch^  Hör.  a.  p.  253. 

iambicus  iafißrAog,  id.,  Serg.  457.  24  K.   [231.] 

iambionicum  lafißLCJvtTtoVj    Versmafs,  Diom.  518.  14  K.   [231.] 

iambodes  laf.ißcidi^g,  jamhenartig,  Diom.  482.  3  K. 

iambuB  iaußog,  Jambus,  Catull.  40.  2.   [229.] 

ianthinus  Idv&Lvog,  violett,  Plin.  21.  27  =  violaceus.   [180  A.  204.] 

ianthineus. 
ianthis  iav&lg,  violette  Blume,  Marc.  Emp.  17. 

iasione  laaiiorr],  Zaunwinde,  convolvulus  sepium  L.,  Plin.  21.  105.  [149.] 
iaspachates  laaTtaxaTrjg,  Jaspachat,  Plin.  37.  139.   [161.] 
iaspis  iaoTtLg,  Jaspis,  Verg.  Aen.  4.  261.  C.  I.  L.  2.  2060.  acc.  pl.:  -as.  il. 

diaspro,    sp.  diaspero,    pr.  afr.  diaspe.   [66.  161.] 
iaspideus,  iaspius. 
iasponyx  laOTtow^,  Jasponyx,  Plin.  37.  118. 
iastius  laanog,  ionisch,  Marl.  Cap.  9.  935   (Musik.) 
iatraUptes  laTQakelTtrrig,  Jatralipt,  Geis.  1.  1.  Henz.  6326.   [268  A.  298.] 
iatraliptice  laTQaleiTcrixrj,  Kunst  der  latralipten,  Plin.  29.  4.   [268  A.] 
iatria  iatQsla,  Heilung,  Alcim.  Avil.  ep.  74. 
iatromea  lax^ofABia,  Oreli.  4282  =  obstetrix. 
iatronices  iaTQoylxt^g,  Besieger  der  Ärzte,  Plin.  29.  9  inscr. 
iatrosophistes  iax^oaoquifTTjgy  Arzneigelehrter,  Fulg.  myth.  3.  7. 
iberis   IßrjQlg    (hiberis)  ,   Kressenart ,   lepidium  iberis  L.,   Plin.  25.87:  »in- 

venit  nuper  et  Servilius  Democrates,  quam  appellavit  -ida«.   [149.] 
ibiB  Xßig,  Ibis,  ibis  religiosa  L.,  Gic.  d.  nat.  deor.   1.  36.  101.   acc:  -a.  acc. 

pl.:  -as.   [43.  66.   110.] 
ibycium  Ißvxelov,   Versmafs,  Serg.  461.  15  K. 
icas  eixag,  zwanzigster  Tag  jedes  Monats,  Plin.  85.  5:  »feriasque  omni  mense  custodioot 

vicesima  luna,  quas  icadas  vocant«. 

iohneumon  Ixvevfiiov,  Ichneumon,  herpestes  ichneumon  L.,  Gic.  d.  nat.  deor. 

1.  36.  101.   [103.  123.] 
ichnographia  lxvoyQag)la,  Grundrifs,  Vitr.  11.  23.   [281.] 
ichthyocolla  ix^oycoXXa,  Hausenblase;    Hausen,    acipenser  huso  L,,  Gels. 

5.  2;  Plin.  32.  72.   [119.] 
icon  eixtiy,  Apul.  d.  not.  aspir.  24.  =s  imagOi  simnlacnim.  it.  (in  Brescia)  ancona  [58.] 

icuncula.  Iconium  bs  elxoyioy, 
iconicus  eUovLxog,  nach  dem  Leben  dargestellt,  Plin.  34.  16:   (siatuae),  iquas 

icon  icas  vocant«. 
iconisma  elxo^urfAu,  Bild,  Volusian.  b.  Augustin.  ep.  485.  U 
iconismus  eUovurjAog,   Abbildung,   Senec.  ep.  95.  67.    griech.   b.  Sen.  IV. 

113  Tauchn.  [54.] 
iconographia  ei^ovoyqatpia,  Darstellung  im  Gemälde,  Not.  Bern.  29.29. 
icosahedrum  elxofsoB&qoy,  zwanzigßächiger  Körper,  Chalcid.  Tim.  p.  826. 
icosaproti  ehoaaTtQWToi,  Dig.  50.  4.  18.  26  =  viginti  primi.   [312.] 


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m  DER  LATBINISCHSN  SPJIACHE.  443 

icosaprotia  eluoaaTVQWTela,  Dig.  50.  4.  48.  86  =  vigintiprimatus. 

icterias  UreQlagj  Edelsteinart,  Plin.  37.  470.    [55.] 

ictericus  hTeQinog,  gelbsüchtigj  Plin.  20.87.  [270.] 

Icterus  ixT€Qogf   Vogel;  Krankheit,  Plin.  30.  94.  Lucil.  4.  29M. 

ictinus  hrlvog,  Hühnergeier;  Wolfsmilchsart,  Plin.  32.  4  49.   [4  49.] 

ictis  ixtiff,   Wiesel,  Frettchen,  Plaat.  484.  acc.pl:  -as  b  mustela.  [58.] 

idea  löiay  Senec.  ep.  58.  48  =  notio,  visio,  species.  it.  sp.  idea.  [243.] 

idealis. 
idiochirum  IdioxeiQoy,  Handschriß,  Cod.  Just.  8.  48.  41  =  idiographum.  [265  A.] 
idiographus  iSioyqaq>og,  Gell.  9.  4  4.  7  =  propria  manu  scriptus.  [i65  A.] 
idiologus  Idioloyog,   Verwalter  des  kaiserlichen  Privateigentums,  Henz.  6926. 

Inscr.  b.  Perrot  explor.  archeol.  de  la  Galatie  et  de  la  Bithynie.  p.  264. 

nr.  446. 
idioma  idlwfza,  Charakteristisches  im  Ausdruck,  Charis.  254.  9  K.  [48.  226.] 
idiota  Uwytrig,  Laie,  Lucil.  26.  32  M.    fr.  Idiot.     [46.] 
idi oticus  IdLwrixog,  ungebildet,  Tert.  testim.  anim.  4.  adv.  idiotice. 
idiotismus  Idiwriaf^og,    vulgäre  Sprachweise,   Senec.  contr.  2.  3.  24.  [54. 

237.] 
Id oleum  eiduyleiov,  Götzentempel,  Tert.  cor.  mil.  40. 
idolicus  eldcoXiycog,  zum  Götzen  gehörig,  Tert.  idol.  43. 
idololatres  eldiokolärQrjg,  Götzendiener,  Tert.  d.  idol.  4.    fr.  idolätre. 
idololatria  eldiolokaTQeia,  Götzendienst,  Tert.  d.  idol.  4.   [324.] 
idololatris  döiololarqlg,  Götzendienerin,  Prud.  ham.  403  Heins, 
idolothytus  eldiolod'VTog,  Götzen  dargebracht,  Tert.  d.  idol.  40. 
idolum  eidoilov,    Gespenst;    Vorstellung,   Plin.  ep.  7.  27.  5.     griech.  b.  Cic. 

colt.  idol,  afr.  idre. 

eidolum,  Lucil.  28.  4  5  M.  =  imago.  [242.  S24.] 
idos  eldog,  Senec.  ep.  58.  47  =  species.  [243.] 

idyllium,  edyllium  elövUiov,  Hirtengedicht,    Lucil.  49.  38  M.    [36.  228.] 
ignia  Xuvwv,  Paul.  Diac.  p.  405.  8:  »Vitium  vasorum  fictilium«. 
ileos  eUeog,  Plin.  20.  53.  griech.  b.  Geis.  =  intestinorum  tormentum.  [270.] 

iliacus.  [52.]  ileaticus. 
ina  ig,  Papier faser,  Marc.  Emp.  34. 

inoitega  iyyv&i^ycri,  Amphorengestell,  Paul.  Diac.  p.  407.  3.  [34.  69.  476.] 

incomium  eyxv^ov  (!),  Salbeningredienz,  Veget.  4.  28.  48. 

i  n  c  o  m  m  a ,  siebe  encomma. 

indioum  Ivöltlov,   Indigo,  indigofera  tinctoria  £.,    Plin.  35.  46.    Vitruv.  479. 

23  R.;  280.  23  R.  [444.  459  A.  205.  286.] 
io  Id),  Ausruf,  Hör.  carm.  4.  2.  49.  [340.] 
ion  toy,    Veilchen,  viola  odorata  L.,   Veilchenstein   Plin.  24.  64:    >iquae  -on  appellatur«  =■ 

Viola.  [4  49.] 
ionicum  liavixov,   Versmafs,  Serg.  464.  4  K.  [230  A.] 
ios  lof,  Plin.  Val.  2.  37  s  aenigo. 
ioia  ima,  Buchstabe  i,  Cic.  d.  or.  3.  4  2.  46.  [225  A.] 

iotacismus  UoTaxiafxog,  fehlerhafte  Aussprache  des  i,  Donat.  393.  4  K.  [54. 

226.  237.] 
iphyon  Xcpvov,  Gemüsepflanze,  Plin.  24.  67.  [449.] 


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444  Griechische  Wörter 

irenarches  elQrjvaQxrjQy  Friedensrichter,  Cod.  Theod.   12.  4.  1.   [312.] 

irinus  %Qtvog^  von  der  Pflanze  Iris,  Geis.  2.  33.  [192.] 

irio  von  Iqiq ,   Schotengewächs,   sisymbrium   irio   oder  polyceratium  L.,  Plin. 

22.  158  =  ensimum.   [142.] 
iris  iQLg,  Irispflanze,  iris  germanica  oder  florentina  L. ;  Regenbogen^  Cat.  r.  r. 

107.  1.    it.  iride.     [43.  132.  141.  258  A.] 
iricolor. 
Iritis  Igirtg,  Begenbogenstein,  Plin.  37.  138. 

ironia  slQwvelaj  Cic.  d.  or.  2.  67.  270  =  dissimulalio^  irrisio.   [237.' 
ironicus  elgcoviTiogy  ironisch,  Fulg.  myth.  1   praef.  25  M. 

ironice.  ironicos. 
isagoge  eiaayioyi^,  Einleitung,  Gell.  1.2.6.    [243  A.] 
isagogicus  elaaycoyrAog,  zur  Einleitung  gehörig,  Varr.  b.  Gell.   14.7.2. 
isatis  laarlg,    Waid,  isatis  tinctoria  L.,  Plin.  20.  59  =  vilrum.     iL  isatide. 
ischaemon  laxalficov,  blutstillende  Pflanze,  Plin.  25.  83.  [144.] 
ischas  apios  laxccg  ctTtiog,  wilder  Rettig,  Plin.  26.72,  siehe  apios  ischas.  [43.] 
ischia  i<r;^ia,  Gell.  4.  13.  4  H.  =  coxae. 

ischiacus  laxtccxog,  an  Hüftweh  leidend,  Cat.  r.  r.  123.   [269.] 
ischiadicus  laxcadixog,  zum  Hüftweh  gehörig,  Plin.  23.  53. 
ischias  laxiag ,  Hüftweh;  Pflanzenart,    Plin.  22.  40;  27.  33  =  ischiasis  Ps. 

Cypr.  d.  dupl.  mart.  40.   [149.] 
ischuria  iaxovqla,  Harnverstopfung,  Veget.  3.  15.   [269.] 
iselastieus  BiaEXaati'Aog,  zu  einem  Einzug  gehörig,  Plin.  ep.  10.  118.  LR. 

N.  104.   [59.] 
isemerinos  iar^fiiQiyo^,  Chalcid.  p.  65  &=  aequidialis. 
isocinnamos  looxlvvafiog,  zimtähnlich,  Plin.  12.  98. 
isocolon  iffoxtoXoy,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.  45  =  exaequalum  membris. 
isodomos  laödonog,  gleichgebaut,  Vitr.  47.  25.  Plin.  36.  171:  »Isodoinon  vo- 

cant  (Graeci)«.   [281.] 
isoetes  laoBxig,  kleine  Hauswurz,  Plin.  25.  460:  »Ilalia  sedum  vocat«.  [447.] 

isopleuros  laoTfXevQog,   Gromat.  vet.  p.  341.  9  =  aequis  lateribus,  aequi- 

lateralis.   [255  A.] 
isopyron    iaojtvqov.    Pflanze,    fumaria  capreolata  L.  oder  corydalis  clavicu- 

lata  Pers,,  Plin.  27.  94:  »-on  aliqui  phasiolon  vocant«.   [149.] 
isosceles   laoaxeki^g ,   gleichschenklig,  Auson.  praef.  ad  edyll.  p.  205.  23  B. 

=  aequis  cruribus.   [255  A.) 
isosy Ilabus  laoavllaßog,  gleichsilbig,  Serv.  Verg.  Aen.  1.  156. 
isthmia  lad^fita,  Isthmische  Spiele y  Liv.  33.  32. 
isthraionices    lad^i^uovUrjg,    Sieger  in   den  Isthmischen   Spielen,    Not.  Tir. 

p.  182  Kopp, 
isthmus  lad^iiog,  Landenge,  Prep.  3.  21.  1.   [261.] 
itaeomelis  Hzaiofirihg  (!),    gemachter  Wein,    Plin.  14.  11:    »vocaverunt  et 

seyzinum  et  itaeomelin  et  lectisphagilen«.   [172  A.] 
itliyphallicuin  Id-vtpalhTiov,    Versmafs,  Diom.  519.  28  K.   [231.] 
ithyphallus  Id'vrpakkog,  Zeugeglied  des  Priapus,  Col.   10.  31. 
iubilaeus  iovßdalog,  Jubel-,  Levit.  25.  28  Vulg. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  445 

iudaizo  iovSatCio^  jüdisch  gesinnt  sein^  Gommodian.  iustrum.   i.37. 

iudaeidio.  iudaismus. 
iulis  iovkigy  Fischart,  Plin.  32.  94.   [120.] 
iulus  Xovlog,  Kätzchen  (bot.),  Plin.  16.  120.   [119.] 
ixia  i^ia^  Ebervmrz,  Plin.  22.  45:  uchamaeleonem  aliqui  -ium  vocant«.  [U8.] 
\x\ OS  c^ioQt  Geierart,  Deuteron.   14.  13  Vulg.   [110  A.j 
iynv  tvy$,  DrehhaU,  iynx  torquilla  L.,  Plin.  H.  256  =  frulilla.  [HO.] 


labda  *kaßda,  Varr.  sat.  Men.  48  =  irrumator.  [309.] 

labdacismus    kaßdamafiog,    Fehler  der  Aussprache,    Donat.  393.  1  K.     pr. 

laudacisme.   [54.  226.] 
labyrinthuB  laßvqivd^og,  Labyrinth^  Verg.  Aen.  5.  588.  G.  I.  L.  4.  2331.    it. 

arbinto.    [325.] 

labyrlntheus,  Catull.  64.  iU.  labyrinthicus. 
lachanizo    Xaxctvi^o) ,     Suet.  Aug.  87:    »languere,    quod    vulgo   lachanizare 

dicitur«  =  languere.   [24.] 
laco  ^aifuav,  lakonischer  Hund,  Hör.  ep.  6.  5.   [98.] 
laconioom  ^anioviTioVy  Dampßad,  Cic.  Att.  4.  10.  G.  I.  L.  1.  1251  ==  unctio- 

nes  Graecae  sudatoriae  (Plaut.  Stich.  229.)   [298.] 
]  a  c  c  a  s  i  n  XaixaCeiy,  huren,  Petr.  42.2. 

laena  %AaZi/a,  Oberkleid,  Gic.  Brut.  14.  56.   [33.   40  A.  180.] 
laeotomus    latorofiog,    Vitr.  9.  7.  6  Sehn.  =  235.  14  R.      (a.  1.  lacolonios 

Rose:  logotomos.)  =  segmentum.   [256  A.] 
laganum  Aa;/ai/o^,  Ö/Ai/cAen,  Hör.  sat.  1.6. 115.  Gels.2.  22.  sp.launa.  [61.170A.] 
läge  OS  kayeLog,  Hasenwein,  Verg.  g.  2.  93.   [172.] 
lagea  layeia,  id.,  Plin.  14.  39  =  lageos.   [172  A.] 
lag  ine  XayiyT^,  Schlingpflanzenart,  Plin.  24.  4  39,  vgl.  aetit«.  [147.] 
lagoena   laywog,    Flasche,    Plaut.  Gurc.  78.    Grut.  578.  1.    (laguna),    Orell. 

Henz.  6321    (lagona).   [36.  174.] 
lagoenaris,  lagunculä,  laguncularis. 
lagois  laycj'tg,  Haselhuhn  (oder  =  lagopus),  Hör.  sat.  2.  2.  22.   [109  A.] 
lagophthalinos  kaytJcpd'aX^og,  Augenkrankheit,  Gels.  7.  7.  9.   [271.] 
lagopuB  kayiüfcovg,  Schneehuhn,  tetrao  lagopus  L.,  Plin.   10.  133.    it.  lagopo. 

[109.  149.] 
lalous  Xa'Uog,  Laie,  Tert.  exhort.  ad  castit.  7.    celt.  leic.   [319.] 

laicalis. 
lamia  Xafiia,  Unholdin;  Plattfischart,  Hör.  a.  p.  340.   [120.  325.] 
lampadephoria  XafiTzadrjipoQla,  das  Fackeltragen,  Not.  Tir.  p.  213  Kopp, 
lampadias  ka[47cadlag,  Kometenart,  Plin.  2.  90.   [248.] 
lampas  lafi7tag.  Leuchte,  Plant.  Men.  842.  d.  Lampe,  lt.  lampo,  Blitz,  acc:  -a. 

[43.  199  A.  248.] 

lampada,  lampadarius  Orell.  2845.  2930.  [202.  309.]  lampado,  -onis. 
lampena  XafATti^yri,  Placid.  gl.  Deuerl.  (62.  21):  sellae  quaedaro,  cf.  Rönsch 

Jahrb.  f.  Phil.  1879  p.  534. 
lampo  Xafinta,   leuchten,  Cassiod.  Compl.  26  in  Apoc,   cf.  lamperbius,   splendidus  Placid. 

ed.  Mai  ß  565. 


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446  Griechische  Wörter 

lampter  Xa^iTtxfiq^  Leuchter,  Plin.  36.  25.  acc.pl:  -as,  cf.  lanterna. 
lampyi'is  la^iTtvQlgj  Johanniswürmchen,  lampyris  £.,  Plin.  11.  98  =  ciciiH 

dela.  [123.] 
lamyrus  Idf^vQOS,  Seefischartj  Ovid.  hal.  120.   [119.] 
langa,  langurus  *kdyyovQog,    IvynovQog,    Eidechsenart,    Plin.  27.34.7. 

langurium  =  lyncurium.   (=  Ligurium).  [124  A.] 
langen  Xayyay,  Vet.  interpr.  ad.  Verg.  g.  2.  98  p.  808  ed.  Lion.  s=  cunetator. 
lanterna  lafATtTtjQ,  Laterne,  Plaut.  Am.  prol.  149.  fr.  lanteme.   [47.  66.  199.^ 

lanternarius ,  I.  R.  N.  8740.    Henz.  6292.  [309.] 
lapathum,  lapathas   Xctjtad'ov,    Sauerampfer,    Lucil.  4.  1.  M.    sp.  lapato.  la- 

pazo,  pg.  Iaba9a,  vgl.  rumex.   [48.  130  A.] 
lapathium. 
lapsana  laipdvr],  Ackersenf,  sinapis  arvensis  L,,  Vair.  r.  r.  3.  16.  25.  (lapsa- 

nium.)   [61.  172.] 
larbasis  *XdQßaaig,  Spiefsglas,  Plin.  33.  101   =  stibi.  [191.] 
larinus  laQivog,  Seefisch;  gemästet,  Plin.  32.  149.   [120.] 
larophorum  Xaqotpoqov,  dreifüfsiges  Gestell,  G.  I.  L.  3.  1952. 
larus  Xdqog,  Müve,  Levit.  11.  16  Vulg.   [110  A.] 

laryngotomia  laqvyyoToiÄla,  Kehlschnitt,  Cael.  Aur.  acut.  3.  4.  39.    [272 J 
lasanum  Xdaavov,  Geschirr,  Hor.  sat.  1.  6.  109  =  matula,  malella. 
lastaurus  Xdatavqog,  unzüchtiger  Mensch,  Suet.  gr.  15.   [309.] 
lalace  *XaTay.ri,  magisches  Kraut,  Plin.  26.  18.   [149.] 
lathyris   la&vqlg,    Wolfsmilchsart,   euphorbia  lathyris  L,,    Plin.  27.  95  = 

lathyr  Ser.  Samm.  1106.  [149.] 
lathyros    Xd&vqog,    Lüwenblatt,  leontice  leontopetalon  L.,  Apul.  herb.  7  = 

leontopodion. 
latomiae  siehe  lautumiae.  [34.] 

lato m US  Xttxofjtog,  \.  Paralip.  23.  2.  45  Vulg.  &»  lapidarius. 
latria  Aar^e/a,  Cassiod.  d.  amic.  36  s  cultus. 
latro  Idxqig,  Söldner,  Räuber,  Plaut.  Mil.  gl.  74.  Inscr.  Archaeol.  Zeit.  1871. 

5  ff.  celt.  lader,  pr.  laire.   [31.  64  A.  325.] 

latrocinalis,   latrocinaliter,   latrocinalio,   latrocinari,  latrocinium,   latruncalus,  la- 
trunculariuSy  latrunculalor. 
lautumiae  Xaroi^ilaL,  Steinbruch,   Plaut.  Poen.  817  =  lapicidinae.    [31.  310.] 
lea  Xiaiya,  Lucr.  5.  4816  a  leaena. 

leaena  liaiva,  Löwin,  CatuU.  60.  1.  afr.  lionne.  [33.  53.  98.] 
leb  es  lißfjg,  Kessel,  Verg.  Aen.  3.  466  =  olla.  [44.  176.] 

lebeta,  Placid.  gl.  Deuerl. 
lecythus  Xrjxvd'og,  Ölkrug,  1.  reg.  17.  12  Vulg. 
leda    Xfjöog,    kretisches  Cistenröslein,    cistus  creticus  L.,    Plin.  12.  73:  »sunt, 

qui  herbam  ledam  appellent«.  [145.] 
ledanum   li^davov,    Harz  vom  Cistusstrauch,    Plin.  12.  73:   »iili  -um  vocant«. 

[65.  145.] 
ledon  Ifjdor,  id.,  Plin.  26.  47.  [145.] 
leiostrea  Xuoarqeov,    Auster  mit  glatter  Schale,   Lampr.  Heliog.  19.  6.  P. 

(Jord. :  lithostreis)  vgl.  liostracos.   [39.  120.] 
lelepris  ^XeXeTtqlg,  Fischart,  Plin.  32.  149  Jan.   [120.] 


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IfC  DER  LATBIIflSCHEN  SPRACHB.  447 

lema  X^/dij,  Augenbutter^  Plin.  S3.  49  &=  gramiae. 
leinbus  U^ßos,  Felucke^  Plaut.  Bacch.  279.   [242.] 

lembulus.  lenunculus  »  lembulus.  lenuncularius  Orell.  3248. 
lemma  lijiÄfia,   Vorwurfe  Stoff,  Plin.  ep.  4.  27.  3. 
lemniscus  Irj/Ävlaviog,  Band,  Plaut.  Pseud.  1265.   [190.] 

lemniscatus. 
leo   Xiwv,   Löwe,   Plaut.   Yidul.  fr.  C.  I.  L.  5.  5465.    celt.  llew,   afr.    leon. 
[30.  45.  53.  98.  287.  319.] 

leunculus,  leoninus.  leonteus  s  bio^. 
leontice   XeovTtxrj,   Huflattich,    cacalia   verbascifolia   Sibth,,    Plin.  25.   135. 

siehe  cacalia.   [149.] 
leonticus  Xeoyrixoff,  Arnob.  6.  4  96.  Orell.  2345  =>  leoninus. 
leontios  keovrewg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  190. 

leontocaron  XeovtoxaQoy,  Poleigamander,  Teucrium  polium  L  ,  Apul.  herb.  57  &=  polion. 
[\^h  A.] 

leontochasma  Xeovtoxctaiia,  Löwenschlund,  I.  R.  N.  7258.  p.  XXI. 
leontopetalon  iBovroTtixalov ,   Löwenblatt,   leontice  leontopetalon  L,,  Plin. 

27.  96.  [149.] 
leontophonos  lBOVToq>6vog ,   Tierart y   Plin.  8.  136:   »-on  accipimus  vocari«. 

[104.] 
leontopodion  XeovroTtodiov,  Löwenblatt,  leontice  leontopetalon!..,  Plin.  26. 

52:  »-ion  alii  leuceoron,  alii  doripetron,  alii  thorypetron  vocant«.   [149.] 
leopardaüB  kiwv  +  TtaQÖahg  =  leopardus,  Leopard,  felis  leopardus  L.,  Paul. 

Diac.  p.  33.  14.   [86.  98.] 
leopardus  leoftagdog,  id.,  Lamprid.  Heliog.  21.  1.  afr.  leopart,  leupari  [98.] 

leopardinus. 
lepidium  Xenidiov ,    Pfeffet^kraut,   lepidium  sativum  L.,  Col.  11.  3.  16.   [49. 

142.] 
1  e  p  i  d  0 1 i  s  ^XenidiarLg,   Edelsteinart,  Plin.  37 .  170. 
lepis  leTtlg,   Plin.  34.  107.   acc.   -a.  »squama   aeris,    quam   vocant   lepida«. 

[155.] 
lepista  XsTtaarri,   Trinkgefäfs,  Naev.  b.  Pun.  18.   [46.  174  A.] 
lepra  XiTtqa,  Aussatz,  Scribon.  250.   [327.] 

leprosus,  coUeprosus,  afr.  lepros, 
leptologia  XemokoyLa,  spitzfindige  Rede,  Äquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  2. 
leptomeres  XeTtrofzegi^g,  (einteilig,  Theod.  Prise,  d.  diael.  10. 
leptomericus  *Xe7tTo^€Qix6g,  Theod.  Prise,  d.  diaet.  10.   [86.] 
lepton  centaurion  Xsnioy  »eyxavQioy,  kleines  Tausendgüldenkraut,   Plin.  95.  68:  »nostri 

fei  terrae  vocant«  =  centaurum  minus.  [U9.] 
leptophyllon  XenxotpvXXoy,   Wolfsmilchsart,  Plin.  26.  74,  vgl.  cobion.  [454.] 
leptopsephos  XBTcr6iptiq)og,  Porphyrart,  Plin.  36.  58:  »-os  vocatur«. 
leptorrhax  XeTtro^^a^,   Weintraubena7%  Plin.  14.  15.  acc.  pl.:  -as. 
leptynticus  XeTtTWTinog,  abzehrend,  Theod.  Prise,  d.  diaet.  10. 
leros  XfjQog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  138:  »quae  vocatur  -os«. 

leria,  Paul.  Diac.  p.  4  45.  42:  ornamenta  tunicarum  aurea.  leriae,  Possen,  siehe  liroe. 
lethargia  Xrj&aQyla,  Schlafsucht,  Cael.  Aur.  acut.  1.  6.  49.  [269.] 
lethargioaB  Xrj&aQyixog,  schlafsüchtig,  Hör.  sat.  2.  3.  30. 
lethargUB  Xi^&aQyog,  Schlafsucht,  Lucr.  3.  465.    it.  letargo.  [269. j 


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44S  Ghibcuisciik  Wörter 

lethusa  krjd-ovaa,  einschläfernder  Mohn,  Apul.  herb.  35. 

leucacuntha  levxaxavxha,  Spinnenkraut,  anlhericuin  liliaslruDi  I..,  Plin.  27. 

424.  vgl.  phalangitis.   [149.   150.] 
leucacantbos,  Plin.  21.94.  [149.] 
leucachates  kevuaxciTrjg,  Milchachat,  Plin.  37.  139.   [161.] 
Icucanthemis   'Aevxay^sfiif,      1   Kamille,   matricaria   cliamoinilla  L.,   oder  anthemis  chia 
Icucanthemum  Xevxtiyd-e/noy   f  L.,  Plin.  22.  53:   uanthemin  aliqui  -ida  vocant,  alü  -am 

alii  eranthemida,  alü  chamaemelon«.  [4  47.  4  50.] 

leucanlhes  Xevxav^ig ,    Rebhühnerkraut,   parieiaria  officinalis  L.,  Plin.  i\. 

176:  »parthenium  alii  -es,  alii  amaraeuin  vocant,  Celsus  apud  nos  perdi- 

cium  et  muralem«.   [149.] 
leucanthus,  Apul.  herb.  92. 
Icucargillos  XevxKQyiXXo^,  Plin.  47.  42  :  »leucargtllon  vocant  (iraeci«  =  Candida  argilla. 

[149.] 
Icucaspis  Xevxaanii;,  weifsbeschildet,  Liv.   44.  41.  2. 
leuce   Acir/iJ,    gefleckte  Taubnessel,    laniium    maeulalum  L. ,    Cels.  5.  28.  19. 

Plin.  27.  102.  vgl.  mesoleueon.    [189.] 
leuccoron  XevxrjOQoy,  Lötvenblatt ,  leonticc  leontopetalon  L,,  Clin.  26.  52  s=  leoutopodiun. 

[149.] 

leucochrysos  levxoxQvoog  Chrysolithart,  Plin.  37.  128.   [163.] 
leucocomis   leimog   +   '^ofit],    nweißflaumiya  (Granatbaum),    Plin.  13.  113. 

[133  A.] 
leucocoum  kevy.oxuov,  weifser  koischer  Wein,  Plin.  14.  78  =  aibuin  Coum. 

Hör.  sat.  2.  4.  29.   [172  A.] 
leucogaeus  kevxoyaiog,  weifserdig,  Plin .   18.114.  fem. :  -a,  Edelsteinarl. 
leucographia  Plin.  37.  162   (a.   1.  leucographitis)  =  leucogaea. 
leueographis  lEir^oyqaipig.    Wegedistel,  Carduus  leucographus  L,,  Plin.  27. 

103.   l149.J 
leucographitis  k€VAoyQaq)ivig,  Edelsteinart,    Plin.  37.  162  =  galaclilis  = 

synnephitis.   [43.] 
leucoion  Xbvy.6iov,  Levkoje^  Mathiola  incana  L.,  Col.  9.  4.  4.  it.  leueoio.  [14i. 
leucoma  Xevxtofia,  weifser  Star,  IMarc.  Emp.  p.  276  E. 
leuconotus  Aei/xororo^*,   Südsüdwestwind ^  Vitr.  27.9.   [213  A.] 

ieucophaeus  Xevxofpaiogj  aschgrau,  Vitr.   198.  17. 

leucophaeatus. 
leucophlegmatia  X6Vxocpk6yf.iaTia,  Bleichsucht,  Cael.  Aur.  chron.  3.  8.  102. 
leucophorum  XevycocpoQov,  Goldleim,  Plin.  33.  64:  »-umhoc  est  ghuinumauri«. 
leucophthalmos  Xevycofp&aXfiog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  171. 
leucopis  XBxmibjiig,  weifsäugig,  Apul.  herb.  10. 

leucopoecilos  Xevxo/roUiXog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  171. 

leucos  Xevxo^f  Plin.  10.  164  =  albus. 

leucozomus  XevÄoKojfiog,  mit  weifser  Brühe,  Apic.  6.  9.  254.   (Schuch :  eleih 

zomus.j 
leucrion  ^XsvxQioy,  Hundszunge,  Apul.  herb.  96  s=  cynoglossa. 
leucrocota  *X€vycQox6Tag,  indisches  wildes  Tier,  Plin.  8.  72.   [104.] 
lexidion  Xt^idtoy,    Wörtchen,  Gell.   18.7.3.  149.] 


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IN  DBE  LATEINISGHBN  SpRAGHE.  449 

iexipyretus  Irj^iTtvQetog,  fieberstillend y    Plin.  20.  201:    »quas  vocant  -as«. 

[272.] 
lexipyrexia  krj^cTtvQe^la,  Aufhören  des  Fiebers ^  Marc.  Emp.  20. 
lexis  Xihs,  das  Wort,  Lucil.  sat.  fr.  ine.  4  M.  [48.] 
libadion    Xißadioy,    kleines   Tausendgüldenkraut,  Plin.  25.  68:  »nostri  fei  terrae  vocant«. 

[U9.] 

libanios  Itßaviog,   Weinstockart,  Plin.  44.  4  47.  Sill.   (a.  l.  libadios.j 
libanitis  kißavlrig,    Pöleigamander ^    Teucrium  polium  L.,  Apul.    herb.  57 

=  polion. 
libanochrus  hßavoxQovg,  Bemsteinart,  Plin.  37.  171. 
libanotis  Xißaytajh,  Rosmarin,   Plin.  49.  487:   iK|uidam  eam  alio  nomine  rosmarinum  ap- 

pellant.«  [149.] 
libanus  Xißavos,  Sirac.  24.  21.  Vulg.  ^  tus.  [61.  151  A.] 

libanarius,  Not.  Bern.  74.  109. 
libonotus  hßovoTog,  Südsüdwestwindy  Vitr.  27.  10  =  austroafricus.  [213.] 
libs  Uip,   Westsüdwestwind,  Senec.  nat.  quaest.  5.  16.  5.  Haas.    it.  libeccio. 

sp.  lebeche  =  Africus.   [213.] 
Ubuma  lißvqva,  Felucke,  G.  I.  L.  3.  2034.  Hör.  epod.  1.1.  [212.] 
lichanos  lixavog,  unsteter  musikalischer  Ton,  Vitr.  112.  22.   [291.] 
liehen   keixi^v,    Flechte,    Plin.  26.  2:    »liehenas  Graeco  nomine  appellavere, 

Latine  mentagram«.  vgl.  Plin.  Val.  2.  56:  »lichena  appellatur^  quod  vulgo 

mentagram  appellanl«.   [52.  149.  269.] 
lichena,  liehen icus. 
lienteria  Xeuvreqla,    Magenruhr,    Theod.  Prise.  2.  2.    griech.  b.  Gels.  = 

intestinorum  levitas.   [270.] 
lientericus  XeuvTeqixog,  an  Magenruhr  leidend,  Plin.  29.  44. 
lignyzon  ^Xiyvvtcjv,   Karbunkelart,    Plin.  37.  94  Jan.:   »plerique   euin  -em 

vocavere«.  [44.] 
ligusticum  Ityvarixov,  Liebstöckel,  liguslicum  levisticum  L.,  Gol.  12.  59.  5. 
lilinum  leiqivov,  Plin.  23.  95.  vgl.  lirinon. 
limenarcha   h^evaQxrig,    Hafenmeister,  Dig.  50.  4.  18.  10.    Inscr.  b.  Rossi 

bull.  dell.  comm.  arch.  munic.  1873.  MUrz- und  Aprilheft.   [212  A.  312.] 

limma  Xel^if^a,  halber  Ton,  Boeth.  inst.  mus.  2.  38.  in. 

limne  XifJtvrjt  Vitr.  8.  3.  8:  »lacus,  qui  limne  asphallitis  appellaturn. 

limnestis  XifjLv^ajig ,    Tausendgüldenkraut,  centaurea  centaurium   I,   Apul.   herb.  34  8 

centaurea  maior.  [131  A.] 
limnice  Xifjtvixi^,  Schwertel,  Apul.  herb.  78  =  gladiolus.  [131  A.] 
limodorum  hfiodwQov,   Pßanzenart,  Plin.  19.  176  Jan. 
limonia  letfAuivla,   Anemonenart,    Plin.  21.  65:    »genus  anemones,  quae  -ia 

vocatur«.  [149.] 
liraoniatis  Xei^ioviaxig ,   Smaragdart,   Plin.  37.  172:  »eadem  videtur,    quae 

zmaragdos«. 
limonion  Xei/Aiuyioy,  wilde  Bete,  Plin.  20.  72:  »beta  silvestris,  quam  -ion  vocant  alii  neu- 

roides«.  [149.] 
linostemus,  Unosiimus  *kiv6aTir]^og,  halbleinen,  Isid.  19.  22.  17  {aTrjfia  = 

axYiiiiav) . 
linostrophon   Xiv64ftqoq>ou ,   Andorn,    Plin.  20.241:   »marrubium,   quod   Graeci   prasion 

vocant,  alii  -on,  nonnulli  philopneda  aut  philochares«.  [149.] 
Weise,  Oriech.  Worter  i.  d.  lat.  Sprache.  29 


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450  Griechische  Wörter 

linozostis   Xivotioaxig^    Bingelkraut ^    mercuriaiis  annua    L. ,   Plin.  35.38: 

»-is  sive  parthenion  Mercuri  inventuin  est«  =  Mercuriaiis.   '43.  150.] 
linter  */rAwrjJp,  Nachm,  Cat.  r.  r.  11.   [34.  212.] 

lintrarius,  C.  I.  L.  2.  14  82.  lintriculus. 
linyphus  Xiyvfpog^  Cod.  Theod.  40.  20.  8  =s  linteo,  lintearius. 

linifio.  linyfarius.  [202.]  linyphium. 
lio  Aecooi,  Tert.  d.  idol.  8  «»  levare. 

liaculum. 
liostracos  lewaTQanog,  Auster  mit  glatten  Schalen,  Ambros.  hexal^m.  5.  2.  5. 

(al.  1.  lithoslraeos.)  vgl.  leiostrea.   [120.] 
liothasium  leto&aala,  thasische  Rübetiart,  Plin.  19.75:  »-um  quidain  Thre- 

cium  appellant«. 
lipara  liTcagd,  gelindes  Pflaster,    Plin.  23.  162:    »medicamenta,  quae  vocanl 
-as«.  [271  A.] 
liparea. 
liquiritia  ykvnv^^i^a,  Süfsholz,   Yeget.  4.  9.    it.  regolizia,    legorizia.   sp.  pg. 

regaliz.   [73.  149.] 
lirinum  Xeigiyoyf  LHienöl,  Plin.  %i.  2i.    al.  loci,  lilinum. 
lirion  Xei^toyy  Apul.  herb.  4  07  =  lilium. 
liroe  X^QOi,  Plaut.  Poen.  435  »  nugae.  (al.  1.  leroe.)    leriae,  Possen,  Exe.  e\  Charis.  549. 

20.  [39.] 
litania  Ittavela,  Litanei,  Cod.  Just.  1.  5.  3.  1. 
lithargyros  lid'dQyvQog,  Plin.  26.  101  =  spuma  argenti. 

lithargyrinus. 
Itthognomon  Xid-oyvtafjuoy,  Steinkenner,  Ambros.  in  psalm.  418. 
lithospermon   h&oGTteQ^ov,    Steinhirse,    lithospermum   officinale  L.,   Plin. 

27.  98.  vgl.  exonychon.    it.  litospermo.   [144.  150.^ 
lithoBtrotos  Xid'oavQCJtog,  mit  Steinen  gepflastert,  Varr.  r.  r.  3.  1.  30.  [198  A. 
lithotomia  hd-orofila,   Axtsschneiden  des  Blasensteins,   Cael.  Aur.  ehron.  5. 

4.  77.   [272.] 
liturgus  leiTovQyog,  Staaisdiener,  Cod.  Theod.   11.  24.  6. 
lobus  Xoßoc,  Hülse,  Apic.  5.  24  4. 
loedoria  XoiSoqia,  Schmähung,  Macrob.  sat.  7.  3.  2. 
logariutn  koyaQiov,  kleine  Rechnung,  ülp.  dig.  33.  9.  3.  10. 
logeum,  logium  loyeiov,  Archiv,  Cic.  fara.  5.  20.  6.   [312.] 
logioa  loyixrj,  Logik,  Isid.  2.  22.  1   =  ralionalis  species  philosophiae.    griech. 

b.  Cic.  [242.] 
logiouB  loymog,  rationell,  Cic,  Tusc.  4.  14.  33. 

logista  XoyiOTrig,  Rechnungsbeamter,  Gordian  Cod.  Just.  1.  54.  3.  C.  1.  LI 
4114.  Or.  Henz.  798.  logistes  I.  R.  N.  4060  =  curator  rei  publicae.  [3<i. 
logisticus. 
logium  Xoyiov,  Rufin.  orig.  in  Exod.  hom.  13.  7  =  rationale, 
logodaedalia  koyoöaiöaUa,   Wortkünstelei,  Auson.  idyll.  12.1.   [237. 
logographus  Xoyoyqäcpog,  Rechnungsführer,  Arcad.  dig.  50.  4.  48.  10.  [311 
logos  Xoyog,  Plaat.  Men.  779  s  verbum. 

antelogium. 
logotomos  siehe  laeotomos. 

lonchitis  Xoy%lTtg,  färbender  Wegedorn,    rhamnus   infectoria  £. ,    Plin.  25. 
137.   [150.^ 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  451 

lonchoton  Xoyx^'^ov,  Atramentart,  Plin.  34.  124:  Dloochoton  appellanta. 

lonchos  XoyxVt  Tert.  d.  cor.  mij.  11  =»  hasta. 

lopas  XoTtäg,  Muschelart,  Plaut.  Rud.  297.  [43.  146.] 

lotometra  JLwrof/iJrpa,  Lotosart,  Pliu.  22.  56.  [150.] 

Iotas  XüJTog,  Nilwasserlilie  (nymphaea  Nelumbo  L.),  Jtulendom  (rhamnus  lotus 

L.) ,    Zürgelbaum,    (celtis  australis  L.)  etc.,  Cic.  fam.  7.  20.  1.  Plin.  13. 

101  ff.    it.  loto.  [56.  139.] 

lotaster.  > 

luter  XovTi^Q,   Waschbecken,  Hieron.  in  Jovin.  1.  20. 
lycaon  Xvxacov,  äthiopisches  Tier,  Mel.  3.  9.  2.   [103.] 
lycapsos  limaipog,  Pflanzenart,  Plin.  27.  97.   [150.] 
lychnicus  Xvxytxos^  Marmorart,  Hygin.  fab.  223  =  lychniles. 
lychnion  Xvx^iov,  Lämpchen,  Isid.  17.  9.  73. 

lychnis  Ivxvlg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  103:  »-is  appellata«.  [148.] 
lychnites  Xvxviriqg,  Marmorart,   Plin.  36.  14:   »quem  lapidem  coepere  -en 

appellare«.  [47.  158  A.] 
lychnitis  Xvxvirig,    Pflanzenart,   Plin.  25.  121:    »(genus   verbasci)    lyehnitis 

vocatur,  ab  aliis  thryallis«.  [150.] 
lychniticus. 
lychnobius  Xvxvoßios,  bei  Lichte  lebend,  Senec.  ep.  12«.  17. 

lyohnuchus  Xvxvovxog,  Leuchter,  Cic.  ad.  Quint.  fr.  3.  7.  Orell.  2511.  [199.] 

lychnus  (lucinus)  Xvxvog,  Enn.  ann.  328  V.  =  lucerna.  [85  A.] 

lyciscus  kvaloTiog,   Wolfshund,  Isid.  or.  12.  2.  [51.] 

lycium  Xvxiov,  Arzneimittel,  Gels.  5.  26.  30.  Plin.  24.  124:  »medicamentum, 
quod  vocatur  -ium.  [272.] 

lycophon  *Xvxoq>tiy,  Pflanzenart,  Apul.  herb.  8  sss.  scelerata.  [151  A.] 

lycophorus  kvA,oq)6qog,  einen  Wolf  als  eingebranntes  Zeichen  tragend,  I.  R.  N. 
2475.   (lucophori.) 

lycophos  Xvxofpiag^   Morgendämmerung,  Macrob.  sat.  1.  17.  37.  Paul.  Diac.  p.  121:  »lyco- 
phos  Graeci  dicunt,  quod  nos  primum  tenapus  lucis«. 

iycophthalmos  lvyi6(p&alfiog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  187. 

lycos  Xvxoff,  Plin.  80.  62  s=  lupus.   [63.   128] 

lydiasta   IvöiaOTrig,    Sänger   lydischer  Weisen,    Dioro.  487.  4  K. :  i^quos  ly- 
diastas  —  appella  verunt«. 

lygdinos  Xvyöivog,  weifser  Marmor,  Plin.  36.  62.   [63.  158  A.] 

lygdos  Xvydog,  id,,  Marl.  6.  13.  3. 

lygos  Xvyoff,  Keuschlamm,  vitex  agnus  castus  L.,   Plin.  24.59:   »viticem,  Graeci  lygon  vo- 
cant,  alias  agnon«. 

lyncurium  XvyxovQiov,  Edelstein  (Hyacinth  oder  Turmalin?,  eigentlich  Bern- 
stein),   Plin.  8.  137.    37.  34:  »Demostratus  -uro  vocal«.  »alios  id  dicere 
langurium«.  [155  A.] 
lyncurius.  ligurius. 

lynx  XvyS,    Luchs,    felis  lynx  L,,    Verg.  ecl.  8.3.    it.  lince.    sp.  lince.    it. 
lonza.    fr.  once.  [51.  102.] 

lyo  Xvia,  Apic.  4.  4  s=  liquefacio. 

lyra  Xvqo,  Hop.  carm.  1.  6.  10.  d.  Leier.  =  fides.   [288.] 
lyricen. 

lyriouB  XvQiTiog,  lyrisch.  Hör.  carm.  1.  1.  35.    griech.   b.  Cic.   [228  A.] 

29* 


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452  Griechische  Wörter 

lyrisles  XvQiarrjg,  Lautenschläger ^  Plin.  ep.  \.  45.  2.   [47.  294.] 

lyristria  XvqlaTQUt^  Laulenspieleiin ^  Augustin.  serm.  453.  6.  Rossi  inscr. 
Christ.  4.  539.  [47.  294.] 

lyron  Xvgoy,  Froschkraut,  alisma  plantago  L.,  Plin.  25.  494  =  alUma.  [447.] 

lysas  XvcaSf  Beifufs,  Apul.  herb.  40  s  artemisia.  [454  A.] 

lysimachia  kvot^iaxia^  Pflanzenart  j  lythrum  salicaria  oder  lysimachia  vul- 
garis L.j  Plin.  25.  72.    it.  lisimacbia.  catal.  llirimaqui. 

lysimachos  Ivalfiaxog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  472. 

lysis  Xvacg,  Kehlleiste,  Vitr.  76.  25.  [282.] 

lylae  Xvxal,  Bechtsschüler,  Just.  dig.  praef.  5.   [265  A.] 

lytrotos  XvTq(axr}s,  der  Loskaufende,  Terl.  adv.  Val.  9. 

lytta  Ivwa,  Htmdswiiiui,  Piin.  29.  400.   [423.] 


macaerinthe,  Apul.  herb.  79  s=s  ros  marinus. 

inacariotes  fjiaxaQiotTjs,  Terl.  adv.  Val.  8  =  felicltas.  [50  A.] 

maccis  */4axxh,  Muskatblüte,  Plaut.  Pseud.  832  (fingiertes  Wort?). 

maoellum  fianellop,   Fleischmnrkt ,    Plaut.  Ampb.    4  042.     C.  I.  L.    4.   H66. 

4245.  [32.  467.] 

macellarius,  Gruter  647.  5.  macellus,  Macellinus. 
machaera  fiaxaiQa,  Plaut.  Mil.  gl.  5  =  gladius  [33.  323.] 
machaerophprus  fjiaxtuqotpoqog,  Cic.  Quint.  fr.  2.  40.  2  ss  satelles. 
machaerophyllon    *fiaxcctQ6(pvkXov ,    Pflanzenart,    Apul.    herb.  78  (al.  I. 

macrophyllon.) 
macbagistea  ftäyog  +  ayiareia,  Mysterien  der  Magiker,  Am'm.  23.  6.  32  G. 

[86.] 
maohina  ^rjxavrj,  Maschine,  Plaut.  Mil.   gl.  843.    it.  macina.   [62.  .84A    211. 

259.  293.] 

machinalis,  machinamen,   machinamenlum,   machinatio,    machinarius.  [203.]  ma- 
chinator,  machinatrix,  machinatus,  machinosus,  macbinart,  mactnnula,  machllla. 
machio  ^  franz.  macon. 
macia  *f4axitt,  Gauchheil,  Marc.  Emp.  4  s  anagallis.  [454  A.] 
macir  ^axeQ,  gewürzhafte  indische  Baumrinde,  Plin.  42.  32.  [444.] 
macrocbera  fiax^oxei^a,  langärmelig,   Lamprid.  Alex.  Sev.  33.  4  =  manicata.  [37.  481-! 
maorooolum  fiaycQoxojXov,    Regalpapier,    Cic.  Att.  46.3.   (a.  1.  macrocollum.; 

[232.] 
macrologia  fianQoXoyla,    Weitschweifigkeit  im  Reden,   Donat.  39.  75  K.  = 

loDgiloquium.   [237.] 
mados  *f*ddof,  Zaunrübe,  Plin.  28.  24,  vgl.  ampelos  leuce  =  vitis  alba, 
maea  ftala,  Seekrebsart,  Plin.  9.  97.  [420.] 
inaeander  fialavÖQog,   Windung,  Cic.  Pis.  22.  53  =  maeandrus  Caper  HO. 

40  K. 
maena  fialvrj,   Seefischart,    maena  vulgaris  L.,   Plaut.  Poen.  5.  5.  33.  [H5. 

420.  340.] 
meaenas  iiatvag,  Kybelepriesterin^  CatuU.  63.  23.  [43.  348.] 
maenomenon  fiaivofievov,  y>rasend  machende  (Honig),  Plin.  24.  77. 
maeotis  fiauoTig,  Pischart,  Plin.  32.  449.  [420.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  453 

magdalides  * i^iaydalldeg.  cylinderförmige  Figuren,  Scribon.  201.  [43.  255  A.] 

magdalia.  [44.] 
iiaagganum  ^ayyavov,   hölzernes  Weingefäfsj   Schol.  Cruq.  u.  Acr.   ad  Hör. 

carm.  1.9.8.  vgl.  niangiinum.   [64.] 
maggana. 
magia  ^aysla,  Zauberei,  Apul.  apol.  p.  450.   [250  A.J 
niagice  fiaytxrj,  id.,  Plin.  30.  7. 

magious  iuayixog,  sauberisch,  Verg.  eci.  8.  66.   [146.  250  A.| 
magiriscium  *fiay6iQitrx$ot/,  Plin.  33.  157:   »coquos  -a  appellatosif.    (Ciselierarbeii.)    [54.] 
magirus  ^ayevQog,  Heliog.  b.  Lamprid.  Heliog.   10.  5  =  coquus.   [33.  309.] 

magira,  Kochkunst,  Cato  or.  84. 
niagis  fiaylg,  Schüssel,  Plin.  33.  146:  »antiqui  inagides  vocaverant«.    it.  madia. 

fr.  maid.   [43.  66.  175.] 
magida,  Varr.  1.  1.  5.  4  20. 
inagma  /lay^ia,  Bodensatz  der  Salbe,  Scribon.  157.   [49.] 
magnes  ^ayvrjg,  Magnetstein,  Luer.  6.  908.   [154.] 
magudaris,   magydaris  fiayvöaqtg,   Stengel  des  Laserpitium ,    Plaut.  Rnd. 

633. 
magUB  fiayog,  Zauberer,  Cic.  div.   1.  23.    it.  mago.  [66.  250  A.  309.] 

msga. 
lualacha  Gummi  vom  Bdelliumbaume ,    Plin.   12.  35  ==  bdellium:    »alii    ma- 

lacham  appellant«.  vgl.  maldacon. 
ma lache  fiakax^i  Malvenart ,  Varr.  1.  1.  5.   103. 

moloche,  /AoXoxVf  Col.  4  0.  947  Sehn. 
malaoia  ^aXaxla,   Meeresstille,    Gaes.  b.  g.  3.   15.  3  =  tranquillitas   maris. 

[214.] 
malaoisBO  ^laXaxl^o),  erweichen,  Plaut.  Bacch.  73  =  mollio.   [23.  272  A.] 
malacticus  fiakaxtixog ,    erweichend,    Theod.  Prise,  d.  diaet.  15   =  emol- 

liens.   [272.] 
malacus  f*etXax6ff,  Nacv.  trag.  48  s  moUis. 

malaculus. 
malagma  ^alay^ia,   erweichende^^  Umschlag,    Gels.  5.  17.  2.  vgl.   it.  amalga- 

mare.   [48.  271.1 
malaxo  fialdaaio^    Laber.  b.  Gell.  16.  7.  7  =  roalacisso  =  mollio.   [272  A.j 

malaxatio. 
maldacon,  Gummi  vom  BdelUumbaum,  a.  1.  für  malacha.  Plin.  4*2.  35. 
malinus  lirjlivog,   vom  Apfelbaum,  Plin.  15.  42:  »nuper  in  Baetica  -a  appel- 

lari  coeperunt«.   [63.] 
malis  ^ftXi^,  Hots  als  Pferdekrankheit ,  Pelag.  vet.  48  in.  »  malleus. 
niallo  ^akXog,  Stiele  der  Zwiebeln,  Veget.  2.  35.   [32.  151  A.] 
raallus  liiallog,  Flocken   Wolle,  Cat.  r.  r.   157.  15.   [32.] 
maloba  thrinus  fiakoßd&Qivog,   aus  Betel,  Gael.  Aur.   acut.  3.  3.  24.   [63. 

.      192.] 
ni  a  I  o  b  a  t  h  r 0  n    juakoßa&QOP,    BeteL    piper  betle  L. ,    oder  Muiterzimt ,    laurus 

cassia  L,,  Hör.  carm.  2.  7.  8.   [144.1 
maloba  Ihra  Ins. 
maltha  ^lal&a,  Bergteer;  weichlicher  Mensch,  Lucil.  27.  38  JM.  it.  malta.  [309.] 
maltho. 


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454*  Gribchischb  Wörter 

mammonas  fjiafÄfi<aya£,  Matth.  6.  S4  Vulg.  «s  divitiae. 

mammoneus» 
mammothreptus  fAafAfio&qBnxos ,  von  der  Amme  genährt,   AugusUn.  in  psalm.  conc.  10. 
mamphur  ^avvocpoqov  ^    Paul.  Fest.  432.  4  :   Alignum  rotundum  loro  circum- 

volutum«.  [U.  208.] 
mandra  ^lavdqa^   Saumtierzug,  Mart.  5.  S2.  7.    vgl.  it.  madrigale.    fr.  ma- 

drigal.   [300.] 
inanganuin  f^ayyayoy,  Maschine,  Augustin.  ep.  8,  vgl.  magganum. 
mandragoras  ^lavdqayoqag^  Alraun,   atropa  mandragora  L.,  oder  mandragora 

officinalis  Z.. ,    Col.  40.  20.    it.    mandragora.    fr.    main   de   gloire.  [U2. 

U8.  271.] 

mandragoricus. 
mania  fiavla,   Gael.  Aur.    acut.  3.  12.  107  =  furor,   insania.    it.   smania, 

roania.    griech.  Cic.  Tusc.  3.  5. 
maniosus. 
inanicos  fiavmog^  Plin.  21.  179:  »-on  nominavere«  =  trychnos.  [149.] 
maniopoeos  fiavionoios ,   Bilsenkraut,   hyoscyamus  L.,   Apul.   herb.    4    =  hyoscyamus. 

[451  A.] 
man  na  ftawa,  Körnchen^  Plin.  12.  62:  »niicas  concussu  elisas  mannam  voca- 

mus((. 
manos  ^avoSy  Schtvammart,  Plin.  9.  148.  vgl.  oe.   [120.] 
mantia  juayteia,   Brombeerstaude,   rubus  polymorphus  Spenner.,   Apul.  herb.  87  =  rubas 

bei  den  Daciern.  [4  51  A.] 
mantice  fiayiix^,  Mart.  Cap.  4.  6  =  divinalio,  vaticinatio. 

mantichoras  fiavtixogag,  indisches  Wundertier,  Plin.  8.  7.  5:  »apud  eosdem 

nasci  Ctesias  scribit,   quam  -an  appellat«.   [55.   104.] 
manticinor  von  ftavrigj  weissagenj  Plaut.  Capt.  896  =  vaticinari. 
marathrus,  marathrum  iiaqad^qov^  Fenchel^  anetbum  foeniculum  L. ,  Ovid. 

med.  fac.  91  =  fcniculum.   [131.] 
marathriles  ^aQad-qirrjg,  Col.  12.35  =  vlnum  marathro  eondiium.  [172.1 
margarides  ^a^ya^/Jet;,  Dattelarl,  Plin.  13.41.   [66.  136  A.] 
margarita  fiaqyaglrijg,   Perle,  Cic.  Verr.  4.  1.  1.   [46.  65.  116.  163  A.] 

margaritum  fiaqyaQlrrjg,  id.,  Syr.  b.  Petr.  55.  6.  9.  C.  I.  L.  1.  3386. 

marparitariuS;  C.  I.  L.  4.  4  027;  2.  496.  [203.]    margaritaria,   Orell.  4448.    marga- 
ritio(n),  Orell.  2684.  margaritatus,  margaritifer. 
marmaritis  fiag/iaQUif,  Zauberkraut,  Plin.  24.  460,  vgl.  aglaophotis.  [147.] 
marmaryga  fiaQfiaQvyrj ,   Flimmern  vor  den  Augen,  Cael.  Aur.  chron.  1.  4. 

62.   [270.] 
marmarygma  ^aq^iaqvy^ia,  id.,  Gael.  Aur.  chron.  1.  4.  62.  [49.] 
marmor  fiaQ(,iaqog,  Marmor,  Enn.  ann.  377.  V.  C.  I.  L.  1.  1012.  afr.  inari)re- 
ags.  marmst^n.   [157.  197.] 

marmorarius,  C.  I.  L.  2.  4724.  [202.]    marmoreus,  C.  I.  L.  4.  569.     marmoratio. 
marmorare,  oiarmorosus,  marmusculum. 
maron  ^laqov,    Katzenkraut,   Teucrium  marum  L.,  Plin.  12.  U1.    it.  maro. 
[U6.] 

marsupium  fiaqov/itov,    Geldbeutel,  Plaut.  Men.  264.   [221.] 
marsupiarius. 


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IN  DER  LATElIflSGHBN  SPRACHE.  455 

martjrr  fiaQTVQ,  Märtyrer^  Tert.  «d.  mart.  1.  C.  I.  L.  3.  5972.   [349.] 

marlyrarius,  martyrialis,  martyrizo,  admartyrizo. 
martyrium  fiaQTVQiov,   Märlyreilum ,   -ff?'o6,    Tert.  d.  pud.  22.  cell,  martre. 

it.  martirio.  d:  Marter.  [349.] 
maspetum  ^aaTtetov^  Laserpiliumblatl,  PI  in.  49.  42. 

massa  fiaKa,   Teig,  Plaut.  Mil.  gl.  4066.  Inscr.  in  annali  deir  inst.  arch.  34. 
226.    it.  masso.   [23.  469.] 

massula,  massalis,  massaliter. 
masso  fAa<r<r(o,  Theod.  Prise.  ^.  8  (?)  =  mandere,  manducare. 
mastiche  ^aarlxf],  Mastix,  Plin.  42.  72.    it.  mastice^  mastico.   [158.] 

masticha,  masticum,  mastix. 
mastichinus  ^laatlxtvog,  aus  Mastix,  Pallad.  4.  9.  [63.] 
mastigia  ^laariylag,  Schlingel,  Plaut.  Irin.  4022  =  verbero,  onis.  [55.  340.] 
mastigo  fiaariyoto,  Cyprian.  serm.  d.  rat.  circumcis.  p.  489  s=  verberare. 
mastigophorus   fiaariyotpoQog ,    Geifselträger j    öffentlicher  Diener,    Arnob. 

2.  23. 
mastos  (.laOTog,  Pflanzenurt,  Plin.  26.  463.   [450.] 
masturbor  ^laargoTtevio,  Onanie  treiben,  Mart.  9.  42.  7.   [74.  84  A.  309  A.] 

masturbator.  mascarpio,  Peiron.  4  84.  5  zw. 
mathematice  [^lad-rjfiarixi^,  Mathematik^  Senec.  ep.  88.  23. 

mathematiouB  ^la&rjfiarixogf  mathematisch ,  Cic.  Tusc.  4.  47.  40.    [250.  254.] 

mathesis  fjia^ifig^  Jul.  Firm.  math.  h  praef.  s=  astronomia.  [250.] 

mattea  fiarrva,  Leckerbissen,  Varr.  1. 1.  6.  4  42.  Sen.  c5ontr.  9.  4.  20.  [25.  469.] 

matteola. 
mauaoleum  Mavawkecov,  Grabmal,  Mart.  5.  64.  G.  I.  L.  2.244  (maesoliuni), 

Renier  inscr.  de  TAlg.  542  (maesolaeum) ,     I.  R.  N.  6908   (mausolaeum), 

CLL.  2.  4474  (mesolaeus).   [278.] 
maza  /ÄuCUf  Mehlbrei j  Grat.  Cyneg.  307.  [469.] 

mazonomus  fia^ovofiog,  Efsschüssel,  Varr.  r.  r.  3.  4.  3.  [476.] 
mechanema  ftijx^^^f^^t  Sidon.  cp.  4.  9  s=  ars,  artificium.  [48.] 
meohanioua  lÄrjxcevinog,  mechanisch,  Lucil.  ine.  400  M.    it.  meccanico.  [258.] 
mechanisma  fitj^nvusfia,  Cassiod.  var.  4.  45  sa  ars,  artificium. 
meeon  firjuiuv,  Mohnart,  Plin.  20.  209:  »genus  lilhymali  mecona  vocant,  alii 

paralion«. 
nieconicon  firjxwvinop,  betäubendes  Medikament  aus  Pfeffer,  Plin.  Val.  4.  8: 

acc:  -on. 
meconion  firjuiifviov,  Mohnsaft,  Plin.  20.  202.   [448.] 
nieconis  ftrjyccjvlg,   einschläfernde  Laktukenart,   Plin.  49.   426.    (gricch.    bei 

Jan.) :  »quae  -is  vocatur«.  [43.] 
nioconitis  firjxuvlrig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  473.   [43.] 
medioa  fir^diTufj,  Luzerne,    niedicago  saliva  L.,  Varr.  r.  r.   4.  42.    it.  modica. 

sp.  mielga.   !  127  A.  439.  ^07.] 
inedimnum  i^iidtfipog,  griechischer  Scheffel,  Cic.  Verr.  2.  3.  47  =  uiodius 
medion  firjöiov,  medizinische  Pllanze,  Plin.  27.  404.   [450. J 
megaleaia  fuydlri.  Kybelefest,  Cic.  Verr.  2.  5.   14.    [inegalcnsia.j   [346.] 
rnegaliuui  ^eyakeior,  kostbare  Salbe,  Plin.  43.  43.   [494.  274.] 
niogalographia  jueyakoyQaipla,  Historienmalerei,  Vitr.  474.6.  |286.! 


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456  Griegbisgre  Wörter 

megistanes  fÄBytmnyef,  Magnaten,  Senec.  ep.  21  =3  primores.  [(2.] 

melamphy lluni  fieXafi(pvklov,    Bärenklau,  Plin.  22.  76  =  paederos.  [450.] 

inelampodion  (.leXaiiitodtov,  schivarze  Niestvurz,  hellcborus  orientalis  Wiild. 

Plin.  25.  49:  »unum  hellebori  genus  a  Melampode  -ion  appellatur«.  [450.] 
melampsytbium  fulafufjv&iovj  schwarzer  Rosinenwein,  Plin.  1 4 .  80 .  [1 72  A]. 
melanaetos  fulavaetog,  Adlerart,  falco  aquila  Z..,  Plin.  10.  6:  »-os  a  Grae- 

cis  dicta«  =  valeria.   [HO.] 
melancholia    ^ulayxoXLa,    Schwermut,    Gell.   48.  7.    griech.  b.  Cic.  Tusc. 

3.  5:  »quem  nos  furorera,    fiekayxoXlav  ipsi  vocant«  =  atrae  bilis  mor- 
bus bei  Gels.;  asp.  enconia.   [243.  270.] 

melancbolicus  fielayxokiTiog,  melancholisch,  Cic.  Tusc.   4.  33.  80. 
roelancorypbos  (,ieXaymQV(pog ,   Schnepfenart,   Plin.  40.  86:    »quas  -os  vo- 
cant«.  [4  40  A] 
melancranis  ^ekayuQavig,  Binsenart,  scboenus  nigricans  L.,  Plin.  24.443: 

»nigrum  iuncum,  quem  -im  vocanto.   [4  40  A.  450.] 
melandryum  /neXavÖQvov,    Stück  des  eingesalzenen  Thunfisches,    Varr.  1.  1.  5. 

77.   [424.] 
melania  ^eXavla,  das  Schwarz  fleckige,  Plin.  24.44.   [274.] 
melanteria   fielavrrjQla ,    Schusterschwarz,    Scribon.    208  =  crola  suloria. 

[208.] 
melantbion  fiekav&iov,   römischer  Schwarzkümmel,  Col.  40.  245.  Plio.  20. 

482:    »git  ex  Graecis  alii  -ion,  alii  melaspermon  vocant«.   [4  44.  4  47.] 
melanthum. 
melanuruB  fisXovovQog,  Meerfischart,  Enn.  beduph.  7  V.   [4  45.] 
melapium  f.irjlov  -f-  oiTttov,  Apfelart,  Plin.  45.54. 
melas  fiilag,  schwarzer  Hautflecken,  Gels.  5.  48.  49  =  melania.  [274.] 
melaspermon  ixeXaoiteq^iov ,   römischer  Schwarzkümmel,    Plin.  20.  482  = 

git.  cf.  melantbion.   [444.] 
meleagris  fieXeayQlg,   Perlhuhn,  numida  meleagris  Z..,  Varr.  r.  r.  3.9.48: 

»quas   meleagridas  appellant   Graecia.    Plin.  37.  38 :    »quas  (Mnaseas;  -as 

vocat«.  [408  A.] 
melele  /AsXhij,  Eberwurz,  Apul.  herb.  25  =  chamaeleon  (bot.).  [154  A.] 
melia  /AeXii],  Paul.  Diac.  p.  424.  43  M. :  »hasta  a  ligno  mali  dicta«  (!). 

melica  (AriXcxri,  Gefäfs,  (obba),  Perlhuhn  (gallina),  Varr.  sat.  Men.  444.   (siehe 

medica.j. 

medica,  Paul.  Diac.  p.  424.  40. 
meliceris  fieXiTtrjQlg ,    Honiggeschwulst,    Plin.  24.  154.  griecb.    in  der  Form 

lABXtxfiqLa  b.  Gels.   [274.] 
melichloros  (xeXlxXcoQog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  494. 
melichrus  fxeXixQovf,  Lucr.  4.  4452  B.  «=  mellis  colore. 
melicbrysos  f^ieXlxQvaog,  honiggelber  Hyacinth,  Plin.  37.   428.   [462.] 
melicratum  (xeXUQarov,   Wassermet,  Veget.  3.  45.  22.   (meiiicras.j   [472  A.] 
meliouB  i^eXixog,  musikalisch,  Lucr.  5.  335.   [228.] 
m  e l  i  1  o  to  n ,  melilotos  fieXlXiorog,  Steinkleeart,  melilotus  officinalis!..,  Ovid.  fast. 

4.  440.  it.  meliloto  =  serta  b.  Gate;  serta  Garopanica,  sertula  Campana. 
[439.] 


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IN  DER  LATBINISGHBlf  SPRACHE.  457 

melimelum  fueU^irjXov ,  Honigapfel,  Varr.  r.  r.   4.  59.  1  :  »quae  antea  musiea 

vocabant,  nunc  melimela  appellant«.  pg.  marmelo.  sp.  membrillo.   [428  A.] 
melinus  firjlivos,    Plin.  43.  5.   (Apfel-).  Ed.  Diocl.  8.  29   (Schaf-)    mefinum 

(Melos)  melisches  Weifs  (Plaut.  Most.  264.)    [63.  472.  492.  286.] 
melinus  von  fiiXi^  Plaut.  Epid.  1.  4.  24  zweifelh.  (al.  1.  mellina.)  =  melleus.  [63.] 
meli(s)phylium  fAMXitpvXkov^  Melisse,  melissa  ofiicinalis  L.,  oder  melissa  altissiina  Sibth., 

Verg.  g.  4.  63  =  apiastrum.  [U1.] 
melissophyllon  f^eXiatrotpvXXoy ,   id,^   Plin.  30.  416:   »apiastrum   Hyginus  -um  appellat«. 

[474.] 
melltinus  fjteXiriyoi',  PHn.  36.  4  40  =  melleus. 
meliiites  ^eXLTlrrjg,  Honigtrank,  Plin.  44.85.   [47.  470.] 
melittaena  ^ellTTaiva,  Melissa,  melissa  officinalis  L.,  Plin.  24.  4  49  =  me- 

lisphyllura.   [32.  33.  53.   444.] 
mclitturgus  fiekiTTOvQyog,  Bienenwärter ,  Varr.  r.  r.  3.  4  6.  3  =  mellarius. 

[309.] 
melizornum  ^ellKioiiWv,  HonigbriAe,  Apic.  4.  2.  2. 
melo  ^fjXoVj    Melone,    cucumis  melo  £. ,    Pall.  4.  9.  it.  melone,   mellone  = 

melopepo.  [443.] 
melocarpon  ^fArjXoxaqnoy,  Osterlusei,  Apul.  herb.  49  =s  aristolochia.  [t5(  A.j 
melodes  ^ehfidrig,  lieblicher  Sänger,  Sidon.  ep.  9.  4  5. 
melodia  iAek(fi5la,  Melodie,  Marl.  Cap.  9.  905  =  modulalio.   [37.] 
melodus  iii€kq)d6g,  gesangreich,  Auson.  prof.   45.  8. 
melomeli  fiifjXd^eXi,  eingemachter  Quittensaft^  Col.  42.  47.  3. 
melopepo  i^irjXoTti/coßp,    Melone,    cucumis  melo  L,,   Plin.  49.  67.  Ed.  Dio.  6. 

30.   [53.  443.1 
niclophyllon  firjXorpvXXov,  Schafgarbe,  achillea  millefolium  L.,  Apul. herb.  88. 

miUefoUum  Plin.  25.  42.    milifolium  Plin.  24.  452.    it.  millefoglie.  [450.] 
melofolium,  Plin.  4  5.  52  ;Apfelart.)< 
melopoeia  /jieXonoua,  Tonsetzung,  Fulg.  myth.  3.  9  =  modulatiu. 
mclös  fJiiXog,  Naev.  trag.  25  V.  «=  carmen,  cantus.  [34.  54  A.  218  A.J 
melosmos  *fjirjXoafji6st  Poleigamander,  Tcucrium  polium  L.,  Apul.  herb.  57  =  polion.  [154  A.', 
melota  iirjXwTr^,  Schaffell,  Cael.  Aur.  chron.  4.  4.  76.  cf.  moliestra. 

melote,  Isid.  49.  24.  4  9. 
melotis  *fATjXia%is,  id.,  Ambros.  ep.  43.  9. 

melothron  fAi^Xtad-qoy,  Zaunrübe,  Plin.  23.  21,  vgl.  ampelos  Icuce  «=  vitis  alba, 
nielotris  ^irjXcovQlg,  Sonde,  Cael.  Aur.  chron.  5.  4.  63. 
memecylon,   memaecylon  /arjfiixvXoy ,   fbn/urcixvXoy ,    Krdöeerbaumfrucht,   Pti n.   1 5.  99  : 

wduobus  hoc  nominibus  appellant  Graeci  Cornaron  et  -on«. 
memnonia  fieii^ovla,  Edelsteinart,  Plin.  37.  173. 
menaeus  firjpaiog,  Vitr.  235.  49  =  menstruus.   [248.] 
meninga  fifjpiy^,   Hirnhaut,  Theod.  Prise.  2.  2.  9  =  uiembrana  cerebri.  [54.) 

menenca,  Pia  cid.  gl.  Deuerl. 
menion    *firjvloVy    gegen  Mondsucht   heilsame    Pflanze j    Apul.    herb.    64   = 

menogenion.   ,^454  A.l 
nicnis  v.  firjvrj,  Halbmondy   (Bücherzierat),  Auson.  prof.  26.  I. 
menogenion  ^irivri  +  yivuov^  Apul.  herb.  64  =  menion.   [151  A.] 
roenoides  firjvoeiirig,  gehörnter  Mond,   Jul.  Firm.  math.  4  praef.  extr.   [49. 

248.1 


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458  Gribghische  Wörter 

meiiolyraniius  fujyotVQayyo^,  Gebieter  der  Monate,  FabrcUi.  p.  666  nr.  522.  Grut.  28.6. 
menta  filvd-r],    Münze,   menlba  L.,  Cat.  r.  r.  119.    it.  menta,  sicil.  amenUi. 

[17.  46.  140.] 

mentastrum.  mentiosus. 
mephitis  *fie(plTig,    schädliche  Erdausdünstung ^   Verg.    Aen.  7.  84.  N.  Pr. 

Varr.  1.  1.  5.  49. 
mephiticus. 
merismos  fie^iCfjios,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.  48  si  dinumeralio.    [54.  238  A.] 
merois  fAS^ots,  äthiopische  Pflanze,  Plin.  24.  463  s=  Aethiopis.  [447.] 
merops  fiiQo^p,  Bienenspecht,  merops  apiaster  L.,  Verg.  g.  4.  44  b  apiaster.   [52.  440  A.] 
mesa  /xicfj,  Plin.  4  9.  4  74  =  media, 
mesancula,  mesancylum  ^eaäyyivXov^   Wurfspiefs,  Gell.  10.  25.  2.  Paul. 

Diac.  p.  125.  2.   [323  A.] 
mesaulos  ^ioavlog,    Gang  zwischen  zwei  Gemächern,    Vitr.  150.  18  =  an- 

dros.  n.  pl. :  -oe.   [197  A.] 
mesa  fiiarj,  mittlerer  Ton,  Vitr.  5.  4.  sq.  Sehn.   [291.] 
mesembrinos  fieaij/ißglyo^,  Chalcid.  p.  66  s=  meridialis. 
raeses  fiiarig,  Nordnordostwind,  Plin.  2.  120. 
mesohr-dchy s  fieaoßQaxvSj   Versglied,  Diomed.  481.20.   [230  A.] 
mesoehorus  (.leaoxoQog,  Claqueur,  Plin.  ep.  2.  14.  6. 
mesoides  fieffoeidrjg,  der  Saite  fiiat]  entsprechend,  Mart.  Cap.  9.  965. 
mesolabiuni  fieaolaßiovj  mathematisches   Werkzeug,  Vitr.  217.  6.  [255.] 
mesoleueos  fieaokevKog ,    Edelsteinart ,    Taubnesselart  leuce,    Plin.  37.  174; 

27.  102.   [149.] 
mesomacros  fxeao^iaxqog,   Versglied,  Diom.  481.  16.   [230  A.] 
mesomelas  (.leaofiilag,  Edelsteinart,  Plin.  37.  174. 
meson  /ai<xoy,  Vitr.  4  4  2.  48.  griech.   4  4  3.  43  =  medium.  [294.] 
mesonauta  /neaovavTTjg,   Signalgeber  ai^  dem  Schiffe,  Pompon.  b.  Ulp.  dig. 

4.  9.  1.  2.  [212  A.] 
mesonyctius  fjtecoyvxuo^,  mittemächtigf  Isid.  5.  30.  4.  Mural.  333  s=  media  nox. 
mesopylus  *fABa6nvXoe,  aus  der  Mittelthüry  Gruter.  82.  4  4. 
mesosphaerus  ^eaofffpaiQog,  Nardenart,  Plin.  12.  44:  »um  appellatur«. 
mesozeugma  fueaoKevyfta,  Mittelband  (gramm.)  Diom.  444.  14  K.   [238  A.^ 
meBpilum,  iiiaictXov,  Mispel,   Plin.  15.  84.  Cloat.  b.  Macr.  sat.  3.  19.  6.   it. 

nespolo,  nespola,    sp.  pg.  nespera.    frz.  n^fle.   [139.] 
mespilus  fieoicllri,  M^spelbaum,  mespitus  germanica  L.,  Plin.  15.  84. 
metabasis  fjtBtaßatsis,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.  2.  4  s=  digressio. 
metabole  ^e^aßoli^ ,    Übergang   in  eine  Tonart,   Fulg.   myth.   3.  9.  p.  128 

Muncker.  griecb.  b.  Quint. 
metagon  fierayuv,  Leithund,  Grat.  Cyneg.  264. 
metalepsis  fi€Tdlr]ipig,  Metapherart,  Quint.  6.3.52.   [59.  238  A.] 
metallicus  ^^erakXiycog,  metallisch,  Plin.  34.  173:  »hunc  -am  vocanl«. 
metaUum  fniralkop,    Metall,    Verg.  g.  2.  165.    C.  I.  L.  7.   1208.  1215.   fr. 

metal.  cf.  it.  medaglia  fr.  medaille  aus  metalleus.   [152.  165  A.] 
metallarius.  [203.]  metallifer. 
metamclos  /Aexa/MXo^,  Varr.  sat.  Men.  239  =  poenitcntia.  (personif.) 
metamorphosis  i.iBra^i6q(pioaig,    Verwandlung ,    Quint.    4.  1.  77  =  forinae 

mutatio. 


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Ilf  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  459 

metanoea  fietavoia^  Auson.  ep.  12.  IS  ^  poenitentia.  (personif.) 

metaphora  fieraq>oQd,   Quint.  8.  6.  4  =  translatio:   »metaphoram ,    quam 
Graeci  vocant,  nos  translalionem«.   [236.] 

metaphorice  fieTacpoQixwgj  bildlich,  Acron.  ad  Hör.  ep.  4.  80.  4. 

metaphrasis  ^BrcKpqaoi^^  Erklärung,  Sen.  Suas.  4.  42.   [238  A.] 

metaphrenum  fisrdcpQevov,  oberer  Teil  des  Rückens,  Cael.  Aur.  acut.  3.  46. 
429.    griech.  2.  29.  454. 

meiaplasmns  ^lerajtkaa^og,   Umbildung,  Quint.  4.8.44.   [226.] 

metaplasticos  /ABTanXaiTjixaf,  metaplastisch,  Fest.  p.  458.  40. 

metastasis  (Asjacxacigj  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  4  6  ss  transmotio. 

metasyncriticus   ^eraavyxQiTinog ,    Cael.  Aur.  acut.  3.  46.  434  =  recor- 
porativus. 

metathesis  ^eTa&eaig,   Umstellung,  Prob.  264.  45  K.   [226.] 

metaxa  (mataxa}  ^ixa^a,    rohe  Seide,  Seil,    Lucil.  3.  44  M.    it.  matassa.    sp. 
madexa.    pr.  madaisa.   [66.  483.] 
metaxarius.  [203.] 

metempsychosis  fiete/iHlJvxtoaig,  Seelenwanderung,  Tert.  d.  anini,  34.  Por- 
phyr, ad  Hör.  ep.  2.  4.  52  =  migratio  animarum.  [243  A.] 

inetensomatosis  fierevaiofiaTwaig,    Versetzung  aus  einem  Körper  in  den  an- 
deren, Tert.  d.  anim.  34.   [243  A.j 

meteoria  fABxeia^ia^  Vergefslichkeit,  M.  Aur.  b.  Front,  ad  M.  Caes.  4.  7  =  aaimus  vagus. 

metbodice  ne&oöixrj,  methodischer  Teil  der  Grammatik,  Quint.  4.  9.  4. 

niethodicus  fied'odinogj  methodisch,  Tert.  d.  anim.  6. 

methodium  he&65iov,  neuer  Gang  beim  Gastmahl,  Petr.  36.  5. 
methodiarius,  Spafsmacher.  [203.] 

metbodus  fiied'odog,    Verfahrungsart ,    Vitr.  7.  5.    griecb.   b.  Geis.  =  ratio, 
via.  [67.] 

meto  che  /iaetox^,  Auson.  ep.  6.  7  :=  participium. 

metoecus  fxhoittos,  Gromat.  vet.  p.  284.  49  =b  inquilinus. 

metonymia  fieriowfUa,  Namensverwechselung,    Fest.  p.  453.  24.  Donat.  400. 

7  K  =  immutatio,  denominatio.   [236.] 
metonymicos  fABttoyvfiixmf,  metonynUsch,  Porphyr,  ad  Her.  epod.  43.  46. 
metonymicus  fieTtoyvjuixo^,  id.,  Eucher.  in  genes.  4.  6. 

metopa  ^eroTtrj,  Metope,  Vitr.  90.  30.    griecb.  84.  45.   [582.] 

metopion  ^UTcoTtiov,  Plin.  4  2.  407  =  gummi  Ammoniacum.   [492.] 

mctopos  *fiirio7tog,  afrik.  Baum.  Pb'n.  42.  407. 

metoposcopus  fABXionoüxonos,  Stemschauer,  Plin.  35.  88.   (Gemälde.)   [286.] 

metreta  ^eTQrjTrjg,  griechisches  Mafs,  Plaut.  Merc.  prol.  75.   [473.] 

metoicus  ^iBtqL^og,  zum  Mafs  gehörig,  Plin.   44.  249. 

raetrocomia  firjTQoxu^ia,  Hauptflecken,  Cod.  Just.  44.24.6.   [343  A.] 

metropolis  firjTQOTtoXLg ,    Mutterstadt,    Cod.  Tbeod.  43.  3.   44.    C.  I.  L.  3. 

6058  =  inater,  patria  maior.   [343  A.  320.] 
metropol ita  firjTQOjcoUrrjg ,   Bischof  der  Hauptstadt,   Ven.  Fort.  carm.  3.  4. 

20.   [320.] 

metropolilanus. 
metrum  fiirgov,    Versmafs,    Vitr.   403.  40.  Quint.  9.  4*  I.  R.  N.   4065.  celt. 

gen.  melair.   [229.] 


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460  Griechische  Wörter 

nie  um  fifjov,  Bärwurz,  aetbusa  meum  L.,  Plin.  20.  853.  [444.] 

mia  fsia,  Lucr.  4.  n54  s  una. 

microcosmus  itixQoxoafioSy   Welt  im  Kleinen,  Isid.  3.  22.  2.  [243  Ä.] 

micropsychos  fiix^oipvxo^,  lüeinmüUg,  Plin.  22.  410:   »animi  humilis  et  praeparci,  quos 

illi  dixere  -os«. 
microphaerus  lAixQoacpaiQOQ,  Nardenart,  Plin.  12.  44. 
microtocistes  fAixqoxoximrjs ^   Wucherer  im  Kleinen ^  I.  R.  N.  990. 
migma  filyfAtt^  Jesai.  30.  24  Vulg.  =  mixtum, 
milax    fiiXa^,    Stechwinde,   smilax  aspere  L. ;    Taxusbaum;   Bichenartf  quercus  ilci,  Plin. 

24.  82:  »taxum  milacem  a  Graecis  vocari  Sextius  dicit«;  46.  49:  »milaces  a  qaibasdam 

Graecis  dictae«.  [50.  450.] 
millefoHum  siehe  melophyllon.  [78.  450.] 
millites  fiilTlrrjg,  Blutsteinart,  Plin.  36.  447. 

miltos  fAiktos,  Mennige,  Plin.  33.  445:  »milton  vocant  Graeci«  s=  minium.  [831.] 
mimallones  fAifJiaXXovBg,  Slat.  Theb.  4.  660  =s  bacchae  (macedon.). 

mimalloneus,  mimallonis,  Ov.  a.  a.  4.  544. 
mimeticos  /jtifujTixof,  darstellend, 'D'iom.  482.  45  K.  &=  imitativus. 
mimiambi  ^mia^ißoi^  mimische  Vevse^  Plin.  ep.  6.  24.  4.  [86.] 
mimicuB  fufiixog,  mimisch,  Gic.  d.  or.  2.  59. 

mimice,  Catull.  42.  8. 
mimographus  in^ioyqarpOQ ,    Suet.    gr.  48.  C.  K  L.  2.  4092   =  mimorum 

scriplor. 
mimologus  fAifioXoyog,  Jul.  Firm.  math.  8.  8  >=  mlmus. 
mimus  [xlfios,  Possenspielj  Laber.  mini.  4  44  Rb.  C.  I.  L.  4.  4297.   [294.' 

mima,   C.  I.  L.  4.  4  873.    1.  R.  N.  5882.     mimarius,    C.  1.  L.  3.  3980.     mimulas. 
mimula. 
mina  ^ivä,   griechische  Münze,    Plaut.  Pseud.  3.  2.  87.  Plin.  24.  485:  »rana, 

quam  nostri  minam  vocant«.  [40.  65.  84  A.  85.  220.] 
minotaurus  fuviitavQog,  Minotaurus,  C.  I.  L.  4.  2334.   [404.] 
mintha  fjiiv^,  Minze,  Plin.  49.  459  s=  menta,  vgl.  menla.  [440  A.] 

zmintha,  Plin.  49.  476  Jan. 
niinyantbcs  i.uvvavd-eg,    grofsbliittruje   Kleeart,    Plin.  24,    54:    »-es   vocant 

Graoci,  alii  asphaltion«.   [448.] 
mlnyas   fiipuag,    magische   Pflanze,    Plin.  24.  457:    »idem   (Pythagoras)  -ada 

appellat«.   [43.] 
roiracidion  fieiQaxidiou,  Paul.  Diac.  p.  423.  44:  »primae  adolescentiae«. 
misargyrides  *fAiaaQyvqidrjs;,  Geldhasier  =   Wucherer,  Plaut.  Most.  568. 
mistu'la  fÄiqjvXr;,  in  Löffelform  ausgehiihltes  Stück  Brot,  Gloss.  Philox. 

misy  filav,  Atramentstein ;  Trü/felart,  Cels.  5.  49.  45.  Plin.  49.  36.   [450.  15i. 
niithrax  /u'^^ag,  Opalart,  Plin.  37.  473.   [463.] 

mithridax,  Solin.  37.  42. 
niithridatiuni  (antidotuni),  ^itx^Qidaretov,  Mithridat  (Gegenniiltel) ,  ScriboD. 

494.  Cael.  Aur.  chron.  4.  I.  42. 
mitra  filzQa,  Kopßinde,  Afp.  37  Rb.   [66.  485.] 

mitralus,  mitrula,  mitcUa,  mitellita.  semimitra. 
miurus  /leiovQog,  Hexameterart,  Serg.  465.  25  K.  [234.1 
mnemon  fiyrjfAtay,  mit  gutem  Gedächtnis,  Nep.  reg.   1.3.  (cogn.) 
mnemonicum  ^irrj^iopiTtov,   Gedächtniskunst,  Cornif.  rhet.  3.  30. 
mnemosynum  juvrjiioavvov,  Denkmal,  Gatull.  42.  43.  [40.] 
mnester  fjiyfjajrj^,  Hygin.  fab.  426  s  procus.  [47.] 


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IN  DER  LATEIÜISGRSN  SPRACHE.  461 

moechas  fioixng,  Varr.  sat.  Men.  205  &=  moecha,  adultera.  [kk.] 
moechia  fAoix^la,  Tert.  d.  pud.  5  s  adulterium.  [809.] 
moeohisBo  *fxoLxtt(x}^  notzüchtigen^  Plaut.  Gas.  806.   [S3.  309.] 
moeohus  fioixog^  Plaut.  Bacch.  918  =  adulter.   [309,] 

moecha,  moecharl,  moechatio,  moechimonium,  moechocinaedus  (Lucil.(.  [69.  809.] 
moera  ftol^tt,  Sidoa.  carm.  45.  66  es  fetum. 

molemonium  *^colefiwviov,  Pßanzenart,  Plin.  25.  108  Jan. 
mollestra  ^i^Acuri;,  Paul.  Diac.  p.  135.  3:    »dicebant  pelles  ovillas«.    cf.  melota. 

[73.  184.1 
moloche  agria  fioXoxv  ^ygia  Eibischart,  Plin.  20.  29  s=  hibisci  genus.  [150.] 
moloobina  ^okoxlv^rj ,   Malvenkleid  ^    Caecil.    com.  138  =  malvella.    molocina^ 

molicina;  molochinarius  Plaut.  Aul.  508.  IMurat.  939.  6.   [203.]  Non.  548: 

molochina  a  Graeco.   [19.  180.] 
molochitis  fioXoxlTig,  Malachit,  grüner  Homstein,  PJin.  37.  114.   [162.] 
molon    fji&Xv  (?)|    Pflanze,    aUium  nigrum  L,,   Plin.  26.  88:   »molon  vocalur  a  quibusdani 

syron«. 
molossiambus  fioXoaalaußog^   Versai't,  Diom.  487.21  K.   [230  A.] 
molossicum  nokoaavyLov,   Versmaße  Diom.  513.  15  K.   [231.] 
molossopyrrhichus  ^fioloaaoTtv^^ix^g,  Versglied,  Diom.  481.  26  K.  [230  A.] 
molossospondius  *(4oloaaoa7tovdeiog,  id.j  Diom.  482.  9  K.  [230  A.] 
moloBBUB  /iiokoaaog,  molossischei*  Hund;    Versart,    Lucr.  5.  1062.  vgl.  raolos- 

sicus  canis  Plaut,  capt.  86.   [98.  230.] 
molTLoium  fiakamov ,^  iiaXaxioVj    Malvenkleid,    Nov.    fab.  Atell.  71.  Rb.2  cf. 

molochina.  [19.  180  A.] 
moly  fiwXv,  Pflanze,  allium  nigrum  L.,  Ov.  met.  14.  292.  vgl.  morion.  [144.] 
molybdaena  fJioXvßdaiva.  Bleiwurz;  Wasserbleij  Plin.  25.  4  55:  «-a  id  est  plumbago«.  [44. 

53.  454.] 
molybdis,  molybdus  fioXvßdis,  (jioXvßdos,  Senkblei-,  Stat.  Silv.  3.  2.  80  =s  plumbum. 
molybditis  ixolvßdlTtg,  Bleischaum,  Plin.  33.  106:  »quam  -im  vocant«.  [154.] 
moraar  lAÜfjiaQ,  Fest.  p.  440:  »Siculi  stultum  appellant«. 
momerium,  Schmach,  Commod.  instr.  2.  47.  48. 
monacha  fiovaxrj,  Nonne,  Hieron.  ep.  39.  4. 
monachicus  ^lOffaxi^og,  mönchisch,  Justinian.  nov.  135.  5. 
monachium  fioraxelov,  Kloster,  Cod.  Just.  1.  2.  13. 
monaohuB  fiovaxog,  Mönch,  Rutil.  Nam.  1.  441.  Not.  Bern.  35.  78.   I.  R.  N. 

2082.  celt.  manach.  ags.  monec.   [320.]  ^ 

monachatus.  monachalis.  ^ 

monadicus  fiovocdixog,  einfach,  Isid.  3.  5.  8. 
monarchia  ^ovaQx^a,  Gapitol.  Idax.  et  Halb.   14.  4  =  unius  dominatus. 

monarchianus. 
monarius  von  fiovog,  nur  eine  Abwandlung  habend,  Gramem.  Vat.  d.  nom.  68 

(IMai  cl.  aucl.  V  p.  24Ö)  =  unarius. 
monas  fiovag,   Tert.  adv.  Val.  37.  Macrob.  somn.  Scip.  1.  6.  7.  griech.  bei 

Vitr.  =  unitas.   [43.  256.] 
monasterium  ^ovaarriqtov,   Kloster,   Augustin.  in  Joa.  tract.  97.  4.  Le  Blant 

I.  Chr.  91.  celt.  monistre.  ags.  mynster.  d.  lüfünster.   fr.  montier.   [320.] 
monasterioliim,  monasterialis. 
m  o  n  a  s  t  i  c  u  s  ^lovaarixog,  mönchisch,  Cassiod.  bist.  trip.  10.2.  Cod .  Just.  1 . 3 .  38. 


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462  Griechisghb  Wörtbr 

mona Stria  fjiova&iQia^  JusÜnian.  nov.  423.  27  ss  monacha. 

monaules  fiovaiflrig,  Flötenbläser,  Not.  Tir.  p.  473.  Grut.  [291.] 

monfiulos  fiovavXoQy  einfache  Flöte^  PI  in.  7.  204. 

monauliter. 
monazon  fioydCtay,  Cod.  Theod.  42.  4.  63  ss  monachus. 
moneaea  fiovcala,    [?),    auserlesen:    Damascena    (pruna)    sicca.  Edict.  DiocI. 

6.  86. 
monemeron  fiovq^ieQov,  Augensalbe,  Marc.  Emp.  8.  [271  A.] 
moneris  fAovrjqrjs^  Einruderer,  Liv.  38.  38.  8  b  navis,  quae  simpüci  ordine  agUar.  [41 A., 
monobelus  fioyutßeXoff,  mit  langem  Zeugungsglied,  Lamprid.  Heliog.  8.  7. 
monobiblos  fAoyoßißXo^,  aus  einem  Buche  bestehend,  Not.  Tir.  p.  222  Kopp, 
monobolon  *f,iov6ßoi.ov,  Springen  ohne  Stange,  Cod.  Just.  3.  43.  3. 
monoceros  fxovöneQiog,  Einhorn,   (antilope  monoceros?)  Plin.  8.  76.  [404.^ 
moDochordos  fiovoxoQdogy  einsaitig,   Acron  ad  Hör.  a.  p.  216.    it.  inono- 

cordo.    sp.  pg.  manicordio.  [291.] 
monochorius  fiovoxoQiog,  Solotänzer,  Not.  Tir.  p.  224  Kopp.,    besser  nach 

Schmitz  p.  270  monochordus. 
monochromatos /iovo^^ct^juaro^,  einfarbig,  Plin.  33.  117:  »cinnabari  veleres, 

quae  etiam  nunc  vocant  monochromata,  pingebant«.  [286.] 
monochronos  ^ovoxQovog,  von  einem  Zeümafs,  Mart.  Gap.  9.  982. 
monoclonos  novoxlcjvog,  einzweigig,  Apul.  herb.  10. 
inonocolus  ^tovoxuXog,  einschenklig,  Plin.  7.  23. 
monocontia  ^ovonovvla^  Lanze,  Jul.  ep.  nov.  c.  79.  §304. 
monocrepis  fioyoxQT^ni^,  einschuhig,  Hygin.  fab.  4  2. 
monodia  (iovqjöla,  Solo,  Isid.  6.  19.  6  =  sincinium.  [37.  228  A. 

monodium,  monodiarius.  [203.]  monodiario,  Orell.  26.  33. 
monogamia  ^ovoyafila.  Heiraten  einer  Frau,  Tert.  d.  ieiun.  adv.  psych.!. 

[321.] 
monogamus  (.lovoya^iog,  nur  eine  Frau  habend,  Tert.  d.  monog.  8. 
monogenes  fiovoyevi^g,  eingeboren,  Tert.  adv.  Val.  7. 
monogramma  "^fiovoyQafi^a,  Monogramm,  Paul.  Nol.  in  natal.  XI  S.  Feile. 

618.   [86.] 
monog  ramm  OS  ^lovoyqa^i^tog,  skizziert;  abgemagert,  Lucil.  2.  20  M.  Plin.  37. 

118:  ))-os  vocatur,  quae  pluribus  polygrammos«. 
mono i des  ^lovoeiörjg,  einförmig,    Jul.  Firm.  math.  4  praef.  p.  85.5.  Basil. 

[248.] 
monolinum  ixovoXtvov,  Halsband  von  einer  Schnur,  Capitol.  Maxim.  27.  28. 
monolithus  i^iovoh&og,  aus  einem  Stein,  Laber.  com.  39  Rb.  [283.] 
monomachia  ixovofiaxLa,  Einzelkampf,  Gassiod.  var.  3.  24  =  certamen  sin- 
gulare, 
monomachus  fiovo^axog,  Einzelkämpfer,  Gassiod.  bist.  ed.   1.9. 
monometer  ^ovo^erqog,  aus  einem  Mafs,  Prise.  418.  13  K.   [56.] 
monopbonos  ^lovofptjvog,  einstimmig.  Mar.  Victor,  art.  gr.  p.  77  K. 
monophthongos  ^ovoipQ-oyyog,  nur  einen  Laut  von  sich  gebend,  Placid.  gl. 

1.  16. 
monopodium  fiovoTtodiov,   Tisch  mit  einem  Fufs,  Liv.  39.  6.  7.  [177.] 
monopodius  fAovonovs^  Einfüfsiger,  Lamprid.  Commod.  4  06. 


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IN  DER  LATBINISCHRN  SpRAGIIK.  463 

monopola  fiovoniühig^  Alleinverkauf  er  ^  Marl.  Cap.  3.  p.  55. 

monopolium  fiovoTtioXioVj  Recht  des  Alleinhandels,  Suet.  Tib.  31.  u.  71.  Plin. 

8.  135.   [215.] 
inonopteros  fiovoTtre^og,  auf  einer  Seite  mit  einer  Säulenreihe,  Vitr.  159.  9. 

n.  pl:  -oe.  [282.] 
mon opticus  fiovoTtriTiog,  einäugig,  Anon.  mim.  21  Rb. 
monoptotos  ^lovojctcjTog,  mit  nur  einem  Kasus,  Charis.  35.  18  K.  Prob.  118. 

19  K.   [226  A.] 
monoschematistus  i^wvoaxrif^oTiaTog,  von  einer  Form  (Metrum),  Plot.  509. 

14  K. 
monoschemus  fiovoaxrj^og,  von  einer  Fo7*m  (Vers),  Sedul.  b.  Adelh.  d.  re 

gramm.   (Mai  cl.  auct.  V  p.  529.)   [230.] 
monostichium   fiovoatlxiov ,    Gedicht  aus  einem  Verse,    Auson.  ecl.  7.  8. 

[230.] 
monostichum  fiovoarixov,  id.,  Auson.  ecl.  8.2.  [230.] 
monostrophos  f.iov6aTQO(pog,   einstrophig,   Mar.  Vict.  a.  gr.  p.  59.  6  K.  = 

unius  strophae.  [230.] 
monosyllabos  ^ovoavlXaßog,    einsilbig,   Quint.  9.  4.  42  =  unius  syllabae. 

[226  A.] 
monotriglyphus  fiovovQlylvipog,  nur  einen  Dreischlitz  habend,  Vitr.  93.  11. 

[283  A.] 
monotropus  f,iov6TQ07tog,  Einsiedler,  Plaut.  Stich.  689. 
moDoxylus  fwvo^vlog,  aus  einem  Stück  Holz,  Plin.  6.  105. 
mora  fWQa,  Heeresabteilung  der  Spartaner,  Nep.  Iph.  2.  3. 
raorion   fiioqiov,    Strychnusart ;   Alraunart,   Plin.  21.  180:    »ab  aliis  -ion,  ab 

aliis  moly  appellatuma.   [150.] 
niormorion  ^^OQfioQluv,  Rauchtopas,  Plin.  37.  173.  [162.] 
mormyr  fioQfivQog,  Fischart,  Ovid.  Hai.  110.   [119.] 
morochthos  ^fiOQoxd'og,  Edelsteinart,  Plin.  37.  173. 
morologus  fitJQoXoyog,  Plaut.  Pseud.  1264  =  morus.   [28.  310.] 
morphnos  fiOQtpvog,  Entenadler,  falco  Naevius  L.,  Plin.  107.  [110.] 
morus  (jiioQog,  Plaut.  Trin.  669.    sp.  murrio;  it.  mogio.  [28.  310. | 

more,  inorio,  -onis.  [304.]  moror,  -ari. 
mulliis  iivkXog,  gern,  Seebarbe,  mullus  barbatus  L.,  Varr.  r.  r.  3.  17.  7.  Cic. 

ad  Att.  2.  1.  7.' [33.  115.  186.] 

mulleus,  Cat.  fr.  VII  Üb.  d.  Orig.,  .cf.  Fest.  p.  443.  mulleolus.| 
muloB  iivx^og,  Maultier,  Plaut.  Aul.  3.  5.  21.  Cist.  4,  2.  12.  [33.  97.] 

murens   iivqatva,    Muräne,    vielleicht  Muraena  Helena  L,,    Plaut.  Aul.  396. 
sicil.  murina.  [33.  53.  85.  114.] 
murenula.  [4  89.] 
raurobathrarius,  murobrecharius,  siehe  myro-. 

murra-  f^v^^a,    Myrrhe,  balsamodendron  myrrha  Ehbg.,    Plaut.  As.  929.  [33. 
65.  85.  444.  191.] 

murratus,  leg.  duod.  tab.  X  6  Schöil.  murreus.  [4  74«] 
murrinoB  (iv^qtvog,  von  Myrrhen,  Plaut.  Poen.  1167..  [171.  191.] 
murrites  fiv^^itrjg,  Myrrhenwein,  Edict.  Diocl.  12.  46. 


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464  Griechische  Wörtee 

murritis  ^v^^lrig,  Edelsieinart^  Plin.  37.  474.  [43.  463  A.] 

murtinus  ^vQTivog,  von  Myrten,  Apul.  herb.  424.  [492.] 

miirtum   ixvqtov,    Myrte,   myrtus  communis  Z.,    Verg.  georg.  4.  306.    cell. 

mirt-chaill.   (murtetum.)   [33.  85.  433  A.  492.] 

murta,  ae,  f.,  id,  Cat.  r.  r.  425,  Wilm.  inscr.  754.     murtetum,   Plaut.  Rud.  712. 
murteus,  Cat.  r.  4  04.  C.  I.  L.  5.5272.    murtela,  -ae  (Plaut.),   murteus,   mor- 
tuosus,  murtatus,  murtaria,  murtaceus,  murtasius. 
miirtus  ^vQTog,  Myrtenbaum,  myrtus  communis  L.,  Cato  r.  r.  8.  2.  it.  mirto, 

cf.  mirtillo.   [8.  433  A.  207.] 
musaeum  fiovaaiov,  Grotte,  Plin.  36.  454  Jan. :  »quae  musaea  vocant«. 
museum  ^ovaelov,  Musensitz,  Varr.  r.  r.  3.  5.  9.   [37.  325.] 
museus  oder  musaeuS;  iiovoeiog,  dichterisch',  musivisch,    Lucr.  4.  947.    Henz. 

6599.  [498.] 
musioa  fiovatycri,  Musenkunst,  Gic.  d.  or.  3.  33.  [244  A.  294.] 

musicarius,    Henz.  ann.  d.  inst.  arch.  4856  p.  4  8    nr.  92.     C.  1.  L.  2.  2244.  [203. 
309.] 
musious    fiovavKog,    die  Dichtkunst  betreffend,    Pacuv.  4  44.    C.  I.  L.  4.3474. 

griech.  b.  Vitr.   [277.] 
musice,  musicor,  -ari. 
musivus  fiovoelog,  musivisch,  Oreli.  3323.    it.  musaico,  sp.  pg.  mosaico. 

musivärius,  rauseiarius  Grut.  586.  3.  musaearius.  Ed.  Diocl.  7.  6.    [37.  498.  203., 
my  ^v,  Buchstabe  ^,  Boeth.  instit.  mus.  3.  40. 
myagros  ^vayQog,   Leindotter,  myagrum  sativum  L.  (?)   oder  camelioa  sativa 

L,(1)y  Plin.  27.  406:  »herba  ferulacea  est«,    it.  miagro.  [450.] 
myax  i^va§,  Miesmuschelart,  Plin.  32.  95. 
mycematias  ftvxrj^aTiag,  id.,  Amm.  47.  7.  44.   [55.] 
mycetias  fAvxr.xiaSy  id  ^  Apul.  d.  mund.  48  s=  mycematias.  [55.] 
niycterismos  fAvxTr^QifffÄOf,  Charis.  284.  2  K.  =  derisio. 
myctyris  (von  fivaaio),  wertlos,  Lucil.  20.  4  M.  =  paupercula  cena«. 
mydriasis  *f,ivdQlaaig,  Augenkrankheit,  Gels.  6.  6.  37. 
mygale  fAvyaXrjf  Spitzmaus,  Veget.  4.  24.  4.  griech.  b.  Col.  «=  nius  araneus.  [40.5  A.] 
myisca  fiviaxr],  kleine  Miesmuschel,  Plin.  32.  98.   [420.] 
myiscus  i^ivtaytog,  id,,  Plin.  32.  449.   [54.] 
inyloecos  (,ivXoiKog,  Motienarl,   Plin.  29.  440. 
myoctonos   fxvoxxovos ,    Wolfswurzart ,    Plin.    27.  40:    »ncc   defuere,    qui   -on  appcllai^ 

mallent«.  [4  50.] 
myoparo   fivoTtaQwVf    Kaperschiff,    Sisenn.  liist.  1.  4  b.  Non.  p.  534.   [53  A. 

242.] 
myop  hon  OS  ^ivocpovog,   Wolfswurzart,  Plin.  24.  54  =  myoctonos.  [450.^ 
myops  i^LVMip,  kurzsichtig,  Ulp.  dig.  24.  4.  40.  3. 

myosota  /AvooioTr},   Pflanzenart,  myosotis  scorpioides  L.,   Plin.  27.  405.  [150. 
inyosotis  (ivoaiarLg,  id.,  Plin.  27.  405.   [450.] 
niy osoton  fjivoatatov,   WaldsUrnmiere,  stellaria  nemorum  L.,   Plin.  27.23:  »alsine,  quam 

quidam  -on  appellant«.  [447.] 
myotacismus  *fivoTaxiafi6g,  häufiger  Gebrauch  des  m,  Dom .  453 .  4  K.  [54 .  237  .^ 
myracopum    ^vQaxon:ov,    Myrrhenmittel,    Not.  Tir.  p.  460  Grut.    (Scbiuiu, 

Rh.  Mus.  27.  646.)  [274  A.] 
myrapia  ^vQajtta,  Birnenart,  Gels.  4.  49.  20. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SpKACHB.  465 

myrepsicus   fiVQeipixo^,   wohlriechende  Salben  zubereitend,    Interpr.  Orlg.  in  Levit.  hom. 

myrias  fivQidg,  Myriade^  Interpr.  Irenaei  \,  24.  6. 

inyrica,   myrice  fnv^iycrj^   Tamariske,    tamarix  gallica  L.  und  lamarix  africa 

Desf.,  Verg.  ecl.  4.  2.  Plin.  13.  H6:  »-en  et  Ilalia,  quam  tamaricen  vo- 

cat«.     it.  mirice.   [138  A.   148.] 
myriogenesis    *fiVQioyiv€aigj    mannigfaltige   Erzeugung ^    Jul.  Firm.  math. 

8.  18.   [86.] 
myrionymus   ixvQuifvvfiog ,    taiisendnamig ,    Grut.  83.11.    C.  I.  L.  3.4017. 

882.   [318.] 
myriophyllon    fivQiotpvXXoy ,    Schafgarbe ,   achillea  millefoliiim  L.,    Plin.  24.  452:    »-on, 

quod  nostri  millefolium  vocanttf. 
myriza  *f«f;^^tCa»  PUn.  24.  4  54  Sil!.,  vgl.  myrrhiza. 
myrmecias  fivQfirjxlag,  Edetsteinart,  Plin.  37.  174.   [55.] 
myrraecitis  fWQfitjxlvigj  id,j  Plin.  37.  187. 
myrraecion  f^vQixrjytLoVy  Spinnenart,  Plin.  29.  87. 
myrobalanuin    f,wQoßaXavoVj    Frncht  dei"  Behennufs,  Plin.   12.  100.    it.  mira- 

bella;  mirabolano.   [144.]  • 

msnrobreohsrius  (iVQov  +  ßQsx^o,   Parfümeriever fertiger,  Orell.  4237.  I.  R.  N. 

6882.     murobrecharius,    Plaut.  Aul.  511.      (codd.    murrobatharius.)     [86. 

191.  203.] 
myron  fjivqoy,  Hieron.  praef.  in  libr.  reg.  cxtr.  =  unguentum.  [274  A.] 

msrropola  i.ivQ07t(olrjg,  Salbenhändler,  Plaut.  Irin.  408  =  unguenlarius.  [191.] 

myropolium  fivQo/tiühov,  Salbenladen,  Plaut.  Epid.  191. 

myrrha,  vgl.  murra  und  myrrhiza. 

myrrhis  */4v^^«V  ass  myrtis,  Geraniumart,  Plin.  26.  408:  »gcranion  aliqui  -in,  alii  myr- 

tida  appeilantff.  it.  mirride.  [149.  4  50.] 
myrrhiza  *fiv^^iCa,  wohlriechender  Kerbel,    scandix  odorata  L.,  Plin.  24.  454  Jan  :  »myr- 
rhis quam  alii  -an,  alii  myrrhan  vocant«.  [450.] 
myrsineum  ^fxv^aivBov ^  wilder  Fenchel,  Plin.  20.  255:  »foeniculum  silvestre,  quod  hippo- 

roarathrum  nlii   myrsineum  vocant«.  [4  50.] 
myrsinites,  niyrsinitis  fiVQaivirig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  174.  [43.  163A.] 
myrtidanum  fivQtldavov,  Myrtenwein,  Plin.  14.  104:  »-um  vocatur«. 
my  rtis /tiv^/r,  Geraniumart,  Plin.  26.4  08,  vgl.  myrrhis.   [4  49.] 

myrtites   fivQrlTrjg,    Myrtenwein,    Col,  12.38.    C.  I.  L.  4.2554.    [47.  151. 

171  A.j 
myrtopetalum  (AvqxonhaXov ,    Blutkraut,  polygonum  L.,  Plin.  27.  4  43  =  polygonos.  »nos 

sanguinariam«.  [430.] 
mys   invg,    Miesmuschel,    myiilus   margaritifera  L.,    Plin.  9.115:    »quas  niyas 

appellant«  ==  mitulus.   [120.] 
mysta,  mystes    fivaTtjg,    Priester   beim   Geheimgottesdienst,    Prep.  4.  3.  29. 

C.  I.  L.  1.  578.  579.  581;  3.  713.   [46.  319.] 
mystagogica    fivaTayiüyixa ,     Schrift   über  die  Einführung   in  die  Mysterien, 

Fest.  p.  363.  30. 
myslagogus   ^varayioyog,    der  in  die  Mysterien  Einführende,    Cic.  Verr.  4. 

59.  132.   [319.] 
m  vsleriarches     t^varrjQiaQx^S j     Mysteriarch,    Prud.    ttsq,    orerp,  2.   350. 

[319.] 

Weise,  Grio#h.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  30 


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466  Griechische  Wörter 

mysterium   fivaTi^QWVj    Geheimkult,   Caecil.  Stat.  223.    C.  I.  L.  5.  504  a;  6. 
1779.  fr.  mystere.   [47.  319.] 

mysterialis,  mysterialiter. 
mysticus  ftvanyiog,  mystisch^  All.  trag.   687.  Orell.  2353.   [319.] 

inysUce,  Wilmanns  exeinpl.  inscr.  lat.  n.  4<6. 
mystron  ^ivotqov,  Mafs,  Gromat.  vet.  p.  374.  26. 
mythicus  i^ivO-ixog^   Mylhendichter^  Macrob.  sat.   1.  8.  6  =  fabulosus. 
mythistoria  ^ivd'iaToqLa ^    Mythendkhitmg^    Capitol.  Macrin.   1.5  =  narralio 

fabulosa. 
my thisloricus  fiv&iaTOQinog,  Mythendichter,  Vopisc.  Firm.  4.  2  =  fabulosus. 
mythos  fiv&o^,  Auson.  prof.  carm.  24.  26  =  fabula. 

myxa  fiv^a,   Pßaumenbaumai%  cordia  mixa  L, ;  Lampendille  =  rostnim,  Plin. 
13.  51.  Wilm.  inscr.  2753.  it.  miccia,  sp.  pg.  mecha,  fr.  m^che.   [139.] 

myxum. 
myxarion  ^iv^aqwv,  kleine  Pßaumenart^  Cassian.  coli.  8.1. 
myxon  fiv^cjv,  Schleimßsch,  Plin,  32.  77  =  baccbus.   [119.   120.1 

N. 

nablium  vaßUov,   Harfe,  Ovid.  a.  a.  3.327.    nablum,  Vulg.   1.  chron.  15. 

16.   [66.  289.] 

nablio,  -onis,  nablizo. 
nacca  vdyirrjg  =  fullo,    Walker,  L.   Gincius  b.   Fest.  p.  166.2,    cf.  BJümner, 

Technologie  1.  159,  Anm.  2.   [208  A.] 
naccinus. 
nae,  ne  val,  wahrlich!  Plaut.  Trin.   62.   [310.] 
nania  väf^ia,  Flüssigkeit,  Orell.  1914.   (nama  sebesio  =  asßrjffiov,  cf.  Preller. 

röm.  Mylhol.2  p.  761  Anm.) 
nanus   vävog,  vävvog,    Ziverg,    Laber.   u.  Helv.  Ginn,  b.  Gell.   19.  13  =  pu- 

railio.  sp.  enano,  fr.  nain.   [8.   176.  301.] 
nana, 
napaeus  yanaios,  zum  Waldthal  gehörig,  Col.   40.  264.   (poet.) 
naphtha   rarpO-a,    Bergöl,    Plin.  2.  235:    »ita  appellatur  profluens  biluminis 

liquidi  modo«. 

naphthas,  Saliust  b.  Prob,  cathol.  22.  22  K.   [156.] 
napy  yänv,  Senf,  Plin.  <9.  474:  »sinapi  Athenienses  napy  appellaverunt«.  [450.] 
narce  vuQxt]^  Betäubung,   Plin.  21.  128  =  torpor. 
naroissinus  vagyclaaivog,  von  Narcissen,  Plin.   13.  6.   [63.   192.] 
narcissitis  vaQKiaalrcg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  188.   [43.  163  A.] 
naroissus    vaQuiaaog,    Narcisse,    narcissus  poeticus  und  serolinus  L.,    Verg. 

ecl.  2.  48.  it.  narcisso.   [141.] 
nardinus  paQÖivog,  aus  Narden,  Plaut.  xMil.  gl.  824.   [63.   171.  192.] 
nardostachyon  vaQÖoaraxvg,  Nardenblüte,  Apic.  7.  6.  282.  [151  A.] 
nardus  va^äog,  Narde,  Valeriana  celtica  L,,  andropogon  schoenanlbus  L  u.  a., 

Lucr.  2.  848.   [65.  144.] 

nardum,  nardifolium,  nardipisticum,  nardifer. 
narita  vrjQiTrjg,  Meerschnecke,  Plaut,  fab.  ine.  nora.  fr.  21.  p.  445.    [46.  Hi. 
narthecia  vaQd^rjTtla,  Ferulaart,  Plin.   13.  123. 


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IN  DER  f.ATElNlSCRRN  SpRA<:HE.  467 

nartheoium  vaQ&rjytiov,  Snlbenkäsichen ,  Cic.  fin.  2.  7.  22.   [51.  191.] 
narthex    vaQ&rj^,    Ferulastaude ^    ferula  communis  L. ,    Plin.   13.  123:  »nar- 

theca  Graeci  vocanl«  =  ferula.   [51.   146.] 
nauarchia  vavaQxla,  Amt  des  Schiffskapitäns^  Cod.  Theod.   13.  5.  20. 
uauarchus  vavaQxog,  Schiffs führer,  Cic.  Verr.  5.  24.  60.  Orell.  3615.  3624 

=  uavicularius.   [212  A.] 
nauclericus  vavytktjQt'jiogy  zum  Schiffspatroii  gehörig,  Plaut.  Mil.  gl.  1177. 
nauclerus  vatmkrjQog,    Schiffsherr,    Plaut.  Mil.    gl.   1109.  G.  I.  L.  1598.  I. 

R.    N.    6106   =   Davicularius.    it.    nocchiere.    sp.    uauclero.    fr.    nocher. 

[212  A.] 
naultun  vavXov,   Fahrgeld,  .luven.  8.  97.    iC.  nolo,  naulo.   [212  A.] 
naumaohia  vau/^iaxlcc,  Schiffskampf,  Lucil.   14.   10  M.  Monum.  Ancyr.  VI.  20 

Momms.   [295.] 

naumachiarius.  [303.] 
naumachus  vavfiaxog,  Schiffskampfer,  Not.  Tir.  p.  77  Grut. 
naupegus  vavntjyog,  Ed.  DiocI.  7.  13  =  faber  navalis.   [Ä08.] 
naupegiarius,  Inscr^  b.  Spon.  misc.  p.  67.  [203.  208.] 

nauphylax  vauffvla^,    Beaufsichtiger  des  Schiffspassagierguts,    Murat.  831.  6. 
I.  R.  N.  2702.   [211  A.] 

naophytax,  Inscr.  b.  Maff.  Mus.  Ver.  p.  125.  3. 

naupliua  vavjtliog,  Schaltierart,  Plin.  9.  94.  Inscr.  Hermes  VI  p.  9.   (?  nau- 

plia.)   [120.] 
nauBea  vavaia,  Seekrankheit,  Plaut.  Merc.  375.   [84  A.  211  A.  268.  269.] 

nauseare,  nauseabilis,    nauseabundus,   nauseator,   nauseola,   nauscosus,   nausea- 
mentum. 
nauta  (navita)  vavrrig,    Schiffer,    Plaut.  Men.  2.  1.  1.    CLL.  5.  94.  7679. 
[46.  85.  211.] 
nautalis. 
nautea  vavria,  Kielwasser;  Seekrankheit,  Plaut.  Asin.  894,    cf.  nausea.  [212.] 
nauticus  vavrimg  Cic.  Att.  13.  21   =  navalis.   [170.  212  A.] 
nauticarius,  Inscr.  b.  Fea  fast.  cons.  nr.  40.  Henz.  7205.  [203.] 

nautUuB  vavrdog,    Schaltierart,    Plin.  9.  88:    »qui  vocatur  nautilus,    ab  aliis 

pompilus«.   [120.] 
naxium  vd^tov,  Schleifsteinart,  Plin.  36.  54.   [158.] 
neaniscologus  ^vBaunfxoXoyog^  jugendlich  redend,  Schol.  Juven.  8.  191.   [86.] 
nebris  veßQlg,   Fell  des  Hirschkalbs,  Stat.  Theb.  2.  664.   (poet.)   [184.] 
nebritis  veßQlxig,  Steinart,  Plin.  37.  175.   [43.] 

necromantea  veyLqo^avxela ,    TotenbeschwUrung ,    Lactanl,  2.  16.    fr.  necro- 
mancie  =  necyomantea. 
necromantius. 
necrosis  yixQoxnff,  Tötung,  Cael.  Aur.  chron.  1.  4.  125  =  inortificatio. 
necrothytus  ^veycQoS^rog,  den  Toten  dargebracht,  Tert.  d.  spect.  13.   [86.] 
neotar  vh^raq,  Göttertrank,  Lucr.  2.  848.   [319  A.] 
neotareuB  vBKLraQeog,  aus  Nektar,  Ovid.  met.  7.  707. 
neotarites  veytTa^lrrjg,  Nektarwein,  Plin.  14.  108.   [172.] 
necydalus  vrjyivdaXog,  Seidenraupenpuppe,  Plin.   11.  76.   [122.] 
necyomantea  yexvofiayrBia,   Totenbeschwörung,  Plln.  35.  132.  (Gemölde.)  [286. | 

30* 


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468  Griechische  Wörter 

nema  »'^/la,  Gespinst,  Marc.  dig.  39.  4.  16.  7  «b  nemen. 

memeonices  ve^eovUrjg,  Sieger  in  den  Nemeischen  Spielen,  Not.  Tir.  p.  174 

Grut. 
Demesiaci  v£(,ieaiaxol,  marktschreierische  Wahrsager^  Cod.  Th.  14.7.3. 
nenia  i/)jWa,  Leichengesang ,  Plaut.  Pseud.   4278.   [11.  228.  308  A.j 
neocorus  veioTiOQog,   Tempelaufseher,   Jul.  Firm.  math.  3.7.9.  Orell.  235i. 
neogramma  viog  +  ygaf^i^a,    Gemälde  in  neuerem  Stil,   Plin.  35.  29:  »-l«i 

genera  picturae,  quae  vocantur«.  Sill.  u.  Jan.  neogrammatea. 
neomenia  yeofjiT^yia,  Tert.  d.  idol.  U  ass  nova  luna,  prima  luna. 
neophytus  ve6(pvtog,  Neubekehrter,  Tert.  adv.  haeret.  41.  C.  I.  L.  5.6271. 

1722. 
neopum  *viu)7toVy    Mandelöl,    Plin.  15.  26:    »amygdalinuni.  quod  aliqui  -um 

vocanta.   [192.] 
neotericus  vBtoteqixog,  Serv.  Verg.  Aen.  8.  731  =  novus,  recens. 

neoterice. 
nepenthes  vrjTvevd'ig,  Zauberkraut,   (hyoseyamus  albus?),   Plin.  25.  12. 
nephela  v€q)€lrjj  dünne  Kuchenart,  Not.  Tir.  p.  176  Grut. 
nephelioii  vBtpiXioy,  braune  Königskerze,  vcrbascum  ferrugincum  Ait.,  Apul.  herb.  36  = 

persona ta.  [151  A.] 
nephriticus  vetpQiTixog,  nierenkrank,  Cael.  Aur.  chron.  5.  1.  6.   [270.] 
nephritis  veipQirLg,  Nierenkrankheit,  Isid.  4.  7.  24  =  renalis  passio.   (al.  1. 

nephresis.j 
nepodes  vgl.  epodes. 
nerium  y^Qioy,  Lorbeerrose,  nerium  oleander  oder  rhododendrum  ponticum  L,,  Plin.  16. 

79:  urhododendron,  rhododaphne.  [138  A.] 
nession  yriaaioy,   Tausendgüldenkraut,  Apul.  herb.  24  s=  centaureum  roaius.   [151  A.] 
nessotrophium  VYioaoxqocpelov,  Entenstall, \nrr.  r. r. 3. 11  =anatum  stabulum. 
nestis  vijatig,  Leerdarm,  Cael.  Aur.  chron.  2.  1.  11  =  intestinum  ieiunum. 
nete  i/*Jt)j,  der  letzte  Ton,  Vitr.  112.  18.   [291.] 

netoides  vrjToeidrig,  der  Saite  yrjTrj  entsprechend,  Mart.  Cap.  9.  965.  [49.] 
neuras  vevQag,  Pflanzenart,  Plin.  21.  179:    »erythron  aut  -ada  aut,   ut  non- 

nulli  perisson«.    [43.  149.  150.] 
neuricus  vevQLKog,  nervenkrank,  Vitr.  8.  3.  5   (nervicus.)   [270.] 
neurobates  vevQoßarrjg,  Seiltänzer,  Vopisc.  Carin.  19.  2.   [301.] 
neuroides  ysvQOBiSig,  wilde  Bete,  beta  silvestris  I.,   Plin.  20.  72:   »beta  silveslriSi  quam 

limonion  vocant,  alii  -es«.  [49.  149.] 
n eurosp'dsion  vev^oaTtaarov,  Marionette,  Gell.  14.1.23.   [301.] 
neurospastos  yBvqocnaaxog,  Hagebuttenstrauch,  roL>a  canina  L.,  Plin.  24.  121,  vgl.  cyoa- 

panxis.  [149.] 
ncurotrotus  vevQOTQiorog ,   an  den  Sehnen  verwundet,  Theod.  Prise.  1.19. 
nica  viyca,  siege!  Grut.  338.  2.  Fabrett.  573  nr.  LIV  =  vincas! 
nicaeus  viycaiog,  Siegverleiher,  Liv.  43.  21.  8. 

nicator  viKctrioQ,  Liv.  43.  19.  11  :  »cohors  regia,  quos  -as  appellant«  =  viclor. 
niceterium  vixrjTrjQiov,  Siegesbelohnung,  Juven.  3.  68  =  praemium.  [47.. 
nilios  Neilwg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  114.   [162.] 
nilus  Neilog,    Wassergraben,  Cic.  legg.  2.  1.  2. 
nipparene  *viTt7caqr]vt],  Edelsteinart,    Plin.    8.  175:     »-e    urbis    et   geolis 

Persicae  habet  nomena. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  469 

DÜalopices  ^viraldßTtexeg,  indische  Füchse,  Jul.  Val.  rer.  gest.  Alex.  3.  17 

Paris,   (indalopices!)    [104.] 
nitrion  vIxqiov,  Kellerhals,  Apul.  herb.  58  =  daphnoides.  [15i  A.] 
nitrum  vItqov,   natürliche   Soda,    Cael.  b.  Cic.  fam.  8.  14.  4.   [65.  156.  208.] 

nitraria,  nitratus,  nitreus,  nitrosus. 
noema  votifjin,  Gedanke^  Charts.  134.  10  K.   [49.] 
noerus  voBqog,  Tert.  adv.  Val.  20  =  prudens. 
nome  voiiri,   Geschwür^  Plin.  31.  8.  44. 
nomimus  vofjii^og^  Oretl.  5059  ^  legitimus,  legalis. 
nomisma  yofÄtafLta,  Hör.  ep.  2.  4.  233  =  niimmus. 
nomos  vofAog,  Plin.  5.  49  ==  provincia,  regio.  [312.] 
norma  yvtjQifirj,  Regel,  Lucr.  4.  512.   Isid.  or.   19.  18.  1:   »dicta  Graeco  voca- 

bulo«.    [195.  207.] 

normalis,  normaliter,  normatio,  normatura,  normare,  normula. 
nosocomium  voaoy.o^ielov,  Krankenhaus^  Cod.  Just.   1.  2.  19.   [313.] 
nosocomus  voaoyLOf^iog,  Krankemvärter,  Cod.  Just.  1.  3.  42. 
nothus  vo&og,    unecht,    Lucr.  5.  574.  Plin.  8.  3:  »elephanti,    quos  appellant 

-OS«.   [226  A.] 
not  18  vorla,   Edelsteinart;    Pflanzenart,    Plin.   37.   176:    »ombria ,    quam   alii' 

-am  vocanl«.    [150.] 
notion  yojioy,  Apul.  herb.  4  43  =  cucumis  silvaticus.   [4  54  A.] 
notius  yojiog,  Hygin.  astr.   4.  5  =s  meridionalis. 
notos,  notus  roroc;,  Südwind,  Verg.  Aen.   6.  355.   [213.] 

notialis. 
numida  vofiäg,  Nomade,  Fest.  p.  173.   [125.] 
nummuB  vov^i^og,  v6f.iog,  Münze,    Plaut.  Pseud.  81.  C.  I.  L.   1.  505.  3.  168. 

[64.  84  A.  85.  220.] 

nuromarius,  nummatus,  nummariolus,  nummularius,  nummulus. 
n  u  s  yovg^  Terl.  adv.  Val.  7  =  mens.  [89  A.] 

nyctalmus  Blödsichtigkeit  bei  Tage,  Isid.  4.  8.  8  Otto.    a.  I.  nyctalopia.  [271.] 
nyctalops  WKralwi/j ,   blödsichtig   bei  Tage;  Pflanze,    Pb'n,  21.  62.  8.  203: 

»quos  -as  vocant«.   [150.  271.] 
nyctegretos  *yt;xriy/ߣirog,  Pflanze,  caesalpinia  pulcherrima  ^7//rf.("?),  Plin.  21 . 

62:  »-on  Democritus  narrat  chenomychen  vocari,  ab  aliis  nyctalopa«.   [150.] 
nycteris  WTireQlg,   Pßanze,  Theod.  Prise.  4.  1. 
Dvcticorax  vuycrtxoQa^,  Nachtrabe,  Hieron.  ep.  106.  86.   [110.] 
n y  c tostrategus  yvxtooTQotijyog,  Arcad.  Charis.  dig.  50.  4.  48.  42  =  pracfcctus  vigilum. 

[342.] 

nyma  *vv^a,   Pflanze,  Pün.  27.  106:   »herba,  quae  vocatur  -a«.    [150.] 
nympha  vvf.upr],    Nymphe,    Liv.  Andron.  Od.   16.  C.  1.  L,   5.  4918.  2.   1164. 

it.  ninfa.   [14.  319  A.] 
nymphalis,  nymphigena. 
nymphaea  rv^ifpala,  Haarwurz,   (weifse  Seerose,  nymphaea  alba  L.,]  Plin. 

25.  75.    it.  ninfea  =  clava  Herculis.   [150.] 
nyniphaeum  vv^cpalov,  Brunnenhaus,  Plin.  35.  151.  Orell.  3317. 
n  y  m  p h  0 1  e  (m^  p  t  u  s  vv(i(p6kr]7ttog ,    verzückt ;   wahnsinnig  ,   Varr.  1 .  1.  7.  87. 

Tert.  d.  bapt.  5  ^  lymphatus. 
n  y  mphon  yvjLKpdy,  Brautzimmer,  Tert.  adv.  Val.  32  =5  thalamus. 
nysion  yvatoy,  Apul.  herb.  8  =  hedera.  [454  A.j 


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470  Gribghisgbb  Wörter 


oasis  Saatg,  Oase,  Ulp,  dig,  48.  22.  7.  5.   [66.  261.] 

obeliscus  oßHaxog,  Obelisk,  Plin.  36.  64.   [54.] 

obelismeDe   (diple) ,    oßeliofievr]   [di/rlrj] ,    kritisches  Zeichen,    Gramm,  lal. 

VII.  536.  4  K.   [226.] 
obelus  oßelog,  id.,  Auson.  ep.  ad.  Pac.   13.   [58.  61.  226.] 

obelare,  obelatus. 
obolopaectes  oßokoTcalytTrjg,  Gaukler  mit  einer  Münze,  Not.  Tir.  Grul.  <73. 

Schmitz  p.  277.   (oder  obelopaectes  oder  oopaectes.)   [301.] 
oboluB  oßolog,  griechische  Münze,  Ter.  Andr.  369.   [84  A.  85.  220.] 

semiobolus,  sesquiobolus. 
obruBsa  oßQv^ov,  Feuerprobe  des  Goldes,  Gic.  Brut.  74.  [23.  69.  85.  <5i.] 
obryzum  oßqvCoy,  Probegold,  Vulg.  2  chron.  3.  5,  cf.  obrussa.  [154  A.] 

obryzalus,  obryziacus,  obryza,  obrizum. 
obsonium  oiputviov,  Zukost,  Naev.  com.  50.  C.  I.  L.  3.  6066  :=  pulmenluni, 

pulmeDtarium,   pulpamentum.   [69.   113.] 

obsono,  Plaut.  Bacch.  97.   obsonor,  obsonator,  obsonito. 
oooabuB  oKKoßog,  Armband,  Orell.  2263.  2322.  I.  R.  N.  2558.  [61.  318.j 
occhi  oxxoL,  Mannasüfsklee,  hedysanim  Alhagi  L,,  Plin.  12.34. 
ooeanuB  dmeavog,  Ocean,  Enn.  Ann.  418.  G.  I.  L.  7.  498.  u.  Monum.  Anc\r. 

V.  11   Momms. 
ochra  äxQa,  Berggelb,  Gels.  5.  18.  18.    griech.  b.  Vitr.   [159.  286.] 
ocimoides  mxif^oBt&^f,  Pflanzenart,  clinopodium  L.,  Plin.  24.  137  J.  s=  clinopodium.  [49. 

148.] 
ooimum  äxi^ov,  Basilienkraut,  Varr.  l.  I.  5.  103.   [141  A.j 

ocimus. 
ooiniim  Üxlvov,  Kleeart,  Cat.  r.  r.  33.  4.   [141  A.] 
ocnos  oxvost  Zaudern,  Plin.  35.  1371  :  »piger  qui  appellaiur  -os«.  (Gemälde.)  Prop.  *.  8  -'■ 


octachordos  6Y,TaxoQdog,  achtsaitig,  Vitr.  261.  19.   [291.] 

octa Chorus  oyitaxiOQog,  acht  Kapellen  habend,  Ambros.  b.  Grut.  1166.8. 

octaeteris  oxiaBXTjqis,  Censor.  18.  4  =  octennium.   [256.] 

octagonos  6%räyu)vog,  achteckig,  Vitr.  25.  4  =  octangula  figura.  [255  A.j 

octahedrus  oTitaedQog,  achtseitig,  Ghalcid.  Tim.  p.  53.  326. 

octameier  ö'KrafieTQog,  achtfüfsig.  Mar.  Viel.  d.  melr.  p.  82.  23  K. 

octas  oxtdf,  Mart.  Cap.  9.  985  =  octonarius  numerus.   [43.  256.] 

octasemus  dxTaaqfxog,  achtzeitig,  Marl.  Gap.  9.  985. 

ociastylos  onraoTvlog,  achtsäulig,  Vitr.  70.  2.   [283.] 

octateuchos  oxrdjEvxo^,  achtbändig,  Cassiod.  inst.  div.  1  =  octo  volumina  conlioens. 

octogamus  *oxrwya^og,    acht  mal  verheiratet,    Hieron.  adv.  Jov.  1.8  exlr. 

[86.] 
ootophoroB    *6xTtü(poQog ,    t'on    acht    getragen,    Cic.    Verr.    5.   H.  27.    ["*• 

2<6  A.] 

octophoron,   (octaphoron). 
octosyllabus  onrojavllaßag,  achtsilbig,    Gaes.  Bass.  d.  nietr.  Hör.  p.  306. 

4  K. 


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m  DRR  LATBINIfiCHEN  SpRACBB.  471 

octotopi  ^oxrdTOTtOLj  Himmelsörter,  Manil.  2.  969.  [86.] 
odarium  t^daQLov^  Petr.  53.  41  =  carmen.   (derivat.  v.  oda.) 

odariarius,  Orell.  26S4. 
ode,  oda  f/WiJ,  Anthol.  Lat.  762.  13  =  carmen.   [37.  288  A.] 
odeum  (pdeiov,  Gebäude  für  Musikaufführungen^  Vitr.  122  4.   [291.] 
odinolyles  wdivolvrrjgj  Fischarty  Plin.  32.  6  =  echeneis,  mora.   [120.] 
odontagogum  odovTaycjyov,  Cael.  Aur.  chron.  2.  4  =  dentiducum. 
odoDtitis  odortingy  Zahnkrautj  euphrasia  odontites  L.,   Plin.  27.  108.   [150.', 
odontoty Pannus  ddovrorvQavvog ,    Tierart j  Jul.    Val.    rer.    gest.    Alex.  M. 

3.   33. 
oeconomia  oUovofila,  gehörige  Einteilung  einer  Rede,  Quint.  1.8.  9;  3.  3.  9: 

»nomine  lalino  carel.    griech.  b.  Cic.   [237.] 
oeoonomicuB    ohovofUTiogj    von   der   gehörigen    Einteilung  in   der   Redekunst^ 

Quint.  7.  10.  11.   (Schrifttitel  bei  Cicero.)    [288  A.] 
oeconomus  oUovof^og,    Verwalter  z.  B.  im  Kloster,  Cod.  Just.  1.  3.  33.    it. 

economo.  [320  A.] 
oeconomatus. 
oeouB  olxog,  Salon,  Vitr.  143.  8.   [64  A.  196.] 
oecumene  oixovfjiiyij,  bewohnte  Erde,  Gromat.  vet.  p.  6^.  49. 

oecumenicus  *olxovfABvix6g,  zur  bewohnten  Erde  gehörig,  Eckhet  D.  N.  III  p.  336.  372. 
oenanthe   olvav&i],    Traube  des   wilden    Weinstocks;    Kibitz ,    Plin.  12.  132, 

[110  A.  150.] 
oenanthinus  olvdvd-ivog,  aus  der  Traube  des  wilden  Weinstocks,   Plin.  13. 

5;  14.  98:  »quod  vocatur  -um«.   [172  A.  192.] 
oenanthiuni   olvdv&iov ,   mit   Öl  versetzter    Wein,    Lamprid.   Heliog.  23.  1. 

[172  A.] 
oenelaeum  oivilaiov,  mit  Öl  vm^setzter  Wein,  Marc.  Emp.  6.   [172  A.] 
oenobreches  olvoßQsxrjg,   Pßanzenart,  Plin.  24.  155.  Jan.   [150.] 
oenochoüs  oivoxoog,  Mundschenk,  Schol.  Caes.  Germ.  Arat.  487.  p.  4  05.  21  E. 
oenogarum  oivoyaQov,    Weinbrühe,  Apic,  1.31.32.   [121.  172  A.] 

oenogaratus. 
oenomeli  olvo^aXi,  Metart,  lllp.  dig.  33.  6.  9.   [54.  170.   172  A.] 

oenotnelum.  oenomcl. 
oenophorum  oivocpoqov,   Weingeschirr ^  Lucil.  sal.  3.  51  M.   (inophorum,  Löwe, 

prodromus.  p.  162.)   [199.] 
oenopolium  olvoacoleiov,    Weinschenke,  Plaut.  Asin.  200.   [217.] 
oenotropae  oiyoxqonai,   Weinverwandlerinnen,  Dict.   i.  23  extr. 
oeonistice  oiioyiifuxii,  Marl.  Cap.  9.  894  =  auspicium. 
oestrus  olorqog.  Bremse,  Verg.  g.  3.  148.    it.  sp.  estro  =  asilus.   [123.] 

oestrum,  Fest.  p.  4  95:  furor  Graeco  vocabulo. 
oesypum  oiavTtog,  Schönheitsmittel,  Ovid.  a.  a.  3.  213.  [191.] 
oeiuni  ovlToVy  ovlyyov,  ägyptische  Pflanze,  arachis  hypogaea  L.,  Plin.  21.88. 
ogdoas  oy^oäs,  Tert.  adv.  Yal.  7  ==  numerus  oetonahus. 
oica  ^olxa ,  Edelsteinart,  Plin.  37.  4  76:  »oica  barbari  nominis.n  [39.  4  63  A.l 

olea  IXala,    Olive;    Ölbaum,    olea  europaea  L. ,    Plaut.   Stich.    6.  91.     Varr. 
1.  l.  5.  22:  »olea  ab  elaea«.   [133.  207.] 

oleaginus,  oleamen,  oleamentum,  oleare,  olearius.  [4  94.  203.]  oleaster,  oleaslellus, 
olealus,  oleitas,  oleosus,  olelum,  oleomella. 


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472  Griechische  Wörter 

oleoselinu  m,  Eppichart,  Isid.  47.  H.  3,  cf.  heteoselinum.  [151  A.] 

Oleum  UaioPy    Öl,    Plaut.  Poen.  201.  C.  1.  L.  1.  200.  95.  5.  7905.    cell.  ölen. 

afr.  oile,  oille.   [73.   133  A.   169.  298.] 
oligochronios  oXiyoxQovioe^  kurzlebend,  Jul.  Firm.  malh.  4.  46  =  brevis. 
oUva   llaLa,    Olive,    Plaut.    Cure.    90.    C.  I.  L.   4.  2610.    it.  oliva.  [37.  84  A. 

132  A.  133.] 

olivarius,  olivastellum,  olivetum,  olivifer,  olivitas,  olivitor,  olivare,  olivom. 
ololygon  oXoXvyiüv,  Froschquaken,  Plin.   11.  172.   [53.] 
olympias  dkv^Ttidg,  Olympiade,  Cic.  cap.  2.  10.   [44.] 
olympionices  olvf.i7tiovUrjg ,    Siegel'  in  den  olympischen  Spielen,  Cic.  Tusc. 

1.  46.  C.  I.  L.  4.  3291. 
olyra  olvQttj  Einkorny  triticum  moDococcum  L.,  Plin.   18.  62  =  arinca. 
ombria  o^ißQla,  Edelsteinart,  Plin.  37.  176. 

omophagia  (ü(Lio(payia,  Arnob.  5.  4  9  in.  =  crudae  carnis  usus  in  cibis. 
omphacinus  ofupaytivog,  von  unreifen  Beeren,  Orib.  Bern.  8.  28. 
omphacis  o^cpaKlg,  Eichelkelch,  Plin.  Val.  2.  28. 
omphacitis  ofKpaxirig,   Wein  von  unreifen  Trauben,  Plin.  Val.  3.  45  =  am- 

phacias. 
omphacium  ofxcpayiiov,  Saft  aus  unreifen  Oliven,  Plin.   12.  130. 
omphacomel   ofupaxof^eh,    Sirup    aus   Omphacium,    Pallad.  9.  13.    lemm. 

[54.  172  A.] 
omphalocarpos  6f4<paX6xiXQnof,   Klebkraut,    gatium  aparine  L.,    Plin.  27.  32:   »apartnen, 

aliqui  -on,  alii  philanthropon  vocant«.  [148.] 
oniphalos  6fi<paX6s,  .\uson.  idyll.  4  4.  60  sa  umbilicus. 

onager  ovayqog,  wilder  Esel,  Varr.  r.  r.  2.  6.  3.   [56.  102.  325.] 

onagos  ovayog,  Eseltreiber,  Plaut.  Asin.  prol.  40. 

onehesmites   oyx^l^f^^^'^S j    von   Epirus   kommender    Wind,    Cic.   Alt.  7.  2. 

[214  A.] 
oncotna  oyxotfia,  Geschivulst,  Veget.  2.  30  =  oyxog.  [48.] 
onear  ovbiolq,  StrauchaiH,  Plin.  26.  111  =  onotheras.   [150.] 
oniroerites  ot^eiQoxQitrj^,  Fulg.  myth.  4  p.  4  Muncker  sss  soroniorum  conieclor. 
oniros  oyeiQo^,  Apul.  herb.  53  =  papaver  silvaticum.  [4  54  A.] 
oniscus  ovlaxog,   Tausendfufs,  Plin.  29.  136  =  millepeda. 
onitis  ovlrig,  Dostenart,  Plin.  20.  175:  »-ira  alii  prasion  appellant«.  [150.] 
onocardion  ovoxaqiiov,  Eberwurz,  Vulg.  Jesai.  4  3.  24   =s  chamaeleon.   [4  54  A.] 

onocentaurus    ovoKivravQog ,    geschwänzte   Affenart,    Vulg.   Jesai.  13.  21. 

[105  A.] 
onocbiles  ovoxetlig,    Ochsenzunge,    anchusa  tinetoria  L,,  Plin.  21.  100  = 

anchusa.  [147.] 
onochelis  ovoxBtUg,  id,,  Plin.  21.  100  =  anchusa.   [37.  147.] 

onochilon  s=  anchusa,  vgl.  archebion. 
onocoetes  bvoxohrjs ,  Eselspriester  (Schimpfname  Christi),  Tert.  adv.  nat.  4.  44. 

onocrotalus   ovovLQoraXog ,    Kropf gans,    pelecanus  onocrotalus  L.,    Plin.  10. 

131.    it.  agrotto.   [110.] 
onomatopoeia   dvofxaroTtoua ,    Bildung  eines  Wortes  nach  dem  Naturlaut, 

Charis.  274.  24  K. 
ononis  ovoiyig,   Heuhechel,  ononis  antiquorum  L.,   Plin.  27.  29:   »anonim  quidam  oDOoida 

malunt  vocare«.  [447.] 


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IN  DER  LATBIPriSGHEN  SPRACHE.  473 

ononychites  opowxiTrjg,  mit  Eselsklauen y  Tert.  apol.  16. 

onopradon  Eselsdistelj   (onopordon  acanlhiuro  L.?}^  Plin.  27.  110.    [150.] 

onopyxos  ovoTrv^og,  Distelart,  Plin.  21.  94.   [150.] 

ODosma  ovoafia,   Pßanzenart,  Plin.  27.  110.   [48.   150.] 

onotheras   ovoO^rjQag,    Schoten  weider  ich  j    epilobium   hirsutum   L.,    Plin.  26. 

111   =  onear.   [150.] 
onotheris  ovo&rj^lg,    id.j    Plin.  24.   167.   (Sill.  und  Detl.    oenotheris,    Jan. 

onothuris.)    [147.   150.] 
onychiniis  ovvxtpog,  dem  Onya;  ähnlich^  Laev.  b.  Gell.   19.  7  extr. 

onycfaintinus. 
onychitis  owxiTtg,   Galmeiartj  Plin.  34.103.   [154  A.] 
onyx  opv^j  Onyx,    Gatull.  66.  82.     it.  nichello,  niccollno.    sp.  onique.   [120. 

150.   158  A.   161.  301.] 
onychus. 
oopaectes  oßOTtaUrrjg ,    Gaukler   mit   Eiern,    Not.    Tir.    Ginit.   173.    Schmitz 

p.  277,  cf.  obolopaectes.    [301.1 
ophiaca  otptaxa,  Schriften  über  Schlangen,  Plin.  20.  258:  »Petrichus,  qui  -a  scripsit«. 
opbicardelos  ^dcpinaQdrjXogy  Edelsteinart,  Plin.  37.  177:  »ophicardelon  bar- 

bari  vocant«. 
ophidion  6(pldiov,   Graubartfisch,  ophidium  barbatum  Z..^    Plin.  32.  109.  [49. 

120.] 
ophiomachus  orptofiaxog,   Heuschreckenart,  Vulg.   Lev.   11.  22. 
o p hl 0 n  dfpliov,  fabelhaftes   Tier  auf  Sardinien,   Plin.  28.  151. 
ophiostaphyle    6fpioava(pvXrj,    Kaperstaudenart,    Plin.   13.126:  »quidam  id 

cynosbaton  vocant,  alii  -en«. 
opkites  6q)lTrjg,   Seryentinsteifi,   Plin.  36.  55.   [158.] 
ophiuchus  ofpiovxog,  Gestirn,  Cic.  Arat.  77  =  anguitenens. 
ophiusa  ofpwvaa,  mageres  Kraut,  Plin.  24.  163.   [\'^1.] 
ophrys  otpQvg,  zweiblättrige  Pflanze,  Plin.  26.  164.   [150.] 
Ophthal  mias  ocp&aX^Lag,  Fischart,  Plaut.  Capt.  8.50  =  »culata.   [55.   115. 

119.] 
ophthatmicus  6(p&aXfiix6f,  Mart.  8.  74.  1  =  medicus  ocularius. 
opieum  onvM)v,  Medikament,  Not.  Tir.  Grut.  p.  160.   (hopicum.) 
opifera  VTtiQa,  Raatau,  Isid.  19.  46.    (Böckh,  Staatsh.  d.  Ath.  III.  154.)    [36. 

73.  211.] 
opisthodomus  oiciad-odo^og,  Hinterteil  des  Tempels,  Front,  ep.  ad  M.  Caes.  1.8. 
opisthographia  6/ciad'oyQaq>laf  Beschreiben  auf  der  Rückseite,  Acron.  Hör. 

ep.  1.  20.  9. 
opistographus  mtLa^oyqafpog ,    auf  der  Rückseite  beschrieben,    Plin.  ep.  3. 

5.  17.  [232.] 
opisthotonicus  o/ctad'ovovLTidg,  an  opisthotonos  leidend,  Plin.  20.  18.  75. 
opisthotonos  oTtiaS'OTovog,  Muskelkrampf  am  Halse.    Plin.  23 .  48.    griech . 

b.  Gels.  =  supinus  raplus.   [270.] 
opisthotonia. 
opilion  oTtirloßv.  Zwiebelgewächs,  Plin.   19.  95. 
opium  OTtiov,  Mohnsaft,  Plin.  20.  199.   [27.  271  A.] 


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474  GaiBCHiscHB  Wörtbk 

opobalBamom   bnoßakaa^ov  j    Balsamstaudensaft ,    Geis.  5.  23.  3.   Scrib.  33. 

Grut.  692.  10.   [U4.] 
opobalsaraetum. 
opocarpalhon  onoxaQTta&ov^  Karpathumsaft,  Plin.  28.  458.  [271  A.] 
opopanax  OTtortava^^  Panaxsaft,  Scribon.  82.  Gels.  5.  0.   [50.  271  A.] 
oporice  o/rw^txij,  Arznei  aus  Baumfrüchten,  Plin.  24.  129:  »medicamentum, 

quod  -en  vocant«.   [272  A.] 
oporotheca  OTroßQO&rjTirj,   Obstbehältnis ^  Varr.  r.  r.  1.  2.  10  =  pomarium. 
oplice  oTCTLTi^y  Optik,  Vitr.  4.  1.   [27.  258.] 
optostrotum  oTtToavQwroVj  Estrich  aus  Backsteinen,  Not.  Tir.  p.  164  Grul. 

[198  A.] 
optiis  ontof,  gebraten,  Plin.  Val.  4.  87  =  assus. 
orchas  oqx^Sj  Olivenart,  Verg.  g.  2.  86.   [43.  133  A.] 
orchesta  ogx^arij^,  pantomimischer  Tänzer,  Gassiod.  4.  51   =  saltator. 
orchesiopolos  oqxrjaroitoXog,  Gaukler,  Not.  Tir.  p.  251  Kopp  (:  horcistopolis.i 

[60.] 

orchestopolarius,  Firm.  math.  8.  15.  [903.  294.] 

orohestra  oqxriarqa,    Orchestra,   Varr.  sal.  Men.  fr.  561  B.  C.  I.  L.  2.  183. 

1.  R.  N.  2419.   (horcista  Gassiod.  var.  4.  51  =  orchestra.)    [48.  64  A.  293. 
orchilos  6qxt^os,  Zaunkönig,  Avien.  progn.  437  =  regutus,  avis  regaüolus.  [HOA.] 
orchion  oqxiov,  Pflanzenart,  Aput.  herb.  82  b  tcsliculata,  mercuriatis. 
orchis  oQX'^i  Knabenkraut',  orchis  L.,  Olivenart,  Plin.  27.  65:  ))cynosorchim 

aliqui  -im  vocant«.   [133  A.  148.  150.] 
Orchitis,    (orchites,  orchita]   oqx^^'S^   Olivenart,  Gat.  r.  r.  6.  1.   [47.  133  A.] 
orcynus  oQKvvog,   Thunfischart,  Plin.  32.  149.   [116  A.  120.] 
oreas  OQeiag,  Bergnymphe,  Verg.  Aen.  1.  500.   [44.] 
oreoselinum  oQBtoaiXivov,  Bergeppich,  athainanta  oreoselinum  L.,  Plin.  19. 

124.   [150.] 
orestides  oQBitxi^Bg,  Fest.  p.  485.  48:  »nymphae  montium«  bs  oreades. 
orestion  oqioTLov,  Alant,  Plin.  14.  108  =  nectarea,    helenium,  symphyton. 
orexis  oqb^is,  Juven.  6.  428.  gen:  -eos  =  appetitus. 
organiouB  oQyaviycog,  musikalisch,  Gat.  fr.  b.  Non.  77.  9. 
Organum  oQyavov,    Wei'kzeug,  Vitr.  9.  15  =  instrumentum.     it.  organo.   pg. 

orgäo.   [61.  259.  290.] 

organulum,  organarius.  [203.]  organalis. 

orgia  opyrn,   Orgien,  Gatull.  64.260.   [319  A.J 

orgiophanta  oQyiotpdvrqg,   Orgienvorsteher ^  Orell.  1483.  Grut.  66.  9. 
oribates  oqetßaxt^g^  .lul.  Firm,  raath.  8.  17  =  niontes  ascendens. 
oriohalouin  öp£/;ca>lxog,  Messing,    Gic.  ofl*.  3.  23.  92.    it.  oricalco.    sp.  auri- 

calco.    fr.  archal.    cf.  aurichaicum.   [154.] 
origanum  oQslyavov,  oqlyavov,    Dosten,   origanum  vulgare  L,,  Plin.  14.  105. 

20.  175.    Gol.  9.  4.  2.   [61.   142.] 

origanus,  origanitus  oder  -es  (gen:  -i)  Calo  r.  r.  427.2  Dostenwein.  [474.] 
orinda  bqiv^rig,  Brotart,  Apic.  2.  2. 
orinos  oqBivos,   Apul.  herb.  44  5  =  montanus. 

orion  oqetov,  Blutkrautart,  polygonum  X.,   Plin.  27.  115  r^  polygonon.  [150. 
oripelargus  oqeinikaQyog,   Bergstorch,  Plin.   10.  8.    [110.] 


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Ilf  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  475 

oritis   o^lTtg,    Edelsteinart,    Plin.  37.  176:    »a  quibusdam  et  sideritis  voca- 

tur«.   [43.] 
ormenos  agrios  oqfAsyos  ayqiog,  wilder  Spargel,  Plin.  26.  94;  20.  HO:  »silvestrem  aspa- 

ragum  aliqui  corrudam,  Attici  orminum  vocant«.  [oQ/Aiyog,]  [150.] 
orneoscopus  S^reoaxonog,   Vogeldeuler,  Lampr.  Alex.  Sev.  7.  6  =  auspex. 
ornithias   OQVt&iag ^    Frühlingswiiid ,    Vitr.  27.  14.  Plin.  2.   127:    »vocantur 

-ae«.   [55.  2U  A.^ 
ornithogale  OQ^id-oydlrj,   Pflanzenart,   (ornilhogalum  umbellatum  L.?),   Plin. 

21.  102.   [150.] 
0  mit  hon  oQvid-wp,  Varr.   r.  r.  3.  2.  2  =  aviariuni. 
orobanche    oQoßayxf] ,    Sonnenwurz ,    orobancbe   maior  L. ,    Plin.   18.   155: 

»vocalur  -e«.   [148.] 
orobethron  oQoßr^&Qoyf  Plin.  26.  49  Jan.  =  bypocistis.   [149.] 
orobias   oQofiiag,    Weihrauchart,    Plin.   12.  62:    »orobian  Graeci   agpellanta. 

[55.] 

orobinus  oqoßiyog,  Plin.  37.  163  =  ciceris  colore.   [63.] 
orobitis  oQoßlrig,  Boraxart,  Plin.  33.89.   [156  A.] 
orobus  oQoßog,  Cael.  Aur.  acut.  2.  49.  148  =  cicer.   [4  54  A.] 
orozelum  ^hQo^rjXov,  Feldcypresse,  Apul.  herb.  26  =  chaniaepitys. 
orphanotrophium  oQtpavoTQOcpelov,  Waisenhaus,  Cod.  Just.  1.  2.  17.  ^313.] 
orphanotrophus  oQtpapovQOfpog,    Waisenvatet*,  Cod.  Just.  1.  3.  22. 
orphan  US  oQfpavog,  Waise,  Ambros.serm.  2. 4.  3  ]Migne.  spC  huerfano  =  orbus. 
orpbana,  C.  1.  L.  5.  5824.  orphanula.  orpbanitas,  Inscr.  in  Philol.  35.  570.  [64.] 

orphus  oQipog,  Orf,  Ovid.  Hai,   104  M.   [119.] 

orthagoriscus  oQ&ayoQiaytog,   Seefisch,  Plin.   32.  19.   [51.   120.] 

orlbainpelos  oQd'dfiJcelogj   Weinstockart,   Plin.  14.  40.   [172.] 

orthembasis  oQ&i^ßaaig,  gerader  Schritt,    Not.  Tir.  Grut.  p.   152.    cf.  or- 
thobasis. 

orlhistrotun]    oQ&oaTQcoTOp ,    Estrichort,    Not.    Tir.  Grut.  p.   164.    Schmitz 
p.  265.   [60.  198  A.] 

orlhius  oqd-iog.  Gell.  16.  19.  14  =  sublimis. 

orthobasis  oQ^oßaaig,  Not.  Tir.  Kopp.  250  =  orthembasis. 

ortbocissos  oQ&oxiaaog,  emporrankender  Epheu,  Col.  11.2.30. 

orthocolus  oQx^oxoßkog,  mit  steifen  Gelenken,  Vegel.  2.  54  in. 

orthocyllus  (orlhogillus),  oqB-oxvXXo^,  mit  steifen  Gliedern,  Pelag.  vet.  4  6  p.  69. 

orthodoxus  oQ^do^og,  rechtgläubig,  Cod.  Just.  1.  1,  2.  2.   [320.] 

orthogonius  OQ^oyilwwg,  Vitr.  259.  9  =  rectangulus. 

orthogonus  oQd'oyMVog,  Gromat.   vet.  p.  404.  14  =  rectangulus. 
orthographia  ogd'oyQaipia,  Lucil.  üb.  IX.  tit.  Quint.  1.  7.  1  :  »quod  Graeci 

OQO^oyQacplav  vocant,  nos  recte  scribendi  scientiam  nominemus«.   [281.] 
orthographus  oQ&oyQonpog,  Mart,  Cap.   1.  17  =  recte  scribens. 
ortbomastius  oQd-ofiäariog,  Äpfelart,  Plin.  15.51. 

orthopnoea  oq^oTtvoia,  Engbrüstigkeit ,  Plin.  21.  160  =  anhelatio.   [270.] 
orChopnoicus  oQ&OTTvotyiog,  etigbmstig,  Plin.  20.  193  =  anhelator. 
or thopsalticus  oQ&oxjjaXrwLog,  in  sehr  hoher  Tonart,  Varr.  sal.  Men.  352. 
orthopygium  oqd-OTtvyiov,  Bürzel,  Mart.  3.  93.  12  Sehn,   (orropygium.) 
orthostata  o^&ooxaTrig,  Stirnmauer,  Vilr.  47.   11.   [281.] 


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476  Gribchischb  Wörter 

ortyga  oqiv^,  Hygin.  fab.  53  =  coturnix.  (ortygia.) 

orlygometra  dQrvynfiijTQa^    Wachtelkönig ,  Plin.   10.  66. 

ortyx   oQTif^j    Pflanzenart,    Plin.  21.  101:    »sielephuros ,    quam  quidam^^^m 

vocant,  alii  planCaginem«.   [31.  51.   110.   150.] 
oryx  0Qv§,  afiukanische  Gazellenart,  Col.  9.  1.  1.  Plin.  2.  107:  »-em  appellal 

Aegyptus  ferama.   [51.  66.   103.] 
orysa  oQv^^a,  Reis,  oryza  sativa  L,,  Hor.  sat.  2.  3.  155.    it.  riso.    pr.  ris,  fr. 

riz.  vulgär  oridia.   [65.  145.] 

osireostaphe   dacQeoaracpr, ,  ]  pfj^^^^^,.^    ^pul.  herb.  86,  cf.  osyris. 

osiritis  oaiQiTig  J 

ospratura  oOTtgtov,  Ärcad.  Charis.  dig.  50.  4.  18.  19.  ed.  Beck;  al.  1.  hos- 

pitalura ;  Momms.  pratura  s=  cura  leguminum  coSmendorum. 
ospreos  oanQBog,  Hülsenfrucht,  Apic.  5  lemm. 
ostes  iSarrjg,  Erdbehenart,  Apul.  d.  round.  18.   [47.] 
o  Stic  US  dxrtixo^,  stofsend,  Marc.  Emp.  15. 
ostocopus  d>atox6no^,  gänzliche  Ermattung,  Ser.  Samm.  892. 
ostraceum  ooTQaneov,  Muschelart,  Plin.  32.  134. 

ostracias  öargaytiag^  Hornstein,  Plin.  37.  177:  »-as  sive  ostracitis««.   [55.] 
ostracites  oarQaxlTrjg,  Edelsteinart,  Plin.  36.  139.   [158.] 
ostracitis  oaTQaxlrig,  id.;    Galvieiart,  Plin.  34.  103.  37.  277  =  cadmilis. 

[43.  154  A.] 

ostracodermus  6<nQax6S6QfjiOf,  Plin.  Val.  5.  13  ^  testaceus. 

oBtrea  ooTQeov,  Auster,  Plaut.  Rud.  297.    fr.  hultre.    sp.  ostra.   [114.  116.] 

ostreum  oargeov^  id.,  Enn.  trag.  139.   [114.   116.] 

ostrearius.  [170.].  ostreatas,  ostreosus,  oslrifer,  oslrinus,  oslriago,  ostricolor. 

ostritis  oaTQiTig,  Halbedelstein y  Plin.  37.  177.   [43.] 

ostrum  ooTQBOv,   Purpur,  Lucr.  2.  35.   (poet.) 

,-    ^    .     ,  .         ,     \   Plin.    13.    177:     »arboren 

ostrya  oargva,  Hopfenbuche,  carpinus  ostrya  X,,         ,  .       . 

^      i     ^  ,  "  '  ^         '>  ostryn,    quam  et  oslnam 

ostrys  oar^v,,  |  ^^^^^    ^^^^  ^ 

osyris  oavQig,  besenartiger  Gänsefufs,  chenopodium  scoparia  L,  oder  Osyris- 
Strauch,  osyris  alba  L.,  Plin.  27.  111,    it.  osiride.   [150.] 

otacustes  drtaxovffir^^,  Apul.  d.  mund.  26  =  speculator,  emissarius. 

otalgicus  anaXyixogj  von  Ohrschmerz  herrührend,  Cassian.  collat.  patr.  24.  15. 

othonna  o&ovva,  Pflanzenart,  Plin.  27.  109.   [146.] 

otia  cktov,  Muschelart,  Plin.  32.  149.  [120.1 

oticus  fatixof,  Cael.  Aur.  acut.  2.  1.  28  »  auricularius.   [272.1 

otis  lorlg,   Trappenart,  otis  arabs  L.,  Plin.  30.  131.   [110  A.] 

otopeta    mxoTiBXTis,    Langohr  (Hase),    Petr.  35.4  zweifelh.   (Büchel.:  oclopela.)  «=  aarili». 

otuB  o)x6g,  mittlere  Ohreule,  strix  otus  L.,  Plin.  10.  68.    sp.  aulillo.  [140/ 

oxalis  o^aUg,  Sauerampfer  j  rumex  acetosa  L. ,  Plin.  20.  231:  «lapathum 
silvestre,  quod  alii -ida  appellant,  nostri  vero  rumicem«.    fr.  oseille.   [61. 

oxalme  o^aX^tj,  saure  Salzbrühe,  Plin.  23.  61  Sill.  (oxyalme  Jan.)  [22.  121  A. 

0X0 s  o^offf  Charis.  139.  15  K.  =s  acetum.  [54.] 

oxybaphon  o^vßaifov,   Flüssigkeitsmafs ,    Auct.  d.  pond.  76  =  aceiabuluoi. 

oxycedros  o^wLeSgog,  Cedernart,   (iuniperus  oxycedrus  L?),  Plin.  13.  52. 

oxycominum,  *o^vyt6fiivov,  eingesalzene  Olive,  Petr.  66.  7.  al.  I.  oxyco- 
minia.   (halte  ich  für  falsche  Lesart  statt  oxycotinum  von  xofif^og.] 


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IN  DER  LATBINISCHBN  SPRACHE.  477 

oxycras  o^imQarov,  Plin.  Val.  4.  63  =  posca. 

oxygala  o^ißyaXa^  saure  Milch,  Col.  42.  8.  in. 

oxygarum  o^vyaQov,  Brühe  von  Essig  und  Garum,  Marl.  3.  50.  4.   [i2,  121.] 

oxygonius  o^vyiavwg,  spitzwinklig^  Gromat.  vet.  p.  299.  4. 

oxygonum  o^tfycovov,  spitzwinkliges  I>reiecky  Gromat.  vel.  p.  299.  66. 

oxylapathon  o^vla/ta&oVj  spitzblättriger  Ampfer j  rumex  acutus  Z.,  Plin.  20. 

231  :  D-on  voeanl«. 
ozymeli  o^v^ell,  Essig  mit  Honig,    Gat.  r.  r.  157.  8.  Plin.  14.  114:  »-i  hoc 

vocarunl«.   [172  A.] 

oxyrael,  oxymellis;  oxymelum;  oxymelites. 
oxymorus  o^v^oßQog,  scharfsinnig  =  närrisch,  Pseud.  Ascon.  ad.  Cic.  div. 

in  Caec.  1.  3.  p.  101.  8. 
oxymyrsine    o^vfivQoiyrj,    Mäusedorn,    ruscus  aculeatus  £.,    Scribon.  153.    Plin.  15.87: 

»quam  quidam  -en  vocant«  =:  myrlus  silvestris.  [U8.] 
oxyodus  o^vo^ovst  Lucil.  30.  44  M.  =  dentibus  acutis  (poet.). 
oxypaederotinus  o^vnaideQaniyo^,  Vopisc.  Aur.  46.  4  =  opali  colore. 
oxypiper  *o^vjii7teQi,  mit  Essig  angemachter  Pfeffer,  Theod.  Prise.  4.  1. 
oxyporium  o^vjcoqlov,   Verdauungsmiltel,   Plin.  Val.  2.  8.   [272.] 
oxyporus  o^v/roQog,  durchdringend  (von  Speisen),   Col.  12.  56.   [272.] 
oxyrhodinum  o^v^^odivov,  Rosenöl  mit  Essig,  Orib.  B^rn.  21.  19. 
oxys   ()%vg,    gemeiner  Sauerklee,    oxalis  acetosella  L. ,    Plin.  21.   113:  »quem 

marem  et  oxym  Graeci  voeanl«.   [150.] 
oxysaccharum  o^vaayLxaqov,  Essigzucker,  Constanl.  Af.  7.  1. 
oxyschoenus  o^vaxoivog,  spitze  Binsenart,  Plin.  21.  112:  »iuncorum  genus, 

quod  marinum  el  a  Graecis  -um  vocari  invenio«. 
oxytonon  o^viovoy,  wilder  Mohn,  Apul.  herb.  53  =  papaver  silvalicum.   [15i  A.] 
oxytriphyllon  o^vvQiipvXXov,  Kleeart,  IrifoHum  italieum  L.,  Plin.  21.  54. 
oxyzomus  o^v^fafios,  Apic.  6.  9.  244  &=  acido  iure  conditus. 
Ozaena  otatva,  übelriechender  Meerpolyp,    Plin.  9.  89.    ital.  ozene.   [33.  53. 

120.  270.] 

ozinosus  =  ozaenosus. 
ozaenitis  6lI,aLVlxig,  nardeniXhnliche  Pflanze,  Plin.   12.  42. 
Ozym  um  cf.  ocinum. 


paean  jtaiav,  Jubelgesang,  Cic.  d.  or.  1.  59.  251.   [52.  228.  229.] 
paeanites  paeanitis  Tcaiavirtg,  Edelsteinart,  Plin.  38.  180.  Solin.  9.  22. 
paedagogium  naidayioyelov,   Pageninstitut,  Plin.  cp.  7.  27.  13.  Rossi  bull,  di 
arch.  crist.  1.  72.  5.  75.   [309.] 
paedagogianus,  paedagogiarium. 
paedagoguB  7caidaywy6g,  Hofmeister,  Plaut.  Bacch.  138.  C.  I.  L.  2.  1482.  3. 
2111.   [307.  309.] 

paedagus,  Orell.  2940.  paedagoga,  paedagogalus,  paedagogare,  subpaedagogus. 
paederoB  naidiqtog,    Opal;  Bärenklau,   Plin.  37.  84:   »hanc  gemmam  propler 

eximiam  graliam  plerique  appellavere  -a«.   [142.  150.  163.] 
paedia  naideia,  Lehre,  Marl.  Gap.  6.  728. 

paedicare  von  Ttaidcxa,  Knaben  schänderei  treiben,  Catull.  16.   1.   [309.] 
paedico,  -onis,  paedicator. 


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478  Grikciiische  Wörter 

paegniarii  von  naiyviov^  Aufführer  von  Waffenspielen ^  Suel.  Cat.  26  exir. 

G.  I.  L.  6.  631.   [295  A.] 
paelex  siehe  pelex. 

paenula  cpaivoXrjg,    blusenartiges  Oberkleid,   Plaut.  Most.  991.  I.  R.  N.  5793. 
[15.  55.  85.  180.] 

paenularius,  I.  R.  N.  3399.  paenulalus. 
paeon  7tau!w,  Cic.  d.  or.  3.'  47.  183  =  paean.   [53.  229.  230.] 
paeonia  TtaiMvia,   Pfingstrose,  paeonia  officinalis  L.  oder  corallina  A^:;.,  Plin. 

25.  29.    it.  peonia.    fr.  pivoine.   [150.] 
pagiirus  TtayovQog,   Taschenkrehs,  Plin.  9.  97.    it.  granci-porro  (cancer-pagu- 

rus.)   [119.] 
palaestes  naXaiatrji^,  Binger,  Lampr.  Alex.  Sev.  47.  9  =  luctator. 
palaestra   TtaXaloxqa,    Ringschule,    Plaut.    Bacch.  66.  C.  T.  L.  1.  1251.  .48. 
298.] 

palaestra  re. 
palaeBtriouB  TtakaiarQiyiog,  die  Ringschule  betreffend,  Plaut.  Rud.  296. 

palacstrices,  palaestrice. 
palaestrita  TtalataTQlrrjg,  Cic.  Verr.  2.  2.  14  =  luctator. 
palatha  ivakad'r],  Marmela^de,  Judith  10.  5.  Vulg.   [61.] 
palathium  Ttala&tov,  id,,  Mart.  13.  27  lemm. 
pale  TtaXij,  Stat.  Ach.  2.  441   s  luctatio. 

palillogia  TtaXiXXoyia,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  29.  Mart.  Cap.  5.  533  =  iteratio. 
palimbacchius  itaXtfißaKxstog ,    Metrum,    Quint.  9.  4.  82  =  antibacchius. 

[230.] 
palimpissa  icaUfiJtioaa,  ziveimal  gesottenes  Pech,  Piin.  24.  40. 
palimpsestos  /tall^iprjarog,   Palimpsest,  Gatull.  22.  5.   [232.] 
palingenesia  naXiyyeysaiUf  Mythogr.  lat.  3.  6.  42  =  iterata  generatio. 
palinodia  /cahpiifdla,  wiederholter  Gesang,  Amm.   18.  5.  4.  [37.1 
paliurus  TtallovQog,  Judendorn,  rhamnus  palinrus  L.,  Verg.  ecl.  5.39.    it. 
paliuro.   [143.] 
paliuraeus. 
patlaca  naXXaxiiy  Plin.  35.  86  sa  paelex.  [51.] 

pallacana,  Plin.  19.  105  =  gethyum. 
palmatias  Ttalfiavlag,  Erdbebenart,  Apul,  d.  mund.   18.   [54.  258  A.^ 
pammachium  Tta^fiaxcov,  Kampfart,  Hyg.  fab.  273.  Orell.  2588. 

pammach(i)arius.  [202.] 
panaca  (?)  *7tavax,i^,   Trinkgeschirr,  Mart.  14.  100.  [61.  176  A.] 
panaoea  TtavayLBta,  Allheilkraut,  Lucil.  dub.  fr.  8  M.    it.  panace.  [37.  U2.] 
panaces  icava^eg,  id.,  Plin.  25.  30;  Gels.  3.  21  p.  107.  13  D:   (fem.), 
panaethus  ndyaid-o^,  allleuchtend,  Lucil.  11.  16  M. 
panaricium  jtaqovvxLov ,    Fingernagelkrankheit,   Apul.  herb.  42.  vgl.  parck 

nychium.  [272  A.] 
panathenaicum  Ttavad-rjvalycop ,  athenische  Salbenart.  Plin.  13.  6.  [192. 
panax  jtdva^,  Lucr.  4.  122  =  panacea.  [50.  142.] 

panacinus. 
pancarpius,  pancarpus  TtayxaQjiog,  Tert.  adv.  Val.  12.  Paul.  Diac.  p.  220. 
20  :  »pancarpiae  dicuntur  coronae  ex  omni  genere  florum  factaet. 
pancarpineus,  Varr.  sat.  Men.  567. 


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IN  DER  LATRINISCHEN  SPRACHE.  479 

paDchreslus  TtdyxQrjOTog,  durchaus  nützlich,  Cic.  Verp.  3.  65.  152.    fp.  bon 

chr^lien. 

panchrestarius.  [4  69.  202.] 
panchromos  nayxqvnfiog,  Eisenkraut^  Apul.  herb.  3   ss  verbenaca.  [151  A.l 
panchrus  /tayxQovg,   FAel8teinar%   Plin.  37.  178. 
pancra   TtayycQanov^    (nach  öhler  und  Vahlen  cf.  Löwe  prodromus.  p.  339) 

Mai  cl.  auet.'  VH.  572.  6  =  rapina. 
impancrare. 
pancraliastes  TtayxQariaarrjg^   Pankratiast,  Plin.  34.57.   [296  A.] 
panoratioe,  nach  Art  dei-  Pankr atiasten,  Plaut.  Bacch.  248.   [296  A.] 
pancratium  /rayxpartr;^,  Doppelringen,  Prop.  3.  14.  8.  Fabrett.  p.  100  nr.  226. 

Or.  2588.   [296  A.] 
pancraiius. 
pancration  nayxQax^f,  Cichorien  Plin.  20.  74:  »quod  atiqul  chreslon  appellant,  alii  -ion«. 

[265  A.] 
pandectes  TtavdixTrjg,  Schriftsammlung,  Charis.   194.  20  K.   [265  A.] 
pandemus  Ttdvdrj^og,  allgemein,  Amm.  19.  4.  7. 
pandicularis  Ttdv&ewg  (1),  allen  teilhaftig,  Paul.  Diac.  220.  19.   (Bugge)  = 

communicapius.   [20  A.  74.] 
pandura,  iravdovqa,  dreiseitiges  Instrument,  Varr.  1.  1.  8.  33.  61.    it.  pandura, 

pandöra,  mandöla.   [289.] 
pandurium    TravdovQiov,    id,,    Gassiod.  in  psalm.  36.  1.  pandorium  Isid.  3. 

20.  1. 
pandurizo  tkxvöovqI'Cw,  auf  der  Pandura  spielen,  Lampr.  Heliog.  32.  8. 

panegyriouB  TtavrjyvQiycog,  Cic.  or.   11.  Quint.  2.  10.  11  =  laudatio.   [237.] 

panegyrista  Tiayijyvqttnr^^t  Sidon.  ep.  4.  1   =  laudator. 

panerastos  /taveqaoTog.  Edelsteinart,  \  Plin.  37.   178:    »hunc    (panerotem) 

paneros  jtavi^iog,  J  quidani  paneraston  vocant«. 

pangonus  7tayyiovog,  id.,  Plin.  37.  178. 

panicum  Ttavi-^ov,   Versmafs,  Serg.  463.  20  K. 

panion  *nayloy,  Knabenkrautf  Apul.  herb.  15  =  satyrion.   [151  A.] 

pannychismus  nayyvxi^fJtog,   Wachen  durch  die  ganze  Sacht,  Arnob.  5.  24. 

pannychius  nayyvx^og,  die  ganze  Nacht  dauernd,  M.  Aurel.  b.  Front,  ad.  M.  Caes.  3.  5. 

panta  navia,  C.  I.  L.  4.2178  =  omnia. 

pantagaihus  naytaya&og,  Vogelart,  Lampr.  Anton.  Diad.  4.  6. 

pantaphobus  nayjoipoßog,  aUes  fürchtend,  Cael.  Aur.  acut.  3.  12.  108  =  omnipavus. 

pantapola  nayxanbArig^  Seal.  exe.  p.  691,  12.    Loewe  prodr.  p.  45:  »graecus  negotiatom. 

pantelium  itavteXelov,   Einweihungsfest  im  Mithrasdienste,   I.  R.  N.  2603. 

p-anther  /tavd'rjQov,   Fangnetz,  Varr.  1.  l.  5.  20.  100. 

panther  Tcavd^rjQ,   Panther,  Anthol.  Lat.  762,  50.   [65.   99.] 

panthera,  Lucr.  4.  1009.    Pantera  (N.  Pr.)  Hübner  Rh.  Mus.  XI.  56.    panlherinus, 
Plaut.  Epid.  18.  pantheris  =  *nav^^ig,  Varr.  I.  1.  5.  20.  100. 
panthera  jtav&rjQa,  der  ganze  Fang,   ülp.  dig.  19.  1.  11.  18. 

pantherooameluB  jtavd'rjQOTiaftijlog ,    Giraffe,  Lucil.  fr.  ine.  83  M.  =  camelo- 

pardalis.   [99  A.   102.] 
pantheum   Ttavd-Eov ,    Stallte  eines  Gottes  mit  den  Symbolen  anderer  Gatter, 

Auson.  epigr.  30.  7.  C.  1.  L.  5.  5798. 
pantomimicus  itavvo^tt^vKog,  pantomimisch,  Sen.  ep.  29.  11. 


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480  Griechische  Wörter 

pantomimus  TvavrofiifioSj  Pantomime,  Plin.  7.  184.  C.  I.  L.  5.  2485.  I.  R.  N. 

652.   [86.  294.] 
pantomima. 
papae  rcaicai,  potz  tausend\   Plaut.  Pseud.  365.  vgl.  babae.   [340.j 
pappas  nannag^  Erzieher ^  Juven.  6.  653. 
papp  US  nctTtTioff,  alter  Mann;  Samenkrone,  Lucr.  3.  386. 
papyruB,  papynim  7tditvQog,   Papierstaude,  cyperus  papyriis«L.,  Galuli.  35.  2. 

sp.  papel.    fp.  papier.   [66.  67.   145.  232.] 

papyrinus,  papyrius,  papyrifer,  papyrio,  papyraceus. 
paraliaptizo  nagaßamiCo),  eine  falsche  Taufe  vornehmen,  Nov.  42.  3.  1. 
parabola,  parabole  TtaqaßoXri,  Gleichnis,  Sen.  ep.  59.  (i.    it.  parola    fr.  parole. 

sp.  palabra  =  similitudo.   [237.] 
parabolari,  parabolice. 
parabolus  7caQäßokog,   Wagehals,  Cassiod.  bist.  trip.  11.  17  extr. 

parabolanus. 
paruceutesis  jtaQaxivtr^aig,  Aitfst?chen  (chir.),  Plin.  25.  144.   [48.] 
paracenterium  TtaQayievrrjQLOv,   Werkzeug  zum  Aufstechen,  Veget.  2.  17.2. 
paracharacles  TtaQaxaQaxrijg,  Falschmünzer,  Cod.  Tbeod.  9.  21.9.  [272.] 
pa  racharagma  TtaQaxaqay^a,  falsches  Gepräge,  Cassian.  coli.  1.22. 
paracha  raximus  naqaxttgn^tfAos ,  Cassian.  coli.  4.  20  =  adulterinus. 
paracletus  TtaQaytkrjTog,    Tröster,  Tert.  d.  ieiun.  adv.  psych.  13.   [321.] 
paracy  nanche  TtaQaycvvayx^j  partielle  Hundebräune,  Gael.  Aur.  acut.  3.  1.  3. 
paradiastole  naQa^iamoXrj,  Rutil.  Lup.  d.  flg.  sent.  1.  4  =  distinctio.  [2:^8  A.] 
paradig ma  TtaQadeiy^a,  Tert.  d.  anim.  43  =  exemplum.   [48.  237.] 
paradig  in  aticos  naQttdeiyfiarixog,  zum  Beispiel  dienend,  Jul.  Viel,  art,  rhet.  H. 
paradisiacus  TtaQadecaiaycog,   paradiesisch,  Älcim.  Avit.   1.  ^98. 
paradisuB  /tagadeiaog,   Park;  Paradies,  Tert.  d.  monog.  16.  C.  I.  L.  6.  1756. 

6.    fr.  parvis.    it.   paradiso.  celt.  paradis.   [66.  321.] 
paradisicola. 
paradoxes   Ttaqüo^og,    Augustin.    d.    rhet.    17  H.    (Tit.    einer   Schrift  des 

Cicero:  paradoxa)   =  inopinatus.   [228  A.  237.  242.] 
paraenesis  na^ttivBCis,  Vulc.  Gall.  in  Avid.  Cass.  3.  7  =  admonitio.  [48.] 
paraetonium   TtaqatToviov ,    parätonisches    Weifs   (Kreide),    Vitr.    176.  18. 

[159.  286.] 
paragauda,  paragaudis  TtaQaydfdag,  Kleiderborte,   Cod.  Just.  11.  8.  1.  [181.j 

paragaudius. 
paragoge  Ttaqaytjyri,  Buchstabenansatz,  Diom.  523.  19  K.   [226  A.] 
paragogia  na(^ay(ayia,  Cod.  Just.  41.  42.  10  ==  aquae  ductus. 
paragogus  naqayuiyog,  abgeleitet,  Charis.  256.  2  K.  «=  derivatus    [226  A  ] 
paragoricus  naqriyoQixog,  besänftigend,  Theod.  Prise.  4.  4  5. 
paragramma  naQayQu/ÄfAa,  Schreibfehler,  Hieron.  ep.  74.  5.  [48.] 

paragraphus  rcaqayqacpog,  grammatisches  Zeichen,  Isid.  1.  20.  8.  fr.  parafe. 

[67.] 
paraliponiena    jtaQalei/roiAeva ,    Bücher  der  Chronik  in  der  Bibel,   Hieron. 

ep.  53.  8.   [321.] 
paralius  na^aXios,  am  Meer  befindlich  (Pflanze),  Plin.  20.  206:  »quidam  hoc  genus glaucioii 

vocant,  alii  -ium«.  [450.] 
paralipsis  naQaXeitf^ig,  Aquil.  Rom.  d.  flg.  sent.  8  =  praeteritio. 
parallage  TcaQalXayrj,    Verwechselung,   Diom.  443.  1  K.   [238  A.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  481 

parallelepipedum  7caQaXlr]ke7tl7tedov,  geom,   Figur,   Ghaicid.  Tim.  p.  18. 
parallelogramtnus  TtagallrjloyQafifiogj  aus  parallelen  Lintefi,  Gromat.  vet. 

p.  249,  9.   [255  A.] 
parallelos  TtaQoclhjkog,  parallel,  Vitr.  147.  7.   [256  A.] 

paralleloncus. 
paralysis  TtaQalvaig,    einseitige  Nervenlähmung,   Vitr.  193.  24  =  nervorum 

resolulio.   [48.  270.] 
paralyticus  7caQalvriy,6g,  der  einseitig  Gelähmte,  Petr.  sat.   131. 
paramese  TCa^afAiarj,  die  Saite  neben  der  mittelsten,  Vitr.  112.  18.   [291.] 
paramma  naqafifxa,  lederner  Sattelf  Edict.  DiocI.  40.  3.  [59.] 
paranarrhinon  naQciya^Qiyoy,  cf.  anarrhinon.   [U8.] 
paranete  naQan^vrj,  vorletzte  Saite,  Vitr.   113.  2.   [291.] 
parangarius  ita^a  +  ctyyaqia,  aufser  den  gewöhnlichen  Frondiensten,  Cod. 

Theod.  8.  5. 
paranymphus  Tta^äwiicpog,  Brautführer^  Augustin.  civ.  dei  6.  9. 

paranympha. 
parapaestos  TtaqdftatOTog,    Versfufs,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  297.  Grut.  p.  184. 
parapegma    7caQa7ti]yiAa ,    astronomische  Rechnungstafel,    Vitr.  233.  1.  [48. 

59.  248.] 
parapetasius  Tta^a/terdaiog,  bedeckend,  Cod.  Theod.  15.  1.39. 
parapeteuma  TtaQajtirevfia,   Getreidemarke,  Cod.  Just.  11.24.2.   [48.] 
paraphasis  na^atpacig^  Sehen  des  Bildes  hinter  dem  Spiegel,   Chalcid.  Tim.  p.  239  =  de- 

taitio. 
parapherna   TtaQcttpBQva,    Dig.  23,3.9.3:   »res   quas   extra   dotem   mulier 

habet«.  [265  A.] 
paraphoros  naQutpoQog,  schlecht,  Plin.  35. 485:  »ideoque  hoc  vocant  -on«  =  malus,  pravus. 
paraphrasis  7taqd(pqaatg,   Umschreibung,  Quint.   1.  9.  2.   [48.] 
paraphrasles  7caQag)QdaTqg ,  umschreibender  Übersetzer,    Hieron.  praef.  ad 

Jib.  extr.   [47.] 
paraplectus  vvaQocTtlfjxTog,  an  einzelnen  Körperteilen  vom  Schlage  getroffen, 

Cael.  Aur.  acut.  3.  5.  55. 
paraplexia  TtaQajtXij^la,  teilweise  Lähmung,  Cael,  Aur.  acut.  3.  5.  52. 
parapycnos  Tta^dTtvxvog,  fünf  silbiges  Versglied,  Diom.  481.  15  K. 
parasanga  jtaQaadyyrjg,  persische  Meile,  Plin.  6.  125.   [55,  66.] 
parasceue  jcaQaayievi^,  Rüsttag,  Tert.  d.  ieiun.  adv.  psych.  14.   [238  A.  318.] 
parasemum  Tta^daiq^ov,  Schiffsabzeichen,  Schol.  Juven.  4.  77.  C.  I.  L.  3.  3. 

[212  A.] 
parasiopesis  ntiqaamnf}isig ,  Verschweigen^  Rutit.  Lup.  d.  flg.  seni.  2.  44. 
parBBitious  TtaQaavrmog,  schmarotzerisch,  Plaut.  Capt.  469. 

parasituB  Ttagdairog,    Schmarotzer,   Naev.   com.  60.  Orell.  2628  =  conviva. 

[168.] 

parasitulus,  parasita,  parasitaster,  parasitatio,  parasitari. 
parastsB  Ttaqaardg,  Pilaster,    senkrechtes  Rahmenstück  an  der  Katapulte,  Vitr. 

149.  11.  [281.  282.] 
parastata  TtaQaardTrjg,  Pilaster,  Cat.  ine.  fr.  p.  86.  21.  [46.  281.  282.  325  A.j 
parastatlouB  TraQuaraTinog,  zu  Pilastern  gehörig,  Vitr.  106.  21.  C.  I.  L.  3.  75. 

[282.] 

Weis«,  Orieoh.  Wörter  i.  d.  Ut.  Sprache.  3| 


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482  Griechische  Wörter 

parastiehis  TtaQuarix^Sy    Akrostichon j   Suet.  gr.  6.    griech.  b.  Gell.  [%%%.] 
parasynanche  TtaQaawdyxr],  partielle  Halsbräune,  Cael.  Aur.  acut.  3.  4.  3. 
parasynaxis  naqacvya^igj  verbotene  geheime  Zusammenkunft ^  Cod.  Just.  4.  5.  8.  3.   [48.j 
paratragoedo  naqaxqayt^^imy  tragisch  reden,  Plaut.  Pseud.  707. 
paraulos  naQuvJioff,  vorbeiflötend,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  280.   (Gruter  protaules.) 
parazonium  Ttaga^awLOPj  kleines  Schwert,  Marl.   12.  32.   [323.] 
pardalianches  TtaqSaXiayxig^  Giftpflanze,  Plin.  8.  99:  »quare  -es  id  vene- 

num  appellavere  quidam«.    (pardaliace,   Solin.   17.  10  M.) 
pardalios  itaqdaXsiog,   Panther  stein,  Plin.  37.  190. 

pardalium.  [4  92.] 
pardalis  TtaqöaXig,  weiblicher  Panther,  Gurt.  5.  1.  21.   [65.  99.] 
pardus  Ttaqöog,    Panther,   felis  pardus  C,  Plin.  8.  63.  Pardus  (N.  Pr.)  Wil- 

manns.  1514.  2307.   [65.  99.] 
pareas  Ttagelag,  Schlangenart,  Lucan.  9.  721.  parias  Isid.  12.  4.  27.  [124,] 
parectatos  naQixtato^,  aufgewachsen,  Lucil.  sat.  28.  28  M.  n.  pl:  -oe. 
paredros  nage&Qo^,  anwohnend,  Tert.  d.  anim.  28  extr. 

paregmenon  naqrjyfjikyoy,  Jul.  Rufin.  d.  schem    lex.  44  ==  declinatio.  [2S8  A.] 
paregoria  na^rjyoqia,   Trost,  Apul.  herb.  24  extr. 

paregoricus  naqrjyoqixog,  lindernd,  Theod.  Prise.  4.  9,  cf,  paragoricus. 
parelion  TtaqriXiog,  Nebensonne,  Sen.  nat.  qu.  1.  11.  2.  [248.] 
parembole  naqBfjtßoXrj,  angesetzter  Schmuck,  Murat.  26.  5. 
paremphatus  jtaQifxq)aTog,  mit  genaiter  Bestimmung  der  Person,  Macrob.  d. 

diff.  19.  1. 
parenthesis  Ttaqivd'eaLg,  Einsetzen  eines  Buchstaben,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  senl. 

1.  17.  Charis.  278.  8  =  interposilio.   [238  A.] 
parergon  TtaQeqyov,  Beiwerk,  Vitr.  238.  11.  Grut.  59.  2.  77.  3.  [286.] 
parhippus   7taQi7t7tog,    Beipferd,    Cod.   Theod.  8.  5.  29.    cf.    paraveredus. 

[217  A.] 
parhypate  TtaQVTtarr],  Saite  neben  der  obersten,  Vitr.  112.  21.  [291.] 
pariambodes  Ttaqtaptßiödeg,  fünfsilbiges  Vei'sglied,  Diom.  482.  1  K. 
pariambus  Ttaglafißag,  Quint.  9.  4.  80  =  pyrrhichius.  [230.] 
parichrus  ^TtaqoxQovg,  Edelsteinart,  Ambros.  psalm.  118.  serm.  16.  42. 
pari  so  n  naQtaoy,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  24  s=  prope  aequatum. 
paro  TtaQoyi^,  leichte  Schiffart,  Cic.  fr.  b.  Isid.  19.  1.  20.   [212.] 
parochia  cf.  paroecia.  [74.] 
parochus  rcaqoxog.   Beherberger  von  Fremden,   Cic.  ad.  Alt.  13.  2.  2.  sicil. 

peracu.   [215  A.  313.] 
parodia  Ttaqipdla,  Replik,  Ascon.  ad.  Cic.  I.Verr.  10.  29.  p.  140.  16.  Bact.  [37.] 
paroecia  TtaQoixla,    Parochie,   Augustin.  ep.  261.  51.    it.  parocchia.    sp.  pg. 

paroquia.    fr.  paroisse.    d.  Pfarrei.   [74.  319.] 
parochia. 
paromoeon  TtaqS^OLOv,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.  2.  12  =  assimile.   [238  A.] 
paroemia  TtagoL^la,  Charis.  276.  21  K.  =  proverbium.   [238  A.] 
paroemiacum  TtaQOtfuaycov,    Versmafs,  Serg.  462.  6  K.   [231.] 
paromoeon  naQo/noioy,  Gleiches  gegen  Gleiches,  Charis.  282.  7  ss  assimile. 
paromologia   TtaQOfxoloyla ,   scheinbares  Zugeben,    Rutil.  Lup.  d.  fig.  senL 

1.  19. 
paronomasia   naqovofjiaaia,   Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.  4.  4.  3.    Charis.  282.  4  ss  annomi- 

natio.   [237.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  483 

paronychium,  paronychia  TtaqowxLa,  Neidnagel^  Plin.  21.  142  =  reduvia. 

cf.  panaricium.    sp.  panadizo.   [272  A.] 
paronymon  itaQwwfioVy  abgeleitetes  Wort  mit  veränderter  Bedeutung,  Diom. 

324.  8  K.  [226  A.] 
paropsis  TtaQOipig,  Servierschüssel,  Petr.  34.  2.   [43.  176.] 
paropter  *7raQ07tTriQ,  Bratgefäfs,  Theod.  Prise.  3.  9.   [47.] 
paroptesis  TtaqojtTYjaLg,  Braten  auf  einer  Seite,  Cael.  Aur.  chron.  2.  1.  34. 
paroptus  TtaqoTtTog,  einseitig  gehraten,  Apic.  6.  9.  244. 
parotis  TtaQojrlg,    Geschwür  bei  den  Ohren;    Kragstein,  Vitr.  98.  6.    griech. 

b.  Gels.  acc.  pl :  -as,  [271.  281.] 
parrhesia  na^^fjaia,  Rutil.  Lup.  d.  Og.  sent.  2.  48  =3  sermo  über, 
parrhesiastes  na^^rjaiaaxrjg,  freimütig  redend,  Sen.  d.  ir.  8.  23. 
parteeta   rtaqa  -\-  riyiteiv,    Seitenlogen  im   Cirkus ,   Chronogr.   ed.  Momms. 

p.  647.  4. 
partheniacum  Ttap^evtaxov,    Versmafs,  Serg    462.  6  K.   [231.] 
partheniae  TtaqS-evLai,  Jungfernkinder,  Justin.  3.  4.  7  =  spurii. 
parthenice  TtaQ&eviyLrj,  Rebhühnerkraut,  parietaria  officinalis  L.^  Catull.  61. 

190  =  parthenion.   [141.] 
parthenicon  naq^Bvixov,  Flohkraut,  Apul.  herb.  92  a=  pulegium    [454  A.] 
parthenium    naqHvioy,    Hebhühnerkraut,  parietaria  ofGcinalis  L.,    Plin.  24.  476;  22.  43; 

»pcrdicium  sive  parthenium  ab  nostris  herba  urceolaris  vocatur,   ab  aliis  astercum«. 

[444.  449.] 
parthenis  nuf^^yls,  Beifufs,  artemisia  L.,  Plin.  25.  73:  »artemisia,  quae  antea  -is  voca- 

batum. 
parygrus  Ttaqvyqog,  ein  wenig  feucht,  Marc.  Emp.  36. 
pasoeoIUB  g)aaxiükog,  Geldbeutel,  Plaut.  Rud.  1314.  vgl.  phascolon.  [15.  221.] 
pasoha  Ttaaxcc ,    Osterfest,    Tert:   d.   bapt.  19.    it.  pasqua.    fr.   pÄque.    celt. 

pasc.  [321.] 
pascbaiis. 
pasta  Ttaarrj,   Teig,  Marc.  Emp.  1.    franz.  päie. 
pastophori  7taaToq)6qoL,  Priesterkollegium,    Apul.  met.  11.  17.  C.  I.  L.  2. 

7468.  [318.] 
pastophorium  7taaToq>OQelov,  kleine  Kapelle,  Hieron.  in  Jesai.  22.  15.  [318.] 

patagium  Ttarayelov,  breite  Borte,  Naev.  trag.  48.   [181.] 

patagiarius,  Plaut.  Aul.  505.  Doni  inscr.  VIII.  78.  [203.]  patagiatus.  pataginare. 

pataguB  Ttarayog,  Krankheitsart,  Plaut,  fr.  b.  Macr.  saturn.  5.  19.  12.  [269.] 

patetae  Ttatrjtal,  Dattelart,  Plin.  13.  45.   [136  A.] 

patheticus  TtadTjTcycog,  affektvoll,  Macrob.  sat.  4.  2.  1.    it.  patetico  =  coin- 

movens. 
pathetice. 
pafhiouB  Tta&Lxog,   Unzucht  an  sich  gestattend,  Catull.  16.  2.  C.  I.  L.  4.  2360. 

[309.] 
pathopoeia   na^onoita,    Erregung  der  Leidenschaft   (rhet.),    Jul.  Rufln.  d.   fig.  sent.  36. 

[288  A.] 

pathos  Ttad'og,  Affekt,  Macrob.  sat.  4.  6.  1  =  morbus.   [54.  243.] 

patriaroha  TtaTQiagxriSj  Patriarch,  Tert.  ad.  nat.  2.  12.  [320.] 
patriarches,  Tert.  d.  cor.  9.  patriarchalis,  patriarchicus. 

31* 


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484  Gribchisghb  Wöktbk 

patricus  *7f atQixoc,  Varr.  1.  1.  8.  37.  66  «=  patrius. 
patriota  naTQuoTfjg^  Gregor,  ep.  8.  37  ==  patriae  amans.  [46.] 
patrioticus  nargitatixo^,  Cassiod.  var.  14.  4  =  patriae  amans. 

patrisso  jcargcdCio,  dem  Vater  nacharten,  Plaut.  Pseud.  442.  (patrizo  Consent. 

376.  33  K.).   [22.  325.] 
patronymicum   /caTQwvu/^ixov,    vom    Vater   entlehnter  Name,    DoDat.  373. 

23  K.   [226.] 
pausa  Ttavatg.   Pause,  Plaut.  Pers.  878.  Grut.  690.  5.   [48  A.  212.] 

pausarc  &=  sp.  pg.  pr.  pausar,  pausabilis,  pausarius,  pausatio,  repausare,  repausatio. 
pausum,  R6n.  Inscr.  Afr.  4099. 
pausen  *7cauaea,  Olivenart,  Gat.  r.  r.  6.  7.   (posea,  pusia). 
pausilypon  7tavaiXv7tov,   Grabmal,  Fabrett.  750  nr.  573. 
pectis  *ni]XTi^,  Beinwell,  symphytum  officinale  Z..,  Apul.  herb.  59  s=  consolida,  symphytoo. 
pedalion  *ni]&aXioy,  Blutkraut,  Apul.  herb.  48  s=  proserpinaca. 
peganon  nr^yayoy,  GartenraiUe,  ruta  graveolens  L.,  Apul.  herb.  89  =b  ruta.  [454  A.] 
pegasus  Jlrjyaaog,    das  Musenpferd j  Cic.  Quinct.  80.   [104.] 

pegaseius,  -eus,  -is. 
pegma  TCtjyfia,  Gerüst,  Cic.  ad.  Att.  4.8.  2.  [48.  293.  295.] 

pegmaris.   [295.] 
pelagicus  neJiaytxos',  Col.  8.  47.  44  =  marinus. 
pelagius  neXreyio^^  Pabl.  Syr.  mim.   4  2  Rb.   =  marinus. 
pelagus  /r^layog,  Meer,  Plaut.  Pers.  178.   it.  pelago.    sp.  pielago.  pg.  pego  = 

mare.   [54.   58.   64.. 261.] 
pelamys   jcrjkafivg,    Thunfisch,    Varr.    sat.    Men.    403.    franz.    pelamyde.  [43. 

116  A.] 
pelecinon  /re^eytivov,   Sonnenuhrart,  Vitr.  233.  20.   [252.] 
pelecinus  Ttekeyclvog,  Beilkraut,  Psin.   18.  155,   [150.] 

pelecina. 
pelex,  paelex  7ralla^^  Kebsweib,   Plaut.  Merc.  6.  90.  lex  N.  Pompilit  b.  Paul. 

Diac.  p.   222.  3.   I.  R.  N.    7017.  Gell.    4.  3.  3:  »hoc  quoque  vocabulum 

de  Graeco  flexum«.   [69.  309.] 
pclicula,  pelicatus. 
pelicanus  7teXeY.ävog^   Kropf gans,  pelecanus  onoerotalus  L.,  Hieron.  brev.  in 

psalra.   101.    fr.  pölican.    [110.] 
pellion  niXXiotf,  Kellerhals,  Apul.  herb.  58  =  daphnoides. 
pell  OS  neXXos',  Plin.   4  0.  464  «=  pullus. 

peloris  jreXioqig,  grofse  Gienmuschel,  Lucil.  3.  25  M.   [116.] 

pelta  jrelrrj,  leichter  Schild,  Nep.  Iphicr.   1.4.   [323.] 

peltastae  Trelraaral,  leichte  Fufssoldaten,  Nep.  Iphicr.   1.4.  Liv.  28.  5.  H. 

pemma  7cif.i^La^  Backwerk,  Varr.  sat.  Men.  417.   [48.  169.] 

peiielops  jrr^veXoxp,  Eritenart,  anas  Penelope  L,,  Plin.  37.  38.   acc.pl:  -as: 

»quas  (Mnaseas)  -as  vocat«.   [52.  IIO.J 
penetica  7C€tvr]Tt7iri,  Hungerleiderkur,  Cael.  b.  Cic.  fam.  8.  1.5.  [37.^ 
pentachordos  jcevvdxoQÖog,  fünfsaitig,  Mart.  Cap.  9.  962. 
pentaconta rebus  neyxaxoviagx^^i  Anführer  von  80  Mann,  4.  Machab.  S.  55  Yulg. 
pentadactylus  7t€vvadayivvkog,  Fiinffingerkraut,  Plin.  32.  147.  [119.] 
pentadoros   7TBVTa5o)Qog ,  fünf  Querhände  enthaltend.   Vitr.  39.  6.   griech. 

39.  2. 


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m  DER  LATEfNfSGHBlf  SPRACHE.  485 

pentaetericus  nByraajrjQixog,  Gruter  499.6.   C.  I.  L.  2.4136.  Not.  Tir.  Kopp.  p.  287  = 

quinquennalis. 
pentaeteris  nByxaBXTjqig^  Censorin.  48.  3  =  quinquennium.  [256.] 
pentagonium  nBytaytayioyf  Gromat.  vet.  p.  348.  27  =s  quinquangulum.  [253  A.] 
pen  tagen  US  nBvtdy<ayoff,  Gromat.  vet.  p.  406.  24  s=  quinquangulus.   [255  A.] 
pentameres  jtevra^eQi^gj  fünfteilig,  Tert.  Maur.  v.  2578. 

Pentameter  TtevrdfierQog,   Versart,  Quint.  9.  4.  98.   (pentaraetrus) .   [56.  230. j 
pentaroyron  nByra/avQoy,  SaWenart,  Orib.  Bern.  22.  28. 

pentanummus  ^nByjttyofjioSf  Silbermünze  =  fünf  As,  Auct.  d.  limit.  p.  265  =  quinarius. 
pentapetes  nByranBriSy  Fünffingerkraut,  polentilla  L.,  Plin.  25.  4  09:  »quinquefolium  Gracci 

pentapetes  sive  pentaphyUon  aut  chamaezelon  vocant«.  [4  50.] 
pen  tapharmacum  TtevxacpaqiiayLov,    Tracht  von  fünf  Gerichten,  Spart,  Hei. 

5.  4. 
pentapbyllon  nBytatpvXXoy^  id.,  Plin.  25.  409,  vgl.  pentapetes.  [450.] 
pentapolis  nevraTtoXig,  Fünf  Stadt,  Solin.  35. 

pentapolitanus,  Plin.  5.  34. 
pentaptotia  TtepraTtQCjrela,  Kollegium  der  fünf  Oberen,  Cod.  Just.  12.  29.  2. 

[312.] 
pentaptotos  TcevtaTtrioTog,  mit  fünf  Kasus,  Prise.  5.  76.  Consent.  351.  22  = 

forma  quinaria. 
pentas  nByjas,  Fünfzahl,  Mart.  Gap.  7.  735.  [27.  266.] 
pentasemus  itevraarj^og,  fünfzeitig,  Diom.  506.  5  =  senarius. 
pentaspaston  TttyraOTtaarov,  Flaschensug,  Vitr.  246.  26.   [258.] 
pentasphaerum    nByracipttiQoy ,    Spexereiart,   Marcian.   dig.    39.    4.    46.   7    =   maloba- 

tbrum. 
pentas tichos  Ttevraarixog,  mit  fünf  Säulenreihen ,  Treb.  Poll.  Call.   18.5. 

pentasyllahos  itBVTaavXXaßog,  fünf  silbig,  Mall.  Theod.  d.  metr.  2. 
pentateuchus  Ttevrdrevxog,  fünf  Bücher  läosis,  Tert.  adv.  IMarc.  1.   10. 
pentathlum  nivrad'lov,  Fünfkampfs  Paul.  Diac.  p.  221.  3  =  quinquertiuin. 

[296  A.] 
pentathlus  niyrad^Xos ,    Sieger  im   Fünfkampf,    Plin.  34.  57  s==  quinquertio.  |(plastisches 

Werk).  [277.] 
pentatomon  nByxaiofjioy^  Fünffingerkraut,  potenlilla  L.,  Apul.  herb.  2  =  pentapetes. 
penteeoste  TtevrrjKoaTi^,  Pfingsten,  Tert.  d.  idol.  14.  fr.  penlecöte.  d.  Pfingsten. 

[324.] 

pentecostalis. 
penterls  nByiijQTig,  Auct.  b.  Afr.  62.  5  =  quinqucreinis.   [242  A.] 
pen  tethronicus  *nBvxB&qoyiii6g ,  fünfthranig,  Plaut.  Poen,  2.25.342  zweifelh.   [8(i.] 

penthe in i  mores,    (is)   /lepd^tjf^uf^UQrjg,    Verseinschnitt,   Diom.  497.  8  K.  =  so- 

miquinaria.   [230  A.] 
penthemimericus. 
pentorobon  nByroQoßoy,  Pfingstrose,  Plin.  25.  29:   »pacoiiia,  quam  quidam  -on  appellant«. 

[450.; 
peplis  7tB7tXlg,    Wolfsmilchsart,    euphorbia  peplis  L. ,    Plin.  20.  210:  »est  et 

porcillaca,  quam  -in  vocant«.   [148.] 
peplium  7t€7rkiov,    Wolfsmilchsari,    euphorbia  esula  L.,  Cael.  Aur.  acut.  2. 

19.  115. 
peplum  Ttinkov,  Gewand,   Plaut.  Iderc.  prol.   67.   [181 .] 
pepluB  ninlog,  id.,  IManil.  5.  393.   [181.] 


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486  Griechische  Wörter 

pepo  Tcirttjv^   Pfehe^  cucumis  melo  Z..,  Plin.  19.  65.  Ed.  Dio.  6.  32.    it.  pepone 

afr.  pepon.   [27.  53.  U3.] 
pepticus   TtETtTL'Kog^   zur    Verdauung  dienlich^    Plin,  20.  201:  »quas  vocant 

-ascc.   [272.] 
pera  Ttfiqa^  Ranzen,  Phaedr.  4.  9.  C.  I.  L.  4.  2416.   [221.] 

penila,  Plaut.  Truc.  2.  6.  54.  peratim. 
perca  /r^pziy,  Barsch^  perca  L.,  Ovid.  hal.  112.   d.  Barsch,   fr.  perche.  [H9. 
percnopterus  TreQKPOTtreQog,  Bergstorch  (I)    [Aasgeiei^^    vultur  percnopterus 

L.),  Plin.  10.  8  =  oripelargus  (!).   [110.] 
percnus  neQxyo^,    Adlerart,    Plin.  40.  7:    »morphnos,  quam  Homerus  et  percnom  vocak 

[HO.] 
perdicium   TtegdUiov,    Rebhühnerkraut y   parietaria   officinalis  Z. ,    Plin.  22. 

41  =  aste  reu  m  od.  urceolaris  herba.    cf.  leucanthes.   [149.] 
perdix  TtiQäi^j    Rebhuhn,    perdix  cinerea  Briss. ,    Varr.  b.  Non.  3.  163.  Ed. 

Dio.  4.  24.  acc.  pl:  -as.    frz.  perdrix.   [30.  50.  109.] 
perdicalis. 
pergamena  TteQya^tjvog ,    Pergament,   Not.  Bern.  38.  4.  Ed.  Dio.    7   38.    fr, 

parchemin.    [232.] 
periagium  von  Tcegiayco,  Walze,  De  idiom.  cas.  et  gen.  584.  20  K.  :=  scutula. 
periambus  TtsQiafißog,    Versfufs,  Quint.  9.  4.  80  =  pyrrhichius. 
periboetos  nsQißorjtog,  berühmt,  Plin.  34.  69:   »Satyrum,  quem  Graeci  periboeton  cogno- 

minant«.  (Skulplurwerk. )  [277.] 
peribolus  neQißoXo^,  Korridor,  Ezech.  42.  7  Vulg.  griech.  b.  Vitr.  [59.] 
pericarpum  nBqlvLaqitov,  Zwiebelgewächs,  Plin.  25.  131. 
perichristarium  von  nB^ix^itnos ,  Augensalbe,  Marc.  Emp.  8. 
perichyte   TteqixvTri,  Gladiator enkampfart,  Cod.  Just.  3.  43.  3. 
periclymenos  TteQiyclvfievog,  Geifsblatt,    Lonicera  caprifoHum  L.,  Plin.  27. 

120.    it.  periclimeno.   [150.] 
pericope  nBQixonri,  Abschnitt,  Hieron.  Joel.  2. 

periegcticus  nBQiijyetixo^,  Reisebeschreiber,  Lact,  ad  Stat.  Theb.  3.  479. 
periectica  TiegiexTixa,  Diom.  322.  26  K.  =  ju^aa,  verba  media    [226  A. 
periegcticus  TteQirjyrjTtxog,  Reisebeschreiber,    Lact,  ad  Stat.  Theb.  3,  479. 
periestigmene  (diple)  TceQuatiyfiivrj    {öcTtlfj),   kritisches  Zeichen,   Graiuni. 

lat.  VII.  535.  16.   [226.] 
perileptica  TteQtltjTtrixd,  Diom.  322.  24  K.  =  coUectiva.   [226  A.] 
perileucos  TteQl^evxog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  180. 
perimachia  nsQi/aaxia,  Angriff,  Sidon.  ep.  4.7  =  impetus. 
perimetros  TCBQlf^ietQog,  Umkreis,  Vitr.   116.27.   [256  A.j 
perineos  TteQiveog,  Damm  (med.),  Cael.  Aur.  chron.  5.  3.  59:   »circa  veretri 

initium,  quod  Graeci  perineon  vocant«. 
periodeuta  nBqio^Bvxrjg,  Aufseher,  Cod.  Just.  4.  8.  42. 
periodicus    7ttQLoStY,6g,   zeitweilig,   Plin.  20.  15:  »febres,    quas  Graeci -as 

vocanta. 
periodus  Tteglodog,  Quint.  9.  4.  14=ambitus  verborum.   [59.  67.  236. 
periosteon  Ttegioareov,  Knochenhaut,  Cael.  Aur.  chron.  5.  1.  5. 
peripatetici  TteQutaTtjTixol,  Peripatetiker,  Varr.  r.  r.  1.  1.  8.  Cic.  Acad.  1.  *• 

18.   [242.] 
peripetasma  TtegcTtirao^a,   Teppich,  Cic.  Verr.  4.  12.  27.   [49.  177.  204.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPAAGHE.  487 

peripheres  7teQiq)eQrigj  Marl.  Cap.  9.  958  =  circumstans. 

peripheria  7tBQi(piqeta^  Marl.  Cap,  8.  827  =  linea  circumcurrens.   [256  A.] 

peripboretos  neqifpoqrjjogy   Plin.  34.56:   »Artemon,  qui  -os  appellalus  est«,    (plastisches 

Werk.)   [277.] 
periphrasis  7t€Qlq)Qaaigy  Suet.  gram.  4.  Quint.  8.  3.  53  =  circumlocutio, 

circuitus  eloquendi,  circumscriptio.   [48.  237.] 
p er i plus  nBqinXovg^  Beschreibung  der  befahrenen  Küsten,  Plin.  7.  155. 
peripneumonia,  peripleumonia  TteQmvevfiovla,  Lungensucht,  Cael.  Aur. 

acut.  2.  25.  UO. 
peripneumonicus  TteQifcvevf^wvixog ,    lungensüchtig ^    Plin.  20.  476.    (peri- 

pleumonicus] .   [270.] 

peripneumoniacus,  Theod.  Prise.  2.  4. 
peripodion  negmo^ioy,  langes  Gewand^  Acron.  ad  Hör.  sat.  4.  2.  99. 
peripsema  negltf/T^/aa,   Unflat,  Tert.  d.  public.  44.  C.  I.  L.  '5.  4500  =  sordcs.  [48.] 
peripteros  TteqlTtTeQog^  ringshei^m  geflügelt,  Vitr.  68.  26.   [282.] 

periBcelis  TteqtayLeUg^  Kniespangey  Hör.  ep.  \.  il,  56  =  genuale.   [189.] 
periscelium  TteQtoxihov,  id.,  Tert.  d.  cult.  fem.  2.  13. 
perispomenon  7t£Qia7td)[.ievov,    Perispomenon,  Macrob.  d.  difT.  4.  1. 
perissochoregia  nBQiaöoxoqrjyia,  Geschenk  obendrein,  Cod.  Theod.  4  4.  26.  2. 
perissologia  nBQiaaoXoyia,  überflüssige  Wortfülle,  Charis.  274.  8  K.  [237.] 
perisson  nsQiaaoy,  Nachtschattenart,  Plin.  24.  4  79  i=  strychnos,  vgl.  neuras.  [4  49.] 
peristasis  ne^iütaaif,  Gegenstand  der  Rede,  Petr.  48.4.    griech.  b.  Sen.  =  thema.  [48.] 
peristereos  TteQiaTiqeiog,  Eisenkraut,  verbena  officinalis  L.,  Plin.  25.  126: 

»-0S  vocatur«  =  peristereon,  TteQtareQsupv.  [149.] 
perifltroma  TteqLaTQwna,   Teppich,  Plaut.  Stich.  378.   [48.  49.  177.  204.] 
peristrophe  TteQiatQoq)!^,   Umdrehung  des  Arguments,  JMart.  Cap.  5.  563. 
peristylium  TceQiaTvhov,  Peristyl,  Vitr.  14.  9.  6.   [196.] 
peristylum  TtSQlarvlov,  id.,  Varr.  r.  r.  3.  5.  1.   [196.] 
peritonaeum  TteQiropawp,  Bauchfell,    Cael.  Aur.  acut.  3.  17.  142.    griech. 

b.  Cels.   [55.] 
peritretos  TteQlrQrjTog,  ringsherum  durchbohrt,  Vitr.  266.  11.  griech.  269.  23. 
perixyomenos  nBQi^vo/asyoff,  der  sich  Abreibende,  Plin.  34.  86.   (Statue.)  [277.] 
perizoma  nBQiCoifjia,  Gürtel,  Hieron.  in  Zach.  3  ad  44.  4  4  s  zona.  [49.] 
persea  TteQoia,  ägyptischer  Baum,  Plin.  15.  45.   [146.  207. J 
persephonium  nBQ<TB(p6ytoy,  milder  Mohn,  Apul.  herb.  53  =s  papaver  silvaticum.  [454  A.] 

persioum  Tteqaimv,   Pfirsich,    amygdalus   persica  L.,    Plin.   15.  11.  12.  C.  1. 

L.  4.  2319.  2562.   [127  A.  139.] 

persicus,  Col.  5.  40.  20.  it.  persica,  pesca,  fr.  pdche. 
persites  TteQalrrjg,   Wolfsmilchsart,  Apul.  herb.  108.   [47.  151  A.] 
pesBuluB  TtaoaaXog,  Riegel,  Plaut.  Truc.  2.  3.  30.   [32.  62.  63.  85.  197.] 
pessum  Tteaaov,  Mutterzäpfchen,  Apul.  herb.  121.    pessulum  Cael.  Aur.  acut. 

3.  18.  184. 
pessus  Tteaaog,  id.,  Plin.  Val.  1.  4.  extr.    griech.  b.  Cels. 
petalum  TtiraXov,  Blech,  Isid.  orig.  19.  21.    fr.  po^le.  [61.] 
petaminarius   von  Tcerafievog ,    Äquilibrist,  Jul.  Firm.    math.   8.  15.   [203. 

301.] 
petaso  Ttetaacüv,   Vorder  Schinken,  Martial.  3.  77.  6.  Ed.  Dio.  4.  8.  [169  A.] 
petasio,  Varr.  r.  r.  2.  4.  4  0.  petasunculus. 


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488  Grieghisghb  Wörter 

petasuB  Ttiraaog,  Reisehut,  Plaut.  Pseud.  735.   [29.  64.  185.] 

petasatus,  petasunculus. 
petauristes,  TteravQiGTi^g,  Äquilibrist,  Varr.  b.  Non.  56.  30.   [46.  304.] 

petaurista,  Ael.  Stil.  b.  Fest.  p.  206  M.  petauristarius.  [203.] 

petaiirum  Ttiravqov,  Maschine  der  Äquilibristen,  Lucil.  ine.  100  M.  [301.] 
petra  jtixqa,   Fels,  Plaut.  Bacch.  23.  Beda  282.  29  K:   »petra  et  graeeum  et 
latinum  nomen  est«,    fr.  pierre.   [8.  27.  261.] 

petrensis,  petreus,  petro,  petrosus,  petronius,  petrarius. 
petrabulum  TterQoßokov,  Not.  Tir.  p.  179  Gnit.  =  ballista,  aries. 

petraeus  Tcergalog,  auf  Felsen  wachsend  (Kohlart),  Plin.  20.  92.   [55.] 

petrinus  nitQiyo^,  Tert.  adv.  Marc.  3.  46  =  saxeus. 

petroselinum  TceTQoaihvov,  Petersilie,  apium  petroselinum  L.,  PHd.  20.  H8: 
»-on  quidam  appeilanta.  it.  petroseiino.  sp.  perexiJ.  fr.  persil.  d.  Peter- 
silie.  [150.] 

petrotos  Trer^oiToV,  versteinert^  Plin.  36.  4  95:  »calices,  quos  appellabant  -os«. 

peuce  Tcevxrj,  Pechfichte;  Weintraubenart,  Plin.   11.  118.   [172.] 

peucedanum  Ttevuidavov,    Saufenchel,    peucedanum  officinale  L. ,    Gels.  5. 
18.  29.    it.  peucedano  =  pinasteilus. 
peucedanos.  [4  42.] 

peumene  *7tev/^ievr],  Silberschaum,  Plin.  33.  108:  »quidam  duo  faciunt  genera 
spumae,  quae  vocant  scirerytida  et  peumenena.  [151.] 

pezicae  Tte^ixal,  Pilzart,  Plin.  19.  38:  »fungi  Graecis  dicti  -ae«.  [150.] 

phaeeasium  (paiycaawv,  Schuhart,  Sen.  ben.  7.  21.  1.   [187.] 
phaecasia,  Petr.  67.  4.  phaecasiatus. 

phaenomenon  (paiyo/aeyoy,  Erscheinung,  Theod.  Prise.  2.  7. 

phaenon  q)aLvo)V,  Planet  Saturn,  Apul.  d.  inund.  2.    griech.  b.  Cic. 

phagedaena  (paylöaiva,  Ueifshunger,  Plin.  26.  110.    cf.  bulimus.   [33.  271.] 

phagedaenicus  (payedatpiytog,  fressend,  Plin.  24.  9. 

phager  qxxyqog,  Fischart,  Ovid.  hal.  107.   [56.  119.] 

phago  qxiycjv,  Fresser,  Varr.  sat.  Men.  529  =  edo.   [301.] 

phalacrocorax  q)ala}tQ0K6Qa^,  Plin.  10,  133  =  corvus  aquaticus.   [110. j 

phalaecium  q)aXai}itov,   Versmafs,  Diom.  509.  11  K. 

phalanga  q>alayyrj,  Walze,  Caes.  b.  c.  2.  10.  7.  Plin.  7.  200:  »fustibus,  quos 
vocant  -astf. 

phalangarius,  Vitr.  254.  22.  Fabretti  40.  50.  Orell.  Henz.  5089.  [203.  309.) 
phalangitae  (falayylTai,  Soldaten  von  der  Phalanx,  Liv.  37.  40.  1. 

phalangitis  (pakayylTig,  Spinnenkraut,  anthericum  liliastrum  L. ,    Plin.  27. 
124:  )>-is  a  quibusdam  phalangion  vocatur,    ab  aliis  leucanthemuni;    vel, 
ut  in  quibusdam  exemplaribus  invenio,  leucacantba«.   [150.] 
phalangium  (paXayytov,   giftige  Spinnenart;   Spinnenkraut,  anthericum  lilia- 
strum L.,  Geis.  5.  27.  9.  Plin.  27.  124.   [150.J 
phalangius. 
phalanx  q>alaySy  Schlachtordnung,  Caes.  b.  g.  1.  24.  5.   [51.  323  Ä.] 

phalangarius,  Lnmprid.  Alex.  Sev.  50.  5. 
phalerae   qxiXaqa,    Stirn-  und  Bnistschmuck,   Cic.  Verr.  2.  4.  12.  Pub.  Syr. 
12  Rb.  C.  I.  L.  1.  624.   [62.  217.  325.] 
phalerare,  phaleralus  Ter.  Phorm.  500. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SpEAGHB.  489 

phaleris  q)alr]Qls,   Wasserhuhn,  fulica  L. ;  Kanariengras  (phalaris  Canarien- 

sis  L?),  Varr.  r.  r.  3.  H.  Plin.  27.  126.  [WO.  450.] 
phallicus  qfalltiiog,  phallisch^  Serg.  463.  20  K.  [231.] 
Phallus  q)alk6gy  Figur  eines  männlichen  Gliedes^  Arnob.  5.  28.    vgl.  phallo- 

vitrobulus. 
pbanerosis  (payiQotai^f  Öffnung,  Tert.  adv.  haer.  30. 
phanlasia   q)avTaala,    Einfall    (Schimpfwort),    Petr.  38  extr.  =  ingenium, 

cogitaiio.    fr.  fantaisie. 
Phantasma   q)dvTaa^a,    Plin.  ep.  7.  27.  1.    fr.  fantöme.    it.    fantasima  = 

Visum;  imago. 

phantasmari,  phantasroaticus. 
phantasticus  q)avTaam6s,  phantastisch,  Fulg.  myth.  3.  10.  p.  132. 
phaos  (paoff,  Placid.  ed.  Mai  473:  »iuvenale  phaos«  s=  lumen. 

pharanitis  (paqavlTig^  Amethystart,  Plin.  37.  122:  »sapenos:   eadeui  phara- 

nitis  in  contcrmino  Arabiae  genlis  nomine«.   [43.] 
pharetra  (paqirqa,  Köcher^    Liv.  Andron.    b.  Ter.  Maur.   1937.    it.  faretra. 

[68.  252.  323  A.] 

pharetratus,  phareiriger. 
pharetrazonium  (paQSTQaCiopiov ,    Köchergürtel ,    Not.  Tir.  Kopp.   p.  278. 

Grut.  126. 
pharicon  (pagmov,  Giftart^  Scribon.  195. 
pharmaceuticus  q)aQfiaii€VTiyc6g,  zu  den  Arzneimitteln  gehörig^   Cael.  Aur. 

chron.  5.  10.  126. 
pharmaceutria  q>aQfiaiievTgiaj  Zauberin^  Serv.  Verg.  g.  8.  21.   [47.] 
pharmaoopola  q)aQfiaxo7C(ülrig ,    Quacksalber  ^    Cat.   or.  p.  58.  3.  C.  1.  L.  5. 

4489.   [267.] 
pbarmacus  (paquanog^  Zauberer^  Petr.  107.  15. 
pbarnacion  (paqva%etov,  Panaceenart,  Plin.  25.33:   vgl.  centaurion. 
pharnuprium  *(pa^vov7CQiov,  Feigenweinart,  Plin.  14.  102:  »sycites,  quem  alii 

-um,  alii  trochin  vocant«. 
pbarus  q>aqog,  Leuchtturm,  Cod.  Theod.  14.  9.  3.   [67.  215.] 
pbascolon    (paaxioXov^    Ranzen,    Paul.  Diac.  p.  223.  1  :  »phascola  appellant 

Graeci,  quas  vulgus  peras  vocat«.    vgl.  pasceolus. 
phaBelus  qxxarjlog,    Zwergbohne  phaseolus   nanus  L. ;    Fahrzeug,    Verg.  g.   1. 

227.  Sisenn.  b.  Non.  p.  534.    it.  fagiolo.   [29.   141.  212.] 
phaselaria,  phaseolus. 
phasganion   (patfyayioy,    Schwertel ,   gladiolus   communis  L.,   Plin.  i5.  437  =  gladiolus, 

vgl.  xiphion.  [150.] 
phasianus  (paaiavog,  Fasan,  phasianus  colchicus  L.,  Suet.  Vit.  13.  fr.  faisan. 

[109.] 

phasiana,  Plin.   40.  132.  Ed.  Dio.  k.  19.  phasianarius.  [203.]  pbasianinus. 

phasiolos  q>aalokog,  Pflanzenart,  isopynim  aquilegoides  L.  oder  fumaria 
capreolata  od.  corydalis  claviculata  Pers. ,  Plin.  27.  94 :  »isopyron  aliqui 
-on  vocant«.   [149.] 

phasis  fpaaiff  Chalcid.  p.  289  ==  tuitio. 

phatne  qxxrvr],  Krippe  (astr.),   Cic.  fr.  6.  Prise.  11.  105.  9  K.  [41.] 


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490  Gribchisghb  Wörter 

phaulius  (pttvXiog,   Plin.  15.  15.   Macr.  sat.  9.  46.  6  oiiva  s  regia.    (PÜd.  al.  1.  babbios, 

bambius.)  [433  A.] 
pheleta  *g)ijXfjTyc,  Senec.  ep.  51.  Paul.  Diac.  204.  7:  »Graeci  enim  fures  philetas  vocaoU. 
phellandrion  q>ellavdQiop,   Pßanzenarl,  Plin.  27.  126.   [150.] 
phellos  q)ell6g,  Korkeiche,  Hohlscheibe  der  Wasseruhr,  Vitr.  238.  4. 
phengites  q)eyyiTr]g,  Glimmer,  Plin.  36.  163.   [47.  159.] 
pheos  y^cog,  Stachelpflanze,  Plin.  21.  91  =  stoebe.   [150.] 
pherecratium  q)€Q£}iQdT€iov,   Versmafs,  Serg.  465.  7  K.   [231.] 

pherecrateus,  Diom.  520.  2  K.  [230.] 
pherombros  *q>iQOf^ßQo^f  Äpul.  herb.  113  b  cucumis  silvaticus. 
phetrium  (pQ^Qioy,   Versammlungsort  einer  Genossenschaft,  Orell.  3787. 
pheugydros  (pevyv&Qog,  Cael.  Aur.  acut.  3.  9.  98  =s  hydrophobus. 
pheuxaspidlon,  Apul.  herb.  57  k  polion.  [151  A.J 
phiala  (pcalri,  Schale,    Plin.  33.  12.  55.  C.  I.  L.  3.  4806.  5.  8242.    il.  fiala. 

cell,  fiel,   ffiol.   [61.  175.] 
philanthropium  *(piXay^Qionioyf  Ulp.  dig.  50.  14.  2  «s  donum. 
philanthropos   (piXay&Qtanoff ,    Klebekraut,    galiuiu  aparine  L.,    Plin.  27.  32  s  aparine. 

[148.] 
philargicus  (piXa^ytrXog,  die  ruhige  Betrachtung  liebend^  Fulg.  myth.  2.  1. 
philargyria  fpiXaqyvqia,   Geldgier,   Isid.  reg.  monacli.  83  es  avaritia,  pecuniae  aviditas. 
philargyrus  q>iXttqyvqogf  geldgierig,   Gass.  Coen.  Inst.  2.  11  s=  avanis,  pecuniae  avidus. 
philema  q>iXf]fjia^  ^^fs,  Luc.  4.  1161  =  osculum,  suavium.  [321.] 
philetaeria  (piXBxaiqioy,  griechischer  Baldrian,  Plin.  25.  64;  »polemoniam  alii  -am  appel- 

laut,  Cappadoces  autem  chiliodynamum«.  [150.] 
philippeus  von  OlXiTtTtog,   Philippsdor,  Plaut.  Trin.   1158.   [220  A.] 
philitia  q)iXlTi.a,  la^cedämonische  Mahlzeiten,  Cic.  Tusc.  5.  34.  98. 
philocalia  (piXoxaXia,  Liebe  zum  Schönen,  August,  adv.  Acad.  2.  2. 
philocalus  (ptXoxaXog,  zierlich,  Pelag.  vet.  praef.  p.  14. 
philochares  (piXo^a^is,  Andorn,  marrubium  vulgare  £.,  Plin.  20.  241  &=  marabium,  c(. 

linostrophon.  [149.] 
philograecus  q)il6'yQacyiog,  Griechenfreund,  Varr.  r.  r.  3.  10.  1. 
philologia  cptloloyla,  Beschäftigung  mit  der  Litteratur,  Cic.  ad.  Alt.  2.  17.  <. 

[226.] 
phüologuB  (pdoloyog,  Gelehrter,  Cic.  ad.  AU.  13.  12.  [226.] 

philologa,  Enn.  b.  Fest.  p.  241.  23. 
philomela  q)cXofirjla,  Verg.  g.  4.  511.  it.  filomena  =  luscinia.  [HO.j 
philopaes   (piXonaig,   Andorn,    marrubium  vulgare  I.,    Plin.  20.  241  «=  marrubium,  cf. 

linostrophon.  [149.] 
philopygista  *(piXonvyi(n^£,  Schol.  Juven.  9.  1  &=  paedico. 
philosarca  gnXoffaqxog,  Liebhaber  des  Fleisches,  Hieron.  ep.  61. 
philosophia  <ptXooo(pla,    Philosophie,    Cass.  Hem.  b.   Plin.   13.  84.  Inschrifll. 

cf.  Senec.  ep.  89.    celt.  felsube.   [8.  12.  241.] 
philosophicus  *g)tloao(ptK6g,  philosophisch,  Sidon.  ep.  4.  1.  [86.] 

phiiosophice. 
philosophumenos  tpiXotfofpovfXByos,  id.,  Senec.  contr.  1.  3.  8. 

phüosophus  q>d6ao(pog,  Philosoph,  Plaut.  Rud.  986.  C.  I.  L.  3.  302.  5.  8H6. 

[242.] 

philosophe,  philosophari.  [240.]  philosophaster. 
philostorgus  (piXotnoQyog,  zärtlich  liebend,  Front,  ep.  ad.  amic.  1.6. 
pbilotechnus  fpiXotBx^os,  kunstliebend,  Vitr.  132.  27. 
philtrodotes  fpiXiQodotTjg,  Milzkraut,  Apul.  herb.  56  es  splenium. 


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IN  DBR  LATBINISCHEN  SpKAGHB.  491 

philtrum  q)LXTQov^  Liebestrani,  Ovid.  a.  a.  2.  106.  Laev.  fr.  40  M.  =  ama- 

torium. 
philus  fplXoi^,  Pelr.  110  =  amicus. 
philyra  (pikvqay  Lindenbast^  Ilor.  cariu.   \,  38.  2. 
philyrinus  q)tXvQivog^  aus  Lindenbast^  Serv.  ad.  Verg.  g.  3.  93. 
phimus  q>ii^i6gj   Würfelbecher^  Hör.  sat.  2.  7.  47  =  fritillus.   [300  A.] 
phlebotomia  q>XeßoTo^iLa^  Adet'lafs,   Gael.  Aur.  acut.  2.  48.  404.  [272.] 
phlebotomice  q)XeßoTO^L'Kri^  Aderlafskimst,  Cael.  Aur.  acut.  4.  3.  39. 
Phlebotomus  q)lۧov6(iog,  Lanzette,  Cael.  Aur.  acut.  2.  49.  424.  d.  Fliete  = 

scalpellus.  [272.] 

phlebotomare  =  venam  incidere,  secare. 
phlegma  (pkiyfia,  Schleim,  Pall.  8.  6.  2.    it.  flemma. 
phlegmaticus  (fley^iarixog,  schleimig,  Theod.  Prise.  4.  2. 
Phlegmone  (pleyfiovi^j  Blutstockung,  Plin,  20.  24.  cf.  ilemina,  -um. 

phloginos    (pkoycvos,    Edelsteinart ,    Plin.  37.  479:    »-os  quam  et  chrysilim 

vocant«. 
phlogites  (pXoyiTrjg,  id.,  Solin.  37.23  =  phlogitis.   [47.] 
phiogitis  (ploylTig,  id.,  Plin.  37.  489.   [43.] 
phlomis   fpXofjLig^    Wollkraut,    verbascum  I.,    Plin.  25.  121  =  verbascum,    vgl.  pbloinos. 

[150.] 
p  biomo  s  (pXofjiog,  id.,  Plin.  25.  120:  »verbascum  Graeci  -on  vocant«.  [150.] 
phlox    q>l6^,    Blumenart,    dianthus  Z.  (?),    Plin.  24.64:    »flos,    qui   Graece 

phlox  vocatur«.   [450.] 
pboba  fpoßrj,  Kolben  vom  Mais,  Plin.  18.  55. 

phobodipsos  <foß6^i%pof,  Cael.  Aur.  acut.  3.  9.98  «»  bydropbobia. 
phoca  qxifKrj,  Robbe,  phoca  vitulina  L.,  Verg.  g.  4.  395.    Plin.  9.  49:  »vituli 

marini,  quos  vocant  phocas«.   [4  42.] 
pboce. 
phocis  *q)wiilg,  Birnbaumart,  Plin.  47,  237.  acc.  s:  -a. 
phoenice  (poiyi^,   Mäusegerste,   Plin.  22.  135:   »berba  -e  appellata   Graecis,   nostris  vero 

hordeum  murinum«.  [150.] 
phoeniciarchia   q)oipiiiLaQx^^i    Oberpriestei^aml  in  Phönicien,  Cod.  Just.  5. 

27.  4. 
phoenicias  (pocvtulag,  Südsüdostwind,  Plin.  2.  420. 
phoenicites  q)oiviyLlTr]g,  Dattelwein,  Theod.  Prise.  2.  48.   [47.] 
phoenicitis  cpotviyuTLg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  480.   [43.   463  A.[ 
pbocnicius  fpoiyixovg,  Plin.  21.  16t  =  puniceus. 

pboenicialus. 
phoenicobalanus  q)oivcyioßdlavog,  reife  Palmenfrucht,  Plin.  42.  403:  »-us 

vocatur«. 
phoenicopterus  q)oivcyi6/CTeQog,    Flamingo,  phoenicoplerus  ruber  L.,   Gels. 

2.  48.   [409.] 
phoenicurus  g)ocvUovQog,  Rotschwanz,  Plin.  40.86.   [4  40  A.] 
phoenix   q>olvi^,    Palme,    phoenix  dactylifera  L.;    Vogel  Phönix  (phasianus 

pictus  I.?),  Plin.  29.  56.  Älanil.  b.  Plin.   40.  4.   [50.  440.] 
pboenicinus.  pboenicatus. 
phona80U8  gxovaaxog,  Deklamationslehrer,  Varr.  fr.  b.  Non.  2.  826.  [289.] 
phonema  (ptoyrjfjia,  Ausspruch,  Front,  d.  eloqu.  p.  136. 


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492  Grhkhisghb  Wörter 

p  ho  DOS  cpovog,  Blutkraut,    Plin.  S1.  95  =  atraciylis:   »qua  de  causa  phoDos 

vocatur  a  quibusdamv. 
phormio  (poQ^loVj  Binsenmattey  cf.  formio. 
phosphorus  qxaatpogof,  Morgenstern^  Marl.  8.  24.  1. 

phragmiles  fpQayfilTrjgj  Schilf  röhr,  arundo  phragmites  L.,  Plin.  32.  U1. 
phrasis  (pqaatg,  Sen.  conti*.  3  praef.  2  p.  198  Bip.  =  elocutio. 
phratria    (pqaTqla,    Fratrie,    Lokal  der  Pratrie,    I.  R.  N.  2454   (phetria  = 

(pqrirqLa),  6828. 
phrenesis  q)Qivr]acg,   Wahnsinn,  Gels.  3.  18.    fr.  frön6sie.  =  dementia. 

phreneticus,  phreneticus  (pQevrjTcuog,  wahnsinnig,  Cic.  div.  1.38.  engl. 

frenetic,  frentic.   [269.] 
phrenion  (pqiviov^   Windröschen,  Plin.  24.  164  bb  anemone.  [447.] 
phrenitis  (pgevirtg,   Walinsiiin,  Gels.  3.  18  in.  engl,  frenzy. 

phrenitizo  <pQevtvlC(o,  wahnsinnig  sein,  Gael.  Aur.  acut.  1.  praef.  10.  [24.] 

phronesis  fpqovrjuis,  Marl.  Cap.  1.  17  =  mens,  prudentia. 

phryganion   *g>Qvyavtov ,    unbekanntes    Tier ,    Fl  in .  30 .  1 03  :    »neque  Chrj  - 

sippus  ipse  descripsit,  nee  nos  invenimus,  qui  novissel«. 
phrygio  (frygio),  0qv^,  Goldsticker,   Plaut.  Men.  426.    Reines  inscr.  XI.  108. 

[204.] 

phrygionius. 
phrynichium  q>qwixLOVy   Versmafs,  Serg.  461.  31.   [231.] 
phrynion  (pqvyioy ,    Traganth  astragalus  tragacantha  L, ,    Plin.  97.   4t3:   »poterion  aut  ut 

alii  vocant  -ion  vel  neuras«.  [4  50.] 
phrynus  tpQvvog,  Plin.  82.  50:  »-us  Graeci  vocant  ranas«. 
phthir  q)d'elQ,  Seefisch,  Plin.  32.  150  =  pediculus  (marinus).   [120.] 
phtiriasis  q)^eiQlaaig,  Läusesucht,  Plin.  20.  53.  [271.] 
phtirophoros   cp&etQocpoQog ,   Fichtenart,  pinus  orientalis  L.,    Plin.  16.49: 

»propter  quod  Graeci  -on  eam  appellant.« 
phthisicus  ipd-iatyLog,  schwindsüchtig,  Vilr.  60.  21.    fr.  phthisic. 

phthisis  (pMaig,  Schwindsucht,  Gels.  3.  22.  Vitr.  24.  15  =  tabes.  [270.] 

phthisisco. 
phthoe  (p&oTjy  Schwindsucht,  Cael.  Aur.  chron.   2.  4  4.  4  96  ==  phthisis. 
phthongus  (pi^oyyog^   Plin.  2.  84  s=  sonus.  griech.  b.  Vitr. 
phthorius  (pO^ogio^,  vernichtend,  Plin.  44.  440:  »quod  vinuni  -um  vocalun«.  [472  A.j 

phu  (pov,  Baldrianart,   Valeriana  Dioscoridis  Sibth.,  Scribon.  176. 

phy  (fif,  ei!  Ter.  Ad.  412.   [310.] 

phycis  ipvyiLg,  Neunauge^   petromyzou  fluviatilis  L.,  Plin.  9.81.  [120,] 

phycitis  (pvyClrig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  180.   [43.] 

phy  cos    (pvxos,    Seetang;    Orseille ,    liehen    roccella   L,,    Plin.   4  3.435:   »non  habet  lingua 

Latina   nomcn ,    quod    Graeci   vocant   phycos«;    26.  4  03:    »-os  thalnssion  id  est  fucus 

marinus«.  [4  50.]  cf.  fucus. 
phylaca  (pvXaxij,  Plaut.  Capt.  754   =  custodia.   [340  A.] 
phylacista  ^vXaxiaTi^s%  Kerkermeister,  Plaut.  Aul.  54  8. 

phylacteriunr  q)ifla}tttiQLor,  Amulett,  Marc.  Emp.  8  =  amuletum.  [47.' 
ph^larchus  (pvlctqxog,  Stammfürst,  Gic.  ad  fam.  15.  1.2.   [312. j 
phyle  (ptdri,   Phyle,  G.  I.  L.  3.6065. 

phyllanthes  (pvUav&ig,  Pflanzenart,  Plin.  21.99.  [150.] 
phyllis  g)vXXiff,  Mandelbaum,  Pall.  d.  ins.  64  b=  amygdalus.  [454  A.) 


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IN  DBR  LATBINISCBBN  SPRACHE.  493 

phyllon    (pvXXoy,    Spinnenkraut,    anthericum  liliastrum   L.,   Plin.  92.40:    «leucacanthara 

alii  phyllon,  alii  ischiada»  alii  polygonaton  appellanU.  [U9.  4  50.] 
phyma  q)v^a,  Eitergeschwulst  des  Zellgewebes^  Gels.  5.  28.  9.   [48.  271.] 
phynon  *(pvvov^  Augensalbe,  Gels.  6.  6.  20.   [271  A.] 
phyrama  <pvQafia,  Harzart,  Plin.  42.  107:  »quod  -a  appellanl«.   [48.] 
physema  q>varifia,  leere  Perle,  Plin.  9.  108:  »quae  vocant  -ata«.   [48.] 
physeter  cpvarjvi^Q,    Spritzwal,  physeter  macrocephalus  L.,  Plin.  9.  8.    [47. 

114.  120.] 
phyaioa    (pvomri,    Naturlehre,    Gic.  Ac.   1.  7.  25.    C.  1.  L.  4.  1520.     [241  A. 

242.  258.] 
physicus  q)vaix6g,  physisch,  Gaec.  fab.  pall.  258  Rb. 

physice. 
physiognomicus     (pvawyviuiiiyLog,    physiognomisch ,     Fulg.    contin.    Verg. 

p.  139  M. 
physiognomon  (puatoyriüfiiov,  Naturkenner,  Gic.  fat.  5,  10.   [242.] 
physiologia  q)vaioloyla,    Naturkunde,    Gic.  d.  nat.  d.  1.  8.  20  =  naturae 

ratio.   [242.] 
physiologicus  q)uaioXoytii6g,  physiologisch,  Tert.  ad  nat.  2.  4. 

physiologice. 
physioiogumena  (pvaioXoyovf*8ya,  physikalische  Untersuchungen,  Fulg.  myth.  3.  7.  [243  A.] 
physiologus  (fvawkoyog,  Naturforscher,  Fult;.  niyth.  2.   16. 
pliysis  (pvat^,  Natur;  Naturspiel,  Plin.   37.  195.   [48.  258.] 
phyteuina   (pvrevfia,    Kreuzwurz ,    senecio   vulgaris  L.,    Plin,.  27.  125:    »-a 

phyllon  a  Graecis  vocalura.   [48.   150.] 
picris  TtixQig,  Bittersalat,  Plin.  21.  105:  »quae  -is  nominatur«.   [150.] 

picridiac. 
pina  Ttlva,  itLvva,  Steckmuschel,  Gic.   fin.  3.  19.  63.   [116.] 
pinacotheca  ytivayLo^rjiiT],  Bildersaal,  Varr.  r.  r.   1.  2.    Orell.  2417.   [196.] 
pinax  jtlva^y  Gemälde  auf  hölzerner  Tafel,    Tert.  adv.  baer.  39.    griech.  b. 

Vitr.   [50.]  ^ 

pincerna    Ttlpo)  +  xcQvdio ,    Mundschenk,    Pseud.  Asc.  ad  Gic.  11  Verr.  1. 

26.  67.  Orell.  2881.   [85.  309.] 
pindaricum  Ttt^vöagiKov,   Versmafs,  Serg.   462.  8  K.   [231.] 
pinophylax    TtivocpvXa^,    Krebsart,    cancer  Bernhardus  L.,    Plin.  9.  142: 

»quem  pinoterein  vocant,  alii  pinopbylaeema  =  pinoteres.  [120.] 
pinoteres  Tttvori^Qrjg,  id.,  Gic.  fin.  3.  19.63.   [116.   120.] 
pionia  *7ttopla,  Steinart,  Plin.  37.  105:  »quas  -as  vocant  a  pinguitudine«. 
Piper    TtiTtBqi,    Pfeffer,    Hör.  sat.  2.  8.  49.    it.  peper,  ags.  pipor,  d.  Pfeffer, 

celt.  pebreid  (piperosus).   [54.  65.  66.  142.  172.] 

piperacius,  piperatarios,  pipcratorium,  piperatus,  piperinus. 
piperitis    TtuceqlTig,    Pfefferkraut,    capsicum    annuum   L.,    Plin.    19.    187: 

»quam  et  siliquastrum  appellavimus«.   [150.] 
pirata  TteLQavrig,  Seeräuber,  Gic.  Rose.  Am.  50.   [46.  309.] 
piraterium  jceiQaTrjQiov,  Seeräuber  schar.  Genes.  49.  19Vulg. 
piraticuB  TreiQariyiog,  seeräuberisch,  Gic.  Verr.  2.  5.  28. 

piratice. 
pissasphaltos  niaaan^aXtog,  Judenpech,   Plin.  24.  41;  35.  178:  »quao  oDOinla  Graeci  -on 

appellant«  es  bitumen.  [155  A.] 


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494  Griechische  Wörter 

pisselaeon  Ttcaaikaiop,  Öl  aus  Cedernpechj  Plin.  24.  49.   [192.] 
pissinus  Tvlaaivog,   aus  Pech,    Plin.  45.  31  :    »quod  pissinum  appellanU  = 

piceus.   [63.   192.] 
pissoceros  TttaaoxrjQog,  Pechwachs  (der  Bienen),  Plin.  17.  16.   [123.] 
pistacia    Tttaranrj ,    Pistazienbaum,    pistacia  vera  L.,    Pall.  3.  25.  33.    it.  pi- 

stacchio.   [66.  127  A.  139.] 
pistacium  Ttcaraxiov,  Pistazie,  Plin.   13.  51.  Ed.  Dio.  6.  55. 
pistana,   If eilkraut,  Plin.  21.  111:   »idem  -am  dicit  a  Graecis  vocari,  quam 

inter  ulvas  sagittam  appellamus«.    Dafür  lese  ich  oislos  [o'iaTog],   [150.] 
p  i  s  t  i  c  u  s  niatixoff,  unverfälscht,  Joann.  i  2.  3  Vulg. 
pistrix  siehe  pristis. 
pithanologia    ni&ayoXoyia,    Vorbringen  von  Gründen,  um  su  überzeugen,    Interpr.  Iren. 

2.  U.  8. 
pilhecium  TTid^j^ytioVy  Affe,  Plaut.  Mil.  gl.  989.   [51.] 
pithecus  TtLSnqyLog,  id.,  Not.  Tir.  p.   176  Grut. 
pitheus  TTLd-evg,  Kometenart,  Plin.  2.  90. 
pithus  TtLd-og,  id,,  Apul.  d.  mund.   16  extr. 

pithias  Tti&lag,  id,,   (al.  1.  pithitae.)   Sen.  n.  qu.   1.  14.  1.   [248.] 
pittaoitun    TCiTTayuov,    Etikette,    Laber.  mim.  61  Rb.    Gels.  3.  10.  2.     it.  pe- 

tecehie,  sp.  petequias,   fr.  p^tächies.   [173.  271  A.] 

pittaciarium,  loser.  lex  metall.  Vipsac.  II.  1.  50.  pictaciolum  =  pitlaciolum,  Hier. 
Aldh.  laud.  virg.  49. 
pituinus  Tttxv'ivog,  von  Fichten,  Scribon.  202.   (pityinus.)   [63.] 
pitydion  TttTväcop,  Fichtenzapfen,  Plin.  15.  36:  »-ia  vocant«. 
pityo campe    TtiTvondfiTtrj ,    Fichtenraupe,    phalaena  bombyx  pityocampa  L, 

Plin.  23.  62.  —  a  Dig.  48.  8.  3.  3.   [123.] 
plaoenta  Ttlaxovg,  Kuchen,  Cal.  r.  r.  76.  1.   [45.  73.  169.  170.] 

placentarius.   [169.] 
placitis    TvlaycLTtg,    Blättergalmei ,    Plin.   34.    102:    »haec    dicitur   placitis«. 

[154  A.] 
plagiaules  Ttlayiavlrjg,  auf  der  Querflöte  blasend,  Not.  Tir.  Grut.  p.  173. 
plagitun  Ttlayiov,  Menschendiebstahl,  Ulp.  dig.  17.  2.  51.  1.   [309.] 

plagiare,  plagiator,  plagiarius  Cic.  ad    Qu.  fr.  4.  22.  6,  plagiaria  C.  I.  L.  4.  4440. 
plagusia  *7rkayovaia,  Fischart,  Plaut.  Rud.  298.  [115.] 
planetae  Tt^avrJTac,   Wandelsterne,  Auson.  ecl.  d.  nom.  sept.  dier.  2.  p.  227 

Bip.  Fabretti  709  nr.  307.  C.  I.  L.  5.  3466  =  stellae  errantes. 
planetes  Tclavrjzeg,   id..   Gell.    14.  1.  12   =   stellae   errantes.    Cic.   [248.] 

planetarius.  [203.] 
planeticus  nXayr^ixof,  Sidon.  ep.  8.  4  4  »  errans. 
planguncula  von  Tclayyaw,   Wachspuppe,  Cic.  ad  Att.  6.  1.  25. 
plangus    Ttldyyog,    Adlerart,    Plin.    10.  7:    »morphnon   aliqui  et  plangum 

vocant«.   [110.] 
planare  (im-)  nXapaat,  irre  führen,  Sirca.  3.  26  Vulg. 
planus  7tkdvog,  Landstreicher,  Cic.  Cluent.  72.   [310.] 

plasis  nXaai^,  Ausschmückung,  Ps.  Ascon.  Cic.  II  Verr.  4.  26.  58  p.  4  74.  44  Bait.  [48.] 
plasma  Ttldofia,  Geschöpf;  Modulation  der  Stimme,  Quint.  1.  8.  2.   [48.  49.] 

plasmare,  plasmalor,  plastnaiio. 
plasso  nXaaaü),  bilden,  Apic.  2.  1.  38  =  plasmo. 


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IN  DIR  LATBimSGHEN  SPRACHE.  495 

plastes  nlaaxrig,  Bildner^  Vitr.  8.  12.  Inscr.  b.  Maff.  mus.  Veron.  p.  257.  3. 

[277.] 
plastice  Ttlaarcxi^,   Plastik,    Plin.  34.  35:  »quam  -on  Graeci  vocant«  =  ars 

simulacra  fingendi.   [277.] 
plasticus  jclaariyiog,  plastisch,  Vilr.  8.  13. 

plastica  tor. 
plastus  nXatnoff,  erdichtety  Fulg.  poet.  myth.  i.  praef.  p.  25  M. 
piatanista  TcXaraviari^g,  Fischart,  Plin.  9.  46:  »in  Gange  Indiae  -as  vocant«. 

platanon  Ttlavavwv,   Platanenwäldchen,  Vitr.  128.  17.   [53.] 

platanuB  rclaxavog,  Platane,  platanüs  orientalis  L,,  Gal.  r.  r.  51.    it.  platano. 

fr.  plane.   [61.   135.] 
plataninus. 
platea  TtXaxela,    Strafse,   Plaut.  Trin.  i840.  R6nier   inscr.    de  TAlg.  184.    it. 

piazza.    sp.  pg.  pr.  plaza.    fr.  place.  [37.  85.  217.] 
plateola. 
platice  nXattxrj,  cMgemeiner  Entwurf,  Jul.  Firm.  math.  2.  16. 
platicus  nXaxixog,  kompendiarisch,  Jul.  Firm.  math.  3.  2. 

platice. 
piaton,  -onis  ^nXcrroty ,  Damhirsch,  Apic.  8.342  (v.  nXarv^,  vgl.  platyceros). 
platyceros  nXatvxBQa^,  breithornig,  Plin.  41.  424. 
platycoriasis  TtXazv^OQiaatg,  weite  Ausdehnung  des  Augapfels.  Veget.  2.  16. 

[274.] 
platyophthalmos  TtkaTvofpO-alfiog,  Spiefsgla^,  Plin.  33.  102:  »ideo   etiam 

plerique  -on  id  appellaverea. 
platyphyllon  7tXaTvq)vkkov,   Wolfsmilchsart,  Plin.  26.  70:  »-on  vocant,  alii 

corymbiten;  alii  amygdaliten«.   [151.] 
platys  nXajvs,  Plin.  26.  90  s  latus, 
plecta  nXexT^t  geflochtene  Leiste,  Vulg.  8.  Reg.  7.  29. 
pleotrum  fckrjxTQov,  Griffel,  Cic.  nat.  deor.  2.  59.   [290.] 

plectricanus,  plectripotens. 
pleonasmus  Tckeovaafiog,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  45.  Serv.  Verg.  2.  524  = 

abund^ns  oratio.   [237.] 
pleroma  Ttli^Qcjfia,   Fülle,   Tert.  d.  praescr.  49.  pleromarius  I.  R.  N.  433. 

[203.] 
plerosis  nXr^Qaaif,  FüUe,  Prob.  H8.  38  K.  [288  A.] 
pleroticus  TtXijqatrtxof,  Frontin.  d.  colon.  p.  431   =  explens. 
Plethora  nXv&<oQTj,  tiber fülle;   Vollblütigkeit,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  282. 
plethoricus  nXrjd-toQixof,  vollblütig,  Orib.  Bern.  9.  20. 

plethron  jtXid'qov,  griechisches  Flächenmafs,  Gromal.  vet.  p.  30.  9.  C.  1.  L- 

3.  673. 
pleuricus  TtkevQiycog,  Gromat.  vet.  p.  224.  3  =  lateralis, 
pleurisis  TtXevQlrtg,  Seitenstechen,   Isid.  4.  6.  8  Otto  =  pleuritis  =  dolor 

lateris.   [270.] 
pleuriticus  TtXevQcttxog,  an  Seitenstechen  leidend,  Plin.  20.  31. 
pleuritis  TrXevQlTtg,  Seitenstechen,  Vitr.  24.  15.   [270.] 
plinthis  TtXivMg,  Platte,  Vitr.  71.  1.  [282.] 
plinthium  nXtvMov,  Sonnenuhrart,  Vitr.  236.  17.   [252.] 


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496  Gribghisgrb  Wöktbr 

plinthus  ftUv^og,  Platte,  Vitr.  77.20.  [67.  282.] 

plistolochia   TtketaToloxicc ,    Osterluzei ^    aristolochia   L. ,    Plin.  25.  96.  iO. 

29  =  moloche  agria. 
plistonices   TtleiarovUrjg ,    Vielbesieger ,   Not.  Tir.  Grut.  p.  474.  (Plin.  37. 

75.)   (cogn.). 
ploce  TtkoKrj,   Verbindung  der  Töne,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  28.  Mart.  Gap. 

9.  958  =  copulatio.   [238  A.] 
pneumaticus  nvevuarfKog,   zur  Luft  gehörig^  Vitr.  237.  6. 
pneumatomachi    /rrsvfiaTo^dxoi ,    ketzerische  Sekte ,    Cod.   Just.    1 .  5.  5. 

[320  A,] 
pnigeus  Ttvtyevg,  Dämpfer,  Vitr.  261.  13.   [40.  259  A.] 
pnigitis  jtvtyirtg,   Töpfer stein^  Plin.  36.  174. 
pnix  ttW^,  Krampf,  Marc.  Emp.  h  fol.  88  (a)  3.  acc:a. 
podager  jtodayqog,  fufsgichtisch,  Enn.  sat.  8. 
Podagra  TCoddyQa,    Fufsgicht,    Catull.  74.  2  =  dolor  articulorum  Gels.  2.  7. 

[269.  270.] 

podagrosus,  Plaut.  Merc.  695. 
podagricus  TtodayQindg,  fufsgichtisch,  Laber.  mim.  5  Rb. 
p  oder  es  TtodrjQtjg,  lange  priesterliche  Kleidung,  Tert.  adv.  Ind.   \\. 
podia  no&ia,  Schiffstau,  Serv.  Verg.  Aen.  5.  830  =  pes. 
podicus  Tto&ixof,  einen  Fufs  betragend,  Marl.  Cap.  9.  974. 
podismus  /todta^wg,  Abmessung  nach  Füfsen,   Gromat.  vet.  p.  35.  5.  Orell. 

4570. 

podismare.  podismatio.  podismalis. 
podium   /rodiov,    Tritt;   Paneel,   Vitr.  76.  24.  G.  I.  L.  2.  984.  6428.  1.  R.  N. 

5363  =  suggeslus.  afr.  poi.  pui.  vgl.  sicil.  appujari.   [282.   293  A.] 
podiarius.   [203.]  semipodius. 
poocile  noixiXrj,  bunte  Halle  in  Athen,  Nep.  Milt.  6.5. 

poema  noirma,   Plaut.  As.   174.  gen:   -os  =  Carmen.   [48.  49.  227.] 
poematium  iVoirjfxaTior,  Gedichtchen,  Plin.  ep.  4.  14.  9. 
poena    TtoLvrj ,    Strafe,    Leges    duod.    tabul.    8.    3.   Scholl,    Gic.    d.    invenl. 

2.  36.  108.  C.  I.  L.  1.  205.  2.  1.  1409.  8.   celt.  pian,  p^n.  d.  Pein.  [27. 

264.] 

poenalis,  poenaliter,  poenarius. 
poesis  Ttoirjaig,   Dichtung,  Lucil.  9.  40  in.   [48.  228  A.] 
poeta  7€ocriT/ig,  Dichter,  Plaut.  Mil.  211.  C.  I.  L.  6    1710.  I.  R.  N.  2007.  5252. 

it.  poeta.    fr.  po^te.  [37.  46.  64.  227  A.] 

poetari,  Enn.  sat.  8.    poetare,  poetes,  Orell.  4163. 
poetica  TtotrjTiyLtij  Dichtkunst,  Gic.  Tusc.   1.  1.  3.   [228  A,] 
poetice  TtoirjTiyLi^,  id.,  Varr.  1.  1.  7.  1.  2.   [228  A.] 
poeticus  TrocrjTinog,  dichterisch,   Cat.  ad.  M.  fil.  p.  83.  2.  [228  A.] 

poetice. 
poetria  TCoiriTQia,  Dichterin,  Cic.  Cael.  27.  64.   [47.  229  A.] 
poetris  TtotrjZQlg,  id.,  Pers.  prol.   13.   [229  A.] 
pogonias  Ttcoytoviag,    Bartstern,    Sen.   nat.  qu.  1.   15.  4.  Plin.  2.  89.  [55. 

248.] 
polea  TtcüUov,  Kot  des  jungen  Esels,  Plin.  18.  200. 


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IN  DER  LATfilNISGHEN  SpBACHE.  497 

polemonia   Ttoksficjriov ,    nach   Fraas   =  hypericum   olympicum  Z. ,    nach 

Sprengel  =   polemonium   caeruleum   L. ,    Plin.  25.  64.    vgl.   philetaeria. 

[150.] 
pol  et  i  cos  TitaXijTixoc,  gern  verkaufend,  Lucil.  15.  82  M. 
polia  Ttokid,  Edelsteinart,  Plin.  37.  191. 
polia  TtmXela,  Stutereij  Ulp.  dig.  21.  1.  38.  14. 
polion,  polium  7c6liov,  Poleigamander,  Teucrium  polium  L..  Plin,  21.  44  == 

poliaris  herba  Plin.  Val.  2.  17.   [150.] 
politia  TtoliTeia,  Staatsverfassung^  Tert.  ad  mart.  3.  (Titel  einer  Schrift  des 

Cicero.)    fr.  police.    engl,  policy.   (doch  vergl.  polyptycha.j   [312.] 
politicus  TtokiTinog,  Cael.  b.  Cic.  fam.  8.  1.  it.  politico  =  civilis,  publicus. 

[242.  312.] 
pol  US  Ttolog,  Himmelsgewölbe f   Att.  trag.  678  =  vertex  coeli,  axis  coeli.   [12. 

247.] 

polosc,  polosus  Ribb.  com.  Lat.  fr.  p.  322. 
polyacanthos  TtoXvomavS'ogy   Distelkrautart ^  Plin.  21.94.   [150.] 
Polyandrien  itoXvavÖQiov^  gemeinsame  Grabstätte^  Lact.  epit.  72.  17.  Inscr. 

b.  Hildebr.  ad  Arnob.  6.  6.   [308.] 
polyanthemum  itoXvavS'B^iov^  Hahnenfufsart^  ranunculus  polyanthemos  L., 

Plin.  27.  112:  »-um,  quam  quidam  batrachion  appellant«.   [148.] 

polyarchium  noXvaQxiov^  Pflasterartj  Cael.  Aur.  chron.  3.  8.  116. 
polycarpos  noXvxaqnogj  Blutkraut,  polygonum  L.,  Apul.  herb.  18  s=  polygonos.  [151  A.] 
polychronius  noXvx^oyiog,  langwierig,  Jul.  Firm.  matb.  8.28. 

polycnemon  Tcolimvtjfiovj  unbekannte  Pflanae ,  (Krduterichart ?] ,  Plin.  26 . 
148.   [150.] 

polygala  Ttolvyalor,  Kreuzblume^  polygala  comosa  Z.,  Plin.  27.  121.   [150.] 

polygamia  Ttolvyafiia^   Vielweiberei,   Hier,  expos.  in  Jerem.praef.   [321  A.] 

polygonatos  noXvyoyarog,  Weifsvmrz ,  convallaria  polygonatum  L.,  Plin.  22.  40,  vgl. 
phyllon  SS  leucacanlha.  [149.  150.] 

polygonium  jtokvyuiviov,  Blutkraut ^  polygonum  Z.,  Scribon.  193  s=  poly- 
gonos.  [142.] 

polygonium  jtoXvyd^iov^   Vieleck^  Gromat.  vet.  225.  12. 

polygonios  7tokvywviog,  vieleckig^  Vitr.  22.  11. 

polygonoides  Ttolvyovoeidrjg,  Klematisart,  Plin.  24.  141:  »est  alia  clematis 
Aegyptia  cognomine«.   [49.  148.] 

polygonos  noXvyoyoff,  Blutkraut,  polygonum  L.,  Plin.  26.  158;  27.113:  »-um  Graeci 
vocant,  quam  nos  (herbaro)  sauguinariam«.  [150.] 

polygonum  Ttolvyoyyov,   Vieleck,  Censor.  8.  10.  [255  A.] 

polygrammos  TtoXvyQafifxog,  Jaspisart,  Plin .  37.  118:  »monogrammos  voca- 

tur,  quae  pluribus  -os«. 
polyides  TtoXveidig,  Gargil.  Mart.  23:  antidotum  Galeni.   [49.] 

polymituB  Ttolvf^irog,  damasten,  Petr.  40.  5.  inscr.  Wilmanns  n.  315.    [203.] 

polymitarlus.  [203.] 
polymyxos  TVoXvfiv^og,  vieltüllig,  JMart.  14.  41  lemm.  [199  A.] 
poly neuron  noXvyevQoy,  grofses  Wegebreit,  Apul.  horb.  1  =  plantago  maior.  [151  A.] 
polyonymos  noXvtayvfiog,  vielnamig;  Bebhühnerkraut ^   Donat.  373.  22  K.    Apul.  herb.  81. 
[151  A.  226  A.] 
Weise,  Griech.  Wörter  i.  d.  lat.  Spraehe.  32 


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498  Grtbghisghb  Wörtbb 

polyphagus  TtoXvcpayog^   Vielfraß,  Suet.  Ner.  37.   [304.] 

polypodioD  TtoXvTtodioVj   Engelsüfs,    polypodium  vulgare  Z.,  Plin.  16.  244: 

»quae  -on  vocatur«.    it.  polipodio.   [<50.] 
polypsephus  /€olvtlJr](pogj  mit  viel  Edelsteinen  besetzt,  C.  I.  L.  2.  3386. 
polyptoton    noXv7iT(axov ,    Häufung  der  Kasus  desselben  Wortes,    Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent. 

1.4  0.  Charis.  282.  U  =i  multiplicatum.  [237.] 
polyptycha  7tolv/tTvxcc,  Civilliste,   Veget.  mil.  2.  19.  nach  Diez  =  it.  po- 

lizza.    sp.  poliza.    fr.  police.   [233.  313.] 
POlypuB  TtokvjtovSj   VielfufSy  Meerpolyp,   sepia  octopodia  Z.,  Plaut.  Aul.  196. 

sicil.  purpu.   [114.  271.] 
polyposus. 
polyrrhizos  noXv^^tCo^^  »vielivurzelig«  (Nieswurzart],  PUn.  25.96,  vgl.  ectomos.  [149.] 
polysarcia  /tolvaaQuiay  zu  grofse  Fleischbildung,    Cael.  Aur.  chron.  5.  11. 

131. 
polysemus  /colvarjfiog,  vielbedeutend,  Serv.  Verg.  Aen.  1.1. 
polysigma  jvolvCLy^ia,  häufige  Wiederholung  des  s,  Mart.  Gap.  5.  514.  [238  A.] 
polyspaston  TtoXva/taaTov,  Hebemaschine,  Vitr.  249.  14.   [258.] 
polysyllabus  noXvavXXaßog,  vielsilbig,  Prise,  d.  accent.  §  40  s=  multisyllabus. 
Polysyndeton  jtoXvavvÖBTOv,  Donat.  399.  4  K. 
polysyntheton  icoXvavvd'BTov,    vielfach  zusammengesetzter  Ausdruck,  Rutil. 

Lup.  d.  fig.  sent.   1.  14. 
polytrichon  noXvxQixov,   Venushaar ^  Plin.  22.  62,  vgl.  callitrichon  =  adiantum.  [M7.j 
polythrix  7toXv&Qi§,  Haar,  Plin.  16.  147.   [147.] 
polytrop  hos  noXvxQotpog,  sehr  nahrhaft,  Theod.  Prise.  2.  21. 
polyzonos  TtoXv^tovog,  Edelstein,  Plin.  37.  189. 
pompa  TtoiATtr],   feierlichei^  Aufzug,    Plaut.  Mil.  gl.  67.  C.  I.  L.   1.  206.  64; 

2.  3408.    it.  pompa.    fr.  pompe.   [316.] 

pompabilis,  pompabilitas ,  pompabiliter ,  pompalis,  poropatice,  pompaticus,  pom- 
patus,  pompare,  pompöse,  pomposus,  pompositas,  pompulentus. 
pompholyx  Tto^upoXv^ ,   Hüttenrauch ,    Plin .  34.  128:   ))quae   vocant  -em  et 

spodon«.    it.  fanfaluca.    fr.  fanfreluche.   [51.  154  A.] 
pomfolica,  Plin.  See.  med.  3.  24. 
pompicus  TtofiTtiTtog,  prunkvoll,  Victor,  d.  metr.  207.  18  K. 
pompilus  TtofiTtiXog,  Seefisch,  gasterosteus  ductor  L,,  Anon.  mim.  2  Rb.  = 

nautilus.  [116  A.] 
pontarchus  TcovraQxog,  Meerbeherrscher,   C.  I.  L.  4.  3092. 
pontUB  TtovTog,  Meer,  Att.  trag.  399.  Plaut.  Irin.  984  =  mare.   [64.  261.] 

pontarius,  I.  R.  N.  2378  ss  eontarius.  pontivagus. 
popanum  rtOTtavov,  Opferkuchen,  Juven.  6.  540  =  libum.   [61.] 
poppysma  TtoTtTtva^a,  Schnalzen  mit  der  Zunge,  \  Juven.  6,  583.  Mart.  7. 
poppysmus  TtOTtTtvafiog,  j  18.  11.   [48.] 

poppyzon  nonnvCtoy,  schnalzend,  Plin.  35.  104.  acc:  -a.  (Gemälde.)  [286.] 
porisma  TtoQiOfia,  Zusatz,  Boeth.  cons.  phil.  3.  pros.  10.  p.  60.  18  Obb.  = 

corollarium.   [48.] 
porphyrelieus  noQ(pvQijTix6c,  Suet.  Ner.  50  =  puniceus,  purpureus. 
porphy  r  10  TtoQcpvQlojv,  Purpnrvogel,  fulica  porphyrio  Z.,  Plin.  10.  129.  [109.1 
porphyrites  7tOQg)VQlTr]g,  Porphyr,  Plin.  36.  53.    it.  porfido.   [47.  158.] 
porphyritis  noqtpvqlTis»  Plin.  15.  71  «=  purpureus. 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  499 

porthmeus  noq^fiBvs,  Fährmann,  Petr.  \%\,  KM. 

porthmos  noq&fAos,  Meerenge,  Plin.  3.  74  =  fretum. 

porus  TtMQog^   Tuffstein^  Plin.  36.  53.  432:  »qui  -us  vocatur«.   [457.] 

porus  TtoQog,  Pore,  Isid.  41.  4.  80. 

postomis  TtQoaTOfug,   Pferdebremse,  Lucil.  sat.  45.  47.  (Scaliger:  pro  stomide) 

(M:  prostomis,  aber  gloss.  Labbaei  postomis  =  eTtiOTOfilg,)   [247.] 
potamaugis  TtoTafiog  +  «vyjj,  indische  Pflanze,  Plin.  24.  464:  »thalassaeglen 

circa  Indum  amnem  inveniri,  quae  ob  id  alio  nomine  -is  appellatur«.  [447.] 
potamogiton  TtoTaftoyelriov,  Laichkraut y    potamogelon  crispus  L,,   (?)  Plin. 

26.  50.    it.  potamogelo.  [450.] 
potamophylacia  ^noTa/aotpvXaxia,  Flufsbewachung,  Henz.  6928.  Mural.  4056.  4.  [86.] 
poterium  TroTtiqiov,   Becher;  Tragant,   astragalus   tragacantba  oder  creticus 

Z.,  Plaut.  Irin.  4047.  Plin.  25.  423.  [47.  450.  475.] 
pothos  Ttod-og,  Sommergewächs,  Plin.  24.  67.   [450.] 
practicus  n^axtixo^,  Fulg-  myth.  2.  4  s=  activus. 

pragma  n^ay/ia,  Jul.  Vi  ct.  art.  rhet.  3.  4.  p.  202.  3  Bait.  =s  negotium.  [49.] 
pragmaticus  /tQayfiaTinog,  sachkundig,  Cic.  ad.  Att.  4.  20.  4.  C.  I.  Rhen. 

4244.4279.  Henz.  7270.  [265  A.] 
pragmaticarius. 
prapedilon  *nQani^iXov,    Löwenblalt,   leontice  leontopetalon  X.,    Apul.  herb.  7  s  leonto* 

petalon.   [454  A.] 
prasinus  ic^äai/yog,  lauchgrün,  Petr.  27.  Fabrett.  276.  Orell.  2593.  [63.  205.] 

prasinalus,  prasinianus,  prasiatus  C.  I.  L.  7.  72  a. 
prasius  Ttgaaiog,  Edelstein;  Pflanze  (marrubium  vulgare  L.),  Plin.  37.  443. 

[449.  462.] 
prasoides  TtQaaoeidi^g,  Jaspisai%  Plin.  37.  409.  [49.] 
prason  TtQaaov,  lauchähnlicher  Strauch,  Plin.  43.  435:  »quod  quidam  prason 

vocant,  alii  zostera«.  (Detl.  grason.)   [449.] 
p  r  a  t  u  r  a  siehe  ospratura . 

praxilleum  Ttqa^LXXetov,    Versmafs,  Serg.  464.  8  K.   [234.] 
praxis  n^a^ig,   Verfahren,  Petr.  89.  4. 
Presbyter  7tQeaßmeqog1  Ältester,    Tert.  d.  bapt.  47.  C.  1.  L.  3.  755.  5.  5454. 

it.  prete.    sp.  pg.  preste.    fr.  pr^tre.  ags.  preost.  [56.  349.] 
presbytera,  prcsbyteralus,  presbyterialis. 
presbyterium  TtQeaßvriQiov ,   Kollegium  der  Ältesten,   Auguslin.  b.  Hieron. 

ep.  4  46.  33    [47.] 
p rester  7CQr]aTT^Q,  feuriger  Wirbelwind,    Lucr.  6.  424.  Plin.  2.  433:  »turbo 

ardentior  accensusque  dum  furit  -er  vocatur«.  acc.  pl:  -as.  [47.] 
priapeia  TtQtaTtri'ia,  Gedichte  auf  Priapus,  Diom.  505.  49  K.  [234.] 
priapiscus  nqianlaxo^,  Knabenkraut,  Apul.  herb.  4  5  &=  orchis,  satyrion.   [54.  4  54  A.  846.] 
priapismos  TtQiaTCta^og,    krankhaftes  Stehen   des  männlichen  Gliedes,   Cael. 

Aur.  acut.  3.  48.  478. 
priapus  Jlglairog,  geiler  Mensch,  Catull.  47.  4.  [309.] 
prininus  nqiviyog,  Vitr.  256.  20  »  iligneus.  [63.] 

prinus  n^iyo^,  Scharlacheiche,  quercus  coccifera  L.,  Dan.  43.  58  Vulg.  [454  A.] 
prisina  irgla^a,  Pt-isma,  Marl.  Cap.  6.  722.   [48.  255.] 
prista  nqiaxr^St  Holzsäger,  Plin.  34.  57.  [46.] 

pristis  TtQioTig,  gem.  Söje^ÄcA,  pristis  antiquorum  Z.,  Plin.  9.  4.  [73.  444.  242.] 
pistris,  pistrix,  pristix  Att.  trag.  ine.  fab.  fr.  40.  pristinus,  pislriger. 

32* 


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500  Gribghischk  Wörter 

pfoagorus  TtQoayoQog,  erster  Sprecher ^  Cic.  Verp.  4.  23.  50, 

proapodosis  nqoanodotng^  Hedeßgur,  Mart.  Cap.  5.  175. 

proarche  ngoaQXVi  Uranfangt  Tcrt.  adv.  Val.  7. 

proarchon  TtQoaQxo^y,  erster  Urheber ^  Interpr.  Iren.  1.  29.  4. 

proastium  ngoatnioy,  Jul.  ep.  nov.  7.  84  &=  praedium  suburbanum. 

probata  nQofiata,  Plin.  7.  16  =  oves. 

probaticus  ngoßarixog^  Hieron.  d.  sit.  el.  nom.  loc.  Hebr.  ap.  Joann.  5.  2  ss  ovillus. 

probation  nQoßuiioy,  Schafkraut,  Apul.  herb.  1.  1.  [151  A.] 

problema  TtQoßkrjfia,  gestellte  Aufgabe,  Sen.  contr.  4.  3.  8  =  quaestio.  [i8. 

243  A.] 
problemaiicus  7CQoßXrifiaTiyc6g,  problematisch,    CaeL  Aur.  chron.  3.3.46. 
probole  ngofioXi^,  Hervorbringung ^  Tert.  praesc.  46. 
proboscis  /tQößoaulgj  Rüsselj  Varr.  sat.  Men.  490  =  manus.   [43.] 

promoscis  Solin.  24.  14.  promoscida  Isid.  12.  2.  14  Otto,  promuscis  Veg.  mil.  I.  S4. 
probrachys  TtQoßqaxvg,   Versglied,  Diom.  484.  49  K. 
procatalepsis   TtQOnaTalrufJig ,    Vorwegnähme,   Jul.  Rufin.    d.   schem.  dian. 

2  =  praeceptio,  anticipatio. 
procatarcttcus  nqoxtttaQxrixofff  Cael.  Aur.  acut.  1.  1.  27  s  antecedens, 
procatasceue  nqoxaxaaxsv^ ,  Vorbereitung^  Jul.  Rufin.  d.  scheno.  dian.  3  =»  praeparatio. 

[238  A.] 

proceleusmaticus  TtQonelevafiaTixog,   Versglied,    Serv.  Verr.  Aen.  4.  16. 

[230  A.  234.] 
prochos  agrios  nqoxog  ayqtog,  Steinbruch,  Apul.  herb.  97  =  saxifraga.  [151  A.J 
procoeton  ngoxonfay^  Vorsimmerf  Plin.  ep.  2.  17.  10. 
procomion  ngoxo/iioy,   Vorderhaare  des  Kopfes,  Veget.  2.  11.  4  a»  antiae. 
procyon   /cqouvmv,    kleiner  Hund   (Gestirn),    Cic.  d.  nat.  deor.  2.  44.  Ui. 

Plin.  48.  268:  »quod  sidus  apud  Romanos  non  habet  nomen  ,    nisi  caDi- 

culum  hanc  volumus  intellegere«.   [247.] 
prodiorthosis  7rQO(fi6q&(o<rig,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  1  =  praecedeas  correctio. 
prodromus  Ttgod^ofiog,    Vorläufer;    Nordnordostwind,    Cic.  ad.   Alt.  4.  <1 

Plin.  2.  423:  »quos  -os  appellant«. 
proegmena  TtQorjy^ipa,  Cic.  fin.  3.  4.  45  =  producta, 
prognosis  TtQoyvioaig,   Prognose,  Cael.  Aur.  chron.  4.  8.  4  42. 
prognosticus  TtQoyvioarnLog,   zum  Vorauserkennen  geeignet,    Isid,   4.  10.  I. 

Cic.  d.  div.  4.  43. 
programma   7CQ6yQaf4^a ,    Manifest,    Cod.    Just.    4.  44.  3.  Fabretl.  p.  5?9. 

nr.  382.   C.  I.  L.  6.  474  4. 
progymnastes  /rQoyvfivaatt]g,   Vorturner,  Sen.  ep.  83.  3. 
prolepsis  TtQoltjipig,,    Vorauserwähnung,  Charis.  280.  4  K.  Donal.  397.  42  K. 

=  praemunitio.   [237.] 

prologium  TtQoXoycov,    Vorrede,  Pacuv.   trag.  383  Rb.   [228  A.] 
prologumene  lex  yofios^  o  nQoXoyovfisyo^,  Gesetz  mit  Vorrede^  Sen.  ep.  94.  S8. 
prologus  /tQoXoyog,  Prolog,  Per.  Andr.  5.    it.  prologo.   [59.  228  A.', 
prolytae  TtqoXvTai,  Rechtsschüler,  Justin,  dig.  praef.  5.   [265  A.] 
promeletare  ni^ofitlsTay,  vorher  üben,  Luc.  21.  14  Vulg. 
promistbota  7iQOfxtff&(OTr,f,  C.  I.  L.  3.  6113  =  localor  scaenicornm.  [46.] 
promnion  *nq6fxyioy,  Edelsteinart,  Plin.  37.  173:  »vocatur  el  -on«. 
pronaus  TVQovaog,   Vorhalle,  Vitr.  94.  43.  C.  I.  L.  5.  7904  (prona^Tis) :  BfBi 
scav.  d.  frat.  Arv.  p.  42.  22.   [34.  282.] 


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IN  DBB  LATEINISCHEN  SPRACHE.  501 

pronoea  nqoyoia,  Cic.  nat.  deor.  2.  64.  160  s=  Providentia, 
proodicus  nqof^dtxos^  Mar.  Vict.  d.  metr.  p.  58.  3  K.  «a  antecantativus. 
prooeconomia  nqooixovofxia,   Voreinrichtung ,  Serv.  Verg.  Aen.  5.  858. 
prooemium  TtQooifiioVj  Cic.  d.  or.  3.  80  =  exordium*   [228  A.] 

prooemior,  -ari. 
propator  nQondrto^t  Ahnherr,  Tert.  d.  praescr.  49. 
propempticoD  TtQOTtB^Ttxtyiov^  Abschiedsgedicht,  Stat.  silv.  3.  2. 

propheta  7tQ0<prjzrig ,   Prophet,   Jul.  Caes.  Strab.    tr.  fr.  b.  Fest.  p.  229.  10. 

[46.  319  A.  324.] 
prophetes  7tQ0(pri%rig,  id,,  Tert.  d.  cor.  9.   [319  A.  321.] 

prophetalis,  prophetatio. 
prophetia  TtQOcprjria,  Weissagungy  Tert.  d.  ieiun.  adv.  psych.  1 .    it«  prophezia. 

prophetialis. 
prophetlous  7tQoq)r]Tiii6g,  weissagerisch,  Tert.  d.  pudic.  21. 

prophetice. 
prophetis  7tQoq)rJTig,   Prophetin,  Tert.  d.  exh.  casl.  10. 

prophetissa.  [52.] 
prophetizo  *7tQ0(priTl^(i),  prophezeien,  Vulg.  Matth.  26.  65.   [24.] 
propino  TtQOTtLvia,  zutrinken,  Plaut.  Stich.  425.   [59.  66.  169.] 

propinatio,  C.  I.  L.  5.  4449.  5272. 
propitiuB  TtQOTteTi^g,  geneigt,  Plaut.  Trin.  836.  [59.  75.  325.] 

propitio,  -are,  propitiabilis,  probiliatio,  propitiator,  propitiatrix,  propitiaiorium. 
proplasma  TtQonlaafia,  Modell,  Plin.  35.  155.   [277.] 
propnigeum  u.  -on  7tQ07tviyelov,   Heizraum,  Vitr.  127.  1 9  =  praefurnium. 

[298  A.l 
propola  TVQOTCwkrjg ,   Aufkäufer,    Plaut.  Aul.  507.    Ephem.  epigr.  3.  44.  [55. 

59.   215:] 
pro  pol  IS  TtQOTtoltg,    Vorbau,  Varr.  r.  r.  3.  16.  23  =  melligo.   [123.] 
propoma  TtqoTto^a,   Vortrank  vor  dem  Essen,  Pall.  3.  32  lemm. 
proptosis  TtQOTtrwaig,   Vorfall,  Marc.  Emp.  8. 
propus  TtqoTtovg,  Gestirn,  Schol.  ad.  German.  Arat.  146. 
propylaeon  TtQonvXatov,  Propyläen^  Cic.  off.  2.  17.  60. 
propylon  jtqoTtvlov,  id.,  Plin.  35.  101.  Jan.  C.  I.  L.  1.  619.  3.  547. 
prora  TtQtfiqa,  Schiffsvorderteil,  Lucil.  20.  12  M.    it.  prora,  proda.    fr.  prone. 
[37.  211.] 

proris,  Att.  tr.  575  =  prior  navis  pars,  biprorus. 

proreta  7tQ(pQarr]g,  Oberbootsmann^  Plaut.  Rud.   1014.  C.  1.  Rh.  410.  1.  R.  N. 

2721.  [37.  46.   211.] 
prosapodosis  n^ooanoioais,  Rulil.  Lup.  d.  iig.  sent.  \  es  redditio. 
proBoaenium  TtQoaxrjviov ,    Vorbühne,   Plaut.  Poen.  prol.  17.  C.  I.  L.  2.  183. 

I.  R.  N.  5566.  Bull.  d.  Inst.  1865.  p.  81.   [197  A.  292  A.] 
proscholos  TiQoffxoXog,  Unterlehrer,  Auson.  prof.  23. 

proscholium. 
proselenos  nqoaiXrjyos,  vormondlich,  Censor.  19.  5. 
proselytus,  jtQoai^kvTog,  Proselyt,  Cic.  pr.  Place.  28.  [319.] 

proseiyta,  OreU.  25.  22. 
proseucha  TtQoaevxtj,  Gebetsort  bei  den  Juden,  Juven.  3.  296.  Grut.  651.  11. 

Or.  2526. 


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502  GaiSGHisGBB  Wörter 

proslambaDomenos  TVQoalafißavofievog,   Ton  (raus.),  Vitr.  4  42.  47.  [29^] 
proBOdia  TtqoatfidLa,   Wortaccent,  Varr.  b.  Gell.  48.  42.  8.  [37.  59.  225  A.] 

prosodiacus. 
prosopis  nooaianU       \ 
prosopitis  7ii>o<SionixiA  ^Z^*'^^'  ^P"**  ^®'^^-  ^^  =  personacia  =  personata.  [451  A.] 

prosopopoeia  TtQoacjTCOTtotta ,  Quint.  4.  8.  3  =:  ficta  personarum  inductio, 

effiguratio.  [228.  237.] 
prosparalepsis  TtQOüTtotQaXtixf)!^^   Vermehrung  eines  Worts  am  Ende,   Prob. 

263.  5  K.   [226  A.] 
prostas  TtQoarag,  Gallerie  vor  dem  Hause,  Vilr.  449.  40.  [44.  497.] 
prosthcsis  itQoa&eaig,  Buchstabenansatz,  Prob.  262.  24  K.  Donat.  396  4  K  = 

prothesis.   [48.  226  A.] 
prostylos  TtQoarvkog,  vom  Säulen  habend,  Vitr.  68.  26.   [282.] 
proBtypa  TTQoaxvTta,  Basrelief,  Plin:  35.  452.  [277.] 
protagion  *jtQ0)T6iyL0v,  gute  Weinart,  Plin.  44.  76.   [472  A.] 
protasis  ngotaai^,  Ausspmch,  Apul.  d.  dogm.  Plat.  3  p.  262  Hild.  s=  effatum.  [48.  228  A.] 
protaticus    nqoxaxixog,    nur   am   Eingang   vorkommend,    Dooat.    argum.   ad  Ter.   Andr. 

p.  4.  5  Kl. 
protaules  nqioxavXrig,  erster  Flötenbläser,  I.  R.  N.  740.  Orell.  2783. 
protheorema  nQo&etJQtjfia,   Vorbetrachtung ,  Mart.  Cap.  2.  488.  [48.] 
prothesis  TtQo&eaig,   Vorsetzung;  Vordersatz,    Diom.  443.  4  K.  cf.  prosthe- 

sis.  [59.  226  A.] 
prothyme  nqo^vfxtag,  gemütlich,  Plaut.  Pseud.  4  268. 
prothymia  ngo^vfiia,  GemüUichkeit,  Plaut.  Stich.  636. 
prothyrum  TtQod^QOVj  Hausflur,  Vitr.  450.24.    griech.  454.2. 
protirum,  protulum  Löwe  prodr.  p.  376.   [47.  85  A.] 

protomedia  TtqojTo^irjdLa,  Zauberpflanze,  Plin.  24.  465.   [4  47.] 
protomysta  n^taro/avirnj^,  Oberpriester  des  Geheimkults,  Sidon.  ep.  2.  9.  [849.] 
protoplastus  n^toxonXaatog,  zuerst  gebildet,  Tert.  cxh.  cast.  2. 

protopraxia   TtqwroTtQa^ia ,    Vorrecht  bei  Schuldfordernngen ,    Plin.  ep.  40. 

408.  1.   [265.]    . 
protostasia  TtQWToaraala,  Obersteuereinnehmeramt,    Cod.  Theod.  41.23.2. 

[3<2.] 

prototomus  nqtojojofAog,  Col.  4  0.  869  =  primo  sectus. 

prototypia  TtQiOTOxvTtla,  Reknitenstellung,  Cod.  Theod.  7.  43.  7.   [342.] 
prototypos  TtQwroTVTtog,  ursprünglich,  Diom.  323.  48  K.   [226  A.] 
protrepticon  nQotQenrixoy,  Ermahnungsschrift,  Stat.  Sil v.  5 .  2  lemm. 
protrope  n^oTQon^,  Jui.  Rufin.  d.  fig.  sent.  25  »=  adhortatio.  [238  A.] 

protropum  TtQOTqojtov,    Vormost,  Vitr.  497.  44  Rose.  Plin.   44.  85:  »ita  ap- 

pellatur  a  quibusdam  mustum  sponte  defluens«.   [172  A.] 
proxeneta  TtQo^evrjTrjg,  Makler,  Sen.   ep.  449.  4.   [222  A.] 

proxeneticum  /tQo^sprjviyiöv,  Maklerlohn,  Ulp.  dig.  50.  44.  4. 
prupergasia  n^ohnB^ymsia,  Jul.  Rufin.  d.  fig.  sent.  32  =  praemunitio.  [238  A.] 
prymna  nqvfjiya,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  294   =  puppis. 
prymnesius  n^vfiyritfiog,  zum  Schiffshinterteil  gehörig,  Lucil.  8.  45. 

prytaneum  Ttqvraveiov,  griechisches  Stadthaus,  Cic.  d.  or.  4.  54.  232.  Orell. 

3838.  I.  R.  N.  5.   [342.] 
prytanis  Tt^vrarig,   Prytane,  Liv.  42.  45.  4.   [342.] 


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IN  DER  LATBINISCHBN  SPRACHE.  503 

psaUo  tpaklw,  Zither  spielen,  Sali.  Gat.  26.   [32.  39  A.  291.] 
psalma  ipdlfia,  Psalm^  Augustin.  in  psalm.  4,  cf.  psalmus.  [48.  349  A.] 
psalmista  ifßaXfiujvrjgj  Psalmendichter ,  Uieron.  adv.  Pelag.  1.4.  [46.] 
psalmodia  tpaXfi(pdlaj  Singen  von  Psalmen,  Hieron.  ep.  108.  19.   [37.] 
psalmographus  iljal^oyQag)ogy  Psalmendichter,  Tert.  adv.  Marc.  3.  130. 
psalmuB  ipaX^og,  Psalm^  Tert.  adv.  Prax.  11.   cell.  salm.   afr.  salme,  säume. 

[319  A.  321.] 
psalmicen. 
psalterium  ipakTrjQio^,  Saiteninstrument,    Corn.  Scip.  b.  Macrob.  sat.  2.  10. 

afr.  saltier,  saulier.   [47.  289.] 
psaltes  iljalzrjg,  Zitherspieler j   Varr.    fr.  Quint.   inst.  1.  10.  18.  Grut.  inscr. 

3312.   [47.] 
psaltria  von  xpälrQca,  Zitherspielerin,  Ter.  Ad.  388.   [47.  289.  291.) 
psaranus  von  V^a^,  buntei^  Granit^  Plin.  36.   157:  i>aliqui  psaranum  vocant« 

(pyrrhopoecilon.). 
psecas  tpexag,  Friseuse,  Cael.  b.  Cic.  ad  fam.  8.  15  extr. 
psegma  cf.  spegma. 

pseliumene  ^eXiovfiitn],  die  Bekränzte,  Plin.  84.  70.  (Statue.)  [977.] 
psepbopaecta  iprjtpoTtaUrrjg ,   Jongleur,   Jul.  Tirm.   matb.  3.  8  =  praesti- 

giator. 
psephisma  if)riq)iaixa,   griechischer  Volksbeschlufs,   Cic.  Flacc.  6.  15  =  ple- 

biscitum.  [49.] 
psetta  xpfjTta,  Schollenart,  Plin.  9.  57  =  rhombus.  [120.] 
pseudapostoius  if/evdaTtoaroXog,   unechter  Apostel,  Tert.  d.  praescr.  24. 
pseudenedros  ipsvöiped^og,  erdichteter  Nachsteller,  Jul.  Firm.  math.  3.  8.  7. 
pseudisodomos  ipevdiaodofiog,  ungleichmäfsig  gebaut,  Vitr.  47.  25.  Plin.  36. 

171:  »-on  Graeci  vocant«.  [281.] 
pseudoanchusa  *ip€vdoäyxovaa,  unechte  Ochsenzunge,  Plin.  22.  50.  [149.] 
pseudobaptizo  if/evdoßaTcrl^w,  falsch  taufen,  Cypr.  sent.  episc.  4.  p.  438. 

4  K. 
pseudobunion  ipeväoßovviov,  Strauchart,  Plin.  24.  153.  [150.] 
pseudochristus  xlfevdoxQUJxog,  falscher  Christus,  Tert.  adv.  Marc.  3.  3. 
pseudocypirus  ipevdoycvjtei^og,  cypirusähnlicher  Strauch,  Plin.  17.  95.  [150.] 
pseudodiaconus  ipevdodimovog,  falscher  Diakon,  Hieron.  ep.  143.  2. 
pseudodictamnura  if/evdodUrafivov,  unechter  Diptam,  Plin.  25.  92.   [149.] 

pseudodietamnos. 
pseudodipteros  ipevdodlTvrsfog,  scheinbar  mit  zwei  Säulenreihen,  Vitr.  69. 

1.   [282.] 
pseudoepiscopus  ipsvöeTtlanoTtog,  falscher  Bischof,  Cypr.  ep.  5. 
pseudographus  ipBvd6yqa(pog,  unecht,  Hieron.  in  Isai.  prol. 
pscudomenos  ifßsvdofievog,    Cic.  Hortons,   fr.  45  Bait.  =  mentiens,   fallax.^ 
pseudomonachus  xfjevdo^iovaxog,  angeblicher  Mönch,  Hieron.  ep.  57.  2. 
pseudonardus  xpevdovaqdog,  unechte  Narde,  Plin.  12.  43.   [150.] 
pseudopaton  xpevdoTraTOv,  Scheinboden,  Cod.  Just.  8.  10.  12.  3. 
pseudoperipteros  xpBvdonBQlTtreQog,   scheinbar  rings  mit  Säulen  umgeben, 

Vitr.  102.  8.   [282.] 


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504  Grtbghisghb  Wörtkr 

pseudopropheta    tpeuäo/VQOfprjrrjg ,   falscher  Prophet,    Terl.    de   ieiun.  adv. 

psych.  42. 
pseudoprophetia  ipevdoTtQoq)r}r€la ,   falsche  Prophezeiung ,    Tert.  d.  ieiun. 

adv.  psych.  41. 
pseudopropheticus   ipevdoTtQOifYiTciidg ,  falsch  prophezeiend,   Tert.  d.  pu- 

dic.  21. 
pseudoprophetis  ^evdo7tQoq)rJTigy  falsche  Prophetin,  Tert.  d.  anim.  57. 
pseudoselinum  tffBvdoaiXiyoy,  Apui.  herb.  2  =>  apiaslrum.  [4  51  A.] 
pseudosericum  ipevdoarfQinop,  falsche  Seide,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  297. 
pseudophex  xpsvöoafprj^,   Wespenart,  Plin.  30.  98. 

pseudosynodus  ipevöoavvodog,  nicht  gesetzt,  Synode,  Augustin.  in  psalm.  56. 
pseudothyrum  xpevdod^qov,  Geheimtür,  Cic.  Verr.  2.20.  50. 
pseudozmaragdus  ipevdoainaQaydog,  unechter  Smaragd,  Plin.  37.  75. 
psiathium  xpiad-iov,  Matratze,  Hieron.  praef.  in  reg.  S.  Pam.  4. 
psiathus  iplad'og,  id.,  Vigil.  Diac.  Regul.  Monach.  44. 
psila  ipdog,  Lucil.  sat.   1.  28  M.   (Isid.  or.  19.  26.  5:  sipla.)  »lapeta  ex  una 

parte  villosa«.  [183.] 
psiiocitharisis  tpdoTii.^aQLaig,  Zitherspiel,  Not.  Tir.  Grut.  172.  3.  Schmilz 

p.  274. 
psilocitharistes  ipikom&aQiaTrig,  Zitherspieler,  Suet.  Don.  4.   [291.] 
psilotrum  iplXcjTQOv,  Haarvertilgungsmittel,  Sen.  contr.  3  praef.  3.  C.  I.  L.  4. 

2613.  2614.   [188.  272.] 
psilothraro. 
psimithium  ifjifil&iov,  Bleiweifs,  Plin.  34.  185:  »psimithium  hoc  est  cerus- 

sama.  [54.] 
psithius   ifjl&wg,    Weinrebenart,    Verg.  g.  2.93.    PJin.  14.81:  »uva,  quam 

Graeci  -am  vocant«.   [172]. 
psittaooB  iplrtaxog,   Papagei,  Varr.  r.  r.  3.  9.  7.  d.  Sittich.   [40.  65.   109.] 

psittacinus. 
psoadicus  *ipoadtx6g,  Schmerzen  am  Gesäfs  habend,  Cael.  Aur.  chron.  5.  I. 

[270.] 
psoalgicus  *ilJoaXyix6g,  id.,  Theod.  Prise.  2.  21.  [270.] 
psoicus  tpo'Cnog,  id,,  fragm.  Vatic.  130.  Haupt, 
psole  t/^oiAi/,  Auet.  priap.  68.  5  M.  =  penis. 
psora  xfJWQa,  Plin.  20.  4  =  Scabies,   Impetigo.   [39  A.] 
psoranthemis  iptogay^efii^,  Rosmarinart,  Apul.  herb.  79  s=  ros  marinus.  [154  A.] 
psoricus  xpuiqvKog,  die  Krätze  betreffend,  Geis.  6.  6.  31.  Plin.  34.  119:  »me- 

dicamentum  -on  dictumcc.   [272.] 
psychicus  i/zv/^xot;,  fleischlich  gesinnt,  Tert.  d.  pudic.  21. 
psychogonia  ijjvxoyovla,  Seelenerzeugung,  Chaicid.  Tim.  p.  94. 
psychomantium   ipuxofiartslov,    Totenbefragungsort,    Cic.  Tusc.  1.  48.  115. 
psychophthoros  ipvxocpd-OQog ,   Leugner  dei'  menschlichen  Seele  in  Christo, 

Cod.  Just.  1.1.6. 
psychotrophon    tffvxotQotpoy ,    Betonienkraut ,    Piin.    25.  84  »  serratula,  vettonica,   vgl. 

cestros.  [148.] 
psychrolusia  ipvxQoXovaia,  kaltes  Baden,  Cael.  Aur.  acut.  1.  14.  112.  [272.] 
psychrolutes  ipvx^olovrrjg,  kalt  badend,   Sen.  ep.  53.  3, 


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IN  DER  LATBINI8CHBN  SPRACHE.  505 

psychrolutron  iIwxQoXovtqov,  kaltes  Bad,   Not.  Tir.  Kopp.  p.  295.   (272.] 
psyllion  ifßvkktovj  Flohkraut  (plantago  psyllium  L.?),  Plin.  25.  440  =  herba 

pulicaris.  [448.] 
psyllus^vAAoi-,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  296  s  pulex. 
psythius  cf.  psithius. 
ptarmicus  TtraQ^ixog,  niesenverursachend,   Theod.  Prise.  2.  3.    it.  tarmica. 

[272.] 
pteris  nrsqis,  Famkrautart,  Plin.  27.  78:   »pterim  vocant  Graeci  (filiccm),   alii  blachnon«. 

[43.   150.] 

p lern  ix  7tTiQvi^j  gerader  Kaktusstengel^  Plin.  21.  97:  »vocant  -ica«. 

pteroma  TtTiqioiia,  Säulenstellung,  Vitr.  72.23.  [40.  48.  282.] 

pteron  jvtsqov.  Seitenmauer,  Plin.  36.  31  :  »-on  appellant«.  [281.] 

pterygium  TcreqvyioVj  Augenfehler ,  Gels.  7.  7.  4. 

pterygoma  jcreQvyco^a,  Zusammenfügung  in  Flügtlgestalt,  Vitr.  10.  11.  7  Sehn. 

[48.  259  A.  325  A.] 
ptisana  Ttnadvrj,    Gerstengrütze ,   Varr.    sat.  Men.  318.  (tisana  in  den  besten 
Handschr.  d.  Plin.  Mart.  u.  s.  f.)    it.  tisäna,  fr.  tisane.   [40.  61.  169.] 

ptisanarium. 
ptoebium  Ttzwxeiov,  Armenhaus,  Cod.  Just.  1.  2.  15.  [313.] 
ptochotrophium  TtTUixoxqocpeiov,  id.,  Cod.  Just.  1.3.35.   [313.] 
ptochotropi)us  7tTUixoTQ6(pog,  Armenpfleger,  Cod.  Just.  1.  3.  33.  7. 
ptyas  Tttvoig,  Schlangenart,  Plin.  28.65.   [44.  124  A.] 
puelus  TtveXog,  Badewanne,  Plaut.  Stich.  568.  [61.  67.  298  A.J 
pultiphagus  *7tolToq>ayog,  Plaut.  Most.  828.  [60.  86.] 

pultiphagonides. 
punioeuB  (poivmovg,  purpurfarbig,  Plaut.  Pseud.  229.    fr.  ponceau.   [325. J 
Purpura  TtoqcpvQU,  Purpur^  Plaut.  Stich.  376.  celt.  corcur,  porffor.  fr.  pourpre. 
[8.  16.  33.  84  A.  85.  116.   120.  204.  311.] 

purpurarius  C.  1.  L.  3.  5824.  5.  1044.   purpurasco,  purpuratus,  purpurinus,   pur- 
purilla,  purpureticus  Orell.  2832.  Grut.  128.  5. 

purpureus  TtoqqyvQeog,  purpurn,  Liv.  Andren.  Od.  43.  Inscr.  Hermes  VI.  p.  11. 

[180  A.] 
purpurissum  rcoQfpvqltov,    Purpurfarbe,    Plaut.  Most.  261.   [24.  191  A.  286.] 

purpurissatus,  Plaut.  Truc.  283. 
pycme  nvxfjLrjj  Faustkampf,  Orell.  2588  «a  pugillatio. 
pycnitis  nvxyXtt^,  Königskerze^  verbascum  JL.,  Apul.  herb.  71  «  verbascum.  [151  A.] 

pycnoconion  Ttvaronofiop,  andornartiger  Wolfstrapp,  leonurus  marrubiastrum 

L.   (nachSprentiel),  Plin.  26.57.  [150.] 
pycnostylos  TtVKLVoatvXogj  engsäulig,  Vitr.  70.  13.  n.  pl:  -oe:  76.  6.   [283.] 
pycta  TtWTrjg,  Plin.  7.  152.  Phaedr.  4.  24.  G.  1.  L.  4.  383.  I.  R.  N.  2378  = 

pugil.   [46.] 

pyctes  Gel.  8.  2.  5.  pyctalis. 
pyctomacharius  von  nvxjof^axita,  Jul.  Firm.  math.  8.  8  =-  pycta. 
pyga  nvyr^,  Steifs,  Nov.  com.  19  s  nates. 
pygargus  nvyaqyos,   Seeadler,  faico  albicilla  L,;  Antilopenart,  antilope  pygarga  L.,    PHn. 

10.  6.  [103.   110.] 
pygisiacus  nvyrjaiaxos,  den  Steif s  betreffend,  Pelr.  140.  5. 
pylae  nvXai^  Cic.  ad  Att.  5.  20.  2  m  furcu|ae,  angusliae. 


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506  Griechische  Wörtbb 

pylorus  Ttvlwfogy  unterer  Magenmund,   Cael.  Aur.  chron.  2.  1.  40. 

pyra  nv^a,  Verg.  Aen.  6.  245  a=  rogus.  [808  A.] 

pyracantha  TtvqaKavd-a,  Feuerdorn,  Crataegus  (mespiius)  pyracantha  I.,  Plin. 

34.  Wk  Jan.    it.  piracanta.   [150.] 
pyrallis  TtvQaXUg,  geflügeltes  Tier,  Plin.  40.  204  =  pyrausta.   [423.] 
PYTBJXUB  TtvQa^lg,  Pyramide,  Cic.  d.  nat.  deor.  2.  48.  47.   [43.  66.  255.  278.] 

pyramida,  pyramidalis, 
pyramoides  TtvQafioetdj^g,  pyramidenförmig,  Chalcid.  p.  20. 
pyrausta  cf.  pyrallis.   [423.] 
pyren  TrvQrjv,  Edelsteinart,  Plin.  37.  488.  [52.] 
pyrethron  TtvQe&Qov,  Bertram,  anthemis  pyrethrum /..,  Gels.  5.  4.  it.  pilatro. 

sp.  pg.  pr.  pelitre.   [4  42.] 
pyreum  tvvqbIov,  persisches  Heiligtum,  Cassiod.  bist.  eccl.  40.  30.  in.  [319  A.] 
pyrgis  *7ivqyig t  Hundszunge,  Apul.  herb.  96  s  cynogiossa.   [154  A.] 
pyrgus  Ttvqyog,   Turm  an  der  Seite  des  Spielbretts,   Sidon.  ep.  8.  42.  Inscr. 

in  Mai  nov.  coli.  5.  482.   [300  A.] 
pyrites  TCVQlTijg,    Feuerstein,   Plin.  36.  438:    »molarem  quidam  -en  vocant«. 

[47.   454.   459  A.] 
pyritis  TtvQlTig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  489.  [43.] 
pyroma  nvQw^a,  entzündetet*  Körper,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  284.  [48.] 
pyromantia  nv^ofxameia,  Isid.  8.  9.  13  bb  divinatio  ex  igDe. 
pyromantis  *7cvq6iiavvLg,  id.,  Varr.  6.  Serv.  Verg.  Aen.  3.  359. 
pyropus  TtvQWTtog,  Goldbronze,  Lucr.  2.803.   [454.] 
pyros  achne  siehe  achne  pyros. 
pyrrhioha  jtv^^ixt],   Waffentanz,  Plin.  7.  204  =  saltatio  armata.  [294.] 

pyrrhiche,  Orell.  2639.  pyrrhicharius. 
pyrrhichista  Tiv^^LX^^arfig,   Waffentänzer,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  293.   [46.' 
pyrrhichius  nv^^lxiog,   Versfufs,  Quint.  9.  4.  80.  [230.] 
pyrrhocorax  7tv^^o%6qa^,  Bergdohle,  corvus  pyrrhocorax  Z.,  Plin.  40.433. 

[HO.] 
pyrrhopoecilos  Ttv^^OTtoUikog,  bunter  Granit,  Plin.  36.  63:  »Syenites,  quem 

.  antea  -on  vocabanl«.   [458.] 
pysma  nvttfia,  Aquil.  Rom.  d.  fig.  sent.  12  s  quaesitum.  [48.  238  A.] 
pythago risse  /tv&ayoQil^iJ,  den  Pythagoras  nachahmen,  Apul.  flor.  2.  45.  [23. 
pythaules  Ttv&avXrjg,  Flötenspieler  zum  Solovortrag,  Varr.  sat.  Men.  56<  B. 

[294.] 

pythaaücus. 
pythius  Ttv&cog,   Vers,  Diom.  495.  4  K.  [230.] 
pytho  üvS-io,  Ttv&ußvcov,  Wahrsagergeist,  Act.  46.  < 6  Vulg.  Not.  Bern.  59.  89. 

pylhonissa.  [52.] 
pythonices  Ttv&ovUijg,  Sieger  in  den pythischen  Spielen,  Not.  Tir.  Kopp.  287. 
pytbonicus  7tvd^0}viii6g,  weissagerisch,  Tert.  d.  anim.  28  extr. 
pythonium  nvO^favioy,  Drachenwurz,  Apul.  herb.  14  a=s  dracontion.  [151  A.] 
pytisma  itmio^ia,    das  Ausgespritzte  (v.  Wein),  Vitr.  474.24.  [48.  474  A. 
pytisBo  7tvTi^u),  ausspritzen  (vom  Wein),  Ter.  Heaut.  Tim.  457.  [23.  474  A.. 
pyxacanlhus  nv^dxayd^a,  Buchsdorn,  rbamnus  lycioides  L.,  Plin.  12.  31:  aspinani  \ps»m 

in  Graecia  quidam  -um  Cbironium  vocant«.  [150.] 
pyxagathos  nv^  aya^os»  tüchtiger  Faustkämpfer,  Mart.  7.  57.  2. 


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IN  DBl  LATBlNISCHBIf  SPRACHE.  507 

pyxinum  tcv^ivov,  ßüchsensalbe,  Gels.  6.  6.  25. 

pyxiB  Ttv^lg,  Büchse,  Cic.  Gael.  25.  64.  I.  R.  N.  5.  G.  I.  L.  5.  7877.  puxis 
Scrib.  80.    fr.  botte.    pr.  bostia,  boissa.   [43.  191.] 
pyxidicula,  pyiidatus. 


rabo  (rhabo)  *^aßdnf,  Angeld,  Plaut.  Truc.  665  ==  arrhabo  a^^aßaw. 
raphaninus  ^acpavtvog,  von  Rettichen,    Plin.  23.  94.  Ed.  Dio.  3.  4.   [192.] 
raphanitis  ^acpaviTig,  Schwertlilie,  Plin.  21.  41. 
raphanos  agria   ^acpavoq  aygla,  wilder  Rettich,    Plin.  26.  72.    vgl.    apios 

ischas.   [148.] 
raphanus  ^dcpavog,  Rettich,  raphanus  sativus  L.,  Gat.  r.  r.  6.  1.    it.  rafano. 

pg.  rabäo.  [21.  61.  69.  141.] 
resina  ^rjrlvrj,  Harz,  Plaut.  Merc.   139.   [21.  29.  62.  69.  173.] 

resinaceus,  resinalis,  resinatus.  resinosus,  resinula. 
reubarbarum   ^rjov  ßaqißaqov  =   reuponticum,  pontischer  Rhabarber,  rheum 

rhaponticum  L,,   Isid.  17.  7.  40.  Plin.  Val.  2.  14  =  fr.  rhubarbe.  [145.] 
reumene  ^eovfiivrj,  Silberschaumart,  Plin.  33.  108Detl. 
rhabdos  ^dßdog,  Lüfter  scheinung,  Apul.  d.  mund.  16.' 
rhacoma  *^axwf/a,  Rhabarber,   rheum  rhaponticum   L.,   Plin.  27.  128  Sill. 

(Jan:  rhecoma.)  vgl.  reubarbarum.  [145.] 
rbadine  ^adit^,  Lucr.  4.  4159  b=  gracilis. 

rhagades  ^ayadeg,  Geschwüre,  Plin.  23.  87.    griech.  b.  Gels.  [43.  271.] 
rhagadia  ^ayddca,  id.,  Plin.  23.  129. 
rhagion  ^dyiov,  Spinnenarty  Plin.  29.  86.   [123.] 
rhamnos  ^dfivog,    Kreuzdorn,    rhamnus  oleidcs  oder  cathartica  L,,  Gol.  10. 

373  =  sentis  ursina.    it.  ramno.   [143.] 
rhaphanidion  ^aq>ayidioy,   Löwenblatt,  leontice  leontopetalon  £.,    Plin.  27.96:   »leonto- 

petalon  alii  -ion  vocanU.   (Detl.  rapadion.)  [4  49.] 
rhapisma  ^drviafia,  Schlag  mit  der  flachen  Hand,  God.  Just.  8.  49.  6.   [49.] 
rhapsodia  ^axfj(pdla,  Rhapsodie,  Nep.  Dio.  6.  4.  [37.  228.] 
rhectae  ^fjxTai,  Erdbebenart,  Apul.  d.  mund.  18. 
rhetor  ^rjrwQ,  Lehrer  der  Beredsamkeit,  Gic.  d.  or.  1.  18.  G.  I.  L.  2.  1738.  3. 

2127.    acc:  a.   [64  A.  234.  307.  309.] 
rhetorioa  ^rjTOQiycrj,  Rhetorik,  Gic.  fin.  2.  6.   [8.  234  A.  241.] 

rhetorice,  Quint.  2.  1.5. 
rhetoricoteros  ^rjxo^MiaxBQos,  rednerischer,  Lucil.  sat.  fr.  ine.  62  M. 
rlietoriouB  ^rjTOQiTcog,  rednerisch,  Gic.  d.  or.  1.  29. 
rbetorica,  Enn.  sol.  4.  rhetorice,  rhetoricare,  -ari. 
rhetoriscus  ^rßOQiaxo^^  kleiner  Redner,  Gell.  17.  20.  4. 

rhetorisso  ^riroQi^io,  wie  ein  Rhetor  sprechen^  Ponipon.  fab.  Atell.  83  Rb.   [23.] 

rhetra  ^^^a,  Ammian.  16.  5.  4  s=s  lex. 

rheuma  ^€t)/ta;  Katarrh j  llieron.  ep.  122.  1.    fr.  rhume,    it.  rema.    pr.  rauma. 

[48.  270.] 
rheumatiouB  ^ßtf^artxog,  rheumatisch,  Plin.  29.  142.  Ephem.  epigr.  3.  p.  147. 

nr.  135. 


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508  Gribchischb  Wörter 

rheumatismus  ^evfiaTiafiog ,    Rheumatismus ,    Plin .   ii,  46:    »fluctuationes 

(alvi),  quas  Graeci  rheumatismos  vocant«.   [54.  270.] 
rheumatizo  ^evfiavl^ofiat,  am  Rheumatismus  leiden,  Theod.  Prise.  1.40.  [24. j 
rheuponticum  ^ä  Ttovrinov,  Rhabarber,  Plin.  Val.  2.  \i,  33.   [145.] 
rhexia  *^i7|/a,  Ochsenzunge^  Plin.  22.54  s=  anchusa,  vgl.  archebion.  [U7.] 
rhigolethroD  ^^lyoXs^^oy,  warmes  Wasser,  Cael.  Aur.  chron.  1.  4.  93. 
rhina  ^/viy,  Haifischart,  Plin.  32.  150  =  squatus.   [120.] 
rhinengytes  ^iveyyvTrjg,  Instrument  zum  Spritzen  in  die  Nase,  Scribon.  7. 

rhinengytos  Cael.  Aur.  acut.  2.  4.  82.   [272.] 
rhinion  ^Ivcov,  Salbenart,  Gels.  6.  6.  30.   [271  A.] 

rhinoceroB  ^ivoxeQwg,  Nashorn,  rhinoceros  Indiens  C,  Gurt.  8.  9.  16.   [102.] 

rhinocerus,  Lucil.  3.  9  M. 
rhinoceroticus  Qit^oxsQfatixo^^  sw»  Nashorn  gehörig,  Sidon.  carm.  9.  349. 
rh in 0 corax  QcvonoQa^,  fabelhafte  Rabenart,   Jul.  Valer.  rer.  gest.  Alex.  M. 

3.  21.   [MO.] 
rhizias  ^i^lag,  aus  der  Wurzel  gewonnen,  Plin.   19.  43.   [27<  A.] 
rhizotomus  QtCoTOfiog,  Irisart,  Plin.  21.  41.   [150.] 
rhizotomumena  ^i^oxofjLovfxeya,    Wurzelarzneimittelbücher,  Plin .  20.  258 :  »Micion,  qai  -a 

scripsiU. 
rbo  ifö,  Buchstabe  Q,  Cic.  d.  div.  2.  46.  96.   [225  A.] 
rhodinus  ^oSivos,  von  Rosen,  43.  5;  15.  30  s=  roseus.   [63.  492.] 
rhoditis  ^odlrig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  191,   [43.  163  A.] 
rhododaphne  ^ododa<pvrj,    Rhododendron,    rhododendrum  ponticum  L. ,   Verg. 

cul.  402.  Plin.  24.  91  :   »rhododendros   ne  nomcn  quidem  apud  nos  lati- 

num  habet,  -en  vocant  aut  nerium«.   [138.] 
rhododendros,  -on,  ^ododevdqov,  id,,  Plin.  16.  79.  it.  oleandro,  leandro^  pg. 

sp.  eloendrO;    fr.  oleandre.   [138.] 
rhodomeli  ^odo^eh,  Rosenhonig,  Pallad.  6.  16.   [54.] 

rhodomel,  rhodomelum. 
rhoeas  ^ocag,   wilde  Mohnart,    Plin.  19.  169:    »-an  Graeci  vocant,    id  nostri 

erraticum«.   [44.] 
rhoicus  ^olnog,  zum  Färberbaum  gehörig,  Plin.  24.  92. 
rhoites  ^otTrjg,  Granatapfelivein,  Plin.   14.  103:   »-en  vocant«.   [47.  172.] 
rhomboides  ^o^^oeidrig,  rautenförmig,  Gromat.  vet.  p.  341.  7.   [49.  255  A.J 
rhombus  ^o^ßog,    Kreisel;  Steitibutte,    pleuronecles  rhombus  oder  maximus  I., 

Hör.  sat.  1.  2.  116.  Prop.  2.  28.  35.    it.  rombo;  romba,  fromba.  [109. 

117.  255  A.J 
romphaca  ^ofiKpala,  Flamberg,  Ascon.  in  or.  Cic.  pr.  Mil.  6.  [323.] 
rumpia  (rupia)  Enn.  ann.  383.   rhomphaealis.   [21.  69.  323.] 

r hone h US  ^oyx^g,  Schnarchen,  Marl.  3.  82.  30.    sp.  pg.  verb.  roncar. 

rhonchare,  rhonchismus. 
rbopalicus  ^OTtaXiTcog,  keulenartig  (Vers),  Serg.  467.  15  K.   [230.] 
rh  Opa  Ion  ^onaXoy,    Nymphäe  (bot.),    Plin.  26.  75;   »nymphaeam  heracleon   vocant  aliqui, 
alii  -on«.  [4  50.] 

rhus  ^ovg,    Färberbaum,    rhus  coriaria  L.,  Col.  9.   13.  5.    Gels.  6.  11.  gen. 

rhois  Scribon.  142.    it.  ru.   [205.] 
rhuselinon  ^ovtfiUvoy,  Apul.  berb.  8»  apiastelium.  [454  A.] 


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Ilf  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  509 

rhyparographos  ^rva^oy^afpog^    Schmutzmaler ,    Plin.  35.  112:   »ob  haec 

cognominatus  -osa.   [286.] 
rhypodes  ^v/tcodrjg,  Zugpflaster,  Gels.  6.  18.  7.    griech.  5.  19.  15.   [271  A.] 
rhythmice  ^vd-fitycrj,  Rhythmik,  Marl.  Cap.  9.969. 
rhythmiouB  ^v&^tycog,  rhythmisch,  Cic.  d,  or.  3.  49.  190.    asp.  remico.     [289. 

291.] 
rhy  thmizomenon  ^v^fiiCo^Bvov,  das  in  Rhythmus  Gebrachte,  Mart.  Cap.  9.  967. 
rhythmizor  ^vd-fAiCai,  ins  Gleichmafs  bringen,  Interpr.  Iren.  2.  15.  3. 
rhythmoides  ^vd'fÄOSidijf,  rhythmusartigt  Mart.  Cap.  9.  970. 
rhythmopoeia  ^v&fionoita,  Mart.  Cap.  9.  970.  994  s=  modulalio.   [291.] 
rhythmuB  ^v^fiog,    Gleichmafs,   Varr.  b.  Diom.  513.   1  K.  =  numerus.  [236. 

291.] 

rhythmulus. 
rhytium  ^vtwv,   Trinkhorn,  Mart.  2.  35.  2.  [175.] 
rumpia  siehe  rbomphaea.  [69.] 


S. 

sabanum  aaßavov,  Serviette,    Pallad.  Jun.  7.  7.    sp.  sabana,  pr.  savena.     afr. 

savene.  [61.  177  A.] 
sabalenam  ^tfaßojfjyoy,  Plin.  Val.  2.  17  =>  diabathrum. 

sabbatum  oäßßaTOV,   |  Sabbat,    Hör.  sat.  1.  9.  69.  Tert.  d.  idol.  14.   [41.  61. 
sabbata  aaßßara       j  318.] 

sabbatarius. 
sabbatismus  aaßßaTiafiog,  Feier  lies  Sabbats,  Auguslin.  civ.  dei  22.30. 
sabbatizo  aaßßazl^M^  den  Sabbat  feiern,  Tert.  adv.  Jud.  2  extr.  [24.] 

sabbatizatio. 
saooharon  aa^xa^ov,  Zuckersaft,  Plin.  12.  32.   it.  zucchero,  fr.  sucre,  d.  Zucker. 

[65.  144.] 
saccinus  aaxmvog,  sackartig.  Zach.  13.  4.  Vulg.  [63.] 

aaooiperiom  aavi%og  +  nriqa,  Umhängetasche,  Plaut.  Rud.  548.  [86.  221.] 

sacclperio. 
saccomel  aaxuo fielt,  Honigumschlag,  Theod.  Prise.  4.311.6.  [54.] 
saccominoruin  cf.  sycomorum. 
saccopathna  aaKKOTcad^rj,  langer,  schmaler  Sack,  Ed.  Dio.  11.8. 

sacouB  adxxoff,  Sack,  Plaut.  Capt.  90.  celt.  sach.  d.  Sack.  [25.  66.  173.  221. 
saccuius,  C.  I.  L.  4.  2040.  saccarius,  C.  I.  L.  4.  274.  497.  [208. j    saccare,  saccu- 
larius.  [208.]  bisaccium.  saccibuccis. 

Baooma  aaxojfia,  Gegengewicht,   Vitr.  239.  15.  [48.  221.] 

sacomarius,  C.  I.  L.  1.  1244.  I.  R.  N.  2909. 
sacopenium  aayoTtrjvov,   gummiartiger  Saft  einer  Fet^laart,    Plin.  12.  126. 

[445.]^ 
sag  da  ^aayda,  lauchgninei^  Edelstein,  Plin.  37.  181  :  »solis  gemmam  -am  Chal- 

daei  vocanta. 
sagena  aayi^pr),  Pischemetz,  jtfanil.  4.  679  =  everriculuin.    it.  sagena,  fr.  seine. 
[121  A.] 

sagenicuiD,  Edict.  Dioci.  5.  11. 


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510  Griechische  Wörter 

sagma  aayfxa,   Saumsattelj  Veget.  3.  59.  1.    Ed.  Dio.  4  4.  4.    it.  salma,  soma^ 

pr.  sauma,    fr.  somme.  [49.  247  A.] 

sagmare,  sagmarius,  sagmarium,  sagmatus. 
salacaccabia   aXaycaycnaßla ^    im  Topfe  gekochte  Salzspeise,   Apic.  4.  4.  47. 

(Schuch  sala  cottabia.)   [69.  424  A.] 
salaco  aalaTiMv,  Pi^ahler,  Gic.  fam.  7.  24.  2.   [53  A.  309  A.] 
salama  ndra  aaXa^avdqa^  Salamander ^  salamandra  maculata  Laur.^  Plin.  40. 

488.  [424.] 
salgama  alfiala,  in  Salz  Eingemachtes,  Col.  42.  4.  4.  [22.  64.  69.  424  A.] 

salgamarius.  [203.]  salmacidus. 
salpa  adlTtY],  Stockfischart,  Ovid.  hal.  424.    fr.  saupe.    sicil.  sarpa.   [4  49.] 
salpicta,  salpisia  aaXTtiyyiTj^g,  oaXittaxfig,    Trompeter,  Firm.  math.  8.  24. 

Vopisc.  Carin.  49.  2  =  tubicen.  [46.] 
Salpinx  aaXniy^,  Not.  Bern.  45.  94.  Serg.  464.  14  K.  =  tuba.  [51.] 
samartia  afiagrla,  In^ng  (Grenzstein),  Gromat.  vet.  p.  360.  24.  vgl.  sainar- 

dacus.   [69.] 
sambuca  aafißinirj,  Harfenart,  Plaut.  Stich.  384.    fr.  saquebute.   [33.  66.  289. 

324.] 

sambucatus,  san[)buceus,  sambucina  (?),  sambucus,  sambuciarius. 
sambueistria  aaiAßv%LaTqta,   Sambukaspielerin,  Liv.  39.6.8.   [47.  289.] 
samentum  aäfia,  Olivenrute  der  Flamines,  Front,  ad  M.  Qaes.  4.  4.  [49.] 
sampsuchinus  aa^ifjvx^^yog,  aus  Majoran,  Plin.  24.463.  [492.] 
sampsuchum  oäfiijjvxov,  Majoran,  origanum  maiorana  L.,  Col.  40.  474.  Plin. 

24.  64:    »amaracum   Diocles    medicus    et   Sicula   gens   appellavere,  quod 

Aegyptus  et  Syria  -um«.  [66.  444  A.] 
sampsuchus  adfixpvxog,  id.,  Geis.  5.  4  4. 

sanchromaton  ♦«ray/^w/iaro»' ,  Apul.  herb.  14  «=  draconlion.   [151  A.] 
sandalis  *aavdaklg,  Palmbaumart,  Plin.  43.  43.  [64.  436  A.] 
sandaUum  aavddXtov,  Sandale,  Ter.  Eun.  4  028.  [66.  486.] 

sandaliaris,  sandaliarius.  [202.]  sandaligerula,  Plaut.  Trin.  252. 
sandaraoa,   sandaraoha  aavda^dur],   Sandarach,    Vitr.  476.  24.  Plin.  44.  47. 

[54.  423.  455.  286.] 
sandaraceus. 
sandaraoinus  aavdaQäxivog,  sandarachfarben,  Naev.  com.  423  Hb. 
sandaresos  *aapddQrjaog,    indischer  Edelstein,    Plin.  37.  402   =  sandastros 

=  garamantites :  »Nicander  sandaresion  vocat,  alii  sandareson«.  [462.] 
sandyx  advdv^,  Staude;  Mineralfarbe^  Verg.  ed.  4.  45.  [205.  286.] 
sangenon    ^oayyBVOv,    indische  Opalart,    Plin.  37.430:    »apud  quos  (Indos) 

-on  vocatur«.  [463  A.] 
sanna  aävvag,  Grimasse,  Pers.  4.  62.  [55.  66.  294.] 

sannare,  sannator.  subsannare.  asp.  sosanar,  pr.  soanar,  afr.  sooner. 

aaimio  aavvLvav,    Grimassenschneider,   Cic.   d.  or.  2.  64.  254.  ad  fam.  9.  46. 

[294.1 

sanniarius. 
sapenos  *aa7rriv6g,  indischer  Amethyst,  Plin.  37.422:  »-os  vocatur  eademqoe 

pharanitisa.  [463  A.] 
saperda  oaTtiQÖrjg,  Sardelle,  Lucil.  4.  7  M.  [446.  447.] 


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IN  DBB  LATB1NISGHBN  SPBACHB.  511 

saphoD,  cf.  scapho. 

sapphicuin  aoLn(fi%6v,   Versmafs^  Serg.  459.  22  K.  [234.] 

sapphirus  ad/tfpsiQogj    Saphir    (Lasurstein],    PJin.  37.  419.     it.  zafßro.     [65. 

462.] 

sapphiratus,  sappbirinus. 
saprophago  aafcqog  +  (payelv^  faule  Speisen  essen^  Marl.  3.  77.  40. 
saprus  canqos,  faul,  mürbe,  Plin.  28.  iB%. 
sarabara   aa^aßa^a,   persische  Hosen^    Publ.  Syr.  sent.  49  Ebb.     sp.  zara- 

guelles.   [485  A.] 

saraballa.  saraballae. 
sarapis  aa^aTtig,  persische  Tunika,  Plaut.  Poen.  5.  5.  33. 
sarcasmos   aa^yLaa/nog ,   beifsender  Spott,    Gharis.  276.  25  K.  =  exacerbatio 

(Rufin.).   [238  A.] 
sarcion  caQulov,  Fehler  an  den  Smaragden,  Plin.  37.  73:  »-on  appellalum«. 
sarcitis  aagyclTig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  484.   [43.   463  A.] 
sarcocele    aaQxonrikrj,    Fleischbruch,    Theod.  Prise.   4.26.    giiech.  b.  Geis. 

[270.] 
sarcoeolla  aagnomlXa,  persischer  Gummi,  Plin.   43.  67.   [445.] 
sarcogena  aaQxoysy^g,  fleischgehoren,  C.  I.  L.  5.  6251. 
saroophaguB  aagycorpayog,    Kalksteinart;  Sarg,    Plin.  2.  240.    Juven.   40.  474. 

C.  I.  L.  3.  4498.  -um:  Doni.  inscr.  cl.  7.  nr.  38.  d.  Sarg.   [458.  308  A.] 
sarcophagare,  sarcophagulus  b  fr.  cercueil. 
sarcosis  aaQxwaig,  Fleischgeschwulst,  Veget.  3.  26  in.   [274.] 
sardaehates  *aaQÖaxcirrig,  Plin.  37.  439.  al.  1.  sniaragdaebates.   [464.] 
sardiuB    aaQÖiOv,    Karneol,    Tert.  adv.  Marc.  2.  40  =  sarda   Plin.  37.  405. 

[464.] 
sardonsrx  aagdow^,  Karneolachat,  Plin.  37.  86.  acc.pl:  -as.   [464.] 

sardonychus,  sardonychatus. 
sargus  aaqyog,  Brachsen,  sparus  sargus  L.,  Enn.  heduph.  4  V.   [4  45.] 
saripha  *aaQl(prj,    ägyptischer  Strauch,    Plin.  43.  428  =  aaQt   Theophr.  h. 

pl.  4.8.2.  [446.] 
sarisa  accQiaa,  makedonische  Lanze,  Lucil.  5.  36  M.  [52.  323.] 
sarisophorus  aaQiaocpoQog,  Lanzenträger,  Liv.  36.  48. 
sarpa  aqftri,  Reiher,  Serv.  Verg.  g.  4.  364  cod.  Gud.  =  ardea.  [69.] 
sarx  ua^l,  C.  I.  L.  5,  8J94  =a  caro  (oder  sarca,  -ae?). 
satan,  satanas  aaxavag,    Widersacher,  Tert.  d.  fug.  et  pers.  2.   [324.] 

satrapes,  satrapa,  satraps  aarQaTtrig,  persischer  Statthalter,  Ter.  Heaut.  452. 
it.  satrapa.  acc:  -en  =  praefectus  regius.  [55.  65.  342  A.] 

satrapea  aatqaitBla,  persische  Statthaltersdiaft,  Gurt.  5.  4.  44.  satrapia  Plin. 
6.  78.  [342  A.] 

satyriasis  aarvqlaatg,  unnatürliche  Geilheit,  Gael.  Auf.  acut.  3.  48.  475. 

satyricus  aarvqmog,  satyr artig,  Vitr.  449.24.  satyricos,  -Äg,  spöttisch,  Por- 
phyr. Hör.  ep.  4.  48.  49. 

satyrion  aarvQWP,  Stendelwurz  (aceras  anthropophora  B.  Br,  fj,  Petr.  8.  4. 
Plin.  26.  99:  »Graeci  -ion  appellant«.  [450.] 

satyriscus  aatvQlaxog,  kleiner  Satyr,  Cic.  d.  div.  4.  20.  39. 

satyruB  aärvfog,  Satyr;  Affenart,  Lucr.  4.  578.  [424.  346.] 


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512  Grmghisghb  Wörtrr 

saura  aavQa,  Eidechse,  Laev.  fr.  b.  Apul.  apol.  30  extr.  p.  40.  4 6  Kr. 

sa Urion  aavQcop,    Senf,  Plin.  19.  171  :    »sinapi  alii   thapsi,   alii   -on   appel- 

lanl«.   [150.] 
sauritis  aavQltig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  181.   [43.] 
sauroctonos  cavqoxxovog,  Eidechsentöter,  Plin.  34.  70.   (Statue.)  [377.] 
Scalen  US  ayialrjvog,  ungleichseitig,  Auson.  praef.  ad  idyll.  13.   [855  A.] 
soalmus  axalfiog,  Ruderpflock,  Cic.  d.  or.  1.  38.  174.  it.  scaimo,  scarmo,  sp. 

escalamo,  fr.  6chome.   [211.] 
scambus  aycafißog,  krummbeinig,  Suet.  Oth.  12  =  vanis.  sp.  zambo. 
scamma  aycafifxa,    Kampfplatz  der  Palästra,    Gael.  Aur.  chron.  2.  1.  57.    C. 

I.  L.  2.  1066. 
scammonia  anaf^iftiovla,  Purgierkraut,  convoivulus  scammonia  L.,  Cic.  d.  div. 

1.  10.  16.   (scammonea.)   [141.  147.] 

scammonium,  scammoneum,  Saß  der  Purgierwurzel,  Cat.  r.  r.  4  57.  4  2.  [274  A.] 
scainmonites  aytafiftioplrrjg,  Skammmiienwein,  Plin.   14.  109.   [47.   172.] 
scandalizo  ayiavöall^ü),  zum  Bösen  verführen,  Tert.  d.  idol.  7.   [24.] 
scandslum  anavöaXov,  Anstofs ;  Ärgernis,  Tert.  Marc.  3.  1.  fr.  esclandre,  afr. 

echandre.   [61.  321.] 
scandix  OTLavdi^,  Kerbel,  scandix  caerefolium  L,,  Plin.  21.  89.   [50  A.  146.] 
Boapha  C7taq)r],  Nachen,  Plaut.  Rud.  163.   [212.] 

scapharius,  C.  I.  L.  2.  4  4  6S.  4  469.  [203.]  scaphula. 
scaphe  aytdq^f],  Sonnenuhrart,  Vitr.  236.  14  =  scaphium.   [252.] 
soaphisterium   a-KacpiarriQiov ,    Werkzeug  zum  Getreider  einigen,    Col.  2.  9.  11. 

[16.  207.] 
Boaphium  a^acplov,  Trinkgeschirr,  Lucr.  6.  1044.  Plaut.  Baeeh.  70.  d.  Scheffel. 

[175.  252.] 
scaphiolum. 
scapho  *ayc(xq)üjv,  Schiffsseil,  Caecil.  com.  257  =  saphon  Isid.  19.4.5.  [212A.1 
soarabaeus  aviaqaßalog,  Käfer,  Plin.  11.  99.    it.  scarafaggio,   sp.  escarabajo, 

pr.  escanivai.   [122.] 
scardia  *ffxaQifia ,  Osterluzei,  Apol.  herb.  49  s  arislolochia.  [454  A.] 
scarifo    aKagcfpäofiai,    aufritzen,    Col.  12.  57.  1.  inscr.  Ann.  d.  Inst.  186r 

p.  434.  [58.  63.  71.  72.  73.  231.] 

scarifatio.  [272.]  scarifico.  circumscarifiratus. 
scarifus    ayLUQLcpog,    Plurplan,    Gromal.  vet.  p.  244.  4.  C.  I.  L.  4.  1892  = 

forma.   [255  A.] 
scaritis  axaQivig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  187.   [43.] 
scarizo  aKaglCio,  zucken,  Interpr.  Iren.  1.24.1.   [24.] 
scams    aycaQog,    gern,   Papageifisch,    scarus  creticus,    Enn.  Heduph.  8.    Orell. 

5087.   [109.  115.] 
scazon  oxd^wi/,  Choliambus,  Plin.  ep.  5.  11.  2. 
BoeletuB  axeXerog,  Mumie,  Apul.  d.  mag.  61.  it.  scheletro.  sp.  esqueleto,  fr. 

squelette. 
scelotyrbe  cyceXorvQßt],  Knielähmung,  Plin.  25.20:  »-en  medici  vocabanU. 

[270.] 
Boena,  scaena  anrivri,  Schaubühne^  Naev.  com.  17.    C.  I.  L.  1.  206.  77.  scaioa: 

1280.  it.  scena.   [292.] 


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IN  DER  LAtEfNISGHBN  SPRACHE.  513 

scaenarius  C.  I.  L.  i.  4  844.  scenalis,  scenaticus,  scenatilis,  scenofactorius,  scenula 
Ribb.  com.  Lat.  fr.  323. 
soeniouB   cyLYiVLnoQj    scenisch,    Ter.  Hec.  8.    G.  I.  L.  3.  3483.    Bull.  d.  Inst. 
4859.  p.  51. 
scenice. 
scenopegia  axrjvoTcrjyla^  Lauhhüttenfest^  4.  Maccab.  40.  24  Vulg. 
scenographia  aurjvöyQatpia,   perspektivische  Zeichnung j   Vitr.  44.  23  =  ad- 

umbratiOf  forma.   [284.] 
sceptos  axrj/rrog^   Unwetter^  Apul.  d.  miind.  p.  64.  5. 

Boeptnim   aytrjTtTQoVj    Seepier,    Pacuv.  247.     C.  I.-L.  4.  4939.    it.  sccltro  = 
scipio.   [36.   4  46.  34  4.] 
sceptrifer,  sceptriger. 
scepiuchus  cyLrjTtrovxog ,    Scepterträger   (orient.    Staatsbeamter),    Tac.  ann. 

6.  33  =  sceptriger. 
soheda  axldrj,  Papierstreifen,  PHn.  43.  77.  [49.  232.] 

scida,   Cic.  fam.  45.  46.  4.    schedula.    it.   cedola,    sp.  pg.  pr.  cedula,    fr.  c6dule, 
d.  Zettel. 
Bohedios  axiöiog^  in  der  Eile  gemacht,  Ulp.  dig.  44.  4.  4.  6.  [325.] 

schedium,  Lucil.  ine.  55  M.  it.  schizzo,  sp.  esquicio,  fr.  esquisse. 
Bohema  crx^^ia,  Körperhaltung,   Naev.  trag.  35  Rb.    Plaut.  Fers.  463.     d.  pl : 

-sin  =  habitus.  [49.  236.] 
Schema ticus  axrjftaTcycog,  schematisch,  Not.  Bern.  29.  24. 
Schematismus  cxr]f>iaTiafi6g,  figürliche  Art  zu  reden,  Quint.  4.  8.  4  4. 
schesis  axioig,  Donat.  398.  47  K.  Rufin.:  »affietio«. 

Bohidiae  axlSia,  Holzsplittei*,  Vitr.  480.  47.  it.  scheggia,  scheggio,  fr.  esquille. 
[325.] 

seiza,  4.  Reg.   48.  33  Vulg. 
s  chininus  (Tj^cVii'of,  vom  Maslixbaunif  Marc.  Emp.  p.  324  F.  s=  lentiscinus. 
scbinus  txxlyoff,  Mastixbaum,  pistacia  lentiscus  L.,  Dan.  43.  54  Vulg.  s»  lentiscus.  [454  A.] 

BohiBma  axl(Tficc,   Trennung,  Tert.  praescr.  5.     it.  sp.  cisma,    pr.  scisma,  afr. 

cisme.  [48.  324.] 
Schisma  ticus  axi^Ofiarixog,.  Schismatiker,  Augustin.  quaest.  in  Matth.  44. 
sc  bis  tos  axi^(J''^6g,  Roteisenstein;  r>gespaltenü,  Plin.   49.  404  ;  36.  4  45:  »in  eo, 

quem  schiston  appellani«.  fr.  zeste. 
schoenobates  axoivoßatrig,  Seiltänzer,  Juven.  3.  77.  Orell.  2592.  [49.  304. 
309.] 

schoenobatica. 
schoenuanthos  axolvov  avd^og,  Kamelstroh,  Veget.  5.  39.  4.    it.  schinanto, 

vgl.  squinantbos. 
schoenus  axolvog,  Binse,  andropogon  schoenanthos  L,,  Plaut.  Poen.  262  = 
iuncus.  [440.  494.] 

schoenum,  Col.  48.  20.  %.  schoeniculae,  Plaut.  Clitell.  fr.  7. 
sohola    oxo^}    gelehrte  Untersuchung;   Schule,    Cic.  Tusc.  4.4.    G.  I.  L.  3. 
4474.  fr.  6cole,  ags.  seölu.   [8.  64  A.  242.] 

scholaris,  scholarius,   antescbolarius ,   schole   Lucil.   28.44:    »Polemonem    amavit, 
morte  hoic  transmisit  suam  scholen  quam  dicuntt. 
scholasticus  axolaariKog,  rhetorisch,  Varr.  fr.  Tac.  or.  35. 
scholastice,  scholasticulus,  scholasticellulus. 
Weite,  Griech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  33 


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514  GlUGBISeBB  WÖRTBI 

scholl cus  axolcTCog,  zur  Schule  gehörig ^  Varr.  sal.  Men.  444. 

sei  ade  US  axiadevg  1  Meerfisch,  salmo  thymallus  L.,  Plin.  3^.  454  =  ambra. 

sciaena  axlaiva       J   [53.  420.] 

scia  iaxioy,  PI.  Val.  2.  45  =  ischia  =  coxa. 

sc  lade  icx^as,  Hüftweh,  Plac.  S3.  2  =  Ischias. 

sciaticus  iixx^atixo^,  an  Hüftweh  leidend,  Plin.  Val.  9.  37  sts  ischiadicus. 

Boilla,   squiUa   axilla,    Meerzwiebely  Scilla  maritima  L. ;    Seekrebsart,    Lucil. 

4.  6M.   [446.] 
scillinus. 
seil  Utes  aycclUrrjgj  mü  Meerzwiebel  angemacht^  Col.  42.  33.   [472.] 
scilliticus  o%LXl,vtt%6g.  aus  Meerzwiebel,  Gels.  5.  49.  49!  Col.  42^34. 
scimpodion  axcf.m6diov,  Feldbett,  Gell.  49.  40.  4   =  grabbatus.   [498  A.] 
sc  in  cos    GKlyyog^  ayclyxog,    ägyptische  Eidechsenart,  lacerta  scincus  L,,    Plin. 

8.  94.   [424.] 
sciniphes   ayiviTceg,   stechende  Insektenart,    Not.  Bern.  57.  77.    Vulg.  eiod. 

8.  46.   (scinifes.) 
sciothericon    aytiod-qQLXov ,    Sonnenuhr,    Plin.  2.  478:    »horologium,    quod 

appellant  -on«.   [252.] 
sciotherum  aycw^i/jQov,  id.,  Grom.  vet.  p.  489.  4. 
sciria  üxi^qia,  rauhe,  zottige  Haut,  Tert.  d.  pall.  4  zw. 
sciron  aniqfoy,  Windart,  Plin.  2.  4  20:   »sunt  etiam  quidam  peculiares  quibusqne  gentibos 

venti  ut  Atheniensibus  sciron«. 
scirerytis  ^ayuQeQvvlg ,    Silberglätte,   Plin.   33.  408  Jan.:  »quae  vocant  sci- 

rerytida  et  peumenena.  Detl.  sclererytida.   [454.] 
sciropaectes   ayuQOTtaixTrjg,    Gaukler  mit  Würfeln,   Not.  Tir.  Grut.  p.  473. 

Schmitz  p.  277. 
scirros  aycl^^og,  verhärtetes  Geschwür,  Plin.  7.  63.   [274.] 
scirrosis  axl^^taaig,  Körperverhärtung,  Cael.  Aur.  chron.  3.  4.  49  =  saxitas. 

BcioruB   ayclovQog,   gem.   Eichhörnchen,   sciurus  vulgaris  £.,  Varr.  I.  1.  8.68. 

[95.  404  A.] 

sciurulus  =  it.  scojattola,  sp.  pg.  esquilo,  fr.  öcureuil. 
sclererytis,  siehe  scirerytis. 
scolax  ♦ffxoA«!,    Wachsfackel,  Isid.  20.  40.5.  [50.] 
scolecion  aycwlrjycwv,  Scharlachbeere,   Plin.  27.  8. 
s  CO  lex  OKiülr]^,  Kupferrost,  Plin.  34.  4  46:    »alterum   genus   aeruginis,    quam 

vocant  scoleca«.   [54.  454  A.] 
scolibrochon  *(rxoXiß^oxoy ,  Venustiaar,  adiantum  capillus  Veneria  L.,  Apul.  herb.  47  = 

callitriclion,  scolopendrion.  [4  54  A.] 
scolium  axoliov  oder  -öv,  Rundgesang,  Gharis.  265.  8  K. 
scolopax  aycoXvjita^,  Schnepfe,  scolopax  L.,  Nemes.  de  aucup.  2.  3.  [50. 409.] 
scolopendra  axoXojievdQa,   Tausendfufs,  Plin.  8.  404.  [420.  423.] 
scolopendrion  axoXoniy&Qcoy,  Venushaar,  Apul.  herb.  47  ss  scolibrochon. 
scolops  axoXotpf  Pallisade,  Serv.  Verg.  g.  4.  S64  ==  vallus.  [52.] 
scolymos  aycoXvfiogj  Kardone,  cynara  cardunculus  L.,  Plin.  24.94.    sp.  es- 

colimoso.   [442.] 
Boomber  ay.6iißqog,   gem.  Makrele,   scomber  scombrus  L.,    Plaut.  Capt.  854. 

C.  I.  L.  4.  2575.  2588.   [56.  4  45.  4  47.  424.] 
scomma  axiöfjLfjLa,  Macrob.  sat.  7.  3.  4  &»  convicium,  maledictum.  [48.] 


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IN  1)BK  LATRINISCRBN  ^^PIACIIK.  515 

SC  Opa  axonrj»  Spähen,  Hart.  Cap.  8.  872. 

scopes  ayc(ü/T£g^  Eulenart^  Plin.   40.  438.   [140  A.] 

scopo  cxonitt,  Vulg.  psalm.  76.  7  =  perspicio. 

soopuluB  a%6fteXog^  Fels,  Enn.  ann.  223.  sp.  escollo.   [28  A.  62.  85.  264.] 

scopulosus. 
scopas  txxono^t  Schiefssiely  Suel.  Dom.  19  »=  mela.  [28  A.] 
scordion   axoQdioPj   Lachenknoblauch ^    Teucrium  scordium  £..,    Plin.  25.  63. 

it.  scordio.  Apul.  herb.  70:  scordilon.   [4öO.] 
scordotis  "^anoQdtorig ,  Plin.  25.  63  =  scordion.   [450.] 
scoria  axioQiay  Metallschlacke ^  Plin.  33.  69.   [155.] 
scorpaena  orLOQitaiva^  gern,  Drachenkopf,  scorpaena  scrofa  L.,  Plin.  32.  454. 

[53.  420.] 
scorpiacum    anoQTtiaxov j    Mittel  gegen   Skorpionsslich^   Teri.    adv.  gnost.  4 

exlr.   [272.] 
scorpinaca,   BltUkraut,  polygonum    L.,   Apul.   herb.    18   s=  proserpioaca  «a  polygonos. 

[451  A.] 

scorpio    axoQTtltj^,    Skorpion;    Fisch    (cottus  scorpio   L.),    Gal.  r.  r.    458.  4. 

Sisenn.  b.  Non.  552.  sicil.  scrippioni.   [4  49.  325.] 
scorpioclonon  axoQicLOKTovov,  Sonnemcirhel,  Apul.  herb.  49.   [454  A.] 
scorpion  *axoQnlov,  Wolfswurzart,  Plin.  25. 422  =  thelyphonon  =  aconitum. 
scorpitis  axoQTVlTig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  487.   [43.] 
scorpiurus  (-os)  und    scorpiuron  <fxoQ7tiovQOff,  Heliotropart,  Plin.  22.  60:  »tricoccum 

heliotropii  genug  et  alio  nomine  -on  vocatur«. 
Bcorpius  aycoQTtlog,  Skorpion,  Ovid.  met.  45.374.    [56.  4  49.  422.  247.  325.] 

scorpios,  Ovid.  fast.  4.  464.  -on   (acc.)  6.  544. 
scolia  a%OTla,  Säuleneinziehung,  Vitr.  77.  46.   [282.] 
scotoma  ayLorcjpia,  Schwindel,  Isid.  4.  7.  3  =  vertigo  oculorum.    [48.  270.] 

scotomare. 
scotomaticus  (morojfiariyiog,  mit  Schwindel  behaftet,  Theod.  Prise.  2.  3. 
SCO  tos  is  cxortoüiSt  Schwindel ,  Macer.  Flor.  v.  4642  &=  scotoma. 
soutioa  crxvrtxij,  Karbatsche,  Hör.  sal.  4.3.  449.   [247.  340.] 
aoutola  a%vtalri,  Rolle;  Schüssel,  Plaut.  Mil.  gl.  4  478.  d.  Schüssel.  [62.  85. 
498,  244.] 

scutulatus^).  [203.]  scutelia. 
scybalon  cxvßaXov,  Kot  des  Leibes,  Theod.  Prise.  2.  9. 
scybelites  axvßellTrjg,  Süfswein  in  Galalien,  Plin.  44.  80. 
scymnus  axvfAvos,  junges  Tier,  Lucr.  5.  4034.   [405.1 
soyphuB  ayLvipog,  Becher,  Plaut.  Asin.  444.  C.  I.  L.  5.  6952.  d.  Schoppen.  [8. 475.] 

scyphulus. 
scytala,  scytale  üxvzaXrj,  Bolle;  Geheimschreiben,  Nep.  Paus.  3.  4,  cf.  scatula  =  clava. 
scytanum  *a%VTavov,  Mittel  zur  Annahme  der  Farbe,  Plin.  33.  88. 
scythica  ^xt/^^xi},   Pflanzenart,  Plin.  25.  82  =  Scythica  herba.   [450.] 
scyzinum  ^anvZivov,    Weingattung,  Plin.  4  4.  4  44:  »vocaverunt  et scyzinum  et 

itaeomelin  et  lectisphagitena. 
sebastonices  aeßaaTovUrjg,  Sieger  in  den  kaiserlichen  Spielen  zu  Alexandria, 
Orell.  2633. 


4)  Vgl.  Uenzcn,  Bullel    dell.  instit.  archeol.  4843.  p.  425 

33  • 


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516  Gbibcrischb  Wöitrb 

selas  aiXag,  Wetterschein,  Sen  qu.  nat.  4.  45.  4 :  »fulgores,  quos  Graeci  sela  appellanU. 

seien ion  aeXrjyioy,  Prämie,  Apul.  herb.  64  «s  paeonia.  [454  A.] 

selenites  aelrjvlTrjg,  Marienglas,  Solin.  37.  24. 

selenilis  aeXrjvlrig,  id.,  Plin.  37.  181.   [43.  462.] 

selenogonon  ffeXijyoyoyoy,  Päonie,  Apul.  herb.  64  ss  selenion.  [454  A.] 

seleucis  aelevyclgj   Vogelart,  turdus  seleucis  Z.,  Plin.  40.  75. 

selinas  aeXivagj  )  Kohlart,  Plin.  20.  79:  »crispa  brassica,    quam  -ada 

s e\ in 0 id e s  aekipoetdrig,  j  voeaverunl«.   [450.] 

selinon   aiXivov ,   Eppich,   Apul.   herb-  8  =  apium.    it.  sedano,   selano.   fr. 

celerie.   [33.  454  A.] 
selintisia  aehvovala,  Schaumerde,  Vilr.  438.4. 

semanticus  atjfiaytinos,  bezeichnende  Kraß  habend,  Mart.  Cap.  9.  985  s  significativas. 
s emniou  *aefiplov,  magische  Pflanze,  Plin.  24.  462  Jan. 
sepia  ariTtla,    Tintenfisch,    Plaut.  Rud.  659.    it.  seppia,    sp.  xibia,    fr.  secbe. 

sepiola  Plaut.  Gas.  389  =  lolligo.  [36.  4  42.  458  A.] 
sepioticon  ^arjnKozixoyj   Tinte,  Fulg.  myth.  4  praef.  p.  4  9  »>  atramentum. 
seps  ai^xp,  Eidechsenart;  Kellerwurm,  Plin.  20.  42:  »sepa  Graeci  vocanl«.   sp. 

pg.  sapo.  [423.  424.] 
septicus  ar]7tTi,yi6g.  beizend,  Plin.  30.  30  =  erodens.   [272  A.] 
serapins  aegaitlag,    Knabenkraut,    orchis  morio  L.,  Plin.  26.  95  =  orchis. 

[55.  448.] 

serapion,  Apul.  herb.  45. 
sepieuB  aijQtxog,    seiden,    Hör.  carm.  4.  28.  9.  G.  I.  L.  4.  4940.    fr.  serge,    il. 

sargia.  [66.  483.] 

subsericus,   tramosericus.    sericarius,  Reines,  inscr.  cl.  4  4.25.    sericatus,   scrico- 
blatta. 
seris  aigcg,  Endivie,  Varr.  r.  r.  3.  40.  5.   [444.] 

serpyllum  (serpulluin)  eQTtvllov,  Quendel,  thymus  serpyllum  I.,  Cat.  r.  r.  73. 
it.  serpillo,    sp.  pr.  serpol,    fr.  serpolet,    it.  sermollino.  [34.  69.  444.] 
serpyllifer. 
sesaminus  arjoa^tvog,  aus  Sesam,  Plin.  43.  44.   [492.] 
sesamoides  arjaafioetdig,  sesamähnliche  Pßanze,  Plin.  22.  433. 
sesamum  a/jcafiop,  Sesam,  sesamum  Orientale  oder  indicum  L.,  Plaut.  Poen. 
349.    it.  sesanio.  [29.  64.  65.  444.] 
sesama,  sesima. 
seselis  aiaehg,  Sesel,  Gic.  nat.  deor.  2.  50.  427.  Plin.  8.  442:  »herba  quae- 
dam,  quae  -is  dicitur«.   [29.  62.  440  A.] 
seseltum,  Plin.  Val.  4.  58. 
sctania  arjTavLa,  Mispelart,  mespilus  L.,  Zwiebelart,    Plin.  45.  84.   [439  A.] 

setanion  arjTäviov,  Zwiebelart,  Plin.  49.  70:  »Graeci  -on  vocant«. 
seutlophace  asvTloq)a7Lf],  Gericht  aus  Mangold  und  Linsen,  Cael.  Aur.  chron. 

2.  39.  229.  cf.  leutlophaee. 
siagones  aiayovsg,  Kinnladenmuskeln,  Cael.  Aur.  chron.  4.  4.  37.   acc:  -as. 
siagonitae  aiayovlTai,  id.,   Cael.  Aur.  acut.  2.  40.  59. 

sibina  atßvvt],  illyrischer  Jagdspiefs,  Enn.  ann.  496.   [34.  323.] 

sibyna,  sibones.  [36.] 
sicelicon  aixeXixoy,  Flohkraut,  Plin.  J5.  440  =  psyllion,  vgl.  cynoides.  [448.] 


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IN  DKI  LATEINISCHEN  SPBAGIIE.  517 

BioeliBSO   ameU^Wy   sich   im  sicilischen  Ton  halten  ^   Plaut.  Men.  prol.  8.  [23. 

325.] 
sicera  alxeQa,  Scherbet,  Hieron.  ep.  52.  4.    it.  sidro,    sp.  cidra,    fr.  cidre. 

[66.] 
sicinnista   aLxivviarrjg,    Sicinniumtänzer,    Alt.  pragm.  lib.   ine.   fr.  3.    [46. 

294.] 
sicinnium  aUivvig,   Tanz  im  Saiyrdrama,  Gell.  20.3.  2.   [294.] 
siclus  aUlog,  Sekel,  Vulg.  exod.  21.32. 
sicyonia  aixvtjptaj  Schuhartj  Lucil.  3.  33  M.   [186.] 
sicyos  agrios  aUvog  ayqtog^  Strauchnrt^   Apul.  herb.   143.   [151  A.] 
siderion  aidrjQiov,  Eisenkraut^  Plin.  25.  34  =  ferraria   (Apul.)    [150.] 
sideriles  aidriQlTrjg,  Diamantart^  Plin.  37.  58.   [47.] 
sideritesis  ♦(yicfjy^inytf«^,  Apul.  herb.  49  =  beliotropium.  [15<  A.] 
sideritis   aidrjQiTig,    Magnet]    Eisenkraut,  Plin.  25.  42;  36.   127.   [43.  149. 

15i  A.] 
siderizusa  aidtjQl^ovaaj  eisenhaltig,  Cael.  Aur.  chron.  4.  1.  1.   [24.] 
sideropoecilos  aidrjQOJtoixLlogy  bunter  Edelstein,  Plin.  37.  182. 
sigma  alyfia,  Buchstabe;  Speisesophaj  Lucil.  9.  34  M.   [48.   177.  225.] 
Sil  ailXi,   [%v7tqiov),  Gels.  5.  23  =  seselis.   [54.  140.] 

silatum  (antiqul  b.  Fest.  346). 
BilanuB  ^iXavog,  Fontaine,  Lucr.  6.  1263  B.  G.  I.  L.  3.  3580.   [197.  316,] 
silaus  *aiXa6gj  Eppichart,  apium  graveolensl..,  Plin.  26.88.  cf.  sion;  laver.  [151 .] 
sillographus  ailloyQdq)og,   Verfertiger  von  Spottgedichten,  Amm.  22.  16.  16. 
sillus  aillog,  Spottgedicht,  Collat.  leg.  Mos.  et  Rom.  2.  6.  5. 
BÜlybuB   aiXXvßov,    Gundelie,     gundelia   Tournefortii  L. ,    Gic.  Att.    4.  5.  3. 

Wesenberg.  (vgl.  sittybus.)  Plin.  22.85;  26.  40  (Detl.  syllibus.)  [141.  150.] 
silphium   aLX(piov,   Laserpitium,   Ihapsia  silphium   Viv.,    Gat.  r.  r.   157.  7. 

Plin.   19.  38:  »laserpitium,  quod  Graeci  -on  vocant«  =  sirpe. 
silurus  alXovQog,   Wels,  silurus  glanis  L.,  Lucil.  fr.  4.  7  M.   [116.  121.] 
siluB  ailog  plattnasig,  Gic.  nat.  deor.  1.  29.  80  =  simus.   [325.] 
simonidium  Oiiiojvidelov,   Versmaß,  Serg.  460.  23  K.   [231.] 
aimuB  aipiog,  platt,   Liv.  Andron.  trag.  5.   [325.] 

reslmus,  slmarei  simulus,  simia  (Affe)^  sima. 
Binapi,  BinapiB  aivani  Senf,  sinapis  alba  (nigra)  L,,  Plaut.  Pseud.  8.  17.    it. 

senape,  sp.  xenable.  ags.  senepe.   [54.  66.  142.] 
sinapiscus  aivaTtiaxog,  Theod.  Prise.  1.  15  =  sinapi  pulvis.   [51.] 
sinapismus  aivaTtiafjiog,   Gebrauch  des  Senf  Umschlags,  Gael.  Aur.  chron.  3. 

8.  112.   [54.  271  A.] 
sinapizo  aLvartCt^o),  Senfumschläge  machen,  Gael.  Aur.  chron.  5.  2.  [24.] 
sindon  atvdtjv,  Musselin,  Mart.  4.  19.  12.    sp.  cendal.   [53.  183  A.] 
sinopis  atvioTtlg,   roter  Eisenocker,    Vitr.  7.  7  Sehn.    fr.  sinople,    it.  senopia, 

pg.  sinopla.   [159.  233.  286.] 
sinuB  dlvog,  Asch,  Plaut.  Rud.   1319  =  sinum.   [21.  60.  73.  173  A.] 
sion  alov,   Wa^sermerk,  sium  latifolium  L.,  Plin.  26.88.  cf.  silaus.  ]151.] 
Biparium  aiq)aQov,    Theatervorhang,  Gic.   d.  prov.  cons.  6.  14.  cf.  supparum. 

it.  sipario.   [293.] 


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518  Griecbmchb  Wörtm 

Bipho  clqxov,   Heber;   Spritze,    Lucil.  22.  3  M.    it.  sione,    fr.  siphon.  [53  A. 

259.] 

siphonarius,  Mural.  788.  8.    sip(b)unculus,  Plin.  ep.  5.  6.  23. 
siptace  ipizTaxog,  Papagei,  Plin.  10.  147  D.   (Sill. :  sittace,  Jan. :  septage]  = 

psittacus.   [109.] 
siptachoras  atTttaxoQag,  indischer  Baum,  Plin. 37. 39:  »-as  vocari«  (a  Glesia.] 

[146.] 
siraeum  (Xi^aioy,  eingekochter  Most,  Plin.  14.  80  »  sapa.  [55.  470.] 
sirbenus  avQßr^yoc,  verworren  redend,  Front,  d.  or.  9  p.  247.  [34.] 
siren  aecQrjP,  Drohnenart,  Plin.  11.48.  [52.] 
siriacus  aecQcayLog,  zum  Hundssteim  gehörig,  Avien.  Arat.  285. 
siriasis    aec^laaig    Sonnenstich,    Plin.  22.  59:    »destillationibus^    quod    -im 

vocanta  =  sideratio. 
sirium  ^aeiqiov ^  Beifufs,  Apul.  herb.  10  b  artemisia. 
Sirius  aelQcog,  Hundsstern,  Verg.  g.  4.  425  =  canicula. 
siromastes  aeiQoindarrjg,  Stab  zum  Untersuchen,  Num.  25.  7.  Vulg. 
siruB  aeiQog,  aigog,  unterirdische  Getreidekammer,  Col.  1.  6.  15.  Plin.  18.  306: 

»in  scrobibus,  quos  -os  vocant«.    sp.  silo,    npr.  silo.   [215.] 
sisara   *iSiüaqa,   Heidekraut^    Varr.  r.  r.  3.16.26.    Plin.   11.42  (al.  1.   sisirum,  sisynim)  : 

»Athenienses  eam  tetradicen  appellant,  Euboea  sisaram«  s  erice.  [61.  151] 
siser  alaaqov,  Rapunzel,  sium  sisarum  L.,  Varr.  1.  1.  8.  48.  Hor.  sat.  2.  8.  9. 

it.  sisaro.   [62.  66.  85.  142.] 
siBtram  aelarqov,  Isisklapper,  Verg.  Aen.  8.  696.  Inscr.  Hermes  VI  p.  9.  [290.' 

sistratus,  sislrifer,  sistriger  C.  I.  L.  8.  212.  v.  84. 
sisora,  sisurna  atavqa,  alavqva,   Pelz,  Plaut.  Pens.  97  Ritschi  (?)  Amm.  Marc. 

16.  5.  5:  atavQa,    quam  vulgaris  simplicitas  susurnam  appellat.   [184.1 
sisymbrium  aiavfißQLOV,  gebräuchliche  Brunnenkresse,  sisymbrium  nasturtiuni 

L,,  Varr.  I.  1.  5.  21.  103.  Ed    Dio.  6.  24  =  terralis  herba.   [141.] 
sisyrinchion  aiavQvyxLov,  Zwiebelgewächs,  Plin.  19.  95.  [151.] 
sisyrum,  siehe  sisara. 

sitanius  ütiravios,  Plin.  22.  139  =:  huius  anni,  horaotinus.  [170.] 
sitarc(h)ia  cna^xia,  Proviantkiste ,  Apul.  met.  2.  11.  Vulg.  1.  Sam.  9.  7. 
s  i  l  i  l  e  s  aiTlrrjg,  Edelsteinart,  Plin .  37.7. 

sitona  airawrig,  Getreideaufkäufer,  Rapir.  Just.  dig.  50.  8.  9.  6. 
sitonia  atriovla,  Proviantmeisteramt,  Ulp.  dig.  50.  5.  2. 
sittybos  alrrvßog,  Cic.  Att.  4.  5.  3  Raiter  n.  pl :  oe,  vgl.  sillybus. 
Smaragdachates  OfiaQaydaxfirrjg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  139.   [86.   161.] 

smaragdinus  afiaQaydtvog,  smaragdgrün,  Geis.  5.  19.   [63.] 

smaragdineas. 
smaragdus  a^ia^aydog,  Smaragd,  Lucr.  2.  805.  zmaragdus  C.  I.  L.  2.  3386. 

Orell.  2510.    it.    smeraldo,    sp.    pg.   esmeralda,    fr.    ^meraude.   [41.  65. 

461.] 
smaris  OfiaQlg,  Meerfischart,  Ovid.  hal.  120.  [119.] 
smecticus  CfAijxtuco^,  trocknend,  Plin.  SO.  29. 

smegma  aptfiyfxa,  Reinigungsmittel,  Plin.  34.  134.   (smigma  Vulg.  Dan.  4317. 

[48.  272.] 
smerdalcos  UfAeqdaXios,  fürchterlich,  Auct.  Priap.  69. 


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IN  Dil  LAT«INMGIlBfr  SfilACHE.  519 

smialia  ^üfiiähay  Armbander  in  Schlangen  form,  Mural,  inscr.  139.  1.  it.  sma- 

Diglie.  [189.] 
smila  0/ÄiXTjj  Messer,  Arnob.  5.  179  es  scalprum. 
smiiax  a^lXa^ ,   Stechwinde;  smilax  aspera  L. ,    Eichenart y    taxus  bacata  L., 

Plin.  16.  153:  x>quam  vocant  -emc.    it.  smilace.   [40.  50.] 
smilion  OfzikwVj  Augensalbe ,  Marc.  Emp.  35  extr.    griech.  h.  Cels.   [271  A.J 
smyris  GfivQiQj  Schmirgel,  Isid.  16.  4.  27  Otto, 
smyrna  fffivQya,  Myrrhe,  Lucr.  2.  504  =s=  murra  (cf.  Lachm.  z.  d.  Stelle;. 
sinyrnion  a^ivQViov,  Pferdesilge,  smyrnium  olus  atrum  L.,  Plin.  27.  133  = 

hipposelinum,  oius  atrum.    it.  smirnio.   [151.] 
sroyrrhiza  "cgxv^^iCa,  Plin.  «4.  154  8=  myrrhiza,  myrrhis. 
smyrus  OfxvQog,   (zmyrus),  Fischart,  Plin.  9.  76. 

socondios  *aox6rdiogj  indischer  Amethyst,  Piin.  37.  122:  I    »huDc     colorem 
so  cos  ^(Toxog,  Hyacinthfarbe  bei  den  Indern,  Piin.  37.  122:/   Indi    socon    vo- 
cant, talemque  gemmam  socondion«.   [163  A.j 
solen  awXriv,  Messer  scheide,  solen  L.,  Plin.  10.  192.  [52.  119.  120.] 
soloecismus  aoloMiafiog,  unrichtige  Wortverbindung,  Lueji.  9.  2  M.  Gornif. 

rhet.  4.  17  ==  imparilitas.   [54.  237.] 
soloecista  coXotxanrjs,  sötöcistisch  redend^  Hieron.  in  Ruf,  3.  6. 
soloecophanes    aoXoixotpayis,    scheinbarer  Solöcismus ,    Cassiod.  d.  or.  6    p.  57t  Garet. 

[138  A.] 
soloecum  aoXoixoy,  Gell.  5.  20.  6  s=  soloecismus. 
sonchos  aoyxog,   Saudistel,    sonchus  oleraceus  L, ,    Plin.  22.  88,    it.  sonco. 

[451.] 
sopbia  4foipla,  Enn.  ann.  227  »  sapientia.  [242.] 
sophisma   aotpiofia,    Trugschlufs,    Sen.    ep.  45.    griech.  b    Cic.  =  captio, 

failax  conclusiuncula.  [242.] 
sophismation  <roq>i(rf4aiioyf  kleiner  Trugschlufs,  Gell.   18,  13. 
sophista  od.  -es  aocpiOTfig,  Sophist,    Lucil.  15.  13.  Cic.  nat.  deor.  1.  23.  63. 

Ed.  Dio.  7.  71.   [iß,  242.] 
sophistice  aocpiatiiiri,  Sophisterei,  Apul.  d.  dogm.  Plat.  2.  9. 
sophisticus  aoipiaxvKog,  sophistisch,  Tiro  b.  Gell.  7.3.  35.  Varr.  sat.  Men. 

1443  B. 
sophi Stria  ao(platQui,  Sophistin,  Hieron.  chron.  Euseb.  ann.  770.  [47.] 
so p hos  isotfos,  Phaedr.  8.  14.  9  =  sapiens. 
sophos  aotfSts,  brav!  Petr.  40.  1. 
soracum  atjQanog,   Truhe,  Plaut.  Pers.  392.   [51.] 
Borites  awQelrrig,   Häufelschlufs,    Cic.  div.  2.  4.  11  =  acervus :  »satis  latino 

sermone  tritus  est«  (Cic.  d.  fin.  4.  18.]   [242.] 
soriticus  awQiTinog,  in  Form  eines  Häufelschlufses,  Mar.  Vict.  expl.  in  rhot. 

Cic.  2.  17.  p.  285.  9  H. 
sorus  aavQog,  unbek,  Seefisch,  Plin.  32.  151.  [120.] 
Bory  cCjfv,  Atramentstein,  Cels.  6.  9.  23.  Scribon.  51.   [154. J 
sotadicum,  sotadeus  aioradiTcov ,   cwradeiog,    Versmafs,  Serg.  459 .  26  K . 

[230.  231.] 
soter  awrriQ,  Cic.  Verr.  2.  63.  154.  acc:  -a.  =  servator.  [47.] 
soleria  aaßtrjQia,  Geschenke  bei  der  Genesung,  Stat.  silv.  1.  4  lemm. 
solericianus. 


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520  Gmbgbiscbb  Wörtbr 

sozusa  fftiCovffa,  Beifuß,  artemisia  L.,  Apul.  herb.  10  s=  artemisia.  [454  A.] 
spadiz  OTtadi^y  braunrot;  Palmenzweig^  Verg.  g.  3.  82.  Gell.  2.  26.  9:  »spadix, 
qiii  factus  e  Graeco  nosler  esl«.   [50.  66.  436  A.] 
spadicum,  spadicarius.  [205.] 
Bpado  CTtddwVj  der  Kastrier te,  Publ.  Syr.  mim.  6  Rb.  C.  1.  L.  4.  1826.  [53  A. 
309.] 

spadonatus,  spadonius,  spadoninus. 
spaerita  acpaiQlTrjg^  runde  Kuchenart,  Cal.  r.  r.  82.  [16.  46.  170.] 
spagas  ^ajcaydg,   Pechart  in  Asien,  Plin.  14.  12i. 
spalax  OTtakaS,  unbek.  Pflanze,  Plin.  19.  99.   [50.   151.] 
sparagus  aoitaqayog,  Spargel,  asparagus  £..,  Theod.  Prise.  1.5.   (Varr.  sat. 

Men    573  ! )  =  asparagus.   [57.] 
sparganion   aTtagyaviov,    Igelskolbe,   sparganium   ramosum  Sm. ,    Plin.  25. 

109:  »radix  eius  (quinquefolii) ,  quae  -ion  vocatur«. 
spartopolia  OTta^roTtoXiog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  191  Sill. 
spartum  OTtotQTov,    Pfriemengi^as,  stipa  tenacissima  L.,    spartium  iuncum  L., 
Cat.  r.  r.  135.  3.    sp.  esparto.  [140.  205.] 
sparteus,  Pac.  254.  sparteolus.  spartarlus. 
sparuB  ajtaQog,    Goldbrachsen ,   sparus  aurata  L. ,    Gels.  2.  18.    it.  sparlo  =r 
sparulus,    fr.  sparaillon.  [118.] 
spnnilus,  Ovid.  hai.  4  06. 
spasma  OTtuafta,  Krampf,  Plin.  28.  237.   [48.] 
BpaBmuB  artaüfiog,  id,,  Plin.  32.  36.  Scribon.  171.    it.  spasimo,  sp.  espasiuo, 

pasmo  =  convulsio.   [270.] 
spasticus  ajcaanycog,  mit  Krampf  behaftet,  Plin.  20.  157. 
Bpatalium  aTta&aliov,   Armbandart,    Plin.  13.  142.  G.  I.  L.  2.  2060.  Inser. 

Hermes  VI  p.  9.   [17.  189.] 
spatalocinaedus  a/vaTaloxlvacdog,  wollüstig,  Petr.  23.3.  [86.  309.] 
spatangius  ajtarayyrjg,  Meerigelart,  Cod.  Theod.  14.  20.  1.   [55.  120.] 
Bpatha  OTtd&ri,  Rührlöffel;  Pallasch,  Gol.  12.  42.  3.  Ed.  Dio.  7,  33.  it.  spad«, 
sp.  pg.  pr.  espada,  fr.  epee.   [12.  203.  323.] 

spathula.  spatharias,  Murat.  4  852.  43.  spathe.  semispathium. 
spathomele  ana&ofi^Xij,  spateiförmige  Sonde,  Plin.  Val.  3.  42.  Marc.  Emp.  7. 
Bpatola  G/taTalrj,  Schwelgerei,  Varr.  sat.  Men.  275  B.   (Riese:  -e).  [62.  309.] 
spegma  ipfjyfia,  Körnchen,  Plin.  34.  13.  36  =  ramentum. 
spelaeum  OJtrilaiov,  Höhle,   Verg.  ecl.  10.  52.  C.  1.  L.  5.  810.  5795.  [55. 

319.] 
Bpelunca  CTtrjlvy^,  id.,  Lucr.  1.  348.  it.  spelonca  =  specus.    [33.  51.  66.261. 

speluncosus. 
Sperma  irniQ/ia,  Sulp    Sev.  chron.  4.  44  =  semen.  [48.] 
spermaticus  aneqfiatixog,  zum  Samen  gehörig,  Cael.  Aur.  acut.  8.  48.  480. 
spermoiogus  anBqfjLoXoyog,  gem.  Schwätzer j  Act.  apost.  47.  48  Volg. 
speusticus  (fnevmixof,  eilfertig  gemacht,  Plin.  4  8.  4  05.  [470.] 
sphacos  Ofpaxog,  Moosart,  Plin.  24.  27  =  sphagnos.  22.  146  =ä  elelispbaoos. 

[149.] 
sphaera  atpalQa,  Kugel,   Enn.   b.  Gic.  d.  or.  3.  40.  162.  Cat.  r.  r.  82.   it. 
sfera  =  pila,  globus.  [33.  247.  255.] 
sphaernlis.  sphaerula.  semisphaerium. 


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IN  DM  LATBiiffSicHiri»  Spkachb.  521 

sphaericus  atpai^v^og,  kugelförmig,  Macrob.  somn.  Scip.  2.  14.  34. 
sphaerista  OfpaiQiavi^gj  Ballspieler ^  Sidon.  ep.  2.  49.  Orell.  6445. 
sphaeristerimn  arpaiQiarri^Lov ^   Ballspielsaal y  Plin.  ep.  2.  47.  49.  Orell.  57. 

Grul.  460.  43.   [47,  298.  304.] 
sphaeroides  a(paiQoeidi^gj  kugelähnlich,  Viir.  206.  44.   [49.  255  A.] 
sphaeromaehia  aq>aiqo(.iaxLa^  Faustkampf  mit  eisernen  Kugeln,  Sen .  ep.  80 

in.,  Slal.  silv.  4  praef.   [302  A.] 
sphagnos  acpayvog^  Moosart ,  Plin.  42.  408. 

spheniscos  atprjvitfxos,  Boeth.  inst,  arithm.  2.25.  p.  4U.  9.  Friedl.  =  cuneolus.  [51.] 
sphincler  aq)iyxTriQj  Aftermuskel,  Cael.  Aur.  chron.  2.  4.  44.  cf.  spinler. 
sphingion  mpiyyiov,  Affenart,   simia  cynocephalus  L,,  Plin.  6.  473.   [404.] 
sphinx  a<piy^,  Sphinx;  Schimpanse,  simia  troglodytes  L,,  Plaut.  Poen.  337. 

[54.  404.] 

sphinga.  sphingatus. 
sphondyle  a(pov5vXri,   Tierart,  Plin.  27.  443. 

spondala,  Kopp  Not.  Tir.  p.  356. 
sphondylus  ^tpovSvXos,  Stachelmuschel,  spondylus  gaederopus  L.,  Gel.  6.  16.  7,  cf.  spon- 

dylus.  [146.] 
sphragis  aq>Qaylg,  Edelstein;  Pßasterkügelchen,  Cels.  5.  26.  23.  Plin.  37.  4  47: 

»quas  -as  vocanU.  [43.  272.] 
sphragitis  aq>Qaylrig,  aufgedrücktes  Siegel,  Prud    ueq,  a%eq>,  40.  4076. 
sphyraena  acpvQaiva,  Hechtart,  Plin.  32.  454  =  sudis.  [33.  53.  420.] 
spinter  <Tq>iyKTriQ,    Armspange,    Plaut.  Man.  527.    cf.  spliincter.   [46.  27.  47. 

489.] 

spinlria. 
spionia  tpivag,  Rebenart,  Gol.  3.  2.   (Hehn)   (?)  =  spinea  Plin.  44.  34.   [472.] 

spionicus,  Cd.  3.  il.  4  0. 
spira  OTtu^Qy  Schlangenwindung ;  Brezel,  £nn.  ann.  504.  Orell.  2359.  Mural. 

4095.  4.  spirula.   [33.    4  40.  470.  282.  349.] 
spiraea  OTteigala,  Spierstaude,  spiraea  L.,  Plin.  24.  53.  [^454.] 
spirarehes  aiteiQaQxrig,    Chorführer  im  Geheimgottesdienst,  C.  I.  L.  3.  870. 

Fabr.  inscr.  p.  676  nr.  29.   [349.] 
spitbama  OTtid'afxri,  Spanne  als  Mafs,  Plin.  7.  26.    it.  spilamo.  =  dodrans. 

[24  9  A.] 
splanchnoptes  anXuyxyoTtiris,  der  die  Eingeweide  Bratende,   Plin.  34.  80.    (plasl.  Werk.) 

[277.] 

spien  aTtlrjp,  Vilr.  49.  42.  wal.  spline.    engl,  spieen.  =  lien.  [53.  64.] 
spien icus  OTtlrjPLxog,  milzsüchtig,  Plin.  20.  87.  [270.] 

spleniacus. 
spien iles  aTtlrjvlrrjg,  an  der  Milz,  Cael.  Aur.  chron.  3.  8.  40<). 

spleiiiticu8,  spienetictts. 
splenium  arcli^viov,  Milzkraut,  Teucrium  flavum  L, ,  Plin.  25.  45  =  Teu- 
crium;  Schönheitspflästerchen,  [448.  494.  274  A.] 
spleniatus. 
spodiacus  ajcadiaxog,  Scribon.  24  in.  =  cinereus.  [52.  274  A.] 
spodium  OTtodiov,  Asche',  Ofenbruch,  Plin.  23.  76.  wal.  spuz. 
spodos  OTtodog,  Hüttenrauch ,    Plin.  34.  428:    »quae  vocanl  pompholygem  et 
spodon«.   [454  A.] 


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522  Grischisgbb  WöRtn 

spondaules  CTtoydavlrig,  Flötenbläser  beim  Trankopfer,  Mar.  Viel.  4.  H.  46 
p.  44.  23  K.  [291.] 

spondaulium   s  spondalium,    Gic.   d.   or.   %.  4.   193  zweifelh.     Dioin.  476.  43  K. 

[294.] 

spondeum  OTtovöeiov,  Gefäfs  zu  Libationen,  Apul.  met.  14.  20.  Inscr.  Hermes 

VI  p.  9. 
spondeiis  (TTtovöelog,   VersfufSj  Cic.  or.  64.  246.   [37.  229.] 
spondiacus  aTtovdeiaxoQy  spondeisch,  Diom.  495.  24  K.   [52.  230.] 
spondiazon  (TTtovdeia^cjv,  Hexamelerartj  Diom.  498.  43  K. 
spondylioD  (sphondyliura)  ajtovdvXioVj  aq)ovdvXiop,    Bärenklau,  Heracleum 

spondylium  L.^  Plin.  42.  428:  oquae  voeatur  -iom.   [446.  454.] 
spondylus  OTtovdvlog,  Rückgratgelenk ;  Slachelmuschel,  spondylus  gaederopus 

L.,  Plin.  32.  454.  sfondilus  Apic.  2.  42.   [36.] 
spongivk  CTtoyyca.  Schwamm,  spongia  officinalis  L.  Cat.  r.  r.  43.  3.  il.  spugoa, 

fr.  6ponge.   [4  46.  298  A.] 

spongiarius  C.  I.  L.  5.  2483.  spongiola,  spongiosus,  spongius,  spongiare. 
spongitis  a/toyylriQj  Edelsteinart,  Plin.  37.  482.   [43.] 
spongizo  ffnoyyiCto,  mit  dem  Schwamm  ctbmschen,  Apic.  4.  26.  26.  [24.] 
spurium  von  artoQoi,  weibliche  Scham,  Apul.  d.  mag.  35.  [74.] 
squilla  siehe  scilln. 
squinu  anthos  axolvov  av&og,  Kamelstroh,  Pallad.  44.  44.  3.  it.  schinanto. 

vgl.  schoenu  anthos.   [49.] 

squinantium  Plin.  Val.  2.  48  »  ax^ivay&iop.    it.  squinanzia,  sp.  pr.  esqaioaQCia. 
Stach ys  araxvg,  Rofspolei,  Plin.  24.  436:  »quae  -ys  voeatur«.  [454.] 
staota  araxrij,  Myrrhenöl,  Plaut.  Most.  309.   (stacte).   [494.] 
stacton  axa^Tov,  Augensalbe,  Scribon.  34.  Ephem.  epigr.  3.  p.  447  nr.  435. 

[274  A.] 
stadiodromus    ajaSio&f^ofxos^    Wettläufer  in  der  Rennbahn,    Plin.   34.  59.    (plast.  Werk.} 

[277.] 

Stadium  anadiov,  Stadium,  Lueil.  8.  13  M.   [28  A.  66.  248.  280.] 

stadiatus.  Stadialis, 
stagonias  atayoviag,  Tropfweihrauch,  Plin.  42.  62:  »Graeci  stagonian  apel- 

lant<(.   [55.] 
stagonitis  arayovlTig,  Galbanharz,  Plin.  4  2.  126:   »-im  appellant«. 
stalagmias  cralayfilag,    Vitriol,    Plin.  34.  124:  »destillantes  stirias  stalag- 

mian  vocant«.   [55.] 
stalagmium  ardlayfia,  Ohrgehänge,  Plaut.  Men.  542.   [49.   189,] 
stalticus  tnaXTixogf  zusammenziehendf  Theod.  Prise.  2.  2.  48. 
staminatus  von  axaiivog,  in  einen  Krug  gefüllt,  Patron.  41.  12. 
staphis  aiafpig,  Läusekraul,  Scribon.  4  66  :=  herba  pedicularis.  [U2.] 
staphylo  ajatpvXrjy    Zaunrübe ,  bryonia  alba  I.,    Plin.  23.  24,   vgl.  ampelos  leuce  ss  vitis 

alba, 
staphylinus  avacfvlivog,  Pastinakarl,  Col.  10.  468.  Plin.  49.j88:  im)s  Graece 

dicitunt.   [442.] 
staphylodendron  aTaq>vk6dev6Qov,  Pimpernufsbaum,  staphyiea  pinnata  L., 

Plin.  46.  69. 
staphyloma  ataq>vlüßfia,  Fehler  des  Auges,  Veget.  3.  49.  4.  [48.  271. | 
stasimutn  ataatfiov,  Chorgesang  in  der  Tragödie,  Mar.  Vict.  p.  77.  40  K. 


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IN  DU  LATEINISCHBlf  SPRACHE.  523 

stater  ararriq^  Gewicht;  Sübermünze^  Hieron.  in  Matth.  3.  40.  [47.  476.  247  A. 

224.] 

statera,  Cic.  d.  or.  2.  38.  159.  I.  R.  N.  4  489. 
statice  arar^xi},    adstringierende  Pflanze,    statice  Armeria  L. ,    Plin.  26.  54. 

[454.] 
sleatitis  CTearlrig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  486.   [43.  462.] 
steatoma  areanjfxa^  Fettgeschwulst,  Geis.  7.  6.  40.   [48.  274.] 
stegnus  ateyvogj  adstr ingierend,  Plin.  23.  420.   [272.] 
stela  GTi^kr],  £nn.  Euh.  34  =  columna. 
stelephuros  areXetpovQog,  Ravennazuckerrohr,  saceharum  Ravennae  L.,  Plin. 

24.  404.    [450.] 
st  eil  s  OTellg,  Mistelart,  Plin.   46.  245:    »-im  dicit  Euboea  nasci«. 
stemma  ar^jU^ua,  Kranz,  Sen.  benef.  3.  28  =  corona.   [48.] 
stenocoriasis  ctBvoTcoQlaaig,   Pupillenverenffung,  Veget.  3.  2.  46. 
stephaneplocos  in6(payijnX6xoff,   Kranz flechterin,   Plin.  35.  125:   »quae   tabula  appellata 

est  -OS,  ab  aliis  stephanopolis«.  (Gem&lde.)  [286.] 
Stephan ites  aTeg>avirtjg,   Weinstockart,  Coi.  3.2.2.   [472.] 
stephanitis  aT€q>aviTic,  id,,  Plin.  44.  42.   [472.] 
stephanium  axBfpayioy,  Kränzchenf  Aethic.  cosmogr.  84  ^  coronula. 
stepbanomelis  ^arefpavofirjlcgj  Pflanzenart,  Plin.  26.  436.   [454.] 
stephanopolis  fnefpayonöiXi^y  Kranzhändlerin ,  Plin.  35. 125,  cf.  stephaneplocos.  (Gemälde.) 

[286.] 

stephanos  a%i(pavog,  Pflanzenari,  Plin.  45.  432.   [64.  449.] 

Stephanusa  mBfpavovaa,  die  Kranzwinderin,  Plin.  34.  70.  (Statue.)  [277.] 

Stereos  (rre^eo^,  fest,  hartnäckig,  Orib.  Bern.  14.  15. 

stereobates  areQeoßarrjg,  gemauertes  Postament,  Vilr.  75.  46.   [282.] 

stergethron  <niQyij&Qoy,  große  Hauswurz,  Plin.  25.  160:  »Italia  sodum  maius  vocat((.  [147.] 

stericus  vajegixo^,  Mac.  Flor.  13  ==  hystericus. 

sterigmos  anjQiyfzoff,  Stillstand  eines  Planeten,  Apul.  d.  mund.  16  b=  stativa  lux. 

stesichoreum  arrjaixoQecop,   Versmafs,  Serg.  464.  2.   [234.] 

stibadium  arißadiov,  Ruhebett,    Plin.  ep.  5.  6.  36.  C.  I.  L.  5.  3929.   [477.] 

Btibi  arlßt,    Spiefsglas,   Gels.    6.  6.  6.  Plin.  33.  404:    »stimi  appellant ,    alii 

stibi,  alii  alabastrum^  alii  larbasima.   [54.   454.   494.] 
stibium,  Scribon.  23. 
stibinus  arlßcrog,  von  Spiefsglas,  4.  Paral.  29.  2.  Vulg. 
sticha  cvixr},   Weinstockart,  Plin.   44.  84  =  apiana. 

sticula,  CoI.  8.  2.  27. 
Btigma  arlyfia,  Brandmal,  Vitr.  52.  4  ==  inusta  lilterarum  nota.   [48.  49.  34  0. 

325.] 
Stigma tias  anyfxarlag.  Gebrandmarkter,  Cic.  off.  2.  7.  25.   [340.] 
BtJLmmi  axLii^i,  Spiefsglas,  Plin.  33.  404  =  stibi.   [54.  66.  454  A.  494.] 
stoebe  arotßri,  Pflanzenart,  Plin.  24.  94  :  »pheos,  quod  aliqui  -en  appellavere«. 

[450.] 
stoechas  aroixdgy  Stöchaskraut,  lavandula  stoechas  L,  Plin.  26.  42.  Scribon. 

406,  [445.] 
Stola  arolri,    langes  Oberkleid,   Enn.  trag.  434.  C.  1.  L.   4.   4  494.    celt.  stol. 

[55.  480.] 

Stolatus,  C.  1.  L.  3.  5283 ;  5.  5892. 


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524  Griechiscbb  Wöbtei 

stolarchus  OTokaQxoSy   Flottenführer ^  I.  R.  N.  2685. 

BtoluB  aroXogy    Seefahrt;  Flotte ,   Cod.  Theod.  13.  5.  7.    it.  sluolo.  asp.  eslol. 

pr.  estol.   [212  A.] 
stomacace  atofxaxdycr],  Mundfäule^  Plin.  25.  20 :  »-en  medici  vocabant«.  [270.] 
stomachicus  aroiiaxLxog^  magenleidend,  Sen.  ep.  24.  14.   [270.] 
BtomaohüB  azoftaxog,  Magen,  Lucil.  4.  21  M.    it.  stomaco.  fr.  estomac.  [266  A.] 
slomachari,  Ter.  Eun.  328.    stomachabundus,   stomaclianter.   stomachosei   Stoma- 
chosus,  subslomachari. 
stomatice  arojuar^xij,  Mundarznei^  Plin.  23.  108.   [272.] 
slomis  arofilgj  Mundbinde  des  Flötenspielers,  Lucil.  15.  17  M.  siehe  poslomis. 
Storno ma   arofKafia,   Hammerschlag,  Plin.  34.  108:   »quod  vocant  stomoma«. 

[48.  155.] 
storacinus  owgoxivog,  vom  Storaxstrauche,  Sulp.  Sev.  dial.  1.  43. 
Btorsx,  GTVQa§,   Storaxstrauch ,   storax  officinalfs  L.,  Solin.  33.  10  =  styrax. 

[18  A.  36.  50.  66.  85.  144.  207.] 
storbos  ^avögßog,  Plin.  12.  74:   »recentiores  ex  auctoribus  -on  hoc  vocant« 

=  ledanuin.  cf.  stobrus:  Plin.  12.  79. 
Btrabo  axQaßwVy  schielend,  Lucil.  sat.  27.  8  M.  Cic.  nat,  deor.  1.  29.  80.  [271.] 

strabonus. 
BtrabuB  avQaßog,  id.,  Varr.  sat.  Men.  344.    it.  stambo,    pr.  estramp.  [274.] 
strangias  avQayylag,  griechische  Weizenart,  Plin.  18.  64.   [55.] 
Btrangulo  arqayyaXoo},  erdrosseln,  Cael.  b.  Cic.  fam.  8.  15.   [62.  310.] 

strangulabüis,  strangutatio,  strangulator,  strangulatrix,  strangulatus. 
Btrangiuria  atQayyovQla,  Harnzwang,  Gat.  r.  r.  127.  1.   [269.] 

stranguriosus. 
strategema  arQarinyrjfia,  Kriegslist  eines  Feldherm,  Cic.  Atl.  5.  2.  2.  g.pl: 

-on.   [229  A.] 
strategematicos  fnqarfjYrjfAatixog ,  Kriegslist  betreffend,  Frontin.  strat.  praef.  lib.  1. 
strategia  arQaTtjyia,   Gouvernement,  Plin.  4.  40. 

strategicos  atQa-njyixoc,  den  Feldherm  betreffend,  Frontin.  slral.  praef.  libr.  4. 
strategus  argarriyog,  Heerführer,  Plaut.  Stich.  697. 

stratiotes  aTQaTiwrrjg,  Wasseraloe,  stratiotes  aloides  L.,  Plin  24.  169.  [145.] 
stratiotice  ar^araur^xij,  id.,  Apul.  herb.  88. 
stralioticus  avQarctJTiyiog,  soldatisch,  Plaut.  Mil.  gl.  1359. 
stratopedum  axqarone^oy,  .lul.  obseq.  de  prodig.  4  46  &»  castra. 

strepsiceros  arQBifjiTLiqijg,  Antilopenart,  eapra  cervicapra  L.,  Plin.  8.  214  = 

addax.   [103.] 
streptos  axQBTiTog,  gewunden  (Traubenart),   Plin.  14.  89:  »quae  ob  id  -os  vocaturR.  a.  I. 

streptis. 
strobilus  azQoßilog,  Zirbelnufs,  Frucht  von  pinus  cerabra  JL.,  Ulp.  dig.  32. 

55.  10. 
stroroa  azQOjfia,   Teppich,  Capitol.  in  Ver.  4.  9.   [48.] 
stromateus  arQWfxarevg,  Schriften  vermischten  Inhalts,  Prise.  210.  7  H. 
strombus  axQOf^ißog,  gewundene  Schneckenart,  Plin.  32.  117.   [120.] 

strongyla  crQoyyvkr],  Bnisthild,  Tertull.  pall.  4. 

strongylc,  Alaunart,  Plin.  35.  487:  »quod  -en  vocanU.  [136  AJ 
Btropha,  Strophe  ai^oq>ri,  Strophe;  List,  Phaedr.  1.14.  Petr.  60.  [228.] 


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IN  DIR  LATKINISCHBN  SPRACHE.  525 

strophicus  atQocpixog^  mit  Batichgrtmmen  behaftet,  Theod.  Prise.  2.  9, 
strophium  GTQdcpwv,  Brustbinde^  Plaut.  Aul.  541.   [182.] 

stropbiarius.  [203.]  slrophiolum. 
strophoma  OTQocpiofia,  Bauchgrimmen,  üieron.  in  Jesai.  13.  8.   [270.] 
strophus  atQOipog,  id.,  Vitr.  254.  48.  [270.] 

strophosus. 
struppuB  üTQotpog,   gedrehter  Riemen,    Liv.  Andr.  od.  11.  Plin.  21.3:  »ute- 
bantur  antiqui  -os   appellantes«.    it.  stroppolo,    fr.  ^trope,    sp.    estrovo. 
[16.  211.  216  A.] 
struppearin. 
strutheus  arQovd-Log,  vom  Sperling,  Plaut.  Pers.  87.   [135  A.] 
struthio  axQovd'liav,    Straufsy   struthio  camelus  L.,    Capitol.  Gord.  3  extr.    it. 
struzzo,    pr.  estrus,  d.  Straufs.   [109.] 
struthiocaballus,  strutbioninus. 
struthion  gtqovS'Iov,  Seifenkraut,  saponaria  officinalis  L.,  Plin.  19.  48:  »-on 

Graeci  vocant«. 
struthiocamelus  atQovd'ioiiafirjXog,    Vogel  Straufs,  Plin.  10.  1.   [109.] 

struthiocamelinus. 
struthopus  arQOvd-OTtovg,  Sperlings füfsig,  Plin.  27.  24. 
strychnos  arqvxvog,    Nachtschattenart,    Plin.  21.  177:  »trycfanos  quam  qui- 
dam~  strychnon  scripsere«  27.  132:  »Solanum  Graeci  -on  vocant«.  [132.  151.] 
stuppa  aTVTVTtrj,   Werg,  Lucr.  6.  896.   it.  stoppa,    sp.  estopa,   fr.  6touppe^   [26. 
33.  85.  205.] 

stuppa rius,  stappeus. 
stylobates  avvkoßarrjg,  Säulenstuhl,  Varr.  r.  r.  3.  5.  11.   [47.  281.  282.] 
stymma  arvpifxa,  Salböl  verdichtender  Stoff,  Plin.   13.  7.   [48.] 
stymmaticus  arvfiiiartxog,  adstringierend,  Plin.  Val.  2.28.  [172  A.l 
stypsis  arvipig,    zusammenziehende  Kraft,    Gassiod.   var.  12.  4.    griech   b. 

Cael.  Aur. 
stypteria  <nvnJijQl(t,  AlanUy  (JIp.  dig.  27.  9.  8.  6  »s  alutnen.  [156  A.] 
stypteriazusa  axvnrtiqia^ovaa,  alaunhaltig,  Cael.  Aur.  chron.  4.  i.  1. 
stypticus   arvTtri'Aog,   verstopfend ,    Plin.  24.120:   »medicamenta ,   quae   -a 
vocant«.   [272.] 
substyplicus. 
styrax  tnvQa^,  Storaxbaum,  styrax  officinalis  L.,  Verg.  Cir.  467=sstorax.  [50.] 

styraca. 
styracinus  aTVQuxivog,  von  Storax,  Cael.  Aur.  chron.  2.  7.  113.  siehe  stora- 

cinus. 
Bupparum  (supparus]    aicpaQov,   linnenes  Kleidungsstück,   Plaut.  Ep.  2.  2.  48. 
Paul. Diac.  311.4:  »vestimentum  puellare  lineum.  [16. 61 .  69. 181.211 .293.] 
susinus  trovaiyoff,  Gels.  5.  21.  1  »s  lilinus,  lirinus. 

sttsinatus. 
syagrus  avay^og,  Palmbaumart,  Plin.  13.41.   [136  A.] 
sybotes  avß&nrjg^  Hygin.  fab.  426.  Manil.  5.  126  «  subuicus. 

sycaminos  avTLa^ivog,  Maulbeerfeigenbaum,  ficus  sycomorus  L,,  Gels.  3.  18  = 

sycomorus. 
syce  atmi].   Pflanze;  Kien;  Geschwür,  Plin.  16.  44:  »quam  Graeci  -en  vocant«. 

[148.  270.] 


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526  Grieghtsgrb  Wörtkii 

syciles  at/x/rijg,  Feigenwein,  Plin.  H.  <02.   [47.   472.] 

sycitis  avKlTis,  Edelsteinart,    Plin.  37.491.   [49.   163  A.] 

sycomorus  avTiOfioQogj  äg.  Maulbeer feigenbaum,  ficus  sycomorus  £.,  Geis.  5. 

18.  21. 

saccomorum   »  sycomorus»  nach  Fest.  p.  318  M.  bei  Pomponius  (wohl  Pompeius 
Sextus,  cf.  Ribb.  scenic.  fr.  11  p.  215). 
syoophanta  cvxo(pävTr)g,   Plaut.  Trin.  875  =  calumniator.   [46.  310.1 

sycophantari. 
syoophantia  avy(,oq>avT La,  Betrügerei,  Plaut.  Trin.  867. 

sycophantiose. 
sycophyllon  avxofpvXXoy,  Eibisch,  Apul.  herb.  38  «=  hibiscuni.  [151  A.] 
sycotum  avxtaioy,  Vesp.  iudic.  coci  81  s  ficatum. 
Syenites  avrjvlvrjg,  roter  Granit^  Plin.  36.  63:   »-es,  quem  antea  pyrrhopoe- 

cilon  vocabanl«.   [158.] 
Byllaba  avUaß^,  Silbe,  Plaut.  Bacch.  433.  celt.  sillab.  d.  Silbe.   [225.] 

syllabatim,  unisyilabos. 
syllabicus  ovlXaßiyLog,  silbenweise,  Prise,  d.  acc.  p.  528.  22  K. 

syllabice. 
syllabus  avXXaßof,  Register,  Augustin.  conf.  13.  15  a  index, 
syllepsis  avXkrjilJig,  grammatische  Figur,  Donat.  397.  23  K.  acc:  -in.  abl:  -i. 

[226.] 
syllogismaticus  avXXoyKXfÄatixoc,  aus  Sylloffismen  bestehend,  Fulg.  myth.  1.  praef.  extr. 

p.  27  M. 
Syllogismus  Gvlloycafiog,  Gell.  1 .  2  =  conclusio,  ratiocinatio.   [54.  237.] 
syllogisticus  avXloyiariyiog,  syllogistisch,  Quint.  5.  10.  6. 

syllogistice. 
syllogizo  (fvXXoyiCo),   VemunßscMiisse  machen,  Boeth.  Arist.  anal.  post.  1.9.  p.  350.  [24.] 
Symbols  avfißolrj,    Geldbeitrag  zu  einem  gemeinschaftlichen  Schmause^    Plaut. 
Stich.   432.  Wilmanns  inscr.  nr.  113.   [168.] 
symbolones,  Löwe  prodr.  p.  418. 
symbolicas  avfißohTiog,  sinnbildlich,  Charis.  160.  21  K. 

symbolice. 
symbolum  avfißolovj  Kennzeichen,  Plaut.  Pseud.  648  =  Signum.  [215.] 

symbolus,  Plaut.  Bacch.  262. 
symmetria  avft^iSTQla,  Ebenmafs,  Vitr.  12.  14.  Plin.  34.  65:  »non  habet  La- 
tinum nonien  -a«. 
symmetros  avfiiAeTQog,  symmetrisch,  Vitr.   12.  17. 
symmysta  av^i^vavrjg,   Mitpriester,  Hieron.  ep.  58.  11. 
sympasma  aviiTtaa^ia,  Pulver  zum  Aufstreuen,  Gael.  Aur.  acut.  2.  38.  218. 

[49.] 
sympathia  av(.iJta^eta,  Sympathie,  Varr.  b.  Non.  458.  24.  griech.  b.  Cic.  = 

convenientia  naturae. 
symperasma  avfiJtiqaaiict,  Schlufsfolge,  Mart.  Gap.  4.  343.   [49.  237.] 
symphonia  (symphonium),    avficptovia,    Einklang,    Gic.  Verr.  2.  3.  44.  105  = 
concentus.    it.  sampogna,    sp.  zaropona.   [290.] 
symphoniacus   avfiqxjjviaxog ,   zur  Musik  gehörig,   Gic.  Hil.  21.  55.  I.  R.  N. 

457.  Henz.  6097.   [290.  309.] 
sym phyto n  avfxtpvtov,  Beinwell,  symphytum  officinale  L.,  Plin.  27.  41:  »alum  nos  voca- 
mus,  Gracci  symphylon  pelraeum«.  it.  sinfito. 


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IN  DBA  LATBIITI8CBBN  SpBAGHB.  527 

ymplectos  avfAnlBxiog,  verbunden  (Versfufs),  Diom.  484.  27. 
symplegas  avfiTtltiyag,  ztisammenschlagend,  Marl.  14.995.  acc.  pl :  -as. 
syraplegma  avfi/tkey^a,   Vei-ßechtung  (beim  Ringen),  Plin.  36.  24.  [48.] 
symploce  cvfjtnXoxrj,  Aquil.  Rom.  36  =  connexum,  complexio.  [288  A.] 
symposiacus  avfiTtoaiaycog^  zum  Gästmahl  gehörig,  Gell.  3.  6.  1. 
Symposium  avfi/ioaiov,  Apul.  apol.  57.   (Nep.  Ale.  2.  2)  =convivium.  [168.] 
sympoticus  ccjutiotixo^,  zum  Gastmahl  gekörig.   Gell«  6.  43  in  lemm.  ed.  Hertz.  3.  6.  1. 
sympsalm^a  avjÄipaXjÄä,    Singen   zum  Saitenspiel,    Augustin.  in  psalm.  4.  4. 

symptoma  avfiTtTCjfia,  Symptom,  Oribas.  Bern.  6.  25.    it.  sintomo.   [48.] 
ssmagoga  awayioyi^,  Synagoge,  Terlull.  d.  fug.  et  pers.  6.  G.  I.  L.  5.  4410. 

[318.1 
synaloephe  owaXoupr},  Quint,  9.  4.  109  =  collisio,  elisio.   [226.] 

synaliphe,  Cbaris.  279.  9  K. 
synanche  avvayxt],  Bräune,  Gell.  11.  9.  1  =  angina.  [270.] 
synanchicus  awayxiy^og,  mit  Bräune  behaftet,   Gael.  Aur.  acut.  2.  27.  140. 
synaphia  awaipeia,  Kontinuität  des  Rhythmus,  Mar.  Vict.  p.  129.  30  K.  [230.] 
synathroesmos  avya&Qourjuof,  Sammeln,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.  1.  2.  [238  A] 
synaxis  avya^tg,   Versammlung,  Yen.  Fort.  carm.  8.  14.  1.   [48.] 
syncategorema  avyxairjyo^ijfia,  Prise.  2.  4  5  sa  consignificantia.  [226.] 
syncerastum    avy^BQaaxov,    Gericht    Allerlei,   Varr.  1.1.7.61.    Plaut,    fr. 

Phagonis.   [169.] 
synchrisma  avyxqiUfJtK,  Salbung,  Veget.  2.  45.  7  bs  unctio.  [48.  49.] 
synchronus  avy^^ovos,  Hieron.  praef.  in  42  prophet.  s  aequalis. 
synehysis  avyxvaig,   Verwirrung  (gramm.),  Charis.  275.  17  K.  [48.  226.] 

syncope  avyytOTtrj,  Synkope;  Ohnmacht,  Charis.  278.  18  K.  [226.] 

syncopatus.  syncopare. 
syncopos  avy%07tog,  ohnmächtig,  Orib.  Bern.  18.  13. 
syncrasis  avyxgaaig,   Vermischung,  Terl.  adv.  Val.  8  =  acc.  -in.   [48.] 
syncrisis  avynQiaig,   Vergleichung,  Donat.  396.  26  K.   [48.] 
syndicus  avvdixog,  Syndikus,  Gaj.  dig.  3.  4.  1.  1  =  actor.   [312.] 
synecdoche  avi/STidox^y  Redefigur,  Quint.  8.  6.  18.   [236.] 
synecdochice  von  awBxdoxmos,  synekdochisch,  Hieron.  in  Matth.  2.  42.  40. 
syneches  cvvexv^,  zusammenhängend,  Mart.  Cap.  9.  984. 
synecticus  avyextixo^,  id.,  Cael.  Aar.  acut.  4.  44.  4  42. 
synedrium  awiÖQiov,  Sitzungssaal,  Arnob.  in  psalm.  103., 
synedrus  avvBÖqog,  Beisitzer,  Liv.  45.  32.  1.   [312.] 
synemmenon  (SvyrjfjifAiyoy,  verbunden  (von  Tönen),  Vitr.  4  42.  48  »  connexum.  [294.] 

synemptosis  awifiTttwaig,  Übereinstimmung  der  Form,  Prise.  18.  269  K. 
synergus  awe^iyog,  Mitarbeiter,  Jul.  Firm.  math.  1.  4  =  collega. 
synesis  avveaig,  Tertull.  adv.  Val.  8  =  mens.  [48.] 
syngenicon  avyyeyixov,  Verwandtschaß,  Plin.  35.  434:  »quam  vocavere  -on«.  (Gemälde.) 

[286.] 

syngrapha  avyyQafpr^,  Schuldschein,  Cic.  fam.  7.  17.  1.   [222.  265.] 

syngraphus  avyyqacpog,   schriftlicher  Kontrakt',   Reisepafs,    Plaut.  Capt.  450. 

[215.] 
synizesis  awlCrjatg,  Zusammenlesen  zweier  Vokale,  Serv.  Verg.  Aen.  1.  698. 

[48.  226.] 


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528  Griechiaghb  Wörter 

synnavi  avvvaoty  zusammenverehrt ^  Grut.  inscr.  89.  2.  [31  A.l 
synnephitis  *avvve<plTigj  Edelsteinart,  Plin.  37.  162  =  galactitis  =  teuco- 

graphitis. 
synochitis  avpoxlng,  id.,  Plin.  37.  192.   [43.] 
synochus  avyoxog^  Orib.  Bern.  41.  22  s=  continaus,  coatinens. 
synodia  avvf^dia,  Einklang,  Varr.  sat.  Men.  4  50  »  concordia,  concentas. 
synodicus  avvodt%6g,   zusammengehend,  Ju].  Firm.  math.  3.  6. 
synbditae  awodlTai,  Mönchsart,  Cod.  Just.  4.  4.  6.   [320.] 
synodium  cvyifi&ioy,  Diom.   492.  U  K.  s=  concordia,  concentus. 
synodontitis  avpodovrlTig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  182.   [43.  163  A.] 
Bsmodus  avvodog,  Kirchenversammlung ^  Anim.  15.  7.  7.  Orell.  2160  =  Grul. 

313.  8.    fr.  Synode,    d    »Sendftgericht.   [67.  320.] 
synodalis. 
synodus  avvodovg,  Zahnbrasse,    sparus  dentex  Oken,  Ovid.  hal.  107  =  den- 

tex.   [44  A.  119.] 
synoeciosis  avvomuoais,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.  t.  9:  »quae  duas  res  diversas  colligal«. 

Quint.  Fronto  VII.  525.  \k  K.  [238  A.] 
synoecium  ffvyolxioy,  gemeinsames  Wohnzimmer,  Petr.  sat.  93.  3. 
synoneton  cvvtavrijoy.  Cod.  Theod.  \\,  \b.  \  =  coemptio. 
synonymia    avyiow/ula,    Gleichheit  der  Bedeutung,    Aquil.  Rom.  d.  ßg.  sent.  88.     griech. 

b.  Quint. 
synonymum    avytayvfioy ,    gleichbedeutendes    Wort,    Fronto   d.   eloq.  p.  237  ed.  Rom.  = 

Idem  significans. 
Synopsis  avyotpic,  Entwurf,  Grom.  vet.  92.  47.  R^nier.  inscr.  Afr.  4890  ==.  dcscripUo. 
synoris  avytoqis,  Hiernn.  ep.  430.  7  a=  biga. 

syntaxis  avvta^ig,  Anordnung,  Not.  Tir.  Kopp.  p.  337.    it.  sintassi. 
syntecticus  avpvqxtiycogj  an  der  Auszehiung  leidend,   Plin.  22.  105. 
syntexis  avvrq^Lg,  Auszehrung,  Plin.  22  120.  acc:  -in.   [48.  270.] 
synthema  avvS-B^ia,  Postschein,  Hieron.  ep.  118.  1.   [48.  217  A.] 
synthesis  avvd-eaig,   Obergewand;  Servis,   Slat.  silv.  4.  9.  44.  Atti  d.  Arvali 

XXIV.  7.  acc:  -in.   [182.] 

synthesina  Titin.  com.  Ribb.2  4  68.  Suel.  N.  54  »  synthesis. 
syntonum  ovvrovov,   musikalisches  Insti'ument,   Quint.  9.  4.  142  =  scabellum. 

syntonator,  Inscr.  ap.  Spon.  misc.  p.  234.  [294.] 
syntrophium  avyjqotpioy,   Brombeerstrauch,  Apul.  herb.  87  &=  rubus.  [4  54  A.] 
syntrophus  cvyrqotpog,  miterzogen,  Tert.  aflv.  V9I.  8. 
syreon  *avQ€ov,    Same  der  Pflanze  seselis,    Plin.  24.  177:    »tordylon,    quam 

et  -eon  vocaverunl«.   [151.] 
syriarcha  (JVQiaQxrjg,  Oberpriester  in  Syrien,  Cod.  Theod.  15.  19.2. 
syriarchia  avQiaqxia,   Würde  des  syrischen  Oberpriesters,  Cod.  Just.  1.  36.  1. 
syringias  avQtyylag,  hohle  Rohrart,  saccharum  Ravennae  L.,  Plin.  16.  164: 

»quem  vocant  -an«.   [55.] 
syringion  avqiyyioy,  Fistel,  Macer.  flor.  249  Choul.  <=  fistula.  [274.] 
syringitis  avQtyylrtg,  Korallenart,  Plin.  37.  182.  [43.] 
syringotomium  avQiyyorofiwy,   Werkzeug  zum  Schneiden  der  Fistel,  Vegcl. 

2.  27.  2.   [272.] 
syrinx  ovqty^,  Rohr,  Ovid.  met.  1.  691.    it.  sciringa,  scilinga,    fr.  seringue. 

[51.] 

syringa.  syringianus.  syringnatus.  syringia.  syringio. 


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IN  DBR  LATKINISCRCN  SPRAGHB.  529 

syrites  avp/rijg,    Sternchen  in  der  Wolfsblase,   Pliii.  44.  208.  37.  93:  »quos 

vocanl  syrlitas«.  [47.] 
syrma  avQfia,  Schleppkleid,  Valer.  4.    it.  sirima.  [48.  49.  482.  293.] 
syrmaticus  cv^fAtmxos,  schleppend,  Veget.  5.  21.  4  =  claudicans. 
syrtitis,  syrtites  avQTlvrig,  Edelsteinart,  Plin.37.483;  37.93.  [43.47. 463A.] 
syrus  voD  (rv^ai,  Besen,  Varr.  sat.  Men.  53.  17  R.   (271).  acc.pl:  -us  s=  scopae. 

systalticus  avaraXtixog^  zusammenziehend^  Marl.  Cap.  9.  994  =  astringens. 

[272.] 
systema  avarrjiiay    Musiksystem,   Marl.  Cap.  9.  947  =  ratio,  disciplina,  ars. 

it.  sistema.   [48.  294  A.] 
systematicus  avarrifiariyiog,  systematisch,  Mar.  Vict.  p.  57.  2  K. 
Systole  tfv<rroAj7,  Silbenverkürzung,  Charis.  279.  1  K.  =  correptio.  [225  A.] 
systylos  avOTvXog,  nahesäulig.  Vitr.  70.  43.   [283.] 
syzygia  nv^vyia,  Zusammenfügung,  Tertull.  d.  praescr.  46  =  coniugatlo.  [226  A.] 


taenia  Tatvla,  Kopßinde;  Bandwurm,  Enn.  trag.  69  V.   [423.  489.] 

taeniola,  taeaiensis. 
talantiaeus  raXavTialog,  von  einem  Talente,  C.  I.  L.  3.  296.  297. 

talentum  Talavrop,   Talent,  Plaut.  Cure.  64.    it.  laleolo,    sp.  talento,  talante. 

celt.  lalland.   [45  A.  84  A.  85.  220.] 
talentarius.  semitalentuin. 
tamiacus  *Tafiiayi6g,  zum  Fiskus  gehörig,  Cod.  Just.  44.  68.  2.   [343  A.] 
tanos  *Tdvog,   Edelsteinart,   Plin.  37.  74:    »qui  vocatur  tanos,  e  Persis  ve- 

Diens«.   [463  A.] 
taos  zadg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  487.   [65.] 
tapanta  xa  nayja,  Petr.  37.  4  s  totum.  (al.  1.  topanta.) 

tapete  Ta/trig,   Teppich,  Plaut.  Stich.  378.    it.  tappeto^    sp.  pg.  tapete,  tapiz, 

fr.  tapis.  tapeta  Enn.  fr.  libr.  ine.  34.  tapes.  ace.  s:  -a.  aee.pl:  -as.  [44. 

477.  247  A.] 
tapinoraa  TaTcelvwfia,  niedriger  Ausdruck,  Sidon.  ep.  4.  3.   [48.] 
tapinosis  raTtelvcoaig,  schlechte  Darstellung,  Charis.  274.  48  K.  Serv.  Verg. 

eel.  6.  76. 
taratalla  tciqu  -taXXa,  scherzhafte  Benennung  eines  Kochs,  Mart.  1.  51.  2. 
taricarus   tnqixvqog ,    eingepökelt,    Apic.  8.  386.     t^iricus,    id.,    Apic.  9.  400,    vgl.  tyro- 

tarichum. 

tarp6B0ita  cf.  trapezita.  [24.  46.  224.] 

iartaralis  von  xaqTaqov,   mit  Weinstein  eingerieben,    Pelag.  vet.  46.  p.  68. 
tartarinus  taQTaqtvog,  schrecklich,  Enn.  ann.  540. 
tartemorion  ef.  tetartemorion. 
larum  ^tolqov,  Aloeholz,  Plin.  42.  98.   [444.] 
tasis  Tcrtfcr,  Anspannung,  Mart.  Cap.  9.  989  a  Intentio.  [48.] 
tan  xetv,  Buchstabe  t,  Tert.  adv.  Marc.  8.  22.  [225  A.] 

iaurelephas  TavqeXiq>ag,   indisches  Tier,  Jul.  Val.  rer.  gest.  Alex.  3.  49. 
[404.] 

Weise,  Oriecb.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  34 


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530  Gbirghischb  Wörter 

taurobolium  ravQoßoliov,    Stieropfer  für  die  Kybele^    Henz.  6041.  C.  I.  L.  2. 

606.   Bull.  d.  Insl.  1861.  p.  21.  Ephem.  epigr.  3.  p.  32.   [59.  60.  3<8; 
taurobolicus  Orell.  2328.  taurobolinus  Orell.  2353.  tauroboliari  Orell.  2351. 
tauroboluB  ravQoßoXog,  Slieropfer  darbringender  Priester,  Vet.  carm.  ap.  Sal- 

mas.  ad  Lampr.  Heliog.  7.  p.  804. 
taurobolatus. 
iaurocaihapta  TavQOxad-aTVTrig ,    Strohmann  zum  Reizen  des  Stiers  bei  den 

Tierhetzen,  Not.  Tir.  Grul.  p.  175.  Schmilz  p.  304.   (taurocapta  Gniler). 

[74.1 
taurocenta  xavqoxivTrjs ,  Stierkampf  er  y  Orell.  2530  =  taurarius. 

tauroph  thalmon  ravQotp^^aXfjioVy  Rosmarinart,   Apul.  herb.  79  =  ros  marinus.    [154  A.] 
tautologia   ravroloyia,    Tautologie j    AquiL    Rom.    d.  fig.  sent.   39.  Charis. 

271.  16  =  eadem  pluribus  verbis  significatio. 
taxeota  ra^ecovrjg,  obrigkeitlicher  Diener,  Cod.  Just.  1.  3.  53.   [46.  312.] 
tAxis  ra^ig,  Rutil.  Lup.  d.  fig.  sent.   2.  20  =  ordo.   [48.] 
teohna  rix^^r),  listiger  Streich,  Plaut.  Most.  550.   [42.  55.  310.] 

techina,  contechinari. 
technicus  Texvixogj  Lehrer  der  Kunst,  Quint.  2.  13.  15. 
technographus  iBxvoy^acpog,  Gl.  Sacerd.  454.  27  K.  =  magister  artis. 
tecolithos   rrjaohd-og y    Edelsteinart,    Plin.   36.143:    »quidam   eos  tecolilhos 

vocanl«. 
tectonicus  textoyixo^,  den  Bau  betreffend,  Auson.  Mos.  299  sa  architectonicos. 

telamo  Tekafiior,   Träger  (Bauk.),  Vilr.  150,  25.   [61.  282.] 

telephion  Tr]Xi(piov,  fette  Henne,  sedum  telephium  L.,  Plin.  27.  137.  [151.] 

teleta  TelsTrj,  Einweihung,  Apul.  met.  11.  22  exir.  =  consecratio. 

teletus  TßXeTof,  vollkommen,  einer  der  Äonen,  Tert.  adv.  Val.  1. 

telinum  Tt]livov,   Telissalbe,  Plin.   13.  12.  Caes.  b.  Isid.  4.  12.  7.   [192.] 

teils   T^XiQ,   gem.  Bockshornklee,   trigonella  foenum  graecum  L.,    Plin.  24.  184:    »nee  feno 

Graeco   minor  auctoritas,   quod   tclin   vocant,   alii  carphos,   aliqui  buceres,  alii  aego- 

ceras,  nos  siliciam«.  [147.] 
teloneum  reltovelov,  Zollhaus,  Tertull.  idol.  12.  d.  Zoll.   [37.  215  A.] 

telonarius.  telonearius. 
tenesmos  Teivea^wg,    Stuhlzwang,    Plin.  20.  54.    griech.  b.  Gels.  u.  Nepos. 

[37.  270.] 
tenesmodes  recvea^cjdrjg,   dem  Stuhlzumng  ähnlich,    Theod.  Prise  2.  2.  18. 
tengo   menas   xiyyta  fATivag ,    ich  benetze  den  Mond  =a  ich  trinke  die  ganze  Nacht,    Pelr. 

34.  7.  (al.  1.  tango  menas.) 
terion  tiyiov.  Cael.  Aur.  acut.  3.  3.  20.  acc.  pl :  -as  =  nervus.   [44.] 
tophrias  recpQiag,  aschfarbiger  Marmor,  Plin.  36.  56.  acc.  -an.  [159  A.] 
tephritis  Teipqlng,  Edelsteinart,  Plin.  37.  184.   [43.  163  A.] 
leramon  leqa^ov,    Pflanzenart,    Plin.  18.  155  Sill.   (Jan.  u.  Detl.  aleramon, 

welches  siehe.) 
terbentinus,  cf.  terebinthinus. 

terebinthinuB  TBQeßivd-LVog,  vom  Terpentinbaum,  Gels.  5.  6.    it.  tremeniina. 

tcrbentlnus,  Vegct.  2.  54.  4. 
terebinthizusa  TBQeßivd'l^ovaa,  terpentinfarbiger  Edelstein,  Plin.  37.  116. 
terebinthus  TBqißtvd'og,    Teiyentinbaum,  pistacia  terebinthus  L, ,   Verg.  Aen. 
10.  136.    it.  lerebinto.   [66.  127  A.  207.] 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SpBACHB.  531 

teredo  TSQTjdiap,  Bohrwurmj  teredo  I.,  Ovid.  Pont.  4.  4.  69.  Isid.  or.  M.  5. 

10:  »ieredonas  Graeci  vocant  lignorum  vermes«.   [54.  423.] 
termo  riQficjv,   Enn.   b.  Fest.  363*  23:   »termonem  Ennius  dixit  terminum; 

graeca  consuetudine  ingenti  vadit  cura,  qua  redditus  termo  est.  [53  ] 
tesseracoste  TsaasQaycoat}^ ,   der  vierzigste  Tag,   Ambros.  in  Luc.  3.  16  = 

quadragesima. 
tessera  (?)  rioaaqa  (?),   Würfel,  Plaut.  Poen.  347.  C.  I.  L.  2.  4963.  [26.  62. 

85.  198.  215.  300.  325,] 

tesseruln,  tesscrarius  C.  I.  L.  2.  264  0;  3.  268.  [203.]    tessella  I.  R.  N.  5255.    tes- 
sellarius  Mural.  958.  4.  [203.]    tessellare  C.  I.  L.  5.  3893.   tessellatim,  tessella- 
tus,  tesseratus. 
tetaniouB  Texavi-Kog,  mit  Halsstarre  behaftet,  Plin.  20.  239. 
tetanus  riravog,  Halsstarre,  Scribon.  101.    griech.  b.  Gels.  [61.  270.] 
tetartemoria  TeTaQvrjfioqia,   Viertel  in  der  Musik y  Blart.  Cap.  9.  930.   [291.] 
tetartemorion  TSTaQTrjjÄOQLOv,  Vierteides  Tierkreises,  Plin.  7.  160  Jan.:  -»on 

appellant«.   (Sil),  tartemorion.) 
tethalassomenos  Te&akaaaiofiivos,   Wein  mit  Seewasser,  Plin.  14.  78:  »-on 

vocant«.  [174  A.] 
tethea  ri^&ea,  Molluskenart,  Plin.  32.93.  [120.] 
tetrachmum  ritQax^ov,  Silbermünze  von  vier  Drachmen,  Caes.  b.  Cic.  fan». 

12.  13.  4.   [220  A.] 
al.  I.  tetradrachmum. 
tetrachordos  rerQaxoQdog,  viersaitig,  Varr.  sat.  IMen.  458.  [291.] 
tetracolum  tstqu^cjIgv,  viergliedrige  Periode,  Sen.  contr.  8.  2.  27.   [237.] 
tetradice,  siehe  tetralrx. 
tetradium,  tetradeum  tstquöiov,  reTQadelov,  Quaterne,  Col.  3.20.3  = 

tetras.  [256.] 
tetradoros  TevQddoiQog,  von  vier  Qiierhänden,  Vitr.  39.  6.    griech.  39.  2  = 

quatuor  palmorum. 
tetraeteris  TeTQasTjjQlg,  Censor.  18.3.  acc:  -a  =  quadriennium.  [256.] 
tetragnathius  TevQayvad-og,  giftige  Spinnenart^  Plin.  29.  87.   [123.] 
tetragonus  TstQaywvog,   viereckig,    Grofn.  vet.  p.  219.  2  =  quadrangulus. 

[255  A.] 

tetragonalis,  tetragonicum,  tetragonium. 
tetragrammatos  TerQayQajÄfiarog,  aus  vier  Buchstaben,  Isid.  19.  21.  7. 
tetralix   tetqüiXi^,   Heidekraut,    Plin.  21.94;   11.  42  Jan.:  »tetradice:  Athe- 

nienses  eam  tetradicen  appellant«  =  erice.  [149.] 
tetrameter  reTQa^ezQogy   Versai^t,  Diom.  506.  28  K.  [56.  230.] 

tetrametrus. 
tetrans  TSTQäg,   Viertel,  Vitr.  79.  8  =  quadrans. 

tetrao  zeTQaiov,  Auerhahn,  tetrao  urogallus  L.,  Plin.  10.  56  =  tetrax^  tarax. 
[409.] 
etraonymus  TetQaajWfiog,  viernamig,  Prise.  2.  29  K. 
ietrapharinacum   TBTQa(paQ^a%ov ,    Pßaster  aus  vier  Ingredienzien,  Spart. 

Hadr.  21.  4.    griech.  b.  Gels.  [271  A.] 
tetraphoros  TBX^afpoQog,  zu  vier  tragend,  Vilr.  254.  22. 
ietraplasius  reTQairlaaiog,  IMart.  Gap.  9.  953  =  quadruplus.   [256.] 

34* 


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532  Griechische  Wörter 

tetraplo,  -are  von  TBtQanXov^,  Mnrt.  Cap.  9.  952  bs  quadruplare. 
tetraptotos  rergdTCTioTos,  Diom.  309.  22  K.  =  quaternarius. 
tetrapylum  TsvQaTtvlov,  Durchgang  von  vier  Thoren,  Aucl.  descr.  orb.  47, 

R6nier  insc.  Afr.   4850. 
tetrarches  retQaQxVSi   Vierfürst,  Gic.  Att.  2.  9.  i.  [342.] 
tetrarchia  TerqaqxLa^   Gebiet  eines  Vierfürsten,  Cic.  div.  4.45.27. 
tetrarhythmus  TBTqa^^vd^iiog,  aus  vier  Takten,  Mar.  Viel.  d.  melr.  p.  96. 

27  K.  [230.] 
t  et  ras  rsjQaff,  Tert.  adv.  Val.  7  =  numerus  quaternarius.  [256.]      • 
letrasemus  TevQaarjfxog,  mit  vier  Zeilen,  Marl.  Cap.  9.  987. 
tetrastichos  reTQaartxog,  vierreihig,  Quiot.  6.  3.  96.   [230.] 
tetrastylos  reTQaarvkog,    viersäulig,    Vitr.  72.  3.  C.  I.  L.  2.  2008.  6.  2067. 

Henz.  scav.  d.  fr.  Arv.  p.  62.  44.   [282.] 
tetrasyllabus  TerqaavlXaßog,  viersilbig,  Prise,  d.  accent.  p.  526.  49  K. 
iettigometra  TBTriyo^rirqa,   Cikadenlarve,  Plin.   44.  93. 
tettigonia  TBTTiyovia,  kleine  Cikadenart,  Plin.  4  4.92. 
teuchitis  revxlTig,  Binsenart,  Plin.  24.  420. 

ieucria    revxQla,    Gamander,  Teucrium  chaniaedrys  L.,  Plin.  24.430.  [448.] 
teuer ion  revycQwv ^    Milzkraut,    Teucrium  flaviim  od.  lucidum  L. ,    Plin.  25. 

45  =  Teueria.  Plin.  26.  35.   [4  48.] 
teuthalis  tevO-aXi^ ,    Blutkrnut,   polygonum  L,,  Plin.  27.  4  43  =  polygonos:   »nos  sangai- 

nariam«    [450.] 
leutlophace  c€VTlo(paxfj,  Blutkraut,  polygonum  L.,  Cael.  Aur.  acut.  4.45. 
427. 

seullopbace,  Gael.  Aur.  chron.  2.  39.  229. 
thalamegus  d^aXaiu^yog^  Gondel,  Suet.  Caes.  52  =  navis  cubiculata.  [242  A.] 
thalamus  &alanog,    Wohnzimmer,  Gatull.  64.  488.    pg.  tambo,  apg.  tamo  = 

cubiculum.   [308.] 
thalassaegle  d-alaaaaiylrj ,    Pßanzenart,    Plin.   24.  464,    vgl.   potamaugis. 

[447.1 
thalassia  S^aXctaata,  Sidon.  ep.  4.  5  s=  loca  ad  mare  Sita, 
thalassicus  &aXttO(fix6s,  Plaut.  Mil.  gl.  4479  s=  marinus.  [242  A.] 
thalassinus  d^aXaaaivos^  Lucr.  4.  4449  =  cyaneus,  colore  marino  (poet.).  [8.] 
thalassion  phycos  &aXaüaiov  tpvxog^  Plin.  26.  4  03  ==  fucus  marinus. 
thalassites  O-aXaaaltrig,    Weinart,  Plin.   44.  78.   [474  A.] 
thalassomeli  &alaaa6fiBkt,  Meerwasser  mit  Honig,  Plin.  31.  68.  ['»4.  472A.^ 

thalassomel. 
thalassometra  ^^aXceaaojuitQij^,  Ambros.  hcxaem.  5.  40.26  =  maris  mensor.  [255  A.] 
tlialietrum   x^alixrqov ,    Krötendistel,    thalictrum   flavum  L.,    Plio.  27.  438. 

[451.] 
thallus  x^aXlog,  grüner  Stengel,  Col.   4  4.  3.  58,   Verg.  cir.  376.    it.  tallo,  sp. 

tallo,  fr.  talle.   [48.  444  A.] 
thamnum   (thannum),  d'a^vog,  Strauchart,  Col.  42.  7.  4. 
thapsia,  thapsos  -D'aipla,  -D'aipog,  Strauchart,  thapsia  Asclepium  L.,   Plin. 

43.  424:    »semen  ferulae  -am   quidam   vocavere«.   Lucan.  9.949.    [454,] 
theamedes  *d'Baixridrjg,   Turmalin,  Plin.  36.  4  30.   [459.] 
theangelis  ^d-eayysllg,  magische  Pflanze,  Plin.  24.  464  Jan. 
theatricus  ^ear^exo^*,  Augustin.  doct.  Chr.  8.  4  8  s=s  theatralis. 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  533 

theatrum    d'iavQov,     Theater,    Naev.  com.  74.    C.  I.  L.  4.  4247.    it.  teatro. 

[497  A.  280.  284.  292.] 
theatralis. 
theoa  Srjxri,  Hülle,  Varr.  r.  r.  4.  48.  4.    Edict.  Diocl.  40.  47.     fr.  taie,  ahd. 

ziechÄ.   [499  A.] 
IheiyGardios  *^XvxaQdiog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  483. 
thelygonos  ^Xvyoyo^,  Pflanzenart  (Knabenkraut?),  Plin.  26.  99,  vgl.  crataegis.  [f50.] 
Ihelyphonon   &r]lv(p6voVj    Wolfswurzart,    Plin.  25.  422:    »ab  aliis   scorpio 

vocalur«;  27.  9:   »aconitum  alii  -on  appellavere».   [448.  450.] 
Ihelypteris   -D'rjlvTrreQlg ,    weibliches  Farnkraut,    Plin.  27.  78:    »-im  Graeci 

vocant)  alii  nymphaeam  pterima.   [450.] 
Ihelyrrhizos  ^d-rjkv^^iKog,  Edelsteinart,  Plin.  37.  483. 
thema  d-i/.ia,   Thema,  Sen.  conlr.  3.  20.  fr.  ih^me  =  propositum.   [48.  237. 

250.] 
Iheobrolion  ^^eoßQoriov,  Pflanzenart,  Plin.  24.  462.   [147.] 
theologis  d'EoXoyia,   Götterlehre,  Varr.  b.  August,  civ.  dei   46.  5.   [349  A.] 
theologious  d'eokoyiytog,  zur  Götterlehre  gehörig,  Amm.  4  6.  5.  5. 
theologUB  &€ol6yog,   Theologe,   Cic.  d.  nat.  deor.  3.  24.  53.   [349  A.] 
theo ni na,  Portulak,  Apul.  herb.  4  03  s=s  portulaca.   [151  A.] 
theopnoe  ^Bonvorj^  Apul.  herb.  79  =  ros  marinus.  [151  A.] 
theorema  S-ewqri^a,  Lehrsatz,  Gell.  47.  49.  3.   [243  A.] 
theorematiuin  d-BWQfi^axtov,  kleiner  Lehrsatz,  Gell.  4.  43.  9.   [243  A.] 
theorelice  x^eiuqrjTLKi^,  philosophische  Spekulation,  llieron.  in  Ezech.   42.  40. 

4  =  contemplatio. 

theoreticus  d-etJQrjrtnog,  spekulativ,  Fuig.  myth.  2.  4   =  contemplativus. 

theoria  ^etogla,  Betrachtung,  Hieron.  in  Ezech.  42.  40  =  cogitatio,  notio. 

theorice  &€cuQLyiri,  Hieron.  ep.  30.  4   =  contemplatio  =  theorelice. 

theoricus  O^ecjQLXog,  Mytho^r.  lat.  3.  14.  22  =  contemplativus. 

theostasis  x^eoaTaatg,   Unterbau  für  ein  Gölterbild,  C.  I.  L.  2.  4724. 

theotocos  0-BOToxoi',  Cod.   Just.   1.1.6  =  dei  mater. 

theriacc  \ 

.1  d-riQtayit],   Gegenmittel  gegen  Schlangenbifs,  Scribon.   163.   [272.] 
tiieriaca   i 

thcriacus   ^qQLaxog,    wider  Tierbifs  dienend,    Plin.   44.4  47:    »apud    eosdem 

vilis  -a  vocatur«.  sicil.  triacali  =  thcriacum. 
Iherionarca  v^rjQwraQTLr],    Pflanzenart,    Plin.  24.  463  Sill.    ^iheronarca  Dell. 

u.  Jan.)    [447.] 
thcristrum  d^iQurtQoy,  Tertull.   Fall.  4  =  vestinionlum  aeslivum.   1185.] 

thennae  ^eg^taL    warme  Bäder,    Cic.  Verr.  2.  i,  35.  86.    C.  1.   L.  3.  4  805; 

6.  4750.   [280.  284.  298.] 

thermarius  Orell.   4190.   [478.)  thcrmulae,  Ihermularius  Mural.  909.  4. 
thernianticus  &BQfiayTtx6^,  erwärmend,  Apul.  herb.   140  ==  fovons.  1^72.] 
thermapala  ova   *&eQi.iä/caka  qm,    warme  und  weiche  Eier^    Theod.   Prise. 

2.  40.   [86.1 
therm  inus  d^iq^tifos,  aus  Lupinen,  Plin.  2M.  94  =  lupinarius,  liipinaceiis.  1192.' 

thermopolium  x^€Qf.u)jTOjliov,  Restauration,   Plaut.  Trin.   4043.    [59.  60.   217.] 

thermopoto  von  O^eQfio/covqg,  sich  restaurieren,  Plaut.  Trin,  404  4.  (247.] 
Ihermospodion  O^EQ/jioanoifioy,  Glutasche.  Apic.  4.  2.  124  =  ctnis  caiidus. 


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534  Gribchischb  Wörtbr 

theronarca,  siehe  therionarca. 

thesaurus  (tensaurus)  &r]aavQ6g,  Schatz^  Naev.  b.  Gell.  \.  24.  2.  Plaut.  Irin. 

450.  C.  I.  L.  4.  458.   tesaurus,  Bullet,  dell.  inst,  arch^ol.   4876.    p.  36. 

it.  tesoro,  fr.  tr^sor.  [84  A.  34  r».] 

thesaurarius,  thesaurensis,  Uiesaurium,  thesaurizo,  thesaurizatio. 
thesium    S^aeiov,    Leinkrautart ^    thesium   linophyllum  Z..,    Plin.    24.  407: 

»quae  -ium  vocatur«.   [454.] 
thesis  d'ioigj  Satz,  Senec.  rhet.  contr.  prooem.  Orell.  4759  =  propositum. 

[48.  230.  238  A.] 
thesmophoria  d-eafiocpoQia,  Demeterfest,  Hygin.  fab.   447. 
thesmophorus  &s<rfiog)6Qo^,  Murat.  30.  8  s  legifer. 
theta  ^ce,  Buchstabe  9,  Pers.  4.  13.  [225  A.] 

theticus  d-BTixog,  abstrakt.  Victorin.  expl.  in  rhet.  Cic.  2.  46  K. 
theurgia  d'Bovqyia^  Geisterbannimg,  Augustin.  civ.  dei  40.  40.  [324  A.] 
theurgicus    d-eovqyixog,    zur    Geisterbannung   gehörig ,    Augustin.   civ.  dei 

40.  9. 
theurgus   ^eovQyog,    Geisterbanner,   Augustin.  civ.  dei  40.  40  =  ex^orcisUi. 
thiasus  d-laaog,  Bacchusreigen,  Enn.  trag.  479  zweifelh.  Gatull.  63.  28.  C.  1. 

L.  3.  294.  703.   [295  A.] 

thiasarei  Pacuv.  344.  thiasitas. 
thibis  9ißhy  Exod.  2.  3  Vulg.  Deminutiv  von  9ißri  =  fiscina. 
thlasias  d-kaalag,    durch  Quetschung  entmannt,   Ulp.  dig.  50.  46.  428.  [55. 

270.] 
thlaspi  d-laaiti,  Art  Kresse,  Geis.  5.  23.  3.   [54.  442.] 
thiibias  &hßlag,  Paul.  dig.  48.  8.  5  =  thlasias.  [55.  270.] 
thlibomeni  &}.iß6jneyoi,  bedrängt,  Cypr.  ep.  8.  8. 
tbocum  ^oMog,  Plaut,  b.  Paul.  Diac.  p.  367.  8:  »genus  sellae«. 
tholus  &6log,  Kuppel,  Varr.  r.  r.  3.  5.  42.   [284.  298.] 
thomix,  cf.  tomix. 

thorax  »wQa^,  Brustharnisch,  Verg.  Aen.  40.  337.  G.  I.  L.  8.  993.   [50.  323.] 
thoracium,  Lucil.  S.  26  M.    tlioracatus.  thoraca.  thorace.  tlioracatus.  thoracictilos. 
thorypetron  oder  llioripetron ,  siehe  doripetron. 
thos  &iüg,  Schakal,  Plin.  8.  423.  acc.pl:  -as.   [404.] 
thranis  d-qavtg,  Fischart,  Plin.  32.  4  54   =  xiphias.   [420.] 
thrascias  d'qaa%iag,  Nordnordwestwind,  Vitr.  27.  42.    acc:  -an.   [55.  243.] 
t  braus  ton  d'Qavaxov,  Metopionart,  Plin.   42.  407. 
tbrenicum  &Qrivtx6v,   Versmafs    Serg.  464.34.   [234.] 
tbrenus  ^Qfjvog,  Klagelied,  Auson.  prof.  5.  3. 
thridax  »gi^a^,  Lattich,  Apul.  herb.  80  ^  lactaca.  [50.  454  A.] 
tbrion  x^qIov,  Gericht  in  Feigenblättern,  Varr.  1.  1.  5.  407:  »cetera  fere  opera 

a  vocabulis  Graecis  sumpta  ut  tbriona.   [470.] 

tbrips  d^Qlip,  Uolzwuim,  Plin.   46.  220  =  tinea,  tarmes.   [423.] 

thronus  ^Qovog,  Plin.  35.  63  =  solium,  sella  regia.  [499  A.] 

altiihronus. 
thryaJlis  d^vaXXig,   Pflamenarl,  pimpinella  sanguisorba  Dodon,,  Plin.  21.  101 ;  25.  Dl  = 

lychnitis.  [150.] 
thya  thyon  ^va  S-voy,  orientalischer  Lebensbaum,  thuia  orlentalis  L.,  Plin.  13.  100:  »thyoo 

Graece  vocatur,  ab  aliis  thya«  >=  citrus,  griech.  b.  Macrob. 


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IN  BBR  LAT8INI9GHBN  SPRACHE.  535 

thyias  ßvw,  Not.  Bern.  45.64  =  baccha.  Thyias:  Yerg.  Aen.  Catull.   (poet.) 

thyinus  ^vivos»  vom  Citrusbaum,  Yulg.  2  regg.  10.  H. 

thyius  &v'ioff,  id.,  Prop.  3.  7.  49, 

thymbra  &vfißQa,  Saturei,  satureia  horteDsis  L.,  Verg.  g.  4.  34.   [132.  M2.] 

thymbraeus,  Plin.  20.  247.  C.  I.  L.  8.  242.  v.  89. 
thymelaea    dv^ikaia,    Kellerhalsart,    dapbne   Gnidium    L.,    Plin.   13.   H4. 

[U6.] 
thymele,  Ihymela  dv^ilr],  Standort  des  Chorführers^  Cod.  Theod.  8.  7.  21. 
thymelicus  &viiieliyi6gj  zum  Chor  gehörig^  Vitr.  120.  18.   [293  A.] 
thymiama  Sv^iafia,  Räucherwerk,  Geis  5.  18.  7.   [144.] 

thymiamatus. 
thymiamaterium    *d^viLiiafiaTrjQLOv ^    Räudieifafs ,    Vulg.  Jereiii.  52.  19  = 

thymiaterium. 
thymiama tizare  * &vfAiafÄtttiCto ,  räticAem,  Itala  Luc.  i.  9. 
Ihymiaterium  d'VfiiarriQLOVy  Räucherfafs,  Ainbros.  ep.  5.  3.  Vulg.  2.  paral. 

4.  22. 
thyminuB  xHffuvog,  aus  Thymian,  Gol.  6.  33.  2.  it.  temolo. 
thymion  dvfitov,  Feigwarze,  Gels.  5.  28.  14.  Plin.  32.  128.   [271.] 
thymites  &vfilrrjg,   Thymianwein,  Gol.  12.  35.   [172.] 

thymum  dvfxov  1   Thymian,  thymus  vulgaris  L,  und  satureia  capitata  L.,  Verg. 
thymus  ^vjÄog    j  ecl.  5.  77.   [141.] 

thymatus. 
thsrnnus  &vvvog,    Thunfisch,   scomber  thynnus  L.,    Lucil.  1.  34  M.     it.  tonno. 
LH  6.] 

thynnarius.  [208.] 
thy on,  siehe  thya. 

thyraeus  &vQalo^,  Tert.  cor.  mil.  13  es  ianitor,  osttarius.  [55.] 
thyretron  ^VQstQoy,  Vilr.  96.  22  =  porUi. 
thyroma  ^v^atjua,  Vitr.  96.  17  ==  porta.  [48.  281.] 

thyrsus  dvQOog,   Stengel;  Bacchusstab,    Att.  trag.  239  Rb.     it.  torso,   sp.  pg. 
trozo,  pr.  afr.  tros.   [317  A.] 

thyrsiger,  thyrsiculus,  thyrsitenens.  thyrsicus.  thyrsiculus.  thyrsides. 

tiara  viaga,   Turban,  Plaut.  Pers.  463.   1   ,„„     ^_     .^„  , 
/  . ,      »r  A         w    «.»*  ?    55.   66.   löo. 

liaras  Tiagag,  id.,  Verg.  Aen.  7.  247. j 

tiaratus. 

tichobates,  siehe  toechobates. 

tigris  rlygig,   Tiger,  felis  tigris  L.,  Varr.  1.  I.  5.  20.  100.  it.  fr.  sp.  pg.  tigre, 
wal.  tigru.   [43.  65.  101.] 

tigrix,  Grut.  940.  8    tigrinus,  tigrifer. 

timocratium  rifiOTtQareiov,   Versmafs,  Serg.  464.  15.  [231.] 

tiphe  TLq)Ti,  Einkorn,  triticum  monococcum  L.,  Plin.  18.  81. 

tiroleta  ^qoXirrjs^  nur  im  Kompos.  contiroleta,  Mythogr.  Lat.  2.  180.  conthiroleta,  Fulg. 
myth.  3.  t.  [73.  85  A.] 

lisana,  cf.  ptisana.  [40.] 

tithymalis  Ti^fiallg,    Wolfsmilchsart,  euphorbia  paralias  L.,  Plin.  26.  68: 
»paralium,  tithymalli  genus«.   [151.] 

tithymallus  ri&v^alkog  und  t i t h y in a  1  o n  Tt^tfialov,  Wolfsmilch,  euphor- 
bia L,,  Plin.  26.62:  »-um  nostri  herbam  lactariam  vocant«.    it.  tiliraalo. 


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536  Gribchisghb  Wörter 

Imesis  Tfifjaig,   Worttrennung,  Donal.  404.  U  K.   [40.  826  A.] 

tooullio  von  Tonog,   Wucherer,  Cic.  Atl.  2.  1.  12.  [222.] 

toecharchus   roixaqxos,    Vorgesetzter   der   Ruderer,    Hygin.  fab.  40  extr.  =  pausarius. 

[242  A.] 

toechobales  Toixoßarqg,   Wandlaufer,  Vopisc.  Gar.  49.  2.   (al.  1.  tichohates.] 

[47.  304.] 
tomaoulum  von  ro^rj,   Wurstart,  Pelron.  34. 

tomacina,  Varr.  r.  r.  2.  k.  10.  tomacularius.  [469  A.] 
tome  TO/U17,  Auson.  ep.  4.90  es  caesura. 
tomix  d^(jjfu§,  Bindfaden,  Lucil.  ine.   444  M.  sp.  tomiza,  pg..tamica  =  linum. 

[47.  50.  66.  440.  203.] 
tomus  TOfiog,  Abschnitt,  Marl.  4.  66.  3.  sp.  pg.  tomo. 
toniaeus  rovialog,  von  der  Länge  eines  Tons,  Boeth.  inst.  nius.  5.  46. 
ton  oticus   TovcjTLxog,   zur   Stärkung  dienend,    Theod.    Prise,  d.  diael.  9  = 

corroborans.   [242  A.] 
tonuB  Tovog,  Ton,  Caecina  b.  Sen.  nat.  qu.  2.  56.  it.  tuono.   [286.  294.] 

semitonium.  tonstrinum,  Gesangskunsl,  (Petron.)   [74.] 
toparches  T07ra^;^£-,  Spart.  Hadr.  48.  8   =  praefectus. 
toparchia  To;ra^/ea,  Plin.  5.  4  4.  4  5  &=&  regio,  provincia. 
topaziacus  xonaCiaxog,  Yen.  Fort.  carm.  8.  4.  278  b=  topazus  (adiect.) 
topazion  zona^ioy,  Ambros.  in  psalm.  448  «=  topazus. 
topazon  TonaCtay,  Prud.  psych.  864  sss  topazus. 
topaKUB  TOTta^og,   Chrysolith,  Piin.  37.  407.    Inscr.  Hernies  VI.  p.  40.    (topa- 

zius.)   fr.  topaze.   [462.] 
topia  *T07tBlov  (von  rorcog),  Landschdfts-,  Gartenmalerei,  Vitr.  472.  45.  [64  A. 

286.] 

topiarius,  Cic.  Quint.  fr.  3.  4.2.  5.  [4  97.  203.  309.] 
topice  TOTrexiJ,   Top*,  Boeth.  in  Cic.  top.  4.  p.  276.  37  B.,    vgl.  Topica  des 

Cicero, 
topicus  TOTtvKog,  den  Ort  betreffend,  Serv.  Verg.  Aen.  4.  44. 
topographia  T07toyQag)la,  Serv.  Verg.  Aen.   4.  459  =  descriptiö  loci. 
topothesia  xonod-Bala,  Serv.  Verg.  Aen.  4.  4  59.  griech.  b.  Cic.  ss  situs  loci, 
tordylon   roqdvXov,    Same  der  Pflanze  seselis,    Plin.  24.  477;  20.  238:   »est 

autem  hoc  semen  ex  seseli«,  vgl.  tordylion  =  syreon.  [454.] 
toreuma  roQevfia,  Sali.  Cat.  24.  4 2  =  caelatura,  caelatum  opus.   [49.  277.] 
toreutcs  TOQevTTjg,  Plin.  35.  54  =  caelalor,  statuarius.   [277.] 
toreutice  TOQetmyti^,  Plin.  34.  56  =  ars  statuaria,  caelatura.   [277.] 
tomus  roQvog,  Drehbank  (Meifsel?),  Verg.  g.  2.  449.  it.  torno,  sp.  pg.  tomo, 

fr.  tour.  [208.] 

tornare,  tornatilis,  tornatim,  tornator,  tornatura. 
toxioum  To^iycov,    Pfeilgift,   Plaut.    Merc.  472.    Plin.   46.54:    »quae   nunc -a 

dicimus«.  it.  tosco,  sp.  tosigo,  afr.  toxiche.   [323  A.] 
toxicatus. 
trachelus  TQaxrjlog,  Katapultenteil,  Vitr.  40.  40.  5.  ai.  I.  carchesia.  [325  A.] 

trachalus,  Paul.  Diac.  p.  p.  367.  3. 
trachia  x^axela^  Luftröhre,  Macrob.  .«at.  7.  4  5.  2.  griech.  b.  Jan.  =  arteria  aspera. 

trachomaticus  TQaxof^aTixog,  Rauheit  heilend^    Marc.  Emp.  8.  7.  [274  A.] 
trachy  r^a^v,  Baumart,  Plin.   42.  4  44:  »hoc  -y  appellant«. 


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IN  DER  LATEINIStHBN  SPRACHE.  537 

tragaoantha  VQayd^avd'a,   Tragantstaude ^  astragalus  tragacantha  L.,  Plin.  43. 

415.  Gels.  5.  2.  fr.  adragant,  vgl.  dragantum. 

tragacanthum,  Geis.  4.  4.  S.  tragantum,  Pelag.  vet.  6  p.  83.  draganlum,  Plin.  Val. 
i.  47.  [U6.] 
traganthes  *TqayapHs,  Artemisiaart,  Apul.  herb.  44  s=  artemisia.  [151  A.] 
tragelaphus   rQayilag)og,    Bockshirsch,    Solin.  49.  49.    griech.  b.  Plin.  8. 

420.   [404.] 
tragema  TQayrjiia,   Nachtisch ,  Plin.  43.  48.     it.  treggea,  sp.  dragea,  gragea, 

fr.  drag^e,  vgl.  dragea.   [468.] 
tragema tia  rQayrjfiarca,  id.,  Hieron.  reg.  S.  Pach.  nr.  52. 
tragioomoedia  * c^ayvKüßfKpdla,    tragische  Komödie,    Plaut.  Amph.  prol.  59  Fl. 

[60.  85.  294.] 
tragious  TQayiKog,  tragisch,  Plaut.  Pers.  465.  [228  A.  294.] 

tragice. 
tragion  rqaytov,  Pßanzenart,  Plin.   43.  4  45;  27.  444   =  tragonis.   [446.] 
taragoedia  tQayfpdla,   Tragödie,  Plaut.  Cure.  594.  it.  tragedia.  [37.  294.] 
tragoediographus  TQaytpdioyQatpo^,  Serv.  Verg.  ecl.  8.  10  es  tragoediarum  scriptor. 
tragoeduB  rgay^ßdog,  tragischer  Schauspieler,  Plaut.  Poen.  572.   [294.] 
tragopan  *rQay67tav,  Bartgeier,  vultur  barbatus  !.(?),  Mela.  3.  9.  2.    acc: 

-a.   [52,  440.] 
tragophacoptisana  rQayofpaytOTtTiaävrj,   Ptisanenart,  Cael.  Aur.  chron.  3. 

2.  33. 

tragopogon   rqayoTtioyiav,   Bocksbart  (bot.),    Plin.  24,89:    i>conie,    quae   ab 

aliis  -on  vocatur«.   [446.] 
tragoptisana  TQayoTcriaavr],    Ptisane  aus  Weizengrülze ,   Cael.  Aur.  chron. 

3.  2.  33.   (al.  i.  tragophacoptisana.) 

tragoriganum  rqayoQlyavov,  Bocksthymian,  thymus  tragoriganum  L,,  Plin. 
20.  476.   [442.  454.] 

tragoriganus,  Gels.  5.  11. 
trag  OS   TQayog,   dornige  Pflanze  (ephedra  disfachya  L.  ?),    Plin.  43.  446;  27. 
442:  »herba  tragos,  quam  aliqui  scorpion  vocant«.   [440.   446.] 
tragum,   Weizengrütze,  Gels.  2.  SO. 
tragus  zQayog,  Fischart,  Ovid.  hal.  442.   [449.] 

trapetum  von  TQaniiü,  Kelter,  Co!.  42.  50.  6.  Orell.  3289.    sp.  pg.    trapiche. 
trapetus,  Gal.  r.  r.  8.  5.  trapetes  (plur.)  Gal.  r.  r.  18.  2.  [27.  66.  133  A.  172.] 

trapesita  rgaTte^lrrig,  GeUwechslery  Plaut.  Trin.  425.   (tarpessita.)   [f6.  222.] 
trapezion  TQOTti^iov,  Grenzsteinart,  Gromat.  vet.  p.  290.  4.   [255  A.] 

trapezius,  Gromat.  vet.  p.  249.  6. 
trapezophorum  TQaTte^ofpoQov,   Tischträger,  Paul.  dig.  33.  40.  3.  [477.] 
traalizi  jQavXlCsif  Lucr.  4.  1136  =  balbutit.  [24.] 

traumaticus  T^av^iaTixog,  Veget.    ^.  49  =  ad  medendum  aptus. 
trebax  XQißaxos  Sidon.  ep.  1.  11  s=  callidus. 

trebaciter. 
trechedipnum  TQ€xidet7ivov,  leichtes  Moäekleid,  Juven.  3.67.   [482.] 
tremonti  Tqifjiotni  «■  rqifjiovai,  sie  zittern,  Fest.  205  a.  18.  • 

trtacontas  ^Q^axoy^aff,  Tertull.  d.  praescr.   49  exir.  =  namerus  triccnarius.  [43.  256. j 
trias  jqiaf.  Mar.  Vict.  p.  58.  23  K.  =  numerus  lernarius.   [4  3.  256.] 
tribas  Tffifldf,  Phaedr.  4.  15  =  frictrix.  [43.] 


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538  Griechische  Wörter 

tribon  TQlßcov,  abgetragener  Mantel,  Auson.  epigr.  52.  \,   [60.  482.] 
tribonarium  tQißtayttQioy,  Hist.  Apoll.  Tyr.  12.  (deminut.  v.  tribon). 
tribrachys  rglßQaxvgj   Versfufs,  Quint.  9.  4.  82  =  Iribrevis.   [230.] 
tribiilUB    TQißoXogj    Fußangel;    gem.  Burzeldorn,    Iribulus  terrestris  L.,   {tri- 

bolus)  Verg.  g.  1.  164.  it.  tribolo.   [60.  324] 
Irichalcon  TQlxaXyioVj  Münze,  Vitr.  68.  4.  [220  A.] 
trichaptuin  TQlxajtTov,  härenes  Gewand,  Hieron.  in  Ezech.  6<0. 
Irichias  rqtxlag,  Fischart,  Plin.  9.52.   [120.] 
Irichiasis  rqix^aaig,  Augenkrankheit,  Veget.  2.  15  in.   [271.] 
trieb  in  US  T^i/erof,  Varr.  sat.  Men.  159  =  tenuis. 
trichitis  rqix^rtg,   Alaunart,    Plin.  35.  186:    »unde  quidam  -im  potius  ap- 

pellavere«, 
tricbomanes   jQixojuayif,    Venushciar,    adiantuna   capillus  Veneris  L.,    Plin.  22.  63,   vgl. 

callitrichon  =  adiantum.  it.  tricomane.  [U7.] 
tricbordis  rqixoqdog,  dreisaitig ^  Sidon.  ep.  5.  7. 
tri  eher  US  rqixtx^Qog,  dreiräumig,  Stat.  silv.  1.  3.  48. 
tri  ehr  US  rqlxQOvg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  183. 
trioliniaroha   TqvKliviaQxV^y    Aufseher  der  Tafel,    Petron.  22.  6.    C.  1.  L.  3. 

536.  I.  R.  N.  6841.   [309.] 
tricliniarches,  tricliniarchus. 
triolinium  zqUkivov,  Speiselager,  Naev.  com.  81.   G.  I.  L.  3.  4789.   [168.  177. 

196.] 

tricliniarius,  Orell.  6367.  [309.]  tricliniaris,  Fabretti.  699.  210. 
tricoccuni  TQUoxy^og,  Heliotropart,  Plin.  22.  57. 

tricolum  tqUcüXov,  dreigliedrige  Periode,  Senec.  contr.  2.  4.  12.   [237.] 
t  r  i  d  a c n  a.  T^/Jax^a,  Austernart,  Plin.  32.63.   [41.  120.] 
trierarcha  TQitjQaQxrjg,  C  I.  L.  3.  4025.  4319.   [212  A.] 
trierarohus  TQtriQaQxog,  Kapitän  eines  Dreiruderers,   Cic.  Verr.  11.  1.  20.  52. 

C.  I.  L.    K  168.  434.  Inscr.  ap.  Marin,  fratr.  Arv.  p.  448.   [212  A.] 
trietericus  tqietijqixo^,  Verg.  Aen.  4.  302  s  triennalis. 
trieris  xQtviqrig,   dreiruderig,   Auct.  b.  Afr.  44.  2.  Nep.  Ale.  4.  3.  I.  R.  N. 

2805.7457.   [41  A.  212  A.] 
trteteris  j^tstrjQis,  Cic.  nat.  deor.  3.  23.  58  es  trienoium.  [256.] 
trigamia  rgiyaiila,  dreimaliges  Heiraten,  Uieron.  adv.  Jovin.  1.  37.  [321  A.j 
trigamus  TqLya^iog,  dreimal  verheiratet,  Hieron.  adv.  Jovin.  1.  24.  [321  A.j 
triglitis  TQLyliTLg,  Edelsteinart,  Plin.  37.  187.   [43,  163  A.] 
tPlglyphus  rqlylvcpog,  Dreischlitz,  Vitr.  13.  19.   [282.] 
trigon  TQiyiov,  Ball,  Hör.  sat.  1.  6.  126.  acc:  -a.  [301.] 

trigonarius. 
trigonicus  tQiytaytxoc,  dreieckig,  Jul.  Firm.  matb.  2.  32  =  triangulus. 
trigon  um  TQlytJVov,  Dreieck,  Gromat.  vet.  p.  241.  10.  Varr.  I.  1.  7.  4.  95  = 

triangulum.   [198  A.  255.] 
trigonus  rglyurog,  Itfanil.  2.  276  =  triangulus.   [255.  289.] 

trigoniuDQ,  trigonalis. 
trihemitoniuin  tqlti^itovvov,  kleine  Terz  (mus.),  Gromat.  vet.  p.  185,3. 
trimastigia  tQifjiaatiyiaf,  Gloss.  Val.  a  b.  Mai  cl.  auct.  VI.  649  »triverbpro«. 
trimeter  vQlfieTQog,   Versart,  Hör.  A.  P.  252.   (trimetros,  trimetrus.)   [56.  230.] 
triobolus  rqtoßolog,  halbe  Drachme,  Plaut.  Baccb.  260.   [220.] 


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Ilf  DBI  LATBINISGHBlf  SPRACHE.  539 

irioHeius  tqioirfios,  Orell.  inscr.  2558  ■»  trivius.  [318.] 

trionymus  TQiwrv^og,  dreinamig^  Prise.  2.  29. 

triophthalmos  TQi6q>d'al/xog,  Edelsteinart,  PIid.  37.  486. 

triorchis  r^ioQxig^  Bussard,  falco  buteo  Z,.,  Plin.  40.  24.   [410.J 

triplas i US  TQinXa<riof,  Marl.  Cap.  9.  954  =  triplex.  [256.] 

triplintbius  zQiTcUvd-Log,  drei  Ziegel  dick,  Vilr.  52.  47. 

Iripolion  TQiTtokwv,   gern,  Strandnelke,    statice  limonium  Z..,  Plin.  26.  39. 

[454.] 
tripticus  TQiTtriycogy  eingerieben^  Cael.  Aur.  acut.  2.  42.  82:  unctio,  quam 

appellavit  tripticen. 
triptotos  rqlTtriorog,  mit  drei  Kasusendungen,  Diom.  309.  46  K.   [226  A.] 
tripoB  rqlnovg,  Dreifufs,  Lucr.  4.  739.  acc:-a.   [476.] 

tripoda. 
trirbythiDUS  TQl^^v&fiog,    mit  drei  Takten,   Mar.  Vict.    d.  metr.  2.  40.  3. 

p.  96.  25  K.   [230.] 
triscelum  TQicxeXr^^,  Dreieck^  Hygin.  fab.  276  s  trtangulum.  [255  A.] 
triscbematistus  TQiaxri^arvarog ,   von  drei  Formen,    Plot.  Sacerd.  p.  506. 

24  K. 
trischoenus  rQLaxoLVog,  drei  schoeni  haltend,  Plin.  5.  85. 
trisemus  rglarj^iog,  dreizeitig,  Marl.  Cap.  9.  978. 

tris'omum  TQlacofiov,  Sarkophag  für  drei  Leichen,  Reines,  inscr.  cl.  20.  43. 
trispastos  rgLanaarog,  Flaschenzugart,  Vitr.  246.  25.  [258.] 
trispitbamus  TQiOTtld^a^og,,  drei  Spannen  grofs,  Plin.  7.  26. 
tristatae  iqttnatat,  Hieron.  in  Ezech.  7.  27  ^  tres  primi. 
tristega    xQltneya,    drittes  Stockwerk^    Hieron.    in  Ezech.  42.  41.  7   ss  contignalio  tertia. 

[283  A.] 

trisyUabus  TQtavUaßog,  dreisilbig,  Varr.  1.  1.  9.  52.  94.  [226  A.] 
Irite  TQlrq,   Terz,  Vitr.  442.22.   [294.]    . 
trilemoria  TQirrjfioQla,  das  Drittel,  Mart.  Gap.  9.  930.   [294.] 
trithales  r^c^aA/f,  kleine  Hausumn,  Plin.  25.  160:  »Italia  sedum  malus  vocaU.  [147.1 
tritbeitae  TQi&eirai,  Ketzerart,  Isid.  8.  5.  68.   [320  A.] 
tritomus  rglrofiog,  Seefischart,  Plin.  32.  451.   [424.] 

triumphuB  d-qla^ßog,   Triumph,   Garm.  fr.  arv.  G.  I.  L.  4.  28.  Plaut.  Pseud. 
4054.   [48.  325.] 

triumphare  C.  I.  L.  1.  607.   irlumphalis,   triuinphator  C.  I.  L.  6.  1698.    triumpha- 
torius,  triumphatrix. 
trocbaeides  TQOxctuidrig,  trochäusartig,  Mart.  Gap.  9.  992.   [49.] 
troohaeus  TQoxalog,   Versfufs,  Gic.  d.  or.  3.  47.  482.   [229.] 
trochaiouB  rqoxal%6g,  trochäisch,  Quint.  9.  4.  440.   [230.  2:H.] 

trochaice. 
trocbilus  xqoxti'Og,  Zaunkönig;  Säuleneinziehung,  Vitr.  78.  4.  griech.  77.  46. 
Plin.  8.  90:  »parva  aviS;  que  -os  ibi  Tocatur,  rex  avium  in  Italia.«  [4  40  A. 
282.] 
trocbis  TQoxi^j  Feigenwein,  Plin.  44.  402  =  sycites. 
trocbiscus   TQoxlOitog,    Pille,   Laev.   fr.  40  IMüIier.  Gael.  Aur.  cbron.  2.  7. 

404.   [54.  272.] 
troohlea  r^o^il/a,  Kloben,  CaU  r.  r.  3.  5.   [258.] 
trochleatim. 


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540  GniBGiiiscHB  Wöbtbr 

troohuB  TQOxog,  Spielreif,  Hor.  carm.  3.  24.  57.   [304.] 

tropa  TQOTta,   Wurfeins  (Spiel),  Mart.  4.  44,  49.   [304  A.] 

tropa  TQOTttjj  Gal.  vet.  ap.  Orell.  vol.  2.  p.  384.  1.  26  =  solstitium. 

tropaeum   rgoTtaiov,    Siegeszeichen,    Alt.   trag.    448.   Orell.   5088.  5433.    it. 

trofeo,    sp.  pg.  trof^o.   [325.] 
tropaeatus. 
tropaeus  rgo/talog,  zurückkehrender  Wind,  Plin.  2.  4  44.  [214  A.] 
tropicus  TQOTtcyiog,  zur  Wende  gehörig;  bildlich,  Manil.  3.  644. 

tropice. 
tropis  jqonig,  Mart.   12.  82.  14  =s  faex  vini,  flocces  (poet.). 
tropologia  xqoTtoXoyLa,    bildliche  Redeweise,    Hieron.  in  Joöl.  9.  48  =  ver- 

borum  immutatio. 
tropologicus  TQOTColoytKog,  bildlich,   Hieron.  adv.  Joann.  lerosol.  7. 

tropologice. 
tropus  TQOTtogj  bildlicher  Gebrauch  eines  Worts,  Quint.  9.  4.  4  =  translatio. 
troxallis  TQu^aXXLg,  Grille,  PJin.  30.  49  Sill.   (trixallis  Jan.),   [423.] 
troximus  jQti^ifÄOff  Plin.  Val.  5.  38  bs  esculentus,  edulis. 
truota  TQiüKrrjg,    Forellenart,    Isid.  42.  6.  6.  Plin.  Val.  5.  43.    it.  trota,    sp. 

trucha,    pg.  truita,    fr.  truite,  celt.  trud.    [46.  447.  420.] 
trugonuB  TQvytov ,    Stachelroche ;    raia  pastinaca  L. ,    Plaut.    Capt.  854 .  Orell. 

4547  =  trygon.   [53.   4  43.   4  45.] 
trutina  tqvxavti,   Wage,  Cat.  r.  r.  43.  3.   [33.  62.  84  A.  85.  224.] 

trutinare,  tnitinator,  tratinari. 
trybUum  xqvßUov,  Schüssel;  Napf,  Plaut.  Stich.  694.   [475.] 
trychnos  ozqvxvos,    Nachtschattenart,    Plin.  24.  177:    »trychnos,  quam   quidam   slrychuoo 

scripsere«.  [4  54.] 

Irychnum,  Plin.  24.  489. 
trygetus  TqvyiftoSf   Weinlese,  Paul.  Diac.  p.  366.  42  =  vindemia. 
tryginon  xqvyivov,  Art  Schwärze,  Plin.- 3"».  *2:  »Polygnotus  et  Micon  e  vinaceis  fecere-on 

appellantes«.  [282  A.] 
trygon  TQvywv,  Stachelroche,  raia  (trygon)  pastinaca/..,   Plin.  9.  455:  »try- 
gon, quam   nostri   pastinacam  appellanU«.    cf.  trugonus.   [53.  443.] 
Irygona,   Vogelart,  Plin.  40.38.  [440  A.] 
tryx  TQV^.  Most,  Paul.  Diac.  p.   366.   42:  »tryga  antiqui  vinum  appellabant«. 

[472  A.] 
tumba  Ti;^/!/og,    Grab,    Prud.  /rc^.  atEtp.   41.   9.    it.  tomba.    fr.  torobe  =  lu- 

mulus.   [308  A.j 
turris  tif^qig,   Turm,  Att.  trag.   408  Rb.  C.  I.  L.    4.  4  477.  4259.  cell.  tur.  d. 

Turm.   [34.  495.] 

turricula,  turriger,  turritus. 
tUB  dvog,   Weihrauch,   Plaut.  Irin.  934.  thus  C.  1.  L.  3.  953.  tus  Henz.  scav. 

d.  fr.  Arv.  4868  p.  37.   [47.  29.  54.  67  A.  85.   444.  207.] 

turalis.  t(li)uranus  G.  1.  L.  4.  4  065.  [203.]  tureus.  turibulum.  turicremus,  turifcr. 
tarificator.  turilegus. 
tympanicus  Tu/,t/cavt7i6g,  an  der  Trommelwassersucht  leidend,  Plin,  25.60. 
tympanista  rv^jtavLaTY]g,   Handpaukenschläger,    Apul.  d.  deo  Socr.  44.  43. 

[46.  270.  294.1 
tympanistrin  TVfi/cavloTQia,  Handpaukenschläger  in,  Sidon.  ep.  4 .  2  extr.  Dooi 

inscr.  cl.  8.  nr.   4.   [47.  289.  294.] 


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IN  DER  LATEINISCHEN  SPRACHE.  541 

tyropanites  rv^Ttavlrrjg,    Trommelwassersucht,   Gael.  Aur.  chron.  3.  8.  101. 

[47.  270.] 
tympanium  Tv^/tavioVj  Perlenart,  Plin.  9.  109. 
tympanizo  rvfiTtavlKcj,  Handpauke  schlagen,  Suet.  Aug.  68. 

tympanisso,  Macr.  d.  diff.  21.  8  Jan.  [24.] 
tympanotriba  rvfiTcavoTQlßrjg,  Handpaukenschläger,  Plaut. Truc. 587  =  tym- 

panista.  [291.] 
tsrmpaiium  rv^itavov,   Handpauke,   Plaut.  Poen.  1306.  C.  I.  L.  3.  1952.    fr. 

limbre.  [61.  175,  258.  282.  289.] 
tympaniolum. 
typhodes  JvqfiodrjSi  dunstig;  dumm,  Orib.  Bern,  ii,  6. 
typ  hon  TV(p(jiv,   Wirbelwind,  Plin.  2.  131  :  »Vertex,  qui  -on  vocatur«. 

Ihyphonicus. 
typhonion  Tvcpwviov,  Pflanze,  Apul.  herb.  5  =  hyoseyamus. 
typhus  Tvq)og,  Stolz,    Arnob.  2.  43:  typhus^    qui  appellatur  a  Graecis.    it. 

tufo,  tuffo,    sp.  tufo. 
typicus  Tv/tLxog,  regelmäfsig  wiederkehrend,   Cael.  Aur.  acut.  2.  15.  95. 
typus  Tvitog ,   Figur  in  der  Gips  wand;    regelmäfsige  Wiederkehr  (med.),   Cic. 

Att.  1.  10.  3.  Cael.  Aur.  acut.  1.  14.  108.   [272  A.] 
tyrannicus  TVQavvtyiog,  despotisch,  Cic.  leg.  1.  15.  42. 

lyrnnnice. 
tyrannis  TVQavvLg,  Gewaltherrschaft,  Cic.  Att.  14.  9.  2.  I.  R.  N.  4550.  acc :  -a. 

[43.  311.] 
tyrannoctonus  xvqayyoxxopog,  Cic.  Att.  <4.  <5.  2  =  tyrannicida. 
ty ra nnopol ita  JvqavyonoXitrjg,  Bürger  einer  Tyrannenstadt,  Sldon.  ep.  5.  8. 
tyrannus  rvqavvog,   Tyrann,  Plaut.  Pseud.  703.  [311. 

tyranna,  tyrannicida,  tyrannicidium. 
tyrianthinus  TVQiav^ivog,  purpurviolett,  Martial.   1.53.5.   [180  A.  204.] 
tyrotariohum  rvQOTaQixog ,   Käse   und  Heringsragout,   Anon.  mim.  rel.  1  Rb, 

Cic.  ad  fam.  9.  16.  vgl.  taricus,  taricarum.   [121.] 


U. 

ulophonon  ohXofpoyoy,  Eberwurz,  Plin.  32.  47:  »quare  a  quibusdam -on  vocatur  et  cyno- 

zolon«  BS  chamaeleon.  [4  48.] 
uraeuro  ovgaZov,  Schwanzstilck  des  Thunfisches ,  Varr.  1.  I.  5.  77. 
u ran 08  ov^avog,  Chaicid.  p.  98  bb  caeluni. 
uranoscopus  ovqavoanonog,  rauhe  Stemseher,  uranoscopus  scaber  L.,  Plin. 

32.  69  =  callionyraus.  [120.] 
ura  scorpiu  oi/^a  isxoqniov,  SkorjHonsschwanz,  Apul.  herb.  49.  [4  54  A.] 
Urethra  ovqrjd^a,  Hamgang,  Cael.  Aur.  chron.  5.  4.  66  a=  mictualis  via. 
ur Oticus  ovQtjTiTcog,    zum  Urin  gehörig,   Cael.  Aur.  chron.  5.  3.  55  =  uri- 

nalis. 
urinus  of^Qiyo^y  voll  Wind,  Plin.  4  0.  458  =a  irritus.  sp.  huero. 
usia   oixsia,  Hieron.  ep.  4  5,  4  «  f^ubstantia. 
usiacus  *ohestax6g,  C.  I.  L.  3.  58.  Orell.  6348  ss  ad  rem  familiärem  pertinens. 


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542  Grischisghb  Wörtkr 


xanthos  ^avd'og^  Edelsteinart,  Plin.  37.  169:  »ita  appellanla. 

xeniiim  ^iviov ^    Gastgeschenk ^   Vitr.  450.  45  =  munus  bospitale,  iautia.   [40. 

245.  286.] 
xeniolum. 
xenodoohium  ^evoöoxslov,  Hospital,  Hieron.  ep.  66.  44.   [313.] 
xenodoohuB  ^evoöoxog,  Hospitaivorsteher,  Cod.  Just.  4.  3.  33.  7. 
xenon  ^evwv,  Hospital,  Cod.  Just.  4.  2.  49  =  xenodochium. 
xenoparoohuB  ^Bvonaqoxog ,    Fremdenpfleger ,    Arcad.  Charis.  dig.  50.  4.  48. 

40.  [343.] 
xerampelinae  ^rjQa^Ttikivai,  dunkelfarbige  Kleider,  Ju venal .6.548.   [4 80  A .] 
xeranttcus  ^r^^atnixo^,  trocknend,  Theod.  Prise.  «.  3  s=  siccans. 
xerocolly rium  ^rjQoxolkvQiov,  trockene  Salbe,  Marc.  Emp.  8.3.   [274  A.] 
xeromyron   ^rjQOfivQov ,    trockne  wohlriechende  Salbe,   Sedul.    hymn.  2.  84. 

[274  A.] 
xeron  ^riQor,  id.,  Plin.  Val.  3.  22.   [274  A.] 

xerophagia  ^rjQocpayla,  Genufs  trockner  Speisen,  Tert.  adv.  psych.  9. 
xerophthalmia   ^r]Qoq>d'a)ifila ,   trockne  Augenkrankheit,    Marc.  Emp.  8.  3. 

griech.  b.  Geis.   [274.] 
xiphias  ^icplag,   Schwertfisch,    xiphins  gladiu^  L, ,   Plin.  32.  45.  Ovid.  hal. 

97.  acc:   -an  =  gladius.   [4  49.  420.] 
xiphion  ^Kpiov,   Schwertlilie,  gladiolus  communis  L.,  Plin.  25.  137  ss  gladiolus.    [451.] 
xylinus  ^vX^vo^,  Plin.  19.  14  =  ligneus. 

xylobalsamum  ^vXoßaXaa^ov,  Gol.  42.  54.  2  =:  lignum  balsami.   [444.] 
xylocasia  ^vkoxaaia,  Marc.  dig.  39.  4.  46.  7  =  Jignum  casiae.  [454  A.] 
xylocinnamomum  ^vkoKiyvaficüfiov,  Plin.  42.  94:  »-um  vocatur«  =  lignum 

cinnamomi.   [444.] 
xylocinnamum  ^vlonUvafiov,  Scribon.  274   =  xylocinnamomum. 
xylolychnuchos  ^vXokvxvotxogj  Holzleuchter,  Orell.  2542.  (I)   [unechte  In- 
schrift] . 
xylon  ^vXoy,  Baumwolle,  gossypinum  arboreum  L.,  Plin.  19.  14  =  gossypium.  [144.] 
xylophyton  (vXotpvioy,  Günsel,  aiuga  L.,  Apul.  herb.  59.  [151  A.] 
xyris  ^vglg,  wilde  Irisart,  Plin.  24.  443:  »sunt  qui  silvestrem  xyrim  vocenl«. 

[454.] 
xystarches  ^vaTocQxrjg,   Vorsteher  der  athletischen  Übungen,  Tert.  ad  marl.  3. 
xysticus  ^varixog,  Athlet,  Suet.  Aug.  45.  Orell.  2588. 
xystra  ^vatqa,  Schabeisen,  Schol.  Juven.  3.263  as  strigilis. 
xystuB  u.  xystum  ^varog,  Säulengang,  Gic.  Att.  4.  8.  2.  G.  I.  L.  4.  4458.  5. 

3863.    it.  seslo.   [39  A.  64  A.  497.] 

Z. 

zabolicus  &taßoXix6f,  teuflisch,  Commod.  instr.  35.93  =  diabolicus. 
zabulas  ^laßoXog,   Teufel,  Not.  Bern.  70.9,  vgl.  diabolus.   [25.] 
zaeia,  vgl.  diaeto.  [25.] 
zamia  Cvf^*^^  <^or.  ^afAia,  Plaut.  Aul.  195  ^  damnum.  [24.] 


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IN  DBR  LATEINISCHEN  SPRACHE.  543 

zaplulus  ianXovTog,  Petron.  37.  6  ^s  praedtveSi  ditissimus. 
zathene  *Ca^«^i?,  Edelsteinart,  Plin.  37.  485.   [463  A.] 
zea  ^Bidy  Dinkel,  Iriticum  spelta  L.,  Plin.  18.  84   =  alica.  [151.] 
zelo  C^Aoo»,  mit  Eifer  liehen^  Tertull.  adv.  Marc.  4.  36  «  aemulari. 

zelor,  adzelor. 
zeloies  Ci?XwT)Jg,  eifersüchtig,  Tert.  d.  pudic.  2  =  aemulus. 
zelottcus  C^AcoTcxof,  id,,  Not.  Bern.  50.  34  =s  aemulus. 
zelotus  Cv^iaxos,  Mur.  inscr.   1769.  1  b=s  desiderabilis. 
zelotypia   KrjloTV/tla,    Cic.  Atl.  40.  8.  4.    griech.  Tusc.  4.  8.  48  =  oblrec- 

tatio.   [245.  324.] 
zeiotypus  CriloTvitog,  Petr.  fr.  trag.  45  Burm.  =  aemulus. 
selus  C^Aog,   Vitr.  456.  40.    it.  sp.  pg.  zelo,    fr.  z61e  =  obtrectatio,   aemu- 

latio.   [324.] 

zelivira.  adzelor,  zelosus  =  fr.  jaloux,  it.  zeloso. 
zema  ^ifia,  Apic.  4.  447  =  olla.  [48.] 
zephyrius  ^efpvqios,  voll  Wind^  Plin.  10.  167  ss  urinus. 
BephyruB  titpvqog,   Westwind,  Lucr.  5.  736  =  favonius.  [243.] 
zeta  tfiTa,  Buchstabe,  Ausod.  teehn.  d.  lit.  monos.  44.  cf.  it.  zediglia.  [225.] 
zetarius,  cf.  diaetarius. 

zetema  C^Tjfia,  Untersuchung ,  C.  I.  L.  4.  1877  «=  quaestto.  [48.] 
zetematium  ^fjjrjfiatiov.  Lucil.  26.  83  M.  ss  quaesttuncula. 
zeugites  ^evyiTrjg,  Rohrart,  Plin.  46.  469:  »vocabantur  -ae«. 
zeugma   tevypLa,   gi*ammatische  Figur,   Donat.  395.  45  K  =  ligatio,  annexio. 

[48.  237.] 
zeunitor  von  CBvywfii,  Anspanner,  Inscr.  ap.  Marini  fr.  arv.  p  250  ss  iunctor. 
2eu8  ^aiog,  gem.  Sonnenfisch,   zeus  faber  L,,   Col.  8.  46.  9  =  faber:  »eum 

(fabrum)  prisca  consuetudine  zeum  appellamus«.   [4  47.  4  48.] 
Bingiberi  ^lyylßeQig,  Ingwei^,  aniomum  zingiber  L.,  Plin.  42.  27.    it.  zenzero, 

sp.  gengibre.  [54.  65.  144.] 

zingiber,  Geis.  5.  23.  gingiber,  Apic.  1.  29. 
zizania  l^iC^avia,    Lolch,    August,  ep.  4  49.  49.    sp.  zizaiia,    it.  zizzania,    fr. 

zizanie  =  loliurn.   [454  A.] 
zisiphum   tltvcpov,    Brustbeerbaumfrucht,    Plin.  45.  47.    Ed.  Dio.  6.  56.    it. 

giuggiolo,    fr.  gigeolier. 
Bisiphus  ^l^vfpov,  Brustbeerbaum,  zizyphus  vulgaris  Lam.  od.  rhamnus  iuiuba 

L.,  Col.  9.  4.3.   [439.] 
zmaragdus,  siehe  smaragdus. 

zroilampis  *a^llafi7tig,  Edelsteinart,  Plin.  37.  485. 
zmyrus  fivQog,  Männchen  der  Muräne,  Plin.  9.  76:  »Aristoteles  zmyrum  vocat 

marem«.  [420.] 
zodiacus  ^wdtaxdg,   Tierkreis,  Gell.  43.  9.  6  =  signifer  orbis.  Censor.  8.  4: 

»signifer,  quem  Graeci  vocant  zodiacom.  [52.  247.] 
zodium  ^wdtov,  Sternbild  im  Tierkreise,  Censor.  8.  6. 
zoe  fw»7,  Tertull.  adv.  Val.  12  «  vita. 
zomoteganite  ^(o^og  +  Ti^yavov,  Schüssel  gesottenem*  Fische,  Apic.  4.  2.  447 

zweif.  =  patina  piscium.  [424.] 
sona  (sona)  ^lovr],    Gürtel,    Plaut.  Per.  455.  Ed.  Dio.  40.  44.  Inscr.  Hermes 

VI.  p.  40  =  cingulus.   [24.  484.  247.  274.  323  A.] 

zonarius,  Plaut.  Trin.  862.  [203.]  zonula.  zonalis,  zonattm.  sicil.  zona. 


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544  Gribghisghb  Wörter  in  dbr  lateinischen  Sprache. 

zoophthalmos  Ctaofp&aXfio^,  grofse  Hauswurz^  Plin.  25.4  60:  »Italia  sedum  malus  vocat». 

[U7.] 

Bophorus  tiocpoQog,  FrieSj  Vitr.  81 .  8.   [282.] 

zopissa  Cfi*niaaa,  Plin.  46.56:  »apud  eosdem  (Subalpinos  Italiae) -am  vocari  picem  navi- 

bus  derasam«. 
zopyron  Cf^TtvQov,  Pfianzenart,  clinopodium  L.,  Plin.  24.  487  s=s  clinopodium  (zopyrontion 

Jan.)  [448.] 
zopyrontion,  vgl.  zopyron. 
zoraDiscaea  %0Qaviaxalaj  Edelsteinart,  Plin.  37.  485Sill.  [zoranisceos Jan.). 

[463  A.] 
zoster  KüfarrjQj  Gürtel;  Gürtelrose,  Plin.  43.435.  acc:-a.  [47.  274.] 
Botheoa  Cio&rjyirj,    Kabinett;   Nische,    Plin.  ep.  2.  47.  24.  Murat.  690.  Oreli. 

4368'   [197.] 

zothecula,  zotheclum  Not.  Tir.  Kopp.  409.  Schmitz:  cerothecium  p.  S68. 
zygaena  Uyaiva,  gern,  Hammerfisch,  zygaena  malleus  C,  Ambros.  hexaem. 

5.  40.  34.   [420.] 
zygia  Cvyia,  Hagebuche^  carpinus  betulus  L.,   Vitr.  58.  40.  Plin.  46.  67:   »latine  carpioum 

appclianttt. 
zygis  Cvyigy  Feldpolei,  Apal.  herb.  99.  [454  A.] 
zygon  Cvyoy,  Diom.  424.  34  K.  ==  iugum. 
zygostasiuni  'QvyooTaaig,  Amt  des  Wagenieisters ,    Cod.  Theod.   44.  26.    4. 

[224  A.] 
zygostates  ^vyoardrrjg,    Wagemeisier,  Cod.  Theod .^  42.  7.  2  =  ponderalor: 

»quem  sermo  Griiecus  appellat«.   [224  A.  342.] 
zylhum  ^vd'og,  ägyptischer  Gerstentranky  Col.  40.  446.  Ed.  Dio.  2.  42.   vgl. 

cerea,  cerevisia.   [66.] 


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Yerbesserungen  und  Nachträge. 

S.  1.  Da  das  Manuskripl  in  der  allen  Orthographie  abgefafst  war  und  erst  während  der 
Drucklegung  die  entsprechenden  Korrekturen  vorgenommen  worden  sind,  so  wolle  man 
verschiedene  dabei  übersehene  Inkonsequenzen  gütigst  entschuldigen.  Letztere  hier 
sämtlich  aufzuzählen  habe  ich  für  unnötig  erachtet;  einige  sind  unten  genannt. 

S.  6.  Z.  ^8  ist  hinter  »ersterem«  einzufügen :  (p.  7—67);  Z.  20  hinter  »anhangsweise« :  (p.  67 
— 75)  ;  Z.  21  hinter  »sowie«:   (p.  83—85);  Z.  23  hinter  »endlich«:   (p.  75 — 83). 

S.  47.  Anm. :  Vgl.  Zeitschr.  für  Völkerpsychologie  u.  Sprachwissenschaft  XIII  p.  233  ff. 

S.  27.  Z.  4  8  füge  hinter  »Viereck«  die  Worte  ein:  »poena  =  noivrj  =  asl.  cena,  pretium 
=  zd.  kaöna,  Rache,  Strafe  (cf.  Fick,  Wörterbuch  13  304.  Collitz,  Beiträge  zur  K^unde 
der  indogerm.  Sprachen  III.  498.  Bugge  K.  Z.  49.  406.  Curtius  Grdz.^  p.  462.  Job. 
Schmidt  K.  Z.  25.  78),  wie  denn  auch  das  lateinische  Wort  ins  Keltische  (pian)  und 
Deutsche  (Pein)  übergegangen  ist.« 

S.  54.  Anm.  3  füge  hinzu:  Vgl.  aufserdem  vibrissae  bei  Festus-Paulus  370.  4. 

S.  59.  Z.  48  ergänze:  Möglich  ist  es  auch,  es  für  eine  vox  hibrida  aus  cata  +  cumbere  zu 
halten. 

S.  66.  Z.  4  füge  hinzu:  .<<kr.  parade^a,  vorzügliche  Gegend,  armen,  pardez,  Garten  ums 
Haus. 

S.  66.  Anm.  2  füge  hinzu:  Vgl.  philolog.  Wochenschrift  von  Hirschfelder  nr.  4  (1884)  p.  24 
Anm. :  nvqttfAig  offenbar  entlehnt  dem  Worte  pir-am-us  =s  aufsteigend  aus  der  breiten 
Grundlage. 

S.  82.  Z.  4  bei  taurus  ergänze  hinler  Fick  2.  406:  Seyflfert,  lat.  Gramm.  24.  Aufl.  p.  45  §  39. 

S.  4  22.  Z.  4  6  v.  unten:  papilio  ist  wohl  nach  Bezzenb.  Beitr.  VII  p.  75  mit  an.  fifrildi,  as. 
vtvoldaro,  ags.  fifalde,  abd.  fifalter,  mhd.  vfvalter  zusammenzustellen;  nur  sind  die 
germanischen  Wörter  redupliciert. 

S.  424.  Z.  9  (vgl.  S.  77  letzte  Zeile).  Über  excetra  vgl.  meine  Auseinandersetzungen  in 
Bezzenbergers  Beiträgen  V.  234. 

S.  426.  Z.  3  bei  j^o^rof  füge  hinzu:  ss  got.  gards,  Umzäunung  =  asl.  gradü,  befestigter 
Wohnort. 

S.  4  49.  Z.  9.     Hier  fehlen  drabe  und  dryophonon. 

S.  4  50  zu  pistana  resp.  oislos,  wie  ich  dafür  lesen  möchte,  vgl.  meine  Bemerkungen  in 
Fleckeisens  Jahrbüchern  für  Philol.  u.  Pädag.  4  884.  I.  Teil.  p.  542. 

S.  496  Anm.  2  füge  hinzu:  Anderer  Ansicht  ist  Springer  in  Bädekers  Oberi  lallen  1879  p.  XXIII. 

S.  263.  Z.  9  u.  40  streiche  »poena  =  notvrj,  Stafe  und«,  füge  S.  263.  Anm.  2  hinter  apaciti 
ein:  »noiy^,  zd.  kaöna,  Strafe,  vgl.  «noiva  wohl  &=  a;ro  +  Trocirr«  und  ebenso  ergänze 
S.  264  auf  der  vorletzten  Zeile  hinter  »sind«  die  Worte:  Aus  dieser  Zeit  datiert  ver- 
mutlich auch  die  Übernahme  des  ältesten  einschlägigen  Lehnwortes  poena  s=  noiyr^y 
Strafe,  das  wir  bereits  in  den  leges  Xll  tabularum  vorfinden. 

S.  333  im  Index  ist  alethinocrustos  zu  streichen,  da  die  jetzige  Lesart  an  der  Stelle  lautet: 
»a  Latino  crustas«. 

S.  385  im  Index  ergänze  hinter  amphiscius: 

amphispora  dpuplanoqay  ringaumveratreuU  Flurtn^  C.  I.  L.  3.  586. 


S.  4.  Z.  9  v.  u.  lies  Statt  Halikarnafs  Halikarnass. 
S.  4.  Z.  48  und  sonst  immer  Corssen  statt  Corfsen. 
S.  6  letzte  Zeile  Glossare  statt  Glofsare. 

Weise,  Qriech.  Wörter  i.  d.  lat.  Sprache.  35 


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546  Ybrbbssbrungbn  und  NachtrXgr. 

S.  U.  Anm.  4,  ebenso   S.  4«.  Anm.  4,   S.  44.  Z.  8,   S.  i9i.  Anin.  1   und  üfter  »Wörter«  statt 

Worte. 
S.  15.  Anm.  'i  setze  hinter  Marquardt  ein  Komma. 

S.  18.  Anm.  2  lies:   von  Heibig  und  von  Jordan  in  seinen  »Kritischen  Beiträgen«. 
S.  21.  Z.  2  lies:   und  des  Spiritus  asper. 
S.  23.  Z.  16  V.  u.  setze  hinter  »andere«  ein  Komma. 
S.  27.  Z.  15  schreibe:  wenn  er  es  —  zusammenstellt. 
b.  35.  Anm.  3  fehlt  ). 

S.  36.  Z.  1   fehlt  hinter  Codes  das  Komma. 
S.  41.  Anm.  1  u.  3,  S.  55.  Anm.  2  und  sonst  lies  Kompositum. 
S.  49.  Z.  9,    S.  53.  Z.  10  v.  u.    und   sonst  lies   Plaulinisch,    ebenso  S.  51.  Z.  24  Catcoisch, 

S.  108.  Anm.  2  Hesychianisch  u.  a. 
S.  50.  Z.  11   fehlt  das  Abteilungszeichen:  cor-dax.     Anm.   1   lies  ma^ariotes. 
S.  51.  Z.  11   lies  lapyx  statt  Japyx,  ebenso  S.  52.  Z.  12  Gebilde  statt  Gebilde. 
S.  60.  Z.  5  V.  u.  lies  läridum  statt  laridum,  ebenso  S.  61.  Z.  20:  äsus  statt  asus,  Z.  12  v.  u. 

canuabus   statt   camnbus,    Z.  10  v.  u.    sandalis   statt  scandalis,    Z.  9  v.  u.  salaco  statt 

calaco. 
8.  65.  Z.  10  V.  u.  lies  manjara  statt  manjara  und  Z.  5  v.  u.  gringavdra  statt  ^ringav^ra. 
S.  74.  Z.  10  v.  u.  mufs  es  statt  1)  heifsen :  2) 
8.  75  ist  bei  acna,  allium    und   allucinari    hinter   Bezzeiib.  Beitr.  III.  289  u.  305   der   Name 

Fröhde  in  Parenthese  hinzuzufügen. 
S.  95.  Anm.  4.  Z.  5  v.  u.  füge  hinter  »für«  das  Wort  »als«  ein. 
S.  103.  Z.  8  schreibe  wütende  statt  wüthende. 

S.  106.  Z.  13  korrigiere  xvxxv^  in  xoxxv^,  ebenso  S.  108.  Z.  6  »wenn«  in  »wem«. 
S.  109.  Z.  13  setze  hinter  »Zahl«  ein  Komma  und  S.  112.  Z.  2  tilge  das  Komma  hinter  vitulus. 
S.  115.  Z.  5  schreibe  »laviuisch«  und  S.  121.  Z.  12  »eicheiibrettühnlichen«. 
S.  123.  Z.  5  lies  oestrus  statt  cestrus  und  S.  136.  Anm.  2  streiche  »nennt«. 
S.  142.  Z.  9  V.  u.  lies  tragoriganum  und  auf  der  letzten  Zeile  »Pflanzen«. 
S.  144.  Z.  6  V.  u.  setze  vor  xylon  ein  Komma,  Z.  7  v.  u.  lies  zingiberis. 
S.  151   letzte  Zeile  lies  xylocasia  und  S.  176.  Z.  13  v.  u.  authepsa. 
S.  197.   Anm.  4  lies  proscaenium  und  S.  202.  Z.  4  v.  u.  cetarius. 

S.  200.  Z.  3  V.  u.  ist  »die«  einmal  zu  streichen  und  S.  205.  Z.  2  v.  u.  lies  »darthun«. 
S.  217.  Anm.  1.  Z.  4    setze  hinter  »Postschein«  ein  Komma  und   S.  265.  Z.  12  lies  »soheiot«. 
8.  268.  Z.  21   lies  »dieselben«  und  S.  280.  Z.  14  Volute  statt  Valute. 

8.  299.  Anm.  3  schreibe  »recht«,  S.  305-  Z.  18  quattuor  und  8.  312.  Z.  2  »StaatsweseDS«. 
S.  312.  Z.  4  V.  u.   lies  »besonders«,  Z.  5  »Dienern«,  Z.  7  »Alytenvorstehern«. 
S.  317.  Anm.  2  lies  »Bacchusfest«  und  S.  319.  Z.  9  v.  u.  »nach  aufsen«. 
S.  320.  Z.  20  setze  hinter  »stillen«  ein  Komma. 


Druck  von  Breitkopf  &  Härtel  in  Leipiig. 


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PREISSCHRIFTEN 


GEKRÖNT  UND  HERAUSGEGEBEN 


VON  DER 


FÜRSmCIl  JABLONOWSKl'SCHFJ  GESELLSCIIAIT 


zu  LEIPZIG. 


•(bodl:li:?:-;*! 


^/«s; 


)OlO!, 


Nr.  XIIl  der  historisch-nationalökonomischen  Section. 


VA'/.    lh\  Piihlmanny  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentiner  Henaimmre 
und  das  Piincip  der  Verkehrsfreiheit. 


LEIPZIG 

BEI  S.  HIRZEL. 

1878. 


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SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KONiaL.  SACHSISCHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN. 

KLEINERE  ABHANDLUNGEN. 


BERICHTE  ttber  die  Verhandlungen  der  Königlieh  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissea- 
schaften  zu  Leipzig.  Erster  Band.  Aus  den  Jahren  1846  und  1847.  Mit  Knpfem 
gr.  8.    12  Hefte. 

Zweiter  Band.   Aus  dem  Jahre  1848.   Mit  Kupfern,   gr.  8.   6  Hefte. 

Vom  Jahre  1849  an  sind  die  Berichte  der  beiden  Ciassen  getrennt  erschienen. 

Mathematisch-physische  Classe.    1849    (3)    1850    (3)   1851   (2)   1852  (2)  1853  :> 

1854  (3)  1855  (2)  1856  (2)  1857  (3)  1858  (3)  1859-  (4)  1860  (3)  1861  (2.  lSü2 
(1)  1863  (2)  1864  (1)  1865  (1)  1866  (5)  1867  (4)  1868  (3)  1869  (4)  18T(J  5 
1871  (7)  1872  (4  mit  Beiheft)  1873  (7)  1874  (5)  1875  (4)  1876  (2)  1877  (2)  IS7S  l 

Philologisch-historische  Classe.    1849   (5)    1850   (4)    1851    (5)   1852  (4)   1%^  ^ 

1854  (6)  1855  (4)  1856  (4)  1857  (2)  1858  (2)  1859  (4)  1860  (4)  1861  [4  l^^l 
(1)  1863  (3)  1864  (3)  1865  (1)  1866  (4)  1867  (2)  1868  (3)  1869  (3)  ISTo  ^ 
1871   (1)   1872   (1)   1873  (1)   1874  (2)   1875  (2)   1876  (1)   1877   (2)   1878   {3  . 

Jedes  Heft  der  Berichte  ist  einzeln  zu  dem  Preise  von  1  Mark  zu  haben. 

Aus  den  Berichten  besonders  abgedruckt  : 
C.  LUDWIG,  Arbeiten  aus  der  physiologischen  Anstalt  zu  Leipzig.   Erster  bis  Sev*,**' 
Jahrgang.  (1866 — 1874.)  Mit  Tafeln  und  Holzschnitten.  Preis  des  Jahrgangs:  \  * 

Zehnter  und  Elfter  Jahrgang.    (1875.  1876.)    Mit  Tafeln  und  Holzschnitten.    Prt> 

des  Jahrgangs:  6  J^, 


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SCHRIFTEN 

DER  FÜßSTLICH-JABLONOWSKrSCHEN  GESELLSCHAFT  ZU  LEIPZIG. 


ABHANDLUNGEN  bei  Begründung  der  Königl.  Sächsischen  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  am  Tage  der  zweihundertjährigen  Geburtsfeier  LeibnizeDs 
herausgegeben  von  der  Fürstl.  Jablonowski'schen  GeseHschaft.  Mit  dem  Bildnisse 
von  Leibniz  in  Medaillon  und  zahlreichen  Holzschnitten  und  Kupfertafeln.  61  Bogen 
in  hoch  40.    1846.   broch.  Preis  15  .i. 

PREISSCHKIFTEN  gekrönt  und  herausgegeben  von  der  Forstlich  Jablo- 
nowski'schen  Gesellschaft. 

1.  H.  GRASSMANN,  Geometrische  Analyse  geknüpft  an  die  von  Leibniz  erfundene  geometrische 
Charakteristik.  Mit  einer  erläuternden  Abhandlung  von  A.  F.  Möbius.  (Nr.  I  der  mathematisch- 
physischen  Section.)  hoch  40.    1847.  2Jf. 

2.  H.  B.  GEINITZ.  Das  Quadergebirge  oder  d.  Kreideformation  in  Sachsen,  mit  Berücks.  der  glau- 
konitreichen Schichten.  Mit Icolor. Tafel.  (Nr.II  d.math.-phys.Sect.)  hoch40.  1850.     l.#6ü;J' 

3.  J.  ZECH,  Astronomische  Untersuchungen  über  die  Mondfinstemisse  des  Almagest.  (Nr.  Ul 
d.  math.-phys.  Sect.)  hoch  40.  1851.  1  j. 

4.  J.  ZECH,  Astron.  Untersuchungen  üb.  die  wichtigeren  Finsternisse,  welche  v.  d.  Schriftstellern 
des  class.  Alterthums  erwähnt  werden.    (No.  IV  d.  math.-phys.  Sect.)    hoch  40.    1853.      2  ,ä. 

5.  H.  B.  GEINITZ,  Darstellung  der  Flora  des  Hainichen-Ebersdorfer  und  des  Flöhaer  Kohlen- 
bassins. (Nr.  V  d.  math.-phys.  Sect;  hoch  40.   Mit  14  Kupfertafeln  in  gr.  Folio.    1854.    24  ,ä. 

6.  TH.  HIRSCH,  Danzigs  Handels-  und  Gewerbsgeschichte  unter  der  Herrschaft  des  deutscheo 
Ordens.  {Nr.  I  der  historisch-nationalökonomischen  Section.)  hoch  4».    1858.  8  .ä. 

7.  H«  WISKEMANN,  Die  antike  Landwirthschaft  und  das  von  Thüuensche  Gesetz,  aus  den  alten 
Schriftstellern  dargelegt.  (Nr.  II  d.  hist.-nat.  ök.  Sect.)    1859.  2  Jf  40  J^. 

8.  K.  WERNER,  Urkundliche  Geschichte  der  Iglauer  Tuchmachet-Zunft.  (Nr.  III  d.  hist.-nat. 
ök.  Sect)  1861.  3,#. 

9.  V.  BÖHMERT,  Beiträge  zur  Gesch.  d.  Zunftwesens.   (Nr.  IV  d.  hist.-nat.  ök.  Sect.)  1862.  4.1. 

10.  H.  WISKEMANN,  Darstellung  der  in  Deutschland  zur  Zeit  der  Reformation  herrschenden 
nationalökonomischen  Ansichten.   (Nr.  V  d.  hist.-nat.  ök.  Sect.)    1862.  4  .i'. 

11.  E.  L.  ETIENNE  LASPEYRES,  Geschichte  der  volkswirthschaftl.  Anschauungen  der  Nieder- 
länder und  ihrer  Litteratur  zur  Zeit  der  Republik.    (Nr.  VI  d.  hist.-nat.  ök.  Sect.)  1863.    S  .JK. 

12.  J.  FIKENSCHER,  Untersuchung  der  metamorphischen  Gesteine  der  Lunzenauer  Schieferhalb- 
insel.   (Nr.  VI  d.  math.-phys.  Sect)  1867.  2X 

13.  JOH.  FALKE,  Die  Geschichte  des  Kurfürsten  August  von  Sachsen  in  volkswirthschaftlicher 
Beziehung.   (Nr.  VII  d.  hist.-nat.  ök.  Sect)    1868.  S  J. 

14.  B.  BÜCHSENSCHÜTZ,    Die  Hauptstätten  des  Gewerbfleisses  im  classischen  Alterthume. 

(Nr.  VIII  d.  hist.-nat  ök.  Sect)  1869.  2  uT  80  ^. 

15.  Dr.  HUGO  BLÜMNER,  Die  gewerbliche  Thätigkeit  der  Völker  des  classischen  Alterthums. 
(Nr.  IX  d.  hist-nat.  ök.  Sect)  1869.  AJ. 

16.  HERMANN  ENGELHARDT,  Flora  der  Braunkohlenformation  im  Königreich  Sachsen. 
(Nr.  VII  d.  math.-phys.  Sect.)  Mit  15  Tafeln.   1670.  12  J. 

17.  H.  ZEISSBERG,   Die  polnische  Geschichtschreibung  des  Mittelalters.  (Nr.  X  d.  hist.-nat.  ök. 

Sect)  1873.  \2J. 

18.  ALBERT  WAN(JERIN,  Reduction  der  Potentialgleichung  für  gewisse  Rotationskörper  auf 
eine  gewöhnliche  DiflFerentialgleichung.    (Nr.  VIII  d.  math.-phys.  Sect.)  1875.         1  uT  20^. 

19.  A.  LESKIEN,  Die  Declination  im  SlaVisch-Litauischen  und  Germanischen.  (Nr.  XI  d.  hist- 
nat.  ök.  Sect.)  1876.  5  J. 

20.  Dr.  R.  HASSENCAMP,  Ueber  den  Zusammenhang  des  lettoslavischen  und  germanischen 
Sprachstammes.  (Nr.  XII  d.  hist.-nat.  ök.  Sect.)  1876.  3  J. 

21.  Dr.  PÖHLMANN,  Die  Wirthschaftspolitik  der  Florentiner  Renaissance  und  das  Princip 
der  Verkehrsfreiheit.    (Nr.  XIII  d.  hist.-nat.  ök.  Sect.)  1878.  4  ^  20  j^. 

22.  Dr.  ALEXANDER  BRÜCKNER ,  Die  slavischen  Ansiedelungen  in  der  Altmark  und  im 
Magdeburgischen.     (Nr.  XIV  d.  hist-nat  ök.  Sect)  1879.  4^20^. 

23.  Dr.  F.  0.  WEISE,  Die  Griechischen  Wörter  im  Latein.  (Nr.  XV  d.  hist.-nat.  ök.  Sect. 
1882.  ISX 

Leipzig.  S.  Hirzel. 


Druck  von  Breitkopf  ic  Hirtel  in  Leipzig. 


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PREISSCHRIFTEN 


GEKRÖNT  UND  HERAUSGEGEBEN 


VON  DER 


FÜRSTLICH  JABLONOWSteCHEN  GESELLSCHAFf 


ZU  LEIPZIG. 


Nr.  XV  der  historisch^nationalökonomischen  Sectiok/<;> 


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Vo^\^^'-' 


XXIII.     F.  0.  Weise,   Die  Griechischen  Wörter  im  Latein. 


LEIPZIG 

BEI  S.  HIRZEL. 
1882. 


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