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PREISSCHRIFTEN
GEKRÖNT UND HERAUSGEGEBEN
VON DER
FÜRSTLICH JABLONOWSKI'SCKEN GESELLSCIIAFr
zu LEIPZIG.
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'ÜTATIS J'^^
Nr. XIII. der historisch -nationalökonomischen Section.
A'.V/. \h\ Rohprt Pöhlmann , Die Wirthschaftspolitik der Florentiner Renaissance
und das Princip der Verkehrsfreiheit.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
1878.
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DIE
WIRTHSCHAFTSPOLITIK
DKK
FLORENTINER RENAISSANCE
UND DAS
PRKCIP DER VERKEHRSFREIHEIT.
VON
DR ROBERT POHLMAIVN.
Motto: Haec omnU ita tractabimns. ut non eritivoruiii nioro in
laude et cenenra tempus teratnr . sed plane histurice
res ipsae narrentur, jndicinm parcius interponator.
cf. Baco: Dt avgMtutis scUntiftrutu lly 4.
(iEKRÖNTE PREISSCHRIFT.
.-<-VJ
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
1878.
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Auf flie von der Fürstlich Jablonowski'schen Gesellschaft
gestellte Preisaufgabe:
Kine quellenmässige Erörterung , wie weit in Ober- und Mittel - ItaUen gegen ScMuss
des Mittelalters die modernen Grundsätze der agrarischen , industriellen und
mercantilisrhen Verkehrsfreiheit durchgeführt waren
eingereicht und gekrönt im Mürz 4 878.
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La civilta europea ^ in gmn parte ilaliuna, Titaliana in gran paiic toscana,
la toscana fiorentina in gran parte. In diesem schlichten und doch so inhalts-
reichen Satze Nicolo Tominasco's^) liegt eine Art Rechtfertigung daftlr, dass
die vorliegende Schrift y welche von Anfang an darauf verzichten musste, das
von der Gesellschaft gestellte Problem fUr ganz Ober- und Mittelitalien zu lösen,
gerade die Vaterstadt MachiavelFs zun\ Ausgangspunkt ihrer Untersuchungen
gemacht hat. Wer den eigenartigen Geist der Renaissance zu erfassen strebt
und, von der Fülle der Erscheinungen zur Selbstbeschrünkung gemahnt, sich
zunächst mit der Betrachtung eines der grössereir Kullurcentren jener Epoche
bescheiden will, findet keine andere Stätte , welche auf den verschiedensten
Gebieten des Lebens, in Staat und Gesellschaft, Gelehrsamkeit und Kunst
soviele derjenigen Elemente zur Entfaltung gebracht hat, welche in ihrer Ge-
sammtheit den Charakter der italienischen Renaissance bestimmen. Daher
gehört aber auch kein anderes der im Einzelnen hochbedeutsamen Gemein-
wesen dieser grossen Zeit so sehr der Geschichte der Menschheit an, wie
Florenz. Denn da jene Elemente wesentliche Bestandtheiie der modernen
Kultur überhaupt geworden sind , kann man sagen , dass die Geschichte des
florentiner Volkes auch innerhalb des Rahmens der allgemein europäischen
Völkerent Wickelung im Besonderen das Allgemeine zum Ausdruck bringt, wie
es in gleich hohem Grade damals nirgends der Fall war, und dass sie daher
gewissermaassen typische Bedeutung besitzt, wie sie seit den Tagen Rom^s und
Alhen's keine Stadtgeschichte wieder gehabt hat. Wenn schon diese innere
Bedeutsamkeit seiner Entwickelung Florenz in den Vordergrund des Interesses
stellt, wie sehr muss dies vollends da der Fall sein, wo es sich um die Frage
handelt, wie weit die Renaissance auf diesem oder jenem Gebiete gerade den
modernen Ideen Ausdruck verliehen hat.
Es hiesse, längst Gesagtes'^) wiederholen, wollten wir des Einzelnen be-
gründen, wie in diesem wunderbaren Mikrokosmos der Renaissancekultur der
Geist der modernen Zeiten die vielseitigste OfTenbarung gefunden hat, der wir
überhaupt am Schlüsse des »Mittelalters« auf so beschränktem Räume begegnen.
Hier sei nur auf den unvergleichlichen Reichlhum an Entwickelungsformen hin-
gewiesen, welche die schöpferische Triebkraft des politischen und socialen
Lebens dieser einen Stadt aus sich erzeugt hat, und auf den Geist der Reflexion,
der, beobachtend und richtend den Erscheinungen folgend, Florenz zur Geburts-
ställe der modernen Geschichtschreibung, der politischen Doctrinen und Theo-
rieen, zur Mitbegründerin der modernen Wissenschaft der Statistik , zu einer
4) Pensieri sulla storia di Firenze. Archivio storico Italiano. Nuova Serie XIU («), p. a.
5) VergL Burckhardt. Die Kultur der Renaissance, passim.
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VI Einleitung.
hohen Schule der Staatskunst gemacht hat ; auf jenen Geist , der , unaufhörlich
nach Bethatigung ringend, selbst wieder die Quelle stets sich erneuernder Um-
gestaltungen in Slaat und Gesellschaft geworden ist ^) . Und bedarf es noch der
Erinnerung an das, wodurch Florenz vor Allem auf die moderne Bildung ein-
gewirkt? Die geistige Befreiung aus mittelalterlicher Gebundenheil durch die
bildende Kunst und die Literatur, die eine um so raschere, grossartigere Er-
weiterung des Gesichtskreises, eine um so tiefer gehende Umgestaltung des
Lebens und der Denkweise in modernem Sinn herbeiftlhren musste, als man
nirgends so systematisch wie in Florenz voran'ging, die neu erschlossenen
Schütze der Antike wie in Einem Brennpunkt zu sammeln und ihren geistigen
Gehalt der Bildung und dem Zeitbewusstsein überhaupt zu vermitteln 2).
Wenn man von der Ueberzeugupg ausgeht, dass im Grossen und Ganzen
der Geist des Volkes als ein einiger schafil, und daher innerhalb der einzelnen
Epochen der Volksgeschichte ein Parallelismus in der Entwickelung der ver-
schiedenen Seiten des Volkslebens, oder wenigstens eine gewisse Tendenz nach
homogener Gestaltung derselben sieh offenbaren muss, so wird man nicht
zweifelhaft darüber sein, dass der angedeutete moderne Charakter des floren-
tiner Kulturlebens auch auf wirthschaftlichem Gebiete sich manifestiren
wird; ja es besteht wenigstens eine gewisse Präsumtion dafür, dass, inmitten
der reichsten Entfaltung modernen Wesens , auch das wirthschaft liehe Leben
und das Verhältniss der Gesetzgebung zur Volkswirthschaft sich mindestens
ebenso modern, wenn nicht moderner gestaltet hat, als dies damals irgendwo
der Fall war.
Neben diesen inneren Gründen kommt aber auch noch ein anderes wich-
tiges Motiv in Betracht, welches ebenfalls die Forschung in erster Linie auf
Florenz hinweist: Was nämlich die Quellen für die Erkenntniss des wirth-
schaftlichen Lebens der Renaissance betrifft, so nimmt Florenz unter allen
italienischen Staaten den ersten Rang ein , sowohl durch den Reichthum und
die Bedeutung als die wissenschaftliche Verwerthbarkeit seiner Ueberlieferung.
Während z. B. die Hauptquellen für die gewerbliche Gesetzgebung, die Sta-
tuten der Zünfte in Mailand fast sämmtlich vernichtet und auch in Venedig
zum grossen Theil der Zeit zum Opfer gefallen sind, besitzen wir die Urkunden
des gewerblichen Lebens in Florenz fast von den Anfängen der Zunflherrschaft
bis zum Ende der Republik in einer Vollständigkeit, wie für diese Epoche viel-
leicht nirgends in Italien. Ueberhaupt ist, Dank der grossen Sorgfalt, welche
bereits die Republik dem Staatsarchiv zugewandt hat^), gerade die Reihenfolge
4) Cf. Tommaseo >»Firenze ^ per il corso di Cinquecento anni un' accademia del cimento
politico: ogni cosa si tenta, ogni cosa si scrive ed i fatti si inalzano a teoria«.
5) Von welcher Bedeutung gerade das letztgenannt« Moment gewesen ist, beurtheile man
nach der Ausführung Rösche r's in der »Geschichte der Nationalökonomik in Deutschland«
(p. 34), wo in grossen Zügen der Einfluss dargestellt wird, welchen das Studium des Alter-
thums auf das ganze neuere Volksleben , wie insbesondere auf die Volkswirthschaft
und die Entwickelung einer Wirthschafispoiitik gehabt hat.
8) Wie sehr hat ihre Thtttigkeil der Wissenschaft die Verwerthung der hinterlassenen
historischen Schatze erleichtert! Ohne die, allerdings nur für die Zwecke der öffentlichen
Verwaltung, von den Beamten der Republik angelegten Repertorien wSiren die Hunderte von
Folianten, welche die Staatsbeschlüsse und Verordnungen der obersten Behörden enthalten,
ein unübersehbares Chaos, dessen Durchforschung für einen bestimmten einzelnen Zweck
einen Aufwand an Zeit, Mühe und Kosten nüthig machen würde, der nur den Wenigsten
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EiNLKITtKG. VII
der zeitlich aufeinanderfolgenden Quellen für die Krkenntniss des inneren
Lebens von Florenz eine so ununterbrochene, dass sich die Continuiiäi <ler
Entwickelung auf den verschiedenen Gebieten verhulinissmüssig selten dem
Blicke entzieht. Was Savigny von den Statuten der italienischen Gommunen
im Allgemeinen rühmt, dass sich aus ihnen besonders die fortgehende Ent-
Wickelung erkennen lässt ^), gilt für Florenz in hervorragender Weise.
Der Verfasser hat diesen von den Quellen selbst gegebenen Fingerzeig
nützen zu müssen geglaubt und daher bei seiner Darstellung auf die Ent-
Wickelung, auf das Werden der Ideen der Freiheit und Gebundenheit
vielleicht mehr Gewicht gelegt, als es für den oberflächlichen Blick mit
der gestellten Aufgabe vereinbar scheinen mag. Allein er würde auch
der letzteren nicht zu genügen glauben , wenn er sich etwa nur auf die dem
Schluss des 15. Jahrhunderts oder der Entdeckung Amerika's unmittelbar
vorhergehende Zeit beschränkt und in der W^eise der Statistik deren momen*
tanen Gehalt an wirthschaftlicher Freiheit dargelegt 'hätte. In Italien be-
ginnt ja der Auflösungsprozess der mittelalterlichen Welt und das Werden
der Neuzeit bereits mit dem TrecenU» und früher, und die Entwickelung
schreitet dann mit solcher Baschheit vorwärts, dass auf einzelnen Gebieten
schon im Anfang des \o. Jahrhunderts der Höhepunkt erreicht ist. Wenn man
insbesondere nach Dem fragt , was die Beinaissance für die wirthschaftliche
Befreiung des Individuums geleistet hat, so begegnen wir allerdings in der
zweiten Hälfte des 45. Jahrhunderts sehr wichtigen Fortschritten im Sinne
moderner Freiheit, andererseits zeigt sich jedoch auch wieder auf verschie-
denen Gebieten der Volkswirthschaft ein Abfall von einer frühern liberaleren
Praxis oder eine Verschärfung der bereits vorhandenen, auf Beschränkung und
Bevormundung gerichteten Tendenzen. Es ist die herannahende Beaktion der
spanischen Aera und der wirthschaftliche Niedergang Italien's im 16. Jahr-
hundert, welche sich damals bereits in einzelnen Symptomen voraus ver-
kündigten.
Wollen wir demnach die ganze Summe freiheitlicher Ideen kennen lernen,
welche das ausgehende Mittelalter auf wirthschaftspolitischem Gebiete verwirk-
licht hat, so ist es unerlässlich auch die Frührenaissance in den Kreis der
Untersuchung zu ziehen. Indem sich aber an dieses Bückwärtsgreifen st^ets die
Frage nach dem freiheitlichen Besitz der letzten Zeit des 15. Jahrhunderts an-
knüpft, ergiebt sich von selbst die Noth wendigkeit einer Vergleichung zwischen
den verschiedenen Stadien der Gesetzgebung , soweit dieselbe nicht stationär
geblieben, und daraus die Einsicht in die Entwickelung und in die ihr zu
Grunde liegende allgemeine Tendenz ; die Einsicht in die historische Be-
möglich wäre. — Nach dieser Richtung hin bleibt für die italienischen Archivverwaltungen
noch unendlich viel zu thuu. So ist z. B. noch absolut nichts geschehen , um die grossartige
Sammlung der Verordnungen der mailänder Herzoge für die Forschung zugänglicher zu
machen. Mit um so wärmerer Anerkennung gedenkt der Verfasser des von einem Beamten des
mailänder Staatsarchivs hergestellten Regestenwerkes für das »Archivio Panigarola«. Nur.
wenn Arbeiten dieser Art in grösserem Maassstab in den bedeutenderen Archiven ausgeführt
werden, kann man auf eine baldige Lösung von Aufgaben , wie die unsertge, für das ganze
ursprünglich in Aussicht genommene Gebiet holTen.
i) Geschichte des römischen Rechts im Mittelaller. Band 111, cap. 2t, § 6.
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tm Einleitung.
deutung der für die jüngste Entwickelungsphase derWirthschaftspoIitik cha-
rakteristischen Ordnungen, indem wir erkennen , ob dieselben der Ausdruck
einer freiheitlichen Fortentwickelung des früheren Standpunktes sind, oder
einer Gegenströmung gegen bereits früher errungene Freiheit und Selbstän-
digkeit. Diese Einreihung der abschliessenden Gesetze der letzten Zeit vor
dem Einbruch der Reaktion in den allgemeinen geschichtlichen Prozess ge-
währt allein die Möglichkeit, das anziehende Schauspiel des Werdens und
Wachsens der Idee der Freiheit zu verfolgen, ihren Kampf mit den feindlichen
Tendenzen, ihr Unterliegen und ihre Triumphe. Es treten die Motive zu
Tage, aus denen sich die Zeit sei es der Freiheit oder der Gebundenheit zuge-
wandt, und wir machen die lehrreiche Wahrnehmung einer auf geschichtlicher
Erfahrung beruhenden Selbsterziehung zur Freiheit, indem wir sehen, wie
man in Florenz durch Beobachtung der wirthschaftlichen Folgen der die
Verkehrsfreiheit einschränkenden ersetze in wichtigen Punkten allmiilig zur
Ueberzeugung von der Nothwendigkeit freiheitlicher Reformen durchge-
drungen ist.
Der Verfasser ist sieh wohl bewusst, wie weit die Ausführung hinter dem
zurücksteht, was ihm w'ohl selbst als Ziel vor Augen stand, als er forschungs-
freudig über die Alpen zog. Er ist aber auch überzeugt, dass, so viele Lücken
und Schwächen dieser Arbeit auf Rechnung persönlicher Mängel kommen
mögen, doch in so manchem Punkte nur dieSprödigkeit und das Unzureichende
des Quellenmaterials eine befriedigendere Leistung unmöglich gemacht hat.
Wenn man erwögt, aus welch* verschiedenartigen, meist ungedruckten Quellen
die Zeugnisse für die volkswirthschaftliche Entwickelung jener Zeiten zusam-
mengetragen werden müssen , und dass die Inanspruchnahme der Archive für
die Zwecke der Gegenwart nicht einmal die Siusserliche Ordnung [dieser aller-
dings massenhaften Quellen zum völligen Abschluss bringen liess^), geschweige
dass für eine eingehendere, systematische Orientirung über den Inhalt etwas
wirklich Befriedigendes geschehen konnte, so wird es bei einer Untersuchung,
die mit derartigen äusserlichen Schwierigkeiten zu klimpfen hatte, eher ver-
zeihlich erscheinen , wenn sie die Antwort auf diese oder jene Frage schuldig
bleibt, die vielleicht nach der gegenwärtigen Verfassung der Quellen gar nicht
gelöst werden kann.
Zum Schlüsse sei es mir noch vergönnt, allen hochherzigen Förderern dieser
Studien meinen innigsten Dank auszusprechen. In erster Linie Seiner Majestät
dem Könige Ludwig II. von Bayern, der dieselben durch die huldvolle Ver-
leihung des »König Ludwig IL Stipendium« so sehr ermnthigte; Herrn Professor
Hegel in Erlangen, den Direktoren der loscanischen und lombardischen Archive,
Gesare Guasti in Florenz und dem ehrwürdigen Gesare Cantü in Mai-
land, sowie dem Direktor der Brera Federico Odorici, deren Liberalität
und thatkraftige Unterstützung meine Forschungen wesentlich erleichtert hat.
\) Verf. musste selbst in Florenz auf das Studium verschiedener Codices verzichten, weil
sie, zu ungeordneten Theilen des Archivs gehörig, nicht aufzufinden waren.
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INHALT.
Einleitung.
I. Die Freiheit des Bauern und des läodlichen Grundbesitzes s. i
Allgemeine wirthschaftliche und politische Ursachen der Befreiung des Bauern
und des Agrarbesitzes 4—3. — Die Emancipaiionsgesetzgebung 8—5. — Bevor-
mundung des Colonen durch den Staat 5. — Zwangsweise Heranziehung zum Co-
lonat 6. — Taxen für landwirthschaftliche Lohnarbeiten 7. — Der Colonenvertrag
uud die Freizügigkeit des Bauern 7— tO. — Staatliche Eingriffe in die Landwirth-
schaft im Interesse der Bodenkultur und der Industrie 10. — Das Nachbarrecht H.
— Freie Theilbarkeit des Grundbesitzes 4«.— Grundbesitzerwerb durch Fremde 48.
— Privilegirung des Grundbesitzes durch Hypotheken.
II. Der Verkehr mit den Erzeugnissen der Landwirlhschafl unter den
Einwirkungen der Annonarpolitik 47
Allgemeine Lage des Ackerbaues 47. — Gesetze gegen den Kornhandel d. h. Auf-
kauf und Zwischenhandel 49. — Lokalisirung des Marktes für Korn und Mehl 20.
— Analoge Ordnungen über den VIehandel «4. — Lebensmitteltaxen M. — Ein-
griffe in die Coalitions- und Niederlassungsfreiheit zur Sicherung des Annonar-
syslems 23. — Slabilitüt der Annonargesetzgebung 24 . — Ausnahmsweise Zulassung
der Verkehrsfreiheil 25, neben forlhesiehender mittelalterlicher Geschlossenheit und
polizeislaallichem Zwange 26. — VüUige Preisgebung des Systems im Drange der
Noth 27. — Verkehrsschranken zwischen Stadt und Grafschaft 27, zwischen Graf-
schaft und Distrikt 28. — Vereinzelte Reformen 28, 29. — Begünstigung der herr-
schende!) Sladl 'auf Kosten des unterthtinlgen Gebietes 30. — Differentialzölle zu
Gunsten der Hauptstadt 31. — Monopolistisches Zwangsrecht des florentiner
Marktes 32. — Geschichtliche Würdigung der tlorentiner Annonarpolitik 83. —
Parallele mit Mailand 34. — Florontiner Gesetzgebung über den Verkehr mit dem
Ausland. Ausfuhrverbote 35. — Freigabe der Kornausfuhr 36 — 88. — Kornein-
fuhr 38. — AViede rausfuhr 39. — Einfuhrprämien, Getreideaufkäufe durch den
Staat 39.
III. Die industrielle Verkehrsfreiheit unter den Einwirkungen des Zunft-
und Polizeizwanges 40
Bedeutung des Verhältnisses der Innungen zum Staat, beleuchtet durch eine
Parallele mit Venedig 40, 44. — Das florentiner Zunftwesen stets in engster Füh-
lung mit dem Allgemeinen 44. — (Geschichtliche Rechtfertigung des Zunftzwanges
42, 43. — Grenzen desselben 43, 44. — Milderung seiner Wirkungen durch die
Art und Weise der zünftigen Organisation 45. — Charakter der Matrikel in Flo-
renz 46. — Erleichterung des Betriel)es mehrerer Gewerbe durch Eine Person 47.
— Privilegirung einzelner Kategorien in Beziehung auf die Matrikel 48. — Erklä-
rung des Staates gegen exklusive Zunfttendenzen. Freiheit der gewerblichen Nie-
derlassung 49. — Ausnahmen: Bürgschaften 50, Forderung einer gewissen Quali-
fikation 54, 52. — Kein Meisterstück 53. — Liberaler Standpunkt der tlorentiner
Gesetzgebung 53. — Das »Statut der schlimmen Nachbarschaft« 54, 55. — Tech-
nische Gewerbereglements 56, 57. — Institute zur Ueberwachung der Industrie 58,
— Die Kirche im Dienste der Industrie 59. — Vermehrung der Präventivmaass-
regeln im 4 5. Jahrhundert 59, 60. — Schutzmaassregeln gegen unzünftige Arbeit 61
— Die individuelle Freiheit und die gegenseitigen Verpflichtungen der Zunft-
genossen 62. — Allgemeine Lage d?r abhängigen Kleinmeister, der Lehrlinge,
Gesellen und Arbeiter 63, 64. — Das Recht derCoalition 65. — Zünftige Lohntarife,
Arbeitszwang 65. — Ausdehnung des Taxenwesens im Zunftrecht 66. — Regulirung
der Lohne und Preise durch den Staat 67 — 70. — Freizügigkeit des Arbeiter-
standes 70. — Stellung zum Arbeitgeber 74. — Contraktbruch 72. — Freiheitliche
Regelung der Arbeiterverbttltnisse in Florenz im Vergleich zu andern Gesetz-
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X Inhalt.
gebungen 72, 73. — Auswanderungsverbote und Öhnliche Fesseln zum Schutz der
Industrie 74. — Monopolistisches Recht der Hauptstadt auf gewisse Industrieen 75.
' — Niederlassung von Handwerkern in der städtischen Umgebung 76. — Stellung
des zünftigen Handwerks der Landschaft zu den hauptstädtischen Zünften 76. —
Politische Motive derselben 77. — Proklamirung der Ge\verbefreiheit in der Graf-
schaft 78.
lY. Das Verkehrsrecht unter den Einwirkungen des kanon istischen
Wucherverbotes S. 79
Die Bedeutung des Wucherverboles für den Handel 79. — Der Wucher in der
Literatur 80, und im Leben 84. — Ursprünglich liberale Stellung des weltlichen
Rechts in der Wucherfrage 84—83. — Sieg der Wucherlehre im Gericht und in
den Statuten 83, 84. — Wirthschaftliche Motivirung des Wucherverbots, Erschwe-
rung der Wucherklage 85. — Inkonsequenzen der Gesetzgebung: Zinsbare Staats-
anleihen, Börsenspiel 86. — Concessionirte Leihanstalten 87. — Jüdisches Dar-
lehen 88. — Sieg der streng-kanonistischen Partei gegen die freieren Richtungen
88; — Folgen, liberale Reaktion 89. — Illusionen der Gesetzgebung 90. — Juristische
Rechtfertigung des verzinslichen Darlehens durch Ausbildung eines eigenen Ver-
kehrsrechtes 94 .
V. Die Frage der merkantilen Verkehrsfreiheit 92
Obligatorisches Maklerinstitut 92. — Maassregeln zur Sicherung der Reglements 93
und des Käufers 94. — Regelung des Kreditwesens 95. — Zünftige Ansprüche an den
zu Markte gebrachten Rohstoff 97. — Lokalisirung des Handels 98. — Beschränkung
des Kaufs zum Wiederverkauf 98 — 4 00. — Schutz der Handelsfreiheit durch den
Staat 404. — Gegenwirkung merkantilistischer Tendenzen 402. — Experimente
der Schutzzoll- und Prohibilivpolitik 4 02. — Ihre Erfahrungen und der Verkehrs-
freiheit günstige Resultate 403 — 440. — Ausdehnung des Schutzsystems 440, 444.
— Regelung der Ausfuhr und des Transitverkehrs 4 4 2, 4 4 3. — Ausdehnung des Zoll-
tarifs 4t4. — Gesichtspunkte der Zollpolitik 4 15. — Freiheitliche Tendenz der
Zollgesetzgebung gegen Ende des 45. Jahrhunderts 4 46. — Reaktion kaufmänni-
scher und fiskalischer Interessen gegen die Schutzzollpolitik 4 4 7. — Tarifreduc-
tionen aus finanzpolitischen Gründen 4 4 7—449. — Schwierigkeiten der Reform 420.
— Ansprüche des Fiskus 4 24. — System der Binnenzölle 4 21 — 123. — Freisinnige
Zollgesetzgebung in Beziehung auf den Seeverkehr 423 — 4 25. — Monopolisirung
und Bevormundung der Rhederei und Frachtschi ITfahrt durch den Staat 426, —
Einseitige Begünstigung der nationalen Flagge 4 27. — WiderstreUen der Praxis
gegen die Fesselung des Seeverkehrs, Erkenntniss der üblen wirthschaftlichen
Folgen des Systems 4 28.— Daher freiheitliche Reformen 428, 429. — Vollstän-
diger Sieg der Verkehrsfreiheit 4 29 — 4 34. — Die auswärtige Politik der italieni-
schen Staaten im Dienste der Handelseifersucht 434. — Störungen des Verkehrs
aus politischen Gründen 4 32. — Unfruchtbarkeit der äusseren Politik für die Be-
freiung des Handels 433, 4 34. — Repressalienwesen 4 34, 435. — Charakterisirung
der von Florenz im .Ausland erzielten Befreiungen seines Handels 4 36.
Rückblicke 136
Beilagen U3
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I.
Die Freiheit des Banem und des ländlichen Grrandbesitzes.
Auf der Höhe des Mittelalters trafen — Brabant und Flandern etwa ausge-
nommen — kaum anderswo in Europa die wirthschaftlicben und allgemein
geschichtlichen Bedingungen zur Entfesselung des Bodens und zur Emanzi-
pation der bäuerlichen Bevölkerung so sehr zusammen, wie im oberen und
mittleren Italien, insbesondere aber im toskanischen HUgellande. Schon zu
der Zeit als das müchtig emporstrebende BUrgerthum des gewerbreichen Siena,
des seegewaltigen Pisa und der zum bedeutendsten Industriestaat der mittel-
alterlichen Welt heranreifenden Amostadt noch von allen Seiten von einer
Kette feudaler Grundherrschaften eingeengt wurde, war hier Bauernstand und
Agrarbesitz bei weitem nicht in dem Umfang belastet und gebunden , wie in
den meisten Theilen des germanisch -romanischen Nordens. Selbst das mit
den feudalen Zuständen Europas so eng verwachsene Familienprinzip hat hier
auch im früheren Mittelalter nie auch nur entfernt jene Wirkungen auf den
adeligen Grundbesitz geübt wie dort, hat ja doch erst mit der unter spanischen
Auspizien begründeten Monarchie Majorats- und Fideikommisswesen hier Ein-
gang gefunden. In diesem Punkte bestand zwischen dem unter römischen
EinOüssen stehenden der Mobilisirung so gllnstigen städtischen Erbrecht und
der herrschenden Gewohnheit der grundbesitzenden Lehensaristokratie, bis[,ins
Unbegrenzte hineinzutheilen ^), eine grundsätzliche Uebereinstiramung, und
wo sich etwa in diesen Kreisen entgegengesetzte Tendenzen geltend machten,
sind dieselben von Anfang an von der immer mehr umsichgreifenden Auto-
rität der communalen Gesetzj^ebung entschieden bekämpft worden ^j. Was die
4} Vergl. V. Rumahr, Der Ursprung der Besitzlosigkeit des Colonen im neuern Tos-
kana 413. Sugenheim, Geschichte der Aufhebung der Leibeigenschaft und Hörigkeit in
Europa 206.
S) Statutum Usus Pisanae Civitatis (4 461) bei Bonaini. Statuti inediti della ciitä di Pisa
dal 4i al 4 4 secolo H. 958. Darnach ist jede Bevorzugung des einen Sohnes vor dem andern
bei der Vererbung des Lehnsbesitzes verboten ; Alle sollen zu gleichen Theilen erben. Diese
von Bonaini erst zugänglich gemachte Quelle giebt überhaupt wichtige Aufschlüsse Über die
Umbildung des Lehenrechtes durch die stiidlische Gesetzgebung. Vergl. dieselbe Tendenz in
den Statuten Mantuas , welche das unbedingte VerUusserungsrecht altes Feudalbesitzes gegen
die ronkalischen Verbole Friedrichs I. und die strengen Grundsätze des Lehenswesens über-
haupt garantiren. Carlo d'Arco, Economia polltica del munioipio dl Mantova. i56.
Pöhlmano, Wirthschaflspolitik. 4
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2 Die Wirthschai^tspolitik der Florentiner Renaissance
Stellung des Gutsherrn zu dem an die Scholle gebundenen oder in sonstigen
Abhängigkeitsverhältnissen lebenden Hintersassen betrifft, so hatten sich hier
einerseits die ursprünglichen Racengegensütze zwischen einem langobardisch-
fränkischen Herrenstand und abhängiger römischer Bevölkerung nie zu jener
Kluft vertieft, welche z. B. den französischen und lettischen Bauern vom
Grundherrn trennte^); wie wir denn in Italien schon sehr frühe Alles was
Lehen und Hoheitsrechte besass: Barone, Bischöfe, Aebte wetteifern sehen,
Statuten und Ordnungen — oft unter Mitwirkung der abhängigen Bevöl-
kerungen — zu erlassen , welche Person und Besitz vor der eigenen Willkür
schützten, während die Barone Englands und Frankreichs, wo die Krone mit
dem Erlass von Statuten voranging, denselben ab einer Besdiränkung ihrer
Macht ihren ganzen Hass entgegensetzten^]. Andererseits machte sich nir-
gends so früh und im weitem Verlauf so intensiv die Rückwirkung städtischer
Industrie und Handelsmacht auf das Agrarwesen geltend, wie in Italien.
Während in Deutschland bekanntlich erst im U. und 45. Jahrhundert der
Einfluss dieser beiden Produktionszweige auf die vorherrschende Natural-
wirthschaft in der theilweisen Milderung der Hörigkeit, Verwandlung der-
selben in andere Formen , Abschätzung der Frohnden und Naturalleistungen
und deren Verwandlung in Geldabgaben sich zu äussern beginnt , musste sich
der Einfluss der Handelsblüthe von Mailand, Genua, Pisa und Florenz auf das
umliegende Territorium schon darum von Anfang an mit ganz anderer Energie
geltend machen, weil der auswärtige Handel der deutschen Städte über-
wiegend Passivhandel war *) , während hier gerade der Export der eigenen
Fabrikale als die eigentliche und erste Ursache des Reichthums erscheint^),
und die für die Märkte des Orients und Occidents arbeitende Industrie des
Inlandes die gewaltigsten Dimensionen annahm. Die Wirkungen, die zunächst
in der Steigerung des Werthes der persönlichen Arbeitskraft sich äusserten
und im 43. und 44. Jahrhundert im ganzen oberen und mittleren Italien natur-
gemäss zur Aufhebung der Schollenhörigkeit führten, mussten gerade in
Toskana um so entschiedener hervortreten, als sich hier mit der höchsten Ent-
wicklung des Industrialismus die höchste Ausbildung des Geldhandels
vereinigte. Dadurch, dass das florentinische Bankgeschäft den Geldverkehr der
Kurie mit dem Norden in die Hand bekam und Florenz der Geldmarkt für
4) Burckhardt (Kultur der Renaissance 278) weist mit Recht darauf hin, dass in der Lite-
rotur sich kein Ton von jenem grausam verachtungsvollen Racenhass flndet, der die adeligen
provenyaüschen Dichter und stellenweise die franz<>sischen Chronisten gegen die »villaias«
beseelte.
5) Der Abt von Nogent sah darin eine fluchwürdige Institution » welche die Leibeigenen
befähigte, sich dem Gehorsam gegen ihre Herren zu entziehen. ; vcrgl. Annali delle Uni versita
Toscane U, 407. Statuto della Yal d'Ambra (4S08) ed. Bonaini.
3) Man vergegenwärtige sich nur die Geschichte der Hansa!
4) Daher hat es die Florentiner Gesetzgebung als Prinzip ausgesprochen, den Hantdel
vor Allem durch Hebupg der einheimischen Manufakturen zu heben. Ordini del Coa-
SQlato del mare della nazione Fiorentina. Arch. Rif. Classe XI. dist. IV. N. 77. fol. 46. (Flo-
rentiner Centralstaalsarchiv.)
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UND DAS Prinzip der Verkbhrsfrbihbit. 3
Europa wurde, war ja der Sieg der Geldwirthschaft über die mittelalterliche
Naturalwirthschaft völlig entschieden, und damit die Grundlage aller die Frei-
heit des Individuums und des Bodens fesselnden feudalen Institutionen gründ-
lich beseitigt.
Es half der landbesitzenden Aristokratie nichts, dass sie schon im 12. Jahr-
hundert in richtiger Erkenntniss der Zeitverhältnisse, allerdings unter mög-
lichster Festhaltung der alten Rechte, die Hand zu einzelnen Modifikationen
der grundherrlichen Verhältnisse bot^); sie hatte nicht nur allgemeine wirth-
schaftliche Kräfte gegen sich , sondern auch die ganze politische Entwick-
lung. Soweit sie der seit dem 43. Jährhundert immer mäch;,iger um sich
greifenden Territorialgewalt der republikanischen Communen noch sebständig
gegenüber stand, galt es den Kampf um die staatliche Unabhängigkeit, oder, wo
sie sich schon innerhalb des Unterthanenverbandes befand , geradezu um die
politische Existenz. Noch vor Ablauf des 13. Jahrhunderts war dieser Kampf
in Florenz zu Gunsten des Bürgerthums entschieden , welches den Adel durch
eine rigorose Ausnahmegesetzgebung fast aller politischen Rechte beraubte
und »unter dem Zeichen des Mars und Merkur« , unter dem nach dem Volks-
glauben die Stadt gegründet, bis zum Schlüsse des Mittelalters im Verein mit
den Schwesterrepubliken bst aller Feudalherrschaft in Toskana ein Ende
machte. In diesem Klassenkampfe hatte der städtische Demos von Anfang an
nicht sowohl in der Erkenntniss der wirthschaftlichen Bedeutung freier Arbeit,
obgleich diese der Zeit keineswegs ganz fremd war^), oder aus christlich-
humanen Gründen wie sie in den Freiheitsurkunden vorangestellt werden ^j,
sondern aus politischen Motiven^] die Emanzipation der bäuerlichen Bevöl-
kerung in die Hand genommen und dieselbe im Verlaufe der allmäligen Konso-
lidirung des Staatsgebietes auch in den neuerworbenen Feudalgebieten, wo nur
immer möglich durchgeführt^). Durch den Staatgbeschluss von 4889 wurde
zunächst nur der weitere Erwerb und die Voräusserung abhängiger Leute,
Grundholden und Zinsbauern oder von Frohnden, Rechten und Leistungen die
mit der Freiheit der Person unvereinbar sind, verboten und verfügt, dass jedes
i) Yergl. die Urkunden bei Ru mehr 1. c. 68.
%) Vergl. den Freiheitsbrief für Bucey (4347) beiCibrario: »Delia scliiavitii e del ser-
vaggio e specialmente dei servi agricoltori II, 974«.
3] Vergl. die Florentiner Urkunde bei Runiohr 1. c. 101. »Cum libertas, qua cujusque
voluntas non ex alieno sed ex proprio dependit arbitrio, jure naturali rouUipUciter decoretur,
qua etiam civitaies ei popuii ab oppressionibus defenduntur et ipsorum jura tuentur et
augentur in melius, volenies ipsam et ejus .«pecies non soluro manutenere sed etiam augmen-
tare etc.«. Das christliche Motiv erscheint besonders in der Bologneser Freilassungsurkunde
von 4256. (Muzzi. Annali della cittä di Bologna I, 485.)
4) Die gegen den Adel gerichtete Spitze dieser Gesetze beweist der Umstand, dass sie in
dem uogedruckten Statutenfragment von 4324 mit der Absicht motivirt werden, »dass die
Ohnmüchtigen und Gebrechlichen nicht von den Magnaten und Mächtigen unterdrückt
würden«. Codex membitmaceus statutorum Populi Florentini nomine Potcstatis ex publ. reo.
anni 4324 1. I. c. 56. Archivio di Riformazioni in Florenz.
5} Vergl. z. B. die Capitoli del Comune di Firenze p. 607, Band I der Docuuienti degli
archivi Toscani pubbl. per cura della R. Sopiinlendenza ficnerale agli archivi niedesimi.
I*
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4 Die Wirthschaptspolitik der plorentiner Renaissance
derartige Rechtsgeschäft ungültig sein und die sofortige Freiheit des Hörigen
mit Gut und Nachkommenschaft zur Folge haben sollte. Zugelassen biteben
nur Yeräusserungen an den Staat oder an die Abhängigen selbst , welche sich
loskaufen oder die genannten Leistungen ablösen wollten ^j . Derselbe Stand-
punkt, der sich darauf beschränkte, die Vermehrung der bestehenden Ab-
hängigkeitsverhältnisse und feudalen Rechte zu verhindern und zugleich durch
das Verbot der Veräusserung und Uebertragung derselben die Ablösung zu be-
günstigen, ist noch in den Statuten von 4321 festgehalten und, um die Be-
wegung noch mehr in Fluss zu bringen. Jedem gestattet, von der Kirche und
geistlichen Korporationen Güter mit herrschaftlichen Rechten und grundsäs-
sigen Leuten zu erwerben, wenn der Käufer nur die Letzteren von allen Fes-
seln befreite und auf alle feudalen Rechte Verzichtete ^) . Bei der entschieden
ausgesprochenen Tendenz der städtischen Gesetzgebung musste der Prozess,
aus welchem je nach dem Ablösungsmodus der an die Scholle gebundene oder
sonst Pflichtige Bauer als freier in einem rein privatrechtlichen Kontrakts-
verhältniss zum Gutsherrn stehender Zeitpächter oder als EigenthUmer eines
von allen Pflichten gegen Korporationen oder Private entbundenen Grund-
besitzes ^j hervorging, im Laufe des 44. Jahrhunderts um so mehr beschleunigt
werden, als die öflentlichen Verhältnisse der Hauptstadt, wo in raschem
Wechsel die Geldaristokratie des »popolo grasso«, der kleine Gewerbsmann, die
auf die Massen gestützte Tyrannis und schliesslich selbst, wenn auch ganz
ephemer der »popolo minuto« und Fabrikarbeiter das Staatsruder in die Hand
bekam, nichts weniger als dafür bürgten, dass die städtische Agrarpolitik sich
auch in Zukunft in den Schranken gleicher Mässigung bewegen wüpde. In
der That erfolgte durch das in den Statuten von 4445 enthaltene Gesetz^) von
4} Urkunde bei Rum oh r l.«c. 401.
%) Cod. membr. cit. Arch. Rifonn. I. c. De non emendis ve! aquirendis fidelibus
juribus vel servitutibus personalibus vel realibus.
3) Insbesondere bei dem Umsichgreifen der Republik gegen den unabhängigen Feudai-
adel wurde sehr vieles auch von p r i v a t rechtlichen Leistungen freie G rundeigen thum ge-
schaffen. Vergl. z. B. die Verträge mit den Grafen v. BattifoUe: che tutti i pcrsone cd
uomini dei soprascritti luoghi stano assoluti e liberatt in perpetuo da qualunque censo,
afAtto, dono o colta annuale e perpclua che dovessero al detto conte o alla stta corte (U40).
Capitoli di Firenze I. c. I, 598. cf. 607: II commune ed uomint e persone di Castelcastagnaio
s'intendino essere e siano liberi e finiti d'ogni ficto di grano , di danari ed ogni spesa ordi-
naria ed extraordinaria e censi e servizii ^che usati fussino di pagare al Conti di ciascuno
anno cosi per lo passato come per lo avvenire.
4) Die ausserordentliche Seltenheit dieser 4772 gedruckten Statuten — mir selbst sind
sie in Deutschland nur durch die grosse Güte des Herrn Professor Hegel in Erlangen zu-
gänglich geworden — veranlasst mich, den wichtigsten Theil dieser »magna cbarta« des floren*
liner Bauern mitzutheilen : Nulla persona cuiuscunque Status seu conditlonis existat vel uni-
versitas praesumat habere, teuere autvenderc, donare, alienare vel alto titulo trans-
ferre in aliquam personam universitatem seu collegium suppositam vel suppositam communi
Florentiae aut non suppositum aliquos colonos> censitos, adscript Icios , reddentes seu ma-
nentes vel servos aut aliqüa jura affictuum vel livellorum includentinm aliquod jus servitutis
fidelitatis vel homagii seu accomandisiae aut alicujus jurisdictionis vel signoriae seu ipsam
Jurisdictionen) aut signoriam in aliquam vel super ntiquam universitatem villam castrum vel
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UND DAS PrINIIP DER VeRKEHRSFREIREIT. 5
Staats wegen die zwangsweise unbedingte Aufhebung aller Leib-
eigenschaft und Zinshttrigkeit, aller Gebundenheit an den
Boden, aller Frohnden und Rechtsverhältnisse zwischen Pri-
vaten, aus welchen sich Verpflichtungen gegen die persön-
liche Freiheit insbesondere zu feudalrechtlicher Abhängig-
keit oder öffentlich rechtlicher Unterthänigkeit ergaben. Auf
den kirchlichen Grundbesitz fand das Gesetz offenbar keine Anwendung; da
die auch hier ausgesprochene ErlaubnisS; die genannten Pflichtigen und Rechte
von Kirchen und Klöstern zu [erwerben, und zwar unter der Bedingung der
Freigabe, ausserdem keinen Sinn hätte. Doch besteht wohl kein Zweifeli dass
die verbotenen Verhältnisse auch auf kirchlichem Besitzthum schon aus den
entwickelten allgemeinen Gründen keinen Bestand haben konnten, zumal
wenn man die abhängige Stellung erwägt, welche die Kirche innerhalb der
Communen einnahm und die rtlcksichtslose Gewaltsamkeit, mit der besonders
Florenz gegen das Kirchengut verfuhr >) .
Die regierenden Kreise dachten nun übrigens keineswegs, mit der Durch-
ftihrung dieser Emanzipation den Bauern völlig auf sich selbst zu stellen. Sie
hatten ja selbst, mochten sie nun das Grosskapital oder das Handwerk ver-
treten, ein zu unmittelbares Interesse an einer gewissen Bevormundung des
Colonen, als dass eine völlig unbefangene Behandlung der Agrarverhältnisse
von ihnen zu erwarten gewesen wäre^}. Es darf nicht vergessen werden,
dass sich schon sehr früh in Toskana die Spekulation des städtischen Kapitals
auf den Landbesitz geworfen halte und die Betriebsamkeit der Städter in Kauf
und Umtausch von Ländereien einen solchen Umfang annahm , dass man nicht
mit Unrecht zum grossen Theil auf sie die im 43. und 44. Jahrhundert erfol-
gende Auflösung der ackerbauenden Gemeinden des Mittelalters und die Grün-
dung der noch bestehenden Austbeilung der Grundstücke in kleine abgerun-
dete Pachthöfe (poderij zurückgeführt hat 3). Nicht nur der reiche Kaufherr,
der auf mehrere Miglien hin einen Kranz glänzender Landsitze — ein zweites
Florenz — um die Hauptstadt herumzog oder — ich erinnere nur an Lorenzo
singulares personas de comitatu vel districtu Floreiitfae. Ei nullus praesumat accipere ad
feudum vel homagium seu jura angaria realia vel personalia seu quaelibet alia servitia per-
petua vel ad longum iempus seu accomandisiam aliquam seu jus accomandisiae aliqualiter
obligare aliquam Universitäten) commune populum vel singulares personas de civitate comi-
tatu vel districtu Florentiae seu in fidclem adscripiicium reddeuiem manentem seu feuda-
tarium aut servum , nee etiam exigere seu petere per se vel allum directe vol indirecte.
(Rub. 90. Hb. III).
4) cf. z. B. Ammirato. Storie Fiorentine X, 70S.
2) Es ist bezeichnend , dass in der für die Zwecke der Tuchmacherzunft angelegten
Sammlung des »Liber legum palatii et nobilis universitatis artis lane civitatis Flor.« (Arch.
Rif. Arte della lana Cod. Nr. 4 J) sich wichtige Gesetze über Pacht- und Colonenverhaitniss
und ländlichen Grundbesitz finden (fol. 89, 90. 428).
3) Rumohr 1. c. 449. Vergl. das untengenannte Tagebuch eines norentiner Gold-
schmiedes über den Austausch von Lttndereien »per cagione d'acconciare l'uno TaUro«.
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6 Die Wirthschaftspolitik der Florentiner Renaissaivce
Magnifico ^) — weilhin in der Landschaft sich ankaufte, auch der kleinere Ge-
werbsmann ist zum Padronc geworden und bewirlhschaflet sein Gütchen mit
seinem Colonen^]. Daher darf es uns nicht verwundern, in der Gesetzgebung
so viele Bestimmungen zum Schutz des Patrons gegen den Colonen oder, wie es
der eben genannten Thatsache entsprechend öfter heisst, der Bürger gegen die
Bauern ^) zu flnden , welche dem Grundbesitzer von Slaatswegen gewisse Lei-
stungen von Seite des Colonen garantirtcn , deren Festsetzung nach moderner
Anschauung dem Privatkontrakt zu überlassen wäre. So das Verbot, ohno Kr-
laubniss des Herrn auf dem Grundstück Büume zu füllen^), Andern für Lohn zu
fahren oder die Ochsen zu leihen^), die Verpflichtung, Weinstöcke und Bäume
zu beschneiden^), das Verbot, gewisse Hausthiere ohne £rlaubniss des Herrn
zu halten^), ohne dieselbe wieder an Andere zu verpachten^) oder Lohnarbeit
auf fremden Grundstücken zu übernehmen'^); so die gesetzliche Festsetzung
der Zeit für die Weinlese ^^) , die Verpflichtung des Colonen, den erzeugton
Wein an den Patron auf dessen Wunsch zu verkaufen und zwar zu dem Preis,
zu welchem er in der nemlichen Zeit Andern verkauft werden kann^^, und die
Sicherung des Vorkaufsrechtes des Herrn , wenn der Colon Getreide und Ocl
vor der Ernte verkaufen wilP^j^ endlich das Verbot, noch nach der Kündi-
gung Arbeiten im Weinberge vorzunehmen *3).
Mit diesen Aeusserungcn weitgehender staatlicher Bevormundung verban-
den sieh gesetzliche Verfügungen, welche zu dem in den Emanzipationsedikten
so sehr betonten Prinzip der Freiheit in schroflem Widerspruch stehen. Um
für die Bewirthschaftung der Güter einen möglichst zahlreichen Pächterstand zu
gewinnen, verbot nemlich das Gesetz jedem unverhcirathetcn Bauern, der weder
im Besitz eines eigenen noch gepachteten Grundstückes war, bei schwerer
Geidbusse, sich im Tagelohn zu verdingen und zwang ihn, als Zeitpächter
fremden Grundbesitz zu bestellen i^) . Dem Tagelöhnerstand aber, der dem-
4} Machiavelli Istorie Fiorentine lib. Vill in fine — lasciatc da parte le mercantiii
Industrie, alle possessioni come piu stabili e piu fcrmi ricchezze s\ volsc.
%) Vcrgl. das ausserordcntlicli lehrreiche Tagebuch des florentiner Goldschmiedes
Odorigo di Credi. Archixio storico italiano IV. [Ij 94. Auch die Zünfte hatten ländlichen
Grundbesitz cf. z. B. Statuta della Caliniala. (Arch. Rif. Arte della C. Cod. Nr. 5.) fol. U6.
8) Arch. Rif. Provvisioni U54 fol. 20, Cod. 148 der Registri. Consigli maggiori.
4) Statuta (1415) lib. IV, Tractatus et roateria Extraordinariorum , de laboratorum ma-
teria Rub. 4 9.
5] Ib. R. 4 4. 6) Ib. 20. 7) Ib. 24. 8) 24.
9) Ib. tract. consulum arlium et mcrcalorum Rub. 266. 4 0; 268.
11} Ib. tract. de lab. R. 16.
42) Ib. R. 47.
4 3) Provvisioni 4 451 1. c.
14.) Nullus agricola vel laborator terrae oon habcns uxorem et non habens proprium prac-
dium vel conductum audeat — locare operas suas ad mercedem vel ad diem in aliquo opere
sed teneatur conducere terram ad annosetannum. Statuta (4 415} lib. IV, R.266.
tract. cit. Dass die Gesetzgebung diese Richtung nahni , erklärt sich aus der Thatsache,
dass in Toskana fast allgemein Eigenthümer und Bewirthschafter des Gutes zwei verschie-
dene Personen sind, und bei der garten massigen Kleinkultur des Bodens nur ein persönlich
dabei interossirler Arbeiter die Sicherung der Pflanzungen verbürgt, woraus sich das herr*
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UND DAS Prinzip der Ygrkehrsfrfireit. 7
nach gesetzlich auf unverheirathete besitzlose Leute beschränkt ward , legte
die Gesetzgebung in der freien Verwerthung seiner Arbeitskraft insoferne
Fesseln an y als sie ein Maximum des Tagelohns und selbst des Lohnes für ein-
zelne oft vorkommende Akkordarbeiten der unselbständigen landwirthschaft-
lichen Arbeiter aufstellte, welches auch der freie Wille des Arbeitgebers nicht
überschreiten durfte i). Im Uebrigen hat man die Regelung des Verhältnisses
zwischen Eigenthümcr und Colonen der Sitte und freien Vereinbarung über-
lassen, insbesondere Dauer und Auflösung des Kontraktes. Die ita-
lienischen Porschor freilich, welche mit einem gewissen Pathos gegen die
Agrikulturpolitik der mittelalterlichen Comniunen eifern, )>die das Motto der
Freiheit auf ihren Fahnen, aber den Geist der Unterdrückung in der Brust
getragene 2), sind der Ansicht, dass der Colon das Verhältniss gar nicht ein-
seitig lösen und ohne Einwilligung des Gutsherrn das Grundstück
nicht verlassen konnte, und sprechen insofern mit Recht von einer neuen
Schoilenhörigkeit nach Erstickung der Hydra des Feudalismus und von feuda-
listisch-absolutistischen Tendenzen des herrschenden Bürgerthums^). Diese
wie es scheint allgemein angenommene Meinung erscheint schon in Hinsicht
auf die politischen Motive der Emanzipationsgesetzgebung unhaltbar, da eine
solche Fesselung der persönlichen Freiheit den Bauern in dieselbe Abhängig-
keit vom adelichen Grundbesitzer zurückversetzt hätte, die man eben hatte be-
seitigen wollen; sie ist mit Rücksicht auf die allgemeine wirthschailliche Lage
unwahrscheinlich und endlich nicht in den Quellen begründet.
Worauf sie sich zu berufen vermag, ist höchstens eine Verfügung der
Statuten, dass der Colon nicht kündigen und abziehen darf ausser mit Zustim-
mung des Grundbesitzers, sondern das Grundsück nach den landesüblichen
Kontrakten bewirthschaften solM). Wer gegen dies Gesetz das Gut verlässt,
sehende Mezzeriesystem als wirthschaftliche Konsequenz ergab, und die Tendenz der Gesetz-
gebung, den Stand der »M^tayers« künstlich zu vermehren, cf. Capei: Origine della mezzeria
in Toscana in Atti dei Georgofili 4 836, 227 und Gino Cap.poni: Sui vantaggi e svantaggi
si morali che economici del sistema di mezzeria. Ib. 4833, 190.
4) Statuta (4 415) Hb. IV, tract. extraordinarioruro : de laboratorum tract. et mat. Rub. 42:
Pro quolibet die seu opera ad rationem dierum quo laboraverint expensis et ferramentis Om-
nibus dicU talis laboratoris operas suas locantis et pro mercede laborantis, 45. Nov. — 4. Febr.
6 sold. ; 4. Febr. — 45. Jun. 8 s.; 45. Jun. — 4. Sept. 40 8.; 4. Sept. — 45. Nov. 8 s. vergl.
die Akkordsätze fürs Fällen von Holz. Ib. Zur Aufrechthaltung der Verordnungen wurde
eine genaue amtliche Statistik über die gesammte unselbständige Arbeiterbevölkerung
des platten Landes, Colonen wie Tagelöhner und ihre Dienstverhältnisse geführt. Ib. 22.
2) Zobi , Manuale storico delle massime e degli ordinamenti economici vigenU in Tos-
cana, p. 37.
3) Lattes: Studi storici sopra il contratto d'enfitarsi etc. memoria premiata dalla
R. Academia delle scienze dl Torino 4868, p. 252: — onde si scorge come gia si sentisse
necessitä di a SS i curare con nuove servitü della gleba la coltivazione dei fondi.
Ganz in demselben Sinn schon Poggi: Cenni storici delle leggi suH' Agricoltura 475, und
Gino Capponi: (1. c.) cercavano sottcntrare nei diritti piu estesi nel far piu
assoluto dei vinti signori, 498.
4) Statuta (4 445) üb. IV, R. 265 tract. clt. Nullus laborator possit renuntlare aliquid
praedium vel terram quod vel quam laboravcrit ab uno anno citra, ntsi de consensu
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8 Die Wirthschaftspoi itik dkr Florentiner Renaissance
wird nicht nur zu hoher Geldbusse verurtheiit, sondern zur Bückkehr und
Bewirthschaftung von Staatswegen gezwungen. Dieses Gesetz beabsichtigt
aber doch wohl weiter nichts, als den Patron gegen Kontraktsbruch von Seite
des Colonen zu schützen. Indem es eben ausdrücklich auf die Beobachtung
der hergebrachten Pachtverträge besteht, kann es logischer Weise nur etwas
verbieten, was gegen diese Verträge ist. Nun ist es aber Angesichts des all-
gemeinen Mangels an landwirthschaftlichen Arbeitern 1) undenkbar, dass sich
die Macht des grundbesitzenden Kapitals in einer Weise fühlbar machen
konnte, welche den Colonen^ gezwungen hätte, vertragsmässig seinen freien
Willen so vollständig zu fesseln trotz der entgegenstehenden Gesetze von 4289
bis 4415, oder dass es, wie Poggi will, das Gesetz »der Willkür der Eigen-
thümer überliess, ihre Zustimmung zur Aufkündigung des Gutes zu verwei-
gern, bevor sie sich nicht in aller Müsse mit neuen Colonenfamilien versehen
hätten«. Dies wird durch die Praxis entschieden widerlegt, nach welcher das
Verhäitniss beide Theile nur auf ein Jahr verpflichtete^) und die Kündigung
jedem Kontrahenten freistand^). Auch herrschte hinsichtlich des Aufkündi-
gungsrechtes keineswegs Willkür, sondern ein fester durch Sitte und wirth-
schaftliche Gründe bedingter Bechtsgebrauch, welcher die Termine bestimmte,
an denen der Colon auf Verlangen entlassen werden musste^j. Wenn nun
das Gesetz verbietet, dass der Colon ohne Liccnz das Grundstück verlasse,
und einerseits verlangt^ dass dieselbe durch eine öflentliche Urkunde bezeugt
werde, ausgestellt von einem Notar oder eigenhändig vom Patron oder von
anderer Hand Jn Gegenwart beider Theile und zweier Zeugen, andererseits,
dass ohne eine solche Liccnz kein Anderer den Colonen als Pächter annehmen
oder ihm Arbeit geben darf^j, so haben wir hier dasselbe Verhäitniss wie in
domini poderis sed tencatur — terram laborarc sub pactis iisitatis. Das Gesetz ist den
Statut! e leggi dell' Uftizio della grascia 4378 Arcb. Rif. Cl. XI. dist. I. Cod. Nr. 89 entnom-
men. Die hervorgehobenen Worte »ah uno anno citra« fehlen im Te\t der Statuten von 4445.
Man hat sie wohl als überflüssig beseitigt.
4) Man denke nur an die wiederholten Zusicherungen von Schulderleichterungen der
eben wegen Schulden flüchtig gegangenen Colonen für den Fall ihrer Rückkehr. Scipione
Ammirato. 1. c. (ed Fior. 4826). 44«4 u. 4427, üb. VII. 45 und 77.
2) Vergl. die Urkunden bei Rumohr 4 37 u. 4 45, ferner oben p. 40. Tenealur condu-
ceread annos et annum.
3) Diese Praxis der republikanischen Epoche hat sich selbst in der Zeit der ärgsten
wirthschaftlichen Gebundenheit behauptet, cf. Leges municipaics Pistoriensium 4582 rub.
4 05, wo halbjährige Kündigung erscheint. Wie die Colonen {in wirthschaftlichen Krisen von
ihrer Freizügigkeit Gebrauch machten, zeigt der Bericht Matte o V i 1 1 a n i's [[Storie fior.
lib. I, cap. 65) gelegentlich der Pest von 4 346: 1 lavoratori delle terre volevano tulti i buoi>B
tutto il seme e lavorare le migliori terre e l a sc ia re gU altri poderi che non erano cosi buoni.
4) Arch. Rif. Provvisioni 4 454, Cod. Nr. 443, fol. 20: — ogni lavoratore del contado di
Firenze, che avra licenza per Tawenire al debito tempo e consueto dal suo oste;
cf. ib. : — anno di consueto che i lavoratori escono da lüoghi a di primo del mese d'agoslo.
Daher konnte auch B o r gh i n i , der unter Cosmo I. schrieb , mit Recht sagen , dass der Co-
lonenvertrag nicht sowohl ein Dienst- als ein Societätsverhältniss begründete (Discorsi 11,548)
»piu presto usa cotal compagnia che servitu ne' modi e ne' pattNi.
5) Lib. lY. rub. 44 : Do laboratorum tract. et mal. (Statuta 4 44 5).
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UND DAS Prinzip der Vbrkehrsfrbihbit. 9
der gewerblichen Gesetzgebung, welche in ganz analoger Weise dem Gesellen,
Lehrling und Handlungsdiener verbietet, »ohne Licenz« den Meister oder
Prinzipal zu verlassen, und allen andern Arbeitgebern, dieselben im lieber-
tretungsfalle bei sich aufzunehmen. Es wäre ungereimt zu behaupten — wie
man es in der That am Buchstaben klebend gethan hat — dass hier die Dauer
des Verhältnisses von der Willkür der Meister und Fabrikanten abhing , wäh-
rend dieselbe doch kontraktlich durch Lehr- und Dienstvertrag oder durch den
Rechtsgebrauch bestimmt war. Die Licenz hat eben, wenn bei Ablauf des
Kontrakts verlangt, nur die Bedeutung — und daher die ausserordentliche Be-
tonung der Publizität — eines Attestes über die vollständige Erfüllung aller
kontraktmässigen Verpflichtungen von Seiten des abziehenden Arbeiters und
konnte ; wenn Letzteres der Fall war, unmöglich verweigert werden^]. Es
bandelt sich hier also nicht um ein Ausnahmegesetz gegen einen unterdrückten
Stand, sondern um eine in allen drei Produktionsgebieten übliche, keineswegs
gegen die Freizügigkeit des Arbeitnehmers gerichtete Maassregel, welche nichts
weiter bezweckte , als den Kontraktbruch zu bekämpfen und das solidarische
Zusammenstehen der Arbeitgeber gegen denselben, wie es das Gesetz vor-
schrieb, zu ermöglichen. Von einer wirklichen Erlaubniss, die auch verwei-
gert werden kann, war offenbar nur da die Rede, wo der Colon vor Ablauf
des Kontraktes das Verhältniss lösen wollte.
Demnach besass der florentiner Colon in Beziehung auf das Verhältniss
zum Patron ganz dasselbe Maass von Freizügigkeit, welches in Ober- und
Mittelitalien die Regel bildete; nach einer andern Seite aber erscheint die
Freizügigkeit des Colonen unter der Aegide communaler Gesetzgebung sogar
noch weit besser gewahrt, als anderwärts z. B. unter der Herrschaft des
modernen Absolutismus, wie er vor Allem im Mailänder Herzogthum eine
gewisserraasscn typische Durchbildung erhalten hat. Wo fände man in der
florentiner Gesetzgebung jene Beschränkung der Freizügigkeit zwischen dem
platten Lande und der Stadt , zwischen Bezirk und Bezirk , ja Gemeinde und
Gemeinde, welche den Mailänder Bauern in die engsten Kreise gebannt hielt ^}?
Mag trotzdem anerkannt werden, dass bei der Regelung der bäuerlichen Ver-
bältnisse, soweit wir sie bisher verfolgt, persönliche und Klasseninteressen
städtischer Patrone mitgewirkt haben, eine reinere Ausgestaltung der Idee der
Freiheit auf diesem Gebiet^ zu verhindern, so ist andererseits entschieden zu
1 ) Sehr klar haben diesen seit alter Zeit allgemein geltenden Standpunkt des Colonen-
rechtes die Pisaner Statuten (rechtskraftig auch unter florentiner Oberhoheit) foroiulirt : Si
quis cultor aut colonus partiarius seu qui terram ad afGctuni medium, tertium vei terraticum
pro aliquo teuere consuevit a d. I Aug. — XV Sept. quod in culturis prediorum finis anni
digne prospicitur, renuntiare domino vel ipsius terre possessori et ab ejus cultura abstinere
voluerit, hec sibi ita demum in dicto tempore facere liceat idem publica interveniente
scriptura. Bonaini. Statuti Pisani 11, 1053. Die Erfüllung des Kontrakts macht den Colonen
frei, vergl. die Mailänder Statuten von 4559, tom. U, 189 tit. de locatione et conductione et
ficUs, und die Statuten in der Ausgabe von 4 480 (zu den seltensten Inkunabeln der Ambro-
siana und Brera gehörig) fol. 495 — 4S8.
S) Statuta CiL (1480) fol. 404^405 cf. unten pag. 43, Anm. 8.
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10 Die WinTHSCUAPTSPOLITIK DER FLORENTINER RENAISSANCE
betonen , in welch* hohem Grade in diesem , wie allen andern Zweigen der
florentiner Gesetzgebung, jenes von Knies hervorgehobene Grundprinzip
der vom Geiste des klassischen Alterthums genährten wirthschaftlichcn An-
schauungen Machiav eil i's zum Ausdruck kommt : Die Unterordnung der
wirthschaftlichcn Bestrebungen des Einzelnen unter die Rücksichtnahme auf
das allgemeine Staatswohl ^] .
Insbesondere liegt bei den Eingriffen des Staates in die Freiheit der
Bewirthschaftung des ländlichen Grundbesitzes und des Ver-
kehrs mit Grund und Boden der höhere allgemeine Gesichtspunkt zu
Tage, da dieselben nicht bloss den besitzlosen Theilpächter^) und bäuerlichen
Grundbesitzer, sondern auch den bürgerlichen Landeigenthümer trafen und
daher auch dem Einzelnen aus diesem Kreise als gegen sein Interesse gerichtet
erscheinen konnten. Der Gesetzgeber selbst hat dies vorausgesehen und gerade
dem Widerstand von dieser Seite begegnen zu müssen geglaubt, so in dem Ge-
setze 3), nach welchem auf jedem Gute ein Gemüsegarten von bestimmter Grösse
angelegt und mit bestimmten, je nach der Bodenbeschaffenheit verschiedenen
Küchengewächsen für das Bedürfniss des Pächters und Eigenlhümers bepflanzt
werden sollte, ohne dass Letzlerer dagegen einschreiten konnte. Den allgemein
wirthschaftlichcn , vor Allem auf eine höhere Bodenkultur ^) abzielenden Mo-
tiven solcher Gesetze entspricht es, dass wir denselben nicht nur in den dem
Landwirth oktroirten städtischen Gesetzgebungen begegnen , sondern auch in
den aus der Autonomie ländlicher Gemeinden selbst hervorgegangenen Statu-
1) Tübinger Zeitschrift für Staatswissenschaft 1852, p. 271. Machiavell als volkswirth-
schaftlichcr Schriftsteller.
2) Wenn z. B. der Staat, um die Verödung einzelner Gegenden der Maremme zu ver-
hüten 445« vorschrieb, welche LUndereien dort Weideland, welche bebaut sein sollten, so
legte dies in gleicherweise Eigenthümern wie Pächtern Pflichten auf. Pagnini. Sulla Decima
etc. II, 34.
3) Arch. Rif. Provvisioni Cod. 165, fol. 74. Leider lässt sich aus diesem Staatsbeschluss
nicht ersehen , ausweichen Motiven die 57 Stimmen (gegen 164) in der Rathssitzung gegen
dies Gesetz abgegeben wurden. Nur insofern erscheint hier der Eigenthiimer vor dem Colon
begünstigt, als ihm die Wahl des Ortes für die Anlage des Gartens zugestanden wird. Vergl.
auch die Statuten (1415) Üb. V. tract. IV, rub. 95, wonach alle, die ein Gut bewirthschaflen,
vom 15—60 Lebensjahre, alljährlich 5 Fruchtbäume pflanzen sollen. Die schon hier aus-
gesprochene Verpflichtung zur Anlegung eines »ortus de oleribus opportunis« geht noch nicht
soweit im Zwang wie das spätere Gesetz, indem der Umfang der Anlage dem freien Ermessen
überlassen blieb.
4) Dafür bestand auch in den Städten ein reges Interesse, besonders in Florenz. Cosmo
und Lorenzo haben die landwirthschaftlichen Fortschritte aufmerksam verfolgt und noch in
späterer Zeit ist von Lippo Strozzi dem Aeltern gern erzählt worden, dass er die toskanischen
Fruchtgattungen noch um eine vermehrt hatte. Reumont, Lorenzo Magniflco II, 427). Der
Ackerbau galt in der That hier schon als eine Kunst und Industrie, nicht wie in Deutschland,
vielmehr als Lebensart und Sitte (Röscher, Gesch. der Nationalökonomik in Deutsch-
land 3). Zeuge dessen schon das umfangreiche Compendium der Landwirthschaft von Pier'
de* Crescenzii (trattalo di agricoltura ed. Sorio I, 60) ursprünglich in lateinischer Form
und dann in der klassischen Sprache Villanis und Boccaccios schon im 14. Jahrhundert in
Toskana verbreitet.
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iND DAS Prinzip der Verkchrsfreiheit. 1 1
ten^), und ganz ebenso unter dem absoluten Re^^inie der Zeit 2). Dass im In-
teresse der einheimischen Fabrikation dem Landwirth gewisse Kulturen
vom Staate aufgezwungen wurden, wie die Anpflanzung von Maulbeer-
bäumen zum Vortheil der Seidenindustrie ^) , darf ebenfalls nicht als eine
Fesselung des Bauem*im Interesse egoistischer Fabrikanten betrachtet werden,
wie es vielfech geschehen, sondern als die Konsequenz einer Anschauung, wel*
eher die Hebung von Handel und Industrie als einer der höchsten Staatszwecke
erscheint^). Dem Handel und der Industrie, heisst es in den Akten der Gesetz-
gebung wiederholt, verdankt Florenz nicht nur die Bereicherung seiner Bürger,
sondern die Erhaltung der Freiheit und Selbständigkeit des Staates und die
Ausdehnung seiner Macht ^). So sehr übrigens die ganze Wirthsehaftspolltik
von Florenz darauf gerichtet ist, dieser Wurzel seiner Kraft stets neue Nahrung
zuzuführen, so hat es doch nie mit solcher Gewaltsamkeit in die Agrikultur ein-
gegriffen , wie es z. B. Venedig im Interesse seiner Handels- und Kriegsmarine
gethan oder vielmehr versucht hat^).
indem wir uns der Frage des freien Verkehrs mit Grund und
Boden zuwenden, tritt uns in der staatlichen Anerkennung eines »Nach-
barrechtes« und in dem Ausschluss der Fremden vom Immobi-
iienerwerb eine Erscheinung entgegen, die aus der Recbtsgeschichte der
romanisch-germanischen Völker allgemein bekannt ist 7). Bei allen Veräusse-
4) So legt das voo der Gemeinde selbst erlassene Statut von Monlagutolo im Sieneser
Gebiet (1280 — 1297] jedem Familienhaupt oder Horbesitzer die eidliche Verpflichtung auf,
einen Küchengarten anzulegen und bestimmt — Florenz noch überbietend — sogar die Zahl
der Pflanzen, ^ \^0; ebenso hat jeder Bauer jährlich 10 Fruchtbäume zu pflanzen § 47: Statut!
Sienesi tom. 11 der: Collezione di Operi inedite o rare dei primi 8 secoli della lingua pubbl. per
cura della R. Commissione pe' tcsti di lingua nelle provincie dell'Emilia. Das Statut von Mon-
tajone (1405) ed. Angelelli (Memorie storiche diMontajone in Val d'Elsa) verpflichtet jedes Fa-
milienhaupt alijährlich im Mai »dl fare orto« von mindestens 3 Quart Bohnen und Kohl u. s. w.
2) Mailänder Statuten (1480) fol. 404 de plantis plantandis et allevandis, cf. die herzog-
liche Verordnung über den Anbau von Hirse 4484 (Mailänder Staatsarchiv: Archivio Pani-
garola Cod. H, fol. 206).
3) Statut der Seidenzunft. Arch. Rif. : Ars mercatorum porte S. Marie Cod. I (1335 —
1578), fol. 231. Die Pflanzungen sind solange fortzusetzen, bis auf jedem Gut 50 Maulbeer-
und 50 Mandelbäume stehen. Cf. über dies Gesetz von 1440 auch Cantini: Saggi storici
d'Antichitä Toscane lU, 438.
4) Daher steht dieser Gesetzgebung Förderung des öflentlichen Wohls und der Industrie
auf ganz gleicher Stufe. Man sprach dies auch ganz oflen aus: Arch. Rif. Statuti deir ufficio
della grascia (4378) classe XI dist. I, 39, fol. 44 »pro bono publico et artium et artißcum
civitatis« werden dieAnnonargesetze gegeben.
5) Ordini del Consolato della Nazione Fiorentina Arch. Rif. cl. XI d. IV, Nr. 77, fol. 4.
Man vergl. die Instruktion Machiavells für die Gesandtschaft an Borgia (opereVI, 487), bene-
fizio conferito a nostri mercanti — reputiamo conferito in noi e come cosa pubblica — la
quäl cosa si puo dire esser lostomacodi qucsta cittä : der Handel der Magen der Stadt !
6) Um Bauholz für dieselbe zu gewinnen, gebot der Staat die Umwandlung von 4 o/o der
gesammten Ackerfläche in Wald, was freilich bald als unausführbar erkannt wurde und be-
deutend modiflzirt werden musste: Archivio Storico Italiano Nuova Serie IV, 4, p. 408.
Poggi: Discorso critico intorno alla storia e collezione delle leggi referibili all' agricoltura
del Padovano d'Andrea Gloria.
7) Maurer: Geschichte der Dorfverfessung in Deutschland I, 323,
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12 Die Wirthscbaptspolitik der Florentiner Renaissance
ruDgen von Immobilien, also sowohl bäuerlichem wie städtischem Grundbesitz,
hat nach Florentiner Recht der angrenzende Nachbar ein Vorkaufsrecht. Einigt
man sich nicht über den Preis, so soll derselbe durch zwei oder drei von den
Parteien gewählte Schiedsrichter festgesetzt werden. Beachtet aber der Ver*
käufer das Vorkaufsrecht des Nachbarn nicht, so hat Letzterer drei Jahre lang
das Recht des Rückkaufs zum Verkaufspreis. Dies Nachbarrecht erhielt eine in
die Bechtssphäre des Individuums tief eingreifende Ausdehnung in Folge jener
in der Agrargesetzgebung der italienischen Gommunen schon seit dem 12. Jahr-
hundert hervortretenden Tendenz , durch Zusammenlegung aller in der Feld-
mark zerstreuten Besitzparzellen grössere abgerundete Guter zu schaffen 3).
R u m o h r hat darauf hingewiesen , dass nicht dem selbstansässigen Eigenthtt-
mer, sondern nur dem Städter der Wunsch nahe lag, wenn er von ferne kom-
mend seine Grundstücke besuchte, sie augenblicklich und ohne Beschwerde
übersehen zu können, und mit Recht auf die durch Sacchetti's reizende No-
velle (Nr. 88) veranschaulichten Ausrundungsgelüste der Demagogen der neuen
Volksherrschaften hingewiesen , die selbst durch rechtswidrige Vergewaltigung
Befriedigung suchten ^j. Allerdings erscheint eine Gesetzgebung, welche den
Besitzer von Grundstücken , die eine gewisse Grösse nicht erreichen, einfach
zur Veräusserung an den kaufslustigen Nachbarn zwingt^), wie gemacht für
städtische Podestas, Güterspekulanten und grössere Grundbesitzer, um den
kleineren Eigenthümer auszukaufen. Doch hat offenbar auch hier ein höherer
Gesichtspunkt gewaltet. Bei der durch kein Gesetz eingeschränkten, durch das
städtische Erbrecht immer wieder von Neuem begünstigten Theilbarkeit des
Grundbesitzes lag die Gefahr nahe, dass die Landstellen zu klein für die Erhal-
tung einer Familie und unfähig werden würden, die öffentlichen Lasten zu
tragen. Besonders der letztere Gesichtspunkt mag sich den florentiner Staats-
männern aus den Resultaten der umfassenden Katastcrarbeitcn aufgedrängt
haben , aber auch der erstere lag in Toskana nahe genug , da bei dem vorherr-
schenden Verpachtungssystem das einzelne Gut nicht allein eine Golonenfamilie
zu ernähren , sondern auch die Hälfte des Ertrages abzugeben hatte und vom
Staate oder der Gemeinde nicht nur mit der Grundsteuer, sondern zugleich mit
schweren Diensten und Leistungen fürs öffentliche Interesse belastet war^).
Trotzdem hat das damalige Florenz das Recht der freien Verfügung über
das Grundeigenthum bei weitem nicht in dem Umfang beschränkt, wie es die
modernen Gesetzgebungen seit dem 1 6. Jahrhundert aus ähnlichen Motiven ge-
than haben. Nie hat es so zu sagen den Grundstock des bäuerlichen Besitzes
1) statuta Flor. (4415) Üb. II, ruh. 409.
S) Vergl. die in den Statuten von Brescia auftretende Behörde der »ingrossatori od arbitri
per arrondar e raddrizzar i conflni delle possessioni« (4808). Archivio stör. ital. terza Serie
40 tom. (2.) 75 Gabriele Rosa: statuti di Brescia del medio evo cf. Arch. stör, nnova serie
tom XIII, 64 Lampertico: degli statuti mrali del Vicentino. cf. über dieselbe und analoge
Einrichtungen in Parma (4499) Cremona (4240) Modena (4225) Sugenheiml. c. 498.
3) 1. c. 448. 4) Vergl. Seite 49.
5) Statuti della Grascia Cod. cit (4878) fol. 45. VerpHicbtung zur Anlage und Unter-
haltung von Wegen, Brücken, Grftben für alle an Verkehrsstrassen grenzenden Grundstücke.
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Ulli» DAS Prinzip dir Virmbhrsprbihbit. 13
getroffen, wie jene Gesetze, welche — oft höchst unrationell — die freie Theil-
barkeit beschränkten oder gar von administrativer Willkür abhängig machten.
Einschränkungen der Theiibarkeit begegnen wir gar nicht, und anderen Fes-
seln, vom Vorkaufsrecht abgesehen, nur an einer einzigen Stelle, die sich aber
auch nur auf Gutspartellen unter einer bestimmten Grösse beschränkt. Sie
räumt dem Nachbarn, der das Bedttrfniss fühlt, sich zu arrondireü, das
Recht ein ^ den Eigenthümer von angrenzenden Grundstücken , deren Werth
400 — 200 Lire nicht übersteigt, zum Verkaufe zu nöthigen, vorausgesetzt, dass
dieselben von seinem eigenen Grundbesitz bei ersterem Werth auf 2 , bei letz-
terem auf 3 Seiten begrenzt werden, und weder Haus noch Hütte zum Wohnen
darauf steht ^]. Der allgemeine Charakter dieses Gesetzes ergibt sich schon
daraus, dass neben dem Kaufs recht auch ein Kaufszwang besteht: will der
Besitzer eines Grundstücks bis zu dem angegebenen Werth an den in genannter
Weise angrenzenden Nachbarn verkaufen , so ist dieser gesetzlich zum Kauf
verpflichtet.
Nur auf eine Frage haben wir in diesem Zusammenhang noch einzugehen :
die des Grundbesitzerwerbes durch »Fremde«. Es handelt sich da-
bei nicht bloss um die ausserhalb der Staatsgemeinschaft Stehenden , .sondern
ebensogut um Angehörige ein und desselben Staates, die wieder durch kleinere
Kreise innerhalb des Staatsgebietes in ihrer Verkehrsfreiheit beschränkt sein
konnten. Wie im deutschen Mittelalter unter den Einwirkungen der Feld- und
Markgemeinschaft sich bisweilen selbst Dorf gegen Dorf durch das Verbot des
Verkaufs von Grundstücken an Nichtdorfangehörige abgeschlossen hat, ist be-
kannt. In Italien bietet das Hertogthum Mailand ein charakteristisches Bei-
spiel solcher Verkehrschranken innerhalb des Staatsterritoriums, indem dort
Niemand in einem andern Gerichtsbezirke , als in dem , welchem er selbst an-
gehörte, Grundbesitz erwerben konnte '), und dem Verkehrsbedttrfniss nur
1) Das Gesetz erleidet übrigens eine weitere bedeutende Einschränkung dadurch, dass
es von keinem Magnaten gegen einen Popolanen geltend gemacht werden konnte: Eine Aus-
nahme, die höchst charakteristisch ist für die Einwirkungen ganz heterogener Motive auf die
wirthschaftspolitischen Gesetze, wie sie jene Zeit öfter aufzuweisen hat.
Das Gesetz Statuta Flor. (U45) lib. II, R. 108 ist seinem ganzen Inhalt nach aus den
ungedr. Statuten des Podestä von 4324 (Hb. II, rub. 42) Arch. Rif. entnommen. Nur die
Werthzahlen sind geändert. Statt eines Werthes von 400—200 Liren forderte man ein Jahr-
hundert früher einen solchen von 60—4 00 Liren. Ob hier der stetig steigende Kurs des
Goldguldens (4809 » 2 Lire 42 Sold. [Villani 8. 68]), 4445 schon =: 3 L.43 S.4 Den. (Statuta
Pior. 11, R. 489 cf. Orsini: Storie delle monete della repubblica Fiorentina 4760 XXV) und
die sinkenden Silberpreise oder der höhere Boden werth oder andere Motive den Ausschlag
gegeben, wage ich nicht zu entscheiden.
2) Maurer, I. c. I, 320.
3) Nur durch ausserordentliche Concession von Seiten des Herzogs war dies möglieb.
Archivio Panigarola Cod. L. fol. 440 enthält eine interessante Concession der Art von 4496
für einen Mallfinder zum Erwerb von Grundbesitz im Bezirk von Pavia. Eine andere von
4497 gestattet einemMailänder in der Lumellina Güter zu pa chten. Auch dies war ja, wie
schon früher angedeutet, verboten. Es sind dies die beiden einzigen derartigen Conces-
slonen des 4 5. Jahrhunderts, die ich im Arch. Pan. fand ; Beweis dafür, wie schwer es war,
eine Ausnahme von der Re^el zu erlanfsen.
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14 Die Wirthsgiiaptspolitik der plorentixkr Rsfcaissance.
insoweit Rechnung getragen war, als es gestattet wurde, vom Schuldner eines
andern Distriktes Immobilien an Zahlungsstatt zu nehmen, freilich wieder
unter Hinzufügung der Bedingung, dass dieselben binnen Jahresfrist an Di-
striktsgenossen des Schuldners veräussert werden muasten ^) . Die Commune
Florenz hat dem Grundbesitzerwerb diese inneren Verkehrsfesseln nicht auf-
erlegt, wenigstens ist dem Verfasser in den Quellen nichts dergleichen
entgegengetreten. Nur in den Rathsbeschlttssen findet sich ein derartiges
Dokument , welches aber gerade für die Freiheit als Regel zeugt. Als nemlich
Volte rra nach dem Misserfolg und der gewaltsamen Unterdrttckuiig des wegen
seiner Alaungruben unternommenen Aufruhrs gegen Florenz (447S] allmälig
zu veröden drohte, indem viele Bürger, wie dereinst die unglücklichen Pisaner
in gleicher Lage, ihre Immobilien zu verkaufen und auszuwandern begannen,
erschwerte der Staat die V^räusserung dadurch , dass er die im Distrikt von
Volte rra gelegenen Güter an Nicht volterraner zu verkaufen verbot ^j. Von da
an nimmt also Volterra eine Ausnahmestellung ein. Doch soll keineswegs ge-
leugnet werden, dass bei der verschiedenen staatsrechtlichen Stellung der
unterthfinigen Communen zum herrschenden Florenz die Autonomie einzelner
Gemeinden da oder dort zu lokalen Beschränkungen führen konnte^). Nur
dem Fremden in eigentlichem Sinn , dem Ausländer, verschliessen die floren-
tiner Statuten die Möglichkeit des Grundbesitzerwerbes im ganzen Staats-
gebiet. Auch »auf lange Zeit«, d. h. auf länger als zehn Jahre an einen Aus-
länder au verpachten oder ihm Güter in Erbpacht zu geben (in emphyteusim)
war gesetzlich verboten ^) . Das Motiv wird daraus klar, dass in den Gesetzen
überhaupt ein allgemeines Verbot der Veräusserung von Immobilien an Solche,
welche den öffentlichen Leistungen und Abgaben nicht unterworfen waren,
insbesondere an die Kirche und kirchliche Personen ausgesprochen wurde.
Aus fiskalinischen Gründen sollte der Grundbesitz nicht in die Hände von
Ausländern übergehen ; und wenn entgegenstehende wirthschaftspolitische Er-
wägungen im Jahre U29 der Freiheit zum Sieg verhalfen, so ist das nicht von
langer Dauer gewesen. »Um das ausländische Kapital, durch welches der Staat
4J Antiqua Ducum Mediolanensium decreta (Mailand 4654) fol. 4 04 Dekret vom Jahre
4386.
2) Ai'ch. Rif. Provissioni Cod. Nr. 464, fol. 89, 4472. Eine Ausnahme kann nur die Sig-
norie, deren »CoUegien und die Behörde der Achter« gemeinschafHich mit mindestens 82
Stimmen zugestehen.
3) Das Einzige, was mir der Art aufgeslossen , wäre etwa das in den Statuten von Man>
tajone 1. c. 76) ausgesprochene Verbot, Kastanienbäume aus dem dortigen Walde an Jemand
zu verkaufen »che non ci pagassc datii n^ ad aicuno forestiere«. Verkauf von Immobilien an
Auswärtige ist aber auch hier nicht verpönt. Nur der Grundsteuer versichert man sich.
Wenn einer vorkauft «durante estimo, sia costretto a pagare il venditore ogni dacio che si
ponesse«.
4) Statuta (4445) Hb. IV, De extimis R. IV. Das Gesetz galt Mhon seit 4276 cf. 1. IV.
R. 50 des Statuts des Podest» v. 4394 Cod. cit. De non alicnandis rebus immobil ibus aticui
qui non faciat factiones comunis. Diese Ausschliessung der Fremden scheint damals über-
haupt Regel gewesen zu sein. Auch in Mailand z. B. war ihnen Besitz, ja selbst Dsus-
fructus an Grund und Boden versagt, cf. Milano e il territorio I, 434.
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tlfD DAS PrIHZIP DKR VsilKCIItSPftEIHKIT. 15
bereiobert und das Offenüiche Wohl gemehrt wird«, nach Florenz zu ziehen,
wurde damals den Fremden der iHimobilienerwerb im ganzen Staat frei-
gegeben unter der einzigen Bedingung, sich in den Kataster eintragen zu las^n
und wenigstens die auf den Immobilien ruhenden Lasten und Abgabcin zu
tragen^). Schon 4454 lenkte aber die Gesetzgebung, die in diesem Punkte
ein von uns bisher noch nicht beobachtetes Sc|iwanken zeigt , wieder in die
alte Bahn ein, indem sie jeden Kontrakt, der den Verkauf von Immobilien an
die »den Lasten der Commune nicht Unterworfenena enthielt, mit einer Steuer
von 25 % ctes Kaufpreises oder SchUtzungswerthes belegte '^) . Nachdem man
so die immer noch zu Recht bestehende Freiheit illusorisch gemacht, wurde sie
4454 durch Erneuerung des vor 4429 bestehenden Verbotes auch rechtlich be-
seitigt^) und ist dies auch, wie eine Randglosse zu dem Gesetz besagt, bis in
die grosdierzogliche Zeit geblieben. Wenn wir trotzdem auch später noch
Auslander im Besitz von Grundstücken finden^], so war dies nur durch beson-
dere Konsession von Seite des Staates möglich.
Ein Irrthum des modernen Sozialismus veranlasst uns noch , einen Blick
auf die hypothekarische Gebundenheit des Grundbesitzes zu werfen. In Saint-
Simonisttschen Schriften und in der französischen Presse ist seiner Zeit als ein
Mittel zur Hebung der »industriellen Klasse« die Beseitigung aller «»Privilegien«,
des Immobilienbesitzes wie der Hypotheken, und gleiche juristische Behandlung
von Mobilien und Immobilien gefordert worden. Es braucht nicht bemerkt zu
werden , dass die Hypothek nicht den Immobilienbesitz fesseln , sondern dem
Besitzer die Behauptung desselben erleichtem will und daher eigentlich
ausserhalb unserer Darstellung liegt. Da aber einerseits die genannte Forde-
rung auch im Interesse agrarischer Verkehrsfreiheit gestellt und an-
dererseits von beachtenswerther Seite die Behauptung ausgesprochen wurde,
dass dieselbe bereits im mittelalterlichen Florenz praktisch verwirklicht ge-
4) Arch. Rtf. Provvisioni Nr. 4t4, foi. 5 (42. Febr. 442S slU. flor.}. Advenarum opo.4,
quibas locupletatur civitas et publica utilitas augetur, in suam urbem conducere cupientes.
In demselben Jabr wurde ein Kataster für die m den Besitz von Fremden übergegangenen
Güter angelegt. Vergl. Canestrini: La scienza e l'arte di State desunta dagU atti otticiali
della repubblica Fiorentina e dei Medici : OrdinamenU economici della Finaoza. Parte I,
L'iiüposta suUa ricchezza mobile ed immobile.
«) Arch. Rif. Provvisioni Nr. 44S, fol. 217.
3) Arch. Rif. Provvisioni Nr. 446, fol. 6. Merkwürdig ist der völlige Umschlag gegen
den Standpunkt von 4429. Währettd damals im Rathe für die Freiheit 285 Stimmen gegen
nur S5 abgegeben wurden, erklttrien sich 4454 von 485 Stimmen gegen dieselbe uiobt
weniger als 4 43.
Der Mailänder Gesetzgebung scheint ein solches Schwanken fremd gewesen zu sein ;
wenigstens nach der 4484 vollzogenen BosUitigung des gegen den G rund besitzerw erb von
Fremden gerichteten »decretum olim editum« zu scbliesten. Dagegen ist das Verbot der
Verpachtung auf kurze oder lange Zeit an Fremde eine Neuerung von 4 484 . Arch. Panigar
rolaCod. H, fol. 4 49.
4) Arch. Rif. Tom. XIX der Atti pubblici Quaderno membranaceo: Vertrag mit Siena von
4498, welcher die Verhältnisse der beiderseitigen im Gebiet der andern Partei begüterten
ÜDlerthanen refselt.
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16 Die Wirh9ghaptspolitie dbr PLOisiff iktbr Rbkaissancb
wesen sei^), so kann diese Frage hier nicht ganz umgangen werden. Gosimo
Vanni, der Verfechter der genannten ^sicht , stützt dieselbe durch die Be-
hauptung , dass beim Fallissement eines florentiner Kaufmanns alle Gläubiger
in gleicher Weise befriedigt wurden ohne Rücksicht auf die Priorität oder den
Charakter ihrer Forderungen ^j, also auch ein Vorzug eines Gläubigers in
Beziehung auf den Grundbesitz des Schuldners nicht anerkannt worden sei.
Zugegeben, dass sich vielleicht für Florenz die Ausbildung des Hypotheken-
wesens nicht so charakteristisch belegen Iflsst, wie es die Statuten ganz unbe-
deutender Communen ermöglichen ^j, so genügen doch die Quellen, um die
Gründe für Vanni's Meinung vüllig zu beseitigen. Nicht nur erkennen die
Statuten zwischen den Forderungen der Gläubiger an die Güter eines insol-
venten Schuldners in Beziehung auf Priorität und Natur derselben einen Un-
terschied von rechtlicher Wirkung ausdrücklich an ^j, sondern es finden sich
auch, eben um den hypothekarischen Glaubiger in seinem Rechte zu schützen,
Reformen des bestehenden Rechtes, wo dasselbe die Handhabe bot, unter dem
Vorwand eines Pacht- oder Golonenverirages den Ansprüchen des Hypotheken-
glaubigers Abbruch zu thun^). Auch aus den Satzungen des Florentiner Han-
delsgerichtes ergiebt sich die Verschiedenheit der juristischen Behandlung von
Immobilien und Mobilien schon daraus, dass das Konkursverfahren bei Immo^
bilien als ein gesonderter Theil ausgeschieden und für sich dargestellt ist ^).
Auch hier ist dem Richter vorgeschrieben , sofort an das Erscheinen der Gläu-
biger die Prüfung der Priorität und Potiorität ihrer Forderungen zu knüpfen.
Wie weit man von den modernen Ideen übertriebener Mobilisirung entfernt
4) Cosimo Vanni in den Atti dei Georgofili, tom. X[, p. 8.
2) Per contributo e senza che si avesse aicun riguardo all' anterioritä o alla natura del
credito. Nur die Dos, Tutel und die Forderungen ausltfndisclier Glaubiger seien ausge-
nommen gewesen.
8) Vergl. das Statut von Sassari (4346) mitgetheilt von Sclopis : Storia della legislazione
Ikaliana II, 451.
4) Arch. Rif. Cod. membr. statutorum populi Flor, nomine Potestatis (1824). Nach
Geltendmachung der Forderungen hat der Podestä dieselben zuerst zu befriedigen »prinio
creditori haben ti potiorajura de praedictis bonis deinde satisfaciat sequenU et sie per
ordinem donec bona sufßciunt. Lib. II, rub. 0.
5) Liber legum artis lanac Cod. cit. fol. 90, Gesetz von 438f. Die Priorität der hypo-
thekarischen Ansprüche (potioritas juris et hypotheca) erscheint durch die genannten Ver-
träge mit Andern dadurch bedroht »quod non obstante quod posteriores sint tempore credi-
tores antedicti , privilegio et praeferri et anteponi consueverunt creditoribus quibuscunque
etiam tempore prioribus quod nee juri nee aequitati consimile est. Providetur igitur,
quod dicta instrumenta afTictuum, locationum seu pensionum , quae in futurum conficerentur,
creditoribus prioribus tempore habentibus expressam hypothecam noo
praejudicent , ubi primorum creditorum consensus non interveniret , de quo appareat per
ipsum locationis instrumentum , et hoc nisi dumtaxat in bonis localis et fructibus exinde
perceptis et in aliis rebus mobilibus in ipsas res locatas invectis seu illatis tempore dictarum
locationum vei etiam postea.
6) Statuti della Mercanzia Biblioteca Marucelliana Cod. see. XV, Nr. SOS, fol. 46.
Das fol. 14 dargestellte Verfahren bei Mobilien ist bei weitem summarischer.
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UND DAS PnilfZIP DBt VKftKBHlSPftBlHBIT. l7
war^), wie entschieden man vielmehr dem Einzelnen die Behauptung des
Grundeigenthums erleichtern wollte ^ geht aus dem in denselben Satzungen
enthaltenen Prinzip hervor, nach welchem der Immobilien besitzende Schuld-
ner noch zwei Monate nach Verkauf oder Ueberlassung derselben an die Glau-
biger, in den Besitz der Immobilien wieder zurückkehren kann, wenn er
binnen dieser Frist die Schuld noch zu zahlen vermag.
Ni6bt eine grössere Entfesselung der Zirkulation des Grund und Bodens
lag im Interesse der Freiheit, nicht in dieser Richtung war ein Kampf um die
Freiheit zu führen , sondern vielmehr auf dem Gebiete des Verkehrs mit den
Erzeugnissen dieses {Bodens ; und um so tiefer war hier jenes Interesse , je
mannigfaltigere Formen gerade auf diesem Gebiet der Zwang angenommen hat.
n.
Der Verkehr mit den Erzeugnissen der Landwirthschaft; unter
den Einwirkungen der Annonar-Folitik.
Die allgemeine Lage des italienischen Ackerbaues war durch die nur selten
unterbrochenen verheerenden Kriegswirren des 14. und 15. Jahrhunderts in
einer Weise verschlechtert worden, dass sein Ertrag nicht nur bedeutend
hinter der natürlichen Leistungsfähigkeit des Bodens zurttckblieb, sondern —
die Lombardei etwa ausgenommen — kaum mehr dem Bedarf des Landes ge-
nügte^. In Toskana insbesondere musste sich bei der grösseren Kargheit des
Bodens die Ungunst der Zeit in verschärftem Masse geltend machen , wie uns
denn auch das Memoire eines florentiner Getreidehändlers aus dem 14. Jahr-
hundertbelehrt'), dass der Ertrag der florentiner Landschaft nur den Bedarf
von 5 Monaten zu decken pflegte und die Lebensmittel hier immer theurer
waren als im übrigen Italien; und es ist gewiss nicht zu viel gesagt, dass
4) Nicht eine Anwendung der für Mobilien geltenden Grundsätze auf Immobilien, son-
dern gerade das Umgekehrte ist vorgekommen. Als in Folge der ungünstigen Kreditverhttlt-
nisse 4 467 die Fallimente überhandzunehmen drohten, i'fiumte man denen, welche im lau-
fenden Jahre kreditbedürftigen Kaufleuten auf Mobilien Icihbn würden, dieselben Rechte ein,
wie sie das h>'pothekarische Darlehen an Immobilien bcsass : — chi avesse preso tal sicurtä
— non sia tenuto a concorrere a lira e soldo, ma sia satisfacto con tale sicurtä insino nella
intera quantitä se tanto valesse la sicurtä data, ma valendo meno, per quello resto concorra
a lire e soldo cogli altri creditori dell fallito, e valendo piü, quello piü si distribuisca tra gli
altri creditori per lira e soldo. Arch. Rif. Provvisioni Nr. 459, fol. 408.
%) Targioni hat in seiner 846 Jahre umfassenden »Chronica georgica» nachgewiesen,
dass auf je 400 Jahre durchschnittlich 83 Theuerungsjahre kamen, cf. Osservatore Fiorentino
V, 475 {%, Ausgabe).
8) Das sogen. »Diario« des Domenico Lenzi, gedr. beiVincenzo Fineschi: Storia
compeodiata di alcune antiche carestte e dovizie di grano occorse in Firenze cavata da un
mscr. del sec. XIV, p. 48. Man vergleiche die offizielle Schilderung dos an sich frucht-
barsten Theiles des florentiner Staats aus dem Jahre 4 475. Arch. Rif. Classe 4i, Cod. Nr. 424.
Pöblmann, WirtbRchftftspoHtik. j
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tä Die Wirthschaptspolitik der Florentiner Renaissance
sobald die überseeische Zufuhr gehemmt war , Tbeuerung oder Hungersnoth
herrschte. Bedenkt man vollends, wie sehr jene Zeit gewohnt war, sich von
dem Eingreifen des Staates in den natürlichen Gang des Fruchtbandeis wo-
möglich Alles zu versprechen, ja die Staatsverwaltung geradezu für Tbeuerung
und Mangel verantwortlich zu machen^), so erklärt es sich leicht, dass gerade
in der florentiner Gesetzgebung eine überaus bedeutende , bis ins Einzelnste
eindringende Thätigkeit auf diesem Gebiete sich bemerklich macht. Wahrend
bei der Regelung der bisher betrachteten agrarischen Verhältnisse die Freiheit
entschieden in den Vordergrund trat und die Gebundenheit, wenn auch in
mannigfaltigen Formen auftretend, immerhin mehr als Ausnahme erscheint,
so begegnet man auf dem weiten Felde der TheuerungspoUtik nur vereinzelten
Thatsachen, die man als Verwirklichung moderner Freiheitsgedanken be-
trachten könnte, trotzdem schon im Florenz des Trecento die Idee der Freiheit
an dem praktischen Versland und dem persönlichen Interesse des Geschäfts-
mannes ^j, wie der reflektirenden Beobachtung des denkenden Historikers^)
beredte Bundesgenossen gefunden. Auf Florenz hat es nicht zurückgewirkt,
dass schon damals gerade auf toskanischem Boden, wenn auch nicht in Ban-
dini's Vaterstadt, wie man seit dessen epochemachendem Traktat ohne Prü-
fung angenommen , so doch in nächster Nähe Siena^s das Prinzip der Freiheit
des Verkehrs mit den Erzeugnissen des Ackerbaues wie vielleicht nirgends in
Italien in so reiner Form verwirklicht, ja merkwürdigerweise, die völlige
Freigebung dieses Verkehrs sowohl im Innern , wie mit dem Ausland gerade
mit dem geringen Ertrag der heimischen Landwirthschaft motivirt wor-
den ist^j.
»Die ganze Pisancr Grafschaft ist so steril geworden , dass sie wenig oder gar keine Frucht
trUgt, und in den Niederungen ist fast Alles zu Sumpf geworden , die Abzugsgraben sind ge-
füllt, die Brücken und Wege ruinirt«. In einem Statut von 1842 erscheitii als Grund für die
Verordnungen über die Ausfuhr von Korn, Oel und Wein aus dem Florentinischen : »fesser
qucl territorio scarso dei gcneri di prima necessitä.« Fabbroni. Dei provvedimenti anno-
nari, pag. 172flgd. Vergl. auch Sismondi: Tableau de ragricuUure toscane, p. t05.
4) Ne ex mala adminislratione penuria existat^ vergl. über diese Idee und die für die
italienische Gesetzgebung so bedeutungsvollen Bestimmungen des römischen Rechtes, die
dem Entstehn von Theuerungen vorbeugen Sollten, Ende mann. Beitrüge zur Kenntmss
des Handelsrechts, in der Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht V, 338.
2) Vergl. Lenzi's [1. c. 51-r-57) anschauliche Bemerkungen über die verderbliche Wir-
kung der obrigkeitlich festgesetzten Maximalpreise des Getreides und Brodes, sowie der
wohlthUtigen Folgen ihrer Aufliebung.
3) Matleo Villani (Historie Fiorentiue — 4363) HI, 76. In tali cast occorrono diversi
gravi accidenti e spesso cootrari Tuno all' aUro. Si grandi compere in cosi fatta carestia
/anno pcricolo di disordinata perdita, e certezza non si puo avere di grano che di Pelago si
aspetta; ma utilissima cosa b dare larga speranza al popolo ; che si fa con essa aperire i serrati
granai dei cittadini e non con violenza; ch6 la violenza fa il serrato occul-
tare e la carestia tornare in fame: e di questo per ipserienza piii volte occorsa nella
nostra cilld in {«V anni di nostra ricordanza possiawo faie vera fede.
4} Vergl. das Statuto del Vescovado des Tribunalarchivs von Montaicino, milgeUieilt von
P. Fabbroni im Arch. Stör. Ital. Nuova Serie VII (4.) 490: Di un singolare documento
annonario del 4 323; lettera al direttore deH' Archivio Storico Italiano.
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um» DAS Prinzip der ViRKBaRSPREiHBiT. Id
Wir mUss^i uns die Schranken , in welche der Staat den Lebensmittel-
handel eingeengt hat , in ihrer ganzen Ausdehnung veranschaulichen , da nur
die Erkenntniss, wie weit der Zwang gegangen, ein Urtbeil über die grossere
oder geringere Weite des Abstandes ermöglicht, welcher die Gesetzgebung
jener Zeit von den befreienden Thaten unseres Jahrhunderts scheidet.
Kaum waren dem Boden seine Früchte abgewonnen, so traten , w enn sie
ttberhaupt in d^i Verkehr übergingen, jene Ordnungen ein, welche denselben
nach bestimmten Gesichtspunkten zu leiten suchten. Vor Allem verhängnissvoll
für die Freiheit ward jenes von den Anschauungen des römischen und kano-
nischen Hechtes noch genährte popuiüre Vorurtheil gegen den KornhandeP)
und die daraus entspringende Tendenz der Gesetzgebung die Produkte aus
den Händen des Produzenten mdgUcbst ohne Vermittlung in die des Konsu-
menten gelangen zu lassen. Daher die Ges^etze gegen Aufkäufer und
Zwischenhändler, die man übrigens in Florenz nicht so sehr auf die
Spitze trieb, dass man, wie es z. B. in England unter Eduard VI. geschah,
jeden Ankauf von Korn behufs Wiederverkauf für ungesetzlich erklärt hätte 2).
Allerdings verbot das Gesetz, mehr Korn und Weizen , Oel , Most und Wein zu
kaufen, als für den Bedarf eines Jahres, den eigenen wie den der Familie^),
und Keiner sollte dergleichen VorrUthe aufspeichern in der Absicht, ein
Steigen der Preise abzuwarten und dann erst wieder zu verkaufen^). Allein
der Handel ist doch, wenn auch unter den grössten Beschränkungen ausdrück-
lich von dem Gesetz anerkannt , indem es Jeden , der übär den genannten ge-
setzlich erlaublen Bedarf gekauft, verpflichtet, den Ueberschuss alsbald auf
den Markt zu führen und zu den von der Behörde festgesetzten Preisen zu ver-
kaufen^). Unter dieser Bedingung ist Kauf zum Wiederverkauf straffrei; die
Absicht jedoch; die Preise durch Aufkauf in die Höhe zu treiben ^ ist mit
<) Vcrgl. die Wuthausbrtiche des florentiner Pöbels gegen die Komhändler bei LenzI
(1. c. 48) Morremd di fame dappoich^ il vogliono questi ladri scannadei grassi che fanno
t'endiche del grano. Man bedenke, dass die Ansicht der Pandekten, dass eigentlicher Korn*
handel Wucher sei, noch von unseren Reichspolizeiordntingcn und selbst vom preussischen
Landrecht getheilt wird. Röscher: Kornhandel und Theuerungspoiitik, 70.
2) Röscher (ib.). Bei Theueruhgen kam es wohl ausnahmsweise vor, dass man jeden
Handel beseitigen wollte. 4 3t9 z. B. verbot mau auf einige Zeil den Kornhändlern, Getreide
auf den Märkten der Grafschaft zu kaufen (Lcnzi 1. c. 51), und im Staatsbeschluss von 4 464,
jeden Kornkauf über den eigenen Bedarf. Arch. Rif. Provvisioni Nr. 456, fol. 409.
3} Statuta (4445) lib. IV, tract. et mat. consulum artium et mercatorum: nib. 465» 4 83
(ebenso schon im Statut von 4324, lib. V, 14, de endicis non faciendis, vergl. das Verbot,
über 2 Lasten Holz und Kohlen aufzuspeichern (Statuta [4 415]) ib. 253, ohne obrigkeitliche
Erlaubnis» über 2 Starien Kastanien zu kaufen , sowie das Verbot, zum Verkauf bestimmte
Fische in Wasserbehältern aufzubewahren. Dieselben müssen vielmehr sofort direkten
Weges nach dem Fischmarkt gebracht werden. Ib. 434.
4) Pro eo tenendo vel reponendo seu de eo endicham faciendo , Statuta (4445) ib. rub.
482, oder wie es Arch. Rit. Provvisioni 4464, Nr. 456, fol. 409 heisst: »faciendo congrega-
tionem frumenti et bladi pro revendendo illud postea ad tcmpus quo prelium ejus excreverit,
quae congregatio vulgariter appellalur endica.
5) Statuta (1445) ib.
2*
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20 Die Wirthscbafspolitik dir florbntinbr Rbnaissance
schwerer Strafe an Hab und Gut bedroht ^] , obgleich man freilich um nur Ge-
treide für den Markt zu bekommen , Öfter Straffreiheit auch dafttr zusichern
musste ^j .
Die gegen den Zwischenhandel gerichteten Gesetze führten zu weiteren
Beschränkungen, insbesondere zu einer förmlichen Lokalisirung des
Marktes. Wer Getreide oder Mehl nach Florenz zum Verkauf ftthrt, darf es
nirgends als auf dem städtischen Markte abladen und nur dort verkaufen ').
Die Wirthe sind angewiesen, ihre Gäste darauf aufmerksam zu machen, und
Korngeschäfte in den Herbergen nicht zu dulden, noch Getreide dort abladen
zu lassen ^) . Bis auf 6 Miglien im Umkreis ist den Viktualienhändlem ver-
boten , auf den Strassen oder im Hause den Bauern oder sonst Jemandem Le-
bensmittel abzukaufen, ausser auf dem öffentlichen Markt, und auch hier vor
der vom Gesetz vorgeschriebenen Tageszeit ^) . Am Ende der Periode ist dieser
4) Causa faciendi carestiam, ib. Üb. IV, tract. Extraordinarioruni, rub. 4 43.
2) Arch. Rif. Prowisioni 1. c. Die gegen den Kornhandel gerichteten Gesetze enthalten
mitunter die willkürlichsten, jede Sicherheit im Verkehr in Frage stellenden Eingriffe in die
Rechtssphfire der Privaten. Charakteristisch ist der Staatsbeschluss von 4457 (ib. Nr. 449,
fol. ISO). Im Jahre 4456 heisst es in demselben, hätten Viele Angesichts der bevorstehenden
Theuerung Getreide aufgekauft ; als aber im Frühjahr 57 die günstigen Ernteaussichten be-
fürchten Hessen , dass sie die aufgespeicherten Vorräthe mit Verlust verkaufen müssten,
wenn sie dieselben länger zurückhielten , hätten sie an Leute , die zu kaufen gezwungen
waren, besonders an Grafschaflseingesessene (contadini oder Bauern?) Korn zu übertriebenen
Preisen auf Kredit verkauft. Die Käufer seien darum jetzt trotz der guten Ernte in grosser
Noth, da sie sich gezwungen sähen, jene Forderungen zu befriedigen. Der Staat verfügte nun
ohne Weiteres, dass Alle, welche vom 4. Jan. bis 7. Juli 57, auf Kredit, Korn theurer verkauft
hätten, als zu dem jeweiligen gesetzlichen Marktpreis , nur Bezahlung dieses letzteren bean-
spruchen könnten , ausser einem Zuschlag von 2 Soldi für den Starius , der den Gläubigern
noch neben dem »wahren und gerechten« Preis zugestanden wurde , »damit sie sich nicht
beschweren könnten« I
3) Statuta (4 824) Arch. Rif., Classell, dist. 4, Nr. 23, rub. S4,36. Statuti dell' ufflzio della
grascia, Cod. cit. (4378), f. 47. Wie sehr diese Bestimmungen Ausfluss der volksthümlichen
Anschauungen über ökonomische Dinge sind, bezeugt die Zusammensetzung der Kom-
mission, welche jene Annonarstaluten redigirte. Sie bestand 4378 aus einem Pflasterer,
Riemer, Gewürzkrämer, Waffenschmied, Eisentrödler und Fettkrämer. Der Standpunkt ist
ganz der gleiche, wie der unter der Herrschaft der höheren Zünfte geltenden Statuten. Von
den ältesten bis zu den jüngsten derselben kehren die Annonargesetze wieder, mochte nun
die Handelsaristokratie oder das Handwerk am Ruder sein. cf. Statuta (4 445) lib. IV, tract.
cons. rub. 464. Auffallend ist die Forderung der revolutionären Arbeiter im Jahre 4378, der
Ciompi: »che gli Uffiziali dell' abbondanza della carne si levino e non si facciano piü (Delizie
degli eruditi Toscani XVII, 470). Dieselbe Konzentrirung des Marktes wie in Florenz (für den
dortigen Mehlhandel vergl. Statute degli Ogliandoli, Cod. 4 des Archivs dieser Zunft, fol. 23)
war auch in Mailand durchgeführt. Arch. Panigarola Cod. A (4300), fol. 4 42.
4) Statuta (4324) lib. V, 4 5 und (4445) 1. c. rub. 468 »Recto et continuo itinerc« ist das
Korn zurSchranne zu führen, ib. rub. 466. Auch die Fische dürfen nur nach dem Fisch-
markt und in kein Privathaus gebracht werden, salvo quodsi no\ occurrerit venienti et janua
esset firmata. Statuti (4445) 1. IV, tr. de oßicialibus turris rub. 26. Nur einige Gattungen
sind ausgenommen.
5) Statuta 4324, r. 32 und 4 445 ib. tr. cons. r. 230 und 282 »ante nonam« (2— 3 Nachm.),
vergl. das Verbot, innerhalb 4 Miglien Stroh und Heu zum Wiederverkauf zu kaufen (Statuta
ib. r. 249, 254), oder Fische in Stadt und Vorstädten (ib. r. 433) Eier, Kttse, Geflügel, Wild-
pret innerhalb 5 Miglien (ib. r. 95;.
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UND DAS Prinzip de» Veikehrsfreiiieit. 21
Rayon um die Hälfte — auf 9 Miglien — erweitert und die Zeit für den Kauf
am Markte weiter eingeschränkt^]. Gewisse Dinge, vor Allem Getreide, dürfen
die Händler zum Wiederverkauf auch auf dem Markt nicht kaufen ^] , für an-
dere z. B. einzelne Getreidesorten ist ihnen ein Maximum vorgeschrieben,
welches sie beim Einkauf nicht tiberscbreitcn dürfen 3). Auch andern Ge-
werben ist die Quantität genau vorgeschrieben, die sie je an einem Tag kaufen
können, z. B. den Bäckern^) . Müller dürfen überhaupt kein Korn kaufen,
ausser wenn sie eigenen Feldbau treiben, und auch dann nur zur Aussaat und
nach eingeholter Erlaubnisse}. Für geringere Getreidesorten und Gemüse aller
Art ist in der Stadt der Handel wohl auch ausserhalb des Marktes gestattet,
aber die freie Bewegung durch die Bestimmung des Maximalvorrathes, der im
Hause gehalten werden kann, auch hier wieder gehemmt.^]
Analog sind die Ordnungen über den Viehhandel. Kein Wirlh oder Fleischer
der Stadt Florenz darf anderswo, als auf den städtischen Wochenmärkten, sei
es in Florenz oder irgendwo im ganzen Gebiete , keiner an einem Nichtmarkt-
tage Schlachtvieh kaufen ; auf dem Markte selbst aber darf er nur so viel auf
einmal kaufen, als er in den nächsten 8 Tagen zu schlachten gedenkt. Nur ein-
zelne Gattungen konnten auch anderwärts gekauft werden, jedoch, um auch
dabei keinen Zwischenhandel aufkommen zu lassen , nur unter Ausschluss dos
Wiederverkaufes^]. Eine spätere Verordnung bezeichnet allerdings insofern
einen freiheitlichen Fortschritt, als sie jenes allgemeine Verbot auf einen Um-
kreis von 20 Miglien beschränkte und auch innerhalb dieser Grenze, wenigstens
auf den öffentlichen Märkten, dem Fleischer den Kauf, freilich nur für sein
eigenes Geschäft , gestattete ; sie entl)ält jedoch zugleich eine neue Verkehrs-
fessel, indem sie innerhalb dieses Umkreises auch dem Händler jeden Kauf von
Vieh zum Wiederverkauf an die Fleischer untersagt^), also den Landwirth
zwingt, selbst den Markt zu beziehen o); zugleich ist dieser wieder dadurch
beengt , dass er nur sein eigenes Vieh zum Verkauf bringen kann und keines
4) Arch. Rif. Provvisioni 4504, fol. 92 dal tocco dellc 20 ore (3 Uhr Nachm.) per infino
alle 3 orc di nottc (4 0 Uhr). In Mailand durften die Geflügelhündler nicht vor der Nona,
Obst- und Gemüsehändler nicht vor der Sexta kaufen, Statuta Mediol. (4480) 470. Vergl. das
Verbot, nach Mailand bestimmtes Getreide auf dem Weg dorthin zu kaufen (Arch. Pan. J,
f. 54, 4488) oder innerhalb 20 Miglien einem Verkäufer ent|;egenzugehen und ihm Oel , Käse,
Pöckelfleisch, Butter u. dergl. zum Wiederverkauf abzukaufen, ib. 6, f. 442 (444 0).
2) SUtuta (4445) tr. cit. r. 467, ebenso 4324, 1. V, 33 und 4355, IV 49.
3) Ib. 4) Statuti dei fornai. Arch. Rif. Cod. 4 des Archivs der Bäckerzunft (4345^
4526) fol. 46, cf. Statuta (4324) r. 48 und (4445) 1. c. r. 497.
5) Statuta (4445) ib. r. 207.
6) Statuta (4824) r. 35 und (4445) r. 244 1. c.
7) Statuta (4445) 1. c. r. 405, cf. ib. r. 404. Nach den Statuten der Fleischerzunft (Arch.
dei beccai Cod. 4 [4346 — 4477] rub. 50) darf keiner vor die Stadt gehen um denen, welche
Vieh zu Markte bringen, abzukaufen.
8) Arch. Rif. Provvisioni 4504, f. 20.
9) In Siena, wo man diesen Missstand würdigte, ist daher von dem auch hier geltenden
Verbot, Vieh in der Umgebung der Stadt — hier 8 Miglien — zu kaufen, das in der Graf-
schaft selbst gezüchtete ausgenommen. Statuti dei carnaiuoli di Siena (4288—4864) cap. 35,
od. Poiidori in der gen. Collektion.
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22 Die Wirthschaftspomtik j>er Florentiner Renaissance
von Andern zum Wiederverkauf kaufen darf*). Nur fremdes Vieh, das von
fremden Händlern aus dem Ausland eingeführt wird , darf auch hier zum Wie-
derverkauf gekauft werden, aber nicht in Stall oder Haus, sondern nur auf den
öft'entlichen Märkten.
Indem man so künstlich den Verkehr nach gewissen Punkten leitete, glaubte
man zugleich das Mittel in der Hand zu haben , dem Markte von Staatswegen
seine Preise vorzuschreiben. Die Annonarbehörde konnte die meisten Lebens-
mittel einem »Maximum« unterwerfen 2), und in der Absicht, dieses möglichst
gtlnstig für den Käufer festsetzen zu können , schrieb man vor , dass die w^ich-
tigsten zu Markte gebrachten Produkte hier vollständig verkauft und nicht wie-
der weggeführt wurden ^) . Man bildete sich ein , durch diese Prohibition das
Korn im Lande zu halten ! In einer Verordnung von 1458 heisst es: »In Anbe-
tracht , dass die Pisaner Landschaft gleichsam verlassen ist , von Colonen ent-
blösst und unbebaut , und das wenige dort geerntetc Getreide zur See aus dem
l^nde geht, uiid da uns der lebhafte Wunsch beseelt, dass diese Landschaft
angebaut werde und GetreidevorrUthe vorhanden seien für etwaige Nothfälle,
so verordnen wir, dass Jeder, der nach der Stadt Pisa oder nach Camptglia oder
andern von der Signorie zu bezeichnenden Orten der Pisaner Grafschaft Korn
führt, das in derselben oder der Maremme geerntet ist, dies im Oktober ohne
Zoll Ihun kann , aber das eingeführte Korn nicht wieder ausführen darf ohne
Zustimmung der Signorie , die aber erst nach Ablauf des März gegeben werden
kanna. Aber auch in diesem Falle war die Wiederausfuhr aus jenen Orten nur
gegen Entrichtung des exorbitanten Zolles von einem Goldgulden für den Modius
möglich ^). Und dies alles hielt man mit der Absicht für vereinbar, die Zufuhr
nach den Märkton jener Orte zu steigern , die heimische Landwirthschaft über-
haupt zu ermulhigen! Nichts könnte bezeichnender sein für den Kontrast
zwischen dem Standpunkt jener Zeit und den modernen Prinzipien.
Es ist selbstverständlich , dass alle Verbindungen und Abmachungen zwi-
schen den Verkäufern , die darauf berechnet waren , die Preise in die Höhe zu
treiben, strenge verpönt waren, und es erklärt sich leicht, dass die Furcht vor
1) Statut der Flcischerzunfl aus derselben Zeil. Arch. Rif. Cod. cit. f. 444.
2) Debeal tarn ve^rditor quam emlor observare pretia ordtnata seu ordinanda per ofR-
ciates grascic (Statuta 1. IV. de oflf. lurris r. 68) »pretia convenientia et honesta« wie es in der
uProvision«! von 4 465 heisst (A. Rrf. Nr. 457, f. 246), vergl. die In Beziehung aufs Taxenwesen
ganz identischen Mailänder Statuten fol. 477. Ueber die Florentiner Taxen cf. Statuta
(144 5) tr. cons. r. 4 07 u. 43J für Fleisch, r. 485 für Fische, r. 238, 236, 237 für Geflögel und
Wildpret, r. 498 Brodlaxen, r. 482 Korntaxen. Für Maitand vergl. Arch. Pan. A. f. 4ö8
(4385, 86) und Statuten (4480) f. 462, 467, 477. Arch. Pan. A. f, 86 (4 408). Analoge Tendenz
haben die Tarife, welche man in Florenz den Müllern (Statuta 1. c. r. 208), den Fuhrleuten
für den Transport von Lebensmitteln (ib. r. 264), den Nudelmachern (ib. 24 4) und Köchen
(ib. 246) vorschrieb.
3) Rückfuhrverbot für Getreide 1. c. 466, cf. Statuta (4324) 11,87, Stat. della grascia
(4378) fol. 47; für Wein Statuta (4445) l. V, tr. 3, r. 5; für Fische ib. r. 58, vergl. Statute
dei beccai I. c. fol. 6t.
4) Arch. Rif. Balie Cod. Nr. 49, f. 42. 4470 setzte man dann allerdings, aber nur aus
fiskalischen Gründen den Zoll auf 4 0 Soldi, für den Sack zu 8 Stariep herab. Prowisioni
(1470) f. 244.
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ihfD DAfi Prinzip dir ViRiiBHRsrRBiHBiT. 23
der Auflehnung des Privatinteresses gegen die aufgezwungenen Fessein zu be-
deutenden Eingriffen in die Koalitionsfreiheit geführt hat. Genossen-
schaften, wie z. B. die i»Coinpanie des heil. Antonius«, deren sich die Fleischer
zu Abmachungen über die Fleischpreise bedienten , wurden schonungslos be-
seitigt <). Den Müllern war überhaupt verboten, sich nach dem Vorbild der an-
dern Gewerbe zu einer Korporation mit eigenen Vorständen und Ordnungen
zusammenzuthun^). Im Fischhandel war jedes Societätsverhfiltniss zwischen
Einheimischen und den Fremden, die den städtischen Markt bezogen, verboten ^j.
Kein Fleischer sollte Geschäftstheilnehmer eines Viehhändlers sein oder in sei-
nem eigenen Geschäfte mehr als einen Compagnon haben , womit sich zugleich
eine empfindliche Beschränkung des Gewerbebetriebes selbst verband^). Letz-
teres dem Ende der Epoche angehörende Gesetz beweist, dass auf diesem Ge-
biete die gegen die Freiheit gerichteten Tendenzen sich eher verschärften,
statt milderten. Früher war dem Einzelnen weder die Ausdehnung seines Be-^
iriobes durch Anlage verschiedener Verkaufsstellen noch die Verbindung mit
einem Händler veiiioten, wenn auch letztere, wie die mit einem Zunftgenossen,
auf einen Theilnehmer beschränkt. Auch konnte früher Jeder so viele fremde
oder nicht der Zunft unterworfene Theilnehmer haben als er wollte ^] .
Wie wenig man die Freiheit des Einzelnen achtete, wo es galt, die Ausfüh-
rung des Systems zu sichern , bezeugt eine zum Gesetz erhobene Eingabe der
Fleischerzunft vom Jahre 1374 ^j . »Da die Fieischpreise in der Stadt viel höher
seien als sie sollten, aus dem Grunde, weil man bisher in der Nähe des Marktes
Thiero verbergen konnte und andere , Machinationen^ möglich waren, uih eine
Preissteigerung herbeizuführen , so sollte fortan sowohl ausser- wie innerhalb
des Theres von Santa Croce, wo der Markt war, unter einer Entfernung von
500 Ellen kein Fleischer oder Viehhändler wohnen können«! Wenn man nur
gegenüber air dieser Fesselung des Geschäftsbetriebes selbst wenigstens den
Zugang zu demselben möglichst erleichtert hätte! Aber so glaubte man sich
der Unterwerfung unter das Zwangssystem^von vorneherein dadurch versichern
4) Arch. Rif. Provvisioni 4504 f. 34. Der Annonarbehürde stand bei Untersuchungen
gegen die der Uebertretung der Annonargesetzo Beschuldigten die Folter zu Gebote! Sta-
tuta (4445) I. IV tract. cons. artium et merc. r. ISO.
2) Statuta Ct445] 1. V, tr. III, r. 909. Cf. die Statuten v. 4324 II, 80.
5) Statuta (4824) V 32, und (4 445) r.427, I.e. Daher das Verbot »cum forensibusad discum
morari pro piscibus vendendis« cf. r. tSO. Verbot der Conventicula , posturae seu mono-
polia inter vendentes pisces. Dasselbe in Bezug auf die Fleischer, Statuta (4355) IV, 48 und
(4445) 1. c. r. 402. Das Motiv ergiebt sich klar aus Arch. Rif. Provvisioni 4452 fol. 452:
»Attento quod in pracscnte anno accidit, quod propter societates et participationes lucri super
lali materia piscium conducendorum et vendendorum in civitate habitas per quosdam cives
ut dicitur cum forensibus vcnenint pisces in magna carestia etpaucitate et vix haberi poterant.
4) Volendo-porre qualche conveniente freno e regola ai beccai e altri merca-
tanti di bestiame — si provvide — che nessuno possa teuere aperto o far tagliare piü che a
uno discho solo ne aver che una sola compagnia al detto oxercitio. A. Rif. Provvisioni 4504,
fol. 20.
5) Statut der Fleischer-Zunft, Arch. Rif. 1. c, fol. 30, »de forensibus seu aliis quibus-
cunque arti non suppositis possit quilibet habere socios quos volet 4874«, vergl. ib. f. 95 (4445),
6) A. Rif. Statut der Fleischerzunft Fol. 39.
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24 Die Wirthschaftspolitik der Florentimer Renaissance
zu mttssen , dass man die Ausübung einer grossen Zahl der für den Lebens-
mitteiverkebr in Betracht kommenden Gewerbe von oft recht bedeutenden
Bürgschaften abhängig machte^), welche für die Freiheit der Bewegung um
so bedenklicher waren, als es mitunter der Willkür der Beamten anheimgestellt
wurde, die Höhe derselben zu bestimmen ^j. Zudem ist die spätere Praxis,
wie einzelne bedeutende Erhöhungen der Bürgschaften beweisen, entschieden
eine strengere geworden, geschweige denn, dass die in den Statuten von
1415 ausgesprochene Beseitigung derselben für einige der niedrigeren Gewerbe
dieser Art^) eine spätere Ausdehnung auf andere gefunden hätte.
Wer sich die ganze Reihe dieser bis zum Ende der Republik stets von
Neuem wiederholten Gesetze vergegenwärtigt, wird kaum erwarten, auf sol-
chen Pfaden den Spuren der Freiheit zu begegnen. Und doch! Sollte die
Erkenntniss der verhängnissvollen Wirkungen eines fast auf die Spitze getrie-
benen staatlichen Zwangssystemes und der Unmöglichkeit, die natürlichen im
Verkehrsleben thätigen Kräfte mit solcher Gewaltsamkeit unter die Kurzsichtig-
keit menschlicher Gesetzgeber zu beugen, in einer Stadt, wo man über wirth-
schaftiiche Dinge nachgedacht hat, wie kaum sonstwo im damaligen Europa,
nirgends in der Gesetzgebung zum Ausdruck gekommen sein? In der Gewerbe-
und Handelspolitik finden wir allerdings auf bedeutsamen Punkten eine frei-
heitliche Reaktion gegen zu fühlbare Fesselung des Verkehrs, auch in der
Agrargesetzgebung werden wir dem Gedanken der Freiheit noch an hochwich-
tiger Stelle begegnen, allein innerhalb des Rahmens der eben dargestellten
annonarischen Bestimmungen zeigt die Gesetzgebung eine Stabilität der Ideen,
welche zu der seit Dante sprichwörtlich gewordenen Wandelbarkeit der öffent-
lichen Ordnungen von Florenz ^) einen scharfen Kontrast bildet. Kaum dass sich
1} Viktualienverkäufer, Köche, Wirthe, Müller je 50 Lire. Statuta 1. c. (U45) r. 205,
222, 240. Korn-, Viktualien-, Viehhändler 200 Lire. Statuta (1824) V, U. Letzteren er-
höhte man U57 die Bürgschaft auf 300 Gulden und forderte zugleich mindestens 3 Bürgen!
A. Rif. Provvissioni Nr. U9, fol. 847. Die Fleischer, die früher auch nur für 50 Lire Bürg-
schaft zu stellen hatten (Statuta 4415, 1. c. r. 108) wurden 1503 auf 100 Lire gesteigert.
A. Rif. Statute dei beccai 1. c. f. 140, cf. Provvisioni 1504, fol. 20: »volendo porre qualche
conveniente freno e regola ai beccaiv.
2) A. Rif. Prowissioni ib. fol. 22 für Geflügel-, Fisch- und Gemüsehändler.
8) Statuta (1415) 1. c. r. 154 für Höcker, Obsthändler u. dgl.
4) Purgatorio VI, 142:
— fai tanto sottili
Provvedimenti , che a mezzo novembre
Non giunge quel che tu d'ottobre fili.
Quante volte del t«mpo che rimembre
Legge , moneta , e ufGcio e costume
Hai tu mutato, e rinnovato membre!
cf. G ia nn o tti : della repubblica Fiorentina p. 147, 1 der Opere politiche e letteraric : Legge
fiorentina fatta la sera, e guasta la mattina. Der wirthschaftspolitischen Gesetzgebung der
Commune kann dieser Vorwurf nicht gemacht werden. Nur insoweit behält das Sprichwort
auch hier Recht, als der Geist der Bevormundung massenhaft Gesetze schuf, deren rechtliche
Geltung man allerdings festhielt, über die aber in Wirklichkeit der Drang eines hochentwick
elten Vcrkehrsicbens oft genug unbekümmert hinweg ging, was durch die nie endenden Klagen
Über die Missachtung de rReglements in allen drei Produktionszweigen klar bezeugt ist,
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VNB DAS PaiMZIP DER VKRKiSHRSI'RBIHEIT. 25
einmal eine Ahnung der Irrationalilät des Taxenwesens kundgiebt , wie wir sie
in der Literatur gefunden! Und doch ist dieselbe durch die Gesetzgebung
selbst so drastisch als möglich beleuchtet worden. So ist z. B. einmal die durch
die Taxen verschuldete abnorme Thatsache constatirt, dass die Fische vom
»Lage nuovo« denselben Preis hatten, wie die von Perugia, während erstere
nicht nur von geringerer Qualität, sondern auch geringeren Transportkosten
und Zöllen unterworfen waren ! ^) Man suchte den Grund solcher Erscheinung
gen eben nur in der Kurzsichtigkeit derAnnonarbeamten und nicht zugleich im
System ; daher war auch in dem genannten Fall die praktische Folge die , dass
man die betreffenden Maximaltaxen »fttr die ganze Zukunft« in sehr detaillirter
Weise regulirte und eine Erhöhung derselben von einer Abstimmung in den
verschiedenen Käthen abhängig machte. Freilich kam man schon in den näch-
sten vierzehn Tagen zur Einsicht, dass es unmöglich sein wtlrde, den wechseln-
den Konjunkturen des Marktes auch nur einigermassen gerecht zu werden,
wenn man der Exekutive nicht freiere Hand liess und immer erst den schwer-
fälligen Apparat mehrerer Rathsversammlungen in Bewegung setzen wollte.
Man vermochte sich jedoch zu keiner weiteren Konzession zu entschliessen , als
dass man fUr 10 Tage des Jahres (20 — 30. Juni) der Behörde die Erhöhung des
Maximums wieder freigab 2) , »weil am Johannisfest in Folge des Zusammen-
strömens der vielen Fremden die Preise immer höher zu sein pflegten als ge-
wöhnlich«; als oh nicht zu jeder anderen Zeit aus anderen Gründen ganz der
nemliche Fall eintreten konnte I
Bei dieser Zähigkeit, mit der die Gesetzgebung an dem einmal angenom-
menen Grundprinzip festhielt , ist es erklärlich , dass man selbst da , wo man
ausnahmsweise die Freiheit zur Verwirklichung der Zwecke der Annona zu
Hilfe rufen zu müssen glaubte, auf halbem Wege stehen blieb und Freiheit und
Zwang in wunderlicher Weise verquickte. So gestatteten die Statuten Jeder-
mann, Einheimischen wie Fremden, Brod zu backen und zu verkaufen von der
Qualität, dem Gewicht und dem Preis, der Jedem beliebte ^j, unterwarfen aber
daneben die zünftigen Bäcker den Taxen I ^) Den Fleisch verkauf gab man auch
einem Jeden frei, hielt aber die Taxen für Alle, auch die ausserhalb der Fleischer-
zunft stehenden Verkäufer aufrecht ! ^) Jener Sieg der Gewerbefreiheit ent-
1) Arch. Rif. Provvisioni (U72 stil. Oor. 9. Febr.) Nr. 464, f. 478.
2) Ib. f. aoa (19. Febr.).
3) Pro uberiori copia panis cocti habenda io civitate liceat unicuique — lacere panem
venalem ejns qualitatis et ponderis pro eo pretio et modo et forma et prout et
sicat et quamadmodum sibi placuerit. Qui sie facientes panem qui non sint matri-
colati in arte fornariorum civitatis Fl. vel panem ad pretium non coquant —
non possint — inquietari — per consnies dictae artis fornariorum. (Statuta (4445) 1. c. r. 486.
4) Ib. r. 497: Liceat dictis ofQcialibus (sc. plateae) constituere pondera — panis venalis
quoties eis vel duo partibus eorum videbitur secundum quaiitatem et conditionem temporis
et insuper quilibet fornarius vel fornarta panatterius vel panatteria panem venalem de grano
vel blado facientes faciant ipsum panem ad pondus secundum quod constituerunt
dicU officiales, vergl. r. 498: Quilibet fornarius --^ vendat ad dictum pondus et pro eo
pretio dando et determinando per officiales jam dtctos.
5) Ib. rubr. 403, 404.
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26 Die Wirthschaptspolitik der Florentiner Renaissance
sprang dem Misstrauen der Regierung gegen die zunftmässige Organisation der
Arbeit auf diesem Gebiete, da in der That innerhalb der bei der Annonarpolitik
interessirlen Zünfte Ordnungen tlbcr Kauf und Verkauf von Lebensmitteln er-
lassen wurden, die, wenn auch gesetzlich ohne Verbindlichkeit, bei einmüthi-
gern Zusammenstehen der Mitglieder, der Theuerungspolitik der Regierung
ernstliche Schwierigkeiten in den Weg legen konnten^). Ist es doch selbst in
einem Staatsbeschluss ausgesprochen^), dass »durch den Betrug, welchen die
Fleischer begehen , indem sie sich vereinigen in Bezug auf Kauf und Verkauf
zu ihrem Nutzen und zu Schaden und Täuschung des Publikums, die Fleisch-
preise immer zu hoch waren. Allein trotzdem man in der freien Konkurrenz
ein Gegenmittel erkannt hatte, legte man am Ende doch wieder die polizeiliche
Fessel an , indem man die von der Gewerbefreiheit erwarteten , aber von der
Fortdauer des Taxenwesens natttrlich beeinträchtigten Resultate künstlich da-
durch herbeizuführen suchte, dass man die Freiheit von Matrikel und Zunft-
zwang auf diejenigen beschränkte , welche um 4 Denare unter den offiziellen
Preisen der zünftigen Fleischer verkaufen würden 3) . So wurde die Freiheit
bei diesem Gewerbe gewissermassen ein Privileg, während sie bei der Bäckerei
allgemein zugänglich bleibt; so tritt uns bei einem Gewerbe fast^] völlige, beim
andern sehr bedingte Aufhebung des Zunftzwanges entgegen, bei Aufrechl-
haltung desselben, wenn die Marktverhältnisse die Erfüllung der Bedingung
unmdglich machten; andererseits Taxenfreihoit und Taxenzwang gleichzeitig
in ein und .demselben Gewerbszwoig ; ein haltloses Nebeneinander mittel-
alterlicher Geschlossenheit, pdizeistaatlichen Zwanges und moderner Freiheit !
Wenn der Detailverkauf des Weines allgemein freigegeben und der Preis
durch keine obrigkeitliche Taxe l>eeinflusst war^], so kann natürlich auch hier
l>ei dem prinzipiellen Standpunkt der Gesetzgebung ein wahrhaft freiheitliches
Motiv nicht vorausgesetzt werden , zumal der Verkehr mannigfachen polizei-
lichen Fesseln unterworfen blieb ^}. Es scheint hier vielmehr ein fiskalischer
Gesichtspunkt die Quelle der Freiheit gewesen zu sein , da der Fiskus des-
wegen ein unmittelbares Interesse an den Weinpreisen hatte , weil die ganz
4J A. Rif. Provviwoni (4 465) Nr. 457, fol. 246.
S) Ib. 4504, fol. 84.
3} 4 504 A. Rif. Provvisioni I. c.
4) Ich sage: fast, \^eil es in Folge der Klagen über den häufigen Verkauf scklechten
Brodes der Bttckerzunft 4488 gelang, eine Modifikation des bisherigen Hechts zu en^virken.
Die Brodverkänfer sollten nemlich seitdem der Gerichtsbarkeit der Bttckerzunft unterstehen.
Aber weder dies, noch die Verpflichtung zur Zahlung einer ganz unbedeutenden Malriket-
gebühr von 20 Soldi, dieselbe /welche die von der Bezahlung der Matrikel selbst (5^—25 Lire)
befreiten Meistersöhne zahlten, bedeutet einen Abfall von dem Standpunkt, welchen ilie
Statuten hinsichtlich des Brodverkaufes einnehmen. A. Rif. Statnto dei fomai Cod. 4,
fol. 4S2.
5) Liceat cnilibet vendere et vendi facere vinum ad minutum undeconqoe stt qnaaloque
pretio sibi videbitnr solvendo gabellam, nämlich die Hälfte des Verkaufspreises. Statuta
(4 445) I. V, tr. III ordinamento vini ad minutum, r. 13.
6) Kein Weinwirth soll z. B. mehr als 2 Fässer haben von bestimmtem Gehalt, eines für
weissen, das andere für Hothwein. , Vergl. 1. c. r. 3—5, r. 28—84, tract. IV, r. IfS,
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UND DAS PlINZIP Dil VBRKBBRSRRKinEIT. 27
exorbitante Weinsteaer eben nach dem Verkaufspreis norinirt war (50 %
desselben] .
Von einer prinzipiellen Anerkennung der Freiheit kann vollends da keine
Rede sein, wo man unter dem Eindruck der äussersten Noth , nachdem alle
Reglements und Zwangsmittel wirkungslos geblieben, sich gewisse rmassen
aus Verzweiflung der Freiheit in die Arme wirft, wie man es in Florenz bei
Theuerung und Hungersnoth wiederholt gethan hal^), freilich nur um sofort
nach Beseitigung des Nothstandes wieder in die alten Bahnen einzulenken.
Es bleibt uns noch tlbrig , den Verkehr über die Mauern der Hauptstadt
hinaus , sowohl innerhalb des Staatsgebietes wie in seinen Beziehungen zum
Ausland zu verfolgen. Im florentiner Staatsgebiet, wie in dem der andern
Städterepubliken Italiens hatte die Art der Entstehung und Zusammensetzung
des Territoriums nicht allein politische , sondern eminent wirthschaftliche Be-
deutung. Wie das stadtische Weichbild , frei geworden von der Jurisdiktion
der im Namen des Reiches gebietenden Grafen oder Vikare , als ein politisch
und ökonomisch selbständiges Einzelwesen innerhalb des Gomitats erscheint,
so ist die Grafschaft, nach Beseitigung der gräflichen Gewalt und Vereinigung
mit der Republik , von dem übrigen Staatsgebiet^ welches sich im Laufe der
Zeit unter dem Namen des Distriktes als ein Komplex ehemals selbständiger
Gommunen und Herrschaften ringsum angeschlossen hatte, nicht nur politisch,
sondern auch wirthschaftlich getrennt geblieben. Wie das Staatsgebiet nach
Aussen, so ist die Grafschaft gegen den Distrikt, die Stadt gegen die Grafschaft
durch Zollgrenzen, Aus- und Einfuhrprohibitionen und andere Verkehrs-
schranken abgeschlossen. Wir werden bei der Darstellung der Zollpolitik auf
diese Verkehrsschranken zurückkommen, welche sich noch dadurch verviel-
fältigten , dass die ehemals freien Territorien ihre Zollgrenze mit in die neue
Staatsgemeinschaft hinüberretteten. Hier soll nur ihre Bedeutung für die Frage
der agrarischen Verkehrsfreiheit erörtert werden.
Im Interesse des städtischen Consums war nicht nur, wie schon bemerkt,
denen, welche den florentiner Markt bezogen, die Rückfuhr ihrer Produkte
verboten, sondern überhaupt jede Ausfuhr von Getreide und Gemüse aus Stadt
und Vorstädten untersagt, wenn nicht ausnahmsweise die Annt)narbchörde die
Erlaubniss dazu erlheilte ^] . Aber auch in diesem Fall war die Ausfuhr da-
durch erschwert, dass die am Thore von allen Viktualien erhobenen Austuhr-
4) Cf. Lenzi 1. c. p. S6 zu 4880. Giov. VUlani (storie fiorentine Xll, 73) zu 4847 : cias-
cuDo potea fare e vendere pane senza ordine o di peso o di pregio. Cf. Fabl»roni 1. c. 80. Di»-
perato il Commune (4389) di non poter ottenere quel che non era possibile non ostante la
minaceta di ta^iarpiedi t mani, doTetle rinunziare alle sae prescrizioni e dire ai fornai :
Andate, fate pane e vendetelo piii che potete. — 4 384. Anche in questo anno 11 Ufficiali afo-
bandonarotto i loro prorvedimenti dicendo ai fornai : Togliete grano e fotene oio che vi place.
— 4497: A rovescio de! sistema dei regolamenti furono esortatt II specoiatori a far venir
grano di fuorl e poi lo vendessino quelle pareva loro. — 4534: Restituila ai Granajuoh e
fornai la libertädi fare oome pareya a loro, abbassö il grano dl piü della metä.
t) StatuU della grascla (4r78) f. 40, Statuta (444$) l. IV, tr. cons. mcrc. ruh. 456 cf.
die analogen Verbote der Ausfuhr von Korn , Mehl , Gemüse , Wein aus Mailand und seinen
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28 Die Wirthschaftspoilitik der plorbntinbr Renaissance
Zölle keineswegs unbedeutend waren ^]. Nur den Colonen und Grafschafts-
eingesessenen im Umkreis von 5 Miglien war die Ausfuhr bis zu einem Betrag
von 2 Starien allgemein gestattet ^ sowie denjenigen, welche Getreide zur
Mühle schickten, jedoch nur unter der Bedidgung, dass es als Mehl wieder
zurückgeführt wurde. — Dieser Verkehrsschranke zwischen Stadt und Land-
schaft entsprach eine zweite noch schroffere zwischen der letzteren und dem
übrigen Staatsgebiet, indem die Ausfuhr sämmtlicher Produkte des Ackerbaues
und der Viehzucht aus der Grafschaft in den Distrikt der Regel nach verboten
war 2). Allerdings konnte auch hier die Behörde die Erlaubniss ertheilen , war
jedoch selbst an polizeiliche Fesseln und die oberste Entscheidung der alle
zwei Monate wechselnden Regierung gebunden ^) , ja der Händler und Bauer,
der nach der Grafschaft Thiere eingeführt hatte, konnte die Wiederausfuhr
nur von der Signorie zugestanden erhalten^). Ueberhanpt hat sich gerade
bei diesem Verkehr die Freiheit der Bewegung am wenigsten behaupten
können. Hier war ja der Staat in dreifacher Weise' betheiligt: mit seinem
Interesse für den hauptstädtischen Markt, seinen Bemühungen um die Hebung
einzelner Gewerbszweige , z.B. der Gerberei, und der lebhaften Sorge, der
Bodenkultur das nöthige Arbeitsvieh zu erhalten; eine Sorge, die so weit ging,
dass der städtische Konsum sich [Schranken auferlegte ^] . Sogar die freiheit-
lichen Ordnungen, zu denen letzterer Gesichtspunkt [führte , sind vom Geist
der Regulative und des Zwanges durchdrungen. So musste man 4475 die
Ausfuhr von Ackerochsen aus der Grafschaft nach dem Distrikt unter gleich-
zeitiger bedeutender Verminderung des Zolles freigeben <^); eine Freiheit, deren
Vortädten, Statuta 1480, f. U6, cf. Arch. Fan. E (H50) f. IT Freier war man in Florenz
insofern, als das Gesetz die Gewährung der Erlaubniss nicht wie in Mailand davon abhängig
machte, dass der Ausführeode sich verpflichtete, das Getreide u. s. w. nicht über eine be-
stimmte Grenze (8 Miglien von der Stadt) hinauszuführen.
i) Cf. den Tarif in der Pratica della mercatura des Giovanni di Antonio da Uzzano von
U41 bei Pagnini: Della decima IV, 86.
t) Statuta (U45) I.e. rub. 174, ausdrücklich genannt sind Getreide, Ocl, Gemüse,
Ochsen, Hammel, Schweine, überhaupt alles Vieh, Fleisch, Felle, ungegerbte Häute; ausser^
dem »alle Viktualien überhaupt«, cf. R. 204 Wein, Pöckelfleisch , über 100 Pfd. , Fische, ge-
backenes Brod, über 1 Starius, Schmalz »et quae sunt de genere grasciae«.
3) Nulla licentia seu apodixa concedi possit per dictos ofßciales (sc. grasciae) quae con-
ti neret cxtractionem aliquarum salmarum de comitatu vel districtu Florentiao ultra tres
salmas pro apodixa, ib. r. S79, ähnliche Beschränkung der Licenz für die Ausfuhr des Oeles
aus der Grafschaft, ib. r. 289, cf. Über legum artis lanae fol. 35, cf. statuta (1324) II, 55 und
60. In oberster Instanz entscheiden Signorie und Collegien »super deveto bladi, grani et
alterius cujuscunque rei et de bis non extrahendis extra comitatum et districtum Fl. et circa
licentiam dandam vel non dandam. Statuta (1-415) 1. IV, tr. extraord. r. 144.
4) Abgesehen von den Zöllen musste dann noch eine Taxe für die Licenz bezahlt wer-
den, ib. r. 279.
5) Vergl. rub. 111 welche verbietet, in Florenz und 8 Miglien im Umkreis und in allen
ummauerten Orten des Staates Ochsen unter 8 Jahren und Ochsenkälber zu schlachten oder
zum Schlachten zu verkaufen.
6) A. Rif. Prowisioni Nr. 167, fol. 65 die Motive sind sehr bezeichnend für die da-
maligen Zustände: Atteso i magnifici — signori priori di libertä e gonfalonieri di giostizia
del popolo tiorentino , come molti del contado di Firenze per esser circumdati da altri luoghi
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UND DAS PanvziF DIR Vbrkbhiisfrbihbit. 29
Wirkungen man jedoch durch den Zusatz einschränkte; dass die Ausfuhr nur
zum eigenen Ciebrauch und fttr die eigenen Besitzungen des Ausführenden
und bei Leibe nicht fttr den Handel gestattet sein sollte ^) . Eben damals gab
man für Kühe den Verkehr im ganzen Staatsgebiete frei und verminderte
gleichzeitig die Binnenzölle, die nicht nur eine unübersteigliche Verkehrs-
schranke gebildet, sondern demLandwirtb, nach dem ausdrücklichen Gestand-
niss der Regierung, sein Eigenthum oft thatsächlich werthlos gemacht hatten ^j.
War doch der Bauer, welchen Zolle und Prohibitionen den Zugang zu den
Märkten verschlossen, gezwungen gewesen, Kühe, die nicht mehr kalbten,
einfach verenden zu lassen und sich mit der Haut allein zu begnügen ^jl Ohne
Zweifel waren damit die Symptome des Uebels nicht erschöpft; man begnügte
sich aber in Florenz damit, wenigstens den grellsten Missständen abzuhelfen.
Mit wie kärglicher Hand man die Freiheit spendete, bezeugt die Einschrän-
kung , welche man 4ler zuletzt genannten Verfügung gab. Man beschränkte
nicht nur das Recht auf die Ausfuhr und den verminderten Zoll auf die ge-
nannten unfruchtbaren Kühe, sondern knüpfte daran auch noch die Bedingung,
im Fall des Verkaufs dieser Kühe , binnen Jahresfrist ebensoviele andere und
zwar junge zurückzubringen und ausserdem die Kälber, welche die aus der
Grafschaft ausgeführten Kühe etwa doch noch werfen würden ^} !
Ein analoger Zwang lag auf dem Landwirth , welcher sein Vieh nach ent-
fernteren Gegenden auf die Weide schicken musste. Bei den toskanischen
Verhältnissen kam dafür besonders die Maremme in Betracht. Er hatte nicht
nur Bürgschaft dafür zu stellen, dass er das dorthin geführte Vieh wieder
nach Hause zurückbrachte, sondern auch mindestens den dritten Theil der
Stückzahl noch darüber. Allerdings ermässigte man einmal die letztere Zahl,
kehrte aber später wieder zur altem strengern Vorschrift zurück*), trotz der
Klagen der Bauern und der vom Gesetzgeber ausgesprochenen Absicht , die-
che contado, e quegli de! distretto per esser differcnte dal contado ricevano per diversitii
delle gabellc molti sinistri. Bfa uno intra gli altri loro molto danooso h questo che, volendo
per lavorare la terra buoi, non gli possino dal contado di Firenze condurre a luoghi loro,
perchö uscendo dal contado ed andando ncl distretto o toccando altro luogo che contado di F.,
che in certi luoghi del contado non si puö ire che non se ne tocchi , sono richiesti di pagare
queila gabella, che pagar si debbe a cavargli dalla giurisdictione del conMine che ^ di fuor. II
larg. per bestia.
1) Immerhin ein Fortschritt gegenüber den Statuten, die nur die Ausfuhr von 4 — 8
Stück Arbeitsvieh aus der Grafschaft zuliesscn. r. 484, tract. cit.
2) Ib. fol. 412 daher die charalctcristisehe , das herrschende System genugsam verur-
thetlende Molivirung : »per dare aptitudinc ai subditi di valersi delle loro
roercatantie«.
3) Ib. »lasciarle morlre c trame solo il cuoio« !
4) Ib. tante deir altre e giovani quante ne mancassi e piü ogni aUievo se alcune tali
vacche pur facte havessino, sotto le pene ordinate.
5) A. Rif. Provvialoni (4504) fol. 48 — perche chi conduce il bestiame in maremma ^
tenuto di rimettere il quarto piü, e per gli altri tempi cra^obligato di rimettere il terzo piü,
voleodo alle provvisioni antichc ritomare si provvide etc. Motive sind nicht genannt.
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äO DiK WiRTHfiCHAPSPOLITIC Dfift PLOltNTfNJER BbHAISSANGB
selben »von uanölhiger Belastung und Ausgabe« zu befreien >) . Wie schwer
mussten gerade vom Landwirth die Binnenzölle empfunden werden , da es bei
der Natur der florentiner Landschaft eine sehr weit verbreitete Nothwendigkeii
war, Vieh auf entfernten Weiden zu überwintern^). Nun bedenke man, dass
auf dem Verkehr mit dem grossen Weidegebiet der Maremma allein folgende
Zölle lasteten : fttr die Ausfuhr aus der florentiner und Einfuhr in die pisaner
Grafschaft und eben so umgekehrt bei der Rückkehr für die Ausfuhr aus der
pisaner und Einfuhr in die florentiner Grafschaft. Allerdings hat man wenig-
stens diesen Verkehr — wenn auch sptft genug, erst 4544^)1 — durch eine
bedeutende Zollermässigung erleichert. Allein eine allgemeinere Ausdehnung
solch' befreiender Massregeln findet sich nicht ^), geschweige, dass man eine
förmliche Beseitigung der Binnenzölle in Angriff genommen hätte , für welche
die Neuzeit so energisch und siegreich eingetreten ist. In Florenz hätte sich
mit einer solchen Reform eine vöUige Aeaderung des Steuersystems verbinden
müssen, da die Zölle den grössten Theil der Staatseinnahmen ausmachten,
abgesehen von andern Gründen, auf die wir noch zurückkommen werden.
Hier sei nur noch darauf hingewiesen, dass der fiskalinische Gesichtspunkt
damals sosehr vorwaltete, dass selbst die im Interesse der Verkehrsfreiheit dem
Staate unterbreiteten , ihrem Inhalt nach in die Motive der Staaisbesc^lüsse
übergegangenen Vorstellungen und Gutachten häufig die fiskalinische Seite der
Sache weit mehr als die wirthschaftliche betonen ^j .
Indem Florenz den unterthänigen Gommunen ausdrücklich verbot, ihre
Territorien in ähnlicher Weise abzusperren , insl>esondere wo es sich um die
Ausfuhr nach der Grafschaft der herrschenden Standt handelte^),
übertrug es auf die inländischen Verhältnisse dieselbe für die Freiheit vor-
hängnissvolle Politik, welche die italienischen Staaten im Ausland gegen ein-
ander befolgten^ wo man der Freiheit huldigte, wenn man sie nur als ein
I) Di iiberargli da noia e spesa superflua. A. Rif. libri XVII Riformatorum (4491)
fol. 4 44, UlieNr. 52.
3) Cf. A. Rif. ProvvisioDi (4478) fol. 74. — Per la streltecza dei nostri luoghi apti a t^ner
besUame oon si puö conservare venendo la vernata.
3) Die Folge jener Zölle war, dass vieles zur Weide aas der Grafschaft geführte Vieh gar
nicht mehr zurück, soadern ins Ausland ging. Erst diese Erkenntniss brachte dem Verkehr
die im Text genannte Erleichterung , volendo dare cagione che la grascia non esca dal do>
minio Fior. come sMntendc farsi per la asprezza di tali gabelle. A. Rif. Provvisioni dei XVII,
Riformatori die Commune 464, fol. 25.
4) Wenn man dem Vieh des damals volksreichen aber weidearmen Casentino für den
Weg nach verschiedenen Weideplätzen eine tihnlichc Zollcrmässigung zugestand (4462), so
geschah dies nur provisorisch , auf 3 Jahre , trotz des lebhaft empfundenen Bedürfnisses.
A. Rif. Provvisioni Nr. 4 54, fol. 4 02.
5) So wird z. B. die Vorstellung, man möge dem Casentino durch Ermässigung der Zölle
fernere Weiden zugänglicher machen und die Vermehrung seines Vichstandes ermöglichen,
mit dem Nutzen des Vi^es für die Einnahmen der Duane motivirt. !b.
6) Statuta (4 44 5) r. 476 1. c. Schon in den Statuten von 4824 II 59 heisst es: Jeder-
mann kann aus dem Distrikt und überall her nach Florenz bringen Lebensmittel und alles
was zur Bekleidung nöthig ist; und Niemand kann ihn daran hindern. Cf. auch Capitoli dt
Firenze fol. 440 4 385 Vertrag mit Arezzo.
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UN» DAS PftiNUP D£ft VltlBHUSrUIHllT. 31
Mooopoi für sich gewinnea konnie , und DichU lieber sah , als Fesselung aller
Andern. Diese Tendenz zeigt sich besonders bei der Einverleibung neuer
Gebiete in den Staat, wo man sich stets die freie Zufuhr nach Florenz sicherte,
ohne die entsprechende Gegenleistung zuzugestehen. So schliesst sich in den
Statuten unmittelbar an die Prohibition der Viktualienausfuhr aus der Graf-
schaft Florenz eine Verordnung an, welche jede derartige Prohibition der
Ausfuhr aus dem ehemaligen Staatsgebiet von Arezzo nach Grafschaft und
Sladt Florenz oder eine Erhöhung der Zölle für diese Ausfuhr strenge ver- ,
pönt <) . Charakteristisch ist für den bezeichneten Standpunkt unter Anderem,
dass man z. B. dem markgräflichen Gebiet von Monte Santa Maria , das sieh
4424 unterwarf, im Fall einer Theuerung Zollfreiheit fttr die Ausfuhr von
Korn aus dem übrigen Staatsgebiet versprach , die Ausfuhr selbst jedoch von
der Erlaubniss der Signorie abhängig machte, während umgekehrt bei hohen
Kornpreisen in Florenz , und niedrigen im markgräflichen G^iet, nach dem
Vertrag jeder Florentiner zollfrei ausführen sollte, ohne die Erlaubniss der
Lokalbehörde zu bedürfen , nur dass es der Diskretion der Florentiner anheim-
gestellt wurde, durch die Ausfuhr keine Theuerung in der Markgrafschsft zu
erzeugen^).
Dem Verkehr, der sich von der Peripherie des Staates nach dem Cen-
trum hin bewegte, sollte von keiner Seite ein Hindemiss in den Weg gelegt
werden , während man das Zurückströmen vom Herzen nach den Gliedern auf
alle Weise zu unterbinden suchte. Unter den von der Staatsgewalt zu diesem
Zweck ergrilTenen Maassregeln, die, ohne einen direkten Zwang zu enthalten,
zu den modernen Grundsätzen über die Freiheit des VeilLehrs in schroffem
Widerspruch stehen, sind die innerhalb des Staates nur zu Gunsten der
Hauptstadt geschaffenen Differentialzölle zu nennen. »Damit die Stadt
Florenz reichlicher mit Fletsch versorgt sei und-wegen der Menge der Zölle und
Duanen der Verkehr sich nicht anderswohin wende«, denkt man nicht etwa
auf eine Vereinfachung , wenn nicht Beseitigung des inländischen Zollsystems
überhaupt, sondern gewährt — allerdings erst in der letzten Zeit der Republik
— nur dem auf gewissen Strassen nach der Stadt CJorenz geführten Vieh die
Wohlthat eines massigen, nur an Einer Stelle zu entrichtenden Zolles 3). Aehn-
lich betrug der Zoll für die Einfuhr von Oel, Getreide, Mehl, Landwein, Flachs,
4) L. c. ruh. 474, cf. Capitoli di Firenze 1. c. p. 76 in Beziehung aufs Valdinievole (4353)
ferner Santa Maria a Monte p. 87 (4348) vergl. p. 568, wo man den Herren Manfredi di
Faenza als Entgelt für das Zugesländniss der Ausfuhr nach Florenz nur das Versprechen
eines diskreten Gebrauches gab, facendo queslo dlscrctamente, perche non ne segua carestia
nelle terra di quei Signori (4425).
t) Solamente avvertendo che la estrazione non porti carestia nel territorio del marchese.
Ib. p. 566. Vergl. die Accomandigia dei Signori di Pielramala (4383) p. 471, der Donna
degll Uberti (4884) p. 464. Vergl. die Befreiung der aus Arezzo und Anghiari nach Stadt und
Grafschaft Florenz ausgeführten Waaren von den dortigen Zollen.
3) A. Rif. Provvisioni 4544, fol. 48. Aehnlich hatten nach den Mai Und er Statuten
(f. 487) die Kohlen bei der Einfuhr in die Grafschaft einen geringeren Zoll zu zahlen, wenn
sie nach der Stadt gingen, einen höheren, wenn sie in der Grafschaft blieben.
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32 Die WiRrBSCBAPTSPOLiTiK dbr PLORBHTiifBii Rbbaissaiigb
Vieh und Fischen aus dem ehemaligen Pisaner Gebiet nach Stadt und Graf-
schaft Florenz nur den dritten Theil desjenigen, welcher für die Einfuhr von
dort in den Distrikt bezahlt wurde ^]; am Ende wurde sogar die Einfuhr von
Getreide aus der Pisaner nach der Florentiner Grafschaft ganz von Zöllen be-
freit , wtthrend dieselben fttrs übrige Staatsgebiet bestehen blieben ^ . In die-
selbe Kategorie gehört die dauernde 3) oder vorübergehende^) Befreiung der
hauptstadtischen Zufuhr von den Binnenzöllen. Auch da erscheint die Freiheit
als Monopol des hauptstädtischen Marktes. Und was war der Sache der Freiheit
selbst damit gedient, dass die Einfuhr der meisten Lebensmittel aus dem
Distrikt nach der Grafschaft von allem Grenzzoll befreit war^j, so lange die
Grafschaftsgrenze für den Verkehr in entgegengesetzter Richtung eine förm-
liche Absperrung bedeutete?
Die Tendenz , dem Herzen des Staates möglichst zahlreiche Nahrung zuzu-
führen, führte nun aber auch den Staat so weit abseits vom Pfade der Freiheit,
dass man sogar davor nicht zurückscheute, verschiedenen Bezirken für den
Absatz ihrer Bodenerzeugnisse den florentiner Markt geradezu auf-
zuzwingen. So verpflichtete man z. B. 1385 Monte Sansavino, seine Pro-
dukte, mit Ausnahme von Arezzö, nur nach Stadt und Grafschaft Florenz zu
Markte zu bringen ^) . Ja es findet sich ein analoger Zwang aufs ganze Gebiet
ausgedehnt. Als sich im Jahre 4443 die Fleischerzunft über die heimliche
Schweineausfuhr aus Volterra und anderen Orten nach Bologna und Forli be-
klagte, weil dadurch Theuerung auf dem florentiner Markt erzeugt würde, so
erging das Gebot, dass Jeder, der über 10 Stück dieser Thiere besUsse, dieselben
nirgends verkaufen könne, wenn er sie nicht vorher auf die Märkte der Haupt-
stadt gebracht hätte ^). Die Neigung, von diesem Gesichtspunkt aus in die
Freiheit des Verkehrs einzugreifen, wurzelte so tief, dass man sich nicht scheute,
die eben anerkannte Freiheit im hauptstädtischen Interesse wieder zu vernichten .
Veranlasst durch verschiedene MissgriffSe der Annonarbehörde , welche »Theue-
rung, Unzufriedenheit und wenig Nutzen für die Commune zur Folge gehabt«,
1) Arch. Rif. libri XVII Riformatorum. Balie Nr. 59, cap. SO (4491).
S) Ib. cap. 46.
3) Vorgl. die Exemtion von den Zöllen im Gebiet von Samminiato für dort erzeugten
Wein, Korn, Oel, Feigen, wenn dieselben nach der Stadt Florenz gin$;en, wtthrend Aus-
fuhren von dort mit anderer Bestimmung der dortigen Duane zollpflichtig waren , Statuta
(1445) I. V, tr. III, r. 28.
4) Für Getreide (1475) auf ein Jahr, A. Rif. Provvisioni f. 407. Für Getreide und Oel,
4 416 Febr. — Juni, dann für die Oelzufuhr verlttngert bis December. Provvisioni 4545 (Stil,
flor.) f. 446 ; ebenso für die Dauer der Anwesenheit des Papstes in Florenz und 44 Tage dar-
nach. 34. Oktober 4515, ib. fol. 95.
5) Pagnini 1. c. IV, 3. Genannt sind: Getreide, Mehl, Oel, Pöckelfleisch bis zu 4 0 Pfd.,
Gemüse aller Art, Geflügel, Landwein. In Mailand hat man eine ähnliche Zollbefreiung
der Einfuhr in die Grafschaft an die Bedingung geknüpft , dass die eingeführten Gegensttfnde
in Stadt und Grafschaft consumirt und nicht wieder ausgeführt wurden, Statuta Mediol.
(1480) f. 480.
6) Capitoli di Firenze 1. c. 440.
7) MDamit Abundanz in unserer Stadt entstehe«, A. Rif. Statuti dei beccai Cod. cit 99.
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UND DAS Prinzip du VsiiKBHRspuiHKtT. 33
gab man 1473 den Fiscbhandei im ganzen Gebiete frei^). Allein schon nach
wenig Tagen kam man zu der Ansicht, dass die Fische vom Lage nuovo und
einigen anderen Punkten in Folge der Neuerung nach fremden Märkten gehen
und dadurch in Florenz Theuerung entstehen würde; daher gebot man im
schroffen Widerspruch mit der eben erlassenen Verordnung , dass der Fisch-
ertrag der betreffenden Orte ohne Erlaubniss der florentiner Behörde nirgends
anderswohin als nach Florenz gebracht werden dttrfe ; zugleich erschwerte man
den Verkehr auch im Fall der Erlaubniss durch eine Erhöhung der Fischzölle
für die Ausfuhr aus der Grafschaft '^).
Wer der Freiheit vor Allem auf den Bahnen zu begegnen hoil, auf wel-
chen sich die Entwicklung desjenigen Standes vollzog , der in erster Linie zum
Trager des modernen Geistes bestimmt erscheint , dem dürfte es schwer fallen,
einer Gesetzgebung gerecht zu werden , in welcher sich das Bürgerthum einer
Stadt, wo gerade der dritte Stand in den grossartigsten, vielseitigsten Formen
steh aus sich selbst heraus entwickelte , so ganz vom Geiste der Bevormundung
und polizeistaatlichen Zwanges durchdrungen zeigt. Soll man diese Erscheinung
auf einseitige Interessenpolitik der im Regimente sitzenden Industrieilen zurück-
führen? Allerdings war sich ein so berechnender Kopf, wie der Florentiner
Fabrik- und Handelsherr , völlig klar, dass bei Wohlfeilheit der nothwendigen
■ Lebensbedürfnisse die Arbeitslöhne sich niedriger halten Hessen, die haupt-
städtische Industrie wohlfeiler produziren konnte und dadurch auf dem Welt-
markt konkurrenzfähiger wurde; und ohne Zweifel war die Vergewaltigung des
Verkehrs zu Gunsten des grossen industriellen Mittelpunktes des Staates Yon
diesem Gesichtspunkt mitbedingt. Allein wer die eigenthümliche politische
Stellung der herrschenden Commune und die Bedeutung des wirthsehaftlichen
Uebergewichtes derselben zur Behauptung dieser Stellung innerhalb des unter-
thänigen Territoriums ins Auge fasst; wer sich den ganzen Ernst der Annonar-
frage für eine Stadt mit einer gewaltigen Arbeiterbevölkerung voll unruhiger,
gährender Elemente vergegenwärtigt^ deren Versorgung durch die ungünstigen
Verhältnisse der heimischen Landwirthschaft und die bei der ringsum herr-
schenden Prohibitivpoiitik bedenkliche Kleinheit des Staates erschwert wurde;
wer femer bedenkt, dass die einseitige Begünstigung der grossen städtischen
Gentren sich in dieser Epoche in ganz analoger Weise nicht nur in den übrigen
bürgerlichen Republiken Italiens wiederholt, sondern ebensosehr in den Staaten,
wo bürgerliche Freiheit langst fürstlichem Absolutismus zum Opfer gefallen,
der wird nicht verkennen, dass die verschiedensten geschichtlichen Faktoren
zusammenwirkten , die Richtung gegen die Freiheit des Agrarverkehrs mächtig
zu fördern. Von dem so ausserordentlich prägnanten Beispiel NeapeFs ganz zu
schweigen, bedarf es, um die Stellung der Florentiner Wirthschaftspoiitik inner-
halb des Rahmens der ökonomischen Gesetzgebung der italienischen Renaissance
überhaupt zu würdigen , nur eines Hinweises auf die unter der Aegide des ab-
4) Arch. Rif. Prowisioni (U72 stil. üor. 9. Febr.) fol. ill.
2} Ib. fol. 202 am 19. Febr.
P 6 b 1 ra a B B , WirtbschBftapolitik.
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34 Dm WlRHSGHAPt^POLlTTK DBR FLORCFTTIICBR REIfAlSSAKCfi
soluten FUrslenthums zu Stande gekommene Mailänder Gesetzgebung, die nicht
nur, wie in den Noten angedeutet, in den annonarpoiitischen Ordnungen im
Allgemeinen und insbesondere in der Begünstigung der Hauptstadt sich als ein
getreues Ebenbild der Florentiner darstellt ^j , sondern dieselbe in der Fesselung
des inländischen Verkehrs entschieden noch überboten hat^). Wenn auch
Florenz , wie wir sahen , den Verkehr von den Binnenzöllen nur theilweise und
meist einseitig befreite , wenn es auch den Kern des Staates von der Grafschaft
und diese von dem erweiterten Staatsgebiet, dem Distrikt, durch Prohibitionen
künstlich abschloss und den Verkehr zum Theil mit Gewalt in die Richtung nach
der Hauptstadt hineinzuzwängen suchte , so bleibt das Alles doch weit zurück
hinter einem System , welches wieder innerhalb dieser gN^ssern geschichtlich
erwachsenen Kreise aus den kleinen Verwaltungs- und Gerichtsbezirken, ja
selbst den einzelnen Gemeindemarken eben so viele Verkehrsschranken ge-
macht hat. Die Ausfuhr von Getreide und Wein von einem Bezirk zum andern,
ja selbst von einem Ort zum andern, ist nach den Mailänder Statuten nur mit
Bewilligung der Behörde möglich. Ja innerhalb der Grafschaft kann die Behörde
die Licenz nur dann geben, wenn der Bestimmungsort der Hauptstadt
näher gelegen und ihr nicht verdächtig ist I ^) Nur zur Zeit der Aussaat ist der
Transport von Ort zu Ort freigegeben, jedoch nur auf eine Entfernung von drei
Miglien und unter der Bedingung, dass man sich dabei keinem »verdächtigen«
Orte, d. h. besonders Punkten an der Bezirksgrenze nähere. Soweit hatte man
jed« Freiheit der Bewegung unterbunden, dass man in Consequenz jener Pro-
hibitionen sich gezwungen sah, dem Bauer das Recht, die Ernte vom Felde ohne
vorhergehende staatliche Erlaubniss nach seiner Scheune zu führen, erst förm-
lich durch das Gesetz zu garantiren ^) . Völlig durchzuführen vermochte man
\) Man vergl. z. B. auch die Erklärung Franz Sforza's im Jahre U50, worin die reich-
liche Versorgung der Hauptstadt mit Lebeosmitteln als Hauptsorge der herzoglichen Regie-
rang hingestellt wird. Arch. Pantgarola Cod. E, f. 44.
3) Man vergl. nur das nach der schlechten Ernte von 4482 an alle im Herzogthum
ansässigen Grundbesitzer erlassene Gebot, binnen i Monaten alle ihre, den eigenen und ihrer
Familien Bedarf überschreitenden Kornvorräthe nach Mailand zu bringen! Ib. Cod. H,
fol. 458. Man sieht, aufs wirthschaftllche Gebiet lässt sich die Ansicht Guicciardini*s
über die Stellung von Republik und Monarchie zu den verschiedenen Bevölkerungsklassen
nicht übertragen. »Essendo il costame dalle repubbliche non partecipare i frutti deUa sua
libertä e imperto a altri che i suoi cittadini propri — questa ragione non milita in un reg n o
il quäle b piü comune a tutti i sudditi: Considerazioni sui discorsi del Macchia-
velli. Opere ed Caoe^trini I, S8.
8) — Si terra vel locus quo ducitur est propinqnior civitati et non sit suspectus vel sus-
pecta 161. 459 der Statuten. Cf. Arch. Panigarola (4 443) B, f. 496: »Obgleich wir verboten
haben , dass Getreide , Gemüse oder Viktualien überhaupt ohne unsere spezielle Erlaubniss
von einem Ort zum andern geführt werde, so ist es dpch unsere Intention , dass nach unsern
Städten Mailand und Pavia diese Dinge von Jedermann eingeführt werden können.
4) Statuta Mediol. 1. c. Uebrigens machte man hier wieder einen Unterschied zwischen
dem frisch geernteten Getreide , welches aosgedroschen und consumirt und jenem , das auf-
gespeichert werden sollte. Bei jenem macht der Wohnort des Eigenthümers keinen Unter-
schied , »auch wenn er an der Grenze eines andern Bezirks gelegen«. Bei diesem gilt die
Beschränkung : dunimodo non conducatur sine licentia de una terra ad aliam ultra mtliaria
tria — et de uno loco ad alium pro incancvando intra locu suspeclo.
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vifi> DAS Prinzip dsr VsRKfiRRsPRBiRtiT. 35
m
freilich dieses System auf die Dauer keineswegs. Schon die Statuten gestatten
— allerdings eine kärgliche Konzession — wenigstens nach den Märkten der
Grafschaft an den Markttagen selbst Korn und Gemflse bis zu zwei Starien zu
fuhren 1). Trotzdem wäre eine wahrhaft freiheitliche Entwicklung kaum ein-
getreten, wenn nicht das Licenzenwesen von den Beamten zu willktlriichen
Erpressungen aller Art ausgebeutet worden wäre 2] . Diesem Uebel, welchem
keine Regierung zu steuern vermochte, ist in erster Linie die Reform von 1494
zu verdanken , durch welche am Ende der Binnenverkehr doch insofern frei-
gegeben wurde, als die Licenzen zwar noch nachgesucht werden mussten, aber
von der Behörde nicht mehr verweigert werden konnten , wenn der Bestim-
mungsort des betreffenden Getreidetransportes mehr als 4000 Schritte von der
Staatsgrenze entfernt war 'j .
Indem wir uns wieder Florenz zuwenden, tritt an uns noch die Frage
heran, in welchem Umfang der Staat dem Verkehr zwischen In- und Aus-
land freie Bewegung zugestanden hat. Dass auch hier die Abschlies-
sung die Regel bildet, erscheint schon als nothwendige Consequenz des im
Inland durchgeführten Prohibitivsystems, dessen Endzweck zum Theil vereitelt
werden musste, wenn die Schranken, welche Grafschaft und Distrikt trennten,
sich nicht an der Staatsgrenze wiederholten. Dieselben Verbote, welche die
Ausfuhr von Korn, Vieh und Lebensmitteln aus der Grafschaft beschränken,
gelten auch für die Ausfuhr aus dem Distrikt^), sie werden bei jeder VergrOsse-
rung des Staates auf die neuen Grenzen ausgedehnt ^) . Trotzdem machte steh
hier eine stärkere freiheitliche Strömung bemerklich. Natürlich ! In der Graf-
schaft mit ihrer volkreichen industriellen Hauptstadt und einer Bodenproduk-
tion, die den Bedarf nicht zu decken pflegte, musste der Verkehr an sich schon
eine so starke centripetale Tendenz erhalten , dass die Abschliessung der Graf-
schaft nach Aussen — um mit Röscher zu reden — nur der juristische Aus-
druck einer Thatsache ist , die sich ohnehin — zum grossen Theil wenigstens
— von selbst gemacht hätte®). Je weiter aber bei der im 44. und 15. Jahrhun-
dert stetig zunehmenden Ausdehnung des Gebietes die Staatsgrenzen von der
Hauptstadt sich entfernten, desto kräftiger musste in den Grenzgebieten die
centrifugale Strömung hervortreten , zumal sich in einem so hochentwickelten
industriellen Lande wie dem damaligen mittleren Italien überall Absatzgebiete
4) Ib. 8) Arch. Panigarola D (4444) fol. 87.
5) Ib. Kf fol. 16 — »ut circa bladam de loco ad locum conducendam commodemus sub-
ditis nostris quantum fieri possit« I
4) Statuta (4445) 1. c. rub. 484 u. 280.
5) Die Capitoli dl Firenze bieten lehrreiche Beispiele dafür. Vergl. den Vertrag mit
Arezzo (4385), dessen Angehörige jede Ausfuhr von Korn, Wein, Oel, Fleisch, Köse, Pöckel-
fleisoh , Wildseh weinen , Rehen aus dem florentiner Territorium , wozu jetzt auch das Are-
tioisdie geborte, unbedingt verbot (f. 440). Vergl. dieselbe Bestimmung für alle florentiner
Unterthanen , Statuta 1. V, tr. IV, r. 22. Wurde im einzelnen Fall auch die Licenz ertheilt,
ao lasteten doch auf dem Verkehr noch die hohen Ausfuhrzölle, cf. z. B. A. Rif. Prowisioni
Nr. 457, 4465, f. 240.
6) Cf. Kornhandet und Theuerungspolitik 409.
3*
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36 Die Wirthscha^ptspolitik dbr plorbntiner Rrnaissancr
in grösserer Nähe eröflheteD. Eine konsequente dauernde Absperrung hatte
hier geradezu zerstörend auf den Ackerbau einwirken müssen. Am meisten
musste das Bedttrfhiss nach Freiheit in Gegenden empfunden werden , wie in
dem seit 1406 einverleibten Pisaner Gebiete, da hier einerseits der Ackerbau
überwog und andererseits die Verödung Pisa's den Kornhandel des Marktes
einer seemachtigen Handelstadt beraubte. So erklärt sich, dass die erste be-
deutsame Konzession , welche die Wirthschaftspolitik der Commune auf dem
Gebiete des Komhandels mit dem Ausland dem Prinzip des freien Verkehrs
gemacht hat, eine Maassregel zu Gunsten der Pisaner Landschaft gewesen ist.
Neun Jahre bevor England in derselben Richtung die Bahn der Freiheit betrat,
am 18. December 1427, verordnete Florenz ^): «Jeder kann in Zukunft frei aus
der Stadt Pisa, der Maritima und dem ganzen Pisaner Gebiete nach allen Theilen
der Welt jede Quantität Korn ausführen, ohne einen Zoll zu bezahlen ausser
5 Soldi für den Starius (6 Lire den Modius) ; und der Ausfuhr soll kein Hinder-
niss in den Weg gelegt werden. Doch gilt dies nur für die Zeit, in welcher der
Preis des Starius in der Maremnia und der ehemaligen Grafschaft von Pisa
15 Soldi nicht übersteigt. Und wenn die Preise noch tiefer sinken, so kann die
Signorie , die Capitane der Welfenpartei , die Acht der Gustodia und die Räthe
der Merkanzia und der Universitas Mercatorum den Zoll von 6 Liren herab-
setzen, aber nicht unter 4 Lire für den Modius. Die letztere Minderung soll
aber nur für die Zeit gelten , für welche sie gemacht wird , und darf in keinem
Fall auf den nächstfolgenden Mai ausgedehnt werden. Bevor aber eine solche
Zollherabsetzung beschlossen werden kann , müssen alle die an Berathung und
Abstimmung theilnehmen , einen Eid aufs Evangelium ablegen , dass sie keine
schwarze Bohne für Verminderung abgeben wollen; ausser wenn sie mit ihrem
Gewissen bezeugen können , dass dieselbe für die Commune Florenz heilsam
sei und ihr Votum nicht durch die Rücksicht auf den Nutzen von Privaten be-
stimmt werdea. Schon im Mai 4 428 überschritt man jedoch die hier mit einer
gewissen Aengstlichkeit gesteckten Grenzen, indem man das in dem Gesetze von
1 427 prinzipiell festgehaltene Minimum des zulässigen Ausfuhrzolls aufgab und
denselben gleich auf 2 Lire für den Modius herabsetzte ^j .
Damit war nun aber auch im W^esentlichen das Maass der Zugeständnisse
erschöpft, die man dem Verkehr machen zu dürfen glaubte, und die Bedächtig-
keit, mit der man den ersten Schritt zur Freiheit verklausulirt hat, ist auch
später von dieser Politik nie verleugnet worden , wo es sich darum handelte,
den Verkehr gewissermassen aus der Hand zu geben. 1442 machte man sogar
den grossen. Rückschritt , die Ausfuhr nur dann gestatten zu wollen , wenn
Signorie und CoUegien und die Beamten der »Abundanz« mit 36 Stimmen sich
dafür erklärten, und im letzteren Fall ausser dem Zoll für die Ausfuhr aus dem
Pisaner Gebiet einen Zuschlag von einem Goldgulden für den Modius zu er-
heben! Die Folge war, dass die Getreideausfuhr auf ein Minimum reduzirt
4) Ordini del Consolato della nazione Fiorentina. Arch. Rif. Classe XI, dist. IV, Nr. 77,
fol. 24.
f) ib. fol. 25. 8) Arcb. Rif. Balie Nr. 44, fol. 82.
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UND DAS Prinzip der Yerkebrsfrbiheit. 37
wurde , »weil man auf diese Weise nicht viel weniger an Zoll bezahlte , als das
Getreide selbst werth war<(^). Für unsere Frage aber hatten die schlimmen
Wirkungen der neuen Sperre die Bedeutung, dass man sich schon 1444 ent-
schliessen mussto, »mit freigebigerer Hand die Getreideausfuhr zuzugestehena^j,
wenn diese Freigebigkeit auch zunächst nur darin bestand, dass man den ausser
den Zöllen erhobenen Zuschlag auf 44 Soldi erniedrigte. Die spätere Praxis
lenkte dann noch entschiedener in die frühere freiheitliche Richtung ein. Sie
erkannte wieder ein Preisminimum an , bei welchem die Ausfuhr freigegeben
wurde 3). Allerdings war dasselbe um den dritten Theil höher angesetzt als
früher, doch verband sich damit andererseits eine Erniedrigung des Zolles.
Derselbe betrug seitdem bei einem Preis von 20 Soldi für den Starius 4 Soldi,
also bei einem solchen von 15 Soldi nur 3 Soldi = 20%, während der frühere
Zoll 30 o/o betragen hatte. Ein Fortschritt über diese in der letzten Hälfte des
Jahrhunderts herrschende Zollpraxis hinaus, d. h. eine fortschreitende Vermin-
derung der Zölle, ist nicht eingetreten. Das fiskalinische Interesse hat eben
auch hier , abgesehen von den Gesichtspunkten der Theuerungspolitik , hem-
mend eingewirkt. Was sollte nicht allein der Zoll für die Kornausfuhr aus der
Pisaner Landschaft alles leisten ! Alljährliche Beiträge zur Tilgung der Staats*
schulden , zu Kanal- und Festungsbauten , zur Begründung und Unterhaltung
eines Reservefonds für Getreideaufkäufe von Staatswegen und andere Maass-
regeln io theuerer Zeit I Das starke Hervortreten der fiskalinischen Interessen
führte zu den widerspruchsvollsten Erscheinungen. Während man z. B. die
Pisaner Grenzzölle in liberalem Sinne regelte, hielt man daneben bis zum Jahre
1470 für die Komausfuhr aus der Stadt Pisa nach der Landschaft einen Zoll
fest, der von Einsichtsvollen als ganz übermässig bezeichnet wurde, und doch
verstand man sich erst dann zu einer Verringerung, als der Ertrag dieses Zolles
auf den 3. Theil herabgesunken war^).
Auf das Gesammtstaatsgebiet haben die Gesetze, die unter der Vor-
aussetzung eines gewissen Preises die Kornausfuhr prinzipiell freigaben , keine
Ausdehnung gewonnen. Wo ausserhalb des Kreises, für den wir sie bestimmt
sahen, dergleichen vorkommt, ist es als vereinzelte Ausnahme zu betrachten ^) .
Kein Wunder , nachdem selbst auf jenem begrenzten Gebiete die freiheitliche
Tendenz so bedenklichen Rückfällen ausgesetzt gewesen und eine rechte Eni-
4) Ib. 2) — Ut largiori manu dicta grani extractio concedetur, ib.
5) Arch. Rif. Prowlsioni 4466, Nr. 458, fol. 59. Vergl. Beilage I.
4) Atteso che la gabella della tracta del grano h mancata assai e da due mesi in qua
Don a gittato il terzo dell' usato, e stimasi dagl' intendenti e pratichi questo procedere dalla
ingorda gabella , la quäle riducendosi a meno pregio gitterebbe piü e seguirebbene grande
utile del comune. Arch. Rif. Prowisioni 4 470, fol. «44.
5) Mir ist nur Eine solche Ausnahme bekannt. Bei Gelegenheit der Einverleibung
Valiano's (4426) versprach Florenz, die Ausfuhr des Kornes aus dessen Bezirk ins Ausland
zuzulassen, »senza pregiudizio e pena veruna«, wenn die Kornpreise in Florenz 30 Soldi für
den Sextar nicht überschritten. Nur dann, wenn die Preise höher waren, sollte eine beson-
dere Erlaubniss der Signorie nöthig sein. Capitoli di Firenze 649. Schon aus der Bestim-
mung, dass die Ausfuhr gleichzeitig ganz zollfrei sein soll, wird klar, dass es sich um eine
privilegirte Ausnahmestellung dieses Bezirkes handelt.
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38 Die Wirthschaftspolitik der Florentiner Renaissance
Wicklungsfähigkeit auch auf die Dauer nicht bewährt hat. So blieb es, was das
Gesammtgebiot betriff, immerdar den Exekutivbehörden anheimgestellt, die
Freiheit zeitweilig zu gewähren , 'die gewährte wieder zurückzunehmen , die
Termine der freien Ausfuhr — oft nur Gnadenfristen von ein Paar Wochen —
zu verlängern, zu kürzen, die Zölle zu erhöhen, zu mindern, je nachdem es die
verschiedene Einsicht und Ansicht der durch den raschen Wechsel der obersten
Behörden so sehr vervielfältigten Zahl der zur Entscheidung berechtigten Indi-
viduen für gut fand, dem Verkehr mehr oder minder freien Lauf zu lassen.
Prinzipiell hielt die Gesetzgebung an dem Prohibitivsystem fest. Mochte die
Exekutive der Freiheit noch so oft grossem Spielraum gönnen , es blieb dies
doch immer nur eine ephemere Erscheinung , so ephemer, wie die Amtsgewalt
der Exekutivbeamten selbst. Die Entscheidungen einzelner erleuchteter Behör-
den mögen immerhin von modernem Geiste eingegeben gewesen sein , ein ge-
ringeres Ernteergebniss des Folgejahres , veränderte Anschauungen alsbald an
die Stelle tretender völlig neu zusammengesetzter Behörden verhalfen nur zu
rasch der entgegengesetzten Tendenz zum Sieg ^) . Aus diesem wechselvollen
Spiel einer der rechten Kontinuität entbehrenden Verwaltung, deren Leiter
kamen und gingen , wie die Abschnitte des Jahres , ist kein festbegründetes
Erfahrungsprinzip hervorgegangen, welches die Praxis auf die Dauer beherrscht
hätte oder als allgemeinverbindliche Norm in die Gesetzgebung übergegangen
wäre. Das Dauernde, immer Wiederkehrende ist die Gebundenheit, die Freiheit
ein sporadisches Erzeugniss zufälliger Umstände, ein Experiment, das selbst In
den Akten der öffentlichen Verwaltung der Republik nur selten eine greitbare
Spur seines Daseins hinterliess ^) .
Was die Einfuhr aus dem Ausland betrifll, so erkannte man in Florenz
sehr wohl die günstigen Verhältnisse , welche dem Getreideverkehr von selbst
die Richtung nach seinem Gebiete wiesen. Da in den benachbarten Gebieten,
heisst es in einem Staatsbeschluss, die Kompreise niedriger zu sein pflegen,
als im Territorium von Florenz , und da es naturgemäss ist , dass die Waaren
dorthin gehen, wo sie hohem Werth haben, so wird Getreide in bedeutenden
Quantitäten eingeführt, obgleich in Folge der fast allerwärts bestehenden Aus-
fuhrverbote ein grosses Risiko damit verbunden ist 3). Man sah auch, wie es
in demselben Gesetze heisst, das geeignetste Mittel zur Ermuthigung der Ein-
fuhr darin, die Zölle, welche an der Landesgrenze und im Innern vom Getreide
erhoben wurden , zu beseitigen. Allein trotz dieser Einsicht und obgleich
4) Es kam ^ohi vor, dass man die Befugniss der Behörde zur Ertheilung von Licenzen
oder allgemeiner Freigabe der Ausfuhr suspendirte, indem man durch Gesetz eine vöüige
Sperre verfügte. Cf. das absolute Verbot jeder Kornausfuhr vom 95. Aug. U64. — Ende Juni
1465. A. Rif. Provvlsioni Nr. 456, fol. 409.
9) Bezeichnend für die zeitweiligen Konzessionen der Komausfuhr sind Notizen, wie die
Scipione Ammirato's zu 4493 (VI, p. 484). Seguitando I' abbondanza del grano fu allungato
per tutto il giugno il tempo deir estrazione.
3) Arch. Rif. Provvisioni (4464) Nr. t56, f. 476 — bench^ chi lo conduce, Jo fa con gran
rischio di lui per le prohibizioni che sono comunemente in ogni luogo che di qüello non se
ne possa trarre.
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tND DAS Prinzip der ViRKEHRfn^iiEiHBiT. 39
die Kornzölle nach dem Ausspruch desselben Gesetzes niedrig und we*
nig zahlreich waren, hat es doch das fiskalinische Interesse — denn nur
dieses und nicht etwa die Absicht eines Schutzes der heimischen Landwirth*
Schaft kam hier in Frage — nie dazu kommen lassen , dass der Verkehr auf die
Dauer von demselben befreit wurde. Man begnügte sich stets mit einer nur
vorübergehenden Aufhebung der Binnen- und Einfuhrzölle i). Nur für Vieh-
einfuhr hat man im Laufe dieser Periode nicht nur eine dauernde ZoIIermttssi-
gung eintreten lassen 2), sondern auch Schafe, die mit Lämmern, Kühe, die mit
Kälbern eingeführt wurden, völlig vom Zoll befreit, Letzteres allerdings nur für
den Fall, dass sie nicht im Inlande verkauft wurden. Geschah dies, so musste
der Zoll doch noch nachgezahlt werden.
Ein Verbot der Wiederausfuhr von eingeführtem Korn und Vieh , wie es
für die Grafschaft galt, findet sich nicht. Für das Vieh wurde sogar, wenn es
binnen 8 Monaten wieder ausgeführt wurde , zollfreie Ausfuhr aus dem Staats-
gebiet zugestanden ^j . Neben der Freigabe und theilweisen Zollbefreiung der
Wiederausfuhr , womit man einer Lebensfrage des internationalen Verkehrs in
freiheitlichem Sinne gerecht wurde und zugleich die Zufuhren zu den heimi-
schen Märkten ermuthigto, kommen für unsere Frage nur noch zwei in der
Praxis dieser Epoche immer wiederkehrende Maassregeln in Betracht: Prä-
miirung der Korneinfuhr bei hohen Preisen^) und grosse Getreideaufkäufe im
Ausland von Seiten des Staates ^) . Beides gemahnt uns wieder an den weiten
Abstand zwischen der Richtung der Zeit und jenem modernen Standpunkt, der
die Einmischung des Staates als eine Beeinträchtigung der Verkehrsfreiheit
grundsätzlich verwirft, auch wo sich kein Zwang damit verbindet. Die staat-
lichen Komaufkäufe insbesondere erinnern uns an einen originellen Gebrauch,
dessen wir Erw ähnung thun , weil er ein charakteristisches Zeugniss für den
zähen konservativen Sinn ablegt, welcher auf diesem Gebiete vorherrschen^t war.
Seit alten Zeiten bestiegen alljährlich am 3. Februar die »Offizialen der Abun-
danz« den ragenden Thurm von Orsanmichele — der damaligen Schranne —
i) Cf. ib. Saspension der Binnen- und Einfuhrzölle für Korn von December 4464 bis
Ende Juni 1465, ebenso 1483 vom 91. Mttrz bis 34. Okt. Prowisioni 4482 (stil. Aor.) Nr. 474,
f. 48S. Cf. Suspension des Einfuhrzolls im December 4 449, Pagnini 1. c. IV, p. 44. Venedig
war Florenz insofern voraus, als die Korneinfuhr aus der Levante zollfrei war, cf. ib. Pratica
della mercatura di Balducci Pegolotti III, 4 38.
2) Arch. Rif. (4448) balie Nr. 49, f. 84.
3) Ib. Ein bedeutsamer Fortschritt gegen früher, wo das Vieh nur binnen 20 Tagen
zollfrei ausgeführt werden konnte und — vor 4 488 — gar nur binnen 40 Tagen. Arch. Kif.
Balie (4 433) Nr. 4J, f. 47.
4) Vergl. dafür schon denDiscorso intorno al governo diFirenze (4J80— 92) bei Capponi:
Storia di Firenzc I, 559. Damals prSmiirte man den Starius ausländischen Getreides, das auf
den Markt nach der Stadt Florenz kam, mit 12 Denaren. — 4465 die Einfuhr nach Porto
Pisano aus einer Entfernung von mindestens 400 Miglien mit einem Gulden für den Modius.
A. Rrf. Prowisioni (4465) Nr. 457, f. 88. — 4 482 die überseeische Einfuhr ins Staatsgebiet
mit der Verpflichtung, daselbst zu verkaufen und nicht wieder auszuführen , mit derselben
Pmmie. Prowisioni Mr. 474, f. 95.
8) Dieselben waren mit kolossalen Verlusten für den Staat verbunden. Cf. Oiov. Villani
X, 4 48, M. Villani 111/76.
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40 Die Wirthsghaptspoutik der Florentiner Renaissance
um die Gampagna ringsum zu überschauen , und je nachdem sich deren Grün
mehr oder minder kräftig dem Auge darslellte , bestimmten sie den Umfang
der staatlichen Kornkflufe des laufenden Jahres !*] Wenn m^n im 45. Jahr-
hundert auch längst über die UrsprUnglichkeit der Kindheitsepoche wirthschaft-
licher Erkenntniss hinaus war , welcher dieser Gebrauch entstammt j wenn es
auch sicherlich Leute genug gab, für welche derselbe kaum mehr als eine
altehrwttrdige Ceremonie war, so beweist doch schon die Thatsache seines
Fortbestehens in einer Zeit hochentwickelter Reflexion, wie sehr sich die öffent-
liche Meinung auf annonarischem Gebiete in den alten Geleisen gefiel, wie wenig
doch im Allgemeinen der Boden für jene tiefere Erkenntniss vorbereitet war,
aus welcher der Gedanke der Freiheit erblühen kann.
m.
Die industrielle Yerkehrsfreiheit nnter den Einwirkungen des
Zunft- und Folizeizwanges.
So lange die zunftmässige Organisation der Arbeit die gesammte Industrie
regelte und beherrschte, war es neben der Stärke der ethisch-religiösen Triebe
des Volksgeistes oder der engherzig egoistischen Neigungen , wie sie den Ver-
fall des Zunftwesens charakterisiren, neben den Einflüssen der die Zeit beherr-
schenden ökonomischen Anschauungen , von der grössten Bedeutung, welche
Stellung innerhalb des Staalsganzen die gewerblichen Innungen eingenommen
haben. So war es für den Geist, der das korporative Leben bestimmte, durchaus
nicht ^leichgiltig, dass z. B. in Venedig die Zünfte das einzige Organ darstellten,
durch welches sich das Streben des Bürgers nach einer selbständigen Theil-
nähme an der Entscheidung über seine Geschicke noch bethätigen konnte , und
dass zugleich die herrschende Aristokratie diese kleinen Kreise in ihrer wirth-
schaftlichen Gesetzgebung allzu frei schalten Hess, weil sie in den staatlich
ohnmächtigen kleinen Zunftrepubltken ein Hauptmittel sah, das aller politischen
Recht« beraubte Volk durch das Spiel einer ungefährlichen Selbstregierung zu
befriedigen und zu beschäftigen ^ . Daher tragen die Venezianer Zünfte über-
wiegend den Charakter für sich bestehender Interesseniengruppen , ohne die
nothwendige enge Fühlung mit den grossen allgemeinen Interessen der Ge-
sammtheit; und es erklärt sich leicht, dass seit dem 4 4. Jahrhundert, um die-
selbe Zeit, als die Abschliessung der herrschenden Aristokratie sich vollendete,
in den Zünften, die sich bis dahin in den Bahnen einer gesunden Freiheit
bewegt, der Geist des Monopols und der Absperrung mächtig zu werden begann.
4) — Dal verdeggiare piü meno della medesima regolavano le loro conopre di Grano.
Cantini : Legislazione del foro toscano III, 60.
2) Yergl. den ausgezeichneten historisch-kritischen Bericht zur Reform des veneziani-
schen Zunftwesens von 1778 bei Sagredo: SuUe consorterie delle arti edificative in Veneria
p. S49.
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VflO DAS PmNEIP DBR VERKBHRSFIIBIHBiT. 4 1
In welch' ganz anderer Stellung als in den Lagunen treten uns die Zttnfte
in Florenz entgegen ! Die zünftige Organisation des Volkes die Wurzel seiner
Kraft, Ausgangspunkt und Sttttze aller bürgerlichen Freiheit, die Grundlage
der gesaramten Verfassung der Republik 1 1) Daher der Eintritt in die Zunft ein
politisches Glaubensbekenntnisse abgelegt für Volksregiment und Weifenpartei,
und ohne Zunflmatrikel kein politisches Recht ^). Daher in den Innungen neben
den eigentlichen Gewerbsgenossen die Vertreter der freien unzünfligen Geistes-
arbeit, die Träger der universellen geistigen Grösse von Florenz. Wer einmal
in dem stolzen Saale , der die Archive der Zttnfte birgt , zu den Bildnissen der
grossen Männer emporgeschaut, die dereinst den ZUnften als einfache Genossen
angehört, der wird einen unverlöschlichen Eindruck von der Bedeutung dieser
wahrhaft nationalen Institution mit fortgenommen haben. Kurz die Zünfte
waren hier nicht wie in Venedig Korporationen zur Pflege rein wirthschaft-
licher, kirchlicher und mildthfltiger Zwecke, sondern neben allem dem zugleich
wahrhaft politische Institute. Eben das Eingreifen in die Verfassung ist es
gewesen , durch welches — um mit dem geistvollsten der neueren Darsteller
Florentinischer Geschichte zu reden — den Florentiner Zünften ein Geist um-
sichtiger Weisheit mitgetheilt wurde ; der sie vor spiessbürgerlicher Versaue-
rung aufs Glücklichste bewahrt hat 3} .
Das war kein Boden für das Ueberwuchern monopolistischer Tendenzen,
die dem Wohl des Ganzen widerstrebten , dessen Interesse in diesem Punkte
ja zugleich das der Freiheit war ; und zwar um so weniger , als der Staat die
aus der korporativen Autonomie der Zünfte hervorgehende Gesetzgebung stets
in engster Beziehung zum Allgemeinen zu erhalten wusste. Für Florenz , wie
für die italienischen Staaten der Zeit überhaupt, ist die Ansicht Endemann *s,
dass die Statuten der Innungen durch sich selbst volle Geltung hatten, ohne
einer Konfirmation von Seite der höhern Gewalt zu bedürfen, durchaus unhalt-
bar^). Hier bestand sogar für die staatlich vorgeschriebene Bestätigung^) eine
i) Cf. statuta (4415) 1. V, tract. I, r. 4—7, 17,185.
2) Wer nicht einer Zunft angehörte, hatte nach den »Ordnungen der Gerechtigkeit« weder
aktives noch passives Stimmrecht; er war, wie man damals sagte, nicht »statuale« d. h.
nicht fthig zu den öffentlichen Aemtem.
3) Sieveking, Geschichte von Florenz. Studien aus den Lehrjahren eines unzünftigen
Freimeisters ; in den Schrillen der Akademie von Hamm 1844, Band I, Abtheilung 1, p. 58.
Vergl. Varchi's treffliche Schilderung des florentiner Bürgerthums der letzten Zeit der
Republik (Storia Fiorentina II, I2i), woraus hier nur (nach Reumont's IJebersetzung in
seinem »Leben Lorenzo Magnifico's« 11, 440) folgende Stelle angefiUirt sei: »Ich theile die An-
sicht solcher nicht, die, weil die Florentiner Kaufleute sind, ihnen Adel der Gesinnung
absprechen und sie für niedrig und plebejisch halten. Oft habe ich mich im Stillen gewun-
dert, wie Leute, die sich von Kindheit an mit Wollenballen und Seidenstrttngen umher-
zuschleppen oder gleich Sciaven den Tag und einen Theil der Nacht am Webstuhl und am
Farbkessel ihre Arbeit zu verrichten pflegen , häufig , wo es noth thut , solche Hochherzigkeit
und Seelengrösse bekunden, dass sie so schön reden wie handeln« u. s. w.
4) Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht V, 153.
5) Statuta (1415) lib. IV, tract. cons. artium etc. r. 35, cf. Statuten v. 1321 r. 9 und
LIber legum Palatii artis lanae Cod. cit. fol. 30. »Keine Zunft darf ein Statut haben, das
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42 Die Wirtbsghaptspolitik dek Florentiner Renaissance
besondere KommissioD, )>die Approbatoren der ZuDÜstatuten«, die, in der Regel
aus sieben Repräsentanten der sieben »oberna und einem der 44 »untern«
Zttnfte zusammengesetzt , das Interesse der Gesammtheit gegenüber dem ein-
zelnen Gewerbe vertrat und in den Zunftbüchern viele Hunderte von Zeug-
nissen ihrer allenthalben eingreifenden Thütigkeit hinterlassen hat. So ist es
gelungen, in den Statuten der Zünfte eine so grosse Uebereinstimmung in den
Prinzipien aufrecht zu erhalten ^] .
Fragen wir nach der Bedeutung dieser Prinzipien für die Frage der Ver-
kehrsfreiheit, so müssen wir zunächst den in allen Zunftstatuten wieder-
kehrenden Grundsatz hervorheben, dass Jeder der sich zur dauernden
Ausübung eines Gewerbes niederlässt, zur Immatrikulation in diejenige Zunft
verpflichtet ist, der dasselbe zugehört. Natürlich ! Die Zunft übernahm ja für
den Staat die wichtigsten öffentlichen Leistungen. Durch die von ihr selbst
besoldeten Beamten, die mit öffentlicher Autorität ausgestattet als Staatsbeamte
fungirten^), üble sie Gerichtsbarkeit in Handels- und Gevverbesachen in weitem
Umfang und eine sehr ausgedehnte Oberaufsicht und Konlrole über Güte und
Realität der gewerblichen Arbeit im Interesse des guten Rufes der heimischen
Industrie. Sie war eine militärische Korporation »zum Schutz des Friedens
und der Ruhe« in der Stadt*), sie schützte die Genossen vor Gewaltthat und
trat für den Verletzten auch vor Gericht ein*), sie sorgte für die Schadlos-
haltung desjenigen, der in Folge des herrschenden Repressaliensystems an
seinem Gut gekränkt ward ^) , und griff mit helfender Hand dem verarmten
nicht approbirt ist« bei Strafe von 500 Liren für die Zunft, von 200 für die Konsuln und 50
den Notar, der sich bei der Abfassung beiheiligt. Siehe denselben Grundsatz im Brevc
Pisani Conmnis ed. Bonaini 1. c. 1, S90 und II, 254. Cf. Arch. Panigarola Cod. H, fol. 486:
In hac urbe Mediolani viget statutum quod nisi tales ordines (sc. artium] in termino trienoii
fuerint approbata, quod non valeant (4 488).
i) Keineswegs eine völlige, wie Emiliano Giudici in seiner Ausgabe der Statuten der
Calimala (Storia politica dei municipi Italiani Appendice S07) behauptet. Noch weniger kann
ich seine Ansicht theilen , dass »es genügt, eines der Statuten zu studiren , um alle andern
kennen zu lernen«. Auch die Cruska scheint dieser Ansicht zu sein ; wie könnte sie sonst
diese hochwichtigen Testi di Hngua so beharrlich ignoriren, wfihrend sie doch sonst un>
gedrucktes Material nicht verschmäht. Wie prinziplos, dem Forscher für die genannten
Statuten der einen Zunft die sprachlich technische Erläuterung zu bieten, weil sie zufällig
und noch dazu unkritisch gedruckt sind, während man ihn bei den übrigen, ebenso wichtigen
und der Erklärung noch mehr bedürftigen Statuten im Stiche lässt?
8} Liber legum artis lane Cod. cit. (UU) Consulatus artium sunt officia comunis et
populi et civitatis Florentiae.
8) Sie besteuerte die Mitglieder zur militärischen Ausrüstung der Zunft. Cf. Statuten
der Schmiede (fabbri Cod. 4 des Archivs dieser Zunft fol. 86 u. 99) »ut ars fulciatur armis«
und die Urkunde von 4292 (bei Cantini 1. c. I, 4 05), wo es nach Aufzählung aller Zünfte heisst:
quae vexilla habent a comuni Florentiae et quorum praesidio certum est Givitatem et Comune
Florentiae defensari.
4) Statut der Tuchkrämer und Leinenhändler Cod. 5 des Archivs der »arte dei rigattieri
e pannaioli (4840—4529) rub. 58. Arch. Rif.
5) Statut der »Calimala«, die den Handel mit französisch-flandrischen Tüchern und deren
Verfeinerung in Florenz betrieb. Ed. Giudici 406.
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tifo DAS Pkinzip der Vbakehrspreihbit. 43
oder bedrängten Gewerbsgenossen unter die Arme ^), sie vertrat, wenn es
noihthat, auf eigene Kosten das Interesse der vaterländischen Industrie im
Ausland. Fttr den Staat übernimmt sie die Verwaltung kirchlicher und wohl-
thätiger Institute, ist selbst grossartige Unternehmerin auf diesem Gebiete'^)
und fügt, indem sie die bildende Kunst in ihren Dienst nimmt, zu der einen
grossen Errungenschaft des mittelalterlichen Zunftwesens, der Ehre der
Arbeit, noch einen zweiten Ruhmestitel, dessen Glanz nie verblassen wird,
auch wenn die gewaltigen Kunstschöpfungen von Sanmichele , der herrlichen
Ruhmeshalle der florentiner Zünfte, dereinst nicht mehr von ihrem Geist und
ihrer Grösse zu allem Volke sprächen.
Angesichts dieser universellen Aufgaben, welche trotz der regelmässigen
Besteuerung der Genossen die finanziellen Kräfte der Zünfte nicht selten über-
stiegen, begreifen wir, dass der Einzelne sich unmöglich der Pflicht entziehen
konnte, der Zunft beizutreten und zu steuern. Denn es ist billig — heisst es
in den Statuten der Tischler — dass der, welcher am Genuss theilnimmt, auch
die Lasten tragen helfe ^] . — Die wirthschaftliche Freiheit des Einzelnen er-
scheint durch diesen von der Natur der Dinge selbst geforderten Zunftzwang
an und für sich nioht gefährdet. Allerdings taucht einmal am Ende der Periode
ein vereinzeltes Symptom auf, welches beweist, dass wenigstens im Kreise der
niedern Gewerbe der Versuch gemacht wurde, das Zwangsrecht in einseitig
extremer Weise auszubeuten , zu gleicher Zeit aber auch , wie energisch die
Gesammtheit für die Freiheit gegen eine unberechtigte Ausdehnung des Zunft-
zwanges eintrat. Auch in Florenz kamen wohl Erscheinungen vor, wie die,
dass z. B. die Holzarbeiter und Tischler einen zur Zahlung der Matrikel zwingen
wollten , der sich einen Pflug oder Tisch zum eigenen Gebrauch gezimmert ^) ,
1) Arch. Rif. Statuti dell' arte dei medici spetiali e merciai di porla s. Maria (1349 — 4558)
Cod. 3 des betr. Archivs r. 36.
i) Cf. z. B. die Oberaufsicht der Calimala über San Giovanni, ungedr. Statut dieser Zunft.
Cod. 3 (1339—1564), f. 134. Vergl. die Inschr. über der Pforte von Santa Maria del Fiore,
ifc'onach der Staat der Tuchmacherzunft die Vollendung dieser Kirche übertrug. Cf. Scipione
Anomirato VI, 418 über den Spitalbau der »Kaufleute vom Marienthor« 1431.
3) Arch. Rif. Statuti dei Legnaiuoli, Cod. 4 ihres Archivs, cap. 1. Wenn Endemann
(I. c. 855 und 156) behauptet, dass »die mittelalterlichen Zünfte keine Zwangsgenossen-
schaflen waren« und »keine Spur davon ersichtlich sei, dass ein gesetzlicher Zwang zum
Beitritt geherrscht hätte«, so wird dies durch die vielen gegentheiligen Bestimmungen der
Statuten von Florenz, Mailand, Venedig und anderer Städte, die ich eingesehen, hinreichend
widerlegt. Vergl. übrigens v. Maurer: Geschichte der Städteverfassung in Deutschland
II, 446. Wilda: Das Gildenwesen des Mittelalters, pag. 258flgd. Böhm er t: Beiträge zur
Geschichte des Zunftwesens p. 21 u. A.
4) Arch. Rif. Provvisioni (1491) Nr. 188, fol. I. Perche molte arti stringono tutto di
diverei snbditi o forestieri dicendo esser obbligati a pagare la niatricola per fare qualche cosa
appartenente a tali arti , come e all' arte di legnaiuoli uno per aver fatto uno aratro o nna
cassa o uno discho; agli ogliandoli per fare cascio da mastrice dicendo fare II pizzicagnolo,
et ö sempre stato giudicato membro dei legnaiuoli perch^ ad altro exercitio non serve; ai
vinattieri qiialcuno chi una volta due o tre l'anno condurra qualche soma a Firenze e quale
vende in grosso e non a minuto; ai beccai per ammazzare due vicini uno porco a mezzo o
UDO agnello o uno castrone per una festa ; ai maestri per rassettarsi qualche contadino un
poco la casa sua o dei)' oste o d'uno vicino o ricoprire nn poco i) tetto etc.
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44 Die Wirthsghaftspolitik dek Florentiner Renaissance
oder die Maurer einen Colonen, der sein, des Patrons oder Nachbars Haus aus-
gebessert, die Fettkrämer den Tischler, der sich seinen Lack selbst zubereitet
u. dergl. mehr; doch haben die im Regimente sitzenden Handelsherren und
Meister der obern Zünfte dem kleinen Gewerbsmann dies Unterfangen mit
gebührender Ironie verwiesen, und sind alsbald mit der Mahnung dazwischen
getreten, man möge doch nicht so »subtil« verfahren, was der Zunft selbst
wenig Nutzen, den Rürgern aber grossen Schaden brächte^]. Alle Arbeit
sollte den Zunftansprüchen entzogen sein , welche nicht auf die Dauer oder
zum Verkauf des Produkts an Andere geübt wurde, also alle gewerbliche
Arbeit, die z. B. der Colon für den Patron oder den Nachbar, oder der Ein-
zelne für den eigenen oder seiner Familie Bedarf treibt 2). Von grosser Bedeu-
tung für die Yerkehrsfreiheit war es , dass femer die Fremden , welche , ohne
sich förmlich niederzulassen , auf längere oder kürzere Zeit in Florenz arbei-
teten, wie z. B. die von der grossartigen' Bauthätigkeit der Florentiner Renais-
sance massenhaft angezogenen Steinmetzen , Maurer, Zimmerleute ^j , jedoch
auch alle andern fremden Handwerker 4) nicht zur Matrikel, sondern bloss zu
einer geringen jahrlichen Steuer an den Staat oder die Zunft verpflichtet
waren; allerdings unter der Bedingung, dass sie keinen Laden hielten^).
Wenn z. B. in den Statuten der Schlosser und Kupferschmiede von der grossen
Anzahl der Fremden die Rede ist, welche dies Gewerbe, »öffentlich« ausübten,
ohne immatrikulirt zu sein, gegen die geringe jährliche Zunfttaxe von einer
Lira»); wenn femer die Steinmetzen die »Taxe der Fremdem alljährlich um
mindestens 400 Lire verpachten konnten ^j, so ergiebt dies deutlich, in welchem
Umfang neben der zunftmässigen Arbeit des eingesessenen Handwerks die
unzünftige der zugewanderten Fremden Eingang gefunden hat.
Was die zünftigen Gewerbe betrifft, so erleichterte dem Einzelnen die
freie Entfaltung seiner Kräfte der allgemeine Grundsatz, dass Jeder alles, was
für die eigene Werkstatt und den eigenen Gewerbsbetrieb nöthig war, pro-
\) Ib. <— non si proceda si suhtilmente come s'ö introdolto fare cod poco utile deile arti e
danno assai dei subditi. Gegen Missbrauch des Matrikelzwaugs schützte den Einzelnen das
Handelsgericht: — nuUus capi possit ad petitionem consulum pro eo quod diceretur quod
debeat se matriculare, nisi prius declaratum fuerit per VI consiliarios mercantiae an debeat
matriculari necne, et quidquid in contrarium fieret, sit ipso jure nuUum. Statuta (U4 5)
I. IV tract. cit. nib. 30.
2) A. Rif. Provvisioni 1. c. vergl. auch Statuta (4 415) ib. r. 98. — quaelibet persona non
matricolata in arte vinatteriorum — ipsam artem non exercens continue, possit libere ven*
dere — vinum etc.
3) Statuta (4445) 1. c. r. 66 und 69.
4} 4478 betrug die Taxe 40 Soldi jährlich für die »artefici roaggiori«, 20 für alle andern.
Canestrini 1. c. 432. Die fremden Gewerbsleute sind auch dadurch gegen die Zunft geschützt,
dass sie deren Gerichtsbarkeit nicht unterstehen. Statuta (4 445) 1. IV. tr. cit. r. 4 40.
5) Non tenendo bottegam. Diese mir allerdings bloss aus den Statuten der Schlosser
(Statuti deir arte dei chiavaioli, ferraiuoli e calderai 4329—4529 Cod. 4» f. 56) bekannte
Einschränkung galt unzweifelhaft ganz allgemein.
6) Ib. (4395).
7) A. Rif. Provvisioni e partiti dei corpo delF arte dei roaestri di pietra e di legname
della cittä di Firenze (4466—4534) f. 4. Cod. Nr. 3.
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iiif]> DAS Prinzip dbk VciiKKHaBFMiHRiT. 45
duziren konnte, ohne desswegen in eine andere Zunft immairikuliri zu sein^
in deren Bereich er etwa damit eingrifft). Dies konnte tlhrigens nicht häufig
der Fall sein, da die gesanimte industrielle und merkantile Bevölkerung,
soweit sie überhaupt zunftmassig organisirt war, sich auf nur zwanzig Zttnfte
vertbeilte, und die meisten unter sich verwandten Gewerbe zu Einer Zunft
vereinigt waren, wie denn z.B. die Wollenzunft allein S5 Gewerbe umbsste^).
Jeder, der sich in eines der Kollegien (membra), in welche die Zünfte, den
ihnen zugehörigen Gewerben entsprechend, zerfielen, immatrikulirt hatte,
wurde ohne weitere Leistung zum Gewerbsbetrieb aller andern Kollegien zu-
gelassen, vorausgesetzt, dass deren Matrikel nicht höher war. als jene des
ursprünglich von ihm gewählten Kollegiums; war Letzteres der Fall, so
zahlte er einfach den fehlenden Betrag darauf, um den die eine Matrikel die
andere übertraf^]. So kann z. B. der Wammsschneider und Färber der
Seidenzunft ohne Weiteres in die Mitgliedschaft der Seidenfabrikanten ein-
treten , wenn er nur der durch den hohem Gewerbsbetrieb gerechtfertigten
grossem Steuerpflicht zu genügen vermag^). — Uebrigens waren keineswegs
alle zu einer Zunft gehörigen Gewerbe zünftig organisirt, d. h. zünftige Kol-
legien innerhalb der Hauptzunft mit mehr oder minder gleichem Recht auf
Theilnahme an der gemeinschaftlichen Zunftverwaltung und Gesetzgebung,
sondern , wie viele der den grossen Handelszünften unterthänigen Gewerbe,
z. B. die W^oUkämmer und andere Hilfsarbeiter der Wollenzunft, ohne alle
zünftigen Einrichtungen. Allerdings war in diesen Kreisen das lebhafte
Streben nach zünftiger Selbständigkeit verbreitet, allein die herrschenden
Handelszünfte wachten sorgfältig darüber, dass weder die abhängigen zünf-
tigen Mitgliedschaften zu selbständigen Zünften wurden, noch d\S unzünftige
Menge, mochte dieselbe einer Zunft unterworfen sein oder nicht; sich zunft-
mässig organisirte ^) ; sei es nun, weil die Vermehmng der niedern Zünfte ihre
4) Cf. Statut der Schlosser Cod. cit. fol. 93, 94 (4 405). Die Schmiede können keine
Ordnungen machen, durch welche die Schlosser an der Vollendung einer ihrer Arbeiten ge-
hindert würden, und umgekehrt. (Quibus non possint dare omnibus supradictis ministeriis
integrum complementum). Cf. Statut der Tischler, Cod. IV, f. t6, 37. — Statut der Schmiede.
Cod. ciK r. 4S. Possint a se ipsis eorum laboreria coroplere et perficere, cf. Cod. II, r. 408
(Statut! 4144—4544); vergl. die Verfügung zu Gunsten der Schuster gegen die Gerber (4439),
Statut! della Arte dei Calzolai. FrammenU saec. 44, 46, 4 6.. fol. SO.
9) Gapponi 1. c. I, 344.
3) Jeder immatrikulirte Meister kann, wie sich die Schlosser und Eiaeoarbeiter au^
drücken, »facere artem totam et de quolibet membro« (Cod. cit f. 38). Cf. Statut
der Schwertfeger und Harnischmacher (ars Corazzariorum et Spadariorum 444 0—4504), Cod.
Nr. 2, f. 5; der Seidenzunft (ars mercatorum portae S. Mariae), Cod. Nr. 4, fol. 404 (4335— >
4578); der Wollenzunft (arte della lana), Cod. Nr. 7 (4488), lib. ÜI, fi; der Tuchkrttmer, Cod.
Nr. 5, fol. 44 (4369).
4) Davon, dass, wie C a n t i n i (Saggl istorici di antiehiti toscaae tom. III» 4 44) behauptet,
der Besitz eines bestimmten Kapitals — 4S000 Gulden — nOthig gewesen wttre, um Seiden*
(abrikant und Grosshändler in Seide zu werden, finde ich in den Statuten der republi-<
ka n i s ch e n Zeit nichts.
5) Statuta (4445) 1. lY, tr. cit. r. 48: Omnes qui iSaciunt artem lanae seu qui de dicta arte
iaciunt vel exercent, sub dicta arte et consulibus , qui pro tempore fuerint , respoadeant et
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46 Die WiRTHf^cHAPTjtpoLiriK nsn florcpttüvbr Rexais^^ancg
politische Machtstellung beeinträchtigt oder eine Vertheuerung der heimischen
Produktion herbeigeführt hätte ^) . Es wurden sogar Vorschliige laut , die eine
Verminderung der bestehenden Zünfte befürworteten ^j , während man umge-
kehrt in Venedig die Vermehrung derselben begünstigte^), was hier ebenso sehr
zur Fesselung der Verkehrsfreiheit beigetragen hat, wie die entgegengesetEle
Strömung in Florenz der freien wirthschaftlichen Bewegung günstig war.
Es ist bekannt , wie der Zunftzwang in der Zeit des Verfalles des Zunft-
wesens missbraucht worden ist , um durch tendenziöse Erhöhung der Matrikel
den Zutritt zu erschweren und den Kreis der Gewerbsgenossen möglichst zu
beschränken. In Florenz hat während der ganzen Dauer der Republik die
Matrikel nie den Charakter einer Besteuerung für die öffentlichen
Zwecke eines staatlichen Instituts verleugnet und ist nie zu einem
Werkzeug gegen die Freiheit geworden. Einerseits konnte ja keine Zunft ein-
seitig vorgehen und andererseits schrieb der Staat selbst ein Maximum der
Eintrittsgebühren vor, welches nicht überschritten werden durfte*). Im
letzten Jahrhundert der Republik sind die Zunftmatrikeln durchweg auf der
in der ersten Hälfte des 45. Jahrhunderts erreichten Höhe stehen geblieben;
und die Steigerungen, welche dieselben in den letzten Jahrzehnten des H.
und den ersten des 45. Jahrhunderts erfuhren*), sind theils auf die Verände-
rung desGeldwerths und die gesteigerten finanziellen Bedürfnisse der Zünfte^),
consistant ita , quod Duilum membrum dictae artis ut sunt tinctores et conciatores et balti-
tores ad arcum vcl camatum et tonditores boldronum et omnes qui exercent de minist«rio
dictae artis lanae, quocunque nomine censeantur, et quilibet alii per se suum corpus vel
collegium non audeant ordinäre, et ordinatum Sit cassum et irritum ipso jure.
1) Dass HIebei übrigens auch in wirthschafUicher Beziehung egoistische Motive vorUigen,
ist nicht zu verkennen. Man hat dieselben auch offen ausgesprochen; vergl. die Beschwerde
der Mailänder Barchenthftndler (»nobiles artis fustaneorum mercatores«) über die herzogliche
Verordnung, durch welche den früher abhängigen Webern die Bildung einer selbständigen
Zunft mit eigenen Ordnungen gestattet ward, »ob que non modicum honoris detrimentum
et private utilitatis jacturam pati asserunt«. Arch. Panigarola Cod. H, f. 107 (1482).-
3) Machiavelli, Istorie fiorentine IV, 9 (14S6).
3) Cf. den angezogenen Bericht bei Sagredo (347) »si comincio (seit dem Ende des 44.
Jahrh.) a secondarc le istanze di tutte quelle sc. arti, che in separati corpi lo (sc. il consiglio
dei Diecf) supplicarono dl esser chiuse.
4) Ich kenne allerdings nur eine einzige generelle Verfügung der Art aus der ersten
Hälfte des 14. Jahrh. (undatirt), welche die Matrikel für die 7 obern Zünfte auf 30 Lire, für
die 14 niedern auf 10 Lire festsetzt«, doch ist dies sicherlich nicht die einzige geblieben.
Arch. RIf. Liber legnm artis lanae Cod. 13, f. 5. Vergl. die Specialbestimmungen:
Statuta (144 5) 1. c. r. 68 für Steinmetzen und Zimmerieute; und Statuten der Seidenzunft
Cod. 4, f. 475, wonach die »Approbatoren« 444 4 derselben verboten, von den Tuchdruckem
eine höhere Matrikel als 5 Lire zu erheben.
5) Vergl. die statistische Uebersicht über die florentiner Zunfimatrikeln dieser Epoche
in Beilage II.
6) Cf. die ausschliessliche Betonung des finanziellen Motivs bei der Erhöhung der Matrikel
d«r Schmiede (Cod. cit. Nr. I, f. 52) v. 4385: luprimis quidem augere introitus dicte artis
cum quam minoribus incommodis artificum potest raodls omnibus cupientes , ut ex hoc uni«
versalia aliaque cotidiana onera minuantur, providerunt etc. Die Leinenhändler klagten 44S4,
duss »die nothwendigen Ausgaben und «nertrflglichen Lasten der Zunft so gross und
drückend sind , dass , wenn nicht vorgesorgt wird , dieselbe mit der Zeit in tfussarstc
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UKi) DAS Prinzip dir VBRKBflRgPRiiHRir. 47
theils auf den ausserordentlichen Au&chwung einzelner Gewerbe surtlokzu-
fuhren. War ja doch überhaupt diese Zeit nach dem Urtheile Guicciardini's
die glücklichste für Florenz: eine Zeit machtvollen Auftretens nach Aussen
und innerer 9 nach den Wirren der »Giompi« allgemein ersehnter Ruhe>), für
Handel und Industrie die Epoche der höchsten Blüthe ^) . Wo nicht diese all-
gemeinen Verhältnisse, sondern mehr singulare Umslllnde zu einer Erhöhung
der Matrikel geführt haben, ist dann wohl auch wieder eine Herabsetzung der-
selben eingetreten'). Besonders richtete sich die aufmerksame Fürsorge der
Gesetzgebung darauf, dass derjenige, der den Betrieb verschiedenen
Zünften angehOriger Gewerbe in seiner Person vereinigen wollte, nicht durch
den Zunftzwang in der möglichst freien Entfaltung seiner wirthschaftlichen
KrUfte gehemmt vmrde. Wenn der Einzelne auch die Matrikel aller Zünfte zu
lösen hatte, in deren Umkreis seine Th^tigkeit eingriff, soweit ihn nicht die
schon angeführte Ausnahme davon befreite, so sollte er doch die zünftigen
Umlagen und Leistungen nur in einer einzigen Zunft zu tragen haben ^) . Die-
selbe Tendenz verfolgen mehrere Zunftstatuten, welche denen, die bereits
einer Zunft angehorten, die Immatrikulation in andere Zünfte durch Herab-
setzung der Eintrittsgebühren zu erleichtem suchten &), während z. B. in
Venedig umgekehrt schon früh das Bestreben hervortritt, die Vereinigung
mehrerer Gewerbe in Einer Hand zu verhindern ^'j . Eine ganz vereinzelte
Erscheinung jedoch musste es bleiben, dass man in Gewerben, für welche eine
zunftmässige Organisation be'stand, aus besondem Gründen Zunftfreiheit ge-
währte. In Beziehung auf Bäcker und Metzger haben wir diese Thatsache
Annuth und Notb gerathen wird«. Die Zunft hätte bisher nur durch ausserordentliche Auf>
lagen and Coliekten von den Mitgliedern in Ehren aufrecht erhalten werden können , dahw
genehmigten die Approbatoren die Matrikelerhöhung , weil es billig sei, dass die Neuein-
tretenden »aliquid sentiant de expensis praeteritis et ad hoc ut dicta ars in futurum quam
habilius estpossibile sustentetur (Cod. cit. c. 437).
1} Guicciardini: Opere in^dite III, p. 5. Storia di Firenze.
a) Cf. z. B. die Aufzeichnung v. 4 423 bei Fabron i: Magni Cosmi vita, adoot. a4.
3} Cf. z. B. die Leinenhilndleratatuteu Cod. cit. f. 99 und Beilage II.
4) Vergl. die undatirte Urkunde (wahrscheinlich von 4B69) in den Statuten derSchlosaer,
Cod. cit. fol. kS.
5) Vergl. das Statut der Steinmetzen etc. v. 4 488 zu Gunsten der mit Ziegelsteinen und
anderm Banmatertal handelnden zünftigen »pizzicagnoli«. »Perch^ la matricohi pare alqnanto
ingorda e di troppa somma, fanno resistenza a volere immatricularsi«. Die Zunft erkennt
dies Motiv als berechtigt an und gesteht die Verminderung zu »ecciochi sia piü unione e pace
che sie ptt6, n^ s'abbia a contendere con- loro e per V utile e bene de 11' arte e di chi
si volesse matricolare sendo di decta qualitä. Archiv der Steinmetzen Cod. cit. f. 85.
Vergl. das analoge Statut der Leinenhttndler zu Gunsten der Schneider; Cod. cit. (Nr. 5)
f. 4i (4868) der Tischler (Cod. cit. Nr. 4, f. 4) zu Gunsten der Zimmerleute; der OelverkXufer
(Cod. cit. r. 75) zu Gunsten der Materialienhttndler; der Holzarbeiter (Cod. cit. IV, f. 270)
1455 zo GtuLSten der in die Schusterzunft immatrikulirten Pantoffelmacber.
6) Sagredo. 1. c. pag. 894. Statuto degli scarpellini (4807) r. 80, wonach in Venedig
Keiner zugleich Maurer und Steinmetz sein soll, »perciö che ciascuno possa viver deir arte
soa e che alcuna persona del suo mestier non toia (tolga ) lo inviamento del altro. Ein der«
artiges Motiv linde ich in den florentiner Zunftstatuten nirgend» ausgesprochen.
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48 DiB WiRTHSCHAPTSPOLITIlC DBR PLORENTINKR RbNAISSAüCB
schon erwähnt^); hier wäre nur noeh auf die Exemtion hinzuweisen, welche
der Staat Allen, die Pelzwerk nach der Stadt einführten um es dort zu bear-
beiten ^j, und vorübergehend den Bauhand werkem zugestand 3).
So sympathisch uns diese Gesetzgebung mit ihrer Tendenz, aus dem Zunft-
zwang keine Fessel des gewerblichen Verkehrs werden zu lassen , berühren
mag , so sehr bleibt dieselbe hinter modemer Anschauungsweise zurück durch
die ungleiche Behandlung , welche sie dem neu eintretenden Zunftgenossen an-
gedeihen liess. Des Meisters Sohne und nächste Verwandte sind auch nach
den Florentiner Statuten regelmässig von der Bezahlung einer Matrikel ganz
oder theilweise befreit. Dieselbe Befreiung wird dem Eidam, wie es heisst
als Mitgift der Meisterstochter, zu Theil. Wer der Zunft als Lehrling oder Ge-
selle gedient hat und nicht durch die Liebe der Steuerpflicht ganz entledigt
worden, erfreut sich wenigstens bedeutender Ermässigungen gegenüber dem,
der auiswärts seine Dienstzeit durchgemacht^) oder nicht die hergebrachte Zeit
gedient; dasselbe Privileg geniesst der Staatsangehörige vor denen, die aus
dem Ausland eingewandert. Dass es sich dabei keineswegs um Absperrung
gegen den Zuzug fremder Arbeitskraft handelte, ist bei einer Industrie, die nicht
für den beschränkten Lokalmarkt von Stadt und Weichbild, sondern für die
Welt arbeitete , an sich wahrscheinlich , auch wenn man nicht eine so bedeut-
same wirthschaftliche Einsicht in die schädlichen Wirkungen einer künstlichen
Beschränkung der Produzentenzahl und monopolistischer Zunftneigungen gehabt
hätte, wie in Florenz. Man muss den Pisaner Zünften dankbar sein, dass sie
durch Erschwerung des Eintritts und andere Verkehrsschranken Signorie und
Käthen von Florenz zu einer so sehr von modernem Geist getragenen offiziellen
Erklärung im Interesse gewerblicher Freiheit Veranlassung gegeben haben, wie
sie in dem Staatsbeschiuss von H75 enthalten isf^j. Derselbe erklärt derartige
4) Seite 25.
3) Einheimischen wie Fremden ist dies erlaubt non obstante quod non sint suppositi
arti peiiizariorum, Statuta (4415} rub. 56.
3] Statuta (4445) 1. c. rub. 66 — quilibet possit exercere dictam artem sc. magistronim
lignaminis vel petrae, non obstante quod non sit suppositus dictae arti. — Quod nuUi magistri
Hgnaminis vel petrae aut manuales vel discipuli cives vel districtuales Florentiae seu forenses
possint gravari — vel per artem magistronim vel per consules ejus artls,.nec ipsi arti
teneantur inviti subesse. Vergl. dagegen rub. 69, wo der Zunftzwang anerkannt ist,
der entschieden spätere Praxis war , Cod. cit des Steinmetzenarchivs f. ^5. Ein neuer Be«
weis dafür, dass keineswegs alle in der Sammlung von 4445 enthaltenen Bestimmungen
gleichzeitig geltendes Recht waren.
4) Cf. Beilage II. Nicht alle Zünfte nahmen positive Bestimmungen darüber ins Statut
auf, sondern überliessen für den einzelnen Fall die Regelung der Matrikel in angedeutetem
Sinne der Zunftbehörde. Die öffentlichen Leistungen der Zünfte nahmen die Mitglieder so sehr
in Anspruch, dass der Gedanke an die durch eine Vermehrung ihrer Zahl gesteigerte Kon-
kurrenz ganz zurückgetreten zu sein scheint hinter dem einer grossem Theilung der Lasten.
Man vergl. nur die Klagen über, die Abnahme der Mitgliederzahl in einzelnen Zünften. Ars
Carazzariorum et Spadariorum Cod. Nr. 2 (4 440 — 4504) r. 25 und Fornai Cod. cit. Kr. 4,
f. 98 (4 439). Arch. Rif.
5) Arch. Rif. Prowisioni (4475) Nr. 467» f. 4 48 — molte arti di Pisa ^ hanno faUo
Statut! pe' quali fanno alcune prohibitioni a certi exercitanti tali arti, o che non veiidino in
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UND DAS Prinzip der Vbrkbhrsfrbihrit. 49
Beschränkungen fUr unvereinbar mit dem öffentlichen und Privatinteresse:
denn für das Publikum ist es durchaus nicht gleichgiltig,
dass sich die Zahl der Handel- und Gewerbetreibenden ver-
mindere; eine solche Verminderung fuhrt nur 2u einer Stei-
gerung der Preise der gewerblichen Erzeugnisse, und der
damit verbundene Rückgang der Bevölkerung macht sich
durch die Abnahme der Steuerertragnisse für den Staat fühl-
bar. Daher soll kein Innungsstatut »Prohibitionen« enthalten, bei deren Zu-
standekommen nicht alle Interessen zum Worte gelangt sind. Das allgemeine
staatliehe Interesse vertreten durch Capitan, Podestä und die Approbatoren der
Statuten, der Fiskus speziell durch die oberste Steuerbehörde, und Handel und
Gewerbe durch die »Gonsuln des Meeres« *) . Insbesondere wollte man in Florenz
nichts von der bekannten Zunftpraxis wissen , welche die Aufnahme neuer Ge-
nossen von gewissen »Eigenschaften« derselben, wie sich der genannte Staats^
beschluss ausdrückt , abhangig machte , einer Praxis , die zur Forderung eines
Meisterstücks^ von Prüfungen oder andern lastigen' »Sollennitaten« geführt
hatte. In Florenz meinte man : »Keiner soll Richter und Notar oder Arzt sein,
der nicht die gebührenden Prüfungen abgelegt , weil er mit seiner Unwissen*-
beit die Privaten sehr schadigen könnte. Anders beim Gewerbe! Hier
schadet schlechte Arbeit nur den Produzenten selbstv^). Darum
wollte der Staat nicht, dass der Betrieb eines Gewerbes von etwas Anderem als
der Matrikel abhangig gemacht werde. »Jeder Staatsangehörige kann frei aus-
üben jedes Gewerbe; welches er will, und die Gonsuln der Zünfte müssen ihn
zu denselben zulassen, wenn er die herkömmliche Matrikel bezahlt hat^).
certi tempi e modi o che quelle non exercitino, se non habendo certe qua-
litate, o observando certe soUennitä come a pieno in tali statuti si contiene; di
che na^ce danno universale et ai privati et al publico perchä si togtie
commoditä per scemare il numero de! venditori e di manefactori, onde
crescono i pregi delle manifacture e le gabelle si dannificono, perch^
scema il numero delle bocche. E desiderando porre a tali inconvenienti debito
rimedio, — qualunque probibitione facta da due anni in qua per aicuna arte o universitä di
Pisa contro ad alcuno exercitanle o volendo exercitare decti arti o alcuno exercitio di quelle,
per la quäle sia impedito alcuno tale non potere vendere o comprare o lavorare o exercitarsi
nella sua arte o exercitio come e dove volessi, et ogni Statute, che quella continessi, s'intenda
esser — rivocato per tutto. Allerdings ist zu bemerken , dass die hier aufgehobenen Prohi-
bitionen früher von Florenz approbirt worden waren.
1) Ib. Letztere waren eine Oberaufsichtsbehörde nicht nur für den gesammten See-
verkehr, sondern für Handel und Industrie überhaupt. Sie hatten, wie es bei der Einsetzung
dieser Behörde hiess, die Gründe zu untersuchen , durch welche Niedergang , Gedeihen und
Fortschritte der Industrie bedingt sind, und andere gewerbepoti tische Aufgaben, auf die wir
zurückkommen. Ordini del consolato del mare Arch. Rif. Classe XI, dist. IV, Nr. 77, fol. 4.
Cf. Prowisioni (4433) Nr. 44 4, f. 494.
2) Legge fatta pei XVII di balia (4494) contro a tutte le 30 arti enthalten in den Prowisioni
del corpo deir arte di maestri di pietra etc. Cod. Nr. 8, f. 55. Cf. Statuta (4448) Hb. IV,
tr. cit. r. 5».
3) Item quod quilibet de civitate comitatu et districtu Fl. possit et ei liceat exercere
artem quam volnerit etc. Liber legum artis lanae Cod. Nr. 43, f. 5 (um 4344) und Statuta
(4445) ib. r. 30.
PöhlmABB, Wirthachanapolitik. 4
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50 Die Wirthschaptspolitik dkk Florbntiner Rbnaissancb
Keine Zunft kann Jemand ausschliessen, oder ihm die Ausübung eines Gewerl>es
untersagen i), ausser in dem Fall, dass er sich unehrliche betrügerische Arbeit
zu Schulden kommen liess.
Ganz rein durchgeführt erscheint freilich dieser Standpunkt der Statuten
nicht. Lassen doch diese selbst schon zu Gunsten der »Caiimala«, welche den
Handel mit ultramontanischen, d. h. französisch*flandrischen Tüchern und deren
Verfeinerung in Florenz betrieb, zu Gunsten der Tuchmacher- und der Seiden-
zunft eine Ausnahme zu. Diese Zünfte sollten die Faktoren, Fifirber, Drucker,
Appreteure und Walker zwingen können , ihnen fUrMie unversehrte Rückgabe
der Jenen anvertrauten Tücher und alles dessen , was sie von der Zunft zur
Ausübung ihres Gewerbes erhalten, Bürgschaft zu leisten ^j. Auch in den Zunft-
statulen begegnen uns analoge Modifikationen der Sätze der allgemeinen Gesetz-
gebung. Auch die Kürschner^), die Drucker und Färber, welche von den
Leinen händlern Tücher zur Bearbeitung erhallen wollen^), Letztere selbst^),
femer die Schlosser <>) und die Riemer ^j haben für rechtmässigen Gewerbe-
betrieb ihrer Zunft zu bürgen. Erwähnt sei auch, obwohl nicht unmittelbar in
diesen Zusammenhang gehörig, die Wechslerzunft, welche aus nahe liegenden
Gründen die meisten Garantieen forderte. Keiner konnte das Wechslergewerbe
üben, der nicht durch die Geburt dem Staate angehörte oder wenigstens in
Stadt oder Grafschaft eigenen Besitz im Werth von mindestens 500 Liren besass
und seit 20 Jahren alle realen und persönlichen Staatsleistungen getragen. Alle
aber hatten Bürgen für eine Summe von 800 fl. zu stellen ^) . Die andern , also
die grosse Mehrzahl der Innungen, haben ihren Angehörigen eine derartige Ver-
pflichtung nicht auferlegt. Die Schuster und Oelhändler sahen darin »eine ganz
unnütze und überflüssige Sache , welche den Handwerkern nur schwere Aus-
gaben verursache«^). Diese Anschauung kam theilweise wenigstens selbst da
4 } Nulla ars possit interdicere alicui de ipsa arte s«u alicui , qui non sit de tali arte,
quod ipsam artem vel ejus ministerium faceret — quod ars seu aliquis vel altqui de ipsa arte
noD habeant focere seu mercari cum eo seu de mercaDtiis suis , nisi pro faisitate. Ib. r. 84 .
a) Ib. Cf. Statuten der Calimala II, 6, ed. Guidici, welcher die Drucker und Tucbbereiter
Bttrgen für 300 L. stellen müssen! cf. über die Bürgschaft der Hilfsarbeiter der Seidenzunfl
Cod. cii. Nr. I, f. 84. Die Wollkrempler bürgen der Tuchmacberzunft für 300 L. Cod Nr. 7,
Statut V. 44!i8, 1. UI, 47. In Mailand verfuhr man gleichmttssiger, indem man nicht bloss
die Hilfsarbeiter der Tuchmacherzunft, sondern auch die Tuchmacher seU>st Sicherheil
leisten liess, de fideliter exercendo laborerium dicte iane; Letztere sogar für 4 00 Goldgulden!
Statuta mercatorum Iane cap. I5 und 99, 408 in den Mailänder Statuten (gedr. 4480) fol. 206
flgd. Vergl. über die Pisa ner Walker und Weber: Bonaini 1. c. III, 707.
3) Ars vajarioruni et pelliparionim Cod. Nr. 4, r. 43 bis zu 400 fl.
4) Cod. eil Nr. V, r. 33, 33. Nur Solchen, welche gebürgt, dürfen die Mitglieder Tücher
zum Drucken und Färben geben.
3) Ib. r. 59.
6) Cod. cit. fol. 29. 40 Lire.
7) Statuta corregiariorum , tabulacciarioruni et scudariorum (4342 etc.) Nr. I, r. 34.
400 Soldi.
8) Artedel Cambio. Statuta Cod. V, r. 79 u. 427.
9) Bittschrift an die Signorie^ enthalten in den Provvisioni (4480) fol. 9 und (4 485)
Nr. 477, f. 441.
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u2fD DAS Prinzip der VKRKBBAaFumnT. 51
zur Geltung^ wo der Staat durch Kaution und Bürgschaft die Ehrlichkeit und
Gesetzmässigkeit des Gewerbebetriebes erzwingen zu mtlssen glaubte. Wir
sehen da, wo das Gesetz den Zwang enthält, die Praxis der Freiheit huldigen.
So ist das Gesetz von 1378 über die Burgschaftspflicht der Schuster und Oel-
handler nur ganz kurze Zeit wirklich gehandhabt worden und dann ein ganzes
Jahrhundert lang in Vergessenheit gerathen, bis es plötzlich einer Behörde ein*
fiel, dasselbe wieder aufleben zu lassen, was aber nur, in Folge des energischen
Auftretens der betroffenen Gewerbe, alsbald zur Beseitigung des Gesetzes von
Staatswegen gefuhrt hat*). Angesichts dieser Thatsache durfte es immerhin
sehr fraglich erscheinen, ob die Bestimmungen der genannten Zunfistatuten
über die Bürgschaft wirklich von durchgreifender praktischer Bedeutung ge^
wesen sind, und ob nicht auch hier, wie so vielfach in der wirthschaftspolitischen
Gesetzgebung, die Praxis freier war, als das Gesetz.
Was die Forderung gewisser persönlicher Qualitäten fttr den Ein*
tritt in die Zunft betrifil, so ist die ablehnende Stellung, welche die Statuten
und verschiedene Staatsbeschlttsse gegen dieselbe einnehmen , zwar im Allge-
meinen für die Zunftgesetzgebung des 45. Jahrhunderts maassgebend gewesen,
jedoch ist es auch hier zu gewissen Modifikationen gekommen. So hatten die
Panzerschmiede ein anerkanntes Statut, welches verfugte, dass jeder neu Ein-
tretende nicht nur von Gonsuln , Rath und 25 Beisitzern mit zwei Dritttheilen
aller Stimmen »approbirt« werden muss, sondern vorher schon von vier durch
Gonsuln und Rath der Zunft dazu bestellten Meistern , welche ihn erklären »als
einen tüchtigen, fähigen und im Gewerbe erfahrenen Meister, der gut zu ar-
beiten versteht und das Gewerbe fUr sich allein zu Üben und alle Arbeiten
desselben von Anfang bis zu Ende zu machen im Stande ist« ^) . Das streift
schon hart genug an die Forderung eines Meisterstuckes , wenn dieselbe auch
nicht direkt ausgesprochen ist. Doch ist keine andere Zunft so weit gegangen.
Wo wir den andern Gewerben auf ähnlichem Wege begegnen, sind es sitt-
liche Qualitäten, die in Frage kommen. So heisst es in der fUr den freien
Standpunkt der Statuten und die Art der Modifizirung desselben bezeichnenden
Verordnung der Approbatoren fUr die Kurzwaaren- und Spezereihändler von
4 422 3): »In Anbetracht, dass nach den Statuten Jeder, der zum Magistrat der
Zunft kommt und in deren Matrikel eingeschrieben werden will, vom Notar
4) Ib. Von Interesse ist die bedeutende Vermehrung der in freiheitlichem Sinn U86
abgegebenen Stimmen gegenüber der Abstimmung von 4 480. Den Schustern gewährten die
Freiheit 4 485 : den Oelhändlern 4 480:
im Volksrath 4 68 gegen 22 Stimmen; 44S gegen 47,
im Gemein erath 450 »40 » - 447 » 34,
im Ralhe der »Hundert« 4 03 » 8 » 8S » 28.
2) — Pro bono idoneo et sufficienli etexperto magistro in arte predicta et quod sciat
bene iavorare et ipsam artem persesolum bene facere et laboreria dicte artis incipere
facere et complere. Cod. cit. Nr. 2 (Corazai e spadai) 4440 — 4504, r. 26. Abschliessung ist
Dicht das Motiv; denn in derselben Verordnung wird belclagt: »quod ars predicta venit in
diminutionem hominum«.
8) Statut! deli' arte dei medici spetiali e merciai di porta S. Maria Cod. Nr. II, f. 478.
(l349->4558).
4*
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52 Die Wirthsghafspolitik der PLomBNTiNBii Rbnaissangb
aufgenommen werden muss; und da es immer so beobachtet und nie Einer
zurückgewiesen wurde , weshalb es schon oft vorgekommen ist und in Zukunft
wieder vorkommen könnte^ dass Einer immatrikulirt wird; dessen Person der
Zunft keine Ehre macht, so wird, um diesem Uebelstand zu begegnen und
Jeden , der aufgenommen sein will , zu veranlassen , recht zu handeln in allen
Stücken 1), verfügt, dass hinfort Keiner immatrikulirt werden soll, dessen Auf-
nahme nicht vorher von den Consuln mit Zweidrittelmajorität gebilligt worden
ist. Auch in den Statuten der Tuchmacher, welche dieselbe Bestimmung ent-
hielten, heisst es, dass es sich nur um Zurückweisung moralisch zweifel-
hafter Individuen handle ^) . Die Calimala hatte allerdings eine alte Satzung,
welche die Deutung zulässt, dass neben der moralischen Würdigkeit auch andere
Voraussetzungen in der Person des Aufzunehmenden gegeben sein mussten^);
allein es fehlt jegliche Andeutung über die in diesem Punkt geübte Praxis;
auch in dem späteren Statut von 44S9 heisst es nur, dass wMin die Consuln
mit Zweidrittelmajoritttt für die Aufnahme gestimmt, sich ausserdem eine ge-
meinschaftliche Versammlung des grossen Zunftrathes und der Consuln mit
derselben Mehrheit für dieselbe aussprechen müsse; von besonderen Erforder-
nissen keine Spur^]. Ebenso allgemein gefasst ist das Statut der Schuster,
wonach kein Geselle oder Fremder aufgenommen werden soll, wenn nicht
23 Stimmen der »Generalcongregation« ihrer Zunft dafür gewonnen waren ^].
4] Di fare bene per ogni modo. Ib.
2) — Pro refrenando malitia pra verum artiflcum et ad hoc ut furta que cotidie
Sunt, cessent; galt schon nach den Statuten von 4111 (II, r. 43 des Cod. cit. Nr. 7). 4428
treten an Stelle der 24 Meister, welchen bis dahin die Abstimmung zustand, die Consuln
1. HI, r. 5.
S) — Acciochö alla decta arte non si riceva alcuno il quäle non sia da ricevere non
obatante che volesse pagare Tentratura, ciascuno Chi alla decta arte di nuovo vorra venire sl
debbia deliberare per i consoli col consigiio di XII mercanti di diversi fondachi e botleghe,
se egli ö sufficiente e degno d'esser ricevuto o no, et secondo che deliberato sara nei
decto consigiio a fave blanche e nere d'esser ricevuto o no, cosi s'osservi. Statuti della Calimala
Cod. V (4SS9J, 1. I, r. 87. (Fehlt im Text Giudici's). Das Statut von 4 499 ed. Giudici p. 225
giebt nur die Veränderung des Abstimmungsmodus, keinen Gesichtspunkt für die Abstim-
mung selbst. — An das genannte Statut v. 4839 erinnern die »statuti della compagnia seu
paratico dei rivenditori merzagoni et eliam pergoloti« di Milano. Arch. Panigarola Cod. L
(4 497), f. 47 : Wer eintreten will »deve esser examinato dallo abbate et li officiali se ö suffi-
ciente e dabene. Was es mit dieser Prüfung auf sich hat, beurtheile man nach der Satzung
der Mailänder Statuten (ed. 4480], f. 429. QuUibet civitatis et districtus Mediolani vel aHunde
tarn masculus quam femina tute et impune et ubique in quolibet loco in clvitate et comitatu
Med. possit facere et exercere et operari quamlibet artem seu artificium ministerium vel
laborerium cujuscunque generis.et maneriei sil, nisi in contrarium lege municipali reperiatur
caulum. Von technischer Prüfung findet sich aber dort keine Spur.
4) Giudici 1. c.
5) Statuti di Calzolai ; undatirbar in Folge Zerstörung der Handschrift. Auf die Bedeu-
tung der »Approbation« wirft wohl auch das Statut der Tischler ein Licht , wonach Sohn,
Bruder und Neffe eines Meisters davon befreit sein soll, non abbia bisoguo d'esser approvato.
Cod. cit. Nr. 4, f. 8. — Es kommt auch vor, dass die moralischen Qualitäten, weiche für die
Approbation in Betraclit kommen, genannt sind. Der »Wucherer«, insbesondere der, welcher
gegen Pfand auf Zins leiht, würde der Genossenschaft zu Schande gereichen. Nach den
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I3ND DAS PmFrZIP nCR VKRKraRSPRBinBIT. 53
Nachdem wir gesehen , dass der Staat in der That eine selbständige Ent-
scheidung der Zunft über die morah'sche Würdigkeit des neuen Genossen aner-
kannt hat, was übrigens zu dem prinzipiellen Standpunkt der Statuten nicht in
Widerspruch st«ht *] ; dass femer ein positiver Hinweis auf eine technische
Prüfung sich nur in Beziehung auf die WaflTenfabrikation (Panzerschmiede und
Schwertfeger) findet, was sich wohl aus dem Interesse des Staates an der allge-
meinen Wehrhaftigkeit erklären mag, und dass der Staat sich noch 4494 so
entschieden gegen HandwerkerprUfungen ausgesprocl\|en hat, so kann wohl
über die wahre Bedeutung der von verschiedenen Zunftstatuten angeordneten
Abstimmungen kein Zweifel obwalten. Bei persönlicher Unbescholtenheit kann,
wenn der Kandidat die vom Staat anerkannten zünftigen Leistungen wie Matrikel,
Bürgschaft u. drgl. übernahm, die Aufnahme gar nicht verweigert werden. Die
einzige Probe , durch welche man nach der technischen Seite hin eine gewisse
Sicherung von dem Neueintretenden forderte, soweit diese nicht schon die
durchgemachte Lehr- oder Dienstzeit bot, war der von allen Zünften ver-
langte Eid'], dass er das Gewerbe den Zunftordnungen gemäss üben werde,
was bei der Fülle der Reglements ohne fachgemflsse Erlernung kaum mög-
lich war.
Wenn man bedenkt , dass die genannten Forderungen die einzigen waren,
die man um der Ehre und Ehrlichkeit des Gewerbes willen an die Person
des Neueintretenden stellte, und dass sie gar nicht einmal allgemein, sondern,
wenigstens was die Abhängigmachung der Aufnahme von einer Abstimmung
belriffi , nur von der einen oder andern Innung geltend gemacht , also von der
Mehrzahl die in der Verordnung der Approbatoren von 4422 geschilderten freien
Formen der Aufnahme beibehalten wurden'), so sieht man, wie liberal der
Standpunkt gewesen ist, welchen in dieser Frage die Florentiner Zünfte einge-
nommen haben. Man werfe nur einen vergleichenden Blick auf unsere Hansa-
städte, z. B. die Danziger Gewerbeordnungen des 45. Jahrhunderts mit ihren
eingehenden Bestimmungen über die Ablegung des Meisterstücks, den Nachweis
eines bestimmten Vermögens , die Vorlage von Echt- und Lehrbriefen und der-
Statttlen derTuchkrtfmer ist er entweder ganz ausgeschlossen, oder hat, wenn die wucherischen
Handlungen bereits veijtthrt sind , den Makel mit doppelter Matrikel zu hüssen. Derselben
Zunft ist der Wucher auch genügendes Motiv, ein Mitglied, welches das Votum der Genossen
tilr schuldig erkennt, auszustossen, und nur unter der Bedingung wieder aufzunehmen, dass
es von Neuem die Matrikel zahlt , wie ein Fremder , und durch einen Eid aufs Evangelium
allem »Wucher« absagt. (Cod. CiL, r. 72, Zusatz v. 4348 u. U76, fol. 64). Seit 4414 ver-
weigerte man wenigstens die Aufnahme nicht mehr unbedingt , sondern Hess auch hier eine
Abstimmung zu (f. ,440). Dagegen verschttrften sich die Bestimmungen über die Wieder-
aafnahrae (iS88, fol. 74). Seit 4499 schloss auch die Seidenzunft den rückfillligen Wucherer
aus (Cod. cit. fol. i40).
4) Cf. Seite 50.
2; Derselbe bildete offenbar die Grundlage der »Approbation«. Vergl. auch die analogeD
Mailänder Statuten f. 243: intelligantur mercatores Uli qui pro mercatoribus descripti sunt
et approbati et qui juraverint tempore quo approbari voluerint se esse veros et legitimes
mercatores.
3J Cf. Seite 54.
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54 Die WiRTBScHArrspoLiTiK der FLOiiNTiifER Renaissance
gleichen mehr']. — Und wenn die Florentiner Zünfte auch in Einzelheiten, wie
z. B. in der Ausschliessung der »Wucherer«, den mittelalterlichen Boden ver-
rathen, aus dem sie erwachsen, so haben sie doch nie den auch in der italieni-
schen Zunftgesetzgebung des Mittelalters vorkommenden ^j Versuch gemacht, ein
Gewerbe zu einem geschlossenen umzuwandeln , haben nie Einen von Lehre,
Dienst und Meisterrecht ausgeschlossen, weil er etwa nicht ehelicher oder
»ehrlicher« Geburt, auch den Fremden, der um den Meisterbrief wart), nicht
gefragt , ob er hörig oder leibeigen geboren ; und wenn in der ganzen Floren-
tiner Zunftgesetzgebung nur ein einziges Mal und zwar insofern dem Makel der
Geburt eine Wirkung zuerkannt ist, als der unehelich Geborene in keinem Raih
oder Amt einer Zunft sitzen darf s), so hat die Geschichte dies tragisch genug
gesühnt, indem Florenz seine politische Freiheit an einen Bastard verlor und
die Fürstin, die der neue Herr auf den Herzogsthron erhob, den Makel der Ge-
burt mit ihm theilte.
Der Gedanke , dass durch den Neueintretenden den ansässigen Meistern
die Nahrung verkümmert werden möchte, kommt nur in einem einzigen Gesetze
zu Ungunsten der Verkehrsfreiheit zum Ausdruck. In einem Venezianer Sprich-
wort heisst es: »Quai quando che le boteghe se tocchera e che i zoveni coman-
dera«. Man suchte daher zu verhüten, dass der neue Meister Werkstatt und
Laden in allzu grosser Nahe seines frühem Lehr- oder Dienstherm auEschlage
oder sich mit einem andern Meister in der Nähe associire; und die Statuten
mehrerer Zünfte haben zu diesem Zwecke ausdrücklich die Grenzen festgesetzt,
innerhalb deren sie dies , wenigstens für eine bestimmte Zeit , verboten wissen
wollten^]. Ja es kommt sogar das Verbot vor, dass ein Lehrling oder Geselle,
der seinen Meister verlässt, innerhalb dieser Grenzen in die Werkstätte eines
andern Meisters eintrete ^) . Doch handelt es sich hier keineswegs um eine Aus-
nahmegesetzgebung zum. Schutz des Meisters gegen seine frühern Lehrlinge und
Gesellen , sondern ein auch den Meisterstand umfassendes Gebot , sei es dass
man dasselbe nur für Solche , die mit einem Andern associirt waren und sich
4) Hirsch, Handels- und Gewerbsgeschichte Da nzigs unter der Herrschaft des deut-
schen Ordens. 3U, 325 u. flgd. Cf. auch Maurer I. c. 11, 447, 455.
9) Vergl. z. B. Slatuto deir arte della lana di Radicondoli ed. Polidori in der CoUezione
di opere inedite o rare dei primi tre secoli della lingua (UOS — 88) 24t u. 224.
8) In sümnitUchen Zunftstatuten zum Jahre 4 444. Wenn es in den Statuten der Schlosser
(Cod. cit 404) bei dieser Gelegenheit heisst: statuta dicte artis corrigendo et eis addendo, so
ergiebt sich, dass das Bastardgesetz eine Neuerung jener conservativen Epoche war.
4) Schmiede (fabbri Cod. 2, f. 66) 4S44: innerhalb 250 Braccien vor Ablauf von
5 Jahren; 4444 erhöht auf 300 Braccien (f. 54); 4428 auf 400 Br. (ib.), also eine mit der
Zeit zunehmende Einschränkung! Cf. Statut der Leinenhändler (Cod. cit. Nr. 5, f. 452)
4 448 mit dem Verbot der Assoziation und Niederlassung innerhalb 50 Br. vor Ablauf eines
Jahres. — Schuster (Cod. cit. r. 28, sec. 4 4) innerhalb 4 000 Br. vor 2 Jahren. Schlosser
(Cod. cit. fol. 408) 4448, 50 Br. vor 5 Jahren. Oelkrämer :Cod. cit. fol. 68, sec. 45) 400 Br.
▼or 5 Jahren, später (f. 446) auf 200 Br. erhöht.
5) Tischler (Cod. cit. Nr. 4, f. SO) 4396: innerhalb 450 Br. vor 5 Jahren. — Leinen-
händler: die Anm. 4 angegebenen Distanzen. — Barbiere (Statuti di medici spetiali e
merciaiCod. cit. Nr.2): innerhalb 40 Br. vor 3 Jahren. 4390{f.448) später erhöht auf 400 Br.I
4404 (f 490) dann erniedrigt atff 40 Br. 4434 (ib.) und 4436 wieder erhöht auf 400 Br.
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urro DAS Prinzip i>ir Ybuiiiispriibbit. 55
selbständig macben wollten i) oder für alle Meister gegenseitig, mögen sie in
Verbindung gestanden sein oder nicbt, ausgesprochen i^at^).
Doch ist es immer nur diese oder jene Zunft , welche den Verkehr dem
»Statut von der schlimmen Nachbarschaft« unterwarfen. Auch kam es wohl vor,
dass selbst in den Zttnften, wo es su Recht bestand, der Verkehr wieder theil*
weise davon befreit werden musslc, weil sich der Verkauf gewohnheitsmässig
überwiegend nach gewissen Plätzen zog. Wenigstens haben es die Bäcker, bei
welchen das Statut eine Fülle von Streitigkeiten hervorrief, für eine grüsserc
Anzahl von Plätzen, woBrod verkjiuft zu werden pflegte,. wieder aufgehoben^].
Auf alle Gewerbe konnte jene Beschränkung des Niederlassungsrechtes, um
mich so auszudrücken, schon darum keine Anwendung finden, weil ihr Betrieb
zum Theil durch Zunftgesetz auf gewisse Strassen oder Quartiere ausschliesslich
angewiesen war, andererseits die grosse fürs Ausland produzirende Industrie
hier keineswegs dasselbe Interesse hatte , wie der kleine vorwiegend auf den
städtischen Bedarf angewiesene Gewerbsmann. Darum begegnen wir jener für
die Frage der gewerblichen Freiheit so bedeutungsvollen mittelalterlichen Loka*
lisirung des Gewerbes gerade bei hühern Zünften ^j . Die Grenzen sind aller-
dings sowohl in der Seiden- als Wollenzunft, welche hier in Betracht kommen,
sehr weit gegriffen. So lagen die vier »Convente«, in welchen allein das Tuch-
machergewerbe in der Sladt betrieben werden konnte, in den verschiedensten
Stadttheilen ^). Allein diese VervielQlltigung der Bezirke war, wenigstens was
letztere Zunft betrifft, wieder mit Verkehrsfesseln verbunden, offenbar um die
zünftige Kontrole der Arbeit zu erleichtern. »Zur Aufrechthaitung des guten
Rufes , zum allgemeinen Nutzen der Zunft und aller Meistera war es in einem
4) Schmiede: cf. Anm. 4. Schlosser: cf. ib. Dieselben haben auch die merk-
>Kurdige Bestimmung: Wenn einer die Werkstatt eines verstorbenen Meisters von dessen
Söhnen gemiethet hat, und ein Sohn dann die Werkstatt selbst übernimmt, so darf der ge-
nannte Miether keine neue Werkstatt gründen innerhalb 50 Br. vor Ablauf von 5 Jahren
[Cod. Cit. Nr. 4, f. 435), ein Raum, der Ende des 45. Jahrb. sogar auf 200 Br. erhöh t ^urdc.
2) NuUus faciat malam vicinanzam alicui dicte artis (Ogliandoli f. 96, cod. cit.), vergl.:
Che niuno artefice della decta arte possa mandare o fare alcuna mala vicinanza presso alla
buttega d*aIcuno artefice a cento braccia ad alcuno artefice. Allerdings ist auch hier schon
ausgenommen der Verkauf nelle piazze usate, dove si vende pane (4893, Cod. cit. der
Backe rzunft, fol. 57). Cf. flgd. Seite Anm. 4.
3) Fornai: Statuta Cod. cit. f. 486 (4483).
4) Z. B. der Seidenzunft (Cod. cit. I, fol. 470) und deren CoUegien, z. B. Gold- und
Stlberarbeiler (4 72), allerdings auch dem Schnittwaarengeschftfl (474) mit genauer Angabe der
Strassen und Plätze, wo der Gewerbsbetrieb allein gestattet ist. Vergl. die Statuten der Wollen-
zunft Cod. Nr. 7 (4 428) 1. III 7, 8. Charakteristisch ist es, dass der Staat im Allgemeinen eine
solche Lokalisirung nicht begünstigt zu haben scheint. So war in Arezzo eine Strasse , wo
allein Tuch im Detail verkauft werden durfte. Nach der Verheerung der Stadt durch die »Com-
pagoieenv, gebot Florenz den Besitzern der zerstörten Läden bei Strafe, sie wiederherzustellen
uod erkannte das aiisschliessliche Verkaufsrecht derselben an. Später jedoch gab der Staat
dies Geschäft in der ganzen Stadt frei, und erneuerte dann zwar, auf die »berechtigten« Klagen
der zum Wiederaufbau gezwungenen Ladenbesitzer, das Vebrot, ausserhalb jener Strasse das
Schaittwaarengeschäft zu treiben, erkannte aber zugleich dieses Recht allen Tuchmachern für
die von ihnen selbst fabrizirten Tücher zu. 4 398 Capitoli di Firenze I, 444.
5) statuta artis lane 1. c. Santa Maria, Oltrarno, St. Peter, San Pankratius.
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56 Die WiRTBscHArTSPOLiTiK DIR FLoasiiTiNER Renaissangb
dieser Konvente strenge verpönt, Tücher von anderer als französischer und eng-
lischer Wolle zu fabriziren , und in den andern konnte kein Meister zu gleicher
Zeit TOcher aus französisch-englischer und aus anderer Wolle machen ^) .
Wir haben damit die Schwelle der Zunft bereits überschritten und eine
andere Seite des Zunftzwanges berührt. Nachdem wir gesehen, wie weit neben
dem Anspruch , den Gewerbsmann zur Zunft zu zwingen und zugleich die Auf-
nahme an gewisse Bedingungen zu knüpfen , die Freiheit zu ihrem Rechte kam,
tritt an uns die Frage heran , welche Bedeutung in Florenz diejenige Seite des
Zunftzwanges hatte, welche sich in der BefugQiss der Zunft äussert, den ganzen
innerhalb der zünftigen Organisation sich vollziehenden Gewerbsbetrieb nach
bestimmten Normen zu regein. Wo wir den Staat in analoger, bevormundender
Weise thätig sehen, kommt hier natürlich auch die allgemeine staatliche Gesetz-
gebung in Betracht , wenn es sich auch nicht immer um zünftige Arbeit han-
delt. Es möchte allerdings fraglich erscheinen, ob unsere Aufgabe, welche nicht
die Gebundenheit, sondern die Freiheit zum Vorwurf hat, ein tief^^es Eingehen
auf jenes System der Regulative gestattet. Allein wo es sich so sehr, wie bei
einer Arbeit, die die Grenzen zwischen dem Bereich des Zwanges und der
Freiheit auf dem Gebiete der wirthschaftlichen Arbeit eines Volkes zu bestim-
men sucht, gerade darum handelt, wie Shakespeare sagt, »das Alter selbst, den
Leib der Zeit, ihren Stempel, ihr Gepräge« zu erfassen, muss ein System, wel-
ches einem grossen Theil der gewerbepolitischen Gesetzgebung der Zeit eben
sein Gepräge gegeben, derselben Ausdehnung nach veranschaulicht werden,
welche es dereinst im Leben behauptet oder wenigstens beansprucht hat.
Um zu erkennen , wie weit der Geist der Bevormundung in der Beein-
flussung der Fabrikation gegangen ist, genügt es im Allgemeinen, die Richtung
zu bezeichnen, welche die technischen Gewerbereglements in Florenz
eingeschlagen haben. Es finden sich Verbote der Bearbeitung und Veredelung
gewisser fremder Fabrikate ^} , der Verwendung gewisser Rohstofle für die
Fabrikation, sei es für sich allein oder in Verbindung mit andern 3), Gebote zur
ausschliesslichen Verwendung dieses oder jenes Artikels bei gewissen Fabri-
katen ^]y Vorschriften über das Verhältniss der zu einem Fabrikat verwandten
4) Cod. cit. Nr. 7, III, r. 8 und {HtS) IV, r. U.
2) Z. B. aller ausländischen Tücher, mit Ausnahme der »ultramontan ischen» und mai-
Ittndischen. Statuten der Wollenzunft Cod. cit. Nr. 7 (4388), II, 84. Cf. r. 50 de non t«nendo
emendo vel laborando cardaturam et de non emendo lanaggium de pelago veniens nisi
certo modo.
3) Ib. r. 46, quod lanifices non emant aut laborent aliquas lanas vetitas cf. r. 37, ferner
(4 4S8) IV, r. 45, Verbot, gekämmte oder kardätschte Lammswolle zu gewissen Tüchern zu
verwenden. — (4833) IV, 45, Verbot, andere als Tücher von französischer oder englischer
Wolle in Scharlach zu färben. — Den Tuchkrämern ist verboten, Tücher in Indigo zu färben,
Cod. Nr. 5, r. 36. Die Statuten der Seidenzunft, Cod. cit. Nr. 4, r. 87 , verboten die Mischung
echter und unechter Gold- und Silberfäden bei der Fabrikation der BrokatstofTe.
4) Vergl. die Klage der Zinngiesser und Flaschner, dass ihr Gewerbe, sonst so zahlreich,
jetzt so zusammengeschmolzen sei , durch die eigene Schuld desselben und die schlechte
Arbeit, indem schon seit langer Zeit missbräuchlich zum Zinn mehr Blei gemischt werde,
als recht sei (che si conviene] , weshalb viele Kaofleute , die früher die Fabrikate dieses
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UND DAS PlINZlP DSl VERKBBISrRBIHBlT. 57
Quantitäten verschiedener Stoffe *) , über die äussere Fonn und die Maassver-
httltnisse des Fabrikates selbst^, ja sogar über Form und Maass der Werk*
zeuge ^). Man bezweckte damit nicht immer nur die »Güte« der Arbeit, sondern
wie z. B. die Tischldrzunft, eine rein flusserliche Uebereinstimmung zwischen
den Arbeiten der Zunftgenossen ^] . Ja es machen sich wohl auch Motive geltend,
die uns kleinlich erscheinen; z.B. bei dem Verbot, Schreine und Schränke mit
Füssen zu versehen, welche die Figur des Lüwen darstellten, »damit nicht das
Abzeichen der Bepublik in Verachtung käniea^). Wie weit die Lust zum Regle-
mentiren ging, beweist der Umstand, dass man zuweilen bei Einführung neuer
Reglements, wo solche noch nicht bestanden, als Motiv nichts anderes anzugeben
fand, als: »weil es überall so ist, so soll es auch in diesem Zweig so sein«<^).
Am ausgebildetsten erscheint das System der Bevormundung in der für das
Ausland arbeitenden Industrie , zumal in den Zweigen , welche , wie die Tuch-
manufakturen des 45. Jahrhunderts, den Höhepunkt ihrer Blüthe schon hinter
sich hatten und denen die auswärtigen Industrieen auf dem Weltmarkt mit Er-
folg Konkurrenz zu machen begannen. Der Ausdehnung des Zwanges ent-
sprechend ist aber auch hier die Reaktion des Verkehrs zu Gunsten
der Freiheit am mächtigsten gewesen. Gerade von der Tuchmacherzunft
wissen wir, dass in der zweiten Hälfte des 45. Jahrhunderts die zur Prüfung
der Wolle und anderer Rohstoffe, sowie zur Tuchbeschau begründeten Einrich-
tungen fast ganz in Vergessenheit gerathen waren und die Tuchlabrikation sich
faktisch von den Reglements nahezu frei gemacht hatte ^). Diese Thatsache
bezeugt zur Genüge , dass die Industrie bereits jene Stufe Überschritten hatte,
wo es im Interesse der Verkehrenden selbst liegt, wenn die Behörde als Mittlerin
zwischen Käufer und Verkäufer eintritt, dass vielmehr durch die Herausbildung
Gewerbes gekauft, jetzt ausbleiben und anderwärts ihren Bedarf beziehen. Daher wurde
von den Approbatoren der Zunftstatuten 1387 genau vorgeschrieben, welche Fabrikate aus
purem Zinn gennacht werden , und in welchem Verhältniss bei anderen Blei und Zinn zur
Anwendung kommen dürften (Statuti di medici spetiali e merciai Cod. cit. Nr. 2, fol. 4 43).
4) Cf. z. B. die Vorschrift über das Minimum von Stahl für Helme und Sturmhauben
(Statut der Schmiede Cod. cit. f. 74).
9) Cf. z. B. Statuti di legnaiuoli Cod. Nr. 2, r. 84 u. Cod. Nr. 4 (4 404, cap. 30}. Vor-
schriften über die Grössenverhältnisse von Kisten und Koffern.
3) Z. B. der Grösse der Tuchkämme und Waschtröge der Tuchmacher. Cod. cit. Nr. 7,
IV, 33, 35, 36.
4) Die Arbeiten der Mitglieder sollen »bene e egualmente per tutti« gemacht sein (Leg-
naiuoli Cod. cit. Nr. 4, c. 30).
5) Ib. c. 9.
6) CoDsideranti che gli artefici , che si chiamano battilori , sono membro della decta arte
(sc. di spetiali e merciai ) e che ne' pezzi dell' oro e dell' argento battuto che vendono non ö
dato alcuna regola di peso e di misura, co^me comunemente k data a tutte l'altre
mercantie, daher wird die Grösse dieser Stücke bestimmt. Davon, dass irgend ein
Bedürfniss dazu vorhanden, ist keine Rede. 4403, fol. 487 des Cod. cit. Nr. 2 der ge-
nannten Zunft.
7) AI presente poco se ue fa (nämlich von Wollen- und Tuchbeschau) o nonnullo;
per le quali cose l'arte ne viene in grande declinazione e tutti di a avvenire piu Tun di dell'
altro, perchd 1 e cose sono tanto transandate che non ne si osserva ordine
niuno dell' arte 4459, Cod. dt. Nr. 7, fol. 453.
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58 Dl£ WlRTHSCBAFSPOLITIK DIR FLORKNTINBR RENAISSANCE
eines demTublikum genügende Garantieen bietenden Standes grosser Fabrikan-
ten die besondere öffentliche Aufsicht überflüssig geworden <) und eben darum,
um mit Röscher zu reden, wie alles an sich Ueberflüssige , das gleichwohl
positiv befohlen wird, nur als Fessel wirken konnte. Allein wenn auch in der
Hauptindustrie des Staates, die für sich allein an die 30,Q00 Menschen beschäf-
tigte, und ohne Zweifel auch auf andern Arbeitsgebieten, wie schon die gleich
einem rothen Faden durch die Statuten sich hinziehenden Einschärfungen der
Reglement^ beweisen , der Drang des Verkehrs nach freierer Bewegung sich
zeitweilig siegreich Bahn brach, so hat dies doch in der Gesetzgebung nur durch
eine stärkere Betonung des Zwanges Ausdruck gefunden, und es ist gewiss
ziemlich vereinzelt gehlieben, dass einmal eine Zunft dem Bedürfhiss des Ver-
kehrs so weit entgegenkam, zu gestatten, dass auf den Wunsch von Privaten,
mit Erlaubniss der Gonsuln, von den für die zünftigen Arbeiten vorgeschriebenen
Normen abgewichen werden konnte 2). Man war eben zu sehr daran gewöhnt,
von diesen Normen die Erhaltung eine blühenden Industrie , ja die Wieder-
belebung herabgekommener Gewerbe zu erwarlon ; daher auch die vielen Ver-
anstaltungen zur Kontrole und Ueberwachung, die freilich, wie wir eben sahen^
ihren Zweck keineswegs auf die Dauer zu erreichen vermochten , aber eben
darum insbesondere im 45. Jahrhundert immer mehr vervielfältigt wurden. So
musste jeder Tuchmacher die Wolle, die er färben Hess, binnen vierzehn Tagen
zur Beschau vorlegen ^), keiner durfte Wolle , die er gekauft, auspadien oder
gar verarbeiten, bevor dieselbe nicht von den »Taxatoren« der Zunft in Gegen-
wart der »Markatoren« geschätzt war. Tücher, die zur Ausfuhr bestimmt sind,
müssen vorher von den Letztern markirt sein , und diese wieder dürfen das
Tuch nicht stempeln, wenn nicht das Zeugniss der Taxatoren vorliegt, dass die
Beschau desselben vollzogen und dass es »würdig sei ausserhalb Florenz ver-
sandt zu werden«; zugleich mit der Angabe des Gewichtes und der Qualilül,
wie man es verlangt im Interesse und zur Ehre des Gewerbes*). — Die Seiden-
zunft*), wie auch die der Tuchmacher«), gebot jedem Weber sein Gewebe von
der Zunft markircn zu lassen. Die Materialien- und Kurzwaarenhändler ver-
boten, zünftige Waaren ausserhalb der Läden zu verkaufen, wenn dieselben
nicht vorher den Gonsuln vorgelegt waren ?) . Die Riemer machten von der-
selben Bedingung nicht nur den Verkauf ausserhalb des Ladens, sondern
auch die Ausfuhr der Waaren zum Verkauf ausserhalb Stadt und Grafschaft
1) Vergl. die trefniche, hier auf Florenz angewandte allgemeine Ausführung dieses
Gedankens bei Röscher: Ansichten der Volkswirthschaft aus dem geschichUlchen Stand-
punkte, p. 456, cf. ebendaselbst die feine Beobachtung über die Zunahme der Grösse der
einzelnen Unternehmungen auf dem Gebiete der florentiner Tuchfabrikation p. 438.
3] Arte di legnaiuoli Cod. cit. Nr. 4, Zusatz zu cap. 30.
3) Den sententiarii defectuum lanarum Cod. cit. Nr. 7 (1438], tll, r. 40.
4) Statuten der Wollzunft Cod. cit. Nr. 7, f. 153. Diese Verordnungen von H95 er-
scheinen als Verschärfung der schon bestehenden, cf. 1. 111, r. 40 (1438) ib.
5) Cod. cit. der Zunft, f. 279 (1473).
6) Cod. cit. Nr. 7 der Zunft (4 428) 111, 20.
7) Cod. cit. der Zunft, r. 86.
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i)n6 das Prinzip dir Vkrkbhr§preihbit. 59
abhängig ^) y »denn nur gute Waaren, die den Ordnungen gemäss gemacht sind,
sollen ausgeführt werden« 2). Nur die zum Hausir- und Detaiiverkauf in Stadt
und Vorstädten bestimmten Waaren des Gewerbes sind von jener Verpflichtung
befreit').
Wer bedenkt, dass sich in Aroerika. Holland, Westfalen, Hannover, Schle*
sien ähnliche Beschau- und Kontroianstalten, sei es fUr den Export oder den
Binnenverkehr, aus wirthschaftlicben Gründen bis in die Gegenwart erbalten
haben und selbst die Jetztzeit noch zweifelhaft darüber ist, ob nicht ein Zwang
zu deren Benützung gerechtfertigt sei, dem mag in diesem Punkte der Abstand
der Renaissance von der Gegenwart minder schroff erscheinen , um so greller
fällt dann freilich wieder der mittelalterliche Geist und der Kontrast gegen
moderne Anschauung ins Auge, wenn man in den Zunflstatuten liest, wie die
ordnungsgemässe Güte der Fabrikation mit Hilfe des geistlichen Armes
erzwungen werden soll. Die Industrie des freigeistigen Florenz der Renais-
sance unter dem Schutz der Kirche , oder vielmehr die Kirche im Dienste der
Industrie! Auf Veranlassung der Tuchmacherzunft sehen wir Erlasse der
Bischöfe von Florenz und Fiesole an die Seelsorger ergehen, weiche dieselben
beauftrageD , alljährlich an den grossen Kirchenfesten die Parochialen zu er-
mahnen, dass sie beim Haspeln gesponnenen Garnes ordnungsniässig verführen,
und gegen die Uebertreter die Exkommunikation auszusprechen , von welcher
dieselben nur nach harter Pönitenz und Erlegung einer ansehnlichen Geldbusse
an den Pfarrer (!) absolvirl werden können^). Zur Ehre des Klerus sei es
gesagt, dass dieser Mtssbraucb des ängstlichen Gewissens armer Spinnerinnen
von Seiten zeitgenössischer Kanzclredner entschiedene Verurtheilung gefun-
den hat ^) .
Das fünfzehnte Jahrhundert, in welchem sich, wie schon angedeutet, der
grosse wirthschaftliche Wendepunkt des sechzehnten bereits im Stillstand oder
Rückgang bedeutender Industrieen voraus verkündigte, ist besonders charak-
terisirt durch die Erfindsamkeit in gewissen Präventivmaass regeln, die
4) Cod. cit. (Coregiai) f. MS (1458). MoHv: — per obviare a quellt — che guastano loro
medesimi e gli altri, chi non v'anno colpa ne portano pena; erneuert 1459 (f. H7}.
5) Statut! di Speliall e merciai I. c. und Coregiai Cod. eil. Nr. 4, r. 25.
I) Doch haben einzelne Gewerbe wie z. B. die Leinenhändler und Tuchkrämer den
Verkauf ausserhalb der Bude, insbesondere das Hausirengehen in der Stadt gänslich
untersagt. Cod. cit. rub. 49 u. 86, cf. fol. 63 (1874). Vergl. auch Statut der Tischler und
Holzarbeiter Cod. cit. Nr. 4, fol. 4.
4) »Qui stamen filatun) inaspaverint cum pluribus tilis quam ad unum«. Cod. cit. Nr. 7
der Zunft (4838) 111, 43 u. 1428 (III, 18) in nib. 29 erscheint selbst der Verkauf von Wolle
und Garn zur Fabrikation gewisser verbotener Artikel durch Breves der beiden Bischöfe
mitEikomnuinikation bedroht und auch hier Bischof und PfaiTer insinteresse gezogen, indem
die Geldbusse für diese Uebertretung ebenfalls an sie zu zahlen ist, cf. 1428, IV, 8.
5) Vergl. die Vorschrift der Pisaner Wollenzunft »auf Kosten der Zunft« die Exkommuni-
kation derer zu betreiben, die an der Wolle einen Betrug begehen, bei Bona in i 1. c. (Breve
deir arte della lana di Pisa) III, 739 und die daselbst mit^etheilte Stelle einer Predigt des
Fra Giordano da Rivalto (ed. Manni p. 88): c qui disse frate Giordano delle cose sconcie che
fanno i mercatanti che fanno scomunicare ie feminelle povere, perche non fanno cosi buod
filato che peggiorano poco.
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60 Die Wirtrsghaptspolitik der plorentinbr Renaissance
darauf berechnet waren , die Ueberwachung der Industrie zu erleichtern und
in noch wirksamerer Weise, als es die Kontroivorschriften vermochten, die
Umgehung der Reglements zu erschweren und die Ueberwachung der Industrie
zu erleichtern. Dass nach dem Statut der Tuchmacherzunft die gleichzeitige
Fabrikation von Tüchern ans gröberer und feinerer Wolle verboten war, ist
schon bemerkt; die Rlaufärber durften in keiner andern Farbe als in Waid
färben ij. Analog ist das Verbot, in ein und derselben Werkstatt verschie-
dene Gewerbe zu betreiben oder in Einem Laden zu verschiedenen Gewerben
gehörige Waaren zu verkaufen , womit wenigstens einzelne Ztlnfle die dem
Einzelnen zur Ausdehnung seines Gewerbebetriebes von Slaat und Zünften
gewährten Erleichterungen in vielen Fallen paralysirten. Was nützte dem
Angehörigen der Seidenzunft das Recht, alle derselben unterworfenen Gewerbe
gegen Bezahlung der Matrikel zu üben, wenn ihm die bis zum Jahre 4438
ungestörte Befugniss, dies in Einer Werkstatt und Einem Laden zu thun,
genommen wurde '^j? Denn wer nicht die Mittel besass, mit der Fabrikation
eines zufällig andern Gewerben zugetheiUen Artikels zugleich die Eröffnung
eines neuen Arbeits- oder Verkaufslokals zu verbinden, vermochte seit dieser
Zeit von jener Freiheit gesetzlich keinen Gebrauch mehr zu machen. Doch
mochte dies bei der damals schon hochentwickelten Arbeitsthcilung dem freien
Aufschwung des Einzelnen immerhin weniger im Wege stehen, als wenn man,
wie es am Ende dieser Epoche geschah, dem Tuchmacher vorschrieb, nur
selbstfabrizirte Tücher zu verkaufen ^j oder nur diese zum Färben, Walken
und Appretiren zu geben; und ebenso dem Seidenfabrikanten nur den Verkauf
des eigenen Tuches gestattete und ausserdem verbot, andere Seide spinnen zu
lassen, als die ihm selbst oder seinem Kompagnon gehörte ^j; oder wenn die
Kürschner nur ihnen selbst gehörendes Pelzwerk ohne Erlaubniss der Gonsuln
bearbeiten oder verkaufen konnten^). Und doch war es, wie sich einmal
1) Statut der Tuchmacher Cod. Nr. 7 (4 428) III, 89.
2) Statut der Seidenzunft Cod. cit. Nr. 4, f. 224. »Um Betrug vorzubeugen«, soü fortan
in keiner Bottega, ^o das Seidenwaarengeschäft betrieben wird, etwas anderes als Seide und
die in dieses Geschäft einschlagenden Tücher gehandelt werden, in keinem Schnittwaaren-
laden etwas anderes als neue Wollentücher oder was sonst für Tuch in dies Gewerbe gehört,
in den Goldschmiedbuden dürfen nur Gold- und Silberarbeiten gemacht und verkauft werden,
in den Strumpfwirkerbuden nur Strümpfe, Mützen u. dergl. , in denen der Wammsschneider
nur die zu diesem Gewerbe gehörigen Dinge non obstante che taie sottoposto a dicta arte
fusse immatricolato in qualunque altra arte. Wer zur Zeit der Verordnung (4 488) mehr als
ein Gewerbe in einem Lokal treibt, hat 2 Monate Zeit um das zu ändern. Damit fiel natür-
lich auch die früher zugestandene Erlaubniss, ultramontane Tücher in den Botteghen der
Zunft zu verkaufen (ib. rub. 474). Ebenso ist es eine Neuerung der Statuten, wenn 4444
(ib. fol. 476) verboten wurde, in den Magazinen und Buden, wo Schnittwaarengeschäft
getrieben wurde, Tücher zu scheeren. — Die Tuchmacherzunft verbot 4460 in den Schnitt-
waarenbotteghen der Zunft etwas anderes als Wolltücher zu verkaufen.
3) Cf. die Motive zum Staatsbeschluss von 1477; als besonders charakteristisch für die
lndustrieiK)litik der Zeit in Beilage III mitgetheilt.
4) Statuten der Seidenzunft Cod. cit. (4 460) fol. 264. Doch konnten hier die Consuln
eine Ausnahme zulassen.
5) Statuti di vajarii e pelliparii Cod. Nr. 4, r. 36.
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UND DAS Prinzip dbi Vbbkbhrsfisihbit. 61
ein Statut (noch 4445) schon ausdruckt, nicht nur ein Gebot der gemeinen
VeiTiunfi, sondern auch der Ordnungen der Commune, dass Jeglicher sowohl
in Kauf als Verkauf der Waaren seines Gewerbes frank und frei sein soll ^) .
Hier spielt auch jenes fttr die freie Bewegung nicht minder verhangniss-
volle Motiv mit herein, unzttnftige Arbeit möglichst zu verhüten. Dasselbe
äussert sich in Satzungen wie der der Tuchmacher 2) und der Calimala^),
wonach kein Färber oder Tuchbereiter an einem florentiner oder ultramontanen
Tuch eine Arbeit vornehmen darf, welches nicht das Bleisiegel der Tuchmacher-
zunft oder der Calimala trägt, noch auch für Jemand, der nicht als Meister
immatrikulirt ist, wenn er nicht von den Consuln der Zunft die Erlaubniss
erhalten, oder nachweist, dass das Tuch von einem ztlnftigen Meister gekauft
ist. Nur für die »öffentlichen Meister« der Tuchmacherzunft darf Wolle gescheert
und Garn gesponnen werden^); nur für die der Seidenzunft dürfen Seiden-
weber, Seidenspinner und Färber in Seide arbeiten^); nur den Holzarbeitern,
die zu deren Zunft gehörigen Reifenmacher Fassreifen zum Wiederverkauf •
verkaufen*). Da sich die in Betracht kommenden zünftigen Gesichtspunkte
mehr in einer Beeinflussung des Handels mit den Erzeugnissen der Industrie
betbätigt haben, so ist darauf bei Besprechung der Handelspolitik zurück-
zukommen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die in der Zunftverfassung selbst
begründete Idee einer innigeren gegenseitigen Verpflichtung der Zunftgenossen
auch in Florenz für die Frage der individuellen Freiheit von Bedeutung gewor-
den ist. Die Pflicht, sich gegenseitig nicht nur nicht in seiner Thätigkeit zu
stören, sondern vielmehr direkt zu fördern, war mit gewissen Yerkehrs-
schranken verbunden, die sich behaupteten, solange die Zunftverfassung selbst
bestand. Auch in Florenz sollte kein Genosse dem andern Unterkauf thun^),
Gesellen oder Lehriinge entfremden^}, Werkstatt oder Laden ausmiethen®]; ja
1} Statut derPieischer. Cod. cit. Nr. 4 (4846 — 4 477} fol. 95: tanto per la ragione cooiune
qnanto per gli ordini del nostro Comune si dispone che ognuno cosi nel comprare come uel
vendere qualunque mercatanzie della sua propria arte sia franco e libero. Gerade in diesem
Gewerlto entsprach freilich dieser Satz am wenigsten der Wirlclichkeit.
t) Statuten Cod. Nr. 7 (4 428), HI, 46.
S) Statuten ed. Giudici 1. II, Cap. 6.
4) Statuten (4884) Cod. Nr. 7, II, 45.
5) Statuten Cod. cit. Nr. 4, fol. 4 49 u. 476.
6) Statuti di legnaiuoli Cod. cit. Nr. 4 (4394), fol. 4.
7) Cf. z. B. Statut der Kürschner Cod. cit. r. 40. Steinmetzen r. 40 u. a.
8) Cf. z. B. Statut der Panzerschmiede Cod. cit. 3, r. 4 4 u. a.
9) Wie tief dies Gebot in die Verkehrsfreiheit eingrifT, zeigen folgende Satzungen : Wenn
ein Budenbesitzer die hergebrachte Miethe steigerte , ja selbst, wenn letztere als zu hoch
erscheint, so können auf Antrag der Mehrzahl der in derselben Strasse wohnenden Zunft-
Renossen alle der Seidenzunft (Cod. 4 , r. 65) angehörigen Gewerbetreibenden zum Verlassen
der daselbst gelegenen Buden gezwungen werden. Dasselbe Statut haben die meisten Zünfte,
wenn auch einzelne, wie z. B. die Panzerschmiede, es erst spat (4 427, fol. 36) rezipirten.
Die Leinenhändler (r. 67) verlangen eine Mehrheit von ^3- ^er sich weigert, wird von der
Zoflft mit Gewalt ausgetrieben. Kein Materialien- und Kurzwaarenhündler darf innerhalb
3 Jahren, nachdem ein Zunftgenosse eine Bude verlassen, dieselbe wider dessen Willen
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62 Die Wirthsghaftspolitik dir PLOiSfiTinKi Renaissance
in einigen Gewerben waren die Mitglieder verpflichtet , sich gegenseitig mit
dem zum Betrieb nOlhigen Material unter die Arme zu greifen. Der Schmied,
der Kohlen gekauft , muss dieselben auf Verlangen den Zunftgenossen , beson-
ders den ärmeren, bis zur Hälfte. um den Einkaufspreis abtreten i), ebenso
einen entsprechenden Theil Holz die Tischler und andere Holzarbeiter ^j.
Ja es kommen sogar Beschrankungen des Kaufes von Rohmaterialien vor,
sei es dass es den Zunftgenossen verboten ist , dieselben zum Aufspeichern ^)
oder zum Wiederverkauft] zu kaufen, oder dass denselben für ihrea jahr-
lichen Einkauf ein Maximum direkt vorgeschrieben wird^). Die letzlere der
Verkehrsfreiheit so gefahrliche Richtung hat eine A^sehnung über den Kreis
der genannten Gewerbe hinaus nicht gefunden, und auch innerhalb der
letzteren erscheint das Prinzip des Verkaufszwanges und das Einkaufs-
maximum nur in Beziehung auf zwei Stoffe durchgeführt: Holz und Kohle,
die hier eine analoge Stellung einnehmen; wie die Objekte der Theue-
rungspolitik, deren Gesichtspunkten wir hier wieder begegnen; und wenn
wir einmal das gesetzliche Einkaufsmaximum auch auf den Kauf von Werk-
zeugen ausgedehnt finden , wie bei den Tuchmachern , die nur für den Bedarf
von 6 Monaten Karden kaufen sollten^), so ist auch dies eine vereinzelte Er-
scheinung geblieben. Auch habe ich, trotzdem jenes vereinzelte, indirekt die
Höhe der Produktion des Einzelnen unter Umstanden beschrankende Maximum
des Materialienkaufes prinzipiell von einer direkten Begrenzung des Einzel-
betriebes kaum verschieden ist, in Florenz kein Statut gefunden, welches in
miethen (r. 53 u. 4892, f. 4 24). Die Leinenhttndler (r. 84) machen dies zur Pflicht auch
gegenüber den Angehörigen der andern «42 obern Zünfte«, die Riemer gegenüber denen aller
Zünfte , »die ein ähnliches Kapitel in ihren Statuten haben« (r. 22) . Nach den Statuten der
Republik (144 5) 1. IV, tract. cit. r. 37, bestand dieselbe gegenseitige Verpflichtung für die
Mitglieder der Calimala und Seidenzunft. Kein Leinenhändler durfte eine Bude miethen, die
ein Mitglied einer andern Zunft gegen den Willen des bisherigen zur Zunft gehörigen Miethers
gemiethet hatte. Der Verzicht aut eine Bude kann nur vor den Zunftconsuln ausgesprochen
werden und ist nur dann giltig, wenn diese mit 46 Beisitzern aus der Zunft mit ^/a Majorität
erklären, dass der Verzicht nicht aus Furcht und unfreiwillig geschehen. Nur wenn der
Miether nicht zahlt, kann der Eigenthümer vermiethen, an wen er will. Seit 4434 findet
sich allgemein in den Zunflstatuten das Gesetz, dass wenn der Eigenthümer die Bude zu
eigenem Gebrauch will, er 2 Jahre vorher kündigen muss, und ohne Erlaubniss kein Anderer
diese Bude vor 4 0 Jahren miethen darf und auch dann nur, wenn der bisherige Miether oder
dessen Erben gefragt sind, ob sie dieselbe zum alten Preise wieder wollten. (Letnenhttndler
f. 435). Nach den Statuten der Panzerschmiede befragen die Gonsuin bei Streitigkeiten
zwischen Eigenthümer und Miether die sechs zunächst wohnenden Zunftgenossen , ob die
Miethe erhöht oder erniedrigt werden soll, worauf die Consuln nach ihrem Gutdünken ent-
scheiden und 5 Jahre nach dieser Entscheidung darf der Miethszins nicht verändert werden
(fol. 38) 4427.
4) Fabbri. Cod. eil. Nr. 4, r. 88.
2) Legnaiuoli. Cod. cit. Nr. 2, r. 42 u. Cod. Nr. 4, fol. 9.
3) in Beziehung auf die Färbern und Tucharbeitem nöthigen Artikel. Statuten der Woll-
zunft Cod. Nr. 7 (4838) II, 8 und (4428) IV, 2.
4) Schmiede: r. 83. Schlosser fol. 26 in Beziehung auf Kohlen.
5) Tischler. Cod. Nr. 4, f. 6 in Beziehung auf Holz.
6) L. C. (4383) u. (4 428).
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tlNB DAS PmifKIP DER VbRKKHRSPMHIBIT. 63
der Absicht, eine gegenseitige Beeinträchtigung der Nahrung zu verhüten, dem
Industrieilen in der Steigerung seiner Produktion eine bestimmte Grenze ge^
setzt hxtte. Ueberhaupt scheint man in Florenz nicht so sehr darauf bedacht
gewesen zu sein^ die wirthschaftliche Existenz des Einzelnen durch Gesetz,
d. h. durch Beschränkung der Andern zu sichern, wie z. B. in Venedig i) oder
Pisa, in welch' letzterer Stadt man darin so weit ging, dass man durch die
Behörde die zum Färben bestimmten französischen Tttcher unter die Werk-
stätten aller Färber vertheilen Hess^j, und die Tuchmacherzunft ihren Mitgliedeiu
vorschrieb, wie viel Wolle sie je einer Spinnerin zum Spinnen geben dtlrften^).
Die letzteren Bestimmungen führen uns auf ein Gebiet, dessen Regelung
durch die Zunftgesetzgebung nicht minder für den Geist, der sie beherrschte,
charakteristisch ist, als die bisher besprochenen Verhältnisse. Wir haben
bisher vornehmlich das Recht ins Auge gefasst, welches die an der autonomen
Gestaltung der zünftigen Organisation selbständig betheiligten Industriellen und
Handwerker sich selbst gesetzt, und wenn dabei auch der von den grossen
Handelszünften abhängigen und von deren gesetzgeberischen und richterlichen
Befugnissen so gut wie ausgeschlossenen Gewerbetreibenden oder der unselb-
ständigen Hilfsarbeiter des Gesellen- und Lehrlingstandes gedacht wurde , so
handelte es sich dabei doch im Wesentlichen um Grundsätze , die auf alle die
genannten Klassen Anwendung fanden. Jetzt kommt das besondere Recht in
Frage, welches die eine Interessentengruppe der andern vorschreibt, d. h. die
in den Zünften herrschenden Kaufherren und Fabrikanten den abhängigen
Meistern, oder der Meisterstand dem Arbeiter, mag dieser als Geselle und Lehr-
ling in der Werkstatt, oder in der fabrikmässig organisirten Grossindustrie
als Arbeiter im modernen Sinne thätig sein. Diese für den modernen Charakter
des gewerblichen Lebens jener Zeit charakteristische Scheidung zu machen,
berechtigt uns schon die Geschichte der politisch -sozialen Parteikämpfe von
Florenz. Dasselbe hatte längst jene Stufe überwunden , wo in Folge des ledig-
lich handwerksmässigen Betriebes der Gewerbe der Arbeiter regelnlässig
Aussicht hatte, vom Lehrling und Gesellen zum selbständigen Meister empor
zu steigen. Es war eine natürliche Folge des gewaltigen Aufschwunges der
4) Ich finde auch nicht die geringste Spur, dass man in Florenz den Meister
hinsichtlich der Zahl seiner Gesellen undArbeiter beschrttnkt hätte. Vgl.
dagegen das für den Gegensatz charakteristische venezianer Sleinmetzenstatut v. U07
(Sagredo I. c. 49). L' h cosa condegna e laudabile che cadauno si debbia vivere cum el so
mestier: noa el se vol cerchar de farlo cum men dano del compagno che sia possibile e ptü
presto cerchar de farlo cum comodo et utilita del mestier e dela poverta che sia possibile,
et perche se die cerchar de obviar a li inconvenientt pono intravegniressendo introducta una
coniptela per li patroni et maestri di bottega (nämlich bis an die 40 Gesellen zu beschäftigen}
•— la quäl cosa toma in dano de li nostri poveri lavoranti che vi veno ala lornata. Pero —
alcun patron over roaestro di bottega decetero non puossi — haver piü di tre Conti scritti cum
loro ala Justitia vecchia ottra li fradelli et U fioli.
8) Breve consulum curie mercatorum ed. Bonaini 1. c. III, lao.
3) Breve dell' arte della lana, ib. HI, 688. Cf. dasselbe Statut der Mailönder Tuch-
niacberzunft, wonach keiner je einer Spinnerin mehr als 6 »balancias lane« auf einmal geben
darf. Statuta mercatorum lane § 62 in den Mailänder Statuten von 4480.
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64 DiB WiRTHSCHArrspoiUTiK DIR florbutinbr Rinaissangb
Industrie, dass sich einerseits eine Klasse grosser Kapitalisten » anderseits ein
eigentlicher Arbeiterstand bildete, der daran verzweifeln musste, sich je aus
seiner Lage emporzuarbeiten. Wie schroff der Klassengegensatz zwischen der
herrschenden Klasse von Kaufleuten, Fabrikanten und Kapitalisten auf der
einen, und dem Fabrikproletariat der »Ciompia oder des »popolo minuto« auf
der andern Seite geworden war, bezeugen die Ideen der Arbeiterrevolution
von 4378, welche uns Machiavelli so meisterhaft veranschaulicht hat.
Aufs Engste mit diesem Element verbunden, erscheint der kleine Hand-
werksmeister, dem keine selbständige zunftmässige Organisation zur Geltend-
machung seiner wirthschaftlichen und politischen Ansprüche zu Gebote stand.
Allerdings arbeiteten diese von den Uandelszttnften abhängigen Gewerbetrei-
benden, wie z. B. die Farber, Tuchbereiter, Tuchdrucker, Weber und andere
auf eigene Rechnung und in eigenem Namen ; doch zeigen sich schon einzelne
Symptome, dass diese Art wirthschaftlicher Selbständigkeit durch die natttr*
liehen Wirkungen einer zum Fabrikbetrieb emporgewachsenen Industrie ernst-
lich bedroht war. Offenbar griff bei den Fabrikanten der Calimala, der Wollen-
und Seidenzunft das Bestreben um sich , lieber mit abhängigen Arbeitern als
mit selbständigen Kleinmeistem zu arbeiten. Es ist höchst bezeichnend für die
Industriepolitik der Zeit , dass man durch eine willkürliche Beschränkung des
Arbeitgebers in dieser Beziehung den Lauf der Dinge aufhalten zu können
glaubte. Wenigstens findet sich ein Gesetz, welches den Seidenfabrikanten
verbietet , Seidenzeuge von Arbeitern weben zu lassen , oder wahre Heister als
Arbeiter zu beschäftigen, auch wenn die Webstühle ihnen selbst gehören, und
nur solche gestattet, welche in Wirklichkeit als Meister arbeiten >j . Auch wenn
nicht die Aufrechthaltung der Reglements als Motiv dieser Beschränkung genannt
wäre, würde keineswegs auf die Absicht einer »Konservirung« des genannten
Standes zu schliessen sein. Kommt ja doch überhaupt nur selten in dieser Ge-
setzgebung die Tendenz zum Vorschein, das Interesse des abhängigen Gewerbe-
treibenden und Arbeiters gegen die Ausbeutung durch die dreifache Uebermacht
der Fabrikanten zu schützen, die ihn nicht nur wirthschaftlich durch das lieber-
gewicht des Kapitalbesitzes , sondern auch als Gesetzgeber und Richter in der
Hand hatten. Vor Allem fehlte dieser Klasse der abhängigen Meister und Ar-
beiter, um dem Interesse der im Regiment sitzenden Kaufmannschaft an einem
möglichst niedrigen Preis der Arbeit wirksam zu begegnen, das Recht der
Koalition^). Allerdings war allen Gewerbetreibenden ohne Unterschied jede
1) — Dare a tessere ad alcuno per lavorante eziandio se il telajo fosse del detto sela-
juolo e mercatante ma realmente darle a tessitori come maestri non come lavoranti ne
in altro modo (4439). Statuteo Cod cit. Nr. 1, fol. a04.
8) Statuta Flor. (1445) Hb. IV, tract. cons. art. r. 48. In Versagung dieses Rechtes
scheinen die zünftigen Fabrikanten Italiens überhaupt einig geyresen zu sein. Vergl. die
Statuta mercatorum lane (in den Mailänder Statuten von 4480). § 56. Nullus garzator nee
pectenator nee textor nee follator nee tinctor drapporum lane nee aliquis alius laborans ad
mercedem de arte lane possit inire aliquam societatem cum alio habente aliquod paraticum
vei aliquam convenientiam seu communitatem aliquo modo, quod redundaret in prejudicium
dictorum mercatorum ; alioquin intametur ille laborator.
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U5D DAS PbINUP DIR ViRKBHtSPRBIliBIT. 65
Einigung bezüglich des Preises ihrer Waaren verholen^). Jedodi hatten die-
jenigen , weiche über die in der zünftigen Organisation liegenden Machtmittel
verftlgten^ unter Umständen immerhin Aussicht^ das Verbot illusorisch zu
machen. Zudem waf es doch etwas anderes, wenn der Staat im Interesse des
Publikums und des gemeinen Wohles ein derartiges allgemeines Verbot erliess,
als wenn , was doch die hauptsächlichste Wirkung jenes Florentiner Cioalitions-
verbotes war, die eine Interessentengruppe die andere damit einer wichtigen
Schulzwehr gegen den Missbrauch der Herrschaft beraubte , eine Schutzwehr,
die um so nolhwendiger war, als den Fabrikanten das Recht einer allseitig
bindenden Entscheidung über die Höhe der Arbeitslöhne zustand. In der Tuch-
macherzunft bestand (bis i 488) eine Gommission von sechs Mitgliedern , deren
Aufgabe es war , die Preise für das Färben des Tuches , der Wolle , des Games
zu »modifiziren, auf das billige Maass zurückzulühr en und dabei zu erhalten« 2).
Dass die Färber zwei Vertreter in diese Gommission entsenden konnten , war
gegenüber der doppelten Vertretung der Fabrikanten nicht von Belang, und als
im 45. Jahrhundert die Festsetzung der Preise an die Zunftconsuln und andere
Zunftbeamte übertragen wurde, kam das Interesse der abhängigen Färber-
meister noch weniger zur Geltung 3). Wenn in den Statuten der Seidenzunft
die ofBzieUe Bestimmung der Löhne der Färber, Weber und Spinnerinnen von
Zunftwegen damit motivirt wird, dass es sich um eine Maassregel zu Gunsten
der Letzteren handle, »damit sie für ihre Arbeit bezahlt würden , wie es ver-
nünftiger Weise verlangt werden könne« , so ist doch nicht zu vergessen, dass
die Ansätze des zünftigen Tarifes nicht. etwa bloss die Bedeutung einer Mini-
malgrenze halten, unter welche der Fabrikant nicht herabgehen durfte, sondern
dass jede Abweichung von denselben, also offenbar auch eine einseitige Gewäh-
rung hohem Lohnes verpönt ward ^) .
Um den Lohntarif aufrecht erhalten zu können , entfernte man sich noch
um einen weitern Schritt von den Prinzipien der Freiheil , indem man mit dem
Taxenwesen einen förmlichen Arbeilszwang verband. Die Färber m u s s t e n
einem jeden Tuchmacher^) Tücher und Wolle, einem jeden Seidenfabrikanten ^)
4) Homines seu consules alicujus artis civitatis, com itatus vel districtus Floren tie non
possint — facere vel fieri fecere conspirationem aliquam — posturam , pactum vel mono-
polium aut doganam super aut de rebus aut negotiattonibus ad artem suam vel altertus
certo modo pertinenUbus certo modo vel forma seu pretio vendendis vel emendis aut aliquo
modo agendis vel contrahendis , quin libere possit et liceat cuilibet emere vendere et agere
prout voluerit et poterit et melius convenerit cum secum contrahentibus de rebus et nego-
tiaUoQibus antedictis. Statuta Flor. (U15) lib. III, r. 88. .
aj Cod. cit. Nr. 7 (4338) 1. I, 60.
S). Ib. (1428), I, 88. Dasselbe gilt für die Calimala, wo die zur Festsetzung der Preise
fürs Färben und Appretiren des Tuches eingesetzte Kommission von Kaufleuten , allerdings
einige Meister dieser Gewerbe befragen soll , aber doch selbständig nach ihrem Gutdünken
den Tarif festsetzt. Lib. II, r. 7, ed. Giudici.
4] Cod. cit. Nr. 4 (U29), fol. 204. E non possa dare della manifattura a veruno tessitore
minor pregio .o a 1 1 r i m e n ti che di sotto sia ordinato.
5) Tuchmacherstatut Cod. cit. Nr. 7 (4428) III, r. 42.
8) Statut der Seidenzunfl Cod. cit. Nr. 4 , r. 98.
Pft k 1 m a n n . WirtkachAfispoUtik . 5
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66 DiB WiRTHSCHAPTSPOLITIK DRR PLOIBIfTINlR RsifAISSANCB
Stoffe ftirben für den offiziellen Lohn. Zuweilen schrieb die Zunft auch die Zeit
vor, binnen welcher die Arbeit geliefert werden musste^), ein Zwang, der auch
da vorkommt, wo man den Lohn der freien Vereinbarung tLberliess^). Dass
man abhängigen Gewerben, die nicht für die Fabrikanten der Zunft, sondern
unmit(ell>ar fürs Publikum arbeiteten, einen Preistarif vorschrieb, wie dies die
Seidenzunft gegenüber den Wammsschneidern that ^) , scheint sonst nicht wieder
vorgekommen zu sein. Uebrigens sind es auch unter den für die Fabrikanton
beschäftigten Kleinmeistern der obem Zünfte immer nur einzelne eben von uns
genannte Kategorien , welche an einen Tarif gebunden waren. Eine grossere
Ausdehnung fand dies System erst in dem folgenden Jahrhundert , als auf allen
Gebieten die wirthschaftliche Reaktion um sich zu greifen begann. So waren
die Löhne der Weber der Tuchmacherzunft durchaus der freien Vereinbarung
überlassen und erst 4545 hielt man es für nöthig, durch einen Tarif solcher
»Unordnung« (disordine) , wie es in dem betreffenden herzoglichen Edikt heisst,
zu steuern^). Auch fand das Taxenwesen, wie man es einem Theil der abhan-
gigen Kleinmeister gegenüber durchführte, keine Anwendung auf den eigent-
lichen Arbeiterstand ; nur ganz ausnahmsweise kommt dergleichen auch hier
vor, wie z. B. bei den Seidenspinnerinnen. Es scheint nicht im Interesse der
herrschenden Bourgeoisie gewesen zu sein , auch den Verkehr zwischen Fabri-
kant und Arbeiter in dieser Beziehung an eine feste Norm zu binden; auch jene
humane Richtung, die dem Arbeiter ein gewisses Lohnminimum garantirt wissen
wollte, ist sonst nicht weiter in den die grossen Manufakturen betreffenden
Statuten zum Ausdruck gekommen, so sehr gerade hier eine gewissenlose Aus-
beutung der Arbeit durch das Kapital keineswegs selten war^).
Im Kreise des eigentlichen Handwerks , der niedern Zünfte , in welchem
sich abhängige Gewerbe innerhalb einer Hauptzunft nur vereinzelt finden,
kommt eine derartige Fesselung derselben nur bei einer einzigen Zunft vor,
nämlich bei den Holzarbeitern , welche für die von ihrer Zunft abhängigen
Kärrner, die ihnen das Holz zufuhren, ein Lohnmaximum festsetzten*); ebenso
nur ein Beispiel einer zünftigen Beschränkung des Werklohns für den Arbeiter^
4) Ib. fol. 169 (14H). Die Weber hatten den Seidenfabrikanten zu liefern »a tempo
ragionevole e competente« yho nicht, werden sie dazu gezwungen, und keiner darf ein neues
Gewebe beginnen, bevor er das früher begonnene vollendet.
2) Die Walker hatten z. B., binnen 40 Tagen nach Empfang der Tücher, dieselben gewalkt
wieder abzuliefern. Tuchmacherstatut Cod. cit. (UtS) III, 55.
3) ^ »Per porre ordine e regola a pregi di farsetti e quelle e quanto decti farsettai possino
piglier per factura d'una farsetta«. U90. Statut der Seidenzunft Cod.'cit. f. SOS.
4) Cantini: Legislazione toscana I, 289.
5) Dies ist nicht zu leugnen , auch wenn man auf die Arbeitseinstellungen , wie z. B. auf
die von 4346, durch welche Wollkämmer und Wollkratzer höhere Löhne erzwingen wollten
(cf. Donato Velluti ed. Fir. 4784, p. 4 48), oder auf die Klagen der Arbeiter über die niedrigen
Löhne weniger Gewicht legen wollte. (Cf. die Behauptung der »Ciompi«, dass die Arbeiter
um den dritten Theil zu gering bezahlt würden , Gino Capponi 1. c. I, 844). Machiavelli hat
es trotz seiner sichtlichen Zurückhaltung deutlich genug ausgesprochen , lib. IIl, ad ann.
4 378, XU und XIII.
6) Statuti di Icgnaiuoli Cod. dt. Nr. 3, cap. 84. Cf. Cod. Nr. 4 (4894), cap. SS*
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UXD DA8 PlllfZIP DER VUKBHRSFRIIHIIT. 67
d. h. hier Gesellen und Lehrling, nämlich bei den Schuslern^); das einzige
.Beispiel überhaupl, das ich für eine zünftige Regelung des Lohnes von Gesellen
oder Lehrlingen in dec ganzen Florentiner Zunftgesetzgebung gefunden habe.
Es wäre nun freilich unberechtigt, aus der Thatsache, dass die überwiegende
Mehrzahl der Gewerbe in genannter Beziehung die Freiheit des Verkehrs
zwischen Arbeilgeber und Arbeitnehmer nicht angetastet hat, den Schluss zu
ziehen, als ob man hier prinzipiell der Freiheit, dort der Gebundenheit und
Bevormundung gehuldigt hätte. Es sind hier gewiss mehr Siusserliche Rück-
sichten als allgemeine Grundsatze maassgebend gewesen , wie wir denn inner-
halb ein und derselben Zunft einen Theil der Hilfsarbeiter Lohntaxen unter-
worfen sahen , andere nicht. Uebrigens begegnen wir dem Taxenwesen und
ähnlichen Einschränkungen der industriellen Verkehrsfreibeit nicht bloss in
den Akten der Zunftgesetzgebung, sondern in weitem Umfang auch in den
Statuten der Republik.
Es ist bezeichnend, dass der Staat das Recht, den Produkten des Gewerbe-
fleisses ihre Preise; der gewerblichen Arbeit ihren Lohn durch die Verwaltungs-
behörden 2) vorzuschreiben, nicht gegenüber der gesammten Industrie geltend
gemacht, sondern die obern Zünfte, also neben Richtern, Notaren und Wechs-
lern die Calimala, die Tuchmacher- und Seidenzunft, die Kurzwaaren- und
Materialienhandler mit den von ihnen abhängigen Gewerben und die Pelzer
von einer derartigen staatlichen Einmischung ausdrücklich befreit hat^j. Es
bleibt demnach nur noch die Frage, in wie weit der Staat von seinem, dem
unzünfligen Gewerbe wie dem der vierzehn untern Zünfte gegenüber festge-
haltenen Einmischungsrecht Gebrauch gemacht hat oder nicht. Ob die Praxis
der Verwaltungsbehörden, die damit belraut waren, eine rigorose oder liberale
war, kann bei dem Mangel an Quellen nicht mit Sicherheit bestimmt werden;
in den Statuten selbst erscheinen nicht viele Gewerbe dem Taxenzwang unter-
worfen. Ausser den Fettkrämern und Talgziehern^), den Schneidern^), den'
Lastträgem*) und den bei Besprechung der Theuerungspolitik genannten Ge-
werben sind hier nur solche Gewerbe an einen obrigkeitlichen Tarif gebunden,
deren der Staat selbst bei seinen Unternehmungen bedurfte. Besonders war es
die grossartige öffentliche Bauthätigkeit während der ganzen Renaissance,
welche eine grössere Zahl von Gewerben dem Taxenzwang unterwarf, und
zwar nicht blos da , wo es sich um Arbeiten für den Staat handelte , sondern
I ) — Nullos — possit discepulo vel factori dare pro faetara alicujus paris scarpitularum
plus quam 18 den. Da der Codex der Schusterstatuten halb zerstört ist, Ittsst sich weder
Folio noch Zeit dieser Bestimmung mehr eruiren.
9) Und zwar charakteristisch für den Zusammenhang mit der Theuerungspolitik durch
die »officiales grascie«. Statuta (U4 5) 1. IV, tract. et mat. consul. artium etc. r. 139.
3) Diese Officialen können für alle beliebigen Dinge Preise festsetzen, dum tarnen
nulla pretla constituere possint contra aliquas personas vel artefices ex VU migoribus artibus
— vel super rebus seu mercantiis spectantibus ad ipsas VlI artes. Ib.
4) Ib. rub. 24«.
5} Ib. üb. V, tract. I, r. 160.
6) Ib. lib. IV, tract. cit. r. 263.
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68 DiB WiRTHSGHAPTSPOLITIC DBR FLORSIVTINBR RSlfAISSANCE
auch bei denen für Korporationen und Priyate. Den Ziegelbrennern, Stein-
metzen, Maurern, Zimmerleulen und deren Handlangern wurden jedesmal beim
Amtsantritt der kompetenten Behörde Preise und Löhne von Neuem vorge-
schrieben >) . Ja es verbindet sich auch hier mit dem Taxenwesen ein förm-
licher Arbeitszwang: die Kalk- und ZiegeLbrenner mussten, damit man
reichliches und billiges Baumaterial bekam , mindestens alle zwei Monate bren-
nen, wenn sie ihren Ofen in der Stadt hatten, alle drei Monate ; wenn fünf
Miglien im Umkreis ^j. Der Verkaufszwang war nur eine weitere Konsequenz.
Jede Weigerung, z. B. Kalk, sei es an die Commune oder Private, und zwar
zum ofßziellen Preis zu verkaufen , war strafbar. Dies gilt nach den Statuten
für alle andern Handwerker, »die ihre Waaren zu einem bestimmten Preis zu
verkaufen verpflichtet sind«^). Nach den ungedruckten Statuten^) von 4324
mussten die Ziegelbrenner, Steinmetzen und Zimmerleute sogar allmonatlich
vor dem Podesta erscheinen , der sie befragte , ob in Stadt und Vorstädten für
das Baubedürfniss der Bürger genügend Kalk, Ziegel u. dergl. vorhanden sei ;
und wenn dann hinterher eine Untersuchung von Seiten der Consuln der Stein-
metzen- und Zimmermeisterzunft , eines Ritters und Notars des Podesla ergab,
dass die Ziegel- und Kalkbrenner jene Dinge nicht »zur Genüge« produzirten,
so verfielen sie in Strafe^). Die Gesetzgebung hat sich allerdings später von
dieser Ueberspannung des Zwanges wieder befreit; von jener ohne die grösste
Ungerechtigkeit nicht aufrecht zu erhaltenden Verpflichtung ist in den spätem
Statuten keine Rede mehr.
Als ein Zweig, bei welchem der Staat, wenigstens äo lange er die SchifT-
fahrt als Staatsmonopol betrieb, unmittelbar interessirt war^j, erscheint ferner
4) Statuta (U15) ib. r. 57 wonach die Preise für alle Produkte der Kalk- und Ziegel-
brennerei alle 2 Monate festgesetzt wurden. Cf. r. 60. Uebcrhaupt ist es dieses Gewerbe,
welches die Zeit mit Vorliebe dem Taxenwesen unterwarf. Cf. z. B. die Statuten v. Mantua
IV, r. 40 bei Arco. 1. c. «90.
Für den Lohn der Steinmetzen und Ziegeidecker ist schon in den Statuten selbst ein
Maximum vorgeschrieben. Für Meister (44. März — 46. September) 4 8 Soldi Tagelohn, Hand-
langer 8 S. 6 Denare; während der übrigen Zeit des Jahres für die ersteren 42 S., die letz-
teren 6 S. Auch wer mehr g i e b t , wird bestraft. Man vergl. die bedeutende Lohnsteigerung
seit 4384 (Statut V, 76), wo das Maximum des Meisterlohnes für März bis Oktober 7 S., die
übrige Zeit 6 S. betrug, für den Handlanger je die Hälfte.
i) Statuta (4445) 1. c. r. 59 ebenso schon im Statut von 1824 (Arch. Rif.) III, 97. Selbst
Länge und Breite der gelieferten Steine schrieb der Staat vor. Ib.
8) statuta (4 445) 1. c. r. 65.
4) Arch. Rif. Cod. cit. III, 97.
5) — Predictos fomaciarios habundanter non facere de rebus predictis sue ariis.
(444 5). Ib.
6) Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass eine Beschränkung der Gewerbefreiheit durch
eine staatliche Monopolisirung einzelner Industriezweige in Florenz nur ganz
ausnahmsweise vorkommt. Die Andeutungen Ma c h i a v e 1 1 i's (Discorsi III, 29) über die bereits
Ende des 45. Jahrhunderts in Italien auftretende Regalwirthschaft, beziehen sich doch nur
auf absolutistische Staaten. In Florenz war nur der Schiffbau und der Bergbau Regal, doch
wurde ersterer später ganz freigegeben, und hinsichtlich des letztern ist wenigstens die
Praxis eine verschiedene. Während der Staat 4 483 Niemandem ausser der Wollenzunfl ge-
staltete, auf Alaun zu graben (Über legum arlis lane Cod. cit. f. 4 49), hatte man früher (4472)
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tfm DAS Pmnzip DBA Vmkbhiispaiihiit. 69
der Schiffsbau und das Matrosengewerbe. Angesichts der Fesseln , welche die
dem auswärtigen Handel dienende Industrie ihren Hilfsarbeitern, der Staat den
seinen Zwecken dienstbaren Gewerben auferlegte, ist es unmöglich, aus dem
Mangel von Bestimmungen über diese beiden Berufszweige in der Florentiner
Gesetzgebung den Schluss zu ziehen, dass hier trotz dos gleichzeitigen Interesses
des Fiskus und des internationalen Verkehres eine unbedingte Freiheit bestan-
den hätte ^). Wenn |man nun bedenkt, dass eine bedeutendere Entwicklung
der Florentiner Marine sich aufs Engste an die Einverleibung Pisa^s anschliesst,
dass der 14S4 in Anschluss daran ins Leben gerufene »Admiralitdtshofa der
»Consuln des Meeres von Florenz und Pisa« offenbar nur eine Nachbildung der
alten Pisaner Behörde der »Consuln des Meeres« ist, wenn man den alten Ruhm
und die hohe Ausbildung des Pisaner Seerechtes erwägt , welches eben noch
im Jahre 4404 vom Herzog von Mailand als Herrn von Pisa unbedingt bestätigt
worden war^), so kann kein Zweifel sein, dass Florenz, die Binnenstadt, dieses
Recht, die Frucht Jahrhunderte alter seemännischer Erfahrung, recipirt hat').
Entsprach doch auch die Art und Weise, wie dieses Recht die Verhältnisse der
dem Seeverkehr dienstbaren Gewerbe geregelt* hat, auf das Genaueste dem
Geiste, der in den eben besprochenen gewerblichen Ordnungen von Florenz
waltete. Auch hier dieselbe eigenthOmliche Verquickung von Freiheit und Ge-
bundenheit: man will 'in Pisa nicht dulden, »dass die Kalfaterer oder irgend
welche anderen Gewerbetreibenden an irgend einer Arbeit gehindert würden,
also dass sie ihr Gewerbe nicht frei austlben könnten«, und verfügt doch in
einem und demselben Athemzug, dass diese Kalfaterer und alle' anderen Arbeiter
und Handwerker, wenn sie zu Arbeiten an einem Seeschiff oder andern Fahr-
zeugen gerufen werden , von Podesta und Capitan zur Arbeit gezwungen
werden ^] sollen, wenn sie dem Rufe nicht folgen. Und wenn sie mit dem Lohne
nicht zufrieden sind , so müssen sie mit demjenigen vorliebnehmen , welchen
ihnen eine Kommission von Rhedem und Seeleuten zuspricht. Zudem müssen
zu Gunsten der Finder von Alaungruben gegen die Ansprüche der Volterraner Commune
(Machiavelli , storia fior. VII, S9) dahin entschieden : il popolo Volterrano non volere le cose
giuste desiderando privare i suoi cittadini delle fatiche e industrie loro e perciö ai privati
non a lui quelle allumiere appartenevano ; ma esser ben conveniente che ctascuno anno certa
quantitä di danari pagassino in segne di riconoscerlo per superiore.
4) Dass man vielmehr gerade auf diesem Gebiet zu gewaltsamen Eingriffen in die indi-
viduelle Freiheit geneigt war, bezeugt aufs Deutlichste ein Paragraph der florentiner Statuten,
wonach alle »pauperes homines« von Pisa , d. h. solche , die nicht eine bestimmte Steuer
zahlten, ein Ruder im Hause haben mussten und verpflichtet waren, auf jede Requisition von'
Seiten der Commune die Galeeren und andere Fahrzeuge derselben zu besteigen und den
Dienst gegen den »hergebrachten Lohn« zu übernehmen! (U45} lib. V, tract. II, rub. 425.
5) Breve deir ordine del mare della cittä di Pisa, ed. Bonaini I. c. III, 644.
3) Einen strikten Beweis dafür ergaben freilich auch meine Nachforschungen im Pisaner
Staatsarchiv nicht. Der jüngste Codex Nr. SS, Breve maris bezeichnet , trttgt die Aufschrift
4 403 und enthält keine jüngeren Zusätze. Doch bezweifle ich die Rezeption ebensowenig,
wie die Ansicht von Pardessus (Collection des lois maritimes IV, 568), dass schon das alte
Seerecht des Consulatus maris in Florenz gemeines Recht war.
4) Breve Pisane Comunis 1. c. I, 806. Cf. Breve Curie maris III, 889. Ganz ebenso haben
auch andere Seestaaten 'das Gewerbe in den Pienst der Marine gestellt, z. B. Venedig (Statuti
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70 Die WlRTHSCIlAFTgPOLlTIK DKR FLORENTINER RENAISSANCE
sie dem Staate billiger arbeiten als Privaten ^) . Dass die Barken- und Schütten-
ftthrer einem Tarif unterworfen sind 2), erscheint auch uns nicht als Zwang,
wohl aber die Institution , dass ihre Thätigkeit beim Ausladen der Schiffe nicht
der freien Konkurrenz überlassen ist, sondern die Besitzer von Barken und
Schütten in Livomo und Porto Pisano nur in einer bestimmten Reihenfolge zu-
gelassen werden , an welche sie sowohl wie die anlangenden Schiffe gebunden
sind, weshalb der Barkenführer ebenso wenig seine Dienste anbieten darf^
wenn ihn nicht nach dem Loose die Reihe trifft , noch auch , wenn dieses der
Fall, dieselben verweigern kann^). Der Lohn der Matrosen erscheint allerdings
der freien Vereinbarung überlassen, doch begegnen wir hier denselben Zwangs-
maassregeln gegen den Konlraklbruch wie bei den ländlichen und stadtischen
Arbeitern. Ein kontraktbrüchiger Matrose kann von keinem andern Kapitän
gedungen^) und von dem Patron des Schiffes, für das er sich verpflichtet, mit
Gewalt aufs Schiff gezwungen werden &); ein Grundsatz, der sich freilich bis
auf die Gegenwart behauptet hat, insofern als noch heute gegen desertirende
Seeleute dieser Zwang zulässig und erst im letzten Jahre ein Antrag auf Ab-
schaffung desselben im englischen Unterhause gestellt worden ist.
Die Matrosen haben uns wieder in den Kreis der Lohnarbeiter geführt,
und es bleibt uns noch die wichtige Frage zu beantworten, welche Stellung die
Gesetzgebung und zwar zunächst die zünftige zu der Freizügigkeit dieser Klasse
eingenommen hat. Es gilt hier gleich jener modernen Meinung entgegenzutre-
ten, welche — offenbar in völliger Unkenntniss der Quellen — den Arbeiter an
Fabrik und Werkstatt in einer Weise gebunden sein lässt, nach welcher dem
Arbeitgeber die absolute Entscheidung über die Dauer des Verhältnisses zustand,
der Arbeiter also zu förmlicher Zwangsarbeit, wie sich Zobi ausdrückt, ver-
urtheilt war^). Allerdings kommen Satzungen vor, die auf den ersten Blick
diese Ansicht zu rechtfertigen scheinen. So heisst es im Statut der Tuchmacher-
zunft: »Kein Wollschläger, Wollkämmer oder anderer Arbeiter der Zunft, der
bei einem Meister zu arbeiten begonnen, darf denselben verlassen oder bei
einem andern in Arbeit treten ohne Erlaubniss des Meisters oder des Faktors,
d'arte di falegnami sec. ik. Sagredo 1. c. 843). Die venezianer Zimmerleute, die zu Arbeiten
auf ScliilTe der Commune »befohlen« y^erden (avra comandamento) , erhalten den Lohn »wie
er nach dem Recht der Commune hergebracht ist«.
4) Cf. die Festsetzung der Maximallöhne der Kalfeterer, 1. c. I, 305.
2) Ib. III, 595.
3) Breve del mare ib. 555, 557, 599. Zugleich wird hier (588) der Gewerbetrieb von
einer Bürgschaft abhängig gemacht.
4) Breve curiemaris ib. III, 886. Dieses Zwangsrecht ging nach dem Zusatz von 4 443
soweit, dass der Patron und seine Leute dasselbe ohne Ermttchtigung von Seiten der Behörde
gegen den Matrosen zur Anwendung bringen und , auch wenn derselbe darüber so verletzt
wird, dass »Blut fliesst«, nicht belangt werden können.
5) — Lavoro forzato 1. c. p. 36. Er bringt dafür so wenig auch nur den geringsten Beleg,
wie für die mir unbegreifliche Behauptung, dass »die Statuten der Zünfte von Florenz den
Söhnen der Arbeiter nicht gestatteten, den väterlichen Beruf zu wechseln, um sich einem
höhern zu widmen« , ib. 37. Ich habe in der ganzen Zunftgesetzgebung nichts von einer
solchen Pariastellung des Arbeiters entdecken können.
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iND DAS Prinzip der Vbrkbhr»prbiheit. 71
der über die Arbeiler gesetzt ist , oder der Consuln , welche diese Erlaubniss
ebenfalls geben können nach ihrem Gutdünken. Und kein anderer Meister
darf Einem, der ohne die genannte Erlaubniss seinen Meister vcriässi, Arbeit
gebena i) . Demnach wäre der Arbeiter, der etwa bei den Consuln, den Standes-
genossen seines Arbeitgebers kein Gehör fand, für immer an denselben gebun-
den gewesen I Die unmittelbar sich anschliessende Bestimmung jedoch , dass
die Arbeiter, die auf Tage lohn arbeiten, die Woche, in der sie in den Dienst
eines Meisters getreten, auch aushalten sollten^), beweist,*dass eine zahlreiche
Klasse von Arbeitern Woche für Woche frei über ihre Arbeitskraft verfügen
konnte. Weiter hcisst es — allerdings sehr im Gegensatz zu moderner An-
schauung — wenn ein Arbeiter seinem Meister Geld schuldet, so kann er ihn,
auch wenn er die Schuld baar bezahlet! will , nicht eher verlassen , als bis er
dieselbe durch Arbeit abverdient hat ^) , wozu er, falls er sich weigert, mit Ge-
walt gezwungen werden kann. Also auch hier der Arbeiler nach bestimmter
Frist der Freiheit zurückgegeben ! Zwei Thatsachen , die allein genügen , um
die Deutung der erstgenannten Verordnung in dem angegebenen allgemeinen
Sinne unmöglich erscheinen zu lassen. Zur richtigen Erklärung führt die an
der Spitze dieses Statuts stehende Verfügung in Beziehung auf die Klasse von
Hilfsarbeitern, die, wie z. B. Lehrlinge und Gesellen, sich auf eine bestimmte
längere Zeit Tcrpflichten ^) und den Arbeitgeber vor dem vertragsmässig fest-
gesetzten Termin überhaupt nicht und bei Ablauf desselben nur unter der Be-
dingung verlassen können, dass viermonatliche Kündigung vorhergegangen.
Es sind hier offenbar drei Klassen von Arbeitern einander gegenübergestellt :
die im Tagelohn beschäftigten , die auf bestimmte längere Zeit verpflichteten
und die im Akkord oder Stücklohn arbeitenden. Diese Letzteren hat dem ganzen
Zusammenhange nach jene Verordnung im Auge und denselben eben keine
andere Verpflichtung auferlegt, als dass sie die Arbeit, die sie Einem begonnen,
auch vollendeten ; ganz analog jener Vorschrift der Statuten, dass die Bauleute,
die einen Bau in Akkord übernomii^en und die bei demselben beschäftigten
Handlanger den Bau nicht verlassen sollten, bevor derselbe vollendet^]. Der
angedeutete Standpunkt , der im Wesentlichen dahin ging , die Erfüllung der
vom Arbeiter vertragsmässig übernommenen Verpflichtungen zu erzwingen^),
erscheint auch da festgehalten , wo man der gegen den Arbeiter gerichteten
4} Cod. cit Nr. 7 (U28], II, 9. Nullus battitor pettinator vel aliquis laborator seu Ope-
rator artis lane qui labe rare inceperit cum altquo magistro et supposito dicte artis
possit discedere a magistro cui inceperit laborare sine licentia etc.
2} Ib. 3J Ib. Non possit discedere etiam quantumeunque vellet — magistro satisfaccre
in pecunia numerata; in den altern Statuten (1833, III, S) ^ar man darin liberaler. Dort
heisst es: nee discedat nisi primo sibi serviverit in laborerio vel alio modo dederit vel eidem
satisfecerit de sua propria pecunia.
4} Ifo. Nullus discepulus et factor et nullus faciens de arte — positus ad certum ter-
minam etc.
5) Statuta (444 5) 1. c. r. 66.
6) Es ist der Standpunkt aller Statuten, cf. die der Kürschner (Cod. cit. r. 80); Schmiede
(Cod. Nr. 4, r. 40); Riemer (Cod. Nr. 4, r. 18); Panzerschmiede (Cod. Nr. a, r. 44); Tischler
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72 Die Wirthsghaptspolitik der Florentiner Renaissance
Tendenz dieser Gesetze den allerschürfsten Ausdruck gab. Die Statuten der
Seidenzunft erklären, mit allen erdenklichen Mitteln dahin arbeiten zu wollen,
dass die Meister gegen die Lehrlinge , Gesellen und Arbeiter und deren betrü-
gerischen und frechen Sinn geschützt seien, und Letztere nicht zu oft den
Mjöisler wechselten ^) ; und trotzdem findet sich auch hier keine weitere Ein-
schränkung der Freizügigkeit, sondern eben nur der Grundsatz, dass der, wel-
cher einem Zunflmitjglied zu Dienst verpflichtet ist oder ihm Geld schuldet und
dasselbe ohne Erlaubniss verlässt, von keinem andern Meister Arbeit bekommen
soll. Uebrigens ist auch während der Dauer des vertragsmässigen Dienstver-
hältnisses das Einwilligungsrecht des Meisters nicht allein für die Lösung des-
selben maassgebend gewesen; wir sahen ^ dass dieselbe auf Antrag auch durch
die Gonsuln der Zunft erfolgen konnte ^f. auch konnte umgekehrt kein Meister
einen Gesellen, Lehrling, Arbeiter vor Ablauf der ausbedungenen Zeit ohne die
Zustimmung der Gonsuln entlassen 3).
So sehr man jedoch air dies betonen mag, es bleibt immerhin genug dessen,
wodurch diese Regelung der Freizügigkeitsverhältnisse des Arbeiters zum mo-
dernen Rewusstsein in schroffen Widerspruch tritt. Die Abhängigkeit des
Arbeiters von einseitig zusammengesetzten Standesgerichten und Zunftbeamten,
welche sein Recht und seine Freiheit der Diskretion der Standesgenossen des
Arbeitgebers anheimstellt; die solidarische Verpflichtung aller Meister gegen
den kontraktbrüchigen Arbeiter, eine Art »aquae et ignis interdictio«, die ihm
die weitere Verwerthung seiner Arbeitskraft und damit den ehrlichen Brod-
erwerb abschneidet; der Zwang, welcher den dem Arbeitgeber noch Verpflich-
teten mit Gewalt in die Werkstatt zurückführt. Und doch, wie frei erscheint
wieder diese Gesetzgebung gegenüber jenem System von Fesseln im Lehrlings-
und Gesellenwesen , worin andere zünftige Gesetzgebungen — man denke nur
an die damaligen Pariser Handwerksordnungen ^) — so erfinderisch gewesen
sind. Wie hoch erhebt allein die Thatsache, dass die Lehre einem Jeden zu-
gänglich war, den florentiner Freistaat beispielsweise über unsere Hansastädte,
(Cod. Nr. 4, f. 1); Materialienhändler (Cod. Nr. S, r. 64). Keiner darfeines Andern Lehrling
oder »Faktor« annehmen, der nicht die vertragsmässige Zeit bei seinem Meister ausgehalten,
and ohne dessen Crlaubniss.
1) Cod. cit. Nr. 4, ruh. 4 4 0.
2) Cf. auch Statut der Panzerscfamiede Cod. cit. Nr. 2, r. 44. Die Consuln hatten genau
die Motive zu prüfen, warum der Meister die geforderte Entlassung weigerte, und dann zu
entscheiden, prout eorum discretioni videbitur convenire pro conservatione juris et pro
honore et bono statu hominum dicte artis. Cf. Statut der Schmiede Cod. cit. Nr. 4 , r. SS.
8) Die gewiss nicht liberaleren Mailander Gewerbeordnungen stehen doch in dieser
Frage ganz auf dem Standpunkt der florentiner Gesetzgebung. Nach den Statuten der Tuch-
macherzunft (Statuta Mediolani 4 480) § 96, kann kein Arbeiterden Fabrikanten innerhalb der
Woche verlassen , und umgekehrt Letzterer den Arbeiter nicht entlassen , wenn nicht am
Samstag der nttchstvorhergehenden Woche eine Partei der andern gekündigt hat; ausge-
nommen den Fall , dass es mit beiderseitiger Zustimmung geschieht oder die Arbeit , welche
der Arbeiter übernommen, 'vollendet ist. Vgl. auch Beilage VI, Seite 4 55, Anm. S.
4) Registres des mestiers et marchandises de la ville de Paris ed. 4888 in der Collection
des documents in^its sur Thistoire de France. Premiöre s^rie^
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UND DAS Prihzip DIE Vekeehasfabibbit. 73
wo CS schon in den »guten« Zeiten der Zunftverfassung ;niöglicli war, dass ein
Gewerbe den Söhnen ganzer Bevtflkerungsklassen den Unterricht versagte *).
Abgesehen von den gegen den Kontraklbruch gerichteten Maassregeln und
einigen andern sch^^n besprochenen Bestimmungen , sowie den unmittelbaren
Konsequenzen des Zunftzwanges, dass z. B. der Geselle keine Meisterarbeit
verrichte, d. h. auf eigene Rechnung zum Verkauf an* Andere arbeite oder
Lehrlinge haltet) u. dergl., findet man in den Zunftstatuten während der
ganzen Dauer der Republik nichts'), was sonst für die mittelalterliche Rege-
lung des Lehrlings- und Gesellenwesens charakteristisch erscheint. Der freie
Vertrag ist bestimmend ftar das ganze Verhaltniss, insbesondere die Dauer der
Lehrzeit. Wo diese ausnahmsweise von den Statuten bestimmt ist, ist sie sehr
niedrig angesetzt^). Fttr die Erlangung des Meisterrechtes hat die Dauer des
Lehrlings- oder Gesellen Verhältnisses gar keine Bedeutung^ ausser in Beziehung
auf die Höhe der Matrikel. Gefordert ist insbesondere das Letztere gar nicht.
Wer das Crewerbe erlernt zu haben erklart, wird Meister, auch wenn er nie
als Geselle gearbeitet. Daher keine Spur von den lastigen Verbindlichkeiten,
welche sich unter der Herrschaft anderer Zunft Verfassungen aus den obliga-
torischen Avancementsverhältnissen entwickelten.
Dagegen erscheint nun aber nach einer andern Seite nicht bloss durch die
Zunft, sondern die allgemeine staatliche Gesetzgebung die Freiheit des Arbeiters
ausserordentlich beschränkt. Es ist der Gedanke des »Schutzes« der hei-
mischen Industrie, welcher lange, vor der Ausbildung des Merkantilsy Sterns
in den italienischen Gommunen praktische Maassregeln der Staatsverwaltung
hervorgerufen hat, wie sie fttr die »Epoche des Merkantilismus« , insbesondere
die Verwaltung Colberts charakteristisch geworden sind. Die Prohibitionen,
die ich hier im Auge habe, umfassen die Hauptindustrieen des Landes, die
Tuch- und Seidenmanufakturen und die Brokatindustrie ; und wenn sie auch
zu gleicher Zeit die Freizttgigkeit des Fabrikanten beschränken, so waren sie
i) Wie z. B. die Bremer Schuhmacherzunft, welche (4300) den Kindern der Leine-
weberund Lastträger die Lehre versagten. Böhm er t: Beiträge zur Geschichte des Zunft-
wesens p. 49.
i) VergL Statut der Panzerschmiede Cod. cit. r. 29; der Riemer r. 48; der Schmiede
Cod. Nr. 4, f. 450 f Materialienhändler r. 89; Tuchkrttmer r. 47, wonach übrigens der Gehilfe
Sohn, Bruder, Neffen als Lehrling halten darf, ebenso wie nach dem Statut der Kürschner r. 25.
8) Es ist eine ganz vereinzelte Ausnahme, wenn die Materialien- und Kurzwaarenhändler
sich für den eintretenden Lehrling, nach der uns wohlbekannten deutschen Sitte, einen
Bürgen stellen lassen (für 80 Lire} dafür, dass er seinem Meister treu dienen und die aus-
gemachte 2e{t aushalten werde (UU Cod. cit., f 468) und von den Gehilfen Kaution (400Soldi)
verlangen (ib. 89).
4) Cf. Statuten der Materia lienhKndler (r. 6t) und der Riemer (r. 48), bei denen sich
der Lehrling auf 3 Jahre verpflichten m|uss und kein Meister einen auf kürzere Zeit annehmen
darf. Sonst finden sich nur Vorschriften über die Kündigungsfrist: für Schneiderlehrlingc
2 Monate vor der Auslemung (statuti di rigattieri Cod. Nr. 5 [4 448], fol. 452), ebenso die der
Fleiscber (Cod. Nr. 4, f. 44), doch zugleich auch für die Meister verbindlich. (ib.); ebenso
bei den Barbieren (Medici e special! Cod. cit. Nr. 2, f. 418], die sich lebhaft über ihre Lehr-
linge beklagten, dass sie sich häufig »revoltirten« und ihre Meister ganz nach Belieben v?r-
Uessen (1890 ib.). Die Becker setzen 4 Monat fest (Cod. cit. f 4 0).
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74 Die VVirthsghaptspolitik mr plorbpitinbii Rbnaissangb
doch in der Regel mehr eine Fessel des beweglicheren besitzlosen Arbeiter-
Standes; dem durch die Auswanderungsverbote, eine damals überhaupt beliebte
Maassrege] der Industriepolilik *], bei der Kleinheit der italienischen Staaten der
Markt für seine Arbeitskraft ausserordentlich eingeschränkt ward. »Da heut-
zutage(c, heisst es in einem zu Gunsten der Seidenindustrie erlassenen Gesetz
(H49) »Goldbrokate und Seidenstoffe in Florenz vollkommener gemacht werden,
als in der ganzen Welt , was nur durch hohe geistige und physische Anstren-
gung der Industriellen möglich war, und da Mehrere, den geringen Vortheil
der £hre und dem Nutzen des Ganzen vorziehend, den Versuch gemacht* haben,
diese Industrie ins Ausland zu tragen , so wird hiermit verboten , dass irgend
ein Staatsangehöriger wo anders als in Florenz — nur Lucca und Venedig
ausgenommen^) — Brokat- und Seidenstoffe oder was zu deren Fabrikation
nötbig ist, wie Websltthle und dergleichen, mache oder machen lasse, oder eine
Sozietät darüber eingehe, bei Strafe des Tpdes und der Einziehung des Ver-
mögens« 3) . — Auch das Tuchmachergewerbe in allen seinen Zweigen darf kein
Staatsangehöriger im Auslande direkt oder indirekt ausüben, noch sich mit
einem Auswärtigen zu diesem Zweck associiren ^) . Freilich bezeugen die stets
wiederkehrenden Klagen über die zahlreichen Auswanderungen der Tuch- und
Seidenarbeiter und die Amnestie, die man denselben für den Fall der Rückkehr
wiederholt anbot ^), dass der Drang nach freier Bewegung stärker war, als die
Macht des Zwanges. Von den florentiner Tuchfabrikanten ist bekannt, dass sie
für die gröbere und vorbereitende Fabrikation in Holland, Brabant, Flandern
und England Fabriken gründeten^], in denen wenigstens die feineren Arbeiten
von florentiner Arbeitern gemacht wurden, und welche entschieden mit dazu
beitrugen, dass die Tuchmanufakturen des Nordens sich zu einer den italieni-
4) In Venedig wurden die Angehörigen der Glas-, Wollen- und Seidenindustrie, die
auswanderten , um dasselbe Gewerbe im Ausland zu treiben , mit der Strafe des Majestäts-
vet'brecheqs bedroht. Sagredo 1. c. 54. Der Herzog von Mailand verbot 4396 allen Stein-
metzen ohne herzogliche Erlanbniss das Staatsgebiet zu verlassen , damit es für den Bau des
Mailänder Domes nicht an Arbeitskräften gebräche 1 Antiqua ducum Mediolani decreta ed.
4 654, pag. 225.
2) Für Lucca, welchem die Florentiner Seidenindustrie selbst ihre besten Arbeiter ver-
duiikte, und Venedig, wo dieselbe auf gleich hoher Stufe stand , war das Motiv der Geheim-
haltung der Technik nicht maassgebend.
8) Statuten der Seidenzunft Cod. ctt. Nr. 4, f. 489 (4449). Man [denke an die Bestre-
bungen Frankreichs im 45. Jahrhundert, die Seidenmanufakturen bei sich einzubürgern,
besonders die Ludwigs XI., welcher heimlichen Florenz,Venedig und Griechenland die Geheim-
nisse der Fabrikation ausspüren Hess', und die Italiener, welche die Kunde derselben nach
Frankreich brachten, mit Bürgerrecht und grossen Privilegien beschenkte. Canestrini:
L'arte della seta portata in Francia dagl' Italiani. Archivio storico N. S. VI (2], p. 4 2 (4857).
4) Statuti della lana Cod. cit. Nr. 7 (4 428), III, r. 4.
5} Vgl. die Amnestie und Schuldcnerleichterung für die rückkehrenden Arbeiter der
Seiden- und Brokatindustrie 4429 (Cod. cit. Nr. 4, f. 229) und 4488 (ib. f. 226), 4448 und
4468 (ib. f. 274), 4484 (ib. f. 290) 1494 und 4495 (f. 304). Damit ist doch das IllttSoriscbe des
Verbots offen anerkannt I
6) Villari: II commercio e la politica delle arti maggiori dt Firenze im Politecnico
4867. Parte letteraria p. 584,
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uivB DAS Pkinzip dbe Vbikbhaspkeibiit. 75
sehen ebenbürtigen Stufe der Ausbildung oiuporschwangen und deren Leber-
gewicht schon im fünfzehnten Jahrhundert mit Erfolg zu bekämpfen vermochten.
Mit der Abschliessung gegen das Ausland , welche sich übrigens auf die
genannten Gewerbe beschrankte^), verband sich nun aber keineswegs die
Tendenz, an den Segnungen der also geschützten Industrie alle Unterthanen
gleichmässig theilnehmen zu lassen und derselben wenigstens inqprhalb des
Staatsgebietes freien Spielraum zu gönnen. £s drängt sich uns eben auch auf
iadustriellem Gebiete dieselbe Beobachtung auf, wie auf den der Agrikultur-
politik. Das hauptstädtische Gentrum des Staates trennt sich auch hier von
den Interessen der Gesammtheit. Wie die politischen Rechte allein der Bürger-
schaft des herrschenden Florenz vorbehalten blieben, so sollten diejenigen
Zweige der Industrie , auf denen die materielle Blüthe der Stadt und damit
ihre politische Machtstellung hauptsächlich beruhte, ein Monopol der Haupt-
stadt sein. Daher die künstliche Absperrung der eifersüchtig überwachten,
unterthänigen Gommunen und des Landes gegen die Mitbewerbung auf dem
Gebiet der für den Weltmarkt arbeitenden Industrieen. Die ganze gewaltige
Seidenindustrie, welche eben damals die Märkte desOccidents eroberte, als
sie den florentiner Tuchmanufakturen verloren zu gehen begannen, wurde
künstlich auf die eine Stadt Florenz beschränkt 2). Was die WoUenindustrie
betrifft, so konnte hier natürlich das Verbot kein so allgemeines sein. Doch
war nur die Fabrikation von grobem Tuch aus inländischer Wolle, also wesent-
lich für den heimischen Bedarf im ganzen Lande freigegeben. In den Städten
und umaiauerten Orten des Staates ist zwar auch die Verarbeitung anderer
Wolle, insbesondere spanischer gestattet, jedoch diejenige der französisch-
englischen Wolle , die Grundlage der feineren , hauptsächlich für den Export
arbeitenden Manufakturen einzig und allein der hauptstädtischen Industrie
vorbehalten 3). Und das gegenüber Städten wie Pisa, Arezzo, Pistoja! Wie
weit der Geist des Zwanges ging, wird recht lebhaft durch das Gesetz veran-
schaulicht, dass die Angehörigen der Wollenzunft, welche die Stadt Florenz
verliessen, um draussen in demselben Gewerbe zu arbeiten und auf Verlangen
der Gonsuln der Zunft nicht zurückkehrten, vom Podesta zu harten Geldbussen
verurtheilt werden sollten^).
1) Eine gewisse Analogie bietet nur noch das Statut der Riemer, das aber kein Verbot
enthttit, sondern sich begnügt, auf den Arbeiter in genannter Richtung eine Pression zu üben :
Wer in der Zunft gedient und ohne Erlaubniss der Consuln Stadt und Grafschaft verlassen
hat, um auswärts zu arbeiten, hat , wenn er später kommt und als Meister aufgenommen sein
will, keinen Anspruch auf die ermKsslgte Matrikel , sondern muss so viel bezahlen , als htttte
er nie gedient. Coreggiai. Cod. cit. Nr. 4 , f. 87.
S) Cf. das Seite 4 07, Anm. 2 angeführte Gesetz von 4 449. Dasselbe scheint aber nicht
beobachtet worden zu sein, da ein förmlicher Staatsbeschluss 4468 (mit 204 gegen 29 Stimmen)
von Neuem verbot, ausserhalb der Stadt Seidenzeuge zu weben, mit dem Zusatz: i»e chi
avesse alcuno lavoro fuora di Firenze contro alla presente provvisione, habbia tempo IV mesi
a levarsi dalla prohibifione della presente provvisione«. Arch. Rif. Provvisioni 4 468, Nr. 455,
fol. 88. Cf. Statuten der Seidenzunft Cod. cit. f. 267.
8) Statut der Tuchmacherzunft Cod. cit. Nr. 7 (4428), III, r. 6.
4) Statuta Flor. (4445) 1. IV, r. 45 tract. cons. artium et mercatonim.
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76 Die WiRmscHArTSPOUTiK drr plorentineu Renaissance
Alledem gegenüber darf nun aber nicht vergessen werden, dass jene
Lokalisirung der Seidenindustrie oder einzelner Zweige derWolIenmanufakturen
in der Hauptstadt oder anderen städtischen Gommunen des Landes so siemlich
das Einzige ist, was an unser Institut der Bannmeile erinnert, soweit es sich
dabei um eine Beschränkung der Verkebrsfreiheft handelt. Wenigstens finde
ich — einzelne Ausnahmen natürlich immer zugegeben <) — ausserdem nichts
davon, dass zu Gunsten des städtischen Gewerbes die Niederlassung von
Handwerkern in der städtischen Umgebung verboten oder
auch nur beschränkt gewesen wäre. Allerdings sind dieselben und
zwar in der ganzen Grafschaft und einem Theil des Distrikts, jedoch unter
bedeutend ermässigten Bedingungen gegenüber denen, welche in der Stadt
sich ansässig machten , zur Immatrikulation in die florentiner Zünfte ver-
pflichtet 2). Auch die zünftig organisirten Gewerbe der grüssern Orte, wie
z. B. Arezzo, Pistoja, Cortona und Pisa waren von denselben abhängig und
nicht nur an die florentiner Zunftordnungen gebunden, sondern auch ver-
pflichtet, von ihren wichtigsten Einnahmen, bestehend aus Matrikeln und
Zunftbussen, den dritten oder vierten Theil, einzelne sogar die Hälfte den
hauptstädtischen Zünften zu steuern ^) . Diese Stellung , welche von Letzteren
gerne als die des Hauptes zu den Gliedern bezeichnet wird , fand ihren echt
mittelalterlichen Ausdruck darin, dass die abhängigen Zünfte am Feste des
Schutzpatrons der betrefl'enden florentiner Zunft, Wachskerzen auf dem Altar
darbrachten, ganz dieselbe Huldigung, durch welche die Lehnsträger der
Commune alljährlich ihre Yasallentreue zu bethätigen pflegten. U^brigens
wird kaum Jemand bezweifeln, dass diese Stellung auf politische Motive,
auf das der unterthänigen Landschaft gegenüber beobachtete Regierungssystem
zurückzuführen ist, und keineswegs etwa auf die Absicht, durch Niederhaltung
der Gewerbe daselbst die hauptstädtische Koncurrenz zu begünstigen. Auch
der Umstand, dass die Ermässigung der Matrikel erst in einer Entfernung von
drei Miglien vor der Stadt begann, und die innerhalb dieser Grenze wohnenden
4) Zu nennen \vKre etwa das der spätesten Zeit angehörige Verbot der Gerberei in der
Grafschaft Pisa's, welches beabsichtigt, dieses Gewerbe in der Stadt Pisa einzubürgern »weil
es dort leichter und bequemer betrieben werden kann«. Arch. Rif. Hb. 4 3 Riformatorom
(4491), Nr. 48, Balie: 52.
2) Freilich erscheint das System schon im 44. Jahrhundert sehr zahlreich durchbrochen
und der Handwerlcerstand vieler Orte von der Verpfliclilung zum Eintritt in die florentiner
Zünfte befreit. Vgl. Capitoli di Firenze ed. Guasti: Monte Pulciano und sein Distiikt
(1, p. 4 49); Montajone (p. 242). Alle können dort frei ihr Gewerbe' üben »senza matricola«
(4370); Fojano (429) 4883: Grafschaft Battif olle (598) 4440; Pratovecchio (608) 4440.
Andern Gemeinden wurde diese Zunftfreiheit bei der Einverleibung in den Staat nur auf eine
bestimmte Frist gewährt. Cf. z. 6. ib. p. 634 zum Jahre 4 402. Auch von einer Konfession
wird der also c\emte Gewerbebetrieb nicht abhängig gemacht.
8) Cf. die Statuten'der Materialienhändler Cod. cit. (4 445) f. 464, der Kürschner Cod. eil.
fol. 64, der Fleischer Cod. cit. f. 406, letztere Statuten enthielten offenbar genauere Details
über die Stellung der abhängigen Zünfte von Pistoja, Arezzo und Pisa zur florentiner Fleischer-
zunft, doch ist das betreffende Blatt so zerstört, dass sich nichts weiter erkennen ISsst, als
dass dieselben von jeder Matrikel 2 Goldgulden nach Florenz steuern mussten, —
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UND DAS PaiNZip DIR Vbauhrspuihbit. 77
Handweflier derselben Matrikel unterworfen waren , wie die städtischen , Itfsst
keineswegs auf die Tendenz schliessen, denLetztern hier ein künstliches lieber*
gewicht zu verschaffen und die Ansflssigmachung von Handwerkern zu er-
schweren. Diese nächste Umgebung der Hauptstadt trug ja bekanntlich in
Siedlung und Bevölkerung ganz städtischen Charakter, und die Erwerbsver-
hältnisse waren hier für den Handwerker, den zugleich nichts vom nahen
hauptstädtischen Markt selbst ausschloss, gewiss wesentlich günstiger, als
draussen in der Grafschaft und dem Distrikt. Wenn man am Ende der Epoche
in Florenz selbst zugestand, dass der Zunftzwang mit seinen pekuniären
Ansprüchen , insbesondere die jährlichen Zunftumlagen zu den drückendsten
Lasten gehöre, unter denen die Grafschaft zu leiden hätte ^) , so ist darunter nur
der eigentliche Komitat jenseits dieser nächsten Umgebung der Stadt gemeint,
und ausdrücklich werden nur die Grafschaflseingesessenen jenseits der drei
Miglien als zahlungsunfUhige Schuldner der florentiner Zünfte bezeichnet^).
Für diese freilich wurde das herrschende System offenbar höchst drückend
und wenn auch nicht absichtlich , so doch faktisch eine Störung der gewerb-^
liehen Freiheit, da ein bedeutender Theil der in die hauptstädtischen Zünfle
gezwungenen Gewerbetreibenden, unfähig, wie er war, die zünftigen Lei-
stungen zu tragen , bei strenger Anwendung der Zunftgesetze seinen ganzen
Gewerbebetrieb in Frage gestellt sah. Dass die Motive jenes Systems an
sich nicht gegen die gewerblichen Interessen der unterthäni^en Landschaft
gerichtet waren, geht einerseits daraus hervor, dass man im Jahre 4494, und
zwar nach einstimmigem Beschluss »der Gommission der siebzehn Riformatori«,
eben wegen der von dem System verschuldeten Schädigung dieser Interessen,
dasselbe zu Gunsten der Grafschaft beseitigte, und andererseits daraus, dass man
diese Wohlthat eben nur der politisch aufs Engste mit Florenz verwachsenen
alten Graüschaft zu Theil werden Hess, dagegen für das Uebrige viel lockerer
verbundene Gebiet die alten Verpflichtungen aufrecht erhielt, soweit nicht die
zahlreichen Exemtionen auch hier von der florentinischen Zunftherrschaft be-
freiten. Wenn man erklärte, mit dem System für die Grafschaft deswegen
brechen zu wollen, weil es einen harten Druck enthielte, anderen, d. b. doch
wohl den Zunftkassen wenig und dem öffentlichen Wohle gar keinen Nutzen
bringe^), so konnte man doch nicht leugnen, dass auch im Distrikte seine
wirthschaftliche Härte empfunden würde, allein da es sich hier um eine miss-
trauisch Uberwaclite, immer zum Abfall von dem tyrannischen Stadtregiment
geneigte Bevölkerung handelte, der gegenüber man nicht so leicht auf ein
Mittel der Herrschaft und Unterdrückung verzichtete, so hat hier der letzte
Gesichtspunkt, der des »Staatswohles« über das wirthschaftliche Interesse jener
4) Der Gesetzgeber gesteht eben mit Rücksicht auf die zünftigen Ansprüche zu, »per
quante diverse vie il comitato sia tutto giorno vexato et affaticato. Liber XVll Riformatonuu
U94, Nr. 51. Arch. Rif. Baue Nr. 52. 2) Ib.
2) Dass die Zünfte , um der Einnahme willen , der Befreiung der Landschaft von der
drückenden Besteuerung nicht sehr günstig waren, deutet wohl die Ueberschrift des genannten
Gesetzes an > wie es auch in den Statuten der Steinmetzen (Cod. cit. fol. 55) enthalten ist.
Legge fatta pei XVI di balia contro a tutte le 20 arti.
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78 DiB WlRTRSCHAFTSPOLITIK DSR FLORBNTII^R RsifAISSANCB
Bevölkerung, welches hier offenbar zugleich das wirthschaftlicher Freiheit war,
das Uebergewicht behauptet.
Was nun aber die Grafschaft betrifll, d. h. soweit sie ausserhalb des
Weichbildes von drei Miglien liegt , welches auch hier mit seinen Borghi und
Subborghi gewissermassen als ein Ganzes mit der Stadt gilt , so wurde fQr die-
selbe nicht nur die Zunftfreiheit, sondern, den wirthschaftlichen Bedürfnissen
der Landschaft entsprechend, die Gewerbefreiheit überhaupt in weitem Umfang
proklamirt. »Jeder sollte hier fortan« — die prohibirlen Industriezweige
natürlich ausgenommen — »jedes beliebige Gewerbe frei ausüben
können ohne irgend welche Taxe, Abgabe oder Matrikel an
eine der zwanzig florentiner Zünfte zu bezahlen und zwar
nicht nur jedes Gewerbe für sich, sondern auch mehrere zu
gleicher Zeit an demselben Ort und in derselben Bottega kraft
eigener Autorität«^). Nur Diejenigen , weichein der Grafschaft Tücher
aus ausländischer Wolle fabrizirten , also für einen grossem Markt arbeiteten,
blieben auch fernerhin verpflichtet, sich in die florentiner Tuchmacherzunft zu
i mmatrikuliren . Der Gerichtsbarkeit der florentiner fünfte freilich blieben
auch die exemten Gewerbetreibenden der Grafschaft unterworfen, »damit sie
Veranlassung haben, ihr Gewerbe rechtmässig zu üben«, was offenbar die Be-
deutung hat, dass auch sie an die Beobachtung der technischen Reglements der
florentiner Zünfte gebunden sind.
Allein wenn auch hier das System der Regulative seine Obmacht be-
hauptete, wurde doch in den wichtigsten anderen Beziehungen durch die Prei-
heitsurkunde von 1494 das unzünftige Handwerk der kleinen Orte der Grafschaft
rechtlich in eine Lage versetzt, welche unter den damaligen Verhältnissen der
modernen Freiheit des Verkehrs am nächsten stand. Von einer grundsätzlichen
Anerkennung der Freiheit kann natürlich da keine Rede sein , wo die Republik
gewissermaassen in der letzten Stunde eben nur schreienden Nothständen nach-
gab und dies nicht einmal konsequent that, sondern unmittelbar neben der
befreiten Grafschaft ein Bereich des Zwangs fortbestehen Hess. Immerhin aber
hat es Angesichts einer Zeit, wo die Prinzipien der zünftigen Organisation der
Arbeit, die damit zusammenhängende Klassenherrschaft und poltitische Ten-
denzen, wie wirthschaftliche Ueberzeugungen neben allerdings auch hier vor-
handenen hocbbedeutsamen freiheitlichen Strömungen ; so mächtig gegen die
Freiheit ankämpften , für den Freund einer freien wirthschaftlichen Bewegung
etwas Beft*iedigendes, nicht bloss innerhalb der städtischen Mauern so vielen
einzelnen Elementen der Freiheit zu begegnen, sondern diese selbst, wenn auch
auf kleinem Räume und erst am Abend der Republik, in einer verhältnissmässig
so reinen Form verwirklicht zu sehen.
i) — Ma possa ciascuno di sua propria autoritä exercitare qualunque exercitio, ib. Also
nicht einmal von einer Konzession wird der Gewerbebetrieb abhängig gemacht I Die von
den Grafschaftseingesessenen den florentiner Zünften noch geschuldeten Summen wurden
sfimmUich erlassen.
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UND DAS PlllfllP BBR YbeKBRKSFRBIIIBIT. 79
IV.
Das Yerkehrsrecht unter den Einwirkungen des kanonistischen
Wncheryerbotes.
Wenn wir auf unserer Wanderung durch die drei grossen Produkiions-
gebieie nicht unmittelbar aus den Stätten, wo wir die nationale Arbeit am
Werke gesehen , in die grossen Kreise des Handelsverkehrs und der Handels-
politik eintreten, so berechtigt uns dazu der Gedanke, welcher Ausgangs- und
Zielpunkt der ganzen Untersuchung bildet. Indem wir den Inhalt dieser drei
Lebensgebiete der Wirthschaft auf seinen Gehalt an freiheitlichen und binden-
den Elementen analysiren, müssen wir uns der Kräfte bewusst sein, aus deren
Spiel die Vertheilung von Freiheit und Gebundenheit resultirt. Bei Ackerbau
und Industrie Hess sich die Darstellung dieser Vertheilung und der Kräfte , die
dabei am Werke waren, verbinden. Denn wenn wir letztere auch weithin der
freien Bewegung das Feld streitig machen sehen, so ist doch keine einzige
unter ihnen fUr den gesammten Umfang des betreffenden Produktionskreises
von so eminenter prinzipieller Bedeutung oder vielmehr geradezu eine Lebens-
frage gewesen , wie es die von der hikshsten geistlichen Autorität mit gross-
artiger Zähigkeit festgehaltene , aus dem kanonischen ins Civilrecht übergegan-
gene und damit auch im weltlichen Gericht zur Herrschaft gelangte kanonistische
Wucherlehre für den Handel geworden ist., den sie in ihren letzten Konse-
quenzen selber negirte. Ehe wir nicht wissen, welche Stellung das communale
Recht der Renaissance zu dieser Lehre einnahm , ehe wir uns nicht mit dieser
Haupt- und Grundfrage kommerzieller Verkehrsfreiheit auseinandergesetzt, fehlt
uns der wichtigste Schlüssel zum Verständniss des Verkehrsrechtes der Zeit.
Endemann bemerkt mit Recht , dass die doch immer nur vereinzelten objek-
tiven Verbote gewisser Waaren und gewisser Handelsbeziehungen lange nicht
so drückend waren, als das jede Handelsthätigkeit ergreifende Verbot des
Wuchers ^] . Eben wegen der besonderen Bedeutung jener Verbote für einzelne
Seiten des Verkehrs können dieselben der Besprechung dieser besondern Par-
tieen des Verkehrslebens vorbehalten bleiben, und muss andererseits die Wirk-
samkeit dieses Verbotes mit seiner das Ganze umfassenden Bedeutung für sich
dargestellt werden.
Man hat neuerdings die Erwartung ausgesprochen und hofft dieselbe durch
eine genauere Forschung bestätigt zu sehen, dass auch in Italien und andern
romanischen Ländern die Wuchergrundsätze häufig in die Landesgesetze und
io die Statuten der Städte übergingen 2} . Wenn man nun aber schon hinsicht-
lich des deutschen Nordens die Beobachtung gemacht hat, dass derselbe sich
4) Beiträge zur Kenntniss des Handelsrechts In der Zeitschrift fürs ges. Handelsrecht
V, p. 846.
9) Ende mann: Stadien in der romanisc^h- kanonistischen Wirthschafts- und Rechts-
lehre p. I, S5.
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80 DiB WlRTHSCHAFTSPOLITlK DER PLOBBNTINBIl RbHAISSANCB
diesen Grundsätzen gegenüber mehr abwehrend verhielt , als der deutsehe
Süden , »weil dort wegen des Handels an den Seeplätzen und nach diesen hin
der Boden dafür offenbar ungünstiger war, als hier«<), wie viel mehr noch
möchie man erwarten , in der Gesetzgebung des bedeutendsten Industrie- und
Handelsplatzes des Mittelalters, der Stadt, die den Mittelpunkt der grossartigsten
internationalen Geldoperationen bildete, die Sache der Freiheit gegen die uner-
träglichen, in der Wucherlehre liegenden Yerkehrsfesseln siegreich zu sehen ;
hier, wo gerade diejenigen Momente am stärksten entwickelt waren, welche
diese Fesseln am meisten fühlbar machen. Denn wenn dieselben überall um so
mehr empfunden werden, je mehr, um mit Röscher zu reden, der wachsende
Volksbedarf zu grösserer Produktion , d. h. also zu grösserer Arbeitsgliederung
und Kapitalbildung hindrängt ^j, wo war dies in jener Epoche in htfherm Grade
der Fall als gerade in Florenz ?
In der That , fragt man das Leben des Volkes , fragt man seine grossen
Patrioten und Schriftsteller, seine Kanzelredner und Gesetzgeber, so sollte man
es für unmöglich halten, dass auf Florentiner Boden die Lehre des Evangeliums :
»Leihet, dass ihr nichts davon hoffet«, in ihrer kanonistischen Gestalt wirklich
Wurzel gefasst hat. Wo sie von den sittlichen Schäden ihres Volkes sprechen,
immer ist es der W' ucher , der in erster Linie und als das Haupt- und Grund-
übel genannt wird , womit Florenz nicht nur das eigene Volksleben vergiftet,
sondern »alle W^elt verdorben hat«. In dieser Klage stimmt der Dichter der
göttlichen Komödie') überein mit dem grossen Leiter der Florentiner Kirche
Antonin (f 4459), in derselben begegnen sich der Verfasser der Chronik Dino
Compagni's, mag nun in derselben der wackere Gonfaloniere selbst zu uns
reden oder der geniale Fälscher beziehungsweise Interpolator der spätem Re-
naissance^), mit dem biedern Kaufherrn Villani ^) und dem Buchhändler Vespa-
siano, dem »Florentiner Plutarch« aus der Zeit Lorenzo Magnifico's ^) . Der
Geldwucher erschien Alten und Neuern so sehr ein dominirender Bestandtheil
Florentiner Handelschaft , dass jene in demselben eine Hauptquelle des Reich-
4) Endemann. ib.
%) Geschichte der Nationalökonomik in Deutschland pag. 40.
3} Inferno XVII 43—78, ausserordentlich charakteristisch für das Umsichgreifen des
Wuchergeistes unter der ritterlichen und bürgerlichen Aristokratie von Florenz.
4) Er ruft seinen Mitbürgern zu : 0 iniqui cittadini chi tutto il mondo avete corrotto e
yiziatp di mali costumi efalsi guadagni. Cronaca di Dino Compagni delle cose occorrenti
ne' tempi suoi. Muratori SS. IX.
In einer alten Stadtbeschreibung Florentine urbis et rei publice descriptio anno i 8$9
exarata in den Miscellanea Baluzii ed. Mansi IV, 447 sagt der Schilderer, die Florentiner
seien so sehr auf Geldgewinn aus, dass man sagen könne »semper ardet ardor habendi«.
5) X. 4 44 : Ancora non erano purgati 1 peCcati ne domata la superbia ne l'usure e'male
ablati guadagni de' Fiorentini. Vergl. was er VII, 439 durch den Mund eines Andern
von seinen Landsleuten sagt: Parme ne bene se non ch'io intendo che i Fiorentini sono
grandi prestatori a usura.
6) Lamento d'ltalia 4480: — ritorno a te o cittä di Firenze piena di tante.usure e
di tanti ingiusti guadagni, che vi siete condotti a consumare Tuno Taltro. Arch. Stör. IUI.
in. Serie, tom: XIII (i), p. 460.
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UND DAS Prinzip der YKRUBBiisPiiBiHetT. 81
thums^), diese der politischen Macht der Stadt erblickten^). Dass man es dabei
nicht mit rhetorischen Uebertreibungen zu thun hat , bezeugt ein Blick in die
aus dem »Rataster« ersichtlichen Geschaflsergebnisse der Bankiers 3), in die
Aufzeichnungen des Gewerbsmannes ^], in die Akten der Gesetzgebung. Gerade
in letzteren lesen wir von einer weit um sich greifenden Zerrüttung der Yer-
m(igens Verhaltnisse von Privaten in Folge des ungtlnstigen, vom Wuchersinn
aufs Tiefste durchdrungenen Kreditwesens^), von der Verarmung ganzer Ge-
meinden , wo der Grundbesitz in Folge des enormen Zinsfusses so überschuldet
erscheint , dass die Leute massenhaft Haus und Hof verlassen und zum Bettel-
stab greifen müssen <^). Wir sehen, die Theorie der Kanonisten und Civilisten
war allenthalben ohnmächtig gegenüber dem augenscheinlich krankhaft über-
reizten Drang des Verkehrs. War sie es auch gegenüber dem öffentlichen Rechts-
hewusstsein und der Gesetzgebung des Staates?
Aus den mitgetheilten Aeusserungen Florentiner Schriftsteller ergiebt sich
natürlich nicht mit Sicherheit, ob sie im Geiste der Kanonisten die Zinsbarkeit
des Darlehens überhaupt oder nur im Namen der öffentlichen Moral wucherisch
übertriebene Zinsforderungen als unberechtigt verwerfen wollten. Klarer sehen
wir in diesem Punkte erst da , wo der Bürger als Gesetzgeber zu uns spricht.
Die Statuten der Zünfte insbesondere ergeben , dass schon zu der Zeit, als Bar-
lolus (4343 — 4357) dem Zinsverbot in der civilrechtlichen Theorie zum Sieg
verhalf, der Gedanke der moralischen Verwerflichkeit des Zinsnehmens über-
haupt sich der öffentlichen Meinung bemächtigt hatte , aber auch zu gleicher
Zeit, dass eben damals in Florenz ein rechtliches Verbot desselben nicht bestand.
Man sehe nur, wie in jener Zeit die Zünfte verfahren, »um die Sünde des
4) Vergl. die Einleitung Dino's. L. c.
tj Muratori (Aatiquitates I, 888). Neque me faüi putem/ si dixero ad hanc potissimum
cauiiiam hoc est ad ejusmodi mercatores sivc focneratores referendum esse quod Florentina
civitas seculisXII et XIII adeo caput attollere et supra finitimas eminere eisque tandeni servi-
tutis jugum imponere coepit.
3) Vergl. z. B. den Ertrag von Pfandleihgescbüften, wie das der Bardi u. Comp., deren
Bücher von einem ausgeliehenen Kapital von 2928 Liren einen Zinsertrag von 878 L. also von
30 o/o ausweisen, und zwar im Jahre 4 427, angeführt bei Peruzzi: Storia del comniercio e
dei banchieri di Firenze S06. Cf. Pa gn i n i 1. c. II, 4 85.
4) Vgl. das schon früher genannte Tagebuch des Goldschmieds Odorigo di Credi 1. c. 94
zum Jahre 4424, also vor Zulassung der Juden [14 30), aus dem sich ergiebt, welch' exor-
bitante Zinsen die Pfandleiher für ganz [unbedeutende Summen einem keineswegs schlecht
situirten Gewerbsmann abdringen konnten. Schon die Thatsache , dass man den Juden bei
ihrer Berufung einen Zins von' 20 o/q zu nehmen gestattete und davon eine Besserung der bis-
herigen Kreditverhältnisse hoffte, beweist, welche Höhe der Zinsfuss eireicht hatte. Und wie
kolossal war der Zulauf zu den päpstlichen Ablasskrämern , die 4 434 Ablass auch für den
Wucherer feilboten, welcher die Zinsen nicht zurückerstattete. Scipione Ammirato VII, 462
(ed. 4826).
5] Arch. Rif. Provvisioni 4473 stil. flor. Nr. 465, fol. 273.
6) Zusatz V. 4409 zu den Statuten v. Montajone im Val d'Elsa (ed. Angelelli I. c). Und
was that man hier zur Heilung desUebels? Man verbot den Gemeindegt ledern , überhaupt
auf Zins zu leihen , direkt oder indirekt durch fingirte Verträge , bei Strafe des Verlustes des
geliehenen Kapitals, und norh ausserdem bei empfindlicher Geldbusse.
Pöhlmann, WirthacUftipoUtlk. 6
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82 Die WlRTHSCHAPT$rOtlTItC DüK PLORSNTlIfRR nRltAISflAffCE
Wuchers auszurotten«^]. Von Jahr zu Jahr sollen sich die Gonsuln dei^ Tuch-
händler der Calimala mit geeigneten Ordensbrüdern berathen; wie man auf die
ftlrs Seelenheil der Einzelnen zuträglichste Weise die Mitglieder bewegen
könnte , auf Alles zu verzichten , was sie als Glaubiger von Zunftgenossen an
»Entgelt, Zins oder Interesse« zu beanspruchen hätten ^j. Nach einer etwas
spätem Ordnung (von 4344} sollte der Zunftnotar alljährlich, wenn die Mit-
glieder vor ihm erschienen, um die Statuten zu beschwören, denselben diesen
Verzicht abfordern ^j . Aber auch hier ist der alle freie Standpunkt festgehalten ;
es heisst ausdrücklich : Wer nicht verzichten will, soll nicht dazu ge-
zwungen werden. Nur soll er, wie es schon in den Statuten von 4338 heisst,
weder Kämmerer noch Gonsul noch Schiedsrichter der Zunft sein, noch sich an
einem Zunftmahl betheiligen können, und natürlich auch für seine Person keinen
Anspruch auf den etwa von andern Mitgliedern gewährten Zinseneriass haben.
Uebrigens scheint man es mit dem moralischen Druck , der in solcher Diszipli-
nirung lag, nicht so böse gemeint zu haben, da man das kirchliche Wucherver-
bot so leicht nahm , dass man in den Statuten selbst mit der offenherzigsten
Unbefangenheit das Mittel zur Umgehung desselben an die Hand gab : Wenn
ein Kaufmann der Zunft Jemandem Geld schuldet und verpflichtet ist, dem-
selben etwas noch neben dem Kapital (ultra sorteml) zu leisten, so hat er zu
schreiben, dass er dies nicht als Zins, sondern als »Geschenk« giebt^).
Man gab sich wohl den Schein , aus den Statuten auszumerzen , was vom
Standpunkt des Wucherdogma's aus anstössig sein mochte, doch sieht man
deutlich, dass es an dem rechten durchgreifenden Ernste fehlte. So hob man
4328 das Statut auf, welches von Zunft wegen Sehadenersatz, Zins und Interesse ^}
festsetzte , welches bei Zahlungsverzug der Schuldner dem Gläubiger zu zahlen
hatte , setzte aber das neue Gesetz an die Stelle , dass der zahlungssäumige
Schuldner nicht nur von den Gonsuln auf Verlangen des Gläubigers gezwungen
werden sollte , sofort das ganze Kapital zu zahlen, sondern zur Strafe , Dweil er
nicht Wort gehalten«, demselben noch ausserdem »so viel Geld und Zeit zu
prästiren«, wie es von den Gonsuln bestimmt werden würde. Eine Verfügung,
die doch, insofeme dieses erzwungene, offenbar zinslose Darlehen an den Glau-
biger als Strafe und nicht etwa blos als Ersatz des Schadens aus dem Verzug
aufgefasst wurde, mit der kanonistischen Lehre schlecht genug harmonirte.
1) — Percto che il peccato deir usura dispiaco molto a DIo , volendo il dcUo peceato
flchifare etc. Statuten der Caliniala, ed. Giudlci 409.
S) Procurino i consoli con quclli frati — che perdono si faccia e come fare si possa il
ineglio per l'animo (Lesart der Handschrift Cod. 5 gegen »aniore« der Ausgabe) di ciascuno del
dono merito o guiderdono ovvero interesse per l'anno presente e secondo che altra volta
fatto fue. Bezeichnend ist, wie man das Wort»usuraa umgeht, obgleich es sich faktisch un)
nichts anderes handelte. Ib. p. 77. Cf. die Uebei*schrift : Di fare il perdono delle usure.
3) Ib. p. 240. E non s'intenda fatto il perdono delle usure da alcuno il quäle per se
non vorra fare e non fara simigliante perdono, ne s'intenda che alcuno, il quäle talc perdono
non fara, abbia alcuno benefizio o assoluzione di perdono, che avessono fetto o facessono gli
altri deir Arte.
4) Ib. I, 68, ed. Giudici p. 76. DI scrivere per dono quello che si da per merito.
B) MeritOi danni, apeie, interesse I Ib. p. 4 09.
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UlfB DA» pRIMXfP nSR ViRKBmiflPlIBIHBtT. 83
UebrigeDS sollten Verträge, wie das Depositum und die Aecomenda mit ihren
ganz bestimmten Abmachungen, in allen Beziehungen aufrecht erhalten wer-
den , womit doch olfenbar die »exceptio usurariae pravitatis« prinzipiell ausge*
schlössen war. Dass überhaupt damals noch Klagen aus Zinsforderungen, selbst
wenn sie im kanonislisehen Sino wucherisch waren , anerkannt wurden , geht
schon aus der bekannten Verfügung hervor, nach welcher dem, der Andern die
Zinsen nicht erltess, die, welche er selbst zu fordern hatte, auch nicht erlassen
sein sollten, also eingeklagt werden konnten, ohne dass man auf ihren Charakter,
ob wucherisch oder nicht, irgend Rücksicht nahm.
Auch in den andern Statuten, die überhaupt zu der Frage Stellung neh-
men, finden wir denselben Standpunkt vertreten. Auch hier Bekämpfung des
Zinsnehmens auf dem Wege freier Zustimmung ^) , und zwar nicht nur innerhalb
des beschränkten Kreises der Genossen Einer Zunft , sondern auch durch Ver-
einbarung mit den Mitgliedern anderer Zünfte , mit denen man geschäftliche
Beziehungen hatte, und alljährlich wegen des Zinsenerlasses, freilich', wie an-
gedeutet wird, oft monatelang resultatlos unterhandelte^). Das war Alles, was
man damals that, damit, wie sich das Wechslerstatut in dem von ihm ebenfalls
aufgestellten Gesetz über die Strafe des Verzugs sanguinisch genug ausdrückt,
die Sünde des Wuchers unter den Menschen ganz und gar ausgetilgt werde ^) .
Allerdings hat sich die liberale Praxis dieser Zeit nicht lange zu behaupten
vermocht. W^ir wissen, dass die Wucherlehre nach dem Zeugniss von Baldus
(t 4400) noch im Laufe des vierzehnten Jahrhunderts durchweg in den welt-
lichen Gerichten geltendes Recht wurde ^); und damit war der freie Standpunkt
der Ultem Statuten unhaltbar geworden. So k((nnen wir auch in den Statuten
das siegreiche Umsichgreifen der kanonistischen Idee seit der zweiten Hälfte
des genannten Jahrhunderts klar verfolgen. Schon 1367 fand in das Statut der
4) Statut der Wollenzunft Cod. ctt. Nr. 7. — 1333, I, 2S; 1838, I, 23 und selbst noch
1364, I, 8.
2) Die Wechsler (Statut derselben Cod. cit. r. 74) stellten alljlihrlich einen Syndikus auf
ad remitteBdum usuras qua» unus eorom alfteri dedtsset et aliis eUam hominibus et syndico
aiiarum artium remittentibus et syndico huiu« artts. Zugleich wenden sich die Consuln der
Zunft an die Prioren der Mlnoriten^und Predigermönche, «quod cum eis esse debeant ad alias
artes et oonsules aiiarum artium, ut fieri faciant syndicum ad remittendum ut supra.
Die Consuln der Calimala soUten, nach dem Zusatz zum Statut der Zunft von 1344 mit
den Rätben derMercanzia dahin wirken, dass die anderen 5 oberen Zünfte Syndici aufstellten
a perdonar ogni merito ovvero dono dato o die si desse ciaseuno anno intra gli uomini delle
dette V arti (ed. Giudici 78).
8) — Vi usurarum pravitas inter homines omnimodo evanescat ! (Cod. cit. Nr. 5, rub. 52).
4) Endemann: Studien p. 27. . Seit wann dies in Florenz der Fall war, wo die durch
Berufung markesaner Oberrichter und Assessoren verstärkten Einflüsse der bologneser Rechts-
schule den Prozess offenbar beschleunigten, ist kaum festzustellen. 4873 bei der Einverlei-
bang des Gebiets der Ubaldini finde ich den Begriff des debitum usurarium schon in der
schttrCsften Fassung. Als solches wird hier jede Schuld bezeichnet, durch welche sich Jemand
einem offenkundigen Wucherer verpflichtet, oder sonst wem, der ihm gegen Sohuldsohein
leiht, pro pecunia vel frumento vel alla re recipienda pro usuris vel Interesse vel
aliter ultra sortem. Das Gericht erkennt nur einen Anspruch aufs Kapital selbst
an. CapitoU di Firenze 1, 181.
6»
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84 Die Wirthsghaptspolitik bbr flohkntimer Rknaissanck
Wechslerzunft das Verbot Eingang, »auf Zins zu leihen, sei es gegen Pfand oder
Schuldschein, oder sonstigen Wucher zu treiben bei Strafe von 400 Liren« >].
Freilich beweist die Einführung einer förmlichen Inquisition^) und die ununter-
brochene Reihe der Wiederholungen des Verbotes '), wie energisch der Verkehr
sich gegen den angethanen Zwang auflehnte. Trotzdem erkämpfte sich, voraus-
verkündigt durch die schon früher beginnenden Ausschliessungen von Wuche-
rern aus mehreren Zünften, schon im Jahre 4394 das Zinsverbot in schrofisier
Form den Eingang in allen Zunftstatuten ^) . Seitdem konnte Jedermann auf
Zurückerslattung der dem Glaubiger bezahlten Zinsen klagen, und der Letztere
wurde noch ausserdem verurtheilt, »den vierten Theil des über das Kapital
hinaus geforderten Geldes an die Zunft zu zahlen u. Die Natur des Zinses l>e-
gründet keinen Unterschied ; Wucher und Zinsnehmen erscheint als identisch ^) .
Ja, man verfolgte das Prinzip bis in seine letzten Konsequenzen und schnitt
dem Kreditbedürfniss auch den selbst von der Kirche, mit einziger Ausnahme
Innocenz des Dritten, freigelassenen Weg zum zinsbaren Darlehen dadurch ab,
dass man in den Statuten von H45 sogar den Juden im ganzen Staatsgebiet
jedes Zinsnehmen und jeden wucherischen Vertrag bei ganz exorbitanter Strafe
untersagte^), obwohl sie ganz allgemein »des christlichen Heiles untheilhaft ig
als von Gott selbst dazu eingesetzte und geweihte Wucherer gegen Xichtjudenu
belrachlet wurden ') .
Es ist höchst bedeutungsvoll, dass die oben mitgetheilten Beispiele für die
selbst auf dem Handwerk mit seinem geringen Kapitalbedürfniss und dem
darlehensbedürftigen Grundbesitz lastende unerträgliche Höhe des Zinsfusses
gerade dieser, das Ende des H. Jahrhunderts und den Beginn des 45. charak-
terisirenden Epoche der Uussersten Ueberspannung des kanonistischen Stand-
punktes angehören. Wer wollte den Innern Causal verband zwischen jener
1] Cod. CiL Nr. 5, ruh. 150.
2) Alljährlich hat eine Kommission von 4 5 gewesenen Consuln in Verein mit den jeweilig
amlirenden der WechslerzunfC über jeden Wechsler abzustimmen , ob er Wucherer ist oder
nicht. Bezeichnen ihn zwei Drittel der Stimmen als solchen, so trifft ihn die genannte Strafe
und Verwarnung, im Wiederholungsfall Ausstossung aus der Zunft. Seit 4885 Hess man den
also Angeschuldigten wenigstens zur Vertheidigung zu. Cod. cit. Nr. 5, r. 488.
3) 4888 (r. 4 90), 4 890 (r. 492), 4894 (r. 202), 4397 (r. 207], 4404 (r. 246), 4448 (r. 268>-65).
4) Cf. z. B. Statut der Kürschner fol. 36, Fleischer fol. 56, Schuster f. 47, Materialien-
hündler f. 428, Tuchkrämer f. 87, Bttckcr f. 59, Riemer 68 und so in allen andern Statuten.
5) Vergl. auch Statut der Wollenzunft, Cod. cit. Nr. 7, 4 428, III, 58. Es ist der strenge
Standpunkt der Dekretalen, wonach Alles, was der Gläubiger ausser dem geliehenen
Kapitale an Geld oder vertretbaren Sachen vergütet erhielt, als usura galt. Die vom kano^
nischen Recht selbst anerkannten Ausnahmen sind natürlich auch für diese Gesetzgebung
inaassgebend.
6) Statuta (4 44 5) üb. II, rub. 49: Nullus hebraeus seu judaeus cujuscunque loci origi-
narius — expresse vel lacite directe vel per obliquum aut sub aliquo colore vel astutia au4ieat
mutuare ad usuras quantascunque aut in fraudem usurarum aliquos contractus usurarios
instrumenta vel cartas facere. Strafe: 4000 Goldgulden.
7) Cf. Neu mann: Geschichte des Wuchers in Deutschland (p. 23) und die dort ange-
führten Stellen: 2. B. Mosis 28, 49 und Scacoia (tract. de oommerc.) § 8, gl. 8, Nr. 48.
Cf. Stobbe: Geschichte der Juden in Deutschland während des Mittelalters. 4 05.
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UND DA9 Prinzip der Verkehrsprbiiieit. 85
krankhaften Störung der KreditverhdUnisse und der dem VerkehrsbedUrfniss
prinzipiell feindlichen Rechtstheorie und Rechtspraxis verkennen? Und sollte
in Florenz, wo doch nicht einseitig blos Kanonisten und Civilisten, sondern auch
dem Handels- und Gewerbsmann selbst Recht und Gesetz in die Hand gegeben
waren, dieser Zusammenhang so ganz verborgen geblieben sein ; in Florenz, wo
man sich doch keineswegs mit den Lehren des Aristoteles von der Unfruchtbar-
keit des Geldes oder der Autorität der Kirche begnügte , um die Berechtigung
des Wucherverbotes anzuerkennen, sondern demselben — höchst charakte-
ristisch!.— vom volkswirthsc ha ft liehen Standpunkt aus eine vortheil-
hafte Seite abzugewinnen suchtet? Man hatte sich von demselben versprochen,
dass die Bürger von nun an veranlasst wären , ihre Kapitalien , statt sie durch
Verzinsung fruchtbar zu machen, zur Erweiterung ihrer Geschäfte und Gewerbe
zu benutzen. Sollte man nicht umgekehrt, nachdem man einmal über die
wirthschaftlichen Folgen des Zinsverbotes nachzudenken begonnen hatte,
zur Frage nach den schädlichen Wirkungen desselben kommen, wozu das Leben
selbst so gebieterisch aufforderte? Wie erklärte man sich nur die Thatsache,
dass in Florenz damals so häufig Kapitalien — offenbar wegen der gesetzlichen
Schwierigkeiten einer fruchtbaren Anlage — brach dalagen, was man doch
unmöglich damit beseitigen konnte, dass man »unnütze« Kapitalansammlungen,
wie es allerdings geschah, einfach verbot 2) ?
In der That war man sich der unberechenbaren Störungen , welche eine
strenge praktische Durchführung der In der Theorie völlig siegreichen Lehre
auf ein so reich entwickeltes Verkehrsleben ausüben musste, keineswegs unbe-
wusst. Wie hätte man sonst den Zins nehmenden Kapitalisten durch eine ganz
ausserordentliche Erschwerung der Wucherklage von Seiten des Schuldners
schützen können 3), nachdem ihm ohnehin in der von der W^uchergesetzgebung
selbst so laut beklagten eminenten Scharfsinnigkeit des Florentiner Geistes ein
Bundesgenosse zur Seite stand, der in der Erfindung wucherischer Verträge
zur Umgehung des Verbotes unerschöpflich war^)? Zudem musste es auf die
Praxis lähmend einwirken, dass jene Gesetzgebung selbst nicht frei von Innern
1) Cf. das Gesetz von 4394 angef. Seile 84, Amn. 4. — Che le loro mercatantie c trafüci
alla detta arte appartenenti piü largamente possino fare c la loro pecunia nel mestiere dclla
detta arte convertire.
a) 4893 legge contro il monopolio della pecunia per cui viene proibito di cumulare senza
bisogno grandi somme. Arch. Rif. CI. 11, dist. IV, Nr. 3, angef. bei Canestrini 1. c. I, 48.
3) Bei jeder Klage auf Wucher muss der Kläger, bevor er gehört wird , in baarem Geld
eine Summe deponiren »de quantitate debiti petita seu usurarii debiti« , wozu ihn sowohl der
geisUicIie, wie weUlicIie Richter zwingen kann. Vernuig er nicht binnen 4 Wochen d<?n
Wucher zu erweisen , so fällt das Depositum als Beitrag zur Tilgung der Schuld an den
Gläubiger, ausserdem zahlt der Kläger eben demselben zur Strafe 400 L. und 25 ^/o (5 Sold!
für die Lira) der Klagsumme an den Staat. Statuta (4445) lib. II, r. 19.
4} Cf. die Klage über die grau sotligliezzc d'ingenii mit denen das Wucherverhot ver-
geblich ringe. Provvisioni Nr. 465, fol. 278, Arch. Rif. 4 478 (stil. fior.). Florentinis ingeniis
nil ardui est setzte Cenn i n i als Motto auf das erste, in Florenz von ihm gedruckte Buch, den
Virgilcommenkar des Servius. Diesen Wahlspruch durfte sich wohl auch so mancher floren-
tiner »Wucherer« siegesbe wusst aneignen.
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86 Die Wirthscbaftspoilitik dir florbntiiibr Bexaissangb
WidersprUcheD war und sich andererseits nicht einmal selber auf der ideellen
Hohe zu behaupten vermochte, die sie im Beginn des 45. Jahrhunderts erstiegen
zu haben schien. Welch' ein Mangel an Folgerichtigkeit, wenn der Staat selbst
während dieser ganzen Zeit bei seinen Anleihen den Btlrgern hohe Zinsen
zahlte und sich selbst der Trugmitlel und Kniffe zur Umgehung von Zins-
gesetzen bediente! ^) Eine Inkonsequenz freilich, mit welcher die geistlichen
Autoritäten den weltlichen vorangingen; denn während der schon genannte
Erzbischof von Florenz alle Staaten und deren Leiter verdammte , wenn sie mit
Wuchervergtitung borgten , trat er zu gleicher Zeit für die Wucherfreiheit der
Florentiner Bankantheile auf^}, und unter grosser Beunruhigung der Gewissen
predigten die Franziskaner für, Augustiner und Dominikaner, insbesondere
später Savonarola gegen die Zinsbarkeit der Staatsanleihen 3). Wenn man nun
aber auch für diese einen Theii^der Theologen auf seiner Seile hatte , wie Hess
sich mit den Wuchergrundsätzen das vom Staat gestattete , ja mitunter sogar
absichtlich geförderte Börsenspiel vereinigen , bei dem das auf das Steigen und
Fallen der Kurse der Staatsbankaktien spekulirende Kapital zuweilen einen
Zinsertrag von 40 % zu erschleichen wusste *) ? Diese Quelle gemeinen Wucher-
gewinnes, bei welcher der Staat selbst durch die Börsensteuer betheiligt war,
verstopfte man nicht, schädigte dagegen ohne Bedenken den Handelsverkehr
durch das Verbot der Trockenwechsel (1429), welche allerdings ebenso sehr
Veranlassung zum »Wucher«, wie dem Kreditwesen förderlich waren ^). Schon
die Thatsache, dass man dies Verbot bereits nach 4 Jahren zurücknahm^), be-
zeugt, wie wenig man daran denken konnte, dem »Wucher« gründlich zu Leibe
zu gehen, zumal gegenüber dem immer wieder beklagten Mangel des Baargeldes
im Verkehr und der ausgesprochenen Absicht, dasselbe auf alle Weise durch
die Gesetzgebung aus den Schreinen der Privaten in den Verkehr zu ziehen '') .
Sind doch in den Statuten (1415) selbst die Bedingungen für eine etwaige
1) Da bei Todestrafe jeder Antrag auf Erhöhung der Zinsen des »Mons« über 5 o/o verpönt
war, wollte im Krieg gegen Pisa (4A62) Niemand sich an der Anleihe betheiligen. Ein Notar
schlug den gewöhnlichen Wuchererkniff vor, dem, der <00 fl. lieh, 300 guttuschreiben, so
dass die Staatsglöubiger 15% bekamen; und der Staat acccptirte dies Verfahren! Gino
Capponi I. c. I. 330. Welch' eine Fülle zinsbaren Kapitals repräsentiren allein die Staatsanleihen
von 4 843— 1427; neunzehn Millionen Goldgulden (Zobi I. c. 35). Nachdem die »Ciompii
1378 vorübergehend die Zinslosigkeit des Mons durchgesetzt (Muratori, SS. XVIII 1119},
fielen später die Zinsen auf lOO/^^ (1382), indem man die fiüher gutgeschriebenen 300 fl. auf
200 herabsetzte. G. Capponi 1. c. 874.
2) Endemann I. c. 435.
3) Cf. Matteo Villani III, 106 und Osservalorc Fiorentino IV, 103.
4) Cf. die Istoria Fior. des M. Stefani. Vol. Vlll, 97 in den Delizie degli eruditi Toscani.
Die 2% Steuer, mit der man die lleberlragung der Aktien belegte, beabsichtigte doch nicht
sowohl, wie G. Capponi I, 331 will, das traurige Spiel zu enden , sondern vielmehr, es im
fiskalischen Interesse auszubeuten, demnach eine allerdings sehr hohe BOrsensteucr.
5} Scipione Ammirato (ed. 1826), VII, 93.
6) Arch. Rif. Balic Cod. Nr. 42 (1433), fol. 16.
7) Cf. die Motive mir Einschränkung der Börsensteuer (1478) Prowisioni Nr. 170, f. 56:
considerando ogni cosa che si puo fare , per fare trarre il numerato da quolli che non lo
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U?ID DAS PrI?IZIP DKR VlBKEHRSFilEIBBIT. 87
Zulassung des zinsliaren jüdischen Darlehens vorgesehen <) . Sah sich doch der
Staat von jeher gezwungen , Private zur Haltung von Leihbanken zu concessio-
niren, freilich unter der sehr beschränkenden Bedingung, nur gegen Pfand und
zwar nur auf Mobilien zu leihen ^) . Mit dieser künstlichen Ableitung des Kredit-
bedürfnisses in einzelne Kanäle war dem Verkehr natürlich um so weniger
gedient , als dieser Monopolisirung der Zinsbarkeit des Darlehens durchaus der
Charakter der Stabilität mangelte. Die Behörde wollte diesen Instituten gegen-
Über immerdar freie Hand haben, »um die Unterthanen schützen zu können,
dass sie nicht durch den Wucher, den Trug und die Kniffe der Darleiher zu
Grunde gerichtet, sondern so viel als möglich in ihrem Yermögensstand erhalten
würden« 3] .
Wie konnte diese an sich kümmerlich genug gefristete Freiheit der herr-
schenden Zinsnoth begegnen, wenn Behörden, deren Amtsfrist sich nach
Wochen bemass, »jeden Moment« durch Widerrufung der eben gegebenen Ver-
ordnungen auf diesem Gebiet, durch plötzliche Veränderung des den Darleihern
vorgeschriebenen Zinsfusses. durch Milderung oder Verschärfung der Gonces-
sionsbedingungen die ganze Geschäftslage der Darlehensbanken verändern
konnten , ja , wenn man sie mitunter durch eine drückende Besteuerung gans
zum Eingehen z\>ang^)? Unter diesen Umständen erklärt es sich leicht, d«ss
der Staat diesen Banken im Jahre 4420 einen Zinsfuss von 25% zugestehen
musste^], und auch damit sowenig geholfen war, dass man U30 die Juden
^iraiio in mercalo per allargarlo essere henc a farlo, (*t intcso da praticbi ciltadini, che dare
coinodita agli uomioi del vendcre e comperare a tempo crediti di monte, ajuterebbe (ale
materia per tanto. Also dii*ekt« Förderung des Börsenspiels. ^
4) Lib. IV, tract. extraord. rub. U2.
3} Das sind die afoeneratores qui mutuant ad velam seu panellum«. Ib. rub. 74 und 4 44.
Cf. die Bestimmung über die conzessionirten Florentiner , die im Aretinischen auf Pfand und
Mobilien leiben konnten. NuUus — possit — mutuare ad usuras ad cartam vel scripturam
seu instrunientum vel sub tUulo vel colore emtionis fabarum vel alterius bladi et seu super
aliquam domum terram vel vineam aut aliam rem immobilem vel super juribus alicujus
dotis (4389). Capitoli di Fireuze I, 4 SS.
3} Die Signorio mit ihren Collegien kann so oft sie will anordnen quomodo et per quos
et quemadmodum possit et seu non possit mutuari per foeneratores ad usuras seu sub usuris
comitatinis et districtualibus ctv. Flor. — et super bis prohibitiones et ordinamenta ac leges
ctiam prohtbitorias facere et componere contra hujusmodi foeneratores — super mutuis quae
ad usuras fierent et super extractionibus usurarum — quotienscunque , de quibus, pfout et
.sicut et quandocunque — voluerint. — Sie können ihre Gesetze und Verordnungen über
diesen Punkt jeden Moment widerrufen und neue machen, pro conser\'atione — comita-
tinorum et districtualium — quod ipsi — ab usuris et fraudibus et astutiis focncratorum
non destroantur sed quantum fieri poterit in eorum substantiis cum justitia conser^entur.
Ib. r. 444.
4] Capitoli di Firense I, 424.
5) deiner Tendenz nach sollte dies Gesetz freilich eine Beschränkung der noch bei
weitem höhern Zinsforderungen dieser Banken sein. Cf. Scipione Ammirato 1. c. [ed. Massi
4 647. Parte I, tom. 11, p. 988). La quäle (lu rcpubblica) volendo mettere qualche frcno a
quei Chi prestavano in Firenze a usura col pegno, che communemente si diceva prestare
appancllo, ordino che non potessero pigliar piü di cinque danari per lira il niese , u.sura pur
troppo ingorda e pur comportala !
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88 DjB WlRTHSCHAFTSPOLlTIK DER FLORBXTlIfBR RENAISSANCE
Dach Florenz berief, für deren Darlehen man allerdings das Zinsinaximum auf
20% erniedrigte.
Dies war nun aber auch Alles, was die Gesetzgebung dem Verkehr direkt
zugestand, und selbst dies k^irgliche Zugeständniss, welches nicht einmal etwas
enthielt, was nicht schon in den Statuten vorgesehen gewesen wäre, vermochte
sich nicht auf die Dauer den Vertretern des strengen kanonistischen Stand-
punkts gegentlber zu behaupten , geschweige denn , dass von einem weitem
Fortschritt in freiheitlichem Sinn die Rede war. Begegneten uns doch eben in
den zwanziger und dreissiger Jahren neue scharfe Verordnungen der Zünfte
gegen wucherische Genossen , gab es doch offenbar eine extreme Partei , deren
Stärke durch die bedeutsame Thatsache bezeugt wird , dass in einem Staats-
beschluss von U73, der mit 472 gegen 60 Stimmen gefasst wurde >), die Ueber-
zeugung ausgesprochen wird, nicht nur die Wucherer, sondern auch die,
welche, ins Regiment berufen, nicht von ihrer Befugniss Gebrauch gemacht,
den konzessionirten Wucher wieder zu beseitigen, seien als exkommunizirt zu
betrachten ! W^enn diese Richtung auch offenbar einen harten Kampf mit mil-
deren, dem Verkehr mehr Rechnung tragenden Anschauungen zu kämpfen
hatte, gelang es ihr doch , wenigstens vorübergehend , -völlig obzusiegen. Im
Jahre U69 wusste sie, gestützt auf die Massen und deren Hass gegen die kon-
zessionirten Pfandleiher und jüdischen »Wucherer«, nicht nur die Erneuerung
der abgelaufenen Concessionen der Juden zu verhindern , sondern das Leih-
geschäft überhaupt, wenigstens so weit es öffentlich ausgeübt wurde, ganz zum
Stillstand zu bringen ^] .
Die Kalamität, welche dies zur Folge hatte , ist in einem Staatsbeschluss
von m\ anschaulich geschildert. Die Geldbedürftigen waren gezwungen, sich
1) Beschluss der Errichtung eines Monte di pietä: Arch. Rif. 1473 (st. flor.) Nr. 465,
fol. i . Interrogatus Cato ille vir apud Romanos ob ejus egregias virtutes summe in honore
habitus: quid foenerari? respondit: quod hominem occidere. Oraculum certe tanto homine
dignum, cujus sententiam, etsi fidei optimae lumine careret , cuncii tarnen fideles semper
tamen verum afßrmaverunt ; adeoque foenus a sacris nostris christianis est detestatum, ut
canonum sanctissimis legibus non solum qui focnerantur, verum etiam qui modo aliquo con-
sentiunt foenus, quique infra breve tempus cum praesint possintque prohibere quibus
foenerari concessum est, ne foenus exigant, et pro viribus non faciant, excommunicati
habeantur et sint.
2) Arch. Rif. Provvisioni U71, Nr. 168, f. 60. Atteso comeda molti mesi in qua
nella cittä di Firenze non s'e facto l'cxercitfo del presto publicamente,
di che i poveri uomini hanno ricevuto grandissimo incommodo e danno, perche hanno avuto
a mandare a Prato o piii discosto i loro pegni per esser subvenuti nei loro bisogni , dove
oltr'al disagio hanno maggiore interesse a pagare, perche vi si presta a danari sei per lira.
E Chi non a avuto commodita di mandare o ire in tali luoghi, ha venduto le sue cose con
gran disavantaggio. Et talc inconveniente ogni di piü crcsce con gran danno dei poveri
uomini. Alquale per obviare i magnitici Signori — hanno avuto piü pareri et inteso piü
modi e raccolto in effecto , che a provvidere , che gli ebrei abbino a prestare in Firenze , da
noia nel vincere la provvisionc a molti piü cose, ma maximamente chi dicono essere cosa non
honesta a consentirc che gli ebrei prestino e che il comune ne pigli la taxa; che si vede non
per favorire il popolo o sobvenirlo, nia per avarizia et utilita consentirsi tal cosa e pero esser
contra conscientia. Et desiderando a prowidere ai bisogni del popolo e levare ogni scnipolo
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UND DAS Prinzip der Vbrkbbrsfrbireit. 89
nach Prato und andern Orten zu wenden um gegen Pfand Geld zu bekomoien,
und zwar zu einem Zins von 30 %, oder ihre Habe mit schwerem Verluste zu
verkaufen. Welch' ein unnatürlicher Zwang! Von einem der ersten Geld-
märkte Europas wendet sich das KapitalbedUrfhiss des kleinen Mannes nach
unbedeutenden Landstädtchen der Nachbarschaft und sucht dort Befriedigung,
selbst um den höchsten Preis ! Viele Monate dauerte dieser Zustand , bis die
zwischen die Forderungen der starren kanonistischen Richtung und der täglich
wachsenden Verkehrsnoth gestellte Signorie sich (1474) mit dem Rathe zu dem
Beschluss vereinigte , den Juden das zinsbare Darlehen wieder zu gestatten ;
allerdings zunächst nur wieder auf die kurze Frist von i 0 Jahren ^) . Doch Hess
man sich nach den schweren Erfahrungen von 4469 diese Errungenschaft nicht
wieder rauben. Auch die gewaltige Beredtsamkeit eines Bemardino da Feltre,
der nicht nur auf der Kanzel , sondern auch bei den Behörden und Lorenzo
Magnifico persönlich gegen die Juden wirkte und alles Heil von einem Monte di
Piet^ erwartete, konnte nicht dagegen aufkommen 2]. Nur dem geistlichen
Taumel, welcher den Höhepunkt von Savonarola's theokratischem Regiment
charakterisirt, ist dies vorübergehend gelungen. Sowie er verflogen, stellte
sich das jüdische Darlehen wieder ein^j.
Wenn man nicht annehmen will, dass die Meinung des vierten allgemeinen
Konzils von Lyon , das gegen die Christen gerichtete Wucherverbot nicht zum
Vortheil der Juden werden zu lassen , für einen Theil der 65 Stimmen maass-
gebend war, gegen welche der Staatsbeschluss von 1474 mit 43S Stimmen
durchging , so erscheint auch hier die Zahl der Anhänger der strengsten Rich-
tung als eine nicht unbedeutende. Uebrigens waren auch unter denen, welche
sich für das zinsbare Judendarlehen aussprachen , nach dem Inhalt des Staats-
beschlusses selbst zu schliessen, sicherlich viele, die es nur darum thaten, weil
man ihr Gewissensbedenken, dass der Staat durch die übliche Be-
steuerung der jüdischen Darleiher sich zum Mitschuldigen
der Sünde mache, durch Verzicht auf diese Steuer beschwichtigte. Das
di conscientia truovano essere necessario di provvidere , che gli ebrel prestino nia a denari
tre per lira e non paghini alcuna taxa e spesa al comune. Dies Recht wird den Juden auf
40 Jahre zugestanden. Im Uebrigen sollen sie denselben Normen unterworfen sein, wie die
Joden, »Chi erano condocti a prestare in Firenze nella fine della loro condotta di X anni , che
ulttmamente finirono nell' anno 4469«. — E sieno tenuti a prestare ad Interesse non maggiore
di 3 denari per lira, c su pegni mobili e non altri. Man vergleiche den milden Standpunkt
dieses mit 132 gegen 65 Stimmen gefassten Beschlusses mit dem Anm. 4 angeführten.
4) Ibid.
%) Cf. Wadding: Annales Minorum tom. VII, 333. Er predigte 4 488 in Santa Croce.
3} Arch. Rif. Balie Nr. SS, über XVII Riformatorum fol. 439 (4497). >Die Juden sollen
demnach alle Wohlthaten geniesseU; die ihnen 4 494 u. 4 496 zugestanden sind, praeterquam
ad excrcendum foenus et usuram. Nicht lange danach finden wir sie jedoch wieder im Besitz
der ihnen ^ad foenerandum« zugestandenen Recht«. L. c. fol. 483.
Zar Vergleichung mit den florentiner Verhältnissen verweise ich auf das neuestens
gedruckte: Inventario del real Archivio di Stato in Lucca. Vol. I Archivio diplomatico: Carle
del Comune di Lucca parte I, pag. 94 0 mit wichtigen Notizen iiber das dortige »Offizio sopra
le usure.
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90 Die Wirthscuaftspulitik der floreüiti^er Renaissancr
liberale Yolum von 1471 setzl also keineswegs eine prinzipielle Ueberein-
Stimmung der Mehrheit voraus.
Für das jüdische Darlehen hatte diese Immunität die Folge , dass man das
Zinsmaximum für dieselbe auf 45 o/q erniedrigte, ein Zinsfuss, der unter den
obwaltenden Verhältnissen offenbar zu tief angesetzt war. Dies und der auch
jetzt noch gemachic Vorbehalt, dass nur Mobilien gegen dieses zinsbare Darlehn
verpfändet werden durften i), zeigt recht deutlich, wie wenig man gelernt
hatte , die Macht des Menschenwillens gegenüber den das Verkehrsleben be-
herrschenden Trieben und Bedürfnissen einigermaassen richtig abzuschätzen.
Noch am Ende der Epoche erhebt sich die Gesetzgebung in dieser Beziehung
nicht über das Niveau der Statuten, welches schon durch die einzige Thatsache
genugsam beleuchtet wird, dass man damals (4415) den Zinsfuss, welcher für
die Concessionirung des jüdischen Darlehns maassgebend sein sollte , ein für
alle Mal im Staatsgrundgesetze selbst iixiren zu können glaubte'^) (45 o/q). Bis
ans Ende zeigt sich die Gesetzgebung der Commune im Unklaren darüber,
welche Kräfte denn eigentlich den Zinsgesetzen entgegenwirkten. Es ist, als
ob die theologischen Gesichtspunkte, welche sich des Rechtes bemächtigt
hatten, auch den praktischen Geschäftsmann, der an der Gesetzgebung sich
selbstthätig betheiligte , gewlssermaassen in einen Bannkreis zogen, über den
er nicht hinaus konnte, so sehr er sich vielleicht auch im Innersten dagegen
sträuben mochte. Wer sollte erwarten, Körperschaften, die, wie Signorie und
Käthe von Florenz , überwiegend aus Kapitalisten, Industriellen und Handels-
leuten bestanden, in ihren Ausfühmngen über die Ursachen des Widerstandes,
welchem die Zinsgesetze begegneten, so ganz und gar auf jenem Niveau stehen
zusehen, welches etwa die Kanzelberedtsamkeit der Zeit einnahm? »Woher
kommen die wucherischen und schlechten Verträge«? — heisst es in einem
Staatsbeschluss. »Von dem herrschenden Luxus und der Verschwendung, von
der weitverbreiteten Unsittlichkeit, Habsucht und Verschlagenheit. Und wer
leidet darunter? Unsere Jugend und arme Leute, die nothgedrungen sich in
jeden Strudel stürzen«-^).
Also jugendliche Verschwender und verzweifelnde Existenzen im Bunde
mit wucherischer Geldgier bilden die Phalanx gegen den grossen Gedanken von
der Unentgeltlichkeit des Kredits! Bei solcher Anschauung konnte man sich aller-
dings immer noch mit der Hoffnung schmeicheln , durch die Begründung eines
nach streng kanonistischen Prinzipien zu verwaltenden »mens subventionis e(
caritatis« (4473)*) die Wucherlehrc am Ende doch noch im Leben selbst sicfi-
i) Cf. Seit^ 128, Anm. 2.
2) Lib. IV, tract. extraord. rub. 142.
3) — Giovani e altre bisognose pcrsone ei quali da necessita costrettc si gettano in ogui
voragine e pelago. Provvisioni (U73, stil. flor.) Nr. 165, f. 273, Arch. Rif.
4} Dieser sollt« als Staatsanslalt auf Pfand Darlelien geben »pro conveniente mcr-
cede non pro mutuo sed pro expensis necessariis pro locis et ministris et eo
modo et forma prouta sacris theologis int^llexerunt fieri posse et debereetab.sque|)ratviudK'i(>
animae et sine peccalo. Arch. Rif. Provvisioni 1472 (stil. flor.), f. 1, Nr. 165,
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UND DAS Prinzip dir Vkreeoasfreiiieit. 91
reich zu sohen. Dieses starre Festhalten der staatlichen Gesetzgebung an einer
ganz unreal isirbaren Idee inmitten des reichsten Verkehrslebens der damaligen
Weh, welchem der »Wuchera nach der Klage Vespasiano's am Ende des 45.
Jahrhunderts so sehr zur Gewohnheit geworden, dass man gar nichts Schlimmes
mehr darin fand ^j , ist eines der merkwtirdigsten Räthsel der an inneren Wider-
Sprüchen so reichen Zeit. Wir haben hier auf wirthschaftliehem Gebiete eine
analoge Erscheinung vor uns, wie sie uns der Gegenzug der Rechtswissen-
schaft gegen die Renaissance auf dem literarischen offenbart. Welch' unbegreif-
liche Gegensätze vereinigt da zuweilen ein und dasselbe Individuum. Volks-
massige Dichter wie Cino, Humanisten, wie Francesco Aretino als Rechtsgelehrte
verknöcherte Scholastiker! Man hat darum wohl in neuerer Zeit geglaubt,
dass der Jurist und der Poet, der Jurist und der Philologe gar nicht die näm-
liche Person sein konnten, dass sie vichnehr nur zufällig Träger Eines Namens
seien. Und doch sind Reide ebensogut Eins, wie der RUrger, der als Handels-
und Gewerbsmann sich den Anforderungen des Verkehrs gar nicht entziehen
konnte, und Jener, welcher als Gesetzgeber die kanonistische Gebundenheit
als allbeherrschendes Prinzip aufrecht erhalten hat.
Ermöglicht war dies freilich nur dadurch, dass die unter der Herrschaft
dieses Prinzips sich vollziehende Ausbildung eines eigenen Verkehrsrechtes
Schritt für Schritt dem Verkehr zurückzugewinnen begann; was ihm die Ge-
setzgebung zu versagen schien. Indem sie das Wucherdogma prinzipiell fest-
hielt , wusste die juristische Dialektik den widersprechenden Erscheinungen
des Verkehrslebens, die sich nun eben einmal nicht beseitigen Hessen, dennoch
rechtliche Anerkennung zu verschaffen 2) . Es ist klar, dass dieses Recht immer
künstlicher, immer verwickelter und unnatürlicher werden musste, je weiter
i) Archivio Storico 1. c. Giä giä non ci h piu clii lo stimi (seil. Tingiusto gua-
dagno); in tal modo n' hanno fatto abito. Vedi tulti grinfideli averla dannata (seil, l'usura)
e tu che ai per divino precetto, di none ispcrare nulla, come incrcdolo ed impio non
lenc \uoi ritencre. Ganz ebenso sagt er von Mailand: 0 ciüa di Milano piena d'usure, che
non fai altro e giä Tavete ridotta in consuetudine; e non e piu chi la stimi.
3) In Florenz bestand eine besondere Behörde: »die Regulatoren der Stadt Florenz« (seit
U73), welche über alle Schuldverlröge , die dem Gläubiger neben dem Kapital über 44%
zusprachen, zu entscheiden hatten, ob sie wucherisch seien oder nicht. Sie hatten auf Ver-
langen der Signorie die Motive zu entwickeln , aus denen sie diesen oder jenen Vertrag als
wucherisch venirtheilten. Letztere Bestimmung scheint anzudeuten , dass man eine rigorose
Praxis nicht begünstigen wollte. Wo es sich um 12 o/q und weniger handelte (die centesimae
des römischen Rechtes), war eine andere Behörde competent. Es ist von Interesse, dass
man das Theilungsprinzip, welches das gemeine Recht für die Frage, ob wucherisch oder
nicht, aufstellte, wenigstens der Scheidung der Kompetenzen zu Grunde legte. Damit ist aber
nBtürlich nichts weniger als die gemeinrechtliche Wucherfreiheit [der Centesimae anerkannt.
So .selbstverständlich dies ist, muss es doch gesagt sein , weil ganz neuerdings Peruzzi (1. c),
allerdings ohne Beweis, behauptet hat, lt% sei gesetzlicher Zinsfuss in Florenz gewesen!
Cf. Provvisioni U73 (stil. flor.), Nr. 4 65, f. 273. Arch. Rif., wo es von den Regulatoren
heisst: non potendo pero dichiarare, esser contratto usurario o disonesto cambi reali o quando
a capo d*anno i denari stesnino a dodici per cento o meno, ma dainde in su; rimanendo
non dimeno illesa Tauctorita di chi socondo gli ordini l'n vcssi per copnos -
cere da 42% in giu.
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92 Die Wirthschaftspolitik der Florentiner Renaissance
es den Kreis der Rechtsgeschäfte zog, deren wucherischer Charakter weg-
definiri werden sollte. Je mehr Freiheit dadurch dem Verkehre vindiziri
wurde, desto ftlhlbarer wurde die Abhängigkeit der Rechtslehre von den
Wuchersätzen, weil, je mehr Seiten man denselben zu Gunsten der Freiheit
abgewann, die innere Unwahrheit des ganzen Verfahrens immer entschiedener
zu Tage trat. Wenn nun aber auf diese Weise auch die Zinsbarkeit des Dar-
Ichns in den mannigfaltigsten Formen rechtliche Anerkennung fand, so war
dies doch keine Ausnahme vom Wucherdogma in dem Sinn , wie das zinsbare
Darlehen der konzessionirten Pfandleiher und der Juden, sondern eine Erschei-
nung, deren Existenzberechtigung nur auf der mehr oder minder gelungenen
Beweisftlhrung beruhte, dass das Dogma durch sie gar nicht berührt wurde.
Nur darum besteht die Freiheit zu Recht, weil ihre Unvereinbarkeit mit dem
herrschenden Prinzip juristisch beseitigt ist , nicht aber weil man dieses selbst
im Interesse derVerkehrsIreiheit modifizirt hätte. Eben darum liegt es ausser-
halb unserer Aufgabe , dem Handelsrecht auf seinen scholastischen Irrgängen
zu folgen , um so mehr als dies bereits von der modernen Forschung über die
romanisch -kanonislische Wirthschafts- und Rechtlehre , vor allem von Ende-
mann in mustergilttger Weise geschehen ist.
Die Frage der merkantilen Verkehrsfreiheit.
Wenn man bedenkt, dass sich ein mit der Wirklichkeit so unversöhnliches
Prinzip, wie das Wucherdogma, mit solcher Zähigkeit zu behaupten vermochte,
dass die ganz unabweisbaren Bedürfnisse des Verkehrs nur in dem Labyrinth
eines unnatürlichen Verkehrsrechtes eine Freiheitsstätte finden konnten, so
wird man nicht erwarten , gegenüber den Tendenzen einer so fest im Volke
wurzelnden Institution, wie der Zunftverfassung, freie Bewegung im Handel da
anerkannt zu sehen, wo derselben diese Tendenzen entgegen waren. Es lag
in der Natur der Sache, dass ähnliche Fesseln, wie man sie zur Verwirklichung
der Zunftzwecke dem Producenten auferlegen zu müssen glaubte , auch dem
Handel nicht erspart blieben. Jenes System der Ueberwachung der Produktion
zur Aufrechterhaltung der Ehre der nationalen Arbeit und der zünftigen
Reglements wäre unvollständig gewesen, wenn es nicht auch den Handel mit
den Stoffen und Erzeugnissen der Industrie in seinen Bereich gezogen häitt*.
Daher in den grossen dem auswärtigen Handel dienenden Zünften der Galimala,
der Wollen- und der Seidenzunft neben der Beschau, der man die Fabrikate
bei ihrem Eintritt in den Handelsverkehr unterwarf, jenes Institut beeidigter
Makler (Sensalen), ohne deren Mitwirkung Handelsgeschäfte, die in Florenz
abgeschlossen wurden, weder rechtlich giltig, noch überhaupt zulässig waren^) .
4) Statut der Seidenzunft Cod. cit. r. 70; der Caliroala, ed. Giudici U, cap. 4.
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UKD BAS Prinzip drr VKRKERBSPREiiiEiT. 93
Der fremde Kaufmann , der nach Florenz kommt , ist an den ihm von der be-
treffenden Zunft gestellten Sensal gebunden, welche ihn in der von Zunft-
wegen vorgeschriebenen Reihenfolge von Laden zu Laden begleitet, die Ge-
schäfte vermittelt und denselben durch Stempelung der Waaren mit dem
Zunftsiegel Rechtskraft verleiht»). Auch für den Handel mit den Rohstoffen
jener grossen Industrieen war diese Vermittlung obligatorisch. Kein RedUrfniss,
z.R. der Wollenzunft: Waid, Pottasche, Scharlach, Alaun, Färberröthe u. s. w.,
Wolle oder Garn kann der Fabrikant oder Färber von einem Kaufmann ohne
die Mitwirkung des Sensals beziehen^). So wenig nach dem eigenen Gestand-
niss der Statuten diese Art von Revormundung im Leben strenge durchgeführt
werden konnte, so beharrlich blieb die Gesetzgebung darauf bestehen ^j, zumal
als sich seit dem völligen Sieg der Wucheriehre die Aufmerksamkeit auf die
kaufmännischen Verträge als die häufigste Yeranlassung , wie das geläufigste
Mittel zum »Wucher« richtete, und das obligatorische Maklerinstitut zugleich
die Restimmung erhielt, als Waffe gegen »wucherische« Verträge zu dienen^).
Aus dem, was wir im vorletzten Kapitel über die während des 45. Jahr-
hunderts sich verschärfende Tendenz , die Reglements durch Einführung neuer
Präventivmaassregeln zu unterstützen , gesagt haben, geht klar hervor, dass
dieselbe auch für die Frage der merkantilen Verkehrsfreiheit von Redeutung
gewesen ist. Durch das Verbot, Waaren, die verschiedenen Zünften oder
Zunftabtheilungen zugewiesen waren, in einem und demselben Geschäftsraum
zu handeln , wurde ja die zünftige Scheidung der Gewerbe für den Handels-
verkehr eigentlich erst recht fühlbar, während wir sonst in der Gesetzgebung
die entschiedene Tendenz ausgeprägt sahen, jene Abgrenzungen nicht zu
störenden Verkehrsschranken werden zu lassen.
Wir finden jene Forderung einer lokalen Trennung des Verkaufes gewisser
t) Statut der Wollenzunft (4883), I. 88—40 und U28, IV, 32. Diese Zunft hatte darnach
im U. Jahrhundert 48 Sensalen für Tücher und 60—80 für AVolle, Garn und andere Artikel.
Sie hatten ein genaues Verzeich niss üher Farbe, Maasse, Preise u. s. w. der verkauften Tücher
zuführen. — Nachdem altern Statut soll keinem Kaufmann von der Zunft der verlangte
Sensal zum Tuchkauf gegeben werden, bevor er nicht Bürgschaft geleistet, die Tücher, die er
zu kaufen beabsichtigt, binnen %Q Tagen zu bezahlen. Spttter (seit 4864) hat man wenigstens
von dieser lustigen Fessel den Verkehr befreit.
2j Ib. I, 53, cf. die Einschörfung des Verbotes, ib. fol. 453 (4459).
3) Ib. (4 459) cf. oben Seite 83, Anm. 3. Schon 4333 beginnen die Klagen über die multe
varie et illiclte emtiones et venditiones de rebus et mercantiis in abscondito et absque Sensale
et statere comunis Florentie Cod. cit II, 9. Sie kehren mit denselben Worten wieder 4 428
fll, 4 4 ib.). 4 459 erscheint das Sensaleninstitut ganz abgekommen und wird unter Verschttr-
fung der Strafen zwar wieder erneuert, aber wie die wiederholten Auffrischungen beweisen,
ohne durchgreifenden Erfolg. Cf. Provvisioni 4 476 (stil. flor.], Nr. 468, fol. 227 und Cod.
cit. Nr. 7 der Zunft, fol. 452 (4486).
4) Cf. die Vorschrift derselben Zunft ib. (4 428), I, 46 für die Makler, welche sich an
keinem Verkauf von Tuch oder W^olle betheil igen sollen, de quo vel qua fieri deberel aliquid
scomputum pro denari contanti cum aliqua pretii talis panni vel lane diminutione, sed.salum
pro quantitate et summa pro qua realiter venderentur ad terminum vel a denari contanti ;
nee esse possit sensalis alicuius mercatus illiciti vel in fraudem usurarum flendi, neculiquem
mercatom illicitum vel usurarium aut in fraudem usurarum quandolibet fiendum facerc possit.
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94 Die Wirtrschaptspolitik deb plorbntimkr BsifAissAifCB
zünftig geschiedener Waaren schon in den Ultesten Quellen des Zunftrech t^,
jedoch ergiebt der Umstand, dass jene Forderung im Laufe der Zeit auch von
Gewerben aufgestellt wurde, denen sie ursprünglich fremd ist, das bedeutsame
Resultal, dass auch auf dem Gebiete des Handelsverkehrs — analog der
hinsichtlich der industriellen Produktion konstatirten Entwickelung — das
Bereich des Zwanges in diesem Punkte im Wachsen begriffen war.
Schon in den Statuten der Galimala, aus dem Anfange des H. Jahrhunderts,
heisst es^): »Kein Mitglied der Zunft darf in den Kaufgewölben derselben neben
den ultramontanischen Tüchern zugleich florentinische oder italienische ver-
kaufen , und nach den Statuten der Republik darf überhaupt Keiner — also
auch nicht die Tuchhändler der Wollenzunft , welchen durch die Immatriku-
lation in die Galimala ja auch der Handel mit französisch -flandrischen Tüchern
oflen stand — in der Stadt Floreni ultramontane Tücher in einem Laden ver-
kaufen, in welchem auch florentiner verkauft worden«. — Dagegen war es den
Seidenhändlem bis 4438^), wo das entsprechende Verbot für alle der Seiden-
znnft eingereihten Gewerbe ausgesprochen ward, ausdrücklich gestattet, neben
Seidenstoffen ultramontanische Tücher in ihren Laden zu handeln. Gerade der
Verkehr in diesen Tüchern, der zu den bedeutendsten Zweigen des florentiner
Handels gehört, hat £inriclnungen ausgebildet, die uns aufs Getreueste veran-
schaulichen, wie weit in Florenz auf diesem Gebiete der Geist der Bevormun-
dung gehen konnte, wie sehr man im Innersten dem modernen Gedanken der
Freiheit des Verkehrs ferne stand. Um die kaufmännische Ehrenhaftigkeit zu
fördern, den Käufer zu »sichern und aufzuklären a, was ausdrücklich als Ziel
der Gesetzgebung hingestellt wird^), glaubte man sich nicht mit dem obli-
gatorischen Maklerinstitut und der lokalen Auseinanderhaltung verwandter
Fabrikate begnügen zu dürfen. Das Gesetz griff dem Käufer direkt unter die
Arme, »wenn. er etwa Güte und Werth der Tücher nicht zu beurtheilen ver-
stand«, und sorgte selbst für seine Belehrung. Auf allen in Frankreich, Flan-
dern und Brabant gekauften Tüchern, die in Florenz in den Handel kamen,
musste der Ankaufspreis sowie der Name des Fabrikanten angegeben sein , von
dem und der Oi*t, wo sie gekauft waren ^ ferner die Spesen und Abgaben im
Königreich Frankreich, und die Kosten des Färbens und Appretirens, und
zuletzt die ganze Summe, auf Goldgulden reduzirt*). Für die Durchführung
dieser Vorschrift bürgte die Vereidigung der Kaufleule, sowie das Institut der
geheimen Denunziation und von Zunftwegen organisirten Spionage, dessen sich
die Industriepolitik der Zeit in weitem Umfang bedient hat , um den Verkehr
unter die Reglements zu zwingen.
1) Cod. cit. Nr. 5, üb. II, 48.
2) Vergl. oben Seite 87, Anm. 2.
S) SUitut der Galimala. Cod. cit. fol. 70 (4352).
4) Statuten der Galimala, ed. Giudici pag. 244; nach dem Codex (fol. 60} seit 1344 in
Kraft. Vergl. das Statut der Leinenhtindler Cod. cit. fol. 48, wonach die aus der Romagn«
u. Lombardei eingeführten Leinendecken von keinem Zunfimitglied mehr verkauft werden
sollten, weil sie zwar ein schönes Aussehen hütten, aber schlecht seien (4871).
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UND DAS Prinzip dbr VKRKEnRsniRinciT. 95
Dass ein für den gesammten Handelsverkehr so wichtiger Faktor, wie das
Kreditwesen, auch von der Zunftgesetzgebung in ihren Bereich gezogen
and nicht dem freien Belieben anheimgegeben wurde, ist leicht erklilrlich.
Auch damals begegnen wir , ganz wie heule , lebhaften Klagen über die leidige
Gewohnheil, auf lange Fristen zu kreditiren und die vielen Missstände, die
daraus erfolgten i). Die Zunft kam sicherlich einem lebhaft empfundenen Be-
dUrfniss entgegen , wenn sie es unternahm , das Kreditwesen auf eine solidere
Basis zu stellen ; freilich, insofern es sich dabei um eine für Alle verbindliche
Norm handelte , im Gegensatz zu den Modernen , welche hier allein die Selbst-
hilfe und freie Vereinbarung wallen lassen wollen. Das Maass von Freiheit,
welches das Gesetz dabei dem Einzelnen Hess, war freilich sehr verschieden,
sei es nun, dass die verschiedenen Zunftstatuten bedeutend von einander ab-
wichen, oder dass ein und dasselbe Statut im Laufe der Zeit seinen Standpunkt
modificirte.
In den alten Statuten der Calimala war es bei schwerer Strafe verboten,
über drei Monate zu kreditiren 2) . Später gestand man für den Verkauf von
ullramontancr Wolle eine Frist von 8 Monaten zu, für den Tuchverkauf eine
solche von 6 Monaten 3} . Die Seidenzunft verbot im Allgemeinen das Kreditiren
ganz *) , und gestattete es nur den Kaufleuten und Fabrikanten der Zunft unter
sich, sowie beim Verkauf zum Export aus dem Staatsgebiet bei Summen über
25 Lire und unter Festsetzung einer Maximalfrist von 8 Monaten, womit sich
die Vorschrift verband, nur gegen Schuldschein und Bürgschaft zugleich zu
kreditiren*). Dabei ist man auch später stehen geblieben, nur dass man 4429
die Frist für den Tuchverkauf auf ein Jahr verlängerte ®) . Die Wollenzunfl ver-
bot einerseits ihren Mitgliedern , über 4 Monate zu kreditiren , andererseits —
und das ist, so viel ich sehe, nur ihr eigenthümlich — Gameinkäufe im Grossen
(Hhzuschliessen, wenn ihnen nicht mindestens eine Frist von 5 Monaten gewährt
wurde ') . Diese Verbote scheinen nicht recht durchführbar gewesen zu sein ;
sie wurden kassirt, und wenn sie auch 1338 wiederhergestellt wurden, so blieb
(loch ihr Werth durch den Zusatz , dass sie nur so weil gelten sollten , als sie
nicht gegen Jemandes Gewissen seien , höchst problematisch ^) . Für den Tuch-
verkauf bestand ursprünglich (4333) die Vorschrift ») , dass der dritte Theil des
Kaufpreises sofort zu bezahlen sei, ohne allen Rabatt, und der Rest nur kreditirt
4) Statut der Wollenzunft Cod. cit. Nr. 7, lib. H, 1 (1361) und Statut der Calimala, od.
pag. i^S (U08}.
i) Cod. cit. Nr. 5, rub. i% (4339).
3} Ed. Giudici pag. 222 (4403).
k) Cod. cit. rub. 94.
5) Ib. rub. 92. 6) Ib. fol. 205.
7) Statut der Wollenzunft Cod. cU. Nr. 7, f, 58 (4333). Bei vielen andern der Tnclifabri-
kalion dienenden Artikeln waren die Verkaufer sogar verpflichtet , den Fabrikanten Termine
\on sieben bis acht Monaten zu gewähren! Ib. II, 4.
8) Ib. Verordnung der Approbaioren v. April 4338. — In quatenus non sint contra ani-
mam^ conscientiam vel anime alicujus prejudicium vel delictum.
9) Ib. 4888, II, t.
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96 Die Wirthschaptspolitik des plorentineh Renaissance
werden dürfe auf 3 Monate und gegen Anweisung auf Bankiers, deren Firmen
als verlrauenswUrdig namentlich in den Statuten aufgeführt sind. Bei Anwei-
sungen auf andere Häuser musste zugleich Bürgschaft gestellt werden. Von
diesen Kreditvorschriften war jedoch der Verkehr mit Orten, die über 40 Miglien
von Florenz entfernt waren, ganzlich befreit^). — Schon im Jahre 4364 wurde
auf diesem Gebiete von der Zunft eine allgemeine Reform durchgeführt. Jene
der eigentlichen Tendenz der Kreditgesetze widersprechende ungleiche Be-
handlung von Käufer und Verkaufer, durch welche man den Zunftgenossen für
den Einkauf ihres Materials möglichst lange Borgfristen sichern wollte , ist den
Statuten von 1361 fremd und in dieser Beziehung die freie Bewegung wieder
hergestellt. Im Uebrigen bedeutet die Reform von 4364 keineswegs einen Forl-
schritt zur Freiheit, sondern im Gegentheil eine Verstärkung der Ge-
bundenheit. Seitdem sollte nämlich kein Mitglied der Wollenzunft in einem
Umkreis von 400 Miglien von der Stadt Tücher, Wolle, Garn u. s. w. verkaufen
oder versenden, ohne vorher baar bezahlt zu sein. Auch durfte dem
Käufer für die Baarbezahlung kein Rabatt oder sonst ein Vortheil gewährt wer-
den-). Dieser Entwickelungsgang lässt wieder recht deutlich erkennen, wie
leicht die Zeit dazukam, gewisse als richtig erkannte Gesichtspunkte immer
schroffer auszugestalten, bis am Ende die Vermillehmg mit der Wirklichkeil
unmöglich wurde. Der Zwang blieb dann entweder blos auf dem Papier be-
stehen , oder die Gesetzgebung gab der Reaktion des Verkehrs nach. Hier war
Letzteres der Fall. Man vermochte das zuletzt ausgesprochene absolute Kredil-
verbot nicht aufrecht zu erhalten; und wenn man sich auch nicht zur direkten
Aufhebung entschloss, so hat man es wenigstens, wie eine Randglosse zum
Statut bemerkt; suspendirt, ohne dass jedoch später von einer Wiederaufnahme
die Rede gewesen wäre. Die Neuordnung der Statuten von 4428 nimmt über-
haupt keine Veranlassung mehr, die nichts weniger als glückliche Kreditgesetz-
gebung der frühem Statuten weiter zu führen , so dass man also in einem der
wichtigsten Handelszweige am Ende auf dem Standpunkt des »laissez faire« an-
langte , ein Standpunkt , der übrigens auch von andern Zünften getheilt wird.
Denn in mehreren Zunftstatuten ist überhaupt keine Regelung der Kreditfrage
von Zunftwegen versucht. Ausser den genannten Handelszünften sind es nur
einige wenige aus dem Kreis des Handwerks, welche dies gethan haben und
die, obgleich für den Handel nicht in Betracht kommend, hier genannt seien,
weil sie als Beispiele für die auf diesem Gebiete herrschenden Widersprüche
von Bedeutung sind. Es sind die Tischler, welche in Stadt und Vorstädten nur
gegen baar verkaufen durflen ^], und die Bäcker, welche bis zu 40 Lire kredi-
tireu konnten^], während umgekehrt eben dies im Statut der Schmiede ver-
boten und bei Summen über 40 Lire das Kreditiren gegen Schuldschein oder
Pfand gestattet war^). Man sieht, zu einer einheitlichen umfassenden Regelung
1} Ib. Verordnung der Approbatoren v. April 4388. 2] Ib. (4861), II, 1.
3) Statut derselben. Cod. cit. ruh. 7.
h) Bäckerstatut Cod. cit. ruh. 85.
5) Statut der Scbmiede, rub. 74, Cod. cit.
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isti DAS Prinzip dkii ViBKiHiiffFiiRiHRfT. 97
der Fraf^e ist man nicht (gekommen, sclion aus dem Gninüe. weil ilie Ansiehten
über ilas Maass iler dem Einzelnen zu belassenden Freiheil der Bewe^unfs;
offenhar weit auseinander ginfi^en. Daran freilich seheint man im Allge-
meinen nicht gezweifelt zu haben, dass die Zunfl l>erufen sei, einseilig
von sich aus durch einfachen Majorilittsbeschluss das ganze Verhähniss zu
ordnen ^j .
Wenn nun aber diese Onlnnng, liie gar nicht einmal mit Nothwendigkeit
durch die Idee der Zunft Verfassung gelmten war^ zu so sehrofTen RingrifTen in
die individuelle Freiheit geführt hat , wie wenig darf man da dej* Verkehrs-
freiheit auf einem (lebiete zu begegnen hoflen , wo sich die Gebundenheil als
unmittelbare Consequenz des Zunftzwanges ganz von sell>st ergal». Wo der-
selbe einmal bestand, lag es in der Natur der Sache, dass die zünftig organisirt^
Arbeit einen monopolistischen Anspruch auf ilen zu Markte gebr<')chten Rohstoff'
erhobt). Freilich wäre dieser Anspruch an sich von keiner weiteren Fesselung
der Freiheil begleitet gewesen . als sie ohnehin schon durch das bereits darge-
stellte Zunftrecht gegeben war, da er ja bei seiner gegen verpönte unzünftige
Arlieil gerichteten Tendenz eben nur dieser, keineswegs aber der gesetzlich
zulässigen freien Arbeit oder auswärtigen Käufern den Florentiner Markt ver-
schloss. Wenn Letzteres die Tuchmacher- und Seidenzunft vermochte, indem
alle zu den Wollen- und Seidenmanufakturen nothigen Artikel nur mit Erlaul»-
niss dieser Zünfte aus der Stadt ausgeführt werden konnten'^ , so ist das eine
denselben vom Staat eingeräumte Ausnahmestellung. Nur diese beiiien In-
dustrieen sind es ja auch, welche ganz oder in ihren wichtigsten Zweigen Mo-
nopol der Hauptstadt waren. Den anderen Zünften fehlte, wie dieses Monopol,
so jenes Recht einer zttnftischen Einmischung in den freien Verkehr zwischen
der Hauptstadt und dem übrigen Lande. Allein der genannte monopolistische
Anspruch, der mit der zünftigen Organisation selbst gegeben war, hat weiter
geführt und Einrichtungen in das Leben gerufen , die uns ganz an die auf dem
Boden der Theuerungspolitik erwachsenen Institutionen gemahnen und die,
indem sie zum Theil den Handel selbst negirten, tiefer als Alles, was sonst von
4) Cf. die Gesetzgebung vonMftüand, wo die Kreditfristen vom »Generalconsiliam der
Kaufleute« in allgemein verbindlicher Weise festgesetzt wurden. Antiqua ducum Medlolani
decreta, ed. 4 654, p. 388 (1439).
5) Statut der Wollenzunft (4333), 11, 7 u. (4 438), III, 43. Die Woll- und Garnhändler
dürfen nur an Tuchmacher verkaufen. Consequenter Weise band man den Handel auch an
die innerhalb der Zünfte bestehende Theilung nach Gewerbszweigen. So konnte Scheerwolle
im Detail nur an die Matratzenmacher der Zunft verkauft werden, ib. 4838, II, r. 83 und für
jeden JiConvent« der Wollenzunft war ein Tuchmacher aufgestellt, der zu entscheiden hatte,
•«n wen verkauft werden durfte in seinem Gonvent, und ohne dessen Zustimmung kein Kauf
gütig war« (ib.). — Nur wer eine Goldschmiedbude hatte, konnte Gold, Silber, Perlen, Edel-
steine und was sonst zu dem Goldschmiedegewerbe nöthig war, von den »Kaufleuten am
Marienthor« kaufen. Statut der Seidenzunft 444 4 Cod. cit. fol. 474. — Gewisses, auf dem
Arno' nach Florenz gebrachte Holz durfte nur an Mitglieder der Tischlerzunft verkauft
werden. Gf. Statut derselben Cod. cit. r. 30.
3) Statuta Flor. (4445), lib. IV, tract. cit. r. 45 und Arch. Rif. Provvisioni (4468), Nr. 155,
rol. 88.
Pöklmann, WirthschaftsBplitik. 7
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llS Die Wirthschaptspoutik dkr Floriktinbr Bruaissance
aUnftigem Recht hier in Betracht kommt, in die Freiheit des merkantilen Ver-
kehres eingegriffen haben.
Jener Sohranne gleich, welche den ganaen Kornhandel gesetzlich auf
einem Punkt konzentrirte , beherrschte das Lagerhaus der Wollenzunft fttr
Waid und Pottasche den Handel mit diesen wichtigen Stoffen der Wollen-
industrie. Was von denselben nach Florenz kam, konnte nur dort abgeladen,
nur dort verkauft werden ^) . Nur insofern war der Verkehr kier freier, als die
Preise nicht, wie beim Komhandel, von der Behürde vorgeschrieben, sondern
dem freien Uebereinkommen überlassen waren. Dagegen treten in den Ver-
boten, zum Wiederverkauf zu kaufen 2), wieder ganz die Gesichtspunkte der
Annona in den Vordergrund. Die Materialien der Industrie sollten eben mög-
lichst unvermittelt aus der Hand des einführenden Kaufmanns oder womöglich
des Producenten in die des Fabrikanten und Handwerkers übergehen. Dieser
Gedanke ist vielfach zum Ausdruck gekommen , während jene von der Woil-
zunft durchgeführte Centralisirung des Handels mit gewissen Stoffen keine wei-
tere Ausdehnung gefunden hat. »Damit nkht durch Jemandes Boskeit Mangel
oder Theuerung in Beziehung auf die zur Wollenindustrie nöthigen Artikel
entstehe, soll Niemand in Stadt und Distrikt — also im ganzen Staatsgebiete —
Wolle, Felle mit der Wolle, €rarn, Kardatschen, Alaun und was sonst dieser
Manufaktur dient, zum Wiederverkaufe kaufen« ^) . Auch der ist strafbar, wel-
cher von Einem bezieht, der diese Dinge zum Wiederverkauf gekauft hat.
Demnach wilre ein eigentlicher Handel mit denselben im Inlande wenigstens
unmöglich gewesen. Die Schafzüchter aus der Maremme und Garfagnana, oder
wo sonst im Lande Wolle produzirt wurde , hätten ihr Produkt unmittelbar an
die Tuchmacher verkaufen müssen, welche die groben Stoffe ans einheimiscber
Wolle weben Hessen. Vor dieser Consequenz scheute jedoch die Industrie-
politik zurück und gestattete — minder gewaltsam als die Annona auf analogem
Gebiete — wenigstens für die inländische WoUe die kaufmännische Vennitte-
lunig^). Das Verbot galt offenbar überwiegend Waareo, die bereits in den Be-
reich des Handels eingetreten waren, da ja die Wollen Cabrikalion gr(tsstenth«ils
ihre Stoffe aus dem Ausland beziehen musste. Um zu verhüten, dass sich
zwischen den importirenden Kaufmann und den Fabrikaaiea weitere Mittels-
personen eindrängten, war es den Fabrikanten ausdrücklieh verboten^ engKscke
und französische W^oUe von Jemand zu kaufen , der dieselbe im Inlande aufge-
kauft hatte ^) . Ja, es kommt sogar vor, dass man auch jenseits der Landesgrenzen
eiuen Zwischenhandel zwischen dem importirend-en florentiner Kaufmann und
dem Erzeugungslande zu verhüten suchte. So' durften nirgends im tofand
ultramontane Tücher verkauft werden, die von einem Fremden diesseits
der Berge gekauft waren ^). Doch zeigt sich die Gesetzgebung keineswegs
4) Statut der Wolleazunft (f as^), I, 60. SiatniU Flor. (444&). IIb. IV, Iract. cit r. 50.
i) Ib. 3) Statuta Flor. (U4 5), lib^ IV, tract. cit. rub. 45. Statut det Wollennuift Cod.
Cit. (48S), II. 8. (4428), IV, 2.
4) Ib. 5) Statut der Wollenzunft (4428), Hl, ».
6) Statut der Calimala ed. Giudici II, 4, pag. 44 7.
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i:nd tun PmxziF dbb VitiKRHitöPMiHEiT. 99
consequent; man gab den Gonsuln der Zunft die Befugniss^ Ausnahmen zu-
subssoD ^) ^ und geslatlete bei portugiesischer Wotle ausdrücklich wenigslens
eine Mittelsperson zwischen Iraporleur und Fabrikanten^]. Selbst wo das Ver«
bot ein absolutes war , ist man doch wieder zu bedeutsamen Modifikationen im
Sinne der Verkehrsfreiheit gekommen. So sollte nach einem Gesetz von 4448
kein Seidenfabrikant Seide und Karmoisin von anderen als denjenigen Kau^
leuten beziehen, welche diese Artikel wirklich selbst eingeführt hatten *). Aber
schon 4422 bah man das Verbot, wenigstens für Seide, die zur See eingeführt
wurde, wieder auf und erseh werte zugleich seine Durchführung, so weit es
noch galt, dadurch, dass man den Seidenfabrikanten gestattete, sich jede Seide,
also auch die, welche sie nicht selbst eingeführt, gegenseitig zu verkaufen^).
Doch das sind einzelne Concessionen ; im Allgemeinen ist ein eigentlicher
Fortschritt hier nicht wahrzunehmen, und vom Anfang bis zum Ende der Epoche
sehen wir auch den Staat immerdar bereit, diese, um mich so auszudrücken,
bandelsfeindliche Richtung der Industrie zu unterstützen. Als sich im Jahre
U76 die Seidenzunft darüber beklagte, dass die Gold- und Silberspinner ihre
Fabrikate an Andere zum Wiederverkauf verkauften , die dadurch viel Geld
verdienten, während die nun aus zweiter Hand )>eziebeiide Brokatindustrie und
die Ktufleute , welche Gold- und SilberfMen exportirten , sehr darunter zu
leiden hatten, da wurde durch Staatsbeschluss jeder Handel mit den Fabrikaten
der Gold- und Silberspinnerei in Florenz untersagt , und nur der Verkauf an
Fabrikanten gestattet, die zur unmittelbaren Verarbeitung, sowie an Kaufleute,
die Ihr den Export kauften^]. Wo man den Zwischenhandel selbst nicht besei-
tigte, suchte man ihn wenigstens zu einem Monopol der Zunft zu machen. Als
U84 die KUrschnerzunft in einer Eingabe darüber klagte, dass die Viktualien-
liändler und Bauern durch einen förmlichen Handel mit Lammsfellen die Waare
vertheuerten und das Gewerbe schädigten, ging man zwar nicht so weit, jede
i, Statut der WoilenzuDft 1. c. Freilich konnte diese Eiiaubniss zum Kauf französisch-
englischer Wolle, der dem Gesetz widersprach , nur gegen eine Taxe von 3 Gulden für den
ballen Wolle ertheilt werden. Mit solchen Halbheiten glaubte man die Vertheuerung der
Wolle verhüten zu köDOen. -^ L'ebrigens war gewascbeae Wolle von vornherein vom Verbote
ausgenommen.
i] Ib. d. h., wie das Statut sich ausdrückt, der Fabrikant kann diese Wolle auch von
denjenigen kaufen, welche dieselbe im Inland, d. h. 400 Miglien im Umkreis der Stadt nur
einmal und zwar von Einem gekauft haben, der die Wolle von jenseits dieser Grenzi^
importirt hat.
3, Statut der Seidenzunft fol. 188. — Chi realmente ed ib veriti ravranno conducta o
(aUo venire dl foori. Der K a u f ni a n n musste schwören , dass er diese Artikel direkt aus
ileni Ausland bezogen, und dass kein Zwischengesclitifl vorgekommen! Will er nicht
M:hiȟren, so darf kein Fabrikant von ihm kaufen.
4) Ib. fol. 496. Für Karmoisin jedoch ist das Verbot ausdrücklich aufrecht erhalten.
*>) -^ Ai propra mercatanti o artefici i quali Toperassino — per le loro proprie botteghe
0 trafTichi in fare o far fare aicuni brochati o altri lavori nei quali in verila entrasse detlo oro
e •riento o veramente lo volessino trafficare e mandare di fuori della jurisdictione fiorcntina
nercantilmeiite per finirio secondo l'uso de' mercatanti enonperrivenderloinFirenze.
Arcb. Rif. Provvisioni (1476), f. 78 (mit 4 70 gegen 83 Stimnben beschlossen). Cf. Statut der
i^eidenzunft Cod. cit fol. 286.
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100 Die Wirthsguaftspolitik beb plorrntinbb Renaissance
VermiUelung zwischen Gewerbetreibenden und SchafzUchtern zu beseitigen,
scbeute aber doch nicht vor der gewaltsamen Ausschliessung der natüriicben
Vermittler dieses Verkehres zurück; indem man fortan Allen , ausser den in die
KUrsohnerzunft Immatrikulirten , den Kauf jener Felle behufs Wiederverkauf
untersagte ^) . Eine Analogie bietet das Statut der Schlosser, welches ursprüng-
lich allerdings ganz allgemein verbot , Kohlen von Einem zu kaufen , der sie
t nicht selbst brennt und selbst zu Markte bringt 2), spater aber wenigstens den
I Zunftgenossen den Kauf zum Wiederverkauf gestattete, wenn auch unter der
(Bedingung, dass sie weder in der Stadt Florenz noch im Umkreis von 40Miglien
zum Wiederverkauf Kohlen kauften , noch auch dieselben aufspeicherten , son-
dern sofort an die Genossen wiederverkauften ^j .
Daneben finden sich freilich auch wieder ausdrückliche Zeugnisse fttr die
Freiheit des Handels mit Rohstoffen, wie z. B. die Bestimmung der Statuten,
dass die Schuhmacher so gut wie jeder Andere Gallapfel und Leder kaufen und
verkaufen können ganz nach ihrem Belieben *), Wenn dieses positive Zeugniss
auch vereinzelt ist, so beweist doch die Thatsache, dass .der Mehrzahl der Sta-
tuten jenes Verbot , zum Wiederverkauf zu kaufen , fremd geblieben ist , zur
Genüge, dass der Gedanke, der demselben zu Grunde lag, weit davon entfernt
war, allgemeine Geltung zu erlangen. Erwägt man freilich die Bedeutung der
beiden Industrieen , in welche er vor Allem Eingang fand , der Wollen- und
Seidenmanufakturen , sowie die zustimmende Haltung der staatlichen Gesetz-
gebung, so erkennt man, dass jene Richtung den vorherrschenden Anschauungen
der Zeit entsprach. Es wird daher da, wo dieselbe in den Statuten nicht zum
Ausdruck kommt, kaum eine entgegengesetzte freiheitliche Strömung anzuneh-
men^), sondern rein praktische Rücksichten, insbesondere die Einsicht der Un-
dnrchführbarkeit, als Motiv vorauszusetzen sein.
Es darf nicht vergessen werden , dass die genannten Einwirkungen der
Zunftgesetzgebung auf den Handel im Grossen und Ganzen nicht sowohl ein
einseitiges zünftiges Interesse , sondern allgemeine Gesichtspunkte zur Voraus-
setzung haben , welche das Interesse der Industrie als solcher oder des Allge-
meinen ins Auge fassten, weshalb wir auch ganz in derselben Richtung den
4) Statut der Kürftchner Cod. cit. Verordnung der Approbatoren von 1484.
%) Nisl fuerit rusticus foretaneus qui carbones consuetus est facere et vendere. Cod. eil.
der Schlosserstatuten, fol. i6 (13S9).
8) Zusatz von 1858 Cod. cit. fol. 41.
4) Statuta Flor. (U45), lib. IV, tract. cit. (consulum artium et merc.) ruh. 80, ebenso
schon 4S24 lib. V, 77. Cod. cit. der Statuten.
6) Uebrigens kann der Zwang auch vorbanden sein , wo er nicht erwtihnt wird. Weno
z. B. die Statuten der Caliinala von ähnlichen Verboten in Bezug auf den Handel mit den für
Färben, Appretur u. s. w. der ausländischen Tttcher nöthigen Artikel frei sind, so mag dies
daran liegen, dass es nach den gegen denselben gerichteten Statuten der Commune und der
Wollenzunft gar nicht nöthig war, das Verbot zu wiederholen. Zudem t>eweist das aller-
dings später (4886) wieder aufgehobene Verbot, dass die Färber keine Scharlachbeeren zum
Wiederverkauf kaufen sollten (ed. Giudici II, cap. 6) zur Genüge, dass maa prinzipiell auf
demselben Standpunkt stand, wie jene Statuten.
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UND DAS PftlNZIP DBft VftKBHtSFftBIHBIT. 101
Staat tbttUg sahen, welcher einseitigen korporativen Tendenten gewiss nicht
gflnstig war.
Am allerw^iigsien konnten engherzige sUnftige Gesichtspunkte da sich
Bahn brechen, wo sie eine Verminderung der Concurrenz der Producenlen
herbeigeführt htttten. Dass man der inländischen Industrie das Mit werben
auf dem hauptstädtischen Markte nicht versagt hat, spricht allerdings noch nicht
für eine besondere Weilherzigkeit dos Florentiner Zunftwesens, da dieselbe ja
denOrdnuBgen der hauptstädtischen Zttnfte unterworfen und darum eine zunft*
gemässe war, also nicht gut ausgeschlossen werden konnte i) . Allein der Staat,
welcher prinzipiell jeder Beschränkung der Zahl der Verkäufer entgegenwirkte,
weil durch dieselbe die Preise der Manutakturen 'erhöht würden >}, hat noch
einen weiteren Schritt zu Gunsten der Freiheit gethan und es als allgemeinen
Grundsatz aufgestellt , dass nicht blos den Einheimischen , sondern auch dem
Ausländer der Florentiner Markt offen stehe, also dass »jeder — Unter-
than oder Fremder — nach Distrikt und Stadt jede Waare ein«
fuhren und sie, wo er will, verkaufen und wieder wegführen
könne, ohne Einspruch von irgend einer Seite, sei es einer
Zunft oder Einzelner 3).
Eine prinzipielle Anerkennung der Freiheit enthält dieser Grundsatz
natürlich nicht; er schützt den Uandel nur dagegen, dass Corporation en oder
Private sich selbst eines Monopols bemächtigten ^ und schliesst nicht aus, dass
der Staat Privilegien gewährte und im allgemeinen Interesse, wie er es ver-
stand, die weitgehendsten Einschränkungen zuliess^). Ist doch sdion ander
Steile, wo jener Grundsatz zuerst erscheint — um die Mitte des 44. Jahrhun-
derts — zu Gunsten der Calimala der Handelsverkehr mit den franiösisch-
Oandrischen Tüchern ausgenommen^), welche, wenn Nichtflorentinem gehürig,
in Florenz nicht verkauft werden durften*); und die jüngere in den Statuten
1) Dies war auch da nicht der Falli \^o die Pflicht, »ich förmlich in Florenz zu immatri-
küliren, nicht bestand. Cf. Capitoli di Firenze 1, 63t, wo man den Schmieden , Schustern,
Töpfern , Steinmetzen , Zimmerleuten u. s. w. der Commune Palagio Fiorentino bei deren
Einverleibung in die Grafschaft trotz ihrer ZunfUreiheit , die allerdings bloss auf 29 Jahre
zugestanden wurde, ausdrücklich das Recht garaoUrte, dam alle daselbst fiabricirten Waaren
in Florenz verkauft werden konnten (4402).
3) Vei^l. Seite 49.
3) Statuta (U45) Hb. IV, Cod. cit. rubr. 32. Cf. Liber legum artis lane. Arch. Rif. Cod.
cit. fol. 6.
Es ist eine vereinzelte Erscheinung, dass die Zunft der Holzarbeiter das Recht hatte, von
den in die Stadt eingeführten Holzarbeiten für sich eine Steuer von 45% (s Soldi für die
Lira des Werthes) zu erheben. Cod. cit. Nr. 4 des Archivs der »legnaiuoli«, fol. 4.
4) Staatsmonopole sind freilich auf dem Gebiete des Handels ebenso Ausnahme,
^ie auf dem der Industrie (cf. oben Seite 99, Anm. 2). Zu nennen Ist hier nur das Salx-
monopol, welches in jener Zeit überhaupt ganz allgemein war. Statuta Flor. (4 446) 1. V,
tract. HI, r. 7.
Ebenso charakteristisch ist das Fehlen von privilegirten Handelsgesellschaften.
5) Dies wird ausdrücklich als ein Privileg dieser Zunft bezeichnet. Liber legum artis
lane 1. c. und Statuta Flor. (4445) 1. c.
6} Statuten der Calimala, ed. Giudici II, 4, p. 447,
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102 Die Wirtüschaftspolitik drh Florentiner Renaissance
von 1415 enthaltene Formulirung desselben Satzes fügt — entsprechend dem
wiederholt beobachteten Umsichgreifen der Prohibitionen in der Industrie-
poliiik — die mit dem Jahre 1393 beginnenden Verordnungen gegen die Ein-
führ nichtflorentinischer Tücher als weitere Ausnahme hinzu ^). Hätten die
Statuten am Ende der Republik noch eine neue Redaktion erhalten , so hätten
sie Eingriffe in die Freiheit von Ein- und Ausfuhr in noch weit grosserer Aus-
dehnung zu verzeichnen gehabt. Sind es doch, die Maassregeln der Schutz- und
Prohibitivpolitik, an welche man als ein Universalmittei nicht nur da appellirte,
wo es galt, ganz neue Gewerbszweige einzufohren, junge unentwickelte zu
beleben , verfallende wieder emporzubringen , sondern selbst da , wo man zur
Förderung der blühendsten, entwickeltsten und keineswegs auf künstlichem
Wege grossgezogenen Industrieen von Staatswegen etwas thun zu müssen
glaubte.
Diese für die Verkehrsfreiheit so verhängnissvolle handelspolitische Rich-
tung erscheint schon vMlig ausgepriSgt in dem Staatsbeschluss von 1 423, durch
welchen die )>Gonsuln des Meeres« mit der Aufgabe betraut wurden, die Gründe
des Verfalls und der Blüthe der Industrie zu erforschen und Mittel und Wege
zur Einführung der im Inland nicht betriebenen Gewerbe, so-
wie zur Erhaltung und Förderung der vorhandenen ausfindig zu machen.
Prohibitionen in Beziehung auf Ein- und Ausfuhr sind es, welche der
Staat vor Allem zur Durchführung dieser umfassenden Aufgabe in die Kompe-
tenz der genannten Behörde stellt'). Der Gedanke, dass dieselbe vielmehr Ent-
fesselung des Verkehrs verlangen könnte, tritt in der Vollmacht so sehr zurück,
dass den Gonsuln , obgleich ihre Verordnungen ohnehin der Bestätigung durch
die Signorie bedurften, ausdrücklich die Befugniss abgesprochen wurde, die so
schwer auf dem Handel lastenden Zölle zu vermindern oder zu erniedrigen ') .
Die Art ynd Weise , wie man ganz absolut und allgemein die Forderung hin-
stellte, die dem Inland fremden Gewerbszweige einzuführen, bezeugt deutlieh
genug, wie sehr man sich bereits im Fahrwasser jener modernen Politik befand,
deren Streben, sich von den Fabrikaten des Auslandes möglichst unabhängig
zu machen , in allzugrosser Verkennung der geographischen Seite der Wirth-
schaftspolitik, die wirthschaftlichen Kräfte des Landes oft in der gewalt«amsten
Weise von ihren natürlichen Entwicklungsbahnen abgelenkt hat.
Die ^xperimentOi die ipan ip Florenz in dieser Richtung gemacht bat, sind
4) statuta Flor. I. o.
i) Diese Competenz wird folgendermaassen bezeichnet : — declarando , ordioando pro-
hibendo in totam vel in partem res mercantias et bona, quae ad ipsam civitatem et territorium
adduci vel transire posaint et ad quos effectus et sub qaibus observantiis penis formis cautelis,
et qnomodo inde ^ extrahi debeant, et etiam tllas res mercantias et bona, q«ae nuUo modo
ad civitatem et territorium adduci possint seu per ipsam conduci vel transferri directe vel
indirecte, et sub quibus penis conditionibus formis et prejudiciis. Cod. cit. der Ordini del
Gonsolato della nazione Fiorentina Arch. Rif. Classe XI, dist. IV, Nr. 77, fol. 5. Cf. Prowisioni
(44ta), Nr. «44, fol. 494.
8) — Non possint tamen — so heisst es im Text der »Prowisioni« — aliquam gabellam
vel pedagium scu introitum aliquem comunis Florentie minuere qooquo modo.
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tND DAS PrIRZIP Mft VEftKBHlSPRBIHElT. \0^
für die Geschichle der Vorkehrsfreiheit auseerordeollich bedeutsam , weif sie
UDS das lehrreiche Schauspiel bieteD , wie das Fiasko , welches man mit der
kttnstlichen Einbürgerung mehrerer Industrieen machte, die Handelspolitik
xwang, nicht nur bei späteren Prohibitivmaassregeln ein Verfahren einfeu-
schlagen , welches gegenüber der frühem Ueberspannung des Zwangssystems
einen wichtigen Fortschritt bekundet, sondern auch theilweise wenigstens
wieder «ur Verkehrsfreiheit zurückkehren.
Im Anfang ging man nämlich auf diesem Gebiete mit einer Art von jugend-
lichem Ungestttm vor. »Wir halten es für gut«, erklärten die Consuln im Jahre
HM, »dass das, was Florent jetzt mit grossen Kosten vom Ausland beziehen
muss, im Lande selbst erzeugt werde. Wenn wir eine Inhibition eintreten
lassen , so werden diese Dinge im Lande fabricirt werden ; Viele werden sich
den neu erMOhenden Gewerbszweigen zuwenden, und die Dürftigen im ganzen
Lande die reichlichste Nahrung finden« <). — Eine ganze Reihe von Fabrikaten
wurde zu diesem Zwecke neben den herkömmlichen Einfuhr- und Binnenzöllen
mit dem exorbitanten Schutzzoll von 58 V2 Vo belegt 3) [15 Gulden von 100
Liren des Werthes; nach dem damaligen Curs des Goldguldens «s S^/^L,), eine
grössere Zahl sogar mit einem solchen von 105 % (d. h. 30 Gulden)'). Ja, um
sich der gehofllen Wirkung zu versichern, scheute man, selbst auf die Gefahr
hin, dadurch den internationalen Handelsverkehr vom eigenen Lande abzu-
lenken, nicht vor dem rigorosen Schritt zurück, den Transit der prohibirten
Waaren mit einem Zuschlag von 372—^^72 Vo ^^^ Werthes zu allen Binnen-
und Durchgangszöllen zu belasten. — Dass der Erfolg den gehegten Erwar-
tungen nicht entsprach, geht schon aus der Erklärung der Leinen- und Schnitt-
waarenbtfndler von 1434 hervor, wonach zu befürchten stand, dass man in
Florenz mehrere der bisher aus der Lombardei eingeführten Zeuge wie Barchent,
Berkan, Kattun u. dergl., auf die Dauer ganz werde entbehren müssen, obgleich
der Schutzoll nach derselben Erklärung bereits viele Fremde nach Florenz
gelockt , die wenigstens einzelne Gattungen der geschützten Stoffe , bis dahin
allerdings nur schlecht, fabricirten ^j . Ein ähnliches Resultat, wie in diesen
Manufokturen , in denen noch nach einem Jahrzehnt mehrere Zweige trotz des
4) — Si aliqua inhibitio induceretur » multi se ad ipsas artes administrandas accomoda-
bunt ex quibus plurimam pauperes homines civitatis prefate quam ejus comitatus ei districtus
alirooDiam recipieni. Ordini del consolato della nazione Fiorentina. Cod. cit. fol. 24.
2) Die geschützten Artikel »ind : Halb^oIIenzeuge jedert Art, Barchent , Kattun , gewissd
zur Messerfabrikation dienende Artikel , Borden , gewisse Armaturen , alle Seidenstoff« mit
Ausnahme von Frauenschleiern, und einiges andere, selbst Weine.
3) N&nilich Sturmhauben und Helme verschiedener Art, Stossdegen, Taschenmesser,
Messerscheiden, Hirschftinger, Eisen- und Broncewaaren der verschiedensten Art, insbeson-
dere diejenigen Eisenwaaren, die das benachbarte Lucca fabricirie.
Wenn die Consuln in demselben Jahre (ib. fol. 33) unter Abänderung des Tarifs die Ein-
fuhr von Kardfitschen mit einem Zoll von 8 Liren fürs Paar (Ausfuhr t Lire) und zugleich
Draht und Eisen , woraus Kardätschen gemacht wurden , mit einem Ausfuhrzoll von 4 Liren
fürs Pfand belegten, so liegen natürlich auch hier die schutxzdilnerischen Motive klar
zu Tage.
4) Slatuto deir arte dei rigattieri e pannaloli Cod. cit. Nr. 5, fol, 439,
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104 Die Wirthschaftspolitik der Florentiner Renaissance
ScButzes ganz brach lagen , wird hinsichtUcb der Waffenfabrikation bezeugt.
Dieselbe halte sich noch 1432 so wenig auf die geschützten Branchen geworfen,
dass die zünftigen Waffenschmiede selbst und zwar, wie geklagt wird, unter
Umgehung der Zolle, die fremden Waffen in Massen einführten^).
Wie tief man jedoch in Florenz überzeugt war, dass die eingeschlagene
Richtung am Ende doch zum Segen führen werde , dafür liefert die Thatsache
einen sprechenden Beweis, dass man das Publikum fast ein balbes Jahrhundert
den hohen schutzzöUnerischen Preis fttrWaaren fortbezahlen Hess, welche, wie
die halbwollenen Stoffe, Wollborden u. dergl., in diesem langen Zeitraum in
Florenz nicht einmal zu dem Preis fabricirt werden konnten, zu welchem die
auswärtigen Artikel derselben Art trotz aller Zölle auf den inländischen Markt
kamen 2). Erst 1472 hob man den für letztgenannte Waaren seit 1426 be-
stehenden Schutzoll auf, nachdem eine Sachverständigenkommission ihn
als undurchführbar erklärt hatte, weil die zur Fabrikation nöthigen Rohstoffe
in Florenz viel zu theuer oder überhaupt nur schwer zu beschaffen seien , die
Fabrikate also stets theurer sein würden, als die ausländischen^).
Ein anderer Versuch, der dahin ging, die Erzeugung von Rohmaterial für
die Industrie im Lande selbst durch Prohibitivzölle zu fördern, hatte auch
keinen durchgreifenden Erfolg. Als die Alaungruben Yolterras die Erwartung
rege machten, dass es möglich sein würde, allen für die Tuchmanufakturen
nöthigen Alaun im Inlande zu erzeugen, belegte man sowohl die Einfuhr wie
den Transit fremden Alauns mit hohen Zöllen , welche Prohibitivzöllen gleich
kamen , da die ausgesprochene Tendenz die war , die Einfuhr fremden Alauns
dadurch ganz zu beseitigen^}. Allein kriegerische Ereignisse, welche die Zu-
fuhr von Volterra aus unmöglich machten, zwangen 1480 den Staat, der Wollen-
zunft die Einfuhr einer bestimmten Quantität — bis zu 100,000 Pfund — unter
Herstellung der früheren Zölle wieder freizugeben^); ein Verfahren, welches
sich wiederholte, als man die Erfahrung machen musste, dass die Ausbeute der
Alaungruben häufig nicht einmal die Kosten deckte und den Tuchmanufakturen
verschiedene Male ein fühlbarer Mangel drohte (1483 und 1488)®). In letzterem
Jahre gab man der Tuchmacherzunft die Alauneinfuhr bis zu 150,000 Pfund auf
drei Jahre für den alten Zoll frei; und da man dies Privileg bis zum Ende der
Republik immer wieder — noch 1528 auf 10 Jahre') — erneuerte, so war
damit die Unhaltbarkeit des Schutzzolls auf die Dauer anerkannt, nur dass
allerdings die Befreiung von demselben nicht dem gesammten Handelsland,
sondern einer privilegirten Corporation zu Gute kam.
Selbst da konnte das Schutzsystem nicht in dem Anfangs beabsichtigten
Umfang aufrecht erhalten werden , wo man nicht sowohl neue Gewerbszweige
einführen, als vielmehr die bestehende Industrie nach gewissen Riehtungen
«) Statut derselben Cod. cit. fol. 44.
t) Arch. Rit Provvisioni (U72), fol. 59. 3) Ib.
4) — Solö a üae che non ce ne fusse condotto. Liber legum artis lane. Cod. cit. fol. 449.
5) Ib. 6) Ib. und fol. 15S.
7) Arch. Rif. Provvissioni (1528) Nr. ü08, fol. 60.
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LND DAS Prinzip der Ybrilührsfreihbit. 105
biD ausbilden oder gar nur in ihrem bisherigen Bestand schützen woUle. Die
beiden leUteren Gesichtspunkte waren für diejenigen Einfuhrbeschränkungen
maassgebend, welche man dem Handel zu Gunsten der Tuchmanufakturen auf-
erlegte, denen sich überhaupt die staatliche Prohibitivpolitik vor allen andern
Industrieen zuwandte. Wie konnte auch das Interesse der Konsumenten in
Frage kommen , wenn das Staatswohl geradezu von dem Gedeihen eben jener
JMaoafakturen abhängig^) und zugleich als Generalmittel zur Erhaltung des-
selben die Abscbliessung gegen^das Mitwerben des Auslandes erschien ; wenn
die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit des Schutzes so gross war, dass
man eine Industrie, die über Venedig allein 16,000 Stück Tuch jährlich nach
der Levante exportirte ^j , die noch am Ende des 45. Jahrhunderts allein in der
Stadt 270 Fabriken beschäftigte ^) und wenigstens noch auf den Märkten von
Hom und den Marken , von Neapel , Sicilien , Constantinopel und der ganzen
Türkbi siegreich mit dem Ausland zu concurriren vermochte, durch ein bis
zur völligen Absperrung sich steigerndes Schutzsystem des verhältnissmässig
so beschränkten einheimischen Marktes versichern zu müssen glaubte? In der
Zeit der höchsten Blüthe hatte man sich mit dem natürlichen Vorzug begnügt,
welche die dem Handel im fiskalinischen Interesse auferlegten Zölle der hei^
mischen Produktion vor der ausländischen gewährten ^) . Später hatte man aller-
dings zu einem hoben Schutzzoll für die Einfuhr fremder Tücher gegriffen^],
aber wenigstens das Bedürfniss der grossen Masse des Volkes berücksichtigt,
indem man denselben nicht auf die aus gröberer, insbesondere aus italienischer
Wolle fabricirten Tücher ausdehnte. Je tiefer nun aber der Aufschwung der
ausländischen Wollenindustrie, welcher den italienischen Manufakturen wenig-
stens in Europa die wichtigsten Absatzgebiete zu entziehen begann , in seinen
Folgen von denselben empfunden wurde , desto entschiedener trat die Tendenz
hervor, das Herabsteigen von der früheren Höhe durch künstliche Mittel abzu-
wehren. Verstärkt wurde diese Richtung noch dadurch^ dass in Italien selbst
1) Arch. Rif. Provvisioni (Nr 165] 4 473 fol. 112, cf. ib. Balie (Nr. 47] 1458 und Über
legum artis lane Cod. cit. fol. 14.
t) er den Bericht des Dogen Mocenigo bei Marino Sanudo (Muratori SS. II, 960).
3) Pagnioi I. c. 11, 65.
4) Von Zunft wegen ist allerdings der Versuch der Ausschliessung des Auslands schon
früher gemacht. Schon in den Statuten der WoUenzunft von 1888 (Cod. cit. 11, 81} wird
darüber geklagt , dass der von Zunftangehörigen selbst lebhaft betriebene Verkauf von
nichtflorenUner Tüchern für das Gewerbe von grossem Schaden sei , und daher diesen
wenigstens jener Handel untersagt (cf. I42S, IV, 8). Doch ^ar dies für Niohtangehörige der
WoUenzunft, sowie für auswärtige Kaufleute nicht verbindliche Verbot wieder sehr dadurch
beschrUnkt, dass die wichtigsten Tuchgattungen ausgenommen waren, wie die Mallttnder und
alle jene grObern Stoffe, die in Massen von der Bevölkerung consumirt wurden.
5) 40ieser Schutzzoll betrug 5 Goldgulden für das Stück von H Ellen. Statuta Flor. (4415),
tract. cit. rub. 44. Er bestand seit 1398 , cf. Statuta artis lane Cod. cit. Nr. 7 («4t8), 1. 111,
r. U und Liber legum artis lane fol. 404, sowie die Einscliärfung der Prohtbitivgesetze 4 488
ib. fol. 4 48. Der Schutzzoll traf natürlich nicht die »ultra montanischen« Tücher, die aus
Frankreich, Brabanl und Flandern nach Florenz eingeführt wurden, um von da zum grössten
Theil wieder , durch Färben , Appretur u. s. w. verfeinert , nach den auswärtigen Märkten
versandt zu werden.
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106 Die Wirthschaftspoutik dbk PLORENTnim Rinaissancb
die Concurrenz auf diesem Gebiete zwischen den einselnen Staaten eine ganz
allgemeine geworden war, da es, wie sich ein florentiner Staatsbeschluss von
4458, allerdings etwas hyperbolisch ausdrückt, kaum noch einen Ort gab, wö
man «ich nicht auf die Tuchfabrikation geworfen hätte ^) . Da an Stelle der ver-
lorenen sich keine neuen Absatzgebiete im Auslande eröffneten , steigerte sich
die €oncurrenz der italienischen Industriestaaten auf den Märkten des Inlands,
und Florenz stand gewiss nicht allein mit seinen stets wiederkehrenden Klagen
wegen der Ueberschwemniung des Landes mit fremden italienischen Fabri-
katen^). Die Rückwirkung dieser Verhältnisse auf die italienische Handels-
politik war darum auch eine allgemeine. Allenthalben suchte man wenigstens
den eigenen Markt für sich allein zu behaupten, und schon um die Mitte
des 15. Jahrhunderts hatte es Florenz zu beklagen, dass man an vielen Orten
seinen Tüchern die Einfuhr völlig versagte^).
So folgte es nur der allgemeinen Strömung — allerdings gleich in der radi-
kalsten, schroffsten Weise — als es 1458 die Einfuhr aller und jeder Fabrikate
der italienisohen Tuchmanufakturen ins Florentiner Gebiet ohne Ausnahme
verbot, nachdem die hohen Schutzzölle nur einen grossartigen Schmuggel
erzeugt und die fremden Stoffe sich in Massen zollfreien Eingang verschafll
hatten. Selbst der Transit sollte denselben nirgends ausser über Pisa und
Livomo gestattet sein^). Es ist charakteristisch , dass man die Prohibitionen
stets mit der Befürchtung motivirte, dass ein erfolgreiches Mitwerben des Aus-
landes auf dem heimischen Markt den guten Ruf und damit die Gonkurrenz-
fähigkeit der florentiner Industrie auf den auswärtigen Märkten schädigen
würde. ))Welchen Abbruch muss es der Ehre und Reputation derselben thun«,
heisst es einmal, »wenn man hört, dass in einer Stadt wie Florenz nicht so viel
Unternehmungsgeist (industria) besteht, dass man daselbst »perpignanem Tücher
fabricirt, während dieselben doch in Italien fast allerwiirls gemacht werden«*);
und an einer andern Stelle: »Man wird im Auslande nicht glauben, dass unsere
Tücher gut seien , da wir selbst uns der fremden Stoffe bedienen«*). Neben
diesem Motiv wird immer entschiedener der merkantil istische Gesichtspunkt
geltend gemacht ?), dass es sich bei der Prohibitivpoiitik zugleich darum handle,
4 ) Arch. Rif. Libro di ordini e leggi attenenti all' arte della lana 8opra la prohibizione di
panni forestieri, gesammelt vom Kanzler der Zunft (4 602) fol. 4.
2) Arch. Rif. Balte U58, Nr. 47.
8) Ib. Allerdings ist das Schutz- und Prohibitivsystem in Italien schon sehr alt. Man
vergl. nur das was Affe (storia di Parma III, 325) xum Jahre 424 4 erztthlt; damals enthielt
der Schwur des Podestä die Verpflichtung, nicht bloss Wollen- und Tuchhändler zu schützen,
sondern auch alle fremden Waaren dieses Zweiges wegzunehmen , zu verbrennen und die
Verkäufer zu bestrafen.
4) Selbst Kleider aus nichtflorentinischem Tuch sind prohibirt. Nur wer über tOMliglien
weit herkommt, kann die verbotenen Tücher, soweit er sie zu Kleidern des eigenen Bedarfs
braucht , einführen. Arch. Rif. Libro di ordini e leggi atienenti all' arte della lana etc. I. c
6) Arch. Rif. Prowisioni 4471, Nr. 464, fol. 458.
6) Arch. Rif. Balie 4 458, Nr. 47.
7) Doch sei hier gleich bemerkt , dass man in Florenz nicht soweit ging , die Gold- und
Silberausfuhr zu verbieten , wie es andere Staaten der Zeit getban haben , z. B. Mailand cf.
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t'ND DAS PkINZIP DIt VBKKEaMFtEIHBlT. 107
die Ausfuhr vonBaargeld möglichst zu verhüten. Man berechnete genau,
wie viel MetalJgeld dieses oder jenes fremde Fabrikat dem Lande entführe^),
and hoffte, v^'enn man durch Einfuhrverbote das Geld vor dem Abflussnach
dem Auslande bewahrte, im Inland die Menge an Edelmetallen zu erhöhen 2).
Was nun die Prohibitionen von 1458 betrifft, so waren die Erwartungen,
die sich für den Aufschwung der Wollenindustrie daran knüpften, keineswegs
geringer als die, welche man früher bei Schutzmaassregeln zu Gunsten anderer
Gewerbszweige gehegt hatte. Dafür zeugt schon die Thatsache , dass der Staat
dem Tuchmachergewerbe gewissermaassen als Entgelt für das Monopol auf den
inländischen Markt eine Steuer von 4000 Goldgulden auferlegte^). Allein die
Ernüchterung und dem entsprechende liberale Reaction erfolgte hier noch
weit rascher, als es auf anderen Gebieten der Fall war. Schon nach zwei Jahren
— 1460 — sah man sich gezwungen, wenigstens in der Landschaft vonLivorno
und Pisa die billigern fremden Tuchsorten (bis zu einer Lira die Elle) wieder
zuzulassen , da die heimische Industrie der dortigen armen Landbevölkerung
keinen Ersatz zu bieten vermochte *) . Ja noch vor Ablauf des »Jahrzehnts« sah
sich die Regierung gezwungen, selber die Gemeinschädlichkeit jener über-
stürzten Prohibitivmaassregeln anzuerkennen. Allerdings meinte sie in einer
Erklärung von 1 466 &) , dass jene Verordnungen von 1 458 »mit guter Ueber-
legung und im öffentlichen Interesse« ergangen seien , fügt aber gleich selbst
hinzu, dass dieselbe, wie die Erfahrung gelehrt, allgemeine Unzufriedenheit
im Volke erzeugt hätten , weil sich ein grosser Mangel an den zur Bekleidun
nöthigen Stoffen fühlbar machte, besonders an Tüchern derjenigen Gattungen,
die in Florenz gar nicht fabrlcirt wurden , und weil jene , deren Fabrikation
Eingang fand, nicht so gut und brauchbar waren, wie die früher aus dem
Ausland eingeführten. Diese Einsicht hatte zur Folge, dass fürs ganze Gebiet
die Einfuhr jener geringeren Wollstoffe wieder gestattet wurde, nach welchen
Geschmack und Bedürfniss der Bevölkerung gebieterisch" verlangte*). Zu
Arch. Panigarola Cod. E, f. H («450) u. Cod. F, f. 83 (U67] u. f. 252 (U74). Dagegen richtete
man sich gegen die »superflui ornamenti«, welche hauptsächlich an dem beklagten Geldmangel
des Inlands schuld sein sollten. Sie sollten wie z. B. 4 472 Perpignaner Tücher nicht im In*
land verkauft werden. Liber legum artis lane f. 40.
1) Für Perpignaner Tücher sollten allein 40,000 Goldgulden alljährlich aus dem Lande
gehen. Arch. Rif. Prowisioni (4473) 1. c.
2) Ib. cf. die für die herrschende Strömung bezeichnende Eingabe der Mailänder
Wollenzunft, Arch. Pan. Cod. G, f. 48, der Herzog möge die Einfuhr fremder Tücher vcnr-
bieten, was auch geschah 4474. Quasi per tutti , heisst es da in Uebereinstimmung mit einer
Behauptung der Florentiner, l'altre cittä e terre cotale modo se osserva de non potere
retagliare panoi forasteri quam bonificare quelle , et anche come se dice esser concesso per
Vostra ill. S. ad alcune citade, rtcordando ad Essa che servando tele modo in pocho tempo
creseeranno le intrate ultra modum in la predicta citade di Milano considerando la maggiore
quantitate di lane, olio e sapone e motte altre cose che se richiedeno en chal dtcto lavorerio
de la lana.
3) Arch. Rif. Balie 4458, Nr. 48.
4) Ltbro di ordini etc. della lana Cod. cit. fol. 5 der Wollenzunfl wurden deshalb 4 000
Gulden von den 4000 erlassen. Balie 4466, Nr. 48, fol. 20.
5) Ib. 6) Ib (4 466).
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108 Die Wirthschaptspolitik der FLORBifTiiiBR Renaissance
Gunsten einzelner Landesiheile , die dieses oder jenes fremden Stoffes nicht
entrathen konnten, musste man dann später die Freiheit auch noch auf andere
Stoffe ausdehnen , wie im Jahre i 480 auf die in der pisaner Landschaft all-
gemein getragenen lombardischen Zeuge ^) , wobei man freilich für das übrige
Staatsgebiet das Einfuhrverbot aufrecht erhielt.
Die allgemeine Bedeutung dieser Erfahrungen der Prohibitivpolitik liegt
darin, dass in der -zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die sanguinischen
Hoffnungen auf einen durch möglichste Absperrung herbeizuführenden in-
dustriellen Aufschwung einer nüchterneren Stimmung Platz machten, die sich
in der bedeutsamen Thatsache äussert, dass man später bei weitem zurück-
haltender und überlegter verführ, wenn neue Prohibitionen in Frage kamen«
Die Erfahrung , die Lehrmeisterin aller Dinge , wie sie ein floreniiner Gesetz
bezeichnet, hatte entschieden klärend auf die Handelspolitik gewirkt. Daher
konnte die Stimme des Konsumenten gegen die Ueberspannung derselben am
Ende doch zum Worte kommen, und zwar bei weitem mehr, als es z. B. noch
im heutigen • Frankreich gegenüber künstlich geschützten Industrieen der FaU
ist. Wir sehen, wo der Schutz nur durch dauernde Opfer des konsumirenden
Publikums aufrecht erhalten werden konnte ^j, hat man ihn über kurz oder
lang wieder aufgegeben und nur dann auf ihn zurückgegriffen, wenn die
Voraussetzung gerechtfertigt schien, dass der zu schtHzende
Gewerbszweig in Kurzem fähig sein würde, dieselben Preise
zu ertragen, wie die entsprechenden ausländischen Fabrikate, ,
Charakteristisch für diesen Fortschritt ist ein Gesetz von 4488. Keines der
früheren, doch ganze Reihen von Objekten der verschiedensten Kategorieen um-
fassenden Prohibitivgesetze ist auch nur entfernt so gewissenhaft motivirt, wie
dieses Gesetz von 4488, durch welches doch nur die Einfuhr eines einzigen
Fabrikats verboten wurde, einer der früher prohibirten aber 4466 wieder frei
gegebenen Tuchsorten. Eine eingehende technische Untersuchung ist vorher-
gegangen; die von mehreren Fabrikanten mit der Herstellung dieses Stoffes in
allen Qualitäten gemachten Versuche hatten es zur Gewissheit gemacht , dass
die inländische Fabrikation in diesem Punkte es der ausländischen nicht nur
leicht gleichthun , sondern dieselbe auch überflügeln würde , ja , dass sie schon
im Anfang fast zu denselben Preisen wie das Ausland , in Kurzem aber ebenso
wohlfeil und bei grösserer Ausdehnung des Betriebes noch billiger würde pro-
duciren können^). Trotz der überzeugenden Begründung des von »weisen«
1} Arch. Rif. Provvisioni (U80) Nr. 17i, fol. 17, cf. Ordini del consolato etc. Cod. ctt.
fol. 284.
2] Cf. oben Seite 404, i^o die Möglichkeit, den gleichen Preis zu erzielen
Tvie das Ausland, als nothwendige Voraussetzung des Schutzes erscheint.
8) — Facto fare piii saggi neir uno luogo e neu' altro (sc. di scto. Martine e di Gharbo)
di rascie e larghe e streite e fine e mediocri e grosse si trova che facilmente fare se ne paö
nella citta tali che potranno essere a paragone colle forestieri e ancora vantaggiarie ; e quasi
a medesimi prezzi dare si potranno in questo principio e in breve tempo al medesimo e aoche
a minore, quando piii manifattori a tale exercitio e a tessere et ad altro si saranno addiricati.
So die Vorstellungen sachkundiger Männer; und man ist der Ansicht, es sei zu Ehr* und
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vifD DAS Prinzip der YRRKiaRsraBmiT. 109
MstDnem ^estelUen Antrages, entscbloss man sich jedoch zum Erlass des Ein-
fuhrverbotes erst dann, nachdem man auch wieder bezeichnend fUr den
Charakter der ganzen Wirthschaftspolitik der Zeit — das Bedttrfniss der Kon-
sumenten dadurch befriedigt zu haben glaubte, dass man das Tuchmacher-
gewerhe zur Fabrikation derjenigen Quantität des zu prohibirenden Stoffes von
Staatswegen verpflichtete, welche für den allgemeinen Bedarf hinreichend
schien (600 Stück Tuch fürs erste Jahr, welche von der Zunft auf die einzelnen
Tuchmacher repariirt werden sollten) . Und trotz aller Garantieen ging am Ende
der Beschluss doch nur gegen ziemlich starke Minoritäten durch ^).
Auch die letzte , und ausser den genannnten einzige Prohibition aus dem
Ende der Epoche, die noch zu nennen wäre, bestätigt die hinsichtlich der
Tuchmanufakluren gemachte Beobachtung. Als man im Jahre 1505, um die
herabgekommene heimische Gerberei wiederzubeleben , die Einfuhr von Leder
verbot , nahm man nicht nur , besonnener als ehedem , eine ganze Reihe von
Ledersorten aus , sondern verband auch mit der Fesselung zugleich eine Be-
freiung des Handels, indem der Fiskus der im früheren Stadium der Prohibitiv-
politik nach dieser Seite hin nicht in Mitleidenschaft gezogen sein wollte, die
Einfuhrzölle für das Rohmaterial ermassigte 2). Und trotzdem gelang es nicht,
das Einfuhrverbot aufrecht zu erhalten ; die Lederpreise hielten sich in Folge
desselben auf einer Höhe, welche es für die Industriepolitik von dem oben
charakterisirten Gesichtspunkt aus zu einer Nothwendigkeit machten , die
Ledereinführ wieder freizugeben [4528)').
So viel ich sehe, ist damit der Kreis der Fabrikate geschlossen, deren
Nutzen der Stadt und zum Vortheil der armen Handwerker dieses Gewerbes, wenn man eine
Verordnung mache »che Tarte della lana in questo membro sallarghi e taute ne faccia che
sieno a sufficienza delf universale; cognoscendo questo iion potersi fare se non
prohibendo le forestiere e strignendo Tarte a farne in sufficienza, segui-
tando ii consiglio dei savi, inducti a questo maxime per la experientia de perpignani (einer
früher prohibirten Tuchgattung). Arch. Rif. Provvisioni (4487 stil flor.) Nr. 479, fol. 464.
Auch hier wird gleich am Anfang betont, dass alljährlich viele Tausende von Goldgulden
durch diese Stoflfe aus dem Lande gingen. Cf. Liber legum etc. fol. 458.
4) Im Consiglio del popolo mit 472 gegen 76; in dem der Commune mit 4 49 gegen 60 ;
und im Consiglio del cento mit 78 gegen 88. L. c. AVer doch die MoUve dieser Minoritäten
kennte I Sollten es blos Interessenten gewesen sein ?
2) Arch. Rif. Provvisioni Nr. 497, fol. 4.
8) Arch. Rif. Provvisioni Nr. 208, fol. 54. Allerdings glaubte man zum Schutze der
pisaner Gerbereien, welche die staatliche Fürsorge, wie wir sahen, besonders in Anspruch
nahmen , die Ausnahme machen zu müssen , dass Häute, die innerhalb 400 Miglien von Pisa
gegerbt waren, nicht zur See eingeführt werden durften, und wenn dies an Orten geschehen,
die unter 60 Miglien entfernt waren, auch nicht zu Lande. — Wenn auch der Beschluss von
4 588 zunächst nur für 3 Jahre gelten sollte, so ist er doch bedeutungsvoll genug. Charakter-
istisch ist darin schon die Scheu vor dem Gedanken an den Gewinn, welcher aus der Wieder-
freigabe der Einfuhr den Nachbarlanden erwachsen werde. Man will nicht , dass derselbe
grösser sei , als gegenwärtig , also unter der Herrschaft des Verbotes. Wie das freilich zu
erreichen, ist nicht ersichtlich. »Non dando pero — ai vicini del dominio fiorentino piü gua-
dagno che abbino al presente«. Charakteristisch ist femer die Vorberathung in einer Com-
mission »seguitando eziandio in ci6 il parere di molti savi e pratichi cittadini al examinare
tale cosa deputati« provvidono etc.
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HO Die WlRTRSCBAFTilPOLITIK DER PLOftBNTfNIII RlNAISSAIfCE
Erzeugung man durch hohe Einfuhrzölle oder Einfuhrverbote schützen zu müssen
glaubte ; für die Mehrzahl der Gewerbe waren offenbar die Motive nicht maaas-
gebend, welche in den genannten Zweigen das Prohibitivsystem zur Geltung
brachten. Unter letzteren ist es wieder die für den Export arbeitende Gross-
industrie der Tuch- und Seidenmanufakturen , welche in erster Linie und im
weitesten Umfange vom Schutzsystem beherrscht erscheint ; auf das mehr dem
heinisehen Bedarf dienende Handwerk hat es eigentlich nur da Anwendung
gefunden, wo es galt, dasselbe zur Erzeugung ihm bisher fremder Fabrikate zu
ermuntern oder heruntergekommenen Gewerbszweigen wieder aufzuhelfen.
Man brauchte allerdings nicht auf künstliche Stützen zu denken bei einem
Handwerk, dem die Bedürfnisse einer Zeit, wie es die mediceische Glanzepoche
war, immer neue Nahrung zuführten und dem das herrschende Steuersystem
mit seiner fiskalinischen Ausbeutung des Handelsverkehrs auf dem inländischen
Markte vor den fremden Fabrikaten ohnehin zu Gute kam. Ebenso wenig sollte
man freilich einen Schutz auf dem Gebiete der Seidenindustrie erwarten, welche
gerade im 45. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Blütbe erreichte und siegreieb
dem Florentiner Gewerbfleiss die Märkte zurückgewann, welche die Tuchtnanu'-
fakturen eingebüsst hatten. Trotzdem ist diese grossartige und gewiss mebt
künstlich grossgezogene Industrie immerdar unter dem Schutz der Prohibitiv-
HMSssregeln von 4426 geblieben. Man darf eben nicht vergessen, dass in der
Gesetzgebung gerade die Grossindustriellen leicht den Ausschlag geben konnten,
da sie über die angesehensten der obern Zünfte verfügten und die geringe
Stimmenzahl , die den Handwerkerzünften zu Gebote stand , kaum mehr in Be-
tracht kam, wenn die Mehrheit der »Arti maggiori« einig war. Schon die allge-
meinen Verfassungsverhältnisse trugen dazu bei, dass einseitige Gesichtspunkte
der industriellen Kreise sich leichter Eingang verschafften, zumal wenn die
höchste Ausbildung gerade dieser oder jener Industrie als eine nationale Auf-
gabe hingestellt wurde , wie es in Florenz bei den Wollen- und Seidenmanu-
fakturen der Fall war, deren Zustand geradezu als Maassstab für die Hübe der
industriellen Blüthe überhaupt betrachtet wurde.
Immerhin erscheint das Schutz- und Prohibitivsystem, wenn man die Zahl
der gescI^ützleA Gewerbszweige in Betracht zieht, als eine Ausnahme ^). Gegen-
über den meisten Gewerben nahm doch die Industriepolitik einen freieren
Standpunkt ein, der durch nichts besser ctiarakterisirt wird, als durch die
Tbaisache, dass bei eiuer harten Krisis, welche das übermächtige Auftreten
der fremden Conkurrenz um die Mitte des Jahrhunderts tiber den Detailhandel
mit den inländischen Gewerbserzeugnissen gebracht hatte, nicht einmal die
Interessenten von der Regierung eine Ausschliessung oder Fesselung der
4) Anderwärts wie z. B. in Venedig scheint das Schutzsystem eine weitere Ausdehnung
erfahren zu Haben. Man vergl. nur das Statuto dei scarpellini (U6R) Sagredo I. c. 390, wo
es beisM: Bereits hat der Staat im Interesse vieler Gewerbe zugestanden, das fremde
Fabrikate nieht mehr eingeführt werden dürfen, weshalb diese wieder aufzublühen begannen
und tüglich mehr zunahmen. Die Steinmetzen erbitten und erhalten dasselbe Terbot ftir ihr
Gewerbe zugestanden.
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l'ND DAS PftINCIP DBt YBUBIfttttBIlBIT. 111
fremden Gonkurrenz veriangten, sondern nur das Eine, dass aueh die auswärtigen
Händler an den dffeniUcben Lasten beiheiiigl werden sotlien, die bisher, aUiu
einseitig auf dem heimischen Gewerbsfleiss ruhend, denselben die Conkurrenz
mit den fremden Fabrikaten unmöglich machten. Wir erfahren dies aus eitteoi
jener bisher so wenig beachteten Flugschriftartigen Memoiren in der Volks-
spraehe, motivirte Eingaben an die Regierungskttrper, .aus den Kreisen der In-
teressenten oder Sachverständigen hervorgegangen , die ihrem ganzen liihati
Dach, oft auch wörtlich dem Text der Staatsbeschlttsse einverleibt wurden,
wenn ihre Gesichtspunkte die Zustimmung der gesetzgebenden Gewalten er-
hielten. Als »testi di lingua«, weiche die lebendige Sprache des Volkes selbst
zu uns reden , wttrdig , auch von der Grusca beachtet zu werden , sind sie zu-
gleich eine Quelle ersten Ranges für die Erkenntniss der nationalokonomischen
ZusUnde und Anschauungen der Zeit. Da tritt der Kaufmann und Handwerker
selbst auf die Bühne , wir sehen ihn den seine ThUtigkeit störenden Eraehei-
nungen forschend nachgehen, liber ihre Bedeutung für sein Gewetbe wie ftlr
das Allgemeine reflektiren und dureh die umfassenden Gesichtspunkte seiner
Beweisführung den staatlichen Arm zu ihrer Bekämpfung gewinnen.
Das genannte y fttr die Frage der Verkehrsfreibeit so bedeutungsvolle
Pamphlet ist aus dem Jahre U54 ^]. Es weist darauf hin, wie damals in den
Absatzverhältnissen der heimischen Gewerbe durch eine schon an die zwanzig
Jahre ganz systematisch betriebene Einfuhr fremder Fabrikate eine grosse
Störung eingetreten sei. Die fremden Händler — einige Hundert — hätten die
ganze Grafischaft förmlich unter sich getheilt, damit keiner dem andern ins
Gehege käme. Der Gewinn, den sie alljährlich nach Hause brachten, belaufe
sich auf 30,000 Goldgulden, so dass sie bald das Land von Geld entblössen
wllrden (! ?). Zugleich wttssten sie ihre Waaren zum Schaden des Fiskus^ ohne
Zölle zu zahlen, einzuschmuggeln. Der Werth der Waaren, die sie in Florenz
kauften, gewisserinaassen um den Import ihrer Fabrikate zu »entschuldigen«,
beliefe sich auf keine 500 Gulden. Der inlitndische Detailhandel k^nne nich4
mit ihnen konkurriren, weil seine Waaren einen doppelten Zoll zu zahlen
hätten , zuerst bei der Einfuhr in die Stadt Florenz und dann bei der Ausfuhr.
Dazu kämen die Kosten der Miethbuden und des Personals^ die »Schatzunga
(estimo) und andere Staatssteuern. In Folge dessen hätten in der Gnifsdiaf» an
die 3#0 Geschäfte geschlossen werden müssen , was neben der grossen Kala-
mität für Handel und Gewerbe für den Staat einen jährlichen Sleuerausfall von
6000 Gulden bedeute. Trotz dieser in so dUstem Farben geschilderten Zastände
war man weit davon entfernt, die Maassregeln der Prohibitivpolitik zur Anwen-
dung zu bringen. Man beschränkte sich darauf, die Chancen zwischen inlän-
dischen und fremden Verkäufern gleichmässiger zu vertbeilen. Darum blieb
die Einfuhr der fremden Fabrikate wie der Handel im Grossen so ungestört wie
zuvor, nur der Detailverkauf in Grafschaft und Distrikt von Seiten der fremden
Handelsleute wurde davon abhängig gemacht, dass auch Letztere an den
«) Arcb. Rif. Prowisioiii Nr. 446, fol. 63, cf. Appendix, Bmlage 4.
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1 12 Die WlRTHSCHAFTSPOLlTIK JOKR PLORBNTINKR RENAISSANCE
inländischen Steuern parlicipirU^n. Uehrigons scheinen es auch hier nur die
wohlfeilem Arlikel gewesen 2U sein, in welchen die Conkurrenz des Auslandes
geführlich war; denn der Verkauf alier der Waaren, deren Preis eine gewisse
Höhe überstieg (5 Lire), sollte steuerfrei bleiben. Doch sind auch mehrere
Artikel unter diesem Werth ausgenommen, ebenso die Fremden, weiche min-
destens 20 Jahre im Inland ansässig und mit einer Florentinerin verheirathet
waren *) .
Was die Ausfuhr betrißl, so vertheilte sich Freiheit und Gebundenheit
des Handels hier ganz in derselben Weise, wie bei der Regelung der Einfuhr.
Es sind dieselben Industrieen, welche von der für die Mehrzahl der Gewerbe
bestehenden ungehinderten Ausfuhr der Rohstofl'e und Werkzeuge eine Aus-
nahme machten; es ist dieselbe Tendenz der geschichtlichen Entwiekelung,
welche sich auch hier in einer steigenden Ausbildung des Zwanges kundgiebt.
Nur insofern besteht ein Unterschied, dass — mit einer einzigen Ausnahme —
ein Herabsteigen von dem Niveau, welches die Prohibiiivpolitik hier einmal
erreichte, eine wenn auch nur theilweise Rückkehr zu freierer Bewegung hier
nicht zu bemerken ist.
Von dem schon in den älteren Statuten ausgesprochenen Verbot der Aus-
fuhr aller den Tuchmanufakturen dienenden Waaren und Werkzeuge aus dem
Staatsgebiete 3) war ausdrücklich der Transitverkehr befreit '). Allerdings war
von dieser Freiheit der Hauptnahrungsstoff der Florenliner Tuchfabrikation, die
französisch-englische Wolle, ausdrücklich ausgenommen^), jedoch die Wieder-
ausfuhr auch dieser fremden Wolle nicht völlig versagt , sondern von einer mit
Zweidrittelmajorität ausgesprochenen Erlaubniss der Consuln der Tuchmacher-
zunft abhängig gemacht^]. Dem Kaufmann, der sich in Folge ungünstiger Ab-
Satzverhältnisse veranlasst sah , die in Florenz importirte Wolle wieder nach
4) Erst als es sich zeigte, dass das Gesetz von 4454 nicht durchführbar war, weil sich
der Gewerbebetrieb im Umherziehen, wie er von den fremden Händlern ausgeübt wurde, den
Zöllen und Steuern zu entziehen wusste, da modificirte man das Gesetz dahin, dass man den
Ausländern diesen Betrieb nur noch an den hergebrachten Messen und Märkten des Landes
gestattete. Wenn man gleichzeitig den nach Messen und Märkten geführten Waaren die
übliche Zollfreiheit für Ein- und Ausfuhr entzog, so galt dies nicht etwa bloss für die
Fremden, sondern für Alle. Arch. Rif. Provvisioni (4 47») Nr. 467, fol. 4 46. Nur in Pisa,
seinen Borghi und Sobborghi sollte dieser Gewerbebetrieb zu jeder Zeit zulässig sein, «perche
essendo luogo di marina b bene sia libero«.
2) 4Si4 florentiner Statut abgedruckt bei Bonaini Slatuti Pisani III, 7Ö4. Cf. Statuti delV
arte della lane Cod. cit. Nr. 7 (4833), II, 6. Statut des Podestä v. 4855. Cod. cit. III, 192.
Skatuta Flor. (4 445) 1. IV tract. cit. rub. 46 und 472.
8) Derselbe war freilich für mehrere Artikel , wie Draht zur Kardätschenfabrikation und
Wollkämmen, mit höhern Zöllen belegt. Liber legum artis lane Cod. cit. foL 97 (44S6).
4) Quilibet extrahere volens lanas pro quibus soluta esset gabella Communis Florentie
pro tran:»itu seu »per lo terzo« — exceptis lanis f r a neigen is et seuanglicis — de
civitate coroitata vel districtu Flor., possit et sibi Uceat etiam sine licentia. Ib.
5) Statuten der Wollenzunft Cod. cit. Nr. 7 (4428), IV, 4. Immerhin nahm man in Florenz
einen freieren Standpunkt ein als anderwärts z. B. in Mailand, wo man nicht nur die Aus-
fuhr von Färberwaid, sondern selbst den Transport von Bezirk zu Bezirk, ja von Ort zu Ort
von obrigkeitlicher Erlaubniss abhängig machte. Archivio Panigarola Cod. D (4 448), fol. 45.
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t'ND DAS Prinzip der Vsrkehrsprbihbit. 113
anderen Märkten auszuführen, war allerdings nicht viel damit gedient, dass man
ihm dies erst nach einem zustimmenden Volum der Abnehmer zugestand. Doch
mochte er selbst diesen Zustand, der die Freiheit des Handels der Diskretion
der Fabrikanten anheimstellte, immer noch dem seit 4444 gellenden Recht vor-
ziehen , welches die Wiederausfuhr aller ins Staatsgebiet eingeführten Materia-
lien des Wollengewerbes absolut verbot ^) . Ob davon auch die Waaren betroffen
wurden, welche nur für den Transit bestimmt waren, geht aus dem Gesetz
von 4444 nicht hervor. Wenn Letzteres auch bei der französisch -englischen
Wolle der Fall war, so dürfte man doch schon im Interesse der Zollverwaltung
Bedenken getragen haben, die für diese Wolle inderThat durchgeführte völlige
Beseitigung des Transitverkehrs auf die ganze Reihe der den Tuchmanuiakturen
dienenden Artikel auszudehnen. Dass die Prohibitivpolitik auch diesen Verkehr
nicht schonte, haben wir zu Genüge gesehen; dass sie ihn aber absolut verbot,
wie den Transit der genannten Wolle , ist schon darum als eine vereinzelte
Ausnahme zu betrachten , weil sich nicht einmal hier , wo man sich am wenig-
sten zu Goncesstonen an die Verkehrsfreiheit entschliessen konnte , das Verbot
des Transits auf die Dauer zu behaupten vermochte^). Auch die Seidenwürmer
und Maulbeerblatter, mochten sie im Inland erzeugt oder importirt sein, durf-
ten nicht aus dem Staatsgebiet ausgeführt werden, und doch stand ihrem Transit
uidits im Wege ^) . Bei einer spätem Prohibitivmaassregel zu Gunsten der Ger-
berei trat das Interesse des Fiskus, welches hier zu Gunsten der Freiheit ge-
wirkt hat, so sehr hervor, dass, abgesehen von den zur Gerberei nöthigen
Artikeln '*), nur die Ausfuhr der Haute der im Inland geschlachteten Thiere, aber
nicht der importirten verboten wurde^ mit Rücksicht, wie es ausdrücklich heisst,
auf die Zölle^). Dieser Rücksicht war es ohne Zweifel zum guten Theil zu ver-
danken , dass die Ausfuhrverbote zu Gunsten des heimischen Gewerbsfleisses
keine grössere Ausdehnung erfuhren, dass die, wie ein Statut der Schmiede
beweist ^) , auch in Handwerkskreisen vorhandenen Strömungen gegen die
Verkehrsfreiheit in diesem Punkte nicht mehr zum W^orte gekommen sind.
4) Liber legum artis lane Cod. cit. fol. 34.
%) Vergl. unten Seite 4 47.
In Beziehung auf e n g I i s c h e Wolle trat si>äter durch den Vertrag von 4489 mit Eng-
land eine Aenderung ein, soweit dies nicht schon früher geschehen. Nach demselben hörte
der Import englischer Wolle durch florentiner Kaufleute ganz auf, indem denselben die Eng*
Ifinder selbst ausschliesslich in die Hand nahmen , wofür »ie sich verpflichteten , englische
Wolle nur nach Florenz zu bringen, und zwar soviel wie zumConsum der florentiner Fabriken
und dem aller anderen italienischen Städte nöthig sei; ausgenommen Venedig , wo jedoch die
englische Einfuhr 600 Sacke nicht übersteigen sollte. Indem dadurch Florenz für englische
Wolle der Markt für ganz Italien werden sollte, fielen natürlich die letzten Fesseln der Wieder-
ausfuhr weg. Vergl. Pagninl: della decima II, 94.
3) Statuten der Seidenzunft Cod. cit. (4463), fol. 236 und 867.
4) Wenn diesen ganz im Allgemeinen die Ausfuhr versagt wird, so trifft dies natürlich
nicht nothwendig auch den Transit, der hier offenbar nicht angetastet ist.
5) Arch. Rif. Provvisioni Nr. 208, fol. 49 (4544).
6) Stauto di fabbri Cod. cit. Nr. 4, r. 80. Wozu hliUe es auch führen müssen, wenn
das Vorgehen der Schmiede allgemeinere Nachahmung gefunden hätte? wenn Statuten in
P61ilmanii, WirtliBcbaftapolitik. 8
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114 Dir Wirthsghaftspolilik der Florentiner Renaissane
Der Fiskus war ja in Florenz bei aller und jeder Aus- und Einfuhr be-
theiligt, da es fast kein Objekt des Handels gab, welches nicht den Zöllen
unterworfen gewesen wäre. Der fiskalinische Standpunkt machte sich dem
Handelsverkehr gegenüber um so mehr geltend , als ja die indirekten Steuern
die Grundlage des ganzen Steuersystems bildeten, und unter diesen wieder die
Zölle bei Weitem die Mehrzahl ausmachten.
Der allumfassende Charakter des Zolltarifs^] kann durch nichts besser
veranschaulicht werden , als durch Aufzahlung derjenigen Objekte , auf welche
allein die Zollfreiheit der Einfuhr in die Stadt Florenz und der Ausfuhr be-
schrankt war 2). Alles, was fttr die Kriegszwecke der Commune bestimmt ist,
was Soldaten, Bürgern im Dienst der Commune, sowie den von auswärts beru-
fenen obersten Beamten des Staats und den fremden Gesandten gehört, Leinen-
und Wollenstoffe, welche Bürger oder Bauern von der Stadt nach der Grafschaft
und umgekehrt zum Waschen schicken, alte Gegenstände der häuslichen Ein-
richtung und gebrauchte Kleider , welche der Bürger nach seiner Villa in der
Grafschaft schickt und umgekehrt — neue Sachen dieser Art werden aus-
drücklich als zolfpflichtig bezeichnet! — Lohe, welche die Gerber zu einem
bestimmten Thore ausführten, um sie gemahlen wieder zurückzubringen, Salz,
dessen Handel ja Staatsmonopol war, Häute, die in die Grafschaft gehen, um
gegerbt, Flachs und Werg, um dort gesponnen zu werden, unter der eidlichen
Verpflichtung, es nicht zu verkaufen, sondern wieder zurückzuführen, Geräthe
fttr die Exequien Verstorbener, wobei sich die Behörde ein Pfand bestellen
Hess , dass dasselbe binnen drei Tagen wieder zurückkam ; Gold und Silber,
die in die Stadt eingeführt wurden , in Barren oder Münze , während bei der
Ausfuhr nur die das Gepräge der Commune tragenden Münzen frei sein sollten ^) .
Diese an sich schon aufs Engste umgrenzten Zollbefreiungen kamen aber vollends
in Wegfall, wo es sich um den Verkehr an der Landesgrenze handelte; hier
hatten nach den Statuten alle Waaren , auch die von der Commune oder deren
Beamten ein- oder ausgeführten, die Zölle zu bezahlen^).
Man bedenke, dass es nicht bloss der Handel mit dem Ausland, sondern der
Verkehr zwischen dem Herzen des Landes und dem Lande selbst ist, welchen
man in der durch jene Aufzählung zwar nur negativ, aber doch klar genug
Aufnahme gekommen öftren wie dieses: »Da die dem Gewerbe nöthigen Räder vielfach
ausgeführt werden, und dasselbe daher Mangel daran leidet, so wird die Ausfuhr der Räder
aus dem ganzen Gebiet verboten , damit sie fortan in hinreichender Menge vorhanden seien«.
A) Der Zolltarif selbst, der uns für die Aus> und Einfuhr der Stadt und Grafschaft erbalten
ist (in den Statuten [4 445] lib. V, rub. 58 und ganz mit denselben Ansätzen in der Pratica
della mercatura von Antonio da Uzzano [U42] Pagnini 1. c. tom lY) enthält allerdings nur
eine beschränkte Anzahl von Waaren — für die Ausfuhr z. B. aus der Stadt nach der Graf-
schaft 4400 — ist aber in der That umfassend , weil er für alle nicht genannten Waaren eine
gleiche Norm aufstellt, z. B. für die Einfuhr in die Stadt Florenz 5 0/o des Werihes, für die
Ausfuhr, der allgemeinen Regel entsprechend %, für den Transit Vs des Einfuhrzolls (1. c.
pag. 24).
S) Pagnini 1. c. 42.
B) Ungemünztes Gold und Münzen andern Gepräges zahlten 2 fl. fürs Pfund. Statuta
(4445) 1. V. Iracl. 3, rub. 29. 4) Ib. rub. tH.
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UND BAS Prinzip dbk Vekkehrsfreihbit. 1 1 5
bezeugton Ausdehnung den Zollschranken unterwarf. Man denke sich an den
vielen ZoUstdtten, welche allenthalben im Lande selbst, sei es von der Republik
oder einzelnen Communen, errichtet waren, den Handelsverkehr, was die Zahl
der zollpflichtigen Objekte betrifft, im Grossen und Ganzen in gleichem Umfange
belastet , und man wird erkennen , dass es fUr den also an den Fiskus gebun-
denen Verkehr von eminenter Bedeutung war, welche Gesichtspunkte, insbe-
sondere in Beziehung auf die Höhe der Zollsätze , der staatlichen Zollpolitik zu
Grunde lagen.
Wie wir sahen, war die Zahl der Waaren, deren Einfuhrzölle wirkliche
Schutz- und Prohibitivzölle zu sein beabsichtigton, eine verhiiltnissraüssig
geringe. Die bei Weitem überwiegende Mehrzahl der Zollsätze giebt nicht die
geringste Veranlassung zu der Annahme , dass dieselben den Schutz der natio-
nalen Arbeit und nicht vielmehr ein möglichst hohes finanzielles Erträgniss
im Auge hatten. Waren aber die Florentiner Zölle ihrer Tendenz nach grössten*
tfaeils Finanzzölle , auf deren Ergiebigkeit der Staat in erster Linie für die Be-
friedigung seiner Bedürfnisse angewiesen war, so lag das Interesse einer
aufgeklarten Zollverwaltung in derselben Richtung wie das des Verkehrs.
Während die Schutzzollpolitik die Zölle so hoch ansetzt, dass die Einfuhr der
Waaren und besonders der Fabrikate dadurch möglichst erschwert oder ganz
verhindert werde, muss umgekehrt die Finanzzollpolitik bei der ganz überwie-
genden Bedeutung der Einfuhrzölle für die Staatskasse die Zunahme der Einfuhr
als maassgebenden Gesichtspunkt für die Höhe der Zollsätze betrachten. Zu-
nahme der Einfuhr bedeutet ja aber auch zugleich Zunahme der Ausfuhr, d. h.
des Handelsverkehrs überhaupt, worauf ja eben auch das Streben des Kauf-
manns gerichtet ist. Und wie hätte die Stimme des Handelsstandes, trotz der
früher geschilderten feindlichen Gegenströmungen, nicht mehr oder minder zur
Gellung kommen sollen in einer Stadt , wo die Ueberzeugung von der Aufgabe
derselben als einer Handelsstadt so ausserordentlich lebendig war, dass die
Volkssage von der Gründung unter dem Zeichen des Merkur, die Regierung
von dem Handel als dem Magen der Stadt sprach; wo neben mächtigen in-
dustriellen Kreisen ein Handelsstand im Rath der Geroeine mitzusprechen hatte,
der gerade dem Import der Erzeugnisse des Auslandes einen guten Theil seiner
Tbätigkeit widmete. Wenn es daher auch dem Industrialismus gelang , eine
ganze Reihe von Prohibitiv- und Schutzmaassregeln in die Handelspolitik ein-
zuführen^ so war doch andererseits auch das kommercielle Interesse stark
genug vertreten, um ein Ueberwuchern jener Richtung, wie es moderne »mer-
kantilistische« Verwaltungen charakterisirt, zu verhindern, so weit dieselbe*
nicht schon durch die eigenen Erfahrungen sich müssigen gelernt hatte ; die
kommercielle Erfahrung war zu allgemein, als dass sie nicht auch in der Finanz-
. Politik immer wieder der Ueberzeugung zum Durchbruch verbolfen hätte . dass
der Fiskus nicht durch die Steigerung der Zölle gewinnen könne , sondern nur
durch die Zunahme des Verkehrs ^} . Es ist von hohem Interesse , den Kampf
4) Die Verbreitung dieser Einsicht in den italienischen Handelsstaaten beweist dfe Er^
kläning der »V Savii alla raercanzlaa in Venedig , welche in ihren Icostbaren »InformaUonen«
8*
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116 Die Wirthschaptspolitik bbr Florentiner Renaissance
des Handels gegen eine einseitige fiskalinische Behandlung zu verfolgen, zu
welcher das herrschende Steuersystem und die gewaltigen finanziellen Schwie-
rigkeiten der Commune so oft und so leicht verführten. Es ergiebt sich dabei
das den obigen Ausführungen entsprechende Resultat, dass die Zollgesetz-
gebung der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entschieden eine freiheitliche
Tendenz zeigt, welche den Anforderungen des Merkantilverkehrs in modernem
Sinne gerecht zu werden strebt. Ich hebe von den die Zollpolitik charakterisi-
renden Staatsbeschlüssen vor Allem den von 1489 hervor. Viele sachkundige
Bürger sowohl wie die Zollverwaltung selbst, heisst es in diesem Beschluss,
hätten der Regierung die Klagen der einheimischen und fremden Kaufleute zu
Ohren gebracht, welche sich genöthigt sahen, den Import vieler Waaren, welche
sie bisher in Florenz einzuführen pflegten , Fabrikate wie Rohstoffe , wegen der
Höhe des Einfuhrzolls aufzugeben. Dieser Missstand kam übrigens keineswegs
davon her, dass man etwa deswegen, weil die fraglichen Artikel, meist Gürtler-
und Riemerwanren, ebenso gut im Inland fabricirt wurden ^) , die Zölle für deren
Einfuhr absichtlich emporgeschraubt hätte; die Sache lag vielmehr so, dass die
Preise derselben bedeutend zurückgegangen und daher die nach dem frühem
Werth berechneten Zölle unerschwinglich geworden waren. Der Gesichtspunkt,
dass Letzteres ja nur der heimischen Fabrikation zu Gute käme, ist auch sowohl
der Vorstellung, wie dem durch sie veranlassten Staatsbeschluss ganz fremd.
Es kommt vielmehr nur das Interesse des Kaufmanns zum Ausdruck, welcher
an sich freihändlerisch gesinnt ist , sowie dasjenige einer Zollverwaltung , die
— im Augenblick wenigstens — an nichts Anderes denkt, als wie durch eine
Correktur des Tarifs die auch hier wieder gemachte Erfahrung zu verwerthen
sei, dass ein Zoll, der eine gewisse Höhe überschreitet, durch Schmuggel ganz
illusorisch werden kann. Demnach war für diese Tarifreform nur der rein
finanzpolitische Standpunkt manssgebend, wonach der Tarif so einzu-
richten, dass der Zoll der Staatskasse möglichst viel abwerfe, d. h. dass die
Einfuhr möglichst zunehme. Zeuge dessen die in der Eingabe beantragte und
durch den Staatsbeschluss von 1489 durchgeführte bedeutende Ermässigung
der Zölle für alle in Betracht kommenden Waaren, »damit man«, wie es heisst,
»von einem niedrigen Zoll einen Ertrag gewinne, während die hohen Zoll-
sätze gar nichts einbrächten«; wofür das treffende Beispiel angeführt wird, dass
man von den beliebten Paternostern aus Korallen gar keinen Zoll eingenommen
und trotzdem das ganze Land voll davon sei'^).
Es ist von Interesse, zu beobachten, wie selbst auf dem Gebiete, welches
das Prohibitivsystem am unbestrittensten beherrschte, kaufmännische und fiska-
der Regierung die Wahrheit ans Herz legten: »esser idea fallace che la ricchezza dell' erario
riceva increnaento dalla gravezza dei dazu«. Gf. K omanin: Lezioni di storia Veneta II, 484.
Das ist allerdings erst fürs 1 6. Jahrhundert ausdrücklich bezeugt, aber sicherlich schon eine
Errungenschaft der früheren Zeit.
1) Dass dies in der That bei vielen der in Betracht kommenden Fabrikate der Fall war,
wird in dem Staatsbeschluss von U89 ausdrücklich bezeugt.
2) Arch. Rif. Provvisioni Nr. 484, fol. 95 (4489).
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UND DAS Prinzip dbr Vkrkehrsfrbiheit. 117
liniscbe Tendenzen mit Erfolg reagirten. Wie wir sahen, hatte man das Verbot
der Ausfuhr englisch-französischer Wolle selbst auf den Transitverkehr ausge-
dehnt. Später setzte man an Stelle des Verbotes einen hohen Zoll, ohne Zweifel
eine Goncession an den Fiskus, die aber keinen Werth hatte, da, wie es in den
Motiven zum Staatsbeschluss von U77- heisst ^), der Ertrag des Transitzolles
— offenbar wegen seiner Höhe — gleich Null war. Ebenso sehr wie die Zoll-
verwaltung hatte die Florentiner Rh^derei und Handelschaft zu leiden; sie
musste den für sie so lucrativen Import von Wolle aus England und Flandern
bedeutend reduziren , da ihr durch den hohen Transitzoll der Zugang zu den
lombardischen Märkten, besonders dem von Mailand, verschlossen wurde ^j. Am
Ende gelang es aber dem kaufmännischen Interesse doch , im Bunde mit der
Zollverwaltung, jene schutzzöllnerische Fessel zu sprengen und wenigstens den
wichtigsten Markt, nämlich Mailand, durch eine bedeutende Herabsetzung des
.Zolles für die dorthin bestimmte Wolle zurück zu gewinnen^); wobei allerdings
hinzuzuftlgen ist, dass man nicht nur in Beziehung auf alles nichtmaiiändische
Gebiet die hohen Sätze beibehielt, sondern auch für alle Wolle, die nicht unter
nationaler Flagge, d. h. auf Florentiner Schiffen aus England oder Flandern
kam^J; Beschränkungen, die übrigens, was englische Wolle betrifft, schon 1489
durch den oben erwähnten Vertrag mit England hinfällig werden mussten.
Schon in den Statuten von 1415 ist der Gedanke klar ausgesprochen , dass
dieHerabsetzungderZölle, wenn sie eine Zunahme des Verkehrs herbei-
führe; nicht nur dem öffentlichen Interesse im Allgemeinen entspreche^ sondern
auch eine Vermehrung der Zolleinnahmen zur Folge haben müsste ^) . Selbst
auf einen so sehr entwickelten Verkehr, wie er sich auf der Strasse durchs
Valdinievole zwischen Lucca und Bologna bewegte, wurde dieser Gesichtspunkt
angewandt*]. Man versprach sich auch von einem starken Verkehr bei höheren
Zöllen nicht so viel Vortheil für den Fiskus wie von einer successiven Vermin-
derung der Zölle und dem dadurch herbeigeführten noch lebhafteren Auf-
schwung des Verkehrs. So war man ohne Zweifel auf dem richtigen Wege,
wenn nur nicht die auf der Zollverwallung lastenden Ansprüche der Gegenwart
die allgemeinere Durchführung eines Standpunktes, der um künftiger Vortheile
willen momentane Opfer erheischte, so vielfach erschwert hätten! Es darf
daher nicht Wunder nehmen , dass man sich häufig erst dann zu Reduktionen
des Tarifs entschloss , wenn bereits ein wirklicher Nothstand des Verkehrs in
der Abnahme der Gefälle sich bemerklich machte. Freilich ging man dann
auch gleich der Sache auf den Grund. In echt modernem Geiste — verehren
4) Arch. Rif. Prowisioni Nr. 4 69, fol. 458.
2) Ib. 3) Ib.
4) ßemerkenswerth ist neben diesen Einschranlcungen die ziemlich starlce Minorität,
welche gegen die Befreiung des Verkehrs war: 64 gegen 448 im Volksrath und 50 gegen 4 45
im Gemeinderath.
5) statuta Flor. (4445) lib. V, tract. III, rub. 44 — et plura etiam perduceren lur
si et in quantum de solutionc gabeile talium mercantianim et diminuendo bujusniodi
gabellam provideretur , et sie providendo ei faciendo redundaret in magnam utilitatem
dicU communis et gabellae portarum. — 6; Ib.
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nS DlK WiRTHSCHAFTSPOILITIK DER FLORKNTINBR RENAISSANCE
wir doch in dem Florenz der Renaissance neben Venedig die Geburtsstätte der
modernen Wissenschaft der Statistik — knüpfen sich an die Beobachtung von
Störungen im Finanzwesen und im Verkehr die genauesten statistischen £rhe-
bungen, die fUr die Geschichte des Handels ebenso bedeutsam bleiben werden,
wie sie der Sache der merkantilen Verkehrsfreiheit in den verschiedensten
Fällen förderlich gewesen sind. So hatte man im Jahre 1473 die Erfahrung
gemacht, dass sich die ZoileinkUnfle stetig verminderten , und war nach sorg-
fältiger Prtifung zur Ueberzeugung gelangt, dass die Transitzölle im Allgemeinen
und insbesondere der Durcbgangszoll für Seide so hoch waren , dass sie den
ganzen Transitverkehr von Florenz abzulenken drohten ^j . Wie störend die
ßskalinische Ausbeutung bereits in die freie Bewegung des Handelsverkehrs
eingegriffen, wird durch die von der Regierung selbst constatirte Thatsache
illustrirt, dass die Waaren aus der Mark und dem Königreich Neapel, die tlber
Perugia nach Bologna, Lucca, Ferrara oder Mailand gehen sollten, von der natür-
lichen Strasse über Cortona und das florentiner Staatsgebiet durch die hohen
Zölle abgedrängt und gezwungen waren, einen Umweg von zwei Tagereisen
über die Romagna zu machen. Denn trotz dieses Umweges, auf welchem man
allein 13 — 14 Zoiisteiien zu passiren hatte, um von Perugia nach Bologna oder
Lucca zu kommen, zahlten die Waaren unverhäitnissmässig weniger an Zöllen,
als beim Transit über florentiner Gebiet; Seide z. B. in letzterem Falle 43 Lire
die Last, auf ersterer Strecke aber alles in Allem 10 Lire I «Darum flieht Jeder«,
heisst es^) in dem officiellen Aktenstück, »unser Gebiet, obwohl viele Fuhrleute
florentiner Unterthanen sind, die auf ihren Fahrten sich gerne einmal zu Hause
nach ihren Sachen umsähen; unser Land ist wenig frequentirt, die Steuern
der Osterien und Herbergen geben einen geringeren Ertrag und die hohen Zölle
lassen uns allen Zoll veriierent. -^ Die Folge dieser Erkenntniss war eine
bedeutende Ermässigung der Transitzölle für Seide und verschiedene andere
Artikel, darunter mehrere von denen, welche, wie wir sahen ^ im Jahre 1426
aus scbutzzöllnerischen Motiven eine ausserordentliche Besteuerung des Transits
zu erdulden gehabt hatten. Darum ist diese Tarifrevision zugleich von hoher
Bedeutung, als ein Protest gegen die seiner Zeit von der siegreichen Prohibitiv-
politik durchgesetzte allzuweitgehende Vergewaltigung des Verkehrs. Man will
es nicht mehr zugeben, dass zum Schaden des Staatshaushaltes der inter-
nationale Handelsverkehr durch jene einseitigen Gesichtspunkte unterbunden
werde , und gesteht der Idee des Schutzes nur noch soviel zu , dass man die
schutzöllnerischen Sätze des Tarifs von 1426 für die Einfuhr der im Inland
bleibenden Waaren ^ soweit sie überhaupt noch galten, unangestastet lässt.
— Zugleich enthält nun aber auch dieselbe Tarifreforra einen der fruchtbarsten
Keime einer freien Entvvickelung, dessen Entfaltung freilich einer späten Zu-
kunft vorbehalten blieb : sie legt Hand an das drückende System der Binnen-
Zölle, indem sie — allerdings nur auf ^in paar wenigen Punkten — dem
1) Arch. Rif. Provvisioni (U7B} Nr. 46S, fol. 106. Le gabello delle robe che vanno per
passe, maxime della sota, sono si gravi che quasi nessuno ce ne manda. S) Ib.
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UND PAS Prinzip der VBRKEHRSPREinEiT. 119
Verkehr die gerade hier so dnngend nolhwendige Entfesselung zu Theil werden
liess. Sowohl im Interesse der bloss durchgehenden Waaren wie der Ausfuhr
aus dem Iniande nach der Mark, dem Kirchenstaat und Neapel sollten mit
wenigen Ausnahmen alle in der genannten Reform enthaltenen Artikel die
Zolistätten von Arezzo, Cortona, Montechio, Castelfiorentino , Poggibonsi, Castel-
lana , Monte Varchi , Terranuova und Bibbiena — gegen Bezahlung einer ein-
maligen kleinen Gebühr (für jede Ladung 30 Soldi) in Florenz — ohne jede
weitere Angabe frei passiren können^).
Dies und eine analoge Zollreduction für Specereien ^) im Jahre 4 477 hatte
die Folge, dass — nach der Erklärung eines Staalsbeschlusses von 4489 — der
Verkehr einen ungemeinen Aufschwung nahm und die Commune an Zollein-
nahmen »viele Tausende« gewann ^j. Zugleich ermuthigte dieser Erfolg »die-
selbe Probe nochmals zu machen«, und von Neuem für ganze Gruppen von
Waaren (Pelzwerk und Kramwaaren jeder Art, selbst die Objekte der Prohi-
bitivpolitik : Leinenstoffe^ Seidentttcher und Goldbrokate jeder Art; Scharlach,
KarmoisiD, Kamelots, Mützen, Bücher jeden Inhalts) die Transitzölle bedeutend
zu erniedrigen^). Es war für die Sache der Verkehrsfreiheit von hoher Bedeu-
tung, dass sich die wohlthätigen Folgen dieser Schritte so sehr bemerkiich
machten, dass die Zollpolitik bis in die letzte Zeit der Republik, auf die zwin-
gende Beweiskraft der Erfahrung gestützt, in dieser Richtung beharren
konnte^) .
Als besonders charakteristisch für die Tendenz der eben besprochenen
Gesetze ist die Thatsache zu nennen^ dass man im Interesse des Zollertrdg-
nisses, wenn auch gewiss nicht in dem der inländischen Fabrikanten oder im
Sinne der merkantilistischen Richtung, nicht allein den Transitverkehr der
auslandischen Fabrikate, sondern ihr Verbleihen im Lande begünstigte. Da
nämlich die Waaren nur dann als Transitgut anerkannt und als solches verzollt
wurden (Y3 des Einfuhrzolls), wenn sie binnen 10 Tagen nach der Einfuhr in
i) — Senza aicuna spesa partita 0 rincrescimento. Dies gilt allerdiags nur für die
Waaren, che venissono o si coducessino per passo e cosi quelle che si traessino deUa cittä
contado o distretto per condurle ad aicuna delle parti infrascripte cioö inverno la Marca etc.
Also nur für Durchfuhr und Ausfuhr, aber nicht für die Einfuhr. Ib.
Das Gesetz von 4 478 wurde allerdings zunächst nur auf ein Jahr erlassen, doch sollte
diese Frist vonSignorie und Collegten selbständig verlängert werden können, »wenn sie es für
nützlich erachten würdencr. Dass Leteres der Fall war, und das Gesetz auch ferner bestehen
blieb, beweist neben dem Schweigen der Quellen , die von einer Aufhebung nichts wissen,
die Anerkennung seiner günstigen Folgen in dem gleich zu nennenden JStaatsbeschluss
von 1489.
S) Cf. Arch. Rif. Prowisioni (USB stil. Aor.) Nr. 480, fol. 404. B) Ib.
4) Ib. — ora desiderando di fare la medesima prova cio^, se il ridurre le infrascritte
mercantie a minori gabeile giovasse etc. Vergl. denselben Gesichtspunkt bei der analogen
Erleichterung des Transitverkehrs über Pisa : Liber XVII Riformatorum 4494. Balie Nr. 52,
cap. 45.
5) Yergl. die Motivirung der Erniedrigung des Transitzolls für Saffran auf die Hälfte:
Arch. Rif. Prowisioni (4 540) Nr. 204, fol. 34 : Considerato che ne' tempi passatI pfn volte si
sono agevolate le gabelle alle mercatanzie per passo , il che come s'^ veduto per expcrienzia
a fatto huono profitto al pubblico e private.
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120 Die Wirthschaptspolitik der plorentlner Renaissance
die Grafschaft wieder ausgeführt wurden; so halten sie nicht die nOthige Zeit,
sich an den florentiner Markt zu wenden, wenn sie nicht, im Fall des Nicht-
verkaufs, die Bezahlung des vollen Einfuhr- und Ausfuhrzolles riskiren wollten.
Daher erhöhte man diese Frist*) auf 30, und nach zwei Jahren auf 45 Tage 2),
um den Verkauf der fremden Waaren im Inlande zu fördern,
weil , wenn dies mit Erfolg geschah , dem Fiskus statt des Transitzolles der
dreifach höhere Einfuhrzoll zufiel! Der Gedanke^ dass dieser fiskalinische
Gewinn durch den früher stets so sehr betonten Nachtheil erhöhter Geldausfuhr
aus dem Lande aufgewogen würde , erscheint hier ganz zurückgedrängt. Im-
merhin ein bedeutsamer Fortschritt, wenn das Motiv auch nicht eigentlich ein
liberales ist.
Wie sehr das fiskalinische Interesse für den Zolltarif maassgebend war,
bezeugt die schon oben angedeutete Thalsache , dass , ganz allgemein , sowohl
Fabrikate als Robstoffe bei der Einfuhr wie bei der Ausfuhr den Zöllen unter-
worfen waren 3). Wir begreifen die ganze Schwierigkeit einer freiheitlichen
Reform^ wenn wir sehen, wie das herrschende Steuersystem selbst die Einfuhr
der dem heimischen Gewerbfleiss dienenden Rohstofi'e , sowie den Export der
Erzeugnisse der heimischen Industrie in weitestem Umfang zu besteuern zwang,
ja selbst die beiden bedeutendsten, so wesentlich auf den Export angewiesenen
Industrieen durch zu hohe Ausfuhrzölle gefährdete. Es ist bezeichnend genug,
dass im Jahre 1475 Regierung und Rath das Geständniss machen mussten,
dass in Folge der »Härte« der Zölle der Export von Wollen- und Seidentüchern
bedeutend abgenommen habe, und sich gezwungen sahen, die Ausfuhrzölle
derselben um den dritten Theil des bisherigen Betrages zu erniedrigen^). Wie
unerträglich letzterer gewesen sein muss, geht schon daraus hervor, dass auch
die bedeutende Ermässigung nicht zu genügen schien , um die damalige Ge-
schäftsstockung in beiden Manufakturen zu beseitigen. »In Anbetracht«, heisst
es in einem Staatsbescbluss von 1478, »dass das Seidengewerbe sehr wenig
betrieben wird und das Tuchmachergewerbe nicht sehr viel, weil wegen des
hohen Ausfuhrzolls wenig Seiden- und Wollcnstofle aus dem Staatsgebiet
ausgeführt werden und viele Kaufleute in Genua und anderswo Seidenzeuge
zum Export nach dem westlichen Europa weben lassen, so dass ein grosser
Theil des Volkes, der sich von diesen Gewerben nährt, Mangel leidet, an den
Bettelstab gebracht ist und von Almosen lebt; und in Anbetracht, dass weise
Bürger erklären, nach Aufhebung der Ausfuhrzölle für Seiden-
und Wollstoffe würden die Staatseinkünfte sich mehren, weil
mehr fabricirt würde und ein guter Theil des Volkes durch diese Gewerbe
1) Cf. Arch. Rif. Provvisioni (1489) Nr. 201, fol. 31.
2) Randglosse vom 21. Januar 1491 (stil. modern.) zum genannten Staatsbescbluss
von 1489.
3) Der Unterschied zwischen Ein- und Ausfuhr bestand nur in der geringeren Höhe des
Ausfuhrzolls, in der Regel == 2/3 des Einfuhrzolles; Fabrikate waren natürlich bei der Ein-
fuhr höher besteuert, als Rohstoffe.
4) Arch. Rif. Provvisioni Nr. 167, fol. 116.
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UNO DAS Prinzip der Verkbhr8PR£1heit. 1 21
erhalten werden könnte, so wird, um die Probe zu machen , verordnet, dass in
den nächsten fttnf Jahren von florentiner Wollen- und Seidenstoffen, sowie
Gold- und Silberbrokaten, weder am Thore von Florenz oder Pisa noch an irgend
einem Orte des florentiner Staatsgebietes fUr die Ausfuhr aus diesen Orten
ein Zoll erhoben werden soll. Und auf der Duane von Florenz und Pisa soll
genau aufgezeichnet werden, wieviel Tücher ausgeführt wurden, und zugleich
festgestellt , ob sich die Einfuhr von Seide und Wolle gesteigert habe , damit
man beurtheilen kann , in welchem Grade die Zollfreiheit dem Volkswohle von
Nutzen gewesen ist« ^} .
Wir wissen nicht , welches das Resultat dieser Erhebungen gewesen ist,
wohl aber, dass man nicht einmal die Zeit, welche man für den Probeversuch
angesetzt hatte, abwartete, sondern schon im Jahre 4480, unter dem Druck der
ßnanciellen Lage des Staates, die Ausfuhrzölle für Wollen-, Seiden- und Brokat-
slofle auf Grund des Tarifs von 4478 wiederherstellte, »um die Einnahmen
der Staatsbank zu erhöhen«. Man hoffte, aus dem Ertragniss derselben die
Staatsbank alljährlich mit einer Summe von 8000 Goldgulden Subventioniren
zu können^), was dann freilich am Ende den partiellen Staatsbankerott von
U90 auch nicht zu verhindern vermochte. Die rasche Zurücknahme der be-
freienden Maassregel von 4478, für welche kein anderes Motiv angegeben wird,
als das Bedttrfniss der Staatsbank , (des sMontea) , erklärt uns deutlich genug,
warum dieselbe so vereinzelt geblieben ist^j. Wenn wir selbst da, wo uns die
Freiheit vor Allem angezeigt erscheint, wo es gilt, der heimischen Industrie das
Milwerben auf den Märkten des Auslandes zu erleichtern, die bereits errungene
Freiheit den fiskalinischen Ansprüchen wieder erliegen sehen, obwohl diese
Freiheit nur der meistbegünstigten Industrie, dem Schooskind der Schutzpolitik
zu Gute gekommen , so erscheint es begreiflich , dass aus den gerade in den
letzten Zeiten des 45. Jahrhunderts so bedeutsam hervortretenden freiheit-
lichen Elementen der Zollpolitik wohl wichtige Fortschritte im Einzelnen , aber
keine allgemeine durchgreifende Reform im Sinne modemer Freiheit erwachsen
konnte.
Ebensowenig war Letzteres da zu erwarten , wo der Staat nicht einmal
autonom nach seinen Gesichtspunkten handeln konnte , sondern, abgesehen von
den inneren Schwierigkeiten, verbriefte Rechte und auf völkerrechtlichen Ver-
trifgen beruhende Verhältnisse einer freiheitlichen Entwickelung iinWegc stan>
den, wie es auf dem Gebiete der Binnenzölle der Fall war^]. Mit dem
allmäligen Zusammenwachsen des Staates aus freien Communen und kleinen
1) Arcb. Rif. Prowisioni Nr. 470, fol. 26.
2) Arch. Rif. Balie (U80) Nr. 49, fol. 404.
3] Wenn die in Pisa und Livorno fabricirte Seife von allen Ausfuhr- wie Binnenzöllen
befreit wird, so ist das eine ausserordentliche Maassregel zu Gunsten eines erst einzubürgern-
den Gewerbszweiges. Arch. Rif. Libro XVIl Reformatoruro Balie Nr. 52, cap. 44.
4) Man beachte den Unterschied zwischen Florenz und Pisa , welches von Anfang an das
ganze Zollwesen in den Händen des Staats concentrirte : Bonaini 1. c. I, p. 86, Statut von
H64: Pedagium aliquod vel dirictum vel nialtollectum non patiemur aliquo modo vel jure
vel quacunque de causa tolli seu aufferri ab aliqua vel pro aliqua persona vel loco praeter-
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122 Dib WlRTHSGHAFTSPOLITlK DEB PLORBIfTINER RENAISSANCE
Herrschaften war ja keineswegs die Beseitigung der Schlagbäume verbunden,
welche dieselben um ihre Territorien aufgerichtet^). Das wäre auch ohne eine
durchgreifende Reform des Steuerwesens der unterthänigen Gebiete, welches
wie das der herrschenden Stadt so wesentlich auf Zoll und Accise beruhte, gar
nicht möglich gewesen. Zu dem war ja Florenz selbst nur zu geschäftig, die
alten Zollstälten zum Theil für ^sich in Beschlag zu nehmen und den Binnen-
verkehr an Stelle der alten Territorialherrscbaften , wo es ging, sich selbst
zinspflichtig zu machen 2] . Allerdings sind Herabsetzungen der Binnenzölle,
selbst völlige Befreiungen für diese oder jene Waaren, diesen oder jenen Zweig
des Verkehrs nicht selten, aber dergleichen geht nicht über die Bedeutung
einer Politik von Fall zu Fall hinaus^]. An allgemeinen Grundsätzen, die der
Verkehrsfreiheit günstig gewesen wären, findet sich, ausgesprochen wenigstens,
nichts als etwa der Satz , dass ohne staatliche Genehmigung keine unterthänige
Gemeinde einen neuen Zoll auferlegen sollte^). Vermehrt scheinen aller-
dings auch die von Florenz selbst erhobenen Binnenzölle nicht zu sein; es
kommt sogar vor, dass hie und da eine Zollstätte ^ weil sie absolut nichts ein-
trug, mit einer andern vereinigt, oder eine Zollgerechtigkeit vom Staat abgelöst
wurde ^) . Doch was ist das gegenüber der einzigen Thatsache y dass die hohen
Zölle, welche vor Alters die Pisaner aus Prohibitivabsichten auf die Einfuhr
der florentiner Tücher ins Pisaner Gebiet gelegt hatten, bis zum Jahre 4494 von
Florenz nicht angetastet wurden, obgleich das pisaner Gebiet seit 4406 dem
florentiner Staate einverleibt war, und wegen des hohen Zolles im Pisanischen
wenig florentiner Tuch getragen wurde ^) I Und was soll man dazu sagen, wenn
quam a Communi vel pro Communi Pisano in ei vitale Pisana neque in toto districtu et forlia
vel aliqua ejus parte neque in aliquibus terris vel locis districtus Pisani seu suppositis jurisdic-
tloniPisane perterram vel per aquam seu apud porta9|Pisane civitatis vel prope ipsas portas.
\) Man vergl. z. B. nur einmal die Aufzählung der Zollstätt^n zwischen Porto Pisano
und Florenz bei Pegolotti (Pagnini 1. c. 111, 246).
-Vergl. auch Statuta Flor. (444 5) lib. Y, tract. 4, ruh. %, wonach Pistoja nach seiner Ein-
verleibung in den Staat die Zölle an seiner ehemaligen Grenze in demselben Umfang wie zur
Zeit seiner Unabhängigkeit weiter erhob.
t) Wie störend dies wirken konnte, bezeugt das Beispiel des kleinen Ortes Burgo S. Sepul-
cro, dessen Hauptnahningszweig seine Tuchwebereien waren, für welche die ZoUstätt«, die
ihn von dem benachbarten Yikariat trennte, geradezu verhängnissvoll zu werden drohte. Der
Absatz der Zeuge im Yikariat wäre einfach unmöglich geworden , wenn man nicht eine thell-
weise Zollbefreiung erlangt hätt«. Arch. Rif. Provvisioni (4 456) Nr. 4 50, fol. 45.
3) Von Bedeutung hätte es werden können, wenn der von der Commune S. Petri a Turichi
betretene Weg die Ein- und Ausfuhr in ihrem Bezirk durch eine jährliche Steuer an die
florentiner Zollverwaltung von jedem Zoll zu befreien , also eine förmliche Ablösung allge-
meinere Nachahmung gefunden hätte. Arch. Rif. Provvisioni (4 464) Nr. 456, fol. 454.
4) Statuta Flor. (4 445) lib. V, tract. 4, ruh. 8«.
5) Cf. lib. Y, tract. III, ruh. 26 der Statuten, wonach den Gemeinden der florentiner
Montagna als Ersatz für die Aufhebung eines ihnen zustehenden Zollrechts , iKlamit sie sich
nicht über eine Yerringerung ihrer Einkünfte beklagen können« , alljährlich von der floren-
tiner Zollverwaltung die Summe bezahlt werden sollte, welche sie aus der Yerpachtung des
Zolles zu gewinnen pflegten.
6) Arch. Rif. Liber XVII Rcformatorum Nr. 52, cap. 46. Der Zoll wurde 4494 auf den
vierten Theil reducirt.
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LUD DAS Prinzip der Yerkehrspreibeit. 1 23
in demselben Jahre (1491) laute Klage darüber geführt wurde, dass die Eisen-
industrie Pistojas unter dem hohen Binnenzoll für die Einfuhr des Eisens aus
dem Distrikt von Pisa in den von Pistoja ausserordentlich xu leiden hatte , da
dasselbe wegen dieses Zolles aus dem Pisaniscben billiger nach Lucca , also ins
»Ausland« exportirt werden konnte, als nach Pistoja <]? Und was geschah, um
dies Missverhältniss zwischen der Besteuerung des inländischen Verkehrs und
desjenigen mit dem Ausland auszugleichen? Man erleichterte oder befreite
nicht den Binnenverkehr, sondern erhdhte die Zölle für die Ausfuhr nach Lucca
so weit, dass sie denen für die Ausfuhr aus dem Pisaner Bezirk nach Pistoja
gleichkamen 2] I So tief war das System der Binnenzölle eingewurzelt! Wie
hätte auch die alternde Republik inmitten air der Wirren, die seit Lorenzo^s
Tod über den Staat und Italien hereinbrachen, noch an die Lösung einer so tief
einschneidenden Aufgabe herantreten können , wie sie im Jahre \ 484 die in
Tours versammelten französischen Stände klar und scharf formulirt hatten:
»Beseitigung der inländischen Duanen und Erhobung der Zölle nur an der
Landesgrenze« 3) . Allerdings hat die Welt Reformer gesehen, die — ich erin-
nere an Robert Peel — trotz Deficit in den Finanzen, Noth, Unruhen, industri-
ellen Stockungen im Innern und auswärtigem Krieg, die gewaltigsten Steuer-
reformen durchgeführt. Allein hier war der Boden hinlänglich vorbereitet,
während wir in den Akten des öffentlichen Lebens der republikanischen Zeit
vergeblich nach einer Spur forschen, die uns andeutete, ob man an eine so
durchgreifende Reform, wie die zu welcher die französischen Stände die
Initiative ergriffen, in Florenz überhaupt je im Ernste ßuch nur zu denken
gewagt hat. —
Eine eigenthümliche Stellung innerhalb der Zollgesetzgebung und Handels-
politik nimmt der Seeverkehr ein. Florenz, das durch den Erwerb von Pisa
und Livorno (4421) aus einem Binnenstaat eine Seemacht geworden war, ver-
schloss sich keineswegs der Einsicht, dass die einfache Uebertragung seines
hinnenländischen Zollsystems auf das neu erworbene Littorale nicht am Platze
war, wenn seine neuen Seehäfen wirklich Stapelplätze für einen möglichst
hoch gesteigerten Verkehr sein sollten, wie man es in Florenz wünschte^).
Man war ja auch ohnehin der Ansicht, dass der Verkehr an Seeplätzen an und
für sich schon einer grossem Freiheit der Bewegung bedürftig sei ^] . Aus dieser
doppelten Einsicht entsprang die freiheitliche Richtung der zu Gunsten von Porto
Pisano und Livorno erlassenen Gesetze. Allerdings hat dabei Florenz nur an das
angeknüpft, was die liberale Gesetzgebung Pisas auf diesem Gebiete bereits be-
gonnen, doch bleibt den einschlägigen florentiner Gesetzen das Verdienst , dass
4) Arch. Rtf. L. XVII Ref. Nr. 52, cap. 25. 2] Ib.
3) Vergl. das Journal des ^tats-gönäraux tenus ä Tours 4484 in der CoUection de docu-
ments inödits sur rhistoire de France.
4} »A causa che le mercantie che vengono per mare abbino a venire a scaricarsi nel
oostro porto« heisst es in den Motiven hierher gehöriger Gesetze. Arch. Rif. Provvisioni
Nr. 456, fol. 74 (4 464). Vergl. auch Scipione Ammirato (ed. 4826) VII, 86: Per il traffico di
Roniagna o Grecia furono fatte molte facilitä di gabeile per atUrarc i mercanti a Porlopisano.
3) Cf. oben Seite 4 4 2 »essendo luogo di marina h bene sia libero«.
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124 Die Wirthschaftspolitik der Florentiner Renaissance
sich in ihnen eine fortschreitende, nur vorübergehend unterbrochene Ent*
wickelang in freiheitlichem Sinne offenbart.
Ein Gesetz von 4 430 bestimmte , dass alle Waaren , die aus dem Orient,
worunter man alle »jenseits«, d. h. südlich und östlich von Rom gelegenen
Länder verstand, oder aus dem Occident, d. h. allem Lande »jenseits« Genuas,
oder von einer Insel her nach Porto Pisano oder der Amomündung zur See
kamen und zur See wieder nach Rom und Genua oder »jenseitsa ausgeführt
wurden, von allen Ein- und Ausfuhrzöllen frei sein sollten, wenn die Wieder-
ausfuhr binnen Jahresfrist, vom Tag der Einfuhr an gerechnet , Statt fand und
die Waare nicht den Eigenthümer gewechselt hatte. Ausserdem und wenn die
Waaren nach Gegenden y die zwischen Rom und Genua lagen , oder zu Lande
wieder ausgeführt wurden, war sowohl Ein- als Ausfuhrzoll zu bezahlen^].
Warum man U34 den Rückschritt that^), jene Frist für die Wiederausfuhr zur
See auf 6 Monate herabzusetzen , wird nicht gesagt , dagegen eine andere Be-
schränkung mit dem Missbrauch der Freiheit von Seiten der Kaufleute motivirt.
Die Verwaltung des staatlichen Lagerhauses, wo alle zur See importirten Waaren,
die einen Anspruch auf eventuelle Zollbefreiung machten , bis zur Wiederaus-
fuhr eingelagert bleiben mussten , war nämlich von den Importeuren über Ge-
bühr in Anspruch genommen worden. Dieselben meldeten massenhaft Waaren
an, auch wenn sie an die Möglichkeit einer Wiederausfuhr zur See gar nicht
dachten , nur aus dem Grunde , um auf diese Weise durch den Aufschub der
Bezahlung des Einfuhrzolles einen Gewinn zu machen. Daher wurde die Zoll-
freiheit auf eine bestimmte Zahl von Waaren eingeschränkt, nämlich Specereien,
Zucker, Zinn, Färberröthe, Wachs, Mandeln, Alaun, Baumwolle, Weine, Oel,
Honig, Grünspan, burgunder Leinwand und Wolltücher^*).
Die spätere Zeit ist nicht nur in beiden genannten Punkten zur freieren
Praxis zurückgekehrt, sondern hat auch die ursprünglich gewährten Freiheiten
noch erweitert. H41 wurde das. Pisaner »Privileg«, wie man die Ausnahme-
stellung des Pisaner Hafens bezeichnete, auf Livorno ausgedehnt, allerdings mit
der Einschränkuqg , dass die Wiederausfuhr binnen zwei Monaten zu ge-
schehen hatte , wenn die Zollfreiheit gewährt werden sollte ^) . Später hat man
jedoch die Verschiedenheit in der Behandlung der Seeplätze aufgegeben, Livorno
gleich freigestellt wie Pisa und für beide die Frist der Wiederausfuhr, welche
die ZoUfreiheit begründete, bedeutend verlängert. Zugleich enthält die Neu-
ordnung der Freihafenstellung Pisas und Livoraos von 4 480, welche diese Re-
formen durchführte*), noch insofern einen Fortschritt, als es für sie keinen
Unterschied mehr macht , ob der Bestimmungsort der überseeischen Wieder-
4) Nach fol. ^ I des im Pisaner Staatsarchiv aufbewahrten Codex der Deliberationes
Pisanae. Cf. Ordini del consolato etc. Arch. Rif. Classe XI, dist. IV, Nr. 77, fol. 18. Gesetz
vom «3. Febr. U29, siil. Hör.
%) Fol. 65 des citirten Pisaner Codex.
8) Ordini del consolato del mare Cod. cit. fol. 35 (1430).
4) Fol. 84 des genannten Pisaner Codex.
5) Arch. Rif, Provvisioni Nr. 172, fol. 47. Cf. Ordin! del consolato del mare Cod. cit.
fol. 235.
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UND DAS Prinzip dkr Vrrkehrsfrbihbit. 125
ausfuhr »jenseits« Roms und Genuas lag oder nicht. »Damit die Kaufleute
Grund haben«; heisst es in jener Reformakte, »nach unsem Hafen viele Waaren
zu führen, und nicht durch die Furcht vor den Zöllen zurückgehalten werden,
die sie im Fall des NichtVerkaufes bei der Wiederausfuhr zu zahlen hatten, so
wird beschlossen : Wenn Jemand Waaren irgendwelcherArt zur See über
Porto Pisano nach Pisa oder nach Livomo gebracht und dort ausgeladen hat, so
kann er sie wahrend eines ganzen Jahres zum Theil oder im Ganzen zur See
wieder ausführen, ohne für Ein- oder Ausfuhr irgend einen Zoll zu zahlen«. —
Auch für den Fall, dass die zur See iroportirten Waaren auf dem Landweg
wieder ausgeführt wurden , hat man dem Verkehr im Laufe der Zeit einzelne
Erleichterungen gewahrt. »Da zumVortheil nicht nur unserer Kaufleute«, heisst
es in einem Staatsbeschluss von 4464, »und Aller, welche Waaren in unser Ge-
biet einführen, sondern auch der Einkünfte des Staates, die Verfügung getroffen
wurde , dass alle Waaren , die zur See nach Porto Pisano kommen , das Benefiz
haben sollen y dass ihnen bei der Wiederausfuhr zu Lande der dritte Theil des
Zolles erlassen wird, und nachdem diese Verordnung schon einmal erneuert
worden ist und man gesehen, welche wohlthatigen Polgen dieselbe gehabt hat^
so soll sie auf weitere fünf Jahre verlängert sein ^) . Ob sich dann freilich diese
dem Fiskus wie dem Handelsverkehr gleich vortbeilhafte Einrichtung auf die
Dauer zu behaupten vermocht bat, Ist bei dem Schweigen der spatem Gesetz-
gebung einigermaassen zweifelhaft. Dagegen scheint der Verkehr mit der Lom-
bardei dauernd befreit geblieben zu sein. Giovanni d*Antonio d'Uzano berichtet
in seinem Lehrbuch der Handelskunde von 4442, dass die allerdings nicht bloss
zur See , sondern auch zu Lande nach Pisa geführten Waaren , die nach der
Lombardei oder über diese nach Deutschland und anderswohin gingen, keinen
Ausfuhrzoll zahlten , und andererseits alle , die aus der Lombardei nach Pisa
kamen und von dort binnen vier Monaten zur See wieder ausgeführt wurden,
von Ein- wie Ausfuhrzöllen befreit waren ^). —
So entschieden wir hier das Walten der Freiheit in den Vordergrund treten
sahen, so wenig war damit ausgeschlossen, dass daneben der Zwang in der
schroffsten Gestalt sich geltend machte. Nach Allem , was wir bisher über die
Wirthschaftspolitik der Zeit bemerkt, kann es nicht auffallen , auch auf diesem
Gebiete ein. eigenthümliches unvermitteltes Nebeneinander von Freiheil und
Zwang zu beobachten. Auf der einen Seite das lebhafte Restreben, den auslän-
dischen Kaufmann durch Refreiung des Verkehrs zum Resuch der Florentiner
Häfen zu ermuntern und durch die Freiheit ein möglichst reiches Verkebrsleben
zur Entfaltung zu bringen , auf der andern eine exclusive RegUnstigung
der nationalen Flagge gegenüber dem Auslander und die weitgehendste
Bevormundung, ja förmliche Monopolisirung der Rhederei und
Prachtschifffahrt von Seiten des SiaatesI
1) Arch. Rif. Provvisioni (U64] fol. 74.
2) Pratica della morcatura bei Pagnini 1. c. IV, 67. Ausserdem und bei der Aasfuhr zu
Lande wurden beide Zölle bezahlt.
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126 Die Wirth^chaftspolitik dir florkntinbr Rbnaissancr.
Die Galeeren für den überseeischen Handel siellle der Staat selbst. Aller-
dings wurden die Reisen nur selten direkt im Auftrag und auf Kosten der Com-
mune gemacht — die Galeereü wurden meist an Unternehmer verpachtet —
doch war von freier Bewegung keine Rede. Der Staat bestimmte nicht nur den
Umfang der Ladung , die Höhe der Frachtsätze , die Anzahl der Matrosen und
Beamten, die Gehalte des Kapitäns u. s. w. ^), sondern schrieb auch genau vor,
welche Orte die an bestimmten Terminen nach den verschiedensten Weltgegen-
den hin abgehenden Galeeren auf Hin- und Rückfahrt berühren , wo sie ein-
oder ausladen durften^}, ja sogar, wie lange sie in den einzelnen Häfen und am
Bestimmungsort selbst sich aufhalten konnten ^j . Zwar konnten die Gonsuln des
Meeres im Bedttrfnissfall eine Aenderung in den Routen eintreten lassen , doch
bedurfte es zu jeder derartigen Concession an den Verkehr der Zustimmung
der Signorie und ihrer CoUegien , die noch dazu nur dann gegeben war , wenn
die vom Staate vorgeschriebene, fast an Stimmeneinheit grenzende Majorität
erreicht wurde ^) .
Die Tendenz dieser Eingriffe in die Yerkehrsfreiheit ging dahin , den auf
den staatlich vorgeschriebenen Routen verkehrenden Galeeren , den Untemeb-
mem , die sie gepachtet , und den Kauf leuten , die sie befrachteten , den mate-
riellen Erfolg der Reise zu garantiren. So durften z. B. die beiden jährlich
nach der Berberei auslaufenden Galeeren weder in Sicilien noch in Catalonien
anlegen, noch, wenn sie sich dazu gezwungen sahen, dort Waaren einnehmen,
um nicht den andern theils nach der Levante theils nach dem Westen gehenden
Galeeren die Ladung vorwegzunehmen ^} . Daher durften die Florentiner Kauf-
leute entweder überhaupt nicht auf fremden Schiffen importiren ®] , oder man
begünstigte wenigstens die nationale Flagge dadurch , dass man den Import auf
fremden Schiffen mit einem hohen Differentialzoll belegte ^] . Zugleich gewährte
man den Handelsgaleeren des Staates, wenigstens für bestimmte Zeitabschnitte,
ein fbrmliches Monopol auf den Export. Kein Florentiner Kaufmann durfte
vom 15. Juni an die ganze Zeit hindurch, welche die im September nach Eng-
A) Ordini del consolato del mare Cod. cit. fol. 46 (4425).
t) Ib. fol. 78 (4444).
8) Ib. fol. 432 (1460). 4) Ib.
5) Ib. fol. 424. — Ne in venino modo ne all'andare ne al tornare non possino toccare
in SiciUa ne in Catalogna , e questo perche si darebbe noia al viaggio cbi 6 ordinato- per
ponente e quello chi h ordinale per levaote. Cf. ebendaselbst: — non possino levare alcuna
cosa per non guastare gli altri viaggi.
6) Ib. fol. Ml, Cf. Beilage VI.
7) So waren sämmtliche flandrisch-englische Waaren, die nicht auf florentioer Schiffen
importtrt wurden , neben den von allen Schiflen ohne Unterschied erhobenen Zöllen , noch
einer Abgabe vonSO/gdes Werlhes unterworfen (4441). Für englische Wolle bestand der-
selbe DifTerentialzoll schon seit 4 430 und früher (Ordini del consolato etc. Cod. cit. fol. 46).
In beiden Fallen wurde der Differentialzoll ursprünglich zunächst nur auf ein Jahr auferlegt,
doch ist dann von einer Wiederaufnahme keine Rede und das System der Differentialzölle
behauptete sich bis zur allgemeinen Reform auf diesem Gebiete (cf. Beilage V). Für das
Gesetz von 4 444 vergl. Leggi e slatuti de' consoli di Mare di Fireoze per la spedizione delle
galee degli anni 4 440, 44, 46, 60 Cod. Nr. 89 der Classe XI, dist III des Arch. Rif. fol. 7B.
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UND DAS PrINEIP DIR VBRKIHMPRBIRRfT. 127
land und Flandern abgehenden Galeeren dort weihen, und noch zwei Monate
nach ihrer Abfahrt von dort, irgend eine Waare nach Flandern oder England
auf Schiffe verladen, die nicht der Commune gehörten. Ja, selbst wenn sich die
Abfahrt der Galeeren, aus den Florentiner Häfen über den festgesetzten Termin
verzögerte, ward dem Kaufmann der Export noch nicht freigegeben. Dies war
erst dann der Fall , wenn die Galeeren bis zum letzten Oktober noch nicht aus-
gelaufen waren ^} . Wenngleich uns die letztgenannte Yerkehrsbeschrtfnkung
Dur für den flandrisch -englischen Verkehr bezeugt ist, so kann es doch kaum
zweifelhaft sein, dass auch der übrige Export analogen Normen unterworfen
war, die sich nur in Folge der Beschaffenheit der Quellen unserer Kenntniss
entziehen 2).
Um der Florentiner Schifffahrt die Conkurrenz mit der tremden zu erleich*
lern , scheute man nicht vor den schwersten Eingriffen in die persönliche Frei-
heit zurück. Kein Unterthan , noch ein im Inland wohnender Fremder durfte
auf einem nicht dem Florentiner Staat gehifrigen Schiffe, sei es als Kapitän,
Matrose oder in welcher Stellung sonst, Dienste nehmen, ohne die einstimmige
Erlaubniss von Seiten der Consuln des Meeres ^) . Der damalige Zustand des
Völkerrechts , nach welchem es jeden Augenblick möglich war , dass ein Staat
seinen Unterthanen gegen die Angehörigen eines fremden Staates im Fall ver-
weigerter Rechtshilfe ein Repressalienrecht einräumte, bot eine weitere Hand-
habe zur Begünstigung der nationalen Flagge. Alle von Fremden auf florentiner
Galeeren ins florentiner Staatsgebiet iroportirten Waaren genossen ein volles
Jahr Sicherheit gegen alle von der Commune ihren Unterthanen zugestandenen
Repressalien und konnten trotz derselben oder etwaiger Kriege nach Jahresfrist
unbehelligt wieder ausgeführt werden , während alles auf andern Schiffen ein-
geführte Gut den Wechselfallen des Repressalien- und Kriegsrechtes jener Zeit
preisgegeben bliebt). Doch nicht bloss gegen die Gefahren, die ein unent-
wickeltes Völkerrecht in sich schloss , sollte die nationale Flagge hohem Schutz
verleihen, sondern auch die Möglichkeit, sich gegen Verluste durch Naturgewalt
und Seeunfälle überhaupt zu versichern, in reichlicherem Maasse gewähren.
Nach dem florentiner Handelsrecht konnten nämlich florentiner Staatsangehörige
YersicheruDgen gegen SeeunfUUe ursprünglich nur für Bürger von Florenz
und für florentiner Waaren übernehmen ^) . Davon wurden nun ausdrücklich
i) Ib. Fol. 71. Ausgenommen sind von dem Monopol , man sieht nicht recht warum,
Färberröthe, Filz, Federn und Felle» welche die Patrone der Galeeren nicht anzunehmen
brauchten, und welche — allerdings nur wenn sie zurückgewiesen waren — auf jedes andere
Fahrzeug verladen werden durften. Im Uebrigen mu asten die Galeeren die Waaren floren-
tiner Unterthanen verladen und zwar zuerst diese und dann erst die von Femden.
2) Schon 4 480 findet sich ein Hinweis auf »capitulum et prohibitio non onerandi mercanzias
et bona super aliis navigiis temporibus prohibitis secundum formam capitulorum. Ordini del
consolato etc. Cod. cit. fol. 46.
3) Arch. Rif. Prowisioni (4443) Nr. 442, fol. 442. Cf. 444.
4) Prowisioni (4444), fol. 458.
5) Statuta Universitatis Mercantie Civitatis Florentie (ed. 48ft3— 4S04) Arch. Rif. Classe 11,
dist. I, Nr. 8, lib. III, ruh. 4 0. .
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t28 Die Wirthschaptspolitik dir florentixbr Ubivaissancb
diejenigen Waaren von Ausländern ausgenommen; welche auf Galeeren der
Commune verladen waren ^). Für diese konnten Versicherungen gewährt
werden , «ebenso als wenn die Waaren Florentinein gehörten und von Floren-
tinern verladen worden wären«.
Wenn man dieses System von Bof^Unstigungen und Verkehrsfesseln in
seiner ganzen Ausdehnung überschaut; so wird man kaum zweifeln, dass seine
völlige Durchführung im Einzelnen ein Ding der Unmöglichkeit war; und wenn
uns auch nur soviel direkt bezeugt wird, dass die für den Aufenthalt der
Galeeren in den einzelnen Häfen vorgeschriebenen Termine sehr häufig nicht
eingehalten^) und die Verordnungen von 4439 und 4441 über die Assekuranzen
überhaupt gar nicht beobachtet wurden ^j, so ist doch sicherlich anzunehmen,
dass sich der Verkehr noch in viel weiterm Umfang von den Fesseln zu befreien
gewusst hat, mit welchen ihn der junge Seestaat belastete^). Doch das ist
minder wichtig; von prinzipieller Bedeutung ist allein die Thatsache, dass der
Staat selbst sich gezwungen sah, %us dem System der Bevormundung heraus-
zutreten und die Bahn freiheitlicher Reform zu beschreiten , bis am Ende die
unabweisbare Einsicht in die höchst ungünstigen wirthschaftlichen Folgen des
Systems die gänzliche Beseitigung desselben und den vollständigen Sieg
der Verkehrsfreiheit herbeiführte.
Schon sehr frühe traten die lähmenden Einwirkungen des Systems in der
besorgnisserregenden Erscheinung zu Tage, dass es der Wollenindusirie an
ihrem wichtigsten Rohmaterial zu fehlen begann und viele Tuchfabnkanlen
sich aus Mangel an Wolle gezwungen sahen , den Betrieb einzustellen und ihre
Arbeiter zu entlassen. Der Staat musste daher schon 4448 den Import aller
ausländischen Wolle auf jedem Schiffe gestatten und zugleich den Differen-
tialzoll für Wolle, die auf fremden Schiffen kam, beseitigen^). Man wollte
dies zwar nicht auf die Dauer zugestehen, musste aber später wiederholt
darauf zurückgreifen ^ . Daran schlössen sich Concessionen auf dem Gebiete
i) Arch. Rif. Provvisioni (M41) fol. 153. Nach fol. 809 des Cod. Nr. 455 (Jahrgang 4 463)
der Provvisioni war eine Ausnahme vom Assekuranzgesetz anerkannt (4 489) . Für alle Waaren
n&mlich, die im Inland gekauft und für welche die Thoraccise in der Stadt Florenz oder Pisa
bezahlt war, und die binnen 6 Monaten nach Bezahlung derselben ausgeführt wurden, mochte
dies auf florentiner oder anderen Schiffen geschehen, waren »Ass^kurationen , Promissionen,
Kautionen« zulUssig wie vor Erlass des Gesetzes von 4 489.
i) Ordini del consolato di mare Cod. cit. fol. 4 89 (4 460).
3) Arch. Rif. Provvisioni (4 463) Nr. 455, fol. 309.
4) Man vergl. über die analoge jedoch vielfach abweichende venezianer Gesetzgebung
Sclopisl. c. SOS u. Pegololti bei Pagnini lU, 440, sowie Statuta Yen eta sec. XV (gedr.).
Für Genua vergl. das Statutum officii Gazarie (4444) bei Pardessus: Collection des lois
maritimes IV (448, 457, 545). Ohne Ergänzung aus archivalischen Quellen ist es freilich
unmöglich zu beurtheilen , in wie ferne die florentiner Gesetzgebung auf diesem Gebiete im
Einzelnen mehr oder minder frei war , als die der beiden anderen grossen Seerepubliken
Italiens.
5) Arch. Rif. Provvisioni (4 449) fol. S04.
6) So schon im ntichsten Jahre, wo man das Gesetz mit einer Mehrheit von 494 Stimmen
gegen 5 erneuerte I Freilich mag die Rückkehr zur Freiheit öfters auch zu spttt gekommen
sein, um die erwarteten Folgen zu haben; so 4 464, wo man sich erst dann zu ihr entschloss.
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UND DAS Prinzip der Verkbhrsprbihbit. 129
des Assekuranzrechtes. Viele Stimmen aus der Kaufmannschaft erklärten, dass
eine Reform desselben nicht bloss dem fremden, sondern auch dem florentiner
Handelsstand sehr erwünscht wiire und zugleich fUr den Staat von grossem
Nutzen sein würde. In der That ging im Jahre 4464 ein Gesetz durch, welches
Jedermann freigab, mit Fremden, die Waaren zur See, wenn auch auf fremden
Schiffen, in Pisa ein- oder ausführten, Versicherungsverträge abzuschliessen ^j .
Doch was ist das Alles im Vergleich zu dem völligen Bruch mit dem bisherigen
System, zu welchem man sich im Jahre 1465 entschloss, als dem einzigen
Heilmittel gegen die immer fühlbarer werdende Schädigung der wirthschaft-
liehen Interessen? Man hatte die Ueberzeugung gewonnen, dass in Folge des
herrschenden Systems die Preise der Waaren um 12 % gestiegen waren. Der
Import vermochte hei Weitem nicht mehr die Nachfrage zu befriedigen, der
Handel fiel in die Hände weniger Spekulanten, die dem Markte die Preise
willkürlich vorschreiben konnten; kurz, das Uebel nahm Dimensionen an,
welche die Industrie, das private und öffentliche Interesse* gleich stark in Mit-
leidenschaft zogen ^). So entsprach denn auch der Ausdehnung des Unheils
die Tragweite der Reform. Jedermann — Fremder wie Unterthan — sollte
forthin auf allen Schiffen alle Waaren importiren können , jede Bevorzugung
der nationalen Flagge aufhören und der Import auf allen Schiffen, hinsichtlich
der Zölle und in allen sonstigen Beziehungen, nach denselben Normen behandelt
werden, wie sie bis dahin nur für die Staatsgaleeren galten. Jedermann sollte
überhaupt seine Waaren verladen können, wie er wollte, also auch beim Export
ganz freie Hand habend). Und wenn, wie es in dem Gesetz heisst. Jeder in
Beziehung auf Schifffahrt und Frachtverkehr völlig frei sein sollte , so war
damit offenbar die Frachtschifffahrt als ein freies Gewerbe anerkannt^}, wenn
auch der Staat den Bau von Handelsgaleeren noch länger ^Is Regal fest-
hielt*). Dass der Staat nach wie vor aus der Verpachtung von Handels-
galeeren, soweil er noch welche besass, eine Einnahmequelle für den Fiscus
machte, stand an sich in keinem Widerspruch zu der U66 durchgeführten
Befreiung des Verkehrs; allein so lange der Staat auf diese Weise am Seehandel
unmittelbar interessirt blieb , lag doch bei der ausserordentlichen Geneigtheit
der Zeit, von Staatswegen ins wirthschaftliche Leben einzugreifen, immer
wieder die Versuchung nahe, dass man, wenn auch nur in einzelnen Fällen
auf das alte System zurückgriff. In der That begegnen wir schon im Jahre
U72 einem zu dem Gesetz von 1465 in schroffem Widerspruch stehenden
als Briefe aus Flandern und England meldeten , dass die von dort heimkehrenden Galeeren
nicht wie sonst immer Wolle geladen, und daher den Tuchmanufakturen wieder grosse Ver-
legenheiten drohten. Prowisioni (4464) Nr. 456, fol. 4 05.
4) Arch. Rif. Prowisioni (4 464) Nr. 456, fol. 4 44.
i) Beilage V.
8) Ib.
4) Die Privatrhederei muss in Folge dessen rasch Eingang gefunden und ziemliche Aus-
dehnung gefunden haben; sonst hätte man nicht, wie wir sehen werden, 4 480 plötzlich alle
Staatsgaleeren den Zwecken des Handels entziehen können.
5] Vergl. unten Seite 4 80.
PöklmaBa, Wlrthsduftspolitik. 9
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130 Die Wirthsgraftspolitik der Florentiner Renaissance
Siaatsbeschluss, der noch dazu mit Zweidrittelmajoritfit durchgingt). Der Staat
versteigerte damals zwei Galeeren fttr die Fahrt nach der Levante, die am
1 . August aus Porto Pisano auslaufen sollten, und erliess zu deren Gunsten das
Verbot, in diesem Hafen vom 1. Juli bis 14 Tage nach ihrer Abfahrt Waaren
auf einem andern Schiffe nach der Levante zu verladen. Wer dies dennoch
that, hatte den Pächtern der Galeeren die ganze Fracht zu ersetzen, die er
ihnen durch die Wahl eines andern Schiffes entzog^.
Es ist klar, dass die Rechtsunsicherheit; deren Ausdruck dieser Staats-
beschluss ist, die wohlthätigen Wirkungen des Gesetzes von 1465 zum Theil
paralysiren musste. Wie lähmend musste es wirken, wenn der fremde
Rheder, der im Vertrauen auf die gesetzlich bestehende Verkehrsfreiheit
Schiffe nach florentiner Häfen befrachtet hatte , und sich nun plötzlich durch
eine gar nicht vorherzusehende Suspension derselben zu Gunsten dieser oder
jener Staalsgaleere <}ie Rtickfracht Verkümmert, wenn nicht unmöglich gemacht
sah? Man hat sich in Florenz auch dieser Einsicht nicht verschlossen; ja, man
ging noch weiter , und indem man den letzten Gründen der immer noch sehr
fühlbaren Stockungen im überseeischen Verkehr nachforschte , erkannte man,
dass die FrachtschifiTahrt sich nur dann völlig frei entwickeln konnte , wenn
der Staat auch den Schiffbau allgemein freigab und zugleich auf eigene Bethei-
ligung am Seehandel möglichst verzichtete. Dieser Standpunkt liegt dem
Staatsbeschluss vom 1. August 1480 zu Grunde. Von Neuem wird hier zu-
gesichert: »Jedermann, In- wie Ausländer , kann frei SchiffEahrt treiben mit
jedem beliebigen Fahrzeug nach allen Richtungen der Welt, und ausfahren von
Livomo und dorthin zurückkehren oder Porto Pisano benützen, wann und wie
er will«. Und Jeder«, heisst es weiter, »kann nach Belieben Handelsfahrzeuge
bauen »ungeachtet entgegenstehender Gesetze« und »soll für dieselben völlig
sicheres Geleit geniessen und in Pisa , Porto Pisano und Livomo frei aus- und
einladen können, trotz Allem was etwa dagegen vorgebracht werden könnte«.
Zugleich ermuthigte man den Unternehmungsgeist dadurch , dass der Staat den
Bau von Handelsschiffen auf eigene Rechnung für die nächsten vier Jahre ganz
einstellte und zugleich verbot, die Staatsgaleeren während dieser Zeit für
Handelszwecke zu benützen, sei es auf Rechnung der Commune oder von
Privaten *) .
Allerdings enthält dies Gesetz in wichtigen Punkten nur ein ProTisorium
— sogar die Freiheit des Schiffsbaues wurde zunächst nur auf 4 Jahre zuge-
standen — allein nirgends findet sich seitdem in der Gesetzgebung der Re-
publik eine Reaktion gegen die genannten freiheitlichen Errungenschaften.
4) Arch. Rif. Prowisicai (4 472) fol. 33.
2) Erst wenn die Galeeren bis zum 45. August nicht ausgelaufen waren, konnten andere
Schiffe befrachtet werden.
3) Arch. Rif. Prowisioni Nr. 47t. Si afferma, heisst es in den Motiven: che accertan-
dosi ciascnno che per qualche tempo non si avesse a navigare con galee del Comiine e
concedendo certi privilegi come ne' porti liberi si richiede, ferse ne seguirebbe H
bisogno.
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UND DAS Pmuxip DIR Ybrkbhrspmbihbit. 131
Wir httren weder von neaen Eingriffen in die Freiheit der Privatrhederei , sei
es in Beziehung auf Schiffsbau oder FrachlschiffTahrl, noch auch davon, dass
der Staat je wieder stets als Unternehmer auf diesem Gebiete aufgetreten wäre,
wesshalb wir fUr die letzte Zeit der Republik das Gesetz von 1 480 als ab-
schliessend betrachten dürfen.
Nachdem wir die Landesgesetzgebung auf ihren Gehalt an freiheitlichen
Elementen geprtift, bleibt uns noch die Eine Frage, in wie weit aus den
internationalen Beziehungen des Staates für die Sache der merkantilen
Verkehrsfreiheit ein Gewinn erwuchs oder nicht. — Wenn man bedenkt, dass
die einem freien Handel entgegenwirkenden Momente, wie sie uns in Florenz
begegnen, damals in allen bedeutenderen Staaten Italiens in mehr oder minder
hohem Grade wirksam waren ; wenn man die Schwierigkeiten erwägt , weiche
sich im Inlande selbst einer allgemein durchgreifenden Realisirung der so
bedeutsam hervortretenden freiheitlichen Tendenzen entgegenstellten, so er-
scheint es begreiflich, dass auf dem Wege des Vertrages zwischen den ein-
zelnen Staaten für die Befreiung des Verkehrs in modernem Sinn nur wenig
geschehen konnte, zumal die italienischen Staaten dteser Zeit in der Auffassung
ihres gegenseitigen Verhältnisses einem Standpunkt huldigten , der an sieh
schon einer liberalen Behandlung der internationalen Handelsbeziehungen
ungünstig war. — Man hat nicht übel Florenz mit einem grossen Handlungs-
haus verglichen % das im Herzen Toskana^s gelegen, von andern umgeben war,
die ihm alle Goncurrenz machten ; und gewiss mit Recht hat man an den ewigen
Kriegen und den rastlosen Bemühungen von Florenz , die Selbständigkeit der
Nachbarrepubliken zu untergraben, dem Motiv der Handelseifersucht einen
sehr grossen Antheil zugeschrieben. Wenn man sieht, wie die itaUenisehen
Staaten als Goncurrenten auf den Märkten des Auslandes sich gegenseitig durch
die engherzigste Politik den Rang abzulaufen suchten, wird man nicht zweifeln,
dass die Gesichtspunkte der kaufmännischen Goncurrenz , welche in der Schä-
digung oder dem Ruin des Andern nur Vortheil für sich selbst erblickt, auf die
gegenseitigen Beziehungen der italienischen Staaten überhaupt von grossem
Einfluss waren. Man braucht nur an die von Burckhardt erwähnte Thatsache
zu erinnern , dass man es in Venedig , als es sich darum handelte , mit dem
befreundeten Florenz ein Bündniss gegen Mailand zu schliessen (U22), offen
aussprach , es kdnne für Venedig nur erwünscht sein , wenn Florenz unterliege
und die bürgerliche Freiheit von Florenz dem Mailänder Despotismus zum Opfer
falle; denn dann würden die Industriellen der Stadt, der Freiheit gewohnt,
nach Venedig tibersiedeln und ihre Seiden- und Wollenmanufakturen mit-
bringen, wie es früher in Folge der Tyrannis Gastruccio's die Lucchesen
gethan 1
Musste schon die Art und Weise , wie man die auswärtige Politik in den
Dienst der Handelseifersucht stellte, eine internationale Verständigung in wirth-
schaftlichen Fragen erschweren, wie sehr vollends die frivole Gewaltthätigkeit,
4) VUlari im Polytecnlco 1. c. vol. IV, p. 6.
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132 DlB WlRTHSCHAFTSPOLITlK DBR FLOREXTINKK RbNAISSANGB
mit der man aus ganz heterogenen Gründen politischer Natur in den friedlichen
Handelsverkehr einzugreifen pflegte, — was fUr denselben um so verbängniss-
voller war, als das italienische Staatensyslem des 15. Jahrhunderts mil seiner
Politik des Misstrauens und des künstlichen Gleichgewichtes einen ausser-
ordentlich raschen Wechsel der Allianzen und Sympathieen in sich schloss, und
die aus diesem Wechsel entspringenden Verwicklungen nur zu oft Veranlassung
boten, sich nicht nur auf dem Schlachtfeld mit der Gewalt der Waffen, sondern
auch auf wirthschaftlichem Gebiete durch Störung oder Vernichtung des Handels
zu bekämpfen. Wie konnte eine Handelspolitik auf dauernde Resultate rechnen,
wenn z. B. Venedig einzig wegen der Sympathieen Cosmo Medici's für den
Herzog von Hailand Franz Sforza gewissermaassen aus Rache den florenliner
Handel, soweit er über Venedig ging, durch Einfuhrverbote und harte Be-
steuerung aufs Schwerste schädigte (1 450) , ohne alle Rücksicht auf die wirth-
schaftlichen Nachtheile, die man sich dadurch selber zufügte, und wenn selbst
das nichts Unerhörtes war, dass Venedig mitten im Frieden plötzlich alle floren-
tiner Kaufleute auswies und zugleich deren Ausweisung aus dem Königreich
Neapel veranlasste , einzig deshalb , weil Florenz der Liga zwischen Venedig
und König Alfons nicht beitreten wollte ^j? Wir begreifen nach solchen Vor-
gangen sehr wohl, warum z. B. Florenz im Jahre U96 den Herzog von Mailand
um sicheres Geleit für florentiner Kaufleute und Waaren bitten konnte , wenn
auch der Herzog nicht einsehen wollte , wozu es nöthig sei , da ja der fremde
Kaufmann , wie jeder andere in seinen Staaten , sicher und frei verkehren
könnet).
Doch bietet Florenz selbst nicht minder charakteristische Beispiele für die
souveräne Verachtung, mit welcher die politische Leidenschaft über alle wirth-
schaftlichen Erwägungen hinwegzugehen pflegte. Die Handelsbeziehungen
zwischen Florenz und Lucca waren trotz der gegenseitigen Abneigung in
liberaler Weise geordnet : Die Florentiner sollten im lucchesischen Gebiet in
Beziehung auf Zölle, Abgaben u. s. w. ganz ebenso behandelt werden, wie die
Unterthanen Lucca's selber, und umgekehrt die Letzteren im Fiorentinischen wie
Florentiner 3) . Dies Verhältniss wurde <507 mit unerhörter Gewaltsamkeit zer-
stört. Die Verbindung Lucca*s mit dem aufständigen Pisa verführte nämlich
Florenz nicht etwa bloss zu einzelnen Repressivmaassregeln , sondern zu dem
ungeheuerlichen Versuch, allen und jeden Handelsverkehr zwischen
den Unterthanen beider Staaten mit Einem Schlag zu vernichten. »Aus ge-
rechten und vernünftigen Gründen« , verfügte damals die Commune , dass jede
Ausfuhr aus dem florentiner Staatsgebiet nach dem Lucchesischen, sowie umge-
kehrt jede Einfuhr von dorther verboten seid solle. Kein florentiner Unterthan
sollte fortan Briefe an einen Lucchesen schreiben, noch welche von einem solchen
1} Guicciardini : Storia di Firenze. Opere inedite III, p. 4 0.
4) Arch. Rif. Atti publicii Urkunde vom 13. November U96.
3) Arch. Rif. diplomatico Atti publici. Urkunde vom 27. Mtfrz U41. Cf. Florentinorum
acta et foedera Classe XI, dist. III, f. 468. Cf. ebenso noch 4 482 (2. Juni) Atti publici: Qua-
derno membranaceo.
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UNS DAS Prinzip dek Vbkkbhrsfmbihbit. 133
empfangen ! Also völliges Veri>ot der kaufniünniscben wie jeder andoru Corre-
spondenz! Nicht nur jedes CompagnonsverhäHniss zwischen Luccheser und
Florentiner Unterthanen , sondern selbst einzelne Geschäfte wurden untersagt
und alle bisherigen Verbindungen und Geschäfts vertrüge mit dem Tag der
Verfügung für erloschen erklärt. Privatgut und Waaren im Besitz von Luc-
chesem mussten bis zum Ablauf des Monats — die Verordnung datirt vom
49. December! — aus dem florentiner Gebiet weggeführt werden, mit Aus-
nahme des Getreides, welches in der kurzen Frist zu Geld gemacht werden
mussle ^) . So Viele sich auch in Florenz selbst gegen ein derartiges tief in die
wirthschaftlichen Interessen des eigenen Landes eingreifendes Vorgehen sträuben
mochten, so ist doch dieThatsache, dass in den beiden den Ausschlag gebenden
politischen Körperschaften der Zeit sich nicht viel weniger als tausend Bürger
für diese schreiende Vergewaltigung des Verkehrs aussprachen^)^ ein spre-
chender Beweis dafür, dass sich auch in Florenz, der Stadt der ersten- kauf-
männischen Lehrbücher, wo man den Merkantilverkehr bereits zum Gegenstand
höheren Wissens und theoretischer Untersuchung machte , die Ueberzeugung
von der Nothwendigkeit einer gewissen, auch für den Staat unantastbaren
Freiheit und Sicherheit des Verkehrs nicht einzubürgern vermocht hatte.
Wo eine derartige Behandlung des internationalen Verkehrslebens möglich
war, wird man natürlich nicht die Initiative zu -grossen, befreienden Thaten
suchen wollen. Selbst während der mediceischcn Glanzzeit, als staatsmän-
nische Genies wie Cos mo und Lorenzo die auswärtige Politik des Staates
leiteten und den Schwerpunkt des italienischen Staatensystems mit vielbewun-
derter Meisterschaft nach Florenz zu verlegen wussten , selbst damals ist eine
solche Initiative nicht versucht worden. Keine Spur davon, dass man auch nur
den Versuch gemacht hätte, sich mit der um die Mitte des Jahrhunderts beson-
ders in einigen Industrieen wie z^B. den Tuchmanufakturen um sich greifenden
Prohibitivpolitik der italienischen Staaten auf dem Wege von Verhandlungen
zu verständigen; man erwiderte dieselbe vielmehr gleich von Anfang an mit
den schroffsten Maassregeln des Absperrungssystems, getreu dem schon von
Alters her in der Handelspolitik vorgezeichneten Prinzip des »Auge um Auge,
Zahn um Zahn«^}. Als nach der Verschwörung der Pazzi^ in Folge der Verfein-
dung mit der Curie der Papst — auch wieder charakteristisch ftlr die Zeit —
alle Florentiner, meist Kaufleute, im Kirchenstaate festnehmen liess und es
4) Arch. Rif. Provvisioni (4»07j Nr. 199, fol. 28. — Tutte le compagne, iraflicbi e incepte
per infino al preseate di contratte e faiie (sc. per un Lucchese con un Fiorentino) s'intendino
esser finite.
a) Ib. Der Beschluss ging im Itleinern Rath mit 83 gegen 37, im grossen mit 850 gegen
340 Stimmen durch. Schon vorher (1580) tiatte man, um Lucca zu schädigen, die Einfuhr
aller aus Lucchesischen kommenden Waaren — ausgenommen Salz, Eisen und Pomme-
ranzen — selbst wenn sie lucchesisches Gebiet nur auf der Durchfuhr berührt hatten , neben
allen bisherigen Zöllen mit einem Zuschlag von 20 o/^ des Werthes besteuert! Provvisioni
Nt, 497, fol. 9 (mit 853 gegen 276 Stimmen im grossen und 66 gegen 30 im kleinen Rath).
3) Statuta Flor. (1321) Cod. cit. Üb. IV, 40. Von den Waaren, welche von Angehörigen
eines fremden Staates ein- oder ausgeführt werden, sollen die Zölle in derselben Hohe erhoben
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134 DiK WIRTH8CHAPSPOLITIK DER FLORENTINER RENAISSANCE
dahin brachte, dass in verschiedenen Staaten Einfuhrverbote gegen alle floren-
tiner Fabrikate erlassen wurden, während gleichzeitig andere unter dem Namen
von Zollen denselben so «hohe Steuern auferlegten , dass ihr Export nach den
beireffenden Ländern ganz stockte, bedachte man sich keinen Augenblick, die
Einfuhr aus allen diesen Staaten mit denselben Verboten , beziehungsweise
Prohibitivzöllen zu belegen , welchen die heimischen Waaren dort unterworfen
wurden ^] . Von einer Rücksichtnahme auf das wirthschaflliche Interesse des
Landes, auf die Folgen für die Finanzen, ist dabei keine Rede.
Wie unfruchtbar die auswärtige Politik der italienischen Staaten über-
haupt für die Sache der merkantilen Verkehrsfreiheit geblieben ist, wird schon
durch die Eine Thatsache zur Genüge beleuchtet , dass es eine Kulturepoche
wie die Renaissance nicht auf dem Wege der Verständigung zwischen den ein-
zelnen Staaten dahin zu bringen vermocht hat , den friedlichen Handelsverkehr
von dem im Repressalienwesen fortlebenden Faustrecht auf die Dauer zu
befreien 2). Allerdings spielt dasselbe in den Staatsverträgen der Zeit eine
wichtige Rolle , aber in keinem der zahlreichen , im diplomatischen Archiv der
Republik aufbewahrten Verträge zwischen den verschiedensten Staaten Italiens
ist eine prinzipielle Verzichtleistung ausgesprochen. Man einigt sich wohl häufig
dahin, früher zugestandene Repressalien wieder aufzuheben^), verspricht wohl
auch für die Zukunft dem Unterthanen des fremden Staates, der Ansprüche an
Staatsangehörige hat, eine rasche und unparteiische Rechtspflege^); aber es
scheint keinem Staat gelungen zu sein, seiner Rechtspflege so viel Vertrauen zu
werden, wie sie der betr. Staat von florentiner Waaren erhebt. Hebt ein fremder Staat einen
Zoll ganz auf, oder vermindert ihn, so soll in Florenz seinen Angehörigen gegenüber dasselbe
geschehen, cf. ebenso Statuta (4 445) I. V, tract. Hl, rub. 38, quod similis gabella tollatur
forensibus quam ipsi toUunt Florentinis in terris eorum.
4) Arch. Rif. Liber legum artis lane Cod. cit. Nr. 42, fol. f 43.
2) Wie lähmend mussten auf den Verkehr Maassregeln wirken , wie sie der florentiner
Staatsbeschluss aus dem Jahre 4 458 vorschreibt (Ordini del Consolato di mare Cod. cit.
fol. 232). »Da verschiedene Staaten ihren Unterthanen gegen Florentiner Repressalienbriefe
ausgestellt haben«, meist ohne alles Recht, und da es göttliches und menschliches Recht ist,
Gewalt mit Gewalt, Unrecht mit Unrecht zu vertreiben, so wird den Consuln der Kaufmann-
schaft und denen des Meeres die Befugniss ertheilt, jede Repressalienerlaubniss ebenfalls mit
einer solchen zu erwidern.
3) Cf. die Aufhebung der meist von beiden Seiten zugestandenen Repressalien in dem
Vertrag mit Bologna (Pagnini II, 20) 4203, mit Genua 4443 (Florentinorum acta et foedera
cl. XI, dist. 43, fol. 79) mitSiena 104 (ib. Nr. 45) Bologna 4425 (Atti publici, Urk. v. 7. Juni/
Genua 4440 (Acta f. 468) mit demselben 4 429 (Scipione Ammirato VII, 92 und Atti publici,
Urk. v. 6 Juni, Arch. dipl.) und wieder 4450 (Atti publ. Quaderno membran., Urk. v. S4.Mai
»per liberare le rappresalie facte dai mercanti dell' uno e dell' altro comune«) und wieder
4484 (Acta fol. 79) ! Wenn auch in den Vertrttgen mit Mailand Repressalien nicht erwähnt
werden, so beweist doch die 4504 von Mailand gegen Florenz ausgesprochene Repressalien-
drohung, dass man auch hier prinzipiell auf demselben Standpunkt stand (Atti publici
tom. XllI, Urk. v. 2. April). Noch 4523 wird in den Assekuranzgesetzten von Florenz neben
anderen Unfällen der Verlust durch Repressalien genannt (Pardessus 1. c, IV, 604).
4) »Jus summa rium et expeditum sola veritate inspecta et omni cavillatione remota«,
was sich doch wohl von selbst verstehen sollte! (Acta et foedera Cod. cit 4404, 6. April).
Vertrag mit Sena und ib. f. 79 mit Genua 4449.
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I UND DAS Prinzip der Yerkehrsfreiheit. 135
erwerben , dass man : id der UeberzeuguDg , auch der Fremde würde dort sein
Recht findeO} den Unterthanen mit seinen Forderungen getrost an die Gerichte
desselben verwiesen und sich bei deren Entscheidung beruhigt hätte, statt
durch die Eriaubniss der gegen jeden noch so Unbetheiligten anwendbaren
Selbsthilfe immer und immer wieder alle Sicherheit und Freiheit des Handels-
verkehres in Frage zu stellen. Es war noch eine liberale Goncession, wenn
man sich vertragsweise verpflichtete, Repressalienbriefe erst längere Zeit nach
erfolgter ofBcieller Mittheilung an die Behörden des Staates, gegen dessen
Bürger sie lauteten, rechtskräftig werden zu lassen ^j .
Die Störungen, mit denen die Fortdauer dieses Rechtszustandes den italie-
nischen Handelsverkehr allezeit bedrohte^ mussten besonders von dem floren-
tiner Handel schwer empfunden werden, weil das florentiner Handelsrecht
jeden Staat , der die gegen florentiner Bürger zugestandenen Repressalien auf
Ersuchen nicht aufhob oder suspendirle , oder auf Grund einer Entscheidung
des florentiner Handelsgerichts und einer Commission von Vertretern der fünf
oberen Zünfte einen Vergleich einging, förmlich in Verruf erklärte. Wenn
man bedenkt, dass ein solcher »Bann«, wie man es nannte, den Unterthanen
nicht nur den Aufenthalt in dem »gebannten« Staatsgebiet, sondern auch jeden
kommerciellen Verkehr, jedes Geschäft mit dessen Angehörigen untersagte ^j ,
und wenn man dabei die erschreckende Häufigkeit der Repressalien ') in Be-
tracht zieht, so erkennt man, von welch^ eminenter Bedeutung es für die Sache
der Verkehrsfreiheit gewesen wäre, wenn die Zeit diese civilisatorische Aufgabe
zu lösen vermocht hätte. Nicht dass diese Aufgabe überhaupt nicht gestellt
worden wäre. Im Gegcntheill Ein Staat ging sogar mit Wort und That voran,
indem er ausdrücklich darauf verzichtete, seinen Angehörigen Repressalien-
briefe zu gewähren, wenn sie ihre Forderungen an Unterthanen eines fremden
Staates nicht befriedigt glaubten, und indem er zugleich dahin strebte, auf dem
Wege friedlicher Verhandlungen die anderen Regierungen für die Anerkennung
desselben Prinzipes gegenüber seinen Angehörigen zu gewinnen^). Leider
aber war es nur das kleine Mantua, welches diese fruchtbare Initiative ergrifl'
und jenen) kulturfreundlichen Prinzip durch Aufnahme ins Staatsgrundgesetz
bleibendere Geltung verlieh; und so mochte seine Haltung in dieser Frage
wohl den eigenen Bürgern zu Gute kommen , für den allgemeinen Verkehr ist
sie ohne Bedeutung geblieben.
4) Cf. den Vertrag mit Ragusa Arch. Rif. Provvisioni (144 4) fol. 464, wo man unter Auf-
hebung aller bis dahin gegen die Ragusaner zugestandenen Repressalien versprach , dass alle
künftigen Repressalienbriefc erst 6 Monate nach der Anzeige an die Commune Ragusa gegen
deren Bürger in Anwendung gebracht werden könnten.
2) Statuta Universitatis Mercantie 4393 cum appendicibus — 4504 Arch. Rif. Classe II,
dist. l, Cod. Nr. 8, lib. II, r. 46.
8) Die Seite 434, Anmerk. 3 angeführten Daten geben einen annähernden Begriff davon.
4) Cf. die Statuten von Mantua III, 47 bei Arco 1. c. pag. 800 »quod cives Mantue con>
trahere debeant suo periculo« etc. Et super haec requirantur alle civitates quod simile
statutum faciant de suis civibus qui contraherent cum aliquibus de civitate vel districtu
Mantue.
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136 Die Wirthschaptspolitik der Florentiner Renaissance
Was Florenz von sichaus für die Befreiung des Verkehrs jenseils seiner
Grenzen erreicht hat, erhebt sich, soviel wir sehen, nicht tlber das Niveau der
mittelalterlichen Zollerleichterungen und ähnlicher Begünstigungen des floren-
tincr Handels ^). Es sind Vorrechte, Privilegien, und als solche meist nicht das
Resultat objektiver, wirlhschaftspolitischer Verständigung, sondern theils durch
glückliche Kriege erzwungen oder ein Preis für politische Allianzen, und daher
häufig auch nur von ephemerer Dauer 2]. Das mindert auch die Bedeutung
wichtiger Befreiungen des Handels, wie die der florentiner SchifiPfahrt von der
Genueser Navigationsakte, welche alle aus Flandern und England auf nicht
genuesischen Schiffen nach Florenz geführten Waaren mit den härtesten Zöllen
belegt hatte. Es ist diese Befreiung nicht die Frucht einer entsprechenden
liberalen Gesetzgebung von Florenz — dieses war ja eben damals im BegrifT,
auf diesem Gebiete das System der stärksten Gebundenheit auszubilden —
sondern eine politische Errungenschaft des Friedensvertrages, der 1427 zwischen
Florenz, Venedig und dem Herzogthum Mailand abgeschlossen wurde ^). Die
spätere bahnbrechende Befreiung des Seeverkehrs durch Florenz musste aber
in ihren Wirkungen dadurch beeinträchtigt werden, dass man ihre rückhaltlose
Durchführung so lange hinauszögerte. Ob sie überhaupt für den auswärtigen
Handel von Florenz noch wohlthätige Folgen gehabt hat , lässt sich aus den
erhaltenen Staatsverträgen der Republik nicht» ersehen . Doch ist es immerhin
möglich, dass genauere Forschungen in den Archiven Venedig's, Genua's, Siena*s
u. a. eine freiheitliche Einwirkung auf die Seehandelspolitik anderer Staaten,
und sei es auch nur zu Gunsten der florentiner SchiflTahrt, erweisen werden.
Wir sind am Schlüsse unserer Untersuchung angelangt; doch dürfte es
sich wohl verlohnen , nachdem wir die einzelnen Zweige der Volkswirthschafl
in ihrer Besonderung betrachtet, noch einmal von einem allgemeineren Stand-
punkt aus das Gesammtgebiet zu überblicken.
Es ist schwer, für die allgemeine Haltung der Wirtbschaftspolitik jener Zeit
eine bestimmte Ft>rmel zu finden. Wir haben eben eine Periode der Umbil-
dung vor uns, eine Zeit des'Ueberganges aus alten Formen des Daseins zu einer
neuen Gestaltung der Dinge. In einer solchen Epoche reichen sich die ver-
schiedenen Entwicklungsphasen die Hand, weiche die Völker auf dem Wege zu
wirthscbaftlicher Freiheit und Selbständigkeit durchzumachen pflegen 4). Wäh-
rend selbst jene niedrigste Wirlhschaflsstufe, wo die aligemeine Rechlsunsicher-
heit den Verkehr in tausendfache Fessein schlug, in dem Repressalienwesen
4) Cf. z. B. die Aufzählung bei Pagnini 1. c. II, 20 flgd.
2) Höufig wird solchen Befreiungen des Verltehrs von vornherein keine längere Dauer
Zugei^prochen , als für die Zeil des bundesgenossenschafllichen Verhältnisses, welches die
Veranlassung dazu gegeben. Cf. z. B. den Vertrag mit Siena (1498) über die Reduction der
Zölle an der römischen Strasse. Atti publici tom. XIX Quaderno membr. Urk. v. 4 4. Sept.
8) Florentinorum acta et foedera Cod. eil. fol. 127.
4) Cf. die allgemeine Uebersicht bei Koscher. System der Volkswirthschaft I, § 97,
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UND DAS Prinzip dbr Vbrkehesfbbihbit. 137
und ähnlichen Erscheinungen eines unentwickelten Völkerrechts noch einzelne
Schatten in diese Epoche wirft i] , während auch an die Periode der Vorrechte
und Privilegien von Familien , Corporationen , Gemeinden , Standen u. s. w.
immer noch bedeutsame Erscheinungen erinnern, und vollends jene dritte
Stufe der juristisch allmächtigen Bevormundung und Erziehung von Seiten des
Staates so recht eigentlich jener Zeit ihr Gepräge zu haben scheint, treten uns
andererseits Ideen und Institutionen entgegen , welche uns an die Errungen-
schaften einer Zeit voller wirthschaftlicher Freiheit gemahnen.
Auf allen drei Gebieten der Wirthschaft finden wir den Gedanken der
Verkehrsfreiheit mit grossen Zigen eingegraben.
Der Bauer ist von jeder Gebundenheit an die Scholle, jeder Gutsunter-
thänigkeit mit all' ihreti persönlichen und dinglichen Herrenrechten befreit^].
Bewirthschaftet er als Colon fremdes Gut, so bindet seine Freizügigkeit nichts
als der Gontrakt, dessen Erftlllung allerdings erzwungen werden kann 3), und
dieselbe ist weder durch Schranken im Inland noch durch Auswanderungs-
verböte beeinträchtigt*). Das Grundeigenthum ist frei von feudalen Fesseln
und dinglichen Herrenrechten. Nichts hindert die freie Theilbarkeit des Grund
und Bodens^); es gibt keine Parceltirungsverbote , keinen Gttterschluss durch
Majorate und Fideikommisse. Es charakterisirt den Parallelismus der Ent-
Wickelung, dass ebensowenig, als auf agrarischem Gebiete Guterschluss
existirte, mit der zünftigen Organisation von Industrie und Handwerk eine Ge-
seblossenheit der zünftigen Corporationen verbunden war^). Mit grosser
Wirthschaftlicher Einsicht ist die Begierung Allem entgegen getreten , was eine
künstliche Beschränkung der Mitgliederzahl herbeigeführt hättet). Der Regel
nach ist j^der zu jedem Gewerbebetrieb zugelassen, selbst unzünftige Arbeit
Dicht ansässiger Fremder nicht ausgeschlossen^). Wer aber durch Nieder-
lassung zum Eintritt in die Zunft verpflichtet ist, dem stehen keine obligatori-
schen Avancementsverhältnisse, keine Forderungen von Meisterstück, Echt- und
Lehrbriefen u. dergl. im Wege 9). Die Gesetzgebung ist aufs Eifrigste bemüht,
aus dem in der Matrikel sich äussernden Besteuerungsrechte der Zünfte keine
Fesselung der wirthschaftlichen Freiheit werden zu lassen i^). Ja, am Ende der
Epoche erscheint, wenigstens in der Grafschaft, fast völlige Zunft- und Gewerbe-
freiheit durchgeführt^^). Ein Monopol der städtischen Zünfte auf den Absatz
ihrer Fabrikate in der Landschaft existirt nicht und die Niederlassung von
Gewerbetreibenden auf dem platten Lande ist durch keine Bannrechte zu
Gunsten städtischer Zünfte beschränkt ^^) , ebensowenig ist der städtische Markt
den nichtstädtischen Fabrikaten verschlossen^^). — Von einer Fesselung der
Privatindustrie durch Staatsmonopole ist — ein paar Fälle ausgenommen —
keine- Rede ^^) . Daneben innerhalb der Zünfte ein nicht geringes Maass wirth-
schaftlicher Freiheil. Bei einer Industrie , die für den Weltmarkt producirte
und längst aus handwerksmässiger Uebung zu fabrikartigero Grossbetrieb
1) Seite 434 ngd. 9) Seite 5. 3) Seite 8. 4) Seite 9. 5) Seite 43.
«) Seite 54. 7) Seite 49. 8) Seite 44. 9) Seite 58. 40) Seite 47. 41) Seite 78.
4t) Seite 76. 48) 3eite I04. 44) Seite 68.
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138 Die Wirthscraftspolitik der Florentiner Renaissance
emporgewachsen, konnte von jenen Maassregeln, durch welche das mittelalter-
liche Zunftwesen das. Aufkommen eines eigentlichen Untemehmerstandes
bekämpfte, nattirlich nicht die Rede sein. Keinem Meister ist die Zahl der
Gehilfen, keinem Fabrikanten die der Arbeiter beschränkt, Niemandem ein
Maximum seiner Produktion vorgeschrieben <] . Ftlr die Lehr- und Dienstver-
verhältnisse ^) und im Allgemeinen auch für die Freizügigkeit des Arbeiters ist
in analoger Weise , wie auf agrarischem Gebiete , der freie Contrakt bestim-
mend']. Der merkantilen Yerkehrsfreiheit kommen nattirlich zum Tbeii
die eben genannten , der Gewerbefreiheit überhaupt günstigen Ordnungen des
Zunftwesens ebenfalls zu Gute. Daran reihen sich andere Zeugen freiheitlicher
Strömungen auch auf diesem Gebiete. Die analoge Gestaltung der ökonomi-
schen Entwickelung zeigt sich auch hier in der bedeutsamen Thatsache , dass
die individuelle Erwerbsfreiheit, wie sie in Ackerbau und Industrie weder
durch Güterschluss, noch durch Zunftgeschlossenheit gefesselt ist, so auch auf
dem commerciellen Gebiete keinen privilegirten Handelsgesellschaften aufge-
opfert ward^). Der Regalismus erscheint auch hier noch ganz in seinen An-
fängen. Der Aufrechterhaltung des Salzmonopols steht die völlige Freigebung
des ursprünglich monopolisirten Seehandels gegenüber, und so ist bis zum
Ende der Epoche der Handelsverkehr mit jener einen Ausnahme von Staats-
monopolen frei geblieben ^) . Die Handelsfreiheit ist für In- und Ausländer in
den Statuten in weitem Umfang anerkannt ^) , und wenn sich auch die Gesetz-
gebung vielfach in entgegengesetztem Sinne entwickelt hat, so begegnen wir
doch in einzelnen wichtigen Punkten einer freiheitlichen Reaktion. Ich er-
innere an die Modification und Einschränkung der Schutzzoll- und Prohibitiv-
politik, wie sie sich theils unter dem Eindruck der geschichtlichen Erfahrung®),
theils durch die kräftige Gegenwirkung der commerciellen und fiskalischen
Interessen vollzog ^ , an die verschiedenen in der Zollpolitik überhaupt her-
vortretenden freiheitlichen Gesichtspunkte ^) und an die völlige Refreiung des
Seehandels von allen Verkehrsfessein , in der die liberalen Gesetze über den '
Verkehr in den Häfen Pisa^s und Livorno^s einen würdigen Abschluss fanden^).
Wenn uns diese freiheitlichen Errungenschaften auf sämmtlichen Gebieten
der Wirthschaft in die Zeiten moderner Freiheit versetzen , so bezeugen uns
andere Erscheinungen, dass wir uns immerhin noch auf mittelalterlichem Boden
befinden : Auf agrarischem Gebiete das nachbarliche Vorkaufsrecht ^^) , der
Ausschluss der Fremden vom Grundbesitzerwerb ^*), das unendlich ausgebHdele
Annonarsystem mit seiner Privilegirung des hauptstädtischen Marktes und
seiner ungleichen Behandlung der abhängigen Gemeinden und TerritorieD >2j;
" in Gewerbe und Handel die Privilegien von Meistersöhnen und Ver-
wandten gegenüber anderer Leute Kindern, von Inländern gegenüber den
Fremden bei der Aufnahme in die Zünfte ^3), die priviiegirte Stellung der
4) Seite 63. S) Seite 78. 8) Seite 74. 4) Seite 404. 5) Seite 104.
6) Seite 408, 409. 7) Seite 444, 445, 420. 8) Seite 446 Hgd. 9) Seite 42S, 199.
4 0) Seite 44. 4 4) Seite 48. 4 2) Seite 30 ngd. 48) Seite 48.
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UND DAS Prinzip der VsRKikHRSPREiHBiT. 139
zunfiherrschenden Meister , Fabrikanten und Handelsherrn gegentlber den ab-
hängigen Meistern und unselbständigen Hilfsarbeitern^), das allerdings nur in
einzelnen Zünften bestehende Privileg der ansässigen Meister auf einen ge-
wissen Rayon, innerhalb dessen kein anderer Gewerbsgenosse sich niederlassen
darf^, und andere gegenseitige Verpflichtungen der Zunftgenossen *^) ; die vom
Staate, wenn auch nur einzelnen Zünften zugestandenen Vorrechte, sei es
gegenüber der bevormundenden Staatsgewalt, wie die Taxenfr,eiheit der oberen
Zünfte^), oder gegenüber den Privaten, wie die Gewährung eines Einmischungs-
rechtes in die Freiheit der Ein- und Ausfuhr, der Rohmaterialien und des
Handels mit denselben^]. Daneben die Jfonopolisirung einzelner Gewerbs-
zweige durch die Industrie der Hauptstadt und anderer städtischer Gemeinden,
wodurch der auswärtige Handel überwiegend ein Privileg der Bürger der Stadt*
Florenz wird"). Die Zollgerechtigkeiten der verschiedenen Gemeinden und
Territorien des Staates 7), sowie die Zollfreiheitcn von Gemeinden, ja selbst
einzelnen Goi*porationen ^) . — Auch die Stellung , welche die Kirche im Leben
der Zeit einnahm, ist nach derselben Richtung hin von Bedeutung geworden.
Man hört nicht, dass die Zunft den geistlichen Arm in ihren Dienst genommen,
um die Reglements den eigenen Genossen gegenüber zu vertheidigen , wohl
aber dass dies von Seite der herrschenden Fabrikantenklasse gegenüber dem
Arbeiterstand der Fall war ^] . Auch die den freieren Standpunkt einer früheren
Zeit so sehr verleugnende Reception der kirchlichen Wucherlehre durch die
weltliche Gesetzgebung hat zu privilegirten Ausnahmestellungen geführt , wie
es die der Juden und der concessionirten Darlehensbanken gewesen ist^^).
Allerdings sind fast sämmtliche dieser Privilegien und Vorrechte von Indi-
viduen, Corporationen , Ständen, Gemeinden der staatlichen Gesetzgebung
gegenüber ohne selbständige Bedeutung; ihre Beseitigung durch einen ein-
fachen Gesetzgebungsakt ist stets rechtlich zulässig. Trägt ja doch überhaupt
der Staat schon ganz den Charakter juristischer Allmacht und weist insofern
ebenso sehr auf den modernen Polizeistaat hin, wie zurück auf den Staat
der A ntike, das klassische Vorbild für die politische Theorie und Praxis jener
Zeit. Ich erinnere an das, was Böckh über die hellenische Auffassung vom
Staat gesagt hat: »Jede Beschränkung im Umsatz des Eigenthunis der Einzelnen
nach den Umständen verfügt , erschien als gerecht und konnte erst dann als
Beeinträchtigung angesehen werden, seit des Staates einziger Zweck in die
Sicberstellung der Person und des Eigenthums gesetzt wurde , was keinem der
Alten jemals einfiel. Im Gegentheil wurde aller Verkehr und Handel als be-
dingt durch den Staatenverein betrachtet« ^^). — Es ist derselbe Standpunkt,
der als maassgebend für die Theorie der Zeit In Machiavelli's volks-
wirthschaftlichen Anschauungen hervortritt , und der^ auch in der Praxis den
sdiärfsten Ausdruck in jener für die wirthschaftliche Existenz des Individuums
1) Seite 64. %) Seite 54, 65. 8) Seite 62. 4) Seite 67. 5} Seite 97, 99.
6) Seite 75. 7) Seite 4U. 8) Seite 164. 9) Seite 59. 19) Seite 87.
H) Die Staatsbeusbaltun^ der Athener 1, 74.
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140 Die Wirthschaftspolitik de« plorentineii Renaissance
unter Umständen geradezu vernichtenden Rttcksichtsiosigkcit gefunden hat^),
mit welcher Florenz und der Staat der Renaissance überhaupt das ökonomische
Interesse der Einzelnen den Gesichtspunkten der Slaatsraison unterwarf. —
Lag in der Ueberzeuguug von der staatlichen Allmacht auf wirthschafllichem
Gebiete ohnehin eine starke Tendenz gegen die Verkehrsfreiheit, so verschärfte
sich dieselbe noch durch jenen rastlosen Trieb des florentiner Yolksgeistes,
das staatliche, sociale, ökonomische Leben nach eigener Conception selbständig
zu gestalten, einen Charakterzug, der durch Dante's bertlhmtes Gleichniss
von dem Kranken, der stets seine Lage wechselt, um seinen Schmerzen zu
entrinnen, sprichwörtlich geworden ist. Wie das stets an seiner Verfassung
bessernde Florenz mit Experimenten und kunstvoll construirten Staatsver-
fassungen das Leben meisterte, so bildete es auf wirthschaftlichem Gebiete ein
System der Bevormundung aus, welches sich im Laufe der Zeit eher
verschärfte statt milderte und entschieden weit über das Maass einer durch
die wirthschaftliche Entwickelungstufe des Volkes gerechtfertigten Erziehung
hinausging, dafttr aber auch oft genug, zumal bei dem ausgeprägten Indivi-
dualismus des damaligen florentiner Volkscharakters der Wirklichkeit ohn-
mächtig gegenüberstand ^) .
Wir sähen , welch^ umfassender Bevormundung der Staat im Interesse des
Grundbesitzers der Bodenkultur, der Industrie die Landwirthschaft unterwarft),
wie der Handwerker und Fabrikant in seiner ganzen Thätigkeit an eine Fülle
technischer Reglements gebunden war*), deren Verschärfung im Laufe des
15. Jahrhunderts besonders durch PrHventivmaassregeln, wie z. B. das Verbot,
in einem und demselben Raum gewisse Fabrikate gleichzeitig zu erzeugen^]
oder zu handeln«), zum Theil wieder paralysirte, was eine liberale Gesetz-
gebung zur Ermuthigung des Unternehmungsgeistes in Handel und Gewerbe
geleistet hatte. Auf dem Gebiete des Handels tritt in dem obligatorischen
Maklerinstitut 7) und in den Maassnahmen zur Sicherung und Aufklärung des
Käufers^) derselbe bevormundende Geist zu Tage. Daneben erscheint ein aus-
gebreitetes Taxen weseu, am ausgebildeslen natürlich im Lebensmittel verkehr^),
weniger in Gewerbe und Handel , wo Taxen für Rohstofl'e und Fabrikate nur
selten vorkommen, und auch die Arbeit, sei es des selbständigen Meisters
oder unselbständigen Arbeiters, nur in wenigen Branchen durch die allgemeine
staatliche oder stellvertretende zünftige Gesetzgebung Lohntarifen unterworfen
wurde ^<)), während in der Landwirthschaft für alle unselbstäildigen Hilfs-
arbeiter ein Maximum des Tagelohnes vorgeschrieben war"). Im Uebrigen
erscheint der Geist der Bevormundung in derselben Stärke wirksam, wenn
man den verheiratheten Bauern nöthigte, statt Tagelöhner Colon zu werden*^),
wenn man di^ ^^ Taxgn gebundenen Gewerbe einem förmlichen Arbeitszwaog
unterwarf '2), und den contraktbrüchigen Colonen, Arbeiter und Gesellen mit
Gewalt zur Arbeit zurückführte ^3). Dagegen erscheint wieder die Freizügigkeit
4) Seite 432, 434. t) Seite 24. S) Seite 5, 40. 4) Seite 56. 5) Seite 60.
6) Seite 93. 7) Seite 92. 8) Seite 94. 9) Seite 29. 40) Seite 65, 67, 69, 70.
41) Seite 6, 7. «2) Seite 65, 68, 69. 43) Seite 8, 74.
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UND DAS Pmiifzip DBR Yjurkbhmsfrkiheit. 141
des Colonen und landwirlhschaftlichen Tagelöhners durch keine analogen Ver-
bote gefesselt, wie die, welche im Interesse der heimischen Industrie Fabri-
kanten und Arbeitern den Verkehr mit dem Ausland und die Auswanderung
beschränkten ^) . Wenn gewisse handelsfeindliche Tendenzen der Zeit auf dem
Gebiete der Agrarpolitik in den zahlreichen Gesetzen gegen Kauf zum Wieder-
verkauf den vielseitigsten Ausdruck gefunden habend), so tritt dergleichen in
der Industriepolitik doch nur sporadisch, wenngleich gewaltsam genug her-
vor^]. Auch auf die Freiheit des Handelsverkehrs mit dem Ausland haben die
agrarpolitischen Gesichtspunkte mit ihren Grenzsperren einen viel intensiveren
Einfluss geübt, als ihn die schutzzdllnerischen und Prohibitivtendenzen zu
behaupten vermochten^]; und dre Reformen auf ersterem Gebiete, selbst die
partielle Befreiung der Komausfuhr, treten ebenfalls an Bedeutung hinter
die freiheitlichen Fortschritte zurUck , welche wir in der Industrie- und
Handelspolitik der letzten Zeit des 15. Jahrhunderts beobachteten; wie denn
überhaupt solche Gegensätze, wie der zwischen der ärgsten Bevormundung
des Verkehrs und der vollen Verkehrsfreiheit, welche sich auf dem Gebiete
des Seehandels ablösten , dem zäh conservativen Charakter der Agrargesetz-
gebung des 15. Jahrhunderts gänzlich fremd sind. —
Der Schluss unserer Untersuchung, die, stets bereit über die Grenzen des
einzelnen Staates hinauszugreifen, mit einem Ausblick auf den italienischen
Handelsverkehr im Allgemeinen endigte, weist mit Nachdruck darauf hin, dass
die hier von einem bestimmten Gesichtspunkte aus versuchte Darstellung der
wirthschaftspolitischen Bestrebungen eioes einzelnen Gemeinwesens noth-
wendig einer Ergänzung bedarf. Für unsere nächste Aufgabe genügte aller-
dings der Nachweis, wie weit dies Eine Gemeinwesen die Forderungen des
modernen Bewusstseins verwirklicht hat oder nicht, d. h. welche Stellung die
florentiner Wirthschaftspolitik zur Gegenwart einnimmt. Dem Historiker ist
damit noch nicht Genüge geleistet. Um die Thätigkeit eines Staates und Volkes
in ihrer vollen Bedeutung für den Fortschritt der Kulturentwicklung zu wür-
digen, darf sie nicht bloss mit dem Maassstab der Gegenwart gemessen, sie muss
vielmehr den gleichzeitigen Leistungen der anderen gegenübergestellt werden.
Erst dann wird sich mit voller Sicherheit der Platz bestimmen lassen^ welchen
dies Eine Volk in dem grossen Wanderzug der Völker nach dem Ziele wirth-
schaftlicher Freiheit und Selbständigkeit eingenommen hat. Um dies für einen
einzelnen italienischen Staat zu können , ist es nicht nur nöthig, die Archive
von Venedig, Mailand, Genua, Bologna, Turin nach gleichen Gesichtspunkten zu
durchforschen , sondern auch in den kleineren Archiven den wirthschaftspoli-
tischen Leistungen der Staaten zweiten Ranges nachzugehen. Fanden wir ja
doch an unscheinbarster Stelle Ideen der Freiheit verwirklicht , welche wir in
der Gesetzgel)ung der bedeutendsten Staaten vergeblich suchen würden. Der
wunderbare Reichthum, die grossartige Mannigfaltigkeit der Renaissance bürgt
uns dafür, dass eine solche Forschung noch an den verschiedensten Punkten
4] Seite 74. S) Seite 4 9flgd. 3) Seite 98. 4) Seite 440, 444.
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1 42 Die Wirthschaftspol. i>. flob. RBfCAissAfccB v. d. Princip d. Vemkehisfriihbit.
bedeutsame Spuren moderner Freiheit aufdecken wird. Dann erst wird die
Geschichte nicht nur ttber den Werth der Leistung der einzelnen Glieder der
Nation ein allseitig begründetes Urtheil fallen , sondern zugleich die Gesammt-
leistung des italienischen Volkes für die Sache der Freiheit beurtheilen können.
Wahrlich ein reiches Feld der fruchtbarsten Studien erdflhet sich da vor
unseren Augen ! Möge der neuerwachte Eifer des italienischen Volkes für eine
ernste Erforschung seiner grossen Vergangenheit diesen den grossen Fragen
der Gegenwart so nahe stehenden Studien zahlreiche Kräfte zuführen und
möge man nicht warten , bis es einmal einem Fremden möglich sein wird , das
italienische Volk mit einer Geschichte der Wirthschaftspolitik der italienischen
Renaissance zu beschenken, gleichwie es bereits eine weitaus bedeutendere
Gabe: »die Geschichte der Kultur der Renaissance«, aus fremder Hand em-
pfangen musste.
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Beilagen.
I.
Arch. Rif. Provvisioni U66, Nr. 158, fol. 59.
Zu Seite 87.
Gesetzesvorschlag, betr. der KornzdUe, 4 466 der Signorie unterbreitet und
durch Staatsbeschluss zum Gesetz erhoben.
S*intende per ciascuno chiaramente, quanto sia grave et dura cosa a sopportare
la carestia del grano et quanti iuconvenienti ne possono sequire maxime in uno popolo
grande come ^ questo. £ dall* altra parte ancora s^intende quanto sia molesto a vostri
cittadiui quando s'a a tocchare le borse loro per rimediare a tale carestia. Hora conos-
cendo questo e nostri magnifici e potenti Signori e del conlinuo pensando di que
provvedimenti che riguardino lo honore et ii bene universale della vostra citta , et
jodicando che per una cosa sola non si possa fare provvisione piü degna ne piü grata
ne piü utile universalmente a vostri ciltadini e a tutto il vostro popolo et etiandio a
vostri subditi che di provvedere, se ^ possibile, per modo che quando occoressi per lo
advenire nella citti e terreni nostn aicuna tale carestia, si possa commodamente a
quella rimediare senza tocchare le borse de nostri cittadini e senza avere a disordinare
aicun' altra faccenda del vostro comune ; et considerato che per altri vostri ordini ^
proweduto, che quando lo staio del grano fussi di valuta di s. 20 o meno nella cittk
e contado di Pisa, si possa pei consoli del mare di Pisa o per chi in loro luogo fussi,
con conoscienza di provveditori delle gabeile di Pisa, chi per i tempi vi si troveranno,
concedere la tracta di decto grano e di qualunche biade della citta e contado e distrecto
di Pisa pagandosi per gabella di decta tracta a ragione di s. 4 per ciascuno staio che
cosi si traessi ; e che di denari di decta gabella, quando vi si pigliassino, si debbi dare
ogni anno al Honte per la sua diminuzione fiorini 500 et per Topera del navicare
fior. 1500; et quelle v'avanzassi, si dovessi per decti consoli di Pisa spendere nella
muraglia della cittadella di Pisa, insino che fussi fornita, et dipoi tutto rimanessi all*
officio di decti consoli di Pisa. Et essende informati del gran fructo che a facto la
decta gabella et che di quella s*^ principalmente tirato la muraglia di decta cittadella
tanto innanzi che meno di fiorini 5000 basteranno a dargli la sua intera perfectione,
e parendo cosa molto ragionevole, che finita che sara Topera di decta muraglia , tutto
quelle che si poteva e doveva spendere in essa muraglia , come ^ tracto o trarrassi nel
tempo della abbondanza del grano ch'ö uscito o uscira di vostri terreni, cosi nei tempi
della carestia si ritorni et rivolgasi a levarci la carestia e renderci Tabbondanza di
decto grano ; — gli ofßciali del Monte — sieno tenuti, tutto quelle, che ~ sara rimesso
et pagato loro — di denari di decta gabella , convertire e spenderlo infra uno mese
allora proximo d*awenire in crediti del Monte di sopportanti et fame su decto Monte
uno credito, chi si chiami il credito delT abbondanza, con condizione che non
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144 Die Wirthschaftspolitik der Florentiiier Renaissance
si po^sa mai per alcuna cagione tale credito in tutto ne in parte alcuna vendere o per-
mutare ne finire per alcuno modo. Item che le paghe di decto credito si possino et
debbino pe' decti ofßciali et sotto le decte pene di tempo in tempo , quando saranno
guadagnate, investire in altri crediti di Monte di sopportanti per accrescimento del
decto credito dell' abbondanza et con la decta condizione et modo. Et in altro modo
non si possino spendere et convertire le paghe di decto credito che solo in investire iii
altri crediti, come ^ declo ; salvo et excepto che quando sopravenisse la carestia del
grano, et per rimediare a quella fussino facti officiali d'abbondanza sicondo gli ordini,
allora et in quel caso tutte le paghe di quel credito si possino spendere e convertire
come a essi officiali d'abbondanza parra piü utile , stanziandosi non di meno prima ne
Signori et collegi et octo della guardia che pe' tempi saranno per 36 fave nere per lo
meno quello che si debba fare dare di decte paghe tempo per tempo a decti officiali
per decla abbondanza.
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UND DAS Prinzip dbr Vbrkbbksphbiuut. 149
m.
Aus dem Staalsbeschluss von 1477 über den Tuchhandel.
Arch. Rif. Provvisioni Nr. 168, f. 277 (2«. Januar 1476 slil. Ilor.)
Inteso che il vendere i panni per le vie noii honeste e corte fa danno assai, perche i
foreslieri oe portano il panno per tal pregio, che costano maggiore a chi gli lavora, c da
ragione a lanaiuoli a fargli e di lana e peso e larghezza di piggiore qualita non si con-
viene ; e pdrtandosene assai di fuori et essendo tali quali sono , tolgono lotalmenle la
riputazione alla ciUa ; e davi [?j i panni fiorentini per tutti i liioghi a (lUcili si inandavano
erano a tutti gli altri preferiti, hora sono quasi a tutti gli altri inferiori ; c cercando di
rimedii havutosopradi cio maturo exaniine et di savi cittadini, si conosce essercl solo uno
rimedio a ritornare Tarte in riputazione, ^ questo, che i panni si faccino lali, quali fare
si soievano e di quella perfectione. Et a questo fare non si possono ridurre i lanaiuoli sc
non s'intende manifestamente, che i loro panni abbino a ünire con uctilita et proticto tale
quaie si richiede, il che seguire non puo sc non si provvide in tale modo, che i panni
se vendino da chi gli fa et realmente et ritagliansi per chi si conviene et non per allri.
£t perche la cosa ^ tanto transcorsa et allargata in tanti et ancora in non sottoposti all'
arte della lana, che per Tarte obviare non si potrcbbe, ^ necessario che per i consigli
opportuni della citta di Firenze si faccia tale provvisione et con tali pene e prejudizii,
che ciascuno sia constrecto a observare, quanto s'intende esser utile ordinäre per
conseguitare tale effecto, il quäle si spcra dovere seguire providendosi et observandosi
quanto di sotto s ordina. Et pertanto per utilita et honore pubblico et inigliore Camino
di declo membro della lana si provvide : In prima che ogni — lanaiaolo o ritagliatore,
intendendo lanaiuoli quelli che tengono bottega aperta et hanno taxa, et ritagliatori
quelli che in loro botteghe tengono priucipalmenfe panno di lana a taglio , e chi si
chiamano veri lanaiuoli et veri ritagliatori, possino vendere i loro panni intcri et
(agliati a chi vorranno, non petendo i lanaiuoli vendere a taglio altri panni che quegli
lavorano e con loro proprio segno ; e che ncssuna altra persona — da decti lanaiuoli
et ritagliatori in fuora di quali di sopra si fa mentione — possa — \ endere panni interi
o tagliati in alcuno modo ; — non petendo decli lanaiuoli et ritagliatori vendere decti
loro panni o scampoli altrove che alle loro proprie botteghe. Questa prohibitione non
s intenda — per quegli tintori gualcherai purgatori cimatori tiratori deir arte di lana, che
anno panni interi per loro manifacture, i quali ha\essino guadagnati et non altramenle
in alcuno modo, i quali panni possino vendere cosi interi et non a taglio ^j in alcuno
modo. — Et per obviare a tutte quelle cose, che si potcssino pensare contro quelle,
che s'e decto di sopra, si provvide, che pe' consoli deir arte della lana infra octo di
dal di che questo sara vincto nel consiglio del Cento per sua ultima conclusione , si
debbino fare e cerchare per insino in numero di XX sensali. — Et che nessuno di
sopradecti lanaiuoli ritagliatori tintori et altri membri d'arte di lana di sopra nominati
possa in alcuno modo vendere alcuno panno intero ad alcuna persona senza la
mezanita d*uno di tali sensali. — Ancora '^che nessuna persona — possa, ardisca o
debba in alcuno modo per via recta o indirecta coniperare panni interi o tagliati da
altra persona, che da sopra decti lanaiuoli ritagliatori tintori et altri uienibri d'arte di
lana di sopra nominati ; intendendosi da decti tintori et altri membri d'arte di lana di
sopra nominati comperare panni interi et non scampoli.
1] Nach der Randglosse wurde 1478 diese Einschränkung beseitigt.
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150 DiB WiKTHSCBAFTSPOLlTIK DER PLORENTINSR RENAISSANCE
IV.
Aus dem Staatsbeschluss vom 22. Mai 1454, über die Besteuerung
des Delailhaudels mit fremden Fabrikaten.
Arch. Rif. Provvisioni Nr. 146, fol. 63.
Inteso per molti mercatanli et artefici della vostra cilta la cagione il perche e
mancafo assai il fare di mercatantie nella cilta e vostro contado; intendendo che la
cagione sie qiiesta , che d'anni venti in qua s*e alletiticato nel contado vostro molti
foreslieri di piu rogioni i quali si chiamano Lombard!, i quali vanno cerchando luclo
il vostro contado a niercati si fanno in esso contado. Dicesi sono circa di numero
trecento ; et essi foreslieri hanno di\ iso il voslro contado a provincie e ciascuno va,
dovc ^ ordinato il paese suo. Intcndesi che ne portano Tanno a casa ioro di guadagno
fanno Tuuo per Paltro nel vostro contado üorini cento, che fa la somnia in capo d'uno
anno di üorini trenta mila. El intendesi che in pocho tempo anno a Stachare tucfo il
voslro paese di denari, c seguene anchora grande danno di comune, perche le merca-
tantie che recano nel vostro paese e voslre terre non pagano gabelia nessuna , perche
s'accordano con nostri passagieri di condurre a pocho a pocho e di per di. E se a Firenze
vengono a coroperare aicuna mercalantia, che <^ pocha, e questo fanno solo per aver
la poliza di quesla pocha mercatantia per schusare Taltro recano di Lombardia o
d^altri paesi come pare a Ioro ; e quella logliano in Firenze , non fa la somroa Fanno
di üorini Cinquecento. E la mercatantia conducono di fuori de voslri paesi che
mcttono nel contado sono queste cio^: chalze, farselti, federe di coltrici, veli^ fazo-
lelli, tovaglie e tovagliuole e lovaglioni, correggic, scarselle, stringhe, borsami di
cuoio, spetierie di tucte ragioni, falce da Ueno e da seghare grano, ferri di chiaverinc
e coltelle dal lato (?j , spade, parligiane e mercierie di tucte ragioni. Perche conducono
decte robe nella vostra terra e contado , le possono dare per mancho pregio, non
possono dare i vostri sottoposti, perche anno vantaggio della gabelia , che voslri sotto-
posti bottegai anno a pagare due gabelle; prima Tuna le robe che comprano in
Firenze anno gabelia all' entrata di Firenze, ia seconda anno gabelia per la uscita,
anno dl spesa di pigione e garzoni , lenghono in bottegha, e V estimo e piü altre gra-
vezze riceve da Ioro il vostro comune. Per la quäl cosa s'Ä facto conto che nel con-
tado voslro si sono serrale circa trecento botteghe o piü che facevano buona la gabelia;
e mercatanli ed arteüci della vostra citta di Firenze, come a dire Prato, Empoli, Sam-
miniato, lucta Yaldelsa, Yaldarno di sopra, e Mugcllo e molti altri voslri paesi anno
serrato le Ioro botteghe, che ne segue danno assai delF entrata del vostro comune e
danno assai ancora a vostri mercatanli ed arteüci della vostra citta di Firenze. Vedcsi
che Tanno di gabelia si pagherebbe Üorini sei mila o piü.
E per provvidere a questi inconvenienli — che per Tavenire niuno forestiere —
non possa andare vendendo ne vendere ne far vendere a minuto nel contado o dislrecto
della citta di Firenze se non fusse apprestanzialo o scriplo o compreso nelle gravezzc
nella citta o contado o distretlo di Firenze. E questo s'inlenda d'alcuna mercatanzia
vendesse o vendere facesse di montanza di lire cinque o dainde in giü cio^ lire cinque
0 meno; e da lire cinque in su possa ciascuno mercatare. Questo non
s'infendaper chi avesse habitalo familiarmente in contado di Firenze e avessc donna
che sia del vostro lerritorio anni venti o piü ; e cosi anchora quegli chi vanno ven-
tendo toppe, chiavi al legare, vasi al legare, coiami acconciare, badili o paiuoli ;
questi possino exercitare senza altra mercatanzia fare ^} .
1) Im Volksralh mit 181 gegen 12 Stimmen angenommen.
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i?ND DAS PRINIIP DER YbRKEHRSPRBIHBIT. 151
Aufhebung der florenliner Navigatioosakte.
Arch. Rif. Provvisioni «465, Nr. <57, fol. 239 cf. Ordioi del Consolato della
oazione Fiorentina; Classe XI, dist. 4, Cod. Nr. 77, fol. \n.
Die XXVllI Novembris «465 indictione XIV die XXIX [ejusdein mensis obtenta
fuit infrascripta provisio cujus tenor talis est, videlicel :
Considerato ch'egli ^ lunghissimo iempo, che la nostra ciUa lia facto motte leggi
e prohibito e isbandito tutte le mercatantie , che sodo di bisogno , utih e necessarie
universaimente aila citta contado e distrecto di Firenze, che non ci si possi conducere
ne maadare robbe se non per le nostre galee, di che ^ segnitalo c seguita
grandissiraa incomodita, disagi et danni e grande carcstia] d'ogni
cosa al nostro popolo e alla nostra citta, e niaxinie piü seguitarebbe da hora
innanzi per la cattiva conditione stato e credito in che si truovano i nostri cittadini e
mercatanti, che non possono aver piu quella aptitudine, ch'eglino anno avuto infino
da hora. £ sono State condotte le mercatantie d'ogni ragione nella nostra citta comitato
e distrecto in piu di XIl fiorini per centinaio piu che non solevano essere. £ coo gran
difficolta se ne truova o puö havere ; e quelle , che si coniperano al presente , sono
con brieve tempo agii artefici che Fanno a comprare. £ d*ogni cosa che sia a vendere
si fa magona, e conviensi capitare a IV o VI mercatanti per forza ; et voglionie vendere
come pare ioro per modo che ii nostro popolo e gli altri lavorauo tutto Tanno quanto
possono e per moiti rispecti perdono di capitale. E pero si serrano i traffichi e per*
(loDsi gli exercitii del nostro popolo con grandissimo danno delle gabelte et universai-
mente d'ognuno.
£ pero si provvide ctie dal di XXV di Marzo 1466 innanzi per la via dl niare
in tutti i nostri porti e terreni possa venire e scaricarsi tutte le
mercatantie d'ogni ragione che si potessi dire o pensare e per
tutti i navilii che le volessono conducere e per qualunche citta-
dino o forestiere, chi avesse aptitudine a conducere, e con quelle
gabelte di Pisa e Firenze, pacti e capitoli che e come si usa et
observasi al presente delle mercatantie che si conducono per le
galee del nostro Comune. £t possino ritrarle di Pisa e del comitato e distrecto
di Firenze e ritenerle mettendole per passo per quel tempo e termino e spese e
gabelte che al presente si costuma per quelle, che si conducono per te nostre galee
come ^ detto. £ tutte le mercatantie che si finissono in Pisa e nella citta contado e
distrecto di Firenze non paghino altra gabella che pagano al presente quelle che ci
sono condotte per decte nostre galee. E di tutto si debba teuere diltgente e chiaro
conto per modo che le gabelte non sieno fraudate. £ che tutte le mercatantie che si
conduceranno per la via di mare insu qualunque legno e per qualunque persona di che
stato 0 conditione si sia, etiandio se te dette mercatantie fussino di rubelli o isbanditi,
sieno iibere e sicure dette Ioro mercatantie per VI mesi dal di che cosi ci saranno
condotte; e non possino Ioro esser tolte n^ motestate in aicuno modo n^ per niuna
cagione.
E che i Signori e Gollegi e provveditori o maestri di doana di Firenze per di qui
a uno anno proximo d'avvenire abbino autorita e possino per XXXYI Ioro fave nere
liniitare et acconciare le gabelte di decte taU mercatantie e delle mercatantie che si
traessino della citta comitato e distrecto di Firenze, e come si debbino govemare per
passo o altri dubbii e differenze che potessero nascere, per qualunche cagione, non
si distendendo da quanto s'^ decto di sopra ; con questo dichiarato che ogni provve-
dimento o ordine che si metesse a partito per detti Signori e Collegi con decti provve-
ditori o maestri di doana non si possa proporre piü che sei volte in tutto in tre di e
infino in due volte p^r di. E per questo non s'intenda torre auctorita o bftlia o
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152 Die WirTHSCHAFTSPOLITIK DBR FLORIRTIflER ReifAISSANCB
rofnodiia o contentamento di Consoli del iu<ire o di qualunque altro cittadino della
citta di Firenze chi volesse navieare colle nostre galee o altri legni come piacesse
loro. Ma ognuno s*intenda cssere libero, e possino fare intorno al
navieare e conducere robbe e iiiercata nt ie di qualunque ragione
.CO lue parra e piacera loro. E chea\eruno non possa essere vie-
lato per alcuno modo il conducere mercatantie o robbe di qua-
lunque ragione per alcuno modo come 6 detlo di sopra. E tuUe Ie
predette cose s'iniendino poter fare non obsUmtc qualunche allra legge facta in con-
trario, excepto che per questo non s*intenda in alcuno modo contraffare ad aicuna
legge che parlasse di panni forestieri, ma rimanchinsi decte leggi che parlano di
panni foreslieri, come sono al presenle. E similnientc non sMntenda per questo con-
traffare ad alcuno privilcgio patto o capitolo che alcuno consiglio o qualunche persona
luogo 0 universita havessi col Comunc di Firenze i quali privilegi e pacti e capitoli
s'intendino rimanere e rimanghino salvi e fermi in tutto e per tutto come se la presente
provvisione fatta non fussi^):
VI.
Die Zunfl- und Gewerbefreiheit Mailands in den letzleo JahrhunderleD
des Mittelalters.
Es ist ohne Zweifel für die Bcurtlieilung der Stellung, welche Florenz innerhalb
der Wirthschaflspolitik der Uenaissance einnimmt , von der grössten Bedeutung , ob
die zünftige Oi^anisation der Arbeit, welche in Florenz Grundlage und Ausgangs-
punkt aller Gewerbepolitik war, für die Zeit überhaupt charakteristisch ist, oder ob
dieselbe an bedeutenderen industriellen Centren bereits als ein überwundener Stand-
punkt erscheint. Die henorragende Stellung, welche wir Florenz auch in wirth-
schaftspolitischer Beziehung vor den anderen iUilienischen Staaten ersten Banges ein-
räumen zu dürfen glauben, würde natürlich ausserordentlich in den SchaHen gestellt,
wenn die von dem berühmten italienischen Nationaiökonomen Yerri aufgestellte und
von den Späteren ihm nachgesprochene Behauptung begründet wäre , dass in einem
so wichtigen Staate wie Mailand die Renaissance die Zunftverfassung beseitigt und
völlige Zunft- und Gewerbefreiheit durchgeführt hätte ^). Die Berechtigung unserer
Annahme , dass vor Allem im Florenz der Benaissance der Pulsschlag des moilernen
Lebens zu fühlen sei, würde dadurch sehr fraglich werden. — Wenn wir nun freilich
das allgemeine Urtheil Verri's über die wirthschaftspolitische Gesetzgebung Mailand^
in derselben Epoche mit dem vergleichen , was wir zur Würdigung der florentincr
Agrarpolitik aus der mailänder Agrargesetzgebung angeführt haben ; wenn wir isehen,
wie der beredte Vertheidiger der agrarischen Verkehrsfreiheit von den mailänder
Statuten sagt, dass sie in barbarischem Latein die Weisheit eines erleuchteten Gesetz-
gebers otfenbarten, während wir in Mailand die strengste Bevormundung und Fesselung
des agrarischen Verkehrs nachweisen konnten^ so dürfen wir wohl von vorneherein
Verri's unbestrittener Ansicht von der im damaligen Mailand durchgeführten Ge-
werbefreiheit, auf welche er geradezu die Blülhe des Mailänder Handels im I 5. Jahr-
hundert zurückführt, mit einigem Misstrauen entgegenkommen.
V e r r i -versichert , er habe die Statuten der Mailänder Zünfte mit viel Geduld
und Unbehagen (tedio) durchforscht, und gefunden, dass sie nahezu alle im 16. Jahr-
hundert ihren Ursprung gehabt. Wir sehen davon ab, dass selbst, wenn das absolute
Begime in den letzten Zeiten des Mittelalters die Zünfte beseitigt hätte , keineswegs
ohne Weiteres ein Zustand vorauszusetzen wäre , der der modernen Gewerbefreiheit
1) Die Abstimmung im Volksrath ergab 165 Stimmen für, 46 gegen das Gesetz.
2) Sulla economia politica dello st^to di Müanu. Sqritti vari 1,* 424 flgd.
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CND BAS Prinzip bsk ViiKEHMranHiiT. 153
entspräche. & genügt die Existenz der Zunftverfassiing gegen Verri zu erweisen.
Nach ihm hätte eine der wichtigsten Mailänder Industrieen , nämlich die Seiden- und
Brokatfabrikation erst im Jahre 1504 eine zünftige Verfassung erhalten. Allerdings
besitzen wir Statuten der Seidenzunft von 4504, dieselben nennen sich aber aus-
drücklich eine »Reformation«*]; und noch in dem 4 569 gedruckten Exemplar dieser
Statuten^} ist ein Dokument enthalten (vom Jahre 4 504), worin sie als längst be-
stehende Corporation mit »von Alters her« geltenden Statuten erscheint. Zugleich
kam ich einem Dekret Franz Sforza's auf die Spur, aus welchem sich die für die
Erkenotniss der gemeinsamen Züge in den verschiedenen wirthschaftlichen Gesetz-
gebungen der Zeit bedeutungsvolle Thatsache ergiebt, dass die Statuten der mailänder
Seidenzunfl denen von Venedig , Genua , Florenz und Lucca nachgebildet waren ^] .
Wenn die Seiden- und firokatweber nach Verri auch erst im 4 6. Jahrhundert sich
zünftig organisirt haben sollen, so ist dagegen zu bemerken, dass das älteste erhaltene
Statut derselben von 454 0 (Verri meint offenbar dasselbe, wenn er auch die Zahl
1509 angiebt) ebenfalls nur eine Reform früherer Statuten enthält^).
4 484 ist von den Statuten die Rede^j, welche die Vorfahren Johann Galeazzo
Sforza's der Seidenzunft gewährten, darunter eines, welches ausdrücklich den
Zunftzwang anerkennt, indem es verfügt: »quod alique persone non possint facere
exercitium dnipporum sete et auri et argenti, nisi prius sint descripti et approbati per
abbates dicti exercitii«; also das »monopolio esclnsivo« wie es Verri nennt, und
welches nach ihm erst ein Erzeugniss des 4 6. Jahrhunderts sein soll. Allerdings heisst
es an genannter Stelle, dass in denselben Statuten für die Nichtbeachtung des Zunft-
zwanges keine bestimmte Strafe atisgesprochen sei und daher viele unwissende Leute
j^ne Gewerbe ausübten, ohne approbirt zu seiu ; dies sei aber nur aus Irrthuni ge-
schehen, wesshalb auch 4 480 eine Strafe festgestellt wird , »weil dies sowohl dem
Vortheil des Gewerbes wie dem öffentlichen Wohle entspricht.« — Dass die Gold-
schläger erst 4 594 Statuten erhielten, beweist natürlich nicht, dass dieselben früher
frei waren in dem Sinne, wie sich das Verri denkt; wir wissen ja wohl , dass sie in
der uns von Florenz her zur Genüge bekannten zünftigen Abhängigkeit von der
Seidenzunft standen, eine Lage, die gewiss nichis weniger als eine freie bezeichnet
werden kann ^j . Dass ein Gewerbe, wie das der Buchdrucker und Buchhändler, erst
t) Mailänder Staatsarchiv : Arch. Panigarula Cod. K, fol. 402.
)) Ib. Sezione storica, Commerclo: Statuti di Paratici od Universila.
3) In jenem Dekret, auf v^elches sich ein herzoglicher Erlass von 1481 beruft, sind die
genannten Statuten bezeichnet als »ordini et capituli de' mercadanti da seta et da drappi de
seta de Milano ac etiam d'oro et d'argento fillato et in foglia conformi a capituli de Venezia
et Genova et a consuetudine di Fiorenze et Lucca reducti«. Ib. Arch. Pan. Cod. U, fol. 133.
Wenn Letzteres der Fall war, musste doch die gewerbliche Gesetzgebung im Wesentlichen auf
denselben Prinzipien beruhen, wie in Florenz u. s. w.
k) Ib. Arch. Pan. Cod. K, fol. 148.
5) Ib. Cod. H, fol. 67. Wenn auch den florentiner Statuten nachgebildet, müssen die
Diailänder doch auch wieder ihre eigenen Wege gegangen sein und zwar keineswegs in fpei-
beitlicherer Richtung. Cf. die scharfe Trennung zwischen Fabrikation und Handel, wie sie
der Staat für die Seiden- und Brokatindustrie vorschrieb (1481). Kein Seiden- etc. Händler
darf in seinem Haus Webstühle haben, noch in eigenem Namen oder als Compagnon eines
Webers, Weberei treiben ; sed solum sit mercator et non testor et e contra nullus testor possit
lavorare aut lavorari focere suo nomine et ex ere suo aliquos pannos übt vadat seta aliqua
sed solum possit texere et texi facere nomine mercatoruni. Will er Kaufmann werden , so
kann eres gegen Bezahlung von 40 Pfd. >dummodo sit idoneus«; und die Aebte der Zunft
müssen ihn als solchen aufnehmen »dummodo prorsus relinquat texturam nee amplius possit
texere nomine suo per se vel submissam personam, — quia volumus morcatorem exercere
offlcium mercatoris solum et testorem testoris, nee aliquem utrumque posse complecti«. Der-
selbe Grundsatz gilt für Goldschlägerei und Goldspinnerei. L. c. fol. 428. Zweifelhaft ist, ob
die in den Statuten v. 1504 enthaltene Bestimmung: quod facientes GUare aurum vel argentum
finum non possint batti facere aurum nee argentum per aliquam personam stantem in eadem
domo et in communione, schon den früheren Statuten angehört, ib. Cod. K, fol. 108, cf. 116,
wonach fortan kein praeparator setarum die Weberei treiben soll.
6) Cf. die Statuten der Biailänder Seidenzunft von 1504 Arph. Pap. Cod. K^ fol. 119.
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154 Die Wirthsghaptspolitik der Florentiner Renaissance
im 4^. Jahrhundert sich- als selbständige Zunft organisiren J^onnte, beweist natürlich
gar nichts für die Gewerbefreiheit des fünfzehnten. Und wenn sich eine Zanft im
sechzehnten darüber beklagte, dass sie nicht zur Genüge mit Statuten ausgestattet,
und früher Jedermann ohne Unterschied zum Gewerbebetrieb zugelassen worden
sei ^) , so spricht dies so wenig für Y erri's Ansicht, wie das ganz analoge Statut der
Florentiner Spezereihändler (HSä)^) für ihre Anwendbarkeit auf Florenz sprechen
würde. i
Wenn sich nun Verri vergebens nach Ziinftstatuten des 45. Jahrhunderts um-
gesehen hat, so ergeben dagegen meine Nachforschungen im maUänder Archiv,
welches allerdings schon in frühern Jahrhunderten durch Brandunglück der wich-
tigsten Quellen für die Gewerbegeschichte des Mittelalters beraubt wurde, dass in
den letzten Jahrhunderten desselben die Zunftverfassung in Mailand im weitesten
Umfange bestand, ja dass man in manchem Punkt der wirthschaftlichen Reaktion des
16. Jahrhunderts schon näher war, als in Florenz. In einer Eingabe der Schmiede
von 4 383 um Bestätigung ihrer Statuten ist ausdrücklich die Allgemeinheit der zünf-
tigen Organisation der Gewerbe hiervorgehoben ^) . In demselben Jahre werden den
Barbieren ihre Statuten bestätigt^), ebenso den Schneidern^), und 4 389 den Ge-
würzhändlern ^) . Von den Statuten der Letzteren ist der Text selbst erhalten^], was
zu bemerken wichtig ist, da in der That die meisten mailänder Zunftstatuten aus der
Zeit vor 4 500 vernichtet zu sein scheinen. 4 392 wird die Zunft der Barchentweber
genannt^) und 4478 werden die Grundsätze ihres Statuts für den ganzen Dukat ver-
bindlich gemacht^). Wenn in einem Dokument von 4 388 die Kupferschmiede*®),
in einem andern von 4 44 0 die Schuster **) auch nicht ausdrücklich als zünftig be-
zeichnet werden, so zeugen doch die obrigkeitlichen Taxen *^) , welche an genannten
Stellen für den Verkauf ihrer Fabrikate vorgeschrieben werden , beredt genug gegen
die angebliche Gewerbefreiheit des damaligen Mailand. Ebenso eine damals zu
Gunsten der Schuster getroffene Einrichtung in Beziehung auf den Handel mit Leder
und Häuten ^^) . Dieselben mussten in Mailand alle in Ein dazu bestimmtes Lagerbaus
gebracht werden. Der Schusterzunft wurde sofort, wenn neue Vorräthe eingetroffen,
ofticielle Mittheilung gemacht, damit die Mitglieder sich mit ihrem Bedarf versehen
konnten und Lederhändler oder Gerber durften erst zwei Tage nach dem Eintreffen
neuer Vorräthe im Lagerhause Einkäufe machen. Ja, die Schuster hatten nicht bloss
diese Vorkaufsfrist , sondern die Händler und Gerber mussten ihnen noch nach acht
Tagen den ganzen gekauften Vorrath käuflich überlassen, für den durch einen obrig-
keitlich bestimmten Zuschlag vermehrten Einkaufspreis.
4 44 4 erfolgte der Erlass eingehender technischer Reglements für die Färberei '^),
4 459 eine Reform der zünftigen Reglements der Barchentweber *^) . Aus demselben
1) Verri 1. c. che non erasi provvtsto degli ordini e statuti a sullßcienza, che si ammet-
ieva nella loro arte ognuno senza distinzione.
2) Gf. oben S. 75.
3) Arch. Pan. Cod. A. In dicta vestra ei vi täte omnia alia collegia et paratica habent sua
statuta et ordjnamenta nccessaria pro conservatione ipsarum; alias esset destnictum para-
ticum dictorum supplicantium. Fol. U2.
k) Ib. Cod. A, fol. 4 42.
5) Ib. fol. 480.
6) Ib. fol. 45^. 7) Ib.
8) Ib. fol. 200.
9) Ib. Cod. G, fol. 458.
40) Ib. Cod. B, fol. 434.
4 4) Ib. fol. U2.
42) Das Taxenwesen scheint überhaupt in Mailand womöglich noch ausgedehnter gewesen
zu sein, als in Florenz. Cf. die Bemerkungen in dem bekannten Werke: Milano e il suo
territorio I, 134 flgd. 1441 wurde den Schreiblehrern verboten, mehr als 4 fl. (as 82 Imp.l
von den Schülern anzunehmen, und zwar sollten sie die Hälfte bis zur Erlernung des Buch-
staben D, die andere Hälfte bei Beendigung des Alphabets erhalten !
43) Ib. fol. 484.
44) Ib. Cod. B, fol. 228.
45} Ib. Cod. E, fol. 460, cf. die Reglements für die Tuchmanufakturen Cod. G, fol. 4.
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vm DAS pRiivziF DER Vbrkbhrsfrbiiictt. 155
Jahre sind uns die Statuten der Zunft der Zimmerleute erhalten , interessant durch die
Bedingungen, welche an die Aufnahme geknüpft werden^) und sonstige BeschrSn-
kuDgen^]. — Von den Kürschnern heisst es allerdings -1480, dass sie noch nicht
2iinftig organisirt waren, doch wurden sie eben in diesem Jahre als Zunft anerkannt 3).
Ihre Statuten besitzen wir noch, ebenso die der Krämer von 1 497 *) . In dem 1 523
gedruckten Statut der Tuchmacherzunfl ist ein herzogliches Dekret enthalten, welches
schon 1 474 den Zunftwang für dies Gewerbe als zu Recht bestehend anerkennt^) . Das
1747 gedruckte Statut der Pastetenbäcker enthält eine herzogliche Bestätigung ihrer
Zunft aus dem Jahre 1487^). Yerri selbst theilt in sefner Geschichte von Mailand
ein Dokument von 1447 mit, in welchem das »paraticum barbilonsorum« genannt
ist^). Ganz unbegreiflich aber ist es, wie Verri das in den 1480 gedruckten
Statuten von Mailand vollständig mitgetheilte Statut der Tuchmacherzunfl ignoriren
konnte^ auf dessen Bestimmungen wir bei Besprechung der florentiner Gewerbe-
Politik Wiederholt aufmerksam gemacht haben ^) .
Air diese Thatsachen vor Augen, werden wir uns durch kein Statut verführen
lassen, von einer Zunft- und Gewerbefreiheit des damaligen Mailand zu sprechen.
Allerdhigs heisst es in den genannten (4 396 pubücitlen) Statuten: Nullum paraticum
seu universitas alicujus paratici sit in civitate Mediolani nee comitalu, et si aliquando
coDtingeret de mandato domini Mediolani paraticum esse in civilate Mediolani vel
comitatu , nullum statutum quod per ipsum paraticum factum esset vel fieret , non
valeat nee teneat nee observetur sed solummodo serventur statuta Mediolani in pre-
sente volumine comprehensa ^) . Dass jedoch mit diesem Gesetz nicht das Zunft-
wesen als solches beseitigt werden soll, beweist schon die Bestimmung^ dass unter
herzoglicher Autorität auch ferner Zünfte bestehen können, und andererseits der Um-
stand, dass eben dieselben Statuten die Ordnungen der Tuchmacherzunfl enthalten.
Der Absolutismus , unter dessen Auspicien die Reform der Mailänder Gesetzgebung
4396 durchgeführt wurde, wollte nicht, dass die gewerblichen Corpora! ionen , die zu
republikanischer Zeit so selbständig und kräftig in das öffentliche Leben eingegriffen,
die Berechtigung ihrer Existenz länger in sich selbst suchten ; fortan sollte es in Mai-
land nur noch »mandato domini« Zünfte geben, die ihre Angelegenheiten nicht autonom
von sich aus ordnen konnten , sondern nur unter Zustimmung der herzoglichen Ge-
walt, der einzigen Quelle ihrer rechtlichen Existenz. Das Fortbestehen der Zünfte
1) Ib. Cod. E. Keiner kann Meister sein >ne si possa daind' inanze impazarse de dieta
arte — nisi come lavoratore de altro roagistro dessa arte , laudato et Scripte suso lo diclo
Hbro, se prima non sara laudato per bono magistro per i! priorc et 11 altri offi-
ciaÜ vel almanco per lo diclo priore et sei altri de dicti officiali et deinde scripto in esso iibro
per bono magistro«. Als weitere Bedingung ist vorgeschrieben 5 Jahre Dienstzeit, sei es
in Hailand oder sonstwo, und eine Matrikel von 4 Pfd. Imperialen für den Inifinder, 6 Pfd.
für den Fremden. Fol. 490 cf. Lettere e concessioni ducali Cod. 22, fol. 4 4 2.
2) Verlässt der Lehrling den Meister gegen den Contrakt , so kann er nie mehr Meister
werden, nur bei »grossem Unrecht und schlechter Behandlung« kann er dem Meister aufsagen,
aber auch in diesem Fall nur mit Erlaubniss des Zunftvorstandes. Natürlich findet sich auch
hier die solidarische Verpflichtung aller Meister gegen den contraktbrüchigen Arbeiter.
Ib. fol. 490. Wichtig ist das Veri>ot, m e h r a 1 s zwei Gesellen zu halten (ib.) salvo
se piü ne volesse teuere chel debbia ancora tenere di !i magistri in tanto che ogni due lavo-'
ranti vengano havere uno magistro et non altramente.
3) Arch. Pan. Cod. H, wo auch die Statuten noch erhalten sind, fol. 70. Mairikel:
46 Pfd. Imperialen.
4) Ib. Cod. L. fol. 4).
5} Dieses gedr. Statut befindet sich Im kgl. Staatsarchiv von Mailand.
6) Ebendaselbst.
7) Storia di Milano ed. Monnier II, 4 0.
8] Neben dem dort Angeführten ist noch § 405 bemerkenswerth : Una ala seu locus depu-
tatus debeat fieri in civitate Mediolani, in quo loco seu ala vcndi debeantomnesdrappi
mercalorum predictorum sc. lane et ibi in diclo loco seu ala mercatores ter in septimana
vendere possint dictos drappos et non alibi postquaui dictus locus seu illa ala ordinata
fueril.
9) Cf. die genannte Ausgabe von 1480, fol. 428.
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156 Die WiRTHSCHAPTSPOL. D. PLOR. Renaissance d. d. Prinzipd. Ybkehrsprbiheit.
wird übrigeos von den Statuten selbst ganz unzweideutig vorausgeselzt : Quod statuta
et ordinamenta paraticorum , heisst es an einer Stelle , que sunt contra ordinamenta
communis Medioiani non valeant nisi fuerint approbata ^] .
Nur bei solcher Auffassung der Sache erlclärt es sich, dass noch in den Redak-
tionen der Statuten aus dem sechzehnten Jahrhundert, das ja doch nadi Yerri
selbst die eigentliche Brutstätte des Zunftwesens sein soll , und das in der That der
Ausbildung des engherzigen Zunftgeistes so entgegenkam , ganz das nämliche Statut
wiederkehrt''^). So wenig aber dieses für Zunftfreiheit im sechzehnten, so wenig
beweist das Statut von 4 396 für Zunftfreibeit im 15. Jahrhundert.
Wenn Verri meint, dass in Mailand Niemand, der ein Gewerbe anfing, zur
Bezahlung einer Matrikel verpflichtet war, so ist, abgesehen von den angeführten^
das Gegentheil beweisenden Thatsachen zu bemerken , dass allerdings nach den Sta-
tuten die Ausländer, aber nur diese, die sich in Mailand zum Betrieb eines Ge-
werbes niederliessen , drei Jahre lang von jeder öffentlichen Leistung, sei es an den
Staat oder eine Corporation befreit waren ^) . Diese dregährige Immunität der Aus-
länder beweist natürlich das direkte Gegentheil von Verri*s Ansicht; sie bezeugt, dass
der Zunftzwang die Regel war , von der man eben nur abging , weil die damals in
Mailand getriebene Populationspolitik Alles that, um die Einwanderung zu begünstigen.
1] Fol. 84 des Originalcodex der Ambrosiana.
2] Vgl. die gedruckten Mailänder Statuten von 4542 II, fol. 434. NuUum paraticum nee
schola nee congregatio alicujus artis de cetero sIt etc.
a) Statuten ed. 1480, fol. 429 t— et quod non teneatur ad aliquam aliaro solutiouem
daodam vel faciendam alicui universitati ratione vel occasione aliquonun statutorum vel
ordinamentorum illius universitatis. Derartige Matrikelbefreiungen von Fremden , die sich
im Inland ansässig machten, hat man auch andernorts als ein Mittel der Bevölkerungspoli-
tik in Anwendung gebracht. Cf. Ordinamenti aggiunti al Breve deir Ordine del niare di
Pisa (4349) ed. Bonaini 1. c. tom. III, pag. 644.
Drnck tau Broitkopf ä H&H«! in ti#iptiff.
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PREISSCHRIFTEN
GEKRÖNT UND HERAUSGEGEBEN
VON DER
FÜRSTLICH JABLONOWSKl'SCHEN GESELLSCHAFT
ZU LEIPZIG.
**>^IIB^^|i-^^'
Nr. XIV. der historisch-nationalökonomischen Section.
XXII . A. Brückner, Die slavischen Ansiedelungen in der Altmark und im
Magdeburgischen .
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
1879.
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DIE
aiyiSCHEN MSIEDELÜNGEN
IN DER
ALTMARK UND DI MAGDEBÜRGISCHEN
VOK
D« ALEXANDER BRÜCKNER
PBIVATDOCBNT FÜR VllKOLBICHBKDB OBAMMATIIC DBB BLATIBOHEN BPBACHBN Alf DBB
VNITBBSITÄT LBMBBBO.
Motto: deflcientibus sensim Sclavis
Helmold I 68.
GEKRÖNTE PREISSCHRIFT.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
1879.
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Auf die von der Fürstlich Jablonowski'schen Gesellschaft
gestellte Preisfrage:
Eine wohlgeordnete aus den besten erreichbaren Quellen geschöpfte Zusammenstellung
der deutlich nachweisbaren slavischen Namen für Ortschaßen des jelsigen
deutschen Reiches
eingereicht, und gekrönt im März 1879.
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aUELLENVERZEICHNlSS.
Codex diplomalicus brandcnburgensis. Sammlung der Urkunden Chroniken
und sonstigen Quellenschriflen für die Geschichte der Mark Brandenbui^ und
ihrer Regenten. Herausgegeben von Dr. A. Fr. Riedel. A. V. VI. X. forlgesetzt
auf Yeranstaltang des Vereines für Geschichte der Mark Brandenburg XIV. XVII.
XXII. XXV. und Supplementband. Berlin 4 815 — 4 865. Namenverzeichniss zu
sämmtlichen Bänden. Bearbeitet von Prof. Dr. Heffter I.—III. Berlin 4 867. 4 868.
Regesta archiepiscopatus magdeburgensis. Sammlung von Auszügen aus Ur-
kunden und Annalisten zur Geschichte des Erzstifts u. Herzogthums Magdeburg.
I. Theil. Bis 4 498. Herausgegeben von G. A. Mülverstedi. Magdeburg 4 876.
Kaiser Karls IV. Landbuch der Mark Brandenburg nach handschriftlichen
Quellen herausgegeben von E. Fidicin. Berlin 4 856.
Statistisch topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg
von F. W. A. Bratring. I. — IH. Berlin 4 804 — 4 809.
Historischgeographischstatistischtopographisches Handbuch von dem Regie-
rungsbezirke Magdeburg. Von J. Hermes und M. Weigelt. Magdeburg I. 4 843.
n. 484S.
Geographisch statistische Beschreibung der Fürstenthttmer Wolfenbüttel und
Blanckenburg. Von G. Hassel und K. Bege. Braunschweig I. II. 4 802.
Jahresberichte des altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und
.Industrie herausgegeben von J. F. Danneil. I. — XVII. Neuhaldensleben 4 838
— 1874.
GeschicfatsblMtter für Stadt und Land Magdeburg. Miltheilungen des Vereins
für die Geschichte und Altertbumskunde des Herzogthumes und Erzstifles Magde-
burg. I. — XI. Magdeburg 1866 — 4 87 6.
Wörterbuch der altmärkisch -plattdeutschen Hundart von J. Fr. Danneil.
Salzwedel 4 859.
Ausserdem wurden benützt : Behrends, Beschreibung und Geschichte des Amts*
bezirkes von Obisfelde (Königslutter 4 798) und Neuhaldenslebenfthe Rreischronik
(I. II. Neuhaldensleben 4 824. 4 826) ; Raumer, Regesta historiae brandcnburgensis I.
bis zum Jahre 4 200 (Berlin 4 836} ; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und an-
grenzender Gebiete (II., IV. — VII., vornehmlich IX. Urkundenbuch des Klosters
Berge bei Magdeburg von H. Holstein und X. Urkundenbuch des Klosters Unser Lieben
Frauen zu Magdeburg von G. Hertel, Halle 4 873 — 4 879); Böttger, Diözesan- und
Gaugrenzen Norddeutschlands von Ort zu Ort schreitend festgestellt (I. — IV. Halle
4 875 — 4 876) ; J. Pervolf, Germanizacija baltijskich Slavjan (die Gerroanisirung der
Ostseeslaven, Petersburg 4876, s. 66 — 80 Slavjane v slaroj markö) u. a.
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VORWORT.
In der vorliegenden abhandlung erscheint das durch die fassung
der Preisfrage beschränkte gebiet der Untersuchung in zwei richtungen
erweitert: neben Ortsnamen im engeren sinne sind auch die namen
für wald und flur, see und fluss so weit dieselben dem Verfasser zu-
gänglich waren zusammengestellt, andererseits ist beabsichtigt worden
alle spuren welche der einstige aufenthalt von Slaven in heute deut-
schen ländern hinterlassen hat auszuforschen.
Das reichhaltige material gedenkt der Verfasser in einzeldarstel-
lungen deren reihe die vorliegende eröffnet zu verarbeiten, die Unter-
suchung aller an diesen gegenständ sich knüpfenden Vorfragen bleibt
einer später folgenden gesammteinleitung vorbehalten; die Specialein-
leitungen bieten ausser dem zum verständniss der ortsnamenverzeich-
nisse nothwendigen die möglichst vollständige compilation derjenigen
überlieferten nachrichten, welche sich auf die einstige slavische be-
völkerung der betreffenden gebiete beziehen.
Was der Verfasser bei der erklärung derjenigen namen, welche
demselben slavisch zu sein scheinen richtig getroffen hat, verdankt er
der anleitung von Miklosich durch dessen Untersuchungen die slavische
namengebung in das vollste licht gerückt worden ist.
Bei der entfemung des ortes an welchem der Verfasser weilt
von dem boden dessen erforschung derselbe anstrebt, ist er nicht
im Stande gewesen über die nöthige litteratur zu jeder zeit zu ver-
fügen, wer ähnlich gearbeitet hat weiss wie sehr dieser umstand
stört: möge man damit manches versehen entschuldigen wollen.
Der Verfasser.
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EINLEITUNG.
Die vorliegende Untersuchung bezieht sich auf das gebiet des heutigen
regierungsbezirkes Magdeburg der preussischen provinz Sachsen, derselbe ist
4845 aus der einstigen Altmark und dem einstigen herzogthume Magdeburg
nach abtrennung des sog. Saalkreises von letzterem zusammengesetzt worden,
die Altmark umfasste die heutigen kreise Salzwedel Gardelegen Stendal und
Osterburg; sie hiess bis ins XIV Jahrhundert hinein blos Mark, auch Nordmark
im gegensatze zu der zwischen Saale und Elbe gelegenen Ostmark, seit 4304
befestigt sich der name Altmark im gegensatze zu der rechts der Elbe gelegenen
Neumark, der späteren Miltelmark. das herzogthum Magdeburg ist das gebiet
des ehemaligen erzbisthumes Magdeburg welches 4648 sSIcularisirt als ersatz
für Pommern an Brandenburg fiel.
In diesem gebiete werden vom IX bis zum XII Jahrhunderte folgende gaue
genannt ^) :
links der Elbe und Saale:
Osterwalde mit dem orte Osterwohl sw. vgl. 4420 dacz dorp czu henninge
dacz dar ligt czu osterwalde, ungefiihr die heutigen kreise Salzwedel und
Gardelegen umfassend; im norden desselben wird 956 die marca lipani
genannt, das land der (allslov.) ''^lipljane, der bewohner von *lipije
lindenwald, vgl. 4S90 silva lipe und Liepe im lUneburgischen amte Dan-
nenberg
Belxem, der sttdöstliche Iheil der kreise Gardelegen und Osterburg und
der kreis Stendal; ttber den namen s. unten, diese beiden gaue bil-
deten die Altmark
4) Ueber läge und grenzen dieser gaue vgl. Spruner-Menke historischer handatlas nr. Bi,
33 UDd H. Böttger's gau- und diöcesankarte Norddeutschlands Halle 4876. Böttger II 248
dehnt den Osterwalde über die Jetzel bis an Aland und Elbe hinaus weil kein anderer
gauname bis an diese grenzflüsse genannt werde; Menke verlegt die marca lipani zwischen
Jetzel und Elbe.
Brftekner, Slavliclie Ansiedelungen. 1
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A. Brückner, die slayischen Ansiedelungen
Norlhthuringa nach seiner Urbevölkerung thüringischen Stammes im gegeo-
satze zu (süd) Thüringen benannt, das land zwischen Elbe Saale Bode
und nördlich der Ohre 2)
rechts der Saale :
^itici untergau des Serimunt, » von dem dreieck der Vereinigung der Elbe
und Saale oder von Grossrosenburg ab bis oberhalb Zuchau« Böttger
IV 26 3)
rechts der Elbe:
MoriSane^], das land zwischen Elbe Nuthe Havel Stremroe und Ihle
Lisici^), das land zwischen Ihle Stremme Havel und Elbe.
Ausser den sechs genannten gauen werden in dieses gebiet verlegt:
Mosidi als untergau des Belxem, im Süden desselben, angeblich nach dem
orte Mose benannt, diese annähme beruht auf einem irrthum , unter
dem Moside ist nur der neben dem Heilanga gelegene gau dieses namens
zu verstehen Böttger III 478
%) Böttger nimmt die Ohre als grenze zwischen dem Belxem und Nortbthuringa an.
937 und 973 ex aquilonari parte orae iluminis in locls mosan pelinici dudizi uuozoboro
uelbuzi zelici medubeki rinchurst buocstadon: diese orte liegen in der sog. Uaide um
Woltmirstüdt und gehörten nach der kirchlichen eintheilung zum decanatus in merica
(Haide) ; weil nun letzterer einen Iheil des bannus balsamie bildet« und der bannus bal-
samie nach der bekannten ansieht von dem zusammenfallen der spätem archidiakonots-
grenzen mit den früheren landes- und gaugrenzen dem umfange des gaues Belxem genau
entsprechen soll, so mussten nach Böttger die genannten orte im Belxem liegen; weil aber
die betrefTcndcn Urkunden nicht den Belxem nur den Nortbthuringa nennen, zudem 4063
ausdrücklich tazili (Detzel nhl.*J als in pago northuringen gelegen bezeichnet wird so
ist mit Menke der Nortbthuringa über die Obre, in einem bogen ungeföhr von Uthmöden
an der Ohre bis Ringfurth an der Elbe auszudehnen, die Haide gehörte also zum Nortb-
thuringa; als aber das halberstödtische bisthum von seinem Sprengel das gebiet zwischen
Elbe Saale Bode und Ohre hatte abtreten müssen wurde wohl damals der hatberstädtische
decanatus in merica an den halberstädtischen bannus balsamie angeschlossen.
3) der name bezeichnet die nachkommen eines '2it, denselben namen trögt zitowe in
pago zirimudis 986 als der dem hi gehörige ort.
4) aslov. *moristane, die bewohnor des ortes Moritz asl. *mori§ti, nicht moraöane
nach einem fingirten see oder bacbe moraca (äafafik alterthümer II &84 635 Geschichts-
blätter IV 320 Pervolf 77).
5) d. i. die nachkommen eines lis (fuchs).
*) Böt%er III 488 liest nach Heinemann cod. dipl. anh. I HS jazili und bezeich-
net den ort als unbekannt; tazili: Heinemann Albrecht der Blir 444 magdbrg. regg.
nr. 726 — »haben zu anfang die bisthumsgrenzen sich näher an die alte gaueintbci-
lung angeschlossen so ist auch davon bei neugründungen abgewichen gegen
4ie einseitige berücksichtigung der kirchlichen Verhältnisse namentlich der späteren
archidiakonatseintheilungen ist öfter gewarnt« Waitz Verfassungsgeschichte Y 477. vgl.
die begrenzung des archidiaconats Leitzkau von 4487: ab ortu vero ylae sursum de-
ficientibus terminis per subscriptos burchwardos eundem archidiaconatum determi-
nantes totum burgwardum louburg praeter duas villas . . . burgwardum wiesettborg
cossavicz dobin Wittenberg zane alstermunde . . . . d. i. der archidiaconat bildet ein
mit den grenzen irgend eines gaues völlig zusammenhangsloses gebiet.
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IN DBR AltAARK ülfD IM MAGDBBCRGISGHBIf.
Mintga^
S^mcici ^)
6) Stiftungsurkunde des havelbergischen bisthumes 946 und dessen bestütigungsurkun-
den 4150 M79 donamus eldem ... in provincia mintga XXX roansos in bis villi« inintes-
fausini hagerstedi aerthuni ajaestoum in vllla qne dicitur robelj VI mansos (4 450 mtntes-
husin bagerstein aerthum aciestoum robeli 4479 minteshusen hagersten cythim aekestum
robelej. da zu einer bestimmung des mintga wegen der unaufflndbarkcit der übrigen orte
nur robeli einen anbaltspunkt zu bieten scheint — oder »schliesst die angäbe in mintga
XXX mansos die in robeli VI mansos von solchen drelssig mansen und damit robeli von
der provincia mintga aus?« Böttger III anm. 874 — so sucht man je nachdem robeli als
Räbel in der Altmark oder als Röbol im Meklenburgischen aufgefasst wird den mintga in
der Altmark — Wersebe Riedel Heinemann — oder im archidiakonat Röbel im amte
Wredenhagen am MUritzsec Böttger IV 443. im letzteren falle bleibt es ein ungelöstes
rttthsel , wie in so früher zeit am Blüritzsee fünf oder sechs deutsche orlsnamen genannt
werden können: derselbe umstand schllesst die annähme Räumers, nach welcher der
mintga im Ruppinschen oder bei Rathenow im sog. Nusswinkel zu suchen wäre gänzlich
aus. da zudem der mintga nicht im sprengel des havelbergischen bisthumes liegen konnte,
weil er nicht unter dessen zehntpflichtigen provinzen genannt wird, so ist derselbe irgendwo
westlich der Elbe, wo Havelberg einzelnes seit jeher besass vgl. die urk. 4150 4 454 u. a.,
gelegen gewesen.
7) unter den zehntpflicbtigen provinzen des havelbergischen bisthumes wird 946 4150
4 479 zemcici genannt; ausserdem übereignet Otto I an dasselbe in provincia zemzici duas
villas in malinga buni (4 4 50 mellinga bum) et orogaviz (4 4 50- drogawiz) et dimidium sil-
vae porci (4 450 poregi). der name kehrt 949 unter den den Sprengel des bisthumes Bran-
denburg bildenden provinzen wieder: . . . vuucrl riaciani zavnzici dassia .... allerdings
kann die Identität beider namen auf einem zufoll beruhen ; von den in zemzici genannten
orten lösst sich nur porei als Elbinsel Parey im 11 jerichowschen kreise oder Parey an
der Havel im westhavelländischen kreise bestimmen*). Raumer und Ledebur erkennen
in dem brandenburgischen zarozici nur die havelbergische grenzdiöcese, Leutsch theilt den
gan nnter beide bisthttmer; Menke verzeichnet den gan von porei ■* Parey an der Havel
aosgehend als ein gleichschenkliges dreieck dessen basis die Havel von der Dosseniündung
bis Pritzerbe und dessen linken schenke! der lauf des Rhins aufwärts bis zu seiner krüm-
mung bilden. Böttger IV 444 lässt sich durch den zufölligen gleichklang der namen nicht
täuschen ; er trennt demnach beide gaue an » der sich durchgängig bestätigenden erfahrung
dass gaue stets ungetheiU einem einzigen sprengel unterworfen wurden« festhaltend: weil
der brandenburgische zamzici zwischen dem riaciani und dassia genannt werde, verlegt
Böttger denselben in den osten des sprengeis, ihm die decanate Bernau und Angermünde
zuweisend; zur bestimmung des havelbergischen zemcici verwcrthet er porei = Elbinsel
Parey und den umstand dass die sliftungsurkunde die provinzen »nach einer im Süden
beginnenden und nach norden u. s. w. aufsteigenden reihenfolge« nennt, so dass der zu-
erst genannte zemcici zugleich der südlichste gewesen sein muss. der so gewonnene
haveTbergische zemcici welcher mit seinem namen die nachkommen eines s^mek oder s^mko
bezeichnet wird zu einem der kleinsten gaue, nur wenige Ortschaften zwischen Klietznik
und Parey umfassend, wie das verhäUniss in Wirklichkeit gewesen, lehrt uns vielleicht
der analoge fall des gaues lusici, welcher 949 als bestandtheil der brandenburgischen, 970
als solcher der mcissnischen diöcese genannt wird**), zur bestimmung der läge des Mintga
*) drogawiz wird meist bei AHenplathow im II jerichowschen kfeise gesucht;
malinga identificiren einige mit der 443ff zwischen Elbey und Tangermünde genannten
Elbzollstätte mellinge, 4375 moffinghe est deserta.
**j der gegen diese auffassung geführte beweis BOttgers IV 57 beruht auf der un-
begründeten annähme eines besondern brandenburgischen gaues Ilgzice, unter welchem
namen immer nur der havelbergische Lisici zu verstehen ist.
1*
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4 A. BRÜCKIfER, DIB SLAYISCHEN ANSIEDELUNGEN
Chron. moissiac. 814: misit karolus Imperator exercitum franconim et
saxonorum ultra albiam ad illos sclavos qui nominantur lanai (die bewohner
des Linagga im kreise Westpriegnitz) et bethenzr (mon. I 309, beehelenzi
II 259) et vastaverunt regiones illas; der sog. bairische geograph bemerkt:
prope illis (den linaa] resident quos yoeant bethenici et smeldingon et mo-
rizani, die sitze dieser Bethenici verzeichnet Menke im gau Lisici und dem
nördlich an denselben grenzenden Nieletici.
Die kirchliche eintheilung der genannten gaue war folgende: zum bis-
thume Brandenburg gehörte der gau Moricane, zu Havelberg der Lisici (und
der Sömcici?), zu Verden der Osterwalde (mit der marca lipjane), zu Halber-
stadt der Belxem und der Norththuringa , dessen südöstlicher Iheil 968 an
das neubegrttndete erzbisthum Magdeburg, zu dessen Sprengel auch der iitici
gehörte, abgetreten wurde.
Das so umgrenzte gebiet zerfällt, was die ursprttnglichkeit und den
Stärkegrad der slavischen ansiedelung im Verhältnisse zur deutschen betrifft,
in drei theile: der erste umfasst die länder im osten der Elbe, den Mori-
2dne Lisici (und S^mSici?) : die gesammte bevölkerung dieses gebietes ist zu
anfang des zehnten jahrhundertes ausschliesslich slavisch; unter Heinrich I
und Otto I fassen Deutsche zum ersten male fuss in diesen ländem, die
frühesten spuren deutscher ansiedelung bieten die orte toremburg 937, ma-
rienborch castrum in provincia liezizi 946, bürg civitas im .moriciani 949,
nigenburg 973 (Waltemienburg jer. I?). dass auch die Altmark im achten
und neunten Jahrhunderte slavisch war, beweist schon ihr name mark : mar-
ken »d. h. das eroberte gebiet jenseits der alten reichsgrenzea wurden nicht
auf deutschem, blos auf dem feinden abgewonnenen boden angelegt; aber
schon frühzeitig finden wir daselbst deutsche namen , der Arendsee heisst
822 arnseo, wallislevu (Walsleben or.) 929, thrimining (der Drömling) 938,
arnaburch in pago beicseim 984, aqua tongera 983, balsamis iuxta civitatem
nienburch 993, uualmerstidi und tongeremuthi 1009, in pago beisheim eiler-
desthor steinedal in pago osterwalde latenthorp 4022 u. a. ^), es darf also
und des Sdrncici kann noch folgender umstand verwerthet werden: 44 50 4479 werden
beide gaue als in comitatu werenzonis comitis belegen genannt, nach Riedels höchst
wahrscheinlicher annähme bezeichnet dieser name den grafen der Nordmark Werner (bis
4 009, vgl. urk. 4006 in pago beicsem in comitatu werinzonis u. a.) und ist aus einer ver-
loren gegangenen bestätigungsurkuiuie Heinrich II in die Urkunden von 4 450 4479 aufge-
nommen worden.
8] mit ausnähme der Jeeize Prisatine Purnitz sind die flussnamen der Altmark deutsch:
der aland »wahrscheinlich zu alantia elz« Förstemann s. 4598, vgl. predium quod aland
dicitur 4 4 51 in villa alende (in prato wisch] 4 486 allende 4 424; der balsamsirom auf dem
arneburger felde ; die beverlake (vgl. Alt- und Neubeverlak im Ameburgischen) ; fluvius
binden 4484, bindin 4208; die biese, Förstemann 242; der doUfluss; die dumme, dühme;
die kesitte oder der kobsit; in sehusen aquam que dicitur croghe 4322 crughe 4327 cruge
4835 nein theil des Aland«; die milde, vgl. den namen des eing. ortes und teiches milde-
hovede mildehovet bei Gardelegen (4 007 mildanhovede), Förstemann 4 027 f.; die obre, 4 068
ara, 937 horaha 973 ora u. s. w. , Förstemann 88 j der rhin; die rodowe, 4042 — 402S für
die milde genannt, nach Förstemann 4 4 57 althochdeutsch rotawa; surc fluss bei Werben
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IN DER AlTMARK UND IM MaGOBBURGISGHRN. 5
ein frühes Vorhandensein deutscher elemente nicht geleugnet werden; ja
im Süden der Altmark, gegen den lauf der Ohre zu, beginnt die zahl der
slavischen ansiedelungen immer spärlicher zu werden, bis sie jenseits der
Ohre nahezu aufhört.
In dem dritten hier zu behandelnden gebiete dagegen, im Norththuringa,
sind die slavischen ansiedelungen seit jeher nur sporadisch vertreten ; schon
der gauname bezeugt, welchem stamme die masse der gaubewohner ange-
hörte ^j ; noch deutlicher weisen auf Deutsche als grundstock der bevölkerung
die zahlreich aus dem X Jahrhunderte überlieferten namen der gauorte, so
werden hier in einer Urkunde vom S4 September 937 neunzehn deutsche
und vier slavische Ortsnamen genannt; das land galt immer als deutsch,
vgl. 805 partibus saxoniae .... ad magadoburg u. a. ^^j. dagegen betreten
12S5; der tanger, auch reviername im amte Burgstalli 4845 ex nemore tangor 4375 Silva
quae dicitur taagern, Förstemaoo 1406; die wannewe, nebenfluss der Ohre von Wanne-
feld herfliessend; die ucbte, 1275 uchta vgl. die namen uchtdorf, 1375 uchdorp und uch-
tenhagen. ausserdem die beeke, ellersal, der lausebach (lusebekej, die molmcke, der schiffs-
grabeo, der speck, die speetze, voss, zehre u. a. im Liäici und Moricane werden ausser den
nicht slavischen namen der Elbe und Havel folgende wald- und flussnamen genannt: das
binnenholz; die brandlake; silva brudene H87 4189, s. s. 54; lacus clincus 4 47ä s. s. 48;
Silva dubreze 4440, s. s. 9; silva dunch 4244 bei Kleinseeden (deutsch, vgl. wolfsdunken
bei Vehlen, pumperdunk bei Burg 4209 plumerdunch plumerdunk) ; Silva dum 4009 ist ein
deutscher name; der ehlebach und die ehle bei Loburg ebenfalls, 4406 elde, Förstemann
828 f.; das fiener bruch, silva ulnar 4009 in palustri silva que vinre dicitur 4478 4209,
zu althochdeutsch fenni sumpf Förstemann 483 vgl. die besing fenn bei Fienerode; die
gottesstiege ; aqua grob(ion) 4009, zu deutsch grab- Förstemann 593 oder altslov. grab'B
gehörig?; chabua montes 4 009, welcher name nach Wiggert geschichtsblfttter V 424 — 424
vom Volke umgedeutet in dem Ortsnamen Hagelberg (auch Havelberg Habel(s)berg bei Wie-
senburg, in dessen nähe sich der 700' hohe Hagelberg erhebt) erhalten ist; die ihle, 4 44 4
ileda 4464 yla 4486 yle 4487 ihla 4488 4489 ila u. s. w. vgl. Förstemann 82Sf. (flussnamen
die ilach ill u. a.); der krell wald bei Ihleburg 4 459, silva krein 4209 nemus kriel 424 4;
Silva naetan(a)ha 4409; der sarnau see bei Mützel Generalstabskarte nr. 482 (poln. sarnovo
sarnöv sarny sariie zu sarna reh)?; der springbach ; der steinbach bei Ziesar; die stremme,
s.S. 39 vgl. bei Förstemann 4822 strüm, strumburg bei Bingen struminingen im Traun-
kreis u. a.
9) die angäbe der glosse zum Sachsenspiegel (HI 44 §. 2) »de nortdoringe de sint nicht
doringe, de ut der lantgreveschap tu doringen (dem heutigen Thüringen) geboren sin, wen
dat sin sassen (Nordthüringen gehört zum Niederdeutschen) ; dit weren wende, de heitet de
Sassen nortdoringe« (Homeyer^ s. 838) beruht auf einem missverständniss ; vgl. die glosse
zu HI 70 §. 4 : »wenet . dit sint die nortdoringe; do die sassen disse vordreven hadden
bit in dat hertogedome over elve, dennoch was krich under en, des quam coning carl unde
nam si ut deme hertoghdom unde tu strewede si over alle sassen. darvan vint man noch
etlike dorper wendesch (dar van sint de entelen wentdorpe gekomen) s. 867 und zu 73,
§. 3 : von oldere sint di wende almeistig eigen, wen, dun unse oldoron her quemen, be-
twungen si di nortdoringe, dat weren di wende unde di levendich bleff, de blef er ge-
vangen s. 370 und magdeburg. schöppenchronik s. 40.
4 0) so sind alle flussnamen deutsch: die bever, 4 042 bivera Förstemann 24 4 f.; die
bode, Förstemann 465; der ehlebach; der goldbach; der gösgraben; die klinke; die olve,
4042 alva; die renne; die schrote; die sohre oder saar, 4 042 scera; die sülze, um 4 430
sulta, Förstemann 4327 f. u. a. eine ausnähme scheint die schleitz zu machen, s. s. 89,
doch vgl. die schlitz, slidesa slidusun Förstemann 4270 — die erste niederlassung der
Deutschen im gau i^itici ist Grossrosenburg, 965 curtis roseburg im gau Sirmunt.
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6 Ä. BrÖCKHBR, du SLAYISCBBII AKSISDEILUlIGKlf
wir mit dem über der Saale gelegenen gau 2itici wieder ausschliesslidi
slavischen boden; vgl. Einbard II 450 sala . . . iuringos et sorabos dividit,
urk. 968 . . . totius ultra albiam et salam sclavorum gentis.
Für die bestimmung welchem von den hauptstämmen der Elb- und
Oder-Slaven, Obodriten Wilzen oder Serben [vgl. Einhard I 209 II 451), die
Slaven der bezeichneten gegenden angehören bietet den einzigen anhalts-
punkt die spräche wie sich dieselbe in den überlieferten gaunamen offenbart :
da es feststeht, dass die spräche aller serbischen stamme seit dem beginn
ihrer überlieferten geschichte die urslavischen nasalvokale ^ und q durch u
und ja ersetzt, so kann die spräche der Lisici und Mori2ane, welche als
blos vorgeschobene massen mit ihren stammesgenossen den Havel- und Oder-
slaven unmittelbar zusammenhängen, da dieselbe die nasalvokale in wurzel-
und Stammsilben bewahrt ^% nicht serbisch sein; weil deshalb die Lisici
und MoriSane selbst nicht Serben sein können, so reihen wir sie vorläufig
den Wilzen zu; an Obodriten kann nämlich zwischen der Elbe und Havel
füglich nicht gedacht werden, den wichtigsten beleg für die erkenntniss
der spräche dieser Slaven bietet eine Urkunde vom 28 September 992 , die
vierundzwanzig Ortsnamen aus dem gau Moriifane nennt : wir zählen dieselben
alphabetisch geordnet auf, indem wir zur vergleichung die formen hinzu-
setzen, welche diesen namen im Altslovenischen wahrscheinlichst zukäme:
bidrizi — altslov. bedristi (weslslavisch bedrici)
budim
budimb
frabonizi
grobizi
curozuzi
pravoniäli
grabisti
kuroviSti
liuzeuua
luievo (li- etwa für *?)
mokemik
mokrin'Bk'B
morazena
moristane
netruzina
nedruiino
neuplizi
nebyliäti
nezesouua
ne ? ovo
neznini
neznani
ozimzi
o ? äti
poztrigami
(995)
postr^gomb
rozmuzi
?
senatina
senotino
sipli
soliteso
sulit^äb
tribeni
tröbinja
H) vgl. die Ortsnamen Genthin Blahlenzien Randau Sandau Schlagenthin Wenzlau.
die urslavische lautgruppe er zwischen consonanten stellt das serbische zu ro um, ur*
slavisch *vorna beisst serbisch vrona; in der spräche der Lisici und Mori6ane dagegen,
ebenso wie in der der Obodriten und Wilzen, bleiben die laute unversetit, vgl. die ort»-
namen Gartz Körbelitz Warnau.
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IN DBK AltMAHK UND IM MAGDBBUaGISCHEN. 7
trbpeni trupbifi»
auiplizili *vy ? li
uirbinizi vrabönisti
uuissolizi veselisii
ziazinauizi i novisli
zobemeh soböiCbk'B
Von ähnlicher bedeutung ist eine Urkunde von 946 (vgl. die entsprechende
von H45), Vielehe 42 gauorte der Lisici nennt:
cotini lies cotim — asl. holimb
liezizi — lisisti
ludinj — Ijudynja
malhi — malisti
milcuni lies milcuw — milLkovi
niecurim — nekurimi»
podesal — ?
priecipini — ?
rabbuni — ?
rozmoc — ?
virskroiz — vrBsevisti
zimrclizü lies zmirdizi — smrBdisti
Die altmärkischen Slaven sind gleichfalls nicht Serben unterzuordnen ^^j ;
die prtifung ihrer überlieferten namen lehrt, dass die nächsten verwandten
derselben die Ittneburgischen Slaven, die Dravenen waren, unter den merk-
malen der dravenischen spräche sind vornehmlich folgende zu einer ver-
gleicbnng zu verwerthen: die bewahrung der nasalvokale; die bewahrung
des ursprünglichen or zwischen consonanten ^^) ; die diphthongirung ur-
sprunglich langer vokale, d. i. die Wandlung des urslavischen i y zu ai, u
zu au : während das erste und zweite merkmal die sprachen sämmtlicher
Obodrit^n- und Wilzenstämme charakterisirt, ist das dritte ausschliesslich
dem Dravenischen eigen, nun haften dieselben merkmale an den slavischen
Ortsnamen der Altmark: die nasal vokale sind bewahrt, vgl. die Ortsnamen
Bandow Kunkelfeiz Lanken Luhnseleitsch Mahlenzien Prinzlow Putlenz Röcken-
lin Vintzkow u. a. ; die lautfolge : consonant + or -f- consonant bleibt unge-
ändert, vgl. die Ortsnamen Jarchau Wernitz u. a. ^*) ; die diphthongirung
42) die den altmärkischea Arendsee betrefTende angäbe in parte orientalis saxoniae
quae soraborum finibas contigua est in quodam deserto loco . . . juxia lacum . . , am-
seo ann. fuldens. I 857 ist ungenau.
4S) dravenisch porsf) starna merz korvö bördza chörna vornö gorch gord vorta u. a.
tiir serbisches und polnisches strona krova brozda vrona u. a. ; dagegen wird ursprüng-
liches ol zwischen consonanten auch im dravenischen umgeslellt, also glä'va vläs vläk
chlid a. a. wie serbisches und polnisches glova vlos viok chlod. andere merkmale des
dravenischeo , I für urslavisches o, tj dj für k' g — beides secundäre erscheinungen —
fehlen den altmttrkischen namensformen ganz.
4 4) er Ir ür zwischen consonanten werden in den genannten sprachen wie im Pol-
nischen und Serbischen behandelt, vgl. aus dem gebiete der Lisici und Moricane die orts-
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8 A. BaOCKNEB, DIB SLAYISCHEN AITSIEDELCNGEN
ersieht man an beispielen wie Bauneiz Baudisin Noyden, an dem so häu-
figen ausgange -eiz (-eitsch) der flurnamen u. a. die Slaven der Altmark
sind somit den Dravenen des Lttneburgischen unmittelbar anzureihen, fttr
welche ansieht ausser sprachlichen criterien auch die muthmassliche weise
ihrer ausbreitung geltend gemacht werden kann: da nämlich die slavischen
ansiedelungen gegen den norden und nordwesten der Altmark zu immer
zahlreicher werden, so hat dieselbe ihre slavische bevölkerung wohl vom norden
und nordwesten, d. i. vom Lttneburgischen aus erhalten, gegen den unter-
lauf der Ohre werden die spuren einstiger slavischer niederlassungen immer
spärlicher; südlich der Ohre weist nur noch ein einziger ortsname, trump-
sici, mit seinem nasalvokal auf besiedelung von der Altmark hin. ob nun
die lttneburgischen Dravenen, die wir so in den altmärkischen Slaven wieder-
erkennen, Obodriten oder Wilzen gewesen, ist hier nicht der ort zu ent-
scheiden; äafarik II 593 stellt sie zu den Obodriten.
Sttdiich der Ohre werden slavische Ortsnamen nicht mehr genannt ^^) ;
dieselben treten wieder sttdiich von Magdeburg auf und von da an ver-
grössert sich ihre zahl je mehr man sich der Saale nähert, diese Verdich-
tung der slavischen Ortsnamen gegen den sttden zu scheint anzudeuten, dass
nach Nordthüringen Slaven vom sttden her, von dem rechten ufer der Saale
eingewandert sind , mit anderen werten : die nordthttringischen Slaven ge-
hören dem serbischen stamme an; man beachte, dass in Nordthttringen Sla-
ven meist an und in deutschen orten ansässig genannt werden, sie also unter
Deutschen wohnen ; diese ansiedelungsweise erinnert an die serbischen nieder-
lassungen im Fuldaischen und Mannsfeldischen, von einer geschichte der
nordthttringischen Slaven darf eigentlich nicht gesprochen werden , da die-
selben nie zu irgend einer Selbstständigkeit gelangt sind, die erste bestimmte
erwähnung derselben geschieht 748 ibique (nämlich in den fines saxonum
quos nordosquavos vocant, der pagus Suavia grenzt an den norththuringa)
duces gentis asperae sclavorum in occursum eins (Pippin) venerunt unani-
miter auxilium iili contra saxones ferre parati pugnatores quasi centum millia
ann. mett. I 330 ^^) ; in Urkunden werden sie zum jähre 964 (Otto I schenkt
an das Moritzkloster den zehnten welchen die zu den Städten magadaburg
namen Parchau Scharlau Werbig Uirbinizi Fercbels Warchau u. a., aus der Allmark Ber-
kau Schartau Schernikau Darsekau Darnewiiz Tornau Tarnewitz u. a., ebenso el Yl ül in
gleicher Stellung: Dulgezyz Wulkow u. a.
45) in den zwischen Wollmlrstädt und Magdeburg gelegenen streifen landes können
von solchen nur zwei, Bizzinici und Trumpsice, verlegt werden.
46) vgl. 780 magnus numerus winidorum et frisionum (der gau Frisonoveld liegt in
der nähe des Norththuringa) convertitur ann. mosell. XVI 497 ; 78t carolus .... inter
ore et albie confluenciam morantes fecit homines baptizari Raumer reg. nr. %% ; 782 quod
sorabi sclavi qui campos inter albim et salam interiacentes incolunt in fines thuringorom
ac saxonum qui eis erant contermini praedandi causa fuissent ingressi Einhard. I 46S;
880 sclavi qui vocantur dalmatii et behemi atque sorabi ceterique circumcirca vicinl con-
globati thuringios invadere nituntur et in slavis circa salam fluvium thurlngiis fldelibus
praedam et incendia exercent ann. fuld. I 898 u. a.
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IN DER AlTMAKK UND IM MaGOEBURGISGHBN. 9
frasa barbogi caluo gehörenden sclauani zu zahlen haben; deeimam dare
debcDt quandoeunque per dei gratiam Christian! effecti fuerint in . . . zitici)
973 [der zu magadaburg gehörigen lidorum uel colonorum uel seruorum uel
sclanorum) genannt^'').
Otto I und markgraf Gero hatten scheinbar die Widerstandskraft der
Moricane undLisici^^) wie der sonstigen tlberelbischen Slaven gebrochen*^);
die zur bekehrung dieser Slaven in Brandenburg und Havelberg gegründeten
histhllmer sollten ihr missionswerk ungestört vollführen ; der Ann. Sax. konnte
zu 960 sagen: baptizatus est totus populus ecciesiae in slavonia aedificatae
monasteria constructa .... pax fuit continua slavi sub tribulo servierunt.
doch zeigte der allgemeine Slavenaufsland von 983 auf wie schwachem
gründe die herrschaft der christlichen kirche in diesen gegenden geruht
hatte, bei der nun folgenden ausrottung aller spuren des christenthumes
mussten die bischöfe von Brandenburg und Havelberg während des XI jähr-
17) die übrigen nachweise s. u. Biere Biftinici Buckau Fermersleben Frohse Germers-
leben Mühlingen Ottleben? Pretulttse Trumpsitse Yuiterihhesdorp ; ausserdem: 1068 ultra
ara slauonica uilla fn potestate vdonis marchionis Sita; 1185 werden die Jahreseinkünfte
zweier dörfer mit einem slavischen ausdrucke bezeichnet s. anm. 27; 1145 que decima
quamvis beneficiali iure XII solldorum taxationem annuatim estimatur eo tamen tempore
quo usum illius decime transtulimus villa mose partim cultore vacabat partim sclavorum
deeimam non solventium vomere subigebatur ideoqne decima vel nulla erat vel ea tantum
quam non sinodalis iusticia sed militaris violentia extorquebat per exactionem hominum
marchionis alberti. der Zusatz zu der Urkunde von 961 (Otto) iubet ut omnes sclavi qui
ad predictas civitates confugium facere debent decimationem persolvant lässt schüessen
dass die Slaven Nordthüringens frühzeitig vom flachen lande verdrängt wurden ; das sub-
urbium bildete hier wie sonst s. s. 19, ihren letzten Zufluchtsort.
18) zwar wird deren name in den berichten der Chronisten über die kämpfe jener
zelten nicht ausdrücklich genannt, doch sind die angaben welche die mittelmärkischen
Slaven betreffen grossentheils auch auf sie zu beziehen, die Moricane erscheinen 1007
(der polnische könig Boleslav) pagum morezini iuxta magadaburch iacentem populatur
Thtetmar 815; 1092 counradus comes cum multis aliis a morsaciensibus occisus est ann.
corb. III 7; die angäbe von 806 in qua expeditione (kÖnig Karls gegen die sorabi) duo
castella ab exercitu aedificata . . . alterum iuxta albim Einhard I 193 (bestimmter: unam
civitatem ad aquilonem partem albiae contra magadaburg chron. moissiac. I 308) haben
einige forscher auf die erbauung von Burg jer. I bezogen.
19) Otto I und Otto II treffen zahlreiche Verfügungen über das land und seine ein-
künfle, so schenkt Otto I dem Moritzkloster 937 omnis census et uenundationis adquisi-
tionisque deeimam quae nobis in mortsani ligzice debent und freie holzung weide und
Schweinemast in denselben; 946 drei civitates sirtaw grabaw buchaw die ihm gehören
mit allem zubehÖr; 949 omnem decimationem . . excepta (des von sieben) civitatum et
villarum ad has civitates jure pertinentium, in drei dieser Ortschaften hat das Moritzkloster
jährlich aus einer jeden tres medones duasque cervisas sex modios tritici duos porcellos
duas anseres decem gallinas sex quoque frissingos et sex carradas annone pastui equorum
zu liefern; 963 vier ihm gehörige dörfer; 965 zwei ihm gehörige städte und alle gerecht-
same in zwei schlossern mit allem zubehör; In mrocini? omnem deeimam mellis nostrae
imperiali auctoritati pertinentem und aus 7 Städten totam deeimam, seu ad nostram ma-
num illam habuissemus sive alicui in beneficium concessum fuisset, ex nostro jure et
dominio donavimus ; Otto II 978 den honigzehnten In ganz morkeni; 975 ein dorf im gau
mrozini an das kloster Berge u. s. w.
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10 A. BailCKNB«, NB SLAYlSCflBN ANSIBDBI.tJMGBlf
bundertes ausserhalb ihrer diöcesen weilen ^^ uod die heideomission lag
völlig darnieder: erst zu anfang des XII jahrhundertes erfolgt die ernstliche
wiederaufnähme derselben ^^j und bald bethätigen sich neben dem erzstifte ^
die neu besetzten klOster als brennpunkte der christianisirung und germa-
nisirung dieser gebiete, vor allen das zu Leitzkau^), dann kloster Berge 2<)
und Unser Lieben Frauen zu Magdeburg 2^) .
20) vgl. inperator ad liesca curtem quondam wigonis episcopi (von Brandenburg) et
tunc feris innumerabtlibus inhabitatam venit 1017 Thietmar 855. überhaupt verfaUen zu-
mal bei den inneren felidcn seit der zweiten hälfte dos XI jahrhundertes die sächsischen
kirchen, so heisst es von dem kloster Unser Lieben Frauen zu Magdeburg Hi9 repperi
ecclesiaro interius et exterius adeo attenuatam ut et sarta tecta ipsins ecclesie omnioo
fere essent annichilata u. a. neues aufblühen des kirchlichen lebens wird durch die ein-
fübrung der Prämonstratenser, d. i. der nach Norberts (H 25— 1134 erzbischof von Magde-
burg) regel lebenden Augustiner in Sachsen bewirkt; mon. XIV 696 zu 1129 crevit fra-
trum numerus et muHiplicati sunt in saxonia ubi religio decaluerat et in sclavonia ufoi
nulla erat radicati fructuoso germine floruerunt.
21) 1114 bekundet bischof Herbrecht von Brandenburg qualiter ritum sum persecutus
paganorum una cum familiaribus meis adnodum paucis scilicet monacho cuidam adal-
berone prout potuimus multa atque innumerabilia destruximus idola et in loco capitali
lizecho in prouincia morschene inter albiam et hauelam in confinio terre saxonice tempia
construximus . . ecclesiam ligneam. haud post longo transacto tempore capellano mco
theoderico a latronibus interempto lapideam construximus basUicam vgl. mon. XVI 252
zu 1114 ultra albiam in urbe luburch cuius praefectus urbis nomine priboro (der name
ist deutsch] adhuc pene fuerat paganus eo quod ultra albiam illis temporibus rarus in-
veniebatur christianus. 1137 cum igitur canonici reguläres ordinis premonstratensis ec-
clesiae beati apostolorum principis in villa liezeka inter male fidei christianos et sciauos
sub periculo corporum et rerum suarum essent constituti nam sclaui tum iuxta ritum
paganorum ad colenda idola adhuc erant inclinati etc.
22) Otto I hatte 937 zu Magdeburg das Moritzkloster gegründet, welches, nachdem
daselbst ein erzbisthum 968 errichtet worden war, zum erzstifte umgewandelt wurde, die
zahlreichen Schenkungen Otto's und seiner nachfolger, vgl. o., legten den grund zu dem
nachmaligen ducatus transalbinus des magdeburgischen erzbisthumes; 4145 wurde dem-
selben durch Hartwig von Stade noch das land Jerichow übereignet.
23) die kirche in Leitzkau hatte Herbrecht 1114 mit den dörfem gouuene und cicelo
ausgestattet, vor 1139 Hessen sich in Leitzkau Prämonstratenser nieder, 1139 werden
denselben einkünfte aus den dörfern ladeburg lochow cessarue gouene niendorp (vier
deutsche namen) zugewiesen, 1173 erscheinen die deutschen niederlassungon vermehrt:
ekholt et cessarue cum quadam curia quae colibick dicitur et villula que utzikistorp di-
citur que in prefate ville cessarue terminis continentur, 1187 kommen an deutschen na-
men die beiden kokeburne meterne veterzib hinzu; auch die orte Leitzkau Lochow Silitz
Predelo Crussowo Gawene müssen trotz ihrer slavischen namen schon 1173 hauptsächlich
von Deutschen besetzt sein — diese orte zahlen nämlich den zehnten welcher gedrittelt
wird, Weinbau wird getrieben, in Leitzkau hat ein herr Gerbrecht guter — denn es folgt
die angäbe : zur kirche Leitzkau gehören muschawe zebecore et duae villulae uno nomine
kruckeborne, slaudiz et meterne que nunc a slavis inhabitantur si in posterum a teuto-
nicis possesse fuerint werden sie ein zehntdrittel an das kloster entrichten; 14 87 haben
die letztgenannten dörfer a quibuscunque colonis inhabitentur den zehnten von ackern
und Weinbergen zu leisten.
24) das von Otto I gegründete kloster Berge (Johannes des Täufers) quod in suburbio
magadaburch constructum nobiliter monachorum claret collegio 965, besass frühzeitig
guter auf dem rechten Eibufer , so erhielt es 975 liubatici in pago mrozini comitatuque
geronis 995 senotina in pago morozini ac comitatu sigiberti comitis 1110 brezderi mit
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19 DBR Altmark und im MAfiDSBURGiscHEPr. 11
Die Unabhängigkeit in Sachen des glaubens, welche die Mori2ane wäh-
rend des XI jahrhundertes behaupteten war nicht mit politischer Selbst-
ständigkeit gepaart ^^] ; die macht der Deutschen auf den vormals slavischen
gauburgen^^j gestutzt erhielt sich wenig gefährdet, den kern an dem sich
alimälig deutsches leben in jenen gegenden ansetzte bildeten ausser den
klöstem diese von Deutschen besetzten bürgen aus denen später Städte ent-
stehen konnten, unter ihnen namentlich Burg und Schartau ^^).
Von besonderer Wichtigkeit fttr die besetzung des landes mit Deutschen
ist die thätigkeit des erzbischofs von Magdeburg Wichmann (1152 — 1192)
gewesen ^^]. so wirkten gleichzeitig verschiedene kräfte an der umdeutschung
dem walde dubreze iül honhavele et iloborch 1U5 Badun cum omnibus villulis suis
porchem cum omnibus appendiciis suis priztire zlane H91 parchowe cum pcrtinentiis
suis 4209 korit kalenberch priztere dubcritz hoahavo hilburch zviniz Silvas krein pene-
iiesltorp magnum sodin et parvum sodin scatberch et dure castrum mundzoiy (H97 er-
baut) parchem cum 34 mansis parchowe werthere plumerdunk et stridewisch (4 0 namen
sind deutsch, 8 slavisch; 424 4 weitere deutsche namen silva dunch schonen vorde hol*
wege). — in der 4097 vorgenommenen descriptio thesauri huius monasterii wird eine crux
constantini slavi erwtfhnt.
25) dieses 4 046 gestiftete und 4429 mit Prtimonstratensern besetzte kloster hat erst
später guter rechts der Eibe erworben (4 486 gosle 4 4 54 brithzin clutzowe 4 4 57 crussowe
H70 zeveklebe und popenthorpstede) ; 4 445 sagt bischof Anseim von Uavelberg ut silea-
mus quanta animi deuotione ecclesia beate marie in magdeburgk tota se huic negotio
(der heideabekebrung?) personis et facultatibus suis impenderit; 4 460—4 480 verschreibt
ein canonicus in die bände eines mönches von U. L. Fr. ad duas novellas plantationes
in slavia talentum.
26) auch nach den stürmen von 988 finden wir das land in deutschen bänden. 992
tauscht Otto III an das kloster zu Memleben 24 dörfer in pago morazena in comitatu si-
giberti comitis ein ; 995 schenkt derselbe seinem kämmerer Tiezo poztrigami, seinem mar-
scbalk Liuttago drei hufen, dem grafen Sigibert bitrizi; 4 04 4 schenkt Heinrich II ans erz-
Stift driezele »welches Sigifrid der söhn des Zrubo inne hatte im gau mrozani in der mark
des markgrafen Bernhard gelegen«.
27] zum behufe der vertheidigung und Verwaltung ihres landes pflegten Slaven zahl-
reiche bargen, mittelpunkte bestimmter districte, zu bauen (lat. civitas castrum castellum,
gew. burgwardium ; poln. gr6d; cech. hrad) ; die pflicht der Instandhaltung der bürg, die
burgwere, lag den districtsbewobnern ob, vgl. eine altmärkische Urkunde von 4470 ex-
cepto quod quando provinciale castrum munietur ipsi simul cum prouincialibus iuvabunt,
wurde jedoch deutschen colonisten in der regel erlassen, die zahl der burgwarde im
Moricane ergibt sich aus 949 civitatum bidrizi guntmiri pechovi mokrianici bürg grabe
ciertuvi ezeri 965 civitates luborn et tuchime 966 civitates . . . buchhoc (Buckau) 973
castella et municipia «... loztoue 4044 burguuardium driezele; Dornburg.
28) schon 4 459 wird eines besonderen rechtes der Stadt Burg gedacht: eam iusticiam
quam ius burgense vocant?; 4 476 gestattet erzbischof Wichmann ut in curia que foro ci-
vitatis magdeburgensis adiacet mercatores de burch et reliqui transalbini mercatores et
negociatores qui venalia in pannis seu in aliis huiusmodi rebus in civitatem afferunt se
recipiant et res suas vendant; 4479 schenkt derselbe den einwohnern von Burg 20 Zelt-
plätze in Magdeburg für den Jahrmarkt, ähnlich heisst es von Schartau um 4 459 und
4487 iusticiam que scartoensis appellatur; in derselben Urkunde wird von Wusterwiti
bestimmt ut habeatur ibidem annuatim celebre forum mit dem magdeburgischen markt-
rechte.
29) die urkundlichen belege derselben sind: 4 459 übergibt Wichmann villam pechoe
cuidam heriberto ad excolendum et fructificandum ; villam wustcrwizi prope havelaro si-
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12 A. Brückner, die slavisghen Ansiedelungen
des landes , welche auch bald vollkommen gelang : seit dem ende des XU
jahrhundertes geschieht im lande der MoriSane keine erwähnung von Slaven
mehr ausser dass in Prester bona slavica 4347 genannt werden.
Aehnlich gestalteten sich die Verhältnisse im gau der Lisici. wahrend
des XI jahrhundertes verharrte das land im heidenthum : erst seit der grUn-
dung eines Prämonstratenserkloslers in Jerichow 4444 begann die mission
sich gedeihlich zu entwickeln 3<>) . dagegen hatten sich die gaubewohner
nicht von der weltlichen herrschaft der Stadeschen grafen zu befreien ver-
mocht, welche auf den burgwarden ihres landes begründet war; auch hier
Überschwemmen colonisten bald das verödete land und alle andeutungcn über
Slaven hören auf; nur in SchoUähne werden Slaven noch 4240 und 4302
genannt: quod eines et sclaui in scholene possint secare ligna in silua
mulckenberge ^^) .
Das gebiet der altmärkischen Slaven ^^) soll schon unter Karl dem Grossen
tarn contradidi cuidam henrico aliisque flamingis; 4464 situm popendhorpsUde (mark
Puppendorf bei Krakau] s. u. ; 4 466 wird krakoe dem Burchard und Simon zur bebauüng
überlassen, die ansiedier iusticiam et consuetudines^seu plebiscita hollandiensium habeant
(4 4 78 werden im Fienerbruch 6 hufen hollandigenarum more gemessen).
80) 4 427 (Otto von Bamberg) habelbergense episcopium peciit quod tuno paganorum
crebris incursionibus ita destnictum erat ut christiani nominis vix tenues in eo reliquiae
remanserint mon. XIV 864; 4 4 45 si quando hauelbergensam episcopatum qui gentilium
colonum barbarie quoquaversum horrebat christianaque religione pessumdata jam pene
nullus erat, Hartwig von Stade gründet das kloster zu Jerichow ut fratres inibi collocen-
tur quorum sancta conversatione generatio illa prava atque perversa corrigatur; die orte
mit denen er dasselbe ausstattet Jerichow Wulkow und Nitzendorp müssen schon von
Deutschen besetzt sein da daneben eine villa genannt wird que slauica wulcow eademque
et minor wulcow dicitur. schon 4 4 48 muss das kloster propter tumultum forensis po«
puli auf einen andern ort versetzt werden.
84) burgwarde: 949 marienborch castrum (4 450 merianburg urbem que et cobelitze
dicitur 4 4 59 curdtem de burwardo kobelitz que et marfenburgk dicitur intra vallum anti-
quum sitam) cum bis adjacentibus villis; 4 4 46 castrum jerichow milowe ploten et clitze
cum burchwardo (4 474 bekundet Johann herr in Plote die erweitening seiner Stadt Gen-
thin); Schollähne. 4 444 homines qui in possessionibus aut in villis fratnim (in Jerichow)
substitttti vel substituendi sunt; auf dem areal der 946 u. ö. im burgward Kabelftz ge-
nannten zwölf slavischen dörfchen, von denen neun schon im XII Jahrhunderte ganz ein-
gegangen waren, entstehen bis zum Schlüsse dieses jahrhundertes die deutschen (hollän-
dischen?) niederlassungen Schönhausen Gross- und Klein-Mangelsdorf Schmitzdorf Pals-
torpp. — «kurz vor 4240 kaufte das kloster (zu Jerichow) von Johann von Plotho einen
slavischen hof in Molkenberg mit dem dazu gehörigen dorfe und es ist bei diesem ver-
kaufe von deutschen und slavischen hörigen ieuten die rede, das areal des hofes war
nicht angebaut und das kloster hatte die absieht dasselbe urbar zu machen« F. Winter
die Prfimonstratenser des zwölften Jahrhundertes (Berlin 4865) s. 464 aus einer unge-
druckten Urkunde.
32) die wichtigeren daten der geschichte derselben sind : 929 redarii inpetum fecerunt
in urbem wallislevu ceperuntque eam captis et interfectis omnibus habitatoribus eius in-
numerabili videlicet multitudine Widuk. 488 ; 988 altera pars exercitus (ungariorum) arte
cuiusdam slavi in locum thrimining deductus periit 442 ; 988 die Slaven monasteriam s.
laurencii in urbe caluuo desolantes nostros sicuti fugaces cervos insequebantur . . . de-
solatis villis usque ad aquam tongera convenerunt e sclavis peditum ac equitum plus
quam XXX legiones doch werden sie paucis in unum collem effugientibus von den Deutschen
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IN DER AlTMARK UND IM MaGDBBURGISCHBN. i3
erobert und als Nordmark eiDgerichtet worden sein, man versteht nümlich
auch diese unter den 809 genannten Carolus misit scaras suas ad marchias
et venerunt ultra albiam Mon. I 309 vgl. 847 comitibus qui iuxla albim in
praesidio residere solebant ut terminos sibi commissos tuerentur mandavit
Einhard I 204 828 saxoniae comites cum marchionibus I 247. der erste
namentlich aufigeführte markgraf ist der praeses thiadericus 955. bis 983
breitete sich das werk der Christian isirung und germanisirung ungestört in
der Altmark aus : auf diesen Zeitpunkt beziehen sich die worte nee futt ali-
quid quod novellae ecclesiae adversaretur omni tempore ottonum Helmold 142
und has terras (balsemerlande und marscinerlande) saxones olim inhabitasse
feruntur tempore scilicet ottonum ut videri potest in antiquis aggeribus qui
congesti fuerant super ripas albiae in terra palustri balsamorum sed prae-
valentibus postmodum slavis saxones occisi et terra a slavis usque ad nostra
tempora (4460 — 4 470) possessa I 88. dagegen hatten sich Dietrichs nach-
folger die grafen von Walbeck und Stade gegen häufige angriffe der ttber-
elbischen Slaven zu wehren ; erst seit der belehnung Albrechts von Ballen-
slädt mit der Nordmark 4 434 ändert sich die läge: nach einer reihe blu-
tiger kämpfe erliegen die Slaven den vereinten anstrengungen des Dänen-
königs Heinrich des Löwen Albrecht des Bären und Wichmanns von Magde-
burg, das folgenreichste ereigniss für die germanisirung der Altroark war
niedergehauen Thietmar 765 ; Otto III (sclavos orientales devicit) de occidentali parte quam
plures arme sepius commoveDtes multosque dcpredantes vi et arte is superare coniendit
770; 998 inperator ob defensionem patriae harnaburg civitatem opere municns necessario
eam ad tuendum coinmisit dem erzbischofe von Magdeburg, weldier von den Slaven in
einen Hinterhalt gelockt wird , dieselben erschlagen seine begleiter und zünden die Stadt
an 779; 4 005 rex sepe cum sciavis in wiribeni juxta albim positam conventione hahita
arnaburch prius devastatam ob defensionem patriae renovavit 848; 4 002 monasterium in
hilleslevo a sciavis combustum est et eodem die multi ex nostris sunt interfecti 783;
1033 wird luideserus comes cum aliis XLII von den luttizi bei Werben getiidtet; 1085
wirbinam pagani luitici obtinent multis ex christianis occisis et captis; 1056 bei Prizlawa
magna caedes a liuticis in christianos facta est, willehelmus aquilonaris marchio occiditur
u. ä. in diese zeit einer gewissen Unabhängigkeit der Slaven ist die sonst übertriebene
und verwirrte angäbe der kaiserchronik (Raumer reg. 614 735) zu verlegen: in der olden
marke dar lach to düsser tyt de Stadt soltwedel allene unde was ganz wöste van volke
unde stund vei langes rores darvan wart dat volk gebeten de rorwende unde wart ock
do genomet de wendische marke, de leste van den fürsten de sterfT de heyt anicke (ein
deutscher name) do vell dat land an den keyser. geradezu abenteuerliches bieten die
ann. pegavienses XVI 235: wolfus pomeranorum adeptus principatum deinde provincia
polsus ad regem confugit danorum pauIo post regnum utpote gener regis solus
optinuit praeterea balsamorum regio sorte bellica cessit eins dominio. wolfo
defuncto (filius eius) wicpertus in balsamorum regionem quae ei paterna hereditate ob-
venerat a reliquis fratribus secesserat .... balsamorum possidens fines frequenter bar-
barorum provinciam et praecipue urbem quae posduwlc i. e. urbs wolfl (Pasewalk) bar-
barica 'lingua dicitur incursu militari vexabat. nach seinem frühzeitigen tode wird sein
söhn wicpert von dem markgrafen udo erzogen, welcher municipium suum nomine
groisca dem wicpert tradidit pro commutalione regionis balsamorum (1131 erhielt nämlich
Heinrich, söhn Wiprecht« von Groitzsch, die mark Lausitz welche nach Wiprechts tode
an den markgrafen Albrecht gekommen war zurück).
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14 A. Brügknbr, dik slayischbn Ansiedelungen
die durch Albrecht geleitete einwanderung von Deutschen, namentlich Nieder-
ländern: adelbertus marchio ... ad ultimum deücientibus sensim sclavis
misit trajectum et ad loca rheno contigua insuper ad eos qui habitant juxta
oceanum et patiebantur vim maris videlicet hoUandos selando8 flandros et
adduxit ex eis populum magnum nimis et habitare eos fecit in urbibus et
oppidis sclavonim. sed et austräte litus albiae ipso tempore coeperunt in-
colere hollandienses advenae ab urbe saltvedele omnem terram palustrem
atque campestrem terram quae dicitur balsemerlande et marscinerlande ci-
vitates et oppida multa valde usque ad saltum bojemicuro possedere hollan-
dri quia dominus duci nostro et ceteris principibos salu-
tem et victoriam large contribuit sclavi usque quaque protriti atque pro-
pulsi sunt et venerunt adducti de finibus oceani populi fortes et innumera-
biles et obtinoerunt terminos sclavorum et edificaverunt civitates et eccle-
sias et increverunt divitiis super omnem estimationem Helm. I. 88*3). die
gerraanisirung der Altraark wurde nun bald vollendet; klöster und Städte
sind auch hier diejenigen punkte gewesen von denen aus das deutsche
Clement das flache land durchdrang, bei der Stiftung des klosters zu Dies-
dorf 4 460 werden demselben acht dörfer übergeben berchmere berchmere
abbanthorp varenthorp pychenusen ellenbeke watekoten budenstede quarura
incole adhuc sciaui erant; 4S35 cum homines quidam quarundem viilarum
videlicet cuzeresdorp honlege modenborg et item modenborg ad ecclesiam
distorp pertinentium nondum fidem catholicam ad plenum susceperint sed
adhuc quibusdam teneantur paganisritibus irretiti beschloss der praepositus
der genannten kirche in una ipsamm viilarum ecclesiam construere, zugleich |
sollen diese menschen ad synodum in witingen venire non cogantur sed
per se synodum habeant; dagegen heisst es von denselben 4245: si autem
predicti homines slaui scilicet suis rilibus renunciare noluerint teutonici ca-
tholicae fidei cultores substitnantur eisdem .... synodum autem witinge
frequentabunt ; noch 1349 wird dem kloster Diesdorf proprietas duarum
curiarum in villa winkelstede sitarum cum duobus slauis in eisdem resi-
33) zuerst (H06J hat Friedrich von Bremen Niederländern (hollandi) terram incultam i
paludosamque zum anbau überwiesen ; in ausgedehnterem masse that dies Adolf von Hol* i
stein, der Niederländer Friesen und Westphalen in Wagrien ansiedelte, seinem beispiele !
folgten Albrecht und Heinrich; Übervölkerung innere fehden und Überschwemmungen
nöthigten die Niederländer zur auswanderung. vgl. Räumer regest. f817 terram wend-
land nunc possident saxones slavis in villis adhuc manentibus; est terra quondam ba^
samla nunc dicitur markmannia etc. ; die kaiserchronik: margrave albert .... leyt finemet
Volk halen he wolde der rorwcnde nicht mere liden in den landen darumme dat se den j
kristenloven so vaken sehenden ; albertus marchio sclavis expulsis terram suam occopavü i
holleris selaudris et flamingis. zur bestimmung der beginnszeit dieser einwanderangen
lässt sich der umstand verwerthen, dass schon vor 4170 backsteinbaoten , ein abzeicben
der Niederländer — die Sachsen bauten aus feldsteinen — in der Altmark und dem lande i
Jerichow nachgewiesen werden können s. Borchgrave histotre des colonies beiges qui |
s'^tablirent en Allemagne pendant le douzi^me et le treizi^me sl^cle (Bruielles 4865} 276 fr. |
H60 werden in Werben VI mansi hollandrensis dimensionis genannt, O70 hollandigene j
super ripam albis positi. j
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Ilf I>BR AlTMARK CNB im MAfiDBBVRGtSClIBN. 15
dentibus geschenkt und in villa winkelstede duos slauos nostros subditos
sciKeet bernardum el richardum in duabas curiis ibidem residentes duos
mansos colentes; merkwürdiger weise tragen diese dreizehn dörfer sämmt-
lieh deutsehe namen. im norden der AHmark wird 4484 zu Arendsee ein
kloster gegründet, markgraf Otto übergibt der ecciesiae novellae plantationis
villacB teiilonicam kaulitz et siavicas villaa eidem stagno (der Arendsee) ad-
iaeeBtes totamqae solitndinem a rivuk) sitzow usque ad fluviura binden; 4208
villain amesse et villam kawlilz et siavicas villas burehslede szissowe noy-
den baudisin et situm viJle szatum indulsimus ipsis advoeatiam et quicquid
iuris Bostri esse videbalur videlicet petitiones exactiones opera burchwerc,
expediliones herzüge, frumentum betkern frumentum quod wszop vocalur
et oniDia que vulgo vocantnr recht et unrecht.
Die städtischen Verhältnisse der Altmark im XII Jahrhundert lernt man
aus awei Urkunden kennen: um 4451 in terra que dieitur baismarlant fo-
rum rerum venaliuni institui in propria villa mea stendale cum antea com-
petens in terra lila forum non esset .... in urbibus dicionis mee werbene
ameburg tanghermunde osterburg saltwidele und 4497 bona gardelege et
salluedel tam castra quam oppida, ciuitatem stendale et preposituram et hec
oppida sehusen bambissen wirbeni ilem medietatem burgwardi calue et predia
quecuoque in antiquo seu nouo prato seu in bis arneburg osterburg et tanger-
munde burgwardis. wie diese orte als die wirksamsten pflegstätten deutschen
lebens zu betrachten sind, so haften hinwieder grade an ihnen die spatesten
spuren welche die existenz von Slaven in der Altmark hinterlassen hat : bei
der grttndung der neustadt Salzwedel 4247 heisst es quicunque ad ipsam
nouam ciuitatem conQuxerint rustici teutonici sive sclaui'^) ; 4343 verkauft
Heinrich von Lüchow einen wald bei Lüchow und bestimmt quod nee shiui
de jezne siue de recizze neque de plothe neque ulli slauicales seu teutoni-
cales a longo vel de prope residentes ullam portionem sibi poterint usurpare ;
4444 4452 wes wie ock dinstes vpp vnsen dinstlüden als die wende to
ameborch to holte vnd to howe hebben vnd wat vns die suluen vnnse dinst-
lüden van alder gedan hebben; Karlbau bei Tangermünde ^^) .
34) in dem nachlassverzeichnisse Heinrich Oislegers vicars in der neustadt Salzvvedel
447S wird ein annnlus argentens cum qnodam monili slauorum erwähnt.
35) Privilegien von 4360 19$7 4377 4 403 das wir vnsem wenden, die czu kolbu vor
der stat zu tangermunde wonen die nu sein vnd hernach daselbst werden, leihen den
werder der bei eolbw leit in der elbe also das sie den haben genieszen vnd nutzen sollen
czu Iren rewsen vnnd zu anderer irer notdurfft; auch were es das wir eyner gemeyne
bete oder eine yybete beten in vnsem lande in der alden marke das sie darzu nicht ge-
ben noch tun sulIen noch vns noch vnsen vogten wenn sie suUen der bete ledig vnnd los
sein ewiglichen. 4a73> belehivk markgraf Otto vnsern liebin getruwen de» gemeyne» wen-
det» in dem dorfe zu koleba mit einer jahresrente vom zoll, von einer föbre und einem
wehr. ^375 wird ein langwieriger streit geschlichtet den der rath von Tangermünde mit
dem scbttlteis vnd dy gebuwre von demc wenddorf zu calbu um zwei Eibwerder gehabt
haben, das Ivndbuch berichtet: colbu prope tangermunde pertinet marchioni. ibi non
s«wt maast sed slaui ibidem morantur et nutriuntur de piscatura racione cnius tenentur
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16 A. Brückner, dir slatisghbn ansibbblungbn
So ist die slavische bevölkening dieser gebiete bereits zu ende des
XII jahrhundertes vor dem andränge deutscher einwanderung so sehr zurück-
gewichen, dass vom XIII — ^XY Jahrhunderte nur h(kshst ausnahmsweise irgend
eine erwähnung von Slaven geschieht: welche umstände haben diesen pro-
cess begünstigt?
^ Schon aus motiven grösserer Sicherheit musste dem landesherren daran
gelegen sein im gegensatze zu der stammfremden slavlschen bevölkening
sich auf eingewanderte Deutsche stützen zu können, noch mehr machten
sich hiebei pecuniäre Interessen geltend.
Das Werkzeug der ackerbauenden Slaven war nämlich der hölzerne ha-
ken uncus, nicht der eiserne pflüg aratrum der Deutschen, womit zusammen-
hängt dass die Slaven meist nur leichteren weniger fruchtbaren boden be-
arbeiten konnten, vielleicht auch dass ihre hufe blos die hälfte der deutschen
hufe ausmachte 3<^) ; ausserdem liessen sie wegen ihrer unbekanntschaft mit
marcbioni pisces presentare ad casiruro. tenentur domino ad seruicium videlicet ipsum
cum familia per albeam transuehendo quotiescunque opportunum fuerit et ligna ad co-
quinam in Castro transuehendo per albeam et quum sunt in seruicio domini tunc de
Castro ministrantur eis cibaria et potus. 4377 mahnt Karl IV die Stadt Brandenburg von
vnsir armen lute die wenden von koibu keinen zoll für hanfgarn und andere gertttschaften
die sie zu ihren netzen und fischkörben in Brandenburg kaufen wollen einzutreiben. 1 426
vnser amptleute in vorczeiten vnser wende die zu calbu bey tangermunde gelegen won-
haftig waren vertrieben , den wir itzund wider dasselb dorfT calbu zu bewonen geholten
haben, wann nu dieselben vnser wende für vns kommen sein vnd vns fleissiglichen ge-
beten habben in alle ihre frcibeit zu confirmiren, des haben wir angesehn ir dienste vnnd
auch von besunder gnade wegen confirmiret. in den Privilegien von 1465 4 499 heissl
es nur vnnser lieben getrewen schulten vnnd geme>iie inwonre vnnsers dorffes calbuw
aber noch 4479: als wy vnnd vnse herscap ouer den hoff vnd thigelschune to kalbow
vnd die wende darsulues etlicke jerlicke rente hebben. — wenn unter den bürgern einer
Stadt ein Wendt Wend u. ä., in lateinischen Urkunden slavus slava z. b. in Stendal 4S93
consules . . . wilhelmus sclauus, 4234 jacobus sciauus et adam sclauus . . . bnrgenses
genannt werden , so ist nicht auszumachen , was für momente diese namengebung be-
dingten: herkunft aus dem lüneburgi sehen oder aus den rechts der Elbe gelegenen
»Wendenlttndern«, Sprache oder sitten gestalt u. a. nach »wendischer« art u. s. w. ; da
slavische nationalitttt der so genannten nie nachweisbar ist, so ist ein aufzählen
solcher namen überflüssig, der curiosität halber sei erwähnt: im kirchenbuche des dor-
fes Roxförde g. wird 4 608 die wendische ilse, 4609 die wendische anne genannt; das
kirchenbuch von Kuhfelde sw. enthält bei 4 599 die notiz den 29 martii ist zu hogelangen-
beck eine wendische magd genannt die bettelgeszke in der schaperkote gestorben» 4629
26 juni zu kufelde Joachim schulze einen wendischen schween (Schweinehirt) bestetigt
(Danneil Jahresberichte XI 37 und XII 68 ff.) ; unter den genannten sind wohl persooen
aus dem lüneburgischen Wendlande zu verstehen.
86) vgl. eine polnische Urkunde von 4262: pro unoquoque aratro paruo quod radlo
dicitur lapidem cere pro magno autem quod plug nominatar duos lapides cere persoluat
mit einer lüneburgischen Urkunde von 4298 .... de unaquaque domo de qua exit ara-
trum VI solidos denariorum hamburgensium et III solides eiusdem monete de unaquaque
domo de qua exit hako. nachweise über kleine hufen s. unter Andorf Bonese Bückwitz
Depekolk Danne Elbey Zierau, slavorum höbe s. Müblingen; demselben unterschied zwi-
schen grossen und kleinen hufen begegnet man im magdeburgischen Holzlande, so 4684
in Schnarsleben , zur zeit der ersten lutherischen kircbenvisitation waren in Ummendorf
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iif DER Altmark und IM Magdbburgischbn. 17
dem bau von deichen und dämmen viele strecken des grosseniheils bruchigen
oder ttberschwemmungen der Elbe ausgesetzlen landes unangebaut und
mussten demnach zur gewinnung nothdürftigen lebensunterhaltes der für den
landesherren selbst so wenig einträglichen Viehzucht fischerei und cultura
silvestris mehr als Deutsche obliegen, an abgaben die sie oft nur in natu-
ralien entrichten konnten zahlten die Slaven an den grundherren einen grund-
ziDS von hof und hufe und einen zios vom sämmtliohen jahresertrage , den
von der frucht osep*'), vom vieh geflttgel honig u. s. w., ausserdem hatten
sie allerlei persönliche Verpflichtungen als die burgwere boten- und vorspaon-
dienste aufnähme und bewirthung des grundherren und seines gefolges u. ä.
zu leisten 3^).
Im gegensatze zu Slaven machten nun deutsche einwanderer, zumal die
Niederländer welche aus ihrer heimat die kunst des deichbaues mitbrachten
nicht nur bisher wttstes land fruchtbar, sondern es steigerte sich der ertrag
von Slaven bebauter hufen, wenn diese in deutsche bände ttbergiengen, einer-
seits durch die besseren Werkzeuge und arbeit der letzteren, andererseits
dadurch, dass die Deutschen den zins meist in geld zahlten, wenn nun
slavische hufen oder noch unbebautes land an Deutsche ausgethan wurde,
fielen die bisherigen mannigfachen naturalabgaben und dienstleistungen weg,
die neuen anbauer hatten in der regel nur einen bestimmten grund- und
hofzins zu entrichten ^^) . den kirchenzehnten welcher Deutschen nie erlassen
Bbendorf Meitzendorf Alvensleben hufen zu 40 morgen, in Druxberge dagegen hatte die
pfarre zwei hufen » 87 morgen; 42 grosse hufen werden 4846 in Klinte (wttstung bei
Grossrodensieben) genannt s. Danneil geschichtsbltttter III 848 ff.
87) aitsiov. *os%^j abflchutt abgeschüttetes vgl. S'Bpi cumulus, d. i. in frumenti per-
solutione quod idem viiiani soluebant de annonarum suarum frugibus Jericho wsche urk,
4444. belege: 4485 reditum annuaiem qui vocatur wozop super duas viliulas potgorizi et
bosizi; 4 464 annuatim de manso duos modios siliginis et duos avene ad id quod more
totius transalbine provineie wozzop nominatur; 4464 — 4480 de tribus mansis in popen-
dorpstede censum decimam et wozzop; 4487: pensionem que wozop appellatur jede hufe
octo modus ordei redimet (besetzung der Silva scarthowe) ; wozoph (4 489 wozop) villae
siautiz et wozoph (4 489 wozop) de XX mansis slautyz; 4 497 quattuor mansos in
rokinze excepta decimatione et ea pensione quae wuzop dicitur quam eiusdem ville ro-
kinze uillicus in feodo tenebat et praeter censum; 4208 fnimentum quod wszop vocatur
um Ärendsee; in polnischen Urkunden dacionem . . . cum medio . . . ossep de auena
wlgariter dictum 4875 sonst sep, in cechischen ozzep 4330 4349.
88) vgl. cech. urk. 4330 homines brevnoviensis monasterii ab omnibus exactionibus
et gravaminihus quae vulgariter dicuntur narok zvod narez nochleh et a retibus ad ve-
nationem nostram ducendis et a victualibus canibus dandis ipsorumque custodibus ab
ozzep seztne sint liberi etiam ab iis quae dicuntur wrez prezeca poiezda et pza-
rowe et ab operibus castrorum seu fossatorum ac piscinarum liberi etc., poin. 4389 a
stacionibus et quibusvis oppressionibus angariis et preangariis a sep obrzaz narzaza porco
vacca ariete a pozewne nyestane podymne strosza srzon przevoth mothne psarszkye etc.
4826 absoluentes .... ab omnibus turibus polonicalibus sicut sep stan naras opole po-
wolowe vacca ove stroza et alijs singulis servicijs que ins theutonicum consueuerunt per-
turbare 4865 a sep vectnris conductibus laboribus castrorum nostrorum etc.
39) vgl. die urk. von 4459 über das an Flamländer ausgethane dorf wusterwizi: sint
immunes . . . ab eo ministerio quod burgwere vulgo vocatur nisi ad munimen semetipsos
Brftckner, Slavische Anaiedelnngon. 2
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18 A. Brückner, die slavisghbn Ansiedelungen
wurde, zahlten die Slaven entweder gar nicht oder doch nicht voll: wenn
man das bedeutende dieser abgäbe erwägt, erkennt man wie sehr es im
interesse der kirche begründet war die einwanderung der Deutschen mög-
lichst zu betreiben ^0) . zudem war durch die fortwährenden kriege welche
mit aller grausamkeit jener Zeiten geführt wurden eine menge von ortschaflen
verödet; man brauchte also in den meisten fallen das verödete land an
Deutsche nur neu auszuthun nicht zu diesem behufe erst Slaven aus ihren
dörfem zu vertreiben: diese dörfer waren ja in der regel klein, nur aus
wenigen höfen bestehend, also deren Verödung leicht möglich ^^).
circumvallare et contra paganos adiacentes eis precipiaiur; pro quolibet manso annuatim
solvant duos solides et preterea omnium rerum decimandarum plenam decimationem.
der Unternehmer der ansiedeiung erhfilt als entgelt einige zinsfreie hufen und die niedere
gerichtsbarkeit mit einem drittel der sportein zum erblichen eigenthum; die zwei drittel
derselben fallen dem gnindherren zu; ausserdem wird eine hufe für den ortspfarrer re-
servirt, welchem vom zehnten ein drittel zukommt, die beiden andern gehören dem bi-
schof. vgl« Wichmanns urk. von 4164: quem locum (popendhorpstide cum pratis et pa-
ludibus adiacentibus) wemhero cuidam quem paderburoensem vocant et cuidam godefrido
contradidi eo videlicet pacto ut novos habitatores ibidem locarent qui terram adiacentem
paludosam et gramineam preter gramen et fenum nullis usibus aptam exsiccarent exara-
rent et serendo fructiferam facerent et deinde annualem censum certis temporibus ad
usum archiepiscopalem ab eadem agricultura persolverent. eorum autem et omnium qui
ipsis vocantibus novam ibi cultoram inceperunt talis est conventio: scilicet ut aonuatim
solvant de quolibet manso duos solidos in censu, duos modios siliginis et duos avene ad
id quod more totius transalbine provincie wozzop nominatur, et preterea omnium segetum
seu fructuum plenariam decimationem omne iudicium et potestas iudicandi pre-
nominati sit wernheri et quidquid placitando ibi lucrabitur, due partes in usus arcbi-
episcopi f tercia in usus wernheri cedat. insuper usum omnem qui de duobus mansis
provenit tam in censu quam in annona idem wernherus plenarie habeat. incole vero a
nuUo cogantur ad hoc quod burgwere nominatur sive aliud aliquod servitium facere nisi
tantum se et agros suos contra inundationes et aquarum excursus vallis et fossatis mu-
nire. über ertragssteigerung durch Versetzung eines slavischen ortes auf deutsches recht,
vgl. polnische urk. 1867 per locacionem nove ville iure teutonico census thesauri nostri
regalis augere cupientes ab omnibus exaccionibus .... sep . . . remouentes ab eadem
Villa .... quae ius theutonicum impedire consueuerunt u. Ö.
40] sciauorum decimam non solventium anm. 17. 1447 haec vero villa (Chörau) qaia
sicut aliae circumiacentes antiquonim slauorum more ad ecclesiam cuine (Kühnau im
Anhaltischen} unam sexagenam schock pro decima dare solebat, marchio adelbertus lege
christianorum decimas ibidem augmentare volebat; in Zukunft soll das Prftmonstratenser*
kloster Gottesgnaden (bei Kalbe a. d. Saale) , welches dieses dorf kurz zuvor erstanden
hatte, der kirche in Chörau so viel schock quot mansos cultos proprio vel aliorum teuto-
nicorum labore in eodem burgwardo (Kühnau) haberent und an stelle des viebfutters fünf
lämmer geben. — der erfolg der siegreichen kämpfe gegen die Slaven ist: et aucte sunt de-
cimationes in terra sclavorum eo quod confluerent de terris suis homines teutonici ad
incolendam terram spaciosam Helm, l 87 et confortatus est vehementer ad introitum ad-
venarum episcopatus brandenburgensis nee non havelbergensis eo quod multiplicarentur
ecclesiae et decimarum sucresceret ingens possessio 88.
44) vgl. die kaiserchronik bei Raumer regest, nr. 1347 in der oldenmarke legen neyne
siede men alse soltwedele, de sülve stad was ock verfallen, do kam margrave albert und
sach an de woysten stidden, alse angermünde etc. ; 1204 morungen prope Stendal slavitica
Villa postea deserta facta comes albertus de eiusdem villae morunge campo eo quod
spatiosius esset valde XII mansos exponi fecit et alüs cultoribus in platea quae dicitur
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IN DBR AltMABK UND IM MAGDEBURG ISCHEN. 19
So verschwand allmählich die durch kriege gelichtete slavische bevöl-
kening, deren stärke seit jeher nicht als bedeutend anzunehmen ist, unter
der masse deutscher einwanderer : eine erhaltung der Slaven wurde nirgends
angestrebt, im gegentheil, man wartete auf deren ersetzung durch Deutsche ^^) .
Bei ihrem verschwinden aus dem flachen lande erhalten sich die Slaven
am längsten in den sogenannten kietzen und htthnerdörfem. kietz^^) be-
zeichnet ein fischerdorf : die Slaven desselben hatten keinen acker und lebten
ausschliesslich von der fischerei, so in Karlbau und Schelldorf bei Tanger-
münde : von letzterem berichtet das Landbuch : sceldorp non habet mansos
sed nutriunt se de piscatura, marchio habet ibi quolibet mense YIII solides
et LXXII pullos, item villani sunt astricti ad secandum ligna. wo sich Slaven
in Städten niederliessen , bewohnten sie entweder eigene Strassen (Stendal)
oder sie siedelten sich in einer art von vorstadt nieder, in den sog. hühner-
dörfern *^) ; dergleichen werden am schlösse bei Tangermttnde, am nordende
nippof locavit; 4278 villa selegow cum deserto slavico u. a. vom havelbergischen lande
heisst es H50 prenominate civitates et ville saepa irruentibus paganis vastate sunt ac de-
populate adeo ut vel nuUo uel rare babitatore incolantur. zur menge der eingegangenen
Ortschaften vgl. »im 13. und ik. Jahrhunderte blühten im bezirke der bürg Erxleben ne-
ben den noch vorhandenen sechs dörfem an 49 andere die jetzt verödet sind« Behrends
Jahresberichte V 83 »in der magdeburgischen börde rechnet man fünf eingegangene Ort-
schaften auf eine bestehende .... von den heutigen 36 fehlen 3, dafür fehlen heute un-
ge^r 4 46 dörfer (s. 469) aber das ganze areal dieser dörfchen besteht aus 40, selten
mehr als zwanzig hufen, also 2 hufen auf einen hof gerechnet, aus 5—8 höfen und eben-
soviel familien denn zu jener zeit bestand die dorfbevdlkerung ausschliesslich aus hof-
besitzem« Winter geschichtsblätter IV 467 — 48t. urkundliche nachweise über diese klein-
heit — auch deutscher — dörfer s. u. Biere Potgorici Schwölitz Steinitz Zienau, vgl. oben
Sadun cum viUulis, Utzikistorp, Kruckeborne u. a. die meisten dieser dörfchen veröiden
gänzlich im XIV und XV Jahrhunderte.
42} vgl. villae .... que nunc a slavis inhabitantur si in posterum a teutonicis possesse
fuerint 4473. — schon die bodenbeschaffenheit dieser länder zeugt gegen die annähme einer
zahlreicheren slavischen Urbevölkerung; noch beim regierungsantritt Friedrich II war »weit
iibfr die hälfte des grund und bodens der Altmark von brüchen mooren beiden und
v^Sldem eingenommen« Hermes- Weigelt I 85 (4784 betrug die einwohnerzahl perquadrat-
roeile — die Altmark umfiasst ungefähr 80 quadratmeilen — 930, im jähre 4840 4897);
der boden der altmttrkischen wische war wegen seiner schwere slavischen ansiedelungen
nicht günstig, grade in der wische, Helmolds marscinerlande, finden sich die meisten auf
Niederländer weisenden spuren, so backsteinbauten, ortsnamen wie Schallun (sehet luinen
in Holland, 4265 scalunen) Muntenacke (montenacken in Limburg) die Wässerung (4343
a fluuio weterunge, vgl. niederländisch wateringe Borchgrave 307) Kamerik 4208 bei Wer-
ben Borchgrave 420.
43) nach Pervolf 87 altslov. hyn hyza hyza hyida domus tugurium oberserb. kheia
haus dravenisch tjassäy nach hause tjessey heidt heim gehen, diesem namen begegnet
man in der Altmark in Bömenzien? Kalbe; im Jerichowschen ist der kie(t)zbach auf der
Generalstabskarte nr. 482 bei Tucbeim verzeichnet.
44) die bewohner eines hühnerdorfes besassen keinen acker, nur etwas gartenland
zam bearbeiten mit dem spaten , weshalb sie keinen zehnten , nur die zins- oder rauch-
hühner zahlten vgl. 4 484 »ein zins von zwei hühnern zu Weihnachten von den einzelnen
bofistellen ohne acker« halberstädtischer synodalbeschluss 4 323 quod de area que aratro
non colitor sed solo fossoris nulla declma debet erogari nisi solummodo pullus qui vul-
gariler dicitur rokhon; von dieser abgäbe stammt der name hUhnerdorf, dravenisch
2»
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20 A. BbÜGKNBI, DIB SLAVISGHBIf ANSIBDELUNGBN
der Stadt**); an der Westseite der bürg Kalvörde; bei der bürg Erxlebeo?
genannt; vgl. Klttden und Lindstädt.
Trotz einer grossen wechselseitigen exclusivität *^} hat das zusammen-
♦Iteuraida von ♦keur hahn (»un faubourg köreytz oü tschoreizä« Pfeffinger 420 «vorstadt
dgauretz6« 91 vgl. ijaurang tjeirang tscheiran junges hun Schleicher 108).
45) Göizo geschichte von Tangermünde Jahresberichte XVII: 4 456 kauft« der stadt-
rath das hühnerdorf (in dem honredorffe 4445 dat hunerdorf 4 457) vom schlossherren
ohne den bewohnern desselben glaichberechtigung mit den bürgern zu ertheilen: sie durften
kein handwerk treiben, nicht malzen brauen backen ; auch hatten sie keine feidmark, noch
4 567 findet sich daselbst kein grundbesitzer heut« besteht dasselbe aus einer Strasse
mit vier quergassen; 4749 war es mit palissaden, die Stadt selbst mit mauern umgeben,
das hühnerdorf bei Kalvörde schildert Behrends Jahresberichte VI! 64 : dessen einwohner
als unterthanen der bürg angesehen leisteten 4574 die mannigfachsten dienste; ihr besitz-
thum bestand in einigen küchen- und hopfengärten , in einem Drömlingsantheil , einigen
wiesen und einer mithut in den kalvördischen bergen; ihr Vorsteher war ein schulze;
erst 4 809 erfolgte die Vereinigung desselben mit Kalvörde zu einer commune.
46) »in Helmstfidt Kalvörde und Neuhaldensleben war der Widerwille gegen die um-
wohnenden Wenden noch vor etwa hundert jähren sehr gross. Süpplingen bestand noch
um 4 800 aus einem deutschen und einem wendischen dorftbeil, jeder hatte seinen eigenen
Schulzen; der familienname wend ist dort sehr gewöhnlich <■ Danneil, practisch bethfitigte
sich diese abneigung in der ausschliessung der »Wenden« aus einzelnen zünften, so be-
stimmt der gildebrief der lakenmeeker in Helmstfidt 4398 ok schal men neyne wende in
dat werk nemen , fihnliches 4 395 der der leinweber; 4 428 fordern die salzwedelischen
krfimer dass der neuaufzunehmende sy echte und rechte düdesch unde nicht wendisch;
4450 4555 verlangen die brauer in Gardelegen denselben nachweis; 4486 beschliesst der
rath der alt- und neustadt Salzwedel dat men neynen wendeschen manne ofifte frowen
Wille oflfle schölle tostaden tho kopende vnnd to besittende eyn erue bynnen beyden ste-
den soltwedel .... ouer de hakenerue offte buden, de alrede wendesche lüde besitten
vnnd on to screuen syn dar mach men id mede holden szo id susz langhe dar mede
gheholden isz. ouer den gennen de in den hakeneruen wanen schal men vnnd wil men
ok nicht gestaden dat brouwerk szo sie dat susz lange ok nicht gehadt hebben, 4 527 das
ausz altem gebrauch vnd herkommen kein burger daselbs so ausz wendischer art von
vater oder mutter geborn in rath vnd nachfolgenden wercken, nemlich der gewand-
schneider brawer goltschmide kramer knackenhawer Schuhmacher Schneider tuchmacher
becker kürsner schmede vnd lohgeruer genommen noch dieselbe gewerck hat besitzen
vnd gebrauchen mögen wider heimlich noch offenbar .... doch das gieichwol die wende
zu bürger in vnser statt alt vnd newen soltwedell vfgenoromen vnd zu den andern handt^
werken narung vnd handlungen wie die gnant mugen werden auszerhalb der obgnanten
werck wie von alters herkommen vnuerhindert zu gebrauchen gestatt vorgonnet vnd dar-
bey von dem rath gehandthabt werden soll. Chr. Schnitze chronik von Gardelegen (Sten-
dal 4668) 9agt man nehme dort in gilde und werk keine Wenden und bedinge in den
geburtsbriefen nicht wendisch aus; ähnlich in Neuhaldensleben Kalvörde u. s. w. hieher
gehören die angaben der sog. geburtsbriefe dass der betreffende nicht »wendischer« ab-
kunft sei. vgl. Danneil über die bürgerlichen geburts- und adeisbriefe der früheren Jahr-
hunderte Jahresberichte XI s. 23ff. : 444 4 geburtsbrief des Hermann Dorghut (vielleicht
ein slavischer name poln. drogota serb. dragut) zu Erxleben »ok en si he van nenen
wendeschen eidern geboren«; 4 485 bezeugt abt Andreas zu Berge dass Bastian Stein zu
Dodendorf ysz ghebaren van synen elderen unde van allen synen vyer ahnen dudesch
unde nicht wendescher ardt fryg unde nemandes eyghene; 4 497 bezeugt fihnliches ein
salzwedeler brief; 4 570 in Neuhaldensleben »dass (Martin Schard) von benannten seinen
eitern echt und recht deutscher und nicht wendischer art frei niemandes eigen geboren
sei«; 4620 zu Kalvörde für Joachim Berens; 4684 4723 in Wolfenbüttel u. s. w.
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IN DBR Altmark und im Magdbburgisghen. 21
leben mit Slaven dem deutschen volksthum jener gegenden einige spuren
aufzudrücken vermocht welche sich besonders in der spräche offenbaren,
so gebraucht noch heute das altmärkische Deutsch folgende ursprünglich
slavische ausdrücke: dtfnns dOmsse dOrnze stube dOnnzig dumpfig ein über
Nord*- und Mitteldeutschland verbreitetes wort, ahd. tumiz mhd. durnitze
ddrotze — dravenisch dvornäiöa stube altslov. dvorBnica aula*^
glüpn von unten auf oder von der seite sehen wie der tückische oder
gereizte stier anglüpn, glupsch heimtückisch, ausserordentlich kräftig 'n
glupsche füst 'n glupschen kärl der gleich dreinschlägt glüpögn glotzaugen
— drav. g]6upy jung altslov. glupi stultus?
gn^w gnewig verdriesslich übellaunisch gn^w subst. mehr im norden
der Altmark gebräuchlich — altslov. gn^v^ ira
lunk Vertiefung , wenn auf geebnetem acker sich eine stelle senkt ent-
steht eine lunk, wer über frisch gegrabenen acker oder über ein moor geht
lunkt in — altslov. l^ka pratum palus
paggeleiz paggeleitsch art weizenbrodes in hufeisenform bei festlich-
keiten, im Hannoverschen und den angrenzenden altmärkischen dörfern ge-
bräuchlich vgl. paggeln den mehlteig bearbeiten bevor er in den backofen
kommt? — *8)
penunsch pekunsch geld — altslov. p6n^zL denarius poln. pen^dz*®)
pracher bettler pracheri bettlerei prachem betteln, pracher-herberge
-muskanten -staot -vogt, prachrig bettelhaft — drev. prüsse er bettelt altslov.
prositi vgl. kleinruss. prochaty bitten prochanyj prochatnyj erbettelt ne-
procha
slaow Sklave sick slaown sich (mit arbeit] abquälen — aus dem volks-
oamen der Slaven
(uckerwensch unverständlich kauderwelsch verkehi*t de böm staon jao
bir ukerwensch — bezieht sich auf die Slaven der Uckermark) ^^)
In der sagenhaften Überlieferung der Deutschen dieser gegenden spielt
die erinnerung an die »Wenden« eine ganz untergeordnete rolle: man weiss
47} weder altsloven. drsvinica noch asi. gor&nica Miklosich lexicon XXII, auch nicht
asi. *dvir&nica Schleicher polabisch. 184.
48) damit vergleicht Mikuckij bei Pervolf 65 poln. dialekt. pagaj wecken? oder ge-
hört das wort zu asi. pepeli» cinis (aschkuchen) ? hufeisen heisst draven. pütge plur. pitt-
giwa: also asi. *pepelicB oder ^podxkoviCB? — slav. pen^zB ist wieder aus dem Deutschen
entlehnt ahd. phenning (aitmärk. pennig) vgl. Miklosich stammbildungslehre 817 — vieles
ist dunkel, so erinnert kabach altes schlechtes haus unwillkürlich an russ. kabak schenke,
kauk dohle kaukn eine sUmme wie die dohle hören lassen an poln. kavka dohle, relitz
achillea millefolium? u. a. — aus den übrigen gebieten vgl. Geschieh tsbltttter IX 435:
die einwohner von Barby nennen den von jenseits der Elbe gemüse u. a. nach Barby
fahrenden bauer spöttelnd pomeibock , die bewohner des rechten Eibufers pomeiböcke
(oberserb. pomhaj böh hilf gott grussformel) ; IV 171 wünschen und küderw^nsch ist in
Nordthüringen für eine unverständliche buntscheckige spräche gebräuchlich (vgl. kauder-
welsch); VIII 124 mit oberflosziger gastunge qwesserie (quasserei) ader zehrunge sich
beladen (Willkür der Stadt Salze 1470 §. 50, vgl. oberserb. kvas schmaus?).
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22 A. Brücknbr, die slavisgbbn Ansiedelungen
nur noch hie und da von » Wendenschlachten a zu erzählen ^^) ; auch in den
einzelnen brauchen dürften slaviscbe elemente nur höchst spärlich erhalten
sein *o) .
Die zahlreichsten spuren der vergangenen slavischen bevölkerung bie-
ten die Ortsnamen dieser länder. slavische Ortsnamen besagen dass Slaven
einmal irgend welche veranlassung gefunden haben den ort zu benennen,
nicht dass sie ihn auch bewohnt oder bebaut haben müssen: schon unsre
frühesten Urkunden nämlich zeigen Deutsche in slavisch benannten orten
sesshaft z. b. wolkowe et alia sclavica wolcowe 4445 villam teutonicam
kaulitz 1484; umgekehrt nennen Urkunden Slaven an deutsch benannten
orten so in den dOrfem um Diesdorf; öfters bietet ein deutsch benannter
ort wenigstens auf seiner flur slavische namen; dass ein ort von Slaven
bebaut war ist also nur in dem falle unbestreitbar wenn Urkunden Slaven
an diesem orte ausdrücklich nennen, ausserdem beachte man dass wenn
sich Deutsche neben Slaven ansiedelten, ihre ansiedelung oft den namen des
slavischen dörfchens behielt aber zum unterschiede von demselben »grosso
zubenannt wurde: gross- und klein-gischau heissen 4344 teutonicalis gischow
und slavicalis gischow^*). ob auch angaben von kleinen hufen (mansi mi-
nores) einen anhaltspunkt für die bestimmung der slavischen niederlassungen
49) über eine »Wendenschlacht« bei Kemnitz s. Danneil Jahresbericht« XII «9; bei
Seeben liegt der zamkal oder den groten hansen sün graft, wo der letzte Wendenkönig
jean käle oder ein riese im kämpfe fiel; die kriegländer bei Käthen, zwei parallel laufende
erd wälle mit einem tiefen graben, in dem die geschlagenen Wenden Zuflucht suchten (be-
ruht nur auf einer verfehlten combination; die Slaven wurden 4H5 bei Köthen im An-
haltischen geschlagen); unter einem der beiden »hünenbettenff bei Grossballerstädt sollen
die im kämpfe zwischen markgraf Albrecht und Huder (siel) gefeUenen Wenden (!) be-
graben sein, wobei die daneben fliessende klia den namen »rote fürt« erhielt (Adalb. Kuhn
märkische sagen und märchen Berlin 1843); in einer hölzung bei Bregenstädt befindet
sich ein absonderlich geformter stein, die heidenkrippe, an den die sage von einer »Wend-
schlacht« geknüpft ist in welcher die — durch ein wunder gekräftigten — Deutschen
Sieger blieben Behrends II 463; »bei Ströbeck befinden sich die Überreste eines alten
thurmes in welchem der sage nach ein »wendischer fürst« gefangen sass und von dem
die einwohner Ströbecks das Schachspiel erlernt haben sollen« Hermes- Weigelt II 281 (!)
50) Kuhn 355: in Seeben bilden zu pfingsten knechte und mägde aus stroh und heu
eine puppe, die sie mit feldblumen bekränzt auf die »bunte kuh« setzen, alle ein- und
ausgänge werden verschlossen und die kuh herumgejagt bis die puppe herabfällt; Kuhn
und Schwartze norddeutsche sagen 880 : auf palmarum steckt man zu Brunau die pfingst-
weide ab, zu pfingsten findet dann ein wettlauf statt, der zuletzt kommende heisst molitz
darnach das ganze molitzlaufen (name eines nachbardorfes). diesem wird stroh ums knie
gebunden und man zieht mit ihm durchs dorf singend : wir haben pfingstweide abgesteckt Q
wir haben molitz gelaufen || molitz hat sich ein neu haus gebaut || molitz hat sich ins knie
gebaut II wollen wir auch bitten um paar schock eier.
51) wenn zwei orte die von Deutschen und Slaven bewohnt waren, mittelst »gross«
und »klein« unterschieden werden, so ist in der regel der mit »gross« bezeichnete ort
von Deutschen bewohnt, doch finden sich ausnahmen s. Bierstädt Gerstädt Wieblitz.
ähnlich sind »hohen« und »sieden« zu trennen; die Slaven wählten den höher gelegenen
leichteren, die Deutschen den niedrigeren schwereren boden zum anbau.
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IN DER AlTIURK UND IM MAGDEBURG ISCHEN. 23
abgeben können vgl. s. i^^^). endlich weist manchmal die bauari eines
ortes auf anläge von seile der Slaven hin : in deutschen dOrfern liegen die
einzelnen höfe mehr zerstreut, in Slavendörfern geschlossen, das slavische
dorf hat eine mehr runde eigentlich hufeisenförmige gestalt^^).
5ij »bis jetzt habe ich immer gefunden dass wenn aus den früheren Jahrhunderten
die hufenzahl der dörfer noch angegeben ist bei den slavischen dörfern dieselbe doppelt
so gross ist als die jetzige , nicht so bei den dörfern deuschen Ursprunges , deshalb ist
man berechtigt umgekehrt zu folgern : ist die hufenzahl eines dorfes im XIV Jahrhunderte
doppelt so gross als die jetzige so war das dorf slavischen Ursprunges« Danneil Jahres-
berichte VI 435.
53) diese sog. rundlinge oder rundbaue verlieren sich heute durch neubauten und
feuersbrünste , nach denen die höfe nicht mehr so geschlossen angelegt werden, hier
folge die Schilderung eines solchen (Jahresberichte IV 96) : Rathsleben bei Osterburg war
bis 1821 eines der best erhaltenen dörfer von slavischer form in der Altmark, in der
mitte des dorfes stand auf einem erhöhten räume die kirche , sämmtliche vordergebäude
der höfe reihten sich unmittelbar an einander und bildeten zusammengenommen fest einen
kreis, in einiger entfernung von dem vordergebäude befand sich das Wohnhaus, auf der
einen seite des gehöftes die übrigen wirthschaftsgebäude. es folgte dann der baumgarten
der mit dem folgenden wischhofe in unmittelbarer Verbindung steht, es divergiren also
die hofplätze mit zubehör nach hinten immer zu; die kirche bildet gewissermassen den
mittelpunkt eines kreises davon die grenzen der einzelnen höfe als radien auslaufen, die
Wischhöfe lehnen sich meistentheils an eine holzige bruchige gegend. die zehn höfe wa-
ren von verschiedener grosse doch so dass sich die gegenüberstehenden immer ent-
sprachen, in folge dieser bauart hatten diese dörfer meist nur 6inen eingang und keinen
besonderen ausgang. — mit dem hier geschilderten stimmt der dorfbau in heute slavischen
ländern in sofern überein, als z. b. in russischen und polnischen dörfern, ausser in
gebirgsdörfern, die höfe dicht bei einander meist in einer graden linte gebaut sind; eigent-
liche rundlinge kommen wohl nicht vor. den rundbau haben Deutsche in der Altmark
hie und da Slaven nachahmen können darum die rund gebauten dörfer mit deutschen
nameo, bei denen also nicht sofort auf slavische anläge zu schliessen ist.
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VEBZEICHNISS DER ORTSNAMEN.
Abkürzungen.
Das gebiet der ehemaligen Altmark umfasst die kreise Gardelegen g. , Osterburg or.,
Stendal st., Salzwedel sw. ; von den übrigen kreisen des regieningsbezirkes Magdeburg
sind der I jerichowsche kreis jer. I, der II jerichowsche kreis jer. II, kreis Kalbe k.,
Neuhaldensleben nhl. , Wanzleben wa. , Wolmirstttdt wo. zu nennen; mit seh. ist der
braunschweigische bezirk Schöningen vornehmlich dessen in der Altmark gelegene enclave
Kaiförde bezeichnet.
Bebrends s. das Quellenverzeichniss und dessen abhandlungen : die wüsten dörfer im
gebiete der bürg Erxleben (Altm&rkische Jahresberichte Y, 56 ff.) der bürg Flechtingen (VI)
die wüsten stellen in Kaiförde (VII) die wüsten dörfer zur Linderburg (VIII) die Wüstungen
der Bischofsheide (IX) in der markgrafenheide (XI).
D. Danneil's abhandlungen in den Jahresberichten : VI beitröge zur näheren bestimmang
der wüsten dörfer in der Altmark; XII die Wüstungen der Altmark; XIII die Altmark
von Wenden angebaut.
cod. codex diplomaticus brandenborgensis.
H. Heffler's namenverzeichniss zu demselben.
Jacobs, früheste erwtthnung der noch bestehenden Ortschaften des herzogthumes
Magdeburg mit ausschluss des Saalkreises Magdeburg 1864, wieder abgedruckt in den
geschichtsblättern VII und VIII.
1. landbuch Karl's IV s. das Quellenverzeichniss.
reg. regesta archiepiscopatus magdeburgensis s. das Quellenverzeichniss.
W. Winter's abhandlungen in den geschichtsblättern : II entstehung der Städte Schöne-
beck Salze und Frohse; III die eingegangenen Ortschaften zwischen der Elbe Saale Bode
und Sülze; IV und V die germanisirung des gaues Morzane; X Wanderungen im eiben-
auer werder.
Abbendorf sw. eines der dörfer quarum incolae adhuc sclavi erant <460;
die kirche liegt in der mitte der rundung
Ackendorf g. war bis 1825 in hufeisenform gebaut
Alvenslebensche forsten nhl. , re viere der christin , der podegrin Beb-
rends Neuhaldensleben II 228 : podi
Andorf sw. zählt 1. fünfzehn jetzt zehn hufen; es war rund gebaut; flur-
namen graleis
Apenburg klein- sw., auch das Altdorf genannt, 1363 wendesche apen-
borgh 1428 dorp to wendischen apenborg ; es ist hufeisenförmig gebaut;
flurnamen trafeisten: tr^biti
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A. Brugkubr, dib slav. ansiedklungen in der Altmark und im Magdeburgisghsn. 25
Arendsee or. soll dravenisch wlazdejske geheissen haben l^afaHk alter-
thümer 11 593 anm. 3 : vlastb
Arneburg st. , die wende to arneborch 4444 4452; feldmark glinemäker
oder glinker: glina
Audorf sw. war rund gebaut
Baben st., 4436 baben 4444 beben: baba
Bande w sw., 44S0 bandow: b^d^
Bahnitz jer. II, 4225 banthyz 4227 banz 4234 bantiz: b^k
Barby k. , über den namen s. unten ; sclavi ad barbogi civitatem pertinentes
964
Baudisin eingegangene Ortschaft or. , vilJa sclavica 4208 myt den dorp-
steden vnde hofsteden jn den suluen holten belegen genomet noyden
raudensyn (I) borchwerck satthun de dorper kowelitze schrampe cziczow
etc. 4457: buditi
Baumgarlen st. ist rund gebaut
Belicke vorwerk bei Kade jer. II, 4369 bylik belyk: bdli
Bell in hohen- und nieder- (alt-) jer. II, 4 446 belin: b^lrt
Beelitz st., 4343 belitz: MH
Beikau st., 1. belkow 4430 bellecow 4443 belkow: b6H
Behndorf nhl. , apud Helmestadium Bendorfium nobilibus Vellhemiis pa-
rens slavitica villa fuisse indicatur Meibom III 56 villa deserta bemes-
dorp nomine iuxta heimstat in nemore sita quondam a slavis inhabi-
tata 4224? bei den Slaven soll es pluhd(witz) geheissen haben vgl. den
namen pluhderbusch am wege vom Gesundbrunnen nach Helmstadt?
Behrends Neuhaldensleben II 464 499 und Jahresberichte Y, 56
Benz eingegangene Ortschaft wo., terra quaedam quae in vulgari bennitz
dicitur 4228 de sculte van dem bentz 4397 4407 verkauf der drei wü-
sten dorfstätten kulitz benitz podegrund an Neuhaldensleben 4533 : ben-;
ein feld wendenbreite
Bergmoor gross- und klein- sw. , berchmere berchmere von Slaven be-
wohnt 4 460 minus berekmere 4254
Bergzau jer. II, 4 436 berckczow: brBk-
Berckau st., 1. berkowe 4420 berkow: bor-
Bertkau alt- und neu- or., bertecow, 4496 bartkow: briti.
Biederitz jer. I, bidrici 949 965 bidrizi 992 bitrizi 995 biderice 4459
bideriz 4 476 biderike 4483: bedro
Biere k. , (bigera 937 biere 939) in byere IX mansos slavicum byere to-
tum X scilicet mansos 4046 in maiori biere et in minori biere 4230
(zu grossen bigern 4562)
BierstSidt gross- und klein- sw. , 1. wendischen bierstede dtttschen bir-
stede 4428 dorp to wendischen birstede: flurnamen in Grossbierstädt
zieleiz: selo, klöhz: klet-, widdaus widusen, staddin
Bit kau St., 1. bitkowe nullus est ibi villanus: bit'B
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26 A. BlÜGENER, DIB 8LAV1SGHEN AlfSIBDBLUNtiBIf
Bizzinici eing. ort. , 937 in pago nordthuringa bizKinici 939 VII familias
sclauorum in pizzenitse 973 pizinizi : pak-
Blatz wo., 4363 blesetz, bldsitz plötz: blato
Bobelitz eing. ort. g., 4240 pobeliz 4246 bobeliz 4278 poblicz 4457 desse
wüste dörpere . . . bobelize 4490 bobelitz: bob^
Böddenstadt hohen- sw., wendeschen bodenstede I. hohen- oder wends-
böddenstedt Sotzmann generalcharte von der Altemarck Berlin 4788 vgl.
Böddenstädt deutsch- oder nieder-, 4 460 von Slaven bewohnt; es isl
hufeisenförmig gebaut; flumamen kleizke : klet-, blütz: blato, sagra: za
Böckwitz sw., 4420 bakewische (kokewitze im original? an der entspre-
chenden stelle der gleichlautenden Urkunden von 4435 rekenitcze 4473
kokewitz 4492 bakewitzej : buky; es ist rund gebaut; flurnamen galeiz:
golrb, trineiz: tr^biti, blan: blana, grausch, lauz: lug-
Bombeck sw. hatte nur 6inen eingang; flurnamen sogelafken : za, zeitau: 2it-
Bömenzienor. , 4349 bometzin 4350 bomezin 4405 bomesyn: ben-; es
war rund gebaut; unter den flurnamen kommt kietz mehrfach in Zu-
sammensetzungen vor D.
Bonese sw. , bonatze bunatze: ben-; 4686 werden 44 kleine hufen ge-
nannt; flurnamen dohl und duleiz: delx
Börritz g., 4278 borevyz borekyz 4347 staaz et borviz 4335 4345 staz
boruiz 4420 in der voytien czu gardelegen vor stacz vnd balrilz(!) 4457
bomitze 4487 wendisch börgitz 4498 borgitz, börritz oder borgitz Sotz-
mann : bor-
Bornsen sw. ist rund gebaut; flurnamen lauz: lug-, platz
Besitz eing. ort. nhi., super duas villulas ipsis prope adjacentes potgorize
et bosizi 4 435 bozece bosice 4 452 bozezhe 4220: bogx
Braunschweig, daselbst die Wendenstrasse 4268 in platea slavorum; das
Wendenthor 4254 valva slavorum 4304 ante valvam slavorum; der
Wendengraben, davor der Wendenthurm, heute ein gasthaus; die
Wendenmühle vgl. s. 84
Bremezhe in pago belsheim 1022
Bresen eing. ort. wo., 1. brisen . . . nihil plus est ibi . . . habet ibi mo-
lam 4525 vor borstall gethen vnde des haues eflte moUenstede tho bre-
sen, darnach der briesekavel in der burgstallschen forst: br^za
Bretsch(e) or., 4364 4374 bretzeke 4425 to olden vnd to nyen britz(e)ke
4438 alden vnd nuwen bryeczk 4437 thum bresske 4443 briczke: br^za
Brettin jer. II, 4420 brettin
Brewitz sw., 1. brewische 4492 brewitze
Briesenthal jer. I, brysdal breisdeii: br^za
Briest st., 1. brist 4477 dorfstette brist: br^stx; ein zweites jer. II, 4 472
briesit 4240 brist
Brietze sw. , 4366 britze 4499 briezke 4522 brietze 4530 brittze: br^za;
es war bis 4845 in kesselform gebaut; flurnamen tri(be)neiz: tr^btti,
zittein und sitainsk : s^tije, zieleiz: selo, klöhnsken: klen, plaosten: plasti
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IN DBR AlTMARE UND IM MaGDBBURGISGHEI. 27
Brietzke vorwerk bei Loburg, 4306 brizeke 4457 britzke 4540 auff die
britzker margkhe zou dem ambte zcu loburgk: br6za
Brorae wendisch- sw., 4420 czu wendeschen brOme dacz ist wüste 4473
4538, in hufeisenform wieder aufgebaut: brama; flurnamen jameneiz:
jama, sileiz: selo
Brudene silva bei Leitzkau 4487 4489 reg., brudeke cod.: brodi
Brüchau vorwerk bei Immekath, 4420 dacz wüste dorff czu bruchow 4473
bruchouwe: broh-; ein zweites g. , hufeisenförmig gebaut; flurnamen
dünz s. Dönitz
Brunau or., 4324 brunowe 4473 brunow: brani
B runkau st., 4238 bruncgow 1. brunkdwe est deserta: branrb
Buden jer. I, 992 budim in pago morazena, buden: buditi; in dessen nähe
sollen sich »Überreste von heidnischen opferaltären « befinden
Buch wa., »sonst brelitz genannt«?: bryl-
Buchholz St. ist rund gebaut
Bück au wa., 937 buchuvi in pago nordthuringa, XII familias sdavorum in
buchow, 944 buchuvi 946 buchaui 973 buchauui 4 380 4543 bukow
4480 bukaw: buky; ein zweites jer. I, 946 956 966 sirtaw grabaw et
buchaw buchhoe 963 pucowi in pago morziani 965 bucounici 973 kir-
uisti buchuue nigenburg zizouue 4 464 bukowe 4 486 buchow; dabei ein
flusschen gleichen namens, 4444 tu der bukowen 4 554 an der buckow
vor cziesar
Bttcknitz jer. I, bugkenitz: buky
Buckow jer. II, 4430 bukow: buky; ein zweites eing. ort. bei Kerkau,
1. (vuckow) buckow habet XXXV mansos censuales ibi morantur tantum
duo villani 4735 zählte es nur 49 hufen; ein drittes eing. ort. g.. 4304
in bucow et in dreuest (s. Drewis) 4 457 besitzungen des klosters
Neuendorf g. : vnd desse wüste dOrpere boukou gotzekou cheine bo-
belize 4498 von swisow an hinder bukow hin bis vor das eichholz nach
gaddow
Bückwitz sw., 1. bukofisse habet XXII mansos censuales (bei Bratring nur
44 hufen}, buckwitz buchwitz: buky; seine feldmark ist klein; es hat
nur ^inen eingang und keinen besondem ausgang
Bttlitz St., 1. büditz 4377 buditz Sotzmann bulitz
Bülstringen nhl. ist rund gebaut; eine wiese botschen
Burgstädt eing. ort. or., 4208 slavica villa burchstede 4457 borchwerck
wüst
Bussen vorwerk bei Benkendorf sw., 1. bussen 4420 bussen ist wüste
4496 bennenkendorf die wüste dorfstede bussen: buky
Dalchau st., 4470 dalekowe 4479 4209 dalchowe : dal-; ein zweites jer. I,
4464 dalechouue 4 486 dalechow 4284 dalechowe 4306 dalchou
Dahlen st., dabei die bischofslanke : l^ka
Dambeck kirch- und quaden- sw., dambeke dambke: d^bi?
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28 A. Brückner, dir slayisghen Ansiedelungen
Danne eing. ort. sw., von welcher die fünf »dannesche bauern« in Imme-
kath stammen die 1698 halbspänner heissen, ihre hufen waren dem-
nach Slavenhufen
Dannefeld g. ist in hufeisenform gebaut; flurnamen bonnein: bon>
Dannickow jer. I, 1219 de daneco 1236 de danecowe 1523 dannekow
1533 dannickow: danrB
Dähre sw. ; flurnamen wend(en)feld, klatz : kletr-
Dahrendorf sw. ; flurnamen solafken: za, klan: klen?, luseiz: lug-, gar-
meiz : grLbi, sileiz : selo
Dahrenstädt st. ist in runder form gebaut, mit Einern eingang ; die kirche
befindet sich in der dorfmitte
Darnebeck sw., flurnamen brenneiz: brani, brillow: bryl-, platschen
Darnewitz st., 1253 1. demewitz 1430 damewitze 1443 demeuitze 1448
dernewitz 1472 dermenisse: dan; es ist 1752 wiederaufgebaut worden
Darsekau sw., 1. darsekow: drhiaii; es ist in hufeisenform gebaut; flur-
namen saoUaf und sagelafken: za, briezfein: br^za, roneiz : ran-, fol-
geneiz: vlrbk'B, guseneiz*. gostb
Deltzin gegendnhl., 1495 vf den fort zw deltzin 1516 dalsyn 1533doltziii
1536 1537 den deltzin 1717 deltzinsche wiesen und föhr zu Satuell: dal-
Demsin jer. IL, 1430 magna dompczin und luteken demessin 1459 demp-
niz deserta 1500 demptzin: d^bi
Depekolk sw. hatte nach einem alten heberegister einundzwanzig, 1686
nur zehn hufen D.
Derben jer. II, derwen: drLva
Dessau or., rybowe dyssowe letze 1344 dessow 1496; Neudessau Vorwerk
bei Milow: dyh-
Deetz St., detiz detist deciz, deditz deditzst iuxta landwere 1238: d^di
Dewitz or. , 1374 dewesse 1. 1443 dewitz 1425 dewitze 1438 dewitcze:
divij; es ist im westen nach art wendischer dOrfer durch zwei höfe
geschlossen; flurnamen wendfeld
Dipkow ort in der Altmark H., to dipkowe bei Stendal? 1541 : dybati
Dobbelin st., doblin 1. dowelitz 1540 mit Tomow und Dahlen genannt:
doblb
Dobberitz eing. ort. k. bei Stassfürt, doberitz 1478 wüste markstdUe
dobberitz 1493 dobernitz auf dobbernitzer felde bei stassfürt 1496: dohn
Dobberkau st., 1. dobberkow dobrekow: dobrL
Dobbrun or., dobberun 1492 dobbrun 1521: dobrL
Dolle fliess und ort. g. , dolla dolin, 1220 dollen 1258 oppidum dolleo
1281 de doUe 1420 eyn wasser dy dolle up tangermunde 1468 die
doUe 1471 van der dolle, dabei die dolleberge, 1536 dolla vnd dol-
bergk: dol'B; es ist 1756 neu angelegt worden, 1694 1696 Wüstung dölle
Dolchau sw., 1324 1473 dolchow, mit dem 300' hohen dolchauischen berge
von einer grossen fernsieht : dal- ; die dorfstelle auf dem Sprengberg
nennen die umwohner wenddorf D.
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IN DER AlTHARE UND IM MaGDBBURGISCHEN. 2d
DöUnitz St., 1546 dolniUe 1. dölnitz: doH; ein zweites, forsthaus im amte
Klötze
Dolsleben hohen- sw. , 4367 villa slavicalis, vgl. Siedendoisleben 4306
dhudesihen dulslege, hat die wendische bauform erhalten; flumamen
grabau: grabB, priessick: pr6, zieleiz: selo, taddeis: d^drb
Domenitz eing. ort., wolmersted vnd dornen itz 4439: dorm
Donitz düntz sw. , »beim gemeinen manne dOntz«, 4420 tzu dontze dacz
ist wüste 4473 dantze: danrB
Dönnstädt wendisch- nhl., slavica donstede 4344; in der Umgebung fin-
den sich mehrere zum theil mit grossen feldsteinen umgebene begräb-
nissplätze Behrends Neuhaldensleben U 420 835
Dorn itz jer. I, 4468 demitz : darL
Dorst dosth seh. (Kalvörde), in quadam villa doztiz 4344?, 4473 4546dorst
dosth 4484 detzell vtze lutkaw dorst die dorffer seynd alle wüste 4536
doest 4568 dorst
Dretzel jer. II, 973 (in) totoque drenzile 4044 driezele 4263 droxelo 4345
dretzle 4364 dirzele 4459 drizel
Dretzen jer. I, 4555 inn buckow wüste feldmark dreczen, eine wüste veit-
marke mit namen drotzen jst bugkow vnd branstorff ausgethan
Drewis flumame in Zichtau, 4304 4390 in campo et in pascuo qui dicitur
dreuest 4473 die wüste dorpstede dreuitze 4494 twischen den drewisz
4506 dreutze: dnva
Drewitz jer. I: drLva
Drogawiz eing. ort. jer. II, in provincia zemzici orogawiz 946 drogawiz
4450 4 479 sacerdotis de luburch sacerdotis de drogewiz 424 4?: drag-
Drttsedau or. , drusdowe 4 470 4209 drozdowe 4479 die wüste dorffstete
zu drüssdow 4 443 drusedow 4457: drozg'B
Dubreze eing. ort. jer. I, 44 40 villam brezderi cum Silva dubreze 4209
villas priztere duberitz: dobrB
Dudizi 937 973 mit Zielitz u. a. nördlich der Ohre genannt: d^drb
Dulgezyz que nunc gloyna (s. Gloinej vocatur 4 487 dolgeziz . . . gloina
4489: dl'Bg'B
Dülseberg sw. war bis 4852 rund gebaut; flumamen gleinecke: glina,
rapeiz: r^pa
Dure eing. ort. jer. I, 4209 scalberch et dure 4224 parvum soden dvore
ac penekestorp 4459 schatberge und dorremarke
Dttsedau or., 4238 dusdowe 4292 dusedowe 1. dusdow
Ebersdorf sw. ist rund gebaut; flumamen solafken: za
Eichhorst sw., die bauart scheint mnd gewesen zu sein ; flumamen klatz:
kletH
Einwinke] or. , dessen ursprüngliche rundform ist durch neuere Verän-
derungen vielfach zerstört D.
Elbey wo., 4452 in eluebei 5Y2 hufen nebst XXX duabus mansunculis
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30 A. BbVCKNBR, DIB SLAYISGHBN ANSIBDBLDNGBIf
Elenaw eing. ort. bei Salzwedel H. 4395: jeleoB
Ellenberg sw., 4 460 eilen beke von Slaven bewohnt
Ellingen klein- or., .flurnamen rietz: r^ka
Elversdorf st. war in hufeisenfonn gebaut
Erxleben nhl., ein vorwerk Htthnerdorf s. 20; in der erxlebenschen
forst das bilitzholz Behrends: MH
Estädt g., flumamen granau: gron-
Ettingen g., dabei die wüste mark scharn- oder schern-eting ; ursprüng-
lich war das dorf rundförmig, später entstanden noch zwei langstrassen,
aus dem abgerundeten theile wurden 4844 zwei höfe herausgebaut D. ;
flumamen ketschen: kok-, drakiez
Fahrendorf sw., varenthorp 4460 von Slaven bewohnt; flumamen kaleiz:
kaH, trinaiz: tr^biti, wiezpuhl, plötzken: plot'B, bameiz: ber-, towaiz.
doblB
Faulenhorst g. »ist an beiden enden eng, in der mitte sehr breit, was
auf Wendenform hindeutet a D.; flumamen rietz: r^ka, siedeits: iid-,
wiedeutsch: vid-, dawitz: doblB
Ferchau ferchow alt- und neu- sw., 4357 verchow 4362 verchowe: vrih-B;
dessen einstige hufeisenform ist noch zu erkennen ; Ferchau wüste mark
in der joachimsthalschen forst Ferchau in der nähe des gleichnamigen
forsthauses bei Ebersdorf sw., I. ferchow grossentheils wüst
Ferchels jer. II, im XIV Jahrhunderte verchlicz, 4443 ferchels: vrBh'B
Ferchland jer. II, verchland: vrih-B
Ferchlipp or., 4319 verchlippe ferchlibbe : vrBh'B
Fermersleben wa. , in firiedemaresleba in pago nordduringa LVI familias
sciauorum 939
Filschkow flurname bei Grassau, Finschof Finschaf wüste mark, vintichowe
juxta grassowe totum 4238 belitz vintzlowe pletz bertekowe 1343 vintz-
kowe 4345 vinzekow 4373 vintzkow 1. dorpsteden clinckow vnd vintz-
kow 1492: v^ätij
Fischbeck jer. II, 1472 usica 1227 vichbecke vichbach: vysok'B
Flechtingen g. , decimam in wendeschen vlechtinge 4314, eine markung
beim dorfe heisst Wendischflechtingen Behrends Neuhaldensleben II 1 47 ;
es ist mnd gebaut; eine hdlzung der kulitzwinkel s. Kulitz
Flessau or., 1. vlesso 4420 vlessow(e) : pl6h-
Flochau eing. ort. bei Bmmby k. : pl6h-
Flötz jer. I, sonst offlatz?
Förderstädt k. soll Zerpau (s. Zarpei) geheissen und südlich von seiner
heutigen läge an einer sumpfigen und niedrigen stelle gelegen haben;
der südliche dorftheil heisst die bobie oder bobige; flumamen der
lübbsche berg s. lUbritz
Frabonizi in pago morazena 992: pravB
Frohse k. , 937 43 September et in vraso familias sclavanicas XV 939 in
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IN DBR AltMABK UND IM MaGDBEURGISCHEN . 31
frosa XXVI üamilias sclauorum XI von Uten 937 21 September in pago
nordlhuringa buchuvi frosa 964 sclavorum ad civitatem frasa pertinen-
tium, in der späteren gefälschten? ausfertigung derselben Urkunde fro-
seri neben frose wie barbugeri calveri neben barbie calva derselben Ur-
kunde, 4040 frosa 4042 frasa, 4046 civitatem frose cum . . . prato quod
adiacet albi quod frosingkewische dicitur, 4230 oppidum vrose 4254
officium vorose 4365 tho vrose 4454 fresse 4523 in der nienstadt tho
vrose. drei orte tragen diesen namen : dorf bei der neustadt Magdeburg
4373 mit derselben vereinigt; ort im Anhaltischen bei Aschersleben;
marktflecken an der Elbe bei Schönebeck
Gaddow eing. ort. sw. , der wüsten dorfstede gaddow der bürg clötzen
zubehorig 4498 gadow 4543; eine niederung zwischen Lockstädt und
Schwiesau heisst die gaddauer kühle, die anstossende feidmark gardau
D.: god-
Gagel or. , 4255 gawele 1. 4447 gauwel 4444 gawel 4484 gawell: gogolb;
es ist gradlinig gebaut
Galm(e) jer. II, 4286 golme, nach 4430 golm: hl'Bmi
Garbe forstrevier zwischen Aland und Elbe or. , 4349 sylua ghariue 4405
to der charwe: gribB
Garlipp st., garlip 4488 4209 1. garlippe 4207 gorlep 4506 garlopp 4473
Gar(t)z gross- und klein- sw. , 4290 gardiss 4294 gardiz 4348 gardisse
4336 gardyze 1346 garditz 4350 groten gardes prope soltwedel 4364
gartze 1. gartz 4434 lutken gartzee: gradi
Garz jer. II, im XIV Jahrhunderte garcz: grad'B
Gäs(e)kau ehemalige unterfbrsterei bei Trüstädt g., unter den besitzungen
des klosters Neuendorf g. 4 457 : vnd desse wüste dörpere . . . gotzekou
vetue bokel hoddendorpe cheyne bobelize: gvozdB
Gemnitz gevenitz eing. ort. bei Schönebeck k. ?, daher der name gäntsches
hoch W. : jama
Gense feidmark zwischen Buchholz und Lüderitz, 4438 vppe der veitmarke
to gense 4448 die doi*pstede geenssee; g^b
Gent hin jer. II, 4474 genthien im XIV Jahrhunderte gentyn: h^tb
Genzin or., 4349 ghentzin 1. gentsin: g^sB; es ist gradlinig
Gehrden göhren jer. I, 4296 gherdene 4307 de gerdene 4332 g(hjerden
4508 gerdenn: grad'B
Germenau sw. auf der markung germen 4472 4506 aufgebaut; flurnamen
plessau: pl^h-, trestein: trBStB
Germersleben gross- und klein- wa., 937 in grimhereslebu (germersleve
in pago norturinga) XV familias sclauorum und XII famih'as colonorum
Gerstädt gross- und klein- (deutschen-) sw. , beide sind rund gebaut;
flurnamen solafken: za, zileiz: selo, plust: plastrb
Gesow eing. ort. jer. I, zwe halbe feltmarcken alse predenitz vnd jesow
hart vor meckern gelegen 4537: je^B
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32 A. Brückner, die slayisgben ANsiEDELUNGEif
Gestieo or., 4253 ecciesie in arnesse proprietatem ville slauicalis que gutzin
vocatur 1. gustin pertinet monasterio arnsee 4457 gustyn: gostb; flur-
namen gleinke: glina
Gi schau gross- und klein- sw., 4344 in slauicali gyschowe 1. gischow und
wendeschen gischow 4 420 czu wendeschen gischow : jeih ; letzteres war
bis 1854 hufeisenförmig gebaut; flurnamen klensken : klen
Gieseritz sw., 1. mezeritze (I) 4420 ghiseritz 1 435 ghiseritcze : jezero; bis
4852 hufeisenförmig gebaut hat es nur 6ine einfahrt; flurnamen dker-
leiz: kor-, grafein: grabrb, wötz: osa
Gl ad au jer. II, 1364 gladow: glad'B; ein zweites eing. ort. st., niwinkel
iuxta gladowe 4238?
Gladderstädt sw., flurnamen tribeen: tr^biti, piastau: plasti
Gladigau or., 1. gladegowe 4457 gladegow 4473 gladigow: gladrb
Gleibe eing. ort. bei Aulosen or. 4349
Glinde k., 940 4485 4489 4340 glinde 4454 gline, im volksmunde glinne:
glina; es besitzt die beste ziegelerde der Umgebung; ein zweites eing.
ort. im Braunschweigischen nach der ein theil der einwohner von Bort-
feld glindbürger heisst, daselbst der glinder busch das glinder bruch
Gline eing. oit. wa., 4445 glini 4209 glinum 4 479 auf gliner mark zu gline
4562 auf gline mark vor sUUdorf: glina
Glie necke und Bocksglienecke Vorwerke bei Lübbars jer. I, 4459 glyneke:
glina
Glinow eing. ort. jer. I, 4 487 zeddemick ghinove (I) pameliz 4 489 zede-
mick ginowe [I] pameliz 4404 4437 dat gerichte to czedemick glynow
pomelitz lughe alle in dem gerichte to mokern gelegen: glina; 4397
werden drie wüste dorffer alss kerkglune ouerglune vnd wende marke
an Ziesar verkauft?
Gloine jer. I, dulgeeyz que nunc gloyna vocatur 4487 gloina 4 489 gloine
4459 glane 4500: glava
Gnadau k. : gn^di
Göbel jer. I, gouuene 4444 gouene 4439 gawene 4473 gowene 4487 4227
gomere(I] 4489
Gödnitz anhaltische enclave jer. I: god-
Gö Ileus d or f or. bis 4848 ein rundbau; flurnamen fahlfeis: hval-, lieleis
lülei s. Lilei, bresfein: br^za, piezen: peätb
Gohlitz eing. ort. bei Kalbe sw. , 4324 goliz in den kalbeschen gutsacten
gölitz, darnach flurnamen gülitzer busch gttlitzer acker: goH
GoUwitz jer. U, golwicz: gol«B
Gommern jer. I, 949 guntmiri 965 gumbere 973 4454 4236 gummere
1227 gumere 4330 4394 gummer 4459 gummem: god-
Gohre st., 1. gere gor 4377 göre: gora; es war rund gebaut
Göhren hohen- jer. II, 4337 gorony que nunc gern dicitur 4375 in deme
lande to clytz gerne 4385 hoghengöme 4454 4474 4544 gerne 4 456
ghome 4503 hohengarne im lannde zu jerichow 4542 to bogen göme
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IN DBB AlTMABK UND IM MAGDEBURGISCHEN.
33
4528 hogengharne: gora; vgl. hohen gohren gehölz bei Kahlenberge
jer. I 1512?
Gorisse eing. ort. sw. , 1112 mit Diesdorf Böddenstiidt u. a. genannt:
gora
Görne nieder- (sieden-j st., gorne : gora
Görzke jer. I, 1161 1186 1254 gorceke 1278 gorzeke 1533 gortzk : gora
Gothe erhebung bei Ranies, 1173 1187 1189 gottowe, 1180 gottow 1343
die ieen (Iber konilz(I) gottov elvenow, 1406 gothe 1152 de borge gum-
mer elvenow ronnitz und golow, 1490 die Schlosser gummer elvenow
ronnis und gottow: holb; vgl. in der gothe 1494 gOthe 1520 das gote-
wasser (bei Pechau) 1562?
Gott 1 in jer. II, 1443 gottelin 1468 gotelin: kot
Graben jer. I, tzur groben 1552: grabx?
Grabenstadt deutsch- und wendisch- (klein-) sw., 1360 l. 1458 wende-
schen grauenstede; die bauform ist halbrund
Grabow jer. I, 946 grabaw 949 grabo 965 grabow 966 grabaoua 1158
grabowe: gralyB; dabei ist Ittttken grabow eingegangen
Granau eing. ort. im Magdeburgischen W. : gron-
Grassau st., 12:{8 grassowe 1. grazzowe grassowe 1516 gratzow: gruäa;
es ist halbrund gebaut; flurnamen riezer: r^ka, trilopp: pri
Grätz Wüstung bei Möckern jer. I: grad'B
Grauiogen g. hat in seinem westlichen theile die Wendenform erhallen
Greven itz st., 1. greuenitze 1420 greuenisse greuenicze: grebenb
Grebs jer. I, grobizi in pago morazena 992 grobiske 1176 greptz 1501:
grab'B
Grevena, 1282 sflvulam sitam prope viilam glusinge (GlUsig nhl.j que
parva grevenae nuncupatur: grabi^
Grieben hohen- und sieden- sw. , 1140 grebene 1184 griben 1. griben,
hegen gryben est omnino deserla: grebeni»; Grieben st., 1. griben
Gribitz 1236 eing. ort. bei Kalvörde, flurnamen griebsbreite, der gribs^
ein theil der kalvördischen forst Behrends Neuhaldensleben I 320:
grebenb
Gripelitz eing. ort. bei Stendal H. 1541
Gritzehne Vorwerk bei Kalbe a. d. Saale, 1194 grozzem grozzene, 1446 zu
gritzene 1494 crotzen 1523 calvis grytzener margke: grad'B
Groben eing. ort., groben 1541 nach Meseberge (or.) genannt s. Gräben?
Groningen sw. , ursprünglich in kosselform erbaut?; flurnamen jameiz:
jama, solafken: za, pitzen : peslb, prieweiz : pri, plohst : plast'B
Grossow eing. ort. bei Stendal H. 1540 s. Grassau?
Grunenstädt deutsch- eing. ort. bei Diesdorf H. weist auf ein (unbek.)
wendisch-Grunenstädl hin?
Gruplitz eing. ort. zum schloss Grabow 1424 gehörig
Grütz jer. II, 1443 grutz 1468 grucz : gruda
Gübs jer. I, 1221 1275 gubiz, gubitz 1424, groszen gwbilz-lutken gwbitz
brückner, HlaTische Ansiedelungeu. 3
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34 A. Brückner, die slavisghen ansiedblongen
U90, van der gubischen weyde U93 gubtz 4523, der gübischer busch
vor pechau 1562: gubiti
Güssau Vorwerk bei GenlhiD, gussow gusou nach 4430: gostb
Güsen jer. II, 4224 güsne 4422 to gusen, nach 1430 ghusen
Gustin eing. ort. sw., 4420 gustin dacz ist wüste 4492 godstein 4544 vth
der mollenn tho gustynn beleghen harth by mellynn, 4357 steinbeke
gutstin damebeck, 4676 güttstien, gUtstein zu anfang des XVIII jahr-
hundertes: gostb
Hanum haDein(b) sw. , 4345 hanem I. hanym, ist in hufeisenforni gebaut;
flurnamen gameitsch: jama, gugaU oder gujali: gogolb?, kunkelfeiz:
k^koib, saleiseh : za, saaruhl : za, zieleiz : selo
Haseihorst sw. ; flurnamen salieisken: za
Cheine dorf und gehOlz sw., 4270 1. cheine 4278 chete 4433 holcz choyn
4448 der cheinen, 4476 in vnnsern holtze die chyn gnant bey vnser
Stadt soltzwedel; es ist in kessel form gebaut; flurnamen chimeiz: hom-,
klatz: klet-, lohtsfein, theimeiz, posein, mostein: most'B
Cheinitz sw. , 4370 cheinize 4444 cheinitz 4473 heinitze 4506 chonitze;
es ist in hufeisenform gebaut; flurnamen bresson: bröza, saollappen: za
Henningen sw. war vor hundert Jahren völlig rund gebaut, heute ist seine
gestalt nach sechs feuersbrünsten ganz verändert ; flurnamen briez : br^za
Hestädt sw., hatte bis 4826 die gewöhnliche hufeisenform; flurnamen klatz:
klet-, kaieitz : kali, plast : plast'B
Hindenburg or. hatte eine runde bauform
Holzhausen sw. ist ein rundbau; flurnamen driwotz oder driweitz : drLva,
foHscheiz : plihrb, noreiz, losk : l^srb, gleink oder gleinogh : glina
Hon lege eing. ort. sw.?, 4235 4245 von Slaven bewohnt
Chörau k. , 4447 curouue curaw im burgwardbezirk cnine s. o. anm. 40,
4450 4 4 53 curowe 4295 corowe: hor-
Horst wendisch- sw., wendesche borst 4458, hörst alio nomine dicta steyn-
laghe est deserta 1.
C hü den deutsch- oder gross- und wendisch- oder klein- sw. , in slauicali
Villa chudene vocata juxta pontem qui chüdene brücke vulgariter no-
minatur 4282, villas slavicales chuden et ricze 4367 wendischen chuden
1. in slauica chuden 4382: hud'B; die form des dorfes ist ganz wen-
disch; flurnamen panneis: pon-, zabeleitk: za, sileiz: selo
Hüselitz St., huselit 4345 4440 4444 4444 4544, huselitz 1. huselitte 4377
4392 4430 4480, cuselitz 4390 huszelite 4428 huselite 4449 4472, hu-
selitt 4429 uiselitte 4435 husselit 4540: gostb
Chütlitz sw., 4340 gutlitz, 4353 (4604) chütlitz 4365 chulitze 1. gudelitz
4393 chutlisse, 4420 gütlitz dacz ist wüste 4435 ghutlitze, von 4 484 an
wird als pertinenz des dorfes der tidow genannt cod. XVII 262 heule
flurname tiedau, 4495 gutzlitte 4503 chuttelitze: hotB; es ist in hufeisen-
form gebaut; flurnamen kerleiz: kor-, pressack: pr6, lask: l^s^
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IN DER Althark und im Magdbburgischbn.
35
Jadini eing. ort. auf der Elbinsel Parey 1445? jadim 1150 1179, ludinj
946?
Jarchau st., garchow gargow, gartgouve iuxta bungerden 1238: grah'B
Ja(h)rsau sw., 1. jarsowe: jarB; flurnamen zeisz: 2it-
Jahrstadt sw. soll ziedeitsch geheissen haben: i\d-; es ist rund gebaut;
flurnamen sollafken : za, zieleitsch : selo, guleiz kleine guleitz gross gu-
leitz Sotzmann: gol'B, sohrweiz: 2ar>, bauneiz: bun-
Jävenitz geb(e)nitz g. , slavicalem jevenitze 1291 jeuenize 1506: jaina;
der Wiederaufbau in Wendenfomi bildet den kern des dorfes
Iden or. ist rund gebaut
Jeebel sw., 1. jebeo; flurnamen zeisch s. Jahrsau
Jeggau g., jeggowe: jaje; es war ein rundbau
Jeggeleben sw., flurnamen lameiz: lomx
Jemmeritz Vorwerk sw., 1472 dat wtlste dorp gelmerize
Jerchel(l) g. hatte bis 1823 die hufeisenform; flurnamen saleitsch: za,
luhnseleitsch : l^grb
Jerichow jer. II, 1144 jericho(w) 1183 iericho, 1224 1293 ierichow 1225
iericow, 1295 1370 iericho 1317 iericohowe 1424 ihericho; wtlsten jeri-
chow jer. I, gergov deserta in der sedes ziegesar 1459: jarL
Jeserig eing. ort. bei Burg, 1362 ist die kirche in ghezerik mit vier
hufen von gladow die nyemarke heissen ausgestattet, 1459 jeserick in
der sedes lizke 1514 ecclesiam desolate ville jhesserick vacantem : jezero
Jesseritz seh.: jezero; der jesseritzer bach fällt bei Velsdorf in die Ohre
Jeeze sw., geditz 1238, 1324 1329 gediz 1473 yecze 1499 jetze, 1313
slaui de jezne: g'Bd-; die Westseite des dorfes hat noch die wendische
runde form, woran sich eine lange Strasse lehnt; flurnamen wendische
kirchhöfe, wendisch pütten, meurritz: mor-
Jeeze fluss in der Altmark, 1339 gysna 1341 gisne 1362 iesne 1364 gesne
1365 gyszene 1428 ausz der jecz jezssen, 1547 jetz(e)
Jetzel eing. ort., 1488 die twe wüsten dorpsteden katzen vnd jetzel
lllbritz ülbritz eing. ort. bei Förderslädt, 1317 elberitz 1369 ilbretz 1446
ilbernitz 1496 elbernitz 1680 ilberitz : IjubB; flurname bei Förderstädt :
der lübbsche borg (die lübbschen berge)?
Immekath sw. war vor 1831 rund gebaut; flurnamen prissau oder pres-
sen: prih-
Insel St. in ost- und west- getheilt, in insula villa slavica 1238 in orien-
tali Villa insele, in occidentali villa 1282
Ipse g. ; ipps flurname bei Nahrstädt st., nipps im kirchenbuche ; nieps
forst bei Stockheim sw. 1238 ipi(t)zse iuxta gardeleven, 1254 kotene
gardelegen bocholte nipitz 1278 nypyz, 1335 nipilze ludelshen, 1418
jptz hemstede, 1429 ypecze vnd czipel 1465 yptz 1479 yptzs 1480 iptze
1491 yptze, 1479 nyptze pletz, 1363 alem niptze 1492 alem to nyptze
1642 ahiumb rorberge immekate ipze joggow, 1444 kassun lone niptze
nesenitz
3»
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36
A. Brückner, die slatischen Ansiedelungen
Iritz eing. ort. bei Barby, heute iritzer buschhaus: jarB
Iserde iseru eiug. ort. bei Kaivörde seh., zwei wiesen der drastin und
der klappin : trBstb und klep-
Jübar sw., jubere 1308 jobere 1337, juber 1. 1458: javorB
Isterbies jer. I, im XIV Jahrhunderte istewist; 1427 ystebist U66
istebiste
Kabelitz jer. II, 946 marienborch castrum 1150 marienburg urbem que
et cobelitze dicitur, 1159 1172 curdlem de burwardo kabeliz que el
marienburgk dicitur und das dorf das gleichfalls cabeliz hiess, cobelize
1179 mariendorf quae nunc kobeliz dicitur 1337: kob-
K^cklitz sw. , 1363 kokelitze 1444 kakelitz käckelitze : koh-; es ist in
hufeisenform gebaut; ein zweites or.
Kalbe an der Milde oder in dem Werder sw. , calve; eine hauptstrasse
heisst der kiez
Kalbe an der Saale, 937 caluo 961 sclauorura ad civitatem que dicitur
caluo pertinentium , 973 caiua 1190 kalue; »am linken Saalufer siod
vielfach heidnische grabreste angetroffen worden, welche sla vischen Ur-
sprunges sein mögen«
Kallehne or., 1. calene: kal-
Kalitz jer. I, 1306 coldiz 1S94 colditz villa 1459 coldiz deserta : hol-
Kalow wtlst bei Möckern jer. I: kaH
Käme eing. ort. jer. I, 1306 castrum grabow cum terris et villis adiacen-
tibus bultzin stresen cusule pessetes käme paruum stegelitz etc. 1533
zu grabow gehören gross- und klein-stegelitz stresow vnd die wüste
'dorfsteden kussel kahme bultzin etc.
Kämeritz jer. I: komaPB
Kamern jer. II, 13S2 dat land to de kameren: komarB
Camrain eing. ort. bei Kerkau: kameni»
Karith jer. I, 1209 1211 korit 1405 koryd 1459 corith: koryto
Karritz st., 1238 <;arnitz 1. karwitz 1421 karritz karricz, 1472 karuetze
1492 carwitze 1494 karffetze 1519 carwitz : krava
Karlbau st., calbu 1360 zu colbuwe 1367 zu kolebu 1373, wenddorf zu
calbu zu deine deutzhen dorfe zu kalbu — von dem wendischen kalbu
colbu 1375, die wenden von kolbu wenden zu colbu colbw 1377 c^l-
bovv 1541 ; »der ganz verkehrte name caiibau taucht seit dem XV Jahr-
hunderte auf und ist von Entzelt 1579 in erinnerung an kaiser Karl H
aufgenommen worden a Götze geschichte von Tangermünde (XVII Jahres-
bericht]
Karow jer. II, im XIV Jahrhunderte kare köre: hor-
Kahrstädt sw.; flurnamen : grabau : grabrb, gUlitz s. Gohlitz
Kassick g., 1278 ketsik (ketcyk) 1281 ketzyk 1315 ketsik 1317 ketsick,
1345 1392 1397 1400 ketzik 1479 kuzigk 1484 ketzich 1498 kelzick
1506 cassick 1513 keczigk
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IN DCB AlTMARK und IM MaGDKBURGISCHEN.
37
Kassun or. , in luarca lipani ville .... kazina 956, cossun tota villa est
deserta 1., kessun kassun 1444 kossun 1516
Käthen köthen g., kotene 1254 coten l. : hotB; köthen alt- und neu- »zwei
wüste dörfer an der Ehle zwischen Wehlitz und Gommern« Janicke
magdbrg. schöppeuchronik 324, 1106 koten
Kaulitz or., viliam teutonicam kaulitz 1184 kawlitz 1208 cauwelitz 1. : kob-
Cazdre 1145 1209 eing. ort. bei Ebendorf wo., 1152 kezdre, um 1153
kesdre, 1164 1185 1189 cascedre
Kemmeritz eing. ort. sw. 1371, die beyde dorffstedenn vnnd feltmarcken
preckall vnnd kemeritze ausserhalb dem santforde nach dem dremelingc
wartz gelegenn 1506: komarL
Kemnitz sw., camniz 1255 kemnitz fuit deuastata ante duos annos 1.:
kamenb; es war bis 1802 rund gebaut; flurnamen wendische nachl-
weide, wandfeld; nach einer sage soll hier ein Wendendorf bestanden haben
Kerkau or., 1. kerkowe 1366 kerkow: hor-
Kerkuhn or., I. kerkune 1496 karkun : hör-; die bauart ist deutsch
Ketlelwitz eing. ort. wa. , 1477 tho kettelnize neben Kleingermersleben
Grossweddingen u. a. genannt: hotB
Ki(ejkernitz erbzinsgut bei Klötze: kok-
Kliulen klöden st., 1209 clodene 1. cloden : klada; ein zweites or., 1. cloden
Kleyn gegend bei Stendal, vsz dem kleyn 1495, in locis sclauonice clenobie
leulonice seuuerouuinkil nuncupatis 983 bei Arneburg: klen
Klei na u or. , 1. cleinow, clenow clynow: klen; es liegt in einer Strasse;
flurnamen zolitz : selb, pleisz
Kielstau sw. , 1443 klestene 1458 clestowe 1477 clestou 1491 kleistow:
kli^sta; es ist ein rundbau; flurnamen grabau : grab'B, rakt, zileiz oder
zigeleiz: selo
Klemnitz wüste dorfstütle bei Förderstadt, 1680 klobbenitzsche feldmark
Kieps jer. I, 1295 cleps 1300 clepzek clepzck cleptze : klep-
Klinkau gegend bei Schinne st., 1. klinkow habet IX mansos V sunt de-
serti, 1 430 bellekow darnevilze clinckow 1 492 zwei dorpsteden clinckow
vnd vintzkow: klen
Klinke st. : klen
Clincus See an der nordseile des dorfes Jerichow 1172: klen
Klinze g. : klen
Klietz jer. II, clitze cum burchwardo, a septentrione lacu clitzse 1145
(»das land zwischen westlich der Elbe östlich der Havel südlich der
Stremme und nördlich der Clitzsie bis zur provinz Schollehnea reg. nr.
1198), nördlich vom burgward klitzen 1159: klet-
Klielznick jer. 11, 1275 klesic? 1365 klesnik, zu ende des XIV jahrhun-
dertes klyzenich cletznick : klet-
Klitsche alt- und neu- jer. II, 1286 clizke, zu ende des XIV jahrhundertes
alden klizich, 1420 klytzk klitzk nuwen kliczig, 1430 nygencleyceke
nyencleczke: klet-
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38 A. Bbügknbr, die slatisghbn ansiedblungbn
Klitzke klitsche jer. I, vor UOO clitzen U59 klitzke: klet-
Kloderim eing. ort. jer. II, 1420 vor parcham kloderim uf dem nypen-
stene vor gentyn : klada
Klötze sw. , kloytz cloczcze clotzim clotzow: klet-; flumamen wustrau:
ostrovB, zisz wüste feldmark Sotzmann: 2it-
Klüden g., cluden: klada; flumamen koreitsch: kurB
Klützow eing. ort. jer. I, 115< 4489 1307 ciutzowe, 4474 cluzov 1219
clutzow, 4236 4285 clutsowe 1283 elitsowe 4297 clytzove ciutzowe, 1307
clytsowe elitsowe 1511 clutzow, 1523 dannekow, clutzower margke: kljuik
Kobbel wo., 1. cobbei 4522 czobel 4568 cobbell: kob-
Köbbelitz sw., 4420 kobelitze 4473 kebbelitz: kob-; es ist rund gebaut
Kobin eing. ort. st., 4334 neben Sänne Staffeide Ellingen genannt: kob-
Kobla mark bei GrossmOhringen, 1. copbelake 4472 kubelke 4 475 die wusle
dorpscap koblack, 4472 4487 kobbeiake 4503 dorpstede cobbeiake: kob-
Köckte St. war hufeisen förmig gebaut; flumamen fttleiz: polje, seruan:
srLbin'B
Kolbitz wo., 4495 kolbitz 4546 incolarum in gardelege et kolbitz: hol-;
einige spuren weisen auf einstige rundform hin
Kolpin wald bei Werben s. Prinzlow: kHb-
Königstädt sw. ist im nordosten im kreise geschlossen; flumamen wen-
discher kirchhof
KOpernitz jer. I, 4552 copemitz: kopriva
Körbe! itz jer. I, 4 480 4 497 karbeliz 1459 kerbeliz 4489 kerbeiitz: krab-
Kortenbeck sw. ist hufeisenförmig gebaut; flumamen göreiz: gora, gul-
liz: goli, kleitz: klet-, matschier: moSarB, plösten: plast<B, sileiz: selo
Kot im eing. ort. jer. II, 946 cotini, 4 445 4 479 cotim 4 450 cocim: hotb
Krakau jer. I, 4464 4359 cracowe 1166krakoe 4272 crakowe 4296 krakau
4297 krakowe 4420 crakow, 4472 4523 krakow 4493 krakaw: krak-;
flumamen brellin oder der berlin
Krakeborn mark bei Lübs, 4473 due villule que ambe kruckebome no-
minantur . . . nunc a slavis inhabita&tur 4424 krakebomne
Kraaz or., 4322 vratz (!) 4327 cratze 4344 craz, 1. 4457 cratz; kratz Wüstung
bei Förderstädt, auch kreetz kreitz?
Krem kau st., 4224 cremcow 4238 krimekawe 1. kremkow 4473 kremme-
kow 4494 klembko 4506 kremeko: kremeni»
Kressau Vorwerk bei Leitzkau, 4 457 villam crussowe iuxta tomeburg 4473
torneburch nebst zubehör wie cmssowe gottowe 4487 crusowe 4 489
crussowe: krasa
Krevese or., kribci in marca lipani 956 (Kriwitz im Lüneburgischen Böttger
II 220), kreveze crewsen creuetzee: kriv^
Krewitz eing. ort. wo., 4430 aluenstede cum campis villanun desolatarum
videlicet plachwiczmarke wischmenghermarke et krewiczmarke 4523
bogen werslewe crewytzer margke: kriv^; ein zweites eing. ort. bei
Kleinmühlingen, 4209 crevize 4341 decimas in crewiz picore deyene
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IN DBR AlTMARE UND IM MaGDEBURGISGHBN.
39
potmersleue botleue discenie golsiz et citz, 1350 in campo criwiz bei
Zeitz, flurnameo in Welsleben kriwitzberg krebsbergfeld
Krissow or. : kr^siti
Krive eing. ort. wa., 4209 svaneberge crive, 4304 1307 erive: krivB
Krüssau jer. II, 1371 crussow: krasa
Kruzitz eing. ort. wo., 1135 cruzeze 1152 cruzize cruzece 1217 crucitLc
1220 cruzezhe : krasa, darnach ist der kreuzhagen revier bei Neuhofo
benannt
Kulitz eing. ort. nhl., 1304 1354 1498 kuiitz, 1443 in den orbergen dio
wüsten dorfstetten kulitz sebenitz 1536 die kulitzerberge : kul-, daher
der külitzer weg bei Neuhaldensleben , der kulitzwinkel in Flechtingen
Külzau Vorwerk bei Niegripp, 1459 kulczow: kl'Bka
Kuene curiam 1157 coine 1176, predium cone infra novam et antiquani
albini situm 1208, nach W. X 110 der käjenwall (koyenwall kegenwall)
bei Elbenau jer. I
Kunrau Kurrau sw. , 1. cunre est et fuit deserta 1472 dat wdste dorp
gimrou (I) : kon-
Kurow eing. ort. g., 1506 die dorfslett kurow hinter gerchell gelegen
(»Wohlbrück vermuthet lunowa cod. XVII 197): hor-
Gurozuzi in pago morazena 992: kun
Kusey g. ist hufeisenförmig gebaut
KUsel jer. I, 1299 1306 cusule 1533 wüste dorfstede kussel und wüste
mollensteten krissei (I)
Kulze eing. ort. g., 1. kutze est deserta 1495 tuschen kutze vnd der warde
to deetze : kuk-, daher in Käthen flumamen kützerberg kühzland kühz-
grund
Cuzeresdorp eing. ort. sw.?, 1235 1245 von Slaven bewohnt
Kusisse ende kouisse (rouisse = Röwitz?) de twe dorp 1339 s. Kusey?
Kützkow jer. II, 1400 kuczkowe cutzekaw: kuk-
Lamen eing. ort. st., in balsamia in lamen 1160 lamen 1238
Lange nb eck sieden- (deutsch-) und hohen- (wendisch-) sw., 1. wende-
schen langenbeke est quasi omnino deserta; die bauart ist rund; flur-
namen zileiz: selo, solaff: za, leiz: I^S'b?
Lanken gehölz wo., 1536 die culitzerberge das gehölz die lipe und lawke
1537 lippe und lancke: l^ka
La(a)tzke latsche g. , 1356 twisschen redicstorp vnd laczeke 1460 latzke
1472 akendorp lazke jeggow: I^s'b; es ist in hufeisenform gebaut
Leitzkau jer. I, 937 ligzcice in mortsani 995 liezeea, 997 1136 liezeche
liezea Thietmar 810, 1017 lietzo liezgo liesca 1114 lizecho 1128 liezeke
1137 litzke 1139 liezke 1151 liezeche 1155 litzka in monte lilzeka,
1157 lietzke 1161 lezeke 1171?liezeka 1173 liezecha 1189 letzka 1236
lezeke 1352 letzkensis 1424 liezeka 1492 litzkensis 1493 litzke 1497
litzk 1503 litzka: Hs'b
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40
A. Brückner, die slavisghen Ansiedelungen
Leiechau sw. : 161-
Lelchau lerchau vorwerk bei Peertz, 4420 lelchow: 161-
Lentzen wUstung bei Burgstall wo., 1. lentzen est deserta: l^ka
Leppin or., 1344 1. leppin : lipa
Leseghoff 1369 bei Loburg genannt; vgl. iessow eing. ort. jer. I, lessow
vor der bürg 1499: löst?
Lee(t)ze sw., L letze 1438 tor letzen: Ust,
Lewitz eing. orl., lewize besilzung des klosters Diesdorf 1304
Liebars lübars jer. II, lubas dat dorp 1370: Ijub'B
Ligzice ligzitze 937, in provincia liezizi 946, liczizi lizzizi 4150, gauname
s. s. 2
Lilei elsbruch wiesen und vvald bei Capermoor or. , in den Crttdensclien
gutsakten immer leilitz geschrieben D. : 161-
Linddorf St. ist hufeisenförmig gebaut, doch sind in der feldflur alle na-
men deutsch
Linderhai de, heute die forstreviere Planken und Htitten bei Neuenhofe,
heisst in ihrem südlichen thcile grosser und kleiner kallin oder karlin^
ein bruchiger grund dabei der kallinische sool (oder der faule gruDd)
nach einer eing ort. dieses namens?: kali
LindstUdt st.; wiese der kiritz: kurL, forstbreite zachau : §ah-
Liepe gehölz wo., 1536 das gehölz die lipe 1537 lippe; ein zweites, in
Silva lipe 1290 : lipa
Liesten sw., 1496 lysten; flurnamen milow: milx; ein zweites eing. ort.
wo., 1209 listen 1536 gehölz listen 1537 liesen, heute flurname lischen-
kirchhof
Lipke, die Vier lybken mohlen 1533 unter den zubehörungen der bürg
grabow genannt: lipa
Liuzeuua in pago morazena 992 : lug-
Löbektlhn vorwerk bei Burg jer. I: Ijub'B
Loburg jer. I, 965 civitates . . . luborn ... in pago moroszanorum , im XI
Jahrhunderte Ivbvr 1161 louburg 1186 lovburch 1187 louburg u. s w. :
Ijub'B
Lobbese hohen- und wend- jer. I, 1497 lobbesze : Ijub'B
Löbnitz k., 1225 lubaniz 1238 lubenitz 1252 lubanilz loben iz ; Ijub'B
Lödderitz k. : Ijud'B
Lochau hohen- vorwerk bei Leitzkau und rittergut Lochow bei Möckern,
1139 lochow 1173 1187 1189 lochowe: loh-
Loitsche wo., 1152 loceke loceco: 16s'b; flurnamen kussau: kos-
Lockstüdt g. ist in länglichrunder form gebaut; eine wiese die trabnitz-
wiese Behrends öbisfelde 179 anm. 1 : tr6biti
Lohne or., Ion 1. lohne 1444: }an
Losse or., 1209 losse: 16s'b
Lossewitz seh. KalvOrde, lössenitz Sotzmana: 16s'B
Lostau jer. I, 973 loztoue 1208 lozstowe 1221 lo-ztowe 1459 lostov: Ijubi.
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IN DfcB Althark und im Magdkburgisghkn.
41
Lotkau eing. ort. wo., 1481 detzei vtze lutkaw, 1489 blest die duUe lot-
kow 1568 neulialdensleben mit der feldmark lutkaw, 1536 letkow (lot-
kowj 1537 iotzkaw zwischen sibaw und dolle genannt, 1443 luckouvv:
Ijudx
Lolsche g., 1409 zu lalzke hy zeten 1418 zeten lazeke 1457 sethen latsche
statz bornitze 1490 statz borgitz seten latzk: l^sx; es scheint noch spu-
ren der alten wendischen bauart an sich zu tragen
Lübars sw., 1378 Itlbaz 1481 lubbars 1490 lubbarsz 1. lubas; ein zweites,
lübars gross- und klein- jer. I, lubasz et zojas 1187 lubas 1189 1198
1244 1275 1329, ostlubas 1372 ma^na lubars 1552 lubbars 1555: IJubx
LUhenitz eing. ort., 1238 lubenitz totum neben Karrilz Erxleben u. a.
genannt: Ijubrb
Lüben wüste mark bei Burg, 1499 1531 das dorff vnd dorfslad zw luben
mit dem grossen vnd cleynen wentdorffe dorbey gelegen : Ijub'L
LUbberitz lübritz Vorwerk nhl., 1347 dorf zu lubirniz 1364 lubbernitz(e)
1533 loberuitz 1536 das gehölz lubernitz 1568 das doH saluelle mit
«ler dorfstätte lubberilz: Ijubx
Lubitz 1555, lupitz sw. ist als kolonistendorf wieder entstanden: Ijub'B;
flurnamen tobeitz : dublb
Lübs gross- und klein- jcm*. l, 975 liubatici in pago mrozini 1301 lubicz
1459 lubiz parva: Ijub'B; auf der feldmark von KleinlUbs befinden sich
hühnengräber
Luderitz klein- st., 1341 Ivderitze 1. luderitz 1438 luderitze: Ijud'B
LUf fingen g. ; flurnamen lowitz: lava, seggeleisch : selo
Luiduine eing. ort. im kalbeschen Werder 1121: Ijudi
LUnow eing. ort. bei Potzühue g., lunau, die wüste dorpstedc lunow 1473
linow 1506: lun-
Lutähne Ittttehne st., schitferei 1 utaine Sotzmann, 1513 ein wüste veltmarck
lulene genoniet in der beide belegen : Ijudt
Ltilenitz wüste mark bei Möckern jer. I: Ijut'B
Magdeburg, magdeburg in conßnio saxonum et sclavorum . . quasi ad
sciavos respiciens 967, sclauani ad urbem inagadaburg pertinenles 961,
(ad inagadaburgensem civitatem) pertinentium .... sclauorum 973 ; vor
der Stadt lag das »wendische feld« 1401 up dem wendeschen 1402 in
dem wendischen velde 1454 eyne hove landes der itlike morgen ligen
up den wendeschen velde vor magdeburg; vgl. unten
Mackrene wüslung im Magdeburgischen, um 1360 mokrene 1680 macrain-
sche feldmark, makrenscher berg bei FörderstHdt , der mukrenenberg
an der Strasse von Barby nach Gnadau: mokrB
Mallehn: auf der ackerbreite die kirchberge bei Hohenhenningen sw. soll
ein dorf dieses namens gelegen haben, der zu dieser breite vom dorfe
führende weg heisst mallehner weg : mal'L
Mahlenzin jer. 11, t438 malentzyn 1459 malenzin 1519 molentzeyn: mal'B
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42 A. BRÜGKlfBR, DIB SLAVISGHBN ANSIEDELUNGEN
Mahlitz jer. II, 946 1150 1179 malizi 1145 maUzii 1302 malitz 1337 terra
roalitz et malicz villa: mal'B
Mannhausen g. ; dessen hufeisenform ist noch deutlich zu erkennen ; flur-
namen klopin s. Iserde •
Marbe bruch bei Kalbe a. d. Saale, im XV und XVI Jahrhunderte (teichj
marwe, daran liegt die wUstung marwitz gross- und klein-, merbitz,
merwitz 1350 1360 (bei FOrderstädt) : mor-
Marckau sw. , 124SI markow, merkau: mrBk-; es ist hufeisenförmig ge-
baut, zur gewinnung eines besonderen ausganges musste ein hof abge-
tragen werden; flurnamen pläst: plastx
Marquede jer. II, 1370 markede? nach 1430 markowe: mrBk-
Marzahne eing. ort. bei Arneburg, 1334 in villis Storkow amem et marlzan
1452 up deme velde to der mersan die nu tor tyd woiste liggen: mor-
Maxdorf sw. hat die hufeisenform erhalten; flurnamen grabau: grab-,
Stramin : stru-, grümitz : gromx, kopperreiz : kopriva, sallappen : za
Mechau or., I. mechowe: mah-
Meilin sw. , melin mellyn, 1. mollyn est deserta : m^H; flurnamen leips:
lipa, tabeiz: dobli», widdeiz
Melcow jer. II, 946 milcuni 1145 milumi 1150 mileum (!) 1179 melcowe
1240 melkowe: miH
Mehmke sw. war rund gebaut, doch so dass zwischen den einzelnen höfen
ein schmaler fussweg war, während nach wendischer bauart die thor-
wege unmittelbar schlössen
Mennewitz k., vor 1400 parua menwicz: man-
Menz jer. I, 1220 tuple meynz 1275 mentiz 1407 1479 mentz 1479 1482
1523 menlze 1483 aver der eive by menlcz: man-: ein zweites eing.
ort. St., mentzs 1536 meintz 1537, flurname möhnz, meinz^r dorfstätte,
wüste feldmark maynz bei Salchau Sotzmann: man-
M ehrin or., merin 1473 marin 1324: m^r-
Meri tz eing. ort. bei Deetz, 1372 sieg der Stendaler apud villam merize : m^r-
Messin eing. ort. sw. , 1420 in dem wüsten dorffe mesyn 1435 messyn
1 473 messin : mah-
Meterne 1173 zur kirche in Leitzkau gehörig und von Slaven bewohnt,
melerne 1187 1189 1227 meteren 1275 metern 1424
Mich ritz eing. ort. g., 1473 1506 die wüste dorpstede michritze : mokrB
Milow jer. II, 1145 milowe 1387 milow: milx
Miest(e) g., myst myste: m^sto; es war ein rundbau ; flurnamen lanz: lan
Modenborg zwei eing. ort. dieses namens sw. ?, 1235 1245 von Slaven
bewohnt
Möckern mUckern st., 1420 meckeren 1496 mokeryn: mokrB
Möckern jer. I, 949 mokrianici mocranici, 965 mocomic 992 mokernik 1161
mukerne 1186 mokerne 1195 mokernie 1196 mokernic 1461 mockem:
mokrB; 1525 ein wische vor mokem genant die moritze wische
Möckerwitz mark bei Loburg, an der von mokernitz holtze 1457: mokrB
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IN DBR Altmark und im Magdbburgisghbn.
43
Mocorne 1153 mucrona 1152 eing. ort., unter den besitzungen des klo-
slers Hillersleben genannt: mokrB
Molitz sw.j 1324 molyz 1. molwitz 1443 molize ultra soltwedel 1458 mo-
litze 1570 molitz : mal^; es war hufeisenförmig gebaut; flurnamen wend-
feld, zemmitz seimitz: s^m-
Molkenberg jer. II, vor 1240 werden hier Slaven genannt s. o. s. 12
anm. 31
Möhringen gross- und klein- st., morungen prope Stendal slauitica villa
postea deserla facta 1201, wobei eine platea quae dicitur nippof ge-
nannt wird; nach Riedel I 147 entstand aus nippof Kleinmöhringen;
feldmark wenddorf
Moritz jer. I: mor-
Morz murz flurname bei Biere, 1305 morlitz 1306 morditz? moriz W. :
mor-
Mortsani gaunaroe 937, moraciani 949 1161 1188, moricani morziani 963,
raoroszani mrocini? 965, moresceni 966 in ganz niorkeni 973 mrozini 975
morazena 992, morozini morazani 995 roorsan 1004 morezini 1008 mro-
zani 1011 a morsaciensibus 1092 morschene 1114: mor-
Mose Vorwerk nördlich von Wolmirstädt, 937 973 ex aquilonari parte ho-
raha fluminis in locis mosan etc., mosum Thietmar 820, villa mose um
1144, 1145 villa mose partim sclauorum vomere subigebatur und decima
cuiusdam ville que dicitur mose iuxta fluvium oram in parte aquilonis,
1159 fundum adiacentem ville mose qui vulgato nomine badenacker vo-
catur, um 1190 versus aquilonem iuxta fluvium qui ora dicitur villa
quedam sita est vocabulo mose cum quodam adiacente predio quod vulgo
badenakker dicitur, um 1228 1307 mose 1511 eyn dorff mosze
M Ösen t in sw. , 1. 1420 mosentin: moh-; in hufeisenform gebaut ist es
halbrund erhalten; ein revier laneiz: lan
Moser jer. I, 963 mozeri in pago morizani 1188 1388 mosere; ein zweites
jer. II, 1387 moser: moiar
Möthlitz jer. II, zu ende des XIV jahrhundertes motelicze 1459 motelitz: mot-
Möthlowshof bei Bahne jer. II: mot-
MUhlingen gross- und klein- anhaltische enclave k.^ in villa mulinge sia-
vorum hobas VI 1016
Muschawe eing. ort. jer. I, 1173 zur kirche Leitzkau gehörig und von
Slaven bewohnt?, 1187 musowe 1189 muschowe 1424 musskow: mah-
Nagorit eing. ort., XLIV mansos in comitatu sigifridi comitis in pago
northvringa in uillis bredanstidi et in alio bredanstidi (Bregenstädt und
klein Bregenstadt nhl.) lamseli (Lemsel g.j stimpeli [Stempel] wttstung
bei Druxberge wo.) nagorit 1068: na
Nedlitz jer. I, 963 nedialisci nedialesci 1361 1459 nedeliz 1514 neddelitz : ne
Nesenitz sw. : 1444 nesenitz(ej by der roddauwe: ne; es ist in hufeisen-
form gebaut
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44
A. Brücknkr, die slavisghen ansibdblungbn
Netgau sw. , 1529 in den wüsten dorppen tho nethow(I) vnnd petzenow:
n^t-; flurnamen panneiz: pon-, kleitsch: klet-; ein zweites eing. ort. g.,
nelekow 1462 welerize mit netekou 4506: nc^t-
Netruzina in pago morazena 992: ne
Neuendorf bei Apenburg sw. ist hufeisenförmig gebaut
Neuen dorf bei Warpke sw., auch klein- und wendisch-niendorf geheissen,
medictas niendorpe ville slauicalis 4^04 H46
Neulingen or., 1274 in villa neylinghe de campo slauicali qui stigreueldc
in volgari tcutonico nuncupatur
Neulitz eing. ort. wn., H45 otterslove nivilize walli 4157 imerigge niulice
1209 ottersleve nivilitze walli: ne
Nezesouua in pago morazena 992: ne
Neznini in pago morazena 992: ne
Niegripp jer. I, 1158 nigrebe 1285 nigribbe 1276 nygrebbe 1310 nygnp:np
Niecormi 1145, niecurim 946, nicukerin nicukerim 1179 eing. ort. jer. II: ne
Nielcbock jer. II, mit Seedorf seil 1534 vereinigt: ne
Niepage niephagen vorwerk bei Tilsen sw., niepaw 1344 nipaue I.
Nieplitz jer. I, neuplizi in pago morazena 992 nebelitz 1333 nebeliz 1459: ne
Niero w jor. II : nyr-
Nitzahne jer. II, nitzaen nutzsan, 1533 nilzan, im XIV Jahrhunderte ny-
czane : niz
Nitzentorp 1145, nizechendorf 1145 nieekendorp 1148, nitzendorp und
net/endorp das auch sonst gardekin heisse 1159 nicekendorf das auch
gardekin anders heisst 1172 eing. ort. bei Jerichow, nach Jacobs und
Mülverstedt geschichtslilillter HI = Redekiu
Noyden eing. ort. bei Arendsee, slavica villa 1208, noide 1232 dorpsledc
noyden 1457: nid-
Nuhil eing. ort. jer. I, 1306 (zum castrum grabow gehörig) molendinum
in wüsten nuhil 1533 mohlen /u nechelin
Ntlnz eing. ort. g. , 1238 nunitz juxla storboden (?) , 1347 linder mit all
dem das dazu gehört das dorf zu otmude hoystorf lubirniz nunz cxo-
beniz, 1443 das brugk zu nouitz (lies nonitz), 1536 biss an das hruch
vnd marke nuentzs (nUntze nttenlz) 1537 nuentz, wtlste feldmark nicatzt!)
Solzmann, heute nUntzorhorst nüntzerbruch ntintzsche born, der nienzer
bach fällt bei der HorstmUhle in die Ohre: nin-
Ohrs leben or., ein kamp der heidenkirchhof"?
Ottleben kreis Oschersleben, 979: (vidua) adaluuit partem beneficii ;in
partibus sciavoniae) tradidit sanctimonialibus quidilingaburgensis coeno-
bii quam dicunt sciavonice otliuua in comitalu rigtagi comilis, »H08
otenleue 1311 oteleue« Jacobs, dabei ein klein oltleben cod. XVII 463
Otz eing. ort. in der grafschaft Barby, der itzsche pfuhl (und die iiederilzer
spendebreite vgl. Lödderttz) W. : osa
Ozimzi in pago morazena 992: o
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m DBR Altmark und im Magdbburgisghbn.
45
Padegriin Vorwerk bei Loburg, im XIV jahrli. podegrim: pod'B
Pachwitz wüste mark, preussische enclave im braunschw. amte KalvOrde,
U58 estede vnd twe wüste dorpsleden dannenuelde vond pekenissen,
4473 die wüste dorpstede pekewitze 1506 peekewitze 1498 packewitz
zur bürg Flechtingen gehörig, heute mark pax pachts, pachtsfOr über-
gangsort über das Nüntzerbrueb nhl.: pak-
Palnitz eing. ort. bei Angern wo., wo ein holzrevier pallnitzer holz heisst,
nördlich der Ohre peiinizi 937 973, 1448 1477 schlol angern myt den
dorpen palnitz: pal-
Pamelitz eing. ort. jer. I, 1187 1189 pameliz 1404 pomelilz .... indem
gerichte to mokem gelegen 1437 pomolicz 1585 zu mokern vfif peinlitzer
margke : po
Pansau eing. ort. bei Klötze 1394: pqk-
Paplitz jer. II, 1231 popeliz: popelx
Parchau jer. I, 1188 1209 1342 parchowe 1459 parchouwe: ppLh-
Parchen jer. II, 1145 porchem 1209 1230 parchem: prBh-
Parei parey elbwerder und dorf jer. II, 946 silva poregi porei 1014 insula
quae porei dicitur : po; flurnamen peddau, der grosse peddau, der kleine
peddau, das peddauer wasser, die velower forst W. : velij
Paris eing. ort. or. , parys 1438 pariss 1464 paris in den wischen 1492:
po; ein theil des dorfes VV endemark heisst daher Pariswendemark
Parle ib seh. ist in hufeisenform erhalten
Parsau seh. : prahib
Parwitz eing. ort. bei Kalvörde Behrends
Patze tz Vorwerk bei Gottesgnaden k., 1293 pozzez: po
Pechau jer. I, 949 pechovi 965 973 pechoue 1139 pecho 1159 pechoe 1185
1194 pechowe 1402 pechow 1459 pechow . . . eyn bleck geholten dat
olde dorp: pak-
Peckensen sw, 1160 pychenusen von Slaven bewohnt; es hatte bis 1825
die hufeisenform bewahrt; flurnamen saolafken : za, rutein
Peckwitz g., peekewitze pekevitz: pak-; es hat die hufeisenform er-
halten
Persikau eing. ort. im kalbeschen Werder: prah'B
Peerz pertz sw. , perz pertzk pertsse; flurnamen plansten: plast'B, kött-
scheii : kok-
Petz eing. ort. bei Gehrden jer. I, in petz apud villam gherdene 1296
villam desolatam dictam petz 1301 pecz 1303
Petze na u flurname bei Nettgau, 1529 in den wüsten dorppen tho nethow
vnnd petzenow
Pelzlitz eing. ort. bei Salze, 1271 bezliz , im XV Jahrhunderte potlilze,
daher der name petzlitzer feld im salzer flurbuch von 1723 W^
Pinnow eing. ort. or., 1280 locum qui dorpstede pynnow dicitur 1281 ville
pynnow site juxta civitatem osterborch 1303 in villa ])ynnowe 1457 vpp
deme velde pinnow vor osterborch beleghen, daher die nanien in Oster-
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46 A. Brückner, dib slayisghen ansiedelungrn
burg pinnowsche Strasse, i651 das pinnowsche holz, pinnowsche hufen
cod. XVI 32i : pi,nL
Pitelilzer feld bei Salze 1723 W.
Pietzpuhl jer. I, 1306 putzpul 1533 pytzpull pitzpuier sehe
Plathe sw., 1313 slaui de plothe? 1324 plote 1473 plate: plofL
Plathow alten- jer. II, 1145 ploten, 1166 1171 1191 plote 1185 plothe:
plot'B
Plachwitz eing. ort. wo., 940 hischatesdorp plochauisci thiotheresdorp
werden dem erzstifte übereignet 1430 verkauft erzbischof Otto aluen-
stede cum campis villarum desolatarum . . . plachwiczmarke : pl^h-
Platin eing. ort. bei Kalvörde, 1473 1506 die wüste dorpstede plotin: plol'L
PI e SS au eing. ort. sw. , 1458 plessou 1473 wendischen brome vnnd dat
halue wüste dorp plessow 1495 plessaw: pl6h-
Pleetz plötzor. ; ein zweites wo., 1333 plezze 1343 pletz 1436 pletze 1437
pleetcz: plot'B
Pletzwitz »wahrscheinlich die wendische mark bei GrossmUhlingen « W.,
1021 pliozuuuzi und arrikesleua (Erxleben) in nordduringon in comi-
tatu marchionis thiotmari 1271 plezwiz: pl^h-
Plötzky pldtzke jer. 1, 1178 de plozeka 1221 plozeke oppidum plotzka
1228 de plozeke 1303 zue ploczke 1330 1335 tho plotzke 1523: plol'L
Poberun eing. ort., 1472 mit göre pletz belitz groszellingen genannt
Podagrym curia 1319 »bei Gardelegen« H. : pod'B; vgl. s. 24 und 49
Podesal 946 1150 1179 eing. ort. jer. 11
Podifer, 1443 jn den holtzern vnd zubehoi*ungen des Schlosses vnd Stadt
sandauw uff der heyde zeu grutz vnd gottelin, podifer czermittze Wer-
ber ferchels
Pökeritz eing. ort. jer. I?, 1224 ecclesiam parochialem de walterstorp el
eins filiam in carbelitz decimali in pokeriz et in walterstorp;
ein zweites? bei Besitz, 1135 potgorize potgorizi 1152 putgorizi pot>
gorize 1220 putgorize: pod'B, eing. ort. nhl.
Pöhlen eing. ort. bei Stemmern wa., stemmere poleni 1145 stemmere po-
lene 1209 in mulinge poUene stemmere 1218 auf stemmer und polinger
mark 1489 auf polener mark 1562: polje
Pollitz or. , 1319 poliiitz(e) 1405 polnizce 1600 polnitze: polje; auf der
einen seite der kirche hat sich die wendische form des dorfes erhalten,
das nach Beckmann Wendischpoliitz hiess; flumamen wendfeld, wen-
dische kirchhöfe
Pol kau or. , 1282 polekowe 1287 polkowe 1. 1420 polkow: bolij ; es ist
gradlinig gebaut
Pol kern or., polckem polcre
Polkritz or., pulcriz 1157 pu]critz(e) 1188 polkertz 1238
Pollwitz g. ; ein zweites, 1454 dat wüste dorp poluiz(e) by boyzendorpe:
bolij
Polzuhn Vorwerk bei Grabow, 1306 bultzin 1489 boltzun 1533 bultzin: bolij
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IN DER Altmark und im Magdbburgisghrn.
47
Poppau sw., 1363 poppow: pop%; es ist hufeisenfbrmig gebaut
Poritz St., 1341 1345 pordiz 1358 porditze 1. portz 1423 porcz 1427 portze
1476 poriz 1540 portz: po; poritzmühle bei Rieseberg seh.
Pottbold forst zwischen Schernebeck und SchOnwalde tm. , flurnamen in
Schernebeck pottbotel, 1. podbui omnino deserta: podx
Poteritz 1363 eing. ort. im Magdeburgischen, zwischen Westerhüsen und
Frohse feld pöleritz peteritzgrund peteritzwiese ; ein zweites peteritz lag
bei Grossrosenburg k. W. : po
Potgrot, Campus desertus et locus nemoris 1300 dat feld genant potgrot
1304 1354, 1534 und heute podegrund Wüstung bei Hillersleben nhl.
Behrends: podx
Pöthen jer. I, poten 1391, pethene
Potzähne g. ; es ist ein rundbau; flurnamen klänz: klen, salau: iel-
Poztrigami villam im burgward bitrizi 995: po
Prahl itz wüst in der forst Ferchau D. : pral-
Predemitz predenitz feldmark bei Möckern jer. I 1537: pri
Preckall eing. ort. sw. 1371 1506: pr^
Precekina fluss, neben der Ohre Milde Biese als grenze des halberstadti-
sehen sprengeis angegeben, prisatine mündet in die Elbe 1012 — 1023
»Biese?« reg. s. 244 f.: pri
Pretalitze 937 973 eing. ort. im Magdeburgischen, pridilisci um 940 VIII
familias sclauorum in prelulitse 939 predalitze 941 predalize 946: pr^
Prester jer. I, 1110 brezderi 1145 priztire 1209 priztere 1211 pritzter
prezter, 1233 1434 1474 prester 1303 preslere 1309 in prestere 3 ta-
lenta de bonis que vulgo dicuntur wendhesgut 1317 qui [decem solidi)
dantur de bonis slavicis in vi IIa prestere
Pretzien jer. I, brithzin 1151 brezin inter albiam . . nova . . . et . . vetus
1157, brilzin 1171 1189 1236 1283 1285, bretzin 1219 1307 britsyn
1307 preczien 1330 brytzin 1511: pr^kx
Pretzier (deutsch-) sw., prisehier 1. prettzierg 1496
Prescizi preszici eing. ort. jer. 1 963: pr^kx
Priecipini zwei eing. ort. jer. II 946, priecipiui pricipini 1145 priecipim
1150 priecipini priecipim 1179
Priiop eing. ort. sw. , 1309 1334 prilop 1. prilopp 1402 tho prylop »es
lag bei Wallstawe, der name hat sich erhalten«, 1420 dacz wüste dorff
prylopp 1443 1458 in villa priloppe nunc deserta, 1535 tho eilenberge
vann der wusteme tho prylop - walstaue : pri; nach D. wären es zwei
Wüstungen, die eine bei £llenberg, die andere am Drömmling gelegen
Priem ern or., primer prymer; flurnamen zerne s. Zehren
Prinzlow wiese an der mündung der Havel in die Elbe, 1056 a Castro
quod prizlava dicitur ann. sax. VIII 690, 1225 verkauf des pratum
prinzlowe et bona fluvio sure (sühre oder sührwiesen grosser wiesen-
vsruchs längs der Havel, daselbst der surgraben) attinentia an die Stadt
werbene, 1335 pratum prinzlowe quondam dictum quod nunc si Iva col-
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48 A. BrÜGKHRR, DIB SLAYISCHEN ANSIEDELUNGEN
pin Dominatur; nach Riedel I 104 wäre prizlava der slaviscbe name
des Schlosses bei Werben gewesen; nach Entzelt Ghronika der Altmark
67 hätten die Wenden der bürg Werben einen anderen namen gegeben
als die Deutschen und dieser name hätte : wehre dem siege bedeutet: pr^j^
Prödel jer. I, H73 1189 predele 1219 predhele 1498 preddel: pr^
Püggen sw. ; spuren einstiger hufeisenform sind erhalten ; flumamen kleitsch :
klet-, kugeleitsch: kuk-
Pürnitz fluss in der Allmark s. Roddau: para
Püsznitz weiderevier bei Kleinwanzer or., 1319 sylua pustenitze zur curia
aulosen gehörig: po
Putlenz gegend links der Dumme bei Salzwedel, 1329 in loco putlandes,
1337 1345 1388 villa putlentze 1378 1426 putlenrze 1409 ptttlenczen:
po&h
Quabitz eing. ort. jer. I, 1173 1189 quabiz 1187 quabyz zur kirche in
Leitzkau gehörig: kopati
Quarnebeck g. ist hufeisenförmig gebaut; fluruamen galeisch: goli, ko-
kau: koh-
Rabel or. , über robelj 946 robeli 1150 robele 1179 s. s. 3, rabel rabele
robole 1209
Rabbuni 946, rabbini 1145 rabum 1150 1179 eing. ort. jer. II
Rademin sw. , 1344 rademin 1. rademyn: radt; es ist in kreuzform ge-
baut; flurnamen wendische kirchhöfe
Randau jer. I, 1236 randowe: r^dx; eine niederung der grebs^ der delitsch-
fleck
Ranies jer. I, 1176 ranys ranis 1221 ranis 1317 ronys 1343 konitzf!) 1452
ronnitz 1490 ronnis: ran-L; flurnamen der oder das pasch in : pak-
Rähsen jer. II, 1345 resene rese reesen
Rathsleben or. hatte bis 1824 die hufeisenforni ; flurnamen zigeleiz: selo,
ruptei
Redekin jer. II, s. Nilzentorp?, 1392 redekyn 1405 de redekin : radx
Reddigau sw. , 1. redigow est deserta : radt; aus der form des dorfes
lässt sich auf einstigen rund'oau schliessen
Reppen eing. ort. sw., 1502 cunrou vnnd reppin 1506 reppin 1472 dal
wüste dorp reppin : r^pa
Reez eing. ort. hei Burg jer. I, retzer brueck 1529: rdka
Riebau sw., 1344 rybowe 1420 rybow: grebeDb; es ist lang gebaut; flur-
namen wenddorf, kasitz: koh-
R ist «dt wendisch- sw., 1479 1526 wüst genannt; seine einwohner bauten
sich bei Deutschristädt an, doch bildeten sie bis zur Separation gewisser-
masscn eine eigene gemeinde und heissen noch immer die Wenden ü.
Ri(ejtze sw., 1313 slaui de recizze? 1364 rize, 1367 villa slavicalis ricze
I. ridcze ridtze ritz: röka
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IN DER AlTMARK UND IM MaGDEBURGISCBEN.
49
Ritze Aussehen sw. , eine wiese bey dem roden walde gelegen biss an die
ritze so die grosze und kleine wiese scheidet und die von kuhfelde und
schieben geführt haben 1562: r^ka
Riezel jer. I, 1335 recei 1345 retzle U89 retzel U59 ritze!: r^ka
Ritzow eing. ort. g., 1282 ridzowe 1345 riddesow 1. ritzowe 1377 rydsowe
1484 de wüste dorpstede genomet rissow by quersiede belegen in der
olden mark brandenburgh 1485 de wüste veldmark Iho rissow: ryidb
Roddau arm der Jeetze bei Klötze und Apenburg, gewöhnlich die beek
genannt, by der roddauwe roddow 1444
Rodouue fluss in der Altmark 1012—1023, die Milde?; beim kloster Neuen-
dorf sw. heisst ein forstrevier rodövel, mit den quellen der Milde, 1238
rodenere (»sicherlich rodeuele zu lesen a D.) parvum supra heyde
Rogäsen jer. II, vor 1400 rogosen, ragoesen rogozen; Wüsten Rogäsen Vor-
werk bei Lübars jer. I: rogoz'B
Rogätz wo., 1144 rogez 1150 rogaz 1275 rogeitz 1479 rogetz: rogoz'B; es
ist in einer mehr runden form gebaut; flurnamen podagrin: pod'L
Roch au St., 1. 1377 rochow, rocgawe rocgowe 1238: rah-
Rockentin sw. , 1363 rokentyn 1. rokentin: ratb; es war vor 1854 in
hufeisenform gebaut; flurnamen sogelafk: za, starseneitz: strah'B, sied-
leitz: selo, klatz: klet-, laffein
Ronnou eing. ort. bei Köbbelitz 1472, 1506 nigen ferchou kunnerou ger-
men ronnou reppin olden ferchou: ram»
R o s i a n jer. 1, 1 297 resegane, im XIV Jahrhunderte rezegane, 1 459 resegan : raz-
Rosenburg gross- k. ; vorwerk kolno: klxn-
Roschow wüst bei Möckern jer. I: rah-
Rostock eing. ort. in der nähe der quellen des Melliner baches im neu-
mühlschen forstrevier sw. D., czu rosteke dacz ist wüste 1420 rostocke
1435 1473, rotstock 1492: raz-
Rothenförde eing. ort. or., slavica vi IIa roden vort 1238
Rozmoc 946 1179, rotzinak 1145 ritzmoc 1150 eing. ort. jer. II
Rozmuzi in pago morazena 992
Röwitz g., 1339 kouisse(!): rovB; es war in hufeisenform gebaut
Röxe St., 1197 1207 1209 rokinze 1207 rokence 1322 rökez 1326 rochz I.
roytze 1377 roketze
Roxförde g. hatte bis 1812 die kesselform; flurnamen salais: za
Rudow zwei hirtenhäuser or. ; Rudow hirtenhaus bei Wulkau, 1376 rudovv,
rudowe ouer elue 1343; rodx
Rüstenbeck sw., totam villam slavicalem rustenbekc 1350; es ist in huf-
eisenform gebaut; flurnamen zeisz: 2it-?, duleiz: dclx, trineiz: tr^biti,
solafken: za
Sa c hau g., 1506 sacchou: äah-; es ist hufeisenförmig gebaut
Sa lau eing. ort. bei Zöbnitz 1470, von den wüsten dorpsteden alse zeten
jarenborch vnd salou 1507: zel-
Brftckner, SlaTische Anaiedelnngen. 4
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50 A. Brückner, die slavischrn ansiedblungbh
Salbke klein- eing. ort. bei (gross-) Salbke wa., in loco winediscunsalebizi
in pago nortduringun 1036 eyn vorwustel vorwerck zcw lutken salbegk
vor magdeburgk 1545 auf der lUtken salbker mark 1523
Salchau (wendisch-) Vorwerk g., 1SI35 dimidietaiem ville selechowe 1246
selchow 1SI78 medietatem ville selegow cum deserto slavico: ieU
Sallenthin sw. , 1. sollentin 1381 czellentyn 1420 czeleniin 1435 seien-
tin : zel-
Salze k. , im flurbuch von 1723 flumamen das gOrtzische feld 1725 der
gortziesche thie heute götzenthie: gora, das volkwitzer feld mit der
kleinen teufelskUcbe , das trogauer, gretnitzer, petzlitzer, pitelitzer,
trotzer oder trotzker feld mit der grossen teufelskttche ; diese nameD
stammen von eing. ort., s. einzeln
Salzwedel, dravenisch I6sdy Pfeffinger 34 bei Pfuhl 123 genannt
San da u jer. II, 1190 1208 sandowe 1281 1534 sandow 1314 sando: s^d'B
Sandbeiendorf wo. war bis 1854 hufeisenförmig gebaut
Sänne st.; Sanne(n) (klein-) or., l. sannen; flumamen glinkermark: glina
Satthun eing. ort. or., situm ville szatun 1208 satlhun 1457
Satuelle nhl., flurnamen wendische kirchhOfe
Seh a plitz St., 1. scepelitz schepelitz: Sapla
Scharlibbe jer. II, 1097 mansos in scorlup in burgwardo zcolin, im XIV
Jahrhunderte schorlubbe
Scharlieben mark bei Burg jer. I, wüste dorfstede schullubbe zu grabow
1533 gehörig?
Schartau st., 1. schortow 1430 to sartow: irhVh
Schartau jer. I, 945 sirtaw 949 ciertuvi 966 svartavua 965 cirtuua (cir-
touua) 1159 scartoensis 1153 1156 1161 schartowe schartouue, 1156 1186
scartowe 1307 schartowe 1451 schartow schartouw 148^ schartow über
der elben 1511 scartow 1523 schartow: irBt-B
Scharteucke jer. II, im XIV Jahrhunderte schartawke schartöuweke : irhVh
Scheinitz eing. ort. bei Kleinbiere k. , nach welcher flurstücke: hinter-
vor- und mittel-schiens heissen, 1727 schienitz: sen-
Schelldorf st., slauicalemque villam dictam scheldorp 1339
Scheeren schären Vorwerk und Schäferei st., 1345 rysribbe et schome l.
1409 schome 1506 schornow 1521 in gryben vnd in der wüste felt-
march zw scharne: 6r£nx
Schermen jer. I: irBven-B
Sc her neb eck st. ist gradlinig gebaut; flurnamen leppin: lipa
Schernikau or.^ l. scemekow; ein zweites st., 1292 scernekaw l. scher-
nekow scerneco: irhni>
Schieben sw., 1. schiben; es ist hufeisenförmig gebaut; flumamen krige-
leiz oder krigeleck: krilo
Scuditz eing. ort. »bei Arneburg« H., villa scudicz 1254: ätut-
Schlagenthin jer. II, nach 1430 sclauwentin 1459 slantin : slava
Schlamau jer. I, slamou: slama
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IN DER AlTMARK UND IM MaGDBBURGISCHEN.
51
Schlange witz eing. ort. k., 1640 das scblanewitzer feld vor Galbe 1369
slannewilz 1446 slanwitz W. : slava
Schleibnitz wa., 1145 slevenize 1183 slevinize 1209 leulonicum sievenitz
1220 1231 sievenitz 1221 sieweniz 1228 1233 sleveniz 1472 sievenicz
1480 slevenitz(e) 1562 schlebenilz : sliva
Schieitz schleuz st., 1160 slaudiz in balsamis 1320 sloytiz 1. slewts sloytz,
sioytze 1377 sloitz 1420 sloytcz 1459 schleutz 1540: slava
Schleiz Aussehen bei Zenz k. : sliva
Schlehn eing. ort.? wa., in campis siennemarke 1459 auf slenner marke
1479 auf slenne felde 1489, darnnch in Sulldorf das grosse und kleine
schlehnfeld, der schlehnkamp, 1653 am schiennier grasewege; Zlane eing.
ort. jer. I?, 1145 priztire zlane (zlaue reg.)
Schmersau or. , smersowe I. smersow 1420 smerseco 1435 smersouw
1473 : smrLd'B
Schmölau sw., 1. smoloue sroölOwe tota est deserla: smola; flurnamen kleiz:
klet-, trineiz : tr^biti, gosenstremin : stru-?, dohlken : dol'B?, leisk: I^S'b?
Schollehne alt- und neu- am see gleichen namens jer. II, 1146 provincia
Schollene 1195 zcolene 1196 terra zeholene castrum scoiene, 1302 eines
et sclaui in schoiene: selb
Schrampe or., 1. strampe; es war bis 1853 in hufeisenform gebaut; flur-
namen zieleitsch : selo, gleinken : glina, garreisch : gor-
Scromelitz eing. ort. wa.?, 1479 mit Stemmern und Bahrendorf genannt:
skram-
Schweinitz jer. I, 1209 zviniz 1300 zvinez, zu ende des XIV jahrhundertes
swydeniez: svida
Schwiesau g., zuisowe swizow swisow swyssow: s-l; es ist ein rundbau
Schwölitz eing. ort. bei Pömmelte k. , villam swaleze totam X scilicet
mansos cum colonis eomm 1016, 1189 swaliz: s'b
Seeben sw. , sebene in marca lipani 956 sehen I.: 2aba; es ist in huf-
eisenforro gebaut; flurnamen trimeneiz : tr^biti, museneiz : moh-, sagel-
lafk: za, poleiz : polje, zieleiz: selo, kaknemeneiz oder kaleneiz: kal'B,
klatz : klet-, krimeneiz : kremenb, leischeiz : lisi, goleins : goli», graut-
schee, vorbröis breis briseneiz: br^za
See den hohen- jer. II, 1145 sadun 1209 magnum sodin et parvum sodin
1214 a parvo soden 1221 parvum soden 1317 in magno seden 1459 die
wüsten dorpere lutkenseden schatberge webber und dorremarke und
dat dorp hogenseden
Seehausen or., anhöhe thUritzscher berg, 1597 thUlauscher berg , an des-
sen fusse die thUritzsche Wasserung D. : turB; Seehausen soll dravenisch
wunggörjungtij geheissen haben Safarik II 593 anm. 3
Sekeriz 1293 bei Patzetz genannt: s^kyra
Senatina in pago morazena 992, senotina in morozini 995 eing. ort.
jer. 1: sen-
Seppin Unterförsterei st., 1238 sippin iuxta swartelose I. seppin est deserta
4* '
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52 A. Brügknbb, dik slavisghbn ansibdblungepc
Serwitz U57, czerwitz U94 wilstung im Magdeburgischen W., vgl. Servilz
name einer tabagie bei Kalbe a. d. Saale: sribin'B
Sibau ort später gebOlz g., cibowe 1152 cibowe tota proprietas 1238 sibaw
1536 sybaw 1514 1537 (»alte sabitzische kircbea Sotzmann?) : sob-
Sibekow eing. ort. g., 1506 die dorfstede sibekow: sob-
S ich au sw., sichow zychow tczichow sickow: zih-
Siedow sydow jer. II, sydowe zidow im XIV Jahrhunderte: zid-
Silitz 1173 1189, sylitz 1187 eing. ort. bei Leitzkau: selo
Siems wüste mark g., 1472 dat wüste dorp zimiz 1492 esstede simis 15S0
mit den dorfsteden velstorffe gortell vnnd simtze alle vor dem drömlinge
gelegen 1556 gordel simze: s6m-
Siepe sw., flurnamen röhl: ralija?, lüchen : lug-?
Slaudiz eing. ort. jer. I, 1173 zur kirche Leitzkau gehörig und von Sla-
ven bewohnt, 1187 1189 1207 slautiz 1211 sclautiz 1225 slavtitz 142i
dat stedecken litzke vnd die dorper krakebomne metern musskow vnd
glantitz (!) : slava
Sollte so in pago morazena 992: sul^j
Staatz g. , 1254 stazcits 1278 statyzt (stacyst), 1291 1335 staz 1317
staaz: sta-
Steg(e)litz st., 1. stegelitz; ein zweites jer. I, stegelitze 1405 stegelitz
1306 1533, stegeliz 1459: äteg-
Steinfeld st. ist hufeisenförmig gebaut
Steinitz jer. II, 1172 villula stenisse, ztenitz: st^na
Stein itz deserta villa 1369, stenitz 1677 Wüstung bei Eickendorf k. : st^na;
der Steinitz forstrevier bei Zillbeck g. Behrends öbisfelde 179 anm. 1
Steimcke sw. , der alte Bockhorn genannte theil des dorfes ist rund ge-
baut; flurnamen verbresa: br^za, vorblaune und blaneiz: blana, solaf-
chen : za, dulei : doH, patineiz : p'BtenBCb, plessau : pi^h-
Stendal, 1475 eine platea slavorum neben einer platea judeorum, Wenden-
strasse 1567, heute Wendstrasse
Stolpen eing. ort. bei Betzendorf sw., vp dem velde to Stolpe vor beizen-
dorpe 1392 »der name hat sich in einem grossen später trocken ge-
legten teich erhalten« D. cod. VI 241 : stl'Bp'B
Storkau st., Storkow 1334 storckow 1492: Start
Stoseze eing. ort. bei Bodendorf nhl., stofeze? Behrends: sta-
Stremme fluss jer. 11, 1145 struma 946 1150 strumma 1159 Strumen
Strenz Wüstung im Magdeburgischen, auch strOms, 1203 stromece 1336
stronitz 1350 ströncz 1455 stronlz W., strömz auf der flur von Wels-
leben wa.; 1722 flurnamen bei Frohse k. der strenz und der stremsche
graseweg, vgl. strense strentze desolata 1499 strentz 1465? »wQstung
bei Aderstädt (Anhalt.) a Jacobs Ilsenburg. Urkundb.
Strezick eing. ort. »in der Altmarka H. 1351?: slrah'B
Slresow jer. I, 1299 stresowe 1306 stresen : strah't; ein anderes or.,
striesow 1319
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IN DER Altmark und im Magdbrurgischkn.
53
SUpplingen nhl. war bis 1821 getrennt, die obere Strasse hiess salchau:
zel-, die untere sUppiingen
Syipke sw. »oder Neu Werehau« S«tzmann : yrhhi»
Tangein sw. »war vollständig in hufeisenform gebaut« D.
Tarnewitz sw. : tPLUx
Techow eing. ort. bei Stendal? U72 : t^äili
Tilhorn eing. ort. or., due slavice ville iuxta oslerborgh, una vocatur lil-
hom et aiia roden vort 1238 locum ville tylhom 1345
Tilsen sw., tulci in marca lipani 956?, hatte bis 1855 nur ^inen eingang;
flumamen zieleitz: selo, sagelaffken: za, losfein: laz, wötz eine wal-
düng: osa
Tocheim (anhaltischesj forsthaus bei Kümmeritz jer I.: tuh-
Toppe l jer. I: topolja; Tiepel töpel Wüstung bei Zens, 1220 1264 tuple
1363 1388 tupel, darnach sind der tOpelteich auf der Schlote bei Kalbe
und die grosse und kleine tOpelbreite benannt W.
Tornau st., 1238 I. tornow 1253 tornowe: tPBU'B; es ist gradlinig gebaut;
flumamen riez, riezgraben, rietztannen, rietzdamm Sotzmann: r^ka
Tornitz k. : trinx
To verwiese an dem wege von Schönebeck nach Ranies, nach W. insula
tuergowe 1160 — 1180 twergowe 1187 1189, partem insule (iuxta prezin)
inter duas albee refluxiones cum villa twergowe 1307 dorf zu twargaw
1330: tvoriti
Trabitz k., »offenbar drogebutz 1268 trebutz 1360—1370« Jacobs, in pago
zitice villae . . tribunic^e . . . marcam 945 : tröbili
Tramm hohen- und sieden- sw. ist hufeisenförmig gebaut; flumamen zie-
leitsch : selo, lafein
Trebbau Wüstung in der grafschaft Barby, trepow 1458? W. : tr^biti
Trebenitz Vorwerk bei Walternienburg jer. I, dabei der trebszer oder
trebssir dämm : tr^biti
Trebbun eing. ort in der Altmark H. 1493: tr^biti
T reg au treckau Wüstung bei Fdrderstädt, vgl. trogauer feld u. Salze
Trippehne jer. I, tropeni in pago morazena 992 plebanus in tropene 1301,
treppehen czu treppehn 1396, treppene: tmpx
Trippleben g. ist in halbrunder form gebaut
Tromitz eing. ort. wo., 1516 groszbeyendorp tromitz meitzendorp kisdahl,
Drömitz D. Geschichtsblätter III. 343.
Trotzke eing. ort. im Blagdeburgischen, 1494 drotzke W. vgl. Salze
Trüben vorwerk bei Leitzkau, tribeni in pago morazena 992: trc^biti
Trumpsice 937 941 946, tmmsisi 940, XX familias sciauorum in trump-
sitse 939 eing. ort (in pago nordthuringa) : tri^ba
Tucheim und klein-T. jer. II, tuchime 965 966 tuchem 965 thuchem 1191,
tuchim im XIY und XV Jahrhunderte : tuh-
Tuchovele eing. ort. bei Lochow 1173 1187 1189: tuh-
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54 A. BrÜCKNBR, DIB SLAVISGHBN ANSIBDBLUNGBN
Thttritz sw., 43SI4 thuriz 1. turitz: iun
Tuchow eing. ort. bei Wallstawe, 1. 1428 1515 luchow: tuh-
Wabrenze eing. ort. st., wabrenze in balsamia 1160 wabnce 1238 die
bobcrenczcD hüben für vnser statt tangermunde gelegen 1427 die bo-
berenczschen hüben 1429, bis 1620 doberenzfeld, heute das iorenzfeld,
»im tangermUndischen schlossregister 1567 kommt der name dol>erenz-
feld 32 mal, lorenzfeld gar nicht vora Götze jahresber. XVU: vavr-
Wadekath sw., 1160 von Slaven bewohnt
Valfitz sw., ^318 veleuitze 1. velfitze: velij; flumamen wendfeld
Wa blitz jer. 1, 1275 willis 1407 1459 1479 1523 waltz: velij
Waehlitz eing. ort. wo. 1360 1483 1489, erhalten als flurname bei Rogülz
D. : velij
Wallstawe sw. ; flurnamen wendische kirchhöfe
Wallwitz walbitz jer. 1, iohannes walwitz 1467 hans walwytz 1487: velij
Wanne feld g. war in hufeisenform gebaut; flurnamen plttst: plastx, lie-
seitsch : lis'B, hohenmusin : moh-
Wanzer klein- or., 1319 wendeschen wantzewer; es ist in hufeisenform
gebaut
Warchau jer. II, warchawe im XIV Jahrhunderte: vPBh'B
Warn au jer. 11, 1386 warnow, im XIV Jahrhunderte auch gamau: vrana
Übbesitz feldmark bei PUggen sw., 1. upbeses ttpbeses. 1420 czu dem
dorfe ubbesisz: u
Wegenitz or. : voj
Welle St., in villa dudeschen ville nominata 1337 weist auf ein sonst unbe-
kanntes slavisches welle? vgl. Grunenstädt
Vellgau felgau or., 1. velegowe 1420 velgow 1435 velchow 1496 velchoue:
velij
Vehlitz jer. I, 1514 velitz: velij
Velpuchi 937, uelbuzi 973 (reg., velpuchi Heinemann) eing. ort. nördlich
der Ohre
Venzlau jer. 1, venzlow: v^ätij
Werben or., wiribeni Thietm. 813, 1160 wirbene, werbene Helmold : vrbba
Werbig neuwerbig jer. 1: vriba
Verchen eing. ort. bei Zichtau 1473 1506, darnach heissen ackerbreiteD
der verchel verchelsche wiesen verchelsche nachtweide verchelsche hof-
gärten D. : VPBh'B
Werklei tz k., wergeliz 1228: vrBhx
Wernitz g.. 1472 werntze 1506 wernitz: vrana
Weteritz sw., 1472 weteri(t)z 1506 das vorwerck und die beiden dorf-
steden zu welerize (ober- und unter-w.) : v6tirb
Wiebelitz gross- und klein- sw., 1. wibelitz(e); Gross wiebelitz hatte bis
1850 die liufeisen form erhalten; flurnamen sogelafken : za, rUptein, ba-
sinneiz: b'BZ'B, vogelleiz, grausk: groza, saatsein, dreufain: drBva, sitein:
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IN DBE AlTMARK UND IM MAGDBBtRGISCHBN.
55
s^Uje, prttplatsk : pri, putsitz : puk- ; in Kleinwiebeiitz putsitzenke : puk-,
blaneiz: blana, babinneiz: bagno, lafein, salau: ieUy vogelmeiz, dren-
sain; U17 de holte vppe deme kötze
Wieg(e}lit£ g., wygelisse wagelisse U98 ist in bufeisenform gebaut; flur-
namen griebs s. Gribitz
Vielitzrotthle sw. : velij
Vienau as., 1324 vynowe U73 vinow: v^no
Winare eing. ort. jer. 1, ii73 winare zur kirche in Lochow gehörig 1187
wineri 4189 winere: vinan»; heute die Wiemermark bei Göbel?
Winkelstaedt g. ist hufeisenfbrmig gebaut
Winkelstaedt sw. ist hufeisenförmig gebaut; flurnamen mottekau: mol-,
zileisk: selo; 1319 in villa winkelstede duos slauos s. s. 14 f.
Uuiplizili in pago morazena 998: vy
Vieritz jer. II, 946 virskroiz 1145 virtznizi 1150 virzenizi 1179 versewitz
1286 viriz: vrBh'B
Wiersdorf sw. ist rund gebaut
Uuissolizi in pago morazena 992: vesel'B
Wistadt sw. war bis 1800 ein rundbau
Vuiterihhesdorp eing. ort. bei Magdeburg, in vuiterihhesdorp (in pago
nordduringa] XXIII familias sclauorum 939, (westlich der Elbe in der
grafschaft des Thietmar] vutrichesdorf 937 uuidrichesdorp 973, 1164
widerikestorph 1356 uppe deme velde tho widerikestorpe
Vitzke sw., gewöhnlich vitsch genannt, ist ein rundbau: vysokx
Wiewohl sw., 1395 wynwal 1423 winwal 1427 1519 wiwal 1428 wiewal
1458 wiwale 1527 wiwal (1), ist hufeisenförmig gebaut; flurnamen solaf-
ken: za, lunken: l^ka, sileitsch: selo, kedeitsk: gxd-, koleitsk: kalx
Ülnitz k., 1185 villa wilnitz wiilniz, 1189 wylniz 1363 ulnitz 1523 ulnilz
wilnitz wylnitz: velij
Onglingen st. ist ein rundbau
Volgfelde g. , 1191 duos mansos in folckfelde a temporibus slauorum
ecclesie in luttera (Königslutter) cum omni iure atlinuisse
Wo Hin jer. I, wollyn 1459: velij
Wolmirstaedt, uualmerstidi slavonice autem ustiure eo quod ara et albis
fluvii hie conveniunt vocata Thietmar 820: ustije; »im 12. Jahrhunderte
mündete bei Wolmirstädt die Ohre in die Elbe; das jetzige flussbett
der Ohre von Wolmirstädt bis oberhalb Rogätz war also damals das
bett der Elbe« Böttger III. 147; dabei das wendische feld IX. Jahres-
bericht 56
Wöpel sw., wopelte wupolde wupelt wubelde wopel wöpell, wüpelle 1.: o
Wörmlitz jer. I, 992 uirbinizi in pago morazena 1182 wurmelize 1184
wnneliz 1233 wermelisce 1306 wormeliz, 1349 1352 1434 wormelitz:
vrbba
Wornitz, Yj niansum by lutke radensleve (Kleinrodensleben wa.l up den
wuslen sieden wornitz ghenanth 1 523 : v^ra
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56 A. Brückner, dib slavisgheh ansiedblungb?i
Wulkau und Wulkau gross- und klein- jer. II, 1144 wulcow viilam quoque
que slauica wulcow eademque et minor wulcow dicitur, wolkowe, 4445
wolkowe et alia sciavica wolcowe wulkow, 4 459 wulcow, 4472 das
dorf wulkowe nebst der pfarrkirche, das dorf schlampka (I) wulkowe:
Vl'Bk'B
WüUmersen sw. ; flurnamen wendische kirchhöfe
Wulsch(e) hohen- und nieder- (syden-, grün-] st., 1.: hogen und lutken
wultzkow, 4377 woltzke und sydenwoitzke : Vl'Bk'B
Wust jer. U, 4240 wostitz in veteri villa in noua, seit 4370 wst wüst ust
wüst: ustije
Wüste rwitz gross- und klein- jer. II, um 4 459 wusterwizi 4294 wüster-
witz 4387 die sehe zu wusterwitz: ostrovB
Wustrewe g., wendschen wustreue 4364, 4420 vor dem dromelinge up
der heyde dacz dorff wustrow dacz ist wüste, 4448 4506 wustreue 4484
wustrow, oder sind zwei orte dieses namens anzunehmen, vgl. Klötze?:
ostrovB; flurnamen saffin: zaba
Uetz wo., 1. usas est et fuit deserta 4443 die hagen zcu usatz 4 484 detzell
vtze lutkaw dorst die dorffer seynd alle wüste 4586 vtze: o
Vuuzoboro, ex aquilonari parte horaha fluminis in locis vuuzoboro 937
uuozoboro 973: vbsb
Wulzow Vorwerk bei Lobbese: osa
Zarpei eing. ort. s. Förderstddt, zerpauer feldmark 4680: srBbin'B
Zartau zartow sw. : 6rBt'B
Zebecore eing. ort. 4 473 zur kirche in Leitzkau gehörig und von Slaven
bewohnt, 4487 zebekere 4 489 zeibekere 4424 czibbeker: sob-
Zedau or., I. zcedow, sedow czedow tzedow: saditi
Zeddemick zehdenick jer. I, 4 487 cidemick 4 489 cidemik 424 4 cedenich
4404 czedenick 4405 czcedenick: saditi
Zeitz (zitz) gross- und klein- Vorwerk bei Wespen k. , 434 4 citz 4494
czitz: zid-
Zemzici gauname s. s. 3
Zens k., tzentz im rothbuch 4360 — 4370, zenitz 4363 czyencz 4386 zentz
4494 4562: sen-
Zeppernick jer. I, im XIV Jahrhunderte cepenig, zobemeh in pago mo-
razena 992?: sob-
Zerben jer. II, 4467 czerwen, tzerwen zcerwen cerwen: irhveurh
Zehren or. war in runder form gebaut, zerne 4235 cerne 4322 czeme
4457: CPBU'B
Zerkow 4420 bei Gommern genannt W. : crBky
Zerroitz eing. ort., 4443 czermittze zubehörung des Schlosses Sandau
Zernitz zerlitz forstrevier nhl. nach dem »wendischen« dorfe cerlitz 4479
benannt, ruinen der dorfkirche werden noch 4724 erwähnt Behrends:
ÖrBU-B
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IN DKK AlTMAKK UND IM MaGDKBURGISCHBN.
57
Zerwist eing. ort. »bei Stcndalt H. 1540: srLbiD'B
Zeih] in gen sw., flurnamen parchen, 1695 parchow: pPBh-
Ziatz hohen- oder grossen- und lUttgen- jer. I, 1187 1189 zoias 1308
ciaz 1313 cyas czias cczyas 1459 cyaz, ziazinauizi in pago morazena
992?: Sah-
Zichtau g., 1473 czichtow czychtow: zih-; es war ein nindbau?; flurnamen
wendeschen kirchhof
Zieiitz wo., 937 973 zelici 1236 siliz 1468 silitze: selo; Zielitz oder sie-
iitz eing. ort. bei Zöbnitz, etwa 1320 zitlitz 1561 ein holz auf der
zitlitzschen marke?, ein wiesenantheil dallin Behrcnds: dol'B; Zieglitz
wtistung bei Grossrosenburg k.
Ziemeitz wüste mark bei Loburg, zwmmtze 1457 mit resegan und czias
genannt: s^m-
Ziemendorf or., flurnamen piaste: plast'B
Zienau sw., zynow synow cynouwe, de rodewische iuxta gesynam (!) non
longe a villa krichelendorpe 1393 : sen-; das dorf zählt blos zwei acker-
und sechs kossatenhöfe ; ein zweites g., 1279 slavicalem villam sinow
iuxta gardelegen; dessen bauart ist rund
Ziepel jer. I, 992 sipli in pago morazena 1424 czipell; ein zweites g.,
1107 kipli 1207 ciple, tzypel czipell; es ist fast rund gebaut; flur-
namen retsch: r^ka
Zierau sw., 1. syrow 1473 czirow 1506 cirow: zir-; 1341 werden aus
cyrowe drei hufen verkauft, die später als anderthalb hufen berechnet
werden
Ziesar jer. I, 949 1161 ezeri 1188 etzeri, 1214 1215 1234 jezere, liber
fundat. claustri heinrich. jezer, 1254 seiesere 1266 sygezere 1303 ze-
gisere zegesere, 1329 seieser, 1336 1397 segeser 1340 sejeser, 1343 1349
seyezere 1346 seygesere 1350 seyesere 1351 segheser, 1358 1. 1400
seyeser 1381 seyesar 1459 zi(e]gesar 1467 sciezer 1555 cziesar: jezero
und za; 1525 eyne wüste marke mit namen kapitzs vor zcieser gelegen
s. Quabitz? (Kopsmühle bei Ziesar Generalstabskarte?)
Zietenitz sw., 1364 zitenitzen, cytenyz: zit-; flurnamen grabau: grab-;
es ist hufeisenförmig gebaut
Zitici gau s. s. 2, 945 trans salam fluvium in pago lingua sciavorum zitice
nominato 961 in regionibus zitici 973 in provintiis vel pagis citice iuxta
aibiam 978 in pago zitici
Zitz jer. I, 973 lusice ploni kiruisti buchuue nigenburg zizouue 974 zi-
zouui nienburg 987 zizouui niunburg 999 niwanburg hisciwa (!) 1217
cydiz: zih-
Zitzerbe eing. ort. jer. I, 1114 (nach einer späten copie) gouuene cicelo
cod. reg.; cruzso Winter Prämonstratenser 349 (!], 1139 cessarue goucne
1173 gawene cessarue, 1187 1189 gowene cicerue
Zmirditz eing. ort. jer. 11, 1145 (im burgward Marienburg) zimrclizii reg.
zimrelizii cod. (!), 1150 zmirdizca 1179 znirdica: smrBd'B
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58 A . BrÜGKN BR, DIE SLA?. ANSIBMLUNGBN IK DBB AlTMABK UND IM MAGDBBUBGISCHBlf .
Zöb(be)nitz seh. (Kalvörde) , 4347 czobeniz 4443 in den orbergen die
wüsten dorfstetten kulilz sebenitz 4472 die buren to sobbeaize: sob-;
eine wiese hostin: gostb
Zoilchow jer. II, 4286 soUichau, zolchw: sul^j
Zubyer eing. ort. jer. I?, 4306 castrum grabow cum villis adiaceniibus....
zubyer 4533 grabow vnd die wüste dorfsteden zeubergk (etwa Zttbbe-
rick wo.?)
Zuchau k., 979 marca zucha in pago zitioi in comitatu huodonis: suhx
zahlen sw., 4344 zulen 1. tzuien 4457 czulen: sui^j
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ERKLÄRUNG DER SLAVISCHEN NAMEN.
Quellen:
B. 0 drevne-porskom jazyk^ do XIV ^ stolMija sooinenie J. Boduena-de-Kurtenö
(Baadouin, über das altpolnische bis zum XIV Jahrhunderte, Leipzig 4870)
g. Najnowszy skorowidz wszystkich roiejscowoici poioionych w krölestwie Galicji i
Lodomerji jakotei we wielkiem ksi^stwie Krakowskiem i ksi^stwie Bukowidskiem (Orts-
namen vcrzeichniss Galiziens) Przeroyil 4 868
M. Franz Miklosich, die bildung der slavischen personennamen. Denkschriften X Wien
1860; die bildung der Ortsnamen aus personennamen im Slavischen XIV 4865; die sla-
vischen Ortsnamen aus appellativen I XXI 4 872, II XXIII 4 874
PI. Opisanie jeograficzno-historyczno-statystyczne wojewödztwa poznaliskiego przez
L. P(later) Paris 4844
sl. Alphabetisch-statistisch-topographische Übersicht der dörfer flecken stttdte und
andern orte der preussischen provinz Schlesien von J. G. Knie 2. aufl. Breslau 4845
T. Tabela miast wsi osad krölestwa Polskiego alfabetycznie uloiona (ortsnamenver-
zeichniss von Rnssischpolen) I 11 Warschau 4 827
Z. Zaraüski, gieograficzne imiona slowiaiiskie zestawione alfabetycznie wedlug nazw
ich niemieckich w^oskich rumudskich WQgierskich i tureckich (slavische Ortsnamen aus
Deutschland u. s. w.J Krakau 4878
Ausserdem wurden benützt: die slavischen Ortsnamen in der Oberlausitz und ihre
bedeutung von J. Schmaler Bautzen 4867; ortsrepertorium für das königreich Böhmen
Prag 4878 (bezeichnet mit R.); Erben regesta diplomatica Bohemiae et Moraviae I 600 —
4 153 Prag 4 855 (E.) ; Kolberg lud etc. (ethnographie Polens) 4 0 Bfinde Warschau und
Krakau 4 865 — 4876 (K.) ; kasubische Ortsnamen aus skörb kaäöbsko-slövinsLe m6v^ II III
(ka.); Cathedralis ecclesiae cracoviensis diplomatici codicis pars I 4 4 66 — 4866 und Codex
diplomaticus Poloniae Minoris 4 4 78 — 4386 als I und III band der Monumenta medii aevi
polonica von Dr. Fr. Piekosidski Krakau 4874 — 4876 (bez. mit I und III) u. a.
System der ortsDamengebung im Slavischen. — Die slavischen Orts-
namen werden gebildet:
aus appellativen, wobei der durch das appellativum bezeichnete gegen-
ständ als in irgend welchem zusammenhange mit der nach ihm benannten
Ortschaft stehend gedacht werden muss;
aus personennamen: aus diesen abgeleitete ortsixamen bezeichnen, dass
der ort von leuten bewohnt ist, welche diesen namen tragen, oder dass der
ort eigenthum des genannten ist: geschlechts- und besitz-namen.
Da einige suffixe, welche zur ableitung von Ortsnamen aus appellativen
dienen, mit denjenigen zusammenfallen, welche die ableitung aus personen-
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60 A. Brückner, dik slayisgiien aptsibdblungbn
namen bewirken, so ist bei etwaiger themengleichheit oft nicht mehr mög-
lich zu entscheiclen ob der ortsname auf einen personennamen oder auf ein
appellativum zurückgeht.
Ihrer form nach können die slavischen Ortsnamen substantiva oder ad-
jectiva sein, im singular oder im plural stehen.
Die adjectivischen Ortsnamen wuixlen, gemäss ihrer adjectivischen hatur,
durch ein hinzugefügtes: dorf feld berg wald u. s. w. bestimmt; im gegen-
satze zum Deutschen welches diese hinzufUgungen beibehalten hat (deutsche
Ortsnamen auf -dorf -hausen -leben u. a.] sind dieselben im Slavischen
regelmassig abgefallen, z. b. das dorf MniSek heisst I. 1335 mnyscoua uola;
BlaSkova III 1360 blascova uola; Kvapinka — I quappina uola u. a. im Cech.
sind noch vielfach Ortsnamen mit -ves (= -dorf ] erhalten M. II 11 ; vgl. in
den Urkunden Sachsens golenciza cethla jetzt Koltzschen, brochotina cetla jetit
Brockwitz M. IV 231. beim wegfall des substantivums fixirt sich das genus
des namensadjectivs meist als femininum, seltener als neutrum, am seltensten
als masculinum, wobei dialektverschiedenheiten zu beachten sind, im ge-
meinpolnischen z. b. gehen die neutra auf -ino meist in das masculinum
über: Ocin heisst 1307 oczyno, Bzin — I bzyno, BodzQtyn — III 1369 bo-
dzaczyn aber I 1358 bodzanczino, Zakli6yn — III 1378 zaklicino, Vojcin — III
1365 vonchino u. a. vgl. B. s. 88; im kujavischen werden die auf -ino
-ecke -üe endigenden neutra masculin : Koneck filr früheres konecko, Chocen
für chocei^e u. a. ; umgekehrt sind in Kujavien masculina auf -öv unge-
bräuchlich, neutra treten an ihre stelle: Bodzanovo für bodzanöv während
das deminutiv davon doch masculin wird: Bodzanövek für bodzanövko K.
IV. 285; im krakauischen haben die ausginge -öv und -ova das -ovo des
neutrum völlig verdrängt K. VIII 296.
I. Ortsnamen werden aus appellativen mittelst sufifixe oder durch com-
position gebildet, zu den gebräuchlichsten Suffixen gehören: -ije collectiva
bildend, von br^za birke neuslov. br^zje poln. bfe^e £ech. brezi »birken-
hain«; die unter einander verwandten suffixe von der gestalt altslov. -'Lki
-bk'B -ikx -bCb -ica deminuiren substantiva und substantuiren adjectiva: bei
Cernichöv liegt Öernichövek, bei Culöv Cutövek, bei Modlnica velka liegt
Modlnica mala oder Modlni&ka, so dem deutschen klein- entsprechend; das
adjectivische Buköv wird in Bukovec zum Substantiv, wie die änderung der
declinationsweise anzeigt, adjectivisch fungiren auch die suffixe: -hni, -im»
-OVB -avB.
Durch composition gebildete Ortsnamen sind im Slavischen — gegen-
über dem Deutschen — selten; häufiger sind Zusammensetzungen mit prU-
positionen, besonders mit za und pod'B.
II. Ortsnamen auf personenamen 1. substantivische, der nominativ,
im Jüngern Stadium des Westslavischen zumal der accusativ pluralis des
Personennamens bezeichnet einen von den genannten personon bewohnten
ort: Vinare ist der von Weinbauern, asi. vinari, bewohnte ort.
Hieher gehören die im deutschen munde auf -itz, -aitz, -eitz auslauten-
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IN DKR Altmark und im Magdrburgischen.
61
den Ortsnamen, das suffix -"^aitja altslov. -ihb wesislav. -ic bildet patrony-
mica: der söhn des Boleslav heisst Boleslavic; der nom. plur. davon Boles-
lavici, später der acc. Boleslavice, bezeichnet den ovi welchen die Boleslavici
Boleslav^s nachkommen bewohnen; so entspricht das suffix -ic dem deut^
sehen -ing. z. B. Quetick recedens cum suis heredibus locauit uillam unde
locus ille dicebatur Quetikowitz lib. fundat. cl. Heinrichow; ex his uocabatur
alter Such unde locus iste olim dicebatur Sukuwiz ebds. ; so werden die
Wendungen polnischer Urkunden wie Kostonowice cum villa eorum, Jurewice
cum villa eorum verständlich, bei der erklärung der Ortsnamen auf-itz-aitz
-eitz ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese ausgänge auch altslov. -ica
-kcb aus -*aikjä -*ikja entsprechen können.
Das suf6x -janiu'B an einen fertigen Ortsnamen geknüpft bezeichnet den
bewohner dieses ortes: der bewohner des ortes asl. *Moriäti heisst "^Mori-
staninx; *Moriätane, der plural dazu, bezeichnet die gesammtheit der Orts-
bewohner — so entstehen die gau- oder stammnamen Morizane Brizani To-
lensani u. a., — kann aber auch als neuer ortsname verwendet werden.
2. Adjectivische Ortsnamen werden aus personennamen mittelst der
Suffixe -ovB -jb -in'B gebildet: Ortsnamen dieser bildungsart bezeichnen
einen der genannten person zugehörigen ort; das suffix -in'B findet aus-
schliesslich bei -a- und -!-themen Verwendung : comes Wlost contulit villam
suo nomine vocitatam Wlostowo ; nepotes Yaxonii .... dederunt villam Yaxo-
novo dictam; a magno Prandota qui et nomen suum ville imposuit vocans
eam Prandocin u. a. vgl. T. Wojciechowski Chrobacya (Krakau ^873) I 213 ff.
mit dem Wechsel des besitzers wechselt auch der name des betreffenden
ortes, Henrichow . . primo vocabatur Janusowe . . quia . . antiquitus sedebant
duo fratres quorum senior vocabatur Janus unde locus illo tempore dicebatur
Janusov; comes Sudo contulit villam Vrocisir que Sudouic nominatur u. a. s.
Wojciechowski a. a. o. die consolidirung der Ortsnamen erfolgte erst später.
Wegen der einfachen bildungsweise der sla vischen Ortsnamen verändert
sich deren gestalt in der regel gar nicht, ausnahmen sind sehr selten:
Sudot heisst III 1256 suchodol; §kalme^ III 1381 scarbimiria, Sanka sosnka
im XY. jahrh.; einigemale ändert sich das suffix: Strasöv heisst 1242 stra-
sevici, Vöjcin 1262 voichice Wojciechowski 176 und M. III. 104, 6; vgl. die
bestätigungsurkunde für das bisthum Havelberg von 1337: cum villis et
terris infrascriptis, transactis temporibus certis nominibus nuncupatis, modo
tamen mutatis more moderne nominibus earundem , aliis vocabulis commu-
niter describendis videlicet pudlasti que nunc pudlist dicitur, terra nitzezin
que nitczow dicitur, cum Castro civitate et terra wistok, et gorony que nunc
gern dicitur, terra clytzezin que nunc klytz dicitur, terra malitz et malicz
villa, mariendorff que nunc kobelitz dicitur. aus dieser einfachheit der bil-
dung wird nun erklärlich wie in den meisten fällen aus der von Deutschen
nach ungefährer lautähnlichkeit aufgezeichneten oder vom deutschen munde
verunstalteten ortsnamenform die slavische urform mit ziemlicher präcision
bestimmt werden kann, den slavischen namen legen sich Deutsche auf
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62 A. Brückner, die slay. Ansiedelungen in der Altmark und im Magdbburgischen.
fflehrfache weise zurecht: sie behalten ihn bei, indem sie nur die ihr^
munde fremden laute mit ungefähr ähnlichen eigenen vertauschen ; oder sie
übersetzen ihn; oder durch ein ähnlich lautendes deutsches wort verfuhrt geben
sie dem fremdling durch lautumstellung lauteinschub u. s. w. ein heimisches
gewand : Volksetymologie ; so entstehen die bekannten Kuhschwanz aus cho-
tibanz Rothwurst aus ratibof* Rossboden aus rozpouti Zuckerhandl aus suchobr-
dli Sauhahn aus zahon u. a. s. M. a. a. o. iOi f., vgl. oben Fischbeck Gustin
Karlbau, Krebsbergfeld unter Krewitz, Podegrund unter Potgrot, Rostock,
einigemale endlich hfingt der deutsche ortsname mit dem entsprechenden
slavischen gar nicht zusammen s. Kabelitz Glenobie Nitzendorf Wolmirstädl,
doch hat in diesen fällen der deutsche nameu den ausser in Wolmirstädt
ursprünglichen slavischen namen nicht auf die dauer zu verdrängen vermocht.
Die spräche, welcher die slavischen Ortsnamen des in vorliegender arbeit
behandelten gebietes angehören, reiht sich dem sog. Polabischen oder Dra-
venischen an, nur bei einem kleinen bruchtheile der namen ist herkunft von
einem serbischen dialekte anzunehmen : zur erklärung dieser namen sind
demnach die uns erhaltenen trttmmer des Dravenischen — vgl. Schleicher
laut- und formenlahre der polabischen spräche Petersburg 1871 und PfuhFs
ausgäbe der dravenischen sprachreste (pomniki polobjan slovanSöiny) im
iasopis tovafstva maöicy serbskeje Bautzen 1863 1864 — dann das dem
Dravenischen so nah verwandte Polnische, schliesslich die übrigen west-
sla vischen sprachen : Cechisch Ober- und Niederserbisch heranzuziehen, in
dem folgenden Verzeichnisse derjenigen Wörter und stamme resp. wurzeln,
welche den aus personennamen gebildeten oder von solchen unabhängigen
Ortsnamen zu gründe liegen, sind dieselben nach einem bewährten vorgange
in der form angeschrieben worden, welche ihnen im Altslovenischen zu-
kommen würde.
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Altslovenisch baba altes weib
Ortsnamen baben?
polnisch babino B. babin babina g., vgl. bobin bobino T.
0^/. bc^ ich werde
bandow
vgl. p. familienname b^dowski M.
p. bagno sumpf
bahinneiz
p. bagenice g. bagnisko PI., niederserbisch bage^c M.
p. bqk hummel
bahnitz
p. b^ca b^&ki T. b£|6ek g.
asl. bedro schenket
biederitz
p. Bedfyce T.
05/. b^t^ weiss
bellin, bilitzholz. beelitz, belckau, belicke?
p. belin Beiina iSelino Beliny Belno Belany Beiice belica beice Balköv Bai-
kovo Balek Balka Balki T. belici »bielitz« B., 6echisch belcowe E. b^litz
hi\ei R.
ben —
benz, bonese?, bonnein, bömenzien
c. benitz R., p. Beüec Bei^^dzice bonin T. boniSyn g. banissin 1375 III
ast, bitb geschlagen
bitkau
p. biiköv g.
dravenisch blana wiese
vorblaune?, blaneiz, blan?, plähn?
c. blanice M. blänsko E., p. Monice Uoüec Uoüe T.
ast. btato koth
blUtz?, platschen?, blatz?
5. blatce M. blatez blataen R.
asl, bob^ bahne
bobelitz
p. bobolice T., oberserbisch boboice »boblitz« ns. bobolice M.
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64
A. Brückner, die slavischen ansiedklungbn
(isL boffb gott
bositz
c. bozice E. bozetz R., p. bosici B.?, vgl. ö. boSice M., p. bosovice T. (asi.
bos'B barfuss)
asL holij grösser besser
polkau, pollwitz, volkwitzer feld, polzuhn
6. boIkoY bolikov bolechov bolochov bolikovice bolesin M., p. bolköv bolovice
bolechovec T. bolechöv g. bolkovice »polkwitz« bolevice »bollwitz« l.,
vgl. balköv polköv polkovo T. polkowici »pohlwitz« B.
bor- (p, bör kiefemwald asL borh kämpf)
berckau, börritz
p. borköv borkova borkovo bofykova borychöv l>orovice borkovice T., c. bor-
kovice M., vgl. p. borköv T.
p. brama thoi* p forte
brohme
ns. brama M., 6. bram R., vgl. p. bramka bramki T.
asL bram genommen
brunau, brunkau, brenneiz
p. branev branno branköv branica T. branice g., vgl. brenica brynica biV
nice T.
asl. branh kämpf
barneiz
p. bronice T. bronica g.
asL bristb ulme
briest
L bresl briäte M., p. bresö hhi6e T. g.
asl. brSza birke
brietze, briez, brietzke, bretsche, breis, vorbreis?, verbresa?, briezfein,
brisen, briesenthal?, bresson, briseneiz
c. bfiza brizi bfizka b^ezina »briesena, ns. bfaze »briesen« bfaski »brieske«
M., p. b^oza bfeie bfoze brozy bfozve bi^ezüa breziio brezno T. breiec
bfezina bfeziny brezinka bi*ezna bteinica g.
asL brod^ furth
brudeke oder brudene?
p. brodki g. brodi^a brodne T., L brudek broden R.
ftroA-
brUchau
p. brochöv T., vgl. bryköv T.
bryl-
brelitz, brillow
p. brylisko T. brylevo K. breile (brilow) sl., vgl. brulino T.
asl, *bin>k- p. barki schultern
bergzau
p. bariköv g.
V
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IN DBK Altmark und im Magbeburgischbn.
G5
asl. *bii»th p. bare bienenbeute
berkau (berlecow)
kleinrussisch bortköv g., vgl. p. barcikowiz B.
0^/. buditi wecken
baden, baudisin
c. budin budiäin ns. budysyn M., p. budzin budieSyn T. ; ist nicht bandisin
zu lesen = p. *b^dieäyn (g. b^diesyna T. b^diechöv)?
buh-, asl. buky buche
buckau (bucounici), buckow, böckwitz, bUckwitz, bUcknitz, bUssen?
OS. ns. bukov 6. bukov bukovi bukovice bukvice 6. ns. buchov M., p. buköv
bukova bukovo bukove bukovec bukovice buiyn bucyno ])uehovo (by-
chava bycyna) T. buchovo buäna ka. buchovice g.
asl, byh gewesen ^
bülilz
p. bylice T. g. ; s. ne
0^/. bh%h hollunder
basinneiz
c. bzenica M. ^^
p, capla reiher
schäpliiz
p. capHce T.
asl, anJiy kirche
zerkow
p. cerek6v T. g., vgl. cergova g., eher p. äeraköv
asL cnm p. . caimy schwarz
zernitz (zerlitz), schernekau, schernikau, scheeren (schorne)?, zehren (zerne)?
p. cernica 6eniec £arnköv iernichöv (schernecow B.) ieniechöv carna
carne g. cernice cernice cerniköv 6ernikovo carüa cerfie.T., 6. cernitz
&erni£i cemetz cern^kov 6ernikau cerna B.
05/. crbtb p. cart teufel
schartau, zartau, scharteucke
c. £ertuv certova M. £ertovka B., p. 6artovo öartovek T.
asl. crbvem p. cervony roth
schermen, zerben?
p. 6ermno T. 6ermna Termin g., 6. fcerven6 cervenä cermna M.
asl, dqbh eiche
dambeck?, demsin
p. d^bek d^bki T. dambiscin B., c. dub6any B. dubißn^ dubi£ina dube&no M.
asl. dah gegeben, dnlja weite
dalchau, dolchau, deltzin
p. daliköv dnlköv dalechovy T. daleSyn g., i. dale&in H.
asl. dam datns
Brlkckner, Slavische Ansiedelungen. 5
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66 A. Brückreii, bib sla vischen ansibdblungbn
dönitz, dannigkow
p. datkec sl. daiice danköv dankovo T., vgl. 6. dunice H. doniti dikiis R.
asl. darb gesdienk
dOrnitz, darnewitz
6. dafenice croatisch daranovac M., vgl. p. tarnovec {trhm)
asL ded^ grossvater
dudizi
p. diedzice T., 2. dSdice M.
asl, dim tüunder, divij wild
dewitz
5. divitz diveiz H., vgl. d^vice M. (dSva Jungfrau)
asl. dhffb russisch dolgij lang
dulgezyz ^
vgl. p. dhigoS T.y klr. dolzyce g. ; doch ist die lesung richtig?
asl. doblh edel
dawitz, towaiz, tobeiz, tabeiz, döbbelin
p. dobca dob^yce g. dobiatz sl. dobeä doblin T., £. dobiiin M.
asl. dobrb gut
dubreze, dobritz (dobernitz), dobbrun, dobberkau
6. dobfice dobfejice dobfenice H. dobrnitz dobrenz dobr*ichov dobfikov R.,
p. dobfyce dobrec dobrenice dobfenice dobroi) dobryii dobraköv dobfy-
köv T. dobrechav B. dobrköv g.
asl. doh dolina thal
dolle, dulei?, dohlken?, daUin, duleiz, dölnitz
p. do}y dolna dolne dolina doliny g. dolko B. dolany doliska dott^a dolnica
T., 6. dolenetz R., slovakisch doli& dolce serbisch dolac M.
a>sl. dornt haus
domenitz
p. domanice T.
drag-
drogawiz
vgl. p. dragaöe T. dragasöv klruss. drahasymöv g. und p. dnakoviiyzoa T.
p. drozd drossel
drüsedau
p. drozdöv drozdovo T., 2. druzdau drozdov R.
asl. drbiati p. dieriSö festhalten
darsekau
p. d^eriköv T.^ i. drikov H.
asl. drbva draven. drova holz dravdna hölzern
derben, dreufain, drewis, drewitz, driwotz
p. drevnovo T., vgl. 6. dfevce drevii dreveS M. dfeveCz di*eviU R., p. dre-
vica drevec drevce drevca drevii T.
asl. dybati schleichen
dipkow
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m
DBR AlTMAKI und IM MäGDIBUMISGHEN.
67
p. dybköv g.
(ul. dyhati athmen
dessau
p. dyiöv T. dySkÖY g., vgl. daäava g. dasov sl.
asL gqsh gans
gense?, genzien
p. g^s g^in g^sin g^sina g^isne T. gansino B.
05/. glad^ hunger
gladau, gladigau
p. glodoYo ka. T., 6. hiadov R., vgl. p. gtodki g}ad£yn T. gtadySöv g.
asL glava köpf
gloine; sagellafk, sögelafken, sollafken, soldfchen, toollappen, saoHdf, sotafT
u. a.
p. g}ovina g^övne g}övno T. ; s. js^a
asl, glina lehm
glinde (gline)?, glinow, glinker, glinkerroark, gleinken, gleink, gleinke, glei-
necke, glienecke, (klinke, klinkow, klinkau, klinze, klinkus) ?
p. glin gtina gliny gliüe glinno glinka gli^ak glinnik T. glinna glinne glinik
g. glince glinö ka., 6. hlinsko hlinsk^ M. ; glinde ist »vielleiohi slaviscfa«
Förstemann Namenbuch II 585, vgl. Glinde im Braunsehweigisohen und
Glindenberg wo., Glindow (glinde) bei Potsdam, doch Glintfeld (glind-
neiden] in Weslphalen?
p. gnady fahlroth
gnadau
kir. hiiidava g.
asl. godb naiqog
gödnitz, gadow, gommern (guntmiri]
6. hodnice hodovo M., p. godnice B. godynice godöv T. godova g., rgi. gadöv
gadovo gadava T. , asl. *godom^n> vgl. nsl. godom^rci godomarci N.,
personenn. nsl. godemir serb. godomir M.
russ, gogoV quackente
gagel, gugall?
p. gogole gago^y T., i. gügel? höhal? R.
05/. goh nackt
galeiz, galeisch, gulliz, guleiz, gülitz, gollwitz, goleins
c. holice holenice M., p. golec goliea golice golca golbice golavice goliüsk T.,
vgl. galice galevice T.
gor- (asl, gora berg^ gor^i glühen)
gohre, görne, göhren (gorne), göreiz, garreisch, gorisse, göreke, das görtzi-
sehe feld
p. göra görna görne gofyce g. görno goreü goreü goryÄ görske gorce goreck o
T., c. horsko croat. gori&ko gori&ki goriika M.; s. na^ po(h und za
asl. gosth gast
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68 A. Brügknrii, die slavischbn Ansiedelungen
gestien (gustin), hostin, guseneitz, güssau, httselitz
i. hostin hostyh hostyn^ hostim M., guseneitz ist drav. »jüsteneiiz heisst
soviel als ein gastland, gast heisst jUst : in allen Zeiten wenn die vogte
haben in dorf gekommen, so hat sie der schnitze bewirthen müss«
Parum- Schnitze 192, p. gostyüe gostoi^ gosöenna gosöennice goscit^ec
(als appellat. gasthaus, gastgeschenk und landstrasse) , gos6evo go&£ova,
vgl. choä6evo chudzevo gozdöv gozdovo gozdova gozdy gotd^e gozd und
guzev guiöv gniavka guzövka gzöv gzovo T., goslice, vgl. goilice gosto-
lin guiiin T.
grab- (p. grab weissbuche, asL grabüi rauben)
grabau, grabow, grafein, grebs (grobizi), grüben, graben, grevena?
i. hrabovo hrabiSti hrabice ns. grabice grabin M.; p. grabica grabice grabee
grabina grabiny grabno graböv grabova grabovo grabove T., vgl. p. gro-
bice grobce T.^ 6. hrobetz hrobitz hrobisch R.
a^l, grad^ matter hürde, p, gröd di^av. gord schloss
garz (gardiz), grätz, gehrden, gritzehne (grozzene)
£. hradec (gratz) hradce hradci hradno M., p. grods^ec »gradec grodecz« B.
grodzisk grodzisko grodno grödna grodzany grodzeü T. ; s. podh
asl. grakb p. groch drav. gorch erbse
jarchau (garchow)
p. grochöv grodiova grochovo grochovy T., c. hrachow R. oder p. jarochöv
T. s.jarbl
asL grebent kämm, p. gfyb pilz schwamm
grieben?, grflvenitz, gribs, riebau
p. gfebet^ T., klr. hrebei^ce hrebenna g., c. hieben hfnbsko M. ; zu gravenilz
vgl. p. grabovnica T. g.; riebau ist p. grjböv gfybova grybovo T., den
namen von ryba fisch abzuleiten geht des Suffixes wegen (p. r^biny T.)
nicht an
05/. grom^ donner
grttmitz
p. gromec g., 6. hromitz R.
ffron-
granau
i, hronov M., p. gronöv gronovoT. ; granow u. ä. vergleicht M. lY 466 mit
granica gränze^ p. sl. granove PI. granovo
asl. gruda schölle
grtttz (grucz)
p. grudza g. T. grudze grujec (aus *grudiec) T.
asL grvia pirus (hrusa *kruSa)
grassau, grossow
p. gruäöv T. g., 6. hruSov hruSov6 hruSovjl M. ; hieher können auch krttssau
und cruzeze (p. gru&£yce T., i. hruäice M.) gehören
asl. gr^b^ rücken p. garb buckel
garbe (charwe)?, garmeiz?
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irr DEK Altmark und im Magbebcrgisgren. 69
kir. horby s. grbica M., vgl. p. gorevnica gorenice T.
asl, gvozdh nsl. gozd wald
güsekau
p. gozdziköv T., vgl. gostköv gostkovo T.
gid- ( : god- = faxt- : hol-)
jeetze (gediz], jediz, kedeitsk?
p. gec (ghedez gedcz gdecz ghedt B.) gdeäyce g., c. hedecko R. kd^sice £.
asl. hhrm p. *cheim hügel
galm (golme)
p. chehn chetmo T., os. kholm
asl. *hqih p. ch^c lust
genihin
p. ch^ciny T. g.
hol-
kaliU (colditz), kolbitz
c. choltice H. colditz E., p. choltitz sl., klr. chofovyci M.
hom-, vgl. p. chomik hamster?
chimeiz
p. chomice T.
hör-
karow (köre), chörau, kerkow, kerkuhn
c. chofovy, p. choröv choreva chorevo chorki chorchoäki, chafev charchöv T.
chorokova chorkövka g., vgl. g. korköv sl. karchöv PI. karchovo (kar-
gova?) T. kargöv karkovo korchöv korchyüe; vgl. p. kuröv kurovo T.
kurova g.
asL hoth sucht hoUii wollen
küthen (cotim), chüttlitz, keltelwitz, gothe (gottowe)
p. choceii chocim chociv chotöv chotynia T. chotlicz III choöei) chocin
chotova g.y c. chot^litz R. chot^Isko chotün s. hotiloviöi M., vgl. p.
chodöv T.
asl. hud% klein
chüden?
vgl. p. chudzyn T.
asl. jaje ei
jeggau
p. jagov B.?, vgl. T. gagovy gajevo gajev {gaj hain)
asL jama grübe
gameitsch, jameitZ; getnnitz oder gevenitz, jävenitz, jameneiz
nsl. er. jamnica ns. jamnice jamice i. jemnice jemniätS M., p. jamniea g.
asL jarb heßig
jahrsau, jerichow, iritz
c. jarosov jarovice M. jareschau R., p. jarcev jarievo jarSov j^irosevo jarosöv
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l 70 A. Brückner, dir slayischen Ansiedelungen
»
jersöv T. jarycöv g. ; jericbau ist wohl p. *jarychovo, vgl. jarysek T.
jarysevo PI., sonst vgl. jarochöv T. jarkov sl.
5. jasen p. Jason esche
\ jeetze(l) (jesne)?
slovak. jasennä bach, p. jasela jaselka bäche g. H., jaseü jaseüe jasenna Jason
• jasonna jasony jasüa T.; oafafik hielt Jeetze für »jesna«, D. Szulc für »jeza«
p, javor ahom
< jübar (jobere)
I' nsl. er. 6. javor p. klr. ns. javora c. javory javofi M., vgl. »gross jober =
i javorskä velkä« und jaberlich i>javornik« R.
I asL jelenh hirsch
i elenaw?
I p. jeleüöv jeleiievo T.
j (wi. jezero see
l gieseritz, jesseritz, jeserig, ziesar (ezeri seiesere)
[ i. jezero jezera jezer jezernice er. jezeriSce sl. jezeree ns. jazorce M., p. jeie-
^ fyska jeiovki je^orka jetorko g. jeioro je^ora je^ory je^erki jeiersko
I je^efec T. der Wechsel der namensform ezeri und seiesere ist folgen-
{ dermassen zu erklären: die Slaven hatten zwei gegenden nach deren
j wechselseitigen läge am see (vgl. 4552 ein sehe tzu tziesar am schlösse
.1 gelegen, heute der alte see) "^jezerje und "^zajezerje benannt; die Deutschen
j denen beide namen bekannt waren, gaben im laufe des XIII jahrhun-
.1 derles den ersten namen gegen den zweiten auf
j (ul. jeib igel
gesow, gischau
; 6. s. p. jeJevo c. os. jeiov M., p. jeiov T., c. jeikov R., vgl. p. jascöv T.
asl. kqkolh roden
kunkelfeiz
p. k^kolovnica T.
asl. kah kothj kal- (nach M. I nr. 460 »schwär zu)
kalow, kaleiz, kailehne, kallin (karlin)?, kaleneiz (kaknemeneiz) ?, koleilsk
I er. kaliö 6. kalenice kalist^ H. kaletz R., p. kalava PI. kalnica kalna kalue
g. kalöv kaleüe kaleA kalet^ec kalenice kaliska kaliski kalisko kalis ka-
liSe T., vgl. kalina kalino kalinovice (p. kalina eberesche) ko^ova ko(ovo
kolnica (p. koto rad) T. kolonice g.
asL kamenh stein
cammin, kemnitz
c. kämen kamenica kamenice os. kamena kamehca kamenica N., p. kamen
kamenna kai^on kamonna kamedec kamenica kamenice T.
asL klada p. ktoda haiAlotz
kladen, klüden, kloderim, klotze?, klotz?
ns. Uodna 6. kladno kladn6 kladnä H. klad(e)ruby zwölfmai, kladina R.,
p. klodna klodzice ktocko T. kiodsko (glatz) B.
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IN D«R Altmark und IM Magdsburgisghen.
71
c. klen p. klon ahorn
kleinau, kleyn (clenobie), (flurnamen klan, kläO| kläm, kldhnsken, klensken)?
i. kleny kteni klenov klenov6 kleaice M. kleni R.| p« kleheve klon klooovo
klonova klonöv kloni&ki T.
klep-
klappin, klopin, klappau, kleps
vgl. Parum-Schultze 190 »die reisen waren von grossen knöpfen wann sie
ausschlagen wollen und die heissen kleipken« bei der erklärung des
flurnamens kleibjoste?; c. kleppen klepsch R. klepy (clcppin) £.,
p. clepen B. kleppen klebsch sl. klepy T.
asL kliita zange
kleistau
p. kleSööv g. kleS&ova kleStöv T.
klet-
klatz sechsmal, kleitz, kleiz, kleitsch, kleitzke, klietz, klitsche, klitzke,klietznick
Parum-Schultze »klatz da waren vor diesen junge heistern an den weg und
auf das land, davon bat es den namen«, vgl. stab-klätz stöckchen-
klatzaje 175; ns. klecani kle&e £. klecany kleteSnä M. kle&at klecetai6
kletschen kletz kletitz R. kletec kletica £., p. clececi B. kleca klecany g.
asL kljuch Schlüssel
klützow (clutzowe)
p. klucöv g. klucevo kluscvo T., c. klucov R.
asL khka poples
kttizow
p. ketcev T. kelSava g., doch vgl. p. kulisevo kulsöv T. kuliiköv g.
kkn-
kolno
p. kolno, velke kolno PI., kolno in Westprcussen, kolno dreimal T.
khjH?
kolpin
p. kolpen sl. ko^pinek T., oder kioBa K.?
kob- (asL kobh Wahrsagung, kobyla stute, kovalh schmied)
kobin, kobbel?, kobla (copbelake) ? , köbbelitz, kabelitz, kaulilz (cau%velitz)
p. cowale cobula (cobila) kowelwicz cobiliz kobeliza B. kobel kobela kobele
kobaika kobelice kobyle kobyfka koval kovala kovale kovalki T. kobel-
nica kobylec g., s. kobilice l. kobylice M. kobel kobil kobilitz koblitz
kobilla kobyli kobylce R.
koh' (asL kohati lieben)
kasitz, käcklitz, kokau
c. koäice kochov M., p. koäyce kochöv kochovo T., vgl. kochlöv T. kochlo-
vice sl. kukovo kuklövka T.
kok'
köttscben, ketschen, kikernitz
c. kocin kokätn kokorin H., p. kokoryn PL, vgl. kobernice g. kobreiicc T.
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72 A. BuCCKIfER, DIB SLAVISGBEN ANSIBDBLUNGRN
asl. kommif mücke
kämerilz, kemmeritz, kamern?
s. komarice M., l. komar komaHiz komorany komorelz komorno R., p. komar
komarno komai^ce komory komorne komornica T. komara g.
hon- (asl. konh pferd, p. konafe agazones)
könnern (conre] ? , kurrau (kunnerow)
p. konary g. conare »kunem« konarowo conareuo B. konafe konafev konarevo T.
asL kopati fodere
quabitz
p. kopice, vgl. kopec kopee T.
gäZ. kopriva brennnessel
kopperreiz, köpernitz, kapeiri?
er. kopriva S. kopfivnice koprivnica M., p. (copriuen copriuniza B.) kopfyvna
kopryvnica T., vgl. p. familienn. kopernicki
asL koryto trog
karith?
5. koryto koryla M. korit R., p. koryto korjta T.
kor-
kerleiz, dkerleiz?
p. kofelice g.
kos- (asL kosa hciarflechte; stehet; kosh amsel)
kossau, kussau'
8. kosov M., p. kosöv kosova g. kosevo T.
p. kot katze
göttlin, Tgl. u. hoth
p. kotulin kotuh kotuha kotovo T. kotad kolöv g.
ast. krabij korb
kOrbelitz, kerbelitz
p. krolSelice krobliee T.
krak-
krakau
i. krakov M., p. kraköv g.
asl. krasa Schönheit krashm schön
krassau (crussow), krüssau, cruzeze, krotzen
p. krasöv krasova krasovo krasice krasna krasne T., vgl. T. kraäev kraäevo
kraäöv kruSev kruäeve kruäevo kruäöv g. krosno und s. u. grusa
asl. krava p. krova drav. korvö kuh
karritz (karwitz)
p. krovica krovice T., vgl. karvice T.
asl. kremenh kieset
krimeneiz, kremkau?
p. kremeüec kremenica g. kremeüovice T., vgl. kramkovo T. ; Parum-Schullze
190 »kremin heisst so viel als da viel kleinsleine sind, die kleine steine
heissen kremin«
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IN DIR AlTMARK »IfD IM MaGDEBURüISGHEN.
73
asL kr^siti aufwecken
krissow
p. kfeäeT kteäöv T. g., i. kdieschov kHschov R., vgl. p. ktyievo T.
asL krilo drav, kreidete flügel
krigeleiz
p. cridlitz B.
asL krivb krumm
kre^iz (criwiz), krewcse (cribci), krive
i. kfivice M., p. kfyvice kfyvica kfyvec kfyve kfyve kryva T. kfyvce kfyvca g.
kuk--
kutze (kühle) f, ktttzkow, kugeleitsch
p. kuce kuSek ku6ki kuSköv ku2kovo kuklin T. kukelicz si., S. kuklice £.
Ali/-
kttlitz
p. kulicä ka.
asL kurb hahn kuriti rauchen
koreitsch, der kiritz, curozuzi
über die beiden ersten namen s. s. 19 f.; curozuzi ist vielleicht curouizi zu
lesen, p. kurovice T. g. kurovce g. ; s. ne
asL Iqffb hain
iuhnseleitsch
er. ]u2nica M. ; s. podh
asL Iqka sumpf p. {(fka wiese
lunken, lanken, bischofsianke, ientzen
p. I^ka luki l^k IqSyno l^ina J^iany l^ceri l<?2no T.
p. /an hufe
lanz, laneiz, (flumamen lohne, Ion)?
p. *any lanovice g. lansk lanscj B., i. lany R.
asL lava bank
lowitz
6. lavice M., vgl. p. lovJSa lovi8 T.
Ul- (als. läja tante)
lieleis (Ittlei), lilel (leililz), lerchau oder lelchau, lelechow
s. leliöi M., p. lelechövka leluchöv g. lelice T.
a^l. Ush wcUd, nsL Uska haselstaude p. lascyna
le(e)tze, leetzer kamp, leiz, losse, laatzke (locece), loitsche (loceko), lotsche,
(flumamen lask, losk, loske, laas, laase, laasch, laschä, lotsch) ?
p. las lasek laski laskova lasova lesna leS6ava lesie g. lasköv lesce lesak
le^ev lesöv lesisko leäcevo lesiyny le§2yno T., vgl. lazy lazin laziska
(^nsL la% gereuU M.) lozy T. lozina g. (p. ioza palmes) lose losevo T.
(p. los elennthier)
p. lipa linde
liepe, liepke, leppin, leips
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7.4 A. Brückner, du slavischrn ANSisDRiUNaRN
p. lipe lipina lipiny lipna lipica lipicc lipsko g. lipec lipce lipa lipe lipka
lipki lipno lipsk T.
asL Im drav. Uiska fuchs . .
leischeiiz, lieseitsch, leitzkau, ligzici, lossewitz
s. Ijsice M., p. lisica lisice lisec lisino lisiny lisk liski lisköv T. liskog. ; die
erklärung bei Parum-Schultze 191 »leitzeis hcisst soviel als fuchs, es
nmss nothwendig ein ort gewesen sein da fuchslöcher sind gewesen
oder das ist ein kalt ort laiid, daswegen mag es wohl den oamen
davon haben, weil es viel mist bedarf ist« beweist dass auch an asl. lysh
kahl anzuknüpfen ist, p. lysec T. g. lySjfaS T., 2. lysec lysica M. ; zu
leitzkau vgl. i, leskä os. Teska »lieskaa ns. Teska »lieske lieskau« H.;
ligzice ist p. lisice T., doch vgl. i. lisice M. liäitK R. (zu asL lihi);
lossewitz ist p. lisevice lisovice T., wie auch lessow vielleicht p. lisevo
lisöv lisovo liskovo ist, doch vgl. p. lasko^ec laskovice T. lassoviz B.
loh-
lochow
c. lochov M., p. Jochöv T., vgl. lachöv T.
asL lofm bmch
lameiz, lohmk?
6. loDiek lomnice M. lomec lomitz R., p. lomnica T.
a^l, Ijvbb lieb
lupitz (lubitz) , lüben , lübs (liubatici lubicz) , löbnitz (lubanitz) , lUbenilz,
loburg (luborn Ivbvrj?, lübberitz (lubirniz), illbritz (elbemits), liebars
(lubasz), lubars, löbekühn, lobbese, lostau
p. lubice lubi£ lubec lubSa lubai^a lubaiie lubeü lubin luboi&a lubojna lubeäec
lubrai^ec lubofyca lubeir lubeia lubo^ lubochha T. lubne lubeha lubence
lubaS luboca lubäa lubyia g. lubochin ka., £. libef liberec liboHce libHce
libonice libanice libenice libchyne M. lubochan £. ; liubatici sind die
nachkommen des lubota vgl. p» lubotyA lubaty lub^^töv T* lubatova g.,
c. liboc libolov M. ; liboä libeS \\h\k libuä M., p. lubstovo T.
asl. ljud^ Volk, Ijutb heftig
lütenitz, lotkau, lüttehne, liederitz, loddcritz, Ittderitz, luiduine
p. ludyi^a lucii\ lucina lutkövka T. lutkovo K. lutköv lutynka lator}§ g.^
c. ludikov litih liteb lideb liderovice M. ludera £.
lug-, vgl. asL nsl. os. luia sumpf
liuzeuua, lUchen, lauz, luseiz, Ittbe (luge)?
nsl. luia luze i. luze luS^ice luinice M. p. lug lugi T. ; zu liuzeuua vgl. p.
luiiev hiScevo hiäiöv hi$£ova T. (asl. luska hülse) p. luievo T. ; vgl.
Parum-Schultze 191: »laugen kann man zu dieser zeit nicht so eben
wissen, dann der ort weide heisst laug«
lun-
lunau
p. lunovo ka. lunave B. hiAev luhevo T., vgl. lohova g. foüov K. Joöevo
PI. T. tyhev T.
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IN DER AlTMARK UND IM MAGDEBtRtilSCHBN.
75
mah-
mechau.
inessio, muschawe
c. machov masov M.^ p. masev masevo maSöv masna'T., vgl. mchovo inesno
mochovo mosna mosyno mosyny mechovo mysiiyn mySyno T. mysyn g.
asL mah klein
mahlitz, molitz (molwitz), mahlenzien, mallehn?
i. malovice malevice M. malenin malin R., p. malice matovidz ma^yn maleii
malena malede malyh T.
man-
menz, mennewilz
c. inanici manovice M. manSilz (mencitz minilz] R., vgl. p. monice T.
o^/. m€h p. mel seichte stelle
Diellin
s. meljine dsI. melani er. meljaoi M., p. melno T., vgl. mah
meritz, mehrin
p. merjce mefyn T., vgl. mirec miroii T., 8. mih'n M.
asL m^to ort
mieste?
c. mSsto M.
asl. mih lieb
milow, melkow
c. milov milovy milevo milkov miiikov M., p. miiava milköv milkova g. milev
milevo milköv mitaköv milachovo T.
p. mocar sumpf
malschier, möser?
c. mocär M., p. mo2ary g.
moA-
hohenmusin, museneiz, mösenlhin
c. mosnice M. p. moäna u. a. vgl. mcJi-^ vgl. mosconne mos^nica mysydec
m^s^cin (rh^so fleisch) T. musyna g. (mucha fliege)
asL mokrb feucht
inöckern (mocrianici), möckerwiiz, mackrene, michritz
c. mokr6 mokrä mokHce mokfec mokHny s. mokranje M., p. mokirany mo-
kfyca g. mokra mokre mpkro mokfyce T. ; Parum-Schullze : »mttcra-
neidsa das heisst nasse führe«,
mar-, vgl. asl, morje meer, mort tod
morz, moritz, marzan, marwe, marwitz, moriciani, meurritz
p. mofyce K. moravica moravsko g. morsko moravce T., nsl. s. S. morava
M. moriz morecz movrichani E.
asL mostb brücke
mostein, moostin
er. mostina mostane M.
mot-^ vgl. ml. motiti sq agitari
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76 A. Bhücknbh^ die slayisghbn Ansiedelungen
mottekau, möthlowshof, möthlitz
p. motholevo motholevici B. motkovicc motSöv T., vgl. mettkau sl. malköv
metel T.
mrhk- (asL mrbkati dunkeln mrakb dunkelheü)
marckau, marquede?
i. mrakov M., p. inroköv T. mroSki g.
asl. na auf
nagorit
asl. gora berg: p. nagörki nagofyce T., klr. nahorce g.
asL ne nicht
nedlitz, Diegripp, nicurim^ nielebock, neulitz (nivilize), nioplitz (neuplizi
nebeliz], nesenitz, netruzina, neznini, nezesouua
asl. dSlo werk: p. üed^eliska g. i^ed^elisko T. nedelsca nyzelicze III, c. ne-
delischt R.; a^L gribh pilz: klr. nehrybka g., p. negrbea B. negrbca III;
kur-: p. hekura T.; asL Upb angemessen: p. helepec g., 6. nelepecM.;
asl. byh gewesen: p. hebylec g., vgl. hebyJöv podhebyle g. üebylaT.;
asl. znam bekannt: p. üeznanice T., vgl. heznanki T. üeznanöv üezna-
novice g. ; asl. drugt freund: vgl. c. bezdruzice E.; vgl. p. nacachovo
nacestavice T.?
netr- oder nit- (p. podneta anfachung)
nettgau
vgl. p. netowitz B., c. netovice E.
nid"
Doyden
vgl. p. nida T. nidek g.
nin-
Dttntz (nunitz)
c. ninice M., p. nynniz B.
russ. niz niederung
nitzahne nach den bcwohnern einer niederung benannt (*ni2ane), oder
p. niziny nizyhec g.
nyr-y vgl. asl. nyrati tauchen
nierow
p. nyr flussname bei Diugos, ner PL, vgl. nyrköv g.
asl. 0 um
flötz (ofHatz), ozimzi?, wöpel, Utz (usas)
a^L polje feld: p. opolc; asl. plotb zäun: vgl. c. oploty (oblatt) R., sonst
opalitz opelitz opolz R. ; asl. os6kh hagen : p. ose6 oseck oseca osei^ko T.
asl. osa wespe, os. vosa espe
wutzow, wötz, otz, itz?
c. osov osy osi M., p. osscosowB.; Parum-Schultze : »wisseien bedeutet so
viel als wenn in alte Zeiten bc wespc gewesen seien die heissen wissen«
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IN DER Altmark ind im MAGDSBiRGiscnRN,
77
asl. ostrov^ werder
wustrau, wustrewe, wusterwilz
p. oströv ostrovo ostrovy ostrovec oslrovce T.
poÄ-, atich pik" und peÄ-
pechau, pax (pachwitz), peckfilz, bizzinici, paschin
c. pfkov pckovice M. pacin (palzin) paiiny R.^ j). paSyn g. pasha T.
pqk-
pansau
p. p^czkowo B.
pa/-, oäZ. paliti brennen
palnitz (pelenizi) = p. paleAcc T., vgl. p. polonovo T. (asl, pelym wermuth)
asl. para dampf drav. porö koth morast
parnitz (purnitz)
p. parnica sl.
asl. pis^k^ sand
päsken?, pizazen?
p. pasek paski paseöna g., vgl. pa^eki pasecna g.
drav. plosty vgl. plasnicky nder eine hufe landes besitzt, hüfnern
plaslau, plast, plohst, plust, plaosten, plöslen, pläst, plausten, plastmey?,
pittst, plaste. vgl. 6. plastovitz R.
pUh- (asl. pl^h kahlheit os. plich kahl)
plocbau, plessau, flessau, die plachwilzer mark, pletzwitz (pliozuuuzi), pleetz
(plötz)?, pläsch?, platz?
p. T. plechöv plochovo ploSöv plecevice plec I pJoäovice g. plaäöv pleäöv
pleäovice B. plachow plechow sl. plagwitz pläswitz^ 6. plesici plesiuec
plessov E. plechov plesau ples plesche pleschovitz plöss ploäkovitz R.,
nsl. pl^ä pl^§e pl^äa plesivica »pljeSevica pleäevica ist der name vieler
berge in Groatien und Dalmatiena M.
asl. plotb zäun
plathe, plathow, plötzken, plötzky, platin, plotin
p. ploihow sl. plattou ptock (ploczk ploczsk plotzk etc.) B., c. plotiSt^ M.
asl. pl^h^ p. pilch rotte
follscheiz
Dsi. polsica M., vgl. c. pollschitz R.
asl. po nach
peinlitz (pomeliz}, parei, poritz, parys^ patzetz, pazehs, poztrigami, püssnitz
(pustenitze)
asl. mih lieb: pn. 6. pomil E. ; raj-: p. poraj poraje T.; asl. rika fluss:
c. pofi6i pofic M. ; (wZ. *s6kb (p. poieka posec verhau) : p. pose6 g. ; asl.
strigq ich bewache: 6. stfehom p. stf'egom; asl. zhdati aedificare: p.
pozdzenice T. ?
0*/. pod^ unter
podegrin, pökeritz (potgorizi), potgrot, putlenz, poltbold (podbul) ?
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78 A. Brückner, dir slavisghbn ansirdelvngsn
asL gora berg: p. podgörne podgöfany g. podgorzyno B. podgöfno podgö-
^yce T. ; asL gradb maxier: p. podgrodie g., 6. podhrad M. ; cal, Iqgh
hain: p. pod^^ze g. (B. podlanze) ; asl. polje feld: nsl. podpolje M.
asL polje feld
poleiz, fUleiz, pöhlen?, pollitz (polnizce)
c. poliza polic E. poljica poljice M. polin (poleii) poina B., p. polana po-
lany g. poIice polnica T.
pon-
panneiz, panneis
p. ponice g. ponez B., c. poniz E.
(isL popeh asche
paplitz (popeliz)
c. popelice M.
asl. poph pfaff
poppau
p. popowo popöv T., 6. popova B.
(wZ. praJtb p. proch drav. *porch staub
parsau, persikau
p. proäova g. proscouo proskau B. proäöv sl. prosev proäkovo T., vgl. pariöv
paräöv T.
pral- (asL phrati ferire lavare)
prahlitz, vgl. den namen pralenberg in der Sudenburg-Magdeburg?
p. pralici B., vgl. pfaMv T. (pril-)
asL pravh recht
frabonizi
vgl. 6. pravonin M., p. prav^cice T.
asL prS- t?or, durch
prödel, predaliize, preckall, pressack, priessick
asl. pr4ddh gränze: p. pfed^elnica, g. c. prödlitz B., vgl. p. p^ydiahi T.;
asl. kah koth: p. pfekalec g., vgl. pfegaliny T. ; asl, *sikh (p. presdia
haag) : p. pfyseka pfyseki T., c. pfeseka pftseka M.
pr^jf- (asl. pr&j^ti ergreifen)
prinzlow
asl. slava rühm: p. pfqcJav (preneslaue 1256 III), bulg. pr^slav r. perejas-
lavlb M. 1]
asl. pi bei
prieweiz, predemitz, prisatine (precekina), prielopp, trilopp?, prtlplatsk?
by- (asl. pribyti adnasci): c. pribice M. ; asl. domh haus, vgl. pn. 6. nedo-
ma M., wenn predenitz zu lesen ist, so vgl. p. pfydonica pfydovnica? g.
sH-: p. pfy^etnica zweimal g. (vgl. g. setnica, fluss osetnica K., s. fluss
setnica); l^ (a^l. lipiti ankleben): c. pfilepy M.
4) es ist dieser name weder premy^l (Dominik Sculc] noch prernyslöv (Zaradski 463)
noch *prÄslavi. {Safafik II, 548 nnm.) noch *prislava (Pervolf 36)
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Ilf^ DER AlTMARK und IM Magdbbijrgisciiin. 79
asl. prSkh schräg
Pretzien (briihiin), preszici
er. precec pricac c. pri6no M. presin pressino pfestice prezchic E. pfeiin
pi'e6itz pHciDa pritschen R., p. pfe6])e pfe6yce T. pfe&yca g. priczyn B.
prih-
prissau (pressou]
p. piyäöv ptyäova g., pfysova flussname, pfe6öv T., 6. pfiiov pKSov R.
prhh- (os. porchava bofist)
parchau, parchen
p. parchovo Westpreussen, parchan B., parchai^e dreimal K., kir. porchova g.;
Parum-Schultze: » . . . die pofisten .... werden auch porg genannt wegen
ihrer dreck : wenn man darauf tritt, dann berstet es und sprUtzet dreck
heraus«
putsitz, putsitzenke
p. pucyce T.
asL p^tenhcb veoaaog drav. patinatz vogel patinsneizia vogelbauen
patinneitz, patineiz
vgl. p. ptaäkova g., s. ticevac M.^ c. ptenin ptic ptitsch ptak(ov) ptakovitz R.
asl. phfih stamm
pinnow
p. pAöv g. pAevy PL prteve prtevo T., ns. püov »pinne« M., 6. pin8 pinov R.
asL radb froh
rademin, reddigau, redekin?
p. radomin radzimin radköv radziköv radzikovo T. radicow radichouo B.,
i. radigau »radechov« R. radkyn^ M.
rah"
rochau, roschow
p. rachöv rachova T. rachav raäova sl. rasevy PI. raäev raäevo T., 6. raSov
M., vgl. (asL rogfb hörn) p. rogöv rogova rogovo T. '
asl. ralrja flur
röhl
s. ralja 6. role M., p. role T.; s. za?
asl. ram frühe
ronnou, rohn, ronney, ronneiz, rahnies
c. ronov ranna ransko rantschitz R., p. ronow B. roi^sko T. raniäöv g.; vgl.
(asl. ravtm planus) 6. roveÄ rovin rovna rovny R., p. rövne rövüa g.?
asl. ratb kämpf
rökentin
p. raö^cin oder radi^cin T. ?, vgl. rokiciny rokitno T. (rokita saalweide)
asl. raz" %er^
rostock, rosian (rezegane), rozmuzi?
aü. tokh fluss: p. g. rostoka rostoki ; gon- (klr. hony feldweg M.) : p. *roz-
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80
A. BrÜGKNBR, die statischen ANSIEDELUNGEN
gon(y], vgl. fmn. rozgonovski und Parum-Schultze: »pttdjanDa oder
pidjon, da man sich kehret und wendelo^ oder vgl. p. rosejov T. ?
(isL rqd^ reihe
randau
p. f^döv T.
oäZ. rika fluss
rielz, relsch, riez, rietze, riezer, rietzel, reez
c. rie6ka fecice M. rec R., p. fecki tecyca T. ; s. po
asl. r^pa riibe
rapeiz, reppin
6. fepec fepcice M. rapitz fepitz R., p. fepin T., vgl. p. rupin(o) T*
asL rod^ gehurt
rüdow
fc. rodov M., vgl. ns. nidov p. rudava rudöv rudovo T. zu asl. ruda ers^
p. rudy rufus
(w/. rogozz schuf drav. marrenkolbe am schüfe ridgisenick*
rogäsen, rogätz
p. rogoiany rogozino rogo^ne rogujii^e roguzno T. roguino foguine g. rogoz-
no PI. rogoze T., vgl. 2. roho^ec M.
asl. roiyb gnAe
röwitz
s. roviäöe nsl. roviäe M., p. rovce roviska T., vgl. ravica rubic« T.
asl. ryüdh roth
ritzow
p. rydzev rydzevo T., vgl. p. fesöv feievo rycöv fezevo T.
asl. saditi plantare
zedau, zehdenick (zeddemick)
p. sadöv sadove T., vgl. sedzöv sadöv; zehdenick ist vielleicht das deininu-
tivum zu p. äydzina g.
asl. sqd^ urtheil
sandau
p. s^döv T.
sah"
sachau, zachau, ziazinauizi?
p. sachowo h., c. sachow E. äachov er. ^§inovec s. äaäinci H.
asl. "^s^kb s. sjek balken s. po und pr^ ; der flumame sieken siek ist deutsch;
siek »morastiger ort(( s. Pott personennamen ^ 471 anm.
asl. sikyra axt
sekeriz
c. sekeKce M., p. ^eJceryce g. ; sekere (seker) bei Jerxheim seh. — einige
einwohner Jerxheims zahlen noch den sog. sekerschoss — liegt wohl lu
westlich, als dass es slavisch sein könnte, sonst vgl. p. sekerj T.,
ö. sekyf M.
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IN DER AlTMARK UND IM MaGDE^URGISCHEN.
81
asl, selo fundus seliste habitatioy 6. sedlo pagfus^ m. sedio sü%y p, sedlisko
iedlüce area in Urkunden
siedleitz, zitlitz, zielitz, zieglitz, zigeleiz , seggeleisoh, zieleilsch dreimal,
zileiz oder zigeleiz, zieleisk, sileitseh, zileiz zweimal, zieleiz fünfmal,
zieleitz, sileiz viermal
c. sedlce selce sedlice M., sedlec bei E. zedelec zedlec zedliz zedice sedlce
sedlec seedelec sedlice sceidllc cedilice sedlici sedeliz geschrieben, p.
g. i^edlec ^dliska Sedlice (sedelizze zedüze zedlitze B.] Sedice; Purum-
Schnitze : »cideleist kann man eigentlich nicht wissen wie es auf täutsch
heissen soll , denn es ist ein wendischer name« ; in R. kommt sedlelz
15 mal sedle6ko 6 mal sedliSt 9 mal sedlitz 7 mal vor, in T. sedlce 3 mal
Sedlec 4 mal Sedlisko 4 mal Sedliska 9 mal Selce 4 6 mal
zemmitz oder seimitz, ziemeitz, siems, zemcici ^
c. semice semcice semei M. semeschitz semitz semtsch B., p. SemSyce Samo-
syce SamuSyce T.
Äen-, asL sino heu
zens, zienau, scheinitz, senatina
i. senec senice nsl. senica »zienilza ns. synei^ce »zinnitz« M., c. senetin B.,
p. Sennöv Sehava viermal g. Sei^ec Senica Sennica T.
asl. süije saatj sHiti sq meminisse
sitein, zittein, sitainsk
p. Seöei) T. ; »s^utein ist soviel als ein saattestück« Parum-Schultze
skram"
scromelitz
p. skromnica skromovice T.
asl, slama stroh
schlamau
p. siomöv T.
asL slava rühm
schleitz (sl^utiz), schlagenthin, schlangewitz
c. slav6e slav&ovice M. slavitz slavnitz B., p. slavec siavice sJavsk slav^cin T.
0^/. sliva pflaume
schleiz, schleiss?, schleibnitz (slevenize)
nsl. slivica M., i. slivenetz slivonitz B., p. Slivnica g., oder c. slavinec sla^
vonice slavni6 M.?
asl. smola pech
schmölau
c. smolov M., p. smolevo T., vgl. smilöv?
asl. smr^d^ plebeius drav. smardi bauerschaft
schmersau, zmirditz
p. smardzev smardzevo smardzöv T. schmarsau sl., vgl. p. smardzevice
smardzovice T.
»50&- adiumentuma M. I 31 2 j asl. sebi p. soSe sibi
Brflekner, SlaTische Ansiedelongen. Q
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82 A. Brügknbr^ hie slavischbn ansikoblungbh
sibau, sibekow, zöbbeniiz, zebecore, zobemeh
p. soböv soboTo sobköv sobiköv sobanice soBe^ki (zu soBeü soBe^e) T., c. so-
b^nice sobikury H. {asL kurüi, p. sobekuröv sobekursk T.), vgl. i. ce-
biv cebevo M.
asL solh salz
schollehne, zolitz
£. solany er. soljani M., p. g. solei solca PI. solai sl. solce solec T. solca
a^L srbbim p. serb Serbe
zerpau, zerwist, serwitz, seruan
c. srby srbec srbsko s. sn>bice M., p. serbinöv T.
sta-
stoseze?, staatz (stacyst)
p. slavce stavec T. (stav teich), stofeze wäre p. slobicc T.
(ul. starb alt
storkau
L starkov M., p. starcow B.
keg-
Steglitz
p. ä6eglice K. Siyglice g. (p. scygei distelfink)
asL st6na wandy st^h schatten
steinitz
ns. söeüc »steinitza os. äc6n<3a »steinitza er. stiniea s. stenica M.
asL sthjTb säule c. zlup piscinaculum E. 844 r. stolp sttule
Stolpen
05. stolpno »Stolpen« i. sloupno sloupn^ M., p. stupno (stoppe stotpno) T.
asL strcJih schrecken
strasau, slresow, striesow, strezig, strechnitz, slarseneitz
6. straäov strachoiiovice straSniee straäkov M.; vgl. a^l, strigq ich bewache
stn'gq ich scheere straidq ich dulde u. a., p. stradzev stradzöv straäevo
struzevo st^e§evo stfeäovo stfyiev stfyzöv T. ; starseneiz ist vielleicht
p. slrainica warte; vgl. drav. stresic Pfuhl 58 stresick streseicka 481
Dzaunkönigo?; s. po
/>. struthen bach
Stramin, gosenstremmin
p. strumany T.
asL *itut- p. scut"
scudicz
p. äcucice T.
asL suUj besser
zttblen (tzulen)?, zollchow (soUicbau), soliteso
p. suliny suliköv T. suiimy sulechöv sulkova sulkovo R., c. sulikov sulkov M.;
s. Uiiti
asL suhz trocken
zuchau (zucha)
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IN DKR ÄLTMARK UND IM MaGDEBURGISGHEN.
83
p. sucha g. sl. sucha »zuchau« Z. suche T.
s. svida c. svid os. ns. svid p. svidva hartriegel
schweinitz (swjdenicz)
p. svidnica »swidnicza B., vgl. svinica svidec T. zu dsl. svinija schwein, sve-
nice T.
asl. n mü; herab
schwiesau, schwölitz (sualitzej
asl. byti (s^iJbyti impleri evenire): p. zbyäev zbySevo T. ; asL volja (vgl. isvo-
litt praeferre) : vgl. p. zvola T., ävelice T. ?
asl. Usiti trösten utiha trost
techow, thessen?, degenitz?, soliteso
p. cechöv öechovo öeäyn (lessin tessen B ) T. öeäyDa g., 6. tfäin tfchnice
tichonice M. ; soliteso ist = "^sulit^sb, vgl. p. sulis}avice sulgostöv u. a.
mit c. semil^ä p. dobroöeä u. a. M.
asl. topolja pappel
töppel
c. topole topoly M., p. lopola lopolova T.
asl. trqba trompete
trumpsice
p. Ir^bice T.
asl. tr^iti pur gare, p. trebid roden
trebbau (Irepow), trabitz (tribunicae), trebbun, trüben (tribeni), tribeen?,
trafeisten, trebenitz, trebnitz, triebeneiz, trineiz, trinaiz, trimeneitz,
trabnitzwiese
c. tfübovä ti^eboun tfebic tfebiSt^ M. tFebnilz R., p. tfebii^a tfeboüa g. tfehee
tlrebica treBeh tfeBehec tirebina tfebide tiebüöv trebuh T. tfebnica (Ihrc-
beniz] B.
asl. trupb cadaver
trippehne (tropeni)
p. trupeü trupeüe T.
tuh-, asl. tusiti auslöschen
tuchow, tuchovele?, tocheim, tucheim
p. tuchöv g., c. p. tuchom M.; zu tuchovele vgl. c. vidovle neben vidov,
ttebovle neben tfebov, p. tuchola PI. tucholöv T.
asl. turb auerochs
thüritz
slovak. tufice turica M., p. tutec T.
asl. trbm p. öern dorn
tornau, tornitz, tarnewitz
p. tarnava fünfmal tarnavee tarnavec tarnöv tarnovica tarnovec g. tarnova
tarnovo T.
asl. tr^stb röhr
Irestein, drastin
6»
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84 Ä. Brückner, die slavisghen ansibdelungen
i. trsti Irstenä M., p. tfcana fünfihal g. (fdane iföanna tfciny T.
asl. ivoriti schaffen
toverwiese (twergowe)
p. tvorkova g. tvorköv sl., vgl. tvorycöv T.
asl. u bei
übbesitz
os/. ubüi erschlagen?: vgl. p. pn. ubyi
asL ustije mündung
ustuire, wüst (wostilz)
p. ujsöe, usöe achtmal, usöecko g. vuSc »stolpraündea ka. wszdzicze see bei
DlugoS, £. ousti ous< M. ; Pervolf 38 reconstruirt ustuire als ^ustb-urbe
s= Ohremündung, vielleicht *ustije ory (ury) ?
vavr-, vgl. p. vavfynec laurentius
wabrenze (lorenzfeld)
p. pn. vavf^ta M., prebislaus laurentius cevic »vavfedcevic« B. vavfeiicyce T.,
c. vavfetitz vavKnetz R.
asl. velij gross
velower forst, wählitz, valfitz(veleviz], vellgau (velchow) , vielitzmühle, vehlitz
(veliz), wahlitz (waltz), wallwitz, Ulnitz (wilnitz), vehlen (ffehlim), woliin
c. velice velen velenice velynJ veliv velichov veliSka velviz M. velovitz ve-
lim R., p. velin K. veleii velichovo PI. velova veluA T. velim welewici
velen velun B., vgl. c. valov vale6 M. p. walez B. valava g. valevo
valevice valim valina valköv valovice T. zu asl. valili volverCj c. vo-
lyn^ M. p. voHi^a g. völ^üo »woliin« ka. voleü T. zu asl. volja wille
asl. v6no dos
vienau
p. veiiava T. g.
asl. v&t^a fides
wornitz
p. vefnica T.
asl. veseh froh
uuissolizi
c. veselice M.
asl. vfitij grösser weststav. vqo-
filschkow (vintzkow), wenzlau
c. vackov vickov vacikov veclov M. vaclav R., p. v^clavy v^cki T. v^ckovski
familienn.
cw/. v^trb wind
weteritz
p. vatrovice T.
asl. vinai^ winzer
winare
p. vihary T. g. winare B.
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IN DER AlTMARK UND IM MaGDBBURGISGHBN.
85
asL vitcUi hospitari
weltnitz
c. vitonice s. vitovnica vilanci M., vgl. den namen bethenici s. 4?
0^/. vlasth herrschaft
wlazdejske
p. *vlosciska, vgl. vloslöv vloslovo K. wlostowa fluvius III
05/. vhkh drav. wauck wuhk r. volkb wolf
wulsch (wuHzkow), wulkau (wulcowe), folgeneiz
c. vlckov E. vikava vikovä vlkov vlkonico vlkaDice vikaneö M., p. vilköv
vilkovo vilkova vilcevo viliköv T.
aiU voj kämpfer
wegenitz
p. vojnic g., 6. vojenice M.
asL vrana drav. wömö krähe
warnau wernitz
p. vronöv vronovo vronove vroüavy vronice T.
asL vrbba drav, warba weide
werben, werbig, wörmlitz (uirbinizi), fährfeis
c. vrbice Dfürwilz« vrbno »würben« vrbn6 vrbny ns. verbno »werben« M.,
p. vefbica vefbice veirbka vefbno veiFbnik T. werbenice B.
oä/. vrhh^ gipfel drav. wärch häuffen
ferchau, werchau, verchen, ferchels (vercblicz), warchau^ ferchland, ferch-
lipp, werkleitz, vierilz (versewilz)
c. vrch vrchy vrchov6 vrchovä vrSice M., p. verchüa vefchAa vefchovce g.
vefchy vefchovisk vefchovisko verchoviska vetchovec vefchovice T.; zu
ferch- vgl. vr^h^ in Zusammensetzungen: p. vefchlese sl. T. virchreca ß.,
vrhpolje vrLhbdolt s. vrchlabi c. M.
westslav. vy aus
uuiplizili
^'g^- P- vylazlöv vysadlöv T. u. a.
asL vysokh hoch vyse höher
fischbeck (usica), vitsch (vitzke)?
p. vysoka vysoke T., vgl. wisicha im Elsass Försteman« 1557?, c. vysiceM.,
p. wysz I vyski T.
<w/. vhsh all
vuuzoboro
05/. borh kämpf: c. vseborov M., p. vsobory T.
os/. za hinter
sageiaffken u. s. w., salleisch^ saleisken, saleitsch, salais, salausch, ziesar
(seyezere), zabeleitk?, saarubl?
asL glava köpf: serb. zaglavakM., vgl. i. vyhlav dohlavice R., p. soglovek sl.?
pfyglöv naglovice T., serb. podglavje M. und Parum-Schullze 192 »so
glaw ist so viel als köpf, köpf heisst giaw«; asl. UsPb wald: p. zalese T.,
L
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86 A. Brückner, dibslav. ahsikdelungbn ii« dbb Altmark und im Magdbburgiscbbii.
klr. zaiisöi c. zälesi M. ; asL luza sumpf: £. zaiuzi M., p. zaluie T.;
asl. jezero see : p. zajeiero T.
asl. zaba frosch drav. soba frösche
soeben (sebin), saffin
p. zabno g. iabina sl. iabin iabino T.
iar- (asl. poiart brand)
sohrweiz
c. 2arovice M. iaravitz R., oder p. 2uravice 2uravica iuravec T. (zörav kranich)
zel" und zel- vgL ctsL iah dolor^ zelije olera
salau, salchau (selegowe), sallenthin
p. zelöv ielichöv 2elechöv g. ^el^cin PI., c. zeliv (selev selow) £. zalov K.
iih-
sichau, ziessau (czitzow), zitz (zizouue), zichtau
p. Jychöv äychovo T., c. äichov M. äiSov iiiov 6izov und cifeov R., p. cyiov
cyäova g. cyäev cyJevo sycevo T., vgl. c. cichtice M. p. 2ychcice T.
zid' und iit' vgl. asl. ibdati expectare^ iitb vüa
sydow, siedeits, ziedeitsch, zietenitz, zeitau, zeisch, zeiss, zeitZ; ziss, zatsche-
feld: flurnamen?, zitici
c. zdov 2d'ov 2idovice idanice iidenice 2ilenice 2itaya iiie s. 2idca zica M.,
p. äylovo- Jyc zytniki Jyck iyciny äytovice iydöv jiydovo 2ydomice T., vgl.
p. äyce sycki T.
ztr- (asl. iirb pascuum)
zierau (syrov)
p. äyröv T. iyrava g., 6. iirov R.
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VERMEINTLICH SLAVISCHE NAMEN.
Barby k. ist nach Z. = poln. boryvoj, die Schreibungen barebui barebuye
bareboye barboie zeigen die Zusammensetzung mit beuge (bug, biegung)
auf, vgl. Brumby 1144 brumboio 1209 brumbeie, Eibey 1159 elvebuge,
Langenbogen langebuie 1160 langebu 1371, Sleckbi früher slichboie,
Wiby 1164 — 1180 wiboie 1206 wiboge u. a. »so sehr auch die beiden
Iheiie von barboge deutsch aussehen, so ist dennoch der name wahr-
scheinlich slavisch« Förstemann 183
Beixa gauname, pagis... belckesheim 814 (belinesheim cod. XVII 420, un-
ächte urk.], in belxam 938 belcseim 981 — 983, in balsamis 993? belcsem
1006 beickishem 1014 belsheim 1022 belchesheim 1052 belxa 1053-1071,
balsmarlant um 1151, in balsamis in balsamia 1160, in terra balsamorum
Helmold, balsamie 1194 — 1228 u. 6., in der olden marke in dem balsem
banne 1435 banni balsamie in ecclesia halberstadensi archidiaconus 1525;
9S0 sehr auch die formen auf -heim sich als deutsch kundgeben so ist
es mir doch wahrscheinlich, dass hier nur eine umdeutung eines ur-
sprünglich slavischen wertes vorliegt« Förstemann 197 »slavischer name
= bdaja zemja, b^lozemja weisslanda Zeuss 661 anm.; ebenso Pervolf
35 u. a.
Biere k., »lässt sich der name gut aus dem slavischen deuten?« Förstemann
223; der name scheint deutsch
Biese fluss in der Altmark, angeblich = slav. py2a (?) Z. 15, der auch von
einer iema pyzka = Altmark weiss; vgl. die Ortsnamen biese oder beese
or. ; der grosse und kleine biesehof or. ; biesenthal, 1. biesedal ; hegen
byze hof bei Stendal H.; biesewede auch beesewege st.; bysewede
im 1. ; bisinburg bisenrode u. a.
Dodeleben hohen- und nieder- wa., dudulon tudulon 937 dudulun 946 tuthe-
logun 1063 dudeloge 1144 dudelege 1209 dodelege 1233; dieser name
hat mannigfache controversen veranlasst, vgl. Geschichtsblätter III 334 ff.,
lY 11—28 und 203—207; mit Siaven hat derselbe nichts zu schaf-
fen und verfehlt ist Landau's ansieht: »die endung -leben bildet eine
tlber alle länder welche ehemals slavisch waren oder dies noch jetzt
sind, verbreitete grosse famiiie und kann darum auch nichts anderes
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88
A. Brückner ,. DIB slavischekt ansiedbluktgen
als eben slavisch sein« (Correspondenzblatt von 1862, vgl. Terrilorieo
273 »die unzweifelhaft slavische endung lebemc), zum namen vgl. Doden>
dorf wa., 978 dutonthorp im gau norththuringe
Fischeribbe 1375, 1442 villa, 1472 wüst lag am Tanger bei Jerchel wo noch
jetzt ein forstort diesen namen trägt, auch viskeribbe wischerup bys-
ribbe?, fälschlich rysribbe, rystobbe 1345? geschrieben Danneil; nach
Pervolf 74 anm. 2 = fisch + slav. ryba (fisch)
Genewara: quartus exercitus (Karls) pervenit ad magedoburg et ibi vasta
verunt regionem genewara (mon. 1 308; genewana II 258) 805 »viel-
leicht ein Slavengau auf dem rechten Elbufer<c; Pertz liest gevewara =
gau weri, = ultra salam super hwerenafeldo 806 ; Ledebur archiv YIl 38
und Winter geschichtsblätter IV 320 — 349 erkennen darin Gommero
»durch wendische corruption«
Kalbe »vielleicht ist in allen drei fällen (K. an der Milde; an der Saale; Kahia
bei Jena) dieser name als slavisch anzusehen, deshalb sondre ich den
namen calwa calw im Würtembergischen davon aba Förstemann 348;
nach Z. 87 ist es slavisch kalva (?)
Kolbu s. Karlbau ist trotz der slavischen bevölkerung dieses ortes ein deut-
scher name; Pervolf 73 hält es ftlr slavisch »kalebov« (?) ; vgl. bei
Förstemann coloburg colleheim colobocisheim u. a.
Magdeburg seit 805 (magadoburg »quasi virginis urbs dicitura) genannt; das
bei Polen und Cechen zuweilen hiefUr gebräuchliche d:&evin dhin
(diewen bei A. Cranizii histor. ecclesiast. 1568 s. 4, 5 nach Clöden
märkische forschungen III) d(v6]f'hrad ist nur willkürliche Übersetzung;
ebensowenig hat etwas mit Slaven der name venedische Strasse genoein,
1523 in der venedisken strate 1573 platea venetiana, also keine »wen-
dischea wie längst vermuthet worden ist; wegen der nebenform »vene-
rische« knüpft Mülverstedt (Geschichtsblätter Y 540) an die fomerscbe
Strasse von 1502 an, a. a. o. VI 154 und 281 wird noch eine andere
erklärung versucht; vgl. die venediger mUhle bei Quedlinburg
Meterne ist nach Pervolf 78 »matemo«, vgl. meteren 1011 (zwischen Waal
und Leck) Förstemann
Scfalanstädt bei Oschersleben , slanstidde 1084 slanstede 1268 de slonstcde
130? »= Slavenstadt?« Förstemann, unrichtig
Wend — . aus dem jev^iligen auftreten dieses themas im ersten oder zweiten
theile eines zusammengesetzten Ortsnamens schliessen forscher wie Landau
und Förstemann ohneweiters^ dass der so benannte ort eine wendische,
slavische ansiedelung sei. dagegen beweist das Verbreitungsgebiet der-
artiger Ortsnamen ^) wie voreilig eine solche folgerung wäre, vielen
derartiger Ortsnamen liegen ofi*enbar personennamen zu gründe, die an
1} vgl. vendenheim bei Strassburg, Winsen bei Nimwegon 1028 windeshcm, ^iodiga
an der Mosel, windense im Mainzischen, wenzcn in Westphalen , wienscn (winedahusen
und weende (winidum) bei Göttingen u. a. Förstemann 1544 fr.
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IN UER Althark und IM Magdbburgiscuen. 89
eine slavische DaiionalitHi des so benanuten gar nicht denken lassen^),
anderen das ahd. vvenli inhd. wende gränze^); auch an nhd. wind kann
man hie und da anknüpfen, weil so die mit wend- zusammengesetzten
namen in den seltensten fällen auf Slaven weisen sind dieselben im
namenverzeichniss übergangen worden ^j. dagegen sind mit bestimmt-
4) vgl. vuenido servus in Kochstädl 944, windilmar 4270, frauennamen windil-
burga 4446 windelburga 4202 in Schickclsheim bei Königslutter, wendehake in Magdeburg
4495 u. a.
2} vgl. die Ortsnamen scblosz- ost- west-weude in der vorstadt Hannovers, den flur>
namen anewende (Ilsenburg. Urkunden, mersch anhevende bei Krakau 4 472), gross- und
klein-biwende im Wolfenbiitteischen, die beschreibung einer länderei von 4468: 2 morgen
teyt vor dem groten broke vp vnde wendet vp dem warlberghe (lls. urk.); »Ortschaften
4 I 2
WO zwei gauo vor einem dritten sich wenden — ? — oder die grenze selbst in einem
o
scharfen winkel ihre richtung verändert, sich seitwärts wendet« Böttger 1 p. LI.
•) hier folge ein verzeichniss derartiger Ortsnamen aus den behandeilen und den west-
lich an dieselben anstossenden gebieten:
Wendbasch gehölz bei Kastei st., 4448 in den orbergen .... karstiel und ein holz gnant
die wentbnsch
Wenddorf eing. ort. bei Barneberg nhl.
Wenddorf? Wendorf wo., hogenwentorp 4860 wentorp 4 443; die bauart war ganz wen-
disch; ein grenzbach der wendische bach
Wenddorf gross- und klein- eing. ort. bei Burg s. Lüben
Wendeberg(e) vorwerk bei Knoblauch jer. II.
Wendeburg im Wolfenbiitteischen, 4 4 95 winedeburg wenedeburch
Wendebutle eing. ort. bei Eichhorst 4007 4 308, vgl. villa wendelbutel 4249
Wendeluch wiese zwischen Storbeck und Möckern or. (Sotzmann)
Wendemark or., aus vier theilen: Ober- Nieder- Parys- (s. Paris) und Wendemark be-
stehend, 4829 wentmarke 4 437 olden wentmargke ; ein zweites eing. ort. jer. I, 4309
4397 drie wüste dorffer alss kerkglune ouerglune vnd wende marke
Wenden eing. ort. bei Drübeck, 4 034 villa guinuthun 4 499 4296 wened(h)en 424 9
wenethen 4800 weneden 4505 weynden, curiam wenden ubi castrum wende-
borch edificaueramus 4 348, darnach das wendefeld 4549, vgl. 4 486 nobis (dem
monasterium stederburg) adiacens praediolum wenetfelt dicHim, wendenholto 4573
(Ilsenb. urk.)
Wenderode vorwerk im halberstädtischen kreise bei Vienenbnrg, winederode 4048 wene-
deroth villula 44 44 (IIs. urk.), decimam in wenderode 4344, vgl. ebds. wendeswic,
suderode et siluam wenderodehop
Wendessen im Wolfenbiitteischen
Wendeschotte seh., vgl. Eischott ebds.
Wendezelle im Wolfenbiitteischen
Wendefeld eing. ort. sw., 4328 in villa et in campis wentuelde mit priscer und jekeleue
genannt, 4438 wunabuttel wendtfelt borntzen besitzungen des klosters Diesdorf, dar-
nach flumame wend(en)feld bei Dtthre
Wendgraben vorwerk bei Loburg, im XIY. jahrh. wentgröbene, 4459 die wüste veitmark
wentgreden (1) genant vor louborch gelegen
Wendhausen bei Braunschweig; ein zweites bei Thale, in der nähe des dorfes lag das
gleichnamige kloster, in loco winithohus in pago harthagewi mon. IV 459 monaste-
rium winethahusun in harthago 986 winathahusun 999 in uuinedehuson marcho X
mansos 946
Wendsec bei Grossrosenburg k.
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oogle
90 A. Brückner, die slatischbn ansiedblungbh
heit das wendisch vor orlsnamen, slavicalis lateinischer Urkunden, dann
flurnamen wie wendische kirchhOfe nachtweide u. ä. als beweis einstigen
Wense im Braunschweigischen, 4187 wennehusen 4290 wendenihosen
Wenze g.» wense 1., wendeseben dacz da licht vor dem dromelinge U20 wendetze uas
wendessze 4478; es hatte die Wendenform; flurnamen salausch: za, labatsch
Windberge st., in wintberge in balsamia 4 4 60
Windelberode 4290 434 4 eing. ort. bei Stapelnburg, vgl. windelburgerode 4249 weodil-
burgoroth in pago hardega 995 (a Elbingerode in der grafschaft Wernigerode nach
Böttger III 496 »Wend-ilbungoroth«)
vuindiscunburg 987, uuinithiscanburg in pago nordthuringa 940 uuinidisconburg 971
u. dgl. m.
Von der irrigen dentung vornehmlich derartiger Ortsnamen ist man zu der annähme
einer Slavencolonie um Braunschweig gelangt. R. Andree wendische wanderstudien 458
»nördlich von Braunschweig lag an der Oker und Schunter eine slavische Sprachinsel ....
neun *) wendische dörfer liegen auf dem räume von etwa anderthalb quadratmeilcn nörd-
lich und nordwestlich von Braunschweig zusammen, ausser diesen weisen nur noch Wend-
hausen an der Schunter Wendessen an der Asse und das Wendfeld bei Stederburg auf
Slaven hin. abgesehen von diesen namen lässt sich im heutigen herzogthum Braunschweig
keine spur von Slaven nachweisen.« vgl. Hassel-Bege I 458 »Die einwohner von Bortfeld
zeichnen sich durch die beibehaltene altwendische kleidung aus« I 880 »die einwohner von
Wendeburg Wendezelle und Zweidorf haben so viele eigenheiten in ihren Sitten gebrttucheo
und spräche dass man sie für abkömmlinge eines andern menschenstammes cu halten geneigt
ist.« nach Guthe die lande Braunschweig und Hannover 247, 8 scheint gar »der östliche
Harz ursprünglich slavisch gewesen zu sein — der flussname Bode ist ihm itov. voda —
wohl darf man an Wendefurt oberhalb Treseburg an Wienrode und Winithohus «= Thale
erinnern«**] 647 »auch in der Goldenen Aue an der Helme liegt z. B. das dorf Wlnde-
bausen. dasselbe bewahrt in seiner kirche ein altes plumpes hölzernes bild einer mater
dolorosa mit dem todten Christus auf dem schooss, welches seit undenklichen zeiten
»bomeibock genannt wird, bomei-bog ist aber ein slavischer ausdruck und bedeutet ave
deus. auch im Göttingischen glauben wir Wehnde bei Göttingen als eine wendische nieder-
lassung auffassen zu müssen.« schon J. H. Resz über bcnennung und Ursprung aller
örter des herzogthums Braunschweig- Wolfenbüttel (Wolfenbüttel 4806) hat die richtlgkeit
der annähme bestritten dass die kleidung der bewohner von Wendeburg und Wendezelle
slavische herkunft verrathe: es ist dies die unveränderte altsächsische tracht 475; doch
macht sich derselbe gleicher kritiklosigkeit schuld, wenn er 4 68 ff. »wendische ortsbenen-
nungen« in den namen Velstow^und Tiddisch des amtes Vorsfelde, in dem eingegangenen
Kobelez des fürstenthumes Blankenburg u. a. erkennt.
*) nämlich: Wenden, »westlich davon Schwülper 4 494 suilbere, ebenso scheint
wendisch ölper 4244 elbere; weiter westlich liegen beisammen die dörfer Wendezelle
und Wendeburg; unter die wendischen dörfer wird hier auch noch das benachbarte
Zweidorf und Bortfeld gerechnet; nördlich liegt Wense; eingegangen ist Weode-
butte.«
**) noch weniger darf man hiefür den namen bzyna für Harz anführen : Sachsen-
spiegel II 64 § 2 die hart, versio sandomirensis : bzyna quod alii vocant inbract!),
commune Privilegium: brzyna quem alii vocant inbrat; der name stammt blos von dem
polnischen Verfasser dpr versio (p. bzina, schwerlich bfezina Homeyer 540), über die
abhängigkeit des comm. privileg. von der vers. sandom. s. Homeyer 86. — 4475
werden unter braunschweigischen gutem neben grafhorst u. a. rumow (vgl. Rhüme
im Wolfenbütteischen) grabow dat nu tor tydt wüste is (vgl. die namen grabauer
teich, gr. holz Behrends Öbisfelde 4 89) genannt : trotz ihrer endung dürfen auch diese
namen schwerlich als slavische gedeutet werden.
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IN DER Altmark lnd im Magdeburg ischen.
91
vorhandeDseins von leuten slavischer DalioDaliiat an den so bezeichneten
orten anzusehen^).
1) bei der Zusammenstellung dieses Verzeichnisses angeblich slavischer namen ist
offeobar unrichtiges nicht berücicsichtigt, so wenn Pervolf 15 das nalisleuo 939 (Wals-
leben) für slavisches *valislavL ansieht, Geschichtsblälter IV 478 in den Schreibungen
salbetse 987 salebizi 4036 für salabechi 978 (Salbke), vualbisci 998 (Walbeck, wallibizi
Thietmar 848 walebecensis 4 445, vgl. willerbizi Wildbach Thietmar 750, 4 4 56 de cornbize
für cornbeche curembeck 4 447 u. a.) eine »slavisirung des namens« vermnthet wird ; eben-
so irrig ist die behauptung von der slavicität der namen Uthmöden seh., Dornbock k.,
Glorb (4600, glorup 4889 castrum gloworp 4276 eingeg. schloss auf dem Lorfberg bei
Acken k., auf die falsche auffassung des namens als eines slavischen hin ist wenigstens
die erste anläge der reste Slaven zugeschrieben worden Geschichtsblfitter VII 449, »glentorp
der magdbrg. schöppenchronik 4 60 scheint aus gloworp gebildet zu sein um diesem ohne
Zweifel slavischen namen eine mehr deutsche form zu geben« Janicke) u. a.
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NAMEN DEREN ABLEITUNG VORLÄUFIG
ZWEIFELHAFT BLEIBT.
Bambissen banbisseD eing. schloss in der Altniark s. s. 15, vgl. p. banibica
' B. (psn. bamba ebds., p. b^balice T.)?
BauDeiz flurname, p. bujnice T. (asl. bujno audacter)
Botschen flurname
Brellin, vgl. p. brulino brvlino T.
Bremezhe ist wohl ein deutscher name
Brettin, vgl. £. pfetin R.
Brevitz, etwa c. pKbice M. (asL pribyti accedei^e)?
Dorst ist deutsch, aber doztiz?
Drakiez flurname, zu drak- (asl. drach vepres)^ vgl. p. drakov§cyzna ?
Dretzel; Dretzen; vgl. p. dfezno T. zu dreg- (s. dreianj M.), die dregovici
bei Nestor, über dregva s. Safafik 11 651 ; vgl. p. dfe^Jia g. drisina B.
Dure ist deutsch, vgl. döhre (dore) sw., döhren g., oder p. dvör dvory g.
DUsedau, zu asl. dzzdh regen oder *doäi>dovo zu iid-?
Fahlfeis, p. chvaJovice T. (asl. hvala lob)
Gardekin
Garlipp
Göbel
Graleis
Gripelitz; Gruplitz, vgl. p. grubale T.
GUbs
Christin, vgl. croat. hrastina M., p. chrosna g. chroscin chruscin chrosnoT.
Jemmeritz
Jerchel dreimal als ortsname st., g. und jer. 11, vgl. p. groehal grochale
grocholice T.
Ippse; Nipps
Isterbies
Kassiek
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A. BrUCKNSR, die SLAY. ANSIBDBLlüfGBUr IN DER AlTMARK UND IM MaGDEBURGISCHBN. 93
KüSSUD gehört seiner endung nach zu den namen wie Kerkuhn, Schallun or.,
Satthun, Tarlhune (lortene tortun, wa.) welche vielleicht sümmtlich deut-
schen Ursprunges sind, vgl. s. 19 anm. 42 z. e.
Cazdre ist vielleicht c. kozodra R., p. kozodfa g.
Klackfein flumame
Klemnitz (klobbenitz), vgl. p. Uomnice Uodnica T.
Klubbau, vgl. p. ktoba T.
Kraaz
Küsel
Labatsch
Laffein lafein flurnamen
Losdy s. Salzwedel
Lohtsfein flumame
NechliU; vgl. p. rtekJai^ T.
Niepage (nipawe) ; Nippof
Noreiz flurname
Otliuua sclavonice?
Parwitz
Paz, Pätz, Petz, Piezen, Piezpuhl, Wiezpuhl, Petzenow flurnamen , zu dsl.
peith, vgl. klr. pecochvosty pefiogöry g.
Peerz
Petzlitz; Pilelitz
Pleiss
Pluhd(witz), vgl. p. pJudy pludnica pludviny T.
Podesal, vgl. p. podskale T.
Podifer, p. podbör podbofe T.
Polkem, Polkritz beruhen auf einer Zusammensetzung mit asl. paliti urere,
vgl. p. palikrovy g. palikije T. psn. palivoda, 8. polohlavy R.
Posein flumame ist vielleicht c. pozdin pozdei^ R.
Potzähne
Pobemn
Prester
Pretzier
Priecipini
Priemern
Räbel stellt M. IV 256 unter asl. vrabij sperling (p. vröbel vröble T.), aber
dieses wort lautet draven. v6rble plur., v6rblik sing.
Rabbini, vgl. p. rybiny T. oder p. rovina roviny rovna rovne T. rövda g.
Rakt, vgl. p. rokiöe rokitki T.?
Rossau gross- und klein- or., 1343 1. parua rossowe, ist, falls es kein deut-
scher name, 8. raäov M., p. raäova sl. raäevy PI. raäev(o) T.
Rozmoc, p. *rozmok(i), vgl. rozdialy roztupy rozvory T. rostoki g. u.a.
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G/)ogle
94 A. Brügknbr, die slay . ansibdblungrn in der Altmark und im Magdbburgisghbn.
Rozmuzi : die völlige richtigkeit der iesuDg darf wegen -uzi angezweifelt wer-
den^ vgl. p. rozds^enice ro2nica ruäenice T.
Röxe, vgl. p. rokitnica roketnica T.
Ruptein^ Rttptein^ Ruptei, Riptei, Rutein flumamen, vgl. p. ropocice ra-
paty T., i. rapotin R.
Saatsein flumame
Scbarlibbe
Schlehn?
Schora jer. I?
Screps eing. ort. bei Grabow, 1306 screptz?
Seeden (sadun)
Seppin, vgl. 2. cipin R. oder p soloett T.
Staddien, vgl. p. stud^ei^ studianna T.
Theimeiz^ p. dymice T.
Tregau; Trogauer feld; Treckau
Triebel, vgl. tfeblinka T.?
Tromitz
Trotzke
Wiebelitz; Wiegelitz; Vogelmeiz; Vogelleiz
(Widdaus; Widusen]?; Wiedeutsch; Widdeiz flurnamen^ vgl. £. vidice M.
Wiewohl : liegt diesem namen winwal wirklich zu gründe, so ist derselbe
slavisch, p. v^vol vqval T. mens wanwel B.
Woltwi
Wunggörjungtij (Seehausen) gehört zu asL *qgorb p. v^gof aal oder vgl.
p. vqgrodno T.
Ziepel; vgl. p. sopot sopel T. oder 6aple (p, capla reihet^)?
Zubyer.
NACHTRAG.
Die doppelförmigkeit der namen Ruckau (s. 27) und Höckern (s. 42)
scheint ihre erklärung in der annähme zu fmden, dass die Slaven neben den
formen *bukov'B und *mokrijane bisweilen auch *bukovi>cB und "^mokrijanbCB
— über die function des sufßxes vgl. s. 60 — gebraucht hätten, welche
formen in dem bucouuici — so ist statt bucounici zu lesen — und mokria-
nici der Urkunden vorlägen; die form mokernik dagegen scheint auf ein
deminutivum auf -ntk'B zu weisen. — Gieibe (s. 32) ist zu streichen.
Druck von Breitkopf A H&rt«l in Leipti^.
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PREISSCHRIFTEN
GEKRÖNT UND HERAUSGEGEBEN
VON DER
FÜRSTLICH JABLONOWSKrSCHEN GESELLSCHAFT
zu LEIPZIG.
^^^J::
*^«TATI« J'^»*
Nr. XV. der historisch - nationalökonomischen Section.
Will, F, 0, Weise^ Die Griechischen Wörter im Latein.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
188:2.
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/>
s
DIK
GEIECHISCHEN WÖKTEK
IM LATEIN
VON
D« FR. OSCAR WEISE
GYMNASIALLEHRER IN EISENBERO, SACHS. ALTENB.
Motto: liigeuioruni Graeciae flaAu impellimur.
PUn. nat. kiat.
GEKRÖNTE PREISSCHRIFT.
' v3odl:lie.-.--
^^■^^rönvc%^-'''
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
I88i.
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1'
Als Lösung der von der Fürstlich Jablonowski^schen (vesellsehaft
gestellten Preisfrage:
.,/)ie Gesellschaß toünscht ein mit sorgfältigen Nachweisen versehenes alphabetisches
Verzeichniss sämnUlicher, aus sicheren Kriterien erkennbarer griechischen Wörter
der lateinischen Sprache und im AnscMuss daran eine sachlich geordnete j die Zeiten
wohl unterscheidende Darstellung der sich daraus ergebenden Einflüsse griechischer
CuUur auf die römische^
eingereicht, und gekrönt im MUrz 4881.
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VORWORT.
Knltturhistorische Forschungen Bind, sofern sie in weit entlegene Zeiten
zurückgreifen, stets mit grofsen Schwierigkeiten verknüpft und setzen, sollen
sie mit Erfolg betrieben werden, eine ziemlich umfangreiche Kenntnis des staat-
lichen Organismus und Privatlebens der betreffenden Völker, femer eingehende
Studien auf archäologischem Felde und namentlich im Bereiche der indogermani-
schen Völker Beschlagenheit auf dem Gebiete der vergleichenden Sprachwissen-
schaft voraus. Ist es doch letztere gewesen, die überhaupt derartige Unter-
suchungen erst ermöglicht hat ! Freilich sind wir noch nicht viel über die ersten
Anfänge hinausgekommen : Nachdem Ad. Kuhn im Programm des Köllnischen
Gymnasiums zu Berlin vom Jahre 1845, desgleichen im 1. Bande von A. Webers
Indischen Studien p. 321 — 363 (»Zur ältesten Geschichte der indogermanischen
Völker«) und nach ihm in weit umfangreicherer Weise der Genfer Ad. Pictet in
seiner Schrift : Les origines indoeurop^ennes ou les Aryas primitifs. Paris 1859.
1 863M den Kulturzastand der ältesten Indogermanen darzustellen versucht hatten,
geriet die kulturgeschichtliche Forschung im Bereiche der indogermanischen
Völker gewaltig ins Stocken ; nicht ohne Grund. Denn ehe an eine umfassende,
wissenschaftliche Behandlung der civilisatorischen Besti*ebungen der Einzel-
völker gedacht werden kann, mufs erst, besonders durch Ermittelung der Lehn-
wörter, festgestellt werden, was die betreffenden Völker aus eigner Initiative
errungen und was sie von andern entlehnt haben. Bei den noch fast durchweg
Tom Auslände unabhängig gebliebenen vedischen Ariern war die Lösung der Auf-
gabe in dieser Hinsicht verhältnismäfsig leicht ; doch bedurfte es auch hier erst der
Anregung von Seiten der Strafsburger philosophischen Fakultät und des Floren-
tiner Orientalistenkongresses, um diese Aufgabe der Lösung entgegenzufuhren,
die H. Zimmer so wohl gelungen ist. Von den übrigen indogermanischen
Spraehstämmen nehmen naturgemäfs Griechen und Römer das meiste Interesse
für sich in Anspruch ; doch sind hier noch grofse Vorarbeiten nötig, ehe eine
den jetzigen Ansprüchen genügende wissenschaftliche Behandlung der griechi-
schen oder römischen Kulturgeschichte möglich ist. Eine solche vorbereitende
4) S. Aufl. Paris 1877. 3 Bände.
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VI Vorwort.
Studie bildet nun die folgende Abhandlung, die im wesentlichen auf sprach-
licher Grundlage (Sammlung der griechischen Wörter des Lateins) den Einflufg
der griechischen Kultur auf die römische darzustellen sucht. Da dem Verfasser
in sprachlicher Beziehung nur einige kleinere Druckschriften, in kulturge-
schichtlicher aber nur zerstreute Notizen und Ausführungen in den Geschichts-
werken und Darstellungen der römischen Altertümer zu statten gekommen sind,
er also , namentlich für die (einleitend vorausgeschickte) voritalische Kultur-
periode, meist auf sich selbst angewiesen war, so glaubt er um so mehr An-
spruch auf eine milde Beurteilung der vorliegenden Arbeit erheben zu können,
als er die ihm zugemessene Zeit von drei Jahren bei voller amtlicher Thätigkeit
ftlr eine genaue Durchforschung 'aller einschlägigen Gebiete keineswegs aus-
reichend befunden hat und er überdies mit der Beschaffang der nötigen Hilfs-
mittel in seinem derzeitigen Domizil mit grofsen Schwierigkeiten zu kämpfen
hatte. Zudem ist es, um mit Plinius (nat. bist, praef. § 15) zu reden, res
ardua vetustis novitatem dare, novis auctoritatem, obsoletis nitorem, obscuris
lucem, fastiditis gratiam, dubiis fidem, omnibus vero naturam et natnrae sna
omnia. Nobis itaque etiam non assecutis voluisse abunde pulchmm atque
magnificum est. Equidem ita sentio peculiarem in studiis causam eorum esse,
qui difficultatibus victis utilitatem iuvandi praetulerunt gratiae placendi.
Wollte Verfasser sich auf die durch die Lehnwörter angedeuteten Kultur-
einflüsse beschränken, wie die Aufgabe fordert, so wäre das kulturhistorische
Gesamtbild zu unvollkommen und undeutlich geworden; er hat daher die von
den einzelnen römischen Schriftstellern gegebenen kulturgeschichtlichen Notizen
und die durch die Ausgrabungen festgestellten Thatsachen möglichst verwertet,
doch macht die Untersuchung in dieser Hinsicht keinen Anspruch auf Voll-
ständigkeit.
Eine besondere Schwierigkeit liegt darin, dafs nicht alle entlehnten Gegen-
stände mit fremden (griechischen) Namen benannt worden sind *). Aber auch
die Lehnwörter selbst sind oft schwer als solche zu erkennen, und ich bin daher
durchaus nicht der Meinung, bei der Entscheidung der Frage, ob ein Wort ori-
ginal oder übernommen ist, überall das Richtige getroffen zu haben. Hier ist
mehrfach, wo sprachliche oder kulturhistorische Kriterien zur sicheren Entschei-
dung über die Abstammung nicht ausreichen, die Sache in suspenso gelassen. So
ist es möglich, dafs amussis nicht, wie ich, hauptsächlich aus sachlichen Grün-
den, angenommen habe, entlehnt, sondern echt römisch ist. Wenigstens könnte
man an eine Herleitung von Wurzel med {= ad -f- mod-tis, ähnlich wie classis
= clad 4- tis) denken, welche in lat. modius, modus und deutsch messen vor-
4) Genauer habe ich diese Frage erörtert in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und
Sprachwissenschaft B. XIIl. S. 233—847.
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Vorwort. vn
liegt, wiewohl das u hier Schwierigkeiten^bereitet. Aber mit Sicherheit werden
sich solche Fälle wohl nie entscheiden lassen.
In der Orthographie der lateinischen Wörter habe ich mich zumeist an die
von Brambach aufgestellte Norm gehalten ; bei Sanskritwörtem bin ich der von
Whitney in seiner »Indischen Grammatik« angewendeten Transskription gefolgt,
abgesehen davon, dafs ich Vokallänge durch " , den lingualen Sibilanten durch
sh und gutturales n durch n angedeutet habe.
Bei der Aufstellung des Index habe ich mich für die Citate aus römischen
Autoren zumeist der Teubnerschen Textausgaben bedient, namentlich fttr
Plautus und Terenz (Fleckeisen), Lukrez (Bemays), Comif. rhetor (Kayser),
Celsus (Daremberg), Livius (Weissenbom), Catull, Tibull, Properz (L. Müller),
Seneca philos (Haase), Mart. Capeila (Eyssenhardt) , Plin. epist. (Keil), Juve-
nal und Persius (K. Fr. Hermann), Plinius nat. bist. (Jan-MayhojST) . Wo andere
Ausgaben benutzt worden sind, ist dies angeg^eben, so bei Plinius, wenn
Detlefsens und Silligs Lesarten angeführt sind.
Die Fragmente der Tragiker und Komiker sind nach Ribbeck, Ennius nach
Vahlen, Lucilius nach L. Müller, Cato nach Jordan, Varros sat. Men. nach
Btichelers Ausgabe an der 2. Aufl. des Petron (Berlin 1871), ebenso Petron,
Cicero meist nach Halm und Klotz, Vitruv nach Rose (Seitenzahl angegeben^
Seneca rhetor nach Bursian , die Gromatiker nach Lachmann , die Gramma-
tiker nach Keil, Placidus nach Deuerling, Fronto nach Naber, Festus und
Paulus nach 0. Müller, Tertullian nach Öhler, Cyprian nach Hartel, Arnobius
nach Reifferscheid, Firmicus und Boethius nach der ed. Basil. citiert.
An häufig vorkommenden Abkürzungen notiere ich folgende: K. Z. =
Kuhns Zeitschr. f. vgl. Sprach wissensch., Curt. Gr. oder blofs Gurt. = G.
Curtius, Grundzüge der griech. Etymologie. 4. Aufl., Fick^ = A. Fick, Ver-
gleichendes Wörterb. d. idg. Spr. 3. Aufl., Vanicek = A. Vanicek, Griech.-
latein. etymol. Wörterb., Hehn^ == V. Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere.
H. Aufl., Mommsen ß. G.* = Th Mommsen, Römische Geschichte. 6. Aufl.,
Rh. M. = Rheinisches Museum, Schmidt, Vok. = J. Schmidt, Zur Geschichte des
indog. Vokalismus, Schuchardt, Vok. = Schuchardt, Vokalismus des Vulgär-
lateins, Corssen, Ausspr. = Über Aussprache, Vokalismus und Betonung d. lat.
Spr. 2. Aufl., Corssen, Beitr. = Kritische Beiträge zur lat. Formenlehre, Corssen,
Nachtr. = Kritische Nachträge zur lat. Formenlehre, Saalfeld, Ind. = Index
vocabulomm e lingua Graeca in linguam* Latinam translatorum. Berlin 1874,
Saalfeld, Progr. = Ergänzungen u. Nachträge zum Index im Programm von
Wetzlar 1877, Tuchhändler, Ind. = De vocabulis Graecis in linguam Latinam
translatis. Berlin 1S76, C. I. L. = Corpus Inscriptionum Latinarum, I. R. N.
= Inscriptiones Regni Neapolitani, Orell., Grut., Fabr., Murat. bezeichnen
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Vm VOBWORT.
die InBchrifteiisammlungeii von Orelli (-Henzen), Grater, Fabretti, Mura-
tori. skr. = sanskrit, zd. = zend, lit. = litanisch; an., asi., ahd. = alt-
nordisch, altslavisch, althochdeutsch; prov., fr., sp., pg., it., d = proven-
falisch, französisch, spanisch, portugiesisch, italienisch, deutsch.
Über die Einteilung des ganzen Buches und über die bei der Anlage des
Index befolgten Grundsätze habe ich mich auf S. 6 — 10 eingehend ausge-
sprochen und bemerke hier nur noch, dafs ich die botanischen und zoolo-
gischen Termini, die sich zur genaueren Bestimmung der einzelnen Tier- und
Pflanzenarten nötig machen, im Index beigefügt habe.
Zur leichteren Orientierung über den Inhalt des zweiten (kulturgeschicht-
lichen) Teils und dessen Anordnung verweise ich auf die S. 92 verzeichnete
Disposition. Auch unterlasse ich es nicht, an dieser Stelle noch besonders auf
die am Schlüsse der vorliegenden Schrift angegebenen Verbesserungen und
Nachträge aufmerksam zu machen.
Allen denjenigen aber, welche mir in irgend einer Weise ratend oder
helfend zur Seite gestanden haben, spreche ich hiermit auch auf diesem Wege
meinen innigsten Dank aus, zuvörderst Herrn Geh Hofrat G. Curtius, der mir
eine grofse Zahl vortrefflicher Winke gegeben und mich auch sonst mit seinem
Rate in der zuvorkommendsten Weise zu unterstützen die Güte gehabt hat:
nächstdem meinem werten Gönner, Hen'n Prof. Bezzenberger in Königsberg,
und meinem teuren Freunde, Herrn Gymnasiallehrer Dr. G. A. Saalfeld in
Prenzlau, die mir bei der Durchsicht der Korrekturbogen ihre freundliche
Hilfe haben zu Teil werden lassen. Ebenso bin ich Herrn Prof. Delbrück in
Jena, meinem verehrten Lehrer, und Herrn Prof. Georges in Gotha für die
mir in mündlichem und schriftlichem Gedankenaustausch von ihrer Seite ge-
wordenen Anregungen zu grofsem Danke verpflichtet.
Eisenberg in Sachs.-Altenb., am 31. Januar 1882.
Der Yerfasser.
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EINLEITUNG.
Wie ein jeder, der es unternimmt, auf bereits kultiviertem Boden mit Erfolg
weiter zu bauen, bestrebt sein wird, die Bewirtschaftungsmetbode seiner Vor-
gänger und überhaupt die Vergangenheit seines Ackergebietes näher kennen zu
lernen, so halten auch wir es für unsere Pflicht, zunächst der Schriften zu ge-
denken, die sich in irgend einer Weise mit der Sammlung und Verarbeitung der
griechischen Lehnwörter des Lateins befassen , und zu prüfen , wie sie diese
Aufgabe gelöst haben.
Dafs alle derartigen Versuche infolge der mangelhaften Kenntnis des sprach-
lichen Organismus vor der Ausbildung der vergleichenden Sprachwissenschaft
zu sehr zweifelhafLen Resultaten geführt haben und führen mufsten , ist selbst-
verständlich. Gleichwohl ist die Litteratur auf dem in Rede stehenden Gebiete
nicht ganz unbeträchtlich und beginnt bereits in vorchristlicher Zeit. Denn
schon die alten Römer haben es für erspriefslich gehalten zu untersuchen, inwie-
weit ihre Sprache von der der Griechen beeinflufst worden ist. Seitdem näm-
lich auf Anregung des Stoikers Krates, der im Jahre 159 v. Chr. nach Rom kam,
die grammatischen und etymologischen Studien dort lebhaften Anklang fanden,
bildete sich die Neigung, dem Ursprünge der sprachlichen Gebilde nachzugehen,
immer mehr aus, und so entstanden bald Etymologenschulen, die bei ihren
Forschungen von ganz verschiedenen Voraussetzungen ausgingen und demgemäfs
auch ganz verschiedene Resultate erzielten. Denn während die einen, auf der
Oberlieferung fufsend, dafs der Arkadier Evander und dessen Begleiter die
äolische Mundart an den Tiber verpflanzt haben (Quintil. 1. 6. 31. Dionys. v.
Halikaniafs 1 . 90) , den Ursprung fast des gesamten römischen Wortschatzes im
Griechischen suchten, waren die andern bestrebt, möglichst alles aus der Mutter-
sprache zu erklären, und sahen sich nur ganz ausnahmsweise in die Lage ver-
setzt, die Obernahme eines Wortes aus dem Griechischen zu statuieren. So
waren z. B. Ennius, Terentius Varro, Verrius Flaccus, Hypsicrates, Festus u. a.
mehr oder weniger Vertreter der ersteren, dagegen Naevius , Nigidius Figulus,
Labeo und Ciceros Lehrer Aelius Stilo Anhänger der letzteren Richtung.
Wie planlos man aber bei all dem Etymologisieren verfuhr und auf wie
schwachen Füfsen die ganze damalige Etymologie steht, das bekunden zur Genüge
Weise, ariech. Wörter i. d. lat. Sprache. 4
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2 Grieghisghr Wörter
die uns überlieferten Derivationsversuche. Denn wenn man in Varros Buch de
lingua Latina liest, dafs staenum aus areyvov (5. 26), stibs aus aroiß\
(5. 182.), aestas aus ai&ead'ac (6. 6.), scalpere aus axalevaac (6. 96.),
errare aus l^qelv (6. 96.) hervorgegangen sind, oder aus Festus-Paulus
erfährt, dafs apricum aus a + fpqUri (2.7.), adoleseit aus aX5fia%eL (5. 6),
astutia aus aavv (6.3.), anus aus ixvovQ (6. 7.) u.s. w. herstammen sollen, so
wird man zugeben, dafs hier von bestimmten und festen sprachlichen oder sach-
lichen Grundsätzen, nach denen man bei der Fixierung des Etymons verfuhr, keine
Rede sein kann, dafs vielmehr der äufsere Schein und Klang die einzige Norm
und Richtschnur der Erklärung abgegeben hat, ohne dafs dem Sinne und der
Bedeutung der Wörter irgendwie Rechnung getragen worden wäre. Wenn nun
aber gar ein lateinisches und ein griechisches Wort sich formell und semasio-
logisch deckten, so glaubte man an der Entlehnung des ersteren gar nicht mehr
zweifeln zu dürfen ; und so nahm denn, um dieselben Gewährsmänner vorzu-
führen, Varro alles Ernstes den griechischen Ursprung von ver = ^^ (6.6.)^
nox = vv^ (6. 6.), mulgere = afiilyeiv (6. 96.), porcus = TtoQxog (5. 97.
r. r. 2. 4. 17.), Festus-Paulus den von albus = älrpog (4. 5.), ambo = äfapio
(4. 12.) u. s. w. als sicher an.
Nach alledem brauchen wir jedenfalls nicht zu beklagen, dafs uns die Lehn-
wörterverzeichnisse des Hypsicrates, der unter anderen »super his, quaea
Graecis. accepta sunt« geschrieben, und des Cloatius Verus, der ein Buch
unter dem Titel »Verborum a Graecis traclorum libera verfafst hat (vgl. Gell. 16.
12. 6.; 16. 12. 1.), verloren gegangen sind : denn schon die wenigen Proben,
die uns daraus vorliegen (cohors aus xoqrog bei Hyps. nach Varr. 1. 1. 5. 88,
faenerator aus (paiveqarmq aitö rov cpalvead^ai bei Hyps. und Cloat. Ver.
Gell. 16. 12. 5.), gestatten uns einen ziemlich sichern Schlufs auf die Art und
Weise der Behandlung und auf die Unbrauchbarkeit des dargebotenen Materials
für unsere Untersuchung. Nicht viel glücklicher waren die neueren Philologen,
die sich seit dem Wiederaufblühen der klassischen Studien auf dem Gebiete der
Etymologie umhergetummelt haben. Denn einmal bestand die irrige Annahme,
dufs die lateinische Sprache eine Tochter der griechischen sei, bis in unser Jahr-
hundert fort, und sodann führte der Umstand, dafs man die Etymologie als ein
geeignetes Feld ansah, um seine Kombinationsgabe und seinen Scharfsinn in der
Vergleichung des Griechischen und Lateinischen zu dokumentieren, der etymo-
logischen Forschung eine Menge unberufener Gelehrten zu. De causis linguae
latinae zu schreiben, wurde geradezu Modesache, und selbst die hervorragendsten
Vertreter der Philologie in den vorigen Jahrhunderten haben ihre Kräfte diesen
Studien gewidmet. Aber nicht mit Unrecht sagt Curtius Grundz. d. griedi.
Etym. p. 8* von dem unter genanntem Titel erschienenen Werke Jul. Caes.
Scaligers, dafs die Verwegenheit der Deutung, namentlich lateinischer Wörter
aus griechischen, wie pul eher aus Ttokvx^i^Qi ordo aus oqov d& darin fast
noch gröfser gewesen sei als im Altertum.
Und was das 17. Jahrhundert in dieser Beziehung zu leisten vermochte,
davon giebt uns das Etymologieum linguae latinae von Ger. loannes Vossius ein
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tN DER LATEINISCUKN SpRACIlfi. 3
treuliches Beispiel, in welcherfJ similis von fUfiYjlog^ plus von TtXiov, vello
von tHIiou. s. w. abgeleitet werden (Gurt. a. a. 0. S. 9.). Ja in dein Etymologicus
praeeipuarum vocum latinarum von Everard Scheide, der sich in Lenneps Ety-
mologicum linguae Graecae befindet, ging der Verfasser soweit, das Latein
geradezu als Dialekt der griechischen Sprache zu bezeichnen.
Selbst Gottfried Hermann konnte sich noch nicht von dem Wahne
einer sekundären Stellung der lateinischen Sprache gegenüber der griechischen
frei machen und sprach nach einem mir vorliegenden RoUegienhefte über lat.
Syntax vom Wintersemester 1820/21 die Ansicht aus, dafs das Latein zwar nicht
aus dem äolischen Dialekte entstanden sein könne, da es in diesem Falle, nament-
lich wegen der Einbufse des Artikels , einen bedeutenden Rückschritt gemacht
haben müfste, wohl aber mit Wahrscheinlichkeit aus einem alten pelasgischen,
noch wenig entwickelten Dialekte herrühre. Er stand also noch ganz auf dem
von Hugo Grotius in seinen Epistulae ad Gallos (n"56. p. 143 der Leydener Aus-
gabe von 1648) vertretenen Standpunkte.
Gleichwohl fehlt es in den vorigen Jahrhunderten nicht an wirklich brauch-
baren Sammlungen griechischer Lehnwörter, wenn diese auch durchweg von
sehr bescheidenem Umfange sind : So enthalt das Buch »Hellenolexia sive paral-
lelismi graeco-latini« von Daniel Vechner »novis accessionibus et observatio-
nibus ab loan. Mich. Ileusingero auctaa ein Kapitel »de vocibus graecis latina
civitate donatis«, worin 32 Substantiva, 10 Adjectiva, 10 Adverbia und 9 Verba
hauptsächlich aus dem Sprachgebrauch des Plautus aufgezählt sind, die wir auch
noch heutzutage sämtlich als Lehnwörter bezeichnen müssen^).
Nicht minder treffliche Winke giebt uns Lobeck, wiewohl die Kühnheit
seiner Schlüsse bisweilen frappiert. Denn wenn auch heutzutage niemand mehr
an Entlehnung von vespa aus oip/j^, vesica aus cpvar/^, trica aus ^p/f,
rima aus Q^yfia, rica aus grjyog u. a. (Paralip. S. 144) glauben wird 2), so hat
er doch für eine ganze Reihe von Wörtern mit richtigem Takt und Sprachgefühl
die Entlehnung nachgewiesen ; auf der andern Seite aber schämte er sich nicht
offen einzugestehen, dafs er vel quotidianorum vocabulorum causas nescire
(Pathol. S. 8). Wenn er freilich an ebenderselben Stelle mit Hinsicht auf grie-
chische Ausdrücke, wie äveiptog, avO-sQeit^)^ , avdQ(X7todov u. a. sich zu der
Äufserung veranlafst sieht: »quorum etyma qui eruerit, nae ille ire per ex-
tentum funem mihi posse videtura, so hat er von seinem Standpunkt aus zwar
entschieden recht, hat aber einen Faktor nicht berücksichtigt, der bei der Auf-
klärung des damals über den genannten und über anderen Worten liegenden
Dunkels als einziger zuverlässiger Führer benutzt werden kann, die verglei-
chende Sprachwissenschaft.
Seit deren Auftreten ist denn auch die Lehnwörterfrage in ein ganz neues
4) Das Buch von J. N. Funccius de adolescentia linguae latinae (S. 244 f.) ist mir
leider nicht zugänglich gewesen.
2] Bei andern Wörtern wie formica, lorica, die er an der erwähnten Stelle aus (poQ/niy^
IfjLvqfATjl) und ^utQrjl ableitet, sind ihm andere Gelehrte, wie z. B. Gelger, Urspr. u. Ent-
wickel. der menschl. Sprache und Vernunft I 434 , Anm. 47 nachgefolgt.
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4 Griechische Wörter
Stadium getreten, und wenn trotzdem jetzt noch Annahmen möglich sind, wie
die von Keller Rheinisch. Museum XXXIV, S. 337, dafs coluber aus anoko-
TievdQaj a 1 e a aus aoTQayalog, c a 1 o aus cavallo, caballo verstümmelt, oder die von
Georges in der Recension von Saalfelds index verborum graeconim in linguam
latinam translatorum in Bursians Jahresbericht 1874 — 1875, S. 159, dafs nebula
möglicherweise aus vecpilr], nervus aus vsvqov entlehnt sei, so ist dies ein
Zeichen, dafs die Principien der vergleichenden Sprachwissenschaft unter den
Philologen noch nicht allgemeine Verbreitung und Anerkennung gefunden haben.
Das Verdienst nun, die erste Anregung zu einer Sammlung und Sichtung
der griechischen Lehnwörter des Lateins nach linguistischen Gesichtspunkten
und zu ihrer Verwertung für die Kulturgeschichte gegeben zu haben, gebührt
entschieden Georg Curtius. Sein auf der Philologenversammlung zu
Hamburg im Jahre 1855 gehaltener Vortrag, worin er zum erstenmale mit
Hilfe der Linguistik für eine stattliche Zahl der ältesten Latinität angehöriger
Kulturwörter die Entlehnung nachgewiesen und durch seine daraus gezogenen
Schlüsse gröfseres Licht über die älteste römische Kulturgeschichte verbreitet
hat, ist geradezu epochemachend.
Seinen Spuren folgte Corfsen, der im 2. 1859 erschienenen Bande seiner
Schrift über Aussprache, Vokalismus und Betonung der lat. Sprache S. 225 — 234
ausführlich über diesen Gegenstand gehandelt hat. Wie mangelhaft aber diese
erste Darstellung Gorfsens ausgefallen, ersieht man deutlich aus den zahlreichen
Verbesserungen und Ergänzungen, die er in der 2. Auflage seines Buches vor-
genommen hat, II, S. 813 ff.
Hatten Curtius und Corfsen fast ausschliefslich die vorplautinische und
plautinische Zeit berücksichtigt, so galt es nunmehr, eine zusammenhängende
Darstellung der gesamten Kulturbeeinflussung Griechenlands auf Rom zu unter-
nehmen, und zu diesem Zwecke mufsle vor allen Dingen ein vollständiges
Lehnwörterverzeichnis der lat. Sprache abgefafst werden. Den ersten
Versuch eines solchen hat A. Saalfeld in seinem schon genannten index voca-
bulorum graecorum in linguam latinam translatorum gemacht, der trotz der von
den Recensenten (Georges in Bursians Jahresbericht 1874 — 1875, S. 458 f.,
Schmitz, Jenaer Litteraturzeitung 1874, nr. 21 u. a.) gerügten Mängel eine recht
brauchbare Grundlage für die weitere Forschung bildet. Auf diesem zuerst in
Leipzig als Dissertation^ dann in etwas gröfserer Ausdehnung (quaestiunculis
auctus) 4874 in Berlin erschienenen Werkchen basiert die Abhandlung von Bee r-
mann in der Gratulationsschrift zu G. Curtius' 25 jährigem Professorenjubiläum
Leipzig 1874, welcher das von Saalfeld zusammengestellte Material nach den
Rubriken Seewesen, Bauhandwerk^ Hauseinrichtung, Küche und Keller, Beklei-
dung, Schreibwesen, Mafse und Münzen, Wehrund Waffen, Naturwissenschaft-
liches, Kunst und Wissenschaft recht übersichtlich gruppiert.
Zwei Jahre später erschien unter gleichem Titel wie die Saalfeldsche Schrift
eine Abhandlung von Tuchhändler, worin jedoch nur der Lehnwörterschatz
der römischen Sprache in vorlucilianischer Zeit behandelt ist. Auch gab Saal-
feld, vielleicht durch Tuchhändlers Schrift veranlafst, im Programm von Wetzlar
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IN DER LATBlIflSCHBH SpRACDB. 5
4877 Ergänzungen und Nachträge zu seinem Index <]. Endlich ist im Jahre 1884
eine kleine, 32 Seiten umfassende Schrift von M. Rüge erschienen, über die
ich mich im Litterarischen Centralblatt 4881, nr. 20 kurz ausgesprochen habe.
Da aber durch alle diese Schriften der einschlägige Stoff noch keineswegs
vollständig gesammelt worden ist, so hat sich die Jablonowskische Gesellschaft
mit Recht bewogen gefunden, eine vollständige mit genauen Nachweisen ver-
sehene Sammlung aller griechischen Lehnwörter des Lateins als Aufgabe zu
stellen.
Bevor wir nun die Lösung des gegebenen Themas unternehmen y erachten
wir noch zweierlei für geboten, einmal die für die Sammlung der Lehn- und
Fremdwörter bei den einzelnen lat. Schriftstellern benutzten Schriften zu nennen
und sodann die Grundsätze zu präcisieren, nach denen wir bei der Einteilung
dieses Buches, besonders aber bei der Aufstellung des am Schlüsse befindlichen
Index verfahren sind.
Eine stattliche Zahl von Dissertationen und Programmabhand-
lungen über den Sprachgebrauch von römischen Autoren liegt uns
vor, in denen in der Regel ein Kapitel den griechischen Lehnwörtern gewidmet
ist 2). Für Plaut US kommt hierbei besonders in Betracht die Promotionsschrift
von Gö rk e (symbola ad vocabula graeca in linguam iatinam recepta. Königsberg
1868), desgleichen die Abhandlung von Bagnato, Plautus in seinem Verhältnis
zu seinen griechischen Originalen. Progr. von Ehingen 1878 (vgl. auch Bergk,
comm. d. Plauti Trinummo. Marburgi 1849 p. 11 f.) ; für Lucilius der Aufsalz
von Bouterwek im Philologus XXXII, S. 691—697, für Cicero das nicht
ganz richtig betitelte Progr. von Samland »de vocabulis graecis apud scriptores
romanos.« Neustadt in Westpreufsen 1862, und die 3 Progr. von Stimmer de
eo, quo Cicero in epistulis usus est sermone. Oppeln 1849, 1854, 1864, für den
Rhetor Seneca das Progr. von Sander (der Sprachgebrauch des Rhetors
Seneca). Waren 1877, S. 3ff., für Plinius minor das Progr, von H. Holstein
de Piinii minoris eiocutione. Naumburg 1862. S. 35 f. und die Dissertation
von Rauschning. Jena 1876: de latinitate L. Ann. Senecae philosophi.
S. 45 ff., für Tacitus die Bemerkung von Nipperdey zu den Annal. XIV, 15,
für Sueton die Dissertationen von Thimm, de usu atque eiocutione C. Suetonii
Tranquilli. Königsberg 1867, S. 25 — 35 und Bugge mit gleichem Titel. Upsala
1875^), für Tertullian die Programme von J. Schmidt. Erlangen 1870 und
1872^) und von Hauschild (Realschule 2. Ordnung in Leipzig 1876, freilich
ohne Zusammenstellung der Lehnwörter), für Apuleius die Arbeiten von
Kretschmann de latinitate Apuleii. Königsberg 1865, S. 67 ff. (Dissert.) und
von Erdmann, de Apuleii eiocutione. Stendal 1864, für Aurelius Pruden-
tius Clemens A. E. Kantecki. Münster 1 874. S. 15— 16 (Dissert.) für Sido-
1} Dasselbe enthält wesentliche Verbessern ngen\ noch mehr aber die Saalfeldsche An-
zeige der gleich zu nennenden Rugeschen Schrift in der Pbilolog. Rundschau I, p. 712—715.
S] Auf VoUstttndigkeit macht die folgende Aufzählung durchaus iicinen Anspruch.
3) Habe ich leider nicht benutzen können.
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6 GrI£C111SCHE WoaTER
nius Apollinaris die Programme von H. Kretschmann, Memel 1870 u.
4872, S. 16fF., für die Vulgata das Münchener Programm von Loch, Materia-
lien zu einer lat. Grammatik der Vulgata 1870. § 2, für biblische Latin i tat
überhaupt Rönsch, Itala und Vulgata S. 239ff., für die Oribasius-
Übersetzung die Schrift von Ilagen, de Oribasii versione iatina Bemensi.
Bern 1875, S. XlVf., für die Notae Bernenses die Zusammenstellung von
Saalfeld im Programm von Wetzlar 1877, S. 30—36.
Aufserdem ist in Büchern wie Neues Formenlehre ein reicher Stoff,
wenn auch nach anderen Gesichtspunkten gruppiert, zu finden. Desgleichen
habe ich nicht ohne Nutzen von Special Wörterbüchern Gebrauch machen
können : so von dem Index Vitruvianus Nohls , von dem Zangemeisterschen
Index zur Bentleyschen Horazausgabe, von dem Verzeichnis der Quintilianeischen
Wörter in der Bonnellschen Ausgabe u. a.
Es erübrigt noch, einiges über die Einteilung der folgenden
Abhandlung und die Anlage des Index hinzuzufügen. Der erste
Teil enthält das sprachliche Material, der zweite die daraus gezogenen
kulturhistorischen Schlüsse, der dritte den Index; und zwar ist in
ersterem zunächst untersucht worden, inwiefern die Form und Bedeutung eines
Wortes uns über die Entlohnung oder Originalität desselben Auskunft zu geben
vermag und anhangsweise ein Exkurs über die auf volksetymologischem Wege
erfolgten Verstümmelungen der griechischen Lehnwörter sowie einige Bemer-
kungen über die Eruierung der Zeit des ersten Auftretens eines Fremdwortes
hinzugefügt und endlich eine Übersicht über die meist schon in den vorher-
gehenden Abschnitten besprochenen Wörter gegeben, die ich, trotzdem es öfter
behauptet worden, nicht für griechisch, sondern für. echt römisch oder für
keltisch halte.
Im zweiten Haupt teile ist mit möglichster Rücksichtnahme auf die
Chronologie der griechische Einflufs darzustellen versucht worden, der sich auf
den verschiedenen Gebieten mehr oder weniger deutlich wahrnehmen läfst.
Der dritte Teil endlich soll einen doppelten Zweck erfüllen: einmal das
Nachschlagen der in den beiden ersten Teilen besprochenen griechischen Aus-
drücke zu erleichtern, weshalb bei jedem die betreffenden Seiten zugeschrieben
sind, und sodann als Verzeichnis der in der römischen Litteratur nachweisbaren
griechischen Wörter zu dienen. Dabei bemerke ich noch, dafs ich es mir habe
angelegen sein lassen, den von Saalfeld und Tuchhandler gebotenen Wortschatz
zu vervollständigen i), sodafe ich nicht nur den älteren Plinius vollständig heran-
gezogen, sondern auch die Inschriften , Grammatiker und Glofsen , desgleichen
die biblische und überhaupt spätere Latinität mit Ausschlufs des Mittellateini-
schen beachtet habe. Ducanges und Diefenbachs Glofsare und andere derartige
4) Dafs auch dieser Index trotz der enormen za seiner Aufstellung gebrauchten Zeit
und Mühe noch Lücken und Mängel haben wird, Hegt in der Natur der Sache. Es ist
eben in einem Zeiträume von 3 Johren nicht möglich, die gesamte römische Litteratur
in den nicht von Amtsgeschäften in Anspruch genommenen Stunden durchzuarbeiten.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACIIB. 7
Werke zu benutzen, hat mir fern gelegen. Ebenso habe ich die Eigennamen
grundsätzlich ausgeschlossen , weil sie für die Kulturgeschichte doch nur von
untergeordnetem Werte sind; denn durch die vollständige Aufnahme der enormen
Zahl von Benennungen für Flüsse, Städte, Länder u. s. w., die fast für den
ganzen Orient in der römischen Sprache griechische Namen tragen, würde der
Index ohne ersichtlichen Nutzen mindestens um ein Drittel umfangreicher ge-
worden sein. Soweit jedoch die Eigennamen von Wichtigkeit waren, habe ich
sie bei den kulturhistorischen Erörterungen berücksichtigt: namentlich gilt
dies von den mythologischen Ausdrücken und den aus der griechischen in die
römische Sprache eingebürgerten Vornamen. Aus dem gleichen Grunde, um zu
starke Anschwellung des index zu verhüten, hatte ich von Haus aus auf die An-
gabe der deutschen Bedeutung verzichtet, habe aber auf Wunsch der Fürstl.
Jablonowskischen Gesellschaft nachträglich dieselbe überall hinzugefügt, ohne
mir freilich die dadurch entstehenden Unzulänglichkeiten zu verhehlen. Denn
weil ich mich fast durchweg auf die Beischreibung je einer Bedeutung be-
schränken mufste und deshalb mich naturgemäfs veranlafst sah , die ursprüng-
liche oder am häufigsten vorkommende Übersetzung hinzuzufügen, so ist es
gekommen, dafs die verzeichneten Worte an den angezogenen Stellen öfter eine
ganz andere (abgeleitete, sekundäre] Bedeutung haben, als angegeben ist. Denn
als Belegstelle für die einzelnen Worte habe ich in der Regel, soweit ich es
ermitteln konnte, den Autor angegeben , bei dem das Wort in der römischen
Lilteratur zuerst vorkommt. Kulturgeschichtliche Notizen^ die auf eine frühere Ein-
bürgerung des betreffenden Objekts schliefsen lassen, sind nur im zweiten Teile
berücksichtigt worden. Dagegen habe ich, weil ich gerade darin ein wichtiges
Kriterium zur Unterscheidung eines blofs sporadisch in der Litteratur erscheinen-
den und eines wirklich eingebürgerten Wortes erkannte, der litterarischen mög-
lichst eine inschriftliche Belegstelle beizufügen gesucht, von der Voraussetzung
ausgehend, dafs inschriftliche Aufzeichnungen im Gegensatz zu den handschrift-
lich überlieferten Schriftstellertexten nicht nur sicheres Sprachgut liefern,
sondern auch, eben weil sie meist den Bedürfnissen des gewöhnlichen Lebens
entsprungen sind, fast durchweg wirkliche Lehnwörter enthalten (abgesehen
allerdings von der grofsen Mehrzahl der in griechischen Ländern gefundenen In-
schriften).
Dem gleichen Zwecke dient auch die Aufnahme der romanischen , germani-
schen und keltischen Formen. Da nämlich bei einem Worte, welches in alter
Zeit aus der römischen Sprache in die betreffenden Idiome übergegangen ist^j,
kein Zweifel darüber bestehen kann, dafs es von einem grofsen Prozentsatz der
Bevölkerung gesprochen worden ist, vielmehr als wahrscheinlich gelten kann,
dafs es in der Regel der Umgangssprache angehört hat, so lassen uns die bei-
gefügten romanischen u. s. w. Formen deutlich erkennen^ dafs wir es mit einem
wirklich eingebürgerten Worte zu thun haben. Doch bemerke ich ausdrücklich.
4) Natürlich schliefse ich hierbei die erst in neuerer Zeit durch die Gelehrten aus dem
Latein in die betreffenden Sprachen aufgenommenen Worte aus.
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8 Grieghischb Wörter
dafs mein Verzeichnis in dieser Beziehung auf Yoliständigkeit keinen Anspruch
erhebt.
Anfangs war ich in Zweifel, ob ich unter der von der Jablon. Gesellschaft
gewünschten Zusammenstellung »aller griechischen Wörter der römischen Sprache«
ein Lexikon der Lehn- und wirklich recipierten Fremdwörter, um die es
sich bei kulturhistorischen Studien fast ausschliefslich handelt, oder ein Ver-
zeichnis aller belegbaren griechischen Ausdrücke der lateinischen Sprache ver-
stehen sollte. Denn, wie in vielen Sprachen, so kann man auch in der römischen
nach dem Alter der Entlehnung und der Art des Gebrauchs 3 verschiedene Arten
von fremden (griech.) Wörtern annehmen : i) solche, die dem Volke in Fleisch
und Blut übergegangen und total naturalisiert sind, deren fremdes Gepräge daher
ganz oder fast ganz verwischt ist ; diese bezeichnen meist Rulturobjekte, die den
Römern von Haus aus unbekannt, deren Namen ihnen somit gleich mit der Sache
zugekommen sind, z. B. murtus, cupressus, purpura, womit deutsche
Wörter wie Tisch = discus, Schule = schola, Brille = beryllus,
Schoppen = scyphus^ Kirsche = cerasus verglichen werden können.
2j solche, welche sich ebenfalls eingebürgert haben und wenn auch nicht durch
alle Schichten der Bevölkerung durchgedrungen sind, so doch von einem grofsen
Teile derselben in der Regel verwendet wurden, obwohl sich meist adäquate römi-
sche Ausdrücke entweder von Haus aus daneben vorfinden, oder, besonders auf dem
Gebiete der Wissenschaften, durch Übersetzung geschaffen worden sind. Dahin
gehören philosophia = sapientia, rhetorica = ars oratoria u. a., die mehr
dem gebildeten Stande angehören, petra = saxum, lapis, nanus = pumilio,
cycnus = olor, die, wie ihr Wiedererscheinen in den romanischen Sprachen
beweist, mehr volkstümliche Ausdrücke waren ^). Von deutschen Wörtern
dürften sich etwa damit vergleichen lassen: Konferenz = Zusammenkunft,
Sauce = Brühe, Chaussee = Strafse u. a.
Zu diesen beiden Gattungen gesellt sich noch eine 3. Art fremder Wörter,
die nicht der Umgangssprache^ sondern nur der Litleratur angehören und von
den einzelnen Autoren je nach ihrer individuellen Bildung und Absicht häufiger
oder seltener verwendet worden sind. Man könnte sie deshalb litterarische
Fremdwörter nennen. Von Dichtern gebraucht, dienen sie zum Schmucke und
zur Belebung der Rede und behalten zum Zeichen ihrer fremden Abkunft in der
Regel auch ihre griechischen Endungen sogar in der Flexion bei. So dürften,
um nur einige Beispiele zu nennen, glaucus, thalassinus, chryseus und
andere Epitheta ornantia, oder Ausdrücke wie acersecomes = intonsus^j^
acoetis = coniux^) schwerlich Anspruch darauf machen, in der lebendigen
4) Vgl. auch Rebling, Charakteristik der römischen Umgangssprache. Progr. von Kiel
4 873, S. 20. Besonders gern machte das Volk von der griechischen Sprache Gebrauch,
wenn diese, bei ihrer gröfseren Fähigkeit, Composita zu bilden, einen prägnanten zusammen-
gesetzten Ausdruck bot, wo die Römer Umschreibung anwenden mufsten; daher denn
Livius 27. 11.5 ausdrücklich zu dem Worte androgynus bemerkt: quos androgyaos
vulgus, ut pleraque faciliorc ad duplicanda verba graeco sermone appellat.
2) Nur bei Juven. 8. 128.
3) Lucil. sat. 17. 1.
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IN DBR LATBINISCHKN SPRACHE. 9
Sprache, sei es der Gebildeten oder des Volks, in Gebrauch gewesen zu sein ;
denn ihr Yorkomnien beschränkt sich auf die poetische Litteratur. In dieselbe
Kategorie gehört aber auch eine grofse Zahl von anderen bei römischen Prosa-
schriftstellern belegten Wörtern, die ihre Existenz der grScisierenden Manier des
Autors [z. B. bei Apuleius) oder der Bequemlichkeit desselben d. h. seiner
Neigung, die der benutzten griechischen Quelle entstammenden Ausdrücke un-
übersetzt und unverändert herüberzunehmen (z. B. bei dem alteren Plinius, den
Kirchenvätern u. a.), verdanken, oder die, was oft bei griechischen terminis
technicis der Fall ist, durch ihre fremde Endung und Form, ihr vereinzeltes
Auftreten und die in der Regel daneben stehende Übersetzung oder Erläuterung
leicht als mit lateinischen Lettern gedruckte griechische Wörter zu erkennen sind.
Alle diese der 3. Kategorie angehörigen Wörter sind selbstredend kultur-
historisch fast w^ertlos und sind daher im Index durch kleine Schrift kenntlich
gemacht worden. Sie völlig auszuscheiden habe ich um so weniger gewagt, weil
es in der That bisweilen schwer fällt, ein Wort bestimmt der 2. oder 3. Gruppe
zu überweisen.
Die der ersten Gattung angehörigen Ausdrücke aber und ferner diejenigen
der 2., deren Vorkommen^ in der gesprochenen, lebendigen Sprache des Volks
oder der Gebildeten an sicheren Kriterien (Inschrift!. Beleg, Übergang in die
romanischen Sprachen) einigermafsen deutlich erkennbar war, sind als kultur-
historisch wertvolles Material fett gedruckt worden. Da nun aber bei einer
grofsen Anzahl von Wörtern, für die sich adäquate Ausdrücke in der römischen
Sprache nicht finden , gleichwohl wegen ihres ganz vereinzelten Vorkommens
und der Art ihrer Erwähnung bei den betreffenden Autoren bezweifelt werden
mufs, ob sie wirklich der lebendigen Sprache angehört haben — namentlich gilt
dies von Bezeichnungen aus dem Gebiete der 3 Naturreiche, z. B. acanus, acan-
Ihis, oder auch von anderen wie acontias, acinaces etc. — oder blofs aus griechi-
schen Werken übernommen sind, ohne dafs die damit bezeichneten Gegenstände
in Rom importiert resp. den Römern bekannt geworden wären, so habe ich alle
diese Worte durch gewöhnliche Schrift von den Übrigen geschieden. — Dafs
diese Unterschiede grofsenteils auf subjektiver Auffassung beruhen und dem-
nach die verschiedensten Modifikationen zulassen, brauche ich wohl nicht erst zu
betonen.
Zum Schlufs habe ich noch hervorzuheben, dafs ich die Aufnahme in das
folgende Verzeichnis versagt habe allen Buchstabenkomplexen, die man bisher
noch nicht oder doch wenigstens nicht sicher zu erklären vermocht hat, selbst
wenn sie griechisches Aussehen haben*) ; desgleichen allen denjenigen Wörtern,
die sich als blofse Transskriptionen griechischer Formen mit lateinischen Buch-
i) Dies gilt z. B. von der C. I. L. *. 136* stehenden Inschrift, in der sich Formen wie
chizecae, patagricae, byxantice u.a. finden oder von den bei Theod. Prise. 24.
fol. 808a. überlieferten phoealgici, von dem Append. Probi p. 498. 2 K (vgl. Bramb.
Orlhogr. p. 204) gelesenen capsosys. Auch ganz zweifelhafte, wie lenia, das Rbb. jetzt
durch die Emendation in balineis in den beiden Stellen der röm. Komiker entfernt hat,
oder alchymia [Firm. math. 3. 45) sind weggeblieben.
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10 Griechische Wörtkr
Stäben dokumentieren, sei es auf Inschriften wie zesis = ^iojjg bei Garrucci
Veiri XXX. 3 oder bei römischen Schriftstellern, wie in der Roth'schen Ausgabe
des Sueton z. B. August. 71 geronticos = yeQOprixojg, Dom. 13 arci =
aQytely wo die neueren Herausgeber mit Recht die griechische Schreibung her-
gestellt haben. Freilich weichen gerade in dem letzteren Punkte die Ansichten
der Gelehrten sehr von einander ab, und ist es sehr wohl, möglich, dafs sich das
eine oder andere Wort im Index findet, welches möglicherweise gestrichen wer-
den könnte ; besonders gilt dies von den nach Neues Vorgang aufgenommenen
rhetorischen und grammalischen Terminis deis Rutilius Lupus und Aquila
Romanus.
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Mufst auf Wortes Ursprung Achtung gebon,
Wie auch fern er ihm verloren sei. K üclcert.
a. Erkennungszeiohen der Lehnwörter.
Eine zusammenfassende Darstellung der Mittel, die uns zu Gebote stehen,
um ein heimisches von einem eingebürgerten und naturalisierten Worte zu unter-
scheiden *), giebt es für die lateinische Sprache zur Zeit noch nicht. Tuchhandler
übergeht in seinem Index diesen wichtigen Punkt mit Stillschweigen und begnügt
sich damit, bei Wörtern von zweifelhafter Abkunft, je nachdem er sie für entlehnt
oder original hält, die Gründe für oder wider anzuführen. Auch die wenigen
Notizen, die Saalfeld S. VI u. YII seines Index über d^iesen Gegenstand giebt,
sind nicht danach angethan, uns vollständig zu befriedigen ^j .
Das einfachste und bequemste Beweismittel für die Entlehnung eines
Wortes würde eine gut beglaubigte, von einem wohlunterrichteten
Schriftsteller herrührende Nachricht aus dem Altertume selbst sein.
Aber da wir in dieser liinsicht meist auf die Angaben spät lebender Grammatiker
angewiesen sind, die von ihrer vorgefafsten Meinung des griechischen oder latei-
nischen Ursprungs aller Wörter irre geleitet, ziemlich aufs Geratewohl hin ety-
mologisierten, so sind alle diese Worterklärungen mit der gröfsten Vorsicht auf-
zunehmen und zum bei weitem gröfsten Teile als verfehlt zu bezeichnen. Mehr
Gewicht ist schon auf das Urteil von genauen Kennern der griechischen Sprache
wie Cicero zu legen , und gerade deshalb möchte ich sein Zeugnis für den grie-
chischen Ursprung von nenia (d. legg. 2. 24) als beachtenswert berücksichtigt
wissen, wenn auch das Stammwort vrjvia in der griechischen Litteratur nicht
mehr belegt werden kann. Am zuverlässigsten aber sind die Angaben der
Schriftsteller über den griechischen Ursprung eines Wortes, wenn durch kultur-
historische Gründe von Seiten des betreffenden Autors die Entlehnung erwiesen
oder wahrscheinlich gemacht wird. Ilätten wir nicht gewichtige formelle Gründe
für die Entscheidung der Abstammung von hör a, horologium, clepsydra
u. a., so würde die Auseinandersetzung des Plinius über diese Worte (n. h.
^) Die mit Beziehung auf die keltischen Eindringlinge im Deutschen und auf die ger-
manischen im Litauischen gegebenen Fingerzeige Potts habe ich leider nicht benutzen
iiOnnen, weil ich die von ihm E. F. II, h. S. 90 angegebene Stelle (A. L. Z. 4 845. no. 208.
S- 475) nicht habe ausfindig machen können.
2) Darauf, dafs, wie schon Schmitz in seiner Recension des Buches hervorgehoben, der
Verf. in die 2. der von ihm angenommenen Hauplkategorieen formelle, der ersten zu über-
weisende Erkennungsgründe eingemischt hat, lege ich hier kein Gewicht.
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12
Griechische Wörter
7. 215) als beweiskrärtiges Zeugnis sehr in die Wagschale fallen. Doch warnl
uns das Beispiel von classis, das trotz der Autorität des Dionysius von Hali-
karnass aus formellen, an einer andern Stelle zu erörternden Gründen wohl
kaum für ein Fremdwort zu halten sein dürfte, auch hier vorsichtig zu Werke
zu gehen.
Wertvoller, weil leichter in ihrer Richtigkeit kontrollierbar, sind fllr uns die
formellen Beweismittel.
Häufig kommt es vor, dafs römische Schriftsteller z. B. Yitruvius und Cicero
ein Wort, welches sie in die römische Sprache einführen, (wofern die Codices
die Originalhandschrift getreu reflektieren,) zum ersten Male mit griechischen,
sonst aber mit römischen Buchstaben geschrieben haben. Auch ist der Fall nicht
selten, besonders in medizinischen Werken, dafs, während der eine Autor sich
noch meist des mit griechischen Schriftzeichen geschriebenen W^ortes bedient,
die Schriftsteller späterer Zeit das nunmehr eingebürgerte Wort mit lateinischen
Charakteren wiedergeben. In beiden Fällen ist das Auftreten formell identischer
Wörter erst in griechischem, dann in römischem Gewände schon als einiger-
mafsen stichhaltiger Beweisgrund für die griechische Abkunft derselben in
Betracht zu ziehen, sodafs beispielsweise uns das Vorkommen von TtoXoi bei
Vitr. 249. 10 Rose neben polus 230. 2, von xaj/wv 261. 7 neben canon 262.1
in dem Glauben bestärken wird, dafs beide Nomina von Haus aus in der lateini-
schen Sprache nicht heimatsberechtigt sind.
Doch würde es schlimm um unsere Hilfsmittel aussehen, wenn wir uns auf
diese immerhin vage, zu sehr von der Textkritik abhängige Stütze einzig und
allein verlassen müfslen. Haben wir doch weit sicherere lautliche Kriterien!
So kann der fremde Ursprung eines Ausdrucks für ziemlich gut beglaubigt
gelten, wenn dieser Laute enthält, die der römischen Sprache von Haus aus
fremd sind. Besonders scheint dann die Annahme der Entlehnung aus dem
Griechischen gesichert^ wenn die Laute ch, ph und th in römischen
Wörtern griechischem Xj V ^^^ ^ gegenüberstehen. So wird bei
sonstiger formeller Übereinstimmung durch das Korrespondieren dieser Laut«
in bracchium = /!?^ax/wi'*)t philosophia = (ptkoaocpLa^ s p a t h a = a/ra^//
die Nicht-Originalilät der in Frage stehenden Nomina fast zur Evidenz erhoben.
Freilich, wollte man diese [Regel dahin verallgemeinern , dafs das blofse Vor-
kommen dieser Laute in römischen Gebilden die griechische Herkunft bekunde,
so würde man irren. Denn da unter dem enormen Einflüsse griechischer Kultur
und durch den starken Zuzug griechischer Elemente seit der Sullanischen Zeit
die Neigung, auch römische Laute zu aspirieren , immermehr überhand nimmt,
so sehr, dafs nicht blofs Cicero or. 48. 160 dagegen eifert, sondern auch CatuU 84
ausdrücklich sagt :
\) Für die Entlehnung sprechen sich aus Pauli, Körperteile, Progr. v. Stettin 4867.
S. 20, Vaniöck S. 565, Saalfeld S. 18; dagegen Tuchhändler S. 16 und Fick II. 479. Curtius
Grundz. * Ä92 erwähnt das lateinische Wort nicht. Wenn anders ß^axiiav, was ich für
wahrscheinlich halte, Komparativ von ßqaxvs ist, kann die Entlehnung nicht bezweifelt werden.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 13
chommoda d icebat, si quando conimoda vellet
dicere et insidias Arrius hinsidias^),
so sind auch eine Anzahl echt lateinischer Ausdrücke von dieser unlateinischen
Affektion betroffen worden und haben dieselbe teils in der Vulgär-, teils in der
Schriftsprache, mitunter vorübergehend, meist jedoch dauernd behauptet, so sehr
auch die Grammatiker dagegen zu Felde gezogen sind 2). Wie in pul eher, das
schon auf Münzaufschriften des Jahres 54 vor Christus [C. I. L. I, 380] gefunden
wird, femer in lurcho und Orchus sich der eingedrungene Hauch für alle
Zeit festgesetzt hat und sogar von Probus als durch den langen Gebrauch zu Recht
bestehend anerkannt wird, so haben auch andere echt römische Benennungen,
wie sepulchrum, inchoare, chordus, chors (= cohors), sulphur^),
scropha die gleiche lautliche Änderung erfahren. Wieder andere, deren
Heimat und Herkunft früher sehr zweifelhaft war, wie cachinnus und
brocchus, hat die moderne Sprachwissenschaft nicht einen Augenblick Be-
denken getragen, für echt römisch zu erklären '*) .
Mit dieser Manie des Volkes steht das Bestreben besonders der der griechi-
schen Bildung geneigten patricischen Geschlechter in Einklang, ihren Namen
durch die Aspiration ein griechisches Gepräge zu geben und dadurch ihren
Stammbaum künstlich bis auf die angeblich pelasgische Einwanderung und die
Zeilen des Evander hinaufzurücken. Wahrscheinlich entstand so die Namensform
derCethegi, mit Bestimmtheit die derGracchi; mit gutem Grunde konnte
daher Varro bei Sosip. sagen : Graccus sine aspiratione dici debere, wenn er
auch vielleicht nicht wufste, dafs das W^ort ursprünglich mit gracus (vgl. gra-
culus) identisch ist.
Ferner stammt eine gröfsere Zahl von hierher gehörigen Ausdrücken aus
dem Bereiche der nordischen Sprachen, wie die germanischen Nomina propria
Chatti, Cherusci, Chauci, Chamavi, Nerthus und die vermutlich
keltischen Appellativa chama (Benennung des gallischen von Pompeius
durch Cäsars Vermittelung zuerst in Rom gezeigten Luchses. Plin. 8. 70),
trichila, Laube^), thursio = tursio, Braunfisch (delphinus phocaena
L.]^), rechamus, erster Kloben am Flaschenzuge, desgleichen die auch
in die griechische Sprache übergegangenen keltischen Substantiva can-
^) Vgl. Qiiint. 4. 5. 20: erupit brevi nimias usus, ut choronae, chenturiones, prae-
chones adhuc quibusdam inscriptionibus maneant.
S) Vgl. Charis. S. 265. SO K. Prob. cath. S. 4 0. 49. K. Ritschi, Prise, latinit. monum.
S. 424. Bramb. lat. Orthogr. S. 287. KeUer, Rhein. Mus. 34. 386.
8) Vgl. Eon. Ann. 265 V : solporeas undas. Doch ist für das Wort sulphur noch kein
lat. Etymon gefunden worden.
4; Vgl. Curtius Grundz. * 475. Fick Wörterb. 2. 55. Vanicek 4 04; Fick 2. 4 79.
Vani^k 206.
5) Als keltisch an seinem Fortleben im altfr. trelle, nfr. treille erkennbar.
6] Von Fischnamen auf o sind gleichfalls keltisch: salmo, redo, carroco, ropio, fario;
andere Worte auf o aus derselben Sprache sind: reno, falco, cucuUio, sapo, turio, sajo,
burdo, pabo; iberisch ist thieldo.
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14 Griechische Wörter
therius (= xav-D-riliog) und canthus (= xav&og) (vgl. phlasca) deutlich
beweisen ^) .
Auch Eigennamen, wie der des campanischen Flusses Sebethus, des
etruskischen Geschlechts der Othones, ferner Grosphus^), Thoriusu. a.
sind entschieden nicht lateinischen Ursprungs. Ebenso bedarf es hier nur des
Hinweises darauf, dafs Wörter wie brechraa oder bregma, thoti, mam-
ph u la orientalischer Abstammung und nicht durch die Griechen übermittelt sind.
Dagegen pflichte ich betreßs der Deutung des an mamphula anklingenden
mamphur bei Festus der Ansicht Scaligers bei, welcher es ^ms ^lavvocpltqov
erklart, während Bcrgk darin ein echt lateinisches Wort sucht = manura fir,
reines Feuer (vgl. Inschriften röm. Schleudergeschosse 1876 S. 98, Jahrbuch, f.
Philol. 1878, S. 36. Anm.)3).
Echt lateinisch oder wenigstens italisch sind nach meiner Ansicht die vielfach
für griechisch ausgegebenen Substantiva phalarica, lympha und Thalassio
oder Thalass ins*). Denn phalarica läfst sich von fala, der Bezeichnung eines
hölzernen, zu militärischen Zwecken dienenden Turmes nicht wohl trennen, welche
unter den Hesychianischen Glossen wieder erscheint in der Form (pdlar oqi^,
a-Aoivial. Die Bedeutungsverschiedenheit macht die Entlehnung unwahrscheinlich;
dazu kommt, dafs der Stamm des Wortes im Italischen ziemlich verbreitet ist und
sich nicht blofs aus etruskischen und sabinischen Nominibus propriis, wie Falisci,
Falerii, Falacrinum, sondern auch aus Appellativis wie etr. falantum, Himmel
und röm. falacer, fulica und infula ergiebt. Ich stimme daher Vanicek voll-
kommen bei, wenn er S. 579 an Derivation aus der gräko-italischen Wurzel
bhal denkt, zumal das Wort, ein Adjectivum faläris vorausgesetzt, echt römischen
Typus zeigt. — Das Subst. lympha hat Saalfeld als Reflex des griechischen
vvficpf] in seinen Index aufgenommen , hauptsächlich gestutzt auf die Autorität
Varros (l. l. 7. 87) und Mommsens (Unterital. Dialekte S. 256). Die Schreibuns;
des W^ortes mit ph und y hat demselben ein eminent griechisches Aussehen ge-
geben ; doch ist die griechische Abkunft durchaus unwahrscheinlich wegen der
Bedeutungsverschiedenheit ^) und des fast beispiellosen Übergangs von n in 1*^1,
Erwagt man ferner, dafs lympha zahlreiche Ableitungen hat, wie lyraphare,
lymphatio, lymphatus, lymphaticus, lymphaceus, und dafs es mit osk. Diuinpa
und dem röm. Adjekt. limpidus wurzelverwandt ist, ferner dafs der Hinweis
auf die übereinstimmende Bedeutung von lymphatus und vvfKpolrjjtTog (abge-
sehen von der lautlichen Schwierigkeit) durch die Zusammenstellung des ersteren
mit Xi^cpog »dumm, verrtlckt« hinfällig wird, so wird man an der Originalität
4) Betreffs des Übergangs keltischer Worte durch das Latein ins Griechische verweise
ich auf den im Anhange gegebenen Exkurs.
2) Dasselbe gilt von dem Appellativum grosphus , das in der griecb. Litterat. nur bei
Polybius vorkommt, der eine Anzahl gallischer Wörter überliefert hat.
3} Ein Subst. fir ist nicht belegt und die Erklärung des Wortes gezwungen.
4) Ganz abgesehen von handschriftl. Lesarten wie pheretrum = feretrum, phoedcra u. a.
5) lympha bezeichnet das Wasser, nympha eine Göttin.
6) Die Ableitung von lutra aus eyvdqig richtet sich selbst; das umgekehrte Umspringen
des Organs von luscitiosus in nuscitiosus beruht auf volksetymologischer Anlehnung an uo\.
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IN DER LATfclNISCHBN SPRACHE. 15
von lympha kaum noch zweifeln können, limpidus aus lympha abzuleiten halte
ich für gewagt, sie zu trennen ist noch viel kühner. Vielmehr gehen beide auf
Wurzel lamp zurück, wovon kafiTtiOy lit. ISpsn^, preuss. lopis abstammen. ^)
' Was das alle und frühzeitig verschollene Wort Thalassio anbelangt, so ist
zunächst auf die grofse Verschiedenheit in der überlieferten Schreibung aufmerk-
sam zu machen. Bei Plutarch (Quaest. Rom. 31) erscheint es in der Form Tha-
lasius, Martial schreibt 4S. 42. 4 Talassus, i. 35. 6 Talassio, Servius zu
Verg. Aen. 1.651 Thalasio, Catull61.134 und Liv. 1.9.12 Thalassius.
Zu beachten ist ferner, dafs es einen alten Gott bezeichnet, der beim Hochzeits-
zuge angerufen wurde. Die Ableitung des Festus S. 351 . 27, der es mit raXaqov
zusammenstellt, ist wegen des unbewiesenen Übergangs von q in s selbstver-
ständlich abzuweisen, aber auch der Gedanke an d-aXaöaioQ , das GatuU und
Livius vorgeschwebt zu haben scheint 2), schwindet bei der Erwägung, dafs die
Italer ihre ehelichen Gebräuche durchaus selbständig ausgebildet haben, und dafs
in dieser Hinsicht für die alte Zeit wohl nicht ein einziges Lehnwort mit Be-
stimmtheit nachgewiesen werden kann. Eher dürfte das Wort aus einem itali-
schen Dialekte stammen.
Aufser der bisher besprochenen Wiedergabe der griechischen Aspiraten
durch ph, ch, th kennt die römische Sprache noch eine andere, entschieden
ältere Vertretung derselben durch die römischen Tenues : p, c und t. Da das
Latein nämlich, wie wir in dem Kapitel über Volksetymologie genauer erörtern
werden, der Aspiraten verlustig gegangen ist und dieselben im Anlaute durch
die Spiranten f und h, im Inlaute durch die Medien b, g und d ersetzt hat, die
griechischen Aspiraten aber den W^ert von Tenues mit nachstürzendem Hauche
hatten, so konnten die Römer in der älteren Zeit, wo griechische Wörter nur auf
dem Wege des mündlichen Verkehrs eindrangen , ein Äquivalent dieser Aspiraten
nur in ihren Tenues finden, und erst die spätere Zeit der grammatischen Studien
und des litterarischen Einflusses hat den Hauchlaut in den Schriflgebrauch ein-
geführt. Sonach müssen auch alle diejenigen Wörter als griechische Lehnwörter
betrachtet werden, in denen lateinisches c, p, t griechischem x^ V und d- gegen-
über stehen.
Es kann nun nicht meine Absicht sein, hier alle die zahlreichen inschriftlich
wie litterarisch überlieferten Wörter, die diese Lautvertretung zeigen, vorzu-
führen'), vielmehr greife ich nur diejenigen heraus, über deren Ursprung bisher
die Meinungen divergierten.
Um mit p zu beginnen , so dürfte wohl heutzutage niemand mehr an der
griechischen Herkunft von pa enula = ^a^i/oÄi;^, pasceolus = (jpacrxwylog,
4) Vgl. Job. Schmidt, Vokalism. 4.75. Fick S. S20. Vani^ek 836. Ritschi, opusc.
pbUol. 2. 490. Tnchbändi. S. 4 6.
2) Vgl. auch Merekiin, index scbol. Dorpat. 4860. S. 4 8. Marquardt Altert. ^ 5. 4. 54.
8) Eine grofse Zabl besonders inschrtftlicber Belege sind gesammelt von Schmitz, Progr.
von Düren 4863 p. 44—20. Betreffs der Wiedergabe des griechischen tp in allen Perioden
der rdmiscben Sprache verweise ich auf die treffliche Monographie von Moromsen Hermes
XIV. S. 65—77.
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16 Griechische Wörter
purpura = JtoQcpv^a, apua = aq)vr], ampulla = a^q)OQevg (deminuUvum
von amphora), aplnsiv e = atplaarov, catampo = xar aficpio, spaerita
= acpaLQlrrjg, s p i n t e r = a(pLy%Tr]Q^ P o e n i , altlal. Poini = OolvLxeg, Meier-
panta (auf einem pränestinischen Spiegel) = BelleQOfporrfjg (vgl. Beleropaota
Plaut. Bacchid. 4. 7. 12), Sisipus = 2lavq)og (C. I. L. I. 1178) u. a. zweifeln*).
Anders steht es mit supparum, struppus und capisterium, deren Ent-
lehnung vielfach geleugnet worden ist, aber doch wohl aufrecht erhalten werden
mufs. Die Gemination des p in den beiden erstgenannten Worten ist eine auf Ver-
schärfung der Aussprache beruhende Eigentümlichkeit der lateinischen Sprache (vgl .
Pauli K. Z. 18. 1 flF.). Aber während für die Herübernahme von struppus aus
aTQ6q)og nach Ritschis Vorgange op. 2. 528 Saalfeld und Tuchhändler eintreten 2),
hat die griechische Ableitung von supparus = aiq>aQog neben Verteidigern der-
selben, wie Hehn ^S. 156'), Saalfeld im Index und Progr. S. 25, Schuchardt
2. 228, Vanicek, Fremdwörter S. 79, Tuchhändler S. 26 (der jedoch eine hibride
Bildung aus sub und qpapog statuiert) , auch Gegner gefunden. Allerdings hat,
seitdem Vanicek die auf Ficks Autorität hin (Wörterb. 1. 31) im Etym. Wörterb.
d. lat. Spr. 1. 24 ausgesprochene Herleitung des Wortes von upara wie dieser
später wieder aufgegeben hat, soviel ich sehe, niemand mehr den fremden Ur-
sprung des Namens in Zweifel gezogen, aber Pauli leitet das Wort unter Voraus-
setzung seiner oskischen Abkunft (vgl. Varr. 1. 1. 5. 30) aus der Wurzel spa mit der
Präposition sub ab (K. Z. 18. 5). Indes entscheidet nach meinem BedUnken die nicht
abzuweisende Verwandtschaft mit siparium, die Erhaltung des a in unbetonter Pä-
nultima und die Erwägung, dafs Segel als Schiffahrtsutensilien (vgl. carbasa) und
Kleidungsstücke nebst ihren Namen schon frühzeitig ihren Weg von Griechenland
her nach Italien gefunden haben, für die Entlehnung^). Ebenso schliefst die
genaue Übereinstimmung in Form und Bedeutung zwischen capisterium und
axacpiarriqLov jeden Gedanken an Originalität des Wortes aus, nur ist die Frage,
ob das blofs bei Golumella 2.9.11 belegte Wort nicht vielmehr mit Gorfsen,
Krit. Nachtr. 293. 295 und Schuchardt, Vokalism. 3. 237 in der Form scaphisle-
rium herzustellen sei. Doch läfet sich die überlieferte Lesart verteidigen bei der
Annahme formeller Beeinflussung von capistrum ^) und capis, welches letztere
nebst der genannten Ableitung trotz seines Anklangs an aycarplg und trotz des
Accus. Plur. capidas für echt römisch zu halten ist. Die griechische Accusativ-
A) Beispiele aus der Vulgärsprache bei Schuchardt, Vokalism. 4. 56.
2) Curtius, Fick und Vanicek erwähnen das Wort nicht.
d) »Nach Varr. 1. 1. 5. 30 ein oskiscbes Wort, das aber wohl aus dem Orient stammt«.
4) Betreffs dos Übergangs von i in u (supparum 8 ai<paQoy) vgl. meine Abhandlung in
Bezzenberg. Beiträgen z. Kunde d. indog. Spr. V. 87 f. Das W9rt tippula, das Pauli K. Z.
48. 29 mit rl(pij kombiniert hat unter Zustimmung von Fick 2. 4 05 und Vanicek 312, ist
nicht entlehnt, sondern original. Die gemeinschaftliche Wurzel lautet (s)tip, netzen (skr.
stepati, lit. tep-ti), die griechische Aspiration ist sekundär.
5) Nach Corfsen, Krit. Beitr. 870, Krit. Nachtr. 294 liegt der Form capistrum ein
Nominalstamm capid zu Grunde, Osthoff dagegen K. Z. 23. 344. 316 httlt das Wort für eine
Analogiebildung von capio, wie monstnim von moneo, lustrum von luo, nach rostrum, clau-
strum u. a. geformt.
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IN DCR LATEINTSGHBIf SpEXCHE. 17
endung erklärt sich entweder durch Annahme einer Anlehnung an griechische
Deklinationsformen, wie bei cöpis = copiosus (Acc. PI. copidas], oder beruht, was
mich wahrscheinlicher dünkt, auf einer Täuschung; denn meines Erachtens wird
zu c^ipidas ein Nominativ capida anzusetzen sein, etwa \vie neben cassis cassida
als Nora. Sing, besteht. Für die Originalität von capis aber sind vollwichtige
Zeugnisse die gleichbedeutenden ebenfalls der Wurzel cap entsprossenen Aus-
drücke capedo, capula u. a.
Dem von Saalfeld im Index als Lehnwort aus allcptov erklärten Subst.
sirpe möchte ich punischen Ursprung vindizieren, da die Griechen und Römer
wohl beide erst durch Vermittelung der Phönicier und Karthager die Bekannt-
schaft dieser nordafrikanischen Pflanze gemacht haben. Dagegen halte ich
pallium im Gegensatz zu Hemsterhuis und Beermann (Sprach wissensch. Ab^
handlungen, hervorgeg. aus G. Curtius* grammat. Gesellsch. 1874. S. 99), welche
die Übernahme aus rpaglov, deminut. von q>äQog, für wahrscheinlich ansehen,
für ein echt römisches Wort, das nicht von palla und pannus getrennt werden
darf und samt diesen aus der Wurzel span = pan geflossen ist (vgl. Corfsen
2.527, Vanicek 1168, Fick 2.143). Wenn es nun auch, wie Beermann mit Recht
hervorhebt, Regel ist, dafs ein Volk Gegenstände, welche es durch andere Völker
kennen lernt, mit den Namen bezeichnet, welche sie bei dem betreffenden
Volke haben, nicht aber aus eigenem Sprachmaterial neue Wörter schafft, so
kann doch darüber kein Zweifel obwalten, dafs oft von auswärts importierte oder
im Ausland kennen gelernte Objekte mit heimischen Namen bezeichnet worden
sind. Es genügt hier, an griechische Bildungen wie vaiva^ xQOnodeikog (ägypt.
xiiiipa nach Herod. 2. 69 = em-suh), ilala, ^vqtoq^ rjleycTQOV, O-iog^ ^ivoTtegiog,
iTtTtoTtorafiog u. a., oder römische wie vitrum, fides, lentiscus, lauinis, plum-
bum album, morum, bos Luca, gallus u. a. zu erinnern^).
Für die Vertretung von -d- durch t können als sichere Beispiele unter anderen
gelten menta = ju/r^iy, tus (vgl. Jordan, Hermes 15. 541) =^os, spatalium
= a7ta&ahov, clatri=xX^^pa, tomix = ^di]Mt|, Setus = Z^^og (CLL. 1.
1047. 1299) u.a.; dem Vulgäridiom gehören Verstümmelungen an wie cuturni um
= uto&dtptov (vgl. Joh. Schmidt, Vokalism. 2. 351) und protulum oder proti-
rum == TtQodvQOV (vgl. Löwe, prodromusS. 376) . Antelius ist nicht auf att. ay-
d-rjlLog, sondern auf ion. avrrihog (vgl. apeliotes) zurückzuführen. Der Ansicht
Döderleins und einiger Lexikographen wie Forcellini, Georges u. a. , dafs sa l a p u -
tium und praeputium voces hibridae aus salaxresp. prae und ttoct^^ov seien
mit unterdrücktem s, wird wohl heutzutage niemand mehr beistimmen, vielmehr
ist das Wort (putium) mit Bugge K. Z. 19. 417 von Wurzel pu schneiden oder mit
Vanicek S. 549 von pu erzeugen (vgl. pubes, pumilus, pusus, putus) abzuleiten.
Auch das veraltete von Gensorin. 14. 7 und Fest. Paul. S. 101 u. 105 der Ver-
gessenheit entrissene Wort birquitallus (= Bockszweig, vgl. Hehn, Kulturpfl.
S. 4903) nebst dem Derivatum hirquitallire ist keineswegs hibrid und mit dem
4) Im übrigen verweise ich auf meine demnächst in der Zeitschrift für Völkerpsycho-
logie und Sprachwissenschaft erscheinende Untersuchung, die diesen Gegenstand detailliert
behandeU.
Weise, Oriech. Wörter i. d. lat. Sprache. 2
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18 GaiEGHISGHB WÖRTEH
erst in augusteischer Zeit auftretenden Lehnwort thallus = ^aHog zusammen-
gesetzt, sondern meines Erachtens in seinem letzten Teile mit talea', talia, talla
zusammenzustellen.
Ungewisser Abkunft bleiben, soweit ich sehe, nur triumphus und botu-
lus, welche möglicher Weise d-glafißog und ßvd-alog reflektieren. Zwar gieht
der Gebrauch des Wortes d'Qlafißog von Seiten der späteren Griechen ftlr trium-
phus in dem Sinne von Triumph kein Kriterium für die Entscheidung der Her-
kunft ab, aber die Annahme, dafs der Ruf triumpe durch den Bacchuskult zu
den Arvalbrüdem gekommen sei, gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man die
unrömische Bildung des etymologisch noch nicht hinlänglich fixierten Wortes be-
rücksichtigt. Dafs ^ vor q aus r entartet ist, wie in d-Qtvayclaj d'Qiva^, kann
man unbedenklich annehmen, nicht aber, dafs, wie Fick Wörterb. 2. H2 ver-
mutet, dieses ^glafÄßog für *rQlafi^og und letzteres wieder für *rQafi(pog stehe,
welches wieder aus der Wurzel trap mit Nasalierung hervorgegangen sein soll.
Nach meiner Ansicht liegt im ersten Teile das Zahlwort drei und im letzten
dieselbe Formation vor wie in Si&vQafAßog und lafißog, dessen Derivation von
Wurzel iafc ich nicht billigen kann. — Allerdings ist nun der Übergang der
Labialmedia in die Tenuis {S'Qlafißog in triumpus ; denn die Aspiration ist acces-
sorisch und erst später eingetreten) bei Lehnwörtern nicht gerade häufig, aber
doch zu belegen in carpaiinns = xaQßarivog, und C anopus = Äai/ai/?og.
Zudem mochte der Gedanke an tres und pes zu der Veränderung beitragen, wie
denn auch tripodatio, tripudium, -are in der Bedeutung ziemlich auf dasselbe
hinauskommen werden^).
Anders steht es mit botulus, Wurst, einem nach Gellius in der Komödie
gebrauchten Worte, welches von Lobeck, Pathol. elem. S. 92 nach dem Vorgange
von Salmasius, Plin. exerc. S. 429D. auf ein griechisches Etymon ßv&akog (vgl.
Eesych. ßvd-akov ßva^a) zurückgeführt wird; doch wohl mit Unrecht. Denn
bei einem schwerlich durch den Import aus griechischen Landen bekannt ge-
wordenen Gegenstande dürfen wir um so weniger an Entlehnung aus der griechi-
schen Sprache denken, als der Übergang von i; in o in betonter Stammsilbe aufser
vielleicht in dem uralten derb verstümmelten C o c 1 e s = KvxJio}ifß(\) nicht belegbar
ist 2). Weit wahrscheinlicher ist es, dafs Hesych, wie häufig, ein gallisches Wort
glossiert, das von Gallien aus seinen Weg auch nach Rom gefunden hat, wie ver-
schiedene andere Fleischwaren samt ihren Namen (vgl. taxea, Speck, span.
tassajo, long an o oder longabo, Wurst, span. longaniza, apexabo, Wurst-
4) Für die Entlehnung von triumphus sprechen sich aufser Yarr. 1. 1. 6. 68 Saalfeld im
Index, A. Dietrich, comment. gramm. duae, Progr. v. Pforta 4846 S. S8, Tuchhändler im
Index u. a. aus.
2) mola, soccus, molucrum, brocchus, sporta, orcai trossulus, die man wohl aus
fivXij, avxxof f fivXaxqoy , ßQvx(o, isnvqiSt ^^XVt TQvaaos^ deriviert hat, sind ebensowenig
Lehnwörter wie folium neben <pvXXoy, und storax verdankt sein o dem Einflüsse des fol-
genden r wie ancora (vgl. Corfsen, Ausspr. 2, S. 74). Ob Tondrus auf einer pränestin.
eiste Ephem. epigr. 4. 168 b mit Recht von Heibig u. Jordan Krit. Beitr. S. 55 ff. mit dem
griechischen TvydaqBv^ identificiert wird, bleibt zweifelhaft.
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IN BKR LATEINISCHEN SPRACHE. 19
art, iueetum, Rollfleisch, Roulade, taniacae, längl. Stücken Schweine-
fleisch u. a.).
Nicht so zahlreich sind die Fälle, in denen sich c für ch in der Schriftsprache
eingebürgert hat. Aufser Zweifel steht diese Lautvertretung in acarna =
axaQvrjg, scida = ox^Srj, cae ve folinm =: xcnQicpvlkov und Crisida etr.
und lat. = XQvarjtg (vgl. Jordan, Kritische Beitrüge z. Gesch. d. lat. Sprache.
Berl. 4879. "S. 53). Molicina oder molucium bietet Novius Ribb. 71 = fiolo"
%ivri oder ^akaxiov, ebenso ist ciloter = xtXiorriq die handschriftliche Lesart
bei Nov. com. 35; Formen wie bracium, baca= baccha, arcitectus,
biarcus, conca, crysomaelinum u. a. finden sich auf den Inschriften^ ja
aus späterer Zeit sind sogar Gebilde wie cenix = x^^"^^^ (Schuchardt, Vokalism.
2.294), scenobates = axovvoßarrjg, enocilis = ey;C6it;5, masticum=:
liaatlxi^ und (mit Umspringen des cinq) squinu= axolvov nachzuweisen.
Auch calx = j^aA^ wird wohl aus griechischer Quelle geflossen sein; denn
die Bereitung und Verwendung des Mörtels dürfte den Römern erst mit der
Steinbaukunst durch die Griechen bekannt geworden sein, wie den nordischen
Völkern wieder durch die Römer. Überdies weist der auf einer Inschrift des
Jahres 434 vor Chr. (G. I. L. 4. 4466) noch vorhandene Vokal der 2. Silbe (basi-
licam calecandam, womit zu vergleichen calicata aedificia bei Paul. Fest. S. 47. 4
und 59. 4) die Mittelstufe zwischen calx und x^^^ trefflich nach*) und, was
gleichfalls zu beachten ist, das Wort kommt noch in dem für alle griechischen
Lehnwörter auf -tx vorauszusetzenden Genus masculinum vor bei Cato r. r. 48
und in einer Inschrift bei Gruter 207. Bei der Schreibung caristia =;fa^/(yr^a
(Ovid. Fast. 2. 645) liegt volksetymologische Anspielung an carus vor.
Entschieden nicht entlehnt sind corium = j^o^toi/, muscus = fioaxog,
soccu s = atmxog oder ovyx^Sj cong ius , das man mit xosvg oder ;fom^ und
cama, das man mit x^^^^ ^^ Verbindung gebracht hat. Auch die Zusammen-
stellung von carinari mit x^P^c^^^'^c^^öft und von carissa mit ;cap/€<y(7a ist
zu verwerfen, wahrscheinlich auch die von masticare mit fiaaraxacj.
Das Wort corium für entlehnt zu halten, hindert uns nicht nur das ofl*en-
bar verwandte scortum, sondern auch die analogen Namensformen dieses bekann-
ten Gegenstandes in den übrigen Sprachen: lit. skurä, Haut, Leder, ksl. skora,
an. hörundr, Haut u. a. (vgl. Job. Schmidt, Vokalism. 2.76. 246. Gurtius Grundz.^
498. Fick 2. 272. VaniSek 4084). Der Abfall des ursprünglichen Sibilanten er-
klärt uns die Aspiration des Anlauts im Griechischen. — Gegen die im Saal-
feldschen Index gegebene Derivation des lat. muscus aus fioaxog spricht aufser
4) Für die Entlehnung sprechen sich aus Curtius, Vortrag auf d. Philologen vers. zu
Hamburg S. 3. Grundz. ^ 417. Mommsen, Rom. Gesch. 4.235. Hehn, Kulturpfl. 428.
Saalfeld im Index. Tuchhändler übergeht das Wort mit Stillschweigen; auch Corssen 2. 539.
Vanicek 429 und Fick 2. 270 denken nicht an Entlehnung; letzterer stellt es vielmehr mit
ksl. Skala, Stein und goth. skalja, Ziegel zusammen, bei welcher Etymologie das x iu^ Grie-
chischen und c im Latein trefflich erklärt wird (vgl. ;fo^eov » corium von Wurzel skar).
Mir ist es nicht zweifelhaft, dafs im Latein 2 Worte vorliegen: calx. Stein (b. Plaut. Stein
im Spielbrett) s= ;r<^Ac| » ksl. Skala = goth. skalja und calx, Kalk entlehnt aus /aAi^ (in
modificierter Bedeutung) und erst in nachplautinischer Zeit nachweisbar.
2*
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20 Griechische Wörter
der vollständigen Verschiedenheit der Bedeutung [fiScxos Schöfsling, Rute,
muscus, Moos) besonders der Umstand , dafs man schwerlich die Kenntnis einer
so bekannten , überall in Italien wachsenden Pflanze erst durch die Griechen er-
langte. Man wird daher auch mit Recht beide Wörter trennen und muscus za
ksl. müchü, lit. musai, Schimmel u. a. stellen können. — Für die Entlehnung
von soccus hat sich, soviel ich sehe, nur Tuchhändier ausgesprochen (S. 21 f.),
veranlafst durch die Bedeutungsgleichheit beider Wörter. Dagegen spricht der
Übergang des betonten v der Stammsilbe in o, namentlich aber das späte Vor-
kommen des griechischen W^ortes (in der Anthol. Palat. und bei den Lexikogra-
phen Pollux und Hesych.). Doch trage ich auch Bedenken, der Ansicht Spiegels
beizupflichten, der K. Z. 13. 372 allbaktr. hakh6, Fufssohle vergleicht. Denn
dafs das späte aimxog mit seinen Nebenformen avycxag , avxx^G und avyxig,
zumal es eine phrygische Schuhart bedeutet, in Hellas heimisch gewesen sei,
möchte ich stark bezweifeln ^) . Wahrscheinlich sind avTixog und soccus zu
trennen und für letzteres ein römisches Etymon zu suchen (vgl. Pauli K. Z. 48. 38.
VaniJek 988) . Dafs soccus vorzugsweise eine griechische Tracht der Komödianten
bezeichnet, ändert nichts an der Sache; denn auch der römische Name pallinm
ist für ein griechisches Gewand in Gebrauch gekommen.
Bei congius, dessen Zusammengehörigkeit mit skr. cankha und griechisch
Tcoyxog in die Augen springt , kann man sich füglich wundem , wie Mommsen
P 205 und Saalfeld Progr. S. 4 6 auf den Gedanken gekommen sind, es aus ^ocvg
resp. ;(oti/t| zu erklären. Solche barbarische Verstümmelungen sind selbst in
der ältesten Zeit unerhört. Dazu kommt, dafs der x^lvi^ ein ganz anderes
Mafs als der congius ist , da ersterer 2 , letzterer 6 sextarii fafst. — Wie irrig
ferner Isidors (or. 20. \\) Behauptung ist, dafs cama von x^i^^^ abstamme, geht
abgesehen von der gezwungenen Bedeutungserklärung« daraus hervor, dafs das
ofl*enbar iberische Wort sich noch in gleicher Form im heutigen Spanischen nach-
weisen läfst. — Über die von den alten Glossographen versuchte Kombination
von cärinari mit ;fäpeej/r/^€(;^at brauchen wir wohl kein Wort zu verlieren,
und auch carissa mit j^a^/cacra zusammenzustellen könnte nur das ganz grie-
chisch aussehende von Paul. Fest, überlieferte catacarisia verleiten, wofür
jedoch Hildebrand unier Zustimmung von Jordan , Krit. Beitr. S. 88 mit Recht
catae carisae hergestellt hat. Ob freilich, wie Jordan meint, carisa wirklich
griechischer Abkunft ist = Kaqtaaa^ werden wir später sehen. — Masticare,
Dkauen« endlich weicht von dem griechischen ^aaraxio) »mit den Zähnen knir-
schen« in der Bedeutung ziemlich stark ab ; auch würde es auffallen , dafs sich
die römische Vulgärsprache dieses (schon bei Hesiod vorkommende] Wort erst
in der Zeit des Apulejus angeeignet hat ; dagegen hat die Annahme einer damals
aus mandere erfolgten Weiterbildung, worüber zu vgl. Br6al, Etymol. Latines
S. 383, nichts Befremdendes 2).
4) Die phrygische Heimat des Wortes und die Form verglichen mit baccaris = /3ax/«-
qig aus kelt. bachar spricht für gallische (galatische) Abkunft.
2) In culigna, doga, dragma, galbanum, golaia (= j^iAvf), balaena, Bruges,
pandicularis (!) liegt Übergang der griechischen Aspiraten in die lateinischen Medien vor.
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IN DER LATEIN18CI1BN SpRACBE. 21
Ein weiteres zuverlässiges Kennzeichen griechischer Lehnwörter ist die Ver-
tretung des anlautenden ^ und Spiritus asper, sowie des inlauten-
den ^^ durch rh , h und rr h. Die Ausnahmen des ersteren und letzteren Falles
sind nur scheinbar, da eine Anzahl Wörter wie resina, raphanus, rumpia;
durch Volksetymologie in ihrem Lautbestande beeinflufst, andere wie rogus,
runcina, remulcum, rapum, marra, gerrae echt römischer oder
wie riscus keltischer Abkunft sind^). Die Beweisführung für die Originalität
von rogus ist in extenso gegeben bei Jordan, Krit. Beitr. S. 84. Für rapum
genügt es, auf das Wiedererscheinen des Wortes in den verwandten Sprachen zu
verweisen als lit. ropö, ksl. rfpa, ahd. ruoba, griech. Qaffrj, — Die Bildung von
marra, das bei Hesych. als ixa^qov' iqyakelov cytdt^pow erscheint , halteich
für analog mit der von parra, umbrisch parfa und leite das meines Wissens
bisher nirgends erklärte Wort von derselben Wurzel ab wie mar-cus, martulus,
Hammer, also = mar-sa (vgl. porro = porso, Marrus und Marrubium neben
Marsi, Marsicus) . Die griechische Abkunft des Wortes ist ebenso unwahrschein-
lich wie die des Ausdrucks mucro von ^ioxquv. Für gerrae verweise i'ch auf
die ausführlichen Erörterungen von S. Brandt, Jahrb. f. Phil. 1878. 369 flF., der
es mit garrire zusammenbringt, während Fick Wtb. 2. 56 an Verwandtschaft mit
xaQOiog u. a. denkt. — Die Derivation von remulcum aus QVfiovXyceir scheint
hauptsächlich auf der Wahrnehmung zu beruhen, dafs in den Handschriften spä-
terer römischer Autoren sich die Schreibweise rhymulcum findet , die offenbar
von dem erwähnten griechischen Verbum beeinflufst ist. Aber die Erwägung,
dafs dem lateinischen Nomen kein entsprechendes griechisches Substantivum
gegenübersteht und vor allem , dafs die bedeutungsverwandten Ausdrücke pro-
niulcum und promeliere nicht gut davon getrennt werden können, legt doch
nahe, das Wort samt dem Plautinischen remeligo für echt lateinisch anzusehen^] .
Auf runcina, welches nach meiner Ansicht das Stammwort des spätgricchischen
^vnävrj ist , werden wir bei Besprechung des Suffixes - Xna etwas genauer ein-
gehen. Nur bei einem Worte, bei rosa, bleibe ich in Zweifel. Denn wenn der
Umstand , dafs die veredelte Rose aus Vorderasien zu den Griechen und Römern
gekommen ist (vgl. die ausführl. sachlichen Erörterungen Hehns, Kulturpfl.
S. 2143 ff,) den Schlufs nahe legt, dafs Qodov aus altpers. vareda (vgl. armen,
vard) entlehnt ist , so ist doch der Übergang von d in s [qodov oder vielmehr
^oiia = rosa) zu singulär (bei sinus = ölvog erklärt er sich durch Volksetymo-
logie) , als dafs man damit eine solche Etymologie sicher stützen könnte, und
überdies liegt in den Wörtern (v)radix = fgadt^ (vgl. fgl^a, fgadafipog)
eine europäische Wurzel vor, aus der rosa = vrodsa recht wohl abgeleitet
werden kann.
Wenn sich ferner h nach r (= rh) in echt römische Wörter wie Rhea,
Rhamnes eingeschlichen hat, so ist dies auf die Sucht der Gelehrten zurückzu-
4) Vgl. altir. rusc u. Fick, Spracheinh. S. 445. Das Wort ging durch die Vermittelung
der Galater auch in die griechische Sprache über als ^Icxog.
i) Vgl. Vanicek, S. 723. Corfsen, Auspr., Vokalism. u.s. w. 8. 454 f.
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22 Griechische Wörter
führen, die römische Mythologie an die griechische anzuknüpfen ; andere Schreih-
arlen wie Rhoma, rhapuni erklären sich auf gleiche Weise aus der von seilen
römischer Grammatiker versuchten Ableitung aus griechischer Quelle = ^ci/iij,
^(XTtvg u. a. (vgl. Brambach, Lat.Orthogr. S.294) ^).
Mit anlautendem h = griechischem Spiritus asper verdienen hier berück-
sichtigt zu werden hilarus, haleC; hinnuleus, hybridus (hibridus),
hcrctum, hulcus, hirpex, histrio; hetta lasse ich als etymologisch
dunkel beiseite 2) , ebenso hostus, horconia, horia, hirciae^), die ver-
mutlich echt römisch sind.
Betreffs des W^orles hilarus, das sich namentlich auch durch das erhal-
tene ä der 2. Silbe als Lehnwort dokumentiert und schon bei Servius zu Verg.
ecl. 5. 69 als solches Anerkennung gefunden hat, verweise ich auf die Argumen-
tation Tuchhandlers Index S. 22 (vgl. Vanicek S. 89). — Das seit Plautus in der
römischen Sprache nachweisbare halec = cckvxop ist schon von Saalfeld in den
Index aufgenommen, von Tuchhandler dagegen mit Unrecht übergangen worden.
Denn wie die bei weitem gröfste Zahl der Fische und Seetiere überhaupt, so
tragen auch die Fischsaucen und -speisen fast sämtlich griechische Namen. Es
genügt in dieser Hinsicht an garum, garismatium^ horaeum, salgamuno,
oxalme, oxygarumu. a. zu erinnern. Dazu kommt, dafs die mit halec be-
zeichnete Sauce aller Wahrscheinlichkeit nach vom Salze benannt ist, welches
im Römischen sein s bewahrt, im Griechischen aber zu Spiritus asper verflüch-
tigt hat. V ist in unbetonter Endsilbe zu e geworden wie in ma tißa = ^OL-vxva.
Die Geschlechtsgleichheit (halec und aXiTKov neutra) und die Verschiedenheit der
Formen, in denen das Wort wie ein zweiter Proteus erscheint (neben halec und
hallec finden sich noch mit verlorenem Hauche alec, allec und mit x hallex alex
und allex] bekräftigen die Annahme. Das bei den Geoponici erscheinende aXiJ^
= alex wird aus römischer Quelle geflossen sein, ebenso wie aAe^, Graupe
= alica.
Bei hinnus und den augenscheinlich damit verwandten Ausdrücken hin-
nulus, hinnula und hinnuleus sind 2 Bedeutungen zu scheiden: W^enn
das Wort Maultier bedeutet (und das ist stets der Fall bei hinnus und hinnulus,
teilweise bei hinnuleus], so haben wir es mit einem Lehnworte =ir^og zuthun;
ist dagegen darunter eine Hirschkuh oder ein Hirschkalb zu verstehen (und in
dieser Bedeutung werden die Formen hinnula und hinnuleus gebraucht] , so liegt
nach Kellers sehr ansprechender Vermutung ein echt lateinisches Wort vor, wel-
K) Die Schreibung nordischer, besonders kelt. Worte, mit rh, wierheda, Rhodanus,
Rhaetia, Rhenus brauchen wir hier nicht zu erörtern.
2) Die Vertretung des griech. / durch lat. h in hir = /e«^ und her«/^^ weist auf
Abstammung aus gemeinschaftlicher Quelle, nicht auf Entlehnung hin, vgl. bortus «s jo^of .
— Urceus giebt sich durch den Mangel des h (vgl. vqx^) als echt römisch zu erkennen,
da man schwerlich an äolische Abkunft denken wird und aufserdem die Verwandtschaft
mit orca nahe liegt. — Das ganz griech. aussehende horia, Kahn, ist entweder von ora.
Küste abzuleiten mit accessorischem h wie in haurio oder mit hirnea, hirniola zu verbinden.
3) hirciae wohl = farciae von farcire, vgl. herba und forbea.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 23
chcs dem von Hesych Überlieferten Jsvekog entspricht und von Haus aus auch mit
einem n geschrieben wurde (vgl. Keller- Holder zu Hör. carm. 1. 23. 1, Bur-
sians Jahresber. 4879. p. 209). Das h ist demnach spater erst hinzugefügt
worden, während die Verdoppelung des n ihren Grund in dem Anklänge an die
Derivata von hinnus hat.
Die Wörter herctum und huicus sind echt römisch und keineswegs von
eiQyuß undekxog abzuleiten. £rsteres führt, wieCurtiusGrundz.^ 400 mttRecht an-
nimmt, auf Wurzel har-f-c in heres, wovon auch hercisco, letzteres ist eine wahr-
scheinlich vulgüre Form des schriftgemäfsen ulcus, das gleich elycogsus der gr^ko-
italischen Grundform velkos entsprossen ist (vgl. Brambach, Hilfsbüchlein S. 66].
Auch die Zusammenstellung von hybridus mit vßQis ist wie die Schreibung mit
y und h nur eine Schrulle der lateinischen Grammatiker, die das Wort etymolo-
gisch nicht unterzubringen wufsten. Doch dürfte Müller zu Festus S. 33. 44 das
Richtige getroffen haben, wenn er als Etymon das Spanische iber betrachtet.
Auch die Ableitung von hirpex aus griechischer Quelle (= aqna^ ist äufserst
bedenklich, da die Bedeutung nicht genau pafst und Werkzeuge des Ackerbaues
nicht leicht entlehnt wurden. H i s t r i o aber, das an griechische Wörter wie laxo'
Qia anklingt , ist etruskischer Abkunft.
Da sowohl im Griechischen wie auch im Lateinischen, besonders in späterer
Zeit, der Hauch im Anlaut vielen Schwankungen unterworfen war und deshalb
auch in Wörtern vortrat, denen er von Haus aus gar nicht gebührte, so ist die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dafs wir im Lateinischen Lehnwörtern mit an-
lautendem h begegnen, deren griechische Correlata einen Spiritus lenis haben.
Anscheinend ist dies bei hama der Fall. Doch da hier neben der gewöhnlichen
Form äfiri noch eine andere aspirierte afttj existiert , so scheint das h nicht auf
Rechnung der Römer gesetzt werden zu dürfen. — Die Kombination von her-
nia, Bruch als Leibesschaden mit eQvog, Zweig, die wir unter andern bei Wan-
nowski, Progr. von Posen 4855 nach dem Vorgänge von Voss im Etymologicum
finden , richtet sich selbst.
Ein weiteres Kriterium griechischer Lehnwörter ist^die Wiedergabe des
griechischen ^ durch ss (resp. s im Anlaute) in alter Zeit, und durch z seit
dem Ende der Republik i). Denn die Aufnahme des griechischen z erfolgte erst
kurz vor Cicero (vgl. Corfsen, Ausspr. 4.6). Die geringen Überreste aber des
dem älteren Latein eigenen z im Salier-Licde uud auf einer Münze von Cosa aus
der Zeit nach 484 der Stadt (Gozano) kommen hier nicht in Betracht.
Besonders zahlreich ist die Schar der Verba auf -/f w, die sich im älteren
Latein eingebürgert haben; ich nenne: atticisso, badisso, comissor
= xcüjua^co, crotalisso, cyathisso, cymbalisso, malacisso, moe-
chisso, patrisso, pythagorisso, pytisso, rhetorisso, sicelisso
(trissol graecissol ) 2). Von Nominibus gehören hierher massa, obrussa
A) Vgl. Corfsen, Auspr. 4. 295. 2. 815. Fleckeisen epist. crit. PI. 4 8. Schneider elem. 4.
S. 384 f. Curüus Grundz. «660. Brambach, lat. Orthogr. S. S84.
2} Auch asso könnte man leicht geneigt sein, hierher zu stellen, da es in Form und
Bedeutung mit tt(a nicht übel harmoniert. Doch Ittfst es sich nicht vom plautintschen Ad-
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24 Griechische Wörter
= oßQvKov, tarpessita =5 irpaTTc ^/ri^c,*, purpurissu in = 7iop (/>«;-
qI^op. Es kann sein, dafs das ss den doppelten weichen Zischlaut bezeichnen
sollte, für den die Römer kein besonderes Zeichen hatten; möglich ist aber auch,
dafs die Aussprache dieses Lautes im Munde der unteritalischen Griechen der
des römischen ss nahe kam. Denn die tarcntinischen Griechen , mit denen Rom
ja schon in voi-plautinischer Zeit in lebhafter Verbindung stand , sprachen und
schrieben oakTtlaaio , laycrlcaa) , yvi^laacj , q)Qaoo(a , daneben aber auch dv-
laxl^ü) und sogar aväKio = avdaao) (Ahrens d. dial. Dor. 404).
Der Übergang des anlautenden ^ ins, der sich aufser auf Inscliriflen
(vgl. obenSetus = Z^^o^C. I. L. 4 .4047) besonders in plautinischen Handschriften
findet, hat sich nicht dauernd festzusetzen vermocht, weshalb denn auch die rö-
mischen Grammatiker im Texte des Plautus die zu ihrer Zeit gebräuchlichen Formen
zona, zamia, Zethus, Zeuxisu. a. wieder hergestellt haben. Ein Beispiel
beständiger Beibehaltung des s statt des ursprünglichen ^ würde der Name der
Stadt Saguntum = ZaKVv&og sein, wenn nicht dringender Verdacht Yorläü;e,
dafs der auch sonst in Spanien erscheinende (Saguntia , Segontia) , offenbar ibe-
rische Name erst von den Griechen in Zaiivv&og (als Münzlegende Za/.av&a]
verändert worden ist*), sodafs die Römer sich des alten einheimischen, nicht des
von den Griechen verstümmelten Namens bedienten.
Weit umfangreicher als in der besprochenen Periode ist die Zahl der ins La-
tein übernommenen Verba auf-/^w in nachciceronischer Zeit. Indieser
ist das z durchweg bewahrt , nur kann man bisweilen in Zweifel sein , ob man
es mit einer auf römischem Boden erwachsenen Neubildung vermittelst des ge-
läufigen Verbalausgangs oder mit einem griechischen Originalworte zu thun hat.
Ich begnüge mich damit , hier folgende zu registrieren : apolactizo, baptizo,
canonizo,catechizo, cauterizo,citharizo, clysterizo, colaphizo,
dogmatizo, encolpizo, epicurizo, euangelizo, eunuchizo, exor-
cizo, gargarizo, lachanizo, phrenetizo, prophetizo, rheumatizo,
sabbatizo, scandalizo, scarizo, siderizo, sinapizo, spongizo,
syllogizo, traulizo, tympanizo (doch auch -isso). So gewifs dieses oder
jenes der genannten Wörter der Bildung durch die Römer verdächtig ist, so sind
von Haus aus entschieden lateinisch und nur mit griechischer Endung verseben
worden: latinizo, betizo, pulverizo, paganiza, praeconizo, sol-
lemnizo, subcinerizo, alapizO; tibizo, truUizo, singularizo (atusj
christianizo, Lentulizo (vgl. mangonizo) ; pipizo ist Substantivum. Ähn-
lich verhält es sich auch mit dem Verbalausgang -isso, der, ursprünglich grie-
chisch, doch zur Weiterbildung römischer Verbalstämme benutzt worden ist, z.B.
jektiv assus trennen, dem dann im Griechischen das Korrelat fehlen würde. Demnach ist
es wohl römisch, aber nicht mit Yani6eic S. 56 aus ar -|- sus s arsus zu erkl&ren, sondern
wohl von einer Wurzel as abzuleiten, die Fick mit Recht für arere u. a^Eiv ansetzt S. 28.
arena gehört wohl nicht dazu, sondern ist =s sabin. fasena.
1) Vgl. Kiepert, Lehrb. d. alt. Geogr. S. 496.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 25
invibrisso, truUisso (cf. trullizo], exopinisso, tablisso, virisso^),
fast sämtlich Wörtern späteren Datums.
Äussehliefslich der spateren Zeit eigentümlich ist der Übergang des grie-
chischen ^ in di , wofür sich Beispiele (z. B. catomidio, gargaridio, gly-
cyrrhidia, obridia, baptidiator,Amadionesu. a.) zusammengestellt
finden bei Schneider elem. S. 385. 0. Ribbeck, Rhein. Mus. M. 419. Corfsen,
Ausspr. 1. 216.
Umgekehrt vertritt auch z den Lautkomplex di und ßndet sich so nicht nur
in entlehnten griechischen Wörtern wie zabulus = diabolus, zaeta = diaeta,
sondern auch in echt lateinischen wie zosum = diosum = deorsum (Itala Act.
20. 9), zebus = diebus (Inscr. ap. Mabill. S. 572)2).
Wie die Aspiraten und das z, so geben uns auch die geminierten Te-
Dues, wenn sie gleichzeitig in lautlich und semasiologisch sich deckenden
griechischen und lateinischen Wörtern erscheinen, meist einen Anhaltepunkt zur
Bestimmung der Abkunft eines Ausdrucks. Denn da die Römer erwiesener-
niafsen es gemieden haben, an die auf Tenues endigenden Wurzeln bei der Deri-
vation Suffixe anzufügen, die mit der gleichen Tenuis anlauten, die Griechen
aber oft das Suffix /o = va dem vorhergehenden Konsonanten assimiliert haben,
so bietet die griechische Sprache oft doppelte Tenuis, wo wir in der römischen
nur die einfache antreffen. Man vergleiche Y/tnog, grofsgriechiech iiixog=:i^fog
mit lateinischem equus, kaxxog = känfog mit lacus, onycog = onfog mit ocu-
lus tt. a.
Demnach können unbedenklich für Lehnwörter erklärt werden ciccus =
x/xxog und caccaihus = ^axxaßog = xaxfaßog. Dagegen ist m accus höchst-
wahrscheinlich nicht entlehnt; denn einmal fehlt ihm ein griechisches Korrelat
und fidmog und fia^oäv werden besser mit einem x geschrieben, sodann aber
ist die atellanische Pulcinellkomödie uritalisch und läfst keinerlei fremden £in-
flufs wahrnehmen.
Ganz selbstverständlich ist die Entlehnung bei Wörtern , die nicht im Grie-
chischen heimisch, sondern wegen ihrer Bedeutung ohne Zweifel aus einer orien-
talischen Sprache stammen und durch Yermittelung der Griechen zu den Römern
gekommen sind wie saccus = aaxycog, coccum = yLo^Knog, catta = xarra,
cottana = norrava. Vgl. auch mattea^) = macedonisch fiarrva, fiarTvrj
oder -Tjg.
Auch d r u p p a = dqvTtJca , dessen tvtv sich aus dem Verluste eines da-
zwischen stehenden « erklärt = ÖQVTtejt - (vgl. al öqvTteTtelg sc. IXalai kvxsi,
Lys. 564. Theophr. h. pl. 4. 14. 10) kann ohne Bedenken für einen Abkömm-
4) Auch hilarisso von hilarus dürfte dazu gehören, vielleicht auch das schon oben er-
wähnte graecisso von graecus; petisso ist wohl nur eine Nebenform des Lucretianischen
petesso.
2) Das Wort zanca ist orientalisch und von den Römern wahrscheinlich direkt aus
der Sprache der Parther entlehnt; zinzio, zinzilulo u. a. sind onomatopoetische Bildungen.
3) Auch mattya geschrieben; siehe Pauli K. Z. 4 8. 5.
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26 Griechischb Wörter
ling der griechischen Sprache ausgegeben werden, während soccus, wie be-
reits oben erörtert, wohl von aifxx^g getrennt werden mufs oder wenigstens nicht
daraus entnommen ist *j .
Anders verhält es sich mit der sogenannten Konsonantenschärfung,
die im Lateinischen ziemlich häufig vorkommt (vgl. Pauli K. Z. 18. i ff.) , aber
auch dem Griechischen nicht ganz fremd ist. Aus diesem Grunde lä£st sich mit
den bisher erörterten Hilfsmitteln nicht erweisen, ob stupa =stuppa =
arvTirj = aTv/t7cr] entlehnt oder original ist; doch entscheide ich mich, gestutzt
auf die Nachricht des Festus, dafs es von den dorischen Griechen stammt, für
ersteres. Ebenso zweifelhaft ist die Herkunft von cäcare = caccare = xanäv
== TtaxTiav. Gegen die Entlehnung des Wortes spricht aufser der Bedeutung seiu
Vorkommen im Lit. szikü und Allir. cacc (vgl. Gurt. Grundz.* 138) ; daftlr der
Umstand , dafs es erst in der poetischen Literatur der Augusteischen Zeit auf-
tritt ; doch mUfste bei Annahme der Entlehnung die Form xaxai/ wegen der Quan-
tität der Stammsilbe in cäcare als Grundform angesehen werden. Trotz Firk
Wörterb. i . 55; 2. 48. Corfsen Ausspr. 2. 733 Anm. halte ich an der Originalität
des Wortes mit Gurt. a. a. 0. fest 2).
Selbstredend müssen Naturlaute wie pappa, atta, die beiden Sprachen
gemeinsam sind, hier unberücksichtigt bleiben, desgleichen W^örter, die gar nicht
im Griechischen heimisch, sondern sei es aus einer nordischen oder afrika-
nischen Sprache ins Latein und zum Teil auch ins Griechische eingedrungen sind
wie baccaris = kelt. bachar (vgl. griech. ßaytxccQig, ßdxxaQig) , mappa,
matta, bcccus u. a.
Ein anderes ziemlich zuverlässiges Merkmal der Entlehnung läfst sich aus
der ganz verschiedenartigen Gestaltung der grundsprachlichen Gutturale in
den beiden klassischen Sprachen ableiten. Da nämlich nach der neuerdings von
Fick (Spracheinheit S. 2—34) mit Recht aufgestellten und von andern (vgl. Litte-
ratur bei Collitz, Beiträge z. Kunde d. indog. Spr. 3. 187) weiter ausgeführten
doppelten grundsprachlichen Gutturalreihe sich folgendes Schema der normalen
Lautvertretung ergiebt
grundspr. k = indoir. g = slav. s = lit. sz = griech. x = lat. c = kelt. c
= germ. h,
grundspr. kv = indoir. k, c = slav. k, 2, c = lit. k = griech. tt, t, x = lat.
qu, c = gallobrit. p, k = ir. c = germ. hv, h,
so müssen diejenigen W' örter der lateinischen Sprache, in denen t oder p grund-
sprachlichem kv gegenüber liegt , entlehnt sein. Die eben aufgestellte Regel ist,
was das dem palatalisierten skr. c entsprechende griech. r anbelangt, ausnahms-
los, und kann daher tessera, wenn es wirklich wie riaaaqa zu skr. catv^ras
gehört und nicht vielmehr original ist (vgl. Vanic, 274), nicht wohl andersher als
h) Die verschiedenen Deutungsversuche des Wortes von svak oder sag oder sad sind
zusammengestellt bei Vanicek S. 990.
2) Das Wort mattici, das Festus aus ixanvai « /jtajvai ableitet {futrva* yvilhi
Hesych.) ist doch wohl echt römisch; wenigstens kann aus (latvai schwerlich mattici- ge-
worden sein.
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IH DER LATEINISCHEN SPRACHE. 27
aus dem Griechischen (jiaaaQa) stammen. Doch macht die etwas gesuchte Be-
deutung diese Ableitung zweifelhaft, wenn auch nirqa = quadra analog ist.
Ebenso kann in den Fällen, wo einem anlautenden griechischen /r = grund-
spr. kv lateinisch p entspricht^ mit Sicherheit Entlehnung angenommen werden,
da das Latein gerade im Anlaut streng den Guttural qu oder c festgehalten hat,
selbst da, wo ihn fast alle übrigen Sprachen aufgegeben haben, wie in q u i n q u e
= TTerrs = skr. zd. pancan, goth. fimf, liL penki, ksl tiyrmk,. p^. pimp., aber
altir. cöic (vgl. samnit. Pontius = Quinctiusj oder coquo neben griech. /rfi/r,
skr. zend. pac-, ksl. pekf|, com. peber, pistor, osk. (Gurt. Grundz.* 459) popina
= vulgärlat. coquina, aber lit. Wurzel kap- und griech. ägro-xo/cog. Demnach
ist palumbes, wenn es wirklich zu demselben Stamme wie 7t6lvf.tßog gehört,
nicht für echt lateinisch zu halten, sondern aus einem der oskischen Dialekte her-
übergenommen , wie popina, Pontius u. a. Dafür spricht wenigstens der Name
der in Samnium gelegenen Stadt Palumbinum ^} . Doch hat vielleicht Hehn, Kul-
turpfl. 297 recht, es mit itileta und pullus in der Bedeutung Dschwärzlich, grau«
zusammenzustellen.
Dagegen sind sicher aus dem Griechischen entnommen petra = 7tixQa =
quadra, Viereck, penias = 7ceyrdg und die übrigen Ableitungen und Com-
posila von nivte = quinque u. a.
Ein bei weitem weniger sicheres Beweismittel ist dieser Übergang im In-
laute, da hier auch im Latein dieselbe Erscheinung vorliegt z. B. in vesper
= lit. väkaras, saepio neben arjxogj Ixxpus = Ixmog (1). (Vgl. auch Jordan,
kril. Beitr. S. 164— 466.)
Wenn aber im Lateinischen neben der mit Guttural geschriebenen Form die
labialisierte auftritt , so ist von vornherein die Entlehnung der letzteren wahr-
scheinlich , da das Nebeneinanderbestehen beider nur in einem Falle scheinbar
bezeugt ist: in torqueo neben trepit. Doch ist letztgenannte von Festus
S. 367 überlieferte Form , zu der auch trepidus und turpis zu stellen sind (vgl.
lit. trepati, zucken, zittern) nach Fick Wörterb. 2. 410 f. wohl mit Recht von
tqaniu} = torquere = lit. trepti , trypiu , stampfen , altpreufs. trapt , treten zu
trennen ^) .
Darnach sind Lehnwörter resp. Fremdwörter epos = BTtog = skr. vacas
vgl. vox, vocis, hepar = fiTtaq = iecur = skr. yakrt , pepo = niTttov vgl.
coquo, &i^\niQT = OTtivd-riQ vgl. scintilla, trapetum = rpaTri^ir- vgl. torqueo,
optice = OTtTixi] vgl. oculus, hippos = %7C7tog = equus, opium und die
4) Schleicher K. Z. 7. 320 hat sich dahin ausgesprocheD, dafs palumbes nicht echt
lateinisch sei, sondern aus einem italischen Dialekte* stamme ; auch Förstcmann K. Z. 8. 45
äoTseri, dafs das anlautende p von palumbes als lateinischem Worte einiges Bedenken
errege.
2) Sehr gewagt ist es opilio » upilio (aus ovi-pilio) zu derselben Wurzel zu stellen,
wie incola and inquilinus, und den 2. Bestandteil der Wörter ßovxoXos und alnoXos für
identisch zu halten. Vielmehr dürfte in opilio und ainoXos die Wurzel pal, hüten zu
suchen sein, die auch in Palcs und skr. pdla vorliegt.
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28 Griechische Wörter
Komposita von opo- = 67c6g = sueus, absis = a^ßlg = skr. saktis, = lit.
sagtis*).
Die Gestaltung dergutturalcn Mediae und Aspiratae der Grundsprache
im Griechischen und Lateinischen giebt uns keine genügende Handhabe zur Un-
terscheidung von Original- und Lehnwörtern ; nur der Dentalismus des g (Ueber-
gang in d) , der sich auf das Griechische beschrankt, könnte uns von Nutzen sein.
Doch ist diese Erscheinung so selten, dafs delphinus (vgl. deltpvg neben si^r.
garbha-s) und diaeta (= ölacra zd. jyäiti) die einzigen hier in Betracht kom-
menden Wörter sein dürften.
Wir sind demnach , da g im Lateinischen^wie im Griechischen anlautend bis-
weilen durch b reflektiert wird (vgi. bos =ßovg = skr. gAus, beterc =ßatm
= skr. gam, bitumen = skr. jatu = an. kvada u. a.) mit diesem Hilfsmillel
nicht imstande zu entscheiden, ob bulbus = an. kolfr, ahd. cholbo = globus,
b a 1 a n u s = ßakavog = glans, b a 1 n e u m = ßaXaveiov = skr. garana (Fröhde,
Beiträge z. Kunde d. idg. Spr. \, 331], blaesus = an. kleiss, bardus = ßqa-
Svg = gravis = skr. gurü original oder entlehnt sind. Bei balanus nun ist
aus anderen , weiter unten zu besprechenden Gründen der griechische Ursprung
nicht zu bezweifeln, ebenso bei balneum; für die griechische Herkunft von
blaesus spricht besonders die Erhaltung des s zwischen zwei Vokalen , für die
von bulbus die Koexistenz der Form globus und der Übergang des ersteren
ins Litauische als bulbe, bulbis, Kartoffel. Was endlich bardus anbetriflll, so
ist es , wenn man es mit skr. mrdü zusammenbringt , sicher für entlehnt zu
halten , da skr. m im Lateinischen nie durch b reflektiert wird ; auch bin ich ge-
neigt, die griechische Abkunft bei der Kombination mit skr. gurü oder, was an-
sprechender ist, mit skr. jada (Beitrüge z. Kunde d. idg. Spr. 4. 334 ; 3. 429)
aufrecht zu erhalten. Denn einmal mangelt es dem lat. Worte ganz und gar an
Ableitungen und sodann sind die griechischen Bezeichnungen für »dumm, albern«
in grofser Zahl durch die römischen Komiker^] in die lateinische Sprache her-
übergenommen worden , vgl. bliteus, morus, blennus, morologus u.a.;
endlich sind auch die alten u- Stämme im Lateinischen in derBegel in vi-Stümme
verwandelt worden (vgl. ßqaxvg = brevis, IXa^vg = levis, ^di)g, skr. svAdüs
= suavis, raw-, skr. tanüs = tenuis, naxvg = pinguis, anhüs = anguis, ito-
Xvg = pol vis = plovis = plus^), sodafs jman eher eine lateinische Form bravis
erwartete. Übrigens spricht die dor.-äol. Form ßaqdvg (vgl. Ritschi op. 2.530),
1) Ähnliche Doppclformen sind scopus und scopuius = üxonog und axontXoi
neben speculaund Stadium es (nddioy neben spatiunii dial. anaäioy. Da bei erst-
genannten Wörtern das Griechische mit dem Guttural der Wurzel ganz isoliert dasteht (vgl.
skr. spa^, pagydmi; zd gpa?, lat. spec, ahd. spähön), so sind diese entschieden entlehnt.
Dasselbe gilt von Stadium, weil das entsprechende griech. <nddtoy specifisch attisch ist
(vgl. Curtius Grundz. * 272. Fick, Wörterb. 2. 278).
2) Das Wort findet sich zuerst bei Plaut. Baccb. 1088. vgl. gurdus, dumm.
3) Eine Ausnahme davon bilden densus &= Ja<rt;r, acus in acupedius <== oxv^, skr.
dc^ü-s, plotus B TfXaTVff carus= skr. cdru-, altlat. torus für torrus == goth. thaursus,
durstig, skr. trshu, begierig, lechzend; doch sind die erwähnten Kombinationen von plotus
und carus zweifelhaft.
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 29
aus derbardus hervorgegaDgen sein dürfte, für die Entlehnung aus sicilischen
Komikern, wie Epicharm, denen nach Paul. Diac. S. 35 das bedeutungsgl eiche
blennus mutmafslich entnommen ist.
Auch einen anderen Konsonantenwandel können wir zur Aufklärung
des Ursprungs lateinischer Wörter heranziehen:. den Übergang des Reibelautes s
zwischen 2 Vokalen in die tönende Spirans und dann in r. Derselbe trat im
5. Jahrhundert der Stadt ein und wird mit der Censur des Appius Claudius Cae-
eus 312 V. Chr. in Verbindung jgebracht^). Er war mit wenigen Ausnahmen^)
in der Zeit vor Beginn der Profanlitteratur vollständig durchgedrungen, sodafs
wir bei Plautus schon überall r statt s antreffen. Selbstredend sind auch die vor
der genannten Epoche aus dem Griechischen entlehnten Wörter von dem in Rede
stehenden Lautwandel ergriffen worden, wie man deutlich aus tus, turis =
d^vog, *&vBaog ersieht, während die seit dem 1. punischen Kriege in die rö-
mische Sprache eingedrungenen Fremdwörter keinerlei Affektion der Art auf-
weisen. So ist der Rhotacismus den vermutlich in diese Zeit zu setzenden prä-
nestinischen Cisten und Spiegeln fremd (vgl. Ceis.ia, Taseos, Soresios,
Crisida, Teses, /asia; Jordan, krit. Beitr. S. 4 f. ; Alsir und lacormit
r = s im Auslaute sind, wenn überhaupt griechischer Abkunft; schon mit q ver-
sehen aus einem griechischen Dialekte herübergenoramen] ; desgleichen habea
alle erst nach jener Zeit eingebürgerten Ausdrücke ihr s bewahrt wie Musae,
Pisae, blaesus, phaselus, causia, carbasus, anisus, sesamum,
seselis, gausape, petasus u. a.
Bei den Substantivis res i na und brisa, die vermutlich sehr alt sind, ist
dass aus t hervorgegangen = ^jyr/i/ij und ßQvvea und deshalb erhalten; dasselbe
giItvonnausea = j/at;r/a (vgl. nautea); welches freilich im Griechischen gleich-
falls Doppelformen zeigt ^) .
Einer geschärften Aussprache des s würde classis die Erhaltung des Sibilan-
ten verdanken, wenn es griechisches Lehnwort wäre (vgl. Jordan, Hermes i 6. 53) =
KläaiQ] derselbe Grund könnte für basis (C. L L. 4. 1181 : bassis] und casia
(handschriftl.oftcassiavgl.Ribb. prol.Verg. 444) geltend gemacht werden, wenn
anzunehmen wäre, dafs diese vor dem 3 . Jahrhundert entlehnt seien. P i s u m , das
nicht aus 7r/(70ff,7r/aao$ stammt, hat sein s bewahrt, weil ursprünglich ein n davor
stand (vgl.pinso mit piso, vesica mitvensica). Wenn corylus, wie Saalfeld und
4) über die Verbesserung des Alphabets durch Appius Claudius vgl. Jordan Krit.
Beitr. S. 151fT. Derselbe spricht a. a. 0. S. 89—166 ausführlich über den Rhotacismus in
den italischen Sprachen, über den auch zu vgl. Edw. Walter rhotacism in the old Italian
languages and the excepttons. Leipzig 4876. Schleicher, Compend. * S. 257 f.
2) Abgesehen von quaeso, nasus, caseus und einigen andern, die aus Rücksicht auf
die Deutlichkeit und zur Vermeidung der Verwechselung mit (dem aus quaeso differenzierten)
quaero, mit narus a» gnarus und carus oder careum das s erhalten zu haben scheinen, ist
das 8 nur in den Nominativen auf Ös, oris länger bewahrt worden (vgl. Neue, Formenl.
1 ^ 169. Jordan a. a. 0. S. 143. In prosa, vasa und suasum ist vor dem s ein r ge-
schwunden, im Suffix osus ein n, in casa, fusus, casus, rosa ein T-laut.
3) Vgl. asinus « hebräisch athon.
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30 Griechische Wörter
Tuchhändler meinen (vgl. auch Dietrich, commenlat. gramm. duae S. 13. Wagner
in der Vergilausgabe von Heyne und Wagner V. 484), wirklich aus dem Grie-
chischen ins Latein eingedrungen wäre, so könnte es keineswegs aus einer Form
ytoQvXog entstanden sein , da die gallischen (altgall. cosl) und germ. (ahd. hasal)
Formen die ursprüngliche Anwesenheit eines s in dem Worte bezeugen , s aber
im Gemeingriechischen bis auf wenige Dialekte (eleisch, eretriensisch, lakonisch]
nicht in q übergeht. Dazu kommt, dafs, selbst die Möglichkeit der Abstammung
des Wortes aus einem dieser Dialekte zugegeben, im Griechischen weder corylus
noch cosylus belegt ist. Demnach glaube ich, dafs corylus aus dem Gallischen ent-
lehnt (vgl. Vanicek, Fremdwörter S. 69) oder echt lateinisch ist = cosilus. Das y
ist von Haus aus nicht vorhanden und auf Rechnung der römischen Etymologen und
Grammatiker zu setzen wie in clypeus u. a. Das Adjectivum columus ist durch
Metathese der Liquiden aus corulnus hervorgegangen. — Auch visula, das
Hehn, Kulturpfl. 507 aus griech. olaog, olaog, olaop, olova deriviert, ist meines
Erachtens echt lateinisch und vor dem Übergänge des s in r durch seine Eni-
stehung geschützt (visula = vit-tula wie casum = cad-tum, visum = vid-tum,
vert-tum = versum) .
Konsonantenschwund kann beweiskräftig für die Entlehnung werden,
wenn er blofs in einer der beiden klassischen Sprachen stattgefunden hat, wie in
Wurzel pard, die im Lateinischen in pedo und p ö d e x vorliegt , im Griechi-
schen aber den Zitterlaut erhalten hat. Daher muls perd ix aus Tt^pd^ ent-
nommen sein.
Ähnlich verhält es sich mit v = /, das im Lateinischen zwar mit be-
nachbartem Vokale zu ü oder ö verschmelzen kann, aber nicht ohne weiteres und
ohne Einflufs auf die Qualität und Quantität des Vokals schwindet ^) . So ent-
steht aus dem Stamme bov- der doppelte Nominativ bovis (Petr. sat. 62.13) und
bös = bövs, aber nicht bös, so aus bovibus = boubus der Dativ böbus oder bü-
bus (vgl. auch nönus = navamas, öcra, Omentum = av-). Demnach dürfte
böare entlehnt sein = /?oai/, wie comare = xofiav und das daneben er-
scheinende bovare für eine durch Anlehnung an bos, bovis gebildete Form zu
halten sein 2) . Dazu kommt , dafs sich diese Formen auf den dichterischen Sprach-
gebrauch beschränken, während in Prosa dafür sonare gesagt wurde. — Un-
römischen Ursprungs ist höchst wahrscheinlich auch das Wort leo = JLia}v^=^U'
fwv. Zwar glaube ich nicht, wie viele, an die semitische Abkunft des griechischen
Wortes, die die Entlehnung des lateinischen über allen Zweifel erheben wtlrde,
sondern halte vielmehr mit Pauli dafür, dafs es europäischen Ursprungs ist und
von der Wurzel liv- stammt, meine aber, dafs, wie schon Misteli K. Z. H. 19<
betont hat , das Substantivum als römisches Stammwort etwa lün oder livo hätte
heissen müssen. Wahrscheinlich ist der Name des Löwen den Römern verloren
gegangen und ebenso wie der sicher entlehnte der Löwin später wieder zu-
4) dcus neben divus erklärt sich aus dem Nebeneinanderbestehen der Wurzeln di- und
div-; ebenso sind andere Ausnahmen scheinbar.
2) boÖre : boare = ton^re : tonare, laväre : lavare.
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IN t>BR LATEIlflSGHBN SPRACHE. 31
gekomineu. Der Wandel des Themas leont- in leon- findet sein Analogen in dra-
con- neben dfaTtovr-, — Entschieden griechischer Abkunft ist auch latro, das
samt seinem Etymon XarQig von der Wurzel laf = lav abstammt, deren
V im Latein erhalten ist in den Nominibus Lavernia, laverniones. Wäre das Wort
echt lateinisch, so würde statt des a ein u, o oder au erwartet, wie in lucrum
= lav-crum; lotum und lautum = lavatum. An der Entlehnung von boiae aus
ßoeux darf man um so weniger zweifeln, weil lat. v nie in j übergeht, also bo-
viae nicht die Grundform sein kann. Auch ist die Annahme griechischen Ur-
sprungs nicht abzuweisen bei aer = afrjQ, pronaos = TtQovafog, latomiae
oder lautumiae (vgl. latro] = kaf-ro^lac u. a.^) Dagegen ist die Möglichkeit
der von Keller (Rhein. Mus. 34. 337) aufgestellten Etymologie: calo = cavallo
= caballo mit linguistischen Mitteln nicht zu begründen^).
Mit den eben gegebenen Erörterungen über den Schwund des v haben wir
schon das Gebiet der Halbvokale betreten, mit denen wir uns zunächst zu be-
schäftigen haben, ehe wir zu den Vokalen übergehen können. Beide Halbvokale,
j und v, sind nun (ebenso wie s) in den klassischen Sprachen ganz verschieden
behandelt worden , der Art , dafs sie im Griechischen meist verändert, im Latein
meist beibehalten worden sind. So hat die griechische Sprache anlautendes v im
Laufe der Zeit eingebüfst, nur mit dem Unterschiede, dafs der eine Dialekt es
längere, der andere kürzere Zeit beibehalten hat und dafs es, wie L. Meyer im
23. Bande von Kuhns Zeitschrift erwiesen bat, vor den einen Lauten eher als
vor den andern abgefallen ist. Da nun das Latein wohl vor Konsonanten wie r
und 1 das v verloren hat (vgl. radix = /gadtf , äol. ßglCa, ßqadivog)^ aber
nicht vor Vokalen . so müssen diejenigen lateinischen Wörter, welche mit blofsem
Vokal beginnen und griechischen mit ursprünglichem Digamma anlautenden ent-
sprechen, entlehnt sein. Das ist z. B. der Fall mit ortyx = f6QTvS= skr.
vartika-s, epos = fijtog = skr. vacas, ergastulum ans fegya^o^ac (vgl.
fiQyov = Werk), astu = faarv, Elis, bei Plautus auch Alis = fälig u. a.,
aber auch mit I talia = firalla, Rinderland von ftraXog = vitulus , Rind , in
welchem letzteren die rein lateinische Form des Etymons vorliegt. Dafs der Name
des Landes von den Griechen stammt, wird noch evidenter dadurch, dafs derselbe
ursprünglich nur für die südwestliche, von Griechen besiedelte Landzunge Italiens
in Gebrauch war (vgl. auch Kiepert, Lehrbuch der alten Geogr. S. 371 und
Curtius, Grundz.^208).
Anders liegt die Sache bei alten äolischen oder dorischen Formen , die recht
h) Dagegen ist das griechische Digamma Öfter in dialektischen griechischen Wörtern,
^enn sie ins Römische übergingen, durch v wiedergegeben worden , weil zur Zeit der
Entlehnung der griechische Laut noch gesprochen wurde: so in Archelavos, Nico-
lavos, Agelavos, Chrysavor (Corfsen Ausspr. 4. 322) Menelavos (Plaut. Bacch.
4. 9. 2t), Oinomavos (G. I. L. 4. 60), Lavis » Aatg (Ephem. epigr. 4. 19: praen. Ciste),
synnavi ■« avvvafoi (Grut. inscr. 89. 2). Bei averta « afoqtr^q ist Anklang an
averto im Spiele.
2) Auch das griechische Auslautsgesetz, nach dem bis auf wenige Partikeln bekanntlich
alle SchluTskonsonanten aufser v, q und <r abfallen, könnte hier zur Feststellung der grie-
chischen Abkunft eines Wortes benutzt werden. Man vergleiche aroma = a^üifia'sj].
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32 Griechische Wörter
wohl ihr Digamma zur Zeit der Entlehnung bewahrt haben könnten gleich den
oben genannten Noininibus, die dasselbe im Inlaute erhalten und ins Latein hin-
tibergeretlet haben. Gleichwie im Etruskischen derartige Bildungen Eingang
fanden, z.B. Velparum ='£A7ri/i/wp, dor. ^EljTdvioQ = feXTtavioQy Vilae,
V i 1 e = 'loXaoQy dor. "Ikaog, *'/Aag = fllag^ V 1 1 a t a s = ^OiXadrjg = der. '/Aea-
dag = filiaöag, Vilenu = prünestinisch Velena = lat. Belena =*Ekevr}j dor.
'EXiva = feliva (vgl. Deecke, Beiträge z. Kunde d. indog. Spr. 2. 482. Curllus
Grundz. * 561), so ist auch die Möglichkeit desselben Vorgangs im Latein nicht
ausgeschlossen. Freilich vermag ich kein einziges sicheres Beispiel dafür anzu-
geben. Dafs Velia der ursprüngliche Name der süditalischen Stadt ist und
daraus erst die äolische Namensform ^YiXri zurechtgelegt wurde , während die
Athener mit Aufgabe des Digammas ^EXia sagten, hat Kiepert mit Recht behauptet
(a. a. O. S. 459 Anm. 1 und S. 457) . Ebenso unwahrscheinlich ist die Entlehnung
aus dem Griechischen bei viscus = fi^og^ da der Übergang von ^ in sc nir-
gends belegt ist und die damit bezeichnete Frucht aller Wahrscheinlichkeit nach
in Italien heimisch war. Dasselbe gilt von visula, das mit olaog, oJirva zu-
sammengestellt wird; aber wegen der Erhaltung des s (vgl. oben) erst in einer
Zeit entlehnt sein könnte, wo das Digamma sicherlich nicht mehr gesprochen
wurde. Auch für vi n um = olvog ist mir die Annahme der Entlehnung zu ge-
wagt, einmal weil der Übergang von ol in i beispiellos wäre*), und sodann,
weil sich das Wort schwerlich von vitis und vitex trennen läfet, die särallich
aus derselben Wurzel vi entsprossen sind 2), von der vermutlich auch viola =
fiov abstammt, welches von Hehn, Kultui^pfl. 224 wohl mit Unrecht aus dem
Griechischen deriviert wird.
Während v im Griechischen in der Regel fast spurlos geschwunden ist, hat j
besonders in Verbindung mit Konsonanten meist deutliche Spuren seiner Existenz
hinterlassen, indem x und x und öfter auch r + j zu aa oder rr un J A + j zu U
wurden, ferner bei g + j und v + j der Halbvokal in die dem q und v voraus-
gehende Silbe umsprang und sich mit dem Vokale derselben zu einem Diphthongen
verband. — Da alle diese Umwandlungen dem Latein fremd sind, so geben sie
für uns ein willkommenes Hilfsmittel zur Eruierung der Lehnwörter ab. So ist
pessulus aus TtaaaaXog = jtaxjaXog (Gurt. Grundz. ^ 661), glossa aus
yXvjoaa = yXwxJa (Vaniöek S. 133), cnisa == xvlaaa aus xpldja (L.Meyer,
vergl. Gramm. 2. 399), melittaena aus ^eXlvracva = ^tXltjatva u. a. xu
erklären.
Ferner sind durch Assimilation des j an X gebildet: psallo^) = ipalho^
tpaXjia ; m a 1 1 u s und m a 1 1 o = piaXXog = fiaXjog (betreffs der Endung vergl. gobio
= gobius) ; chrysocolla = xoX;a, balista==ballista = /?ai;-, mäcellum =
i) Regelrecht entsprechen sich olxo^ und vicus und andere Stammwörter.
2} olaoff und visula stammen von derselben Wurzel.
3) In den lat. Präsentia falle {vgl. (r<paXX(o), pello, cello, vello, tollo ist nach Fröhdcs
Nachweis in den Beitr. z. Kunde d. indog. Spr. 8. 285 II aus In entstanden.
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In DBA LATBtinSCHBH SprACHB. 3%
HaxeXjar *} . Darch das Umspringen des j bei Qj und rj erhalten wir Gewifsheit
über die Entlehnung von ma|chaera; chimaera, sphaera; balaena^
inur{a}ena, leaena, hyaena, melittaena, sphyraena, phagedaena,
Ozaena u. a., aber auch über die griechische Abkunft von spira = artelga =
OTtiQJa (CorJBen, Ausspr. 1 3 518. Joh. Schmidt, Vokalism. S. 359), magirus
= iiayeiqog = giaye^og und laena = x^^^"^^ == X^^^J^ ™*' abgefallenem an-
lautendem Guttural. Dieselbe Epenthese des j bei / erweist die griechische
Heimat von aegilops = aiylliaxp aus ayjir-.
Unter den Vokalen giebt uns am besten Auskunft über die fremden Ele-
mente der lateinischen Sprache das y, ein Buchstabe, der gleichzeitig mit z, also
etwa seit der Sullanischen Zeit, in Gebrauch kam und von Cic. or. 48. 1 60 als zu
seiner Zeit schon gebräuchlich bezeichnet wird, während in alten Inschriften und
Litteraturwerken dafür meist u, seltener i verwendet wurde (vgl. Ritschi, prisc.
iatin. monum. S. 124). Mit Recht haben daher Ritschi und Fleckeisen konsequent
u statt des vielfach überlieferten y in dem Texte des Plautus und Terenz wieder
hergestellt. Ja in vielen altlateinischen Lehnwörtern hat sich infolge des Ein-
flusses der Yulgärsprache das u für alle Zeit erhalten: so in buxus, burrus,
gubernare, trutina, murena, purpura, apua, cumlnum, spe-
lunca, amulum, cubus, culigna, fucus, mulus, murra, mullus,
druppa, murtum, cumba, stuppa. sambuca u. a.
Zweifelhaft konnte man sein bei cupa, das Saalfeld nach Hehns Vorgange
aus xvTtrj ableitet. Doch entspricht das letztere, überdies nur von Hesych in der
Bedeutung »Höhle, Hütte« überlieferte Wort genau dem skr. küipa-s^ Grube,
Höhle, Olschlaucb, und da sich, wie xviteXlov zeigt, aus der Bedeutung Höhlung
leicht die des Gefäfses entwickelt, so sind die 3 Worte mutmafslich für urver-
wandt zu halten. Auch buci na ist, wie man längst erkannt hat, echt römisch
und mit bucca, aufgeblasene Backe zusammenzustellen oder besser aus bovicina
entstanden (Genaueres bei Saalfeld, Progr. v. Wetzlar S. H); ja aller Wahrschein-
lichkeil nach ist das griechische ßvnavr} erst aus dem Latein entlehnt, wie das
späte Auftreten des griechischen Wortes vermuten läfst. Der Übergang des
lateinischen i in griechisches a hat ebenso wenig Befremdendes als der gleiche
LautproceCs in den romanischen Sprachen^ wo aus cophinus ital. cofano und
aus selinum ital. sedano geworden ist« Ebenso ist ^tmavrj aus runcina ent-
lehnt, wie der Mangel des h im lateinischen Worte (sonst ^ = rh) noch erkennen
labt. Femer ist die von Keller (Rhein. Mus. 34. 500] gegebene Ableitung des
Substantivs pumilio^) aus Ilvyfiakltov abzuweisen, da nicht Pygmalio, sondern
TTv/jualo^ den Däumling bezeichnet und aufserdem die fast gleichbedeutenden Aus*
drücke pumilus und pumulus existieren, die nicht daraus abgeleitet, aber auch nicht
davon getrennt werden können. Alle gehen samt Ttvyiiri auf die Wurzel pug
4) Dagegen gehört mäceries und mäceria sammt mäcerare zu fActaato, kneten, deutsch
mengen u. a. und ist nicht entlehnt.
i] Schon auf einer pranestinischen Ciste Ephem. epigr. 4. 20: Caster pater poumi-
lionom.
Wtite, Oriecli. Wörter i, d. Ut. Spraelie. 3
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34 Griechische Wörter
zurück (Fick, Wörterb. 2. 154) oder nach Brugman K. Z. 24. 96 auf die Wurzel
pu, erzeugen. An die griechische Abkunft von sc u tum, Schild aus axvtog,
Haut, Fell hat meines Wissens niu* Mommsen gedacht (Rom. Gesch. 1^ 496),
während sich Curtius, Grundz. * 168, Corssen 1. 353, Fick 2. 271, Tuchhändler
S. 13 für den echt römischen Ursprung erklären. Ähnlich verhält es sich mit
turunda, Nudel, Wolger, das Mommsen a. a. O. zu tv^ovq, Vanicek S. 292
besser zu Wurzel tar, lat. ter(o) stellt. An der lateinischen Abkunft von pus =
6 Tcvog zweifelt niemand mehr, ebenso wenig an der Originalität des vielfach von
VQXV (^8^* S. 18. A : orca) abgeleiteten urceus. Auch pituita^) und cubi-
tum, woraus das griechische xvßivov (bei späteren Ärzten) entlehnt zu sein
scheint, dürften römische Stammwörter sein, ebenso trotz Hehn columba.
Dagegen inkliniere ich sehr dahin, mit Saalfeld turris = osk. tiurri aus dem
bereits bei Pindar sich findenden Tv^^ig = Tv^atg abzuleiten, einmal wegen der
geringen Zahl von Derivatis und sodann wegen des grofsen auf dem Gebiete des
Bauwesens sich geltend machenden griechischen Einflusses.
Neben u tritt schon in alten Inschriften, besonders aber in späterer Zeit als
Reflex des griechischen v jener Mittellaut zwischen u und i auf, den Kaiser
Claudius durch Einführung eines neuen Zeichens zu fixieren suchte (Brambacb,
Orthogr. S. 124). Da nun die uns mit diesem Zeichen überlieferten Worte aus
der Zeit des Claudius — denn nach seinem Tode hörte der Gebrauch wieder auf
— sämtlich griechischen Ursprungs sind, wie bybliotheca u. a., so zweifle ich
nichts dafs auch das darunter befindliche gubernator kein echt römisches
Wort ist.
In der vor- und nachclaudianischen Zeit jedoch wurde jener Mittellaut meist
durch u oder i schriftlich ausgedrückt, letzteres z. B. in serpillum == e^Ttvllorj
incitega = lyyt/^xi;, brisa = /?^wfia, sirbenus ^= avgßrjvogy calien-
ärnm = aaklwTQov, birrus = nv^^og, öfter auch in sibina = aißvvri,
caliptra = xaivTTrßof, ambligonius = äfißkvydvtog u. a. Auch Unter
wird hierher gehören und aus dem griechischen TtXvvrriQ stammen. Dafür spricht
abgesehen davon, dafs die meisten Ausdrücke des Seewesens griechischen Ur-
sprungs sind, die altlateinische Form lunter (Bücheier, Bhein. Mus. 41.298),
ferner der Umstand, daüs das Wort so gut wie gar keine Ableitungen hat und
aus lateinischer Wurzel nicht deriviert werden kann. Das Genus femininum er-
klärt sich aus dem hinzugedachten navis ; doch brauchen Tibull und Vellejus das
Wort als Maskulin 2).
Dagegen ist echt lateinisch 3) stilus aus stiglus und daher die Schreibung
Stylus = arvXog ebenso verkehrt wie die deutsche aus der Zopfzeit stammende
Schreibart »Styk statt »Stil«; ferner limpidus, das, wie wir S. U bereits ge-
4) Ein griechisches Wort, woraus pituita abgeleitet werden könnte, ist nicht belegt.
Yergl. übrigens S. 46.
«) In der Bedeutung Mulde, Waschtrog stimmen beide Wörter überein; dafs «31»»^
in der Bedeutung »Kahn, Fahrzeug« nicht mehr nachweisbar ist, thut nicht viel zur Sache.
8] Über diese und andere Worte z. B. coryscus, feryla und deren Schreibweise
mit y in den Vergilianischen Handschriften vgl. Ribbeck, proleg. Verg. p. 45S.
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IN t>CR Lateinischen Sprache. 35
sehen, mit rv^(prj nichts zu schaffen hat, satira = satura sc. lanx, eigentlich
»volle Schüssel« = tutti frutti, wie denn auch noch die Satiren des Lucilius ein
litterarisches Allerlei bildeten, und aclys =s aclis (vgl. ccyxvUg und Fick 2. 6).
Bei den von den römischen Autoren in der Regel mit y geschriebenen
Wörtern nun kann man allerdings meist griechische Abkunft voraussetzen. Doch
ist auch durch gelehrte Pedanterie in manche stammhafte Nomina dieser fremde
Laut eingedrungen : so, um von den eben erwähnten lympha und Stylus abzu-
sehen, in cor y Ins (vgl. S. 29 f.), pyrus (besser pirus aus pisus, nach Hehn ==
oTtiov = aTtiaov vgl. W$ = virus), lacryma (besser lacrima, urverwandt mit
däxQvov, aber nicht daraus entlehnt)^]. Dasselbe gilt von lytra = lutra, das
Lobeck, Pathol. S. 53 von IvvdqLg abzuleiten wagt, clypeus = clupeus^), das
ebenso wenig entlehnt ist, wie das aus derselben Wtfrzel entsprossene clepere ^) ,
incly tu s = inclutus, inclitus von derselben Wurzel clu, die in cluior, praecluis,
cluens, clientela u. a. Wörtern enthalten ist, intybum = intubum, intibum,
Endivie, das vielleicht nicht echt römisch, aber auch wohl nicht griechischer
Abkunft ist und daher schwerlich auf ein imaginäres evrvßov zurückgeführt
werden darf. Auch hybridus, so ähnlich es dem Substantivum {//J^tg sieht, ist
besser hibridus zu schreiben (vgl. S. 23) und wohl von iber, rjfilovog OTtb ßobg xal
TLTVQov (gloss. Labb. cf. imbrum, '^f.ilovov, TtQoßarov] abzuleiten, welches, wie
andere Mauleselnamen (mannus, buricus nach Hehn) vielleicht aus dem Iberisch-
Keltischen abstammt. Schwankender bin ich bei m y t i 1 u s und S i b y 1 1 a. Wenn
man bedenkt, dafs ein griechisches Wort /itrr/Ao^ nicht existiert und dafs Athe-
naeus 3. 83 E sagt %riv TslUvav — T^v'Piofxaloi ^Irkov (vgl. mitulus = mutilus
= mutulus) ovo^a^ovatj so wird man ein römisches Wort vor sich zu haben
glauben. Doch liegt auch der Gedanke einer Weiterbildung von dem gleich-
bedeutenden fivg »Miesmuschel« nahe, zumal die Seetiere meist griechische
Namen tragen. Ist das etymologisch dunkle Wort wirklich echt lateinisch, so hat
es offenbar der volksetymologischen Anlehnung an fivg sein y zu verdanken. —
Dagegen möchte ich Sibylla allerdings für ein Lehnwort erklären, das mit dem
Apollokult und den Sibyllinischen Büchern von den kampanischen Griechenstädten
nach Rom kam. Es ist ähnlich gebildet wie 2aßvXlogj BadvXlog, und wenn es
sich auch schon bei Plato Phaedr. S. 844 und bei Aristophanes findet, so ist es
doch höchst wahrscheinlich auf italischem Boden entsprossen; somit hindert nichts,
das oskische sipus, sciens = sapiens (vgl. sibus, persibus) für das Stammwort
des grofsgriechischen Wortes zu halten.
Obergang des v in o liegt thatsächlich vor in folgenden Lehnwörtern :
in betonter Stammsilbe vor r in storax=: arvqa^ (doch vgl. S. 18. A) und in
h) ÜDberücksichtigt lasse ich Schreibweisen wie polybrum für pollubrum (Fab. Pict.
b. Non. 544. 22) crysta, vyr, vyrga, gyla, die uns von Grammatikern überliefert
werden (Brambach, Orthogr. S. 4 26).
2) Merkwürdiger Weise unterschieden die römischen Grammatiker zwischen clypeus
=^ itanis und clupeus, ornamentum. (Bramb. a. a. 0. S. 421.)
3) u erklärt sich durch den Einflufs des p, vgl. upupa => Inoilt, (Gorfsen, Ausspr. 2. 132 .
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36 Griechische WöaTBa
dem alten Eigennamen Codes wenn dieser wirklich aus äj)x^cüi^ ^) verslttmmelt
ist; in unbetonter Stammsilbe in cotonea == xi/dcij'ta^), opifera = v/rt^a,
coUndrus = xvXLvdQog, Am olnm = äf^vlov , Scolaclum = 2xvi.axiov^
Therm opolae = QsQfiOTtvkat] in der Endung bei ancora = ayxvqa^
spondolus = aq)6vdvkog, lagona = layvvog, sibones (!) = acßvprj (vgl.
sibina S. 34), botronatum von ßorqvg^).
Wir kommen zur Vertretung des griechischen ri^ das uns in einigen Fällen
ein bequemes Mittel an die Hand giebt, Lehnwörter zu erkennen. Wenn dieses
nämlich aus dem grundsprachlichen a hervorgegangen ist, also im doriseben
(resp. äolisohen) Dialekte durch a wiedergegeben wird und im Latein als e er-
scheint, so haben wir es wohl in der Regel mit einem aus dem ionischen Idiom
herübergenommenen Ausdrucke zu thun. Denn die lateinische Sprache reflek-
tiert zwar europäisches und gemein griechisches iy meist durch e (doch G.
Meyer, griech. Gramm, p. 44. Anm.) z. B. femina neben S'fjXvQj nicht aber das
blofs dem lonismus eigentümliche , in den übrigen griechischen Dialekten und
europäischen Sprachen durch a vertretene r], weshalb einem solchen t] in echt
römischen Bezeichnungen ä korrespondiert: vgl. suavis = 'qdvg. Aus diesem
Grunde wird cera aus xtjQog entlehnt sein (vgl. lit. köris, lett. k^ri, ir. ceir,
Corfsen, Ausspr. 4 . 45; Saalfeld Progr. 5, Tuchhändler 22; dagegen Curtius ^ U9,
Fick 2. 66, hinsichtlich des Genuswechsels lagoena oder lagona = kayvrog, argilla
^ ccQyiXlog u. a.). — Ebenso spricht das e = rj von sceptrum, Wurzel skap,
dor. anaitTOVj sepia = arjTtiaj Wurzel sap, crßpida = ytQrjTtlg, Wurzel krap,
das sein langes e = rj unter Anlehnung an cräpere verkürzt hat, für den griechi-
schen Ursprung dieser Wörter. Anders dagegen steht es mit classis, das Pott
E. F. 2. 376, Schweizer K. Z. H. 77, Mommsen R. G. 12 81 auf ein dorisches
Ttkäaig = xlfjat^ zurückführen. Curtius ist mit Recht im Zweifel , ob er dieser
Ableitung zustimmen soll (Grundz. ^139), auch Mommsen hat neuerdings an der
betreffenden Stelle der 6. Auflage diese Derivation aufgegeben, wahrscheinlich
deshalb, weil im ganzen Dorismus — und aus diesem Dialekte mufste doch wohl
das Wort stammen — weder in nXfjaig noch in seinen Verwandten je ein a er-
scheint, da das rj hier aus e hervorgegangen ist. Wir werden deshalb der Ety-
mologie Gorfsens Ausspr. 1. 496 und Tuchhändlers S. 12, die für classis eine
Grundform clat annehmen (vgl. fassio : fat), unsere Zustimmung geben.
Der gleiche lateinische Vokal e bekundet dann Entlehnung, wenn er griech.
et reflektiert, wofür in stammhaften Wörtern (und auch bei Lehnwörtern in der
Regel) i erscheint = altlat. ei (vgl. dico und öeU-vv-fÄi). Demnach sind als Lehn-
wörter zu betrachten Ter esia, Polycletus, edyllium, catalepta (Bährens
4) Nach Scaliger, Vossius und Fleckeisen, Jahrbuch, f. Philol. 93. i%, Oder sollte
Codes echt römisch sein = cooles?
2) Doch ist vielleicht das o hier auf Rechnung des kyprischen Dialekts zu setzen, wi«
sich aus der Glosse xoddysa * avxa xBifJtsQiya ergiebt, worüber vgl. Rothe, Qaaest. d. Cypr.
dial. Dissert. v. Leipz. 1875. S..58 {xodvfxaXov aus xvdo/xaXoy ebenda 65).
3) Vgl. Corfsen, Ausspr. 2. 74 —76, Fleckeisen a. a. 0. S. 9 ff.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 37
Jahrb. f. Philol. 4875. S. 141), Erene, cerografia, erece, Perithous,
Serius (Schuchardt, Vokalism. 2. 89), cyperus, penetica, tenesmos,
hypotenusa,hypogeson,epidecticalis, Melus = Nelkogj electua-
rium = %%X€i%rov (vgl. meine Auseinandersetzungen in den Beitr. z. Kunde d.
indog. Spr. 5. 8S), ferner macrochera, onocheliS| Helotes (aber cheragra
= X^Q^Y^cl)) wobei charakteristisch ist, dafs fast durchweg vor oder hinter dem
in Frage stehenden Vokale'eine Liquida steht ; desgleichen in dem Suffixe eus, ea,
eum = €tog, eta, uovi z.B. in spondeus, brabeum, teloneum, mu-
seum, cichoreum, cycneus, Chorea, platea, panacea, glauceum,
gynaeceum, Epeus, Dareus, Alpheus, Pythagoreus, Decelea (vgl.
Aeneas), das aber auch verkürzt erscheint in plat^a, chorea, gynaeceum^
Epäus, Aiäus = Eleus und dauernd in balinäum, balnäum (vgl. Lach-
mann z. Lucr. S. 159, Corfsen Ausspr. 2. 679).
Eigentümlicher ist die Vertretung der griechischen Diphthongen et
und ai durch iv in Argivi =l4Qy€loij archivum = «px^lov, inuslvus =
fiovasiog, oliva^) = ikaia (woraus auch ol^a, wie plalea aus 7riaT€la) , Achivi
= Idxaiol und in dem abnormen dalivus, das auf eine aus daXlg [^ioqoq
Hesych.) und dellacog zu rekonstruierende Form dalatog zurückgehen mag.
Dagegen kann ich Saalfeld nicht beipflichten, wenn er saliva aus alalog ab-
ieilet, da beide Formen sich aus einer Wurzel sval sehr leicht erklären, der
Schwund des griechischen i aber sich bei der Annahme der Entlehnung nicht
rechtfertigen läfst und die Bedeutung für die Originalität des Wortes spricht.
Es scheint hier vielmehr eine Bildung mit Suffix ivus vorzuliegen wie in Gra-
divus u. a.
Ein Kriterium fremder Abkunft geben stets die uneigentlichen Diph-
thongen <ji, T], itt ab, mögen sie nun durch die einfachen Vokale a, e und o
wiedergegeben werden wie in asma = ^a^a, daduchus= dqdovxog^ pro-
rela = TT^fj/i^cnrijg, prora = 7tQ(pQa, eöus = rjijwg, ar ciöns = aQKTfJiog,
heröns = fjQowgj od a == f/id)/ und den Ableitungen monodia, palinodia,
rbapsodia, parodia, melodia, prosodia, psalmodia, epodus,
hymnodicus, hilarodus, oder durch Diphthongen wie in tragoedia =
T^ayipdla, comoedia, citharoedus, auloedus. Doch taeda, das Saal-
feld im Index zu ö^g, Fackel stellt, ist original (vgl. Corfsen, Ausspr. 1. 372,
2. 1012, Fick 2. 105). — Wenn, wie in einigen Wörtern der Fall ist, das c in
e ige Dt liehen' Diphthongen bei der Übernahme geschwunden ist, so scheinen
dialektische Nebenformen vorgelegen zu haben: sicher ist dies der Fall bei poeta
= 7Coir)Trjg = vulgärgriech. TtorjTYjg (Mommsen, Rom. Gesch. 1* 931 Anm.),
vermutlich auch bei cra|pula = TLQaiTtdkr]^), woneben auch crepalum (wohl
crepalun!) vorkommt, glossiert mit maredus, madidus in d. gloss. Uildebr.
S. 83. 480 (Loewe, prodrom. S. 353) = xQacTtakdfv.
4] über die verschiedenen Formen des Wortes und ihren Gebrauch bei Plautus und
Calo handelt ausführlich Jordan, Hermes XV im Anfonge, ohne die Frage nach der Abslam-
mang von oliva zu entscheiden.
2) Vgl. jedoch Corfsen, Beiträge z. ital. Sprachk. p. 239 A.
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38 Griechische Wörter
Von den im Latein im Laufe der Zeit ausgestorbenen Diphthongen ist für
unsere Zwecke besonders wichtig das eu , über welches wir in jüngster Zeil eine
treHliche Monographie erhalten haben von Th. Birt im Rhein. Mus. 34. 1 ff. Der-
selbe weist nach, dafs der altlat. einst allen europäischen Sprachen angcbörige
Diphthong eu frühzeitig ausgestorben und nur zufallig noch in Leucesieund
anderen vereinzelten Bildungen erhalten ist; neuter ist dreisilbig gesprochen
worden und aus nc-uter zusammengezogen, die Partikeln ceu, neu, seu da-
gegen, welche aus den Lokativen cei, nei, sei und ve hervorgingen, enthielten
ein langes e, also den Diphthong eu = rjVy während in den übrigen lateinischen
Worten eu zu ou und Q wurde, vgl. Leucesie mit Loucius und Lucius. Heu und
he US sind Äusrufeworte und nehmen als solche eine Ausnahmestellung ein, sind
auch nach Birts Ansicht vielleicht nach Analogie von rpev gebildet.
Interessant ist es nun zu beobachten, wie sich die Römer bei der Über-
nahme von Lehnwörtern in früher Zeit gegen den ihnen wenig sympathischen
Diphthongen gesträubt und wie sie ihn überall im Wortausgange zu entfernen
gesucht haben (vgl. Bücheier, Grundr. d. lat. Deklin. 2 : »Diphthongische Grund-
formen in Nominalstämmen kennt das alte Latein nicht«] : So erklärt sich Aciles
= Achilles =JdxdX€vg, Ulixes = 'Odvaoevg^ Teses (CLL. 1.1500.
1501) = Gijaevg und der Name des macedonischen Königs ?erses=n€Qaevg^
vielleicht auch Amuces = JdfAtjTCSVQ (Jordan , krit. Bcitr. S. 58), ja Servius zu
Verg. Aen. 8. 383 merkt an : omnia enim , quae in eus exeunt hodie, apud ma-
iores in es exibant, ut Nereus Neres, Tydeus Tydes^). Im Inlaute wurde
eu zu ü (nach Analogie von lüceo neben Leucesie) inPollux = PoIüces = ilo-
IvdevKTjg,
Übrigens würde neben dem Übergange des Nominativausgangs evg in es
auch der in us vorkommen, wenn Tondrus wirklich auf TwdoQevg zurück-
ginge (vgl. S. 18. A.). Auch Piraeus = üevqauvg (schon bei Plaut. Irin.
1103) bekundet einen ähnlichen Vorgang, wiewohl hier das Zusammentreffen
der beiden Diphthongen auf die Bildung der Form von Einflufs gewesen sein
kann. — Bei amphora endlich = aiKpOQBvg^ das wohl schwerlich aus der
als Thema angenommenen Accusativform a^iq)OQia erklärt werden darf, ist ohne
nachweisbaren Grund Übertritt in die a-Deklination erfolgt.
Aus späterer Zeit , als der griechische Diphthong ev = eu unverändert in
Lehnwörtern Eingang fand, stammen Formen wie e u , enge, euax, eugepae,
euhius, euhan, eugeneus, eunuchus, euoe u.a., die hier alle aufzu-
zählen viel zu weit führen würde ^) .
1J Damit lassen sich vielleicht etniskische Bildangcn wie Nele » Nrjlevfff Pele ==
UrjXBvst Per sc = ÜBqaBvSf Tute = Tv&bvs, Urphe = *Oq<pBvg, Uthuste ='(>«ft><r(rctv,
Capne s= KanayBvs, These «= BrjCBvg , Prumathe « UqoiAfj&BVs u. a. vergleichen,
welche bei Corfsen, Sprache d. Etnislf., und Deecke in der im S. Bande der Beitr. z. Kunde
d. indog. Spr. abgedruckten Abhandlung über die griech. Lehnwörter des Etruskischen
leicht zu finden sind.
2) Sicher ist, dafs alle mit eu geschriebenen Wörter der lateinischen Sprache aufser
den wenigen oben genannten unrömisch sind, über die von römischen Grammatikern
eingeführte Schreibweise ey » cw, also Eypolis u. s. w., vgl. Brambach, Orthogr. S. 203.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 30
Anders als mit €v verhält es sich mit ai, oi, ei. Denn da im Latein die
Diphthongen ai , oi und ei fast durchweg in ae , oe und i umgewandelt worden
sind, aber auch Lehnwörter denselben Procefs der Umformung erfahren haben,
so finden wir hier keinen Anhalt zur Scheidung des Fremden vom Stammgut.
Wahrend die Nominative Pluralis hippagogoe, liroe, hy perbolaeoe,
boloe, canephoroe^ actinophoroe, edeatroe, cosmoe, Adelphoe,
Ghoephoroe u. a. von wirklich griechischen Wörtern gebildet sind, ßnden
sich auch echt römische Formationen gleicher Art wie poploe, fescenninoe,
pilumnoe = pilati (vgl. BUcheler, Grundr. S. 17). Vereinzeltein den PI i-
niustexten mit den genannten Diphthongen ai, oi und ei gedruckte Formen wie
laina (griech.?), oica (griech.?) cheirocrasia und leiostrea, deren
Schreibart resp. Ursprung freilich keineswegs sicher ist, sowie Interjektionen
und Naturlaute wie hei, eia u. a., die an Sprachgesetze so gut wie gar nicht ge-
bunden sind, können hier nicht in Betracht kommen.
Wohl hätte noch auf diese oder jene Divergenz in demVokalismus der beiden
klassischen Sprachen hingewiesen werden können^), indes sind die unberück-
sichtigt gebliebenen Lautgesetze von untergeordneter Bedeutung für unsere
Untersuchung.
Doch nicht blofs das Vorhandensein gewisser Laute , sondern auch die
An^wesenheit derselben an einer bestimmten Wortstelle oder in einer be-
stimmten Reihenfolge bekundet Entlehnung. Schon langst ist man darauf
anfmerksam geworden , dafs jede Sprache eine gewisse Vorliebe oder Antipathie
gegen gewisse Lautgruppen, sei es im An- oder In- oder Auslaute hat; infolge
dieser Entdeckung ist man auch bemüht gewesen, die Gesetze der Einzel-
sprachen für diese Erscheinung festzustellen. Wie Westphal das gotische (K. Z.
2. 164—189], so hat Benary (K. Z. 1. 46—79) das lateinische Anlautsgesetz
zuerst genau erörtert. Andere Gelehrte, wie Ad. Kuhn, haben Ergänzungen dazu
gegeben 2), und so ist es nunmehr leicht zu übersehen, welche Laute oder
Lautkomplexe dem Römer im Wortanfange nicht zusagten, während sie dem
Griechen mundbequem waren, und umgekehrt. Dabei ist jedoch wohl zu beach-
ten , dafs diese verschiedenartige Entwicklung der beiden Schwestersprachen
grofsenteils erst nach der Trennung der Griechen und Römer erfolgt ist und
dafs sich im Latein vielfach, z. B. bei den Gutturalen, die ganz allmählich vor
sich gehende Beseitigung der gefühlten Härte durch Abwerfung des begin-
nenden Kehllauts noch nachweisen läfst: vgl. narrare und gnarus, cognosco und
notus.
1] So z. B. darauf, dafs dem Latein die Kontraktion der Vokale mehr oder weniger
abgeht, weshalb z. B. nüs ss= yovg ss i/aof , bronton = ßQotn&y ss ß^oytaaty u. a.
griechischer Abkunft sein müssen.
2) Schon Lobeck, Pathol. S. 189 sagt: Romani consonas duplices ab initiis vocabulorum
remotas babent exceptis iis, quas sine ulla mutatione a Graecis mutuati sunt ut psallo,
psorBi xyslus.
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40 Gribgiiische Wörter
Dem Latein fremde Anlaute sind also die Verbindungen aller Konsonan-
ten mit n und m ausser gn , so besonders
cn = xi/ '
cnodax^)
sm = Gfx
: smilax
mn = ^v
mnemosynum
tm = T/i
: tmesis
pn = rcv
pnigous,
ausserdem et = xt :
Ctesias
bd ==ßd
: bdellium
pt = 7tr
: pteroma
tl =tA
. Tlepolemus
ps — V/
: psittacus
dr == d^
: dromas.
X =^
'. xenium
Andere Anlautsgruppen ^] der griechischen Sprache, wie x/x in xfiila&^ov^
yö in ySovTtoQy dv in övotpeQog, axl in ankrjQog, die dem Latein gleichfalls fremd
sind, können nicht mit Lehnwörtern belegt werden. Zu beachten ist femer, dafs
der Lautkomplex spl aufser insplendeo und dessen Ableitungen nur bei Fremd-
wörtern nachweisbar ist; femer, dafs die wenigen nichtgriechischen Wörter, die
mit dr anlauten , teils auch nicht echt römisch , teils onomatopoetisch gebildet
sind. Eingehend sind dieselben von Kuhn (K. Z. 7. 64 ; vgl. Corfsen, Krit. Beitr.
142) besprochen worden: drungus ist wahrscheinlich germanisch, Drusus
gleichfalls unrömisch und die beiden ziemlich spät erscheinenden und nur beim
Auct. carm. d. Philomela 23 und 61 belegbaren Yerba drenso und drindlo sind
onomatopoetische Bildungen und bezeichnen ersteres den Naturlaut der Schwäne,
letzteres die Stimme des Wiesels. Draucus dagegen ist vermutlich griechischer
Abkunft und von dgacj abgeleitet. Übrigens ist es nicht uninteressant zu ver-
folgen, wie die Römer auch in Lehnwörtern bemttht waren, den ihnen nicht kon-
venierenden Anlaut zu beseitigen , sei es durch Einschub eines Vokals wie in
minn=ifivä^) oderbedella (= bdellium?) =/?d^AAa (Lobeck, Palhol.413:
a Marcello Empirico bedella dicitur) , sei es durch Abstofsen des ersten Konso-
nanten wie in tisana = ptisana ifi den besten Handschriften des Plinius, Mar-
tial, Apicius, Horaz (tisanarium) und Nonius^) oder durch beides zugleich wie in
cinifes = axvUpeg.
Wir kommen zum Inlaute. Bei dessen Besprechung sind selbstverständ-
lich alle diejenigen Fälle unberücksichtigt zu lassen , wo Präpositionen mit kon-
1) Wir begnügen uns damit, hier nur je ein Beispiel anzuführen, da die übrigen Be-
lege ohne Mühe in jedem Wörterbuche zu finden sind.
2) Cber z und die Aspiraten, desgleichen über Spiritus asper und ^ im Wortanlaol
ist schon oben (S. 42fr.) gesprochen worden.
3) In späterer Zeit nahm man an der Gruppe mn keinen Anstofs mehr, vgl. mnester o. ••
4) Vgl. Tolomais = Plolemais I. R. N. 8895. Hierher gehört auch der Schwund des
X in laena es x^aXya und von <r vor 9 und / in fungus, Formiae u. a. Sollte nicht aach
cimussa, Bleiweifs (gloss. Labb.) eine Verstümmelung von ^iiAv9^u>y sein unter AnlehDong
an cerussa?
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IN DBR LATBINI8CHBN SpEAGHB. 41
sonantisch anlautendem Verbal- oder Nominalstamm zusammenstoFsen , wodurch
oft sonst nicht geduldete Lautgruppen entstehen ^) .
Zunächst ist hier auffällig , dafs der Römer im Inlaute Konsonantenverbin-
dungen in der Regel meidet, die ihm im Anlaute ganz geläufig sind, z. B. gl, cl,
bl, die, wo sie wirklich vorkommen, meist durch Ausfall eines Vokals entstanden
sind wie saeclum aus saeculum^) , Publius neben populus. Ebenso verhalt
es sich mit Id (vgl. valde =valide}, und auch dr ist im Inlaute nur in dodrans,
quadrans, quadraginta und anderen von demselben Stamme abgeleiteten
Wörtern zu erweisen. Da indessen diese Lautkomplexe wirklich in echt lateini-
schen Wörtern vorkommen, so können wir sie fttr unsere Zwecke nicht aus-
nützen.
Anders steht es mit den geminiertenMedien, die in der That im Inlaute
echt römischer Wörter stets gemieden worden zu sein scheinen ^) , daher sind g r a b-
batus, sabbata u.a. entlehnt. Unlateinisch sind auch die Verbindungen des s mit
folgender Media (g, d, b) und Liquida (1, m, n, r), wiewohl die Gruppe sm im Alt-
lateinischen sich noch vorfindet in triresmus, dusmus, osmen, Gasmena,
Casmillus, dismota (Gorfsen, Krit. Beitr. 430). Demnach läfst sich mit diesem
Hilfsmittel die Entlehnung des Wortes cöma aus nofiTj^ die mir sehr wahr-
scheinlich ist, nicht nachweisen; man müfste denn den Umstand zur Begrtlndung
heranziehen , dafs im Latein in der Regel bei Ausfall des s vor m Ersatzdehnung
eintritt (vgl. oraen, remus = i^fiT/wog, dumetum mit canus, cena, aeneus^ pone).
Verpönt sind ferner im Latein dn (echidna, ^x^d^/a], dm (Admetus,
yidfirjrog) , gd (smaragdus^ a^iaQaydog, amygdala, magdalia), cm
(Acmonia, Jäx^iovla) bd (molybdaena, (loXvßdaiva, hebdomas), tl
(Atlas, ^rlag) , tm (Latmus, ^atfiog) , tn (phatne, (parvri)^ cn (tri-
dacna, vqldayLva).
Acna = acnua ist nicht, wie Saalfeld im Index annimmt, aus änaiva ent-
lehnt, sondern italisch, aber wohl dialektisch (vgl. K. Z. S3. S69) ; im Latein ist
derselbe Stamm enthalten in inanis = inacnis, aber umbrisch lautet das Wort
acno- Ackersttlck.
Auch ps ist dem römischen Inlaute fremd; daher ist dapsilis^) aus öaipc-
li^g zu erklären und auch depsere = diipeiv wohl für entlehnt zu halten, um
so mehr, weil stammerweiterndes s, welches bei depso als Originalwort an-
4) Denn diese Composita stammen aus verhältnismäfsig später Zeit, wo sich der röm.
Mund unter fremdem Einflüsse auch zur Aussprache sonst unbequemer Lautkomplexe be-
quemt hatte.
%) Dafs das Suffix culum = dum aus tlum = rXoy hervorgegangen ist, ändert nichts
an der Thatsache, dafs in der historischen Zeit der latefoischen Sprache das Bestreben
sich entwickelt, das u zu beseitigen.
8) Vielleicht mit Ausnahme von gibber, wenn dies wirklich ein römisches Wort ist.
agger ist Compositum aus ad-ger, wie viele andere, addax ist afrikanisch, meddix bei Enn.
ann. S96 oskisch sss metideicos, Ratsprecher.
4) Betreffs des Übergangs von -^^ in is vgl. trieris, hexeris, hepteris, moneris =
t^irj^g u. s. w.
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42 Griechische Wörter
genommen werden mUfste (=dep-f-s), im Latein nur in wenigen Formen (mit r)
vorhanden ist, wie in garrire, torrere (Curtius, Grundz. * 67. Fick, Wörterb.
4.90)').
Dafs man; wie im Anlaut, so auch im Inlaut schon von Alters her bestrebt
war, auch bei Lehnwörtern mifslieb ige Verbindungen zu beseitigen, ist
selbstredend. Besonders auffallig ist diese Erscheinung in der Sprache des Flau-
tuS; bei welchem das Zusammentreffen von cm, chm , cn, chn und cl auf diese
Weise paralysiert ist z.B. in Tecumessa, Acume, Alcumaeo, Alcu-
mena, drachuma, Procina, techina, Cucinus = Gycnus, Aescu-
lapius = J^a^krjftLog , Hercules =^^HQaxXfjg, Patricoles = Jlatqoidrfi
coculea == Cochlea = xo^JL/ag (vgl. Brix zu Plaut. Irin. 425, Fleckeis.
Krit. Mise. S. 39. Anm. 10. Ritschi, opusc. 2. 509), Formen, von denen nur Her-
cules und Aesculapius sich fUr alle Zeit erhalten haben.
Aber auch sonst tritt diese Neigung hervor und wie das lateinische Suffix
dum aus tlum = tXov entstanden ist, so steht auch neben an tl ia = avtkla ein
exanclare^) = l^avrXäv, Wohl ist es möglich, dafs hier Anlehnung an an-
cus, ancilla, anculare u. a. stattgefunden hat, doch braucht man dies nicht not-
wendig anzunehmen (vgl. Beermann a.a.O. S. 106. Bugge K.Z. 20.141. Osthoff,
Forschungen etc. 1 . 24) 3) .
Ein längeres Verweilen erheischt der Ausl'aut der Worte; doch möchte ich
diesen Ausdruck nicht etwa in dem Sinne verstanden wissen , auf welche Kon-
sonanten ein griechisches oder lateinisches Wort endigen kann. Denn da die
Griechen nur y, q und g, selten x und x [^^ oim ovx] am Wortschlufs duldeten,
diese Konsonanten aber auch sämtlich in der römischen Sprache an dieser Wort-
stelle erscheinen, so kann uns das griechische Auslautsgesetz fUr unsere Zwecke
nicht förderlich sein.
Dagegen haben die beiden klassischen Sprachen zur Wortbildung vielfach
ganz verschiedenartige Suffixe^) verwendet oder die von Haus aus gemeinsamen
Suffixe in ganz verschiedener Weise umgeformt ; deshalb werden wir uns mit
diesen etwas eingehender zu beschäftigen haben. Wir gruppieren sie nach den
in ihnen enthaltenen Konsonanten, bemerken aber gleich, dafs es uns um
vollständige Sammlung der meist sehr zahlreichen Beispiele durchaus nicht zu
thun ist, und dafs wir Primär- und Sekundärsuffixe absichtlich nicht geschieden
1) In capsa, das ich für römisch halte, ist s vermutlich suffixales Element.
2] Die Weiterentwickelung zu exanculare, die für das echt lateinische anculo neben
ancio bei Fest. -Paul, belegt ist, scheint hier nicht stattgefunden zu haben.
3) Auch sonst wird man Anhaltepunkte für die Entlehnung finden, z. B. in dem grie-
chischen Gesetz, dass x ^°^ ^ ^^^ f* (i™ Inlaute) in y übergehen, während c und h im
Latein vor m ausfallen (vgl. lama s= lac-ma). Danach mufs diogmitae (vom Stamjne
(ff(üx((tf) ] aus dem Griechischen übernommen sein.
4) Doch habe ich hier auch Worte wie camara s=s camera mit herangezogen, weil
diese denselben Gesetzen unterworfen sind wie die mit Suffix ara gebildeten Nomina. Da
aber in diesem Nomen blofs Suffix a vorliegt (Wurzel kmar), so habe ich in diesen Füllen
mich in der Kegel des Ausdrucks »Wortausgang« statt Suffix bedient.
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IS DER LATEINISCHEN SPRACHE. 43
haben. Auch wird leicht noch dieses oder jenes Suffix, von dem sich vielleicht
nur wenige Beispiele finden, nachgetragen werden können.
Die femininalen mit der dentalen Media gebildeten Suffixe -ad, -yd,
-id, sind erstere ausschliefslich, letaleres fast ausschliefslich auf griechische
Wörter beschränkt. Während cassid-, cuspid-, bellid- echt lateinisch
sind und die Originalität von capid- ebenfalls so gut wie aufser Zweifel steht ^),
sind entschieden griechisch : acanthis, acanthillis, acanthyllis, adel-
phis, adamantis, aegis, aethiopis, alcyonis, anagallis, anonis,
arnacis, astaphis, archezostis, arislis, bolis, cantharis, coral-
lis, glottis, iris, ibis, copis, Elis, linozostis, tigris,analeptris,
aspis, diplois, endromis, nieconis, paropsis, pyramis, probos-
cis, pyxis, tyrannis, haemorrhois, pteris, herois, hesperis,
magdalis, magis (daneben magida) u. a. , zu denen sich gesellen die Be-
nennungen der Edelsteine und Mineralien auf - 1 1 i s , wie aetitis, anancitis,
anthracitis, aromatilis, augitis, bostrychitis, botryitis, cad-
mitis, capnitis, catochitis, catoptritis, cenchritis, cepitis, ce-
polatilis, ceramitis, ceritis, chalcitis, chelonitis, chernitis,
cbloritis, chrysitis, cissitis, choaspitis, crateritis, cyitis, den-
(Iritis, draconitis, dryitis, echitis, galactitis, geranitis, ham-
mitis, bepatitis, hephaestitis, hieracitis, leucographitis, me-
conitis, murritis, myrsinitis, narcissitis, nebritis, oritis,
ostracitis, ostritis, pharanitis, phoenicitis, phlogitis, phyci-
tis, pyritis, rhoditis, sarcitis, sauritis, scaritis, scorpitis, se-
lenitis, sideritis, spongitis, steatitis, sycitis, synochitis, syno-
dontitis, syringitis, syrtitis, tephritis, triglitis, alabastritis, am-
pelitis, argitis, argyritis.
Von Bildungen mit dem Suffix -id gehören hierher sphragid-, absid-
'daneben absida) ^) und wahrscheinlich auch das in die vokalische (a-) Deklina-
tion umgesprungene Substantivum crepida = xQrjJtlQy xQrjTtldoQj das unter
Anlehnung an cräpere sein e und i gekürzt hat. (Vgl. S. 36.)
Von Nominibus auf - y d im Latein sind mir nur chlamys, pelamys und
emys gegenwärtig, weit zahlreicher sind dagegen die Nomina auf -ad, von
denen ich folgende erwähne : lampas, orchas. dyas, heptas, hebdomas,
gymnas, dromas, monas, trias, tribas, cyclas, asclepias, miny-
as, aphrodisias, triacontas, dorcas, dipsas, maenas, lopas, rha-
gas, octas, decas, enneas, cataphagas, ischas, ecbolas, neuras,
4) An Entlehnung aus axatpi^ zu denken verbietet die Verwandtschaft mit capedo und
capeduncula und die Übereinstimmung mit umbr. capirse » capide, das sicherlich nicht
griechisch ist. Der Accus. Plur. capidas kommt entweder von einem Nom. capida (vgl.
cassida neben cassisj oder er ist unter Einflufs griechischer Wörter gebildet worden, wie
indem lateinischen Adjectivum cöpis (acc. plur. copidas; vgl. S. 46f.); lapid- ist msc,
clavis neben dor. xXa/id- ist e-Staram und wegen Claude schwerlich entlehnt.
2] Über diese und andere römische Weiterbildungen griech. Stttmme vgl. Ott, Jahrb.
für Philo]. 1874 p. 787, Neue 4. 329, Hönsch, Itala p. 258 s ff. u. a.
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44 GaiEGBiscHE Wörter
olympias, ptyas, colymbas, oreas, rhoeas, prostas, moechas,
boscas, Hellas, Ilias, Pallas u.a.
Gleichfalls die dentale Media enthält das Suffix 'idna = -idva, welches
vorliegt in den Wörtern echidna, arachidna u. s. w.
Mit der dentalen Tenuis sind im Latein fast nur die Suffixe -tat i und
-dt gebildet (vgl. liber-täti und abi-et). Ganz vereinzelte Bildungen sind auf
-öt sacerdot-, auf-et locuplet, auf-ätanat, auf-üt (Kt) caput- (capit-);
doch liegt in den erstgenannten 3 Worten gar kein Suffix öt , et oder ät Yor, da
-döt auf den Stamm dö in dönum, öwgov, locuplet auf den Stamm ple in com-
plere und anat auf den Stamm nat (vgl. griech. vijaaa, ahd. anut, lit. äntis] zu-
rückgeht. In Caput aber steckt dasselbe Suffix -it, das wir auch in limit- u. a.
finden , nur dafs der Nominativ vielleicht unter Einwirkung des Lal)ials ein u er-
halten hat. Man wird daher die mit Suffix et, ö t und ä t auftretenden Wörter
der lateinischen Sprache unbedenklich für griechische Spröfslinge erklären dürfen;
so lebet-, tapet- (nur in einzelnen Casus ; dafür sind die Weiterbildungen
tapetum und tapete viel gebräuchlicher), herpet- und die erweiterte Form
aiaheia = älaßrjg; ferner Eröt-; hepät- (aus hepart, Nomin. hepar], ar-
tocreäl- (Nomin . artocreas) u.a.
Dentale enthalten auch die aus einer Grundform - ant hervorgegangenen la-
teinischen und griechischen Suffixe -ant, -ent, -ont= -avr -evx -ovr ; doch ist
letzteres im Latein nur vorhanden in dem für das ParticipiumPraesentis des Stam-
mes as (esse] geltenden Adjectivum sons, sontis, während das oder Sub-
stantiva mons, pons, fons, frons nicht suffixales Element ist; ant- und -cot
sind fastausschliefslichaufParticipiaPraesentisund auf die von solchen stammen-
den Substantiva beschränkt. Doch würde diese Eigentümlichkeit kein genügen-
des Kriterium zur Scheidung des Fremden vom Heimischen abgeben, und wir wür-
den die griechischen Lehnwörter nicht so leicht herausfinden können, wenn nicht
die Formation des Nominativs in beiden Sprachen eine ganz verschiedene wäre.
Denn im Latein hat sich vor dem antretenden Nominativzeichen s das n erhalten,
im Griechischen dagegen ist w unter Eintritt von Ersatzdehnung vor g abgefallen
[ag = avT, elg = evr) oder v unter Schwund des t und Verlängerung des Vo-
kals beibehalten worden {a}p = ovt). Sonach treten, wenn man von spora-
dischen Formen wie Athamans, Atlans, Pallans, Dymans absieht, die
Büchelcr im Grundrifs d. lat. Dekl. S. 5 bespricht, die griechischen Lehnwörter
von ant-Stämmen mit dem Nominativausgang as, von ont-Stämmen mit dem No-
minativausgang o = on auf 1] ; z. B. adamas, elephas (erweitert elephantus),
gigas, argyrodamas, Athamas, Atlas, Dymas, Caichas, Hyas, Pal-
las und mit umgestaltetem Thema cillibantum, i oder cilliba, ae =
xikllßagj arzog (Varr. I. 1. 5. 118. 121]; ferner arc hon, tenon, hori-
zon, hyacinthizon, lignyzon, chamaeleon, A ch er on (daneben lati-
nisiert Acheruns, ntis = ^ixiqtDv^ -ovrog, Plaut. Amphitr.M 029) , Phaelhon,
Phlegethon, Pyriphlegethon und die latinisierten Formen draco, onis
4) AusgenommeD synodus &= cvyo^ovi-, oyro^.
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IN DBR LATEINISCHEN SpRACHC. 45
= Sqmovt'Og, dessen anlautendes dr nebst dem Hangel an einer Wurzel im
Latein zur Genüge seine fremde (griechische) Abkunft bekundet, und leo, onis
= liorT-'Og, worüber schon S. 30 gesprochen ist (vgl. chamaeleon, ontis und
-onis und Gharis. 126. 20 K: dracontem Accius in Philocteta). Ähnlich verhält
es sich mit Antipho, onis =:i^yTtyctn/, cDvrog, während Gtesiphon, öntis ==
KTrjaiq>6jp, wptoq seinen griechischen Nominativ und das stammhafte t be-
wahrt hat •) .
Durch Kontraktion aus ^oevr = -ovvr hervorgegangen sind folgende
Formen auf -ovg = -US : Selinus, Solus, Pyxus, Hydrus, Trapezus,
Amathus, Cerasus, PJilius, zum Teil weitergebildet in Hydruntum
= Hutrentum auf Inschr.^ Buxentum, Soluntum u. a. Auch placenta
gehört hierher = /rilaxo-6rr-, Ttlaxovg, das mit Anklang an placere latinisiert
zu sein scheint^). Dagegen ist lucuns wohl schwerlich miiyXvxovs zusammen-
zubringen, wie Mommsen R. G. P 196 behauptet, sondern vermutlich wurzel-
verwandt mit lixula beiVarr. 1.1. 5. 106 als Participium Praesentis von der Wurzel
lue in luxus (vgl. flexuntes) ^) ; ebenso wenig glaube ich an die griechische Ab-
kunft (= rvQovg) von turunda, das wieLarunda gebildet zu sein scheint und
wahrscheinlich aus derselben Wurzel abzuleiten ist , von der das Verbum terere
abstammt. (Vgl. S. 34.)
In die Kategorie der erweiterten -nt- Stämme gehören auch Formationen
wie Tare n tum =:Ta^ag, Agrigentum =lixQayag, Maleventum =Ma-
losig (I doch Kiepert, Lehrb. d. alt. Geogr. 444), Sipontum = ItTtovg, sämt-
lich nach Analogie von echt italischen Formen gebildet wie Lau ren tum, No-
mentum, Ferentum, Porentum, Calentum, Surrentum, Caruen-
tum, Uzentum, Grumentum, welches letztere sicherlich mit KQVfioeig,
womit es Niebuhr, Rom. Gesch. 2. Aufl. von Isler 2. S. 25 kombiniert, nichts
zu schaffen hat 4).
Ganz ausschliefslich griechisch sind die Nominalausgänge -ttjQj -rrjQOg^) und
Trjg^) , beide nur Maskuline bildend und im Latein durch ter und ta oder tes
wiedergegeben. Wohl hat die römische Sprache auch ein eigenes Suffix -ta, doch
4) Vgl. auch die Vokative Calchä und Atlä vom Stamme Calchant- und Atlant- (Plaut.
Men. 748, Bücheier, Grundr. S. 6).
2) Vgl. Mommsen R. G. 4 «496. Hehn, Kulturpfl. 492, Tuchhttndler S. 21 ; e = u wie
in Hutreotum = Hydruntum.
8) Vgl. Bechstein, Curtius Stud. 8. 349, Curtius K. Z. U. 439, Grundz.« 867, Symbol,
philol. Bonn. S. 276.
4) Dagegen ist Sagun tum vielleicht iberisch (vgl. S. 24) ; italisch ist nach Kiepert a. a. 0.
459 Anm. 4 Metapontum, das an noyxo^ angelehnt sein soll, talentum ist s= lakayxoy,
5) Dieses aus der Grundform tar hervorgegangene Suffix ist im Latein nur in wenigen
Wörtern in der Form -ter erhalten : in pater = skr. pitA = *pitar = nertiQ^, mater, frater,
accipiter, venter, die sämtlich in den Casus das e verlieren; gewöhnlich erscheint es
in der Form tor (orator, -Öris a= ^^oq-) oder turus (amaturus). Im Griechischen finden
wir neben tsq und to^, aber weitaus häufiger als diese, die gedehnte Endung -ti;^. Somit
bekundet die Länge und überhaupt die Beibehaltung des e im Latein immer fremden \jTr
sprang des betr. Wortes.
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46 Griechische Wörter
ist dies nur zur Bildung von Femininalstammen verwendet worden, z. B. in
testa, hasta, crusta, sporta, semita, amita, aluta, eicuta, arista,
meta, seta^) , beta u. a. (L. Meyer, Vergl. Gramm. 2. 326) und ist wahr-
scheinlich auch für creta anzunehmen, das aus mehreren Gründen nicht aus
Kqt^tt] entlehnt sein kann : einmal nämlich giebt es auf Kreta gar keine RreidC)
sodann erwartete man mindestens das Adjektiv Kqi^q oder K^rjnxog im Feminin,
sc. yf] = kretische Erde und endlich kommt weder der Name der Insel , noch
die davon abgeleiteten Adjectiva im Griechischen je in der Bedeutung »Kreide»
vor; die Griechen benannten diese vielmehr nach der Insel Kimolos. Dazukommt,
dafs die römischen Walker, deren Innung schon unter Numa bestand , bereits in
den frühesten Zeiten von der Kreide bei ihrem Gewerbe Gebrauch gemacht
haben*]. Dasselbe Suffix finden wir auch in pituita vor, an dessen griechische
Abstammung ich schon wegen der Bedeutung »Schleim , Schnupfena nicht recht
glauben mag. Vermutlich liegt dem Nomen ein Yerbalstamm auf u wie metuo
zu Grunde (vgl. Gurt. Grundz.^ 286) ; die Wurzel ist dieselbe wie in pinus; mit
spu, wovon spuere stammt, hat es dagegen wohl nichts gemein (Fick, Wörterb.
2. 150). Das Wort menta ist aus filv^ herübergenommen.
Was nun die Lehnwörter auf -ri;^ anbelangt, so weisen die in die leben-
dige Sprache eingedrungenen, meist in alter Zeit ins Lateinische übergegangenen
Substantiva durchweg einen Nominativ auf ta auf, der selbstverständlich nach
der i. Deklination flektiert wird : so poeta (poetes auf einer späten Inschrift)
pirat]a, clepta, drapeta, heureta, athleta, prista, catapulta ==
xaTaTtiXTtjg, narita, artopta, conchita, parastata, epibata, pro-
reta, eremita, spaerita, ergata, sycophanta, trapezita = tarpes-
Sita, salpicta oder salpista = aalTVcyxTrig mit den Nebenformen salpitta und
salapitta, truGta=r^caxi-?;g, hierophanta, promisthota, idiota, pycta,
patriota, taxeota, Cataracta, propheta, mysta u. a. Auch nauta
dürfte hierher gehören und wird wohl kaum trotz der eminent römisch aussehen-
den Nebenform navi ta mit Tuchhändler S. 9 für echt lateinisch gehalten werden
dürfen, eben weil es keinMaskuiin-Suffix -ta in dieser Sprache giebt. Überdies
sind die auf das Seewesen bezüglichen Ausdrücke zumeist griechischer Abkunft.
Das Geschlecht haben gewechselt und sind Feminina geworden charta =
XOQTTjg lind margarita = iiaqyaqlrrig. In die o-Deklination umgesprungen
sind boletus = ßwllTtjg, bunitus = ßovvlTtjg und chartus (Lucil. 27. 46)
= ;(a^ri^. Halophanta hat Plautus nach dem Muster von sycophanta scherz-
haft gebildet (Cure. 463) .
Besonders zahlreich sind die Nomina auf -ista s= 'larrjgj wiesophista,
danista, sicinnista, psalmista, citharista, petaurista, tympa-
nista, pyrrhichista u. a. 3). Das femininale ballista sc. machina ist ein
4) Nicht etwa aus x^^^ enUehnt, wie Saalfeld im Index annimmt.
5) Die Etymologie Schweizers K. Z. 8. 867. 369, der es mit ka, leuchten s= kva zu*
sammenbringt, wovon auch gvas b= cras, ist wohl zu gewagt. Fick 3. 70 stellt es besser
zu cre- s=a cemere.
3) lepista ist s= Xenaatrj, Aus welcher Sprache stammt turbistum?
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IN DBR LATBmiSCHBN SPRACHE. 47
unteritalisches Derivatum von ßakll^io und wohl schwerlich aus einer Grund-
form ßaXliaTj^Q, die Saalfeld im Index ansetzt, abzuleiten. Lanista scheint
etruskisch zu sein, tablista, computista, Donatista^) u. a. sind römische
Nachbildungen griechischer Wörter, wie auch das plautinische hamiota.
Viele Ausdrtlcke , besonders solche , die später entlehnt sind oder nicht in
die Umgangssprache Eingang gefunden haben und durch den Verkehr nicht ab-
geschliffen worden sind, haben ihr griechisches Aussehen bewahrt: soachates,
psaltes, dioecetes, anagnostes, dynastes, lyristes, amygdalites,
orchites, persites, tympanites, cataprorates, cataphractes,
epistates, ostes, ascites, apeliotes, argestes, astriotes, stylo-
bates, toechobates, hypocrites, paraphrastes und die zahlreichen
Benennungen von Mineralien und Weinarten auf -ites wie haematites, phlo-
gites, asterites, pyriteS; bolites, chrysites, porphyrites, basa-
nites, chernites, lychnites, syrites, syrtites, alabastrites, si-
derites, phoenicites, batrachites, phengites; abrotonites, ab-
sinthites, scammonites, aromatites, hyssopites, myrtites, me-
litites, sycites, rhoites.
Das nächstdem genannte Stammbiidungselement -t er = -i-i;^ ist weniger
weit verbreitet, doch ist die Zahl der lateinischen damit nachweisbaren Beispiele
nicht ganz unbeträchtlich : es genüge hier zu erinnern ancampter; clyster,
erat er (weitergebildet cratera, creterra) , stater (vgl. statera) , spinter
(= ay tyxnjp) , prester, character, paropter, cauter, physeter, ca-
theter, mnester, zoster, soter, climacter, halteres^).
Eine eigentümliche Latinisierung ist lanterna = latema aus XafiTtri^Q
wie nassiterna, cisterna, fusterna, caverna u. a. geformt.
Das aus rij^ erweiterte Suf fix --TrJQiov = -terium macht folgende Wörter
als griechische kenntlich : acroterium, anaclinterium, apodyterium,
asceterium, cauterium, coemeterium, mysterium, niceterium,
poterium, phyiacterium, presbyterium, psalterium, sphaeriste-*
rium, conisterium, baptisterium, capisterium = anatpcavi^Qiov.
Auch dicterium, das Georges im Lexikon von dictum ableitet, kann nicht wohl
anders als aus detxvqQcov erklärt werden.
Gleichfalls eine Erweiterung des Suffixes -n^Q ist die femininale Endung
"TQta z. B. in poetria, cithari Stria, psaltria, sambucistria, cro-
talistria, cymbalistria, tympanistria ; lyristria, pharmaceutria,
sophistria, ascßtria.
An dieser Stelle mag auch der femininale Wortausgang -avQa [rjaTQa) Er-
wähnung finden, der dem Latein fremd ist'}, aber in griechischen Lehnwörtern
1) Besonders stark ist diese Endung in die neueren Sprachen eingedrungen, vgl. engl,
dentist, deist, fabulist, fatalist mit den entsprechenden französ. Formen und Koch ,
histor. Gramm, der engl. Sprache 3. 4 34 f.
S) Kurzen Stammvokal » griech. re^ zeigen aster-, gaster- u. a.
3) Die zu magister, minister u. a. gehörigen Feminina magistra und ministra sind ganz
anders gebildet, da in diesen der Komparativstamm magis-, minus- steckt.
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48 Gri^chischb Wörter
wie orchestra, Clytaemnestra (vgl. palaestra = yra^aZ-ar^a] u. a. nicht
selten vorkommt. Hierher gehört auch fenestra, das in sehr aller Zeit aus
einem nicht mehr nachweisbaren Substantiv *q)avriatqa entlehnt sein dUrAe
(vgl. Gurt. Hamb. Vortr. p. 5).
Auch das Feminina bildende Suffix -ti- kann uns für unsere
Zwecke förderlich sein. Da dieses nämlich im Latein entweder des i im
Nominativ verlustig gegangen ist (vgl. mens, pars, ars aus menti-, was
nur noch im gen. plur. menti-um erhalten ist), oder das ti unverändert erhalten
hat (vgl. sitls, vestis, pestis u. a.], das griechische entsprechende n
aber nur in wenigen Wörtern intakt geblieben {fiyvis, aydcoarig) und sonst fast
durchweg in - ac übergegangen ist , so können wir die Feminina auf sis unbe-
denklich für griechische Wörter erklären i), z. B. arsis, tasis, basis,
thesiS; genesis, physis, lexis, haeresis, taxis, plasis, poe-
sis, Nemesis und Composita wie dioecesis, episcepsis, hypozeuxis,
hypocrisis, hypocoriasis, paraenesis, paracentesis, paralysis,
paraphrasis, parasynaxis, anabasis, anacephalaeosis, anacho-
resis, anaclasis, anadiplosis, anaphonesis, anastasis, anathy-
miasis, anazetesis, Periegesis,periphrasis, peristasis, prosthe-
sis, protasis, ecbasis, eclipsis, ecpyrosis, ecstasis, ectasis,
ecthlipsis, antiphrasis, antiptosis, antithesis, synaxis, syn-
chysis, syncrasis, syntexis, syncrisis^synesis, synizesisu. a.^j
Auf einen T-laut endigen auch die ungemein häufig vorkommenden Neutra-
stämme auf -fiar. Nomin. fia = ma, denen die lateinischen Neutra auf
men entsprechen. Von ihnen zähle ich hier nur folgende auf: aroma, poenia,
emblema, epigramma, geuroa, peristroma, toreuma, hypomnema,
pytisma, hedysma, helcysma, gamma, sigma, .antisigma, hy-
dreuma, Schisma, ectroma, epicitharisma, glaucoma, problema,
cataplasma, thyroma, ceroma, digma, dilemma, diastema, dia-
.phragma, diapasma, calymma, acroama, enema, gargarisma,
analemma, Condyloma, smegma, parapegma, erisma, diadema,
diploma, pemma, staphyloma, pysma, onosma, mechanema, hy-
podyma, glossema, Schema, syrma, Stigma, aetoma, malagma,
synchrisma, protheorema, prisma, plasma, paradigma,
paragrammB, parapeteumä, scomma, scotoma, stymma, sto-
moma, peripsema, psalma, sacoma, rheuma, crusma, collema,
comma^ cyma, dialemma, sperma, stemma, steatoma, stroma»
symptoma, systema, tapinomd, thema, zema, zetema, zeugma;
phyrama, physema, phyteuma, energema, oncoma, pteroma, pte-
rygoma, pyroma, asthma, porisma, poppysma, synthema, sym-
plegma, phyma, spasma, idiama, pegma, enclima, encomboma,
1) In tussis ist Assimilation des t an das vorausgehende s eingetreten, dassis und mesis
sind aus clat-tis und met-tis entstanden wie missum aus mit-tum (vgl. S. 86). Die A^ectiva
auf ensis wie castrensis, Atheniensis kommen hier nicht in Betracht.
S)Aus navaig ist pausa, aus xaraaraa^s catasta gewordeo.
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IN DBR LATBINISGBBN SPRACHE. 49
Carcinoma, dogma, magma, Doema, crocomagroa, holocaustoma,
anadema, anath^ma, analhema, pragma, sympasma, sympe-
rasma, sympsalma, perixoma, pcripetasma, rhapisma, psephisma,
marmarygma, enthymema, toreuma, encathisma, enchirema,
emponema, emphyteuma, emphragma, epithema, epistalma,
embamma u. a.
Grölstenteils sind dieselben in späterer Zeit in die vokiilische (1. u. 8.) De-
klination umgesprungen , eine Erscheinung , die sich sporadisch bis in die
plautinische Zeit verfolgen lUfst. So bietet Piautus giaucuraam, Laberius
dogmam, Pomponius diademam, Valerius syrmä, Caeciiius schemä, Al-*
lius poematorum, Cicero schematis, toreumatis, emblematis. Ähn-
lich wurden behandelt peristroma, aetoma (Oreil. 3296. 6919) erisma
[Orell.6155) encomma, plasma, sagma, synehrisma; anathema, ce-
roma, Stigma u. a. (vgl. Neue, Formen!. 2. 336. Buche!., Grundr. 6. Ott,
Jahrb. f. Phil. 1874. S. 788 f.). Aus avdkayfia weitergebildet ist stal agmium ,
aus aäfia samentum, aus xi;/ia das Adjektiv cumatilis. — Inecligma-
lium, cymatium, garimatium, gargarismatium, epithemation u.a.
liegt das griechische Deminutivsuffix (fiar + ior) vor.
Die dem Griechischen eigentümlichen Endungen a&o, avd-o und tvd'O
brauchen wir, da die dentale Aspirata sofort den griechischen Ursprung be-
kundet, nur zu erwähnen. Wir finden sie in Worten wie lapathus, cyathus;
acanthus; hyacinthus.
Auch halte ich es für überflüssig, für die specifisch griechischen Patronymika
auf-dijg = -des und -daz.B. Pelides, Atrides und A tri da Beispiele an-
zuführen, bemerke indes einmal, dafs eine stattliche Zahl dieser Wörter im Latein
nach der 3. Deklination flektiert wird (vgl. Alcibiades, Miltiades, Euri-
pides, Simonides, Euclides) und sodann, dafs die Komiker, besonders
Plaulus, sich gestattet haben, dieses griechische Suffix zur Bildung scherzhafter
römischerWörter zu verwenden. So erklSlren sich die plautinischen Formen per-
nonida, glandionida (Men. SIC), collicrepida, cruricrepida (Irin.
4028], plagipatida (Most. 356. Capt.472), rapacida (Aul. 368). Virglnes
vendonides, Nugipalamloquides, Argentumexterebronides, Te-
digniloquides , Nummosexpalponides, Quodsemelarripides,
Nunquampostreddonides (Pers. 702—705).
Wenn wir dann noch die Nomina auf -adtoi/ und -Ldiov wie anabo-
ladium, lepidium, gingidion, ophidion, lexidion, elegidion
hervorheben und dernicht seltenen Bildungen auf -ödes = uidrig und -ides
= widrig Erwähnung thun wie geodes, cynodes, erysipelatodes ,
aphrodes, carcinodes, caulodes, causodes; aeroides, amyg-
daloides, netoides, corsoides, rhomboides, polygonoides, po-
lyides, conoides, trochaeides, sphaeroides, ascyroides, neu-
roides, ocimoides, prasoides, menoides, cynoides, so haben
wir die dentalen Suffixe , die eine vom Latein abweichende Bildung erfahren
Weise, Orleck. Wdrter i. d. lat. Sprache. 4
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50 Griechische Wörter
haben und mit Lehnwörtern belegt werden können, im wesentlichen auf-
gezahlt ij .
An die Betrachtung der dentalen schliefsen wir die Besprechung der
gutturalen Suffixe an.
Von besonderer Wichtigkeit sind unter diesen die Masculina bildenden
Nominalausgange -ax und -/x, da diese im Latein so gut wie ganz ausgestorben
sind. Denn die Römer besitzen zwar die Endung ac-s = ax, aber nur in Femi-
ninis und Adjektiven und aufserdem mit langem Vokal, z. B. in fornax, -äcis,
rapax, -äcis; bisweilen liegt das Suffix auch nur scheinbar vor wie in fax.
f äc i s, wo c stammhaft ist. Demnach müssen griechischer Abkunft sein die Sub-
stantivaabax (daneben abacusj, anthrax, corax, climax, donax, cor
dax, thridax (f.), spalax (f.), aulax (f.), milax = smilax (f.), harpax,
panax, opopanax, dropax, styrax = storax, scolax, fortax, scolo-
pax, thorax, pinax, Atax, Colax, Charax, Aiax {== ^cag). (Vgl.
Neue Formenlehre 1. UO. 667)2).
Das Suffix -ic, im Latein nur in Femininis wie radic-s = radix u. a. beleg-
bar, steckt in griechischen Lehnwörtern wie perdix (com.), phoenix und
spadix^).
Dagegen ist -Kc- im Latein für beide Geschlechter nachzuweisen z. B. in varix
(com.), larix, filix (fem.), sentix, fornix, calix (masc). Letzteres mit
Tuchhändler S. 20 für entlehnt zu halten , liegt kein genügender Grund vor; die
Form spricht sogar direkt dagegen. Denn für den Übergang des Stammvokals v\na
läfst sich, wie Tuchhündler S. 2i selbst zugiebt, kein Beispiel beibringen, viel-
mehr ist die verschiedene Behandlung der ersten Silbe (kva) im Griechischen
(= ycv) und im Latein (= ca) ganz regelrecht (vgl. kvan = skr. ^van = xvtov
= canis. Fick 2. 57. Bezzenb., Beiträge z. Kund. d. idg. Spr. 3. 464. Lottner,
K. Z. 7. 474). Das aus 6 -d'&^i^ {d'df^uy^) entlehnte tomix hat Geschlechls-
wechsel erfahren. Schwieriger fällt die Entscheidung bei calx, das nach Gurt.
Vortrag auf der Philologenvers, zu Hamburg 4855. S. 3. Grundz. -• S. 447. Momms.,
Rom. G. 4®. 235. Hehn, Kulturpfl. S. 423 aus j^aAtf entnommen ist. Ich gebe
dies zu (vgl. S. 49], glaube aber entschieden, dafs zur Ausstofsung des i (als
»e« erhalten in calecandam G. L L. 4. 4466) und zur Veränderung des
Genus (Maskulin nur selten) die Vermischung mit dem viel früher belegbaren und
vermutlich mit ;caAt| wurzelverwandten römischen Worte calx, calcis, Kiesel (an
dessen Entlehnung auch Curtius, Grundz. * 4 44 nicht denkt) viel beigetragen hat.
— Alica und seine Nebenformen alicum und alice, is brauchen nicht für
Weiterbildungen aus älL§ gehalten zu werden, sondern scheinen vielmehr von
alo abgeleitet zu sein. Das griechische Wort ist eine späte Wiedergabe des latei-
nischen (vgl. S. 22).
i) Auch andere Suffixe könnten hier erwähnt werden wie tes = Tiyr, TijTog, welches
dem echtrömischen tas, talis entspricht, aber selten vorkommt, z. B. in henotes, maco-
riotes u. a.
2) Astyanax und Demonax bilden ihre Genitive auf -ctis. Die Interjektion bombax ent-
spricht der griech. ßo/^ßa^.
3] Feminina sind auch im Griechischen scandix uud ambix, icis.
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tPI DBR LATEINISCHEN SpRACÜE. 51
An Nominibus auf -lyx = -ec sind im Latein nur wenige nachzuweisen; mir
sind drei gegenwärtig.: scolex, narthex (vgl. narthecium und damit
pitbecium = Trt^ijxtor von Ttld-rj^ und das in die 4. Deklination um-
gesprungene dorische Substantiv cociacae (cochlacae) bei Paul. Diac. 39. 7 =
xoxlrjxeg *) .
Mit der gutturalen Media gebildet sind die dem Griechischen eigentüm-
lichen Suffixfoi*men -lyy, -ccyy^ -t;y, -vyy, deren y aller Wahrscheinlichkeit nach
aus ursprünglichem x erweicht ist (vgl. Curl. Grundz. ^ 523 f.). Wir finden sie
z. B. in syrinx, sphinx, Salpinx, meninga = jw^i/^y^; phalanx (vgl.
phalanga); cocc^x, oryx , ortyx, pompholyx, Japyx (Styx, Phryx) ;
vyy- liegt vor in dem unrömischen spelunca== aTtrjkvy^, welches in den dich-
terischen Gebrauch für specus eingedrungen ist (vgl. lynx). Das ähnlich aus-
lautende saliunca ist gallisch, ebenso arinca.
Noch haben wir der Wortausgänge -äcus und -iscus zu gedenken, von
denen ersterer in lateinischen Wörtern überhaupt nicht, letzterer nur selten und in
anderer Bedeutung zu belegen ist. Während nämlich das griechische Suffix -taxo-
bei Deminutivis Verwendung findet, ist von verkleinerndem Sinne in den wenigen
vorhandenen lateinischen Nominibus gar keine Rede. Denn weder mar iscus
undmarisca, noch scordiscus^} , lentiscus, vopiscus, turbiscus,
Petiscus lassen auf etwas derartiges schliefsen, ja portisculus und aciscu-
lus haben sogar die Verkleinerungsendung -lus erhalten, eben weil sie selbst
keine Deminutiva waren ^j. Dagegen steckt allerdings der Sinn des griechischen
-LOTLO- in der Gatonischen Form scutriscum von scutra, Schale (Cat. r. r. 10.
S ; 14. 3) , die ebenso nach griechischer Art gebildet ist wie das catonische gleich
zu erwähnende apiacus. Alle übrigen sind griechisch^ namentlich obeliscus,
lyciscus, sinapiscus, myiscus, basiliscus, priapiscus, trochis-
cus, asteriscus, spheniscus, orthagoriscus, Paniscus (auf einem
pränest. Spiegel Ephem. epigr. 1. 24: Painsscos), anthriscum, hibiscum.
Vgl. magiriscium und baliscus, Bad (Petron. 42. 4).
Die Wörter auf äcus, äca, äcum sind meines Wissens ausnahmslos un-
römisch und wohl gröfstenteils griechisch oder orientalisch-griechisch, wie aba-
cus, astacus, Aeacus, amaracum, comacum, soracum, gaunacum,
pallaca, sandaraca. Anders verhält es sich mit der Adjektivendung - i a c u s,
die zwar gleichfalls von Haus aus griechisch, aber in eine Anzahl römischer
Wörter eingedrungen ist: so in apiacus oder vielmehr — ein Beweis, dafs es
wirklich dem Griechischen nachgeahmt ist — apiacon von apium, Eppich bei
Cat. r. r. 457. 2, und in die aus ziemlich später Zeit stammenden Wörter comi-
\) c-Stämme auf yc sind z. B. calyx, bombyx, Eryx, ceyx, ceryx.
2) Vgl. den Namen der pannonischen Scordisci und keltische N. Pr. wie Vert iscus,
Taurisci, Matisco u. a.
a) In fiscus liegt das Suffix iscus nicht vor, r iscus ist keltischen Ursprungs, und
wenn es selbst römisch wäre, gleichfalls nicht mit diesem Suffix gebildet, acisculus ist
vermutlich aus asciculus entstellt.
4*
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52 Grischisghb Wörter
iiacus (Cass. Var.), miliacus (Gael. Aur.) und stiriacus (Solin«)^). Rein grie-
chisch sind: zodiacus, genethliacus, absinthiacus, iliacus^ car-
diacus, spondiacus, spodiacus, Heliacus.
Noch bedarf es einiger Worte über das spät auftretende Suffix \ss&=ujaa,
das aus ixja hervorgegangen ist und sich von Haus aus nur hei Gutturalstämmen
wie @Qfiaaa, 0olviaaa, Klltaaa u. a. findet, später aber durch Formübertragung
nicht selten zu Analogiebildungen verwendet worden ist, wie ßaaÜii.aaa == ßaal-
Xidjay fiiliaaa = iiiXirja (vgl. das spätgriechische Fremdwort ^iJyAaaa=regina).
So erklären sich auch die im Spätlatein auftauchenden Foimen: diaconissa,
abbatissa, prophetissa, archimandri tissa, pythonissa, Ära-
bissa, Aethiopissa, fratrissa (Isid. or. 9. 7. 17) und sacerdotissa
(Schol. Luc). In den romanischen Sprachen hat sich die Zahl dieser ßehilde
noch vermehrt (vgl. fr. comtesse == comitissa, duchesse, h6tesse und Diez,
Grammat. d. roman. Spr. 2. 302. Koch, Histor. Grammat. d. engl. Spr. 3. 52).
Wenn aber Corfsen, Krit. Beitr. 484 dieses Suffix für alllateinisch hält, so ist er
meines Erachtens im Irrtum. Dem Altlateinischen fehlt es gänzlich und ob etrusk.
isa undkelt. esa, isa, isia (vgl. Hehn, Kulturpfl. \ 32) damit zusammengestellt werden
dürfen, ist doch wohl sehr fraglich. Das einzige belegbare Wort der altem Laii-
nität, das für Corfsens Ansicht von der Originalität des Suffixes issa im Latein
zu sprechen scheint, ist Gar issa. Denn der Versuch Jordans, Krit. Beitr. 80 ff.
diesem Worte griechischen Ursprung zu vindizieren und es aus Kaqiaaa^ einem
spätgriechischen, sonst verschollenen Worte abzuleiten, ist entschieden mehr als
gewagt , zumal die Karerin sonst Kaeiqa oder KaQlvr] heifst. Viel näher dürfte
es liegen , an etruskischen Ursprung des Wortes zu denken , um so mehr als die
bessere Schreibung carisa lautet und die beiden andern überlieferten altlatei-
nischen Wörter mit gleichem Ausgange (auf isa) ebenfalls etruskischer Abkunft
sind: mantisa (Fest. -Paul. 432 : mantisa additamentum dicitur lingua Tusca/:
und fa Visa (Olfr. Müll. Fest. S. 88. Jordan, a. a. 0. S. 84) 2). Das Wort sa-
r i s a ist macedonisch = aaqiaa ^) .
Von labialen Wortausgän'gen erwähne ich nur die auf öps und öps,
welche z. B. in merops, epops, scolops, penelops, helops, Pelops.
Gyclöps und hydr öps vorliegen.
Von den mit Nasalen gebildeten gehen der römischen Sprache fast ganz
ab die auf an, in, en, an (enis), die wir z. B. antreffen in paean, tragopan.
megistan (-es); delphin (meist erweitert in delphinus), Salamis, -inis;
attagen, solen, pyren, cephenes, elacatenes, liehen, siren,
\) ebriacus hat ein langes ä, bei Laber. com. 4 0 liest man jetzt besser ebriatuSf vgl.
sobriäcus. Nacii griechischer Art scheint auch prosaicus gebildet zu sein (vgl. T^o/autfiTj.
2) Andere etrusk. Bildungen mit dem gleichen Suffix sind Hermesa, Atesa, Aesialisa.
Marcanisa, Larisa, vgl. Corfsen, Krit. Beitr. p. 484.
3) Die Etymologie von aphrissa = dracontium ^Apul. herb. 44) ist unklar; vci^
muUich ist es ein verstümmeltes griech. "Wort; ebenso wenig weifs ich den Namen der
Pflanze ardissa (Plin. Val. 3. 45) zu erklären, platessa (Auson. ep. 4. 60) ist gallisch,
ebenso wohl rumpissa.
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IN DBR LATBINISGBBN SPRACHE. 53
spien ^), ars^n; ferner das schon bei Gelegenheit der Besprechung von j ei^
wähnte Suffix -atva = avja in Bildungen wie halaena, hyaena, leaena,
dracaena, mur(a)ena, arytaena, scorpaena, molybdaena, sphy-
raena, amphisbaena, melittaena, gromphaena, sciaena, gan-
graena, ozaena. Auch die Suffixe o^- und juot/- verraten leicht die grie-
chischen Lehnwörter, weil originale Formen die Genitive -inis und -mKnis (resp.
önis und möois =■ aivog und (iiovog) aufweisen «würden. Demnach müssen ent-
lehnt sein pepön-, melopepön-, oiolygön-, alcyön-, canön-, dro-
niön-, icön-, axön*-, aedön-, trygön-, sindön-, architeclön- ,
artemön-, termön-, gnomön-, anthedön-, cotyledön-, Alcmae-
ön-, AlemÖn-, Für das von Fest.-Paul. überlieferte cnasonas = xvijao-
vag ist ein Nominativ xi^'awi' = xo'^artg anzusetzen ^) . Auch daemon, önis
gehört hierher, wiewohl es bisweilen schon rein lateinisch dekliniert wird : dae-
mönis (vgl. dracönis, ieönis, Hectöris). Übrigens ist vielen dieser
Wörter eigenlümlich, dafs sie im Gegensatz zu den lateinischen Substantiven
auf o, inis im Nominativ das n behallen. Die gleiche Erscheinung finden wir bei
Wörtern auf ön, önis = uiv^ upog z. B. bei agon. aesalon, platanon,
peristcreon, anthereon, andren, ancon, aristereon, elaeon,
paeon; aulonaist wettergebildet aus avXuyy, ^)
Vollkommen umgestaltet sind das schon S. 12 und 19 erwähnte bracchium,
ii = ßqaxUxiv^ ovog und das plautinische trugonus = TQvyatPy ovog. Schwer
fällt die Entscheidung bei groma, das allerdings wohl kaum römisch^ sondern
entweder, wie Cantor vermutet (Rom. Agrimens. S. 74], etruskisch oder aus dem
griecb. ypüffirj, yrwfia = yyw/ictn/, vielleicht auch aus yvdffKov selbst herüber-
genommen ist. Die Bedeutungs Verschiedenheit zwischen yvcufiwv resp. yvwfiri
und gnoma = groma^) ist nicht von Belang und hindert 'die Annahme der
Entlehnung nicht. Zudem entspricht das demselben Wortstamme entsprossene
norma auch in der Bedeutung vollständig. Da nun auch letzleres vollkommen
das Aussehen eines Lehnwortes hat, so ist die griechische Abkunft beider wahr^
scheinlich und jenes aus yviüi^wv, dieses aus yvtjQlfiri zu derivieren ^) .
i) Doch sind auf en rdmisoh: reo, lien, Anio, -enis.
%) Vielfach, besonders in der älteren Latinilät, sind die Wörter auf tay in die 2. De^
klination umgesprungen wie architectus, Geryonus vgl. Tranius= Tgayloty, Alcu-
meus = jihtfxaiiay^ Porporeus = JToQfpvQmy, Euthemus &= Ev^ifjuay u.a. (Ritschi,
l(kein. Mus. 45. 436, Fleckeisen, Jahrb. f. Philol. 4 880 p. 605 f.
8) Dagegen haben sich die häufiger gebrauchten Wörter myoparo, arrhabo, Solo,
sipho, spado, salaco u. a. des n entledigt, und Ancona sowie Crotona sind in die
erste Deklination umgesprungen.
4) Für den Übergang des Gutturals mit n in Guttural mit r vgl. crepusculum neben
xyi<pof. Fick, Wört«rb. 2.90 stellt groma mit ingruere zusammen, wohl mit Unrecht.
Entlehnung nehmen an: Curtius» Grundz. ^ 695, Mommsen, R. G. 40 235, Corfsen, Krit. Beitr.
406, Hultsch, Jahrb. f. Phil. 4876. 766. Zu verwerfen ist wohl auch der jüngst von
RöDSch gemachte Versuch , das Wort mit xgovety zusammenzubringen a xQovfia (vgl.
Jahrb. f. Phil. 4880. S. 508).
5) Unmöglich wäre auch nicht, dafs yyv^qifjtrj zunächst in gnorma übergegangen und
dafs daraus norma und groma geworden ist.
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54 Gribghisghb Wörter
Gleichfalls stark lalinisierl ist teredo, inis, das schwerlich als Stammwort zu
betrachten sondern aus TSQrjddfp entlehnt ist.
Von den in Lehnwörtern vertretenen sigmatischen Stämmen ist fttr
diejenigen auf-£a-, Nomin. og, leicht die lateinische oder griechische Abkunft zu
erweisen, da die Lehnwörter den o-Laut des Nominativs festhalten, an dessen
Stelle in lateinischen Originalwörtern ein u erscheint. So können epos, pa-
thos, melos, oxos u. a. ihre griechische Heimat nicht verleugnen , während
das in seiner Endung latinisierte pelägus in seinem Genus (pelagus, i, n.) und
in der Beibehaltung des ä in unbetonter Paenultima an die griechische Abstam-
mung erinnert. — Das uralte und daher ganz römisch aussehende Lehnwort tus
= ^og wird nach Analogie von pus, rus, crus dekliniert. Dagegen ist Ul-
cus echt römisch und aus der gleichen Grundform wie griechisch fiXxog her-
vorgegangen. Dafs pallium nicht aus cpäQog abzuleiten sei, ist bereits S. 17
auseinandergesetzt worden ^] .
Speciell griechisch ist der Wortausgang ismus und asmus, der in einer
grofsen Zahl von Substantivis vorliegt, z. B. in : dropac ismus, hydropis-
mus, idiotismus, iconismus, Syllogismus, anatocismus, cyois-
mus, myotacismus, iotacismus, rheumatismus, soloecismus,
sinapismus, catheterismus, (h) elleborismus, encolpismus, cha-
rientismus, labdacismus, botanismos, horismos, characteris-
mos, asteismos, merismos, chleuasmos, epltrochasmos u. a. Ce*
rebrismus bei Theod. Prise, und paganismus bei Augustin sind späte rö-
mische Nachbildungen, denarismusist eine oströmische Formation.
Aufser den bisher besprochenen konsonantischen Suffixen haben wir
uns noch mit einigen vokalischen zu beschäftigen^).
Besonders wichtig ist unter diesen das Neutra bildende i , welches in echt
lateinischen Wörtern in e (vgl. mare) übergegangen, aber in Lehnwörtern bewahrt
ist. Die uns hier.zu Gebote stehenden, auch im Griechischen meist von auswärts
importierten Wörter der Art sind: ami, cappari, cinnabari, cummi,
cici, cuci, sinapi, stibi, stimmi, thlaspi, zingiberi. Abgefallen
ist das i nach r in piper = jviTteQc, Pfeffer und bisweilen in zingibers= tiy-
ylßsQi, ebenso nach l in sil = alh, welches meines Erachtens aus dem hero-
doteischen (2.94) aikli'-xvTtQiov erschlossen werden kann (vgl.cidar = cidaris,
und in den an mel angelehnten griechischen Ausdrucken rhodomel, oeno-
mel, saccomel, thalassomel, hydromel, omphacomel; lateinisch
zugestutzt sind die Formen sinape (neutr.) und senapis (fem.) (vgl.Btlcbeler,
Grundr. S. 8) .
0 (Übergang in die vokalische Deklination, wie er in pelagus vorliegt, zeigen auch
mel OS (acc. s. melum, acc. pl. melos bei Att. Pacuv. Cai. b. Non. S. 444 G) Argos i^
Argl, Argorum) und Erebos, wovon bei Enn. trag. 483. V. Erebo vorkommt. Weitere
Belsp. bei Neue, Formenl. 1. 827.
%) Die Endungen eus und y bleiben hier, weil die betreffenden Vokale 'schon oben er-
ledigt sind, natürlich unberücksichtigt.
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IN DBR LATB1NI8GHBN SPRAGHB. 55
Gleichfalls griechisch ist der Nominalausgang -aeus ==aiog in Lehnwörtern
wie amoebaeus, petraeus, horaeus, hymenaeus, arehaeas, co-
ryphaeus, thyraeus, cybaeus, erythraeus, Pagasaeus, Phari-
saeus, peritonaeum, siraeum, spelaeum, aulaeum u. s. fJ).
Auf die der 1. Deklination angehörige ganz griechische Endung ias == /a4;
geht eine grofse Zahl von Wörtern aus wie anthias, aparctias, asterias,
acontias, bombycias, branchiae, brasmatiae (plur.) , caliarias,
cantharias, caecias, capnias, carcinias, caulias, chalazias, cha-
racias, ceratias, chelidonias, cinaedias, colias, crocias, cya-
mias, galaxias, ecnephias, encolpias, eurotias, icterlas, my-
cetias, mycematias, myrmeeias, ophthalmias, ornithias, oro-
hias; ostracias, palmatias, pogonias, serapias, strangias, sta-
gonias, stalagmias, syringias, thiasias, thlibias, thrascias;
horeas = ßoQiag (mit c = t?).
Bisweilen ist nach lateinischer Art das s abgeschliffen; so in mastigia =
^aauyiaQy S o s i a = Staulag ; P i n t i a = Oivriag , Gallia, Clinia, Dinia,
Simmia, Teresia, Phania (vgl. König, Progr. von Patschkau 1876. S. 36),
Santia= Sccvd-lag (im Poema d. Amphitryone et Alcmena bei Mai cl. auct. 5.
470. V. 24 3). Bei einigen Wörtern ist obendrein das i in e verwandelt: so in
coole a = xoxi'ldg und coprea = ycoTcglag^ ja a(7r£^/a^ = aslerias ist sogar
inas-tur (!), xaQx^cQ^otg in carcharus (Gol. 8. 47.42), aiiarayyrjg in spa-
tangius verstümmelt.
Auch das blofse as (ohne vorhergehendes i), z.B. in mantichoras, mam-
monas, ist durchaus griechisch und denselben Veränderungen unterworfen wie
ias, so dafs neben Protagoras bei Apuleius Protagora erscheint und aapvag
durch sanna wiedergegeben wird. Für tiaras = 6 ziaqag ist gewöhnlich
tiara = ij ruxQa im Gebrauche.
Nicht minder sind die beiden andern Nominativausgänge der 4 . Deklination
es und e = i; ^ und 17 ein Kriterium griechischer Abstammung ; doch sind die
Beispiele dafür so aufserordentlich häufig, dafs wir uns die Aufzählung derselben
versagen. Weit wichtiger dürfte es sein, aus der stattlichen Reihe der hierher-
gehörigen Nomina einige von denjenigen vorzuführen , an denen der römische
Sprachgenius den Assimilierungsprocefs vollzogen hat, sodafs sie ein lateinisches
Aussehen haben wie scriba und pansa^). In dieser Weise sind behandelt sa-
trapa, propola, parasanga, choraula, Anchisa u. a., desgleichen mit
Wechsel des Geschlechts paen u la = q)aiv6krjg, herma = €Q^i]g (vgl. Charta
= x^Q''^VS) ; fenier Feminina wie stola = aroki^j techna = rixvrj u.a. meist
in früher Zeit ins Latein übergegangene Wörter.
1) Gnaeus steht für Cneus, Annaeus ist vielleicht etruskisch, Poppaea wahr-
scheinlich sabinisch.
9) Solcher lat. Masculina auf a, die nicht zusammengesetzt sind, giebt es aufserordent-
lieh wenige; die meisten sind Composita wie incola, legirupa, perfuga u. a. (Büche-
ier, Grundrifs S. 9).
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56 GaiKGHISGBB WÖRTBR
Wie letztere, so haben auch die geschlecfatigen Substantivs der 2. De-
klination, wenn sie in früher Zeit entlehnt worden sind, den Wandel der En-
dung OS in US erfahren , während das o bei später entlehnten Wörtern und be-
sonders im dichterischen Gebrauche in der Regel' geblieben ist. Ja mitunter tritt
die griechische Endung sogar bei Wörtern auf, die schon längst entlehnt und for-
mell latinisiert waren, z. B. bei lotus (Verg. Cul. 424: lotos] undscorpius
(Cic. n. deor. 2. 44. 413 scorpios).
In dieselbe Kategorie gehören die Nomina auf qog^ die entsprechend den
echt lateinischen Wörtern (vgl. socer = invQog) bei der Übernahme gewöhnlich
die Endung abgeworfen haben: so Lysander, Maeander, Menander,
Alexander, Meleager, scomber, conger, archiater, onager, pha-
ger, amphimacer, monometer, hexameter, pentameter, dime-
ter, trimeter, aiabaster, tetrameter, presbyter = Tr^ca/^vrc^og,
woneben sich selten congr US, archiatros, amphimacrus, trimetrus,
Teucrus, Euandrus, Cassandrus u.a. finden (vgl. Neue, Formenl. 4.
77 ff.]. Doch haben auch einige Wörter ihren griechischen Nominativausgang
durchweg bewahrt: so z.B. Codrus, Petrus, Hebrus, Locrus, An-
drus, hydrus.
Aber nicht blofs griechische Suffixe und Nominativausgänge bekunden Ent-
lehnung aus der griechischen Sprache, sondern auch nach griechischer An
vorgenommene Deklination.
Das reichste Material fttr diese Erscheinung bieten uns die römischen Dich-
ter, welche teils mehr teils weniger von griechischen Endungen Gebrauch ge-
macht haben. So schreibt, um nur ein Beispiel anzuführen, Propertius bei grie-
chischen Wörtern im Acc. Sing, weit häufiger an, in und yn als am, im und ym,
während er die Genitive der Nomina auf e und eus annähernd gleich oft auf es
und eos wie auf ae und ei bildet. Besonders von Belang sind hier die Nomina der
i . Deklination auf e , as und es, für deren Genitivbildungen und Akkusativaus-
gänge auf es (Nom. e], an (Nom.a und as] und en (Nom. e und es) sich Beispiele
zusammengestellt finden bei Neue, Formenl. 1. 59; 55; 56; vgl. 1. 41.
Für die 2. Deklination kommt namentlich aufser dem Nominativ in Betracht
der Accus. Sing, auf on, wofür genügendes Material zusammengetragen ist bei
Neue, a. a. 0. 1. 189. Seltener sind der griechische Gen. Plur. auf on (Neue,
a.a.O. 1. 131] und der Accus. Plur. auf üs (ebenda 132]. Über den Nom. Plur.
auf oe ist bereits oben S. 39 gesprochen worden (im übrigen vgl. Neue a.a.O. 1.131).
Umfangreicher sind die griechischen Kasussuffixe in der 3. Deklination nach-
weisbar. Belege für den Gen. Sing, auf os finden sich bei Neue a. a. 0. 1. 297,
für den Acc. Sing, auf a ebenda 1 . 302, für den Acc. Sing, auf in ebenda 1. 3*2,
für den Acc. Plur. auf as ebenda 1 . 318. Dative Plur. auf sin sind seltener, wie-
wohl Properz in dem Gedichte 1. 20 nicht weniger als 3 (Adryasin, Hama-
dryasin, Thyniasin) verwendet. Noch vereinzelter sind andere Kasus-
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IN DER LATBINISCHBN SPRAGHB. 57
endungen wie e in neutr. plur. der sigmatischen 3. Deklination z. B. in epe bei
Properz und cete bei Vergil.
Dafs griechische Endungen auch in die Deklination wirklich lateinischer
Wörter sich eingeschlichen haben , ist kaum zu verwundern bei dem offenkun-
digen Streben der römischen Dichter nach griechischem Kolorit, bei ihrer Gräko-
inanie in Form und Syntax und bei dem starken, allmiihlich gröfser werdenden
Zudrange griechischer Bevölkerung nach der Reichshauptstadt. Vorzugsweise
sind es Eigennamen, die der griechischen Deklination teilweise unterworfen wor-
den sind; denn Bildungen wie copidas und capidas von den Nomina-
tiven copis und capis (doch vgl. S. 17) sind ganz vereinzelt. Häufig ist
der Acc. Plur. auf as bei Völkemamen und besonders haben die nordischen
gallischen und germanischen) diesen griechischen Anstrich erhalten: wie Caesar
Lingonas und Senonas, so schreibt Tacitus Brigantas, Nemetas, Oxio-
Das, Siluras, Suionas u. s. w. (Neue a. a. O. 1.320). Demgemärs ist von
den Dichtern auch die Endung der Nom. pl. oft in griechischer Weise verkürzt
worden (es statt es) , so dafs Lucan Suessones, Yaler. Flaccus Macrönes,
Juvenal Vascönes und Britones bieten (Neue a. a. O. 4.317).
Kolossale Dimensionen hat diese Gräcisierung angenommen in den weib-
lichen und männlichen Eigennamen der 1. Deklination, die auf e
und es gebildet sind, zumal auf Inschriften seit der sullanischen Zeit. Besonders
zahlreich sind die Genit. auf aes und es == i/g, über welche ausführlich ge-
handelt haben Neue a. a. 0. 1. 13 ff. Gorfsen, Ausspr. 1. 684 und Bücheier,
Grundrifs S. 34. — Ganz eigentümlich sind die abnormen Genitive und Dative
auf enis und eni, die von den griechischen Wörtern auf e, an denen sie zuerst
ausgebildet worden, allmählich auch auf römische Nomina propria wie Marcia-
neoi (CLL. 5. 3011) undSeverianeni (ebenda 890) übergegangen sind (vgl.
Neue a. a. O. 1. 63). Das Gleiche gilt von den Genit. auf etis, atis, olis und den
Dativen auf eti, ati, oti von Nominativen auf es, as und os wie Flavianeti
l. R. N. 6941 und Pompeianeti ebenda 6723 (vgl. Neue a.a.O. 1. 64), lauter
Formen, die neuerdings eingehend untersucht worden sind von 0. Sievers in den
Quaestiones onomatologicae in d. Acta societatis Lips. 2. 55 — 104.
Aufser diesen der äufsem Form entnommenen Gründen haben wir nur noch
wenige andere Kriterien , die schon äufserlich die Entlehnung erkennen lassen.
Dahin gehört z. B. das dem Griechischen ganz ausschliefslich eigene prothe-
tische a, welches wir in römischen Wörtern vergeblich suchen. Da der Stamm
Star im Lateinischen in der Form Stella und im Griechischen in der Form aarriq
und aarqov auftritt, daneben aber im Lateinischen aster und astrum er-
scheinen, so müssen letztere nach dem eben Gesagten Lehnwörter sein. Zu dem
gleichen Besultate gelangen wir bei Zusammenstellung von asparagus^) =
1) sparagus schrieb man früher bei Varr. sat. Men. 573 (aus Non. 550. 10), doch
lesen jetzt Bücheier und Quicherat mit Junius asparagos. So findet sich sparagus nur noch
Theod. Prise. 1.5.
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58 Grieghischb Wörtbb
aOTta^ayog mit zeDci. cparegha und lit. spurgas. Auch scheint das a in aplustre
= a-cpkaaror denselben Ursprung zu haben , wenn anders die Kombination des
griechischen Wortes mit skr. bhrshtiy lat. fastigium, ahd. brort, an.burst
das richtige trifft. Unleugbar ist der gleiche Yokalvorschub inastaphis = aoTa-
(plg^ woneben azacplg, in andren und anderen Ableitungen und Zusammen-
setzungen von aviijQ (siehe Index unter andr-j = skr. nar, sabin.nero (vgl. Gurt.
Grundz.^307) und in ascalia = aaxaA^, woneben axaXla belegt ist (Lo-
beck, Pathol. S.14. 15). Auch Atreus =!^TQ€vg enthält nach Lobeck, El. f. 81
und Gurt. Grundz.'* 711 das nämliche Bildungselement, während in dem juvena-
lischen acersecomes = ax€^a£xo^ij^ das privative a steckt. Alpha copulati-
vum ist vorhanden in a b o 1 1 a = aßoXog sc. aroXri (ä = afi(pl) .
In ähnlicher Weise hat die griechische Sprache zur Stütze des anlautenden
Konsonanten i vorgefUgt in lurlg = ictis (vgl. xzig). € ist vorn angetreten in
''Egeßog = Erebus (Gurt. Grundz.^ 472) , eQv&Qog = erythros und seinen
Ableitungen (erythinus u. a., vgl. ruber) und €Qfjfiog = eremus mit seinen
Derivatis crem ita U.S. w. (vgl. Gurt. Grundz.* 325. Würz. ram). Prothetisches
o scheint vorzuliegen in 'Öili;jM7ros = Olympus (vgl. kdfiTtiü), ^'O&Qvg = oifQvg
= Othrys (vgl. skr. bhrü, ahd. brAwa), vielleicht auch in obelus = oßelog^
welches nach Gurt. Grundz.^ 476 gleiches Stammes mit ßekog und ßelavi] ist.
Bei den etymologisch noch nicht genügend ßxierlen alwTtrj^j woraus alopei
stammt, ist sichere Entscheidung über diesen Punkt nicht möglich.
Ein weit weniger sicheres Merkmal von Lehnwörtern ist die Existenz des
durch Svarabhakti entstandenen Vokals. Denn wenn dieser auch in der la-
teinischen Schriftsprache aufserordentlich selten ist *) , so läfst er sich doch immer-
hin nachweisen; in der römischen Vulgärsprache aber und in den italischen
Dialekten, besonders im Oskischen, hat er sogar ziemlich weit um sich gegriffen.
Mit Hilfe dieses aus dem Stimmtone der Liquida entstandenen Vokals können
wir also schwerlich entscheiden, ob aranea Lehnwort aus aQdxvt] ist oder nicht
(vgl. aQycog); auch Joh. Schmidt läfst dem gemäfs die Frage offen. Doch wenn
man bedenkt , dafs das Wort ein sehr bekanntes Tier, die Spinne, bezeichnet,
welches die Bömer schwerlich erst durch die Griechen kennen lernten, wird man
an der Entlehnung zweifeln^). Wirklich entlehnt sind dagegen das auf gleiche
Weise gebildete scaripho = oxaQiq)dofiai neben scribo, p e 1 a g u s =7tilayoi;
(W^urzel Ttlay Gurt. Grundz. * 278) und elacata = fjkayidTr] (Wurzel a^x Curl.
Grundz.^343).
Das letzte aus der Form abgeleitete Hilfsmittel , das ich erwähne , ist die
Komposition. Ist nämlich der erste Teil eines Präpositionaicompositums eine
1) Joh. Schmidt führt Vokalism. 2. 342 nur 3 Beispiele an: palea auspaleva = palva.
volup, alt volop neben /iXnofAai und baiatro neben blatero.
2) Auch die Wasserspinne tipula, tippula ist, wie wir S. 46 A. 4 sahen, miteinem
heimischen Namen benannt.
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IN DER LATBINISGRBlf SPHACBB. 59
griechische Präposition, so kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit an Ent-
lehnung denken: durch die Identität von ap in apage mit aTtJ = lateinisch
ab wird jeder Zweifel an dem griechischen Ursprünge des Wortes beseitigt. Das-
selbe ist, um nur noch einige Beispiele zu nennen, der Fall bei epistula,
apocha, apocleti, apocopa, peribolus, periodus, paramma, pa-
rapegma, prosodia, ectasis, propola, analogia, iselasticus-, dia-
logus, catasta = xaraaraatc,', catapulta, metalepsis, epicoenus,
prothesis u. a.^). Leicht ist auch pröpitius als unrömisch = TtQOTreri^g er-
kennbar; denn echt römisch hätte es pröpitius heifsen müssen, wie nur Juven.
1. 46 schreibt. Die gleiche Verlängerung des o in der griechischen Präposition
TTQo findet bisweilen statt bei pr opino (so Martial 4. 68) und bei prologus
(Ter. Hec. prol. 2.4). Ganz griechisches Aussehen haben die etymologisch dunklen
Ausdrücke epigrus (ISenec.)^) und epileus(Plin., vielleicht von iTtl und kela),
nicht minder catacumba, das ich im Gegensatz zu Diez, der es mit ital. catar
[vgl. Katafalk) »schauen« zusammenbringen will, zu griechisch xard und xvfißrj
stellen möchte, weil es schon bei den Kirchenvätern und aufserdem (Orolli4575)
inschriftlich erscheint (vgl. auch meine volksetymologischen Studien in den Bei-
trägen z. Kunde d. idg. Spr. 5. 92).
Doch fehlt es auch nicht an Exempeln von Einmischung griechischer Präpo-
sitionen in ungriechische Wörter: aus den Tironischen Noten sind bekannt epi-
Domen, epitogium, epiredium (Kopp 423. 424. 428), Plinius bietet dia-
lutensis, Gassiod. und die Juristen paraveredus. Somit stammen die Wörter
sämtlich aus einer Zeit, wo man an solchen hibriden Bildungen durchaus keinen
Anstofs nahm.
Aber auch andere Nominalkomposita können uns über die Entlehnung oder
Originalität eines Wortes Aufschlufs geben wegen der verschiedenartigen Behand-
lung des Stammauslauts des ersten in der Zusammensetzung erscheinenden Wortes
in den beiden klassischen Sprachen. Am häufigsten begegnen wir im Griechischen
dem Kompositionsvokale o, der in der Regel eintritt, wenn das erste Nomen
konsonantisch ausgeht oder der o-Deklination angehört (vgl. avdqiavro- itowg,
^lo-xonog) , aber auch bei Nominibus der a - Deklination nicht selten ist (vgl.
fj^eQo-aytOTtog: ^fiiQa). Im Latein dagegen ist der Kompositionsvokal i vor-
herrschend, vgl. agricola, solifundium^) , wenn nicht, wie in manu-
missio, solstitium, artifex der reine Stamm verwendet wird. Das o am
Ende der ersten Kompositionsglieder kann daher als Kriterium der Lehnwörter
gelten. Vgl. horologium, taurobolium, (haemobolium) , ancyloble-
pharon, hemerodromus, androgynus, argyrodamas, moechoci-
naedus, thermopolium, Syrophoenix u.a.
Nach griechischer Art gebildet sind meist nur voces hibridae , deren 2. Be-
4) Vgl. besonders die S. 48 aufgezählten Substantiva mit dem Nominativausgang sis.
3) Dafür lese ich epiurus = iniovQog.
3) Als Ausnahme mufs vio-curus bezeichnet werden.
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60 Griechische Wörter
stündteil griechisch ist^j, wie dextrocherium, granomastix, sati-
rographus, testamentographus, sagochlamys, tractoga latus,
traclomelitus , tramosericus , tertiocerius , während umgekehrt
wirklich griechische Composita, wenn sie in der römischen Umgangssprache
sich vollkommen einbürgerten, römisches Gepräge erhielten: so orilegium =
horologium, tauribolium, pultiphagus = */r o^fo^a/oc;, therm i-
polium, [dagegen tragicomoedia wohl aus tragicocomoedia) , orthi-
strotum, agoniteta (Kopp. 39), horcisiipolis =: oQx^^^OTtoXog (ebenda
254], besonders Eigennamen wie Demipho, Lemniselene, Frotigenes,
Galidorus,Athenidorus, Patricoles, Dionusidorus u. a. (O. Sievers,
Acta societ. Ups. 2. 100. Corfsen, Ausspr. 4. 296. Schuchardt, Vokalism.1.36;.
Auf der andern Seite darf uns die Zusammensetzung mit wirklich griechi-
schen Wörtern, die als solche deutlich kenntlich sind, nicht verführen. Überall
griechische Lehnwörter zu erblicken. So sind z. B. öfter, ähnlich wie die oben
erwähnten Präpositionen, griechische Zahlwörter vor echt römische Ausdrücke ge-
treten wie monos : monosolis, monoculus, monoloris, monopedios;
pente: penteloris; dis: diloris; protos: protosedeo: ferner archi : a r-
chisacerdos, archisellium; pseudo: pseudoflavus, pseudoliqui-
dus, pseudoforum, pseudodoctor, pseudomagister, pseudo-
pastor; holo: holoverus, hole vitreus u. s. w. , meist Wörter, die dem
Volke in Fleisch und Blut übergegangen waren, so dafs es dieselben gar nicht mehr
als fremd empfand. Überdies stammen alle vorgeführten Beispiele aus ziemlich
später Zeit.
Die Zahl der wirklich hibriden, d. h. aus einem griechischen und römischen
Nomen resp. Verbalstamm zusammengesetzten Wörter ist in der römischen Sprache
verhältnismäfsig gering ; alle aber haben sie mit einander den vulgären Ursprung
gemein. Da sie indes nicht in den Bereich unserer Abhandlung gehören, so verspare
ich mir ihre Behandlung für eine andere Gelegenheit und verweise inzwischen
auf die Abhandlung von Rost op. Plaut. 8 : de Plauto hibridarum vocum ignaro
in den commentationes Plautinae. Leipzig 4836. pp. 88 — 96.
Nächst der Form der Worte erfordert die Quantität der Vokale eine
etwas eingehendere Erörterung. Denn diese giebt uns, da die beiden klassischen
Sprachen in dieser Beziehung ihre eigenen Wege gegangen sind , oft treffliche
Aufschlüsse. So lehrt die Quantitätsverschiedenheit, dafs päd um nicht wohl aus
Ttrjdov^) und ebenso wenig laridum aus läQivog und tipula aus Tl<prj ab-
stammen können. Dasselbe gilt von Unum neben ktvov und von tribulum, das
trotz Hehn echt lateinisch und von tero, trivi abzuleiten ist (hinsichtlich des h
vgl. subare neben susj, während trlbulus und tribon allerdings Lehnwörter
sind, gleichwie sinus aus dlvog (cf. s^nusj.
1) Doch vergl fulvocinereus, aurociavus, hamotraho, merobibus, albogilbus, aheno-
barbus, neutrodefectivus, neutropassiva.
2) Bei cröpida beruht die Verkürzung des e auf volksetymologischer Anlehnung an
cräpere (vgl. S. 86).
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Ilf DBR LATBINiSGRBIf SPRACHE .
61
Jedoch mufs man hier sehr vorsichtig sein ; denn nicht nur existieren öfter
in Dialekten Formen mit anderer Quantität des Vokals, wie ^wqov neben (iofov
(vgl. mörum), die uns bisweilen nicht mehr erhalten sein mögen, sondern es
haben auch die Sprachen nicht immer so grofse Genauigkeit bei der Über-
nahme bekundet; denn neben xltfia steht lateinisch cllma, neben römisch tö-
fus unteritaiisch rocpuür. Dagegen ist von Wichtigkeit die Regel: vocalis ante
vocalem corripitur, die auf griechische Wörter mit langer Paenultima meist keine
Anwendung findet: daher heröus, Minöis, Glio, brab^um u. a. Die Be-
obachtung der Quantitiit giebt daher oft über die Abstammung eines Wortes treff-
lichen Aufschlufs.
Mit der Quantität hängt auf das innigste zusammen die Frage nach der
Klangfarbe des in kurzer, unbetonter Paenultima stehendenVo-
kals. Das von Leo Meyer in den Beitr. z. Kunde d. idg. Spr. Uo2 aufgestellte
Gesetz lautet : »In mehrsilbigen lateinischen Wörtern wird innere und besonders
der vorletzten Silbe angehörige Yokalkürze zu i geschwächt.« Wo andere Vokale
dafür erscheinen^ haben wir es in der Regel mit Lehnwörtern zu thun, sei es mit
keltischen wie baccäris, massäris, matäris, plox^mura, ess^dum
oder, was meist der Fall ist, mit griechischen, wie barbärus, wofür wir, nach
den Nominativausgängen äl US (a, um u.a.), ärus, änus, ämus, äbus,
ägus^ ätus, asus u. a. geordnet, Beispiele folgen lassen:
phiala
Daedalus
orphanus
Hypanis
elacata
ancala
stephanos
cyamos
elate
bubalus
cithara
cyanus
sesamum
hypate
astragalus
eschara
clibanus
calamus
Galata
hippalus
cantharus
raphanus
salgama
sabbata
corydalus
cammarus
balanus
cancamum
petalum
barbärus
platanus
(teiamoj .
carbasus
scandalum
asarum
laganum
^ petasus
amygdalum
sisara
tympanum
caccabus
vgl.
cymbalum
supparum
popanum
occabus
aufserdem
crotalum
comaron (us)
Organum
cottabus
gausape
daedalus
hilarus
origanum
camabus
barathrum
(h)apalus
cinara
galbanum
astaphis
(scandalis)
(cinaris)
sabanum
pelagus
comacum,
(oxalis)
Hegara
magganum
asparagus
calaco
Tantalus
(cinnabari) .
libanus
(attagen)
puelus
Attalus
tetanus
(harpago)
obelus
Thessalus
lapsana
ptisana
seselis
Italus
cottana(p]ur.)
Uranus
palatha
u. a.
Die Herkunft von panäca und dem vulgären tabänus (oder tabänus?) ist un-
gewifs, aber römisch sind die Wörter wohl schwerlich. Keltischer Abstammung
können sich rühmen labär um, laccar, is, verträgus, sandäla, rechä-
mus, gilärus (Diefenbach, Celtica S. 438) , gigärus (ebenda), Gabäli,
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62 Gribgrisghe Wörter
Eboräcum^) , Rauräci u. a. Das von Curlius überlieferte gangäba ist
persisch; punisch gabäta, germanisch Vandäli, etruskisch Tanäquil.
iber. paläga (vgl. Carälis), ägyptisch artäba, syrisch canäba^) (nach de
Lagarde, psalterii versio memphitica 155], orientalisch sicher auch gabbä-
rae, Mumien^ indisch opälus = upala-s. Die Abkunft von scordälus, ga-
bälus und prosedäinum wage ich nicht zu entscheiden.
Dafs bereits in sehr früher Zeit ins Latein übergegangene griechische Wörter
den hellen Vokal der Paenultima in römischer Weise dem folgenden Laute assi-
miliert haben, kann nicht auffallen. So tragen vollkommen römischen Typus
folgende Lehnwörter : pessulus = naaaaXog , c r a p u 1 a = xQaiTtakf] , s cu-
iula = auvrakrj, spatula = a/raTaAi;, s t r a n g u 1 o = aT^ayyaXacj ; pha-
1 e r a e = cpakagaj t e s s e ra = TiaaaQa, ca m e r a = nafiaQaj s i se r = aiaa-
Qov^)^ Hecuba =*£xa/?jj, vgL S i c u 1 u s = J^txciog, s c o p u 1 u s = cncoTr^iog.
Dasselbe gilt von den Nominibus auf i na , die aus griechischen auf arrj aus-
lautenden hervorgegangen sind und oft nur schwer von lateinischen mit dem No-
minalsuffix !na gebildeten Substantivis unterschieden werden können. So ent-
stand aus fifjxavi^ m a c h i n a , aus TQvravrj tr u t i n a , aus Karapfj C a t i n a und
(mit o) aus IleQaecpovrj P r o s e r p i n a. Es ist aber entschieden zu weit gegangen,
wenn Jordan, Krit. Beitr. S. 68 nun womöglich alle auf ina ausgehenden Feminina
für griechische Lehnwörter erklärt. Denn schwerlich ist paiina griechischer
Abkunft^], wie das echt römische patera bekundet, sondern entweder aus einer
gräkoitalischen Grundform patana abzuleiten oder es ist mitMommsen, R.G. 1* 196
Obergang des lateinischen Wortes ins Griechische (Ttaravti) anzunehmen. Das
letztere ist entschieden der Fall bei bucina = ßvnavrj und runcina = ^t/-
xdvri (vgl. oben S. 33). Auch angina ist echt römisch und nicht von ayx^i
abzuleiten trotz L. Müller, Luciiiusausgabe S. 267, der freilich mit Recht gegen
verschiedene Gelehrte für die Kürze des i eintritt. — Ganz verfehlt ist meines
Erachtens die Herleitung der Wörter fuscina und pagina aus <paayavov und
7cfiyavov bei Jordan a. a. 0., wenn auch für ersteres sich bisher kein lateinisches
Etymon gefunden hat. Was diesen Gelehrten dazu bestimmt hat, möglichst viele
Bildungen auf ina für griechisch zu erklären, sehe ich nicht ein, zumal eine statt-
liche Zahl von Substantiven übrig bleibt, die sich gar nicht auf griechische Quelle
zurückführen lassen : ich nenne nur agi na ^) , scobina, attinae^ squatina,
fiscina, aplnae, fascina, sarcina, Casina, Nundlna, Rum!na.
4) Andere Ortsnamen auf acum, magus etc. bei Glück, Die keltischen Namen bei Cüsar.
2) Fick stellt es (Wörterb. %. SO) mit xayaßo^ zusammen, wozu die Bedeutung ganz uod
gar nicht stimmt ; nach Visconti op. var. 2. 84 soll es gar aus xaXvßrj entstellt sein.
3) carcer ist echt lateinisch und von da aus ins sicilischc Griechisch als xa^xa^y über-
gegangen.
4) Trotz Saalfeld Index 64 und Vani^ek 474. Curtius Grundz.« 24 4, Tuchhändler im
Lehn Wörterverzeichnis und Dietrich K. Z. 4.547 sprechen sich nicht bestimmt über die
Entlehnung aus.
5) L. Meyer, Vergl. Gramm. 2. 4 84 schreibt aglna und ebenso runctna und an-
gina. Hesina ist entlehnt aus ^vjrlyijt hemina stammt aus Vf^iyv» aber flemina, -om
ist vielleicht original = flegmina und nicht aus (pXey-fioyi^ entnommen (vgl. Fick 2. 475,
anders Vani5. 626: von fle- fliefsen machen I).
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IN DER LATBINISGHCN SPRACHE . 63
Ob man berechtigt ist, ausVerbiswie dapinare, lancinare, farcinareu. a.
die Nomina d a p i n a = daTtavrj, lancina, farcinazu ersehliefsen , lasse ich
dahingestellt.
Für den Wandel von änus in^nus (resp. anum in inumj bei Lehnwörtern
kenne ich kein Beispiel; denn das.von Saalfeld im Index beigebrachte fa sein um
= ßaaxavov ist neuerdings von diesem selbst (Programm S.7) als Lehnwort an-
gezweifelt worden ; überdies ist schon wegen praefiscine nicht an fremde Ab-
kunft zu denken. Dagegen entsprechen sich die Suffixe avo- und ino- in den
beiden klassischen Sprachen genau ebenso wie die Yerba auf avoj und ino: vgl.
av^avunnd ferinunt (Fest. Paul. S. 462] solino (ebenda S. 351) und Curt.
Verbum4.246. So enthalten ino = a^o : fraxinus, pampinus, acinus,
eircinus, ricinus, suclnus, dominus, rumpotinus; iuncinus,
nucinus, laurlnus, cerrinus, picinus, lentisctnus, gem^nus,
parietinus, vielleicht auch faginus, wenn es nicht aus (prjytvog entlehnt ist.
Asinus ist sicherlich unrömisch, vielleicht semitisch. Entlehnt sind aus griechischen
Nominibusauf tro-cottnus, cophlnus, cytinus, maünus, melinus,mö-
Iinus, crininus, callalnus, mastichinus, narci'ssKnus, smarag-
dinus, gleuclnus, pras!nus, nardinus, amaracinus, ceraslnus,
coccinus, asbestinus, cedrlnus, byssinus, cnidinus, aerinus,
lygdinus, rhodinus, hyalinus, hyoscyaminus, malobathrinus,
prininus, sacctnus, pissinus, pituKnus, biblinus, hyacinthi-
nus, orobinus, fuc!nus, fungtnus u. a.
Auf der Grenze zwischen formellen und semasiologischen Erkennungsgrün-
den stehen und bahnen daher den Übergang zu letzteren an diejenigen Aus-
drücke, welche im Latein in doppelter Form vorhanden sind, nämlich in echt
römischer und in griechischer. Da beide Wörter auf eine gemeinschaftliche Grund-
form zurückgehen und nur nach den Lautgesetzen der Sprache verschiedenartig
gestaltet worden sind, so wird man an der Entlehnung des nach griechischen
Prineipien umgeformten Ausdrucks nicht zweifeln dürfen, wenn auch die Bedeu-
tung des letzteren in der Regel von der des lateinischen Wortes erheblich ab-
weicht. Denn nur selten haben die Römer ein griechisches Wort entlehnt,
wenn sie schon ein gleichbedeutendes hatten , wohl aber haben sie dasselbe
Wort mit anders nuancierter Bedeutung öfter in ihrer Sprache eingebürgert.
Deutlich ist dies wahrnehmbar in barbarus, ausländisch neben balbus,
stammelnd; herpes, Geschwür neben serpens, Schlange, Hesperus,
Abendstem neben vesper. Abend, carcinus, Rrebsgeschwür neben
Cancer, Krebs, pharetra, Röcher neben feretrum. Trage, Bahre,
pessulus = Ttaaualog, Riegel neben paxillus, kleiner Pfahl, Pflock, ena-
ter = elvarriQ, Mann, der die Schwester eines Verstorbenen zur Frau hat,
neben ianitrices, zweier Brüder Ehefrauen, hyle, Materie, Stoff neben
Silva, Wald, lycos, Spinnenart neben lupus, Wolf, alopex, Fischart neben
vuipes, Fuchs, cetus, Wal fischart neben s qua tus, Engelfisch, scarifo,
aufritzen neben scribo, schreiben, conus, Regel neben cuneus, Keil, co-
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64 Gricghisghb Wörter
rax, hakenartiger Mauerbrecher neben corvus, Rabe, hippos, Seepferdchen
neben equus, Pferd, a p 1 u s i r e , Schififshinterteil neben fasligium, Gipfel
(Fick I. 697) u. a.
Freilich haben Dichter und die nach griechischen Tenninis haschenden Ge-
lehrten der späteren Zeit oft auch da ausländische Bezeichnungen verwandt, wo
ihnen heimische mit gleicher Bedeutung zu Gebole standen; so wurde das echt
römische olor durch cycnus fast verdrängt, so setzten sich neben mare pon-
tus und pelagus, neben Stella astrum, neben lien spien, ja zur Zeit
der Kirchenväter drangen sogar herodius fUr ardea u. a. derartige Wörter
ein, die sich zum Teil in den romanischen Sprachen eingebürgert haben.
Schon aus dem bisher Gesagten wird man erkennen, dafs die semasio-
logischen^) Gründe nie bis zu solcher Evidenz über die Entlehnung entscbei-
den können, wie gröfstenteils die formalen. Und in der That sind sie auch meist
nur Wahrscheinlichkeitsgründe , die wohl den Verdacht der Übernahme verstär-
ken, aber die fremde Abkunft eines Wortes nicht direkt erweisen. Wohl kann
man aus der auf empirischem Wege gewonnenen Erfahrung, dafs fast alles, v^^s
das Seewesen anbelangt, griechischen Ursprung hat , den Schlufs ziehen , dafs
auch gubernare griechisches Lehnwort ist; doch wenn nicht die lautliche Ge-
staltung des Wortes einen weitern Anhalt böte, würde man dieser Annahme
skeptischer gegenüber stehen müssen. Bei a n t e n n a nun, wo diese Stütze fehlt,
kann ich mich wenigstens nicht dazu entschliefsen , mit Keller (Jahrb. f. Philo!.
4877. S. 125) Entlehnung aus ävaTeTaftivrj anzunehmen, um so weniger als eine
altlatinische Stadt gleiches Namens existiert und transenna auf gleiche Weise
gebildet ist, nämlich aus trans-epna (Wurzel ap). — Oder, um ein anderes Bei-
spiel anzuführen, so läfst die Thatsache, dafs das Münz-, Mafs- und Gewichte-
Wesen der Bömer aus Grofsgriechenland stammt, es sehr glaublich erscheinen,
dafs auch numus = nummus=s tarent. vovfifiog = vo^og (vgl. Meister, Cur«
tius' Studien 4. 441) seinen Weg von Sicilien oder Unteritalien nach Rom gefunden
hat. Aber wer will es bestimmt behaupten? Kann nicht das Wort auch echt la-
teinisch und gleich vo^iog von der Wurzel nem entsprossen sein, welcher im La-
tein aufser nemus noch Numa, Numitor und numerus angehören? —
Femer wird zwar niemand leugnen, dafs die schon in der indogermanischen
Grundsprache ausgeprägten Bezeichnungen der Körperteile den Römern sämtlich
mit Namen bekannt waren, also auch cubitum und pulmo, und doch haben
wir uns S. 12 veranlafst gesehen, aus formellen Gründen bra cchium als Lehn-
wort zu betrachten. — Die Gleichung a7tu)v (aus aTtioov) == pirus (Hehn) und
cornus = x^crvog und die auf Ausgrabungen fufsende Erfahrung, dafs die
wilden Äpfel den Römern und Europäern überhaupt vor ihrer Berührung mit dem
Oriente bekannt waren , macht die Vermutung von vornherein wahrscheinlich,
\) In der Bedeutung stimmen die entlehnten römischen Ausdrücke fast durchweg mit
den griechischen Originalwörtern überein. Auf Rechnung der Römer scheint der Bedeu-
tungswandel gesetzt werden zu müssen bei Terminis des Bauwesens, z. B. oecus, andron.
xystus, aula, ferner bei choragium, orchestra, latro, rhelor, topia, scbol«.
poeta u. a.
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IN DER LATRINISCHBN SpRACHR. 65
dafs auch mal um ein Stammwort sei; aber hiusichtlich prunum = tcqov^ivov^
Pflaume bleiben wir doch in Zweifel. — Ferner, wenn wir wissen, dafs ein Pro-
dukt aus dem Oriente stammt, so sind wir von vornherein geneigt, seinem Namen
griechische Abkunft zuvindizieren; bei piper und andern geschieht das mit
Recht, aber wie verhält es sich mit lentiscus, laurus u. s. f.?
Unbestritten fest steht die orientalische Herkunft eines solchen Wortes und
damit in der Regel zugleich die Entlehnung aus dem Griechischen erst dann, wenn
der lateinische Ausdruck sich in der griechischen Sprache als Lehnwort aus einer
der orientalischen Sprachen nachweisen läfst, weil diese (abgesehen vom Armeni-
schen, Persischen, Altbaktrischen und Indischen) mit den beiden klassischen
Sprachen keine Wurzelgemeinschaft und überhaupt keine Verwandtschaft haben.
Das fuhrt uns auf ein neues Erkennungsmittel von Lehnwörtern, nämlich, dafs ein
Wort dann für entlehnt zu halten ist, wenn es aus einer heimischen Wurzel
nicht abgeleitet werden kann. Das ist z. B. der Fall bei folgenden orienta
lischen (meist semitischen) Ausdrücken *) : aloe = aXot] = hebr. D*^bST» = skr.
agaru (vgl. ayakl,o%ov^ agallochum), arrabo = a^^a/Jan/ = hebr. 'jh'l?, bai-
sam u m = ßdlaafiop = hebr. Dta , b d e 1 1 i u m == ßdiXXiov = hebr. flb'ia =
skr. udükhala, ulükhala, cadus = xddog = hebr. 13, camelus = xa/n]log =
hebr. büj, casia = xaala = hebr. Wa?p, cinnamum = xlvpa/nov '= yLtwa
fitjfiov, hebr. littSp, c u m i n u m = xv^ivov = hebr. I^H?, cupressus = xvTtd-
qiaaoq = hebr. ici ,crocum, crocus = %q6%ov^ ycQoxog = hebr. ÜSTO, c o t -
tana = xorrava = hebr. )Xä^ (klein) =syr. qätino, ehen\xs=€(iepog = hebr.
0*^3111, fucus = q>v%og = hebr. -pÄ, galbanum = xaXßdvri = hebr. njlbtl,
hyssopus = vootJTtog = hebr. liTÄ , 1 e d a n u m = Xrjdavov = Xrjdov =
hebr. tfo = arab. lad^n oder l^dan, mina = fti/ö = hebr. rttti, murra =
^VQQa = hebr. nfa, nardus = vaQÖog = hebr. Ti? = skr. nalada, nitrum =
vitQov = hebr. IHD, sesamum = ai^aafiov = chald. shumshema , arab. sim-
simon (vgl. Angermann, Progr. von Meifsen 4873. S. 35), beryllus = ßrj'
^klogskr. vÄidürya (aram. billör), carbasus = xag/tacog = skr. = karpAsa,
(aram. karpas, arab. kirbAs), sapphirus = ad7iq>€iQog = hebr. n^^BD (aram.
samphir) = skr. ^anipriya, smaragdus = Ofiagaydog = skr. marakata =
hebr. ng"!)!, margarita = ftaQyaQlTvjg = skr. manjara, t a o s = racig = hebr.
D'^^sn = dravid. togei ==: skr. Qikhni (M. Müller, Vorlesungen, übers, v. Böttger
n 170, Litterar. Centralbl. 1880. 25. Dec), oryza = oQv^a = skr.vrihi, alt-
pers.brizi, panthera= /rai/^ß = skr. pundärika, pardalis, pardus =
TtdQÖalig, Ttaqdog = skr. pridäku, pridäkü, saccharon = öd%xaQov = skr.
^arkarA, zingiber = ^lyylße^i = pers. zendjebil = skr. cringav^ra (!), gaza
=iyal^a = npers. ganj, armen, gandz (Hübschmann K. Z. 23. 403), cithara =
KLtd-aqa = pers. ciar, quatuor und tar, Saite, psittacus = iplTTanog =
armen. Ihütak, neupers. tütak, tut! (Hübschmann a. a. O.), tigris = flyQig =
zd. tighri = pers. tir, Pfeil, satrapes = aaxQajtiqg = pers. kshatrap^ van, pa-
4) Gröfstenteils verzeichnet in der Abhandlung von A. Müller, Bezzenbergers Beiträge
4, 273—301 (vgl. auch Yanicek, Fremdwörter).
Weil«, Griech. Wört«r i. d. lat. Sprache. 5
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66 GtiBGHiSGHB Wörter
radisus = TcaqadsLOog == zend. pairida^za (Spiegel , Vendidad p. S93 =alt-
pers. *paradeiza) = hebr. 0*118, parasanga = naQaaayyifjg = altpers. para-
Ihanha (Oppert, Nouveau Journal Asiatique vol. XVII. p. 267), cummi = xö/iut
= agypl. kaml, ibis = Z//t5 = ägypl. hib, baris = /I^a^^ = ägypt. barl, bys-
sus = ßvaaog = ägypt. bus, busu, zythum = Cv^og = ögypt. hak, hank,
*basanus*) = ßaaavog = skr. pdsh4na, b o m b y x = ßofißv^ = armen, bara-
bak, neupers. panbah, canna =Tiäwa = hehr, njg, sandalium =:advdalov
= pers. sandal, inagus= fidyog = sumerisch imga (Justi, Pers. Gesch. S. 68;,
nahVium = vdßXiov = hehr, bia, sicera == atx^pa = hebr. Sd©, sambuca =
aafißtmrj = aram, ÄMD, iaspis = iWyr^g = hebr. TOtD^J, Saccus =acnof.og =
hebr. pte, gossipion = yoaavTCiov == arab. korsofah, korsof, korsaf, piper =
jcejteqv = skr. pippala (Fick 2. 143) = arab. babary (Saalfeld Progr. S. 20),
sericum = ^tjQinov = mongol. sirkek = mandschuisch sirghe = korean. sir
= chin. see (Klaprolh, tableaux bist, de TAsie. S. 58) , oryx = oqv§ = ägypl.
t-urik (Geiger, Urspr. etc. I. 465), margaride s= fta^ya^ldeg = pers. nargel,
oasis = oaaig = kopi. ouah^. Für balaustium =s ßaXavatiov giebt ein
aramäisches Etymon Low, Aram. Pflanzennamen Leip. 4881. p. 364.
Ebenso sind entschieden weder im Griechischen noch im Lateinischen wurzel-
haft folgende Wörter, für die sich freilich das entsprechende orientalische Stamm-
wort nicht mehr mit Sicherheit nachweisen läfst: amygdalum, acinaces,
biblos, cannabis, cedrus, cerasus, cici, cuci, coix, cinnabari,
coccus, elephas, gaunacum, gausape, metaxa, mitra, papyrus,
pistacia, pyramis^), siser, sampsucbum, sinapi, spadix, stimmi,
storax, terebinthus, tiarau. a. (vgl. Bötticher, Arica. Halle 4851).
Aber auch andere nicht aus dem Orient stammende Wörter erweisen sich bei
näherer Prüfung als entlehnt, wenn die Wurzel oder der ganze Wortstamm , von
dem das entsprechende griechische Wort abgeleitet ist , im Latein ausgestorben
ist. So sieht man sich bei balneum = ßakavelov umsonst nach einem passen-
den lateinischen Etymon um, desgleichen bei amussis, das ich vonäfiv^tg de-
rivieren möchte, während Saalfeld im Index an aQfio^ig denkt. Vielfach sind auch
die betreffenden Wurzelwörter im Latein noch erhalten, aber in ganz anderer
Form. Dies ist z. B. der Fall bei magis = fiayig (vgL macerare), burrus =
Ttv^^og (vgl. pruina) propino = TCfOTtlvio (vgl. bibo), lanterna£= Xa^Ttn'Q
(vgl. limpidus, lympha), sanna = aawag (vgl. sonare).
Die Wahrscheinlichkeit der Entlehnung ist um so gröfser, wenn dem so iso-
lierten Worte entweder gar keine oder nur sehr wenige Derivata zur Seite stehen:
Ich erinnere an spelunca = a7r^^t;y^, Stadium = {rradeoi', toraix =^cijui^,
trapetum (vgl. r^a/r^co), canon = %avwv u. s. f.
Aufser den bisher betrachteten erwähne ich nur noch ein Hilfsmittel zur
Eruierung der Abkunft eines Wortes, nämlich die Rücksichtnahme auf sein Ge-
4) Vgl. basanites.
2) Nach Gantor, Die röro. Agrimensorcn S. 34 von ögypt. piretnus, Seitenkaote,
nach einer Notiz in Daniels Lehrb. d. Geogr. 4. 450 von ägypt. pire-mue, Sonnenstrahl.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 67
schlecht und führe gleich ein Beispiel zur Illusirierung des Gesagten an : die la-
teinische o-Deklination (2. Deklination] hat aufser den nach dem natürlichen Ge-
schlechte femininalen Nominifms nur einige wenige Feminina wie alvus, humus
u. a. Weit umfangreicher sind diese im Griechischen vertreten und da diese bei
ihrem Übergange ins Latein ihr griechisches Genus bewahrt haben , so sind sie
leicht als Lehnwörter zu erkennen : so die durch Ellipse femininaler Substantiva zu
Substantiven erhobenen ursprünglichen Adjectiva : dialectus, diametros,
diphthongus, ferner die zahlreichen Composita von odog, wie p e r i o d u s ,
exodus, methodus, synodus, dazu pharus, plinthus, abyssus,
antidotus, apostrophus, atomus, paragraphus, biblos, papy-
rus, carbasus, arctos, barbitus, byssus, cathetus, puelus,
asphaltus u. a.
Wohl wird man die oben erörterten Kriterien noch um dieses oder jenes ver-
mehren können^) ; doch glaube ich die wichtigsten genannt zu haben.
b. VolkBotymologie.
Dafs wie die modernen, so auch die antiken Sprachen zahlreiche Fälle volks-
etymologischer Wortgestaltung aufweisen, darüber kann kein Zweifel obwalten.
Denn da die Volksetymologie auf dem Streben des Volkes beruht, allen ihm fremd
vorkommenden Wortgebilden ein heimisches Gewand zu geben , da femer Wort-
entlehnung und sprachlicher Verfall die beiden Hauptfaktoren der volksetymolo-
gischen Wortschöpfung sind, so mufste die römische Sprache einen durchaus
günstigen Boden für die gedeihliche Entwickelung der in Frage stehenden Er-
scheinung abgeben. Denn nicht nur ist die Summe des nachLatium übertragenen
Sprachgutes eine geradezu enorme, sondern die römische Sprache, besonders die
Umgangssprache, hat auch, wie man bei einem Blicke in Schuchardts vortreff-
liches Werk »Vokalismus des Vulgärlateins« alsbald erkennen wird, im Laufe der
Jahrhunderte eine sehr starke Veränderung erfahren, so stark, dafs man z. B.
nach Angabe der Alten die im 4. Jahrhundert der Stadt verfafsten Urkunden im
7. nur mit Mühe verstehen konnte. Besonders hart sind selbstverständlich die
ohnedies etymologisch meist wenig durchsichtigen Nomina propria betroffen
4) So könnte man beispielsweise daraus, dafs ein im Lateinischen eingebürgertes Wort
auch in einem der italischen Dialekte als deutlich erkennbares Lehnwort auftritt, die Ent-
lehnung des römischen Wortes begründen; aber leider ist uns von diesen Dialekten ver-
hältnismttfsig so wenig erhalten , dafs wir bis auf ganz vereinzelte Beispiele wenig der Art
finden. Im Oskischen scheinen aufser den Gütternamen Appelunei = Apollini und Herekloi
=3 Herculi griechische Lehnwörter zu sein thesavrom = thesaurum (vgl. Bücheier, Lexicon
Italicum 1881. p. XXVIII), tiurri = turres und vielleicht auch sorovom = cro^of , malaks
= /AaXaxos und limus = Xijuoc (Bücheier, Rhein. Mus. 1878. S. 77. 69). Von etruskischen
Wörtern würden die von Corfsen, Etrusk. 1. 832 ff. genannten Ausdrücke apcar r= aha-
cas, culchna =: culigna, tuse = tus u. a. uns von Nutzen sein können, wenn die
Deutungs- und Entziffemngsversuche Corfsens nicht ganz unsicher wfiren. Die stattliche
Zahl der griechischen Nomina propria im Etruskischen ist aufser von Corfsen gesammelt
und zuverlässig gedeutet von Deecke in d. Beiträgen z. Kunde d. idg. Spr. 2. 161 — 186.
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68 Gribghisghb Wörter
worden. Denn hier war der Phantasie des Volkes bei der Wiedergabe des gehörten
Wortklanges freier Spielraum gelassen und gerade darum dürfen wir uns Dicht
wundern , hier die ärgsten Verstümmelungen vorzufinden.
So erklärt sich die Umfornmng mancher den Römern schon in aller Zeit be-
kannt gewordenen Götternamen wie Hercules 'dus^HQaxkijg, wobei das aus
hercisco zu erschliefsende Verbum hercere vorschweben mochte, ferner Proser-
pina aus Ileqaecpovrij wobei man an das dem Wirken der Göttin zugeschriebene
Hervorsprossen (proserpere) des Saatkorns aus der Erde sich erinnerte. So er-
halten wir ferner Aufschlufs über die eigentümlichen Verrenkungen \OTilA7t6lhav^
dorisch ^TiilXmv in Aper ta und von ^i^rci, dorisch Aa%i!} in La ton a. Denn
es ist nicht unwahrscheinlich , dafs man sich den Gott des strahlenden Sonnen-
lichts als Eröffner (aperirej des Tages dachte, seine Mutter Leto aber als das näcbl-
liche Dunkel, in dessen Schofse er sich birgt (latere). Wenigstens sind die An-
klänge an aperio und lateo unverkennbar (vgl. meine Abhandlung in d. Beitr.
z. Kunde d. idg. Spr. 5. 86). Auch betreffs des Wortes Pol lux {= IIokviBv-
xfjg) kann ich mich des Gedankens eines beabsichtigten Anklangs an lux nicht er-
wehren, was zu der ursprünglichen Bedeutung der Dioskuren als alte peloponne-
sische Lichtgottheiten vortrefflich passen würde. Wohl weifs ich , dafs Jordan in
seinen kritischen Beiträgen zur Geschichte der lateinischen Sprache S. 72 bei den
genannten Wörtern den Gedanken an volksetymologische Anlehnung verpönt, aber
ob er nicht durch Ansetzung von dialektischen Formen wie noQaeq)6va u.a. noch
gewagtere Behauptungen aufstellt, überlasse ich billig dem Urteile aller Sprach-
kenner. Wohl mit Recht hat demnach Osthoff in der Recension von Jordans Schrift
{Litterar. Centralbl. 1879 No. 34) die Volksetymologie in ihr altes Recht wieder
eingesetzt.
Doch auch aufserhalb des Bereichs der Mythologie hat die volksetymologische
Assimilation sich bei Eigennamen in ziemlich durchgreifender Weise Geltung ver-
schafft. Doch verzichte ich darauf, alle hierher gehörigen, zum bei weitem gröfsten
Teile der Vulgärsprache angehörigen Bildungen aufzuzählen und begnüge mich
mit der Erwähnung einer der bekanntesten Latinisierungen : Agrigentumaus
'AxQdyag. Dafs hier Anlehnung an ager stattgefunden hat, ist auf den ersten
Blick erkennbar^).
Eingehender, weil für unsere Untersuchung von gröfserer Wichtigkeit, wer-
den wir uns mit den Appellativis beschäftigen und wenigstens der in die Schrift-
sprache aufgenommenen Erwähnung thun. Dabei ist zunächst merkwürdig, dafs,
wie ich a. a. O. 5. 68 — 94 nachgewiesen habe, infolge der im Laufe der Zeil
bei den Römern zunehmenden Vorliebe für präf>ositionelle Ausdrücke eine Reihe
meist griechischer Wörter derartig umgestaltet worden ist, dafs sie wie römische
Präpositionalcomposita aussehen. Von den dort aufgezählten W^örtem gehören
hierher absis = ai/;/g, a ve r ta = aoprif^, apoculo = a/roxvi/w^), adeps
4) Vgl. überdies K. Z. 28. 887. Andresen, Deutsche Volksetymologie S. 48. Aagsburger
Allgem. Zeitung 4876. No. 289 wissenscbaftl. Beil.
2) Möglich ist auch die Ableitung von oculus mit der griech. Priipos. itno.
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IN DER LATElIflSGHBN SPRACHE. 69
= al£i(pa^ coDger = yoyyfog, electuarium = MxkeixTov, elogiuin =
ileyeior, incitega = iyyvdnjxrj, exinlero = i^evreglKiDy ohrnssa = oßQv-
Coy, obsonium = otpciviov, pellex = Tcdlla^, supparum = a/qpapov;
r e s i n a = ^rjzlrq . Ob freilieb alle diese Wörter, namentlich c o n g e r , für dessen
anomale Bildung das Zusammenfallen von g und c in der Aussprache der ältesten
Zeit zur Erklärung herangezogen werden kann , nach diesem Princip richtig auf-
gefafst sind , mag dem Zweifel unterliegen , aber in der Hauptsache glaube ich
auf Zustimmung rechnen zu dürfen, zumal erst so die seltene Wiedergabe des tp
durch bs in absis und obsonium, die Unterdrückung der Endung in averta
und andere Anomalieen gerechtfertigt erscheinen.
Doch hat damit nur ein Teil der volksetymologischen Gebilde seine Erklä-
rung gefunden. Wir lassen daher die Besprechung der übrigen folgen und heben
zunächst die Eigentümlichkeit der Wiedergabe griechischer Spiranten hervor, die
gegen die Gesetze der regelmäfsigen Lautvertretung verstdfst, namentlich des
Spiritus asper durch s und des ^ durch r statt durch rh. Bei normaler, durch
nichts beeinträchtigter Entlehnung wird ersteres Zeichen im Latein durch h wie-
dergegeben, letzteres durch rh, und gerade die ganz vereinzelten Abweichungen
von dieser Regel legen es nahe, an eine volksetymologische Beeinflussung zu
denken. Dafs Wörter wie serpullum = bqtcvXXov^ sarpa = uQTtri, sala-
caccabia = aAaxaxxa/?/a, salgama = aA^eata, samartia = a^a^r/a wirk-
lich entlehnt und nicht etwa stammhaft sind, geht bei einigen aus der Bedeutung,
bei der Mehrzahl aus der Form hervor. Die Anlehnung an lateinische Wörter wie
serpere, sarpere, sal und an das afrikanische in Rom eingebürgerte samardacus
ist demnach wohl kaum zu bezweifeln.
Ähnlich verhält es sich mit der Wiedergabe des griechischen ^ durch r.
Von Haus aus haben die Römer alle griechischen mit ^ anlautenden Wörter ein-
fach mit r geschrieben, sei es, dafs sie den Hauchlaut in dieser Verbindung nicht
auszusprechen, sei es, dafs sie ihn nicht zu percipieren vermochten. Doch schon
in vorlucilianischer Zeit sind sie jedenfalls infolge genauerer Bekanntschaft mit der
griechischen Sprache konsequent in der Aspiration des am Wortanfange stehen-
den r griechischer Wörter und haben dies so peinlich genau durchgeführt, dafs nur
einige wenige Formen des Hauches für immer entbehrten, die man nicht mehr als
Fremdwörter ansah, weil sie, dank der Volksetymologie, lateinisches Gepräge an-
genommen hatten : es sind dies resina, rumpia undRegium, die aus ^i;-
rivri^ ^ofi^aUx und ^Frjyiov mit leicht ersichtlicher Anlehnung entstellt sind.
Auch raphanus scheint infolge des Anklangs an das wurzelverwandte rapum
seines h verlustig gegangen zu sein.
Ebenso kann die Volksetymologie oft über sonst unerhörte Lautübergänge
Licht verbreiten, z. B. über die Vertretung von 9p durch f in alter Zeit. Doch
müssen wir hier etwas weiter ausholen. Wie die Spiranten und der Zitterlaut r,
so haben auch die Aspiraten in den beiden klassischen Sprachen eine ganz ver-
schiedene Entwickelung erfahren , naturgemäfs bei den Römern , eigentümlich
dagegen und mit der der übrigen indogermanischen Sprachen kontrastierend im
Griechischen. Da es nämlich nach Curtius K. Z. 2. 324 ff. u. a. als ausgemacht
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70 Gribghisghb Wörter
zu betrachten ist, dafs der indogermaDischen Grundsprache die weichen Aspiraten
angehört haben , so ist bei den griechischen Lauten tp, % und ^ eine rttcklUuOge,
wohl auf Assimilation an den folgenden Hauch beruhende Lautverschiebung er-
folgt (Curt. Grundz."^ S. 425). Denn während die Mehrzahl der indogermanischen
Völker den unbequemen Hauch aufgegeben und so die Aspiraten durch Medien
ersetzt hat , haben die Griechen unter Beibehaltung desselben die Mediae zu Te-
nues verhärtet, so dafs ihre Aspiraten aus einem harten Explosivlaute mit nach-
folgendem Hauche bestehen. Zwar läfst sich nun die Weiterentwickelung der
griechischen Aspiraten und ihr allmählicher Übergang in Spiranten nicht in Ab-
rede stellen, aber sicherlich haben sie ihre alte phonetische Geltung alsmitUaucb
versehene Explosivlaute während der ganzen Blütezeit des klassischen Allertunis
bewahrt, wie Curtius K. Z. a. a. O. und Grundz.* S. 445 — 427 ausftlhrlich er-
örtert hat^) (vgl. Ebel. K. Z. 13. 265. W. H. Röscher, de aspiratione vulgari
apud Graecos in Curt. Studien 1. 2 S. 63 ff. Jahrbücher f. Phil. 4 870 S. 449 ff. u.a..
Demnach läfst sich die Aussprache der Laute ^, x? ^ etwa zum Ausdruck
bringen: p + h, k-|-h, t-f-h» und die Anomalie der Vertretung derselben in
griechischen Lehnwörtern des Lateins durch p, c, t (Cic. or. 48. 460. RitschJ
monum. epigr. p. 28. Schuchardt, Vokalism. 4.56. Curt. Grundz.^ 447), wie sie
bis in die 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts vor Christus üblich war (vgl. Brambach,
Uülfsb. f. lat. Rechtschr. § 42; nach Mommsen, Hermes 44. 65 — 77 bis Anfang
des 7. Jahrh. a. u. c], erweist sich somit nur als scheinbar, ja dies ist in
Wirklichkeit die genaueste und regelmäfsigste mündliche Reproduktion der ent-
sprechenden griechischen Konsonanten , die dem römischen Munde möglich war.
Da wir nun wissen, dafs die alten indogermanischen, aus dem weichen Explosiv-
laute + b bestehenden Aspiraten bh und gh, welche für die uritalische Zeit noch
nachweisbar sind (vgl. Whitney, Sanskr. Grammat. Leipzig 4879. S. 44. No. 38),
zu den eine geringere Artikulationskraft erfordernden Frikativlauten f und h ab-
geschwächt worden sind 2) , so werden wir römische Wörter, in denen f oder h
griechischem q> oder % entspncht, für Originalwörter, solche dagegen, in denen p
oder c gegenüberliegt, für Lehnwörter aus dem Griechischen hallen ^j. Selbstver-
ständlich ist dabei die spätere Zeit ausgeschlossen. Denn wie Mommsen a. a. 0.
erwiesen , tritt seit der Zeit des Severus f als Reflex des ip in der römischen
Volkssprache auf und wird seit Konstantin II. sogar zur Regel. Wenn wir nun in
Lehnwörtern der vorchristlichen Zeit (p durch f wiedergegeben finden, so können
wir dies nur auf eine Störung und Beeinflussung des regelmäfsigen Lautwandels
zurückführen. Im Saalfeldschen Index figurieren für diese Lautvertretung fol-
\) Die entgegengesetzte Ansicht Arendts, »Beitr. z. vergl. Sprachf. 2. 283, der einen
schon frühzeitig erfolgten Übergang der griechischen Aspiraten in harte Spiranten annimmt,
ist ebenda mit triftigen Gründen widerlegt.
2} Die dentale Spirans fehlt im Latein ; höufig ist ein Umspringen des dh zum labialen
Frikativlaute f erfolgt (vgl. foras neben ^v^a, fera neben V^^, femina neben ^Xvsy rafnis
und ruber neben iqv&QOf u a. und Curt. K. Z. 2. 333. 398), wie denn auch x ^^^ ^ ^^^^
öfter berühren : fricare = X^«e«»', fei = /oAiJ, fu «= /v, fatisco =» /«^-»
3) Vgl. S. 16 und bemerke dazu als einzige Ausnahme den Fall, wo k im Griechischeo
hinter der Spirans s zu / erweicht ist z. B. in scissus = <r/eötof, scindula » axiydaXfiof a. a.
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IN DER LATBINISGHBN SPRACIIB. 71
gende Wörter : f a g i n e u s := (priyLvBog^ f a|g i n u s = (priyivog^ f a g u s = cpriyog,
falx = 9)aAxi;g, feneslra =*f/>ayijarpa, i\Aes=aq)ldri^ forbea =</)Oß//iJ,
fortax = (poQva^j fucus = cpvxogy funda = *ag)6vda, aq>evd6vr], fungus
= a(p6Yyogj lofus = %6(pog^ scarifo = ayLaqicpao^ai. Georges im Wörler-
buche leitet, wie es den Anschein hat, fiemina, von q)Xiyuf ab (also =
fpi>^y^ovrj) , Job. Schmidt in K. Z. 46. 436 trifarius von rqicpaoiog. Zu nennen
sind aufserdem fratria= q)Qa%qla und (vielleicht aus späterer Zeit stammend)
formio s^o^/u/o)'. Dagegenschliefse ich feretrum, für, fricae, fuscina
als echt römische Ausdrücke ohne weiteres von der Betrachtung aus.
Von den genannten Wörtern sind sicherlich echt römisch fagus^j, wenn
auch seine beiden Derivata vielleicht nach griechischem Vorbilde von den römi-
schen Dichtern gebildet worden sind, und falx. Auch wüfsten wir aufser Saal-
feld keinen neueren Gelehrten zu nennen , der die griechische Abkunft dieser
Wörter behauptet hätte. Überdies hat letzterer neuerdings sich selbst von der
Unhaltbarkeit seiner Ansicht überzeugt und im Frogr. von Wetzlar S. 3 falx
direkt aus der Liste der Lehnwörter gestrichen und die Entlehnung von
fagus nebst seinen Derivatis wenigstens als zweifelhaft bezeichnet. Nicht
minder ist fiemina als Originalwort zu betrachten, mag man es nun mit
Fick zu Wurzel bharg, brennen (Wörterb. 2.^ M\) oder mit Vanicek. 626
zu flere, »fliefsen machen« stellen. Das Gleiche gilt von trifarius, welches
mit Schmidt für eine geschickte Romanisierung von TQupdaiog zu halten, die
übrigen mit -farius zusammengesetzten Bildungen wie bifarius, multifarius,
ambifariam, quadrifariam , omnifariam (vgl. Dräger, histor. Syntax 103) ver-
bieten, die zum Teil viel früher in der Litteratur auftreten (multifariam beiCato).
Nicht viel mehr läfst sich vorbringen zu Gunsten der griechischen Abstammung
von fides, welche Mommsen, Rom. G. 4*229 und forbea, welche Curtius
Grundz.^ 301 . 430 undVaniSek602 annehmen, während andere Gelehrte wohl mit
Recht deren römische Abkunft verfechten. Was tofus anbetrifft, so ist dieses
entweder mit Corfsen 1 . 447 und Vanicek 4 437 für ein Stammwort (Wurzel stabh)
oder, was mich wahrscheinlicher dünkt, für ein fremdes, vielleicht keltisches,
durch das Medium des Lateins ins unteritalische Griechisch eingedrungenes Ge-
bilde zu halten, um so mehr als im Griechischen wenigstens nach Passow 2 xdipog
selbst gar nicht belegt ist und nur die Ableitung TO(pi(op auf den tabulae Hera-
cleenses 437 (vgl. Meister, Gurt. Stud. 4. 443: ovde %ocpvüvag kv t$ Uq^ y^
ivoiriael) sich findet, ein Umstand, der schon die Herausgeber dieses Lexikons zu
der Annahme einer Entlehnung aus dem Lateinischen und Meister an der an-
gezogenen Stelle zu der richtigen Bemerkung veranlafste: et Totpog et töfus pere-
1) fagus, Rotbuche =» o|va ; dagegen tprtyos , Speiseeiche s aesculus, vgl. Blümner,
Tecbnol. d. Gewerb. u. Künste b. Griech. u. Rom. 2. 250. 264. Buge p. 27 ff.
2) fides echt röm. nach Curtius Grundz. 247. 690. Fick 2. 173. Vani6ek 1169. Lottner
K. Z. 7. 172. Kuhn Z. 4. 9. 80. Benfey W. L. 1. 565, fenestra nach Fick 2. 77. 163. Va-
nicek 579. Corfsen 1. 421. 2. 539. 659. 685. Beitr. 371. 409. Lotlner K. Z. 7. 172. M.Müller
K. Z. 4. 274. Ascoli K. Z. 17. 335, zu forbea vgl. Corfsen 1. 102. 4 64 und die altröm.
Form, fibra 8= ferba «s herba.
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72 Griechische Wörter
grinae originis esse videlur. Dazu würde stimmen , dafs das Wort nach Corfsen
auch im Etruskischen vorkommt in der Verbindung ziic thufi = silicem tofinum
(vgl. Corfsen, Spr. d. Etrusk. 1. 334) i).
Von den übrigen aufgezählten Ausdrücken sind, soweit ich sehe, als Fremd-
wörter unbeanstandet fortax (bei Cato r. r. 38. 4), fratria als Bezeichnung
einer politischen Volksabteilung in Athen bei Varr. l. 1. 5. 85, scarifo wegen
seiner specifisch griechischen Gestaltung der in scribere vorliegenden Wurzel
(vgl. Fick 2. 269. Vaniiiek 4105) und formio; doch ist letztere von ülpian und
Donat zuerst gebrauchte Form vielleicht unter dem Gesichtspunkte der späteren
Wiedergabe des rp durch f aufzufassen.
Was fenestra, fungus, funda und fucus anlangt, so läfst sich ihr
nichtitalischer Ursprung wenigstens sehr wahrscheinlich machen, weshalb denn
auch unter andern (aufser Saalfeld) für die griechische Herkunft von fenestra
Curtius, Hamb. Vortr. p. 3 und Tuchhändl. p.26 (?), für die von fungus Corfsen
n 464. Curtius, Grundz.^384. Vaniiek 1249, für die von funda Gorfsen4M60
Anm. Fick 4 3 252 und für die von fucus Tuchhändler 2 4 eintreten, während Cur-
tius, Fick und Vanicek des letzteren Wortes nicht Erwähnung thun.
Dafs fungus. Schwamm von gothisch swamms nicht wohl getrennt wer-
den darf, ist klar; da nun aber aus letzterem ein Stamm svam erschlossen werden
kann, aus dem sich aq)6yyog ohne Schwierigkeit ableiten läfst, nicht aber fungus
wogen des nirgends bezeugten Überganges von v in f im Latein, so bleibt nur die
Möglichkeit , eine Entlehnung dieses Wortes aus dem Griechischen anzunehmen.
Für die griechische Abstammung von fucus führt Tuchhändler den wenig durch-
schlagenden Grund an , dafs es rem vitae cultioris denotare. Nach unserer An-
sicht wäre es besser gewesen , darauf hinzuweisen , dafs das Wort überhaupl
nicht indogermanisch, sondern semitisch, also auch im Griechischen nicht slamni-
haft ist. Im Hebräischen heifst es ^^& (so 2. Kön. 9. 30. Jerem. 4. 30 u.a.) und
bezeichnet eine Schminke , deren sich die jüdischen Frauen im Altertum nicht
minder häufig bedienen mochten als die heutigen Orientalinnen. Somit wird
fucus gleich vielen andern Kulturartikeln und Kulturwörtem , wie Tuchhändler
mit Recht meint, auf dem Seewege nach Griechenland gekommen und von da
nach Italien importiert worden sein. Der Hauptgrund der Annahme einer Ent-
lehnung von funda ist die Mannigfaltigkeit der Bedeutungen, die das Wort zeigt,
ein Umstand , der auch andere Gelehrte veranlafst hat , funda von atp^vdovri zu
trennen und dieses von spand, schwenken, schwingen, jenes von fundere,
giefsen oder ghu, gicfsen abzuleiten. Entscheiden wir uns für den griechischen
Ursprung auch dieses Wortes, so würden als wirkliche Zeugen einer früh-
zeitigen Vertretung des (p durch f figurieren : fortax, fratria, fenestra,
funda, fucus, fungus, scarifo. Da alle diese Wörter offenbar in vorchrist-
licher Zeit in Italien eingebürgert worden sind, in dieser Zeit aber, wie oben er-
örtert, die Aussprache der griechischen Aspiraten der eines Explosivlautes mit
nachstürzendem Hauche gleichkam, so mufs man sich in der That wundem,
4) Oder sollte etwa das lat. und griech. Wort aus dem Etruskischen abstammen?
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IN D£a LATEINISGHKN SPtAGHB. 73
wie man dazu kam , das q) durch die Spirans f in den genannten Wörtern zu
ersetzen.
Ich sehe nur einen Weg zur Erklärung: die Annahme einer Assimilation an
echt römisches Sprachgut, die bei der Übernahme erfolgte. Fortax (vgl. formio)
wtlrde dann die Anlehnung an ferre , tragen erfahren haben , die wegen der
verwandten Bedeutung sehr nahe lag. Bei fratria hat selbstverständlich
frater, bei fungus vielleicht fungi, bei fucus das gleichlautende lateinische
Wort fttr »Drohne« Einflufs ausgeübt, und funda dürfte eine entschieden
glückliche Zurecbtiegung aus fundere^giefsen sein. Bei scarifo dagegen, wie das
Wort in den besten Handschriften des Columella und Plinius geschrieben wird,
liegl die Annahme einer schon damals erfolgten Einmischung von fio und ficio =
(acto nahe, wie sie sich in den Bildungen scarifio bei Scribon 262 und scarifico
bei Palladius 4. 18. 28 deutlich kund giebt, ahnlich wie ja auch allerdings in viel
späterer Zeit aus linyphium durch Vermittelung von linifium sich die Variante li-
nißcium wie von linum und facere ausgebildet hat. Nur bei dem uralten Lehn-
wort fenestra Idfst sich mit dem uns jetzt vorliegenden lateinischen Wortschatze
ein äufserer Einflufs nicht wahrscheinlich machen, da ßndo oder fons und etrus-
kisch falantum formell zu weit abliegen. Sollte hier vielleicht ein verloren ge-
gangener Yerbalstamm (der aus skr. bhä- scheinen, lit. boti, wahrnehmen, altir.
ban^ weifs, griechisch g)ap6g leuchtend leicht rekonstruiert werden kann) , be-
stimmend eingewirkt haben ?
Es erübrigt noch, über die anderen Neubildungen des stets erfinderischen
Volksgeistes Rechenschaft abzulegen. Allbekannt ist die schon in plautinischer
Zeit geläufige Latinisierung von o^€/x^Axor in aurichalcum, für welche die
Ähnlichkeit der Farbe des Messings und des Goldes entscheidend gewesen sein
mag. Ebenso evident ist die Verstümmelung von aÖQa^pa^vg in atriplex und
soiida%Qvdiov in acridium, von denen ersteres an ater, letzteres an acer>) an-
gelehnt ist. Einen gleich trefflichen Sinn giebt die Umdeutung von VTtiqa^ Raa-
tau in opifera, hilfebringend (vgl. Boeckb, Urkunden des attisch. Seewesens
S. 455, Fleckeisen, Jahrb. 4866. S. 244, Saalfeld, Index S. 30. Anm. 85), von
iirj)i6g>v]iXov in millefolium, Tausendblatt und die Einmischung von olere,
riechen in oleum == ekaiov. Originell ist die Anspielung an tiro in der vox
hibrida contiroleta = con -{-^Qolerrig und die von moUis in mollestra =
fir^kwtrj, Schafpelz. Sehr durchsichtig sind die Bildungen amandola = äfÄvy-
ddlr] und placenta = TrAaxoi)^, mit glücklichem Hinweis auf mandere und
placere. Von urwüchsigem Volkswitz zeugen Formen wie pistrix (Bflckerin)
= TtglüTig, Walfisch und canifera = xavrjq)6Qog.
Durch ihre unregelmäfsigen Lautübergänge verraten sich als volkstümliche
Verstümmelungen caduceus = xi^Qimeiov, dor . xagimeiov (vgl. cadere und
Gurt. Grundz.* 430), liquiritia = yXvxv^^t^a (vgl. liquere), brisa = ßQv-
Tca (vgl. Brisaeus) adeps = aX€iq>a (vgl. adipiscor), sinus = dlvog (vgl. si-
4) OfTenbar ganz passend; denn acridium halfst Saft der Purgierwurzel.
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74 GtiEGUiscuE Wörter
nus, Busen) ^j . Dafs canceroina = KaQxlvwfta von Cancer, a m o 1 u m = ofiih
kov von inolere, parochia = Tcaqotyila von parochus beeinflufst worden sind,
lafst sich nicht leugnen. Sehr sinnig durfte die Anlehnung des griechischen Lehn-
wortes älicula an äla und sein Deminutiv älicula, Flügelchen sein, weil in der
That das damit bezeichnete Gewand die Gestalt zweier kurzer Flügel hatte. Auch
halte ich die Latinisierungen von ßovnaig in p übe da und von i^awkätf in
exanclare, wobei der Gedanke an pubes und ancus vorschwebte, für trefflich
gelungen. Bei taurocapta = Tavfoxa&aTCTrjg scheint das Verbum capere be-
stimmend eingewirkt zu haben, und für die Erweichung der Tenuis in die Spirans
bei fluta= Ttkiori^ wüfste ich keinen andern Grund anzugeben als die beab-
sichtigte Annäherung an Quere. Ebenso ist aller Wahrscheinlichkeit nach die
Volksetymologie im Spiele bei capisterium = axaq)iaTf]fu>v (wie von capere),
bei spurium aus OTto^a und bei percunctari = percontari (Brambach,
Hilfsbüchlein S. 53) von contus; und wenn Joh. Schmidt recht hat (Vokalism.
2. 354), so ist gutturnium eine bewufste Zurechtlegung aus cutumium =
%iad'WViOV oder xvvraQog.
Mit grofsem Bedenken bringe ich dagegen die Vermutungen von Bugge und
König vor, welche pandicularis aus icavS-Biog (Jahrbuch, f. Phil. 1872. 91;
vgl. pando, pandiculor) und agrimonia aus argemouia = a^;^6jua (Jahrb. f.
Phil. 1877. 2. Teil. S.642) ableiten. Auch möchte ich dieAnnahme Schuchardts,
Vokalism. 3. 70 nicht ohne weiteres unterschreiben, dafs gramiae = Ai^jui;,
yXrjfirj' an gramen assimiliert worden sei. Ebenso ist Saalfelds Behauptung (Progr.
S. 9), dafs die Römer saliva volksetymologisch nach Analogie von oliva gebildel
hätten, schon aus dem Grunde sehr unwahrscheinlich, weil saliva kein Lehnwort,
sondern echt römisch ist (vgl. Curt. Grundz.^375. Vanicek 4045). Unsicher ist
die Einmischung von turbo inmasturbor = ftaargoTcevio^) und von galbus in
galbanum = xaXßavri, Auch wage ich nicht zu entscheiden, ob caerefoliuro
= Xat^^9)i;>l>lo)/, wie Andresen, Deutsche Volksetym. S. 18 annimmt, sich an
cera oder Ceres angelehnt hat. Dagegen halte ich die Einwirkung von crepere
auf die lautliche Gestaltung von cr^pKda = xQrjTtlg, idog für ziemlich wahr-
scheinlich, ebenso die von cocles auf Codes = /iCi^xilci;?/; wenigstens für mög-
lich (doch vgl. S. 18. 36). Wahrscheinlich ist die absichtliche Annäherung des
aus Tovog gebildeten Wortes tonstrinum, Gesangskunst an das von tondere
abstammende Nomen tonstrina, Barbierstube.
Nicht eigentlich in das Bereich der Volksetymologie , wohl aber in das der
4) Für die Annahme, dafs 8in|as nicht identisch mit dem gleichlautenden Worte für
Busen, sondern wirklich aus diyoff entlohnt ist, spricht aufser der Quantität (sinus, A^cli,
Sinus, Busen) vor allem die Deklination. TDenn das Wort wird in der Regel nach der i.
(sinus, i oder sinum, 1), seltener nach der 4. Deklination flektiert, letzteres vielleicht nur
infolge des Gleichklangs mit dem in Frage stehenden Nomen der 4. Deklination. Oberdies
kommt es bei Plaut. Rud. 4819 unter lauter griechischen Geföfsen vor; sinus, canthaius
epichysis, gaulus, cyathus.
2) Doch legt die Neubildung Petrons 134. 6 mascarpio » maslurbator wie von mas
und carpere den Gedanken nahe, dafs die Römer bei der Umformung an tnrbare gedacht
haben, wenu anders wirklich Entlehnung anzunehmen ist.
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IN DER LATBINISCHBN SPIAGHB.
75
Analogiebildungen dürften Neuschöpfungen gehören , in denen das Sprachgefühl
aus den Endsilben fremder Wörter römische Endungen zurecht gestutzt hat. Ich
erinnere an dapsilis und dapsi Ute r neben da(/;t>li^(,', anaplustrum (neben
aplustre) = aq)Xaaxov (vgl. lustrum, capistrum und Jordan, Hermes?. 490)
prdpitius ^ jtQO/terqg u. a.
Venieiohnis von Wörtern, die ich nioht für grieohisoheB
Lehngut halte.
aus dem Griechischen entlehnt nach:
abdomen = adipomen v. adeps = aXetq)a (!j.
acer [axaatog] Hehn, Kuliurpfl. 53S.
acinus {axiyos).
aclis [ayxvXiff) Saalf. Ind. 9.
acna [axaiya) Saalf. Ind. 9.
aero = ero.
alapa {aXanaCta).
alcedo {aXxvviy) cf. Paul. Diac. 6 Men. 4 48.
Brix z. Plaut.
älea {tt<nQayaXog) Keller Rh. Mus. 34. 837.
alica (aA«|) vgl. alice, alicum.
allium [äXXag).
alluciDari {äXvot) Lobeck path. prol. 33.
amentum {afAfia)
ancile [ayxvXiov],
androare [ava^^ctfABiv) Paul. Diac. 9.
angina [ayxovrj] Paul. Diac. 8. 3.
antae [ayrt).
antenna [ayaretafiivri) Curt. Hamb. Vorl.
p. 4 ziweifelhaft. Saalf. Progr. 45. Keller,
Jahrb. f. Phil. 4877. 4S5.
apina
aranea [aqaxyti) Corfsen 4^ 634 ff. Vanicek
54. Lachm. ad Lucr. 8. 883. S. 464.
arrugia [ö^vtftfai, oqvxv)'
as (tarent. ap) Salmas. vgl. Lobeck Path. 44 A.
attilus (heXh) Heibig, Italiker in d. Poebene 75.
baburrus [ßaßv^^ag o naqufAtaqos Hes. ) Lo-
beck Path. 466.
badius {ßaXw),
balare
baubari
beta, Beete, G. Meyer, Griech. Gramm. .76.
brocbos
original nach:
Fick 2. 124.
Saalf. Ind. VII. Vanic. 6. K. Z. 24. 468. (Möller).
Fick Beitr. z. K. d. idg.Spr. 3. 460.
Fick «. 6.
K. Z. 23. 269 (J. Schmidt), memoire de la soc.
d. lingu. 2. 340. Beitr. z. K. d. idg. Spr.
3. 305. K. Z. 24. 447 (Möller) Vani6.4233.
Fick 2. 34.
Vanic. 4 405. Corfsen Beitr. 4.
Fick 2. 27. Vanio. 64. Curt. Grundz. 432.
Curt. Grdz. 209. Polt E. F. 4 » 549. Vanio. 76.
Hehn p. 494 3.
Beitr. z. K. d. idg. Spr. 3. 289.
Beitr. z. K. d. idg. Spr. 8. 289.
Fick 2. 4 8.
Vanic. 4 085. Corfsen 4. 522. Fick 2. 274.
Vanio. 294.
Fick 2. 40. Vanic. 22. Curt. 490.
Bugge K. Z. 49. 404.
Momms. R. G. 4» 496. Ritschi op. 2. 552.
Tuchh. 5. Curt. Grundz.« 343 (zweifelh.). Fick
2. 23. Joh. Schmidt, Vokalism.2.343 (zwei-
felhaft).
Vanio. 820.
Fick 2. 43.
Vanic. 568. Fritsche Curt. Stud.'6. 290. 329.
Fick 2. 477.
Vanio. 563. Pauli K. Z. 48 22. VSTalter K. Z.
42. 375. Curt. Grundz. 292.
Vanio. 568. Fick 2. 78.
Vanio. 206. Fick 4 79.
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76
Gribghischb Wörter
bucina [ßvxavri) Grafsm. K. Z. 4 5. 105.
Schuchardt Vok. 3. 4 01. Corrs. 2. 356. 848.
Lobeck Path. el. 244.
burgus (nv^yog) Schuchardt Vok. 4. 4 23.
burrae.
Fleckets. 50 Artik. S. 9. Marquardt, Rom.
Altert. 3. 2. 425. Kuhn Z. 4 4. 278. Saalf.
Ind. 8. Fick 2. 478. Vanic. 568.
Spfttlat. germ. Lehnwort (?).
Vanic. 566. Pritsche Gurt. Stud. 6. 290. 5i9.
Fick 2. 4 77.
cacare [xaxay) Corssen Ausspr. 733. A. Fick
4. 55. 2. 48
cachinnus (xayj|fa<J/MOf ) .
caepe, cacpa {xama) (cf. Hehn. 4 74) Saalf.
Ind. 24. Rüge p. 45.
cala {xaXov).
calare {xaXely) cf. Calendae.
calcendix.
calix (xvAel) Saalf. Ind. 49. Tuchh. 20.
calo (xaßaXXrjg a caballo) Keller, Rh. Mus.
34. 337.
calpar [xaXnr^],
camurus.
canaba [xayaßog] syr. Lehnwort,
canalis [xayva) Hehn 265. 268.
capistrum (ixxatpiatriqiov).
capo [xaniay] , capus Saalf. Ind. 20. Gurt.
Hamb. Vortr. p. 3. Rüge p. 20.
capreida (xan^os),
caprona (xanqos).
capsa {xai\)a) Saalf. Ind. 20.
carcer (xa^xa^ov)Asboth, Umwandl. der The-
men im Lat. S. 48. Tuchh. 25 (zweifelh.)
F. Osann, Zeitschr. f. Altertumswissensch.
VIII. No. 28. p. 220. (4850).
carinare (xtjqaiyBiv),
carpisculum (x^anie » x^rjnis).
cassis Priscian. 6. 5. 25. S. 688 (Probus),
vgl. Jordan, Krit. Beitr. 54. Rüge p. 46
=3 xoqvs.
castrare (xaaxioq) Keller, Rh. Mus. 34. 338.
castula (xacas) Georges Wörterb.
catax (xcaai).
catinus (xanyog) Tuchh. 25 (zweifelh.).
caunis.
celox (xiXrjs),
cento (xiyxi^uiy) Saalf. Ind. 24. Rüge p. 20.
cepolindrum
cerro [xaqitios) vgl. gerrae, gerro.
chordus =» fordus? (vgl. fibra u. herba).
cicer
cilium [xvXoy),
Gurt. Grundz.* 438.
Curl. Grundz. 475. Vanic. 472. Fick 2. 48.
Vanic. 4 44. Gurt. Grundz. 448. Saalf. Recens.
744.
J. Schmidt, Vok. 2.246.
Gurt. Grundz. 438. Vanio. 4 43. Fick 2. 38.
J. Schmidt Vok. 2. 455.
Vanic. 436.
Fick 2. 57 u. Beitr. z. K. d. idg. Spr. 3. 164.
Lettner K. Z. 7. 4 74.
Vanic. 402.
Gurt. Grundz. 4 48. Fick 2. 59. Vanic. 179.
Gurt. Grundz. 440. Vanic. 4 46.
Fick 2. 50.
Fick 2. 264. Vanic. 4 002. Ascoli K. Z. 17
826. Grafsm. K. Z. 42. 4 05.
Vanic. 4 43. Gorfs. Kr. Beitr. 870. Nachlr.
294. Osthoff K. Z. 23. 34 4.
Vanic. 4072. Fick 2. 54.267.
Yanio. 4 4 4.
Vanic. 4 079. Momms. 40 455f. Saalf. Progr. 11.
Gurt. Grundz. 4 48. Vanic. 4 084.
Fick 2. 56.
Gurt. Grundz. 468. Fick 266. Vanic. 1064
Gorfs. 4. 646.
Vanic. 4238. Fröhde K. Z. 23. 340.
Vanic. 4288. Frdhde K. Z. 23. 340.
Vanio. 4 08. Fick 2. 50.
Vanic. 408. Fick 2. 50.
Vanic. 4 4 46.
Gurt. Grundz. 446. Vanic. 423.
Tuchh. 4 4. Fick 2. 65. Vanic. 4 40. Fick, Sprach-
einh. 67. Saalf. Recens. 744.
(erdichteter Gewürzname bei Plautus;.
Fick 2. 56. G. Meyer, Gr. Gr. 46: yf^cmv,
/Aiaqif Hes.
Gurt. 444. Vanio. 432. Jacoby a. a. 0. 46.
Fick 2. 56.
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IN DBR LATEINISCHEN SPIACHE.
77
cincinnus (xixiyvof) Saalf. (nd. 23.
cinnus (xvxBtiy) cocetum.
circinus [xi^xiyo^),
circQS (xiQxo^).
classis ixXäfftff) Pott E. F. 2.376. Gurt. Hamb.
Vortr.p. 3. Grundz. 139 (zweifelh.}. Schwei-
zer K. Z. H. 77. Dion. Hai. 4. 18. Saalf.
Ind. 24.
clepere {xXiTiTeiy).
clunis (xAovcf).
cluo {xXvio).
clypeus.
cocles.
coluber {irxoXoTtey&Qa) Keller Rh. Mus. 84.
337.
columba Hehn 3 303. Beermann , Sprachw.
Abh. herausgeg. aus G. Gurt gramm. Ges.
Leipz. 1874. S. 99. Tuchh. 23 (zweifelh.)
Saalf. Ind. 25.
congius (xoy/of , /owp, /oivtl) Momms. 1«205.
Saalf. Progr. 16. Tuchh. 40.
corium ixoQioy).
cornns {xQtiyoy) Saalf. Ind. 27. Dietr. comm.
gr. duae p. 7.
Corona {xogeirtj).
corylus {*x6qvXo£) Saalf. Ind. 27. Ribb. prol.
Verg. p. 452.
cossus
crela {K^tv) Saalf- 1«^- ^8- Tuchh. 40. G.
Meyer Gr. Gr. 79.
crocio [xQtoiio),
crumena {ygv/iia).
cubitum ixvßijoy),
culieus {xoXeoff) Saalf. Ind. 28. Tuchh. 41.
capa ixvTtfi) Hehn 509 f. Saalf. Ind. 29.
directarius (dia^^ay^yai) Georges im Lexik.
domus {do/ÄOff).
dorsum (ttol. cf^^^i;, dor. ^ijQäf),
ei.
eia Hand Tursell. (vgl. Tuchh. 10).
en {i^y].
ervum {oqoßosy k^ißiy&og) Hehn 190. Saalf.
Ind. 37.
excetra (tt^i^ya) Georg. Wörterb.
Vanic. 137. Fick 2. 61. Brugman Gurt. Stud.
7. 279. Fritsche ebend. 6. 323. Jacoby,
Progr. V. Danzig 1878. S. 10.
Fick 2. 76. Vanio. 1062.
Fick 2. 61. Vanic. 136.
Fick 2. 61. Gurt. Grundz. 157. 545.
Tuchh. 12. Corfsen Ausspr. 1. 496. A. vgl.
G. Meyer, Gr. Gr. p. 44.
Gurt. Grundz. 149. Gorfs. 1. 400.461. Fick
2. 72. Tuchh. 16. Pictet, les orig. Indoeur.
2. 441. Pott W. 2. 1. 197. Kuhn Z. 2. 471.
Saalf. Ind. VII. Joh. Schmidt, Vok. 2. 285.
Fick 2. 72. Gurt. 150. 544. Vanic. 175.
Gurt. 150. 324. 544. Vanic. 172. Fick 2. 71.
Gurt. 62. 527. 665. Vanio. 1095. Gorfs. 2. 132.
Gurt. Grundz. 168. Vanio. 1056.
Vanic. 124. Savelsb. K. Z. 21. 128.
Gorfsen 1. 117. 2. 170. Fick 2. 67. Sprach-
einh. 78. Förstern. K. Z. 3. 45. Grafsm.
K. Z. 9. 20. Kuhn Z. 5. 212. Stier K. Z.
11. 224. Lottner K. Z. 7. 174. 182.
Vanic. 187. Fick 2. 66.
Gurt. Grundz. 498. Vanic. 1084. Fick 2. 272.
J. Schmidt, Vok. 2. 76. Saalf. Ind. VIII.
Gurt. 147. Vanic. 182. Fick 2. 55. Rüge p. 12.
Gurt. 157. Fick 2. 66.
vgl. Vanic., Fremdw. 69 =s altgall. cosl. Fick
2. 326 SS ahd. basal.
Vanic. 150.
Fick 2. 70. Vanio. 99. Schweizer K. Z. 3. 367.
889.
Vanic. 144. Fick 2. 69. Saalf. Ind. VII. J.
Schmidt, Vok. 2. 282.
Fick 2. 69. 272. Vanic. 1121.
Vanio. 165. Fick 2. 64.
Vanio. 1094. Fick 2. 67. Gorfs. 1. 227. Beitr.
z. K. d. idg. Spr. 3. 297.
Gorfs. 1.''352. Gurt. Grundz.* 158. Fick 2. 64.
Tuchh. 16. Vanic. 164.
Gurt. 238. Fick 2. 124. Vanio. 342.
Gurt. 234. Fick 2. 126. Vanic. 882.
Tuchh. 10.
Tuchh. 10.
Fick 2. 41. Tuchh. 10. Hand Tursell. 2. 367.
Schümann, Lehre v. d. Redeteilen S. 189.
Pott E. F. 1. 416.
Gurt. 346. Vanic. 58. Fick 2. 42. Gorfs. 1 . 126.
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78
Gribghisghb Wörter
fa^us {(pvyof) Saalf. Ind. 88. Progr.6 (zweifelh.).
falx {g>äXxr]ff) Saalf. Ind. 38.
fascino ißaaxaiyto) Saalf. Ind. 38. Keller,
Jahrb. f. Phil. 1873. 804. Lobeck Path. el.
244.
fatisco (xtniaxu)) Georg. Wörterb.
feretrum {(pi^erQoy).
ficus {avxoy) Hehn 542.
fides (tstpidr}] Momms. R. G. 4. 229. Saalf.
Ind. 38.
flemina, um (tpUyfAovTj) cf. Lobeck Paral. 444.
forbea {(po^ßij) Curt. Grundz. ^ 304. 430.
Hamb. Vortr. p. 3. Vanic. 602.
formica ißv^fia^).
fricae {(pQK, xor).
für {(pto^).
fuscina ((pdayayoy) Jordan, Krit. Beitr. 69.
gamba [xafinT^) Wannowsky Progr. v. Posen
4855. 3.
gerrae {yi^^a), gerro Fest. Paul. 94. 4. 40. 6.
Gharis. 33. 4 4, K. Georges Wörterb. Saalf.
Ind. 40. Rüge p. 44.
gingrire iyiyy^off).
glocire, glocidare [xXm^eiy] Hehn 535. Saalf.
Ind. 40. Rüge p. 6.
glos {yaXfOf).
grosphus y^oatpos (siehe S. 83).
hara
her (xvq)' ^
herctum [BlqxTti),
hernia (tqyos) Wannowsky Progr. v. Posen. 2.
hir (/et^).
inciens [tyxvos] Paul. Diac. 97,
Inclutus (tyxXvros).
lana [Xriyos),
laridum [Xaqivos) Saalf. Ind. 47. Rüge p. 7.
latex (Aoral).
laurus ((fayi'iy, Xatpyrj).
lenia [Xrjyog) Saalf. Ind. 47. Rüge p. 44.
levir (cfcM?^).
libuin [xXißayoy) Hehn 492.
Curt. 487. Vanio. 588. Pick 2. 463. Möller
K. Z. 24. 439. Corfs. Beitr. 259. Ausspr.l
258.
Curt. 4 69. Vanic. 524. Tuchh. 4 5. Saalf. Progr.
3. Rüge p. 24.
Curt. 520. Vanic. 4 472. Corfs. 2. 257. Grafsm.
K. Z. 42. 93. FIck 2. 463. Saalf. Progr. 7.
Curt. 204. Vanic. 238. Fick 2. 445.
Vanic. 600.
Vanic. 4244. Saalf. u. Tuchh., die es im In-
dex nicht erwähnen.
Curt. 247. 690. Vanic. 4 4 69. Fick 2. 173.
Tuchh. 45. Loltn. K. Z. 7. 472. Kuba Z. \.
9. 30. Benfey W. L. 4. 565. Fick Bezz.
Beitr. V. 352. Rüge p. 24. Saalf. Recen-
sion 744.
Curt. 302. Vanic. 626. Fick 2. 474.
Corfs. 4. 402. 464. Fick 2. 474.
Curt. 839. 444. 689. Vanic. 744. Fick 1 168
(übrige Litteratur bei Vanic. I. 1.).
Vanio. 254. Curt. 203.
Curt. 4 07. 300. Vanic. 602. Fick 2. 466.
Diez Et. Wtb. 4. 204. Fick 2. 52.
Fick Or. u. Occ. 3. 295. K. Z. 48. 145.
Spracheinh. 74. 307. Wtb. 2. 56. Curt.
Stud. 5. 4 50 (Sigismund). S. Brandt, Jahrb.
f. Phil. 4878. 373.
Fick 2. 85.
Vanic. 4409. Saalf. Recens. 744. Curi. <5<
604. Vanic. 4 44.
Curt. 4 73. Vanio. 246.
Curt. 200. Vanic. 252. Fick 2. 80.
Curt. 200. Vanic. 254. Fick 2. 80.
Curt. 200. Vanic. 252.
Vanic. 256. Fick 2. 80.
Curt. 4 99. Vanic. 252. Fick 2. 80.
Curt. 456 f. Vanic. 459. Fick 2. 40. 62.
Curt. 450. Vanic. 472. Fick 2. 74. Saalf.
Ind. VI.
Curt. 366. Vanio. 825. Fick 245.
Fick 2. 247.
Vanic. 867. Hehn 525. Saalf. Ind. Vtl.
Falsche Lesart fUr balineas bei Laber. com. 39
u. Afran. com. 24, cf. Ribb.coroU.LXXI.
Georg, in Bursians Jahresbericht 4874—75.
S. 458.
Curt. 280. Vanic. 358. Fick 420.
Vanic. 439. Fick 2. 223. Corfs., Kr. Nachlr.
36.
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IN DER LATEtNISCHRN SPRACHE.
79
lilium {XeiQioy) Hehn 527. Saalf. Ind. 48.
iinum [Xiyoy) Momms. i^ 497. Hehn 149 (T.
Saalf. Ind. 48. Tuchh. 93 (zweifelh.).
lippus {aXinna).
lodix [Xi^of, X^&oc).
lorica [d^io^v^ ion.) Lobeck Panil. 144.
lucuns iyXvxov^) Momms. i^ 196. Rüge p. 18.
Iura {XavQij).
luricula [XavQa] vgl.Paocker, addenda lexic.
lat. p. 50.
lutra [ivv^Qi^] Lobeck Path. 53.
liuus [Xo^os) Rüge p. 18.
lympha (rvfjKpij),
macciis ifiaxxoay).
maceries (fAcotsXXoy).
malleus (/läJtcr, f^aXirj).
malum (fiijXoy] Hehn 548.
malva f^aXap?) ? Saalf. Ind. 50. Lottner K. Z.
7. 164.
roamma (fidfjifÄrj) Rüge p. 11.
maogo ifÄoyyayoy). Saalf. Ind. 50. Id. Progr.94.
marra ifia^^oy).
mel ifiiXi),
mica {(Aixxog es fjuxQog).
milium [fieXiyrj) Delbrück, Einleit. in d.
Sprachstud. p. 137 Anm.
niina =3 mamma altera lacte deficiens.
minurio {fjiiyvQ(a},
modins ( fÄi^ifjiyoc) Momms. 1<^ 205. Tuchh. 26.
mola ifjivXri).
moiucrum ifivXaxQoy) Schuchardt, Vok. 3.
89. Fleckeis. Jahrb. 1866. p. 244.
monile [fiayyog) Vanic. Fremdw. 32.
Morta [iJLoqrtrj) Lobeck path. el. 59.
monim {fiOQoy, fi&qoy) Saalf. Ind. 53.
340. Beerm. , sprachw. Abh. 110.
p.21.
mucro [fAoxqiay).
mugil (fiv^tyos),
muria {aXfÄV^ht) Saalf. Ind. 54.
7. Tuchh. 26. Rage p. 7.
muscus ifiocxos) Saalf. Ind. 54.
musso ((Aviio).
mutilus (lAixvXos),
navis (yavs) Keller, Jahrb. f. Phil. 1877.
S. 125.
nebula (yetpiXrj) \ Georges , Bursians Jahres-
nervus [y^v^oy] / ber. 1874 — 75 p. 159.
Hehn
Rüge
Id. Progr.
Corfs. Beitr. 381.
Gurt. 369. Vanic. 842. Fick 2. 221. Corfs. 1.
533.
Gurt. 366. Vanic. 811. Fick 2. 228. Saalf.
Ind. VIII.
Fick 2. 224.
Vanic. 915. Fick 2. 236.
Gurt. 867. Vanic. 826. Bechst. Gurt. Sind. 8.
849. Gurt. K. Z. 14. 439. Saalf. Recens. 714.
Bezzenb. Beitr. z. Kunde d. idg. Spr. 4. 332.
vgl. Rönsch, Jahrb. f. Phil. 1880. p. 502.
(luricula s= loricula).
Vanic. 849.
Gurt. 367. Vanic. 826. Fick 2. 216. Saalf. Re-
cens. 714.
Vanic. 836. Fick 2. 220.
Vanic. 690.
Fick 2. 180.
Vanic. 710.
Vanic. 725. Lottn. K. Z. 7. 175. Fick 2. 188.
Vanic. 709. Fick 2. 188. K. Z. 18. 414. Ascoli
K. Z. 17. 270. Mommsen R. G. 19<^.
Gurt. 335. Vanic. 695. Fick 2. 182. Saalfeld
Recens. 714.
Vanic. 685. Fick 2. 180.
Gurt. 331. Vanic. 709. Fick 2. 188.
Gurt. 682. Vanic. 1200. Fick 2- 282. Sprach-
einh. 388.
Gurt. 583. Vanic. 710. Fick 2. 187. Saalf.
Ind. VIII.
Vanic. 676.
Gurt. 837. Vanic. 679. Fick 2. 196.
Gurt. 242. Vanic. 655. Fick 2. 195.
Gurt. 389. Vanic. 709. Fick 2. 187.
Vanic. 710.
Fick 2. 185, vgl. mellum, millus.
Fick 2. 198. 284.
Fick 2. 199.
Gurt. 536. Vanic. 739. Fick 2. 198.
Gurt. 161. Vanic. 738. Fick 2. 193.
Vanic. 708. Fick 2. 187. Saalf. Recens. 714.
Vanic. 743. Fick 2. 194. Tuchh. 17.
Gurt. 338. Vanic. 679. Fick 192.
Gurt. 708. Vanic. 677. Fick 2. 198.
Gurt. 313. Vanic. 1159. Fick 2. 138.
Gurt. 295. Vanic. 430. Fick 2. 187.
Gurt. 316. Vanic. 1161. Fick 2. 138.
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80
Griechische Wörter
nonnos ^viwosj vavyas).
opilio [oionoXog).
orca [oqv^) Lobeck Paral. H4.
pagina [nriyayov) Jordan, Krit. Beilr. 68.
Pallium [(paqioy) Beermann a. a. 0. 99, nach
Hemsterhuys.
palma {naXd/nij) Corfs. 2. 520. Rüge p. 4 4.
pannus {n^yo^) Gurt. 276 (?).
patina {natayrj) Gurt. 24 4 (?). Vanic. 474.
Saalf. Ind. 64. Tuchh. 25 (?). Dietr. K. Z.
4. 547 (?).
pedum (nri&oy) Saalf. Ind. 62; doch vgl.
Progr. p. 4.
perna {niqya) Saalf. Ind. 63. Lotlner K. Z.
7, 4 76 (zweifelh.).
persona {7tq6f(07ioy) Klotz Wörterb.
phalarica = falarica.
pilare [ntXeiy) Georges Wörlerb.
pilleus {niXoff) GnrL 277 (?). Saalf. Ind. 64.
Beermann, sprachw. Abh. 4 09.
pisum {niaoy) Hehn 4 02 (?). Saalf. Ind. 65.
Rüge p. 4 4.
piluita Gurt.286(?). Tuchh. 26 (?). Saalf. Ind. 65.
pla^'a [nXrjyT)),
popa Lobeck Fat hol. el. 70.
popina [niaata] Saalf. Ind. 66.
porcus [noqxog),
porrum [n^acoy) Saalf. Ind. 67. Hehn 475.
Beermann a. a. 0. 4 40. Rüge p. 7.
posc« [Ino^og) Hehn 78 f?). Vanic. 4 4 (?).
prunum {nqov(Ayoy) Lobeck Pathol. el. 227 (?).
Hehn 333. Saalf. Ind. 68. Rüge p. 20.
pulmo [nXevfxtay) Saalf. Ind. 69. Gurt. 280 (?).
Rüge p. 7.
puls [noXjos) Hehn 492.
pumilio (ITvyinaXiay) 0. Keller, Rh. Mus.
34. 500.
pus [nvog).
-putium (praeputium, salaputium) {noa&ioy)
Georges im Wörterb.
querquedula (xfi^xov^cp, xe^xi&aXig) Varr. 1.
1. 5. 79. Georges Wörterb, (Förstemann
K. Z. 3. 44. Andresen, D. Volksetymol.).
querquerus {xagxaiQia, xtxQxa^a) Paul. Diac.
p. 256. Georges Wörterb. p. 48.
rapum (^anvg) Delbrück, Einleit. in d. Sprach-
stüd. p. 4 37 Anm. G. Meyer, Gr. Gr. 455 a.
remulcum {^vinovXxio») Keller, Jahrb. f. Phil.
4877. 425.
Fick2. 434. Vanic. 428.
Vanic. 450. Pick 2. 47. 446.
Pick 2. 36.
Gurt. 650. Vanic. 460. Pick 2. 444.
VanIc. 4 68. Pick 2. 443.
Gurt. 269. Vanic. 528. Pick 2. 450.
Gorfs. 4. 278. Beitr. 4 40. Tuchh. 44. Vanic.
4467. Pick 2. 443.
Momms. 4« 496. Pick 2. 4 42.
Gurt. 245. Vanic. 474.
Tuchh. 4 7. Vanic. 52ö. Pick 2. 458.
Vanic. 424 7.
Vanic. 579.
Vanic. 464.
Gorfs. 4. 525. Tuchh. 42. Vanic. 4247. Fick
2. 454. Beitr. z. K. d. idg. Spr. 3. 292. J.
Schmidt Vok, 2. 29.
Gurt. 277. Vanic. 538. Pick 2. 454. Saalf. Re-
cens. 74 4.
Vanic. 4 497. Pick 2. 450.
Gurt. 278. Vanic. 545. Pick 2. 464. Saalf.
Ind. VIII.
Pick 2. 74.
Pick 2. 74. Vanic. 456. Gurt. 459. Corfs. <.
448.
Pick 2. 457. Vanic. 4 487.
Vanic. 524. Pick 2. 4 46. Beitr. z. K. d. \d^.
Spr. 3. 462. G.Meyer, Griech. Gramm, p. 46.
Pick 2. 459.
Tuchh. 47. Vanic. 545. Pick 2.462.
Momms. lO 48. Vanic. 4 483. Pick 2. 4 48 (vgl
polenta; poUen u. a.).
Gurt. 288. Vanic. 462. Pick 2. 454. Bmgnian
K. Z. 24. 96.
Gurt. 287. Vanic. 546. Pick 2. 452. Corfs. 4.
374. Tuchh. 4 4.
Bugge K. Z. 49. 44 7. Vanio. 549.
Vanic. p. 444. Pick 2. 69.
Vanic. p. 4 25. Pick 2. 74.
Saalf. Ind. VIII. Gurt. 352. Vanic. 792. Fick
2. 208.
Vanic. 723. Corfs. 2. 454.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE.
81
remus (t^er^oV) Keller, Jahrb. f. Phil. 4877.
425.
rica i^vy^f) Lobeck, Paralip. 4 44.
rima {^^y/Äu) Lobeck, ibid.
rogus {Qoyoi;).
rosa? {^odoy, ^odia) Hehn 527. Vanio.
Fremdw. 45. Siegism. Gurt. Slud. 5. 46Ä.
Pott 29 Sil. K. Z. 5. 258.
raocina {^vxdyr^) Scaliger z. Varr. 1. 1. S.
p. 458. Vanio. 820. Saalf. Ind. 74.
rata (^vri?) Saalf. Ind. p. 74. Tucbh. p. 56.
saeta {x«i''^) Saalf. Ind. 74. Rüge p. 7.
saliva {alaXog) Saalf. Ind. 74. Rüge p. 4 4.
salum {cdXo^) Saalf. Ind. 72. Rüge p. 4 5.
satura (aaTVQoi) Momms. 4 ^ 28.
scapus {iTxttno^) cf. scopus.
scaurus {(Xxav^oc).
sctpio [axintav, ffxijniQoy) Momms. 4^ 496.
Neue, Formenl. 4. 658. J.Schroidt4. 440 (?).
scrofa {yQ0f4q)dg),
scruta iy^vtrj),
sculum {(fxvToc) Momms. 4 « 496. Rüge p. 20.
sirpe {<TiX<pioy) Rüge 20. Saalf. Ind. 74.
soccus (tfvx/op) Tuchb. 24.
spatium [irnä^ioy) Momms. 4 6 228.
spinturnix {ffmv^a^h) Santra bei Fest. 380.
sponda (anoySr^l).
sporta {anvQk) Tuchh. 49.
stamen (tm^/xoty) Hehn 498.
stega {<niyti) Saalf. 76. Beermann 4 04.
stilus {(niiXof),
stipes [aieißio),
stiria (aie^Bo^, aiaj^a).
slorea [ato^iyrvfxi) Saalf. Ind. 77.
strix {<nqiy^) Saalf. Ind. 77. Tuchh. 58.
subare (avßag').
SU8 {<y»f).
laeda (cf^^) Tuchh. 26 (?). Saalf. Ind. 79.
Fleckeis. Jahrb. f. Phil. B. 90. 4 4.
Weise, Oriech. Wörter i. d. lat. Sprache.
Gurt. 845. Vanic. 50. Fick 2. 42. 203.
Fick 2. 209.
Fick 2. 207.
Gurt 484. Vanic. 779. Fick 2. 243. Jordan,
Krit. Beitr. 84 (T. i^oyos aus rogus entl.
nach G. Meyer, Griech. Gramm. 456.)
Saalf. Ind. Vlil. Fick 2. 235. Gorfs. 4. 34 4.
84. Beitr.506. L. Meyer K. Z. 4 5. 4 2. Sonne
K. Z. 42. 867. Gurt. 353.
Fick 2. 240.
Tuchh. 4 7. Saalf. Recension (Philol. Rundsch.
1. 744).
Gurt. 375. 599. Vanic. 4045. Saalf. Recens.
744.
Vanic. 4 052. Fick 2.286. Gurt. Gr. 375. Saalf.
Recens. 744.
Vanio. 980. Fick 2. 252. J. Schmidt, Vok. 2.
359.
Saalf. Ind. VIII. Gurt. 466. Vanic. 4077. Fick
2. 267. J. Schmidt 4. 409.
Gurt. 465. Vanic. 4 084.
Gurt. 466. Gorfs. 4. 404. Vanic. 4077. Fick
2. 268. Tuchh. 44. Saalf. Ind. VIII.
Gurt. 693. 479. Vanic. 4405. Fick 2. 269.
Gorfs. 4. 4 46. 455. Tuchh. 4 4.
Gurt. 693. Vanic. 4 424. Fick 2.272. J.Schmidt
2. 489.
Tuchh. 4 3. Gurt. 468. Gorfs. 4. 353. Vanic.
4 4 45. Fick 2. 274. Beitr. z. K. d. idg. Spr.
3. 464. Saalf. Recens. 744.
Saalf. Recens. 744.
Vanic. 988. Spiegel K. Z. 4 3. 372. Gorfs.
Beitr. 27. Nachtr. 64. Pauli K. Z. 48. 38.
Gurt. 272. 686. Vanic. 4 469- Fick 2. 278.
Vanic. 4 4 44. Sonne K. Z. 4 5. 879.
Vanic. 4 4 68.
Gurt. 494. 705. Vanic. 4 486. Fick 2. 284.
Gurt. 244. Vanic. 4436. Fick 2. 273.
Gorfs. 4. 452. Tuchh. 4 0. Gurt. 485. Vanic.
4443.
Gurt. 244. Vanic. 4454. Fick 2. 276. Gorfs.
4. 504. Tuchh. 44. Saalf. VIII.
Gurt. 244. 246. Vanic. 4 436. Fick 2. 27«.
Saalf. Ind. VIII.
Gurt. 243. Vanic. 4 4 38. Fick 2. 274. Gorfs.
4. 548.
Gurt. 245. 684. Vanic. 4 449. Fick 2. 275.
Vanic. 4 453.
Fick 2. 258.
Gurt. 385. Vanic. 4 047. Fick 2. 257.
Gorfs. 4. 372. Vanic. 343. Fick 2. 405.
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82
Gribghisghr Wörtbr
taunis (lavQos') Fick «. 4 06 {?).
termes {Ti^f^a) Hehn 244. 530.
toles [rvXi]) Lobeck Pathol. prol. 352 nach
Isid. 44. 4. 57.
tribulum (xqißifjiByai) Hehni 405.
trica (^^/l) Lobeck Paral. 444.
triens (jqias).
trifarius (t^itpaaiog) Schmidt K. Z. 4 6. 486.
tripodare [r^lnovs),
trossulus (xQv<t<t6s) Scalig. nach Passow.^
turba [rvqßr]),
turunda (xvqovg) Momms. 4 o <96. Rüge p. 46.
Ulcus («Axof).
ulna (diXivr^).
umbo {afißuty).
uncia {oyxog, iyyia Hesych.).
uncus {^yxos).
upupa [ino\^) Lobeck Paral. 44.
urceus [v^xv) Lobeck Pathol. prol. 352. Rüge
p. 44.
vaccinium (vd*iyd-og) Voss z. Verg. geo. 4.
437. p. 784. Georges Wörterb.
vesica {(pvaxijf (pvaiy^ Lobeck Path. el. 340.
vespa («rqpi/^) Lobeck Paral. 444.
vinum {olyog) Hehn 69. 504. MUUer K. Z.
40. 348. Delbrück, Einleit. in d. Sprach-
studium p. 4 87 Anm. Rüge p. 75.
Viola (toy) Hehn 224. Rüge p. 42.
viria {yvqog, gyrare) Diez, Gramm. S. 45.
viscum (l|oV) Saalf. Ind. 85. Tuchh. 28 (?).
Rüge p. 4 5.
visula [olttos) Hehn 507. Vanic. 958.
Vilnius [haXog) Varr. r. r. 2. 5.
Gurt. 248. Vanic. 4 435.
Vanic. 290. Corfs. Nachtr. 265. Walter K. Z.
40. 498.
Vanic. 294.
Fick 2. 402.
Vanic. 347.
Vanic. 34 6.
Gurt. 244. Vanic. 540.
Fick 2. 4 4 8.
Gurt. 226. 689. Vanic. 4487. Fick 2. 40€.
Gurt. 222. Vanic. 292. Saalf. Recens. 744.
Gurt. 436. Vanic. 908. Fick 2. 287. Saal.Vlll.
Gurt. 377. Vanic. 54. Fick 2. 47.
Gurt. 295. Vanio. 38. Fick 2. 49. Gorfs.2.46S.
Gurt. 324. 703. Vanic. 42.
Gurt. 430. Vanic. 3. Fick 2. 7.
Gurt. 265. 689. Vanic. 86.
Gurt. 854. Vanic. 92. Fick 2. 36.
Vanic. 860.
Fick Spracheinh. 448. Vanio. 949.
Gurt. 385. Vanic. 949. Fick 2. 232.
Gurt. 894. 554. Vanic. 953. Fick 2. 238.
Benf. WL. 4. 289. Pott E. F. 4. 420. 8.
246. Saalf. Recens. 744.
Gurt. 394. Vanic. 953. Fick 2. 288. Saalf.
Recens. 744.
Gurt. 688. Vanic. 969. Fick 2. S42.
Saalf. Ind. Vni. Gorfs. 2. 4 48. Curt.«08.70i.
Vanic. 873. Fick 2. 229. 240.
Auch cama, inula, hetta und gänea, die an x^H^^^i klivLOVj tJttcjv und yarog
erinnern, müssen hier genannt werden ; ebenso die onomatopoetischen Ausdrücke
spattaro (welches Afranius öfter in den Aequales gebrauchte, vgl. Ribbeck,
scenic. fragm. II p. U4), tat, tatae, tata u. a.
Von Wörtern, welche aus der^Sprache nördlicher Völker (Gallier^ Britannier,
Germanen) in das Latein und Griechische eingedrungen sind, verzeichnet Vani-
8ek in seinem Schriftchen über die Fremdwörter unter Angabe des betreffenden
Originalwortes : baccar = ßannaQcgj bison = ßlao)v, braca = ßqa%ai^ caballus
= naßaXXtjg (zweifelhaft), gaesum = yalaoVj mataris = fiadagig, reda = ^al-
3wvj riscus = Qlaxog, urus = ovqog. Dazu gehören ferner cantherius = xaf-
-d-i^Xiog (Plaut. Aul. 3. 5. 45 : canteriis Gallicis), lancea (= Xoyxv) ^y^i^ (Diod.
Sic. 5. 30), sapo = acTtcov (vgl. nd. sepe, engl, soap), sagum ^ aayog (vgl.
altir. säi), esox = cao§ (gall. ehoc, ehawc), vermutlich auch botulus = ßv&alog,
parma = TtaQfirj (Polybius) (vgl. Parma), lofus = T6(pog [toq>uav) = etrusk.
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IN DBR LATEINISCHEN SpRAGHB. 83
Ihufi (1 dorfsen), grosphus = yQ6aq)og und soccus == av^xoSy für welche letzteren
allerdings £tynia sich nicht aufstellen lassen. Hierher dürfte auch das im Latein
und Griechischen ganz spät auftretende phlasca (= flasca vgl. (plaaxelov und
'(av) zu stellen sein, wenn es nicht samt span. flasco und frz. flacon durch Meta-
tbesis des I aus vasculum entstanden ist (Diez, Gramm. \ p. 35. 39] i).
Römischen Ursprungs sind vermutlieh die griechischen Wörter äxtvog (aci-
nus), xaitiüv (capus, capo), Tivßitov (cubitum), cpakxcjv (falco), Qvxavrj (run-
dna), xaqxaQov (carcer), aQßlvrj (arvina), ßqaaxri (brassica), jtaTavrj (patina),
ßvnavf] (bucina), fiolrov (mutuum), xLqxivog (circinus), naltiog (calceus), axt-
TCTjaiog (acipenser) , ätrvQov (vitrum) , ^vrlkog (mutilus) , anavQog (scaurus),
t^aßea (trabea}, udo {oväwp), oyxla (uncia), ritQag (quadrans), TQcäg (triens),
Ui^a (libra), ytafiitog (IrtTtodQOfiog' 2ixeloL lies.) (campus), ah^ (alica), ßUog
(vicia) und andere meist erst in der spateren Gräcität oder in den sicilisch-unter-
italischen Idiomen hervortretende Ausdrücke.
d« Einige Anhaltepmücte für die Zeit der Entlehnung.
Zur Bestimmung der Zeit, in welcher ein Wort entlehnt ist, dürfte das beste
Hilfsmittel die direkte sichere Überlieferung sein, wann das Rulturobjekt, welches
das Wort bezeichnet, zur Kenntnis der Römer gekommen ist. Wüfsten wir z. B.
nicht, dafs die Römer zuerst im Tarentinischen Kriege mit Elephanten in Berührung
gekommen sind, so würden wir nicht mit so grofser Sicherheit die Zeit der Über-
nahme des W^ortes elephas, elephantus bestimmen können. Und wer wollte
genau angeben, wann die Römer die wichtige Acquisition der Uhren gemacht
haben, wenn nicht Plinius (7. 245 vgl. Censorin. 23. 7) überliefert hätte, dafs
die Sonnenuhren (solaria, horologia} 263 vor Chr. aus Gatina eingeführt
worden sind und dafs die Wasseruhren zuerst 459 in Rom Verwendung gefunden
haben? Unter allen römischen Autoren sind wir aber dem Plinius am meisten
zu Danke verpflichtet, weil er uns eine verhältnismäfsig grofse Zahl solcher
kulturhistorischer Data aufbewahrt hat, auf die wir bei Betrachtung der einzel-
nen kulturgeschichtlichen Gebiete im 2. Teile unserer Abhandlung genauer ein-
gehen werden.
Aber auch blofse kulturhistorische Wahrscheinlichkeitsgründe sprechen hier
ein gewichtiges Wort mit. Da wir z. B. aus der Geschichte wissen, dafs die
Römer schon in der Königszeit Seeschiffahrt getrieben haben und da ferner die
Betrachtung der das Seewesen betreffenden Ausdrücke grofse Abhängigkeit von
den Griechen auf diesem Gebiete wahrscheinlich macht, so ist mit einiger Sicher-
heit anzunehmen, dafs die Römer in der Nautik schon zur Zeit der Könige bei
1, Ober ballare = ßaXXiCto vergl. Fick 2. 477. Die Namen der zur sardinischen Fauna
gehörigen Tiere sarda = (fuQdij und musimo = fxolfffnov scheinen sardisch, die Ausdrücke
cuniculus s= tvvitXog (Venl^. Fremdw. p. 69) und canthus \Quint. 4. 5. 88) iberisch, end-
lich laser = Xttao^ioy afrikanisch zu sein.
6*
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84 Gribghisghb Wörter
den Griechen in die Schule gegangen sind*). Zu ähnlichen Schlüssen führt uns
die Durchmusterung der Bezeichnungen für Münzen, Mafse und Gewichte, die
schon deshalb recht bald Gemeingut der Römer geworden sein müssen, weil fast
jeglicher Handel mit den Griechen ohne die Kenntnis der orientalisch-griechi-
schen Metrologie unmöglich gewesen wäre ^) .
Ein anderes nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel zur zeitlichen FixieruDg
ist die Form, die lautliche Gestaltung. Doch ist dieser Anhaltspunkt schon des-
halb viel unsicherer, weil die Volkssprache, der die ältesten Übertragungen zu-
meist angehören, bei all ihren Schwankungen doch manche Lautübergänge Jahr-
hunderte lang gleichmäfsig festgehalten hat. So erfolgt z. B. die Wiedergabe des
griechischen v durch u, die in der plautinischen Zeit durchaus Regel ist, auch
bei viel später aufgenommenen Fremdwörtern, die in der Yulgärsprache einge-
bürgert worden sind, wenn auch jener irrationale Laut zwischen u und i, für
den Kaiser Claudius ein besonderes Zeichen verwandte, und endlich i selbst
daneben gebräuchlich wurde. Wenn wir demnach auch nicht aus der Form auf
Jahrzehnte genau das Alter eines Lehnwortes bestimmen können, so sind wir
doch vielfach imstande, das Jahrhundert anzugeben, namentlich aber den ler-
minus ad quem, d. h. die Zeit, bis zu welcher die Entlehnung stattgefunden
haben wird, zu fixieren.
So müssen die dem Rhotacismus unterworfenen Fremdwörter, wie tus,
turis, ohne Zweifel älteren Datums sein als die Gensur des Appius Claudius,
während dessen Amtsführung der erwähnte lautliche Wandel zum Durchbrucb
kam. Da ferner nach der Überlieferung (vgl. Brambach, Orthogr. 48) die guttu-
rale Media, die früher in Schrift und Aussprache mit der Tennis zusammenfieK
erst im Anfange des 6. Jahrhunderts der Stadt durch Spur. Carvilius in das römi-
sche Alphabet aufgenommen worden ist, so läfst sich mit annähernder Restimmt-
heit annehmen, dafs diejenigen griechischen Lehnwörter, deren Schreibweise in
dieser Hinsicht von der des Etymons abweicht, vor jener Zeit Aufnahme gefunden
haben. Ähnlich verhält es sich vielleicht mit dem Wandel von d in t, so dafs
man, um nur einige Fälle anzuführen, mutmafslich für frühe Übertragungen
halten kann a m u r c a = äfioQyt], C a m e 1 a e = yafii^lioc &€al (oder original und
verwandt mit Camillus?), conger = yoyyQog, clucidare = yXvxlddeiv
(vgl. aruncus = ^'^t/yyog, cory tus = ywpvrog) ; citrus = xidqog^ coto-
nea = xvdcüPiaj ytodcopea, Alexauter, Cassantra, Cassanter, Cala-
mitus (vgl. Fleckeis. Jahrb. 4866 p. 9) »).
Für den Übergang von ^ in ss und seine zeitliche Begrenzung verweisen
wir auf unsere obigen Auseinandersetzungen, desgleichen betreffs des Wandels
4) Vgl. ancora, aplustre, machina, nausca u.a.
2) Vgl. nummus, mina, obolus, talentum, thesaurus, tratina und alte
Handelsartikel 'Wie purpura, oliva, amurca, cotonia u. a.
3) Umgekehrt liegl Erweichung der griechischen Tenuis in die Media vor in gobios,
gubernare, grab(b)a(us, galumma, gummi, gaunacum, Gnossus, Gnidus, bu\us, bumis,
Burrus, baxea, carbasus, cybaea, cambio, masturbor [vgl. culigna = xf^tc/rj;).
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IN DBR LATEINISCHEN SpHACHS. 85
von i; in u und der Reproduktion der griechischen Aspiraten durch lateinische
Tenues. Denn wenn auch diese Erscheinungen in der Volkssprache noch ganze
Jahrhunderte nach Chr. Geburt sich wiederholen i) , so kann man doch im allge-
meinen die diesem Lautwandel unterworfenen Wörter in die vorsullanische Zeit
datieren.
Im grofsen ganzen kann man neben der von Mommsen aufgestellten
Regel, dafs die Stärke der Korruption auf ein höheres Alter der Entlehnung
schliefsen läfst, als Norm betrachten ^ dafs diejenigen Wörter , die am meisten
römischen Typus tragen und alles Fremdländische mehr oder weniger abgestreift
haben, zu den ältesten Ankömmlingen auf italischem Boden gehören, wie pur-
pure, apiustre, talentum, nummus, mina, obolus, trutina,
amurca, caduceus, pessulus, paenula, scutula, balneum, ca-
mera, nauta, tus, apua, tessera, siser, scopulus, storax, cu-
pressus, murena, buxus, murra, stuppa, druppa, obrussa,
murtum, funda, fucus, fungus, conger, platea; Agrigentum,
Casina, Siculi, Sicilia, Poeni, Bruges, Soluntum, Tarentum, Si-
pontum, Paestum; Ulixes, Aiax, Hercules, Pollux, Proserpina,
Alcumena, Burrus, Hecuba u. a.
Dafs es auTser den bisher erwähnten noch verschiedene andere Hilfsmittel
giebt, um die Zeit der Entlehnung zu eruieren (z. B. die erste Erwähnung eines
Wortes bei einem römischen Autor], ist selbstverständlich. Doch glauben wir
umsomehr hier abbrechen zu dürfen, weil alle diese noch in Betracht kommen-
den Momente in der folgenden Behandlung der einzelnen kulturgeschichtlichen
Gebiete Berücksichtigung finden werden.
Anhang.
Vielleicht dürfte es nicht überflüssig erscheinen, hier noch eine (frei-
lich nicht im geringsten Anspruch auf Vollstlindigkeit erhebende) Zusammen-
steUung einer Anzahl solcher Wörter zu geben, die entweder in der griechischen
Litteratur nicht mehr belegbar oder trotz ihres eminent griechischen Aussehens
erst von den Römern aus griechischen Elementen meist durch Komposition ge-
bildet worden sind, zumal Georges in Bursians Jahresbericht 4874—75 S. 459
diese Aufgabe als dankenswert bezeichnet hat.
Dahin gehören vermutlich 2) :
tragicomoedia. authepsa.
amphitheatrum. pincerna.
graecostasis. arcoleon
elaeemporia. biothanatos.
amphibologia. clinopale.
4) So sind ganz spflte volkstümliche Formen z. B. protulum s= n^odvQov, lucinus
Xvj^yof, contiroleta = con -+- ^QoXinjff u. a.
3) Die voces hibridae schliefse ich absichtlich von der Betrachtung aus.
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86
Griechische Wörter
ergastulum.
sacciperium
zomoteganite.
zmaragdachates, cerachaies u. a.
spatalocinaedus.
halagora
halophanta
murobathrarius (myrobrecharius) .
hamaxagoga.
epipedonicus.
faapalopsis.
hippocamelus.
leopardalis.
leptomericus.
philosophicus.
clinocatfaedrioD.
contomonobolon.
crocufantia.
mimiambi.
monogramma.
myriogenesis
neaniscologus.
necrothytus.
octophorus.
octogamus.
octotopi.
pentethronicus.
pultifagus^ pultiphagus.
argyranche.
draucus (nach Analogie von palhi-
cus aus dQaw) .
thermapala.
machagistia.
pantomimus (cf. Lucian d. sali.)
potamophylacia.
Polymachaeroplagides *).
Plagioxypus.
Bombomacbides.
Miccotrogus.
Aeschrodora.
Ch(e)iruchus.
Cricolabus.
Glutomestoridysarchides.
Teuximarcha.
Pultiphagonides.
Diapontius.
Thesaurochrysonicocroesides.
Agorastocles.
Misargyrides.
Artotrogus.
Pyrgopolynices.
Sycolatronidae.
Tberapontigonus.
Platagidorus.
Logistoricum.
Cryphiolalronia.
Migdolibs.
4) Andere derartige plautinische Bildungeo bei König, Progr. von Patschkau <S76.
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n.
Kein Volk hat je die Sonnenhöhe HeinOH Knliurlebens vdUig
UU8 eigner Kraft erreicht und erk&mpft; es hat sich von seinen
Yorg&ngern und Nachbarn Bftstzeng hiersn geliehen.
E. Fransos.
EINLEITUNG.
Die Kulturgeschichte lehrt uns mit unumstöfslicber Gewifsheit, dals, abge-
sehen von der natürlichen Beanlagung eines Volkes vor allem zwei Momente als
Uauptfaktoren der Civilisation zu betrachten sind : einmal die physi-
schen Verhältnisse des Landes, welches das Volk bewohnte, das heilst
seine horizontale und vertikale Gliederung, seine Bodenbeschaffenheit, geo-
graphische Lage und das davon mehr oder minder abhängige Klima und sodann
seine geringere oder grOfsere Abgeschlossenheit nach aufsen und der
dadurch bedingte engere oder weniger enge Kontakt mit den Nachbarvölkern.
War jener Punkt die Hauptquelle der hochentwickelten Kultur der ältesten
Kulturreiche wie Ägypten, Babylonien, Indien und China, so ist dieser von un-
endlicher Wichtigkeit bei der Beurteilung der Civilisation der beiden klassischen
und der modernen Völker, wiewohl auch hier den physischen und klimatischen
Einflüssen Rechnung getragen werden mufs. Was die Inder und Ägypter ge-
worden sind, das sind sie fast nur durch sich selbst und durch die Natur ihres
Landes geworden ; dagegen verdanken die Griechen ein gut Teil i&rer civilisato-
rischen Errungenschaften der Berührung mit den orientalischen Völkern, die
Römer vornehmlich ihrem lebhaften Verkehr mit den Griechen.
Welch grofsen Einflufs aber die Natur des Landes bei Griechen
und Römern auf den Nationalcharakter, auf Kultur und Gesittung ausgeübt hat,
das wird der am besten ermessen können , welcher erwägt, dafs beide Völker
von Haus aus eng verwandt waren und bis zu ihrer Einwanderung nach Griechen-
land resp. Italien in gemeinschaftlichen Sitzen lebten, dafs beide sich einst
gleicher Sprache, Sitten und Gebräuche erfreuten und dafs sie uns dennoch
schon beim ersten Dämmern der Geschichte als grundverschieden entgegentreten.
Denn gleichwie in Griechenland die reiche Gliederung der Küste und die
Unzahl vorgelagerter Inseln die Schiffahrt begünstigten und sei es direkt
oder indirekt entschieden die Vielseitigkeit des griechischen Geistes, die Ge-
wandtheit auf dem Gebiete des Handels und Verkehrs, der Gewerke, der Kunst
und Wissenschaft hervorgerufen haben, so hat auch das unwirtliche, mit dichten
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88 Griecuischb Wörter
Wäldern bedeckte Gebiet von Uritalien wesentlich zu der Rauheit und Unbieg-
samkeit des römischen Wesens beigetragen. Wurden die Griechen durch die
natürliche Lage des Landes mit seinen zahlreichen Buchten und tiefen Ein-
schnitten, den guten Ilafenplatzen und den in der Nähe des Festlands winkenden
Zielen einer grofsen Zahl kleiner Eilande auf die See hingewiesen, so waren und
blieben die Römer für alle Zeit ein mehr ackerbautreibendes Volk.
Bekundeten die Griechen bei hohem Kunstsinn und Schönheitsgefühl innige
Liebe zur Poesie und zu anderen idealen Neigungen, so haben die Römer, abge-
sehen von der Landwirtschaft, nur auf dem Gebiete des Rechts-, des Staats- und
Militärwesens sich eigne Wege gebahnt; auf anderen Gebieten, z. B. dem der
Kunst und Wissenschaft, sind sie durch eigne Kraft nicht über die Anfänge
hinausgekommen.
Während die Griechen durch die Anregungen von aufsen zu angestrengter
eigner Thätigkeit angespornt wurden, sodafs Künste und Wissenschaften bei ihnen
unter orientalischem Einflüsse in kurzer Zeit einen gewaltigen Aufschwung nahmen
und durchgeistigt, durchdacht, in verklärter und veredelter Form von neuem er-
standen, haben sich die Römer auf den meisten Gebieten receptiv und passiv
verhalten und die Produkte griechischer Genialität nach und nach zwar bei sich
aufgenommen, aber erst ganz allmählich sich anzueignen und selbst hervorzu-
bringen gesucht ; ja wie wenig nachhaltige Wirkung die äufseren Impulse in der
ältesten Zeit bei ihnen hatten, beweist nicht zum wenigsten der Umstand, dafs,
obwohl beide Völker, Griechen sowohl wie Römer, von Phönicien und Karthago-
aus offenbar den gleichen Einflüssen ausgesetzt waren, bei letzteren die Spuren
phönicischer Einwirkungen sehr stark verwischt worden sind.
Dagegen hat allerdings die Energie und Gewandtheit der Griechen und die
alles überwindende Macht des griechischen Geistes einen immensen Sieg über
Rom davongetragen; nicht blofs das besiegte Griechenland, wie Horaz sagl^),
sondern schon das freie hat den wilden Sieger bezwungen.
Doch nicht mit einem Male konnte das grofse Werk der Kultivierung Roms
vollbracht werden : es bedurfte geraumer Zeit, einer Reihe von Jahrhunderten,
um das ganze geistige und materielle Eigentum des griechischen Volkes auf römi-
schen Boden zu verpflanzen. Dafs die materiellen, realen Besitztitel zuerst bei
den nüchternen Römern Eingang fanden, wird kaum Wunder nehmen. So wur-
den zunächst Objekte aus dem Gebiete der 3 Naturreiche, besonders des Pflan-
zen- und Tier-, weniger de^ Mineral reichs in Italien importiert und an
die Römer verhandelt. Dazu gesellten sich dann allerhand Manufakturwaren
und Gegenstände des täglichen Lebens, wie Kleidungsstücke, Schmuck-
sachen, Getränke, Efswaren, Salben und Räucherwerk. Infolgedes
bald lebhafter werdenden Handelsverkehrs bürgerten sich dann auch die griechi-
schen Benennungen für Münzen, Mafse und Gewichte in der römischen
Sprache ein, ohne welche ein gedeihlicher und umfangreicher Handelsbetrieb
nicht möglich war, ja später wurden nach griechischem Münzfufse und Muster
1) Graecia capta forum vtctorem cepit. Her. epist. 2. i. 156.
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IN DER LATBINISGHBN SPRAGHB. 89
eigne rOmische Münzen ausgeprägt und das hellenische Mafs- und Gewichtssystem
auf römischen Boden übertragen. Der grofse Vorteil, den der Seehandel den
Griechen einbrachte, spornte zum Bau eigner Schiffe, deren Vorbild die griechi-
sche Triere abgab.
Höhere, geistige Einflüsse folgten mit wenigen Ausnahmen erst später
nach, die ersten, abgesehen vom Schriftgebrauch und der Mechanik des Stein-
baus, auf religiösem Gebiete, mutmafslich in der Zeit der Tarquinischen Könige,
von denen somit die 2. Periode der Knltlirfiberi;ragiuigen datiert werden kann.
War vorher fast ausschlielslich Seeverkehr die Quelle neuer Anregungen,
so wurden jetzt die Neuerwerbungen durch die nahen Beziehungen zu
denbenacbbarten Kolonien Kampaniens vermittelt, und so wanderte denn
der Kult des Herakles, des Apollo, der Demeter, der Proserpina
und des Bacchus nach Rom. Mit ihnen hielten griechische Baukünstler und
Maler ihren Einzug, welche den neuen Göttern Tempel nach griechischem
Muster zu errichten berufen wurden. Bald war daher der bisherige Einflufs der
Tusker auf diesem Gebiete gebrochen, und die griechische Baukunst feierte in
Rom einen glänzenden Triumph.
Neue Anknüpfungspunkte gewährten die zahlreichen italischen und aufser-
italischen, namentlich asiatischen Kriege der Römer, mit denen denn auch die
3. romische Knltarepoehe anhebt.
Die Occupation Siciliens führte der ewigen Stadt eine Unmasse von
Statuen und anderen Werken griechischer Kunst zu, an deren Anblick die von
Haus aus wenig kunstverständigen Römer sich erfreuen lernten. Ja im Laufe
der Zeit wurde das Streben nach griechischen Skulpturdenkmälem geradezu zur
Manie. So fanden Architektur, Malerei und Plastik schon verhältnis-
mäßig frühzeitig in Rom Aufnahme. Ihnen folgte die Musik als Begleiterin der
Festspiele und der orientalischen meist als Sklaven nach Rom wandernden
Musikanten und Tänzerinnen.
Mit der Gröfse des römischen Reichs erweiterte sich auch der geistige Horizont
und die Wifsbegierde der Römer. Seit dem Ausgange des 3. Jahrhunderts v. Chr.
wurde die griechische Sprache in Rom aufserordentlich beliebt, sosehr,
dafs ein Teil des Adels sie der Muttersprache vorzog. Wie bei uns die Kenntnis
und der mündliche Gebrauch des Französischen oft ein Kriterium des gebildeten
Mannes ist, wie der vornehme Morgenländer sich des Persischen zur Konversation
bedient, so verstand der feine Römer Griechisch. Schon bei Beginn des Taren-
linischen Krieges soll eine römische Gesandtschaft in Tarent sich der griechischen
Sprache bedient haben (Dionys. v. Halikarn. 47. 7, Appian 3. 7). Die Scipionen
und ihr Anhang thaten es in der Vorliebe zu griechischem Wesen allen zuvor,
und Titus Albutius^ zur Zeit der Gracchen Proprätor in Sardinien, fand so grofses
Gefallen an der griechischen Sprache und Bildung, dafs er für immer seinen
Wohnsitz in Athen aufschlug.
Die beständigen Eroberungen und die immer erneuten Kriege führten eine
Menge griechischer Sklaven in die Hauptstadt, sodafs deren Bevölkerung
bald gänzlich mit griechischen Elementen verquickt war. Mehr als der Nobilität
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90 Gbieghisghe Wörtbr
gelang es diesen, der griechischen Sprache Ausbreitung zu verschaffen und neues
Terrain zu gewinnen. Welchen Umfang aber diese Zersetzung der römiscben
Plebs bereits bei Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. angenommen hatte, lassen
die römischen Komiker deutlich erkennen, deren Stücke ganz mit griechischen
Wörtern und Phrasen durchsättigt sind. Hätten sie ein Publikum vor sich gehabt,
welches des Griechischen unkundig war^ so würden sie es sicherlich vermieden
haben, fremde Brocken in so grofser Zahl einzustreuen, die nicht verstanden
wurden und so die Wirksamkeit der Dramen abschwächen mulsten.
Dieses fremde, griechische Element der Stadt nun wurde zu den verschie-
densten Berufsarten verwendet, viele von ihnen auch als Lehrer und Erzieher
der Jugend. Daneben zogen freie Griechen freiwillig nach Rom, um diesem Be~
rufe obzuliegen. Schon Polybius konnte 32. 40 aussprechen, dafs eine grofse
Zahl seiner Landsleute auf diese Weise ihr Brod in Rom verdiente. So wurde
der römischen Jugend durch griechische Lehrer Vorliebe zu den griechischen
Wissenschaften eingeimpft. Nach der gleichen Richtung hin wirkte die Aoqui-
sition umfangreicher Bibliotheken in Feindesland, deren erste im Macedonischen
Kriege mit Perseus von Flaminius, andere durch Sulla, LucuUus u. s. w. nach
Rom geschickt wurden (Isid. or. 6. 5).
Unter dem Einflüsse der Schule und der Schaubühne brachte es Rom
dann auch zu einer eignen Litteratur. Nach alle dem Gesagten ist es aber
selbstverständlich, dafs diese von vorn herein von der griechischen beeinfluTst
wurde und mehr oder minder abhängig war. Die ersten römischen Dichterarbei-
teten nach griechischen Originalen, wenn sie nicht geradezu griechische Werke
übersetzten ; die ältesten stammten sogar aus dem griechischen oder gräcisieren-
den Unteritalien: denn Livius Andronicus ist wahrscheinlich durch Liv. Sali-
nator nach der Eroberung Tarents 272 als Gefangener nach Rom gebracht worden,
Naevius war aus Kampanien, Ennius aus Rudiae im Lande der Peuceiier^) ge-
bürtig. Porcius Licinus hatte daher recht, wenn er sagte :
Poenico belle secundo Musa pinnato gradu
intulit se bellicosam in Romuli gentem feram.
Prosawerke in römischer Sprache zu schreiben, dazu war diese da-
mals noch nicht geeignet, zu hart, zu unbiegsam, und da überdies die Vornehmen
meist geläufig griechisch sprachen und, wie Cic. pr. Archia c. 40 sagt', Latina exi-
guis finibus contenta erant, Graeca in omnibus fere gentibus legebantur, so war es
für die Annalisten bequemer und vorteilhafter, ihre Werke in griechischer Sprache
abzufassen. Auf diese Weise entstanden die griechischen Annalen des Fab. Pictor,
Cincius, Acilius u. a. zur Zeit des 2. punischen Krieges. Nicht lange darauf
wurden auch die ersten Samenkörner der Philosophie und des grammati-
schen Studiums in Rom von griechischen Philosophen gestreut. Wie erfolg-
reich deren Thätigkeit daselbst war^ geht deutlich hervor aus dem öfter wieder-
holten Befehle der Ausweisung derselben aus der Stadt. 4 73 wurden die Epi-
1) Fest. p. 293 M: Ennius utpote Graecus Graeco more usus.
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IN DEB LATEINISCHEN SpRAClIK. 91
kureer Alcaeus und Philiscus, 164 gleichfalls griechische Philosophen vertrieben
und 155 suchte man sich der aus dem Akademiker Carneades, dem Stoiker Dio-
genes und dem Peripatetiker Critolaus bestehenden Gesandtschaft nach kurzem
Aufenthalte zu entledigen. Desto grofser war der Einflufs der tausend gefangenen
Ächäer, die nicht weniger als 17 Jahre in Italien festgehalten wurden. Der
vertraute Freund des jüngeren Scipio verschafilc der stoischen Philosophie Auf-
nahme bei den Römern und gewann einen grofsen Anhängerkreis; für andere
philosophische Systeme machten andere Propaganda.
Dafs unter diesen Umständen der Gebrauch der griechischen
Sprache immer weiter um sich griff, läfst sich denken. Schon in Lucrez' Zeit
war die griechische Sprache die Lieblingssprache der Liebenden (vgl. Fried-
länder, Sittengesch. L 405), und in der Kaiserzeit wird diese Sucht, griechisch
statt lateinisch zu reden, besonders an alten Frauen gegeifselt , die damit koket-
tierten (Juvenal 6. 185, Mart. 10. 68). Und wurde nicht sogar dem Molo, der
der römischen Sprache nicht mächtig war, in Sullas Zeit die Erlaubnis erteilt,
vor dem versammelten Senate griechisch zu sprechen?
DieMedizin und die exakten Wissenschaften wurden erst verhält-
Dismäfsig spät auf römischem Boden angebaut. Obwohl griechische Ärzte, z. B.
ArchagathuS; schon am Ausgang des 3. Jahrhunderts v. Chr. (535 a. u. c.) nach
Rom gelangten, so blieb doch die medizinische Wissenschaft den Römern nicht
nur lange Zeit unbekannt, sondern wurde sogar zuweilen von ihnen stark ange-
griffen und fand einen der eifrigsten Widersacher an dem altern Cato. Erst in
der römischen Kaiserzeit bildete sich nach griechischen Vorbildern eine medizi-
nische Litteratur aus, deren Haupt Vertreter Celsus und Scribonius Largus waren.
Die Geographie wurde zuerst kultiviert vom Polyhistor Varro und fand
namentlich in der Augusteischen Zeit eine gröfsere Anzahl von Anhängern und
Verehrern.
Etwas früher wurde der Mathematik eine Heimstätte in Italien bereitet,
doch fand dieselbe im ganzen wenig Anklang, während die Feldmefskunst,
die Astronomie und seit der Kaiserzeit auch die Astrologie einen gröfseren
Anhang gewannen, sämtlich von der griechisch-alexandrinischen Gelehrsamkeit
abhängig und mehr oder weniger davon beeinflufst.
Auch die Kenntnis der Naturwissenschaft erreichte erst in augustei-
scher Zeit gröfseren Umfang und fand besonders im älteren Plinius einen eifrigen
Vertreter.
Ehe wir nun zur detaillierten Behandlung der kulturhistorischen Einflüsse
Griechenlands auf Rom übergehen^ halten wir es für nötig, hier die dabei be-
folgte Disposition zu geben:
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92 GaiBcuisGHK Wörter
Aufweichen Gebieten machen sich die Anregungen Griechenlands bemerkbar?
A. Die den Menschen umgebende Natur;
\) Tierreich.
2] Pflanzenreich.
3) Mineralreich. Bergbau.
B. Der Mensch selbst:
1. Bedürfnisse des Individuums :
a] leibliche:
a) diese bestehen aus :
1) Nahrung.
2) Kleidung.
3) Wohnung.
(i) diese werden beschafl*t durch :
\) Gewerbe.
2] Handel und Verkehr (zur See, zu Lande; Metrologie).
b) geistige:
a) Wissenschaften:
\) Grammatik.
2) Poetik und Metrik. Schreib- und BUcberwesen.
3) Rhetorik.
4] Philosophie.
5) Astronomie und math. Geographie, Astrologie, Zeiteinteilung.
6j Mathematik.
7] Physik und Mechanik.
8) Geographie.
9) Jurisprudenz.
10) Medizin.
ß) Künste:
aa) fixierende:
1) Plastik.
2) Architektur.
3) Malerei.
ßß) transitorische :
\) Musik.
2) Mimik und Orchestik.
3) Gymnastik.
y) Spiele und Belustigungen.
II. Bedürfnisse der Familie.
III. Bedürfnisse des Staates :
1) Staatswesen.
2) Religion.
3) Militärwesen.
(Anhang: Allerlei.)
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Rebns alienigenig longo temporis tractn apnd nos
factis tamqvam indigenis, nnde primnm Tonerint,
Undem ignoratvr ; qiiod de mnltis plantis et ar-
boribns verum et de animalibns band paucis.
Thomas Hyde.
Kap. L Tiere.
§. 1. Säugetiere.
Wenn man einen prüfenden Blick auf die Kenntnisse der Römer im Gebiete
der 3 Naturreiche wirft und zu ergründen sucht, in wie weit sie sich diese selb-
ständig erworben oder durch Vermittlung der Griechen erhalten haben , so wird
man sehr bald zu der Überzeugung kommen, dafs ihr eigenes Wissen im Bereiche
der Zoologie und Botanik nicht ganz unbedeutend gewesen ist , dafs sie dagegen
in der Mineralogie fast alles den Griechen verdanken. Ganz natürlich; denn wohl
hatten die Italer schon in ihrer asiatischen Heimat Gelegenheit gehabt, aufser
ihren Haustieren noch die Bekanntschaft der wichtigsten Vierfüfsler und Vögel zu
machen, wohl hatten sie beim Bau ihrer leichten Hütten, beim Zimmern der
Wagen und des nötigsten Geräts , beim Glätten des Schaftes für den Wurfspeer
und des Stils zur Handhabung der Axt die verschiedenen Holzarten unterschei-
den gelernt und vermochten schon mannigfache Futterkräuter, von denen ihr Vieh
sich nährte, mit Namen zu nennen ; wohl brachte ihnen ihre Wanderung von der
iranischen Hochebene nach derwald- und grasreichen Apenninenhalbinsel gerade
auf diesem Felde neue Anschauungen und neue Begriffe : dagegen machte das
nomadische Wanderleben eine Ausbildung der Kunst des Bergbaues und damit
jede genauere Bekanntschaft mit den Arten des Gesteins unmöglich.
Indessen würden wir andererseits sehr irren , wenn wir annehmen wollten,
dafs die Italer alle sinnlichen Eindrücke, alles mit eigenen Augen Geschaute auch
sogleich mit eigenem Namen benannt haben ; vielmehr lehrt die Sprachverglei-
chung, dafs nicht wenige ihnen nachgewiesenermafsen in der voritalischen Zeit
zu Gesicht gekommene Tiere, Pflanzen und Mineralien entweder specifisch italische
oder römische Namen tragen. Nicht ohne Grund. Denn es leuchtet von selbst
ein, dafs in jener grauen Vorzeit ein Volk auf so primitiver Kulturstufe noch nicht
die nötige Schärfe des Blicks zur Unterscheidung der Arten besessen haben kann
und demnach gewisse Tier- und Pflanzengattungen mit einem gemeinschaftlichen
Namen benannt hat, deren unterscheidende Merkmale erst das geübtere Auge und
reifere Urleil der späteren Zeit erkannt hat. Dazu kommt, dafs im Laufe der Zeit
die Namen gar mancher Objekte der Sinnenwelt ihrem Gedächtnis wieder ent-
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94 Grirghischb Wörter
fallen sein mögen , weil sie in ihren späteren Wohnsitzen nicht wieder damit in
Berührung gekommen sind.
In beiden Fällen galt es , neue Namen für die neuen Errungenschaften zu
finden : man schuf sie entweder mit Hilfe des bereits vorhandenen Sprachgutes
auf dem Wege der Derivation und Komposition oder gewann sie durch
Entlehnung. Diese zweifache Art der Wortschöpfung ist zur Beurteilung der
Kultur eines Volkes von der gröfsten Wichtigkeit, und nur demjenigen wird es
gelingen, die Stellung desselben in der Geschichte der Civilisation vollständig zu
ermessen und zu würdigen, deraufser einer genauen Durchmusterung der Lehn-
wort e r auch die Neubildungen seiner Sprache berücksichtigt : eine Aufgabe,
die freilich wiederum nicht möglich ist ohne Kenntnis der stammhaften, altererb-
ten Kulturwörter. Doch zur Sache I
Die vergleichende Sprachforschung belehrt uns, dafs die Indogermanen , als
sie noch in ihrer gemeinsamen Urheimat sefshaft waren, bereits die meisten
unserer jetzigen Haustiere gezähmt hatten^). Sie waren damals der wich*
tigste Besitz der Menschen ; Reichtum daran und Femhaltung der auf ihren Raub
ausgehenden Feinde sind ein geläufiges, oftmals wiederkehrendes Thema der
vedischen Hymnen (Kuhn, Herabkunft des Feuers S. 1 ff.). Fast abgöttisch ver-
ehrte man die milchspendenden Rinder, ja mit dem Worte gopa bezeichnete man
den Rinderhirten und den König. Das vorzüglich von Eichelkost sich nährende
Schwein gab sein Fleisch, das Schaf seine Wolle. Auch die Ziege fehlte
nicht dem Hauswesen, noch weniger der Hund, der dem Menschen als sein
treuester Diener beim Hüten der Herde von jeher trefflichen Beistand leistete.
Das Pferd dagegen, dessen Bekanntschaft gleichfalls in jene Zeit fällt, lernte
man erst in späterer Zeit zähmen und sich dienstbar machen ^] .
Auf ungefähr der gleichen Stufe treffen wir die Italer bei ihrer Einwan-
derung in Italien und noch bestätigt uns das Ceremoniell der Suovetaurilien in
historischer Zeit, dafs auf Rindvieh-, Kleinvieh- und Schweinezucht der Wohl-
stand der alten Italer beruhte , noch bekundet die älteste Sitte , alle Geldstrafen
in Schafen und Rindern zu berechnen , die höhe Bedeutung dieses Besitztitels.
Erhielt ja doch auch das Land, wenngleich ursprünglich blofs in seinem südwest-
lichen Zipfel , von den einwandernden Griechen wegen seines Rinderreichturos
den Namen 1 1 a 1 i a [IraXog = vitulus] •
Doch nicht blofs die von ihnen gezähmten, sondern auch mancherlei Tiere
des Waldes und Feldes wurden den Italem, noch bevor sie dieApenninen-
halbinsel betraten, bekannt. Wild, zu dessen Erlegung man mit Pfeil und Bogen
oder mit dem Speer bewaffnet auszog, war ja reichlich vorhanden. Der Hirsch
(cervus, hinnulus) , der jetzt in Italien so gut wie ganz ausgestorben ist , durch-
streifte einst die ganze Halbinsel und noch bekundet der Name der Stadt Brun-
4) Vgl. Kuhn, Zar filtesten Geschichte der indogerm. Völker in Webers Ind. Sind.
4. 338 ff., Kneisol, Kullurzustand der indogerm. Völker, Progr. v. Naumburg 4867. S. Sff.,
Förstemann, K(uhns) Z(eitschr.) 4. 491 ff., Pictet, les orig. indoeurop^cnnes etc.
2) Die Haustiere der vedischen Arier sind nach Zimmer, allind. Leben: Rind, Scbif,
Ziege, Hund; Rofs, Esel.
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IN DBR LATBINISGHBIf SpRACHB. 95
disiam^) seine einstige Existenz im äufsersten Südosten, in Calabrien; derWo If
(lupus), noch heutzutage das gefUrchtetste Tier des Apennins, besonders der
Abnizzen, war schon damals verrufen, und bezeichnend genug haben die italischen
Bundesgenossen auf ihren Münzen neben dem Stier (als Symbol der Samniter)
den Wolf (als das Sinnbild der Römer] verewigt. Der Bär (ursus) war in Luca*
nien und Apulien häufig anzutreffen, nicht minder der Eber (aper, verres), eine
gern gesehene Beute der Jäger : sämtlich Tiere , die nach Ausweis der von De>
litzsch (Assyrische Studien, Leipzig 4874) ausgebeuteten ninivitischen Thon-
täfeichen auch dem semitischen Sprachstamme im Euphrattieflande von alters
her bekannt waren und deren Vorkommen nach Angabe der römischen Schrift-
steller in gleicher Weise für die pyrenäische Halbinsel verbürgt ist (vgl. Wiehert,
Progr. des Kneiphöfschen Gymnasiums in Königsberg 4846. S. 4—4). Und dafs
man diese Tiere nicht blofs kannte, sondern auch erlegte, wird durch die Aus-
grabungen zur GewiDsheit erhoben : wie denn beispielsweise in den Pfahlbauten
der Poebene , abgesehen von den Überresten der Haustiere , Knochen und Ge-
weihe von Hirsehen , Knochen und Hauer von Wildschweinen und Bärenzähne
gefunden worden sind (vgl. Heibig, die Italiker in der Poebene. Leipzig 4879.
S. 44 f.). Ohne Zweifel hatte man auch damals schon die Bekanntschaft des
Fuchses (vulpes) gemacht^). Doch noch mehrl Wie der Hase') (lepus
vgl. xexij^ = skr. ca^a), so zählt auch der Igel (er, erinaceus) und das
Geschlecht der Mäuse (mus = skr. müsba; sorex) bereits zu den alten Be-
kannten; desgleichen der Biber (fiber), der einstmals alle Gewässer Europas
bewohnte (Hehn, Kulturpflanzen S. 46.). Gleichfalls aus europäischer Zeit da-
tiert wohl die Kenntnis des Frettchens, wenn anders, was wohl kaum an-
zunehmen, das plautinische viverra nicht aus einer nordischen Sprache entlehnt
ist, wo es in den Formen (lit.) vaivaras und (slav.) v(verica = Eichhörnchen er-
scheint^). Gräkoitalisch ist auch entschieden der Name des Maulwurfs (talpa
=: axakoip = aOTtala^ , da der Abfall des anlautenden s und der Übergang von
sc und sp in st durch Analogieen gesichert ist (vgl. Gurt. Grundz.^ 689) , dagegen
hat die Fischotter ihren alten indogermanischen Namen (skr. udra, zend.udra
I) Der Name kommt vom messap. ßqivdos' IXatpos (Hesych.) ss lit. brödis, lett. brödis,
preufs. braydis, Hirsch, Elentier.
%) Mag man eine Grundform vaipa aufstellen, aus der sich vufes und mit abgefallenem
V die griechische und litauische Form zur Not erklären liefsen, oder auch blofs die letzt-
genannten beiden Sprachen mit ihren genau sich deckenden Bildungen (läpö, lapükas «
itXanBX") berücksichtigen, so beweist doch die übereinstimmende Formation im Griechi-
schen und Litauischen die Kenntnis des Tieres in europäischer Zeit.
3) Vgl. dasypus bei Plinius 8. 219 u. ö.
4) Die Bedeutungsverschiedenheit zwischen dem Lateinischen und den nord. Sprachen
deutet darauf hin, dafs Frettchen und Eichhorn einstmals mit gleichem Namen belegt, also
für derselben Tiergattung angehOrig betrachtet worden sind. Nur so läfst es sich erkifiren,
wie es gekommen, dafs die Rümer seit der Kaieerzeit für das Eichhorn einen griechischen
Namen (sciurus) adoptiert haben. Durch die Griechen werden sie mit den unterscheiden-
den Merkmalen dieses von ihnen früher viverra benannten, ungemein beliebten (Marlial
5. 87. M) Tieres bekannt geworden sein.
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96 Griechische Wöbtbr
f. preufs. odro, an. otr, ahd. ottir, griech. iv-vdqig) auf italischem Boden ver-
loren und durch eine Neubildung aus der Wurzel lu einen neuen (lulra) erhalten.
Wie dieser, so sind gleichfalls als specifisch römische Namen zu betrachteD
die Benennungen des Marders (meles) und der Wildkatze (feles), zu denen
man wohl erst in Italien in nähere Beziehung trat, aber auch die des Wiesels
(mustela), derHaselmaus (nitedula, nitela) und des Siebenschläfers (glis),
der in späterer Zeit als beliebter Leckerbissen die Tafeln der Reichen zierte und
deshalb in Vivarien gehalten wurde; ebenso des Affen, der unter den Bezeich-
nungen dura, clüna und simia schon seit alter Zeit in Rom bekannt und vermut-
lich auf den italischen Inseln heimisch war^).
Femer lernten die Römer auf italischem Boden das Reh und die Gemse
vom Hirsche (auch nominell) trennen und belegten die gleich der Ziege klettern-
den Tiere mit den Namen caprea und rupicapra; ja auch der Name des Stein-
bocks würde als römische Neuschöpfung zu betrachten sein, wenn das Wort
ibex nicht in Verdacht stände, keltischen Ursprungs zu sein^). Lebte ja doch das
Tier, wie heutzutage, schon damals in Italien nur im keltischen Sprachgebiete der
Alpen I Und in der That haben die Kelten den Römern die Kenntnis einer Zahl
von nordischen Vierfüfslem übermittelt : die Namen des U r (urus cf. Macrob. 4.
6 extr.), des Dachses (chama, rufius cf. Plin. 8. 70, vgl. taxea), des Wind-
hundes (vertragus. Arrian. de ven. 3), der Maultierarten burdo, mannus
und buricus (vgl. Hehn, Kulturpfl. 3 p. 545), des Kaninchens (cuniculus,
laurix, Hehn, Kulturpfl.^ p. 398. 399. 541), des Bastards von Schwein und
Eber (hibrida. Vgl. S. 44) und des Wallachs (cantherius. Vgl. S. 23. 35)
haben von Gallien aus den Weg nach Rom gefunden , ebenso sind Worte germa-
nischen Ursprungs wie bison, Wisent (cf. VaniJ. Fremdw. p. 8) und alces,
achlis, Elch (Plin. 8. 39. Caes. b. G. 6. 87) wahrscheinlich durch keltische Ver-
mittelung in Rom eingebürgert worden.
Dagegen war das erste aus dem Orient importierte Säugetier ohne Zweifel
der Esel (asinus) . Wie die in sämtlichen nordeuropäischen Sprachen offenbar
aus dem lateinischen Deminutivum asellus entlehnten Namen desselben, noch
mehr aber das bisher bei allen Ausgrabungen resultatlose Forschen nach Esels-
knochen genügend bekunden , gehörte das Tier noch nicht zum Haushalte der
4) Wenigstens kan# der Name Pithekussa für die vor dem Vorgebirge Misenum ge-
legene Insel, die man sonst Aenaria oder Inarime zu nennen pflegte, da die Ableitung des
Wortes bei Plinius von nl^os Fafs lautlich und sachlich sehr unwahrscheinlich ist, nicht
wohl anders als ans der zahlreichen Anwesenheit von Affen [ni^xog) erklärt werden (vgl.
Kiepert, Lehrb. d. alt. Geogr. S. 446 Anm.), ähnlich wie ^i^^ovtftfa die ziegenreiche, ^Poin-
xovtraa die dattelreiche, ^E^ixovaaa die an Heidekraut reiche Insel bezeichnet. Von dort
konnte das Tier leicht nach Rom gelangen, wo es zu Plautus (vgl. Most. 4. i. 4.) und
Ennius (bei Cic. d. nat. devr. 4. 85) Zeit aufföllig bekannt war, sodafs es niemals bei Ge-
legenheil von Venationen gezeigt worden ist. Die Möglichkeit der Ableitung des Wortes
simia von clfxogf plattnasig (dagegen similis) ändert an dieser Thatsache nichts. Die An-
nahme griechischen oder phönicischen Imports in Rom ist damit nicht ausgeschlossen.
5) Das dem griechischen aiyoxs^tas nachgebildete capricomus ist nur zur Bezeichnang
des Sternbildes im Gebrauch.
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IN DBK LATEmiSGHBN SPRACHE. 97
europäischen Völker. Dafs aber das Wort asinus aus fremder (semitischer] Quelle
geflossen ist, wird wohl nur noch von wenigen bezweifelt, dagegen direkt behauptet
nach Benfeys Vorgange (Wurzel Wörterbuch \ . 123) von Ilehn, Kulturpfl. H5. 514.
Stockes Ir. gloss. 159. Fielet, les orig. Indoeurop. 1 . 354, Gurtius Grundz. 404 u. a.
Doch dürfte der Nachweis griechischer Vermittelung schwer zu erbringen sein,
da von oyog zu asinus keine BrUcke führt und die Annahme einer dialektischen
Nebenform wie aayog (vgl. Hehn a.a.O.) immerhin eine sehr mifsliche Sache ist.
Für vollkommen unglaublich aber halte ich trotz Hehn S. 115 den Import des Esels
durch illyrische Volksstämme und neige vielmehr zu der Ansicht, dafs derselbe
ebenso wie der Pfau mit phönicischen W^arenballen direkt an die italische Küste
gelangt und von den phönicischen Kaufleuten frühzeitig in den überseeischen
Uandelsfaktoreien als Lasttier verwendet worden ist ^). Der Umstand, dafs Afrika
die ursprüngliche Heimat des Tieres ist, legt sogar den Gedanken an karthagische
Einfuhr sehr nahe und die sonst sich bietenden sprachlichen Schwierigkeiten
werden durch diese Annahme so gut wie beseitigt, da sich aus dem hebräischen
aton das lateinische asinus mit Leichtigkeit ableiten läfst.
Weit intensiver als der Einflufs der Gallier und Phönicier war der der
Griechen. Deren Verdienst ist die frühzeitige Acclimatisation des Maultieres,
das aus seiner pontischen Heimat (vgl. Homer H. 2. 852) auf phokäischen Schiffen
dem italischen Gestade zugeführt wurde. Wenn wir nämlich erwögen, dafe
dieses rüstige Handelsvolk bereits vor dem Jahre 600 das ganze westliche Mittel-
meer bis nach Tartessus befuhr, dann Massilia an der gallischen Küste gründete
und auch auf Sardinien und dem italischen Festlande (Velia) Stützpunkte für
seine Fahrten hatte, ja dafs es sogar an der Tibermündung erschien (Justin 43.
3. 4), um engere Beziehungen mit den Römern anzuknüpfen , so wird uns nicht
mehr bedenklich erscheinen, das W^ort mulus aus dem der Überlieferung nach
phokäischen iiv^Xog oder ^ivTcXog , Zuchtesel , Springesel abzuleiten {ovovg Tovg
litt oxbIccv TtefiTtofiivovg Hesych., vgl. Hehn, Kulturpfl. ^ p. 515). Schwierig
ist es jedoch , die Zeit dieser Acquisition genau zu bestimmen : Zu Varros Zeit
erscheint der mulus als eins der verbreitetsten und gebräuchlichsten Zugtiere in
Italien (Varr. r. r. 2. 8. 5: hisce enim binis coniunctis omnia vehicula in viis
ducuntur) , für den Beginn des ersten Jahrhunderts vor Christus verbürgt ein
Gleiches der damals aufgekommene Name der muli Mariani , für eine noch weit
frühere Verwendung des Tieres aber spricht meines Erachtens der Gebrauch des
Wortes mulus in sprichwörtlichen Ausdrücken wie mulo inscitior schon bei Plau-
tus (Cist. 4. 2. 12. Aul. 3. 5. 21).
Dem Spröfslinge der Stute und des Esels folgte der Abkömmling des
Hengstes und der Eselin erst später nach dem Westen von Europa nach.
Dafs aber auch dieser zuerst durch die Griechen in Italien importiert worden ist,
geht deutlich hervor aus den Bezeichnungen etrusk. huins (Jahrb. f. Philol. 1874.
800) und lat, hinnus, hinnulus (Titin.) , hinnuleus, welche sämtlich auf die
Grundform 'irvog zurückgehen.
4} Auf frühen Handelsverkehr mit den Phöniciern deutet der bereits im Jahre 509 mit
Karthago abgeschlossene Handelsvertrag, vgl. Polyb. 3. 2%. 30.
Weise, Griecb. Wörter i. d. lat. Sprache. 7
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9S Griechischb Wörtsr
Da mit diesen Errungenschaften die wichtigsten Haustiere nunmehr im Be-
sitze der Römer waren, so nimmt es nicht wunder, dafs geraume Zeit keine
neuen Kulturtibertragungen auf dem Gebiete der Säugetiere stattfinden. Erst der
Aufschwung der Wollindustrie hatte die Einführung edler Schafrassen aus
Griechenland zur Folge (Plin. 8. f 90 : lana, quae in Italia Graeci pecoris appella-
tur), so dafs auch aus jener Zeit die nach Varro r. r. 8. 2 von den maiores ge-
brauchte Benennung einer Schafgattung als apica := ccTtOTcog , ^ablbäuchig her-
rühren mag (vgl. Fest. 25. 14). Auch mit den vorzüglichsten griechischen
Hundearten wurde man jetzt vertraut undwufste besonders die molossische
(molossus, cf. molossici cancs Plaut, capt. 86) und lakonische (laco) Rasse
wegen ihrer Brauchbarkeit zur Jagd (Sil. 3. 295) und zur Bewachung der Herden
(amica vis pastoribus Hör. epod. 6. 5) zu schützen, wie denn diese beiden von
den Dichtern häufig zusammen genannt werden (vgl. Verg.georg. 3.405. Nemes.
Gyn. 407. Gratian. Gyn. 211 u. a.).
Weit später erst betritt die Katze d. h. die Hauskatze i) unter griechischem
Namen von Ägypten aus den italischen Boden. Ihrer thut zuerst Palladius Er-
wähnung (4. 9. 4.) und seitdem ist ibr/Name (cattus, calta = XQcrtog xaxta, in
fast alle europäischen Sprachen übergegangen (vgl. Hehn, Kulturpfl. 407. Isid.
or. 1 2. 2. 38) . Dafs freilich die Römer schon in Ciceronianischer Zeit von der ägyp-
tischen Hauskatze Kenntnis gehabt haben , geht deutlich hervor aus Cic. d. nat.
deor. 1. 36, wo er sagt: possum de ichneumonum utilitate, de crocodilorum , de
felium dicere. Diese und zwar die in Bubastis verehrte ist es auch, die unter
dem griechischen Namen aelurus bei Juvenal 15. 7 und Gellius^ 20. 8 erwähnt
wird. Auf die Frage , warum sich die Römer nicht früher in den Besitz dieses
schon seit den ältesten Zeiten in Ägypten gezähmten Tieres gesetzt haben , gieht
uns die Antwort die Gewohnheit der Römer, sich des Wiesels und Marders zom
Fangen der Mäuse zu bedienen. Auch würde die religiöse Scheu , mit der die
Ägypter über dem Leben dieser Tiere wachten (vgl. Diod. 1. 83), entschieden
hemmend auf die Ausfuhr in gröfserer Zahl eingewirkt haben.
Die letzte bedeutendere Acquisition Italiens im Altertum auf dem Gebiete
der Säugetiere war die des Büffels (bubalus = /?otJ/!^aJlog) , der, heutiutage
eine notwendige Staffage der Maremmen, nach Hehn erst um das Jahr 600 n.Cbr.
dorthin verpflanzt wurde , nachdem er durch die Völkerwanderung von Aracbo-
sien aus nach Westen vorgeschoben worden war (Hehn a. a. O. 411 ff.). Dafs
derselbe aber vielleicht schon viel früher auf europäischem Boden anwesend ge-
wesen ist, dafür spricht eine herodoteische Stelle (7. 126), wenn anders die dort
erwähnten, in Päonien lebenden ßoeg ayqiot wirklich Büffel gewesen sind.
Viel gröfser ist der Natur der Sache nach die Zahl der nicht in Italien accli-
matisierten , sondern blofs zu besonderen Zwecken aus dem Auslande dort ein-
geführten Säugetiere. Waren doch der Gelegenheiten , Rom mit diesen meist
afrikanischen Vierfüfslern bekannt zu machen , so viele vorhanden I Denn nicht
blofs durch den Handel und Verkehr, sondern auch durch die Kriege, die Rom
^) Die wilde Katze kannte man schon längst unter dem Namen felis. Stehe S. 96.
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IN DER LATEINISCHEN SpHAGHB. 99
o^ii Pyrrhus üad Uannibal auf italischem , mit andereu Feiaden auf asiatischem
luid afrikanischem Boden zu bestehen hatte, ferner durch die Venationen , für
welche, dank der Sucht der höheren römischen Beamten, sich die Zuneigung des
Voll^es zu erwerben , immer neue Bestien nach Rom gebracht wurden , endlich
durch die seit der Aufnahme der feineren Kochkunst einreifsende Jagd nach ku-
linarischen Genüssen sind eine Menge auslSindischer Tiere dem grofsen Centrum
d^^ römischen Monarchie zugeführt worden.
Während der Elefantenzahn (ebur) schon zu Homers Zeit in Griechen-
land bekannt und schon sehr früh durch den phönicischen Handel in Italien voi*-
breitet worden war, ist das Tier selbst erst verhaltnism^fsig spat zur Kenntnis
der Römer gelangt, nachweislich zuerst im Tarentinischen Kriege, wo Pyrrhus
die stattliche Zahl von 20 Elefanten den Römern entgegenstellte. Von dem
LandQ, wo man ihrer zuerst ansichtig ward, hatten sie anfangs den Namen der
lukanischen Ochsen erhalten (Luca bos bei Plautus vgl. Marcellin. chron. ad
ann, 496 p. Chr. und Naev. bell. Punic. fr. ine. 11 p. 49 ed. Vahl.), der aber bald
durch den griechischen Ausdruck elephas oder elephantus verdraogt wurde.
Nich^ lange darauf, schon im Jahre 275, wurde der Stadt Rom die Freude zu
teil, dieses ungeheure Tier in ihren Mauern zu sehen, da M. Cur. Dentatus
mehrere erbeutele Exemplare im Triumphe aufführte (Senec. brev. vit. 43. 3),
ja kaum 25 Jahre später konnte Caecil. Melellus die erstaunliche Zahl von 420
der Hauptstadt zusenden [Senec. a. a. O. 43. 8).
Wann der Panther oder Pardel den Römern bekannt geworden ^ ist
schwer zu sagen. Von der Geflecktheit des Felles, seiner hervorstechendsten
und augenfälligsten Eigenschaft, hatte man früh gehört, und schon Plautus konnte
im Anfange des 2. Jahrhunderts (495) sagen: caprigenum hominum non placet
mihi neque pantherinum genus (Epid. 48), doch sollte man das, was man bis-
her wohl aus dem Munde der unteritalischen Griechen vernommen , bereits 4 86
V. Chr. mit eigenen Augen schauen. Denn in diesem Jahre fand nach Livius' An-
gabe (39. 22) die erste Tierhetze in Rom statt, welcher 47 Jahre später (469) die
zweite folgte (Liv..44. 48). Hier tritt uns das Tier mit dem Namen panthera
entgegen (aus Ttav^q entlehnt), der litterarisch zuerst bei Lucr. 4. 4009 Bern,
be^gt ist. Daneben erscheint bei Varr. 1. 1. 5. 400 der Ausdruck pantheris
für das Weibchen und erst später scheint sich die andere griechische Benennung
der Bestie pard aus (Curt. 5. 4. 24) und pardus (Plin. 8. 63) in Rom einge-
bürgert zu haben. Überdies begegnen wir auch dem von dem gefleckten Felle
abgeleiteten römischen Namen varia (Plin. a. a. O.).
Etwas anders verhält es sich mit dem Löwen , den die europäischen Völker
bereits auf der Wanderung in ihren ersten europäischen W^ohnsitzen kennen gelernt
haben werden, wenij anders die Gleichung slav. livü, lit. levas, germ. lewo, griech.
Xifg = llg und keif ort- = lelcop, A^a>i/ richtig ist und der Bericht des Herodot
(7. 425 vgl. Index Aristotel. S. 429) auf Wahrheit beruht, dafs d^r Löwe noch in
historischer Zeit im östlichen Europa, speciell in Päonien und den Landschaften
zwischen Achelous und iNestus gehaust hat. Den Römern aber ist wahrscheinlich
auf ihrem weiteren Zuge mit dem Tiere auch der Name desselben entschwunden.
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100 Griechischb Wörtbb
was erwiesenermafsen auch beim Luchse der Fall war, den die Griechen und die
nordischen Völker übereinstimmend mit einem stammhaften , die Römer dagegen
mit einem entlehnten Namen bezeichnen. Wie lynx so ist auch leo aus dem Grie-
chischen herübergenommen. Denn schwerlich läfst sich letzteres Wort trotz Pauli
mit den genannten europäischen Wörtern aus gemeinschaftlicher Wurzel ableilen:
wenigstens stände der Ausfall des v zwischen e und o im Latein meines Wissens
ganz beispiellos da; man erwartete vielmehr, mag man mit Pauli *) an eineOrund-
form liv graugelb sein oder mit Leo Meyer (K. Z. 5. 385] an 1u reifsen, zerreifsen
oder mit Pictet 4. 4S3 an lu gewinnen, erbeuten denken, in jenem Falle eine
lateinische Form livo (vgl. lividus u. a.), in diesem luns oder etwas Ähnliches
(vgl. Misteli K. Z. 17. 191). Vermutlich lernten die Römer den Löwen, nadidem
sie seinen Namen schon vorher aus griechischem Munde vernommen , zugleich
mit dem Panther und anderen afrikanischen Bestien bei Gelegenheit der kartha-
gischen Kriege in Afi*ika von neuem kennen und von dorther wurde denn auch
von Mk Fulvius im Jahre 486 eine Anzahl Exemplare nach Rom gebracht (Liv.
39. 29). Die Löwin, in alter Zeit (so bei Plaut. Yidul. nach Varr. L 1. fr.S) gleich
dem Männchen leo genannt, heifst seit Varro und Cicero leaena =s Xiaim
oder lea.
Dafs der Leopard (leopardus, leopardalis) erst in ziemlieh später Zdt unter
diesem Namen in der römischen Litteratur auftritt (bei Lampr. Heliog. 24. 1.
Paul. Diac. S. 33. 44), kann uns nicht hindern zu behaupten, dafs sehen bei Ge-
legenheit der ersten Yenationen Exemplare dieser Tiergattung in Rom vorgeführt
worden sind. Es erklärt sich dies aus der geringen Unterseheidungsgabe der
Römer jener Zeit und der daraus resultierenden Ungenauigkeit in der Nomen-
klatur, wie denn tbatsächlich Löwen, Panther und Leoparden oft mit dem all-
gemeinen Namen Africanae seil, bestiae benannt werden , z. B. bei Liv. 44, 48,
wo es heifst, dafs im Jahre 469 sexaginta tres Africanas lusisse. (Im übrigen
vgl. Mongez, memoire sur lesanimaux promen^s ou iu^s dans les cirques in den
m^m. de I'Instit. F. X (4833) S. 379.. Friedländer, Sittengesch. 2. 395.]
Wir kommen zur Hyäne (hyaena) 1 Wenn Mongez a. a. 0- recht hat/ so
wird auch, diese bereits in der Zahl der Africanae, die bei den ersten Yenationen
vorgeführt wurden , mit vertreten gewesen sein. Denn nur so findet die hier
wie beim Leoparden auffällige Erscheinung ihre Erklärung,, dafs diese Bestien
erst in ganz später Zeit unter ihrem griechischen Namen als zu Yenationen ver-
wendet aufgezählt werden (Gordian. III. c. 33, wo wir lesen: belbi id est hyae-
nae decem) . Daher ist anzunehmen , dafs sich vielleicht schon unter den 63 im
Jahre 469 nach Rom gebrachten afrikanischen Tieren, sicher aber unter den 450
vomÄdilen Scaurus und den 440 von Pompeius gespendeten eine Anzahl Hyänen
befunden haben. Dem Ausdruck hyaena begegnen wir litterarisch zuerst bei
Ovid. met. 45. 409.
Wie die vorhergenannten, so gehört zumRatzengeschlechte auch der Tiger^)
4) Progr. V. Minden 487S, vgl. K. Z. 2S. 358.
2) Den Indern wurde derselbe nach Zinomer, a. a. 0. «rsl in Bengalen bekannt. Im
Rigveda wird er noch gar nicht erwähnt.
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IN DSR LATEINISCHEN SPRACHE. 101
(ügris). Warum dieser erst zu Augustus' Zeil 4 4 v. Chr. zum ersten Male in Rom
gezeigt worden ist (Plin. 8. 65], geht aus den Worten des Varro l. 1. 5. 100, der
ihn unter den römischen Autoren zuerst erwähnt , deutlich hervor : vivus capi
adhac non potuit. Aber allerdings hatten die Athener schon von Seleucus
(Athen. 43. S. 590) ein Exemplar erhalten. Wenn nun auch die Möglichkeit
nicht geleugnet werden kann, dafs die in Kleinasien vorrückenden Truppen des
Lucallus und Pompeius seiner in Armenien, wo die Anwesenheit des Tigers aufser-
halb Indiens und Hyrkaniens bezeugt ist, ansichtig geworden, so steht doch fest,
daCs der erste lebendig gefangene Tiger, der einem Römer vorgeführt wurde, der-
jenige war, welchen eine indische Gesandtschaft dem Kaiser Augustus im Jahre 4 9
V. Chr. auf der Insel Samos verehrte (Dio 54. 9) ^) .
Als Beutestück hielt das Kamel (camelus) seinen Einzug in Rom, welches
nach Varros Angabe, zugleich des ersten römischen Gewährsmannes, der seiner
gedet)kt2), suo nomine Syriaco') in Latium venit. (5. 400). Die auf den ersten
Blick auffällige Erscheinung, dafs es nicht schon in den punischen Kriegen den
Römern bekannt wurde, findet ihre Erklärung darin, dafs das Tier nicht vor dem
1. Jahrhundert v. Chr. nach Nordafrika gelangt ist. Denn es hat sich erst infolge
der grofsen Eroberungs- und Handelszüge der vorderasiatischen Stämme von
seiner Heimat, dem arabisch-syrischen Küstenstriche, dahin verbreitet. Auf den
ältesten ägyptischen Denkmälern suchen wir daher das vermutlich durch die
Hebräer in dieses Land importierte Tier vergeblich , ebenso auf den von Rabbi
Mardochai im südwestlichen Marokko aufgefundenen sehr alten Skulpturen (vgl.
Ritter, Erdkunde XHI. 3. S. 609. Theobald Fischer, Studien über das Klima der
Mittelmeerländer in Petermanns Mitteilungen, Ergänzungsheft No. 58 S. 45) . So
kommt es , dafs das schon durch die Perserkriege als Lasttier auf europäischen
Boden gelangte Kamel erst durch Gäsars afrikanischen Krieg den Römern genauer
bekannt wurde. Denn es wird ausdrücklich erwähnt , dafs sich unter der dem
König Juba abgenommenen Beute 22 Kamele befunden hätten (bell. Afr. 68).
Eine grofsartige Bereicherung ihrer Tierkenntnis verdanken die Römer dem
M. Aemil. Scaurus, der zu den während seiner kurulischen Ädilität im Jahre 58
V. Chr. abgehaltenen Spielen eine Anzahl von bis zu jener Zeit in Rom noch nicht
gesehenen Monstris dahin bringen liefs, die er höchst wahrscheinlich auf seinem
Zage gegen die in Petra sefshaften Nabatäer acquiriert hatte. Sicher wissen wir
dies vom Flufspferde (hippopotamus, bei Varr. 1.1. 5. 78 hippopotamios] und
Krok od iM) (crocodilus Plin. 8. 96 vgl. crocodilonius b. Plaut, nach Lorenz.) , deren
Anwesenheit in Unter- und Mittelägypten in damaliger Zeit durch die altägypti-
schen Monumente* bezeugt wird (vgl. Kiepert, Lehrb. d. alt. Geogr. S. 498 Anm.).
4) Über den Tiger im Altertum vgl. Ausland 1860 S. 833 ff.
3) Doch findet sich das Wort schon bei Lucilius in dem die Giraffe bezeichnenden
Compositum pantherocamelus.
8) Aber mit der durch die griechische Vermittelung bedingten Grttcislening.
4) Wir werden das zu den Amphibien (Schlangen) gehörende Tier bei Besprechung
dieser Tierlilasse nochmals erwähnen.
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102 Griechische Wörter
Dem ersten Auftreten des Rhinoceros (rhinoceros) in Rom war seiq Ruf
weit vorausgeeilt. Denn schon der Satiriker Lucilius hatte davon Kunde (sat.3.9
Müll. : rhinoceros velut Aethiopus). Aber erst im Jahre 55 wurde es durch Pom-
peius in Rom gezeigt (Plin. 8. 71. Friedländer a. a. 0. 2. 400).
Gleich dem Rhinoceros stammte aus Äthiopien die geschwänzte Affenart
(cephus oder cepus = xfl/^og. Plin. 8. 70. Aristot. hist. anim.2.8. Mongez.a.a.O.
402 ff.), die bei derselben Gelegenheit in Rom erschien, später aber in der Stadt
nicht wieder gesehen wurde (Plin. 8. 70) .
Eine Errungenschaft der Ciceronianischen Zeit ist die G i r a f f e , jenes eigen-
tümliche Tier, das »die Schnelle des Kameles mit der Pardelhaut vereinigt« *) und
von lior. epist. 2, 1. 496 in dieser seiner Doppelnatur trefflich charakterisiert
wird als diversum confusa genu3 panthera caraelo. Sie wanderte nach Yarr. l.l.
5. 100 über Alexandria nach Rom (Alexandria camelopardalis nuper adducta] und
wurde bei der Feier des Cäsarianischen Triumphes im Jahre 46 zuerst dort ge-
zeigt (Plin. 8. 69. Dio. 43. 23), MerWOrdigerweise gebrauchte das Volk dafür
auch den Namen »wildes Schafcc (Plin. a. a. 0.), während Lucilius das Tierpan-
tberocamelus nennt (ex Inc. libr. 83 Müll.).
Der Name des Luchses, den das Griechische [Xvy^ mit den nordischen
Sprachen (ahd. luhs, lit. luszis, ksl. rusl, pardalis) gemein hat, war den Römern
in Italien, wo sie nicht wieder Gelegenheit hatten, das Tier zu sehen, verioren
gegangen. Erst später wurde die Rekanntschaft erneuert und zwar durch Pom-
peius , der offenbar durch Cäsars Vermittelung im Jahre 55 v. Chr. den Luchs
unter dem gallischen Namen charaa oder rufius erhielt und bei seinen Spielen
verwendete (Plin. 8. 70). Doch bürgerte sich dieser Name für die europäische
Gattung des Luchses nicht ein , vielmehr scheint ihn das Volk lupus cervarius
= fr. loup- cervier genannt zu haben (Plin. 8. 84). Die Rezeichnung lynx finden
wir erst bei den augusteischen Dichtern, die seiner meist bei Erwähnung des mit
einem Luchsgespann fahrenden Gottes Racchus gedenken , und da auch Plinius
den Ausdruck nur von afrikanischen , speciell äthiopischen , und von indischen
Luchsen gebraucht, so werden wir unter lynx nicht die europäische Art, sondern
vielleicht den Karakal zu verstehen haben.
Ein aufserordentlich gesuchter Gegenstand des Handels war seit dem 4. Jahr-
hundert der Republik der wilde Esel (onager). Da er jung geschlachtet für
Gourmands ein vorzüglicher Leckerbissen war (praestans sapore. Plin. 8. 474) und
sich zur Fortpflanzung und Züchtung trefflich eignete (ad germinationem idoneus.
Varr. r. r. 2. 6), so wurde er gern gekauft und in den Vivarien^) unterhalten.
Zu Domitians Zeit trat er im Circus auf (Martial. 13. 100. Mongez a. a.O. 403 ff.).
Am vorzüglichsten gedieh er in Phrygien und Lykaonien (Plin. a. a. 0.). Doch
4) Vgl. Löwenrttt von Freiligrath.
2] Solche Tiergärten oder Wildparke sind im 1. Jahrh. ziemlich bftttfig. Die ertl« Er-
wähnung geschieht ihrer in einer Rede des Scip. Afric. min. bei GeU. 2. 20. 4—«. Nach
Plin. 8. 2H hat Fulvius Lupinus vivaria aprorum ceterorumqae silvestrium primas togati
generis angelegt, aber bald in L, Lucullus und Qu. Hortensius Nachahmer gefuodea.
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IN DER LATBlNISGHBIf SPRACHE. 103
bleibt ungewifs ; ob man darunter den Dsiggetai (mongolisch = Halbobr) oder
den Kulan zu verstehen hat. Der nach Venantius Fortunat. imWasgenwalde und
in denArdennen vorkommende onager ist wohl mit Stricker (Zoolog. Garten 1873.
S. 423) für das wilde Pferd zu hallen.
Auch in der Kaiserzeit dauerte die Zufuhr auslandischen Wildes fort ; be>
sonders wurde jetzt Afrika ausgebeutet, das verschiedene Antilopenarten
(dorcas Lucr. 4. 4153 und öfter bei Martial) nach Rom lieferte. Dort war der
wüthende Oryx (saevus oryx) zu Hause, der nach Columellas Bericht (9. 1) in
Tierparken gehalten wurde, dort der bubalus (Plin. 8. 38), der zuerst bei den
Venationen des Domitian in Rom auftrat (Priedländer, Sittengesch. 2. 402) und
nicht verwechselt werden darf mit dem im Volksmunde offenbar wegen des An-
klangs an bos ebenso benannten Büffel (Plin. 8. 38, vgl. Hehn a. a. 0. 544),
ferner der strepsiceros(= krummhömig) (Plin. 8. 214. 11. 424), mit heimi-
schem Namen addax , wahrscheinlich die von Linnö capra cervicapra genannte
Anlilopenart, welche wir zur Zeit des Antoninus Plus im römischen Cirkus an-
treffen (vgl. Friedländer a. a. 0.), endlich die von Symmachus zuerst bei seinen
Spielen verwendeten , aber gleich den strepsicerotes bereits zu Plinius' Zeit aus
Afrika imponierten (Plin. 8. 214 : haec animalia transmarini situs mittunt) py-
gargi: lauter Tiere, deren Anwesenheit in den Ländern der No^ddeg schon
Herodot IV 1 92 bezeugt : Ttvyaqyoi %al CoQxadeg ncal ßovßaXug xai ovoi —
xal oqvEg (= oqvyegf) xrl. Noch später, erst unter Kaiser Severus (im Jahre
202) wurde die aus Äthiopien gebürtige Hyänenart crocottas dem römischen
Volke vorgestellt (Plin. 8. 72).
Wir zählen nun im folgenden noch die Tiere auf, bei denen die uns erhal-
tenen Autoren nicht ausdrücklich bezeugen, dafs sie in Rom gezeigt worden sind,
verwahren uns aber von vornherein gegen die Unterstellung, als ob wir der Mei-
nung wären, sie seien auch wirklich niemals dahin gebracht worden. Vielmehr
glaubten wir uns, um nicht zu irren, aller kühnen Konjekturen enthalten zu
müssen und registrieren daher im folgenden einfach die Namen derjenigen Tiere,
deren griechische Benennung bekundet, dafs die Römer über sie zuerst durch die
Griechen , sei es persönlich oder vermittelst der Litteratur unterrichtet worden
sind, oder dafs sie die Tiere , deren Namen sie aus griechischem Munde vernom-
men , im Auslande selbst erblickt haben.
Hierher gehören eine grofse Zahl meist im Orient heimischer Vierfüfsler : der
schon früh von den Ägyptern verehrte Ichneumon, von idessen Nützlichkeit
Cic. d. nat. deor. 1 . 36 spricht, und äthiopische Tiere wie der ly caon , der dem
Wolfsgeschlechte angehört, und der catoblepas, nach Cuvier (die Erdumwäl-
zung, deutsch von Giebel S. 39) identisch mit dem Gnu (Antilope Gnu Gmel.),
desgleichen die noch heutzutage nicht genau bestimmte e a 1 e , welche die Gröfse
eines Flufspferdes , einen Elefantenschwanz und schwarze Farbe hatte (Plin.
8. 73), ferner äthiopische Affenarten wie die Meerkatze (cercopithecus, schon
bei Lucil. ine. 80 Müll. , vgl. cercops, cercolopis) , der nach Juvenal in Ägypten
göttliche Ehre zu teil wurde, die Galli triebe (callithrix) nach Lichtenstein
(de simiarum quotquot veteribus innotuerunt formis. Hamburg 1791) simia Fau-
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104 Gruchische Wörter
aus L. und der Schimpanse (simia Trog)odytes Gmel.) = sphinx, vielleicht
auch == sphingion. Hier sind aufserdem zu nennen der im Morgenlande seit den
Mitesten Zeiten überall bekannte und schon von Homer öfter erwähnte Schakal
(Ihos) und die von den römischen Schriftstellern in der Regel (Liv. 37. 40. 42.
Vopisc.Aurol.28.3) mit den Worten cameli, quos dromadas appeliant eingeftlhrte
Kamelgattung des Dromedars, ferner die mit der crocotta, wie es scheint, auch
dem Namen nach verwandte leucrocotta (Plin.8.72 al.lect. leucocrota), dann
das asiatische Einhorn (monoceros) , das man bis auf den heutigen Tag vergeh-
lich aufzusuchen bemüht gewesen ist (vgl. Guvier a. a. O^ S. 45] und die in-
dischen Füchse (nitaiopiceS) worin das griechische Wort ahlmenBg zu stecken
scheint), desgleichen der taurolephas, endlich die asiatischen Affenarten cy-
noccphalus (Hund$kopf simia Inuus L. Gic. ad Attio. 6. 4. 25. Plin. 6.484;
und satyrus (Plip. 7. 24). Dazu gesellen sich der am Phasis domtcilierende
Bockhirsch (tragelaphus Plin.8, 420. Solin. 49-49) und das in Afrika und hi>
dien lebende Stachelschwein (hystrix, in der Vulgala ohoerogryllus). Aach
müssen hier verzeichnet werden die offenbar aus dem Griechischen übertragenen
Namen einer Anzahl von sogenannten Mäusen : vor allen die mures Pontici
= OL flieg ol IIovTiKoly wahrscheinlich Hermeline (doch vgl. daiüber Index
Aristot. S. 478b. 29 ff. Zool. Gart. 8. $24), die mures odorati, vermutlich
die freilich nur auf den hinterasiatischen Gebirgen heimischen Moschustiere,
und andere Arten der mures silvestres, zu denen auch Zobel, Eichhörnchen
(sciurus), Marder und Füchse gehören, Tiere, deren Felle man besonders seit
der Kaiserzeit schätzen lernte, als die Sitte, Pelze zu tragen, immer mehr um sich
griff. Dafs sie meist aus dem südlichen Rufsland stammten, ist nicht schwer zu
erraten und würde^ selbst wenn der Name Pontici nicht darauf hindeutete, auch
dadurch wahrscheinlich , dafs in Tanais an der DonmUndung ein Stapelplatz für
Pelzwaaren sich befand (Strabo 4 4 . 493) .
Was die alten Römer sonst noch von auslandischen Vierfüfslem erwähnen,
ist in das Gebiet der Fabel zu verweisen. Denn vergeblich wird man sich be-
mühen, Tiere wie den Minotaurus und die Ghimaera, den Pegasus und
die Sphinx, den hippocamelus und hippocentaurus in Wirklichkeit,
sei es als jetsrt oder früher existierend, nachzuweisen und auch die Berichte von
dem Löwcntöter (leontophonus) klingen so unwahrscheinlich , dafs wir seine
Existenz bezweifeln können^). Ebenso stimmen wir Guvier (a. a. 0. 43) voll-
kommen bei, wenn er behauptet, dafs der indische mantichoras (Plin. 8. 75.
Ind. Aristot. 446) mit Menschenkopf , Löwenkörper und Skorpionsschwanz in das
Bereich der Mythe zu verweisen sei.
Ziehen wir das Facit , iso ergiebt sich, dafs auf dem Gebiete der Säugetiere
das Verdienst der Griechen mit wenigen Ausnahmen darauf beruht , die Römer
mit den Namen der ausländ ischen YierfUfsler bekannt gemacht zu haben, dads
dagegen der Import derselben nach Italien fast ausschliefslich in den Händen der
Römer selbst gelegen hat. Wohl ist die Einführung des Maulesels und einiger
1) Selbst Plin. (8. 136) sagt vorsichtig genug leontopbonon accipimus vocari,
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IN DBB LÄTBINISGHBN SPBACHE. 105
anderer nützlicher Haustiere durch die Griechen erfolgt, dagegen trat nach deren
AccliiDatisiening in Italien eine mehrere Jahrhunderte andauernde Pause in der
Zufuhr neuer Säugetiere ein , bis die zahlreichen Kriege der Römer und deren
hüuBgere direkte Berührung mit dem Auslande weitere Progresse gestattete. Von
dem Panther, der dem römischen Volke zuerst bei Beginn des 2. Jahrh. vorge-
führt wurde, bis zur gezähmten ägyptischen Katze, welche um die Mitte des
4. Jahrh. nach Chr. zur Zeit des Palladius die Wanderung nach Rom angetreten
zu haben scheint , sind fast alle hierher gehörigen Acquisitionen der Römer ihr
eigenes Werk. Oft mögen sie sich , wie bei den afrikanischen Vertretern des
Katzengeschlechts, anfangs allgemeiner Ausdrücke wie »Afrikanische Tiere« be-
dient haben , bis die fortschreitende , durch die Griechen Übermittelte Kenntnis
in der Naturwissenschaft oder direkter Verkehr mit diesem Volke weitere Auf-
klärung und eine genauere Nomenklatur möglich machte. Und in der That be-
safsea die gewandten Griechen ein siupendes Talent, die charakteristischen
Merkmale aller in ihren Gesichtskreis kommenden Novitäten zu erkennen und
durch heimische Worte zum Ausdruck zu bringen. Die Zahl der dem Auslande
entlehnten Säugetiernamen ist daher in der gemeingriechischen Sprache verhält-
nismälsig unbedeutend und beschränkt sich im Wesentlichen auf dieAppellativa :
nagdakigj TtavSnqq ^ xfjßog, die dem Sanskrit, ovog. lAcqporg, xA^r]logj die
dem Semitischen, o^v§y das dem Ägyptischen, riyQig, das dem Armenisch-
Persischen entstammt. Dazu gesellen sich in ganz später Zeit Fremdlinge wie
KaQTa^iovop (worüber L. Geiger, Urspr. und Entwickl. der menschl. Spr. u. Ver-
nunft I. 465) und ard-oloip (vgl. Förstemann K. Z. 1. 499 = kopt. pantalhop)
und die keltisch -germanischen Ausdrücke ovQog, ßlatav, ältcrj, xavd-rjhog.
Diesen gegenüber steht eine enorme Zahl von den Griechen eigens erfundener
Benennungen für fremde Tiere , aus denen wir hier nur folgende herausgreifen :
Ixrevftoip, ÖQOfiag, xQoytoöeclogj narioßXiTtiov^ qivo'KiQiog, fiopoxi^wg^ vaiva^
cncap^'oxoiQog, vgtqi^j ^cig, oray^og, 7rl&r]xog, xsQKOTtldirjxogy Tcwaxitpakog^
GarvQog, Ofply^. xakll^Qi§^ Ttvyaqyog^ ßovßalog^ arQBipiyciQMg u. a. ^).
Zum Schlufs sei noch erwähnt^ dafs wir die 6sch- und vögelartigen Säuge-
tiere (Walfisch, Robbe, Delphin, Fledermaus) bei Besprechung der Fische und
Vögel unterbringen werden geroäfs der Einteilung der Römer (Varr. l. 1. 5. 75)
in Tiere, welche sich aufhalten in aäre, in aqua, in terra ^).
i) Ähnlich verhält es sich auf dem Gebiete der Pflanzen, worüber zu vergleichen Tb.
Xoldekes Anzeige von J. Löws Schrift über »aramäische Pflanzennamen« im Litler. Centralbl.
1881 nr. 22 p. 767. Im übrigen vgl. oben S. 17 nebst Anm. 1.
2) Aus leicht ersichtlichem Grunde sind die bei römischen Autoren vorkommenden
griechischen Wörter scymnus, mygale, arcoleon, onocentaurus und einige andere hier un-
berücksichtigt geblieben.
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106 Griechische Wörter
§ 2» Vögal.
Viel später als die Zähmung der Säugetiere isH den Jndogeriuanen die Do-
mestikation der Vögel gelungen. Zwar lehrt uns dje vergleichende Sprach-
forschung , dafs sie sjch vor ihrer Trennung im Besitz eines Ausdi;uck$ für die
Gans (ansier.= x^v =,skr. hansa-s = ahd. gans = ksl. gqsi) und vielleipht
auch fUr die Ente (anas == rfjaaa = ahd. anut = lit. änti-s =?= skr. Ätis!) be-
funden haben;. doch ist es fraglich , ob diese Tiere bereits zu den Haustieren der
Urzeit gehört h^ben, da die Gans 30, die Ente S1 — S4 Tage zu^ Brüten braucht,
ihre ZUchtuijig daher bei einem nomadisierenden Volke wenig Wahrscheinlicjikeil
hat. Daher dürften vielleicht erst die Europäer nach Erlangung fester Wohnsitze
diese Tiere zu zähmen angefangen haben.
. Mufsteo, Ga^s und Ente durch ihre Farbe und ihren Aufenthaltsort schon früh
die allgam^eine Aufinerksamkeit erregen , so war dies vielleicht in noch höherem
Grade beim Kuckuck der Fall (cuculus, xvxxv|, skr. kpkila-s, ahd. gauh, ksl. ku-
kavica), der sich damals wie heute durch seine Stimme leicht bemerkbar machte..
Wie dieseXjSO wur^e auch ein hühnerartiger Vogel (Rebhuhn oder Birkhuhn)
sdiion d9PQ3l3 nach seinem Naturlau,te onomatopoetisch benannt [riifqi^ skr. titti-
ri-s, tittira^s, an. thidhurr, lit. telörva, ksl. teti'fevi). !^benso wird die Kenntnis
deß Kauzes (ulucus, skr. ulüka-s] durch die Übereinstimm,ung der lateinischen
unc( indischen, die der Wachtel (opTt/^, skr. vartaka-s, yartikä) und einer
Adleii'art [(pr^nq^ skr.bhäsa-s, Grui^dform bhansa) durch die Ideqtität der grie-
chischen und indischen Bezeichnung, die des Spechtes durch die Namens-
gleichbeit in .4 Sprachen (picus, vgl. pica, a^d. speh und speht, lit. spakas^ skr.
pika-s) erwiesen, wiewohl zugegeben werden raufs, dafs die Bedeutung der bis-
her erwähnten indogermanischen Vogelnamen vielfach divergiert *).
Um ein Bedeutendes erweitert sich der Horizont im europäischen Sprach-
kreise: Von gröfseren Vögeln begrüfsen wir hier zuerst den Kranich (grus,
yi^avog^ ags. cran, ahd. cranuh, com. garan, lit. g6rve, ks}. äeravi) und den
Schwan (clor, iXcoqioq^ coi^n. elerhc, cambr, arem. alarch)^ von kleineren den
Star (stumus, '(piq ^ ahd. ^tara^ mhd. Star, böhm. korec, tbessal. äar^alog
Hesych.) und die Drossel (lurdus, turdela, ovqovd^og^ ags.throsle, lit. strazdas],
femer den Eisvogel (xijt;^, ksl. cavuka, lit. kovas; alcedo, aX%v(jJV^)^ vgl. ahd.
alacra), den Spatz [öitiqyovXogy OTtogyilog^ preufs. spurglis, ncjd. sparkj und
den Finken {uTtlyyog, ouLl^ay germ, finka).
Endlich giebt uns die Vergleichung der römischen und griechischen Vogel-
namen Auskunft darüber, dafs erst die Gräkoitaliker die Bekanntschaft der
Krickente (xe^xt^orA/c;, vgl. xe^xag, xsQxa^, xsQxlg, querquedula) und des
4) Dio Kombinationen Hübschmanns: mergus mit madgu K. Z. 24. 406 und Ficks:
XaQOf mit skr. rald (^. S44]t und xoqxoqu^ mit skr. krakaras, krkana-s (^. 53) erwähne ich
beiläufig, ohne weitere Schlüsse daraus zu ziehen.
2} alcyon findet sich auch bei den Römern und zwar schon bei Pacuv. Davon alcyo-
neus, alcyon iuS) alcyonides.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 107
Reibers (ardea, i^udiog) , des Uhus (bubo, ßvag) und der Ohreule (strix,
atQly^j endlich der Krähe {xo^iorrij comix, umbr. curnaco, vgl. corvus, gra-
culus), des Wiedehopfs (eTtotp, upupa) und der schon damals den Frühling
verkündigenden^ Schwalbe {xeXidwp, hirundo] gemacht haben.
Und was haben nicht erst die Römer an eigenen Bildungen aufzuweisen !
Wie zahlreich war nicht die Schar der Vögel, die sie auf derApenninenhalbinsel
selbst, in diesem Lande der Vögel , kennen lernten und mit Namen benannten!
Von ihrem Fluge erhielten Raubtiere, wie der Geier (vuUur) und der Ha-
bicht (accipiter = ä^u-patvan, schnellen Fittichs) ihre römische Benennung,
ebenso vielleicht der Sperling (passer von Wurzel pat. vgl. oben a'rteqyovkog).
Der Stimme verdankten ihre Namen der Storch (ciconia^), pranestinisch conia
von Wurzel can(ere] singen] und die Turteltaube (turtur, onomatopoetisch
vgl. Tpt/ycii^) , desgleichen die Nachtigall (luscinia, nach Schweizer-Sidlef
K. Z. 43. 304) von lue- und canere, nach Fröhde K. Z. 22. 548 = Süngerin von
y'ra, ru, tönen) und der Turmfalke (tinnunculus Col. 8. 8. 7 von tinnire);
ibrerin die Augen fallenden Farbe das Bläfshuhn (fulica, vgl. ^aXrjQtg), der
Adler (aquila) und die Goldamsel (galbula sc. avis). Von seinen feurigen
Augen benannte man vielleicht den häfslichen Vogel spinturnix (Wurzel skint
glänzen, scintilla, Funke), nach anderen deutlich erkennbaren Eigenschaften die
Haubenlerche (galerita von galeruS; Haube) und die Bachstelze (motacilla
nach Varr. 1. I. 5. 44 : quod semper movet caudam)^, vermutlich auch die
Grasmücke (curruca von curro) und die Trappe (avis tarda). Eberiso durch-
sichtig sind die Benennungen des Käuzchens (noctua, vgl. cicuma) und der
Fledermaus (vespertilio), des mit Hirse gemästeten Ortolans (mfliaria) und
der Feigen|drossel (ficedula), des Seeadlers (ossifraga) und der pro-
hibitoria avis, desgleichen des Bienenspechts (apiastra) und des dem
Sancus heiligen S a n qu a l i s.
Als etymologisch noch dunkel verzeichne ich femer die lateinischen Namen
der Wachtel (coturnix), der Meise (parus, vgl. aegithus), der Beutel m eise
(viliparra; von vitis und parus?), der Schleiereule (oder des Grünspechts)
(parra, umbr. parfa) , der Amser(merula) , der Weihe (milvus), der wilden
Taube (palumbes) *) , derMöve (gavia), einer Kranichart (vipio) und einer
Eulenart (sorix, griechisch ist aegolios, Nachteule).
Einige Vogelnamen sind deutlich als Übersetzungen griechischer Bezeich-
nungen zu erkennen, so carduelis = axavMg (vgl. Carduus = anavS-a) =
acalanth]S = acanthis==acanthyllis, femer falco, nach dem Vorbilde
von aQTtrj, Sichel und Falke (vgl. sarpa = ardea) aus falx, Sichel gebildet, zu-
1) Ov. Fast. 9. 853: fallimur, an veris praenuntia venit hiruDdo? — Griech. ist apus,
Maaerschvalbe.
3) Zimmer, altindisches Leben. Berlin 4 879 S. 430 stellt skr. ^akuna, gakuni, lat. ci-
coDia und griecbisch xv*yog, 3 Weissagevögel, zusammen.
3) griecbisch ist anthus, die gelbe Bachstelze.
4) Doch vgl, oben S. 27.
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lOS Grischiscbk Wörtbr
ei'Sl bei ServiuS; endlich mit. sacor, Weihe, welches aus tiga^ Übersetzt ist
unter der Annahme der Abstammung dieses Wortes von hgog.
Die am frühesten in Italien importierten und dort acclimatisierten Vögel sind
ohne Zweifel das Huhn und die Haustaube. Da beide wichtige Kultvtfgel
waren, so scheint ihre erste Einfühining aus religiösen Gründen erfolgt zu
sein. Doch kann es zweifelhaft erscheinen, wenn Italien seine Bekanntschaft
mit ihnen zu verdanken hat. Hehn denkt bei beiden an griechische Yermittelang,
mich will es dagegen bedünken, als ob dieses Verdienst den Phöniciern gebühre.
Denn die Taube erscheint in Sicilien zuerst in der altphönicischen Kultstätte der
Aphrodite auf dem Berge Eryx (Hehn a. a. 0. S. 303) und für das Huhn giebl
uns einen gewichtigen Fingerzeig eine in Solus Siciliae gefundene Münze mit
einem Hahn und punischer Inschrift auf dem Revers (vgh Berliner Blatter flirMünz-,
Siegel- und Wappenkunde VHL 1869. Tafel UV. No.47. Jeitteles, Zur Gesch.
des Ilaushuhns im Zool. Gart. 4873. S. 55 ü\). Noch mehr als dies aber spricht
meines Erachtens für direkt phönicischen Import der Umstand, dals beide Tiere
in der römischen Sprache heimische Namen tragen, was bei griechischen Einfuhr-
artikeln selbst der ältesten Zeit sehr selten der Fall ist, bei phönicischen aber die
Regel zu bilden scheint. Man übertrug eben einen bereits vorhandenen lateini-
schen Namen auf den neu erworbenen Vogel und nannte die gezähmte Taube co-
lumba, womit man früher den Taucher bezeichnet hatte (vgl. xoXvfißog)^ den
Hahn dagegen von seiner Stimme gallus^). Auch die Germanen haben sich
merkwürdigerweise für beide Tiere eigene Namen geschaffen, und das Wort Hahn
von Wurzel can(ere) singen steht ebenso vereinzelt da 2), wie gotisch ahaks
oder nhd. Taube.
Wie Huhn und Taube, so ist auch der Pfau zuerst durch die Phönicier an
die italische Küste gebracht worden, wie einesteils der im Latein erhaltene semi-
tische Name (pavo) und andernteils der Umstand schliefsen läfst , dafs die Phöni-
cier den Vogel zu Salomos Zeit aus seiner Heimat (Ophir) nach Vorderasien ver-
pflanzt hatten.
Unleugbar durch karthagische Initiative ist Rom ferner mit den afrikanischen
Perlhühnern bekannt geworden, welche nach Hehns Vermutung zur Zeit der
punischen Kriege zuerst nach Italien gelangten und immer mit dem allgemeinen
Ausdrucke Africae aves, gallinaeAfricanae, Numidicae aves oder Libycae volucres
bezeichnet worden sind 3).
Genau zu bestimmen , wann diese 4 zuletzt besprochenen Vögel in Italien
acclimatisiert worden sind, sind wir nicht imstande. Doch ist anzunehmen,
dafs die Hühner und Tauben schon seit dem 5. Jahrhundert in Süditalien heimisch
4) Entweder nach Pott und L. Meyer sa ayysXog vgl. ay-yiX-Xta oder mit Cnrt. voo
gar s= yriq-vta vgl. garrulus.
2) Doch vgl. das hesychianische rjixayos ' o «XexTQvdy und Hohn, Kulturpfl. 3 p. 584.
3) Das Wort meloagris bei Varro und Plinius war keineswegs in Rom eingebürgert,
sondern wird ausdrücklich als bei den Griechen gebräuchlicher Name dieser Yogelart be-
zeichnet und daher bei Varro r. r. 3. 9. 18 sogar mit griechischer Endung des Accos. Plnr.
versehen : gallinac Africanae — , quas meleagridas appellant Graeci.
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m DBR LATBINISCHBN SPRACHE. 109
waren und die Pfauen und Perlhühner im Laufe des 4. und 3. Jahrhunderts dort-
hin gekommen sind, während die Züchtung der Tiere en gros in eigens errichteten
Aviarien erst seit dem 2. Jahrhunderte zu datieren scheint, in welchem auch die
ersten leges sumptuariae erlassen wurden <).
Ganz ausschiiefslich den Griechen gebührt das Verdienst, den Fasan
(phasianus) den ZuchtvOgeln der Römer zugesellt zu haben , der von den Ufern
des Phasis, also aus dem südöstlichen Winkel des schwarzen Meeres unter Ptole-
maeus Euergetes nach Alexandria kam, aber erst in Augusteischer Zeit die Freu-
den der römischen Tafel erhöhte (Colum. 8. 10. Petron. 93).
Auch der Flamingo (phoenicopterus) , auf dessen Zunge als vorzüglichen
Leckerbissen zuerst Apicius hingewiesen (Plin. 10. 133. Martial. 13. 71), ist ein
griecbisoher Importartikel und wurde nach Martials Zeugnis seit der Kaisei^eit,
wenn auch in geringer Zahl auf den kleinen Bauergütern und den Villen Latiums
gemästet.
Seit derVarronischcn Zeit scheinen auch Rebhühner (perdixPlin. 10. 100.
Martial 3. 58. 15) in Italien gezüchtet worden zu sein, wenn anders die vonVat*r.
r. r. 3. 9. 7 erwähnten gallinae rusticae damit identisch sind.
Aufaer diesen zu kulinarischen Zwecken in Aviarien gehaltenen Tieren trat,
um mit Varro zu reden, eine Anzahl anderer in das triclinium ganearium ein, die
man auf der Jagd in Italien und anderswo erlegte. Dazu gehören besonders der
in loniea erbeutete (daher lonicus bei Hör. epod. S. 54, bei Varr. sat. Men.68. 1
altagena) attagen (Haselhuhn), der von Hör. a. n. O. mit dem Perlhuhn, den
Lukriner Austern und den Fischgattungen rhombus und scarus zu den Delikatessen
gerechnet wurde, femer das Schneehuhn (lagopus PHn. 10. 134)^) und der am
Fujfee der Alpen nistende Au er h ahn (telrao, tetrax, tarax, vgl. Nemes. 1. 128
Wemsd.), desgleichen die Schnepfe (scolopax) und der auch gern in Tempeln
und reichen Privathüusern zum Vergnügen und zur Zierde gehaltene Purpur-
vogel (porphyrio).
Andere Vögel, wie den afrikanischen St r aufs (struthio, struthiocamelus)
und den Papagei (psittacus, siptace) brachte man nach Rom, um die Schaulust
der Menge zu befriedigen. Ersterer, den Plautus Pers. 2. 2. 17 unter dem Namen
passer marinus erwähnt, wurde sicher schon bei Gelegenheit der ersten Vena-
tionen in der Stadt gezeigt; denn die angezogene plautinische Stelle (passer ma-
rinus volare curriculo per circum solel) ist doch wohl unter dem Eindrucke eines
solchen Schauspiels geschrieben worden. Letzterer kam durch Alexander den
Grofsen aus Indien nach Vorderasien und dem östlichen Europa und entsprechend
spater nach Italien. Doch imponierte er den Römern durch seine prächtigen
Farben so , dafs sie für ihn sogar silberne und elfenbeinerne Käfige verfertigen
4) Gegen die überhandnehmende Hühnerzucht richtete sich namentlich die lex Fannia
sumpttiaria des Jahres 164 (Plin. 4 0. 489), während die zwischen den Jahren 415 und 78
erlassene BesUmnrang (Pliu. 8. %%B) alle ausländischen Vögel umfafst zu haben scheint. —
Genossen wurde das Pfauenfleisch seit Hortensius (Varr. r. r. 3. 6), das der Perlhühner in
Ciceros Zeit (Varr. r. r. 3. 9. 48).
2) Vielleicht identisch mit lagois Hör. sat. 2. 3. 22.
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110 Griechische Wörter
liefsen und ihn von eigens dazu bestellten Lehrern unterrichten liefsen. Soll
doch schon der strenge Censor M. Porcius Cato die Vorliebe der Römer für das
Tier auf dem Forum mit folgenden Worten gegeifselt haben : 0 unglückliches
Rom, in weiche Zeiten sind wir verfallen, da die Weiber Hunde auf ihrem Schofse
ernähren und die Männer Papageien in der Hand tragen I
Von fremden , auf dem Durchzuge Italien berührenden Vögeln lernten die
Römer aufser der allbekannten Wachtel kennen die sie begleitende glottis
(Plin. 40. 67), den cychramus, vielleicht eine Ortolanart, und die Hörn eule,
otus (Plin. 10. 68), Namen, die, sämtlich von Plinius überliefert, wohl niemals
volkstümlich gewesen sind.
Von anderen bei römischen Autoren erwähnten Vögeln ist zunächst der Pe-
likan zu nennen, der in Afrika, Asien und Südosteuropa lebt und bald in der
griechischen Bezeichnung onocrotalus und später pelicanus , bald in den fremd-
ländischen platea, platalea, cofanus und truo erscheint; ferner der mit dem Isis-
kulte in Rom bekannt gewordene Ibis (ibis=ägypt.hib), ein ägyptischer dieser
Göttin heiliger Vogel, endlich die Rotgans (catarractes = pelecanus Bassa-
nus L.) und die ägyptischen in Löchern lebenden Fuchs gänse (chenalopeces).
Alle übrigen in der römischen Litteratur auftretenden griechischen Vogel-
namen gehören entweder dem Bereiche der Fabel an, wie der Greif (gryps,
gryphus), der Phönix (phoenix) und der als tragopan = Bocks-Pan bezeichnete
Vogel 1) , oder es sind nicht in das Volk eingedrungene , sondern nur von Fach-
männern gebrauchte termini technici zur Unterscheidung der Arten oder endlich
dichterische Ausdrücke , denen echt römische Namen für dieselben Tiere zur
Seite stehen. £rsleres gilt z.B. von den verschiedenen Adler-, Falken-, Raben-,
Gänse- und Entenarten, die uns Plinius vorführt (melanaetos, pygargus, morphnos
= percnus, plangus, percnopterus = (I) oripelargus, haliaetus, aesaion, asterias
(cf. astur) ; nycticorax, rhinocorax, pyrrhocorax, phalacrocorax := corvus aquati-
cus, triorchis; boscas, penelops, chenerotes) 2) , letzteres von dem sogar im La-
tein eingebürgerten und volkstümlich gewordenen Namen des Schwans (cycnus
= olor) , femer von phaleris, cerceris, epops, ortyx, philom^la, iynx = frutillus,
corax, herodius u. a.
§. 3. Wassertiere.
(Fische, Weichtiere, Schalentiere (conchylia), Strahlentiere.)
So befremdend es erscheinen mag, dafs sich für die indogermanische Grund-
sprache *kem einziger dem europäischen und asiatischen Sprachstamme gemein-
4) Oder ist dieser als Bartgeier, vultur barbatus L., zu fassen?
2) ÄhDüch verhalt es sich mit folgendeD Vogelnamen : cypselus, Schwalbenart, chlorioo,
Gelbamsei, chloreus, Grünspecht, phoenicurus , Rotschwanf , melancoryphiis, Schnepfenart,
merops, Bienenspecht, orchiios vgl. trochitus, Zaunkönig, charadrius, Regenpfeifer, laras,
Möve, corydalus, Lerchenart, ixios, Geierart, scops, Eulenart, otis, Trappe, oenanthe e=
parra, himantopus, erithacus, trygona.
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IH D^R LATEIfflfiClifiN SPRACHE. 111
samer Fischtiame nachweisen lafst, so erklärt sich doch diese aufTälligeThatsache
einniat aus der Heimat und sodann aus der Nahrungsweise der in Rede stehenden
Völker. Denn da diese im Binneniande fern von den Gestaden deis fischreichen
Meeres iü einer Wasser-' und demnach auch fischarmen Gegend ihre Ursitze hatten
und sich bei ihrer wenig entwickelten Kochkunst noch vorwiegend, wenn nicht
aossöhliefslich, von Mehlbrei, Milch, Eiern und anderen Produkten des Acker-
baues und der Viehzucht nährten , so werden sie den Bewohnern der Gewässer,
den unscheinbaren, wenig in die Augen fallenden Fischen, wohl nur ganz geringe
Aufinerksamkett geschenkt haben i). Dagegen ist anzunehmen, dafs die europäi-
schen Völker, als sie auf ihrer Wanderung nach Westen an gröfseren Gewässern
vorUberkamen und die Meeresküste erreichten , ihr Wissen in dieser Beziehung
vervollkommnet haben. Gleichwohl ist — bezeichnend genug! — nur ein ein-
ziger Fisch vorhanden , der mit vollem Rechte beanspruchen darf, der europäi-
schen Grundsprache zugewiesen zu werden, weil ihn Griechen, Römer, Germanen,
Litauer und Slaven mit wurzelverwandten Ausdrücken benennen , nämlich der
Aal (eyxslvQ == anguilla, ahd. Äl, lit. ungur^s, ksl. ^ngoriätK, während qgulja in
derselben Sprache vermutlich aus dem Latein entlehnt ist). Drei europäische
Sprachen gemeinsam sind der Gattungsname des Fisches (piscis = got. fisks
= altir. iasc.) und die Benennung des Hechtes (lupus = AtJxog = lucius) ,
alle übrigen Fischbezeichnungen lassen sich nur in je zwei Sprachgebieten nach-
weisen; und zwar teilen die Germanen mit den Römern die Kenntnis des
RochenÄ (raja aus ragja := schwed. rocka, dän. rokke, engl, roach K. Z. 22.
253) und des Hornhechtes resp.Barsches (acus, Hornhecht = ahd. ag, Barsch
K. Z. 24. 466], mit den Griechen dagegen die Bekanntschaft mit dem Hummer
[Küfiagog = an. humara] und eine Bezeichnung für ein grofses Seetier (aiXa-
XOQ = an. selr).
Aus gräkoitalischer Zeit scheinen zu stammen die Ausdrücke squatus =
xfjTog (vgl, squatina) , mugil = ^v§og, fiv^ov^ fiv^ivogy attilus = «rcA/g
oder heXig'^] (womit Fick Wöfterb. 2. 43 lit. atis, otis, Steinbutte vergleicht),
murex = juv«! und Cancer = xcrpx/i/og.
Specielles Eigentum der Römer scheinen die Bezeichnungen squalus,
Meersaufisch und acipenser, Stör zu sein, deren erstere mit squaleo,
squalidus verwandt sein dürfte, letztere mit Bezzenberger (Götting. gelehrt.
Anzeig. 1874 S. 672 vgl. Fick 2. 4) aus acu scharf und pas = pis- in piscis =
deutsch fas - in faser, also = scharfflossig zu erklären ist. Ähnlich sind andere
in später Zeit auftretende Fischnamen gebildet , die teils nach ihrer Farbe und
ihrem Aussehen eigens benannt sind (vgl. Varr. 1. 1. 4. 42 und die Ausdrücke
albumus, rubellio, lingulaca, dentex, mitylus) , teils ihre Namen von der Ähn-
4) Von der in den Veden genannten geringen Zahl von Fischen läfst sich (nach Zimmer,
atlind. Leben) nur der Delphin genau bestimmen.
f J Dieses Wort flir ein griechisches Lehnwort zu halten, wie Heibig a. a. 0. S. 75 thut,
Tiegt keiri 'Gitiiid'Vor. Auch spricht dagegen, dafs ein Übergang von o in a in griechischen
LehnwöKem ^bhl nirgends bezeugt ist. Eher könnte man geneigt sein, das Wort attilus
für keltisch auszugeben, weil es einen Pofisch bezeichnet.
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112" Griechische Wörter
lichkeit mit anderen Gegenständen erhalten haben (vgl. locusta, lucerna, passer,
pastinaea, cucumis, comutus, orca, orbis, arbor, faber, claxendix, uva, vituius,
marinus s= phoca, milvus, milvago).
Ob das plautinische loligo = sepia, sepiola und das plinianische drino,
wofür man früher dromo = ögofitav (as , original oder entlehnt sind , darüber
kann man in Zweifel sein. Doch hat meines Bedünkens bei beiden die Annahme
gallischer Herkunft die gröfste Wahrscheinlichkeit, schon deshalb, weil sie wie
die meisten gallischen Fischnamen auf o ausgehen.^]
Berechtigt uns die geringe Übereinstimmung in den Fischbezeichnungen zwi-
schen Griechen und Römern zu dem Schlüsse , dafs diese Völker während ihres
Zusammenlebens dem Fischfange noch wenig obgelegen haben und dafs damals,
wieOvid sagt (fast. 6. 473), piscis adhuc illi populo sine fraude natabat, so ^ird
diese Ansicht bestätigt durch die auffallende Abweichung in der Benennung der
Fischereigerätschaften und aller mit dem Fischfange in Verbindung stehenden
Gegenstände. Auch lassen die Ergebnisse der Ausgrabungen vermuten, dafs ganz
allmählich und an den verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten sich der Ge-
schmack für Fischspeisen ausgebildet hat. Denn während nach den dort ge-
machten Funden die Bewohner des Thaies der Vibraia sich in der Steinzeit neben
der Jagdbeute hauptsächlich von der Ausnutzung ihrer Gewässer nährten, sind die
auf den Genufs der Fischkost hinweisenden Indizien für die Pogegend so aufser-
ordentlich gering und unzuverlässig, dafs man Bedenken tragen mufs, einen um-
fangreicheren Fischereibelrieb zu statuieren (Heibig a. a. 0. 15); und femer
während der semitische Volksstamm der Phönicier schon im 3. Jahrtausend v.Chr.
eine Fischerstadt gründete (Sidon = Fischerstadt) , spielt der Fischfang in den
Homerischen Gesängen noch eine ganz untergeordnete Bolle, wie man schon
daraus ersieht , dafs bei Homer aufser der generellen Bezeichnung Fisch [Ix^'i]
nur aufserordentlich wenige Namen von Seetieren genannt werden {del<flgi
eyx^^'^Sj g^fi^rj, TTJ&og). In der That ist denn auch in Griechenland ein ganz all-
mählich vor sich gehender Verfeinerungsprocefs der Geschmacksnerven wahr-
nehmbar. Nicht mit Unrecht haben die alten Grammatiker als eine befremdliche
Thatsache den Mangel an Fischen im Menü der homerischen Helden hervorgehoben.
Bilden diese doch in den ältesten Partieen der homerischen Gedichte geradezu nur
eine Notspeise. Denn wenn es ö 368 von den Gefährten des infolge ungünstigen
<^' Windes 20 Tage lang an der ägyptischen Küste zurückgehaltenen Menelaus heifst:
alel yccQ Ttegl vijaov aXcj^evoc lx^ciaö%ov yva^iTtrolg äyxlaTQoiaiv, heiQe 51
yaatiQa Xi^og, so will der Dichter offenbar damit sagen, dafs sie durch Not zum
Äufsersten getrieben worden sind. Am höchsten wurden immer noch geschallt
die Austern, die selbst bei den homerischen Helden Gnade fanden und von
den Seetieren am liebsten gegessen worden zu sein scheinen, wie es denn il 747
von Kebriones heifst: TtoXXovg av xoQiaecev apf]^ o3e rrid-ea diq)wv- Doch
schon in den jüngeren Teilen der Odyssee, so z. B. r 113, erscheinen die Fische
als ganz gewöhnliches Nahrungsmittel, und wie beliebt sie im 5. Jahrhundert be-
/^
\) Vgl. S. 43. Anm. 6.
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IN DER LATBINI8GHBN SPRACHE. 113
reits waren , geht deutlich aus dem schönen Sophokleischen Chore hervor, worin
es beifst: »Auch umgarnend fängt er (der Mensch] weg leichthin flatternde Ydgel,
fangt walddurchstreifender Tiere Schar, fängt die schwimmende Brut der See«.
In den griechischen Kolonieen besonders Siciliens machte sich die Vorliebe für
Fische wohl noch früher geltend, wie die zahlreichen Anspielungen der sicilischen
Komiker erkennen lassen; und von dort, namentlich aber von Kampanien aus,
verbreitete sich diese Geschmacksrichtung im Laufe des 4. und 3. Jahrhunderts
Qher das ganze übrige Italien. Seit Beginn des 3. Jahrhunderts werden die
ärmeren Yolksklassen Roms die Fische in grOfserem Mafsstabe genossen haben ;
denn zu Plautus* Zeit sind sie bereits eine der häufigsten Speisen, und wenn oipov
und oipforiovj wie noch die Etymologie der Wörter besagt, einstmals alles bezeich-
neten, was am Feuer zubereitet wurde, so kam obsonium bei den Römern von vorn-
herein in dem speciellen Sinne »Fischkost« in ausgiebigen Gebrauch, ja kehrt bei
den Komikern so aufserordentlich häufig wieder, dafs allein Plautus obsonium
15, obsonare und obsonitare25 mal verwendet. Aus demselben Autor er-
sehen wir auch, dafs [damals schon ein Fischmarkt in Rom bestand. Ferner
ist es gewifs ein charakteristisches Zeichen der Zeit , dafs Ennius damals seine
Heduphagetica schrieb, in denen er nach dem Vorbilde und in engem An-
schlufs an den Gelenser Archestratus unzählige Fischarten vorführte mit der An-
gabe, von woher jede Fischgattung am besten bezogen werden konnte. Ja nach
Plularch Symp. IV. 4. S. 654 R war die Gourmandise in Catonischer Zeit bereits
so weit gediehen , dafs man einen Topf Fische mit einem ganzen Rinde bezahlte.
Die Winke des Ennius und anderer, dafs Austern am besten in Abydus , Kamm-
muscheln in Mitylene u. s. w. gediehen, wurden sehr bald berücksichtigt, und
schon kurze Zeit nach der Unterwerfung Asiens erschienen die Fische aller Teile
des Mittel - und Schwarzen Meeres auf der Tafel der reichen Römer. Doch ging
man noch weiter: Um seltene ausländische Fische immer frisch zur Hand zu
haben , legten di« Vornehmen seit L. Licinius Grassus (Censor 92 v. Chr.) zur
Spekulation und zum Vergnügen Fischteiche an , in denen sie alle möglichen für
die Zucht geeigneten Fische aufzuziehen suchten ^) . Endlich in nachchristlicher
Zeit wanderten auch die Fische der nördlichen den Römern unterworfenen Län-
der, besonders aus dem Po, der Mosel, dem Rhein und der Donau^ sowie aus den
norditalischen und Schweizer Seeen nach Rom.
Im einzelnen festzustellen , welche Fischarten zuerst den Römern bekannt
wurden und in welcher Reihenfolge sich die übrigen nach und nach dazu gesell-
ten , dürfte eine unmögliche Aufgabe sein ; denn nur bei wenigen sind uns di-
rekte Zeugnisse über ihren ersten Import zugekommen.
In sehr früher Zeit^ lange bevor man die Fischkost in Rom liebzugewinnen
anfing, magder Name des Delphins ins Römische übernommen worden sein (del-
phinus = dfi>l9)/g ^'^*^ trugonus = r^y£i^). Denn es läfst sich mit einiger Sicher-
heit annehmen, dafs »der musikliebende, sagenberühmte Freund der Menschen,
4) Austernzucht betrieh Serg. Orata (Plin. 9. 4 68), Muränenzucht C. Hirrius (ebend.
Ö. 471), Maschelzucht Fulvius Lipplnus (ebeod. 9. 472) u. a.
Weise, Grieeh. Wörter i. d. lat. Sprache. 8
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1 1 4 Griechische Wörter
der in narrischer Lustigkeit ^) jede Fahrt durch das blaue Element belebt« und
den Fischern beim Fange der Thunfische hilft, zugleich mit dem Apollokulte, also
bald nach der Vertreibung der Könige nach Rom gelangt sei, wo er am Tage, be-
vor dem Gotte geopfert wurde, von den Quindecimvim im feierlichen Zuge durch
die Strafsen der Stadt getragen zu werden pflegte. Wenigstens gestattet die
Lage des cumanischen Apollotempels den Schlufs , dafs dort der Gott als Delphi-
nius verehrt wurde. Auch wird man kaum irren, wenn man annimmt, dafs der
Name des riesigen Wals (balaena = ipdXaipa), welcher wegen des singulären
Wandels des anlautenden qp durch die Mittelstufe von p zu b (vgl. Bruges =
Phryges) hohes Alter verrät, nicht allzulange darnach den Römern zuerst zu
Ohren gekommen ist. Andere Seeungeheuer, wie der Sägefisch (pristis), den
man gleich dem Wal in den indischen Gewässern kennen lernte (Plin. 9. 8), der
Spritz wal (physeter) des Atlantischen Oceans und der Haifisch (cetus Plaut.
Aul. 373) sind samt ihren Namen, wie es scheint, erst seit dem 3. Jahrhundert
zur Kenntnis der Römer gelangt.
Ungefähr seit der gleichen Zeit, als man anfing, Fische in gröfserem Umfange
zur Mahlzeit zu verwenden, datiert die Bekanntschaft mit den übrigen Seetieren;
der rege Seeverkehr, der seit dem 4. Jahrhundert zwischen Latium und Sicilien
gepflogen wurde, und die ausgedehnten Handelsbeziehungen mit Kampanien und
Unteritalien mögen in dieser Beziehung von entscheidendem Einflüsse gewesen
sein. Denn wie noch heutzutage, so war das Tyrrhenische und Sicilische Meer
auch schon im Altertum durch seine edlen Fischailen und Schaltiere berühmt, und
Plinius hebt 3. 60 ausdrücklich hervor, dafs das kampanische Gestade vor allen
übrigen am ganzen Meere durch Muscheln und edle Fische sich auszeichne.
Auf sicilische oder unteritalische (tarentinische) Yermittelung läfst der do-
rische Name der Meerschnecke (narita = vrjQlTtjg bei Plaut, nach Fest. 4 66. 22}
und des polypus (= dor. TtcjXvTtovQj bei Plaut. Aul. 196} schliefsen, und dafs
die Muränen, die in vorzüglichster Qualität im Fretum Siculum gefangen
wurden, schon frühzeitig von dorther nach Rom kamen, beweist der altertüm-
liche Name fluta = TrAwriJ bei Varr. r. r. 2. 6. 2. Femer vermute ich mit
Rucksicht auf die Orthographie und lautliche Gestaltung der Lehnwörter, dafs
wie diese auch der Meeraal (conger), der Meerwolf (acama, achama} und
die Sardelle (apua) schon vor Plautus eine beliebte Speise der Römer, wenig-
stens des Volkes, gewesen sind.
Von den bisher erwähnten Fischen begegnen wir am häufigsten bei den rö-
mischen Komikern den Namen der Muräne (murena) und des Meeraals, von
denen jener bei Plautus 5, dieser 3 mal erwähnt wird.
öfter finden wir auch der Auster (ostrea) gedacht, die schon damals (vgl.
Plaut. Rud. 297] von Gourmands gern gegessen und später so gesucht wurde,
dafs der spekulative Serg.Orata, der zuerst Austemweiher in Bajae (in Baiano]
zur Zeit des L. Licin. Crassus (also vor dem Marsischen Kriege) anlegte, dadurch
ein steinreicher Mann wurde (Plin. 9. 468).
IjAtt. trag. 404: lascivi atque alacres delpbini.
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IN DRR LATEINISCHEN SPRACHE. 115
Wenn nicht alles trügt, wird auch die Meerbarbe (mullus)^) bald den
Römern bekannt geworden sein, obgleich ihrer erst Varr. r. r. 3. 17 Erwähnung
thut. Denn ich zweifle nicht, dafs der mulleus, das rote Schuhwerk der
drei obersten Staatsbehörden, welches nach Angabe der Alten schon die
Lavinisehen Könige getragen haben sollen und welches zuerst in einem Frag-
mente des Cato unter diesem Namen vorkommt, von dem rötlichen Fische (muUus)
seinen Namen hat.
Aber wer will ermessen , welche von den zahlreichen Fischarten , die Plau-
lus, Ennius, Lucilius u. a. nennen, den römischen Gaumen am meisten kitzelte,
welche am meisten gegessen wurde? Zudem gilt es bei den genannten Autoren
mit Schlufsfolgerungen vorsichtig zu sein. Denn bei Plautus, der es liebt, den
fremden Gebräuchen seiner hellenischen Muster ein römisches Gewand zu ver-
leihen , bleibt gleichwohl manches Griechische stehen ; besonders gern stellt er
die kompakte Kost der Römer den griechischen Leckerbissen, namentlich Fischen,
gegenüber. Somit würde es ungerechtfertigt sein , wenn man aus der blofsen
Erwähnung eines Fisches bei Plautus sogleich auf den damaligen Genufs des-
selben in Rom schliefsen wollte. Ähnlich verhalt es sich bei Ennius, der nach
dem Urteil des Apul. mag. c. 39 innumerabilia piscium genera cnumerat, quae
scilicet euriose cx)gnorat, und von Lucilius ist bekannt, dafs er eine grofsc Vorliebe
für griechische Wörter hat. Deshalb dürfen wir der Erwähnung der plagusia
und des ophthalmias, von denen letzlerer in der ganzen römischen Litteratur
nur einmal bei Plautus erscheint und erst bei Celsus und Plinius wieder in der
übersetzten römischen Form oculata auftritt, kein so grofses Gewicht beimessen.
Auch trugonus = TQvywv, so altertümlich es aussieht , ist sicherlich eine dem
Dichter speciell angehörige Umbildung. Dafs das Wort sich nicht in der römi-
schen Sprache eingebürgert hat , beweist der Umstand, dafs es in dieser Form
nicht wieder vorkommt; erst bei Plinius erscheint es in der Form trygon als
Fremdwort für einen von den Römern pastinaca genannten Fisch (Plin. 9. 155).
Mehr wird man dagegen auf die Erwähnung der Makrele (scomber) geben
können, wie denn auch die maena schon zu Plautus' Zeit ins Sprichwort über-
gegangen war (deglupta maena] .
Was Ennius anbelangt , so sind seine Angaben betreffs der Fischkosi wohl
für die unteritalischen Griechen , nicht aber für Rom unmittelbar beweiskräftig.
Doch erhalten wir durch ihn über den besten Fangort der beliebtesten Fische
nützliche Fingerzeige; denn er sagt z. B. in den Ueduphagetica : »In Brundi-
sium triffst du den Brachsen (sargus) an; den fange, wenn er grofs ist; in
Surrentum kaufe den Sterlet (helops]^], den glaucus fange in Cumae.
Wozu sollich den mel an urus übergehen und den scarus?« Den letzteren
bedenkt darauf der Dichter mit dem Attribute cerebrum Jovis paene supremi.
und noch zu Plinius' Zeit wurde er auTserordentlich hoch geschätzt']. Liefs es
4} später wohl *lrigla genannt, woraus ital. triglia.
3} Ein Fisch, dem zu Plinius Zeit multi palmam saporis inter pisces dedere.
3) Plin, 9. 62: nunc principatus scaro datur.
8*
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1 1 6 Griechische Wörter
sich doch der Flottenpräfekt Optatus Elipertius zur Zeit des Tiberius angelegen
sein , den beliebten Fisch aus den kretischen und rhodischen Gewässern an die
latinische und kampanische Küste zu verpflanzen !
Von den bei Lucilius zuerst genannten Fischen gebührt dem Thun
(thynnus) ^) die erste Stelle, der noch jetzt eine Haupteinnahmequelle der gaozen
italienischen Fischerei bildet ^j. Wie eifrig man diesem Tiere nachstellte, gehl
schon daraus hervor, dafs an der sicilischen Küste eigene Thunfischspäher an-
gestellt wurden (^wvoa%67toc), die von Gerüsten oder Türmen aus den Zug der
Fische beobachten mufsten (Theoer. 3. 26. Aristot. h. a. 4. 40). Gegen den Thun
tritt der kleine Gründling (gobius) sehr zurück, und es gab zu Lucilius' Zeit
viele, qui thynno capto cobium excludunt foras. Die squilla gehörte zu den
Delikatessen der Tafel des durch seine Schwelgerei verrufenen Gallonius und
wurde zugleich mit dem acipenser aufgetragen (Lucil. 4. 4 — 6). Von Flufs-
fischen erscheint bei Lucilius der Wels (silurus), von den pontischen die ein-
gesalzene Sardelle (saperda) .
Daneben wurde schon frühzeitig gern gegessen eineAnzahl von Muschel-
arten (conchae) und anderen Weichtieren der italienischen Gewässer: so die
bereits erwähnte Auster (ostrea Plaut, ostreum Enn.) , femer die Napf-
schnecke (lopas), derMeerigel (echinus esculentus L. cf. dulces echini bei
Enniusj, der nach Hör. sat. 2. 4. 3 S am besten in Misenum gedieh, die Bala-
nusmuschel (balanus), desgleichen der Hummerkrebs (cammarus) , sämtlich
schon von Plautus genannt; ebenso die grofse Gienmuschel (peloris Lucil.
3. 25), die nach Hör. a. a. 0. 30 in vorzüglicher Qualität vom Lucriner See be-
zogen wurde. Vgl. pina (Steckmuschel) und pinoteres (Krebsart) bei Cic.
Wie sich diese mit wenigen Ausnahmen efisbaren Seetiere (frutte di roare;
die Gunst der Römer zu erwerben vermochten , beweist das in der Zeit zwischen
115 und 78 erlassene Verbot , ausländische Muscheln in Rom einzuführen , be-
weist ferner das Menü einer priesterlichen Antrittsmahlzeit aus der Zeit vor der
Mitte des 1. Jahrh. (vgl. Friedländ. a. a. 0. 3. 23), deren Voressen unter andeni
Meerigel (echini), rohe Austern (ostreae crudae), Gienmuscheln (pelo-
rides), Stachelmuscheln (sphondyli) , Purpurschnecken (purpurae),
ferner murices und glycymarides enthielt, also im wesentlichen aus Kon-
•chylien zusammengesetzt war.
Von den nicht zur Speise benutzten Seetieren haben wir noch nachzutragen
das Seepferdchen (hippocampus. Syngnathus hippocampus L.^ bei Lucilius,
den Schwamm (spongia bei Galo), die rote Koralle (corallium, curaliura bei
Lucrez) und die Perle (margarita bei Cic. = unio), die, wie Plinius 9. 423 nach
Aeiius Stilo berichtet, schon zur Zeit des jugurthinischen Krieges in Rom beliebt
wurde und auf die wir an einer spätem Stelle wieder zurückkommen werden.
4) Der Fisch führt die Namen: thynnus, thunnus Lucil. fr. ine. 4 791; amlas ebend. 53,
pelamys (V2 Jahr alt) Yarr. sat. Men. 403, cordyla (Bnit) Plin. 9. 47; pompilus Anon.
mim. S Ribb.; orcynus Plin. Vgl. colias und apoiectus.
2) Man schätzt den jährlichen Ertrag des ThunGschfangs auf 7 Mill. Lire » 5 Mill. Mark.
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IN DBR LAT£lNI8GHBPf SPRACHE. 117
Aus der Zahl der Übrigen in voraugusteischer Zeit beliebten Fische hebe ich
nurnoch die Scholle hervor (rhombusj, die einstmals verachtet war, aber zu
Horaz' Zeit (sat. 2. 48. 146] sehr gesucht und in vorzüglicher Güte bei Ravenna
gefangen wurde (Plin. 9. 469), endlich den faber, den man nach Columella
8. 46 prisca consuetudine zeus^) (oder zaes?) nannte.
Neben all den bisher besprochenen, meist in den italischen Gewässern leben-
den oder dorthin verpflanzten , also gewöhnlich frisch genossenen Fischen fing
man etwa seit dem 2. Jahrh. v. Chr. an, eingesalzene ausländische zu importieren.
Doch waren diese noch in Catonischer Zeit so teuer, dafs damals nach Athenaeus
VI. 409. S. 275 ein Topf pontischer Fische mit 300 Drachmen bezahlt wurde.
Eingesalzen wurden besonders alle möglichen Arten des Thunfisches (pelamys,
thynnus, colias, apolectus), desgleichen der coracinus, der nach Plin. 9. 68
am besten in Ägypten war, der scomber von Neukarthago, die Sardelle (sa-
perda) vom Pontus und die elacata (Col. 9. 17. 12).
Von d«n bei den Schriftstellern der Kaiserzeit zuerst genannten griechischen
Sceliernamen sind verhältnismäfsig wenige in den romanischen Sprachen erhalten
worden: ich nenne den Meerbrassen (box, boca, it. boca, fr. bogue) , die
Barbe (*trigla = TQlyXrj, it. triglia), die Forelle (tructa, r^coxrijg, it. trota,
fr. truite), den Krebs (carabus, fr. crabe, crevette), den cancer pagurus
(=s sp. granciporro) , die channe (it. cama) und den chromis (genues. chro,
marseill. chro, chrau). Dies nimmt nicht wunder; denn in der That sind die
1) Hesych. ^atos' elSog i^^vos.
2) Man würde aber eine falsche Vorstellung von dem Umfange der römischen Fisch-
kenntnis in voraugusteischer Zeit haben, wenn man glauben wollte, dieselbe habe sich auf
die bisher aufgezählten Namen und Arten beschränkt. Allerdings haben wir die Lehn-
und Fremdwörter der gedachten Periode so ziemlich vollständig vorgeführt, dagegen bisher
unberücksichtigt gelassen die grofse Zahl der einfach aus dem Griechischen übersetzten
Aasdrücke. Wir können sie, obwohl eigentlich aufserhalb unseres Gebietes liegend, schon
deshalb nicht gut übergehen, weil sie uns erst die Intensität des griechischen Kulturein-
flusses auf dem Gebiete der Fische in vollem Malse veranschaulichen.
Wer in den Heduphagetica des Ennius die Namen mustela marina, pecten, apriculus
(=s porcus, sus, suillus), turdus, merula , umbra *marina, muriculus (b musculus bei
Plautus) liest, ahnt vielleicht nicht, dafs sie alle nur tlbersetzungen der entsprechenden
griechischen Fischbezeichnungen sind: yaAeof, xtbIs, xanQi(fxo£, »Ix^Vt xortog (xortvtpos),
axiaiva und (rxiadsvf, fAvtaxos, Wohl mag es dahin gestellt bleiben, ob alle diese Aus-
drücke auch in Fleisch und Blut des Volkes übergegangen sind, aber gewifs ist, dafs, wie
statt des Plautinischen ophthalmias später oculata gebräuchlich wurde, so auch eine Anzahl
andere Übersetzungen sich in der römischen Sprache einbürgerte. Ich begnüge mich da-
mit, hier die wichtigsten einfach aufzuzählen: pulmo marinus oder blofs pulmo = itXt-
nXsvfAOtVf gladtus = ^ifpia^, asellus s= hvicxos^ lepus » Xaytag, Xaydios^ corvus s= xo^a-
MSt xoQttxlyog, hirundo »= x^Xidtay, rota = t^o^osy capito = xiipaXo^f lacertus b aavqa,
serra = n^imiSt aranea = ä^ax^Vt vulpes marina s &Xtmij^y leo » Xivay, rana = ßa-
tqaxos, Urtica = xWcfty, pediculus = fpd'siq, equus « tnnof, solea = (fay&aXoVt sudis =
cfpvQaiva, aries s= XQiofj torpedo s vaqxij^ bos = ßovg^ aquila «= ^erof , aper ss xanqos,
mora und remora s= ixsnjtff. Einige von ihnen bürgerten sich sogar so ein, dafs sie in
die romanischen Sprachen übergegangen sind, z. B. gladius «= fr. glaive, capito s fr.
chabot, suillus = it. soUo, umbra ^ fr. l'ombre, it. ombrino, (aurata = it. orada).
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118 Griechische Wörter
zahlreichen Fischnamen, die wir besonders bei Ovid uud Plinius vorfinden, zum
allerkleinsten Teile als wirkliche Lehnwörter zu bezeichnen, da Ovid in seinen
Halieutica die pontischen Fische mit den Namen benennt, die er in Tomi aus grie-
chischem Munde vernommen ^), PJinius aber es vorzieht, der Bequemlichkeit und
Deutlichkeit halber überall griechische Namen zu verwenden. Wenigstens sagt
er ausdrücklich (9. 5?) : Graecis enim plerisque nominibus uti par erit , quando
aliis atque aliis eosdem diversi appellavere tractus.
Für den gewöhnlichen Sprachgebrauch der Römer mag eine geringe Zahl
von Namen genügt haben, um so mehr als die Fische damals wohl nur zur
Speise und zu Heilmitteln dienten ; zur wissenschaftlichen Unterscheidung in
Naturgeschichten dagegen reichte natürlich diese beschränkte Nomenklatur nicht
aus. Man wird es daher dem Plinius auch nicht verargen, dafs er durchweg mit
griechischen Namen operiert hat^ zumal er aus griechischen Quellen schöpfte^).
Auch die Ärzte, die zur Kur besonders bei Augen- und Ohrenkrankheiten von
Fischen und Fischteilen ausgiebigen Gebrauch machten 3), haben, da sie ja meist
Griechen waren, wohl regelmäfsig griechische Bezeichnungen hierfür in die me-
dizinische Terminologie eingeführt.
Nach alledem dürfte es schwer werden zu entscheiden, welche von den in der
Kaiserzeit zum erstenmal genannten Fischnamen wirklich in der römischen Sprache
naturalisiert sind oder nicht. Wir werden daher am besten thun , uns mit der
alphabetischen Aufzählung der bei den einzelnen Autoren überlieferten Bezeich-
nungen zu begnügen, zumal wir von den meisten nur die Namen wissen und
vielfach nicht imstande sind, sie mit den jetzt in den südlichen Gewässern leben-
den Fischarten zu identificieren.
Gels.: spar US, Goldbrachsen.
carcharus = iiaQx<xQlcig^ Haifischart.
Colum. : chalcis, Fisch aus der Gattung der Heringe.
zeus = faber, vielleicht Heringskönig aus der Familie der Sonnen-
fische.
Ovid. : anthias, BarschartV(Ha]. 19).
cantharus (Hai. 103).
caris (Halieut. 133).
cercyros (Hai. 102).
channe (Hai. 108) == perca caprilla L.
4) PliD. 32. 152: His adicimus ab Ovidio posita nomina, quae apud neminem aliuoi
reperiuntur, sed fortasse in Ponte nascentium, ubi id volumen supremts suis temporibiu^
incboavit.
2} Von den 17)3 Namen von Seetieren, die er lib. 82 §§444—454 aufzählt, ist denn
auch der bei weitem gröfsere Teil griechischer Abkunft.
8) Plin. 82. 69: omnium piscium fluviaUUum roarinorumque adipes, liquefacti sole, ad-
mixto melle oculorum ciaritaU plurimum confcrunt; ebend. 32.77: Die Galle der batia,
des callionymus und bacchus wurde bei Ohrenleiden verwendet. Im übrigen vgl. ober die
Verwendung der Fische in der Heilkunde Plin. 32. 4 02 ff.
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IN DBl LATBINISGHBN SPRACHE. 119
Ovid. : chromis (Hai. 424).
chrysophrys = auraia (HaL H4).
echeneis s= mora, remora = odinolytes, Schildßsch
(Hai. 99).
epodes (Hai. 126) (etwa Depodes?).
erythinus (Hai. 404), rote Meerbarbe.
bippurus, Goldkarpfen = corypbaena hippurus L. (Hai. 95).
iulus (Hai. 95).
lamyros (Hai. 420).
mormyr (Hai. 440) = fjtoQfitQog.
orphus; Orf, Meerlisch (Hai. 404).
perca, Barseh (Hai. 442).
phager, Brassenart (Hai. 407).
salpa (Hai. 424).
scorpios (Hai. 446) = cottus scorpio L.
smaris (Hai. 420).
synodus, -ontis (Hai. 407), Zahnbrasse = dentex = sparus
dentex Oken.
tragus (Hai. 442).
xiphias = gladius (Hai. 97).
Plin. : actinophoroe = helices, Muschelart; alabeta, Nilfisch,
Aalwels, silurus anguillaris L.; alopex; aphye = apua, An-
chovis; aplysiae, die schlechteste Schwammart; apolectus,
4 jähriger Thunfisch; astacus, Meerkrebsart; aulus, männ-
liche Art der Kammmuschel (vgl. seien, donax, onyx, dactylus) ;
bacchus = myxon, Fischart aus der Gattung der aselli; ba-
tia, Stachelrochenart = /^ar/g , ßavog; batrachus, Frosch-
fisch, Seeteufel = Lophius piscatorius L. ; belone, Hornhecht
=s acus(9.466) oder aculeatus (32. 445)«; blendius, schlechter
Seefisch = ßkervog ;[^boca, boxs= ßoa^j ßüS, Blöker ; c a 1 -
larias (Sillig) oder collyris (Jan), Kabeljauart; calliony-
mus=uranoscopus, Stemseher; carabus,langschwänzige
Meerkrebsart =s cancer Cursor L. ; chemae, Gienmuschel; ci-
naedus, schlammiger Seefisch; citharus, Schollenarl, als
Nilfisch dem Apollo heilig; cnide, quam nos urticam vocamus
(Plin. 32. 446); cochloe; colias, Thunfischart; coluthia
= coryphia, eine Art Purpurschnecke, coracinus, Flufs-,
besondersNilfisch; cordyla, jungeBrutderThunfische; cynops,
Meerpolyp; cynosdexia, Meerpolyp; cyprinus, Karpfen;
dactylus, Muschelart; donax=:solen, Wasserscheide, See-
muschelart; echinometra, Meerigelart; elephantus; exo-
coetus = Adonis; galeos, gefleckte Haifischart = mustela
marina ; g a r o s , ein Fisch, woraus das geschätzte garum ursprüng-
lich bereitet wurde; glanis, Welsart; glauciscus, blau-
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120 Grieghisghb Wörter
Plin. : schillernder Fisch; glycymarides, Art Gienmuschein ; hall-
pleumon, Seelunge = pulmo marinus; hei ix, Muschelart
= actinophoroe ; hepar, Leberfisch := fjjtatog; hippos, See-
pferdchen; holothuria, Seewürmerart, Hol. priapus L. ; hy-
aena, Meerfisch; ictinus; ichthyocoUa, Hausen, acipenser
huso L. ; i u 1 i s = i u 1 u s, roter Meeriisch ; 1 a m i a , Piattfischart ;
larinus; ielepris; maea, grofser Seekrebs; maeotis;
manos; mys, Miesmuschel = mytilus margaritifera L. ; my-
isca, kleine Miesmuschel; myxon = bacchus; nauplius,
Schaltier; nautilus, das Schiffsboot, Schaltier; odinolytes
= echeneis; onyx, Kammmuschelart; ophidion, Graubari-
fisch, ophidion barbatum L. ; orcynus, Thunfischart; or t ha-
ger iscus = xaTt^/mco^, aper^ apriculus, sus, suillus, Meer-
schweinchen ; o t i a , Muschelart; Ozaena, übelriechender
Meerpolyp; pagurus, Taschenkrebs; pentadactylus, Mu-
schelart; phthir = pediculus, Laus, Seefisch, der sich an
andere ansaugt; phycis, Neunauge, petromyzon fluviatilis L.;
physeter, Spritzwal, Walfischart; pinophylax=pinoteres
(Gic.) , kleinste Art der Seekrebse, Hüter der Steckmuschel:
platanista, Gangesfisch; psetta, Schollenart; purpura,
Purpurschnecke; rhina = squatus, Haifischart; sciadeus,
sciaena s= umbra, Meerschatten, salmo thymallus L.; scolo-
pendra, Meerfisch; scorpaena, Meerskorpion; solen,
Wasserscheide, Seemuschelart = donax; sorus; sphyraena
= sudis, Hechtart; strombus, gewundene Schneckenart;
tethea oder tethya, Molluskenart; thranis = xiphias =
gladius, Schwertfisch; trichias, Seefisch, Sardelle mit vielen
haarfeinen Fäden ; tridacna; xiphias = gladius, Schwert-
fisch; uTanoscopus= callionymus, Stemseher; zm^rüs
=|ut/^o^, das Männchen der Muräne (vgl. aufserdem Tri ton es^
Nereides u. a.).
Nachplinianische Schriftsteller erwähnen aufserdem folgende Fischnamen :
Campus oder campus marinus = hippocampus Marl. 9.
42. 4.
leiostrea (oder li thost rea), Austern mit glatter Schale. Lampr.
Heliog. 49. 6 = Host ra cos (Ambros.).
spatangius = OTCavayyrjgj Meerigelart. Cod. Theod. U. 20. 1.
exormiston, Muränenart. Cassiod. Yar. 42. 44.
zygaena, Hammerfisch. Ambros. hexaem. 5. 40. 34.
tructa = TQWKTtigf Forellenart. Isid. 42. 6. 6 *).
i) Von nicht im Wasser lebenden Weichtieren müssen hier noch 9 genannt werden:
die den echt römischen Namen führende Schnecke (Umax nach Varr. 1. 1. 7. 8. 93 von
limus, quod ibi vivit) und die efsbare Weinbergschnecke (Cochlea vs Helix pomatiaL.,-
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 121
Es erübrigt noch einige Worte ttber die aus Fischen bereiteten Gerichte hin-
zuzufügen. Dafs die fremden , besonders die pontischen und spanischen Fische
in der Regel gesalzen exportiert und schon in vorca tonischer Zeit in Töpfen nach
Rom versendet wurden, ist bereits oben erwähnt, ebenso dafs man mit beson-
derer Vorliebe den Thunfisch zum Marinieren benutzte. Nach der Art des Prä-
parats erhielten diese eingesalzenen Fische verschiedene Namen , je nachdem sie
mager oder fett, in grofsen oder kleinen Stücken, halb oder ganz mariniert
wurden. Zur mageren Sorte gehörte das von Plautus Capt. 8. 54 erwähnte
horaeum = uqalov sc. raQcxoQj d. h. das zur rechten Zeit, nämlich im Früh-
jahre, von jungen Thunfischen bereitete. In Stücken mariniert unterschied man
cybium, tritomum und melandrya, erstere würfelförmig {xißog^) ge-
schnitten, letztere grofse Rückenstücke, die ihren Namen von dem eichen brett-
ähnlichen Aussehen hatten. Setzte man den eingesalzenen Stücken Käse zu, so
erhielt man das von Cic. fam. 9. 4 6. 7, ad Att. 4.8 erwähnte und von Apic. 4.2.4
genauer beschriebene tyrotarichum.
AuTserdem spielen im römischen Haushalte die Fischsaucen eine be-
deutende Rolle , deren man 3 Arten unterschied: muria, garum und alec.
Das erstgenannte Wort bezeichnet von Haus aus eine Salzlake und ist aus der
gleichen Wurzel wie mare, das (salzreiche) Meer, hervorgegangen. Die Vestalinnen
sollen sie schon in alter Zeit zum Opfergebrauche zubereitet haben (Marquardt,
Rom. Altert. lY. 286) ; im übrigen verwendete man sie zum Konservieren des
Fleisches, der Fische, des Gemüses u. s. w. Erst später übertrug man das echt
römische Wort auf die aus dem Thunfisch gewonnene Sauce und identificierte es
somit mit dem griechischen aXfxt] oder aXfivQlg. Anders verhält es sich mit dem
garum und demNi^ec^^^B^es lernte man in Rom von den Griechen kennen und
demnach sind auch beide Namen griechisch. HergesteUt wurden sie am besten
aus der Makrele (scomber), indem man das Fleisch, mit dem Blute und den Ein-
geweiden vermischt, faulen iiefs und indische Gewürze zusetzte. Das beim Durch-r
seihen Abfliefsende hiefs dann das garum, das dicke residuum war alec. Wie
die muria, so diente auch das garum oft mit verschiedenen Zusätzen von Wasser,
Wein, Ol und Essig als Condimentum, und je nach den Zuthaten unterschied man
hydrogarum (Lamprid.) , oenogarum (Apic), oxygarum = liquamen
acetosum (Apic). Dafs auch von anderen Fischen Brühe gemacht wurde, ist
selbstverständlich, und ich brauche nur auf die iura siluri des Lucilius (4. 7.
Müll.) und das von der ärmeren Volksklasse genossene ius maenarum des-
selben Autors (24. 4. 3) hinzuweisen. Von sonstigen Fischgerichten erwähneich,
noch das bei Apicius eine Schüssel gesottener Krebse bezeichnende zomo-
teganite (4. 2. 4 47); Kaviar kannte man dagegen im Altertum noch nicht (Mar-
quardt, röm. Altert. V. 52) i).
4) Hierher gehören auch die Ausdrücke salgamum, oxalme, garismatium, salacaccabia
und cybiosactes, vgl. sagena, Fischernetz.
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122 Griechische Wörter
§ 4. Insekten.
Fast nirgends im ganzen Bereiche der Tierweit sind die Römer weniger von
den Griechen abhangig als auf dem Gebiete der Insekten. Eine grofse Zahl der-
selben halten sie bereits während ihres Zusammenseins mit den übrigen euro-
päischen Völkerschaften kennen gelernt : Damals hatten sie nicht nur die Be-
kanntschaft mit der Bijene (apis = ahd. imbi, impi = ifinlg; vgl. ahd. bla- und
lit. bitö) und der Wespe (vespa = lit. vapsä, preufs. wobse, ksl. v-osa, ahd.
vafsa) gemacht, sondern auch mit der Ameise (formica = fivQfxrj^j dial. ßv^
fia^j und allerhand Ungeziefer wie der Fliege (musca = /ui/kir = lit. mos^,
preufs. musso, ksl. muchaj, dem Floh (pulex = ifwlla, vgl. skr. puiaka-], der
Schabe (blatta, lit. blakö, lett. blaktis) und der Schaflaus (ricinus = lii.
erkc; lett. ehrze, Bezzenb. Beitr. 3. 87).
Selbstverständlich war die Welt der Insekten, die ihnen schon damals lu
Gesicht kamen, eine viel reichere ; nur verstanden sie sie nicht zu unterscheiden
und nannten manche Arten mit einem gemeinschaftlichen Namen , bis ihnen auf
italischem Boden die charakteristischen Merkmale zum Bewufstsein kamen und
sie neue Namen für die durch genauere Beobachtung neu entdeckten Tiere er-
fanden. Dahin gehören die Laus (pedis, pediculus), die Wanze (cimex), die
Mücke (culexj, die Drohne (fucus), die Hornisse (crabro), die Bremse
(asilus, tabanus, vgl. jedoch S.64), die Cikade (cicada), das Johanniswürm-
chen (cicindela), die Heuschrecke (locusta) , die Motte (tinea), die
Weidenraupe (cossus], der Holzwurm (tarmes, termes) , der Kornwurm
(curcuiio), die Raupe (uruca) und der Schmetterling (papiiio)^).
Ehe wir nun zur Aufzählung der ins Bereich der Insekten gehörigen Lehn-
wörter übergehen , haben wir noch zweier Tiemamen zu gedenken , bei denen
man zweifelhaft sein kann, ob sie gräkoitalisch oder den Römern von den Griechen
zugekommen sind: aranea und tipula. Doch da, wie die folgenden Zeilen
darthun , nur ausländische Insekten mit griechischen Namen im Latein wirklich
eingebürgert sind , so haben wir bei diesen bekannten italischen Tieren um so
weniger Grund, die Vermittelung ihres Namens den Griechen zuzuschreiben , weil
sich die lateinischen Ausdrücke mit den griechischen aQa%vri und Ti(pri recht
wohl aus einer gemeinsamen Grundform ableiten lassen. (Vgl. auch S. 46und58j.
Dagegen gehen bestimmt auf griechische Quelle zurück die Namen fremder
Insekten, wie des Skarabäuskäfers (scarabaeus) , der spanischen Fliege
(cantharis), der assyrischen Seidenraupe (bombyx, vgl. bombylis, necydalus,,
des eintägigen in Pontus lebenden hemerobion und des Skorpions (scorpio,
scorpius], der nach PI in. H. 89 zwar von der schlangenbeschwörenden Völker-
schaft der^Psylli in Afrika öfter in Italien eingeführt worden ist, aber nördlich
\) Spätere Bildungen sind mulio von malus, eine das Maultier belästigende liäckenart,
porcellio, Kellerwurm, ferner fullo, miUipeda, centipeda, multipeda; aus dem GriechiscbeD
übersetzt ist asellus = hvlisxog u. a.
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IN DER LATEIfCISCRBIV SPRACHE. 123
von Sicilien nicht leben konnte ; von den Namen einheimischer Tiere dagegen
nur solche , bei denen die griechische Naturwissenschaft eine genauere Unter-
scheidung und Klassifikation geschaffen hatte, wie denn buprestis einen gifti-
peDKäfer,c entrineseineMUckenart, pityocampe die Fichtenraupe, ichneu-
iDon die Schlupfwespe, acheta die mJInnliche Cikade, cestrus die Rofs-
bremse, lycos, rhagion, asterion, tetragnathius Spinnenarten, seps
eineAsseiart bezeichnen. Neben römischen Bezeichnungen finden sich griechische
wiethrips = tarmes, Holzwurm, cantharis = corculio, Kornwurm, gryl-
lus und troxallis = cicada, attelebus, bruchus, attacus = lo<*usta,
iampyris = cicindela, Johanniswürmchen, scolopendra = millipeda, den
Tausendfufs, cephenes = fuci, Drohnen (vgl. sirenes), lauter Wörter, die mit
Ausnahme von gryllus wohl schwerlich je populär geworden sind. — Ein fabel-
haftes Tier ist die pyrallis = pyrausta.
Von allen Insekten nötigte den Römern das meiste Interesse ab die Biene ,
deren Zucht die Landwirte mit grofsem Eifer oblagen. Mit besonderer Vorliebe
haben daher auch die scriptores rei rusticae sich über die Bienenzucht aus-
gelassen, zum Teil in ziemlich umfangreicher Behandlung wie Vergil, der ihr das
ganze 4. Buch seiner Georgica widmete. W^ie unabhängig darin die Römer von
den Griechen waren, bekundet schon der Umstand, dafs in der genannten Schrift
mit Ausnahme von cera, Wachs, kein einziges auf die Bienenzucht bezügliches
griechisches Lehnwort vorkommt ; auch sind die von Plinius in seiner auf den
besprochenen Gegenstand beztiglichen Erörterung (M, 41 — 70) gebrauchten
griechischen Ausdrücke leicht als nicht eingebürgerte Fremdwörter zu erweisen.
Das gilt z. B. von pissoceros, propolis, commosis, erithace = san-
daraca = cerinthus, blapsigonia und den Honigarten anthinum, ho-
raeon, ericaeum, acapnum (vgl. ac(o]etum].
§ 6. Würmer.
Für das Geschlecht der Würmer haben die Römer nur einen sehr unbedeu-
tenden Vorrat von Wörlern aufzuweisen, unter denen mir mit Ausnahme von
taenia = ratWa, Bandwurm (bei Gate), ieredo =TBQrid(ar, Bohrwurm, lytta
= it;rTa, Hund s wurm und ascaris = aaxap/g, Spulwurm kein einziges grie-
chisches aufgeslofsen ist. In indogermanische Zeit geht zurück der Gattungsname
Wurm (skr.kfmis, griech. ^7/utg, MXfiLvg und ^ofxog = fQOfiog , ksl. irivK, lit.
kirniis, altir. cruim, got. vaürms), auf italischem Boden sind entsprossen die Be-
zeichnungen für denRegenwurm (lumbricus) und den Blutegel (hirudoju.a.
§ 6. Amphibien (BeptUien).
Gröfser ist der Wortschatz auf dem Gebiete der Amphibien (amphibia).
Von diesen lernten die Römer aus eigener Initiative kennen die in Italien hei-
mische Schildkröte (testudo; chelys bei Petr. und emys bei Plin. sind keine
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124 Gribchischk Wörter
Lehnwörter] und die gewandle, zierliche Eidechse mit ihren schillernden
Farben (lacerla, steliio, griech. ascalaboles) , den quakenden Frosch (rana von
Würz, rak, brüllen, rubeta von rubus) und die giftige Kröte (bufo), vor allen
Dingen aber Schlangenarten, deren generelle Bezeichnung sogar in indo-
germanische Zeit zurückreicht) vgl. anguis = %x^ = ^^^' ^^'^ = 1>^* ^^8^^?
ahd. unc) , während s e r p e n s (= die kriechende) , c o lu b e r (= die kriechende,
vgl. celer und VaniJfek 424), vipera (= vivipera, die lebendige Junge gebä-
rende), boa, die Wasserschlange (YaniS. SSI3) und das etymologisch dunkle ex-
cetra echt römische Bildungen zu sein scheinen.
Von den Griechen lernte man kennen die Benennungen des Drachen
(draco Enn.) für jede unschädliche Schlangenart, wie man sie zum Yergnttgen
als Haustiere, ja sogar als Spielzeug für Kinder hielt, ferner den Laub- (calaroi-
tes) und Regen fro seh (diopetes), desgleichen den Salamander (salaman-
dra)*) und verschiedene Eidechsenarten, wie das schillernde, seine Farben wech-
selnde c h a m a e I e 0 n, die dem Krokodil ähnliche ägyptische Eidechsenart s c i n-
cus, den basiliscus und die seps, die Schlangenarten cerastes (Horn-
Schlange), pareas und die libysche Schiangehgattung amphisbaena, (i»s
Krokodil (crocodilus, Gic. ; crocodilonius (?) Plaut, nach Lor.) u. a., die meisl
erst bei Plinius belegt werden können ^) .
i) Über die orientalische Abkunft dieses Wortes vgl. Westermanns Monatshefte No. 28
der 3. Serie S. 395.
9) Vgl. auch lange, langurus, chalcidice, Eidechsenart, gyrinus, Kaulquappe, cenchris,
ptyas, chelydrus, hydra, Schlangenart, aspis, Natter.
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Italift paene totins orbi» fruges adhibito studio
colonorum ferro didicit. (' olom. 3. 8. 4.
Kap. II. Pflanzen.
Als die Italer die Apenninenhalbinsel beiraten, waren sie nicht mehr unstät
umherziehende Nomaden (numida) , die heute hier und morgen dort ihr Zelt auf-
schlugen und, beständig auf der Wanderschaft begriffen, ihr Dasein fast aus-
schliefslich mit den Erzeugnissen der Viehzucht und der Jagd fristeten , sondern
sie hatten schon frühzeitig gelernt, neben dem Hirtenstabe auch den Pflug zu ge-
brauchen und an geeigneten Stellen auf ihrem Zuge längere Rast zu machen, um
den Acker zu bestellen und der Gaben der Ceres teilhaftig zu werden. Bereits
in indogermanischer Vorzeit war zu den oben erwähnten Nahrungsmitteln vege-
tabilische Kost getreten. Von alters her baute man Gerste und Spelt*),
späterhin auchWeizen^) und Hirse*) und verstand es, die geerntete Feld-
frucht auf Mühlen^) zu zermalmen und in Gestalt von Brei und Suppe^) zu-
zubereiten. Auch Hanf^) scheint man bereits gebaut zu haben , doch ging die
Kenntnis desselben den Vorfahren der Römer auf ihrer Wanderung wieder ver-
loren und wurde erst durch die Griechen erneuert. Mit noch gröfserer Sicherheit
ist die Kultur des Flachses^) und damit die Kunst des Spinnens und
Webens in die gräkoitalische , wo nicht in die europäische Periode zurück-
zudatieren.
i) skr. yava-s, Gerste = zd. yava, Feldfrucht = lit. java-s, Getreideart = ieia, Ce«,
Spelt, lat. far, farina, umbr. farsio, Speltkuchen, an. harr, ags. bere, Gerste, ksl. borü,
Hirseart. d&aqri neben ador. xqi^ = hordeum = gersla.
2; nvqog, lit. pürai, lett. pürji, Weizen, vgl. ags. fyrs, ksl. pyro, oXvqa, Der ausge-
dehntere Weizenbau datiert in Italien nach Varro seit den Decemvirn (Mommsen 1^442).
3) fABlitrij = milium, lit. malnä, Hirse.
4} fÄvXfj SS mola, ahd. muli; lit. malu, mahlen, nxiaaia = pinso = skr. pish (p^shana,
Mandmühle}.
5) skr. yüs, yAsha-s, yüsha-m « ((Ofiog, lat. jus, lit. jusze, ksl. jucha. puls s= noXjog.
cf. pollen, polenta.
6] skr. Qanam, Hanf, xavvaßis, an. hanpr, böhm. konop^; lat. cannabis entlehnt.
7) Xiyoy = linum, got. lein, ahd. Itn, lit. Una-s, ksl. Hnü, altir. lin. Möglicher Welse
sind die letzten 5 Worte aus dem lat. entlehnt. Dafür aber, dafs linum nicht aus dem
Griechischen herübergenommen Ist, spricht nicht nur die Quantitötsverschiedenheit, die Gurt.
369 geltend macht, sondern auch die Koexistenz des lat. Adjekt. lintcus.
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128 Gribchisgbb Wörter
in den Pfahldörfern der Emilia durch Funde bestätigt wird, wenn auch vielleicht
den Phöniciem oder Griechen das Verdienst gebührt, auf die Veredelung der
Rebe und die bessere Zubereitung des Weins und Mostes Einflufs ausgeübt zu
haben (vgl. Heibig, Die Italiker in d. Poebene 409. 74). Ebenso waren auch der
Feigenbaum'), die Kornelkirsche^) , der Apfel-^), Birn-<) und
Pflaumenbaum^) als wildwachsende Bäume frühzeitig bekannt.
Selbst die Bäume des Waldes wetteiferten in dem Bestreben, dem Menschen
nützlich zu sein. Die Eiche^), der europäische Urbaum, war von alters her
und der Umstand, dafs in dem bis in die vorgriechische Zeit zurückreichenden Festver-
zeichnis der römischen Gemeinde 8 Weinfeste figurieren, die dem altröm. Jupiter, nicht
dem griechischen Weingotte (Liber, Bacchus) zu Ehren gefeiert wurden, endlich die oben
erwähnten prähistorischen Funde der Emilia die Kultur der Rebe in viel frühere Zeit hinanf-
zurücken zwingen.
4) Auch hinsichtlich des Wortes ficus ist meines Erachtens Hehns Ansicht unhaltbar.
Denn die Herleitung aus dem griechischen avxoy ist lautlich unmöglich, die von avxorsus
einer orientalischen Sprache ist selbst Hehn nicht gelungen. Der Umstand, dafs bis jetzt
kein passendes Etymon für beide Worte gefunden ist, ist für unsere Untersuchung irrele-
vant. Mag der römische Ausdruck von einer Wurzel bhu (Thema fi s= fui) herstammeo
oder an eine gr&koitalische Grundform svakva zu denken sein, so viel scheint klar za sein,
dafs die Römer den Feigenbaum vor ihrer Berührung mit den Griechen gekannt und schon
frühzeitig kultiviert haben. Ich erinnere nur an die schon in die Gründungssage Roms
vcrwobene ficus Ruminalis, an die Namen der bereits in der Königszeit unterworfenen
Stadt Ficulnea und der Ortschaft Ficana unweit der Tibermündung mit dem Kulte des
Mars Ficanus (vgl. Ficaria), ferner an die Wegnahme eines alten Feigenbaums vor dem
Saturnustempel im Jahre 494 v. Chr. (Plin. 45. 77) und an die Notiz des Postum. Aibinus
bei Macrob. sat. 3. 20. 5, dafs Brutus grossulos ex melle edebat. Nicht unerwähnt darf
bleiben, dafs die griechischen Ausdrücke iQiVBos und oXvvd'og (bei Hesiod) und die romi-
schen Bezeichnungen grossus und mariscus offenbar stammhaft sind.
ä) cornus = xqayov, wie porrum == nqaaov. An Entlehnung ist schon aus formellen
Gründen nicht zu denken. Übrigens ist die Existenz der Kornelkirschen und der Äpfei
schon für die Zeit der Pfahlbauten erwiesen durch die Funde in den Schweizer Seen, >gl.
Steub, die Pfahlbauten in d. Schw. Seen. Zürich 4 865 S. 58; auch bildete ein uralter
Kornelkirschbaum auf dem Palatin ein Heiligtum des Mars (Preller, Rom. M^'th. S. 297*
Anm.).
3) Wie die Wörter malum und fxi^Xov sich genau decken, so haben auch die nordischeo
Sprachen gemeinsame Bezeichnungen : an. apaldr, Apfelbaum, epli, Apfel, lit. oboly-s, lett.
dbols, ksl. j-ablüks und j-abluka, altir. aual. Ist hierher vielleicht der Name der kampa-
nischen Stadt Abella zu stellen = malifera, den Corfsen K. Z. 2. 4 7 aus Aperula ableitet
= Eberstädt? Entlehnt ist melimelum » musteum, Mostapfel.
4) pirus =s amoy aus aniffoy.
5) prunum == TiQovjnyoy; nach Hehn entlehnt. Nun sagt uns zwar Galen d. simp.
med. fac. 7. 35, dafs die Frucht des Pflaumenbaums (xoxxv/ui^X^a) in Asien n^ov/xrorheitse.
doch erwähnt auch Theophr. 9. 1. i den Pflaumenbaum unter dem Namen tiqov/avt;, vro-
runter die meisten und selbst Galen t. 6 p. 357 die wilde Pflaume (Schiehe) verstehen.
Da nun bereits Cato des Baumes gedenkt (b. Plin. 4 8. 34), da femer die nordischen
Sprachen ein eigenes Wort dafür besitzen, ahd. slM, sl^hä, Schlehe, lit. slyvä, ksl. sli^'a,
Pflaume, so ist nicht abzusehen, warum die Römer nicht auch ein heimisches Wort dafür
gehabt haben sollen. Als man dann später die Pflaume veredeln lernte, fügte man zur
Unterscheidung zwischen dieser und der Schlehe das Beiwort silvestris für letztere hinzu.
6) dqv^ altir. daur, cambr. derw, Eiche; got. triu, ksl. druva, skr. dru, Holz, >gl.
aegilops.
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IN DER LAT8INISGHBN SpRACHB. 129
und blieb für immer dem Jupiter geweiht; »man verehrte sie als Lebensbaum,
als kostbare Gabe des grofsen Nahrvaters : ihre Frtlchte hatten schon in grauer Vor-
zeit die Menschen gesättigt, in ihrem Stamme hatten sie Wohnung gefunden, unter
ihren Wurzeln sprang der tränkende Quell« (Masius, Naturstudien] und auch später-
hin, als reichlichere und bessere Nahrungsmittel zu Gebojte standen, bildeten die
glandes, quae deciderant patula levis arbore (Ovid) , ein treffliches Futter für das
Vieh. Eine nicht weniger geschätzte Gabe waren die Nüsse, die die Buche i)
spendete. In anderer Art dienstbar war die dämonische, den Todesgöttem heilige
£ibe^] ; ihr Holz lieferte das Material zu ^em Bogen , wiewohl auch die Ulme^)
zu gleichem Zwecke verwendet worden zu sein scheint. Eine andere Waffe, die
Lanze oder den Wurfspiefs, verfertigte man am liebsten aus dem zähen Holze der
Esche*). Vorzügliches Bauholz bot die schlanke Tanne*), während Weiden«)
und Erlen^) , die treuen Begleiter des Wiesenbachs, des jungen Stroms und des
Sumpfes^), bei der Fabrikation von Schilden, Kisten, Körben und allerhand
Tischlerarbeit Verwendung fanden. Auch die Birke ^) wurde als Nutzholz ver-
arbeitet.
Dies in Kürze die Grundzüge der gräkoitalischen resp. europäischen Botanik I
Weit umfassender waren selbstverständlich die Kenntnisse der ROmer auf dem
Gebiete des Pflanzenreichs geworden, als sie in ihren späteren Wohnsitzen festen
Fufs gefafst hatten. Denn zu den fremden , aus ihrer asiatischen Heimat mitge-
brachten oder ihnen auf ihren Wanderzügen bekannt gewordenen Pflanzen lernten
sie hier eine grofse Anzahl neuer kennen, quas sevit luppiter ipse (Lucil.). Doch
dürfen wir uns hier durchaus nicht verleiten lassen, aus der nachweisbaren
Existenz von Bäumen und Pflanzen in Italien vor der letzten Erdrevolution mit
Bestimmtheit deren Vorhandensein auf italischem Boden zur Zeit der Einwan-
derung der Italer zu erschliefsen. Mag immerhin der Oleander in fossilem Zu-
stande in der Provence angetroffen werden (Charles Martins, revue des deux
mondes i. LXXXV p. 633), mögen die Kalktuffe des Ätna bekunden, dafs in prä-
historischer Zeit die Myrte am Fufse dieses Berges gedieh (vgl. 0. Heer, Neue
4) fagus sss ipriyos =a ahd. baohha.
2) taxas = slav. tisü, Eibe neben to|ov, Bogen; an. tr, ^r, Eibe und Bogen, vgl. M.
Jahns, Geschichte des Kriegswesens 1879 S. 4 7.
3) ulmus, an. dlmr, ahd. 61m. In der isländischen Slcaldensprache bezeichnet das
Wort älm aufser der Ulme auch den Bogen.
4} Meines Erachtens geht dies deutlich aus dem Gebrauche des griech. (ixBXirj), lat.
(fraiinus; wahrscheinlich wurzelverwandt mit skr. bhürja, an. björk, ahd. birka, lit.
berzas, ksl. br^a) und germ. (askr.) Ausdrucks in der doppelten Bedeutung von Esche und
Lanze hervor.
5) abies; aßiv iXatrjy, ot dh nevxrjy Hesych. nsv^rj^ ahd. fiuhta, lit. puszis, Fichte;
pinus, TthvCf skr. pUu-däru-s.
6) Salix = IXixfj (arkad.), kelt. hcligan, halegen, ahd. salahä. hia^ an. vidhir, lit.
(iil-) vyti-s, vgl. vitis, vitex.
7) alnus ahd. elira oder erila, lit. alksznis, ksl. jelltcha, Erle.
8) Verg. geor. 2. 110: fluminibus salices crassisque paludibus alni nascuntur.
9) skr. bhürja, an. björk, ahd. birka, lit. bärzas, ksl. br^za. Bei den Römern hiefs
der Baum betula.
Weise, Oriecb. Wörter i. d. lat. Sprache. 9
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130 Griechische Wörter
Jahrblätler, herausgeg. v. d. naturforsch. Gesellsch. 4872 u. die Zeitschr. Europa
1879. No. 25. S. H59), so ist doch deutlich aus ihren Namen ersichtlich, dafs
die Römer die zu ihrer Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr in Italien
wachsenden Bäume durch die Griechen kennen lernten. Ganz ähnlich Verhaltes
sich mit dem Ölbaum, Lorbeer, Mastix (fossil am Ätna, vgl. Hehn a. a. 0.
S. VII), dem Terpentin-, Perücken- und Sumachbaum, die wohl säml-
lich von den Phönicicrn und Griechen auf italischen Boden verpflanzt worden sein
dürften (Hehn 365 3).
Dagegen giebt es eine Menge Kräuter und Beeren, Blumen und Grü-
ser,. Sträucher und Bäume, deren speciiisch italische Namen uns von neuen,
ohne ausländische Yermittelung gemachten Errungenschaften der Italer Kunde
geben. Werfen wir jetzt einen Blick in den Garten und sehen zu, welche Pflanzen
die Römer ohne Zuthun der Griechen sich nutzbar gemacht haben, so überrascht
uns zunächst der Zuwachs an neuen Gemüsearten : Da gesellt sich zu den alten
die Kohlrübe (napus) samt der Möhre (pastinaca von pastinare, behacken),
der Lattich (lactuca, nach Varr. 1.. 1. 5. 404 von lac, quod olus id habet lac)
samt dem Kohl (brassica), nach Catos Urteil das beste aller Gemüse (r. r. 156:
quae omnibus oleribus antistat). Daneben wuchs (wilder) Spargel (corruda)
und Endivien (intubus Lucil. 20. 3), Eppich (apium) und Kresse (nastur-
tium, quod nasum torqueat, Varr.), Huflattich (farfarus, vgl. tussilago = be-
chion) und Sauerampfer (rumex) *), Mangold (beta) und Salvei (salvla;,
FenchcP) (feniculum, bei Ovid. u. Plin. auch unter dem griech. Namen mara-
thrus) und Raute (ruta 3), beides bei den Alten sehr beliebte Gewürze.
Ais Farbekraut mag schon früh in Ruf (gestanden haben das lutum, als
Heilkräuter die Nieswurz (veratrum, nach Colum. 6. 38. 3 von den Bauern so
genannt), der Andorn (mannibium), die Hauswurz (sedum), die Königs-
kerze (verbascum) u.a., während der Schierling (cicuta) als Gift, der Lolch
(lolium = aera, alga) als Unkraut unter dem Weizen, dieWinde (convoivulus;,
Klette (lappa) u. a. als Wucherpflanzen verhafst waren. Aufserdem mögen Er-
wähnung finden die Katzenminze (nepeta), derEnzian (gentiana), das hoch-
wachsende Pfriemkraut (ferula), das Farnkraut (filix) und die verschie-
1] In der späteren gräcisicrenden Zeit aach lapalhus und lapathium. Vgl. balapatham.
2) Nach Hehn war der Fenchel »eine heimische Doldenpflanze, schon früh von den
ältesten Bewohnern des Landes als Gewürz aufgefunden und seitdem durch alle Jabiiioo-
derte hochgehalten.«
3) Mit Unrecht wird das Wort nita von Saalfeld und Tuchhandler nach Varros Vor-
gang I. 1. 5. 4 03. 9. 404 für ein griechisches Lehnwort gehalten. Meines Wissens ist ^m
nur bei dem nach der Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. in Pcrgamum lebenden Kolophonier Nt-
kander belegt (ther. 523. 528), während in der ganzen übrigen griechischen Litteratar, z. B.
bei Theophr., nrjyavoy dafür vorkommt. Da nun nach Plinius' Zeugnis die Raute eine pecu-
liaris auctoritas apud antiquos besafs und z. B. von C. Cethegus im Jahre 497 v. Chr. dem
Volke mulsum rutatum gespendet wurde, so ist nicht abzusehen, warum das römische
Wort nicht stammhaft sein soll. (Oder ist der Ausdruck wie riscus u. a. Römern and
Kleinasiaten durch die Gallier zugekommen? Doch vergl. Valcken. Theoer. Adon. p. 2^^-
Meineke com. tom. 2 p. 4 69.)
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IN DER LATBINISGHBN SPRACHB. 131
denen Gras- (gramen, carex, alga), Binsen- (iuncus, scirpus, combreium] und
Rohrarten (arundo).
Unter den Feldfrachten treten als Novitäten auf der Winterweizen (si-
ligo), die Lupine und Wicke, beide schon zu Ca tos Zeit aufserordentlich be-
lieble Futterkrauter (lupinus Cat. c. 5 extr., vicia^) Cat. 27. 35. 37), aber auch
wohl in früherer Zeit bekannt (vgl. Plaut. Stich. 694 : lupillus), desgleichen der
Klee (trifolium^] Cat. 6. Plin. 18. 34) und verschiedene L e g u m i n a , wie die
Ausdrücke cicer^ cracca und lens dokumentieren.
Von Sträuchern verdienen genannt zu werden der Wach holder (iuni-
perus), der Brombeerstrauch (rubus), der Dorn (spina, ruscus, alaternus),
als Vertreter der Beeren die Erdbeere (fragum), die Brombeere (morura)
und die H e i d e 1 b e e r e (vaccinium) .
Grofsartige Acquisitionen machten die Ankömmlinge an neuen Bäumen. So
lernten sie jetzt kennen den Erdbeerbaum (arbutus, unedo) , an dessen Früch-
ten sich nach Ovid. met. 4. 403 schon die Urmenschen labten: arbuteos mon-
(anaque fraga legebant, vgl. Varr. r. r. 2. 4. 4) und den wegen seiner langen
Lebensdauer schon von Plinius bewunderten Zürgelbaum (celtis^), wovon ein
Exemplar zu Plinius' Zeit 450 Jahre, ein anderes sogar noch länger gestanden
haben soll (Plin. 46. 235 ff.) , ferner den Spierlings- (sorbus) , Spindel-
(siler), Mehlbeer- (viburnum) und Bohnenbaum (laburnum). Zum ersten
Male treten jetzt ans Tageslicht der Attich (ebulus, vgl. acte), der H oll und er
(sabucus) und Mafsholder (opulus), endlich der Lau restin (tinus), den zu
PJinius* Zeit manche für einen wilden Lorbeer hielten (Plin. 45. 488).
Von Bäumen des Waldes und Feldes, mit denen die Römer ver-
mutlich erst in Italien bekannt wurden, seien genannt die Hagebuche (carpi-
nus) und die Mannaesche (ornus), femer die schlanke, dem Herkules geweihte
Pappel (populus), namentlich aber verschiedene Eichen- und Fichtenarten
[quercus, suber, cerrus, robur, ilex, aesculus, sappinus, tibulus).
AufTällig ist die auüserordentlich geringe Zahl von Blumen, welche ein-
beimiscbe Namen tragen : Aufser den wenigen im Vorhergehenden genannten
wüfsten wir nur noch namhaft zu machen den Rosmarin (ros marinus oderros
maris) , die Sternblume (amellus = aster Atticus b. Verg. u. Colum. = bu-
bonion Plin.), das Immergrün (vinca pervinca), die um Ariminum wachsende
Reseda (reseda Plin. 27. 434) und das bescheidene Gänseblümchen (bellis).
DieBiumistik der Römer ist demnach fast auf dem Standpunkte stehen geblieben,
wie die der Griechen zu Homers Zeit , der überhaupt nur wenige Blumen mit
Namen nennt und in den prächtigen Gärten des Alkinous gar keine erwähnt.
4) Das Wort erscheint in den Formen ßixoff und ßixloy bei Eustath., Galen, und Spä-
teren und wird ausdrücklich als unattisch bezeichnet. Es liegt ^ohl Entlehnung aus dem
Latein vor.
2) trifolium ist schwerlich Übersetzung von TQlfpvXXoy^ sondern wohl beide Ausdrücke
selbständig gebildet.
3) Bei Plinius erscheint der Baum unter dem Namen lotos, doch verwechselt ihn dieser
offenbar mit dem afrikanischen Judendom, rhamnus lotus L.
9*
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132 Griechische Wörtbr
Wie ganz anders war dies bei den gallischen Reiten^ die fQr alle in ihrem
Lande wachsenden Pflanzen sich eigene Ausdrücke geschaffen haben I Man ver-
gleiche nur die von Dioscorides, Plinius u. a. Schriftstellern überlieferten, von
Diefenbach in seinen Celtica sorgfältig gesammelten Pflanzennamen, und man wird
sich mit Recht wundern Über die Schöpfungskraft dieses Volkes neben der Gleich-
gültigkeit der Römer gegen die Feldblumen, die sich z. B. in den Worten offen-
bart : pratenses hi flores ac sine usu plerique et ideo sine nominibus (Piin. 21 . 49).
Allerdings ist unser Vorwurf in dieser Allgemeinheit nicht vollkommen ge-
rechtfertigt ; denn der römische Landmann , der der Natur viel näher stand als
der überfeinerte Städter, hat sich in der That vielfach eine eigene Nomenklatur
geschaffen und — ein Feind alles Fremdländischen — selbst in späterer Zeil für
die fremden Pflanzen neue römische Namen zu finden gewulst. So nannte er
nach Colum. 9. 4. 2 u. 6 die thymbra oder cunila satureia, so die iris Illyrica ar-
cumen, die centaurea fei terrae, den strychnos uva lupina, ebenso verschiedene
andere Pflanzen , deren rustike Namen uns teils bei Plinius und Columella , teils
bei Isidor und in dem Vergilkommentar des Servius erhalten sind ^}.
Doch nicht nur, wo uns dies ausdrücklich überliefert wird, werden wir
bäuerliche Pflanzenbenennungen annehmen dürfen. Die Naivetät, die in den Be-
zeichnungen herba impia, sanguinaria, lactaria, galli crus, milvinus pes. digilel-
lus, malum terrae, ferus oculus liegt, der praktische Blick, den Namen wie pi-
tuitaria, pediculana, tiniaria, verrucaria, lanaria, apiastrum, urceolaris herba
u. a. verraten, der eigentümliche Zug, die Pflanzen mit den Göttern in Verbin-
dung zu bringen, der aus Benennungen wie labrum Veneris, capillus Veneris,
pecten Veneris, Apoliinaris herba, Mercurialis herba, Proserpinaca u. s.w.
spricht^), endlich die bescheidene echt ländliche Art, die Fremdlinge nach ihrer
Heimat zu unterscheiden als herba Sabina^ radix Syria ; faba, nux, avena, salii
Graeca, fenum Graecum oder einfach vettonica (vgl. Vettones), ligustnim (vgl.
Ligures), alles dies legt ein beredtes Zeugnis dafür ab, dafs es der Landmann
vorzog , selbst die fremden Pflanzen lieber mit allgemein verständlichen Namen
zu bezeichnen als ausländische Bezeichnungen zu adoptieren. Und nun vergleiche
man damit das Bekenntnis des gelehrten Vielschreibers Plinius , welcher 24 . 52
sagt: sunt et alia genera (florum) nominibus Graecis indicanda, quia nostris ma-
iore ex parte huius nomenclaturae defuit cura.
Doch sehen wir nun zu , welche Anregungen von aufsen die römische Bota-
nik erfahren hat 1
Die älteste sprachlich und litterarisch sicher verbürgte Kulturübertragung,
die Verpflanzung des Ölbaums^) von Grofsgriecbenland auf den latiniscben
4) Vgl. auch Böhmer, d. lat. Yulgärsprache, Progr. v. Öls 1869. S. 42.
2) Vgl. Grimms deutsche Mythologie vorletztes Kapitel.
3) Der Annahme Ficks (Wörterb. 2. 26), dafs oliva nicht entlehnt , sondern mit
dem griechischen iXaia auf eine Grundform olaivd von Wurzel al, brennen zarückgehe,
stehen die Ansichten von Curtius 364, Vanicek 802, Benfey Wurzel wörterb. 2. 420, Diefen-
bach Wörterb. 4. 36, Mommsen R. G. 4. 494, Hehn 99. 54 33 u. a. entgegen. Pauli K. Z.
20. 340 und Tuchhändler S. 23 schwanken. Doch scheint mir die Argumentation von Curtius
tiberzeugend zu sein, dafs li als Wurzel angesetzt werden mufs und das griechische i als
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 133
Boden , fällt in die Zeit der Tarquinischen Könige. Dieses so hochwichtige Er-
eignis haben selbst die römischen Chronisten — ein seltener Fall auf kultur-
historischem Gebiete — für würdig befunden ; der Nachwelt genauer zu über-
liefern: So berichtet Fenestella (bei Plin. 45. 4) oleam omnino non fuisse in
Italia Hispaniaque aut Africa Tarquinio Prisco regnante ab annis populi Romani
173, womit die damals erfolgte Bekanntschaft mit derOlive deutlich ausgesprochen
ist. Sollte aber jemand dieser Notiz wenig Beweiskraft beizumessen geneigt sein,
so verweisen wir ihn auf die Thatsache, dafs auch die auf den Olbau bezüglichen
griechischen Lehnwörter olivÄ (= l/a/a), amurca (= äfioQyrj) , druppa
[s=dQV7t7taj\%\. dQVTtSTti^g) durch die Singularität ihrer Laulübergänge ein hohes
Älter bekunden. Und war nicht die vir ga lanata, der mit Wolle umwundene
Ölzweig, seit den ältesten Zeiten ein Attribut des Flamen Dialis , bediente man
sich nicht bei der vermutlich schon zu Anfang des 5. Jahrh. v. Chr. zu Ehren der
Dioskuren angeordneten transvectio equitum des Olkranzes als Schmuck?
Und wie der Import des Ölzweiges möglicherweise der Kultur der Olive, so
ist höchst wahrscheinlich die Einfuhr des Granatzweiges der Anpflanzung
dieses Baumes auf latinischem Boden vorangegangen. Dafs der Granatenbaum i)
(arbor punica = cpoLvi^ bereits im Jahre 520 auf der Apenninenhalbinsel ver-
einzelt kultiviert worden ist, läfst sich litterarisch nachweisen (vgl. Hehn 208 ^) ;
wann er aber nach Latium gekommen ist, ist nicht genau zu bestimmen. Dafs
er jedoch frühzeitig in sakralen Angelegenheiten eine grofse Rolle spielte, beweist
das arculum der regina sacrorum, das nach Servius zu Yerg. Aen. 4. 437 eine
virga ex malo punico incurvata war und das nach Aufrecht und Kirchhoff, Um-
brische Sprachdenkmäler 2. 407 auch im umbrischen Dialekte als perkaf puni^ate
und perco ponisiater nachweisbar ist.
Zwei andere Baume, die gleich der Granate ihre Einführung religiösen Grün-
den zu verdanken scheinen, sind der Lorbeer^) und die Myrte 3). Erstere
prothetisches zu betrachten ist; woraus sieb, da Prothese im Latein nicht nachweisbar ist,
von selbst ergiebt, dafs oliva, oleum samt ihren Derivatis entlehnt sind. — Andere auf die
Kultur der Olive und die Ölbereitung bezügliche Lehnwörter in späterer Zeit sind trapetum
Kelter s» torcular, orchis, Orchitis, orchites, orchita, orchas, cercitis, phaulius als Bezeich-
nungen von Olivengattungen, colymbas, eingemachte Olive u. a.
1) Unter den von den römischen Schriftstellern erwähnten Arten des Granatenbaums
tragen griechische Namen erythrocomis und leucocomis. Zu beachten sind ferner die Aus-
drücke apyrenus und apyrenum für eine Art der Frucht, ciccum für den Granaten- (und
überhaupt Obst-) kern, cytinus für den Kelch der Granatblüte und balausttum für die Blüte
der wilden Granate. Der Käme malum granatum für malum punicum ist später entstanden
und erscheint zuerst bei Columella.
2) Betreffs der Etymologie von laurus schliefse ich mich der Ansicht Hehns an, der an
lavare denkt. Der Name der Stadt Laurentum, die schon in einem 509 mit den Karthagern
abgeschlossenen Vertrage erwtfhnt wird, berechtigt uns keineswegs zu der Annahme, dafs
damals der Lorbeer in Latium geblüht habe, ebenso wenig kann aus der Angabe Homers
Od. 9. 483, dafs die Wohnung des Cyklopen auf Sicilien von Lorbeer beschattet gewesen
sei, der Anbau desselben in jener frühen Zeit für diese Insel angenommen werden. Oder
sollte wirklich der Baum schon von den Phöniciern importiert worden sein? (Vgl. Meltzer,
Jahrb. f. PhiL 4875. S. 384.)
8) murtus =3 lAv^og, Ob der Name der Pflanze ursprünglich semitisch ist, wie Hehn
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134 Griechische Wörter
kam mit dem Gottesdienste des Apollo, letztere mit dem Aphroditekult in die neue
Heimat; beide bedeckten nach Theophrasts Zeugnis (hist. plant. 5. 8. 3) bereits
um das Jahr 300 v. Chr. die latinische Ebene. Für die Myrte ist sogar der Ort,
wo sie zuerst Fufs gefafst hat, überliefert worden. Denn Plinius sagt 45. <19:
primum Circeis in Elpenoris tumulo visa traditur Graecumque ei nomen remanet,
quo peregrinam esse apparet. Doch scheinen auch die Zweige dieses Baumes
schon vor dem Anbau in Latium Verwendung gefunden zu haben , da nach Pli-
nius 15. 4SI5 P. Postumius Tubertus in consulatu (505 v. Chr. vgl. Llv. S. 40),
qui primus omnium ovans ingressus urbem est, quoniam rem lenitersine cruore
gesserat , myrto Veneris victricis coronatus incessit ; ja die Sage hat die myrtea
verbena sogar in die Erzählung vom Raube der Sabinerinnen verweben (Plin.
45. 449).
Auf eine gleich frühe Anpflanzung in Latium wie die Myrte kann der Buchs-
bau m!^) Anspruch erheben, der von den Gebirgen des pon tischen Kleinasiens
nach Hellas und von dort mit den griechischen Kolonisten frühzeitig nach Italien
gelangt ist. Zuerst tritt er uns hier entgegen in dem Namen der von Messina aus
im Jahre 467 gegründeten Kolonie Ilv^ovg = Buxentum an der iukanischen
Küste ; doch war zu Theophrasts Zeit (um 300 v. Chr.) der gröfste und schönste
Buchsbaum auf der Insel Kvqvoq = Corsica, wohin er wohl einige Jahrhunderte
früher durch die Phokäer gekommen sein wird , die sich im Jahre 537 in Alalia
ansiedelten.
Zum Buchsbaum gesellte sich bald die G y p r e s s e 2) , und schon Ennius konnte
singen (ann. SI68) : longique cupressi stant rectis foliis et amaro corpore buxum.
In Theocrits Idyllen wird ihrer schon öfter gedacht ; auch nach Tarent wird sie
bald von ihrer Heimat Cypern gelangt sein und da Cato nach dem Vorgänge des
Nolaners M. Percennius die Anpflanzung der Tarentinischen Cypresse empfiehlt
(r. r. 454. 4 : semen cupressi Tarentinae per ver legi oportet; — per ver serito),
so werden wir kaum irren, wenn wir mit Hehn eine Wanderung des Baumes von
Tarent nach Kampanien und von da nach Rom statuieren. Sonach wird die Ober-
tragung nicht vor dem Tarentinischen Kriege erfolgt sein ') und Plinius' Ver-
mutung, dafs der alte am Volcanal in Rom stehende Cypressenbaum, der zu Ende
meint, oder, was wahrscheinlicher ist, ursprünglich idg. (vgl. Fick 3. 499 und anders Vani-
oek 1 1 99) ist für unsere Untersuchung gleichgültig ; an der Thatsache, dals die Römer des
Namen von den Griechen überkommen haben, läfst sich wegen u s= y «= t; nicht zweifeio.
1) buxus SB nv^og. Für die Entlehnung des Wortes spricht die Erweichung dos n zq
b, sowie der Umstand, dafs die Ausdrücke der nordischen Sprachen insgesamt aus dem
Latein stammen. Für die Originalität von buius tritt meines Wissens nur Gorfsen, KriL
Nachtr. 476 ein.
2) capressus (später auch cyparissus) » nvnäqiosos nach Ränan, bist, gönör. d. lang.
Söm. 492 -von ^&h, während Benfey nach v. Bohlens Vorgänge an ^&b als Etymon denkt.
Über die schwer zu erklärende Endung "iüCos vgl. Müller in Beitr. z. Kunde d. idg. Spr.
2. 290.
8) »Da die Gypresse kein Fruchtbaum ist und ihre religiöse Bedeutung bei den Griechen
keine sehr ausgebreitete war, so fällt ihre Versetzung nach Italien schwerlich in die Zeit
der ersten Kolonisation.« (Hehn.)
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 135
der Regierungszeit Neros zusammenbrach .(46. 236), ebenso alt wie die Stadt
Rom gewesen sei, sehr problematisch. Doch ist damit eine frtihere Bekanntschaft
der Römer mit dem Holze und dem Namen des Baumes nicht ausgeschlossen, und
es ist recht wohl möglich , da£s das sehr alte, auf der Burg in Rom befindliche
Idol des Yeiovis aus Gypressenholz bestanden hat (Plin. 46. 246).
Nicht durch dorische, sondern durch ionische und zwar attische Vermitte-
lung mufs die Platane *) nach derApenninenhalbinsel gekommen sein, wie ein-
mal aus dem ganz ausschliefslich von den Attikern im Gegensatze zum gemein-
griechischen TtXaTaviaTOQ gebrauchten Ausdrucke 7cldtavog, sodann aber auch
aus einer Notiz des Plinius hervorgeht. Denn wenn dieser erzahlt, sie sei mare
lonium Diomedis insula tenus eiusdem templi gratia primum invecta (42. 6), so
stimmt dies genau mit der Thatsache, dafs die Athener frühzeitig auf dem Adria-
tischen Meere Seehandel betrieben und mit Spina und Hatria in Verbindung ge-
standen haben. Ob der Baum nun von da an die Ostküste Italiens und über den
Apennin nach der Tiberstadt gekommen ist oder nach Plinius' Angabe über Sici-
lien und Grofsgriechenland , vermögen wir nicht zu entscheiden. Doch ist das
letztere wahrscheinlicher, da wir wissen , dafs er vom älteren Dionysius nach
Eroberung von Rhegium (387 v. Chr.) von Sicilien nach dieser Stadt verpflanzt
worden ist. Von da wird er über Kampanien sicher lange vor Cato, der seine
Propagation empfiehlt (r. r. 54 433. 2), in Latium eingebürgert worden sein. —
Dafs die Platanö kein römischer Autor in vorcatonischer Zeit erwähnt, ist wohl
nur Zufall. Denn gleichwie der Baum zu Theophrasts Zeit (300 v. Chr.) in Spa-
nien wuchs (hist. plant. 4. 7) , kann er mindestens um dieselbe Zeit für Latium
angesetzt werden ^) .
Vermutlich etwas später als die Platane und zwar in der Zeit zwischen Plan-
tus und Gate hat die Quitte^) den Weg von ihrer Heimat Kreta nach Rom an-
getreten ; denn bei Gate r. r. 7 erscheint sie bereits als italisches Rulturobjekt.
Bevor wir nun die Römer auf ihren Kriegszügen in Asien begleiten und die
damit anbrechende neue Ära der Botanik einer genaueren Betrachtung unter-
werfen, haben wir noch eines Baumes zu gedenken, dessen offenbar phönicischer
Name uns nicht in Zweifel läfst, dafs ihn dieses Volk zuerst nach Italien gebracht
hat: ich meine die Dattelpalme. Frühzeitig wird sie in Etrurien bekannt ge-
1) platanus = nXarayos^ von Wurzel prath, ausbreiten, wozu auch planta gehört. Da
sich der Baum weit ausbreitete und grofse Blätter hatte, verdient er mit Recht diesen
Namen. Die schattigen Platanen der Akademie zu Athen werden viel gerühmt und nach
Plinius 42. 6 ist der Baum umbrae gratia ex alieno petita orbe. Für die Entlehnung des
Wortes ist beweisend das unrömiscbe a in der vorletzten Silbe, wofür man in einem echt
lateinischen Worte i oder e erwartet. (L. Meyer, Beitr. z. K. d. idg. Spr. 4. 4 52. 454. 4 58.)
Vgl. Curttus 279, Fick 2. 464, Yanicek 554. Zwergplatane = chamaeplatanus.
2) Eine besondere Platanenart verpflanzte später (Claudio principe) nach Italien (ad
suburbana sua) ein Freigelassener des Marcellus Aeserninus. Plin. 42. 44, vgl. chamae-
repes.
8) Plin. 45. 37: mala, quae vocamus cotonea et Graeci cydonea e Greta insula ad-
vecta. Als Arten derselben erscheinen struthea bei Plaut. Pers. 87 und Cat. 7. 8; 433. 2;
4 43. 3, ferner mala chrysomelina Col. 5. 4 0. 49 =s chrysomela Plin. 45. 87 und mustea.
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136 GaiEGHiscHB Wörter
wesen sein , wo die Form ihrer Blätter ein beliebter Schmuck der Tunika war
(tunica palmata, llehn, Kulturpfl. ^ S39]. Da diese nun samt den andern Ab-
zeichen der königlichen Macht und der höheren Magistrate nach der gewöhnlichen
Annahme von Etrurien nach Rom kam , so haben die Römer das Wort offenbar
früh kennen gelernt. Einige Jahrhunderte später läfst sich auch der Gebrauch
der Zweige als Siegespreise nachweisen. Denn nach Liv. 40. 47 verwendete man
dieselben schon im Jahre 293 v. Chr. translato e Graecia more in den ludi Ro-
mani. Nach Hehn ist die erste auf dem italischen Festlande angepflanzte Palme
in Antium nachweisbar für das Jahr 294 ^), doch wurde sie sehr bald beliebt und
weiter verbreitet ^ ja nächst dem Weinstock und Ölbaum gebtihrte ihr nach Pli-
nius proxima nobilitas (23. 97) 2).
So war denn lange Zeit vor Augustus jener gewaltige Umschwung auf dem
Gebiete der Botanik in Italien eingetreten, den Hör. carm. 2. 45 so trefflich be-
singt : »Unvermählt wird die Platane schnell den Ulmenbaum verdrängen , Veil-
chenbeete, Myrten, alles, was der Nase schmeichelt, spendet Düfte dann den
Olbaumgärten , die dem früheren Besitzer Früchte trugen , dichte Äste an dem
Lorbeerbaum wehren Südlands heifsen Sonnenstich. So nicht ward es in der
Satzung unsers Romulus gegeben, noch des Gate in dem Barte, noch erlaubts der
Ahnen Richtschnur.«
Eine Zeit neuer wichtiger Errungenschaften ist, wie schon erwähnt, die Pe-
riode der asiatischen Feldzüge der Römer. Hatten bisher die griechischen Eauf-
leute den Import der fremden Kulturpflanzen und ihrer Früchte in der Regel be-
sorgt, so waren es jetzt meist die Römer selbst, die teils aus Spekulation, teils
aus Neigung die Bäume, welche sie in Asien kennen gelernt, auf italischen Boden
verpflanzten. Auch finden wir jetzt — ganz abweichend von dem bisherigen Ge-
brauch — eine beträchtliche Zahl fremder Bäume , die nicht mit griechischen,
sondern mit römischen Namen benannt sind, vielleicht eine Folge des selbstän-
digen Vorgehens der Römer, vielleicht auch ein Zeichen der Reaktion der Cato-
nischen Zeit gegen alles, was griechisch heifst.
Zuerst nun begegnen uns die Walnufs, die Kastanie und die Mandel,
erstere unter dem Namen Jupiterseichel (iuglans=Jovis glans, Obersetzung
von Jiog ßalavos) , die beiden andern als nux calva und nux Graeca , sämtlich
bei Cato.
1) Vgl. Liv. 4 0. 47, Pallad. 5. 6. 2; 44. 4 8. 4.
2) palma, das schon bei Plaut, in der übertragenen Bedeutung »Preis, Verzagt sieb
findet, ist nach Hehn, Kulturpfl. 620 aus dem aram. tamar ebenso hervorgegangen wie Pal-
myra aus Tamar (Tadnior) »Palmenstadt«. Da die Zweige vor dem Baume bekannt wurden,
so ist möglicher Weise im Lat. volksetymologische Anlehnung an palma »Zweig« oder »Hand«
im Spiele. Griechische Namen tragen die späteren Lehnwörter caryotis ^Yarr.) adelphis,
pateta und balanus (Plin.), Dattelarlen, dactylus (Apic.) Dattel, syagrus, margaris, sandalis,
adipsos (Plin.), Dattelbaumarten, spadix, abgerissener Palmenzweig (Gell.); termes ist nicht,
wie Hehn will, aus liq/za entlehnt, sondern auf eine Wurzel tar und einen Nominalstamm
termo zurückzuführen. (Vgl. Walter, K. Z. 40. 498 und etwas abweichend Corfsea, Krit.
Nachtr. 265.) Eine Palmenart Namens cephalo (quam cephalonem vocamus) erwähnt Pallad.
5. 5. 2, die hyphaena coreacea Gärt, nennt Plinius (vgl. cuci und cpix).
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IN DEa LATEINISCHEN SPRACHE. 137
Dafs die Kastanie von Sardes^] nach Italien gekommen ist, erfahren wir
durch Plin. 15. 93, dafs sie als nux moUusca schon dem Plautus bekannt gewesen,
ist wahrscheinlich , um so mehr, als die gleiche Benennung bei Sueius im More-
tum erscheint, wo er uns folgende wichtige Data giebt (Luc. Müller, Luciliusaus-
gäbe S. 312):
Persica, quod nomen sie denique fertur
promptum e re quod qui quondam cum rege potenti
nomine Alexandre magno fera proelia belle
in Persas tetulere suo postinde reventu
hoc genus arboris in praelatis finibus Grais
disseruere novos fructus mortalibus dantis.
Mollusca haec nux est, ne quis forte inscius erret.
Über die Zeit der Einführung der genannten 3 Bäume lüfst sich nichts Be-
stimmtes angeben , doch wird man annehmen dürfen , dafs sie alle 3 schon zu
Gates Zeit in Italien angebaut worden sind. Denn durch das seichte Rüsonne-
ment des Plinius 45. 90: haec arbor (Mandelbaum) an fuerit in Italia Catonis
aetate, dubitatur, quoniam Graecam nominat, wird gewifs niemand abgehalten
werden , einen Baum für jene Zeit anzusetzen , über dessen Anpflanzung bereits
die schon frühzeitig ins Römische übersetzte Schrift des im 6. Jahrh. v. Chr.
lebenden Punrers Mago Anweisung gegeben hatte (Plin. 17.63). Interessant aber
ist es zu beobachten , dafs zwar der wörtlich übersetzte Ausdruck iuglans in der
römischen Sprache erhalten geblieben ist, dagegen die beiden andern in der
Augusteischen Zeit durch die griechischen Benennungen castanea (Verg.) und
amygdalum (Ov«) verdrängt worden sind.
Anders verhält es sich mit der Pinie (pinus) und dem Mastix- (lentiscus),
dem Johannisbrod- (siliqua) und dem Maulbeerbaum (raorus), welche
die ihnen römischerseits beigelegten Namen dauernd bewahrt haben. Dieselben
sind leicht zu erklären : Während der Pinie wegen ihrer Ähnlichkeit mit der
Föhre, der Maulbeere wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Brombeere einfach deren
Namen gegeben worden sind ^) , verdankt der Johannisbrodbaum der Gestalt seiner
4) Woher Vaniiek, Fremdw. S. 24 weifis, dafs sie aus Kleinasien zuerst nach Sardinien
gekommen sind, vermag ich nicht anzugeben. Vielleicht liegt eine Verwechselung mit
Sardes vor.
2) Mommsen, R. G. I " 826 Anm. scheint darunter die Pfirsiche zu verstehen, doch
vgl. Hehn 845.
8) Die Vermutung Hehns, dafs der Ausdruck morus, morum eine Verstümmelung des
griechischen tfvxofAoqog sei, halte ich für zu gewagt. Denn dieses Wort bezeichnet den
ägyptischen Maulbeerfeigenbaum , wahrend die Maulbeere im Griechischen den Namen
isvxafAiyog trttgt s hebr. D'^^p^. Auch ist das Wort nvxofAoqog erst spät (zuerst bei
Dioskor. um 64 n. Chr.] belegt, während sich der für Brombeere und Maulbeere gemein-
samen Benennung fAoqoy schon Aeschyl. fr. 407. 244, der ebenso wie im Latein im Stamme
gedehnten Form fitoQoy wahrscheinlich die sicilischen Griechen bedienten (vgl. Hesych.).
Unter den römischen Schriftstellern gebraucht das Wort zuerst in der Bedeutung Maulbeere
Verg. ecl. 6. 22; denn die Lesart des Plautin. Poenulus 4 4 48: morulus, schwarz von
morum» Maulbeere ist mit Recht stark angezweifelt worden.
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138 Griechische Wörter
Frucht^], der MastUbaum der Zähigkeit und klebrigen Beschaffenheit seines
Harzes 2) seine römische Benennung. Doch ist es uns nicht möglich, die Zeit
ihrer Acclimatisation genau zu bestimmen. Zwar wissen wir, dafs die Pinien-
nUsse zu Catos Zeit gesäet worden sind (r. r. 78 extr. : nuces pineas ad eundem
modum serito) , zwar finden wir schon bei demselben Autor das Mastixharz (len-
tiscus r. r. 7] erwähnt , doch begegnen wir dem Baume erst bei Colum. r. r. 9.
4. 3 auf italischem Boden, zu gleicher Zeit wird . der Anbau des Johannisbrod-
baums erwähnt (Col. 5. 10], während der Maulbeerbaum etwas früher ein Heim
in Italien gefunden zu haben scheint, da ihn schon Ovid. met. 4. 90 nennt.
Als Bäume, die ihren griechischen Namen behalten haben, sind namhaft za
machen der Kirschbaum (cerasus), den LucuUus im Jahre 74 v. Chr. aus Pen-
tus nach Italien versetzte (Plin. 45. 402), femer der Oleander und die Tama-
riske, die Pistazie und der (Pfirsichmandel- oder) Brustbeerbaum,
sämtlich Errungenschaften der Kaiserzeit und wohl insgesamt aus Syrien ge-
bürtig.
Wem wir dir Verpflanzung des Oleanders zu verdanken haben, darüber
giebt uns kein römischer Autor Auskunft; seinen Namen nennt zuerst der Vergi-
lianische Culex 402 : rhododaphne , und in anderer Form (rhododendron) Plinius
46. 79 3). Ein noch gröfseres Dunkel ist über die Tamariske ausgebreitet, bei
der auch die Herleitung des Namens Schwierigkeiten macht ^). Besser sind wir
4] siliqna ist mit Isid. 4 7. 7. 29 von einer vorausgesetzten griechischen Form xyliglycon
abzuleiten, sondern mit dem sonst in der Bedeutung »Schote der Hülsenfrüchte^ vorkommen-
den gleichlautenden lateinischen Worte zu identificieren. Mit der Ansicht Hehns, dafs der
Johaiinisbrodbaum weder zu Colum. und Plinius', noch zu Galens Zeit in Italien angepflanzt
worden ist, sondern die Frucht bis auf Palladius, der ihn anpflanzen lehrt, aus Syrien im-
portiert sei, sprechen die Angaben des Colum. 5. 40. 20; 7, 9 und 42. 25: siliqua Graeca,
quam quidam xeQottoy vocant. siliquam Graecam ante brumam per auctumnum serito.
Doch ist damit die .fortdauernde Einfuhr der Früchte des Baumes keineswegs ausgeschlossen.
2) Betreflls der Bildung von lentiscus (aus lentus) sind zu vergleichen mariscus, vopiscus
u. a., bei den Griechen heifst der Baum axlyos. Die Worte mastiche, masticha, masti-
cum, mastix, welche sämtlich das Mastixharz bezeichnen, sind alle später herübergenommenen,
und finden sich erst seit Plin. in der römischen Litteratur. Nach Diodor gedieh der Baum
schon früh auf den Balearen, ebenso hat ihn wohl Aristot. n. a. 89 im Sinne, wo er von
dem auf genannten Inseln wachsenden Terpentinbaum spricht.
3) Plin. 4 6. 79: rhododendron, ut nomine apparei, a Graecis venit ; alii oerium vocant,
alii rhododaphnen. Nach Koch, Bäume und Sträucher p. 446 (vgl. Rüge p. 30) ist darunter
nicht der Oleander, sondern das rhododendrum ponticum zu verstehen. Vgl. Leunis, Syn-
opsis II. 2. 882 ff., Rüge, Bemerkungen zu d. griech. Lehnwörtern p. 29 f.
K) Die Tamariske führt bei den römischen Schriftstellern teils den griechischen Namen
myrica oder myrice (Verg. ecl. 4.2; 8. 54, Plin.), teils heifst sie tamarix, tamaricum,
tamaricium, tamariscus. Plin. 48. 44 6 giebt an, dafs der Baum auch in Italien wachse und
von den Griechen myrice, von den Römern tamarice genannt werde. Doch ist das letztere
sowie die vorhergenannten nicht griechischen Formen in der römischen Sprache nicht
stammhaft. Dagegen spricht nicht nur die Proteusnatur seiner Endungen und deren frem-
der Klang, sondern auch das kurze a der vorletzten Silbe (tamärix, vgl. L. Meyer in den
Beitr. z. K. d. idg. Spr. 4. 454). Somit ist Ficks Ansicht (Wörterb. 2. 404), der das Wort
für idg. hält und mit indisch tamdlaka, tamdlika zusammenstellt, wohl dahin zu findem,
dafs die indische Benennung des Baums den Römern auf ihren asiatischen Feldzügeo be-
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IN DBE LATBIlflSCHSlf SpMAGHB. i'69
dagegen über die beiden anderen unterrichtet: denn nach Plin. 45. 47 hat den
sizyphus Sext. Papinius (Konsul 36 n. Chr.) wahrend dör letzten Regierungs-
jahre desAugustus im römischen Lager angepflanzt und dann nach Italien impor-
tiert, die Pistazie (pistacia] dagegen der Legat desTiberius L.Vitellius auf sein
Landgut in die Nähe der Stadt Alba und der römischen Ritter Pompeius Flaccus
gleichzeitig nach Spanien versetzt (Plin. 45. 94, vgl. 83).
Demselben Vitellius gebührt das Verdienst der Überführung verschiedener
asiatischer Feigenarten sämtlich aus Syrien in Albanense rus (Plin. 45. 83),
Dämlich der kleinen syrischen (cottana)^) und der karischen (caricae),
speciell kaunischen (cauniae) , die ihren Namen von der Stadt Caunus in Ka-
rlen führten.
Um jene Zeit, wenn nicht früher, wird auch die Mispel (mespilus) in Ita-
lien gewachsen sein, die zu Gatos Zeit sich dort noch nicht nachweisen läfst
(Plin. 45. 84 : Catonis aevo non fuit) ^).
Gleichfalls in jener Periode sind in Italien acclimatisiert worden dieDa-
mascenerpflaumen (a Syriae Damasco cognominata) , zu Plinius' Zeit iam
pridem in Italia nascentia (45. 43) und deren populäres, die Sohle im kordien
(myxae =5 cordia myxa L.) , quae et ipsae nunc coeperunt Romae nasci (Plin.
45.43), nicht minder der Pfirsich (persicus) und die Aprikose (armeniaca),
deren Anbau zu Columellas Zeit (5. 40. 20) bereits bewerkstelligt war.
Wie die beiden zuletztgenannten, so trägt auch dieCitronätcitrone den
Namen des Volkes, von dem sie stammt: arbor Medica oder malum Assy-
rium. Sie ist erst nach Plinius in Italien kultiviert worden, wiewohl man schon
zu dessen Zeit mifsglückte Versuche gemacht hat; sie dort zu naturalisieren (Plin.
48. 46 : temptavere gentes transferre ad sese, sed nisi apud Medos et in Perside,
nasci noluit) ^) .
Doch nicht Bäume allein, sondern auch Feld fruchte und Gartenge-
wächse haben frühzeitig Einbürgerung in Italien erfahren. Unter den ersteren
figurieren in Gates Zeit das ocinum, ein beliebtes Viehfutter , dazu kommen als
gern gebaute Futterarten die medica und dercytisus, beide medischen Ur-
sprungs (Plin. 48. 444) und beide in der Zwischenzeit zwischen Gato und Varro
eingebürgert ; doch in Sicilien und Grofsgriechenland, wie es scheint, schon viel
früher angepflanzt [Tcvriaog Theokr. 40. 30); femer in augusteischer Zeit die
unter dem Namen lotos (Verg.) und melilotos (Ov.) bekannten Kleesorten.
kannt geworden und direkt in ihre Sprache übergegangen ist. Ob die griechische Form
fAVQixt! eine Verstümmelung desselben Wortes ist, lasse ich dahin gestellt, doch ist es sehr
wahrscheinlich (vgl. aivani und yanv).
K) cottana «» xonava, Plar. von itoxtavoy von hebr. qätön, syr. qatinö, klein. Pauli
K. Z. 48. 5, Vani£. Fremdw. S. 28.
S) Plinius nennt 3 Arten der Mispeln: anthedon, setania und gallicum genus (4 5. 84)
Diosk. 4. 470: »Die Mispel, welche in Italien wächst, heifst auch setanion«, vgl. adasphear.
8) Über den Namen citrus (verstümmelt aus xi&Qo^), malum citreum, den der Baum
bei Pallad. 4. 4 0. 4 4. 45 u. a. führt, hat uns Uehn in überzeugender Weise aufgeklärt.
Denn offenbar hat die gleiche Verwendung des medischen Apfels wie des Citrusholzes zur
Abwendung verderblichen Ungeziefers im Munde des Volks die gleiche Bezeichnung hervor-
gerufen.
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140 Gribghischb Wörtbe
In vorvarronische Zeit fällt die erste Anpflanzung des Hanfs und des
Spart grases (r. r/4. 23. 6) ^), die den Römern als Produkte des Auslandes
weit früher bekannt wurden ^) und meist schon verarbeitet nach Rom gebracht
wurden als sparten serilia (Pacuv. 254), spirae sparteae (ebend. 385), funes
spartei (Cat. r. r. 3. 5), urnae sparteae, amphorae sparteae (Cat. r. r. 14. 2),
ferner als thomix cannabina (Lucil. ine. 4 44 M.), restis cannabina (Varr. r. r. 3.
5. 44), tegeticula cannabina (Varr. r. r. 3. 8. 2) u. a.
Als importierte Pflanzen mögen femer Erwähnung finden die wahrschein-
lich sporadisch in Plinius^ Zeit angebauten Getreidearten bromos und tragos
(exterranea ab Oriente invecta Plin. 48. 93), femer Binsen 3) (schoenus Plaut.
Poen. 437. Cat. r. r. 405. 2. 443. 4) und Rohr (canna, zuerst bei Vitr. 7,3,
doch für weit frühere Zeit bezeugt durch die »Rohrstadta Gannae) , endlich der
Kalmus (calamus Cat. r. r. 405. 2, vgl. Plaut. Pers. 88), der freilich wohl nur
in Kampanien wuchs (Plin. 42. 406 ; auch acoros genannt z. B. bei Celsus).
Aber auch der Garten hat grofsen Zuwachs an exotischen Gewächsen er-
fahren. Schon zu Plautus' Zeit mögen in den Gärten Roms gezogen worden sein
die Gartenmelden (atriplex, verstümmelt aus aTQdq>a^ig)y deren sehr kor-
rumpierter Name auf frühe Entlehnung hindeutet, wie denn auch ihr Anbau schon
für Pythagoras' Zeit in Italien gesichert ist (Plin. 20. 249) , sodafs Plinius nicht
mit Unrecht seiner Verwunderung unverhohlen Ausdmck giebt über die merk-
würdige Angabe des Selon v. Smyrna , dafs die Gartenmelde in Italien nicht ge-
deihe (vgl. chrysolachanum) .
Ebenso sind hier zu nennen der Koriander (coriandrum) und das bli-
tum , die schon im Plautinischen Pseudolus als beliebte Küchenkräuter auftreten
in der bekannten Stelle , wo der Koch seine eigene Kochmethode im Gegensalze
zu der anderer Köche entwickelt ^) . In diese Zeit wird auch anzusetzen sein der
Anbau und die umfangreichere Verwendung des sil = Sesel als Gewürzpflanze,
wenn anders Festus S. 346 M. die Form silatum richtig erklärt hat^).
Dazu gesellen sich nicht viel später der Gartenspargel (asparagus dat.
r. r. 6. 3; 449. 2) und die Minze (menta, ^Ir&ij Cat. r. r. 449. 457.6) <), jenes
4) cannahim, linum, iuncum, spartum seras, unde nectas bubus paleas lineas, festes,
funes.
1) Das spartum wenigstens sicher schon zur Zeit des 2. punischen Krieges, da es io
der Ntthe der urbs Spartaria, Neucarthago, heimisch war, vgl. Liv. 21. SO, Plin. 49. 16. —
Cat. r. r. 4 85. 8 empfielt das spartum in Capua zu Icaufen: spartum omne Capaae ematar.
8) Die von Plin. 14. 4 43 genannte Binsenart melancranis wuchs nach Strabo 8 S. 468
auf den Balearen.
4) Plaut. Pseud. 84 4 ff. : non ego item cenam condio ut alii coqui, qui mihi coodita
prata in patinis proferunt, boves qui convivas faciant, herbasque oggerunt eas berbas alüs
herbis condiunt: indunt coriandrum, feniculum, aliumi atrum bolus, adponunt mmicem,
brassicam, betam, blitum, vgl. Cat. r. r. 4 49.
5) silatum antiqui pro eo, quod nunc ientaculum dicimus, appellabant, quia ieiooi
vinum sili condltum ante meridiem absorbebant. An eine Würze mit Sil, Ocher wird
schwerlich zu denken sein, seselis «= sil bei Cic. n. deor. 1. 50. 417.
6) Bei Plin. auch mintha und zmintha.
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IN DER LATEINIS€BBN SPRACHE. 141
wahre Campagnakraut, von dem das ganze Gefilde von Rom duftet^), ferner der
Schwarzkümmel (melanthium Gat. r. r. 402, melaspermon Plin. 20. 482,
auch unter dem Namen gith bei Plaut. Rud. 5. 2. 39 u. a.) und vermutlich auch
der römische Kümmel (cuminum, yiv f^ivov Cai. r. r. 449. 424), ebenso der
Anis (anisum Gat. r. r. 424), dessen Anbau im Garten verbürgt ist durch Varr.
1. 1. 5. 403 u. Plin. 49. 467) und der Quendel (serpullum Gat. r. r. 73), der
noch heut zu Tage in der Kampagne überall wuchert, endlich der Rettich (rapha-
nus = raphanus sativus L., Gat. r. r. 6. 4) und die allerdings in bester Qualität
vielfach aus lUyrien und Macedonien bezogene iris (Gat. 407) ^).
Bei Lucretius erscheinen bereits der Bibergeil (castoreum grave 6.794),
die Stabwurz und das Tausendgüldenkraut (abrotonique graves et tristia
centaurea 4. 423).
Begeistert singt uns Gatull das Lob des Majorans 3) (64. 6 : cinge tempora
floribus suave dentis amaraci, vgl. Lucr. 2. 847), des hyacinthus (Schwert-
lilie oder Gartenrittersporn) (64 . 89 : talis in vario solet divitis domini hortulo
Stare flos hyacinthinus) und der alba parthenice = parthenion (64. 490),
Tibull das des Amarants (amarantus 3. 4. 33).
Zu Yarros Zeit wurden in den römischen Gärten gezogen die Brunnen-
kresse (sisumbrium 1. 1. 5. 403) und eine Endivienart (seris r. r. 3. 40. 5.
u. 6), ebenso der Thymian, die zur Honigbereitung für die Bienen geeignetste
Pflanze (thymum r. r. 3. 46. 43), und das Lackmuskraut (heliotropium r. r.
4. 46), endlich der Krokus (crocus r. r. 4. 35), womit schon bei einem Gast-
mahle des im Jahre 64 v. Ghr. gestorbenen Metellus Plus der Fufsboden bestreut
wurde (vgl. Lucr. 2. 446) und die Lieblingsblume der Bienen, die Melisse
(apiastrum = melisphyllum , melissophyllum , meliphyllon, melittaena r. r. 3.
46. 40. Golum. 9. 8. 43. Verg. georg. 4. 63. Plin. 24. 449)4).
Bei dem gleichzeitigen Redner Gicero finden wir zuerst erwähnt die Oster-
luzei (aristolochia d. div. 4. 40. 46) u. die Purgierwurz (scammonea) (vgl.
sillybus), beiVergil den Eibisch (hibiscumecl.2. 30 = althaea), den Dill (ane-
thum ecl. 2. 48),' die Schminkbohne (phaselus georg. 4. 227) und stattliche
Blumenarten wie die Narcisse (narcissus ecl. 2. 48) und Wachsblume (ce-
rintha georg. 4. 63)^ die Ringelblume (caltha ecl. 2. 50), die Goldblume
(chrysanthes Gulex 403 = Chrysanthemen, vgl. helichrysos Plin. 24. 65, Plin. 24.
4 68) und den »seine schönen korinthischen Blätter stolz ausbreitenden« Bären-
klau (acanthus ecl. 3. 45).
In der Medizin spielten eine mehr oder minder wichtige Rolle und treten
daher zuerst bei Gelsus und Scribonius auf die Eberwurz (chamaeleon) und
4) Vgl. Gregorovius, Wanderjahre 2 S. 66.
5) Piautas gedenkt auch bereits des Wermuts (absinthium s* artemisia absinthium L.)
z. B. Trin. 935, bei Gate finden wir das Wort bulbus für Zwiebel und Knoblauch (vgl.
ihaUus bei Gel.].
8) In Ägypten und Kleinasien heimisch, auch sampsuch um genannt z. B. Gels. 5. 44,
vgl. Golum. 40. 474 : nataque iam veniant hilari sampsucha Ganopo.
4) Vgl. ocimum, Basilienkraut Varr. 1. 1. 6. 403.
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142 Griechische Wörter
das Bilsenkraut (hyoscyamum) , die Judenkirsche (halicacabon) und der
Saufenehel (peucedanura) , der Bertram (pyrethron) und das Läusekraut
(staphis), der Ysop (byssopumj und das Ammei (ammi), eine Art Kresse
(thiaspi) und die Möhre (daueum), das Blut kraut (polygonium) und der Por-
tulak (andrachle = portulaca), die Rauke (erysimum = irio) und die ärge-
rn onia (= argemone, -ion = inguinalis, Schamkraut).
Von Columella wird der Anbau der Artischocke empfohlen (r. r. 40.235.
4 4. 3. 42 u. 28 hispida cinara, vgl. scolymus bei Plin.), einer in Sicilien hei-
mischen distelartigen Pflanze , die schon Epicharm »gut mit Fett geschmelzt und
mit Gewürzen versetzt« angenehm von Geschmack findet, und die auch bereits
Lucilius unter dem Namen cactum erwähnt, während die römische Bezeichnung
Carduus seltener vorkommt (vgl. Athen. Deipnos. 2. 83).
Nach dem gleichen Gewährsmann beliebte man in dessen Zeit in Gärten an-
zupflanzen das triste sinapi (Enn. sat. 25 Vahl.), während der aus der Pflanze
gewonnene Senf schon zu Plautus' Zeit (vgl. Pseud. 847. Trucul. 2. 2. 60) in
Rom zur Würze der Speisen benutzt wurde (vgl. lapsana). Ähnlich verhält es
sich mit der Kapern Staude (capparis), die gleichfalls zu Columellas Zeit (r.r.
40. 4 47) in Italien angebaut, aber schon in der Plautinischen Periode (vgl. Plaut.
Cure. 90) in der römischen Küche verwendet wurde.
Nach Columellas Bericht wuchs femer zu Anfang des Kaiserreichs in den
Gärten Roms der Kerbel (chaerephyllum 40. 440 = caerefolium Plin. 49. 470:
quod paederota Graeci vocant) und die Zungenwurzel (siser 40. 444) <), die
breitblättrige Kresse (lepidium 44. 3. 46) und die Panacee (panax 40. 97,
vgl. panacea) , aufserdem die schon von Plautus genannte Sa turei (c u n i 1 a , Trin.
935. Golum. r. r. 6. 43. 4 = thymbra Colum. 9. 4. 2) und die coraroble (eine
Kohlart Colum. 40. 478), desgleichen der staphylinus (eine Art Pastinak 40.
468) und der Meerrettich (armoracium 42. 9), der gewöhnlich zum Verspeisen
eingemachte Meerfenchel (batis 42. 7. 4, vgl. crethmos) und der Dosten
(origanum 42. 9, vgl. tragorigamum bei Gels.).), der Alraun (mandragoras 40.
49) und der Affodill (asphodelus Col. r. r. 9. 4. 3 — hastula regia), die Scha-
lotte (cepa Ascalonia) und die griechische, schon zu Plautus' Zeit vielfach in
Gebrauch kommende Nieswurz (helleborus, vgl. Plaut. Pseud. 4485. Men.943.
950. Cat. r. r. 457. 42 u. das lat. Wort veratrum), sowie die Levkoie^ (ieu-
coion Colum. r. r. 40. 97 = pallens viola Verg. ecl. 2. 47) und das grofsblütige
Schöllkraut (glauceum 40. 404), endlich mehrere Rübenarten: so eine
runde Sorte (gongylis) und eine Steckrübenspecies (bunias) ') .
Von fremden Pflanzen, die vor Plinius' Zeit festen Fufs in Italien gefafsl
A) Die Form siser = islaaqoy läfst wie piper =3 nineQi wegen des lateinisch mge
stutzten Auslauts auf frühzeitige Entlehnung der in Frage stehenden beiden Wörter schlieCsen.
2) Nach Polyb. 8. 4 blühten zu dessen Zeit (4. Hälfte des 2. Jahrh. v. Chr.) die Le?-
koien und Asparagen 9 Monate lang in Lusitanien.
3) Col. 4 0. 424: gongylis illustri mittit quam Nursia campe quaeque Amiterninis de-
fertur bunias arvis.
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IN DER LATBINISCHBN SPRACHE. 143
hatten y verdienen genannt zu werden der Pfefferst rauch (piper)^], dessen
Frucht bereits von Horaz als Konsumartikel erwähnt (sat. 2. 8. 49) wird, aber
auch fernerhin von Alexandria aus importiert wurde, weil der asiatische weit
kostbarer war als der inlandische (vgl. Pers. 6.39. Plin. IS. 29), die über Kam-
panien importierte (Hehn, Kulturpfl. p. 275 3) Zuckermelone (melopepo,
melo, pepo) und der aus Karlen stammende Kümmel (careum) ^).
Aus der Zahl der Ströucher , die jetzt unter griechischem Namen hervor-
treten, hebe ich heraus den rhamnus (Col. 40. 373) und den paliurus (Verg.
ecl. 5. 39. Col. ii. 3), aus der der giftigen Pflanzen den Eisen- oder Sturm-
hut (aconitum), womit bereits in Ciceros Zeit Calpurnius Bestia seine Frauen im
Schlafe tötete (Plin. 27. 4) und das dorycnion (Scribon.), von wildwachsen-
den die bryonia, Gichtrübe, Zaunrübe (Gol. \0. 250).
Wahrhaft staunenerregend ist die Zahl neuer Pflanzennamen, die uns in dem
weitschichtig angelegten Sammelwerke des älteren Plinius begegnen. Fast jeder
Paragraph der der Botanik gewidmeten 4 6 Bücher (12—27) führt uns neue Arten,
oft mit mehreren verschiedenen Benennungen vor, sodafs es schwer ist, sich
durch die erdrückende Fülle des gebotenen Materials hindurchzuarbeiten. Wohl
hatte der Autor recht, im Beginne des 27. Buches, als er den riesigen Stofi* so
ziemlich bewältigt , zu schreiben : crescit profecto apud me certe tractatu ipso
admiratio antiquitatis quantoque maior copia herbarum dicenda restat, tanto ma-
gis adorare priscorum in inveniendo curam, in tradendo benignitatem subit.
Fast ausschliefslich aus griechischen Quellen sei es direkt oder indirekt schöpfend,
übersättigt er uns im Bereiche der Pflanzenwelt mit griechischen Namen , denen
er (ein Zeichen dafUr, dafs sie nicht auf dem Wege des Handels und Verkehrs
durch das Volk eingebürgert , sondern erst von ihm in die römische Litteratur
eingeführt worden sind) meist noch ihre griechische Endung in der Kasusflexion
gelassen hat.
Sicherlich sind nun diese Benennungen im Kreise der römischen Ärzte und
Fachgelehrten besonders griechischer Abkunft ziemlich gäng und gäbe gewesen,
aber dem grofsen Publikum wohl zum allergröfsten Teile gänzlich unbekannt ge-
blieben, um so mehr als die beträchtliche Zahl der offizineilen Pflanzen und
heilkräftigen Kräuter meist nur in den Hausgärten der Ärzte angepflanzt wurden.
Wohl haben wir auch noch spätere Schriftsteller, die den gleichen Stofi* wie
PHnius behandeln ; aber dieser hat das ganze Gebiet schon so gründlich beleuch-
tet'), dafs wir aus ihnen für unsere Zwecke nichts Wesentliches dazu erfahren,
abgesehen von der namentlich bei Apuleius sorgfältig aufgezeichneten, inzwischen
stark bereicherten Nomenklatur mit zum Teil recht barbarisch verstümmelten
Namen, deren griechischen Ursprung oft blofs noch die Endung zu bekunden ver-
1) PliD. 42. 29; piperis arborem iam et Italia habet.
2) Plin. 49. 464: careum gentis suae nomiDe appellatum calinis principale. Nach
LeuDis Synopsis II. 2. 684 ist damit identisch die bei Caes. b. c. 3. 48. 4 genannte chara,
Kümmel Wurzel.
S) Wiewohl er sich sehr viele Irrtümer hat zu schulden kommen lassen.
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144 Griechische Wörter
mag. Es liegt mir aber fern , allen diesen letzteren , eben« weil sie neue kultur*
historische Data durchaas nicht bieten, eine ausführliche Betrachtung zu widmen
oder gar die im Index der Vollständigkeit halber sämtlich aufgezählten neuen Be-
nennungen aus denselben hier nochmals systematisch geordnet zu registrieren.
Es dürfte mehr als genügen , wenn ich mich auf die Zusammenstellung der aus
Plinius ersichtlichen Pflanzennamen, soweit sie bisher noch nicht erwähnt, be-
schränke ; und zwar gedenke ich aus der Zahl derselben zunächst diejenigen zu
nennen^ von denen ausdrücklich bezeugt wird , dafs sie zu Plinius' Zeit in Italien
wuchsen , ferner die , welche im alten Italien nicht naturalisiert worden sind,
daran diejenigen anzureihen, die als herbae magicae bezeichnet werden, und end-
lich den Rest ohne Kommentar alphabetisch aufzuzählen.
Zur Zahl der ersleren gehören aufser den schon oben erwähnten bekannten
Bäumen und Sträuchern an Pflanzen und Blumen die adarca = calamochnus
(Schilfschaum), allium nigrum L., das ischaemon (25.83), lithospermum,
Steinhirse (27. 98), moly = molon (25. 27), meum, Bärwurz (20. 253).
Dem italischen Boden fremde Produkte, welche entweder selbst oder deren
Früchte, Blätter, Saft u. s. w. stets von neuem zugeführt werden mufsten, lernen
wir zunächst die meist als Räucherwerk (thymiama) oder Gewürze (aroma)
oder in Form von Salben, ölen u. s. w. in den Handel gebrachten Erzeng-
nisse des südlichen und südwestlichen Asiens kennen. Bemerkungen wie sesima
ab Indis venit (48. 96, vgl. sesamum bei Plautus), tura praeter Arabiam nullis
(42. 56), macir ex India advehitur (42. 32), caryophyllon ex India advehi-
tur odoris gratia (42.30), balsamum uni terrarum Judaeae conce5Sum(42. 4H,
vgl. opobalsamum, xylobalsamum) , ex confinio casiae cinnamique^) et can-
camum ac tarum invehitur (42. 98, vgl. Herod. 3. 407) u. a. wiederholen sieb
bei verschiedenen anderen Pflanzen.
Syrien spendete eine besondere Zimtgattung (comacum) , syrisches
a mom um preist Yergil, von dortherkam auch das Galbanharz (galbanum))
der syrischen Narde (nardus) giebt Plinius den Vorzug vor allen übrigen
Arten, syrisches Halobathrum (malobathrum) wird neben indischem rühmend
hervorgehoben (42. 429), syrischer Storax (storax) bildet noch um die Mitte des
4. Jahrh. n. Chr. einen regelmäfsigen Importartikel. Arabien war die Heimat
der Myrrhe (murra) und des Weihrauchs (tus), von dort kam die beste Aloe
(aloe, vgl. agallochus, tarum) und der vortrefflichste Ingwer (zingerbis) in den
Handel, von dort Baumwolle (gossypium xylon) und die Behennufs (bala-
nus, vgl. myrobalanus) .
Vom Ebenholz (ebenus) 2) konnte Vergil mit Recht singen : sola India ni-
grum fert ebenum, und dieses selbe unendlich reiche Land beglückte die Römer
auch mit Zucker (? saccharon, doch vgl. Leunis Synopsis II. 2. 4 486), den sie
nur als Medizin verwendeten, und mit Indigo (indicum, doch vgl. Leunis, Syn-
4) Vgl. cardaraomum, cinnamomum, xylocinnamomum, coslamomum.
8) Da nach Pausan. 4. 42. 5. 8. 5. 3. U alte ^oaya aus Ebenholz in Griechenland eii-
stierten, so mufs es schon früh in den Handel gekommen sein; doch kennt es Homer
noch nicht.
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IN DER LATBIIftSGHBN SPRACHE. 145
ops. II. 2. 391). Ebenso wuchs der das electruin, ein wohlriechendes Harz, aus-
schwitzende Baum siptachoras nach Plin. 37. 39 in Indien. Ein indisch-
persisches Erzeugnis war dieKostwurz (costus, costumj , »die heilkräftigste aller
Pflanzen, hoch auf den Bergen wachsend, wo die Adler nisten« (Zimmer), (doch
vgl. Leunis, Synops. II. 2. 1083); ägyptischer Abkunft konnte sich rühmen der
Gummi (cummi, vgl. sarcocolla) , die Papyrusstaude (papyrus) und der
Safflor (cnecos) ^). Das Bdellium (bdellium) gedieh in yortrefiflichster Qualität
in Bactriana, während das CistenrOschen (cisthus, leda, ledon, vgl. ledanum
Leunis I. 1. 633) und der Diptam (dictamnum) vorzugsweise von Kreta und
Cypern, der Rhabarber (rhacoma, reupon^cum, reubarbarum) von den Nord-
ufem des Pontus bezogen wurde (vgl. Leunis 1. 1. 973 f.).
Den Stöchadischen Inseln war eigentümlich das Stöchaskraut (stoe-
chas Scribon. 406. 424), Cyrenaika schickte auf den römischen Markt das Am-
monium, ein Gumlniharz (ammoniacum) .
Doch würde es falsch sein anzunehmen , dafs diese Bäume und Sträucher
nicht auch in vereinzelten Exemplaren in Ziergärten und an besonders geschützten
Stellen in Rom fortgekommen wären. Sah doch Columella (3. 8. 4) an mehreren
Orten der Stadt die casia prangen und Weihrauch und Myrrhe dem Krokus ver-
schwistert in Blüte stehen (quippe cum pluribus locis urbis iam casiam fronden-
tem conspicimus, iam tuream plantam florentesque hortos myrrha et croco) .
Weitaus die meisten der Fremdlinge fanden gastliche Aufnahme in den Me-
dizingärten und wenn auch Plinius selten ausdrücklich von einerAnpflanzung
daselbst redet, wie bei dem aus Indien und Persien stammenden sacopenium
(49. 467 : sacopenium et ipsum in hortis quidem^ sed medicinae tantum), so war
es im Interesse der Heilkunde und der Bequemlichkeit der Ärzte fast selbstver-
ständlich, dafs die offizinellen Pflanzen, wenn irgend angänglich, in den Gärten
derselben angepflanzt wurden. Man wird daher mit ziemlicher Sicherheit an-
nehmen können, dafs der bei weitem gröfste Teil der in Buch 20 — 27 der
naturalis historia des Plinius (medizinische Botanik) besprochenen Pflanzen unter
der sorgsam pflegenden Hand der Ärzte auf italischem Boden fortkam, auch wenn
dieses oder jenes fremde Land ausdrücklich als Heimat angegeben wird. Ist doch
beispielsweise das Gedeihen der ägyptischen Pflanzen cici = croton (Wunder-
baum) und aspalathos (Ginsterart oder Rosenholz) und ihre Verwendung zu
Öl sogar für Spanien verbürgt! (vgl. Wiehert, Progr. d. Kneiphöfsch. Gymn.
zu Königsberg 4845. S. 22 f.).
In Indien wuchs der lange nur zu medizinischen Zwecken gebrauchte und
erst durch die Araber in Italien angebaute (Hehn, Kulturpfl. p. 440 ^ f.) Reis
(oryza). Ägypten wird von offizinellen Pflanzen zugewiesen die Wasseraloe
(stratiotes24. 469), die Kolokasia (colocasia) ^) , die Cichorie (Cichorium), die
4) Die beiden zuletztgenannten Pflanzen wurden erst durch die Araber nach Italien
verpflanzt, wovon auch noch der arabische Name Saßlor, it. asforo, asfiori, Kunde giebt,
vgl. Hehn 231. Plin. 21. 90: niaxime celebrant Aegypli cnecon Italiac ignotum.
2) Über deren Anpflanzung in Italien xu Plinius' Zeit vgl. 21. 87 und Pallad. 3. 24. 14.
cyamos = colocasia (indische Wasserrose, ägyptische Dohne, nymphaea nelumbo L.) nach
SUidemund schon bei Plaut. Vidul. 1. fr. 20.
W e i« e , Orieeb. Wörter i. d. lat. Sprache. ] 0
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146 Griechische Wörteh
Erdmandel (anthalium), dasCypergras (cyperus), die unterirdische Platt-
erbse (arachidna) , die wilde Erbse (aracos) (21. 88 f.), die Zehrwurz
(aron 84. 142]; als gewöhnliche Nahrungsmittel oder als Zusatz zu Speisen
wurden in Ägypten verwendet das Chond rillenkraut (chondrilla), dielevaD-
tische Haftdolde (caucalis), der südliche Kerbel (anthriscum) , der Gauch-
heil (corchorus, vgl. anagallis) , das Hundsauge (cynops) , der gemeine Löwen-
zahn (aphace], der Kerbel (scandix) und die come = tragopogon und
epipetros genannten Pflanzen.
Als herbae Syricae erscheinen das gingidion (20. 33) und die othoona
(27. 109), als herba Indica die cypira (21. 117), als thessalisch die catanance
(27. 57), als allgemein orientalisch die 5namige Pflanze adispatheon =
diaxylos = sceptrum = erysisceptrum = aspalathos (24. 112); als
medicinae tantum utile wird femer bezeichnet das syrische sphondylium
(12. 128).
Von weit geringerem Interesse sind für uns diejenigen Bäume und Sträucher
oder Pflanzen, die weder als medizinisch wirksame Mittel gekauft, noch als Kon-
sum - oder Luxusartikel in den Handel gebracht wurden , sondern lediglich als
exotische Gewächse der Vollständigkeit halber von Plinius aufgezählt worden
sind. Ihre Bedeutung ist für die Kulturgeschichte gering. Doch sollen auch diese
externae arbores indocilesque alibi crescere quam ubi coepere et quae in alienas
non commeant terras (Plin. 14. 1), denen Plinius das 12. und 13. Buch seiner
Naturgeschichte widmet, auch nicht ganz unbeachtet bleiben I
Als cyprische Pflanzen nennt uns unser Gewährsmann den cyprus (12.
109, vgl. auch cyperus, cypira, cyperis); in Ägypten läfst er gedeihen den
Persea-Baum (15. 45) und die katzenkrautartige Pflanze maron (12. 1H).
nicht minder den ägyptischen Schotendorn (acacia = acanthus, mimosa nilo-
tica L.), ferner die Sumpfpflanze saripha (13. 128) und den circa Troglodyta-
rum insulas gedeihenden Meerstrauch Namens chariioblepharon; in Asien
und Griechenland die epicactis oder epipactis = emboline (13.114]
und den Kellerhals, daphne Gnidium L. (thymelaea = chamelaea = pyros
achne = cnestron = cneorum 13. 114), inPontus, Phrygien und lUyri-
cum die Haselwurz (asarum 12. 47), in Kreta das tragion, den tragos
und die tragacantha, endlich auf Lesbos den Spindelbaum- (euonymos
13. 118). Bei anderen ausländischen Gewächsen wie narthex =:ferula,
Pfriemenkraut, ostrys, Ilopfenbuche , bryon, unbekannte, am Meere wach*
sende Pflanze (Plin. 13. 137), fehlt uns die Angabe ihrer Heimat >).
Am genauesten sind wir unterrichtet über die Heimatländer der magischen
Kräuter (herbae magicae), über die Plinius freilich, der hier lediglich griechi-
sche Werke ausschreibt, weder aus Autopsie noch von Hörensagen berichtet,
und deren Existenz vielfach sehr fraglich sein mag, wenn auch Pythagoras, wie
Plinius 24. 160 ausdrücklich sagt, dieselben primus in nostro orbe celebravit.
i) Einige von diesen Pflanzen sind, freilich selteni aach zu medizinischen Zwecken
verwendet worden ; manche von ihnen werden sicherlich auch in Italien fortgekommen seio.
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IN DBR LATEINISCHEN SpRAGHB.
147
Dafs sie meist aus dem der Zauberei vorzugsweise ergebenen Orient stammen,
ist von vornherein wahrscheinlich und in der That stellen auch die vorderasiati-
schen Länder das stärkste Kontingent dazu. Asiatischer Abkunft konnten sich
rühmen dieaglaophotis = marmaritis [24. 460 aus Arabien) ^ die hestia-
teris = protomedia = casignete (= dionysony mphas 24. 165 aus
Persien} und die theangelis, die in Babylon und Susa, aber auch auf
Kreta gedieh (24. 464}. Die thalassaegle = potamaugis (24. 164] und
achaemenis = hi ppophobas (24. 161] bezog man von Indien, das theo-
brotion (= semnion 24. 162} von den Ufern des Choaspes; Kleinasien stellte
die adamantis (24. 162], therionarca (24. 163) und heliocallis = he-
lianthes (24. 165), das Hochplateau von Iran die arianis (24. 162] und ge-
lotophyllis (24. 164), und auch Äthiopien ist vertreten mit der aethiopis =
merois (24. 163} und derauf der Nilinsel Elephantine wachsenden ophiusa
(24. 163).
Unbestimmter Herkunft sind und nur auf die Autorität einzelner Gelehrter
hin werden für Zauberkräuter erklärt dieaeschynomene, crocis (nachApol-
lodor], onotheris, anacampseros (nach Crataevas], sämtlich 24. 167. In
den Schriften des Pythagoras waren besprochen die coracesia, (calicia].
minyas (= corinthia] und die aproxis (24. 156 ff.}.
Aufserdem finden wir bei Plinius folgende Ausdrücke aus dem Gebiete der
Botanik :
acanthion, Distelart.
acanthis » engeren = senecio, Kreuzwurz.
acanuSi Krebsdistel.
achilleos \
achillea / Schafgarbe.
acinos, wilde Basilie.
acopos SS anagyros, offizinelle Pflanze : Boh-
nenbaum.
acoma, gelbe Distelart
actaea, Christophskraut.
acylos s= ilicis glans bei Homer.
adiantum, Yenushaar = trichomancs s= cal-
litrichos » polytrichron = polythrix s=
capillus Yeneris.
adonium, a^taytoy , Erdcypressenart , vgl.
chamaecypa rissus.
aegilips, Zwiebelgewächs.
aegis, Kernholz der Lärche.
aegoceras ss buceras = carphos s telis =
fenum graecum ss silicia, Bockshornkraut.
aegolethron, Azalea Pontica L.
aetite, Schlingpflanze = lagine = scammonia.
agaricum, Lttrehenschwamm.
ageraton, Leberbalsam.
aizoum maius = buphthalmos = zoophthal-
mos s=s trithales = hypogeson r= slerge-
Ihron = ambrosia = amerimnon = sedum
magnum, grofse Hauswurz.
aizoum minus SS erithales = trithales « erysi-
thales s= isoetes = sedum, kleine Haus-
wurz.
alcea c= damasionei Malvenart.
alcibium, unbekannte Pflanze.
alectoros lophos = crista, Hahnenkamm.
alisma =s damasonion s= lyron, Froschkraut.
alopecuros, Grasart.
alsine = myosoton, Waldstemmiere.
alypon, Heilkraut.
alysson, wilde Färberröte.
ampelodesmos, Binsenkraut.
ampeloprasos, in den Weingärten wachsender
Lauch.
anabasis = ephedra = equisetum s= hippu-
ris, Pferdeschwanz.
anchusa = onochilon (= rhinoclia) = ar-
chebion = rhexia = enchrysa = ono-
chelfs, Ochsenzunge.
androsaces, Meerpflanze.
androsaemon := ascyron = ascyroidcs, Jo-
hanniskraut.
anemone «s phrenion, Windröschen.
anonis = ononis, Heuhechel.
anonymos, unbekannte Pflanze.
anthemis = chamaemelon = melanlhion =
leucanthemis = leucanthemum = eran-
themis, Kamille.
10*
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u^
GrIEGAISCHE WöRtEll
anthyllion n anthyllum, kretisches Harzkraut.
anthyllis, Bisamgünsel.
antirrhinum = anarrhinon = lychnis =s
paranarrhinon, wildes Löwenmaul,
antiscorodon = ulpicum, Laucharl.
aparine =s ompbalocarpos =s philanthropos,
Kiebkraut.
aphaca, Platterbse,
aphrodes mecon = peplis = syce s= meco-
nion = papaver agreste, wilder Mohn,
aphron = heraclion, wilde Mohnart.
apios ischas = raphanosagria, wilder Rettich,
apocynon, Hundstod.
arcion = persollala, braune Königskerze,
arclion ==: arcturus, unbekannte Pflanze,
argemon = lappa cnnaria, Klettenart.
aris, Natterwurzel, vgl. aron.
aristereon, Eisenkraut,
armon =3 armoracia, Meerrettich,
aron =s arum, Zehrwurz.
arsen = mandragora, Alraunart.
artemisia = botrys s= ambrosia, Beifufs.
asclepias, gem. Schwalbenwurz,
asphallion = minyanthes, gem. Harzkleo.
asplenos = hemionion, Milzkraut, vgl. sple-
nium und Teucrion.
astaphis, Rosine,
astragalus, span. Traganth, astragalas Bae-
ticus L.
asyla == ferus oculus, unbek. Pflanze,
atractylis, wolliges Bürstenkraut.
balis, unbek. Pflanze.
ballote = porrum nigrum , schwarzer An-
dorn.
batrnchion &s ranunculus, Froschkraut, vgl.
polyanthemum.
blechon = puleium, wilder Polei.
boletus, Champignon (Plaut. Cure. 5. 2.
U ??).
bolites, Wurzel des Lychniskrauts.
brabyla, unbek. Pflanze.
brathy s= herba Sabina, Sebeubaum.
brya = myricc =s tamarlx, Tamariske.
bryonia = Chironia a=s gynaecacanthe =
apronia =s vitis alba, Zaunrübe.
buglossus = euphrosynum, Ochsenzunge.
bulbine, Zwiebel;:ewüchs.
buphlhnlmus == cachia, Ochsenauge.
huplcuron, Hascnöhrlein.
buselinon, Ochseneppich.
cadytas, syr. Schmarotzerpflanze,
capnos, Erdrauch.
carpathum. Pflanze mit giftigem Safte, vgl.
carpasum (Col.).
cedris = fructus cedri, Cedernfrur.ht.
cemos, unbek. Pflanze,
centauris, Tausendgüldenkrautart.
cepaea, portulakblättriges Seduni.
ceratia, unbek. Pflanze,
cestros »> psychotrophon = Veltonica =
serratula, Betonte,
chalceos, Stachelpflianze.
chalcetum, unbek. Pflanze,
chamaecyparissos, Erdcypresse.
chamaedaphne =s Idaea = hypogloltion s=
carpophyllos =s hypelate = laurus Ale-
xandrina, Zwerglorbeer,
chamaedrys «» chaemaerops = Teucria ^
trixago, Gamanderlein,
chamaeleon b= ixia = cynozolon s= ulopho-
non, Eberwurz (Ovid.)
chamaeleuce, Huflattich,
chamaemyrsine = oxymyrsine == myrtos
sllvestris, Mäusedorn,
chamaepeuce, Zwerglärche,
chamaepitys = hypericon = corissum, Feld-
cy presse (Gels.).
chamaesyce, Wolfsmilchsari,
chelidonia, Schöllkraut,
chondris = pseudodictamnum, Andomart.
chrysippea, unbek. Pflanze,
chrysitis «» chrysocome, GoMhaar.
chrysocarpus, Epheuart, cf. erythranos.
circaea, Hexenkraut,
cirsion, Distelart.
cissos erythranos, Epheuart.
ciematis » polygonoides, Wintergrün,
cleopiceton (Sill. cleonicon) = clinopodion
SS ocimoides b= zopyron(Uon), Clioo-
podium L.
clymenus, Geifsblatt.
conyza, Flohkraut.
crataeogonoD =» thelygonos, gem. Flohkraot.
crepis, unbek. Pflanze,
crocodileon, Centaurea crocodilium L.
cry stall ion (chrysallion) » psyilion s cy-
noides «s cynomyia = sicelicon, Floh-
kraut,
cyanus, blaue Kornblume,
cyclaminos «= luber terrae, Saubrot,
cynocephalia, Hundskopf,
cynoglossos, Hundszunge,
cynomorion = orobanche, Sonnenwurz.
cynorrhoda = cynorrhodon, Hundsrose,
cynosorchis = cynosbatos = serapias =
neurospastos « cynapanxis =s orchis,
Knabenkraut, vgl. sa!yrion.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE.
149
daphnoides = eupetalos = Pelasgam =
slephanos Alexandri, Kellerhals.
dipsacos, Kardendistel.
dodecatheon, Zwölfgötterkraut.
dolichos, Feldbohne.
doris =3 echis s= pseudoanchusa , anechte
Ochsenzunge.
dor)'cnion = manicos s= erythron » neuras
= pertsson, Strychnosart.
dryopteris, Eichfarn.
echinopus, Slachelginster.
echios, Otternkraut.
eiaphoboscon, wilde Pastinake.
elatine, wilde Löwenmaulart.
elelisphacos =3 sphacos = salvia, Salbei.
eileborinc = epipactis = emboline, nies-
wurzähnliche Pflanze.
eropetros = caicifraga, Steinbrech.
enneaphyllon, neunblältriges Kraut.
ephemeren, unbek. Pflanze.
epimedion, unbek. Pflanze.'
epithymum, Thymianblütc
ereuthodanos = erythrodanus = rubia,
Färberröte.
erice = tetradice ss tetralix, Heidekraut.
erineos, unbek. Pflanze.
eriphia, unbek. Pflanze.
erilhace, Bienenbrot.
erynge s eryngion, Mannstreu.
eociea oder euplia, unbek. Pflanze.
eugalacton = glaux, unbek. Pflanze.
eupaloria =» agrimonia, Odernoennig.
eozomon ^ emca, wilde Rauke.
galeobdolon » galeopsls = galion, Taub-
nessel.
geranion b myrtis s myrrhis, Storch-
schnnbel.
geum, Benediktkraut.
glycyrrhiza, Süfsholz ^ liquiritia.
gnaphalium k chamaezelon, Wiesen wolle.
grasos, Seetangart (al. 1. prason, lauchähnl.
Strauch.)
gromphaena, Tausendschön.
hadrobolon = nigruxn bdellium, Gummiart.
halicacabus = callion » vesicaria, Juden-
kirsche,
haiimon, Meldenart.
haliphloeos, Eichenart.
hedypnois, Cichorienart.
belenium = Idaea, Alant (?).
beleoselinum, Sumpfeppich.
helix, Kriechepheu (bei Cic. d. unIv. 9. 27
jetzt helica, Gewinde),
helxine = perdicium = sideritis s parthe-
nium SS herba urceolaris = astercum,
Rebhühnerkraut, vgl. leucanthes.
hemerocalles, Trichterglitze.
heptapleuros, Wegebreilart.
hierabotane = peristereon = verbenaca,
Eisenkraut,
[hippace, Pferdelab; irrtümlich als Pflanze
angegeben.]
hippophaes, Wolfsmilchsart.
hippophaeston, Stachelpflanze,
hippopheon, Nagelkrautklebe,
hipposeiinum, Eppicharl.
holcus s aristis, Grasart.
holochrysos, Art der Pflanze basiiisca.
holoschoenos, Binsenart.
horminum, Scharlei.
hyoseris, schwarze Flockenblume,
hypecoon, Lippenblume,
hypochoeris, cichorienartige Pflanze,
hypocistis = orobethron, Cistusstaudc.
hypoglossa, Zungenmäusedorn.
iasione, Zaunwinde.
iberis, Kressenart.
ion, Veilchenart.
iphyon, Gemüsepflanze.
ischias &= leucacantha ss phylion = poly-
gonatos, Weifswurz.
isopyron = phasiolus, Isopyrum aquilegioi-
des L. (?).
lagopus» Uasenklee.
latace, mag. Kraut.
lathyris, Wolfsmilchsart.
leontice = cacaiia, wollkrautblättr. Pestwurz
oder Huflattich,
leontopetalon = rhaphanidlon, Löwcnblatt.
leontopodion = leuceoron = doripetron al.
1. thoribethron oder thorypetron, Löwen-
blatt.
Icpton centaurion = libadion = fei terrae,
kl. Tausendgüldenkraut,
leucanthes = parthenium = amaracum =
perdicium, RebhUhnerkraut.
leuce BS mesoleucos, gefleckte Taubnessel,
leucographis, Wegedistel,
libanotis = ros marinus.
liehen, Flechte, Aftermoos,
limonia, Anemonenart.
limonion = neuroides = beta silvestris,
wilde Beete,
linostrophon &= prasion b= philopaes » phi-
lochares s= marrubiumi Andorn,
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150
Gribghisghb Wörter
Imozostis = parthcnion = Hermupoa =
Mercurialis, Bingelkraut.
Uthosperroon e=s exonychos = diospyros =
Heracleos, Steinhirse.
lonchitiSy Stenclelwurz.
lotometra, Lotosart.
lycapsos, ochsenzungentthnl. Pflanze.
mastos, unbek. Pflanze,
medion, medizin. Pflanze,
meiamphyllum = pacderos, Bärenklau,
melampodion = encymos (Sill. eclomos) =
polyrrhizos, Nieswurzart.
melancranis, Binsenart.
milax = taxus.
millefolium = melophyllon (Apul.), Schaf-
misy, Trüffelart.
moloche agria == hibiscuno, Eibisch.
morioD s= hippophlomos, Nachtschattenart.
myagros, unbek. Pflanze.
myophonos = myoctonos, Wolfswurzart.
myosota oder -is, MttuseOhrchen.
myrrhis = myrrhiza = myrrha (murra),
wohlriechender Kerbel,
myrsineum = feniculum silvestre.
notia, unbek. Pflanze.
nyctalops « nyctegretos = chenomyche,
Caesalpinia pulcherrima Willd.
nyma, unbek. Pflanze,
nymphaea = Heracleos = rhopalon, Haar-
wurz (weifse Seerose?).
odontitis, Zahnkraut.
oenanthe, Traube des wilden Weinstocks,
oenobreches, schotentragende Pflanze.
onear~= onotheras == onotheris, Strauchart.
onitis s= prasion, Dostenart.
onopradon, Wegedistel,
onopyxos, Distelart.
onosma, anchusaähnl. Pflanze,
ophrys, zweiblttttrige Pflanze,
oreoselinum, Bergeppich,
ormenos agrios » asparagus silvestriSi wil-
der Spargel,
ornithogale, Hühnermilch,
ortyx = slelephuros, Ravennazuckerrohr.
osyris, Osyrisstrauch.
oxys, gem. Sauerklee.
pentorobon = glycyside, Pfingst-
paeonia
rose,
peleciuus, Beilkraut.
pentapetes 1 = quinquefolium = chamac-
pentaphyllon J zelon, Fünffingerkraut.
periclymenoSi Geifsblatt
petroselinum, Petersilie.
pezicae, Pilzart.
phalangium = phalangitis = leucanthemum
SS leucacantha, Spinnenkraut,
phaleris, Kanariengras.
phasganion == gladiolus, Schwertel.
phellandrion, epheublttttrige Pflanze,
pheos = sloebe, Slachelpflanze.
phlomis = phlomos (vgl. lychnitis = thr>-
allis) = verbascum, Wollkraut,
phlox, unbek. Blume.
phoenice = hordeum marinum, lläusegerste.
phrynion = poterion = neuras, Traganth.
phycos, Seetang = fucus.
phyllanthes, Pflanze mit stachl. Blatt,
phyteuma = phyllon, Kreuzwurz.
picris, Bittersalat.
piperitis = siliquastrum, Pfefferkraut,
pistana == sagitta, Pfeilkraut (wohl oislosi).
polemonia = philetaeria = chiliodynamia,
griech. Baldrian,
polium, Poleigamander.
polyacanthos, Distelkrautart.
polycnemon, unbek. Pflanze,
polygala, Kreuzblume,
polygonus = polygonales = sanguioaria;
vgl. orlon und teuthalis = carcinothron =
clema = myrtopetalum, Blutkraut,
polypodion, Engelsüfs.
potamogiton, Samkraut.
pothos, Sommergewächs,
pseudobunion, Strauchart.
pseudocypirus, cyperusähnl. Strauch,
pseudonardus, unechte Narde.
pteris = blachnon = filix, vgl. thelyptcris
oder nymphaea pteris, Farnkrautart.
pycnocomon , andornartiger Wolfslrapp
(Sprengel),
pyracantha. Feuerdorn,
pyxacanthus, Buchsdom.
rhizotomus, illyrische Irisart.
satyrion (orchis, erythraicos, crataegis, the-
lygonos, arrhenogoDos), Knabenkraut, vgl.
cynosorchis.
saurion = napy, Senf.
scordion » scordotis, Lachenknoblauch.
scythica herba, unbek. Pflanze.
selinas s= selinoides, Kohlart.
siderion (Heracleon), Eisenkraut.
sillybus, Gundelie.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE.
151
sion =s silaus = laver, Wassermerk.
sisyrinchion, Zwiebelgewächs.
sisyrum = erice = sisara b. Varr. r. r. 8.
4 6. 26, Heidekraut.
smymioa (zmyrnion), Pferdestlge.
sonchos, Gänsedistel.
spalax, unbek. Pflanze.
spiraea, Spierstaude.
spondylion, Bärenklau.
stachys, Rofspolei.
statice, adstringierende Pflanze.
stephanomelis, unbek. Pflanze.
strychnos = trychnos = Solanum, Nacht-
schattenart.
syreon = tordylon, Drehkraut.
telephion, fette Henne.
thalictrum, Krötendistel.
thapsia, ferulaähnl. Strauch.
thesium, flachsblättriges Leinkraut.
tithymallus oder tithymalon, Wolfsmilch
(characias, characites, myrtites, caryites,
paralius, helioscopios, cyparissias, platy-
phyllon, corymbites, amygdalites, dendroi-
des, Cebion, leptophyllon, tithymalis).
tragoriganum, Bocksthymianstrauch.
tripolion, gem. Strandnelke.
xiphion := gladiolus, Schwertlilie.
xyriSi wilde Iris.
zea = alica, DinkeP).
4) Von spätrömiscben, meist bei Apul. vorkommenden botanischen Bezeichnungen für
gröfstentheils schon bei Plin. unter anderen Namen belegbare Pflanzen erwähne ich
hier folgende:
acanthillis, agriophyllon, agrostis, aithales, alytis, anactorium, anadendromalache, ana-
zetesis, anchomanes, andremas, anhydros, aphrodisias, aposplenos, arceuthinus, argyros,
arnion, arnoglossa, arusion, auginos, baditis, batos, belion, beloacos (belotocos), boopes,
bubalion, bucranion, burrhinon, caballion, calaminthe, callipetaloUi camelopodium, campsa-
nema, capitum, cappara, carsgogos, cardamina, catastactice, caustice, cephalo, ceras, chal-
bane, chamael)gos, chiliophyllon, chrysocalis, chrysocanthos , ciosmis, cission, cleonia,
clonos, clybatis, conium, conula (?), costamomum, cynocardamon , cynomazon, daucion,
dialion, diospneuma, dircion, eubunion, eupteron» gelotophye, gerontea, glechon, hermu-
botane, holocyron, hydrogeron, hypnotice, hypolysos, hypomelis, leontocaron, libanus,
limnestis, limnice, lycophon, lysas, macia, mallo, maniopoeos, mantia, melete, melocarpon,
melosmos, menion, mcnogenion, nardostachyon, nephelion, nession, nitrion, notion, nysion,
oleoselinum (heleo-), oniros, onocardion, orobus, oxytonon, panchromos, panion, partheni-
con, peganon, persephonion, persites, pheuxaspidion, phyllis, polycarpos, polyneuron, poly-
onymos, prapedilon, priapiscus, prinus, probation, prochos agrios, prosopis, pseudoselinum,
pyrgis, pycnitis, psoranthemis , pythonion , rhuselinon, sanchromaton, scardia, schinus,
scolibrochon, scorpinaca, scorpioctonon, seienion, selenogonon, sclinon, sicyos agrios, side-
ritesis, sozusa, sycophyllon, syntrophium, taurophthalmon , theonina, thcopnoe, thridax,
traganthes, ura scorpiu, xylocassia, xylophyton, zizania, zygis u. a.
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Haec eadem (lialia) argenti rivos a«risqBe
metalla
Ohtendtt Tenis atqae aaro pUrima flaxit.
Ter ff. Georg. 2. 16&.
Kap. IIL Mineralien.
§1.
Es ist eine leicht zu erklärende Thatsache, dafs die ältesten KuIturvöTker
ihren Blick zuerst auf die organische Welt der Tiere und Pflanzen gerichtet habeD^
ehe sie dem leblosen Gestein ihr Augenmerk zuwendeten, und dafs sie dieselhen
infolgedessen schon in grauer Vorzeit mit besonderen Namen benannt haben,
während die Nomenklatur der Mineralien in jener Periode nur eine sehr primilive
Ausbildung bekundet. So sind aus dem Bereiche der letzteren bei den indoger-
manischen Völkern nur wenige Ausdrücke bis in die gemeinsam verlebte Urzeit
zurückzuverfolgen. Wohl hatte man damals bereits Bezeichnungen für den Gat-
tungsbegriff Stein ^) und wahrscheinlich auch für den Wetzstein^), aber die
Namen der einzelnen Metallarten sind mit wenigen Ausnahmen erst in späterer
Zeit ausgeprägt worden. Von diesen dürfte allgemein für das älteste den Indo-
germanen bekannt gewordene das Kupfer gelten ^j ; auch Gold^) und Silher^i
werden von den meisten Forschern für indogermanisch gehalten, also gerade die-
1) skr. a^man, lit. akmü, ksl. kamenl. Stein, vgl. an. hamar, Stein und ax/iuy, Ambofs.
Dazu kommen in europäischer Zeit rtXiyd^o^, Ziegel, ags. flint, abd. flins, Kiesel, Stein und
vielleicht auch lapis = Xina^f Fels, ^^ährend die mehrfach versuchte Zusammenstellung
von grdvan mit Xaaff und lit. reva an der unerwiesenon Annahme des Abfalls eines an-
lautenden g scheitert.
9) skr. ^na, ^dni, griech. xüivog, an. hein; vgl. cuneus.
3; skr. ayas, lat. aes, got. aiz, air. tarn = tsarn; skr. loha (=» rodha), ksl. ruda, an.
raudi, lat. raudus; ;ifaAxo^ lit. geleiis (Eisen), ksl. iel^zo (Eisen). Eberne Waffen und Ge-
rate werden schon in den ältesten Teilen der Veden genannt.
k) xQ^^^^i skr. hiranam, hiranyam, zd. zarana, zaranya, got. gulth, ksl. zlato, lat. Intens,
phryg. yXovQof /^t;<roV; aurum lit. aukszas, prcufs. ausis (kelt. ör aus dem Lat. entiehni;.
5) skr. rajatam, aqyvQog, lat. argenturo, osk. aragetom, air. arget. (vielleicht aus dem
Lat. entlehnt); got. silubr, an. silfr, ksl. sirebro, stav. srebro, preufs. siraplis, lit. sidabras;
vgl. }4Xvßi] {6&By it^vqov l<nl yeyi&Xij II. J. 857).
Hehn, Kulturpfl. 498 f. leugnet die Kenntnis des Goldes und Silbers in jener Zeit. Da-
gegen vgl. Gurt. Grundz. * 204. 171, Pictet, les orig. Indoeur. 4. 484, Whitney, Vorlesungen
tibers. v. Jolly S. 808, Mommsen R. G. I<^ 47, Kneiset, Progr. v. Naumburg S. 46, Rieden-
auer, Studien zur Gesch. d. antiken Handwerks. Erlang. 4878 und Rocens. von Büchsen-
schütz, Zeitschr. f. Gymn. 4875 S. 248.
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IN I)RR LATEINISCHEN SPRACHR. 153
jeaigeD drei MelaJle, welche wohl am häufigsten in gediegenem Zustande an-
getroffen werden.
Dagegen kann die Kenntnis des Bleies i) , und zwar nicht ohne Bedenken^
höchstens dem europaischen Sprachkreise zugewiesen werden und vollends die
ttbrigen Metallarten sind erst nach der Trennung der einzelnen Yolksstämme im
Bereiche der Einzelsprachen mit Namen belegt worden , wie ihre von ganz ver-
schiedenen Wurzeln und Stämmen gebildeten Benennungen deutlich erkennen
lassen.
Das bisher noch nicht in gediegener Form aufgefundene, schwer zu schmol-
zende und zu bearbeitende Eisend] war den Bewohnern der italischen Pfahl-
dörfer vollkommen fremd und wird wohl , gleichwie es in Griechenland erst in
der Zwischenzeit zwischen der Entstehung der Ilias und Odyssee in Gebrauch
gekommen, auch in Italien erst verhältnismäfsig spät dargestellt worden sein.
Gleichfalls späteren Datums ist die Kenntnis des aus Silber und Blei zu-
sammengesetzten Werk bleis^) und des Rötels^], wie man denn auch das
Z i n n ^) erst durch die Phönicier kennen gelernt und demgemäfs verhältnismäfsig
spät von dem ähnlich aussehenden Blei nominell geschieden hat.
Nicht viel anders erging es der Bronze, die aus der Mischung von Kupfer
und Zinn entstanden und mit dem gleichen Namen wie jenes belegt worden ist
(aes) . Als sich jedoch wegen der durch die Namensgleichheit bedingten Zwei-
deutigkeit das Bedürfnis herausstellte, eine sprachliche Scheidung vorzunehmen,
[(igte man der Bezeichnung aes zur Benennung des Kypfers das Epitheton G y -
prium bei, benannte somit das Metall nach dem damaligen Hauptbezugsorte ^] .
Die andern Metalle, die aufserdem zur Kenntnis der Römer gelangten, sind
diesen gröfstenteils durch die Griechen übermittelt worden, die ihrerseits wieder
im Berg- und Hüttenwesen bei den Phöniciern in die Schule gegangen waren.
Zwar ist der Gattungsbegriff Metall (metallum, fiHaXXov) wohl schwerlich mit
Hebn (Kulturpfl. 499 ^), Renan (zu M. Müller mythol. compar6e S. 36) u. a. auf
i) fioXvßdoff plumbum, ahd. pit, pliwes, lett. alwa, ksl. olovo. Blei und Zinn werden
in deo Yeden selten genannt (Zimmer).
2) Die bisher aufgestellten Elymologieen von ferrum sind sämtlich nicht sicher: Lettner
K. Z. 7. 488 b: ao. brass, fermenlum, Pott E. F. 2. 278: dhar, teuere, Schweizer K. Z.
1.478: dhrish oder bhrish oder hrish oder ghrish, Pictet 4. 467 = skr. bhadraro, Fick
2. 469: fars, starren, stehn (griech. isidrjqos^ / svid, lit. gelezis, ksl. ioXhzo |/ghar; germ.
isarn ^s ayas). Liegt etwa Entlehnung aus hebr. barzel =s assyr. parzilla = sumerisch
barzal vor? (Vgl. Fr. Homroel, Augsb. Allg. Zeitung 4884 no. 234, wissensch. Beil.) In
Indien ist das Eisen gleich dem Silber erst gegen Ende der vedischen Zeit nachweisbar (Zimmer).
8) stannum nach Ydniiek 4486 von y stak, stag = stagnum (I)
4) rubrica von ruber, rot.
5) plumbum album oder candidum]^bei Caes. und Plin. Zweifelhaft ist das Verhältnis
des indischen und griechischen Wortes, obwohl fest zu stehen scheint, dafs eins von beiden
entlehnt ist. Nach Schlegel, Benfey und Lassen ist xaccheqof aus kastira hcriibergenommen ;
dagegen halten Böhtlingk u. Roth im P. W. II. 492, Weber, Ind. Skizzen S. 75 und Pott
das griecb. Wort für die Quelle des in der indischen Litteratur ziemlich spät auftretenden
Sanskritwortes, und denken an Verstümmelung aus xaiaaidtiqo^ (!), y käs -f- nidrjqos,
6) aes Cyprium Plin. 42. 434 u. ö., später blofs Cypri um = cyprum (Spart. Carac. 9. 5.
Peter) = cuprum; vgl. franz. cuivre, deutsch kupfer.
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1 54 Gribghisgbe Wörter
semitische Quelle zurückzuführen, indes kann das lateinische das Metall und das
Bergwerk bezeichnende Wort seine griechische Abkunft nicht verleugnen.
Was die einzelnen Metalle selbst anlangt, so begegnen wir am frühesten in
der römischen Litteratur einigen Kompositionen : Das aus einer Mischung von
Zink (Galmei) und Kupfer hervorgegangene Messing war schon in vorplauli-
nischer Zeit unter griechischem Namen in Rom geläufig; wenigstens erscheint
dasselbe bei diesem Autor in der volksetymologisch unter Anlehnung an aurum
verstümmelten Form aurichaicum = 6^elx(xly^ov ^) und zwar als ein aafser-
ordentlich kostbares, das Gold an Wert übertreffendes Metall. Ebenso finden wir
bei Lucrez (2. 803] der aus Erz und Gold zusammengesetzten Goldbronze
(pyropus) und bei Vergil (Aen. 8. 402) der bekannten , vermutlich schon in den
homerischen Gedichten vorkommenden Mischung von Gold mit 20 % Silber (elec-
trum) gedacht.
Auch die Bezeichnung der Kapelle (Schmelztiegel) oder Feuerprobe des
Goldes ist , wie die Form (obrussa = oßQV^ov) ^) bekundet , ein altes Lehnwort,
viel späteren Datums dagegen der Name der Gold- (chrysitis) und Silber-
glätte (argyritis, vgl. scierytis und peumene).
In ähnlicher Weise hatte man die stark in die Augen springende Eigenschaft
und Kraft des Magneteisensteins (magnes) offenbar lange vor Lucrez er-
probt ^j, während andere Eisenerze wie der Markasit (pyrites) und der Blut-
stein (haematites) , desgleichen der aus Eisen gehärtete Stahl (chalybs = nu-
cleus ferri , aciesj erst bei den Schriftstellern der römischen Kaiserzeit der Er-
wähnung gewürdigt werden.
Häufig zu medizinischen Zwecken verwendet wurden Zink- und Kupfer-
erze, wie das Galmei (cadmia, cadmea)^), der Atramentstein (misy, sorv;
und der Ofenbruch (diphryges), während das Blei weifs (cerussa, psimy-
thium] als Malerfarbe und zum Schminken verwendet wurde und auch die anderen
Bleierze (galena, Bleiglanz, molybditis, Bleiglätte, molybdaena, Wasser-
biei) in Ansehen standen.
Gleich den Griechen unterschied man zwischen natürlichem und künstlich
dargestelltem Quecksilber und nannte jenes vielleicht mit Anschlufs an das
griechische aqyvQog xvtog argentum vivum, dieses hydrargyrus = vdqaqyvQog,
und dafs das Spiefsglaserz*), pulverisiert und geröstet, mit Vorliebe von den
Frauen zum Schwärzen der Augenbrauen benutzt wurde, ist allbekannt.
\) orichalcum bei Cic. d. off. 3. 2S. 92. aurichaicum Plaut. Cure. SOS.
2) obryzum findet sieb erst bei Isidor, in der Vulgata und bei Grammatikern, obrussa
bei Cicero.
3) Lucr. 6. 908: quem magneta vocant patrio de nomine Graii, vgl. siderilis Piin. 36. 127.
♦) Kupfererz, chaicitis. Verschiedene Galmeiarten sind capnitis, Rauchgalmei, botr>i-
tis, traubenförmiges, placitis, BläKergalmei, onychitis, nageiförmiges, ostracitis, schert>en-
artiges. Die Zinkblume beifst pompholyx, der graue Hüttenrauch spodos; der Kupferrost
scolex.
5) stibi = stimmi, arißi, tnlfxfjn ist vermutlich ein Fremdwort orientalischen Ursprungs,
vgl. Mestem.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 155
Dafs aber auch andere auf das Httttenwesen bezügliche Ausdrücke des La-
teins aus der griechischen Sprache entlehnt sind; geht z. B. aus den Bezeichnungen
für Schlacke (scoria) ^), Hammerschlag von Stahl (stomoma) und Kupfer
(lepis = squama aeris) u. a. deutlich hervor.
Daneben ist der EinfluTs nicht zu unterschätzen , den die Spanier seit der
Occupation ihres Landes von Seiten der Römer im Bergbau auf diese ausgeübt
haben. Trägt doch selbst ein so vsrichtiges Mineral wie der Zinnober im Latein
einen spanischen Namen (minium) ^j . Sind doch offenbar die termini technici für
die Mine (cuniculus) und die bei der Goldwäsche benutzten Gräben (agangae^
denn so lese ich mit Harduin und nicht, wie Salmas. ad Solin. p. 4076 will agoge
= aytoyal) und ferner die Plinianischen Ausdrücke ballux, palacra, pa-
laga, talutatium, segutilum, tasconium, alutiaci gangadium,
urium, apitascudem und turbistum dem iberischen Sprachgebiete ent-
nommen !
§ 2.
Die Zahl der den alten Römern bekannt gewordenen brennbaren Mineralien
ist nicht grofs: bei weitem das wichtigste ist der Bernstein, ein in den
ältesten Zeiten aufserordentlich gesuchter und geschätzter Schmuckgegenstand,
der wahrscheinlich zuerst durch die Phönicier den Mittelmeervölkern zugeführt
worden ist und daher auch im Latein den vermutlich fremdländischen Namen
sucinum führt ^) . Dagegen sind der SchwefcH), das Hauptprodukt Siciliens,
und das Erdpech^) in Italien heimisch und wenigstens letzteres wahrscheinlich
echt römisch benannt, während der Name des Schwefels wegen des unlateini-
schen inlautenden f (sulfur) allerdings fremdes, doch keineswegs griechisches
Gepräge hat.
Griechischer Yermittelung verdankten die Römer offenbar die Kenntnis des
i) vgl. Plin. 88. 4 05: scoriam in argento Graeci vocant helcysma.
2) cinnabari =:= xiyyaßaqif woraus unser Zinnober, bezeichnet eigentlich nur eine
Malerfarbe, die aus dem Harze des Drachenblutbaums bereitet wurde, und ist blofs mifs-
bräuchlich von den Griechen auf den Bergzinnober übertragen worden.
3) Die Ableitung des Plinius 37. 43 von sucus ist schwerlich haltbar, glaesum bei
'Plin. 87. 42 ist ein deutsches Wort, vielleicht = Glas, dasselbe gilt von sualiternicum
87, 38. Electnim Plin. 87. 84 es griech. ijXextQoy-f lyncurium is Xvyxovqioy Plin. 8. 437
wahrscheinlich verstümmelt (vgl. Genthe, Programm v. Frankf. a. M. 4873 p. 23) aus ligu-
rtum (Hieron.), d. h. ligurischer Stein, Bernstein. Doch sind diese Ausdrücke niemals in
Rom gangbar und volkstümlich gewesen.
4) Schwefel, sulfur und egula, wurde namentlich verwendet in vineis Plin. 47. 264, ad
poliendas vestes Plin. 85. 4 98, ad concinnanda vina Plin. 4 4. 429 und sonst.
5) bitumen, Erdpech (auch bitumen durum zum Unterschiede von bitumen liquidum,
Stein- oder Bergöl) wird zusammengestellt mit skr. jatu, Lack, Gummi. Das griechische
asphaltas ist erst ziemlich spät belegt und kein Lehnwort, ebensowenig der bei Plinius er-
wähnte pissasphaltos. Auf die Äufserung des Plinius 34. 45: hoc (bitumen) nescio an
Roman um fuerit inventum, certe etiam nomen non habet vetustum ist nicht viel zu geben.
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156 Gbibcbisciib Wörter
Arseniks (arscnicumj des aus Schwefel und Arsenik besiehenden Rauschgelbs
(auripigmentum) und des Sandarachs (sandaraca, sandaracha), sowie auch die
Bekanntschaft mit der Glanzkohle (gagates) und dem Bergöl (naphtha).
§ 3.
Ähnlich beschränkt ist ihr Wissen im Bereiche der Salze, von denen die
Hauptart, das im ganzen Altertum aus dem Heere gewonnene KU chensaiz')
bereits den Europäern auf ihrer Wanderung durch die kaspische Senke zu Ge-
sicht und Geschmack gekommen sein wird, während das im Latein unter eigenem,
noch unerklärtem Namen erscheinende Alaun vorzugsweise auf den liparischen
Inseln gewonnen wurde (alumen) ^) . Gleichfalls italisches Aussehen hat die Be-
zeichnung des besonders im heutigen Toskana gefundenen Borax (santerna)^.
Orientalisch -griechischer Abkunft dagegen ist das Natron (nitrumj, das uns
merkwtlrdigerweise in der römischen Litteratur erst bei Caelius entgegentriu,
aber offenbar weit früher zum Reinigen , Bleichen und Färben von Stoffen Ver-
wendung gefunden hat, um so mehr, als es an der betreffenden Stelle (Cael. bei
Cic. ad fam. 8. 44. 4} bereits in der Übertragenen Bedeutung »Reinigungsmillel«
erscheint (censuram lomentum aut nitrum esse) . Natürliche oder durch Mischung
entstandene Arten des Natrons sind halmyrrhax, das in Medien aus der Isrde
hervorspriefst , ammonitrum und aphronitrum. Auf griechischer Einfuhr
basiert auch die Kenntnis des Salmiaks (sal ammoniacus), eines im Sande der
Ammonsoase gefundenen Salzes, während das Kupfervitriol neben dem grie-
chischen Namen chalcanthon auch den echt römischen atramentum aufweist^).
§4.
Wir kommen zu den erdigen Mineralien, aus deren Zahl wir hier die
von den Alten zu den Edelsteinen gerechneten ausschliefsen !
Schon der Umstand, dafs keine in den Bereich dieser Mineralgattung fallende
Sleinart mit gräköilalischem , geschweige denn europäischem Namen erscheint;
sondern alle specißsch italische oder von auswärts entlehnte Benennungen haben,
gestattet den Schlufs , dafs die alten ziemlich spät auf dieses weniger wertvolle
und meist nicht durch Farbe hei*vorstechende Gestein aufmerksam geworden
O.sal, aXg got. Salt, ksl. soll, altir. salann. skr. saras ist ein spätes und schlecht be-
zeugtes Wort. Salinen waren schon in der ersten Königszeit in Ostia, angelegt von Ancos
Marcius. Im übrigen vgl. Hebns Monographie.
2) alumen gebildet wie bitumen; das griechische Wort stypteria wird erst io ^tt
spätem Kaiserzeit daneben gebraucht, strongyle bietet Plinius.
3) Dafür auch chrysocoUa, das nach Lenz freilich Malachit bedeutet, acesis ist eine
von Ärzten verwendete, orobitis eine mit lutum vermischte, von Malern gebninchle
Boraxart.
K\ Vgl. aufserdem crystallum, Krystall; über amiantus ss asbestus siehe S. 158.
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In DfiR LAtBlNiSCHBN SpRACHB. 1 57
sind. WoDigsteDS wird wohl niemand bestreiten, dafs die Römer für Stein,
Staubund Sand (saxum, pulvis, sabuium, saburra, arena), für Grand und
Kiesel (glarea, silex, letzteres auch Basalt) ; fttr Lehm (lutum), Bimsstein
(pumex) und Kreide (creta] ^) sich eigene Namen geschaffen haben.
Als man die Lehm- und Holzhtttten unter fremdem Einflüsse mit dem stein-
gemauerten Haus vertauschen gelernt hatte, stellte sich auch das Bedürfnis
ein, die verschiedenen Arten des Baumaterials mit Namen zu scheiden, eine Auf-
gabe, deren man sich auf ziemlich leichte Weiise entledigte. Denn in der Regel
gab die dem Hauptsteinbruche benachbarte Stadt oder irgend eine in die Augen
stechende Eigenschaft der neuen Steingaltung den Stoff zur Namenbildung her.
Von den drei Gattungen vulkanischen Gesteins, die der Campagna vorzugsweise
eigen sind, leistete der Basalt (silex) treffliche Dienste als Material zuStrafsen-
bauten, während der nach seinen Hauptfundorten Alba und Gabii benannte la-
pis Albanus und Gabinus (Peperin) besonders bei Brücken und Wasser-
leitungen und der Tufstein (saxum quadratum, in der Kaiserzeit auch porus
= Ttdt^og oder tofus etrusk. gall. vgl. TO(puov) bei Bauten wie dem Walle des
Servius Tullius und den Cloaca Haxima Verwendung gefunden hat. Für feinere
architektonische Arbeiten qualifizierte sich namentlich der aus der Süfswasser-
aufiösung der ApenninenflUsse hervorgegangene Travertin (lapis Tiburtinus),
welcher von der Stadt Tibur seine Benennung erhalten hat. Auch Sandstein
(lapis arenaceus), Schiefer (lapis sectilis) und vielleicht auch Feuerstein
(lapis vi vusPlin. 36. 438) sind unabhängig von äufseren Einflüssen benannt worden.
Zu den frühesten Kulturübertragungen scheinen die des Kalks (calx) ^j und
des Thones (argilla) ^) zu gehören, jener mit der Technik des Steinbaus, dieser
mit der Kunst der Thonbildnerei Latium in seiner Nutzanwendung bekannt ge-
worden.
Spüter erst scheint der zuerst von Cato genannte Gips (gypsum) in den
Dienst der Plastik getreten zu sein (siehe unten). Auch der Marmor (marmor,
fiaQfia^og) ^) ist, trotzdem er uns schon in den Gedichten des Ennius begegnet
4) Die Ableitung des Wortes creta aus dem N. Pr. Kq^tj ist sicherlich verfehlt. Ab-
gesehen davon, dafs die ijbertragung eines LUndernamens auf ein Produkt ohne formelle
Änderung des ersteren wahrscheinlich beispiellos sein wird, ist auch noch dagegen einzu-
wenden, dafs die Insel Kreta gar keine Kreide hervorbringt. Zudem ist diese Erdart schon
in der ältesten Zeit von der bereits unter Numa bestehenden Zunft der fullones verwandt
und in ümbrien und andern Gegenden Italiens gefunden worden, ja die Griechen selbst
benannten die Kreide nicht nach der Insel Kreta, sondern Xevx^ oder xifuoXia y^. Die
Etymologie Schweizers K. Z. 3. 367. 889 (Vani5ek 99) ist allerdings wenig plausibel (/ kva),
dagegen die bei Fick 2. 70 aufgestellte Kombination mit altir. crind, lutum crdd-ume, auri-
chalcom trotz Windischs Bedenken (ebenda 2. 802} nicht unwahrscheinlich, da auch creta
ein T-stamm sein kann.
5) tlber calx und sein Verhältnis zu ;ifaAe| siehe S. 4 9 A.
8) argilla &» aQyiXXo^. Das Geschlecht des griechischen Wortes (fem.) erklärt die ab-
weichende lateinische Endung. Das grofsgriechische a^yiXXa bezeichnet eine unterirdische
Wohnung.
4) Die verschiedenen Marmorarten und ihre Fundstätten sind aufgezählt bei Marquardt
V2 2. 2i4fr.
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158 Griechische Wörter
und Horaz von der guten alten Zeit begeistert singt (carm. 2. 45], dafs die Ge-
setze damals geboten hätten : »Scbmttckt die Städte, schmückt der Götter hohe
Tempel aus dem öffentlichen Schatze mit des Marmors neuem Steina, wohl nicht
lange vor der Mitte des 2. Jahrhunderts in Rom zu konstruktivem oder dekora-
tivem Zwecke benutzt worden. Das erste Marmormonument, von dem wirKuDde
haben, isl die am Scipionengrabmal aufgestellte Statue des EnniuS; da diese
nach Ciceros Angabe (pro Archia §22) aus Marmor verfertigt war. Ferner dürfte
der auf dem Marsfclde erbaute Porticus des Qu. Metellus Macedonicus (Consul
143 V. Chr.) den ersten Marmortempel Roms eingeschlossen haben (vgl.MommseD
R. G. II ^ 459). Doch wurde das Material, da die Marmorbrüche von Luna und
Carrara noch nicht erschlossen waren, von Attika und den griechischen Inseln
herbeigeführt^). Als aber seit der Zeit des Redners Luc. Crassus bald nach Be-
ginn des 4. Jahrhunderts der Luxus der Privatbauten begann (Plin. 36. 7), da
wurden alle seltenen und kostbaren Gesteine des Orients nach Rom gebracht, um
den Raugelüsten der römischen Grofsen zu fröhnen und zu Spulen oder allerhand
Schmuckgegenständen verarbeitet zu werden.
So begegnen wir bereits bei Cicero dem Namen des Alabasters (alabaster) ,
der in Gefäfsform schon viel früher in Italien Eingang gefunden haben wird, mit
Beginn der römischen Kaiserzeit aber auch zu Säulen verwendet wurde ^).
Zu dem gleichen Zwecke eignete sich auch vortrefflich der rote Granit von
Syene (Syenites, nach Plinius früher pyrrhopoecilos) , desgleichen der purpurrot
und weifs gesprenkelte Porphyr (lapis porphyrites), der aus ägyptischen Gru-
ben zwischen Myos Hormos und Koptos besonders seit der Zeit des Kaisers Clau-
dius ausgebeutet wurde (Plin. 36. 57). Aus ihm wurden z. B. die porticus pur-
puretica am Forum Traianum in Rom (Fabretti 522 No. 364) und die columnae
purpureticae bei Gruter 128. 5 gehauen.
Der Serpentinstein (ophites) aus dem ägyptischen Theben wurde vor-
zugsweise zu vasa und cadi (Plin. 36. 158], der äthiopische Basalt (basa-
nites) namentlich zu Wetzsteinen und Mörsern, der unverbrennbare Aroianl
oder Bergflachs (amiantus, asbestus) zu allerhand Geweben , besonders Tüchern
und Gewändern, gebraucht. Den ostracites dagegen (Plin. 36. 439) ') benutzte
man zum Glätten der Haut (ad levandam cutem) statt des Bimssteins, desgleichen
den vornehmlich auf Naxos und Cypern gefundenen Schmirgel (naxium) zum
Polieren des Marmors und der Edelsteine (Plin. 36. 54). Endlich lieferte die
Kalkart des sarcophagus lapis, die am besten in Assos in Troas gebrochen
4j Den parischen Marmor nannte man nach Plinius' Zeugnis (86. 14) lychnites. »qoem
lapidem lychnitcm appeilare coepere«; vgl. lygdinus lapis 86. 62.
3) Vier kleinere Säulen liefs Corn. Dalbus in dem unter Augustus erbauten Theater
aufstellen; Caligulas Freigelassener Callistus dagegen in einem Speisesaale schon 80. Plin.
36. 60 : hunc (onychem) aliqui lapidem alabastritem vocant.
3) Freilich nach Lenz, Mineralogie S. 451 Anm. kein Stein, sondern b= os sepiae,
Rückenblatt des Tintenfisches.
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IN DBR LATBINISGHBN SPRACHE. 159
wurde, und die dem Elfenbein ähnliche Marmorart des chernites ein recht ge-
eignetes Material zu Särgen.
Wozu der theamedes (TurmalinV!), der in Äthiopien (Plin. 36. 130],
der phengiteS; der seit Nero in Kappadocien gewonnen wurde (Plin.
36. 163), u. a. ^) von Plinius im 36. Buche erwähnte Steine verwendet worden
sind, läfst sich aus den dürftigen Notizen der alten Autoren nicht mehr mit
Sicherheit feststellen.
Als bekannte von den Griechen überkommene Farberden treten uns die
phrygische Gelberde (lapis Phrygius), der gelb färbende Ocker (ochra) ^),
ferner die rotfärbende sinopische Erde (sinopis), endlich die pärätonische
(paraetonium), melische (melinum) und eretrische Erde (terra Eretria) ent-
gegen 3).
§ 6. Edelsteine.
Die eigentliche Heimat der Edelsteine ist Indien, das Land der Diamanten.
Schon in der Bibel (1. Buch d. Könige 10. 11) erscheint es als ihr vornehmstes
Vaterland, und noch heute zeichnen sich seine kostbaren Steine durch Feuer,
Harte und Reinheit vor denen aller übiigen Länder der Erde aus. Daher konnte
Plinius 37. 200 mit vollem Recht sagen : gemmiferi amnes sunt Acesines et
Ganges, lerrarum autem omnium maxime [gemmifera] India. In nächster Linie
ist Ägypten zu nennen , welchem das Altertum eine Anzahl vortreflflicher Edel-
steine zu verdanken hat*) (vgl. Plin. 37. 64, 78, 84, 106, 119, 121, 130, 145,
179}, die teils ausschliefslich, teils oft von dort bezogen wurden.
Natürlich gebührt auch diesen Ländern das Verdienst, die Kunst, dieselben
zu schleifen, zu polieren und in eine gefällige äufsere Form zu bringen,
schon frühzeitig ausgebildet zu haben, wie denn bereits im 10. Jahrh. lapilli In-
dici nach Yorderasien in Handel kamen ^), ja nach biblischen Berichten bereits
zu Moses' Zeiten die Brustschilder der Hohenpriester bei den Israeliten mit Edel-
steinen geschmückt waren®).
i) Z. B. geodes, tephrias, hepatites, anthracites, aetites, pyrites u. a.
2) Derselbe erscheint auch unter der mit dem Namen der Pflanze identischen Bezeich-
nung Sil.
8) Der zum Düngen der Äcker benutzte Mergel ist eine gallische Entdeckung (cf. Plin.
47. 42) und trägt daher einen gallischen Namen (marga). Der aus Äthiopien stammende lapis
Obsianus, aus dem die gleichnamigen Gefäfse hergestellt wurden .(nach Beckmann wahr-
scheinlich Lavaglas, isländischer Achat) ist nach seinem Entdecker, die Puzzolanerde (pul-
vis Puteolanus) von ihrem Fundorte benannt. Die von Pompejus 61 v. Chr. aus Asien ein-
geführte murra, woraus die murrinischen Geföfse gefertigt wurden, hat wahrscheinlich
einen orientalischen Namen ; vgl. griech. fÄV^^ia und Passow unter diesem Worte. Von
Pflanzen gewonnene Farbstofie sind das Drachenblut (cinnabari), der Indigo (indicum) u. a.
k) Vgl. hyv^ mit ägypt. anak. ctyayxinjf (anancites nach Plin. ägypt. Stein) mit ägypt.
ananchet, rötlicher Edelstein u. a. (Geiger, Urspr. u. Entwickel. d. menschl. Spr. I. 293.)
5) Im Exodus 28. 47 nach Luthers Übersetzung finden wir: Sard, Topas, Smaragd,
Rubin, Sapphir, Demant, Lynkurer, Achat, Amethyst, Türkis, Onyx, Jaspis.
6) Daher der Name ffdntpeiQo^- durch semitische Vermittelung (hehr. n'^DD, aram. ^^fisb)
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160 Griegrischb Wörtku
Mit den Gemmen gelangte im Laufe der Zeit auch die Kunst derSteio-
Schneiderei über Babylonien^ wo man im Stempelschneiden und Gravieren
kostbarer Steine in weit entlegener Zeit bedeutende Fertigkeit besafs (vgl. Bran-
dis in Paulys Realencyklopädie s. v. Ässyria 11 4906] nach Yorderasien, wo im
Mosaischen Exodus 28. \\ bereits Steinschneider erwähnt werden, und von da
nach Griechenland. Dort wurde sie aufserordentlich vervollkommnet und mit
Rücksicht auf die beschränkten Grunzen , die ihr der Natur der Sache nach ge-
steckt sind, zu einer bedeutenden Höhe der Vollendung gebracht.
Schon vor den Perserkriegen [mufs man in der Kunst des Steinschneidens
ziemlich bewandert gewesen sein , wie jener bekannte Ring des Polykrates be-
weist, der, ein Werk des Theodorus von Samos, um die Mitte des 8. Jahrh. aus
der Werkstülte des Meisters hervorgegangen zu sein scheint, und wenn man aus
der Erwähnung der ocpqaylg bei Thucydides 4. 438 einen Schlufs ziehen darf, so
mag die Verwendung der Gemmen zu Siegelringen damals nicht gerade selten
gewesen sein. Je gröfseren Umfang der orientalische Handel nahm , um so zahl-
reicher wird das Rohmaterial den griechischen Künstlern zugeflossen sein, die
gröfsten Dimensionen aber nahm die Thätigkeit der daxTvJLioyJLvcpoi an (und er-
reichte damit zugleich ihren höchsten Gipfel), als Alexander der Grofse durch
seinen indischen Feldzug dieses an Edelsteinen so reiche Land vollständig er-
schlossen hatte. Daher denn auch indische Namen ohneVermittelung semitischer
Völker direkt ins Griechische übergegangen sind wie ßi^QvXXog = skr,\äidtrya^),
üfiaQaydos = skr. marakala (vgl. hebr. bareket).
Dafs sich mit der zunehmenden Zahl der Steine auch die Neigung, sie lu
sammeln, vielfach geregt hat, nimmt nicht wunder. Die frühesten Samm-
lungen (dactyliothecae) mögen sich in Tempeln gefunden haben , wohin oft
Gemmen als Weihgeschenke gespendet wurden ^j, bald fanden aber auch Fürsten,
wie Mithridates, und Privatpersonen, namentlich Künstler, wie die musici zur
Zeit des Pyrrhus, Männer wie Ismenias, Dionysidorus, Nicomachus Gefallen daran.
Als nach Erbeutung dieser und anderer Sammlungen durch die römischen Feid-
züge in Asien und Griechenland von Seilen des Sulla, Lucullus, Pompejus und
Cäsar solche Steine in grofser Menge nach Rom kamen, verbreitete sich dort die
Liebe dafür ^) und dem Beispiele von Sullas Stiefsohne Scaurus, der zuerst ia
Rom eine Daktyliothek anlegte^), folgten römische Grofse wie Pompejus, Cäsar
Marcelius u. a. , die sie als Weihgeschenke auf dem Kapitol und in den Tempeln
der Venus und des Apollo aufstellten.
aus indisch ganipriya herübergenommen ist und der Jaspis tnümg direkt aus semitischer
Quelle (hebr. nsp;) slammt.
\) aram. billor ist aus dem Griechischen entlehnt.
2) Vgl. z. B. Böckh, Staatshaushalt, der Athener 2. 309 und Inschrift aus Nemi» Hermes
VI. S. 7.
3) Plin. 37. \%'. Victoria illa Pompoii primum ad margaritas gemmasque mores inclinaTil.
4) Plin. 37. 11 : gemmas plures, quod peregrino appellant nomine dactyliothecam.
prinius omnium Romae habuit privignus Sullae Scaurus.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 161
Damit ist selbstverstäDdlich nicht ausgeschlosscDs, dafs solche Gemmen, da
sie ja vorzüglich in Gold gefafst und in Fingerringen getragen zu werden pflegten,
vereinzelt auch in viel früherer Zeit in Rom aufgetreten seien : So wird z.B. von
dem älteren Africanus erzählt, dafs er einen Sardonyx (sardonyx) getragen
habe *) . Doch wird man im ganzen und grofsen erst seit den asiatischen Feld-
zttgen der Römer und besonders seit dem Beginn des 4 . Jahrh. einen allgemei-
neren Gebrauch annehmen dürfen.
Dafs Sulla mit einem Ringe siegelte, auf dem die Übergabe des Jugurtha
eingraviert war, ist bekannt (Plin. 37. 8)2), ebenso, dafs Pompeius in seinem
Ringe einen schwerttragenden Löwen hatte (Plutarch Pomp. 80) und dafsAugustus
von Siegelringen Gebrauch machte, die erst mit dem Bilde einer Sphinx, dann
mit dem Portrait Alexanders des Grofsen und endlich mit seinem eigenen ge-
ziert waren.
Nach alledem kann *es nicht befremden , dafs wir erst seit dem 4 . Jahrh.
V. Chr. Namen von Edelsteinen bei römischen Schriftstellern vorfinden und dafs
sich bei Plautus, Terenz u. s. w. keine Spur davon entdecken läfst: Des Sma-
ragds (smaragdus) ^) thut zuerst Lucrez Erwähnung, des Onyx (onyx) *) Catull,
des Aquamarins (beryllus) ^) und des Topases (chrysolithus) ®) Properz, des
Jaspis (iaspis)^ Vergil, des Amethysts (amethystus)^) Ovid. Vom Sardonyx
(sardonyx) wissen wir bestimmt, dafs bei den Römern der alleren Zeit keine
Gemme häufiger gewesen ist ^) . Seine Beliebtheit auch in der Kaiserzeit ver-
bürgt die häufige Erwähnung bei Juvenal (6. 342), Persius (2. 16) und Martial
(2. 28; 5. 11 u. ö.).
Desgleichen haben die weniger spröden Halbedelsteine Achat (achates)
und Karneol (sarda. -ius), die am frühesten von Skalptoren bearbeitet wurden,
schon sehr bald in Rom Eingang gefunden , ersterer in einer Menge von Arten,
deren griechische Namen Plin. 37. 139 gewissenhaft verzeichnet: aethachates,
cerachates, coralioachates, dendrachates, leucachates, iaspa-
chates, sardachates, smaragdachates, und von denen die einfarbigen
bei Griechen und Römern als unbesiegbar machende Amulette' von den Athleten
getragen wurden (Plin. 37. 54) . Doch sanken sie später durch ihren zu häufigen
i) Plin. 37. 85: Primus omnium sardonyche usus est Mricanus prior, ut tradit
Demostratus, et inde Romanis gemmae huius auctoritas. Übrigens war, wenn wir dem-
selben Autor hierin Glauben schenken dürfen (37. 4), ein eben solcher Stein in dem schon
erwähnten Ringe des Polykrates : sardonychem eam fuisse constat ostenduntque Romae , si
credimus, in Concordiae delubro.
2) Plin. 37. 8 : Sulla dictator iraditione Jugurthae semper signavit.
3) Vgl. Plin. 37. 68—74. Herodot. 3. 41. Plat. Phaed. 69. p. 410.
4) Vgl. Plin. 37. 90 f.
5) Vgl. Plin. 37. 76f., 79.
6) Vgl. Plin. 37. 126 f.
7) Vgl. Plin. 37. 115—118. Plato Phaed. 59. p. 110.
8) Vgl. Plin. 87. 131 ff.
9) Plin. 37. 106: nee fuit alia gemma apud antiquissimos usu frequentier.
Weise, Gricch. Wörter i . 4. lat. Sprache. 1 J
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162 Griechische Wörter
Gebrauch *) enorm im Werte ,• sodafs der Achat , welcher einst in magna fuil
auctoritate'"^}, zu Plinius' Zeit in nulla erat (Plin. 37. 439) und die ad scalpturam
utilissima sarda eben damals ipsa vulgaris war.
Alle bisher erwcihnten Steine haben bei Plinius eine eingehendere Behand-
lung erfahren ^) . Das gleiche gilt von dem wertvollsten *) aller Edelsteine, dein
Diamanten (adamas) ^), femer von dem Ch rysolilh (topazus)®), dem Lapis
Lazuli (sapphirus) '), dem Sapphir (hyacinthus) S) und den beiden vorwiegend
aus Indien bezogenen 9) Steinen Opal (opalus = skr. upala) ^^) und Rubin (car-
bunculus) **), von denen ersterer, wie der indische, den Griechen unbekannte
Name beweist, direkt zu den Römern gekommen sein wird (d. h.ohne griechische
Vcrmittelung), letzterer dagegen wohl durch die Griechen, da sein Name eine
Übersetzung des griechischen avS-qa^ ^Ivdixog zu sein scheint.
Aufserdem wurden , wie uns die erhaltenen Kameeen und Intaglios deutlich
erkennen lassen, nicht gerade selten geschnitten der prasius, chrysopra-
sus, chalcedon, heliotropium (-us) und c a 1 1 a i s (Ttlrkis) *^) . Im übrigen
sind die Ansichten der neueren Gelehrten über die meist nur mit kurzen Worten
von Plinius u.a. Autoren erwähntenSteine der Natur der Sache nach so schwankend,
dafs sich eine völlige Feststellung und Identifikation mit unseren jetzigen Arten
wohl niemals ermöglichen läfst.
So wird der steatitis für den Speckstein, der crateritis für den
bernsteinfarbigen Hyacinth, dercapnias und mormorion für den
Rauchtopas, der melichrysos für den honiggelben Hyacinth, der
nilios für den Flufsspat, der chalcozmaragdusfür den Malach it, der
chloritis für den Smaragdpraser, der selenitis für den Gipsselenit,
der androdamas für den Markasit, der astrion für den Adular, der
corallis für den Meerschaum, der molochitis für den grünen Hörn-
1) Der Name dieses in späterer Zeit auch sardius und sardiDus genannten Steins heifst
griechisch gewöhnlich auQÖios oder aa^^ioy,
2) Die ungemein grofse Zahl der auf uns gekommenen Steine dieser Art, besonders
Karneole, beweist, wie häufig sie bearbeitet worden sind.
3) So ein Achat des Königs Pyrrhus.
4) Vgl. die oben citierten Steilen.
5) Hinsichtlich der Wertschätzung rangieren die Edelsteine in folgender Reihenfolgt':
Diamant, Smaragd, Aquamarin, Opal, Sardonyx. Siehe auch folgende Anm.
6) Derselbe wurde weniger als Schmuck getragen, dagegen meist als Gravierstein be-
nutzt. Plin. 37. 55: omnes gemmae eo scalpuntur. Den Griechen war derselbe schon n
Piatos Zeit hinlänglich bekannt; vgl. Timaeus S. 59b. und Polit. S. 303c. Betreffs des
Wertes sagt Plin. 1. I. : Maximum in rebus humanis non solum inter gemmas preUam habet
adamas diu non nisi regibus et iis admodum paucis cognitus.
7) Vgl. Plin. 37. 107 fr.
8) Plin. 87. 149f.
9) Plin. 37. 425f.
10) Plin. 37. 80: India sola et horum mater est.
H) Plin. 37. 80—84.
12) Plin. 37. 92—98.
13) callaina s: callais.
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In Der lateinischen Sprachb. 163
stein gehalten, während ceraunia, ast er ia = a steriles, horraiscion,
sandaresos = sandastros (= garamantites) zu den Ratzenaugen,
leucochrysos und chrysolampis oder chrysopis zu den Topas-, p a e-
deros, eupetalos und mitbrax zu den Opalarten gezählt werden.
Viele Edelsteine haben von ihrer Farbe ^), andere von der Gestalt^) und
von ihrem Bezugs- oder Fundorte^), wieder andere vom Klange^) , vom
Gerüche*) und von ihrer Kraft oder Wirkung^) den Namen erhalten. Die
meisten sind mit dem Sekundärsuffix -itis oder mit der Endung -ias gebildet^),
andere ^) lassen ihre von Haus aus un griechischen Namen noch in der griechisch-
römischen Form durchblicken.
Sed iam satis! Anstatt die Namen aller noch restierenden, von Plinius (im
37. Buche) u. a. römischen Schri fistellern aufgezählten und nicht genauer be-
stimmbaren Edelsteinarten hier zu verzeichnen , begnüge ich mich mit der aus
dem erwähnten Autor geschöpften Bemerkung, dafs oft je nach derGröfse und Zahl
der Flecken und Linien und nach der Verschiedenheit der Farbe dieselbe Stein-
art mit ganz verschiedenen Namen belegt worden ist. Denn cum ßnis nominum
non Sit, quae persequi non equidem cogito, innumera et Graeca vanitate conficta,
indicatis nobilibus gemmis — genera digna dictu dinstinxlsse satis erit [Plin.
37. 495).
Doch eiilbrigt es noch mit einigen Worten der Perlen») zu gedenken , die
eigentlich zu den Meertieren gehören , aber als Schmuckgegenstand auch hier er-
wähnt werden müssen und auch von Plinius den Edelsteinen zugesellt worden
sind. Derselbe Pompeius, der die murrinischen Gefäfse aus Asien einführte,
scheint auch durch seinen Mi thrida tischen Triumph den Luxus mit Perlen veran-
lafst zu haben. Denn damals führte er (Plin. 37. 14) Coronas ex margaritis, mu-
saeum ex margaritis, sein Bildnis aus Perlen und andere kostbare, mit demselben
Materiale reich verzierte Prunkartikel im Triumphzuge auf. Wie teuer dieser
Luxusgegenstand damals aber noch war, erhellt aus einer Angabe des Sueton
(Caes. c. 50), wonach Cäsar im Jahre 59 der Servilia, Mutter des Marc. Brutus,
eine Perle im Werte von 6 Millionen Sesterzen gekauft hat. Erst seit der Erobe-
rung Alexandrias und dem mächtigen Aufschwung des italisch-alexandrinischen
Handels, wodurch die Ausbeute des persischen Golfs und des indischen Oceans in
1) sycitis, triglitis, rhoditis, batrachites^ ceramitis, sarcitis, ceritis, murritis, chalcitis,
epimelas, galaxias, narcissitis, tephritis, circos u. a. Plinius selbst behandelt IIb. 37 bis
§ 138 die principales gemmas per genera colorum und läfst dann die übrigen per litteranim
ordinem folgen. § 487 zählt er diejenigen auf, quae ab animalibus cognominantur u. s. f.
S) botryitiSi corsoides, chalazias, enorchis, phoenicitis u. a.
3) aegyptilla, choaspitis, syrtites; alectoria, synodontitis, ciuaediaSi hyaenia u. a.
4) chalcophonos u. a.
5) myrsinitis u. a.
6) dionysias u. a.
7) Siehe die Zusammenstellung derselben oben S. 43 und 55.
8) Z. B. zathene, zoraniscaea, gassinnades, oica, sangenon, sapenos, socondios, tanos,
astolon u. s. w.
9) margarita = fAaqYaqlrTjg^ fÄagyagoy = skr. mat^ara.
11*
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164 Griechische Wörter
reicherer Zahl nach der Hauptstadt gelangte, entwickelte sich jener übertriebene
Perlenluxus, besonders der römischen Frauen , der von den römischen Schrift-
stellern so oft gegeifselt wird.
§ 6.
Es dürfte nicht unpassend sein , an dieser Stelle einige Worte über den
Bcrgbavu hinzuzufügen.
Kupfer, Gold und Silber, die ältesten den Indogermanen bekannt ge-
wordenen Metalle, sind, wie schon erwähnt, von ihnen auf ihrem Zuge vermut-
lich in gediegenem Zustande aufgefunden worden. Denn dafs man damalsweder
einen regelrechten Bergbau betrieben noch die Erze zu schmelzen verstanden
hat, geht schon aus dem gänzlichen Fehlen gemeinschaftlicher Bezeichnungen für
diese Industriezweige und ihre einzelnen Manipulationen hervor. Überdies ist
anzunehmen , dafs man in jener Zeit weder den Wert der Edelmetalle genügend
zu würdigen gewufst noch auch des Kupfers zur Anfertigung von Gerätschaften
und Waffen sich bedient haben wird. Vielmehr benutzte man noch nach der
Einw^tnderung nach Europa steinerne und hölzerne Waffen ^) und auch die Ver-
gleichung von skr. asis mit lat. ensis beweist weiter nichts, als den gemein-
samen Gebrauch eines Schwertes, ungewifs aus welchem Stoffe.
Wann und wo man nun die ersten Anfänge mit dem Berg- und Hütten-
wesen machte, wird sich wohl schwerlich je bestimmen lassen. Der Umstand,
dafs Kelten und Germanen sehr lange noch in historischer Zeit ihre W äffen aus
Stein, Knochen und Holz gearbeitet haben, dafs die Bewohner von Britan-
nien trotz des Metallreichtums ihrer Insel noch zu Cäsars Zeit (b. g. 5. 12) nur
importiertes Erz verarbeiteten, dafs die keltischen Benennungen des Goldes
(ör = aurum) und Silbers (arget = argentum) vermutlich aus dem Latein ent-
lehnt sind, ja dafs, wie Plinius ausdrücklich angiebt, ein Helvetier, Namens He-
lico, gegen Ausgang des 5. Jahrhunderts v. Chr. sich, um die Schmiedekunst zu
erlernen, in Rom aufgehalten hat, läfst mit einiger Sicherheit auf Italien als Quelle
der Kenntnis des Berg- und Hüttenwesens jener nördlichen Länder schlief sen
Aber auch dort waren jene Gewerbszweige keineswegs heimisch. Wie die Aus-,
grabungen in den Pfahldörfern der Poebene zeigen , haben die Italer, als sie die
Apenninenhalbinsel betraten , Äxte, Messer und Pfeilspitzen noch aus Stein und
Knochen hergestellt. Auch geht aus der Grundverschiedenheit in den Beieicb-
nungen für den Schmelzofen, die Gufsform, den Ambofs und den Hammer 2) zur
Genüge hervor, dafs die Gräkoitaliker die Verhüttung und Verarbeitung der Me-
talle noch nicht gekannt haben.
Erst als die Italer weiter südwärts gedrungen waren und den Po über-
i) Vgl. german. hamar und sahs, worunter man ursprünglich einen harten Stein ver-
stand, und Grimm, Deutsche Mythoi. 4*151.
Ä) xtxfÄiyoCf ßavvog, fornax, furnus, Schmelzofen; rvnog, forma, Gufsiform ; mcu»K
incus, Ambofs; a(pvQn, malleus, Hammer; (pvaa, C*^nvqoSt foills, Blasebalg.
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IN DBR LATEINISGBKN SPRACHE. 165
schritten hatten , finden wir bei ihnen bronzenes Gerät , teils Waffen und Werk-'
zeuge; teils Toilettengegenstände. Da nun die Bronze aus Kupfer und Zinn
dargestellt wird, letzteres aber in Italien sich nicht findet, so stehen wir vor der
Alternative, entweder die Zufuhr von Zinn oder den Import der fertigen Gerät-
schaften anzunehmen . Wenn wir aber erwägen, dafs zur Zeit Homers in Griechen-
land sich noch keine Spur von Bergbau findet und dafs die Kunst des Erzgusses
und des Metalllötens erst gegen das Ende dieser Periode erfunden worden sind ^],
ferner, dafs das ja sonst auf allen Gebieten der Technik den Italikern weit vor-
ausgeschritlene Volk der Griechen erst durch den Impuls der Phönicier zum Berg
und ilüttenbetrieb veranlafst worden ist, so werden wir nicht umhin können, an
einer so frühen Ausbildung dieser Gewerbe auf italischem Boden zu zweifeln.
Obwohl, wie Ilelbig a. a. 0. S. 49 angiebt, Gufsformen in den Pfahl-
dörfern der Poebeno gefunden worden sind, so ist doch wohl schwerlich der
Bronzegufs bereits von den Bewohnern der Pfahldörfer vollzogen worden, sondern
das fertige Gerät denselben von aufsen , offenbar durch die Phönicier zugeführt
worden. Daraus erklärt sich auch, dafs die Terremare südlich vom Po weit zahl-
reichere Fundstücke an Bronzegerät enthalten als die nördlicher gelegenen und
dafs die Bronze im grofsen ganzen damals noch ein sehr rares Metall war.
Phönicier aber waren nach Angabe der Alten die Erfinder der Kunst,
Metalle zu schmelzen (vgl. jedoch Layard, Niniveh und seine Überreste, Übers,
von Meifsner p. 398 ff. über die Erzgewinnung und -Verarbeitung bei den Baby-
loniern und Assyriern) ; Arbeiten phönicischer Kunstfertigkeit werden häufig in
den homerischen Gedichten genannt; auf den griechischen Inseln lassen sich
(vgl. Büchsenschütz, Zeitschr. f. Gymnasialw. 1876. S. 248) unzweifelhafte In-
dizien eines bereits frühzeitig von den Phöniciern betriebenen Bergbaus ver-
folgen, besonders auf Cypern (ubi prima aeris inventio Plin. 34. 2) und auf
T ha SOS. Sie haben reines Kupfer oder Bronzemischungen zuerst den Ägyptern
zugeführt, in deren Gräbern aus früher Zeit Bronzegeräte mit einem Gehalte von
42 — H Prozent Zinn entdeckt worden sind (vgl. Peschel, Völkerkunde S. 525).
Vermutlich waren sie es auch , die Vorderasien mit diesem Metalle bekannt ge-
macht haben. Dafs sie es hauptsächlich von Britannien holten, erkennen wir noch
an dem Namen der Zinninseln (Kassiteriden vom griechischen xaaalreQog] ; auch
dürften einem Volke, das der Silberreichtum Spaniens so früh angelockt hat , die
Zinngruben dieses Landes (in Galicien) ^) und der Insel Kreta nicht lange ver-
borgen geblieben sein. Dagegen wird es vorläufig zweifelhaft bleiben müssen,
ob die Zinnlager Georgiens im Kaukasusgebiete und Frankreichs ^) schon damals
ausgebeutet worden sind.
1) Agamemnon tröct bei Homer phtiniciscbe Rüstung. Auch der Bergbau geht auf
phünicische Quelle zurück, und das Wort Metall (fjtiiaXXoy, metallum) wird, freilich nicht
ohne Bedenken, mit der semitischen Verbalwurzel, ba^a, »schmieden« in Verbindung gebracht.
2) Nach Diodor 5. 35 f. und Strabo 3 p. U8 holten die Phönicier Silber von Tartessus
in Spanien und nach Jeremias 40. 9, Ezecbiel 27. 42. 25 von ebenda auch Eisen, Zinn
und Blei.
3) Ad der Aurence und Loire, im Limousin und in Morbihan.
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166 Griegbisghb Wörter
Die ersten Bergwerke nun, denen wir auf ilalischem Boden begegnen,
sind^ wie es scheint, von Griechen angelegt worden. So holte der Taphierkönig
Mentes, der offenbar nach phönicischem Vorbilde einen ziemlich lebhaften Handel
mitMetallen (Kupfer) und Metallwaren betrieb, Erz aus Temesa in Unteritalien');
so begnügten sich die betriebsamen und gewerbfleifsigen Euböer nicht mit der
Ausbeute ihrer eigenen Schächte^ sondern zogen, als diese der alsbald sich ent-
wickelnden grolsartigen Industrie vonChalcis und anderen Erzstädten nicht mehr
genügten, zunächst nach Chalcidice, um neue Bergwerke zu erschliefsen, sodann
aber auch nach Italien (vgl. Curtius, Griech. Gesch. \, 447), wo die Silber- und
Kupfergruben von Etrurien (Populonia) und die Eisenlager Elbas von ihrer regen
Thätigkeit Zeugnis ablegen.
Seitdem werden auch die Italer, und zwar zunächst die Etrusker, nach
Hommsens sehr wahrscheinlicher Annahme (Rom. Gesch. 4 ^ S36) in nicht viel
späterer Zeit als diejenige war, in welcher sie das Alphabet von den Griechen
entlehnten, die Kunst der Erzgewinnung und Verarbeitung von letzteren erlernt
haben , während die Römer bei den Etruskern und Griechen in diesem Fache in
die Schule gegangen zu sein scheinen 2), und vermutlich auch die inzwischen in
Italien eingedrungenen Gallier^) etruskische Unterweisung genossen haben. Das
erste aus Bronze gefertigte Götterbild Roms, die eherne Statue der Ceres, ki um
das Jahr 48S v. Chr. offenbar unter griechischem Einflüsse in Rom aufgestellt
worden.
i) Vgl. Curtius, Griech. Gesch. 4. 446.
2} Aus den neuerdings in Präneste gemachten Funden geht deutlich hervor, dafs etrus-
kische, mit etruskischen Schriftzeichen versehene Bronzegeräto dort in Gebrauch wareo.
Übrigens Ittfst uns die Notiz der alten Schriftsteller, dafs um das Jahr 365 v. Chr. zwei-
tausend Bronzestatuen in Volsinii gestanden haben, einen Schlufs auf den Umfang der
etruskischen Metallindustrie ziehen.
3) Vgl. das auf S. 4 64 über Helico Gesagte, wo die Römer als Lehrmeister der Gallier
erscheinen.
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A»uk primam doricta laznrUm misit in
Italiam.
Plin. 33.148.
Kap. IT. Nahrung.
§1.
Wie in der patriarchalischen Zeit des Römertums Überall die gröfste Ein-
fachheit herrschte, so waren auch die Mahlzeiten höchst frugal: man begnügte
sich damals bei dem zu Mitlag abgehaltenen Hauptmahle (cena) mit dem ur-
sprünglich aus Dinkel (ador, far), später aus Weizenmehl bereiteten Brei
(puls, pulmentum = TtoXrog bei Alcman) >), neben dem später, aber lange vor
Plautus der griechische Gerstenmehlbrei (polenta) ^] aufkam. Aufserdem genofs
man allerhand Hülsenfrüchte und grüne Gemüse, die bereits seit uralter
Zeit gebaut wurden : Kohlarten, Erben, Linsen, Bohnen u.a.; Fleisch
wurde wenig gegessen.
Der Morgenimbifs (ientaculum) setzte sich aus Milch, Honig, Käse,
Eiern, Brot und Früchten zusammen, wie denn auch das Abendbrot
(merenda, vesperna) in seiner Komposition dem letzteren ähnlich gewesen sein
mag. Somit bot Haus und Hof, Garten und Feld alles, was zum täglichen Lebens-
unterhalt gehörte; denn auch das Brot^) bereitete man im Hause.
Lange blieb man dieser alten Sitte treu, bis die Bekanntschaft mit den
Griechen wesentliche Änderungen herbeiführte : an die Stelle der cena trat, un-
gewifs seit welcher Zeit, das prandium, ein bald aus kalten, bald aus warmen
Speisen , Fleisch , Gemüse und Wein bestehendes Frühstück, und infolge davon
wurde die Hauptmahlzeit auf die 2. oder 3. Nachmittagsstunde verlegt. Wegen
der hohen Anforderungen, die man jetzt an die Tafel stellte, machten sich Märkte
nötig, zu denen der nach griechischem Vorbilde 179 v. Chr. eingerichtete Vik-
tualienmarkt (macellum) gehört. Die früher wenig beachteten Fische, deren
zum Teil sehr früh entlehnte Namen wir oben verzeichnet haben , wurden bald
ein Gegenstand eifriger Nachfrage.
Dieser schon seit alter Zeit im Vollzug begriffene Umschwung erreichte eine
4) Varr. 1. I. 5. 105: de viciu antiquissima puls; vgl. Martial. 5. 78. 9.
2) Plin. 18. 8. 84; vgl. Plaut. Curcul. 209: crepitus pulmeatarius.
5) panis s=s messap. navog, vgl. lit. p^nas, Futter.
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168 Grikgdisghb Wörter
noch höhere Stufe in der Periode der asiatischen Feldzttge, also seit dem
Beginn des 2. Jahrh. v, Chr., wo der ganze orientalische Tafel luxus in
Rom sich einzubürgern begann. Jetzt genügte das bisher täglich meist blofs ein-
mal genossene warme Mahl nicht mehr, sondern es wurden in der Regel auch
beim prandium warme Speisen aufgetragen. Die Hauptmahlzeit wurde in die
Länge gezogen und statt der bisherigen 2 in 3 Gänge zerlegt: in das Vor essen
(gustatio, promulsis) 1), das Hauptessen (fercuia, -orum] und den Nach-
tisch (mensae secundae, bellaria, tragemata, epidipnis, vgl. impomenta).
Der gute alte, auch bei den Kretern und Lakoniern übliche Brauch , bei
Tische zu sitzen, wich der griechischen Sitte, auf Polstern und Speise-
so p ha s (triclinium) ^j zu ruhen. Dazu pflegte man das Mahl fortan mit Musik
und Gesang von Tischliedern, später auch durch Aufführung von allerhand
Gaukeleien und Kunststücken, durch Recitationen und Deklama-
tionen, durch Spiele und verschiedene andere zur Unterhaltung und Be-
lustigung der geladenen Gäste dienende Schaustücke zu würzen. Auch das
Parasitenwesen (parasitus) und der Gebrauch , zu einem gemeinschaftlichen
Schmaufse Geld zusammenzuschiefsen (symbola), war, wie diese Plau-
tinischen Wörter dokumentieren, bereits zu Plautus' Zeit in Rom in Aufnahme ge-
kommen.
Dafs nunmehr auch das bisherige Haus- und Tischgerät nicht mehr ge-
nügte, sondern durch goldenes und silbernes Tafelgeschirr ersetzt wurde, ferner
dafs die Speisegemächer in orientalischem Geschmacke ausgestattet wurden,
ist fast selbstverständlich ^) .
Hatten früher die Hausfrauen oder Sklavinnen der Küche vorgestanden , so
thaten dies jetzt zu diesem Zwecke gekaufte oder gemietete Sklaven, die man aus
dem durch seine Küche früh berühmten Sicilien kommen liefs. Ebenso über-
liefsen jetzt die Hausfrauen die Brotbereitung den inzwischen entstandenen öffentr
liehen Bäckereien; denn schon im Jahre 174 war die Zahl der Bäcker von
Profession (pistores) ^) so beträchtlich, dafs sie eine eigene Zunft gründen konnten.
Charakteristisch für die Beschaffenheit der jetzt stattfindenden Mahlzeiten
waren die sich häufig daran anschliefsenden Trinkgelage, welche ganz den
griechischen Symposien glichen (symposium). Dabei trank man nach griechischer
Sitte*) und ernannte einen rex oder magisterconvivii, der gleich seinem Vorbilde,
dem griechischen ßaaiksvg, durch die Würfel gewählt wurde und den Gomment
handhabte.
Gleichfalls griechischen Ursprungs waren die fröhlichen, ja ausgelassenen
Züge (comissationes, vgl. ycw^a^eiv) der beim Mahle beteiligt gewesenen
1) So genannnt von dem gewöhnlich gereichten Met.
3) Ebenso wie biclinium Nachbildung des griech. rQixXtyoy.
3) Eingehender wird darüber im folgenden gesprochen werden.
4) So nannte man sie, weil sie zugleich das Mahlen des Mehls besorgten, also Müller
waren, von pinsere; vgl. Plin. 18. M. 28.
5) Graeco more bibere (Cic. in Verr. 4. 26. 66: ut Graeco more biberetor) oder per-
graecari.
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IN DER LATBINISGHIN SPRACHE. 169
jungen Leute mit Musik und Gesang zu einem Genossen, um die Schwelgerei fort-
zusetzen, eine Sitte, die nach Marquardts Vermutung (Altertümer VII, 1^ p. 322)
im Jahre 204 mit der Einrichtung der sodalitates und der Einführung des Kults
der Idäischen Mutter aufgekommen ist. Seit jener Zeit dürfte denn auch die Ent-
lehnung des Verbums propinare= TtQOJtlveiv (vgl. comissari = xcofiaCeiv) ,
vortrinken und — ein bedenkliches Zeichen — des Substantivums crapula =
xQaiTtaXf}^ Rausch datieren. —
Mit der Aufzahlung der Speisen beschränken wir uns auf das, was bisher
noch nicht erwähnt ist, schliefsen demnach die bereits bei Gelegenheit der Tiere
und Pflanzen besprochenen animalischen ^) und vegetabilischen Nahrungsmittel,
also auch das garum, salgama, oleum u. a. aus. Es bleibt uns sonach nur wenig
nachzutragen: das syncerastum^j , ein Allerlei oder Gemisch aus verschie-
denen Ingredienzen , ferner das aus eingemachten Oliven bestehende Kompott
Namens epityrum^j und die fadenscheinige, dünne Suppe epicrocum, welche
wir sämtlich bei Plautus verzeichnet finden. In etwas späterer Zeit mögen auf-
gekommen sein das zur Zeit der macedonischen Herrschaft zuerst nach Athen ge-
langte und bei den Römern zuerst von Varro erwähnte Gericht Namens mattea
= fiatTva^), der Gebrauch der Gerstengrütze (ptisana), Fleischpastete
(artoereas) u. a.
Ziemlich umfangreich ist dje Zahl der Lehnwörter auf dem Gebiete der
Kunstbäckerei. Wie weit man darin war, und wie grofse Nachfrage nach
feinerem Gebäck stattfand , beweist vor allem der Umstand , dafs die einzelnen
Specialitäten durch besondere Bäcker vertreten waren: Da gab es pistores pla-
centarii, clibanarii, panchrestarii, crustularii, pastillarii, li-
barii, dulciarii, candidarii, similaginarii, Persiani, Roma-
nienses u. a.
Schon Mehlarten, wie das Kraftmehl (amulum b. Cato), und die Zubereitung
des Teiges (massa = maza = f^dCa) lernte man, wie die Form der Lehnwörter
bekundet , in ziemlich früher Zeit durch die Griechen kennen ; und wenn auch
lucuns ebenso wie das gleichbedeutende sabinische lixula wahrscheinlich ein
echt römisches Gebäck ist^), so dürfte doch placenta= Ttkaycoifg eine der
1) Den Bedarf an Fleisch ^ besonders an Schweinefleisch, das von unseren jetzigen
Hauptfleischarten fast ausschliefslich genossen wurde, deckte vornehmlich das Potiefland
und überhaupt Gallien, von wo man Pökelfleisch (laridum), Schinken (pernu) und verschie-
dene Wurslarten (tomacina} bezog. Varr. r. r. 3.4.40: quotannis e Gallia apportantur
Romam pernae, tomacinae et taniacae et petasones = Vorderfüfse. Aufserdem waren be-
sonders beliebt die Leber (ficatum), die Gebärmutter (vulva) und das Euter (sumen).
2) Varr. 1. 1. 7. 3. 64, wahrscheinlich im Plautinischen Fragment Phago.
3) Die von Celsus u. a. erwähnte, durch Vermittelung der Skythen und Thracier zu
den Griechen, durch die der Griechen zu den Römern gekommene Butter (butyrum ßov-
TVQoy) wurde nur als Heilmittel in der Medizin, aber nicht als Speise gebraucht.
4) »Ein leckeres Gericht, aus feinem Geflügel und anderem Fleisch bestehend, das mit
Kräutern gekocht, zerschnitten und kalt als Nachtisch zum Weine gegeben ward.« (Passow.)
5) Gleichfalls römische im Laufe der Zeit entstandene Bezeichnungen sind globulus,
suavillum, gratilla, torta, mustaceus, circulus, testuatium, crustulum, pastillum, tractum;
alte Ausdrücke scheinen zu sein libum und scriblita.
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170 Grieghiscdb Wörter
ältesten KuUurübertraguDgen auf dem Gebiete des Backwesens sein. Plautus
nennt uns freilich in seinen Komödien aufser dem Backgescbirr Namens artopla
und einer Grobbrotart (coUyra) nichts von Belang, aber desto reichere Ausbeute in
dieser Beziehung gewahrt Cato, der sich die Kuchenbäckerei sehr angelegen sein
läfst und genaue Bezepte geschrieben hat, uti facias spiram (= aTtsifa^ Brezel
r. r. 77), encytum (= ly^irroy, Spritzgebackenes r. r. 80) , placenlam
(=s Ttlaxovg, acc. Ttkaxovvraj Kuchen r. r. 76), erneu m (ß^aov, Aschkuchen
r. r. 84) und spaeritam {* aq)aiQlrr]g r. r. 82 Kuchenart mit Kttgelchen) .
Bei Varro lernen wir ein Gebäck kennen Namens thrion = d-flor (Feigen-
blatt) , welches aus Schmalz , Honig , Eiern und Weizenmehl bestand , in ein
Feigenblatt eingewickelt und so gebacken wurde; derselbe gebraucht auch den
griechischen Ausdruck p e m m a für das Backwerk überhaupt. Bei Cicero lesen wir
den Namen des Brotkuchens (artolaganus)^^). Gopta und coptoplacenta,
Stofskuchen, begegnen uns erst im 1. Jahrh. der Kaiserzeit bei Petron. und Mar-
tial ; und Plinius macht uns mit einer Menge von Brotarten bekannt, die zu seiner
Zeit in Bom gebacken oder wenigstens konsumiert wurden: soautopyrospa-
nis, grobes Weizenbrot mit Kleie gebacken 2), nauticus panis, Schiffsbrot ^),
s i t a n i u s panis, Brot aus Sommerweizen 4), speusticus panis, eilig gebackenes
Brot*), ostrearius panis, Brot, welches zu Austern genossen wurde •), ar-
topticius panis, in der Pfanne gebackenes Brot*^).
§2.
Unter den Getränken waren offenbar die ältesten aus indogermanischer
Zeit stammenden Wasser, Milch und Met aus Honig und Wasser, später
kamen dazu Wein und Weinmet (mulsum, vgl. melitites und oenomeii .
Specifisch italische Namen tragender Traubensekt oder Bosinen wein (passum,
uva passa) und der gekochte Most (defrutum = frutum = sapa, vgl. si-
raeum = alqatov bei Plinius und caroenum = %aqowov bei Späteren), sowie
der Tresterwein (lora).
Neben den seit ältester Zeit in Italien gebauten Weinen treten auch früh-
zeitig importierte griechische auf. Auf frühe Einfuhr aus dem eigentlichen
Griechenland — denn dafs grofsgriechische Weine schon bald inLatium getrunken
wurden, lafst sich als selbstverständlich annehmen — deuten vor allem die Funde
von Weingefäfsen (amphorae) hin, die man in etruskischen GrUbem und auf
latinischem Boden gemacht hat. Besonders Bhodus mag ein ziemlich lebhafter
Exportplatz gewesen sein , nach den zahlreichen bis zur Mitte des S. Jahrh. hin-
1) vgl. laganum, in Öl gebackener Kuchen, Speise der Ärmeren. Her. Sat. 1. 6. M5.
2) Plin. 22. 4 38: in medicina utilior.
3) ibidem.
4) aijTayioff Plin. 22. 139.
5) Plin. 48. 405.
6) ibidem.
7) Plin. 48. 405; vgl. oben artopta.
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IN DBR LATBINlSGHBIiC SpRAGUB. t71
aufreicbenden priinestinischen Amphoren zu scbliefsen. Dazu kommt, dafs Plau-
tus in seinen Komödien fast nur griechische Weine nennt, wie den von Leukas,
Lesbos, Thasos und Cos (Leucadium, Lesbium, Thasium, Coum Poen. 3.
3. 86) und dafs zu Gates Zeit griechischer Wein etwas so gewöhnliches war, dafs
uns dieser alte Praktiker das Rezept mitteilt, quo modo vinum Graecum Rat
(r. r. 24), ja auch das Verfahren beschreibt, si vinum Coum facere voles (r. r. 1 12).
Daher mufs sich die Angabe des Plinius 14. 95: tanta vero vino Graeco gratia
erat, ut singulae potiones in convictu darentur auf eine sehr frühe Zeit beziehen.
— Interessant ist es^ auch den Wein aus dem phönicischen Byblos unter den
allen Importartikeln zu finden : Wenigstens hat das auf den herakleensischen
Tafeln Überlieferte ßvßlla, a ßvßllva fiaaxdla (58. 92) ^) = ßvßlivog olvog
sein Korrelat in dem von Festus 32. 12 erhaltenen alten Worte bubleum, einer
nach 0. Müller (z. Fest. 1. I.) von einem altrömischen Dichter wie Livius Andro-
nicus oder Naevius gebrauchten Form.
Doch genofs man den Wein selten unvermischt. Das liebste Getränk war
schon in alter Zeit die calda und der parfümierte Wein. Erstere wurde
aus Wein mit warmem Wasser unter Zusatz von Kräutern bereitet, letzterer da-
gegen aus Wein und Parfüms, namentlich Myrrhen. Es war demnach ähnlich als
im Mittelalter, wo, wie im Parcival, Wein, Met und Lautertrank die wichtigste
Rolle spielten.
Des Myrrhenweins wird bereits in den XII Tafelgesetzen unter dem Na-
men murrata potio gedacht^; es läfst sich daher annehmen , dafs er schon
zur Zeit der letzten Könige in Rom getrunken worden ist. Neben diesem wegen
des Vorschmeckens der Myrrhe bitteren Getränke bürgerte sich später, vermut-
lich durch den Handelsverkehr mit Kampanien oder infolge der Samniterkriege
im 5. Jahrh. der Stadt, diemurrina potio = [ÄV^^lvrjg olvog ein, bei welcher
der Myrrhengeschmack durch Zusatz von Honig gemildert wurde. Doch waren
beide, murrata und murrina potio, schon im 7. Jahrh. der Stadt nicht mehr ge-
bräuchlich 3) .
Wie diese, so waren auch die anderen gewürzten Weine *) meist griechischer
Abkunft und haben demgemäfs auch griechische Namen. Des Nardenweins
(nardini amphora) gedenkt bereits Plautus (mil. 824). Bei Cato finden wir er-
wähnt den mit Dosten gewürzten Wein (vinum origanitum), der oft als Zusatz bei
der Bereitung eines Medikaments gegen stranguria und dyspepsia verwendet wurde
{r. r. 127); andere Arten verzeichnet Columella: so den Absinthwein (ab-
sinthites), den Ysop wein (hyssopites) , den Stabwurzwein (abrotonites) , den
Quittenwein (cydonites); den Poleiwein (glechonites) , den Thymian-
h) Nach Meisters Auseinandersetzung in Gurtius Studien III. 437 ist aller Wahrschein-
lichkeit nach das Wort auf den Wein zu beziehen.
2) Plin. U. 92: lautissima apud priscos vina erant murrae odore condita; vgl. vinum
marteum. Cat. r. r. 185. myrtites Colum. 42. 38.
3) Vgl. den Aufsatz von M. Voigt über murrata, murrina und muriola im Rhein. Mus.
f. Phil. N. F. Bd. 28. (4878). S. 56—64.
4) vina ficticia.
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172 Gribchiscub Wörter
wein (Ihymites), den FenchelweiD (marathrites) ^) undden Meerzwiebel-
wein (scillites) 3) . Plinius macht uns bekannt mit dem Skammonienwein
(scammonites) , Nektarwein (nectarites) , Nieswurz wein (elleborilesj ,
Gewttrzwein (aromatites) und Pfefferwein (piperatum); bei Späteren hören
wir von vinum rosatum, violatum, Übersetzungen von ^odlrrjg u. s. w.
Viele andere griechische Bezeichnungen solcher Bowlen sind vermutlich
gar nicht in die römische Sprache übergegangen, wie &v^ßQlrr]Qj Ttgaarnj^j
xakafj^ivd-lrrjg , anoQlrrjg , aeXivlTrjg , atQoßtllrrjg , %V7taqLaoivog , nÜQivog^
reQfilvd'tvog, axlvivog, avrid-tvog u. a. ; denn statt diese zu gebrauchen^ begnügen
sich die römischen Autoren damit, uns einfach die Ingredienzen der Weine zu
nennen, so Plin. 14. 404 ff. u. a.
Auch die Obstweine scheinen meist auf griechische Quelle zurückzu-
gehen, wie die Namen des Feigenweins (sycites} , Granatapfel weins
(rhoiles), Apfelweins (mclinum vinum) uns erkennen lassen. ^J
Nachdem wir so die verschiedenen Wein- und Bowlenarten besprochen,
dürfte es nicht unpassend sein, gleich an dieser Stelle etwas näher auf die Be-
handlung und Konservierung des Weins einzugehen.
Dafs die Römer die Anpflanzung edlerer Rebenarten und die Produktion
feinerer Weine höchstwahrscheinlich durch die unteritalischen Griechen erlernt
haben, ist schon oben hervorgehoben worden. Die Sprache wenigstens giebl
dieser Hypothese die sichersten Stützen: So sind die Ausdrücke Aminaea
vitis*), Murgentinum»), spionia oder spinea^), dactylis, capnios,
lageos oder -ea, peuce, stephanitis oder -es, bumastus, psithia
vitis, basilica vitis, alopecis, argitis, aethalus, orthampelos,
bumammus, eugenea^) u. a. Rebenbezeichnungen entschieden griechischen
Ursprungs. So sind ferner eine Anzahl der wichtigsten tcrmini technici auf dem
Gebiete der Weinbereitung, z. B. brisa, trapetum, aus griechischer Quelle
geflossen. Eine Perspektive in die vorgriechische Periode der Weinkultur er-
öfl*nen uns vielleicht noch die Bezeichnungen dolia, seriac; cupao, fideliac, cal-
1) Colum. 42. 35.
2) Colum. 4 2. 33.
3) Spät auftauchende griechische Namen für zum .Teil schon recht alte Geti-ftnke siod
hydromeii, oenomeli, oenelaeum, thalassomcl, oxymcli (Cat. r. r. 4 57. 8), omphacomei.
apomcli, elaeomeli, itaeomelt (oenogarum, hydrogarum). Andere hierher gehörige Aus-
drücke, die ebenso wenig den Anspruch auf die Geltung als Lehnwörter erheben könoco,
sind diachyton, adynamon, phthorium, stymmaticum, oenanthinum, prolropum, gleucioum,
tryx, bios, cantharites, deuterium, meiicratum, melampsithium, psithium, bunitum, pro-
tagion, Catacecaumenites, Petrites, Mycontum, leucocoum u. a.
4) Vgl. die ausführlichen Auseinandersetzungen Hehns, Kulturpfl. ^ 506f., und Helbigs
die Italikcr in der Poebene 4 4 2, über diese älteste aUer griechischen TraubeDgattungen lo
Italien.
5) Vgl. Hesych. ftogyioy sldo^ a/aniXov und Hehn a. a. 0. S. 507.
6) Vgl. tptvas^ und Hehn a. a. 0. 507.
7) geminum eugeneum conserito. Cat. r. r. 6. 4.
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IN DER LATRINISGII^N SPRACHE. 173
paria, cullei. Denn da diese tbönernen Gefilfse, in denen man die leichten, für
den alsbaldigen Konsum bestimmten Weine stehen liefs, sämtlich römische
Namen tragen, dagegen die Benennungen der zum Ablagern besserer Sorten
notwendigen kleineren Gefäfse (ebenso wie die Bezeichnungen der Rebengattun-
gen selbst) der griechischen Sprache entnommen sind, so wird man in der An-
nahme kaum irren, dafs die Römer, bevor sie in der Weinproduktion die Schule
der Griechen genossen, ihre wenig haltbaren Weine alsbald verbraucht haben.
Erst später lernten sie die Weine, wenn sie abgeklärt waren, also im nächsten
Frühjahre, in kleinere Gefäfse giefsen, worin sie alt werden sollten, und bedien-
ten sich hierzu der zweihenkligen, unten spitzen und daher gewöhnlich in den
Sand gegrabenen amphorae') und der cadi {xadot), welche drei römische
Urnen oder einen griechischen metreta fafsten.^) Wann aber diese griechische
Sitte in Aufnahme gekommen, läfst sich schwer sagen. Dafs sie ums Jahr 120
bereits bestand, hält Plinius für nötig zu konstatieren ^) ; aber schon bei Plautus
tritt uns der Gebrauch der Amphoren als eine ganz gewöhnliche Erscheinung
entgegen^] und dürfte, wie das alte Lehnwort ampulla schliefsen läfst, in noch
viel frühere Zeit hinaufzurücken sein.
Im engsten Zusammenhange damit steht die Einrichtung der We in nied er-
lagen (apothoca), deren Existenz Plinius gleichfalls (l. I.) für das Ende des
2. Jahrh. v. Chr. erweist, sowie die der darunter angebrachten Rauchkammern
(fumarium), durch welche die Reife der Weine beschleunigt werden sollte.*)
Nunmehr machten sich auch Zeichen zur äufseren Unterscheidung und leich-
ten Kenntlichkeit der verschiedenen Sorten und Jahrgänge, also Etiketten,
nötig, die schon Plaut. Poen. 4. 2. 14 erwähnt und die gewöhnlich notae oder
pittacia (Petron. 34) genannt wurden. Auch war es erforderlich, dafs der
Wfin, bevor er aufgetragen wurde, noch einmal von der immer noch darin ent-
haltenen Hefe gereinigt wuräe, was bei besseren Sorten mit einem colum, bei
iioringeren dagegen mit einem leinenen Säckchen (s accus, saceulus =
amcxog) geschah. Daher sagt bereits Lucilius (22. 4 Müll.) : Defusum e pleno
siet hir siphoneve, cui nil durist, cum nix et saceulus abstulerit ®) .
Endlich haben die Römer gleichfalls, und zwar, wie die altertümliche Form des
Wortes resina bekundet'), in früher Zeit von den unteritalischen Griechen die
4) Damit ist vermutlich die von Uoraz erwähnte diota identisch, aus welcher Thali-
arcbus den vierjährigen Wein entnehmen sollte.
2) Vgl. Isid. 46.26. 43: cadus amphora Graeca est continens urnas tres. Auch der
sin US = &iyos^ ist nach Varr. I. 1. 5. 123 ein vas vinarium grandius.
3) Pltn. 14. 94: apothecas fuisse et diffundi vina soüta anno 633 urbis apparet indubi-
tato Opimiani vini argumento.
4) Vgl. oben nardini amphora.
5) Daher vinum fumosum =s xanvlae. Das Beschleunigen der Reife geschah auch
bäafig durch die Sonnenwärme.
6) Andere Lesart: Quibus vinum | defusum e pleno siet hir siphove, cui nil | dempsit,
vis aut saceulus abstulerit.
7) resina = ^ritivrj^ Plaut. Merc. 4 39.
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1 74 Griechischr Wörter
Sitte überkommen, den Most mit Harz zu versetzen, um, wie Plinius
sagt^j, dem Weine seinen herben Geschmack zu nehmen; auch die Bezugsquelle
desselben, Bruttium^), deutet auf grofsgriechische Vermittelung hin.
§. 3.
Bisher haben wir nur der Vorratsgefäfse gedacht. Diesen reihen wir nun
die für den täglichen Gebrauch bestimmten Gefäfse an, mochten sie
dazu dienen, den Gästen vorgesetzt zu werden oder als Mischgefäfse, Schöpf-
und Trinkgefafse Verwendung finden. Die letztere Gattung ist selbstver-
ständlich die umfangreichste; zur ersten gehört die lagona (= lagena, lagoena
= Xäyvvog), die auch gleich der amphora und dem cadus, wiewohl seltener,
zur Aufbewahrung des Weins benutzt wurde ^j und daher, wie überdies die
altertümliche Form beweist, schon ziemlich früh in Gebrauch gekommen sein
wird ^). Häufiger trug man in ihr den Wein auf. Zu gleichem Zwecke kam die le-
pista (= lepasta= lepesta} und das acratophorum in Aufnahme. Während
man in jene nach Varro d. vit. pop. Rom. bei Non. S. 547 schon in sehr aller
Zeit den Wein that, bevor er mit Wasser gemischt wurde, und sie schon früh im
sabinischen Kult verwendete (Varr. 1. 1. 5. 123) *), war das letztere nach Cic. d.
fin. 3. 4. 15 und Varr. r. r. 1. 8. 5 erst gegen die Mitte des 1. Jahrh. v. Chr.
vollständig in Rom eingebürgert.
Als Mischgefäfs wurde hauptsächlich der crater = xgari^^ seit den
ältesten Zeiten benutzt, der schon bei Naevius und Ennius in der erweiterteu
Namensform erat era oder ion. creterra = xgiynjp erwähnt wird und wahr-
scheinlich durch die kampanischen Griechen den Römern übermittelt wurde.
Das Hauptschöpfgefäfs aber war der cyathus (Plaut.), der zwölfte
Teil des sextarius, der das altrömische simpulum verdrängte und in späte-
rer Zeit so gewöhnlich wurde, dafs man nach cyathi rechnete, wie bei uns nach
Gläsern ö). Die von Plautus rud. 1349 und Varr. l. 1. 5. 124 erwähnte epichy-
sis trat im Laufe der Zeit an die Stelle des altrömischen guttus und war ein
kleiner, einfacher Krug, aus dem man den Wein in die Trinkschale gofs^).
Trinkgefafse waren in verschiedenen Facons vorhanden; die gewöhn-
4) Piin. 4 4, 420: Africa gypso mitigat asperitatem ; Graecia argilla aut marmore aut
sale aut mari (vgl. tethalassomcnon, thalassites) lenitalem excitat; Italiae pars aliqua crapu-
lana pice; ac resina condire musta vulgare ei est provinciisque finitimis.
2) Plin. 4 4. .127; pix in Italia ad vasa vino condenda maxicne probatur Brutlia; Gt e
piceae resina.
3) Vgl. Apul. met. S. 424.
4) Vgl. Plaut. Cure. 78. Varro 1. 1. 9. 24 : inusitatis formis vasorum recentibus ei
Graecia allatis oblitteratae anliquae consuetudinis — species.
5) Litterarisch zuerst bezeugt bei Naev. bell. Pun. 4 8.
6) Vgl. Martial 4. 72.
7) Über die erst spät in der römischen Litteratur erscheinenden Gefäfse bria und melica
sc. obba wissen wir nichts Genaueres. Das Ausspritzen des Weins durch die Lippen, um
seinen Geschmack zu prüfen, nannte man pytisso (vgl. pytisma).
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IN DKR LATEINISCHEN SPRACHE. 175
liebsten hatten die Form von Bechern, Hörnern und Schalen. Die beiden
letztgenannten Arten sind wohl fast durchweg griechischer Abkunft.
Becher werden schon ziemlich früh von römischen Schriftsteliern genannt:
das carchesium bei Liv. Andren, trag. 28 : florem anclabant Liberi ex carche-
siis*), der scyphus^), der cantharus') und das poterlum^) bei Plautus,
die culigna bei Galo^) und das ägyptische ciborium bei Horaz^j.
Das Trinkhorn scheint erst später Eingang gefunden zu haben ; wenig-
stens tritt es in der Litteratur vor Martial (2. 35. 2) nicht auf (rhytium von
QVTOg).
Reicher vertreten ist die Schalenform. Hier haben die Römer als eigene
Gefüfse aufzuweisen die patera^ die vielleicht der griechischen phiala in der
Form gleichkam, und den calix = xili^. In Plautinischer Zeit begegnen wir
griechisch benannten wie dem gaulus (Plaut, rud. 1319], scaphium (Stich.
693) und der batiaca = batiola (ibid.), welche vom Varronischen cymbium
nicht sehr verschieden gewesen sein können, vielmehr alle, nach der eigentlichen
Bedeutung »Nachen« zu urteilen, von länglicher Gestalt und einiger Tiefe waren.
Zweifelhaft ist, ob hierher das tryblium gehört, das im Stich. 691 erwähnt
wird. Auch die Form des Plautinischen anancaeum (rud. 363 oTta^ ^^^QW-)
entzieht sich unserer näheren Kenntnis; vielleicht hatte dasselbe die Gestalt
eines Humpens. Dagegen scheint der von Yergil u. a. genannte Trinkbecher
calathus von der Facon eines Körbchens gewesen zu sein. Über das bei Mar-
tial erscheinende cissybium endlich wissen wir nur so viel, dafs es in der
Regel aus Epheuholz gefertigt wurde ^] .
Die zu religiösen Handlung eh verwendeten alten Gefäfse sind gröfsten-
teils echt national und tragen demgemäfs römische Namen wie capis, capula,
capedo, galeola^ modiolus, trulla, simpulum. Das gleiche gilt von
den in der Küche und im Hause verwendeten Gerätschaften und den Wasch-
gefäfsen, die mit wenigen gleich zu nennenden Ausnahmen römischen Ursprungs
sind. Desgleichen blieb man im Efsgeschirr lange der alten Sitte treu^) ; und
wenn auch griechische Ausdrücke hier unterlaufen, so sind doch zwei Schüssel-
arten, die patina und das catinum, selbst nach Sicilien eingeführt worden,
wie man aus den entsprechenden Lehnwörtern des sicilischen Dialekts ersieht*
Fenestella redet bei Plin. 33. 146 von Schüsseln, quas antiqui magides voca-
4) Zu beachten ist freilich die Notiz des Macrob. 5. 24. 3: est aulcm carchesium Grae-
eis tanlummodo notum.
5) Plaut. Asin. 444.
3) Plaut. Baccb. 69 und an 45 anderen Stelion.
4) Plaut. Trin. 4047.
5) Cato r. r. 4as. 4.
6) Hör. carro. 3. 7. 22.
7) Paul. Dtac. nennt den ancon als ein in Schenken (cauponis) gebräuchliches Trink-
geschirr; MarUal erwähnt das etymologisch dunkle panaca, Spätere den caucus und die cau-
cula SS xatfxce.
8) Weniger in dem Stoff als in der Form ; z. B. sind die lances immer im Gebrauche
geblieben.
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176 Grikchisghe Wörtkr
bant (vgl. Varr. 1. 1. 5. 120) ; die statera, eine Schüssel von runder und flacher
Form nennt Cornel. Nepos bei Plin. 33. 52, die paropsis Petron. 34. 2, das
tyrapanum Plinius, die mit Gold eingelegten Schüsseln (chrysendeta) Martial.
Bei dem griech. fiaCovofiog (runde, hölzerne Schüssel zum Servieren von Gersten-
mchlkuchcn) hat sich in der römischen Sprache ein Bedeutungswandel vollzogen;
denn mazonomus wird bei Varro und Horaz für eine Schüssel in ganz grofscro
Format gebraucht, in der man Geflügelpasteten auf den Tisch brachte. Ganz
spät ist der Gebrauch des Wortes discus für Teller ^), welches in veränderter
Bedeutung in die modernen Sprachen übergegangen ist (vgl. deutsch »Tisch«).
§*.
Noch haben wir einen Blick auf das übrige Tisch- und Küchengerät
zuwerfen, um dann zur Ausstattung des Speisezimmers überzugehn: Messer
und Gabeln kannte man als Tischgeräte noch nicht; wohl aber den Löffel,
den die Römer von Haus aus besafsen und als kleine Zunge (lingula) bezeichneten,
wahrend die etwas anders geformte, zum Essen von Eiern und Schaltieren be-
nutzte Art (cochlear) von der Muschel form (cochlea) benannt zu sein scheint.
Die den Namen creagra (Mart. Cap.) führende Gabel fand in der Rüche Ver-
wendung 2). Das merkwürdig verstümmelte incitega = «yyi/^ijxi/ bezeichnet
ein Gerät, das wie unsre Plattmenage zur Aufnahme von ölfläschchen u. s. w.
diente. Der von Horaz erwähnte echinus wurde vielleicht zum Ausspülen der
Trinkgefäfse benutzt und hiefs so, weil er aus der Schale eines Seeigels bestand.
Arutaena (Lucil.) war eine allgemeine Benennung von SchöpfgefäCsen , wie
Eimer, Gelte u. a., nanus dagegen (Varr.) ein flaches Wassergefäfs.
Die wichtigste Acquisition auf dem Gebiete der Kochapparate war die
Kochmaschine (authepsia), zum Brotbacken benutzte man jetzt aufser dem
bereits oben genannten artopta den clibanus (Gels.).
Dagegen war der lebes, ein gewöhnlich bronzener Kump mit weitem
Bauche, welcher bei der am Anfange und Ende des Mahles stattfindenden Über-
giefsung der Hände mit Lustralwasser verwandt wurde, identisch 3) mit dem
p o 1 1 u b r u m , ebenso der caccabus, Kochtopf (Varro) , aller Wahrscheinlich-
keit nach dasselbe Geschirr wie die olla. Im übrigen waren die Römer selb-
ständig, und nur in ganz später Zeit erscheinen noch griechische Ausdrücke wie
lebes (Servius, Isid.) für einen bronzenen oder kupfernen Kochkessel, tripus
(desgleichen mit dreibeinigem Gestelle, Isid.), baucalis, thönernes Kühlgefäfs,
chytropus (irdenes Geschirr mit Füfsen zum Wärmen von Speisen, Vulgala)^).
Wie schon erwähnt, kam mit der griechischen Sitte des Lieg ans bei
Tisch auch der Gebrauch der Speisesophas auf. Demgemäfs ist auch der Name
4) Bei Augustin. und Apuleius; vgl. apophoreta (Isid.) und aristophonim (Lucil.)
2) Die furca war kein beim Essen gebrauchtes Werkzeug.
3) Das Wort kommt in dieser Bedeutung nur bei Dichtern seil der Augusteischen
Zeit vor.
4) (h)ama = afAtj ist ein Feuereimer.
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m DBR LATfilNtSGHBIiC SpiUGHB. 177
der gebr^iuchlichsten Tischpoister, der ^dreisitzigen, aus dem Griechischen
herübergenommenen (triclinium = rQUlivov Naev.) und hat in dem hibriden
b i c 1 i n i u m eine römische Nachbildung erhalten. Die vor der xXlvrj aufgestellten
Speisetische hatten etwa die Höhe dieser selbst und waren in alter Zeit von vier-
eckiger Gestalt, später beim Aufkommen der citreae mensae rund. .. Zu Varros
Zeit waren die runden Tische schon ganz gewöhnlich ; er selbst thut eines runden
Schank- (cillibantum = xt>l>l//?as) und Speisetisches (cilliba, -ae)^) Er-
wähnung.
Mit diesem Wechsel der Tische hängt auch der Wechsel der Speisesophas
eng zusammen. Denn zu gleicher Zeit trat an die Stelle des geraden dreisitzigen
Polsters das halbkreisförmige, das die Gestalt eines griechischen Sigma hatte und
daher sigma hiefs (Martial), aber auch stibadium genannt wurde (Plin.,
Mart.]. Auf diesem konnten nun auch mehr als 3 Personen Platz finden (vgU
hexaclinon. Mart.].
Die hölzernen lecti tricliniares wurden seit dem Kriege mit Antiochus
(187] allmählich durch eherne verdrängt (triclinia aerata) , mit denen die
prachtvollen Decken und Polster (tapesEnn., peripetasma Cic, peri-
stroma Plaut.] zur Bekleidung der lecti, die dieselben umgebenden Vorhänge
(aulaeum Lucil.] und andere Luxusgegenstände der Art Eingang fanden 2).
Seit dieser Zeit kamen auch die prunkvollen, zur Aufnahme des Silber-
geschirrs, der TrinkgefUfse und Tafelgerätschaften bestimmten abaci in Ge-
brauch (Liv. 39. 6] 3]^ desgleichen die zu demselben Zwecke aufgestellten ein-
füfsigen Konsolentische (monopodia), denen sich später das trapezopho-
rum (Cic] 3] und die delphica zugesellten, von denen ersteres gewöhnlich
eine Statue, letztere einen Dreifufs zur Stütze hatte.
4) Dafs diese rund waren, bezeugt Paul Diac. 43. 9: cillibae mensae rolundae.
2) Vgl. Marquardt, Rom. Altert. 2 VII. i. 30< ff. Hier mag auch die Serviette (saba-
num) erwtthnt werden.
8) Griechisch geschrieben bei Cic. ad fam. 7. 23. 3.
W a i ü o , kriech. Wörter i. d. lat. Sprache. 1 2
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Nee tibi nit mirom Qraio rem nomine dici:
Italft nam tellne Oraecia maior erat.
Ovtd. Fast 4.63.
Kap. y. Kleidung.
Aller Wahrscheinlichkeit nach haben sich die Indogormanen in ihrer asiati-
schen Heimat der Tierfelle zur Bekleidung des Körpers bedient^) und ver-
mutlich auch Haupt und Füfse auf ähnliche Weise gegen die Unbilden der Witte-
rung zu schützen gesucht. Auf einer höheren Stufe der Kultur finden wir natür-
lich die Völker der europäischen Gruppe auf europäischem Boden. Denn wenn
auch bei ihnen in ältester Zeit das Fell der Tiere 2) noch die vorwiegende Körper-
hülle abgegeben haben wird, so hatten sie sich doch bereits zu einem geigneteren
Schutzmittel der oberen und unteren Extremitäten emporgeschwungen und ver-
standen nicht nur die Wolle der Schafe zu Filz zu verarbeiten, womit sie
den Kopf bedeckten 3], sondern auch den Fufs mit einer aus Leder zusammen-
genähten Wehr gegen die Unebenheiten des Bodens zu waflFnen*).
Noch weiter vervollkommnet finden wir die Bekleidungskunst bei den Gräko-
italikern, denen wir die Kenntnis der Spinn- und Webekunst nicht ab-
sprechen dürfen *) . Denn die Übereinstimmung von Ww, w^&o}, spinnen mit lat.
neo, spinnen (vgl. ahd. nÄjan, näan, nähen), die Identität von skr. vabh®) mit
griech. vq>~aLv(o und ahd. weban und von griech. ätQaxrog mit skr. tarku,
Spindel ; der gemeinschaftliche Gebrauch der Wurzel sta für Weberausdrticke
(arrifiov, stamen, vgl. skr. sthavis, Weber) und des Stammes pAno für Gewebe
(pannus, Tuch = Ttrjvog, Gewebe, Faden, vgl. got. fana, Tuch, ksl. o-pona, Vor-
4) AlIgemeiDe Bezeichnung für Kleidungsstück skr. vastra, lat. vestis ss ln^, got.
vasti- von vas, anziehen.
8) europäische Benennungen sind: peilis, niXXa^ got. -fill, lit. pleve; vellus, (viUas],
figtoy, got. vulla; ßaijfj, got. paida, ahd. pfeit.
3) pilleus, nlXoff, slav. plüstK, ahd. filz; vgl. Blümner, Technol. 4. 94.
4) Europ. Terminus für das Nttben des Leders ist suere, wovon sutor, subula; von
derselben Wurzel stammen xaaavta, xacftvfjia, ahd. siula, slav. podüSlva &ilo; femer vXia
= got. sulja = ahd. sola; vgl, xQtjnZ&^t carpisculum, lit. kurp^, ksl. crSvy., ferner lit.
aunu, ksl. obuti, zd. aothra, lat. ind-uo.
5) Manche rücken diese sogar in europäische oder idg. Zeit, hinauf.
6) in ürna-vdibhas, Spinne s» Wollenweber.
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m DRR LATBINI8GHBN SPRACHE. 179
hangy die vielleicht mit dem Verb, spinnan zusammenhängen), endlich der bei
Griechen und Römern nachweisbare Leinbau [Xlvov = linum, wozu auch lin-
teus, Ut, an. linnr, Gürtel = lindhr, lit. linta , Zierband , gehören (vgl. got.
lein, lit. llnas, ksl. Unü, altir. lin); erheben die Bekanntschaft mit der Technik
des Spinnens und Webens in der gräkoitalischen Zeit über allen Zweifel^
ja gestatten sogar vielleicht, sie in europäische Zeit hinaufzurücken, (vgl. beson-
ders Heibig, die Italiker i. d. Poebene p. 21 f. 4 45). Ich vermag daher Hehn^)
in seinem negativen Resultate nicht beizustimmen und kann mich nicht ent-
schliefsen, stamen, linum und pannus für griechische Lehnwörter anzu-
sehen. — Freilich wird diese Kunst damals noch sehr unentwickelt gewesen sein,
und noch als die Römer bereits in Italien feste Wohnsitze aufgeschlagen hatten
und am Tiber sefshaft waren , fanden die Phönlcier für ihre dort importierten
Kleidungsstücke reichlichen Absatz.
Wolle war der erste Stoff, den man verarbeitete und demgemäfs die
wollene Toga (toga) das erste und älteste Gewand der Italer, vermutlich gleich
der Tunika einst in übereinstimmendem Gebrauche bei beiden Geschlechtern ^) .
Aus demselben Material bestand das Untergewand (tunica), Griechen wie
Römern gemeinsam, und, wie die Namensähnlichkeit mit ;(tTCüv und die evidente
Herkunft des letzteren aus dem phönicischen ketonet bekunden, von jenem
Handelsvolke beiden klassischen Völkern in frühester Zeit zugeführt ') . Dazu
gesellte sich dann als Gegenstand der Frauenbekleidung die rica (ricinium,
ricula} ein gröfseres oder kleineres viereckiges Stück Tuch, welches schleierartig
auf dem Kopfe getragen wurde und schon auf den XII Tafeln in der Bedeutung
eines Teppichs zum Schmucke des Scheiterhaufens gebraucht wird, desgleichen
die castula, ein auf dem blofsen Leibe getragener und unter der Brust zu-
sammengeschnürter Frauenrock, der auf älteren Kunstwerken oft das einzige
Kleidungsstück der Frauen ausmacht (Varr. b, Non. 548) *).
Als eigentümlicher Anzug des p o p a , der die Opfertiere schlachtete , kam
der limus in Anwendung, ein männlicher Unterrock. Bei schwerer Arbeit be-
dienten sich die Männer in alter Zeit des von der Hüfte bis zur Schulter reichen-
den ein et US (vgl. campestre, semicinctium, subligaculum), während das cin-
gi llüm der Frauen etwa unserer Jacke gleich kam.
Was die Römer sonst noch an Kleidungsstücken besafsen, haben sie von den
Griechen überkommen ; daher denn auch, wenn man von der Kopf- und Fufs-
bekleidung und von den zur Bezeichnung griechischer Gewänder neugeschaffenen
Deminutivbildungen p a 1 1 a (= panla = panula) ,pallulau. pallium absieht^) ,
4) Hehn, KuUurpfl. S. 5S0 3ff.
2) toga =s die deckende von lege, vgl. amictus von amicio, womit man später alle
Oberkleider znsammenüafsie.
3) tunica verstümmelt aus (ke)-tonet, vgL Hehn, 1. 1. Bi, Vanicek, Fremdwörter 80.
4) Nach Vanicek, Etymol. Wörterb. 4238 von Wurzel kvadh, putzen, zieren, nach
Fr^hde K. Z. 23. 840 von Wurzel qAs, Wenn Ficks (Wörterbuch II 54) Zusammenstellung
von capitium mit %vna<talg, »Mieder«, richtig Ist, so würde dieses Kleidungsstück gräko-
italisch sein.
5) Ebenso wurde ein gallischer Umwurf mit dem römischen Namen lacema benannt.
12»
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180 Griechische WöRTBii
im grofsen und ganzen nur Teile der Toga und Tunika echt römische Namen
tragen i) .
Zu welcher Zeit nun die einzelnen griechischen Kleiduagsstücke
in Rom bekannt und benannt worden sind, läfst sich schwer sagen. Nach der
Lautgestaltung des betreffenden Lehnwortes zu schliefsen, mufs recht früh Ein-
gang gefunden haben diepaenula=: cpaivokrjg = dor. cpaivoXag, ein mit be-
sonderer Vorliebe von den niederen Volksschichten, z. B. von agasones, Sklaven
u. a. bei der Arbeit im Freien statt der Toga gebrauchtes Oberkleid, welches
später auch von vornehmen Römern zur Bequemlichkeit auf Reisen angezogen
wurde. Da nun die arbeitenden Klassen zuerst mit den fremden Kaufleuten in
Berührung kamen, so ist es höchst wahrscheinlich, dafs gerade dieses Gewand
unter den ersten nach Rom gewandert ist.
Bald mögen ihm von männlichen Bekleidungsgegenständen die laena =
xlcclva und die a b o 1 1 a = aßoXog gefolgt sein ; ersterer ein aus dickem , gegen
das Wetter schützendem Stoffe verfertigter Mantel und schon in alter Zeit von
den mit dem Opfer beschäftigten flamines getragen (vgl. Varr. 1. 1. 5. 433. Cic.
Brut. 57), letztere ursprünglich eine Tracht der Soldaten, besonders in Kriegs-
zeiten (Varr. fr.), die aber später in allgemeinen Gebrauch überging.
Aufser den genannten erhebt Anspruch auf sehr frühe Verwendung in Rom
die Stola, das hauptsächlichste Frauenoberkleid, deren bereits Ennius Erwäh-
nung thut; freilich noch nicht in der Beschränkung auf das weibliche Geschlecht,
sondern in dem weiteren Sinne, den das Wort bei den Griechen hatte, als Klei-
dungsstück überhaupt^).
Die Plautinischen Bezeichnungen crocota, crocotula (safranfarbig),
calthula (gelblich, voncaltha), cumatile (meerfarbig, wasserblau, von xifza,
Welle) , molochina== malvella (malvenfarbig) ^) , c e r i n u m (wachsfarbig, von
cera, ycrjQog) ^) beziehen sich sämtlich nicht auf den Schnitt, sondern blofs auf
die Farbe des Frauenkleides ^) und sind samt anderen neueren Benennungen der
beständigen Schwankungen unterworfenen Frauenmode vermutlich erst kurz vor
Plautus aus dem Orient importiert werden, wie denn damals auch die Pracht-
gewänder <^) Namens basilicum (königlich) und exoticum (ausländisch)
4} Vgl. lacinia, umbo, slnus, niga, contabulatio, instita, latus clavus, angustus claMis,
limbus, plumae, segmentum, cingulum.
3) Eni), trag. 372 Rbb. (Telephus): regnuin reliqui saeptus mendicl stola; vgl. Noo.
p. 537. 26: stolam veteres non honestam vestem solum, sed etiam omnem, quae corpus
tegeret.
3) Bei Caec. fab. pall. 138 Rbb., doch vgl. Plaut. Aul. 509: molochlDarius. Identisch
damit scheint zu sein das von Nov. fab. Atell. 71 Rh. erwähnte molucium &= fiaXaxtoy,
wofür freilich auch molicina gelesen wird.
4) Plaut. Epid. 226. Brandt, Jahrb. f. Philol. 4878 S. 388 denkt an Herkunft des
Wortes aus dem hehr. ^in, weifs sein, unter Vermittelung des Griechischen ; doch ist dies
sehr unwahrscheinlich.
5) Andere derartige Benennungen sind; subminia, violacea, ianthina, ferraginea; das
Gleiche gilt von purpurea, conchyliata, xerampelina, tyrianthina vestis, vgl. plumatile.
6) Ein solches Prachtkleid war auch die in der späteren Kaiserzeit auftauchende caia-
cHsta.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 181
samt der mit Bordüre versehenen Tunika = tun loa patagiata aufkamen.
Daher ruft Plautus nicht mit Unrecht aus (Epid. 223] : Quid istae, quae vesti
quotannis nomina inveniunt nova I indusiatam, patagiatam, calthulam aut cro-
cotulam.
Bleiben wir zunächst bei der Frauentoilette stehen I Nächst der Tunika und
Stola ist das am frühesten in der Litteratur auftretende Frauengewand das sup-
parum*). Sein Name (= alq>aqov] ist ein uraltes Lehnwort des Seewesens und
bezeichnet ursprünglich ein linnenes Segel. Später wurde derselbe auf ein vier-
eckiges Stück Leinwand übertragen und kam so zur Bedeutung eines Frauen-
kleides, welches nach Varr. 1. 1. 5. 131 über der subucula getragen wurde. Es
bezeichnet somit im Gegensatz zur innern oder untern Tunika (subucula = inte-
niia) die obere Tunika (supparum = indusium] .
Nach der Beschaffenheit der Ärmel unterschied man zwischen einer lang-
und kurzärmeligen Tunika ; die letztere war seit den ältesten Zeilen im Gebrauche
der Römer, wenn wir auch ihren griechischen Namen colobium oder colo-
bum erst bei Servius und im Cod. Theod. antreffen; erslere dagegen, die tunica
chiridota oder macrochera, welche die Bömer auch manicata nannten,
wurde erst später, besonders von Frauen und von orientalischen und keltischen
Insassen der Stadt getragen (vgl. Scip. Afr. b. Gell. 7. 12. 2).
Dem latus clavus der Männer entsprach auf der Tunika der Frauen das
patagium, ein breiter purpurner oder goldener Streifen (Naev. trag. 48),
während die paragauda, ein aus Gold oder Seide bestehendes, zum Schmucke
der Tunika dienendes Bund, nach ihrer Erwähnung in der Litteratur zu
schiiursen, erst in der späteren Kaiserzeit eingeführt worden ist.
Mutmafslich im 2. Jahrh. v. Chr. fand in Rom Eingang die diploiS; ein
doppelt gelegtes Frauenobergowand, der laena der Männer entsprechend 2) und
vielleicht identisch mit dem Plautinischen peplum = Tthtlov^], wenn nicht
unter letzterem die palla zu verstehen ist.
In etwas späterer Zeit mögen dagegen Mode geworden sein die caliptra
= xalvTiTQa, ein das Gesicht bis auf die Nase und die Augen verhüllender
Schleier (Fest. p. 47. 5) und die zuerst von Properz erwähnte cycl^s = xt/xAac;,
eine feine weifse, mit Gold oder Purpur verbrämte Tunika der römischen Damen
(Prop. 4. 7. 40), die nur zuweilen von weibischen Männern wie Caligula getragen
wurde (Suet. Cal. 52).
Thun wir noch des aufser den Frauen auch den Männern eigenen Gürtels
,zona, cestus, encomboma)*) und der von jungen, körperlich stark ent-
4) Nov. com. p. 284 Rbb. Afran. ibid. p. 154.
2) Bei Nov. fab. Atell. 72 Rbb.
3) Bei Plaut. Merc. prol. 67.
4) zona von Männern Plaut. Merc. 925, von Frauen Catull 2. 13. cestus ^ lutnos sc.
ifias Plaut. Bacch. 69. encomboma von jungen Mädchen Varr. b. Nod. p. 543, von Sklaven
Loogus 2. 38.
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182 Gribghisghb Wömtbr
wickelten Damen getragenen Busenbinde (strophium)^] Erwähnung, so haben
wir die wichtigsten Gegenstände der weiblichen Toilette vorgeführt.
Von den Kleidungsstücken der Männer scheint aufser den oben besprochenen
verhältnismäfsig zeitig in Rom bekannt geworden zu sein die griechische chla-
myS) die nicht nur in den Plautinischen Komödien aufserordentlich häufig er-
wähnt wird 2], sondern von der auch erzählt wird, dafs sie Scipio und Sulla auf-
genommen haben ') .
Nicht im gewöhnlichen Leben, wohl aber auf der Bühne pflegte angelegt zu
werden das syrma, welches die in Götter- und Heldenrollen auftretenden
Tragöden würdiger und stattlicher erscheinen liefst).
Dagegen sind wir schwerlich berechtigt, vor der Kaiserzeit anzusetzen den
Gebrauch folgender Lehnwörter und der damit bezeichneten Gegenstände: en-
dromis, ein besonders nach gymnastischen Übungen, die bekanntlich erst seit
Nero in Rom Anklang und Verbreitung fanden, gegen Erkältung benutzter Um-
wurf; exomis, eine die eine Schulter unbedeckt lassende, namentiidi von
Leuten, die mit schwerer Arbeit beschäftigt waren, gebrauchte Tunika; aiii-
cula<^], ein kurzer, leichter, über der rechten Schulter befestigter, aber mit zwei
Zipfeln längs der Schenkel herabfallender Überwurf.
Von stoischen und cynischen Philosophen wurde mit Vorliebe als äufseres
Zeichen der Armut getragen der tribon, dessen unter den Römern zuerst Au-
sonius Erwähnung thut. Bei besonderen festlichen Gelegenheiten finden wir in
Gebrauch die synthesis, ein leichtes Hauskleid, das bei Tisch und an den
Satumalien auch auf der Strafse angelegt zu werden pflegte®), und das von
Juvenal erwähnte t reche dipn um, wahrscheinlich ein von Parasiten angezo-
genes Modekleid. Ganz spät erscheint in der römischen Litteratur der birrus
(volkstümlicher aus burrus = Ttv^^og entstellter Ausdruck) , ein mit einer Kapuze
versehener Mantelkragen, der unter den letzten Kaisem bei allen Klassen der Be-
völkerung beliebt war, und das anaboladium, ein Umwurf um die Schultern ^ .
§ 2.
Der zu den Kleidern benutzte Stoff war in alter Zeit wohl durchweg
Wolle. Der schon frühzeitig als Schreibmaterial gebrauchten Leinwand
(vgl. libri lintei) begegnen wir, abgesehen von den linnenen Panzern, die bereits
4) Bei Plaut. Aul. 54 4. Turp. 497; al. lect. b. Plaut, strophiarius , Yerfertiger von
Busenbinden.
2) chlamys bei Plautus 4 0 mal, cblamydatus 7 mal.
8) Vgl. Cic. Rab. Post. 40. Yaler. Max. 8. 2 u. 8 und Mommsen-Marquardt, Rom.
Altert. « IV. 848.
4) syrma zuerst bei Val. 4. Afr. 64 Rbb.
5) alHcula oder alicula Deminutiv von aXXi^, zuerst bei Pelron. An eine Ableitung des
Wortes ala, Flügel ist schon deshalb nicht zu denken, 'well das griechische gleichbedeu-
tende Wort bereits für das 8. Jahrh. v. Chr. bei Euphor. und Callim. nachweisbar ist.
6) synthesis öfter bei Martial.
7) Vgl. analeptris, Kissen zum Ausstopfen der Schultern.
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IN DBB LATBINISGHBll SPRiGHB. 183
im 5. Jahrh. v. Chr. von den Vejentern im Kriege benutzt wurden, in gröfserer
Ausdehnung unter den Kleidungsstücken zuerst beim supparum.
Die ägyptische feine Leinwand, der byssus, mag erst gegen Ausgang der
Republik nach Rom gekommen sein ; dagegen ist die Bekanntschaft mit der ost-
indischen Baumwolle und dem Musselin schon in die Zeit der asiatischen
Kriege zurückzuversetzen, da das Wort carbasus = skr. karpÄsa sich schon
bei Ennius ^) vorfindet. Dafs auch dieser StofiT zur Anfertigung von Kleidungs-
stücken verwendet worden ist, kann mindestens als sehr wahrscheinlich be-
trachtet werden.
Der Import von Seide und Seidenstoffen erfolgte mutmafslich am Ende
der Republik, wiewohl schon Lucilius das wahrscheinlich orientalische Wort
m';etaxa, Seide gebraucht. Denn erst die Schriftsteller der augusteischen Zeit
nennen die vestes sericae, bombycinae und Coae, d. h. halbseidene Ge-
wänder, weiche aus durch Auflösung fertiger Seidenzeuge gewonnenen Fäden
und aus Baumwolle oder Leinwand hergestellt wurden und meist von Frauen,
zuweilen aber auch von verweichlichten Männern getragen wurden. Der Ge-
brauch ganzseidener Kleidungsstücke (holosericae) fällt in die spätere Kaiser-
zeit und soll nach ausdrücklicher Überlieferung seit dem asiatischen Wollüstling
Elagabal datieren. Atlas und Samt kannte das Altertum noch nicht trotz
der aus der griechischen Sprache geschöpften Bezeichnung des letzteren in den
romanischen und anderen modernen Sprachen (Samt = i^dfiiTov, sechsfadig)^).
Dagegen erscheinen im Beginn der Kaiserzeit zwei neue Arten von Woll-
stoffen : das schon von Lucilius genannte, aber erst während der Herrschaft des
Augustus in Rom importierte gausapum, gausape oder gausapa = psila
(Lucil.), ein auf einer Seite wolliges Fries, und das vor Plinius (8. 73) in Rom
noch wenig bekannte, auf beiden Seiten wollige, grobe und dicke amphi-
mallum = amphitapa (Lucil.), dessen man sich besonders in der rauhen
Jahreszeit zu Oberkleidem bediente.
Den bereits von Varro und Cicero genannten cilicischen, aus Ziegenhaaren
gewonnenen Stoff (cilicium) benutzte man später, zur Zeit der Kirchenväter,
auch zur Herstellung von tunica und sagum, wie denn um die gleiche Zeit auch
der Gebrauch von aus Biberhaaren gefertigten Geweben aufkam'). Merk-
würdig ist die Verwendung eines Minerals, des Amiants (amiantus Plin. 36. 439),
zu Geweben, besonders Servietten und Handtüchern.
Seit der Kaiserzeit nahm femer mit der immer mehr um sich greifenden
Verweichlichung der Gebrauch der Pelze seinen Anfang, die namentlich von
südrussischen Häfen, wie Tanais an der Mündung des Don, in immer wachsender
1) Enn. ann. 560; vgl. carbasina Caecil. Stat. 188 Rbb. Die ägyptische Baumwolle
erwähnt Plin. unter dem Namen gossypium; vgl. sindon s aiydtiy Martial 4. 4 9. 12 (wahr-
scheinlich benannt von Sindhu, dem heimischen Namen des Indus).
3} Unter vestimenta aeanthina (Varr.) sind mit Isid. 17. 9. 21 mit Akanthuszweigen
bestickte Gewfinder zu verstehen, also nicht solche, die aus dem Stoffe der Distelart acan-
thium gefertigt waren.
3) vestes flbrinae, Isid. or. 19. 22. 4 6. birrus castoreus Claudian. 92. 4.
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184 Griechische Wöeteb
Zahl importiert wurden, sodafs in dem Edictum Diocietiani schon Pelze von 16
verschiedenen Tieren erwähnt werden, die einen Gegenstand Vegelmäfsiger Ein-
fuhr bildeten. Doch finden sich neben der gewöhnlichen römischen Bezeichnung
peilis und den keltischen resp. sardischen Ausdrücken reno und mastruca
nur wenige griechische, wie gaunacum, persischer oder babylonischer von
Wieselfellen hergestellter Pelz (Varr. 1. i. 5. 467), arnacis, Schafpelz als
Mädchenbekleidung fvgl. mollestra), nebris, Kleidungsstück der Jäger und
bei Künstlern und Dichtem gewöhnliches Attribut des Bacchus und seiner Be-
gleiter, und sisura oder sisurna^), dicker, zottiger, vornehmlich von Land-
leuten getragener und fast ausschlielslich von Ziegen genommener Pelz.
§ 8.
Noch haben wir, um die Bekleidungs- und Toilettegegenstände zu erledigen,
über Kopf- und Fufsbedeckung, über Bart- und Haarpflege und über
Schmucksachen zu berichten.
Wie schon erwähnt, war der pi Ileus, die Filzmütze oder Filzkappe, die
älteste zum Schutze des Kopfes dienende Tracht der Europäer, mindestens der
Gräkoitaliker. In historischer Zeit trugen ihn für gewöhnlich Seeleute und
Künstler, zur Zeit der Saturnalien aber das ganze Volk. Überdies war er ein
beständiges Attribut des Castor und Pollux; aber auch Odysseus, Charon u. a.
Gestalten der griechischen Mythologie werden in der Regel mit demselben abge-
bildet. Dafs die Römer ihn nicht von den Griechen entlehnt haben, geht, abge-
sehen von dem originalen Auftreten des Wortes im Germanischen und Slavischen,
auch aus der Verschiedenheit der Form hervor, da der griechische pilleus meist
Eigestalt, der römische aber die Form eines Cylinders hatte.
Daneben bestand das Kapp eben (pilleolusj , das nur den Scheitel des
Kopfes bedeckte, femer der galerus, eine noch mit dem Pelze versehene Mütze
aus Tierfell, die von Vergil Aen. 6. 688 den Bewohnern des alten Latiums zuge-
schrieben wird und in historischer Zeit von Jägern und Bauern, aber auch von
Pontifices und Saliern getragen wurde, letzteres, w^enn der Pelz von einem Opfer-
tiere herstammte. War das Tierfell von weifser Farbe, so lieferte es den Stoff
zum albogalerus des flamen Dialis (vgl. apex, ofTendix). Aufserdem ist zu
nennen der tutulus, eine wollene Kappe, die gleich einem Keile von unten
nach oben zu spitz zulief und sich im Gebrauche einiger Priesterkollegien be-
fand (Serv. ad Verg. Aen. 2. 683).
Das reticulum, ein Haarnetz, und die vesica, eine blasenartige Kopf-
bedeckung, waren ganz gewöhnliche, aber erst in späterer Zeit, wahrscheinlich
nach griechischem Vorbilde geschaffene Gegenstände des weiblichen Kopf-
schmucks.
Von den griechischen Benennungen haben cidaris, Mütze der persisch-
1) Ammian. 16. 5. 5. Bei Plaut. Pers. 97 hat es Ritschi aus iure hergestellt; doch ist
Grund vorhanden, die Richtigkeit dieser Lesart zu bezweifeln (vgl. Tuchhäudler).
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 185
armenischen und parthischen Könige, sowie der jüdischen Hohenpriester, und
tiara als gewöhnliche Kopfbedeckung im ganzen westlichen Asien für uns kein
Interesse, weil ihr Gebrauch in Rom nicht aufkam ^) .
Anders steht es mit dem petasus, der causia und mitra, die sich
sämtlich auf italischem Boden einbürgerten. Der erstgenannte , ein beliebter
Filzhut, der zum Schutze gegen die Sonne mit einer breiten Krempe versehen
war und vorzüglich auf Reisen Verwendung fand, wird schon 5 mal von Plautus
erwähnt 2).
Aus dem gleichen Materiale und von ähnlicher Fagon war die von den
Macedoniem erfundene und durch Vermittlung der Griechen den Römern zuge-
kommene causia, die gern von Fischern und Matrosen und seit Kaiser Caligula
gleich den ebenfalls damals aufkommenden thessalischen Hüten (Dio Cass. 59. 7)
im Theater getragen wurde ^). Der ursprünglich in Persien, Kleinasien und
Arabien gebräuchlichen und von da den griechischen Frauen zugekommenen
mitra (Afr. 37, vgl. anadema) bedienten sich in Rom fast nur Greise und
liederliche Dirnen^), der dieser ähnlichen mitella, die sonst nur bei Trink-
gelagen um den Kopf gewunden wurde, zu Giceros ^) gröfstem Erstaunen nea-
politanische Greise und Jünglinge auf offener Strafse (vgl. calautica).
Auch das bei den Kirchenvätern zuerst genannte theristrum, ein gegen
die Sonnenhitze schützendes Kopftuch, mufs als spätes Fremdwort hier erwähnt
werden, desgleichen das aus Persien stammende diadema*), welches von eini-
gen Völkern des römischen Reichs als Zeichen der königlichen Würde aufge-
nommen wurde.
§4.
Die gebräuchlichste und verbreitetste Fufsbekleidung der Römer be-
stand in dem Schuh (calceus von calx, Ferse)'), der von Männern, und dem
kleinen Schuh (calceolus), der von Frauen getragen wurde. Desgleichen sind
schon frühzeitig in Gebrauch und mit römischen Namen benannt die von der
ländlichen Bevölkerung getragenen sculponeae^), sowie die gleichfalls rustiken
perones^); später kamen in Gebrauch die vom Militär und den Jägern be-
nutzten caiigae.
1) Das Gleiche gilt von der bei den nordischen Völkern und bei Parthern und Medern
üblichen Beinbekleidung der saraballa = aaqaßaXXa.
2) So Plaut. Pseud. 735. Genaueres über den Gebrauch in Rom siehe bei Marquardt,
Allert. Vii. 4U.
8) Genaueres darüber bei Marquardt, Altert. V^S. 114; vgl. Plaut, mil. gl. 1178.
4) Properz 4. 6. 70; Ovid. Fast. 4. 517.
5) Cic. Rabir. Post. 10.
6) Juven. 13. 105, zuerst belegt bei Cat. or. p. 28. 18.
7) Europäisch ist das spät belegte carpisculum s x^ttiV, Ht. kurpe, ksl. cr^vij.
8) Vgl. Plaut. Gas. 386.
9) Vgl. Cat. fr. bei Fest. p. 142 Müll.
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186 Griechische Wörter
Doch macht sich auf dem Gebiete des Schuhwerks schon sehr bald griechi-
scher Einflufs bemerklich, und selbst der römisch benannte calceus stimmt in
seinen Hauptformen mit der entsprechenden griechischen Fufsbekleidung über-
ein, hat also wohl die Veränderungen der griechischen Mode unter griechischem
Einflufs mit durchgemacht. In gleicher Weise ist die sölea (von sölum, Boden),
d.h. die von beiden Geschlechtem getragene Sandale (=sandaliumj^], und
der soccus der den Frauen und Komöden zukommende Pantoffel trotz ihrer römi-
schen Namen sicherlich nur Imitation griechischen Gebrauchs, wie denn diese
beiden Schuhwerksgattungen in allen ihren Arten nur im Hause zur Bequemlich-
keit getragen und erst später auch fttr die Öffentlichkeit angezogen wurden^].
Dagegen sind auch dem Namen nach griechisch der mulleus und die
baxea, ersterer, wahrscheinlich von der rötlichen Barbe [fivllog = muilus)
benannt, der althergebrachte Stiefel derjenigen, welche ein kurulisches Amt be-
kleideten (Cato bei Fest. p. H% Mttll.), letztere (besonders von Komöden ge-
tragen (Plaut. Men. 2. 3. 40 = 7ta§ bei Hesych.), femer die crepida^j und
diecarbatinae, welche, nach der lautlichen Gestaltung der Lehnwörter (=
xQtjTtlg und xaQTtaTi/i/av) gleichfalls frühzeitig bei Griechenfreunden Eingang
gefunden haben werden. So wird von dem älteren Scipio erzählt, dafs er gegen
die sonstige Sitte die crepidae auf freier Strafse getragen habe, woraus sich er-
giebt, dafs sie schon lange vorher im Hause benutzt worden sind. Auch ge-
braucht bereits Plautus das Deminutiv crepidula (Pers. 464) von Frauen-
schuhen. Während aber die crepida immer eine mehr griechische Tracht blieb,
gingen die carba tinae aus dem Gebrauche der Asiaten und Griechen ganz in
den der Römer ttber (Catull. 98. 4) und werden noch bis auf den heutigen Tag
vom römischen Landvolke getragen.
Sandalenartig waren die diabathra, dib bei Frauen und weibischen
Männern Anklang fanden (Naev. trag. 60, vgl. diabathrarius Plaut. Aul. 5081.
Das in ganz verschiedenen Bedeutungen gebrauchte griechische Wort cothur-
nus bezeichnet nicht nur einen hohen Jagdstiefel (Plin. 7. 49) und eine ähn-
liche, aber prachtvoller ausgestattete, einigen griechischen Gottheiten von
Künstlern als Attribut beigelegte Fufsbekleidung^), sondern auch den tragischen
mit hohen Sohlen versehenen Schuh, der, wie man annehmen darf, zugleich mit
den scenischen Darstellungen in Rom eingewandert sein wird. Seit der Cicero-
nianischen Zeit bürgerten sich die sicyonischen Frauenschuhe ein, deren
Lucrez (Sicyonia) und Cicero (calcei Sicyonii) bereits Erwähnung thun ; da-
1) Vgl. Terenz Eun. 1028. Turp. 84. 447. Schon in den Plautin. Komödien wurden
die Sandalen den ausgehenden Damen von besonderen Sklavinnen nachgetragen; sandali-
gerulae Trin. 252. Wer sie aber aufserhalb des Hauses trug, galt für einen Nachahmer
griechischer Gebräuche. Cic. Verr. 2. 5. 33. Sen. d. ir. 3. 48.
2) Römische Bezeichnungen auf dem Gebiete des Schuhwesens sind ferner: ameDtom,
ansa, obstragulum, corrigia, luna, ligula, clavus, fulmenta ; pero scheint keltischer Ablniaft
zu sein. Die zancae sind eine orientalische Fufsbekleidung der Parther ; auch udo ist wohl
fremder Abkunft.
3) crepidae Graiorum Pers. 4. 427; vgl. Gell. 43. 22. Isid. er. 49. Bh,
4j Die freilich auch den Fufs des Tuditanus zierte (Cic. Phil. 3. 6).
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IN DBB LATBimSGHBN SpRACHB. 187
gegen blieb eine mehr griechische Sitte der Gebrauch des phaecasium, wel-
ches, den athenischen Gymnasiarchen und den griechischen Priestern eigentüm-
lich, bei den Schriftstellern der Kaiserzeit öfter erwähnt wird.
§ 5.
Mit der Kleidung in gewissem Zusammenhange steht die Haartracht.
Neben den echt lateinischen Ausdrücken für Haar capillus, crinis,
caesaries setzte sich, besonders im dichterischen Sprachgebrauche und wohl
durch diesen das griechische coma fest; die Kenntnis der Locke dokumentiert
sich in den Worten cincinnus, cirrus, capronae, antiae. Während die
Frauen das Haar gewöhnlich in einen Knoten (nodus) zusammenfügten, bildete
der tutulus^), ein turmartiger Haaraufsatz, das Vorrecht der Flaminica. Doch
verwandte man im allgemeinen in früherer Zeit auf Haartouren wenig Mühe und
Sorgfalt; noch bei Plautus gelten die künstlich zurechtgestutzten Haare (crispi,
ooncinni, compositi, ficti) als Kennzeichen von Buhldirnen.
Mit dem Eindringen griechischer Sitten und Gebräuche und namentlich seit
der Einwanderung griechischer Toilettenkünstler und Friseure, die nach der
ausdrücklichen Angabe der Alten (vgl. Varr. r. r. 2. H. 40 und Plin. 7.244) um
das Jahr 300 aus Sicilien kamen, schwand indes die alte Einfachheit mehr und
mehr. Das bisher lang getragene Kopfhaar der Männer fiel der Schere des
Haarschneiders zum Opfer, ja seit Beginn des 3. Jahrh. n. Chr. ging man sogar
soweit, dafs man das Haar fast bis auf die Haut abschor. Freilich ist damit nicht
ausgeschlossen, dafs von einzelnen Ständen und Personen andere Haartrachten
vorgezogen wurden.
Einen förmlichen Haarkultus aber trieben seit dem Ende der Republik die
Frauen; sie suchten geradezu etwas darin, ihr Haar möglichst künstlich ordnen,
sich möglichst auffällig frisieren zu lassen : Perücken, namentlich von den blonden
Haaren der Germanen, waren in der ersten Kaiserzeit ziemlich verbreitet. Von
ihnen scheint, nach der Wortgestaltung zu urteilen, das caliendrum = xcrA-
XvpTQoy am frühesten Aufnahme gefunden zu haben, während das corymbion,
die charakteristische Haartracht der Athenerinnen, erst für die Zeit Petrons
nachweisbar ist^j.
Wie den Kopf, so kultivierte man jetzt auch das Gesicht, und' seit den Sei-
pionen kam das Rasieren in allgemeine Aufnahme ^) , ja später machte man sogar
4} Vermutlich nach orientalischem Vorbilde und schon früh in Etnirien nachweisbar;
vgl. Heibig, Im neuen Reich 4 874. 721 ff.
4) Der crobylus = xqioßvXog (Tert. virg. vel. 10) der Athener dürfte schwerlich unter
den römischen Trachten sich nachweisen lassen; vgl. arsineum, weiblicher Kopfputz.
3) Plin. 7. 211: primus omnium radi oolidie instituit Africanus sequens. Über die
schon in den Pfahldörfern der Poebene gefundenen Rasiermesser vgl. Heibig, d. Ital. in d.
Poebene S. 20. Über das Barttragen als uralten Gebrauch der vedischen Arier vgl. Zimmer,
altind. Leben, K. 8 am Schlufs. Doch kannte man, wie die Gleichung skr. kshuräs » ^^oV
(vgl. ahd. skeran) beweist, bereits in der idg. Zeit das Scbermesser.
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188 Griechische Wörter
von der Pincette zum Ausrupfen (volsella) und vom psilotrum zur Vernichtung
der Haare Gebrauch ^) .
Erst während der Regierung Hadrians trat, wahrscheinlich unter asiatischem
EinQufs, der Vollbart wieder in seine alten Rechte ein, um in der Folge frei-
lich unter beständigem Schwanken der Mode wieder dem bartlosen Gesichle
Platz zu machen ^) .
§6.
Gleichfalls ziemlich gewaltig war der Einflufs Griechenlands, der sich aur
dem Gebiete der Schmucksachen bemerkbar macht ; doch haben ihnen hier
die Phönicier bedeutend vorgearbeitet und die alten Italer auch ein gut Teil
ihrer eignen Initiative zu verdanken. Denn auf einer je niedrigeren Kulturstufe
ein Volk steht, um so gröfser ist sein Streben, sich auffällig zu schmücken und
durch allerhand Flitterkram ein Ansehen zu geben. So ist es heutzutage noch
z. B. bei den Indianern Amerikas und den Negern Centralafrikas , so war es
schon in grauester Vorzeit. Bereits die Pfahldörfler der Poebene haben in den
ältesten Stadien der Ansiedelung über eine Anzahl von bronzenen Schmuck-
stücken besonders von radförmiger Gestalt verfügt'), gleichwie sie mit bronzenen
Kämmen und Haarnadeln sich zu frisieren verstanden. Die Bewohner der aus
einer etwas späteren Zeit und Kulturepoche stammenden Pfahlbauten im Garda-
see sind sogar schon mit dem Gebrauch von fibulae, Arm- und Halsbändern,
Finger- und Ohrringen, Gürtelschnallen und Gürtelbeschlägen aus dem gleichen
Metall vertraut gewesen*), wie wir denn ähnliche Gegenstände in den ältesten
Nekropolen La tiums antreffen ^) . Inwieweit sie alle diese Schmuckgegenstände
selbständig angefertigt haben, wird sich schwer feststellen lassen ; dafs aber die
Phönicier in diesem Falle das zur Bronzedarstellung nötige Zinn zugeführt haben
müssen, ist bereits oben erörtert worden.
Auf einer weit höheren Kulturstufe treffen wir beim ersten Dämmern der
Geschichte die Etrusker an, deren Gräberfunde uns eine bei weitem vervoll-
kommnete Technik der Metallarbeit erkennen lassen. Hier finden wir
Schmucksachen aus Gold, Elfenbein, Bernstein, Smalt und anderem Material,
meist aus dem Orient durch phönicische Kauffahrteischiffe importiert , nur zum
kleinsten Teil in eignen Offizinen nach orientalischen Vorbildern gearbeitet, h
die Übereinstimmung mit den levantinischen, im ältesten Griechenland auf den
Markt gebrachten Waren ist so frappant, dafs nach Helbigs Auseinandersetzungen
über die Frauentoilette bei Homer (Im neuen Reich 4874. S. 784—733) kein
Zweifel über die gemeinschaftliche Quelle obwalten kann.
1) Vgl. Martial 3. 74; 6. 98.
2) Näheres giebt Bunz im Daheim 1878 no. 47 S. 749.
8) Heibig a. a. 0. S. 20.
4) Vgl. Heibig a. a. 0. S. 58.
5) Vgl. Heibig a. a. 0. S. 90 f. Über den grofsen Luxus der vedischen Inder im Tragen
von Goldschmuck vgl. Zimmer, altind. Leben. Kap. 8.
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IN DfiR LATEINISCHEN SpRAGBE. 189
Ähnlich mag es damals in La t tum gewesen sein. Denn dafs man vor dem
Auftreten der Griechen bereits die Bekanntschaft der wichtigsten Schmucksachen
dort gemacht hatte, beweisen nicht nur die Gräberfunde, sondern auch die echt
römischen, nicht aus dem Griechischen entlehnten Ausdrücke für Ring (anulus),
Agraffe (fibula), Kette (catena), Halsband (monile^)), Armband (ar-
millum) u. a.
Auf etruskischen Einflufs deutet nicht nur die Verwendung der den
Kindern als Amulette angehängten buUae, sondern auch die Notiz des Florus
(4. 5), dafs die Fingerringe von Tarquinius Priscus aus Etrurien eingeführt seien.
Vergleicht man mit der letzteren Nachricht die Angabe des Plinius^j, dafs die
Statue des Romulus auf dem Kapitel keinen Fingerring gehabt habe, so kommt
niun zu der Vermutung, dafs die Sitte des Ringetragens vielleicht nach dem
Vorgange der Tarquinier in Rom allgemeinere Verbreitung gefunden hat, gleich-
viel ob sie von Etrurien oder Griechenland ausgegangen ist. Oder sollen wir, das
Hauptgewicht auf die der Ringe baren Statuen legend, mit Becker, Rom. Altert.
2. 4. 223, und Detlefsen, Progr. v. Glttckstadt 4868 S.26, das Aufkommen dieses
Gebrauchs noch auf zwei Jahrhunderte hinabrücken und auf den Ausgang des
4. Jahrh. v. Chr. verlegen? Dann würde entschieden direkte griechische Ein-
wirkung anzunehmen sein. Doch mag dem sein, wie ihm wolle; so viel ist ge-
wifs, dafs der häufige Wechsel in der Mode des Ringetragens und der grofse mit
ihnen und den darin später eingefügten Gemmen getriebene Luxus aus griechi-
scher Anregung resultiert.
Und nun zu den aus griechischen Lehnwörtern ersichtlichen Kultureinflüssen
dieses Gebiets in historischer Zeit I
Sehr früh mufs, wie die Form bezeugt, der spinter, Gq)iy%xyq zur Kenntnis
der Römer gekommen sein, eine den linken Arm der Frauen zierende Spange,
die in den Menaechmi des Plautus nicht weniger als siebenmal genannt wird.
Gleiehfalls in den Plautinischen Stücken begegnen wir dem condalium, con-
dulus = ycovdvkogj einem besonders von Sklaven getragenen, am ersten Gliede
des Zeigefingers steckenden Ringe, und dem in Wassertropfenform gebildeten
und daher stalagmium (Plaut. Men. 542] genannten Ohrgehänge. Neben
letzterem kamen auch die crotalia (Petr. 67. 9) in Gebrauch, welche aus zwei
bimenartig gestalteten, an einander schlagenden Perlen (elenchi) bestanden.
Ein das Gelenk des Fufses, die Knöchel, zierendes und zu Plinius' Zeit in
Rom gebräuchliches Band (Plin. 33. 39) erwähnt zuerst Horaz ep. 4. 47. 56
(periscelis), das den Namen spatalium führende Armband zuerst Plinius
(43. 4 42}. Rei späteren Autoren finden wir erwähnt die kleine Halskette Namens
muraenula, das nach seinem cylinderfdrmigen Aussehen benannte, aus einem
4) Schwerlich aus fiawos entlehnt, wie keltisch fxayiaxrjg und die verwandten lateini-
eben Ausdrücke melius und millus beweisen. Vgl. skr. mani, as. meni, ahd. menni, ksl.
moDisto, Halsband.
5) Plio. 38. 9. Unwahrscheinlich ist die Angabe des Fab. Pictor und Cincius bei Dion.
V. llal. 2. 38 und des Liv., dafs die durch den Verrat derTarpeia das Kapitol besetzenden
Sabiner mit anulis gemmatis geschmückt gewesen seien.
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190 Gribghirghb Wöhtbb
geschliffenen Steine bestehende Glied eines Haisschmucks oder Ohrgehänges
(cylindrus) und das am rechten Arm getragene, hybrid bezeichnete Armband
(dextrocherium = dexter + X^^Q)* ^^^ ^^^^ ^^™ Anlaut gleichfalls griechische
Wort smialia, Armband in Schlangenform, steht nur auf einer Inschrift bei
Murat. 439. 4 1).
An dieser Stelle mag auch des lemniscus und der taenia Erwähnung
geschehen. Jene war eine an coronae militares und sonstigen Ehrenzeichen an-
gebrachte oder auch allein als Auszeichnung verliehene Schleife 2], diese ein
zum Zusammenbinden der beiden Kranzenden dienendes und Über den Nacken
herabhängendes Band ^) . ^
§7.
Werfen wir nun noch einen Blick in das Toilettenzimmer der römischen
Damen !
Dafs Kämme (pecten, Crinale] zum Kämmen und Feststecken des Haares
und Haarnadeln (acus crinalis) schon in den Pfahldörfern gefunden worden sind,
ist bereits erwähnt; auch wird man in der Annahme kaum irren, dafs Metall-
Spiegel (speculum) und Toilettenkästchen oder Cisten (arcula),
deren eine grofse Zahl in etruskischen Nekropolen gefunden worden sind, zu
den alten Toilettengerätschaften der Römerinnen gehören. Und wie die letzteren,
nach den mythologischen Darstellungen und Namen zu urteilen , erst auf grie-
chische Anregung hin in Etrurien und Latium angefertigt wurden , so läfst sich
auch im übrigen auf Schritt und Tritt der griechische Einflufs verfolgen. Sind
doch die römischen Frauen geschickter Lehrerinnen gelehrige Schülerinnen auf
dem Gebiete der Toilettenkünste gewesen I Haben sie doch alle Mittel, die ihnen
hier durch die Griechen bekannt wurden, begierig aufgenommen und mit grofsem
Raffinement angewendet ! Wohl sagt uns kein griechisches Lehnwort mehr, dafs
die Sitte, die Haare rot zu färben, die schon zu Gates Zeit in Rom W^urzel gefafsl
hatte ^), aus griechischer Quelle geflossen ist, und gleichwohl ist bei der PrioriUt
dieses Toilettenkunststücks in Griechenland schwerlich daran zu zweifeln. Da-
gegen verraten die aus dem Griechischen übersetzten Ausdrücke dentifricium
= oäovTOTQififia, odovTOGiiriYiJLa und dentiscalpium = odorroylvfig für
zwei erst von Plinius erwähnte Toilettengegenstände, dafs wir es hier mit grie-
chischer Erfindung zu thun haben ^) .
1) Das Wort viriae, Halsschmuck, welches Diez, roman. Gramm. 4. 45 im ZasainineD'
hang bringt mit gyrare, ist samt viriatus echt lateinisch und vermuUicb mit lit. viline.
Armband eng verwandt. YgL meine Auseinandersetzungen über dieses Wort in Benen-
bergers Beiträgen 6. 833 f. Die gewundene Halskette der nördlichen Völker (torques) nahm
man in Rom nur als militärische Belohnung auf.
2) Vielleicht schon bei Plaut. Pseud. 4265.
8) Vgl. Enn. trag. 69.
4) Vgl. Serv. ad Verg. Aen. IV. 698: quia in Catone legitur de matronamm crinibos:
flavo cinere unctitabant, ut rutilae essent.
5) Ähnlich verhält es sich mit dem Sonnenschirm umbella, umbraculum ^ cxiaSet^r.
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IN DBB LATBIIflSGHBIf SPRACHE. 191
Deutlicher noch ist der griechische Einflufs erkennbar, wenn der griechische
fütirten roten Schminke (f u c us = (pihcog ^] ) und dem zum Schwärzen der Augen
verwendeten, aber erst viel später in Gebrauch gekommenen Surm^ (s t i m m i ,
stibi, larbasis bei Plin., vgl. cailiblepharum bei Yarro), ferner bei dem
sicherlich vor Plautus' Zeit Mode gewordenen Brenneisen (calamister,
calamistrum Plaut. Cure. 577) und dem in der Regel aus Buchsbaum gefertigten
Schmuckkästchen (pyxis Gic). Auch das meist aus Onyx fabrizierte
(al abaster), aber auch aus anderem Materiale hergestellte Salbenfläsch-
chen (narthecium, ampulla) gehört hierher, nicht minder das Ring-
kästchen (dactyliotheca) und verschiedene Schönheitsmittel und Parfüms
wie das Schönheitspflästerchen (splenium Plin. ep. ; Mart.; vgl. Ovid.
a. a. 3. 202), das durch Auskochen ungewaschener Schafwolle gewonnene oesy-
pum (Ovid. a. a. 3. 243) und das zum Parfümieren des Körpers verwendete
Pulver Namens d i a p a s m a (Plin. ) .
Salben, von der billigsten Sorte an (epilimma) bis zum kostbaren
megalium erfreuten sich schon frühzeitig enthusiastischer Aufnahme bei den
Römern.
Wenn Plinius 43. 2 recht hat, so war die Odeurbereitung eine Erfindung
der Perser. Bei ihnen erbeutete Alexander der Grofse ein scrinium unguen-
torum, von ihnen lernten die Griechen sich der Salben und öle bedienen und
von den Griechen wieder die Römer 2). Die Zeit des ersten Eindringens dieser
orientalischen Sitte nach Rom vermag uns der erwähnte Autor nicht anzugeben,
versichert aber, dafs zur Zeit des Krieges mit Antiochus (489) die damaligen
Censoren P. Licinius Crassus und L. Jul. Cäsar den Verkauf ausländischer
Salben (unguenta exotica) streng verboten hätten : gewifs ein Zeichen, wie sehr
der Gebrauch schon damals eingewurzelt war.
Dem Ausdruck Salbe (unguentum) begegnen wir schon aufserordentlich
häufig bei Plautus, und dem Plautinischen myropoia (Salbenhändler Trin. 408),
myrobrecharius (Parfümerieenhändler Aul. 54 4) und olearius (ölhändler
Capt. 489) steht würdig zur Seite die Schar der aromatarii (vgl. anaboli-
carii), pigmentarii, sepiasiarii, odorarii, die im Laufe der Zeit für
ihre Waren in Rom Absatz suchten.
Die Salben und ö 1 e selbst aber, betreffs deren Bereitung ich auf Blümners
trefriiche Schrift über Technologie und Terminologie d. Gewerbe u. Künste
2. 328 ff. vei'weise, erhielten ihren Namen zumeist von den duftenden Ingre-
dienzien.
Ich begnüge mich hier damit, ihre griechischen Namen in der Reihenfolge,
wie sie litterarisch belegt sind, au&uzählen :
Bei Plautus treffen wir an die Bezeichnungen stacta, murra, murri-
num, crocinum, schoenus, bdellium, bei Lucrez amaracinum, bei
4) Vgl. Plaut. Most. 275 u. Ö. purpurissum Plaut. Most. 861.
5) Plin. 49. 2: Postea voluptas eius a nostris quoque inter laudatissima atque etiam
honestlssima vitae bona admissa est.
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192 GRitcmscHB Wörter
Name ins Latein übergegangen ist : So bei der schon in sehr alter Zeit einge-
Vitruv cedrium, bei Geis, und Colum. murteum, cicinum, cyprinum,
gleucinum, bei Plinius (43. 5 ff.) irinum, rhodinum^ oenanthinum,
melinum,telinum,m0topium, panathenaicum, pardalium, nar-
cissinum, sampsuchinum, sesaminum, malobathrinum, cinna-
mominum, nardinum^ balaninum, cedrinum, amygdalinum =
neopum, caryinum, cnidinum, chortinum , pissinum, pisse-
laeon, (Plin. 23. 88 ff.) cupressinum, citreum, hyoscaminum, ther-
minum, rhaphaninum, bei Martial glaucina, bei Apul. murtinuiD
(vgl. myrteum), bei Theod. Prise, anethinum, chamaemelinum (vgl.
chamomillinum bei Plin. Yal. 3. 2), bei Pomp. dig. crininum^).
Die übrigen fast nur zu medizinischen Zwecken verwendeten Salben wie
collyrium, hieraciumu. a. werden wir bei Besprechung der Heilkunde
erwähnen.
i) Nach Analogie dieser Worte sind gebildet: lentisdnum, luncYnum, laui^num u. a.
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NuUa deoempedis metata priTatis opacam
porticuB excipiebat arcton.
Hör. carni. 2. 15.14.
Kap. YL Wohnung.
Aufser der Nahrung und Kleidung gehört zu den wichtigsten leiblichen Be-
dürfnissen des Menschen die Wohnung. Schon frühzeitig wird ihn »die grofse
Meisterin, die Not«, angeleitet haben, gegen die Unbilden der Witterung für sich
und die Seinigen Schutz zu suchen, während des Winters mutmafslich in eigens
zu diesem Zwecke in die Erde gegrabenen Höhlen, im Sommer dagegen in leich-
ten, aus Flechtwerk konstruierten Hütten, die mit Schilfrohr oder anderem, be-
quem zu beschaffendem Materiale überdeckt wurden. So war das Heim der no-
madisierenden Wanderstämme der Indogermanen vor ihrer Trennung. Denn
wenn uns auch skr. vastu = faatv (vgl. lat. Vesta) mit der Grundbedeutung
»Wohnstätte« und skr. ve?as, vi 9, zend. vic, lat. vicus, olycoQj got. veihs,
ksl. visi, altir. fich als »Ort und Inbegriff der Heimkommendena (v. Würz,
vic = In in 'inw, tnavu, Inviofiai) wegen der Allgemeinheit der Begriffe
keinen Aufschlufs über die Bauart und Beschaffenheit der Wohnung gewähren,
so verstattet uns doch die übereinstimmende Bezeichnung des Hauses als »ge-
baut, gezimmert«^) wenigstens die Annahme, dafs unsere Altvorderen schon in
ihren asiatischen Sitzen sich ein Obdach aus Holz gefügt haben, in welches der
Zutritt durch eine Thür^) stattfand und vor welchem sich ein Hof 3] ausbreitete,
ja an das sich wahrscheinlich auch noch ein Stall für die Herde ^) anschlofs.
Auch hatte man damals bereits gelernt , sein Heim zum Schutze gegen Feinde
und wilde Tiere mit einem aufgeschütteten Damme zu umgeben und sich so einen
festen Platz oder eine Burg^] zu schaffen.
4) skr. dama, do/^og , lat. domus, ksl. domü, altir. aur-dam, er-dam, prodomus, vgl.
aD. timbr, Bauholz, got. iimrjan, bauen, zimmern.
5) skr. dwAtf dvära, d^vqa, lat. foras, ags. dum, ahd. tura; lat. fores, ksl. dv!rK, lit.
durys.
3) zend. dvara , lat. forum, forus , lit. dvaras , ksl. dvorii, vgl. skr. äta, lat. antae, an.
und» Osthoff K. Z. S8. 84 und Zimmer, altind. Leben S. 184.
4) skr. mandira, mandura, fAaydqa,
5) skr. pura, pur, puri, griech. noXis^ lit. pilis, Schlofs, Burg von Würz, pal, auf-
schütten. »Stadt« ist eine später entwickelte Bedeutung. Vgl. Zimmer, altind. Leben, Kap. 5.
Weise, Qriecli. Wörter i. d. Ut. Sprache. ] 3 «.
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194 Griechische Wörter
Solche holzgezimmerte Htttten hatten die Kelten und Germanen noch
in der Zeit, wo sie mit den Römern in Berührung kamen ^), ähnliche die Inder
zur Zeit des Megasthenes (Arrian. Ind. 40. 2), ähnliche die Pfahldörfler in der
Poebene (vgl. Heibig, a. a. 0. S. 12), nur dafs letztere auf langen in den Boden
eingerammten Pfählen errichtet waren. In der Hauptsache gleichfalls aus Holz
unter Hinzunahme von Lehm und Stroh bauten die ältesten Latiner ihre Wohn-
Stätten. Die Form derselben war annähernd die gleiche runde (Heibig a. a. 0.
S. 50) . Das Compluvium des späteren römischen Wohnhauses war darin noch
nicht vorhanden, das Licht fiel daher nur durch die Thür^).
Wo gröfsere Gemeinwesen, ganze Dörfer 3) entstanden, wurden diese in
der Regel mit einem Wall aus Erde oder Holz umgeben; der Mauerbau da-
gegen sowie überhaupt die Steinbaukunst kam nach Griechenland durch die
Phönicier und nach Italien durch die Griechen *) . »Phönicier hatten in der Urzeit
in der Kunst des Mauer- und Terrassenbaus die Griechen unterwiesen, Griechen
brachten sie später den Etruskern und Latinern, von Italien kam sie in einem
ganz jungen Zeitalter zu den Völkern über den Alpem (Hehn a. a. 0. S. 449).
Daraus ergiebt sich von selbst , dafs die Griechen in weit früherer Zeit Stein-
bauten aufgeführt haben müssen als die Italiker, und in der That ist schon Homer
mit der Technik dieser Kunst vertraut und redet von d-äkafiov ^eoTolo XL&oio
(II. VI. 844. 248), ja vergleicht sogar die geordnete Schlachtreihe der Myrmi-
donen mit den dicht an einander gereihten Steinen, die der Baumeister beim
Bau eines hohen Hauses zusammenfügt :
II. 16. 242: Enger noch schlössen die Reihen, nachdem sie vernommen
den König;
Wie wenn die Mauer ein Mann fest fügt aus gedrängeten
Steinen
Einem erhabenen Hause.
Später erst erwarb man sich die Kenntnisse zum Bau von Befestigungswerken
aus Stein ; denn dieselben bestehen in den Homerischen Gedichten noch durch-
4) Bekannt ist, dafs die Germanen die Technik des Steinbaus von den Römern erlerol
und demgemfifs alle darauf bezüglichen Ausdrücke aus dem Latein entlehnt haben: so
Mauer, Tunn, Keller , Speicher, Kammer, Küche, Söller, Pfeiler, Kalk, Ziegel, Mörtel,
Tünche u. a. (vgl. Hehn, a. a. 0. 123 ff.). Dagegen sind urdeutsch die Bezeichnungen für
ein aus Flechtwerk konstruiertes Obdach wie Laube, Lee, Wand, Hürde, Gitter, Gasse und
Benennungen des aus Holz gefügten Hauses und seiner Teile wie Zimmer, Bau, Schwelle,
Balken, Stock, Giebel, Sparren, Dach, Saal, Halle; dazu Herd, Schornstein, Esse, Ofen,
Schlot, Flur, Diele, Tenne, Bansen, Fach, Stiege, Koben, Krippe, Hag, Zaun, Garten, Hof
(vgl. Rautenberg, Progr. des Johanneums in Hamburg 4880. S. 9 ff.).
2) Die Ausdrücke für Balken (xqonoSf xqdq>rj^, ^Q^nr^^f lat. trabs, an. thref, thrafni;
ferner für Gitter, Gatter (xiyxXU, Cancer), Dach {tiyo^, altir. teg, tech) und Hürde (crales,
got. hanrds, an. hurdh) sind grfikoitalisch.
3) Dorf: xüfitj, got. heims, lit. kemas, welche Wörter sich ebenso aus dem Begriff
»Heim, Wohnstätte« zu der allgemeineren Bedeutung »Dorf« entwickelt haben wie die Kor-
relata von olxo^ im Zend (vi^), Got. (veihs) und Altir. (fich).
4) Eurip. Herc. für. 948 finden wir die Angabe, dafs die Mauern von Mykenae nach
phönicischem Kanon konstruiert gewesen seien.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 195
weg, selbst in dem in allen Kunstfertigkeiten soweit vorgeschrittenen Wunder-
lande der Phäaken aus Holz und Erde (Pallisaden und Wällen) und nacli glaub-
würdiger Überlieferung wurden in dem kleinasiatischen Phokaea erst im
6. Jahrh. v. Chr. steinerne Mauern errichtet (Herod. 4. 463; vgl. 4. 144 und
Heibig a.a. 0. 434].
Von ihrer Heimat nun übertrugen die Hellenen diese Art des Haus- und
Mauerbaus nach Grofsgriechenland und Italien, und durch den Verkehr mit den
griechischen Kolonieen wurden die Etrusker und Römer schon verhältnismäfsig
frühzeitig veranlafst, ihre Wohnungen nach griechischer Norm zu bauen (Heibig
a. a. O. 55). Daher die letzteren denn auch die Benennung des Mörtels (calx),
des Richtscheits (groma= yvutfiwv) und des Lineals der Zimmerleute
(amussis) ^) aus der griechischen Sprache übernommen haben.
Gleichwie für das Wohnhaus der Lebenden wurde auch für die Ruhe-
stättederToten das griechische Vorbild mafsgebend, und man kann demnach
bei den uralten Grabstätten Etruriens (AlsioU; Caere) und Latiums (Praeneste)
die gleichen Typen wie im griechischen Mutterlande beobachten ^j.
Nicht minder finden sich die cyklopischen Mauerbauten, die wir noch heute
ia Tiryns und Mykenae bewundern, in Mittelitalien wieder, ja wahrscheinlich ist
sogar die Servianische Mauer auf die gleiche Quelle zurückzuführen ^) . Dasselbe
gilt aller Wahrscheinlichkeit nach von den Turm- (turris = rv^^ig, TUQaig)
und Wasserbauten^) der Römer.
Nach alle dem kann von einer schon in gräkoitalischer Zeit entwickelten
Tektonik des Steinbaus keine Rede sein ^) ; vielmehr wurde die schlichte Holz*
hatte der ältesten Zeit durch die Griechen (Aision, Pyrgi) in Etrurien, durch die
Elrusker und Griechen in Rom verdrängt, wie denn noch die Rezeichnung des
in jener Zeit in Rom aufkommenden neuen Raustils als ratio Tuscanica (vgl. ca-
vaedium Tuscanicum, atrium Tuscanicum ^) ) direkt auf die nördlichen Nachbarn
als Überbringer hinweist.
Der wesentlichste Teil des römischen Hauses war das atrium 7), weshalb
auch ganz alte Gebäude, die eben nur daraus bestanden, geradezu atria genannt
4 ) euthygrammum s norma und gnomon sind keine Lehn-, sondern nur Fremdwörter»
Über die verschiedenen Bedeutungen von amussis siehe S. 207 f.
2) Doch darf die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dafs diese Einflüsse direkt
von den Phöniciern über Etrurien ausgeübt worden sind. So behauptet auch Lübke,
Gesch. der Architektur S. 167, dafs sowohl das tempelartige Freigrab als das fayaden-
geschmückte Felsgrab direkt aus dem Orient abzuleiten sei.
3} Vgl. Mommsen, Rom. Gesch. 16 888 ff.
4) Vgl. Mommsen, Rom. Gesch. 10 473.
5) moenia und murus mit Fick im Vgl. Wörterb. für proethnische, nicht von den
Italikern geschaffene Bildungen zu halten, ist sicherlich zu kühn, da cambr. main, Stein
gar nicht mit den in Rede stehenden Wörtern verwandt zu sein braucht.
6) Varr. 1. 1. 5. 464: atrium appellatum ab Atriatibus Tuscis; illius enim exemplum
sumpium.
7) Die wahrscheinlichste Etymologie des auf die verschiedenste Weise erklärten Wortes
ist die des Servius ad Verg. Aen. 4.730: ibi eiiam culina erat, unde et atrium dictum
est; atrum enim erat ex fumo.
13*
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196 Griechische Wörter
werden, wie das alrium Vestae, Libertatis, regium u. a. Das erstgenannte hatte
sogar noch die alle runde Form der Urzeit beibehalten, während sonst das atrium
in der Regel viereckig gebaut wurde , vermutlich nach griechisch-etruskischem
Muster.
Ein zweiter wichtiger Bestandteil des Hauses, das vestibulum, findet
sein Analogen im griechischen nqodvqov.
Die Decke war von Haus aus flach (tectum) . Durch die Griechen lernte
man die gewölbte Decke (camera = xa^ua^a) und vermutlich auch die
Kellergewölbe (hypogea concamerationesque bei Yitruv.) kennen; denn die
Griechen waren es, welche nach Hirts ^j und Mommsens ^) überzeugender An-
nahme den schon frühzeitig in Babylonien und Ägypten zur Anwendung ge-
brachten Bogen- und Gewölbebau auf italischen Boden verpflanzten, wenn auch
den Etruskern , die denselben vielleicht zuerst bei ihren Bauten in Rom ver-
wendet haben, von den Römern das Verdienst seiner Erfindung vindiziert
worden ist ^) .
Das Dach war ursprünglich ohne öff'nung (siehe S. 494) und erhielt erst
später eine solche zum Einlassen des Lichts und als Abzugsweg des Rauchs eot-
sprechend der griech. xoTcvodoxr] (Herod. 8. 437).
An das Atrium grenzten meist kleine , gewöhnlich zum Schlafen benutzte
Räume (alae) , die ihr Korrelat finden in den rings um die avlrj des griechischen
Hauses gelegenen avÖQwveg oder oJxot und an welche sich an der Rückwand
noch das tablinum anschlols, ein als Archiv und Geschäftslokal oder als
Komptoir des Hausherrn dienender Raum.
Doch blieb man bei dieser Einfachheit der Bauart nicht stehen. Je gröfser
und enger die Berührung mit den Griechen wurde und je mehr sich infolge
dieses Kontakts die Ansprüche steigerten, um so behaglicher, bequemer und
geräumiger suchte man sich die Häuser zu bauen und die Zimmer einzurichten.
Zu diesem Zwecke adoptierte man bald das Peristyl (peristyl(i)um), den
offenen, meist mit Säulen umgebenen Hof, der sich an das Atrium ebenso an-
reihte, wie im griechischen Wohnhause der zweite Hof an den ersten (avJiri) und
um welchen sich nun die übrigen, nach und nach aufkommenden, dem immer-
mehr wachsenden Luxus dienenden Räume gruppierten. Von allem den griechi-
schen Wohnhäusern entlehnten Komfort aber mögen die Bäder (balnea = (iala-
vela) am frühesten nach Rom übertragen worden sein. Zu diesen gesellten sich
dann Gesell Schaftszimmer (exedrae), Triclinien (triclinia)*), Säle (oeci),
stattliche Wohnzimmer (diaetae), Alkoven (hemicyclia) , Vorzimmer
(amphithalami), Bildergallerien (pinacothecae) , Büchersäle (bibliothe-
1) Vgl. Hirt, die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten S. 164.
2) Vgl. Mommsen, Rom. Gesch. 10 473.
3) Aller Wahrscheinlichkeit nach sind auch die ältesten mit Wölbung verseheoen Bau-
werke Roms, die cloaca maxima und das kapitolinische Quellhaus (TuUianum) nicht unter,
sondern erst nach der Regierungszeit der Tarquinier aufgeführt worden, vgU Mommj»en
a. a. 0.
4] in Luculis Hause waren viele nach Plut. Luculi. 41.
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IN DER LATEINISCHEN SpBAGHE. 197
cae) *), Nischen für Statuen (zothecae), prächtige Vorhallen oder Eck-
zimmer (chalcidicae), Galle rien vor dem Hause (prostades), Säulengange
zum Spazierengehen (xysti), Hippodrome (hippodromi) , lauter Luxus-
räume, die seit dem 4 . Jahrh. v. Chr. — ihre Namen erscheinen nicht vor Cicero
in der römischen Litteratur — mehr oder weniger in Aufnahme kamen und
gegen Ausgang der Republik in Privathäusem ganz verbreitet waren 2). Seit
dieser Zeit datiert femer die Kunst- und Ziergärtnerei (topiaria Cic. ad
Qu. fr. 3. 4. 2. § 5) und die Anlage von Fontänen (silanus, Lucr.). Auch die
wohl gleichfalls damals in Aufnahme kommenden Altane (subdialia} sind trotz
ihres römischen Namens eine griechische ErOndung (Plin. 36. 186: subdialia
Graeci invenere) .
Dals auch der aus zwei Riegeln bestehende Thürverschlufs (pessuli =
Tcaaaakoi), der schon frühzeitig neben den serae und repagula erscheint, grie-
chischen Ursprungs ist, beweist sein Name^). Dagegen ist das Wort cla vis =
griech. xlelg = kelt. clü, clävi, wie aus lat. claudo neben ksl. kljuiiti, lit. kliuti
etc. ersichtlich, original.
Ferner war der Gitterverschlufs der Fenster und Thüren (clatri
= xl^d^Qa, vgl. clatrata fenestra bei Plautus) ein Vermächtnis der Dorer Grofs^
griechenlands, wahrscheinlich auch der Gebrauch des Fensters (fenestra)
selbst.
Doch der vornehme Römer begnügte sich nicht mit trefflichen Konversations-,
Besuchs- und Speisesälen und mit all den griechischen Pracht- und Luxus-
zimmem, die jedem Eintretenden auf den ersten Blick den Kunstsinn des Haus-
herrn offenbaren sollten; sondern er gab auch viel auf glänzende, pomphafte
Ausstattung.
Wie in Griechenland sich die Gips- und Stuckbekleidung (opus
albarium, xovlafxa) der Wände aus den Tempeln und Staatsgebäuden mit der
gröfseren Verbreitung der Wandmalerei auch auf Privathäuser ausdehnte, so
auch in Rom, wo Stuckatur im 2. Jahrh. nach griechischem Vorbilde begann,
zuerst im kapitolinischen Tempel zu Rom im Jahre 479, der lange Zeit dieses
Schmuckes entbehrt und mit blolsen Steinwänden dagestanden hatte ^j; dann
aber auch in Privatgebäuden. Dagegen fand der Marmor (marmor) erst seit
dem Jahre 92 v. Chr. nach asiatischem Vorbilde zu konstruktiven und dekora-
tiven Zwecken Verwendung.
1) Cicero: M. Gatonem vidi in bibliotheca sedentem.
2) Dagegen bezeichnen andren, andronitis den von Männern, und gynaeceum, gynae-
conilis den von Frauen bewohnten Teil eines griechischen Wohnhauses. Doch wird
andron auch gebraucht zur Bezeichnung des Ganges, der sich in den römischen Häusern
zwischen zwei Wänden von Gebäuden oder Gärten hinzieht = mesaulos ; das Wort aula ist
dichterisch.
3) Vgl. Marquardt, Altert. VII^SSS. Der Thürverschlufs des Homerischen Hauses be-
steht wie der des altindischen aus einem Riemen, vgl. Zimmer, altind. Leben S. 158.
4) Vgl. Liv. 40. 54 (Lepidus censor theatrum et proscenium ad ApoUinis, aedem Jovis
in Capitolio, columnasque circa poliendas albo locavit) und zur Geschichte der Stuckatur
auf griechischem und italischem Boden Nissen, Pompejao. Studien S. 65Sff.
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198 Griechische Wörter
Gleichfalls im 2. Jahrb. und zwar, wie Plinius angiebt^), nach BegioD des
dritten punischen Krieges wurde in Rom das alte einfache, aus Lehm unter Bei-
mischung von Scherben gearbeitete Estrich (daher pavimentum teslaceum)
durch einen künstlich aus allerhand marmornen Täfelchen oder Figürchen zu-
sammengesetzten Fufsboden verdrängt, der bald opus tessellatum (Lucil. bei Cic.
or. 44. 149), bald scutulatum (Plin. 36. 485)2) heifst und in Rom zuerst im
Tempel des kapitolinischen Jupiter angewendet wurde, aber schon vor Ausgang
des i. Jahrh. v. Chr. allgemeine Verbreitung gefunden hatte, ja der zu Gäsars
Zeit so bekannt war, dafs dieser bereits auf Feldzügen seine Zelte damit zieren
lassen konnte ^) .
Aus dieser Art des Estrichs ging dann die eigentliche Mosaikarbeit her-
vor, d. h. die Kunst, durch geschickte Komposition und Kombination kleiner aus
allerhand edleren Steinsorten (Marmor, Achat^ Onyx u. a.) regelrecht geformter
Steinchen eigentliche Bilder zu schaffen. Auf diese Thätigkeit des Mosaikarbeiters
mag denn auch zuerst der verhältnismäfsig spät hierfür in Gebrauch kommende
Name musi vum oder museum angewandt worden sein^), und wie überhaupt
die Mosaik als orientalische Erfindung aus Kleinasien nach Rom gekommen sein
wird, so stammte auch das sogenannte opus asaroton, eine Nachahmung des
von Sosus aus Pergamum im pergamenischen Königspalaste gefertigten Mosaiks,
welches die vom Tische gefallenen Reste des Mahls auf dem Fufsboden täuschend
imitierte, aus eben jener Gegend ^) .
An die Betrachtung des Wand- und Fufsbodenschmucks reihen wir die Be-
sprechung des noch nicht erwähnten Meublements und des übrigen Haus-
geräts eines römischen Hauses an.
Von Sitz- und Lagereinrichtungen sind noch®) zu erwähnen die
neben der sella [dltpQog^ ^Xca/xog) seit der Augusteischen Zeit ursprünglich bei
Frauen, später auch bei Männeiii beliebt gewordene und ziemlich verbreitete
cathedra, ein Stuhl oder Fauteuil mit Rücklehne (Horaz), welche letztere am
Sopha oder Ruhebette angebracht war und bei Spart. Hei. Ver. 5. 7 den griechi-
schen Namen anacl inte rium führt. Vollkommen eingebürgert war auch bei
der ärmeren Volksklasse der niedrige grab(b)atus, bei dem die Matratze auf
ausgespannten Stricken ruhte (= ycQaßßarogj zuerst bei Lucil.) und welcher an-
geblich aus Macedonien stammte 7), desgleichen das zum Abhalten der Mückeu
4) Plin. 86. 484: Pavimenta originem apud Graecos babent elaborata arte picturae
ratione, donec litbostrota expulere eam. 485. Pavimenta credo primum facta, quae nunc
vocamos barbarica atque subtegulanea, in Italia festucis pavita. — Romas scutulatum in
Jovis Capitolini aede primum factum est post tertium bellum Punicum initum (4 49).
5) Vgl. optostrotum (in den notae Tiron.) aus Backsteinen.
3) Sueton. Caes. 46: in expeditionibus tessellata et sectilia pavimenta circumtulisse.
4) Bei Varro r. r. 8. 4. 30; 8. 2. 4 zuerst erwähnt unter dem Namen Itthostrotum ,'cf.
orthistrotum, chamaestrotum).
5) Das kleine, gewöhnlich in gröfseren Mosaiken zur Zierde angebrachte Bild heifst
emblema (Lucil. b. Cic. or. 44. 4 49), das rautenförmige Steinchen, der Rhombus, scutula,
das dreieckige trigonum. Letztere beide erwähnt Vitruv.
6) Das Meublement der Speisezimmer ist oben in dem Artikel »Nahrung« besprochen.
7) Vielleicht identisch mit scimpodion bei Gellius.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 199
bestimmte, über dem Ruhebette ausgespannte Netz (conopeum Varro = xiovio-
7telovy. %ujvia\pj Mücke, das Etymon unseres Wortes »SLanapee«) . Auch mag
noch erwähnt werden der hohe, kanzelartige Sitz für einen vorlesenden Dichteri
den man anabathra benannte (Juvenal.) ^).
Da die Tisch- und Küchengerätschaften, das Tafelgeschirr und andere 6e-
fäfse bereits oben erwähnt sind, so bedarf es nur noch eines Hinweises auf die
Geräte zum Tragen und die zur Beleuchtung gebrauchten Apparate.
Mit Körben waren die Römer von Alters her reichlich versehen, wie denn
auch die römische Sprache eine grofse Zahl von Wörtern dafür besitzt ^] . Griechi-
scher Anregung verdankte man dagegen den Brot-, Frucht- und Blumen-
korb (canistrum, canistellum, calathus, calathiscus), die zum Aufbewahren von
Büchern oder Kleidern bestimmte Kiste (cista) ^] und den von Gärtnern und
Ökonomen verwendeten Korb (cophinus), desgleichen das zum Transport ge-
ringerer Quantitäten von Wein gebrauchte oenophorum^].
Zur Beleuchtung der Zimmer dienten ursprünglich Fackeln (taeda) und
seit der Bekanntschaft mit dem Wachs auch Lichter (candela). Dazu gesellten
sich, nachdem man das Ol als Brennstoff kennen gelernt, auch Lampen
(lucerna)^). Zur Heizung bediente man sich des Kamins (caminus, vgl. fortax).
Mit Eintritt des Luxus in die Haushaltungen verwendete man zur Erhellung
gröfserer Räume Armleuchter (candelabra, lychnuchi, Cic.) oder Kron-
leuchter (lychnuchi pensiles, Plin.). Auch die Laterne (lanterna = ia/u-
TtTr^q) lernte man in früher Zeit von den Griechen kennen und ersetzte das da-
mals noch wenig bekannte Glas durch andere durchsichtige Stoffe wie Hörn,
Blase und mit Ol getränkte Leinwand.
\) AuTserdem waren in Gebrauch, ohne Ansprach auf die Geltung als Lehnwörter zu
erheben thronus (Plin.) = solium, clinopus (Lucil.) === lectipes u. a.
1) Z. B. sporta, sportula, qualus, quasillus, fiscus, fiscina, fiscella, scirpicula, scirpea,
corbis, vidulus, panarium. Meist dichterisch sind calathus und calathiscus = quasillus«
3) Vgl. cisiula, cistellai cistellula, sämtlich schon bei Plautus.
4] Vgl. Lucil. sat. 3. 51. M. Hier möge auch das Futteral (theca vgl. entheca) er^
wähnt werden.
5) laaipas ist ein dichterischer Ausdruck mit der allgemeinen Bedeutung »Fackel,
Leuchte«, vgl. Martial \k. 43: nomina candelae nobis antiqua dederunt; non norat parcos
uncta lucerna patres. Je nachdem eine Lampe eine oder mehrere Tüllen zum Docht hatte,
nannte man sie (monolychnis, monomyxos; dimyios, trimyxos) polymyxos.
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Arlieit ist das Bürgen Zierde,
Segen ist dar Mühe Preis.
Schiller (Olodw).
Kap. YII. Gewerbe.
Mit Sicherheit wird man annehmen dürfen, dafs weder in der indogermani-
schen, noch in der gräkoitalischen Periode besondere Gewerbe bestanden
haben ; vielmehr ist genügender Grund zu der Annahme vorhanden, dafs diese
erst yerhaltnismUfsig spät auf dem Boden der einzelnen Staaten erblüht sind. In
der ältesten Zeit war ein jeder mit seinen Bedürfnissen auf sich selbst und auf
seiner Hände Arbeit angewiesen : die alten Italer bestellten den Acker mit eigens
gefertigten Gerätschaften; mit dem Holzpfluge durchfurchten sieden leichten
Boden, auf dem gleichfalls aus Holz konstruierten Räderwagen i] führten sie
nomadisierend alle ihre Habseligkeiten mit sich, seiner bedienten sie sich ver-
mutlich auch zum Einernten der Felderträge. Aus der Wolle der Schafe stellten
sie Filzdecken und Tücher, resp. Hüte zum Schutze des Kopfes her, aus
dem Holze des Waldes Bogen und Pfeile, Wurfspeere und Schilde, aus
Stein die Streitaxt und andere Waffen. Die Sehnen und Därme der Tiere
gaben ihnen geeignetes Material zu Bogensträngen, die Häute Riemen zur
Peitsche und Leder zum Schuhwerk^], die Knochen und Hörner Nadeln
zum Nähen und Pfriemen zur Lederarbeit. In den Ruten mancher biegsamer
B^ume lernten sie einen brauchbaren Stoff zum Flechten von allerhand Korb-
waren kennen; den Bast der wilden Waldrebe und die Fasern mancher anderer
Pflanzen drehten sie zu Bindfäden und Strängen, um Netze daraus zu ver-
fertigen. Den Flachs verstanden sie zu spinnen und die Wolle zu weben,
sodafs es ihnen nicht an Linnen und Tuch fehlte. Der Thon wurde zu Scha-
len, Krügen und sonstigen Gefäfsen für den gewöhnlichen Bedarf ohne
Drehscheibe verarbeitet , aber auch zu rohen Produkten figürlicher Plastik ver-
wendet. Die hölzerne Hütte und das hölzerne Gerät verfertigte man
selbst, auch das Brot bereiteten die die Hausfrauen eigenhändig.
So lebte man damals in patriarchalischer Einfachheit ohne grofse Bedürfnisse
und mit dem zufrieden, was man durch eigne Kraft errungen. Als aber im Laufe
1) Vgl. S. i<6 A. i.
2) Vgl. solea, vXia\ suo, sutor, subula, xaaavfjia.
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IN DBR LATEINISGHBIT SPRACHE. 201
der Zeit grOfsere Ansiedelungen entstanden, als die Pfahldörfer den befestigten
Plätzen und Städten wichen, da wurden auch die Anforderungen, die an jeden
einzelnen gestellt wurden, gröfsere, und wenn man sich auch vielfach noch dieses
oder jenes selbst verfertigte, so war man doch, wollte man sich einer Beschäf-
tigung ganz hingeben, nicht imstande, alles mit eigner Hand zu produzieren.
Zuerst wird wohl der Ackerbau zu einem besonderen Erwerbszweige ge-
macht worden sein, da gewifs mancher auf seinem Grund und Boden mehr gebaut
haben wird, als er zu seinem Bedarfe nötig hatte. Dazu gesellten sich frühzeitig
andere Gewerke. Denn da unter den Institutionen des Königs Numa, d. h. unter
den seit uralter Zeit bestehenden Einrichtungen 8 Handwerkerzünfte auf-
gezählt werden i), nämlich die der Schuhmacher, Zimmerleute, Kupfer-
schmiede, Goldschmiede, Färber, Walker, Töpfer und Flöten-
spieler, so müssen sich diese Gewerbe damals einer verhältnismäfsig bedeu-
tenden Hitgliederzahl erfreut haben und werden demnach schon einige Zeit vor
jenem Termine entstanden sein.
Selbstverständlich war inzwischen auch, namentlich durch die im Laufe der
Zeit erhöhten Anforderungen, eine bedeutende Vervollkommnung der Technik
eingetreten, wenn wir auch an die aus den Werkstätten dieser Leute hervor-
gegangenen Arbeiten nicht mit allzu hoch gespannten Erwartungen herantreten
dürfen, da beispielsweise die ThongefUfse nach wie vor mit der Hand und ohne
Beihilfe der Drehscheibe hergestellt wurden.
Doch müssen auch damals bereits äufsere Einflüsse fördernd auf das Hand-
werk eingewirkt haben. Bei den Zünften der Färber, Walker, Zimmerleute und
Flötenspieler läfst sich dies schwer entscheiden, weil sich ihre damalige Ent-
wickelung meist unserer Kenntnis entzieht; sicherlich aber hat es an Anregungen
von aufisen nicht gefehlt bei der Ausbildung der Bronzetechnik und Gold-
schmiedekunst^).
Der bedeutende Import bronzener Waffen und Geräte und der Vertrieb
goldener Schmucksachen, der, wie die Funde bestätigen, schon vor alters in
Italien erfolgte, mufste notwendigerweise den Trieb zur Nachahmung wachrufen.
Doch war man dabei wie in der Technik und Ornamentierung, so auch in der
Zufuhr des Materials vielfach von den fremden Kaufleuten abhängig. Denn weder
wurde in dem überhaupt metallarmen Italien das zur Herstellung der Bronze
nötige Zinn gewonnen, noch wird man damals im Besitze des zum Betriebe des
Goldschmiedegewerbes erforderlichen ' edlen Metalls gewesen sein. Wie sehr
aber das heimische Bronze- und Goldarbeitergewerbe gegen die gleichartige
Industrie der Phönicier noch zurück war, bekunden die durch Ausgrabungen
bisher zu unserer Kenntnis gekommenen Gegenstände, die an Zahl gering sind
und eine nur wenig entwickelte Kunstfertigkeit voraussetzen.
i) Vgl. Plut. Num. 47.
3) Die Goldschmiedekunst ist im Orient uralt. Schon unter König Salomo kamen
Künstler aus Tyrus nach Jerusalem, um für den Salomonischen Tempel die Goldarbeiten
auszuführen.
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202 Griechische Wörter
Was die sociale Stellung der Gewerbelroibenden in jener Zeit anbe-
trifft, so waren sie vorniutlich damals noch als Bürger angesehen und erfreuten
'sich der gleichen Achtung wie die übrigen Bewohner von Stadt und Land. Noch
war keine Spur vorhanden von jener Geringschätzung, mit der man später die
Industriellen behandelte^). Doch dürfte bereits die Servianische Heerordnung
den Grund zu letzterer gelegt haben, indem sie die Handwerker von der Heeres-
folge ausschlofs und fast allein den ansässigen Grundbesitzern das Vorrecht der
Verteidigung des Vaterlandes einräumte. Die zuziehenden Fremden, in deren
Hand fast die gesamte Manufaktur im Laufe der Zeit überging, vermochten den
alten guten Ruf selbstverständlich nicht wieder herzustellen und als vollends
nach griechischem Vorbilde die Sklaven von ihrem Herrn zur Fabrikarbeit ver-
wendet wurden, da sanken die Gewerke aufserordentlich in ihrem Ansehen.
Hatte bisher ein jeder allein und auf eigne Rechnung gearbeitet, so trat mit
dem enormen Zuzug fremder Arbeitssklaven, die auch als Freigelassene noch
unter Abgabe eines gewissen Prozentsatzes vom Verdienste -an ihre Herren ihrem
Handwerk oblagen, fabrikartiger Betrieb der Geschäfte ein. Dies
führte zu stets zunehmender Arbeitsteilung^), die in der Kaiserzeit die
gröfsten Dimensionen annahm ; und so kam es, dafs damals an die Stelle einer
jeden der unter Numa bestehenden Zünfte eine Reihe von Innungen getreten <
war, die sich alle in einer besonderen Branche oder Spezialilät ausgebildet
hatten, sodafs wir beispielsweise im Schuhmachergewerbe jener Zeit von baxe-
arii, crepidarii, sandaliarii, calceolarii, gallicarii, caligariii
solearii^ cerdones u. a. hören.
Dafs nach und nach auch neue Genossenschaften und Innungen und über-
haupt neue Gewerbe entstanden, ist selbstredend, wie denn beispielsweise im
Jahre 174 v. Chr. eine Back er zun ft ins Leben gerufen wurde, während die
Frauen früher das Geschäft des Backens selbst besorgt hatten. Wie zahlreich
und mannigfach dieselben aber waren, geht deutlich hervor aus Plaut. Aul. 3.
5. 33, wo etwa 30 Handwerker genannt werden, die sich lediglich mit der Ferti-
gung weiblicher Bekleidungsgegenstände beschäftigten, femer aus den Namen
römischer Strafsen wie vicus sandalariarius, Straüse der Sandalenmacber u. a.
(vgl. Marquardt, Rom. Altert. V. 2. 24) und vor allem aus der grofsen Zahl der
in der Regel den bürgerlichen Beruf bezeichnenden Adjectiva resp. Substantive
auf -arius, deren Dräger, Historische Syntax S. 36 mehr als 200 aufzählt, da-
runter ampullarius, apothecarius, automatarius, avertarius, ballistarius, basta-
garius^ barbaricarius, oararius, cerarius, camelarius, calthularius, cetarius, char-
tularius, chartarius, choragiariuS; clibanarius, conchyliarius, diabathrarius, diae-
tarius, diatretarius, emboliarius, emphyteuticarius, epigrammatarius, epistularius,
eulogiarius, exodiarius, gaunacarius, gynaeciarius , gypsariuS; hypothecarius,
4) Die Angabe des Dionys. v. Halic. 9. 25 bezieht sich auf das Jahr 474 v. Chr.
2) Aus dem von Zimmer, altind. Leben S. 253. 255 angeführten Katalogen von Hand-
werkern aus dem Yajurveda geht deutlich hervor, dafs in Indien auch schon sehr früh
eine grofse Arbeitsteilung stattgefunden hat.
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IN DER LATBIMSGHBN SPRACHE. 203
linyfarius, lampadarius, machinanus, margaritarius, marmorarius, raetallarius,
roethodiarius, molochinarius, metaxarius, monodiarius , murobalhrarius, musi-
carius, musivarius, naumachiarius, naupegiarius, naulicarius, olearius, orchesto-
polarius, organarius, pammacharius, panchrestarius, patagiarius, petarainarius,
petauristarius, phalangarius, polymitarius, phasianarius, pleromarius, planelarius,
podiarius, saccarius, saccularius, salgamarius, scapharius, strophiarius, tessera-
riuSy tessellarius, topiarius, turarius, thynnarius, zoDarius^).
Doch nun zu den einzelnen Gewerben! Im Bereiche des Spinnens und
Webens versagt uns die Sprache fast jeglichen Anhalt, der uns einen Wink
über die Beziehungen der Römer zu den Griechen geben könnte. So wunderbar
es scheinen mag, dafs die in dieses Gebiet einschlagenden Ausdrücke der sonst
so nahe verwandton griechischen und lateinischen Sprache meist grundverschieden
lauten^), so wird auf der anderen Seite die Kenntnis des Spinnens und Webens
in gräkoitalischer Zeit durch die Identität von neo und vi(Oj nemen und i^jua,
vq>alv(o (Würz, vabh) und ahd. weban, texere und slav. tükati, panus
und Ttrivlov, oTQaxvog und skr. tärku genügend gestützt. Trotz dieser früh-
zeitigen Entwickelung sind diese beiden Kunstfertigkeiten indes von äufseren
Einflüssen nicht verschont geblieben. Ob die Phönicier daran Anteil haben, ist
zweifelhaft; fast möchte der Name der phönicischen Stadt Motye [Wm =
Spinnerei) in dieser Annahme bestärken. Sicher erkennbar sind dagegen die
Spuren griechischer Einwirkung. Denn wenn auch die Kenntnis des verti-
kalen Webestuhls den Italem als eigne Errungenschaft oder als gräkoitali-
sches Erbgut zugesprochen werden kann, so ist der horizontal gerichtete,
dessen Heimat in Ägypten zu suchen ist 3), vermutlich auf dem Wege über
Griechenland oder wenigstens durch griechische Vermittelung nach Rom ge-
kommen. Aus dieser Zeit stammen vielleicht die Übersetzungen griechischer
Ausdrücke wie pecten = xt6/^, Kamm, der nur am horizontalen Webestuhle
vorkommt (vgl. pecten Niliacus Hartial. 44. 150) und stamen = avrjfiwv. Dio
entlehnten Ausdrücke calathus, Spinnkorb und spatha, Spatel sind von
untergeordneter Bedeutung. Auf verschiedene Arten der Gewebe gehen die Be-
zeichnungen scutulatus, karriert (Juven.), polymitus, bunt oder vielfadig
gewirkt (welche Stoffe vorzugsweise in Alexandria gefertigt wurden) , A 1 1 a 1 i ca ,
mit Gold durchwebte Zeuge (Kleider, Vorhänge, Teppiche), die ihren Namen von
dem angeblichen Erfinder dieser Art des Webens, Attalus von Pergamum, haben
(Plin. 8. 196)^). Doch waren sie schon von alters her in Persien bekannt und
1) Manche der aufgezählten Adjectiva wie thynnarius, »zum Thunfisch gehörig« haben
eine andere Bedeutung. Der Vollständigkeit halber habe ich hier alle von griechischen
Wörtern abgeleiteten genannt.
2) atqaxTOf (s skr. tarku), r^Xaxccirjt xXat&oif vßqiov, xavtay, (jlIxo^j xegxif , xQixeiVf
xQoxrj, iarog, in^f^fay, tfnd&rj, ayrlov, colus, fusus, verticillus, turbo, filum, glonaus, iugum,
radius, tela, trama, licium, vgl. Hehn a. a. 0. 497 3, gerdius (textor) ist Fremdwort =
3) Vgl. Blümner, Technol. 1. UO. Eustath. ad Hom. II. 1. 81 p. 31. 8.
4) Dieselben wurden schon in Plautinischer Zeit in Kampanien nachgeahmt, vgl. Plaut.
Pseud. 4 45.
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204 Griechische Wörter
sind durch die Feldzüge Alexanders des Grofsen nach dem Westen gekommen
(Blümner, Technol. 4. 455).
Gleichfalls in Vorderasien mufs die Heimat der Kunststickerei^) gesucht
werden. Wohl verstanden auch die alten Römer mit der Nadel zu operieren;
doch das acupingere, das Schaffen von Gemälden auf dem Stoffe, blieb ihnen
lange unbekannt, wenn auch frühzeitig Import gestickter Zeuge, besonders aus
Elrurien angenommen werden darf. Denn in diesem Lande war schon sehr bald
unter phönicischer und griechischer Einwirkung die Buntstickerei mächtig auf-
geblüht und in etruskischen Fabriken gefertigte togae pictae und tunicae
palmatae gingen demnach wohl in beträchtlicher Zahl über die latinlscbe
Grenze. Da auch der latus clavus nach der antiken Überlieferung ein etruski-
sches Abzeichen ist, so wird er gleichfalls um jene Zeit nach Rom gelangt sein,
wo ihn nach Plin. 9. 436 zuerst TuUus Hostilius trug. Und wenn Dionys. v.
Halic. 3. 64 recht hat, so überbrachten die Etrusker dem Tarquinius Priscus
XiTtavd re TtoqcpvQovv xQvaoarniov i^al TtcQißoXatov rtoQCpVQOVV tzoltlLXov (Plin.
33. 62). Mächtiger war der Aufschwung der Buntstickerei, seitdem durch
Alexanders des Grofsen orientalische Feldzüge der Orient erschlossen wurde und
durch den Handel neben phönizischen und ägyptischen Arbeiten babylonische
(derartig gestickte : Plautus Stich. 378) Teppiche und Decken den Weg nach dem
Westen fanden (vgl. peristromata, peripetasmata, aulaea u. a.).
Welches Volk aber damals den nachhaltigsten Einflufs auf Rom ausgeübt hat,
geht deutlich hervor aus dem schon von Plautus überlieferten Namen der phry-
giones (Menaechm. 426 u. ö.), womit die Yerfertiger der hauptsächlich in
Phrygien und Ägypten betriebenen Kreuzstichstickerei bezeichnet werden
im Gegensatz zu den babylonischen Plattstichstickern, welche die R<$mer
von dem den Flaumfedern (pluma) ähnlichen Muster ihrer Arbeiten plumarii
nannten.
Auch die Färberei steht frühzeitig unter griechischem Einflüsse. Wenig-
stens unterliegt es keinem Zweifel, dafs die Benutzung der Purpurfarbe zum
Färben den Römern schon in der Königszeit durch die Vermittelung der Griechen
bekannt geworden ist, welche von Milet aus bereits im 7. Jahrh. v. Chr. Färbe-
reien in Tarent angelegt hatten, um die Ausbeute des tarentinischen Golfs an
Purpurschnecken bequem verwenden zu können. Wenn auch die ersten von den
Königen getragenen Purpurgewänder aus griechischen Fabriken stammen mochten
und sei es direkt oder über Etrurien nach Rom importiert waren, so werden sich
doch die römischen Färber, die es ja zur Zeit des Numa schon zu einer festen
Organisation gebracht hatten, sicherlich bald in den Besitz dieser wertvollen
neuen Kunstfertigkeit gesetzt haben. Auf griechische Abkunft aber läfst nicht
blofsder Name des Purpurs (purpura) schliefsen, sondern auch die Benennungen
der verschiedenen im Laufe der Zeit eingebürgerten Purpurarten und der mit
ihnen gefärbten Gewänder, die wir als amethystina, ianthina, hyacin-
thina, tyrianthina, conchyliatae, dibaphae u. s. w. kennen lernen.
1) acu facere id Phryges invenerunt. Plin. 8. 195.
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IN DCR LATEINISGBBN SPftAGHB. 205
Dafs man aber auch den Gebrauch anderer Farben und Farbensubstanzen den
Griechen verdankte, geht aus Namen wie hysginum, coccum(s),crocum(s),
fucus, sandyx, anchusa, hyacinthus, balaustium, Indicum,
rhus, ferner prasina, cerina, calthula, cerasina und aus den Be-
nennungen der Färber als crocotarii, Safranförber, cerinarii; Wachs-
ßirber, spadicarii, Braunfärber u. a. hervor.
Auf dem Gebiete des Flechtens^j, das wir bereits als eine uralte Fertig-
keit der Römer in voritalischer Zeit kennen gelernt haben, stammt von Neuerungen
im technischen Verfahren wohl nichts von Belang, im Material dagegen einiges
von den Griechen, wie die Lehnwörter cannabis, Hanf, stuppa, Werg,
spartum^), Spartgras (vgl. tomix, Bindfaden) und die Benennungen anderer
für das Seilerhandwerk wichtiger Stoffe beweisen,
Gröfsere Schwierigkeiten bereitet uns die Gerberei, deren Betrieb Heibig
a. a. 0. S. 22f. bereits den Bewohnern der Pfahldörfer zuschreibt. Wenn man
aber bedenkt, dafs die erwähnte Hypothese sich nur auf die Funde von soge-
nannten knöchernen Schabern und Pfriemen stützt, die recht wohl auch zu einem
andern Zwecke als der Reinigung der Tierhäute und Durchstechung des Leders
gedient haben können, so wird man diese Ansicht nicht für unbedingt zuverlässig
halten können und zu Gunsten der Annahme aufgeben, dafs die Lederproduktion
erst auf griechische Anregung hin bei den Italem erfolgt ist, da wahrscheinlich
der terminus technicus des Gerbens (depsere = öiipeiv) aus dem Griechischen
stammt. Selbstverständlich werden die Gegenstände der Fufsbekleidung vorher
aus ungegerbten Häuten verfertigt worden sein. Dem widerspricht auch nicht
der Umstand, dafs das Wort corium, wovon coriarius, Gerber abstammt,
ein gräkoitalischer, demnach nicht aus xoQiov entlehnter Ausdruck ist. Denn es
liegt hier ein Bedeutungsübergang von Fell oder Haut in Leder vor, wie denn
die wurzelverwandten Wörter an. hörundr und abulg. kora jene ursprüngliche
Bedeutung gewahrt haben. Über die zur Bereitung der Lohe dienenden Ge-
wächse z. B. rhussyriacus (bei Celsus und Scfibon.), Sumach, die unter den
oben besprochenen Pflanzen mit aufgezählt sind, und über die vier Arten der
Rot-, Weifs-, Ol- und Pergamentgerberei bitte ich zu vergleichen Blümner,
Technol. 4. 257 ff.
Auch im Töpfergewerbe lassen sich griechische Einwirkungen nach-
weisen. Dafs die Bekanntschaft mit der Töpfererde (argilla = ^ aQyiXkog)
auf griechische Quelle zurückgeht, ist höchst wahrscheinlich. Vermutlich hat
der Import griechischer Thongefäfse, der, wie die unter der Servianischen Mauer
gefundenen Überreste dartun, in vorservianischer Zeit stattgefunden haben mufs,
und die Nähe des nachweislich schon seit den ältesten Zeiten einen starken
4) Vgl. nXixtü, plecto, tsnvqist sporta, fiscas, (paaxtaXog u. a.
2) Plin. 19.82: aeque omnino (Tbeophrastus) ullam mentionem habet sparti cuncia
magna cura persecutus 390 annis ante nos, quo apparet post id temporis in usum venisse
spartum.
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206 Grieghisghb Wörter
Handel nach Latium treibenden Gumae die Veranlassung zu dieser neuen Er-
rungenschaft gegeben > j .
Aus derselben Periode mag die Einbürgerung der Töpferscheibe
stammen 2], deren Erfindung sich die Korinther (Schol. zu Plnd. Ol. 43. 27} und
die Athener (Rritias fr. 4. 42. Bergkj vindizieren^ die aber vielleicht, wie die
ganze korinthische Industrie auf phönicische Vermittelung zurückgeht. Auch die
Vervollkommnung der Fertigkeit im Brennen der aus Thon geformten Geräte,
sowie die Unterweisung in der Ornamentik verdankten die Römer den Griechen,
von denen sie jedoch immer die feineren und bemalten Fabrikate der Töpferei
auch in späterer Zeit bezogen^), während in Rom meist nur die grobe, für den
gewöhnlichen, täglichen Bedarf berechnete Ware hergestellt wurde.
In der Ziegelproduktion scheinen die Römer aber durchweg eigene
Wege gegangen zu sein und haben in früher und später Zeit die drei Haupt-
ziegelarten der lateres (Hauer-), tegulae (Dach-) und imbrices (Hohlziegel)
fabriziert.
Dafs Glas und S m a 1 1 in den italischen Pfahldörfern noch gänzlich fehlt
(vgl. Heibig a. a. 0. 24), kann nicht auffallen. Denn obwohl es bereits im Be-
ginn des 2. Jahrtausends in Ägypten^) und sehr früh auch in Phönicien und
Babylonien produziert wurde, datiert doch sein Gebrauch in Griechenland erst
seit der Zeit des peloponnesischen Krieges, ja in Rom läfst er sich gar erst in
Ciceroniauischer Zeit uachweisep, wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, dafs
sich Glasgegenstände schon in alten Nekropolen gefunden haben. Glasfabriken
aber werden erst seit der Kaiserzeit auf italischem Boden bezeugt, zuerst in
Kampanien, dann in Rom (Piin. 36. 494 f.). Übrigens fabrizierte man vorwiegend
farbige, zum Luxus dienende Gläser und vermochte farbloses Glas nur mit grofser
Mühe darzustellen ^) .
4) Die in dem jüngeren südlichen Teile der Albaner Nekropole gefundenen, offenbar
griechischen Thongefäfse zeigen dieselbe Ornamentierung wie die ältesten in Cumae zu
Tage geförderten Exemplare. Vgl. Heibig a. a. 0. S. 85.
2) In mehreren Terremare findet sich über den aus der Bronzezeit stammenden Resten
eine jüngere Schicht von Gegenständen, die aus der Zeit der Bekanntschaft mit der Dreh-
scheibe und dem Eisen herrührt. Auch haben die Ausgrabungen in der Nekropole vod
Alba Longa deutlich das Resultat ergeben, dafs die in dem älteren nördlichen Teile vor-
gefundenen Thongefäfse noch mit der Hand geformt und unvollkommen gebrannt sind,
dagegen die Ausbeute des südlichen jüngeren Teils vermittelst der Drehscheibe gefertigt
und stärker gebrannt ist. Letztere sind importiert. — Übrigens ist rota Übersetzung
von T^o/of.
3) Auch aus Etrurien, besonders Arretium.
4) Auf den Reliefs der Gräber von Beni Hassan (ca. 4 800 v. Chr.) sind Glasblttser in
ihrer Thätigkeit dargestellt. Überhaupt waren nach den in den Gräbern entdeckten Wand-
gemälden die alten Ägypter in gewerblicher Hinsicht ziemlich weit fortgeschritten, da wir
auf diesen Abbildungen Schuhmacher, Spinner und Weber, Walker, Färber, Tischler,
Wagner, Töpfer, Glaser, Waffen- und Goldschmiede u. s. w. finden ; vgl. Pauly, Rcal-
encyklop. s. v. Aegyptus L 304.
5) Vgl. Minutoli, Über Anfertigung u. Nutzanwendung d. farbigen Gläser bei d. Alten.
Berlin 1836. — Merkwürdigerweise trägt dieses ausländische Kunstprodukt einen heimischen
Namen: vitrum =■ vid-trum, »das Durchsichtige«, vermutlich von vid-, sehen, hyalus ist
dichterisch.
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IN DBR LATEINISCHEN SpBAGHE. 207
Die übrigen Gewerke haben sich wohl durchweg original römisch ent-
wickelt, und es ist daher hier nur hin und wieder ein neuerfundenes , sich in
der Praxis bewährendes Instrument oder ein neu zugefübrtes Arbeitsmaterial
aus griechischer Quelle angenommen worden.
Am meisten national hat sich der Ackerbau entfaltet; denn dieser war
der Lebensnerv der italischen Völkerschaften. Das alte Rom war wesentlich ein
Ackerbaustaat und die ältesten Familiennamen wie Lentulus, Fabius, Piso,
Cicero u. a. geben uns in dieser Hinsicht einen Fingerzeig. Kaum vermögen
wir daher irgend eine die Landwirtschaft betreffende Handlung oder irgend-
welche zum Ackerbau nötigen Gerätschaften griechischen Ursprungs und Namens
zu nennen. Der Pflug und seine Teile samt dem übrigen Ackergerät und ebenso
die Instrumente zum Mähen und Dreschen des Getreides sind bis auf die Getreide-
reinigungsmaschine (capisterium oder scaphisterium = axaqfiaTjqqiov) und
die Walze zum Glätten des Erdreichs (cylindrus) echt römisch ^j . Nur eine An-
zahl Kulturpflanzen wie cytisus, medicau. a., die wir oben erwähnt haben,
gehen auf griechische Quelle zurück. Auch verrät uns das Wort ergastulum,
mit seiner hybriden Bildung, dafs die Bewirtschaftung von Plantagen durch ge-
fesselte Sklaven (Plantagenwirtschaft) »aus einer Gegend griechischen Sprach-
gebrauchs und in einer noch nicht hellenisch durchgebildeten Zeit den Römern
zukam« (Hommsen R. G. II ®. 76) .
Im Bereiche des Müllergewerbes^), das seit grauer Vorzeit mit Hand-
und Viehmühlen betrieben wurde, tritt mit Beginn der Kaiserzeit eine Neuerung
in Rom auf, die Wassermühlen: vÖQaXixai = hydraletae, vÖQOfivXoi^ m o 1 a e
aquariae. Zuerst in der Residenz des Mithridates in Kleinasien erwähnt,
mögen dieselben durch die Mithridatischen Kriege nach dem Occident gekommen
und vereinzelt verwendet worden sein. Bei den Schriftstellern der ersten Kaiser-
zeit wird ihrer häufig gedacht, ja Vitruv. 40. 40 beschreibt sie ganz genau und
Pompon. Lact, zu Vergils Moretum berichtet, dafs molae ad aquas oder aquis
actae paulo ante Augustum Romae in Tiberi faclae sind ^) .
Die das Holz verarbeitenden, ursprünglich in einer Person vereinigten Ge-
werke der Zimmerleute, Tischler und Wagner bedienten sich im Laufe
der Zeit aufser dem von Italien gebotenen Hateriale zu besonderen Zwecken auch
fremder Holzarten, die von Blümner, Technol. 2. 238 ff. übersichtlich zusammen-
gestellt sind und von denen ich hier namhaft mache die Cypresse (cupressus),
das Ebenholz (ebenus), die Ceder (cedrus), die Myrte (myrtus), den Öl-
baum (olea), die Terebinthe (terebinthus) , den citrus, die andrachle
und die ägyptischen Bäume Moringa (balanus) und Persea. Selten wurden
gebraucht Weihrauch (tus), storax und erica.
An technischen Acquisitionen verdienen hervorgehoben zu werden das
Wiukelmafs (norma = yytjQlfirj) und das bald als Winkelmafs, bald als Lot,
i) tnbalum ist nicht aus tQtßoXoi entlehnt; doch vgl. plostellum Poenicum (Varro).
2} Das Wort mola « fivXr^ ist original, nicht aus dem Griechischen entlehnt.
3) Die SchilTsmUhlen wurden erst zur Zeit des Gotenkönigs Vitiges, also im 6. Jahrh.
in Rom erfunden.
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208 Gribghischb Wörter
bald als Bleiwage benutzte Instrument Namens amussis, die nach der Ver-
stümmelung ihrer Bezeichnungen zu schliefsen, alte Lehnobjekte bilden ; ferner
die Dreh- oder Drechselbank, für die neben dem altertümlichen mamphur
= iiawo(p6qov (Blümner a. a. 0. 2. 333] in der Regel der Ausdruck tornus
= TOQVog begegnet. Nicht überflüssig dürfte es sein, hier hinzuzufügen, dafs
der Schiffszimmermann öfter naupegus oder naupegiarius = taber navalis
genannt wird und mit dem ursprünglich dem Dienste der Magna mater ange-
hörigen Worte dendrophori in der Kaiserzeit bisweilen gewöhnliche Zimmer-
leute bezeichnet werden.
Wie die W a 1 k e r 1) neben Urin und Walkererde auch von dem mineralischen
Laugensalze (Natrum = nitrum, vLtqov) Gebrauch machten, so warder Polster-
fabrikant des gnaphalium [yvaq>alXovy xviq)akXor) d. h. der Wiesenwolle als
Füllungsmaterial benötigt; auch der Schuhmacher wird die Bereitung der
Schusterschwärze (atramentum sutorium übersetzt aus fAeXavFrjQia = melan-
teria) erst von den Griechen kennen gelernt haben, da zur Herstellung derselben
das Rupferwasser (chalcanthum] erforderlich war 2).
4) fulloncs; der spät erscheinende Ausdruck nacca scheint aus yamtjg (von pmw)
oder aus vaitog hervorgegangen zu sein.
2) Die griechisch benannten Produkte der Bttcker und Goldseti miede sind oben bei der
Nahrung (Kap. 4) und Kleidung (Kap. 5) besprochen worden; andere hier nicht erw&bnte
Gewerbe finden bei anderen Gelegenheiten Erwähnung, z. B. das der Geldwechsler beim
Handel und Verkehr (Kap. 8).
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Euch, ihr Götter, gehört der Kaafmann, O&ter
zxk suchen
Ueht er, doch an Bein SchifT kn&pfet das Oute
sich an.
Schiller.
Kap. Yin. Handel und Verkehr.
§1.
Mit Wahrscheialichkeit haben wir die Urheimat der indogermanischen
Stamme im südöstlichen Turan, in der Provinz Bactriana. zu suchen. An den
Abhängen des Hindukusch und Pamirplateaus gelegen, wurde das Land von
einer Menge von Rinnsalen durchzogen, die den Hauptströmen des ganzen Ge-
bietes, dem Oxus und Jaxartes, ihre Gewässer zuführten. Aber keiner der Flüsse
vermochte den Eingeborenen ein unüberwindliches Hindernis in den Weg zu
stellen, keiner war in der trockenen Jahreszeit so tief, dafs er nicht eine Furt
geboten hatte, keiner zur Zeit der Schneeschmelze und der Winterregen so
mächtig geschwollen und so reifsend, dafs nicht ein gehöhlter Baumstamm oder
ein schnell gezimmertes Boot^), von Ruderkraft getrieben^), zum jenseitigen
Ufer gelangt wäre.
Nirgends erreichten die Ansiedelungen des Volkes das Meer, und weder der
Indische Ocean noch die Raspische Senke konnte sich arischer Anwohner rühmen.
Selbst als die vedischen Inder um das Jahr 2000 die Berglandschaft Kacmlra und
das Pendschab occupiert hatten, reichte, wie die Lieder des Rigveda bekunden,
ihr Horizont nicht bis zum Delta des mächtigen Indus, sondern nur bis zur
»Sammlung der Gewässer« (samudra), dem Einflufs des Acesines, und auch die
europäische Yölkergruppe wird erst in der aralo-kaspischen Depression mit den
salzigen Fluten des gröfsten aller Binnenmeere in nähere Berührung gekommen
sein. Seitdem verfügen die europäischen Sprachen über einen gemeinsamen
Namen des Meeres 3), der bezeichnend genug von der gleichen Wurzel wie mori,
1) navis » rav^ =s skr. nAxi, altpers. ndvi, altir. naw, nöi, an. nör, letzteres noch in
der Bedeutung eines aus einem Baumstamm gehöhlten Nachens.
2) remus 0 iQerfÄog es skr. aritram s ags. Ar.
3) mare ss ksl. morje, lit. märds, got. marei, ir. muir, kelt. roorc; vgl. griech. a/ja^a,
Graben, skr. mtra ist ein spätes, nur von Grammatikern bezeugtes Wort.
W « i ■ e , Oriech. Wörter i. d. lat. Sprache. 1 4
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210 Griechische Wörter
sterben, entsprungen, den Gegensatz gegen alles Leben, alle Vegetation zum
Ausdruck bringt.
Aber noch wagte man nicht den schwanken Kiel dem endlosen Wasser-
raume anzuvertrauen, noch dachte man nicht daran, gröfsere Fahrzeuge zu
bauen, um Seehandel zu betreiben. Ja selbst die Gräkoitaliker sind über die
Elemente des Seewesens nicht hinausgekommen; da sie offenbar ihre Wohnsitze
nicht dauernd an der Küste des Meeres aufgeschlagen hatten ^) . Anders nach
ihrer Trennung I
Mufste nicht das Italiens Gestade bespülende Tyrrheniscbe Meer mit seinen
grofsen Inseln und der Menge naher Eilande, mufste nicht der inselreiche Archi-
pelagus dazu anspornen, die W^asserfläche nach jenen winkenden Zielen mit
Schiffen zu durchfurchen? Allerdings »machtvoll starrete dreifach Erz jenem
Manu um die Brust, welcher den morschen Flofs grausamem Wogengewühl zuerst
hingab, ohne zu schauen Afrikus stürzenden Tilgungskampf mit dem Aquilo«.
Wer zuerst das Wagestück unternommen, Griechen oder Römer, das zu unter-
scheiden versagen uns die Quellen; wahrscheinlich gebührt den Griechen die
Priorität. Aber wohl haben die Römer vermutlich aus eigener Initiative das
Segel zur Verwendung gebracht und verdanken ihrer eignen Erfindung das
Schlepptau, die Raaen und das SchiffsseiP), nur die Bekanntschaft mit
dem Mastbaum scheint in vorrömische Zeit zurückzureichen'). Und dafs sie
sich auch bereits an den Bau gröfserer Fahrzeuge wagten, lehrt ihre Sprache,
die für Kiel (carina)^ Hinterteil (puppis) und Verdeck (stega) eigene Worte
ausgeprägt hat^).
Aber noch waren sie nicht über diesen rüstigen Anlauf hinausgekommen,
als sie von Osten her neuer, grofsartiger Impulse teilhaftig wurden : Wie auf so
vielen Gebieten, so waren auch hier die Phönicier der anregende Teil. In ihrer
Heimat, einem schmalen Küstenstreifen zwischen Mittelmeer und Libanon, ziem-
lich beengt, durch die Lage des Landes und das vortreffliche Schiffsbaumaterial
der Geder auf das Meer gewiesen, gelockt durch die Nähe der kupferreichen
Insel Cypem und anderer winkender Ziele, hatten sie sich schon frühzeitig be-
deutende nautische Geschicklichkeit angeeignet und durch ihre Seefahrten und
die enge Berührung mit den Griechen diesen unwillkürlich und wider Willen
ein Beispiel zur Nachahmung gegeben ; und wie die Phönicier im Schiffsbau die
4) Grofse Ströme haben ebenso wenig wie Binnenseen je zur Beförderung der See-
lüchtigkeit eines Volkes wesenUich beigetragen, vgl. Peschel, Völkerkunde S. SOS.
2) velum, Segel; remulcum, promalcum, Schlepptau; antenna, Raa; rudens, SchiSsseil
sind echt römische Ausdrücke.
3) Es ist zweifelhaft, ob malus , Mast, mit griech. iaoxXos, Hebel, Hebebaum* (Pick
2. 484, Vanii. 684) oder vielmehr mit dem deutschen Worte mast (also sk mas-lus) und
dem griech. lAaaxaXis' x^^h x^fiu^ (Curt. Hamb. Vortr. p. k) zusammengehört.
4) Neue Bezeichnungen für Nachen sind trabica bei Pacuv. tr. 406 v. trabs, Balken;
ratis, alveus, horia vielleicht von .ora, Küste. Classis ist vom Landheer aufs SchifiiMiufgeboi
übertragen worden; stlata, Kauffahrteischiff, und prosumia, Spfihschiff, sind spttterer Herkuoft,
ganz späten Datums ist das Wort corbita, Korvette; vgl. actuarium, navis praedatoria, fra*
mentaria, tabellaria.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 211
Lehrmeister der Griechen wurden, so fanden die letzteren an den Römern ge-
lehrige Schüler.
Wohl mögen diese ersten Anregungen in frühe Zeit hinaufgehen. Denn so
wenig bezweifelt werden kann, dafs man, bevor Ancus Marcius die Hafenstadt
Ostia anlegte, unter griechischer Ägide das hohe Meer befahren und die See-
krankheit ^) kennen gelernt hat, so sicher ist es, da£s man schon während der
Königsherrschaft an dem Tiber den riesigen Fortschritt von der zur Flufs- und
Küstenschiffahrt benutzten Barke zur stattlichen Triere gemacht hatte und ein
Arsenal mit Docks zum Schiffsbau besafs. Sind doch unmittelbar nach der
Vertreibung der Könige in Rom Kriegsschiffe nachweisbar (Polyb. 3. 22. 23j!
Wurde doch im Jahre 394 eine na vis longa abgeschickt, um dem delphischen
Gotte ein Weihgeschenk zu überbringen (Liv. 5. 28. 2) !
(Freilich kann vor dem ^ . punischen Kriege von einer wirklichen Seemacht
der Römer nicht gesprochen werden und erst im Jahre 344 wurden duumviri
navales eingesetzt) .
Bei so frühzeitigem engen Kontakt und so starker Anregung von Seiten der
Griechen war es unausbleiblich, dals eine gewaltige Zahl uralter Lehnwörter auf
dem Gebiete des Seewesens sich in der römischen Sprache einbürgerte ^j : der
Schiffer von Profession (nauta, vgl. archinautaj und der Steuermann
(gubemator, vgl. archigubemus) sind gleich dem Oberbootsmann (proreta)
griechische Typen ^) . Der Gebrauch des Ankers (ancora) und Toppsegels
(supparum), des die Raaen festhaltenden Stricks (anquina) und des Riemens
zum Anbinden der Ruder (struppus) stammt aus griechischer Quelle. Den regel-
rechten Bau des Vorderkörpers der Trireme (prora) und des gebogenen
Schiffshinterteils mit seinen Zierraten (aplustre), des Ruheortes für die
Ruderknechte (casteria) und des vom Standpunkte des Bootsmanns zum
Ruderraum führenden Wegs (agea) hatte man den Griechen abgelauscht; ja
demselben Volke verdankte man auch die Kenntnis der zum Fortbewegen des
Schiffs dienenden Rollen (scutula) und der beim Stapellauf erforderlichen
Maschinen (machina).
Und wie alle die bisher genannten Wörter durch ihre blofse Form und ihr
litterarisches Vorkommen sich als uraltes Lehngut dokumentieren, so sind die
seit Lucilius nachweisbaren Bezeichnungen des Toppsegels (carchesium) und
des Bramsegels (artemo), des schon den Phöniciern bekannten Senkbleis
(catapirates) und der Dolle (scalmus), vielleicht auch der Kajüte des Ober-
befehlshabers (diaeta) schwerlich erst seit dem 4. Jahrh. ^) Eigentum des
römischen Volkes geworden ; ebenso wenig die volkstümlich verstümmelten ter-
mini fechnici opiferae = vTtiQai und mit. amantes = Ifxavreg^).
4) nausea s= vavcia,
2} Viele sind auch blofs Übersetzt : aafser den unten aufgeführten Schiffsbezeichnungen
erwtfhne ich hier die Ausdrücke hortator «= M'kevisxrjs ^ manus ferreae ■= /ei^er cidtjQal,
pedes SS no^BSt ocqU a 6<pd'aXfioi, tabula tum &» xaratn^tafia, cornua =s äxQoxiQaiai.
3) Vgl. nauphylax, Beaufsichtiger des Schiffspassagierguts.
4) Dieselben erscheinen litterarisch zuerst bei den Schriftstellern des 4. Jahrh.
5) amantes war nach Schuchardt, Vokalism. III. H wohl sicher schon vulgärlat., da
14*
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212 Griechische Wörter
Und ist nicht der Name des aus Nesseltuch gefertigteu Segels (carbasus)
schon bei Ennius auf das Schiff selbst übertragen worden?
Carbasus alta volat pandam ductura carinam (ann. 560).
Bezeugen nicht die frühzeitig dem Seewesen entnommenen Metaphern per-
contari (erfragen, erforschen — mit der Ruderstange (conlus) untersuchen),
exantlare oder exanclare (ausschöpfen, ertragen = das Kielwasser (nausea)
ausschöpfen] und pa u sa re (ruhen, von pausa = Ttavaig, Einstellung des Ruder-
Schlags) die frühzeitige Existenz der in Rede stehenden Lehnwörter?
Dafs man auch im Bau verschiedener neuer Schiffsarten bald dem Vorgänge
und Beispiele der Griechen folgte, ist selbstredend. Davon legen auch die römi-
schen Namen des 4, 5 u. s. w. Ruderers und des verdeckten Lastschiffes,
des Kriegs- und Spähschif fes, des genähten und des ägyptischen
Zimmerschiffes beredtes Zeugnis ab, die einfach aus den entsprechenden
griechischen ^) übersetzt sind. Das lehren auch zahlreiche Lehnwörter wie i i nter
(= TtkvpTriQ) und cu m ba (= y^v/xßrj) für Nachen, deren Übernahme entschieden
in noch weit frühere Zeit zurückreicht, als die Übertragung der Plautinischen
Bezeichnungen des Kahns (scapha), des von den Gypriern erfundenen Schiffes
Namens cercurus und des von den illyrischen Seeräubern benutzten Sehn e 11-
seglers (lembus).
Den leichten zuerst von Sisenna erwähnten Fahrzeugen Namens phaselus
und myoparo (vgl. paro bei Gic.) und dem Livianischen pristis stehen die
schweren Transportschiffe für Waren (cybaea Gic.) und Pferde (hippa-
gogi, hippegi, hippagines Liv.) '^) würdig zur Seite, und selbst das ägyptische
Ruderschiff (baris, barca) und die liburnische Felucke (Libuma, Liburnica)
haben unter griechischen Namen in Rom Eingang gefunden ^) .
es sich im ital. (amanti), franz. (amant)) Span, (amantes), portug. (amantilhos) flndety vgl.
Döckh, Urkunden über d. Seew. p. 4 50 f. Dagegen sind andere zum Teil schon frühzeitig
erwähnte Ausdrücke wie nauclerus, SchifTsherr e= navicularius, nauarchus, Schiffskapilaia
= magister oder praefeclus navis, epibata, Secsoldat = classiarius, die durchweg nur von
griechischen Verhältnissen gebraucht werden, nicht als Lehnwörter zu betrachten, ebenso
wenig die nur im dichterischen Sprachgebrauche vorkommenden Wörter celeuma, cenicbi,
corymbi ; oder die spät belegten Vokabeln parasemum , cheniscus , acatium , chalatorius
funis, helciarius; vgl. auch thalassicus = marinus, nauticus = navalis, limenarcba, toe-
charchus, mesonauta. saphon = scapho und geseoreta sind möglicherweise ungriechisch.
Dagegen ging trierarcha oder -us allerdings in römischen Gebrauch über als Bezeichnung
des Schiffskommandeurs; auch naulum, Fährgeld und stolus, Flotte scheinen, da sie sich
in d. roman. Sprachen wiederfinden, volkstümlich geworden zu sein.
1} biremis = ifi^Qi^^, ^ixQoiog, vgl. quadriremis, quinqueremis, septiremis, deceraremis,
woneben freilich auch trieris, penteris, hexeris, hepteris vorkommen, navis constrata «=
nXoloy xatd^Qttxjoy vgl. navis aperta &= nXoioy a^gaxToy (aphractus Cic.}- navis longa ss
nXolov fjiaxQoy. navis speculaloria » nXoloy xaxdaxonoy s= catascopus, catascopium. navis
cubiculata s= thalamegus = d^aXafAriyos, sutilis s= ^anxoy. (celox s= xiXrjg,)
2) Deren Erfindung wird den Samiern oder dem Perikles zugeschrieben (PUd. 7. 209 .
3) Aus der Kaiserzeit stammen die Bezeichnungen catascopus (Auct. b. Afr.) cydarum,
gaulus, dromo, camera, carabus; kellisch sind wohl parada, curuca, ponlo, nausum. Ein
Verzeichnis römischer Schiffsbezeichnungen bei Gell. 4 0. K. 25.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 213
§2.
£rwägeD wir nun, dafs die Schiffer des Altertums nur mit Ruder und Segel
ihre Fahrzeuge in Bewegung setzten, also in weit höherem Grade als wir im
Jahrhundert der Dampfmaschinen zum schnelleren Fortkommen auf die Benutzung
des Windes angewiesen waren, so werden wir begreiflich finden, dafs mit der
Entwickelung des Seewesens auch eine Vervollkommnung in der Kenntnis der
Winde sich bemerkbar macht.
Wohl haben die Römer eigene Namen für die vier Hauptwindrich-
tungen aufzuweisen, doch werden sie diesen Fortschritt gegen die europäische
Zeit^) schwerlich ihrer nautischen Thätigkeit zu verdanken haben. Sie kannten
die kalte Tramontana, den aus dem Alpengebiete (trans montes) von Nord-
osten her streifenden, gewöhnlich dunkles und trtlbes Wetter bringenden
a q u i 1 0 ^) und den aus nordwestlicher Richtung kommenden c a u r u s ; sie kannten
ferner den in entgegengesetzter Richtung wehenden Südost- (-Drittel-Stld-)
wind volturnus^] ; nicht minder den in Afrikas Sandmeer geborenen heifsen
Glutwind Scirocco (auster)^) und den angenehm säuselnden West (candidus
favonius. Hör.].
Aber bald wurden diese Namen von den gleichbedeutenden griechischen
mehr und mehr verdrangt; der volturnus wich dem eurus*) und der favonius
dem zephyrus®); neben den Namen caurus setzte sich argestes''), neben
auster notus fest, und mit dem aquilo konkurrierte der boreas.
Dazu gesellten sich bald neue Bezeichnungen. Wer erkennt nicht in dem
subsolanus sofort den griechischen aTtfjkuurqg (= apeliotes] oder afprjkuurrjg
wieder^) und in dem wütenden, mit den Nordwinden in heftigem Kampfe
liegenden Africus^) den gefürchteten Libyer {Aiip= Libs) ? Und bezeugt nicht
Seneca ausdrücklich, dafs die Römer für den caecias (Norddrittelostwind), den
euronotus (Süddrittelsüdostwind), den libonotus (Südwestdrittelsüdwind) i^)
und den thrascias (Norddrittelnordwestwind) keine eigenen Namen hatten,
sondern sich der griechischen bedienen mufsten?^^)
\) Für diese ist nur der Name des Nordwindes caurus, corus ^ lit. sziaurys, ksi.
severü belegbar.
5) Daher von aquilus, schwarz, dunkel benannt; vgl. hx%vs,
3) Der seit Cicero aufkommende Name septentrio bezeichnet ursprünglich das am Nord-
pol stehende Gestirn des grofsen Bären (Septem triones), dann den Norden und endlich
auch den Nordwind ss aparctias.
4) Von seiner brennenden Glut benannt: auster v. aus» uro.
sy Bums iam civitate donatus est et nostro sermoni non lam quam alienus intervenit.
Senec.
6) Favonius, quem zepbyrum esse dicent tibi etiam qui Graece nesciunt loqui. Senec.
7) apud quosdam (caurus) argestes dicitur. Sen.
8) subsolanus v. sub ss ano -|- sol » rjXiog. apeliotes Catull. 26. 8.
9) Hör. c. \. 3. 12: praecipitem Africum decertantem aquilonibus.
40) SS austroafricus ; vgl. leuconotus.
4 4) caecias apud nos sine nomine est. (thrascias): huic deest apud nos vocabulum. libo-
notus, qui apud nos sine nomine est. Senec. ; vgl. carbas, Ostnordostwind (Vitr.).
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214 Griechische Wörter
So war schon zu Varros Zeit die Windrose ziemlich vollständig ausgebildet;
und nicht nur dies. Auch die Bekanntschaft der Passatwinde, der etesia
flabraaquilonum (Lucr.) ^], hatte man bereits gemacht und den Namen der
Windstille (malacia) ^} aus griechischem Munde vernommen ^j.
§ 8.
Der Handel der Italer ist uralt. Ohne gegenseitigen Austausch der zum
täglichen Unterhalt; zur Nahrung, Kleidung und Wohnung nötigen Gegenstände
läfst sich ja das Zusammenleben eines Volkes in gemeinschaftlichen Sitzen nicht
denken, und so weisen denn auch die übereinstimmenden Bezeichnungen für
kaufen und verkaufen bereits in die indogermanische Urzeit zurück^). Der
ganze Verkehr war damals wohl ausschliefslich Landhandel. Da er auf Tausch
beruhte und Vieh das wichtigste Tauschobjekt abgab, so konnte er niemals einen
gröfseren Umfang annehmen und ist auch sicherlich noch verhältnismäfsig be-
schränkt gewesen, als die Italer bereits ihre Wohnsitze in Italien aufgeschlagen
hatten*).
Eine heilsame Umwälzung rief erst der überseeische Handel hervor,
der, wie als ausgemacht gelten kann, in Italien zuerst von den Phöhiciem be-
trieben worden ist. Lange Zeit mögen diese die Produkte der Mittelmeerländer,
aber besonders des Orients, den italischen Gestaden allein zugeführt haben, ohne
dafs sie Konkurrenz zu befürchten gehabt hätten ; bis ihnen mit der Gründung
Cumaes und der Ansiedelung der Griechen an der unteritalischen Küste ein
Gegner erstand, der sich bald nicht nur ebenbürtig zeigte, sondern sogar in
kurzer Zeit den punischen Kaufmann zu Lande und zu Wasser gänzlich aus dem
Felde schlug *) ; der aber auch vielleicht wider Willen den Römern die Über-
zeugung beibrachte, dafs der Seehandel einträglicher als der Landhandel ist, und
der sie lehrte, von wie enormer Wichtigkeit es sei, eine eigne Handelsflotte
zu besitzen. Daher in Rom seitdem die grofsartige Rührigkeit auf merkantilem
Gebiete, die nach und nach die schönsten Früchte trug]und trotz des verzweifelten
4) etesiae bei Cic.
2) Caes. b. g. 8. 15. 3: malacia ac tranquillitas.
3) Andere Bezeichnungen sind schwerlich durch den Schiffahrtsverkehr, sondern auf
wissenschaftlichem Wege zu den Ohren der Römer gekommen : Wenigstens machen omithias
(Vogelwind, der die Zugvögel im Frül^ahre bringt), aparctias == aquilo oder sepientrio,
chelidonias (der nach Ankunft der Schwalben wehende Westwind), tropaeus und apogeos
ventus (der vom Meere resp. Lande wehende Wind), ecnephias, Orkanart ganz diesen Ein-
druck. In sehr beschränktem, lokalem Gebrauche mag sich befunden haben Onchesmites,
ein vom epirischen Hafen Onchesmus wehender Wind. Hibride Bildungen sind euroauster,
euroaquilo, eurocercias, austronotus u. a.
4) skr. vasna, lat. veneo, veudo; dfWo/ua», ksl. väniti; skr. panö (Würz, par), lat pre-
tium, ntnQaaxoi, nQiafjiai, lit. perkü, altir. crenas; xanrjXof caupo ksl. kupiti, kaufen,
kuplcK Kaufmann, lit. küpezus.
5) Italische Ausdrücke sind merx, mercari, mercator, Mercurius, commercium.
6) Über den ältesten Handel der Phönicier, Karthager und Griechen in Italien wird
ein demnächst im Rheinischen Museum erscheinender Aufsatz handeln.
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IN DER LATBINISGHBIf SPRAGBB. 215
Ringens der Elrusker und Karthager, trotz der Suprematie der Griechen in den
italischen Gewässern bei Beginn des 5. Jahrh. vor Chr. soweit gediehen war,
dafs man im Jahre 495 zu Rom ein collegium mercatorum gründen konnte ^j, dafs
man um die Mitte des 4. Jahrh. einen Handelsvertrag mit Karthago abschlofs^j
und aufser mit Sicilien und Sardinien auch mit dem kontinentalen Afrika leb-
hafte Handelsverbindungen unterhielt.
Mochte der Sturmwind wüten und das Schiff des Kaufmanns zerschellen,
bald zimmert er neu den lecken Rumpf
und verschmäht arme Genügsamkeit (Hör. carm. 4. 4. 47).
Wohl deutet uns die Nachricht, dafs die Senatoren in der älteren Zeit keinen
Seehandel treiben durften, zur Genüge an, dafs aufser den Fremden nur die
Plebs dem gewinnbringenden Gewerbe sich zugewendet hat; doch schon der
alte Praktikus Cato hat nach Plutarchs Zeugnis (Cat. mai. 21] es nicht verschmäht,
an derartigen Unternehmungen mit seinem Kapitale zu partizipieren, und Cicero
spricht es de off. 4. 42. 454 offen aus, dafs der Handel, wenn er im grofsartigen
Mafsstabe betrieben wird, durchaus nicht für unanständig gelten könne.
Schon diese kurzen Andeutungen genügen, um zu erkennen, daßs die Römer
ziemlich gewandte Kaufleute waren ; und in der That haben sie von den Phöni-
ciem und Griechen schon sehr bald den orientalischen Brauch der Hafenzölle
(portoria, vectigalia) angenommen und angeblich bis zu Poplicolas Zeit diese für
alle in Rom eingehenden Waren sich entrichten lassen ^j ; ebenso haben sie nach
orientalischem Muster das Angeld eingeführt (arrhabo) und durch griechische
Vermittelung die Bekanntschaft mit Stapelplätzen (emporium), Leucht-
türmen (pharusj und Silos (sirus) gemacht.
Auch, die uralte römische Sitte der Gastfreundschaft (Liv. 4. 45. 2;
5. 50. 3] hat sich die Umformung nach griechischem Muster gefallen lassen
müssen. Denn mit der griechischen avyyQatpT^ (vgl. syngraphus b. Plaut.) sind
auch die Zeichen des Gast Vertrags, die tessera (Plaut.), wofern das Wort
von riaaaQOf vier, abzuleiten ist^), und das symbolum (Plaut.) nebst dem
Gastgeschenk (xenium) in Rom aufgenommen worden ^) . Und wenn Cicero den
Aufkäufer propola {7tQ07t(okrjg) nennt, ist es da zu verwundern, dafs selbst
der Sprachreiniger Tiberius keinen römischen Namen für das Monopol (mono-
polium) finden konnte ^) ?
4) Freilich bestand dies uacli Dionys. v. Halle. 9 p. 588 wohl vorwiegend aus fremden
Insassen.
%) Handelsverträge mit Karthago 348. 806. 279. Momms. Rom. Ghron. 820 ff.
3) Liv. 2. 9, Dion. 5. 22, Plut. Popl. 4 4. Im Jahre 479 wurden die Zölle wieder ein-
geführt. Genaueres bei GöU, Kulturbilder aus Hellas und Rom. I. 4 86 ff. telonium
Zollhaus ist ein ganz sptttes Lehnwort.
4) Andere leiten es von der Wurzel tans »schütteln« ab &= tensera, der Würfel; vgl.
Vani^ek p. 274.
5) Die Verpflichtung, römische Beamte auf der Reise aufzunehmen, hatten in griechi-
schen Städten die parochi; vgl. Hör. sat. 4. 6. 45.
6) Suet. Tib. c. 74 : monopolium nominaturus prius veniam postulavit, quod sibi verbo
peregrino utendum esset. Das Wort pelagus für Meer ist, obwohl schon bei den ältesten
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216 Gribgbisghe Wörter
§4.
Weif früher als zur See hatten die Indogermanen auf dem Lande für
Transportmittel Sorge getragen . Dieselben Gölter, welche
compositis primum docuere tigillis
exiguam viridi fronde aperire domum,
illi etiam tauros primi docuisse feruntur
servitium et plaustro supposuisse rotam. (Tibull. 2. 1. 39 ff.)
Schon in der proethnischen Periode hatten die Indogermanen den holzgezimmer-
ten Karren erfunden^), den sie bereits mit ins Joch gespannten Rindern fort-
zubewegen verstanden ^] und der ihnen auf ihren Wanderzügen sicherlich grofse
Dienste leistete. Allmähliche Verbesserungen werden nicht ausgeblieben sein;
doch der Fortschritt vom Fracht- zum Renn- und Reise wagen erfolgte auf
Anregung von anderer Seite. Denn da der Streitwagen erst nach der Zäh-
mung des Pferdes zur Anwendung kommen konnte, diese aber im Orient nicht
lange vor Homer erfolgte, so ist kein Zweifel, dafs, wie in Griechenland das
aQfia, in Rom der currus nach griechisch-orientalischem Muster erbaut worden
ist, um so weniger, als auch die alten Ägypter die Bekanntschaft mit dem Wagen
den semitischen Völkern verdanken 3) . Einer viel späteren Zeit gehört der Ge-
brauch des Personenwagens in Rom an, wo seine Verwendung mit wenigen Aus-
nahmen während der ganzen Blütezeit der Stadt untersagt war und wo er durch
die angeblich von den Macedoniem erfundene Sänfte ersetzt wurde ^j. Doch
haben die Römer eben wegen dieser späten Entwicklung des Fuhrwesens auf
diesem Gebiete viel nachhaltigeren EinfluTs von Seiten der Gallier erfahren, von
denen sie den gröfsten Teil ihrer verschiedenen Wagenarten entlehnten^).
Dagegen wird aller Wahrscheinlichkeit nach die während der Augusteischen
Zeit eingerichtete Post nach kleinasiatischem Vorbilde ins Leben gerufen worden
sein (cf. Friedländer, Sittengesch. II. 8), wie denn auch der Gebrauch der zum
Fahren von Kranken dienenden Handwagen (chiramaxium, vehiculum ma-
nuale) und des zum Transport schwerer Güter bestimmten Rollwagens (cha-
mulcus) auf griechische Quelle zurückgeht.
Im übrigen aber scheinen die Römer auf dem Gebiete des Verkehrs mit
römischen Dichtern belegt, doch immer mehr auf den poetischen Gebrauch beschrtiakt
geblieben.
1) Vgl. a^foy, ä/ua|a, skr. aksha-, lat. axis, ahd. absa, ksl. osK, lit. aszls, Achse.
2) skr. yugam, C^yoy, lat. jugum, got. juk, ksl. ige, kymr. ich.
3) Vgl. Ebers, Ägypten u. Mose, i, 222.
4) lectica v. lectus. Die griechische Vermittelung deuten an die Bezeichnungen heia-
pboron und octophoron für die von 6 resp. 8 Sklaven getragene Sänfte und der gleich-
zeilig entlehnte Name für den Riemen zum Befestigen der Tragstangen (struppus). Auch
basterna macht in seinem ersten Teil den Eindruck eines fremden (griechischen?) Lehn-
worts ißatnaCo»),
5) Gallische Wagennamen sind essedum, cisium, covinus, rheda, petorritum, ploxe-
mum, benna, sarracum, arcera, carpentum, carrus, carruca.
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IN DER LATBINI8GHBN SPRAGHB. 2t7
Wagen und Zugtieren ziemlich original zu sein und von den kampaniseben Nach-
barn nur die zum Reiten erforderliche Schabracke (ephippium. Cato], die
beim Beschlagen der Pferde gebrauchte Bremse (poslomis. Lucil.), sowie die
lederne Riempeitsche (scutica) und die sonst als Auszeichnung für Soldaten
gewähi*ten, aber auch zur Verzierung der Rosse verwendeten phalerae entlehnt
zu haben ^).
Mehr indes als das Fuhrwesen lag ihnen schon aus militärischen Gründen
der Wege- und Strafsenbauam Herzen; in diesen Anlagen zeigen sie sich
geradezu als unübertroffene Meister ; denn noch heute bewundeni wir die grofs-
artigen Militärstrafsen, mit denen sie seit dem Ende des 4. Jahrhunderts ganz
Italien durchzogen haben ^}.
Ob das griechische Vorbild (vgl. hermae] bei der Einrichtung der Meilen-
steine durch C. Gracchus (Plut. C. Gracchus 7j mafsgebend gewesen ist, wird
sich schwer bestimmen lassen; unleugbar ist dasselbe von Einflufs gewesen auf
die Strafsenanlagen der Hauptstadt selbst. Wahrend schon die ayoQa der Phae-
aken nach Odyss. 6. 266 mit grofsen herbeigeschleppten Steinen [Qvzoiai Xaeaai)
gepflastert war, ist dieser Verschönerungsakt an den Strafsen und Plätzen Roms
erst im Jahre 1 74 auf Antrag der Censoren vollzogen worden ^) , vermutlich in-
folge der auf den asiatischen Feldzügen gewonnenen Anregungen. Damit scheint
im Zusammenhange zu stehen die Entlehnung des griechischen Ausdrucks für
eine breite oder Hauptstrafse (platea = Ttkatela) und für das diese ein-
rahmende Trottoir (crepido = %qrinlg).
Viel geringer sind die Impulse der Griechen im Bereiche des Gasthofs-
wesens^]. Denn hier werden auf deren Initiative nur die Lokale zurückgeführt
werden können, in welchen warme Getränke verabreicht wurden (Caf6s) (ther-
mopolium. Plaut.; vgl. thermopotare) , vielleicht auch die Wein-
schenken (oenopolium), aus denen man sich in der Regel den zur Mahlzeit
nötigen Wein holen liefs (Plaut. Asin. 200).
4) Volkstümliches Lehnwort ist sagma s clitellae, Saumsattel, Fremdwörter character
= nota, dem Pferde aufgebranntes Mal, statera, hölzernes Joch, an dem man die Deichsel
befestigte und tapes, Pferdedecke b. Verg. Aen. 7. 277. parhippus und paraveredus (hibrid)
sind ganze späte Benennungen des Beipferdes, ebenso ist synthema, Postschein ein spöier
Ausdruck.
%) Die erste, die via Appia, 842 erbaut.
3) Liv. 41. 27: censores vias sternendas silice in urbe primi omnium locavere. Daher
strata (s Strafse), übersetzt aus (rr^oiToc; vgl. Nissen, Pompej. Studien zur Städtekunde
d. Altert. S. 520 CT., Mommsen, Hermes 12. 486/r.
Römische Ausdrücke sind : via, semita, trames, angiportus, fundula, compitum, bivium,
trivium, quadrivium, vicus, pagus, area.
4) Echt römische Bezeichnungen sind taberna, caupona, ganea, poptna, deversorium,
hospitium, mutationes, stabulum, mansiones, lupanar u. a.
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218 Grieghisghr Wörter
§ 6.
Die Anfänge der indogermanischen Metrologie reichen bis hinauf in die
proethnische Zeit^]. Denn weder beim Abgrenzen des Ackergebietes noch beim
Bau des Hauses konnte man der Flächen- und Längenmafse entraten. Ebenso ist
auch der primitivste Handel mit flüssigen und festen Stoffen ohne irgend ein
Körpermafs undenkbar.
Als älteste Mafseinheiten für Längenmafse dienten nun aller Wahr-
scheinlichkeit nach die einzelnen Körperglieder, und wie die vediscben Inder
nach Fingern (angula) und 10 Fingern (dacangula) rechneten und gleich den
Griechen [o^yvcd) auch die Länge der ausgespannten Arme »die Klafter«
(vyäma) als Mafs verwendeten , so bedienten sich Griechen und Römer des
Fufses (pes = Ttovg), der Hand (palmus = TtaXd^rj) und des Fingers (di-
giius = daxTvXog) ^ . Dagegen sind die Flächen- und Körpermafse ver-
mutlich immer grofsen Schwankungen unterworfen gewesen; denn selbst die
gräkoitalischen lautlich sich deckenden Ausdrücke weichen in der Bedeutung
stark von einander ab, und weder der Werst und der osk. versus (vgl. got.
rasta, Meile] , noch der raodius und ^idi^vog^ noch der culleus und yLoXBog^ noch
die acna (acnua) und die a%aiva^) sind von gleicher Gröfse gewesen. Indes
scheint wenigstens insofern eine gewisse Übereinstimmung erzielt worden zu
sein, als dabei das Decimatsystem zu Grunde gelegt wurde; denn nicht nur
der vorsus und das TtXid'qoVy sondern auch das gallische candetum hat
100 Einheiten gehabt^).
Doch finden wir daneben bei den Römern auch die Duodecimalrecb-
nung in den ISO teiligen Flächenmafsen actus und iugerum in Gebrauch,
wie denn auch die Herakleoten in Unteritalien nach den auf dem gleichen Ein-
teilungsprincipe ruhenden axolvot und o^iy^iara rechneten.
Während nun das römische Flächenmafs fast unverändert bestehen blieb
und nur die climata griechische Abkunft verraten, — denn der Ackerbau ist
dem Handelsgetriebe immer mehr fem geblieben — , hat unter dem Einflufs des
griechischen Handels das Längen- und Körpermafs einige Accommodationen an
das griechische Mafssystem erfahren. Denn neben die alte Einteilung des römi-
schen Fufses (pes = ^*/25 ^odeg) in 12 unciae oder Einheiten tritt bei den
Technikern noch die griechische in 16»Fingerbreiten (digiti = dmwloi]
und 4 Handbreiten {palmns = TtaXaiaT-q, dwQOp) sowie das 125 Fufs ent-
haltende Stadium; und im Bereiche der Körpermafse macht sich eine noch
gröfsere Umwälzung unter griechischem Einflüsse bemerkbar. Zwar sind die
4) Wurzel mAf messen, davon metiri, fjthgoy, skr. mdtrd, mdtram, ags. maedh, ksl. mera.
2) Vgl. poUex, cubitus, passus, decempeda.
3) wtaiya in der Bedeutung eines Mafses sieht allerdings ganz wie ein Lehnwort aus
dem Ital. aus, das an äxa^ya, Stachel assimiliert sein könnte. Vgl. hebr. ttp, Rute.
4) t}ber die Anwendung des Decimalsystems im ältesten Rom und sein Zutagetreten in
einer Menge von rechtlichen Satzungen und Staatseinrichtungen vgl. Mommsen, Rom. Gesch.
I« 204.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 219
Benennungen des culleus (= 20 amphorae), der urna (V2 amphora) , des
congius (7g amphora) unddesmodius (V() medimnus) original, doch ist das
ganze Einteilungsprinzip, auf dem sie beruhen, entschieden der griechischen
Metrologie entnommen. Deutlicher ist die Anlehnung an die griechischen Mafse
wahrnehmbar in den aus der Sprache der Hellenen übersetzten Ausdrücken
a cetabul um = o^/?a9)oi/ und quartarius = xira^TOv^ am eklatantesten
tritt sie zu Tage in den Lehnwörtern hemina = fi^Lva (= cotula), amphora
= äfiq>0Q€vgj doga = doxrj und cyathus = xvad-og^).
§ 6.
Weit später als das Mafs hat sich Gewicht und Münze ausgebildet. Da
nämlich der ganze Handel in der ältesten Zeit auf Tausch beruhte, das Vieh aber
einen der gewöhnlichsten und verbreitetsten Besitztitel ausmachte, so war es
fast selbstverständlich , dafs dieses in der Regel als Tauschobjekt an Zahlungs
Statt verwendet wurde. So war es bei den vedischen Ariern, so war es auch bei
den Italern, und noch im Jahre 454 v. Chr. setzte die lex Aternia Tarpeia die ein-
zelnen Geldstrafen nach Rindern und Schafen fest. Daher der Name pecunia
von pecus; denn wie Varro schon richtig angiebt (1. 1. 5. 19. 95) in pecore pe-
cunia tum consistebat pastoribus. — Später veranlafste der häufigere Fund von
edlen Metallen und der seitdem allmählich üblich werdende Goldschmuck, auch
diese Gegenstände als Zahlungsmittel zu verwenden, und so wurde denn nach
und nach der Obergang zum wirklich ausgemünzten Gelde angebahnt.
Der erste Anstofs hierzu erfolgte vom Oriente her. Die Babylonier sind eS;
denen wir die ingeniöse Erfindung eines rationellen, wissenschaftlich begründe-
ten Münzfufses verdanken^ gleichwie auch die Inder schon in vedischer Zeit
auf diesem Gebiete sich abhängig von ihnen zeigen^). Wie sie das Talent dem
Gewichte eines Kubikfufses Wasser bei der mittleren Landestemperatur gleich-
setzten, so haben sie »mit ihrer Sexagesimalteilung die Talente, Minen und
Sekel, also die Valuta Vorderasiens, geschaffen« 3) . Doch war ihr Geldwesen
allerdings noch der Verbesserung bedürftig, und namentlich mufsle der Übel-
stand noch beseitigt werden, dafs man genötigt war, das Geld bei der Gir-
kulation stets erst zu wiegen und auf seine Feinheit und Güte zu prüfen.
Den bedeutenden Fortschritt nun zur wirklichen Münzprägung in Silber
und Gold machten die kleinasiatischen Griechen, und diese und die stamm-
verwandten europäischen Hellenen haben die Itaier, voran die Etrusker, mit den
neuen Errungenschaften bald bekannt gemacht (Momms. R. G. P 129. 443).
Populonia war die erste nichtgriechische Stadt Italiens, die seit 550 nach
attischem und kleinasiatischem Muster geprägte Münzen in Umlauf setzte. In
Rom dagegen blieb man noch lange Zeit bei dem ungemünzlen Kupfer als Zah-
i) Wörter wie das Piinianische spithamai Spanne 9a dodrans u. a. können nicht auf
Geltung als Lehngut Anspruch erheben.
2) skr. manA «= fiyä ist babylonisches Lehnwort.
S) VgL Peschel, Völkerkunde 537.
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220 Griechische Wörter
luDgsmiitel sieben; erst zur Zeit der Decemvirn scheint man auf etruskisch-
griechische Anregung hin, vielleicht, wie Mommsen meint (R. G. I. 443), nach
dem Vorbilde und unter dem Einflüsse der solonischen Verfassung, den Fort-
schritt zumGufs von Kupfermünzen gemacht zu haben, allerdings vermutlich
unter Anlehnung der Kupferwährung an die griechische Silberwährung und
unter Gleichsetzung des Kupferpfundes (libra) mit dem Silberskrupel. 480 Jahre
lang hat sich Bom und der gröfsere Teil der Städte Nord- und Mittelitaliens mit
diesen Kupfermünzen beholfen, bis zur Zeit des tarentinischen Kriegs mit der
Überhandnähme der griechischen Silberwährung wirklich geprägte Silbermünzen
in Umlauf gesetzt wurden, neben denen bei Beginn der Kaiserzeit auch Gold-
münzen in Gebrauch kamen (vgl. Momms.-Marquardt, Handb. der röm. Altert.
V. p. 12).
Dafs diese Beform durch den auswärtigen Handel, namentlich durch den
Seeverkehr mit Sicilien hervorgerufen worden ist, ist längst bekannt. Ist doch
das Sicilische Geldwesen das einzige griechische, welches mit dem italischen id
ein bestimmt fixiertes Verhältnis gesetzt worden ist! Kein Wunder, dafs von
dorther der Name des nummus = vov^iiog oder vofiog = Vio Staler als allge-
meine Bezeichnung für Münze sich über das italische Festland verbreitete, wäh-
rend die römischen Ausdrücke libra und uncia samt den Bezeichnungen
triens, quadrans und sextans als ^/r^a, ovyxla, TQiag^ Tcir^a^, €$äg be-
reits im 3. Jahrh. der Stadt in das sicilische Griechisch übergegangen sind, ein
beredtes Zeugnis des lebhaften Handels und Warenaustauschs dieser Insel mit
dem Festlande und der Cirkulation des römischen Kupfers auf siciliscfaeni
Boden i) .
Allerdings fehlt es auch sonst nicht an griechischen Münznamen in
der römischen Sprache, aber das sind eben Benennungen in Griecchenland üb-
licher Münzen, die wohl innerhalb des römischen Beichs, aber wohl schwerlich
in Latium geprägt wurden, die w^ohl in Bom als Zahlungsmittel in Umlauf sein
mochten 2), aber niemals landesübliche Münze gebildet haben. Mögen daher das
Talent (talentum), die Mine (mina) und die Drachme (drachuma), wie ihre
Namen erkennen lassen^ noch so früh in der römischen Sprache auftreten : sie
sind ebenso wenig von kulturhistorischem Werte für die Bömer als der Obolus
(obolus), die Halbdrachme (triobolus) oder die von späteren Autoren erwähnten
Vier- und Zweidrachmen- oder Viertelobolen-Stücke^), oder gar die kleinasia-
tischen Cistophoren (cistophorus) , die nach der Besitzergreifung Asiens in
der Hauptstadt des Weltreichs cirkulieren mochten.
4) Echt römische Bezeichnungen auf numisnoatischem Gebiete sind: as, libra, oocia,
semissis, decussis, triens, quadrans, sextans, dexians, dodrans, quincunx, septunx, deoni,
bcs, teruncius, scripulum, denarius, sestertius, aureus u. a. Bemerkenswcrl ist, dafs di«*
Bundesgenossenmünzen im Bundesgenossenkriege eine auffällige Ähnlichkeit mit den io
Amisos, der Residenz des Milhridates, geprägten haben.
2) So cirkulierten seit dem Triumphe des Flamininus 4 95 die von Piautas ofl erwähn-
ten Philippsdor (nummi Philippei) in Rom.
8) didracbma, tetrachmum, dichalcon; trichalcon.
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IN DBR LATBINISGHBN SPRACHE. 221
§7.
Während die ältesten Völker sicherlich die ausgestreckte Hand zum Wägen
benutzt haben ^), so schuf man sich später die diese einfache Manipulation er-
setzende Vorrichtung der Wage. Dafs diese zugleich mit der Kupfermünze ein-
geführt wurde und anfangs nur dazu diente, das Gewicht des an Zahlungs Statt
verwendeten Kupferbarrens zu bestimmen, geht aus dem in gleicher Weise für
Pfund und Wage gebrauchten Namen libra und aus Redensarten wie aere et
libra oder per aes et libram deutlich hervor. Daneben hat sich jedoch allem
Anscheine nach schon ziemlich früh die griechische Bezeichnung trutina
{=TQtJTavr}) als genereller Ansdruck für jede Wage (vgl. Vitr. 40. 3. 4) und
statera (= avartQ, Name einer griechischen Münze) als Bezeichnung der
Schnell- und später Goldwage nebst dem Gegengewicht (sacoma) eingebürgert'-^).
Auch Geldtäschchen nach griechischem Muster werden in Rom Eingang ge-
funden haben. Oder sollte das Plautinische marsupium (= iiaqavjtiov) und
pasceolus (= (paa%aXoQ^ (pdaüwlog) = Geldbörse mit der dazu gehörigen
Umhängetasche (sacciperium) und der von späteren Autoren gebrauchte
Ausdruck Saccus, Geldsack 3), (dem man als Reiseeffekten auch pera, Ranzen,
ascopera, lederne Reisetasche undaverta, Mantelsack beigesellen kann),
wirklich weiter nichts sein als griechische Benennungen altrömischer Einrich-
tungen ?
Natürlich sind Geldgeschäfte wie im alten Indien auch in Latium früh-
zeitig betrieben worden, und wenn auch der Wucher doppelt so streng wie
Diebstahl bestraft wurde und für entehrend galt, so wurde er doch von allen
Kapitalisten mehr oder weniger betrieben. Darlehen zu geben war eine alt-
römische Sitte, die durch den latinisch-sicilischen Geschäftsverkehr sogar samt
ihrem römischen Namen (mutuum = ^oixov) in den Gebrauch Siciliens über-
ging. Dagegen stammt der schon zur Zeit der Samniter-Kriege in Rom bestehende
Geschäftszweig der Geldwechsler wahrscheinlich aus Griechenland^), wo sie
durchweg ebenso wie in Rom ihren Sitz auf dem Forum aufgeschlagen hatten.
Bereits zu Plautus' Zeit müssen sie in ziemlicher Zahl dort vertreten gewesen
sein, da dieser oft Gelegenheit nimmt , den schmutzigen Wucher dieser Leute
zum Gegenstande seines Witzes zu machen. Ihr ältester, von Plautus gebrauchter
Nume ist tarpessita oder trapezita = rQa/ce^lTifjg, von den Römern späterer
Zeit übersetzt mit mensarius und wahrscheinlich identisch mit argentarius
(Bankier). Daneben erscheint der danista {= dareujTrig) bei Plautus und der
4) Würz, tai, heben (vgl. iat. tuli) und wägen: skr. tulä, Wage, griecfa. TäXaytoy,
Wage, Gewicht.
2) Späte Ausdrücke sind zygostales, Wfigemeister, zygostasiuoi , Amt des Wäge-
meisters u. a.
8) Die gräkoitalischen Bezeichnungen crumena = yQvfiia, fiscus = ^airx«Xo^ (vgl.
yi'/.io^, ahd. kiuUä) haben ursprünglich keineswegs die Bedeutung Gcldbehältnis.
4) Vgl, Pauli, Realencyklop. III. 417. Liv. 9. 40.
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222 Grieghisghb Wörtbr
tocullio (von Tonog) bei Cicero, die dem römischen faenerator (Wucherer)
gleichgestellt werden können ^) .
Die trapezitae hatten zur Hauptbeschäftigung das Geldwechseln, -Aus-
leihen und -Aufbewahren, woneben ihnen oblag, die Münzen zu prüfen, um dem
Gewerbe der Falschmünzerei möglichst zu steuern (vgl. paracharactes). Dabei
operierten sie bereits in ciceronianischer Zeit mit einer Art Wechseln (syn-
grapha), erhoben auf Geld Agio (collybus Cic.) und berechneten Zinseszins
(anatocismus Cic.) ^].
1) Echt römische hierher gehörige Bezeichnungen sind: usurae, Zinsen, Interessen;
versura, Anleihe; faenus, Wucher; aes alienum, Schulden; acceptilatio, eine Art müDdllche
Quittung; expensilatio, Eintragung des an jemand als Darlehen gezahlten Geldes u. a.
2) Einen verwandten Beruf haben die Mäkler oder Kommissionttre bs Unterhändler
beim Kauf, die bei Seneca mit dem griechischen Namen proxenetae bezeichnet werden.
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^Elliiveg rtaQdduYfJta ftällov altoi Svxsg ttvl
Q fMHOVffvot iri^ovg.
Thncyd. 2.37.
Kap. IX. Grammatik.
Unter den griechischen Wissenschaften wurde zuerst die Grammatik
auf römischen Boden verpflanzt und frühzeitig ausgeübt. Eine Durchsicht des
lateinischen Alphabets^) und die dabei erfolgte Ersetzung des griechischen ^
durch das lateinische g scheint schon nach der Mitte des 3. Jahrh. v. Chr. ein
gewisser Spurius Carvilius vorgenommen zu haben, und nicht lange nach ihm er-
warb sich Ennius das grofse Verdienst, nach griechischem Muster die Verdoppe-
lung der Konsonanten auch graphisch zum Ausdruck gebracht und so die römi-
sche Sprache für die quantitierende Poesie der damaligen Zeit geeignet gemacht
zu haben ^] ,
Einen bedeutsamen Wendepunkt bezeichnet das Auftreten des Krates von
Mallos (vgl. Suet. d. gramm. c. S), der um die Zeit von Ennius^ Tode im Jahre
459 von König Attalus IL Philadelphus von Pergamum als Abgesandter nach Rom
geschickt wurde und sich so grofsen Anhang zu verschaffen und so nachhaltige
Anregung auf die Römer auszuüben vnifste, dafs Sueton 1. 1. mit Recht von ihm
das Studium der Grammatik in Rom datiert.
Jetzt wendeten sich nicht nur hervorragende Mitglieder der Nobilität der
neuen Disciplin zu, sondern es entstand sogar ein Kreis von Gelehrten, der über
gewisse Gebiete der Grammatik wissenschaftliche Werke veröffentlichte. Vor-
zugsweise ging indessen die Thätigkeit der Römer auf die Interpretation einzelner
Autoren und die Erklärung (etymologia, etymologice] veralteter und unverständ-
lich gewordener Wortformen '),(,wobei man Gelegenheit genug fand, den etymo-
4 ) Über die Entlehnung des griechischen Alphabets vgl. unten das Kapitel üher Schreib-
und Bücherwesen. — Dafs schon im 4. Jahrh. unter dem sich auf allen Gebieten doku-
mentierenden Einflüsse der griechischen Civilisation eine feinere und schärfere Aussprache
des Lateins erfolgte, ist nicht zu verwundern (vgl. Momms. R. G. I ^ 470).
3) Suet. d. gramra. 4 : Grammatica Romae ne in usu quidem olim, nedum in honore
uUo erat. — initium quoque eius mediocre exstitit, siquidem antiquissimi doctorum, qui
iidem et poetae et semigraeci erant (Livium et Ennium dico) nihil amplius quam Graecos
interpretabantur.
3} Von Römern, qui glossas scripserunt und qui glossemala interpretati sunt, berichtet
bereits Varro 1. 1. 6 p. 82 u. 88
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224 Griechische Wörter
logischen Spielereien nachzugehen. So gab ÄureliusOpilius aufser der Er-
klärung altrömischer Dichter noch ein grammatisches Werk heraus, unt^r dem
Titel Musae, während Aelius Stilo sich die Etymologie als Arbeitsfeld auser-
sehen hatte und M. Terentius Varro mit seiner polyhistorischen Kenntnis
fast alle Gebiete der Grammatik anzubauen verstanden hat. Ihre Nachfolger
gingen dieselben Bahnen, nur dafs die einen sich enger, die andern weniger eng
an ihre griechischen Vorbilder anschlössen , die einen bei ihren etymologischen
Forschungen alles aus dem Griechischen ableiten wollten, die andern alles mit
Hilfe der lateinischen Sprache zu erklären suchten. Ausschliefslich mit der
Grammatik und zwar vorzugsweise mit der Deklination und Konjugation be-
schäftigte sich Cäsars vielgerühmtes Werk de analogiam), gewissermafsen ein
Vorläufer der zahlreichen systematischen Schriften , die seit der Zeit fladrians
infolge der Begünstigung grammatischer Studien von Seiten dieses Kaisers ediert
worden sind und uns in der Regel eine zusammenhängende, einheitlich geordnete
Darstellung der ars grammatica geben, wie sie im Laufe der Zeit von den grie-
chischen Gelehrten ausgebildet worden ist : ein Ersatz für die meist untergegan-
genen Werke der voraugusteischen Zeit.
Wie ernst man diese Studien nahm und wie sehr man beflissen war, die
Wissenschaft der Grammatik dem römischen Volke zu eigen zu machen, be-
weist das überall sichtbare Streben , die griechischen termini technici durch
lateinische Ausdi*ücke zu ersetzen.
Wie die Einteilung der Grammatik in Elementarlehre, Formenlehre und
Syntax 2) auf griechische Quelle zurückgeht, so ist die Scheidung der Laute
in Vokale und Konsonanten 3), die der ersteren in lange und kurze *), der letz-
teren in Halbvokale, flüssige und stumme Buchstaben ^) oder in hauchlose, sanft
gehauchte und rauh gehauchte ß), ferner die Benennung der Spiritus, Accenle'
und Interpunktionszeichen^), endlich der Natur- und Positionslänge ^j, durch-
aus unter engem Anschlufs an die griechische Grammatik erfolgt. Ebenso sind
die Bezeichnungen für den Hiatus und die Elision ^^j, für Zusammenziebunsz,
Verkürzung und Verlängerung *^) , für die Wortzusammensetzung und Ab-
4) Fronte d. bell. Parth. p. 221 ed. Nab. : Inter tela volanlia de nominibus deciioandis,
de vcrborum aspirationibus et rationibus inter classica et tubas (Caesar scripsit).
2} Varro, bei dem wir eine solche Gliederung zuerst finden, setzt statt der Elementar-
lehre die Etymologie ein. Das Wort etymologia ist zuerst belegt bei Quintilian; Cicero
gebroucht dafür die Übersetzung vcriloquium.
3) vocaies = ^wv^ei^a; consonantes == a^fjig)toya.
4) longae = fiaxQo; breves = ßgaxia.
5) semivocales = r^f^igxoya \ liquidae s= vyQcc; mutae s= atpiava,
6) tenues = ipiXa; mediae = fAiaa; aspiratae »s daaia,
7) Spiritus asper = nysvfia daav -, Spiritus ienis s= nvevfia tffiXoy; accentus = n^o^--
Mdia; circumflexus = 7t6Qitfno)fiiyfj ; gravis = ßaQeta\ acutus = o^sla.
8) distinctiones = <niyfjiai', distinctio finalis = teXeia; punctum = aityfjiii.
9) natura = tpvcei; positione = d-iaet.
10) hiatus = x^^ir/uaicT/a ; elisio, Ix^^At^e^", complexio, cwaXo^tpr^.
H) conlractio, diaiQeai^; correptio, avatoX^; productio, diaaroX^,
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Iff DER LATEINISCHEN SPRACHE. 225
leitung *) durchweg nur lateinische Übertragungen griechischer Ausdrücke. In
ahnlicher Abhängigkeit befindet sich die römische Granomatik bei der Benennung
der einzelnen Redeteile 2). Auch können die Bezeichnungen für die Flexion
der Nomina und Yerba^), für die Komparationsgrade*), für Kasus,
Genera und Numeri desNomens^) und Personen, Genera, Tempora
und Modi des Verbs ^], nicht minder für Augment, Reduplikation') und
andere ins Bereich der Flexion gehörige Erscheinungen ihre griechische Abkunft
durchaus nicht verleugnen ^) .
Und dieser Schar von Übertragungen steht eine gleich grofse Anzahl
wirklich entlehnter Wörter zur Seite. Hatte man anfangs die griechischen
Numen der Buchstaben latinisiert, wie b e statt ßrjTa u. s. f., so begnügte man sich
bei der späteren Entlehnung der letzten Zeichen des Alphabets mit der einfachen
Wiedergabe und sagte zeta oder zet(h)um, ja liefs auch den andern, namentlich in
einer speciellen Bedeutung, oft ihre griechische Form, z. B. sigma, gamma,
deltaö).
Die Bezeichnung der Gesamtheit der Buchslaben als Alphabet (alpha-
betum) ist erst seit der Zeit der Kirchenväter nachweisbar. Im übrigen scheinen
die römischen Grammatiker die Praxis gehandhabt zu haben, die ohne Mühe ins
I^tein übertragbaren Wörter zu übersetzen, diejenigen jedoch, welche sich nicht
so leicht wiedergeben liefsen, besonders zusammengesetzte griechische Ausdrücke,
unverändert in die lateinische Sprache zu übernehmen. So kommt es, dafs die
Silbe (syllaba, Plaut.) und der Apostroph (apostrophus) ihre griechischen
Namen behalten haben, und dafs man bei der Bezeichnung des Doppelvokals
und des Doppelgammas^^^) nicht römische Bildungen versucht hat. Bei den
i) compositto, avyd^eiJif\ decomposita, naQaavydera; derivatio, na^aytayr^,
2) nomen, oyofia; proprium, xvQioy\ appellativum, nqogrjyoqixoy \ collectivum, «&qoi-
aztxoy; adiectivum, ini^eioy; verbum, ^fjjna', transitivum, ^laßißatnixoy \ intransitivutn,
•»f* diaßißamoy ; participiuiD, fAsroxv; arliculus, aQ&goy; pronomen, ayttoyo/nia; possessiva,
xxTfiixai'y Te\9ii\sZt &ya(poqi,xai\ interrogativa, 7ret;<yT4x«« ; demonslrativa, deexTexae; infinita,
€t6^i,inai\ reflexiva, ayaxXiüneyai \ praeposilio, Tr^d^effef ; adverbium, i;re^^i7/u«; coniunctio,
€Svy^eüfAog\ numeralia, icgid'fiTjTixa ; ordinalia, xaxxixä u. a.
8) flexio » xXiais\ decUnatio = xXiais oyofAcntay; coniugatio = av^vyia,
4) cotnparativus = avyxqmx6y\ superlativus = vnBQ&exixoy,
5) casus, nx<ä9is\ nominativus, oyo(AaaxixTi\ genitivus, yevftxij; dativus, 6oxixtj \
accusativus, aixiaxixrj', vocallvus, xXj^tixiJ; casus recti, nxutaeis eif&elai] casus obliqui,
Tixomtis, nXaytai; singularis, iyixo^; pluialis, nXrj&vyxixo^- masculinum , aQUeyixoy \
fcmininum, &i]Xvx6y; neutrum, ovdixBQoy.
6) tempora, XQ^'^^^'^ praesens, o iyBOxtag xQoyog\ perfectum, b naqaxeifiByog \ futurum,
6 fiiXlioy; imperfcctum, naqaxaxixog \ plusquamperfeclum, vnBQavyxB%ix6s\ modi (quall-
lales, Status), (f«a^i<rei£>; indicativus, o(>t<rr«x^; coniunctivus, w/roTrtxTixi; ; optativus, cüxtixi? ;
imperativus, nqogxaxxixri; infinitivus, onaQkfAfpaxog., activum, IW(jyeta; passivum, na^og \
neutropassivum, fjiea6xTjg\ persona, nQoatonoy.
7) augmentum, incrementum, av^rjaig; reduplicatio, aya^inXaaiaa/iiog.
8) Nur selten begegnen wir daneben griechischen Ausdrücken wie prosodia, Systole,
diastole u. a.
9) Vgl. alpha, beta, thcla, iota, coppa, rho, tau, anlisigma.
10) diphthongos, digamma.
Weise, Oriech. Wörter i. d. lat. Sprache. 1 5
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226 Griechische Wörter
Wörtern c o ro n i s und patronymicum scheint die Möglichkeit einer Verwechs-
lung im Falle der Übertragung für die Übernahme der griechischen Form ent-
schieden zu haben ; auch wird man yXdtaaa und ylwaarji^a = giossa, glossema
durch lingua wiederzugeben aus dem gleichen Grunde vermieden haben. Die
Beschäftigung mit der Litteratur nennt Cicero unter den Römern zuerst philo-
logia (vgl. philologus), die Wortableitung und den Etymologen Varro etymo-
logice und etymologus (vgl. etymologia, etymologicus , etymon) ; die im
ganzen Altertum und Mittelalter so oft gebrauchten Ausdrücke analogia und
anomalia, durch welche zwei ganz verschiedene Schulen und Systeme von
Grammatikern bezeichnet werden, übersetzt derselbe Autor, bei dem sie sieb
zuerst finden , mit aequabilitas und inaequabilitas (1. 1. 9. 4. 4), ohne
dafs sich letztere Ausdrücke einzubürgern vermocht hätten.
Dagegen hat man nicht gewagt , die griechische Form einer ganzen Reihe
von meist später übernommenen termini technici anzutasten. Nach wie vor
führten die Diärese (diaeresis) und Synizese (synizesis; vgl. synaloephe),
die Synkope (syncope) und Epenthese (epenthesis] , die Trennung und
Zusammenfügung^], die Vermehrung am Anfange und am Ende und
ihr GegenteiP); der Gebrauch eines Buchstaben oder Kasus statt eines andern^)
ihre von Haus aus griechischen Namen. Nach wie vor sprach man von meta-
plasmus und metathesis, vonhyphen und anacoluthon, euphemia
und dysphemia^ von iotacismus und labdacismus, von synchysis
und sy llepsis, von idiomata casuum und hypocorismata. Auch die von
den Grammatikern verwendeten kritischen Zeichen (notae, quae versibus apponi
consuerunt; bei Keil, gramm. lat. VII p. 533 ff. werden 24 aufgezählt] tragen
zum grofsenTeil griechische Namen, wie der obelu s, asteriscus, die diple,
diple periestigmene, diple obelismene, coronis, das antisigma^
das ceraunium, der antigraphus u. a. Und wie zahlreich sind nicht die
Ausdrücke, die man zur Klassifikation der Nomina nach Silbenzahl, Deklination,
Abstammung, Bedeutung u. s. w. gebrauchte?^) Ja es nimmt sich geradezu
sonderbar aus, wenn Comificius rhetor u. a. Bezeichnungen wie homoeopto-
ton, homoeoteleuton, syncatagorema u. a. durch die schwerfälHgen
Bildungen similiter cadens, similiter desinens, consignificantia u. s. f. wieder-
geben.
Nach alledem dürfte die Behauptung kaum gewagt erscheinen, dafs die ganze
römische Grammatik auf griechischem Fundamente basiert und nur eine Repro-
duktion der grammatischen Forschungen der Griechen ist.
1) tmesis, syzygia.
2} prosthesis, prothesis; prosparalepsis, paragoge; aphaeresis; apocope.
8) antitfaesis; antiptosis.
4) monosyllaba, disyllaba, thsyllaba, hexasyilabus, heplasyllabus ; monoptota, diplota,
triptota, hcxaptota, aptota (indeclinabilia); homonyma, dionyma, eponyma, paronyma, poi>'
onyraa; heteroclita, nothai paragoga, perileptica, prototypa u. a.
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Nil intentatam nostri liqaere poetae
Nee minimum meruere decuR vesiigia Graeca
Ansi denerere.
Hör. A. P. 285.
Kap. X.
Poetik und Metrik. Schreib- und Bücherwesen.
§1.
Wie bei allen Kulturvölkern, so sind auch bei den alten Römern die Keime
nationaler Poesie deutlich bis in ziemlich entlegene Zeit zurückzu verfolgen : Bei
festlichen Gelegenheiten wurden in der Form des WechselgesprUchs allerhand
Schwanke aufgeführt, die nach und nach die Gestalt der Fescenninen, Sa-
turae und Atellanen annahmen, während zu Ehren der Götter und der dahin-
geschiedenen Familienglieder lyrische Gedichte geschaffen wurden und
selbst das epische Element in den Ahnenliedem öfter zur Geltung kam.
Doch die kunstmäfsig ausgebildete Poesie beginnt erst mit der
schriftlichen Aufzeichnung und Vervielfältigung im 3. Jahrh. und steht, wie die
gesamte poetische Litteratur der Römer, von Anfang an in starkem Abhängigkeits-
verhältnisse zu den poetischen Produktionen der Griechen. Die ältesten Dichter,
die sich der römischen Sprache bedienten, waren Griechen oder Halbgriechen ;
ihre Stoffe Übersetzungen oder Überarbeitungen griechischer Originale. Nicht
vates nannten sie sich, wie die altrömischen Dichter, sondern, ihrer Abkunft
eingedenk, mit dem vulgärgriechischen Ausdrucke poetae^), der schon bei
Plautus (z. B. mil. 244) und Ennius (ann. 6) der einzig gebräuchliche ist. Seine
Annalen bezeichnet Ennius als poemata.
(ann. 3 :) latos per populos terrasque poemata nostra
clara cluebunt,
das dichterische Schaffen nennt er poetari (sat. 8).
Naturgemäfs haben nicht alle Dichtungsgattungen sich der gleichen Gunst
bei den Römern zu erfreuen gehabt; doch stehen sie fast alle von vornherein
unter griechischem Einflüsse oder sind direkt aus griechischer Quelle geflossen :
Wie das Heldengedicht samt dem daktylischen Hexameter aus Hellas stammt,
4) pocta s= nrnirrig s= notriif^g; vgl. Momms. R. G. I. 931. Anm.
15^
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228 Gribchischb Wörter
so hat auch d<as Drama in Stoff und Anlage starke griechische Ginwirkungen er-
fahren, während die später entwickelte Lyrik vollkommen unter griechischem
Einflufs aufgewachsen ist. Spornt doch Horaz die römischen Jünglinge mil
folgenden Worten zur Nachahmung griechischer Vorbilder anl :
Vos exemplaria Graeca
nocturna versate manu, versate diuma. A. P. 269.
Wie mächtig die reiche Fülle des Stoffs der griechischen Poesie auf die Römer
einwirkte, das lehrt zur Genüge eine auch nur oberflächliche Überschlagung der
Titel, die sie ihren Produktionen gegeben, und die z. B bei den Dramen zum
kleinen Teil auf Übersetzung beruhen ^), zum bei weitem gröfsten direkt von dei.
entsprechenden griechischen Stücken herübergenommen sind 2), das lehrt ferner
ein Blick auf die ganze Gliederung und Ökonomie ihrer poetischen Schöpfungen 5.
Und wie der Stoff und die Einteilung, so ist auch die Form nur eine Nach-
ahmung der griechischen Vorbilder. Von dem schon seit alter Zeit zu Grab-
schriften (elogium = lAe/fitoy; epitaphium) verwendeten E p ig ramm [epl-
gramma) bis zum epithalamium und hymenaeus, von dem Päan (paeanj
und Hymnus (hymnus) bis zum Wechselgesang (amoebaeum], von der
Elegie bis zur Ode, Epode^) und dem schon von Ennius kultivierten Akro-
stichon (parastichis) ^j sind alle Gattungen des genus epicum und melicum
mehr oder minder eine Nachahmung griechischer Muster. Die Nenia (neniaj
und das Leichenlied (epicedion) gleich dem Siegeslied (epinicium), das
Idyll (idyllium, vgl. ecloga) und das erotopaegnion, das Märchen (apo-
logus) und das Rätsel (aenigmaj; die Rhapsodie (rhapsodia) und Prosopo-
poeie (prosopopoeia) , die chorische Strophe und Antistrophe (stropha;
antistropha), die Gattung der bucolica und georgica, alle bekunden sie
schon durch ihren Namen die Quelle, aus der sie stammen <^*].
4) Vgl. z. B. Plautiaische Komödientitel wie Asinaria &= 'Of^a^/of , Mercator s "i^^no^-,
Poenulus = Kaqxv^^'^^^^i Trinummus =s Gr^cav^o^.
2) Die Tragödien beliandeln zumeist Slofle der griechischen Mythologie wie von Liv.
Andronicus: Achilles, Aegisthus, Aiax, Andromeda, Danae, Equus Troianus, Hermiona, loo,
Tereus, die Komödien dagegen nach dem Vorbilde der millleren Komödie der Athener
Stoffe aus dem gewöhnlichen Leben, wie dies z. B. die Namen der Komödien des Nae^iu»
erkennen lassen, unter denen figurieren: Acontizomenos, Agrypnuntes, Colax, Gymnasticu>.
Lampadio, Stigmatias, Technicus, Triphallus. Dasselbe ist der Fall bei den übrigen Dramen-
dichtern; desgleichen bei anderen nicht dramatischen Dichtungen z. B. Ennius' Hedapha-
getica, Accius Didascalica, Pragmatica, Parerga u. a.
3) Dramatische tennini technici sind z. B. protasis, Eingang, epitasis, Knoten, cata-
stropha, Lösung, prologus, prologium s epilogium, Prolog (vgl. prooemium), exodium,
Nachspiel, embolium, Zwischenspiel, monodia, Solo » sincinium. tJber die Arten de^
Dramas s. unten.
4) elegia (vgl. elegi, elegion, elegidion, elegeus) ; ode, oda; epodos.
5) Vgl. Cic. d. div. 2. 54. 4 4 4.
6) Andere hierher gehörige Ausdrücke sind lyricus (Hör.), melos (Lucr.), dithyrambas
poema dithyrambicum, tragicum, epicum u. a. (Cic.) anthologica (Plin.). Der Dichtkunst
gedenkt zuerst Cato unter dem Namen ars poelica ad Marcum fil. p. 83. 2, als pocsis (vgl.
poelica, -e) tritt sie auf bei Cic. Tusc. 4. 33, den griechischen Ausdruck für Dichterin
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llf DEa LATEINISCHEN SPRACHE. 229
§ 2.
Aber auch der Vers selbst, das den einzelnen Dichtungsarten zu Grunde
Hegende Schema, hat seine mannigfaltige Gestaltung von den Griechen erhalten,
wiewohl den Römern ein alteinheimisches Metrum zu Gebote stand. Durch die
Abhandlungen von Westphal (K. Z. 9. 437 — 458) »zur vergleichenden Metrik der
indogermanischen Völkera und von Fred. Allen (K. Z. 24. 556 — 584) »über den
Ursprung des Homerischen Versmafses« haben wir nämlich den genau begründe-
ten Nachweis erhalten, dafs der griechische Epenvers samt dem Saturnius und
der indischen Cloka auf eine gemeinschaftliche Grundform zurückgehen, die als
indogermanisch angesetzt werden darf. In diesem ältesten echt römischen Vers-
mafse sind die poetischen Arbeiten der Römer etwa bis zum Beginn des 2. Jahrh.
V. Chr. abgefafst worden. Noch der lateinischen Bearbeitung der Odyssee des
Liv. Andronicus liegt dieser Vers zu Grunde, wiewohl derselbe Dichter bei
seinen gleichfalls aus dem Griechischen übertragenen Dramen bereits leichtere
griechische Metra anzuwenden begann. In gleicher Weise verfuhr Naevius,
während Plautus die griechischen Versmafse schon durchweg gebraucht,
wenn auch die häufige All itte ratio n und die Ungebundenheit undLicenz
in der Handhabung der Metra vielfach an den Saturnius erinnert.
Den entscheidendsten Schritt that Ennius, der den griechischen
Hexameter (hexanjeter) in Rom einbürgerte und für alle Zukunft zum eigent-
lichen epischen Verse machte. Auch das Distichon (distichon) wurde verhält-
nismäfsig früh kultiviert und kam z. B. in der Grabschrift des Prätors Cn. Cor-
nelius Scipio Hispanus (139 v. Chr.) zur Anwendung, während die komplicier-
teren Verse der griechischen Lyriker erst allmählich sich Bahn brechen und in
den an alexandrinische Vorbilder sich anlehnenden Catullianischen Gedichten
und den Sapphischen und Alcäischen Strophen der Horazischen Carmina die
vollendetsten Formen erhalten haben.
Den griechischen Namen der einzelnen Metra (metra) und Versfüfse be-
gegnen wir mit Ausnahme der von Catull erwähnten hendecasyilabi Inder
römischen Litteratur zuerst bei Cicero, der im Or. c. 64. 5. 21 5 ff. von den ciau-
sulae der Perioden handelt und dabei des iambus, choreus, trochaeus,
spondeus, dactylus, creticus, dichoreus, dochmius und paean
= paeon gedenkt, während er an anderen Steilen des anapaestus, hexa-
meter, pes herous u. a. Erwähnung thut.
poetria » poetris (Pers.) nennt zuerst Ctcero (Cael. 27. 64). — Auch gewisse Gallungen
der prosaischen Litteratur, die von den Griechen zuerst angebaut worden sind, tragen
griechische Namen: so das philosophische Gespräch (dialogus), die Geschichte (historia),
die Kriegslisten (strategemata) , die Spottschriften (catachannae), die Journale (ephemerides) ,
die Geschlechtsregister (genealogiae, vgl. genealogus), die Chroniken (chronica), die Rätsel
(aenigmata, griphi). Auch haben die römischen Autoren oft für prosaische Schriften grie-
chische Titel gewählt wie Ctcero: paradoxa Stoicorum, Oeconomicus ; Seneca: Apocolo-
cynthosis u. a.
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230 Griechische Wörter
Doch geht soviel aus seinen Worten hervor, dafs zu seiner Zeit das griechi-
sche System der Metrik den Römern nicht mehr unbekannt war, wenn auch erst
die scriptores rei metricae uns mit dem vollständigen Apparate der griechischen
Metrik bekannt machen.
Der erste Römer, der sich eingehender mit Metrik befafste, scheint Yarro
gewesen zu sein; dessen Vorgange folgend hat Caesius Bassus zur Zeit des
Claudius und Nero die Metra sämtlich in einem eignen »de metrisa betitelten
Werke aus dem heroischen Hexameter und dem iambischen Trimeter abzuleiten
versucht. Doch ist uns dieses nur in einer dem 3. Jahrh. angehörigen Bearbeitung
erhalten, gleichwie auch die übrigen metrischen Werke des Marius Victorinus,
Marius Plotius, Atilius Fortunatianus, Servius, Rufinus, Censorinus, Priscian,
Diomedes u. a. sämtlich aus ziemlich später Zeit stammen.
Was wir daher an metrischen Terminis aus frtlher Zeit besitzen, verdanken
wir aufser Cicero namentlich dem Quintilian, der uns die Namen des amphi-
brachys und amphimacer, bacchius und palimbacchius, pyrrhi-
chius (= pariambus) und tribrachys, trimeter^] und pentameter,
sotadeus und metrum trochaicum vorführt. Fügen wir aus den genannten
späten Grammatikern von dreisilbigen Metris den molossus und die Namen des
antibacchius oder antibacchus = palimbacchius und antidacty-
lus = anapaestus, ferner die gesamten vier- und fünfsilbigen Füfse^) (mit
Ausnahme des bereits erwähnten dispondeus, paeon und d o c h m i us) hin-
zu, so sind die einfachen Metra der griechischen und lateinischen Grammatiker so
ziemlich erschöpft.
Was die Namen besonderer Versarten wie des iambischen Trimeter mit
spondeischem oder trochäischem Schlüsse (choliambus), des Hexameter mil
Spondeus im vorletzten Fufse (spondiacus); des versus glyconeus, phere-
crateus, pythius, rhopalicus, tetrameter, heptametrumu. a. und
die Benennungen der Cäsuren betrifil 3), so stammen diese sämtlich aus später
Zeit. Dasselbe gilt von den technischen Ausdrücken acatalectus, catalec-
ticus oder catalectos, catalexis, hypercatalectus, versus hyper-
metri, arsis (sublatio, elevatio vocis), thcsis (positio, depositio vocis], di-
podia, trirhythmus, tetrarhythmus, monostrophos, monoschc-
mus, monostichium, tetrastichon, synaphia u. a., vor allen Dingen
aber von der stattlichen Reihe der von einzelnen griechischen Dichtem ausge-
bildeten oder mit Vorliebe angewendeten und deshalb meist" nach diesen genann-
ten Metra, die wir hier in alphabetischer Anordnung folgen lassen :
metrum aeolicum, alcaicum, alcmanicum, anaclomenon,
1) Schon bei Horaz.
2) Viersilbige: proceleusmaticus, ditrochaeus (vgl. dichoreus bei Cic), diiambas.
ioDici, Choriambus, antispastus und epitritus. Fünfsilbige: molossopyrrhichos, molossiam-
bus, molossospondius, hyperbrachys, amoebaeus, antamoebaeus, mesobrachys, mesomacros.
3) caesura, incisio = xofxri. penthemimeres (semiquiDaria incislo), hephtbemimeres
(semiseptenaria incisio), [tritbemimeres, ennehemimeres].
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IN DBR LATB1NI8CHKN SPRACHE. 231
anacreonteum, anadiplumenon, (anapaeslicum), (antispasti-
cum), archebulium, archilochrum, aristophanium, asclapia-
deum, (bacchiacum) , bacchylidium, bucolicum, callimachium,
choerilium, (choriambicum) , choricum, (dactyl icum) , echoi-
cum, (elegium), encomiologicum, (glyconium), heroicum, hip-
ponactium, hymenaicum, iarobelegum, (iambicu m), iambioni-
cum, ithyphallicum, iniurum, (molossicum) , paroemiacum,
partheniacum, phallicuro, (pherecratium) , phrynichium, pin-
daricum, praxilleum, priapeium, (proceleusroaticum), sap-
phicum, simonidium, sotadicum, stesichorium, threnicum,
timocratium, (trochaicum) ^).
§ 8,
Dio Fähigkeit, »das gesprochene Wort in seine einzelnen Laute zu zerlegen
und diese Laute durch Symbole sichtbar werden zu lassen«, reicht nicht in die
indogermanische Vorzeit zurück. Sie ist den vcdischen Ariern noch unbekannt
und darf als eine Erfindung des hamitischen Sprachstammes bezeichnet werden 2).
Aus dem Wunderlande Ägypten mit seiner altehrwttrdigen Hieroglyphenschrift
^<npfingen die Phönicier diese köstliche Gabe^ uYn sie den Griechen zu über-
bringen ^j ; von diesen wieder wurden die italischen Völkerschaften schon bald
nach Beginn der griechischen Kolonisation in die Geheimnisse des Lesens und
Schreibens eingeweiht und mit den derzeit in Hellas üblichen Schreib-
materialien vertraut gemacht.
Was die Römer und die übrigen europäischen Völker vor jener Zeit benutzt
haben, um allerhand Zeichen, wie z. B. die Germanen ihre Runen, zu fixieren^
vermögen wir nur noch aus den spater üblichen Ausdrücken für die Schrift zu
erkennen: Von dem Baste, der in der ältesten Zeit zu diesem Zwecke ver-
wendet worden sein wird, hat sich nach Hehns ansprechender Vermutung (a. a.
O. 521) die Bezeichnung liber = Bast, Schale für alle Zeit in der Bedeutung
»Buch« erhalten . Daneben benutzte man Blätter und Holz tafeln (vgl. codex ,
codicillus), in die man die Schriftzeichen einritzte oder grub (daher yfaq)etp =
graben, scribere = a%a((ixpaofjLai^ alts. writan, reifsen, schreiben; vgl. charaxo,
scarifo) oder malte (littera von linere}, später Felle^} und Metall und nach
der Entwicklung der Linnenindustrie auch Leinwand, aufweiche letztgenannten
A) Die Zahl der hier genannten Metra löfst sich leicht noch vergröfsern mit Hilfe des
zum VI. Bande der Keuschen grammatici latini gehörigen Index, in welchem noch viele
andere Versmafse verzeichnet sind.
2) Nach Ebers, Ägypten u. d. Bücher Moses I. 4 47 sind 43 oder 45 phönicische Buch-
staben aas dem hieratischen Alphabete abzuleiten.
S) Ei &k natQa ^olyiaaa, rir 6 (p^6vog\ rjy %al 6 KcidfAos neiyo^ iup* ov ygaTttay *£XXigf
l/ec aaXiSa. (Altes Epigr. auf Zeno von Kition.)
4) So soll auf einer Ochsenhaut die älteste Urkunde der Römer, das foedus Gabinorum,
geschrieben gewesen sein nach Fest. p. 56.
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232 Griechische Wörter
SlofTe die in der römischen Königszeit abgefafsten Verträge aufgezeichnet worden
sein sollen.
Von den chalkidischen Kolonieen ünteritaliens, die den Römern die Schrift-
zeichen übermittelten, mag auch der Gebrauch der Wachs tafeln herrttbrcn,
deren Verwendung zu Briefen (epislula) u. s. f. in der Plautinischen Zeit ganz
gewöhnlich war, deren Aufkommen aber chronologisch nicht bestimmt fixiert
werden kann. Die Entlehnung wird evident durch die alten Lehnwörter epistula
und cera, Wachs erwiesen, von denen wir jenes bei Plautus etwa 40, dieses
1 1mal finden. Unserer Annahme widerspricht nicht die römische Benennung der
Täf eichen (tabellae, pugillares, daneben auch cerae), und des Griffels
(stilus, vgl. graphium).
In späterer Zeit, vielleicht seit dem 2. Jahrb., kam als neues Schreibmaterial
der Papyrus (papyrus. Catull) auf, der noch unter Perikles in Athen nur um
hohen Preis gekauft werden konnte, aber schon vor Herodot in Griechenland
üblich war^). Die älteste römische Bezeichnung desselben, Charta = /apn^?,
finden wir bei Ennius (ann. 229) :
nee me rem decet hanc carinantibus edere chartis,
zu dessen Zeit er also schon vereinzelt benutzt worden zu sein scheint. Allge-
meiner freilich kam derselbe wohl erst zur Kaiserzeit in Aufnahme, wo man die
Technik der Zubereitung so vervollkommnet hatte, dafs die hieratica charta,
früher die beste Sorte, zu Augustus' Zeit bereits die dritte Stelle einnahm Dach
der Augusta und Liviana^). Seitdem giebt es in Rom auch Papierhändler
(chartarii, chartopolae) , während der auf das Format bezügliche Ausdruck
macrocollum, Royalpapier und die Benennung des Papierstreifens als
s c i d a = scheda = dx^^^ schon dem Cicero geläufig sind und die griechische
Sitte des Aufrollens um den umbilicus (= oiiiq)ak6g) und das Verwahren in
Kapseln (cylindrus) noch früher in Gebrauch war.
Das angeblich von Eumenes II von Pergamum im 2. Jahrh. v. Chr. erfun-
dene Pergament (pergamena), eine Vervollkommnung der alten Gewohnheil
der lonier u. a., auf Leder zu schreiben, fand vermutlich im 4 . Jahrh. v. Chr. in
Rom Eingang und vsird zuerst von Catull und Cicero erwähnt. Gewöhnlich be-
schrieb man davon nur die eine Seite, selten die Rückseite (opistographus), öfter
tilgte man auch die Schrift wieder und beschrieb dann das Pergament von neuem
(palimpsestus) . Das Rohr, dessen man sich zum Schreiben bediente (calamus)'
und das man wie Gänsefedern schnitt, bezog man aus dem Orient; die Tinte,
mit der man schrieb (atramentum Plaut. ^) = fiiXav) war eine aus Rufs und
4) Wenn Varro bei PHn. 13. 69 behauptet, dafs der Gebrauch desselben in Griecbeo-
land erst seit der Eroberung Ägyptens durch Alexander und der Gründung Alexandria«
datieren, so fufst seine Angabe auf der Thatsache, dafs in Alexandria bald die meisten
Fabriken entstanden und dafs diese Stadt den Papyrus am stärksten exportierte.
2) Andere Sorten des Papiers sind die emporetica, anaphitbeatritica , SaiUca, Niliaca,
Taneotica u. s. f.
3) calamus zuerst bei Plautus, als Schreibrohr bei Cic, calaoaus scriptorius Colsus.
4) atramentam tryginon und elephantinum sind Malerfarben des Polygnot und Apelles.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 233
Gummi bereitete Tusche ; erst die späteren römischen Kaiser benutzten zu ihrer
Unterschrift purpurrote Tinte (encaustum, %y%avaTov). Doch wird man auch
hin und wieder schon frflher die roten Malerfarben (cinnabari(s) , lÄiltos,
siuopis. Plin. 33. 7) zum Schreiben verwendet haben.
So allgemeiner Beliebtheit sich nun auch Papier und Pergament bald er-
freuten, so gelang es ihnen doch nicht, die alten Wachstafeln ganz zu ver-
drängen ; vielmehr wurden diese für den Gebrauch in den Schulen, bei Briefen
und Biilets namentlich in der Form der zusammenklappbaren diptycha (du-
plices) und polyptycha (multiplices) in der Regel bevorzugt. —
Hatten die mehr dem rauhen Waifenhandwerk und der nüchternen Beschäf-
tigung mit dem Landbau als den Künsten und Wissenschaften geneigten Römer
von Haus aus nicht das Bedürfnis gefühlt, sich mit der griechischen Litteratur zu
beschäftigen und am allerwenigsten selbst Bücher abzufassen oder abzuschreiben,
so verfehlte der grofse Zudrang lilterarisch gebildeter griechischer Sklaven nicht,
einen günstigen £inQufs auf sie auszuüben ; und als in Rom unter griechischer
Ägide allmählich eine eigene Litteratur entstand und nach Unterwerfung Griechen-
lands griechische Büchersammlungen der Hauptstadt zugeführt wurden, da regte
sich in Rom bald auch das Verlangen, die litterarischen Schätze der Griechen
durch Abschriften zu vervielfältigen, zu welchem Zwecke man eigens Sklaven
[librarii] bestellte. Geschäftsmäfsig wurde diese Vervielfältigung zuerst betrieben
von Ciceros Freunde und Verleger T. Pomponius Atticus, dem ersten wirklichen
Buchhändler (bibliopola) ^] der Römer.
Als Besitzer der ersten Privatbibliothek (bibliotheca) wird Aemilius
Paulus bezeichnet (Plut. Aem. Paul. 28. Isid. or. 6. 5j, der diese nach der Be-
sieguDg des Perseus von Macedonien 168 erbeutete. Sulla schleppte eine solche
aus Athen, Luculi aus Asien nach Rom. Seitdem gehörte eine solche zum not-
wendigen Besitze eines achtbaren Hauses, öffentliche Bibliotheken gab es erst
seit Augustus, unter dem Asinius Pollio die erste anlegte ^j. Der Name biblio-
theca läfst sich nicht vor Cicero in der römischen Litteratur nachweisen.
1) Dieser Name erscheint nicht vor der Augusteischen Zeit und föllt vielfach mit dem
des Hbrarius zusammen.
%) Doch soll Cäsar schon den Plan zur Anlegung einer lateinischen und griechischen
BibUothek gefafst haben, vgl. Momms. R. G. III ^. 517.
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Bhetoric» apud nos perinde »tque gniniuticft
fere recepta est, paulo etiam difficilias, quipp«
quam conBtet nonnnmquam etiam prohibiUa
exerceri.
Suet. d. rhet c. 1.
Kap. XI. Rhetorik.
Bedeutend später als die Grammatik wurde die Rhetorik nach Rom über-
tragen, hauptsächlich wohl deshalb, weil das nüchterne Volk der Römer das,
was es praktisch auszuüben verstand/ nicht erst theoretisch lernen zu müssen
glaubte. »Die Rede stand bei den Römern zu entschieden im Mittelpunkte des
öffentlichen Lebens, als dafs der fremde Schulmeister ihr hätte beikommen
können«. — Seit dem Ende des 3. Jahrh. (App. Claudius) begann man schon
vereinzelt, gehaltene Reden herauszugeben, und dies wurde besonders seit dem
2. Jahrh. häufig zu politischen Zwecken gehandhabt. Etwa von der Mitte des-
selben an läfst sich auch griechischer Einflufs nachweisen. Denn Dichl
nur wurden um jene Zeit die Vorträge der Philosophen und Rheloren durch ein
censorisches Edikt vom Jahre 161 (bei Suet. d. gr. 25) verboten, sondern es
wich auch mehr und mehr, hauptsächlich in Folge des Einflusses, den die athe-
nische Gesandtschaft des Jahres 155 ausübte, die kunstlose, schlichte
Rede der nach griechischer Art kunstmäfsig und harmonisch gegliederten, wie
denn schon Sulpicius Galba (Cons. 144) und der jüngere Gracchus in der
Anlage und Ausarbeitung ihrer Reden die griechische Schule bekunden. Bald
hatten sich die griechischen Lehren so sehr in Rom eingelebt, dafs nunmehr auch
Römer, dem Beispiele der griechischen Rhetoren folgend, die Grundsätze der
Beredtsamkeit vortrugen, wie PlotiusGallus. Die Mafsregel der Ausweisung
der latini rh et eres im Jahre 92 erwies sich als erfolglos, da bald neue auf-
traten und Schulen gründeten; wie tiefe Wurzeln aber die Rhetorik damals in
der Hauptstadt geschlagen hatte, erkennt man mit Leichtigkeit daraus, dafs in
der Sullanischen Zeit das erste lateinische Buch über die Redekunst ver-
öffentlicht wurde. Es sind dies die sogenannten rhetorica ad Herennium,
die durchaus auf griechischer Quelle beruhen, aber den Grundsatz verfolgen,
alle griechischen termini in lateinische umzuwandeln i) , ein Verdienst, das
1) Vgl. 4. 7. 40: nomina rerum graeca convortimus; . . quae enim res apud oostros
non erant, earum rerum nomina non poterant esse usitata.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 235
Quintilian so hoch anschlägt, dafs er eine Menge der von Cornificius, dem angeb-
lichen Verfasser derselben, gebrauchten lateinischen Benennungen citiert.
An den griechischen Mustern bildete sich auch Cicero, der besonders die
aristotelisch*isokrateischen Principien mit dem von dem älteren Hermagoras
ausgebildeten rhetorischen Schematismus sich zu eigen gemacht und in seinem
Dialog de oratore und in andern Schriften uns seine Ansichten über das Wesen
der Redekunst vorgeführt hat.
Doch begnügte man sich jetzt nicht mehr mit dem Unterrichte griechischer
Rhetoren in Rom; man ging auch nach Griechenland, besonders nach Athen,
Kleinasien und Rhodus, um an Ort und Stelle zu den Füfsen der bedeutendsten
Meister zu sitzen. So kam es, dafs neben der attischen und rhodischen
auch die asiatische Redemanier in Rom Eingang fand, als deren Haupt-
vertreter Hortensius ausdrücklich von Cicero genannt wird (Brut. 325).
Aber seit dem Ende der Republik schrumpfte die Zahl der Redner gewaltig
zusammen : es vollzog sich allmählich der Obergang von der Praxis zur Theorie.
Waren in alter Zeit gewichtige Worte in ein einfaches, schlichtes Gewand ge-
kleidet worden, so versteckte sich jetzt der unbedeutende Inhalt hinter der
leeren Phrase. Die Form und einzig die Form wurde in den nunmehr mächtig
aufblühenden Rhetorenschulen zum Gegenstande des eifrigsten Studiums gemacht
und an Suasorien und Controversen, anlaudationes und vitupera-
tiones geübt. Auf die Spitze getrieben wurde dieses System von den soge-
nannten Sophisten, die seit dem Ende des 1. Jahrh. nach Chr. Rom über-
schwemmten und sogar am kaiserlichen Hofe gern gesehene Persönlichkeiten
waren, so dafs sie nicht nur einflufsreiche Ämter, wie die griechische Abteilung
des Sekretariats, erlangten, sondern auch öfter zu Prinzenerziehem ausersehen
wurden*).
Da das von Hermagoras aufgestellte System im ganzen in Rom mafsgebend
geblieben ist, so halten wir es für gut, an der Hand desselben den Schatz der
termini technici Revue passieren zu lassen.
Hinsichtlich des Stoffes handelt es sich bei der Beredtsamkeit um aligemeine
abstrakte und um konkrete Fragen, jene {d-iacg = quaestio) quaestiones in-
finitae, diese ('^^o^£(7tg == causa) quaestiones finitae genannt. Über
beide verbreitete sich die Lehre von der Feststellung des Streitpunktes
und des Themas (status, atdaeig) ; je nachdem die Thatsache bestritten oder
nicht bestritten wurde , unterschied man hierbei eine constitutio coniec-
turaiis [atoxcccfiog) und constitutio definitiva [o^og). Aufscrdem
konnte es sich um die Qualität, die Rechtmäfsigkeit oder um die Unzulässigkeit
des Anklägers und der juristischen Instanz handeln : dann war die Rede von
einer constitutio generalis (TtOLorrjg) , iuridicalis {dixawloycutj),
transiativa [fietaXrjipig) . Zu diesen Status konnten sich dann noch die soge-
4) Suet. d. gr. 85: quare magno studio hominibus iniecto magna etiam professorum
ac doctonim profluxit copia adeoque floruit, ut noonulH ex infima fortuna in ordinem sena-
torium atque ad sommos bonores processerint.
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236 Griechische WöRTBn
nannlcu quacstiones legales gesellen {d-iaeig vofAixalj. Wichtiger sind
die bei den causae fmitae ausschliefslich zur Verwendung kommenden drei
Redegaltungen, die schon von Aristoteles festgestellt worden waren und in der
im folgenden angegebenen Reihenfolge in den Rhetorenschulen mit den Schülern
exerziert wurden.
Der Schule des Grammatikers entwachsen, übten sich die jungen Römer zu-
nächst im genus demonstrati vum = l/rt^etxrtxoi/, dann im genus de-
liberativum = avfißovkevrixov ^ endlich im genus iudiciale =61-
TLaviTLOv. In das Bereich der ersten Gattung fallen die laus und vituperatio
{e/tatvog, ifjoyog), in das der zweiten die Reden in der Volksversammlung und
im Senat, wobei es galt, zu raten und abzuraten (su ädere, TtQOTQOTcrj; dis-
suadere, aTtotgoTtri) , in das der dritten die Gerichtsreden (accusatio.
TiarrjyoQla; defensio, aTtoloyla).
In allen drei Gattungen haben die Redner hauptsächlich fünferlei ins Auge
zufassen: Sam mlung des Materials (inventio, €t;^£cr£g) , A n 0 r d n u n g des-
selben [dispositio, ordo, ra^ig), stilistische Durcharbeitung (elocutlo,
(pgaaigy li^ig), Auswendiglernen (memoria, fivruxrj) und Vortrag (actio,
pronuntiatio, VTtonQiaig) . Daran schliefst sich die Zergliederung der Rede selbst,
besonders der Rede vor Gericht, welche zerfällt in den Eingang (exordium,
TtqooLiiiov) ^ Bericht der Thatsache (narratio, dii^yrjaig), Themastellung
(propositio, diaigeacg), Beweisführung (argumentatio, aTcodei^ig)^ Wider-
legung des Gegners (refutatio, avTikoyla), Exkurs (digressio, TcaQexßaau;]
und Schlufs (conclusio, BTtikoyog = epilogus bei Cic).
Dieses Schema der rhetorischen Lehrbücher, in welchem nur die Hauptr
gesichtspunkte hervorgehoben werden sollten, mag genügen, um zu zeigen, in
welch enormer Abhängigkeit man von den Griechen war ; denn thatsächlich sind
die aufgezählten römischen Kunstausdrücke nur aus den betreffenden griechi-
schen übersetzt und zum gröfsten Teil schon in der Rhetorik ad Herennium nach-
weisbar.
Wenn wir uns nun im folgenden noch auf die Registrierung der bei Gelegen-
heit der elocutio in den rhetorischen Lehrbüchern behandelten Mittel zur stilisti-
schen Ausschmückung der Rede einlassen, so geschieht es deshalb, weil von den
späteren römischen Rhetoren in der Regel die griechischen termini dafür ge-
braucht werden ^) . Sie sind zu scheiden in solche, die sich auf einzelne Worte
und in solche, die sich auf ganze Sätze und Perioden beziehen. Zu jenen
Schemata gehören vorzüglich die Metapher (metaphora, translatio), Alle-
gorie (allegoria, inversio), Metonymie (motonymia, immutatio, denominatio\
Synekdoche (synecdoche, intellectio] , Katachrese (catachresis, abusio), xu
diesen die Wortstellung, der Rhythmus (rhythmus) und die Bildung der
Perioden (periodus).
Besonders wichtig sind aber für uns von den ornamenta sententiarum die
4) Bei Cic. d. er. 8. 87. 148 — 8. 52. 4 99 sind dieselben fast insgesamt ins Latein
übersetzt.
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IN DER LATBINISCHEN SPRACHE. 237
von Cicero d. or. III c. 53 u. 54 mit lumina verborum (§ 202 — 206) und lumina
sentenliarum (§ 207. 208) bezeichneten Schemata. Zu ersteren gehören die
anadiplosis (geminatio) , paronomasia (annominatio) , anaphora (eius-
deni verbi repetitio) , epizeuxis (adiunclio), h^moeoteleuton (similiter de-
sinens), hoinoeoptoton (similiter cadens), climax (gradatio), antimeta-
bole (commutatio) , hyperbaton (verborum concinna Iransgressio) , anti-
theton (contrarium), asyndeton (dissolutum) , aphorismus (reprehensio),
epitrope (permissio), periphrasis (circumscriptio) , apostrophe (digressio,
aversio) ; polyptoton (multiplicatum) , pleonasmus (abundans praeter ne-
ccssitatem oratio), ellipsis (detractio), aposiopesis (reticentia) , zeugnia
(annexio, ligatio). Von den letzteren verzeichnen wir folgende: epanalepsis
•ileratio), hyperbole (superlatio), ironia (dissimulatio), aporia (dubitatio),
diaeresis (distributio) , prolepsis (praemunitio) , charientismus (ad hila-
ritalem impulsio), parabole (similitudo), paradigma (exemplum), proso-
popoeia (effiguratio), dialogismus (sermocinatio) ^).
Und was haben nicht sonst noch die römischen Rhetoren an Terminis den
Griechen abgelauscht? Da hören wir von barbar Ismus und soloecismus,
vonasteismus (urbanitas) und Idiotismus, von iotacismus und myo-
tacismus. Neben der Wortkttnstele i (logodaedalia) figuriert die
fehlerhafte Nachahmung guter Muster im Stile (c a c o z e 1 i a) , neben der Weit-
schweifigkeit (macrologia, longiloquium) die UberflUsssige WortfUlle
(perissologia) , neben dem uneigentlichen (acyrologia) der unanständige
Ausdruck (aeschrologia) . Der Rhetor Seneca hat uns die griechischen Namen
der (Jrei- und viergliedrigen Periode (tricolum, tetracolum), des Argumen-
tums (thema) und des Ausrufs (epiphonema) , Quintilian die Benennung einer
Art des Syllogismus (epichirema) überliefert; bei Lucilius finden wir den
technischen Ausdruck für die fehlerhafte Verbindung der Wörter (cacosyn-
t he ton) nnd die Argumentation (enthy mema) '^), bei Cicero den Terminus für
den Panegyrikus (panegyricus) , bei Quintilian den für die gehörige Einteilung
einer Rede (oeconomia), bei dem jüngeren Seneca die griechischen Bezeichnungen
der Sentenz (chria) und der Charakterschilderung (ethologia). Und waren
nicht die Worte paradoxen, auxesis, antonomasia u. a. gleich ge-
brlSuchlich wie ihre lateinischen Übertragungen inopinatum, amplificatio, pro-
nominatio?
Doch ist damit das Mafs der griechischen Termini noch keineswegs erschöpft.
Besonders in der späten Kaiserzeit liebte man es, dem Fremden den Vorzug zu
geben, und so sind denn bei Aquila Romanus, Jul. Rufinus, bei späten Gramma-
tikern u. a., aber auch schon bei Rutilius Lupus eine Menge griechischer Bezeich-
4) Vgl. Dzialas, rhetorum antiquorum de figuris doctrina. Progr. v. Breslau 1869.
Mar. Magdal. Gymnasium. Vervollsländtgen läfst sich die obige Aufzählung leicht mil
Hilfe eines alten Grammatikers z. B. M. Plolius Sacerdos, d. art. gr. 454. 25 K: de nieta-
plasmis vel figuris, 458: de ceteris vitiis, 455: de schematibus, 460: de tropis.
2) = Syllogismus; vgl. symperasma.
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238 Griechische Wörter
DUDgen untergelaufen, die die neueren Herausgeber, eben weil sie keineswegs
die Geltung von Lehnwörtern haben und meist ihre fremden Endungen bewahren,
vielfach vielleicht mit Recht mit griechischen Lettern haben drucken lassen *).
4) Dabin gehören synathroesmos, coenotes, mertsmos, horismos, characterismos , epi-
trochasmos, chleaasmos, exuthenismos, diasyrmos, paregmenon, anäncaeon, antezeugmenoD,
diezeugmenon, paradiastole, epibole, diabole, antistrophe, ploce, symplocei epagoge, pro-
catasceue, anasceue, parasceue, protrope, euche, erotema, pysma, mesozeugma, synoeciosis.
anacoenosis, aganactesis, apodioxis, apoplanesis, deesis, epiplexis, epittmesis, plerosis, pro-
pergasia, ara, enargia; hypozeugma, hypozeuxis, hypallage, antisagoge, apoclisis, apologis-
mus, hellenismos, dialysts, cataphasis, tautologia, anthypophora, apophasis, thesis, bexis,
hysteroiogia, hysteron proteron, pathopoeia, paromoeon, paroemia, metalepsis, parallage
protheseoni sarcasmos, hypomone, homoeoprophoron, parenlhesis, antiphrasis, cacemphatoo,
soloecophanes , metapbrasis, antapodosis, polysigma, barbarolexis, hermeneuma ; bei Plot.
Sacerd. encope, hirmos, exocbe, colasis, hemiastaton u. a., welcbe letztgenannten (5) ich
gar nicht in den Index aufgenommen habe.
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Philosoph!» iftcnit asque od hanc aeUtem nee nUam
hahuit lomen littenrnm Latinarnin.
Cic. Tuüc. 1. 3, 5.
Kap. xn. Philosophie.
Unter den gleichen Auspizien wie die Rhetorik trat auch die Philosophie in
Rom auf, die dem praktischen Römer anfangs ebensowenig zusagte als die theo-
retische Erlernung der Redekunst. Wir begegnen ihr in gröfserer Verbreitung
erst seit der Mitte des 2. Jahrb., von wo an sie, aller ihr in den Weg gestellten
Hindemisse ungeachtet , immer weiter um sich griff und eine immer gröfsere
Zahl von Freunden und Verehrern fand. Freilich macht sich schon viel früher
der Einflufs des unteritalisch-griechischen Pylhagoreismus bemerkbar ;
wenigstens hat nach Mommsen die pythagoreische Zahlenmystik bei der Fixie-
rung der römischen Kaienden ; Nonen und Iden und der Festsetzung fast aller
Festtage eine nicht unbedeutende Rolle gespielt und die dominierende Stellung
der ungeraden Zahlen im ganzen römischen Kalenderwesen veranlafst. — Und
wie man dem Appius Claudius pythagoreische Sprüche vindiziert hat, so
durfte man auch mit Fug und Recht behaupten, dafs Cato die pythagoreischen
Schriften gelesen und in seinen Werken benutzt habe. Dagegen wäre es unge-
rechtfertigt, aus der Thatsache, dafs dem berühmten Crotoniaten neben Alcibiades
schon frühzeitig ein Denkmal in Rom gesetzt wurde^ einen Schlufs auf die da-
malige Verbreitung seiner Lehre zu ziehen ; ebenso wenig kann die ungeschickte
gegen alle Chronologie verstofsende Fabel, die Numa in persönliche Beziehung
zu diesem Philosophen setzt, und die gleichfalls aus dem Altertum stammende
Nachricht von der Verbrennung der ausgegrabenen pythagoreischen Schriften
zur Stütze dieser Behauptung herangezogen werden, da beide Fiktionen späterer
Zeit sind.
Dagegen finden wir bei Beginn des S. Jahrh. v. Chr. bereits einen Halb-
griechen in Rom, der bestrebt ist, den philosophischen Doktrinen der Hellenen
auf latinischem Boden eine Heimstätte zu bereiten und einige epikureische
Schriften für die Römer zurechtzumachen, den Ennius^). Aber wie sehr auch
er noch in seiner Ansicht von dem Werte der Philosophie mit den nüchternen
4) Vgl. Epicharmus, Euhemurus.
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240 Griechische Wörter
Römern harmoniert, das giebt er selbst durch sein bekanntes Diktum deutlich
zu erkennen :
p h i 1 0 s 0 p h a r i est mihi necesse, at paucis ;
nam omnino haud placet.
Dafs Cato ^) und andre konservative^ der alten guten Sitte treu ergebene Männer
mit Worten und Thaten gegen die neue Lehre eiferten, kann als selbstverständ-
lich gelten ; und sie hatten nicht ganz unrecht , wenn man bedenkt, dafs die
griechische Philosophie der damaligen Zeit, wie sie den Römern zukam, mit der
Philosophie des Plato und der übrigen bedeutenden Meister nicht im entferntesten
den Vergleich aushält, daß die Epigonen nur die Schattenbilder ihrer grofsen
Vorgänger waren und, anstatt eigene Spekulationen anzustellen, von den ererbten
Schätzen früherer Zeit zehrten. So kam es, dafs die ersten in Rom auftretenden
griechischen Philosophen, die Epikureer Ale aeus und Philiscus, im Jahre
\ 73 aus der Stadt ausgewiesen 2) und die wegen der Occupation von Oropus im
Jahre 155 von Athen abgesandten Philosophen möglichst bald wieder aus Rom
entfernt wurden^).
Aber der Funke des griechischen Geistes hatte bereits die römische Jugend
mächtig entzündet, sodafs die Abhaltung der neuen Lehre auf die Dauer nichl
mehr möglich war. Die 16 jährige Anwesenheit der 1000 vornehmen Achäer,
die nach Reendigung des dritten macedonischen Krieges 168 in Italien gleichscun
als Geiseln und Rürgen des Friedens festgehalten wurden^ und der Zuflufs immer
neuer Lehrkräfte aus Griechenland bewirkte, dafs sich besonders in den höheren
Kreisen bald eifrige Schüler und Anhänger der Philosophen fanden *>). Und zwar
waren es besonders der Epikureismus, der Stoicismus und die neuere
Akademie, der die Römer zugethan waren, wenn man es nicht vorzog, nach
Ciceronianischer Manier mehrere Systeme synkretistisch zu verschmelzen und
sich gleich der Riene aus allen das Zusagende auszuwählen.
Rald galt es für erforderlich seine Studien an der Quelle selbst, in Griechen-
land, zu machen und Jahr aus Jahr ein pilgerte eine stattliche Zahl von Jüng-
lingen nach dem Orient, um die Worte der Meister aus ihrem eigenen Munde zu
hören.
Doch da die Römer kein philosophisch beanlagtes Volk waren, so haben sie
sich von den Fesseln des griechischen Geistes , in die sie von Anfang an ge-
schmiedet waren, nicht frei machen können : ihre ganze Philosophie ist Repro-
duktion, und selbst der bedeutendste Vertreter Roms auf diesem Gebiete, der-
jenige, dem das grofse Verdienst gebührt^ die römische Sprache für die Philo-
i) Doch siehe oben die Stellung Catos zum Pythagoreismus.
2) Vgl. Athen. -14 p. 547. A. Aelian. V. H. 9. 47.
3) Vgl. Gell. 7. 44. 8. Auch im Jahre 4 64 wurden durch Senatsbeschlur» die PhiU»-
sophen samt den Rednern ausgetrieben. Gell. 45. 44. 4: M. Pomponius praelor animatl-
vertil curavitque — ul Romae ne essent.
4) V. Africanus, C. Laclius, L. Furius secum erudilissimos homines ex Graecia paiani
semper habuerunt. Cic. d. or. Ä. 37. 4 54.
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In 1>br laTbini^ghen Sprache. 241
Sophie geeignet gemacht zu haben, Cicero, hat unumwunden von seinen philo-
sophischen Schriften erklärt (ad Attic. 12. 52) : CLTtoyqacpa sunt, minore iabore
fiunt, verba tantum affero, quibus abundo. Und in der That sind alle seine ein-
schlägigen Schriften auf griechische Quellen zurückgeführt worden ^) .
In der Kaiserzeit gewann der Stoicismus eine präponderierende Stellung,
und wenn auch einige Imperatoren, wie Vespasian und Donytian, Ausweisung
der Philosophen aus Rom anordneten, so war dies ein Akt von momentaner oder
temporärer Wirkung ; denn die nächsten Nachfolger waren bei weitem liberaler,
ja Mark Aurel bekannte sich selbst zur Stoa.
Da nun die Römer, wie Zeller richtig bemerkt, Philosophie nicht um ihrer
selbst willen trieben, sondern als Mittel einer guten Vorbereitung auf das prak-
tische Leben betrachteten , da sie durch sie mit alle dem vertraut zu werden
hofften, wovon ein glückliches Leben abhing, oder, wie Varro sich ausdrückt,
durch die Philosophie boni et beati zu werden meinten, so ist es von vornherein
leicht erklärlich, dafs die beiden dogmatischen Richtungen der griechischen
Philosophie, die epikureische und die stoische, von ihnen entschieden
bevorzugt wurde und dafs besonders die Stoa dem römischen Nationalcharakter
am meisten geistesverwandt und konform war, während der Epikureismus den
Leichtlebigen ansprechender erschien. Dagegen wurde die neuere Akademie
für brauchbar erachtet in der advokatorischen Praxis und für die forensische
Thätigkeit der Redner 2).
Da femer die philosophischen Schriftsteller der Römer, vornehmlich Cicero,
es als ihre Hauptaufgabe betrachteten, ihren Landsleuten, namentlich den nicht
philosophisch gebildeten und in die griechische Litteratur nicht eingeweihten,
die geistigen Schätze der Griechen zu interpretieren 3), so mufste ihnen besonders
viel daran liegen, alles Fremde zu vermeiden und alle griechischen Termini in
römische umzugiefsen. Und dieser schwierigen Aufgabe hat sich Cicero mit ent-
schiedenem Glück unterzogen. Selbstverständlich hat er dabei althergebrachte,
schon seit langer Zeit eingebürgerte griechische Ausdrücke unverändert bestehen
lassen, wie er selbst an mehreren Stellen ausspricht^).
Ganz dieselben Principien befolgte Lukrez in seinem philosophischen
Lehrgedichte de natura deorum, durch welches er die Kenntnis der epikureischen
Physik und Psychologie seinen Landsleuten zu vermitteln unternahm. Denn
obwohl er an den beiden Stellen, wo er sich in die Lage versetzt sieht, von einem
\) Vgl. Ueberweg« Grundrifs §64.
2) Vgl. Cic. d. or. 3. 24. 80. Quint. 42. 2. 24.
3) Cic. d. off. 4. 4: quam quidem ad rem nos, ut videmur, magnum altulimus adiu-
roeotum hominibus noslris, ut non modo Graecarum litterarum rüdes , sed etiam docti ali-
quantum se arbitrentur adeptos et ad dicendum et ad iudicandum; vgl. 2. 4. 2.
4) de fiD. 3. 2. 5: quamquam ea verba, quibus Institute veterum utimur pro latinis, ut
ipsa pbilosophia, ut rhetorica, dialectica, grammatica , geometria, musica,
quamquam latine ea dici poterant, tamen quoniam usu recepta sunt, nostra ducamus.
Acad. pr. 4. 7: enitar, ut latine loquar, nisi in huiusmodi vcrbis aut philo sophiam nut
physicani aut ethicam aut dialecticam appellem, quibus ut mullis aliis consuctudo
iam utitur pro latinis.
Weise, Griech. Wörter i. d. lat. Sprache. ] (>
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242 Gbiechisghe Wörter
griechischen Terminus Gebrauch zu machen ^), es für seine Pflicht hält, auf die
Unfähigkeit der römischen Sprache zur Wiedergabe griechischer KunstausdrUcke
ausdrücklich hinzuweisen, hat er doch durchweg dieselben durch römische zu
ersetzen gesucht.
Unter diesen Umständen ist es nur natürlich, dafs die Ausbeute an Lehn-
wörtern auf dem Gebiete der Philosophie im ganzen gering ist, besonders
dürftig in der republikanischen Zeit, während spätere Autoren, denen nicht die
Geschicklichkeit des Cicero verliehen war, römische Termini zu schaffen, oft von
der Freiheit Gebrauch machen, Komposita in ihrer fremden Form aufzunehmen,
deren Übertragung bei der Schwerfälligkeit der römischen Sprache nicht gut
möglich war 2).
So weifs ich denn aus vorlucilianischer Zeit aufser dem Ennianischen
Sophia 3) und den bei Plautus und Ennius oft belegten Bezeichnungen des
Philosophen und des Philosophierens (philosophus, philosophari. vgl.
philosophiab. Cass. Hemina) kein einschlägiges Lehnwort zu nennen. Nächst-
dem sind die Bezeichnungen der griechischen Phiiosophenschulen und der
Hauptteile der Philosophie mit dem römischen Bürgerrechte beglückt
worden, sodafs schon bald nach der Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. von S toi ei,
Epicurei, Academici (vgl. academia) , Peripatetici , Pythagorei,
Cynici, sophistae, aber auch yon der dialectica (die zuerst von den
athenischen Gesandten des Jahres 155 gelehrt wurde}, physica, ethica.
logica gesprochen wurde, lauter Ausdrücke, denen wir zuerst in den Schriften
Ciceros begegnen.
Den griechischen Namen des Atoms (atomus) finden wir zuerst bei Lue!-
lius, den des Dialogs (diaiogus) und der libri politici, der Naturphilo-
sophie (physiologia) und des Naturkenners (physiognomon), der philo-
sophischen Sekte (schola) und des Häufelschlusses (sorites)^) u. s. w.
bei Cicero, während wir sonst fast durchweg von letzterem die Praxis gehand-
habt sehen, für die griechischen Ausdrücke lateinische zu substituieren. So ge-
braucht er neben einander dogma unddecretum, haeresis und secta, idolum
und imago, paradoxa und mirabilia u. a. und übersetzt %a&ri%ov durch offi-
cium*), TtqoriYiiiva durch producta, ä7t07tQor]yfxiva durch reiecta u. a. ®). An-
4) 4.830: nunc et Anaxagorae semtemur homoeomerian, quam Graii memorani
nee nostra dicere lingua concedit nobis patrii sermonis egestas. 8. 4 00: harmoniaio
Graii quam dicunt; vgl. Sen. nat. quaest. 3 p. 4 38 Tauchn.: to ov latine exprimi nequÜQ 8.
2) Liv. 97. 44: quos androgynos vulgus appellat faciliore ad duplicanda verba ser-
mone Graeco.
3) Sen. ep. 89. 7: sapientia est, quam Graeci sophian vocant. Hoc verbo Romaoi
quoque utebantur, sicut philo Sophia nunc utuntur: quod et togatae antiquae tibi pro-
babunt et inscriptus Dossenni monumento titulus.
4) Cic. d. fin. 4. 48: (sorites) quem si necesse est, latino verbo liceat acervalem ap-
pellare, sed nihil opus est, etcnim ipsa philosophia et multa verba Graecorum, sie so^tte^
saiis latino sermone tritus est.
5) Gerechtfertigt ad Atlic. 4 6. 4 4. 4; 4 6. 4 4.
6) Vgl. die einschläg. Schriften von Grome, quid Graecis Cicero in philosophia, qui<l
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 243
dere Termini endlich, denen wir häufig bei späteren Autoren begegnen^ führt er
nur in ihrer griechischen Form an, um die Erklärung beizufügen, gebraucht aber
statt deren sonst nur römische, selbstgewählte Bezeichnungen : dahin gehören die
sophismata (Gellius) = fallaces conclusiunculae, das axioma [ApuL) = pro-
nuntiatum, proloquium, profatum, das pathos (Macrob.) = morbus, die ente-
lechia (Tertull.) = continuata motio, melancholia (TertuU.) = furor,
ennoea (Tertull.) = intelligentia, notio, idea oder idos (Sen.) = species,
zelotypia = obtrectatio u. s. f. ^] .
sibi debuerit. Düsseldorf 1865, und Bernhardt, de Cicerone Graecae philosophiae inter-
prete. Berlin 4865.
4} Vgl. aufserdem problema (Sen.), theorema (Gell.), theoremalion (Gell.), isagoge
(Gell.), metempsycbosis (Porphyr, ad Her.), metensomatosis (Tertull.), niicrocosmus (Isid.)
physiologumena (Fulgent.), cynismus (Cassiod.) u. a.
16*
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(Ali!) cmH rneatns
Describent radio et surgentia sidera dioent;
Tu regere imperio populos, Bomane, memento.
Yerg. Aen. 6.849.
Kap. XIIL Astronomie und mathematische Geographie.
Astrologie. Zeiteinteilung.
§1.
Weder in Italien noch in Griechenland hat die Astronomie ihre Geburts-
stätte ; doch wo ihre Wiege gestanden, ist bis zum heutigen Tage noch nicht mit
Sicherheit ermittelt. Wohl haben die Indogermanen den beiden grofsen GesfiroeD
des Tages und der .Nacht, der strahlenden Sonne und dem zeitabmessenden
Monde frühzeitig eigene Namen verliehen, wohl haben sie das herrliche Stern-
bild des grofsen Bären bereits beobachtet (Kaegi, Jahrb. f. Phiiol. <880
p. 46SI), aber das übrige Firmament mit seinen Myriaden von Sternen war ihnen
ein Buch mit 7 Siegeln, die genauere Kunde des nächtlichen Stemenhimniels
blieb ihnen verschlossen, bis sie gleich den Indern aus dem Euphrattief lande
und später aus Ägypten neue Anregungen erhielten. Wie die Arier unter baby-
lonischem Einflüsse die Bekanntschaft des Sirius gemacht und die vedischen
Inder in den jüngeren Teilen des Rigveda bereits die Kenntnis der fünf Plaoeteo
Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn besitzen, in den späteren
Sanhitas sich auch mit den vier Mondphasen und mit den Mond Stationen
vertraut zeigen, so wird auch bei den Griechen, bevor Alexander der Grolse die
babylonische Weisheit auf europäischen Boden pflanzte, die allmähliche Vervoll-
kommnung ihres astronomischen Wissens noch lange aus derselben Quelle ge-
flossen sein. Ob aber die Sternkunde in Mesopotamien heimisch oder von China
her importiert worden ist, läfst sich vorläufig noch nicht entscheiden^).
1) Allerdings ist man bisher geneigt gewesen, die Annahme engeren kulturellen Zo-
sammenhangs zwischen China und Westasien skeptisch aufzunehmen und bat den ent-
schieden über das Ziel hinausschiefsenden Arbeiten von Aug. Gladisch nur wenig Beacbtuog
geschenkt. Denn sicherlich geht dieser zu weit, wenn er, gestützt auf den Nachweis, dafs
die Grundideeen der Religionen der alten morgenländischen Völker in der helleniscbeo
Kulturwelt als Elemente des religiösen und philosophischen Bewufstseins wiederkebren.
starke Kulturübertragungen von China auf Griechenland annehmen zu müssen glaubt und
so z. B. die ganze pythagoreische Weisheit aus chinesischer Quelle ableitet. Doch soll (^
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 245
Doch soviel steht fest, dafs die wichtigsten Sternbilder, welche genau mit
den babyionischen Übereinstimmen; uns bereits in den homerischen Epen als
bekannte Erscheinungen entgegentreten. Denn auf dem prächtigen Schilde, den
Hephäst auf Thetis' Wunsch für Achilles schmiedete, brachte der Meister an : (II.
18. 486 flF.)
Die Erd' und das wogende Meer und den Himmel,
Helios auch, unermüdet im Lauf, und die Scheibe Selenos ;
Drauf auch alle Gestirne, soviel sind Zeichen des Himmels,
Auch Pleiad' und Hyad' und die grofse Kraft des Orion,
Auch die Bärin, die sonst der Himmelswagen genannt wird.
und als Odysseus auf der Fahrt von der Insel der Kalypso zu den Phäaken seinen
Blick nach dem Firmamente schweifen liefs, da hatte er seine Augen gerichtet
(Od. 5. 272):
Auf die Pleiaden und auf Bootes, der langsam
Untergeht, und den Bären, den andre den Wagen benennen.
Aber auch die Kenntnis des Hundssterns, den freilich erst Hesiod (Werke
und Tage 417. 587. 619) mit seinem späteren Namen aelQios benennt, ist Homer
zu vindizieren, da er den Priamus vergleicht mit dem Sterne,
W^elcher im Herbst aufgeht und überschwänglich au Klarheit
Scheint vor vielen Gestirnen in dämmernder Stunde des Melkens,
Welcher Orions Hund genannt wird unter den Menschen.
In den letzten Büchern der Iliade findet auch der Morgen- und Abendstern
Erwähnung^), während des Arcturus zuerst Hesiod gedenkt (Werke und Tage
568. 608).
Allmählich nun erweiterte sich unter orientalischem Einflüsse der astrono-
mische Horizont der Griechen immer mehr, und als erst die griechischen Welt-
weisen grofse Reisen nach Babylon und Ägypten antraten und unmittelbar an der
Quelle schöpften, als Thaies, Pythagoras, Empedocles, Eudoxus^) u. a. das stu-
pende Wissen jener in den exakten Wissenschaften weit vorgeschrittenen Nationen
mehr und mehr in sich aufgenommen hatten, da fiel die Hülle von den Augen
nach Kellers Urteil (Bursian, Jahresber. 4874—75 p. 342 flf.) Gust. Schlegel in seinem Buche
über die chines. Uraniographie und ihren Zusammenhang mit der Astronomie der occiden-
talischen Völker (Haag 4875) in der That gelungen sein, China als die gemeinschaftliche
Quelle aller abendländischen Himmelskunde zu erweisen. Namentlich interessant sind die
Ausführungen über den Sirius, den himmlischen Schakal der Chinesen, der von den Griechen
unter asiatischem Einflüsse schon zu Homers Zeit der Hund des Orion (xvoii/ = canicula,
vgl. fialga) genannt wurde, mutmafslich, weil die avestischen Bezeichnungen raopi, Schakal
und urupi, »Hundeart« mit einander konfundiert worden sind.
4) MiJnBqog 11. 23. 84 8. ktagtpoqog II. 23. 226.
2) Dieser soll die Kenntnis der damals erforschten 5 Planeten von Ägypten nach Grie-
chenland gebracht haben, vgl. Sen. qu. nat. 7. 3: Eudoxus primus ab Aegypto hos motus
(quinque siderum) in Graeciam transtulit.
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246 Griechische Wörter
der hellenischen Forscher und, was man bisher nur sporadisch und zufällig ver-
nommen, gestaltete sich jetzt zu einem geordneten System.
Den Schlufsstein endlich in der langen Kette der orientalischen Einflüsse
bildete der Heereszug Alexanders des Grofsen, seit welchem die griechische
Astronomie den gröfsten Aufschwung nahm und sich auf die Berechnung der MoDd-
und Sonnenbahn, auf die genaue Beobachtung der Mond- und Sonnenfinsternisse
und des Auf- und Niedergangs der Gestirne erstreckte.
Wie auf allen übrigen Wissensgebieten, so waren auch hier die Griechen
die Lehrmeister der ROmer. Dafs diese neben der generellen Bezeichnung für
Stern ^) auch die Sonne ^j und den Mond 3) bereits vor ihrer Berührung mit
den Griechen kannten, ist schon oben angedeutet worden ; dagegen stammt ihre
Kenntnis der fünf damals bekannten Planeten aus griechischer Quelle. Dafs die-
selbe nicht durch die unteritalischen Griechen, etwa durch die Pythagoreer, ver-
mittelt wurde, dafs die Römer vielmehr erst in nacharistoteiischer Zeit mit den
Planetennamen der Griechen bekannt geworden sind, geht aus einer Vergleichung
der römischen und griechischen Nomenklatur deutlich hervor. Denn während
die altgriechischen Bezeichnungen der Planeten durchweg von ihrem Glänze her-
genommen sind, [OalvtoVj Oai&wVj ^TlXßuiV^ 0(aQq>6Qog^ IIvQoeig), stimmen
die römischen Benennungen durchweg mit den seit Aristoteles ^] in der griechi-
schen Litteratur auftretenden, von Göttemamen entnommenen überein, sodaCs
der Jupiter in dem ^^iibg aatrJQ, der Saturn in dem Kqovov aar^^, die
Venus in dem Jiq)QoölTrjg aoTrJQ u. s. f. des Aristoteles ihre Analoga finden.
Aber genauer anzugeben, wann die Entlehnung stattgefunden hat; ist wohl
schwerlich möglich , da uns sämtliche Anhaltepunkte fehlen. Vermutlich ist
die ganze Astronomie der Römer erst ein Ausflufs der im Gefolge orientalischer
Sklaven seit Beginn des 2. Jahrh. in Rom eingebürgerten Astrologie 5). Wenig-
stens tritt uns gleich an der Schwelle der römischen Litteratur in einer Enniani-
schen Tragödie ein Passus entgegen, der auf die genaue Bekanntschaft der Römer
mit der orientalischen Konstellationslehre und Sterndeuterei ein
schlagendes Licht wirft. Es heifst dort nämlich (Enn. Iphigen. trag. rel. 275 Vahl.] :
Astrologorum signa in caelo quaesit, observat Jovis
Cum capra aut nepa aut exoritur lumen aliquod beluae.
Quod est ante pedes, nemo spectat : caeli scrutantur piagas.
Selbst zugegeben nun, dafs Ennius diese Stelle einfach aus einer griechischen
Quelle übertragen hätte, so mufste er doch die Kenntnis der darin erwähnten
Sterne und Sternbilder bei seinem römischen Zuschauer- und Leserkreise voraus-
setzen.
4) skr. iArA, staras (plur.), zend. Qtare, Ain^Q, Stella, got. staim6, arem. ster.
2) ^Aiof s Auselias, so! ss got. sauil.
3} zend. mdonh, Mond = f^v^, got. m^na, lit. menü; cf. mensis, Mena.
4) o tov ^EQftov it<nr]Q = Mercurius findet sich schon bei Plalo.
5) Dafs die orientalische Sterndeuterei seit alter Zeit, ^enn auch nur in geringem Um-
fange, in Griechenland verbreitet war, geht hervor aus der Scheu der Spartaner, vor Ein-
tritt des Vollmonds ins Feld zu rücken.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 247
Bald erfahren wir auch von astronomischen Studien der Römer.
Zuerst scheint auf diesem Gebiete der Konsul des Jahres 166 v. Chr., Sulpicius
Gallus, thätig gewesen zu sein, der aus Liebhaberei der Sternkunde oblagt).
Von ihm berichtet uns Liv. 44. 37 (vgl. Plin. 2. 12), dafs er die am Vorabend
der Schlacht bei Pydna eintretende Mondfinsternis vorhergesagt (Cicero d. rep.
1. 15), dafs er diese seltne Naturerscheinung auf eine natürliche Weise erklärt
und so die Mutlosigkeit der Soldaten gehoben habe.
Eine astronomische Litteratur entwickelte sich aber bei den Römern erst
gegen die Mitte des 1 . Jahrh., wo der Polyhistor Varro und der Redner Cicero
mit Anlehnung an griechische Vorbilder 2) auf diesem Felde schriftstellerisch
thätig waren. Seit dieser Zeit datiert wohl auch die Aufnahme der Astronomie
unter die Lehrgegenstände des Jugendunterrichts.
Und schauen wir uns nun einmal die Nomenklatur der römischen Astro-
nomie etwas genauer an, so finden wir, dafs der weitaus gröfste Teil der ein-
schlägigen Termini nicht entlehnt, sondern wie bei den übrigen Wissenschaften
übersetzt ist. Den bereits oben erwähnten Planetennamen lassen sich zur Seite
stellen die Benennungen der Sternbilder, sowohl derer des Tierkreises, die man
in dem bekannten versus memorialis vereinigt findet :
Sunt aries, taurus, gemini, cancer, leo, virgo,
Libraque scorpius, arcitenens, caper, amphora, pisces^).
als auch der übrigen*) ; nur wenige Namen sind unübersetzt und unverändert
übernommen worden, wie der bootes oder arcturus oder arctophylax,
der Führer des grofsen Wagens, cynosura, der kleine Bär, und die von Eigen-
namen hergeleiteten Bezeichnungen Orion (Verg.), Andromeda (Cic), Cas-
siopea (Cic), Cepheus (Cic), Perseus (Cic), Canopus (Manil.), Cen-
taurus (Cic).
Auch sonst sind die wichtigsten Termini der griechischen Astronomen, wo
es angänglich war, ins Latein übertragen worden. So hat der griechische Name
des Tierkreises (zodiacus Gell.) schon bei Cicero dem signifer orbis weichen
müssen; ähnlich ist es dem Pol und der Himmelskugel (polus; sphaera =
Vertex, globus), dem Horizont und der Mondfinsternis (horizon = finiens
circulus, eclipsis = lunae defectus) ergangen. Die Tag- und Nachtgleiche finden
wir bei demselben Autor unter dem Namen aequinoctium IJLarniBqLa = aequidiale
4) VcrmuUich wurde derselbe dazu angeregt durch die seit den asiatischen Kriegen in
Menge nach Rom wandernden griechischen Sklaven.
2) Vgl. die Schrift Ciceros de nalura deorum und dessen metrische Übersetzung der
0aiy6fÄ6ya und ^warjfiela des Aratus aus Soli, der selbst wieder seiner poetischen Be-
arbeitung des Stoffes die 0aiy6fieya des Eudoxus zu Grunde gelegt hatte. Über die Be-
deutung der Lehrgedichte des Aratus im römischen Unterrichte vgl. Momms. R. G. 2® 575.
3) XQ^Off xavQOfff didvfioi, xaqxiyoSf Xitay^ naq^iyog , Cvyos , axognlog, to^ortj^, aiyo-
XBQiog (vgl. aegoceros), vdgoxoof, ix^Bg.
h) Vgl. Corona, axitpayos\ equus, Innog = Pegasus; geniculatus, nixas, ly yoyaaiy,
suculae, vade^- ; serpentarius, anguifer, 6^iovxog\ auriga, f]yioxos\ aquila, im6s\ clor, alos,
xvxyost oqyig\ selten finden sich dafür die griechischen Bezeichnungen wie Arctos, Pro-
cyon, chelae u. s. f.
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248 Griechische Wörter
b. Paul. Diac), die Sonnenwende als solstitium {= 'qklov rgoital) wieder. Von
den Wandelsternen sagt er stellae, quas vagas dicimus (= planetae, stellae er-
rantes), von den Haarsternen stellae, quas Graeci cometas, nostri cincinDatas
vocant (vgl. Stella crinita). Gleichfalls auf griechischer Analogie beruhen die
Bezeichnungen des Ostens und Westens als oriens (sol = rjliog ävarelJiMv) und
occidens (sol = TJkiog öviov) und der römische Name des Äquators *) (aequator
= lor]fi€Qtmg ^vnXog) .
Neben all diesen Übertragungen, die sich leicht noch um das Doppelte ver-
mehren liefsen, ist die Zahl der wirklich entlehnten Ausdrücke verschwindend
klein. Wohl kann niemand den Terminis astrblogus, Astronom, und astro-
logia, Astronomie^), ihre Geltung als Lehnwörter streitig machon, dagegen
stehen dem Namen der Zone (zona = regio, orbis, plaga], ferner dem an Den-
vatis reichen Ausdrucke astrum (Stern = Stella] und dem poetischen hemi-
sphaerium (Himmelshalbkugel = sectae pilae pars) echt römische Namen zur
Seite.
Daneben kommen als wissenschaftliche Termini der Astronomen vielleicht
noch in Betracht die vereinzelt belegten Wörter enclima^), Polhöhe (= alli-
tudo caelij, parapegma (astronomische Rechnungstafel) und menaeus cir-
culus (Monatskreis).
Nur die späteren Autoren halten es für ttberfltissig, für die griechischen Be-
nennungen römische zu substituieren. Denn derselbe Seneca, welcher nat. qu.
1. 2. 1. akcjgy Dunstkreis um die Sonne mit Corona wiedergiebt, entblödet sich
nicht 1. 1. ^. 1i. 2 von den Nebensonnen zu sagen: Graeci parelia appel-
lant. His quod nomen imponimus? nihil prohibet illas parelia vocari, und hat
nach demselben Grundsatze auch die griechischen Namen von verschiedenen
Kometen- und Meteorarten hertibergenommen (pogoniae, pithiae, chas-
mata, cyparissiae, lampades = lampadiae, bothynoe^ acontiae,
baetuli, ceratiae). Dafs spätere Autoren in dieser Hinsicht noch viel weiter
gingen, wird durch die Schriften des Jul. Firmicus Maternus bestätigt, der es
weit bequemer findet, die griechischen statt der römischen Termini zu gebrauchen
und z. B. Worte wie menoides, monoides u. a. häufig verwendet.
§2.
Mit der Astronomie steht im innigsten Zusammenhange die Astrologie.
Dasselbe Land, von wo aus jene den Griechen übermittelt wurde, ist auch als
Geburts- und Ausgangsstätte dieser zu bezeichnen. Frühzeitig war an den
Ufern des Euphrat und Tigris die Sternkunde in Blüte gekommen^) und erfreute
^) iarjfAiqivog xvxXog = circinatio circuli, quae dicitur meridiana, aequinoctialis cir-
culus. Vgl. meridianus, aequator, antipodes, antiscia.
2) Das Wort astronomia in seiner beutigen Bedeutung findet sich erst bei Seneca.
8) Vgl. cllma = inclinatio caeli oder caelum.
4) Dafs dieselbe auch in Ägypten zu Hause war, geht hervor aus Herod. S. 8t.
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IN DER LATEINISCH SN SPRACHE. 249
sich dort eines so hohen Ansehens, dafs Cicero zu wiederholten Malen auf die
grofsen Kenntnisse der Assyrier und Chaldäer hinweist (vgl. d. div. 4. 44). All-
mählich entwickelte sich daselbst auch der Glaube an eine bedeutende Macht der
Sterne, die in das Geschick der Menschen einzugreifen vermochten. Man beob-
achtete ihre Stellung zu einander und wufste danach ihren günstigen oder un-
günstigen Einflufs auf das Leben und Treiben der Menschen zu bestimmen.
Vermutlich kam diese Kunst, die zu den gröbsten Betrügereien Gelegenheit
bot, .schon vor Alexander dem Grofsen nach Europa. Denn nur so ISifst sich das
in Sparta bestehende Gebot, nicht vor Neumond ins Feld zu rücken, erklären,
wie denn auch überliefert wird, dafs die Chaldäer dem Euripides einen Sieg
prophezeit haben. Dafs aber der Zug Alexanders des Grofsen wesentlich zur
Verbreitung der Astrologie beigetragen hat, ist selbstredend, und schon der Um-
stand, dafs die Athener damals beschlossen haben, dem babylonischen Astrologen
Berosus im Gymnasium eine Ehrensäule zu errichten, läfst erkennen, eines wie
günstigen Rufes sich dieselbe zu jener Zeit schon in Athen erfreute.
In keinem Lande jedoch fand die Konstellationslehre eine günstigere Auf-
nahme als in Italien, speciell in Rom. War der Römer von Natur der Superstition
geneigter als der Grieche und durch die etruskische Haruspicin seit alter Zeit
mit dem Hokuspokus der Wahrsagerei und Zeichendeuterei vertraut gemacht
worden, so fand jetzt, wo mit den asiatischen Sklaven die orientalischen Reli-
gionen ihren Einzug in der Hauptstadt hielten, der Fatalismus des Volkes neue
Nahrung, und mit unwiderstehlicher Leidenschaft ergriff man jetzt die Gelegen-
heit, den Schleier zu lüften, der über die Zukunft gebreitet war. Daher die
enorme Zahl von Anhängern, die die neue Lehre alsbald zählte, und die sich nur
zu schnell dagegen rührende Reaktion.
Gleichwie Ennius, so trat auch Cato energisch dagegen auf, ja hielt es sogar
für nötig, unter die Pflichten eines guten villicus die Bestimmung aufzunehmen,
dafs er keinen haruspex, augur, hariolus, aber auch keinen Chaldaeus um Rat
fragte. Das beredteste Zeugnis aber von der Gemeingefährlichkeit der Horoskopio
legt entschieden das im Jahre 139 vom Prätor Peregrinus Com. Hispallus er-
lassene Edikt ab, wonach die Sterndeuter angewiesen wurden, dafs sie binnen
10 Tagen Rom und Italien zu verlassen hätten.
Doch alle Bemühungen dagegen waren erfolglos ; der Funke hatte gezündet
und war nicht wieder zu löschen. Vielmehr wurde nach und nach auch die
Nobilität von dem Zauber der Genethlialogie ergriffen : Schon dem Octavius,
Konsul des Jahres 87, kostete der blinde Glaube an die chaldäischen Prophe-
zeiungen das Leben, und dem Sulla soll nach Plutarch SuU. c. 37 vorausgesagt
worden sein, utg dioi ßeßtaiiiora nakwg avrov iv omfÄj] rüv evrvxfK^driüv nara-
ax^iifjaty ja in Ciceronianischer Zeit waren sogar schon Römer in die Geheimnisse
dieser Kunst eingeweiht, wie dies ausdrücklich von P. Nigidius Figulus berich-
tet wird.
Staatsgefährlich wurde das Treiben der Astrologen in der Kaiserzeit. Unter
Augustus, dem Manilius sein astronomisches Werk widmete, wurde Rom geradezu
die Hochburg des ganzen Gezüchtes der Nativitätssteller. Männer und Frauen,
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250 Griechische Wörter
grofs und klein, arm und reich, Nobilität und Plebs, alles wurde unwider-
stehlich von dem Zauber der neuen Kunst ergriffen, sodafs Horaas nicht mit Un-
recht die Leuconoe warnt (carm. 1. 1i. 1) :
Tu ne quaesieris — scire nefas — quem mihi quem tibi
Finem di dederint, Leuconoe, nee Babylonios
Tentaris nuraeros,
und dafs die Kaiser sich zu wiederholten Malen gezwungen sahen, im Interesse
des Staates die Austibung der Kunst zu verbieten oder die Ausweisung der ge-
fahrlichen Sekte der Astrologen anzuordnen. So beschränkte Auguslus ihre
Thätigkeit im Jahre 14 n. Chr. und liefs ihre Bücher verbrennen (Suet. Aug. 34),
und Tiberius veranlafste, obwohl er selbst einer der eifrigsten Schüler des Stern-
deuters Thrasyllus war, einen Senatsbeschlufs betreffs ihrer Vertreibung aus
Rom. Gleichwohl haben sie auch in der Folgezeit noch grofsen Einflufs ausgeübt
und noch die christlichen Kaiser und die alten Kirchenväter haben gegen das
dämonische Gewerbe mit aller Energie ankämpfen müssen.
Mannigfaltig wie das Treiben waren auch die Namen der Astrologen.
Während das Ennianische astrologus die Bedeutungen des Astronomen und
Astrologen in sich vereinigt, erscheint letzterer seit Gate in der römischen Lilte-
ratur bald als Ghaldaeus, bald als mathematicus, bald als genethlia-
cus; seine Kunst wird ebenso verschiedenartig bezeichnet: als astrologia,
mathesis, genethlialogia, genethliace, apotelesmatice, horo-
scopica, astroscopia; genesis, thema, horoscopus. Des Horoskops
als dabei gebrauchten Instruments gedenkt Sidonius unter dem Namen horo-
scopium. (Vgl. magus, magia, magicusj.
§ 3.
Gleich der Astrologie ist auch das Kalenderwesen und überhaupt die
ganze Zeiteinteilung ein Spröfsling der Sternkunde.
Da sich dem Naturmenschen der Wechsel von Tag*) und Nacht 2) wie
von selbst aufdrängte, so hatten die alten Indogermanen bald ein gemeinschaft-
liches Zeitmafs gefunden. Der Mond lehrte sie, wie sein Name besagt, die Zeit
messen; daher denn bei den Indern und Iraniem, bei den Germanen (Tac.
Germ, ii) und Galliern (Caes. b. g. 6. 18) uns die Nacht als älteste Zeiteinheil
entgegentritt. Der regelmäfsige Eintritt der Mondphasen, besonders des Neu-
und Vollmonds, führte bald zur Kenntnis des Monats^), während das Jahr*)
4) skr. dina-s, diva-m, dyaus, lat. dies, lit. dänä, ksl. dM, altir. dia.
2) skr. nak, nakti-s ; lat. nox, rv^, got. nahts, lit. naktls, ksl. ooätl, altir. noct, oochi.
3} skr. mäs, mdsa-s, zend. mäonh, mdionha, griecb. ^^v, /a^yij, lat. mensis, got. mens,
menolhs, lit. menü, minesis, altir. mi, welche teils Mond, teils Monat, teils beides be-
zeichnen.
4) kyiavToc, Jahr, ho^, Jahr = vetus alt; vgl. skr. pariyatsaras ; lat. annus; zd. yare
;= aqa Jahreszeit, böhm. jaro, Frühling.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 251
als gröfster Zeitteiler wohl erst nach der Trennung der Völker als Faktor der
Zeitrechnung erscheint. Nach Mommsens^) höchst wahrscheinlicher Annahme
sind die Römer von dem zehnteiligen Jahresringe (annus) noch in einer vor
der Berührung mit den Griechen vorausliegenden Zeit zu dem zwölfteiligen Jahre
übergegangen. Dagegen verdankten sie die auf dem Sonnenjahre beruhende
Neuorganisation des Kalenderwesens durch Annahme abwechselnd 29 und
SOtägiger Monate und 12 und 13 monatlicher Jahre höchst wahrscheinlich
den Hellenen 2), wie wir denn bereits oben gesehen haben, dafs die Ansetzung
der Termini a quo des Kalenders und die Normierung der römischen Festtage
auf lauter ungerade Zahlen starken Einflufs der pythagoreischen Zahlenmystik
bekundet. Dafs die Länge der römischen Monate von der der griechischen ab-
weicht und deren Namen einen durchaus nationalen Stempel tragen, ist nicht von
Belang.
An die Stelle des von den Griechen übernommenen vierjährigen Cyklus von
1475 Tagen trat zur Zeit der Decemvirn unter dem Einflüsse der solonischen
Verfassung die attische Octaeteris, neben welcher sich, besonders in ländlichen
Kreisen Italiens, frühzeitig auch der von Eudoxus nach griechischer Norm ge-
schaffene Kalender einnistete, auf welchem sogar der später von Cäsar unter
Beihilfe des Alexandriners Sosigenes verbesserte Julianische Kalender im wesent^
liehen basierte. Merkwürdig genug ist, dafs wir hier nirgends einem griechischen
Lehnworte begegnen.
Wie Plinius (7. 21 2) berichtet, hatte man in Rom noch zur Zeit der Zwölf-
tafelgesetze nur den Sonnenauf- und Untergang als Mafse der Zeiteinteilung
des Tages, etwas später nahm man den Mittag hinzu und erst nach diesem kam
das kleinste Zeitmafs, die griechische Stunde (hora, äqa) in Gebrauch,
deren Bekanntschaft man vermittelst der griechischen Uhren machte.
Die beiden Hauptarten der letzteren, welche man im Altertum kannte,
waren Sonnen- und Wasseruhren, die man seit der Ciceronianischen Zeit
mit dem allgemeinen Namen horologium = horarium zusammenfasste. Die
erstere und damit die griechische Stunde lernten die Römer in Sicilien während
des 1 . punischen Krieges kennen, und zwar soll der Konsul M. Valerius Messala
im Jahre 263 die erste Sonnenuhr von Catana nach Rom gebracht ^) und in der
Nähe der Rednerbühne auf einer Säule aufgestellt haben. Dafs diese für die um
4 Grad südlicher liegende sicilische Stadt berechnet war, darum kümmerte man
sich in Rom wenig : 99 Jahre lang war man mit ihr zufrieden, bis eine zweite
besser stimmende daneben ihren Platz erhielt auf Veranlassung des Q. Marcius
Philippus. Doch da auch diese nicht vollständig genügte, so begrüfste man die
1) VgL Rom. G. I.« J07.
2) Diese selbst wieder waren von den Babylouiern abhängig, vgl. Herod. S. 409: t«
dvfodexa fdiqsa lijg ^fiiQijg nagic BaßvXatyitoy ifia&oy ol '^'EXXrjVBg, Peschel, Völkerkunde
p. 586.
3) Die Überliefernng, dafs L. Papir. Cursor 293 die erste Sonnenuhr in Rom aufge-
stellt habe, wird von Plin. 1. 1. stark bezweifelt. «^ In Griechenland kannte man dieselbe
schon seit Anaximander oder Anaximenes 600.
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252 Gribghischb Wörter
Neuerung des Scipio Nasica 159 mit Freuden, der es möglich machte, durch Eio-
führung der Wasseruhr (clepsydra), den Tag in gleiche Teile zu teilen *).
Seit dieser Zeit kamen denn auch die Uhren in allgemeineren Gebrauch bei
Privatleuten 2) .
Seit den asiatischen Feidzttgen und dem Import der Wasseruhr mag auch
die Einfuhrung der griechischen Nacht-^j und Tag wachen datieren; wenig-
stens spricht für diese späte Entlehnung der Umstand, dafs die Römer die io
Griechenland erst später übliche Vierteilung, nicht die früher gebräuchliche
Dreiteilung aufnahmen und dafs es erst seit der Einführung der Kiepsydra mög-
lich war, die einzelnen Teile der Nacht genau zu messen *) .
Grofs war die Zahl der verschiedenen Sonnenuhren, die in Rom Verwendung
fanden. Der ihnen von den Römern zum Unterschiede von den clepsydrae ge-
gebene Name solarium (= sciothericon) von sol, Sonne wurde in seiner
Grundbedeutung allmählich so verwischt, dafs Cicero die Wasseruhr solarium
ex aqua nennen konnte. Die genauere Kenntnis der einzelnen Sonnenuhr-
gattungen fehlt uns allerdings, da wir in dieser Hinsicht auf die dürftigen An-
gaben des Vitruv 9. 8 angewiesen sind. Derselbe führt uns aufser dem angeb-
lich von Berosus erfundenen hemicyclium, das er genauer beschreibt, noch
sieben andere mit ihren griechischen Namen vor, die sämtlich von ihrer äufseren
Gestalt und Ähnlichkeit mit gewissen Gegenständen benannt sind: so hemi-
sphaerium oder scaphium = scaphe wegen der Ähnlichkeit mit einer
hohlen Halbkugel,; discus von der flachen Gestalt, arachne, conus, pha-
retra, pelecinon, plinthium nach ihrem spinnen-, kegel-, köcher-, heil-
und plinthenartigen Aussehen. Von demselben Gewährsmanne erfahren wir
auch den Namen des Zeigers an der Sonnenuhr (gnomon) und der zur Be-
stimmung der Polhöhe eines Ortes an der Sonnenuhr erforderlichen Figur (ana-
le mm a].
4) Plin. 7. 245: tamdiu populo Romano indiscreta lax fuit.
5) Vgl. Marqaardt, R. Altert. VlI 2 249.
3) vigilia übersetzt aus q>vXaxTi,
4) Natürlich gab es von beiden Uhrengattungen ganz verschiedene Arten : die Kieps) -
dra wurde nach zwei verschiedenen Systemen hergestellt, einem älteren, wo das Wasser
oder der Sand aus einem Thongef^fse mit durchlöchertem Boden in ein anderes darunter
stehendes Geföfs lief, sodafs die zum Auslaufen nötige Zeit fixiert wurde, und einem jün-
geren, wo der Stand des in ein Geföfs eintaufenden Wassers durch am Rande angegebene
Zeichen gemessen wurde. Letztere soll zuerst von dem Alexandriner Ctesibius konstruiert
worden sein.
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Nihil apad Oraecos mathematicis illnstriiig ; at
noB metiendi ratiocinandiqne utilitate bnius artia
iermiBayimiis modnm.
Cic. TuBC. 1. 2. 5,
Kap. XIY. Mathematik.
Obwohl als ausgemacht gelten kann, dafs die Griechen die ersten Anregungen
auf dem Gebiete der Mathematik nicht sich selbst^), sondern anderen Nationen
verdanken, dafs sie die Elemente der eigentlichen Geometrie von den Ägyptern 2),
die der Arithmetik von den Babyloniern 3) und die der rechnenden Geometrie
von den Indern überkommen haben, so sind doch alle diese Gebiete so voll-
kommen vom griechischen Geiste durchdrungen, so harmonisch weiter gebildet
worden, dafs man nicht weifs, ob man den Erfindern oder denen ein gröfseres
Verdienst zuschreiben soll, welche das Samenkorn zum Besten der Wissenschaft
in so erfolgreicher Weise zur Entwicklung gebracht haben. Die lange Reihe der
griechischen Mathematiker von dem Milesier Thaies bis zur zweiten Alexandrini-
sehen Schule bezeichnet eine foillaufende Kette neuer Errungenschaften , neuer
Siege auf dem Gebiete der Zahlen und der Raumgröfsen , sodafs nach Alexanders
des Grofsen indischem Feldzuge sich sogar bedeutende Rückwirkungen auf Indien
geltend machen konnten.
Und Rom? Allem Idealen, nicht unmittelbar praktisch Verwendbaren fremd,
allen Wissenschaften und Künsten von alters her wenig zugethan, hatte das
römische Volk sich wenig um die unnützen mathematischen Kenntnisse der
Griechen bekümmert. Obwohl es keinem Zweifel unterliegt, dafs sich jeder
einigermafsen gebildete Römer, ja selbst die grofse Menge , die arithmetischen
Operationen 9 die für den Handel und Wandel und im ganzen Geschaftsleben
geradezu unentbehrlich waren, angeeignet haben wird, obwohl ebenso sicher
angenommen werden darf, dafs sie die für das gewöhnliche Leben nötigen Kennt-
nisse in der Arithmetik und Geometrie besessen haben, so ist doch unverkenn-
bar, dafs sie diese Wissensgebiete nicht kultiviert, dafs sie sich vielmehr mit
i) Die einfachsten Zahlenoperationen sind gleich den Zahlen von 1—400 schon Gemein<^
gut der Indogermanen vor ihrer Trennung.
2; Herod. S. 409 : doxiei (fi fjioi iy&evrey yeotfAetQif^ evqs^elaa cV triy^EXXada inayeXd-ety.
Vgl. Cantor, Vorlesungen überd. Geschichte d. Mathematik p. 55. 443ff. 486fr. 45arr463. 349fr.
3) Vgl. Peschel, Völkerkunde p. 526. Herod. a. a. 0.
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254 Gribchisghb Wörter
weit gröfserem Interesse der im praktischen Leben nützlichen Mefskunde zuge-
wendet haben, weshalb sie auch schon in alter Zeit, vielleicht unter elruskischem
Einflufs, als Agrimensoren (gromatici) thätig gewesen sind und nach gewissen
Regeln und Vorschriften die Absteckung und Einteilung von Grundstücken und
Lagern, von Tempeln und Wohnhäusern betrieben haben.
Wohl ist möglich, dafs sie auf diesem Arbeitsfelde manche wichtige Neue-
rung aufgebracht haben, im Bereiche der Feldmefs Wissenschaft dagegen sind
sie nicht produktiv gewesen, sondern haben nur die Resultate der Griechen sich
zu eigen gemacht. Ja diese Behauptung läfst sich sogar auf die ganze Mathe-
matik ausdehnen. Denn wie Mommsen in der römischen Chronologie und neuer-
dings Cantor in seiner Schrift über die römischen Agrimensoren und ihre Stellung
in der Geschichte der Feldmefskunst ausgesprochen haben, entspricht alles, was
die Römer Mathematisches wufsten, ungefähr dem griechischen Standpunkte
dieser Wissenschaft um das Jahr 400 v. Chr., also dem Stande der Forschung
zur Zeit des Nikomachus und der zweiten Alexandrinischen Schule. Mögen auch
einzelne, wie der schon bei Gelegenheit der Astronomie erwähnte Sulpicius
Gallus, sich aus Liebhaberei schon ein umfangreicheres mathematisches Wissen
angeeignet haben, so blieb dies doch immer nur eine singulare Erscheinung.
Mehr Gewicht hat man erst seit der Mitte des 1 . Jahrh. v. Chr. auf die
methodische Erlernung der Wissenschaft zu legen angefangen. Seitdem wurden
Arithmetik und Geometrie als obligatorische Unterrichtszweige in den römischen
Schulen mit gröfserem Eifer betrieben, und schon lange vor Horaz mochten die
römischen Knaben lernen
longis rationibus assem
in partes centum diducere. (A. P. 325),
und mit dem Rechenbrette zur Schule ziehen
laevi suspensi loculos tabulamque lacerto. (Sat. 1. 6. 74.),
wie denn auch Columella die Existenz von Geometrieschulen zu seiner Zeit be-
stätigt (1. prooem. 5 : scholas geometrarum esse). Seit derselben Zeit finden wir
auch römische Autoren auf mathematischem Gebiete thätig. Ciceros Zeitgenossen
Varro und Nigidius Figulus eröffnen den Reigen , der Sicilianer Jul. Finnicus
Matemus, der zu Konstantins Zeit lebte, und Boethius auf der Grenzscheide des
5. und 6. Jahrh. n. Chr. schliefsen ihn. Doch sind die auf uns gekommenen
Reste der in republikanischer Zeit geschriebenen Bücher so unbedeutend, dais
wir beim Aufsuchen der Lehnwörter hauptsächlich auf Vitruv, die Grammatiker
und ganz späte Autoren, wie Maternus und Martianus Capella, angewiesen sind.
Die allgemeinen Bezeichnungen, d. h. die Namen der in Rede stehenden
Wissensgebiete, finden sämtlich in den Ciceronianischen Schriften öfter Erwäh-
nung: Neben dem mathematicus erscheint dort der geometres, und neben
den arithmetica die geometri ca oder geometria, deren sich die Römer
schon zu Ciceros Zeit instituto veterum befleifsigten.
Offenbar das älteste der einscl|lagigen Lehnwörter ist groma, die Mefs-
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IN DER LATBlIf ISCHEN SpRAGHB. 255
slaDge = yvwfiüiv, deren Heimat nach Herodot in Babylon zu suchen ist^), die
aber schwerlich direkt aus griechischem Sprachgebiet oder durch Vermiltelung
der Griechen nach Rom gekommen sein wird. Denn da die Feldmefskunst in
alter Zeit in Abhängigkeit von Etrurien war und von dort her Anregungen aller
Art erfuhr, so wird auch dieses Instrument von den Griechen zunächst zu
den Etruskern gelangt sein, die dann Sache und Namen den Römern überbracht
haben. Daher der eigentümliche, im Latein nur ganz unsicher bezeugte Über-
gang von V in r (groma aus yvcifuov), der sich für griechische Lehnwörter der
etruskischen Sprache öfter nachweisen läfst^).
Von anderen gromatischen Instrumenten gehen auf griechische Anregung
zurück die dioptra, ein optisches zu Höhenmessungen und Nivellierungen ver-
wendetes Werkzeug, und die zu gleichem Zwecke dienende Grund- und
Wasserwage (chorobates und libra aquaria übersetzt aus vÖQoaraTrig : vgL*
Vitr. 8. 6. 4), desgleichen das mesolabium^), ein von Eratosthenes zum Auf-
suchen der mittleren Proportionallinie gebrauchtes Instrument.
Ebenso wie die zuietztgenannten finden wir auch die specielleren geome-
trischen und arithmetischen Bezeichnungen mit wenigen Ausnahmen nur bei
den Fachschriftstellem seit der Vitruvianischen Zeit. Wohl ist der Würfel,
wie der Name schliefsen läfst [cubxis = ycvßog), schon ziemlich früh zur Kenntnis
der Römer gelangt, wohl finden die Kugel (sphaera) und der Cylinder (cy-
lindrus) schon bei Ennius und Cicero Erwähnung ^j , dagegen treten das
Prisma (prisma), der Kegel (conus) und die Pyramide (pyramis), als geo-
metrische Figuren erst bei Martianus Capeila, Boethius u. a. ganz späten römi-
schen Autoren auf.
In gleicher Weise mögen die griechischen Namen der einfachsten plani-
metrischen Figuren und Zeichen, wie des Dreiecks (trigonum. Varro = trian-
giilus. Cic.) und der Mittelpunkt des Kreises (centrum. Vitr., vgl. gyrus)
schon frühzeitig den Römern bekannt geworden sein, dagegen die specielleren
Termini, die übrigens meist übersetzt worden sind, finden sich erst bei den
Gromatikern seit der Augusteischen Zeit. Dahin gehören die Benennungen der
verschiedenen Drei-, Vier- (u. s. w.) eckarten nach der Gröfse und dem Ver-
hältnis der Winkel und Seiten*^), die Namen der Hypotenuse und der
i] yytOfAoya — naqa BaßvXioyioty ifjiad-oy orEXXf^ye^, Herod. 2. 409.
2) Vgl. Ahmemrun = MyttfAifAytay Deecke, Bezzenb. Beitr. z. K. d. idg. Spr. II 464 ff.
nr. 2, Memrun = Mi^ymy a. a. 0. nr. 73, Velparum = 'EXn^yiaq nr. 48. S. auch oben
p. 53 A. 4.
3) Die Worte scarifus, Flurptan a forma und thalassometra = maris mensor können
nicht als Lehnwörter gelten.
4) Vgl. sphaeroides, kugelähnlich und hemicylindrus, Halbcylinder bei Vitruv. und
magdalides, cylinderförmige Figuren bei Scribon.
5) Dahin gehören triscelum, Dreieck, isosceles, gleichschenklig, isopleuros, gleichseitig,
scalenus, ungleichseitig, tetragonum, Viereck, pentagonum, Fünfeck, hexagonum, Sechseck,
heptagonum, Siebeneck, octagonum, Achteck, polygonum, Vieleck, rhombus, Raule, rhom-
boides, rautenförmig, trapezium, Trapez, parallelogrammum, Parallelogramm, hemicyclium,
Halbkreis.
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256 Gribgbisghb Wörter
Katheten^), der Peripherie und des Segments*), des Durchmessers
und des Umfangs^) , der Diagonale*) u. a.
Weniger zahlreich sind die in der Arithmetik begegnenden fremden Aus-
drücke: Wichtig ist hier die Thatsache, dafs die Zahlzeichen für 50, 4000 und
vermutlich auch 100 aus den drei griechischen Aspiraten, deren man beider
Übernahme des griechischen Alphabets entraten konnte, gebildet worden sind,
noch wichtiger jedoch die Entlehnung des griechischen Rechenbrettes (ab a-
cus), des einfachen zum Addieren und Subtrahieren dienenden und des so-
genannten pythagoreischen fttr die komplizierten Rechnungsarten des Muiti-
plizierens und Dividierens bestimmten, welches fttr den römischen Jugendunler-
richt von der hervorragendsten Bedeutung war. Die Zahlen, mit denen man
operierte, und die Operationen selbst tragen durchweg römische Namen, und
nur bei ganz späten Autoren findet man und zwar nicht selten die substanti-
vischen den Römern abgehenden Zahlwörter monas, dyas, trias, pen-
tas, hexas, heptas, octas, enneas, decas, triacontas; daneben
kommen Bezeichnungen vor wie trieteris = triennium, pentaeteris =
quinquennium, (tetraeteris, octaeteris, dodecaeteris), ferner tetra-
plasius, triplasius u. a., sämtlich Ausdrücke, die nicht als Lehnwörter an-
gesehen werden können, zumal der römischen Sprache andere originale Wörter
dafür zur Verfügung stehen. Dasselbe gilt von hem iolios = sesquialter u. a.
griechischen Terminis.
4} hypoienusa; cathetus.
2) peripheria, lacotomus.
3) diametros, pcrimetros.
4) diagonioSy diagonalis linea ; vgl. angulus euthygraiimius, linea parallelos u. s. f.
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Sterilis materia, rerom natura.
Plin.
Kap. XY. Physik und Mechanik.
Nicbls lag dem alten, von der Kultur noch wenig beleckten Bewohner Euro-
pas näher als die ihn umgebende sichtbare Welt, als die Natur mit ihren unab-
änderlichen, ausnahmslos wirkenden Gesetzen, mit ihren regelmüfsig wieder-
kehrenden Phänomenen. Das Feuer und das Wasser*) waren ihm liebe
Bekannte, Sumpf und Meer^), Berg und Thal 3), Bach und Flufs*), Stein
und Fels^) hatte er auf seinen weiten Wanderzügen zur Genüge kennen ge-
lernt ß).
Der in gleichen Zwischenräumen erfolgende Wechsel zwischen warmer
und kalter Jahreszeil war ihm schon in seiner asiatischen Heimat klar zum
Bewufstsein gekommen und wurde daher auch von alters her mit zur Zeitrech-
nung verwendet'). Noch weniger konnte ihm, der mit der Natur auf so ver-
trautem Fufse lebte, die Kenntnis so hüußg wiederkehrender Naturerscheinungen
wie Morgen- und Abendröte^), Regen und Wind'*^), Nebel und
I] ignis, Feuer, lit. ugnis, ksl. ogni, skr. agni-; vdoiQ, Wasser, lit. vandü, ksl. voda,
got. vat6, ahd. -wazzar. Vgl. skr. -udra.
2) lama, Sumpf, ksl. locnü, lit. Ickmene; lacus, Xaxxoff-, mare, Meer, lit. mares, ksl.
morje, got. marei, galt. more.
3) clivus, Hügel, ahd. hl^o, xXiiv^, lit. szlaitas, got. hlainas; xoXaivoV, Hügel, collis,
lit. kalnas, Berg, ags. hill ; cacunien, Gipfel, skr. kakud; vallis, Thal, tko^^ ^IIXig\ /ccrr,
Grube, fovea.
4) rivus, ksl. rovü, preufs. rawys; amnis = abnis, gall. ambe, skr. ambhas; fluvius,
5) lapis, Hnttf\ saxum, altsächs. sahs, an. sax. Vgl. petra und scopulus.
6) Andere NaturphUnomene vgl. vorn unter den drei Naturreichen Kap. \ — 8.
7) Daher bimus = bihimus, trimus = Irihimus, zwei-, drei-jährig, eigentl. zwei-, drei-
wintrig. Vgl. Aufrecht K. Z. IV. 4<5; Gurt. Grundz. « 201; Schweizer-Sidler z. Tac.
Germ. 26. 7.
8) aurora, ^a>$', %iag, äot. avia^^ skr. ushas, zd. ushanh.
, 9) imber, ofjißQog, skr. ambu , skr. anilas, Wind, gr. avBfjios^ vgl. lal. animus ; lat.
ventus, got. vinds, zd. vdta.
W • i •• , OriMh. Wörter 1. d. lat. Sprache. 1 7
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258 Griechische Wörter
Tau^j; Schnee und HageP) enlgehen, wie denn auch der naturgeniilfse
Wechsel zwischen Tag und Nacht^), Morgen und Abend*) schon in der
frühesten Zeit percipiert wurde.
Ebenso kann die Bekanntschaft mit den sich seltener wiederholenden Phä-
nomenen des Blitzes und Donners^), des Regenbogens und Erd-
bebens^») u. a. als selbstverständlich betrachtet werden.
Auf diese u. a. stark in die Augen fallende Naturprozesse und Objekte der
Sinnenwelt blieb auch im allgemeinen der Horizont der Römer im Bereiche der
Physik beschränkt; weniger intensive und weniger deutlich markierte Phänomene
wie den die Erde umgebenden Dunstkreis haben sie erst durch Vermiitelung
der Griechen kennen gelernt, denen sie die Benennungen der Atmosphäre
(aer), des Äthers (aether, aethra) und der Luft (aura) zu verdanken haben.
Aus derselben Quelle ist die genauere Kenntnis einzelner Naturerscheinungen
geflossen, wie denn z. B. Seneca und Apuleius bei der Klassifizierung der Erd-
beben durchaus die griechische Terminologie verwenden mufelen'), weil es an
einheimischen Bezeichnungen gebrach.
Kein Wunder, dafs die ganze Natur lehre (physica, vgl. physis) mit ihren
einzelnen Disciplinen z. B. der Optik (optice) erst infolge griechischer An-
regung in Rom kultiviert worden ist und dafs selbst bei so deutlich wahrnehm-
baren Phänomenen, wie dem auf einfachen akustischen Principien beruhenden
Echo (echo) es erst der griechischen Vermittelung bedurfte.
Und nun gar die angewandte Physik, die Statik, Dynamik und
Mechanik waren den Römern vor ihrer Berührung mit den Griechen eine terra
incognita. Gleich der generellen Bezeichnung der Maschine (machina, vgl.
mechanicus) sind auch all die verschiedenartigen Maschinengattungen mit grie-
chischem Namen benannt, ein nur zu deutlicher Wink, woher sie stammen. Da
figurieren einfache Instrumente wie der Krahn (carchesium) uüd die
Winde (ergata)^), aber auch komplizierlere wie der F lasch enzug oder die
Hebemaschine (trochlea, arlemo, Kloben, trispastos, Hebemaschine mit drei,
pentaspaslos mit ftlnf, polyspaslon mit vielen Rollen) und die Wasserdruek-
werke, z. B. die Pumpe (antlia, vgl. exanclare), das Tretrad (tympanum\
0 skr. nabhas, Nebel, nebula, vetpiXrj, vi(po<:, altir. nem, lit. debesis; ofiifxlr.^ Ut.
niiglä, ksl. roigla, Nebel, Gewölk, skr. mihira, mih, zd. ma^gba. ros , Tau, lit. ra<a.
ksl. rosa.
2} nix, Schnee, vitpa^ altir. snechta, got. snaivs, lit. sn^gas, ksl. snegü; x^^^^^ HageL
grando, ksl. gradü, graida, skr. bräduni.
3) Siehe oben Kap. 4 3. § 8.
4) mane, früh (maiutinus u. a.), vesper. Abend, e<f7t€Q0Cy camb, ucher, Hl. vakar«5.
ksl. vecerü.
5) fulgur, Blitz, (fXiyog y skr. bhargas; tonare, donnern, ags. thumjan, skr. tan)«*
donnernd.
6) arcus caelestis, Regenbogen (iris poet.), terrae moius, Erdbeben.
7) Vgl. chasmatiae, climatiae, epiclintae, palmatiae, brasmatiae, brastae.
8) Der Hebel, veclis, scheint den Römern ohne fremde Vermittelung bekannt geworden
zu sein, dagegen ist die Bezeichnung des Stützpunktes des Hebels griechisch (hyporoochlioo,.
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IN DER LATKIMLSCilBN SPRACHE. 259
die nach dem Princip der Schraube von Archimedes konstruierte Wasser-
schnecke (cochlea), der gerade oder Doppelheber (sipho, diabeles), die von
Ctesibius aus Älexandria erfundene Druckpumpe (machina Ctesibica), die
Wasserorgel (organum, hydraules, machina hydraulica) ^), die Wasser-
mühle (hydraletes), die gröfstenteils zuerst von Vitruv ervviihnt werden. Ebenso
bezeugt der Name der Aulomatenwerke (automatum, machina automatopoeta)
und des Destillier hei ms (ambix) den griechischen Ursprung derselben, wie
denn auch verschiedene andere in das Gebiet der Mechanik gehörige Ausdrücke
aus derselben Sprache stammen 2) .
4) Der Dämpfer daran heifsi pnigeus.
2) Z. B. pterygoma, chelonium, Maschinenteile, cnodax, Kegelzapfen, embolus, ancon,
Kolben bei Saug- oder Druckwerken, epistomium, Hahn an Wasserröhren u. s. f.
17«
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Despiciens mara valiTolnm ierruqa« iM«Bt«a.
V«rg. Aen. 1.228.
Kap. XYI. Geographie.
Die Anfange der Erdkunde reichen bis in die entlegensten Zeiten zurück;
denn bereits die alten Kulturvölker Asiens und die Ägypter haben, die einen
mehr, die andern weniger, zur Erforschung und genaueren Kenntnis des Eni-
kreises beigetragen, vor allem aber der aramäische Volksstamm der Phönicier
die durch ihre grofsen Seefahrten Licht über das ganze Mittelmecrgebiet, sogar
zum Teil über die Küstenländer des Atlantischen Oceans verbreitet haben und
auf deren Forschungen und Mitteilungen wohl auch die üHesten theoretischen
Arbeiten der Griechen im Bereiche der Erdkunde beruhen. Denn es kann nicht
zweifelhaft sein, dafs die Karte des Anaximander (550) und das geographische
Werk des Hekataeus (500) aus phönicischen Quellen geflossen sind, da beide in
dem mit diesem Volksstamme in so enge Berührung gekommenen Milet ent-
standen.
Eine Reihe von namhaften Gelehrten folgte den beiden genannten nach, die
teils durch Reisen, teils durch Schriften zur Vervollkommnung des geographi-
schen Wissens wesentlich beitrugen und aus deren meist dickleibigen Büchern
die klUglichon Epigonen der Geographie, welche Rom aufgezogen, wie Mela und
Plinius, ihre Kompendien zusammenschrieben. Kein Wunder, dafs die ganie
geographische Litteratur der Römer nur ein Reflex der griechischen ist, dafs die
geographischen Namen ganz Asiens, soweit es dem Altertume bekannt, und der
am östlichen Mittelmeer gelegenen Lander ein durchweg griechisches Gepräge
tragen. Gleichwie die Bezeichnungen Europa, As ia, Azania, Aethiopia,
Aegyptus, Libya, Cy renaica, Babylonia, Syria, Arabia, Ariana.
India, Armenia, Scythia; Seres, Sinae u.a. den griechischen Typus
nicht verleugnen können, so gewifs ist auch, dafs die Römer alles, w^as sie in
früherer Zeit von Asien, dem östlichen Afrika und Europa wufsten, den Griechen
verdanken. Aber auch im Westen des letztgenannten Erdteils Ireflen wir an den
Gestiuien des Mittelmeers, ganz abgesehen von den griechischen Kolonieen, hei
den Römern hellenische Namen wie llispania (verstümmelt aus Hesperia? ^ .
4) Vgl. Kiepert, Lehrb. d. alt. Geogr. p. 482.
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 261
und seilen ist es vorgekommen, dafs dieselben später durch andere verdrängt
wurden, wie Meninx durch Girba. Ja selbst der Name Italiens (Italia =
'halla) ist vermutlich aus griechischer Quelle geflossen ^j und mit ihm selbst-
redend die zum Teil recht alten Bezeichnungen der grofsgriechischen Städte :
Paestum = JTocre^^cüWa, Buxentum = Jlvfot)^, Velia = ^Fe'Aij, Male-
ven tum = TWaAoe^tj^j^ Tarentum = Tagag, Ägrigentum = liycQayag,
Hydr^untum^) ==*y^^ot)g, Sipontum =^^7rot)g, Soluntum^^oAot)^ u. a.
Wie mächtig der griechische fiinflufs war und wie schnell derselbe über
den phönicischen die Oberhand gewonnen , erhellt nicht nur aus der geringen
Zahl der semitischen Ortsbezeichnungen, die in der römischen Sprache dauernd
haften geblieben sind , sondern vor allen Dingen daraus, dafs die Namen der
phönicischen Faktoreien des Mittelmeeres, gleich dem Namen der Phönicier selbst
(Poeni), bei den Römern in griechischem Gewände erscheinen; und zwar nicht
hlofs in den Gebieten, wo sich auch die Griechen angesiedelt haben ^), sondern
sogar auf ihrem ureignen Boden, wo nie griechische Pflanzstädte bestanden
haben. Oder hat nicht der alte phönicische Name von Tyrus, Sarra, dem
griechischen = TvQog weichen müssen? Erscheinen nicht die phönicischen
Städte Gebäl und Beeröth = Byblos und Berytos und die Kolonial-
besitzungen Sabrath = Abrotanum und Tarschisch = Tartessus unter
griechischen Namen?
Doch nicht blofs Nomina propria, sondern auch Appellativa sind in gröfserer
Zahl in die römische Sprache übergegangen und bekunden den allmächtigen
griechischen Einflufs: die Oase (oasis) und der Katarakt (catarracta) , die
Halbinsel (chersonesus , cherronesus) und Landenge (isthmus), das Ge-
stade (acta) und die Meerenge (euripus, Bosporus], das Vorgebirge
(acrolerium) undder Ocean (oceanus, vgl. pelagus, pontus), der Fels (pelra,
scopulüs) und die Höhle (spelunca, antrum) tragen häuflg griechische Namen '^j,
wenn auch meist römische Bezeichnungen daneben existieren.
Gegenüber den griechischen Leistungen treten die Verdienste der
Römer um die Erdkunde gewaltig zurück. Denn sie beschränken sich im
wesentlichen auf die Erschliefsung der nördlichen Ländergebiete, in die sie die
Waffen getragen, und auf die Vervollkommnung der Landkarten (tabula, pinax).
Epochemachend ist hier die Thätigkeit des M. Vips. Agrippa, der genaue
Reiserouten, sogenannte Itinerarien, für das ganze Gebiet des römischen Reichs
ausarbeiten liefs.
Auch im römischen Schulunterricht war die Geographie vertreten, vermut-
1) Zuerst bei Herodot 1. 34; 4. 15.
2) Doch siebe oben p. 45.
3} Inschrifllich auch Hutrentum.
4) Vgl. Punicum, Catina, Himera, Minoa, Thapsus, Pachynum, Panormus, Melita,
Eridanus u. a. von Haus aus phönicische Namen.
5) Vgl. aufserdem geographia, chorographia, autochthones, antipodes = antichtbones,
und übersetzte (griech.) Ausdrücke z. B. accessus et recessus, Ebbe und Flut «= ayaxto^v-
fiata xal inid^ofial hdaiiav.
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262 Griechische Wörter
lieh seit der Reorganisation des Unterrichts zur Zeit des zweiten punisehen
Krieges, und wurde im Anschlufs an die Lektüre betrieben, doch ohne Karten,
die erst gegen Ende der Republik erscheinen ; und dafs die Römer in der Augu-
steischen Zeit, wo ihr Handel eine so grofsartige Ausdehnung angenommen halte,
auch geographisches Wissen zu schätzen verstanden, geht deutlich hervor aus den
Worten des Properz 5. 3. 35 :
Ich lerne dann auch, wo der Araxes sich wendet,
Wie viel Meilen das Rofs dürstend des Parthers durchrennt;
Präge das Bild von den Ländern mir ein, das bunt mir die Karte
Zeigt, und wie weise der Gott alle die Welten gereiht^
Wo vor Kälte die Erde erstarrt, wo stäubet vor Hitze ;
Welcherlei Wind das Schiff gut nach Italien treibt.
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Ins bonnmque apud eos non legibus mogis quam
natura valebat.
Sallnst.
Kap. XYII. Jurisprndenz.
Die Ausbildung der ersten Rechtssatzungen und -Normen füllt bereits
in die proethnische Zeit; denn die Bezeichnungen für Recht und Unrecht^),
für Bestrafung und Zeugen^), sowie andere Rechtsbegriffe können ihr hohes
Alter nicht verleugnen. War ja doch bei den Indogermanen, wie noch später
bei den vedischen Ariern, Diebstahl und Betrug, Lüge und Verleumdung, Mord
und Totschlag keine seltene Erscheinung 3) . Dafs man infolge dieser Vorkomm-
nisse im Laufe der Zeit der Vervollkommnung der Rechtsinstitutionen mehr und
mehr sein Augenmerk zugewendet, ist fast selbstverständlich und wird auch
durch die Terminologie der Gräkoitaliker deutlich bewiesen, bei denen poena,
Strafe = noivri und talio, Gleichmachung, gleich erfolgende Wiedervergeltung
= TttAaw sich gegenüberstehen*), während das von Mommsen 1^25 hierher-
gezogene crimen, Verbrechen nicht mit x^/voi, sondern nach M. Müller (K. Z.
19. 46) eher mit ahd. hllumunt, Leumund zusammenzustellen ist.
War somit einer der ersten und ältesten Rechtssätze der Gräkoitaliker »Auge
um Auge, Zahn um Zahn«, so weisen uns die w^urzelverwandten Bezeichnungen
vofxogj Gesetz und Numa, Gesetzgeber der Römer, dar^iuf hin, dafs man durch
Befolgung des Grundsatzes, einem jeden das Seine (sein Weidegebiet) zu
erteilen {vii^teiv), gewisse Ordnungen und Bräuche, namentlich wohl gesetzliche
Vorschriften über Grund und Boden auszubilden begonnen hatte. Dagegen sind
die oft zusammengestellten Ausdrücke koyog und lex von grundverschiedenen
Wurzeln abgeleitet^), und die Verba luo == kv(o, calare = xakeü) = lathön
sind in der gerichtlichen Sprache jener Zeit nicht nachweisbar.
4) tat. ius, Recht, skr. yos, Heil, Fug; ayog, Unrecht, skr. ägas.
2} an6ti0ifff Bestrafung, skr. apaciti; yyiam^Qf Zeuge, tat. notor, skr. jnätar.
3) (fiBQio), berauben = got. stilan, stehlen; xXinx(o = depo = got. hlifa; rapio =
icQnaCto ; got. biraubön, zd. rup, rauben ; labes, Xotßrj.
4) poena 12 Tafeln (fr. tab. XII}: si iniuriam faxit alteri viginti quinque aeris poenae
suoto (vgl. puDio, paenitet); talio ebenfalls in den 12 Tafeln nach Fest. p. 363.
5) Vgl. M. Müller, über die Resultate der Sprachwissenschaft, Vorlesung gehalten zu
Strafsburg 23. Mai 1872. 3. Aufl. S. 25fr.
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264 Grieghisgbb Wörter
Bclrelen wir nun den Boden der Einzelvölker, so finden wir, dafs das Rechts-
wesen sich von seilen der Römer einer aufserordentlichen Gunst und Pflege zu
erfreuen gehabt hat. »Wie ein Gemeinwesen durch Gesetze zu ordnen, wie im
friedlichen Verkehr die Zweifel über Eigentum und Leistungen nach gesunder
Auffassung des Rechten und Billigen zu schlichten seien , verstand niemand
besser wie sie«. Daher ist denn auch die Rechtswissenschaft, die gleich dem
Militarismus dem römischen Nationalcharakter am meisten unter allen Wissen-
schaften homogen war, fast durchweg national entwickelt, daher ist sie der ein-
zige Litteraturzweig, auf dem die Römer von Anfang bis zu Ende sich fremden
Einflusses möglichst zu erwehren vermocht haben ; daher ist sie gleich dem
Kriegswesen so häufig zum Gegenstande der Anspielungen von Plautus und an-
deren römischen Komödiendichtern gemacht worden.
Gleichwohl ist auch sie nicht vollkommen vom Auslande unabhängig ge-
blieben. Denn wenn auch die nüchternen und praktischen Römer in derRechls-
pflege den genialen Griechen überlegen waren, so gab es doch in Griechenland,
besonders Altika, juristische Satzungen, namentlich auf dem Gebiete des Prival-
rechts, die sich aufserordentiich bewährt hatten. Auch waren in den östlichen,
schon so lange in alle Interessen des Handels eingeweihten Ländern infolge des
regen Verkehrs und Warenaustauschs eine Anzahl wichtiger handelsrechtlicher
Normen geschafl*en worden, die den erst im Laufe der Zeit mit den Vorteilen des
Handels vertraut gewordenen Römern später zukamen und von ihnen angenommen
wurden. Endlich ist es selbstverständlich, dafs auch die nach der Verlegung des
Herrschcrsilzes nach Konstantinopel erfolgte Redaktion des Corpus iuris nicht
ganz ohne lokale griechische Einflüsse geblieben ist.
Den ersten Impuls zur Nachahmung gnechischer Rechtsgebräuche gab die
Z vvöl ftafelgesetzgebung. Dafs man vor Beginn dei*selben eine Gesandt-
schaft von drei Männern nach Athen sandte, um die Solonische Verfassung zu
studieren und bei der Umarbeitung der römischen Rechtssatzungen zu Rate ziehen
zu können, ist ausgemacht; dagegen ist es eine verfehlte und durch nichts zu er-
weisende Annahme der Schriftsteller der späteren Kaiserzeit, dafs die leges XII
tabularum direkt aus Griechenland übernommen seien ^) ; denn soweit wir einen
Einblick haben, sind nur gewisse den Römern praktisch und nützlich scheinende
Institutionen daraus in Rom eingebürgert worden , wie das Reglement der Be-
gräbnisccremonicen*-^) und eine Anzahl polizeilicher Mafsregeln, wie die Milderung
der auf Diebstahl gesetzten Strafe und das Verbot des Abpflügens der die Grund-
stücke scheidenden Raine -^j, desgleichen das Associationsgeselz *) , wie denn auch
die Reorganisation des Münzwesens und der Versuch einer Kalenderreform (siehe
p. 251 )auf das in der Solonischen Verfassung gegebene Vorbild zurückzuführen sind.
Weiterhin hat die juristische und philosophische Litteratur der
i) Vgl. Augustin, d. civ. dei 2.16. Ammian. Marc. 22. 16 u. a.
2) Vgl. Cic. d. leg. 2. 25.
3) Vgl. xMommsen, Rom. Gesch. I ^ 432.
4) vgl. Dig. 47. 22. 1. 4.
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Ilf DER LATEINISCHEN SPRACHE. 265
Griechen manche Anregung gegeben. Denn wie die ersten Impulse zu systema-
lischer Behandlung der Jurisprudenz von Griechenland ausgegangen sind, so ist
im hesondern die dialogische Form der um 150 v. Chr. erschienenen Gutachten-
sammlung des M. Brutus nichts als eine Imitation griechischen Gebrauchs.
Vor allem aber macht sich der Einflufs der stoischen Philosophie be-
merkbar, die, wenn auch nicht in so bedeutendem Mafse, wie von manchen be-
hauptet wird, doch seit Beginn des \ . Jahrh. v. Chr. namentlich auf das Natur-
recht Rtlckwirkungen ausgeübt hat, welche z. B. in den Schriften des Pontifex
Maximus Qu. Mucius Scaevola^l (f 82) klar zu Tage treten.
Noch gröfsere Anregungen gewährte der Handelsverkehr mit den
kleinasiatischen Griechen, von denen in vorciceronianischer Zeit eine
Anzahl wichtiger Neuerungen übernommen zu sein scheinen, wohl meist durch
Vermitteiung des Prätor Peregrinus. Aus dieser Quelle stammt vermutlich das
neue Pfandrecht [hypothecaj, wenn anders die Stelle Cic. ad fam. 13. 56
diesen Schlufs gestattet. Daher auch die unter den Namen syngrapha (Cic.)
und Chirograph um (Juv.) bestehenden Schuld- und Darlehusurkunden , die
nicht nur im Verkehr von Römern mit Ausländern, sondern auch zwischen
Römern selbst gültig und gebräuchlich waren ; daher auch die griechischen Be-
nennungen des Vorrechts bei Schuldforderungen (protopraxia Plin.
ep.j und des Zinseszins (anatocismus Cic), während das Aufgeld, die
arrha oder arrhabo, wie der phönicisch-gricchische Name und das öftere
Vorkommen bei Plautus bekunden, durch die griechisch-italischen Handels-
beziehungen dort Verbreitung gefunden hat.
Gleichfalls eine Schöpfung des Orients, aber erst In späterer Zeit von den
Römern adoptiert, ist die emphyteusis (Cod. Theod., vgl. emphyteuma), das
Recht der Bepilanzung und vollkommenen Nutznicfsung von fremden Grund-
stücken, die mit der Verpflichtung verbunden ist, alle Abgaben zu tragen und
einen Zins zu entrichten 2).
1) Derselbe var ein Freund des Philosophen Panaetius. Eine seiner Schriften führt den
Tilel Definitiones = oqoi.
2) Anders steht es mit dem Kontumäcialverfahren bei Terminversäum-
nissen (eremodicium) und der Bezeichnung parapherna = Vermögen der Frau aufser
der dos; denn es ist nicht zu bezweifeln, dafs die Römer diese Einrichtungen kannten,
wie denn auch letzteres ausdrücklich bezeichnet wird als res, quas mulier extra dotem
habet (vgl. peculium). Dasselbe gilt wahrscheinlich von der antichresis, dem Vertrage
zwischen Pfandgläubiger und Schuldner, von dem Widerspruch zwischen den Gesetzen
(antinomia), den Pandekten (pandectae = digesta), von der Benennung des Besitzers
und Besitzes (diacatochus, -ia a= possessor, -ssio), von der eigenhändig geschriebenen
Urkunde (idiochirum, idiographum, vgl. authenticus, holographum), von der
Gegengift, die der Bräutigam der Braut bringt (antipherna) und der Quittung und
Gegenquittung (apocha, antapocha, vgl. accepli latio). Ebenso wenig können die
Namen der Rechtsschüler im vierten und fünften Jahre des Studiums (lytae, prolytae)
und die zum Teil schon ziemlich früh auftretenden Ausdrücke dica (= causa, lis), ec-
dicus (=3 cognitor civitatis) und ecclesiecdicus, Rechtsanwalt der Kirche, als Lehn-
wörter bezeichnet werden. Dagegen ist pragmaticus, Rechtsanwalt wohl allgemein gebräuch-
lich geworden.
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Solam haiio artinm Onecarnm nondnn ezercet
Romana gravitas in tanto fmctn.
PI in. 29.17.
Kap. Xym. Medizin.
Nichts war den alten Indogermanen besser bekannt als der menschliche
Körper und seine Teile. Alle Glieder vom Scheitel bis zur Zehe, grofseund
kleine, sind mit uralten Namen benannt *) , ein beredtes Zeugnis dafür, wie sehr
man in damaliger Zeit schon auf sich und seine Gesundheit zu achten verstand.
Daher nimmt es nicht wunder, dafs die vedischen Arier schon in den Büchern
des Atharvaveda sich im Besitz einer ziemlich umfangreichen Nomenklatur von
Krankheiten befinden ^j und dafs es auch den allen Römern nicht an originalen
Bezeichnungen auf dem Gebiete der Heilkunde gefehlt hat. Das Geschwür und
der Eiter^), die Anschwellung und die Drüsengeschwulst*), die
Schwindsucht und die Krätze^) , der Wahnsinn und das Fieber*), der
Schnupfen und Husten') führen durchaus echt römische Namen, wie auch
andere körperliche Gebrechen, z. B. Blindheit, Lahmung, Taubheit und
Stummheit ^) frühzeitig auffallen und benannt werden mufsten.
Was nun die Entwicklung des ärztlichen Berufs anlangt, so liegt es in
der Natur der Sache, dafs man in der ältesten Zeit bei eintretender Krankheit
auf sich selbst oder auf die Hilfeleistung seiner Angehörigen angewiesen war.
Man versuchte dies und jenes, und je nachdem sich das eine oder andere Mittel
bewährt hatte, nahm man im Wiederholungsfalle dazu wieder seine Zuflucht.
So ist es fast selbstverständlich, dafs das älteste Familienglied, eben weil es die
meiste Erfahrung gesammelt hatte, in der Regel den Hausarzt abgab, bei den
germanischen Völkerschaften die Frauen , bei den klassischen Völkern dagegen
der pater familias. Lange noch wurde diese chirurgische und medizinische
Praxis in der von den Vätern überlieferten. Weise zu Rom gehandhabt, als man
1) Den Römern, welche die Wörter stomachus, artcria und bracchium für den Magen,
die Luftröhre und den Arm (vgl. adeps, Körperfett = aXei(pa, bronchia, Luflröhrcnäsle .
von den Griechen entlehnten, standen dafür auch andere Bezeichnungen zu Gebote, Dom*
lieh venter, canalis animae und armus = got. arms; cubitum, dorsum, nervus, hir u. a.
sind original. Vgl. auch Pauli, die Körperteile b. d. Indogerm. Progr. v. Stettin <867.
2] Vgl. Zimmer, altind. Leben. Kap. 43. Schlufs.
3) Ulcus SB eXxog, Geschwür, pus = nvo^, Eiter.
4) tumor, cf. loles, tonsillae, tvXo^, Goschwulst; struma, inguen, DrüsenanschwelluQ?.
5} tabcs, Schwindsucht, Scabies, Impetigo, Krätze, vgl. psora.
6) vesania, Wahnsinn, febris, Fieber.
7) pituita, Schnupfen, tussis, Husten.
8) caecus, blind, claudus, lahm, surdus, taub, mutus, stumm, lippus, trieföugig-
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IN DER LATEIIflSCIlEN SPRACHE. 267
in Griechenland unter ägyptischem Einflüsse eine Ileilkunsl auszubilden be-
gonnen halte, die anfangs von den Priestern besonders in den Tempeln des
Äskulap auf Cnidos und Cos ausgeübt, später (vom 6. — 4. Jahrh.) stark von der
Philosophie beinflufst wurde.
Eine auf mehr wissenschaftlicher Basis beruhende Medizin datiert dagegen
erst seit Hippokrates, den man daher mit Recht den Vater und Begründer
der Heilkunde genannt hat und dessen Säftelehre die ganze spätere Medizin be-
herrscht.
Dafs bei den Römern nicht in gleicher Weise wie bei den Griechen im Laufe
der Zeit sich das Bedürfnis nach geschulten Ärzten herausstellte, hat wohl seinen
Grund in der geordneten, einfachen, natürlichen Lebensweise und Diät dieses
Volkes und in ihrer strengen Abhärtung. Daher steht die medizinische Wissen-
schaft in Rom von vornherein unter griechischem Einflüsse.
Die erste Anregung zur Zuhilfenahme griechischer Heilkunst giebt sich in
dem auf Anraten der sibyllinischen Bücher von Epidaurus nach Rom übertragenen
Kulte des griechischen Heilgottes Asklepios =Aesculapius kund, der in
Gestalt einer Schlange im Jahre 291 während einer Pest von dort geholt wurde
und einen eigenen Tempel auf der Tiberinsel erhielt (Liv. 10. 47). Wahrschein-
lich auf die gleiche Quelle ist die Übersiedelung des Peloponnesiers Archa-
gathus zurückzuführen; vielleicht war derselbe sogar aus Epidaurus gebürtig.
Von diesem nun, der nach Cassius Hemina (Plin. 29. 12) sich im Jahre 219 als
Arzt in Rom niederliefs, bis zum Ausgange der Republik wurde die Medizin fast
ausschliefslich von griechischen Priestern und Kriegsgefangenen, namentlich aber
von Sklaven und Freigelassenen ausgeübt*) . Wohl nahm man nun den Archagathus
von Staatswegen mit off'enen Armen auf, überliefs ihm ein eignes Geschäftslokal,
ja beglückte ihn sogar mit dem römischen Bürgerrechte, wohl strömten bald die
griechischen Ärzte in gröfserer Zahl nach Rom ; aber trotzdem war man ihnen von
Anfang an nicht sehr zugethan, ja der gewaltige Eiferer gegen alles Fremde,
Cato , konnte es sogar wagen , die ungerechtfertigte Behauptung aufzustellen,
dafs sich die Barbaren verschworen hätten, mit ihrer Medizin alle Römer zu töten
(Plut. Cat. maior 23). Später änderte sich das; durch glückliche Kuren gewannen
sie das Vertrauen der Römer, von denen sie sogar den einheimischen Ärzten vor-
gezogen wurden. Seitdem Julius Cäsar allen sich in Rom niederlassenden Ärzten
das römische Bürgerrecht verlieh, seitdem Augustus nach seiner glücklichen
Wiederherstellung durch Antonius Musa Befreiung derselben von Abgaben und
Staatslasten verfügte, wandte sich nicht nur eine stattliche ^Zahl freier griechi-
scher Ärzte nach Rom, sondern auch gar mancher Römer diesem Berufe zu.
Aber wenn auch die kaiserlichen Ärzte in hohem Ansehen standen, so war und
blieb doch wegen der grofsen Masse von Schwindlern und Charlatanen (phar-
macopola Plaut.), die sich mit medizinischer Praxis beschäftigten und selbst
Magie und Zauberei aller Art mit der Heilkunde verschmolzen, der ärztliche
Stand im allgemeinen wenig geachtet.
1) Piin. 29.17: paucissimi Quiritium attigere (medicinam) et ipsi statim ad Graecos
traosfugae.
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268 Griechische Wörter
Aufser den öffentlichen Ärzten treffen wir seit der Mille des 1. Jahrh. v.Chr.
auch Hausärzte in Rom und Umgegend an. Bereits zu Varros Zeit gab es auf den
Landgütern, die nicht in der Nähe einer Stadt lagen, eigene servi medici (r. r.
1. 16. 4), und um dieselbe Zeit erscheinen sie auch in vornehmen Häusern der
Hauptstadt vereinzelt (Sueton Ner. 2).
Infolge des immermehr zunehmenden Umfangs der Heilkunde machte sich
nunmehr auch eine Arbeitsteilung notwendig, weshalb wir schon in der republi-
kanischen Zeit Specialärzte für Augen-, Zahn-, Ohrenkrankheiten, Brüche und
andere Leiden finden. Bald machte sich auch der Rangunterschied im Kollegium
der Ärzte geltend; denn seit Nero w^erden Oberärzte (archiatri) genannt, die
über die gewöhnlichen Ärate gesetzt waren *) .
Der erste Römer, welcher über Heilkunde geschrieben hat, istCato.
Trotz seiner Antipathie gegen die griechischen Doktoren hat er sich dem griechi-
schen Einflüsse in seinen praecepta ad filium nicht zu entziehen vermocht. Noch
mehr als er sind von griechischen Werken abhängig die Verfasser der in der
Kaiserzeit entstandenen medizinischen Lehrbücher, wie Celsus, Scribonius Lar-
gus, Plinius u. a.
Wenden wir uns nun zur Betrachtung der Krankheiten, der zu ihrer
Heilung gebrauchten Medikamente und der chirurgischen Instru-
mente!
Was erstere betrifft, so ist anzunehmen, dafs dieselbe mit Ausnahme einiger
Epidemieen meist seit aller Zeit existiert haben, dafs sie aber in der Regel zu-
erst von den Griechen nach bestimmten durch die Erfahrung geschaffenen Ge-
setzen mit Erfolg bekämpft worden sind und daher gewöhnlich unter griechischen
Namen erscheinen. Seit welcher Zeit aber die genauere Kenntnis der einzelnen
Krankheiten datiert, wird sich in den weitaus meisten Fällen schwer entscheiden
lassen; doch mögen nicht viele Lehnwörter wie nausea über das 3. vorchristl.
Jahrh. hinaufreichen. Chronologisch sicher fixierbar sind nur w*enige, tlher
deren erstes Auftreten in Rom von den alten Autoren Bericht erstattet wird.
So wurde der Aussatz (elephantiasis cf. lopra) durch das im Jahre 62 aus
Syrien zurückkehrende Heer des Pompeius eingeschleppt'-^); dafs indessen die
Verbreitung dieser Krankheit in Italien keine sehr grofse gewesen sein kann,
lassen die Worte des Celsus (3. 25) erkennen, der von der Krankheit sagt:
ignotus paene in Italia est; und Plinius konnte sogar hinzufügen: celeriterin
Italia restinctus est. Ebenso wird uns überliefert, dafs die Kolik (colum) zuerst
zur Zeit des Tiberius in Italien aufgetreten und — merkwürdig genug — dafs
der Kaiser selbst zuerst davon betroffen worden sei. Auch geht ausxlen Worten
des Plinius hervor, dafs die griechische Benennung derselben, als sie in dem die
Krankheit dos Kaisers meldenden Edikt ^) verwendet wurde, damals noch so gut
1) Die einzelnen Gebiete der Heilkunde sind diaetetica, Chirurgie, olinice, empirice,
iatraliptice, anatomia; vgl. chirurgus, clinicus, empiricus, iatraliptes, anatomicus.
2) Vgl. Lucr. 6. m2: est clephas morbus, qui propter flumina Nili gignitur Aeg)l>to
in medio nequc praeterca usquam und Cael. Aur. chron. 4. 1.
3) in edicto eins excusantis valetudinem. Plin. S6. 9.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 269
wie gar nicht in Italien bekannt war ^) . Etwas später sollen nach demselben
Gewährsmann [Plin. S6. 2j die Flechten (liehen, mentagra, hibride Nachbil-
dung von chiragra, podagra] in Italien aufgetaucht sein, angeblich zur Zeit des
Claudius durch einen römischen Ritter aus Asien eingeschleppt. Auch die Kennt-
nis des Karbunkels (carbunculus, übersetzt aus avd-qa^^ avd-qarLiov)^ dessen
erstes Auftreten in Latium unter der Gensur des L. Paulus und Qu. Marcius be-
zeugt wird (Plin. 26. 5) und der als ein der Provinz Gallia Narbonensis eigentüm-
liches Leiden dargestellt wird, scheint auf griechischer Vermittelung zu beruhen.
Die Zahl der Krankheiten, die bei den römischen Autoren der republikani-
schen Zeit genannt werden, ist im ganzen nicht grofs. Plautus thut aufser der
schon erwähnten Seekrankheit (nausea) noch des grünen Stars (glaucoma),
derFufsgicht (podagra) und der unter dem Namen patagus erscheinenden
sonst unbekannten Krankheit Erwähnung ; Lucilius bekundet die Kenntnis des
Krebsgeschwürs (gangraena herpestica) , Lucrez die der Schlafsucht
(felhargus, lethargia) und des schon erwähnten Aussatzes (elephas) ; dem
Cicero sind die griechischen Bezeichnungen für Gicht-, Hirn- und Magen-
kranke (arthriticuS; phrenelicus, cardiacus) ziemlich geläufig. Eine noch grö-
fsere Zahl medizinischer Termini finden wir in der über den Landbau (de re
rustica) verfafsten Schrift des Calo, ja wir würden entschieden eine noch viel
reichere Ausbeute an hierhergehörigen griechischen Lehnwörtern zu erwarten
haben, wenn uns das didaktische Hauptwerk desselben Autors, praecepta ad
filiuin, in welchem er seine Ansichten über die Gesundheitspflege auseinander-
izesetzt hat, erhalten wäre. Bei ihm finden wir zuerst den Namen des Harn-
zwangs (stranguria cf. dysuria, ischuria) und der schlechten Verdauung
(dyspepsia), des Unterleibsleidens (coeliacus morbus) und des Hüftwehs
(vgl. ischiacus), desgleichen die gewöhnlichste Bezeichnung des Krebsge-
schwürs (Carcinoma).
Erhalten wir somit aus den Schriftstellern der republikanischen Zeit nur
sporadisch über einzelne Krankheiten Auskunft, so begegnen wir unter Augustus
zuerst systematisch geordneten medizinischen Werken, in denen wir fast die
gesamte Nomenklatur der griechischen Ärzte antreffen. Dafs die beireffenden
Namen in den Schriften des Celsus u. a. vielfach noch mit griechischen Lettern
geschrieben sind und erst von den Autoren der späteren Kaiserzeit als wirklich
recipierte Lehnwörter gebraucht werden, ist für unsere Untersuchung irrelevant.
Da wir den Einflufs der Griechen auf die Heilkunde der Römer darzustellen
haben, so ist es für uns nur von Belang, zu eruieren, welche Krankheiten den
Römern durch die Griechen genauer bekannt geworden sind ^) .
Die Zahl der endemischen im Altertum auftretenden Krankheiten ist ziemlich
\) nomen incognilum. Plin. 1. 1.
2) Anzuerkennen ist das Bestreben der römischen Ärzte, sich durch Übersetzung griechi-
scher Ausdrüclce eine eigene Terminologie zu schafTen ; so haben sie aei^iaaig durch side-
ratio, aQ&^iiig durch articularius morbus, xaQxiyutfia durch cancer, anotnr/fAa durch ab-
scessus, vnoxvais durch suffusio oculorum, {feXr^yiaxo^- durch lunaticus, initpoga durch
«.lesiiüaiio, äy&Qa^ durch carbunculus u. s. f. wiedergegeben.
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270 Griechische Wörter
klein. Abgesehen von der Gicht (arthrilis. hamarthritis = articularius
morbus, vgl. chiragra, podagru], die seit dem 1. Jahrh. n. Chr. in wahrhaft er-
staunliclier Häufigkeit in Italien auftritt, und dem Skorbut (slomacace) , der
das in den Niederlanden operierende Heer des Germanicus ergriff, ist vielleicht
zu erwähnen die Zuckerharnruhr (urinac nimia profusio), die diaßi]Ti^g =
bösartigen Mundgeschwüre (aphthae), die Ruhr (dysenleria lienteria] und
eine choleraartige Krankheit (cholera), ferner Skropheln (choerades,
Struma, scrophulae), Hämorrhoiden (haemorrhois, -ida), Steinleiden ;cal-
culi, vgl. Xid^iaaigy lithotomia) und Schwindsucht (tabes, phtisis, alrophia,
syntexis, cachexia) *) .
Aufserdem figurieren in den medizinischen Werken der Römer schwere mit
LHhmungserscheinungen einhergehende Krankheitsformen, wie die verschiedenen
Arien des Krampfes (spasmus = Halsstarre, tetanus; Starrsuchl,
catoclia; Starrkrampf, emprosthotonia , opistholonia ; Fallsucht, epi-
lepsia; Hysterie, sufibcatio mulierum , vgl. hystericus) und der Schlag-
anfall (apoplexis) oder die Paralyse (paralysis) und Schenk ellahmung
(scelotyrbe) und ferner leichlere Arten des Unwohlseins wie Heiser keil ar-
teriasis, branchos), der Schnupfen (coryza, catarrhusj und das Kopfweh
(cephalargia, cephalaca; einseitiges Kopfweh, hemicrania, heterocrania:
Schmerz in den Schläfen, crotaphus). Dazu gesellen sich Affeklionon
des Darmkanals wie der Durchfall (diarrhoea, vgl. oben dysenleria, lien-
teria, cholera, colum) und die Verstopfung [emphragma, tenesmos), die
Darmverschlingung (chordapsus, ileus) , Hämorrhoidal- (haemorrhois
(siehe oben), exochas) und Rlahungsbeschwerden (strophus, slrophouia.
empneumatosisj. Da treflen wir Magen- (stomachicus , vgl. bulimus, Heiis-
hunger, cardimona. Magendruck), Nieren- (nephriticus), Milz- (splenicus,
Nerven- (neuricus) und Lungenleidende (peripneumoni(a)cusj und nel)en
ihnen Gelbstlchtige (ictericus), Rlutspeiende (haemopljicus), durch Quet-
schung Entmannte (thlibias, thlasias) und mit Schmerzen im Gesäfs
behaftete (psoadicus, psoalgicus). Auch Engbrtlstigkeit (dyspnoea, orlbin
pnoea, asthma) und Schwermut (melancholia), Rheumatismus (rheuma.
rheumatismus)^) und Seitenstechen (pleuritis) sind vertreten. Auf Anomalien
im Blute oder Verstopfung der Harngänge beruht die Wassersucht (hydrops.
asciles, tympanites). Von Halsleiden findet die Bräune (synanche = angina,
Erwähnung; zu den Bruchbeschwerden gehören der Wasserhodenbruch
(hydrocele] , der Darmbruch (enterocele) und der Fleischbruch (sarcocele
Bei weitem das stärkste Kontingent stellen aber die Affektationen des Auges
und der HaYit. Da suchte man Heilung von Augengeschwüren [at^enaa,
syce) und Star (hypochysis, glaucoma), von Schwindel und Flimmern
vor den Augen (scotoma, marmaryga), von Blödsichtigkeit und Trocken-
i) Über diese und einige andere vgl. Hirsch, historisch-geograph. Pathologie. Die im
Jahre 135 das nördliche Afrika heimsuchende und 543 zuerst auf europöischem Boden er-
scheinende Beulenpest (pestis, pcstilentia) kommt hier nicht in Betracht.
i) Nach Anke, Philol. B. 3), Heft 3 »Katarrh der Respirationsorgane u. d. Gedürme«
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m DER LATEINISCHEN SPRACHE. 271
heit der Augen (nyctalmus (vgl. -lops), xerophthalmia), von Schielen (slrabo,
slrabus, schielend) und Hasenaugen (lagophthalmus) . Auch andere Ano-
malieen im Sehapparale kamen öfter vor, z. B. weite Ausdehnung des Aug-
apfels (platycoriasis) , Zusammenwachsen der Augenlider (ancyloble-
pharon), Einwärtskehren der Augenwimpern (trichiasis) und Ge-
schwulst im Augenwinkel (encanthis), Kern im Auge (staphyloma)
(vgl. gramiae, Augenbutter).
Unter den Hautkrankheiten werden öfter genannt Schor.f (achor, cerium,
eschara, escharosis) und Flecken (alphus metas, melania; ephelis, Sommer-
sprosse), das Ausfallen der Haare (alopecia), der Hautausschlag (exan-
thema), die Gürtelrose (zoster, zona = circinus) und die Nacht blättern
(epinyctis). Überdies sind Geschwüre, Warzen und Geschwulste alier
Art (ceroma, apostema, rhagades, scirros, Geschwür; ozaena, polypus, Nasen-
polyp ; carcinodes, phagedaena, krebsartiges Leiden, parotis, Geschwür bei den
Ohren, syringion, Fistel; Condyloma, acrochordon, thymion, Feigwarzo; ganglion,
Überbein, sarcosis, Fleischgeschwulst, phyma, Eitergeschwulst des Zellgewebes,
meliceris, Honiggeschwulst, bronchus, Kehigeschwulst, steatoma, Fettgeschwulst)
keine seltene Erscheinung. Dagegen ist die sogenannte LHusesucht (Phthiria-
sis) wahrscheinlich in das Bereich der Fabel zu verweisen *) .
Ebenso umfangreich wie die Nomenklatur der Krankheiten ist die der
Salben (collyrium), Pflaster (emplastrum) , Umschläge (epithema) und
Medikamente.
Von jenen scheinen am häufigsten zur Verwendung gekommen zu sein die
Augensa Iben^) ; oft haben sie ihren Namen von dem Stoff, aus dem sie be-
reitet sind, erhalten, wie die Dijptam-, Weihrauch-, Glaucion-, Honig-,
Myrrhen-, Mandel-, Majoran- u. s. w. Salben 3).
Unter den Pflastern verdienen hervorgehoben zu werden das Heft-,
Pech-, Magen-, Kopf- und Präservativpflaster^).
An Auf- und Umschlägen wurden der leidenden Menschheit mit Vorliebe
bereitet erweichende und feuchte, Brei- und Senfumschläge^) ; von
Säften wurden verordnet zur Betäubung bei Operationen Alraunsaft, zum
Purgieren der Saft der Purgierwurzel, zu andern Zwecken Akazien-,
Mohn-, Maulbeer-, Panax-, Garpathum- u. a. Saft«).
1) Vgl. Th. Husemaon, Zeitschr. d. k. k. Gesellsch. d. Ärzte zu Wien. XII. 497 ff.
i) Z. B. stacton, smilion, phynon, hieracium, monemeron, coenon, bygra ss hygrem-
plastrum, echion, diarrhodon.
3) diadictamnum , dialibanon, diamannae, diaglaucion, glaucina, diameliton, diameli-
toton, diamisyos, diaartymaton, diasmyrnes, diasmyrnon, diacopron, diamygdalon , dia-
sampsuchum, acopum, myracopum, ceroma, xeron, xerocollyrium, myron, xeromyron, rhi-
nion, megalium, spodiacum, crocodes, dialepidos, dioxus, trachomaticum, diachrisma.
4) anacollema; dropax; epomphalion ; cephaticum; amynticum; andere sind: lipara,
entalicum, tetrapharmacum, rhypodes, pittacium, splenium.
5) malagma ; embrocha ; cataplasma ; sinapismus.
6) mandragoras ; acridium => diagrydion, diascammonias, scammoneum ; acacia; opium;
diacodion; diamoron; opopaAax; opocarpathum. chylus, chylisma, rhizias, caulias, dia-
mirton, diacerason.
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272 Grteghischb Wörter
Auch soDst fehlte es nicht an Mitteln aller Art zur Linderung (chalasti-
camen) und Stillung des Schmerzes (anodynonj, zum Vernarbender
Wunden (catuloticum) und zur Stillung des Blutes (enhaemon). Die Verdau-
ung beförderte das pepticum und oxyporium, das Fieber stillte ein lexi-
pyretum, zur Hautreinigung diente das smegma, den Ausfall der Haare
beschleunigte das psilotrum (vgl. dropacismus] . Auch erweichende (ma-
lacticus), zusammenziehende (stegnus, stypticus, systalticus) , magen-
stärkende (eustomachus) , speienerregende (emeticus], niesenverur-
sachende (ptarmicus), erwärmende (thermanticus] und schnell wir-
kende (oxyporus) Medikamente wurden gebraucht. Pillen (catapotium, tro-
chiscus, sphragis] waren längst bekannt, ebenso Gegengifte (antidotum, alexi-
pharmacon, scorpiacum, theriace, diacalaminthes) . Gegen die Krätze verwen-
dete man das psoricum, gegen Gesichtsflecken Meerschaum (alcyoneum
= Seekork, spuma maris], auch gab es verschiedene Purgier- (catharticumf
anacoeliasmus] und Schleimabführungsmittel (apophlegmatismos). Un-
fruchtbarkeit der Frauen suchte man zu erzielen durch das atocion, Mund-,
Luftröhren- und Ohrenkrankheiten zu heben durch stomatice, arteriace
undoti<Mim. Ätzende Heilmittel hiefsen caustiea. einschläfernde hypno-
tica, magenreinigende coeliotica, urintreihende diuretica. Die Ader-
lafskunst und das Schröpfen (phlebotomia ; scarifatio) waren nicht minder
bekannt wie der Kehl- und Steinschnitt (laryngotomia, litholomia) . Selbst
Klystiere wurdisn verabreicht (clysmus, clyster, clyslerium, enema) und Sitz-
bäder (encathisma) , sowie kalte Waschungen (psych rolusia, -tron) vorge-
schrieben. Besonders häufig vorkommende Medikamente sind das aus der
Wurzel des Rhamnusstrauchs gekochte lycium und die Latwerge
(ecligma, -atium, electarium) ^).
Selbstverständlich stammt auch eine Reihe Chirurgischer instrumente
aus Griechenland. Hierher gehören besonders die Kly stierspritze (clyster'
und der Katheter (catheler), das Brenneisen (cauter) und der Trokar
(centimalis ßstula = x^^ri^/ior), die Lanzette zum Aderlassen (phlebolomus,
enchiridion) und das anabolium zum Heben, der rhinengytes zum Ein-
spritzen in die Nase und das syringotomium zum Schneiden der Fistel
u. a. mehr^).
1) Andere Medikamente sind z. B. beizende (septicus), irritierende (aroycticus), stär-
kende (tonoticus) ; ferner oporicc, Arznei aus Früchten, anticyricon, sesamarUges in Anli-
cyra bereitetes Heilmittel, athera, aus Arinca, anihera, aus Blüten, elaterium, aus der Eselv
gurke gewonnenes Medikament; femer diacitrium, diacochlecon, diacanthes, diacastoreum,
diacopraegias, diabotanon, diaherpyllum , diaeteon, dialeclrum, dialoes, dialthaeon, dia-
peganon, diaprasion, diapsychon, diarrhodinon, diascorodon, diaspermaton, diasteaton, (IIa-
theon, diatheriacon, botryon.
2) Vgl. ferner lypus, regelmäfsige Wiederkehr fieberhafter Krankheiten, paronychlum
(panaricium) Niednagel; acedia, üble Laune, gargarizaro, gurgeln (gargarisma;, catapleii^
cataplectatio, Erschrecken, malaeissare, malaxare, erweichen.
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laro niniiti multos audio Corinthi et Alhenamin
ornamenta laadanie» mirantesque.
Cato bei Lir. :M. 4.
Kap. XIX. Plastik.
Wie die fast durchgängige Yei^schiedenheit in den Benennungen der Werk-
zeuge und Produkte der Bildnerei bei Griechen und Römern darthut, ist diese
Kunst nur in ihren primitivsten Anfängen gräkoitalisch. Denn nur die allge-
meinsten Bezeichnungen wie scaipere = ykarpetv^ das von Haus aus die Arbeit
in Stein mit einem spitzen Instrumente bezeichnete, und sculpere =
ykvipetv^ womit man ursprünglich nur das Schnitzen in Holz verstand (vgl.
Blüinner, Technol. 2. 174 f.), sind in diese Periode zurückzuversetzen *). Damit
harmoniert, dafs bereits in den oberitalischcn Pfahldörfern rohe Erzeugnisse aus
Thon und Stein, besonders (jcfüfse und Waffen, sich vorgefunden haben ; und
auch die Holzarbeit wird schon frühzeitig zur Ornamentierung von Gebäuden
benutzt worden sein , wie denn ausdrücklich überliefert wird, dafs die ältesten
Gölterbilder der Griechen, die ^oava^ aus Holz geschnitzt worden sind. Dagegen
dürfte der Erzgufs und die Bronze be reitung in viel spätere Zeit hinabzu-
rUeken sein, da erst nach Ausbildung des phönicisch-italischen Handelsverkehrs
durch die Zufuhr des in Italien nicht heimischen Zinns sich diese Kunst ent-
wickeln konnte, sodafs man lange Zeit auf die von den Phöniciern importierten
bronzenen Waffen und Geräte angewiesen war.
Wohl sollte man glauben, dafs die Italer in der Zwischenzeit zwischen ihrer
Ansiedelung im Potieflande und in der Ebene von Latium bedeutende Fortschritte
in der Plastik gemacht hätten; doch sind dieselben nach Ausweis der Funde
ziemlich gering (vgl. Heibig, d. Italiker i. d. Poebene S. 83 ff.], ein Zeichen, dafs
die Römer, wie wir auch im folgenden bestätigt ßnden werden, wenig künstle-
rische Begabung gehabt haben. Daher sagt Vergil an jener bekannten Stelle,
wo er vom Berufe des römischen Volkes spricht (Aen. 6. 847) mit Recht:
Excudent alii spirantia mollius aera
Credo equidem, vivos ducent de marmore voltus ....
Tu regere imperio populos, Romane, memento;
Hae tibi erunt artes.
\) Vollkommen abweichend sind in beiden Sprachen: xvnog und forma; xnfAiyo^, d^tQ-
/nt<aTQttf ßttvuog und furnus, fornax; axfitoy und incus; (XtpvQ« und malleus; nvQuyQcc
und forceps; (pvaa und follis; yXvcpayoy und scaiprum; ßQira^, louvov^ «yerX/u«, «(fof,
aydgia^j eixtay und Signum, simulacrum, statua, effigies, imago.
Weise, Qriech. Wörter i. d. lat. Sprache. 1 8
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274 Griechische Wörter
Weit gröfseren Kunstsinn und weit lebendigere Reeeptivität finden wir bei
den benachbarten Etruskern, die von den Griechen^] schon früh, vielleicht
gleichzeitig mit der Einführung des Alphabets, auf dem Gebiete der Plastik so
mächtig angeregt und gefördert worden sind, dafs diese Einwirkung noch in der
alten Sage von der Einwanderung dreier griechischer Künstler, des Euchir, Dio-
pos und Eugrammos (Plin. 35. 452), aus Korinth nach Tarquinii nachklingt'^.
Von hier aus, wo die phönicisch-griechische Steinbaukunst bald herrlich empor-
blühte, wo bald Tempel errichtet und mit thöncrncn Götterstatuen geschmückt
wurden, wo der Erzgufs durch reiche Erzgruben Anregung und Unterstützung
fand, mufsle sich bald ein merklicher Einllufs auf Rom geltend machen. Und in
der That sind, wie die ältesten römischen Tempel, so auch die ältesten simulacra
von etruskischen Künstlern ausgeführt worden, z. B. das Thonbild des Kapi-
tolinischen Jupiter, welches der von Tarquinius Priscus aus Veji herbei-
gerufene Etrusker Vulcanius im Jahre 584 v. Chr. für den neu errichteten Tempel
dieses Gottes schuf, und die aus der Hand desselben Bildners hervorgegangenen
Statuen des Herakles und des Viergespanns auf dem Dache des gleichen
Tempels (Varr. b. Plin. 35. 157).
Überhaupt überliefs man in jener Zeit die gesamte künstlerische Aus-
schmückung der Gotteshäuser durchaus den Etruskern. Doch brach sich die
griechische Kunst, die so indirekt durch Vermittelung der Etrusker zu den
Römern gelangt war, bald auch direkt nach Rom Bahn. So kann die immer für
uralt gehaltene Sitte der Aufstellung von Ahnenbi Idern aus Wachs nicht
vor jene Zeit des Igriechisch-latinischen Handels hinaufgerückt werden, da die
Kenntnis der Wachsboss ierung und des Wachses selbst (cera aus x»;fo^
entlehnt) aus griechischer Quelle geflossen ist.
Wie diese Errungenschaft, so führen auch andere Spuren unmittelbar
griechischen Einflusses bis in die Königszeit. Interessant ist die Mitteilung des
Plinius, dafs das alte aus Holz geschnitzte Bildwerk der Diana in dem röroiscb-
latinischen Bundesheiligtume auf dem Aventin, welches um die Mitte des 6. Jabrh.
V. Chr. (zwischen MO und 269 der Stadt) angeblich von Servius Tullius dort auf-
gestellt wurde, genau mit dem Bilde der ephesischen Diana übereingestimmt bal,
welches der Göttin in Massilia geweiht worden war. Demnach dürfen wir wohl
auch annehmen, dafs in Massilia selbst oder in der gleichfalls phokäischen Kolonie
Elea (Velia) in Unteritalien der Schöpfer des Dianenbildes auf dem Aventin zu
suchen ist. Wo die gleichfalls hölzernen Statuen der Fortuna Muliebris, die im
Jahre 497 und 496 v. Chr. in dem Tempel der Göttin aufgestellt wurden, an-
gefertigt worden sind, vermögen wir nicht zu bestimmen ^) .
Vi über die Anregungen, welche die griechische PlasUk vom Orient erfahren hat, vgl.
Lübke, Gesch. d. PlasUk. 3. Aufl. Leipz. <880. S. 74. 76 ff.
S) Vgl. Menge, Einführang in die antike Kunst. Leipz. 4880. S. 1S7. 429.
3) Übrigens wurden auch aus andern italischen Städten schon verhültnisintifsig früh
Bildsäulen nach Rom übergeführt, so das vermuUich hölzerne Standbild der Juno Regina,
das nach der Einnahme von Veji 393 v. Chr. dem aventinischen Tempel überwiesen wurde.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 275
Bald finden wir auch griechische Künstler aus Unteritalien in
Rom selbst thätig. Besonders genannt werden uns Damophilus und Gor-
gasus, erslercr vielleicht aus Himera in Sicilien gebürtig, wenn er, wie man
annimmt, wirklich der Vater oder der Grofsvater des von Plin. 35. 61 angeführ-
ten gleichnamigen Malers aus Himera ist, dessen Lebenszeit Brunn, Künstler-
geschichte 2. 76, da er ein Schüler des Zeuxis war, zwischen die Jahre 434 und
396 V. Chr. ansetzt^). Diese trugen für die plastische und malerische 2) Aus-
schiDÜckung des Ge reStempels Sorge, der, vom Diktator Aul. Postumius ge-
loht, im Jahre 493 v. Chr. eingeweiht worden ist. In demselben Tempel, welcher
aufGeheifs der Sibyllinischen Bücher erbaut und in welchem die Opfer nach
griechischem Ritus von griechischen Priesterinnen aus Neapolis und Elea dar-
gebracht wurden (vgl. Cic. pro Balb. 24. 55], fanden bald auch die ersten offen-
bar unter griechischem EinUufs entstandenen ehernen Statuen Platz. Dafs dies
nicht vor dem Jahre 485 geschehen ist, lüfst sich leicht daraus abnehmen, weil
nach Plin. 34. 15 in diesem Jahre das erste simulacrum aeneum ex aere factum
ex peculio Sp. Cassii der Geres geweiht worden ist (vgl. Liv. 2. ii, Dionys. v.
Halicarn. 8. 79) ; ja aus letzterer Stelle schliefst Detlcfsen 1. 1. 42, dafs auch die
Bildnisse des Liber und der Libera um dieselbe Zeit dort aufgestellt worden sind.
Damit steht in Einklang , dafs nach dem Berichte der Alten die Erfindung des
Erzgusses d. h. also wohl der statuarischen ThSitigkeit in Bronze den um das
Jahr 578 lebenden Samiern Rhoeeus und Theodorus zugeschrieben wird, somit
fast ein Jahrhundert früher als in Rom ^ur Anwendung kam ^j .
Dafs nach dem Vorgange der Griechen sich auch Römer der plastischen
Kunst zugewendet haben, ist selbstverständlich, wenn auch die Zahl der uns
überlieferten römischen Künstlernamen nicht sehr grofs ist und sehr stark
gegen die der griechischen zurücktritt; die bekanntesten sind Coponius und
Decius.
Trat in der letzten Königszeit, unter der Regierung der Tarquinier, als die
Kloaken, die Servianische Mauer ^ die ersten grofsartigen Tempel und andere
Bauwerke aufgeführt wurden, das Bestreben hervor, für die Dekoration der letz-
teren Sorge zu tragen, so machte sich in der nach Abschlufs der grofsen italischen
Kriege in der i. Hälfte des 3. Jahrh. beginnenden zweiten Blüteperiode der
Plastik Latiums das Bestreben bemerkbar, auch für das behagliche Aussehen der
Städte, der öffentlichen Plätze und der Strafscn etwas zu thun. Daher werden
denn jetzt neben den Götterbildern die Statuen von Privatpersonen geschaffen, die
dann Statuen aus Falerli, die wahrscheinlich im Jahre 394 von Camillus nach Rom ge-
schleppt wurden. Vgl. Detlefsen, Progr. v. Glückstadt 4867. S. 15 f.
1} Mommsen R. G. 1^476 hält den Damophilus für den Lehrer des Zeuxis und setzt
ihn ums Jahr 450 an.
2} Plin. 35. 154: plaslae laudatissimi Damophilus et Gorgasus iidem pictores, qui Ce-
reris aedem Romae ad Circum Maximum utroque gcnere artis suae excoluerant.
3} Der Erfinder des Reliefs war nach griechischer Überlieferung Butades, der um das
Jahr 666 lebte (Brunn, KünsUergesch. I. 23. 403), während der älteste der äginetischen
Meister Smilis zwischen 578 u. 538 gelebt haben dürfte.
18*
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276 Grikchische Wortes
leils auf. Staatskosten «Errichtet, teils aus den Mitteln von Privatpersonen gestiftet
worden sind.
Wolil finden wir vereinzelt auch vorher Monumente um den Staat wohl-
verdienter Manner, wie das des Dolmetschers der Decemvim, Hermodor (450
v. Chr.), des Ahala und L. Minucius (439). Doch sind die meisten derselben, so
dos Maenius, Camillus, Tremulus, Pythagoras, AIcibiades, Duilius. die das Forum
zierten, und viele Denkmaler auf dem Kapitel erst seit dem Jahre 300 aus
den Werkstätten griechischer und römischer Meister hervorgegangen. Dabei ist
den Römern die Sitte eigentümlich, die Statuen auf Säulen zu stellen, eio
Gebrauch, der sich nicht nur an der columna rostrata beobachten Uifst, sondern
auch an den Standbildern des Minucius, Maenius und Aemilius Paulus.
Von den aus Privatmitteln errichteten Denkmalern erwähne ich die des
Konsuls Flamininus (198) und des Acil. Glabrio (181), ferner der Scipiooen und
des Ennius (zwischen 189 und 165 gesetzt, aus Marmor nach Cic. pro Archia
9.22). Aus jener Zeit ist unsderausPeperin gemeifselte Sarkophag des L.Cor-
nelius Scipio Barbatus erhalten und bekundet in seiner ganzen künstlerischen
Ausstattung eine deutliche Nachahmung griechischer Muster dorischen und ioni-
schen Stils, ohne dafs sich entscheiden liefse, ob er aus römischer oder griechi-
scher Werkstatt hervorgegangen ist ') . Denn dafs sich die römischen Meisler
auch in der Form eng an griechische Vorbilder angeschlossen haben, wird uns,
abgesehen von den Funden, ausdrücklich von Varro und Vitruv überliefert').
Dafs der Luxus der Ausstattung und Ausführung von Jahrzehnt zu Jahrzehnt
stieg, kann keineswegs befremden ; daher denn schon 338 dem G. Maenius und
L. Furius Gamillus Reiterstatuen auf dem Forum gesetzt wurden und die bereits
erwähnte statua equestris des Acilius Glabrio, die erste auf italischem Boden,
vergoldet war (Liv. 40. 34).
Seit der Eroberung Tarents und Siciliensund besonders seit den orientalischen
Feldzügen wurde Rom mit Statuen der eroberten Städte förmlich überschwemmt,
und wie die Feldherrn trachteten jetzt auch die Privatleute darnach , ihre Häuser
mit Werken der Plastik zu schmücken, die von Feldherrn, Statthaltern, den höch-
sten Staatsbeamten, ja selbst den Kaisern geraubt, von keinem aber in frecherer
Weise fortgeschleppt wurden als von Verres. Auch temporäre Überfüh-
rung von Kunstschatzen fand statt; denn nach dem Scholiaslen zu Cic.
Verr. 1. § 49 war es den Ädilen gestattet, bei Gelegenheit der Spiele zur Aus-
schmückung der Stadt Statuen aus den Provinzen nach Rom bringen zu lassen,
um sie dann den Besitzern wieder zuzustellen.
Wollte man aber aus alledem den Schlufs auf einen damals höher entwickel-
ten Kunstsinn der Römer ziehen, so würde, man irren; vielmehr besafsen sie
einen so geringen Kennerblick und wufsten den verschiedenen Wert der Kunsl-
gegenstände so wenig zu beurteilen,' dafs es ihnen weit weniger um den Besitz
wirklich vollendeter Gebilde als um die Ansammlung einer grofsen Zahl von
i) Vgl. Menge a. a. 0. S. 133.
i) Vgl. auch DeUefsen a. o. 0. S. 23.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 277
Statuen zu thun war. Denn das hatten sie allerdings von den Griechen gelernt,
wie herrlich es sei, sich sein Haus und seine Wohnung geschmackvoll einzu-
richten.
Selbs^tverständlich gab es auch Ausnahmen : besonders finden wir seit der
Zeit der Scipionen, wo griechische Bildung mehr um sich zu greifen begann,
Familien, die, zu griechischer Bildung hinneigend, ihre Söhne in der Plastik
unterweisen liefsen oder diese Kunst selbst als Dilettanten ausübten, wie denn
ausdrücklich von Aemilius Paullus überliefert wird, dafs er seine Söhne von
Malern und Bildhauern unterrichten liefs (Plutarch. Aem. Pauli, c. 6.].
Merkwürdig ist, dafs in unser Gebiet einschlagende griechische Termini
technici in der römischen Litteratur erst bei Cicero auftreten, der sowohl der
halberhobenen, getriebenen Arbeit (toreuma, vgl. toreutes, toreutice)
gedenkt, als auch der in die Geschirre eingesetzten Reliefplatten (emblema)
in seinen Yerrinen Erwähnung thut. Den Thonbildner nennt zuerst mit
griechischem Namen (plastes) Yitruv, seine Kunst (plastice) und das Modell
(proplasma) Plinius. Von demselben Autor werden wir über das Bas- (ana-
glypla, anagiypha, prostypa) und Haut-Relief (ectypa), sowie über die durch-
brocheneArbeit (diatreta) , informiert, während uns Vitruv mit den statuae
acrolithae d. h. Statuen von Holz, deren Aufsenteile mit Marmor bekleidet
waren, bekannt macht.
Endlich ist es selbstredend, dafs die Römer, gleichwie sie die griechischen
Originale nachahmten, den Kopieen vielfach auch die heimischen, den Statuen
von den Künstlern selbst verliehenen Namen, liefsen. So kommt es, dafs wir
z. B. im 34. Buche des Plinius eine grofse Zahl solcher Benennungen vorfinden,
die zum Teil noch heutzutage gäng und gäbe sind, wie Apoxyomenos, Astra-
galizontes, Discobolos, Doryphoros, Stadiodromos, Celetizontes, Pentathlus, Encri-
nomenos, Apollo Sauroclonos, Stephanusa, Pseliumene, Ganephora, Buthytes,
Splanchnopte, Epistates, Amazon Eucnemos, Catagusa, Hercules Hageter, Mi-
nerva Musica, Artemon Periphoretos, Satyrus Periboelos, Cliduchus, Diadu-
menus, Canon, Perixyomenos (Plin. 34. 55—92).
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Non de architoetara sie scribiior, vti bistoria
ant poemata . . Tocabnla ex artig propria BMcasi-
tate concepta inconsaeto sermone obicinnt sei-
sibuB obscnritaiem.
Vitr. 5.1,
Kap. XX. Architektur.
War in der UUesten Zeil das Bestreben der Menschen nur darauf gerichtet,
sich ein Heim, ein gegen die Unbilden der Witterung schützendes Haus zu er-
bauen, so ist die Architektur als freie Kunst dem Triebe entsprungen, die Er-
innerung an einen Ort durch Gründung eines Denkmals festzuhalten oder eine
Statte zu weihen. Dazu bot in erster Linie das Grab der Angehörigen genilgende
Gelegenheit, das denn auch schon frühzeitig eine bestimmte Form annahm und
aus dem sich allmählich künstlerisch vollendete Bauten wie die ägyptischen
Pyramiden und die orientalisch-griechischen , später in Etrurien und Latium
nachgeahmten Grabmonumente herausbildeten, mochten dieselben nun in unter-
irdischen Gewölben (hypogaeum) besteben oder in Form einer aedicula
(heroum) oder einer kleinen Pyramide (pyramis) erbaut sein, oder endlich
zu pompösen Gebäuden anwachsen, wie die dem Grabmal des Mausolus nach-
geahmten prächtigen Ruhestätten der Könige und Kaiser (mause le um).
So verlieh die Kunst dem Zweckmäfsigen im Laufe der Zeit das Gepräge
formaler Schönheil. Bald erstanden ihr auch neue noch würdigere Aufgaben.
Denn das Verlangen, den göttlichen Wesen, die unsichtbar die Geschicke der
Menschen leiten, sichtbare Wohnungen auf Erden zu gründen und damit eine
Stätte zu schaffen, wo man ihren Willen erforschen und seinem religiösen Drange
besser Ausdruck geben konnte, war die Veranlassung zur Errichtung der Gottes-
häuser. Wie die alten Germanen noch zu Cäsars Zeit, so verehrten auch die
Gräkoitaliker ihre Götter noch nicht in Häusern und mit Bildern, sondern in
heiligen, abgegrenzten Bezirken (lemplum, T€/.ievog). Wiederum erfolgte der
erste Anstofs zu diesem gewaltigen Fortschritte im Oriente, wiederum waren es
die Griechen, die es bald im Tempelbau zu erstaunlicher Meisterschaft mit l>e-
wundernswerter Originalität der Fortbildung gebracht hatten , von denen die
Italer mit den neuen Errungenschaften bekannt gemacht wurden. Und iwar
waren ihre ersten und gelehrig.sten Schüler im Bauwesen auf italischem Boden
die Etrusker, die, wie sie überhaupt dazu geneigt waren, alles, was sie als
brauchbar bei fremden Völkern erkannten, bei sich aufzunehmen und nationdl
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IN DER LATBINISCHEX SpRACHB. 279
umzugestalten, auch in der Architektur das verbindende Glied zwischen Morgen-
und Abendland bilden. Diese brachten die Technik des Tempelbaues nach Rom
und errichteten dort selbst die ersten Gotteshäuser. Erst später wurden sie darin
von den Griechen abgelöst. Wann aber dieser Wechsel vor sich gegangen, ver-
mögen wir nicht mit Bestimmtheit zu sagen, wahrscheinlich bei Beginn der Re-
publik, wo die griechischen Kultformen und Götterbilder Eingang zu finden be-
gannen. Wenigstens wissen wir von dem prachtigen um 600 errichteten Kapi-
tolinischen Tempel'}, dafs er von etruskischen Architekten aufgeführt worden
und von etruskischen Künstlern seine plastische Ausschmückung erhalten hat.
Ja Yarro [bei Plin. 35. 45) teilt uns sogar mit, dafs vor dem Jahre 496 alle
Tempeleinrichtungen und selbstverständlich auch Tempelbauten von den Etrus-
kern besorgt worden sind. Wenn nun nach demselben Gewährsmann damals
zuerst griechische Künstler in Rom beschäftigt wurden, so ist es von vornherein
wahrscheinlich, dafs, mögen dies Baumeister oder Maler oder Bildhauer gewesen
sein, die Thätigkeit derselben mit dem Auftreten des griechischen Götterkultus
in Verbindung steht, somit durch die Sibyllinischen Bücher veranlafst worden ist.
Ward nun auch der bald nach diesem Jahre erbaute Tempel der drei griechischen
Gottheiten Ceres, Liber und Libera (= Demeter, Dionys und Persephone) viel-
leicht noch nicht von Griechen geschaffen, sondern nur künstlerisch ausge-
schmückt, so dürften doch wohl die nächstfolgenden Tempel wie der 485 den
Dioskuren gestiftete und der 431 dem Apollo geweihte unter der Leitung von
Griechen entstanden sein.
Bald wurde der etruskische Einflufs sogar vollständig zurückgedrängt,
während die Thätigkeit der Griechen immermehr zunahm und der griechi-
sche Baustil immer gröfsere Verbreitung fand, sodafs er im letzten Jahrhundert
der Republik und in der Kaiserzeit fast ganz ausschliefslich verwendet wurde.
Es ist d<iher kein Wunder, dafs uns von der altitalischen, sogenannten tuskischen
Tempelgattung kein einziges Beispiel erhalten geblieben ist, dafs sich dagegen
sämtliche Arien des griechischen Tempelbaus noch auf römischem Boden nach-
weisen lassen.
Hatte man den Manen der Verstorbenen ein Grabgemach und den Göttern einen
Tempel schaffen gelernt, so wandte sich jetzt die Architektur den zur Wohlfahrt
der Lebenden dienenden Einrichtungen zu. Grofsartige Aufgaben erwuchsen ihr
gegen das Ende der Königsherrschaft, während und bald nach der Regierungszeit
der baulustigen Tarquinier. Denn jetzt wurde die Stadt nicht nur mit den ersten
nach griechischem Vorbilde konstruierten Mauern umgeben, sondern auch durch
Abzugskanäle, sogenannte Kloaken, entwässert^) und erhielt einen Markt-
platz. Um dieselbe Zeit entstand auch der erste Cirkus, der zwischen Pala-
tin US und Aventinus gelegene Circus maximus, dessen Einrichtung samt den
i) Diese Tempel nannte man nach griechischer Auffassung nunmehr Feuerstötten oder
Herde der Götter (aeües).
2; Dafs hierbei zum ersten Male der orientalische , von den Etruskern übermittelte
Gewölbe- und Bogeubau in Anwendung kam, ist bereits oben erörtert worden (p. 496).
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280 Grifxhische Wörter
Pferde- und Wagenrennen, für die er beslimmt war, aus Griechenland stammte
und an griechische Vorbilder sich anlehnte.
Zu neuem Leben erwachte die Architektur dann wieder bald nach Beginn
der orientalischen FeldzUge. So wurde im Jahre 184 von Cato während
seiner Censur nach dem Muster der Gerichtshalle des attischen Archen Basi-
ieus die erste Basilika (basilica), die nach ihm benannte basilica Porcia mit-
samt den daran befindlichen Chalcidiken (chaicidicum) auf Staatskosten auf-
geführt und für den öffentlichen Verkehr und die Gerichtsverhandlungen be-
stimmt. SiSuIenhalien (porticus = aroa) schlössen sich bald nach griechischem
Vorbilde an diese an. Auch wurde die bis dahin fast ausschliefslich verwendete
dorische und ionische Saulenordnung seit den Feldzügen in Asien und Griechen-
land mehr und mehr durch die korinthische Säule verdrängt, neben der das
sogenannte Kompositkapitäl aufkam, das in seinem unteren Teile dem korin-
thischen, im obern aber (Velute, Echinus) dem ionischen Kapital nachge-
ahmt war.
Mit den Athleten (athletae), deren erstes Auftreten 186 erfolgte, fanden
die griechischen Stadien (stadium) Eingang und mit den scenischen Auffüh-
rungen die Theater (theatrum). Letztere waren von Haus aus nur Bretter-
gerüste, und selbst das 179 v. Chr. für die Apollinarischen Spiele aufgeführte
steinerne (Liv. 40. 51) wurde vermutlich, wie früher die hölzernen, bald wieder
zerstört (vgl. Momms. R. G. I^ 883), bis endlich Pompeius im Jahre 57 nachdem
Vorbilde des mitylenäischen ein festes steinern es Gebäude gründete. Ähn-
lich verhielt es sich mit dem speci fisch römischen, jedoch auf einer VerbinduDs
des griechischen Theaterbaus mit <lem Stadium und Hippodrom basierenden
Amphitheater ^). Denn den beweglichen aus Holz konstruierten Gebäuden des
C. Scribonius Curio und Cäsar (46) folgte das erste steinerne erst spät nach, er-
richtet von Statilius Taurus auf Anraten des Augustus auf dem Campus Martins.
In gleicher Weise trug man den gesteigerten Anforderungen an Bequemlich-
keit bei den warmen Bädern Rechnung, die seit dem zweiten punischen
Kriege nach hellenischem Typus eingerichtet, für die aber erst seit der Mille des
1. .lahrh. durch Pompeius und Agrippa die den griechischen Gymnasien nach^e-
bildelen Prachtgebäude (thermae) erbaut wurden 2).
Dafs endlich seit Beginn des 1. Jahrh. v. Chr. sich auch ein gröfserer Luxus
bei den Privatbauten geltend machte und dafs sich an diesen bald architekto-
nische Schönheiten aller Art entfalteten, ist schon früher- ausgeführt worden.
Waren nach dem Zurücktreten der Elrusker fast ausschliefslich griechische
1) Daher der aus griechisclien Wörtern gehildele Name amphi-thealrum.
ij Dagegen sind den Römern eigentümlich die Schwihbogen (fornices), die seil Beginn
des 2. Jahrh. v. Chr. in Rom gebaut wurden und deren L. Stertinius im Jahre 196 allein
drei, P. Cornelius Scipio Afric. 490 einen errichten liefs (Liv. 35. 27; 37. 8). Es sinJ dies
eine Art von Triumphbogen, EhrendenkmUler in Gestalt von Thoren, welche zu Ehren von
bedeutenden Männern errichtet wurden und später grofsarliger ausgeführt portae trium-
phales hiefsen. Über die originelle Enlwickelung des Rundtempels vgl. Momms. R. üesdi.
I 6 *74. A.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 281
Architekten in Rom thätig; so wandten sich später auch die Römer selbst der
Baukunst zu. Denn ihrem praktischen Sinne mufste diese unter allen griechi-
schen Kunstbestrebungeu am meisten zusagen, zumal sie die einzige war, welche
»nicht blofs dem grofsen Zweck des Staats und der Weltherrschaft wirksam
dienen, sondern auch allein den Weltherrschaftsgedanken zum Ausdruck bringen
konnte«. Daher ist die Baukunst fast das einzige Kunstgebiet, dessen Kultivie-
rung eines freien Römers für würdig gehalten wurde; daher erklärt sich die
stets zunehmende Zahl römischer Architekten, die mit Cossatius und Mucius, dem
Erbauer des von Marius gestifteten Tempels der Honos und Virtus, beginnt, und
später derartig präponderiert, dafs uns aus der Kaiserzeit nur der Name eines
einzigen griechischen Baumeisters, des unter Traian lebenden Damasceners
Apollodorus, überliefert worden ist.
Nach all dem bisher erörterten kann es nicht verwundern, dafs die Zahl der
griechischen Lehnwörter auf dem Gebiete der Architektur eine ziemlich
grofse ist: Zuerst tritt uns litterarisch der Name des Baumeisters entgegen,
den Plautus etwa 10 mal erwähnt (architectus, architecto). Bei demselben Autor
finden wir die Benennungen des Theaters (theatrum, auch schon bei Naev.
com. 71) und des warmen Bades (balineum). Der Name der Basilika (basilica}
wird zuerst 1) belegt auf einer Inschrift aus der Zeil von 13 i — 100; mit dem
Stadium (sladium) machen wir bei Luciiius, mit den Thermen (thermae) bei
Cicero, mit dem Amphitheater und dem Chalcidikum hei Vitruv die erste Be-
kanntschaft.
Des Pilasters gedenkt Calo (parastata), des Architravs (epistylium) ,
Säulenstuhls (slylobales) , und der Rotunde (tholusj Varro, fast alle übrigen
auf die Baukunst bezüglichen Termini finden sich bei Fachschriftstellern, zumeist
bei Vitruv, dessen aus 10 Büchern beslehendes Werk de archilectura uns voll-
ständig erhallen ist.
Charakleristisch ist es, dafs neben der allgemeinen Bezeichnung des Bau-
risses (species, forma, iinago, descriptio) sich besondere Arten desselben mit
griechischen Namen benannt finden; so der Grundrifs als ichnographia , der
Standrifs als orthographia, die perspektivische Zeichnung der Vorder-
seile oder Nebenseite eines Gebäudes als scaenographia.
Auf das Mauerwerk beziehen sich Worte wie emplecton, Füllsel mit Mörtel
und zerbrochenen Steinen, isodomos, Ebenbau, pseudisodomos , falscher
Ehenbau; ferner orthostata , Stirnmauer, pteron , Seitenmauer, und
ecphora, Vorsprung; auf die Thüre mit ihrem Schmuck hyperthyrum, Fries
und Kranz, corsa, äufserster Streifen an Thürein fassungen, ancon,
parotis, Kragstein, und thyroma, die Thür selbst.
Was die übrigen Teile des Tempels und überhaupt der Gebäude anbelangt,
4; Zwar gedenkt bereits Plaulus (Cure. 472) der basilica und hezeichnot sogar die
»Spaziergtfnge unter den Säulenhallen« mit einem hibriden Adjektiv als subbasilicani (Capt.
84 5). Doch tiat Ritschi wohl mit Recht (Parerga I.^p. 207) die beiden in Frage kommenden
Stellen für Einschiebsel aus der 1. Hälfte des 7. Jahrh. der Stadt, d. h. der Abfassungszeit
der Prologe, erklärt.
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282 Griecuiscub Wörter
so haben den meisten Einflufs von griechischer Seite alle diejenigen aufzuweisen,
an denen künstlerischer Schmuck und Verzierungen angebracht werden konnten,
am wenigsten die oberen nicht sehr in die Augen fallenden Partieen, am meisten
die unteren.
Die auf das Dach und Gebälk bezüglichen Ausdrücke sind daher sämt-
lich national römisch^). Anders verhält es sich schon mit dem Giebel, dessen
Felder der Kunst Gelegenheit zu reicher Ornamentik gewährten und daher von
den Römern auch nach griechischem Muster ausgeschmückt wurden. Wie die
zur Aufstellung von Statuen, Vasen u. s. f. am obern Ende oder in der Mitte
desselben angebrachten Postamente (acroteria), so erscheint auch das drei-
eckige G i e b e 1 f e id selbst unter griechischem Namen als tympanum und aetoma.
Die gröfste Sorgfalt aber verwendete man auf die künstlerische Vollendung
der Säulen und des dieselben abschliefsenden Gebälks Letzteres bestand
aus dem Architrav (epistylium), der häufig noch durch Hohlkehlen (cyma-
tium) und Kehl leisten (lysis) geziert war, ferner aus dem Fries (zophorusl
und den daran befindlichen Dreischlitzen (triglyphi) und Metopen (meto-
pae) ; erstere erfreuen sich wie einer noch reicher entwickelten Tektonik, so einer
umfangreicheren griechischen Nomenklatur 2] . So begegnen wir von griechischen
Terminis zunächst den Benennungen der weiblichen und männlichen zum Tragen
der Sparrenköpfe benutzten Figuren, den caryatides und telamones und der
Halbsäule oder des Pilasters (siehe oben) = parastas, parastata, parasla-
tica (vgl. antae). Da treffen wir ferner den Säulen fufs (basis, spira, plintbis,
podium, stylobates, stereobates, crepido) , den Strebepfeiler (anterides.
erisma) und die griechischen Ausdrücke für An- und Ablauf (apophysis, apo-
thesis) und die Einziehung (trochilus; scotiaj. Vor allen aber sind wichtig
die einzelnen Teile des Kapitals, in dessen Ausbildung die verschiedenen
Säulenordnungen am wesentlichsten differieren : dazu gehören die obere Platte
(abacus, plinthus), die Wulst (echinus), der Eierstab (cymatiuro) , der
Säulenhals (hypotracheliou), der erhabene, halbrunde Ring (astragalus) und
bei der korinthischen Säule der Schnörkel (helix).
Je nachdem nun ein Tempel nur auf einer Seite mit einer Säulenreihe um-
geben oder ringsherum von Säulen geziert war, hiefs er monopteros oder
peripteros (vgl. pseudoperipteros , pteroma). Hatte er an der Vorderfront
oder an der Vorder- und Hinterfront Säulen, so nannte man ihn prostylos
resp. amphiprostylos. Wenn er vorn eine Halle hatte, so wurde er als
pronaus, wenn die Gella ohne Dach war, als hypaethros bezeichnet.
Ein dipteros aedes zeigt zwei Säulenreihen (vgl. pseudodipteros) und je
nach der Zahl und der Entfernung der einzelnen Säulen von einander unterschied
man viersäulige (tetrastylos), sechssäulige (hexastylos), achlsäulige (octa-
i) Hierher gehören Bezeichnungen wie trabs, tignum, interlignium, capreoli, eolumen,
columbarium, columna, asser, transtrum,tfscandula, tegula, imbrex, colUciae u. a.
9) Römische Bezeichnungen sin(Lz. B. capitulum, voluta, Stria, caualis, anulus, cauli-
culus; scapus = axanos.
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 283
stylos), zehnsäulige (decasiylos], fernsauligc («iraeosty los), weilsilulige
tdiastylos], schönsäulige (eustylos), nahesiiulige (sy stylos), und eng-
säulige (pycno stylos). Bestanden die Säulen aus einem Stück, so hiefsen sie
mono lithae columnae^).
1] Andere in das Gebiet der Architektur gehörige Fremdwörter sind hemitriglyphus,
halber Dreischlitz, monotriglyphus, mit nur einem Dreischlitz, encarpa, Festons, embates =
modulus, Model, atticurges, im attischen Stil aufgeführt, barycephalus, gedrückt, climacls,
kleine Treppe, episcaenium, episcenos, Stockwerk der Scene, tristega, das dritte Stockwerk,
absis, Chor der Kirche, astyius, ohne Säulen.
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Es ist nicht eine einzige anter den italiwli«B
Knnstrichtnngen, die nicht in der a1tgriechisch«i
Kunst ihr hestimmtes Mnsterhild finde.
Mommsen B. 0. I « 237.
Kap XXI Malerei.
Lange bevor die Römer in kunstgerechter Weise den Pinsel handhaben
lernten, wurden ihnen die ersten Produkte orientalisch -griechischer Malerei
durch den Iransmarinen Vasenhandel übermittelt. Bemalte thönerne
Manufakte haben sich aus allen Perioden der griechischen Kunstentwicklun^
in den elruskischen und latinischen Gräbern erhalten , selbst jene älteste mil
Streifen und Tierfiguren gezierte Gattung, deren Import von Cumae, der älteslen
chalkidischen Kolonie Unteritaliens, aus erfolgte. Doch haben die Römer die
ihnen gegebenen Vorbilder nicht nachgeahmt, und wenn auch hin und wieder
Vasenmalerei von ihnen geübt worden sein wird, so kann man doch im grofsen
ganzen behaupten, dafs die Römer und Latiner gemalte selbstgefertigte Vasen
weder zur Ausschmückung der Gräber verwendet noch auch solche für den tä£!-
lichen Bedarf im Hause fabriziert haben.
Anders verhält es sich mit der Wandmalerei, deren Gebrauch sosehr
der heiteren Lebensanschauung entspricht, dafs an ihrer einstigen Verbreitung
in Hellas und damit an ihrer frühzeitigen Übertragung nach Rom nicht gezweifelt
werden darf, obwohl keine griechischen Wandgemälde mehr erhalten sind und
die alten Schriftsteller nur von den grofsen, zum Schmucke öffentlicher Gebäude
bestimmten Bildern berichten. Auf diesem Felde fanden die Griechen an den
Römern bald willige Schüler. Denn wenn der Schlufs aus dem Namen des 0"-
Fabius Pictor nicht trügt, so wird die Wandmalerei bei den alten Römern schon
ziemlich früh zur Darstellung geschichtlicher und religiöser Begebenheiten aus-
geübt worden sein und damals auch in grofsem Ansehen gestanden haben.
Wenigstens würde, wenn sie zu jener Zeit so geringe Achtung und Wert-
schätzung genossen hätte, wie ausgangs der Republik, sich schwerlich ein Fabius
dazu entschlossen haben, im Jahre 304 den Tempel der Salus zu dekorieren;
dann würde schwerlich M. Valerius die Seilenwand des Rathauses mit den Fresken
haben schmücken lassen dürfen, welche seinen im Jahre 263 über Hiero und die
Karlhager errungenen Sieg zum Vorwurf hatten.
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IN DER LATEINISCHRN SPRACHE. 2S5
Freilich kam die Ausübung der Kunst bald in griechische HUnde^j;
besonders war dies der Fall seit der Zeit der orientalischen Kriege, von wo ab
eine Menge von Sklaven und Freigelassenen in Rom dem Malerhandwerk oblagen
und bei der natürlichen Begabung dieses Volkes entschieden gröfsere Erfolge er-
zielten als die plumpen, wenig Schönheits- und Formensinn bekundenden Römer.
Dieser Periode gehören der von Naevius genannte Theodotus und der aus
Kleinasien stammende Maler M. Plautius Lyco an, der die Malereien des
Tempels der Juno zu Ärdea ausgeführt hat. £tvvas später war der Philosoph und
Maler Metrodor aus Athen in Rom thätig, der die für den Triumph des L.
Paullus 168 bestimmten Bilder dort fertig gestellt hat.
Seitdem scheint aber auch das Malergewerbe in Mifskredit bei den
Römern gekommen zu sein, da seit Pacuvius, wie Plinius hervorhebt, kein an-
gesehener Römer unter den Malern vertreten war. Dagegen fing man schon da-
mals an, Gefallen an griechischen Gemälden zu finden und in blindem, nicht auf
Kennerschaft, sondern nur auf der Freude am Besitze beruhenden Sammeleifer
schleppte man seit der Eroberung Griechenlands die Meisterwerke griechischer
Künstler nach der Hauptstadt, um mit ihnen gleichwie mit den plastischen Bild-
werken Wohnzimmer, Speisesäle und Villen zu schmücken. Mummius gab dazu
das Signal^ indem er den Bacchus des Aristides, ein Gemälde, das König Attalus
auf der damals veranstalteten Auktion um jeden Preis kaufen wollte, von der
Liste der zu versteigernden Objekte strich und in den Tempel der Ceres über-
führte, in dem Glauben, das Bild müsse eine geheime Kraft besitzen, weil Attalus
soviel darauf geboten. Andere folgten seinem Beispiele, inzwischen dauerte die
Thaiigkeit der griechischen Maler auf römischem Boden fort 2), bis die Wand-
malerei der Steinbekleidung mehr und mehr wich und der künstlerische Schmuck
der Wände durch die Inkrustierung mit Marmor seit Beginn der Kaiserzeit all-
mählich verdrängt wurde ^) ; und wenn uns auch noch verschiedentlich römische
Namen wie Ludius, der eine neue Art der Genrebilder aufbrachte, ^rellius u.
s. w. genannt werden, so verrät doch die ganze Technik der auf uns gekommenen
Wandgemälde griechische Ausführung oder mindestens beständige griechische
Beeinflussung.
Deshalb ist es auch nicht zu verwundern, dafs, abgesehen von dem Namen
des Malers (pictor) und des Pinsels (peniculum, penicillum), des Mal-
kastens (arcula) und des G emäldes (tabula), fast alle Termini technici der
Malerei auf griechische Quellen zurückgehen: So benennt man nach Plinius
1) Nach Plinius 35. 454 haben Damophilus und Gorgasus den im Jahre 493 geweihten
Cerestempel plastisch und malerisch geschmückt (utroque genere artis suae), waren also
wohl die ersten in Rom Ihätigen griechischen Maler. — Für die ältesten Wandgemälde in
Italien galten zu Plinius' Zeit (35. 47) die von Ardea und Lanuvium. Über die nachweis-
baren Tempelgemälde vgl. Zacher in d. Jahrb. f. Philol. 4880 p. 58911.
2} So malte Timomachus aus Byzanz für Cäsar den rasenden Ajax, so ist uns auf vier
monochromen herkulanensischen Gemälden der Name des Alexandros aus Athen erhalten.
3) Plin. 35.2: pictura, arte quondam nobili — nunc vero in totum a marmoribus
pulse.
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286 Griechische Wörter
und Vitruv den Unterschied der Beleuchtung mit dem griechischen Ausdrucke
tonus, so die Verschmelzung der Tinten und die Übergänge harnioge, ein-
farbige Gemälde monochromata , Nebenzierat, der nicht zum Hauplgegeo-
Stande gehört, parerga, Gemälde mit perspektivischer oder verkürzter Zeich-
nung catagrapha, Landschaftsgemälde und Genrebilder topia und xenia,
während die Genremalerei bei Gic. mit dem griechisch geschriebenen Worte
QV7taQoyQa(pla (ad Attic. V6, 16), der Genremaler bei Piinius rhyparo-
g ra p h OS genannt wird im Gegensalze zu dem Porträtmaler (anthropograpbus)
und dem Vertreter der grofsen Historienmalerei (megalographia. Vilr.).
Die Malerfarben, welche man gebrauchte, stammten fast ausschließlich
aus dem Mineralreiche und bestanden im wesentlichen aus Ocker (ochra,
Sandarach (sandarac^j , Sandyx (sandyx) ^) , rotem sinopischen
Eisenocker (sinopis], Bora x (chrysocolla), parätonischer (paraetonium;
und eretrischer Erde (terra Eretria) , gelbem phrygischen (lapis Phry-
gius}, blauem armenischen (armenium) und weifsem melischen (meli-
num) Farbstoff. Von animalischen Substanzen bediente man sich besonders
des mit Kreide vermischten Saftes der Purpurschnecke (purpurissum), von
vegetabilischen des cinnabari, einer aus dem Safte mehrerer ostindiscben
Bäume bereiteten Farbe, des ludigos (indicum) und der Kohle^j.
Griechische Erfindung ist auch, wie der Name bekundet, die enkausti-
sche Malerei mit Wachsfarben (encaustica) , wobei man sich des in der Glut-
pfanne erwärmten Grabstichels (cestros) zum Auftragen des Wachses be-
diente, während man bei gröfseren Flächen ein mit glühenden Kohlen gefülltes
Gefäfs (cauterium) verwendete, das man an die Wand hielt, um die Wachs-
malerei einzubrennen.
Dafs, wie bei den Schöpfungen der Plastik^ so auch bei den Meisterwerken
der Maierei oft die griechischen Namen im Munde der Römer geläufig waren,
geht deutlich aus der Aufzählung der bedeutendsten Gemälde griechischer Maler
hervor, die uns Piinius 35. 87 ff. giebt. Hier treffen wir den Aposcopeuon, Ana-
pauomenos, Poppyzon, Ocnos, Citharoedus, Discobolus, Hemeresios, Metoposco-
pus, die Anadyomene, Anapauomene, Ceraunobolia,.Bronte, Astrape, Slepbano-
polis = Stephaneplocos, Necyomantea und die Astragalizontes.
4) sandyx bezeichnet auch eine Staude mit scharlachroter Blume, die gleichfalls ab
Farbstoff verwendet wurde nach Schol. Bern. z. Verg. ecl. 4. 45.
1) Vgl. Plin. 35. 30, der auch cerussa usta, Syricum, atramentum, auripigmenlam und
rubrica nennt.
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Was »hnnngsvoU den tiefen Basen füllt.
Dag spricht sich nur in roitinen Tönen aus.
Schiller, Huldigung der Künste.
Kap. XXIL Musik.
Bei den Römern ist der Sinn für Musik erst ziemlich spat rege geworden.
Wahrend der verschwisterte Stamm der Hellenen es in dieser Kunst schon frtlh-
zeitig zu bedeutender Fertigkeit gebracht hatte und schon zu Themistokles^ Zeit
die Ausbildung in Gesang und Saitenspiei für das Erfordernis eines gebildeten
Mannes galt, haben sie es aus eigner Initiative weder im Gesänge zu grofser Voll-
kommenheit gebracht noch auch in der Instrumentalmusik irgend welche Erfolge
zu verzeichnen. Ihre ganze Musik ist lediglich ein Produkt aufseren Einflusses,
etruskischer und griechischer Anregungen : Jenem Volke verdankten sie die mit
dem etruskisehen Opferritual eingewanderte Flöte, die immer als heimisch-ita-
lische Erfindung betrachtet worden ist, diesem die übrigen, besonders militäri-
schen Blasinstrumente, vor allen Dingen aber die stattliche Zahl der
Saiten- und Schlaginstrumente.
Gleichwohl ist ihre Neigung zur Musik im ganzen immer eine geringe ge-
wesen, deren Ausübung fast immer, wenigstens in der guten Zeit, für eines
freien Römers unwürdig gehalten worden. Sie war nicht Selbstzweck, sondern
nur Mittel zum Zwecke, nicht Kunst, sondern nur Gewerbe.
Der gröfsten Gunst haben sich noch die Blasw erkzeuge zu erfreuen ge-
habt und sind demgemäfs auch am frühesten recipiert und eigenartig ausgebildet
worden. Ursprünglich war die tibi a^] wohl ausschiiefslich im Gebrauche, im
Kult der Götter, bei Hochzeiten, Schmausen und Leichenbegängnissen :
Temporibus veterum tibicinis usus avorum
Magnus et in magno semper honore fuit.
Cantabat fanis, cantabat tibia ludis,
Cantabat maestis tibia funeribus. (Ov. Fast. 6. 6. 57) .
Nach dem Vorgange der etruskisehen Flötenspieler (subulones), die in
Rom schon in uralter Zeit auftraten (Momms. R. G. P 231), bildeten sich die
4) tibia = Schienbein, demnach wohl ursprünglich aus dem Schenkelknochen eines
Tieres verfertigt.
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288 Gribghisghk Wörter
römischen t i b i c i n es , welche sich bereits unter Nuina zu einer Zunft zusammen-
gethan haben sollen. Dagegen erscheinen griechische Flötenspieler erst im Jahre
167 auf latinischem Boden (Pol. 30. 13).
Bald folgten andere Instrumente nach. Während die latinischen Hirten den
kampanischen den Gebrauch der Pans flöten und Schalmeien (ristuld =
avQiy§, stipula, arundo = xalafiog) abgelauscht haben mögen, hielten die
Trompete des Fufsvolks (tuba, bucina, aaX7Ciy^] und das Ka valleriehorn
(liluus, cornu, ytigag) mit der dorischen Phaltingitentaktik unter ServiusTullius
ihren Einzug in Rom und seitdem bildeten die tubicines und cornicines zwei be-
sondere Centurion des römischen Heeres. Seitdem galt das £nnianische
At tuba terribili sonitu taratantara dixit (Ann. 45SI V.]
und das Horazische
Multos castra iuvant et lituo tubae permix.tus sonitus (c. \, 1. 23).
Das erjste Saiteninstrument^ welches in Rom eingebürgert wurde, war
die siebcnsaitige freier (fides*), lyra). Dafs dieselbe, wie Cicero (d.or. 3.51. 197.
Tusc. 4. 2. 4) berichtet und Quinliltan ihm (1. 10. 20) nachschreibt; schon zur
Zeit des Numa bei Gastmählern Verwendung gefunden haben soll, ist wenis; glaub-
lich. Auch wird uns sonst von Cato bei Cic. Tusc. 4. 2. 3 und Varro d. vil. pop.
Rom. 2 (vgl. Non. unter assa voce) und an andern Stellen 2) nur von dem Ge-
brauch der Flöte zur Begleitung des Gesangs bei Gastmählern u. s. w. erzählt,
wie denn auf Numa allerlei selbst der republikanischen Zeit angehörige Institu-
tionen zurückgeführt worden sind. Dagegen finden wir meines £rach(ens äii
der Angabe desselben Cicerij (Tusc. 4. 2. 4) quod (fides) et deorum pulvioaribus
praecinunt einen Anhalt, woher und in welcher Zeit die Lyra importiert worden
ist. Götterpolster und Lectisternien können nämlich erst nach Einführung der
Götterbilder in Gebrauch gekommen sein, deren erstes, das alte Schnitzbild der
Diana in dem römisch-latinischen ßundestempcl, nach der gewöhnlichen Aonabnie
zwischen 578 und 535 geweiht worden ist (Momms. R. G. 1 ^ 237. A.), werdeo
aber thatsächlich erst seit der Ausübung des griechischen Götterkultus, also niil
Beginn der republikanischen Zeit Mode geworden sein. Wir werden demnarh
kaum fehlgreifen , wenn wir annehmen, dafs auch die Anwendung der Lyra im
römischen Gottesdienste dem griechischen Ritus entsprungen ist. Dafs das
Saitenspiel aber immer als nichtitalische Sitte betrachtet worden ist, beweist
nicht zum wenigsten das im Jahre 115 erlassene Edikt, welches mit Ausuaboie
der Flöte alle musikalischen Instrumente, auch die Lyra, verpönte.
Aus derselben Zeit, wo die Leier Verbreitung zu linden begann, datiert
auch die bessere Ausbildung des Gesangs, welche gleichfalls durch den griechi-
schen Ritus bedingt war; und zwar sangen bei den Graeco more abgehalteneo
4) fides ist entweder mit Fick, Boitr. z. K. d. idg. Spr. 5. 352 zu Wurzel ghidh 20
stellen, wavon auch xi&aQa stammt oder nach der gewöhnlichen Annahme mit cgiidfy zo
identifizieren. An Entlehnung ist nicht zu denken.
2) Siehe Piderit, Cic. d. orat. Index s. v. Numa Pompilius.
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IN DER LATBINI8CBBN SpRACBB. 289
Supplikationen dreimal neun Jungfrauen ein Lied, ein Gebrauch, der vermutlich
schon im 5. und 4. Jahrb. exerziert worden ist, mit Bestimmtheit aber für den
Ausgang des 3. Jahrh. sich nachweisen iafst, wo (im Jahre 207) Livius Andro-
nicus das zum Gesänge bestimmte carmen verfafst hat^) (Liv. 27. 37).
So kam es, dafs man sich seit Beginn des zweiten punischen Krieges vielfach
veranlafst sah, die Knaben und Mädchen durch griechische Lehrer (phonascus,
rhythmicus)inderGesangs-undTanzkunstausbiidenzu]asscn(Macrob. sat. 3. 1 4. 4),
ja bei Beginn des 1. Jahrh. hatte man sich an diese Sitte bereits so sehr gewöhnt,
dafs Cicero den Konsul L. Licinius Crassus im Jahre 91 ohne Ausdruck des Tadels
oder Unwillens erwähnen läfst, dafs der Ritter Numerius Furius den Gesang
kultiviere (d. or. 3. 23. 86).
Neue Anregungen von Griechenland iiefsen nicht allzulange auf sich warten.
Diesmal war es Kleinasien, welches seine Gaben spendete und von wo seit den
dortigen FeldzUgen der Römer ein immer stärker werdender Strom von Musi-
kanten aller Art die Hauptstadt überflutete. Schon damals begann, wie Juvenal
sich ausdrückt, der Orontes in den Tiber einzumünden. Was die musici mit-
brachten, waren die verrufenen Saiten- und Schlaginstrumente, die
Zither (cithara) und Harfe (psalterium) , die Laute (barbitos) undSambuka
(sambuca), das trigonum, die syrische pandura und das phönicische
nablium und wie die meist mit orientalischen Namen benannten, im Orient
von alters her beliebten^) Instrumente alle heilsen mögen 3).
Seitdem wurden musikalische Aufführungen eine stehende, fast unentbehr-
liche Zugabe bei Schmausen :
tunc (seit dem Jahre 187) psaltriae sambucistriaeque — additae
epulis erzählt uns Liv. 39. 6. 8
und die römischen Komiker, voran Plautus, gedenken zu wiederholton Malen des
Gesindels der asiatischen Harfenisten und Harfenistinnen.
Vielleicht noch etwas früher, mit dem kleinasiatischen Cybelekultus , traten
die orientalischen Schlaginstrumente ihre Wanderung nach Rom an, die seitdem
an den geräuschvollen Festen dieser Göttin, an den Bacchanalien und bei anderen
orgiastischen Feiern eine stehende Begleitung bildeten : da kamen die weithin
tönenden Schallbecken (cymbalum), die lärmenden Handpauken (tym-
panuni) und die laut gellenden Kastagnetten (crotalum), und mit ihnen zog
das lüsterne Volk der Tänzer und Tänzerinnen (crotalistria, cymbalistria,
tympanistria) die breite Strafse des Erwerbs nach dem Westen :
4) Harmonischen Gesang mit Durchführung verschiedener Stimmen kannten weder die
Griechen noch die Römer, vielmehr begnügte man sich, wenn man etwas im Chor vor-
tragen liefs, damit, dieselbe Stimme von allen singen zu lassen.
2) Über den Gebrauch der Flöte, Laute, Guitarre, Zither, Harfe u. s. w. im ägyptischen
Alterturoe vgl. Lauth, über altägypt. Musik. Sitzungsber. d. Münchener Akad. 1873.
Heft IV. S. 529 ff., über die musikalischen Instrumente der vedischen Arier (Trommel,
Flute, Harfe, Laute u. a.) vgl. Zimmer, altlnd. Leben Kap. 10.
3] Z. B. testudo übersetzt aus /^/Ivf, harpa = a^nti] vgl. f^ayadi^, Iniyatyoy ^ noXv-
(p&oyyoy»
Weise, ariech. Wörter i. d. lat. Sprache. 19
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290 GBiBCHiscHE Wörter
strepitu cymbalistarum et tympanistarum et choraularum
barbara numina gaudeant. Apul. d. deo Socrat. 14. 43.
Ihnen folgten mit den später eingebürgerten orientalischen KultformeD
andere musikalische Instrumente nach, unter denen nur das dem Isisdienste an-
gehörige Bist r um (sistrum) genannt werden mag. Neue Errungenschaften hal
dann die Kaiserzeit zu verzeichnen, in der die Wasserorgel [organa hydrau-
lica) und die Sackpfeife (vgl. ascaulcs = utricularius) mehr in Aufnahme
kamen.
Inzwischen waren auch die musikalischen Wettkämpfe (agon; der
Griechen samt den Kampfrichtern (agonistarcha, agonothetes, vgl. agonothesia,
und Wettkämpfern (agonistaj auf römischen Boden verpflanzt worden.
Dieses Verdienst ist dem Mummius zu vindizieren, der bei seinem im Jahre U5
hach der Zerstörung Korinths abgehaltenen Triumphe gymnische und musische
Agonen nach griechischem Muster veranstaltete, welche bald Nachahmung fanden.
Konzerte, das heifst Zusammenspiel verschiedener Instrumente, werden
seit der Ciceronianischen Zeit erwähnt unter dem Namen symphonia. Die
dabei Mitwirkenden hiefsen symphoniaci (Cic. pro Mil. 21. 55] . Dabei blieb man
sicherlich bis zur Ciceronianischen Zeit der griechischen Sitte, nur das Zusammen-
spiei von Zither und Flöte zu exerzieren, treu. Doch fand sich späterhin, nament-
lich bei der Aufführung von Pantomimen , ein reich besetztes Orchester zu-
sammen, wobei aufscr Zither und Lyra besonders noch Syringen und Ziml>eln
thätig waren (vgl. Friedländer, Sittengesch. 111. 246).
Wenn somit Cic. d. or. 3. 197 über die Musik äufsert: nihil autem est lam
cognatum mentibus nostris quam numeri atque voces, quibus et excitamur el
incendimur et lenimur et languescimus, so wird er ganz im Sinne seiner Zeil
gesprochen haben , die unter dem gewaltigen auswärtigen Einflufs allmählich
selbst musikliebend geworden war. Besonders gilt dies von den Römerinnen,
die, wie sie schon frühzeitig im Gesänge und Tanze ausgebildet wurden, jetzt
auch im Saitenspiele dilettierten. Von der Sempronia , einer Mitwisserin der
Catilinarischen Verschwörung, berichtet uns Sallust, dafs sie elegant die Zither
zu spielen und zu tanzen verstanden habe und schon Ovid konnte den römischen
Schönen den Rat erteilen :
Ferner verstehe die Frau, nach meinem Geschmacke gebildet,
Zither und Piektrum (plectrum) zugleich führen in kundiger Hand.
Kein Wunder, dafs nunmehr auch der musikalische Unterricht in den römischen
Schulen Platz findet , der samt der Geometrie, Arithmetik und Astronomie seit
der vorvarronischen Zeit einen regelmäfsigen Gegenstand der SchulDÜdung aus-
gemacht zu haben scheint (Colum. \, praef. 5. Quint. 4.10. Senec. >ep. 88. 9 .
Ihre Blüteperiode aber erreichte die Musik in Rom während der Kaiser-
zeit, besonders seit Nero, der sich selbst als Sänger und Zitherspieler hören
lassen wollte und zu diesem Zwecke bereits im Jahre 60 Agonen veranstaltete,
deren Brennpunkt musische Aufführungen bildeten und an denen vornehmlich
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Ilf DER LATEINISGHBIf SPRACHB. ^ 291
Römer teilDahraen. Auch in dem von Domitian gegründeten kapitolinischen
Agon war die Musik reichlich vertreten, was zur Folge hatte, dafs sich nunmehr
auch die vornehmen Römer, die Nobilitat, zu Dilettanten in der Musik heranzu-
hilden suchten. Ursprünglich fand von Instrumenten nur die Zither bei diesen
Spielen Verwendung, in Domitians Zeit auch die Flöte. Abgehalten wurden sie
jetzt in dem eigens für diese Aufführungen errichteten Gebäude (odeum).
So reichhaltig wie die Zahl der verschiedenen Instrumente, sind auch die
Benennungen der musici. Der Zilherspieler hiefs, je nachdem er mit Gesang be-
gleitete oder nicht, citharoedus, cilharista, resp. citharistria und psilocitharistes,
und wenn er den Chor accompagnicrte, chorocitbaristes, der Flötenbläser monau-
leSy calamaules, beim Opfer spondaules (vgl. spondaulium, Opfergesang], der
Chorflötist choraules, der Sänger zum Flötenspiel auloedus, der, welcher in der
Tragödie die Cantica mit der Flöte begleitete, pythaules. Dazu gesellen sich der
lyristes = -a und die lyristria, der tympanistes und die tympanistria (vgl. tym-
panotriba), der cymbalistes und die cymbalistria, die crotalistria und psaltria
[vgl. psailere), der ascaules und syntonator, weicher letztere das syntonum =
scabcilum, Taktbrett tritt.
Musikalische termini lechnici finden wir in grofser Zahl bei Vitruv,
noch mehr bei späteren Fachschriftstellern. Vitruv ist so offen, einzugestehen :
si harmonicam volumus explicare, necesse est etiam graecis verbis uti, quod
nonnulla eorum latinas non habent appellationes. Die Namen des Hymnus, der
Harmonie und Musik (hymnus, harmonia, musica) ßnden wir bereits bei Lucilius
Lucrez und Cicero ; des Rhythmus (rhythmus) und des Taktlehrers (rhythmicus)
gedenken Yarro und Cicero. Vitruvianisch sind die Bezeichnungen sechssaitig
(hcxachordos) und achtsaitig (octachordos, vgl. monochordos) ; die Tonleiter heifsl
ebenda diagramma (= sonorum gradus), die drei Arten der Ton- oder Klang-
geschiechter harmonia, chroma, diatonum ; der Ton tonus, der halbe Ton hemi-
tonion, das Viertel diesis = telartemoria (vgl. tritemoria b. Marl. Cap.), die
Tonsysteme des Tetrachords (tetrachordum) : hypaton, meson, synemmenon, die-
zeugmenon, hyperbolaeon ; die Intervalle trite (Terz), diatessaron (Quart), dia-
pente (Quinte), disdiapente (Doppelquinte) , diapason (Oktave) , disdiapason
(Doppeloktave), desgleichen die Namen der einzelnen Töne: trite synemmenon,
trite diezeugmenon, trite hyperbolaeon, nele synemmenon, nete diezeugmenon,
nele hyperbolaeon, paranetc, paranete synem.-, diez.-, hyperbol.-, hypate hy-
paton, hypate meson, parhypate, parhypatc meson, lichanos hypaton, lichanos
meson, mese, paramese, proslambanomenos ^) .
1) Vgl. aufserdem systema, System, hymenaeus, Hochzeitsgesang, chorda, Saite, rhylh-
mopoeia, Modulation, colophdnia, Geigenharz. Übersetzt sind proiectio = ixßoX^, Erhöbung
des Tons, dissolutio = exAvcri^, Erniedrigung desselben u. a.
19*
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Ignotnm tragioae genas inTeaifise CameoM
Dicitor et planstru vexisse poemata TkespU.
Hör. A. P. rs.
Kap. XXTTL Mimik und Orchestik.
Das römische Bühnenwesen steht wie die gesamte römische Litleralur
von Anfang an unter griechischem Einflufs. Freilich waren die Theatereinrich-
tungen jener Zeit noch ziemlich primitiv. Seit dem Jahre 364, wo zum ersten
Male einer Bühne (scaena) Erwähnung gethan wird, begnügte man sich mehrere
Jahrhunderle lang mit einem einfachen Brettergerüst für die Acteurs, ohne dem
Publikum Gelegenheit zum Sitzen zu bieten, bis die Censoren Valer. Messala uDd
Cassius Longinus um die Mitte des 2. Jahrh. (179) ein Theater mit SilEplälzen
erbauten (Liv. 40. 51). Doch wurde dasselbe, noch nicht ganz vollendet, auf
Veranlassung des P. Com. Scipio Nasica wieder niedergerissen. Erst nach der
Eroberung Griechenlands wurde durch Mummius ein den Anforderungen im
ganzen entsprechendes, gut eingerichtetes Theatergebäude nach griechischem
Muster errichtet, das nach stattgehabter Aufführung stets wieder abgebrochen
wurde ^]. Den letzten entscheidenden Schritt that Pompeius, der das hölzerne,
bewegliche Theater im Jahre 55 durch ein festes, steinernes ersetzte, welchem
sich im Jahre 13 v. Chr. noch zwei andere von Com. Baibus und Augustus er-
baute anschlössen.
Im grofsen ganzen war das römische Theater eine Nachahmung
des griechischen; daher auch die Bezeichnungen der einzelnen Teile ent-
weder entlehnt oder aus dem Griechischen übersetzt sind^). Doch w^urden auch
wesentliche Änderungen vorgenommen, die durch das Fehlen des Chors im römi-
schen Drama bedingt waren : So wurde die Scene bedeutend vergröfsert und
Thymele und Orchestra kamen in Wegfall. Gleichwohl wurde die^ griechische
4] Vgl. Tac. ann. U. 24: possessa Achaia Asiaque Indes cnratius edUos — a L. Mam-
mii triumpho (445).
2) Der Name des Theaters (theatnim) kommt schon bei Naevius vor, ebenso der der
Bühne (scaena), die ja damals das eigentliche Theater ausmachte. Übersetzt ist cavea aas
jo xolXoy, Zuschauerraum, praecinctiones aus dta((6fiaTaj terrassenförmige Umgärtaogeo
oder Absätze im Zuschauerraum, cunei aus xeQxi&e^, die keilförmigen Abschnitte desselben,
arena aus xoyiarqn, Sandplatz zwischen Bühne und Zuschauerraum. Statt proscaenium
sagte man auch pulpitum.
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IN DER LATEf NISCHEN SPRAGRE. 293
Benennung der letzteren in die römische Sprache übernommen , natürlich mit
veränderter Bedeutung; denn orchestra bezeichnet hier nicht den für die
Evolutionen der Choreuten bestimmten Platz, sondern den vornehmsten, gewöhn-
lich von Senatoren eingenommenen Raum im römischen Schauspielhauses).
Einen ahnlichen Bedeutungswandel hat das Wort choragium = xo^riyelov^
XOQTiyiov erfahren, das nicht wie im griechischen Theater den Ort bezeichnet,
wo der Chor zur Aufführung seiner Reigentanze und Gesänge vorbereitet, unter-
richtet und eingeübt ward , sondern (da der Chor bei den Römern fehlte) das
Garderobezimmer oder die Requisiten wie Kostüme, Coulissen, Mobiliar u. s. f. 2)
Eigentümlich ist ferner der römischen Bühne die Einrichtung des Theater-
vorhangs, der vielleicht der altattischen ganz abgeht; und zwar unterschied
man Haupt- (aulaeum = avlalov) und Zwischenakts- [siparium = ai(pa-
Qov) Vorhänge, die herabgelassen, nicht wie in dem spatem attischen Theater
zur Seite geschoben wurden.
Zu diesen gleich von vornherein notwendigen Änderungen gesellten sich im
Laufe der Zeit unter griechischem Einflufs wichtige Neuerungen. So wurden
von dem um das Bühnenwesen auch sonst verdienten Mummius nach der Zer-
störung Korinths die zur Verstärkung des Schalls bestimmten Apparate
(echea = ^x^icc) aus dem korinthischen Theater nach Rom übergeführt ^) , so ge-
bührt femer dem Ädilen C. Claudius Pulcher (99) das Verdienst, gemalte, künst-
lerisch ausgestattete Coulissen (paries scenae) und Vorrichtungen zur Erzeugung
des Donners in Aufnahme gebracht zu haben : im Jahre 79 unter der Ädilitat des
L. und M. Lucullus kamen die drehbaren Coulissen auf, und ein Jahr darauf
übertrug man den kampanischen Brauch, das dem Winde und Wetter preisge-
gebene Theater mit Segeldecken zu überspannen, nach der Hauptstadt.
Von Theater m aschinen wissen wir wenig ; ihre allgemeine Bezeichnung
war machina = (.irjxctvri, Speciell erwähnt werden unter andern die exostra
(Cic.) , wodurch das Innere eines Hauses scenisch zur Darstellung gebracht wurde,
und das pegma (Sen.), ein künstliches zum Emporschnellen von Menschen be-
nutztes Gerüst.
Von den Kostümstücken, wie dem syrma, ist schon in Kap. V die Rede
gewesen. Aufser den dort erwähnten sind hier noch zu nennen der Kothurn^)
(cothurnus xod'OQvog Liv. Andren.), der von den Tragöden zur Erhöhung ihrer
Gestalt verwendet wurde, und der soccus^) (= avuxos), die Fufsbekleidung
der Komöden ^) .
4) thymelici hezeichnet die Choreuten des griechischen Theaters. Der Platz von den
untersten Sitzreihen uiti die Orchestra herum fUhrte den Namen podium.
2) choragus bezeichnet dem entsprechend den Kostümverleiher.
3) Doch vgl. Momms. R. G. I. 897. A. II. 442.
4) Derselbe soll den Athenern von den Etruskern zugekommen sein (Poll. 722. 86. 92}.
5) Obwohl das Wort soccus schwerlich aus dem Griechischen entlehnt ist, so ist
doch die Möglichkeit einer Übernahme des damit bezeichneten Gegenstandes nicht ganz
auszuschliefsen.
6) persona ist nicht ans nqostanov entlehnt. Die Maske war in Latium seit uralter
Zeit bei dem Mummenschanze in Gebrauch (Momms. I ^ 224).
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294 Griechische Wörter
Von den verschiedenen Dramengattungen begegnen uns in Rom zuerst die
Komödie (comoedia^ Plautus) und die Tragödie (tragoedia, Plaut.), Der-
gleichen gedenkt Plautus bereits der römischen Namenszwitterbildung der
iragicoraoedia. Der Ausdruck exodium begegnet uns zwar nicht vor
Varro, doch geht aus Liv. 7. 2 deutlich hervor, dafs es bereits im 2. Jahrh. v.Chr.
unter diesem Namen existierte, wie denn auch Nonius ein exodium des Dichters
Novius citiert. Endlich im Jahre 82 kam als letzter Spröfsling der dramalischeo
Litterätur der Mimus (mimus) auf die Bühne, der zwar dem Namen nach mit
dem altgriechischen Mimus übereinstimmt, aber in seinem Wesen vielfach ab-
weicht. Demnach kann der nach Festus p. 326 M. im Jahre 214 in Rom auf-
tretende und mimus genannte Schauspieler nur ein griechischer Komöde ge-
wesen sein.
Wesentlich anders und jüngeren Datums ist der Pantomimus (panto-
mimus]. Eine Erfindung der voraugusteischen Zeit und ausgebildet durch Pyla-
des und Bathyllus 22 v. Chr., bestand dieser in Tanz , begleitet mit allerhand
Gesten und Mienenspiel. Wurde derselbe durch mehrere Tänzer und Tänzerinnen
zur Darstellung gebracht und gewissennafsen zum dramatischen Ballett erhoben,
so erhielt er den Namen pyrrhicha, obwohl er ebensowenig wie der minaas
mit dem lakonischen WafFentanze [Tiv^^lxrj) wesensverwandt ist. Eine neue
Erscheinung der späteren Kaiserzeit war der Tanz des orchestopolarius,
welcher sich wahrscheinlich mit rapider Geschwindigkeit um sich selbst herum-
drehte^).
Dagegen wurde der griechische cordax auf der römischen Bühne nicht
heimisch, wenn er auch dem von Bathyllus erfundenen Pantomimus sehr ähnelte;
ebenso ist das sie innium = a/x^i/|/i^* immer ein Bestandteil des griechischen
Satyrdramas geblieben, und der Sicinnist (sicinnista. Att. b. Gell.) nie auf der
römischen Bühne aufgetreten.
Was endlich die römischen Benennungen des Schauspielers anbelangt,
so ist der immer üblich gebliebene generelle Name histrio wahrscheinlich
etruskischer Herkunft, was sich daraus erklärt, dafs die ersten in Rom auftreten-
den Schauspieler (im Jahre 364, als bei Ausbruch einer Pest zur Besänftigung
der Grötter die ersten dramatischen Spiele abgehalten wurden) Etrusker waren.
Hypocrites ist kein Lehnwort; tragoedus und tragicus gebraucht Plau-
tus, ebenso comicus; comoedus Cicero . Bei demselben begegnen wir zuerst
dem griechischen Namen des Hanswursts sannio (vgl. sanna), während der
Name des in dem bereits erwähnten Nachspiele (exod ium) auftretenden Acteurs
(exodiarius) und der in den Zwischenakten zur Unterhaltung des Publikums
recitierenden Schauspielerin (emboliariu) erst bei den Schriftst<;llem der
Kaiserzeit belegt sind^J .
\) Vgl. aufserdem ballare = ßd^Xeiu^ tanzen, ballalor, ballatrix, ballisUa, TanzgesSnge.
Chorea, Reigen.
S) mimus und pantomimus bezeichnen auch die in diesen Stücken auftretenden Acteurs,
archimimus den mit der ersten Rolle betrauten Mimus; chironomus ist identisch mit pan-
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IN DER LATEINISCHBIf SPRACHE. 295
Anhang: Amphitheater.
Die Amphitheater dienten zur Abhaltung der Gladiatorenspiele, Ve-
nationen^) und Naumachieen, von denen letztere zuerst im Jahre 46, die
Tierhetzen 186 und die Fechterspiele 264 veranstaltet worden sind; und zwar
waren diese eine echt italische Institution und mögen von den Etruskern , bei
denen sie zur Feier von Leichenbegängnissen üblich waren, von Capua aus, wo
sie eine Fechterschule besafsen, nach Rom übertragen worden sein. Dort haben
zuerst M. und Decius Brutus zu Ehren ihres verstorbenen Vaters im genannten
Jahre ein munus gladiatorium aufgeführt. Es geschah dies auf dem Forum boa-
rium, und auch in der Folgezeit ist dasselbe zu gleichem Zwecke verwendet
worden, bis man am Ausgang der republikanischen Zeit eigene Gebäude zu die-
sem Zwecke errichtete, die den von den Römern aus griechischen Wörtern ge-
bildeten Namen amphitheatra {äfi(pi + d-iavQov) tragen (Vitr. 1. 7. 1, vgl.
Momms. R. g. divi Aug. p. 65).
Das erste derartige Gebäude wurde erbaut von C. Scribonius Curio (Volks-
tribun 50 V. Chr.) und war beweglich, sodafs es aus zwei Theatern zusammen-
gesetzt wurde. Das erste feste aus Stein dagegen errichtete zur Zeit des Augustus
(29) Statilius Taurus auf dem Campus Martins (siehe oben) .
Da die Fechterspiele italischen Ursprungs sind, so tragen die Kämpfer
und Kampfarten selbstverständlich meist italische Namen. Lanista mag
etruskischer, mirmillo und vielleicht auch andabata gallischer (?) Herkunft
sein. Griechisch 2) benannt sind die hoplomachi und dimachaeri von ihrer
Bewaffnung, die pegmares von dem, wie im Theater, so auch im Amphitheater
verwendeten Gerüst (pegma), auf dem die Kämpfer aufgestellt waren. Gleich-
falls dem Griechischen entlehnt ist die Benennung des zuerst von Cäsar veran-
stalteten und seitdem öfter wiederholten Seegefechts in der Arena des Amphi-
theaters (naumachia).
tomiinus (cf. chiroDomia). Unter chorus versteht man den Chor des griechischen Dramas
oder den Reigen im allgemeinen, unter thiasus den zu Ehren des Bacchus aufgeführten
Tanzreigen, embolium ist ein Intermezzo.
4) tber diese ist schop im 4. Kapitel gesprochen worden.
2} Vgl. paegniarii, AuffUhrer von WafTenspielen.
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Graeoia capta fenim ▼ictorem eepit.
Hör. ep. 2. 1. 5C.
Kap. XXIY. Gymnastik.
Da die Römer die Stählung und Abhärtung des Körpers als treffliche Vor-
bereitung zum Kriege betrachteten, so haben sie sich von alters her angelegen
sein lassen, Leibesübungen vorzunehmen : Faustkampfund Ringen, Welt-
lauf und Sprung, Speer- und Steinwurf, Schwimmen und Reiten
sind Exercitien, denen man sich von jeher mit Eifer hingab, wenn man sie auch
nicht, wie die Griechen, als Selbstzweck betrieb und kunstmäfsig ausübte, son-
dern als Mittel zum Zwecke ansah. Das alte römische Volksfest, die ludi Romani,
gab dann genügende Gelegenheit, die gemachten Fortschritte öffentlich zu zeigen
und vor versammeltem Volke Proben der Kraft und Gewandtheit an den Tag zu
legen. Freilich wurde dieses bald nach griechischem Muster organisiert. Denn es
wurden nicht nur die beliebten Wagenrennen, die einstmals auch im alten
Indien sich grofser Zuneigung und eifriger Pflege erfreuten, angeblich von Thurii
nach Rom übertragen, (in Wirklichkeit vielleicht von den Tarquiniern, die den
ersten Cirkus erbauten, aus einer griechischen Kolonie Kampaniens entnommen)
sondern auch verschiedene wesentliche Züge erinnern an die gymnische und
ritterliche Agonistik der hellenischen Länder (vgl. Dionys. v. Halic. 7. 67ff.j.
besonders an die olympischen Spiele: Hier wie dort wurde dem Besitzer des
siegreichen Gespanns ein Kranz als Preis erteilt, hier wie dort wurden die
gleichen Übungen, nach Cic. d. legg. 2. 15 cursus, pugilatio, luctatio, curricu-
lum equonim, vorgenommen, hier wie dort bildeten Religion und Patriotismus
den Hintergrund der ganzen nationalen Feier. Ebenso wurden nach Livius' Be-
richt (10. 47) im Jahre 293 v. Chr. bei den römischen Spielen translato e Graecia
more Palmzweige als Siegespreise eingeführt.
Dagegen war die eigentliche kunstmäfsig betriebene Gymnastik
und die mit gesalbtem Körper vorgenommene Übung des Leibes bei den Römern
in der guten Zeit verpönt und fand, da sie für unschicklich und eines freien
Römers unwürdig gehalten wurde, bis gegen das Ende der Republik keine Nach-
ahmung^). Besonders anstöfsig und sittenverderblich erschien die Nacktheit der
4) Erst in der Kaiserzeit erscheinen das pancratium (vgl. pancratice, pancratiastes) und
das pentathium, wozu auch der Diskuswurf (discus) gehörte^ in der römischeo Litleratur.
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IN DER LATBINISCHBN SpRACHK. 297
Palastriten, und da man der Meinung war, dafs durch die Gymnastik nur der
Müfsiggang gefördert werde, so hat man sich gerade dagegen unter allen Kunst-
Ubungen am längsten gesträubt und sie erst seit der Mitte des 1 . Jahrh. v. Chr.
zu treiben begonnen. Und in der That war im 2. Jahrh., als die Römer die
nähere Bekanntschaft mit der Ringkunst machten, diese, wie alle griechischen
Künste mehr oder weniger, von ihrer einstigen würdevollen Stellung zum ge-
werbsmäfsigen Betriebe herabgesunken. An die Stelle der Kunst war das Ath-
letenhandwerk (athletae) getreten , und die frühere Decenz war der sittlichen
Zügellosigkeit gewichen. Die ersten Athletenkämpfe, die Rom sah, wurden
im Jahre 186 auf Veranlassung des M. Fulvius Nobilior veranstaltet (Liv. 39. 22} ;
doch waren die Römer 17 Jahre später (169), als Aemil. Paullus zu Amphipolis
griechische Wettkämpfe arrangierte, damit fast noch vollkommen unbekannt (ad
quae rüdes tum Romani erant Liv. 45. 22). Neue Gelegenheit zur Bewunderung
griechischer Athleten bot das Jahr 167, in welchem L. Anicius neben Flöten-
spielern und Tragöden auch Faustkämpfer in Rom auftreten liefs (Pol. 30. 43).
Auch Mummius that bei Gelegenheit seines Triumphes 145 ein Gleiches. So
waren die sogenannten »griechischenSpieleain Rom eingebürgert. Durch
die oft wiederholten Aufführungen gewöhnten sich die Römer bald daran, und
schon zu Sullas Zeit waren sie aufserordentlich beliebt. Machte doch Sulla durch
die enorme Heranziehung griechischer Athleten zu seinen Spielen im Jahre 81
die olympischen Spiele fast unmöglich! Und wie hier, so waren auch bei den
Spielen des Scaurus und Pompeius griechische Athleten thätig, ja nach dem Siege
des Augustus bei Actium beschlofs sogar der römische Senat, alle vier Jahre
Agonen nach Art der in Nicopolis eingerichteten in Rom zu veranstalten, wie
dies denn thatsächlich vom Jahre 28 bis zum Tode des Augustus geschehen ist.
Auch die nachfolgenden Kaiser liefsen sich angelegen sein, die Wünsche des
nach griechischen Wettkämpfen verlangenden Volks zu befriedigen. Am weite-
sten gingen in dieser Hinsicht Nero und Domitian. Ersterer, der sich selbst in
Griechenland als Künstler öffentlich sehen liefs, organisierte im Jahre 60 voll-
kommen nach griechischem Muster eingerichtete, in gymnische, hippische und
musische Übungen zerfallende Agonen mit fünfjähriger Wiederkehr, welche
dann, da sie bald wieder eingingen, von Domitian im Jahre 86 durch die ähn-
lichen kapitolinischen Spiele ersetzt wurden.
Seit welcher Zeit nun die Römer die griechische Gymnastik zu treiben an-
gefangen haben, wird sich schwerlich genau bestimmen lassen. So viel ist aber
gewifs, dafs sie seit der Ciceronianischen Zeit, wo in Privathäusern Gymnasien
eingerichtet wurden (ad Attic. 1 . 8. 9) und die römischen Thermen nach dem
Musler der griechischen Gymnasien erbaut wurden, gröfsere Verbreitung ge-
funden hat. Überhaupt scheint das Bad in Rom fortan immer in einem gewissen
Zusammenhange mit ihr gestanden zu haben.
Auch dieses diätetische Mittel der warmen Bäder (balineum) ist griechischen
Ursprungs. Wohl hatten die Römer von alters her und noch bis auf Scipio (Sen.
ep. 86.11) in der lavatrina, dem Waschhause, Waschungen vorgenommen,
aber vollständig organisierte öffentliche Badehäuser mit warmen Bädern datieren
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298 Gribghisghb Wörter
erst seit dem zweiten punischen Kriege. Im Laufe der Zeit mit sich steigerndem
Luxus machte sich auch eine stattlichere, komfortablere Einrichtung der Bäder
nötig, und so traten denn an die Stelle der balneae die prächtigen thermae,
die, eine Nachahmung der griechischen Gymnasien , neben den Badezellen ele-
gante Räume zur Unterhaltung und zu Körperttbungen enthielten ; die somit, da
sie als Palästren und Badehäuser das utile cum dulci vereinigten, in der Kaiser-
zeit zum Hauptsammelplatze und Mittelpunkte des taglichen Lebens wurden. Als
Erbauer der ersten Therme wird uns Agrippa genannt.
Treten wir jetzt einmal in ein römisches Bad ein! Es besteht aus zwei
Teilen, der cella tepidaria und frigidaria, die, obwohl sie römische
Namen tragen, doch vollkommen nach griechischem Vorbilde geschaffen waren
(vgl. hypocaustum). In der Regel gesellten sieb zu beiden noch andere Zimmer,
namentlich ein für die Abreibungen nach dem Bade bestimmtes (destrictariam,
unctorium] und ein zum An- und Auskleiden benutztes (apody terium Cic).
Bisweilen war damit auch ein Dampfbad verbunden (laconicum Cic), das
schon Plautus bekannt gewesen sein mufs, da er von unctiones Graecae sudato-
riae redet (Stich. SI29), das aber als eine Imit-ation des griechischen TtvquiTriqm
erst seit der Ctceronianischen Zeit in Rom Mode geworden zu sein scheint^;.
Es hatte eine halbkugolartige Wölbung, hemisphaerium genannt (vgl. tbolos
bei Amm. 28. 4). In allgemeinen ^Gebrauch mag es erst mit Aufkommen der
Thermen übergegangen sein. Das Gleiche gilt von den übrigen luxuriösen Bade-
einrichtungen. Dahin gehören die Gesellschafts- und Konversations-
zimmer (exedrae), der Raum zur Abhaltung des beliebten Ballspiels (sphae-
risterium) und des Spiels mit dem sandgefüllten Sacke (coryceum), end-
lich die Piecen für die Garderobe, den Unterricht in der Gymnastik
(ephebeum, vgl. gymnasium, palaestraj, die Salbung (elaeothesium) und Be-
stäubung (conisterium) der mit palästrischen Übungen Beschäftigten 2). Hier
rieb man sich mit Ol (oleum) oder einer aus Ol und Wachs bereiteten Salbe
(ceroma) ein und bestäubte sich mit feinem gelbem Sande (baphe) . Hier trat der
aliptes (== alelTcvrig Gic. ad fam. 4. 49. 45] in Wirksamkeit, und entfaltete
der Badearzt iatraliptes (Gels. 4. 4. Petron. S8. 3) seine Hauptthäligkeit,
während die römische Jugend in den Spielräumen mit Bällen und Hanteln
(halteres) operierte oder mit anderen Übungen beschäftigt war.
4) Derselbe erwähnt in Briefen aus den Jahren 55 und 54 (ad Ati. 4. 40, ad Quiat. fr.
8. 4. 2) ein laconicum und eine assa cella als auf seinem Puteolanum befindlicb.
2] Zur Erhöhung der Temperatur in den Badezimmern wurde in der Regel ein im
Souterrain befindlicher, mit Röhren versehener Ofen (hypocausis) angewendet, dermitetoer
Heizkammer (propnigeum a praefurnium) versehen war. Badeutensilien waren Schwämoie
(spongia), Badcmttntel (gausapa), Wannen (puelus Plaut., sonst alveus, solium) u. a.
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Das Spiel ist die erste Poesie des Monschen.
Jean Paul.
Kap. XXY. Spiele und Belustigungen.
Wenn man sich auf dem Gebiete der Jagd und des Vogelfangs, die
nächst den Körper- und Waffenttbungen als Hauptunterhaltungs- und Belusti-
gungsarten der alten Römer angesehen werden müssen, nach griechischen Lehn-
wörtern umsieht, so wird man wohl vergeblich suchen. Denn diese Vergnü-
gungen sind gleich jenen echt römisch und von griechischem £influfs so gut wie
ganz unberührt geblieben ^) . Desto grölsere Abhängigkeit läfst sich im Bereiche
der Spiele beobachten, nicht nur der Uazardspiele, die am frühesten nach
Rom gekommen zu sein scheinen, sondern auch der Bali- und Kinderspiele,
der Gaukeleien und Kunststücke, welche letzteren allerdings wohl fast
immer nur von Ausländern in Rom exerziert worden sind.
Die meisten dieser Unterhaltungen haben ihre Heimat im Orient. Wie auf
altägyptischen Gemälden ^j Würfel- und Damen-, Ball- und Moraspiel
dargestellt werden, so waren diese auch bei den alten Kulturvölkern Asiens zu
Hause und selbst die ältesten indischen Litteraturdenkmäler, die Veden, wissen
von ähnlichen Spielen der vedischen Arier zu berichten, vornehmlich vom
Würfelspiel, dem sich diese mit grofser Leidenschaft hingaben.
Durch den Verkehr mit den orientalischen Völkern wurden die Griechen in
die Geheimnisse des Brett- und Würfelspiels eingeweiht^], durch die
Griechen wieder die Römer. Die Zeit dieser Entlehnung zu bestimmen , ver-
mögen wir nicht mehr, ersehen aber aus den Plautinischen Stücken, dafs sowohl
das Würfelspiel als auch die beiden Hauptbrettspiele, der ludiis duodecim
scr iptorum und der ludus latrunculorum, damals in Rom eingebürgert
waren. Wird die Bekanntschaft mit dem letzteren durch die Erwähnung des
4) Wohl aber lassen sich deutlich gallische Einwirkungen nachweisen: vom keltischen
Adel lernten die Römer die Hetzjagd im freien Felde, von dorther bezogen sie die Jagdhunde
und später die Jagdfalken.
3) Vgl. Peschel, Völkerk. p. 5S3. Pauly, Realencykl. s. v. Aegyptus I. 4. 306.
5) Wenn Fleischer zu Levy, chald. Würterb. 11. 527.1> Recht hätte, nBaaog, Stein zum
Brettspiel, mit aram. KD^^S Täfelchen zusammenzustellen, so würde das Brettspiel mit Be-
stimmtheit aus semitischer Quelle abzuleiten sein; doch ist diese Annahme zweifelhaft.
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300 Griechische Wörter
terminus technicus incitus mm Schach« bei Plaut. Poen. 4. 2. 86 auTser Zweifel
gestellt, so spricht zu Gunsten einer frühzeitigen Übernahme des Würfelspiels,
vielleicht aus einer der chalcidischen Städte Kampaniens, der alte, dem ionischen
TsaaaQsg, 4, entstammende Name des Würfels, tessera^) (doch vgl. oben p.2< 5
mit Anm. 4). Auch sonst fehlt es nicht an Indicien , die den griechischen Ur-
sprung dieser Spiele deutlich bekunden. Wie der zum Brettspiel benutzte Aba-
kus (abacus, Brett) und die Figuren (mandrae, Bauern, latrones, Offi-
ziere) schon in ihren Namen griechische Abkunft erkennen lassen , so ist auch
der Gebrauch, die Astragalen mit vier, die tesserae mit sechs Zahlzeichen
zu versehen, so sind vor allen Dingen die Benennungen der einzelnen Würfe
auf hellenischen Einflufs zurückzuführen ^] .
Auch das bekannte Mora spiel (micatio = daxTvliov iTtälla^cg) scheint
seinen Weg vom Orient über Griechenland nach Rom genommen zu haben.
Von anderen noch nennenswerten Hazardspielen sind vermutlich ebendaher
entlehnt Caput aut na vis, unserm Kopf oder Schrift entsprechend, welches
mit kleinen Kupfermünzen gespielt wurde, und das par impar = o^ra^eii^,
wobei man den Partner raten liefs, ob man eine gerade oder ungerade Zahl von
Geldstücken in der Hand habe ^) .
Im Bereiche der Gaukeleien und Kunststücke ist wohl überall die
Annahme orientalischen Einflusses gerechtfertigt. Bekannt ist, dafs im alten
Ägypten das Jongleurgewerbe in hoher Blüte gestanden und dafs die Gaukler in
Indien sogar eine besondere Kastenunterabteilung gebildet haben. An ihnen
fanden die geschmeidigen elastischen Griechen vortreffliche Lehrer ; besonders
aber wandten sich die griechischen Kolonieen mit Vorliebe dem halsbrecherischen
Metier der Gaukler zu : wie die Kolonieen in der Regel das Mutterland durch er-
finderische Köpfe und gewandte, kräftige Leute überragten, so haben auch die
griechischen Kolonialbesitzungen die ersten und tüchtigsten Athleten und die
meisten Jongleure und Wagehälse gestellt. Die von Athenäus aufgezählten Mata-
doren des Gauklergewerbes stammen sämtlich aus Grofsgriechenland , und in
späterer Zeit waren es die griechischen Städte Kleinasiens, aus denen sich die
Schar der Thaumaturgen rekrutierte, besonders Mitylene, die Heimat der Akro-
baten.
Die ersten Seiltänzer traten in Rom im Jahre 364 v. Chr. auf der Tiberinsei
auf; und seitdem haben sich diese Aufführungen oft wiederholt, ja waren zur
Zeit des Terenz schon so beliebt, dafs das zum Anhören der Hecyra anwesende
4) Die echt römischen Bezeichnungen alea, Würfel, talus, Astragal, fritillus, Würfel-
becher und tabula, Würfelbrett lassen allerdings auf eine vorhellenische Ausübung des
Würfelspiels in Rom schliefsen; doch war das Spiel vermutlich damals noch unentwickelL
%) Übersetzt sind der Hundswurf, canis, aus xvojy, der Venuswurf, Venus, aus yiip^
(f/ri?, senio aus If/r«??, suppns aus hntia. Der Königswurf, basilicus Plaut. Cure. 159 hat
sogar seinen Namen behalten. Im übrigen vgl. turricula und phimus, Würfelbecher-
arten =« nvQyoc, pyrgus und tpifiog,
3) Der Unfug der Hazardspiele wurde gegen Ende des 9. Jahrh. so grofs, dafs 445 ein
censoriscbes Edikt dagegen erlassen wurde.
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IN DER LATBIIflSGHKN SPRACHE. ^ 301
Publikum sich durch die Produktionen eines Seiltänzers verleiten liefs, aus dem
Theater wegzulaufen. Unter der Censur des Messala und Cassius finden wir die
Akrobatik bereits im Theater, in der Kaiserzeit im Programm der ludi Romani.
Neben dem schoenobates, der auf dem dicken Seile Proben seiner Fertig-
keit vorführte, traten in der Kaiserzeit auch neurobatae^ Saitentänzer, auf,
die dieselben Übungen wie jener auf einer fast unsichtbaren Darmsaite vor-
nahmen. Die schwierigste Leistung aber war die Besteigung des schrägen, ge-
wöhnlich von der Orchestra bis zu den höchsten Punkten des Theaters gespannten
Seiles (catadromus) .
Verwandter Art sind die Vorstellungen der Äquilibristen (petauristae,
petaminarii], die ihre Kunststücke auf dem petaurum, einem ziemlich hohen
Schaukelgerüste oder einer Flugmaschine ausführten, und des Wandläufers
(loechobatesj , deren einer sich zur Zeit des Kaisers Carinus in Rom sehen lieCs.
Besonders häufig wurden derartige Tausendkünstler zur Unterhaltung der
Gäste beim Mahle herzugezogen, und da hier mehr als anderswo, um die An-
wesenden zu amüsieren, Abwechslung erforderlich war, so hielten bald auch
andere Virtuosen der Geschwindigkeit und Geschicklichkeit ihren Einzug in die
Stadt und in die Säle der Reichen : So hören wir erzählen von Gauklern und
Gauklerinnen, die sich überschlugen (cernuus = xvßtaTrjvig], von Jong-
leuren, die mit Spiefsen operierten (obelopaectes) ^), von Messer- und Ball-
künstlern (ventilalores; pilarii) , von der Vorführung mechanisch bewegter
Gliederpuppen oder Marionetten (ncurospasta) . Und wie die alten Römer
sich gern an dem Anblick abgebrannter Feuerwerke (ignes festi) weideten, so
bewunderten sie auch die Kunststücke der Feuerspeier, zu denen auch jener
syrische Sklave Eunus gehört, der sich um die Mitte des 2. Jahrh. an die Spitze
des sicilischen Sklavenaufstandes stellte, und der Vielfresser (polyphagi,
phagones) , unter denen neben dem Alexandriner Arpocras zur Zeit des Nero auch
ein Italiener genannt wird, der während der Regierung des Alexander Severus
Aufsehen erregte 2). Auch Bauchredner (ventriloquus, nvd-iov) werden uns
genannt, ja man ging in der Jagd nach Absonderlichem sogar soweit, neben
Taschenspielern und Possenreifsern (aretalogus] aller Art auch Zwerge
inanus, nana, pumilio) und Blödsinnige (morio) bei Tafel vorzuführen.
Verhielten sich die Römer bei den Gaukeleien fast durchaus passiv, so finden
wir sie dagegen in Aklivität beim Ballspiel und anderen derartigen Unter-
haltungen. Für jenes, das in der Regel vor dem Bade vorgenommen wurde,
waren in den Thermen , Gymnasien und andern öffentlichen Gebäuden eigene
Räume (sphaeristerium) eingerichtet. Von den fünf Arten von Bällen, welche
man während der Kaiserzeit zum Ballspiele verwendete, tragen zwei, trigon
und harpastum, griechische Namen. Aufserdem werden erwähnt die pila,
4) Die Lesart ist unsicher. Die betreffende Note kann auch obolopaectes oder oopaec-
tes gedeutet werden; vgl. Schmitz, Beitr. z. lat. Sprach- u. Litteraturkunde p. 277.
2) Vgl. Abhandlungen der kgl. Sachs. Gesellsch. der Wissensch., philol.-histor. Kl.
11.646 f.
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302 Gribghisghb Wörtbr
pila paganica und der follis, letzterer erst zur Zeit des Pompeius von
einem attischen Lehrer In Neapel erfunden. Der Umstand nun, dafs schon Nae-
vius (com. p. 47 Ribb.) termini technici, wie datatim (vgl. expulsim) ludere er-
wähnt, läfst auf frühe Einführung schliefsen ^) . — Ähnlich verhält es sich mit
dem bei Plautus (Rud. 724) erwähnten follispugilatorius, der trotz seines
römischen Namens nichts weiter ist, als eine Nachahmung des griechischen nulh
Qvxogj eines mit Sand oder Mehl angefüllten und an der Decke aufgehängten
Sackes, welchen man mit den Füfsen in beständig schnellere Rewegung zu setzen
suchte (vgl. corycus. coryceum).
Wie die genannten beiden Spiele, so wurden femer von Erwachsenen und
Knaben in gleicher Weise betrieben das Schaukeln, Schlauchhüpfen und
Stelzenlaufen. Schon im Altertum fehlte es nicht an Stimmen, die das alte,
besonders an Bacchusfesten beliebte Schaukelspiel (oscillatio, aUoqa) aus grie-
chischer Quelle ableiteten 2), und wie das an den Festen desselben Gottes in
Griechenland und Rom übliche Schlauchhüpfen [aayuokta^^Etv^ cernuare) ganz an
griechische Herkunft gemahnt^), so giebt uns für die Übertragung der Stelzen
(grallae, ncoloßa&Qa) der Umstand einen gewichtigen Fingerzeig, dafs sie zuerst
auf der Bühne zur Verwendung kamen bei Schauspielern, die die bocksbeinigen
Figuren des Pan und der Satyrn darzustellen hatten (vgl. Varr. b. Non. s. v.,
Plaut. Poen. 3. 1. 27).
Ober die ausschliefslich im Gebrauche der Jugend befindlichen Spiele sind
wir leider nicht besonders gut orientiert, da hier die Quellen aufserordenllich
dürftig fliefsen und die römischen Autoren nicht, wie die griechischen Lexiko-
graphen, uns ausführliche Beschreibungen der Jugendspiele hinterlassen haben,
sondern nur selten und ganz gelegentlich das eine oder andere andeuten. Denn
das Werk des Sueton de puerorum lusibus, das uns vielleicht über die Abhängig-
keit der Römer von den Griechen einigen Aufschlufs gewährt hätte, ist uns leider
verloren gegangen. Doch wird man annehmen dürfen, dafs die meisten der in
Hellas verbreiteten Jugendbelustigungen auch in Rom exerziert worden sind.
Etwas anderes freilich ist es, ob dieselben auch alle von den Griechen entlehnt
sind. Die Nomenklatur, die fast durchweg römisch ist, läfst uns hier vollständig
im Stiche ; doch ist darauf deshalb kein grofses Gewicht zu legen, weil anzu-
nehmen ist, dafs die Römer gerade bei Kinderspielen absichtlich die schwer-
fälligen hier üblichen griechischen Bildungen auf -ivda^) gemieden haben wer-
den. Wir vermögen demnach nicht zu sagen, ob das beliebte Ste cken pferd-
chenreiten (equitare in arundine longa = xdlafiov TtBQcß^vai. Hör. sat.
1) Ob das von Paul. Diac. p. 442 ermähnte Spiel catampo os xcrr' af^<p<o s= »zu zweit«
ein Ballspiel ist, läfst sich nicht entscheiden, sphaeromachia heifst die Ballpariie.
2) Fest. p. 194 M. : nee desunt, qui exemplum Graecorum secutos patent Italos. Doch
vgl. Momms. R. G. 18 228.
3) Vf?l. Varr. d. vit. pop, Rom. s. v. Verg. g. 2. 888.
*) Vgl. ;ifaAx£i'(fa, /^«(reA/i'ffa, ^rxoivofpiXivia^ hatQaxiyda, (p^vyiyda^ i^Btirda, ffi^-
uy^a, ^Kfiyda, noalyda, Xr^xiyda, fjtocxiyda u. a.
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IN DER LATBINISCHBN SPRACHE. 303
2. 3. 248), das Kreiseldrehen^), das schon in einem Homerischen Gleichnis
vorkommt (II. 14. 413), das sogenannte Aufhucken^), 'das Mallaufen^),
die von Ovid Trist. 3. 12. 19 aufgezählten, bei Wiederkehr des Frühlings vor-
genommenen Spiele, die in der £legie de nuce ausführlich erklärten Nufs-
spie ie mit ihren vielen Variationen u. a. griechischen oder römischen Ursprungs
sind. Bei den meisten wird das erstere der Fall sein, doch geht Marquardt B.
Privataltert. 2. 416 entschieden zu weit, wenn er sagt: »Was wir von Spielen
in Rom hören, ist alles griechisch oder gilt wenigstens dafür«. Mit Sicherheit
kann als entlehnt bezeichnet werden das Beifentreiben , wozu man sich eines
mit Metallringen versehenen eisernen oder kupfernen Beifens bediente. Denn
hier hilft uns nicht nur das Lehnwort trochus = r^o/oc;, sondern auch die
W^orte des Horaz (carm. 3. 24. 56) :
(puer) ludere doclior seu Graeco iubeas trocho
über jeden Zweifel hinweg^).
i] turbo, Uirbcii «= <rT(>o^/9os', arqoßiXog. Pers. 3. 54: callidior buxum torquere flagello.
Verg. Aen. 7. 378. Tib. ^ 5. 3.
%) vehere = ntvßrjaivda. Plaut. Asin. 8. 3. 109. Hör. epod. 4 7. 74.
3) ano^idQaaxiy^a] bei den Römern nach einer dabei gebrauchten Redensart: occupat
extremum scabic»« Scabies genannt. Acr. und Porphyr, zu Hör. A. P. 44 7.
4} Betreffs der übrigen Jugendspiele genügt es zu verweisen auf das vortrefTliche Buch
von Grasberger, Erziehung und Unterricht im klass. Altert. I. 4 ff., wo über 50 Knaben-
spiele besprochen werden; vgl. auch Marquardt l. 1. p. 44 7 ff. tropa s= xQona bei Martial
4. 4 4. 9 ist vermutlich das Spiel des »Wurfeins«.
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Goethe, Faast.
Kap. XXYI. Familie.
Das Familienleben der Römer ruht durchaus auf nationaler Grundlage und hat
sich fast frei von äufserer Beeinflussung und deshalb durchweg eigentümlich und
selbständig entwickelt. Die wohlgeordnete verwandtschaftliche Gliederung der
Familie reicht bis in die proethnische Zeit zurück, und in der gräkoitalischen
Periode ist dieselbe bis ins kleinste Detail vollzogen. Dem Vater (pater 7ta^^
als Familienoberhaupte stand zur Seite die Mutter (mater, /wijri^p), dem
Gatten (7t6aig, skr. patis) die Gattin (Ttorvia, skr. patl). Dem Manne [0^^
skr. nar, sabin. nero] und Weibe {yvvi^, zd. ghena, ksl. 2ena} gesellte sich
Sohn (got. sunus, lith. sunus, vlog) und Tochter [dvyarrjQ, skr. duhilA] und
wieder an diese reihten sich die übrigen näher oder ferner stehenden Verwandten
an: der Schwiegervater (socer, invQog) mit dem Schwiegersohne
(gener, yai^ßgog), die Schwiegermutter (socrus) mit der Schwieger-
tochter (nurus, rvocj), der Schwager (levir, darjQ) und die Schwägerin
(glos, yaXiog), der Onkel (patruus, TtarQiog) und der Neffe (nepos, äveipwgj^y
ja selbst der Sklave bildete einen integrierenden Teil der Familie (senus^
eXqeQog ; deg-jtoTtjg, skr. dAsa) ^) .
Und wie die Verwandtschaftsbezeichnungen, so war auch die Namen-
gebung von Haus aus eine gleichartige. Vermutlich war der Individualname
ursprünglich der einzig gebräuchliche, nach den Angaben der römischen Gelehr-
ten auch noch bei den alten Römern. Doch wurde dieser Brauch schon sehr früh
durch den andern verdrängt, den Namen des Vaters oder Familienoberhauptes
zum bisherigen Namen hinzuzusetzen, z. B. Marcus Marci. Später kam das Gen-
tilicium auf (gebildet mit der Endung ius, aius, eius, aeus, eus), welches fortan
der Hauptname wurde, während das Nomen zum Praenomen herabsank. Zuletzt
4) Vgl. auch ianitrices und eiyarsQB^,
2) Vgl. ephebus neben adulescens.
8) Das zweite oder dritte cognomen, fälschlich auch agnomen genannt, war nur in
Besitze einzelner Familien und wurde meist Ehren halber als Belohnung für vollbrachte
grofse Thaten beigelegt, wie bei den Scipionen Africanus, Asiaticus u. a.
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IN DER LATEINISGHBlf SPRACHE. 305
gesellte sich dazu das cognomen zur Unterscheidung der^ einzelnen den gentes
angehörigen stirpes oder famiüae. Diese Art der Nomenklatur war bei den Patri-
ciern und Plebejern in fast gleicher Weise ausgebildet, wenn auch die einzelnen
gentes ganz verschiedene Gentilicia, Vor- und Beinamen hatten. Die allgemeine
Sitte ahmten auch die Freigelassenen nach, wenn sie in der glücklichen Lage
waren, den ihnen beigelegten, nur aus einem Worte bestehenden Sklavennamen
mit dem vollständigen des libertus zu vertauschen, und zwar derart, dafs sie
das Pränomen und Nomen des Herrn ihrem bisherigen Namen vorsetzten.
Selbstverständlich drangen, wie dies bei einer Handels- und Reichshaupt-
stadt gar nicht anders möglich ist, schon frühzeitig fremde Elemente und damit
auch fremde Namen in die Gesellschaft ein: schon längst hat man für die Ge-
schlechtsnamen auf anas, enas, inas umbrische und sabinische, für die auf erna
z. B. Perperna und enna z. B. Sisenna clruskische Abkunft erwiesen (letzteres
auch für die bekannten römischen Vornamen Aulus, Gaius, Spurius, Tilus) *) ;
schon längst hat man den gallischen Ursprung der Gentilicia auf acus, den afri-
kanischen der auf icus, den picentinischen der auf inus (Pomptinus) und enus
(Alfenus) erkannt. Auch läfst uns bei Namen wie Pompeius = Quintius, Petreius
(vgl. petora = quatuor), die wahrscheinlich samnitisch, und Gavius, das viel-
leicht oskisch-faliskisch ist, schon die Form nicht darüber in Zweifel, dafs wir
hier fremde Bildungen vor uns haben.
Machten sich somit auf dem Gebiete der Namengebung mit dem Eindringen
fremder gentes schon frühzeitig Einflüsse von selten anderer italischer Sprachen
geltend, so schlichen sich mit dem Auftreten von Griechen in Rom auch griechi-
sche Elemente ein, und da die Sklaven meist aus den Ländern griechischer Zunge
stammten, so prävalierten diese unter den Benennungen der Sklaven stark.
Doch wäre es ein nutzloses Unternehmen, hier die Namen der griechischen Kauf-
und Handelsleute, der orientalischen Sklaven und aller derer aufzuzählen, die
sich auf längere Zeit oder dauernd in Rom niedergelassen haben. Vielmehr
Virerden wir uns gemäfs der uns gestellten Aufgabe, den Einflufs der griechi-
schen Sprache und Kultur auf die römische nachzuweisen, mit der Besprechung
derjenigen griechischen Namen begnügen, die von römischen Bürgern nicht-
griechischer Abkunft angenommen und geführt worden sind. Da nun Nomina
und Pränomina von Haus aus forterbten und fixiert waren, ehe griechischer Ein-
flufs sich geltend machte, so kann es sich hier nur um die Cognomina handeln,
die in der That auch häufig auf griechische Quelle zurückgehen 2) .
Wann diese Sitte aufgekommen ist, wird sich kaum mit Sicherheit bestimmen
lassen. Doch wird man den Beginn derselben spätestens bis auf die Mitte des
4. Jahrh. v. Chr. hinabrücken dürfen. In noch früherer Zeit ist freilich das
cognomen Philus für die Furii bezeugt, von denen ein Sextus Furius, der zur
4} Vgl. Deeckc in der 2. Aufl. v. Müllers Etruskern I p. 434 fr.
2) Natürlich gilt es dabei, mit Vorsicht zu verfahren, weil vielfach Freigelassene und
eingewanderte Griechen, wenn sie frei wurden, rcsp. das römische Bürgerrecht erhielten,
ihren Namen zwei römische und zwar die des Patrons vorsetzten, z. B. Quintus Lutatius
Diodorus b. Cic. Verr. 4. 47. 37.
Weise, Uriecli. Wörter i. d. lat. Sprache. 20
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306 Griechische Wörter
Zeil Coriolans 488 Konsul in Rom war (Liv. 2. 39], und ein Agrippa Furius, 399
Mililärtribun mit koi/sularischer Gewalt (Liv. 5. 31], diesen Beinamen gehabt
haben sollen. Doch wird derselbe, wenigstens bei ersterem, wohl eine Fiktion der
Furii Phili späterer Zeit sein »und auf der Absicht beruhen, diesen bedeutenden
Mann in ihren engern Staumbaum aufzunehmen. Dagegen hege ich keinen
Zweifel, dafs der plebejische Konsul des Jahres 339, Publilius, das Cognomen
Philo gehabt hat und dafs der Yolkstribun des Jahres 311 (Konsul 304) Publius
Sempronius damals schon Sophus zubenannt worden ist. Einem Konsul C.
Plautius Hypsaeus begegnen wir zuerst im Jahre 329 v. Chr., einem Prätor
189, ein Philipp US (Pilipus] tritt uns zuerst in dem plebejischen Konsul des
Jahres 281 Qu. Marcius, ein Blaesus in dem Konsul des Jahres 253 und 244
C. Sempronius entgegen. Während des zweiten punischen Kriegs finden wir
einen Silanus (M. Junius), einen Silus, nämlich den Urgrofsvater des Galilina,
M. Sergius, und einen Purpureo, den L. Furius^).
Dem 2. Jahrh. gehören an die Cassii Heminae (146), die Licinii Murenae
(der erste 113 Prälor] und Servilii Glauciae (der erste Prälor 100). Im
1. Jahrh. finden wir erwähnt Cognomina wie Strabo (G. Julius Caesar Strabo
87 Bewerber um das Konsulat), Spinther (P. Lentulus Spinther Konsul 57.
Bursa (T. Munatius Plauens Bursa^ Volkstribun 52], Lamia (L. Aelius Lamia,
römischer Ritter, Prätor 43], Laenas (M. Popilius bei Cic. Brut. 14, auch in der
gens Octavia und Vipsania), Anthyllus (M. Antonius, Sohn des Triumvirj,
Bambalio (M. Fulvius b. Cic. Phil. 2. 36. 90), Agelastus (M. Crassus, Grofs-
valer des Triumvir] . <
Andere erst in der Kaiserzeit vorkommende Cognomina sind Thrasea
(d-Qaavg), Barea [ßaQvg], Chaerea, Cotula, Musa, Clepsina (xif;rri^c>
Spongia, Lcpta, Mola, Pera, Schola, Burrusu. a., bei denen es freilich
oft schwer wird zu entscheiden, ob wir es mit einem Römer; der einen griechi-
schen Beinamen angenommen hat, oder mit einem gcborncn Griechen, der Prä-
nomen und Nomen seines Brotherrn erhalten, zu thun haben, wie dies z. B. hei
dem aus Syrien gebürtigen Dichter A. Licinius Archias, bei Q. Lutatius Diodorus
u. a. der Fall war.
Auch die Principien der Kindererziehung sind in ihren Elementen in
orientalischer, zum Teil sogar proethnischer Zeit fixiert worden. Das Leben de*
neugeborenen Kindes lag in der Hand des Hausherrn. Derselbe hatte das Recht
je nach der Körperkonstitution und dem Geschlechte, über Leben und Tod
(namentlich durch Aussetzung) zu entscheiden. Hatte er das Kind aufgehoben,
so wurde es aufgezogen. Die Erziehung erfolgte bis zum siebenten Jahre im
i) Scipio, PisOi Caepio; Tamphilus, Galba, CenUio, Thorius, Grosphus u. a. geböreo
nicht hi^rlier, da erstere echt römisch, letztere wahrscheinlich gallisch und elrusktscb sind.
Die Ableitung von Gentiinamen aus griechischer Quelle wie Aemilius aus aifivXoi Q. »-
beruht auf der Sucht der Römer, ihre Stammbäume möglichst bis auf Äneas zarücUo-
fuhren und an Troja anzuknüpfen.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 307
£lterDhause, dann wurde der Knabe dem Lehrer übergeben*), um etwa im
18. Jahre beim Eintritt der Pubertät wehrhaft gemacht zu werden, d. h. bei den
Römern die toga virilis zu erhalten.
Der Unterricht war anfangs ziemlich primitiv. Doch wird allgemein über-
liefert, dafs die römischen Knaben schon seit alter Zeit die Grundzüge des
Rechnens und Lesen und Schreiben gelernt haben. Selbstredend ist, dafs letz-
teres nicht vor der Einführung des Alphabets geschehen ist, die allerdings schon
bald nach der Gründung KumUs erfolgt sein mag. Waren doch auch die Inder
in der vedischen Periode noch des Lesens und Schreibens unkundig I
Hatte in aller Zeit der Hausherr vielfach neben der körperlichen Ausbildung
der Kinder auch für die geistige Sorge getragen und den theoretischen Unterricht
selbst geleitet, so wurde es nach und nach immer gewöhnlicher, die Schüler
unter die Aufsicht eines litterator (vgl. grammatista] zu stellen^ eines Sklaven
oder Freigelassenen, der als Hauslehrer fungierte oder in eigner Behausung ohne
staatliche Kontrolle seines Amtes als Jugendeneieher waltete. Lange Zeit genügte
der in dieser Weise gegebene Unterricht, bis der Hellenismus sich auch auf
diesem Gebiete Bahn brach und etwa seit der Zeit des zweiten punischen Krieges
neben dem litterator ein griechischer Sprachmeister (grammaticus) auftrat, der
den römischen Knaben die mehr und mehr unentbehrlich werdende griechische
Sprache beibrachte und die Zwölftafelgesetze als Schulbuch durch den Homer
ersetzte. So waren Livius Andronicus und Ennius als griechische Privatlehrer
thatig, und von Aemilius Paullus wird uns ausdrücklich überliefert, dafs er zur
Erziehung seiner Kinder den athenischen Philosophen Mctrodorus nach Rom ge-
zogen habe. In ausgedehnterem Mafse fand dieser Unterricht aber erst Eingang
seit der Mitte des 2. Jahrb., um welche Zeil nach Suetons Bericht (de gramm.
2(r.) die Grammatiker ihre Schulen eröffneten, in denen die Lektüre poetischer
Musterschriftsteller griechischer und römischer Nationalität und die allseitige
sachliche und formelle Interpretation die Hauptsache ausmachte. Erst seit Beginn
des letzten Jahrh. v. Chr. trat eine Änderung insofern ein, als die dem gram-
maticus bisher überlassene rhetorische Ausbildung^) der Knaben einem rhetor
übertragen wurde 3) und als die römische Jugend, um des Griechischen schon
im zarten Alter durch den täglichen Gebrauch mächtig zu werden, der Obhut
und Pflege des custos entzogen und unter die Aufsieht eines griechischen Päda-
gogen (paedagogus) gestellt wurde, dem es oblag, die ihm anvertrauten
Knaben beständig zu überwachen und sogar zur Schule zu geleiten.
Dafs im Laufe der Zeit ein Unterrichtsgegensland nach dem andern nach
griechischem Vorbilde übernommen wurde, bis schliefslich die sogenannte ency-
klische Bildung abgeschlossen war, ist fast selbstverständlich, aber ebenso, dafs
diese ganze Erziehungsart mehr oder weniger auf die höheren Stände beschränkt
blieb und auf die grofse Masse ganz unwesentlichen Einflufs ausgeübt hat.
4) Ober die äUeslen Schulen Roms vgl. Marquardt, Rom. Privatalterl. i. p. 92.
2) Suet. d. gramm. 4 : veteres grammalici et rhetoricam docebunt.
3) Die erslen rhetores werden 161 erwähnt; vgl. Sueton. d. gr. «5. Gell. 15. H. 1 f .
20»
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308 Griechische Wörter
In der Kaiserzeit nahm der Unterricht durchaus einen öffentlichen Charakter
an, besonders seit Hadrian, der zur Förderung wissenschaftlicher Bildung eine
Hochschule [A l h e n a e u m) in Rom gründete , welche das Muster für die
folgenden Kaiserschulen wurde.
Auch die ehelichen Gebrauche gehen zum Teil in voritalische Zeit
zurück. Wie die Monogamie zu Recht bestand, so wurde auch jeglicher Ehebruch
streng bestraft. Die Bestimmung, dafs zwischen Geschwistern keine Verheira-
tung stattfinden darf, finden wir bei den Indern und Italern, die Sitte, dafs der
Bräutigam sich die Braut förmlich erkauft, bei Indern, Italem, Griechen und
Germanen. Nur bei der Hochzeitsfeier scheinen sich vereinzelte griechische
Ceremonieen eingeschlichen zu haben; daher denn z. B. auch das Brautlied
(epithalamium, hymenaeusj ^) und Brautgemach (thalamus) griechische Namen
tragen.
Deutlichere und umfangreichere Spuren griechischer Einwirkung finden wir
bei der Beerdigung. Denn nicht nur wurde durch die Decemviralgesetzgebuni:
das Ceremoniell der Leichenfeier nach dem Vorbilde der solonischen Verfassung
geregelt, sondern es wurde auch die Technik der Grabmäler und die Sitte der
Denksteine in alter Zeit den Griechen entlehnt: wie die etruskischen, so sind
auch die latinischen Grabgewölbe und Grabmonumente mittelbar oder
unmittelbar eine Nachahmung der griechischen gleichartigen Bauten und seihst
die Kepota phien (cepotaphium, im Garten errichtetes Grabmal) und Keno-
taphien (cenotaphium , Ehrendenkmal, in dem kein Leichnam bestattet ist),
ferner die Massengraber (polyandrion) und Katakomben (catacumbd'
fanden von Hellas aus in Rom Eingang.
Anfangs des 4. Jahrh. kam die hellenische Sitte der Grabmonumente
mit Grabinschrift (elogium^ epitaphium) und der damit in Zusammenhang
stehende Brauch in Aufnahme, den Verstorbenen an öffentlichen Plätzen Ehren-
denkmäler zu errichten. Für jenes haben wir das älteste Beispiel an der
Grabschrift des L. Scipio (Konsul 298), für dieses an dem Censor Appius Claudius,
der 312 die Bilder seiner Vorfahren im Tempel der Bellona aufhingt).
Noch erübrigt es, anhangsweise einige Worte über die Sklavenschaft
und über die Sittlichkeit der Römer hinzuzufügen. Die Sklaverei, deren
Ursprung in die voritalische Periode fällt, hat im Laufe der Zeit, besonders aber
in den beiden letzten vorchristlichen Jahrhunderten an Umfang enorm zuge-
t) Der hymcnaeus wurde bei der Heimführung der Braut, das epithalamium vor dem
Braulgemache gesungen.
2) Vgl. aufserdem die lüerher gehörigen Lehnwörter sarcophagus, coemeterium, (lotto-
acker, crypta, Gruft, tumba, Grab, nenia und apotheosis «= consecratio. (pyra s= rogus .
Der Gebrauch, den Toten eine Münze als Fährgeld für den Charon in den Mund zu legeo.
ist griechisch und zuerst im Grabe der Furier in Tusculum vor dem zweiten panischen
Kiiege nachweisbar.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 309 '
1
noramen. Hatte man bis dahin nur wenige Knechte zur Versorgung des Haus- \
Wesens und der Feldarbeit nötig gehabt, so machte der von Jahrzehnt zu Jahr- |
zehnt zunehmende Luxus und die Ausbildung der Latifundienwirtschaft eine |
Arheitsteilung und damit eine Vermehrung des Dienst- und Arbciterpersonals j
notwendig. Die zahlreichen siegreichen FeldzUge der Römer kamen diesem Be- j
dürfnis entgegen; denn durch sie wurde die Stadt stets reichlich mit Kriegs-
gefangenen versorgt, die nun Sklavendienste zu verrichten hatten. Auch wurde
bald das in Griechenland längst bestehende System der von Sklaven betriebenen
Fabrikarbeit von den Römern adoptiert und nachgeahmt.
Kein Wunder, dafs seit dem zweiten punischen Kriege Sklaven in allen
Industriezweigen und Gewerken, bei allen hauslichen Verrichtungen und Feld-
arbeiten verwendet wurden. Wufsten sich doch die gewandten Griechen leicht
und schnell und weit besser als die Römer in alle Lebenslagen hineinzu6nden,
waren sie doch zu jedem Geschäfte vortrefflich zu gebrauchen I
Grammaticus, rhelor, geometres, pictor, aliptes,
Augur; schoenobates, medicus, magus : omnia novit
Graeculus esuriens; in eaelum, iusseris, ibit. (Juven. 3. 76.)
Beim Mahle waren sie thätig als Köche (magirus, archimagirus) und Mund-
schenken (pincema = Ttlvio + xi^vdw) oder servierten (tricliniarius, tri-
cliniarcha, architriclinus) und räumten ab (analecta), ja wurden sogar als
Vorleser (anagnostes] oder Spielleute (musicarius, symphoniacus^ choraules,
aeroaroataria, vgl. acroama, acroasis) verwendet. Nach dem Male erschienen
andere, um ihren Herrn vom Gelage abzuholen, mit Fackeln oder Laternen (lam-
padarius, lanternarius] und Sänften (hexaphorus) , beim Bade fungierten sie als
Badediener (balneator, thermarius, aliptes), im Hauswesen als Zimmer-
diener (diaetarius, diaetarcha), Bibliothekare (bibliothecarius), Erzieher
(paedagogus, vgl. paedagogium) , Gefangenaufseher (ergastularius) , Gärt-
ner (topiarius), Bienenwärter (melilturgus = mellarius) und Träger von
schweren Lasten (phalangarius) und legen auch sonst allüberall rührig Hand an.
Mit den asiatischen Sklaven hielt freilich auch die Unzucht und Unsitt-
lichkeit in potenziertester Gestalt ihren Einzug in Rom. War schon früher,
wie dies bei einer Handelsstadt nicht zu verwundern ist, mancher unlöbliche
Brauch dort eingebürgert worden, und z. B. die Maitressenwirtschaft
durch die ältesten griechischen Kolonieen (oder gar schon durch die Phönicier?)
auf italischen Boden verpflanzt worden (vgl. pelex, paelex = Ttakla^j so hören
\\ir jetzt von Ehebruch (moechus, moecha, moechisso, moechor, moechimo-
nium, moechia u. a.) ^) und Knabenschänderei (paedicare von ra icaidind
Fick, Wörterb. H. 453 ; moechocinaedus, vgl. pathicus, labda), von unnatürlichen
Wollüstlingen (cinaedus, spatalocinaedus, lastaurus, priapus, vgl. spatula,
mallha) und Rou^s (asotus] ; und unter die Schar der Jünger der Aphrodite
1} cliaopale, embasicoetas, salaco u. a. sind meist dichterische, nichl enUehnte Aus-
drücke; vgl. aber maslurbor.
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310 Griechische Wörter
mischten sich die Kastraten (eunuchus, spado, androgynus) und Zwitter
(hermaphroditus, androgynus : Lucr. 5.836). Auch Seeräuber (pirata, archi-
pirata), Menschen diebe (plagiarius, plagiator, vgl. plagium), Gauner und
Landstreicher (planus) führen griechische Namen, und schon Plautus bedient
sich griechischer Termini, um Betrüger (sycophanta, halophanta), Diebe
(clepta), Räuber (harpago, harpax), entlaufene Sklaven (drapeta) und
Taugenichtse aller Art (barathrus, mastigia) zu bezeichnen.
Charakteristisch genug ist, dafs man für Ränke (techina, techna) und
Ohrfeigen (colaphus), ja selbst für das Erdrosseln (strangulare) und Aus-
bläuen (catomidio, vgl. cottabus) griechische Ausdrücke verv^^endele ; Doch
mehr, dafs die Peitsche (scutica), Hals- (camus) und Handfessel (boiaeu
das Brandmal (stigma, vgl. stigmatias) und einige Gefängnisarten gleich-
falls griechisch benannt sind, so die auf römischen Landhäusern eingerichtete
Sklavenzelle (ergastulum) und die aus Sicilien übernommene Kerkerart
Namens lautumiae (= laTO(.iiai, Steinbruch), wie z. B. der von Servius
Tullius unter dem kapitolinischen Hügel angelegte Kerker hiefs (vgl. Varr, LI.
5. 151. Liv. 26. 27)1).
Auch die Zahl der Schimpfwörter, mit denen die Griechen die Römer
bekanntmachten, ist nicht unbeträchtlich. Man denke nur an die Ausdrücke,
welche sich zur Bezeichnung der Dummheit finden: morus, morologus.
bardus, blennus, bliteus, baceolus, bacerus, euethes, dalivus
u. a., und an Schimpfreden wie maena, coprea, hemicillus (vgl. barba-
rus) und wie die Worte alle heifsen mögen, deren sich der gemeine Mann hHufig
bediente.
Kein Wunder, dafs auch ein ganzes Heer von Interjektionen durch die
Griechen in Rom importiert wurde; nicht Ausrufewörter des Schmerzes (denn
diese sind — bezeichnend genug — bis auf ai sämtlich echt römisch), wohl aWr
der Freude (io, euoe, euax, euan), der Verwunderung (attat, attatae. habae.
papae, bombax), der Liebkosung (eia, eu, enge, eugepael, des Spottes fphy) uiui
der bekräftigenden Versicherung (nae, pol 2), edepol^), ecastor-), mecastor-.
hercle^), mehercle^) u. a.^).
4) Vgl. phylaca, asylum u. a.
2) Diese Interjektionen sind nicht in den Index aufgenommen worden als Verslönjni?-
lungen (resp. Zusammensetzungen) der N. Pr. Pollux, Castor und Hercules.
3) Vgl. auch apage = änayB, packe dich!
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Die römische Verfassung ist weder gemacht noch
erborgt, sondern erwachsen in and mit dem
römischen Volke.
Momma. B. O. I« 81.
Kap. XXYII. Staatswesen.
Wie der griechische Staatsorganismus ist auch der römische mit allen seinen
Gliedern durchvs'eg eigenartig entwickelt worden. Sorgfältig hat man fast in der
ganzen vorchristlichen Zeit die von den Vorfahren ererbte und im Kampfe zwi-
schen Patriciern und Plebejern ausgebildete Verfassung bei allen den verschie-
denen Veränderungen, denen sie unterworfen gewesen, vor fremden EinUUssen
geschützt und gewahrt ; höchstens dafs man Äufserlichkeiten Eingang verschaffte,
wie dem Ceremoniell der Könige, dem Purpurmantel (purpura) und elfen-
beinernen Scepter (sceptrum) oder Bestimmungen der Solonischen Ver-
fassung bei der Gesetzesrevision aufnahm, die mehr Äufserliches betrafen und
den Kern und das Wesen der römischen Staatsverfassung nicht tangierten oder
gar alterierten *).
Freilich liefs man auch in späterer Zeit, als die glorreichen Feldzüge die
Einverleibung anderer Ländergebiete zur Folge hatten , die charakteristischen
Eigentümlichkeiten dieser neu aequirierten Besitzungen möglichst unangetastet.
Daher kommt es , dafs wir seit jener Zeit viel von anderen Staatsverfassungen
hören und eine grofse Zahl von Ausdrücken bei den römischen Autoren vor-
finden, mit denen orientalische Einrichtungen bezeichnet werden.
Als eins der ersten hierher gehörigen Wörter mag sich tyrannus (vgl.
tyrannis) eingebürgert haben, da man Herrscher der Art schon früh in Sicilien
kennen lernte. Auch ist bereits Plautus mit den griechischen Termini für die
Mark tmeisler, Gemeinde- und Demenvorsteher (agoranomus, co-
ma rebus, demarchus, vgl. demarchisas, demarchia) vertraut. Ausführlich aber
1) Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dafs das Amt der Ädilen 866 nach dem Vor-
bilde der griechischen ayoqavcfioi, sowie die cura amonae als »Sonderkompetenz der
Cerialädilen« unter Cäsar nach dem Muster der griechischen anofpvXaxe^ eingerichtet wor-
den ist; vgl. Mommsen-Marquardt, Altert. IL 1. 468. 484. Das von Ctisar zurückgewiesene
Diadem (diadema) wurde durch Konstantin den Grofsen als Abzeichen der Könige ein-
geführt.
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312 Griechische Wörter
werden wir von Cicero mit dem ganzen Apparat des griecbisch-orienlalischen
Staatwesens bekannt gemacht. Dieser berichtet uns von den athenischen Ar-
che n t e n (archon) und Areopagiten (Areopagitae. vgl . Areopagos) , von den
spartanischen Ephoren (ephorus) und von Vier- und Stammfürsten
(letrarches; phylarchus) ; desgleichen von der Rats Versammlung (buleule-
riuin, vgl. buleuta) und dem Stadthaus (prytaneum). Auch bedient er sich
zuerst der griechischen Ausdrücke politia (Staatsverfassung) und politicus
(den Staat betreffend) ^] .
Des spartanischen Rates der Alten (gerusia) gedenkt Varro, der Helo-
ten Nepos (helotae), der Demiurgen (demiurgi), Prytanen (prytanes) und
Reisitzer (synedri) Livius; endlich des Demos (demos) und Nomos (nomos ,
derRule (bule) undEkklesie (ecclesia) thut Plinius unter diesen Namen zu-
erst Erwähnung.
Erst seit der Mitte des 4 . Jahrh. v. Chr. machen sich thatsächlich bedeuten-
dere Einflüsse auf Rom bemerkbar. So beruht z. R. die Einführung der Staals-
empfehlungsschreiben und Diplome der höchsten Staatsbeamten (di-
ploma) auf griechischer Anregung, so ist femer das Ceremoniell deskaiser-
liehen Hofes (aula, Hof = avkrj) nach diadochischem Muster modifiziert worden,
so sind das Postwesen, die Geheimpolizei, das Zeitungswesen und
andere kaiserliche Institutionen nach Friedlanders Annahme Nachahmungen
in Asi^n vorgefundener Gebräuche und Einrichtungen 2) . Die mächtigsten An-
regungen aber erfolgten seit der Übersiedelung der römischen Kaiser von Rom
nach Ryzanz. Seit dieser Zeit begegnen wir einer grofsen Zahl kaiserlicher
Reamter, deren Ämter griechische Namen führen: da figurieren Provianl-
kommissare (biarchi) , Schatzaufseher (cimeliarchae) , Rechnungs-
beamte (logistae, logographi)^ Rechnungsrevisoren (diastolei) , Hafen-
meister (limenarchae) , Friedensrichter (irenarchae) , Gemeinde-
schreiber (demogrammatei), die 5, 10 und 20 Ersten (pentaproti, vgl. -ia,
decaproti, icosaproti), Wagemeister (zygostatae) , Kanzler oder Sekre-
tare (grammatei) , Gendarmen (biocolytae), Steuereinnehmer (cepha-
laeotae, apodecta), Archivbeamte (archeotae, chartularii) . Da begegnen wir
fernerden Syndici (syndici), Aly tenvorsteher (alytarches), Verteilern
(diadotae), Nachtwachtmeistern (nyctostrategi==praefecti vigilum), obrig-
keitlichen Diener (taxeotae) 3) u.a.
Überdies machen uns die Schriftsteller jener Zeit, besonders die Jurisien,
bekannt mit dem Obersteuereinnehmeramt (protostasia) , dem Amte des
Rekrutenhändlers (prototypia) und der Funktion des Gerstenein-
sammelns (crithologia) . Das Archiv führte den Namen archivum, logeuna
1) Vgl. graecostasis, satrapes, -ia, democratia.
2} So gründete auch Pompeius in Bithynien, Kappadocien und anderswo SUidte nach
diadochischem Vorbilde, ähnliche entstanden z. B. in Spanien.
3) Vgl. arabarches, Oberzollbeamter bei Cicero ; angaria, bastaga, Frondienst; angarius,
reitender Eilbote im Staatsdienste.
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 313
(Gic.) oder grammatophylacium , das Zins- und Steuerregister hiefs en-
cautarii, der Schatz cimeliarchium, die Ci villiste polyptycha.
Zum ersten Male erscheinen hier auch die Namen für die wichtigen öffent-
lichen Institute der Krankenhäuser (nosocomiumj , Hospitäler für alte
Leute (gerontocomium], Fremdenhospitäler (xenodochium ; vgl. parochus,
xenoparochus} y Armenhäuser (ptochium, ptochotrophium], Waisenhäuser
(orphanotrophium) und Findelhäuser (brephotrophium) ') .
1) Vgl. aufserdem dioecesis> Distrikt, dioecetes, Finanzbeamter, melrocomia, Haupt-
flecken, metropolis, Hauptstadt, praedia tamiaea, kaiserlicbe Domäne, epidemctica, Quartier-
ablösungsgelder.
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Capitolinm omniam daemonum templam.
Tertnll. de spect. 12.
Kap. XXym. Religion.
Wohl haben die Römer mit den Griechen und anderen indogermanischen
Stämmen so manches Erbteil auf religiösem Gebiete mit in die neue Heimat ge-
bracht, wohl war ihnen der allgewaltige Gott des Himmeis, der Vater Jovis und
die herdbeschützende Göttin Vesta treu im Gedächtnis geblieben, aber im
grofsen ganzen haben sich gerade auf diesem Boden die Spuren der ursprüng-
lichen Verwandtschaft und der einstmals gemeinsamen Anschauungen so sehr
verwischt, dafs wir auf der Apenninenhalbinsel einem ganz anders gearteten
Götlersystem, einem ganz andern Götterkult entgegentreten als bei den Griechen.
Liebten jene die Götter in möglichst konkreter Form und bestimmt ausgeprägter
Gestalt vorzustellen und zu verehren , so trieben diese die Abstraktion bis auf
die Spitze und beteten zu unsichtbaren, der Erde entrückten Wesen. Dort
herrschte die Form, hier der Begriff, wenn auch beiden gemein ist, dafs ihre
Götter meist der mächtig waltenden Natur entsprossen sind, deren geheimnis-
volle Äufserungen man als Ausflufs einer beseelten Kraft betrachtete, der man in
ihrer Abstraktion persönliche Geltung vindizierte. Während die Gottheiten der
Griechen aller menschlichen Bedürfnisse, selbst der Speise und des Trankes be-
nötigt sind, haftet der römischen Götterwelt nichts von menschlicher Schwäche
und Ohnmacht an. Während die mit reicher Phantasie begabten Griechen sieb
das Thun und Treiben der Götter greifbar vorzustellen und in bestimmten Sagen-
kreisen harmonisch zu gestalten verstanden, geht den nüchternen Römern diese
Fähigkeit vollständig ab ; sie haben es nie zu einer Sagengeschichte gebracht.
Einen mächtigen Umschwung auf religiösem Gebiete rief der Verkehr mit
den benachbarten kampanischen Griechen hervor, denen man von der Zeit
der Tarquinier an eine Reihe der wichtigsten griechischen Gottesdienste ent-
lehnte. Von dort hielt vermutlich zuerst unter allen der kumanische Apollo
seinen Einzug in Rom, wo der pythische (Putius C. l. L. I nr. 73 = Pythius'
Gott schon frühzeitig verehrt wurde^ wenn auch ein apollinisches Heiligtum auf
der Flaminischen Wiese erst 450 erwähnt wird und ein Tempel dem Gotle eßt
431 dediziert worden ist. Nächstdem hören wir bald vom Kulte der D ioskuren«
Castor und Pol lux, die zum Lohne für ihren heldenmütigen Beistand in der
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 315
Schlacht am See Regiüus (496) im Jahre 485 ein Gotteshaus erhielten. Fast um
dieselbe Zeit traten die drei griechischen Götter Demeter, Dionys und Per-
sephone als Ceres, Liber und Libera oder Proserpina in Rom auf, denen nach
Tac. ann. 2. 49 im Jahre 496 ein Tempel geweiht worden ist.
Zu diesen Gottesdiensten gesellte sich frühzeitig der Kult des Herakles,
auf dessen baldige Übertragung schon sein uralter römischer Name (Hercules =
'HQayLlfjg) hindeutet, ferner der Kult der Mutter und Schwester Apollos, La ton a
und Artemis^), welchen samt den bereits genannten Göttern schon beim ersten
im Jahre 399 auf Anraten der sibyllinischen Bücher veranstalteten lectisternium
lecti dargebracht wurden. Dasselbe gilt vom Ilandelsgotte Merk-ur (Mercurius
V. mercari), der, ein Abbild des Hermes 2). aus einem der kampanischen Empo-
rien nach Rom übertragen sein dürfte und 495 einen Tempel erhielt (Liv. 2. 24 .
27). Und wenn wir es wagen dürfen anzunehmen, dafs die Römer, gleichwie
sie den »lösenden« Gott des Weins Avalog zum Liber gestalteten, so auch den
»Reichtum verleihenden« Gott des unterirdischen Reichs, Pluto [TlXommv von
iclomog)^ als Dis übernommen haben, so werden wir auch diesen in die Reihe
der ersten Ankömmlinge zu stellen haben. Wenn wir ferner die Thatsache, dafs
der Aphrodite im Jahre 295 ein Tempel errichtet worden ist, mit der von Cin-
cius Alimentus und Varro überlieferten Notiz, dafs die ältesten Römer eine Göttin
mit Namen Venus nicht gekannt hatten, zusammenhalten, so werden wir auch
zu der Überzeugung kommen, dafs griechischer Einflufs den Anstofs gegeben hat,
aus dem neutralen Substantiv venu's ein femininales Nomen proprium zu
inaclien und den Liebreiz in Gestalt einer Göttin zu verkörpern. Denn dafs die
Göttin schon vor jener Zeit in Rom verehrt wurde, geht einmal aus der uralten
Verstümmelung des griechischen Namens J/f/)poö/riy in Frutis^) (vgl. Frutinal
und osk. Futrei) hervor, sodann aber auch daraus, dafs der dieser Göttin ge-
weihte und mit ihrem Kulte eingezogene Myrtenbaum nach Theophrasts Zeugnis
bereits um 300 in der latinischen Ebene zahlreich angebaut worden ist, nachdem
er viel früher am Kap der Circo erschienen.
Mit Aphrodite kam auch Priapus, ihr folgte spater der griechische Heilgolt
Aesculapius, der, von Epidaurus gebürtig , auf der Tiberinsel sein Domizil
aufschlug (294).
Und fragen wir uns nun, auf wessen Initiative alle diese Kultusübertr<i-
gungen zurückzuführen sind, so sind neben den Handelsbeziehungen und der
Einwanderung griechischer Bewohner nach Rom in erster Linie die sibyllini-
schen Bücher zu nennen, jene geheimnisvollen , sagenumflossenen Quellen
der Weisheit, die den Römern in Zeiten grofser Bedrängnis in der Regel mit Rat
zur Seite standen und gleichsam das Orakel des delphischen Gottes ersetzten,
die sich aber auch angelegen sein liefsen, möglichst zur Verpflanzung der grie-
1) Vgl. auch die von Plinius überlieferte Nachricht, dafs das Dianenbild auf dem
Aventin eine Kopie des ephcsischcn (massiliotischen) Arlcmisbildes gewesen sei.
%) Dessen Attribut ist ein Heroldsslab (caduceus).
3) Wenn anders diese Namensform aus der nicht sicher überlieferten Stelle des Festus-
Paulas p. 90. 4 3 (vgl. Solin. 2. 14} erschlossen werden kann.
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316 Griechische Wörter
chischen Göttersysteme nach Italien beizutragen. Doch nicht allein der Götter!
Denn deren Begleitung bildeten die Scharen der Silenen (Silani), Priapisken
(Priapisci), Panisken (Panisci), Satyrn (Satyri), und was für Namen die Ge-
nossen des Bacchus und anderer Götter haben mochten. Mit ihnen wanderten
nach Rom fremde Priester und fremde gottesdienstliche Bestimmungen und Ein-
richtungen, wie die Lektisternien und Supplikationen, die prächtigen
Aufzüge (pompa) und neue Feste und Spiele, wie das der B o n a D e a (damium *)
= dafiiov = drjixiov), der ludi Apollinares, Megalenses (megalesia) u.a., mit
ihnen kamen auch die griechischen Tempel, Tempelschatzkammern
[thesaurus, vgU gaza) und Götterbilder; mit ihnen fanden endlich auch die
Sagen, die die Göttergestalten umrankten, ihren Weg nach der ewigen
Stadt. Ebenso finden wir auch die Namen von Heroen (heros) frühzeitig im
Munde der Latiner. Wüfsten wir nicht aus anderen Quellen von dem baldigen
Erscheinen der Odysseussage in Latium, so würde uns die altertümliche
Namensform des Helden (Ulixes) genügenden Aufschlufs geben ^) . Den gleichen
Schlufs verstatten uns die Namen des Ajax (Aiax = ^lag) und Tyndareus
(Tondrus), Laomedon (Alumentusj und Amykos (Amuces), Ganymed(Ca-
tamitus) und Bellerophon (Melerpanta) , der Semele (Stimula), Thetis
(Telis) und Helena (Velena), die fast sämtlich auf pränestinischen Cisten und
Spiegeln aus der Zeit zwischen der Mitte des 5. und 6. Jahrh. der Stadt stehen
und grofsenteils auch auf etruskischen Gefäfsen alter Zeit sich vorfinden : freilich
mit dem Unterschiede; dafs die etruskischen Namen jünger sind als die latinischen
und nicht wie diese auf kampanisch-sicilische Abkunft hinweisen , sondern auf
die gemeingriechischen Stammformen zurückgehen , also wohl dem Seeverkehr
mit Attika ihr Dasein verdanken ^) .
So war denn zur Zeit des zweiten punischen Krieges nicht nur eine stattliche
Beihe von Heldengestalten der griechischen Sage dauernd auf römischen Boden
verpflanzt worden, sondern auch das ägyptisch-griechische Zwölfgötter-
System in Bom vollständig eingebürgert; daher letzteren schon bei der An-
näherung des Hannibal (247) in ihrer Gesamtheit Lektisternien veranstaltet wur-
den. Kein Wunder, dafs sich damals Ennius die Mühe gab, ihre Namen in zwei
Hexameter zu bringen :
Juno, Vesta, Minerva, Ceres, Diana, Venus, Mars,
Mercurius, Jovis, Neptunus, Vulcanus^), Apollo, (ann. 63. Vahl.)
4) Wohl mit Unrecht wird dieses Wort von Cuno, Vorgeschichte Roms p. 4 86 mit dem
gallischen Stamme dag, bonus in Verbindung gebracht.
2) Die Äncassage scheint mit dem Dienste der Aphrodite nach Latium gekomineo
zu sein.
3] Vgl. etrusk. Uthuze, Dthuste s ^OdvttaBvg neben röm. Ulixes u. a. bei Jordan,. krit.
Beitr. S. 9. Nur geht dieser entschieden zu weit, wenn er monströse dialektische Bildungen
wie AidxrjSi SiXig u. a. als Grundformen für Aiax, Telis, u. s. w. ansetzt. ^OXvkvs auf
unterit. Vasen C. I. Gr. 7383, 7699. 8185. 8208. 'OXvaBvg C. 1. Gr. 7697.
4) Über die angeblich etruskische Abstammung dieses Gottes vgl. den Vortrag von
Pauli auf der Philologenvers, zu Stettin. 4 880.
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IN PER LATRINISCHEN SPRACHE. 317
Nunmehr war der HeJlenisierung der römischen Religion kein
kein £inhalt mehr zu thun. Stetig schreitet sie fort, immer weiter um sich grei-
fend und den Kult der Götter, selbst der ureinheimischen wie Mars und Nep-
tun einer Metamorphose im griechischen Sinne unterwerfend. Schwer ist es bei
der immerhin mangelhaften Oberlieferung, überall die fremden und einheimischen
Ztige auszuscheiden, schwerer noch, die Zeit dieser Verschmelzung genau zu
bestimmen. Aber deutlich reden oft die Epitheta, die häufig Übersetzungen
griechischer Attribute sind. Denn, um nur eines Gottes zu gedenken, so wird
niemand Bedenken tragen, den Jupiter Tonans mit dem Zevg Bqovtcop, den
Jupiter Gustos und Conservator mit dem Zevg ^coti^q, den Jupiter Terminus
mit dem Zevg^'Ogiog und den Jurarius mit dem^Öpxeog zu identifizieren.
Aber wenn es nur mit den wirklich griechischen Göttern sein Bewenden
gehabt hätte! In jener Periode der römischen Religion, die mit dem zweiten
punischen Kriege anhebt, sind die religiösen Gebräuche von aller Herren Ländern
nach Rom übertragen worden, besonders aus dem hellenisierten Orient.
Den Reigen eröffnete die grofse Mutter von Pessinus, Cybele, die in
Gestalt eines Steines aus ihrer phrygischen Heimat im Jahre 204 auf Geheifs der
sibyllinischen Bücher eingeholt und seitdem durch asiatische Priester bedient
wurde. Bald folgten die vermutlich kappadocische Bellona und die
ägyptische Isis nach, welche letztere bereits zur Zeit des Aemilius Paulus
(Kons. 182 u. 168) sich so zahlreichen Anhangs und so grofser Popularität er-
freute, dafs, als der Senat den Befehl erteilt hatte, die innerhalb der Ringmauer
erbauten Isistempel niederzureifsen, keiner der anwesenden Arbeiter bewogen
werden konnte, mit der Demolierung den Anfang zu machen, bis endlich der
Konsul selbst Hand anlegte ^) .
Welchen Einflufs diese orgiastischen Kulte auf die Demoralisierung aller
Bevölkerungselemente ausgeübt, wie sehr durch die unter Zimbeln-, Pauken-
und Pfeifenbegleitung und anderer lärmender Musik aufgeführten Prozessionen
die Korruption der Menge beschleunigt wurde , beweist das nicht lange danach
(186) zu Tage tretende Unwesen der Bacchanal ien^), das trotz aller dagegen
ergriffenen Gewaltmafsregeln und zahlreicher Hinrichtungen nicht vollständig
ausgerottet werden konnte. Dazu thaten das Theater, die eindringenden fremden
philosophischen Systeme und vor allen die Schar der Astrologen und Nativiläls-
steller das Ihrige, um der römischen Religion den Garaus zu machen Nicht mit
Unrecht warnte der Pontifex Maximus Scipio Nasica vor der Errichtung einer
ständigen Bühne, weil er erkannte, dafs sie zersetzend wirkte, dafs mit ihr ein
neuer Krebsschaden einschlich. Nicht mit Unrecht wurden die griechischen
Philosophen und die Chaldäer wiederholt aus der Stadt verwiesen. Umsonst;
das Obel hatte schon zu weit um sich gegriffen, um noch mit Gewalt beseitigt
i) Freilich ist nicht sicher, welcher L. Aem. PauUus bei Valer. Maxim. (Auszug des
Nepotian) 2. 3. 4 gemeint ist. Man hat auch an den Konsul der Jahre 219 und 216 und
an den des Jahres 50 gedacht.
2) Vgl. archibuculus, Oberpriester des Bachus; haccha, Bacchantin, bacchari, das
Bachusfest begehen, thyrsus, Bacchusstab.
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318 Griechische Wörter
werden zu können. Mit dem römischen NationaJglauben ging es von Jahr zu
Jahr mehr bergab : die griechische Mythologie wurde hauptsächlich durch das
Theater zum vollständigen Eigentum der Menge, die Philosophie nährte den Un-
glauben, die Sterndeuterei und Horoskopie den Aberglauben.
Durch die immer ausgedehnteren Handelsbeziehungen mit den orientalischen
Handelsstädten, namentlich mit dem mächtigen Älexandria und der syrischen
Stadt Berytus, durch die enorme und beständig im Zunehmen begriffene Zahl
asiatischer Sklaven, die seit Beginn des 2. Jahrh. als Kriegsgefangene oder durch
Kauf auf dem delischen und anderen Sklavenmärkten nach Rom gelangten, fanden
ausländische Sitte und fremder Glaube leicht Eingang; anfangs nur in den
Hafenstädten wie Puteoli und Ostia, bald aber, nachdem die erste Schüchlernheil
überwunden war, klopften die fremden Erscheinungen auch an den Thoren
Roms an und nur mit Mühe konnte man sich ihrer noch erwehren. Vom niederen
Volke aufserordentlich begünstigt, fanden sie bald in den Vorstädten Roms gast-
liche Aufnahme, und wenn auch die ersten Kaiser noch gegen sie ankämpften
und einige sogar an einer Restauration des alten Kultes arbeiteten, so liefsen sich
jene doch nicht vollständig abw^eisen, bethätigten vielmehr eine so ungemeine
Lebenskraft, dafs sie im 2. Jahrh. n. Chr. den Sieg über alle übrigen Kulte da-
vontrugen und sogar bis zum Kaiserhofe vordrangen.
Es sind dies vornehmlich aufser dem bereits erwähnten Gottesdienste der
tausendnamigen (myrionyraa) Isis und des Osiris samt dem damit in Zu-
sammenhang stehenden Kulte des Serapis, Anubis und Harpocratos, der
unter Commodus und Caracalla offiziell anerkannt wurde, die syrischen Kulle
der Dca Syria, des Adonis, Sabazius und des jüdischen Monotheismus
und die persischen Sacra mit den Mysterien des Mithras, die besonders seil
Septimius Severus staatliche Sanktion erhielten und weite Verbreitung fanden.
Jetzt werden auch neue Priesterschaften, wie die mit Halsketten (occabus) ge-
schmückten Diener der an Dreiwegen (triodeiaj verehrten grofsen Mutler, die
(galli,) archigal li und corybantes, ferner die Schüssel- (cernophori ,
Schilf- (cannophorij, Baum- (dendrophori, vgl. archidendrophorus) und Ka-
pellen- (pastophori, vgl. pastophorium) Träger genannt (vgl. maenas].
Hatte der Cybelckult die Zimbeln und Pauken und mit ihnen die unzüchti-
gen Tänzerinnen und Tänzer nach Italien geführt, so erhielten seit der Zeit der
Antonine auch die Stier- (taurobolia) 'und Widderopfer (criobolia) unge-
hinderten Zutritt.
Während der Prätor Peregrinus Cornelius llispaliis 139 noch vermocht hatte,
die Juden, welche den Sabazius einzuschmuggeln versuchten, auszuweisen, so
erstanden jetzt mit der Zunahme der jüdischen Elemente (Judaei, Israelilae, vgl.
Pharisaei, Sadducaei, Levilae) in der hauptstädtischen Bevölkerung auch Syna-
goge n (synagoga) ; da wurde auch der Sabbat (sabbata, orumj und der Tag
vor Sabbat (parasceue) zu einem Feiertage (vgl. archisynagogus].
Später noch zog der persische Mithraskult die breite Strafse Dach dem
Westen : durch die von Pompeius gefangen genommenen Seeräuber im römischen
Reiche bekannt geworden und über Ostia schon unter Tiberius, besonders aber
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 319
unter Domitian und Traian, in Rom verbreitet^ führte dieser nicht nur die
Mithrasopfer (Heliaca) und Mysterien (coracica) dort ein, sondern auch
jene eigentümliche Klassifikation der Anhänger je nach dem Grade der bestan-
denen Prüfung als coraces (hierocoraces) , leones u. s. f. und die merkwür-
digen Höhlentempel (anlrum, spelaeum), in denen der Sonnengott verehrt
wurde*).
Daneben taucht namentlich unter Claudius und Hadrian der eleusinische
Demeter dienst in Rom auf, sodafs wir seitdem nicht nur öfter von H i e r o -
phanten (hierophanta , vgl. hierophantria) , Chören [spira] und Chor-
führern (spirarches) der eleusinischen Mysterien (mysteria), sondern
auch von Priestern (mysta), Oberp rieslern (protomysta) und Vor-
stehern der Geheimgottesdienste (mysteriarches, archimysta), endlich
von dabei gebrauchten Gerätschaften (mystica) und von Führern durch
mystisch geweihte Orte (mystagogus) hören ^) .
Während die genannten Gottesdienste meist ihre Existenz nicht bis zum
Untergänge des römischen Reiches fristeten, erstand gleichfalls im Orient eine
Religion, die eine zähere Lebenskraft entfaltete und trotz aller energischen Ver-
folgungen siegreich geblieben ist bis zur Gegenwart :
Das Christentum.
Die alte im Orient verbreitete Meinung : esse in fatis, ut eo tempore ludaea
profecti rerum potirentur (Sueton. Vesp. 4) ist in Erfüllung gegangen. Wohl
haben die Römer Christum ans Kreuz geschlagen und seine Abgesandten
(apostoli) und viele Anhänger (Christiani) hingerichtet, aber ohne Erfolg.
Vielmehr weckte die Grausamkeit der Gegner die Opferfreudigkeit der Blut-
zeugen (martyres, archimartyr, vgl. martyriuin) , die für ihren Glauben gern
ihr Leben liefsen. Bald entstanden aller Orten christliche Gemeinden, deren
Gliederzahl von Jahr zu Jahr wuchs. Der Eintritt erfolgte durch die Taufe
(baptizatio), die zum Christentum Übergetretenen nannte man Proselyten (pro-
selytus). Zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Vertretung nach Aufsen wur-
den Älteste (presbyteri, archipresbyter) oder Aufseher (episcopi) gewählt,
während die Armen- und Krankenpflege den Diakonen (diaconi) oblag.
Aber je weitere Verbreitung die christliche Lehre fand, je mehr die Macht und
das Ansehen der Vorsteher stieg, um so gröfser wurde die Kluft zwischen ihnen
und der Gemeinde, sodafs sich schliefslich ein besonderer Beamtenstand aus-
bildete, der im Gegensatz zu den Laien (laici) den Namen clerus, clerici
erhielt ^) .
4) Vgl. auch pyreum, das Heiligtum, in yrelchem das heilige Feuer bei den Persern
unterhalten wurde.
2) Vgl. ferner adytum, das Allerheiligste eines Tempels, asiarcha, asiatischer Ober-
priester, nectar, Götterlrank, nympha, Nymphe, orgia, Orgien, tbeologia (Varr.), theo-
logus (Cic).
3j Vgl. aufserdem paroecia, Parochie, psalma, -us, Psalm, prophela, Prophet, acoluihos,
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320 Gribghischb Wörter
Doch blieb es nicht dabei ; vielmehr erhoben sich über die Diakonen und
Presbyter bald die Archidiakonen (archidiaconij und Ärehipresbyter
(archipresbyteri) . Desgleichen beanspruchleo die Bischöfe bald eine bevor-
zugte Stellung im Klerus, besonders die Bischöfe der Städte als Oberhäupter
eines Kirchenspr engeis (dioecesis), und auch diese kamen im Laufe der Zeit
wieder in Abhängigkeit von den Bischöfen der sogenannten Mutterstädtc
(metropolis), die sich Erzbischöfe (archiepiscopi, vgl. metropolitae) nannten,
bis sich schliefslich die Erzbischöfe der gröfsten Städte des Reichs, wie Alexan-
dria, Rom, Antiochia, Konstantinopel u. a., die Patriarchen (patriarchae) die
oberste Leitung aller kirchlichen Angelegenheiten anmafsten. Zur Befestigung
dieser höchsten Machtstellung der Metropoliten und Patriarchen dienten besonders
die von ihnen geleiteten Kirchenversammlungen (synodi)^), auf denen
kirchliche Angelegenheiten und besonders streitige Lehren verhandelt und durch
Mehrheitsbeschlufs verworfen oder zum Glaubenssatz (dogma) erhoben wur-
den. Da nun die dissidierende Minorität ihre Ansicht gegenüber der zum Dogma
erhobenen allgemeinen Lehre (ßdes catholica) der Rechtgläubigen
(orthodoxi) aufrecht erhielten, trennten sie sich als Sekte ab ; ihre Lehre ward
als Häresie (haeresis, vgl. haereticus] angesehen und verfolgt 2).
Neben diesen Sekten entstanden bald andere Auswüchse der Kirche. Ge-
mäfs der Neigung des Morgenländers zur Einsamkeit und zu einem stillen be-
schaulichen Leben in der Zurückgezogenheit fem von dem Treiben der Welt
bildete sich bald das Einsiedlerwesen aus. Viele meinten ein Gott beson-
ders wohlgefälliges Werk zu thun, wenn sie allen irdischen Genüssen entsagten
(ascetriae, asceteria v. aOTielv] und obendrein den Leib durch Kasteiungen pei-
nigten. Die meisten aber begnügten sich damit, sich in menschenleere Gegenden
zurückzuziehen und als Einsiedler (eremitae, anachoretae) ihre Tage zu ver-
bringen, ursprünglich ganz allein (monachi), später zu gemeinsamer Thälig-
keit vereinigt in Klöstern (monasterium, coenobium, vgl. synoditae, coenobi-
tae, archimandrita) .
Wie sich aus dem bisher Besprochenen der grofse Einflufs der griechischen
im ganzen Orient weitverbreiteten Sprache auf die Terminologie der kirchlichen
Hierarchie deutlich ergiebt, so ist derselbe nicht minder scharf im Bereiche der
christlichen Litteratur und Lehre ausgeprägt. Haben ja doch die wichtigsten und
bedeutendsten Kirchenschriftsteller nicht in Italien, sondern in der stark gräci-
sierten römischen Provinz Afrika gelebt, haben doch sie, wie Tertullian uns selbst
gesteht, es vorgezogen, statt sich eine eigene Terminologie zu schaffen, die grie-
chischen Worte nur mit römischer Endung versehen im Latein einzubürgern!
Mefsdiener, apocrisiarius, Stellvertreter eines hoben Kirchenbeamten, oeconomus, Ver^'aller
im Kloster, archiereus, Oberpriester, arcbierosyna, Oberpriesteramt.
\) Die erste ökumenische zu Nicaea 225.
2) Aus der grofsen Zahl solcher Sekten genügt es, hier folgende herauszuheben : gno-
stiel, anthropomorphitae, enthusiastae, carpocratitae, pneumatomachi, acephali, batrachitae,
ascodrogitae, hydroparastatae, eunomiani, (mahometistae), anthropiani , triiheitae u a..
Namen, die uns gröfstenteils in der juristischen Litteratur der spttteren Kaiserzeit eotgegeo^
treten.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 321
Das wichtigste Erbauungsbuch des Christen wurde im Laufe der Zeit die
Bibel, das Buch der Bücher, die man bald in einen inspirierten (canon)
und in einen profanen, nicht geofTenbarten (apocrypha) Teil schied. Die ein-
zelnen Abschnitte derselben tragen meist griechische oder aus dem Griechischen
übersetzte Namen (Genesis, Exodus, Leviticus, Deuteronomium, Apocalypsis,
Prophetae, Psalmi, Evangelia, Paralipomena u. a.), auch die Kirchenväter wähl-
ten häufig griechische Namen für die Titel ihrer Werke z. B. Apologeticus u. a.
und bedienten sich bei der Darstellung der christlichen Lehre fast durchweg
griechischer Termini. Da erscheint im Gegensatze zu dem Götzendienste
(idolum, idololatria) der Heiden (ethnicij der drei ein ige [homousios]
Christengott. Als das personifizierte Princip des Bösen figuriert der Teufel
(diabolus, vgL diabolicus, daemonicus, hebr.-griech. satanas), der von den
Christen mit dem Antichrist (antichristus] identifiziert wurde. Die frohe Bot-
schaft von der Erscheinung des verheifsenen Messias nannte man evangelium,
den den Aposteln verheifsenen Geist der Wahrheit paracletus, die Ver-
mittler zwischen Gott und Menschen Engel [angeli, vgl. archangelus), den
Aufenthalt der Seligen nach dem Tode das Paradies (paradisus), den der
Bösen Hölle (hebr.-griech. gehenna, griech. abyssus). Die christliche Kirche
selbst als Versammlung aller Gläubigen entlieh ihren Namen der griechischen
Volksversammlung (ecclesia), auch die Feste wie Pfingsten (Pentecoste =
der 50. Tag), Ostern (Pascha, 7iaaxa = hebr. pesachj, Epiphania u. a.
fuhren griechische Benennungen. Die Aufnahme in die christliche Kirche erfolgte
durch die Taufe (baptismus, baptisma. baptizatio, vgl. anabaptismus) . die Aus-
stofsung durch den Bann (anathema) ; das Ärgernis nannte man scandalum,
die Spaltung schisma; Abtrünnige hiefsen apostatae, die den Religions-
unterricht Geniefsenden catechumeni (vgl. catechizo, -ismus, -istaj. Der
Geist der Gemeinschaft der Christen mit einander und mit Gott ward gestärkt
durch den Genufs des heiligen Abendmahls (eucharistia) und die Liebes-
mahle (agape) ; als Grufs galt der Bruderkufs (philema). Ein gottgefälliges
W^erk war die Gabe von Almosen (eleemosyna) , Gesetz die Monogamie
(monogamia 1) ) , verpönt die Lästerung (blasphemia, vgl. blasphemus, -are)
und Eifersucht (zelus, zelotypia) ^j .
i) Vgl. digamia^ digamus, trigamia, trigamus, polygainia.
i) Auch sonst fehlt es in den Schriften der Kirchenvöter nicht an griechischen Aus-
drücken. So reden sie häufig von Geister-Beschwörung und -Bannung exorcismus, theurgia
u. s. f. vgl. amen.
W • i I • , Griech. Wörter i. d. lat. Sprache. 2 1
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lam illa, qaae natura, non liiteriü nostri iue-
cuti sunt, neqne cum Graecia neqne nlla cnn
gente sunt conferenda.
Cic. Tusc. 1.1.1
Kap. XXIX. Militärwesen.
Der Gebrauch der Waffen reicht bis in die graueslc Vorzeil zurück. Ur-
sprünglich waren sie von Holz und Stein, doch bediente man sich, seitdem
man die Erze zu schmelzen gelernt hatte, kupferner, bronzener und zuletzt
eiserner Werkzeuge zum Angriff. Aber gleichwie diese Neuerungen nur nach
und nach Verbreitung fanden und von Osten allmählich durch den Handel und
Verkehr nach dem Westen und Norden Europas vordrangen >) , so behielt man
auch lange die allen WafTengattungen bei: für den Fernkampf den ausEibenhoiz
gefertigten Bogen 2) und Pfeil ^) und die eschene Lanze *) ; für den Nahekampf
die Axt*), das Schwert*) und den Hammer^). Verteidigungswaffen scheint man
noch nicht nach übereinstimmender Norm in voritalischer Zeit ausgebildet zu
haben, vielmehr wird deren allgemeiner Gebrauch erst in die Periode der Einzel-
völker zu setzen sein ; denn ihre Namen sind specifisch römisch^).
Von dieser alten Bewaffnung liefs man bei der Heeresorganisation
sicherlich bald den Bogen ^), sowie den Hammer und die Axt fallen und be-
schrankte sich auf Schwert und Speer. Doch gesellten sich zu diesen Angriffs-
werkzeugen unter Servius Tullius auch Schutzwaffen (Schild, Panzer, Helm und
1) Vgl. M. Jahns, Atlas z. Gesch. d. Kriegswesens. Text S. 8 f.
2] To^oy, Bogen =s taxus, Eibe s= sl. tisü; vgl. an. ir, Eibe und Bogen.
3) skr. ishu- = «oV, Pfeil.
4) tiixfJirj, Speer =5 lit* öszmas, preufs. aysmis, Bralspiefs ; vgl. lat. icere ; cutis, Laoze
= zd. cdra (nach Corfsen I. 350); hasta got. gazda-, Spitze, Stachel; fJiBXirj, Esche und
Lanze; germ. ask, Esche und Lanze.
3) skr. paragu = niXBxve\ a^iyij = ascia = got. aqizi.
6) gladius, air. claideb, an. hjält, Schwert, ^itpo^, vgl. ahd. scaba, Hobel, an. skaf«.
Schabeisen, ksl. skobli, Hobel, (rxeqpa, Schabeisen, germ. sahs, Schwert = saxum, Steia-
7) martus = ksl. mlatu.
8) clipcus, galea, cassis, lorica [dafür bei Dichtern seit der augusteischen Zeit auch
thorax), squama, ocreae; scutum (= axviog, Fell, aber nicht daraus entlehnt), parma aod
grosphus, die beide Polyb. erwähnt (naqfir,, yqoCfpos] sind vermutlich keltisch oder
etruskisch.
9) Auf die einstige Ausrüstung damit weist der Name arquites hin.
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IN DER LATEINISGBBN SPRACHE. 323
Beinschienen], und zwar scheint man diese, die ja die Ausrüstungsgegenstände
der griechischen Hopliten sind, nach griechischem Muster eingeführt zu haben,
zumal auch sonst in der Servianischen Militärreform griechische Ein-
flüsse hervortreten, wie denn z. B. die Schleuder (funda ^) ) als OflFensivwaffe der
5. Klasse damals aus Griechenland übernommen wurde. Dafs die dorische
Phalanx^) damals in Ausrüstung und Taktii^ das Vorbild abgegeben, hat man
längst erkannt.
Behielt man nun auch im allgemeinen jene gegen das Ende der Königszeit
eingeführten Schutz- und Trutzwaffen für die Folgezeit bei, so konnte doch nicht
vermieden werden, dafs die fremden in römische Dienste tretenden Söldner ihre
Ausrüstung vielfach mitbrachten und dafs auf diese Weise einzelne Stücke für
ganze Heeresabteilungen angenommen wurden. Besonders war dies in der
Kaiserzeit der Fall, wo der Pallasch, das breite, zweischneidige, scharf zuge-
spitzte Schwert (spatha) statt des gladius'j utid das parazonium, ein kurzes
Schwert der Tribunen und höheren Offiziere, Eingang fand, und wo der Reiterei
in dem von Haus aus orientalischen cataphractes^) (Panzer) und dem contus
(Pike) eine neue Verteidigungs- und Angriffswaffe gegeben wurde.
Dagegen sind die übrigen von römischen Autoren erwähnten fremden Waffen
wohl immer mehr im Gebrauche der fremden Völker geblieben, wie die rhom-
phaea = rumpia bei den Thraciem, der a ein aces bei den Persern, die ma-
chaera und pelta bei den Griechen, die sarisa und cestrosphcndone
beiden Macedoniem, endlich die sibina {aißvvrj) bei den Illyriern. Ebenso
waren die clibanarii und hippotoxotae vornehmlich persische Truppen-
gattungen, die d i m a c ha e eine macedonische ^) .
Weit stärker als im Bereiche der Waffen war die Anregung der Griechen im
Gebiete des Belagerungswesens. Zwar darf den Römern die Kenntnis der
Elemente der Befestigungskunst nicht abgesprochen werden; denn sicherlich
waren sie und zwar schon in voritalischer Zeit in der Anlage von Burgen und
mit Wall und Graben verschanzten festen Punkten bewandert. Galt es aber eine
solche Position zu nehmen , so wird sich ihre Thätigkeit, wie bei den ältesten
Griechen, anfangs darauf beschränkt haben, die Stadt oder Feste einzuschliefsen
und auszuhungern, wenn es nicht gelang, sie durch List, Überrumpelung oder
Verrat zu nehmen. Im Winter kehrten die Truppen in ihre Garnison zurück.
4) funda entlehnt aus fftpsydoyt^. Über die tubicines und cornicines vgl. Kap. 88.
2) Das Wort phalanx wird nur von der Schlachtreihe fremder Völker (Griechen, Tro-
janer, Macedonier) gebraucht, classis ist kein Lehnwort.
3) Vgl. Tacit. ann. 42. 35.
4) Daher equites cataphracli. Die lorica war der Panzer der Fufssoldaten (vgl. tborax).
5) Andere nicht als Lehnwörter zu bezeichnende Ausdrücke sind mesancula == mesan-
cylum « hasta ansata, zona =s cingulum, pharetra, Köcher {dagegen scheinen corytus, Köcher,
und toxicum, Pfeilgifl in der lingua rustica eingebürgert worden zu sein), aegis, Schild des
Jupiter und der Minerva, harpe, sichelförmiges den Göttern beigelegtes Schwert ss hamatus
ensis. Fast alle diese Worte beschränken sich auf den dichterischen Sprachgebrauch. Ein
Verzeichnis römischer Wa£fennamen giebt Gellius X c. 25.
21*
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324 Griechische Wörter
Einen Fortschritt bezeichnet schon die Belagerung von Veji 403, die erste, die
auch den Winter über andauerte. Denn hier verwendete man zuerst eine doppelle
Cirkumvallationslinie zum Angriff nach innen und zur Verteidigung nach aufsen:
ja vielleicht hat man damals auch schon Wall und Mauer mit Türmen, Brust-
wehren und Zinnen versehen.
Dagegen waren die eigentlich die Blockade erst wirksam machenden An-
i»riffs-W^erkzeuge und -Mittel durchw eg fremde Erfindung ^) . Daher sagt
Alhenaeus mit Fug und Recht von den Römern (6. p. 273 e) : ivaqa nln' 'Elh]-
vtüv ^irixoLVccg %al oqyava 7tolioQin]Tua ^laS-ovreg, Und in der That haben die
Römer erst seit dem ersten punischen Kriege und zwar seit der Belagerung von
Lilybaeum davon Gebrauch gemacht. Wo sie dieselben kennen gelernt haben,
wird sich schwer bestimmen lassen. Doch war durch den engen Kontakt mit
den Griechen bei den Kämpfen in Süditalien genügende Gelegenheit dazu ge-
boten. Wenigstens operierten zur Zeit des Krieges mit Pyrrhus die süditalischen
Hellenen ganz allgemein nn't Kriegsmaschinen, z. B. Agathokles vor Ilipponiuni
und Kroton. So kam der von Perikles zuerst bei der Belagerung von Sanios 4iö
angewendete 2) Sturm bock (aries = ycQtog] und die von dem im Dienste des
Perikles stehenden klazonienischen Techniker Artemo erfundene ') Schild-
kröte (tesludo = xthovti)^ sowie die gleichfalls auf Perikles zurückgeführten
zum Niederreifsen feindlicher Verschanzungen gebrauchten Reifshaken (har-
pagones, harpagae b. Sisenna) damals zur Kenntnis der Römer. Dasselbe {zilt
von dem Mauer bohr er (terebra = tQV/vavov) , dem Mauerbrecher (corvus
= KOQa^), den Minen (cuniculus = i;/ro^i;y^(ara), den für die Reiterei gelet:len
Fufsangeln (ivibulus = TQißolog) und den verschiedenen Schildkröten-
arten: der Widderschildkröte (testudo arietaria = xektipi] '/,Qioq>6Q0i: ,
der Brechschildkröte (musculus = ;f6Awjj öwQVKrlg) und der Schüll-
schildkröte (testudo aggestitia = /eA(cn/>; x^c;ar^/c;) . Auch w^ird man damals
die Bekanntschaft der angeblich von Demetrius Poliorketes erfundenen Sireil-
türme (helepolis) und der Wandel türme (lurres ambulatoriae = ttvq'/oi
samt den an diesen befindlichen Fallbrücken gemacht haben, welche letztere,
wenn sie auf die Mauer der feindlichen Stadt herabgelassen wurden, sambu-
cdc = aafißvxai, dagegen, wenn sie in horizontaler Richtung vorgeschoben
wurden, exostrae = i^watQai hiefsen.
Um dieselbe Zeit oder spätestens während der Kämpfe in Sicilien lernte man
endlich auch die auf Anregung des älteren Dionys^) um 400 konstruierten grofsen
Wurfmaschinen kennen: die Katapulten (catapultae = xaTaTtekrai) die zum
Schleudern von Pfeilen, und die Bailisten (bal(l:istae v. ßaklio), diezumStein-
1} Wenn die alten Autoren, besonders Dionys v. llalicarn. auch bei frühzeitigen Be-
lagerungen wie der von Cameria 503, Corioli 493, Antium 459 u. a. St urai Werkzeuge, \Mt'
den Widder, erwähnen, so ist das eine tJberl ragung späterer Verhältnisse auf jene Zeil,
vgl. Momms. Altert. 5 2 500. Anm.
2) Vgl. Diodor. 12. 28. Plut. Perikl. 27.
3) Vgl. Plin. 7. 201. DIod. 42.28.
k) Vgl. Diodor. 14. 42. 43. 50.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 325
vsTurf verwendet wurden. Schon von Plautus werden sie öfter erwähnt, sind uns
aber von Vitruv ganz detailliert dargeslellt worden*). Dazu kamen später die
mit Sicherheit bereits von Cäsar zum Steinsclileudern und zum Werfen von
BleistUcken und Pfeilen benutzten scorpiones (b. Sisenna scorpii; und die als
SteinwurfgeschUtze verwendeten onagri^).
Gleichfalls in Sicilien machte man die Bekanntschaft der sogenannten eiser-
nen Hände [aidrjQai XBlqe^^ manus ferreae), einer Erfindung des Archimedes,
womit man von der Mauer herab die feindlichen Schiffe zu fassen suchte, um sie
in die Höhe zu heben ; wie man auch den Griechen die Kenntnis des am Feslungs-
Ihore angebrachten Fallgatters (Cataracta) verdanken mochte.
Auch sonst fehlt es im Bereiche des Heerwesens nicht an Anregungen und
Beeinflussungen von Seiten der Griechen. Dafs die Einteilung in Nachtwachen
(vigilia = cpvXaTirii eine griechische Institution war und mit der Klepsydra nach
Lalium gekommen sein wird, ist bereits oben erw^ähnt worden. Ebenso wird die
Einrichtung des Parlamentärs (caduci alor) , der Parole (lessera) und des
Stigma, eines auf den Ann des ausgehobenen Soldaten eingebrannten Zeichens
auf griechische Quelle zurückzuführen sein. Die Bekanntschaft mit dem Söl d n e r-
wesen (latro, latrocinium, latrocinari. Plaut.), das in Griechenland seit dem
i. Jahrh. unter orientalisch-phönicischem Einflufs aufgekommen war, machte
man ohne Zweifel von Kampanien aus bei Beginn des 3. Jahrh. (vgl. Mommsen,
K. G. I 6 506), wenn man auch erst unter Marius mehr und mehr von der Bürger-
aushebung zum Söldnersysteme überging (107). Von militärischen Ehrenbezeu-
ä;ungen tragen griechische Namen aufser dem Triumph (triumphus) und dem
Siegeszeichen (iropaeum) der gewöhnlich in runden Schildern aus Siiber-
hlech bestehende Brustschmuck (phalerae, und das zum Schmuck der den
einziehenden Siegern zugeworfenen Kränze dienende Band (iemniscus).
Anhang: Varia.
Noch haben wir eine Anzahl Wörter zu verzeichnen, die berechtis^te Ansprüche auf
Tiellung als Lehngut erheben können, die aber in den bisher behandelten Disciplinen nicht
gut untergebracht werden konnten. Es sind dies zumeist Adjectiva und Veriia und zwar
nenne ich puniceus, purpurfarbig, burrus, feuerrot, baliolus, scheckig, hilarus,
heiter, propitius, geneigt, austerus, herb, blaesus, stammelnd, silus = sinius,
plaU (-nasig), dapsilis, reichlich, schedius, in der Kile gemacht, graecus, griechisch,
hadissare, schreiten, exenterare, ausweiden, graecissare, sicelissare, die
kriechen, Siedler nachahmen, pat risse, dem Vater nacharten; ferner schidiae, Holz-
>päne, gigas, Riese, bombus, Brummen, muscuni, Musensitz, lamia, t'nholdin, lu-
bvrinthus, Labyrinth a. a.
4) Dahin gehören folgende Bezeichnungen einzelner Teile: epitoxis, ti-achelus, antibasis,
axon, epizygis, chele, parastata, carchesium, pterygoma, chelonium , climacis, anterides.
Später, als diese Geschütze auch im Felde Verwendung fanden , kamen die carroballistae,
iiianuballistae, arcuballistae auf.' — Nach liiv. 26. 47 fand Scipio bei der Eroberung Neu-
Urthagos 401 Katapulten und 75 BaUisten vor.
2) Das Wort scorpio wird auch zur Bezeichnung der Kalapullen und onagri verwendet,
^gl. Marquardt, Altert. 5. 504. 507.
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Viel Fremdwörter, viel Knltarverkehr; riel nt-
lehnt, viel gelernt; eine reiche Oeaebiclite, eise
an mannigfachem Gate reiche Sprache.
Hehtt, Italien p. 211.
in.
abaous^) aßa§, Kredenztisch , Cat. r. r. 10. 4. it. abbaco, prov. abac. [51.
67 A. 177. 256. 282. 300.]
abaculus, abacinus.
abax äßa§, id. Prise. 7. 42. [50.]
ablepsia aßXetfJia, Verblendung, Serv. Verg. Aen. 7. 647 &= animi caecitas.
abolla äßolog, Kriegsmantel^ Varr. sal. Men. nr. 233 Bücheier (aus Non. 538. 46.1
HttbnerAnnalid.lnst. 1864. p. 200. [58. 180.]
abra cißQa, Dienerin. Vulg. Judith 8. 32 = delicata.
abrodiaetus siehe habrodiaetus.
abrotoniles aß^oTovirrig^ Stabwurzwein. Col. 12. 35 = vinum abrotoDo wn-
ditum. [47. 171.]
abrotontun aßQorovov, Stahwurz, arlemisia abrotanum L. Hör. ep. 2. 1. H4
il. abrolano. fr. aurone. [141.]
abrotonus aßqoTovov^ id. Lucr. 4. 123. [141.]
absida siehe absis.
absinthites ätfjivd'lTf]g, Wermutwein, Col. 12. 35 = viDum absinthio condi-
liim. [47. 171.]
absinthium aiplvS-iov, Wermut, artemisia absinthium L. Plaut. Trin. 935. span.
axenjo. it. assenzio. [141 A.]
absinthius äipivS-iov, id. Varr. sat. Men. 204. 4 R.
absentium. Jul. Capit. Gord. tr. 49. 4.
absinthiacus. absinthiatus s= absentatus Lampr. Heliog. 21. 6. Peter,
absis aipig, Kreisbahn, runde Schüssel. PJin. n. h. 2. 63. C. I. L. 4. 2310 g.
acc: -a. deutsch abseite. [27. 43. 68. 69. 283 A.]
absida, ae. Isid, or. 15. 8. 7. absidatus C. J. L. 3. 968.
abyssus aßvaaog, Abgrund, Hölle. Tert. d. bapt. c. 3. it. abisso = loca in-
ferna. [67. 321.]
acaoia axax/a, echte Nilakazie, mimosa niiotica L. Gels. 6. 6. Plin. 20.109.
it. gaggia. [146. 271 A.]
aoademia ^xadi^jueea, Akademie. Cic. d. or. 1. 43. [242.]
1) Betreffs der beim Drucke dieses Index verwendeten verschiedenen Typen und betreffs
der Bedeutung derselben ist zu vergleichen oben Seite 8 und 9. Die in eckige Klammern
gesetzten Zahlen verweisen auf die Seiten dieses Buches, auf denen das betreffende Wort
behandelt ist.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 327
academious läxadrjfityLog, akademisch. Cic. d. off. 2. 2. [242.]
acalanthis aycalavd'lg, Stieglitz, fringiila carduelis L. Verg. georg. 3. 338.
= aeanthis. acc: -a. [107.]
acanthicecnasiiche, Saft der helxine, axay&ixij fiactix^. Plin . 21 . 96 : »-en appellatamn.
acanthillis axavd^vXXigf wilder Spargel. Apul. herb. 84. = corruda, asparagus agrestis.
[43. 151 A.]
acanthinuB a-Kar^ivog, bärenklatmrtig. Col. 9. 4. 4. Varr. b. Serv. ad. Aen.
1. 649. [183 A.]
acanthium anavS-tov , Distelart, onopordum aeanthium L. Plin. 24. 108:
»est huic [Spinae albae] similis, quam Graeci — ion vocant.« [147. 183A.]
aeanthis axavd'lg, Stieglitz, fringilla carduelis Z». ; Kreuzivurz (= senecio).
Plin. 10. 175; 24. 108; acc: -a. [9. 43. 107. 147.]
aoanthuB änavd-og, Bärenklau, acanthus mollis L, Verg. ecl. 3. 45. it. acanto,
fr. acanthe. [49. 126. 141.]
acanthyilis a'AavrhjXXlg, Plin. 10. 96: »acanthyllis appellatur« == aeanthis.
[43. 107.]
acanus äxavog, Krebsdistel, onopordum aeanthium L,, Plin. 22. 23. [9. 147.]
acapnos axanvost rauchfreit Col. 6. 33 = fumo carens (mel.) [123.]
acarna siehe acharna.
acataleotus axaraAi^xro^, akatalektisch, Diom. 502. 7. K. [230.]
acataleptus axaxttXrjnTog , Tert. ad Vnl. 35 «=■ incomprehensibilis.
acatalexis äxaraXrj^ig, unverletzter Versausgang. Audacis excerpla 333. 19K.
acatium mattov^ leichtes Schiff, Plin. Ö. 94 = acatus. [212A.]
acatus axarog, id., Tert. adv. Marc. 5. 1. [212 A.]
acaustos anavtnog, unverbrennlich (Karbunkeljy Plin. 37. 92 = igncm non sentiens. »car-
banculi a quibusdam acaustoe vocati«.
acedis äxrjdla, Vulg. Sirac. 29. 6. it. accidia, fr. accide =^ morosilas, griech.
b. Cic. accidia Isid. sent. 2. 37. 2. acedior, Vulg. Mc. 14, 33. [272A.]
acentetus axivtrizog, Plin. 37. 28 »acentela appellantes« = sine punctis.
acephali aTiitpaloL, häretische Sekte, Isid. or. 5. 39. 39 = sine capite. [320A.]
a Gera tos axi^azog^ ungehömt, Plin. 30. 46: »Cochleae, quae aceraioc vocantur«.
acersecomes ^xe^tfexo/iT^r, ungeschoren, Juv. 8. 128 = intonsus. [8. 58.]
acesis ayceaig, Berggrün, Plin. 33. 92: »hanc chrysocollam medici — in ap-
pellant [156 A.]
acetum Smotrov, Jungfernhonig, Plin. 11. 38. Apic. 3. 69; 6. 257 (mel
acoetum). [123.]
achaemenis äxccitievlg, Zauberkraut, Plin. 24. 161 = hippophobas. [147.]
acharis «/a^if", Vulg. Eccl. 20. 21 = ingratus.
acharna (acarna), Meerwolf, perca labrax L., Enn. heduph. 10. aeharne Plin.
32. 145. [19. 114.]
aohates axoii^r]g, Achat, Plin. 37. 5. frz. agate, cf. aethachates, coralloachates,
dendrachates. [47. 161.]
aoheta axitag, rixirrig, Cikade (= singend], Plin. 11. 92: »(cicadae) quae
canunt, vocanlur achetae«. [123.]
achillea}, achilleos i/x^AAfi^og /^orayjj, Schafgarbe, achilleaL., Plin. 25.42:
»-0S vocatur«. [147.]
achillinmliylklecov, Schwammart, Plin. 9. 148.
achne pyros ti^yi] nv{j6g, Plin. 13. 114 = frulex grani Cnidii.
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328 Griechische Wörter
achor, acor (aeora) axtoQ, Schorf, Garg. Marl. 42. Theod. Prise. 4.5.: »aco-
ras papillas dicimus«. [271.]
achras «xQ^^ t wilder Biimbaum, pirus salicifolia L., Co]. 7. 9. 6. gen: os = pinis siive-
stris, piraster.
achromos a/gta/no^, nicht beschönigt, Fortun. ort. rhcl. 1. 3 = sine siniulalione.
ücinaees äy.ivdxrig, kurzer Säbel, Uor. od. 1. 27. 5. acc: en |9. 66. 323.
a eine tos axivrjiog, Tert. adv. Val. 8 = tmmobilis.
aciDos a/upog, wilde Basilie, Plin. 21. 174. [147.]
aeocnonetus axoiyatyr^jof, Juven. 7. 248. N€|ui nulli (= cum nullo) communieat« glus.v
acoetis (ixoiiig^ Lucil. sat. 17. 1 = coniux. acc: in. [8.].
aooluthos a/MkovO-og, Mefsgehilfe , Gypr. ep. 7 exlr. = ceroferarius. n. \\.
oe Dioin. 457. 24 K. [319 A.]
acolytus Not. Bern, acolctus 1. R. N. 4 305.
acona uxoyrj, Plin. 27. 10: »cautibus, quas aconas nominanU.
aconiti axoytti, Plin. 35. 189: »quod vocanl -i« = sine labore.
aoonitum äy.6viT0Vj Eisenhut, aconitum napellus L., Verg. g. 2. 152. il. aco-
iiito. [143.]
aconlias ay.ovriag, Meleorart, PJin. 2. 89. [9. 55. 248.]
acuntizo axoyzi^u), Veg. 1. 26. 4 = prorumpo.
acopos ä'Ao/rog, Spat; P/?aw3Pn«?'f = anagjros, Plin. 27. 30: »anagyros,
quam aliqui acopon vocanl«. acopuni äzo/tov Gels. 4. 31. [147. 271 A.
acorna a/,0Qva, Distelart, Plin. 21. 94. [147.]
acoros, acoron äxoQog, ä/.OQov, Kalmus, acorus ealainus L., Gels. 3.21.
Plin. 25. 157. il. aeoro. [140,]
a cos mos äxoafiOi;, Lucr. 4. 1152 B. = imnmndus, sordidus.
acra ttxQa, Plin. 3. 100 = promunturium.
acraeus ax^fdog, auf der Höhe befindlich, Liv. 32. 23. 10: »lunonis, quam vocanl acraeani«.
acratophorum u/.Qarotpoqov, Weinyefüfs, Gic. d. fin. 3. 4. 15. [174.'
acridiiun == diagrydion duAqvdtov , Puryiericurzelsaft , Isid. or. 17. 9. 61.
[73. 271 A.^
acro ux^tay, Schweinsknövhelchen, Vegel. 2. 28. 17 = crura porcina.
acroama axQoaiia, musikalische oder deklamatorische Unterhaltung, Cic. Verr.
4. 22. 49. 1. R. N. 2378. [48. 309.]
acroma Not. Bern. 45. 99. acruama Orell. 2530. acroamataria (sena] Cr. 2SS5.
aoroasis äycQoaaig, Vortrag, Gic. All. 15. 17. 2. acc: in. abl : i. [309.]
acroalicus ä/.QoariAog, esoterisch, Gell. 20. 5. 6.
acrochordon äyqoxoqdtov, Wärzenart , Gels. 5. 28. 14. (Darenib. p. 216.
35 griech.) [271.]
acrocolefium uxqos -{- xü}lTi(ptoy, oberer Teil des Schweins fufses, Veget. 6. 1.2 Seh.
acrocoliura axQoxatXioy, Schweinsknöchelchen, Cael. Aur. acut. 1. 11. 94 = acron = cm«
porcina.
acrolilhos ä/.qohO^og, am Ende ron Stein, Vitr. 50. 4. Rose, acc: on. ^'7.
acronychus = uxQoyv/og, Chalcid. p. 71 = vespertinus.
acropodium axQojtoifioy, Fufsspitze einer Statue^ Hyg. fab. 88 = pes ultinius.
aoroterium ä/.Q(ort]Qiov , Landspitze des Hafens, Vilr. 82. 7. R. = prooiun-
lurium procurrens. [47. 261. 282.1
acla u'ATrj, Gic. Verr. 2. 5. 25 = lilus. [261.]
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IN DER LATKINISCHEN SPRACHE. 329
aotaea axTalaj Christophskraut (?), aclaea spicata L. oder sambucus L., Plin.
27. 43. [U7.]
acta e US axiaXog^ Prise, progn. 69 = litoralls.
acte aTLTri^ Attich, samhucus ebulus L,, Plin. 26. 120 = elmlus. (ieulsch:
atlich. [131.]
äctconices axnoyixr^f, Sieger in Aktium, Not. Tir. Grut. p. 474.
actin ophoros axiiyotpo^ost strahlentragend, Plin. 32. 447: »cochloe actinophoroe« [39. 4 19.]
actinosus uxTtyoetdi^^, strahlend, Ambros. de Job. et Dav. 2. 4. 4 6.
acylos axvXoff, Eichel einer Steineiche, Plin. 46. 19 Sill. : ilicis glans, quam Homerus acylon
appellat«. (aculon Dell.) [447.]
a c y r o I og ia äxvQoXoyia, uneigentlicher Ausdruck, Charis. 270. 23 K. = impropria dictio. [237.]
Adadu nephros Jidadov peffQog, Adadsniere (Edelstein)^ Plin. 37. 186.
adamantinus a5a(.iavrtvog^ stahlhart, Lucr. 2. 447.
adamantis äöafiavrig, Zauberkraut, Plin. 24. 162. acc; a. [43. 147.]
adamas ädäfiag, Diamant, Yerg. Aen. 6. 552. prov. adiman, afr. aYmant,
sp. pg. iman; it. sp. diamante, fr. diamant. [44. 162.]
adamanteus.
adaroa adaQXfi, Schilf schäum, Plin. 32. 140: »calamochnus latine adarca ap-
pellata«. adarce Yegel. 5. 47. 2. [144.J
adasphear^), ifispelarty Plin. 16. 245; »in quercu (viscum) adasphear vocant«.
[139A.]
adelphis adelfplg, Dattelart, Plin. 13. 45. [43. 136A.]
adeps äleupa, Fett, Lucil. 4. 35. M. [68. 73. 266 A.]
adipalis. adipatus. adipeus.
adiantum adiaprov, Venushaar , adiantum eapilius Veneris L., Plin. 21. 100.
it. adianto = eapilius Veneris. [147.]
adipsos ädiipog, durststillend, Plin. 12. 103: »quae vocatur -osw seil, glycyr-
rhiza, palma. [136A.]
adispatheon, Dornstrauch^ Plin. 24. 442: »Spina silveslris In Oriente, quam alii erysi-
sceptruui, alii -on, Syri diaxylon vocanl«.
adonius ^diovetog^ adonischer Vers, Serv. d. melr. Hör. 468.23.
adonis, Fischart, Plin. 9. 70 = exocoetus. [H9.j
adonium aäwviov, Erdcypressenart, santolina chamaecyparissus L., Plin. 21. 60.
it. adonide. [147.]
adoxus u^o^og, Aur. Aug. d. rhet. 24 H. = ignobilis.
adr achte adqax^ri, wilder Erdbeerhaum, Plin. 13. 120.
adryas äifQvag, Baumnytnphe, Prop. 4. 20. 42 = hamadryas..
adynamon aävvufxoy, Plin. 44. 400: »(vinum ficticiumj, quod vocant adynamon«. [172 A.j
ndynatus a^vyaios, Vulg. Act. 4 4. 8 = invalidus.
adytum ädvrop, das Innerste des Heiligtums, Lucr. 1 . 737 B. cf. Caes. h. c.
3. 105: »in occultis ac recondilis templi, quae Graeci cidwa appellaiU«.
[319A.]
adytus, üs, Att. trag. 624 Ribb. adyticulum.
aeae ataX, Interjektion, Placid. gloss. Deuerl.
aedon m]5iov, Nachtigall, Sen. Agam. 670 = luseinia. [53.]
aedonius atjöüviog, von Nachtigallen, Panegyr. ad Pis. 257.
aegilips aiylhip, Knollengewächs, Plin. 19. 95 Jan. Dell, aegilops. [147.'
4) Wo ich die griechische Form nicht angegeben habe, ist sie nicht belegt.
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330 GsiBGHiscHB Wörter
aegilopium alythimiov^ Thränenfistel, Plin. 20. 458.
aegilops alyHoii/j, Eichenart y quercus aegilops L., Plin. 16.22: »quae vo-
catur -ops«. it. egilope. acc: a. [33. 128A.]
aegipan aiylTtaVy Mensch in Bocksgestalt, Mel. 1. 4. 8.
aegis atyfe, Ägis^ Lärchenkernholz, Verg. Aen. 8. 354. acc: a. [43. 47. 323 A.l
aegisonus.
aegithus aXyid-og, Blaumeise, parus caeruleus L., Habichtsart^ Plin. 40. 204.
[107.]
aegooephalus alyoxicpalog, Ziegenkopf, Plin. 11. 204.
aegoceras aiyoKB^as, gem. Bockshomklee , trigonella foenum graecum L., Plin. 24. <84,
vgl. telis: »DOS siliciam«. [147.]
aegoceros aiyoxeQOjg, Steinbock, Lucr. 5. 613 B. = capricornus. [247 A.]
aegolethron alyoke&QOVj pont. Azalee, azalea pontica L., Plin. 21. 74. [U7.j
aegolios alytaXiog, Nachteule, Plin. 10. 165. [107.]
aegonychos aiytoyvxo^, Steinhirse, Plin. 27. 98 = lithospermos.
aegophthalmos aly6q)d'aXfiogj Ziegenauge (Edelstein), Plin. 37. 187.
aegyplilla, Onyxart, Plin. 37. 148. [163A.]
aelinos aXktvog, Klaggesang, Ov. am. 3. 9. 23. acc: on.
aelurus aXXovqog, Katze, felis domestica Briss., Hyg. d. astr. 2. 28 = felis,
catta. [98.]
aemobolium cf. haemobolium
aenigma aiviy^ia, Rätsel, Plaut. Cist. 2.3.60. it. enigma, enimma. [228. 229 A.]
aenigmatice.
aenigmatizo alviyfiatiCofiai, in Rätseln reden, vetus versio Aristot. 3. 2 (PauckerJ.
aenigmatista alviyfiaTLGrrjg, Rätselaufgeber, Sidon. ep. 6. 16; 8. 6.
aeolioum AloliY.6v, äolisches Versmafs, Serg. 465. 22 K. [230.]
aeon altiy, Tert. adv. tiaerel. 83 b= aevum.
aer arjQ, atmosphärische Luft, Plaut. Asin. 99. Cic. acad. 1.8.26: »utimur
enim pro latino«. Plin. 2. 10: »spiriluS; quem Graeci nostrique eodeni
vocabulo aera appellant«. gen: os, acc: a. it. aere. [31. 258.]
aera, ae. aerivagus.
aera uIqu, Lolch, lolium temulentum L., Plin. 4 8. 4 55 = lolium. [130.]
aer in US at^iyo^, aus Lolch, Plin. 22. 125.
aerinuR aiqtvog, luftig, Varr. sat. Men. 437.
aeriufl aeqtog, in der Luft befindlich, Lucr. 1. 12 B.
aerizusa aeqU^ovaa, Türkis, Plin, 37. 115: »quae vocalur -a«.
aernophorus (!) I. R. N. 3145 falsche Lesart slatt cernophorus xeQyotpo^o^.
aeroides äeQoeidi^g, Sapphir, Plin. 37. 77: »quos -es vocant«. [49.]
aeromantia äeQOfiaytBia, Wahrsagung aus der Luft, Isid. or. 8. 9. 13 &= divlnatio ex aere.
aeromantis asqofAayug, Wahrsager aus der Luft, Serv. Verg. Aen. 8. 359.
aerophobus cte^otpoßog, luftscheu, Cael. Aur. acut. 3. 12. 108 s= a^rem iimens.
aesalon alaaXcov, Rostweihe, falco aeruginosus L., Plin. 10. 205. [53. 110.^
aeschrionion aiaxQi^iov, Metrum, Mar. Vict. 105. 12 K.
aeschrologia alaxQoXoyla, Diom. 450. 32 K. = oratio inverecunda. [237.J
aeschynomene alaxwo^iivii, Mimosenart, mimosa L., Plin. 24. 167. [147.^
aethaohatefl al&axocTrjg, blutfarbiger Bernstein, Plin. 37. 139. [161.]
aethalufl al&aXog, Rufstraube, Plin. 14. 74. [172.]
aether ald^Q, Äther,. Enn. ann. 520 V. acc: a. gen: os. [258.]
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IN DBR LATBINI8GHEN SPRACHE. 331
aethera, ae.
aetherius aid'iqiog^ ätherisch^ Host. bell. Istr. Hb. I Weich. C. I. L. 6. ^56.
aethiopis al&iOTtlg, SaWeiart^ salvia Aethiopis L.j Plin. 24. 463. acc: a,
vgl. merois. [43. 147.]
aeihra ai&goj heiterer Himmel^ Naev. b. Varr. 1. 1. 7. 81 Seal., Enn. ann.
418. [258.]
aethralis.
aetiologia ahcokoyla, Isid. 2. 21. 39, Quinlil., Rutil. Lup. griech. (Sen. ep.
95. 65 : ethologia) = causarum inquisitio.
aetite Schlingpflanze, Plin. 24. 139: »quam aliqui -en vocant, alii lagineu,
nonnuUi tenuem scammoniam«.
aetites aetlTrig, Adlerstein, Plin. 10, 12. [159A,]
aetitis äerlTcg, adlerfarbiger Edelstein, Plin. 37. 187. [43.]
aetoma äirutfia, dreieckiges Tempelgiebelfeld, Orell. 6919, C. 1. L. 3. 1174.
4212. [48. 49. 282.]
afratus {&<p^6ff)f Isid. or. 20. 8. 29. Hermes Vll p. 489 s= spumeus.
agallochus ayaXkoxov, Aloeholz, Dig. 39. 4. 16. 7. [144.]
agamus ayufAos, Hieron. adv. Jovin. 4. 8 ss caelebs.
aganaclesis äyayaxrrjaif, Jul. Ruf. d. fig. sent. § 44 s= indignatio. [238 A.]
agape ayaicrj , christliche Nächstenliebe, Tert. d. ieiun. adv. psych, c. 17.
fr. agape. [321.]
agapetae ayaTcrjral, Hausgenossinnen unverheirateter Geistlicher, Hieron. ad
Eust. ep. 22. 5. fr. agap^tes.
agaricum ayogiytov, Lärchenschwamm, boletus laricis Jacq., Plin. 16. 33.
sp. garzo, fr. agaric. [147.]
agathodaemon ayad^oSaifjuav , Lampr. Heliog. 28. 3: »quos illi -as vocant b= bonus
geniiis.
agea ayvia, Schiffsgang, Enn. ann. 484. Y. = Ttaqoöog TtXolov (gloss. Labb.).
[2H.]
agelastus ayiXaaxos, Plin. 7. 79 = nunquam ridens. (cogn. M. Crassi.)
agema ayrjfia, Elitetruppe, Liv. 37. 40. 5: »agema eam (legionem) vpcabantn (Macedones).
ageraton ayriqaxov, Leberbalsam, achiilea ageraton L., Plin. 27. 13: »ferula-
cea est«. [147.]
ageratos Tert. adv. Val. 8.
aglaophotis aylaotpunig, Zauberkraut, Plin. 24. 160: »-im herbam in mar-
moribus Arabiae nascentem, qua de causa marmaritim vocari«. [147.]
agiaspis cf. chalcaspis.
agnos ayvos, KewcfUamm, vitex agnus castus L., Plin. 43. 44; 24.59: »viticem Graeci
lygon vocant, alias agnon«. it. agno casto.
agnu Sperma ayyov üni^fia, Orib. Bern. 43. 80 Hag. = semen vilicis.
agoge aytayti, Tonleiter, Mart. Cap. 9. 958 sa diagramma = sonorum gradus.
agon aywv, Kampfspiel, Plin. ep. 4. 22. 1. acc: a, acc. pl. : as = certamen.
[53. 290.]
agonia ayiavia, Yulg. Luc. 22. 44 fr. agonie «= summa perturbatio,
agonicus ayoyyvi^og, zum Wettkampf gehörig, Acr. ad Hör. c. 3. 12. 8.
agonista aycuvtari^g, Wettkämpfer, August, serm. 343 extr. I. R. N. 652.
[290.]
agonistarcha ayiaviaraqxrig, Kampfrichtei^ Grut. 38. 5. [290.]
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332 Griechische Wörter
agonislicus ayioviarrAog ^ zum Weltkampf geeignet^ Terl. d. cor. mil. <3.
fr. agonistique. ^
agonizor uycoiuLouai, kämpfen, Eccl. 4. 27. 33. Vulg. agonizo \. Cor. 9. 25.
agonothesia äyioyod-eala, Kampfrichteramt^ Cod. Theod. 12. 1. 409. [290.
agonothetes äyiovot^ittjg , Kampfrichter, Terl. ad mart. 3 = designator.
fr. agonolh^te. [290.]
agonotheta Tert. scorp. 6, C. I. L. 3. 296. agoniteta Kopp. 39. [50.]
agonotheticus ayojvo&BTiAog ^ zur Anordnung ron Kampf spielen bestimmt.
Cod. Jusl, M. 69. 5.
agoranomus ayoQap(\uog, Marktmeister , Plaut. Mil. 727. [311.]
Bgramniaios ityiitt^fJLcczog, Vitr. 8. 40 R. = indoctus
agrimoDia siehe argemone. [74.]
agriophyllon ayqiotpvXXoy, Saufenchel, Apul. herb. 95 = pcucedanum. '<5I A.]
agrios ay^tiog^ Plio i2. 45: »quod aliqui -on vocant« = agrestis.
agroecus ayqoixog^ Att. didasc. fr. 3. Müll. (Lucil. p. 306) = rusticus.
agrostis ay^taaiig, Feldgras, Apul. herb. 77. acc: in = assefoliiim. ^151 A.j
agrypnia ayQvnyia, Mart Cap. 2. 4 43 = insomnia.
ai «r, ach, Ov. mel. 4 0. 245. [34 0.]
aides ihidi^g, Chalcid. p. 4 34 = invisibilis.
aigleucos uel yXevxog, Plin. 4 4. 83: »vinum, quod Gracci aigleucon vocant h. e. semper
mustum«.
aithales (teid-aXig, Hauswurz, sempervivum tectorum L., Apul. herb. 423 =3120011 =
herba semperviva. [4 54.]
a izoo n aelCtooy, Hauswurz, sempervivum tectorum I., Plin. 25. 460 : »IlaÜa sedum vecal". ;445.
alabarchcs, alabarchia, cf. arabarctics, arabardiia.
alabaster akaßaarQog^ Salbfliischchen aus Alabaster^ Cic. fr. h. Non. 15. 17.
I. R. N. 4378. fr. albAtr. [56. 108. 191.]
alabastrum alaßaargorj id., Plin. 13. 19.
alabastrites aXa ß aar q irrig, Alabaster stein, Plin. 36. 60; 37. 73: »lapidem quem
-en Aegyplii vocent«. acc: en. abl: e. [47. 158 A.]
alabastritis akußaarQirig, Edelsteinart, Plin. 37. 143 Jan. [43.]
alabeta äkaßi]g, Aalwels, silurus anguillaris L., Plin. 5. 51. [44. 119.]
alcaicum akycar/.op, alkäisches Versmafs, Diom. 509. 32 K. [230.]
aicea ukY,ia, Malvenart, inalva aleea L, oder malope inalacoides L., Plin.
26. 25, vgl. damasione. [147.]
alciblum älnißiov, unbekannte Pflanze, Plin. 27. 39: »qualis esset herba non
repperi apud auctores« (Plin.). [147.]
alcmanicum aly.fiayr/jjr, alkmanisches Versmafs, Serg. 458. 16 K. [230. |
alc^on aXy,vimf, Eisvogel , Paeuv. trag. 393 Ribb. = aleodo. fr. alcyon.
[53. 106 A.]
alcyoneus aX'Avoveiog, vom Eisvogel, Plin. 32.86 = alcedonius. fr. alcyo-
nien. [272.]
alcyon ins äX'AVovtog, id., Varr. I. 1. 7.88 = alcedonius. [106 A.]
alcyonides uk/.voviösg, sturmfreie Zeit im Winter, Plin. 10. 90 = (lenipora
alcedonia (Plaut.) [43. 106 A.]
a lec siehe allec.
alectoria alr/.rioQ, Edelsteinart, Plin. 37. 144. [163 A.]
alectoros lophos (cXixioQog ),6(fog, Hahnenkamm, rhinanthus L. (?), Plin. 27.4«: «^>
quae apud nos crtsta (galli) dicitur». [4 47.]
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 333
alethia äXij&Eia, Tert. adv. Va!. 45 = veritas.
alethiiiocruslos aXfi&tyoxQovato^-, Cod. Theod. !5. 7. M: »vestes, quas Graeco nomine
-as vocanl«.
alcxipharniacoü ake^cipaQ^iaTtoy, Gegenyift^ Plin. 31.146: »medicamento,
quod -on vocant«. fr. alexipharmaquc. [272.]
alicacabum cf. halicacabum.
aUcula aXkii, Zipfebnankl, Petron. 40. 5. (allicula) vgl. ixlh^^, [74. 182.]
u 1 i iiion cf. halimon.
all in in a r^Jtce^/ia, SalbCf Marl. Cap. 2. MO.
aliptes alei/tTtjgy lUiigmeister, Cic. faiii. 1. 9. 15 (alipta). [298. 309.1
alisma aXta^ia^ Froschkraut, alisma plantago A., Plin. 25. 124. it. aliscna =
damasonion. [147.]
allasson nXXdfftxtoyj Hadr. b. Vopisc. Sal. 8. 10 = versicolor.
allec ahmop^ Fischsauce j Cat. r. r. 58, Plaut, fr. b. Non. 120. 4 = allex,
hallex, alec, alcx. [22. 121.]
allecula. allecatus.
allegoria alltjyoQia, Quillt. 8. 6. 44 = inversio. Cic. griech. [236. J
allegorious alkrjoQixoi; , Arnob. 5. p. 183. Terl. d. pud. c. 8. fr. alle-
gorique. allegorice, vgl. allcgorizo, allcgorista.
alloeosis nXXoioiffii;, Rutil. Lup. d. fig. scnt. 2. 2 = immutatio.
allopbylus uXX6q>vXo{;, Tert. d. ieiuu. adv. psych, c. 7 = externus, alienigcna. ;65. 144.]
aloe akotjj Aloe, aloe perfoliala var. L., Geis. 1. 3. fr. aluinc. aloa Isid. or.
17. 8. 9. [65. 144.]
alogia äloylaj Unverstand, Sen. apocol. 7. 1. Bull, dell inst, di corr. arch.
1858 p. 118 = dictum ineplum , actio stulla.
alogior Dosith. 59. \ K. alogio Aug. tract, 424 in Jo. ev.
alogus äkoyog, unvernünftig Aug. ep. 86: »animalia ratione carenlia dicun-
tur aloga«.
alopccia alio/te/.ia, Fuchskrankheit, Plin. 13. 125. [271.]
alopeciosus.
alopccis äküj/tsy.ig, Fuchsrebe, Plin. 14.42. [172.]
alopecuros äkco/teAovQog, Grasart. cylindrisches Zuckerrohr, saccharum cy-
lindricum L., Plin. 21. 101. [147.]
alopex aliojir]^, Seefischart, Plin. 32. 145 == vulpes marina. [58. 63. 119.]
alpha icXq>€c, Buchstabe a, Varr. 1. I. 8.64. [225 A.j
alphabetum aXfpdiir^tog , Alphabet, Tert. haer. 50 = littcrae, cleinenta.
fr. aiphabet. [225.1
alphita fcX(pijaj geschrotenes Mehl, Auct. ilin. Alex. M. 4 9 = far, mola.
alphus al(p6g, Flechten im Gesicht, Gels. 5. 28. 19. [271.]
alsine äkairrj, Waldsternmiere, stellaria nemorum L., Plin. 27. 23; vgl. myo-
soton. fr. alsine. ,147.]
althaea akd'aia, gern, Eibisch, althaea officinalis L., Plin. 20. 222. fr. althee.
[141.]
alypon alvuov, Heilkraul, Plin. 27. 22. [147.]
alysidion älvaelöior, alvaidtov, Kettchen, I^ucr. 4. 1130 (1122) nach Haupts
Konjekt., vgl. halideusia.
alysson älvaaov, wilde Färberröte, rubia tinctorum oder lucida L., Plin.
24. 95: »qui -on vocaturc, vgl. ereuthodanus. [147.]
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334 Griecbische Wörter
alytarches akvragx^iii Alytenvorsteher, Cod. Theod. 40. 4. 42. [312.1
alytarchia alvTaqxiot, Alytenvor Steher amt^ Cod. Just. 1.36. h.
alytis, Rehhühnerkraut t Apul. herb. 81 s perdicium. [151 A.]
ama a^tri^ Eimer^ Cal. r. r. 435. d: Ohm. vgl. hama [23. 476 A.]
amula.
amalocia, amalusta cf. chamaemelon.
amandola, amandola = amygdale Mandel, Plin. See. d. re med. Hb. 5. 30.
(= Plin. Val.) [73.]
amaraoinuB aiiaqäynvog^ von Majoran^ Lucr. 2. 847. [63. 191.]
amaraous, amaraoum afidgaKogj äfiagaTtov, Majoran^ origanum majorana I.,
CatuU. 61. 7, cf. sampsuchum. [141.]
amarantuB äfiagavrog, Tausendschm^ Tib. 3. 4. 33. fr. amarante. [141.]
amaxopodes = hamaxopodes, Vitr. 278. 2 R.
ambiz afißt^, Destillier heim, Apic. 6. 236. acc. pl: as. Cael. Aur. tard. i.
7, 94: »vascula, quae afijitycag vocanl«. [50 A. 259.]
ambligonius a/AßXvyi!wLog, stumpfwinklig, Gromat. vet. p. 297. 1 = angu-
lis obtusis. [34.]
ambrosia a^ißgoala, Götterspeise; Pflanze, Lucr. 6. 971 B. fr. ambrosie.
[147. 448.]
ambrosialis, inscr. Ball, archeol. Napol. 4. p. 96.
ambrosius a^ßqootog, Verg. Aen. 1. 407.
amen otfiriv, Amen, August, doct. christ. 2. 11. 16. [321 A.]
amerimnon a^Uqt^vov, gern, Hauswurz, sempervivum tectorum L., Plin.
25. 160: »Italia sedum maius vocat«. [147.]
amethystinuB ä/Ae&voTLVog, amethystfarhen, Mart. 1. 97. 7. [204.]
amethystinatus.
amethystizon afÄcdvarl^up, id., Plin. 37. 93, acc. pl: as.
amethystus a(xidvaTogy Amethyst, Ov. a. a. 9. 81. it. amalista. [161.]
ametor af4^a}Q, Tert. praescr. adv. haer. c. 53 =: matre orbus.
ameiron afietgoy, satum. Vers, Charts. 288. 3 K.
ami, amium a/Ai, Ammei, ammi maius Z., Plin. 20. 163: »quod Graeci vocanl
-i«. Scribon. 121. gen: eos. it. ammi. [54. 142.]
amia af^lag, Thunfisch, scomber thynnus L., P. Diac. p. 21. 9. amias Lucil.
sat. fr. ine. 53. [416A.]
amiantus a/ilavvog, Amiantstein, Plin. 36. 139. fr. amiante. [156A. 183.]
ammites afi^UTrjg, Edelsteinart, Isid. 46. 4. 29. cf. hammitis.
ammochrysos siehe hammochrysos.
ammodytes siehe hammodytes.
ammoniaoum äi^ificoptaycov, Gummiharz der Oschakpflanze, dorema armeniacum
Don., Geis. 5. 5. fr. ammoniaque. [145. 456.]
ammonitrum siehe hammonitram.
amnestia äi^ivrjaria, Vopisc. Aur. 39. 4 = oblivio, venia, fr. amnislle.
»oblivio, quam Athenfenses ä^vrjarlav vocant«. Val. Max. 4. 1.
amoebaeus afiotßaiog, wechselseitig, Diom. 481. 25 = alternus. [55. 228.
230 A.]
amolum siehe amulum.
amomis a^tioiUg , dem Amomum ähnl. Pflanze, Plin. 12. 49: »quae voca-
tur -istt.
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IN DER LATBIlflSGBBN SPRACHE. 335
amomum aftiofiov, weinartige Klimme, cissus viiiginea L. /"nach Sprengel),
Sali. hist. fr. 4. 60 D. fr. amome. [144.]
cf. cinnamoinum, cardamomum.
ampelinus a^Ttihvog, vom Weinstock, Caecil. com. fr. 138 Rb. = vileus.
ampelitis aftTtellTig, Erdpechart, Plin. 35. 194. [43.]
ampelodesmos afiTtelddeofiog , Binsenkraut , Plin. 17. 209: »herba quam
vocant -on«. [147.]
ampeloprasos afiTtekoTtgaoog, in Weingärten wachsender Lauch, allium am-
peloprasum I., Plin. 24. 136. [147.]
ampelos agria afinsXof ^yg^o^, wilder Weinstock, Plin. 23. 19: »a Graecis ampelos agria
appellata« » labrusca.
ampelos leuce a/nneXo^ Xev»^, Zaunrübe, bryonia alba L,, Plin. 28. 21: »vitis alba est,
quam Graecl ampelon leucen, alii staphylen, alii melothron, alii psilotrum, alii arche-
zostim, alii cedrostim, alii noadon appellanU.
amphemerinos icfUffjfiiQtyo^, täglich eintretend, Plin. 28. 228 = quotidianus.
amphibalum *afitpißaXoy, Überumrf, Sulp. Sev. Dial. 2. 1. 5 s= amictus.
amphibion ccficplßiov, Amphibie, Isid. 12. 6. 3. griech. b. Varro. [123.]
amphibolia a^KptßoXla, Zweideutigkeit, Comif. rhet. 2. 11 = ambiguitas.
amphibologia a(xq>ißoXoyLa , id,, Acr. ad llor. a. p. 449 = ambiguitas.
fr. amphibologie. [85.]
amphibolus &^i(pißoXog, zweideutig, Serv. Verg. Aen. 4. 178 = ambiguus.
amphiböle. amphibolice.
amphibrachys (xfiq)lßQaxvg, Versfufs, Quinl. 9. 4. 82. acc: yn = amphibrevis.
[230.]
amphicolus a^iq>lyLioXog , auf beiden Seiten verstümmelt, Plot. sacerd. ari.
gramm. 3. 22. p. 523. 10 K.
amphicomos äfifpUo^iog, Edelstein, Plin. 37. 160 J. = erolylus = hiero-
mnemon.
amphicyrtos a/jLfpixvqtos, Jul. Firm. math. 4 praef. p. 85. 6 Bas., griech. b. Macrob. ss
ex omni parte curvus.
amphidanes, Magnetkies, Plin. 37. 147: v)alio nomine chrysocolla appellatur«.
amphitanes.
amphidoxu^ ajutpiSo^og, Aur. August, d. rhet. 20 ed. Halm = ambiguus.
amphiiipes a^cpiXiTcig, Metrum, Mar. Vict. 110. 31.
ampbimaorus afiq)l^iaycQog, Versfufs, Quint. 9. 4. 81 = creticus (amphi-
macer).. [56. 230.]
amphimaUum afiq)lfiaklov, wollener, auf beiden Seiten zottiger Stoff, Varr. 1.
I. 5. 167. amphiraallium Plin. 8. 193 J. [183].
amphimeres afiq)ifi€QT^g, Diom. p. 479. 13 K. = amphimacer.
amphiproslylos &^iq)utQ6aTvXog ^ Tempel mit Säulen vorn und hinten,
Vitr. 68. 26 R. [344.]
amphisbaena aixcplaßaiva, Schlangenart, Lucan. 9.719. Plin. 20. 216: »ser-
peniium genus, quod -as vocant«. :53. 124.]
amphiscius icfjupiffxio^ , Isid. gloss. 82 Eust. hex. 6. 8 s= ex utraque parte umbrosus.
amphitapus ct(xq>li:a7Cog, ct(xq>ua7trig, auf beiden Seiten zottig, Lucil. 6. 10 M.
n. pl: 06. Lucil. 1. 28 M. [183.]
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336 Griechische Wörter
amphithalamuB afifptd-alafiogj Vorzimmer vor dem Schlafgemach ^ Vitr. U9.
U R. [196.1
amphitheatrum ai.upi&EarQov^ Amphitheater , Vitr. 30. 12 R. C. 1. L. 3.836.
marmor Ancyr. Momms. R. g. d. A. p. 65 = slriielum ulrimque Iheatrum
(Ovid.). it. anfiteatro. [85. 280 A. 281.]
amphitheatricus, amphitheatralis, [233 A.]
amphora äfifpogeug, Weinkrug, Nacv. com. 124. C. 1. L. 4. 2645. [38. 173.
174. 219. 247.]
amphoralis, amphorarius, amphoruia.
ampulla Plaut. Stich. 228. I. R. N. 6830. fr. ampoule. [16. 173. 191.]
ampuUaceus. ampullagium ; ampullarius, Oreil. 4143. [202.] ampuUor, aro-
puUula, ampuUosus.
ampotis afjintiixig, Ebbe, Anibros. hexam. 4. 7. 30.
amulum, amylum äfivkor^ Kraftmehly Cat. r. r. 87 = amoliim. it. ämido,
fr. amidon. [33. 74. 169.]
amylo, are; amylico.
amuroa ai^iüQyt]^ Öf schäum, Cat. r. r. 36. it. inorchia, morcia, sp. niorga.
[34. 84 A. 85. 133.]
ainurcarius ; examurco.
ainusia afiovala, Varr. sat. Men. 179. 8 R. == canendi iinperitia.
aniusos af-iovoog, Vitr. 8. 11 R. = artis niusicae imperitus.
amu8Bi8(!) äfiv^ig, Lineal der Zimmerleulej Plaut. Amph. 843. [66. 195.208,
vgl. Vorwort.]
amussium, amussiiatus. cxamussim.
amycticus äfitr^zrAog, irritierend (med.)j Theod. Prise. 2.5: »a Graeois
amyctica appellala«. Cael. Aur. == vellicans. [272 A.]
amygdala afivyddltjj Mandel, Col. 5. 10. Piin. 12. 36. it. mandorla; fr.
anlande, sp. alrncndra. [41. 137.]
amygdaleus äfiivydakiog, von Mandeln, Pail. d. insil. 157.
amygdalinuB äfwydakivogj id,, Piin. 15. 26. [192.]
aniygdalites auvydaUzrjg, Wolfsmilchsart, Piin. 26.70: lilhymalli genus
= piatyphyllon. [47. 151.]
amygdaloides äfivyöaXoeidrjg, id,, Apul. herb. 108. [49.]
amygdalum afiifydalov, Mandel, amygdalus communis L., Ov. a. a. 3. 183.
it. mandorlO; mandolo, d. mandel. [61. 66. 137.]
amygdalus afivydakog, id. Pali. 2. 15. 6.
amylum siehe amulum.
amynticus ifiuvtiKog, als Präservativ gebraucht, Theod. Prise. 2.26 =
depulsorius. [271 A.]
amystis af,ivarig, gieriges Trinken, Hör. od. 1.36. 14. acc. pl: as.
ana ayic^ Vulg. Luc. 9. 3. mit Zahlwort = lat. distributiv.
anabaptismusaj/a/^a/rr^a/iog, Wiedertaufe, August, enarr. in psalm.38. [321.
anabasis icyafiaai^, Pferdeschwanz, equisetum JL., Piin. 26. 36 = equisetumi vgl. ephedra.
[48. 147.]
anabasiuS; v. ävaßalvio, Hier. adv. Rufin. 3. 1. fin. = velox nuntius.
anabathmus ayaßa^fiof;, Stufe, Augustin. in psalm. 38, nr. 2.
anabathrum avaßa&Qov, Juv. 7. 46 = pulpilum, tabulatum. [199.]
anabibazon ayaßißaCwy, aufgehender Mond, Tert. adv. Marc. 1. 18.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 337
anaboladium avaßokadiov. Saloppe, (Isid. or. 19. 25. 7.) Ital. gen. 49. 14.
[49. 182.]
anabolicus ävaßolr^og, zum Überfahren bestimmt, Vopisc. Aur. 45. 1.
anaboUcarius [194.]
anabolium avaßdXXu), chirurgisches Werkzeug, Orell. 1572. [272.]
anacampseros ävay^äi^iifjeQiüg, Zauberpflanze ^ Plin. 24. 167. (nach Fraas =
telephium). [147.]
nnacamptos ^ayaxajunio^, wngekehrt, Marl. Cap. 9. 958.
anacephalaeosis avaxecpaXaiioaig, Mar. Viel. exp. in II rhet. Cic. 2. 48
H. acc: -in = recapitulatio. [48.]
anachoresis ävaxcoQrjOLgy Einsiedlerleben ^ Sidon. ep. 7. 9. gen: -eos = re-
cessus, soliludo. [48.]
anaohorets ävaxioQtiTrjg^ Einsiedler, Sulp. Sev. dial. 1. 18. cell, ancar, ags.
ancra. [320.]
anachoretalis, anachoreticus.
anaclasis aydxXaffi^, Ratil. Lup. d. fig. sent 4. 5: »quasi tu refractionem dicas aut rc-
flexionem percussionemve«. Gesner. [48.]
anaclinteriiim, anaoliterium avaTLhvrrjQtov , liücklehne am Ruhebett, Spart.
Hei. Ver. 5. 7 = accubitalia Trebell. Glaud. 14. 10. accubitunr). [47. 198.]
anacUtus ayäxXitog, mit Rücklehne, Schol. Germ. Arat. p. 57. Buhle.
anaclomenos avaxhofuvog , »js utiickbiegendn , Versmafs , Ali 1 . Fortun . 290 .
14 K. [230.]
anacoeliasmus ävaTCoiXiaofiog , Abführmittel, Cael. Aur. tard. 2. 14. 213.
[272.]
anacoenosis avaxoivtaaig, lul. Rufin. d. fig. sent. 40 = communicatio. [238 A.]
anacollema avayLoXXri^ia, Heftpflaster, Vegel. 1. 17. 4. [271 A.]
anacoluthon ava^olovd'ov. Serv. Verg. Aen. 3. 541. fr. anacoluthe. [226.]
anaoreonteum avayLqeovTStov, Versmafs, Diom. 520. 21 K. [231.]
anactorium ai^axTOQioy, Beifufs, artemista vulgaris L., Apul. herb. 40 = artcmesia (78
= gladiolus^ [4 54 A.]
anadema avaörjfia, Kopßand, Lucr. 4. 1121. fr. anademe, m.engl. anademe.
[49. 185.]
anadcndromalachc aya^ey&QOf^aXnxr, Eibisch, Apul. herb. 38 = hibiscuni. [454 A.j
anadesmus hvaSBCfjLog, Band, Theod. Prise. 3. 4 = Hgamen.
anadiplosis äyaSinXoxri^, Donat. 398. 4 K. = duplicatio, geniinatio. [48. 237.]
anadiplumenos aya^mXovfieyo^ , Atil. Fortun. 290. 4 K. = duplicalus. [234.]
anadyomene äya^vofiiyj^, die Auftauchende (Gemälde), Plin. 35.87. [286.]
anagaUis ävayakXlg, Gauchheil, anagallis arvensis L,, Plin. 25. 144. il. ana-
gallide. acc: -a, vgl. corchorus. [43. 146.]
anaglyphus avayXvcpog, Basrelief, Schol. Juv. 14. 62. C. I. L. 7. 494. |277.]
anaglypharius.
anaglyptus avdylvTirog, id., Plin. 33. 139. I. R. N. 5. [277.]
anaglyptarius. C. I. L. 2. 2243.
anaglyptious avayXvicrrAog, mit halb erhobener Arbeit gestochen, Sidon. ep. 9. 13.
anagnosies ävayvioavrjg , Cic. Alt. 1. 12. 4. acc: -cn = leclor, recitalor.
[47. 309.]
anagnosticuni.
W 0 i > 0 , Ori0ch. Wörter i. d. lat. Sprache. 22
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338 GitiEciiiscHe Wörter
anagoge avayioyri^ tiefer Sinn einer Steile, Hieron. in Jesai. -1. 1.3, vgl.
fr. anagogique = elalio.
anagogicus, tiefer emporgeholtj Hieron. in Jesai. 1.4.
anagon a{v) -^ ccycjv, Orelli 2593 = Fabr. 276. 465 = non certans.
anagyros ardyvQog, Bohnenbaum , anagyris footida Z., Plin. 27. 30, vgl.
acopos. [U7.]
analecta, "^ävaUxrrjg, Brosamensammler , Marlial. 7. 20. 17. [309.]
analecta, oruin ayeiXexia, Brosamen, Sen, ep. 27. 6.
analemma ardlrj^ifia, Figur auf der Sonnenuhr^ Vilr, 235. 9: 218.25. gen:
OS. fr. anal^me. [48. 252.]
analempsiaca «yaXa/ißaytü, abnehmbar, inscr. Hermes VI p. 4 0 aus Nemi.
analepticus avalfj/triAog, kräftigend, Theod. Prise. 2. 11. fr. analeplique.
analeptris dvaka^ißdvto, Schulterkissen, Ov. a. a. 3. 273 M. (al. 1. analeclris.
[43. 182 A.]
analogia dvaloyla, Übereinstimmung, Varr. I. l. 8. 32. it. analogia, fr. ana-
logie = comparatio proportiove. [59. 226.]
analogicus araloyty.og , zur Analogie gehörend, GeU. 4. 16. 9 = proporlio-
natiis.
analogicc.
analogiam dvaXoyuov, Lesepult, Isid. 15. 4. 17.
analoguB dvdXoyog, analog, Varr. 1. J. 10. 37. it. analogo.
analytice ayuXviixr^, Analyse in der Logik, Boeth. ad Cic. top. 4. p. 276 Or.
analyticus dvalvrixog, analytisch , Boetb. d. interpr. ed. pr. 2. post init.
analytice.
anamncsis avdiivriatg, Erinnerung an scheinbar Vergessenes, Isid. 2. 21. 37.
anancaeum äray-Aeiov, Humpen, Plaut. Rud. 363. [175. 238 A.]
anancites "^äray/.lTtjg, Bezwinger (= Diamant), Plin. 37. 61: i)quidam cum
-en vocavere«. [159 A.]
anancitis *dvayiiiTLg, Edelsteinart, Plin. 37. 192. ananchitida, ae, Isid. <6.
15. 22. [43.]
anapaesticus äva/raiarty.og, ajiapästisch, Diom. 504. 30 K. (Cic. or. 190 Jahn. i
anapaestuB dva^cataTog^ Versfufs, Cic. Tusc. 2. 16. 137. [229. 230.]
anapaestum Cic. Tusc. 3. 24. 57.
anapauomene uyuniwo^iyr}, die Ruhende (Venus), Plin. 35.94. (Gemälde.) [286.]
anapauomenos äyanttvo^Eyog, der Ruhende, Plin. 35. 4 06: »quem -on vocant«. (Gemälde.
[286.]
anaphonesis ayn(p(ayf](n^ , lautes Deklamieren, Forlun. art. rhet. 3. 45 = cxemlatio
vocis. [48.]
anaphora avacpOQa, Plin. 7. 160: »quod -as vocanl« == repetitio. [237.!
anaphoricus ävag)0Qiyi6g, nach dem Aufgang der Gestirne eingerichtet ^ Yilr. •
239. 4.
anaphysema uycttpvar^^u, aus der Tiefe aufsteigende Luft, Apul. d. niund. 42 = efflalus:
»Graeci vocant anaphysema«.
anapleroticus avajtkrjQOßTLxog, Veget. 3. 26. 2 = replens.
anarchos ayaoxog, ohne Anfang, Ambros. hexaem. 4. 3. 8.
anarrliinon ityä^qtyoy , wildes Löwenmaul, Plin. 25. 4 29, vgl. antirrhinon. Jan: pani-
narrhinon. [448.]
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IN DER LATBIMSCnBN SPRACHE. 339
anasceuaslicus äyaaxevaaiixo^, Fort. art. rhel. 4. i3 = ad refutandum aptus.
anasceue ayaaxsvrj, Jul. Rufin. d. schein, dian. 6 = destructio, evacuatio, griecb. Suel.
[238 A.]
anastasis ayatnaoi^, Auferstehung, Lact. 7. 23. 2 = resurrcctio. [48.]
anastomoticus «vaaxofjuajixosj Cael. Aur. acut. 3. 4 = apcrtivus. »quae anastomotica
appellant.«
anastrophe avaaTQOipi]^ Umkehrimg, Gharis. 275. 8 K. = reversio. fr. ana-
strophe.
anathenia ava&rj^ia, Weihgeschenk, Prud. psych. 540. [49.)
anathema avad-e^ia. Bann, Tert. d. ieiun. adv. psych, c. \, fr. anatheme.
[49. 324.]
analhcmo. anathemabilis.
anathematizo uyad-BfÄUtiCf»), bannen^ Hier. ep. 75.
anathymiasis ava^vfUaaig , Blähung^ Petr. sat. 47. abl: i = exhalatio.
[48.]
anatocismus äyaroMafiog , Zins auf Zins, Cic. Alt. 5. 21. 11. Orell. 4405.
[54. 222. 265.]
anatolicus avaxokiyJ)^, orientalischj Theod. Prise. 1.4.
anatome ävatofii]^ Sektioii, Theod. Prise. 4. 2 = apertio corporis,
anatomia *avavofua, Anatomie als Kunstj Cael. Aur. acut. 1. 8. 57: »apertio,
(|uani Graeci anatomian dicunl«. [2G8 A.]
anatomica ävaTOfuxrj, id,j Macrob. sat. 7. 15. 1.
anatomicus ävaToi^iixog, Arzt, Anatom, Ammian. 28. 41 extr. [268 A.]
anatonus ävccTovog, hoch gespannt, Vitr. 268. 9 R. = sursum lendens,
anatresis ayttjqrjcii, Cael. Aui*. tard. 'i. \ = perforatio.
anaudia ayuvtfia, Caei. Aur. acut. i. 10 = privatio vocis.
anazetesis aya^r,iTiüig, Beinwell, SNinphytum officinalc L., Apul. Iierh. 59 = consollda.
[48. 451 A.]
ancala, ancale (cyxdXrj, Kniekehle, Cael. Aur. tard. 5. 1. 27; 5. 4. 3 = poples. [6!.]
anchomanes Drachenwurs, Apul. herb. 14 = dracontiuni. [ITH A ]
anchusa ayxovaa, Ochsenzunge, anchusa tincloria L,, Plin. 22. 48. [147. 205.'
aocistrum äyynatQov, Widerhaken, Cael. Aur. tard. 5. 1. (in. = scalpriim
hanii forma aduucum.
ancon äy/ut^y , Schenkel des Winkelmaßes, KragsU*in, Vilr. 82. 21. Ov. inot.
15. 768. [53. 175 A. 259 A. 281.,
ancora ay'Ävga, Anker, Naev. com. fr. 52 Rbb. cell, ingor, ancar, fr. (mcre.
[36. 184 A. 211.]
ancoralis, ancorarius, ancoro, cxancoro.
ancyla ayxvXr^, Kniebug, Hcxaem. 6. 5. S\.
ancyloblepharon ay'/,vXüßXi(pctqov, YAisammemcachsen der Augenlider, Cels.
7. 7. 6. 59. 271.1
ancyromagus äynvQa -f- äyco, Schiffsart, Isid. 19. 1 . 16.
andabata (?) ävaßaTrjg (?) Gladiatorenart, Cic. fam. 7. 10. 2. [359.]
andraohle äydgaxXf], Portulak, portulaca oleracea L., Col. 10. 376 = porlu-
laca. [142. 207.]
and ra ebne, falsche Lesart für andrachlc.
and rem as, Portulak, Apul. herb. 103 = andrachlc. [151 A.]
androdamas ävÖQOÖd^iag. Blutstein: Markesit, PJin. 36. 146. [162.,
22*
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340 Griechische Wörter
androgynes ävÖQoyvvi]g^ Manniveihy Val. Meix. 8. 3. \ = virago. »androgynem
appellabat«.
androgynuB avÖQoywog, Hermaphrodit, Verschnittenej^, Lucil. sat. 30. 77 M.
= hermaphrodilus. »quos androgynos vulgus appellaU Liv. 27. 44. [8A.
59. 242 A. 309.]
andron avöqdiv^ Gang zwischen zwei Wänden, Vitr. 450. 20. [53. 58. 67 A.
4 97A.]
andrunculus.
andronitis apdqiovlTig, Speisezimmei^ der Männer^ Vitr. 450. 5. [497 A.i
androsaces avÖQoaayLeg^ Meerpflanze, tabularia acelabulum /,. (?) Plin. 27.
25. [147.]
androsaemon QVÖQoaaiiiov , Johanniskraut, hypericum androsaemum I.,
Plin. 27. 26 = ascyron (ut alii appellavere). [447.^
aneclogistus ar€}cl6yiarog, nicht rechenschaftspflichtiger Vormund, Ulp. dig.
26. 7. 5. 7.
anemone äveficopifj, Anemo7ie, anemone L,, Plin. 24. 64. it. anemone, ane-
molo. [447.]
anennoctus avBvyorjxog^ Tert. adv. Val. 35 s= incomprehensibilis.
anethinus avili&ivog, von Dill, Theod. Prise. 3. 4. [492.]
anethum ävrjO^ov, Dill, anethuin graveolens L,, Verg. ecl. 2. 48. it. anelo.
sp. eneldo, pg. endro.
anethaius, cf. anisum. [ihi.]
an oticus ayertycog, nachlassend, Theod. Prise. 2. 25 = remittens.
anctios avaixiog, Ital. Act. apost. 4 6. 37 = indemnatus.
aneurysma ävevgva/iaj Erweitejung der Pulsader, Veget. 2. 30. 4 = dila-
tatio arteriae.
angaria äyyaQsla, Frondienst, Hermog. dig. 50. 4. 48. 24. [342 A.]
angariuB ayyagog, Eilbote, Nigid. b. Gell. 49. 4. 7. [Lucil. fr. ancarius.;
[342 A.j
angario, angarizo, angarialis.
angeliouB ayyeXcTLog, zu den Engeln gehörend, Tert. ad. mart. c. 3.
angelice.
angeltice äyyelriTLi^, Erzählungskunst, Suet. fr. p. 46. 6 R. = ars enun-
tiandi.
angelus oyyeXog, Tert. d. idol. c. 9 = nuntius. celt. angel, aingel^ ail.
it. angelo. [324.]
angela, angeliflcatus.
angobata = engibata, Automatenart, Vitr. 260. 46.
anhydros ayv&goc, Apul. herb. 55 = narcissus. [454 A.]
ania aWa, Not. Bern. 43.37 = tristitia.
aniatrologetos äyiaxqoXoyrjTos, Vitr. 8. 44 s medicinae artis imperitus.
anicetus ayixf^iog, Plin. 20. 4 86: »quidam -um vocavere (anisum)« = invictus.
anisocycla avtao'Avytla, Räderwerk mit mehreren Radscheiben, Vitr. 244 J^-
anisujn avtoov, Anis, pimpinella anisum L,, Cat. r. r. 424. anisus Theod.
Prise, d. diaeta 40. il. anice, d. und fr. anis. [29. 444.]
anisum, anisatum.
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IN DBR LATBINISGHBN SprACHB. 341
anodynon äpiodvpop^ Heilmittel y Marc. Emp. 25 = dolorem lollens. Cael.
Aur. lard. 2. 4: »quae Graeci anodyna vocaverunt, latine indoloria dici
possunU. griech. b. Geis. [272.]
anomalia avio^ialia^ Varr. 1. 1. 9. 1. 4 = inaequalilas, dissimililudo. [226.
anomal OS aviufialog, unreyelmäfsiy, Diom. 327. 1 K. = inaequalis.
anomale,
anomoeusios nyofioiovoio^ , von ungleichem Wesens llilar. conir. constant. imp. nr. M.
anonis (iviovt(^y opiüvig, Hauhechel^ ononis antiquorum L., Plin. 21. 91. acc:
im, vgl. ononis. il. anonide. [43. 147.]
anonomastos nyovojnaaToc, Terl. adv. Vai. 35 =s sine nomine,
anonymos avu^vv^iog^ Gassiod. inst. div. litt. 8 = sine nomine.
anonymos, Pflanienart, subst., Plin. 27. 31. [U7.]
anoroctus ayoQexto^, Pclag. vct. 3 s=: faslidiens (cibum).
anquina äynoirr] ^ Metallring zur Befeslicjung der Hau an den Mast, Lucil.
3. 42 M. it. anchi, anchini, fr. los anquins. [211.]
antagonista ävTayioviatrjg, Hieron. vit. Hil. extr. fr. anlagoniste = ad-
versarius.
antamoebaeus ^avta^ioißalog^ dem Amübäus entgegengesetzt j Diom. 481.
30 K. [230 A.j
antanapaestus *ävTavd7taiarogj dem Anapäst entgegengesetzt, Diom. 481. 29.
antapocha ävvaTtoxrjy Gegenquittung j God. Just. 4.21. 19. i265 A.]
antapodosis avtairoSoatg, Anwendung des Gleichnisses auf den verglichenen
Gegenstand, Quint. 8. 3. 79. [238 A.]
antarcticus icyja^xuxo^, Hygin. astr. 1.6 s= meridionaiis. Varr. griech.
antarius v. avraiqw, zum Aufrichten dienend, Vitr. 247. 4.
antelius avrjJAtoc?, vor der Ilausthüre stehend, Tert. idoi. 15. [17.]
anteriB ävrrjQig, Strebepfeiler, Vitr. 153. 11. gen.pl: on. [282. 325 A.]
anieros *arTiQwg, Amethystart, Plin. 37. 123: »tales aliqui paederotas vo-
care, alii anterotas, multi Yeneris genam«.
antezeugmenon iivteCevyfjiiyoy, Aquil. Rom. d. flg. sent. 44 = iniunctum. [238 A.]
antcrumenos v. äyii u. at^wi entgegengesetzt. Prob, ad Verg. g. 4. 233.
anthalium av&aXtov, Erdmandel, cyperus esculentus L,, Plin. 21. 88. [146.!
anthedon apx^rjdiovy griechische Mispel, mespiius tanacetifolia Sibth., Plin.
15. 84. [53. 139 A.]
anthemis ivd-Bf-Ug, Kamille j anthemis L,, Plin. 21. 99 = chamaemelon.
[147.]^
anthera ävd-rjQa, Arznei aus Blüten, Plin. 24. 69: ocompositiones, quas an-
theras vocanta. (griech. b. Gels. 6. 11.) [272 A.l
anthereon ity^egic^y, Kehle, Cael. Aur. acut. 3. 3. 20. acc: a s= fauces. [53.]
anthericus ayd^iQixo^, Blütenbüschel des Asphodelus, Plin. 21. 4 09: »Thoophrastus ei Py-
thagoras -um vocavcre« = albucus.
anthiaa av&lag, Meerfisch, Ov. hal. 46 M. [55. 118.]
anthinus avd-ivog, von Blumen bereitet, Plin. 11. 34: »mel vemum, — quod
vocatur anthinum. [123.]
anthologica wd-oloyiTLa , Blumenlese, Plin. 21. 13. gen: on. »ex nostris
inscripsere aliqui libros anthologicona. [228 A.]
anthotogumena äyd^oXoyovfieya, Lesefrüchte, Plin 20. 77.
anthophoros iiyd^otpo^o^, Blumen tragend, Plin. 24. 83 Jan. : »milax, qui -os cognominatur«.
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342 Griechische Wörter
anlhorislicus ävd'OQiaTrKog, Deßnüion gegen Definition setzend j Fort. arl.
rhet. 1. 13.
anthracinus ay&Qttxiyo^, Varr. b. Non. 550. 5 = ater.
anlhracites avO'Qa'AlTrjg, Blulstein^ Plin. 36. 448: »quem vocal -en (Sotacus)«
[159 A.]
aiithracilis avO^qa/Jitg^ Kohlenkarbunkel, Plin. 37. 99 : »-is appellala«. ii3/
anlbrax av&Qa^j Bergzinnober ^ Vitr. 7.8.1 Sehn.: »gleba, quae anthrax
diciluro. [50.1
anthrax = carbunculus Aein. Mac. d. vir. herb. 496 Choul. acc. pl: as.
anthriscuin avd-QtO'^oVj Kerbelart, scandix australis Z. , Plin. 21. 89. [51. 146.
anthropiani v. ap&qiojvog, Ketzer, die Christus nur als Menschen anerkennen^
Laclant. 4. 30. 10. [320 A.]
anthropographus *avd^QiOjToyqa(pog, Porträtmaler, Plin. 35. 113: »ob id
cognominalus -es« (Dionysius). [286.]
anthropolatra avd^qcojto'Karqrig, Menschenanbeter, Cod. Just. 1. 1.5 =ho-
mines adorans.
anthropomorphitae ävd'QiüjcofioQfprjTai, Ketzer, die sich Gott als Menschen
vorstellen, August, d. haer. ad Quodvulldeura. [320 A.]
anthropophagus ävd-Qio/rocpäyog, Menschenfresser, Plin. 4. 88 = humana
carne vescens. griech. b. Gell,
anthus av&og^ gelbe Bachstelze, molacilla flava L., Plin. 10. 116. [107 A.'
a n t h y U i 0 n y a n t h y 1 1 u m ävd^vXkioy, kretisches Harzkraut, cressa crelica L,
Plin. 21. 175: »anthyllium, quam alii anthyllum vocanla. Detl. canthvllion.
[148.]
anthyllis itvdvlUg, Bisamgünsel, Teuerium iva L. (Sprengel), Plin. ?6. 160.
[148.1
anthypopliora äv^v/vocpoQa , Sen. contr. 1. 7. 17 = oppositio, obieclio.
[238 A.]
anti äyii, ante Lucil. i. 44 Müll.
antiae ävTiai. Haarzotte, Paul. Diac. p. 17. 5. Not. Bern. 11. 47.
aniibacchius avrißaiix^^og, Versfufs, Diom. 513. 25 K. [230.]
antibacchus ävrißaycx^Si ^d,, Auson. ep. 4. 93. [230.]
antibasis ävtißaaig, Säule an der Bailiste, Vitr. 271. 18. griech. 267.22.
[325 A.]
aniibojeus avrißoQsiog, nordwärts gekehrt, Vitr. 236. 22 = borealem polum
respiciens.
anticategoria avrrAarriyoqla, Ge^enWa^e, August. 3. contr. Cresc. 26. griech.
b. Quint. mit der Übersetzung concerlativa 7. 2.
antichresis ctyri^Qr^aig, Dig. 20. \. ii. t = mutuus usus. [265 A.]
antichristus avrlxQKJVog, Not. Bern. 69. 88. [321.]
antichthon d)^Tixd^iüp , Chalcid. p. 122: »hemisphaeri um terrae alteninvi.
[261 A.i
antichthones avTix^oveg, Mel . 1.1 = an tipodes .
anticyprios *avTrAVJtqtog, dem Kyprios entgegengesetzt, Diom. 482. 5 K.
anticyricon avTiY.vqtyLov , Heilmittel , Plin . 22 . 133: »quod ideo aliqui -on
vocanl«. ^272 A.]
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IN DER LATEINISCHEN Sl'HACHE. 343
antidaclylus ayTidaAivlog , Anapäal, Mar. Vii-l^. a. ^v, \. H. 24 p. 45.
19 K. [230.]
antidoroD ävTldugov^ UJp. dig. d. petit. her. 25. 8 = remuneralio.'
antidotum avziSoTOv, Gels. 5. 23 1
antidotOB ^^r/doro,-, Gell. 17. 16.6./ '•«'»«'1'""' *=<>»"•" vonenum. [67. 272.]
antigraphus äyrlygaipogy kritisches Zeichen^ Isid. 1.20.6. Not. Bern. 37.
112. 1^226.]
antiinelabole äprifieraiioli^, Charis. 287. 15 K. = commiilalio, pennulalio.
griech. b. Quinl. [237.1
anlinomia apzivofiia, Quiiil. 7. 7. 1 = leges inier se pugnanles. [265 A.^
antipathes ävii/iad^rigj schwarze Koralle , gorgonia antipathes L., Plin.
37. 145.
antipathes avTura^ig^ Mittel gegen Leiden, Laev. fr. h. Apul. apoi. 30.
antipathia avzLTtad'Eia^ Plin. 20. 28; 37. 59: »de discordia reruin concor-
diaque, quam anlipathian Graeci vocavere ac sympathian«.
anlipharmacuni ävvKpdQfiaTiov, Isid. 17. 9. 23 = remedium.
anlipherna aviUpsQrcc, Gegengift des Bräutigams, Cod. Just. 5. 3. 20.
[265 A.l
autiphrasis avTupQaaig, Gegensinn, Charis. 276. 13 K. Augustin. c. mend.
24 = omissio (Rufin.). [48. 238 A.]
anlipodes aptiTCodsi^ ^ Gegenfüfsler , Sallust. Hisl. 1. 63. griech. b. Cic.
[248 A. 261 A.]
antipodae Isid. 9. 2. i38.
antipodus ävvijcovg, gegenfüfsler i seh, Marl. Cap. 6. 608.
antiptosis awlTtTioaig, Gebrauch eines Kasus statt des andern, Acr. ad Hör.
epod. 5. 59. acc: in. [48. 226 A.]
antirrhinuni arvi^^ivov, ivildes Löwenmaul, antirrhinuni orontium /.., Plin.
25. 129: »-um vocatur sive paranarrhinon sivc Jychnis agriau. it. antir-
rino, bocca di leone. [148.]
anlisagogc uyitiaayüiyrj , Gegenanführung, Aquil. Rom. d. fig. senl. 14 = compensatio.
[238 A.]
antiscia urrlayua, von vier Kardinalpunkten gleich entfernte Orte, Jul. Firm.
malh. 2 praef. p. 15. lin. 23. [248 A.]
antiscii ccvTiamoc, gegenschattig, Ammian. 22. 15 fm. »antiscios vocanl«.
antiscorodon ayrioxoQodioy, Lauchart, Plin. 19. 112 J.: »ulpicum Graeci
appellavere -on«. [148.]
antisigma aprlaiy^ia, Buchstaben seichen, Prise. 1.42K. Suet. d. vir. ill.
408. p. 137. 11. [48. 225 A. 226.]
antisophistes avTcaofpcaTrjg, Gegensophist, Quint. 11. 3. 126. abl ; e. Quint.
3. 4. 10.
antispasticus avTiaitaaTinog, aus Antispasten bestehend, Diom. 505. 12 K.
[231.]
antispastus äptla/iaarog, Versfufs, Diom. 481. 17 K. [230 A.]
antispodos awLaitodog, Plin. 34. 133: »antispodon vocant cinerem fici ar-
boris»'.
antistasis avtiaiaaig, Jul. Rufin. d. schem. lex. 22 = inlentio.
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344 Griechische Wöbter
nnlistrcphon avrtaTQHptoi'^ Retorsion (Schlufsarl), Gell. 5. H. I.
antistoechus (tvxiaiotxogt entgegengesetzt , Mar. Vict. 29. 3.
antistropha 1
antistroDhe I "''"^'^^^'^' Aquü. Rom, d. fig. scnt. 35 s= conversio. [228.]
aiitistrophus aytiaiQOfpogy einander entsprechend = rcciprocus, Isid. 1.36.5. adv. -e.
an li Strophe aytKTTQOfpio^, als Gegenstück^ Schol. Juven. 15. 174.
antilhesis (tf^Ti&eai^, Charis. 279, 16 K. = contrarium. [48. 226 A.]
antilhcticus nvtid-Biixos^ gegensätzlich ^ Fortun. art. rhet. 1. 13.
antithcton avti&tTov, Pers. 1. 86 s= contrarium, contrapositum. griech. b. CIc. iS7.
aDlilheus ävTtd^eoi;, Gegengott, Arnob. 4.12.
anlizeugmenon {eyriCevy/aeyoy, Mart. Cap. 5. p. 4 76 = iniunctum.
antUa ävrXia, WaSser pumpe, Miirt. 9. M. 3. [42, 258.]
antonoiuasiu aprovofiaaia, Quint. 8. 6. 29 = proDominalio. [237.^
antruni avtqov, Verg. g. 4. 44. Plin. 31.30. poel. = specus, caverna.
[261. 319.]
aoratos aoqaxog^ Tert. adv. Val, 35 = invisibilis.
aorislus äoQiarog, Aorist, Mac roh. d, diff. 16. 12.
apaetcsis anairtjat^, Zurückforderung (rhot. Fig.), Isid. 2. 21. 38.
apage artaye, packe dich! Plaut. Irin. 258. [59. 310 A.]
apalus anttXoSf Scribon. comp. 104. cf. thcrmopalus = tener, sorbilis. [61.;
aparetias a/tagycrlag, Plin. 2. 119 = aquilo. septentrio. [55. 214 A.]
aparomphatum anaQifi<ptttoy, Infinitiv, Macrob. d. difT. 19. 8 = infinitivus.
aparine a/caQfvrj, Klebkraut, galium aparine L., Plin. 27.32, vgl. omphalo-
carpos. [148.]
apathia a/tdd'eia, Leidenschaftslosigkeit, Gell. 19. 12. 10. griech. b. Sen.
apator nnujtoQf Tert. d. praoscr. c. 53. (cf. amclor.) = patre orbus.
apeliotes, a/rrjkuüvrjg, Ostwind, GatuU. 26. 3 = subsolanus. [17. 47. il3.
aperantologia ccneQayjoXoyla , unbegrenzte Geschwätzigkeit, Varr. sat. Men. 144 B. b
Riese griech.).
aphaea äcpdy.r], Platterbse, lathyrus aphaca L., Plin. 27. 38. [148.]
aphace arpaxr], gemeiner Löwenzahn, leontodon taraxacum L., Plin. 21.89.
[146.]
a ph a 0 r c m a afpaigefta, Graupenart, Plin. 18. 1 1 2 : »apbacrema appellanl«.
aphaeresis ätpaigeaig, grammatische Figur, Charis. 278. 15 K. [226 A.]
aphanticus aq>ayTix6g, verödet. Cod. Theod. 4. 4 3. 11 = desertus.
aphorismus nqioqiafiogt kurzer Lehrsatz, Jul. Rufin. d. fig. sent. 14 = reprehensio [237.
aphractus ärpQa'KTog, Cic. Alt. 6. 8. 4 = navis aperla. griech. Cic Atl.
5. 11. [212.1
aphrissa *a(pQiaaa, Drachemvurs, arum dracunculus L., Apul. herb. ü =
dracontium. [52 A.]
aphrodes (mecon) dcpQioörjg {ilii^tcwv), Plin. 27. M9 = papaver agresle —
peplis = syce = meconion. [49. 148.^
aphrodisiaca dcpQodiaiaycrj, Edelsteinart, Plin. 37. 148.
aphrodisiacum äfpQodiaiaycov, Art des choriambischen Metrums, Mar. Vift.
a. gr. 2. 6. 7 p. 86. 34 K.
aphrodisias &(pQo&iaidg, Kalmus, acorus calamus L., Apul. herb. 6: »a Graccis dicilur
acoros, aphrodisias, Italis Veneria, radix nautica«. [43. 154 A.]
aphron atpQm^ = aphrodes, wilde Mohnart, Plin. 20. 207: »heraclion vo-
catur, ab aliis aphron« [148.]
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IN DBR LATBINISCDBlf SPRACHE. 345
aphronitrum äg)Q6vtTQ0Pj Schaumsalpeter ^ Plin. 31. 112; 20. 66. [156.]
aphthao arfd-at^ Geschwüj* im Munde^ Marc. Emp. H. griech. b. Geis. 6.
41. 12. [270.]
aphye (apua) arpvrj, Spierling^ saimo eperlanus L., Plin. 31. 95: »apuani
nostri, aphyen Graeci vocanl«. it. acciuga^ sp. anchoa. [16. 33. 85.
119.]
apioa äjtoxogj ohne Wolle (Schaf), Varr. r. r. 2. 2. 3. Plin. 8. 198: »apicas
vocabanl«. [98.]
apiciosus.
apios ischas ä/tiog laxctg , tvilder Retlich, Plin. 26. 72 J. = rhaphanos
agria. [148.]
apirocalus aneiQoxaXo^, geschmacklos, Gell. H. 7. 7.
a plan es itnXayrjg, Macrob. somn. Scip. 4. 6. 9 =s non vagus.
aplanesis anXaytiaiSt Unwandelbarkeit, Apui. dogm. Plat. 4. 11. p. 203.
aplustre, aplustrum äifkaatop, Schiffsknauf, Enn. ann. 590 V. [16. 58. 64.
75. 85. 211.]
apiysiae äitlvalat, Schwammart, Plin. 9. 150: »quae -ae vocantur«. [119.]
apocalypsis äitoxalvipig, Tert. d. pudic. c. 19 = revelalio. ahl : i. engl.
apocalypse. [321.]
apocarteresis änoxaQtiQt^aif, Tert. apol. 46 = inedlae tolcrantia usque ad vitam finien-
dam. griech. b. Quint.
apocatastasis anonaxdaxaaig, Apul. Ascl. c. 13 = restitutio in pristinum stalum.
apocatastaticus aTtoxataataTixog, Mart. Cap. 7. 735 = in eundem locum restitutus.
apocha aTtoxrj, Quittung, ülp. dig. 46. 4. 19. 1. Inscr. ined. in Giorn. Pis.
tit. 16. p. 192 = accepti lalio. [59. 265 A.]
apocho, apochaticus? (apocopusj Kopp Tir. Not. p. 28.
apochyma itnoxv/na, abgeschabtes Pech, Veget. 3. 54 = zopissa.
apocleti aitdulrjvoL, Ausschufs des ätolischen Bundes, Liv. 35. 34. 2. [59.]
apoclisis aTtonliaig, Ausweichung (rhet. term.), Charis. 286. 17 K. acc: in.
[238 A.]
apoeopa, apocope ä/coxojtri, grammatische Figur, Prob. cath. 263. 12 K.
[59. 226 A.]
apocopus unoxonosj Jul. Firm. math. 3. 14. 8 (= abscisus) == spado.
bessere Lesart aprocopus = €tnqox6novg.
apocrisiarius v. a/co'AQlvead-ai, Bescheidgeber, Julian, epit. 6. 26 = rc-
sponsalis Novell. 37 pr. [320 A.]
apocrotus änoxqojos, Jul. Firm. math. 7. 3 fin. = percussus, male tractatus.
apocryphus a7t67iQV(pog, unecht, Tert. d. pud. c. 10. [321.]
apoculo ctTto-AvlUo, Pelr. 67 Buch. = amovere (oder von ab + oculus?) [68,1
apocynon aTtoxvrov, Hundstod (bot.), Plin. 24.98; 32.51. [148.]
apodecta aTtode^rrig, Steuereinnehmer, Mural, inscr. 2004. 1 = exactor
vectigalium. ^312.]
apoderinus v. ä/todegco, von ausgeschälten Mandeln, Apic. 2. 2.
apodicticus aitodeiTiriTiog, Gell. 17. 5. 3 = cerlissimus.
apodioxis ano^ioj^tg, Jul. Rufin. d. fig. sent. 12 = reiectio. [238 A.]
apodixis anodei^tg, Petr. 132. 10 = probatio evidens. griech. b. Quint.
apodosis äitodoatg, Nachsatz, Donat. z. Ter. Andr. 1. 5. 44 (= 279j =
quod sequitur.
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346 Griechische Wörter
apodyterlum aTxoöimjQioVj Auskleidezimmer im Bade, Cic, Quiiil. Fr. 3. 1.1
1. R. N. 3635. griech. b. Scn. [47. 298.]
apogeus a/toysiog, vom Lande wehend, Plin. 2. 114. [214 A.]
apographon hnoyQacpoy, Kopie, Plin. 35. 125 = excmplar. »huius tabulae exemplar, quod
apograplion vocant«. griech. b. Cic, Alt.
apolactizo a/roAazr/Tw, Plaut. Epid. 662 = pedihus conculcare. ,34, ■
apolectus a/roAexrog, muserlesena (Thunfischarl) , Plin. 9. 48. [116 A. H9.^
apollinaria von yiTtoXXtov^ Nachtsc/wttenarl, Apul. herb. 74 = slrychnos.
apollinaris Bilsenkraut, Scribon. 93 = hyoscyamus.
apologeticum a7toXoyrjxt%6v , Verteidigungsschrift^ Lact. 5. 4. 3. Hieron.
vir. ill. 123. Kopp. Nol. Tir. p. 28. [321.]
apoiogia üLJto\oyla^ Elieron. adv. Rufin. 2. 4 = defensio. fr. apologie.
apologismus aTtoloyiai^iog, Auseinandersetzung der Grunde, Charis. 285. 7K.
[238 A.]
apologuB ä/toloyogj Plaut. Stich. 538 = fabula. [228.]
apologo, are. apologatio.
aponieli aTtofieXi, Metart y Plin. Val. 5.6. Orib. Bern. 9.17: apomellis
sucus. [172 A.]
apophasis anocpaais^ Aur. August, rhet. ^^, acc: in = abnuentia. [288 A.)
apophlegmatisrnos aTtocpXey^iaria^iog , Schleimabfüh*ungsmittel , Theod.
Prise. 1. 6. [272.]
apophlegmalizo a/toq)ley^iaTiCio, abführende Mittel amcenden, Theod. Prise.
2. 3.
apophoncma a7iog)(üvtjf4a, Jul. Rufin. d. fig. sent. 19 = senlentia rcsponsiva.
apophoreta ä7CocpoQr]Tog, flache Schüssel, Isid. 20. 4. 12. [176 A.]
apophoreta ä7to(p6Qr]ra, Tafelgeschenke, Marl. 14. 2 (adj. apophoretus h.
Pelr. 40. 4 B.).
apophoreticus a/to(poQrjTtyi6g, zu Tafelgeschenk&n gehlirig, Syium. cp. 5. 54.
apophthegma a7t6(p&eyi.ia , Kopp Not. Tir. p. 28. äTtocp^eyfiata , Titel
einer Schrift des Cato nach Cic. off. 1 . 29 = facete dictum,
apophysis ä/cofpvaig, Sdulenablauf, Vitr. 100. 1 = apothesis. [282.]
apopiras anoTretga, Heilmittel, Pehig. vet. 7.
apoplanesis = apodioxis, Jul. Rufin. d. fig. sent. 12 = erroris inductio Cic. or. 3.5.
[238 A.]
apoplecticus a7C07tlrj^riii6g, vom Schlagflufs getroffen, Jul. Firoi. malh. 3.
14. 8.
apoplectus aTtojtlrjycTog, id., Cael. Aur. acut. 3. 5. 55.
apoplexia catojtXrj^la, Schlagflufs, Oros. 7. 15 = ictus sanguinis, griech.
b. Geis. [270.]
apoplexis a/t67tl7]£ig , id., Terl. anim. 53. acc: in. »quam — vocant«.
Gap. Vor. 9. 11. [270.]
apoproegmenon anoTtqoriyiiivov, Gic. fin. 3. 4. 15= reiectum, remoluo).
apopsis a/tokpcg, Front, fer. Als. 3 = specuia villae.
aporia aitoqia, Gharis. 287. 3 = dubitatio, angustia animi. [237.]
aporiutio. aporior. exaporior.
aporria äno^^oiUf Placid. gl. 4. 5 c: affluxio, derivatio.
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IJi DER LATEINISCHEN SPRACHE. 347
aposcopciion aitoOMiremov ^ der nach der Ferne Spähende, Plin. 35. 138.
»quem -a appellant«. (GeraUlde.) [286. J
aposiopesis ärtoaiwirrjaigj Serv. Verg. Aen. 2. 100 = rclicenlia. grioch.
b. Quinl. [237.1
aposphragisina äjcoafpQdycai^ia ^ in den Siegelring eingeschnittenes Bild,
Plin. ep. 10. 74 extr.
apospicnos anoanXTivos^ Apul. herb. 79 = ros marinus. [151 A.]
apostasia ä/toaTaaia, Abfall von der Religion, Salv. d. gub. D. 6. p. 128.
fr. apostasie.
apostata aitoaratrig, Abtrünniger, Tert. adv. Marc. 5. 11 ^ deserlor divinae
legis, fr. apostat. [321.]
aposlato, aro. apostatrix. apostatatus. apostalatio.
apoBtaticus aTtoaraTiaog, abtrünnig, Terl. adv. Marc. 4. 5.
apostatice.
apostema äTtoaTrjfia, Geschtcür, Plin. 30.38: »suppurationes, quae Graeci
apostemata vocant« (griech. Jan.) = abscessus, suppuralio. fr. aposlörae.
[271.1
apoBtolious aTtoaroktyLog, apostolisch, Tert. d. ieiun. adv. psych, c. 10.
apostolice.
apostolua aitoaTolog, Modest. Dig. 50. 16. 106. Tert. d. idol. c. 5. celt.
apstal, apostol. [319.]
apostolatus.
apostrophc ajcoOTQOfpri , Quint. 4. 1. 69 = aversio, oratio aversa. [237.]
apostrophus äjtoaTQOfpog, Apostroph, Donat. 372. 9 K. [67. 225.1
apotaclitae *ä7toTaKriTai , Ketzersekte, Cod. Theod. 16.5. 11.
apotamia *aitora^ieLa, Vorratskammer, = cella penuria, cellarium. Cael.
Aur. acut. 3. 21. 204.
apotelesma aTtoxeXeaiia, Nativität, Jul. Firm, niath. 8. 5.
apotelesmatice äjtOTeleafiariyLrj , Naiivitütsstellerei , Fulg. mylh. 3. 10.
p. 131 Muncker. [250.]
apotelesmaticus ccTtoTeleafiaTiKog , zur Nativitätssiellerei gehörig, Fulg.
mylh. 3. 10. p. 132 M.
apotheoa aTrod-rj/^rj , Weinlager, Gic. Valin. 5. Orell. 2889. it. bottega, fr.
boutique. [173.]
apothecarius. [202.] apotheco, are.
apothcosis äno^iiaaig. Tert. apol. 34 = consecratio, rclatio inter deos. [308 A.]
apotherisis arto&iQiaif, Plin. Val. 4.50 = mossio, mcssis.
apothesis aitod-eaig, Sätdenablauf, Vitr. 87. 16 = apophysis. [282.]
ixpolomeartOTOfirj, Abschnitt, Boeth. de raus. 2. 30 = decisio.
apoxyomenos ano^vo^uvog, der sich Abreibende, Plin. 34.62. (Statue). [277.
apozema anoitfjia, Theod. Prise. 3. 8. Plin. Val. 4.6; 2. 30 s= decoctum.
apozymo, -are, «TioCr/uooi, Theod. Prise. 4. 49 = fermentare.
aprepia oLTtqijtsta, Plot. Sacerd. 454. 29 = absurda et indecens verboruni
structura.
aproxis Pßansenart, Plin. 24. 158: »ab eodem Pythagora -is appeilatur
herba«. |147.]
apsyetos aipvTtrog, Edelsteinart, Plin. 37. 148.
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348 Griechische Wörter
aptoius a7tTiorog, Prob. 118. 2\ K. = indecUnabilis. [2S6 A.]
aptote.
apua cf. aphye.
apus äjtovgj Mauerschwalbe ^ hirundo (cypselus) apus L., Plin. 10. 1U.
i107A.]
apyrenus, apyrinus äjCVQrjpog, kernlos (v. Obst), Col. 5. 10. 15. Plin.
23. 106: »mala Punica, quae -a alio nomine appellavimus«. [133 A.]
apyros anvQos, feuerlos, gediegen, Plin. 21. 66; 35. 174: »sulfar vivom, quod Graeci apyron
vocanl«. griech. b. Gels. 5. 18. 4 4.
ara ccqci, Jul. Rufia. d. ßg. sent. 15 = exsecratio oratoria. [238 A.]
arabarches ctQaßccQxrjg, Ober Zollbeamter^ Cic.All. 2. 17.3, cf. alabarches. [31?A.
arabarchia aqaßaqxia^ Cod. Just. 4. 61. 9.
arabica sc. gemma, Chalcedonart, Plin. 37. 145.
arachidna ocQaxidpa, Platterbsenart, lathyrus ampbicarpos Z,., PJin. 21.89.
[44. 146.]
arachnc aQaxvrj, Sonnenuhrart, Vitr. 236. 16. acc: en. (vgl. fr. araignee,
Spinne), [252.]
ara cos ägaycog, tvilde Erbse, pisum arvense L., Plin. 21. 89. it. araco
nero. [146.]
araeostylos aQaLoarvlogj fernsüulig, Vitr. 70. 15. [283.]
a rat US agaro^. Mural. 30. 3; 132. 3 «sa exoratus.
arceuthinus fcgxevS'iyof, Vulg. = iuniperinus. Paral. 2. 2. 8. [151 A.l
archaeus apx^to^, Diom. 485. 30 K. ^ antiquus. [55.]
archangelus aQx^yy^^^Qj Erzengel, Tert. adv. Val. 19. d. erzengel. [321.1
archangelicus.
arche €tgxV} Tert. adv. Val. 35 =s principium.
archobioiif Ochsenzunge, Plin. 22.51: »onochilon, quam aliqui anchusam vocanl, alii
-ion, alii onochelim, alii rhexiaro, multi enchrysam«. [147.]
arcbcbulium aQxeßovlewv, Diom. 514. 1. [231.]
archeotes a^^cairi^cj, Archivar, Arcad. dig. 50. 4. 18. 10 = ab actis. [311^
archetypus a^^tri/zrog, original, Luci 1 . 9 . 60 M .
archezostis ttQxiCoitni^, Zaunrübe, Plin. 23. 21, vgl. ampolos leuce « vilis alba. [49.]
archiatria *ap;fmr^£/a, Würde des Oberarztes, Cod. Theod. 13.3.8.2.
archiatros aQx^f^^Qog, Oberarzt, Cod. Theod. 12. 3. 1. Orell. 4226. d. Am.
archiater C. 1. L. 5. 87. [56. 268.]
archibuculus aqx^ßoirAolog, Oberpriester des Bacchus, Orell. 2335. [317 A.
archiclinicus a^x^yLliviTLog, Oberleichenmann, Mart. 3.93.24.
archidendrophorus aQX'^d€pdQO(p6Qog, Oberdendrophore, C. 1. L, 3. 763. 318.
archidiaconuB aQX'^^'^^^^^og, Oberdiakonus, Hier, ad Pamm. ep. 61. 4. [320.
archldiaco, -nis. archidiaconatus.
archiepiscopus aQxuTtlayLoitog, Erzbischof, Cod. Just. 1.1.7. fr. archev^ue.
[320.]
arcliiereus aQxt^BQBvg, Oberpriester , Lampr. Alex. Sev. 28 extr. Orell. 216Ö.
gen : eos. [320 A.]
archierosyna a^x^e^waw»;, Oberpriesteramt, Cod. Theod. 12. 1. 112. [320 A.
arohigallus *aQx^y^^^oS: Oberpriester der Cybele, Plin. 35. 70. I. R. N. 3583.
C. I. L. 2. 2920. a. [318.]
archige ron *c?px^y€^ei;j/, Oberhaupt der Greise, Cod. Theod. 14. 27.1.
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IN DKB LATEINISCHEN SpBACHE. 349
archigona metra iiQx^Y^*^^ f^^TQte, Atil. Fortunat. 283. 5 = principalia.
srchigubemuB aQxiy'VßeQv^^trjg, Ober Steuermann j Jobolen. Dig. 36. 4. 46. 1. H.
N. 2664. [2H.]
archilochium aQxikoxeiov^ Versmafs, Diom. 509. 3. [231.]
archimagirus a^x^acr/et^o^, Juven. 9. 109. Orell. 6302 = prciepositus co-
quorum. [309.]
arohimandrita aQXHiCLvdqLrrig^ Vorsteher der Mönche, Sidon. ep. 8. 14. [320. j
archimanlriiissa. [52.]
urchimartyr aqxH^^Q'^^Qi Erzmärtyrer, Maxim, b. Augustin. ep. 6. '319.;
archimimus aqxi^u^og, erster Mimiker, Suet. Vesp. 19. C. I. L. 3. 6113.
[294 A.]
archimima Orell. 4760.
archimysta ägx'^f^^^^^Si Obennyste, C. I. L. 3. 6150. [319.]
archinauta aQx^'^^vrrjg, Oberschiß'er, Mural. 845. 4 (unecht!). [211.]
archipirata «px^/rc^parij^, Cic. Verr. 2. 5. 25 = praedonum dux. [309.]
archipiraticus.
archiposia apx*7ro(j/a, Vorsitz beim Trinkgelag, Porphyr. Hör. sat. 2. 2. 123.
arohipresbyter aqx'^jtQBaßvTeqog , Erzpriester , liieron. ep. 4 ad rust. I. R.
N. 2070. [319. 320.]
archisynagogUB aQxiowayioyog , priesterliches Synagogenoberhaupt, Lampr.
Alex. Sev. 28 = princeps synagogae. [318.]
arcosynagogus I. R. N. 3657.
arohitecto aQxtreyiTiov , Baumeister, Plaut. Mii. 919. arcitecto Orell. 6795.
[83. 281.]
architectonia d^x^rcxroWa, Baukunst, Serv. Verg. Aen. 6. 43.
architectonice, architectoni ca aQxiTeytrovini^ , id., Quinl. 2. 21.8.
Marl. Cap. 9. 891.
arcliiteotonious aQxt'f^^y^ToviKos, die Baukunst betreffend, Vitr. 218. 29.
arohiteotus äQxtTeTircDv, Baumeister, Plaut. Mil. 901. arcitectus C. I. L. 1.
1216. it. architetto. [19. 281.]
architecta. architector, ari. architectonor , ari. architector, oris. architectura.
architecticus, architectio, architectulus C. I. L. 4. 2000.
architriclinus *aQxiTQUlcvog, Hofmarschall, Joh. 2. 9. Vulg. [309. j
architriclinium, Not. Bern. 65. 34.
archium, archivum aQxeiov, Archiv, Mel. 3. 8. extr. Tert. apol. 19 =
tabularium, tablinum. it. archivio. [37. 312.]
archoD apjfwi/, athenischer Archon^ Cic. fat. 9. 19. arcon I. R. N. 3657. [44.
312.]
arcion oQxeioy, braune Königskerze, verbascum fcrrugineum ^t7., Plin. 25. 413: »persolla-
tam Graeci -on vocant«. [U8.]
arcoleon ä^ycrog + licjv, oder argoleon ä^yog + liiup, Bärlöwe, Capilol.
Gord. 33. 1. ed. Peter. Salmas. : argoleon, weifser Löwe; Friedlander,
Sitteng. II 257: archileontes. [85. 105 A.]
arcticus a^rvKog, Hyg. astr. 1. 6. = septentrionalis.
arction a^Axvov, Pflanzenart, Plin. 27. 33: »-on aliqui potius arcturuni vo-
cant«. [148.]
arctophylax aq-KTO(pvXa^, Cic. Arat. 96 = Bootes. [247.]
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350 Griechische Wöbtbr
arctophyllum aQiiT6(pvXXov^ Kerbel^ scundix ciierefolium L., Apul. herb. <04
= caerefolium.
arctos ofpxroc;, Cic. Arat. 441. acc: on, nom. pl: oe = Currus, Ursae,
Plaustra, Septenlriones. [67.]
arctous ccQxtt^o^, Sen. Oet. 1566 s $ept«ntrionalis. [87.]
aroturuB a^^TovQog, Steni im Bootes; Pflanze, Plaut. Rud. prol. 71. [U8.
247.1
areopagites, areopagita JiQeiojcaylTrjgj Cic. off. 4.22. 75. [312. j
arcopagiticus Jigeio/cayLtixog, Sidon. ep. 9. 9.
areopagos !^Q£wg rrayog, Cic. d. nat. deor. 2. 29. 74. [312.1
aretalogus ägeraloyog, TugendschwUtzer, Juven. 15. 16. [301.1
argema a^yeiia, Geschwür im Auge^ Plin. 20. 40. [270.]
argemon ägye^ior, Kletienart, Plin. 24. 176 = lappa canaria. [148.1
argemonc aQyefniovrj, SchamkraiU, Plin. 21. 165 == inguinalis. [74. 14!^.^
argeroonia Plin. 25. 402, vgl. agrimonia, Odermennig, Geis. 5. 27. 4 0.
argennon agyeyyoy, Paul. Diac. in Fest. p. 4 4. 4 9 = argenteum.
argestes aqyiarrig, Westsüdwestwind, Vitr. 27. 11. [47. 213.]
argilla aqyiXXog, loeifser Tüpferthon, Caes. b. g. 5. 43. Col. 3. 11.9: »creUi
qua uiuntur figuli quamque nonnulH argillam vocant«. Varr. r. r. 1. 9. 2.
fr. argile. [36. 157. 207. 265.]
argillosus.
argitis ä^yiTig, Weinstockart, Verg. g. 2. 99. (Plin.: »arceraca Vergilio -is
dicta«.) [43. 172.]
argoleon cf. arcoleon.
argyranche otQyvgayxt], Geldnot, Gell. 11. 9. 1.
argyraspides, macedonische Elitetruppe, Liv. 37. 40. 7. acc: as.
argyritis aqyvqlTtg, Silberglätte, Plin. 33.106: »quam -im vocanl«. [43.
154.]
argyroaspides = argyraspides, Lampr. Alex. Sev. 50. 5.
argyrocorinthius ccQyvQog + Koqivd'Log, aus koj*inthischem Erze, Orell.
1541.
argyrodamas *aQyv()oäa^iag, diamantuhnlicher Stein, Plin. 37. 144. i4.59.
arg yrop rata aqyv^on^ai7,s , Silberhändler, Julian, epit. nov. c. 4 48.500.
argyros «QyvQo^, Bingelkraut, Apul. herb. 82 = mercurialis. [454 A.]
arianis *aQiavlg, Kraut in Ariana, Plin. 24. 162. acc: a. [147.]
aris agig, Natter wur zart, arum arisarum L., Plin. 24. 151, cf. aron. U8.
ariste ägiairj, Edelsteinart, Plin. 37. 159. Detlefs.: enariste.
aristereon aqLOteqeiov ^ Eisenkraut, verbena officinalis X., Plin. 27. 21.
[53. 148.] .
aristis aQiarig, Mäusegerste, hordeum murinum L., Plin. 27. 90 Jan. : «hül-
«cum -ida vocanl«. [43. 149.]
aristolochia ägtaTokaxicc, Osterluzei, aristolochia L., Cic. d. div. 1.10. l^-
Plin. 25. 95: »nostri malum terrae vocant«. it. stallagio, d. Oslerioiei.
[141.]
aristopbaniuin aqtüTOipaveiov, Versmafsart, Serg. 459. 5 K. [231.]
aristophorum aQioroipoqov, Früh Stücksschüssel, Lucil. 3. 58 M. [176 A.
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IN DRR LATEINISCHEN SPRACHE. 351
srithmetice agid-^ufiTL^i], Rechenkunst, Vitr. 4. 2. acc : en. [254.]
arithmeticaB aQid'^tjti.xog, zur Rechenkunst gehörig , Gic. Alt. 44. 2. 3. Reines.
inscr. i nr. 2.
arithmus äqi&ixoiy Tertull. adv. Marc. 4. 23 =3 numerus,
armamaxa agfidfia^a, Reisewagen, Gurt. 3. 3. 23.
armeniaoa äQfieviaxij, Aprikosenbaum^ prunus armeniaca L., Col. 11.2. it.
meliaca. [139.]
armeniacum, Aprikose, Col. 5. 10. 20.
armenium aQfuvLOV, Bergblau, Varr. r. r. 3. 2. [286.]
armon, armos a^^oi^, gern, MeerreUich, cochlearia armoracia L., Plin. 19. 82: »Pontici
armon vocant, noslri armoraciam«. [148.]
armoracea (ia) aQf^oQayJa, id., Plin. 19. 82 = armoraciura Col. 12. 9. it.
ramolaccio, sp. ramolacha. [142. 148.]
arnacis aqva'Alg, Schafpelz (Mädchenkleid), Varr. b. Non. 543. 1. acc.pl:
as. [43. 184.]
arnion äqyiov , Wegerich, plantago maior i., Apul. herb. 2 = arnoglossa. [131 A.]
arnoglossa aqvoyXioaoov , id., Apul. herb. 2 = plantago. it. arnoglosso.
l151 A.]
arnoglossos Marc. Emp. 20. arnoglosson Apul. herb. 2.
aroma aguifia, Gewürz, Col. 12. 20. 2. [31 A. 48. 144.]
aromalarius Orell. 114.4064. [191.]
aromaticus äQco(.iaTiKüg, aus Gewürz bestehend, Spart. Hadr. 19. fr. aro-
inatique.
aromatites aQioftaTlTrjg , Gewürzwein, Flin. 14. 92 = vinura medicatun).
[47. 172.]
aromatitis äQiofiaTlrcg, Bernsteinart, Plin. 37. 145. [43.]
aromatizo aQio^aTl^oj, gewürzartig riechen, Eccl. 24. 20 Vulg.
aron aqov, Natterwurz, arum maculatum L., Plin. 19. 96: »quod in Aegypto
-on vocant«. cf. 24. 142. it. aro.
arpagius = harpagius v. aQ/ta^io, vom Tode hingerafft, Inschr. b. IMarin.
fratr. arv. p. 506.
arrhabo aQQaßiav, Angeld, Plaut. Mil. 957. [53 A. 65. 215. 265.]
arrha, Inschr. auf einer Spielmarke b. Eckhel doclr. num. VIII, p. 316. arrhalis.
subarrhare.
arrhenicum aq^evtifLov, Operment, Plin. 6. 98 = auripigmentum = arseni-
cum Isid. 19. 17. [156.]
arrhenogonos u^^evoyovog, Art der Pflanze Satyrion ( Knabenkraut K PHn. 26.99, vgl.
crataegis. [150.]
arrhetos a^^rfto^, unaussprechbar, Tert. adv. Valenl. 35.
arrhythmia ä^^vd-fila, Mangel an Rhythmus, Mar. Vict. art. gr. 1. 10. 13
G. p. 43. 5 K.
arrhyihmos a^^v&fioff, Marl. Cap. 9. 970 =» numero carens.
arsen aqürjy, Alraun, atropa mandragora L., Plin. 25. 148: »alii arsena, alii morion, alii
hippophlomon vocant« = mas, masculus. [53. 148.]
arsenicum siehe arrhenicum.
arsenogonos siehe arrhenogonos.
arsineum *aqGLvBov (?), weiblicher Kopfputz, Cat. b. Fest. p. 263. 1 Seal.
arsinum (?) gloss. Labb. [187 A.j
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352 Gribghisghk Wörter
arsis aQOigj Serg. 480. 13 K. = sublalio, elevatio vocis. [48. 230.'
artaba ic^aßr], persisches Mafs, Hieron. in Daniel. 41. 5.
artemißia J^QTe^iiala, Beifufs, arlemlsia L,, Plin. 25. 73. fr. armoise. [U8.
artemo ä^vifKop, Bramsegel, Lucil. 26. 98 M. N. Pr: C. I. L. 1.1548. il.
artimone. [53. 211. 258.]
arteria aqvqqLaj Luftröhre, Cornif. rhet. 3. 12. Lucr. 4. 527. [266 A.]
arteriace äQTrjQiaKrjj Arznei für die Luftröhre, Gels. 5. 25. 17. [272.^
arteriacus aQTrjQiaxog, zur Luftröhre gehörig, Vilr. 24. 14.
arteriasis ^aqxtjqiaaig, Isid. 4. 7. 44 »= raucitas, fouces raucae. [270.]
arteriotomia ccQTrjQLoro^ila, Pulsaderöffnung, Theod. Prise. 3. 2.
arthritious üqO'Qitlxos gichtisch, Cic. ad fam. 9. 23. fin. [269.]
arthritis aQO^Qlrig, Gicht, Cael. Aur. chron. 5. 2. 28 = articularis morbus.
[270.]
arthrisis Prud. n6(}l axBtp. 4. 495 ed. Drefs.
artios aqzios, angemessen, Charis. 288. 4.
artocopus ägro^OTCog, Kunstbäcker, Firm. math. 8. 20.
artocreas aQvoTiQeag, Fleischpastete, Pers. 6. 50. Oreli. 4937. [44. 169.1
artolaganus ä^roldyarov, Brotkuchen, Cic. ad fam. 9. 20. 2. artolagoenus
Caper d. verb. dub. 108. 3 K. [170.]
artopta aqxoitTrig, Backgeschirr, Plaut. Aul. 397. [46. 170. 176.]
artopticus. [170.]
aruDcus fiqvyyog, aqvyyog, Ziegenbart, Plin. 8.204': »quem aruncum vo-
canl«. [84.]
arura aqovqa, Marc. Emp. 8 == arvum.
arusion *(tQovaioy, Waid, isatis tincloria L., Apul. herb. 69 sss isatis =a vitrum. [154 A.
arutaena siehe arytaena.
arylaena ägmaiva, Schöpfgefäfs y LuciJ. sat. 1. 42. arutaena Charis. <i8.
29 K. [53. 176.]
asarotos aadgiurog, Zimmer mit Mosaikfufsboden, Plin. 36. 184: »quem vo-
cant -on oecon». [^91.]
asaroticus.
asanim aaaqov, Haselivurz, asarum europ. L,, Plin. 12. 47. asaron Plin.
21.30: »nardum rusticum, quam Graeci asaron vocanl«. it. asaro. [6Mi6.
asari aaaqt, Haselwurz, Apic. 7. 274 = vuigago, Itfacer flor. 46.1.
asbestinon *aajiiaTivov, unverbrennbare Leinwand, Plin. 19. 20. griech. b.
Jan.: »vocalur autem a Graecis aaßeavtyovn. [63.]
asbeston aaßearov, id., Varr. 1. 1. 5. 131. [156 A.]
asbestos aoßBaxog, Amiantstein, Plin. 37. 146. [156 A. 158.]
ascalabotes aaxakaßcürrjg, Eidechsenart, lacerta Gecko L., Plin. 29.90 =
stellio. [124.].
asoalonia Jiaxalojyla, Schalotte, aliium ascalonicum L,, Col. 11. 3 fin. 't-
ascalogna, scalogna. [142.]
ascalia aa^caUa, Artischockenboden, Plin. 21.97: »vocant -ian«. [58.]
ascarida äoKagig, Spulwia^m, Cael. Aur. chron. 4. 9. 134. fr. ascaride.
[m.] ^
ascaules äaxavkrjg, Sackpfeifei', ]Mart. 10. 3. 8 = utricularius. [290. 29<..
asceterium aayirjTrjQiov, Aufenthalt der Asceten, Cod. Just. 1.3.35. ^47.320.,
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IN DER LATEINISCHEN SpRACHE. 353
ascetria aaxrjrpta, Ascetin, Julian, epit. nov. c. 115. §460. [47. 320.]
ascites aaxlrrjg, Bauchwassersucht, Cael. Aur. chron. 3. 8. 102. griech. b.
Gels. [47. 210.]
a sei US aancogy Plin. 2. 185: »Onesicritus scripsit ea loca appellari -aa. =
umbra carens.
asclepiadeum aaTclrjTtiddetoVy Versmefsart, Diom. 508.5. [231.]
asclepias aayLlrjitLag, gem. Schwalbenwurz , asclepias (cynanchum) vince-
loxicum L., Plin. 27.35. [43. 148.]
asclepion ^aayclrjTiLOv, Heilkraut, Plin. 25. 30: »-ion cognominatur (panacis
genus]«.
ascodrogitae, religiöse Sekte, Cod. Just. 1.5.21. [320 A.]
ascopera aa%07ti]Qa. lederne Reisetasche, Suet. Ner. 45. Vulg. Judilh. 10.5.
(Schlauch) = ascopa Ital. 1. 1. [221.]
ascyroides aay^vQoeidig , johanniskrautähnliche Pflanze, Plin. 27.37: »-es
quidam androsaemon vocavere«. [49. 147.]
ascyron äanvQOVy Johanniskraut, Plin. 27. 26: »androsaemon, sive ut alii
appellavere -on«. [147.]
asemus atrrjfÄO^, Lampr. Alex. Sev. 33. 4 ss sine clavo.
asiarcha aaiaQx^Si asiatischer Obei^priester, Cod. Theod. 15. 9. 2. C. I. L.
3. 296. [319 A.]
asma ^o/ia, Mar. Vict. a. gr. 4. 3. 6 p. 161. 16 K. := Carmen. [37.]
asoloecus aaoXoixo^, angemessenj Caper 103. 5 K. zweifelhaft,
a so m 8 tos äaütfjLaxos, Marl. Cap. 3. in. § 322 ss incorporeus.
asotia aawrla, Gell. 10. 17. 3 =^ prodigalitas. *
asotus aaiurog, Cic. d. fin. 2. 7. 22. Gell. 10. 17. 3 (wo asotum statt aso-
ticum zu lesen) = nepos. [377.]
aspalathus aoTtaXad'og, Ginsterart, genista acanthoclada D, C. (I), Scribon.
269. Plin. 12. 110; 24. 111 : »per Hispaniam multi et inter odores et ad
unguenta utuntur illa (spina) -um vocantes«. [145.]
asparagus aoTCccQayogj Spargel, asparagus L., Cat. r. r. 6. 3. 5. fr. asperges,
it. asparago, sparaggio. [57. 65. 140.]
sparagus Theod. Prise. 1. 6. (Varr. sat. Men. 5781)
aspendios vcoTtivdiog, Weinstockart, psoralea bituminosa L,, Plin. 14. 117.
asphaltion a(fg>aXttoyf gem. Harzklee y Plin. S1. 54: »minyantbes Graeci vocant, alii as-
phaltion«. griech. b. Col. 6. 7. 12. [148.]
asphaltus a<f(paXto£, Äsphaltj Pelagon. vet. 26. p. 88 s bitumen. (griech. Beda 262. 11 K.)
[67. 166.]
aBphodelus aaq>6d€log, Asphodill, asphodelus ramosus L., Col. 9. 4. 3, nach
Isid. ^ albutium^ aibucus, nach Scrib. == hastula regia, it. asfodillo.
[U2.]
aspis aoTtlg, Natter, coluber L., Cic. fin. 2. 18. acc. pl : -as = coluber.
[43. 124 A.]
aspisatis, arabischer Edelstein, Plin. 37. 146.
a spien 0 8 aaTtlrjvog, Milzkraut, asplenum Ceterach L., Plin. 27.34: »-on
sunt qui hemionion vocent«. griech. b. Vilr. [148.]
aBtaous aataxog, Meerkrebsart, Plin. 9.97. [51. 119.]
astago, inis, Plin. Val. 5. 27.
Weise, Qriecli. Wörter i. d. lat. Sprache. 23
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354 Griechische Wörtbb
astaphis äatntpis, Rosine, Plin. 23, 15: »uva passa, quam -ida vocanU. [43.58.64. 448.*
asteis mos atnBitSfxos, Charts. 276. 29 =a astismos. Donat. 402. 4 6 K. ss urbanitas, urbana
dictio. [54. 237.]
aster aaTr]Q^ Macrob. Somn. Scip.^l. U. 21 = Stella. [47 A. 57. \Z\]
aster Atlicus, üal. Sternblume, aster amellus L., Plin. 27.36 = bubonion oder
amellus.
astercum aatsQtiiov (?), Hebhühnerkrauty Plin. %i. 43 = perdicium, urceo-
laris herba.
asteria *aaT€Qla^ Edelsteinarty Plin. 37. 434 = asterites, astrites. [463.1
asterias aoTeQlag, Reiherart, Plin. 40. 464, cf. aslur. [55. 440.]
asterion aoTSQiov, Spinnenart, Plin. 29. 86. [423.]
asteriscus aare^laxog, krit. Zeichen, Suet. fr. 407 p. 437. 40. [54. 226.]
asterites äaTeQlTfjg, BasiUskenari ; Edelstein^ Apul. herb. 468. Isid. 46.
40. 3. [47. 463.
astrites Mart. Cap. \. 75.
asteroplectos aaxBqonXrjxxog , vom Wetterleuchten getroffen, Sen. nat. quaest 4.15.3 =
sine fulmine ictus.
asteroscopia aaxBQoaxonia, Beobachtung der Sterne, Acr. Hör. carm. 1. 18. in. s astro-
scopia.
asthma aad'^a, Engbrüstigkeit, Plin. 25. 82 = anhelatio. it. asma, asima,
ansima. [48. 270.]
asthmaticus äad-fianyiog, engbrüstig, Plin. 26. 34 = anheiator.
asticus aaxL'Aog, Suet. Cal. 20. Caecil. com. 222 Rbb. (?) = urbanus.
astismos = asteismos, Donat. 402. 16 » urbanitas.
astolon cf. astrobolos.
astomachetos aaxofxaxrjTog ^ ungeärgert, Grut. inscr. 750; 14.
astrabicon ^aar^aßixoy, Saumsattellied, Prob, in Verg. comm. praef. in p. 347 ed. Lion.
astragalizontes afSt^ayaXiCoyiBs, die Würfelspieler, Plin. 34. 55 (Statue); 79. H. :i77.
286.]
astragaluB äaTQayalog, Säulenstab, Vitr. 79. 44. [64. 445. 282.]
astrapaea aarqaTtaia, Edelsteinart, Plin. 37. 489.
astrape atnqtmrj, der leuchtende Blitz, Plin. 35. 96. [286.]
astricus aoT^ixog, Varr. sat. Men. 206 = sidereus^ sideralis.
a Strien *aaTQiov, Edelsteinart, Plin. 37. 432: )>quae vocatur -on«. [462.
astriotes ^äaTQtatrrjg, id., Plin. 37. 433. [47.]
astrobolos aarrjQ -]- ßallw, Katzenauge, Plin. 37. 433: »-on Sudines dielt«.
Detl. astolon. [463 A.j
astrologia aatQoloyla, Steimkunde, Cic. d. or. 4.46. C. I. L. 5.5893 =
ratio sideralis. [248. 250.]
astrologicuB aatQoloytyidg, astronomisch, Boeth. cons. 2 pros. 7 in.
astrologus otatQoXoyog, Sternkundiger, Enn. trag. 275 V. [248. 250.]
astronomia aaTQovo^la, Sen. ep. 95 = cognitio siderum.
aBtronomicus aarQovo^iTiog, Chalcid. Tim. 2. plur: -a. Titel einer Schrift
des Manil. und des Hygin. gen. pl: -on.
astronomas aarQOVofiog, Firmic. math. 5. 43.
astroscopia aatqoayiOTtia, Acr. ad Hör. carm. 4. 48. 2. al. lect. = astro-
logia, cf. asteroscopia. [250.]
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IN DBB LATBtNISGHBN SpBACHB. 355
astnim äatQOV, Cio. Tusc. i. 25. C. I. L. 3. 2722. it. asiro = Stella. [57.
64. 248.]
astrifer. astriger. astrificus. astriloquus. astrilucus. astrisonus. astrifico, are.
astrosus ■» sp. pg. astroso.
aslu aoTV, Stadt, Ter. Eun. 987 = urbs. asty Vitr. 161. 16. [31.]
astur aatsQlagj Reiherart, Jul. Firm. math. 5. 7 extr. = asterias (nach
Hehn). [55. 110.]
asty siehe astu.
aslylus aoTvlog, säulenlos, C. I. L. 4. 423. 1175b. [283 A.]
asyla "^affvXa, Pflanzenarty Plin. 85. 145: »quae asyla appellatur« = ferus oculus. [U8.]
asylura aavlov, Freistätte, Cic. Verr. 2. 1. 33. [310 A.]
asymbolus aavfißoXo^, Ter. Phorni. 339 &» immunis.
asymmeter aavfifAetqo^, Boelh. Aristot. anal. pr. 4. p. 487.
asyndeton aavvdBxoy, Donat. 399. 8 K. = dissolutio. dissolutum. [837.]
asyndetus aavy&sjo^, Mart. Cap. 0. 949 s djssolutus.
asyndete. asyndetös.
asystatos ittsvinaxogy Jul. Vict. d. art. rhet. 3. 13. Lact. 3. 6: »iiüvüxaxoy ^ quod latine
instabile dicere possumus«.
atat cf. attat.
ateramon äri^afiov, r>hart*i (Beiname von Pflanzen), Plin. 18. 155, vgl.
teramon.
athenogeron *adijyoyiQ(üyf studierender Greis, Hier, in Ruf. 3. 6.
atheos a&Eog, Gottesleugjier, Minuc. Fei. 8. 2 Halm, griech. b. Cic.
athera aS-rjQa, Arzneimittel, Plin. 22.121: »medicamentum , quod Aegypti
-am vocant«. [272.]
atheroma a&iQCjfia,, Breigeschwulst, Cels. 7. 6. 9.
alhisce ^vtaxt^, Opferschale, 3 Esdr. 2. 13 Vulg.
athleta ad'Xt]Ti]g, Wettkämpfer, Cic. Tusc. 2. 23. C. I. L. 4. 1177. Mon.
Ancyr. 4. 33 Momms. [46. 280. 297.]
athletlouB ä&lriti7c6g, Cels. 1.1. Orell. 2588.
athletica, ae. athletice Plaut. Bacch. 248.
athlon a^Xoy, Varr. sat. Men. 76 s= labor, aenimna..
atizoe ^ariCanj, Edelsteinart, Plin. 37. 147.
atlantion arXavriop, unterster Halswirbel, Plin. 28. 99.
atocion atoyciov, Arzneimittel, Plin. 29. 85. [272.]
atomuB arofiog, unteilbar, Plin. 12. 62: »Graeci atomum appellant«. adj.
atomus axofioff, subst. Lucil. 28. 15. it. attimo. celt. atom. >» corpusculum. acc.
pl: üs. [67. 242.]
atractylis ar^axTvllg, wolliges Bürstenkraut, carthamus lanatus L,, Plin.
21. 90: »quam quidam -a vocant«. [148.]
atriplex atqaq>a^ig, Melde, atriplex hortense L., Plin. 19. 219. it. atriplice,
fr. arroche. [73. 140.]
alriplexum herbaj quae nunc atriplex dicitur. Paul. Diac. 29. 8.
alrophia a%Qoq>La, Darrsucht, Theod. Prise. 2. 11 = tabes. griech. b. Cels.
[270.]
atrophus axQo<pog, darrsüchtig, Plin. 22. 152: »-a appellata«.
atrotos mqmxost Hygin. fab. 28 =» invulnerabilis.
atta ajxa, Heber Vater, Paul. Diac. 18. 18.
altacus irxxaxoc, Ueuschreckenart, Vulg. Lcv. 11. 22. [123.]
23*
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356 GRiEcmscHR Wörter
attagen arrayTjVy Haselhuhn^ tetrao bonasia L., Hör. epod. 2. 54. acc.pl:
-as. [52. 61. 109.]
attagena, ae. Varr. sat. Men. 403.
attagus ärrqyoSj Arnob. 5. 6 = hircus.
attat atTaral, Interjektion, Plaut. Epid. 2.2. 1 1 so zu schreiben nach P.Richter,
attatae ärTaral, Plaut. Cist. 4. 2. 31. jde usu particul. etc. Slrafs-
burg 1874. [310.]
attelebus aTriXsßog, Heuschreckenart, Plin. 29. 92. [123.]
attici Sinus aTtcTiiOfiog^ attischer Ausdruck, Diom. 440. 23 K.
attioisso amytl^w, athenische Manier nachahmen, Plaut. Men. prol. 12. [i^.]
atticurges ämyLovQyrjg, im attischen Stil ausgeführt, Vitr. 77. 11. [283 A.'
atypus axvTtog, undeutlich redend, Cael. Sab. b. Gell. 4. 2. 5 (atubus Auson.
ep. 22. 9. gl. Labb.).
auginos von avyrj^ Bilsenkraut, Apul. herb. 4 &= hyoscyamus. [454 A.]
augitis *avylTtg, Edelsteinart, Plin. 37. 147 Jan. = callaina. (augites Detl.
aula avlri, Vorhof; fürstL Macht, Paeuv. tr. 103. 114 Rb. zweifelh. Cic. fam.
15. 4. [64 A. 197 A. 312.]
aulicus.
aula avXoCt Quint. 7. 9. 4 sa libia. aulio =» avh^iris gl. Labb.
aulaeum avkala, Teppich, Vorhang, Lucii. 29. 93 M. [55. 177. 204. 293.]
aulaeolum Not. Bern. 64. 99.
au lax avXa^, Furche, Veget. 2. 88. 38 = sulcus. [50.]
auletica ctvXrjxix'q, Kamille, matricaria chamomilla L., Apul. herb. S3 =s cbamaemelon.
auleticos avlrjTtxog, zum Flötenspiel dienend (Rohrart), Plin. 16.168: »quem
auleticon vocant«.
aulicus avlmog, zur Flöte gehörig, Mart. Gap. 9. 926.
a Ulis GUS aifXiaxot;, kleine Höhre an der Klystierspritze ss= tibia Cael. Aur. acut. 3.4.29.
auloedus avli^dog, Sänger zum Flütenspiel, Cic. Mur. 13. 29. [37. 291.;
aulona avXaty, Thal, Judith. 7. 3. [53.]
aulus avXof, Kammuschelart , Plin. 32. 403 = pecten. [449.]
aura avqa, Luft, Enn. trag. 30 Rb. C. 1, L. 4. 1649. it. aura, ora. [258,;
aurichalcum oQelxakytov, Messing, Plaut. Mil. 660, cf. orichalcum. sp. auri-
calco, fr. archal. [73. 154.] adj. aurichalicus Inscr. in Rev. archeol.
I. 416.
auBterus avarrjQog, herb, Cic. Pis. 29. [325.]
auster Scrib. 4 88.
authemeron avd-rjiASQov, frisch gemachte Salbe, Inscr. b. Tochon, Cachels
des oculisles p. 71.
authentes avd-ivrrji:, Herrscher, Fulg. virg. contin. p. 464. Not. Bern. 38. 48,
authenticus avd^eprtyiög, eigenhändig, Tert. d. monog. c. 11. [265 A.]
authepsa, avtog + «t/zw, Kochmaschine, Cic. Rose. Amer. 46. 133. [85. 176.
autochthon avxox&mv, Eingeborner, Ampel. 8. 2. [261 A.]
autocrator avvoxQdrcjQ, Gewaltherrscher, Vopisc. 2. 1 ed. Jord. (Peter
griech.)
autographus avT6yQaq)og, Suet. Aug. 71 = propria manu scriptus.
automatopoeetus uvrofiaxonoiriTog , sich selbst bewegend, Vitr. 287. 23 « automatus.
[259.]
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IN DBB LATBINISCHEl« SPRACHE. 357
aatomatuB avro^arog, id,, Vitr. 9. 9. Sehn. Petr. 50. 1. [259.]
automatarius, Orell. 4150. [203.]
autopractor *avtonQaxj(o^, selbständig im Handeln, Cod. Theod. 11. 1. 84.
autopyrus avrojtvqof;^ grobes Weisenbrod, Plin. 22. 138: » fermentatus
(panis) qui vocatur -us«. [170.]
auxesis av^atg^ Ps. Ascon. ad Cic. I Verr. 56 p. 152. 2 ed. Baiter. =
amplificatio. [237.]
avepta äoQrr^Qj Felleisen, Acron. Hor. sat. 1. 6. 106. [31 A. 68. 69. 221.],
avertarius. [äOlt.]
axaules *a^avXrjff wohl verschrieben für ascaules = aiSxavXrjg , Sackpfeifer, Not. Tir.
p. 173 Grut. cf. plagiaules.
axinomantia a^ipoftavreia, Weissagen mit der Axt^ PJin. 36. 142.
axioma ä^liDfia, Grundsatz, Apul. dogm. Plat. 3 in = proloquium, enun-
tiatum. [243.]
axon a^tjv, Achse an der Sonnenuhr, Vitr. 235. 6. acc: -a. [53. 325 A.]
azanius *ä^dpiog y iDsich selbst spaltenda (Piniennttsse), Plin. 16. 107: »-ae
vocantur«.
azonus a^iavog, Mart. Cap. 1. 61 = communis (dii).
azymus äCv^iog, ungesäuert, Scribon. 133 = sine fermento.
azymon, Commod. C. A. 689.
B.
babae (papae); ßaßal [itaTtai), potztausend! Plaut. Pseud. 353. [310.]
babaeculus, Lebemann, Petron. 37. 10.
baccha BaTcxrj, Bacchantin, Plaut. Amph. 703. C. 1. L. 1. 196. 7. [19. 317 A.]
bacchanal, Plaut. Mil. 868. C. I L. 1. 196 1. 28, bacchanalis.
bacchiufl Baxxelog, Versfufs, Quint. 9. 4. 82. C. I. L. 3. 6150. [230.]
bacchiacum BayLxi'0L%6v, Versmafs, Diom. 519. 29 K. [231.]
baoohor, -ari von J^ax^og, das Bacchusfest begehn, Plaut. Mil. 856. [317 A.]
bacchabundus. bacchatim. bacchatio. debacchor, vgl. bacchicus.
bacchus *ßayLxog, Schellfischart, Plin. 9.61 = myxon. [118 A. 119.J
hacchylidium Basc^vitJ^tor, Versmafs, Serg. 459. 19. [231.]
baoeolua ßaxrjlog, Dummkopf, Suet. Aug. 87 = stultus. it. baciocco (Diez
11. 7.) [310.]
bacerus ßcmrikog, id,. Scalig. exe. p. 670. 30. Löwe prodrom. p. 57 = bare-
factus. [310.]
bactroperita ßaxjgonrjQitrjg, mit Stab und Ranzen gerüstet, Hieron. in Matth. 1. 10. 9.
badiBBO ßadi^ü), schreiten, Plaut. Asin. 706. [23. 325.]
baditis *ßadijis, Haarumrz, Marc. Emp. 33 = nymphaea, clava Herculis. [161 A.]
baetuli ßalrvloi, Meteorsteine, Plin. 37. 135: »-os vocari«. [248.]
bafa ßag>^, Brühe, Apic. 3. 89.
bähe ßcttyrj, 1. Macc. 13. 37. Vulg. Löwe prodrom. p. 58.
balaena (palatva, Walfisch, Plaut. Rud. 545. it. balena^ fr. baieine. [20 A.
33. 53. 114.]
balaenaceus. (ballo, Walßsch, gh Labb.).
balaninus ßalavivog, aus Balsam, Plin. 13. 8. [192.]
balanites ßalavlTrjg, Edelsteinart, Plin. 37. 149.
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358 Gribchischb Wörter
balanitis ßalavirtg, eicheiförmig (Kastanienart), Plin. 45. 93: »quae -is
vocatur«.
balanus ßaXavog^ Seemuschelart, Behennufs, hyperanthera moringa Vahl.^
Plaut. Rud. 297. Plin. 43. 48: »etiam a nobis appellantur -i« = glans.
[28. 61. 416. 136 A. 144. 196.]
balauBtiiun ßaXavazLov, Blüte des wilden Granatbaums , Col. 10. 297. it. ba-
iaustra. [66. 133 A. 205.]
balineiun, balneum ßalavelor, Bad, Plaut. Pers. 90. C. I. L. 1. 1263 (bal-
neum). J. R. N. 6685 (balineum). Orell. Henz. 6086 (balinium). bali-
nearium C. I. L. 1. 1166. balinearius. balineator. Plaut. Poeii. 694.
I. R. N. 2902. balnearis C. 1. L. 2.2701. balneaticum. balneatorius.
balneatus. balneatrix. balneolum^ balnearc. balnitor. balineae. Plaut.
Asin. 357. balneae G. I. L. 1. 1141. Varr. 1. 1. 9. 68: »nomen ut Grae-
cum introiit in urbem. [9 A. 28. 37. 66. 85. 196. 221. 297. 298.1
baliscus *ßaXiaxoff , Bad, Petron. 42. 4. [54.]
baliolus ßaliog, scheckig, Plaut. Poen. 1159 (vgl. badius). [325.]
balis *ßaXt^, Pflanzenart, Plin. 26. U: herba, quam baiin nominal Hanthus hisloriarum
scriptor. [448.]
bal(l)l8ta V. ßaklo), Wurfmaschine, Plaut. Trin. 668. ballislra, Martyr. 173. \.
Albin. 311. 33 K. sicil. balestra. [32. 46. 324.]
ballislarium, Plaut. Poen. 200. ballistarius C. I. L. 5. 66. 32. [202.]
manuballista. currobalista. arcuballista.
ballist ia ßalll^o), Tanzgesänge, Vopisc. Aur. 6. 4. [254 A.]
baUo ßcclltü, tanzen, Augustin. serm. 215, vgl. Bali, Ballelt. [294 A.}
ballator, Orell. inscr. 2837. ballatrix. ballematicus.
bailote ßallwTfj, gern, Schwarznessel, ballota nigra Z,., Plin. 27.54: »>-en
alio nomine porrum nigrum Graeci vocant«. it. ballota. [148.
balneum, siehe balineum.
balsaminus *ßaXaa^iAfog, aus Balsam, Plin. 23. 92.
balsamodes ßaXaafjiiüdrig, balsamartig, Plin. 12. 97.
balsamum ßdlaaf,iov, Balsam balsamodendron giliadense L., Yerg. g. 2. H9.
ags. baisam, afr. bausme, basme. [65. 144.]
balsameus. balsamarius.
bambalio ßaftßakog, Stammler, Cic. Phil. 2. 36. 90. cogn. M. Fulvii. H.
bämbolo.
bamma ßafifxa, Martyr. 4 74. 40 K. s oxygarum.
bapheus ßatpBvg, Cod. Just. 4 4. 7. 2 a infector. al. 1. baphius.
baphlum ßa<peioy, Lampr. Alex. Sev. 40. 6. Orell. 4272 ss tinctoris officina.
baptes *ßa7tTr]g, gefärbter Beimstein, Plin. 37. 149.
baptisma ßajtTtxjfjLa, Taufe, Tert. d. pudic. c 19. [321.]
baptismus ßaTtriafiog, id., Tert. d. bapt. c. 6. afr. baptisme. [321.]
baptismum.
baptista ßaTtTiarrjg, Täufer, Sedul. d. op. Pasch. 2. 143.
baptisterium ßa/cnari^Qcov, Badebassin; Taufstein, Plin. ep. 5. 6. 25. [47.
baptizo ßaTtrl^ü), taufen, Tert. d. monog. c. 8. d. Rossi Inscr. Christ, n. 805.
baptidiata sss baptizata. baplizatio. baptizalor. rebaptizatio, rebaptizator, rebapti-
zare. celt. baitsim. [24. 25. 349. 824.]
barathrum ßaqad^qov, Abgrund, Plaut. Bacch. 148 = profunda vorago. [61.
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IN DER LATBINI8CHBN SPRACHE. 359
harathrus ßaQa&Qog, Lucr. 3. 964 == homo voracissimus. [310.]
barbariooB ßaqßaqt^og, Plaut. Gas. 619. C. 1. L. 5. 923. Ann. dell Inst.
Rom. 1860 p. 250. Plin. 36. 185: »quae nunc vocamus -a«. m.engl.
barbaric. [198 A.]
barbarice. barbaricarius. [202.] barbaricas =s ans (od. arius). C. I. L. 5. 785.
barbarismus ßagßaQtafiogj Cornif. rhel. 4. 17 = rusticus sermo.
barbarizo ßaQßaQiCatf barbarisch reden, Boeth. Arist. elench. sophist. 1. 3. p. 734
barbarolexis ßaqßaQole^tg^ fehlerhafte Aussprache eines Fremdwortes^ Donat.
392. 7 K. [238 A.]
barbaros lexis ßaqßaqog li^ig, Charis. 265. 8 K. = barbarolexis.
barbarostomus ßaqßaqoaTOfjLog, fremd, barbarisch sprechend, Mai. Auct. cl. VI. p. 510b.
barbaros ßaqßaqog, fremd, Naev. com. 68. C. I. L. 4. 1069. 1880. [61. 63.
310.]
barbare, barbasculus. barbarum. barbaria. barbaries.
barbitos ßaQßitog, Laute, Hor. od. 1. 1. 34. [67. 289.]
barca ßägig, Nachen, C. I. L. 2. 13: »barcarum et pugiluma. Isid. 19. 7.
19. lt. barca, afr. bärge, cf. baris. [212.]
barcula. barcella. barcarius.
bardus ßQadvg, Plaut. Bacch. 1088 = hebes, stupidus. [28. 310.]
barippe *ßaQl7t7trj, Edelsteinarlj Plin. 37. 150.
baris ßägig, Nachen, Prop. 3. 11. 44. [66. 212.]
baroptenus *ßaq67ttBVog, Edelsteinart, Plin. 37. 150 = barippe.
barria ßa^ela, Seal. E\c. p. 671. 27. Löwe prodr. p. 64 s= regula, norma.
barycephalus ßaQvxiq)alog, plattköpfig, Vitr. 71. 17. [283 A.]
barypicros *ßttqvni.xqog, Beiname des Wermuts, Apul. herb. 100 = absintbium.
barytonos ßaqvrovog, auf der vorletzten Silbe betont, Macr. d. difF. 4. 1.
it. baritono.
basanites ßaaavlrrjg, Probierstein, Plin. 36.57: »quem vocant -en«. [47.
66 A. 197.]
basilicus ßaailixog, königlich, Plaut. Trin. 1030. wel. biseri^e = regalis.
[172. 180. 300 A.]
basilice (adv.), basilicum, basilicon, basilice (subst.).
basUioa ßaadiiiri, Basilika, Gic. Verr. 2. 5. 58, C. 1. L. 1. 1166. [280. 281.]
bassilica C. I. L. 4. 1779; 7. 445. basilicula. basilicarius. subbasilicanus.
basilisca, heilkräftige Pflanze, Apul. herb. 128 = herba regia oder regula.
basiliscus ßaadlaxog, Eidechsenart, lacerta basiliscus L., Lucan. 9. 726. ags.
basilisca, m.engl. basilisk. [51. 124 A.]
basilissa ßafSiXtaaa, G. I. L. 6. 69. p. XIV. Basilissa Beda 252. 10 K. =s regina.
basilium ßaaiXeiov, königl. Diadem, G. I. L. 2.2386 = Or. 2510. Inscr.
Hermes VI p. 9.
basiB ßaaig, Grundlage, Cic. Verr. 2. 2. 63. G. I. L. 1. 1145. 1154. bassis
C. I. L. 1. 1181. gen: -eos. fr. base. [29. 48. 282.]
basella. basicula.
bastaga ßaarayi^, Fronfahren, Cod. Just. 12. 58. 3. it. bastagio. [312 A.J
bastagarius. [202.]
basterna (?) {ßaard^o)), Maultiersänfte, Lampr. Elag. 21. Cf. burdo-basta
Petron. 45. 11 B. und bastum. [216.]
basternarius.
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360 Gribcbiscbb Wörter
bathrum (clatrorum) ßa&Qov, Schwelle, Stufe, C. I. L. 3. 2072 = gradus.
batia ßazlg, ßarog, Rochenart, Plin. 32. 77. [148 A. M9,]
batiaca ßaTianrj, Trinkgeschirr, Plaut. Such. 694. [175.]
batiola ßdriov = ßavcaKi^, id., Plaut, fr. b. Non. 545. 20. [175.]
batis ßavlg, Meerfenchel, crithmum maritimum L., Col. 12. 13. 2. acc: -im
= fr. bacile. [142.]
batrachion ßtttqaxioy, Hahnenfufs , ranunculus L., Plin. 25. 172: »ranuncalum vocamus,
quam Graeci batrachion«. [148.]
batrachites ßarQaxlTrjg, froschgrüner Edelstein, Plin. 37. 149. [47. 163 A.
320 A.]
batrachus ßatQaxog, Froschfisch, lophius piscatorius L., Plin. 32. 145 =
rana. [119.]
batuB, batos, ßaro^^ gern, Brombeere, rubus fruticosus L., Apul. herb. 87 s= robus,
sentis. [151 A.]
baucalis ßamaXtg, thönernes Kühlgefäfs, Cassian. Coenob. inst. 4. 16. Seal.
Exe. p. 670. 38 = gello. Löwe prodr. p. 69. d. Pokal. [176.]
baxea ttol^, Schuhart, Plaut. Men. 391. [84 A. 186.]
baxae, calcei mulieris alti. Placid. gl. Deuerl.
baxearius Orell. 4085. [202.]
bdellium ßdiXXiov, Weinpalme, borassus flabelliformis L. oder balsamodendron
mukal Hook, Plaut. Cure. 101. Plin. 12.35. m.engl. bdelium, delium.
[40. 65. 145. 191.]
bedella. [40.]
bechicus ßrjxixos, gegen den Husten wirkend, Cael. Aur. acut. 1. 17. 172 = tussicularis.
bechion ßrjx'^ov, gern, Huflattich, tussilago farfara L., Plin. 26. 30: »-ion
tussilago dicitur«. [130.]
belion Poleigamander, Apul. herb. 58 = polion. [151 A.]
belone ßelovr], Hornhecht, belone vulgaris C, Plin. 9. 166 = acus. [119.]
beloacos oder belotoces? Diptam, origanum dictamnum L., Apul. herb. 62 s dictamoib.
[151 A.]
bei US B^log, Edelsteinart, Plin. 37. 149.
berula ißrjqig, Kressenart, Marc. Emp. 36 = iberis.
berylluB ßrjQvklog, Prop. 4. 7. 9 Inscr. Hermes VI p. 9, Beryll it. brillare,
fr. briller. subst. it. brill. pr. afr. bericie. d. Brille. [8. 65. 161.]
beta ß^a, Buchstabe ß, Martial. 5.26. [225 A.]
betizare(!) cf. ßataXl^ead^ai, Suet. Aug. 87 = languere.
biaeothanatos ßiaio^avaxog, gewaltsamen Todes sterbend, Tert. anim. 57. cf. biothanalos.
biarchia ßiaqx^^^i Proviantkommissariat, Cod. Just. 1.31.1.
biarchus ßiagxog, Proviantmeister, Hieron. adv. Joann. Hieros. 19. C. i. L.
3. 3370; 5. 8776. 8760. [19. 312.]
biblinus ßißXivos, von der Papyrusstaude, Hieron. ep. 51. 1 » papyraceus. [63.]
bibliopola ßißXioTtwlrjg , Buchhändler, Martial. 4. 72. 2. bybliopola Orell.
4154. [233.]
bibUotheca ßißlwd^^Krj , Bibliothek, Cic. Fam. 7. 28. 2. C. I. L. 1.327.
bybliotheca Orell. 41. fast. Ant. (C. 1. L. I) 2. 22. [196. 233.]
bibliothecalis. bibliothecarius. [309.] bibliothecula.
bibliotheoe ßcßhod'i^ytr], id., Grut. inscr. 584. 2. abl : -e.
biblos ßißXog , ägypt. Papyrusstaude, cyperus papyrus L., Lucan. 3. 222 « papyrus.
[66. 67.]
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 36 1
biocolyta ßiOKiolvtTjgy Gendarm, Jul. epit. nov. 15. 60. [312.]
bios ßlog, griech. Gesundheitswein, Plin. 14. 77: »quod appellaverunt -on«.
[172 A.]
biothanatos *ßio^ayaxoSf gewaltsamen Todes sterbend, Serv. Verg. Aen. 4. 386. cf. biaeo-
thaoatos. [85.]
bi oticus ßtioTixos, praktisch^ Serv. Verg. Aen. 3. 718.
bimis Ttv^^og, Mantel mit Kapuze, Edict. DiocI. 7. 42. birrum Augustin.
serni. div. 49. byrrbus Cod. Tbeod. 14. 10. 1. [34. 182.]
blachnon ßXrJxyoy, Farnkraui, Plin. 27. 78 = filix, vgl. pteris. [150.]
blaesua ßlacaog, Ov. a. a. 3. 294. afr. blois, prov. bles = balbus. [28. 29.
325.]
blanx ß^a^, schlaffe dumm, Philoxen. p. 30. 52. Löwe prodr. p. 133.
blapsigonia ßlaiptyovla, Bienenkrankheit, Plin. 11. 64. [123.]
blasphemia ßlaaq)rjfila , Schmähung, Tert. d. idol. c. 14 in. = convicium,
obtreetatio. it. biastemma, bestemmia. [321.]
blasphemium.
blasphemo, -are ßlaatprjfiiiü, schmähen, Commod. C. A. 438. eil. blamye,
it. biastemmare. [321.]
blaspbematio, Tert. d. idol. c. 14. blasphemator. blaspbemabilis. blasphematrix.
blasphemus ßldaq>r)fiog, schmähend, Prud. 7t€Ql ote(p. 1. 75. [321.]
blasphemiter.
blechon ßlrjxtov, wilder Polei, Plin. 20. 156: »unde quidam Graeci -onem
voeaverunt«. [148.]
blendiuB ßUvvog, schlechte Seefischart, Plin. 32. 102. [119.]
blennus ßlepvog, Plaut. Bacch. 1088 = stultus. [28. 310.]
blitum ßllrov, deutscher Amarant, amarantus blitum L,, Plaut. Pseud. 815.
it. blito, biedone, sp. bledo, fr. bletle. [140.]
bliteus. it. bizzoccone. [28. 310.]
boca siehe box. [119.]
boethus ßofj&os, Cod. Just. 10. 69. 4 s adiutor.
boia ßoeia, Handfesselriemen, Plaut. Capt. 888. it. boja, fr. buie. [31. 310.]
bolarium ßtoXaQioVf Klümpchenf Diom. 518. 1.
bolbiton ßoXßitoy, Kuhmist, Plin. 28. 232: »fimus bubulus, quod bolbiton vocant«.
imbulbito, behacke, Lucil. sat. fragm. ine. 54.
boletus ßtüUrrjg, Champignon, agaricus campestris L., Plaut. Cure. 5. 2. 14(?).
Plin. Itfart. Suet. d: Pilz. [46. 148.]
boletaria Mart. 14. 101. boletar Treb. Poll. Claud. 17. 5. boletare Apic. 2. 1. 2.
boletarium Ital. Mc. 14. 20.
bolis ßoUg, Meteor, Plin. 2, 96. acc. pl: -as. [43.]
bolites ßwXlrrjg, Wurzel des Lychniskrautes, Plin. 21. 171. [47. 148.]
boloe ß(bkoi, Edelsteinart, Plin. 37. 150, vgl. bölus. [39.]
bolonae ßoXo^ -{- Äyiofiai, Fischhändler im Grofsen, Arnob. 2. 38.
bolus ßoXof, Plaut. Pers. 658 » iactus.
bölus ß&Xos, Donat. Ter. Heaut. 4. 2. 6 =s offa, globula.
bombaz ßofißa^, potztausend! Plaut. Pseud. 365. [50 A. 310.J
bombus ßofißog, Brummen, Enn. ine. lib. 59 Vahl. pr. bomba, it. bombanza.
[325.]
bombio. bombito. bombizo. bombizatio. bombica. bombico.
bombyeias ßofißvulag, Flötenrohr, Plin. 16. 170. [55.]
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362 Griechische Wörter
bombylis ßo^ißvUg^ Puppe des Seidenwwms, Plin. 11. 76. [122.]
bombulio.
bombylius ßo/AßvXios, Ambros. hexaem. 5. 23. 77 = bombylis.
bombyz ßo^ißv^^ Seidenraupe^ bombyx mori L,^ Prop. 2.3. 15. it. bambagio.
acc. pl: -as. vulgHrlat. bambis Loewe prodr. p. 59. [51 A. 66. 122.]
bombyoinuB ßof^ßv^ivog^ seiden^ Mari. 8. 68. 7. it. bambagino. [183.]
bombycinare. bombycinator.
bomiscus ßtafjLiaxog, Altärchen, Boetb. aritfam. 2. 25. p. 1*14. 46 Fr. es arula.
bomonicae ßtuf^ovlTtaL, Sieger am Altar, Uygin. fab. 261 (doch vgl. Georges
b. Burs. Jahresber. 1874—75 p. 59).
bonasus ßovaaog, wilde Ochsenart, Plin. 8. 40: »quae bonasus vocetur».
[al. 1. bonacus b. Solin.]
bon(n)acu8, Solin. 40. 14.
boo ßoata,^Enn, ann. 571 V. (bovare) = clamare. [30.]
boopes ßo(on6ff, Kerbel, scandix caerefolium L., Apul. herb. 104 s= caerefolium. [151 A.'
boote s Botkrjg, Cic. Arat. 100. [247.]
boreas ßogiag, Nep. Milt. 2. 4 = aquilo. acc: -an. [55. 213.]
borealis. borinus. boricus. it. rovajo nach Menage aus borearius.
boreotis ßoQSfJTi^, Prise, perieg. 577 = borealis, septentrionalis.
boreus ßo^eios, Cic. fr. ine. p. 348 Klotz = septentrionalis.
boria *ßoQBla, Jaspisart, Plin. 37. 116: »apud eos (Graecos) vocatur -a«.
bor ras ßo^^a^ = boreas Prud. psych. 847 = aquilo.
boscas ßoCTtagy Entenart, Gol. 8. 15. 1. al. 1. boscis. [44. 110.]
bostrychitis ßoarqvxltLg, Edelsteinart, Plin. 37. 150. [43.]
bostrychus ßotn^vxog, gekräuselt, Jul. Firm. math. 4. 12 = crispus.
botanicum "^ßoravcKOv, herbarium dicitur, quod ibi herbae notantur. Isid.
or. 4. 10. 4.
botanismos ßoxavtaiiog, Ausjäten des Unkrauts, Plin. 16. 169 = runcatio.
»pauci runcant, (quod) botanismon vocant«. [54.]
bothynus ßodvvog, Meteorstein, Apul. d. mund. 3. 16. n. pl: -oe. [Senec.
Quaest. nat. 1. 14. 1 ed. Haas, griech., ed. Tauchn. lat.) [248.]
botryitis ßoTQvlxcg, traubenförmig , Gels. 6. 6. nr. 6. Plin. 34.101: ikIs
nominata«. [43. 163 A.]
botryodes ßoTQviadrjg, id,, Veget. 6. 11 = botryitis.
botryon ßorqvov, Arzneimittel, Plin. 28. 44. [272 A.J
botryon ßoxQvtav, Travhenstengel, Mari. 11. 27. 4 ss pes vinaceorum.
botrioi Isid. or. 17. 5. 14.
botrys ßoxQvg, Beifufs, artemisia L,, Plin. 25. 74: »artemisia quam quidam -yn, alii am-
brosiam vocant«. [148.]
botrus. Mich. 7. 1 Vulg. botronatus. botruosus. [36.]
b(oj ustrophedon ßovaTQoq)rjd6vy Art zu schreiben, Mar. Vict . 1 . 1 4 . 6 ed. Gaisf.
box ßu4, Seefischart, Paul, ex Fest. 30. 6. boca Plin. 32. 145. it. boca,
sp. pg. boga, fr. bogue. [117. 119.]
brabeum ßqaßelov, Tert. ad mart. c. 3 a praemium. [37. 61.]
brabeuta ßqaßBvxrig, Suet. Ner. 53 bs certamiois iudex, designator.
brabyia *ßqaßvla, Pßanzenart, Plin. 27. 55. Sill. u. Jan. Detl. brabilla. [U8.^
bracohium ßqaxiiov, Arm, Plaut. Mil. 26. G. I. L. 1. 198. 52. cell, brach,
breich, afr. brais. sicil. vrazzu. [12. 19. 53. 64. 266 A.]
bracchialis, bracchiatus, bracchiolaris, bracchiolum, bracchiooarium.
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IN DER LATKINISCH£N SpKAGHE. 363
hrachycatalectus ßQaxvyLaralrixxog^ Versart, Diotn. 502. 8 K.
brachycatalexis ßqaxvyLaraXri^ig^ Versausgang, Audacis Excerpta 333. 19 K.
brachylogia ßga^vkayla, Rutil. Lup. d. fig. sent. 2. 8 a breviioquentia.
brachypota ß^axvnojrjf;, Cael. Aur. acut. 3. 45. 120 = parvibibulus.
brachysyllabus ßQaxvavllaßogj nkurssübign (Versfufs), Diom. 479. 4 K.
bradyporus ßgaSvnoQo^, langsam gehend, Orib. Bern. 4. 22.
branchiae ßqayxiUj Fischkiemen, Col. 8. 47. 42. [55.]
branchos ß^ayxog, Cael. Aur. chron. 2. 7. 95 = raucitas. [270.]
brasmaliae ß^aofiaTiai, Erderschütterungen, Ann. 47. 7. 43 = brastae.
[55. 258 A ]
brastae ß^daraij id,, Apul. d. mund. 48. [258 A.]
brathy ßga&v, Sebenbaum, iuniperus sabina L., Scribon. 154. Plin. 24. 102: »herba Sabina,
bralhy appeilala a Graecis«. [148.]
brecta ßgexta, Pferdefutter bei den Kappadociern, Pelagon. 2. p. 10.
bregma ^ß^iy/aa, Kemlosigkeit des Pfeffers, Plin. 12. 27 = abortus (angeblich indisches Wort),
brcphotrophium ßQeq)OTQoq)elov, Findelhaus, Cod. Just. 4. 2. 49. [343. J
brephotropbus ßQe(poTQ6q)og, Findelhauswärter, Cod. Just. 4. 3. 42.
brisa ßQvrea, Weintrestern, Col. 42. 39. 2. sp. brisa. [29. 34. 73. 472.]
brochon *ßQ6xoVy Bdelliumharz, Plin. 42. 35.
bromaticus ßQ(öfÄa, zur Speise gehörig, Isid. or. 5. 35. 6.
bromos ß^of-iog, Haferart, Plin. 48. 93 = avena sativa. [470.]
bromosus ßqtofjLw^Tig, stinkig, Cael. Aur. acut. 2. 87 » gravoolens.
exbromare, Apic. 6. 216 Schuch.
bronchia ßgoyxicc, Luftröhrenäste, Cael. Aur. acut. 2.28. 4 47. [266 A.j
bronchus ßqoyxog (ßQoyxonrjlrj) j Kropf, Kehlgeschwulsl, Theod. Prise. 2. 7:
»fit in faucibus quod dicitur bronchus«, cf. bruncocela. [274.]
bronte ßi^ovr^, Donner, Plin. 135. 96 (Gemälde) =s tonitru. [286.]
brontea ßqovtri, Edelsteinart, Plin. 37. 450. brontia Isid. 46. 45. 24.
bronton ßQovrioy, Gnit. Inscr. 34. 5. cogn. Jovis s tonans. [89 A.]
bruchus ßqovxog, Heuschreckenart, Prud. hamart. 229. it. bruco, sp. brugo.
[123.]
bruDCOcela ßqoyxot^Xrj, Kropf, Orib. Bern. 5. 8.
brya *ßQvtt, Tamariske, Plin. 13. 116; 24. 69: »Corinthus et quae circa est Graecia -a
vocat« = myrice, tamarice. [148.]
bryon ßgvoy, Moosart, Plin. 12. 108 s=s sphagnos: »alii -on vocant«. [146.]
bryonia ßqvtavia, Zaunrübe, Col. 10. 250. Plin. 23. 27: »quare quidam hanc (vitem albam
-am vocant«. [143. 148.]
bubalion ßovßaXioy, wilde Gurke, Apul. herb. 113 s= cucumis silvaticus. [451 A.j
bubaliiB ßovßalog, afrik. Hirscharty Plin. 8. 38. bufalus Ven. Fort. carm. 7.
4. 24. [64. 98. 403.]
bubleum (vinum) ßvßltvog [olvog), Weinart, Fest. 32. 42. [474.J
biibonion ßovßtopiov, Asterart, Plin. 27. 86 s= aster Atticus.
bucardia ßovTtaQÖla, Türkisart, Plin. 37. 450.
buceras ßovxsQa^, gern, Bockshomklee, trigoneila foenum graecum L., Plin. 21. 37: »quod
est foenum Graecum«*, vgl. telis = siliqua. [147.]
buceros ßovxsgtag, mit Rindshömem, Lucr. 5. 863 sa bubulus.
bucerius, Lucil. 2. 88 M. (cf. Lachm. z. Lucr. 142 (2. 663)).
bucoiicos ßomcolcTcog, hirtlich, Col. 7. 40 = pastoralis. [228. 234.]
bucolice tome Auson. ep. 4. 88.
bucolista ßovxoXtarrjg, Hirtenlieder Sänger, Diom. 487. 5 K.
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364 Gribchischb Wörter
bucranion ßöv%qavtov^ Ochsenkopf (Opferplatz, Pflanze), Orell. 2322. Apul.
herb. 86. [151 A.]
bucrius ßowQiogj unbek. wildes Tter, Jul. Val. 3. 17. p. 123. ed. Paris,
buglossos (iovylwaaog ^ Ochsenzunge (anchusa italiea Äete.?), Plin. 25. 81
= bubula lingua. it. buglossa, vgl. euphrosynum. [448.]
buglossa, Apul. herb. 11.
bugonia ßovyovLa^ Bienenerzeugtmg, Varr. r. r. 2.5.5. (Schrifttitel.)
bulapathum ßovlaTta&oVj Sauerampfer, PHn. 20. 235, vgl. rumex. [130 A.]
bulbine ßolßU^rj, Zwiebelgewächs, Plin. 19. 95; 20. 107: »-em Graeci vocant
herbam porraceis foliis, rubicundo bulbo«. [148.]
bulbuB ßoXßog, Bolle, Zwiebel, Cat. r. r. 8. Ed. Diocl. 6. 41. [28. 171 A.]
bulbosus. bulbulus. bulbaceas.
bule ßovXri, griech. Senat, Plin. ep. 10. 81. 1. [312.]
buleuta ßovlevrrig, Ratsherr, Plin. ep. 10. 48. 5. C. I. L. 3. 6150. [312.
buleuierium ßovlevrrjQcop, Rathaus, Cic. Verr. 2. 21. 50. [312.]
bulimus ßovltiÄog, Heifshunger, Veget. 5. 37. griech. b. Gell. Fest: bulimon
Graeci niagnam famem dicunt. it. bulimo, fr. boulimie. [270.]
bulima, Plaut. Men. 212 nach Bernays rhein. Mus. 7. 612. bulimosus. bulimo.
bulimiacus.
bumammus *ßovi>iafifiog, grofsbeerig, Varr. r. r. 9. 5. 4. [172.]
bumastus ßovy^aarog, Rebenart, Verg. g. 2. 102. [212-]
bumasta.
bumelia ßovixella, Eschenarl, fraxinus excelsior L., Plin. 16.63: »-am
vocant in Macedonia«.
bunias ßowtag, Steckrübenart, Col. 10. 422. Plin. 20. 21 : »buniada appel-
lant«. [142.]
bunion, Plin. 20. 21 : »quod bunion vocant«.
bunitum (vinum) ßowlrrjg [olvog), Weinart, Cael. Aur. chron. 4.3.52.
[46. 172 A.]
bnpaeda ßovnais, Mari. Cap. 1. 81, ed. Kopp. = puer magnus. [74.]
pubeda Mart. Cap. 1. 31 und 9. 908 Eyssenh.
buphthalmus ßovq>d'al^og , Ochsenauge, chi*ysanthemum coronarium L,
bupleuron ßovTtXevqov, baldisches Hasenöhrlein, bupleurura baldense Host.,
gem. Hasenöhrlein, bupleurum rotundifolium L,, Plin. 22. 77. it. bu-
pleuro. [147. 148.]
buprestis ßovTtQrjOTig, Giftkäfer, Plin. 22. 78. [123.]
burrfainon ßov^ -f- ^e^-, Ochsentuise (bot.), Apul. herb. 86 = cynocepbalion. [151 A.;
burrus Ttv^^dg, feuerrot, Paul. Diac. p. 36. 12: »burrum antiqui dicebanl,
quod nos dicimus rufuma, cf. birrus (Burrus = Pyrrhus). burricus oder
buricus. burranicus. burra. [33. 66. 84 A. 325.]
buselinon ßovaiXtvov, Ochseneppich (bot.), Plin. 20. 118. [148.]
buthysia ßovd^vaLa, Suet. Ner. 12. = solemne sacrificium.
buthytes ßov»vxr,s, Rinderopferer, Plin. 84. 79. (plast. Werk.) [277.]
butynim ßovrvqov, Butter, Gels. 4. 15. Edict. Die. 4. 50. ags. butor, fr.
beurre. [169 A.]
bulyr Yen. Fort. 11 23. 2.
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IN DKR LATEINISCHEN SPRACHE. 365
buxuB Ttv^og^ Buchsbaunij buxus seropervirens L,, Enn. ann. 268 V. cell,
box, sicil. vusciu. [33. 84 A. 85. 134 A. 303 A.]
buxum. buxa. buxans. buxetum. buxeus. buxiarius. buxifer. buxosus. buxula.
byrsa ßvqaa, Fell, Beda 265. 5 K. byrsa graece, latine corium,
byssinus ßvaaivog, leinen, PI in. 49. 20. [63.]
bysBxis ßvaaog^ Leinwand, Apul. met. H. 3. it. bigio, pr. fr. bis = bysseus.
[66. 67. 183.]
byssum. byssicus.
bythos ßvd^os, TerluU. adv. Val. 7 = profundum.
ca ball ton *xaßaXXioy ^ gern. Hundszunge ^ cynoglossum ofßcinale I., Apul. herb. 96 &=
cynoglossa. [151 A.]
cabus xaßos, Mafs, Vulg. 4. reg. 6. J5.
cacalia %a%aXLaj Huflattich oder Pestwurzart, cacalia verbascifolia Sibth.,
Plin. 25. 135: »-ia sive leontice vocatur«. [149.]
oacoabus %a%Y,aßog, Publ. Syr. mim. fr. ine. 10 Rb., cf. salacaccabia. [25.
61. 176.]
caccabum C. I. L. 4. 1896.
caccabaceus. caccabatus. caccabulus. caccabinus.
cacemphaton xaxifjitpaToy, zweideutiger Attsdruck, Donat. 394. 82 K. [238 A.]
cachectes xax^xrijg, schwindsüchtig, Plin. 28. 125.
cachexia xaxe^lcc, Schwindsucht, Cael. Aur. chron. 3. 6. 80. b. C^ls. griech.
= tabes. [270.]
cacbla xaxXcc, Ochsenauge (bot.), Plin. 25.82: »buphthalmon quidam -am vocant«. [148.]
cachrys naxQvg, harziger Saft der Nufsdolde, Gels. 5. 18. abl: cachry.
cacoethes Kaycorjd-eg, bösartige Krankheit, Gels. 5. 28. 2. Plin. 22. 132: »ul-
ceribus quae cacoethe vocanl«.
cacologia xaxoXoyla, Schmähung, Gelas. adv. Andromach. in.
cacophemia xaxo(prjfiia, übler Leumund, Sacerd. art. gramm. 1. 156. p. 89 Endl.
cacosynt beton xaxoavy&etoy, fehlerhafte Wortverbindung, Lucil. sal. 9. 29 M. [287.]
cacosystatus xaxotfvtftajos, nicht ganz feststehend, Fortun. art. rhet. 1.8. p. 88 H.
cacozelia xaxoCrjXia , Sen. rhet. ed. Kiefsl. p. 399. 28 » contr. 4. 24 = Indecora affec-
tatio. [137.]
cacozelus xax6(fjXoff, Nachäffer, Suet. Aug. 86.
cacozelon Ascon. Cic. div. in Caecil. 6. 21.
cactua KanTog, Kardenartischocke, Cynara cardunculus Z. , Plin. 21. 97. [142.]
cactum Lucil. ine. fr. nr. 81 M.
cadmea, oadmia xadixela, xadi^la, Galmei, Plin. 34. 2. [154.] sp. pg. cala-
mina. fr. calamine.
cadmitis xadfiirig, Edelsteinart, Plin. 37. 151 Jan. [43.]
caduoeus, caduoeum xrjQvxstov, Heroldsstab, Gic. or. 1. 46. Inscr. aus Kreuz-
nach, Progr. V. Kreuznach 1880 S. 10: caducius. [73. 85. 315 A.] cadu-
ceator Gat. b. Paul. Diac. p. 47. 7. caducealus. Grut. inscr. 927. 6.
caducifer.
cadUB Tiädog, Weinkrug, Plaut. Mil. 851. G. I. L. 4. 2637. wal. cad^. [65.
173. 174.]
cadialis.
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366 Griechisch B Wörter
cadytas Kadutag^ syrische Schmarotzerpflanze^ PJin. 16. 844: »quae vocatur
las«. [148.]
caecias xaiKlag, Nordostwind, Vitr. 27. 43. Sen. nat. qu. 5.16.5: ab
Oriente solstitiali excitatam Graeci yLamloLV appellant; apud nos sine no-
raine est«. [55. 213.]
oaerefolium %aLqi(pvXXov ^ Kerbel^ scandix caerefolium L., Plin. 19. 170 =
chaerephylum Gol. 10. 110. it. cerfoglio, fr. cerfeuii, sp. cerfolio, d. Ker-
bel. [19. 74. 142.]
caesapon, Laktukenart, Plin. 20. 59: »alterum est genus lactucae, quod
Graeci -on vocant«. [291.]
calamaules yccclafiavlrjg, Rohrflötenbläser^ Not. Tir. p. 173 Gr., cf. ascau-
les, monaules.
calaminthe ycaXaiÄlv&rjj Art Minze ^ melissa altissima Sibth,, Apul. herb.
70. Orib. Bern. 13. 26. [151 A.]
calamiscus xaXafAltrxo^, Röhrchen, Interpr. Iren. 2. 24. 3.
calaraites xaXaixlrrjg, Laubfrosch, rana arborea L., Plin. 32. 70. it. sp. pg.
calamita, fr. calamite. (in anderer Bedeutung) [24.]
calamochnus xakaiÄog + x^oog, Schilfschaum, Plin. 32.140 = adarca.
[144.]
oalamuB xalaiAog, Rohr, Plaut. Pers. 88. Inscr. Hermes 2. 320. celt. ke-
leuyn, d. Kalmus, caiamarius. calamellus (prov. earamel, sp. caramillo,
fr. chalumeau]. calamister^ calamistrum, calamislratus, unicalamus. [61.
140. 191. 232.]
calasis xalaalvov, Tunikaart, tunicae genus, quod Graeci xalccahov dicunt
Paul. Fest. p. 51 M.
calathiscus ycaXad'laycog, geflochtenes Körbchen, Catull. 64. 319 = quasillus.
[199.]
calathoides xala^oeiörjg, korblihnlich, Chalcid. Tim. p. 90.
calathus %äXad^og, Handkorb, Becher, Verg. ecl. 2. 46 = quasillum u. us.
P. Diac. p. 47: calathos Graeci, nos dicimus quasillos. [175. 199.]
calautica (P) *)ccrAv;rr£xiJ (?), Afran. com. 37. [185.]
decalauticare Lucil. 26. 72 M.
calecare, calicare, siehe calx.
caliendrum yLaXXwrqov, Frauenfrisur, Varr. sat. Men. 95. 10. [34. 187.]
caliandrium.
caliptra xalmtr^a, Art Kopfbedeckung, Paul. Diac. p. 47. 5. [34. 181.]
callainus xakkaivog, blafsgiiin^ Plin. 37. 110. Inscr. Hermes VI p. 11. [63.
162 A.]
callais xallaig, Edelsteinart, Plin. 37. 151. [162.]
callarias yialka^lagj Dorsch, gadus callarias L,, Plin. 9. 61 Sill. [53.
119.]
calliblepharum ytallißli(paQov, Augenschwärze, Varr. sat. Men. 370 =
stibium. [191.]
calliblepharatus.
callimachium xakktf^axeiov, Versmafs, Serg. 463. 13 K. [231.]
callimus yiäkkifiog, Adlerstein, Plin. 36. 151 : »qui vocatur callirous«.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 367
caliion xaXXioy, Pflanzenartt Plin. 21. 177: Mhalicacabum vocant, albi callion, Dostri aulem
vesicariam«. [U9.]
callionymus xalltatwiÄog, Seefischart = uranoscopus. Plin. 32.69. [HO.
448 A.]
callipetalon xakUnhakoi^t fünßläUrige Pflanzenart, Apul. herb. 2 =s quinquefolium.
[151 A.]
callipygis xaXXinvyos , schönsteif sig , Schol. Cruq. ad Hör. sat. 1. 2. 94.
callistruthia xalkiGTQOvS'ioVf Feigenart, Col. 5. 40. 44 = ficus passeraria.
callistruthis yiaXXiaTQov&lg, id., Col. 40,446.
Gallith rix ycaXl(&Qi§, Affenart, simia faunus L,, Pflanzenart, asplenium
trichoraanes L., Plin. 8. 24 6; 26. 4 60. [403. 448.]
callitrichos(n) xaXXiJQixo^iy), VenushaaVy adiantum capillus Veneris L., Plin. 22. 62:
)>adiantum quidam >on vocant, alii polytrichon, aliqui trichomanes«. [147.]
calopodium xttXonodioy^ Schusterleisten ^ Acr. ad Hör. sat. 2.3. 106 ss forma caligaris.
calopus xaXonovf, Schol. Cruq. ad Hör. sat. 2. 8. 77 &= solea lignea.
callha ^xakd-rj, offic, Ringelblumey Calendula officinalis L,, Verg. ecl. 2. 50.
calthula Plaut. Epid. 224. calthularius. calthum. [120. 202. 205.]
calx xciJi^j Kalk, (Plaut. Poen. 4. 2. 85.) Cato r. r. 48. C. I. L. 4. 577;
2. 49. d. Kalk. [49. 50. 457 A. 495.]
calcis. calecare C. I. L. 1. 1166 = calcariarius. calcarius. calcariensis. calcifraga.
calymma (galumma) xaXvfifxa Mart. Cap. 1. 67 Cyss. = tegumentum. [48. 84 A.]
ealyx %alv^, Knospe, Plin. 24. 424. [54 A.]
calyculus.
oambio ndfiTtTw, Apul. d. mag. 47 == permutare. it. cambiare, cangiare, fr.
changer. [84 A.]
camparia Acr. Hör. sat. 1. 7. 110.
camelelasia xafAtjXrjXaaia^ Arcad. dig. 50.4. 18. 41 = publicorum camelorum cura et
custodia.
camelopardalis yiai>irjlo7taQdahg , Giraffe, camelopardalis giraffa L., Varr. I.
I. 5. 20. 400. [402.]
camelopardalus. camelopardus.
camelopodium xa/At^XonoSioy, Andorn, Apul. herb. 45 = marrubium. [151 A.]
cameluB Kafirjlog, Kamel, camelus bactrianus L,, Varr. 1. 1. 5. 20. 400. Ed.
Dio. 4 4.6. fr. chameau, ags. camel, d. Kamel. [65. 404.]
camela, camelarius. [202.] cameiinus.
Camera xa^a^a, Lucil. susp. 4 M. C. I. L. 3. 457. fr. chambre, d. Kammer.
[42 A. 62. 85. 496. 242 A.]
camara Plin. 16. 66. Placid. gl. Deuerl.
camerarius. cameratio. camella C. I. L. 4. 2080. caraero. bicameratus.
caminus naiii/vog, Lucil. susp. 4 M. it. caminata, fr. cheminee, d; Kamin.
[199.]
caminum. Camino,
cammaron xafjifjLttqoy ^ Wolfsumrx, Plin. 27. 9: »aconitum quidam -on appellavere«.
oamxnaruB xafifiaQog, Plaut, fr. 24 p. 445. it. gambero, sp. gämbaro, afr.
jamble. [64. 44 6.]
campe xa/antj, Plaut. Truc. 909 ss nugae. Col. 10. 324 s eruca.
caiDphippus, Seepferdchen, syngnathus hippocampns L. = caballio marinus, LuoiL ine.
82 s= hippocampus.
campsdnema ^xafA^taytjfia, Apul. herb. 79 a ros marinus. [151 A.]
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368 Griechische Wörter
campso nafATttWj Enn. ann. 334 V. = flectere, navigando praeterire. il.
cansare. vgl. cambio. campsaria. carapsa.
camptaules nafjtntavXrjs, Hornbläser, Vopisc. carin. 19.
campter xafAntriq, Pacuv. 48 = flexus (metae in cursu). [47.]
Campus (marinus) xdfAnoff Seepferdchen, Marl. 9. 42. 1 s hippocampus. [ISO.)
oamus yiriiiog^ Halsfessel, Alt. 30S. sp. cama, ahd. chamo. [310.]
camensis, Titin. fr. ine. 18. 6.
cancamum xayxa(4,ov, Gummi des Balsamstrauchs, (balsamodendron Kafal
PorsL), Plin. 12. 98. [61. 144.]
canceroma xttQxiytj/na, Apul. herb. 49 css cancer. [74.]
cancroma. cancfarema.
c an dys xäp&vg, Placid. gl. Deuerl. » vestris regia.
canephoros %avr](p6Qog, Korhträgerin^ Cic. Verr. 4. 3. 5 = qualum ferens.
(Gemälde und plasl. Werk.) [39. 73. 277.]
canifera, Paul. Diac. p. 65. 6. canephora (al. 1. oenophorus) Plin. S4. 70 (Jan.)
(plastisches Werk).
oaniBtrum -KOvaarQov, Korb, Varr. 1. 1. 5. 120. sp. canastro, fr. canaslre,
it. canestro. [199.] Fest. 45. 19: »cana Graeci dicunt^ nos canistra— «.
canistellum. [199.] canistellus.
oanna yidvva, Schilf, Rohr, arundo donax L., Vitr. 169. 19. Ov. met. 1.69r
Ed. Dio. 10. 17. it. canna. [66. 146.]
cannetum. canneus. cannula. camiiciae. (canalis nach Hehn.) [66. 140.]
cannabinuB nawaßivog, aus Hanf, Lucil. ine. IHM. [140.]
oannabia ndvvaßcg, Hanfy cannabis sativa L., Varr. r. r. 1. 23. 6. Ed. Dio.
1. 29. it. canape, sp. canamo. [66. 125 A. 140. 205.]
cannabetum C. I. L. 5. 3072. Grut. 896. 14. cannabifer. Orell. 1614. Mural 70.6.
cannabius.
cannabua xaypaßog, id , Varr. fr. b. Gell. 17. 3. 4. [61.]
cannabum %avvaßog, Not. Bern. 54. 86. Isid. 19. 27. 3.
cannophoros %awo(p6Qog, Orell. 6072 = cannam ferens. [318.]
oanon yiavdw, Richtschnur, Vitr. 262. 1. fr. ags. canon. acc: -a. [12. 53.
66. 277. 390.]
oanoniouB xavopixog, regelrecht, Vitr. 6. 2. C. I. L. 6. 1771.
canonice. canonicarius. canonicaria.
canon izo xuyoviCta, kanonisch machen, Ambros. explan, symbol. tom. 7. p. 158 ed. Mai. ,24.
canopus xävwTtog, Gestirn, Manil. 1. 215. [247.]
cantharias nav^aQlagy Edelsteinart, Plin. 37. 187. [55.]
cantbaris xavS^aglg, spanische Fliege, Meloe vesicatorius L., Cic. fam. 9.
21. 3. acc: -as. [43. 122. 123.]
cantharida, Isid. 12. 5. 5.
cantharites navd^aqLrrig, Weinart, Plin. 14. 75. [172.]
oantharufl %av&aQog, Humpen, Plaut. Baecb. 69. C. I. L. 3. 1769. [6r H8.
175.]
cantharulus. cantharum Rönier inscr. Afr. 1891.
canthyllion siehe antliyllion.
canua xavsov, Korb, Paul. Diac. 65. 6 s qualum.
oapisterium ayLacpiaTiiqiov, Werkzeug zum Gelr eider einigen, Col. 2. 9. H. ct.
scapbisterium. [16. 47. 74. 207.]
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IN DER LATEIiNISCIIRN SPRACHE. 369
capitum TtaTtrjToVj Vopisc. Aur. 7.7. Amm. 22. 4: »pabula iumentorum,
quae vulgo dictitant capita«. [151 A.]
capnias TcaTtvlag, Jaspisai% Rauchtopas, Plin. 37. 118: »quae -as vocalur«.
' [55. 162.]
capnios TLCCTtviog, Rehenart, Plin. 14. 39. [172.]
capnitis xaTtviTcg, Galmeiart, Eddstein, Plin. 34. 101: »appellala -is«. [43.
154 A.]
capnos xanvogy Erdrauch (bot.), Plin. f5. <56: »-os trunca, quam pedes gallinaceos vocant«.
[4 48.]
cappa xanna, Buchstabe x, Auson. idyll. 12.
cappnra, Portulak, Apul. herb. 103 s=s portulaca. [151 A.]
cappari xotTtTtaQtj Kapei\ capparis spinosa Z., Geis. 4. 9. [54. 142.]
capparis ycdjtTtaQig, id,, Plaut. Cure. 90. it. cappero, fr. cäpre. [142.]
capsaces xa^axjjg, Ölkrug, Hier. ep. 22. 82 s lecythus, vas olearium.
oarabuB naqaßog, Meerkrebsart, cancer Cursor L., Plin. 9. 97. sp. caraba,
carahela, it. caravella, fr. crevelto. cf. scarabaeus. [117. 119. 212 A.]
caragus, caragius ^xagayog, Zauberer^ Ps Augustin. app. serm. 264. 4.
caragogos naqayinyog^ abführende Pflanze, Apul. herb. 27. [151 A.]
cararius TcaQog == TcrjQogj Wachsgelbfärber, Plaut. Aul. 506 W. (al. l. cari-
narus), vgl. cerarius. [202.]
carbas naqßag, Ostnordostwind, Vitr. 27. 14. [213 A.]
oarbasus TtäQßaaog,^ Musselin, Enn. ann. 560. [29. 61. 65. 67. 84 A. 183. 211.]
carbaseus. carbasinus. [183 A.] carbasineus.
carcharus yiaq%aqlag, Haifischart, squalus carcharias L,, Col. 8. 17. 12.
[55. 118.]
carohesium xapx^a^oy, Trinkgeschirr, Topf, Liv. Andr. trag. 28. f175. 211.
258. 325 A.]
ca rein las naquiA^iag, Edelsteinart, Plin. 37. 187. [55.]
carcinodes xa^xtvwdfig, krebsartige Krankheit, Plin. 20. 187. [49. 271.]
caroinoma TLaQulviüfia, Cat. r. r. 157. 4 = cancer. [49. 269.]
carcinosus.
carcinos xa^xlyog, Lucan. 9. 536 = cancer. [63.]
carc in o thron xttQxiy<a&Qoy, Blutkraut, polygonum L., Plin. 27. 113 «= polygonos. »nos
sanguinariam«. [150.]
cardaces ^xctq^axB^, pers, Soldatenartf Nep. Dat. 8. 2. acc: -as.
cardamina na^dafilrrj, Kressenart, narsturtium officinale A. ^r., Apul. herb.
20. [151 A.]
oardamomum naqdäiKjJiiov , Paradieskörner, Frucht von aniomum cardamo-
mum L., Plin. 12.50. it. cardamomo. [144 A.]
cardamum yiaqdafjtov, Kressenart, Plin. 19. 118 = naslurtium Apul. h. 20.
cardiaous TiaqdiayLog, magenkrank, Cic. div. 1. 38. 81. [52. 269.]
cardiace xaqSiaxrif Herzleiden, Isid. 4. 6. 4.
cardimona ytaqdicjyiÄog, Magenschmerz, Cael. Aur. acut. 2. 35. 187: »voca-
lur aulem secundum aliquos quaedam passio etiain cardimona , quam
Graeci xaqduoyfiov vocaverunta. [270.]
oarenni ytaQov, Feldkümmel, carum carvi L,, Col. 12. 51. 2. it. caro, carvi,
d. Karbe. [173.]
carum, Pelag. vet. 13. 54,
Weilte, Oriech. Wörter i. d. lat. Sprache. 24
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370 Grieghisciib Wörter
caris TiaQlg, Seekrebsart, Ov. Hai. 132 Merk. [H8.]
caristia xa^Laria^ Pest der Eintracht^ Ov. Fast. 2. 615, vgl. charistion. [<9.]
caroenum naQoivoVj süfser, eingekochter Wein, Fall. 14. 8. 2. cell, ceroin. [^It]
caroticus xagoiTixo^, betäubend, Chalcid. Tim. p. 2U.
carpasum naQjtaaov, Pflanze mit gütigem Safte, Col. 10. 17. [148.]
carpathum xaQTta&ov, id., cf. OTtoyLaqrcad-ov, Flin. 32. 58. [148.]
carpathius.
carpatinus xaQßavivog , rohledern, Catull. 98. 4. [18. 186.]
carphologia ycaQq)okoyla , Ablesen der Strohstückchen, Cael. Aur. acut. <.
3. 34.
carphos xaqtpog, gem. Bockshornklee, trigonella foenum graecum L., Plin. 24. 484 = si-
licia, vgl. telis. [U7.]
carpistes xagnitn^^, der Freimachende, Tert. adv. Val. 9 = vindex.
carpobalsamum, Balsamfrucht (-körner), Flin. Val. 1. 11.
carpocratitae, ketzerische Sekte, Cod. Jusl. 1. 5. 5. [320 A.]
carpophyllos *%aq7t6fpvXlog, lorbeerähnliche Staude, Flin. 15. 131 =chamae-
daphne. »alii -on vocant«. [148.]
cartallus xaqTaXXog^ Vulg. Deuter. 26. 2 s= Oscella.
oaryatides Kaqvarldeg, Karyatiden, Vitr. 4. 9. [282.]
caryinus -^aqvivog, aus Walnüssen, Flin. 15. 28: »quod -um vocaat«. [<92.'
caryites TcaQvtvi^g, Wolfsmilchsart, Flin. 26. 66: »altepum tithymalii genus
myrtiten vocant, alii caryiten«. [151.]
caryon xdgvoy, Walnufs, Plin. 45. 87 = iuglans.
oaryophyllon %aqv6cpvXlov , Würznelke, caryophyllus aromalicus I., Plin.
12. 30. it. garöfano, sp. pr. fr. girofle. Flacid. gl. Deuerl. : carocophilum.
sie scribimus quod vulgus cariopholum dicunt. [144.]
oaryota naQviovi^, Dattelart, Varr. r. r. 2. 1. 27. [136 A.]
carota, Apic. 3. 21. it. carota, fr. carotte.
cariotta, Veget. 5. 63.
caryotum, Datlelhonig, Apic. 4. 3. 4.
oaryotlB yiagvörtg, id,, Mart. 11. 31. 10.
oaaia ycaala, Kassiazimt, Rinde von laurus cassia Ait,, Seidelbast, daphne
cneorum L., Flaut. Cure. 101. [29. 65. 145.]
ea Signete xaGLyvi^rrj, Pflanzenart, Flin. 24. 165. [147.]
cassiterum xaaaitBi^os, Plin. 34, 456: »pretiosissimum hoc (plurabum candidum) Graccis
appellalum cassiterum«.
cassiterinus xatftfixigivos, Pelagon. vet. 7. 44 = plumbeus.
oastanea yiaararov, Kastanie, fagus eastanea L,, Verg. eel. 1. 82. Ed. Dio.
6. 49. it. castagno, afr. castaigne, d. Kastanie,
castanetum.
oasteria ycaTaaTaTrjQLOv, Ruheort der Ruderer, Flaut. Asin. 513. [2H.]
castor ycaatdJQ, Biber, castor fiber L., Cic. fr., Flin. 32. 26: »fibris, quos
eastoras vocant« = fiber. acc: -a. pl. acc: -as.
caslorinus. castorinatus. castoreus. [483 A.]
castoreum TiaatoQiov, Bibergeil, Lucr. 6. 794. Flin. 8. 109: »-eum id vocant
raediei«. [141]
cata xata, gegen, Vulg. Ezech. 46. 4 4. Cypr. Testim. 4.8.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 371
catabasis TLaraßaaig, Hinabsteigen, Macrob. Sat. 4. 21. 40.
catabibazon xaTaßißdCa}y, hinabtteigend, Chaicid. Tim. p. 88, vgl. anabibazon.
catabolum *xaTaßoXov, Ausladeort, Not. Tir. p. 47 Grul. = clausura ani-
malium.
catabolenses ^naraßolog, Auslader der Schiffe, Cod. Theod. 44. 3. 9.
catacecaumenites narayceymvfuvirrjg (olvog), mysische Weinart^ Vitr. 8.
3. 42 Seh. [472.]
calachanna xara;fij>/ij , Spottschriften, Marc. Aur. b. Front, ep. ad Caes.
2. 44»). [229 A.]
catachresis xcctdxQV^^^t Charis. 278. 4 K. a abusio. [286.]
catachysis naraxvatg, Gefäfs zum Begiefsen, Not. Tir. 464. 2 Grut., cf.
Schmitz p. 274 .
cataciistos xaTanleiavog , Apul. raet. 44. 9: vestis cataclista = seposita.
Tibull 2. 5. 8. [480 A.]
cataclisticus.
cataclysmos xaraxAtxr^of , Varr. r. r. 8.4.3 (illisiones aquarum; Graeci cataclysmos
appellant. Cael. Aur.) es diluvium, inundatio.
cataouznba ^ycaraycviÄßrj, Katakombe, Greg. ep. 3. 30. Orell. 4575. [59. 308.]
catadroraus Y,aTa8qoiiog, schräg gespanntes Seil, Suet. Ner. 44. 304.
cataegis yLaratylg, Orkanart, Senec. quaest. 5. 47. 4.
calagelasimus xatayBXdaifAoSt Plaut. Stich. 631 ss ridiculus.
catagraphus xaidyQatpo^, Catull. 25. 7 s* depictus. [286.]
caiagusa xardyovfra, die Hinabführende (Ceres), Plin. 34. 69. (Statue.) [277.]
catalecta xaTtcXsxta, Auson. techn. 12. (Schrifttitel.)
catalecticus TcaTaltjUTiTcog, Versart, Diom. 502. 7 K. [230.]
catalectos, Beda 242. 29 K. [280.]
catalepsis ycatälrupig, Starrsucht, Cael. Aur. acut. 2. 40. 56. engl, cata-
lepsy.
catalepticus.
catalepta xataXeinta, siehe catalecta. Vgl. B&hrens, Jahrb. f. Phil. 1876. p. 141. [36.]
catalexis xaralrj^ig, Kürzung (grammat. terra.), Mar. Vict. p. 464. 44 R.
[230.]
catalogus yiaTaXoyog, Macrob. Sat. 5. 45 = index, enumeratio.
catalysis xcnaXvais, Serv. Verg. Aen. 5. 484 = pax.
catampo xar af4cp(i), Spiel, Paul. Diac. p. 44. 2. [46. 302 A.]
catanance xaravocyxrj, magisches Liebeskraut (datisca cannabina Z. ?), Plin.
27. 57. [446.]
catapbagas xarafpayd^, Petr. 39. 9 k vorax [43.]
cataphasis xajdtpacig, Aur. August, d. rhet. 11 =s affirmatio. [238 A.]
cataphractes xaTaq)Qay.TYjg ) eiserner Schuppenpanzer, Sisenn. bist. 1. IV b.
cataphractus ycaTacpQaxrog ] Non. p. 556. Tacit. Hist.' 4. 79. [47. 323.]
calapfaractarius, Or. Henz. 804. 8383.
catapirates yiaTaTteiQazrjg , Senkblei, Lucil. 3. 43 M. (Plaut. Aul. 4. 4. 42
cataprorates.) = perpendiculum. [24 4.]
eatsplasma naTartlaaiAa, Breiumschlag, Cat. ad M. fil. p. 78. 7. [48. 274 A.]
cataplasmare. sicil. cataprasimu.
4) Vgl. Unger, Jahrb. f. Philol. 1879. p. 493.
24*
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372 Grikguisciie Wöhtbh
cataplecialio yLaxaTtXriY^og, Erschrecken, Sirac. 21. 5. [272 A.]
cataplexis TLarajclrj^igj id., Lucr. 4. 1155. [272 A.]
cataplus xatanXovg, Cic. Rab. Post. 14. 40 (?). Marl. IS. 74. 1 =s adventus Davis.
catapotiuni yLaTarcoTtov^ Pille, Geis. 4. 8. [272.]
cataprorates yiaTaTtQCjQccTrjg, Senkblei, Plaut. Aul. 4. 1. 12, cf. catapirales
= perpendiculum. [47.]
oatapulta ytara/tilTrjgy Wurfmaschine, Plaut. Pers. 28. [46. 59. 324.]
catapultarius.
Cataracta, cataractes naTaQayLTrjg, xaTa^^anTYjg , Wassersturz, Wasservocjel,
pelecanus bassanus L., Liv. 27. 28. 10; Juha. b. Plin. 10. 126. sp. oaUt-
rana. [46. 110. 261.]
cataractria *xaira^^axrptof , unbek. Gewürz, Plaut. Pseud. 836.!
calarrhus xara^^ovg, Schnupfen, Marc. Erap. 5: »calarrbus sive deslillalio
humoris ex capite«. [270.]
catarrhosus.
catasceua xaraaxfivij, Bekräftigung einer Behauptung, Isid. 2. 12. 1.
catascopium ^araayLOTTiov, Gell. 10. 25. 5 = navis expioratoria. [242 A.
catascopus xaTdaxoTtog , Aucl. bell. Afr. 26. 3= navis expioratoria.
[212 A.]
oatasta yLaTäaraaig, Schaugerüst, TibuU. 2. 3. 60. it. catasta. [48 A. 59.]
catastncticc xntnaraxjixrj , Gißhahnenfufs , ranunculus sceleratus L., Apul. herb. S =
scelerata. [«54 A.]
catastalticus xaraarakTcxog. Veget. 3. 22. 2 = reprimendi vim habens.
catastema xaTaarrj^tay gewöhnlicher Stand der Gestirne^ Veget. 1. 17.5.
catastroma xata<nQ<afjia, Schol. ad Germ. Aral. 347 = constratum navis (Petr j.
catasti'opba xataaiQog)^, Sidon. ep. 5. 4 7. Petr. 54. 8 == commutatio, conversio renira,
victssitudo fortunae. [228 A.]
catatcchnos xaintex^ost Diftler, Plin. 34. 92. cogn. Callimacbi.
catatüxitcchno.s xaTaTr^^ixexyog, id., Vilr. 87. 3. cogn. Callimacbi.
catatbematizo xata&efiatiCta, venotinschen, Interpr. Iren. 1. 16. 3.
catatonus Tcardrovog, tief gespannt, Vitr. 268. 12
catechesis ytarrjxi^dtg, Unterricht der Katechumenen, Hier. ep. 61.4.
calecli ismus xaTr]xi(Ji.i6g, Religionsbuch, August, d. fid. et op. 13. [3?l.
catechista %aTrixiOTrig, Religionslehrer, Hier. ep. 50. 1. [321.]
catechizo xaT}]xl^^o, in der Religion unterrichten, Tert. d. idol. c. 10. [24.
321.]
catechizatio.
catechumenos ycaTt]xovfievog , Religionsunterricht geniefsetid, Tert. ep. 69.
[321.]
catechnmena.
categoria KaTrjyoQla, Schmährede, Prädikat, Macrob. Sat. 7. 3. 2 = accu-
satio.
categoricus xarrjyoQtyiog, zum Prädikat gehörig, Sidon. ep. 9.9. Ch;ilcid.
Tim. p. 319.
calharticum xaxhaQtrKov, Tert. d. pall. c. 5. Acr. ad Hör. A. P. 302 =
purgandi vim habens. [272.]
cathedra xa&idQa, Sessel, Hör. sat. 1. 10. 91. sp. cadera, pg. cadeira, cell.
cadeir. [198.]
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m DER LATBINISGHBN SPRACHE. 373
cathedralis. cathcilrallcius. cathedrnriiis.
catheler ^ad'erriQ^ chirurgisches Instrument^ Cael. Aur. cliron. 2. 423. [47.
272.]
catheterismus yca^sTeQiaixog^ Anwendung des Katheters, Cael. Aur. chron.
2. 1.23. [54.]
cathelus ytäS'evog, Kathete, Vitr. 79. 6. n. pl: -oe Vitr. 78. 24. [67. 256 A.]
catholicus TLa&ohycogj allgemein, Plin. nat. bist. \ epil. II nr. 15. [320.]
catholice. catholiciani.
catoblepas ytaTiüßli/twv, äthiopische Stierart, (Gnu, antilope Gnu GmeW^),
Mel. 3. 9. 9. Plin. 8. 77: »fera appellatur -as«. [103.]
catocha xarox»?» Starrsucht, Cael. Aur. acut. 2. 10. 57. [270.]
catochitis TcaroxlTig, Edelsteinart, Plin. 37. 152. [43.]
catochites xaTOxlrrig, id., Prise, perieg. 472.
caiiom\d\o TtaTio^iiCo), ausbläuen, Pelron. 132.2. [25.310.]
eatonium ycdtw, Unterwelt, Laber. 87 Rh. Cic. fam. 7.25.
catopiritis xaTo/trQlTig, Edelstein, Plin. 37. 152. [43.]
cato roh lies %aroQxLTrig, Peigenwein, Plin. 14. 102 Sill. (trochis bei Dell.
und Mayh.) = vinum e ficis factum.
catta xarror, Katze, felis domestica Briss,, Mart. 13. 69. it. gatta, sp. gato,
fr. Chat, cattus, catus, cata. [25. 98.]
catuloticus naTovkiOTiTiog, Veget. 6. 28. 4 = cicatricem inducens. [272.]
caucalis xavycallg , levant. Haftdolde, caucaiis orientalis L., Plin. 22. 83.
[U6.]
caucula xat/xor, Trinkschale, Hier. ad. Jov. 2. 14, auch caucus: Val. imp.
b. Treb. Poll. Claud.U. 4. [175 A.]
caulias ycavklag, aus dem Stengel gezogener Saft, Plin. 19. 43. [55. 271 A.]
caulodes xavXto&rj^, stengelartig (Kohlart), Plin. 20. 79: »unde caulodem quidam vocavere«
s= helia. [24 9.]
cauma xavfia, Vulg. Job. 30. 30 «s aestus, calor.
caumaliU-r.
causia ^avala, Hutart, Plaut. Mil. 1178. [29. 185.]
ca US ödes xavtnadfjf, brennend, heifs, Orib. Bern. 14. 25. [49.]
causos ycadaog, Glut, Theod. Prise. 2. 12: »quem morbum aliqui causon
appellaverunU.
caustice xavtrtix^, Apul. herb. 8 b= scelerata. [134 A.]
causticus navGTi'Afg, Plin. 20. 90 = adurendi vim habens, erodens. [272.]
cauler navrriQ, Brenneisen, Pallad. 1. 41. 2. [47. 272.]
cauterium y.avrr^Qtov, id., Plin. 22. 102. Scrib. 240. [47. 286.]
caulerio. cauterizo = xaviTiQiaCo). [24.]
cautroma *KavTQiüi,ta , Brandwunde, Plin. Val. 3. 47.
cecaumenus xBxavfjtivog, Mart. Cap. 1. 17 es ustus.
cedrel ate xccJpcAarij, Cedertanne, Plin. 13.53.
cedreum niÖQtov, Cedernöl, Vitr. 58. 21. [192.]
cedrium, Plin. 16. 52: »hoc in Syria -um vocalur«.
cedria xedqla, Cedernharz, Col. 6.32. 1.
cedrinuB xiSQivog, aus Cedernholz, Plin. 13. 53. [63. 192.]
cedris xe^QiCf Cedernfrucht, Plin. 24. 20: »cedrides hoc est fructus cedri«. [148.]
cedrium siehe cedreum.
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374 Griechische Wörter
cedrostis xiS^taaxis , Zaunrübe ^ bryonia alba L., PHn. 23. 21, vgl. ampdos leoce =
vitis alba.
oedrus xiÖQog, Cederwachholder, iuniperus oxycedrus L., Vitr. 58. <9. Hor.
A. P. 331. cf. citrus, ags. ceder. [66. 207.]
ccdrio xedQOü), mit Cedernöl bestreichen, Assumpt. Mos. 2. 24.
celes 'Aikrjg, Plin. 7. 208. acc. pl : -as = celox.
celetizontcs xsXejiCoyre^, die auf Rennern Reitendeti, Plin. 34. 75. (Statue.) [in.]
celetra ^xoilrjd'Qa, Loewe prodr. p. 46.
celeuma nilevfia, Kommando des Keleustes, Mart. 3. 67. 4. it. ciurma, sp.
chusma. [242 A.]
celeumaticus xelev^aTixogj im Takte der Keleuma^ Serv. Verg. Aen. 3. 128.
cemos xrj^ioSj magische Pflanze, Plin. 27. 57. [148.]
cenchris ueyxQlg, Schlangenart, Lucan. 9. 752. ]124 A.]
cenchritis yteyxQi't^tg, Hirsensteiny Plin. 37. 188. [43.]
cenchros yt-iyxQog, arabische Diamantart^ Plin. 37. 57: »-on vocant«.
cenodoxia xByodo^ia, Ambr. Cass. coli. 22. 13 = inanis gloriac aviditas.
cenotaphium %evoTaq)iov , Ulp. dig. 11. 7. 6. 1. inscr. in Anlhol. l^t.
1439. 1 M. = tumulus inanis, bonorarius. [308.]
centaureum nevravQetov, Tausendgüldenkraut, centaurea centaurium I., Lucr.
4. 123. it. centaurea. [132. 141.]
centaurium xevravQcoVy id., Plin. 25. 33 : »(panacis genus) -ion cognominatur.
sed et pharnaciona.
centauria.
centauris ycevvavQlgy Centauriumart, Plin. 25. 69. [148.]
centaurus xevtavQog, Gestirn, Cic. Arat. 203. [247.]
centimalis ycivTrji.ia, Trokar (chirurg.), Veget. 2. 15. 4. [272.]
centrines xevvQlvrjg, Mückenart, Plin. 17. 255. [123.]
oentrum ycevvQov, Kreismittelpunkt^ Vitr. 26. 8. griecb. b. Cic. (255.'
centralis, centrosus. centratus. centria.
cepaea ycrj/raia , portulakblättriges Sedum , sedum cepaea L., Plin. 26. 84.
[HB.]
cephalaea xecpalala, Plin. 20. 135 == dolor capitis inveterata. [270.]
cephalaeota KecpalaLCJTTjg, Kopfgeldeinnehmer, Cod. Theod. 1 1 . 24. 6. 7 =
capitationis exaclor. [312.]
ccphalaeura yierpalaiov, Hauptstück, Lucil. 1. 35M. : »cephalaea acharnae«.
cephalfirgia yi€(palailQ]yla, Plin. Val. 1.3 = dolor capitis. [270.]
cephalargicus yc€cpakai.[Q)yiyc6g, an Kopfweh leidend, Veget. 1.25.2.
cephalicum nBcpaltycov, Kopfpflaster, Veget. 6. 28. 1. [271 A.]
cephalicus xecpalixog, den Kopf betreffend, Cels. 5. 19.
cephalo kyniipaXov, Palmenpflanze, Pallad. 5. 5. 3. Lucil. 11. 22 M. : Cassius
Gaius, quem Cephalonem dicimus. [136 A. 151 A.]
cephalote x6q>aXo)T^f Seren. Samm. 23. 427 = capilatus.
cephenes xrjtprjye^, Plin. 11. 48 =s fuci. [52. 123.]
cephus, cepus xfjTiog, Affenart, Plin. 8. 70. Jahn cepbos. [102.]
cepionides, Edelsteinart, Plin. 37. 156. Jahn ceponides.
cepilis *x^^mff J Edelsteinart. Plin. 37. m. [43.]
cepolatitis ^ytrjTtolaririg)
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IN D£R LATBINISGHBN SPRACHE. 375
cepus Aphrodites xrinog jicp^oSiirjgy Apul. herb^ 43 (horlus Veneris) aa cotyiedoo.
oepotaphium xrjTtovacptov, Gartengrabmal^ Orell. 4544. [308.]
cepotaphius Orell. 4516. cepotaphiolum Inscbr. b. Marin Att. Ir. Arv. p. 484. .
cepuricus ^f^novqixoct Plio. 19. 177 =a hortensis.
cera ^rjQog , Wachs, Plaut. Pseud. 33. cell, knyr, d. Kerze = cerata. [36.
123. 232.]
cerussa, cerarius. [202.] ceratum, ceratura, cereus, cereolus, cerinarius. [204.]
cerifico, ceriolare Orell. 2505, cerosus, cero, cerula, ccroferarius, ceriforus.
ceriolarius C I. L. 3. 2112.
cerachates *xij^axar»;g, Wachsachat, Plin. 37. 189 [86. 461.]
ceramitis xBqa^ilxLg, Edelsteinart, Plin. 37. 453. [43. 463 A.j
ceras ytigag, wilde Pastinake, Apul. herb. 80. [454 A.]
cerastes negaari^g, Hornschlange, coluber cerastes Z., Prep. 3.(4.) 22. 27.
[424 A.j
oerasuB %iqaaog^ Kirschbaum ^ prunus cerasus Z., Varr. r. r. 4. 39. 2. it.
ciregiolo, ciriegia, sp. cereza, fr. cerise. [8. 66. 438.]
cerasum Gels. 24. 2. C. I. L. 4. 2562. cerasium. cerasius, ceraslnus. [63. 205.]
cerataules xsQajavXtj^f Vopisc. Cario. 19. 2 ed. Pet. = cornicen.
cerates, ceratim xi^ag, griechisches Gewicht, (it. carato, fr. carat.) Metrol.
scr. Kat. p. 400. 2.
ceratia y^efarla, Pflanzenart, Plin. 26. 52. [448.]
ceratias TtSQarlag, Kometenart, Plin. 2. 90. [55. 248.]
ceratinas %eqativrig, Hornschlufs, Front, d. eloqu. 4. p. 446. 8 N.
ceratinus yLeqazivog, von Hom, Quint. 4. 40. 5.
ceratitis xe^arlTig, wilde Mohnart, Plin. 20. 206: »-im vocant«.
ceration xegaTiov, griechisches Gewichtf Metrol. scr. Lat. p. 144. 6 == siliqua.
ceraula xe^avXriff, Apul. met. 184 s= cornicen.
CO raun ia lieQCJvla = xeqaxLa , Johannisbrot, ceratonia siliqua L,, Plin.
43. 59: »quam lones cerauniam vocant« = siliqua graeca.
ceraunius ueQavviog, rötlich, Col. 3. 2. (463. 226.)
ceraunus. ceraunium.
ceraunobolia xBQavyoßoXia, Blitzfall, Plin. 35. 96. (Gemälde.) [286.]
cerceris ycsQycovQlg, Vogelart, Varr. 1. I. 5. 43. 79 Sp. [440.]
cercitis yceQTLlrig, Ölbaumart, Col. 5.8.3. [433 A.]
cercolopis *yc€QyioXco7tlg, Affenart, Paul. Diac. p. 54. 43. [403.]
cercopithecus yieQAOTtld-rjxog, Meerkatze, Lucil. ine. 80 ]tf. acc: -on. [403.]
cereops yciQxwip, id,, Manil. 4. 664. [403.]
oerourus, oeroyros %iQ%ov^og, Schiffart, Seefischart, Plaut. Stich. 368. [4 48.
242.]
oerdo xi^dog, gem. Handwerker, Martial. 3. 46. Grut. 648. 9 = artifex sor-
didus. [202.]
oerintha xrjQlrd'r], Wachsblume, cerinthe maior L,, Verg. g. 4. 63. [444.]
cerinthe, Plin. 21. 70.
cerinthus xriQip&og, Sandarach, Plin. 44. 47 = cibus apium. [423.]
oerinxis xi^Qivog, wachsgelb, Plaut. Epid. 226. cerineus C. I. L. 8. 242. [480.
205.]
ceritis nrjQlrig, Edelsteinart, Plin. 37. 453. [43. 463 A.]
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376 Griechische Wörter
ceriuin xrjQioPj Schorfarl, Plin. 20. H. »quae -ia vocanl«. griech. b. Gels.
[274.]
cerio, Theod. Prise. 4. 5: ceterae papillae, quas ceriones appellamus.
cernophoros (a) xsQvoipoQog, SchüsseUrägerifi, C. I. L. 2. 179. I. R. N. 3U4.
[318.]
Gern OS yiiQvog^ Opferschale^ Rossi inscr. cbrisl. 1.35.
ceroma %YiQ(x}(.ia, Wachssulbe , Geschwür , Sen. d. brev. vit. 12. [48. 49.
271. 271 A. 298.]
ceroinatiarius, Coniect. v. Oünlzer Rhein. Mus. 33. 634 = chromatinrius = xfi^a-
fjtaxia%r,g,
ceromaticus yLrjQaj^iartxdg, mit Wachssalbe bestrichen y Juvea. 3. 68.
ceromaliles ycrj^iüfiaTlTrigj Palastaufseher, Edict. Dio. 7. 64.
cerolhecium yLrjQO&ijmov, Schminkkästchen , Not. Tir. p. 184, cf. Schmilz.
p. 268.
coro tum xr^Qiaioyf Wachspflasier ^ Orib. Bern. 40. 14 = ceratum. Gels. u. a.
cerucbus xf^ou/of, xsQuiovxog, Schiffstau, Lucan. 8. 17. [24 2 A.]
ceryciunj, ccryccum xTjQvxtoy^ xijQvxeioy, Heroldsstab, Marl. Dig. i. 8. 8. i = c^duceus.
ccryx xfJQv^, Sen. d. Tranq. 3. 4 0. Orell. 2512 = praeco. (Bei Sen. liest Bergk, Jahrb. f.
Phil 1876 p. 281a meddix.} [51 A.]
cestros yiiarQog, Brenngriffel, Plin. 35. 149. [286.]
ccslros, cestron xiaxQoy, Betonie, betonica officinalis oder alopecurus L., Plin. 25.84.
»quae vetlonica dicitur in Gallia, in Italia autem serralula, a Graecis -os aul ps\cbo-
Irophon«. [1*8.]
cesirosphendone %BarQoa(pev86vYi, Wurfma^chine, Liv. 48. 65. 9. [323.^
cestrotus yLeavqLOTog^ Plin. 11. 126 = Oestro insculptus.
oestufl viEOTog, Gürtel, Plaut. Bacch. 60. Grut. 225. 3. [181.]
ceslo.s occ. on Stat. Theb. 5. 63. Mart. 6. 13. 8.
cetus, cetos ytfjvog, Wal, Haifisch, Plaut. Aul. 373. it. pg. celo, n. pl. cele.
Wev^. Aen. 5. 822. gen: ün Avien. or. mar. 191. Müll. Phiiol. 32. H9.
[63. 114.]
cctarius Ter. Eun. 257. G. I. L. 4. 2084 (cactario). [202.] celarium. cetosus.
celinus.
ceyx ycrjif^, männlicher Eisvogel, Plin. 32. 8 J., vgl. alccdo, alcyon. [5< Ä.]
chaerephyllon x^LqiipvXXov, Kerbelf scandix caerefolium L., Col. 11.3. U
= carrefolium. [172.]
chaerophylum Col. 10. 110.
cbalasticus xalaari'Mg, Theod. Prise. 1.7 = rclaxandi vim habens.
chaiasticamen. [272.]
cbalatorius ;cofAaw, zum Nachlassen geeignet, Veget. Mil. 4. 15. [212 A.)
chalazias x«^«?/«^, Edelsteinart, Plin. 37. 189. [55. 163 A.]
chaiazius x«^«?«» Edelsteinart, Plin. 36. 157. griecb. b. Gels. 7.7.3.
chalbane x^^^*^V» Marc. Dig. 39. 4. 16. 7 = gnlbanum. [151 A.]
chnlcanthon ja;ixaf'^o»' , Kupfervitriolwasser, Plin. 34. 114: cf. Gels. 5. 1 aatramenlum
sulorium, quod chalcanlhum vocanl«. Plin. 34. 123: »appellanl enim (sc. Graeci] cbal-
canlhoii«. [156. 208.]
chalcaspis x^^^^^'^f^Si r>erzbeschildetv (maced. Truppen), Liv. 44.41.2.
c ha Icedon xaX^tidtüv, faseriger Malachit, Prud. psych. 857 := calchedonius
(smaragdus) bei Plin. [162.]
chalceos xairAeiog, Stachelpßanze, Plin. 21.94. [148.]
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IN DRR LATKINISCIIEN SPRACHE. 377
chalccliim *xcclKr]rfjv, Pflanzenartj Plin. 26. 40. Detl. calcetum. [U8.]
chalceas ;if<rXxeof, Marltal. 9. 94. 4 = aereus.
cbaicidice xöAx^^^>t/J, Eidechsenart y chamaesaura chalcis Schneid., Plin. 29.
402 J. Detl.: chalcis. [424 A.]
chaicioecos /aJlxeoexos*. in ehernem Hause wohnend, Liv. 35. 36. 9. cogn. Minervae.
chalcis ;caAx/g, Fischart, Gol. 8. 47. [4 48.]
ohalcidioum ;(aAxidtxov, Zimmer an der Ecke einer Basilika, Vilr. 405. 30.
G. I. L. 4.569 (a. d. Jahre 99 v. Chr.) [4 97. 280. 284.]
chalcitis x«^^^^^^?? Kupferstein, Gels. 6. 6. 34. Plin. 34.2: »lapis, quem -ion
appellant in Gypro«. [43. 454 A. 463 A.]
chalcolibanum */«AxoX«^ai'o*' , ehernes Weihrauchfafs, I nterpr. Iren . 4 . 20. 21.
chalcophonos x^^^ofpiovog, Edelsteinart, Plin. 37. 454 = chalcophthongos.
[4 63 A.l
chalcophthongos x^^'^^(pd^oyyo^, id., Solin. 87. al. 1. chalcophonos. [163 A.]
chalcozma ragdos x^AxocTjuapaydog, Malachit, Plin.. 37. 74. [462.]
chalcus jfaAxoff, griech. Kupfermünze, Plin. 24. 485.
ehaldaeiiB ^aAdalo^, Wahrsager, Juv. 40. 94. [250.]
ehalo x<x^o[f^, herablassen, Vitr. 264. 42. (calo) G. 1. L. 4. 2024 = demitto,
remitto. it. calare, sp. pg. pr. calar, fr. caler.
chalybeius /aylv/Seeo^-, Ovid. fast. 4. 4 05 = ferreus.
chalybs /«Xwi//, Verg. Aen. 8. 4 46 = ferrum, acies (poetisch). [154.]
chamaeacte /a^aiffxn;, Attich, sambucus ebulus L., Plin. 24. 51 : ssabucus habet genus
magis silvestre, quod Graeci -en, alii helion vocant«.
chamaecerasus ;^a/iatx£^a(J0^ , Zwergkirschbaum, prunus chamaecerasus
Ehrh., Plin. 45. 404.
chamaecissos %ajua/x4(X(X04j, Erdepheu, glechoma hederaceum L,, Plin. 46.
452; 24. 82: »item -on appellant Graeci«.
chamaecyparissos ;fajMatxt;/rap4(X(X0ff , Erdcypresse, Plin. 24. 436. [448.]
chamaedaphne x^t^^^^^^^V^^ ^ Zwerglorbeer, ruscus hypophyllum L., Plin.
4 5. 434 = laurago, mustellago. [448.]
chamaedraron x^xficxcdQaxiov, afrik, Drachenart, Solin. 27. 33.
chamaedrys x^l^^^^Q'^^i Eichenart; Gamanderlein, Teucrium charaaedrysZ..,
Plin. 44. 442; 24. 430: »-ys est herba, quae Inline trixago dicitur«. it.
calamandrea, sp. camedrio. [448.]
chamaeleon j^ajuatA^cov , Chamäleon, chamäleon africanus Gm., Ovid. met.
45. 444. Gels. 5.8.33. prov. camaleon. [44. 45. 424. 444. 448.]
chamaeleuce /n^ccdsvxi?, Hußattich, tussilago farfara L., Plin. 24.135: »-en apud nos
farfarum sive farfugium vocant«. [148.]
chamaelygos jjfa^aiAvyos-, Eisenkraut, verbena officinalis L., Apul. herb. 3 =» verbenaca.
[151 A.l
chamaemelinus x^l^^'^M^'-'^og, von Kamille, Theod. Prise. 4. 4. [492.]
chamomillinus.
chamaemelon x<xf^ccliÄir]kov, Kamille, roatricaria charooroilla L., Plin. 22. 53 ^
vgl. leucanthemis. it. camomilla. [4 47.]
chamomilia cf. amalocia, amalusta.
chamaemyrsine /o^ffe^v^aei^}? , Mäusedom, ruscus aculeatus L., Plin. 15. 27: »quam
quidam oxymyrsinen vocant, alii -en aliqui acoron = myrtus silvestris. [148.]
ch .iTTiaepcüce x«/'«*^^€i;x//, Zw.rglürche, Plin. 24. 436. [4 48.]
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378 Griechische Wörter
chainaepitys /a/uctljMcv^, Feldcypresse, Gels. 5. 4. Pltn. 24. 29: »-ys latine abiga voca-
tur, ab aliis tas terrae«. [148.]
ohamaeplatanus xai^iatTchawovos ^ Zwergplatane , Plin. 42. 13; »chamae-
platani vocanlur«. [135 A.]
chamaerepes xafiaiqBTtug ^ niedrige Wbmenart, chamaerops humilis L,
Plin. 13. 39. (Jan. chamaerops). [135 A.]
chamaerops ;ifa^a/^cüi/;, Gamanderleinf Teucrium chamaedrys L., PKa. 24.13«: «aliqui
eam (trixaginem) -em, alii Teucrium appellavere«.
charnaestrotum xa^iaLatqwTov^ auf die Erde hingestreckt (Estrich), Front«
d. eloq. 1 p. 148. 6 N. Not. Tir. p. 164 Grut. , cf. optostrotum.
[198 A.]
chamaesyce ^ajuataiJxiy, Wolfsmilchsart ^ euphorbia chamaesyce L., Plin,
24. 134. [148.]
chamaezelon /o^a/^j^Jloi' , Plin. 27. 88 = »gnaphalion. Plin. 25. 109 = quinquefoliam,
vgl. pentapetes. [149. 150.]
chamedyosmos xanridioai.iog ^ Rosmarin, rosinarinus officinalis L., Apul.
herb. 79 = ros marinus.
chamelaea xaiieXaLa, Zwergölbaum j cneoruin tricoccon L. ; KellerhalSj Scri-
bon. 200. Plin. 15.24; 13. 114: »fruticem Ihymelaean alii -an, alii pyros
achnen«. [146.]
chameunia x^^fxevyia. Liegen auf der blofsen Erde, Hier. ep. 52. 3.
chamomilla, cf. charoaemelon.
chamulcus x^l^ovXy^og, Holzschleife, Amm. 17. 4. 14. [216.]
ohanne xarvti^ Meerfisch, perca cabrilla £., Ovid. Hol. 108. it. canna. [^17.
118.]
chaos x^^9} unendlicher leerer Raum, Varr. 1. 1. 5. 19.
chara *x^Q^ W? Kümmelwurzel (?), carum carvi L., Caes. b.c. 3.48.1:
»est autem genus radtcis — quod appellatur chara«. [143 A.l
characatus x^Q^Si gepfählt, Col. 5. 4. 1.
characias x^Q^^^^S, ^^ Pfühlen dienlich (Rohrart), Plin. 1«*». 168: »-ao
vocabanl«; 26. 62. it. caracia. [55. 151.]
characites x^Q^^^'^^^i Wolfsmilchsart, euphorbia characias L,, Plin. 26.
146 Jan. [151.]
oharaoter jfapaxTiJp, eigentümliches Gepräge, Varr. r. r. 3. 2. 17. griech. b.
Cic. acc: -a. it. carattere, celt. carachtar. [47. 217 A.]
characteraria, Inscr. b. Donati II p. 316. 1.
characterismos /a^axTc^ca^of, Hervorhebung der charakt. Merkmale, Rutil. Lup. f- "•
Diom. 463. 13 = inforroatio, dcscriptio. [54. 238 A.]
chara drios j^apatJ^ioc?, Regenpfeifer (charadrius pluvialis L.f], Vulg. Le>-
11.19. it. pr. calandra, sp. calandria. [110 A.]
charazo jfapaacxw, einkratzen, Apic. 6. 228 = scarißco. [231 A.]
incharaxo. charaxatura.
charienlisraus x^^Q^^^^^^^Sj Artigkeit im Ausdruck, Charis. 276. 20 K. =
festiva dictio. [54. 237.]
charis x^Q^^f Luct. 4. 1154 (charitosus I. R. N. 6902) = gralio.
Charisma x^^^f^^t Tertull. d. bapt. c. 20 fin. = donum.
charisticum xöp^^^^^^o^? Gratifikation, Ulp. dig. 48.20.6. al. lecl. chartia-
licura.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 379
chnristion x^gitnioy, Not. Bern. 48. 94 =» charisticum (?).
chariton blepharon xaqlxuv ßketpagioPj Zauberkraut, Plin. 13. 442. cha-
ritoblepharon. [146.]
charmidor, cf. x^Qf^^i ^^^ Charmides werden =:i sich freuen, Plaut. Trin. 977.
Charta j^apriyg, Papier, Enn. ann. 229 V. it. carta, fr. Charte. [46. 55. 232.]
Chartas, Lucil. sat. 97. 46. [46.]
chartala, chartularius. [909. 812.] chartaceuSi chartarius Orell. 4159. [902. 239.]
charteus, chartina, chartinacius.
chartiaticum ;fapriai:txo^, ülp. dig. 48. 20. 6, cf. charislicum.
chartophylacium /a^ro^vXaxeoy, Archiv^ Greg. ep. 7. 198 ind. 2.
chartophylax /ce^To^^vAal, Grut. inscr. 587. 11 ss ab actis, chartularius.
chartopola j^a^roTroiAi^^', Schol. Juv. 4.24 e> qui chartam vendit. [227.]
chartoprates /a^TOTr^ari^f, Ruhr. Cod. Inst. 11. 17. 1 b= qui chartam vendit.
charybdis /o^v/Scfe^, Prud. cath. 6. 107 ss vorago.
chasma xaa^a, Sen. qu. nat. 4. 14. 1 ; 6. 3. 9 == hiatus, vgl. it. casamatta.
[248.]
chasmatias xaaiiariag, Erdbeben, Apul. d. mund. 18. [258 Ä.]
cheirocrasia x^^Q^xQuiria, Handgemenge, Not. Tir. Kopp. p. 86. [39.]
chele xv^i ^^9^ (Gestirn), Cic. Arat. 293. Vitr. 271. 7. [247 A.]
chelidon ;iffiAecfaiy, Pervigil. Vener. v. 93 = hirundo.
chelidoniacus *x€AtJo^mxog, schwalbenschwanzförmig, Isid. 18. 6. 7.
chelidonias x^^^^oviag, Westwind, Plin. 2. 122. [55. 214 A.]
chelidonius /eJlecfoi'iof, Col. 10. 415 = hirundineas.
chelidonia jffiAitJoWa, Schöllkraut, chelidonium raaius L., Plin. 25. 89. it.
celidonia, d. Scholl (kraut). [148.]
chelonia ^^AcoWa, Edelsteinart, Plin. 37. 155.
chelonitis xfi^^o^^ir^ff, id., Plin. 37. 155, [43.]
chelonium x^^^^-ov, Schildkrampe zum Bewegen der Maschinen, Vitr. 267.
25. griech. 271. 6. [259 A. 325 A.]
chelydrus x^^v^Qog, Schildkrötenschlange, Verg. g. 2. 214. [124 A.]
chelyon x^At/ov, Schildplatt der Schildkröte, Plin. 6. 173 Sill. Jan.: celtium.
chelys /iXwf, Schildkröte (=« Lyra), Pomp. tr. 8 Rb. abl : -y Mart. Gap. = testudo. [123.]
eherne xw^y Gienmuschel, Plin. 32. 147. [119.]
chama, chema Exe. ex Isid. d. mens, in liq. 2 p. 140 H.
chenalopeces ;(?;i/aAc(i7rex€^, ägyptische Gänseart, Plin. 10.56. [110.]
chenerotes *x'?^^P^^«S> kleine Gänseart, Plin. 10.56. [110.]
cheniscus x^'^^^^^^S, Schiffsverzierung, Apul. met. 11. 16. [212 A.]
chenoboscion x^yoßoüxBloy, Gänsestall, Col. 8. 14. 1. griech. b. Varr. ^ cella anserum.
chenomyche (chenamyche) *xv^f>f*i^XV * Pl*n. 21. 62 e= nyctalops.. ny9tegretos (siehe
letzteres). [150.]
chernites x^pWirijg, Marmorart, Plin. 36. 132. [47. 159.]
chernitis ;fۧvtrig, Edelsteinart, Plin. 37. 191 Jan. [43.]
cherolaba x^^QoXaßri, Handhabe, Vitr. 268. 2 R.
eher Sinus x^Q^f-^^^* ^Wn, 9. 38: »terrestres testudines, quae ob id in operibus chersinae
vocantum.
chersonesus ^cpao^ijaog, Cic. Pic. 1186. Grut. inscr. 453. 1. [261.]
chersos jr^^crof, Mart. 14. 88 = testudo terrestris.
chersydrus /^^<rvcf^o$>, Landhyder, Lucan. 9. 711.
Chi x*t Buchstabe Xt Chalcid. Tim. p. 36.
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380 GniEGHiSGue Wörter
dl i asm US x^aajuoi;, Bezeichnung durch das Zeichen X, Gromal. vel. i08. 2.
chiliarches x^^^^^QXVS) Kriegshauptmann ^ Gurt. 5.2.3.
cliiliarchus x^A/ap^o^', td., Gorn. Nep. Gon. 3. 2.
chiliastae xtXtaataL^ Chiliasten^ August, d. civ. dei 20. 7.
chiliod ydamia j^iAeoffvf^a^c^i Heilpflanze, Plin 35. 64 D. Sill. u. Jan.: chiliodynamum =
polomonia, vgl. phtletaeria. [150.]
chiliophyllon /eXeo^jvAylo»', Apul herb. 18 = millefolium. [151 A.j
chilotrum x^AcoriJp, Futtersack^ God. Palat. Ev. 402 a \\, Schuchardl, Vor.
1 p. 98, vgl. ciloler.
ohimaera %L^aiQa^ Chimäre^ Lucr. 5. 902. sp. quimera, fr. chim^re. [33.
104.]
chimaereus. chimaerifer.
chimerinus x^H^Q^'^^^f Orell. II p. 881. lin. 26 = hibernaiis.
chiragra ;c6^^ay^a, Handgicht, Hör. op. 1. 1. 3i. [37. 270.]
chäragra, Hör. sat. 2. 7. 15. chedagra, Not. Tir. p. 64 Kopp,
chiragricus x^'^Q^yQ^^^Si ^^ Handgicht leidend^ Gels. 4. 24.
chiramaxium xuQai^ia^iov, Handwagen, Petr. 28. 4 = vehiculuni manuale.
[216.]
chiridotus jfetpiJwrog, Gorn. Scip. b. Gell. 7. 12 = manicatus, manu-
leatus. [181.]
chirocmeta jjfee^oxfii/Ta , Menschenwerke ^ Plin. 24. 160. ^SchrtfUitcl.) griecb. b. Yilr. 9
praef. 14. Col.
ohirographum xe^ß^ypa^)©^, Handschrift , Gic. All. 2. 20. OrelJ. 4358. '37.
265.]
chirographus. chirographarius.
chirologus x^^Q^^^V^^^ ^'^ ^^''' Hand gesammelt, Not. Tir. p. 197 Grul.
Schmitz p. 300.
chironia x^t^^^^Wa, Zaunrübenart, Plin. 23. 27 = bryonia = vilis alba.
[148.]
chironiuro x^^Q^^^'^i TauscndgiUdenkraut ^ Plin. 25. 32: »panacis genus
-um cognomi natura,
chironomia x^'^Q^'^ofila, Quint. 1. 11. 17 = lex gestus. [295 A.]
chironomos xctpoWjUOg ) Pantomime, Juveu. 5. 121. Inscr. Reines, cl.
chironomon x^'^Qovofiaw j 9. 96. [294 A.]
ohirurgia x^f^QOVQyla, Wundarzneikunst, Gic. Att. 4. 3. 3. pr. surgia. [268 A.]
Chirurg icus x^^pov^y^xog, wundärztlich, Hygin. fab. 274.
chirurgumena /ec^ov^^ov^ei^a, chirurgische Operationen (Büchcrlitcl), Cael. Aur. chron.
2. 12. 146.
chirurgus x^^Q^^^QV^^^ Wundarzt, Gels. 7 praef. Orell. 2983. I. R. N. 5607.
il. chirurgo = medicus vulnerarius. [268 A.]
chlaena x^^'tva, Lucil. 20. 7 M. =s laena.
ohlamys xAa/£i/<;, Mantel, Plaut. Pseud. 735, cf. sagochlamys. [43. 182.]
chlainyda, Apul. inct. 10. 30. chlamydatus.
chleuasmos j^Xevacr^of, Verhöhnung, Jul. Ruf. d. fig. sent. 2 = cpicertomesis = in-
sectatio. [54. 238 A.]
chloras ;fAwßOfg, arabischer Smaragd, Plin. 37. 73 Jan. : »smaragduni, quem
chloran vocent«.
chloreus x^^9^'^^i Grünspecht, Plin. 10.203. [110 A.]
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHK. 381
chlorion x^^Q^^'^i Goldamsel, Piin. 10. 87. [iiO A.]
chloritis jfAoißir^^^ Smaragdpraser , Plin. 37.456. [43. 462.]
choaspitis *x^aa/rm4?, Edelsteinart, Plin. 37. 156. choaspites Isid. 16. 7. 16.
[43. 163 A.]
crhoenix x^ti'tf, attisches Getreidemafs^ Auct. c. d. pond. 69.
cenix, Grom. vet. p. 375. 10. choenica, Pallad. 41. 14. 5.
choerRS /oi^ar. angeschwollene Drüsen, Theod. Prise. 1. 9 &= siruma. [270.]
choerilium xoiqLXBtov, VersmafSy Serg. 461. 7K. [231.]
choerogryllus x^i^oypvAAog, Spiinghase oder Stachelschwein, Vulg. Lev.
11. 5. [104.]
choicus j^oixof, aus Erde, Terlull. adv. Valent. 2*.
cholagogus /oXayaiyoV, Galle abführend, Theod. Prise, ehron. 2. 14.
Cholera x^^^^Q^i Gallensucht, Geis. 2. 13. d. Koller, sicil. colurn, corula, it.
collera. [270.]
oholericiiB x^^^Q''^^^^ gallensüchtig, Plin. 20. 67.
choliambus xo^icci-ißog, Versfufs, Diom. 504. 18 = scazon. [230.]
cholicus ;foiixog, die Gallenbrechruhr betreffend, Plin. Val. 2. 17.
choma x^h^t Damm. Ulp. dig. 47. 11. 10 es agger.
chondrilla ^oi/d^/AAij, spanische Wegewarte (chondrille iuncea L.^), Plin.
21. 89 = condrion Plin. 22.91. [146.]
chondris *;cöi'dp^, dostartiger Andorn, marrubium pseudodictamnus L.,
Plin. 25. 93 = pseudodictainnum. [148.]
ch^ra ;r«?«» C. I. L. 5. 7870. Orell. 342 = regio.
choragium x^Q^y''OV, Requisiten und Kostüme, Plaut. Capt. prol. 61. Pers.
159 R. C. I. L. 3. 348. [64 A. 293.]
choragiarius, Not. Bern. 4 5. 97. C. I. L. 5. 6795. [202.]
ohoragus x^Q^Y^^i Garderobier, Plaut. Pers. 159. [293 A.]
choraule x^Q^'^^'-^i Chorflütistin, Orell. 2610.
choraules xoQcivJirig, Chorßütist, Plin. 37. 6. Orell. 2601). acc: -en. cho-
raula, Suet. Ner. 54. [55. 290. 291. 309.]
choraulicus xoQccvkcTcdg, zum Chorßötisten gehörig, Diom. 492. 11 K.
Chorda x^Q^^i Lucr. 2. 412 = fides. (Plaut. IMost. 743: cor*).) sp. cuerda,
cell, kerdyn. [291 A.]
chordacisla *xoQdax^(n^^ , Marl. Cap. 9. 924 == qui fidibus OHiiit.
chordapsus x^Q^^^^Sj Darmverschlingung^ Theod. Prise. 4.8. griech. b.
Geis. = tormentum. [270.]
Chorea xoQela, Lucr. 2. 635. C. l. L. 4. 4336. 1338 = saltatio. [37. 294 A.]
chorepiscopus x^Q^^^^^OTtog, Landbischof, Cod. Just. 1.3. 42.
ehoreuB x^Q^^^^-» Cic. or. 63. 212 = trochaeus. [229.]
choriambicus xoQtccfit^iy^og, choriambisch, Sidon. ep. 9. 13. Diom. 505. 20 K.
[23<.]
c h 0 r i a m b u s j^o^/a^z/t^o^; Versfufs, Auson. ep. 10.37. [230 A.]
choricus x^ßexoc,^ zum Chor gehörig, Verg. 462. 1 K. [231.]
chorobates x^f^ß^^lSy Grundwage, Vilr. 205. 20. [255.]
1) Vgl. Tuchhändler I. 1. p. 3.
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38SI Grieghisghr Wörter
chorocilharisis x^^^xt^a^tat^ , Zitherspiel mit Chorbegleitung ^ Not. Tir.
Grut. 472. 3. Schmitz p. 274.
chorocitharisles xo?ox^^a^t(xri}g , Zither Spieler mit Chorbegleitung ^ Suet.
Dom. 4. [291.]
chorographia xtDQOY^ffia^ Lact, ad Stat. Theb. 2. 44 = regionis de-
scriptio. [261 A.]
chorographus xu)QOYQOLcpog ^ Vitr. 8. 2. 6 Sehn, (chorographiis von -ia ed.
Rose 490. \\) = regionis deseriptor.
chortinus xoqTivog^ Plin. 15. 30: »quod -on vocanl« = gramineus, e gra-
mine factus. [192.]
ohoruB xoQog, Chor, Naev. com. 75 Rb. G. I. L. 1. 1009; 6. 1756. fr. choeur.
[295 A.]
chorulus.
chresis XQV^^^> Benutzung, Lucil. 27. 7 M.
ch res ton XQ^^^'^y ^' AUnütxliche (Endivie), Plin. 20. 74: »quod aliqui -on appellaDt, aiii
pancration« = Cichorium,
chria xQBia, Chrie, Senec. ep. 33. 6. [237.]
chrisma ;fptajua, Tertull. bapl. 7 = unctio.
chrismo, -are.
chrismaticus xptajtiarixog, zu Salben gehörig, Not. Bern. 69. 90.
Christianismus xp^artavAajtioc?, Tertull. adv. Marc. 4. 33 = christianonim
religio.
Chris tianizo ;fß^artaW^w, sich zum Christentum bekehren, Tert. adv. Marc.
1. 21.
chriBtianiiB x^^artavo^, Christ, Tac. Ann. 15. 44. Bull. d. Inst. 1862. p. 92.
afr. christien, celt. cristawn, Christen. [319.]
Christianitas, semichristianus. Tac. ann. 45. 44 : »qaos per flagitia invisos vulgas
christianos appellabat«.
christologus xpiyaToAoyog , y>gütig redend<ii (Spottname d. Kais. Pertinax),
Capitol. Pert. 13. 5. griech. b. Aur. Vict. epit.
Christus xp^arog, gesalbt, Vulg. 2. Macch. 1. 10 = unctus.
chroma xQ^l^^i chromatische Tonleiter, Vitr. 111. 18. [291.]
chromatiarius Porphyr, ad Hör. epi. 4. SO. 24 « colorarius. (al. lect. ceroma-
tarius.)
chromatice jfpw^mrtxij, Wissenschaft der chromatischen Tonleiter, Vitr. IM.
15; 115. 12. acc: -en.
chromaticus x?a>^artxo^, chromatisch, Vitr. 115. 19.
chromis XP^V'^S, Meerfisch, sciaena scirrhosa L., Ovid. Hai. 121. genues. chro,
marseiii. chro, chrau. [117. 119.]
chronicus xQoviytog, zur Zeit gehörig, Gell. 17. 21: »libri, qui -i appeilan-
tur. [229 A.]
chronius xpoi^^off) Gael. Aur. acut. 2. 28. 148 = chronicus = tardus.
chronocrator /^oi'ox^aTai^, Zeitbeherrscther, Firm. Math. 4. 4 4.
chronographus x?o^oypar/)og, Sidon. ep. 8. 6 = annalium scriptor.
chrysallion *xQvffaXhoy, Flohkraut, Plin. 25. 140 Jan. (al. 1. chrystallion.) = psy^''^'''
vgl. cynoides.
chrysallis xf^^^^^^S, Schmetterlingspuppe, Plin. 11. 112.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 383
chrysanlhemon xQvaavd-BiJLOV ^ Goldblume j Plin. 24. 168: »heliochrysura
alii -on vocanta. [441.]
chrysanthes xqvaav&ig^ id., Verg. cul. 403. [141.]
chry satticum (vinura) xqvaarTiY.6g [olvog), attischer Goldwein, Plin. Val.
5. 9. Ed. Dio. 2. 14.
chryseleclrum xqvafiXe-Krqov^ Edelsteinart, Plin. 37. 51 : »Caliistratus et
differentiam novam attulit appellando -um«,
chryselectros, Plin. 37. Ml,
eh rys ende los xpva^j/Jerog, Mart. 2. 43. 11 = auro ornalus. [176.]
chryseas jjf^vcreo^, Martial. 9.94. 4 b= aureus. [8.]
chrysippea herba, Pflanzenartj Plin. 26.93. [148.]
chry Sites x?^^^^*??, Edelsteinart, Plin. 36. 157. [47.]
chrysitis xp^atrtg, Goldhaar (bot.), Silberglätte, Plin. 21. 50; 33.106:
»quam -im vocant«. [43. 148. 154.]
chrysoaspides xQ^<^o^(^^'^^^S , Elitetruppe, Lamprid. Alex. Sev. 50. 5.
acc.pl : -as.
chrysoberyllus xQ^^^oßi^QvlXos, Goldberyll, Plin. 37. 76: »qui vocantur -i«.
chrysocalis jif^vo-oxaW, Apal. herb. 93 «» parthenium. [151 A.]
chrysocanthos *x^va6itavd^og, Apul. herb. 49 = chrysocarpus. [151 A.]
chrysocarpus *xßt/(Xoxa^7rog , Epheuart, Plin. 16. 147: »quidam apud
Graecos etiamnunc duo genera huius faciunt erythranuro et -um«. [148.]
chrysocephalos xQ^<^oiii(pakog. Goldbasilisk, Apul. herb. 128.
chrysochrus XQ^^^XQ*^^^> Ambros. in psalm. 118 s= aureus,
chrysococcus ;if^v(roxoxxor, Apul. herb. 28 s= aureis coccis.
chrysocolla xQ^^^oxalka, Borax, Vitr. 175.8. [32. 156 A. 286.]
chrysocome xQ'^^oxo/^irj , Goldhaar (bot.), Plin. 21. 50: »-e sive chrysitis
non habet latinam appellationem«. [148.]
chrysographatus xQ^^h^Q'^V^^t Valer. imp. b. Treb. Polt. Claud. 14. 5 =s auro pictus.
ch rysolachanum xpt/cToAajcai/ov, Melde, atriplex hortensis L., Plin. 27.66
= atriplex. [140.]
chrysolago, Plin. Val. 9. 59.
chrysolampis ;cßV(XoAajU7r/g, Edelsteinart, Plin. 37. 156. [163.]
chrysolithus x9^^oh&og, Chrysolith, Prep. 2. 16. 44. [161.]
chry soroelinus xQ'^^ofii^hvog, von Quitten, Col. 5. 10. 19. C. I. L. 7. 1318
(crysomaelinus) . [19. 135 A.]
chrysomelum xf^^^f^V^^^i Quittenart, Plin. 15. 37. neapol. crisuommolo.
[135 A.]
chrysophrys xQ^^oq)Qvg, Fischart, sparus aurata L., Ovid. Hai. 111. [119.]
chrysopis xQ^^^^^^i Topasart, Plin. 37. 156. [163.]
Chrysoprases xpvao/rpacxog, Chrysopras, Plin. 37. 77: »vocatum -um«.
[m.]
chrysopteros x?v^07rr€pog, Jaspisart, Plin. 37. 109.
chrysos jjf^vcroi', Plaut. Bacch. 940 R. = aurum.
chrysothales xQ^<^o&aUg, Mauerpfeffer, Plin. 25. 160 Sill. (erysithales J.).
chus jrovf, Auct. carm. de pond. et mens. 70 « conglus.
chydaeus x^Jalog, gemein (Dattelart), Plin. 43. 46: »-os appellavit Judaea«.
chylisma ;fi)Ä«x^a, Pflanzensaft, Scribon. 23 = sucus. [271 A.]
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384 Griechis€his Wörter
chylus xv^og, id., Vegel. 5. 37 = sucus. [ili A.]
chymus xv^iog^ Flüssigkeit des Magens, Ser. Samm. 48. 900.
chymiatus, Pltn. Val. 2. 48.
chytropus xvxQOTtavg^ Kohlengefäfs mit Füfsen, Lev. 44. 35 Vulg. [476.1
cibdelus ^ilßdrjXog, Vitr. 8. 3. 6 Sehn. = fallax.
ciborium ycißioQiop, Becherart, Fi^chtgehäuse der ägyptischen Bohne, Hör. c.
2. 7. 22. it. ciborio, fr. ciboire. [478.]
ciboria.
eieoum x/xxog, Obstkern, Plaut. Rud. 580 F. [25. 433 A.]
Cichorium hvxwqlov, Endivie, Cichorium intybus L., Plin. 20. 73; 49. <29:
»erraticuro inlubum, quod in Aegypto -iura vocant«. it. cicoria. [37. i45.]
cichoreum xix(oQ£tov, id., Hor. carm. 4. 34. 46.
cici x/x^ Wunderbaum, ricinus communis L., Gels. 5. 24. 3 = croton. [54.
66. 445.]
cicinus ycUivog, vom Wunderbaum, Gels. 5. 24. 3. [492.]
cicis xi^x/g, Gallapfel, Plin. Val. 2. 28.
cicida xi^xeV : zizuea» ztzuga Loewc prodr. p. 418. Cod. Amplon.^ p. 335.9;
387. 2.
cicuma ycmv^it], xUvjAog, Paul. Diac. 384. 4 = avis noctua. [407.]
cidaris Ttldagig, Barett, Gurt. 3. 3. 49. [484.]
cidar, Auct. itin. Alex. Mag. 26. cidara Ott Jahrb. f. Phil. 4 874. 787.
cü(l)ibantum TcdUßag, Mafs, Varr. 1. 1. 5. 424, vgl. cilliba. [44. 477.^
oilicium xcUxiov, runder Schenktisch, Sisenn. hist. 1. IV b. Nou. p. 94. [<83.j
ciliciarius, Orell. 4462. cilicinus. ciliciolum.
cilliba ycdUßag, runder Speisetisch. Varr. 1. 1. 5. 448. [477.]
cillus x/XAop, Esel, Flor. 3. 5. 30 H., cf. hemicillus.
ciloter ;ftAwr/J^, Futtersack, Nov. com. 35, vgl. chilotrum. [49.]
cimeliarcha xeii^irjktaQxrig, Schatzaufseher, doA. Just. 7.72; 40.2. [3i2.
cimeliarchium 7i€tiiir]XiaQxelov, Schatz, God. Jusl. 7. 72; 40. 2. [342. 3i3.^
cimussa (I) tjjifjv&ioy, Bleiweifs, gloss. Labb. [40 A.]
cinaedias xcvaidlag, Edelsteinart, Plin. 37. 453. [55. 463 A.]
cinaedologus xiyaidoXoyos, Schmuizfinky Varr. b. Non. fr. 56. 30 coniect. v. Tumebe.
cinaeduB nlvaidog, unnatürlicher Wollüstling, Plaut. Men. 544 R. C. 1. L.
2. 44; 4. 4802. [449. 309.]
cinaedicus. cinaedulus.
cinara TicvctQa, Artischocke, Cynara scolymus L., GoL 40. 235 = Carduus.
[64. 442.]
cinaris *Y.LvaQLg , unbekannte Pflanze ^ Plin. 8. 4 04. [64.]
cinifcs a%vi7teg, stechende Insektenart, Augustin. trin. 3. 7 = scinifes. [40.
cinnabari mwaßagi, Drachenblut (Harz von dracaena draco L.), Lucil. ine.
438 M. it. cinabro, fr. cinabre. [54. 64. 66. 455 A. 459 A. 233. 286.;
cinnabaris y^cwaßagcg, id., Plin. 43. 7.
cinnamolgus *y,Lvva^oXöyog, indischer Vogel, Plin. 40. 97.
cinnamominus yLivvafiio^ivog, aus Zimt, Plin. 43. 45. [492.]
cinnamomum nLwafiufiov, Zimt, laurus cinnamomum L., Gels. 5. 4. 4. it*
cinnamomo. [444 A.]
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 385
cinnanioma.
oiimamum ytivvafiov, iiL, Plaut. Cure. 400. [65. 144. i
cinnameus.
cinyra Yuvvqa^ Saiteninstrument, i. Macc. 4. 54 Vulg.
ciosmis *xioa/Äi^, Salbeiart, salvia L., Apul. herb. 101. acc: -in <= salvia. [151 A.]
circaoa y.iQAaia, Hexenkraut^ Plin. 27. 60. [i48.1
circaeon *xiQxaloy, Alraun, atropa mandragora L. oder asciepias nigra, Plin. 25, 147:
»mandragoram alii -on vocant«.
circos xiQKogy Edelsteinart, Plin. 37. 153. [163 A.j
ciris xelQii;, Meervogel, Ovid. inet. 8. 151.
cirris Tti^^ig, gelblicher Seefisch, Plin. Val. 5. 26.
cirsion yAqoiov, Distelart, Plin. 27. 61. [148.]
cissanthemos vLiaadrd^mo(^^ Suubrolart, Plin. 25. 116: »altera cyclaminos
cognomine -os«.
cissaros '^xiaauQog^ Goldblume t chryanthemum leucantbemuin L. ;?j, Apul. herb. 17 =
Chrysanthemum,
cission xtaaioy, Epheuartj Apul. herb. 98 = hedera. [151 A.]
cissilis TLiaalTig, Edelsteinart, Plin. 37. 188. [43,]
cissos yuaaog, Epheuart, hedera hclix L,, Plin. 16.152: »oh id vocata -os«
= hedera. [148.]
cissybium yLiaavßiov, Becher aus Epheuholz, Macrob. sat. 5. 21. 11. [175.]
eist» Tilarrj, Att. trag. 528. d. Kiste. [199.]
cislula, Plaut. Amph. 420. 778 Fl., cislella, cistellula, cisterna, cistifer, cisterninus,
Cistcllaria, cistellatrix, cistarius Ilenzen 6374.
cislhos yLlad^og, Cistusstrauch, cistus crelicus L., Plin. 24. 81 : »Graeci -on
appellant fruticcm roaiorem thytno«. it. eiste. [145.]
cistophoros marocpoQog, asiatische Münze, Cic. ad Att. 2. 6. 2 = cistifer.
[220.]
eithara ^t^dga, Zither, Lucr. 2. 28. it. cetara, pr. cidra, afr. citole. [61.
65. 289. 291.]
citharicen.
citharista Tii&aQiari^g, Zither Spieler, Cic. Verr. 11. 1. 20. 53. [46. 291.]
citharistria yLid-aQiarqia, Zither Spielerin, Ter. Phorm. 82. [47. 291.]
citharizo Kid^agl^w, die Zither spielen, Nep. Epam. 1. 2. [24.]
citharoeda ytid'aQ(i)d6g, Zither Spieler in, Orell . 261 1 .
citharoedicus yi&aQ(i)dc^6g, zum Zitherspiel gehörig, Plin. 7. 204.
citharoedus yLi&aqtpdog, Zithersänger, Cic. pr. Mur. 13.29. [37. 291.]
citharus Til&aQog, Schollenart, Plin. 32. 146. [119.]
citrus yciÖQog, Lebensbaum, thuia orienlalis L., Citronenbaum, citrus medica
L,, Cat. or. p. 55. 10. Pallad. 4. 10. 11. it. cedro, sp. cidro. [84. 139 A.
207.]
citrago. citreago. citratus. citretum. citreus. [192.] citrium. citrosus. citrum.
clatri Tikfj&Qa. der. nk^&Qa, Gitter, Cat. r. r. 4. C. I. L. 3. 2072. [17. 197.]
clatratus, Plaut. Mil. 879 R. C. I. L. 1. 577. 2. clatrare.
Giema xXrj/na, Plin. 27. 118 «= polygonos. »nos sanguinariam«. [150.]
clematis xXrjfjiaxis, Wintergrün, vinca minor L., Plin. 24. 84: »aliqui -ida appellaverunt«;
24. 138: Mcentunculum vocant nostrt, Graeci -em«. [148.]
Weise, Oriech. Wörter i. d. lat. Sprache. 25
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386 Griechische Wörter
de in a litis 'Kkrj(,taTiTig, gern, Waldtrbe, cleniatis vitalba L., Apul. herb. <9.
it. clematitide.
cleonia xXetoyin, Gamander, Theod. Prise. 4. 1 = helenium. [154 A.J
cleonicon ^xXeoyixoy, Pflansenart, cUnopodtum L., Plin. 24. 137 Sill.l »cltnopodium alii
cleopiceton ^xXeonixr^joy, id., Plin. 24. 137 Jan. j -on, alii lopyron-
tion, alii ocimoides appellant«. [148.]
olepsydra /.leipvöqa ^ Wasseruhr^ Cic. d. or. 3. J4. 138, vgl. Plin. 7.215.
[\\, 252.J
clepsydrarius, Oreil. inscr. 4150.
clepta xXinjrjg, Plaut. Truc. 106 = für. [46. 310.]
cleptare.
cleruB xAr;(>oc,\ Geistlichkeit, Tertull. raonog. i2. C. I. L. 5. 2305. 8738. 319.
olerious yikrjQrAogf Geistlicher, llieron. ep. 60. 10. C. 1. L. 5. 7105. cell
cloireg, cloarec, ags. cleric, clerc, afr. clerc. [31 9. J
cicricalis. clericalus.
ciibaiiites y.kiiiavivr^g, in der Pfanne (jebacken^ Plin. Val. 5. 30.
olibanuB Tikiliavog, Brotpfanne, Gels. 3. 17. [61. 169. 176.]
clibanarlus, C. I. L. 4. 677. clibanicius. [169. 202. 823.]
ciidion xAc/d^or, Kehle, Plin. 9. 48.
ciiduchus xXbiSovxo!;, Schlüsseliräger, Plin. 34. 54. (Statue.) [277.]
clima %kL(ia^ Feldmafs; Klima, Col, 5. 1. 5. Vitr. 6. 21 griech. it. clima =
coelum, inclinatio coeli. [61. 218. 248 A.J
clima eis xkifiayclg, kleine Treppe, Vitr. 271. 1. gen: -os, acc: -a. 248 A.
283 A.]
climacter xAe^caxrij^, Wechseljahr, Plin. 7. 161: »quam -as appellanl«. ^47.
climactericus xkifiaytrrjQciiog, zum Wechseljahr gehörig, Plin. ep. 2. 20. 4.
climatiae ^ktixaTiat, Erderschütterungen, Amm. 17. 7. 13 = epiciintae.
[258 A.]
climax yLklfia^, Lucil. 9 fr. 34 M. = ascensus, gradatio. j^50. 237.|
cline viklvri, Polster, Lucil. 30. 40 M. Orell. 1892 = pulvinar.
clineus, Not. Bern. 25. 76.
clinice ximxjj, Klinik, Plin. 29. 4. [268 A.]
olinicuB %kivv%6g, Kliniker, Martial. 1.30. Orell. 2983. [268 A.j
clinocalhcdrion "^HkivoTcax^^iÖQcov , Katheterart, Not. Tir. p. 164 Grul.
Schmilz p. 275. cliothedrura, Not. Bern. 35. 115. [86.;
clinopale *xXiyo7tdXtj, Suet. Domit. 22: »assiduitatem concubitus -en vocabat.* .85. 309A.
clinopodium ytkivoTtodiov, Pflanzenart, clinopodium L., Plin. 24. 137, vgl.
cleopiceton. [178.]
ül in opus xXivonovg, Lucil. 1. 43 M. » lecti pes. [199 A.]
clonos *xX6vog, Gifthahnenfufs , ranunculus sceleralus L., Apul. herb. 8 =» scelerata
[151 A.]
clucidatus yXvxiddeiy, versüfst, Naev. b. Varr. I. I. 7. 107 = suavis. [84.]
cluciare yXvxiCeiy, versüfsen, Apic. 4. 162.
clybatis xXvßaiig, Rebhühnerkraut, parietaria officinalis I., Apul. herb. 81 = hchlne =
parietaria, perdicalis. [151 A.]
clymenus yckv^uvog, Feldringelblume, Calendula arvensis L. (?), Plin. 25. TO.
■148.]
olysmuB ^kvafiog, Klystier, Scribon. 155 = lotio. [272.]
clyBter xkvarr^Q, id„ Gels. 7. 27 = lotio. [47. 272.]
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IN DBR LATBINISCHBN SPRAGHB. 387
clysterium /JAfaTrjQWP, KlystieVy Scribon. H4. 272/
clysterizo yckvaTrjQiuo, Klystier setzen^ Cael. Aur. acut. 3. 4. [24.1
cnason *y.paaiov, cf. ycvfjaTig. Paul. Diac. p. 52. i7. [53.]
cnecos xytjy.og, Safflor, carthamus linclorius L., Col. 7. 8. 1. onicos, Scribon.
135. [145.]
ciicmis 'Avifif-dg^ Versende^ Mall. Theod. d. inetr. 4. 12.
cneoron vLvitoqov^ Kellerhals, daphne gnidium L., Plin. 13. 114. it. cneoro
= thymelaea. [146.1
eil cp hos um xWf/)a4,», Paul. Diac. p. 51.9: »cnephosuni aniiqui dicebant
tenebricosuni ; Graeci enira Y,vi(pag appellant obscurunia.
cnestron TLvriaxqov^ Kellerhals ^ daphne gnidium L., Plin. 13. 104: »alii
chamaelaean, alii pyros achnen vocant« = cneorum. (al. 1. cnestor.)
[146.]
cnide xpldr^j Meernesselj Plin. 32. 146: »quam nos urtlcam vocamus«. [119.]
cnidinus y.vldivogj von Meernesseln y Plin. 15.30: »quod -um appellant«.
[63. 192.]
c'nisa xyiaaa, Arnub. 7. 3 = nidor, odor. [32.]
cnodax yvioda^^ Kegelzapfen, Vitr. 250. 7. acc: -as. [40. 259 A.]
cobion ^xcißioy, Wolfsmilchsart, Plin. 26.71: »tithymalli genus dendroides cognominanl,
alii cobion, alii leptophylionn. [151.]
cocoinus lioxytivog, schar lach f arbig , Petr. sat. 28. it. cocciniglia, sp. cochi-
nilla, fr. Cochenille. [63.]
coccineus. coccinatus.
coccum (us) xoxxog, Schar lach färbe, coccus ilicis L., Hör. sat. 2. 6 102. cell.
coch. [25. 66. 205.1
coccygia ycozzvyea, Sumachart, rhus cotinus L., Plin. 13. 121.
coccymelum xoxxvfArjXoVf Cloat. b. Macr. sat. 2. 15. 2 b= prununi.
coccyx xoxxt;|, Plin. 10. 25. d. Kuckuck = cuculus. [51.]
cochlacae ytox^y^sg, Flufskiesel , Paul. Diac. 39. 7 = lapides marin i vcl
fluminaies, vgl. Cochleae, Cael. Aur. chron. 4. 3. 57. [51.]
Cochlea (coculea) TLOxklag, Schnecke, helix pomatia L., ^Plaut. Poen. 523. Ed.
Dio. 6. 46: cuchlia. [42. 55. 120 A. 176. 259.]
cochlear fit. cucchiajo, sp. cucharu). cochlearium. cochleatim. cochleatus. coch-
leola.
cochlis xo;cA/g, Edelsteinart, Plin. 37. 193.
coch los x6/Xof, Schnecke, Plin. 32. 147. nom. pl : -oe = Cochlea. [H9.]
codia xddeia, Mohnkopf, Isid. or. 4. 9. 9.
coeliacus ytodiaytog, den Unterleib betreffend, Cat. r. r. 125. Plin. 20. 201:
»quas vocant -as<( = ventriculosus. ^269.]
coelioticus xoihiOTiyLog, magenreinigend, Cael. Aur. chron. 1. 5. 174. [272.]
coemeteriuin y:oi^r]TriQioy , Gottesacker, Tertull. anim. 51. it. cimeterio, fr.
cimetidre. [47. 308 A.]
ooenobium Aoivoßtov, Klostei^ Hieron. ep. 22. 36. Mur. 1940. 7. [320.]
coenobita. [320.]
coenolexia xotyoXe^la, gern, Ausdruck, Serv. Verg. Aen. 8. 31.
coenomyia y.vvof^ivia, gern. Fliege, Ital. Psalm. 77. 45, cf. cynomyia.
coenon 'koivov, Augensalbe^ Orell. 4234 = commune. [271 A.]
coenotes xoivoxris, Analogie, Rutil. Lup. d. (ig. sent. 1.9. [238 A.]
25»
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388 GniECHiscRK Wörter
coenoteta xoiy6rr,s^ Cael. Aur. acut. 3. 16. 136 = coenotes.
coillum xotAo*', iiiscr. bei Tert. d. spect. 5 = pars inlerior aedium.
CO ix /o/^, Sagopalme^ hyphaena coriacea Gaerl. oder sagus farinifera Law.,
PliD. i3. 47. Mayb. u. Dell, coccas. [66. 436 A.]
colapbizo Kolaq^l^to, ohrfeigen, Terlull. d. fug. et pers. c. 2. !2i.'
colaphus y.6lacpog, Ohrfeige^ Plaut. Pers. 293 R. it. eolpo, fr. coup. '^311).
Colchicum yLolx^ytoVj Zeitlose^ Colchicum autunmale L., Piin. 28. <29.
c 0 1 e f i u m , c o I a c p i u m y.cülrjfpiop, Hüftbein , Pelr. 70 . 2 .
colias Tinliag, Thunfischarl, Plin. 32. 146. [55. 416 A. 119]
colice xwA/x»/, Mittel gegen Kolik, Gels. 5. 25. 12.
colicus xiühyiog, von Kolik, Plin. 20. 122.
collema yiokXrjfia, Papierbogen, Marl. Cap. 3. 225. [48.]
colielicus KollrjvrKOi;, zum Zusammenleimen dienlich^ Veget. 2. \^.i.
coli et is *7Lollrixlg, Pflanzenart, Apul. herb. 3.
CO 11 yb isla xoXXvßiatri^, Hieron. Matlh. 21. 12 = argcntarius, nummularius.
coUybuB ytokkvßog, Agio, Cic. Verr. 3. 78. 181. [222.^
collyra yioXkvQa, grobes Brot, Plaut. Pers. 92. [170.]
collyricus yiollvQCTiog, zum groben Brot gehörig, Plaut. Pers. 95.
collyris ytollvQig, Brötchen; Kopfschmuck, Tertull. cult. fem. 7. [119.^
coliyrida, Vulg. 2. Sam. 6. 19.
collyrium ytollvQtop, Augensalbe, Hör. sat. 1. 5.30. [192. 271.]
colobathron xutXoßtt&Qoy, Not. Tir. p. 174 Grat. = perlicac ligneae.
colobathrarius, Non. 115. 20.
coiobicus xoXoßixo^j Jul. Firm, inath. 3. 14 = mulilus, cf. colobos.
colobium xoXoßioy^ Unterkleid, Serv. Verg. Aen. 9.616. [181.]
colobum.
colobos xoXoßof, verstümmelt. Mall. Theod. d, melr. 7 = catalectus.
oolocasia -AoloyLaala, indische Wasserrose, nymphaea Nelumbo L., Col.8.15J.
[U5.]
colocasium, Verg. ecl. 4. 20.
colocynthis yLolo-AwMg, Koloquinte, cucumis colocynthis L,, Plin. 20. ii;
»-is vocatunc.
Colon, oolum yLwkov Grimmdarm, Darmschmerz, Plin. 11. 202; 26. 9 = tor-
mina (med.). [270.]
colus, Ser. Samm. 31. 579.
oolophonia Kolocpiovla, Kolophonium, Scribon. comp. 137. [291 A.]
colophon y,olo(pcl>v, Gipfel, Paul. Diac. p. 37. 14: »-on dixerunt, cum ali-
quid finitum significaretur«.
colophonium ycoloq^iivwv, Medikament, Not. Tir. p. 160 Grul.
colosseus; colossaeus xoloaaalog riesengrofs, Plin. 34. 39: »statuaruDi.
quas -as vocanl«.
colossiaeus ytoloaaialog, id,, Plin. 36. 26.
colossicos xoXoatsixog, id., Vitr. 50. 3. colossicoleros, Vitr. 4. 3.
colossus yLoXoaaog^ Kolofs, Plin. 34. 41. acc: -on.
colotes ynüXtorrig, Eidechsenart, Plin. 9. 86.
coluri xoXov^oi, Zirkel an der Himmelskugel, Macrob. somn. Scip. 1. 15. 14.
colutea xolvrea, xoloiTia, xokovria, Früchte des Linsenbaums, colulea arbo-
rescens L., Plaut. Pers. 87.
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IN DBR LATBINISCHBN SpRAGHR. 389
coluthia nolov&ia, Purpurschneckenart, Plin. 32.84: »muricum generis sunt,
quae vocant Graeci coluthia, alii coryphia. [119.]
colyma xtaXvfja, Hindernis, Pomp, comment. p. 477. 48 K. =: impedimentum.
colymbas Kokvfißdg, eingemacht^ Gol. 12. 47.8. [44. 133 A.]
colymbus xoXvfißo^, Schwimmanstalt, Prud. neQ. aietp. 42.36.
colyphia ytiolvcpta, Hüften stückcheti, Plaut. Fers. 92.
ooma xöfo;, Haar, Enn. ann. 352. it. chion)a. [41 ]
comatus, C. I. L. 4. 36 (tit. Scip. Asiag.), vgl. como, comatorius, comosus, co-
mula, bicomis.
comacum ycioftaxoVj Zimtart ^ Plin. 12. 135: »quod -um appellanta. [51.
61. 144.]
comarchu.s xtofjagxog, Plaut. Cure. 286 es pagi magister. [344.]
Cornaron xofdaqoy , Frucht des Erdbeerbaums, arbutus unedo L., Plin. 4 5. 99: »duobus
hoc nominibus appellant Graeci -on et memaecylon«. [64.]
comarus, Mai cl. auct. VI p. 509 a.
come KOfir], Bocksbart, Plin. 21. 89 : »come quae ab aliis tragopogon vocatunc.
[146.]
cometes xo(.iriTrjg, Komet, Cic, d. nat. deor. 2. 5. Plin. 2. 89: »-as Graeci
vocant, nostri crinitasa. [248.]
conoeta, Sen. Oct. 932.
oomiouB xc(ijU£xo^, komisch^ Plaut. Poen. 588. Grut. inscr. 1089. 6. [294.]
comice.
oomisBor xio^aCu), umherschwelgen, Plaut. Most. 317. [23. 169.]
comissator. comissatio. comissabundus. comissaliter.
comma xofi^a, Periodenabschnitt, Quint. inst. 1. 8. 6. griech. b. Cic. = in-
cisum. [48.]
commagene "^'xoiifiayrjrrj, Plin. 29. 55 = nardus Syriaca.
commagenum.
commaticus xofXfjiaTixog, in kurzen Abschnitten abgefafst, Sidon. ep. 4. 3.
commatice.
conimosis xoju/iwaeg, Gummigrund, Plin. 11. 16. [123.]
como yiofiaio, mit Haaren bekleiden, Tert. pall. 3. coraans, Verg. ge. 4. 122.
[30.]
comoedia %m(i(^dla, Komödie, Plaut. Pseud. 1081. [37. 294.]
comoediouB yLiü^q}3iyi6g, zur Komödie gehörig, Fulg. myth. 1 praef. p. 2 ed. M,
comoedice, Plaut. Mil. 24 3.
c omoediographus xojfn^dioyqdtpof^ Prob, caihol. 38. 47 K. s comoediarum scriptor.
comoedus ytoji^ipdog, Komiker, Cic. Rose. com. 11. C. I. L. 3. 375. Henz.
6185. [294.]
comoedissarc, Iren. 2. 4 4. 4.
coinopoUs xtofÄonoXig, Dorfstadt, Marc. Emp. 4.
eompsissume yLOfiipojg , höchst schlau, Plaut. IMil. glor. 941. nach Hertz
Prise. 2. 59.
concha y^oyx^j, Muschel, Plaut. Rud. 297. it. cocca, sp. coca, afr. coque.
conca, C. I. L. 5. 5504. [4 9. 4 4 6.]
conchatus. concheus. conchula.
conchis xoy^öS» Bohnenart, Mari, 13.7. »cunchin vetustissimia Prise. 1.35K.
conchicia. conchiclatus.
conchila xoy;c/riyg, Muschel Sammler, Plaut. Rud. 310. [46.]
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390 Griechische Wörter
conchyUum xoyxv^'^oVj Schaltie^', Lucr. 6. 4072. it. coc<;higlia, fr. coquille.
[410.]
conchyltatus, Plaut. Pseud. 147 R. [180 A. 204.] conchyltlegulus. conchyliarius,
C. I. L. 3. 2115. Henz. 7226. [202.]
condalium xovdvhoVj Ring^ Plaut. Trin. 4 014 = anulus. [189.]
oondoluB ytovövlog^ id., Paul. Diac. p. 38. 14 = anulus. [189.]
condy xoydv, Pokal, Ital. Genes. 44. 2.
Condyloma ytovdvlw^ia, Feigwarze, Gels. 6.18.8. [48. 271.]
condylus TLOvdvkog, Rohr zur Rohrpfeife, Mart. 5. 78. 30.
conger yoyygog, Meeraal, Plaut. Mil. gl. 760 R. it. gongro, grdngo, fr. congre.
gonger, Ter. Ad. 377. [56. 69. 84. 85. 114.]
conicus yctjvixog, kegelfiirmig, Vitr. 236. 22.
conila siehe cunila.
conisterium yLoviavrjQiop, Staubplatz der Palästra, Vitr. 127. 15. [47. 298.
conitum zovig, Paul. Diac. p. 40. 8: »genus libaminis, quod ex farina con-
spersa faciebant«.
conium xtayeioy, giftiger Wasserschierling, cicuta virosa L., Ambros. hexaem. 3. 9 = cl-
cula. [151 A.]
conoides xtayoeidr^c, kegelförmig, Chaicid. p. 90. [49.1
conopeum ^wpcjiteiov , Himmelbett, Varr. r. r. 2. 10. 8. it. canope, sp.fr.
canapö. [199.]
conopKum, Prop. 4. 10. 45 M.
contomonobolon *7LOVTO(.Lov6ßoXov, Springen mit der Stange, Cod. Jusl. 3.
43. 3. [86.]
contuB y^ovTog, Stange als Schiffsgerät, Verg. Aen. 5. 208. sp. gonzo, pg.
gonce. [74. 212. 323.]
contarius, Grut. inscr. 40. 2. contatus. percontari Plaut. Bacch. 489.
ooinis Tcdwog, Kegel, Lucr. 4. 427 B. [63. 252. 255.]
conula (?) conifer. coniger,
conyza y^ow^a, Flohkraut, inula pulicaria L., Plin. 19. 165. [148.]
oophinuB TLocpivog, Korb, Col. 11. 3. 51. it. cöfano, sp. pr. cofre; sp. cun-
bano, sp. pr. cofin, fr. coffin. [33. 63. 199.]
copiata xoniaxrjg, Totengräber, Cod. Theod. 7. 20. 12.
copis TtOTtlg, Yatagan, Gurt. 8. 14. 29. [43.]
copodis xoTTwcf^r, ermüdend, Orib. Bern. 18. 29.
coppa xonna, griechischer Buchstabe, Terent. Scaur. 16. 3 K. [225 A.]
coprea ytOTtgiag, schmutziger Possenreifser, Suet. Tib. 61, vgl. Copreanus.
[55. 310.]
copta TLOTtTYi, Stofskuchen^ Mart. 14. 68. [170.]
coptoplacenta, Petr. 40. 4.
cora xo^rj^ Orell. 2361 = virgo, puella.
coracesia *xoQaxr^aia, unbek. Kraut, Plin. 24. 156 D. [147.]
coracinus xoqaxivog, Vitr. 198. 14 = niger.
coracinus KOQaycivog, Plin. 5.21. d. Karausche. [117. H9.]
corallinus -Äogallivog, Korallenart, Poet, in anthol. Lat. 989. 13 M.
corallis AogalUg, Edelsteinart, Plin. 37. 153. [43. 162.1
oorallium y,oQdkhoy, rote Koralle, corallium rubrum Lam., Ov. mel. 15. i<ß-
[116.1
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m DER LATEI?fISCHEN SPRACHE. 391
curalium xovqaXioy, id., Lucr. 2. 805. [H6.]
corallum. corallius.
coralloachates ycoQalloaxoiTtjg, Korallachat^ Plin. 37. i39. [i61.]
coramble xoga^ßh], Kohlart, Gol. iO. 478. [142.]
corax xo^a^, Vitr. 275. i% = corvus. [50. 64. MO. 349.]
coracino. coracicus, Orell. 2343.
corchoros xoqxoqo^ , Gauchheil, corchorus olitorius L., Plin. 25. 144: »anagallida aliqui
-on vocant«. [146.]
cordax xdgda^, griechischer Chortanz ^ Cic. or. 57. 193. [50. 294.]
cordyla 7iOQdv).rjj junge Thunfischbrutj Plin. 9. 47. [416 A. 119.]
coriandrum ycoQlavvov, Koriander^ coriaudrum sativum L., Plaut. Pseud.
814 R. it. coriandro, coriandolo, sp. culaniro. [140.]
coriandrus, Cal. r. r. 157. 6. coriandratum. coliandrum.
corissum *x6Qiüaoy, Feldcypresse, Plin. 26. 85 = chamaepitys, vgl. hypericon. [148.]
corocottas, siehe crocottas.
coronis xopwWg, Schlufsschnörkelj Mart. 10. 1. 1. it. cornice, fr. corniche
= corolla. [226.] '
coronopus -KOQUßvoTtovg, KrühenfufSj plantago coronopus L., Plin. 21.99:
»quam -um vocant«. it. coronopo.
corsa ytoga^, Thürbinde, Vitr. 98.2. [281.]
eorsoides ycoQaosidrjgj Edelsteinart, Plin. 37. 153, [49. 1'63 A.]
corybantes Kogvßavteg, Kybelepriester, Hör. c. 1. 16. 8. [318.]
eoryceiun ytioQVTLBlav, Ort zw Sackvbungen, Vitr. 127. 15. [298. 302.]
corycomachia MOQV^Of.iaxia , Übung am Korykus , Cic. Phil. 13. 12. 26.
[302.]
corydalus xoQvdalog, Kuppenlerche, Serv. Verg. ecl. 2. 1. [61. 110 A.]
corymbia ycoQVfißla, Ferulaart, Plin. 19. 175. »-an hanc vocant«.
corymbion KOQVfißiOP, Haarfrisur, Petron. 110. 1 = nidus. [187.]
corymbiatus.
corymbites xoQVfißhrjc, Wolfsmilchsart, Plin. 26. 70: »tithymalli genus, vgl. plalyphyllon.
■454.]
oorymbiiB yioQv^ßog, Blütenstaub; Schiffsknauf, Verg. ecl. 3.39. [212 A.]
corymbifer.
coryphaeus Y.oqv(palog, Cic. d. nal. deor. 1. 21. 59 = princeps. [55.]
coryphia *7icoQvcpia, Purpurschneckenart, Plin. 32. 147. [119.]
oorytuB ycjQVTog, Köcher ^ Verg. Aen. 10. 169. sp. goldre, pg. coldre. acc: -on.
[84. 323 A.]
coryza -KOQvta, Schnupfen, Cael. Aur. acut. 2. 17. 101 = destillatio, pituita.
[270.1
coscinomantia ycoayiivo/iavteia, Weissagung aus dem Siebe, August, tom.
5 p. 426.
cosraetes ycoafirjTrjg, Garderobier, Juven. 6. 477.
cosmetorium xoaiirjVQop, kosmetisches Mittel, S. Placit. d. med. 31. 11.
cosmicos xoGfAixog, Weltbürger, Marl. 7. 41 = mundanus.
cosmoe xoGfxoi, Staatsbehörde der Kretenser, Cic. d. rep. 2. 33. 58. [39.]
cosnnographia Koaf,ioyQa(pla, Weltbeschreibung, Cassiod. div. lect. 25.
cosmographus 7ioauoyQa(pog, Weltbeschreiher, Itfythogr. Lat. 3. 0.35.
coss>phus xoaavffos, Amsel, Plin. Val. 5. 26 a= mcrula.
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392 Griechische Wörter
costamomum '^oarauio^ov, Gewürzpflanze, Mart. dig. 39. 4. 46.7. [UiA.
151 A.]
coBtum 'AooTogj KostwurZy costus arabicus L,{i)y Hör. od. 3. 1. 44. [Uo.]
costus, Lucan. 9. 917.
cot hon Titü&cjVj innerer Hafen, Paul. Diac. p. 37. 9. Auet. bell. Afp. 62.5.
oothurnufl -Aod'OQvog, Kothurn, Liv. Andr. trag. b. Ter. Maur. 1935. [<86.
293.]
coturnus, Orell. 6187.
cothurnatus. cothurnatio. cothurnate.
cotinus TLOTivog, Perückenbaum, rhus cotinus L., PI in. 16. 73. it. colino.
scotano. [63.]
cotonea, Wallwurz, Plin. 26. 42.
cotonia (-ea) y.vdcovla, Quitte (Frucht von pirus cydonia L.), Cat. r. r. 7.
Plin. 15. 37: »quae vocamus cotonea et Graeci cydonia«. it. cotcgDa,. pr.
codoing, fr. coing. [36. 84. 84 A. 135 A.]
cottabufl Tcorraßog, klatschender Schlag, Plaut. Irin. -1011. [61. 310.]
coltabius.
cottana 'Korvava, Feigenart, Plin. 13. 51 : »quas -a vocant«. it. cotogna. [25.
61. 65. 139.
cotula Korvkrj, ein kleines Gefäfs, Cat. r. r. 146. 1. [219.]
cotyledon xoTvXrjdtap, Nebelkraut, cotyledon umbilicus L,, Plin. 25. 159. ^53.
crabbatus xQaßßarog, niedriges Ruhebett, Dig. 33. 7. 20. 8 = grabbaliis.
crambe TCQUfißrj, Kohlart, Plin. 20. 79: »proprio est appellata -ea.
crapula ytQaiTtdlrj, heftiger Rausch, Plaut. Pseud. 1282. it. crapula. [37. 62.
169. J
crapulariiis. crapulatus. crapulatio. crapulentus. crapulosus.
crataegis xQaiatyi^, Lieheskraut, Plin. i6. 99: »in totum quidem Graeci salyrion appeliant
sie et crataegin cognominantes et thelygonon et arrhenogonon«. [160.]
crataegos i/t^aiaiyog \ Stechpalme oder Elzbeerhaum, Crataegus tormtnalis L , Plin. 27.63-
crataegon x^arAi;^a>v/ »Theophrastus arboris genus inlellegi voluit cralaegon sive -ona
quam Itali aquifoliam vocant«.
crataegum, Kern der ^ Buchsbaumfrucht, Plin. 16. 120: »quod -um vocant*«.
crataeogonon -AQaTawyovov, gern, Flohkraut, polygonum persicaria I., Püd.
27. 62. [148.]
crataegonos.
crater ytQarrjQ, Mischknig, Gic. Att. 2. 8. 2. I. R. N. 3588. acc: -a, pl. acc:
-as. [47. 174.]
eratera yiQarrjQ, id., Naev. b. Pun. 18. C. I. L. 3. 1904. [174.]
crelerra, Naev. trag. 45 Rbb.
crateritis TtQarrjQiTcs, bernsteinfarb, Hyacinth, Plin. 37. 154. [43. 162.-
creagra nQedyQa, Fleischgabel, Vulg. Paral. 2. 4. 11. [176.]
erepida 'AQr]7rlg, griechischer Halbschuh, Gatull. 98. 4. Gell. 13. 21: osoleas
dixerunt nonnumquam voce Graeca crepidulas«. [36. 43. 60 A. 74. W.
217. J
crepidula, Plaut. Pers. 464 R. crepido, C. I. L. 5. 1887. [288.]
crcpidarius. [202.] crepidatus.
crepis ^grjTrlg, id.. Pflanze, Plin. 21. 99. [148.]
cretica x^r^tixrj, gern, Waldrebe, Plin. 25. V6 ^ clematitis.
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IX DER LATEINISCHKN SPRACHE. 393
cretice xpiyrr/?/, Eibisch^ Apul. herb. 38 == hibiscus.
crelicus xQrjrrAog^ Versfufs, Quint. 9. 4. 97. [229.]
crethmos xQfjd-^uogj Meerfenchel, crithmum maritimum L., Plin. 25. 455.
[U2.1
crininus x^ivivog, Pomp. dig. 34. %. 21. [63. 492.]
crlnon x^iyoy, Plin. 21. 24: »rubens lilium, quod Graeci -on vocanU.
criobolium AQLoßoliov, Widderopfer, I. R. N. 1399. 5308. Henz. 6041.
:3i8.]
crios x^toV. Epbem. epigr. III p. 86 = aries.
crisimos xQiai/nogj kritischt Censor. 44. 9. n. pl: -oe. Caei. Aur. : »quos -os appellantn.
crisis x^laig, Sen. ep. 83. 3. acc: in. s discrimen.
critae xQixaiy Tertull. adv. gnosl. S = iudices.
crithologia xQcO^oXoyla, Amt des Gerstensammelns, Cod. Theod. 14. 27. 1.
[312.J
critious x^trr/oc;, Kunstrichter, Cic. fam. 9. 10. 1.
criu metopon xqiov fjiiiianoy, Widdersiirn, Not. Tir. p. 72 Kopp,
crobylos -Aqioßvlog, Haarschopf, Tertull. virg. vel. 10. [187 A.]
crocallis xpoxorAA/t;, Edelstein, Plin. 37. 154.
crocias yiQoyiiag, safranfarbiger Edelstein, Plin. 37. 191. [55.]
crocidismus xQo-^idia^iog , Flockenlesen der Kranken, Caei. Aur. acut. 1.
3. 34.
crooinus 'jiQOAipog, aus Safran, Plaut. Cure. 101. [191.]
crocis TiQO'Klg, Pflanze, Plin. 24. 167. acc: -a. [148.1
crocodes 'AQOKiodeg, Augensalbe, Orell. 4233. [271 A.]
crocodilea Ti^oy^odeclela, Krokodilkot, Plin. 28. 108.
crocodileon AQOAodeikelov, Pflanze, centaurea crocodiliuin L., Plin. 27. 64.
[148.1
crocodilinus Kgoxodelhvog, vom Krokodil, Quint. 1. 10. 5.
crooodüus Ti^OKodcLkog , Krokodil, croeodilus niloticus, Cic. d. nat. deor. 2.
48. it. coccodrillo. [101. 124.]
crocodilonius, Plaut, mil. 53 Lor.
crocomagma Kgo-AOfiay^ia , Überrest des Sc^rans nach der Bereitung des
Safranais, Plin. 21. 139. Orell. 4991 : »quod -a appellant«. [49.]
crooota xQoniüTog, safranfarbiges Prachtkleid, Naev. trag. 46 Rbb. [180.]
crocotinus. crocotillus(?). crocolarius. [205.] crocotula. crocotularius. (excrocollum
Placid. 464.)
crocottas xpoxorrag, äthiopisches Tier (Hyäne?), Plin. 8. 72; 8. 107: coro-
cottas. [103.]
crocum Tcgoytov 1 Safran, crocus sativus iL., Lucr. 2. 416. Varr. r. r. 1. 35.
croous ^Qoxog j it. grogo, gruoco. [65. 141. 205. j
crocare. crocatus.
crocyfantia yigoxog + vfpaivü) , safranfarbiges Galakleid, Ulp. dig, 34. 2.
25. 10 = crocola. [86.]
crotalia 'AQoraXia, Ohrgehänge, Plin. 9. 114: »-a appellant«. [189.]
CTotalisso -AQoraXil^o), mit Kastagnetten klappern, Macr. d. difT. 21. 8. [23.]
crotalistria yLQOvaUatQca , Kastagnettentänzerin, Publ. Syr. ine. fab. 8 Rbb.
[47. 291.]
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394 Griechische Wörteb
crotalum yiQoralov, Kastagnette, Scip. b. Macrob. sat. 2. 10. fr. grelot, it.
crocchiare, sp. crotorar. [61. 289.]
succroUUns. Titin. 174 (hierher gehörigl? vgl. crocotillus).
crotaphus y^goracpog, Schmerz am Kopfschlafe^ Gael. Aur. chron. 1.1.4.
[270.]
croton 'AQOTiov^ ägyptischer Wundei^bourn, ricinus communis L., Plin. 15.25
== cici. [145.]
crusma xQovafA», Tonstück, Martial. 6. 71. 1. [48.]
crusmaiicus xQovüfjiajuog, zum Spiel auf dem Schlaginstrumente, Censor. Tr. U.
cryphicus *XQV(pix6g, heimlich, Porphyr, d. abst. 4. 46.
cpypta xQVJtTfj, Gruft, Varr. sat. Men. 536. C. I. L. 1. 1147; 3.4183. it.
grotia, sp. pg. gruta, fr. grotte. |308 A.]
crupta, C. I. L. 4. 4 4 47. cryptarius, Orell. 2566. cryptoporticus.
cryplicus xQvnuxog, bedeckt, Sidon. ep. 4. 5.
crystallinuB 'KqvaraXXivog, krystallen, Senec. d. ir. 3. 40. 2. C. I. L. 3. 536.
crystallion -KQvazaXXLOv, Flohkraut, Plin. 25. 140 Sill. Jan. u. Detl. chn-
sallion, vgl. psyllion. |148.]
crystalloides ycQvaralloeiörig, kry stallähnlich, Prise. Theod. 4.2.
orystallum, crystallus ^QvavaXlog, Krystall, Verg. cop. 30. Prop. 4. 3. 52.
griech. b. Sen. nat. qu. 3.25. 10. cell, krissant, afr. cristal. [156 A.l
cteticus ytzrjrrAog, Donat. 373. 28 K. = possessivus.
oubicuB Tivßcxog, kubisch, Vitr. 104. 13 (cybicus).
cubas xvßog, Würfel, Vitr. 10. 4. 5. (cybus.) coebus, Auson. edyll. 11.3.
[33. 255.]
cuci xouxt, Plin. 13. 62, palmenähnlicher Baum, Hyphaene coriacea Gaertn.,
cf. Theophr. 4. 2. 7: cpoivt^ TiovyciofpoQog. [54. 66. 136 A.]
cucubalus Tiov^ovßäkog, Plin. 27. 68 Sill. = strychnos. Dell, cuculli.
cuferion *yiovfpi^Qtov , Nasenblutßufs, Veget. 3. 37.
eiüigna ytviiixvrj, kleiner Kelch, Cat. r. r. 132. 1. [20 A. 33. 67 A. 84 A.
175.]
cumatilis -AVfia, wasserblau, Plaut. Epid. 226. [49. 180.]
cumba 'Av^ißrj, Nachen, Afran. 138. (cymba.) [33. 212.]
cumbola (cymbula).
ouminnm vLv^ivov, Kümmel, cuminum eyminuni L,, Cat. r. r. 119. it. comiQO.
fr. cumin.
cyminum, Ed. Dio. 4. 32. cuminatas. cumininus. [33. 65. 4 44.]
otimmi \-k6^{xl, Gummi, Cat. r. r. 69. 2 (gumrai). gen: -eos. [54. 66. 84 A.
cummis J 145.]
cumma. cummatus. cuinroeu.s. cummino. cumminosus. cummitio.
ounila, conila xovllt], Saturei, saturcia hortensis L., Plaut. Trin. 935. d.
Quendel = thymbra. [142. 142.]
ouncia, Col. 6. 8. 2. cunilago.
oupressuB xv/iagiaoog, Cypresse, cupressus sempervivus L., Enn. ann. 267.
it. cipresso, ags. cipresse, afr. cyr^s. [8. 65. 85. 134. 207.]
cupressentum. cupresseus. cupressinus. ,4 92.] cupressifer.
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IX DBB LATRIIf ISCHBN SPRACHE . 395
cuprum xvTtQcov, Kupfer, Ed. Dio. 7. 25. cyprum, Spart. Carac. 9. 5 P. =
aes Cyprium. fr. cuivre, cell, cober. [453 A. 492.]
cypreus. cyprinus (cupreus. cuprinus).
curoirophos xovqoxqotpos^ Kinder nährend, Serv. Verg. ecl. iO. 62.
cuturnium siehe gutturnlum. [17.]
cyaroias Kva(.ilag, Edelsteinartj Plin. 37. 488. [55.]
cyamos xvafÄog ägyptische Bbhne, nymphaea Nelumbo L., Plin. 21. 87: »colocasia, quam
-on aiiqui vocant«. [61. 4 45 A.]
cuamos, id.. Plaut. Vidul. 4. fr. 20 nach Studemund.
cyaneus xt>«*'coi', blaue Kornblume^ centaurea cyamus I., Edelstein, Plin. 10.32.47 =
caeruleus.
cyanus xvavog, blatte Kornblume, centaurea cyanus L. ; Edelstein, Plin. 24.
48 = it. ciano. [64. 448.1
oyathiflso, y.vad'Ltu), den Mundschenk machen, Plaut. Men. 305. [23.1
oyathufl xva&og, Becher zum Trinken, Plaut. Stich. 706. [49. 474. 249.]
cyba-eus *'Kun:alog, bauchig, Gic. Verr. 4. 8. 47. [55. 84 A. 242.]
cybelista Tcußeliarrig, Priester der Kybele, Verg. cop. 25 Sill.
cybindis xvßivdig, Nachthabicht, Plin. 40. 24.
cybiosactes 'Aifßwad'Krrig, Salzfischhändler , Suet. Vesp. 49. (Spottname des
Vespasian.) [424 A,]
cybium xvßiov, Thunfisch, Varr. 1. I. 5. 77. [424.]
cyceon xvxetoy, Mischtrank, Arnob. 5. 25 s= cinnus.
cychramus ytvxQct^tog, Ortolanart, Plin. 40. 66. [440.]
cyclaminos Tivxkdfiivog , Saubrot, cyclamen Europaeum L., Plin. 24. 54.
it. ciclamino. [4 48.]
cyclamen, Plin. Val. 1. 29.
oyolas xi/xAag, runder Rock, Prop. 4. 7. 40. sp. ciciaton, afr. siglaton, mhd.
zikmt. [43. 484.]
cycladatus.
cycHcus nvTckoiog, kreisförmig; cyklischer Dichter, Hör. A. P. 436.
cyclus nvyclog, Kreis, Isid. 3. 36. Veget. 3. 6. 4. fr. besicle (bis cyclus).
cycneus nvxveiog, zum Schwan gehörig, Lucr. 2. 505. [37.]
quigneus, Löwe prodr. p. 876.
oyonus -Kimvog, Schwan, Lucr. 3. 7. it. cigno, fr. cygne = olor. [8. 64. 4 40.^
cydarum xvdaQov, Wasserfahrzeug, Gell. 40. 25. 5. [242 A.]
cydoneum Tivätivcov , Quittenapfel, Frucht von pirus cydonia L., Plin. 45.
37 = cotonium. [435 A.]
cydoneum.
cydonium yivöciviov, id., Ed. Dioc. 6. 73. d. Quitte. [435 A.l
cydonites ytvätjvlvrjg, Quittenwein, Col. 3. 2 in. [474.]
cyitis Ttvlvig, Edelsteinart, Plin. 37. 454. [43.]
cyix xvl§, Knollengewächs, Plin. 49. 95.
cylindroides TivlcvdQoeidrig, Chalcid. Tim. p. 90 = cylindri forma.
oyUndrus (colindrus) xvlivdQog , Walze, Cat. r. r. 429. C. I. L. 2.3386.
Henz. 64 44. fr. calandre. [36. 490. 207. 232. 255.]
cylindratus.
cyllsma xvXiafjia, gloss. Salom. 1782a, Löwe prodr. p. 376: vibrationes verum.
cyma xv/icf, Kohlsprofs, Lucil. inc. 466 M. it. cima, fr, cime. l48.]
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396 Griechische Wörter
cymula. cymosus.
cymatium TiVfxaTtov, kleine Welky Vitr. 81. 4. C. I. L. 4. 577 (cumatium .
it. cimasa. [49. 282.]
cymba vgl. cumba.
oymbalisso xvfißallCio, Zimbeln schlagen, Cass. Hein. b. Non. 90.25. '?3.
cymbalista yAff.tßaliaTrjgj Zimbelsch läger , Apul. d. deo Socr. 44.43. (290.
294.]
cymbalistria ycv^ißaUoTQia, Zimbelschläger in, Petr. 22.6. CLL. 5.519.
[47. 289. 294,]
cymbalitis yivfißakirtg, Nabelkrautj cotyledon umbilicus L., Marc. Emp. U
= cotyledon, vgL cymbalaris.
cymba ]i um ytv^ßäkiov, kleine Zimbel, Vitr. 40. 8. 5 Seh.
oymbalum ycvfißalov, Schallbecken, Lucr. 2. 648. C. L L. 3. 4952. it. zim-
bello, sp. cimbel, pr. afr. cembeL [64. 290.]
cymbalaris.
cymbium ycv^ßiov, kahnfiirmiges Trinkgefäfs, Varr. b. Non. 545. 28. [475.
Dyna *yLvva, arabischer Wollbaum, bombax Ceiba L., Plin. 42.39: »Juba
tradit arborem cynas vocari«.
cynacantha yivvaxav^a, Hagebuttenstrauch, rosa canina L., Plin, 44. 118.
cynanche xi/i/ay^ij, Hundebräune, Cael. Aur. aeul, 3. 4. 3.
cynapanxis *xvyanay^igf HagebuUenstrauch, rosa canina L.. Plin. 24. 121 J.: iK^ynosbatoD
alii -in, alii ncurospaston vocant« ae sentis canis. [U8.J
cyneus xvyeio^, zum Hunde gehörig, Hygin. fab. 114 » caninus.
cynice xi/i/tx»J, cynisch; hündisch, Auson. epigr. 27.
oynicufl TiwcTiog, cynisch, Plaut. Pens. 423 R. Ghalcid. Tim. p. 425. [242.;
cynice.
cynismus TUfvia^iog, cynische Handlungsweise, Gassiod. bist. eccl. 7.2. [5i.
243 A.]
cynocardamon ycvvoy:aQda/.iov, Hundekresse, Apul. herb. 20. [454 A.j
cynocauma xwoxai/^a, Hitze der Hundstage, Plin. Val. 3. 4 4.
cynocepbalia; cynocephalion xwoycefpahov, Pflanze, Plin. 30. 48. cvno-
cephalion, Apul. herb. 87, [4 48.]
cynocephalus xvpoKi(pakog , Affenart, simia inuus L., Cic. ad All. 6. L
25. Plin. 7. 34: »aniroalium, quae -os vocamus«. [404.]
cynodes yivviodrjg, hündisch, Orib.^Bern. 5. 23. [49.]
cynodon yivvoäiov, hundszahnig, Isid. 4 4. 3. 7 = canis dentibus.
cynoglossos xvpoylcoaaov , Hundszunge, cynoglossum offieinale L, Plin.
25. 84. it. cinoglossa = lingua canina. [448.]
cynoides xvyoBidi^, flohkraut, Plin. 25. 140: »psyllion alii -es, alii chrysallton, alii Sice-
licon, alii cynomyian appellant«. [49. 148.]
cynomazon Tcwofial^ov, Hundsbrot (bot.), Apul. herb. 409. [454 A.]
cynomorion xvyo/AOQioy, Sonnenumrz, orobanche maior L., Plin. 22, 162: »orobaochen
alii -on appellanttr. [148.]
cynomyia xvyofivia, Flohkraut, Plin. 25. 140 = psyllion, vgl. cynoides. [148.]
cynops Kvvwip, Pflanze; Meerpolyp, Plin. 24.89. [4 49. 446.]
cynorrhoda xvvo^QodoVy Hundsrose, rosa canina L. (Fraas), Plin. 8. l^-^-
[148.1
cynorrhodon yLvvo^^odov, id., Plin. 25. 47. [448.]
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IN DEH LATElNISCHSn SPRACHE. 397
cvDosbdtos nvvogßarog, Hagebuttenstrauch , rosa canina L, (Fraas), Plin.
46. 479 = seDtis caiiis, rubus caninus. [4 48.]
onosdexia Kvvdg <5e§/a, Meerpolyp, rosa sempervireos L., Plin. 32. 447.
m9.]
cynosorchis xvvog oQXf^^i Knabenkraut^ Plin. 27. 65, vgl. orchis. [448.450.]
cynospastos xvroaTtaaTog, Gkhtbeere^ Plin. 24. 424 r= cynosbatos.
c\nosura yivvogovQa, der kleine B(ir, Cic. Ac. 2. 20. 66. [2kl.]
cynosurus xvyö^ovQo^, Plin. 10. 467 = urinus, irrilus.
o\nozolon xvyö^oXoy, schwarse Ebeiwurzel, Plin. 22. 47: »quare a quibusdam ulophonon
voc^tur et -onn bs cbamaeleon. [448.]
cyparissias xv/taQiaalag, Wolfsmilchsart, euphorbia alepica L. ; Meteorstein,
Plin. 26.70: »-ian vocanl«. [454. 248.]
cyparissus AvitaQiaaog, Cypresse, Verg. Aen. 3. 684, cf. cupressus.
cyparissifer.
cvperis nv/recQig, Cypergras, cyperus longus L, Plin. 24. 447. acc: -a.
LU6.]
cyperos y.v/cetQog, id,, Pelr. 127. 9. acc: -on. it. cipero. cyperon, Polr.
427. 9. [37. 446.]
cjperum xv/teiQov, id., Varr. r. r. 3. 46. 43. ciperum, Apic. 4.5. [446.]
cyphi TLvrpcj ägyptisches Rüucherpulcer, Scribon. 70.
cypira ifLVJtuqa, indische ingwerartige Pflanze, Plin. 24. 4 47: »herba Indica
quae -a vocalur«. (al. I. cypcra.) [446.]
cypirus -KVTteiQog, Schwertel, Plin. 42. 43; 24. 407: »cypiri hoc est gladioli«.
[U6.]
cypriarches ytv/tQiaQX'^ii, Statthalter von Cypern, Vulg. 2. Macc. 42. 2.
cyprinum TLvnQcvov, Ölart, Geis. 2, 33. [192.]
c>prinus -AV/cQivog, gem. Karpfen, cyprtnus carpio L., Plin. 9. 58. [119.]
cypros xvitQog, cyprischer Baum, Lawsonia inermis L., Plin. 4 2. 408: »quod
-OS vocalur : hanc esse dicunt arborem, quae, in llalia ligusticum vocelur«.
cf. Plin. 24. 74. [4 46.],
cyprum vgl. cuprum.
cypselus xvipelog, Schwalbenarty Plin. 40. 444. [440 A.]
cytinus yLVTivoQy Granatblütenkelch, Plin. 43. 443; 23. 440: »-us vocalur a
Graecis«. [63. 433 A.]
oytdsos, oytisum Y.vtiaog, baumartiger Schneckenklee, medicago arboroa L.,
Verg. ecl. 4. 78. Varr. r. r. 2. 4, 47. sp. codeso. [127 A. 439. 207.]
D,
daotyliotLB daTivvli-Aog, daktylisch, Cic. or. 57. [234.]
daotyliotheoa daycTvliod-riKrj, Siegelringsammlung, Plin. 37. 11. Mural. 907.3.
[460. 494.1
dactylis öayavUg, Plin. 44. 40, Weintraubenart = dactvlus, Col. 3. 2. 1.
[472.J ^
daotylus däurvlog, Versfufs: Dattel; Muschelarl, Cic. or. 64.247. Dallel,
Plin. 43. 46. Ed. DiocI. 6. 84 = d. Dattel, fr. datte, sp. pr. datil. [149.
436 A. 229.1
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398 Gbiechische Wörtbb
dactylosus.
daduchus dc^öoifxogy Demeterpriesler , Front, ep. ad Ver. 4. Fabrelli 676
nr. 29. [37.]
daedaius dalöako^j buni, Enn. ine. lib. 24 = arlificiosus (poelisch). M.]
daedale.
daemon öai^uov^ Geist, Apul. d. deo Soor. c. 13. Tert. d. Idol. c. 4. celt.
gen. demuin, ags. demon, fr. demon. [53.]
daemoniacus. daemoniosus. daemonicola. ^
daemonicus Saif.iovi'Aog, tetifUschy Tert. d. spect. c. 9. 321,^
daemon ie cfne/ioWn, Gottheit, Manil. I. 897 Jac. = daemonium.
daemonium datfioviou, id., Manil. 2. 988 = daemon.
dagnades (daenades) öanvldegj Paul. Diae. 68. 15: avium genus.
daimon öarjfjuay, kundig, Cbalcid. Plin. p. 13!2.
dalivus dellaiog, [öallg ^hoqos Hesyeh.) Paul, Diac. p. 68. 1: »Aurelius su-
pinum ait esse, Aeiius stultum«, »Sanira dici putat ipsum^ quem Graeci
dUXaiovii. [37. 310.]
damalis dafAceXif;, Lampr. Alex. Scv. 32. 8 = vitulus.
damasione *daf.iaaufnfrjj Malvenart, Plin. 26. 25 = alcea. [147.]
dainasonion da^iaoiovtov, Froschkrautj Plin. 25. 144 = alisma. [147.]
damium drjf.iLap, Opfer der Bona Dea, Paul. Diac. 68. 8. [316.]
damiatrix.
danista davetarrig, Wucherer, Plaut. Pseud. 187 = fenerator. [46. 221.^
danistiouB daveiarrKog, zum Wucherer gehörig, Plaut. Most. 658.
daphne dci^pyr^, Pelr. sat. <3<. 8 = laurus.
daphnca, Kdelsteinnrt, Piin. 37. 157.
daphnoides öafppoetörjg, Kellerhals y daphne Mezereum L., Plin. 15. 132:
»quod -es vocatur« = eupetalos. [149.]
daphnon da<py(6y, Mart. 10. 79. acc: -a, pl.acc: -as =3 lauretum.
dspsiliB öatpdtjg, reichlich, Plaut. Most. 982. [41. 75. 325.]
dapsiliter, Naev. com. 39 Rb. dapsile. dapsilitas. dapsilissimus.
dardanarius (?) Jaqdayog, GetreidespeJailant, Ulp. dig. 47. 11.6.
dareus Jageiog = dagecKogy Dareikos, Auson. ep. 5. 23.
dasios *3aaiog, Versfuß, Diom. 481. [32.
dasypus öaavrtovg, r auch füfsiger Hase y Plin. 8. 219. sp. gasapo, pg. cacapo.
[95 A.]
dasys daav^, Prise, d. acc. 7. p. 520. 14 K. s asper.
daucion (daucides) davxioy, Möhre, daucus carota sativa L,, Apul. herb. 80 s= daucttm.
[151 A.]
daueura, daueos davxog, id,, Geis. 5. 23. 3. Plin. 19. 89: »quam nosiri
Gallicam vocant, Graeci vero daucon«. [142.]
deca|chordus öe'^axogäog, zehnsaitig, Fulg. myth. 1. 14 = decem chordas
babens.
decagonus *öey:ayü}pog. Zehneck, Boeth. a. geom. p. 422.9 — 47 Fr.
decalogus öeyiakoyog, 10 Gebote^ Tert. d. anim. 37.
decamyrum dsTidfivQov, Salbenart, Marc. Emp. p. 403 H.
decapolis dexanoXic, gl. Salom. Löwe prodr. p. 807 = decem civitates.
decaprotl dexdnQ(OToi, Ulp. dig. 50. 4. 1. 1 as decem primi. [312.]
decaprotia dBxanQoiTsia, Arcad. dig. 50. 4. 18. 26 == decemprimatus. [312.]
decargyrus "^dexuQyv^o^j 40 Silberdenare, Cod. Theod. 9. 23. 2.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 399
decas dexa^, Tert. praescr. haer. 49 = numeius denarius. [43. 256.]
decada, -ae, Rufin. or. homil. Orig. in Num. 5. 1.
decasemus ds'^aarjfiogy zehnzeilUjy Mar, Vict. p. 49. 1i.
(iecastyios dBY.aötvlogj zehnsüulig^ Vitr. 70. 5. ^283.]
decasyllabus ÖBxaifvXXceßot;^ zehnsilOig, Mar. Vict. p. 4 H . 8 1 K.
deoeris ^ext^Qr^i;, Suet. Cal. 37 s= decemrcmis.
decsis (f€i7<r»s' Jul. Rulin. d. (ig. sent. § 16 = obsecralio, obtestatio. ^238 A.]
delphica deXcpcxrij Dreifufs, Procop, Vand. 4. 24. Inscr. Hermes VI p. 9.
Orell. 2505. 3094. [4 77.]
delphinus öelfplg, Delphin^ delphinus, delphis L., Alt. trag. 404. C. I. L.
7. 2. sp. golfin, pr. dalfin, fr. dauphin. acc: -a, pl.acc: -as. delphi-
nulus. 1^28. 4 43.]
delphin cfcA^iV, id,, Poet. b. Pers. \, 94. \oi.]
delpbis deXtph, id., Arien. Arat. 699. Not. Bern. 57. 87.
della diXtft, Buchstabe ef, Mel. 2. 7. 14. [225.]
de I tot 0 11 delTCüTOv^ Gestirn, Cic. Arat. 5.
demarchia dtßiaQxlci^ Demarchenamty Orell. 3800. [344.1
demarchisas d/jficcQxr}if€c^, Detnarch (= tribunus plebis), I. R. N, 2454. [3i1.]
demarchus öijfiaQxog, id., Plaut. Cure. 286. Orell. 3720. 3800. [344,]
demiurgus dtjfiwvQyog, hohe Mafjistralsperson^ Liv. 32. 22. 5, bei Cic. ad
fam. 9. 22. 4 Schrifttitel. [342.]
democratia örßioxQatia, Volksherrschaft, Serv. Verg. Aen. 4.24. [342 A.l
demogrammateus drjfioyQaitfiarevg , Gemeimleschreiher , Cod. Just. 40.
69. 4. [342.]
de mos SfjfAog, Plin. 35. 69 n. pl : -oe, acc: -on = pagus. [312.]
denarismus ^Srjyu^iUfjios. römische Münzwährung, Cod. Theod. 12. 1. 107.
dendrachates öevdQaxdTrjg, Mochastein, Plin. 37.439. [464. i
dendritis devdqlrtg, Edelsteinart, Plin. 37. 492. [43.]
dendroides devdQoecd^g, Wolfsmilchsart, euphorbia dendroides L., Plin.
26. 74 : »tithymalli genus -ides cognominant«. [454.]
dendrophorus devdQocpoQog, Zimmermann, Cod*. Theod. 44. 8, 4. I. R. N.
489. 5639 = faber. [208. 348.]
depso öeipico, knete, gerbe, Cal. r. r. 40. 4. [44. 205.]
condepso.
dercea, Apul. herb. 22 ==& herba ApoUinis.
deuterius deviiQiog, Plin. 14.86 «= secundarius. [172 A.]
deuteronomium öevTeQOv6/,uov, S. Buch Mosis, Tert. d. pud. c. 9. [320.]
diaartymaton dicc a^rvi^atcDv, Getüwrj35a/6e, Cael.Aur. chron.3.8.4 46. [274A.]
diabathrum diißa&Qov, Schuhart, Naev. trag. 60. [486.]
diabathrarius, Plaut. Aul. 513. [202.
diabetes dLaßrjTrig, Doppelheber, Cat. r. r. 3. 4 0. 2. [259.]
diabole diaßoXrj, Jul. Rufin. d. fig. sent. 17 s criminatio, denunciatio. [238 A.]
diabolicus diaßolixog, teuflisch, Paul. Nol. 29. 4 4. [324.]
diabolus ötaßolog, Tert. d. idol. c. 5. fr. diable, celt. diabul, diacul, d.
Teufel. [25. 324.]
diabotanon 6ia ßoravCov, Pflanzenbrühe, Apic. 40. 445. [272 A.]
diacalaminthes du Ttakauip&ijg, Gegengift, Plin. Val. 2.38. (diacalamtis.)
[272.]
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400 Griechische Wörter
diacanthes öta ä'Kccv^ij^j Heilmittel, Plia. Val. 1. 63. [272 A.]
diacastoreu tu diaKaaro^eiog, Mittel aus Bibergeil , Plin. Val. 2.30: «enema
ad colum, qiiod vocalur diacastoreum«. [272 A.]
diacatochia cfmxaro/i?, Cod. Just. 41. 58. 7 = possessio. [265 A.]
diacaiochus cf/«x«To/or, Cod. Theod. 40. 46. 4 = possessor. [265 A.]
diacecaumene dtnxexavfiiyr], Soltn. 32. 37 =s. zona usta.
diacerason dta yie^daiüv, Mittel aus Kirschen, Pliü. Val. 4. 50. [272 A.^
diachrisma diax^ic/^a, Salbe, Plin. Val. 4. 60. [274 A.]
diachyton dcaxvtov, süfse Weinart, Plin. H, 84: »quod vocaut -on«. [n2A.
diacilriuin *dcayUTQwv, Mittel aus Citrus, Theod. Prise. 4. f. 342 a. [272A.
diacochlecon öia xo;fAry)cwi/, Milchpräparat (med.) Caol. Aur. chroo. 4. 3.
57. [272 A.]
diacodion dta ynndeuop, Mohnsaft, Plin. 20. 200: »quod -ion vocanta.
diaconicum diay.ovcyiov, Wohnung des Kirchendieners, Cod. Theod. 16.3. 30.
diaconium diaycoviop, Amt des Kirchendieners, Cass. coli. 14. 4.
diaoonus diaycovog, Kirchendiener, Tert. d. bapt. c. 47. G. I. L. 4. <053;
5. 4587. cell, diagon, fr! diacre. [349.]
dihaconus, Insc. Chr^t. Gaul. Le Blant. 679. subdiaconus, I. R. N. 4350. CIL.
5. 4 487. diacon. diacona. diaconissa, Orell. 4872. [52.] diaconatus.
diacope dtaxoTtri, Charis. 275, 40 K. = (inesis.
diacopraegias dca TLoitQov alyeiag , Heilmittel aus Ziegenmist, Cacl. Aur.
chron. 3. 8. 4 45. [274 A.]
diacopron öia tlojiqov, Heilmittel aus Mist, Marc. Emp. 8. [274 A.l
diacopus diaxoTtog, Dammdurchschnitty Ulp. dig. 44. 7. 44. 40.
diadema öiadrj^ia, Cat. or. p. 28. 43. Pompon. com. 463: -am. fr. diademe
= insigne regium. [48. 49. 485. 34 4 A.]
diademaius.
diadictamnum öta dixtc f^ivtov, Diptamsalbe, Cael. Aur. chron. 3. 48. 4<o.
[274 A.]
diadochos dcddoxog, Edelsteinart, Plin. 37. 457.
diadota diaöorrjg. Cod. Theod. 7. 4. 28 = divisor, largitor. [342.]
diadumenos öiadov/Asyo^, Senec. ep. 65. 5 Haas. Plin. 34. 55 e= dtadematus. (plastiscbe«
Werk.) [277.]
diaeresis öiaigeoLg, Silbentrennung, Prob. 263. 24 K. [226. 237.]
diaeta dlaita, Lebensweise, Cic. Alt. 4. 3. 3. l. R. N. 3545. (dat. pl : cetaei
= zetaes = diaelaes C. I. L. 5. 2787.) il. sp. dieta, fr. diele. [25. 28.
496. 244.]
diaetarius. [309.] zetarius. [202.]
diaetaroha 1 diairdQxrjg, Zimmerwärter, Orell. 2942. 2943 = diaelarius.
diaetarohus j [309.]
diaeteta dtairrjvr^g, Schiedsrichter, Cod. Just. 2, 43. 27 = arbiler.
diaeteticus dtatrriTimg, Lebensweise betreffend, Cael. Aur. chron. 2. 42. U5.
diaetetica dLacTrjrixi], Diätetik, Scribon. 200. diaetetice, Cael. Aar. chron.
2. 42. 445. [346 A.]
diaeteon duc heCov , Mittel aus Weidensaft, Cael. Aur. chron. 2. 43.170.
[272 A.]
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IN DSR LATEINISCHEN SPRACHE. 401
diaglaucion dcaykavyciov , G lauk ionsalbe j Scribon. 22. Ephem. epigr. 3.
p. 447 nr. 435. [274 A.]
diagonaiis dta + yojvla^ diagonal^ Vitr. 243.28 == disterminus. [256 A.]
diagonios diayiiptog, id,, Vitr. 244. 4 = diagonus, Groin. vet. 486. 42.
[256 A.]
diagramma dcayQaft^ia^ Tonleiter^ Vitr. 440.24 = sohorum gradus. [294.]
diagrydion da^giöcov, Saß der Purgierwurzel, Cael. Aur. acut. 4. 47.479
= acridium. [272 A.]
diaherpyllum dcä eQTtvlkiov, Mittel aus Quendel, Theod. Prise. 4. f. 342a.
[272 A.]
dialeotice(a) (JtaicxrtxiJ , Disputierkunst , Quint. 4. 40. 42. griech. b. Cic.
[244 A. 242.]
dialeoticus diaXeTitixog, dialektisch, Cic. Fin. 2. 6. 47.
dialectice.
dialeotus dcakey,Tog, Mundart, Suot. Tib. 56. it. dialetto = lingua, sermo. [67.]
dialectrum dt ^Xi^rguy, mit Bernstein versetzte Kügelchen, Cael. Aur.
chron. 2. 43. 466. [272 A.]
dialemma dcakec^i^a , Pause, Theod. Prise. 2 chron. 24. [48.]
dialepidos dca leTtiöog, Hammerschlagsalbe y Marc. Emp. 9. [274 A.]
dialeucos SiaXavxog, Plio. 21. 32 =3 subalbus.
diaiibanon dia Xißaviov, Weihrauchsalbe, Marc. Emp. 9. [274 A.]
dialion ^didXioy , Apul. herb. 50 ss heliotropium. [154 A.]
dialoes 3c aXorjg, Mittel aus Aloe, Marc. Emp. p. 280 H. [272 A.]
dialogismos dialoyto^iog, Charis. 283. 4 K. Acro Hör. serm. 4. 4.54 ==
sermocinatio. [237.]
dialogista dcaloyiarrjg, kunstgerechter Redner, Vulc. Gall. Avid. Cass. 3. 5.
dialogufl dcdXoyog, Gespräch, Cic. or. 44. it. dialogo = sermo. [59. 229 A.
242.]
dialthaeon *öiaXd'alov, Mittel aus wilder Malve, Theod. Prise. 2 chron. 4 6.
[272 A.]
dialysis diäkvaig, Rutil. Lup. d. fig. sent. 4. 45. Vel. Long. 57. 24 K. =
dissolutio. [238 A.]
dialyton diäXvrov, Donat. 399. 8 == dissolutum.
diamannae dca fiavvrjg. Weihrauchsalbe , Cael. Aur. acut. 2. 48. 442. [274 A.]
diamastigosis öcafiaarLyoiacg, Tert. ad mart. 4 = verberatio.
diameliton dia fxeXlrcJv, Honigsalbe, Theod. Prise. 4. 4. [274 A.]
diamelitoton öicc iieXirurciov , Melitonsalbe , Cael. Aur. chron. 4. 3. 58.
[274 A.]
diametros öiäfiergog, Durchmesser, Vitr. 79 7 = dimetiens. [67. 256 A.]
diametralis. diameter. seroidiametros.
diamirton di.ä fxvQTCDv, Myrtenabsud, Cael. Aur. acut. 3. 3. 48. [272 A.]
diamisyos dta filavog, Vitriolsalbe, Marc. Emp. 9. Dr. Sichel, einq cachets
in^dits de m^decins-oculistes romains. Paris 4845. [274 A.]
diamoron 3i.a fioQiov, Maulbeersafty Cael. Aur. acut. 3. 3. 48. [272 A.j
diamygdalon 8ia ^vy8aXo>v, Plin. Val. 4. 54 : »medicamentum ex amaris
amygdalis, quod Dioscorides diamygdalon appellavit((. [274 A.]
Weis«, Qriech. Wörter i. d. lat. Sprache. 20
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402 Gribchisghe Wörter
dianoea diocyoia, Einsicht, lul. Rufin. d. fig. sent. 18.
dianome diayo/Atj, Plin. ep. 10. H6 ss largitio.
diaoriganon öia oQtyävov, aus der Pflanze Wohlgemut bereitetes HeilmüUl,
Cael. Aur. chron. 3. 8215.
diapanton dia navxiov^ Orell. 2627 = omnino.
diapasma äidTtaafia, wohlriechendes Streupulver^ Plin. 43. 19. [48. 191.]
diapason öia Ttaawv, Oktave, Vilr. 113. 18. Plin. 2 84: 9 quam -on har-
moniam vocant, hoc est universitalem concentus«. [291.]
diapeganon 3ca TCtjydvwv, Mittel aus Raute, Plin. Val. 2.34: «epitbema
pleureticum«. [272 A.]
diapente 3ia TtivrSj Quinte^ Vitr. 6. 15. [291.]
diaphonia diatpiovia, Isid. 3. 49. 3 = discrepantia.
diaphora diacpoga, Unterschied, Zwist, Rutil. Lup. d. fig. sent. 1. 12.
diaphoresis diarpoqriGtg, Schwitzen, Theod. Prise, d. diaet. 14 = sudalio.
diaphoreticus 6Laq)OQriTt%6g, schweifstreibend, Cael. Aur. acut. 1.17.166
= sudorem movens,
diaphragma didfpQayi^ia, Cael. Aur. acut. 2. 34. 180. griecb. b. Gels. =
discretorium, praecordia. [48.]
diaporesis diaTtoQfjai^, Aquil. Rom. d. (ig. sent. 10 = addubitatto.
diaporeticus dianoQtjnxofy zweifelhaß, Fortun. art. rhet. 1. 10 = dubius.
diaprasion did Ttgaalov, Mittel aus Maimbium, Theod. Prise, chroo. 8.
[272 A.]
diapsalma öidipakfia, Pause in der Musik, August, in psalm. 4 = dislioclio
Cie. n. deor. 2. 58. 146.
diapsoricon dcaipuiQCKov, Krätzemittel, Dr. Sichel, cinq c^achets in^dils de
m^decins-oculistes romains, ef. Pauli, Realencykl. IV. 1702 A.
diapsyehon öiaipvxov, Kühlmittel, Plin. Val. 3.45. [272 A.]
diarrhodinon dia^^odtvov, Rosenmittel, Plin. Val. 3. 45. [272 A.]
diarrbodon ötd ^odov, Rosensalbe, Töchon, caebets des oeuHst. p. 21.
(inscr.) [271 A.]
diarrhoea öia^^oia , Durchfall, Cael. Aur. chron. acut. 2. 19. 192. [270.]
diarrta, Orib. 17. 23. griech. b. Cic.
diarrboicus 6ta^^oly.6g, mit Durchfall behaftet, Theod. Prise. 2. 13.
diasampsuchum dtd oa(iifwxov. Majoransalbe, Cael. Aur. chron. 3, 8. H6.
[271 A.]
diascammonias dia axafi^ijvlag, Purgierwurzelsaft, Cael. Aur. acut. 1. H. .
179. [272 A.]
diaschisma äcaaxifJfxa, Hälfte der Diesis, Boetb. inst. mus. 3. 8.
diascorodon Stet aycoQodcDV, Knoblauchmittel, Plin. Val. 2.30. [272 A.^
diasmyrnes öcd OfivQvrjg, Myrrhensalbe, Marc. Emp. 9. [271 A.]
diasmyrnon di.d a^wQvcjv, id,, Scribon. 26. [271 A.]
diaspermaton dict aTteQ^iarwv, Heilmittel aus Samen, Cael. Aur. chron. 3,
8. 116. [272 A.]
diasteaton dtaariarov, aus Talg bereitetes Heilmittel, Marc. Erop. p. 320 A:
»medicamentum, quod diasteaton vocatur«. [272 A.]
dia Stoma diatm^fia, Sidon. ep. 8. 14 = distantia, intervallum. [48.]
diastematicus ^lamrjfiauxog, zum Intervall gehörig, Mart. Cap. 9. 937.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 403
diastole diatnoX?}, Trennung^ Donat. 373. 5 K. s= disiunclio. [275 A.]
diasioleus dutaroXevg^ Rechnungsrevisor ^ Cod. Just. 10. 69. 4. [312.]
diastylos StaarvXog^ weitsäulig, Vitr. 70. 44. [283.]
diasyrmos 6iaavQ(ji6g, Aquil. Rom. d. fig. sent. 15 ss elevatio, irrisiu. [238 A.J
diasyrticus diaüvQjixo^, Spart. Carac. 10. 5 ss deridens, irridens.
diasyriice.
diatessaron öia reaaaqtjv^ Quarte^ Vitr. 6. 15. [291.]
diatheon öia x^elov, Heilmittel aus Schwefely Theod. Prise. 1. 11. [272 A.j
diatheriacoD öiad^rjQtayiov, Heilmittel, Theod. Prise. 2.8. [272 A.]
diatonieos diaroriycos , diatonisch , PI in. 36 . 1 72 : »-on (Graeei) vocant«.
diatonum ölcltovov, Klanggeschlecht, Vitr. 111. 19. griech. 111. 15. [291 .J
diatretus dtaTQrjTog, durchbrochen gearbeitet, Mart. 12. 70. 9. [277.]
diatretarius. [202.]
diatriba diatQißrj, Philosophenschule, Gell. 1. 26. 1.
diatritaeus diat^ixalo^. Cael. Aur. acut. 4. 3. 35 = tertianus.
diatritus didjQiTo^^ Wiederkehr des Fiebers am dritten Tage, Cael. Aur. chron. \, 3. 57,
diatyposis diarv7tioai,g , Aquil. Rom. d. fig. sent. 13 = descriptio^ de-
fonnatio.
diaulos dlavlog, doppelte Rennbahn, (Vitr. 5. 11. 1 Sehn.) Hyg. fab. 273.
diaxylos öia^vXo^, Rosenholz, Plin. 24. 112 Jan. : »spinam silvestrem in Oriente Syri -od
vocant«, vgl. adispatheon. [146.]
diazeuxis dcdl^ev^ig, Trennung, Prob. 263. 21 K.
diazografus öta^dygacpog, Buch mit Abbildungenj Gromat. vet. p. 7. 26.
diazoma diaC(Ofia, Vitr. 119. 1 ss praecinclio, balteus.
dibaphus dißa(pog, Cic. fam. 2. 16 extr. Plin. 9. 137: »dibapha tunc dice-
batur (purpura), quae bis tincta esset«. [204.]
dibrachys öLßqaxvg) Diom. p. 475. 9 K. = bibrevis.
dica (fixf?, Plaut. Aul. 753 = causa, lis. [265 A.]
dicaeologia dmacoloyla, Vortrag einer Rechtssache, Rutil. Lup. d. fig. sent. 2. 3.
dichaleon öLxaXyLOV, kleine Münze, Vitr. 68.3. [220 A.]
dichomenion dcxofÄivcov, Halbmond (bot.), Apul. herb. 64.
dichoneutus SixfttvBvxos, doppelt gegossen, Cod. Theod. 11.21. 1.
dichoreus dixoQBtog, Doppelchoreus, Cie. or. 63.212. [229. 230 A.]
dichotomos &ixoTO(jLog, Macrob. somn. Scip. 1. 6 = dtmidiatus.
dicbroDus dixQoyos^ Mar. Yict. 219. 26 K. = anceps.
dicrotus dixQorog, zweirudrig, Cie. Att. 5. 11.4. = bicrotus^ C. 1. L. 5.
1956.
diotamnus, dictamnum dUrafivog, -ov, Diptamkraut, origanuin dictamnum L.,
Cic. d. nat. deor. 2. 50. 126. it. dittarao. [145.]
dioterium deiKtJ^QtoVy Pompon. u. Nov. com. nach Macrob. sat. 2. 1. 14.
Varr. b. Non. 101. 3. Mart. 6. 14 = dictum. [47.]
dicticos deixtixog,^ Zeigefinger, Cael. Aur. chron. 5. 1. 21 : »digitus, quem Graeei dicticon
vocant«.
didascalicus dcdaanalixog, den Unterricht betreffend, Auson. ep. 17.
didascalica, Titel eines Werks des Attius.
didascalice ÖLÖaaxahyiri, Didaktik, Diom. 484.31 K.
didraehma, didrachmon dlÖQaxf^ov, Doppeldrachme, Tertull. praescr. 11.
[220 A.]
26*
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404 Griechische Wörter
didymus SiSvfiog, doppelt, Beda 270. 19 K. = geminus.
diesis dUoig, Viertelton, Vilr. 4H.23. [294.]
dieterts Sietrjqis^ Censor. 48. 1 = bienntum.
diezeugmenos du^evyfiivogy zwei gleichgestimmte Tetracharde, Vitr. H2. <9.
griech. H3. U.'[238 A. 294.]
digaroia dtyafxia, zweimaliges Heiraten, Tertull. monog. 6. [324 A.]
digamma, digammon dlyafifia, -ov, Digamma^ Cic. Ali. 9. 9. 4. Quint. \.
4. 7. [225 A.]
digamma, Donat. 367. 48 K.
digamus älya/Äog, zweimal heiratend, Tertull. moDog. 8. [324 A.]
digma ^siy/4a, Cod. Tbeod. 44. 4.9 8= exemplum. [48.]
diiambus dua^ißog, DoppeliambuSj Diom. 484. 3 K. [230 A.]
dilemma 8lXri^(xa, Schlufsart (Logik), Serv. Verg. Aen. 2. 675. [48.]
dilogia ^iXoyla, Pseudo-Ascon. Cic. I Verr. 9. 26 p. 439. 7 Bau. «= ambiguitas.
dilophos SiXotpos, mit doppeltem Büschel, Mart. Cap. 2. 477.
dimachae dif^iaxat, Doppelfechter, Gurt. 5. 43. 35. 8. [323.]
dimachaerus öifiaxccLQog, mit zwei Schwertern kämpfend, Orell. 2584 =
G. I. L. 4. 2508. [295.]
dimeter dlfietQog, Versmafs, Diom. 540. 22 K. [56.]
dimetron, Ps. Atil. Keil. graiDm. VI p. 265. diroetnis.
dimetria ^t/46jQla, Gedicht aus iamhischen Dimetern, Auson. ep. 46. 404.
dinummium *dtvovfifiu)v, Abgabe von zwei Nummi, God. Theod. 44. 27.1
diobolaris 3i(üßolov, für zwei Obolen sich preisgebend, Plaut. Poen. 265.
diobolaria.
dioeoeais öioUrjaLg, Distrikt, Gic. fani. 3. 8. 4. G. I. L. 2. 4540; 3.352.
gen: -eos. [48. 343. 320.]
dioecesanus.
dioecetes ötoiTirjTrig, Finanzdirektor, Cic. Rabir. post. 8. 22. [47.343.'
diogmitae SuaY^irat, Grenzsoldaten, Amm. 27. 9. [42 A.]
dionymus dnovvfjiog, doppelnamig, Prise. 4. 64 K. Serg. 540. 8 K. [226 A.]
dionysias dcovvaiag, Edelsteinart, Plin. 37. 457. [463 A.]
diopetes dtOTterrig, Regenfrosch, Plin. 32. 70. [424.]
dioptra dioTtxQa^ optisches Werkzeug, Vitr. 205. 49. [255.]
diorismos SioqiOfjtos^ Jul. Rufin. d. fig. sent. 44 s descriptio per reprehensionem.
dioryx S^Siqv^, Mal. 3. 8. 7 = canalis.
Dies balanos Jios ßaXavos, Plin. 45. 93 = Jovis glans, iuglans.
diospneuma Jtog nvBVfjia. Apul. herb. 80 = res marinus. [464 A.]
diospyros Jios nvqog, Steinhirse, Plin. 27. 98 = lithospermon, vgl. exonychos. l^^^-]
diota 8l(orog, Henkelkrug, Hör. carm. 4. 9. 8. [473 A.]
dioxus dt o^ovg, Salbenart, Ephem. epigr. 3. 4 47. nr. 435. [274 A.]
diphryges dig)Qvyig, Ofenbruch, Gels. 5. 7. 22. masc. bei Plin. 34. 135:
»quem -em vocant Graeci«. [454.]
diphthongos dl(p&oyyog, Doppellauter, Prob. 249. 25 K. sp. diplongo. 67.
225 A.]
diphtbongare.
diphyes dtq^vrig, Edelsteinart, Plin. 37. 457.
diplasius dcnldowg, Mart. Gap. 9. 934.
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IN DER LATfimiSGHBN SpRAGHE. 405
diple dcTtlfj, kritisches Zeichen, Gramm. Lai. VII p. 535. 7 K. [226.]
diplinthius öiTtklvd'iog, zwei Ziegel dick, Vitr. 52. 47.
diplois di7tkotg, Umumrf, Nov. fab. Attell. 72. [43. \S\.
diploxna dlTtlwfia, Staatsempfehlungsschreiben, Cic. fam. 6. 42. 3. Henz. 6328.
[48. 312.]
diplomarium, Orell. 2947.
dipodia diTtodla, Doppelfufs, Diom. 502. 48 K.
dipsacos dlipOKog, Kardendistel, dipsacus fullonum L., Plin. 27. 74. it. dis-
saco. [449.]
dipsas öiipag, Schlangenart, coluber vipera L., Plin. 23. 452. [43.]
dipteros älTtregog, zweiflügelig, Vitr. 70.2. [282.]
diptotos dlTCTWTog, mit doppelten Kasusendungen, Consent. 354. 24 K. Diom.
309. 44 K. = bipartita forma. [226 A.]
diptychum dlTcrvxov, Schreibtafel a%is zwei Blättetm, Cod. Theod. 45. 9. 4.
[233.]
dipylum dinvXoy, Doppelthür, Not. Tir. 400 Kopp,
dipyros dinvqoff, Martial. 4. 47. 2 ^ bis ustus.
dircion *dtQxioy, NachtschaUenart, Apul. herb. 23 as Apollinaris herba [454 A.]
dirhythmos öl^^vd-fiog , aus zwei Rhythmen bestehend, Mar. Vict. art. gr.
p. 96. 22 K.
disceus ÖLOxevgy Kometenart, Plin. 2. 89.
disccbolos &Kfxoß6Xoff, Diskuswerfer, Quint. 2. 43. 40. Not. Tir* p. 92 Kopp. (Statue und
Bild). [277. 286.]
diso cid es diaxoeid^^, diskusähnlich, Theod. Prise. 4. 2 s disco similis.
discophorus SioxofpoQos , Schüsselträger, Hieron. praef. in Dan. extr.
disouB dla^og, Wurfscheibe, Plaut. Most. 452. it. desco, ags. disc, d. Tisch,
celt. dyscyl. [8. 476. 252. 297 A.]
disdiapason 5lg dia Ttaawv, Doppeloktave, Vitr. 6. 45. [294.]
disdiapente dlg dia Tcivre, Doppelquinte, Vitr. 4 43. 48. [294.]
disemus diarjfiog, zweizeitig (metr.), Mart. Cap. 9. 978.
disomus diaufiog, zwei Körper enthaltend, I. R. N. 4537. Orell. 4548.
dispondeus dcOTtovöeiog, Doppelspondeus, Donat. 370. 9 K. -ins Diom. 480.
48, [230.]
distegus diaxByos, zweistöckig, Orell. 4549. Grut. 292. 4.
distiohus dlavixog, zweizeilig, Col. 2. 9. 46. Fabretti 627. 234.
distichon, Mart. 8. 4 4. 2. disticha, Lucil. 9. 39 M. [229.]
disyllabus dicvXXaßog, zweisilbig, Quint. 4. 5. 34 = bisyllabus. [226 A.]
disyllabon, Lucil. 4 7. 7 M.
ditbalassus dtd-aXatjaof, zweimeerig, Vulg. Act. apost. 27. 44 &= bimaris.
dithyrambicus di&vQafißcyiog, dithyrambisch, Cic. d. opt. gen. 4. 4. [228 A.]
dithyrambus äc^gafißog, Dithyrambus, Cic. d. or. 3. 48. 485. [228 A.]
ditonum öLrovov, grofse Terz, Boeth. inst. mus. 4. 20 = franz. diton.
ditrochaeus diTQoxaiog, Doppeltrochaeus, Diom. 484. 5 K. [230 A.]
diureticus diovqijzixo^, Urin treibend, Pallad. Oct. 4 4. 3 ss mictorius, mictualis. [270.]
do dai, Haus, Enn. ann. 563 ss dtofia.
dochmius doxfiiog, Versfufs, Cic. or. 64. [229. 230.]
docis SoTilg, feurige Lufterscheinung, Apul. d. mund. 3.
dodecaeteris dotdexaeir^gh, Censorin. 48. 6 sss tempus duodecim annorum. [256.]
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406 Griechirchr Wörtbb
dodecalemorion dioäexarrifioQLOv , zwölfter Teil eines Sternbildes, Manil.
2. 694.
dodecatheon dudey^a'd'eov, Zwülfgütterkrautj primula vulgaris L., Plio. 25.
28: »herba, quam -on vocanl«. [149.]
doga doxrj, Gefäfs, Vopisc. Aurel. 48. 2. it. pr. doga. [20 A. H9.]
dogarius.
dograa doyfiaj Laber. com. 47. Cic. Acad. 2. 43. 432 = praeceptuni; de-
crelum. it. domma. [49. 242. 320.]
dogmaticus äoyfiatt^ogj dogmatisch, Auson. idyll. 47. 46.
dogmatistes ^oYfiatiatrjg, DogmaUker, Rufin. invect. in Hieron. 2. nr. 95.
dogmatizo tfoyfÄOtiCtü , Lehrsätze vortragen, Augustin. cp. 57. 8 extr. [27 ]
dolichodromos öolLxodQOfiogy lange Rennbahn, Hygin. fab. 273.
dolichos dohxog, Fitsbohne, pbaseolus vulgaris L., Plin. 46. 244: »quae-os
vocatur«. [449.]
dolo, dolon dokiov, Stockdegen, Verg. Aen. 7. 664.
doma (fw^ct, «Hieron. ep. 406. 63 «= tectum, domus.
donax dova^^ Rohrgattung y arundo dooax L., Plin. 46. 465: »qui vocatur
-ax«. [50. 4 49. 420.]
dorcas ^oQxaf, GaxeUe, antilope dorcas L,, Lucr. 4. H58 B. b caprea (poet.). [43. 403.]
dorcus ^oQxofj id., Edict. Dio. 4. 45 = caprea.
doripetron *&fo^inBxqov , achtes Löwenblatt, leontice leonlopetalon L., Plin. 26. 52 s
leontopodion. [U9.]
doris (foi^cVi Plin. 22. 50: »pseudoanchusa a quibusdam echis aut -is appellata«. [449.]
doriscos, *5w^/o'xog, Versart, Diom. 482. 2 K.
doron d&qoy, Plin. 35. f74 ss donum.
dorx doQ^, Grat. cyn. 200. acc. pl : -as = caprea (poet.).
dorycnion äoQvxvtov , Strychnosart (convolvulus dorycnium L?), Scribon.
494. Plin. 24. 479: »venenura, quod simplissimi auctores simplictter -ion
appellavere«. [443. 449.]
dorypboros ^oqvtpoqog, Speerträger, Cic. or. 5. (Statue.) [277.]
drabe ^^Qaßrj, türkische Kresse [f), lepidium draba L., Plin. 27. 49 =» dryophonon. [449.
dracaena ÖQmaiva, weiblicher Drache, Prise. 5. 40; 6. 47 K. [53.]
draohms, draohums ögaxf^^ , Drachme j Plaut. Pseud. 88. Enn. tr. 359.
dragraa siehe Fritzsche Hör. sat. 2. 7. 43. it. dramraa. [20 A. 42. 220.]
dracbumisso, Plaut. Pseud. 786 Lor.
draoo d^axwv, Drache, Enn. trag. 344. C. I. L. 5. 6965. celt. dreic, afr.
dragun. gen: -ontis Att. b. Non. 426. acc: -ontera Att. b. Charis. p. \0\,
[34. 44. 45. 53. 424.]
draconarius, Orell. 684 2. draconeus. draconigena. draconipes. dracunculas. dra-
conteus. dracontarium. dracontea.
draconitis Jßaxoymg, Drachenstein, Plin. 37. 458. [43.]
dracontia, dracontias dgaycovrlag, Drachenstein; Weizenart, Plin. 37. 458
= draconitis.
dracontion, dracontium äqaviovrLOV, Drachenwurz, arum dracunculus I..
Plin. 48. 64 = dracontea Apul. herb. 45.
dracontios dQaxovriog, Weinstockart, Co). 3. 2. 28.
dracontites Mpaxoyr/ri/g, Drachenstein, Isid. 46. 44. 7 == draconitis.
dragantum vgl. tragacantha, Tragant. Veget. 4.32.
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IN DER LATEINISCHEN SpRACHE. 407
dragea rgaytifÄUf vgl. SchuchaVdl, Vokalism. 1. 458 und tragema.
draina d^ä^a, Auson. ep. 18. 15 = fabula, ludus scenicus. it. dramma.
dramaticus d^ä^aTiitog, dramatisch^ Diom. 488. 45 K.
drapeta dQaTtirrjgy entlaufener Sklave, Plaut. Gurc. 290. [46. 340.]
draucus von d^atj, mit Männern Unzucht treibend, Martial. 1. 97. 42. [40. 86.]
drepanis öqBTtavLg, Mauerschwalbe, hirundo apus L., -Plin. 44. 257.
drilus ^QiXos f Regenummhy Carm. d, figur. r. 55, vgl. Haupt, Hermes VII. 187. drillo-
pota [dQiXoff -f- poto) Juven. 2. 95.
drimyphagia ÖQi^vcpayla, Genufs scharfer Speisen, Cael. Aur, chron.4. 4. 26.
dromaa ÖQO^ag, Dromedar, Camelus dromedarius L., Liv. 37. 40. 42. acc.pl:
-as. [40. 43. 404.]
dromedarius, C. I. L. 3. 93. drumedarius, C. I. L. 2. 423. fr. dromedaire.
dromo ögofiiov, Schnellsegler, Cod. Just. 4. 27. 2. afr. dromon, an. dromundr.
[53. 242 A.]
dromonarius.
dromos ^qofAog, Grut. 339. 2 = Stadium,
dropacismus dgcoTtaxiOfiog, Ausziehen der Haare durch Pechpflaster, Cael.
Aur. chron. 2. 6. 93. [54. 272.]
dropacista d^aßnaxiOTrig, Auszieher der Haare, Schol. Juven. 43. 454.
dropax ÖQvkca^, Pechpflaster, Mart. 3. 74. 4. [50. 274 A.]
dropaco, -are. dropacator, Wilm. inscr. 34 4.
drosolithus dqoaoXi.d'og, Edelsteinart, Plin. 37. 490: »hanc et drosoHthon
vocant« = Jovis gemma.
druppa dqvTtTta, Vollreife Olive, PHn. 42. 430. [25. 33. 85. 433.]
dryitis d^vltig, Edelsteinart, Plin. 37. 488. [43.]
dryocolaptes *fQVoxola7tTrjg, Vogelart, Placid. gl. Deuerl.
dryophonon Sqvocpovov, türkische Kresse (!), lepidium draba L., Plin. 27.
73 = drabe. [449.]
dryopteris dqvoTCTBQlg, Eichfarn, Plin. 27.72. [449.]
drypetis *&QV7iejig, überreife Olive, Plin. 4 5. 6 Jan. : »vocant druppas, Graeci vero drype-
tidas«.
dulice dovXixäg, Plaut. Mil. 24 3 b= serviliter, in modum servorum.
duodecacbronus ^tadexaxQoyog, zwölf zeiUg, Mar. Victor, p. 43. 24 K.
duodecas dvatdexa^f Tert. praescr. 49 = numerus duodenarius«. (al. I. dyodecas.)
duodecasemus ^dtadetaffr^f^of, zwölf zeitig, Mar. Vict. p. 43. 4 5 K.
duodecastylus ^doi&BxdarvXog, zwölfsäulig, interpret. Iren. 4. 24. 3. (al. lect. dyodeca-
stylus.)
duodecasyllabus dio&exaavXXaßog, Mar. Vict. a gr. p. 4 64. 3 K. = decem syllabarum.
durateus dovQoteoc, Lucr. 4. 476 == ligneus (poet.).
d u r ä u s aovQeiof)
dyas dvag, Macrob. somn. Scip. 4.6. 48 b numerus binarius. [43. 256.]
dynamice dwafiixi^, Lehre von der Kraft, Fulg. myth. 3. 4 0.
dynamis dvyafiig, Plaut. P.seud. 24 4 R. = vis.
dynastes dwaaTTjg, Herrscher, Cic. Att. 2. 9. 4 = regulus = dynasta. [47.]
dyscolos dvaxoXog, mürrisch, Vulg. 4. Petr. 2. 48. Not. Tir. p. 463.3 Grut. Schmilz
p. 297.
dysenteria dvgevxeqia, Dysenteiie, PHn. 28. 428 = tormina intestinorum.
griech. b. Cic. [270.]
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408 Gribghischb Wörter
dysentericus övgevreQiKogj dysenterisch, Plin. 42. 32. gn'ech. b. Cic.
dy serös cffVe^tuf , unglücklich in der Liebe, Aason. epigr. 93. 4.
dyspepsia dvgTtsipla, schlechte Verdauung^ Cat. r. r. 427. 4. [269.]
dysphemia övgcpjjiila, üble Benefinung, Sacerd. art. gram. 462. 45K. [226.-
dysphoricus ^vstpo^mog, Jul. Firm. math. 8. 42 «a infelix.
dyspnoea digitvoia^ Plin. 23. 92 = anhelatio. [270.]
dyspnoicus dvgitvolvLog^ Plin. 24. 23 = anhelator.
dysprophoron &vcnq6(poQoy, Mifslaut, Mart. Cap. 5. 544 = vox dissona.
dysuria dvgovqia^ Harnzwang^ Cael. Aur. chron. 5. 4. 64. griecb. b. Cic.
[269.]
dysuriacus *dvgovqia%6g, an Harnzwang leidend^ Jul. Firm. math. 4.8.
E.
eale *edlr], ivildes Tier in Äthiopien, Plin. 8. 73: »apud eosdem (Aelhiopas)
et quae vocatur -e«. [403.]
earinus laqivog^ Tert. hab. mul. 8 = vernus.
ebeninus IßivLvog, aus Ebenholz, Hieron. Ezech. 27. 46.
ebenus eßevog, Ebenbaum, diospyros ebenum Retz,, Verg. g. 2. 4 47. it. ebano,
d. Eben(holz). [65. 4 44. 207.1
ebeneus.
ebiscum siehe hibiscum.
ecbasis txßaaig, Serv. Verg. g. 4. 209 s= digressio. [48.]
ecbolas hßoXug, Plin. 44. 4 48 »= abortus faciens. [43.]
eccentros ixxsyiQog^ aufserhalb des^ Mittelpunktes, Mart. Cap. 8. 849. Chalcid. Tim. p. 79.
eccheuma exxevfia, Gufs, Plaut. Poen. 570, cf. geuma.
eoclesia exxlrjala, Volksversammlung; Kirche, Plin. ep. 40. 4^0. Tert. d. praesc.
24. G. I. L. 3. 2664. celt. aeclis, fr. 6glise. [342. 324.]
ecciesiola.
ecclesiasticus exxlrjaiaaTtxog, kirchlich, Tert. pudic. 22.
ecclesiecdicus exxlrjaUndixog, Cod. Theod. 4. 5. 34 = cognitor ecclesiae.
[265 A.]
ecdicus tx^ixog, Staatsanwalt, Cic. fam. 4 0. 56. 4. C. I. L. 3. 6450. 7 ss cognitor civi-
Utis. [265 A.]
echea fixela, Schallgefäfse, Vitr. 444. 20. grieeh. 6. 43. [293.]
e eben eis ix^vrjtg, Saugefisch, echeneis remora L., Ovid. Hai. 99 = mora,
remora. [4 49.]
echidna extdva, Otter, coluber Berus L., Ovid. met. 40. 343 = vipera.
[44. 44.]
ecbinometra extvo^rjTQa, Meerigel, Plin. 9. 400: »ex bis -ae appellanturc.
[<<9.]
echinopus exivorcovg, Stachelginster, spartium horridura L,, Plin. 4^.48.
[449.]
eohinus exlvog, Seeigel, ecbinus esculentus Z., Plaut. Rud. 297. Ed. Die. 5. 7.
[44 6. 476. 282.]
echlnatus.
echion 'extov, Otternsalbe, Plin. 29. 4 49. (Jan. echeon.) [274 A.]
echios f'x^ot;, Otternkraut, echium rubrum Jacq., Plin. 25. 404. [449.]
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IN DSR LATEINISCHEN SPRACHE. 409
echis ix^fff ^*^^chte Ochsenzunge, PUn. 22. 50: »pseudoanchusa a quibusdam -is aut doris
appellata«. [U9.]
e Chilis ixli^iSj Edelsteinart^ Plin. 37. 487« [43.]
echo fixd)^ Au. trag. 578 Rbb. = imago, vocis imago. sicil. ieceu. [258.]
echoicus fixolvLog^ wiederhallend ^ Sidon. ep. 8. 44. Serg. 467. 4 K. [234.]
ecligma euletyfia, Latwerge, Plin. 20. 460, cf. electarium. [272.]
ecligmatium exletyfiaTiov, id., Theod. Prise. 2. 47. [49.]
eciipsis ^dülecipcg, Cornif. rhet. 3. 22. 36 == defectus solis, lunae. fr. 6clipse.
[48. 247.]
eclipticus kTcleiTttixog, ekliptisch, Manil. 4. 846. Plin. 2. 68: »quae vocant
ecliptica«.
ecloga eTiXoyi^, vorzügliches Stiick, Varr. b. Charis. 420. 48 K. [228.]
eclogarius, Cic. AU. 46. 2. 6.
eclutron ixXovTQoy, GefUfs zum Auswaschen, Not. Tir. p. 462 Grut. Schmitz p. 274
(egiatron) .
ecnephias ixyeq>iaff, Orkanarl, Plin. 2. 484: »proceUa, quae vocatur a Graecis -as«.
griech. b. Sen. qu. nat. 5. 4 2. 4: »quos Graeci ventos IxvBtpias vocant«. [55. 24 4 A.]
ecphora l%(poQ&, Auslauf, Vitr. 81. 22. griech. 77.9. [284.]
ecpyrosis Ixnvqtaaig, Censorin. 48. 4 4 es mundi incendium. [48.]
ecragino ixgayijvai, Petr. 64. 9 =: erumpo.
ecstasis ^iytaraaig, Entzückung, Tertull. an im. 45. engl, exstasy. [48.]
ectasis sKtaacg, Vokaldehnung, Prob. 263. 47 K. = productio. [48. 59.]
ecthlipsis eyt&hipig, Konsonantenverdrängung, Prob. 264. 40 K. [48.]
ectomos IxtofAoc, schwarze Nieswurz, Plin. 25. 54 Sill. : »elleborum nigrum alii ectomon
vocant, alii polyrrhizon« (vgl. encymos. Jan.). [450.]
ectroma tXTQio/Lia^ Tertull. adv. haer. 7 ^ abortus. [48.]
ectropa ixtQOTiTJ, Varr. sat. Men. 448 = deversorium.
ectypus extVTtog, erhaben gearbeitet, Plin. 35.452. [277.]
edeatros idiargog, persischer Vorkoster, Paul. Diac. p. 82. 20. n.pl: -oe. = praegustator.
[39.]
egersimon eyiQac/xov, Ermunterungsmittel, Hart. Cap. 9. 94 4.
eia (heia) eia, ei! Plaut. Capt. 963. [340.]
elacala rjlaxaTrj, Meerfischart, Col. 9. 17. 42. [58. 64. 4 47.]
elacatenes i^Xaxarrjveg, id., Plin. 32. 449 = elacata. [52.]
elaeemporia iXaie/jtnoQia, Arcad. dig. 60. 4. 48. 49 b mercatura olearia.. [85.]
elaeomeli IXaioiieXt, Ölhonig, Plin. 45.32: »quod -i vocant«. [472 A.]
elaeon IXaitüv, Ter^ adv. Marc. 44. 39 «= olivetum. [53.]
e laeothesium IXacod-iaiov, Vitr. 427. 47. = unctorium. [298.]
elaphoboscon ilaq)6ßoa7Cor, Plin. 22.79 = pastinaca silvestris. [449.]
elate iXarr], Palmenart (Dattel-), Plin. 42. 434: »arbor quam alii -en vocant,
quam nos abietem, alii palmam, alii spathama. Ed. Dio. 6. 40. [64.]
elaterium ilaTrjQiov, Saft der Eselsgxirke, cucumis elaterium L., Gels. 5.
42. Plin. 20. 3: »medicamentum, quod vocatur -um«, it. elaterio.
[272 A.]
elatine eXativr], wilde Löwenmaulart, antirrhinum L., Plin. 27. 74. [4 49.]
eleotaritim euleiKTOv, Latwerge, Cael. Aur. chron. 4. 4. 442. it. lattovaro,
sp. electuario. [37. 69. 272.]
electuarium, Theod. Prise. 4. 45.
elector r^XixTfOQ, Plin. 27.34 =: sol.
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410 Griechische Wörter
electmm ijkexTQov^ Verg. ecl. 8. 53 = suciaum. [154. 455 A.]
electniSi electrinus, electrifer.
eleemoBsma ikerjfioawri, Almosen^ tert. d. idol. 22. it. limosina, asp. pr.
almosna, fr. aumöne, d. Almosen, cell, almsan. [324.]
eleemos^'narius.
elegeus (-ius) llsyBlog^ elegisch^ Diom. 502.30; 503.9. [228 A. 234.1
elegi eleyot, elegische Verse, Hör. carm. 4. 32. 2. [228 A.]
elegia ileysla, Elegie, Ovid. am. 3. 9. 3. [228 A.]
elegiarii.
elegiacus ikeyiaxog, elegisch, Diom. 507. 4 K.
elegidion IXeyidiOv, kleine Elegie, Pers. 4.54. [49. 228 A.]
elegidarium, Petr. 109. 8
elegion llsyelov, elegisches Gedicht, Ausod. ep. 94.2. Diom. 502. 30 K.
(elegeion.) [228 A.]
elelisphacos kXBXlCfpanog , Pflanzenarl, Plin. 2S. 147: »nostri, qui nunc sunt, herbarii
elelisphacon Graece, salviam latine vocant«. [149.]
elenchus f^leyxog, Perle als Ohrgehänge, Plin. 9. 443: »-os appelianl«. Jov.
6. 459. it. elenco. [489.]
elencticus ikeyxTiytog, in Form einer Überführung, Jful. Vict. art. rhet. \\
p. 333 Bait.
elenium, cf. helenium.
eleogarum IXaioyaQov, Ölsauce, Apic. 4. 459.
eleozomus *lXai6ttiiiiog, Sauce aus Öl mit Wasser, Apic. 6. 254. -
elephantia *el€q)avTla, Aussatzart, Scribon. 250 = elephantiasis.
elephantiasis kl€q>avTlaaLg, id., Plin. 20. 444. griech. b. Geis. [268.]
elephantiosis.
elephanünus iXetpavrcvog, elfenbeinern, Gels. 5. 49. 24. (emplastrum) Püd.
35.42: »Apelles ex ebore combusto (fecit) quod -um vocaturc. [232 A/
elephantuB iXiq>ag, Elefant, elephas Indiens Blbch., Plaut. Mil. gl. 25. C. I.
L. 4. 806. Bull. d. Inst. Rom. 4862 p. 93. celt. eliffeint, oliphans, afr.
olifant. it. liofante. [83. 98. 4 4 9]
elephantiarius. elephantinus.
elephas IXicpag, id,, Lucr. 6. 44 42. [44. 66. 269.]
elephanticus. elephantiacus. elephantiosus.
eleutheria iXev^gia, Plaut. Stich. 422 =: libertas.
ellefoorine (helleborine) iXXeßoQiyrj, nieswurzähnliche Pflanze, Plia. 27. 76: »epicactis ab
aliis epicactis vocator«. [149.]
elleborismus (helleborismus), iXXeßoQiOfiog, Nieswurzpurgans, Cael. Aur.
chron. 4. 4. 408. [54.]
elleborites (helleborites) , iXXeßoQlrrjg, Nieswurzwein, Plin. 44. 1^40: »helle-
boriten fieri ex veratro nigro Gato doceta. [472.]
eUeborom (heiieborum) , kXXißoqog, id., Gat. r. r. 457. 42. [442.]
elleboro, -are. elleborosus.
elleborus (helleborus) iXXißoQog, Nieswurz, veratrum album L., Plaut. Pseud.
4 485 = veratrum. [442.]
ellipsis UXeiipig, Ellipse, Quint. 8. 6. 24 = detractio. [237.]
ellychnium tXXv%VLOV, Lampendocht, Vitr. 487. 45 = linamentum.
elpidephorus *iXnt&tj(p6QOff, Hoffnung bringend, Not. Tir. p. 126 Kopp.
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TX DKR LATETNISCHBN SPRACHE. 411
elogiom ileyelov, Grahschrift^ Plaut. Merc. 409. C. I. L. 5. 4445. it. elogio.
[69. 228. 308.]
elogiare.
elops, cf. helops.
elysium ^Ivacov^ das Elysium^ Verg. Aen. 6. 538. I. R. N. 3528. elysius
(adj.).
cm b ad OD tfjtßa^ov, Grundfläche, Grora. vet. p. 96.9 = area.
embadius. embadalis.
embamma e^ßa^fia, Brühe, Col. 42.57= ius. [49.]
embaaicoetas ifjtßaaixoijT^f, Petr. 24. in. «s cinaedus. [309 A.]
embasis Efifiaaig, Cael. Aur. acut. 3. 47. 154 = solium halnei.
embates i^ßarrig, Vitr. 42. 20 == modulus. griech. 94. 48. [282 A.]
emblema efißkrj^a, musiv, Arbeit, Lucil. ine. 34 M. C. I. L. 3. 4806. fr.
embl^me. [48. 49. 498 A. 277.]
emblematicus i^ßkrj^atiytogy eingelegt, Schol. Juv. 4. 76.
embola i^ßoXrj, Einschiffung, Cod. Just. 4 4.3.2.
embolimaeus l^ßoXifxaXog, eingeschaltet, Auson.ecl.de rat. ann. verl. 43 ss intercalaris.
emboline *i^ßollvT], Pßanzenart, Plin. 43. 444 Jan. (elleborine Sill.) = epi-
cactis. »quem alii embolinen vocant«. [4 46. 449.]
embolismus kfißoXiCfxog, Solin. 4. 42 s intercalaris.
embolium e^ßohov, Intermezzo, Cic. Sest. 54. 4 4 6. Bull. delF inst. arch.
4873. p. 67. [228 A.]
emboliaria. emboliarius, C. I. L. 4. 1949. Garr. graff. d. Pomp. p. U. [499 A.
302. 294. [
embolum tfißoXoy, Schiffsschnabel, Petr. 30. 1 ss rostrum.
embolna efißolog, Kolben bei Saugwerken, Vitr. 260. 6. [259 A.]
embrocba k^ßqoxr}, feuchter Umschlag, Theod. Prise. 4. 33. [274 A.]
emeticus if46Tix6<:, Apul. herb. 55 » vomitorius. [272.]
emmeles IfAfjtBXrjSy wohlklingend, Chalcid. p. 44.
empetros ifinergo^, Pflanzenart, Plin. 27. 75: »-os, quam nostri calcifragam vocant«. [4 49.]
emphasis tfAtpamg, Nachdruck, Quint. 9. 2. 64 &= pondus, significatio.
emphaticoteros hfxfpaxiinatBqos, nachdrücklicher, Cic. ep. fragm. p. 44 nr. VIII K.
emphragma €fiq>Qayf4a, Verstopfung, Veget. 4. 40 extr. = praeoccupatio.
[49. 270.]
emphyteuma i^(pvTev^a, Erbpachtgut, Imp. Zeno cod. 4. tit. 56. [49. 265.]
emphsrtenais l(jL(pvrevaig^ Erbpacht, Cod. Just. 4. 66. 4. [265.]
emphyteuta ifKpvTevTrjg, Erbpächter, Cod. Just. 4. 66. 4.
emphyteutious ifiqyvtevTixog, zur Erbpacht gehörig, Cod. Just. 4. 66. 4.
emphyteuticalis. emphyteuticarius. [202.]
empirioe ifiJteiQiKi^, erfahrungsmäfsige Heilkunde, Plin. 29. 5. [268 A.]
empirioiui ifiTtei^mog, Empiriker (med.), Cic. Acad. 2. 39. 422. Cels. griech.
[268 A.]
emplasma efiTtkaofia, Salbe zum Einreiben, Theod. Prise. 2. 40.
emplastrum e^Ttlaarqov, Pflaster, Cat. r. r. 39. 4. it. empiastro, sp. em-
plastro; fr. emplätre.
emplastro, -are. cmplastratio.
emplecton UfiTtlexrov, Mauerwerkart, Plin. 36. 474. griech. b. Vitr.
empleuros tfJutXevqog^ mit vollen Seiten, Lucil. sat. fr. ine. 97 M.
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412 Griechische Wörter
empneumatosis IfjtnvBvfAaxiüfiis, Cael. Aur. chron. 8.8. 446 is inflatio. [870.]
emponema ifjtnoyrjfAa, Cod. Inst. 4. 66. S es melioratio. [49.]
emporeticus k^TtoQTjTcuoSj PHn. 13. 76 = mercatorius. [232 A.]
emporium i^jtoQiov, Handelsplatz, Naev. b. Pun. 74. C. I. L. 3. 2922. [217.]
empor OS IfAnoQost Plaut. Merc. prol. 5 R. » mercator.
emprosthotonia ifiTt^oa^oTOvla , Starrkrampf, Cael. Aur. acut. 3.6.61
= Conus raptus. [270.]
emprosthotonicus efiTtQoa&oTovixoQj mit Starrkrampf behaftet, Cael. Aur.
acut. 3. 6. 69.
emprosthotonos i^TVQoa&OTorog, Starrkrampf, Cael. Aur. acut. 3.6.65.
empyicus kfiTCvt^og, an Lungengeschwüren leidend, Marc. Emp. 7.
empyrius IfAnvQios, Augustin. civ. dei. 40. 27 si igneus.
emys l^vg, Schildkrötenart, Plin. 32.32. acc.pl: -as. [43. 123.]
enallage ivaXXayri 1 Verwechselungen der Redeteile, Cl. Sacerd. art. gr.
enallaxis IväXXa^ig] \, 88. [238 A.]
enargia eva^yeia, lebhafte Darstellung, Rufin. d. schem. dian. 15. Isid. 2. 20.
en aristo siehe aristo.
enarmonius IvaqpLovwg, enharmonisch, Macrob. söm. Scip. 2. 4. 13.
enater elpdtrjQ, Mann, der die Schwester eines Verstorbenen geheiratet hat ^
Orell. 4943. [63.]
encaenia iy^alvuc, Einweihungsfest, (Petr. 35. 7.) August, tract. 84 in Joaun.
encaenio.
encanthis iyycavd-lg, Geschwulst im Augenwinkel, Cels. 7. 7. 5. [274.]
encardia syxaQÖla, Edelsteinart, Plin. 37. 159 = ariste.
encarpa eyyiaQTta, Fruchtgehänge, Vitr. 86. 7. [282 A.]
encathisma iyxa&iafjia, Cael. Aur. chron. 5. 4. 69 b sessio. [49. 272.]
encausticus lyxaifcxirtxog, enkaustisch, Plin. 35. 122. [286.]
encaustus 'eyytavatog, id., Plin. 35. 149. it. inchiostro, fr. euere. [283.]
encautarius. [34 3.]
enchirema lyxBlqri^a, Beweisgrund, Quint. 5. 14 Bonn. [49.]
enchiridion lyxeiQidioy, Orell. 4572. Dig. 4. 2. 2 = scalpellum, sagitta. [272 A.]
enchorius kyx^^^^f Crom. vet. p. 427. 2 b domesticus, vernaculus.
enchrysa (yx^vcog, Ochsenzunge , anchusa tioctoria L., Plin. 22. 54 Jan. anchusa, vgl.
archebion. [4 47.]
enchytus %yxv^og, Spritzkuchen, Cat. r. r. 80. [170.]
enclima eyychfia, Polhöhe, Vitr. 236. 13. [48. 248.]
encliticus iyythriTcog, enklitisch, Prise. 14. 6 K.
encolpias kyytokTtlag, Windart, Apul. d. mund. 10. griech. b. Sen. [55.^
encolpismus iyxoXTtiafiog, Busenbildung, Theod. Prise. 3. 7. [54.]
encolpizo eyTColTrl^cj, in den Busen senken, Theod. Prise. 4. f. 311 a. [24.]
encomboma iyxo^ßwfia, Vorhemd, Schurz, Varr. b. Non. 543. 1. [48. 181.i
encomiographus eyTCto^ioyQätpog, Lobredner, Marc. Aur. b. Front, ep. ad
Marc. Caes. 2. 9 = encomiorum scriptor.
encomiologicum iyyccjfÄiokoyiTiov, Versmafs, Serg. 466. 11 K, [231.]
encomion iyyiüfiiov, Quint. 7. 2. 33 B. (encenium Halm.) = laus. [49.]
encomma (incomma) eyxo^fia, Rekrutenmafs, Veg. Mil. 1.5. Hier, in Jov.
2. 34.
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TN DER LATBINISGHBIf SPRACHE. 4t3
encratitae iyyLQarriTal, Sekte (der Enthaltsamen], Hier. adv. Jovin. 1. 13.
encratistae, Cod. Just. 1.5. 5.
encrinomenos iyxgiyofieyo^, der unter die Zahl der Athleten Aufgenommene, Plin. 34. 72.
(Statue.) [277.]
encyclios lyxvxAtog, einen Kreis bildend, Vitr. 7. 25. griech. b. Senec.
encymos iynvfiog, saßig (Nieswurzart), Plin. 25. 51 Jan. = melampodion (ectomos Sill.)
s= sucosus. [150.]
endromis ivägo^lg^ dichter Überwurf, Itfart. 4. 19. [43. 182.]
endromidatus.
enema (ye/na^ Theod. Prise. 2. 1 == clyster. [48. 272.]
energema iyigyrjf^a, Wirkung, Tert. praescr. 30 = efleclus. [48.]
energlma, Prud. apoth. 400.
energia iyiqysia, Wirksamkeit, Hieron. ep. 50 =s efficientia.
energumenos iysQyov/neyo^, Sulpic. Sev. dial. 1. 20. 9 «= a daemone correptus.
eng i bat a *€yyvßaTr]g, Automatenart, Vitr. 260. 16, cf. angobata.
engonaton lyyovaxov, Sonnenuhrart, Vitr. 9. 9 Sehn,
enhaemon evai^ov, blutstillendes Mittel, Plin. 12.77: »medicamentum Grae-
eis enhaemon dictum«,
enbydris Iw5qLq, Plin. 30. 21 = hydra, hydrus.
enhydros %w8qog, Edelsteinart , Plin. 37. 190. (al.lect. enhygros.) Solin.
37. 24.
en hydrus ervdQog, Ichneumonart, Amm. 22. 15. 19.
enhygros evvyqog, Edelsteinart, Plin. 37. 190, cf. enhydros.
ennaeteris kyyaexfjqUf Zeitraum von neun Jahren, Censorin. 4 8. 4 == tempus novem
annorum.
enneadecaeteris lyyBa['nai)6eKaBTrjqis, Censorin. 18. 3 b tempus undeviginti annorum.
enneadicus iyysa&ixo^, Jul. Firm, roatb. 5. 8 = nonarius.
enneaphthongos kyyeatpd-oyyog, neunstimmig, Marl. Cap. 1. 66.
enneaphyllon IvveacpvXXov , neunblättrige Zahnwurz, dentaria enneaphylla
L,, Plin. 27. 77. [149.]
enneas lyysds, Censorin. 14. 14 ss numerus nonarius. [48. 256.]
ennoea tyyoia, Idee, Tert. adv. Val. 7. ss intelligentia. griech. b. Cic. [243.]
ennosigaeus kyyoulyaiog, Erderschütterer, Juv. 10. 182. (cogn. Neptuni.j.
enocilis lyx^^vst Mai. auct. cl. VI p. 522 b. Löwe, prodr. p. 376 >» anguÜIa. [19.]
enorchis %voQXi>g, Edelsteinart, Plin. 37. 159. [163 A.[
enrhythmos evQv&^iog, taktmäfsig, Mart. Cap. 9. 970.
entaticus ivraTixog, stärkend, Fulg. myth. 3. 7. [271 A.]
entelechia evteUxetay Strebekraft, Tert. d. an. 37. griech. b. Cic. = con-
tinuata motio. [243.]
enterocele ivreQOTii^lrj, Darmbruch, Plin. 26. 81. [270.]
enterocel icus evreQOTLTjhyiog, an Darmbruch leidend, Plin. 20. 26.
entheca hd-i^xr], Schatulle, Augustin. serm. 42. Wilm. inscr. 2010. it. en-
dica. [199 A.]
entheca tus.
entheus iyd^Bog, Mart. 5. 41. 3 = divino spiritu inflatus. (poet.)
entheatus.
enthusiastae Ivd-ovaiaataL, ketzerische Sekte, Cod. Just. 1. 5.5. [320 A.]
enthymema evdv^rjfÄa, Lucil. 9. 45 M. = comroentatio. [49. 237.]
enthymematicus Iv&v^rjfÄarmog , zur Reflexion geeignet, Jul. Vict. art.
rhet. 11.
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414 Gmbgbische Wörter
enthymesis iy^vfArjaig^ Tert. adv. Val. 9 extr. «= consideratio.
eon, *^wf, Baumart j Plin. 43. H9.
eos fftk, Ovid. fast. 3. 877 == aurora. (poet.)
eous T^tpog, östlich, Verg. g. I. 224. 288. [37.]
epactae Inaxtai, Isid. 6. 47 cxtr. &= dies intercalares.
epagogc i7iay(oy^^ )u\. Rufin. d. fig. sent. 26 = inductio. [238 A.]
epanadiplosis inaya&inXiatn^t Jul. Rufin. d. schem. lex. 9 s= repetilio.
epanalepsis inayuXfj^i^, Serv. Verg. Aen. 2. 894. Rutil. Lup. <. M = iteralio, repetilio.
[237.]
epanaphora i7taya(po(ta, Aquil. Rom. d. fig. sent. 84 = repetitio.
epanodus knayo^og, Rückkehr, Rutil. Lup. 4 6.
epanorthosis Inayoq&tooiSt Wiederherstellung, Jul. Rufin. d. schem. lex. 15.
epaphaeresis inatpaiqBCig, wiederholte Wegnahme, Mart. 8. 52. 9.
epaphrodita inafpqo^ijös, liebenswürdig, C. I. L. 5. 405 = venusta.
ependytes iney&vzTjg, Oberkleid, Hieron. vii. Hilar. in.
epenthesis iTtivd-eacgj Einfügung eines Buchstabens, Donat. 396. 3 K. [226.^
epexegesis l/te^ijyrjais, hinzugefügte Erklärung, Serv. Verg. Aen. 4. <2.
ephalmator igxiXXofiai, Jul. Firm. math. 8. 4 5 = saltator.
ephebeum irprißeloy, Übungsplatz für Jünglinge, Vitr. 427. 43. [298.]
ephebia kfpTjßeia^ Donat. ad Ter. Andr. 4. 4. 24 = adulescentia.
ephebia iipr^ßeia, behaarte Schamgegend, Cael. Aur. acut. 3. 47. 440.
ephebicus itprjßixog, Apul. met. 40. 80 » luven ilis.
ephebus ecprjßog, Ter. Andr. 54 = adulescens. [304 A.]
ephebitus, Varr. sat. Men. 39. 40.
ephedra kq>idQa, Pferdeschwanz, ephedra fragilis JL., Plin. 26. 36: i-a ab
aliis anabasis vocatura. [4 47.]
ephelis iq>riXlg, Sommersprosse, Gels. 6. 5. 4. acc.pl: -as. [274.]
ephemerifl kcprj^eQlg, Tagebuch, Cic. Quint. 48. 57. C. I. L. 3. 536. acc.pl:
-as. [429 A.]
ephemericus.
ephemeren kcpruieqov, Pflanzenart, Plin. 25. 470. [449.]
epliemerus ItprjfiBqog, Orib. Bern. 8. 4 3 = quotidianus.
ephippiom hplTtTiLov, Sattel, Gate b. Non. p. 408. s. v. Caes. b. g. 4.2.4.
Varr. r. r. 2. 7. 45. [247.]
ephippiae. ephippiatus. ephippiarius, Fabrett. 742. 339.
ephorus *€q)OQog, Aufseher, Cic. leg. 3. 7. 46. [342.]
epibata knißctzrig, Schiffssoldat, Auct. b. Alex. 44.4. Vitr. 54. 40 = classia-
rius. [46. 242 A.]
epicactis, cf. epipactis. [4 46.]
epibole iTtißolrjf rhetorische Figur, Rutil. Lup. 4.7. [238 A.]
epicedion Lmrjdeiov, Leichenlied, Stat. silv. 2 praef. [228.]
epicertomesis inixBQTOfir^aig, Verhöhnung, Jul. Rufin. d. fig. sent. 4 «s derisio.
epicbirema eTtcx^iQrjfia, Syllogismus, Quint. 5. 40. 45. [237.]
epichysis htlxvaig, Eingufs, Plaut. Rud. 4349. [474.]
epicitharisma Lctxi&aQia^a, Nachmusik, Tert. adv. Val. 33. [48.]
epiclinium IjtinlivTQOv, Rücklehne, Gonsent. 350. 44 K.
epiciintae irtiTillyTac, Erderschütterungen, Apul. d. inund. 48, cf. climaliae.
[258 A.]
eplcoenus inixoiyog, Donat. 375. 22 K. «s promiscuus. [59.]
cpicopus knUianog^ Cic. Att. 4 4. 4 6 in. s= remis praeditus.
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IN DER LATEINISGHBIf SPRACHE. 415
cpicrates inix^tctijf, Cic. AU. 2. 3. 4 s magnus. (cogn. Pomp.)
epioroous eTtlxQoxog, dünnfädig, Plaut. Pers. 96. Naev. trag. 60. [169.]
epicroculum.
e'picurizo ininovQiCta, der epikur. PhilosopMe ergeben sein, Salvian. gub. dei 4. 4. [34.]
epiouB iTCixog, episch, Cic. d. opt. gen. die. 4. 4. [233. 238 A.j
epicyelus iTtUvulos, Nebenzirkel, Chalcid. Tim. p. 81.
epideeticalis eTttdeixrixog, Miufzeigenda (d. Eckstein), Gromat. ret. p. 352.
47. [37.]
epidemetica i/tidrjfirjTtxa, Quartierablösungsgelder , Cod. Just. 42. 44. [343 A.]
epidemos inidrjfio^, einheimisch, Amin. 49. 4. 7..
epidermis iTtideq^iLg, Oberhäutchen, Veget. 3. 64. 4.
epidipnis inideinylff, Pctron. 69. 6 =s mensa secunda. [468.]
epjdixis ini&e^^i^, Spielprobe, C. I. L. 5.2787.
epidromus sTtlögo^og, Strick der Hängematte, Cat. 7. 7. 43. 4.
epiglossis iniyXmaais, Plin. 44. 66 es minor lingua.
epigramma iTtlyQctiifxa, Aufschrift, Cic. Verr. 2. 4. 57. gen.pl: -on == in-
scriptio [48. 228.]
epigrammatarius. [202.]
epigrammaticus iTCcyQafifAarixog, epigrammatisch, Spart. Hei. 5 §. 9.
epigrammation eTttyQafAfnarwv, kleines Epigramm, Varr. 1. 1.7.3.86.
epigrammatista ijtiyqapLi.iatLavirig , Epigrammendichter, Sidon. ep. 4. 4.
(epigrammista.)
epigroma ijiiyQtofjia, Flurbuch, Not. Tir. p. 424 Grat, ss commentarium.
epigrus (?) hölzerner Nagel, Sen. ben. 2. 4 2. 2 Haas., dafür lese ich: epiurus = inlov
qos, [59.]
epilepsia iitiXrixpla, fallende Sucht, Cael. Aur. chron. 4. 4. 60 = morbus co-
mitialis. [270.]
epilepticus IntXriminog, Auct. fr. iur. anteiust. p. 88 Mai. : passio «i epilepsia.
epileus *€7tll£wg, Habichtart, Plin. 40. 24. [59.]
epilimma s epalimma = knakeifAfAU, Salbenart, Paul. Diac. p. 82. 45. [494.]
epilogicus litiXoyvKog, zum Epilog gehörig, Cur. Fortunat. art. rbet. 2. 7.
epilogium kTtiXoytor, Auct. cl. VIII 4 Mai. = prologus. [288 A.]
epilogus iTtlXoyog, Cic. d. or. 2. 69. = peroratio conclusio. [236.]
epimedion iTCifu^dtov, i^anjs6 (marsilia quadrifolia ?) ; Treppengeländer, Plin.
27. 76. J. R. N. 4240. [449.]
opimelas iTCi^ikag, Edelsteinart, Plin. 37. 464. [463 A.]
epimenia iTttfii^vux, Monatsrate, Juv. 7. 420.
epimerismos, CTtifÄeQLa^iog, Aufzählung der Hauptbeweise, Mart. Cap. 5. 564.
epimetrum InifAerqov, Zugabe über das Mafs, Cod. Theod. 42. 6. 45 =3 cumulus.
cpinicium iTtivUwv, Siegeslied, Suet. Ner. 43. [288.]
epinyctis ifttwurlg, Nachtblatteim, Plin. 20. 44: »ita vocatur uicus, quae et
syce«- Acc. pl. -as. [284.]
epionicus *ini(avix6s, Prise, d. metr. Ter. 26 as ionicus a maiore.
epipactis ijtmaxTlg, nieswurzähnliche Pflanze, Plin. 43. 4 44; 27. 76 = eile-
borine. Sill. (Jan: epicactis.) [146. 449.]
epipedonicus ini 4- nidoy, Grom. vet. p. 248.9 «s medius. [86.]
epipedos kninB^og, Censorin. fr. 6. 2 s planus,
epipetros iTtlitetQog, Pflanzenart, Plin. 24.89. [446.]
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416 Gribghisghb Wörter
epiphania iriKpayeia, Oberßäche^ Eulog. in somn. Scip. p. 406. 26 Or. as superficies,
epiphania IrtiApaveia^ Fest der Erscheinung Christi ^ Amm. 24.2.4. God,
Just. 3. 12. 2. it. befania. [324.]
epiphonema ETtKptJvrjfÄa, Senec. contr. 4 praef. 23 Bure. = exclamalio. [237."
epiphora ETticpoqa, Schnupfen, Col. 6. 47. 8 = destillatio. griech. b. Cic.
epiplexis ininXyj^i^, Jul. Ruf. d. fig. 24 » obiurgatio. [238 A.]
epiploce iTtiTclonrj, Verknüpfung, Rutil. Lup. d. fig. sent. 43.
cpiscenos eTtia^rjvogj Stockwerk der Scenen, Vitr. 4 48. 48. [282 A.]
episcenium l7tiaY,riviov^ id., Vitr. 474.4. [283 A.]
episcepsis iniaxeipi^, Aufsicht, C. I. L. 5.7870. Orell. 3342. [48.]
episcopus eTtlaytOTVog , Bischof, Tert. d. bapt. 47. C. J. L. 5. 474. celt. ep.
scop, escopl. d. Bischof, griech. b. Cic. [349.]
episcopare, episcopalis, episcopaliter, episcopatus, episcopium.
episcynium kfttaxvvLOV, Gegend über den Augen, Tert. d. pall. 4.
epistalma initnaXfia, Cod. Jast. 7. 37.3. 1 s mandatum. [49.]
epistates iTtitncmj^, Cat. r. r. 56 =s custos, curator, [47. 277.]
epistolicus ini<noXi.ti6s, brieflich. Gell. 7. 4 0. 2.
epistolium kTtiüToliov, Briefchen, CatuU. 68. 'S. = iitterulae.
epistomium iTttazopLiov, Hahn, Vitr. 240. 45. (al. lect. epitonium.) [259 A.j
epistrategia iTtLatqaxYiyüa, f/h/er/eWAetTnÄte/te, Orell. 546 = munuslegali.
epistrategus iTCiaTQarrjyog, C. J. S. 3. 45. Orell. 3884. = legatus.
epistrophe kTtiatQocprj, Jul. Rufin. d. fig. sent. 46. = reversio.
epistula epistola Ifctarolri, Brief, Plaut. Trin. 774. J. R. N. 4 46. 2258. Wil-
manns nr. 440. 4248. celt. epistil. fr. 6pitre. [59. 237.]
epistularius. [202.] epistolaris, epistolariter.
epiBtylium €7tcaTihov, Bindebalken, Varr. r. r. 3. 5. 4 4. J. R. N. 3635. [28r
282.]
episynaliphe kTtiavvaloLtp^, Zusammensprechen der Silben, Diom. 442. 20 K.
Prob. 263. 26 K.
epitaphista i7tcTaq>iaTrig, Begräbnisredner, Sidon. ep. 4.9. extr.
epitaphium l7tira(ptov, Grabschrift, Orell. 4548. Rossi inscr. christ. I p. 340.
nr. 740. [228. 308.]
epitaphius l7ivcaq)iog, Grabrede, Cic. Tusc. 5. 42. 36.
epitasis eTtltaaig, Knoten, Donat. argum. ad Ter. Andr. p. 3. lin. 45 Kl.
[223 A.]
epithalamium imd^ala^wv, Brautlied, Quint. 9. 3. 46. [228. 308.]
epitheca iTti&rjTtrj, Zusatz, Plaut. Trin. 4025.
epithema iTtl&efia, Umschlag, Scribon. 460. sp. bizma, epitima, it. epilUma-
[49. 274.]
epithematium iTtid-ei.iarLOV, kleiner Umschlag, Marc. Emp. 20. [49.]
epitheton litld-Btov, Beiwort, Quint. 3. 3. 20 = appositum.
epithymon hti&v^ov, Plin. 26. 56. it. epitimo. [449.]
epitimesis knixl^tjais, Jul. Rufin. d. fig. sent. 24 = epiplexis = obiurgatio.
epitoma eTtcTOfirj, Cic. Att. 42. 5. 3 = summarium, compendium.
epitomdre.
epitonion iTtttoviov, Hahn, Varr. r. r. 3. 5. 46. (cf. Vitr. 240. 45: epi-
stomium.)
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 417
epitoxis iTtiTo^lgj Höhlung der Katapulte, Vitr. 267. 11. gen: -idos. [325 A.]
epitrapezios knnqani^iog, am Tisch befindlich, Stat. Silv. 4. 6 (Bild.)
epitritus In'nqixos, Gell. 48.44.6. griech. b. Vitr. = sesquitertius. [230 A.]
epitrochasmos imtQoxaafjiog, Aquil. Rom. d. fig. sent. 6 = percursio. [54. 238 A.]
epitrope inngontj, Rutil. Lup. d. fig. sent. 2. 47 = permissio. [237.]
epitropos inizQonos, Auson. ep. 22. 2 s custos. (poet.)
•epityrum e/tirvQOVj Olivenkompottj Plaut. Mil. gl. 24. [169.]
epiurus iniovqog , hölzerner Nagel, Fall. 42. 7. 14. Senec. ben. 2. 42.2 (?) = clavus,
cf. epigrus. [59.]
epizeuxis iTtlCev^ig, Donat. 398. 42 K. = adiunetio. [237.]
epizygis ijttKvylg , eiserner Zapfen an der BalUste, Vitr. 270. 8. griech.
272. 8. [325 A.]
eploceus i/nnX6xiov (?), haarflechtenfarbig, Schol. Juv. 6. 547.
epodes, Meerfischart, Ov. Hai. 426: vermatlich nepodes = vinode^ zu lesen! [449.]
epodos iftipdog, Epode, Quint. 10. 4. 96. [37. 228 A.]
epogdoos Inoydoog, Macrob. somn. Scip. 2. 4. 4 4 = sesquioctavus.
epomphalion bto^fpahov, Magenpßaster, Fulg. myth. 2. 5 extr. [274 A.]
eponyma BTtwvviia, Zunamen^ Serg. 540. 5 K. [226 A.]
epops tno^, Ovid. met. 9. 674. Verg. cul. 254 = upupa. (poet.) [52. 440.]
epoptes iTtojtrrig^ dritter Grad der Mysterien^ Tert. adv. Val. 4.
epopticus inoTiJixoc, Chalcid. p. 427 = metaphysicus.
epos inog, Hör. sat. 4. 4 0. 43 a carmen epicum, heroum. [27. 34. 54.]
eranthemis l^ayS-e/jik, Kamille, mdtricaria chamomilla L., Plin. 22. 53, vgl. leucanthemis.
[447.]^^
eranus e^apog, Almosenkasse, Plin. ep. 10. 92.
erastes i^atn^g, M. Aur. b. Front, ep. ad M. Caes. 4. 40. acc: -en &» amator.
ereniita iQtjfilrrjg, Einsiedler, Sulp. Sev. dial. 1. 17. 1. cell, ermit., afr. er-
mite. [46. 58. 320.]
eremitis iqrjfjuxis, einsiedlerisch, Sidon. ep. 9. 3.
eremodicium SQrj^oöUiov, Versäumung des Termins, Tert. adv. mart. 3. [265 A.]
eremuB egrj^og, Wüste, Tertull. idol. 5. it. ermo., sp. germo., pr. afr. erme =
deserta. [58.]
eremosus.
ereuthodanus iQBv&odayog, Krapp, rubia tinctorum L., Plin. 24. 94: »erythrodanus, quam
allqui -um vocant, nos rubiam«. [4 49.]
ergasiotani von i^yaotov, Ilandwerkszunftgenossen in Alexandria, Cod. Just.
1. 4. 5.
ergasterium iQyaoTrjQwp, Wei^kstatt, Suet. fr. d. poöt. p. 42. 4. Reiff.
ergasticus IqyatniKog, bewirkend, Mart. Cap. 6. 74 5.
opgastulum iqyalead^ai, Arbeitshaus, Cic. Cluenl. 8. [34. 86. 207. 340.]
ergastularis. ergastularius. [309.] ergastulus, Lucil. sat. 4 5. 30.
ergata eQyarrjg, Winde, Vitr. 248. 42. it. argano. [46. 208.]
ergaticus Igyarmog, arbeitsam^ Not. Bern. 4. 34.
ergolabus BQyoXaßog, Cod. Just. 4. 59. 4 = rederaptor operis.
erice igeUi], eginri, Heidekraut, erica I,., Plin. 24. 64: »ericen Graeci vocant
fruticem non multum a vitice differentem«. it. erica, sp. pg. urce,
erece vgl. Schuchardt Vok. 2. 89. [37]
ericaeus. [423. 4 49. 454.]
erigeron iQiyiQoty, Kreusumrz, senecio vulgaris L., Plin. 25. 467: »-on a nostris vocatür
senecio«. [4 47.*]
Weise, Oriech. Wörter i . d. lat. Sprache. 27
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418 Grteghisghe Wörter
er i neos iglreog Pflanzenart, campanula rapunculus L., Plin. 23. 134 : »her-
bam quoque Graeci -on vocant«. [149.]
eriophoros eqiocpoqog, Zwiebelgewächs, Plin. 19.32: »Theophrastus Iradil
-on appellaria.
erioxylon iQio^vXoy, Baumwolle, Ulp. dip. 32. 4. 70. 9 =: gossypium.
eriphia egiipelay Pflanzenarty Plin. 24. 168. [149.]
erisma eqiaiia, Strebepfeiler, Vitr. 153. 12. Henz. 6155 = anteris. [48.49.*
282.]
erithace eQi&dxrjj Bienenharz ; -brot, Varr r. r. 3. 16. 23 : »erithacen vocanta.
Plin. 11, 17. [123. 149.]
erithacus egl^axog, Vogelart, Plin. 10.86. [140 A.]
erithales eQid^ctXi^, kleine Hauswurz, Plin. 25. 460: »Italia sedum vocat«. [U7.]
erilheus iQi&ev^, Vogelarty Avien. progn. 438 = erithacus.
erneum oqvbov, Aschkuchen, (Seal, ad Verg. catal. p. 226) Cat. r. r. 81. [170.]
eromenion IqmfAivioy, Liebchen, Lucr. 4. 4458 B.
crotema iQunrjfjia, Aquil. Rom. d. fig. sent. 4 4. C. I. L. 4. 4878. 4 ss quaestio, interro-
gatum. [238 A.]
erotopaegnion eQcoTOTtalyvtov, Liebesgedicht, Charis. 288 K. [228.]
erotylos eQcoTvlog, Edelsteinart, Plin. 37. 460 = amphicomos = hiero-
mnemon.
erynge ^Qvyyrj, Mannestreu, eryngium campestre L., Scribon. Comp. 153.
Plin. 22. 18: »-e sive eryngion«. [149.]
eryngion riqvyyiov, id., Col. 6. 5. 2 = erynge. [149.]
erysimon i^vaifjiov^ Raule, sisymbrium irio oder polyceratium L., Gels. 5. 48.25. PUn.
4 8. 96: »quam Latini irionem vocant^« = irio.
erysipelas eQvalTrelag, Hautentzündung, Gels. 5. 28. 11. griecb. 5. 26. 31.
erysipelatodes (QvainrjXaKadr^g, rosenartig, Oribas. Bern. 4 5. 24. [49.]
ery sisceptrum eQvalazrjTtTQOv, Dornstrauch, Plin. 12. 110: »aspalathos, qui-
dam eum -um vocant«. [146.]
erysithales *eQvaid^aXig , Pflanzenart, PUn. 25. 160 = sedum 26. 137 =
Carduus pratensis. [147.]
e r y t h a 1 1 i s EQv&alXig, Edelsteinart, Plin . 37 .160.
erythinus eQvd-lpog, Meerbarbe, Ovid. Hai. 104. [58. 119.]
erythraeus iqv&Qaw, Col. 7. 2 « ruber. [55.]
erythraicos eQv^Qalytog , Satyrienart, (Knabenkraut), Plin. 26.97: »genus
salyri -on appellant«. [151.]
erythranos EQvd-qavog, rotbeerig (Epbeu) , Plin. 16.147: »quidam apud
Graecos etiamnunc duo genera huius faciunt -um et chrysocarpunw. |^H9.
erythrocomis iQvd^Qo^ -^ xojuij, rothaarig, Plin. 4 3. 4 48. [433 A.]
erythrodanos kqv&qo^avoe, Krapp, rubia tinctorum L., Plin. 24. 94 = rubia. (al. lect.
ereuthodanos.) [149.]
erythros tQv&Qoc, Plin. 24. 4 79 = ruber. (Strychnosart. ) [58. 4 49.]
eschara eaxccQa^), Fufsgestell der Wurfmaschine; Schorf y Vitr. 10. 11. ^
Sehn, (griech. b. Rose). Scribon. it. escara. sp. pg. escära. fr. escarre.
[61. 271".]
escharosis eaxdQcoaig, Schorfbildung, Cael. Aur. chron. 1. 4. 118. ^271.]
4j In welcher Beziehung steht dazu squarrosus?
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m DBR LATBINIS€HBN SPRACHE. 419
escharoticus iax(xQ(oTcx6g, schorßüdendy Gael. Aur. chron. 4. 1. 50.
eschatocollion iaxatoxoXXiov, letzte Seite einer Schriß, Mart. 2. 46. 3.
etesiacus hijacaytog, zu den Passatwinden gehörig, Plin. H. 36.
etesiae hrioLai^ Passatwinde, Cic. Alt. 6. 7. [214.]
etesius hi^aiog, jährlich, Lucr. 5. 740. [214.]
ethioa ^^i^rj, Moralphilosophie ^ Cic. Acad. pr. 1. 7. [241 A. 242.]
ethice, Quint. 2. 21. 3.
ethicuB ^d-iTLog, moralisch, Sen. rhet. contr. 2. 12. 8.
ethnicus id^Mog, heidnisch, Tert. d. idol. 14. [321.]
ethnice. ethnicalis.
ethologia rid-oXoyia, Sittenschilderung, Sen. ep. 95. 66. [237.]
ethologus rid-oXoyog, Sittendarsteller, Cic. d. or. 2. 59. 242.
etbopoeia i^&onoita, RutU. Lup. d. fig. sent. 24 s= moralis confictio, figuraiio. Firm.
ethopoeiacus, Firm. mat. 8. 4.
ethos ^^o^f Plin. 35. 98. acc.pl: -e. »sensus hominis expressit, quae vocantur Graece ethe«.
gr. b. Yarr. sat. Men. 66. U.
etymologia hvfÄoXoyla, Wortableitung, Quint. 1. 6. 28 = veriloquium, no-
minum interpretatio. [223. 226.]
etymologioe hvfioXoytxrj, Etymologie als Wissenschaft, Varr. i. 1. 7. 1. 4. [223.
226.]
etymologicus hvfioloyiKog, etymologisch. Gell. 1. 18. 1. [226.]
etymologus hvfioXoyog, Etymolog, Varr. 1. 1. 6. 39. [226.]
etymon Hv^ov, Etymon, Varr. r. r. 1. 48. 2. acc. : -on. [226.]
eu €v, brav, Plaut. Mil. gl. 398. euare Catull. 64. 391. [38. 310.]
euan evav, Jubelruf der Bacchanten, Enn. tr. 150 V. 109 Rb. Orell. 6187.
(euhan) vgl. euans. [38. 310.]
euangelious evayyekixog, evangelisch, Tert. adv. Marc. 39.
euangelista evayyeXcarijg, Evangelist, Prudent. cath. 6. 77.
euangelium evayyiltov, Evangelium, Tert. d. idol. 9. [321.]
euBugelizo evayyell^cj, das Evangelium predigen, Matth. 11. 5. Not. Bern. 69.
116. [27.]
euangelizator.
euangelus evdyyelog, Verkündiger froher Botschaft, Vitr. 10. 2. 15 Sehn, (cogn.)
euax *€vaS, juchhei, Plaut. Bacch. 247. [38. 310.]
eubunion eifiovyioy, Diptam, nriganuro dictamnum L., Apol. herb. 63 ss dictamnus.
[464 A.]
eucharis evx^Q^^t holdselig , Sirac. 6. 5 Valg. s= suavis.
eucbaristia evxaQiatla, Danksagung, Tert. d. cor. 3. [321.]
eucharisticon evxaqunixov, Danksagung, (Stat. silv. 4.2.) Tert. praescr. haer. 47.
euche eixVj Jul. Rufin. d. fig. sent. 28 =s precationes. [238 A.]
euchetae evxirat, ketzerische Sekte, Cod. Just. 1. 5. 5.
euch ym US evxvfAo^, wohlschmeckend, Plin. Val. 5. 8.
euclea cf. euplia. [149.]
eucnemos evxvtjfAos, mit schönen Waden, Plin. 34. 82: »Amazonem, quam eucnemon ap-
pellant«. (plast. Werk.) [277.]
eudaemon Bv^aifuav, Mel. 3. 8. 6. Monum. Ancyr. 5. 20 Momros. s felix. acc.pl: -as.
eudiaeon evdialov, Paul. Diac. p. 78. 13: lineum filum.
eudromi Bv^^ofABt, laufe schnell, C. I. L. 5. 5894.
27*
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420 Griechische Wörter
euerganeus evegyrig. wohl zusammengefügt, Vilr. 5.4.9. Sehn. = bene
compositus.
euethes Bvrj^St Amin. 28. 8, 33 = stultus. [340.]
eugalactoD evYaXayiTOv , Pßanzenart, Plin. 27.82: »glaux, anliquitus -od
vocabatur«. [149.]
euge evye, brav!, Plaut. Irin. 705. C. I. L. 4. 4909. [38. 340.]
eugepae, Plaut. Stich. 381. [38. 34 0.
eugeneus evyiveiog, edel, (Weinart), Cat. r. r. 6. = nobilis. [38. 472.1
eugium evyBioy, die Scheide des weihlichen Gliedes , Laber. com. S5. Lucil. 88. S2. Non.
4 07. 30: »eugium media pars inter natural ia muliebriaa.
eugiyphus €vylvfpi]g, schön geschnitten j Ambros. in psalm. 4 48.
euhias Bl'idg, Hör. carm. 3. 85. 9 = baccha (poet.).
euhius Bvios, Beiname des Bacchus^ Enn. trag. 4 50 Y. [38.]
eulogia evXoyia, gesegnetes Mahl, Augostin. ep. 36. 4 9. Not. Bern. 4. 67. (griech. b. Cic.
ad Att. 43. 22.)
eulogium evXoyioy, Grabschriß, Placid. gl. Deuerl. &= elogium.
eulogiarius. [202.]
eumeces evfij^xtjg, Balsambaumy Plin. 4 2. 4 44.
eumetria ev/neiQia, Ebenmafs, Yeget. 6. 2. 8 «= proportio, symmetria.
eumitres *ev^lrQr]g, Edelsteinart, Plin. 37. 460.
eunomiani von evvo^og, ketzerische Sekte, Cod. Just. 4. 5. 5. [320 A.]
eunuchismus evvovxto^og, Entmannung, Cael. Aur. chron. 4. 4. 4 48.
eunuchizo evrov^i^o}, entmannen, Hieron. adv. Jovin. 4.7 = eunuchare. [24.]
eunuchufl evvovxog. Verschnittener, Ter. Eun. 4 67. C. I. L. 5. 4680. [38. 309.
eunucho, -are. eonucbinus.
euodes evüdeg, Boiss. I. L. X. 38. 4 = bene olens.
euoe evol, Jubelruf der Bacchanten^ Plaut. Men. 836. Enn. trag. 450. (euhoe;
38. 340.
euonymos eviow^og, Spindelbaum, euonymus latifolius Scop. oder euony-
mus Europaea L,, Plin. 43. 4 48: »quae vocatur -os«. it. evonimo. ^U6.
eupater(e)ia evnariQBia, Tochter eines edlen Vaters, Lucil. sat. 4 7. 3 M. (Haupts Koniekt,,
eupatoria BVTtaToqia, Odermennig, agrimonia eupatoria L,, Plin. 25. 56 =
agrimonia. it. eupatorio.
eupatorium, Plin. Val. 2. 47.
eupetalos emtiralog, Opal, Plin. 37. 464. [449. 463.]
euphemia evq)rj(xla, gute Benennung, Gl. Sacerd. art. gr. 4. 456. [226.]
euphemos Bvtprj^og, Gutes bezeichnend, Front, d. difT. p. 354. 4 M.
euphonia Bvtpfovla, Prise. 4. 9 K. = sonoritas.
euphorbia smpoqßia, Wolfsmilch, euphorbia officinarum L., Plin. 5.46.
euphorbium evcpoQßwv, id., Plin. 25. 443.
cuphrone BhtpQoyrj, »die wohlwollendcft (Nacht), Amm. 22. 8. 33.
euphrosynum evipQoavvov, Ochsenzunge, Plin. 25. 84 : »buglossos et voca-
tur -um«. [4 48.]
euplia BVJtlia, Pflanze, Plin. 25. 4 30. (al. lect. euclea.). [449.]
cuplocamos svnXoxafio^, schön gelockt, Lucil. sat. 30. 58 M. (poet.)
euptcron BvniBqov, Venushaar, Apul. herb. 54 == polytrichon. [4 54 A.j
eurae BVQai, breite Gänge (1), C. I. L. 5. 2787.
eureos ♦er^cof, Edelsteinart, Plin. 37. 464.
eurythmia €v()v&^ia, Gleichmafs, Vitr. 42. 9 = ab Oriente veniens.
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IPI DBB LATEINISCHEN SPRACHE. 421
eurinus bvqivos, östlich, Col. H.S. U == ab Oriente veniens.
euripice BVQLTtvKri^ Binsenart, Plin. 21. 119: »iunci genus, quod -on vocant«.
euripidiuni evQiTtideiov, VersmafSj Serg. 458. 5. K.
euripus evQLTtog, Meerenge, Cic. Mur. 17. [261.1
euronotus evQovoTog, Südsiklostwind, Col. 11.2. 42. 213.]
eurotias BVQüitLag, Edelsteinart, Plin. 37. 161. [55.]
eurus evQog, Südostwiiid, Verg. Aen. 1. 108 = vulturnus. (poet.) [213.1
eurous. euroaquilo. euroacester. eurocercias. euroborus.
euscheme evcxVf^f^^j Plaut. Mil. gl. 24 3 = belle,
eusebes eiaeßig, Edelsteinart, Plin. 37. 161.
eustomachus evarofiaxog, magenstärkend, Theoil. Prise, d. diaet. 7. [272.1
eustylos evarvlog, schönsäulig, Vitr. 70. 16. [283.]
euthalos *ev&aXog, Kellerhals, Plin. 15. 132 = daphnoides. (Mayh. eupetalos).
eutheristos sv&iQi(nog, leicht beschneidbar (Balsamstaude), Plin. 42. 414 : »quod vocatur -onc
euthia ev^ela, gerade Linie, Mart. Gap. 9. 958. griech. b. Vitr. s= linea recta.
euthygrammos Bvd^vyQafAfxog, Grom. vet. 4 00. 4 0 = normalis. n.pl: -oe. euthygrammom
= norma Vitr. 3. 22. [4 95 A. 256 A.]
euxinus bv^bivos, wirtlich, Ov. Trist, k. 4. 55.
euzomon BvC<afioy, Kohlart, brassica eruca L,, Plin. 20. 426: »ut Graeci -on appellaverint«
= eruca. [4 49.]
exagoga k^aytayrj, Transpart, Plaut. Truc. 540 = evectio.
exagoge Paul. Diac. p. 80. 45.
exanolare i^awlelv, ausschöpfen, Plaut. Stich. 273. Pacuv. Ir. fr. [42. 74.
212. 258.]
exanthema i^dp&rjfxa, Hautausschlag, Marc. Emp. 9. [271.]
exarchus "s^aQxog, Vorsteher, Justin, nov. 133. 4. G. I. L. 5. 5823. 7000.
exbola l%ßoXri, Geschofs, Naev. com. 103.
cxebenus l^ißevog, Edelsteinart , Plin. 37. 159.
exedra i^idqa, Salon, Varr. r. r. 3. 5. C. I. L. 3. 1096. Orell. 3283. [196.
298.]
exedritim l^idqiov, kleiner Salon, Cic. fam. 7. 23. 3.
exegetice e^fiyetiTcrj, Erklärungskunst, Diom. 426. p. 16. K.
exentero (exintero) k^evreQlCo), ausweiden, Plaut. Epid. 179. C. I. L. 4. 1377.
[69. 325.]
exhaeresimus e^aigiai^og, ausschneidbar, Cic. Verr. 2 52. 129,
exbydrias i^vöglag. Regenwind, Apul. d. mund. 10.
exhypodecia i^vnodixTr^^, Einnehmer, Murat. 2004. 4.
exochas i^oxcig, Hämorrhoidalknoten, Augustin. ep. 38. 1. [270.]
exochadium, Marc. Emp. 84.
exocoetos i^amoiTog, Fischart, (exocoetus exiliens -B/.?), Plin. 9. 70. [119.]
exodium i^odiov, Schlufs, Varr. sat. Men. 99. C. I. L. 2. 863. [228. 294. A.]
exodiarius, Anon. mim. 33 Rb. [202.]
exodus Uodog^ Auszug, Tert. adv. Jud. 41. (Titel des 2. Buchs Mosis.) [67. 324.]
exomis i^wfxlg, Unterkleid, Paul. Diac. p. 81. 3. griech. b. Gell. [182.J
exomoiogesis i^ofAoXoyijat^, Tert. d. paen. 9 « confessio.
exonycbos klow^og, Steinhirse, Plin. 27. 98: '»lithospermon aliqui -on vocant, alii dios
pyron, alii Heracleon«. [450.]
exoroismus i^oQxia^og, Beschwörung der bösen Geister, Tert. d. cor. mil.
11. [321.]
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422 Griechische Wörter
exorcista e^ogyLiarrig, Geisterbeschwörer ^ Cod. Just. 4. 3. 6. C. 1. L. 5. 4846.
5428. [324.]
exoroiso k^oQyti^o), Geister beschwören^ Ulp. dig. 50. 43. 1. 3. exorcidio Cypr.
sent. episc. 4. [24.]
exormiston k^oqfAiaxov, Muränenart, Cassiod. var. 18. U. [12^.]
exostra e^oHJTga, Theatermaschine ^ Cic. d. prov. cons.^lß. 4 4. [293. 324. i
exoter icus e^cjTeQtudgj äufserlich, Gell. 20. 5. 4.
exoticus e§ü}Ttyi6g, Plaut. Men. 236. Plin. 43, 24: sie enim appelJavere (seil.
unguenta veteres Romani). it. zotico = externus.
exstasis cxataai^t Bestürzungf Act. apost. 3. 10. Vulg. «= perturbatio, cf. ecstasis.
exuthenismos i^ovd-eyKffioff Geringschätzung , Jul. Rufin. d. fig. sent. 6. [288 A.]
P.
fODestpa (?) "(pavriatqa, Fenster, Plaut. Mil. 379 R. frz. fen^tre. [48. 74. 72.
73. 497.]
festra, Enn. 6. Macrob. sat. 8. 12 fenestruUa (App.). fenestella (Gol.). Feneslella.
feaestrare.
fluta TtlwTTif Mu7*änenartj Varr. r. r. 2. 6. 2. [74. 4 44.]
formio (phormio) cpoQ^loVj Binsengeflecht , Ulp. dig. 33. 7. 42. 48. [71. 73.;
fortax (poqxa^, Ofengestell, Cat. r. r. 38. 4. [50. 74. 72. 73. 499.J
fratria fpqaxqitty politische Volkscibteilung, Varr. 1. 1. 5. 15. 25: »est Graecum vocabotum
partis homiaum ut Neapoli etiamnunc«. [71. 72. 73.]
faoinuB q)vycivog, mit Orseille gefärbt, Quint. 42. 40. 85. [63.]
faoufl (fVTiog, rote Schminke, Plaut. Most. 275. [33. 65. 74. 72. 73. 85. 491.
205.]
fucatus. fucate, fuco, -are, fucosus, effucia.
fonda acpsvdovri, Schleuder, Plaut. Epid. 2. 2. 42. [74. 72. 73. 85. 323.]
fundibalus, fundibulum, fundibularius, fundula.
ftingus aq)6yyog, Schwamm, Plaut. Bacch. 283. [74. 72. 73. 85,]
i funglnus (=a *ff(poyyiyo^). [63.] fungosus, fungulus.
f
gaeanides *yaLavLdig, Edelsteinart, Plin. 37. 480. Jan. : »paeanitis, quam
quidam -es vocant«, cf. paeanitis.
gagates yaydrrjg, Glanzkohle, Plin. 36. 444. [456.]
gagites yaylttjgy Adlerstein, Plin. 40. 42. Jan. = »aetites, quem aliqui diiere
-en«.
galacticus yakaycrcyiog, Marc. Emp. p. 266. C. »inunctiones, quae appeilan-
tur galacticaea = lacteus.
galactites yaAaxr/rijg, milchfarbener Stein, Plin. 37. 462.
galactitis yaAaxrmg, id., Plin. 37. 462 = leucogaea = leucographilis. [43.
galaxias yaXa^lag, id.; Milchstrafse , Plin. 37. 462: »galaxian aliqui galac-
titen vocant«. [55. 463 A.]
galbanum x^A/^ai/i^; Galbariharz, galbanum officinale Don., Gels. 3. 24. 25.
fr. galban. cf. chalbane.
galbanus. galbaneus Verg. Georg. 3. 415. [20 A. 61. 65. U4,]
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IN DER LATBINISCHBII SPRACHE. 423
galena yakrjvrjj Bleiylanzj Plin. 33. 95: »-am vocanU. [154.]
, , , ^ ' i» ^ ^ , , w^i. r.^ «- 1 »caleopsis aut ut alii
galeobdolon yaXeoßookov, TaubnesseL Plin. 27. 81. ^. / , , ,
galeopsis mU^, id., Plin. 37. 81. | f.«;-''^;;;", -' «^
galeos yaXeoi:, Haiflscharl^ Plin. 32. 25 s= mustela. [119.]
galeotes yaXemrjg, Eidechsenart, Plin. 29. 90 = slellio.
galion yaXiov, Taubnessel^ (odor Frühlings-Labkr aut , ^hUxiiii \er\im L.?] Plin.
27.81. vgl. galeopsis ital. gallio. [149.]
galnapum xavpaKq, = gaunacum babylonischer Pelz, Not. Bern. 55. 91.
galumma cf. calumma. [84 A.]
gamma yd^^a^ Buchstabe y, Grom. vet. p. 43. 16. [48. 225. J
gammatus. regammans. gamella.
ganglion yayykiov , Überbein^ Vcget. 2. 30. it. gangola. gricch. b. Gels.
[274.]
gangraena yayyqatva^ Krebs (med.); Lucil. 1. 16M. it. sp. cangrcna. fr.
gangr^ne. [53. 269.]
gargarisroa yaqycLQia^iCL, Gurgelwasser, Theod. Prise. 1. 10. 15. [48. 272.]
gargarismatium yaQyaQta^aTtov, id., Marc. Emp. 15. [49.]
gargarizo yaqyaqil^u}, gurgeln, Gels. 4. 2. 1. [24. 272 A.]
gargarisso, Varr. 1. 1. 6. 96. gargaridio, Varr. b. Non. H7. 9. [25.] gargarizatio.
garimatium) garismatium *yaQLa/,iaTiov , Gelee, Theod. Prise, d. diaet. 5.
Cassiod. var. 12. 22. [22. 49. 121 A.)
garoenum ^yaqoiyov = oenogarum, Weinbrühe mit garum, Apic. 2, 43.
garoeneus.
garon, garum yccQov, Fischsauce, Hör. sal. 2. 8. 46. G. 1. L. 4. 2569. 2570.
ephem. epigr. I. p. 163. no. 188. [22. 121.]
garos yccQog, Fischart, Plin. 32. 148. [119.]
gassinnades *yaaairvadig, Edelsteinart, Plin. 32. 148. [119.]
gaster yaarf]Q, Cael. Aur. cbron. 3. 8. 106. acc: -a &= venter. [4 7 A.]
gastrimargia yatnqifjLaqyiay Schlemmerei, Ambros. Cass. coli. 22. 3.
gastrimargus.
gastrum ydarga, bauchiges Gefäfs, Petron. 70. 6.
gauluB yavlog, Schöpfeimer, Plaut. Rud. 1319. [175.]
gaulus yavXog, Kauffahrteischiff, Gell. 10. 25. 5. [175 A.]
gatmaourn xawdxrj, babylonischer Pelz, Varr. 1. 1. 5. 35. 167. vgl. gunna
Schol. Bern. Verg. ge. 3.383. [51. 66. 84. 184 A.]
gaunacarius, Donii inscr. cl. 8. nr. 69. Murat. 970 4. [202.]
gauaape yavaajtrig, Fries, Lueii. 20. 1 M. [29. 61. 66. 183. 298 A.]
gausapa, gausapum, gausapes, gausapatus, gaasapinus.
gasa yal^a, Schatz, Lucr. 2. 37. von Liv. 34. 4 dem Gate in den Mund gelegt.
[65. 316.]
gazum.
gazophylacium ya^oq>vkdKiov , Schatzkammer, Not. Bern. 65. 35. Hier.
Aug. in psalm. 63.
gazophylax ya^ofpvka^, Schatzmeister^, Thom. tbes. 258.
gehenna yieypa, Hölle, Ten. d. paen. 12. G. 1. L. 5. 3216. fr. göne. [321.]
gebennalis.
gelasinus ysXaaiyo^y Grübchen, Mart. 7. 24. 6 s lacuna modica. (poet.)
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424 Gribghischb Wörter
gelasius yBXaaiog, LwUgmacherf Not. Tir. p. 151 Kopp.
gelasianus.
gelotophye yBXo)Tog>vr^, Froschkraut, Apul. herb. 8 s= batrachion. [151 A.)
gelotophyllis yehoroffvlklg, H ahnen fufsart, Plin. 24. 464. [177.]
genealogia yeveaXoylay Geschlechtsregister , Vulg. 1. Esdr. 2. 62 = origo
familiae. [289 A.]
genealogus yerealoyog, Genealog^ Cic. d. nat. deor. 3. 17. 44. [229 A.'
genearchicus y6i'c«(i/«xof, .Tul. ep. nov. 29. 101 = auctor gencris.
genesiacus yet^effiaxo*; = gencthliacus, Eust. Hex. 6. 5 = natalis.
genesis yiyeffi^, Nativität, Petr. 39. 8 = astrorum, coeli affectio. [48. 250. 390.]
genesalia, geneseus.
genethliacc yeve&hayLi^j Nativitätsstellereiy Marl. Cap. 3. 228. ,250.]
genothliacus yev€&kiayi6gj NativüälssteUer^ Varr. fr. h. August, d. civ. d.
22. 28. = natalis. [52. 250.]
gcnethliologia yeve&lcoloyla, Nativitätsstellerei, Vitr. 232. 40. [250..
geodes yeMrjgj Edelsteinart, Plin. 36. 440. [49. 459 A.]
geographia yea)yQa(pla, Erdbeschreibung, Cic. Alt. 2. 4. 3. [264 A.]
geographicus yeiüyQafpcyLog, geographisch, Anim. 23. 6. 43.
geographuB yBcoyqacpog, Geograph, Amm. 22. 45. 4.
geomantia ^yeüifiayjBia^ Isid. or. 8. 9. 13 = divinatio ex terra,
geomantis ^yBiafAnviig, Wahrsager aus d^ Erde^ Serv. Verg. Aeo. 3. 359.
^^GomeiTes\yE^x}(^UTqrlg Cic. Acad. 2. 7. 22. G. L L. 3. 6044. 5. 83<9.
geometra j [254. 309.]
geometria yecofteTQla, Feldmefskxmst, Cic. d. or. 4. 42. 487. [244. 254 A.
geometricuB yBconerQiyiog , zur Feldmefskunst gehörig, Cic. d. fin. 4. 6. 20.
[254.]
geometrice, Vitr. 10. 11. 2 Seh. geometricalis.
georgious yewQymog, zum Landbau gehörig; Cot. 7. 5. 4 0. [228.]
geranion yBqaviov, Storchschnabel, geraniuin L., Plin. 26. 408. it. geranio.
[149.]
geranitis ysQavirig, Edelsteinart, Plin. 37. 487. [43.]
gerdius yig^iog (!), Lucil. 30. 47 M. = textor. [203 A,]
gerontea yegoyTEia^ Kreuztourz, senecio vulgaris L., Apul. herb. 75 = ^enecio. Jol A.'
gerontocomium ysQovTOno^eiov, Greisenhospital, Cod. Just. 4. 2. 49. ^313.
gernsia yeQovala, Ratssitzungsgebäude, Varr. 1. 1. 5. 23. 456. C. I. L. 3. 6078.
6087 = senaculum. [342.]
gerusiarches yeQovaiaqx^^i Vorsteher der Gerusie, I. R. N. 2555.
geseoreta (?), Fahrzeug, Gell. 10.25.5. [212 A.]
gethyum yrj&vov, Schnittlauch, Plin. 49. 405: »quam illi -um, nostri pallaca-
nam vocant«. al. lect. getium = yrjreiov.
geiim ^yjjov, gem. Nelkenwurz, geum urbanum L., Plin. 26. 37. [449.
geuma yeviAa, Gufs, Plaut. Poen. 692. (al. 1. eccheuma.) [48.]
gigantomachia yiyavtofjiaxict, Ampel, lib. metn. 8. 14 = gigantum pugna.
gigas yiyag, Riese, Cic. d. sen. 2. 5. fr. göant. [44. 325.]
gingidion yiyyldiov, synsche Riibenart, daucus gingidium L., Plin. 20.3:^:
»quam alii -ion vocant«. [49. 446.]
gingiliphus (!), schallendes Gelächter , Petr. 73. 4. al. l. gingilismus ; viel-
leicht zu ändern in gangalismus von yayyaU^ai),
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 425
gingrina (?) ylyygag, Flötenart, Solin. 5. 49.
gingrio, gingritus.
ginn US yivvos, MaulUerart, Plin. 8. 474 =: hinnus.
glanis ykdvtg, gem. Wels, silurus glanis L., Plin. 9. 145: »qui -is vocatur«.
[119.]
glauoeum ylamstov, Schöllkraut j chelidoniuin glaucium L., Col. 40. 404.
glauceus, Scribon. 22. [37. 442.]
giaucina yXav%iva, Glauk ionsalbe, Marl. 9. 26. 2. [492. 274 A.]
glaucion ykaimtov, Schöllki'auty chelidonium glaucium L,, Plin. 20.206:
»quidam hoc genus -ion vocant, alii paralium«.
glauciscus ykavxlaxogy Fischart ^ Plin. 32. 4 48. [4 49.]
glauooma yXavxiofxa, Star (med.), Plaut. Mil. gl. 4 48. [48. 49. 269. 270.]
glaucomalicus ykavyKofiaTtnogj starblind, Not. Bern. 56. 47.
glauouB ykatntog, Fischart, Enn. Heduph. 6 V. [4 45.]
glaucus yXavxof, bläulich, Placid. gl. Deuerl. [8.]
glauK ykav^y Pflanzenart, Sennebiera coronopus Poir,, Plin. 27. 82, vgl.
eugalacton. [449.]
glechon ^^17/011/, Polet, meiitba pulegium L., Apul. herb. 98 = pulegium. [151 A.]
glochonites ylrjxiovlTrjg, Poleiwein, Col. 42. 25. [474.]
gleucinus ykeimtvog, aus Most, Col. 5. 22. 4. [63. 472 A. 492.]
glinon yXivoSf yXelyo^, Ahornart, Plin. 16. 67: »quod (Graeci) glinon vocant« «= acer.
gloBsa ykwaaa, Varr. 1. 1. 7. 2. 40 = interpretatio sermonum. [32. 223.]
glossarium. glossula.
glossema ykdaaqfia, Varr. 1. 1. 7. 3. 88 = vox inusitata (Quint. 4. 8. 45.).
[48. 223.]
glossematicus ylwaarj/J^artyLog, Diom. 440. 2 K.
glossopetra ylcjaaoTtsTQa, Edelsteinart, Plin. 37.464.
glottis ylvjTTig, Vogelart, Plin. 40. 66. [43. 440.]
glyooneum ykv%ovBlov, Versmafs, Serg. 465. 40. glyconius, Diom. 549. 22.
[230. 234.]
glycy yXvxv, Rosinen, Plin. Val. 1. 51.
glycymaris yXvyLviiaqig, Gienmuschel, Plin. 32. 447. [446. 420.]
glyoyrrhiza ykvyLv^^t^a, Süfsholz, glycy rrhiza glabra L., Plin. 44. 284 =
dulcis radix. d. Lakritze, it. liquirizia, regolicia. [25. 449.]
glycyside yXvnvai^rj, Gichlrose, Scribon. 166. Plin. 25. S9: »paeonia, quam quidam pen-
torobon appellant, alii -en«. (Detl. -sis.) [160.]
glycysis, Apul. herb. 64.
gnaphalium yvaq)dhov, Wiesenwolle (santolina maritima L.?), Plin. 27. 88 :
»-uro aliqui cbamaozelon vocant«. [4 49. 208.]
gnesius yvr,(Siog, Chalcid. p. 346. griech b. Plin. s= nobilis.
gnome yvcifArj, Sinnspruch, Front, ep. ad. Marc. Caes. 3. 11 =s sententia.
gnomicos yyoDfÄixog, als Denkspruch dienend, Jul. Vict. art. Rhct. 11.
gnomon ypwfxwv, Zeiger an der Sonnenuhr, Vitr. 25. 24. sp. nemon. [53.
* 495 A. 252.]
gnomonice yvioi^iovinrj , Kunst Sonnenuhren zu machen, Vitr. 45. 6. Plin.
2. 487: »quam vocant -en«.
gnomonicus yvwfiopiycog, gnomonisch, Vitr. 40. 48.
gnostice yvwaTtxrj, Erkenntnisvermögen, Fulg. myth. 3. 40.
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426 Griechische Wörter
gnostici yvwaTiKol, Gnostiker, Tertull. Scorp. 1. [320 A.]
gobiuB xcjßtog, Gründling, Lucil. fr. ine. 179 M. [84 A. 116.]
gobio, Col. 8. 17. 14. fr. gouchon.
goetia yotjreia, Zauberei, Augustin. de civ. dei 10.
golaia x^Xv^, Schildkröte, gloss. cod. Ambros. B. 86. Löwe prodr. p. 417. [20 A.]
gomphus y6(.i(pog, Pflock, Stat. silv. 4. 3. 48. pr. gofon.
gODger cf. conger.
gongylis yoyyvUg, runde Rübe, Gol. 10. 421. [142.]
goniaea ^ytavtala, Edelsteinart, Plin. 37. 164.
gonorrhoea yovo^^oia, Samenßufs, Cael. Aur. acut. 3. 18. 178 = profluvium genitale.
gorgoneum yoqyovetov, medusisch, Vitr. 228. 17.
gorgonia yoqyoveLct, Edelsteinart, Plin. 37. 164.
gossypinus yoaavTtivog, Baumwollenstaude, gossypium arboreum L., Plin.
12. 39: «arborera vocant -um«,
gossypion yoaavTtiov , id,, Plin. 19. 14 : »aliqui gossypion vocant, plures
xylon«. [65. 144. 183 A.]
grab(b)atu8, TiQaßßatog, Ruhebett, Lucil. 6. 9 M. [41. 84 A. 198.]
grabatum, Not. Bern. 56. 1. grabatulus, Apul. met. 1. 11. grabatarius, Gloss.
graeoisBO ^ygaixLl^o} , die Griechen nachahmen, Plaut. Men. prol. 7 R. [23.
397.]
graecissatio.
g raecostadium yQaixoataSioy^ Capitol. Anton. Pii 8. 2 = graecoslasis.
graecostasis *yQaiy,6aTaaig, Gebäude in Rom, Varr. 1. 1. 5. 155. fast. Pinc. E.
p. 298. Aug. 24. [85. 312 A.]
graecuB yQatxog, griechisch, Plaut. Asin. 1. 3. 47. [397.]
graecor, -ari, graecitas.
gramiae yla^rj, Augenbutter, Plin. 25. 155 Sill. (Jan. u. Detl. gremiae), vgl.
glarans, Augenbutterart. [74.]
gramae, Plaut. Cure. 317. Coniect. v. Büchel. Rhein. Mus. 35. p. 73 statt os
amarum oder lacrimarum.
gramiosus, Caecil. com. 868.
gramraa ygafAf^a, Apul. 106 ss littera.
grammateus yqafifjtatBv^, Sekretär, Apul. met. 11. 17. [312.]
grammatioa yQa^^aTcxrj, Grammatik, Cic. fin. 3. 2. 5. [241 A.]
grammatice yqa^tfiarvKri, id., Quint. 2. 1. 4.
grammaticomastix yQa(if4,aTLxo^aaTi^, Verfolgung der Grammatiker, Auson.
idyll. 12.
grammaticus yQa^/j,aTLx6g , grammatisch, Cornif. rhet. 4. 12. 17. C. I. L.
2. 5079. pr. gramadi. [309.]
grammatice. grammaticalis.
grammatista yQai^i/^artari^g, Sprachlehrer, Suet. gr. 4 = litterator. [307. j
grammatophylacium yqafjifAaxotfvXaxiov^ Archiv, UIp. dig. 48. 19. 9. 6 s= tabularium.
[313.]
grammicus yqct^iit%6g, in Linien bestehend, Vitr. 64. 24. ♦
grapheus yqaq)Bvs, Geheimschreiher, I. R. N. 4618.
graphice yQacptTirj, Zeichenicunst, Plin. 35.77.
graphicus yqaq)t%6g, malerisch = fein, Plaut. Pseud. 519.
graphicotera , Vitr. 95. 25. pergraphicus , Plaut. Irin. 1139. graphice, Plaut.
Irin. 767.
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IN DER LATEINISCHBN SPRACHE. 427
graphis yQarpig, Zeichenkunst; Griffel, Vitr. 3. 13.
graphium ygafploy, Griffel, Ovid. am. 4. 11. 23. fr. greffe , pr. grafi =
scriptorium. [232 ]
grapbiarius. graphiolum.
grasos yQ&aog, Seeiangart, Plin. 13. 135 Detl. (vgl. prason bei Sill. und
MayhJ [149.]
griphus yQl(pog, Rätsel, Gell. 1. 2. 4. [229 A.]
groma yv(jj/j,a (Suid. Hesych. Eustath.) = yvcifiiov, Feldmefsinstrument, Gromat.
vet. 170. 5. [53. 195. 254.]
gromaticus. [254.]
gromphaena ygo^tpacva, Tausendschön, amaranthus tricolor £., Pliu. 36.40.
[53. 149.]
gromphena, Plin. 30. 146.
grylluB yQvlkog, Heupferd; Tierkarikatur , Plin. 29. 138; 35. 114. sp. grillo,
pg. grilho, fr. grillet. [123.]
grillo, -are.
gryps yqvip, Greif, Verg. ecl. 8. 27. it. grifone, fr. griffon, sp. grifo, d.
Greif. [110.]
gryp(h)us, Mel. 2. \. \.
gubemo ytvßeQvao), steuerte, Enn. ann. 472. fr. gouverner, sicil. cuvirnari.
gubernator, fast. Ant. 3. 5. C. I. L. 5. 966. gabernatrix, C. I. L. 7. 938. gaber-
naculum, gubernabilis, gubernatio, gubernum, gubernio, gubernius, guberna-
tivus, guber. [33. 34. 64. 84 A. 9H.]
gumoni, Gummi, cf. cuinini Vitr. 480. 43. [84 A.]
guttonium yuüd'iüvtov oder yivrraQog (\) , Giefskanne, Paul. Diac. 98. 13.
cuturnium, ibid. 51. 5. [74.]
gymnas yvfAvas, Stat. silv. 4. 4. 43 s= luctatio (poet.) [43.]
gymnasiarohuB yv^vaalaqxog, Gic. Yerr. 4. 42. 92 = gymnasii rector.
gymnasiarcha, G. 1. L. 3. 336.
gymnasium yv^vaatov, Plaut. Epid. 190. Henz. 6599. R6nier inscr. de TAlg.
3086. [298.]
gymnastiooB yvfivaaTixog, gymnastisch, Plaut. Rud. 296.
gynmious yv^vtxog, Gic. Tusc. 2. 26. 62. G. I. L. 3. 295. R6nier inscr. de
PAlg. 3943.
gymnosophistae yvi,ivoaoq)LaTai, indische Weise j Plin. 7.22: »philosophos
eorum, quos -as vocant«.
gynaecacanthe yvyaixaxayd-tj, Zaunrübenart, Plin. 23. 27 ae bryonia. [448.]
gynaeceum ywaiTieiov, Frauenwohnung, Plaut. IMost. 755. [37. 197 A.]
gynaeciarius. [202.] gynaecius.
gynaeconitis ywatnuyyiTLg, Nep. praef. 7 = gynaeceum.
gypsoplastes yvifjOTtlaoTrjg, Stuckaturarbeiter, Gassiod. var. 7. 5.
gypsum yvipog, Gips, Gat. r. r. 39. 1. sp. yeso, sicil. jissu. [157. 174 A.]
gypso, -are, gypseus. gypsarius. [202.]
gyrinus yvqlvog, Kaulquappe, Plin. 159: »quas -os vocant«. [124 A.]
gynis yvQog, Gatull. 66. 6. it. sp. giro, pr. gir = circulus.
gyro, -are (goerare), Att. parerg. Hb. 4. 4. L. Müll. [490 A. 255.] regyrare, gir-
gillus, verderbt aus gyrillus (Paucker K. Z. 23. 473). gyronteum, Not. Tir.
p. 452 Kopp. BS sphaeristerium.
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428 Griechische Wörter
H.
habrodiaeius aßgodlaiTog, der weichlich Lebende, Plin. 35. 74. (Parrbasii
cogn.)
hadrobolon adQoßcDkov, Gummiart, Plin. 12. 35: »nigrum bdelltum -od
vocanl«. [4 49.]
ha'drosphaerus adqoacpatQog, Nardenart, Plin. 42. 44: »-um vocalur«, cf.
mesosphaerus, microsphacrus.
haemachates al/j,axarr]g, Blutdchat, Plin. 37..439.
haematinus alfiativos, Plin. 36. 497: >ium appellatum« s= sanguineus.
haematites ai^aTlTrjg, Eisensteinart, Plin. 36. 4 29. it. amalita, fr. hematite.
haematopus alixaroTtovg, ägyptischer Vogel, Plin. 40. 430.
haemesis ^aifArjais^ Blutunterlauf ^ Theod. Prise. <. 40.
haemobolium al^ioßoltov, Blutopfer, l, R. N. 3308. [59.]
haeraophthisicUs alfWip&Laiytdg, verdorbenes Blut habend, Aemil. Mac. de
Beton,
haemoptyicus ai^orcTvC^og y Blut spuckend, Gael. Aur. chron. 3. 2.. 35.
[270.]
haemoptois, das Blulspucken, Isid. 4. 7. 46.
haemorrhagia al^o^^ayla, Blutflufs, Plin. 23. 432; 22. 28.^
haemorrhoia alfAO^^oia, id., Theod. Prise. 3. 6 e\tr.
haemorrhoicus alfj,o^^o'u6g , Hämorrhoiden habend, Jui. Firm. math. 3.
3. 7.
haemorrhoida al^o^qotg, Hämorrhoiden, Plin. 23. 437. [270.]
haemorrhoia al^o^Qolg, id,, Sandotter, Amm. 30. 6. 5. Gels. 5. 27. 7. [43.
270.]
haemorrhousa alfio^^ovaa, am Blutßufs leidend, Matth. 9. 20 Vulg. -oissa Augusl. serm.
77. 6.
haemostasis alfjtotnaais, blutfiufsstillende Pflanze , Apul. herb. 59.
haeresiarcha alqBataqx^^y Sidon. ep. 7. 6 = sectae princeps.
haeresis aiQBatg, Laber. mim. 36 Rbb. = secla. [48. 242. 320.]
haereticuB alQBztyLog, ketzerisch, Tertuli. d. bapt. 45. Cyprian. ep. 59. U
Hart. [320.]
hageter aynjjTjq = vyVVQf (Hereules) Wegweiser , Plin. 34. 56. (plast. Werk). [277.]
hagiographa ayt6yQaq)a , dritte Abteilung der alttestamentlichen Bücher^
Hieron. ep. 406.
hagiographus ayioy^atpos, heiliger Schriftsteller, Hicron. ep. 4. 42.
halagora *aXayoQa, Salzmarkt, Plaut. Poen. 4 4 74. [86.]
halee siehe allec. [22.]
haliaetus aliderog, Meeradler, falco haliaetus. £., Plin. 40. 40. [HO.j
haliaeetos ahalerog, id,, Ovid. met. 8. 4 46. Verg. Cir. 535. [4 40.]
halicacabon aXixaxaßoy, Judenkirsche, Geis. 5. 20.. 3. [4 44.]
halicacabus, Plin. 24. 477: »-um vocant, alii eallion noslri autem vesicariam«. [<49l
halideusia (?) ^aXi^evaia, Lucr. 4. 4430 Lachm. eomm., siehe alysidion.
halieuticus aXievrixo^, Treb. Poll. Claud. 4 7. 5 (halieutica, Titel eines Gedichts des Ovid.;
=s piscarius, piscatorius.
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IN DBR LATBINISCHBN SPRACHE. 429
halimon akt^ov , strauchartige Melde^ atriplex halimus L.^ Plin. 47. 239:
»quod -on vocant Graoci«. [149.]
haliphloeos aUq)XoLog, Eichenart^ Plin. 46. 24: i^-os dictau. [149.]
halipleumon aXtrckev/J^wv, Fischart, Plin. 32. 149. [120.]
hallec siehe allec.
halmyridion ak^vgldiov, Kohlart, convolvulus saldanella L., Plin. 19. 142
(al. halmyris) »-ia vocant«.
halmyrrhax aX^v^^a^, Salpeter, Plin. 34. 106. [156.]
halophanta ^aXotpayrrjs, Halunke, Plaut. Cure. 463. [46. 86. 34 0.]
haios ttXias, Mondhof , Senec. nat. quaest. 1. i. 4 sxs corona.
halosis aktoag, Eroberung, Petron. 89. 1. griech. b. Sueton. &» expugnatio.
halte res alzriQBg, Hanteln, Mart. 7. 675 = manipuli. ^47. 298.]
halysis aXvaig, Apul. d. mund. 16 s halos «= corona.
hama, vgl. ama. [33.]
hamadryas a^adQvag, Baumnymphe ^ Prep. 4. 20. 32.
hamarthritis aixaqd^qlTig, allg. Gicht, Cael. Aur. chron. 5.2.28. [270.]
hamaxa a^ia^a, Lastwagen, Capit. Maxim, du. 6. 9.
hamaxare, Plaut. Truc. 274.
hamaxagoga (?) ay,a^a + otyio, d, wie z, Wagen etwas ausführt, Plaut.
Truc. 540 zweifelh. [86.]
hammitis afj,fiirig, Edelsteinart, Plin. 37. 467 = ammites afifilTrjg , Isid.
4 6. 4. 29* [43.]
hammo a^^og , Paul. Diac. p. 102: »cognominatur , qui in arena putatur
inventus, quae graece hoc nomine appellatunc.
hamraochrysos afifioxQvaog, Katzengold, Plin. 37. 488: »quae vocatur -um«,
hammodytes a/j,^odvTr]g, afrikanische Schlangenart, Lucan. 9. 746.
hammonitrum cl^iiovltqov, Mischung von Sand und Laugensalz, Plin. 36.494.
[456.]
hapalopsis aTtaXog + oipov, Gewürz, Plaut. Pseud. 836. [86.]
haphe acpri, Staubsand, Mart. 7. 66. 5. [298.]
hapsus aipog, Büschel, Gels. 7. 26. 5. npr. aus.
harmoge aqfxoyri, geschickte Farbenmischung, Varr. sat. Men. 354. Plin. 35.
29: »commissuras colorum et transitus -en appellarunta. [286.]
harmonia aq^ovLa, Lucr. 3. 434. B. it. armonia = concenlus. [242. 294 A.]
harmonice aQfioPLxrj, Tonlehre, Vitr. 410. 14.
harmonica, Vitr. 5. 4. 4 Sehn,
harraonicus aQ^ovcnog, harmonisch, Varr. I. 1. 10. 3. 64.
harpsga aQTtdyt], Raubhaken, hist. 4. fr. 82 = harpago. [324.]
harpago, -are, a^naCoi, Plaut. Bacch. 657. it. sarpare, salpare, sp. pg. zarpar, fr.
sarper s exharpagare. harpaginetulus Vitr. 4 73. 4 (besser appaginetulus).
harpago aQTtdyrj, räuberischer Mensch; Enterhaken, Plaut. Trin. 239. Caes.
b. g. 1. 57. 2. [61. 310. 324.]
liarpastum aQTcaatov, Fangball, Mart. 4. 19. 6. (cf. Nov. com. 23: pila rap-
Um ludere.) [301.]
harpax aqna^, Plaut. Pseud. 653 ss rapax. [50. 34 0.]
harpe aqnrj, Ovid. met. 5. 69 = hamatus ensis. [323 A.]
harpa, Venant. Fort. carm. 7. 8. 63. [289 A.j
hebdomadicus eßdo^adtnog, kritisch, Jul. Firm. math. 4. 14.
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430 Gribghischb Wörtbr
hebdomas ißdo^dg, der siebente kritische Tag, Cic. fam. 16. 9. 3. acc. a.
44. 43.]
hebdomada, hebdomadalis, hebdomadarius.
hecatombe iyiarofxßrjy Hekatombe^ Varr. b. Non. 131. 19.
hecatombion eKaro^ßioVj kleine Hekatombe^ Sidon. carm. 9. 205.
hecatompolis ixaTOjunoXif, hunderUtädtig, Isid. 14. 6. 15.
hecatoinpylos kxaTofjtnvXog, hundertthorig, Hygin. fab. 275.
hecatonstylos ixaToyatvXoff, hundertsäulig, Hieron. chron. Easeb. nr. 249.
hecatontas kxajovtas, Mart. Cap. 1, 734 = numerus centenarins.
hecticus kyLtimg^ brustleidend, Orib. Bern. 16. 9.
hedone r^&oy^, Lust, Tert. adv. Val. 8. Giorn. d. scav. d. Pomp. 4 865 p. 5.
hedrice i^Qixrj, zum Stuhl gehörig, Gargil. Mart. 42.
hedychrum ^dvxQovv, Balsamart , Cic. Tusc. 3. 19. 46.
hedyosmos rjdvoa^og, Krauseminze, Plin. 35. 181.
hedypnois fjdvnyotg, Cichorienart, Plin. 20. 75: »est et silvestre genus, alii -ida vocantt.
[149.]
hedysma ijdva^a, Balsam, Plin. 13. 7. [148.]
he gern on ijyefidyy, der Vorangehende (melr.), Serg. 468 K. Diom. 475. 10,
hegemonicon ^yef^oviTcov, das leitende Princip, Tert. res. carn. 15 = ratio,
faeicium i'Axw, Halsjoch^ Apul. met. 9. 12.
heiciarius, Mart. 4. 64. 22. [212 A.]
helcysma ^XxvcfAa, Silberschlacken, Plin. 33. 105: »scoriam in argento Graeci vocant hel-
cysma«. [48. 155 A.]
helcysticon, helquisticon eIkvctixop, ziehend; angehängt, Non. p. 27. 5.
Löwe prod. p. 376.
helenium kkivtovj wohl = thymus incanus Sibth,, Plin. 21. 59. ilal. elenio.
[U9.]
heleoselinum, helioselinum ikeioaiJiivov, gewöhnlicher Sellerie, apium gra-
veolus L., Plin. 19. 124. 20. 117. [149.]
helepolis iXirtokcg, Belagerungsmaschine, Vitr. 280. 23. [324.]
helia fjXla, Kohlart, Plin. 20. 79: Jan. »brassica lalis foliis caule exeuntibus«.
faeliacus ^ktayiog, dem Sonnengott geweiht, Orell. 2343. [319.]
helianthes kliav&ig, rankende Blume, {%li4 + avd^og) Plin. 24. 165. [147.'
helice kXl'/.ri, grofse Bär, Cic. Acad. 2. 20. 66. helica, Windung des Schnecken-
gehäuses, Cic. de univ. 9. 27 H. u. B.
helichrysos illxQvaog, Goldranke, helichrysum stoechas L,, Plin. 21. 65.
[141.]
heliocallis *filtoxal)ilg, rankende Blume, Plin. 24. 165 = helianthes. [147.1
heliocaminus rjXtoxd^ivog, Zimmer an der Sonnenseite, Plin. ep. 2. 17. iO.
helioscopios ^ktoaKOTtiog , Wolfsmilchsart, euphorbia helioscopia L. , PKn.
26. 69: »-ion appellant«. [151.]
helioscopium ^ItoaxoTtLOV, Heliotropart, Plin. 22. 57.
helioselinum, fliehe heleoselinum.
heliotropium fiXtorqoTCLOv, Lackmuskraut, croton tinctorium L. ; Jaspisart, Varr.
r. r. 1. 46 = solsequium, herba solstitialis. [141. 162.]
helix Ui^, Epheuart; Muschelart, Plin. 16. 145: »hedera, quae vocatur helix«.
[119. 120.]
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IN DER tATBINlSGHBN SPRACHE. 431
hellenismos kkhivia^og^ Nachahmung der Griechen in Sprache e/c, Diom.
440. 22 K. [238 A.]
helops (elops) ^eloifj, Stör; [Sterleij acipenser rulhenus £. ?), Enn. heduph. 6.
Plin. 9. 60: »quidam eum (acipenseremj elopem vocanl«. [52. H5. 149.]
helxine il^lprj, Stachelpflanze; Rehhühnerkraut, parietaria officinalis L., Plin.
8. 401; 21. 94; 22. 41.
hemeresios rjfAB^rjaiog, Plin. 35. 184: »tabella quae vocata est -os«. (Gemölde.) [286.]
hemeris ^fieglg, Sommereiche, Plin. 16.22: »-is vocatur«.
hemerobion rj(.ieQ6ßL0P, Eintagstier, Plin. 11. 120. [123.]
heroerocalles rj/j,eQO'Kakkig, Trichterglitze] (Lilienart), Plin. 21. 59. [149.]
hemerodromos ^/ce^off^o/uo^, Nep. Milt. 4.3. Liv. 34.24.4. n.pl: -oe. Liv. : »hemero-
»dromos vocant Graeci« b cursor. [59.]
hemicadium rjfjiixadioy, halber Kadus, Isid. iO. 7. 4 » semicadus.
hemicillus ^fiixclkog, halber Esel, Eselskopf, (Schimpfwort), Cic. Alt. 13.
52. 1. (Bait. Micyilus). [310.]
hemioranis fi^ixqavla, Migräne, Cael. Aur. chron. 1.1.4. it. magrana sp.
migrana, fr. migraine. [270.]
hemicranium, hemicranicus.
hemicyciium fi^tyLvnkLov, Fauteuil, Cic. d. amic. 1.2 = semicirculus. [196.
213. 255 A.]
hemicyclius 7i(.uytw€Xiog, halbkreisförmig, Gromat. vet. 344. 16.
hemicyclus ^^Uvyckog, Halbkreis, Ambros. in psalm. 118 = semicirculus.
hemicylindrus rn,u%vXivdqog, Halbcylinder, Vitr. 217. 5. [255 A.]
bemidexius fjfudi^iog, die Hälfte eines Hexameters enthalteiid, Plot. d. metr.
3. 60. p. 514. 28 K.
hemina fn^lva, Mafsart , Plaut. IMil. gl. 831. fr. emine, pr. emina, mina^
fr. mine. [62. 219 A.]
heminarium.
hemiolios fi^ioXiog, Gell. 18. 14. 4 = sesquialter. Vitr. griecb. [256.]
hemionion rjfAioviov, Milzkraut, Teucrium flavum L., Plin. 25. 45 (Detl. -eon): »Teucrion
quam quidam -ion vocanU. [148.]
hemisphaerium ri^iaipalqiov , Halbkugel, Naev. b. Varr. 1. 1. 7. 2. 7. [248.
252. 298.]
hemistichium riixiarixiov, Halbvers, Suet. vit. Lucan. p. 51. 8 R.
hemitheus rj/jiid-eog, Mart. Cap. 2. 166. Inscr. b. Serv. Yerg. ecl. 9. 47 » semideus.
hemtthea, Serv. Yerg. Aen. 2. 21.
bemitonion fi^tTOvtov, halber Ton, Vitr. 111. 26. [291.]
hemitriglyphus fjf^iTQlykvcpog, halber Dreischlitz, Vitr. 93. 17. [283 A.]
homttritaeus fjfiiTQLTalog , halbes Tertianfieber , Mart. 2. 40. 1. griech.
b. Gels,
hemitritaicus TjfAnQiToixo^, halbdreitägig. Marc. Emp. 30 s= hemitritaeus.
hemitritis tj/lhtqUi^, halbes Tertianfieber, Theod. Prise. 4. f. 311 b.
hendecachordus evdBxdxoQdog, Boot. inst. mus. 1. 20 p. 210. 28 Fr.
bendecagonus *ivd€xdyü}vog, Elfeck, Boot. art. geom. p. 423. 1 Fr.
bände casyllabi ivdexaavkkaßoL, elfsilbige Verse, CatuU. 12. 10. |229.]
heniochns ytHoxo^, Manil. 1. 362. Hygin. astr. 2. 13 s auriga. (Gestirn.)
henosis tvtaai^, Vereinigung, Tert. adv. Val. 37.
henotes kyojrjc, Einheit, Tert. adv. Val. 37.
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432 Griechische Wörter
hepar ^nag, Leber; Leberfisch, Plin. 32. U9. Marc. Emp. 23. it. epa « iecur. [i7. 44.
120.]
hepatia ^Ttariov, Lebergericht, Lucil. sat. 8. 10 M.
hepatias tjuariac, Cael. Aur. cbron. 8. 8. 406 s iecoralis.
hepaticus ^TtartyLog, Plin. 26. 39. griech. b. Gels. = iecoralis, a iecore ia-
borans.
hepatites tpcarlTijg, Blutstein, Plin. 36. H7. [159 A.]
hepatitis fjTtatiTig, Edelsteinart j Plin. 37. 186. [43.]
hepatizon fjTtarl^oVj Plin. 34. 8: »quod -on vocant«.
hephaestitis ^q)aiaTlrigy Edelsteinart, Plin. 37. 166. [43.]
hephthemimeres *i(p&rj/j,i^eQrig, Versabschnitt, Diom. 497. 9 K. = semi-
septenaria. [230 A.]
hepsema Htjjrjfjia, Plin. 44. 80: »siraeum, quod alii hepsema, nostri sapam appeUant«.
heptabolos k/traßokog, siebenmündig, Vitr. 190. 20. (lacus).
heptachordus kitraxoqdog, siebensaitig, Boot. inst. mus. 1. 20. p. 207. 24.
heptagonus l/rraycoi/og, siebeneckig, Vitr. 190. 19. [255 A.]
heptametrum eTtra^sTQov, Versmafs, Diom. 512. 15 K. [230.]
heptamyxos iytTafxv^og, siebentüllig, Ambros. apol. Dav. alt. 9. 49 = Sep-
tem myxarura.
heptaphoDos inratpoyyo^ ^ siebenmal tönend, Plin. 86. 4 00: vio porticu, quam ob id -on
appellant« &= septies resonans.
heptaphyllon knxoupvXXov, Siebenblatt, Apul. herb. 746 s septifolium.
heptapleuros kTtrajtkevqog, Wegebreitart, Plin. 25. 80 = plantago. [149.'
heptapylos imanvXoc, siebenthorig, Hygin. fab. 275. (poet.) = Septem portanim.
he p las Intdff, Mart. Cap. 2. 4 08 s numerus septenarius. [43. 256.]
heptasemos knTaarjiAOs, Diom. 500. 6 K. ss septenarius.
heptastadium kTtraaradtov, Damm von sieben Sta^lien, Amm. 22. 16. 10.
heptasyllabus litTaavkkaßog , Mar. Viel. p. 164. 35 K. = Septem sylla-
barum. [226 A.]
heptateuchus i/tTaTSvxog, fünf Bücher Mosis, Sidon. ep. 5. 15.
hepteris knirjqtjc, Liv. 37. 3. 5 == septiremis. [44 A. 242 A.]
heracleos '^Ti^ffxAeiOf, weifse Seerose, Plin. 25. 75: »nymphaeam -€on vocant aliqui, alii
rhopalon«. [4 48.]
heraclium, Plin. 20. 477; 207: »-ium vocatur, ab aliis aphron«. [^^T.]
herceus iQxelog, xum Vor ho f gehörig, Hygin. fab. 94. Ovid. Ib. 286 = penetralis.
hermae ^EQfial, Hermensätden, Gic. leg. 2. 26. 65. C. I. L. 5. 2864 : »hennas,
quos vocant«. [55. 217.]
hermula, Inscr. aus Nemi Hermes VI. p. 4 0.
hermaphroditus sQfiacpQodirogj Zwitter, Titin. 112 Rb. Plin. 7. 34: »quos -os
vocamus, otim androgynos vocatos«. [309.]
hermeneuma iQfXJ^vevfia, Senec. exe. contr. 9. 3. 4 = enarratio. [238 A.
Hermu aedoeon ^Eq(.iov aldoiov, Edelsteinart, Plin. 37. 166.
hermubotane '^^//ov ßojayr^, Bingelkraut, Apul. herb. 82 = hermubasilion. [454 A.'
hermupoa ^Eq/iov noa, id., Plin. 25. 38: »apud Graecos -an multi vocant, apod nos
omnes Mercurialem«. [4 50.]
herodius €Qio3i6g, Psalm. 103. 17 Vulg. = ardea. [64. 110.]
herodio, Levit. 4 4.9 Vulg. = ardea.
heroiouB fjQw'eiidg, heroisch. Cic. Nat. Deor. 3. 28. Tusc. 5. 3. [231.]
heroice.
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m DER LATEINISCHEN SPRACHE. 433
heroine fjQtoivrj, IlalbgOttin, Prop. 4. 13. 34 = semidea.
herois ^Qiotgj id., Ov. Am. 2. 4. 33. acc. pl: -as. d. pl : -isin. [43.]
heroida. heröas, -adis.
heroB tJQiog, Held, Gatull. 64. 23. Ephem. epigr. II p. 300. nr. 368.
[346.]
herous r^Q(^og, heroisch, Cic. leg. 2. 27. 68. C. I. L. 5. 4057. I. R. N. 2988.
[37. 64. 229. 278.]
her p es eQ/trjg, Geschwür, Plin. 26. 4 45. sp. pg. herpe. [44. 63.]
herpesticus kQicriaxLAog, um sich fressend, Lucil. sat. 4. 4 6 M. [269.]
herpyllum liQnvXXoy, Apul. herb. 105 = scrpuUum.
herpyllus, Apul. herb. 99.
hesperis ea/reQig, Pflanzmiart^ Plin. 24. 39. [43.]
hestiateris ioTiaTrjQig, zauberkrüßige Pflanze, Plin. 24. 4 65. [447.]
hesperus ea/cegog, Calull. 62. 35 = vesper, Stella Veneris.
hesperugo.
hetaeria haiQia, Traj. b. Plin. ep. 10. 34. 4 =» sodalitas.
hetaericos liaiQixo^f Ncp. Eum. 4. 6 = sodaiicius.
heteroclitus sreQoyihvog, Gharis. 35. 31 K. = diversiclinius. [226 A.]
heteroerania heqoAqavLa, Migräne, Plin. 34. 99. vgl. hemicrania. [270. J
heteromeces iT€Q6f,ir]7i€g, Rechleck, Gensorin. fr. 7. 3.
heteroplocus hsQOTtlomg, verschieden geflochten, Diom. 484. 43, (metr.)
hettematicus fitrrjfiaTiycog, geringer in seiner Art, Jul. Firm. math. 3. 9.
heuresis ev^fjai^, Orell. inscr. H. p. 881 « inventio. (Festtag.)
heureta evqet^^, Plaut. Pseud. 700 R. = inventor. [46.]
hexachordos e^axogdog, Vitr. 264. 49 = sex chordarum. [294.]
hexaclinon i^axhvoVj sechssitziges Sopha, Mart. 9. 59. 9. [477.]
hexaeraeron i^arj^ugov, sechs Tage der Weltschöpfung, Ambros. ep. 6. 42.
hexagonum i^ayiayoyj Col. 5. 2. 10 = sexangulum. [255 A.]
hexagonium. (h)exagonus.
hexahedrum e^aedgav, Sechseck, Ghalcid. Tim. p. 53.
hexameter k^a^erqog, Gic. d. or. 3. 50. 494. Lucil. sat. 6. 39 M. Fleetwood
T. S. Mon. Chr. 527. 2. (hexametrus) . [56. 229.]
hexaphoros e^arpoQog, zu sechs eine Last tragend, Vitr. 254. 22, -um, von
sechs Männern getragene Sänfte Mart. 2. 84. 4. [216 A. 308.]
hexaptotos k^a/txtJTog, sechs Kasus habend, Prise. 5, 77. Consent. 354.
221 = senaria forma. [226 A.]
hexapylon k^aTtvkov, Thor mit sechs Zugängen, Liv. 24. 24. 7.
hexas ilcr^, Mart. Cap. 2. 108 == numerus scnarius, sexis. [256.]
hexasemus ۤdarif,iog, sechsseitig, Mar. Victor, a. gr. p. 49. 47 K.
hexastichus s^aöTixog, sechszeilig, [Himmelsgerste, hordeum caeleste £.),
Col. 2. 9. 44.
hexastylos k^aaxvXog, sechssäulig, Vitr. 94. 47. [282.]
hexasyllabos i^aavXXaßog, sechssilbig. Mar. Victor, p. 48. 25 K. [226 A.j
hexecontalithos k^rj^ovTah&og, Edelsteinart, Plin. 37. 467.
hexeris i^rjQrjg, Sechsruderer, Liv, 29. 9. 8. I. R. N. 2744 = hcxeremis
bei Isid. [44 A. 242 A.]
hexis ft«f, Fertigkeit j Senec. contr. 7 praef. 2 = facultas. [238 A.]
Weise, Griech. Wörter 1. d. lat. Sprache. 28
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434 Griechische Wörter
hibisoum ißla^og, Eibisch, althaea officinalis L., Verg. ecl. 2. 30. d. Eibisch.
[51. U1. 150.]
hibiscus, Serv. Verg. ecl. 2. 80. ebfscum Scrib. 80.
hiera h^dy Beiname eines Gegengifts, Scribon. 99 = sacra.
hiera botaoe Isqa ßotayij, Eisenkraut, verbena officinalis L., Scribon. 463. Plin. 2S. 105
SS verbenaca. [U9.]
hieracitis le^axlrig, Edelsteinart, Plin. 37. 167. [43.]
hiera ei um leQancov, Habichtskraut; Habichtssalbe, Plin. 20. 60; 34. 1U:
»hieracium vocatur collyriuma. [192. 271 A.]
hieraticus h^aTmog, zum religiösen Gebrauch dienend y Plin. 13. 74: »-a
appellatur (charla) antiquitus reiigiosis tantum voluminibus dicata«. [232.]
hieroceryx leQonT^Qv^, Opferdiener, Not. Tir. Grul. 27. 4 (nach Kopp ^57
besser hierocorax.)
hierocorax leQonoQa^, Grad im Mithraskultus, Oreli. 2335. [319.]
hierodulus IsQodovXog, Jul. Firm. math. 8. 21 = templi custos, aedituus.
hieroglyphicus leqoyh}q>tyf,6g, hieroglyphisch, Amm. 17. 4. 8.
hierographicus leQoyQaq)Lx6g, sinnbildlich, Amm. 22. 15. 30.
hieromnemon leQOf,ivri^(av , Edelsteinart; Priester bei den Amphiktyonen^
Plin. 37. 160. C. I. L. 3. 567 = amphicomos = erotylos.
hieronicae leQovinat, Sieger in heiligen Kampfspielen, Suet. Ner. 25. Orell.
2160 = Grut. 313. 8.
hierophanta leQog>avtrjg, Einfuhr er in den heiligen Gottesdienst, Arnob. 5.
25. Inscr. b. Oderic. p. 238. [46. 319.]
hierophantria ieQoq)avrQia, Hierophantin, Orell. 2361. [319.]
hierophylax Uqotpvla^, Küster, Scaev. dig. 33. 1. 20. 1 = aedituus.
hierosalpinctes UQoaak7tcY%Trig, Opfertrompeter, Not. Tir. p. 162 Kopp,
hilarodus Ikaqt^dog, Sänger lustiger Lieder, Paul. Diac. p. 101. 10. [37.j
hilaruB IXaQog, heiter, Plaut. Mil. gl. 1199. Hilarus I. R. N. p. 448. Momms.
[22. 61. 325.]
hilare, hilaresco, hilaria, hilariculuSi hilaris (Lachm. z. Lucr. II. M22.), hilantes,
hilaritudo, hilaro, bilarulus, hilarissume, hilarisso. [25 A.]
hilotae eiXtütai, Heloten, Nep. Paus. 3.61. [312.]
himantopus l^avroTVovg, Wasservogel, (himantopus rufipes Beck.?), Plin.
10. 130 (= loripes.) [110 A.]
hinnuB ivvog, Maultier, Varr. r. r. 2. 8. 1. etrusk. huins. [29. 97.]
glnnus, hianula, hinnulus, Tilin. con. UO. (Koniekt.), hinnuleus » pg. enho.
hippace iTtTtoiTir], Pfei^dekäse, Pferdelab, Plin. 11. 284; 28.205. [149.]
hippaco (entstellt aus hippico] von iTtTtvadg, Paul. Diac. p. 101. 7 = osci-
tare, baiare (gl. Isid.) cf. exhippitare Ribb. com. Lat. fr. p. 319.
hippagogos iTtTtaytoyog, Transportschiff für Reiterei j Liv. 44. 28. 7. n. pl.:
-oe. [39. 212.]
hippago, -inis, Paul. Diac. p. 104. 3. Gell. 10. 25. 5. [212.]
hippalus *%7t7talog, Westwind, Plin. 6. 100 = favonius. [61.]
hippegus Innrjyos, Plin. 7. 209. al. 1. hlppagos = hippagogos. [212.]
hippeus IjtTCBvg, Kometenart, Plin. 2. 90.
hippice inntx^, Cod. Just. 3. 43. 3 « curriculum equorum.
hipp i US inniof, Paul. Diac. p. 101. 11 = equester.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 435
hippocamelus *L7t7toi^a^r]Xogy fabelhaftes Tier, Auson. ep. 70. 9. [86. 404.]
hippocampos iTtTtoxa^Ttogj Seepferdchen, syngnathus hippocampus L., Naev.
u. Lucil. b. Non. 120. 14 == caballio marinus. [416.]
hippocentaurus iJt/coxivTavQogy fabelhaftes Geschöpf Cic. Tusc. 1. 37. 90.
[104.]
hippocomus InnoxofAo^, Cod. Theod. 8. 5. 37 = agaso.
hippodamus InnodafAog^ Mart. 7. 57. 2 s= domitor equorum, eques (poel.).
hippodaroma, Not. Bern. 58. 35.
hippodromus l7t7t6dQOfj,og, Plaut. Bacch. 431 = circus. [197.]
hippolapathon iTtjtokaTtad'OVj Rofsampfer, Plin. 20. 232.
hippomanes iTtTCOfiavig, Rofsbrunst, Verg. g. 3. 280.
hippocnarathrum tnTtoficcQa&Qoy , wilder Fenchel, anethum segetum L., Plin. 20. 255:
»feniculum silvestre, quod -um, alii myrsineum vocanU.
hipponactium iTtTtovctyLxelov, Versmafs, Serg. 458. 18 R. [231.]
hippoperae Inrton^Qm, Mantelsack, Senec. ep. 87. 7 =s roantica.
hippophaes iTtTtotpaeg, Wolfsmilchsart, euphorbia spinosa L., Plin. 21. 91.
[449.]
hippophaeston i7t7t6q>aiatov, Stachelpflanze, centaurea caicitrapa £., Plin.
16. 244 = centaurea caicifraga. [149.]
hippopfaeon *i7t7t6fpeov, Nagelkrautklebe, Plin. 26. 55. [149.]
hippophlomos iTtTtocpko^og, Alraunart, Plin. 25. 148 = morion. [150.]
hippophobas innoipoßag, Zauberkraut, Plin. 24. 461: »eandcm -ada appellat« == achae-
menis. [U7.]
hippophonia *i7t7toq)ovia , jährliches Fest der Amazonen, Jul. Val. rer.
gest. Alex. 3. 25 ed. Paris, al. 1. bippophamia.
hippopotamus iTtTCOTCora^og, Flufspferd, hippopotamus amphibius L., Mel. 1.
9.3. [101.]
hippopotamios, Xnnog n(nafJnog, Yarr. 1. 1. 5. 78.
hippos %7t7tog, Seepferdchen, Plin. 9. 97: »carabi in Phoenice faippoe vocan-
tur« = hippocampus. [27. 64. 120.]
hipposelinum iTtTCoaikivov , Eppichart , (smymium olus atrum L.?), Plin.
19. 124. griech. b. Colum. [149.]
hippotoxota iTCTtoro^OTtig, Caes. b. c. 3. 4. 5 = eques sagittarius. [323.]
Iiippuris Xnnov^iSt Pferdeschwanz, ephedra fragilis L., Plin. 26. 432: »equisetum hippuris
a Graecis dictaa. [447.]
hippurus %7t7tovqog, Goldkarpfen, coryphaena hippurus L,, Ovid. hal. 95.
[419.]
histon icTiav, Weberei, Yarr. 4. 2. 24 » textrina, textoris officina.
historls IcTOQla Geschichte, Plaut. Bacch. 158. fr. histoire. [229 A.]
historiola, historialis, historialiter.
historice laroQiyii^, Erklärung der Schriftsteller , Quint. 1. 9. 1.
historioua latoQixog, geschichtlich, Cic. Brut. 83. 286.
historice.
bistoriographus laxoqLoyqaq)og, Capitol. Gord. iun. 21. 4. Not. Bern. 38.
13 = historiarum scriptor.
hodoedoeus odotdoxog, Räuber, Paul. Diac. p. 103. 1 : »latro atque obsessor
Yiaruma.
hodoeporicon b&oino^txoy, Heisebeschreibung, Hieron. ep. 4 08. 8 = itinerarium.
28»
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436 Griechische Wörter
holce oAxi), Gewichty Rhemm. Fann. d. pond. 49.
hole US olnoQj Mäusegerste, liordeum murinum L., Plin. 27. 90. vgl. arislis.
.[U9.]
holocarpoma oXonaQTtio^aj Brandopfer aus Früchten, Apul. d. not. aspir.
35. p. 106. Osann.
holocaustoma 6Xo^avaTio/,iaj Brandopfer, Tert. adv. Jud. 5. [49.]
holocautoma.
holocaustum oloyLavarov^ id,, Prudent. apoth. 537. Not. Bern. 71. 44. adj.
-US Cypr. lest. 3. 15.
holochrysos bXoxQvoog, ganz golden; Art der Pflanze basilisca, Plin. 2r
48; Marc. Emp. 29. [149.]
holocyron oXoxv^ov, Feldcypresse^ Apul. herb. 87 = chamacpitys. [154 A.]
holographus bXoyqaqiogy Hieron. adv. Ruf. 8. 5 = propria manu scriplus. [i65 A.]
holoporphy rus oXo/toQfpvQog, ganz purpurn, Isid. 19.22.14. griech. b.Varr.
holosehoenus oXoaxoivos, Binsenart y scirpus holoschoenus I.., Plin. 21.
113: »iuneus, qui vocatur -os«. [149.]
holosericoprata *6koarjQiyco7tQdTrig, Händler mit ganz seidenen Waren^
Inscr. b. Marini papir. dlplom. p. 113.
holosericus oXoai^Qniog, ganz seiden, Lamprid. Heliog. 26. 1. Ed. Dio. 7.
49. [183.]
holosiderus öXoaidrjQog, ganz eisern, Theod. Prise. 1. 28.
bolosphyralos 6Xoa(pvQrjrog, massiv, Plin. 33. 82: »quam vocant -on«.
hoiosteon oXoaTeov, Wegerichart, plantago albicans I.., Plin. 27. 91.
holoihuria oXoO'OVQia , Seewürmerarty holothuria priapus L,, Plin. 9. 154.
[120.]
homerisla ofirjQiaTrjg, Rhapsode, Pelr. 59. 3.
homeromastix o^rjQOfiaavt^f Tadler des Homer, Vitr. 7. praef. 8. Sehn,
homiieticus ofiiXrjTixog, homiletisch, llieron. adv. Ru6n. 1. 3.
homilia b^itXla, Rede vor dem Volke, Isid. C. 8. 2. Beda 282. 14: omelia =
scrmo. it. omilia.
homoeomeria b^ioio^iqeta, Ähnlichkeit der Teile, Lucr. 1.830B. [242 A.,
homoeon bfioioy, Jul. Ruün. d. fig. sent. 25 = simile.
homoeoproplioron * bfwio/CQÖipoQov, Gleichlaut auf einandiT folgender Wör-
ter, Marl. Cap. 5. 514. [238 A.]
homoeoplotoD bfioioniiOToy, gleicher Kasusausgang, Charis. 282. i% = similiter cadens.
[226. 237.]
homoeosis ofiolwatg, Ähnlichmuchung, Charis. 277. 6 K.
homoeoleleuton bfioiotiXevToy, Charis. 282. 9 = similiter desinens. [226. 237.]
homologi OfioXoyoi, Cod. Theod. 11. 24. 6. 3 = adseriptieii.
homonoea o/noyoia, Grut. inscr. 4100. 9 s= concordia.
homonym a bfiiorufia, gleichnamige Dinge, Quint. 8. 2. 13. [226 A.]
homonymus, Prise. 4 5. S8.
homonymia b^wvv^ia, Gleichnamigkeit, Front, d. diff. voe. Vll 525. 14 K.
homotonos b^oTovog, gleichmäfsig gespannt, Vitr. 6. 10.
homousionista bftoovaiaair^^, Verteidiger der Lehre von der Wesensgleichheit, Vigil. Taps,
d. trinit. 3. 225.
homousios ofjtoovaios, von gleichem Wesen, Hieron. ep. 47. 2 s= consubstantialis. (homoe-
usios.) [324.]
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Ilf BBR LATEINISCHEN SPRACHE. 437
hoplites OTtUrrjg, Schwerheivaffneter ^ Plin. 35. 7i.
hoplomachus onkoi-iixog ^ Gladiatorenart , Sen. exe. contr. 3. praef. iO.
p. 144. 9K. [295.]
hora ÜQa, Stunde, Aquil. i. C. I. L. 4. 206. 57. 1009. it. ora. fr. heure.
celt. uar. [11. 251.]
horalis, horarium,' hornus, trihorium, semihora.
horv^xiB loQaiog, rechtzeitig; [mai^iniert) , Plaut. Capt. 851. [22. 55. 121. 123.]
horama oga^a, Potron. 58. (oroma.) s=s speclaculum, visus.
horismos ogia/no^, Begriffsbestimmung ^ Rutil. Lop. d. fig. sent. 2. 5. [54. 238 A.]
horistice oQiaTiTtrj, Diom. 426. 16 == deßnitio.
horizon oQi^tov^ Gesichtskreis, Vitr. 135. 24. griech. 234. 14 = ßnicns
circulus, finitor. acc: -a. [44. 247.]
horminum oq^lvov, Scharlei, salvia horminum L., Plin. 18. 96: »-um Grae-
cis dictunj«. [149.]
hormiscion oQ^laxog, gelbes Katzenauge, Plin. 37. 168. [163.]
horologium cjQokoyiov, Uhr, Varr. r. r. 3. 5. 17. Cic. fani. 16. 8. C. I. L. 1.
1166.
horilegium, C. I. L. 2. 4316. it. oriuolo, pg. relogio, sp. relox, ahd. orlei. [11.
59. 60. 88. 251.]
horologiaris, Orell. 1276. horologicus.
horoscopium cogoaxoTteiov, Horoskop, Sidon. ep. 4. 3. [250.]
horoBCopus wQoavioTtog, Nativität, Manil. 3. 190. Pers. 6. 18. [250.]
horoscopicus, horoscopo, -are.
horus oQOf^ Soranus fr. b. b. Rose anecd. II p. 247= finis.
hyacinthinuB vavilrd'ivog, von Hyacinthen, Catull. 61.89. [63. 204.]
hyacinthizon vaxiv&iCo)v, hyacinthf arbig, Plin. 35. 77. [44.]
hyacinthuB vaTtiv&ogy Schwertlilie , iris germanica L. y oder Gartenritterspoim,
delphinium Aiacis I. , Verg. ecl. 3. 63. C. I. L. 6. 69. p. XIV = vüc-
ciniura. [49. 141. 162. 205.]
hyacinthaeus.
hyades vädeg, Sternbild, Cic. d. nat. deor. 2. 43. 111 = suculae.
hyaena iiaiva, Hyäne, Ovid. met. 15. 409. Ed. Dio. 8. 19. prov. iana. [33.
53. 98. 120.]
hyaenius. [168 A.]
hyalin US vdhvog, Mart. Cap. 1. 66 = vitreus. [63.]
hyaloidcs vaXoBi^tjg, Theod. Prise. 4.2 extr. = vitreus.
hyalus vaXo^, Verg. g. 4. 335 = vitrum (poet.). [206 A.]
hydatis vöarlg, Edelsteinart, Mart. Cap. 1. 75.
hyderos vdeQog, Wassersucht, Cael. Aur. chron. 3. 8. 97.
hydrt^ vdga, Wasserschlange, Lucr. 5.27. [124 A.]
hydreus.
hydragogia vdqayijyia, Varr. sat. Men. 54. 4 = aquaeduclus, canalis.
hydragogos idgaytoyog, Cael. Aur. chron. 3. 8. 119 s= aquiducus.
hydraletes vdqaXixrjg, Vilr. 257. 11 =s mola aquaria. [207. 259.]
hydrargyrus vdQaqyvQog, künstliches Quecksilber, Plin. 33. 64. [154.]
hydrastina vdqdariva, Waldhanf, Apul . herb. 114.
hydraules vÖQavkrjg, Wasserorgelspieler, Petr. 36. 6.
hydraulia, -orum « aquatica Organa.
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438 Griechische Wörter
hydraulicuB idgavliTiog, hydraulisch^ Yitr. 6. 18. [290.]
hydraulus vögavlog, Wasseroi'gel , Gic. Tusc. 3. 18. 43. [259.]
hydrauliai -ae.
hydreuma vdQevfiaj Bmnnenstation, Plin. 6. 102 = aquatio. [48.]
hydria vdqia^ Gic. Verr. 2. 2. 19. 47 Inscr. Hermes VI. p. 11 = urna.
hydrialis.
hydrius v&Qiog^ Prud. apoth. 622 = aquarius.
hydrocele vdQoytrjlrj, Wasserhodenbntch, Mart. 12. 83. 3. [270.]
hydrocelicus vdQoxrjhytog, am Wasserhodenbruch leidend, Plin. 30.74.
hydrochous vdqoxoos^ CatuU. 66. 94 ss aquarius. (Gestirn.)
hydrogarum vdqoyaqov ^ mit Wasser versetztes Garum, Lamprid. Heliog.
29. 5. [121. 172 A.]
hydrogaratus.
hydrogeron v&qoyiq(av ^ Kreuxwurz , senecio vulgaris L., Apal. herb. 75 s senecio.
[451 A.]
hydrolapathoD vÖQoXaTta&ov , Wasserampfer ^ ruraex aquaticus L., Plin.
20. 232.
hydromantia ifdQOfiayteiaf Plio. 87. 192 s= divinatio ex aqua,
hydromantis vd^ofiamig^ Wahrsager aus dem Wasser , Serv. Verg. Aen. 8.859.
hydromeii vdQoi^teXi, Honigmet, Plin. 14. 113: »hoc vocatur -i«. [54. 172 A.]
hydromel, hydromelon.
hydroparastatae vdQOTtaQaararal , ketzerische Sekte, Cod. Just. 1. 5. 5.
[320 A.]
hydrophobia vÖQOtpoßla, Wasserscheu, Gael. Aur. acut. 3. 9. 98 = formi-
datae aquae.
hydrophobicus vÖQO(poßix6g, Gael. Aur. acut. 3. 9. 99 = hydrophobus.
hydrophobus vdqocpoßog, wasserscheu, Plin. 29. 99.
hydrophylax vdqofpvXa^, Wasserinspektor, God. Just. 11. 42. 10= aquarius.
hydropioiiB vdQMTVixog, wassersüchtig, Hör. ep. 1. 2. 34. [270.]
hydropisis vögioTtiaig, Wassersucht, Plin. 20. 43. engl, dropsy.
hydropismus vdqiomaiAog, id., Gael. Aur. acut. 1. 14. 108. [54.]
hydropB vdQioip, id,, Hör. carm. 2. 2. 13. [52. 270.]
hydroselinum vdqoaeXivov, wilder Eppich, Apul. herb. 79.
hydrus vdqog, Wasser schlänge, Verg. g. 2. 141. [56.]
hydreus. hydrlnus.
hygra vyQa, Augensalbe, Scribon. 37 = hygremplastrum. [271 A.]
hygremplastrum vyqiiiTtXaatqov, id., Plin. 34. 155. [271 A.]
hygrophobia vyqocpoßla, Scheu vor allem Flüssigen, Gael. Aur. acut. 3.
9. 98.
hyle vXr^, Attei. b. Suet. gr. 4 0 = Silva, materies. [68.]
hylicus ifXixoff, Mar. Vict. adv. Ar. 4. 58 = materialis, corporeus.
hymen vfi^y, Hochzeitslied; Jungfernhäutchen, Plaut. Gas. 668. Serv. Verg. Aen. 4.99.
hymenaicus vfnevatycog, zum Hochzeitsliede gehörig, Serg. 460. 16 K. [23r
hymenaeuB vfievalog, Hochzeit, Plaut. Gas. 667. R6nier inscr. de TAlg. 378
= Carmen nuptiale. [55. 228. 291 A. 308.]
hymeneius vfievj^'iog, Mart. Gap. 2. 132 = nuptialis.
hymnio vfiyita, Hymnen singen, Prud. tibq. axBq). <. 118.
hymnizare, Aug. in psalm. 83.
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IN DER LATBINISGHBN SPRACHE. 439
hymnodicus VfAytf^ixo^, lobsingend, Jul. Firm. math. 8. 25. [87.]
hymnologus vf^voloyog, Hymnensänger, Jul. Firm. math. 3. 6. Orell. 2617.
hymnuB vfivog, Lobgesang, Sen. fr. 88. Garr. graff. Pomp. XXYII. 25. it. Inno
= Carmen. [288. 291.]
hymnisonus. bymnidicus.
hyophthalmus votp&alixog, Pflanzenart, Plin. 37. 187 = aster Atticus, in-
guinalis.
hyoscyaminus voanvafnvog, aus Bilsenkraut, Plin. 23. 94. [63. 192.]
hyoBoyamuB, hyoscyamum, Bilsenkraut, hyoscyamus L., voaKvafiog, Geis. 2.
33. 7. Plin. 25. 35 = caniculata. it. giusquiamo, sp. josquiamO; fr.
jusquiame. [142.]
hyoseris voasQig, schwarze Flockenblume, centaurea nigra L., Plin. 27. 90.
[U9.]
hypaethros vjtaid^Qog, unter freiem Himmel befindlich, Vitr. 13. 1; 69. 1.
C. I. L. 2. 1979. [282.]
hypallage VTtaXkayri, Verwechselung (rhel.), Serv. Verg. Aen. 1. 9. [238 A.]
hypate v/rciriy, letzte Seite, Vitr. 112. 17. [61. 291.]
hypatoides VTtaToeiöi^g, der letzten Saite entsprechend, Mart. Gap. 9. 965.
hypecoon vrti^xoov, Lappenblume, hypecoum procumbens L,, Plin. 27. 95.
[149.]
hypelate viteXarrj, Mäusedorn, ruscus hypophyllum L., Plin. 15. 131 =
hypoglotlion. [148.]
hypenemius vni^vifAiog, windig, Plin. 40. 460 a inanis, irritus.
hyperaeolius vTteqaioXwg, überäolisch (Tonart), Cassiod. d. mus. p. 557.
Garet,
hyperausteros vneQavatij^offf überherb, Cael. Aur. chron. 8. 2. 85 =s austerior.
hyperballontes vnBQßaXXoyjeg, die überzähligen. Solin. 4. 42 =s supernumerarius.
hyperbaton vjtBqßarov, Quint. 8. 6. 62 = verborum concinna transgressio.
[237.]
hyperbolaeos vTteqßolalog, oberste' Töne der Tonleiter, Vitr. 5. 4. 7 Sehn.
n. pl.: -oe. [39. 291.]
hyperbole vTteqßoXri, rhetorische Übertreibung, Senec. benef. 7. 13. griech.
b. Cic. = superlatio. [237.]
hypcrbolicus V7teqßolt%6g, übertrieben, Sidon. ep. 7. 2. it. iperbolico =
quod veritatem superat.
byperbolice, Hieron. in Jesai. 2. 6. 25.
hy p erbrachys VTtiQßQaxvg, Versglied, Diom. 478 P. [230 A.]
hy j^ercaidilec tu s VTteQTLavalrjycTog, hyperkatalektisch, Diom. 502. 7 K. (hy-
perca talecticus] . [23 0 . ]
hypercatalexis wteQviaTdXrj^ig, Versausgang, Audacis Excerpl. 333. 19 K.
hyperdorius vTteQÖufQwg, überdorisch, Cassiod. d. mus. p. 557. Garet,
hyperiastius VTceQtaatiog , überionisch, Gassiod. d. mus. p. 557 Garet.
(Tonart.)
hypericon VTtiqwLOv, gemeines Johanniskraut, hypericum perforatum L., oder
hypericum crispum L., Plin. 26. 85: »quam alii chamaepityn, alii coris-
sum appellanta. [148.]
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440 Griechische Wörter
hypermixolydius v/t€Qf.uSoXvdLog, über die mixolydische Tonart hinaus-
gehend, Cens. fr. 42. 2.
hyperlydius VTteqXvdwg, ilbei*lydisch, Serg. 532. 20 K.
hy per meier vTtiQfAerQogy Versart, Diom. 494. 24 K. [230.]
hyperocha vneqoxv, Tryphon. dig. 20. 4. 20 = reliquia.
hyperoch ius vniqoj(osy Gruter. inscr. 657. 4 =3^ praestans, suporans.
hyperphrygius vjtBQcpQvyiog, überphrygisch , Cassiod. d. mus. p. 557.
Garet. (Tonart.)
hypersarcosis hne^aaQxoiai^, Überwachsen mit Fleisch, Marc. Emp. 9.
hyperthyrum viteQ&vQov, Thürfries, Vitr. 97. 44. [284.]
hyphear vq)EaQ, Mispel in Arkadien, Plin. 46. 245 : »-ar in Arcadia dicii nasci«, cf. adasphear.
hyphen vfpiv, grammatische Figur, Donat. 372. 2. K. [226.]
hypnale vitvali^, Otternart, Solin. 27. 34.
hypnotice VTTvtJxvKri, einschläferndes Kraut, Apul. herb. 74. [454 A.]
hypnoticus VTtvtüTiTtog, einschläfernd, Theod. Prise. 2. 34. [272.]
hypoaeolius VTtoaiohog, unteräolisch, Cassiod. d. mus. p. 557. Garet.
hypobasis vnoßaaig, Oreli. 1541 = basis, fundamentum.
hypobrachys vitoßqaxvg, Versglied, Diom. 484. 19.
hypobrychium vnoßQvxioy, Tert. d. idol. 24 = vortex.
hypocausis VTtoxavatg, Feuereinrichtung von unten, Vitr. 425. 8. [298 A.^
hypocausterium v/voxavaTriQiov, Heizgewölbe, Compend. Vitr. 46. p. 300.
48 R.
hjpooBJXBtam VTtoTcavaTov, id., Vitr. 5. 40. 4. Sehn. Ephem. epigr. III. p. <67.
V. 24. [298.]
hypocaustus (adj.) Ulp. dig. 82. 58. 8.
hypochoeris vitoxoiQig, cichorienartige Pflanze, Plin. 24. 89. [449.]
hypochondria vjtoxovSqia, Seitenweichen, Theod. Prise, d. diaet. 10 =
praecordia. it. ipoeondria.
hypochros vthox^o^^ Orib. Bern. 7. 14 = subpallidus.
hypochyma vnoxvfia, Marc. Emp. 8 = hypochysis, suffusio oculorum.
hypochysis vnoxvatg, Plin. 25. 143 = suffusio oculorum. [270.]
hypocistis VTtomarlg, gemeine Hypocist, eytinus hypoeistis L. oder asarum hypo-
cistisL.; Gels 5. 8. Serib. p. 4 42, vgl. orobethron. it. ipocisto, ipocistide. [149.t
hypocoriasis VTtonoQlaaig, Viehkrankheit, Veget. 3. 4 6. 4. [48.]
hypocorisma v/toxoQiOf^ia, Charis. 37. 8. K. = deminutivum. [226.]
hypocoristicos vnoxoQiatixiog, in Deminulivform^ Fest. 286. a. 3 = per deminutionem.
hypocrisis vitonqioig, Sachahmung der Sprache und Geberden, Donat. vii
Verg. 4 4 = pronuntiatio. engl, hypocrisy. [48.]
hypocrites v7toxQiTt]g, Mimenart, Quint. 2. 47. 42. ace. : -en. Albin. VII.
303. 24 K.: hypoerita graece, latine Simulator. [47. 294.]
hypodiaconus vnodiaxoyog, Hieron. ep. 51.2 = subdiaconus.
hy podidascalus vnodiffdaxaXog, Cic. fam. 9. 18. 4 = adiulor magistri.
hypodorius v/toöioQwg, unterirdisch j (Tonart), Serg. 532. 24 K. Ccnsor.
p. 42. 2.
hypodyma v/toöv^ia. Hülle der Brusteingeweide, Cael. Aur. ehron. 4 . 4. 75. . 4H.^
hypogaeus VTtoyaiog, Cael. Aur. acut. 2. 37. 491. [278.]
hypogaeum, Petron. Hl. 2 Blich. Donii. inscr. cl. 8. 14. I. R, N. 7133 = sub-
lerraneus. [27S.]
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 441
liypogeson vnoyeiaoy, grofse Hausumrz, Plin. 25. 480: »Italia sedum maius vocat«. [37.
447.]
hypogeum vjtoyewv, Vilr. i5i. 25 = hypogaeum. [196.]
hypoglossa v/toykioaaov , Zungenmäusedorn ^ ruscus hypoglossum L., Plin.
27. 93. [U9.]
hypoglottion vitoyltoTriov, Mäusedoi^art, ruscus hypophyllum L., Plin. 15.
131 = chamacdaphne : »alii -on vocant«. [148.]
hypographum vnoyQafpoy, Concept, August, b. Donat. viL Vcrg. 42 s conceptum.
hypoiastius vitoidariog, unteiionisch, (Tonart) Cassiod. d. inus. p. 567 ed.
Garet,
hypolipticus hnoXeiTuixos^ Chalcid. p. 74 ss remanens, subsistens.
hypolydius vitolvötos, unterlydisch^ Censor. fr. 12. 2.
hypolysos *vn6Xvao£^ Beifufs, artemisia L., Apul. herb. 44 «= artemisia. [454 A]
hypoinelis VTtofirjUg, Obstfrucht, Pallad. 13. 4. 1. zweifelhaft. [151 A.]
hypomnema vnofxvrifxat Cic. fam. 46.24. 8 = nota, annotatio. [48.]
hypomnematographus vnofjiyrifjiaxoyqtttpog^ Cod. Theod. 42. 4. 492 = commentariensis.
hypomochlion if/tofiox^tov, Hebelunterlage, Vitr. 253. 13. griecli. 251. 1.
[258 A.]
hypdmone vnofjiovrj, Rufin. d. fig. sent. 34: »sustentatio, inopinalum. [238 A.]
hypophora v/tocpoQa, gegnerischer Einwand, Marl. Cap. 5. 563.
hypophrygius v/torpQvyiog, unter phi^gisch, Censor. fr. 12. 2.
hypopiuui vftoittov, Theod. Prise. 1. 10: )>tumor circa interiorem oculorum
angulum, quem -um dicimus«.
hypopodiuiD vnonodioy, Paul. sent. 3. 6. 65 = solum, pavimontum.
hypostasis vTtoajaai^, Cod. Just. 4. 4. 6. Hieron. ep. 44 = persona,
hypotaurium v/toTavQiov, Steile zwischen Hodensack und After, Voget. 2. 18. 2.
hypolenusa VTtoTslvovaa, Hypotenuse, Gromat. vet. p. 190. 11. [37. 256 A.]
hypotenusalis.
hypotheoa mto&rjTiri, Pfand, Cic. fam. 13. 56. 2. [265.]
hypothecarius [202.]
hypotheticus vno&Biixoc, Cassiod. d. syllog. p. 542 Garet. = conditionalis.
hypotrachelion v/toTQaxrjhov, Säulenhals, Vilr. 91.24. [282.]
hypotrimina vrtoTQtfiixa, Brühe, Apic. 1. 33. 34.
hypozeugma v/roCfii/y^/a, rhetorische Figur, Diom. 444. 20 K..= subnexuni.
[238 A.]
hypozeuxis v/c6Cev^ig^ id., Donat. 397. 19 K = subiunctio. [48. 238 A.]
hypozygos vnol^vyog, Rippenfell^ Cael. Aur. chron. 2. 41. 127 = diaphragma.
hypsoma vifjtofÄft, Tert. ad Scapul. 4 s= altitudo.
hysginum vayij/ov, dunkelrote Farbe (Karmesin), Vilr. 182. 18. [205.]
hyssopicus vaaioTtrAog, von Ysop, Not. Tir. 62. 58.
hyssopites vaatoftlrrig, Ysopwein, Col. 12.35. [47. 171.]
hysBopum vooiotcov, Ysop, hyssopus.officinalis Z.., Cels. 2. 21. [142.]
hyssopus vaai07tog, id., Cels. 4. 8. Col. 7. 5. [65. 142.]
liNstcra vatiQn, Gebärmutter, Interpr. Iren. 4. 31. 2 = uterus.
hystericus voreQtyLog, hysterisch, Martial. 11.7.11. [270.'
Iiyslerologia vavEQokoyla, Hysteronproterun, Donat. 401. 6 K. [238 A.]
hysteron proleron vgteqop jcQOTsqoif, id., Diom. 461. 15 K. [238 A.] ■
li\slri\ voT^i^. Stachelschwein, hyslrix cristala L., Plin. 8. 125. [104.]
hystricüsus., hystriculus.
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442 Gbischisghe Wörter
iambelegus lafxßeleyog, Versmafs, Serg. 466. U K. [231.]
iambeus idi,ißeiog, jambisch^ Hör. a. p. 253.
iambicus iafißrAog, id., Serg. 457. 24 K. [231.]
iambionicum lafißLCJvtTtoVj Versmafs, Diom. 518. 14 K. [231.]
iambodes laf.ißcidi^g, jamhenartig, Diom. 482. 3 K.
iambuB iaußog, Jambus, Catull. 40. 2. [229.]
ianthinus Idv&Lvog, violett, Plin. 21. 27 = violaceus. [180 A. 204.]
ianthineus.
ianthis iav&lg, violette Blume, Marc. Emp. 17.
iasione laaiiorr], Zaunwinde, convolvulus sepium L., Plin. 21. 105. [149.]
iaspachates laaTtaxaTrjg, Jaspachat, Plin. 37. 139. [161.]
iaspis iaoTtLg, Jaspis, Verg. Aen. 4. 261. C. I. L. 2. 2060. acc. pl.: -as. il.
diaspro, sp. diaspero, pr. afr. diaspe. [66. 161.]
iaspideus, iaspius.
iasponyx laOTtow^, Jasponyx, Plin. 37. 118.
iastius laanog, ionisch, Marl. Cap. 9. 935 (Musik.)
iatraUptes laTQakelTtrrig, Jatralipt, Geis. 1. 1. Henz. 6326. [268 A. 298.]
iatraliptice laTQaleiTcrixrj, Kunst der latralipten, Plin. 29. 4. [268 A.]
iatria iatQsla, Heilung, Alcim. Avil. ep. 74.
iatromea lax^ofABia, Oreli. 4282 = obstetrix.
iatronices iaTQoylxt^g, Besieger der Ärzte, Plin. 29. 9 inscr.
iatrosophistes iax^oaoquifTTjgy Arzneigelehrter, Fulg. myth. 3. 7.
iberis IßrjQlg (hiberis) , Kressenart , lepidium iberis L., Plin. 25.87: »in-
venit nuper et Servilius Democrates, quam appellavit -ida«. [149.]
ibiB Xßig, Ibis, ibis religiosa L., Gic. d. nat. deor. 1. 36. 101. acc: -a. acc.
pl.: -as. [43. 66. 110.]
ibycium Ißvxelov, Versmafs, Serg. 461. 15 K.
icas eixag, zwanzigster Tag jedes Monats, Plin. 85. 5: »feriasque omni mense custodioot
vicesima luna, quas icadas vocant«.
iohneumon Ixvevfiiov, Ichneumon, herpestes ichneumon L., Gic. d. nat. deor.
1. 36. 101. [103. 123.]
ichnographia lxvoyQag)la, Grundrifs, Vitr. 11. 23. [281.]
ichthyocolla ix^oycoXXa, Hausenblase; Hausen, acipenser huso L,, Gels.
5. 2; Plin. 32. 72. [119.]
icon eixtiy, Apul. d. not. aspir. 24. =s imagOi simnlacnim. it. (in Brescia) ancona [58.]
icuncula. Iconium bs elxoyioy,
iconicus eUovLxog, nach dem Leben dargestellt, Plin. 34. 16: (siatuae), iquas
icon icas vocant«.
iconisma elxo^urfAu, Bild, Volusian. b. Augustin. ep. 485. U
iconismus eUovurjAog, Abbildung, Senec. ep. 95. 67. griech. b. Sen. IV.
113 Tauchn. [54.]
iconographia ei^ovoyqatpia, Darstellung im Gemälde, Not. Bern. 29.29.
icosahedrum elxofsoB&qoy, zwanzigßächiger Körper, Chalcid. Tim. p. 826.
icosaproti ehoaaTtQWToi, Dig. 50. 4. 18. 26 = viginti primi. [312.]
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m DER LATBINISCHSN SPJIACHE. 443
icosaprotia eluoaaTVQWTela, Dig. 50. 4. 48. 86 = vigintiprimatus.
icterias UreQlagj Edelsteinart, Plin. 37. 470. [55.]
ictericus hTeQinog, gelbsüchtigj Plin. 20.87. [270.]
Icterus ixT€Qogf Vogel; Krankheit, Plin. 30. 94. Lucil. 4. 29M.
ictinus hrlvog, Hühnergeier; Wolfsmilchsart, Plin. 32. 4 49. [4 49.]
ictis ixtiff, Wiesel, Frettchen, Plaat. 484. acc.pl: -as b mustela. [58.]
idea löiay Senec. ep. 58. 48 = notio, visio, species. it. sp. idea. [243.]
idealis.
idiochirum IdioxeiQoy, Handschriß, Cod. Just. 8. 48. 41 = idiographum. [265 A.]
idiographus iSioyqaq>og, Gell. 9. 4 4. 7 = propria manu scriptus. [i65 A.]
idiologus Idioloyog, Verwalter des kaiserlichen Privateigentums, Henz. 6926.
Inscr. b. Perrot explor. archeol. de la Galatie et de la Bithynie. p. 264.
nr. 446.
idioma idlwfza, Charakteristisches im Ausdruck, Charis. 254. 9 K. [48. 226.]
idiota Uwytrig, Laie, Lucil. 26. 32 M. fr. Idiot. [46.]
idi oticus IdLwrixog, ungebildet, Tert. testim. anim. 4. adv. idiotice.
idiotismus Idiwriaf^og, vulgäre Sprachweise, Senec. contr. 2. 3. 24. [54.
237.]
Id oleum eiduyleiov, Götzentempel, Tert. cor. mil. 40.
idolicus eldcoXiycog, zum Götzen gehörig, Tert. idol. 43.
idololatres eldiokolärQrjg, Götzendiener, Tert. d. idol. 4. fr. idolätre.
idololatria eldiolokaTQeia, Götzendienst, Tert. d. idol. 4. [324.]
idololatris döiololarqlg, Götzendienerin, Prud. ham. 403 Heins,
idolothytus eldiolod'VTog, Götzen dargebracht, Tert. d. idol. 40.
idolum eidoilov, Gespenst; Vorstellung, Plin. ep. 7. 27. 5. griech. b. Cic.
colt. idol, afr. idre.
eidolum, Lucil. 28. 4 5 M. = imago. [242. S24.]
idos eldog, Senec. ep. 58. 47 = species. [243.]
idyllium, edyllium elövUiov, Hirtengedicht, Lucil. 49. 38 M. [36. 228.]
ignia Xuvwv, Paul. Diac. p. 405. 8: »Vitium vasorum fictilium«.
ileos eUeog, Plin. 20. 53. griech. b. Geis. = intestinorum tormentum. [270.]
iliacus. [52.] ileaticus.
ina ig, Papier faser, Marc. Emp. 34.
inoitega iyyv&i^ycri, Amphorengestell, Paul. Diac. p. 407. 3. [34. 69. 476.]
incomium eyxv^ov (!), Salbeningredienz, Veget. 4. 28. 48.
i n c o m m a , siebe encomma.
indioum Ivöltlov, Indigo, indigofera tinctoria £., Plin. 35. 46. Vitruv. 479.
23 R.; 280. 23 R. [444. 459 A. 205. 286.]
io Id), Ausruf, Hör. carm. 4. 2. 49. [340.]
ion toy, Veilchen, viola odorata L., Veilchenstein Plin. 24. 64: >iquae -on appellatur« =■
Viola. [4 49.]
ionicum liavixov, Versmafs, Serg. 464. 4 K. [230 A.]
ios lof, Plin. Val. 2. 37 s aenigo.
ioia ima, Buchstabe i, Cic. d. or. 3. 4 2. 46. [225 A.]
iotacismus UoTaxiafxog, fehlerhafte Aussprache des i, Donat. 393. 4 K. [54.
226. 237.]
iphyon Xcpvov, Gemüsepflanze, Plin. 24. 67. [449.]
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444 Griechische Wörter
irenarches elQrjvaQxrjQy Friedensrichter, Cod. Theod. 12. 4. 1. [312.]
irinus %Qtvog^ von der Pflanze Iris, Geis. 2. 33. [192.]
irio von Iqiq , Schotengewächs, sisymbrium irio oder polyceratium L., Plin.
22. 158 = ensimum. [142.]
iris iQLg, Irispflanze, iris germanica oder florentina L. ; Regenbogen^ Cat. r. r.
107. 1. it. iride. [43. 132. 141. 258 A.]
iricolor.
Iritis Igirtg, Begenbogenstein, Plin. 37. 138.
ironia slQwvelaj Cic. d. or. 2. 67. 270 = dissimulalio^ irrisio. [237.'
ironicus elgcoviTiogy ironisch, Fulg. myth. 1 praef. 25 M.
ironice. ironicos.
isagoge eiaayioyi^, Einleitung, Gell. 1.2.6. [243 A.]
isagogicus elaaycoyrAog, zur Einleitung gehörig, Varr. b. Gell. 14.7.2.
isatis laarlg, Waid, isatis tinctoria L., Plin. 20. 59 = vilrum. iL isatide.
ischaemon laxalficov, blutstillende Pflanze, Plin. 25. 83. [144.]
ischas apios laxccg ctTtiog, wilder Rettig, Plin. 26.72, siehe apios ischas. [43.]
ischia i<r;^ia, Gell. 4. 13. 4 H. = coxae.
ischiacus laxtccxog, an Hüftweh leidend, Cat. r. r. 123. [269.]
ischiadicus laxcadixog, zum Hüftweh gehörig, Plin. 23. 53.
ischias laxiag , Hüftweh; Pflanzenart, Plin. 22. 40; 27. 33 = ischiasis Ps.
Cypr. d. dupl. mart. 40. [149.]
ischuria iaxovqla, Harnverstopfung, Veget. 3. 15. [269.]
iselastieus BiaEXaati'Aog, zu einem Einzug gehörig, Plin. ep. 10. 118. LR.
N. 104. [59.]
isemerinos iar^fiiQiyo^, Chalcid. p. 65 &= aequidialis.
isocinnamos looxlvvafiog, zimtähnlich, Plin. 12. 98.
isocolon iffoxtoXoy, Rutil. Lup. d. fig. sent. 45 = exaequalum membris.
isodomos laödonog, gleichgebaut, Vitr. 47. 25. Plin. 36. 171: »Isodoinon vo-
cant (Graeci)«. [281.]
isoetes laoBxig, kleine Hauswurz, Plin. 25. 460: »Ilalia sedum vocat«. [447.]
isopleuros laoTfXevQog, Gromat. vet. p. 341. 9 = aequis lateribus, aequi-
lateralis. [255 A.]
isopyron iaojtvqov. Pflanze, fumaria capreolata L. oder corydalis clavicu-
lata Pers,, Plin. 27. 94: »-on aliqui phasiolon vocant«. [149.]
isosceles laoaxeki^g , gleichschenklig, Auson. praef. ad edyll. p. 205. 23 B.
= aequis cruribus. [255 A.)
isosy Ilabus laoavllaßog, gleichsilbig, Serv. Verg. Aen. 1. 156.
isthmia lad^fita, Isthmische Spiele y Liv. 33. 32.
isthraionices lad^i^uovUrjg, Sieger in den Isthmischen Spielen, Not. Tir.
p. 182 Kopp,
isthmus lad^iiog, Landenge, Prep. 3. 21. 1. [261.]
itaeomelis Hzaiofirihg (!), gemachter Wein, Plin. 14. 11: »vocaverunt et
seyzinum et itaeomelin et lectisphagilen«. [172 A.]
itliyphallicuin Id-vtpalhTiov, Versmafs, Diom. 519. 28 K. [231.]
ithyphallus Id'vrpakkog, Zeugeglied des Priapus, Col. 10. 31.
iubilaeus iovßdalog, Jubel-, Levit. 25. 28 Vulg.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 445
iudaizo iovSatCio^ jüdisch gesinnt sein^ Gommodian. iustrum. i.37.
iudaeidio. iudaismus.
iulis iovkigy Fischart, Plin. 32. 94. [120.]
iulus Xovlog, Kätzchen (bot.), Plin. 16. 120. [119.]
ixia i^ia^ Ebervmrz, Plin. 22. 45: uchamaeleonem aliqui -ium vocant«. [U8.]
\x\ OS c^ioQt Geierart, Deuteron. 14. 13 Vulg. [110 A.j
iynv tvy$, DrehhaU, iynx torquilla L., Plin. H. 256 = frulilla. [HO.]
labda *kaßda, Varr. sat. Men. 48 = irrumator. [309.]
labdacismus kaßdamafiog, Fehler der Aussprache, Donat. 393. 1 K. pr.
laudacisme. [54. 226.]
labyrinthuB laßvqivd^og, Labyrinth^ Verg. Aen. 5. 588. G. I. L. 4. 2331. it.
arbinto. [325.]
labyrlntheus, Catull. 64. iU. labyrinthicus.
lachanizo Xaxctvi^o) , Suet. Aug. 87: »languere, quod vulgo lachanizare
dicitur« = languere. [24.]
laco ^aifuav, lakonischer Hund, Hör. ep. 6. 5. [98.]
laconioom ^anioviTioVy Dampßad, Cic. Att. 4. 10. G. I. L. 1. 1251 == unctio-
nes Graecae sudatoriae (Plaut. Stich. 229.) [298.]
] a c c a s i n XaixaCeiy, huren, Petr. 42.2.
laena %AaZi/a, Oberkleid, Gic. Brut. 14. 56. [33. 40 A. 180.]
laeotomus latorofiog, Vitr. 9. 7. 6 Sehn. = 235. 14 R. (a. 1. lacolonios
Rose: logotomos.) = segmentum. [256 A.]
laganum Aa;/ai/o^, Ö/Ai/cAen, Hör. sat. 1.6. 115. Gels.2. 22. sp.launa. [61.170A.]
läge OS kayeLog, Hasenwein, Verg. g. 2. 93. [172.]
lagea layeia, id., Plin. 14. 39 = lageos. [172 A.]
lag ine XayiyT^, Schlingpflanzenart, Plin. 24. 4 39, vgl. aetit«. [147.]
lagoena laywog, Flasche, Plaut. Gurc. 78. Grut. 578. 1. (laguna), Orell.
Henz. 6321 (lagona). [36. 174.]
lagoenaris, lagunculä, laguncularis.
lagois laycj'tg, Haselhuhn (oder = lagopus), Hör. sat. 2. 2. 22. [109 A.]
lagophthalinos kaytJcpd'aX^og, Augenkrankheit, Gels. 7. 7. 9. [271.]
lagopuB kayiüfcovg, Schneehuhn, tetrao lagopus L., Plin. 10. 133. it. lagopo.
[109. 149.]
lalous Xa'Uog, Laie, Tert. exhort. ad castit. 7. celt. leic. [319.]
laicalis.
lamia Xafiia, Unholdin; Plattfischart, Hör. a. p. 340. [120. 325.]
lampadephoria XafiTzadrjipoQla, das Fackeltragen, Not. Tir. p. 213 Kopp,
lampadias ka[47cadlag, Kometenart, Plin. 2. 90. [248.]
lampas lafi7tag. Leuchte, Plant. Men. 842. d. Lampe, lt. lampo, Blitz, acc: -a.
[43. 199 A. 248.]
lampada, lampadarius Orell. 2845. 2930. [202. 309.] lampado, -onis.
lampena XafATti^yri, Placid. gl. Deuerl. (62. 21): sellae quaedaro, cf. Rönsch
Jahrb. f. Phil. 1879 p. 534.
lampo Xafinta, leuchten, Cassiod. Compl. 26 in Apoc, cf. lamperbius, splendidus Placid.
ed. Mai ß 565.
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446 Griechische Wörter
lampter Xa^iTtxfiq^ Leuchter, Plin. 36. 25. acc.pl: -as, cf. lanterna.
lampyi'is la^iTtvQlgj Johanniswürmchen, lampyris £., Plin. 11. 98 = ciciiH
dela. [123.]
lamyrus Idf^vQOS, Seefischartj Ovid. hal. 120. [119.]
langa, langurus *kdyyovQog, IvynovQog, Eidechsenart, Plin. 27.34.7.
langurium = lyncurium. (= Ligurium). [124 A.]
langen Xayyay, Vet. interpr. ad. Verg. g. 2. 98 p. 808 ed. Lion. s= cunetator.
lanterna lafATtTtjQ, Laterne, Plaut. Am. prol. 149. fr. lanteme. [47. 66. 199.^
lanternarius , I. R. N. 8740. Henz. 6292. [309.]
lapathum, lapathas Xctjtad'ov, Sauerampfer, Lucil. 4. 1. M. sp. lapato. la-
pazo, pg. Iaba9a, vgl. rumex. [48. 130 A.]
lapathium.
lapsana laipdvr], Ackersenf, sinapis arvensis L,, Vair. r. r. 3. 16. 25. (lapsa-
nium.) [61. 172.]
larbasis *XdQßaaig, Spiefsglas, Plin. 33. 101 = stibi. [191.]
larinus laQivog, Seefisch; gemästet, Plin. 32. 149. [120.]
larophorum Xaqotpoqov, dreifüfsiges Gestell, G. I. L. 3. 1952.
larus Xdqog, Müve, Levit. 11. 16 Vulg. [110 A.]
laryngotomia laqvyyoToiÄla, Kehlschnitt, Cael. Aur. acut. 3. 4. 39. [272 J
lasanum Xdaavov, Geschirr, Hor. sat. 1. 6. 109 = matula, malella.
lastaurus Xdatavqog, unzüchtiger Mensch, Suet. gr. 15. [309.]
lalace *XaTay.ri, magisches Kraut, Plin. 26. 18. [149.]
lathyris la&vqlg, Wolfsmilchsart, euphorbia lathyris L,, Plin. 27. 95 =
lathyr Ser. Samm. 1106. [149.]
lathyros Xd&vqog, Lüwenblatt, leontice leontopetalon L., Apul. herb. 7 =
leontopodion.
latomiae siehe lautumiae. [34.]
lato m US Xttxofjtog, \. Paralip. 23. 2. 45 Vulg. &» lapidarius.
latria Aar^e/a, Cassiod. d. amic. 36 s cultus.
latro Idxqig, Söldner, Räuber, Plaut. Mil. gl. 74. Inscr. Archaeol. Zeit. 1871.
5 ff. celt. lader, pr. laire. [31. 64 A. 325.]
latrocinalis, latrocinaliter, latrocinalio, latrocinari, latrocinium, latruncalus, la-
trunculariuSy latrunculalor.
lautumiae Xaroi^ilaL, Steinbruch, Plaut. Poen. 817 = lapicidinae. [31. 310.]
lea Xiaiya, Lucr. 5. 4816 a leaena.
leaena liaiva, Löwin, CatuU. 60. 1. afr. lionne. [33. 53. 98.]
leb es lißfjg, Kessel, Verg. Aen. 3. 466 = olla. [44. 176.]
lebeta, Placid. gl. Deuerl.
lecythus Xrjxvd'og, Ölkrug, 1. reg. 17. 12 Vulg.
leda Xfjöog, kretisches Cistenröslein, cistus creticus L., Plin. 12. 73: »sunt,
qui herbam ledam appellent«. [145.]
ledanum li^davov, Harz vom Cistusstrauch, Plin. 12. 73: »iili -um vocant«.
[65. 145.]
ledon Ifjdor, id., Plin. 26. 47. [145.]
leiostrea Xuoarqeov, Auster mit glatter Schale, Lampr. Heliog. 19. 6. P.
(Jord. : lithostreis) vgl. liostracos. [39. 120.]
lelepris ^XeXeTtqlg, Fischart, Plin. 32. 149 Jan. [120.]
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IfC DER LATBIIflSCHEN SPRACHB. 447
lema X^/dij, Augenbutter^ Plin. S3. 49 &= gramiae.
leinbus U^ßos, Felucke^ Plaut. Bacch. 279. [242.]
lembulus. lenunculus » lembulus. lenuncularius Orell. 3248.
lemma lijiÄfia, Vorwurfe Stoff, Plin. ep. 4. 27. 3.
lemniscus Irj/Ävlaviog, Band, Plaut. Pseud. 1265. [190.]
lemniscatus.
leo Xiwv, Löwe, Plaut. Yidul. fr. C. I. L. 5. 5465. celt. llew, afr. leon.
[30. 45. 53. 98. 287. 319.]
leunculus, leoninus. leonteus s bio^.
leontice XeovTtxrj, Huflattich, cacalia verbascifolia Sibth,, Plin. 25. 135.
siehe cacalia. [149.]
leonticus Xeoyrixoff, Arnob. 6. 4 96. Orell. 2345 => leoninus.
leontios keovrewg, Edelsteinart, Plin. 37. 190.
leontocaron XeovtoxaQoy, Poleigamander, Teucrium polium L , Apul. herb. 57 &= polion.
[\^h A.]
leontochasma Xeovtoxctaiia, Löwenschlund, I. R. N. 7258. p. XXI.
leontopetalon iBovroTtixalov , Löwenblatt, leontice leontopetalon L,, Plin.
27. 96. [149.]
leontophonos lBOVToq>6vog , Tierart y Plin. 8. 136: »-on accipimus vocari«.
[104.]
leontopodion XeovroTtodiov, Löwenblatt, leontice leontopetalon!.., Plin. 26.
52: »-ion alii leuceoron, alii doripetron, alii thorypetron vocant«. [149.]
leopardaüB kiwv + TtaQÖahg = leopardus, Leopard, felis leopardus L., Paul.
Diac. p. 33. 14. [86. 98.]
leopardus leoftagdog, id., Lamprid. Heliog. 21. 1. afr. leopart, leupari [98.]
leopardinus.
lepidium Xenidiov , Pfeffet^kraut, lepidium sativum L., Col. 11. 3. 16. [49.
142.]
1 e p i d 0 1 i s ^XenidiarLg, Edelsteinart, Plin. 37 . 170.
lepis leTtlg, Plin. 34. 107. acc. -a. »squama aeris, quam vocant lepida«.
[155.]
lepista XsTtaarri, Trinkgefäfs, Naev. b. Pun. 18. [46. 174 A.]
lepra XiTtqa, Aussatz, Scribon. 250. [327.]
leprosus, coUeprosus, afr. lepros,
leptologia XemokoyLa, spitzfindige Rede, Äquil. Rom. d. fig. sent. 2.
leptomeres XeTtrofzegi^g, (einteilig, Theod. Prise, d. diael. 10.
leptomericus *Xe7tTo^€Qix6g, Theod. Prise, d. diaet. 10. [86.]
lepton centaurion Xsnioy »eyxavQioy, kleines Tausendgüldenkraut, Plin. 95. 68: »nostri
fei terrae vocant« = centaurum minus. [U9.]
leptophyllon XenxotpvXXoy, Wolfsmilchsart, Plin. 26. 74, vgl. cobion. [454.]
leptopsephos XBTcr6iptiq)og, Porphyrart, Plin. 36. 58: »-os vocatur«.
leptorrhax XeTtro^^a^, Weintraubena7% Plin. 14. 15. acc. pl.: -as.
leptynticus XeTtTWTinog, abzehrend, Theod. Prise, d. diaet. 10.
leros XfjQog, Edelsteinart, Plin. 37. 138: »quae vocatur -os«.
leria, Paul. Diac. p. 4 45. 42: ornamenta tunicarum aurea. leriae, Possen, siehe liroe.
lethargia Xrj&aQyla, Schlafsucht, Cael. Aur. acut. 1. 6. 49. [269.]
lethargioaB Xrj&aQyixog, schlafsüchtig, Hör. sat. 2. 3. 30.
lethargUB Xi^&aQyog, Schlafsucht, Lucr. 3. 465. it. letargo. [269. j
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44S Ghibcuisciik Wörter
lethusa krjd-ovaa, einschläfernder Mohn, Apul. herb. 35.
leucacuntha levxaxavxha, Spinnenkraut, anlhericuin liliaslruDi I.., Plin. 27.
424. vgl. phalangitis. [149. 150.]
leucacantbos, Plin. 21.94. [149.]
leucachates kevuaxciTrjg, Milchachat, Plin. 37. 139. [161.]
Icucanthemis 'Aevxay^sfiif, 1 Kamille, matricaria cliamoinilla L., oder anthemis chia
Icucanthemum Xevxtiyd-e/noy f L., Plin. 22. 53: uanthemin aliqui -ida vocant, alü -am
alii eranthemida, alü chamaemelon«. [4 47. 4 50.]
leucanlhes Xevxav^ig , Rebhühnerkraut, parieiaria officinalis L., Plin. i\.
176: »parthenium alii -es, alii amaraeuin vocant, Celsus apud nos perdi-
cium et muralem«. [149.]
leucanthus, Apul. herb. 92.
Icucargillos XevxKQyiXXo^, Plin. 47. 42 : »leucargtllon vocant (iraeci« = Candida argilla.
[149.]
Icucaspis Xevxaanii;, weifsbeschildet, Liv. 44. 41. 2.
leuce Acir/iJ, gefleckte Taubnessel, laniium maeulalum L. , Cels. 5. 28. 19.
Plin. 27. 102. vgl. mesoleueon. [189.]
leuccoron XevxrjOQoy, Lötvenblatt , leonticc leontopetalon L,, Clin. 26. 52 s= leoutopodiun.
[149.]
leucochrysos levxoxQvoog Chrysolithart, Plin. 37. 128. [163.]
leucocomis leimog + '^ofit], nweißflaumiya (Granatbaum), Plin. 13. 113.
[133 A.]
leucocoum kevy.oxuov, weifser koischer Wein, Plin. 14. 78 = aibuin Coum.
Hör. sat. 2. 4. 29. [172 A.]
leucogaeus kevxoyaiog, weifserdig, Plin . 18.114. fem. : -a, Edelsteinarl.
leucographia Plin. 37. 162 (a. 1. leucographitis) = leucogaea.
leueographis lEir^oyqaipig. Wegedistel, Carduus leucographus L,, Plin. 27.
103. l149.J
leucographitis k€VAoyQaq)ivig, Edelsteinart, Plin. 37. 162 = galaclilis =
synnephitis. [43.]
leucoion Xbvy.6iov, Levkoje^ Mathiola incana L., Col. 9. 4. 4. it. leueoio. [14i.
leucoma Xevxtofia, weifser Star, IMarc. Emp. p. 276 E.
leuconotus Aei/xororo^*, Südsüdwestwind ^ Vitr. 27.9. [213 A.]
ieucophaeus Xevxofpaiogj aschgrau, Vitr. 198. 17.
leucophaeatus.
leucophlegmatia X6Vxocpk6yf.iaTia, Bleichsucht, Cael. Aur. chron. 3. 8. 102.
leucophorum XevycocpoQov, Goldleim, Plin. 33. 64: »-umhoc est ghuinumauri«.
leucophthalmos Xevycofp&aXfiog, Edelsteinart, Plin. 37. 171.
leucopis XBxmibjiig, weifsäugig, Apul. herb. 10.
leucopoecilos Xevxo/roUiXog, Edelsteinart, Plin. 37. 171.
leucos Xevxo^f Plin. 10. 164 = albus.
leucozomus XevÄoKojfiog, mit weifser Brühe, Apic. 6. 9. 254. (Schuch : eleih
zomus.j
leucrion ^XsvxQioy, Hundszunge, Apul. herb. 96 s= cynoglossa.
leucrocota *X€vycQox6Tag, indisches wildes Tier, Plin. 8. 72. [104.]
lexidion Xt^idtoy, Wörtchen, Gell. 18.7.3. 149.]
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IN DBE LATEINISGHBN SpRAGHE. 449
iexipyretus Irj^iTtvQetog, fieberstillend y Plin. 20. 201: »quas vocant -as«.
[272.]
lexipyrexia krj^cTtvQe^la, Aufhören des Fiebers ^ Marc. Emp. 20.
lexis Xihs, das Wort, Lucil. sat. fr. ine. 4 M. [48.]
libadion Xißadioy, kleines Tausendgüldenkraut, Plin. 25. 68: »nostri fei terrae vocant«.
[U9.]
libanios Itßaviog, Weinstockart, Plin. 44. 4 47. Sill. (a. l. libadios.j
libanitis kißavlrig, Pöleigamander ^ Teucrium polium L., Apul. herb. 57
= polion.
libanochrus hßavoxQovg, Bemsteinart, Plin. 37. 171.
libanotis Xißaytajh, Rosmarin, Plin. 49. 487: iK|uidam eam alio nomine rosmarinum ap-
pellant.« [149.]
libanus Xißavos, Sirac. 24. 21. Vulg. ^ tus. [61. 151 A.]
libanarius, Not. Bern. 74. 109.
libonotus hßovoTog, Südsüdwestwindy Vitr. 27. 10 = austroafricus. [213.]
libs Uip, Westsüdwestwind, Senec. nat. quaest. 5. 16. 5. Haas. it. libeccio.
sp. lebeche = Africus. [213.]
Ubuma lißvqva, Felucke, G. I. L. 3. 2034. Hör. epod. 1.1. [212.]
lichanos lixavog, unsteter musikalischer Ton, Vitr. 112. 22. [291.]
liehen keixi^v, Flechte, Plin. 26. 2: »liehenas Graeco nomine appellavere,
Latine mentagram«. vgl. Plin. Val. 2. 56: »lichena appellatur^ quod vulgo
mentagram appellanl«. [52. 149. 269.]
lichena, liehen icus.
lienteria Xeuvreqla, Magenruhr, Theod. Prise. 2. 2. griech. b. Gels. =
intestinorum levitas. [270.]
lientericus XeuvTeqixog, an Magenruhr leidend, Plin. 29. 44.
lignyzon ^Xiyvvtcjv, Karbunkelart, Plin. 37. 94 Jan.: »plerique euin -em
vocavere«. [44.]
ligusticum Ityvarixov, Liebstöckel, liguslicum levisticum L., Gol. 12. 59. 5.
lilinum leiqivov, Plin. 23. 95. vgl. lirinon.
limenarcha h^evaQxrig, Hafenmeister, Dig. 50. 4. 18. 10. Inscr. b. Rossi
bull. dell. comm. arch. munic. 1873. MUrz- und Aprilheft. [212 A. 312.]
limma Xel^if^a, halber Ton, Boeth. inst. mus. 2. 38. in.
limne XifJtvrjt Vitr. 8. 3. 8: »lacus, qui limne asphallitis appellaturn.
limnestis XifjLv^ajig , Tausendgüldenkraut, centaurea centaurium I, Apul. herb. 34 8
centaurea maior. [131 A.]
limnice Xifjtvixi^, Schwertel, Apul. herb. 78 = gladiolus. [131 A.]
limodorum hfiodwQov, Pßanzenart, Plin. 19. 176 Jan.
limonia letfAuivla, Anemonenart, Plin. 21. 65: »genus anemones, quae -ia
vocatur«. [149.]
liraoniatis Xei^ioviaxig , Smaragdart, Plin. 37. 172: »eadem videtur, quae
zmaragdos«.
limonion Xei/Aiuyioy, wilde Bete, Plin. 20. 72: »beta silvestris, quam -ion vocant alii neu-
roides«. [149.]
linostemus, Unosiimus *kiv6aTir]^og, halbleinen, Isid. 19. 22. 17 {aTrjfia =
axYiiiiav) .
linostrophon Xiv64ftqoq>ou , Andorn, Plin. 20.241: »marrubium, quod Graeci prasion
vocant, alii -on, nonnulli philopneda aut philochares«. [149.]
Weise, Oriech. Worter i. d. lat. Sprache. 29
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450 Griechische Wörter
linozostis Xivotioaxig^ Bingelkraut ^ mercuriaiis annua L. , Plin. 35.38:
»-is sive parthenion Mercuri inventuin est« = Mercuriaiis. '43. 150.]
linter */rAwrjJp, Nachm, Cat. r. r. 11. [34. 212.]
lintrarius, C. I. L. 2. 14 82. lintriculus.
linyphus Xiyvfpog^ Cod. Theod. 40. 20. 8 =s linteo, lintearius.
linifio. linyfarius. [202.] linyphium.
lio Aecooi, Tert. d. idol. 8 «» levare.
liaculum.
liostracos lewaTQanog, Auster mit glatten Schalen, Ambros. hexal^m. 5. 2. 5.
(al. 1. lithoslraeos.) vgl. leiostrea. [120.]
liothasium leto&aala, thasische Rübetiart, Plin. 19.75: »-um quidain Thre-
cium appellant«.
lipara liTcagd, gelindes Pflaster, Plin. 23. 162: »medicamenta, quae vocanl
-as«. [271 A.]
liparea.
liquiritia ykvnv^^i^a, Süfsholz, Yeget. 4. 9. it. regolizia, legorizia. sp. pg.
regaliz. [73. 149.]
lirinum Xeigiyoyf LHienöl, Plin. %i. 2i. al. loci, lilinum.
lirion Xei^toyy Apul. herb. 4 07 = lilium.
liroe X^QOi, Plaut. Poen. 435 » nugae. (al. 1. leroe.) leriae, Possen, Exe. e\ Charis. 549.
20. [39.]
litania Ittavela, Litanei, Cod. Just. 1. 5. 3. 1.
lithargyros lid'dQyvQog, Plin. 26. 101 = spuma argenti.
lithargyrinus.
Itthognomon Xid-oyvtafjuoy, Steinkenner, Ambros. in psalm. 418.
lithospermon h&oGTteQ^ov, Steinhirse, lithospermum officinale L., Plin.
27. 98. vgl. exonychon. it. litospermo. [144. 150.^
lithoBtrotos Xid'oavQCJtog, mit Steinen gepflastert, Varr. r. r. 3. 1. 30. [198 A.
lithotomia hd-orofila, Axtsschneiden des Blasensteins, Cael. Aur. ehron. 5.
4. 77. [272.]
liturgus leiTovQyog, Staaisdiener, Cod. Theod. 11. 24. 6.
lobus Xoßoc, Hülse, Apic. 5. 24 4.
loedoria XoiSoqia, Schmähung, Macrob. sat. 7. 3. 2.
logariutn koyaQiov, kleine Rechnung, ülp. dig. 33. 9. 3. 10.
logeum, logium loyeiov, Archiv, Cic. fara. 5. 20. 6. [312.]
logioa loyixrj, Logik, Isid. 2. 22. 1 = ralionalis species philosophiae. griech.
b. Cic. [242.]
logiouB loymog, rationell, Cic, Tusc. 4. 14. 33.
logista XoyiOTrig, Rechnungsbeamter, Gordian Cod. Just. 1. 54. 3. C. 1. LI
4114. Or. Henz. 798. logistes I. R. N. 4060 = curator rei publicae. [3<i.
logisticus.
logium Xoyiov, Rufin. orig. in Exod. hom. 13. 7 = rationale,
logodaedalia koyoöaiöaUa, Wortkünstelei, Auson. idyll. 12.1. [237.
logographus Xoyoyqäcpog, Rechnungsführer, Arcad. dig. 50. 4. 48. 10. [311
logos Xoyog, Plaat. Men. 779 s verbum.
antelogium.
logotomos siehe laeotomos.
lonchitis Xoy%lTtg, färbender Wegedorn, rhamnus infectoria £. , Plin. 25.
137. [150.^
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 451
lonchoton Xoyx^'^ov, Atramentart, Plin. 34. 124: Dloochoton appellanta.
lonchos XoyxVt Tert. d. cor. mij. 11 =» hasta.
lopas XoTtäg, Muschelart, Plaut. Rud. 297. [43. 146.]
lotometra JLwrof/iJrpa, Lotosart, Pliu. 22. 56. [150.]
Iotas XüJTog, Nilwasserlilie (nymphaea Nelumbo L.), Jtulendom (rhamnus lotus
L.) , Zürgelbaum, (celtis australis L.) etc., Cic. fam. 7. 20. 1. Plin. 13.
101 ff. it. loto. [56. 139.]
lotaster. >
luter XovTi^Q, Waschbecken, Hieron. in Jovin. 1. 20.
lycaon Xvxacov, äthiopisches Tier, Mel. 3. 9. 2. [103.]
lycapsos limaipog, Pflanzenart, Plin. 27. 97. [150.]
lychnicus Xvxytxos^ Marmorart, Hygin. fab. 223 = lychniles.
lychnion Xvx^iov, Lämpchen, Isid. 17. 9. 73.
lychnis Ivxvlg, Edelsteinart, Plin. 37. 103: »-is appellata«. [148.]
lychnites Xvxviriqg, Marmorart, Plin. 36. 14: »quem lapidem coepere -en
appellare«. [47. 158 A.]
lychnitis Xvxvirig, Pflanzenart, Plin. 25. 121: »(genus verbasci) lyehnitis
vocatur, ab aliis thryallis«. [150.]
lychniticus.
lychnobius Xvxvoßios, bei Lichte lebend, Senec. ep. 12«. 17.
lyohnuchus Xvxvovxog, Leuchter, Cic. ad. Quint. fr. 3. 7. Orell. 2511. [199.]
lychnus (lucinus) Xvxvog, Enn. ann. 328 V. = lucerna. [85 A.]
lyciscus kvaloTiog, Wolfshund, Isid. or. 12. 2. [51.]
lycium Xvxiov, Arzneimittel, Gels. 5. 26. 30. Plin. 24. 124: »medicamentum,
quod vocatur -ium. [272.]
lycophon *Xvxoq>tiy, Pflanzenart, Apul. herb. 8 sss. scelerata. [151 A.]
lycophorus kvA,oq)6qog, einen Wolf als eingebranntes Zeichen tragend, I. R. N.
2475. (lucophori.)
lycophos Xvxofpiag^ Morgendämmerung, Macrob. sat. 1. 17. 37. Paul. Diac. p. 121: »lyco-
phos Graeci dicunt, quod nos primum tenapus lucis«.
iycophthalmos lvyi6(p&alfiog, Edelsteinart, Plin. 37. 187.
lycos Xvxoff, Plin. 80. 62 s= lupus. [63. 128]
lydiasta IvöiaOTrig, Sänger lydischer Weisen, Dioro. 487. 4 K. : i^quos ly-
diastas — appella verunt«.
lygdinos Xvyöivog, weifser Marmor, Plin. 36. 62. [63. 158 A.]
lygdos Xvydog, id,, Marl. 6. 13. 3.
lygos Xvyoff, Keuschlamm, vitex agnus castus L., Plin. 24.59: »viticem, Graeci lygon vo-
cant, alias agnon«.
lyncurium XvyxovQiov, Edelstein (Hyacinth oder Turmalin?, eigentlich Bern-
stein), Plin. 8. 137. 37. 34: »Demostratus -uro vocal«. »alios id dicere
langurium«. [155 A.]
lyncurius. ligurius.
lynx XvyS, Luchs, felis lynx L,, Verg. ecl. 8.3. it. lince. sp. lince. it.
lonza. fr. once. [51. 102.]
lyo Xvia, Apic. 4. 4 s= liquefacio.
lyra Xvqo, Hop. carm. 1. 6. 10. d. Leier. = fides. [288.]
lyricen.
lyriouB XvQiTiog, lyrisch. Hör. carm. 1. 1. 35. griech. b. Cic. [228 A.]
29*
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452 Griechische Wörter
lyrisles XvQiarrjg, Lautenschläger ^ Plin. ep. \. 45. 2. [47. 294.]
lyristria XvqlaTQUt^ Laulenspieleiin ^ Augustin. serm. 453. 6. Rossi inscr.
Christ. 4. 539. [47. 294.]
lyron Xvgoy, Froschkraut, alisma plantago L., Plin. 25. 494 = alUma. [447.]
lysas XvcaSf Beifufs, Apul. herb. 40 s artemisia. [454 A.]
lysimachia kvot^iaxia^ Pflanzenart j lythrum salicaria oder lysimachia vul-
garis L.j Plin. 25. 72. it. lisimacbia. catal. llirimaqui.
lysimachos Ivalfiaxog, Edelsteinart, Plin. 37. 472.
lysis Xvacg, Kehlleiste, Vitr. 76. 25. [282.]
lylae Xvxal, Bechtsschüler, Just. dig. praef. 5. [265 A.]
lytrotos XvTq(axr}s, der Loskaufende, Terl. adv. Val. 9.
lytta Ivwa, Htmdswiiiui, Piin. 29. 400. [423.]
macaerinthe, Apul. herb. 79 s=s ros marinus.
inacariotes fjiaxaQiotTjs, Terl. adv. Val. 8 = felicltas. [50 A.]
maccis */4axxh, Muskatblüte, Plaut. Pseud. 832 (fingiertes Wort?).
maoellum fianellop, Fleischmnrkt , Plaut. Ampb. 4 042. C. I. L. 4. H66.
4245. [32. 467.]
macellarius, Gruter 647. 5. macellus, Macellinus.
machaera fiaxaiQa, Plaut. Mil. gl. 5 = gladius [33. 323.]
machaerophprus fjiaxtuqotpoqog, Cic. Quint. fr. 2. 40. 2 ss satelles.
machaerophyllon *fiaxcctQ6(pvkXov , Pflanzenart, Apul. herb. 78 (al. I.
macrophyllon.)
macbagistea ftäyog + ayiareia, Mysterien der Magiker, Am'm. 23. 6. 32 G.
[86.]
maohina ^rjxavrj, Maschine, Plaut. Mil. gl. 843. it. macina. [62. .84A 211.
259. 293.]
machinalis, machinamen, machinamenlum, machinatio, machinarius. [203.] ma-
chinator, machinatrix, machinatus, machinosus, macbinart, mactnnula, machllla.
machio ^ franz. macon.
macia *f4axitt, Gauchheil, Marc. Emp. 4 s anagallis. [454 A.]
macir ^axeQ, gewürzhafte indische Baumrinde, Plin. 42. 32. [444.]
macrocbera fiax^oxei^a, langärmelig, Lamprid. Alex. Sev. 33. 4 = manicata. [37. 481-!
maorooolum fiaycQoxojXov, Regalpapier, Cic. Att. 46.3. (a. 1. macrocollum.;
[232.]
macrologia fianQoXoyla, Weitschweifigkeit im Reden, Donat. 39. 75 K. =
loDgiloquium. [237.]
mados *f*ddof, Zaunrübe, Plin. 28. 24, vgl. ampelos leuce = vitis alba,
maea ftala, Seekrebsart, Plin. 9. 97. [420.]
inaeander fialavÖQog, Windung, Cic. Pis. 22. 53 = maeandrus Caper HO.
40 K.
maena fialvrj, Seefischart, maena vulgaris L., Plaut. Poen. 5. 5. 33. [H5.
420. 340.]
meaenas iiatvag, Kybelepriesterin^ CatuU. 63. 23. [43. 348.]
maenomenon fiaivofievov, y>rasend machende (Honig), Plin. 24. 77.
maeotis fiauoTig, Pischart, Plin. 32. 449. [420.]
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 453
magdalides * i^iaydalldeg. cylinderförmige Figuren, Scribon. 201. [43. 255 A.]
magdalia. [44.]
iiaagganum ^ayyavov, hölzernes Weingefäfsj Schol. Cruq. u. Acr. ad Hör.
carm. 1.9.8. vgl. niangiinum. [64.]
maggana.
magia ^aysla, Zauberei, Apul. apol. p. 450. [250 A.J
niagice fiaytxrj, id., Plin. 30. 7.
magious iuayixog, sauberisch, Verg. eci. 8. 66. [146. 250 A.|
magiriscium *fiay6iQitrx$ot/, Plin. 33. 157: »coquos -a appellatosif. (Ciselierarbeii.) [54.]
magirus ^ayevQog, Heliog. b. Lamprid. Heliog. 10. 5 = coquus. [33. 309.]
magira, Kochkunst, Cato or. 84.
niagis fiaylg, Schüssel, Plin. 33. 146: »antiqui inagides vocaverant«. it. madia.
fr. maid. [43. 66. 175.]
magida, Varr. 1. 1. 5. 4 20.
inagma /lay^ia, Bodensatz der Salbe, Scribon. 157. [49.]
magnes ^ayvrjg, Magnetstein, Luer. 6. 908. [154.]
magudaris, magydaris fiayvöaqtg, Stengel des Laserpitium , Plaut. Rnd.
633.
magUB fiayog, Zauberer, Cic. div. 1. 23. it. mago. [66. 250 A. 309.]
msga.
lualacha Gummi vom Bdelliumbaume , Plin. 12. 35 == bdellium: »alii ma-
lacham appellant«. vgl. maldacon.
ma lache fiakax^i Malvenart , Varr. 1. 1. 5. 103.
moloche, /AoXoxVf Col. 4 0. 947 Sehn.
malaoia ^aXaxla, Meeresstille, Gaes. b. g. 3. 15. 3 = tranquillitas maris.
[214.]
malaoisBO ^laXaxl^o), erweichen, Plaut. Bacch. 73 = mollio. [23. 272 A.]
malacticus fiakaxtixog , erweichend, Theod. Prise, d. diaet. 15 = emol-
liens. [272.]
malacus f*etXax6ff, Nacv. trag. 48 s moUis.
malaculus.
malagma ^alay^ia, erweichende^^ Umschlag, Gels. 5. 17. 2. vgl. it. amalga-
mare. [48. 271.1
malaxo fialdaaio^ Laber. b. Gell. 16. 7. 7 = roalacisso = mollio. [272 A.j
malaxatio.
maldacon, Gummi vom BdelUumbaum, a. 1. für malacha. Plin. 4*2. 35.
malinus lirjlivog, vom Apfelbaum, Plin. 15. 42: »nuper in Baetica -a appel-
lari coeperunt«. [63.]
malis ^ftXi^, Hots als Pferdekrankheit , Pelag. vet. 48 in. » malleus.
niallo ^akXog, Stiele der Zwiebeln, Veget. 2. 35. [32. 151 A.]
raallus liiallog, Flocken Wolle, Cat. r. r. 157. 15. [32.]
maloba thrinus fiakoßd&Qivog, aus Betel, Gael. Aur. acut. 3. 3. 24. [63.
. 192.]
ni a I o b a t h r 0 n juakoßa&QOP, BeteL piper betle L. , oder Muiterzimt , laurus
cassia L,, Hör. carm. 2. 7. 8. [144.1
maloba Ihra Ins.
maltha ^lal&a, Bergteer; weichlicher Mensch, Lucil. 27. 38 JM. it. malta. [309.]
maltho.
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454* Gribchischb Wörter
mammonas fjiafÄfi<aya£, Matth. 6. S4 Vulg. «s divitiae.
mammoneus»
mammothreptus fAafAfio&qBnxos , von der Amme genährt, AugusUn. in psalm. conc. 10.
mamphur ^avvocpoqov ^ Paul. Fest. 432. 4 : Alignum rotundum loro circum-
volutum«. [U. 208.]
mandra ^lavdqa^ Saumtierzug, Mart. 5. S2. 7. vgl. it. madrigale. fr. ma-
drigal. [300.]
inanganuin f^ayyayoy, Maschine, Augustin. ep. 8, vgl. magganum.
mandragoras ^lavdqayoqag^ Alraun, atropa mandragora L., oder mandragora
officinalis Z.. , Col. 40. 20. it. mandragora. fr. main de gloire. [U2.
U8. 271.]
mandragoricus.
mania fiavla, Gael. Aur. acut. 3. 12. 107 = furor, insania. it. smania,
roania. griech. Cic. Tusc. 3. 5.
maniosus.
inanicos fiavmog^ Plin. 21. 179: »-on nominavere« = trychnos. [149.]
maniopoeos fiavionoios , Bilsenkraut, hyoscyamus L., Apul. herb. 4 = hyoscyamus.
[451 A.]
man na ftawa, Körnchen^ Plin. 12. 62: »niicas concussu elisas mannam voca-
mus((.
manos ^avoSy Schtvammart, Plin. 9. 148. vgl. oe. [120.]
mantia juayteia, Brombeerstaude, rubus polymorphus Spenner., Apul. herb. 87 = rubas
bei den Daciern. [4 51 A.]
mantice fiayiix^, Mart. Cap. 4. 6 = divinalio, vaticinatio.
mantichoras fiavtixogag, indisches Wundertier, Plin. 8. 7. 5: »apud eosdem
nasci Ctesias scribit, quam -an appellat«. [55. 104.]
manticinor von ftavrigj weissagenj Plaut. Capt. 896 = vaticinari.
marathrus, marathrum iiaqad^qov^ Fenchel^ anetbum foeniculum L. , Ovid.
med. fac. 91 = fcniculum. [131.]
marathriles ^aQad-qirrjg, Col. 12.35 = vlnum marathro eondiium. [172.1
margarides ^a^ya^/Jet;, Dattelarl, Plin. 13.41. [66. 136 A.]
margarita fiaqyaglrijg, Perle, Cic. Verr. 4. 1. 1. [46. 65. 116. 163 A.]
margaritum fiaqyaQlrrjg, id., Syr. b. Petr. 55. 6. 9. C. I. L. 1. 3386.
marparitariuS; C. I. L. 4. 4 027; 2. 496. [203.] margaritaria, Orell. 4448. marga-
ritio(n), Orell. 2684. margaritatus, margaritifer.
marmaritis fiag/iaQUif, Zauberkraut, Plin. 24. 460, vgl. aglaophotis. [147.]
marmaryga fiaQfiaQvyrj , Flimmern vor den Augen, Cael. Aur. chron. 1. 4.
62. [270.]
marmarygma ^aq^iaqvy^ia, id., Gael. Aur. chron. 1. 4. 62. [49.]
marmor fiaQ(,iaqog, Marmor, Enn. ann. 377. V. C. I. L. 1. 1012. afr. inari)re-
ags. marmst^n. [157. 197.]
marmorarius, C. I. L. 2. 4724. [202.] marmoreus, C. I. L. 4. 569. marmoratio.
marmorare, oiarmorosus, marmusculum.
maron ^laqov, Katzenkraut, Teucrium marum L., Plin. 12. U1. it. maro.
[U6.]
marsupium fiaqov/itov, Geldbeutel, Plaut. Men. 264. [221.]
marsupiarius.
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IN DER LATElIflSGHBN SPRACHE. 455
martjrr fiaQTVQ, Märtyrer^ Tert. «d. mart. 1. C. I. L. 3. 5972. [349.]
marlyrarius, martyrialis, martyrizo, admartyrizo.
martyrium fiaQTVQiov, Märlyreilum , -ff?'o6, Tert. d. pud. 22. cell, martre.
it. martirio. d: Marter. [349.]
maspetum ^aaTtetov^ Laserpiliumblatl, PI in. 49. 42.
massa fiaKa, Teig, Plaut. Mil. gl. 4066. Inscr. in annali deir inst. arch. 34.
226. it. masso. [23. 469.]
massula, massalis, massaliter.
masso fAa<r<r(o, Theod. Prise. ^. 8 (?) = mandere, manducare.
mastiche ^aarlxf], Mastix, Plin. 42. 72. it. mastice^ mastico. [158.]
masticha, masticum, mastix.
mastichinus ^laatlxtvog, aus Mastix, Pallad. 4. 9. [63.]
mastigia ^laariylag, Schlingel, Plaut. Irin. 4022 = verbero, onis. [55. 340.]
mastigo fiaariyoto, Cyprian. serm. d. rat. circumcis. p. 489 s= verberare.
mastigophorus fiaariyotpoQog , Geifselträger j öffentlicher Diener, Arnob.
2. 23.
mastos (.laOTog, Pflanzenurt, Plin. 26. 463. [450.]
masturbor ^laargoTtevio, Onanie treiben, Mart. 9. 42. 7. [74. 84 A. 309 A.]
masturbator. mascarpio, Peiron. 4 84. 5 zw.
mathematice [^lad-rjfiarixi^, Mathematik^ Senec. ep. 88. 23.
mathematiouB ^la&rjfiarixogf mathematisch , Cic. Tusc. 4. 47. 40. [250. 254.]
mathesis fjia^ifig^ Jul. Firm. math. h praef. s= astronomia. [250.]
mattea fiarrva, Leckerbissen, Varr. 1. 1. 6. 4 42. Sen. c5ontr. 9. 4. 20. [25. 469.]
matteola.
mauaoleum Mavawkecov, Grabmal, Mart. 5. 64. G. I. L. 2.244 (maesoliuni),
Renier inscr. de TAlg. 542 (maesolaeum) , I. R. N. 6908 (mausolaeum),
CLL. 2. 4474 (mesolaeus). [278.]
maza /ÄuCUf Mehlbrei j Grat. Cyneg. 307. [469.]
mazonomus fia^ovofiog, Efsschüssel, Varr. r. r. 3. 4. 3. [476.]
mechanema ftijx^^^f^^t Sidon. cp. 4. 9 s= ars, artificium. [48.]
meohanioua lÄrjxcevinog, mechanisch, Lucil. ine. 400 M. it. meccanico. [258.]
mechanisma fitj^nvusfia, Cassiod. var. 4. 45 sa ars, artificium.
meeon firjuiuv, Mohnart, Plin. 20. 209: »genus lilhymali mecona vocant, alii
paralion«.
nieconicon firjxwvinop, betäubendes Medikament aus Pfeffer, Plin. Val. 4. 8:
acc: -on.
meconion firjuiifviov, Mohnsaft, Plin. 20. 202. [448.]
nieconis ftrjyccjvlg, einschläfernde Laktukenart, Plin. 49. 426. (gricch. bei
Jan.) : »quae -is vocatur«. [43.]
nioconitis firjxuvlrig, Edelsteinart, Plin. 37. 473. [43.]
medioa fir^diTufj, Luzerne, niedicago saliva L., Varr. r. r. 4. 42. it. modica.
sp. mielga. ! 127 A. 439. ^07.]
inedimnum i^iidtfipog, griechischer Scheffel, Cic. Verr. 2. 3. 47 = uiodius
medion firjöiov, medizinische Pllanze, Plin. 27. 404. [450. J
megaleaia fuydlri. Kybelefest, Cic. Verr. 2. 5. 14. [inegalcnsia.j [346.]
rnegaliuui ^eyakeior, kostbare Salbe, Plin. 43. 43. [494. 274.]
niogalographia jueyakoyQaipla, Historienmalerei, Vitr. 474.6. |286.!
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456 Griegbisgre Wörter
megistanes fÄBytmnyef, Magnaten, Senec. ep. 21 =3 primores. [(2.]
melamphy lluni fieXafi(pvklov, Bärenklau, Plin. 22. 76 = paederos. [450.]
inelampodion (.leXaiiitodtov, schivarze Niestvurz, hellcborus orientalis Wiild.
Plin. 25. 49: »unum hellebori genus a Melampode -ion appellatur«. [450.]
melampsytbium fulafufjv&iovj schwarzer Rosinenwein, Plin. 1 4 . 80 . [1 72 A].
melanaetos fulavaetog, Adlerart, falco aquila Z.., Plin. 10. 6: »-os a Grae-
cis dicta« = valeria. [HO.]
melancholia ^ulayxoXLa, Schwermut, Gell. 48. 7. griech. b. Cic. Tusc.
3. 5: »quem nos furorera, fiekayxoXlav ipsi vocant« = atrae bilis mor-
bus bei Gels.; asp. enconia. [243. 270.]
melancbolicus fielayxokiTiog, melancholisch, Cic. Tusc. 4. 33. 80.
roelancorypbos (,ieXaymQV(pog , Schnepfenart, Plin. 40. 86: »quas -os vo-
cant«. [4 40 A]
melancranis ^ekayuQavig, Binsenart, scboenus nigricans L., Plin. 24.443:
»nigrum iuncum, quem -im vocanto. [4 40 A. 450.]
melandryum /neXavÖQvov, Stück des eingesalzenen Thunfisches, Varr. 1. 1. 5.
77. [424.]
melania ^eXavla, das Schwarz fleckige, Plin. 24.44. [274.]
melanteria fielavrrjQla , Schusterschwarz, Scribon. 208 = crola suloria.
[208.]
melantbion fiekav&iov, römischer Schwarzkümmel, Col. 40. 245. Plio. 20.
482: »git ex Graecis alii -ion, alii melaspermon vocant«. [4 44. 4 47.]
melanthum.
melanuruB fisXovovQog, Meerfischart, Enn. beduph. 7 V. [4 45.]
melapium f.irjlov -f- oiTttov, Apfelart, Plin. 45.54.
melas fiilag, schwarzer Hautflecken, Gels. 5. 48. 49 = melania. [274.]
melaspermon ixeXaoiteq^iov , römischer Schwarzkümmel, Plin. 20. 482 =
git. cf. melantbion. [444.]
meleagris fieXeayQlg, Perlhuhn, numida meleagris Z.., Varr. r. r. 3.9.48:
»quas meleagridas appellant Graecia. Plin. 37. 38 : »quas (Mnaseas; -as
vocat«. [408 A.]
melele /AsXhij, Eberwurz, Apul. herb. 25 = chamaeleon (bot.). [154 A.]
melia /AeXii], Paul. Diac. p. 424. 43 M. : »hasta a ligno mali dicta« (!).
melica (AriXcxri, Gefäfs, (obba), Perlhuhn (gallina), Varr. sat. Men. 444. (siehe
medica.j.
medica, Paul. Diac. p. 424. 40.
meliceris fieXiTtrjQlg , Honiggeschwulst, Plin. 24. 154. griecb. in der Form
lABXtxfiqLa b. Gels. [274.]
melichloros (xeXlxXcoQog, Edelsteinart, Plin. 37. 494.
melichrus fxeXixQovf, Lucr. 4. 4452 B. «= mellis colore.
melicbrysos f^ieXlxQvaog, honiggelber Hyacinth, Plin. 37. 428. [462.]
melicratum (xeXUQarov, Wassermet, Veget. 3. 45. 22. (meiiicras.j [472 A.]
meliouB i^eXixog, musikalisch, Lucr. 5. 335. [228.]
m e l i 1 o to n , melilotos fieXlXiorog, Steinkleeart, melilotus officinalis!.., Ovid. fast.
4. 440. it. meliloto = serta b. Gate; serta Garopanica, sertula Campana.
[439.]
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IN DER LATBINISGHBlf SPRACHE. 457
melimelum fueU^irjXov , Honigapfel, Varr. r. r. 4. 59. 1 : »quae antea musiea
vocabant, nunc melimela appellant«. pg. marmelo. sp. membrillo. [428 A.]
melinus firjlivos, Plin. 43. 5. (Apfel-). Ed. Diocl. 8. 29 (Schaf-) mefinum
(Melos) melisches Weifs (Plaut. Most. 264.) [63. 472. 492. 286.]
melinus von fiiXi^ Plaut. Epid. 1. 4. 24 zweifelh. (al. 1. mellina.) = melleus. [63.]
meli(s)phylium fAMXitpvXkov^ Melisse, melissa ofiicinalis L., oder melissa altissiina Sibth.,
Verg. g. 4. 63 = apiastrum. [U1.]
melissophyllon f^eXiatrotpvXXoy , id,^ Plin. 30. 416: »apiastrum Hyginus -um appellat«.
[474.]
melltinus fjteXiriyoi', PHn. 36. 4 40 = melleus.
meliiites ^eXLTlrrjg, Honigtrank, Plin. 44.85. [47. 470.]
melittaena ^ellTTaiva, Melissa, melissa officinalis L., Plin. 24. 4 49 = me-
lisphyllura. [32. 33. 53. 444.]
mclitturgus fiekiTTOvQyog, Bienenwärter , Varr. r. r. 3. 4 6. 3 = mellarius.
[309.]
melizornum ^ellKioiiWv, HonigbriAe, Apic. 4. 2. 2.
melo ^fjXoVj Melone, cucumis melo £. , Pall. 4. 9. it. melone, mellone =
melopepo. [443.]
melocarpon ^fArjXoxaqnoy, Osterlusei, Apul. herb. 49 =s aristolochia. [t5( A.j
melodes ^ehfidrig, lieblicher Sänger, Sidon. ep. 9. 4 5.
melodia iAek(fi5la, Melodie, Marl. Cap. 9. 905 = modulalio. [37.]
melodus iii€kq)d6g, gesangreich, Auson. prof. 45. 8.
melomeli fiifjXd^eXi, eingemachter Quittensaft^ Col. 42. 47. 3.
melopepo i^irjXoTti/coßp, Melone, cucumis melo L,, Plin. 49. 67. Ed. Dio. 6.
30. [53. 443.1
niclophyllon firjXorpvXXov, Schafgarbe, achillea millefolium L., Apul. herb. 88.
miUefoUum Plin. 25. 42. milifolium Plin. 24. 452. it. millefoglie. [450.]
melofolium, Plin. 4 5. 52 ;Apfelart.)<
melopoeia /jieXonoua, Tonsetzung, Fulg. myth. 3. 9 = modulatiu.
mclös fJiiXog, Naev. trag. 25 V. «= carmen, cantus. [34. 54 A. 218 A.J
melosmos *fjirjXoafji6st Poleigamander, Tcucrium polium L., Apul. herb. 57 = polion. [154 A.',
melota iirjXwTr^, Schaffell, Cael. Aur. chron. 4. 4. 76. cf. moliestra.
melote, Isid. 49. 24. 4 9.
melotis *fATjXia%is, id., Ambros. ep. 43. 9.
melothron fAi^Xtad-qoy, Zaunrübe, Plin. 23. 21, vgl. ampelos Icuce «= vitis alba,
nielotris ^irjXcovQlg, Sonde, Cael. Aur. chron. 5. 4. 63.
memecylon, memaecylon /arjfiixvXoy , fbn/urcixvXoy , Krdöeerbaumfrucht, Pti n. 1 5. 99 :
wduobus hoc nominibus appellant Graeci Cornaron et -on«.
memnonia fieii^ovla, Edelsteinart, Plin. 37. 173.
menaeus firjpaiog, Vitr. 235. 49 = menstruus. [248.]
meninga fifjpiy^, Hirnhaut, Theod. Prise. 2. 2. 9 = uiembrana cerebri. [54.)
menenca, Pia cid. gl. Deuerl.
menion *firjvloVy gegen Mondsucht heilsame Pflanze j Apul. herb. 64 =
menogenion. ,^454 A.l
nicnis v. firjvrj, Halbmondy (Bücherzierat), Auson. prof. 26. I.
menogenion ^irivri + yivuov^ Apul. herb. 64 = menion. [151 A.]
roenoides firjvoeiirig, gehörnter Mond, Jul. Firm. math. 4 praef. extr. [49.
248.1
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458 Gribghische Wörter
meiiolyraniius fujyotVQayyo^, Gebieter der Monate, FabrcUi. p. 666 nr. 522. Grut. 28.6.
menta filvd-r], Münze, menlba L., Cat. r. r. 119. it. menta, sicil. amenUi.
[17. 46. 140.]
mentastrum. mentiosus.
mephitis *fie(plTig, schädliche Erdausdünstung ^ Verg. Aen. 7. 84. N. Pr.
Varr. 1. 1. 5. 49.
mephiticus.
merismos fie^iCfjios, Rutil. Lup. d. fig. sent. 48 si dinumeralio. [54. 238 A.]
merois fAS^ots, äthiopische Pflanze, Plin. 24. 463 s= Aethiopis. [447.]
merops fiiQo^p, Bienenspecht, merops apiaster L., Verg. g. 4. 44 b apiaster. [52. 440 A.]
mesa /xicfj, Plin. 4 9. 4 74 = media,
mesancula, mesancylum ^eaäyyivXov^ Wurfspiefs, Gell. 10. 25. 2. Paul.
Diac. p. 125. 2. [323 A.]
mesaulos ^ioavlog, Gang zwischen zwei Gemächern, Vitr. 150. 18 = an-
dros. n. pl. : -oe. [197 A.]
mesa fiiarj, mittlerer Ton, Vitr. 5. 4. sq. Sehn. [291.]
mesembrinos fieaij/ißglyo^, Chalcid. p. 66 s= meridialis.
raeses fiiarig, Nordnordostwind, Plin. 2. 120.
mesohr-dchy s fieaoßQaxvSj Versglied, Diomed. 481.20. [230 A.]
mesoehorus (.leaoxoQog, Claqueur, Plin. ep. 2. 14. 6.
mesoides fieffoeidrjg, der Saite fiiat] entsprechend, Mart. Cap. 9. 965.
mesolabiuni fieaolaßiovj mathematisches Werkzeug, Vitr. 217. 6. [255.]
mesoleueos fieaokevKog , Edelsteinart , Taubnesselart leuce, Plin. 37. 174;
27. 102. [149.]
mesomacros fxeao^iaxqog, Versglied, Diom. 481. 16. [230 A.]
mesomelas (.leaofiilag, Edelsteinart, Plin. 37. 174.
meson /ai<xoy, Vitr. 4 4 2. 48. griech. 4 4 3. 43 = medium. [294.]
mesonauta /neaovavTTjg, Signalgeber ai^ dem Schiffe, Pompon. b. Ulp. dig.
4. 9. 1. 2. [212 A.]
mesonyctius fjtecoyvxuo^, mittemächtigf Isid. 5. 30. 4. Mural. 333 s= media nox.
mesopylus *fABa6nvXoe, aus der Mittelthüry Gruter. 82. 4 4.
mesosphaerus ^eaofffpaiQog, Nardenart, Plin. 12. 44: »um appellatur«.
mesozeugma fueaoKevyfta, Mittelband (gramm.) Diom. 444. 14 K. [238 A.^
meBpilum, iiiaictXov, Mispel, Plin. 15. 84. Cloat. b. Macr. sat. 3. 19. 6. it.
nespolo, nespola, sp. pg. nespera. frz. n^fle. [139.]
mespilus fieoicllri, M^spelbaum, mespitus germanica L., Plin. 15. 84.
metabasis fjtBtaßatsis, Rutil. Lup. d. fig. sent. 2. 4 s= digressio.
metabole ^e^aßoli^ , Übergang in eine Tonart, Fulg. myth. 3. 9. p. 128
Muncker. griecb. b. Quint.
metagon fierayuv, Leithund, Grat. Cyneg. 264.
metalepsis fi€Tdlr]ipig, Metapherart, Quint. 6.3.52. [59. 238 A.]
metallicus ^^erakXiycog, metallisch, Plin. 34. 173: »hunc -am vocanl«.
metaUum fniralkop, Metall, Verg. g. 2. 165. C. I. L. 7. 1208. 1215. fr.
metal. cf. it. medaglia fr. medaille aus metalleus. [152. 165 A.]
metallarius. [203.] metallifer.
metamclos /Aexa/MXo^, Varr. sat. Men. 239 = poenitcntia. (personif.)
metamorphosis i.iBra^i6q(pioaig, Verwandlung , Quint. 4. 1. 77 = forinae
mutatio.
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Ilf DER LATEINISCHEN SPRACHE. 459
metanoea fietavoia^ Auson. ep. 12. IS ^ poenitentia. (personif.)
metaphora fieraq>oQd, Quint. 8. 6. 4 = translatio: »metaphoram , quam
Graeci vocant, nos translalionem«. [236.]
metaphorice fieTacpoQixwgj bildlich, Acron. ad Hör. ep. 4. 80. 4.
metaphrasis ^BrcKpqaoi^^ Erklärung, Sen. Suas. 4. 42. [238 A.]
metaphrenum fisrdcpQevov, oberer Teil des Rückens, Cael. Aur. acut. 3. 46.
429. griech. 2. 29. 454.
meiaplasmns ^lerajtkaa^og, Umbildung, Quint. 4.8.44. [226.]
metaplasticos /ABTanXaiTjixaf, metaplastisch, Fest. p. 458. 40.
metastasis (Asjacxacigj Aquil. Rom. d. fig. sent. 4 6 ss transmotio.
metasyncriticus ^eraavyxQiTinog , Cael. Aur. acut. 3. 46. 434 = recor-
porativus.
metathesis ^eTa&eaig, Umstellung, Prob. 264. 45 K. [226.]
metaxa (mataxa} ^ixa^a, rohe Seide, Seil, Lucil. 3. 44 M. it. matassa. sp.
madexa. pr. madaisa. [66. 483.]
metaxarius. [203.]
metempsychosis fiete/iHlJvxtoaig, Seelenwanderung, Tert. d. anini, 34. Por-
phyr, ad Hör. ep. 2. 4. 52 = migratio animarum. [243 A.]
inetensomatosis fierevaiofiaTwaig, Versetzung aus einem Körper in den an-
deren, Tert. d. anim. 34. [243 A.j
meteoria fABxeia^ia^ Vergefslichkeit, M. Aur. b. Front, ad M. Caes. 4. 7 = aaimus vagus.
metbodice ne&oöixrj, methodischer Teil der Grammatik, Quint. 4. 9. 4.
niethodicus fied'odinogj methodisch, Tert. d. anim. 6.
methodium he&65iov, neuer Gang beim Gastmahl, Petr. 36. 5.
methodiarius, Spafsmacher. [203.]
metbodus fiied'odog, Verfahrungsart , Vitr. 7. 5. griecb. b. Geis. = ratio,
via. [67.]
meto che /iaetox^, Auson. ep. 6. 7 := participium.
metoecus fxhoittos, Gromat. vet. p. 284. 49 =b inquilinus.
metonymia fieriowfUa, Namensverwechselung, Fest. p. 453. 24. Donat. 400.
7 K = immutatio, denominatio. [236.]
metonymicos fABttoyvfiixmf, metonynUsch, Porphyr, ad Her. epod. 43. 46.
metonymicus fieTtoyvjuixo^, id., Eucher. in genes. 4. 6.
metopa ^eroTtrj, Metope, Vitr. 90. 30. griecb. 84. 45. [582.]
metopion ^UTcoTtiov, Plin. 4 2. 407 = gummi Ammoniacum. [492.]
mctopos *fiirio7tog, afrik. Baum. Pb'n. 42. 407.
metoposcopus fABXionoüxonos, Stemschauer, Plin. 35. 88. (Gemälde.) [286.]
metreta ^eTQrjTrjg, griechisches Mafs, Plaut. Merc. prol. 75. [473.]
metoicus ^iBtqL^og, zum Mafs gehörig, Plin. 44. 249.
raetrocomia firjTQoxu^ia, Hauptflecken, Cod. Just. 44.24.6. [343 A.]
metropolis firjTQOTtoXLg , Mutterstadt, Cod. Tbeod. 43. 3. 44. C. I. L. 3.
6058 = inater, patria maior. [343 A. 320.]
metropol ita firjTQOjcoUrrjg , Bischof der Hauptstadt, Ven. Fort. carm. 3. 4.
20. [320.]
metropolilanus.
metrum fiirgov, Versmafs, Vitr. 403. 40. Quint. 9. 4* I. R. N. 4065. celt.
gen. melair. [229.]
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460 Griechische Wörter
nie um fifjov, Bärwurz, aetbusa meum L., Plin. 20. 853. [444.]
mia fsia, Lucr. 4. n54 s una.
microcosmus itixQoxoafioSy Welt im Kleinen, Isid. 3. 22. 2. [243 Ä.]
micropsychos fiix^oipvxo^, lüeinmüUg, Plin. 22. 410: »animi humilis et praeparci, quos
illi dixere -os«.
microphaerus lAixQoacpaiQOQ, Nardenart, Plin. 12. 44.
microtocistes fAixqoxoximrjs ^ Wucherer im Kleinen ^ I. R. N. 990.
migma filyfAtt^ Jesai. 30. 24 Vulg. = mixtum,
milax fiiXa^, Stechwinde, smilax aspere L. ; Taxusbaum; Bichenartf quercus ilci, Plin.
24. 82: »taxum milacem a Graecis vocari Sextius dicit«; 46. 49: »milaces a qaibasdam
Graecis dictae«. [50. 450.]
millefoHum siehe melophyllon. [78. 450.]
millites fiilTlrrjg, Blutsteinart, Plin. 36. 447.
miltos fAiktos, Mennige, Plin. 33. 445: »milton vocant Graeci« s= minium. [831.]
mimallones fAifJiaXXovBg, Slat. Theb. 4. 660 =s bacchae (macedon.).
mimalloneus, mimallonis, Ov. a. a. 4. 544.
mimeticos /jtifujTixof, darstellend, 'D'iom. 482. 45 K. &= imitativus.
mimiambi ^mia^ißoi^ mimische Vevse^ Plin. ep. 6. 24. 4. [86.]
mimicuB fufiixog, mimisch, Gic. d. or. 2. 59.
mimice, Catull. 42. 8.
mimographus in^ioyqarpOQ , Suet. gr. 48. C. K L. 2. 4092 = mimorum
scriplor.
mimologus fAifioXoyog, Jul. Firm. math. 8. 8 >= mlmus.
mimus [xlfios, Possenspielj Laber. mini. 4 44 Rb. C. I. L. 4. 4297. [294.'
mima, C. I. L. 4. 4 873. 1. R. N. 5882. mimarius, C. 1. L. 3. 3980. mimulas.
mimula.
mina ^ivä, griechische Münze, Plaut. Pseud. 3. 2. 87. Plin. 24. 485: »rana,
quam nostri minam vocant«. [40. 65. 84 A. 85. 220.]
minotaurus fuviitavQog, Minotaurus, C. I. L. 4. 2334. [404.]
mintha fjiiv^, Minze, Plin. 49. 459 s= menta, vgl. menla. [440 A.]
zmintha, Plin. 49. 476 Jan.
niinyantbcs i.uvvavd-eg, grofsbliittruje Kleeart, Plin. 24, 54: »-es vocant
Graoci, alii asphaltion«. [448.]
mlnyas fiipuag, magische Pflanze, Plin. 24. 457: »idem (Pythagoras) -ada
appellat«. [43.]
roiracidion fieiQaxidiou, Paul. Diac. p. 423. 44: »primae adolescentiae«.
misargyrides *fAiaaQyvqidrjs;, Geldhasier = Wucherer, Plaut. Most. 568.
mistu'la fÄiqjvXr;, in Löffelform ausgehiihltes Stück Brot, Gloss. Philox.
misy filav, Atramentstein ; Trü/felart, Cels. 5. 49. 45. Plin. 49. 36. [450. 15i.
niithrax /u'^^ag, Opalart, Plin. 37. 473. [463.]
mithridax, Solin. 37. 42.
niithridatiuni (antidotuni), ^itx^Qidaretov, Mithridat (Gegenniiltel) , ScriboD.
494. Cael. Aur. chron. 4. I. 42.
mitra filzQa, Kopßinde, Afp. 37 Rb. [66. 485.]
mitralus, mitrula, mitcUa, mitellita. semimitra.
miurus /leiovQog, Hexameterart, Serg. 465. 25 K. [234.1
mnemon fiyrjfAtay, mit gutem Gedächtnis, Nep. reg. 1.3. (cogn.)
mnemonicum ^irrj^iopiTtov, Gedächtniskunst, Cornif. rhet. 3. 30.
mnemosynum juvrjiioavvov, Denkmal, Gatull. 42. 43. [40.]
mnester fjiyfjajrj^, Hygin. fab. 426 s procus. [47.]
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IN DER LATEIÜISGRSN SPRACHE. 461
moechas fioixng, Varr. sat. Men. 205 &= moecha, adultera. [kk.]
moechia fAoix^la, Tert. d. pud. 5 s adulterium. [809.]
moeohisBo *fxoLxtt(x}^ notzüchtigen^ Plaut. Gas. 806. [S3. 309.]
moeohus fioixog^ Plaut. Bacch. 918 = adulter. [309,]
moecha, moecharl, moechatio, moechimonium, moechocinaedus (Lucil.(. [69. 809.]
moera ftol^tt, Sidoa. carm. 45. 66 es fetum.
molemonium *^colefiwviov, Pßanzenart, Plin. 25. 108 Jan.
mollestra ^i^Acuri;, Paul. Diac. p. 135. 3: »dicebant pelles ovillas«. cf. melota.
[73. 184.1
moloche agria fioXoxv ^ygia Eibischart, Plin. 20. 29 s= hibisci genus. [150.]
moloobina ^okoxlv^rj , Malvenkleid ^ Caecil. com. 138 = malvella. molocina^
molicina; molochinarius Plaut. Aul. 508. IMurat. 939. 6. [203.] Non. 548:
molochina a Graeco. [19. 180.]
molochitis fioXoxlTig, Malachit, grüner Homstein, PJin. 37. 114. [162.]
molon fji&Xv (?)| Pflanze, aUium nigrum L,, Plin. 26. 88: »molon vocalur a quibusdani
syron«.
molossiambus fioXoaalaußog^ Versai't, Diom. 487.21 K. [230 A.]
molossicum nokoaavyLov, Versmaße Diom. 513. 15 K. [231.]
molossopyrrhichus ^fioloaaoTtv^^ix^g, Versglied, Diom. 481. 26 K. [230 A.]
molossospondius *(4oloaaoa7tovdeiog, id.j Diom. 482. 9 K. [230 A.]
moloBBUB /iiokoaaog, molossischei* Hund; Versart, Lucr. 5. 1062. vgl. raolos-
sicus canis Plaut, capt. 86. [98. 230.]
molTLoium fiakamov ,^ iiaXaxioVj Malvenkleid, Nov. fab. Atell. 71. Rb.2 cf.
molochina. [19. 180 A.]
moly fiwXv, Pflanze, allium nigrum L., Ov. met. 14. 292. vgl. morion. [144.]
molybdaena fJioXvßdaiva. Bleiwurz; Wasserbleij Plin. 25. 4 55: «-a id est plumbago«. [44.
53. 454.]
molybdis, molybdus fioXvßdis, (jioXvßdos, Senkblei-, Stat. Silv. 3. 2. 80 =s plumbum.
molybditis ixolvßdlTtg, Bleischaum, Plin. 33. 106: »quam -im vocant«. [154.]
moraar lAÜfjiaQ, Fest. p. 440: »Siculi stultum appellant«.
momerium, Schmach, Commod. instr. 2. 47. 48.
monacha fiovaxrj, Nonne, Hieron. ep. 39. 4.
monachicus ^lOffaxi^og, mönchisch, Justinian. nov. 135. 5.
monachium fioraxelov, Kloster, Cod. Just. 1. 2. 13.
monaohuB fiovaxog, Mönch, Rutil. Nam. 1. 441. Not. Bern. 35. 78. I. R. N.
2082. celt. manach. ags. monec. [320.] ^
monachatus. monachalis. ^
monadicus fiovocdixog, einfach, Isid. 3. 5. 8.
monarchia ^ovaQx^a, Gapitol. Idax. et Halb. 14. 4 = unius dominatus.
monarchianus.
monarius von fiovog, nur eine Abwandlung habend, Gramem. Vat. d. nom. 68
(IMai cl. aucl. V p. 24Ö) = unarius.
monas fiovag, Tert. adv. Val. 37. Macrob. somn. Scip. 1. 6. 7. griech. bei
Vitr. = unitas. [43. 256.]
monasterium ^ovaarriqtov, Kloster, Augustin. in Joa. tract. 97. 4. Le Blant
I. Chr. 91. celt. monistre. ags. mynster. d. lüfünster. fr. montier. [320.]
monasterioliim, monasterialis.
m o n a s t i c u s ^lovaarixog, mönchisch, Cassiod. bist. trip. 10.2. Cod . Just. 1 . 3 . 38.
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462 Griechisghb Wörtbr
mona Stria fjiova&iQia^ JusÜnian. nov. 423. 27 ss monacha.
monaules fiovaiflrig, Flötenbläser, Not. Tir. p. 473. Grut. [291.]
monfiulos fiovavXoQy einfache Flöte^ PI in. 7. 204.
monauliter.
monazon fioydCtay, Cod. Theod. 42. 4. 63 ss monachus.
moneaea fiovcala, [?), auserlesen: Damascena (pruna) sicca. Edict. DiocI.
6. 86.
monemeron fiovq^ieQov, Augensalbe, Marc. Emp. 8. [271 A.]
moneris fAovrjqrjs^ Einruderer, Liv. 38. 38. 8 b navis, quae simpüci ordine agUar. [41 A.,
monobelus fioyutßeXoff, mit langem Zeugungsglied, Lamprid. Heliog. 8. 7.
monobiblos fAoyoßißXo^, aus einem Buche bestehend, Not. Tir. p. 222 Kopp,
monobolon *f,iov6ßoi.ov, Springen ohne Stange, Cod. Just. 3. 43. 3.
monoceros fxovöneQiog, Einhorn, (antilope monoceros?) Plin. 8. 76. [404.^
moDochordos fiovoxoQdogy einsaitig, Acron ad Hör. a. p. 216. it. inono-
cordo. sp. pg. manicordio. [291.]
monochorius fiovoxoQiog, Solotänzer, Not. Tir. p. 224 Kopp., besser nach
Schmitz p. 270 monochordus.
monochromatos /iovo^^ct^juaro^, einfarbig, Plin. 33. 117: »cinnabari veleres,
quae etiam nunc vocant monochromata, pingebant«. [286.]
monochronos ^ovoxQovog, von einem Zeümafs, Mart. Gap. 9. 982.
monoclonos novoxlcjvog, einzweigig, Apul. herb. 10.
inonocolus ^tovoxuXog, einschenklig, Plin. 7. 23.
monocontia ^ovonovvla^ Lanze, Jul. ep. nov. c. 79. §304.
monocrepis fioyoxQT^ni^, einschuhig, Hygin. fab. 4 2.
monodia (iovqjöla, Solo, Isid. 6. 19. 6 = sincinium. [37. 228 A.
monodium, monodiarius. [203.] monodiario, Orell. 26. 33.
monogamia ^ovoyafila. Heiraten einer Frau, Tert. d. ieiun. adv. psych.!.
[321.]
monogamus (.lovoya^iog, nur eine Frau habend, Tert. d. monog. 8.
monogenes fiovoyevi^g, eingeboren, Tert. adv. Val. 7.
monogramma "^fiovoyQafi^a, Monogramm, Paul. Nol. in natal. XI S. Feile.
618. [86.]
monog ramm OS ^lovoyqa^i^tog, skizziert; abgemagert, Lucil. 2. 20 M. Plin. 37.
118: ))-os vocatur, quae pluribus polygrammos«.
mono i des ^lovoeiörjg, einförmig, Jul. Firm. math. 4 praef. p. 85.5. Basil.
[248.]
monolinum ixovoXtvov, Halsband von einer Schnur, Capitol. Maxim. 27. 28.
monolithus i^iovoh&og, aus einem Stein, Laber. com. 39 Rb. [283.]
monomachia ixovofiaxLa, Einzelkampf, Gassiod. var. 3. 24 = certamen sin-
gulare,
monomachus fiovo^axog, Einzelkämpfer, Gassiod. bist. ed. 1.9.
monometer ^ovo^erqog, aus einem Mafs, Prise. 418. 13 K. [56.]
monopbonos ^lovofptjvog, einstimmig. Mar. Victor, art. gr. p. 77 K.
monophthongos ^ovoipQ-oyyog, nur einen Laut von sich gebend, Placid. gl.
1. 16.
monopodium fiovoTtodiov, Tisch mit einem Fufs, Liv. 39. 6. 7. [177.]
monopodius fAovonovs^ Einfüfsiger, Lamprid. Commod. 4 06.
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IN DER LATBINISCHRN SpRAGIIK. 463
monopola fiovoniühig^ Alleinverkauf er ^ Marl. Cap. 3. p. 55.
monopolium fiovoTtioXioVj Recht des Alleinhandels, Suet. Tib. 31. u. 71. Plin.
8. 135. [215.]
inonopteros fiovoTtre^og, auf einer Seite mit einer Säulenreihe, Vitr. 159. 9.
n. pl: -oe. [282.]
mon opticus fiovoTtriTiog, einäugig, Anon. mim. 21 Rb.
monoptotos ^lovojctcjTog, mit nur einem Kasus, Charis. 35. 18 K. Prob. 118.
19 K. [226 A.]
monoschematistus i^wvoaxrif^oTiaTog, von einer Form (Metrum), Plot. 509.
14 K.
monoschemus fiovoaxrj^og, von einer Fo7*m (Vers), Sedul. b. Adelh. d. re
gramm. (Mai cl. auct. V p. 529.) [230.]
monostichium fiovoatlxiov , Gedicht aus einem Verse, Auson. ecl. 7. 8.
[230.]
monostichum fiovoarixov, id., Auson. ecl. 8.2. [230.]
monostrophos f.iov6aTQO(pog, einstrophig, Mar. Vict. a. gr. p. 59. 6 K. =
unius strophae. [230.]
monosyllabos ^ovoavlXaßog, einsilbig, Quint. 9. 4. 42 = unius syllabae.
[226 A.]
monotriglyphus fiovovQlylvipog, nur einen Dreischlitz habend, Vitr. 93. 11.
[283 A.]
monotropus f,iov6TQ07tog, Einsiedler, Plaut. Stich. 689.
moDoxylus fwvo^vlog, aus einem Stück Holz, Plin. 6. 105.
mora fWQa, Heeresabteilung der Spartaner, Nep. Iph. 2. 3.
raorion fiioqiov, Strychnusart ; Alraunart, Plin. 21. 180: »ab aliis -ion, ab
aliis moly appellatuma. [150.]
niormorion ^^OQfioQluv, Rauchtopas, Plin. 37. 173. [162.]
mormyr fioQfivQog, Fischart, Ovid. Hai. 110. [119.]
morochthos ^fiOQoxd'og, Edelsteinart, Plin. 37. 173.
morologus fitJQoXoyog, Plaut. Pseud. 1264 = morus. [28. 310.]
morphnos fiOQtpvog, Entenadler, falco Naevius L., Plin. 107. [110.]
morus (jiioQog, Plaut. Trin. 669. sp. murrio; it. mogio. [28. 310. |
more, inorio, -onis. [304.] moror, -ari.
mulliis iivkXog, gern, Seebarbe, mullus barbatus L., Varr. r. r. 3. 17. 7. Cic.
ad Att. 2. 1. 7.' [33. 115. 186.]
mulleus, Cat. fr. VII Üb. d. Orig., .cf. Fest. p. 443. mulleolus.|
muloB iivx^og, Maultier, Plaut. Aul. 3. 5. 21. Cist. 4, 2. 12. [33. 97.]
murens iivqatva, Muräne, vielleicht Muraena Helena L,, Plaut. Aul. 396.
sicil. murina. [33. 53. 85. 114.]
murenula. [4 89.]
raurobathrarius, murobrecharius, siehe myro-.
murra- f^v^^a, Myrrhe, balsamodendron myrrha Ehbg., Plaut. As. 929. [33.
65. 85. 444. 191.]
murratus, leg. duod. tab. X 6 Schöil. murreus. [4 74«]
murrinoB (iv^qtvog, von Myrrhen, Plaut. Poen. 1167.. [171. 191.]
murrites fiv^^itrjg, Myrrhenwein, Edict. Diocl. 12. 46.
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464 Griechische Wörtee
murritis ^v^^lrig, Edelsieinart^ Plin. 37. 474. [43. 463 A.]
murtinus ^vQTivog, von Myrten, Apul. herb. 424. [492.]
miirtum ixvqtov, Myrte, myrtus communis Z., Verg. georg. 4. 306. cell.
mirt-chaill. (murtetum.) [33. 85. 433 A. 492.]
murta, ae, f., id, Cat. r. r. 425, Wilm. inscr. 754. murtetum, Plaut. Rud. 712.
murteus, Cat. r. 4 04. C. I. L. 5.5272. murtela, -ae (Plaut.), murteus, mor-
tuosus, murtatus, murtaria, murtaceus, murtasius.
miirtus ^vQTog, Myrtenbaum, myrtus communis L., Cato r. r. 8. 2. it. mirto,
cf. mirtillo. [8. 433 A. 207.]
musaeum fiovaaiov, Grotte, Plin. 36. 454 Jan. : »quae musaea vocant«.
museum ^ovaelov, Musensitz, Varr. r. r. 3. 5. 9. [37. 325.]
museus oder musaeuS; iiovoeiog, dichterisch', musivisch, Lucr. 4. 947. Henz.
6599. [498.]
musioa fiovatycri, Musenkunst, Gic. d. or. 3. 33. [244 A. 294.]
musicarius, Henz. ann. d. inst. arch. 4856 p. 4 8 nr. 92. C. 1. L. 2. 2244. [203.
309.]
musious fiovavKog, die Dichtkunst betreffend, Pacuv. 4 44. C. I. L. 4.3474.
griech. b. Vitr. [277.]
musice, musicor, -ari.
musivus fiovoelog, musivisch, Oreli. 3323. it. musaico, sp. pg. mosaico.
musivärius, rauseiarius Grut. 586. 3. musaearius. Ed. Diocl. 7. 6. [37. 498. 203.,
my ^v, Buchstabe ^, Boeth. instit. mus. 3. 40.
myagros ^vayQog, Leindotter, myagrum sativum L. (?) oder camelioa sativa
L,(1)y Plin. 27. 406: »herba ferulacea est«, it. miagro. [450.]
myax i^va§, Miesmuschelart, Plin. 32. 95.
mycematias ftvxrj^aTiag, id., Amm. 47. 7. 44. [55.]
mycetias fAvxr.xiaSy id ^ Apul. d. mund. 48 s= mycematias. [55.]
niycterismos fAvxTr^QifffÄOf, Charis. 284. 2 K. = derisio.
myctyris (von fivaaio), wertlos, Lucil. 20. 4 M. = paupercula cena«.
mydriasis *f,ivdQlaaig, Augenkrankheit, Gels. 6. 6. 37.
mygale fAvyaXrjf Spitzmaus, Veget. 4. 24. 4. griech. b. Col. «= nius araneus. [40.5 A.]
myisca fiviaxr], kleine Miesmuschel, Plin. 32. 98. [420.]
myiscus i^ivtaytog, id,, Plin. 32. 449. [54.]
inyloecos (,ivXoiKog, Motienarl, Plin. 29. 440.
myoctonos fxvoxxovos , Wolfswurzart , Plin. 27. 40: »ncc defuere, qui -on appcllai^
mallent«. [4 50.]
myoparo fivoTtaQwVf Kaperschiff, Sisenn. liist. 1. 4 b. Non. p. 534. [53 A.
242.]
myop hon OS ^ivocpovog, Wolfswurzart, Plin. 24. 54 = myoctonos. [450.^
myops i^LVMip, kurzsichtig, Ulp. dig. 24. 4. 40. 3.
myosota /AvooioTr}, Pflanzenart, myosotis scorpioides L., Plin. 27. 405. [150.
inyosotis (ivoaiarLg, id., Plin. 27. 405. [450.]
niy osoton fjivoatatov, WaldsUrnmiere, stellaria nemorum L., Plin. 27.23: »alsine, quam
quidam -on appellant«. [447.]
myotacismus *fivoTaxiafi6g, häufiger Gebrauch des m, Dom . 453 . 4 K. [54 . 237 .^
myracopum ^vQaxon:ov, Myrrhenmittel, Not. Tir. p. 460 Grut. (Scbiuiu,
Rh. Mus. 27. 646.) [274 A.]
myrapia ^vQajtta, Birnenart, Gels. 4. 49. 20.
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IN DER LATEINISCHEN SpKACHB. 465
myrepsicus fiVQeipixo^, wohlriechende Salben zubereitend, Interpr. Orlg. in Levit. hom.
myrias fivQidg, Myriade^ Interpr. Irenaei \, 24. 6.
inyrica, myrice fnv^iycrj^ Tamariske, tamarix gallica L. und lamarix africa
Desf., Verg. ecl. 4. 2. Plin. 13. H6: »-en et Ilalia, quam tamaricen vo-
cat«. it. mirice. [138 A. 148.]
myriogenesis *fiVQioyiv€aigj mannigfaltige Erzeugung ^ Jul. Firm. math.
8. 18. [86.]
myrionymus ixvQuifvvfiog , taiisendnamig , Grut. 83.11. C. I. L. 3.4017.
882. [318.]
myriophyllon fivQiotpvXXoy , Schafgarbe , achillea millefoliiim L., Plin. 24. 452: »-on,
quod nostri millefolium vocanttf.
myriza *f«f;^^tCa» PUn. 24. 4 54 Sil!., vgl. myrrhiza.
myrmecias fivQfirjxlag, Edetsteinart, Plin. 37. 174. [55.]
myrraecitis fWQfitjxlvigj id,j Plin. 37. 187.
myrraecion f^vQixrjytLoVy Spinnenart, Plin. 29. 87.
myrobalanuin f,wQoßaXavoVj Frncht dei" Behennufs, Plin. 12. 100. it. mira-
bella; mirabolano. [144.] •
msnrobreohsrius (iVQov + ßQsx^o, Parfümeriever fertiger, Orell. 4237. I. R. N.
6882. murobrecharius, Plaut. Aul. 511. (codd. murrobatharius.) [86.
191. 203.]
myron fjivqoy, Hieron. praef. in libr. reg. cxtr. = unguentum. [274 A.]
msrropola i.ivQ07t(olrjg, Salbenhändler, Plaut. Irin. 408 = unguenlarius. [191.]
myropolium fivQo/tiühov, Salbenladen, Plaut. Epid. 191.
myrrha, vgl. murra und myrrhiza.
myrrhis */4v^^«V ass myrtis, Geraniumart, Plin. 26. 408: »gcranion aliqui -in, alii myr-
tida appeilantff. it. mirride. [149. 4 50.]
myrrhiza *fiv^^iCa, wohlriechender Kerbel, scandix odorata L., Plin. 24. 454 Jan : »myr-
rhis quam alii -an, alii myrrhan vocant«. [450.]
myrsineum ^fxv^aivBov ^ wilder Fenchel, Plin. 20. 255: »foeniculum silvestre, quod hippo-
roarathrum nlii myrsineum vocant«. [4 50.]
myrsinites, niyrsinitis fiVQaivirig, Edelsteinart, Plin. 37. 174. [43. 163A.]
myrtidanum fivQtldavov, Myrtenwein, Plin. 14. 104: »-um vocatur«.
my rtis /tiv^/r, Geraniumart, Plin. 26.4 08, vgl. myrrhis. [4 49.]
myrtites fivQrlTrjg, Myrtenwein, Col, 12.38. C. I. L. 4.2554. [47. 151.
171 A.j
myrtopetalum (AvqxonhaXov , Blutkraut, polygonum L., Plin. 27. 4 43 = polygonos. »nos
sanguinariam«. [430.]
mys invg, Miesmuschel, myiilus margaritifera L., Plin. 9.115: »quas niyas
appellant« == mitulus. [120.]
mysta, mystes fivaTtjg, Priester beim Geheimgottesdienst, Prep. 4. 3. 29.
C. I. L. 1. 578. 579. 581; 3. 713. [46. 319.]
mystagogica fivaTayiüyixa , Schrift über die Einführung in die Mysterien,
Fest. p. 363. 30.
myslagogus ^varayioyog, der in die Mysterien Einführende, Cic. Verr. 4.
59. 132. [319.]
m vsleriarches t^varrjQiaQx^S j Mysteriarch, Prud. ttsq, orerp, 2. 350.
[319.]
Weise, Grio#h. Wörter i. d. lat. Sprache. 30
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466 Griechische Wörter
mysterium fivaTi^QWVj Geheimkult, Caecil. Stat. 223. C. I. L. 5. 504 a; 6.
1779. fr. mystere. [47. 319.]
mysterialis, mysterialiter.
mysticus ftvanyiog, mystisch^ All. trag. 687. Orell. 2353. [319.]
inysUce, Wilmanns exeinpl. inscr. lat. n. 4<6.
mystron ^ivotqov, Mafs, Gromat. vet. p. 374. 26.
mythicus i^ivO-ixog^ Mylhendichter^ Macrob. sat. 1. 8. 6 = fabulosus.
mythistoria ^ivd'iaToqLa ^ Mythendkhitmg^ Capitol. Macrin. 1.5 = narralio
fabulosa.
my thisloricus fiv&iaTOQinog, Mythendichter, Vopisc. Firm. 4. 2 = fabulosus.
mythos fiv&o^, Auson. prof. carm. 24. 26 = fabula.
myxa fiv^a, Pßaumenbaumai% cordia mixa L, ; Lampendille = rostnim, Plin.
13. 51. Wilm. inscr. 2753. it. miccia, sp. pg. mecha, fr. m^che. [139.]
myxum.
myxarion ^iv^aqwv, kleine Pßaumenart^ Cassian. coli. 8.1.
myxon fiv^cjv, Schleimßsch, Plin, 32. 77 = baccbus. [119. 120.1
N.
nablium vaßUov, Harfe, Ovid. a. a. 3.327. nablum, Vulg. 1. chron. 15.
16. [66. 289.]
nablio, -onis, nablizo.
nacca vdyirrjg = fullo, Walker, L. Gincius b. Fest. p. 166.2, cf. BJümner,
Technologie 1. 159, Anm. 2. [208 A.]
naccinus.
nae, ne val, wahrlich! Plaut. Trin. 62. [310.]
nania väf^ia, Flüssigkeit, Orell. 1914. (nama sebesio = asßrjffiov, cf. Preller.
röm. Mylhol.2 p. 761 Anm.)
nanus vävog, vävvog, Ziverg, Laber. u. Helv. Ginn, b. Gell. 19. 13 = pu-
railio. sp. enano, fr. nain. [8. 176. 301.]
nana,
napaeus yanaios, zum Waldthal gehörig, Col. 40. 264. (poet.)
naphtha rarpO-a, Bergöl, Plin. 2. 235: »ita appellatur profluens biluminis
liquidi modo«.
naphthas, Saliust b. Prob, cathol. 22. 22 K. [156.]
napy yänv, Senf, Plin. <9. 474: »sinapi Athenienses napy appellaverunt«. [450.]
narce vuQxt]^ Betäubung, Plin. 21. 128 = torpor.
naroissinus vagyclaaivog, von Narcissen, Plin. 13. 6. [63. 192.]
narcissitis vaQKiaalrcg, Edelsteinart, Plin. 37. 188. [43. 163 A.]
naroissus vaQuiaaog, Narcisse, narcissus poeticus und serolinus L., Verg.
ecl. 2. 48. it. narcisso. [141.]
nardinus paQÖivog, aus Narden, Plaut. xMil. gl. 824. [63. 171. 192.]
nardostachyon vaQÖoaraxvg, Nardenblüte, Apic. 7. 6. 282. [151 A.]
nardus va^äog, Narde, Valeriana celtica L,, andropogon schoenanlbus L u. a.,
Lucr. 2. 848. [65. 144.]
nardum, nardifolium, nardipisticum, nardifer.
narita vrjQiTrjg, Meerschnecke, Plaut, fab. ine. nora. fr. 21. p. 445. [46. Hi.
narthecia vaQd^rjTtla, Ferulaart, Plin. 13. 123.
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IN DER f.ATElNlSCRRN SpRA<:HE. 467
nartheoium vaQ&rjytiov, Snlbenkäsichen , Cic. fin. 2. 7. 22. [51. 191.]
narthex vaQ&rj^, Ferulastaude ^ ferula communis L. , Plin. 13. 123: »nar-
theca Graeci vocanl« = ferula. [51. 146.]
nauarchia vavaQxla, Amt des Schiffskapitäns^ Cod. Theod. 13. 5. 20.
uauarchus vavaQxog, Schiffs führer, Cic. Verr. 5. 24. 60. Orell. 3615. 3624
= uavicularius. [212 A.]
nauclericus vavytktjQt'jiogy zum Schiffspatroii gehörig, Plaut. Mil. gl. 1177.
nauclerus vatmkrjQog, Schiffsherr, Plaut. Mil. gl. 1109. G. I. L. 1598. I.
R. N. 6106 = Davicularius. it. nocchiere. sp. uauclero. fr. nocher.
[212 A.]
naultun vavXov, Fahrgeld, .luven. 8. 97. iC. nolo, naulo. [212 A.]
naumaohia vau/^iaxlcc, Schiffskampf, Lucil. 14. 10 M. Monum. Ancyr. VI. 20
Momms. [295.]
naumachiarius. [303.]
naumachus vavfiaxog, Schiffskampfer, Not. Tir. p. 77 Grut.
naupegus vavntjyog, Ed. DiocI. 7. 13 = faber navalis. [Ä08.]
naupegiarius, Inscr^ b. Spon. misc. p. 67. [203. 208.]
nauphylax vauffvla^, Beaufsichtiger des Schiffspassagierguts, Murat. 831. 6.
I. R. N. 2702. [211 A.]
naophytax, Inscr. b. Maff. Mus. Ver. p. 125. 3.
naupliua vavjtliog, Schaltierart, Plin. 9. 94. Inscr. Hermes VI p. 9. (? nau-
plia.) [120.]
nauBea vavaia, Seekrankheit, Plaut. Merc. 375. [84 A. 211 A. 268. 269.]
nauseare, nauseabilis, nauseabundus, nauseator, nauseola, nauscosus, nausea-
mentum.
nauta (navita) vavrrig, Schiffer, Plaut. Men. 2. 1. 1. CLL. 5. 94. 7679.
[46. 85. 211.]
nautalis.
nautea vavria, Kielwasser; Seekrankheit, Plaut. Asin. 894, cf. nausea. [212.]
nauticus vavrimg Cic. Att. 13. 21 = navalis. [170. 212 A.]
nauticarius, Inscr. b. Fea fast. cons. nr. 40. Henz. 7205. [203.]
nautUuB vavrdog, Schaltierart, Plin. 9. 88: »qui vocatur nautilus, ab aliis
pompilus«. [120.]
naxium vd^tov, Schleifsteinart, Plin. 36. 54. [158.]
neaniscologus ^vBaunfxoXoyog^ jugendlich redend, Schol. Juven. 8. 191. [86.]
nebris veßQlg, Fell des Hirschkalbs, Stat. Theb. 2. 664. (poet.) [184.]
nebritis veßQlxig, Steinart, Plin. 37. 175. [43.]
necromantea veyLqo^avxela , TotenbeschwUrung , Lactanl, 2. 16. fr. necro-
mancie = necyomantea.
necromantius.
necrosis yixQoxnff, Tötung, Cael. Aur. chron. 1. 4. 125 = inortificatio.
necrothytus ^veycQoS^rog, den Toten dargebracht, Tert. d. spect. 13. [86.]
neotar vh^raq, Göttertrank, Lucr. 2. 848. [319 A.]
neotareuB vBKLraQeog, aus Nektar, Ovid. met. 7. 707.
neotarites veytTa^lrrjg, Nektarwein, Plin. 14. 108. [172.]
necydalus vrjyivdaXog, Seidenraupenpuppe, Plin. 11. 76. [122.]
necyomantea yexvofiayrBia, Totenbeschwörung, Plln. 35. 132. (Gemölde.) [286. |
30*
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468 Griechische Wörter
nema »'^/la, Gespinst, Marc. dig. 39. 4. 16. 7 «b nemen.
memeonices ve^eovUrjg, Sieger in den Nemeischen Spielen, Not. Tir. p. 174
Grut.
Demesiaci v£(,ieaiaxol, marktschreierische Wahrsager^ Cod. Th. 14.7.3.
nenia i/)jWa, Leichengesang , Plaut. Pseud. 4278. [11. 228. 308 A.j
neocorus veioTiOQog, Tempelaufseher, Jul. Firm. math. 3.7.9. Orell. 235i.
neogramma viog + ygaf^i^a, Gemälde in neuerem Stil, Plin. 35. 29: »-l«i
genera picturae, quae vocantur«. Sill. u. Jan. neogrammatea.
neomenia yeofjiT^yia, Tert. d. idol. U ass nova luna, prima luna.
neophytus ve6(pvtog, Neubekehrter, Tert. adv. haeret. 41. C. I. L. 5.6271.
1722.
neopum *viu)7toVy Mandelöl, Plin. 15. 26: »amygdalinuni. quod aliqui -um
vocanta. [192.]
neotericus vBtoteqixog, Serv. Verg. Aen. 8. 731 = novus, recens.
neoterice.
nepenthes vrjTvevd'ig, Zauberkraut, (hyoseyamus albus?), Plin. 25. 12.
nephela v€q)€lrjj dünne Kuchenart, Not. Tir. p. 176 Grut.
nephelioii vBtpiXioy, braune Königskerze, vcrbascum ferrugincum Ait., Apul. herb. 36 =
persona ta. [151 A.]
nephriticus vetpQiTixog, nierenkrank, Cael. Aur. chron. 5. 1. 6. [270.]
nephritis veipQirLg, Nierenkrankheit, Isid. 4. 7. 24 = renalis passio. (al. 1.
nephresis.j
nepodes vgl. epodes.
nerium y^Qioy, Lorbeerrose, nerium oleander oder rhododendrum ponticum L,, Plin. 16.
79: urhododendron, rhododaphne. [138 A.]
nession yriaaioy, Tausendgüldenkraut, Apul. herb. 24 s= centaureum roaius. [151 A.]
nessotrophium VYioaoxqocpelov, Entenstall, \nrr. r. r. 3. 11 =anatum stabulum.
nestis vijatig, Leerdarm, Cael. Aur. chron. 2. 1. 11 = intestinum ieiunum.
nete i/*Jt)j, der letzte Ton, Vitr. 112. 18. [291.]
netoides vrjToeidrig, der Saite yrjTrj entsprechend, Mart. Cap. 9. 965. [49.]
neuras vevQag, Pflanzenart, Plin. 21. 179: »erythron aut -ada aut, ut non-
nulli perisson«. [43. 149. 150.]
neuricus vevQLKog, nervenkrank, Vitr. 8. 3. 5 (nervicus.) [270.]
neurobates vevQoßarrjg, Seiltänzer, Vopisc. Carin. 19. 2. [301.]
neuroides ysvQOBiSig, wilde Bete, beta silvestris I., Plin. 20. 72: »beta silveslriSi quam
limonion vocant, alii -es«. [49. 149.]
n eurosp'dsion vev^oaTtaarov, Marionette, Gell. 14.1.23. [301.]
neurospastos yBvqocnaaxog, Hagebuttenstrauch, roL>a canina L., Plin. 24. 121, vgl. cyoa-
panxis. [149.]
ncurotrotus vevQOTQiorog , an den Sehnen verwundet, Theod. Prise. 1.19.
nica viyca, siege! Grut. 338. 2. Fabrett. 573 nr. LIV = vincas!
nicaeus viycaiog, Siegverleiher, Liv. 43. 21. 8.
nicator viKctrioQ, Liv. 43. 19. 11 : »cohors regia, quos -as appellant« = viclor.
niceterium vixrjTrjQiov, Siegesbelohnung, Juven. 3. 68 = praemium. [47..
nilios Neilwg, Edelsteinart, Plin. 37. 114. [162.]
nilus Neilog, Wassergraben, Cic. legg. 2. 1. 2.
nipparene *viTt7caqr]vt], Edelsteinart, Plin. 8. 175: »-e urbis et geolis
Persicae habet nomena.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 469
DÜalopices ^viraldßTtexeg, indische Füchse, Jul. Val. rer. gest. Alex. 3. 17
Paris, (indalopices!) [104.]
nitrion vIxqiov, Kellerhals, Apul. herb. 58 = daphnoides. [15i A.]
nitrum vItqov, natürliche Soda, Cael. b. Cic. fam. 8. 14. 4. [65. 156. 208.]
nitraria, nitratus, nitreus, nitrosus.
noema votifjin, Gedanke^ Charts. 134. 10 K. [49.]
noerus voBqog, Tert. adv. Val. 20 = prudens.
nome voiiri, Geschwür^ Plin. 31. 8. 44.
nomimus vofjii^og^ Oretl. 5059 ^ legitimus, legalis.
nomisma yofÄtafLta, Hör. ep. 2. 4. 233 = niimmus.
nomos vofAog, Plin. 5. 49 == provincia, regio. [312.]
norma yvtjQifirj, Regel, Lucr. 4. 512. Isid. or. 19. 18. 1: »dicta Graeco voca-
bulo«. [195. 207.]
normalis, normaliter, normatio, normatura, normare, normula.
nosocomium voaoy.o^ielov, Krankenhaus^ Cod. Just. 1. 2. 19. [313.]
nosocomus voaoyLOf^iog, Krankemvärter, Cod. Just. 1. 3. 42.
nothus vo&og, unecht, Lucr. 5. 574. Plin. 8. 3: »elephanti, quos appellant
-OS«. [226 A.]
not 18 vorla, Edelsteinart; Pflanzenart, Plin. 37. 176: »ombria , quam alii'
-am vocanl«. [150.]
notion yojioy, Apul. herb. 4 43 = cucumis silvaticus. [4 54 A.]
notius yojiog, Hygin. astr. 4. 5 =s meridionalis.
notos, notus roroc;, Südwind, Verg. Aen. 6. 355. [213.]
notialis.
numida vofiäg, Nomade, Fest. p. 173. [125.]
nummuB vov^i^og, v6f.iog, Münze, Plaut. Pseud. 81. C. I. L. 1. 505. 3. 168.
[64. 84 A. 85. 220.]
nuromarius, nummatus, nummariolus, nummularius, nummulus.
n u s yovg^ Terl. adv. Val. 7 = mens. [89 A.]
nyctalmus Blödsichtigkeit bei Tage, Isid. 4. 8. 8 Otto. a. I. nyctalopia. [271.]
nyctalops WKralwi/j , blödsichtig bei Tage; Pflanze, Pb'n, 21. 62. 8. 203:
»quos -as vocant«. [150. 271.]
nyctegretos *yt;xriy/ߣirog, Pflanze, caesalpinia pulcherrima ^7//rf.("?), Plin. 21 .
62: »-on Democritus narrat chenomychen vocari, ab aliis nyctalopa«. [150.]
nycteris WTireQlg, Pßanze, Theod. Prise. 4. 1.
Dvcticorax vuycrtxoQa^, Nachtrabe, Hieron. ep. 106. 86. [110.]
n y c tostrategus yvxtooTQotijyog, Arcad. Charis. dig. 50. 4. 48. 42 = pracfcctus vigilum.
[342.]
nyma *vv^a, Pflanze, Pün. 27. 106: »herba, quae vocatur -a«. [150.]
nympha vvf.upr], Nymphe, Liv. Andron. Od. 16. C. 1. L, 5. 4918. 2. 1164.
it. ninfa. [14. 319 A.]
nymphalis, nymphigena.
nymphaea rv^ifpala, Haarwurz, (weifse Seerose, nymphaea alba L.,] Plin.
25. 75. it. ninfea = clava Herculis. [150.]
nyniphaeum vv^cpalov, Brunnenhaus, Plin. 35. 151. Orell. 3317.
n y m p h 0 1 e (m^ p t u s vv(i(p6kr]7ttog , verzückt ; wahnsinnig , Varr. 1 . 1. 7. 87.
Tert. d. bapt. 5 ^ lymphatus.
n y mphon yvjLKpdy, Brautzimmer, Tert. adv. Val. 32 =5 thalamus.
nysion yvatoy, Apul. herb. 8 = hedera. [454 A.j
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470 Gribghisgbb Wörter
oasis Saatg, Oase, Ulp, dig, 48. 22. 7. 5. [66. 261.]
obeliscus oßHaxog, Obelisk, Plin. 36. 64. [54.]
obelismeDe (diple) , oßeliofievr] [di/rlrj] , kritisches Zeichen, Gramm, lal.
VII. 536. 4 K. [226.]
obelus oßelog, id., Auson. ep. ad. Pac. 13. [58. 61. 226.]
obelare, obelatus.
obolopaectes oßokoTcalytTrjg, Gaukler mit einer Münze, Not. Tir. Grul. <73.
Schmitz p. 277. (oder obelopaectes oder oopaectes.) [301.]
oboluB oßolog, griechische Münze, Ter. Andr. 369. [84 A. 85. 220.]
semiobolus, sesquiobolus.
obruBsa oßQv^ov, Feuerprobe des Goldes, Gic. Brut. 74. [23. 69. 85. <5i.]
obryzum oßqvCoy, Probegold, Vulg. 2 chron. 3. 5, cf. obrussa. [154 A.]
obryzalus, obryziacus, obryza, obrizum.
obsonium oiputviov, Zukost, Naev. com. 50. C. I. L. 3. 6066 := pulmenluni,
pulmeDtarium, pulpamentum. [69. 113.]
obsono, Plaut. Bacch. 97. obsonor, obsonator, obsonito.
oooabuB oKKoßog, Armband, Orell. 2263. 2322. I. R. N. 2558. [61. 318.j
occhi oxxoL, Mannasüfsklee, hedysanim Alhagi L,, Plin. 12.34.
ooeanuB dmeavog, Ocean, Enn. Ann. 418. G. I. L. 7. 498. u. Monum. Anc\r.
V. 11 Momms.
ochra äxQa, Berggelb, Gels. 5. 18. 18. griech. b. Vitr. [159. 286.]
ocimoides mxif^oBt&^f, Pflanzenart, clinopodium L., Plin. 24. 137 J. s= clinopodium. [49.
148.]
ooimum äxi^ov, Basilienkraut, Varr. l. I. 5. 103. [141 A.j
ocimus.
ooiniim Üxlvov, Kleeart, Cat. r. r. 33. 4. [141 A.]
ocnos oxvost Zaudern, Plin. 35. 1371 : »piger qui appellaiur -os«. (Gemälde.) Prop. *. 8 -'■
octachordos 6Y,TaxoQdog, achtsaitig, Vitr. 261. 19. [291.]
octa Chorus oyitaxiOQog, acht Kapellen habend, Ambros. b. Grut. 1166.8.
octaeteris oxiaBXTjqis, Censor. 18. 4 = octennium. [256.]
octagonos 6%räyu)vog, achteckig, Vitr. 25. 4 = octangula figura. [255 A.j
octahedrus oTitaedQog, achtseitig, Ghalcid. Tim. p. 53. 326.
octameier ö'KrafieTQog, achtfüfsig. Mar. Viel. d. melr. p. 82. 23 K.
octas oxtdf, Mart. Cap. 9. 985 = octonarius numerus. [43. 256.]
octasemus dxTaaqfxog, achtzeitig, Marl. Gap. 9. 985.
ociastylos onraoTvlog, achtsäulig, Vitr. 70. 2. [283.]
octateuchos oxrdjEvxo^, achtbändig, Cassiod. inst. div. 1 = octo volumina conlioens.
octogamus *oxrwya^og, acht mal verheiratet, Hieron. adv. Jov. 1.8 exlr.
[86.]
ootophoroB *6xTtü(poQog , t'on acht getragen, Cic. Verr. 5. H. 27. ["*•
2<6 A.]
octophoron, (octaphoron).
octosyllabus onrojavllaßag, achtsilbig, Gaes. Bass. d. nietr. Hör. p. 306.
4 K.
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m DRR LATBINIfiCHEN SpRACBB. 471
octotopi ^oxrdTOTtOLj Himmelsörter, Manil. 2. 969. [86.]
odarium t^daQLov^ Petr. 53. 41 = carmen. (derivat. v. oda.)
odariarius, Orell. 26S4.
ode, oda f/WiJ, Anthol. Lat. 762. 13 = carmen. [37. 288 A.]
odeum (pdeiov, Gebäude für Musikaufführungen^ Vitr. 122 4. [291.]
odinolyles wdivolvrrjgj Fischarty Plin. 32. 6 = echeneis, mora. [120.]
odontagogum odovTaycjyov, Cael. Aur. chron. 2. 4 = dentiducum.
odoDtitis odortingy Zahnkrautj euphrasia odontites L., Plin. 27. 108. [150.',
odontoty Pannus ddovrorvQavvog , Tierart j Jul. Val. rer. gest. Alex. M.
3. 33.
oeconomia oUovofila, gehörige Einteilung einer Rede, Quint. 1.8. 9; 3. 3. 9:
»nomine lalino carel. griech. b. Cic. [237.]
oeoonomicuB ohovofUTiogj von der gehörigen Einteilung in der Redekunst^
Quint. 7. 10. 11. (Schrifttitel bei Cicero.) [288 A.]
oeconomus oUovof^og, Verwalter z. B. im Kloster, Cod. Just. 1. 3. 33. it.
economo. [320 A.]
oeconomatus.
oeouB olxog, Salon, Vitr. 143. 8. [64 A. 196.]
oecumene oixovfjiiyij, bewohnte Erde, Gromat. vet. p. 6^. 49.
oecumenicus *olxovfABvix6g, zur bewohnten Erde gehörig, Eckhet D. N. III p. 336. 372.
oenanthe olvav&i], Traube des wilden Weinstocks; Kibitz , Plin. 12. 132,
[110 A. 150.]
oenanthinus olvdvd-ivog, aus der Traube des wilden Weinstocks, Plin. 13.
5; 14. 98: »quod vocatur -um«. [172 A. 192.]
oenanthiuni olvdv&iov , mit Öl versetzter Wein, Lamprid. Heliog. 23. 1.
[172 A.]
oenelaeum oivilaiov, mit Öl vm^setzter Wein, Marc. Emp. 6. [172 A.]
oenobreches olvoßQsxrjg, Pßanzenart, Plin. 24. 155. Jan. [150.]
oenochoüs oivoxoog, Mundschenk, Schol. Caes. Germ. Arat. 487. p. 4 05. 21 E.
oenogarum oivoyaQov, Weinbrühe, Apic, 1.31.32. [121. 172 A.]
oenogaratus.
oenomeli olvo^aXi, Metart, lllp. dig. 33. 6. 9. [54. 170. 172 A.]
oenotnelum. oenomcl.
oenophorum oivocpoqov, Weingeschirr ^ Lucil. sal. 3. 51 M. (inophorum, Löwe,
prodromus. p. 162.) [199.]
oenopolium olvoacoleiov, Weinschenke, Plaut. Asin. 200. [217.]
oenotropae oiyoxqonai, Weinverwandlerinnen, Dict. i. 23 extr.
oeonistice oiioyiifuxii, Marl. Cap. 9. 894 = auspicium.
oestrus olorqog. Bremse, Verg. g. 3. 148. it. sp. estro = asilus. [123.]
oestrum, Fest. p. 4 95: furor Graeco vocabulo.
oesypum oiavTtog, Schönheitsmittel, Ovid. a. a. 3. 213. [191.]
oeiuni ovlToVy ovlyyov, ägyptische Pflanze, arachis hypogaea L., Plin. 21.88.
ogdoas oy^oäs, Tert. adv. Yal. 7 == numerus oetonahus.
oica ^olxa , Edelsteinart, Plin. 37. 4 76: »oica barbari nominis.n [39. 4 63 A.l
olea IXala, Olive; Ölbaum, olea europaea L. , Plaut. Stich. 6. 91. Varr.
1. l. 5. 22: »olea ab elaea«. [133. 207.]
oleaginus, oleamen, oleamentum, oleare, olearius. [4 94. 203.] oleaster, oleaslellus,
olealus, oleitas, oleosus, olelum, oleomella.
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472 Griechische Wörter
oleoselinu m, Eppichart, Isid. 47. H. 3, cf. heteoselinum. [151 A.]
Oleum UaioPy Öl, Plaut. Poen. 201. C. 1. L. 1. 200. 95. 5. 7905. cell. ölen.
afr. oile, oille. [73. 133 A. 169. 298.]
oligochronios oXiyoxQovioe^ kurzlebend, Jul. Firm. malh. 4. 46 = brevis.
oUva llaLa, Olive, Plaut. Cure. 90. C. I. L. 4. 2610. it. oliva. [37. 84 A.
132 A. 133.]
olivarius, olivastellum, olivetum, olivifer, olivitas, olivitor, olivare, olivom.
ololygon oXoXvyiüv, Froschquaken, Plin. 11. 172. [53.]
olympias dkv^Ttidg, Olympiade, Cic. cap. 2. 10. [44.]
olympionices olvf.i7tiovUrjg , Siegel' in den olympischen Spielen, Cic. Tusc.
1. 46. C. I. L. 4. 3291.
olyra olvQttj Einkorny triticum moDococcum L., Plin. 18. 62 = arinca.
ombria o^ißQla, Edelsteinart, Plin. 37. 176.
omophagia (ü(Lio(payia, Arnob. 5. 4 9 in. = crudae carnis usus in cibis.
omphacinus ofupaytivog, von unreifen Beeren, Orib. Bern. 8. 28.
omphacis o^cpaKlg, Eichelkelch, Plin. Val. 2. 28.
omphacitis ofKpaxirig, Wein von unreifen Trauben, Plin. Val. 3. 45 = am-
phacias.
omphacium ofxcpayiiov, Saft aus unreifen Oliven, Plin. 12. 130.
omphacomel ofupaxof^eh, Sirup aus Omphacium, Pallad. 9. 13. lemm.
[54. 172 A.]
omphalocarpos 6f4<paX6xiXQnof, Klebkraut, gatium aparine L., Plin. 27. 32: »apartnen,
aliqui -on, alii philanthropon vocant«. [148.]
oniphalos 6fi<paX6s, .\uson. idyll. 4 4. 60 sa umbilicus.
onager ovayqog, wilder Esel, Varr. r. r. 2. 6. 3. [56. 102. 325.]
onagos ovayog, Eseltreiber, Plaut. Asin. prol. 40.
onehesmites oyx^l^f^^^'^S j von Epirus kommender Wind, Cic. Alt. 7. 2.
[214 A.]
oncotna oyxotfia, Geschivulst, Veget. 2. 30 = oyxog. [48.]
onear ovbiolq, StrauchaiH, Plin. 26. 111 = onotheras. [150.]
oniroerites ot^eiQoxQitrj^, Fulg. myth. 4 p. 4 Muncker sss soroniorum conieclor.
oniros oyeiQo^, Apul. herb. 53 = papaver silvaticum. [4 54 A.]
oniscus ovlaxog, Tausendfufs, Plin. 29. 136 = millepeda.
onitis ovlrig, Dostenart, Plin. 20. 175: »-ira alii prasion appellant«. [150.]
onocardion ovoxaqiiov, Eberwurz, Vulg. Jesai. 4 3. 24 =s chamaeleon. [4 54 A.]
onocentaurus ovoKivravQog , geschwänzte Affenart, Vulg. Jesai. 13. 21.
[105 A.]
onocbiles ovoxetlig, Ochsenzunge, anchusa tinetoria L,, Plin. 21. 100 =
anchusa. [147.]
onochelis ovoxBtUg, id,, Plin. 21. 100 = anchusa. [37. 147.]
onochilon s= anchusa, vgl. archebion.
onocoetes bvoxohrjs , Eselspriester (Schimpfname Christi), Tert. adv. nat. 4. 44.
onocrotalus ovovLQoraXog , Kropf gans, pelecanus onocrotalus L., Plin. 10.
131. it. agrotto. [110.]
onomatopoeia dvofxaroTtoua , Bildung eines Wortes nach dem Naturlaut,
Charis. 274. 24 K.
ononis ovoiyig, Heuhechel, ononis antiquorum L., Plin. 27. 29: »anonim quidam oDOoida
malunt vocare«. [447.]
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IN DER LATBIPriSGHEN SPRACHE. 473
ononychites opowxiTrjg, mit Eselsklauen y Tert. apol. 16.
onopradon Eselsdistelj (onopordon acanlhiuro L.?}^ Plin. 27. 110. [150.]
onopyxos ovoTrv^og, Distelart, Plin. 21. 94. [150.]
ODosma ovoafia, Pßanzenart, Plin. 27. 110. [48. 150.]
onotheras ovoO^rjQag, Schoten weider ich j epilobium hirsutum L., Plin. 26.
111 = onear. [150.]
onotheris ovo&rj^lg, id.j Plin. 24. 167. (Sill. und Detl. oenotheris, Jan.
onothuris.) [147. 150.]
onychiniis ovvxtpog, dem Onya; ähnlich^ Laev. b. Gell. 19. 7 extr.
onycfaintinus.
onychitis owxiTtg, Galmeiartj Plin. 34.103. [154 A.]
onyx opv^j Onyx, Gatull. 66. 82. it. nichello, niccollno. sp. onique. [120.
150. 158 A. 161. 301.]
onychus.
oopaectes oßOTtaUrrjg , Gaukler mit Eiern, Not. Tir. Ginit. 173. Schmitz
p. 277, cf. obolopaectes. [301.1
ophiaca otptaxa, Schriften über Schlangen, Plin. 20. 258: »Petrichus, qui -a scripsit«.
opbicardelos ^dcpinaQdrjXogy Edelsteinart, Plin. 37. 177: »ophicardelon bar-
bari vocant«.
ophidion 6(pldiov, Graubartfisch, ophidium barbatum Z..^ Plin. 32. 109. [49.
120.]
ophiomachus orptofiaxog, Heuschreckenart, Vulg. Lev. 11. 22.
o p hl 0 n dfpliov, fabelhaftes Tier auf Sardinien, Plin. 28. 151.
ophiostaphyle 6fpioava(pvXrj, Kaperstaudenart, Plin. 13.126: »quidam id
cynosbaton vocant, alii -en«.
opkites 6q)lTrjg, Seryentinsteifi, Plin. 36. 55. [158.]
ophiuchus ofpiovxog, Gestirn, Cic. Arat. 77 = anguitenens.
ophiusa ofpwvaa, mageres Kraut, Plin. 24. 163. [\'^1.]
ophrys otpQvg, zweiblättrige Pflanze, Plin. 26. 164. [150.]
Ophthal mias ocp&aX^Lag, Fischart, Plaut. Capt. 8.50 = »culata. [55. 115.
119.]
ophthatmicus 6(p&aXfiix6f, Mart. 8. 74. 1 = medicus ocularius.
opieum onvM)v, Medikament, Not. Tir. Grut. p. 160. (hopicum.)
opifera VTtiQa, Raatau, Isid. 19. 46. (Böckh, Staatsh. d. Ath. III. 154.) [36.
73. 211.]
opisthodomus oiciad-odo^og, Hinterteil des Tempels, Front, ep. ad M. Caes. 1.8.
opisthographia 6/ciad'oyQaq>laf Beschreiben auf der Rückseite, Acron. Hör.
ep. 1. 20. 9.
opistographus mtLa^oyqafpog , auf der Rückseite beschrieben, Plin. ep. 3.
5. 17. [232.]
opisthotonicus o/ctad'ovovLTidg, an opisthotonos leidend, Plin. 20. 18. 75.
opisthotonos oTtiaS'OTovog, Muskelkrampf am Halse. Plin. 23 . 48. griech .
b. Gels. = supinus raplus. [270.]
opisthotonia.
opilion oTtirloßv. Zwiebelgewächs, Plin. 19. 95.
opium OTtiov, Mohnsaft, Plin. 20. 199. [27. 271 A.]
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474 GaiBCHiscHB Wörtbk
opobalBamom bnoßakaa^ov j Balsamstaudensaft , Geis. 5. 23. 3. Scrib. 33.
Grut. 692. 10. [U4.]
opobalsaraetum.
opocarpalhon onoxaQTta&ov^ Karpathumsaft, Plin. 28. 458. [271 A.]
opopanax OTtortava^^ Panaxsaft, Scribon. 82. Gels. 5. 0. [50. 271 A.]
oporice o/rw^txij, Arznei aus Baumfrüchten, Plin. 24. 129: »medicamentum,
quod -en vocant«. [272 A.]
oporotheca OTroßQO&rjTirj, Obstbehältnis ^ Varr. r. r. 1. 2. 10 = pomarium.
oplice oTCTLTi^y Optik, Vitr. 4. 1. [27. 258.]
optostrotum oTtToavQwroVj Estrich aus Backsteinen, Not. Tir. p. 164 Grul.
[198 A.]
optiis ontof, gebraten, Plin. Val. 4. 87 = assus.
orchas oqx^Sj Olivenart, Verg. g. 2. 86. [43. 133 A.]
orchesta ogx^arij^, pantomimischer Tänzer, Gassiod. 4. 51 = saltator.
orchesiopolos oqxrjaroitoXog, Gaukler, Not. Tir. p. 251 Kopp (: horcistopolis.i
[60.]
orchestopolarius, Firm. math. 8. 15. [903. 294.]
orohestra oqxriarqa, Orchestra, Varr. sal. Men. fr. 561 B. C. I. L. 2. 183.
1. R. N. 2419. (horcista Gassiod. var. 4. 51 = orchestra.) [48. 64 A. 293.
orchilos 6qxt^os, Zaunkönig, Avien. progn. 437 = regutus, avis regaüolus. [HOA.]
orchion oqxiov, Pflanzenart, Aput. herb. 82 b tcsliculata, mercuriatis.
orchis oQX'^i Knabenkraut', orchis L., Olivenart, Plin. 27. 65: ))cynosorchim
aliqui -im vocant«. [133 A. 148. 150.]
Orchitis, (orchites, orchita] oqx^^'S^ Olivenart, Gat. r. r. 6. 1. [47. 133 A.]
orcynus oQKvvog, Thunfischart, Plin. 32. 149. [116 A. 120.]
oreas OQeiag, Bergnymphe, Verg. Aen. 1. 500. [44.]
oreoselinum oQBtoaiXivov, Bergeppich, athainanta oreoselinum L., Plin. 19.
124. [150.]
orestides oQBitxi^Bg, Fest. p. 485. 48: »nymphae montium« bs oreades.
orestion oqioTLov, Alant, Plin. 14. 108 = nectarea, helenium, symphyton.
orexis oqb^is, Juven. 6. 428. gen: -eos = appetitus.
organiouB oQyaviycog, musikalisch, Gat. fr. b. Non. 77. 9.
Organum oQyavov, Wei'kzeug, Vitr. 9. 15 = instrumentum. it. organo. pg.
orgäo. [61. 259. 290.]
organulum, organarius. [203.] organalis.
orgia opyrn, Orgien, Gatull. 64.260. [319 A.J
orgiophanta oQyiotpdvrqg, Orgienvorsteher ^ Orell. 1483. Grut. 66. 9.
oribates oqetßaxt^g^ .lul. Firm, raath. 8. 17 = niontes ascendens.
oriohalouin öp£/;ca>lxog, Messing, Gic. ofl*. 3. 23. 92. it. oricalco. sp. auri-
calco. fr. archal. cf. aurichaicum. [154.]
origanum oQslyavov, oqlyavov, Dosten, origanum vulgare L,, Plin. 14. 105.
20. 175. Gol. 9. 4. 2. [61. 142.]
origanus, origanitus oder -es (gen: -i) Calo r. r. 427.2 Dostenwein. [474.]
orinda bqiv^rig, Brotart, Apic. 2. 2.
orinos oqBivos, Apul. herb. 44 5 = montanus.
orion oqetov, Blutkrautart, polygonum X., Plin. 27. 115 r^ polygonon. [150.
oripelargus oqeinikaQyog, Bergstorch, Plin. 10. 8. [110.]
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Ilf DER LATEINISCHEN SPRACHE. 475
oritis o^lTtg, Edelsteinart, Plin. 37. 176: »a quibusdam et sideritis voca-
tur«. [43.]
ormenos agrios oqfAsyos ayqiog, wilder Spargel, Plin. 26. 94; 20. HO: »silvestrem aspa-
ragum aliqui corrudam, Attici orminum vocant«. [oQ/Aiyog,] [150.]
orneoscopus S^reoaxonog, Vogeldeuler, Lampr. Alex. Sev. 7. 6 = auspex.
ornithias OQVt&iag ^ Frühlingswiiid , Vitr. 27. 14. Plin. 2. 127: »vocantur
-ae«. [55. 2U A.^
ornithogale OQ^id-oydlrj, Pflanzenart, (ornilhogalum umbellatum L.?), Plin.
21. 102. [150.]
0 mit hon oQvid-wp, Varr. r. r. 3. 2. 2 = aviariuni.
orobanche oQoßayxf] , Sonnenwurz , orobancbe maior L. , Plin. 18. 155:
»vocalur -e«. [148.]
orobethron oQoßr^&Qoyf Plin. 26. 49 Jan. = bypocistis. [149.]
orobias oQofiiag, Weihrauchart, Plin. 12. 62: »orobian Graeci agpellanta.
[55.]
orobinus oqoßiyog, Plin. 37. 163 = ciceris colore. [63.]
orobitis oQoßlrig, Boraxart, Plin. 33.89. [156 A.]
orobus oQoßog, Cael. Aur. acut. 2. 49. 148 = cicer. [4 54 A.]
orozelum ^hQo^rjXov, Feldcypresse, Apul. herb. 26 = chaniaepitys.
orphanotrophium oQtpavoTQOcpelov, Waisenhaus, Cod. Just. 1. 2. 17. ^313.]
orphanotrophus oQtpapovQOfpog, Waisenvatet*, Cod. Just. 1. 3. 22.
orphan US oQfpavog, Waise, Ambros.serm. 2. 4. 3 ]Migne. spC huerfano = orbus.
orpbana, C. 1. L. 5. 5824. orphanula. orpbanitas, Inscr. in Philol. 35. 570. [64.]
orphus oQipog, Orf, Ovid. Hai, 104 M. [119.]
orthagoriscus oQ&ayoQiaytog, Seefisch, Plin. 32. 19. [51. 120.]
orlbainpelos oQd'dfiJcelogj Weinstockart, Plin. 14. 40. [172.]
orthembasis oQ&i^ßaaig, gerader Schritt, Not. Tir. Grut. p. 152. cf. or-
thobasis.
orlhistrotun] oQ&oaTQcoTOp , Estrichort, Not. Tir. Grut. p. 164. Schmitz
p. 265. [60. 198 A.]
orlhius oqd-iog. Gell. 16. 19. 14 = sublimis.
orthobasis oQ^oßaaig, Not. Tir. Kopp. 250 = orthembasis.
ortbocissos oQ&oxiaaog, emporrankender Epheu, Col. 11.2.30.
orthocolus oQx^oxoßkog, mit steifen Gelenken, Vegel. 2. 54 in.
orthocyllus (orlhogillus), oqB-oxvXXo^, mit steifen Gliedern, Pelag. vet. 4 6 p. 69.
orthodoxus oQ^do^og, rechtgläubig, Cod. Just. 1. 1, 2. 2. [320.]
orthogonius OQ^oyilwwg, Vitr. 259. 9 = rectangulus.
orthogonus oQd'oyMVog, Gromat. vet. p. 404. 14 = rectangulus.
orthographia ogd'oyQaipia, Lucil. üb. IX. tit. Quint. 1. 7. 1 : »quod Graeci
OQO^oyQacplav vocant, nos recte scribendi scientiam nominemus«. [281.]
orthographus oQ&oyQonpog, Mart, Cap. 1. 17 = recte scribens.
ortbomastius oQd-ofiäariog, Äpfelart, Plin. 15.51.
orthopnoea oq^oTtvoia, Engbrüstigkeit , Plin. 21. 160 = anhelatio. [270.]
orChopnoicus oQ&OTTvotyiog, etigbmstig, Plin. 20. 193 = anhelator.
or thopsalticus oQ&oxjjaXrwLog, in sehr hoher Tonart, Varr. sal. Men. 352.
orthopygium oqd-OTtvyiov, Bürzel, Mart. 3. 93. 12 Sehn, (orropygium.)
orthostata o^&ooxaTrig, Stirnmauer, Vilr. 47. 11. [281.]
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476 Gribchischb Wörter
ortyga oqiv^, Hygin. fab. 53 = coturnix. (ortygia.)
orlygometra dQrvynfiijTQa^ Wachtelkönig , Plin. 10. 66.
ortyx oQTif^j Pflanzenart, Plin. 21. 101: »sielephuros , quam quidam^^^m
vocant, alii planCaginem«. [31. 51. 110. 150.]
oryx 0Qv§, afiukanische Gazellenart, Col. 9. 1. 1. Plin. 2. 107: »-em appellal
Aegyptus ferama. [51. 66. 103.]
orysa oQv^^a, Reis, oryza sativa L,, Hor. sat. 2. 3. 155. it. riso. pr. ris, fr.
riz. vulgär oridia. [65. 145.]
osireostaphe dacQeoaracpr, , ] pfj^^^^^,.^ ^pul. herb. 86, cf. osyris.
osiritis oaiQiTig J
ospratura oOTtgtov, Ärcad. Charis. dig. 50. 4. 18. 19. ed. Beck; al. 1. hos-
pitalura ; Momms. pratura s= cura leguminum coSmendorum.
ospreos oanQBog, Hülsenfrucht, Apic. 5 lemm.
ostes iSarrjg, Erdbehenart, Apul. d. round. 18. [47.]
o Stic US dxrtixo^, stofsend, Marc. Emp. 15.
ostocopus d>atox6no^, gänzliche Ermattung, Ser. Samm. 892.
ostraceum ooTQaneov, Muschelart, Plin. 32. 134.
ostracias öargaytiag^ Hornstein, Plin. 37. 177: »-as sive ostracitis««. [55.]
ostracites oarQaxlTrjg, Edelsteinart, Plin. 36. 139. [158.]
ostracitis oaTQaxlrig, id.; Galvieiart, Plin. 34. 103. 37. 277 = cadmilis.
[43. 154 A.]
ostracodermus 6<nQax6S6QfjiOf, Plin. Val. 5. 13 ^ testaceus.
oBtrea ooTQeov, Auster, Plaut. Rud. 297. fr. hultre. sp. ostra. [114. 116.]
ostreum oargeov^ id., Enn. trag. 139. [114. 116.]
ostrearius. [170.]. ostreatas, ostreosus, oslrifer, oslrinus, oslriago, ostricolor.
ostritis oaTQiTig, Halbedelstein y Plin. 37. 177. [43.]
ostrum ooTQBOv, Purpur, Lucr. 2. 35. (poet.)
,- ^ . , . , \ Plin. 13. 177: »arboren
ostrya oargva, Hopfenbuche, carpinus ostrya X,, , . .
^ i ^ , " ' ^ '> ostryn, quam et oslnam
ostrys oar^v,, | ^^^^^ ^^^^ ^
osyris oavQig, besenartiger Gänsefufs, chenopodium scoparia L, oder Osyris-
Strauch, osyris alba L., Plin. 27. 111, it. osiride. [150.]
otacustes drtaxovffir^^, Apul. d. mund. 26 = speculator, emissarius.
otalgicus anaXyixogj von Ohrschmerz herrührend, Cassian. collat. patr. 24. 15.
othonna o&ovva, Pflanzenart, Plin. 27. 109. [146.]
otia cktov, Muschelart, Plin. 32. 149. [120.1
oticus fatixof, Cael. Aur. acut. 2. 1. 28 » auricularius. [272.1
otis lorlg, Trappenart, otis arabs L., Plin. 30. 131. [110 A.]
otopeta mxoTiBXTis, Langohr (Hase), Petr. 35.4 zweifelh. (Büchel.: oclopela.) «= aarili».
otuB o)x6g, mittlere Ohreule, strix otus L., Plin. 10. 68. sp. aulillo. [140/
oxalis o^aUg, Sauerampfer j rumex acetosa L. , Plin. 20. 231: «lapathum
silvestre, quod alii -ida appellant, nostri vero rumicem«. fr. oseille. [61.
oxalme o^aX^tj, saure Salzbrühe, Plin. 23. 61 Sill. (oxyalme Jan.) [22. 121 A.
0X0 s o^offf Charis. 139. 15 K. =s acetum. [54.]
oxybaphon o^vßaifov, Flüssigkeitsmafs , Auct. d. pond. 76 = aceiabuluoi.
oxycedros o^wLeSgog, Cedernart, (iuniperus oxycedrus L?), Plin. 13. 52.
oxycominum, *o^vyt6fiivov, eingesalzene Olive, Petr. 66. 7. al. I. oxyco-
minia. (halte ich für falsche Lesart statt oxycotinum von xofif^og.]
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IN DER LATBINISCHBN SPRACHE. 477
oxycras o^imQarov, Plin. Val. 4. 63 = posca.
oxygala o^ißyaXa^ saure Milch, Col. 42. 8. in.
oxygarum o^vyaQov, Brühe von Essig und Garum, Marl. 3. 50. 4. [i2, 121.]
oxygonius o^vyiavwg, spitzwinklig^ Gromat. vet. p. 299. 4.
oxygonum o^tfycovov, spitzwinkliges I>reiecky Gromat. vel. p. 299. 66.
oxylapathon o^vla/ta&oVj spitzblättriger Ampfer j rumex acutus Z., Plin. 20.
231 : D-on voeanl«.
ozymeli o^v^ell, Essig mit Honig, Gat. r. r. 157. 8. Plin. 14. 114: »-i hoc
vocarunl«. [172 A.]
oxyrael, oxymellis; oxymelum; oxymelites.
oxymorus o^v^oßQog, scharfsinnig = närrisch, Pseud. Ascon. ad. Cic. div.
in Caec. 1. 3. p. 101. 8.
oxymyrsine o^vfivQoiyrj, Mäusedorn, ruscus aculeatus £., Scribon. 153. Plin. 15.87:
»quam quidam -en vocant« =: myrlus silvestris. [U8.]
oxyodus o^vo^ovst Lucil. 30. 44 M. = dentibus acutis (poet.).
oxypaederotinus o^vnaideQaniyo^, Vopisc. Aur. 46. 4 = opali colore.
oxypiper *o^vjii7teQi, mit Essig angemachter Pfeffer, Theod. Prise. 4. 1.
oxyporium o^vjcoqlov, Verdauungsmiltel, Plin. Val. 2. 8. [272.]
oxyporus o^v/roQog, durchdringend (von Speisen), Col. 12. 56. [272.]
oxyrhodinum o^v^^odivov, Rosenöl mit Essig, Orib. B^rn. 21. 19.
oxys ()%vg, gemeiner Sauerklee, oxalis acetosella L. , Plin. 21. 113: »quem
marem et oxym Graeci voeanl«. [150.]
oxysaccharum o^vaayLxaqov, Essigzucker, Constanl. Af. 7. 1.
oxyschoenus o^vaxoivog, spitze Binsenart, Plin. 21. 112: »iuncorum genus,
quod marinum el a Graecis -um vocari invenio«.
oxytonon o^viovoy, wilder Mohn, Apul. herb. 53 = papaver silvalicum. [15i A.]
oxytriphyllon o^vvQiipvXXov, Kleeart, IrifoHum italieum L., Plin. 21. 54.
oxyzomus o^v^fafios, Apic. 6. 9. 244 &= acido iure conditus.
Ozaena otatva, übelriechender Meerpolyp, Plin. 9. 89. ital. ozene. [33. 53.
120. 270.]
ozinosus = ozaenosus.
ozaenitis 6lI,aLVlxig, nardeniXhnliche Pflanze, Plin. 12. 42.
Ozym um cf. ocinum.
paean jtaiav, Jubelgesang, Cic. d. or. 1. 59. 251. [52. 228. 229.]
paeanites paeanitis Tcaiavirtg, Edelsteinart, Plin. 38. 180. Solin. 9. 22.
paedagogium naidayioyelov, Pageninstitut, Plin. cp. 7. 27. 13. Rossi bull, di
arch. crist. 1. 72. 5. 75. [309.]
paedagogianus, paedagogiarium.
paedagoguB 7caidaywy6g, Hofmeister, Plaut. Bacch. 138. C. I. L. 2. 1482. 3.
2111. [307. 309.]
paedagus, Orell. 2940. paedagoga, paedagogalus, paedagogare, subpaedagogus.
paederoB naidiqtog, Opal; Bärenklau, Plin. 37. 84: »hanc gemmam propler
eximiam graliam plerique appellavere -a«. [142. 150. 163.]
paedia naideia, Lehre, Marl. Gap. 6. 728.
paedicare von Ttaidcxa, Knaben schänderei treiben, Catull. 16. 1. [309.]
paedico, -onis, paedicator.
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478 Grikciiische Wörter
paegniarii von naiyviov^ Aufführer von Waffenspielen ^ Suel. Cat. 26 exir.
G. I. L. 6. 631. [295 A.]
paelex siehe pelex.
paenula cpaivoXrjg, blusenartiges Oberkleid, Plaut. Most. 991. I. R. N. 5793.
[15. 55. 85. 180.]
paenularius, I. R. N. 3399. paenulalus.
paeon 7tau!w, Cic. d. or. 3.' 47. 183 = paean. [53. 229. 230.]
paeonia TtaiMvia, Pfingstrose, paeonia officinalis L. oder corallina A^:;., Plin.
25. 29. it. peonia. fr. pivoine. [150.]
pagiirus TtayovQog, Taschenkrehs, Plin. 9. 97. it. granci-porro (cancer-pagu-
rus.) [119.]
palaestes naXaiatrji^, Binger, Lampr. Alex. Sev. 47. 9 = luctator.
palaestra TtaXaloxqa, Ringschule, Plaut. Bacch. 66. C. T. L. 1. 1251. .48.
298.]
palaestra re.
palaeBtriouB TtakaiarQiyiog, die Ringschule betreffend, Plaut. Rud. 296.
palacstrices, palaestrice.
palaestrita TtalataTQlrrjg, Cic. Verr. 2. 2. 14 = luctator.
palatha ivakad'r], Marmela^de, Judith 10. 5. Vulg. [61.]
palathium Ttala&tov, id,, Mart. 13. 27 lemm.
pale TtaXij, Stat. Ach. 2. 441 s luctatio.
palillogia TtaXiXXoyia, Aquil. Rom. d. fig. sent. 29. Mart. Cap. 5. 533 = iteratio.
palimbacchius itaXtfißaKxstog , Metrum, Quint. 9. 4. 82 = antibacchius.
[230.]
palimpissa icaUfiJtioaa, ziveimal gesottenes Pech, Piin. 24. 40.
palimpsestos /tall^iprjarog, Palimpsest, Gatull. 22. 5. [232.]
palingenesia naXiyyeysaiUf Mythogr. lat. 3. 6. 42 = iterata generatio.
palinodia /cahpiifdla, wiederholter Gesang, Amm. 18. 5. 4. [37.1
paliurus TtallovQog, Judendorn, rhamnus palinrus L., Verg. ecl. 5.39. it.
paliuro. [143.]
paliuraeus.
patlaca naXXaxiiy Plin. 35. 86 sa paelex. [51.]
pallacana, Plin. 19. 105 = gethyum.
palmatias Ttalfiavlag, Erdbebenart, Apul, d. mund. 18. [54. 258 A.^
pammachium Tta^fiaxcov, Kampfart, Hyg. fab. 273. Orell. 2588.
pammach(i)arius. [202.]
panaca (?) *7tavax,i^, Trinkgeschirr, Mart. 14. 100. [61. 176 A.]
panaoea TtavayLBta, Allheilkraut, Lucil. dub. fr. 8 M. it. panace. [37. U2.]
panaces icava^eg, id., Plin. 25. 30; Gels. 3. 21 p. 107. 13 D: (fem.),
panaethus ndyaid-o^, allleuchtend, Lucil. 11. 16 M.
panaricium jtaqovvxLov , Fingernagelkrankheit, Apul. herb. 42. vgl. parck
nychium. [272 A.]
panathenaicum Ttavad-rjvalycop , athenische Salbenart. Plin. 13. 6. [192.
panax jtdva^, Lucr. 4. 122 = panacea. [50. 142.]
panacinus.
pancarpius, pancarpus TtayxaQjiog, Tert. adv. Val. 12. Paul. Diac. p. 220.
20 : »pancarpiae dicuntur coronae ex omni genere florum factaet.
pancarpineus, Varr. sat. Men. 567.
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IN DER LATRINISCHEN SPRACHE. 479
paDchreslus TtdyxQrjOTog, durchaus nützlich, Cic. Verp. 3. 65. 152. fp. bon
chr^lien.
panchrestarius. [4 69. 202.]
panchromos nayxqvnfiog, Eisenkraut^ Apul. herb. 3 ss verbenaca. [151 A.l
panchrus /tayxQovg, FAel8teinar% Plin. 37. 178.
pancra TtayycQanov^ (nach öhler und Vahlen cf. Löwe prodromus. p. 339)
Mai cl. auet.' VH. 572. 6 = rapina.
impancrare.
pancraliastes TtayxQariaarrjg^ Pankratiast, Plin. 34.57. [296 A.]
panoratioe, nach Art dei- Pankr atiasten, Plaut. Bacch. 248. [296 A.]
pancratium /rayxpartr;^, Doppelringen, Prop. 3. 14. 8. Fabrett. p. 100 nr. 226.
Or. 2588. [296 A.]
pancraiius.
pancration nayxQax^f, Cichorien Plin. 20. 74: »quod atiqul chreslon appellant, alii -ion«.
[265 A.]
pandectes TtavdixTrjg, Schriftsammlung, Charis. 194. 20 K. [265 A.]
pandemus Ttdvdrj^og, allgemein, Amm. 19. 4. 7.
pandicularis Ttdv&ewg (1), allen teilhaftig, Paul. Diac. 220. 19. (Bugge) =
communicapius. [20 A. 74.]
pandura, iravdovqa, dreiseitiges Instrument, Varr. 1. 1. 8. 33. 61. it. pandura,
pandöra, mandöla. [289.]
pandurium TravdovQiov, id,, Gassiod. in psalm. 36. 1. pandorium Isid. 3.
20. 1.
pandurizo tkxvöovqI'Cw, auf der Pandura spielen, Lampr. Heliog. 32. 8.
panegyriouB TtavrjyvQiycog, Cic. or. 11. Quint. 2. 10. 11 = laudatio. [237.]
panegyrista Tiayijyvqttnr^^t Sidon. ep. 4. 1 = laudator.
panerastos /taveqaoTog. Edelsteinart, \ Plin. 37. 178: »hunc (panerotem)
paneros jtavi^iog, J quidani paneraston vocant«.
pangonus 7tayyiovog, id., Plin. 37. 178.
panicum Ttavi-^ov, Versmafs, Serg. 463. 20 K.
panion *nayloy, Knabenkrautf Apul. herb. 15 = satyrion. [151 A.]
pannychismus nayyvxi^fJtog, Wachen durch die ganze Sacht, Arnob. 5. 24.
pannychius nayyvx^og, die ganze Nacht dauernd, M. Aurel. b. Front, ad. M. Caes. 3. 5.
panta navia, C. I. L. 4.2178 = omnia.
pantagaihus naytaya&og, Vogelart, Lampr. Anton. Diad. 4. 6.
pantaphobus nayjoipoßog, aUes fürchtend, Cael. Aur. acut. 3. 12. 108 = omnipavus.
pantapola nayxanbArig^ Seal. exe. p. 691, 12. Loewe prodr. p. 45: »graecus negotiatom.
pantelium itavteXelov, Einweihungsfest im Mithrasdienste, I. R. N. 2603.
p-anther /tavd'rjQov, Fangnetz, Varr. 1. l. 5. 20. 100.
panther Tcavd^rjQ, Panther, Anthol. Lat. 762, 50. [65. 99.]
panthera, Lucr. 4. 1009. Pantera (N. Pr.) Hübner Rh. Mus. XI. 56. panlherinus,
Plaut. Epid. 18. pantheris = *nav^^ig, Varr. I. 1. 5. 20. 100.
panthera jtav&rjQa, der ganze Fang, ülp. dig. 19. 1. 11. 18.
pantherooameluB jtavd'rjQOTiaftijlog , Giraffe, Lucil. fr. ine. 83 M. = camelo-
pardalis. [99 A. 102.]
pantheum Ttavd-Eov , Stallte eines Gottes mit den Symbolen anderer Gatter,
Auson. epigr. 30. 7. C. 1. L. 5. 5798.
pantomimicus itavvo^tt^vKog, pantomimisch, Sen. ep. 29. 11.
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480 Griechische Wörter
pantomimus TvavrofiifioSj Pantomime, Plin. 7. 184. C. I. L. 5. 2485. I. R. N.
652. [86. 294.]
pantomima.
papae rcaicai, potz tausend\ Plaut. Pseud. 365. vgl. babae. [340.j
pappas nannag^ Erzieher ^ Juven. 6. 653.
papp US nctTtTioff, alter Mann; Samenkrone, Lucr. 3. 386.
papyruB, papynim 7tditvQog, Papierstaude, cyperus papyriis«L., Galuli. 35. 2.
sp. papel. fp. papier. [66. 67. 145. 232.]
papyrinus, papyrius, papyrifer, papyrio, papyraceus.
paraliaptizo nagaßamiCo), eine falsche Taufe vornehmen, Nov. 42. 3. 1.
parabola, parabole TtaqaßoXri, Gleichnis, Sen. ep. 59. (i. it. parola fr. parole.
sp. palabra = similitudo. [237.]
parabolari, parabolice.
parabolus 7caQäßokog, Wagehals, Cassiod. bist. trip. 11. 17 extr.
parabolanus.
paruceutesis jtaQaxivtr^aig, Aitfst?chen (chir.), Plin. 25. 144. [48.]
paracenterium TtaQayievrrjQLOv, Werkzeug zum Aufstechen, Veget. 2. 17.2.
paracharacles TtaQaxaQaxrijg, Falschmünzer, Cod. Tbeod. 9. 21.9. [272.]
pa racharagma TtaQaxaqay^a, falsches Gepräge, Cassian. coli. 1.22.
paracha raximus naqaxttgn^tfAos , Cassian. coli. 4. 20 = adulterinus.
paracletus TtaQaytkrjTog, Tröster, Tert. d. ieiun. adv. psych. 13. [321.]
paracy nanche TtaQaycvvayx^j partielle Hundebräune, Gael. Aur. acut. 3. 1. 3.
paradiastole naQa^iamoXrj, Rutil. Lup. d. flg. sent. 1. 4 = distinctio. [2:^8 A.]
paradig ma TtaQadeiy^a, Tert. d. anim. 43 = exemplum. [48. 237.]
paradig in aticos naQttdeiyfiarixog, zum Beispiel dienend, Jul. Viel, art, rhet. H.
paradisiacus TtaQadecaiaycog, paradiesisch, Älcim. Avit. 1. ^98.
paradisuB /tagadeiaog, Park; Paradies, Tert. d. monog. 16. C. I. L. 6. 1756.
6. fr. parvis. it. paradiso. celt. paradis. [66. 321.]
paradisicola.
paradoxes Ttaqüo^og, Augustin. d. rhet. 17 H. (Tit. einer Schrift des
Cicero: paradoxa) = inopinatus. [228 A. 237. 242.]
paraenesis na^ttivBCis, Vulc. Gall. in Avid. Cass. 3. 7 = admonitio. [48.]
paraetonium TtaqatToviov , parätonisches Weifs (Kreide), Vitr. 176. 18.
[159. 286.]
paragauda, paragaudis TtaQaydfdag, Kleiderborte, Cod. Just. 11. 8. 1. [181.j
paragaudius.
paragoge Ttaqaytjyri, Buchstabenansatz, Diom. 523. 19 K. [226 A.]
paragogia na(^ay(ayia, Cod. Just. 41. 42. 10 == aquae ductus.
paragogus naqayuiyog, abgeleitet, Charis. 256. 2 K. «= derivatus [226 A ]
paragoricus naqriyoQixog, besänftigend, Theod. Prise. 4. 4 5.
paragramma naQayQu/ÄfAa, Schreibfehler, Hieron. ep. 74. 5. [48.]
paragraphus rcaqayqacpog, grammatisches Zeichen, Isid. 1. 20. 8. fr. parafe.
[67.]
paraliponiena jtaQalei/roiAeva , Bücher der Chronik in der Bibel, Hieron.
ep. 53. 8. [321.]
paralius na^aXios, am Meer befindlich (Pflanze), Plin. 20. 206: »quidam hoc genus glaucioii
vocant, alii -ium«. [450.]
paralipsis naQaXeitf^ig, Aquil. Rom. d. flg. sent. 8 = praeteritio.
parallage TcaQalXayrj, Verwechselung, Diom. 443. 1 K. [238 A.]
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 481
parallelepipedum 7caQaXlr]ke7tl7tedov, geom, Figur, Ghaicid. Tim. p. 18.
parallelogramtnus TtagallrjloyQafifiogj aus parallelen Lintefi, Gromat. vet.
p. 249, 9. [255 A.]
parallelos TtaQoclhjkog, parallel, Vitr. 147. 7. [256 A.]
paralleloncus.
paralysis TtaQalvaig, einseitige Nervenlähmung, Vitr. 193. 24 = nervorum
resolulio. [48. 270.]
paralyticus 7caQalvriy,6g, der einseitig Gelähmte, Petr. sat. 131.
paramese TCa^afAiarj, die Saite neben der mittelsten, Vitr. 112. 18. [291.]
paramma naqafifxa, lederner Sattelf Edict. DiocI. 40. 3. [59.]
paranarrhinon naQciya^Qiyoy, cf. anarrhinon. [U8.]
paranete naQan^vrj, vorletzte Saite, Vitr. 113. 2. [291.]
parangarius ita^a + ctyyaqia, aufser den gewöhnlichen Frondiensten, Cod.
Theod. 8. 5.
paranymphus Tta^äwiicpog, Brautführer^ Augustin. civ. dei 6. 9.
paranympha.
parapaestos TtaqdftatOTog, Versfufs, Not. Tir. Kopp. p. 297. Grut. p. 184.
parapegma 7caQa7ti]yiAa , astronomische Rechnungstafel, Vitr. 233. 1. [48.
59. 248.]
parapetasius Tta^a/terdaiog, bedeckend, Cod. Theod. 15. 1.39.
parapeteuma TtaQajtirevfia, Getreidemarke, Cod. Just. 11.24.2. [48.]
paraphasis na^atpacig^ Sehen des Bildes hinter dem Spiegel, Chalcid. Tim. p. 239 = de-
taitio.
parapherna TtaQcttpBQva, Dig. 23,3.9.3: »res quas extra dotem mulier
habet«. [265 A.]
paraphoros naQutpoQog, schlecht, Plin. 35. 485: »ideoque hoc vocant -on« = malus, pravus.
paraphrasis 7taqd(pqaatg, Umschreibung, Quint. 1. 9. 2. [48.]
paraphrasles 7caQag)QdaTqg , umschreibender Übersetzer, Hieron. praef. ad
Jib. extr. [47.]
paraplectus vvaQocTtlfjxTog, an einzelnen Körperteilen vom Schlage getroffen,
Cael. Aur. acut. 3. 5. 55.
paraplexia TtaQajtXij^la, teilweise Lähmung, Cael, Aur. acut. 3. 5. 52.
parapycnos Tta^dTtvxvog, fünf silbiges Versglied, Diom. 481. 15 K.
parasanga jtaQaadyyrjg, persische Meile, Plin. 6. 125. [55, 66.]
parasceue jcaQaayievi^, Rüsttag, Tert. d. ieiun. adv. psych. 14. [238 A. 318.]
parasemum Tta^daiq^ov, Schiffsabzeichen, Schol. Juven. 4. 77. C. I. L. 3. 3.
[212 A.]
parasiopesis ntiqaamnf}isig , Verschweigen^ Rutit. Lup. d. flg. seni. 2. 44.
parBBitious TtaQaavrmog, schmarotzerisch, Plaut. Capt. 469.
parasituB Ttagdairog, Schmarotzer, Naev. com. 60. Orell. 2628 = conviva.
[168.]
parasitulus, parasita, parasitaster, parasitatio, parasitari.
parastsB Ttaqaardg, Pilaster, senkrechtes Rahmenstück an der Katapulte, Vitr.
149. 11. [281. 282.]
parastata TtaQaardTrjg, Pilaster, Cat. ine. fr. p. 86. 21. [46. 281. 282. 325 A.j
parastatlouB TraQuaraTinog, zu Pilastern gehörig, Vitr. 106. 21. C. I. L. 3. 75.
[282.]
Weis«, Orieoh. Wörter i. d. Ut. Sprache. 3|
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482 Griechische Wörter
parastiehis TtaQuarix^Sy Akrostichon j Suet. gr. 6. griech. b. Gell. [%%%.]
parasynanche TtaQaawdyxr], partielle Halsbräune, Cael. Aur. acut. 3. 4. 3.
parasynaxis naqacvya^igj verbotene geheime Zusammenkunft ^ Cod. Just. 4. 5. 8. 3. [48.j
paratragoedo naqaxqayt^^imy tragisch reden, Plaut. Pseud. 707.
paraulos naQuvJioff, vorbeiflötend, Not. Tir. Kopp. p. 280. (Gruter protaules.)
parazonium Ttaga^awLOPj kleines Schwert, Marl. 12. 32. [323.]
pardalianches TtaqSaXiayxig^ Giftpflanze, Plin. 8. 99: »quare -es id vene-
num appellavere quidam«. (pardaliace, Solin. 17. 10 M.)
pardalios itaqdaXsiog, Panther stein, Plin. 37. 190.
pardalium. [4 92.]
pardalis TtaqöaXig, weiblicher Panther, Gurt. 5. 1. 21. [65. 99.]
pardus Ttaqöog, Panther, felis pardus C, Plin. 8. 63. Pardus (N. Pr.) Wil-
manns. 1514. 2307. [65. 99.]
pareas Ttagelag, Schlangenart, Lucan. 9. 721. parias Isid. 12. 4. 27. [124,]
parectatos naQixtato^, aufgewachsen, Lucil. sat. 28. 28 M. n. pl: -oe.
paredros nage&Qo^, anwohnend, Tert. d. anim. 28 extr.
paregmenon naqrjyfjikyoy, Jul. Rufin. d. schem lex. 44 == declinatio. [2S8 A.]
paregoria na^rjyoqia, Trost, Apul. herb. 24 extr.
paregoricus naqrjyoqixog, lindernd, Theod. Prise. 4. 9, cf, paragoricus.
parelion TtaqriXiog, Nebensonne, Sen. nat. qu. 1. 11. 2. [248.]
parembole naqBfjtßoXrj, angesetzter Schmuck, Murat. 26. 5.
paremphatus jtaQifxq)aTog, mit genaiter Bestimmung der Person, Macrob. d.
diff. 19. 1.
parenthesis Ttaqivd'eaLg, Einsetzen eines Buchstaben, Rutil. Lup. d. fig. senl.
1. 17. Charis. 278. 8 = interposilio. [238 A.]
parergon TtaQeqyov, Beiwerk, Vitr. 238. 11. Grut. 59. 2. 77. 3. [286.]
parhippus 7taQi7t7tog, Beipferd, Cod. Theod. 8. 5. 29. cf. paraveredus.
[217 A.]
parhypate TtaQVTtarr], Saite neben der obersten, Vitr. 112. 21. [291.]
pariambodes Ttaqtaptßiödeg, fünfsilbiges Vei'sglied, Diom. 482. 1 K.
pariambus Ttaglafißag, Quint. 9. 4. 80 = pyrrhichius. [230.]
parichrus ^TtaqoxQovg, Edelsteinart, Ambros. psalm. 118. serm. 16. 42.
pari so n naQtaoy, Aquil. Rom. d. fig. sent. 24 s= prope aequatum.
paro TtaQoyi^, leichte Schiffart, Cic. fr. b. Isid. 19. 1. 20. [212.]
parochia cf. paroecia. [74.]
parochus rcaqoxog. Beherberger von Fremden, Cic. ad. Alt. 13. 2. 2. sicil.
peracu. [215 A. 313.]
parodia Ttaqipdla, Replik, Ascon. ad. Cic. I.Verr. 10. 29. p. 140. 16. Bact. [37.]
paroecia TtaQoixla, Parochie, Augustin. ep. 261. 51. it. parocchia. sp. pg.
paroquia. fr. paroisse. d. Pfarrei. [74. 319.]
parochia.
paromoeon TtaqS^OLOv, Rutil. Lup. d. fig. sent. 2. 12 = assimile. [238 A.]
paroemia TtagoL^la, Charis. 276. 21 K. = proverbium. [238 A.]
paroemiacum TtaQOtfuaycov, Versmafs, Serg. 462. 6 K. [231.]
paromoeon naQo/noioy, Gleiches gegen Gleiches, Charis. 282. 7 ss assimile.
paromologia TtaQOfxoloyla , scheinbares Zugeben, Rutil. Lup. d. fig. senL
1. 19.
paronomasia naqovofjiaaia, Rutil. Lup. d. fig. sent. 4. 4. 3. Charis. 282. 4 ss annomi-
natio. [237.]
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 483
paronychium, paronychia TtaqowxLa, Neidnagel^ Plin. 21. 142 = reduvia.
cf. panaricium. sp. panadizo. [272 A.]
paronymon itaQwwfioVy abgeleitetes Wort mit veränderter Bedeutung, Diom.
324. 8 K. [226 A.]
paropsis TtaQOipig, Servierschüssel, Petr. 34. 2. [43. 176.]
paropter *7raQ07tTriQ, Bratgefäfs, Theod. Prise. 3. 9. [47.]
paroptesis TtaqojtTYjaLg, Braten auf einer Seite, Cael. Aur. chron. 2. 1. 34.
paroptus TtaqoTtTog, einseitig gehraten, Apic. 6. 9. 244.
parotis TtaQojrlg, Geschwür bei den Ohren; Kragstein, Vitr. 98. 6. griech.
b. Gels. acc. pl : -as, [271. 281.]
parrhesia na^^fjaia, Rutil. Lup. d. Og. sent. 2. 48 =3 sermo über,
parrhesiastes na^^rjaiaaxrjg, freimütig redend, Sen. d. ir. 8. 23.
parteeta rtaqa -\- riyiteiv, Seitenlogen im Cirkus , Chronogr. ed. Momms.
p. 647. 4.
partheniacum Ttap^evtaxov, Versmafs, Serg 462. 6 K. [231.]
partheniae TtaqS-evLai, Jungfernkinder, Justin. 3. 4. 7 = spurii.
parthenice TtaQ&eviyLrj, Rebhühnerkraut, parietaria officinalis L.^ Catull. 61.
190 = parthenion. [141.]
parthenicon naq^Bvixov, Flohkraut, Apul. herb. 92 a= pulegium [454 A.]
parthenium naqHvioy, Hebhühnerkraut, parietaria ofGcinalis L., Plin. 24. 476; 22. 43;
»pcrdicium sive parthenium ab nostris herba urceolaris vocatur, ab aliis astercum«.
[444. 449.]
parthenis nuf^^yls, Beifufs, artemisia L., Plin. 25. 73: »artemisia, quae antea -is voca-
batum.
parygrus Ttaqvyqog, ein wenig feucht, Marc. Emp. 36.
pasoeoIUB g)aaxiükog, Geldbeutel, Plaut. Rud. 1314. vgl. phascolon. [15. 221.]
pasoha Ttaaxcc , Osterfest, Tert: d. bapt. 19. it. pasqua. fr. pÄque. celt.
pasc. [321.]
pascbaiis.
pasta Ttaarrj, Teig, Marc. Emp. 1. franz. päie.
pastophori 7taaToq)6qoL, Priesterkollegium, Apul. met. 11. 17. C. I. L. 2.
7468. [318.]
pastophorium 7taaToq>OQelov, kleine Kapelle, Hieron. in Jesai. 22. 15. [318.]
patagium Ttarayelov, breite Borte, Naev. trag. 48. [181.]
patagiarius, Plaut. Aul. 505. Doni inscr. VIII. 78. [203.] patagiatus. pataginare.
pataguB Ttarayog, Krankheitsart, Plaut, fr. b. Macr. saturn. 5. 19. 12. [269.]
patetae Ttatrjtal, Dattelart, Plin. 13. 45. [136 A.]
patheticus TtadTjTcycog, affektvoll, Macrob. sat. 4. 2. 1. it. patetico = coin-
movens.
pathetice.
pafhiouB Tta&Lxog, Unzucht an sich gestattend, Catull. 16. 2. C. I. L. 4. 2360.
[309.]
pathopoeia na^onoita, Erregung der Leidenschaft (rhet.), Jul. Rufln. d. fig. sent. 36.
[288 A.]
pathos Ttad'og, Affekt, Macrob. sat. 4. 6. 1 = morbus. [54. 243.]
patriaroha TtaTQiagxriSj Patriarch, Tert. ad. nat. 2. 12. [320.]
patriarches, Tert. d. cor. 9. patriarchalis, patriarchicus.
31*
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484 Gribchisghb Wöktbk
patricus *7f atQixoc, Varr. 1. 1. 8. 37. 66 «= patrius.
patriota naTQuoTfjg^ Gregor, ep. 8. 37 == patriae amans. [46.]
patrioticus nargitatixo^, Cassiod. var. 14. 4 = patriae amans.
patrisso jcargcdCio, dem Vater nacharten, Plaut. Pseud. 442. (patrizo Consent.
376. 33 K.). [22. 325.]
patronymicum /caTQwvu/^ixov, vom Vater entlehnter Name, DoDat. 373.
23 K. [226.]
pausa Ttavatg. Pause, Plaut. Pers. 878. Grut. 690. 5. [48 A. 212.]
pausarc &= sp. pg. pr. pausar, pausabilis, pausarius, pausatio, repausare, repausatio.
pausum, R6n. Inscr. Afr. 4099.
pausen *7cauaea, Olivenart, Gat. r. r. 6. 7. (posea, pusia).
pausilypon 7tavaiXv7tov, Grabmal, Fabrett. 750 nr. 573.
pectis *ni]XTi^, Beinwell, symphytum officinale Z.., Apul. herb. 59 s= consolida, symphytoo.
pedalion *ni]&aXioy, Blutkraut, Apul. herb. 48 s= proserpinaca.
peganon nr^yayoy, GartenraiUe, ruta graveolens L., Apul. herb. 89 =b ruta. [454 A.]
pegasus Jlrjyaaog, das Musenpferd j Cic. Quinct. 80. [104.]
pegaseius, -eus, -is.
pegma TCtjyfia, Gerüst, Cic. ad. Att. 4.8. 2. [48. 293. 295.]
pegmaris. [295.]
pelagicus neJiaytxos', Col. 8. 47. 44 = marinus.
pelagius neXreyio^^ Pabl. Syr. mim. 4 2 Rb. = marinus.
pelagus /r^layog, Meer, Plaut. Pers. 178. it. pelago. sp. pielago. pg. pego =
mare. [54. 58. 64.. 261.]
pelamys jcrjkafivg, Thunfisch, Varr. sat. Men. 403. franz. pelamyde. [43.
116 A.]
pelecinon /re^eytivov, Sonnenuhrart, Vitr. 233. 20. [252.]
pelecinus Ttekeyclvog, Beilkraut, Psin. 18. 155, [150.]
pelecina.
pelex, paelex 7ralla^^ Kebsweib, Plaut. Merc. 6. 90. lex N. Pompilit b. Paul.
Diac. p. 222. 3. I. R. N. 7017. Gell. 4. 3. 3: »hoc quoque vocabulum
de Graeco flexum«. [69. 309.]
pclicula, pelicatus.
pelicanus 7teXeY.ävog^ Kropf gans, pelecanus onoerotalus L., Hieron. brev. in
psalra. 101. fr. pölican. [110.]
pellion niXXiotf, Kellerhals, Apul. herb. 58 = daphnoides.
pell OS neXXos', Plin. 4 0. 464 «= pullus.
peloris jreXioqig, grofse Gienmuschel, Lucil. 3. 25 M. [116.]
pelta jrelrrj, leichter Schild, Nep. Iphicr. 1.4. [323.]
peltastae Trelraaral, leichte Fufssoldaten, Nep. Iphicr. 1.4. Liv. 28. 5. H.
pemma 7cif.i^La^ Backwerk, Varr. sat. Men. 417. [48. 169.]
peiielops jrr^veXoxp, Eritenart, anas Penelope L,, Plin. 37. 38. acc.pl: -as:
»quas (Mnaseas) -as vocat«. [52. IIO.J
penetica 7C€tvr]Tt7iri, Hungerleiderkur, Cael. b. Cic. fam. 8. 1.5. [37.^
pentachordos jcevvdxoQÖog, fünfsaitig, Mart. Cap. 9. 962.
pentaconta rebus neyxaxoviagx^^i Anführer von 80 Mann, 4. Machab. S. 55 Yulg.
pentadactylus 7t€vvadayivvkog, Fiinffingerkraut, Plin. 32. 147. [119.]
pentadoros 7TBVTa5o)Qog , fünf Querhände enthaltend. Vitr. 39. 6. griech.
39. 2.
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m DER LATEfNfSGHBlf SPRACHE. 485
pentaetericus nByraajrjQixog, Gruter 499.6. C. I. L. 2.4136. Not. Tir. Kopp. p. 287 =
quinquennalis.
pentaeteris nByxaBXTjqig^ Censorin. 48. 3 = quinquennium. [256.]
pentagonium nBytaytayioyf Gromat. vet. p. 348. 27 =s quinquangulum. [253 A.]
pen tagen US nBvtdy<ayoff, Gromat. vet. p. 406. 24 s= quinquangulus. [255 A.]
pentameres jtevra^eQi^gj fünfteilig, Tert. Maur. v. 2578.
Pentameter TtevrdfierQog, Versart, Quint. 9. 4. 98. (pentaraetrus) . [56. 230. j
pentaroyron nByra/avQoy, SaWenart, Orib. Bern. 22. 28.
pentanummus ^nByjttyofjioSf Silbermünze = fünf As, Auct. d. limit. p. 265 = quinarius.
pentapetes nByranBriSy Fünffingerkraut, polentilla L., Plin. 25. 4 09: »quinquefolium Gracci
pentapetes sive pentaphyUon aut chamaezelon vocant«. [4 50.]
pen tapharmacum TtevxacpaqiiayLov, Tracht von fünf Gerichten, Spart, Hei.
5. 4.
pentapbyllon nBytatpvXXoy^ id., Plin. 25. 409, vgl. pentapetes. [450.]
pentapolis nevraTtoXig, Fünf Stadt, Solin. 35.
pentapolitanus, Plin. 5. 34.
pentaptotia TtepraTtQCjrela, Kollegium der fünf Oberen, Cod. Just. 12. 29. 2.
[312.]
pentaptotos TcevtaTtrioTog, mit fünf Kasus, Prise. 5. 76. Consent. 351. 22 =
forma quinaria.
pentas nByjas, Fünfzahl, Mart. Gap. 7. 735. [27. 266.]
pentasemus itevraarj^og, fünfzeitig, Diom. 506. 5 = senarius.
pentaspaston TttyraOTtaarov, Flaschensug, Vitr. 246. 26. [258.]
pentasphaerum nByracipttiQoy , Spexereiart, Marcian. dig. 39. 4. 46. 7 = maloba-
tbrum.
pentas tichos Ttevraarixog, mit fünf Säulenreihen , Treb. Poll. Call. 18.5.
pentasyllahos itBVTaavXXaßog, fünf silbig, Mall. Theod. d. metr. 2.
pentateuchus Ttevrdrevxog, fünf Bücher läosis, Tert. adv. IMarc. 1. 10.
pentathlum nivrad'lov, Fünfkampfs Paul. Diac. p. 221. 3 = quinquertiuin.
[296 A.]
pentathlus niyrad^Xos , Sieger im Fünfkampf, Plin. 34. 57 s== quinquertio. |(plastisches
Werk). [277.]
pentatomon nByxaiofjioy^ Fünffingerkraut, potenlilla L., Apul. herb. 2 = pentapetes.
penteeoste TtevrrjKoaTi^, Pfingsten, Tert. d. idol. 14. fr. penlecöte. d. Pfingsten.
[324.]
pentecostalis.
penterls nByiijQTig, Auct. b. Afr. 62. 5 = quinqucreinis. [242 A.]
pen tethronicus *nBvxB&qoyiii6g , fünfthranig, Plaut. Poen, 2.25.342 zweifelh. [8(i.]
penthe in i mores, (is) /lepd^tjf^uf^UQrjg, Verseinschnitt, Diom. 497. 8 K. = so-
miquinaria. [230 A.]
penthemimericus.
pentorobon nByroQoßoy, Pfingstrose, Plin. 25. 29: »pacoiiia, quam quidam -on appellant«.
[450.;
peplis 7tB7tXlg, Wolfsmilchsart, euphorbia peplis L. , Plin. 20. 210: »est et
porcillaca, quam -in vocant«. [148.]
peplium 7t€7rkiov, Wolfsmilchsari, euphorbia esula L., Cael. Aur. acut. 2.
19. 115.
peplum Ttinkov, Gewand, Plaut. Iderc. prol. 67. [181 .]
pepluB ninlog, id., IManil. 5. 393. [181.]
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486 Griechische Wörter
pepo Tcirttjv^ Pfehe^ cucumis melo Z.., Plin. 19. 65. Ed. Dio. 6. 32. it. pepone
afr. pepon. [27. 53. U3.]
pepticus TtETtTL'Kog^ zur Verdauung dienlich^ Plin, 20. 201: »quas vocant
-ascc. [272.]
pera Ttfiqa^ Ranzen, Phaedr. 4. 9. C. I. L. 4. 2416. [221.]
penila, Plaut. Truc. 2. 6. 54. peratim.
perca /r^pziy, Barsch^ perca L., Ovid. hal. 112. d. Barsch, fr. perche. [H9.
percnopterus TreQKPOTtreQog, Bergstorch (I) [Aasgeiei^^ vultur percnopterus
L.), Plin. 10. 8 = oripelargus (!). [110.]
percnus neQxyo^, Adlerart, Plin. 40. 7: »morphnos, quam Homerus et percnom vocak
[HO.]
perdicium TtegdUiov, Rebhühnerkraut y parietaria officinalis Z. , Plin. 22.
41 = aste reu m od. urceolaris herba. cf. leucanthes. [149.]
perdix TtiQäi^j Rebhuhn, perdix cinerea Briss. , Varr. b. Non. 3. 163. Ed.
Dio. 4. 24. acc. pl: -as. frz. perdrix. [30. 50. 109.]
perdicalis.
pergamena TteQya^tjvog , Pergament, Not. Bern. 38. 4. Ed. Dio. 7 38. fr,
parchemin. [232.]
periagium von Tcegiayco, Walze, De idiom. cas. et gen. 584. 20 K. := scutula.
periambus TtsQiafißog, Versfufs, Quint. 9. 4. 80 = pyrrhichius.
periboetos nsQißorjtog, berühmt, Plin. 34. 69: »Satyrum, quem Graeci periboeton cogno-
minant«. (Skulplurwerk. ) [277.]
peribolus neQißoXo^, Korridor, Ezech. 42. 7 Vulg. griech. b. Vitr. [59.]
pericarpum nBqlvLaqitov, Zwiebelgewächs, Plin. 25. 131.
perichristarium von nB^ix^itnos , Augensalbe, Marc. Emp. 8.
perichyte TteqixvTri, Gladiator enkampfart, Cod. Just. 3. 43. 3.
periclymenos TteQiyclvfievog, Geifsblatt, Lonicera caprifoHum L., Plin. 27.
120. it. periclimeno. [150.]
pericope nBQixonri, Abschnitt, Hieron. Joel. 2.
periegcticus nBQiijyetixo^, Reisebeschreiber, Lact, ad Stat. Theb. 3. 479.
periectica TiegiexTixa, Diom. 322. 26 K. = ju^aa, verba media [226 A.
periegcticus TteQirjyrjTtxog, Reisebeschreiber, Lact, ad Stat. Theb. 3, 479.
periestigmene (diple) TceQuatiyfiivrj {öcTtlfj), kritisches Zeichen, Graiuni.
lat. VII. 535. 16. [226.]
perileptica TteQtltjTtrixd, Diom. 322. 24 K. = coUectiva. [226 A.]
perileucos TteQl^evxog, Edelsteinart, Plin. 37. 180.
perimachia nsQi/aaxia, Angriff, Sidon. ep. 4.7 = impetus.
perimetros TCBQlf^ietQog, Umkreis, Vitr. 116.27. [256 A.j
perineos TteQiveog, Damm (med.), Cael. Aur. chron. 5. 3. 59: »circa veretri
initium, quod Graeci perineon vocant«.
periodeuta nBqio^Bvxrjg, Aufseher, Cod. Just. 4. 8. 42.
periodicus 7ttQLoStY,6g, zeitweilig, Plin. 20. 15: »febres, quas Graeci -as
vocanta.
periodus Tteglodog, Quint. 9. 4. 14=ambitus verborum. [59. 67. 236.
periosteon Ttegioareov, Knochenhaut, Cael. Aur. chron. 5. 1. 5.
peripatetici TteQutaTtjTixol, Peripatetiker, Varr. r. r. 1. 1. 8. Cic. Acad. 1. *•
18. [242.]
peripetasma TtegcTtirao^a, Teppich, Cic. Verr. 4. 12. 27. [49. 177. 204.]
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IN DER LATEINISCHEN SPAAGHE. 487
peripheres 7teQiq)eQrigj Marl. Cap. 9. 958 = circumstans.
peripheria 7tBQi(piqeta^ Marl. Cap, 8. 827 = linea circumcurrens. [256 A.]
peripboretos neqifpoqrjjogy Plin. 34.56: »Artemon, qui -os appellalus est«, (plastisches
Werk.) [277.]
periphrasis 7t€Qlq)Qaaigy Suet. gram. 4. Quint. 8. 3. 53 = circumlocutio,
circuitus eloquendi, circumscriptio. [48. 237.]
p er i plus nBqinXovg^ Beschreibung der befahrenen Küsten, Plin. 7. 155.
peripneumonia, peripleumonia TteQmvevfiovla, Lungensucht, Cael. Aur.
acut. 2. 25. UO.
peripneumonicus TteQifcvevf^wvixog , lungensüchtig ^ Plin. 20. 476. (peri-
pleumonicus] . [270.]
peripneumoniacus, Theod. Prise. 2. 4.
peripodion negmo^ioy, langes Gewand^ Acron. ad Hör. sat. 4. 2. 99.
peripsema negltf/T^/aa, Unflat, Tert. d. public. 44. C. I. L. '5. 4500 = sordcs. [48.]
peripteros TteqlTtTeQog^ ringshei^m geflügelt, Vitr. 68. 26. [282.]
periBcelis TteqtayLeUg^ Kniespangey Hör. ep. \. il, 56 = genuale. [189.]
periscelium TteQtoxihov, id., Tert. d. cult. fem. 2. 13.
perispomenon 7t£Qia7td)[.ievov, Perispomenon, Macrob. d. difT. 4. 1.
perissochoregia nBQiaöoxoqrjyia, Geschenk obendrein, Cod. Theod. 4 4. 26. 2.
perissologia nBQiaaoXoyia, überflüssige Wortfülle, Charis. 274. 8 K. [237.]
perisson nsQiaaoy, Nachtschattenart, Plin. 24. 4 79 i= strychnos, vgl. neuras. [4 49.]
peristasis ne^iütaaif, Gegenstand der Rede, Petr. 48.4. griech. b. Sen. = thema. [48.]
peristereos TteQiaTiqeiog, Eisenkraut, verbena officinalis L., Plin. 25. 126:
»-0S vocatur« = peristereon, TteQtareQsupv. [149.]
perifltroma TteqLaTQwna, Teppich, Plaut. Stich. 378. [48. 49. 177. 204.]
peristrophe TteQiatQoq)!^, Umdrehung des Arguments, JMart. Cap. 5. 563.
peristylium TceQiaTvhov, Peristyl, Vitr. 14. 9. 6. [196.]
peristylum TtSQlarvlov, id., Varr. r. r. 3. 5. 1. [196.]
peritonaeum TteQiropawp, Bauchfell, Cael. Aur. acut. 3. 17. 142. griech.
b. Cels. [55.]
peritretos TteQlrQrjTog, ringsherum durchbohrt, Vitr. 266. 11. griech. 269. 23.
perixyomenos nBQi^vo/asyoff, der sich Abreibende, Plin. 34. 86. (Statue.) [277.]
perizoma nBQiCoifjia, Gürtel, Hieron. in Zach. 3 ad 44. 4 4 s zona. [49.]
persea TteQoia, ägyptischer Baum, Plin. 15. 45. [146. 207. J
persephonium nBQ<TB(p6ytoy, milder Mohn, Apul. herb. 53 =s papaver silvaticum. [454 A.]
persioum Tteqaimv, Pfirsich, amygdalus persica L., Plin. 15. 11. 12. C. 1.
L. 4. 2319. 2562. [127 A. 139.]
persicus, Col. 5. 40. 20. it. persica, pesca, fr. pdche.
persites TteQalrrjg, Wolfsmilchsart, Apul. herb. 108. [47. 151 A.]
pesBuluB TtaoaaXog, Riegel, Plaut. Truc. 2. 3. 30. [32. 62. 63. 85. 197.]
pessum Tteaaov, Mutterzäpfchen, Apul. herb. 121. pessulum Cael. Aur. acut.
3. 18. 184.
pessus Tteaaog, id., Plin. Val. 1. 4. extr. griech. b. Cels.
petalum TtiraXov, Blech, Isid. orig. 19. 21. fr. po^le. [61.]
petaminarius von Tcerafievog , Äquilibrist, Jul. Firm. math. 8. 15. [203.
301.]
petaso Ttetaacüv, Vorder Schinken, Martial. 3. 77. 6. Ed. Dio. 4. 8. [169 A.]
petasio, Varr. r. r. 2. 4. 4 0. petasunculus.
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488 Grieghisghb Wörter
petasuB Ttiraaog, Reisehut, Plaut. Pseud. 735. [29. 64. 185.]
petasatus, petasunculus.
petauristes, TteravQiGTi^g, Äquilibrist, Varr. b. Non. 56. 30. [46. 304.]
petaurista, Ael. Stil. b. Fest. p. 206 M. petauristarius. [203.]
petaiirum Ttiravqov, Maschine der Äquilibristen, Lucil. ine. 100 M. [301.]
petra jtixqa, Fels, Plaut. Bacch. 23. Beda 282. 29 K: »petra et graeeum et
latinum nomen est«, fr. pierre. [8. 27. 261.]
petrensis, petreus, petro, petrosus, petronius, petrarius.
petrabulum TterQoßokov, Not. Tir. p. 179 Gnit. = ballista, aries.
petraeus Tcergalog, auf Felsen wachsend (Kohlart), Plin. 20. 92. [55.]
petrinus nitQiyo^, Tert. adv. Marc. 3. 46 = saxeus.
petroselinum TceTQoaihvov, Petersilie, apium petroselinum L., PHd. 20. H8:
»-on quidam appeilanta. it. petroseiino. sp. perexiJ. fr. persil. d. Peter-
silie. [150.]
petrotos Trer^oiToV, versteinert^ Plin. 36. 4 95: »calices, quos appellabant -os«.
peuce Tcevxrj, Pechfichte; Weintraubenart, Plin. 11. 118. [172.]
peucedanum Ttevuidavov, Saufenchel, peucedanum officinale L. , Gels. 5.
18. 29. it. peucedano = pinasteilus.
peucedanos. [4 42.]
peumene *7tev/^ievr], Silberschaum, Plin. 33. 108: »quidam duo faciunt genera
spumae, quae vocant scirerytida et peumenena. [151.]
pezicae Tte^ixal, Pilzart, Plin. 19. 38: »fungi Graecis dicti -ae«. [150.]
phaeeasium (paiycaawv, Schuhart, Sen. ben. 7. 21. 1. [187.]
phaecasia, Petr. 67. 4. phaecasiatus.
phaenomenon (paiyo/aeyoy, Erscheinung, Theod. Prise. 2. 7.
phaenon q)aLvo)V, Planet Saturn, Apul. d. inund. 2. griech. b. Cic.
phagedaena (paylöaiva, Ueifshunger, Plin. 26. 110. cf. bulimus. [33. 271.]
phagedaenicus (payedatpiytog, fressend, Plin. 24. 9.
phager qxxyqog, Fischart, Ovid. hal. 107. [56. 119.]
phago qxiycjv, Fresser, Varr. sat. Men. 529 = edo. [301.]
phalacrocorax q)ala}tQ0K6Qa^, Plin. 10, 133 = corvus aquaticus. [110. j
phalaecium q)aXai}itov, Versmafs, Diom. 509. 11 K.
phalanga q>alayyrj, Walze, Caes. b. c. 2. 10. 7. Plin. 7. 200: »fustibus, quos
vocant -astf.
phalangarius, Vitr. 254. 22. Fabretti 40. 50. Orell. Henz. 5089. [203. 309.)
phalangitae (falayylTai, Soldaten von der Phalanx, Liv. 37. 40. 1.
phalangitis (pakayylTig, Spinnenkraut, anthericum liliastrum L. , Plin. 27.
124: )>-is a quibusdam phalangion vocatur, ab aliis leucanthemuni; vel,
ut in quibusdam exemplaribus invenio, leucacantba«. [150.]
phalangium (paXayytov, giftige Spinnenart; Spinnenkraut, anthericum lilia-
strum L., Geis. 5. 27. 9. Plin. 27. 124. [150.J
phalangius.
phalanx q>alaySy Schlachtordnung, Caes. b. g. 1. 24. 5. [51. 323 Ä.]
phalangarius, Lnmprid. Alex. Sev. 50. 5.
phalerae qxiXaqa, Stirn- und Bnistschmuck, Cic. Verr. 2. 4. 12. Pub. Syr.
12 Rb. C. I. L. 1. 624. [62. 217. 325.]
phalerare, phaleralus Ter. Phorm. 500.
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IN DER LATEINISCHEN SpEAGHB. 489
phaleris q)alr]Qls, Wasserhuhn, fulica L. ; Kanariengras (phalaris Canarien-
sis L?), Varr. r. r. 3. H. Plin. 27. 126. [WO. 450.]
phallicus qfalltiiog, phallisch^ Serg. 463. 20 K. [231.]
Phallus q)alk6gy Figur eines männlichen Gliedes^ Arnob. 5. 28. vgl. phallo-
vitrobulus.
pbanerosis (payiQotai^f Öffnung, Tert. adv. haer. 30.
phanlasia q)avTaala, Einfall (Schimpfwort), Petr. 38 extr. = ingenium,
cogitaiio. fr. fantaisie.
Phantasma q)dvTaa^a, Plin. ep. 7. 27. 1. fr. fantöme. it. fantasima =
Visum; imago.
phantasmari, phantasroaticus.
phantasticus q)avTaam6s, phantastisch, Fulg. myth. 3. 10. p. 132.
phaos (paoff, Placid. ed. Mai 473: »iuvenale phaos« s= lumen.
pharanitis (paqavlTig^ Amethystart, Plin. 37. 122: »sapenos: eadeui phara-
nitis in contcrmino Arabiae genlis nomine«. [43.]
pharetra (paqirqa, Köcher^ Liv. Andron. b. Ter. Maur. 1937. it. faretra.
[68. 252. 323 A.]
pharetratus, phareiriger.
pharetrazonium (paQSTQaCiopiov , Köchergürtel , Not. Tir. Kopp. p. 278.
Grut. 126.
pharicon (pagmov, Giftart^ Scribon. 195.
pharmaceuticus q)aQfiaii€VTiyc6g, zu den Arzneimitteln gehörig^ Cael. Aur.
chron. 5. 10. 126.
pharmaceutria q>aQfiaiievTgiaj Zauberin^ Serv. Verg. g. 8. 21. [47.]
pharmaoopola q)aQfiaxo7C(ülrig , Quacksalber ^ Cat. or. p. 58. 3. C. 1. L. 5.
4489. [267.]
pbarmacus (paquanog^ Zauberer^ Petr. 107. 15.
pbarnacion (paqva%etov, Panaceenart, Plin. 25.33: vgl. centaurion.
pharnuprium *(pa^vov7CQiov, Feigenweinart, Plin. 14. 102: »sycites, quem alii
-um, alii trochin vocant«.
pbarus q>aqog, Leuchtturm, Cod. Theod. 14. 9. 3. [67. 215.]
pbascolon (paaxioXov^ Ranzen, Paul. Diac. p. 223. 1 : »phascola appellant
Graeci, quas vulgus peras vocat«. vgl. pasceolus.
phaBelus qxxarjlog, Zwergbohne phaseolus nanus L. ; Fahrzeug, Verg. g. 1.
227. Sisenn. b. Non. p. 534. it. fagiolo. [29. 141. 212.]
phaselaria, phaseolus.
phasganion (patfyayioy, Schwertel , gladiolus communis L., Plin. i5. 437 = gladiolus,
vgl. xiphion. [150.]
phasianus (paaiavog, Fasan, phasianus colchicus L., Suet. Vit. 13. fr. faisan.
[109.]
phasiana, Plin. 40. 132. Ed. Dio. k. 19. phasianarius. [203.] pbasianinus.
phasiolos q>aalokog, Pflanzenart, isopynim aquilegoides L. oder fumaria
capreolata od. corydalis claviculata Pers. , Plin. 27. 94 : »isopyron aliqui
-on vocant«. [149.]
phasis fpaaiff Chalcid. p. 289 == tuitio.
phatne qxxrvr], Krippe (astr.), Cic. fr. 6. Prise. 11. 105. 9 K. [41.]
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490 Gribchisghb Wörter
phaulius (pttvXiog, Plin. 15. 15. Macr. sat. 9. 46. 6 oiiva s regia. (PÜd. al. 1. babbios,
bambius.) [433 A.]
pheleta *g)ijXfjTyc, Senec. ep. 51. Paul. Diac. 204. 7: »Graeci enim fures philetas vocaoU.
phellandrion q>ellavdQiop, Pßanzenarl, Plin. 27. 126. [150.]
phellos q)ell6g, Korkeiche, Hohlscheibe der Wasseruhr, Vitr. 238. 4.
phengites q)eyyiTr]g, Glimmer, Plin. 36. 163. [47. 159.]
pheos y^cog, Stachelpflanze, Plin. 21. 91 = stoebe. [150.]
pherecratium q)€Q£}iQdT€iov, Versmafs, Serg. 465. 7 K. [231.]
pherecrateus, Diom. 520. 2 K. [230.]
pherombros *q>iQOf^ßQo^f Äpul. herb. 113 b cucumis silvaticus.
phetrium (pQ^Qioy, Versammlungsort einer Genossenschaft, Orell. 3787.
pheugydros (pevyv&Qog, Cael. Aur. acut. 3. 9. 98 =s hydrophobus.
pheuxaspidlon, Apul. herb. 57 k polion. [151 A.J
phiala (pcalri, Schale, Plin. 33. 12. 55. C. I. L. 3. 4806. 5. 8242. il. fiala.
cell, fiel, ffiol. [61. 175.]
philanthropium *(piXay^Qionioyf Ulp. dig. 50. 14. 2 «s donum.
philanthropos (piXay&Qtanoff , Klebekraut, galiuiu aparine L., Plin. 27. 32 s aparine.
[148.]
philargicus (piXa^ytrXog, die ruhige Betrachtung liebend^ Fulg. myth. 2. 1.
philargyria fpiXaqyvqia, Geldgier, Isid. reg. monacli. 83 es avaritia, pecuniae aviditas.
philargyrus q>iXttqyvqogf geldgierig, Gass. Coen. Inst. 2. 11 s= avanis, pecuniae avidus.
philema q>iXf]fjia^ ^^fs, Luc. 4. 1161 = osculum, suavium. [321.]
philetaeria (piXBxaiqioy, griechischer Baldrian, Plin. 25. 64; »polemoniam alii -am appel-
laut, Cappadoces autem chiliodynamum«. [150.]
philippeus von OlXiTtTtog, Philippsdor, Plaut. Trin. 1158. [220 A.]
philitia q)iXlTi.a, la^cedämonische Mahlzeiten, Cic. Tusc. 5. 34. 98.
philocalia (piXoxaXia, Liebe zum Schönen, August, adv. Acad. 2. 2.
philocalus (ptXoxaXog, zierlich, Pelag. vet. praef. p. 14.
philochares (piXo^a^is, Andorn, marrubium vulgare £., Plin. 20. 241 &= marabium, c(.
linostrophon. [149.]
philograecus q)il6'yQacyiog, Griechenfreund, Varr. r. r. 3. 10. 1.
philologia cptloloyla, Beschäftigung mit der Litteratur, Cic. ad. Alt. 2. 17. <.
[226.]
phüologuB (pdoloyog, Gelehrter, Cic. ad. AU. 13. 12. [226.]
philologa, Enn. b. Fest. p. 241. 23.
philomela q)cXofirjla, Verg. g. 4. 511. it. filomena = luscinia. [HO.j
philopaes (piXonaig, Andorn, marrubium vulgare I., Plin. 20. 241 «= marrubium, cf.
linostrophon. [149.]
philopygista *(piXonvyi(n^£, Schol. Juven. 9. 1 &= paedico.
philosarca gnXoffaqxog, Liebhaber des Fleisches, Hieron. ep. 61.
philosophia <ptXooo(pla, Philosophie, Cass. Hem. b. Plin. 13. 84. Inschrifll.
cf. Senec. ep. 89. celt. felsube. [8. 12. 241.]
philosophicus *g)tloao(ptK6g, philosophisch, Sidon. ep. 4. 1. [86.]
phiiosophice.
philosophumenos tpiXotfofpovfXByos, id., Senec. contr. 1. 3. 8.
phüosophus q>d6ao(pog, Philosoph, Plaut. Rud. 986. C. I. L. 3. 302. 5. 8H6.
[242.]
philosophe, philosophari. [240.] philosophaster.
philostorgus (piXotnoQyog, zärtlich liebend, Front, ep. ad. amic. 1.6.
pbilotechnus fpiXotBx^os, kunstliebend, Vitr. 132. 27.
philtrodotes fpiXiQodotTjg, Milzkraut, Apul. herb. 56 es splenium.
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IN DBR LATBINISCHEN SpKAGHB. 491
philtrum q)LXTQov^ Liebestrani, Ovid. a. a. 2. 106. Laev. fr. 40 M. = ama-
torium.
philus fplXoi^, Pelr. 110 = amicus.
philyra (pikvqay Lindenbast^ Ilor. cariu. \, 38. 2.
philyrinus q)tXvQivog^ aus Lindenbast^ Serv. ad. Verg. g. 3. 93.
phimus q>ii^i6gj Würfelbecher^ Hör. sat. 2. 7. 47 = fritillus. [300 A.]
phlebotomia q>XeßoTo^iLa^ Adet'lafs, Gael. Aur. acut. 2. 48. 404. [272.]
phlebotomice q)XeßoTO^L'Kri^ Aderlafskimst, Cael. Aur. acut. 4. 3. 39.
Phlebotomus q)lۧov6(iog, Lanzette, Cael. Aur. acut. 2. 49. 424. d. Fliete =
scalpellus. [272.]
phlebotomare = venam incidere, secare.
phlegma (pkiyfia, Schleim, Pall. 8. 6. 2. it. flemma.
phlegmaticus (fley^iarixog, schleimig, Theod. Prise. 4. 2.
Phlegmone (pleyfiovi^j Blutstockung, Plin, 20. 24. cf. ilemina, -um.
phloginos (pkoycvos, Edelsteinart , Plin. 37. 479: »-os quam et chrysilim
vocant«.
phlogites (pXoyiTrjg, id., Solin. 37.23 = phlogitis. [47.]
phiogitis (ploylTig, id., Plin. 37. 489. [43.]
phlomis fpXofjLig^ Wollkraut, verbascum I., Plin. 25. 121 = verbascum, vgl. pbloinos.
[150.]
p biomo s (pXofjiog, id., Plin. 25. 120: »verbascum Graeci -on vocant«. [150.]
phlox q>l6^, Blumenart, dianthus Z. (?), Plin. 24.64: »flos, qui Graece
phlox vocatur«. [450.]
pboba fpoßrj, Kolben vom Mais, Plin. 18. 55.
phobodipsos <foß6^i%pof, Cael. Aur. acut. 3. 9.98 «» bydropbobia.
phoca qxifKrj, Robbe, phoca vitulina L., Verg. g. 4. 395. Plin. 9. 49: »vituli
marini, quos vocant phocas«. [4 42.]
pboce.
phocis *q)wiilg, Birnbaumart, Plin. 47, 237. acc. s: -a.
phoenice (poiyi^, Mäusegerste, Plin. 22. 135: »berba -e appellata Graecis, nostris vero
hordeum murinum«. [150.]
phoeniciarchia q)oipiiiLaQx^^i Oberpriestei^aml in Phönicien, Cod. Just. 5.
27. 4.
phoenicias (pocvtulag, Südsüdostwind, Plin. 2. 420.
phoenicites q)oiviyLlTr]g, Dattelwein, Theod. Prise. 2. 48. [47.]
phoenicitis cpotviyuTLg, Edelsteinart, Plin. 37. 480. [43. 463 A.[
pbocnicius fpoiyixovg, Plin. 21. 16t = puniceus.
pboenicialus.
phoenicobalanus q)oivcyioßdlavog, reife Palmenfrucht, Plin. 42. 403: »-us
vocatur«.
phoenicopterus q)oivcyi6/CTeQog, Flamingo, phoenicoplerus ruber L., Gels.
2. 48. [409.]
phoenicurus g)ocvUovQog, Rotschwanz, Plin. 40.86. [4 40 A.]
phoenix q>olvi^, Palme, phoenix dactylifera L.; Vogel Phönix (phasianus
pictus I.?), Plin. 29. 56. Älanil. b. Plin. 40. 4. [50. 440.]
pboenicinus. pboenicatus.
phona80U8 gxovaaxog, Deklamationslehrer, Varr. fr. b. Non. 2. 826. [289.]
phonema (ptoyrjfjia, Ausspruch, Front, d. eloqu. p. 136.
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492 Grhkhisghb Wörter
p ho DOS cpovog, Blutkraut, Plin. S1. 95 = atraciylis: »qua de causa phoDos
vocatur a quibusdamv.
phormio (poQ^loVj Binsenmattey cf. formio.
phosphorus qxaatpogof, Morgenstern^ Marl. 8. 24. 1.
phragmiles fpQayfilTrjgj Schilf röhr, arundo phragmites L., Plin. 32. U1.
phrasis (pqaatg, Sen. conti*. 3 praef. 2 p. 198 Bip. = elocutio.
phratria (pqaTqla, Fratrie, Lokal der Pratrie, I. R. N. 2454 (phetria =
(pqrirqLa), 6828.
phrenesis q)Qivr]acg, Wahnsinn, Gels. 3. 18. fr. frön6sie. = dementia.
phreneticus, phreneticus (pQevrjTcuog, wahnsinnig, Cic. div. 1.38. engl.
frenetic, frentic. [269.]
phrenion (pqiviov^ Windröschen, Plin. 24. 164 bb anemone. [447.]
phrenitis (pgevirtg, Walinsiiin, Gels. 3. 18 in. engl, frenzy.
phrenitizo <pQevtvlC(o, wahnsinnig sein, Gael. Aur. acut. 1. praef. 10. [24.]
phronesis fpqovrjuis, Marl. Cap. 1. 17 = mens, prudentia.
phryganion *g>Qvyavtov , unbekanntes Tier , Fl in . 30 . 1 03 : »neque Chrj -
sippus ipse descripsit, nee nos invenimus, qui novissel«.
phrygio (frygio), 0qv^, Goldsticker, Plaut. Men. 426. Reines inscr. XI. 108.
[204.]
phrygionius.
phrynichium q>qwixLOVy Versmafs, Serg. 461. 31. [231.]
phrynion (pqvyioy , Traganth astragalus tragacantha L, , Plin. 97. 4t3: »poterion aut ut
alii vocant -ion vel neuras«. [4 50.]
phrynus tpQvvog, Plin. 82. 50: »-us Graeci vocant ranas«.
phthir q)d'elQ, Seefisch, Plin. 32. 150 = pediculus (marinus). [120.]
phtiriasis q)^eiQlaaig, Läusesucht, Plin. 20. 53. [271.]
phtirophoros cp&etQocpoQog , Fichtenart, pinus orientalis L., Plin. 16.49:
»propter quod Graeci -on eam appellant.«
phthisicus ipd-iatyLog, schwindsüchtig, Vilr. 60. 21. fr. phthisic.
phthisis (pMaig, Schwindsucht, Gels. 3. 22. Vitr. 24. 15 = tabes. [270.]
phthisisco.
phthoe (p&oTjy Schwindsucht, Cael. Aur. chron. 2. 4 4. 4 96 == phthisis.
phthongus (pi^oyyog^ Plin. 2. 84 s= sonus. griech. b. Vitr.
phthorius (pO^ogio^, vernichtend, Plin. 44. 440: »quod vinuni -um vocalun«. [472 A.j
phu (pov, Baldrianart, Valeriana Dioscoridis Sibth., Scribon. 176.
phy (fif, ei! Ter. Ad. 412. [310.]
phycis ipvyiLg, Neunauge^ petromyzou fluviatilis L., Plin. 9.81. [120,]
phycitis (pvyClrig, Edelsteinart, Plin. 37. 180. [43.]
phy cos (pvxos, Seetang; Orseille , liehen roccella L,, Plin. 4 3.435: »non habet lingua
Latina nomcn , quod Graeci vocant phycos«; 26. 4 03: »-os thalnssion id est fucus
marinus«. [4 50.] cf. fucus.
phylaca (pvXaxij, Plaut. Capt. 754 = custodia. [340 A.]
phylacista ^vXaxiaTi^s% Kerkermeister, Plaut. Aul. 54 8.
phylacteriunr q)ifla}tttiQLor, Amulett, Marc. Emp. 8 = amuletum. [47.'
ph^larchus (pvlctqxog, Stammfürst, Gic. ad fam. 15. 1.2. [312. j
phyle (ptdri, Phyle, G. I. L. 3.6065.
phyllanthes (pvUav&ig, Pflanzenart, Plin. 21.99. [150.]
phyllis g)vXXiff, Mandelbaum, Pall. d. ins. 64 b= amygdalus. [454 A.)
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IN DBR LATBINISCBBN SPRACHE. 493
phyllon (pvXXoy, Spinnenkraut, anthericum liliastrum L., Plin. 92.40: «leucacanthara
alii phyllon, alii ischiada» alii polygonaton appellanU. [U9. 4 50.]
phyma q)v^a, Eitergeschwulst des Zellgewebes^ Gels. 5. 28. 9. [48. 271.]
phynon *(pvvov^ Augensalbe, Gels. 6. 6. 20. [271 A.]
phyrama <pvQafia, Harzart, Plin. 42. 107: »quod -a appellanl«. [48.]
physema q>varifia, leere Perle, Plin. 9. 108: »quae vocant -ata«. [48.]
physeter cpvarjvi^Q, Spritzwal, physeter macrocephalus L., Plin. 9. 8. [47.
114. 120.]
phyaioa (pvomri, Naturlehre, Gic. Ac. 1. 7. 25. C. 1. L. 4. 1520. [241 A.
242. 258.]
physicus q)vaix6g, physisch, Gaec. fab. pall. 258 Rb.
physice.
physiognomicus (pvawyviuiiiyLog, physiognomisch , Fulg. contin. Verg.
p. 139 M.
physiognomon (puatoyriüfiiov, Naturkenner, Gic. fat. 5, 10. [242.]
physiologia q)vaioloyla, Naturkunde, Gic. d. nat. d. 1. 8. 20 = naturae
ratio. [242.]
physiologicus q)uaioXoytii6g, physiologisch, Tert. ad nat. 2. 4.
physiologice.
physioiogumena (pvaioXoyovf*8ya, physikalische Untersuchungen, Fulg. myth. 3. 7. [243 A.]
physiologus (fvawkoyog, Naturforscher, Fult;. niyth. 2. 16.
pliysis (pvat^, Natur; Naturspiel, Plin. 37. 195. [48. 258.]
phyteuina (pvrevfia, Kreuzwurz , senecio vulgaris L., Plin,. 27. 125: »-a
phyllon a Graecis vocalura. [48. 150.]
picris TtixQig, Bittersalat, Plin. 21. 105: »quae -is nominatur«. [150.]
picridiac.
pina Ttlva, itLvva, Steckmuschel, Gic. fin. 3. 19. 63. [116.]
pinacotheca ytivayLo^rjiiT], Bildersaal, Varr. r. r. 1. 2. Orell. 2417. [196.]
pinax jtlva^y Gemälde auf hölzerner Tafel, Tert. adv. baer. 39. griech. b.
Vitr. [50.] ^
pincerna Ttlpo) + xcQvdio , Mundschenk, Pseud. Asc. ad Gic. 11 Verr. 1.
26. 67. Orell. 2881. [85. 309.]
pindaricum Ttt^vöagiKov, Versmafs, Serg. 462. 8 K. [231.]
pinophylax TtivocpvXa^, Krebsart, cancer Bernhardus L., Plin. 9. 142:
»quem pinoterein vocant, alii pinopbylaeema = pinoteres. [120.]
pinoteres Tttvori^Qrjg, id., Gic. fin. 3. 19.63. [116. 120.]
pionia *7ttopla, Steinart, Plin. 37. 105: »quas -as vocant a pinguitudine«.
Piper TtiTtBqi, Pfeffer, Hör. sat. 2. 8. 49. it. peper, ags. pipor, d. Pfeffer,
celt. pebreid (piperosus). [54. 65. 66. 142. 172.]
piperacius, piperatarios, pipcratorium, piperatus, piperinus.
piperitis TtuceqlTig, Pfefferkraut, capsicum annuum L., Plin. 19. 187:
»quam et siliquastrum appellavimus«. [150.]
pirata TteLQavrig, Seeräuber, Gic. Rose. Am. 50. [46. 309.]
piraterium jceiQaTrjQiov, Seeräuber schar. Genes. 49. 19Vulg.
piraticuB TreiQariyiog, seeräuberisch, Gic. Verr. 2. 5. 28.
piratice.
pissasphaltos niaaan^aXtog, Judenpech, Plin. 24. 41; 35. 178: »quao oDOinla Graeci -on
appellant« es bitumen. [155 A.]
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494 Griechische Wörter
pisselaeon Ttcaaikaiop, Öl aus Cedernpechj Plin. 24. 49. [192.]
pissinus Tvlaaivog, aus Pech, Plin. 45. 31 : »quod pissinum appellanU =
piceus. [63. 192.]
pissoceros TttaaoxrjQog, Pechwachs (der Bienen), Plin. 17. 16. [123.]
pistacia Tttaranrj , Pistazienbaum, pistacia vera L., Pall. 3. 25. 33. it. pi-
stacchio. [66. 127 A. 139.]
pistacium Ttcaraxiov, Pistazie, Plin. 13. 51. Ed. Dio. 6. 55.
pistana, If eilkraut, Plin. 21. 111: »idem -am dicit a Graecis vocari, quam
inter ulvas sagittam appellamus«. Dafür lese ich oislos [o'iaTog], [150.]
p i s t i c u s niatixoff, unverfälscht, Joann. i 2. 3 Vulg.
pistrix siehe pristis.
pithanologia ni&ayoXoyia, Vorbringen von Gründen, um su überzeugen, Interpr. Iren.
2. U. 8.
pilhecium TTid^j^ytioVy Affe, Plaut. Mil. gl. 989. [51.]
pithecus TtLSnqyLog, id., Not. Tir. p. 176 Grut.
pitheus TTLd-evg, Kometenart, Plin. 2. 90.
pithus TtLd-og, id,, Apul. d. mund. 16 extr.
pithias Tti&lag, id,, (al. 1. pithitae.) Sen. n. qu. 1. 14. 1. [248.]
pittaoitun TCiTTayuov, Etikette, Laber. mim. 61 Rb. Gels. 3. 10. 2. it. pe-
tecehie, sp. petequias, fr. p^tächies. [173. 271 A.]
pittaciarium, loser. lex metall. Vipsac. II. 1. 50. pictaciolum = pitlaciolum, Hier.
Aldh. laud. virg. 49.
pituinus Tttxv'ivog, von Fichten, Scribon. 202. (pityinus.) [63.]
pitydion TttTväcop, Fichtenzapfen, Plin. 15. 36: »-ia vocant«.
pityo campe TtiTvondfiTtrj , Fichtenraupe, phalaena bombyx pityocampa L,
Plin. 23. 62. — a Dig. 48. 8. 3. 3. [123.]
plaoenta Ttlaxovg, Kuchen, Cal. r. r. 76. 1. [45. 73. 169. 170.]
placentarius. [169.]
placitis TvlaycLTtg, Blättergalmei , Plin. 34. 102: »haec dicitur placitis«.
[154 A.]
plagiaules Ttlayiavlrjg, auf der Querflöte blasend, Not. Tir. Grut. p. 173.
plagitun Ttlayiov, Menschendiebstahl, Ulp. dig. 17. 2. 51. 1. [309.]
plagiare, plagiator, plagiarius Cic. ad Qu. fr. 4. 22. 6, plagiaria C. I. L. 4. 4440.
plagusia *7rkayovaia, Fischart, Plaut. Rud. 298. [115.]
planetae Tt^avrJTac, Wandelsterne, Auson. ecl. d. nom. sept. dier. 2. p. 227
Bip. Fabretti 709 nr. 307. C. I. L. 5. 3466 = stellae errantes.
planetes Tclavrjzeg, id.. Gell. 14. 1. 12 = stellae errantes. Cic. [248.]
planetarius. [203.]
planeticus nXayr^ixof, Sidon. ep. 8. 4 4 » errans.
planguncula von Tclayyaw, Wachspuppe, Cic. ad Att. 6. 1. 25.
plangus Ttldyyog, Adlerart, Plin. 10. 7: »morphnon aliqui et plangum
vocant«. [110.]
planare (im-) nXapaat, irre führen, Sirca. 3. 26 Vulg.
planus 7tkdvog, Landstreicher, Cic. Cluent. 72. [310.]
plasis nXaai^, Ausschmückung, Ps. Ascon. Cic. II Verr. 4. 26. 58 p. 4 74. 44 Bait. [48.]
plasma Ttldofia, Geschöpf; Modulation der Stimme, Quint. 1. 8. 2. [48. 49.]
plasmare, plasmalor, plastnaiio.
plasso nXaaaü), bilden, Apic. 2. 1. 38 = plasmo.
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IN DIR LATBimSGHEN SPRACHE. 495
plastes nlaaxrig, Bildner^ Vitr. 8. 12. Inscr. b. Maff. mus. Veron. p. 257. 3.
[277.]
plastice Ttlaarcxi^, Plastik, Plin. 34. 35: »quam -on Graeci vocant« = ars
simulacra fingendi. [277.]
plasticus jclaariyiog, plastisch, Vilr. 8. 13.
plastica tor.
plastus nXatnoff, erdichtety Fulg. poet. myth. i. praef. p. 25 M.
piatanista TcXaraviari^g, Fischart, Plin. 9. 46: »in Gange Indiae -as vocant«.
platanon Ttlavavwv, Platanenwäldchen, Vitr. 128. 17. [53.]
platanuB rclaxavog, Platane, platanüs orientalis L,, Gal. r. r. 51. it. platano.
fr. plane. [61. 135.]
plataninus.
platea TtXaxela, Strafse, Plaut. Trin. i840. R6nier inscr. de TAlg. 184. it.
piazza. sp. pg. pr. plaza. fr. place. [37. 85. 217.]
plateola.
platice nXattxrj, cMgemeiner Entwurf, Jul. Firm. math. 2. 16.
platicus nXaxixog, kompendiarisch, Jul. Firm. math. 3. 2.
platice.
piaton, -onis ^nXcrroty , Damhirsch, Apic. 8.342 (v. nXarv^, vgl. platyceros).
platyceros nXatvxBQa^, breithornig, Plin. 41. 424.
platycoriasis TtXazv^OQiaatg, weite Ausdehnung des Augapfels. Veget. 2. 16.
[274.]
platyophthalmos TtkaTvofpO-alfiog, Spiefsgla^, Plin. 33. 102: »ideo etiam
plerique -on id appellaverea.
platyphyllon 7tXaTvq)vkkov, Wolfsmilchsart, Plin. 26. 70: »-on vocant, alii
corymbiten; alii amygdaliten«. [151.]
platys nXajvs, Plin. 26. 90 s latus,
plecta nXexT^t geflochtene Leiste, Vulg. 8. Reg. 7. 29.
pleotrum fckrjxTQov, Griffel, Cic. nat. deor. 2. 59. [290.]
plectricanus, plectripotens.
pleonasmus Tckeovaafiog, Aquil. Rom. d. fig. sent. 45. Serv. Verg. 2. 524 =
abund^ns oratio. [237.]
pleroma Ttli^Qcjfia, Fülle, Tert. d. praescr. 49. pleromarius I. R. N. 433.
[203.]
plerosis nXr^Qaaif, FüUe, Prob. H8. 38 K. [288 A.]
pleroticus TtXijqatrtxof, Frontin. d. colon. p. 431 = explens.
Plethora nXv&<oQTj, tiber fülle; Vollblütigkeit, Not. Tir. Kopp. p. 282.
plethoricus nXrjd-toQixof, vollblütig, Orib. Bern. 9. 20.
plethron jtXid'qov, griechisches Flächenmafs, Gromal. vet. p. 30. 9. C. 1. L-
3. 673.
pleuricus TtkevQiycog, Gromat. vet. p. 224. 3 = lateralis,
pleurisis TtXevQlrtg, Seitenstechen, Isid. 4. 6. 8 Otto = pleuritis = dolor
lateris. [270.]
pleuriticus TtXevQcttxog, an Seitenstechen leidend, Plin. 20. 31.
pleuritis TrXevQlTtg, Seitenstechen, Vitr. 24. 15. [270.]
plinthis TtXivMg, Platte, Vitr. 71. 1. [282.]
plinthium nXtvMov, Sonnenuhrart, Vitr. 236. 17. [252.]
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496 Gribghisgrb Wöktbr
plinthus ftUv^og, Platte, Vitr. 77.20. [67. 282.]
plistolochia TtketaToloxicc , Osterluzei ^ aristolochia L. , Plin. 25. 96. iO.
29 = moloche agria.
plistonices TtleiarovUrjg , Vielbesieger , Not. Tir. Grut. p. 474. (Plin. 37.
75.) (cogn.).
ploce TtkoKrj, Verbindung der Töne, Aquil. Rom. d. fig. sent. 28. Mart. Gap.
9. 958 = copulatio. [238 A.]
pneumaticus nvevuarfKog, zur Luft gehörig^ Vitr. 237. 6.
pneumatomachi /rrsvfiaTo^dxoi , ketzerische Sekte , Cod. Just. 1 . 5. 5.
[320 A,]
pnigeus Ttvtyevg, Dämpfer, Vitr. 261. 13. [40. 259 A.]
pnigitis jtvtyirtg, Töpfer stein^ Plin. 36. 174.
pnix ttW^, Krampf, Marc. Emp. h fol. 88 (a) 3. acc:a.
podager jtodayqog, fufsgichtisch, Enn. sat. 8.
Podagra TCoddyQa, Fufsgicht, Catull. 74. 2 = dolor articulorum Gels. 2. 7.
[269. 270.]
podagrosus, Plaut. Merc. 695.
podagricus TtodayQindg, fufsgichtisch, Laber. mim. 5 Rb.
p oder es TtodrjQtjg, lange priesterliche Kleidung, Tert. adv. Ind. \\.
podia no&ia, Schiffstau, Serv. Verg. Aen. 5. 830 = pes.
podicus Tto&ixof, einen Fufs betragend, Marl. Cap. 9. 974.
podismus /todta^wg, Abmessung nach Füfsen, Gromat. vet. p. 35. 5. Orell.
4570.
podismare. podismatio. podismalis.
podium /rodiov, Tritt; Paneel, Vitr. 76. 24. G. I. L. 2. 984. 6428. 1. R. N.
5363 = suggeslus. afr. poi. pui. vgl. sicil. appujari. [282. 293 A.]
podiarius. [203.] semipodius.
poocile noixiXrj, bunte Halle in Athen, Nep. Milt. 6.5.
poema noirma, Plaut. As. 174. gen: -os = Carmen. [48. 49. 227.]
poematium iVoirjfxaTior, Gedichtchen, Plin. ep. 4. 14. 9.
poena TtoLvrj , Strafe, Leges duod. tabul. 8. 3. Scholl, Gic. d. invenl.
2. 36. 108. C. I. L. 1. 205. 2. 1. 1409. 8. celt. pian, p^n. d. Pein. [27.
264.]
poenalis, poenaliter, poenarius.
poesis Ttoirjaig, Dichtung, Lucil. 9. 40 in. [48. 228 A.]
poeta 7€ocriT/ig, Dichter, Plaut. Mil. 211. C. I. L. 6 1710. I. R. N. 2007. 5252.
it. poeta. fr. po^te. [37. 46. 64. 227 A.]
poetari, Enn. sat. 8. poetare, poetes, Orell. 4163.
poetica TtotrjTiyLtij Dichtkunst, Gic. Tusc. 1. 1. 3. [228 A,]
poetice TtoirjTiyLi^, id., Varr. 1. 1. 7. 1. 2. [228 A.]
poeticus TrocrjTinog, dichterisch, Cat. ad. M. fil. p. 83. 2. [228 A.]
poetice.
poetria TCoiriTQia, Dichterin, Cic. Cael. 27. 64. [47. 229 A.]
poetris TtotrjZQlg, id., Pers. prol. 13. [229 A.]
pogonias Ttcoytoviag, Bartstern, Sen. nat. qu. 1. 15. 4. Plin. 2. 89. [55.
248.]
polea TtcüUov, Kot des jungen Esels, Plin. 18. 200.
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IN DER LATfilNISGHEN SpBACHE. 497
polemonia Ttoksficjriov , nach Fraas = hypericum olympicum Z. , nach
Sprengel = polemonium caeruleum L. , Plin. 25. 64. vgl. philetaeria.
[150.]
pol et i cos TitaXijTixoc, gern verkaufend, Lucil. 15. 82 M.
polia Ttokid, Edelsteinart, Plin. 37. 191.
polia TtmXela, Stutereij Ulp. dig. 21. 1. 38. 14.
polion, polium 7c6liov, Poleigamander, Teucrium polium L.. Plin, 21. 44 ==
poliaris herba Plin. Val. 2. 17. [150.]
politia TtoliTeia, Staatsverfassung^ Tert. ad mart. 3. (Titel einer Schrift des
Cicero.) fr. police. engl, policy. (doch vergl. polyptycha.j [312.]
politicus TtokiTinog, Cael. b. Cic. fam. 8. 1. it. politico = civilis, publicus.
[242. 312.]
pol US Ttolog, Himmelsgewölbe f Att. trag. 678 = vertex coeli, axis coeli. [12.
247.]
polosc, polosus Ribb. com. Lat. fr. p. 322.
polyacanthos TtoXvomavS'ogy Distelkrautart ^ Plin. 21.94. [150.]
Polyandrien itoXvavÖQiov^ gemeinsame Grabstätte^ Lact. epit. 72. 17. Inscr.
b. Hildebr. ad Arnob. 6. 6. [308.]
polyanthemum itoXvavS'B^iov^ Hahnenfufsart^ ranunculus polyanthemos L.,
Plin. 27. 112: »-um, quam quidam batrachion appellant«. [148.]
polyarchium noXvaQxiov^ Pflasterartj Cael. Aur. chron. 3. 8. 116.
polycarpos noXvxaqnogj Blutkraut, polygonum L., Apul. herb. 18 s= polygonos. [151 A.]
polychronius noXvx^oyiog, langwierig, Jul. Firm. matb. 8.28.
polycnemon Tcolimvtjfiovj unbekannte Pflanae , (Krduterichart ?] , Plin. 26 .
148. [150.]
polygala Ttolvyalor, Kreuzblume^ polygala comosa Z., Plin. 27. 121. [150.]
polygamia Ttolvyafiia^ Vielweiberei, Hier, expos. in Jerem.praef. [321 A.]
polygonatos noXvyoyarog, Weifsvmrz , convallaria polygonatum L., Plin. 22. 40, vgl.
phyllon SS leucacanlha. [149. 150.]
polygonium jtokvyuiviov, Blutkraut ^ polygonum Z., Scribon. 193 s= poly-
gonos. [142.]
polygonium jtoXvyd^iov^ Vieleck^ Gromat. vet. 225. 12.
polygonios 7tokvywviog, vieleckig^ Vitr. 22. 11.
polygonoides Ttolvyovoeidrjg, Klematisart, Plin. 24. 141: »est alia clematis
Aegyptia cognomine«. [49. 148.]
polygonos noXvyoyoff, Blutkraut, polygonum L., Plin. 26. 158; 27.113: »-um Graeci
vocant, quam nos (herbaro) sauguinariam«. [150.]
polygonum Ttolvyoyyov, Vieleck, Censor. 8. 10. [255 A.]
polygrammos TtoXvyQafifxog, Jaspisart, Plin . 37. 118: »monogrammos voca-
tur, quae pluribus -os«.
polyides TtoXveidig, Gargil. Mart. 23: antidotum Galeni. [49.]
polymituB Ttolvf^irog, damasten, Petr. 40. 5. inscr. Wilmanns n. 315. [203.]
polymitarlus. [203.]
polymyxos TVoXvfiv^og, vieltüllig, JMart. 14. 41 lemm. [199 A.]
poly neuron noXvyevQoy, grofses Wegebreit, Apul. horb. 1 = plantago maior. [151 A.]
polyonymos noXvtayvfiog, vielnamig; Bebhühnerkraut ^ Donat. 373. 22 K. Apul. herb. 81.
[151 A. 226 A.]
Weise, Griech. Wörter i. d. lat. Spraehe. 32
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498 Grtbghisghb Wörtbb
polyphagus TtoXvcpayog^ Vielfraß, Suet. Ner. 37. [304.]
polypodioD TtoXvTtodioVj Engelsüfs, polypodium vulgare Z., Plin. 16. 244:
»quae -on vocatur«. it. polipodio. [<50.]
polypsephus /€olvtlJr](pogj mit viel Edelsteinen besetzt, C. I. L. 2. 3386.
polyptoton noXv7iT(axov , Häufung der Kasus desselben Wortes, Rutil. Lup. d. fig. sent.
1.4 0. Charis. 282. U =i multiplicatum. [237.]
polyptycha 7tolv/tTvxcc, Civilliste, Veget. mil. 2. 19. nach Diez = it. po-
lizza. sp. poliza. fr. police. [233. 313.]
POlypuB TtokvjtovSj VielfufSy Meerpolyp, sepia octopodia Z., Plaut. Aul. 196.
sicil. purpu. [114. 271.]
polyposus.
polyrrhizos noXv^^tCo^^ »vielivurzelig« (Nieswurzart], PUn. 25.96, vgl. ectomos. [149.]
polysarcia /tolvaaQuiay zu grofse Fleischbildung, Cael. Aur. chron. 5. 11.
131.
polysemus /colvarjfiog, vielbedeutend, Serv. Verg. Aen. 1.1.
polysigma jvolvCLy^ia, häufige Wiederholung des s, Mart. Gap. 5. 514. [238 A.]
polyspaston TtoXva/taaTov, Hebemaschine, Vitr. 249. 14. [258.]
polysyllabus noXvavXXaßog, vielsilbig, Prise, d. accent. § 40 s= multisyllabus.
Polysyndeton jtoXvavvÖBTOv, Donat. 399. 4 K.
polysyntheton icoXvavvd'BTov, vielfach zusammengesetzter Ausdruck, Rutil.
Lup. d. fig. sent. 1. 14.
polytrichon noXvxQixov, Venushaar ^ Plin. 22. 62, vgl. callitrichon = adiantum. [M7.j
polythrix 7toXv&Qi§, Haar, Plin. 16. 147. [147.]
polytrop hos noXvxQotpog, sehr nahrhaft, Theod. Prise. 2. 21.
polyzonos TtoXv^tovog, Edelstein, Plin. 37. 189.
pompa TtoiATtr], feierlichei^ Aufzug, Plaut. Mil. gl. 67. C. I. L. 1. 206. 64;
2. 3408. it. pompa. fr. pompe. [316.]
pompabilis, pompabilitas , pompabiliter , pompalis, poropatice, pompaticus, pom-
patus, pompare, pompöse, pomposus, pompositas, pompulentus.
pompholyx Tto^upoXv^ , Hüttenrauch , Plin . 34. 128: ))quae vocant -em et
spodon«. it. fanfaluca. fr. fanfreluche. [51. 154 A.]
pomfolica, Plin. See. med. 3. 24.
pompicus TtofiTtiTtog, prunkvoll, Victor, d. metr. 207. 18 K.
pompilus TtofiTtiXog, Seefisch, gasterosteus ductor L,, Anon. mim. 2 Rb. =
nautilus. [116 A.]
pontarchus TcovraQxog, Meerbeherrscher, C. I. L. 4. 3092.
pontUB TtovTog, Meer, Att. trag. 399. Plaut. Irin. 984 = mare. [64. 261.]
pontarius, I. R. N. 2378 ss eontarius. pontivagus.
popanum rtOTtavov, Opferkuchen, Juven. 6. 540 = libum. [61.]
poppysma TtoTtTtva^a, Schnalzen mit der Zunge, \ Juven. 6, 583. Mart. 7.
poppysmus TtOTtTtvafiog, j 18. 11. [48.]
poppyzon nonnvCtoy, schnalzend, Plin. 35. 104. acc: -a. (Gemälde.) [286.]
porisma TtoQiOfia, Zusatz, Boeth. cons. phil. 3. pros. 10. p. 60. 18 Obb. =
corollarium. [48.]
porphyrelieus noQ(pvQijTix6c, Suet. Ner. 50 = puniceus, purpureus.
porphy r 10 TtoQcpvQlojv, Purpnrvogel, fulica porphyrio Z., Plin. 10. 129. [109.1
porphyrites 7tOQg)VQlTr]g, Porphyr, Plin. 36. 53. it. porfido. [47. 158.]
porphyritis noqtpvqlTis» Plin. 15. 71 «= purpureus.
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 499
porthmeus noq^fiBvs, Fährmann, Petr. \%\, KM.
porthmos noq&fAos, Meerenge, Plin. 3. 74 = fretum.
porus TtMQog^ Tuffstein^ Plin. 36. 53. 432: »qui -us vocatur«. [457.]
porus TtoQog, Pore, Isid. 41. 4. 80.
postomis TtQoaTOfug, Pferdebremse, Lucil. sat. 45. 47. (Scaliger: pro stomide)
(M: prostomis, aber gloss. Labbaei postomis = eTtiOTOfilg,) [247.]
potamaugis TtoTafiog + «vyjj, indische Pflanze, Plin. 24. 464: »thalassaeglen
circa Indum amnem inveniri, quae ob id alio nomine -is appellatur«. [447.]
potamogiton TtoTaftoyelriov, Laichkraut y potamogelon crispus L,, (?) Plin.
26. 50. it. potamogelo. [450.]
potamophylacia ^noTa/aotpvXaxia, Flufsbewachung, Henz. 6928. Mural. 4056. 4. [86.]
poterium TroTtiqiov, Becher; Tragant, astragalus tragacantba oder creticus
Z., Plaut. Irin. 4047. Plin. 25. 423. [47. 450. 475.]
pothos Ttod-og, Sommergewächs, Plin. 24. 67. [450.]
practicus n^axtixo^, Fulg- myth. 2. 4 s= activus.
pragma n^ay/ia, Jul. Vi ct. art. rhet. 3. 4. p. 202. 3 Bait. =s negotium. [49.]
pragmaticus /tQayfiaTinog, sachkundig, Cic. ad. Att. 4. 20. 4. C. I. Rhen.
4244.4279. Henz. 7270. [265 A.]
pragmaticarius.
prapedilon *nQani^iXov, Löwenblalt, leontice leontopetalon X., Apul. herb. 7 s leonto*
petalon. [454 A.]
prasinus ic^äai/yog, lauchgrün, Petr. 27. Fabrett. 276. Orell. 2593. [63. 205.]
prasinalus, prasinianus, prasiatus C. I. L. 7. 72 a.
prasius Ttgaaiog, Edelstein; Pflanze (marrubium vulgare L.), Plin. 37. 443.
[449. 462.]
prasoides TtQaaoeidi^g, Jaspisai% Plin. 37. 409. [49.]
prason TtQaaov, lauchähnlicher Strauch, Plin. 43. 435: »quod quidam prason
vocant, alii zostera«. (Detl. grason.) [449.]
p r a t u r a siehe ospratura .
praxilleum Ttqa^LXXetov, Versmafs, Serg. 464. 8 K. [234.]
praxis n^a^ig, Verfahren, Petr. 89. 4.
Presbyter 7tQeaßmeqog1 Ältester, Tert. d. bapt. 47. C. 1. L. 3. 755. 5. 5454.
it. prete. sp. pg. preste. fr. pr^tre. ags. preost. [56. 349.]
presbytera, prcsbyteralus, presbyterialis.
presbyterium TtQeaßvriQiov , Kollegium der Ältesten, Auguslin. b. Hieron.
ep. 4 46. 33 [47.]
p rester 7CQr]aTT^Q, feuriger Wirbelwind, Lucr. 6. 424. Plin. 2. 433: »turbo
ardentior accensusque dum furit -er vocatur«. acc. pl: -as. [47.]
priapeia TtQtaTtri'ia, Gedichte auf Priapus, Diom. 505. 49 K. [234.]
priapiscus nqianlaxo^, Knabenkraut, Apul. herb. 4 5 &= orchis, satyrion. [54. 4 54 A. 846.]
priapismos TtQiaTCta^og, krankhaftes Stehen des männlichen Gliedes, Cael.
Aur. acut. 3. 48. 478.
priapus Jlglairog, geiler Mensch, Catull. 47. 4. [309.]
prininus nqiviyog, Vitr. 256. 20 » iligneus. [63.]
prinus n^iyo^, Scharlacheiche, quercus coccifera L., Dan. 43. 58 Vulg. [454 A.]
prisina irgla^a, Pt-isma, Marl. Cap. 6. 722. [48. 255.]
prista nqiaxr^St Holzsäger, Plin. 34. 57. [46.]
pristis TtQioTig, gem. Söje^ÄcA, pristis antiquorum Z., Plin. 9. 4. [73. 444. 242.]
pistris, pistrix, pristix Att. trag. ine. fab. fr. 40. pristinus, pislriger.
32*
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500 Gribghischk Wörter
pfoagorus TtQoayoQog, erster Sprecher ^ Cic. Verp. 4. 23. 50,
proapodosis nqoanodotng^ Hedeßgur, Mart. Cap. 5. 175.
proarche ngoaQXVi Uranfangt Tcrt. adv. Val. 7.
proarchon TtQoaQxo^y, erster Urheber ^ Interpr. Iren. 1. 29. 4.
proastium ngoatnioy, Jul. ep. nov. 7. 84 &= praedium suburbanum.
probata nQofiata, Plin. 7. 16 = oves.
probaticus ngoßarixog^ Hieron. d. sit. el. nom. loc. Hebr. ap. Joann. 5. 2 ss ovillus.
probation nQoßuiioy, Schafkraut, Apul. herb. 1. 1. [151 A.]
problema TtQoßkrjfia, gestellte Aufgabe, Sen. contr. 4. 3. 8 = quaestio. [i8.
243 A.]
problemaiicus 7CQoßXrifiaTiyc6g, problematisch, CaeL Aur. chron. 3.3.46.
probole ngofioXi^, Hervorbringung ^ Tert. praesc. 46.
proboscis /tQößoaulgj Rüsselj Varr. sat. Men. 490 = manus. [43.]
promoscis Solin. 24. 14. promoscida Isid. 12. 2. 14 Otto, promuscis Veg. mil. I. S4.
probrachys TtQoßqaxvg, Versglied, Diom. 484. 49 K.
procatalepsis TtQOnaTalrufJig , Vorwegnähme, Jul. Rufin. d. schem. dian.
2 = praeceptio, anticipatio.
procatarcttcus nqoxtttaQxrixofff Cael. Aur. acut. 1. 1. 27 s antecedens,
procatasceue nqoxaxaaxsv^ , Vorbereitung^ Jul. Rufin. d. scheno. dian. 3 =» praeparatio.
[238 A.]
proceleusmaticus TtQonelevafiaTixog, Versglied, Serv. Verr. Aen. 4. 16.
[230 A. 234.]
prochos agrios nqoxog ayqtog, Steinbruch, Apul. herb. 97 = saxifraga. [151 A.J
procoeton ngoxonfay^ Vorsimmerf Plin. ep. 2. 17. 10.
procomion ngoxo/iioy, Vorderhaare des Kopfes, Veget. 2. 11. 4 a» antiae.
procyon /cqouvmv, kleiner Hund (Gestirn), Cic. d. nat. deor. 2. 44. Ui.
Plin. 48. 268: »quod sidus apud Romanos non habet nomen , nisi caDi-
culum hanc volumus intellegere«. [247.]
prodiorthosis 7rQO(fi6q&(o<rig, Aquil. Rom. d. fig. sent. 1 = praecedeas correctio.
prodromus Ttgod^ofiog, Vorläufer; Nordnordostwind, Cic. ad. Alt. 4. <1
Plin. 2. 423: »quos -os appellant«.
proegmena TtQorjy^ipa, Cic. fin. 3. 4. 45 = producta,
prognosis TtQoyvioaig, Prognose, Cael. Aur. chron. 4. 8. 4 42.
prognosticus TtQoyvioarnLog, zum Vorauserkennen geeignet, Isid, 4. 10. I.
Cic. d. div. 4. 43.
programma 7CQ6yQaf4^a , Manifest, Cod. Just. 4. 44. 3. Fabretl. p. 5?9.
nr. 382. C. I. L. 6. 474 4.
progymnastes /rQoyvfivaatt]g, Vorturner, Sen. ep. 83. 3.
prolepsis TtQoltjipig,, Vorauserwähnung, Charis. 280. 4 K. Donal. 397. 42 K.
= praemunitio. [237.]
prologium TtQoXoycov, Vorrede, Pacuv. trag. 383 Rb. [228 A.]
prologumene lex yofios^ o nQoXoyovfisyo^, Gesetz mit Vorrede^ Sen. ep. 94. S8.
prologus /tQoXoyog, Prolog, Per. Andr. 5. it. prologo. [59. 228 A.',
prolytae TtqoXvTai, Rechtsschüler, Justin, dig. praef. 5. [265 A.]
promeletare ni^ofitlsTay, vorher üben, Luc. 21. 14 Vulg.
promistbota 7iQOfxtff&(OTr,f, C. I. L. 3. 6113 = localor scaenicornm. [46.]
promnion *nq6fxyioy, Edelsteinart, Plin. 37. 173: »vocatur el -on«.
pronaus TVQovaog, Vorhalle, Vitr. 94. 43. C. I. L. 5. 7904 (prona^Tis) : BfBi
scav. d. frat. Arv. p. 42. 22. [34. 282.]
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IN DBB LATEINISCHEN SPRACHE. 501
pronoea nqoyoia, Cic. nat. deor. 2. 64. 160 s= Providentia,
proodicus nqof^dtxos^ Mar. Vict. d. metr. p. 58. 3 K. «a antecantativus.
prooeconomia nqooixovofxia, Voreinrichtung , Serv. Verg. Aen. 5. 858.
prooemium TtQooifiioVj Cic. d. or. 3. 80 = exordium* [228 A.]
prooemior, -ari.
propator nQondrto^t Ahnherr, Tert. d. praescr. 49.
propempticoD TtQOTtB^Ttxtyiov^ Abschiedsgedicht, Stat. silv. 3. 2.
propheta 7tQ0<prjzrig , Prophet, Jul. Caes. Strab. tr. fr. b. Fest. p. 229. 10.
[46. 319 A. 324.]
prophetes 7tQ0(pri%rig, id,, Tert. d. cor. 9. [319 A. 321.]
prophetalis, prophetatio.
prophetia TtQOcprjria, Weissagungy Tert. d. ieiun. adv. psych. 1 . it« prophezia.
prophetialis.
prophetlous 7tQoq)r]Tiii6g, weissagerisch, Tert. d. pudic. 21.
prophetice.
prophetis 7tQoq)rJTig, Prophetin, Tert. d. exh. casl. 10.
prophetissa. [52.]
prophetizo *7tQ0(priTl^(i), prophezeien, Vulg. Matth. 26. 65. [24.]
propino TtQOTtLvia, zutrinken, Plaut. Stich. 425. [59. 66. 169.]
propinatio, C. I. L. 5. 4449. 5272.
propitiuB TtQOTteTi^g, geneigt, Plaut. Trin. 836. [59. 75. 325.]
propitio, -are, propitiabilis, probiliatio, propitiator, propitiatrix, propitiaiorium.
proplasma TtQonlaafia, Modell, Plin. 35. 155. [277.]
propnigeum u. -on 7tQ07tviyelov, Heizraum, Vitr. 127. 1 9 = praefurnium.
[298 A.l
propola TVQOTCwkrjg , Aufkäufer, Plaut. Aul. 507. Ephem. epigr. 3. 44. [55.
59. 215:]
pro pol IS TtQOTtoltg, Vorbau, Varr. r. r. 3. 16. 23 = melligo. [123.]
propoma TtqoTto^a, Vortrank vor dem Essen, Pall. 3. 32 lemm.
proptosis TtQOTtrwaig, Vorfall, Marc. Emp. 8.
propus TtqoTtovg, Gestirn, Schol. ad. German. Arat. 146.
propylaeon TtQonvXatov, Propyläen^ Cic. off. 2. 17. 60.
propylon jtqoTtvlov, id., Plin. 35. 101. Jan. C. I. L. 1. 619. 3. 547.
prora TtQtfiqa, Schiffsvorderteil, Lucil. 20. 12 M. it. prora, proda. fr. prone.
[37. 211.]
proris, Att. tr. 575 = prior navis pars, biprorus.
proreta 7tQ(pQarr]g, Oberbootsmann^ Plaut. Rud. 1014. C. 1. Rh. 410. 1. R. N.
2721. [37. 46. 211.]
prosapodosis n^ooanoioais, Rulil. Lup. d. iig. sent. \ es redditio.
proBoaenium TtQoaxrjviov , Vorbühne, Plaut. Poen. prol. 17. C. I. L. 2. 183.
I. R. N. 5566. Bull. d. Inst. 1865. p. 81. [197 A. 292 A.]
proscholos TiQoffxoXog, Unterlehrer, Auson. prof. 23.
proscholium.
proselenos nqoaiXrjyos, vormondlich, Censor. 19. 5.
proselytus, jtQoai^kvTog, Proselyt, Cic. pr. Place. 28. [319.]
proseiyta, OreU. 25. 22.
proseucha TtQoaevxtj, Gebetsort bei den Juden, Juven. 3. 296. Grut. 651. 11.
Or. 2526.
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502 GaiSGHisGBB Wörter
proslambaDomenos TVQoalafißavofievog, Ton (raus.), Vitr. 4 42. 47. [29^]
proBOdia TtqoatfidLa, Wortaccent, Varr. b. Gell. 48. 42. 8. [37. 59. 225 A.]
prosodiacus.
prosopis nooaianU \
prosopitis 7ii>o<SionixiA ^Z^*'^^' ^P"** ^®'^^- ^^ = personacia = personata. [451 A.]
prosopopoeia TtQoacjTCOTtotta , Quint. 4. 8. 3 =: ficta personarum inductio,
effiguratio. [228. 237.]
prosparalepsis TtQOüTtotQaXtixf)!^^ Vermehrung eines Worts am Ende, Prob.
263. 5 K. [226 A.]
prostas TtQoarag, Gallerie vor dem Hause, Vilr. 449. 40. [44. 497.]
prosthcsis itQoa&eaig, Buchstabenansatz, Prob. 262. 24 K. Donat. 396 4 K =
prothesis. [48. 226 A.]
prostylos TtQoarvkog, vom Säulen habend, Vitr. 68. 26. [282.]
proBtypa TTQoaxvTta, Basrelief, Plin: 35. 452. [277.]
protagion *jtQ0)T6iyL0v, gute Weinart, Plin. 44. 76. [472 A.]
protasis ngotaai^, Ausspmch, Apul. d. dogm. Plat. 3 p. 262 Hild. s= effatum. [48. 228 A.]
protaticus nqoxaxixog, nur am Eingang vorkommend, Dooat. argum. ad Ter. Andr.
p. 4. 5 Kl.
protaules nqioxavXrig, erster Flötenbläser, I. R. N. 740. Orell. 2783.
protheorema nQo&etJQtjfia, Vorbetrachtung , Mart. Cap. 2. 488. [48.]
prothesis TtQo&eaig, Vorsetzung; Vordersatz, Diom. 443. 4 K. cf. prosthe-
sis. [59. 226 A.]
prothyme nqo^vfxtag, gemütlich, Plaut. Pseud. 4 268.
prothymia ngo^vfiia, GemüUichkeit, Plaut. Stich. 636.
prothyrum TtQod^QOVj Hausflur, Vitr. 450.24. griech. 454.2.
protirum, protulum Löwe prodr. p. 376. [47. 85 A.]
protomedia TtqojTo^irjdLa, Zauberpflanze, Plin. 24. 465. [4 47.]
protomysta n^taro/avirnj^, Oberpriester des Geheimkults, Sidon. ep. 2. 9. [849.]
protoplastus n^toxonXaatog, zuerst gebildet, Tert. cxh. cast. 2.
protopraxia TtqwroTtQa^ia , Vorrecht bei Schuldfordernngen , Plin. ep. 40.
408. 1. [265.] .
protostasia TtQWToaraala, Obersteuereinnehmeramt, Cod. Theod. 41.23.2.
[3<2.]
prototomus nqtojojofAog, Col. 4 0. 869 = primo sectus.
prototypia TtQiOTOxvTtla, Reknitenstellung, Cod. Theod. 7. 43. 7. [342.]
prototypos TtQwroTVTtog, ursprünglich, Diom. 323. 48 K. [226 A.]
protrepticon nQotQenrixoy, Ermahnungsschrift, Stat. Sil v. 5 . 2 lemm.
protrope n^oTQon^, Jui. Rufin. d. fig. sent. 25 »= adhortatio. [238 A.]
protropum TtQOTqojtov, Vormost, Vitr. 497. 44 Rose. Plin. 44. 85: »ita ap-
pellatur a quibusdam mustum sponte defluens«. [172 A.]
proxeneta TtQo^evrjTrjg, Makler, Sen. ep. 449. 4. [222 A.]
proxeneticum /tQo^sprjviyiöv, Maklerlohn, Ulp. dig. 50. 44. 4.
prupergasia n^ohnB^ymsia, Jul. Rufin. d. fig. sent. 32 = praemunitio. [238 A.]
prymna nqvfjiya, Not. Tir. Kopp. p. 294 = puppis.
prymnesius n^vfiyritfiog, zum Schiffshinterteil gehörig, Lucil. 8. 45.
prytaneum Ttqvraveiov, griechisches Stadthaus, Cic. d. or. 4. 54. 232. Orell.
3838. I. R. N. 5. [342.]
prytanis Tt^vrarig, Prytane, Liv. 42. 45. 4. [342.]
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IN DER LATBINISCHBN SPRACHE. 503
psaUo tpaklw, Zither spielen, Sali. Gat. 26. [32. 39 A. 291.]
psalma ipdlfia, Psalm^ Augustin. in psalm. 4, cf. psalmus. [48. 349 A.]
psalmista ifßaXfiujvrjgj Psalmendichter , Uieron. adv. Pelag. 1.4. [46.]
psalmodia tpaXfi(pdlaj Singen von Psalmen, Hieron. ep. 108. 19. [37.]
psalmographus iljal^oyQag)ogy Psalmendichter, Tert. adv. Marc. 3. 130.
psalmuB ipaX^og, Psalm^ Tert. adv. Prax. 11. cell. salm. afr. salme, säume.
[319 A. 321.]
psalmicen.
psalterium ipakTrjQio^, Saiteninstrument, Corn. Scip. b. Macrob. sat. 2. 10.
afr. saltier, saulier. [47. 289.]
psaltes iljalzrjg, Zitherspieler j Varr. fr. Quint. inst. 1. 10. 18. Grut. inscr.
3312. [47.]
psaltria von xpälrQca, Zitherspielerin, Ter. Ad. 388. [47. 289. 291.)
psaranus von V^a^, buntei^ Granit^ Plin. 36. 157: i>aliqui psaranum vocant«
(pyrrhopoecilon.).
psecas tpexag, Friseuse, Cael. b. Cic. ad fam. 8. 15 extr.
psegma cf. spegma.
pseliumene ^eXiovfiitn], die Bekränzte, Plin. 84. 70. (Statue.) [977.]
psepbopaecta iprjtpoTtaUrrjg , Jongleur, Jul. Tirm. matb. 3. 8 = praesti-
giator.
psephisma if)riq)iaixa, griechischer Volksbeschlufs, Cic. Flacc. 6. 15 = ple-
biscitum. [49.]
psetta xpfjTta, Schollenart, Plin. 9. 57 = rhombus. [120.]
pseudapostoius if/evdaTtoaroXog, unechter Apostel, Tert. d. praescr. 24.
pseudenedros ipsvöiped^og, erdichteter Nachsteller, Jul. Firm. math. 3. 8. 7.
pseudisodomos ipevdiaodofiog, ungleichmäfsig gebaut, Vitr. 47. 25. Plin. 36.
171: »-on Graeci vocant«. [281.]
pseudoanchusa *ip€vdoäyxovaa, unechte Ochsenzunge, Plin. 22. 50. [149.]
pseudobaptizo if/evdoßaTcrl^w, falsch taufen, Cypr. sent. episc. 4. p. 438.
4 K.
pseudobunion ipeväoßovviov, Strauchart, Plin. 24. 153. [150.]
pseudochristus xlfevdoxQUJxog, falscher Christus, Tert. adv. Marc. 3. 3.
pseudocypirus ipevdoycvjtei^og, cypirusähnlicher Strauch, Plin. 17. 95. [150.]
pseudodiaconus ipevdodimovog, falscher Diakon, Hieron. ep. 143. 2.
pseudodictamnura if/evdodUrafivov, unechter Diptam, Plin. 25. 92. [149.]
pseudodietamnos.
pseudodipteros ipevdodlTvrsfog, scheinbar mit zwei Säulenreihen, Vitr. 69.
1. [282.]
pseudoepiscopus ipsvöeTtlanoTtog, falscher Bischof, Cypr. ep. 5.
pseudographus ipBvd6yqa(pog, unecht, Hieron. in Isai. prol.
pscudomenos ifßsvdofievog, Cic. Hortons, fr. 45 Bait. = mentiens, fallax.^
pseudomonachus xfjevdo^iovaxog, angeblicher Mönch, Hieron. ep. 57. 2.
pseudonardus xpevdovaqdog, unechte Narde, Plin. 12. 43. [150.]
pseudopaton xpevdoTraTOv, Scheinboden, Cod. Just. 8. 10. 12. 3.
pseudoperipteros xpBvdonBQlTtreQog, scheinbar rings mit Säulen umgeben,
Vitr. 102. 8. [282.]
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504 Grtbghisghb Wörtkr
pseudopropheta tpeuäo/VQOfprjrrjg , falscher Prophet, Terl. de ieiun. adv.
psych. 42.
pseudoprophetia ipevdoTtQoq)r}r€la , falsche Prophezeiung , Tert. d. ieiun.
adv. psych. 41.
pseudopropheticus ipevdoTtQOifYiTciidg , falsch prophezeiend, Tert. d. pu-
dic. 21.
pseudoprophetis ^evdo7tQoq)rJTigy falsche Prophetin, Tert. d. anim. 57.
pseudoselinum tffBvdoaiXiyoy, Apui. herb. 2 => apiaslrum. [4 51 A.]
pseudosericum ipevdoarfQinop, falsche Seide, Not. Tir. Kopp. p. 297.
pseudophex xpsvöoafprj^, Wespenart, Plin. 30. 98.
pseudosynodus ipevöoavvodog, nicht gesetzt, Synode, Augustin. in psalm. 56.
pseudothyrum xpevdod^qov, Geheimtür, Cic. Verr. 2.20. 50.
pseudozmaragdus ipevdoainaQaydog, unechter Smaragd, Plin. 37. 75.
psiathium xpiad-iov, Matratze, Hieron. praef. in reg. S. Pam. 4.
psiathus iplad'og, id., Vigil. Diac. Regul. Monach. 44.
psila ipdog, Lucil. sat. 1. 28 M. (Isid. or. 19. 26. 5: sipla.) »lapeta ex una
parte villosa«. [183.]
psiiocitharisis tpdoTii.^aQLaig, Zitherspiel, Not. Tir. Grut. 172. 3. Schmilz
p. 274.
psilocitharistes ipikom&aQiaTrig, Zitherspieler, Suet. Don. 4. [291.]
psilotrum iplXcjTQOv, Haarvertilgungsmittel, Sen. contr. 3 praef. 3. C. I. L. 4.
2613. 2614. [188. 272.]
psilothraro.
psimithium ifjifil&iov, Bleiweifs, Plin. 34. 185: »psimithium hoc est cerus-
sama. [54.]
psithius ifjl&wg, Weinrebenart, Verg. g. 2.93. PJin. 14.81: »uva, quam
Graeci -am vocant«. [172].
psittaooB iplrtaxog, Papagei, Varr. r. r. 3. 9. 7. d. Sittich. [40. 65. 109.]
psittacinus.
psoadicus *ipoadtx6g, Schmerzen am Gesäfs habend, Cael. Aur. chron. 5. I.
[270.]
psoalgicus *ilJoaXyix6g, id., Theod. Prise. 2. 21. [270.]
psoicus tpo'Cnog, id,, fragm. Vatic. 130. Haupt,
psole t/^oiAi/, Auet. priap. 68. 5 M. = penis.
psora xfJWQa, Plin. 20. 4 = Scabies, Impetigo. [39 A.]
psoranthemis iptogay^efii^, Rosmarinart, Apul. herb. 79 s= ros marinus. [154 A.]
psoricus xpuiqvKog, die Krätze betreffend, Geis. 6. 6. 31. Plin. 34. 119: »me-
dicamentum -on dictumcc. [272.]
psychicus i/zv/^xot;, fleischlich gesinnt, Tert. d. pudic. 21.
psychogonia ijjvxoyovla, Seelenerzeugung, Chaicid. Tim. p. 94.
psychomantium ipuxofiartslov, Totenbefragungsort, Cic. Tusc. 1. 48. 115.
psychophthoros ipvxocpd-OQog , Leugner dei' menschlichen Seele in Christo,
Cod. Just. 1.1.6.
psychotrophon tffvxotQotpoy , Betonienkraut , Piin. 25. 84 » serratula, vettonica, vgl.
cestros. [148.]
psychrolusia ipvxQoXovaia, kaltes Baden, Cael. Aur. acut. 1. 14. 112. [272.]
psychrolutes ipvx^olovrrjg, kalt badend, Sen. ep. 53. 3,
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IN DER LATBINI8CHBN SPRACHE. 505
psychrolutron iIwxQoXovtqov, kaltes Bad, Not. Tir. Kopp. p. 295. (272.]
psyllion ifßvkktovj Flohkraut (plantago psyllium L.?), Plin. 25. 440 = herba
pulicaris. [448.]
psyllus^vAAoi-, Not. Tir. Kopp. p. 296 s pulex.
psythius cf. psithius.
ptarmicus TtraQ^ixog, niesenverursachend, Theod. Prise. 2. 3. it. tarmica.
[272.]
pteris nrsqis, Famkrautart, Plin. 27. 78: »pterim vocant Graeci (filiccm), alii blachnon«.
[43. 150.]
p lern ix 7tTiQvi^j gerader Kaktusstengel^ Plin. 21. 97: »vocant -ica«.
pteroma TtTiqioiia, Säulenstellung, Vitr. 72.23. [40. 48. 282.]
pteron jvtsqov. Seitenmauer, Plin. 36. 31 : »-on appellant«. [281.]
pterygium TcreqvyioVj Augenfehler , Gels. 7. 7. 4.
pterygoma jcreQvyco^a, Zusammenfügung in Flügtlgestalt, Vitr. 10. 11. 7 Sehn.
[48. 259 A. 325 A.]
ptisana Ttnadvrj, Gerstengrütze , Varr. sat. Men. 318. (tisana in den besten
Handschr. d. Plin. Mart. u. s. f.) it. tisäna, fr. tisane. [40. 61. 169.]
ptisanarium.
ptoebium Ttzwxeiov, Armenhaus, Cod. Just. 1. 2. 15. [313.]
ptochotrophium TtTUixoxqocpeiov, id., Cod. Just. 1.3.35. [313.]
ptochotropi)us 7tTUixoTQ6(pog, Armenpfleger, Cod. Just. 1. 3. 33. 7.
ptyas Tttvoig, Schlangenart, Plin. 28.65. [44. 124 A.]
puelus TtveXog, Badewanne, Plaut. Stich. 568. [61. 67. 298 A.J
pultiphagus *7tolToq>ayog, Plaut. Most. 828. [60. 86.]
pultiphagonides.
punioeuB (poivmovg, purpurfarbig, Plaut. Pseud. 229. fr. ponceau. [325. J
Purpura TtoqcpvQU, Purpur^ Plaut. Stich. 376. celt. corcur, porffor. fr. pourpre.
[8. 16. 33. 84 A. 85. 116. 120. 204. 311.]
purpurarius C. 1. L. 3. 5824. 5. 1044. purpurasco, purpuratus, purpurinus, pur-
purilla, purpureticus Orell. 2832. Grut. 128. 5.
purpureus TtoqqyvQeog, purpurn, Liv. Andren. Od. 43. Inscr. Hermes VI. p. 11.
[180 A.]
purpurissum rcoQfpvqltov, Purpurfarbe, Plaut. Most. 261. [24. 191 A. 286.]
purpurissatus, Plaut. Truc. 283.
pycme nvxfjLrjj Faustkampf, Orell. 2588 «a pugillatio.
pycnitis nvxyXtt^, Königskerze^ verbascum JL., Apul. herb. 71 « verbascum. [151 A.]
pycnoconion Ttvaronofiop, andornartiger Wolfstrapp, leonurus marrubiastrum
L. (nachSprentiel), Plin. 26.57. [150.]
pycnostylos TtVKLVoatvXogj engsäulig, Vitr. 70. 13. n. pl: -oe: 76. 6. [283.]
pycta TtWTrjg, Plin. 7. 152. Phaedr. 4. 24. G. 1. L. 4. 383. I. R. N. 2378 =
pugil. [46.]
pyctes Gel. 8. 2. 5. pyctalis.
pyctomacharius von nvxjof^axita, Jul. Firm. math. 8. 8 =- pycta.
pyga nvyr^, Steifs, Nov. com. 19 s nates.
pygargus nvyaqyos, Seeadler, faico albicilla L,; Antilopenart, antilope pygarga L., PHn.
10. 6. [103. 110.]
pygisiacus nvyrjaiaxos, den Steif s betreffend, Pelr. 140. 5.
pylae nvXai^ Cic. ad Att. 5. 20. 2 m furcu|ae, angusliae.
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506 Griechische Wörtbb
pylorus Ttvlwfogy unterer Magenmund, Cael. Aur. chron. 2. 1. 40.
pyra nv^a, Verg. Aen. 6. 245 a= rogus. [808 A.]
pyracantha TtvqaKavd-a, Feuerdorn, Crataegus (mespiius) pyracantha I., Plin.
34. Wk Jan. it. piracanta. [150.]
pyrallis TtvQaXUg, geflügeltes Tier, Plin. 40. 204 = pyrausta. [423.]
PYTBJXUB TtvQa^lg, Pyramide, Cic. d. nat. deor. 2. 48. 47. [43. 66. 255. 278.]
pyramida, pyramidalis,
pyramoides TtvQafioetdj^g, pyramidenförmig, Chalcid. p. 20.
pyrausta cf. pyrallis. [423.]
pyren TrvQrjv, Edelsteinart, Plin. 37. 488. [52.]
pyrethron TtvQe&Qov, Bertram, anthemis pyrethrum /.., Gels. 5. 4. it. pilatro.
sp. pg. pr. pelitre. [4 42.]
pyreum tvvqbIov, persisches Heiligtum, Cassiod. bist. eccl. 40. 30. in. [319 A.]
pyrgis *7ivqyig t Hundszunge, Apul. herb. 96 s cynogiossa. [154 A.]
pyrgus Ttvqyog, Turm an der Seite des Spielbretts, Sidon. ep. 8. 42. Inscr.
in Mai nov. coli. 5. 482. [300 A.]
pyrites TCVQlTijg, Feuerstein, Plin. 36. 438: »molarem quidam -en vocant«.
[47. 454. 459 A.]
pyritis TtvQlTig, Edelsteinart, Plin. 37. 489. [43.]
pyroma nvQw^a, entzündetet* Körper, Not. Tir. Kopp. p. 284. [48.]
pyromantia nv^ofxameia, Isid. 8. 9. 13 bb divinatio ex igDe.
pyromantis *7cvq6iiavvLg, id., Varr. 6. Serv. Verg. Aen. 3. 359.
pyropus TtvQWTtog, Goldbronze, Lucr. 2.803. [454.]
pyros achne siehe achne pyros.
pyrrhioha jtv^^ixt], Waffentanz, Plin. 7. 204 = saltatio armata. [294.]
pyrrhiche, Orell. 2639. pyrrhicharius.
pyrrhichista Tiv^^LX^^arfig, Waffentänzer, Not. Tir. Kopp. p. 293. [46.'
pyrrhichius nv^^lxiog, Versfufs, Quint. 9. 4. 80. [230.]
pyrrhocorax 7tv^^o%6qa^, Bergdohle, corvus pyrrhocorax Z., Plin. 40.433.
[HO.]
pyrrhopoecilos Ttv^^OTtoUikog, bunter Granit, Plin. 36. 63: »Syenites, quem
. antea -on vocabanl«. [458.]
pysma nvttfia, Aquil. Rom. d. fig. sent. 12 s quaesitum. [48. 238 A.]
pythago risse /tv&ayoQil^iJ, den Pythagoras nachahmen, Apul. flor. 2. 45. [23.
pythaules Ttv&avXrjg, Flötenspieler zum Solovortrag, Varr. sat. Men. 56< B.
[294.]
pythaaücus.
pythius Ttv&cog, Vers, Diom. 495. 4 K. [230.]
pytho üvS-io, Ttv&ußvcov, Wahrsagergeist, Act. 46. < 6 Vulg. Not. Bern. 59. 89.
pylhonissa. [52.]
pythonices Ttv&ovUijg, Sieger in den pythischen Spielen, Not. Tir. Kopp. 287.
pytbonicus 7tvd^0}viii6g, weissagerisch, Tert. d. anim. 28 extr.
pythonium nvO^favioy, Drachenwurz, Apul. herb. 14 a=s dracontion. [151 A.]
pytisma itmio^ia, das Ausgespritzte (v. Wein), Vitr. 474.24. [48. 474 A.
pytisBo 7tvTi^u), ausspritzen (vom Wein), Ter. Heaut. Tim. 457. [23. 474 A..
pyxacanlhus nv^dxayd^a, Buchsdorn, rbamnus lycioides L., Plin. 12. 31: aspinani \ps»m
in Graecia quidam -um Cbironium vocant«. [150.]
pyxagathos nv^ aya^os» tüchtiger Faustkämpfer, Mart. 7. 57. 2.
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IN DBl LATBlNISCHBIf SPRACHE. 507
pyxinum tcv^ivov, ßüchsensalbe, Gels. 6. 6. 25.
pyxiB Ttv^lg, Büchse, Cic. Gael. 25. 64. I. R. N. 5. G. I. L. 5. 7877. puxis
Scrib. 80. fr. botte. pr. bostia, boissa. [43. 191.]
pyxidicula, pyiidatus.
rabo (rhabo) *^aßdnf, Angeld, Plaut. Truc. 665 == arrhabo a^^aßaw.
raphaninus ^acpavtvog, von Rettichen, Plin. 23. 94. Ed. Dio. 3. 4. [192.]
raphanitis ^acpaviTig, Schwertlilie, Plin. 21. 41.
raphanos agria ^acpavoq aygla, wilder Rettich, Plin. 26. 72. vgl. apios
ischas. [148.]
raphanus ^dcpavog, Rettich, raphanus sativus L., Gat. r. r. 6. 1. it. rafano.
pg. rabäo. [21. 61. 69. 141.]
resina ^rjrlvrj, Harz, Plaut. Merc. 139. [21. 29. 62. 69. 173.]
resinaceus, resinalis, resinatus. resinosus, resinula.
reubarbarum ^rjov ßaqißaqov = reuponticum, pontischer Rhabarber, rheum
rhaponticum L,, Isid. 17. 7. 40. Plin. Val. 2. 14 = fr. rhubarbe. [145.]
reumene ^eovfiivrj, Silberschaumart, Plin. 33. 108Detl.
rhabdos ^dßdog, Lüfter scheinung, Apul. d. mund. 16.'
rhacoma *^axwf/a, Rhabarber, rheum rhaponticum L., Plin. 27. 128 Sill.
(Jan: rhecoma.) vgl. reubarbarum. [145.]
rbadine ^adit^, Lucr. 4. 4159 b= gracilis.
rhagades ^ayadeg, Geschwüre, Plin. 23. 87. griech. b. Gels. [43. 271.]
rhagadia ^ayddca, id., Plin. 23. 129.
rhagion ^dyiov, Spinnenarty Plin. 29. 86. [123.]
rhamnos ^dfivog, Kreuzdorn, rhamnus oleidcs oder cathartica L,, Gol. 10.
373 = sentis ursina. it. ramno. [143.]
rhaphanidion ^aq>ayidioy, Löwenblatt, leontice leontopetalon £., Plin. 27.96: »leonto-
petalon alii -ion vocanU. (Detl. rapadion.) [4 49.]
rhapisma ^drviafia, Schlag mit der flachen Hand, God. Just. 8. 49. 6. [49.]
rhapsodia ^axfj(pdla, Rhapsodie, Nep. Dio. 6. 4. [37. 228.]
rhectae ^fjxTai, Erdbebenart, Apul. d. mund. 18.
rhetor ^rjrwQ, Lehrer der Beredsamkeit, Gic. d. or. 1. 18. G. I. L. 2. 1738. 3.
2127. acc: a. [64 A. 234. 307. 309.]
rhetorioa ^rjTOQiycrj, Rhetorik, Gic. fin. 2. 6. [8. 234 A. 241.]
rhetorice, Quint. 2. 1.5.
rhetoricoteros ^rjxo^MiaxBQos, rednerischer, Lucil. sat. fr. ine. 62 M.
rlietoriouB ^rjTOQiTcog, rednerisch, Gic. d. or. 1. 29.
rbetorica, Enn. sol. 4. rhetorice, rhetoricare, -ari.
rhetoriscus ^rßOQiaxo^^ kleiner Redner, Gell. 17. 20. 4.
rhetorisso ^riroQi^io, wie ein Rhetor sprechen^ Ponipon. fab. Atell. 83 Rb. [23.]
rhetra ^^^a, Ammian. 16. 5. 4 s=s lex.
rheuma ^€t)/ta; Katarrh j llieron. ep. 122. 1. fr. rhume, it. rema. pr. rauma.
[48. 270.]
rheumatiouB ^ßtf^artxog, rheumatisch, Plin. 29. 142. Ephem. epigr. 3. p. 147.
nr. 135.
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508 Gribchischb Wörter
rheumatismus ^evfiaTiafiog , Rheumatismus , Plin . ii, 46: »fluctuationes
(alvi), quas Graeci rheumatismos vocant«. [54. 270.]
rheumatizo ^evfiavl^ofiat, am Rheumatismus leiden, Theod. Prise. 1.40. [24. j
rheuponticum ^ä Ttovrinov, Rhabarber, Plin. Val. 2. \i, 33. [145.]
rhexia *^i7|/a, Ochsenzunge^ Plin. 22.54 s= anchusa, vgl. archebion. [U7.]
rhigolethroD ^^lyoXs^^oy, warmes Wasser, Cael. Aur. chron. 1. 4. 93.
rhina ^/viy, Haifischart, Plin. 32. 150 = squatus. [120.]
rhinengytes ^iveyyvTrjg, Instrument zum Spritzen in die Nase, Scribon. 7.
rhinengytos Cael. Aur. acut. 2. 4. 82. [272.]
rhinion ^Ivcov, Salbenart, Gels. 6. 6. 30. [271 A.]
rhinoceroB ^ivoxeQwg, Nashorn, rhinoceros Indiens C, Gurt. 8. 9. 16. [102.]
rhinocerus, Lucil. 3. 9 M.
rhinoceroticus Qit^oxsQfatixo^^ sw» Nashorn gehörig, Sidon. carm. 9. 349.
rh in 0 corax QcvonoQa^, fabelhafte Rabenart, Jul. Valer. rer. gest. Alex. M.
3. 21. [MO.]
rhizias ^i^lag, aus der Wurzel gewonnen, Plin. 19. 43. [27< A.]
rhizotomus QtCoTOfiog, Irisart, Plin. 21. 41. [150.]
rhizotomumena ^i^oxofjLovfxeya, Wurzelarzneimittelbücher, Plin . 20. 258 : »Micion, qai -a
scripsiU.
rbo ifö, Buchstabe Q, Cic. d. div. 2. 46. 96. [225 A.]
rhodinus ^oSivos, von Rosen, 43. 5; 15. 30 s= roseus. [63. 492.]
rhoditis ^odlrig, Edelsteinart, Plin. 37. 191, [43. 163 A.]
rhododaphne ^ododa<pvrj, Rhododendron, rhododendrum ponticum L. , Verg.
cul. 402. Plin. 24. 91 : »rhododendros ne nomcn quidem apud nos lati-
num habet, -en vocant aut nerium«. [138.]
rhododendros, -on, ^ododevdqov, id,, Plin. 16. 79. it. oleandro, leandro^ pg.
sp. eloendrO; fr. oleandre. [138.]
rhodomeli ^odo^eh, Rosenhonig, Pallad. 6. 16. [54.]
rhodomel, rhodomelum.
rhoeas ^ocag, wilde Mohnart, Plin. 19. 169: »-an Graeci vocant, id nostri
erraticum«. [44.]
rhoicus ^olnog, zum Färberbaum gehörig, Plin. 24. 92.
rhoites ^otTrjg, Granatapfelivein, Plin. 14. 103: »-en vocant«. [47. 172.]
rhomboides ^o^^oeidrig, rautenförmig, Gromat. vet. p. 341. 7. [49. 255 A.J
rhombus ^o^ßog, Kreisel; Steitibutte, pleuronecles rhombus oder maximus I.,
Hör. sat. 1. 2. 116. Prop. 2. 28. 35. it. rombo; romba, fromba. [109.
117. 255 A.J
romphaca ^ofiKpala, Flamberg, Ascon. in or. Cic. pr. Mil. 6. [323.]
rumpia (rupia) Enn. ann. 383. rhomphaealis. [21. 69. 323.]
r hone h US ^oyx^g, Schnarchen, Marl. 3. 82. 30. sp. pg. verb. roncar.
rhonchare, rhonchismus.
rbopalicus ^OTtaXiTcog, keulenartig (Vers), Serg. 467. 15 K. [230.]
rh Opa Ion ^onaXoy, Nymphäe (bot.), Plin. 26. 75; »nymphaeam heracleon vocant aliqui,
alii -on«. [4 50.]
rhus ^ovg, Färberbaum, rhus coriaria L., Col. 9. 13. 5. Gels. 6. 11. gen.
rhois Scribon. 142. it. ru. [205.]
rhuselinon ^ovtfiUvoy, Apul. berb. 8» apiastelium. [454 A.]
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Ilf DER LATEINISCHEN SPRACHE. 509
rhyparographos ^rva^oy^afpog^ Schmutzmaler , Plin. 35. 112: »ob haec
cognominatus -osa. [286.]
rhypodes ^v/tcodrjg, Zugpflaster, Gels. 6. 18. 7. griech. 5. 19. 15. [271 A.]
rhythmice ^vd-fitycrj, Rhythmik, Marl. Cap. 9.969.
rhythmiouB ^v&^tycog, rhythmisch, Cic. d, or. 3. 49. 190. asp. remico. [289.
291.]
rhy thmizomenon ^v^fiiCo^Bvov, das in Rhythmus Gebrachte, Mart. Cap. 9. 967.
rhythmizor ^vd-fAiCai, ins Gleichmafs bringen, Interpr. Iren. 2. 15. 3.
rhythmoides ^vd'fÄOSidijf, rhythmusartigt Mart. Cap. 9. 970.
rhythmopoeia ^v&fionoita, Mart. Cap. 9. 970. 994 s= modulalio. [291.]
rhythmuB ^v^fiog, Gleichmafs, Varr. b. Diom. 513. 1 K. = numerus. [236.
291.]
rhythmulus.
rhytium ^vtwv, Trinkhorn, Mart. 2. 35. 2. [175.]
rumpia siehe rbomphaea. [69.]
S.
sabanum aaßavov, Serviette, Pallad. Jun. 7. 7. sp. sabana, pr. savena. afr.
savene. [61. 177 A.]
sabalenam ^tfaßojfjyoy, Plin. Val. 2. 17 => diabathrum.
sabbatum oäßßaTOV, | Sabbat, Hör. sat. 1. 9. 69. Tert. d. idol. 14. [41. 61.
sabbata aaßßara j 318.]
sabbatarius.
sabbatismus aaßßaTiafiog, Feier lies Sabbats, Auguslin. civ. dei 22.30.
sabbatizo aaßßazl^M^ den Sabbat feiern, Tert. adv. Jud. 2 extr. [24.]
sabbatizatio.
saooharon aa^xa^ov, Zuckersaft, Plin. 12. 32. it. zucchero, fr. sucre, d. Zucker.
[65. 144.]
saccinus aaxmvog, sackartig. Zach. 13. 4. Vulg. [63.]
aaooiperiom aavi%og + nriqa, Umhängetasche, Plaut. Rud. 548. [86. 221.]
sacclperio.
saccomel aaxuo fielt, Honigumschlag, Theod. Prise. 4.311.6. [54.]
saccominoruin cf. sycomorum.
saccopathna aaKKOTcad^rj, langer, schmaler Sack, Ed. Dio. 11.8.
sacouB adxxoff, Sack, Plaut. Capt. 90. celt. sach. d. Sack. [25. 66. 173. 221.
saccuius, C. I. L. 4. 2040. saccarius, C. I. L. 4. 274. 497. [208. j saccare, saccu-
larius. [208.] bisaccium. saccibuccis.
Baooma aaxojfia, Gegengewicht, Vitr. 239. 15. [48. 221.]
sacomarius, C. I. L. 1. 1244. I. R. N. 2909.
sacopenium aayoTtrjvov, gummiartiger Saft einer Fet^laart, Plin. 12. 126.
[445.]^
sag da ^aayda, lauchgninei^ Edelstein, Plin. 37. 181 : »solis gemmam -am Chal-
daei vocanta.
sagena aayi^pr), Pischemetz, jtfanil. 4. 679 = everriculuin. it. sagena, fr. seine.
[121 A.]
sagenicuiD, Edict. Dioci. 5. 11.
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510 Griechische Wörter
sagma aayfxa, Saumsattelj Veget. 3. 59. 1. Ed. Dio. 4 4. 4. it. salma, soma^
pr. sauma, fr. somme. [49. 247 A.]
sagmare, sagmarius, sagmarium, sagmatus.
salacaccabia aXaycaycnaßla ^ im Topfe gekochte Salzspeise, Apic. 4. 4. 47.
(Schuch sala cottabia.) [69. 424 A.]
salaco aalaTiMv, Pi^ahler, Gic. fam. 7. 24. 2. [53 A. 309 A.]
salama ndra aaXa^avdqa^ Salamander ^ salamandra maculata Laur.^ Plin. 40.
488. [424.]
salgama alfiala, in Salz Eingemachtes, Col. 42. 4. 4. [22. 64. 69. 424 A.]
salgamarius. [203.] salmacidus.
salpa adlTtY], Stockfischart, Ovid. hal. 424. fr. saupe. sicil. sarpa. [4 49.]
salpicta, salpisia aaXTtiyyiTj^g, oaXittaxfig, Trompeter, Firm. math. 8. 24.
Vopisc. Carin. 49. 2 = tubicen. [46.]
Salpinx aaXniy^, Not. Bern. 45. 94. Serg. 464. 14 K. = tuba. [51.]
samartia afiagrla, In^ng (Grenzstein), Gromat. vet. p. 360. 24. vgl. sainar-
dacus. [69.]
sambuca aafißinirj, Harfenart, Plaut. Stich. 384. fr. saquebute. [33. 66. 289.
324.]
sambucatus, san[)buceus, sambucina (?), sambucus, sambuciarius.
sambueistria aaiAßv%LaTqta, Sambukaspielerin, Liv. 39.6.8. [47. 289.]
samentum aäfia, Olivenrute der Flamines, Front, ad M. Qaes. 4. 4. [49.]
sampsuchinus aa^ifjvx^^yog, aus Majoran, Plin. 24.463. [492.]
sampsuchum oäfiijjvxov, Majoran, origanum maiorana L., Col. 40. 474. Plin.
24. 64: »amaracum Diocles medicus et Sicula gens appellavere, quod
Aegyptus et Syria -um«. [66. 444 A.]
sampsuchus adfixpvxog, id., Geis. 5. 4 4.
sanchromaton ♦«ray/^w/iaro»' , Apul. herb. 14 «= draconlion. [151 A.]
sandalis *aavdaklg, Palmbaumart, Plin. 43. 43. [64. 436 A.]
sandaUum aavddXtov, Sandale, Ter. Eun. 4 028. [66. 486.]
sandaliaris, sandaliarius. [202.] sandaligerula, Plaut. Trin. 252.
sandaraoa, sandaraoha aavda^dur], Sandarach, Vitr. 476. 24. Plin. 44. 47.
[54. 423. 455. 286.]
sandaraceus.
sandaraoinus aavdaQäxivog, sandarachfarben, Naev. com. 423 Hb.
sandaresos *aapddQrjaog, indischer Edelstein, Plin. 37. 402 = sandastros
= garamantites : »Nicander sandaresion vocat, alii sandareson«. [462.]
sandyx advdv^, Staude; Mineralfarbe^ Verg. ed. 4. 45. [205. 286.]
sangenon ^oayyBVOv, indische Opalart, Plin. 37.430: »apud quos (Indos)
-on vocatur«. [463 A.]
sanna aävvag, Grimasse, Pers. 4. 62. [55. 66. 294.]
sannare, sannator. subsannare. asp. sosanar, pr. soanar, afr. sooner.
aaimio aavvLvav, Grimassenschneider, Cic. d. or. 2. 64. 254. ad fam. 9. 46.
[294.1
sanniarius.
sapenos *aa7rriv6g, indischer Amethyst, Plin. 37.422: »-os vocatur eademqoe
pharanitisa. [463 A.]
saperda oaTtiQÖrjg, Sardelle, Lucil. 4. 7 M. [446. 447.]
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IN DBB LATB1NISGHBN SPBACHB. 511
saphoD, cf. scapho.
sapphicuin aoLn(fi%6v, Versmafs^ Serg. 459. 22 K. [234.]
sapphirus ad/tfpsiQogj Saphir (Lasurstein], PJin. 37. 419. it. zafßro. [65.
462.]
sapphiratus, sappbirinus.
saprophago aafcqog + (payelv^ faule Speisen essen^ Marl. 3. 77. 40.
saprus canqos, faul, mürbe, Plin. 28. iB%.
sarabara aa^aßa^a, persische Hosen^ Publ. Syr. sent. 49 Ebb. sp. zara-
guelles. [485 A.]
saraballa. saraballae.
sarapis aa^aTtig, persische Tunika, Plaut. Poen. 5. 5. 33.
sarcasmos aa^yLaa/nog , beifsender Spott, Gharis. 276. 25 K. = exacerbatio
(Rufin.). [238 A.]
sarcion caQulov, Fehler an den Smaragden, Plin. 37. 73: »-on appellalum«.
sarcitis aagyclTig, Edelsteinart, Plin. 37. 484. [43. 463 A.]
sarcocele aaQxonrikrj, Fleischbruch, Theod. Prise. 4.26. giiech. b. Geis.
[270.]
sarcoeolla aagnomlXa, persischer Gummi, Plin. 43. 67. [445.]
sarcogena aaQxoysy^g, fleischgehoren, C. I. L. 5. 6251.
saroophaguB aagycorpayog, Kalksteinart; Sarg, Plin. 2. 240. Juven. 40. 474.
C. I. L. 3. 4498. -um: Doni. inscr. cl. 7. nr. 38. d. Sarg. [458. 308 A.]
sarcophagare, sarcophagulus b fr. cercueil.
sarcosis aaQxwaig, Fleischgeschwulst, Veget. 3. 26 in. [274.]
sardaehates *aaQÖaxcirrig, Plin. 37. 439. al. 1. sniaragdaebates. [464.]
sardiuB aaQÖiOv, Karneol, Tert. adv. Marc. 2. 40 = sarda Plin. 37. 405.
[464.]
sardonsrx aagdow^, Karneolachat, Plin. 37. 86. acc.pl: -as. [464.]
sardonychus, sardonychatus.
sargus aaqyog, Brachsen, sparus sargus L., Enn. heduph. 4 V. [4 45.]
saripha *aaQl(prj, ägyptischer Strauch, Plin. 43. 428 = aaQt Theophr. h.
pl. 4.8.2. [446.]
sarisa accQiaa, makedonische Lanze, Lucil. 5. 36 M. [52. 323.]
sarisophorus aaQiaocpoQog, Lanzenträger, Liv. 36. 48.
sarpa aqftri, Reiher, Serv. Verg. g. 4. 364 cod. Gud. = ardea. [69.]
sarx ua^l, C. I. L. 5, 8J94 =a caro (oder sarca, -ae?).
satan, satanas aaxavag, Widersacher, Tert. d. fug. et pers. 2. [324.]
satrapes, satrapa, satraps aarQaTtrig, persischer Statthalter, Ter. Heaut. 452.
it. satrapa. acc: -en = praefectus regius. [55. 65. 342 A.]
satrapea aatqaitBla, persische Statthaltersdiaft, Gurt. 5. 4. 44. satrapia Plin.
6. 78. [342 A.]
satyriasis aarvqlaatg, unnatürliche Geilheit, Gael. Auf. acut. 3. 48. 475.
satyricus aarvqmog, satyr artig, Vitr. 449.24. satyricos, -Äg, spöttisch, Por-
phyr. Hör. ep. 4. 48. 49.
satyrion aarvQWP, Stendelwurz (aceras anthropophora B. Br, fj, Petr. 8. 4.
Plin. 26. 99: »Graeci -ion appellant«. [450.]
satyriscus aatvQlaxog, kleiner Satyr, Cic. d. div. 4. 20. 39.
satyruB aärvfog, Satyr; Affenart, Lucr. 4. 578. [424. 346.]
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512 Grmghisghb Wörtrr
saura aavQa, Eidechse, Laev. fr. b. Apul. apol. 30 extr. p. 40. 4 6 Kr.
sa Urion aavQcop, Senf, Plin. 19. 171 : »sinapi alii thapsi, alii -on appel-
lanl«. [150.]
sauritis aavQltig, Edelsteinart, Plin. 37. 181. [43.]
sauroctonos cavqoxxovog, Eidechsentöter, Plin. 34. 70. (Statue.) [377.]
Scalen US ayialrjvog, ungleichseitig, Auson. praef. ad idyll. 13. [855 A.]
soalmus axalfiog, Ruderpflock, Cic. d. or. 1. 38. 174. it. scaimo, scarmo, sp.
escalamo, fr. 6chome. [211.]
scambus aycafißog, krummbeinig, Suet. Oth. 12 = vanis. sp. zambo.
scamma aycafifxa, Kampfplatz der Palästra, Gael. Aur. chron. 2. 1. 57. C.
I. L. 2. 1066.
scammonia anaf^iftiovla, Purgierkraut, convoivulus scammonia L., Cic. d. div.
1. 10. 16. (scammonea.) [141. 147.]
scammonium, scammoneum, Saß der Purgierwurzel, Cat. r. r. 4 57. 4 2. [274 A.]
scainmonites aytafiftioplrrjg, Skammmiienwein, Plin. 14. 109. [47. 172.]
scandalizo ayiavöall^ü), zum Bösen verführen, Tert. d. idol. 7. [24.]
scandslum anavöaXov, Anstofs ; Ärgernis, Tert. Marc. 3. 1. fr. esclandre, afr.
echandre. [61. 321.]
scandix OTLavdi^, Kerbel, scandix caerefolium L,, Plin. 21. 89. [50 A. 146.]
Boapha C7taq)r], Nachen, Plaut. Rud. 163. [212.]
scapharius, C. I. L. 2. 4 4 6S. 4 469. [203.] scaphula.
scaphe aytdq^f], Sonnenuhrart, Vitr. 236. 14 = scaphium. [252.]
soaphisterium a-KacpiarriQiov , Werkzeug zum Getreider einigen, Col. 2. 9. 11.
[16. 207.]
Boaphium a^acplov, Trinkgeschirr, Lucr. 6. 1044. Plaut. Baeeh. 70. d. Scheffel.
[175. 252.]
scaphiolum.
scapho *ayc(xq)üjv, Schiffsseil, Caecil. com. 257 = saphon Isid. 19.4.5. [212A.1
soarabaeus aviaqaßalog, Käfer, Plin. 11. 99. it. scarafaggio, sp. escarabajo,
pr. escanivai. [122.]
scardia *ffxaQifia , Osterluzei, Apol. herb. 49 s arislolochia. [454 A.]
scarifo aKagcfpäofiai, aufritzen, Col. 12. 57. 1. inscr. Ann. d. Inst. 186r
p. 434. [58. 63. 71. 72. 73. 231.]
scarifatio. [272.] scarifico. circumscarifiratus.
scarifus ayLUQLcpog, Plurplan, Gromal. vet. p. 244. 4. C. I. L. 4. 1892 =
forma. [255 A.]
scaritis axaQivig, Edelsteinart, Plin. 37. 187. [43.]
scarizo aKaglCio, zucken, Interpr. Iren. 1.24.1. [24.]
scams aycaQog, gern, Papageifisch, scarus creticus, Enn. Heduph. 8. Orell.
5087. [109. 115.]
scazon oxd^wi/, Choliambus, Plin. ep. 5. 11. 2.
BoeletuB axeXerog, Mumie, Apul. d. mag. 61. it. scheletro. sp. esqueleto, fr.
squelette.
scelotyrbe cyceXorvQßt], Knielähmung, Plin. 25.20: »-en medici vocabanU.
[270.]
Boena, scaena anrivri, Schaubühne^ Naev. com. 17. C. I. L. 1. 206. 77. scaioa:
1280. it. scena. [292.]
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IN DER LAtEfNISGHBN SPRACHE. 513
scaenarius C. I. L. i. 4 844. scenalis, scenaticus, scenatilis, scenofactorius, scenula
Ribb. com. Lat. fr. 323.
soeniouB cyLYiVLnoQj scenisch, Ter. Hec. 8. G. I. L. 3. 3483. Bull. d. Inst.
4859. p. 51.
scenice.
scenopegia axrjvoTcrjyla^ Lauhhüttenfest^ 4. Maccab. 40. 24 Vulg.
scenographia aurjvöyQatpia, perspektivische Zeichnung j Vitr. 44. 23 = ad-
umbratiOf forma. [284.]
sceptos axrj/rrog^ Unwetter^ Apul. d. miind. p. 64. 5.
Boeptnim aytrjTtTQoVj Seepier, Pacuv. 247. C. I.-L. 4. 4939. it. sccltro =
scipio. [36. 4 46. 34 4.]
sceptrifer, sceptriger.
scepiuchus cyLrjTtrovxog , Scepterträger (orient. Staatsbeamter), Tac. ann.
6. 33 = sceptriger.
soheda axldrj, Papierstreifen, PHn. 43. 77. [49. 232.]
scida, Cic. fam. 45. 46. 4. schedula. it. cedola, sp. pg. pr. cedula, fr. c6dule,
d. Zettel.
Bohedios axiöiog^ in der Eile gemacht, Ulp. dig. 44. 4. 4. 6. [325.]
schedium, Lucil. ine. 55 M. it. schizzo, sp. esquicio, fr. esquisse.
Bohema crx^^ia, Körperhaltung, Naev. trag. 35 Rb. Plaut. Fers. 463. d. pl :
-sin = habitus. [49. 236.]
Schema ticus axrjftaTcycog, schematisch, Not. Bern. 29. 24.
Schematismus cxr]f>iaTiafi6g, figürliche Art zu reden, Quint. 4. 8. 4 4.
schesis axioig, Donat. 398. 47 K. Rufin.: »affietio«.
Bohidiae axlSia, Holzsplittei*, Vitr. 480. 47. it. scheggia, scheggio, fr. esquille.
[325.]
seiza, 4. Reg. 48. 33 Vulg.
s chininus (Tj^cVii'of, vom Maslixbaunif Marc. Emp. p. 324 F. s= lentiscinus.
scbinus txxlyoff, Mastixbaum, pistacia lentiscus L., Dan. 43. 54 Vulg. s» lentiscus. [454 A.]
BohiBma axl(Tficc, Trennung, Tert. praescr. 5. it. sp. cisma, pr. scisma, afr.
cisme. [48. 324.]
Schisma ticus axi^Ofiarixog,. Schismatiker, Augustin. quaest. in Matth. 44.
sc bis tos axi^(J''^6g, Roteisenstein; r>gespaltenü, Plin. 49. 404 ; 36. 4 45: »in eo,
quem schiston appellani«. fr. zeste.
schoenobates axoivoßatrig, Seiltänzer, Juven. 3. 77. Orell. 2592. [49. 304.
309.]
schoenobatica.
schoenuanthos axolvov avd^og, Kamelstroh, Veget. 5. 39. 4. it. schinanto,
vgl. squinantbos.
schoenus axolvog, Binse, andropogon schoenanthos L,, Plaut. Poen. 262 =
iuncus. [440. 494.]
schoenum, Col. 48. 20. %. schoeniculae, Plaut. Clitell. fr. 7.
sohola oxo^} gelehrte Untersuchung; Schule, Cic. Tusc. 4.4. G. I. L. 3.
4474. fr. 6cole, ags. seölu. [8. 64 A. 242.]
scholaris, scholarius, antescbolarius , schole Lucil. 28.44: »Polemonem amavit,
morte hoic transmisit suam scholen quam dicuntt.
scholasticus axolaariKog, rhetorisch, Varr. fr. Tac. or. 35.
scholastice, scholasticulus, scholasticellulus.
Weite, Griech. Wörter i. d. lat. Sprache. 33
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514 GlUGBISeBB WÖRTBI
scholl cus axolcTCog, zur Schule gehörig ^ Varr. sal. Men. 444.
sei ade US axiadevg 1 Meerfisch, salmo thymallus L., Plin. 3^. 454 = ambra.
sciaena axlaiva J [53. 420.]
scia iaxioy, PI. Val. 2. 45 = ischia = coxa.
sc lade icx^as, Hüftweh, Plac. S3. 2 = Ischias.
sciaticus iixx^atixo^, an Hüftweh leidend, Plin. Val. 9. 37 sts ischiadicus.
Boilla, squiUa axilla, Meerzwiebely Scilla maritima L. ; Seekrebsart, Lucil.
4. 6M. [446.]
scillinus.
seil Utes aycclUrrjgj mü Meerzwiebel angemacht^ Col. 42. 33. [472.]
scilliticus o%LXl,vtt%6g. aus Meerzwiebel, Gels. 5. 49. 49! Col. 42^34.
scimpodion axcf.m6diov, Feldbett, Gell. 49. 40. 4 = grabbatus. [498 A.]
sc in cos GKlyyog^ ayclyxog, ägyptische Eidechsenart, lacerta scincus L,, Plin.
8. 94. [424.]
sciniphes ayiviTceg, stechende Insektenart, Not. Bern. 57. 77. Vulg. eiod.
8. 46. (scinifes.)
sciothericon aytiod-qQLXov , Sonnenuhr, Plin. 2. 478: »horologium, quod
appellant -on«. [252.]
sciotherum aycw^i/jQov, id., Grom. vet. p. 489. 4.
sciria üxi^qia, rauhe, zottige Haut, Tert. d. pall. 4 zw.
sciron aniqfoy, Windart, Plin. 2. 4 20: »sunt etiam quidam peculiares quibusqne gentibos
venti ut Atheniensibus sciron«.
scirerytis ^ayuQeQvvlg , Silberglätte, Plin. 33. 408 Jan.: »quae vocant sci-
rerytida et peumenena. Detl. sclererytida. [454.]
sciropaectes ayuQOTtaixTrjg, Gaukler mit Würfeln, Not. Tir. Grut. p. 473.
Schmitz p. 277.
scirros aycl^^og, verhärtetes Geschwür, Plin. 7. 63. [274.]
scirrosis axl^^taaig, Körperverhärtung, Cael. Aur. chron. 3. 4. 49 = saxitas.
BcioruB ayclovQog, gem. Eichhörnchen, sciurus vulgaris £., Varr. I. 1. 8.68.
[95. 404 A.]
sciurulus = it. scojattola, sp. pg. esquilo, fr. öcureuil.
sclererytis, siehe scirerytis.
scolax ♦ffxoA«!, Wachsfackel, Isid. 20. 40.5. [50.]
scolecion aycwlrjycwv, Scharlachbeere, Plin. 27. 8.
s CO lex OKiülr]^, Kupferrost, Plin. 34. 4 46: »alterum genus aeruginis, quam
vocant scoleca«. [54. 454 A.]
scolibrochon *(rxoXiß^oxoy , Venustiaar, adiantum capillus Veneria L., Apul. herb. 47 =
callitriclion, scolopendrion. [4 54 A.]
scolium axoliov oder -öv, Rundgesang, Gharis. 265. 8 K.
scolopax aycoXvjita^, Schnepfe, scolopax L., Nemes. de aucup. 2. 3. [50. 409.]
scolopendra axoXojievdQa, Tausendfufs, Plin. 8. 404. [420. 423.]
scolopendrion axoXoniy&Qcoy, Venushaar, Apul. herb. 47 ss scolibrochon.
scolops axoXotpf Pallisade, Serv. Verg. g. 4. S64 == vallus. [52.]
scolymos aycoXvfiogj Kardone, cynara cardunculus L., Plin. 24.94. sp. es-
colimoso. [442.]
Boomber ay.6iißqog, gem. Makrele, scomber scombrus L., Plaut. Capt. 854.
C. I. L. 4. 2575. 2588. [56. 4 45. 4 47. 424.]
scomma axiöfjLfjLa, Macrob. sat. 7. 3. 4 &» convicium, maledictum. [48.]
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IN 1)BK LATRINISCRBN ^^PIACIIK. 515
SC Opa axonrj» Spähen, Hart. Cap. 8. 872.
scopes ayc(ü/T£g^ Eulenart^ Plin. 40. 438. [140 A.]
scopo cxonitt, Vulg. psalm. 76. 7 = perspicio.
soopuluB a%6fteXog^ Fels, Enn. ann. 223. sp. escollo. [28 A. 62. 85. 264.]
scopulosus.
scopas txxono^t Schiefssiely Suel. Dom. 19 »= mela. [28 A.]
scordion axoQdioPj Lachenknoblauch ^ Teucrium scordium £.., Plin. 25. 63.
it. scordio. Apul. herb. 70: scordilon. [4öO.]
scordotis "^anoQdtorig , Plin. 25. 63 = scordion. [450.]
scoria axioQiay Metallschlacke ^ Plin. 33. 69. [155.]
scorpaena orLOQitaiva^ gern, Drachenkopf, scorpaena scrofa L., Plin. 32. 454.
[53. 420.]
scorpiacum anoQTtiaxov j Mittel gegen Skorpionsslich^ Teri. adv. gnost. 4
exlr. [272.]
scorpinaca, BltUkraut, polygonum L., Apul. herb. 18 s= proserpioaca «a polygonos.
[451 A.]
scorpio axoQTtltj^, Skorpion; Fisch (cottus scorpio L.), Gal. r. r. 458. 4.
Sisenn. b. Non. 552. sicil. scrippioni. [4 49. 325.]
scorpioclonon axoQicLOKTovov, Sonnemcirhel, Apul. herb. 49. [454 A.]
scorpion *axoQnlov, Wolfswurzart, Plin. 25. 422 = thelyphonon = aconitum.
scorpitis axoQTVlTig, Edelsteinart, Plin. 37. 487. [43.]
scorpiurus (-os) und scorpiuron <fxoQ7tiovQOff, Heliotropart, Plin. 22. 60: »tricoccum
heliotropii genug et alio nomine -on vocatur«.
Bcorpius aycoQTtlog, Skorpion, Ovid. met. 45.374. [56. 4 49. 422. 247. 325.]
scorpios, Ovid. fast. 4. 464. -on (acc.) 6. 544.
scolia a%OTla, Säuleneinziehung, Vitr. 77. 46. [282.]
scotoma ayLorcjpia, Schwindel, Isid. 4. 7. 3 = vertigo oculorum. [48. 270.]
scotomare.
scotomaticus (morojfiariyiog, mit Schwindel behaftet, Theod. Prise. 2. 3.
SCO tos is cxortoüiSt Schwindel , Macer. Flor. v. 4642 &= scotoma.
soutioa crxvrtxij, Karbatsche, Hör. sal. 4.3. 449. [247. 340.]
aoutola a%vtalri, Rolle; Schüssel, Plaut. Mil. gl. 4 478. d. Schüssel. [62. 85.
498, 244.]
scutulatus^). [203.] scutelia.
scybalon cxvßaXov, Kot des Leibes, Theod. Prise. 2. 9.
scybelites axvßellTrjg, Süfswein in Galalien, Plin. 44. 80.
scymnus axvfAvos, junges Tier, Lucr. 5. 4034. [405.1
soyphuB ayLvipog, Becher, Plaut. Asin. 444. C. I. L. 5. 6952. d. Schoppen. [8. 475.]
scyphulus.
scytala, scytale üxvzaXrj, Bolle; Geheimschreiben, Nep. Paus. 3. 4, cf. scatula = clava.
scytanum *a%VTavov, Mittel zur Annahme der Farbe, Plin. 33. 88.
scythica ^xt/^^xi}, Pflanzenart, Plin. 25. 82 = Scythica herba. [450.]
scyzinum ^anvZivov, Weingattung, Plin. 4 4. 4 44: »vocaverunt et scyzinum et
itaeomelin et lectisphagitena.
sebastonices aeßaaTovUrjg, Sieger in den kaiserlichen Spielen zu Alexandria,
Orell. 2633.
4) Vgl. Uenzcn, Bullel dell. instit. archeol. 4843. p. 425
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516 Gbibcrischb Wöitrb
selas aiXag, Wetterschein, Sen qu. nat. 4. 45. 4 : »fulgores, quos Graeci sela appellanU.
seien ion aeXrjyioy, Prämie, Apul. herb. 64 «s paeonia. [454 A.]
selenites aelrjvlTrjg, Marienglas, Solin. 37. 24.
selenilis aeXrjvlrig, id., Plin. 37. 181. [43. 462.]
selenogonon ffeXijyoyoyoy, Päonie, Apul. herb. 64 ss selenion. [454 A.]
seleucis aelevyclgj Vogelart, turdus seleucis Z., Plin. 40. 75.
selinas aeXivagj ) Kohlart, Plin. 20. 79: »crispa brassica, quam -ada
s e\ in 0 id e s aekipoetdrig, j voeaverunl«. [450.]
selinon aiXivov , Eppich, Apul. herb- 8 = apium. it. sedano, selano. fr.
celerie. [33. 454 A.]
selintisia aehvovala, Schaumerde, Vilr. 438.4.
semanticus atjfiaytinos, bezeichnende Kraß habend, Mart. Cap. 9. 985 s significativas.
s emniou *aefiplov, magische Pflanze, Plin. 24. 462 Jan.
sepia ariTtla, Tintenfisch, Plaut. Rud. 659. it. seppia, sp. xibia, fr. secbe.
sepiola Plaut. Gas. 389 = lolligo. [36. 4 42. 458 A.]
sepioticon ^arjnKozixoyj Tinte, Fulg. myth. 4 praef. p. 4 9 »> atramentum.
seps ai^xp, Eidechsenart; Kellerwurm, Plin. 20. 42: »sepa Graeci vocanl«. sp.
pg. sapo. [423. 424.]
septicus ar]7tTi,yi6g. beizend, Plin. 30. 30 = erodens. [272 A.]
serapins aegaitlag, Knabenkraut, orchis morio L., Plin. 26. 95 = orchis.
[55. 448.]
serapion, Apul. herb. 45.
sepieuB aijQtxog, seiden, Hör. carm. 4. 28. 9. G. I. L. 4. 4940. fr. serge, il.
sargia. [66. 483.]
subsericus, tramosericus. sericarius, Reines, inscr. cl. 4 4.25. sericatus, scrico-
blatta.
seris aigcg, Endivie, Varr. r. r. 3. 40. 5. [444.]
serpyllum (serpulluin) eQTtvllov, Quendel, thymus serpyllum I., Cat. r. r. 73.
it. serpillo, sp. pr. serpol, fr. serpolet, it. sermollino. [34. 69. 444.]
serpyllifer.
sesaminus arjoa^tvog, aus Sesam, Plin. 43. 44. [492.]
sesamoides arjaafioetdig, sesamähnliche Pßanze, Plin. 22. 433.
sesamum a/jcafiop, Sesam, sesamum Orientale oder indicum L., Plaut. Poen.
349. it. sesanio. [29. 64. 65. 444.]
sesama, sesima.
seselis aiaehg, Sesel, Gic. nat. deor. 2. 50. 427. Plin. 8. 442: »herba quae-
dam, quae -is dicitur«. [29. 62. 440 A.]
seseltum, Plin. Val. 4. 58.
sctania arjTavLa, Mispelart, mespilus L., Zwiebelart, Plin. 45. 84. [439 A.]
setanion arjTäviov, Zwiebelart, Plin. 49. 70: »Graeci -on vocant«.
seutlophace asvTloq)a7Lf], Gericht aus Mangold und Linsen, Cael. Aur. chron.
2. 39. 229. cf. leutlophaee.
siagones aiayovsg, Kinnladenmuskeln, Cael. Aur. chron. 4. 4. 37. acc: -as.
siagonitae aiayovlTai, id., Cael. Aur. acut. 2. 40. 59.
sibina atßvvt], illyrischer Jagdspiefs, Enn. ann. 496. [34. 323.]
sibyna, sibones. [36.]
sicelicon aixeXixoy, Flohkraut, Plin. J5. 440 = psyllion, vgl. cynoides. [448.]
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IN DKI LATEINISCHEN SPBAGIIE. 517
BioeliBSO ameU^Wy sich im sicilischen Ton halten ^ Plaut. Men. prol. 8. [23.
325.]
sicera alxeQa, Scherbet, Hieron. ep. 52. 4. it. sidro, sp. cidra, fr. cidre.
[66.]
sicinnista aLxivviarrjg, Sicinniumtänzer, Alt. pragm. lib. ine. fr. 3. [46.
294.]
sicinnium aUivvig, Tanz im Saiyrdrama, Gell. 20.3. 2. [294.]
siclus aUlog, Sekel, Vulg. exod. 21.32.
sicyonia aixvtjptaj Schuhartj Lucil. 3. 33 M. [186.]
sicyos agrios aUvog ayqtog^ Strauchnrt^ Apul. herb. 143. [151 A.]
siderion aidrjQiov, Eisenkraut^ Plin. 25. 34 = ferraria (Apul.) [150.]
sideriles aidriQlTrjg, Diamantart^ Plin. 37. 58. [47.]
sideritesis ♦(yicfjy^inytf«^, Apul. herb. 49 = beliotropium. [15< A.]
sideritis aidrjQiTig, Magnet] Eisenkraut, Plin. 25. 42; 36. 127. [43. 149.
15i A.]
siderizusa aidtjQl^ovaaj eisenhaltig, Cael. Aur. chron. 4. 1. 1. [24.]
sideropoecilos aidrjQOJtoixLlogy bunter Edelstein, Plin. 37. 182.
sigma alyfia, Buchstabe; Speisesophaj Lucil. 9. 34 M. [48. 177. 225.]
Sil ailXi, [%v7tqiov), Gels. 5. 23 = seselis. [54. 140.]
silatum (antiqul b. Fest. 346).
BilanuB ^iXavog, Fontaine, Lucr. 6. 1263 B. G. I. L. 3. 3580. [197. 316,]
silaus *aiXa6gj Eppichart, apium graveolensl.., Plin. 26.88. cf. sion; laver. [151 .]
sillographus ailloyQdq)og, Verfertiger von Spottgedichten, Amm. 22. 16. 16.
sillus aillog, Spottgedicht, Collat. leg. Mos. et Rom. 2. 6. 5.
BÜlybuB aiXXvßov, Gundelie, gundelia Tournefortii L. , Gic. Att. 4. 5. 3.
Wesenberg. (vgl. sittybus.) Plin. 22.85; 26. 40 (Detl. syllibus.) [141. 150.]
silphium aLX(piov, Laserpitium, Ihapsia silphium Viv., Gat. r. r. 157. 7.
Plin. 19. 38: »laserpitium, quod Graeci -on vocant« = sirpe.
silurus alXovQog, Wels, silurus glanis L., Lucil. fr. 4. 7 M. [116. 121.]
siluB ailog plattnasig, Gic. nat. deor. 1. 29. 80 = simus. [325.]
simonidium Oiiiojvidelov, Versmaß, Serg. 460. 23 K. [231.]
aimuB aipiog, platt, Liv. Andron. trag. 5. [325.]
reslmus, slmarei simulus, simia (Affe)^ sima.
Binapi, BinapiB aivani Senf, sinapis alba (nigra) L,, Plaut. Pseud. 8. 17. it.
senape, sp. xenable. ags. senepe. [54. 66. 142.]
sinapiscus aivaTtiaxog, Theod. Prise. 1. 15 = sinapi pulvis. [51.]
sinapismus aivaTtiafjiog, Gebrauch des Senf Umschlags, Gael. Aur. chron. 3.
8. 112. [54. 271 A.]
sinapizo aLvartCt^o), Senfumschläge machen, Gael. Aur. chron. 5. 2. [24.]
sindon atvdtjv, Musselin, Mart. 4. 19. 12. sp. cendal. [53. 183 A.]
sinopis atvioTtlg, roter Eisenocker, Vitr. 7. 7 Sehn. fr. sinople, it. senopia,
pg. sinopla. [159. 233. 286.]
sinuB dlvog, Asch, Plaut. Rud. 1319 = sinum. [21. 60. 73. 173 A.]
sion alov, Wa^sermerk, sium latifolium L., Plin. 26.88. cf. silaus. ]151.]
Biparium aiq)aQov, Theatervorhang, Gic. d. prov. cons. 6. 14. cf. supparum.
it. sipario. [293.]
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518 Griecbmchb Wörtm
Bipho clqxov, Heber; Spritze, Lucil. 22. 3 M. it. sione, fr. siphon. [53 A.
259.]
siphonarius, Mural. 788. 8. sip(b)unculus, Plin. ep. 5. 6. 23.
siptace ipizTaxog, Papagei, Plin. 10. 147 D. (Sill. : sittace, Jan. : septage] =
psittacus. [109.]
siptachoras atTttaxoQag, indischer Baum, Plin. 37. 39: »-as vocari« (a Glesia.]
[146.]
siraeum (Xi^aioy, eingekochter Most, Plin. 14. 80 » sapa. [55. 470.]
sirbenus avQßr^yoc, verworren redend, Front, d. or. 9 p. 247. [34.]
siren aecQrjP, Drohnenart, Plin. 11.48. [52.]
siriacus aecQcayLog, zum Hundssteim gehörig, Avien. Arat. 285.
siriasis aec^laaig Sonnenstich, Plin. 22. 59: »destillationibus^ quod -im
vocanta = sideratio.
sirium ^aeiqiov ^ Beifufs, Apul. herb. 10 b artemisia.
Sirius aelQcog, Hundsstern, Verg. g. 4. 425 = canicula.
siromastes aeiQoindarrjg, Stab zum Untersuchen, Num. 25. 7. Vulg.
siruB aeiQog, aigog, unterirdische Getreidekammer, Col. 1. 6. 15. Plin. 18. 306:
»in scrobibus, quos -os vocant«. sp. silo, npr. silo. [215.]
sisara *iSiüaqa, Heidekraut^ Varr. r. r. 3.16.26. Plin. 11.42 (al. 1. sisirum, sisynim) :
»Athenienses eam tetradicen appellant, Euboea sisaram« s erice. [61. 151]
siser alaaqov, Rapunzel, sium sisarum L., Varr. 1. 1. 8. 48. Hor. sat. 2. 8. 9.
it. sisaro. [62. 66. 85. 142.]
siBtram aelarqov, Isisklapper, Verg. Aen. 8. 696. Inscr. Hermes VI p. 9. [290.'
sistratus, sislrifer, sistriger C. I. L. 8. 212. v. 84.
sisora, sisurna atavqa, alavqva, Pelz, Plaut. Pens. 97 Ritschi (?) Amm. Marc.
16. 5. 5: atavQa, quam vulgaris simplicitas susurnam appellat. [184.1
sisymbrium aiavfißQLOV, gebräuchliche Brunnenkresse, sisymbrium nasturtiuni
L,, Varr. I. 1. 5. 21. 103. Ed Dio. 6. 24 = terralis herba. [141.]
sisyrinchion aiavQvyxLov, Zwiebelgewächs, Plin. 19. 95. [151.]
sisyrum, siehe sisara.
sitanius ütiravios, Plin. 22. 139 =: huius anni, horaotinus. [170.]
sitarc(h)ia cna^xia, Proviantkiste , Apul. met. 2. 11. Vulg. 1. Sam. 9. 7.
s i l i l e s aiTlrrjg, Edelsteinart, Plin . 37.7.
sitona airawrig, Getreideaufkäufer, Rapir. Just. dig. 50. 8. 9. 6.
sitonia atriovla, Proviantmeisteramt, Ulp. dig. 50. 5. 2.
sittybos alrrvßog, Cic. Att. 4. 5. 3 Raiter n. pl : oe, vgl. sillybus.
Smaragdachates OfiaQaydaxfirrjg, Edelsteinart, Plin. 37. 139. [86. 161.]
smaragdinus afiaQaydtvog, smaragdgrün, Geis. 5. 19. [63.]
smaragdineas.
smaragdus a^ia^aydog, Smaragd, Lucr. 2. 805. zmaragdus C. I. L. 2. 3386.
Orell. 2510. it. smeraldo, sp. pg. esmeralda, fr. ^meraude. [41. 65.
461.]
smaris OfiaQlg, Meerfischart, Ovid. hal. 120. [119.]
smecticus CfAijxtuco^, trocknend, Plin. SO. 29.
smegma aptfiyfxa, Reinigungsmittel, Plin. 34. 134. (smigma Vulg. Dan. 4317.
[48. 272.]
smerdalcos UfAeqdaXios, fürchterlich, Auct. Priap. 69.
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IN Dil LAT«INMGIlBfr SfilACHE. 519
smialia ^üfiiähay Armbander in Schlangen form, Mural, inscr. 139. 1. it. sma-
Diglie. [189.]
smila 0/ÄiXTjj Messer, Arnob. 5. 179 es scalprum.
smiiax a^lXa^ , Stechwinde; smilax aspera L. , Eichenart y taxus bacata L.,
Plin. 16. 153: x>quam vocant -emc. it. smilace. [40. 50.]
smilion OfzikwVj Augensalbe , Marc. Emp. 35 extr. griech. h. Cels. [271 A.J
smyris GfivQiQj Schmirgel, Isid. 16. 4. 27 Otto,
smyrna fffivQya, Myrrhe, Lucr. 2. 504 =s= murra (cf. Lachm. z. d. Stelle;.
sinyrnion a^ivQViov, Pferdesilge, smyrnium olus atrum L., Plin. 27. 133 =
hipposelinum, oius atrum. it. smirnio. [151.]
sroyrrhiza "cgxv^^iCa, Plin. «4. 154 8= myrrhiza, myrrhis.
smyrus OfxvQog, (zmyrus), Fischart, Plin. 9. 76.
socondios *aox6rdiogj indischer Amethyst, Piin. 37. 122: I »huDc colorem
so cos ^(Toxog, Hyacinthfarbe bei den Indern, Piin. 37. 122:/ Indi socon vo-
cant, talemque gemmam socondion«. [163 A.j
solen awXriv, Messer scheide, solen L., Plin. 10. 192. [52. 119. 120.]
soloecismus aoloMiafiog, unrichtige Wortverbindung, Lueji. 9. 2 M. Gornif.
rhet. 4. 17 == imparilitas. [54. 237.]
soloecista coXotxanrjs, sötöcistisch redend^ Hieron. in Ruf, 3. 6.
soloecophanes aoXoixotpayis, scheinbarer Solöcismus , Cassiod. d. or. 6 p. 57t Garet.
[138 A.]
soloecum aoXoixoy, Gell. 5. 20. 6 s= soloecismus.
sonchos aoyxog, Saudistel, sonchus oleraceus L, , Plin. 22. 88, it. sonco.
[451.]
sopbia 4foipla, Enn. ann. 227 » sapientia. [242.]
sophisma aotpiofia, Trugschlufs, Sen. ep. 45. griech. b Cic. = captio,
failax conclusiuncula. [242.]
sophismation <roq>i(rf4aiioyf kleiner Trugschlufs, Gell. 18, 13.
sophista od. -es aocpiOTfig, Sophist, Lucil. 15. 13. Cic. nat. deor. 1. 23. 63.
Ed. Dio. 7. 71. [iß, 242.]
sophistice aocpiatiiiri, Sophisterei, Apul. d. dogm. Plat. 2. 9.
sophisticus aoipiaxvKog, sophistisch, Tiro b. Gell. 7.3. 35. Varr. sat. Men.
1443 B.
sophi Stria ao(platQui, Sophistin, Hieron. chron. Euseb. ann. 770. [47.]
so p hos isotfos, Phaedr. 8. 14. 9 = sapiens.
sophos aotfSts, brav! Petr. 40. 1.
soracum atjQanog, Truhe, Plaut. Pers. 392. [51.]
Borites awQelrrig, Häufelschlufs, Cic. div. 2. 4. 11 = acervus : »satis latino
sermone tritus est« (Cic. d. fin. 4. 18.] [242.]
soriticus awQiTinog, in Form eines Häufelschlufses, Mar. Vict. expl. in rhot.
Cic. 2. 17. p. 285. 9 H.
sorus aavQog, unbek, Seefisch, Plin. 32. 151. [120.]
Bory cCjfv, Atramentstein, Cels. 6. 9. 23. Scribon. 51. [154. J
sotadicum, sotadeus aioradiTcov , cwradeiog, Versmafs, Serg. 459 . 26 K .
[230. 231.]
soter awrriQ, Cic. Verr. 2. 63. 154. acc: -a. = servator. [47.]
soleria aaßtrjQia, Geschenke bei der Genesung, Stat. silv. 1. 4 lemm.
solericianus.
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520 Gmbgbiscbb Wörtbr
sozusa fftiCovffa, Beifuß, artemisia L., Apul. herb. 10 s= artemisia. [454 A.]
spadiz OTtadi^y braunrot; Palmenzweig^ Verg. g. 3. 82. Gell. 2. 26. 9: »spadix,
qiii factus e Graeco nosler esl«. [50. 66. 436 A.]
spadicum, spadicarius. [205.]
Bpado CTtddwVj der Kastrier te, Publ. Syr. mim. 6 Rb. C. 1. L. 4. 1826. [53 A.
309.]
spadonatus, spadonius, spadoninus.
spaerita acpaiQlTrjg^ runde Kuchenart, Cal. r. r. 82. [16. 46. 170.]
spagas ^ajcaydg, Pechart in Asien, Plin. 14. 12i.
spalax OTtakaS, unbek. Pflanze, Plin. 19. 99. [50. 151.]
sparagus aoitaqayog, Spargel, asparagus £.., Theod. Prise. 1.5. (Varr. sat.
Men 573 ! ) = asparagus. [57.]
sparganion aTtagyaviov, Igelskolbe, sparganium ramosum Sm. , Plin. 25.
109: »radix eius (quinquefolii) , quae -ion vocatur«.
spartopolia OTta^roTtoXiog, Edelsteinart, Plin. 37. 191 Sill.
spartum OTtotQTov, Pfriemengi^as, stipa tenacissima L., spartium iuncum L.,
Cat. r. r. 135. 3. sp. esparto. [140. 205.]
sparteus, Pac. 254. sparteolus. spartarlus.
sparuB ajtaQog, Goldbrachsen , sparus aurata L. , Gels. 2. 18. it. sparlo =r
sparulus, fr. sparaillon. [118.]
spnnilus, Ovid. hai. 4 06.
spasma OTtuafta, Krampf, Plin. 28. 237. [48.]
BpaBmuB artaüfiog, id,, Plin. 32. 36. Scribon. 171. it. spasimo, sp. espasiuo,
pasmo = convulsio. [270.]
spasticus ajcaanycog, mit Krampf behaftet, Plin. 20. 157.
Bpatalium aTta&aliov, Armbandart, Plin. 13. 142. G. I. L. 2. 2060. Inser.
Hermes VI p. 9. [17. 189.]
spatalocinaedus a/vaTaloxlvacdog, wollüstig, Petr. 23.3. [86. 309.]
spatangius ajtarayyrjg, Meerigelart, Cod. Theod. 14. 20. 1. [55. 120.]
Bpatha OTtd&ri, Rührlöffel; Pallasch, Gol. 12. 42. 3. Ed. Dio. 7, 33. it. spad«,
sp. pg. pr. espada, fr. epee. [12. 203. 323.]
spathula. spatharias, Murat. 4 852. 43. spathe. semispathium.
spathomele ana&ofi^Xij, spateiförmige Sonde, Plin. Val. 3. 42. Marc. Emp. 7.
Bpatola G/taTalrj, Schwelgerei, Varr. sat. Men. 275 B. (Riese: -e). [62. 309.]
spegma ipfjyfia, Körnchen, Plin. 34. 13. 36 = ramentum.
spelaeum OJtrilaiov, Höhle, Verg. ecl. 10. 52. C. 1. L. 5. 810. 5795. [55.
319.]
Bpelunca CTtrjlvy^, id., Lucr. 1. 348. it. spelonca = specus. [33. 51. 66.261.
speluncosus.
Sperma irniQ/ia, Sulp Sev. chron. 4. 44 = semen. [48.]
spermaticus aneqfiatixog, zum Samen gehörig, Cael. Aur. acut. 8. 48. 480.
spermoiogus anBqfjLoXoyog, gem. Schwätzer j Act. apost. 47. 48 Volg.
speusticus (fnevmixof, eilfertig gemacht, Plin. 4 8. 4 05. [470.]
sphacos Ofpaxog, Moosart, Plin. 24. 27 = sphagnos. 22. 146 =ä elelispbaoos.
[149.]
sphaera atpalQa, Kugel, Enn. b. Gic. d. or. 3. 40. 162. Cat. r. r. 82. it.
sfera = pila, globus. [33. 247. 255.]
sphaernlis. sphaerula. semisphaerium.
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IN DM LATBiiffSicHiri» Spkachb. 521
sphaericus atpai^v^og, kugelförmig, Macrob. somn. Scip. 2. 14. 34.
sphaerista OfpaiQiavi^gj Ballspieler ^ Sidon. ep. 2. 49. Orell. 6445.
sphaeristerimn arpaiQiarri^Lov ^ Ballspielsaal y Plin. ep. 2. 47. 49. Orell. 57.
Grul. 460. 43. [47, 298. 304.]
sphaeroides a(paiQoeidi^gj kugelähnlich, Viir. 206. 44. [49. 255 A.]
sphaeromaehia aq>aiqo(.iaxLa^ Faustkampf mit eisernen Kugeln, Sen . ep. 80
in., Slal. silv. 4 praef. [302 A.]
sphagnos acpayvog^ Moosart , Plin. 42. 408.
spheniscos atprjvitfxos, Boeth. inst, arithm. 2.25. p. 4U. 9. Friedl. = cuneolus. [51.]
sphincler aq)iyxTriQj Aftermuskel, Cael. Aur. chron. 2. 4. 44. cf. spinler.
sphingion mpiyyiov, Affenart, simia cynocephalus L,, Plin. 6. 473. [404.]
sphinx a<piy^, Sphinx; Schimpanse, simia troglodytes L,, Plaut. Poen. 337.
[54. 404.]
sphinga. sphingatus.
sphondyle a(pov5vXri, Tierart, Plin. 27. 443.
spondala, Kopp Not. Tir. p. 356.
sphondylus ^tpovSvXos, Stachelmuschel, spondylus gaederopus L., Gel. 6. 16. 7, cf. spon-
dylus. [146.]
sphragis aq>Qaylg, Edelstein; Pßasterkügelchen, Cels. 5. 26. 23. Plin. 37. 4 47:
»quas -as vocanU. [43. 272.]
sphragitis aq>Qaylrig, aufgedrücktes Siegel, Prud ueq, a%eq>, 40. 4076.
sphyraena acpvQaiva, Hechtart, Plin. 32. 454 = sudis. [33. 53. 420.]
spinter <Tq>iyKTriQ, Armspange, Plaut. Man. 527. cf. spliincter. [46. 27. 47.
489.]
spinlria.
spionia tpivag, Rebenart, Gol. 3. 2. (Hehn) (?) = spinea Plin. 44. 34. [472.]
spionicus, Cd. 3. il. 4 0.
spira OTtu^Qy Schlangenwindung ; Brezel, £nn. ann. 504. Orell. 2359. Mural.
4095. 4. spirula. [33. 4 40. 470. 282. 349.]
spiraea OTteigala, Spierstaude, spiraea L., Plin. 24. 53. [^454.]
spirarehes aiteiQaQxrig, Chorführer im Geheimgottesdienst, C. I. L. 3. 870.
Fabr. inscr. p. 676 nr. 29. [349.]
spitbama OTtid'afxri, Spanne als Mafs, Plin. 7. 26. it. spilamo. = dodrans.
[24 9 A.]
splanchnoptes anXuyxyoTtiris, der die Eingeweide Bratende, Plin. 34. 80. (plasl. Werk.)
[277.]
spien aTtlrjp, Vilr. 49. 42. wal. spline. engl, spieen. = lien. [53. 64.]
spien icus OTtlrjPLxog, milzsüchtig, Plin. 20. 87. [270.]
spleniacus.
spien iles aTtlrjvlrrjg, an der Milz, Cael. Aur. chron. 3. 8. 40<).
spleiiiticu8, spienetictts.
splenium arcli^viov, Milzkraut, Teucrium flavum L, , Plin. 25. 45 = Teu-
crium; Schönheitspflästerchen, [448. 494. 274 A.]
spleniatus.
spodiacus ajcadiaxog, Scribon. 24 in. = cinereus. [52. 274 A.]
spodium OTtodiov, Asche', Ofenbruch, Plin. 23. 76. wal. spuz.
spodos OTtodog, Hüttenrauch , Plin. 34. 428: »quae vocanl pompholygem et
spodon«. [454 A.]
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522 Grischisgbb WöRtn
spondaules CTtoydavlrig, Flötenbläser beim Trankopfer, Mar. Viel. 4. H. 46
p. 44. 23 K. [291.]
spondaulium s spondalium, Gic. d. or. %. 4. 193 zweifelh. Dioin. 476. 43 K.
[294.]
spondeum OTtovöeiov, Gefäfs zu Libationen, Apul. met. 14. 20. Inscr. Hermes
VI p. 9.
spondeiis (TTtovöelog, VersfufSj Cic. or. 64. 246. [37. 229.]
spondiacus aTtovdeiaxoQy spondeisch, Diom. 495. 24 K. [52. 230.]
spondiazon (TTtovdeia^cjv, Hexamelerartj Diom. 498. 43 K.
spondylioD (sphondyliura) ajtovdvXioVj aq)ovdvXiop, Bärenklau, Heracleum
spondylium L.^ Plin. 42. 428: oquae voeatur -iom. [446. 454.]
spondylus OTtovdvlog, Rückgratgelenk ; Slachelmuschel, spondylus gaederopus
L., Plin. 32. 454. sfondilus Apic. 2. 42. [36.]
spongivk CTtoyyca. Schwamm, spongia officinalis L. Cat. r. r. 43. 3. il. spugoa,
fr. 6ponge. [4 46. 298 A.]
spongiarius C. I. L. 5. 2483. spongiola, spongiosus, spongius, spongiare.
spongitis a/toyylriQj Edelsteinart, Plin. 37. 482. [43.]
spongizo ffnoyyiCto, mit dem Schwamm ctbmschen, Apic. 4. 26. 26. [24.]
spurium von artoQoi, weibliche Scham, Apul. d. mag. 35. [74.]
squilla siehe scilln.
squinu anthos axolvov av&og, Kamelstroh, Pallad. 44. 44. 3. it. schinanto.
vgl. schoenu anthos. [49.]
squinantium Plin. Val. 2. 48 » ax^ivay&iop. it. squinanzia, sp. pr. esqaioaQCia.
Stach ys araxvg, Rofspolei, Plin. 24. 436: »quae -ys voeatur«. [454.]
staota araxrij, Myrrhenöl, Plaut. Most. 309. (stacte). [494.]
stacton axa^Tov, Augensalbe, Scribon. 34. Ephem. epigr. 3. p. 447 nr. 435.
[274 A.]
stadiodromus ajaSio&f^ofxos^ Wettläufer in der Rennbahn, Plin. 34. 59. (plast. Werk.}
[277.]
Stadium anadiov, Stadium, Lueil. 8. 13 M. [28 A. 66. 248. 280.]
stadiatus. Stadialis,
stagonias atayoviag, Tropfweihrauch, Plin. 42. 62: »Graeci stagonian apel-
lant<(. [55.]
stagonitis arayovlTig, Galbanharz, Plin. 4 2. 126: »-im appellant«.
stalagmias cralayfilag, Vitriol, Plin. 34. 124: »destillantes stirias stalag-
mian vocant«. [55.]
stalagmium ardlayfia, Ohrgehänge, Plaut. Men. 542. [49. 189,]
stalticus tnaXTixogf zusammenziehendf Theod. Prise. 2. 2. 48.
staminatus von axaiivog, in einen Krug gefüllt, Patron. 41. 12.
staphis aiafpig, Läusekraul, Scribon. 4 66 := herba pedicularis. [U2.]
staphylo ajatpvXrjy Zaunrübe , bryonia alba I., Plin. 23. 24, vgl. ampelos leuce ss vitis
alba,
staphylinus avacfvlivog, Pastinakarl, Col. 10. 468. Plin. 49.j88: im)s Graece
dicitunt. [442.]
staphylodendron aTaq>vk6dev6Qov, Pimpernufsbaum, staphyiea pinnata L.,
Plin. 46. 69.
staphyloma ataq>vlüßfia, Fehler des Auges, Veget. 3. 49. 4. [48. 271. |
stasimutn ataatfiov, Chorgesang in der Tragödie, Mar. Vict. p. 77. 40 K.
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IN DU LATEINISCHBlf SPRACHE. 523
stater ararriq^ Gewicht; Sübermünze^ Hieron. in Matth. 3. 40. [47. 476. 247 A.
224.]
statera, Cic. d. or. 2. 38. 159. I. R. N. 4 489.
statice arar^xi}, adstringierende Pflanze, statice Armeria L. , Plin. 26. 54.
[454.]
sleatitis CTearlrig, Edelsteinart, Plin. 37. 486. [43. 462.]
steatoma areanjfxa^ Fettgeschwulst, Geis. 7. 6. 40. [48. 274.]
stegnus ateyvogj adstr ingierend, Plin. 23. 420. [272.]
stela GTi^kr], £nn. Euh. 34 = columna.
stelephuros areXetpovQog, Ravennazuckerrohr, saceharum Ravennae L., Plin.
24. 404. [450.]
st eil s OTellg, Mistelart, Plin. 46. 245: »-im dicit Euboea nasci«.
stemma ar^jU^ua, Kranz, Sen. benef. 3. 28 = corona. [48.]
stenocoriasis ctBvoTcoQlaaig, Pupillenverenffung, Veget. 3. 2. 46.
stephaneplocos in6(payijnX6xoff, Kranz flechterin, Plin. 35. 125: »quae tabula appellata
est -OS, ab aliis stephanopolis«. (Gem&lde.) [286.]
Stephan ites aTeg>avirtjg, Weinstockart, Coi. 3.2.2. [472.]
stephanitis aT€q>aviTic, id,, Plin. 44. 42. [472.]
stephanium axBfpayioy, Kränzchenf Aethic. cosmogr. 84 ^ coronula.
stepbanomelis ^arefpavofirjlcgj Pflanzenart, Plin. 26. 436. [454.]
stephanopolis fnefpayonöiXi^y Kranzhändlerin , Plin. 35. 125, cf. stephaneplocos. (Gemälde.)
[286.]
stephanos a%i(pavog, Pflanzenari, Plin. 45. 432. [64. 449.]
Stephanusa mBfpavovaa, die Kranzwinderin, Plin. 34. 70. (Statue.) [277.]
Stereos (rre^eo^, fest, hartnäckig, Orib. Bern. 14. 15.
stereobates areQeoßarrjg, gemauertes Postament, Vilr. 75. 46. [282.]
stergethron <niQyij&Qoy, große Hauswurz, Plin. 25. 160: »Italia sodum maius vocat((. [147.]
stericus vajegixo^, Mac. Flor. 13 == hystericus.
sterigmos anjQiyfzoff, Stillstand eines Planeten, Apul. d. mund. 16 b= stativa lux.
stesichoreum arrjaixoQecop, Versmafs, Serg. 464. 2. [234.]
stibadium arißadiov, Ruhebett, Plin. ep. 5. 6. 36. C. I. L. 5. 3929. [477.]
Btibi arlßt, Spiefsglas, Gels. 6. 6. 6. Plin. 33. 404: »stimi appellant , alii
stibi, alii alabastrum^ alii larbasima. [54. 454. 494.]
stibium, Scribon. 23.
stibinus arlßcrog, von Spiefsglas, 4. Paral. 29. 2. Vulg.
sticha cvixr}, Weinstockart, Plin. 44. 84 = apiana.
sticula, CoI. 8. 2. 27.
Btigma arlyfia, Brandmal, Vitr. 52. 4 == inusta lilterarum nota. [48. 49. 34 0.
325.]
Stigma tias anyfxarlag. Gebrandmarkter, Cic. off. 2. 7. 25. [340.]
BtJLmmi axLii^i, Spiefsglas, Plin. 33. 404 = stibi. [54. 66. 454 A. 494.]
stoebe arotßri, Pflanzenart, Plin. 24. 94 : »pheos, quod aliqui -en appellavere«.
[450.]
stoechas aroixdgy Stöchaskraut, lavandula stoechas L, Plin. 26. 42. Scribon.
406, [445.]
Stola arolri, langes Oberkleid, Enn. trag. 434. C. 1. L. 4. 4 494. celt. stol.
[55. 480.]
Stolatus, C. 1. L. 3. 5283 ; 5. 5892.
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524 Griechiscbb Wöbtei
stolarchus OTokaQxoSy Flottenführer ^ I. R. N. 2685.
BtoluB aroXogy Seefahrt; Flotte , Cod. Theod. 13. 5. 7. it. sluolo. asp. eslol.
pr. estol. [212 A.]
stomacace atofxaxdycr], Mundfäule^ Plin. 25. 20 : »-en medici vocabant«. [270.]
stomachicus aroiiaxLxog^ magenleidend, Sen. ep. 24. 14. [270.]
BtomaohüB azoftaxog, Magen, Lucil. 4. 21 M. it. stomaco. fr. estomac. [266 A.]
slomachari, Ter. Eun. 328. stomachabundus, stomaclianter. stomachosei Stoma-
chosus, subslomachari.
stomatice arojuar^xij, Mundarznei^ Plin. 23. 108. [272.]
slomis arofilgj Mundbinde des Flötenspielers, Lucil. 15. 17 M. siehe poslomis.
Storno ma arofKafia, Hammerschlag, Plin. 34. 108: »quod vocant stomoma«.
[48. 155.]
storacinus owgoxivog, vom Storaxstrauche, Sulp. Sev. dial. 1. 43.
Btorsx, GTVQa§, Storaxstrauch , storax officinalfs L., Solin. 33. 10 = styrax.
[18 A. 36. 50. 66. 85. 144. 207.]
storbos ^avögßog, Plin. 12. 74: »recentiores ex auctoribus -on hoc vocant«
= ledanuin. cf. stobrus: Plin. 12. 79.
Btrabo axQaßwVy schielend, Lucil. sat. 27. 8 M. Cic. nat, deor. 1. 29. 80. [271.]
strabonus.
BtrabuB avQaßog, id., Varr. sat. Men. 344. it. stambo, pr. estramp. [274.]
strangias avQayylag, griechische Weizenart, Plin. 18. 64. [55.]
Btrangulo arqayyaXoo}, erdrosseln, Cael. b. Cic. fam. 8. 15. [62. 310.]
strangulabüis, strangutatio, strangulator, strangulatrix, strangulatus.
Btrangiuria atQayyovQla, Harnzwang, Gat. r. r. 127. 1. [269.]
stranguriosus.
strategema arQarinyrjfia, Kriegslist eines Feldherm, Cic. Atl. 5. 2. 2. g.pl:
-on. [229 A.]
strategematicos fnqarfjYrjfAatixog , Kriegslist betreffend, Frontin. strat. praef. lib. 1.
strategia arQaTtjyia, Gouvernement, Plin. 4. 40.
strategicos atQa-njyixoc, den Feldherm betreffend, Frontin. slral. praef. libr. 4.
strategus argarriyog, Heerführer, Plaut. Stich. 697.
stratiotes aTQaTiwrrjg, Wasseraloe, stratiotes aloides L., Plin 24. 169. [145.]
stratiotice ar^araur^xij, id., Apul. herb. 88.
stralioticus avQarctJTiyiog, soldatisch, Plaut. Mil. gl. 1359.
stratopedum axqarone^oy, .lul. obseq. de prodig. 4 46 &» castra.
strepsiceros arQBifjiTLiqijg, Antilopenart, eapra cervicapra L., Plin. 8. 214 =
addax. [103.]
streptos axQBTiTog, gewunden (Traubenart), Plin. 14. 89: »quae ob id -os vocaturR. a. I.
streptis.
strobilus azQoßilog, Zirbelnufs, Frucht von pinus cerabra JL., Ulp. dig. 32.
55. 10.
stroroa azQOjfia, Teppich, Capitol. in Ver. 4. 9. [48.]
stromateus arQWfxarevg, Schriften vermischten Inhalts, Prise. 210. 7 H.
strombus axQOf^ißog, gewundene Schneckenart, Plin. 32. 117. [120.]
strongyla crQoyyvkr], Bnisthild, Tertull. pall. 4.
strongylc, Alaunart, Plin. 35. 487: »quod -en vocanU. [136 AJ
Btropha, Strophe ai^oq>ri, Strophe; List, Phaedr. 1.14. Petr. 60. [228.]
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IN DIR LATKINISCHBN SPRACHE. 525
strophicus atQocpixog^ mit Batichgrtmmen behaftet, Theod. Prise. 2. 9,
strophium GTQdcpwv, Brustbinde^ Plaut. Aul. 541. [182.]
stropbiarius. [203.] slrophiolum.
strophoma OTQocpiofia, Bauchgrimmen, üieron. in Jesai. 13. 8. [270.]
strophus atQOipog, id., Vitr. 254. 48. [270.]
strophosus.
struppuB üTQotpog, gedrehter Riemen, Liv. Andr. od. 11. Plin. 21.3: »ute-
bantur antiqui -os appellantes«. it. stroppolo, fr. ^trope, sp. estrovo.
[16. 211. 216 A.]
struppearin.
strutheus arQovd-Log, vom Sperling, Plaut. Pers. 87. [135 A.]
struthio axQovd'liav, Straufsy struthio camelus L., Capitol. Gord. 3 extr. it.
struzzo, pr. estrus, d. Straufs. [109.]
struthiocaballus, strutbioninus.
struthion gtqovS'Iov, Seifenkraut, saponaria officinalis L., Plin. 19. 48: »-on
Graeci vocant«.
struthiocamelus atQovd'ioiiafirjXog, Vogel Straufs, Plin. 10. 1. [109.]
struthiocamelinus.
struthopus arQOvd-OTtovg, Sperlings füfsig, Plin. 27. 24.
strychnos arqvxvog, Nachtschattenart, Plin. 21. 177: »trycfanos quam qui-
dam~ strychnon scripsere« 27. 132: »Solanum Graeci -on vocant«. [132. 151.]
stuppa aTVTVTtrj, Werg, Lucr. 6. 896. it. stoppa, sp. estopa, fr. 6touppe^ [26.
33. 85. 205.]
stuppa rius, stappeus.
stylobates avvkoßarrjg, Säulenstuhl, Varr. r. r. 3. 5. 11. [47. 281. 282.]
stymma arvpifxa, Salböl verdichtender Stoff, Plin. 13. 7. [48.]
stymmaticus arvfiiiartxog, adstringierend, Plin. Val. 2.28. [172 A.l
stypsis arvipig, zusammenziehende Kraft, Gassiod. var. 12. 4. griech b.
Cael. Aur.
stypteria <nvnJijQl(t, AlanUy (JIp. dig. 27. 9. 8. 6 »s alutnen. [156 A.]
stypteriazusa axvnrtiqia^ovaa, alaunhaltig, Cael. Aur. chron. 4. i. 1.
stypticus arvTtri'Aog, verstopfend , Plin. 24.120: »medicamenta , quae -a
vocant«. [272.]
substyplicus.
styrax tnvQa^, Storaxbaum, styrax officinalis L., Verg. Cir. 467=sstorax. [50.]
styraca.
styracinus aTVQuxivog, von Storax, Cael. Aur. chron. 2. 7. 113. siehe stora-
cinus.
Bupparum (supparus] aicpaQov, linnenes Kleidungsstück, Plaut. Ep. 2. 2. 48.
Paul. Diac. 311.4: »vestimentum puellare lineum. [16. 61 . 69. 181.211 .293.]
susinus trovaiyoff, Gels. 5. 21. 1 »s lilinus, lirinus.
sttsinatus.
syagrus avay^og, Palmbaumart, Plin. 13.41. [136 A.]
sybotes avß&nrjg^ Hygin. fab. 426. Manil. 5. 126 « subuicus.
sycaminos avTLa^ivog, Maulbeerfeigenbaum, ficus sycomorus L,, Gels. 3. 18 =
sycomorus.
syce atmi]. Pflanze; Kien; Geschwür, Plin. 16. 44: »quam Graeci -en vocant«.
[148. 270.]
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526 Grieghtsgrb Wörtkii
syciles at/x/rijg, Feigenwein, Plin. H. <02. [47. 472.]
sycitis avKlTis, Edelsteinart, Plin. 37.491. [49. 163 A.]
sycomorus avTiOfioQogj äg. Maulbeer feigenbaum, ficus sycomorus £., Geis. 5.
18. 21.
saccomorum » sycomorus» nach Fest. p. 318 M. bei Pomponius (wohl Pompeius
Sextus, cf. Ribb. scenic. fr. 11 p. 215).
syoophanta cvxo(pävTr)g, Plaut. Trin. 875 = calumniator. [46. 310.1
sycophantari.
syoophantia avy(,oq>avT La, Betrügerei, Plaut. Trin. 867.
sycophantiose.
sycophyllon avxofpvXXoy, Eibisch, Apul. herb. 38 «= hibiscuni. [151 A.]
sycotum avxtaioy, Vesp. iudic. coci 81 s ficatum.
Syenites avrjvlvrjg, roter Granit^ Plin. 36. 63: »-es, quem antea pyrrhopoe-
cilon vocabanl«. [158.]
Byllaba avUaß^, Silbe, Plaut. Bacch. 433. celt. sillab. d. Silbe. [225.]
syllabatim, unisyilabos.
syllabicus ovlXaßiyLog, silbenweise, Prise, d. acc. p. 528. 22 K.
syllabice.
syllabus avXXaßof, Register, Augustin. conf. 13. 15 a index,
syllepsis avXkrjilJig, grammatische Figur, Donat. 397. 23 K. acc: -in. abl: -i.
[226.]
syllogismaticus avXXoyKXfÄatixoc, aus Sylloffismen bestehend, Fulg. myth. 1. praef. extr.
p. 27 M.
Syllogismus Gvlloycafiog, Gell. 1 . 2 = conclusio, ratiocinatio. [54. 237.]
syllogisticus avXloyiariyiog, syllogistisch, Quint. 5. 10. 6.
syllogistice.
syllogizo (fvXXoyiCo), VemunßscMiisse machen, Boeth. Arist. anal. post. 1.9. p. 350. [24.]
Symbols avfißolrj, Geldbeitrag zu einem gemeinschaftlichen Schmause^ Plaut.
Stich. 432. Wilmanns inscr. nr. 113. [168.]
symbolones, Löwe prodr. p. 418.
symbolicas avfißohTiog, sinnbildlich, Charis. 160. 21 K.
symbolice.
symbolum avfißolovj Kennzeichen, Plaut. Pseud. 648 = Signum. [215.]
symbolus, Plaut. Bacch. 262.
symmetria avft^iSTQla, Ebenmafs, Vitr. 12. 14. Plin. 34. 65: »non habet La-
tinum nonien -a«.
symmetros avfiiAeTQog, symmetrisch, Vitr. 12. 17.
symmysta av^i^vavrjg, Mitpriester, Hieron. ep. 58. 11.
sympasma aviiTtaa^ia, Pulver zum Aufstreuen, Gael. Aur. acut. 2. 38. 218.
[49.]
sympathia av(.iJta^eta, Sympathie, Varr. b. Non. 458. 24. griech. b. Cic. =
convenientia naturae.
symperasma avfiJtiqaaiict, Schlufsfolge, Mart. Gap. 4. 343. [49. 237.]
symphonia (symphonium), avficptovia, Einklang, Gic. Verr. 2. 3. 44. 105 =
concentus. it. sampogna, sp. zaropona. [290.]
symphoniacus avfiqxjjviaxog , zur Musik gehörig, Gic. Hil. 21. 55. I. R. N.
457. Henz. 6097. [290. 309.]
sym phyto n avfxtpvtov, Beinwell, symphytum officinale L., Plin. 27. 41: »alum nos voca-
mus, Gracci symphylon pelraeum«. it. sinfito.
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IN DBA LATBIITI8CBBN SpBAGHB. 527
ymplectos avfAnlBxiog, verbunden (Versfufs), Diom. 484. 27.
symplegas avfiTtltiyag, ztisammenschlagend, Marl. 14.995. acc. pl : -as.
syraplegma avfi/tkey^a, Vei-ßechtung (beim Ringen), Plin. 36. 24. [48.]
symploce cvfjtnXoxrj, Aquil. Rom. 36 = connexum, complexio. [288 A.]
symposiacus avfiTtoaiaycog^ zum Gästmahl gehörig, Gell. 3. 6. 1.
Symposium avfi/ioaiov, Apul. apol. 57. (Nep. Ale. 2. 2) =convivium. [168.]
sympoticus ccjutiotixo^, zum Gastmahl gekörig. Gell« 6. 43 in lemm. ed. Hertz. 3. 6. 1.
sympsalm^a avjÄipaXjÄä, Singen zum Saitenspiel, Augustin. in psalm. 4. 4.
symptoma avfiTtTCjfia, Symptom, Oribas. Bern. 6. 25. it. sintomo. [48.]
ssmagoga awayioyi^, Synagoge, Terlull. d. fug. et pers. 6. G. I. L. 5. 4410.
[318.1
synaloephe owaXoupr}, Quint, 9. 4. 109 = collisio, elisio. [226.]
synaliphe, Cbaris. 279. 9 K.
synanche avvayxt], Bräune, Gell. 11. 9. 1 = angina. [270.]
synanchicus awayxiy^og, mit Bräune behaftet, Gael. Aur. acut. 2. 27. 140.
synaphia awaipeia, Kontinuität des Rhythmus, Mar. Vict. p. 129. 30 K. [230.]
synathroesmos avya&Qourjuof, Sammeln, Rutil. Lup. d. fig. sent. 1. 2. [238 A]
synaxis avya^tg, Versammlung, Yen. Fort. carm. 8. 14. 1. [48.]
syncategorema avyxairjyo^ijfia, Prise. 2. 4 5 sa consignificantia. [226.]
syncerastum avy^BQaaxov, Gericht Allerlei, Varr. 1.1.7.61. Plaut, fr.
Phagonis. [169.]
synchrisma avyxqiUfJtK, Salbung, Veget. 2. 45. 7 bs unctio. [48. 49.]
synchronus avy^^ovos, Hieron. praef. in 42 prophet. s aequalis.
synehysis avyxvaig, Verwirrung (gramm.), Charis. 275. 17 K. [48. 226.]
syncope avyytOTtrj, Synkope; Ohnmacht, Charis. 278. 18 K. [226.]
syncopatus. syncopare.
syncopos avy%07tog, ohnmächtig, Orib. Bern. 18. 13.
syncrasis avyxgaaig, Vermischung, Terl. adv. Val. 8 = acc. -in. [48.]
syncrisis avynQiaig, Vergleichung, Donat. 396. 26 K. [48.]
syndicus avvdixog, Syndikus, Gaj. dig. 3. 4. 1. 1 = actor. [312.]
synecdoche avi/STidox^y Redefigur, Quint. 8. 6. 18. [236.]
synecdochice von awBxdoxmos, synekdochisch, Hieron. in Matth. 2. 42. 40.
syneches cvvexv^, zusammenhängend, Mart. Cap. 9. 984.
synecticus avyextixo^, id., Cael. Aar. acut. 4. 44. 4 42.
synedrium awiÖQiov, Sitzungssaal, Arnob. in psalm. 103.,
synedrus avvBÖqog, Beisitzer, Liv. 45. 32. 1. [312.]
synemmenon (SvyrjfjifAiyoy, verbunden (von Tönen), Vitr. 4 42. 48 » connexum. [294.]
synemptosis awifiTttwaig, Übereinstimmung der Form, Prise. 18. 269 K.
synergus awe^iyog, Mitarbeiter, Jul. Firm. math. 1. 4 = collega.
synesis avveaig, Tertull. adv. Val. 8 = mens. [48.]
syngenicon avyyeyixov, Verwandtschaß, Plin. 35. 434: »quam vocavere -on«. (Gemälde.)
[286.]
syngrapha avyyQafpr^, Schuldschein, Cic. fam. 7. 17. 1. [222. 265.]
syngraphus avyyqacpog, schriftlicher Kontrakt', Reisepafs, Plaut. Capt. 450.
[215.]
synizesis awlCrjatg, Zusammenlesen zweier Vokale, Serv. Verg. Aen. 1. 698.
[48. 226.]
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528 Griechiaghb Wörter
synnavi avvvaoty zusammenverehrt ^ Grut. inscr. 89. 2. [31 A.l
synnephitis *avvve<plTigj Edelsteinart, Plin. 37. 162 = galactitis = teuco-
graphitis.
synochitis avpoxlng, id., Plin. 37. 192. [43.]
synochus avyoxog^ Orib. Bern. 41. 22 s= continaus, coatinens.
synodia avvf^dia, Einklang, Varr. sat. Men. 4 50 » concordia, concentas.
synodicus avvodt%6g, zusammengehend, Ju]. Firm. math. 3. 6.
synbditae awodlTai, Mönchsart, Cod. Just. 4. 4. 6. [320.]
synodium cvyifi&ioy, Diom. 492. U K. s= concordia, concentus.
synodontitis avpodovrlTig, Edelsteinart, Plin. 37. 182. [43. 163 A.]
Bsmodus avvodog, Kirchenversammlung ^ Anim. 15. 7. 7. Orell. 2160 = Grul.
313. 8. fr. Synode, d »Sendftgericht. [67. 320.]
synodalis.
synodus avvodovg, Zahnbrasse, sparus dentex Oken, Ovid. hal. 107 = den-
tex. [44 A. 119.]
synoeciosis avvomuoais, Rutil. Lup. d. fig. sent. t. 9: »quae duas res diversas colligal«.
Quint. Fronto VII. 525. \k K. [238 A.]
synoecium ffvyolxioy, gemeinsames Wohnzimmer, Petr. sat. 93. 3.
synoneton cvvtavrijoy. Cod. Theod. \\, \b. \ = coemptio.
synonymia avyiow/ula, Gleichheit der Bedeutung, Aquil. Rom. d. ßg. sent. 88. griech.
b. Quint.
synonymum avytayvfioy , gleichbedeutendes Wort, Fronto d. eloq. p. 237 ed. Rom. =
Idem significans.
Synopsis avyotpic, Entwurf, Grom. vet. 92. 47. R^nier. inscr. Afr. 4890 ==. dcscripUo.
synoris avytoqis, Hiernn. ep. 430. 7 a= biga.
syntaxis avvta^ig, Anordnung, Not. Tir. Kopp. p. 337. it. sintassi.
syntecticus avpvqxtiycogj an der Auszehiung leidend, Plin. 22. 105.
syntexis avvrq^Lg, Auszehrung, Plin. 22 120. acc: -in. [48. 270.]
synthema avvS-B^ia, Postschein, Hieron. ep. 118. 1. [48. 217 A.]
synthesis avvd-eaig, Obergewand; Servis, Slat. silv. 4. 9. 44. Atti d. Arvali
XXIV. 7. acc: -in. [182.]
synthesina Titin. com. Ribb.2 4 68. Suel. N. 54 » synthesis.
syntonum ovvrovov, musikalisches Insti'ument, Quint. 9. 4. 142 = scabellum.
syntonator, Inscr. ap. Spon. misc. p. 234. [294.]
syntrophium avyjqotpioy, Brombeerstrauch, Apul. herb. 87 &= rubus. [4 54 A.]
syntrophus cvyrqotpog, miterzogen, Tert. aflv. V9I. 8.
syreon *avQ€ov, Same der Pflanze seselis, Plin. 24. 177: »tordylon, quam
et -eon vocaverunl«. [151.]
syriarcha (JVQiaQxrjg, Oberpriester in Syrien, Cod. Theod. 15. 19.2.
syriarchia avQiaqxia, Würde des syrischen Oberpriesters, Cod. Just. 1. 36. 1.
syringias avQtyylag, hohle Rohrart, saccharum Ravennae L., Plin. 16. 164:
»quem vocant -an«. [55.]
syringion avqiyyioy, Fistel, Macer. flor. 249 Choul. <= fistula. [274.]
syringitis avQtyylrtg, Korallenart, Plin. 37. 182. [43.]
syringotomium avQiyyorofiwy, Werkzeug zum Schneiden der Fistel, Vegcl.
2. 27. 2. [272.]
syrinx ovqty^, Rohr, Ovid. met. 1. 691. it. sciringa, scilinga, fr. seringue.
[51.]
syringa. syringianus. syringnatus. syringia. syringio.
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IN DBR LATKINISCRCN SPRAGHB. 529
syrites avp/rijg, Sternchen in der Wolfsblase, Pliii. 44. 208. 37. 93: »quos
vocanl syrlitas«. [47.]
syrma avQfia, Schleppkleid, Valer. 4. it. sirima. [48. 49. 482. 293.]
syrmaticus cv^fAtmxos, schleppend, Veget. 5. 21. 4 = claudicans.
syrtitis, syrtites avQTlvrig, Edelsteinart, Plin.37.483; 37.93. [43.47. 463A.]
syrus voD (rv^ai, Besen, Varr. sat. Men. 53. 17 R. (271). acc.pl: -us s= scopae.
systalticus avaraXtixog^ zusammenziehend^ Marl. Cap. 9. 994 = astringens.
[272.]
systema avarrjiiay Musiksystem, Marl. Cap. 9. 947 = ratio, disciplina, ars.
it. sistema. [48. 294 A.]
systematicus avarrifiariyiog, systematisch, Mar. Vict. p. 57. 2 K.
Systole tfv<rroAj7, Silbenverkürzung, Charis. 279. 1 K. = correptio. [225 A.]
systylos avOTvXog, nahesäulig. Vitr. 70. 43. [283.]
syzygia nv^vyia, Zusammenfügung, Tertull. d. praescr. 46 = coniugatlo. [226 A.]
taenia Tatvla, Kopßinde; Bandwurm, Enn. trag. 69 V. [423. 489.]
taeniola, taeaiensis.
talantiaeus raXavTialog, von einem Talente, C. I. L. 3. 296. 297.
talentum Talavrop, Talent, Plaut. Cure. 64. it. laleolo, sp. talento, talante.
celt. lalland. [45 A. 84 A. 85. 220.]
talentarius. semitalentuin.
tamiacus *Tafiiayi6g, zum Fiskus gehörig, Cod. Just. 44. 68. 2. [343 A.]
tanos *Tdvog, Edelsteinart, Plin. 37. 74: »qui vocatur tanos, e Persis ve-
Diens«. [463 A.]
taos zadg, Edelsteinart, Plin. 37. 487. [65.]
tapanta xa nayja, Petr. 37. 4 s totum. (al. 1. topanta.)
tapete Ta/trig, Teppich, Plaut. Stich. 378. it. tappeto^ sp. pg. tapete, tapiz,
fr. tapis. tapeta Enn. fr. libr. ine. 34. tapes. ace. s: -a. aee.pl: -as. [44.
477. 247 A.]
tapinoraa TaTcelvwfia, niedriger Ausdruck, Sidon. ep. 4. 3. [48.]
tapinosis raTtelvcoaig, schlechte Darstellung, Charis. 274. 48 K. Serv. Verg.
eel. 6. 76.
taratalla tciqu -taXXa, scherzhafte Benennung eines Kochs, Mart. 1. 51. 2.
taricarus tnqixvqog , eingepökelt, Apic. 8. 386. t^iricus, id., Apic. 9. 400, vgl. tyro-
tarichum.
tarp6B0ita cf. trapezita. [24. 46. 224.]
iartaralis von xaqTaqov, mit Weinstein eingerieben, Pelag. vet. 46. p. 68.
tartarinus taQTaqtvog, schrecklich, Enn. ann. 540.
tartemorion ef. tetartemorion.
larum ^tolqov, Aloeholz, Plin. 42. 98. [444.]
tasis Tcrtfcr, Anspannung, Mart. Cap. 9. 989 a Intentio. [48.]
tan xetv, Buchstabe t, Tert. adv. Marc. 8. 22. [225 A.]
iaurelephas TavqeXiq>ag, indisches Tier, Jul. Val. rer. gest. Alex. 3. 49.
[404.]
Weise, Oriecb. Wörter i. d. lat. Sprache. 34
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530 Gbirghischb Wörter
taurobolium ravQoßoliov, Stieropfer für die Kybele^ Henz. 6041. C. I. L. 2.
606. Bull. d. Insl. 1861. p. 21. Ephem. epigr. 3. p. 32. [59. 60. 3<8;
taurobolicus Orell. 2328. taurobolinus Orell. 2353. tauroboliari Orell. 2351.
tauroboluB ravQoßoXog, Slieropfer darbringender Priester, Vet. carm. ap. Sal-
mas. ad Lampr. Heliog. 7. p. 804.
taurobolatus.
iaurocaihapta TavQOxad-aTVTrig , Strohmann zum Reizen des Stiers bei den
Tierhetzen, Not. Tir. Grul. p. 175. Schmilz p. 304. (taurocapta Gniler).
[74.1
taurocenta xavqoxivTrjs , Stierkampf er y Orell. 2530 = taurarius.
tauroph thalmon ravQotp^^aXfjioVy Rosmarinart, Apul. herb. 79 = ros marinus. [154 A.]
tautologia ravroloyia, Tautologie j AquiL Rom. d. fig. sent. 39. Charis.
271. 16 = eadem pluribus verbis significatio.
taxeota ra^ecovrjg, obrigkeitlicher Diener, Cod. Just. 1. 3. 53. [46. 312.]
tAxis ra^ig, Rutil. Lup. d. fig. sent. 2. 20 = ordo. [48.]
teohna rix^^r), listiger Streich, Plaut. Most. 550. [42. 55. 310.]
techina, contechinari.
technicus Texvixogj Lehrer der Kunst, Quint. 2. 13. 15.
technographus iBxvoy^acpog, Gl. Sacerd. 454. 27 K. = magister artis.
tecolithos rrjaohd-og y Edelsteinart, Plin. 36.143: »quidam eos tecolilhos
vocanl«.
tectonicus textoyixo^, den Bau betreffend, Auson. Mos. 299 sa architectonicos.
telamo Tekafiior, Träger (Bauk.), Vilr. 150, 25. [61. 282.]
telephion Tr]Xi(piov, fette Henne, sedum telephium L., Plin. 27. 137. [151.]
teleta TelsTrj, Einweihung, Apul. met. 11. 22 exir. = consecratio.
teletus TßXeTof, vollkommen, einer der Äonen, Tert. adv. Val. 1.
telinum Tt]livov, Telissalbe, Plin. 13. 12. Caes. b. Isid. 4. 12. 7. [192.]
teils T^XiQ, gem. Bockshornklee, trigonella foenum graecum L., Plin. 24. 184: »nee feno
Graeco minor auctoritas, quod tclin vocant, alii carphos, aliqui buceres, alii aego-
ceras, nos siliciam«. [147.]
teloneum reltovelov, Zollhaus, Tertull. idol. 12. d. Zoll. [37. 215 A.]
telonarius. telonearius.
tenesmos Teivea^wg, Stuhlzwang, Plin. 20. 54. griech. b. Gels. u. Nepos.
[37. 270.]
tenesmodes recvea^cjdrjg, dem Stuhlzumng ähnlich, Theod. Prise 2. 2. 18.
tengo menas xiyyta fATivag , ich benetze den Mond =a ich trinke die ganze Nacht, Pelr.
34. 7. (al. 1. tango menas.)
terion tiyiov. Cael. Aur. acut. 3. 3. 20. acc. pl : -as = nervus. [44.]
tophrias recpQiag, aschfarbiger Marmor, Plin. 36. 56. acc. -an. [159 A.]
tephritis Teipqlng, Edelsteinart, Plin. 37. 184. [43. 163 A.]
leramon leqa^ov, Pflanzenart, Plin. 18. 155 Sill. (Jan. u. Detl. aleramon,
welches siehe.)
terbentinus, cf. terebinthinus.
terebinthinuB TBQeßivd-LVog, vom Terpentinbaum, Gels. 5. 6. it. tremeniina.
tcrbentlnus, Vegct. 2. 54. 4.
terebinthizusa TBQeßivd'l^ovaa, terpentinfarbiger Edelstein, Plin. 37. 116.
terebinthus TBqißtvd'og, Teiyentinbaum, pistacia terebinthus L, , Verg. Aen.
10. 136. it. lerebinto. [66. 127 A. 207.]
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IN DBR LATEINISCHEN SpBACHB. 531
teredo TSQTjdiap, Bohrwurmj teredo I., Ovid. Pont. 4. 4. 69. Isid. or. M. 5.
10: »ieredonas Graeci vocant lignorum vermes«. [54. 423.]
termo riQficjv, Enn. b. Fest. 363* 23: »termonem Ennius dixit terminum;
graeca consuetudine ingenti vadit cura, qua redditus termo est. [53 ]
tesseracoste TsaasQaycoat}^ , der vierzigste Tag, Ambros. in Luc. 3. 16 =
quadragesima.
tessera (?) rioaaqa (?), Würfel, Plaut. Poen. 347. C. I. L. 2. 4963. [26. 62.
85. 198. 215. 300. 325,]
tesseruln, tesscrarius C. I. L. 2. 264 0; 3. 268. [203.] tessella I. R. N. 5255. tes-
sellarius Mural. 958. 4. [203.] tessellare C. I. L. 5. 3893. tessellatim, tessella-
tus, tesseratus.
tetaniouB Texavi-Kog, mit Halsstarre behaftet, Plin. 20. 239.
tetanus riravog, Halsstarre, Scribon. 101. griech. b. Gels. [61. 270.]
tetartemoria TeTaQvrjfioqia, Viertel in der Musik y Blart. Cap. 9. 930. [291.]
tetartemorion TSTaQTrjjÄOQLOv, Vierteides Tierkreises, Plin. 7. 160 Jan.: -»on
appellant«. (Sil), tartemorion.)
tethalassomenos Te&akaaaiofiivos, Wein mit Seewasser, Plin. 14. 78: »-on
vocant«. [174 A.]
tethea ri^&ea, Molluskenart, Plin. 32.93. [120.]
tetrachmum ritQax^ov, Silbermünze von vier Drachmen, Caes. b. Cic. fan».
12. 13. 4. [220 A.]
al. I. tetradrachmum.
tetrachordos rerQaxoQdog, viersaitig, Varr. sat. IMen. 458. [291.]
tetracolum tstqu^cjIgv, viergliedrige Periode, Sen. contr. 8. 2. 27. [237.]
tetradice, siehe tetralrx.
tetradium, tetradeum tstquöiov, reTQadelov, Quaterne, Col. 3.20.3 =
tetras. [256.]
tetradoros TevQddoiQog, von vier Qiierhänden, Vitr. 39. 6. griech. 39. 2 =
quatuor palmorum.
tetraeteris TeTQasTjjQlg, Censor. 18.3. acc: -a = quadriennium. [256.]
tetragnathius TevQayvad-og, giftige Spinnenart^ Plin. 29. 87. [123.]
tetragonus TstQaywvog, viereckig, Grofn. vet. p. 219. 2 = quadrangulus.
[255 A.]
tetragonalis, tetragonicum, tetragonium.
tetragrammatos TerQayQajÄfiarog, aus vier Buchstaben, Isid. 19. 21. 7.
tetralix tetqüiXi^, Heidekraut, Plin. 21.94; 11. 42 Jan.: »tetradice: Athe-
nienses eam tetradicen appellant« = erice. [149.]
tetrameter reTQa^ezQogy Versai^t, Diom. 506. 28 K. [56. 230.]
tetrametrus.
tetrans TSTQäg, Viertel, Vitr. 79. 8 = quadrans.
tetrao zeTQaiov, Auerhahn, tetrao urogallus L., Plin. 10. 56 = tetrax^ tarax.
[409.]
etraonymus TetQaajWfiog, viernamig, Prise. 2. 29 K.
ietrapharinacum TBTQa(paQ^a%ov , Pßaster aus vier Ingredienzien, Spart.
Hadr. 21. 4. griech. b. Gels. [271 A.]
tetraphoros TBX^afpoQog, zu vier tragend, Vilr. 254. 22.
ietraplasius reTQairlaaiog, IMart. Gap. 9. 953 = quadruplus. [256.]
34*
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532 Griechische Wörter
tetraplo, -are von TBtQanXov^, Mnrt. Cap. 9. 952 bs quadruplare.
tetraptotos rergdTCTioTos, Diom. 309. 22 K. = quaternarius.
tetrapylum TsvQaTtvlov, Durchgang von vier Thoren, Aucl. descr. orb. 47,
R6nier insc. Afr. 4850.
tetrarches retQaQxVSi Vierfürst, Gic. Att. 2. 9. i. [342.]
tetrarchia TerqaqxLa^ Gebiet eines Vierfürsten, Cic. div. 4.45.27.
tetrarhythmus TBTqa^^vd^iiog, aus vier Takten, Mar. Viel. d. melr. p. 96.
27 K. [230.]
t et ras rsjQaff, Tert. adv. Val. 7 = numerus quaternarius. [256.] •
letrasemus TevQaarjfxog, mit vier Zeilen, Marl. Cap. 9. 987.
tetrastichos reTQaartxog, vierreihig, Quiot. 6. 3. 96. [230.]
tetrastylos reTQaarvkog, viersäulig, Vitr. 72. 3. C. I. L. 2. 2008. 6. 2067.
Henz. scav. d. fr. Arv. p. 62. 44. [282.]
tetrasyllabus TerqaavlXaßog, viersilbig, Prise, d. accent. p. 526. 49 K.
iettigometra TBTriyo^rirqa, Cikadenlarve, Plin. 44. 93.
tettigonia TBTTiyovia, kleine Cikadenart, Plin. 4 4.92.
teuchitis revxlTig, Binsenart, Plin. 24. 420.
ieucria revxQla, Gamander, Teucrium chaniaedrys L., Plin. 24.430. [448.]
teuer ion revycQwv ^ Milzkraut, Teucrium flaviim od. lucidum L. , Plin. 25.
45 = Teueria. Plin. 26. 35. [4 48.]
teuthalis tevO-aXi^ , Blutkrnut, polygonum L,, Plin. 27. 4 43 = polygonos: »nos sangai-
nariam« [450.]
leutlophace c€VTlo(paxfj, Blutkraut, polygonum L., Cael. Aur. acut. 4.45.
427.
seullopbace, Gael. Aur. chron. 2. 39. 229.
thalamegus d^aXaiu^yog^ Gondel, Suet. Caes. 52 = navis cubiculata. [242 A.]
thalamus &alanog, Wohnzimmer, Gatull. 64. 488. pg. tambo, apg. tamo =
cubiculum. [308.]
thalassaegle d-alaaaaiylrj , Pßanzenart, Plin. 24. 464, vgl. potamaugis.
[447.1
thalassia S^aXctaata, Sidon. ep. 4. 5 s= loca ad mare Sita,
thalassicus &aXttO(fix6s, Plaut. Mil. gl. 4479 s= marinus. [242 A.]
thalassinus d^aXaaaivos^ Lucr. 4. 4449 = cyaneus, colore marino (poet.). [8.]
thalassion phycos &aXaüaiov tpvxog^ Plin. 26. 4 03 == fucus marinus.
thalassites O-aXaaaltrig, Weinart, Plin. 44. 78. [474 A.]
thalassomeli &alaaa6fiBkt, Meerwasser mit Honig, Plin. 31. 68. ['»4. 472A.^
thalassomel.
thalassometra ^^aXceaaojuitQij^, Ambros. hcxaem. 5. 40.26 = maris mensor. [255 A.]
tlialietrum x^alixrqov , Krötendistel, thalictrum flavum L., Plio. 27. 438.
[451.]
thallus x^aXlog, grüner Stengel, Col. 4 4. 3. 58, Verg. cir. 376. it. tallo, sp.
tallo, fr. talle. [48. 444 A.]
thamnum (thannum), d'a^vog, Strauchart, Col. 42. 7. 4.
thapsia, thapsos -D'aipla, -D'aipog, Strauchart, thapsia Asclepium L., Plin.
43. 424: »semen ferulae -am quidam vocavere«. Lucan. 9.949. [454,]
theamedes *d'Baixridrjg, Turmalin, Plin. 36. 4 30. [459.]
theangelis ^d-eayysllg, magische Pflanze, Plin. 24. 464 Jan.
theatricus ^ear^exo^*, Augustin. doct. Chr. 8. 4 8 s=s theatralis.
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 533
theatrum d'iavQov, Theater, Naev. com. 74. C. I. L. 4. 4247. it. teatro.
[497 A. 280. 284. 292.]
theatralis.
theoa Srjxri, Hülle, Varr. r. r. 4. 48. 4. Edict. Diocl. 40. 47. fr. taie, ahd.
ziechÄ. [499 A.]
IheiyGardios *^XvxaQdiog, Edelsteinart, Plin. 37. 483.
thelygonos ^Xvyoyo^, Pflanzenart (Knabenkraut?), Plin. 26. 99, vgl. crataegis. [f50.]
Ihelyphonon &r]lv(p6voVj Wolfswurzart, Plin. 25. 422: »ab aliis scorpio
vocalur«; 27. 9: »aconitum alii -on appellavere». [448. 450.]
Ihelypteris -D'rjlvTrreQlg , weibliches Farnkraut, Plin. 27. 78: »-im Graeci
vocant) alii nymphaeam pterima. [450.]
Ihelyrrhizos ^d-rjkv^^iKog, Edelsteinart, Plin. 37. 483.
thema d-i/.ia, Thema, Sen. conlr. 3. 20. fr. ih^me = propositum. [48. 237.
250.]
Iheobrolion ^^eoßQoriov, Pflanzenart, Plin. 24. 462. [147.]
theologis d'EoXoyia, Götterlehre, Varr. b. August, civ. dei 46. 5. [349 A.]
theologious d'eokoyiytog, zur Götterlehre gehörig, Amm. 4 6. 5. 5.
theologUB &€ol6yog, Theologe, Cic. d. nat. deor. 3. 24. 53. [349 A.]
theo ni na, Portulak, Apul. herb. 4 03 s=s portulaca. [151 A.]
theopnoe ^Bonvorj^ Apul. herb. 79 = ros marinus. [151 A.]
theorema S-ewqri^a, Lehrsatz, Gell. 47. 49. 3. [243 A.]
theorematiuin d-BWQfi^axtov, kleiner Lehrsatz, Gell. 4. 43. 9. [243 A.]
theorelice x^eiuqrjTLKi^, philosophische Spekulation, llieron. in Ezech. 42. 40.
4 = contemplatio.
theoreticus d-etJQrjrtnog, spekulativ, Fuig. myth. 2. 4 = contemplativus.
theoria ^etogla, Betrachtung, Hieron. in Ezech. 42. 40 = cogitatio, notio.
theorice &€cuQLyiri, Hieron. ep. 30. 4 = contemplatio = theorelice.
theoricus O^ecjQLXog, Mytho^r. lat. 3. 14. 22 = contemplativus.
theostasis x^eoaTaatg, Unterbau für ein Gölterbild, C. I. L. 2. 4724.
theotocos 0-BOToxoi', Cod. Just. 1.1.6 = dei mater.
theriacc \
.1 d-riQtayit], Gegenmittel gegen Schlangenbifs, Scribon. 163. [272.]
tiieriaca i
thcriacus ^qQLaxog, wider Tierbifs dienend, Plin. 44.4 47: »apud eosdem
vilis -a vocatur«. sicil. triacali = thcriacum.
Iherionarca v^rjQwraQTLr], Pflanzenart, Plin. 24. 463 Sill. ^iheronarca Dell.
u. Jan.) [447.]
thcristrum d^iQurtQoy, Tertull. Fall. 4 = vestinionlum aeslivum. 1185.]
thennae ^eg^taL warme Bäder, Cic. Verr. 2. i, 35. 86. C. 1. L. 3. 4 805;
6. 4750. [280. 284. 298.]
thermarius Orell. 4190. [478.) thcrmulae, Ihermularius Mural. 909. 4.
thernianticus &BQfiayTtx6^, erwärmend, Apul. herb. 140 == fovons. 1^72.]
thermapala ova *&eQi.iä/caka qm, warme und weiche Eier^ Theod. Prise.
2. 40. [86.1
therm inus d^iq^tifos, aus Lupinen, Plin. 2M. 94 = lupinarius, liipinaceiis. 1192.'
thermopolium x^€Qf.u)jTOjliov, Restauration, Plaut. Trin. 4043. [59. 60. 217.]
thermopoto von O^eQfio/covqg, sich restaurieren, Plaut. Trin, 404 4. (247.]
Ihermospodion O^EQ/jioanoifioy, Glutasche. Apic. 4. 2. 124 = ctnis caiidus.
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534 Gribchischb Wörtbr
theronarca, siehe therionarca.
thesaurus (tensaurus) &r]aavQ6g, Schatz^ Naev. b. Gell. \. 24. 2. Plaut. Irin.
450. C. I. L. 4. 458. tesaurus, Bullet, dell. inst, arch^ol. 4876. p. 36.
it. tesoro, fr. tr^sor. [84 A. 34 r».]
thesaurarius, thesaurensis, Uiesaurium, thesaurizo, thesaurizatio.
thesium S^aeiov, Leinkrautart ^ thesium linophyllum Z.., Plin. 24. 407:
»quae -ium vocatur«. [454.]
thesis d'ioigj Satz, Senec. rhet. contr. prooem. Orell. 4759 = propositum.
[48. 230. 238 A.]
thesmophoria d-eafiocpoQia, Demeterfest, Hygin. fab. 447.
thesmophorus &s<rfiog)6Qo^, Murat. 30. 8 s legifer.
theta ^ce, Buchstabe 9, Pers. 4. 13. [225 A.]
theticus d-BTixog, abstrakt. Victorin. expl. in rhet. Cic. 2. 46 K.
theurgia d'Bovqyia^ Geisterbannimg, Augustin. civ. dei 40. 40. [324 A.]
theurgicus d-eovqyixog, zur Geisterbannung gehörig , Augustin. civ. dei
40. 9.
theurgus ^eovQyog, Geisterbanner, Augustin. civ. dei 40. 40 = ex^orcisUi.
thiasus d-laaog, Bacchusreigen, Enn. trag. 479 zweifelh. Gatull. 63. 28. C. 1.
L. 3. 294. 703. [295 A.]
thiasarei Pacuv. 344. thiasitas.
thibis 9ißhy Exod. 2. 3 Vulg. Deminutiv von 9ißri = fiscina.
thlasias d-kaalag, durch Quetschung entmannt, Ulp. dig. 50. 46. 428. [55.
270.]
thlaspi d-laaiti, Art Kresse, Geis. 5. 23. 3. [54. 442.]
thiibias &hßlag, Paul. dig. 48. 8. 5 = thlasias. [55. 270.]
thlibomeni &}.iß6jneyoi, bedrängt, Cypr. ep. 8. 8.
tbocum ^oMog, Plaut, b. Paul. Diac. p. 367. 8: »genus sellae«.
tholus &6log, Kuppel, Varr. r. r. 3. 5. 42. [284. 298.]
thomix, cf. tomix.
thorax »wQa^, Brustharnisch, Verg. Aen. 40. 337. G. I. L. 8. 993. [50. 323.]
thoracium, Lucil. S. 26 M. tlioracatus. thoraca. thorace. tlioracatus. thoracictilos.
thorypetron oder llioripetron , siehe doripetron.
thos &iüg, Schakal, Plin. 8. 423. acc.pl: -as. [404.]
thranis d-qavtg, Fischart, Plin. 32. 4 54 = xiphias. [420.]
thrascias d'qaa%iag, Nordnordwestwind, Vitr. 27. 42. acc: -an. [55. 243.]
t braus ton d'Qavaxov, Metopionart, Plin. 42. 407.
tbrenicum &Qrivtx6v, Versmafs Serg. 464.34. [234.]
tbrenus ^Qfjvog, Klagelied, Auson. prof. 5. 3.
thridax »gi^a^, Lattich, Apul. herb. 80 ^ lactaca. [50. 454 A.]
tbrion x^qIov, Gericht in Feigenblättern, Varr. 1. 1. 5. 407: »cetera fere opera
a vocabulis Graecis sumpta ut tbriona. [470.]
tbrips d^Qlip, Uolzwuim, Plin. 46. 220 = tinea, tarmes. [423.]
thronus ^Qovog, Plin. 35. 63 = solium, sella regia. [499 A.]
altiihronus.
thryaJlis d^vaXXig, Pflamenarl, pimpinella sanguisorba Dodon,, Plin. 21. 101 ; 25. Dl =
lychnitis. [150.]
thya thyon ^va S-voy, orientalischer Lebensbaum, thuia orlentalis L., Plin. 13. 100: »thyoo
Graece vocatur, ab aliis thya« >= citrus, griech. b. Macrob.
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IN BBR LAT8INI9GHBN SPRACHE. 535
thyias ßvw, Not. Bern. 45.64 = baccha. Thyias: Yerg. Aen. Catull. (poet.)
thyinus ^vivos» vom Citrusbaum, Yulg. 2 regg. 10. H.
thyius &v'ioff, id., Prop. 3. 7. 49,
thymbra &vfißQa, Saturei, satureia horteDsis L., Verg. g. 4. 34. [132. M2.]
thymbraeus, Plin. 20. 247. C. I. L. 8. 242. v. 89.
thymelaea dv^ikaia, Kellerhalsart, dapbne Gnidium L., Plin. 13. H4.
[U6.]
thymele, Ihymela dv^ilr], Standort des Chorführers^ Cod. Theod. 8. 7. 21.
thymelicus &viiieliyi6gj zum Chor gehörig^ Vitr. 120. 18. [293 A.]
thymiama Sv^iafia, Räucherwerk, Geis 5. 18. 7. [144.]
thymiamatus.
thymiamaterium *d^viLiiafiaTrjQLOv ^ Räudieifafs , Vulg. Jereiii. 52. 19 =
thymiaterium.
thymiama tizare * &vfAiafÄtttiCto , räticAem, Itala Luc. i. 9.
Ihymiaterium d'VfiiarriQLOVy Räucherfafs, Ainbros. ep. 5. 3. Vulg. 2. paral.
4. 22.
thyminuB xHffuvog, aus Thymian, Gol. 6. 33. 2. it. temolo.
thymion dvfitov, Feigwarze, Gels. 5. 28. 14. Plin. 32. 128. [271.]
thymites &vfilrrjg, Thymianwein, Gol. 12. 35. [172.]
thymum dvfxov 1 Thymian, thymus vulgaris L, und satureia capitata L., Verg.
thymus ^vjÄog j ecl. 5. 77. [141.]
thymatus.
thsrnnus &vvvog, Thunfisch, scomber thynnus L., Lucil. 1. 34 M. it. tonno.
LH 6.]
thynnarius. [208.]
thy on, siehe thya.
thyraeus &vQalo^, Tert. cor. mil. 13 es ianitor, osttarius. [55.]
thyretron ^VQstQoy, Vilr. 96. 22 = porUi.
thyroma ^v^atjua, Vitr. 96. 17 == porta. [48. 281.]
thyrsus dvQOog, Stengel; Bacchusstab, Att. trag. 239 Rb. it. torso, sp. pg.
trozo, pr. afr. tros. [317 A.]
thyrsiger, thyrsiculus, thyrsitenens. thyrsicus. thyrsiculus. thyrsides.
tiara viaga, Turban, Plaut. Pers. 463. 1 ,„„ ^_ .^„ ,
/ . , »r A w «.»* ? 55. 66. löo.
liaras Tiagag, id., Verg. Aen. 7. 247. j
tiaratus.
tichobates, siehe toechobates.
tigris rlygig, Tiger, felis tigris L., Varr. 1. I. 5. 20. 100. it. fr. sp. pg. tigre,
wal. tigru. [43. 65. 101.]
tigrix, Grut. 940. 8 tigrinus, tigrifer.
timocratium rifiOTtQareiov, Versmafs, Serg. 464. 15. [231.]
tiphe TLq)Ti, Einkorn, triticum monococcum L., Plin. 18. 81.
tiroleta ^qoXirrjs^ nur im Kompos. contiroleta, Mythogr. Lat. 2. 180. conthiroleta, Fulg.
myth. 3. t. [73. 85 A.]
lisana, cf. ptisana. [40.]
tithymalis Ti^fiallg, Wolfsmilchsart, euphorbia paralias L., Plin. 26. 68:
»paralium, tithymalli genus«. [151.]
tithymallus ri&v^alkog und t i t h y in a 1 o n Tt^tfialov, Wolfsmilch, euphor-
bia L,, Plin. 26.62: »-um nostri herbam lactariam vocant«. it. tiliraalo.
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536 Gribchisghb Wörter
Imesis Tfifjaig, Worttrennung, Donal. 404. U K. [40. 826 A.]
tooullio von Tonog, Wucherer, Cic. Atl. 2. 1. 12. [222.]
toecharchus roixaqxos, Vorgesetzter der Ruderer, Hygin. fab. 40 extr. = pausarius.
[242 A.]
toechobales Toixoßarqg, Wandlaufer, Vopisc. Gar. 49. 2. (al. 1. tichohates.]
[47. 304.]
tomaoulum von ro^rj, Wurstart, Pelron. 34.
tomacina, Varr. r. r. 2. k. 10. tomacularius. [469 A.]
tome TO/U17, Auson. ep. 4.90 es caesura.
tomix d^(jjfu§, Bindfaden, Lucil. ine. 444 M. sp. tomiza, pg..tamica = linum.
[47. 50. 66. 440. 203.]
tomus TOfiog, Abschnitt, Marl. 4. 66. 3. sp. pg. tomo.
toniaeus rovialog, von der Länge eines Tons, Boeth. inst. nius. 5. 46.
ton oticus TovcjTLxog, zur Stärkung dienend, Theod. Prise, d. diael. 9 =
corroborans. [242 A.]
tonuB Tovog, Ton, Caecina b. Sen. nat. qu. 2. 56. it. tuono. [286. 294.]
semitonium. tonstrinum, Gesangskunsl, (Petron.) [74.]
toparches T07ra^;^£-, Spart. Hadr. 48. 8 = praefectus.
toparchia To;ra^/ea, Plin. 5. 4 4. 4 5 &=& regio, provincia.
topaziacus xonaCiaxog, Yen. Fort. carm. 8. 4. 278 b= topazus (adiect.)
topazion zona^ioy, Ambros. in psalm. 448 «= topazus.
topazon TonaCtay, Prud. psych. 864 sss topazus.
topaKUB TOTta^og, Chrysolith, Piin. 37. 407. Inscr. Hernies VI. p. 40. (topa-
zius.) fr. topaze. [462.]
topia *T07tBlov (von rorcog), Landschdfts-, Gartenmalerei, Vitr. 472. 45. [64 A.
286.]
topiarius, Cic. Quint. fr. 3. 4.2. 5. [4 97. 203. 309.]
topice TOTrexiJ, Top*, Boeth. in Cic. top. 4. p. 276. 37 B., vgl. Topica des
Cicero,
topicus TOTtvKog, den Ort betreffend, Serv. Verg. Aen. 4. 44.
topographia T07toyQag)la, Serv. Verg. Aen. 4. 459 = descriptiö loci.
topothesia xonod-Bala, Serv. Verg. Aen. 4. 4 59. griech. b. Cic. ss situs loci,
tordylon roqdvXov, Same der Pflanze seselis, Plin. 24. 477; 20. 238: »est
autem hoc semen ex seseli«, vgl. tordylion = syreon. [454.]
toreuma roQevfia, Sali. Cat. 24. 4 2 = caelatura, caelatum opus. [49. 277.]
toreutcs TOQevTTjg, Plin. 35. 54 = caelalor, statuarius. [277.]
toreutice TOQetmyti^, Plin. 34. 56 = ars statuaria, caelatura. [277.]
tomus roQvog, Drehbank (Meifsel?), Verg. g. 2. 449. it. torno, sp. pg. tomo,
fr. tour. [208.]
tornare, tornatilis, tornatim, tornator, tornatura.
toxioum To^iycov, Pfeilgift, Plaut. Merc. 472. Plin. 46.54: »quae nunc -a
dicimus«. it. tosco, sp. tosigo, afr. toxiche. [323 A.]
toxicatus.
trachelus TQaxrjlog, Katapultenteil, Vitr. 40. 40. 5. ai. I. carchesia. [325 A.]
trachalus, Paul. Diac. p. p. 367. 3.
trachia x^axela^ Luftröhre, Macrob. .«at. 7. 4 5. 2. griech. b. Jan. = arteria aspera.
trachomaticus TQaxof^aTixog, Rauheit heilend^ Marc. Emp. 8. 7. [274 A.]
trachy r^a^v, Baumart, Plin. 42. 4 44: »hoc -y appellant«.
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IN DER LATEINIStHBN SPRACHE. 537
tragaoantha VQayd^avd'a, Tragantstaude ^ astragalus tragacantha L., Plin. 43.
415. Gels. 5. 2. fr. adragant, vgl. dragantum.
tragacanthum, Geis. 4. 4. S. tragantum, Pelag. vet. 6 p. 83. draganlum, Plin. Val.
i. 47. [U6.]
traganthes *TqayapHs, Artemisiaart, Apul. herb. 44 s= artemisia. [151 A.]
tragelaphus rQayilag)og, Bockshirsch, Solin. 49. 49. griech. b. Plin. 8.
420. [404.]
tragema TQayrjiia, Nachtisch , Plin. 43. 48. it. treggea, sp. dragea, gragea,
fr. drag^e, vgl. dragea. [468.]
tragema tia rQayrjfiarca, id., Hieron. reg. S. Pach. nr. 52.
tragioomoedia * c^ayvKüßfKpdla, tragische Komödie, Plaut. Amph. prol. 59 Fl.
[60. 85. 294.]
tragious TQayiKog, tragisch, Plaut. Pers. 465. [228 A. 294.]
tragice.
tragion rqaytov, Pßanzenart, Plin. 43. 4 45; 27. 444 = tragonis. [446.]
taragoedia tQayfpdla, Tragödie, Plaut. Cure. 594. it. tragedia. [37. 294.]
tragoediographus TQaytpdioyQatpo^, Serv. Verg. ecl. 8. 10 es tragoediarum scriptor.
tragoeduB rgay^ßdog, tragischer Schauspieler, Plaut. Poen. 572. [294.]
tragopan *rQay67tav, Bartgeier, vultur barbatus !.(?), Mela. 3. 9. 2. acc:
-a. [52, 440.]
tragophacoptisana rQayofpaytOTtTiaävrj, Ptisanenart, Cael. Aur. chron. 3.
2. 33.
tragopogon rqayoTtioyiav, Bocksbart (bot.), Plin. 24,89: i>conie, quae ab
aliis -on vocatur«. [446.]
tragoptisana TQayoTcriaavr], Ptisane aus Weizengrülze , Cael. Aur. chron.
3. 2. 33. (al. i. tragophacoptisana.)
tragoriganum rqayoQlyavov, Bocksthymian, thymus tragoriganum L,, Plin.
20. 476. [442. 454.]
tragoriganus, Gels. 5. 11.
trag OS TQayog, dornige Pflanze (ephedra disfachya L. ?), Plin. 43. 446; 27.
442: »herba tragos, quam aliqui scorpion vocant«. [440. 446.]
tragum, Weizengrütze, Gels. 2. SO.
tragus zQayog, Fischart, Ovid. hal. 442. [449.]
trapetum von TQaniiü, Kelter, Co!. 42. 50. 6. Orell. 3289. sp. pg. trapiche.
trapetus, Gal. r. r. 8. 5. trapetes (plur.) Gal. r. r. 18. 2. [27. 66. 133 A. 172.]
trapesita rgaTte^lrrig, GeUwechslery Plaut. Trin. 425. (tarpessita.) [f6. 222.]
trapezion TQOTti^iov, Grenzsteinart, Gromat. vet. p. 290. 4. [255 A.]
trapezius, Gromat. vet. p. 249. 6.
trapezophorum TQaTte^ofpoQov, Tischträger, Paul. dig. 33. 40. 3. [477.]
traalizi jQavXlCsif Lucr. 4. 1136 = balbutit. [24.]
traumaticus T^av^iaTixog, Veget. ^. 49 = ad medendum aptus.
trebax XQißaxos Sidon. ep. 1. 11 s= callidus.
trebaciter.
trechedipnum TQ€xidet7ivov, leichtes Moäekleid, Juven. 3.67. [482.]
tremonti Tqifjiotni «■ rqifjiovai, sie zittern, Fest. 205 a. 18. •
trtacontas ^Q^axoy^aff, Tertull. d. praescr. 49 exir. = namerus triccnarius. [43. 256. j
trias jqiaf. Mar. Vict. p. 58. 23 K. = numerus lernarius. [4 3. 256.]
tribas Tffifldf, Phaedr. 4. 15 = frictrix. [43.]
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538 Griechische Wörter
tribon TQlßcov, abgetragener Mantel, Auson. epigr. 52. \, [60. 482.]
tribonarium tQißtayttQioy, Hist. Apoll. Tyr. 12. (deminut. v. tribon).
tribrachys rglßQaxvgj Versfufs, Quint. 9. 4. 82 = Iribrevis. [230.]
tribiilUB TQißoXogj Fußangel; gem. Burzeldorn, Iribulus terrestris L., {tri-
bolus) Verg. g. 1. 164. it. tribolo. [60. 324]
Irichalcon TQlxaXyioVj Münze, Vitr. 68. 4. [220 A.]
trichaptuin TQlxajtTov, härenes Gewand, Hieron. in Ezech. 6<0.
Irichias rqtxlag, Fischart, Plin. 9.52. [120.]
Irichiasis rqix^aaig, Augenkrankheit, Veget. 2. 15 in. [271.]
trieb in US T^i/erof, Varr. sat. Men. 159 = tenuis.
trichitis rqix^rtg, Alaunart, Plin. 35. 186: »unde quidam -im potius ap-
pellavere«,
tricbomanes jQixojuayif, Venushciar, adiantuna capillus Veneris L., Plin. 22. 63, vgl.
callitrichon = adiantum. it. tricomane. [U7.]
tricbordis rqixoqdog, dreisaitig ^ Sidon. ep. 5. 7.
tri eher US rqixtx^Qog, dreiräumig, Stat. silv. 1. 3. 48.
tri ehr US rqlxQOvg, Edelsteinart, Plin. 37. 183.
trioliniaroha TqvKliviaQxV^y Aufseher der Tafel, Petron. 22. 6. C. 1. L. 3.
536. I. R. N. 6841. [309.]
tricliniarches, tricliniarchus.
triolinium zqUkivov, Speiselager, Naev. com. 81. G. I. L. 3. 4789. [168. 177.
196.]
tricliniarius, Orell. 6367. [309.] tricliniaris, Fabretti. 699. 210.
tricoccuni TQUoxy^og, Heliotropart, Plin. 22. 57.
tricolum tqUcüXov, dreigliedrige Periode, Senec. contr. 2. 4. 12. [237.]
t r i d a c n a. T^/Jax^a, Austernart, Plin. 32.63. [41. 120.]
trierarcha TQitjQaQxrjg, C I. L. 3. 4025. 4319. [212 A.]
trierarohus TQtriQaQxog, Kapitän eines Dreiruderers, Cic. Verr. 11. 1. 20. 52.
C. I. L. K 168. 434. Inscr. ap. Marin, fratr. Arv. p. 448. [212 A.]
trietericus tqietijqixo^, Verg. Aen. 4. 302 s triennalis.
trieris xQtviqrig, dreiruderig, Auct. b. Afr. 44. 2. Nep. Ale. 4. 3. I. R. N.
2805.7457. [41 A. 212 A.]
trteteris j^tstrjQis, Cic. nat. deor. 3. 23. 58 es trienoium. [256.]
trigamia rgiyaiila, dreimaliges Heiraten, Uieron. adv. Jovin. 1. 37. [321 A.j
trigamus TqLya^iog, dreimal verheiratet, Hieron. adv. Jovin. 1. 24. [321 A.j
triglitis TQLyliTLg, Edelsteinart, Plin. 37. 187. [43, 163 A.]
tPlglyphus rqlylvcpog, Dreischlitz, Vitr. 13. 19. [282.]
trigon TQiyiov, Ball, Hör. sat. 1. 6. 126. acc: -a. [301.]
trigonarius.
trigonicus tQiytaytxoc, dreieckig, Jul. Firm. matb. 2. 32 = triangulus.
trigon um TQlytJVov, Dreieck, Gromat. vet. p. 241. 10. Varr. I. 1. 7. 4. 95 =
triangulum. [198 A. 255.]
trigonus rglyurog, Itfanil. 2. 276 = triangulus. [255. 289.]
trigoniuDQ, trigonalis.
trihemitoniuin tqlti^itovvov, kleine Terz (mus.), Gromat. vet. p. 185,3.
trimastigia tQifjiaatiyiaf, Gloss. Val. a b. Mai cl. auct. VI. 649 »triverbpro«.
trimeter vQlfieTQog, Versart, Hör. A. P. 252. (trimetros, trimetrus.) [56. 230.]
triobolus rqtoßolog, halbe Drachme, Plaut. Baccb. 260. [220.]
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Ilf DBI LATBINISGHBlf SPRACHE. 539
irioHeius tqioirfios, Orell. inscr. 2558 ■» trivius. [318.]
trionymus TQiwrv^og, dreinamig^ Prise. 2. 29.
triophthalmos TQi6q>d'al/xog, Edelsteinart, PIid. 37. 486.
triorchis r^ioQxig^ Bussard, falco buteo Z,., Plin. 40. 24. [410.J
triplas i US TQinXa<riof, Marl. Cap. 9. 954 = triplex. [256.]
triplintbius zQiTcUvd-Log, drei Ziegel dick, Vilr. 52. 47.
Iripolion TQiTtokwv, gern, Strandnelke, statice limonium Z.., Plin. 26. 39.
[454.]
tripticus TQiTtriycogy eingerieben^ Cael. Aur. acut. 2. 42. 82: unctio, quam
appellavit tripticen.
triptotos rqlTtriorog, mit drei Kasusendungen, Diom. 309. 46 K. [226 A.]
tripoB rqlnovg, Dreifufs, Lucr. 4. 739. acc:-a. [476.]
tripoda.
trirbythiDUS TQl^^v&fiog, mit drei Takten, Mar. Vict. d. metr. 2. 40. 3.
p. 96. 25 K. [230.]
triscelum TQicxeXr^^, Dreieck^ Hygin. fab. 276 s trtangulum. [255 A.]
triscbematistus TQiaxri^arvarog , von drei Formen, Plot. Sacerd. p. 506.
24 K.
trischoenus rQLaxoLVog, drei schoeni haltend, Plin. 5. 85.
trisemus rglarj^iog, dreizeitig, Marl. Cap. 9. 978.
tris'omum TQlacofiov, Sarkophag für drei Leichen, Reines, inscr. cl. 20. 43.
trispastos rgLanaarog, Flaschenzugart, Vitr. 246. 25. [258.]
trispitbamus TQiOTtld^a^og,, drei Spannen grofs, Plin. 7. 26.
tristatae iqttnatat, Hieron. in Ezech. 7. 27 ^ tres primi.
tristega xQltneya, drittes Stockwerk^ Hieron. in Ezech. 42. 41. 7 ss contignalio tertia.
[283 A.]
trisyUabus TQtavUaßog, dreisilbig, Varr. 1. 1. 9. 52. 94. [226 A.]
Irite TQlrq, Terz, Vitr. 442.22. [294.] .
trilemoria TQirrjfioQla, das Drittel, Mart. Gap. 9. 930. [294.]
trithales r^c^aA/f, kleine Hausumn, Plin. 25. 160: »Italia sedum malus vocaU. [147.1
tritbeitae TQi&eirai, Ketzerart, Isid. 8. 5. 68. [320 A.]
tritomus rglrofiog, Seefischart, Plin. 32. 451. [424.]
triumphuB d-qla^ßog, Triumph, Garm. fr. arv. G. I. L. 4. 28. Plaut. Pseud.
4054. [48. 325.]
triumphare C. I. L. 1. 607. irlumphalis, triuinphator C. I. L. 6. 1698. triumpha-
torius, triumphatrix.
trocbaeides TQOxctuidrig, trochäusartig, Mart. Gap. 9. 992. [49.]
troohaeus TQoxalog, Versfufs, Gic. d. or. 3. 47. 482. [229.]
trochaiouB rqoxal%6g, trochäisch, Quint. 9. 4. 440. [230. 2:H.]
trochaice.
trocbilus xqoxti'Og, Zaunkönig; Säuleneinziehung, Vitr. 78. 4. griech. 77. 46.
Plin. 8. 90: »parva aviS; que -os ibi Tocatur, rex avium in Italia.« [4 40 A.
282.]
trocbis TQoxi^j Feigenwein, Plin. 44. 402 = sycites.
trocbiscus TQoxlOitog, Pille, Laev. fr. 40 IMüIier. Gael. Aur. cbron. 2. 7.
404. [54. 272.]
troohlea r^o^il/a, Kloben, CaU r. r. 3. 5. [258.]
trochleatim.
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540 GniBGiiiscHB Wöbtbr
troohuB TQOxog, Spielreif, Hor. carm. 3. 24. 57. [304.]
tropa TQOTta, Wurfeins (Spiel), Mart. 4. 44, 49. [304 A.]
tropa TQOTttjj Gal. vet. ap. Orell. vol. 2. p. 384. 1. 26 = solstitium.
tropaeum rgoTtaiov, Siegeszeichen, Alt. trag. 448. Orell. 5088. 5433. it.
trofeo, sp. pg. trof^o. [325.]
tropaeatus.
tropaeus rgo/talog, zurückkehrender Wind, Plin. 2. 4 44. [214 A.]
tropicus TQOTtcyiog, zur Wende gehörig; bildlich, Manil. 3. 644.
tropice.
tropis jqonig, Mart. 12. 82. 14 =s faex vini, flocces (poet.).
tropologia xqoTtoXoyLa, bildliche Redeweise, Hieron. in Joöl. 9. 48 = ver-
borum immutatio.
tropologicus TQOTColoytKog, bildlich, Hieron. adv. Joann. lerosol. 7.
tropologice.
tropus TQOTtogj bildlicher Gebrauch eines Worts, Quint. 9. 4. 4 = translatio.
troxallis TQu^aXXLg, Grille, PJin. 30. 49 Sill. (trixallis Jan.), [423.]
troximus jQti^ifÄOff Plin. Val. 5. 38 bs esculentus, edulis.
truota TQiüKrrjg, Forellenart, Isid. 42. 6. 6. Plin. Val. 5. 43. it. trota, sp.
trucha, pg. truita, fr. truite, celt. trud. [46. 447. 420.]
trugonuB TQvytov , Stachelroche ; raia pastinaca L. , Plaut. Capt. 854 . Orell.
4547 = trygon. [53. 4 43. 4 45.]
trutina tqvxavti, Wage, Cat. r. r. 43. 3. [33. 62. 84 A. 85. 224.]
trutinare, tnitinator, tratinari.
trybUum xqvßUov, Schüssel; Napf, Plaut. Stich. 694. [475.]
trychnos ozqvxvos, Nachtschattenart, Plin. 24. 177: »trychnos, quam quidam slrychuoo
scripsere«. [4 54.]
Irychnum, Plin. 24. 489.
trygetus TqvyiftoSf Weinlese, Paul. Diac. p. 366. 42 = vindemia.
tryginon xqvyivov, Art Schwärze, Plin.- 3"». *2: »Polygnotus et Micon e vinaceis fecere-on
appellantes«. [282 A.]
trygon TQvywv, Stachelroche, raia (trygon) pastinaca/.., Plin. 9. 455: »try-
gon, quam nostri pastinacam appellanU«. cf. trugonus. [53. 443.]
Irygona, Vogelart, Plin. 40.38. [440 A.]
tryx TQV^. Most, Paul. Diac. p. 366. 42: »tryga antiqui vinum appellabant«.
[472 A.]
tumba Ti;^/!/og, Grab, Prud. /rc^. atEtp. 41. 9. it. tomba. fr. torobe = lu-
mulus. [308 A.j
turris tif^qig, Turm, Att. trag. 408 Rb. C. I. L. 4. 4 477. 4259. cell. tur. d.
Turm. [34. 495.]
turricula, turriger, turritus.
tUB dvog, Weihrauch, Plaut. Irin. 934. thus C. 1. L. 3. 953. tus Henz. scav.
d. fr. Arv. 4868 p. 37. [47. 29. 54. 67 A. 85. 444. 207.]
turalis. t(li)uranus G. 1. L. 4. 4 065. [203.] tureus. turibulum. turicremus, turifcr.
tarificator. turilegus.
tympanicus Tu/,t/cavt7i6g, an der Trommelwassersucht leidend, Plin, 25.60.
tympanista rv^jtavLaTY]g, Handpaukenschläger, Apul. d. deo Socr. 44. 43.
[46. 270. 294.1
tympanistrin TVfi/cavloTQia, Handpaukenschläger in, Sidon. ep. 4 . 2 extr. Dooi
inscr. cl. 8. nr. 4. [47. 289. 294.]
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IN DER LATEINISCHEN SPRACHE. 541
tyropanites rv^Ttavlrrjg, Trommelwassersucht, Gael. Aur. chron. 3. 8. 101.
[47. 270.]
tympanium Tv^/tavioVj Perlenart, Plin. 9. 109.
tympanizo rvfiTtavlKcj, Handpauke schlagen, Suet. Aug. 68.
tympanisso, Macr. d. diff. 21. 8 Jan. [24.]
tympanotriba rvfiTcavoTQlßrjg, Handpaukenschläger, Plaut. Truc. 587 = tym-
panista. [291.]
tsrmpaiium rv^itavov, Handpauke, Plaut. Poen. 1306. C. I. L. 3. 1952. fr.
limbre. [61. 175, 258. 282. 289.]
tympaniolum.
typhodes JvqfiodrjSi dunstig; dumm, Orib. Bern, ii, 6.
typ hon TV(p(jiv, Wirbelwind, Plin. 2. 131 : »Vertex, qui -on vocatur«.
Ihyphonicus.
typhonion Tvcpwviov, Pflanze, Apul. herb. 5 = hyoseyamus.
typhus Tvq)og, Stolz, Arnob. 2. 43: typhus^ qui appellatur a Graecis. it.
tufo, tuffo, sp. tufo.
typicus Tv/tLxog, regelmäfsig wiederkehrend, Cael. Aur. acut. 2. 15. 95.
typus Tvitog , Figur in der Gips wand; regelmäfsige Wiederkehr (med.), Cic.
Att. 1. 10. 3. Cael. Aur. acut. 1. 14. 108. [272 A.]
tyrannicus TVQavvtyiog, despotisch, Cic. leg. 1. 15. 42.
lyrnnnice.
tyrannis TVQavvLg, Gewaltherrschaft, Cic. Att. 14. 9. 2. I. R. N. 4550. acc : -a.
[43. 311.]
tyrannoctonus xvqayyoxxopog, Cic. Att. <4. <5. 2 = tyrannicida.
ty ra nnopol ita JvqavyonoXitrjg, Bürger einer Tyrannenstadt, Sldon. ep. 5. 8.
tyrannus rvqavvog, Tyrann, Plaut. Pseud. 703. [311.
tyranna, tyrannicida, tyrannicidium.
tyrianthinus TVQiav^ivog, purpurviolett, Martial. 1.53.5. [180 A. 204.]
tyrotariohum rvQOTaQixog , Käse und Heringsragout, Anon. mim. rel. 1 Rb,
Cic. ad fam. 9. 16. vgl. taricus, taricarum. [121.]
U.
ulophonon ohXofpoyoy, Eberwurz, Plin. 32. 47: »quare a quibusdam -on vocatur et cyno-
zolon« BS chamaeleon. [4 48.]
uraeuro ovgaZov, Schwanzstilck des Thunfisches , Varr. 1. I. 5. 77.
u ran 08 ov^avog, Chaicid. p. 98 bb caeluni.
uranoscopus ovqavoanonog, rauhe Stemseher, uranoscopus scaber L., Plin.
32. 69 = callionyraus. [120.]
ura scorpiu oi/^a isxoqniov, SkorjHonsschwanz, Apul. herb. 49. [4 54 A.]
Urethra ovqrjd^a, Hamgang, Cael. Aur. chron. 5. 4. 66 a= mictualis via.
ur Oticus ovQtjTiTcog, zum Urin gehörig, Cael. Aur. chron. 5. 3. 55 = uri-
nalis.
urinus of^Qiyo^y voll Wind, Plin. 4 0. 458 =a irritus. sp. huero.
usia oixsia, Hieron. ep. 4 5, 4 « f^ubstantia.
usiacus *ohestax6g, C. I. L. 3. 58. Orell. 6348 ss ad rem familiärem pertinens.
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542 Grischisghb Wörtkr
xanthos ^avd'og^ Edelsteinart, Plin. 37. 169: »ita appellanla.
xeniiim ^iviov ^ Gastgeschenk ^ Vitr. 450. 45 = munus bospitale, iautia. [40.
245. 286.]
xeniolum.
xenodoohium ^evoöoxslov, Hospital, Hieron. ep. 66. 44. [313.]
xenodoohuB ^evoöoxog, Hospitaivorsteher, Cod. Just. 4. 3. 33. 7.
xenon ^evwv, Hospital, Cod. Just. 4. 2. 49 = xenodochium.
xenoparoohuB ^Bvonaqoxog , Fremdenpfleger , Arcad. Charis. dig. 50. 4. 48.
40. [343.]
xerampelinae ^rjQa^Ttikivai, dunkelfarbige Kleider, Ju venal .6.548. [4 80 A .]
xeranttcus ^r^^atnixo^, trocknend, Theod. Prise. «. 3 s= siccans.
xerocolly rium ^rjQoxolkvQiov, trockene Salbe, Marc. Emp. 8.3. [274 A.]
xeromyron ^rjQOfivQov , trockne wohlriechende Salbe, Sedul. hymn. 2. 84.
[274 A.]
xeron ^riQor, id., Plin. Val. 3. 22. [274 A.]
xerophagia ^rjQocpayla, Genufs trockner Speisen, Tert. adv. psych. 9.
xerophthalmia ^r]Qoq>d'a)ifila , trockne Augenkrankheit, Marc. Emp. 8. 3.
griech. b. Geis. [274.]
xiphias ^icplag, Schwertfisch, xiphins gladiu^ L, , Plin. 32. 45. Ovid. hal.
97. acc: -an = gladius. [4 49. 420.]
xiphion ^Kpiov, Schwertlilie, gladiolus communis L., Plin. 25. 137 ss gladiolus. [451.]
xylinus ^vX^vo^, Plin. 19. 14 = ligneus.
xylobalsamum ^vXoßaXaa^ov, Gol. 42. 54. 2 =: lignum balsami. [444.]
xylocasia ^vkoxaaia, Marc. dig. 39. 4. 46. 7 = Jignum casiae. [454 A.]
xylocinnamomum ^vkoKiyvaficüfiov, Plin. 42. 94: »-um vocatur« = lignum
cinnamomi. [444.]
xylocinnamum ^vlonUvafiov, Scribon. 274 = xylocinnamomum.
xylolychnuchos ^vXokvxvotxogj Holzleuchter, Orell. 2542. (I) [unechte In-
schrift] .
xylon ^vXoy, Baumwolle, gossypinum arboreum L., Plin. 19. 14 = gossypium. [144.]
xylophyton (vXotpvioy, Günsel, aiuga L., Apul. herb. 59. [151 A.]
xyris ^vglg, wilde Irisart, Plin. 24. 443: »sunt qui silvestrem xyrim vocenl«.
[454.]
xystarches ^vaTocQxrjg, Vorsteher der athletischen Übungen, Tert. ad marl. 3.
xysticus ^varixog, Athlet, Suet. Aug. 45. Orell. 2588.
xystra ^vatqa, Schabeisen, Schol. Juven. 3.263 as strigilis.
xystuB u. xystum ^varog, Säulengang, Gic. Att. 4. 8. 2. G. I. L. 4. 4458. 5.
3863. it. seslo. [39 A. 64 A. 497.]
Z.
zabolicus &taßoXix6f, teuflisch, Commod. instr. 35.93 = diabolicus.
zabulas ^laßoXog, Teufel, Not. Bern. 70.9, vgl. diabolus. [25.]
zaeia, vgl. diaeto. [25.]
zamia Cvf^*^^ <^or. ^afAia, Plaut. Aul. 195 ^ damnum. [24.]
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IN DBR LATEINISCHEN SPRACHE. 543
zaplulus ianXovTog, Petron. 37. 6 ^s praedtveSi ditissimus.
zathene *Ca^«^i?, Edelsteinart, Plin. 37. 485. [463 A.]
zea ^Bidy Dinkel, Iriticum spelta L., Plin. 18. 84 = alica. [151.]
zelo C^Aoo», mit Eifer liehen^ Tertull. adv. Marc. 4. 36 « aemulari.
zelor, adzelor.
zeloies Ci?XwT)Jg, eifersüchtig, Tert. d. pudic. 2 = aemulus.
zelottcus C^AcoTcxof, id,, Not. Bern. 50. 34 =s aemulus.
zelotus Cv^iaxos, Mur. inscr. 1769. 1 b=s desiderabilis.
zelotypia KrjloTV/tla, Cic. Atl. 40. 8. 4. griech. Tusc. 4. 8. 48 = oblrec-
tatio. [245. 324.]
zeiotypus CriloTvitog, Petr. fr. trag. 45 Burm. = aemulus.
selus C^Aog, Vitr. 456. 40. it. sp. pg. zelo, fr. z61e = obtrectatio, aemu-
latio. [324.]
zelivira. adzelor, zelosus = fr. jaloux, it. zeloso.
zema ^ifia, Apic. 4. 447 = olla. [48.]
zephyrius ^efpvqios, voll Wind^ Plin. 10. 167 ss urinus.
BephyruB titpvqog, Westwind, Lucr. 5. 736 = favonius. [243.]
zeta tfiTa, Buchstabe, Ausod. teehn. d. lit. monos. 44. cf. it. zediglia. [225.]
zetarius, cf. diaetarius.
zetema C^Tjfia, Untersuchung , C. I. L. 4. 1877 «= quaestto. [48.]
zetematium ^fjjrjfiatiov. Lucil. 26. 83 M. ss quaesttuncula.
zeugites ^evyiTrjg, Rohrart, Plin. 46. 469: »vocabantur -ae«.
zeugma tevypLa, gi*ammatische Figur, Donat. 395. 45 K = ligatio, annexio.
[48. 237.]
zeunitor von CBvywfii, Anspanner, Inscr. ap. Marini fr. arv. p 250 ss iunctor.
2eu8 ^aiog, gem. Sonnenfisch, zeus faber L,, Col. 8. 46. 9 = faber: »eum
(fabrum) prisca consuetudine zeum appellamus«. [4 47. 4 48.]
Bingiberi ^lyylßeQig, Ingwei^, aniomum zingiber L., Plin. 42. 27. it. zenzero,
sp. gengibre. [54. 65. 144.]
zingiber, Geis. 5. 23. gingiber, Apic. 1. 29.
zizania l^iC^avia, Lolch, August, ep. 4 49. 49. sp. zizaiia, it. zizzania, fr.
zizanie = loliurn. [454 A.]
zisiphum tltvcpov, Brustbeerbaumfrucht, Plin. 45. 47. Ed. Dio. 6. 56. it.
giuggiolo, fr. gigeolier.
Bisiphus ^l^vfpov, Brustbeerbaum, zizyphus vulgaris Lam. od. rhamnus iuiuba
L., Col. 9. 4.3. [439.]
zmaragdus, siehe smaragdus.
zroilampis *a^llafi7tig, Edelsteinart, Plin. 37. 485.
zmyrus fivQog, Männchen der Muräne, Plin. 9. 76: »Aristoteles zmyrum vocat
marem«. [420.]
zodiacus ^wdtaxdg, Tierkreis, Gell. 43. 9. 6 = signifer orbis. Censor. 8. 4:
»signifer, quem Graeci vocant zodiacom. [52. 247.]
zodium ^wdtov, Sternbild im Tierkreise, Censor. 8. 6.
zoe fw»7, Tertull. adv. Val. 12 « vita.
zomoteganite ^(o^og + Ti^yavov, Schüssel gesottenem* Fische, Apic. 4. 2. 447
zweif. = patina piscium. [424.]
sona (sona) ^lovr], Gürtel, Plaut. Per. 455. Ed. Dio. 40. 44. Inscr. Hermes
VI. p. 40 = cingulus. [24. 484. 247. 274. 323 A.]
zonarius, Plaut. Trin. 862. [203.] zonula. zonalis, zonattm. sicil. zona.
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544 Gribghisghb Wörter in dbr lateinischen Sprache.
zoophthalmos Ctaofp&aXfio^, grofse Hauswurz^ Plin. 25.4 60: »Italia sedum malus vocat».
[U7.]
Bophorus tiocpoQog, FrieSj Vitr. 81 . 8. [282.]
zopissa Cfi*niaaa, Plin. 46.56: »apud eosdem (Subalpinos Italiae) -am vocari picem navi-
bus derasam«.
zopyron Cf^TtvQov, Pfianzenart, clinopodium L., Plin. 24. 487 s=s clinopodium (zopyrontion
Jan.) [448.]
zopyrontion, vgl. zopyron.
zoraDiscaea %0Qaviaxalaj Edelsteinart, Plin. 37. 485Sill. [zoranisceos Jan.).
[463 A.]
zoster KüfarrjQj Gürtel; Gürtelrose, Plin. 43.435. acc:-a. [47. 274.]
Botheoa Cio&rjyirj, Kabinett; Nische, Plin. ep. 2. 47. 24. Murat. 690. Oreli.
4368' [197.]
zothecula, zotheclum Not. Tir. Kopp. 409. Schmitz: cerothecium p. S68.
zygaena Uyaiva, gern, Hammerfisch, zygaena malleus C, Ambros. hexaem.
5. 40. 34. [420.]
zygia Cvyia, Hagebuche^ carpinus betulus L., Vitr. 58. 40. Plin. 46. 67: »latine carpioum
appclianttt.
zygis Cvyigy Feldpolei, Apal. herb. 99. [454 A.]
zygon Cvyoy, Diom. 424. 34 K. == iugum.
zygostasiuni 'QvyooTaaig, Amt des Wagenieisters , Cod. Theod. 44. 26. 4.
[224 A.]
zygostates ^vyoardrrjg, Wagemeisier, Cod. Theod .^ 42. 7. 2 = ponderalor:
»quem sermo Griiecus appellat«. [224 A. 342.]
zylhum ^vd'og, ägyptischer Gerstentranky Col. 40. 446. Ed. Dio. 2. 42. vgl.
cerea, cerevisia. [66.]
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Yerbesserungen und Nachträge.
S. 1. Da das Manuskripl in der allen Orthographie abgefafst war und erst während der
Drucklegung die entsprechenden Korrekturen vorgenommen worden sind, so wolle man
verschiedene dabei übersehene Inkonsequenzen gütigst entschuldigen. Letztere hier
sämtlich aufzuzählen habe ich für unnötig erachtet; einige sind unten genannt.
S. 6. Z. ^8 ist hinter »ersterem« einzufügen : (p. 7—67); Z. 20 hinter »anhangsweise« : (p. 67
— 75) ; Z. 21 hinter »sowie«: (p. 83—85); Z. 23 hinter »endlich«: (p. 75 — 83).
S. 47. Anm. : Vgl. Zeitschr. für Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft XIII p. 233 ff.
S. 27. Z. 4 8 füge hinter »Viereck« die Worte ein: »poena = noivrj = asl. cena, pretium
= zd. kaöna, Rache, Strafe (cf. Fick, Wörterbuch 13 304. Collitz, Beiträge zur K^unde
der indogerm. Sprachen III. 498. Bugge K. Z. 49. 406. Curtius Grdz.^ p. 462. Job.
Schmidt K. Z. 25. 78), wie denn auch das lateinische Wort ins Keltische (pian) und
Deutsche (Pein) übergegangen ist.«
S. 54. Anm. 3 füge hinzu: Vgl. aufserdem vibrissae bei Festus-Paulus 370. 4.
S. 59. Z. 48 ergänze: Möglich ist es auch, es für eine vox hibrida aus cata + cumbere zu
halten.
S. 66. Z. 4 füge hinzu: .<<kr. parade^a, vorzügliche Gegend, armen, pardez, Garten ums
Haus.
S. 66. Anm. 2 füge hinzu: Vgl. philolog. Wochenschrift von Hirschfelder nr. 4 (1884) p. 24
Anm. : nvqttfAig offenbar entlehnt dem Worte pir-am-us =s aufsteigend aus der breiten
Grundlage.
S. 82. Z. 4 bei taurus ergänze hinler Fick 2. 406: Seyflfert, lat. Gramm. 24. Aufl. p. 45 § 39.
S. 4 22. Z. 4 6 v. unten: papilio ist wohl nach Bezzenb. Beitr. VII p. 75 mit an. fifrildi, as.
vtvoldaro, ags. fifalde, abd. fifalter, mhd. vfvalter zusammenzustellen; nur sind die
germanischen Wörter redupliciert.
S. 424. Z. 9 (vgl. S. 77 letzte Zeile). Über excetra vgl. meine Auseinandersetzungen in
Bezzenbergers Beiträgen V. 234.
S. 426. Z. 3 bei j^o^rof füge hinzu: ss got. gards, Umzäunung = asl. gradü, befestigter
Wohnort.
S. 4 49. Z. 9. Hier fehlen drabe und dryophonon.
S. 4 50 zu pistana resp. oislos, wie ich dafür lesen möchte, vgl. meine Bemerkungen in
Fleckeisens Jahrbüchern für Philol. u. Pädag. 4 884. I. Teil. p. 542.
S. 496 Anm. 2 füge hinzu: Anderer Ansicht ist Springer in Bädekers Oberi lallen 1879 p. XXIII.
S. 263. Z. 9 u. 40 streiche »poena = notvrj, Stafe und«, füge S. 263. Anm. 2 hinter apaciti
ein: »noiy^, zd. kaöna, Strafe, vgl. «noiva wohl &= a;ro + Trocirr« und ebenso ergänze
S. 264 auf der vorletzten Zeile hinter »sind« die Worte: Aus dieser Zeit datiert ver-
mutlich auch die Übernahme des ältesten einschlägigen Lehnwortes poena s= noiyr^y
Strafe, das wir bereits in den leges Xll tabularum vorfinden.
S. 333 im Index ist alethinocrustos zu streichen, da die jetzige Lesart an der Stelle lautet:
»a Latino crustas«.
S. 385 im Index ergänze hinter amphiscius:
amphispora dpuplanoqay ringaumveratreuU Flurtn^ C. I. L. 3. 586.
S. 4. Z. 9 v. u. lies Statt Halikarnafs Halikarnass.
S. 4. Z. 48 und sonst immer Corssen statt Corfsen.
S. 6 letzte Zeile Glossare statt Glofsare.
Weise, Qriech. Wörter i. d. lat. Sprache. 35
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546 Ybrbbssbrungbn und NachtrXgr.
S. U. Anm. 4, ebenso S. 4«. Anm. 4, S. 44. Z. 8, S. i9i. Anin. 1 und üfter »Wörter« statt
Worte.
S. 15. Anm. 'i setze hinter Marquardt ein Komma.
S. 18. Anm. 2 lies: von Heibig und von Jordan in seinen »Kritischen Beiträgen«.
S. 21. Z. 2 lies: und des Spiritus asper.
S. 23. Z. 16 V. u. setze hinter »andere« ein Komma.
S. 27. Z. 15 schreibe: wenn er es — zusammenstellt.
b. 35. Anm. 3 fehlt ).
S. 36. Z. 1 fehlt hinter Codes das Komma.
S. 41. Anm. 1 u. 3, S. 55. Anm. 2 und sonst lies Kompositum.
S. 49. Z. 9, S. 53. Z. 10 v. u. und sonst lies Plaulinisch, ebenso S. 51. Z. 24 Catcoisch,
S. 108. Anm. 2 Hesychianisch u. a.
S. 50. Z. 11 fehlt das Abteilungszeichen: cor-dax. Anm. 1 lies ma^ariotes.
S. 51. Z. 11 lies lapyx statt Japyx, ebenso S. 52. Z. 12 Gebilde statt Gebilde.
S. 60. Z. 5 V. u. lies läridum statt laridum, ebenso S. 61. Z. 20: äsus statt asus, Z. 12 v. u.
canuabus statt camnbus, Z. 10 v. u. sandalis statt scandalis, Z. 9 v. u. salaco statt
calaco.
8. 65. Z. 10 V. u. lies manjara statt manjara und Z. 5 v. u. gringavdra statt ^ringav^ra.
S. 74. Z. 10 v. u. mufs es statt 1) heifsen : 2)
8. 75 ist bei acna, allium und allucinari hinter Bezzeiib. Beitr. III. 289 u. 305 der Name
Fröhde in Parenthese hinzuzufügen.
S. 95. Anm. 4. Z. 5 v. u. füge hinter »für« das Wort »als« ein.
S. 103. Z. 8 schreibe wütende statt wüthende.
S. 106. Z. 13 korrigiere xvxxv^ in xoxxv^, ebenso S. 108. Z. 6 »wenn« in »wem«.
S. 109. Z. 13 setze hinter »Zahl« ein Komma und S. 112. Z. 2 tilge das Komma hinter vitulus.
S. 115. Z. 5 schreibe »laviuisch« und S. 121. Z. 12 »eicheiibrettühnlichen«.
S. 123. Z. 5 lies oestrus statt cestrus und S. 136. Anm. 2 streiche »nennt«.
S. 142. Z. 9 V. u. lies tragoriganum und auf der letzten Zeile »Pflanzen«.
S. 144. Z. 6 V. u. setze vor xylon ein Komma, Z. 7 v. u. lies zingiberis.
S. 151 letzte Zeile lies xylocasia und S. 176. Z. 13 v. u. authepsa.
S. 197. Anm. 4 lies proscaenium und S. 202. Z. 4 v. u. cetarius.
S. 200. Z. 3 V. u. ist »die« einmal zu streichen und S. 205. Z. 2 v. u. lies »darthun«.
S. 217. Anm. 1. Z. 4 setze hinter »Postschein« ein Komma und S. 265. Z. 12 lies »soheiot«.
8. 268. Z. 21 lies »dieselben« und S. 280. Z. 14 Volute statt Valute.
8. 299. Anm. 3 schreibe »recht«, S. 305- Z. 18 quattuor und 8. 312. Z. 2 »StaatsweseDS«.
S. 312. Z. 4 V. u. lies »besonders«, Z. 5 »Dienern«, Z. 7 »Alytenvorstehern«.
S. 317. Anm. 2 lies »Bacchusfest« und S. 319. Z. 9 v. u. »nach aufsen«.
S. 320. Z. 20 setze hinter »stillen« ein Komma.
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipiig.
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PREISSCHRIFTEN
GEKRÖNT UND HERAUSGEGEBEN
VON DER
FÜRSmCIl JABLONOWSKl'SCHFJ GESELLSCIIAIT
zu LEIPZIG.
•(bodl:li:?:-;*!
^/«s;
)OlO!,
Nr. XIIl der historisch-nationalökonomischen Section.
VA'/. lh\ Piihlmanny Die Wirthschaftspolitik der Florentiner Henaimmre
und das Piincip der Verkehrsfreiheit.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
1878.
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SITZUNGSBERICHTE
DER
KONiaL. SACHSISCHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
KLEINERE ABHANDLUNGEN.
BERICHTE ttber die Verhandlungen der Königlieh Sächsischen Gesellschaft der Wissea-
schaften zu Leipzig. Erster Band. Aus den Jahren 1846 und 1847. Mit Knpfem
gr. 8. 12 Hefte.
Zweiter Band. Aus dem Jahre 1848. Mit Kupfern, gr. 8. 6 Hefte.
Vom Jahre 1849 an sind die Berichte der beiden Ciassen getrennt erschienen.
Mathematisch-physische Classe. 1849 (3) 1850 (3) 1851 (2) 1852 (2) 1853 :>
1854 (3) 1855 (2) 1856 (2) 1857 (3) 1858 (3) 1859- (4) 1860 (3) 1861 (2. lSü2
(1) 1863 (2) 1864 (1) 1865 (1) 1866 (5) 1867 (4) 1868 (3) 1869 (4) 18T(J 5
1871 (7) 1872 (4 mit Beiheft) 1873 (7) 1874 (5) 1875 (4) 1876 (2) 1877 (2) IS7S l
Philologisch-historische Classe. 1849 (5) 1850 (4) 1851 (5) 1852 (4) 1%^ ^
1854 (6) 1855 (4) 1856 (4) 1857 (2) 1858 (2) 1859 (4) 1860 (4) 1861 [4 l^^l
(1) 1863 (3) 1864 (3) 1865 (1) 1866 (4) 1867 (2) 1868 (3) 1869 (3) ISTo ^
1871 (1) 1872 (1) 1873 (1) 1874 (2) 1875 (2) 1876 (1) 1877 (2) 1878 {3 .
Jedes Heft der Berichte ist einzeln zu dem Preise von 1 Mark zu haben.
Aus den Berichten besonders abgedruckt :
C. LUDWIG, Arbeiten aus der physiologischen Anstalt zu Leipzig. Erster bis Sev*,**'
Jahrgang. (1866 — 1874.) Mit Tafeln und Holzschnitten. Preis des Jahrgangs: \ *
Zehnter und Elfter Jahrgang. (1875. 1876.) Mit Tafeln und Holzschnitten. Prt>
des Jahrgangs: 6 J^,
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SCHRIFTEN
DER FÜßSTLICH-JABLONOWSKrSCHEN GESELLSCHAFT ZU LEIPZIG.
ABHANDLUNGEN bei Begründung der Königl. Sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften am Tage der zweihundertjährigen Geburtsfeier LeibnizeDs
herausgegeben von der Fürstl. Jablonowski'schen GeseHschaft. Mit dem Bildnisse
von Leibniz in Medaillon und zahlreichen Holzschnitten und Kupfertafeln. 61 Bogen
in hoch 40. 1846. broch. Preis 15 .i.
PREISSCHKIFTEN gekrönt und herausgegeben von der Forstlich Jablo-
nowski'schen Gesellschaft.
1. H. GRASSMANN, Geometrische Analyse geknüpft an die von Leibniz erfundene geometrische
Charakteristik. Mit einer erläuternden Abhandlung von A. F. Möbius. (Nr. I der mathematisch-
physischen Section.) hoch 40. 1847. 2Jf.
2. H. B. GEINITZ. Das Quadergebirge oder d. Kreideformation in Sachsen, mit Berücks. der glau-
konitreichen Schichten. Mit Icolor. Tafel. (Nr.II d.math.-phys.Sect.) hoch40. 1850. l.#6ü;J'
3. J. ZECH, Astronomische Untersuchungen über die Mondfinstemisse des Almagest. (Nr. Ul
d. math.-phys. Sect.) hoch 40. 1851. 1 j.
4. J. ZECH, Astron. Untersuchungen üb. die wichtigeren Finsternisse, welche v. d. Schriftstellern
des class. Alterthums erwähnt werden. (No. IV d. math.-phys. Sect.) hoch 40. 1853. 2 ,ä.
5. H. B. GEINITZ, Darstellung der Flora des Hainichen-Ebersdorfer und des Flöhaer Kohlen-
bassins. (Nr. V d. math.-phys. Sect; hoch 40. Mit 14 Kupfertafeln in gr. Folio. 1854. 24 ,ä.
6. TH. HIRSCH, Danzigs Handels- und Gewerbsgeschichte unter der Herrschaft des deutscheo
Ordens. {Nr. I der historisch-nationalökonomischen Section.) hoch 4». 1858. 8 .ä.
7. H« WISKEMANN, Die antike Landwirthschaft und das von Thüuensche Gesetz, aus den alten
Schriftstellern dargelegt. (Nr. II d. hist.-nat. ök. Sect.) 1859. 2 Jf 40 J^.
8. K. WERNER, Urkundliche Geschichte der Iglauer Tuchmachet-Zunft. (Nr. III d. hist.-nat.
ök. Sect) 1861. 3,#.
9. V. BÖHMERT, Beiträge zur Gesch. d. Zunftwesens. (Nr. IV d. hist.-nat. ök. Sect.) 1862. 4.1.
10. H. WISKEMANN, Darstellung der in Deutschland zur Zeit der Reformation herrschenden
nationalökonomischen Ansichten. (Nr. V d. hist.-nat. ök. Sect.) 1862. 4 .i'.
11. E. L. ETIENNE LASPEYRES, Geschichte der volkswirthschaftl. Anschauungen der Nieder-
länder und ihrer Litteratur zur Zeit der Republik. (Nr. VI d. hist.-nat. ök. Sect.) 1863. S .JK.
12. J. FIKENSCHER, Untersuchung der metamorphischen Gesteine der Lunzenauer Schieferhalb-
insel. (Nr. VI d. math.-phys. Sect) 1867. 2X
13. JOH. FALKE, Die Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in volkswirthschaftlicher
Beziehung. (Nr. VII d. hist.-nat. ök. Sect) 1868. S J.
14. B. BÜCHSENSCHÜTZ, Die Hauptstätten des Gewerbfleisses im classischen Alterthume.
(Nr. VIII d. hist.-nat ök. Sect) 1869. 2 uT 80 ^.
15. Dr. HUGO BLÜMNER, Die gewerbliche Thätigkeit der Völker des classischen Alterthums.
(Nr. IX d. hist-nat. ök. Sect) 1869. AJ.
16. HERMANN ENGELHARDT, Flora der Braunkohlenformation im Königreich Sachsen.
(Nr. VII d. math.-phys. Sect.) Mit 15 Tafeln. 1670. 12 J.
17. H. ZEISSBERG, Die polnische Geschichtschreibung des Mittelalters. (Nr. X d. hist.-nat. ök.
Sect) 1873. \2J.
18. ALBERT WAN(JERIN, Reduction der Potentialgleichung für gewisse Rotationskörper auf
eine gewöhnliche DiflFerentialgleichung. (Nr. VIII d. math.-phys. Sect.) 1875. 1 uT 20^.
19. A. LESKIEN, Die Declination im SlaVisch-Litauischen und Germanischen. (Nr. XI d. hist-
nat. ök. Sect.) 1876. 5 J.
20. Dr. R. HASSENCAMP, Ueber den Zusammenhang des lettoslavischen und germanischen
Sprachstammes. (Nr. XII d. hist.-nat. ök. Sect.) 1876. 3 J.
21. Dr. PÖHLMANN, Die Wirthschaftspolitik der Florentiner Renaissance und das Princip
der Verkehrsfreiheit. (Nr. XIII d. hist.-nat. ök. Sect.) 1878. 4 ^ 20 j^.
22. Dr. ALEXANDER BRÜCKNER , Die slavischen Ansiedelungen in der Altmark und im
Magdeburgischen. (Nr. XIV d. hist-nat ök. Sect) 1879. 4^20^.
23. Dr. F. 0. WEISE, Die Griechischen Wörter im Latein. (Nr. XV d. hist.-nat. ök. Sect.
1882. ISX
Leipzig. S. Hirzel.
Druck von Breitkopf ic Hirtel in Leipzig.
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PREISSCHRIFTEN
GEKRÖNT UND HERAUSGEGEBEN
VON DER
FÜRSTLICH JABLONOWSteCHEN GESELLSCHAFf
ZU LEIPZIG.
Nr. XV der historisch^nationalökonomischen Sectiok/<;>
. •Cbcol;ijg,t,'i
n
Vo^\^^'-'
XXIII. F. 0. Weise, Die Griechischen Wörter im Latein.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
1882.
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