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Full text of "Preussisches Wörterbuch. Ost- und westpreussische Provinzialismen in alphabetischer Folge"

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JOHN   B.  STETSON,  Jr. 

OF   PHILADELPHIA 


DElHJSlTEn    IK    THE   COIXEGS   LIBRARY 


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PREUSSISCHES  WÖRTERBUCH. 


OST-  UND  WESTPREUSSISCHE  PROVINZIALISIilEN 


IN  ALPHABETISCHER  FOLGE. 


VON 


H.  FRISCHBIER. 


ZWEITER  BAND. 

L  —  Z.     Nachträge  und  Berichtigungen, 


BERLIN  1883. 

VERLAG    VON    TH.   CHR.  FR.   ENSLIN. 

(RICHARD   SCHOETZ.) 

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I,  Schmelzlaut,  behält  fm  Plaltdeutsch 
an-,  in-  und  auslautend  hochdeutschen 
Klang;  nur  bleibt  es  zuweilen  vor  « 
weg:  als  oa. 

Laaky  /.,  Strafze  in  Königsberg  am 
rechten  Pregelufer.  Estn.  lagge^  finn. 
laaka  flach,  holstein.  Laah  Pfütze, 
Lache;  in  Hafliburg  in  gleicher  Bedeu- 
tung Lake^  in  Brem.  dasselbe,  doch 
besonders  niedrige  sumpfige  Wiese,  mnd. 
Uxke  Lache,  seichte  Stelle.  Vor-  ihrer 
Bebauung  war  die  Königsborger  Laak 
flaches  Wiesenlalid.  S allmann,  24. 
Schützen,  1.  Richey,  146.  Brem. 
Wb.  III,  5.  Mnd.  Wb.  11,  613b.  S. 
Uke. 

Lftb,  Läf,  Laf,  n.  1.  der  vierte  Magen 
des  Rindes.  2.  die  sauer  gewordene 
und  geronnene  Feuchtigkeit  •  in  dem 
vierten  Magen  eines  Kalbes,  die  Käl- 
bermagensäure, welche  man  benutzt, 
um  frische  sülze  Milch  gerinnen  zu 
machen.  Das  Lab  ist  nur  von  solchen 
Kälbern  brauchbar,  welche  gesogen  und 
noch  nicht  gefressen  haben.  3.  Laf^  in 
der  Danziger  Qegend  magerer  frischer 
Käse.  W.Seidel,  32.  In  Brem.  Le66^, 
mnd.  hf,  holl.  Uby  lebbe,  lubbe^  schwed. 
Kp^.  Brem*.  Wb.  in,  28.  Vgl.  Bock, 
Nat.I,  260. 

Lab,  m.  jud.  Vom.,  s.  Leib. 

Labach,  Labbacb,  m,,  s.  Läband. 

Labagienen^  Ortsn.,  Fischerdorf  bei 
Labiaa  mit  Fischguano-  und  Knochen- 

*PriMhbi«r,  W&rtwbnch  IJ. 


mehl-Fabrik;  daher  im  Volke:  Laba- 
gierten  ist  eher  zu  riechen  aU  zu  sehen. 

Läband^  m.,  grofzer  (langer)  träger, 
unordentfi eher  Mensch,  Nichtsnutz,  Tau- 
genichts, arbeitsscheuer  Herumtreiber. 
Als  Schimpfwort,  namentlich  auf  halb- 
wüchsige Jungen.  In  Berlin  Laban\ 
in  Konitz  Labaschy  im  Ermlande  und  in 
Elbing  Labach;  sonst  auch  noch  Laias. 
Treiehel  hat  für  Westpr.  noch  Lu- 
batsch,  Labdnd  wohl  Anlehnung  an 
den  biblischen  Laban.  Vgl.  Büch- 
mann,  Geflügelte  Worte.  12.  Aufl.  S.  5. 
Die  Verwandtschaft  mit  Lorbas^  Lai- 
dak^  Loditfhak^  Ludschak,  Leichak^  welche 
alle  gleiche-  Bedeutung  haben,  ist  er- 
kenntlich. Von  allen  Wörtern  werden 
Adjektive  auf  ig  gebildet. 

Labas,  m.,  s*  das  vor. 

Labascb,  m.  1.  s.  v.  a.  Laband,  2. 
Scheltwort 'auf  eiDen  Jungen,  der  sich 
herumgetrieben.  Aber^  klienei^  Labba^sch^ 
wie  hotir  sich  wödder  abgeröcht  Schal tj. 
3,  4. 

labascbjg,  adj,  von  Labasch.  En  gro- 
ter  labascKger  Bengel.  Dorr,  1.  Wie w., 
126. 

Labber,  m,  u.  /.,  weiches,  schwam- 
miges Fleisch,  Hautfleisch,  fleischige 
Haut.  Kalbfleisch  hat  viel  Labber  — 
ist  (oft)  die  reine  Labber.    Vgl.  Ladder. 

labberig,  adj.,  e.  labbrig. 

labbern,  sw.,  s.  labbern  und  sabbern. 

labbern,  Jobbern,  IQbbern,  libbem,  sw., 
1 

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Läbberscholdeti  —  Lachel. 


nippend  trinken,  in  verschiedenen  Ab- 
sätzen und  kleinen  Zögen  trinken,  zö- 
gernd and  mit  Unlust  Speise  oder  Trank 
genielzen;  lecken,  schlürfen;  auch  lek- 
kern.  Frauen  labbern  das  Bier^  den 
Wein.  Bock,  31,  u.  Hennig,  147: 
löbbeim^.  lubbem;  Schemionek,  23: 
Jobbern.  Holl.  labberen  schlappen,  dän. 
labe  lecken,  schlurfen,  mhd.  lafien^  ahd 
laffan^  lat.  lawhere  lecken :  labium  Lippe. 
Vgl.  Schade,  530b.  Mühling  hat 
labbern^  labbern  zunächst  in  der  Be- 
deutung: saugen;  Gordack  labbern  u. 
lebbem  schlurfend  und  zögernd  essen. 
Sich  labbern^  sich  in  kleinen  Posten, 
kleckweise  mehren.  Das  labbert  sich 
zusammen^  aus  Pfennigen  werden  Tha- 
ler. Kleine  Schulden,  die  allmählich 
bei  verschiedenen  Gläubigem  gemacht 
\vurden,  sinjd  Läbberscbulden^  Flick- 
schulden. Statt  labbern  u.  in  allen  Bil- 
dungen auch  läppern;  bei  Schmeller 
II,  486,  u.  Vilmar,  247:  leppem.  au8- 
läbbem,  etwas  labbernd  ausessen.  Einen 
Teller  mit  'Suppe  ausläbbem,  M &h  1  in g 
hat  noch  als  Erklärung  für  ausläbbem: 
kindisch  zu  sein  aufhören;  zu  küssen 
aufhören.  '  verläbbem,  leckemd  und  für 
Kleinigkeiten  sein  Geld  verschwenden. 

Läbberscbuiden,  plur.^  s.  das  vor. 

labbrig,  labberig,  adj,  1.  von  Speisen: 
flau,  fade,  weichlich,  ungesalzen,  sül'z- 
lich  und  darum  für  den,  der  an  kräf- 
tige Kost  gewöhnt  ist,  widerlich.  Dojs 
Essen  ist  mir  zu  labbrig.  Bock,  30. 
Hennig,  140.  Schemionek,  22. 
Nach  Gordack  adj.  von  labbern.  Im 
Götting.  labberigy  latowerig;  auch:  en 
labberig  Minsche^  ein  schlaffer  Mensch. 
Schamb.,  117a.  2.  von  der  Wärme: 
flau,  mäfzig,  von  geringer  Höhe.  Das 
war  ein  labbriger  Winter.  Dän.  in  der 
Seemannssprache  Idber  schwach,  leise, 
mäfzig,    holl.  lahber  schwach,    von  der 


Kälte.  3.  vom  menschlichen  Befinden: 
Mi  ÖS  labbtig  to  Mod^  mir  ist  flau  zu 
Mute. 

labfiren,  sw.^  umherschweifen,  ^rum-- 
laberin^  sich  umhertreiben.  TreicheL 
Im  Brem.  Wb.  HI,  2:  labben  plaudern 
gehen,  holl.  lafen;  bei  Frisch,  Wb. 
I,  563  c:  laferen^  lafem  schwatzen. 

Lablau,  Ortsn.,  Kreisstadt  an  der 
Deime.  Er  kommt  an  wie  der  Hund 
von  Labiau.     Sprw.  I,  83. 

Lablaugken,  Name  eines  Waldgebietes 
im  Kreise  Darkehmen.  S.  Kogge,  4. 
Vgl.  Gifnig. 

Labommel,  nach  Treichel  Labummel, 
m.,  von  bammeln  bummeln,  also  Bumm- 
ler; doch- zunächst  grolzer,  geil  auf- 
geschossener, schlottriger  ^nger  Mensch, 
abgerissener  Nichtsnutz;  zur  Verwandt- 
schaft der  Ldbande  und  Lorbasse  ge- 
hörig. Bock,  30.  Hennig,  140. 
Sperber,  42.  Schemionek,  22. 
Davon:  labommeln,  sw.^  bummeln,  sich 
zwecklos  herumtreiben,  labommelig,  adj.^ 
wie  ein  Labommel  sein. 

Labskaus,  m.,  Gericht:  Stockfisch  mit 
Kartoffeln.    Danzig. 

Labummel,  m.y  s.  Labommel. 

Lacbader,  /.  i%m  ist  die  Lachader 
geplatzt^  sagt  man  scherzend  von  dem, 
der  sich  im  Lachen  nicht  zu  mäi'zigen 
vermag.     Sprw.  I,  2266. 

Lacbaim-taufe,  jüd.  -  deutsch.  Trink- 
spruch. Sperber,  44.  Rein  hebräisch : 
Vchajim  tauvim  zu  einem  guten  Leben 
=  vivat.    Allgemein  gebräuchlich« 

Lache,  /.,  s.  Lake. 

Ucbel,  Lecbel,  Lifchel,  Ugel,  Legel, 
Dem.  Lächelke  etc.  w.,  Fäfzchen,  das 
gewöhnlich  an  einem  Riemen  getragen 
wird.  Es  schickte  Herr . . .  einen  Bohten 
mit  einem  Legel  nach  Gr.-LichtenaUj 
vor  sich  gute  reine  Butter-Milch  zu  hoh- 
len.   Hartwich,  524.     Dabey  ein  gut 


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lachen  —  Lachsangel. 


3 


Lfägel  mit  Bier.  Pierson,  Matth.Prator., 
83.  Geht  auch  mit  dem  Lägel  herum 
und  theilt  einem  jeden  was  davon  mit 
Ibid.,  89.  Scheinionek,  23:  Lägel^ 
ein  Viertelankerfalz,  auf's  Feld  mit- 
zunehmen. Ahd.  lagellä^  mhd.  lagel^ 
taget,  leget,  mnd,  lage^  lechelen^  legelen^ 
lechelken,  lat.^  mlat.  lagena^  lagellym^ 
aleman.  logel^  lit.  u.  lett.  legir^^  poln. 
lagiew\  dän.  leget,  schwed.  Idgeh  In 
Hessen  LegeL  Vilmar,  240.  Brem. 
Wb.  m,  36.  Mnd.  Wb.  II,  612b.  642a. 
Vielfach  ist  das  Leget  so  eingerich- 
tet, dalz  es  beim  Trinken  an  den  Mund 
gesetzt  werden  kann.  Sallmann, 
36  b. 

lachen^  bw,^  in  Redensarten:  Er  ku^ht 
wie  ein  Spitzbubey  er  freut  sich  über 
die  Verl^enheit  oder  den  Unfall  eines 
andern.  Er  lacht  mit  dem  ganzen  Ge- 
sicht, ist  seelenvergnügt.  E*  lacht  sich 
die  Faust  voll  —  in^s  Fäustchen,  Er 
lacht  sidh  zum  Spdnchen,  er  lacht  ohne 
Aufhören.  Er  lacht  sich  einen  Puckel 
wie  eine  grofze*  graue  Erbse,  Ös  noch 
wit  vom  Lache,  sdd  Jen  Make  on  gren. 
Er  hat  Lachen  und  Weinen  in  einem 
Sack.    Sprw.  I,  2267  flf. 

Ucbengeschworener^  m.,  s.  Lftke. 

lachem,  sw.,  zum  Lachen  geneigt  sein, 
lächeln,  aus  Wohlbehagen,  innerm  Gluck, 
Zufriedenheit,  aber  auch  aus  Verlangen. 
Dat  lacherd  mienem  Ohm  en-  bat  (dai'z 
seine  Tochter  schön  gefunden  wurde). 
Dorr,  15.  Em  lächert  de  Bart  nau^m 
Posske,  er  hat  Verlangen  nach  einem 
Külzchen. 

Lacherty  m.,  lautes  Lachen.  Bir  kriegt 
den  Löchert,  er  bricht  in  lautes  Lachen 
aus.     y.  Auer. 

Lachmann,  m.  jQd.  Vom.  Flatow. 
Schmitt,  112. 

lachrig,  od;.,  zum  Lachen  geneigt. 
Mir  ist  UH>1  nicht  lachrig,  ich  bin  nicht 


in  der  Stimmung  zu  lachen.    Soph.  R. 
VI,  231. 

lächrig,  adf/.,  s.  lifcberig. 

Lachs,  pltd.  Las,  ?n.  1.  der  bekannte 
Fisch  salmo:  Trutta  solar  L,  Man 
unterscheidet:  Silberlachs,  der  heller  ge- 
färbte weibliche  Fisch,  Hakenlachs,  Fisch 
mit  hakenförmig  gebogener  Schnauze, 
Schwarzlachs,  Strandlachs.  Die  beiden 
letzten  Namen  bezeichnen  den  dunklem, 
sterilen  Lachs,  der  nicht  in  die  Flüsse 
aufsteigt,  sonc(ern  an  der  Seeküste  ver- 
weilt und  hier  ziemlich  viel  gefangen 
wird ;  den  Namen  Silberlachs  führt  auch 
eine  gleiche  Form  der  Meerforelle  (s. 
Lachsforelle).  Altpr.  lasasso,  lit.,  kur., 
laszis,  mas.,  kass.  losos,  laususz.  Lit. 
heifzt  der  Jffakenlachs  woszis,  der  ma- 
gere, vom  Laichen  zurückkehrende 
Lachs  kargisy  kleine  Lachse  heifzen 
gleich  der  Meerforelle  trump,  trumpis. 
ßenecke,  157  flf.  Der  Länge  üach  in 
Streifen,  Streimel,  geschnitten,  wird  der 
Lachs  geräuchert  und  als  Streimellachs 
verkauft.  2.  Redensart:  Der  Lachs  ist 
mitzunehmen,  ein  augenscheiulicher, 
bedeutender  Vorteil.  Sprw.  I,  2275. 
3.  Danziger  Lachs,  stark  abgezogener 
Branntwein.  Klein  I^  2(58.  Er  gähnte, 
sah  in  die  Uhr^  nahm  einen  Schluck 
Laichs  etc.  Soph.  R.  I,  44.  Nun  ein 
Schnappschen  Lachsf  Ibid.  IV,  71.  Der 
danziger  Lachs  und  sein  KrambambuU 
sind  beinahe  in  der  ganzen  Welt  be- 
rühmt. Bock,  Nat.  I,  655;  III,  650. 
(Der  jfLachs^  war  ursprünglich  die 
Firma  der  Destillation  in  Danzig,)  Vgl. 
Danziger. 

Lachsangel,  /.,  Ajigel  zum  Lachs- 
fange; man  unterscheidet  an  ihr  drei 
Stücke:  das  SteIntau  mit  der  Boje,  die 
Lenkleine  mit  der  Lenk  und  den  Vorlauf 
mit  dem  Angelhaken.  Beschreibung 
uud  Abbildung  in  Benecke,  401  f, 

1* 


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•Lacbsfang  —  laden. 


Lacbsfang,  m.y  Falle,  in  welche  def 
Lachs  hineinspringen  muiz  und  in  der 
er,  teils  wegen  der  geringen  Wasser- 
tiefe, teils  weil  er  nicht  stromabwärts 
springt,  gefangen  bleibt.  In  den  klei- 
nen Flüssen,  welche  dem  Putziger  Wiek 
zuströmen.     Benecke,  400. 

tacbsf^ren,  m.,  s.  Lachsforelie. 

Lachsforelle,  /.,  Sifberlacbs,  m,,  Lacbs- 
faren,  wk,  die  Meerforelle,  Trutta  trutta 
L.;  lit.,  kur.  trump,  trumpis,  Silber- 
lachs heifzt  der  ungeflectbe  Fisch.  Be- 
necke, 161.  Bujack,  392. 
.  Lacbslanke,  f.,  s.  Lacbsnetz. 

Lacbsnetz,  n.y  Netz,  zum  Fang  der 
Lachse.  Dreüzig  solcher  in  gerader 
Linie  vor  Pricken  aufgestellter  Netze 
bilden  eine  Lacbsl^nke;  jedes  dieser  Netze 
ist  15  bis  18  Klafter  lang.  Die  Maschen 
der  Netze  und  Säcke  enthalten  3  Zoll 
im  Quadrat.  Die  Lachslankenßscherei 
wird  wie  die  Stdknetzßscherei  ausgeführt. 
Fisch.-Ord.  f.  d.  fr.  Haff,  §  31.  Sper- 
ber, 20. 

Lachsstelle,  /.,  Stelle,  d.  i.  Netzauf- 
stellung aus  Streichtuch  und  Säcken 
bestehend,  zum  Fang  der  Lachse.  Be- 
schreibung und  Abbildung  in  Benecke, 
394  f. 
*  Lachstaparre,  /.,  Fischn.,  s.  DTbel. 

Lachswadegam,  n.,  Wad^gam  inm 
Lachsfange.     S.  Benecke,  355. 

lachtlg,  adjektivisches  Cl^rundwort  in 
Zusammensetzungen ,  aus  schlachten 
schlagen,  ähneln,  nacharten.  Es  deutet 
an,  dafz  die  im  Bestimmungswort  ge- 
nannte Eigenschaft  annähernd  erreicht 
wird  und  entspricht  den  Endungen  ^, 
lich^  licht  RSdlachtig  ist  alles,  was 
ins  Rote  schlägt;  ebenso  gelblachtig^ 
graulachMg^  grünlachtig^  weifzlachtig^ 
was  ins  Gelbe,  Graue,  Grüne,  Weifze 
fallt.  ,  .  .  die  Land-Hdufz- Mutter  sa- 
gende:  Dafz   die   Bleyfarbe   Leinwand 


ehe  weifz  tvürde  ab  die  wei/zschlachte, 
Linem.,  Qq  la.  Äufzer  Farben:  kühl^ 
lachtig^  trüblachtig^  dicklachtig^  dünn- 
lachtig^  altlachtig,  bei  Mi e Icke  II,  22b; 
altldchtig.    Vgl.  scblachten. 

Lack,  m. ,  Siegellack;  ostindischer 
Harzsaft  zum  Firnissen.  Lit.  IcJids^ 
poln.  laky  laka.  Doch  glavb  ich^  wenrCs 
(das  Kloster)  auch  war  mit  Lack  und 
Peck  versiegelt^  So  schleicht  des  Mönchen^ 
Lieb  doch  durch  die  Seufzer  ein.  Carm, 
nupt.  II,  170  c.  Er  ist  im  Lack  — 
ist  lackiert^  ist  angetrunken. 

lackieren,  sw,,  s.  das  vor. 

Lädeben,  n..  Dem.  von  Lade^  kleiner 
Kasten. 

Ladder,  (?),  das  weiche  Fleisch  im 
Gegensatz  zum  Kernfleisch.  Sche- 
mionek,  22.    Vgl.  Labber. 

Lade,  pltd.  Lad'  (a  =--  d),  /.  .  1.  Kasten, 
Truhe,  kistenförmiger  Behälter;  mhd. 
lade^  poln.  lada,  lit.  lode^  schwed.  lada, 
Gewerkslade,  Lade  zur  Aufbewahrung 
der  Dokumente,  Bucher  und  Gelder 
des  Gewerkes.  Sie  wird  nur  bei  Ge- 
werksversamndungen,  Quartalen,  unter 
althergebrachten  Ceremonien  geöffnet. 
2.  Decke,  Deckel,  Flügel,  eigentlich  der 
Laden:  Fensterlade,/,  hölzerner  Flügel 
zum  Verschiufz  der  Fenster  über  Nacht. 
Einem  die  Fensterladen  anhalten^  ihm 
•die  Äugen  blau  schlagen.  Sprw.  I, 
831. 

.  laden,  pltd.  lade(n)  (a  =  ä\  st  1. 
einladen.  Ahd.  laddn;  laden^  mhd.  Za- 
den^  goüi,  lathon.  Schade,  530a.  Hei 
lädH  de  ganze  Welt  6k.  de  witt  %obbel^ 
er  ladet  eine  groize  Gesellschaft  ein. 
Sprw.  I,  2276.  2.  aufladen,  abladen, 
einpacken,  auspacken.  Ann^  du  hest 
et  nich  mehr  schwoar.  Du  hodst  dat 
letzte  Moal  dit  Joahr.  Dorr,  44.  Bild- 
lich: Er  hat  gut  —  er  hat  schief  gela- 
deny  er  ist  betrunken. 


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Ladenschwengel  —  Läk^. 


Ladenschwengel,  m.,  verächtliclie  Be- 
nennung eines  Handlungsgehilfen,  La- 
dendieners. 

Lader,  pltd.  Lader  («  =  «),  -w^.,  von 
laäen  2,  der  Auflader,  Ablader  bei  den 
Feldarbeiten,  in  der  Ernte. 

Laderin,  pltd.  Laderscbe  (a=^a),  /., 
von  Lader.  Die  Laderin  ferkelt^  wenn 
ihr  beim  Einfahren  des  Getreides  einige 
Garben  vom  Wagen  fallen.  Sprw.  I^ 
2278. 

Lädings,  Leidings,  nach  Sperber,  21, 
Leidtng  u.  Lttding,  m.,  Netzwand  zwischen 
zwei  Säcken  oder  Wentem.  S.  Streicb- 
tuch. 

ladscbig,  adj,,  s.  latschig. 

Ladung,  pltd.  Ladung  (a  =  a),  /.  Seine 
Ladung  voll  haben^  genug  getrunken 
haben,  angetrunken  sein.  .  Wenn  nun 
ein  jeder  seine  Ladung  voll  hat,  gelten 
sie  von  einander  und  machen  ein  Ende 
dieses  Trauermahls.  Pierson,  Matth. 
Prätor.,  105.  .      . 

'Ladwich,  m.  Vorn.,  Ludwig.   Hart- 
wicb,  54.  .  . 

Lftf,  Laf,  n.,  s.  Lab. 

Lafferei,'/.,  albernes,  dummes  Wesen, 
Possen,  Narrenzeug.  Muhling.  Grimm, 
Wb.  VI,  57,  hat  nur  einen  Beleg  des 
Wortes  aus  Herders  Schriften,. ein  Be- 
weis, däCz  das  Wort  provinziell. 

lag,  adj\,  s.  Kg. 

LMgel,  n.,  s.  Lächel. 

Lagerbruder,  pltd.  Lagerbröder  (a=äX 
m^  Bruder  vom  Lager,  Gelage,  Säufer., 
Mühlin^,    Sprw.  I,  2281. 

Lagerkom,  pltd.  Lagerkörn  (a  =  a),,«., 
Roggen,  der  sich,  meist  in  Folge  hef- 
tiger Regengüsse,  legt,  lagert 

Lagerstock,  m.,  s,  Lieger. . 

lahm,  pltd.  iSm  Ca==ä)y  adj.^  krank, 
beschädigt,  verletzt.  Man  spricht  vom 
lahmen  Kopf,,  Auge,  Puckel  etc.:  es 
kann  jeder.  Körperteil   lahm    werden. 


lahm  drückt  überhaupt  eine  Beschädi- 
gung, einen  Fehler  aus.  Ahd.  ,u.  mhd. 
lam,  engl,  lame,  schwed.,  dän.  u.  holl. 
lam,  altnord.  lami  lahm;  lit.  Imna» 
lahm  (an  den.  Händen),  altpreufz.  lim- 
twei  brechen,  poln.  lamai  brechen,  zer- 
brechen. Vj^.  Adelung  11,  1873. 
Grimm,  Wb.  VI,  72.  Ns^lm.  Th., 
93.  Scherzweise  heifzt  es  von  einem 
Hinkenden :  Hei  ös  lahm  on  hinkt  dabt,^ 
Bei  Jeroschin  bildlich:  sigis  lam  wer- 
din  76d.    Pfeiffer,  185. 

lahmen,  pltd.  lame(n)  {a=^ä),  sw., 
lahm  gehen,  hinken.  Er  lahmt  auf 
ein&m  Fufz. 

Labmpot',  m.,  Mensch  mit  lahmer 
Pfote,  gelähmter,  kranker  Hand.  Trei- 
chel. 

Laichfisch,  pltd.  Lfikfifsch,  m.,  die 
Quappe,  Gadus  Lota,  weil  die  Fischer 
glauben,  dafz  alle  übrigeri  Fische  sich 
im  Laichen  nach  der  Quappe  richten. 
Bock,  Nat.  IV,  552. 

Lalchgam,  pltd.  Lfikgarn  (a^a),  n., 
Fischemetz  zum  nächtlichen  Fang  der 
Brassen  wahrend  der  Laichzeit.  *  Bock, 
Nat.  IV,  696,  u.  Hennig,  80:  Leicb- 
garn. 

Laidak,  gewöhnlich  Leidak,  m.,  lieder- 
licher, nichtsnutziger  Mensch,  Tauge- 
nichts, Bummler.  Aus  dem  gleichbed. 
.  poln.  tajdak,  und  dies  vielleicht  zurück- 
zuführen auf  das  lit.  Uidmi^  UidaUy 
leisii  etc.  einer  Sache  ihren  Zug  lassen; 
erlauben,  zulassen,  gehen  lassen;  flöfzen, 
und  in  sonst  noch  vielgestaltiger  Be- 
deutung, woraus  auch  leidikkas  Holz- 
flösser.  S.  Nsslm.Wb.,  360a.  Schmitt, 
107;  Westpr.,  166.    Sperber,  38. 

Lftke,  Liebe,  /.,  plur.  Laken,  Lachen. 
1.  die  kleinen 'natürlichen  Abflüsse  der 
Niederungen:  die  Jung f ersehe  Lache; 
die  Seelake,  wie  die  kleine  Schwente 
anfänglieb  heifzt;   aber  auch  die  zahl- 


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lakeidern  —  Land. 


reichen  künstlich  hergestellten  Kanäle, 
welche  nach  den  natürlichen  Wasser- 
zügen geleitet  sind.  Endlich  ist  auch 
der  Bruch  in  dem  Damme  der  Jung- 
f ersehen  Lache  gefangen.  Kgsbg.  Hartg. 
Ztg.  1871.  No.  89.  1.  Beilage.  Wenn 
toi  nu  (im  Winter  auf  dem  Eise)  flitzen 
frank  on  frt  Op  Look  on  Haf,  op 
Schwönt  (Schwente)  on.  Ti  (Tiege): 
Dorr,  16.  Mit  der  Beaufsichtigung 
dieser  Vorfluten  sind  die  Laken-,  Li- 
eben-oderScblickgeschworenerr  beauftragt, 
welche  aus  dem  Stande  der  Besitzer 
gewählt  werden.  Prov.  Preufz.,  474. 
Bei  Hartwich  finden  sich  S.  320, 
auf'zer  den  Ldk-  und  Schlickgeschworenen 
noch  Scbwentgeschworene,  welche  ihren 
Namen  wohl  nach  dem  .Schwenteflnfz 
haben.  2.  Pfütze.  Ahd.  lacha,  rahd. 
lache  Pfütze;  schwed;  lag  Feuchtigkeit, 
Wasser,  See,  lat  lacus^  ital.  lago^  franz. 
lac.    Hennig,  141,     Vgl.  Laak. 

lakeidern,  sw,y  zwecklos  hin  und  her 
rennen,  fahren;  bummeln.     Mühlin g. 

Laken,  Laken,  pltd.  Lake(n)  (a=^a), 
n.  1.  zunächst  Tuch  (von  Wolle),  dann 
aber  auch  Gewebe  aus  Linnen  und 
Seide.  Ahd.  lahhan,  lachan,  mhd.  lachen^ 
alts.  lacan^  mnd.  laJcen^  holl.  laken. 
Schade,  ö31a.  Ein  läkener  Rock., 
ein  Tuchrock.  Ein  Schneider  brauchet 
EW  und  Lacken.  Carm,  nupt  I,  250. 
Da  hett  he  lang'  on  körte  (Röcke)  vom 
schönste  Laketieg  Lhrztg.  4,  355  b.  2. 
Decke,  Spreittuch,  Betttuch.  Bettlaken 
oder  Leildken,  Leilach^  d.  i.  Leiniaken, 
pr.-poln.  ptachta.  Der  Kranz  wird  mit 
einem  weifzen  bunten  Leylach  bedeckt^ 
welches  von  beiden  Seiten  und  hinien 
herab  hanget.  Pierson,  Matth.  Prätor., 
83.  S.  das.  S.  87.  NachVilmar,  245, 
ist  Leilaken  aius  Uh  (Leich  corpus)  und  . 
Iake7i  zusammengesetzt.  Tischlaken 
Tischtuch.     Henuig,  141. 


Lftk-,  Läkengeschworener,  m.,  s.  Lake. 

Lakenwall,  m..  Wall,  Damm,  der  die 
Laken  einschlieTzt.  öck  keem  moalvon 
der  Jagd  Den  LoakenwaU  io  goan\ 
Dorr,  24. 

lakömscb,  adj.^  lecker,  naschhaft  wäh- 
lerisch beim  Essen.  Er  ist  ein  lakom- 
scher  Kerl^  ein  Feinschmecker,  Gour- 
mand.  Westpr.  Von  dem  poln.  fafe)- 
mic  si§  lecker  oder  gierig  auf  etwas 
werden  oder  sein,  woraus  das  Adj. 
lakomy  gierig,  begierig,  naschhaft,  lecker. 
Mrongo V.  I,  190a.  Schmitt,  108, 
und  Westpr.,  166,  hat  aus  gleicher 
Wurzel  lakummig,  adj,.,  geizig,  gierig, 
habsüchtig. 

Läks,  Ortsn.,  Dorf  in  den  Laukschen, 
dem  Grafen  Dohna-Schlobitten  ge- 
hörigen Gütern.  Spott:  Wenn's  botterty 
denn  bottert's^  on  morge  bottre  se  on 
Läks,    Sprw.  I,-508. 

lakummig,  adj.,  s.  lakömscb. 

lammen,  sw..,  zunächst  ein  Lamm  ge- 
bären; dann  überhaupt  gebären.  So 
schwär.,  OS  wenn  de  Bock  lamme  wöU. 
Sprw.  I,  3452.    Vgl:  bocken. 

LämmerbUpfen^  n.y  das  Hüpfen  der 
Lämmer,  zur  Bezeijchnung  des  Tanzes 
der  Backfische.     Treichel. 

Lämmerscbwänze,  plur.,  Pflzn.,  Segge- 
arten, Carea  Mich.    Saalfeld. 

Lampe,  /.,  bildlich:  Kehle,  Hals, 
Schlund.  Einen  (Schnaps)  auf  die 
Lampe  giefzen.     Sprw.  I,  1532. 

Land,'/».  1.  neues,  das  sich  neu  bil- 
dende Terrain  am  Ausflusse  d^r  Nogat 
und  Weichsel,  aus  Sumpf,  Land  und 
Wasser  bestehend,  mit  seiner  amphi- 
bienartigen Halbnatur  einen  scharf  aus- 
geprägten Gegensatz  gegen  die  Niede- 
rung des  kleinen  und  grofzen  Werders 
bildend.  ^^Neues  Land^  nennen  es  die 
Bewohner  der  altem  AUuvionen  und 
blicken  darauf  mit  einer  Art  von  Ver- 


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Landbote  —  lang* 


achtungj  vyie  die  romischen  Patrizier  auf 
.die  yyhamin^  novi\'  Passarge,  204. 
2.  In  Redensarten:  Wer  Land  hat^ 
mu/z  eine  Hand  haben,  sonst  bringt  es 
ihm  keinen  Vorteil.  Wer  Land  hat^ 
hat  Streit,  mit  den  Nachbarn.  Noch 
ist  Land!  noch  ist  die  Gefahr  nicht  zu 
grofz,  noch  bleibe  ich  Herr  der  Situa- 
tion. Etwas  ans  Land  ziehen.  Zunächst 
wörtlich  von  den  Bewohnern  des  Ost- 
seestrandea.  In  .manchen  Sta^andkirchen 
wurde  früher  sogar  Gott  um  einen  „ge- 
segneten Straiid"  angefleht  Sprw.  I, 
2284.  Yon  heiratslustigen  Mädchen 
heifzt  es:  Et  ös  nich  blofz  e  Hand  voU^ 
et  OS  dat  ganze  Land  voll.   Ibid.,  2286. 

Landbote,  m.,  Titel  für  den  Schreiber 
des  Deichgräfen, 

Landbringgeldy  n.,  es  ist  ein  zwei- 
faches: das  des  Schiffers  und  das 
der  Papiere.  Ersteres  wird  gezahlt, 
wenn  der  Kapitän  eines  auf  der  Reede 
vor  Anker  liegenden  Schifies  mit  dem 
Lotsen  ans  Land  kommt  (1  Thlr.); 
letzteres,  in  gleichem  Betrage,  mtifz 
entrichtet  werden,  wenn  der  Kapitän 
das  Schiff  nicht  verlassen  kann  und 
dem  Lotsen  die  Schiff  und  Ladung  be- 
treffenden Papiere  zur  Aushändigung 
an  seinen  Mäkler  übergiebt.  Pillau. 
Pr.  Prov.-Bl.  XVH,  51. 

Landchen/ n.,  blaues^  Name  der  Kreise 
Neustadt  und  Berent  in  Westpreufzen. 
Mnhling. 

Landding,  n.^  zur  Ordenszeit  das  Land- 
gericht in  Angelegenheiten  des  Grund- 
besitzes, mnd.  lantdink  Land-,  allge- 
meines Gericht  Es  bestand  als  stehen- 
des Gericht  aus  einem  Landrichter  und 
gewöhnlich  12  Schoppen  aus  dem  Stande 
der  Ritter  oder  vornehmer  Lehnsleute. 
Appellation^  -  Instanz  war  der  Hoch- 
meister. Das  Land  war  in  verschiedene 
Gerichtsbezirke     geteilt,     deren  jeder 


ein  Landding  hatte.  Mühling.  Mnd. 
Wb.II,  621b. 

Landgarn,  n.,  s.  Wade-  u.  Windegarn. 

Landgarnfisclierei,  /,  s.  Wade-  u.  Wind- 
garnfiscberei. 

Landkomtur,  m.,  s.  Komtur. 

landsch,  adj\,  ländlich,  im  Gegensatz 
zu  städtisch.  Sie  ist  ganz  hübsch^  aber 
gräfzlich  landsch^  sie  haf  sich  an  städ- 
tisches Leben  und  Wesen  noch  wenig 
gewöhnt.  Substantivisch  die  Landschen. 
Die  Landsche  haben  'ne  annere  M6d^ 
als  jenne  in  der  Stadt. 

landtagen,  sfW,^  herumlandtagen,  sich 
unbeschäftigt  umhertreiben,  bummeln. 
Sprw.  I,  2291. 

Landverzehrer,  pltd.  Landvertfirer^  m,, 
die  Wucherblume,  Chrysanthemum  se- 
getum  L,    S.  Bankrottblume. 

Landwehr,  /.,  Wehr,  Verteidigung  des 
Landes;  Einrichtung,  Befestigung  zur 
Verteidigung  eines  Landes.  Bei  Je- 
roschin'.  der  meistir  —  zusamme  brachte 
ein  michil  her  haltinde  kegn  in  lantwer 
121a.  zuhant  nach  disen  zttin  wurdin 
zu  Ragntten  in  eine  lantwer  gesant  dt 
brudremh.  Pfeiffer,  186.  Grimm, 
Wb.  VI,  149. 

lang,  adj.  u.  adv.  1.  longus.  Sprw.: 
Wer  lang  hat^  läfzt  lang  hängen,  zum 
Wohlhabenden,  der  Aufwand  machen 
kann.  Hennig,  141,  meint,  dafz  die 
langen  Gewänder  der  reichen  Vorvor- 
dem  die  Entstehung  des  Sprichwortes 
veranlafzt  haben.  Das  ist  so  lang,  so 
breit,  es  ist  völlig  gleich  —  wie  ich 
z.  B.  eine  Sache  ausführe.  2.  zähe; 
von  Speisen  und  Getränken.  Das  Essen 
wurde  mir  so  lang  im  Munde,  3.  dünn, 
wässerig;  von  Brühen,  Suppen.  Das 
ist  eine  lange  Suppe,  4,  entlang,  längs. 
di  littouwsche  äit  gesezzin  di  der  Memil 
lanc,  Jeroschin,  139b  Pfeiffer, 
186. 


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Langbaum  —  Lanke. 


Langbaum,  pltd.  Langböm,  ^.,  Badm, 
der  die  Vorder-  und  Hinterachse  eines 
(Leiter-)  Wagens  verbindet. ' 

Langbrot,  n.,  nach  Hennig,  142,  ein 
kleines  längliches  Brötchen,  welches 
1  SchilÜDg  kostete.  Jetzt  als  beson- 
derer Brotname  nicht  mehr  üblich. 

längdaus,  adv,^  der  Länge  nach.  Längd- 
aus  gehen  —  Ibauen  (mähen). 

langen,  sw,  1.  reichen,  erreichen,  der 
Länge  nach  ausreichen.  Der  Rock 
langt  bis  ans  Knie.  Lan^  das  Glas 
her.  Ich  kann  nicht  langen^  ich  bin  zu 
klein,  um  den  hoch  stehendeo  Gegen- 
stand erreichen  zu  können.  2.  aus- 
reichen, auf  die  Länge  aushalten,  zu- 
reichen. Das  Tuch  langt  nicht  zum 
Rocke ^  langt  nicht  aus,  reicht  nicht 
hin.  Das  bijzchen  Mehl  langt  nicht  zu 
einem  Brot  Das  langt  nicht  hin,  nicht 
her,  ist  unzulänglich.  Das  Geld  langt, 
ist  ausreichend,  hält  für  bestimmten 
Zweck  vor.  Nach  Treichel  beim 
Kartenspiel  beim  Uberstechen :  das  längt 
=  langt  nicht! 

Langgassenti^ger,  plvr.^  zu  Hennigs 
Zeit  Eckensteher,  Arbeitsleute,  in  Kö- 
nigsberg, so  genannt,  weil  sie  sich  vor- 
zugsweise in  den  drei  Langgassen  Kö- 
nigsbergs aufgestellt  hatten.  Hennig, 
142. 

Langhals,  auch  Pfeilschwanz,  Tn.^Spiei'z- 
ente,  Anas  acuta,    Drausenseö.    Müh-  • 
ling,  Tiem.,  174. 

Langhans,  m,,  langer  Hans,  auQh 
Langmann,  langer  Mann;  in  der  Kinder- 
sprache der  Mittelfinger.  In  der  Ge- 
gend von  ToUmingkehmen  heifzt  er  als 
Nachbar  des  Goldfingers:  Goldaper  mit 
Hinblick  auf  die  Stadt  Goldap. 

Langkohl,  m.,  langgeschnittener  Weiiz- 
kohl,  den  man  in  Fleisohsuppen  kocht. 

Langmann,  m.,  s.  Langhans. 

Langschnabel,  m.,  s.  Kneifer. 


längst,  praep.  u.  adm,  längs.    Längst 
der  Wand  —  dem  Zaun  gehen. 

Langstroh,  pltd.  Langströ,  -strau,  n., ' 
langes,  ungeknicktea  Roggenstroh,  wie 
man's  zum  Dachdecken  gebraucht,  ge- 
wöhnlich Richtstroh  (s.  d.). 

Langut,  w.,  von  dem  poln.  lan  Hufe, 
Lehngut  in  Westpreufzen  und  Ermland 
zur  Zeit  der  polnischen  Herrschaft,  das 
bei  einem  allgemeinen  Aufgebot  einen 
völlig  ausgerüsteten  und  in  den  Waflfen 
geübten  Krieger  zu  J'ufz  zu  stellen 
hatte,  sonst  aber  von  allen  weiteren 
Abgaben  und  Lasten  befreit  war.  Zur 
Entstehung  der  Langüter  gab  die  Er- 
richtung einer  regulären  Lifänterie  un- 
ter König  Stephan  Veranlassung,  indem 
von  demselben  mit  ^Zustimmung  des 
Reichstages  verordnet  wurde,  dafz  in 
den  Königlichen  Dom ainen gutem  jede 
erledigte  zwanzigste  tarifmäfzige  Hufe 
—  deren  jede  aus  einer  Hufe  in  allen 
drei  Feldern,  folglich  aus  drei  Hufen 
kulmisch  bestand  —  unter  der  oben 
angeführten  Bedingung  vergeben  wer- 
den sollte.  Die  übrigen  19  .Hufen 
mufzten  die  sonstigen  Abgaben  und 
Lasten  übernehmen. .  Später,  bei  Ein- 
führung eines  stehenden  Heeres,  wurde 
dieser  Naturalkriegsdienst  in  eine  Geld- 
abgabe (^Lanowe)  verwandelt,  anfanglich 
100  Gulden  poln.,  später  16  Thlr.  60  Gr. 
preulz.  List,  Contributions-Verf^sung  * 
in  Westpr.  und  Ermland.  Beitr.  z. 
Kde.  Pr.  IV,  342. 

Langzung,  Langtung,  m.,  Schimpfname 
für  einen  VerleumdeTr,  Zänker,  Läste- 
rer.    Hennig,  142. 

Lanke,/.  1.  eine  Netzreihe,  bestehend 
aus  einem  Sack,  einem  Tuch  und  wie- 
der einem  Sack.  Es  müssen  zidischen 
den  sogen.  Lanken,  sowie  zwischen  den 
einzelnen  Stak-  und  Kaulharsnetzen  Öff- 
nungen von  20  RtUen  zum  Durchgang 


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Lapatte  —  läppern. 


der  Fische  und  zur  Schiffahrt  offen 
bleiben.  Fisch.-Ord.  f.  d.  fr.  Haff  §  37. 
Nach  Benecke,  376,  bilden  20  Stör- 
netze, zusammengefügt,  eine  Lanke.  2. 
Busen  des  karischen  Haffes^  •  Fisch. - 
Ord.  f.  d.  kur.  Haff  §  12.  Nach  Grimm, 
Wb.  VI,  187,  ist  Lanke^  die  Seite,  eins 
mit  Flanke^  «ahd.  hlancha,  lancha,  mhd. 
lanchcy  lanke, 

Lapatte,/.,  Dem.  Lapatchen,  Lapatke, 
Lopatke,,  n.  1:  Schulterblatt,  Schulter- 
stück, besonders  vom  Hasen  und  Reh,- 
doch  auch  von  andern  Tieren,  wie 
Hammel  und  Schwein;  nach  Hennig, 
•  142,  das  Vorder  viertel  vom  gjBschlach- 
teten  Vieh.  „Nach  dem  Kulifaischen 
Privilegio  mufzte  eine'  Lapatte  jedes- 
mal an  die  Herrschaft  gegeben  werden. 
Die  alten  Litauer  beurteilten  aus  den 
Knocbet  der  Sehweinelapatte  das  Wet- 
ter des  künftigen  Jahres."  Hennig, 
a.  a.  O.  Erl.  Pr.  I,  133.  Lit.  lapatka, 
poln.  u.  russ.  lopatka  Schulterblatt,  wohl 
Dem.  zu  lit.  lopetä,  poln.  u.  russ.  h- 
päta  Schaufel;  im  pri'z.  Voc.  ist  Ippto 
(548)  Spaten,  pette  (104)  Schulter  und 
peUü  (106)  Schulterblatt.  Nsslm., 
Forsch.  2;  Th.,  89.  Schmitt,  108; 
Westpr,,  166.  Pierson,  Lit.-Aeq.,  20. 
2.  Sperber,  38:  die  Lopatt  und  Lapatt 
*der  Lauf  des  Hasen.  Schemionek, 
23:  Lapattken  di^  Vorderbeine  vom 
Hasen  oder  Wild.  Hier  das  franz.  la 
patte  'Pfote.  Daher  auch  übertragen 
die  Hand.  Enem  bt  de  Lapattkes  nehme^ 
ihn  bei  den  Hunden  ergreifen. 

Lapitschkeschwenker,  m.,  Slovake,  der 
mit  Mausfallen  etc.  umherzieht,  Töpfe 
mit  Draht  bestrickt.  Aus  dem  poln. 
lapica  Falle,  Mausfalle,  und  dem  deutsch. 
9chwenken\  letzteres  wohl  besonders  in 
Bezug  au^  den  Draht.  Westpr.;  sie 
heifzen  hier  nach  Treichel  auch  La|^ki. 


Man  nennt  diese  Leute  häufiger:  Rat2l- 
faller,  Mausefaller. 

Lapitzer,  m.,  s.  Lappjuch. 
-  Lapki,-  m.,  s.  Lapitschkeschwenker. 

Läppchen,  pltd.  Lappke,  n..  Dem.  von 
Lappen^  ein  biCzchen,  ein  wenig.  En 
Lapke  Heu.     Treichel. 

läppen,  sw,,  schwatzen,  albernes  Zeug 
reden,  wobei  Aufschneiaerei  und  Löge 
mit  unterlaufen.  Summa,  welcher  Na- 
tivitetsteller  am  hurtigsten  läppen  kan, 
ist  der  beste  und  wertheste  Mann. 
Linem.,  T  la.  Schmeller  II,  486, 
führt  aus  dem  Jahre  1618  das  Sprich- 
wort auf:  Thaler  klappen^  Wort  läppen^ 
dicta  non  sonant 

Lappen,  m.,  in  der  Jägersprache  die 
Zeugflicken,  welche  an  langer  Schnur 
ein  Jagdrevier  umschliefzen,  um  das 
Wild  voii  dem  Durchgange  abzuhalten. 
Bricht  es  dennnoch  aus  dem  Revier, 
so  ist  es  durch  die  Lappen  gegangen. 
Lost  Tner  nich  des  memste  Wild  dorch 
de  Lappes  gehn!  Hott,  Driewjagd. 
Hiervon  bildlich^  von  einer  Person,  die 
entkommen,  oder  einer  Sache,  die  ver- 
loren gegangen:  sie  ist  durch  die  Lap- 
pen gegangen.  Gegenteils  im  eigentlichen 
wie  bildlichen  Sinne:  belappen,  belapsen. 
Hennig,  142.  Sprw.  I,  2300.  Sper- 
ber, 20.  Schemionek,  23. 
.  Lappen jagdy/.,  Jagdreiten  ähnlich  der 
Schnitzeljagdy  wobei  die  Wegstationen 
durch  LappcA  bezeichnet  sind.  Trei- 
chel. 

Lapperei,  /.,  von  Lappen,  1.  das  Zer- 
lappte,  in  Lappen  Au%elöste,  Plunder. 
2.  eine  unwichtige,  unbedeutende  Sache, 
Kleinigkeit.  Mancher  .möchte  wol  sehr 
weitlich  lacjicn,  warumb  ich  mit  solcher 
läpperet/  zu  marckt  käme.-  Linem., 
Uu4b. 

läppern,  sw.,  s.  labbern. 


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10 


Lappjuch  —  lassen. 


Lappjuchy  m.,  abgerissener,  in  Lappen^ 
Lumpen,  gehender  Mensch,  Herumtrei- 
ber; ein  solcher,  der  überhaupt  nichts 
auf  sein  ÄuTzeres  hält.  Auch  Lapiber, 
m.  Mühling.  Lctpitzer  könnte  wohl 
von  poln.  iapica  Falle  abgeleitet  sein. 
Vgl.  Lapitschkeschwenker. 

Lappländer,  v».,  ein  in  Kleidern  her- 
untergekommener Mensch,  der  in  Lap- 
pen  umhergeht;  von  dem  Bewohner 
Lapplands  ist  nur  des  Scherzes  halber 
der  Name  geliehen.  Sperber,  44, 
schreibt  LappUnder. 

Lappsack,  nn.,  annseliger  Mensch; 
nach  Mühling  auch  ein  alberner,  also 
soviel  wie  LapB. 

Laps,  m.,  läppischer,  alberner,  un- 
gehobelter Mensch;  nach  Treichel 
auch  Laphans,  in  den  Gedanüm.  Flaps. 
Es  ü  ein  rechter  Lapa.  Du  wärscht  e 
Laps^  du  bo8t  e  Laps  on  warscht  e 
Läpske  bliwe,  Sprw.  I,  2304.  He,  rep 
de  SpeJ'zmann:  Oler  Laps,  nomm^  doch 
e  Schnaps!  Firmenich  III,  116a.  Bei 
Bernd,  153:  der  Läppsch;  bei  S all- 
mann, 18b:  Laps  Kind.  Davon  lap- 
sig,  ac^\,  läppisch,  albern,  unreif  an 
Gestalt  und  Wesen.  Er  ist  lapsig  — 
sieht  lapsig  aus. 

lapsen,  sw.,  entwenden,  stehlen;  auf 
Exekution  kommen.  Davon  Lapser,  m., 
Dieb,  im  Ermlai^de  mehr  noch  Exeku- 
tor, lapsersch,  a(^\y  diebisch;  im  Erm- 
lande  mehr  abdringend,  quälend,  zwin- 
gend.    Mühling. 

Lapshans,  m,,  lapsig,  ^adf.,  s.  Laps. 

Larbe,  /.,  Larve.  Man  kennt  den 
Falcken  an  der  Färb  So  hat  sein  (des 
Bräutigams)  Wahdel  keine  Larb,  Carm, 
nwpt  I,  262. 

Lärm,  m.,  zunächst  Lärm,  dann,  da 
es  auf  Hochzeit  oder  Eindtaufe  mun- 
ter und  laut  herzugehen  pflegt,  Uoch- 
zeits-  oder  Eindtaufsschmaus.    Will  bei 


solchen  Fest^  die  Munterkeit  nicht 
recht  aufkommen,  so  fiagt  man:  Ös 
hier  Zarm  oder  Lärm  f  Samland.  Zarin 
(s.  d.)  =  Festmahl  beim  Begräbnis. 

Lärmstange,  /.,  grofzer  Mensch,  na- 
mentlich grofzes  Frauenzimmer.  Sie 
ist  eine  wahre  Lärmstange, 

Las,  m.,  s.  Lachs. 

lasch,  adj.,  lässig,  träge;  feige,  mut- 
los, schlaff,  matt;  mnd.  la>s,  lasch;  franz. 
lache.  En  lascher  Lakai  g§ft  *nen 
frischen  Tapper  (Zapfer).  Dorr,  1. 
Wiew.,  18.     Sperber,  44. 

Lasclie,  Latsche,  /.  1,  ein  als  Keil, 
Streifen  oder  Zwickel  angesetztes  Stück, 
besondeis  an  Kleidungsstücken.  Die 
Latsche  im  Hemd,  Keil  im  untern  Teile 
des  Ärmels;  sie  heifzt  auch  WInnlatsche, 
weil  durch  sie  die  Weite  des  Ärmels 
gewonnen  wird.  Mühling.  Klein 
II,  233,  hat  für  Danzig  Windlatsche. 
Die  Latsche  am  Rock,  die  Platte  an 
der  Seitentasche.  Vgl.  Adelung  II, 
1910.  Grimm,  Wb.  VI,  210.  2.  Strei- 
fen, Lappen,  Fetzen  überhaupt,  er  wart 
alsS  zuhouiüin,  daz  man  mochte  schou^ 
win  im  hengin  von  dem  libe  bloz  man- 
chin  vleischis  laschin  gröz.  Jeroschin, 
99c.    Pfeiffer,  186.    Vgl.  latschen. 

laichftr,  adj,,  leicht,  bequem,   unge-. 
zwungen,    das  franz.  Uger.   Sperber, 
44. 

Lasker,  m.  jüd.  Vom.  Lascaris.  Fla- 
tow.     Schmitt,  112. 

lassen,  pltd.  late(n)  (a  =  a),  st.  1. 
sinere.  2.  mögen,  sollen.*  Lafz  er  man^ 
mag  er  doch!  Lajz  er  man  kommen! 
Lafz  ihn  man  reden!  Lafz  er  das 
nicht  noch  einmal  ihuni  Lafz  er  doch 
gehen!  Ldt  em  manrtde.  Volksr.,  38, 
^147.  3.  kleiden,  aussehen,  sich  machen, 
sich  geziemen,  scheinen,  das  Ansehen 
haben.  Dat  lett  em  e  mal  stramm,  das 
kleidet   ihn   einmal    schön!     4.   aulzer 


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Last  —  Latsche. 


11 


sich  sein;  sich  nicht  bergen,  retten 
können,  öck  wüst  mt  nich  to  lote  ver 
Lache.  Dat  measchte  hicckt  he  (der 
Späfzemacher)  dem  Lehra  op^m  Ledda^ 
de  sock  ganich  to  löate  tcust  Boldt, 
7.  Ahd.  Idzan^  Idzeriy  mhd.  lazen.  Vgl. 
Sprw.  n,  1658  f.  * 

Last,  /.,  Zusammenfassung  von  60 
Scheffehi  (Getreide)  zu  einer  Einheit. 
Bjin  Schiff  von  x  Last^  zur  Bezeich- 
nung der  Gröfze  des  Fahrzeuges  Vgl. 
Wispel. 

LastadiC,  Lastadje,  /.,  Ladeort  an  den 
Flulizufem  von  Handelsstädten.  Die 
LastcuUe  {Lästadiengasse)  in  Königs- 
berg —  in  Danzig.  Mnd.  lastadie^  holl. 
lastadje.  Nach  Adelung  11,  1919,  aus 
dem  von  Last  geformten  mit.  lastadium 
und  lastagium  Ballast,  Schiffsfracht, 
frnz.  lestage^  engl  lastage. 

Lasterbalg,  m.^  Schimpfwort  schon  zu 
Jeroschins  Zeit.  .  .  .  ein  engistliche 
vahcheit^  in  der  sich  mit  gelübede  walk 
zuzin  sus  der  lasfirbcdk  41b.  kegn  des 
tuvik  lastirbalc  46  c.  Pfeiffer,  186. 
In  jetziger  Zeit  ist  Balg  in  diesem 
Sinne  sachlichen  Geschlechts. 

Lafzbauer,  tn.,  Bauer,  dem  Land  und 
Inventarium  seiner  Besitzung  nicht 
eigentümlich  gehörten,  sondern  von 
der  Gutsherrschaft  nur  belassen  wa- 
ren; er  konnte  mithin  sie  auch  nicht 
vererben.  Die  weitere  Vergebung  der 
Besitzung  an  einen  der  Angehörigen 
blieb  ein  Vorrecht  des  Gutsherrn.  Im 
öffentl.  Anzeiger  des  Amtsblattes  der 
Eönigl.  Regierung  zu  Königsberg,  1840, 
Nr.  35,  S.  280,  wird  von  Seiten  des 
Land-  und  Stadt-Gerichtes  Wormditt 
der  adliche  Lafzbauerhof  ThaWach 
Nr.  4,  zum  geistlichen  Stifte  Krossen 
bei  Wormditt  gehörig,  zum  Verkaufe 
ausgeboten.     Muhling. 


Lafzbauerhof,  m.,  Hof  eines  Lafzhauem. 
S.  das  vor. 

LafzdUnkel,  w.,  eingebildeter  Mensch. 
Dieses  sei  zu  gefallen  dem  Einfältigen^ 
auch  wol  vielleicht  einem  und  dem  an- 
deren La/zdünkel  angezeiget.  Linem., 
S2b. 

tat,  adv.^  spät.  En  bei  to  lat^  is  vel 
to  lat^  ein  bilzchen  zu  spät^  ist  viel  zu 
spät.  Gr.  Werder.  Free^'  op  de  Been^ 
on  lat  pit  Bedd.  Dorr,  ].  Wiew.,  27. 
Leewer  dree  Stunden  to  free}^  as  eene 
Minut  to  lat  Ibid,,  50.  In  Hessen  . 
Ute  spät  am  Tage^  zur  Abendzeit. 
Vilmar,  237.    Vgl.  löt* 

|.atallitZy  m.,  dämonisches  Wesen,  dem 
Alf  (s.  d.)  gleich^  schwarz  mit  feurigem 
Schweife,  der  den  Seinen  durch  den 
Schornstein  die  Kisten  und  Kasten  mit 
Schätzen  füllt.  Er  hat  den  Latallitz^ 
ihm  gedeiht  alles.  Mewe.  Berent. 
Carthaus.     Treichel.     Vgl.  Parok. 

Latke,  Latkeblatt,  Pflzn.,  s.  Lottchen- 
btatL 

Latsch,  f.  Bei  Pr.-Eylau  Name  für 
ein  Wäldchen :  die  krumme  Latsch.  Mnd. 
fo»,  laschcj  keil-  oder  zwickeiförmiger 
Streifen;  Gehre.  Mnd.  Wb.  H,  630a. 
Vgl.  Lasche. 

Latsche,  LAtsche,  /.  1.  plumper, 
grofzer  Fufz;  Latschen,  plur.,  auch  weij 
ausschreitende  Beine.  Sperber,  42. 
2.  schlechter  .  niedergetretener  aus- 
schlüpfender Schuh.  In  Hessen  Datsche, 
Latschen,  Latsche  der  aus  Lumpen  oder 
Salbenden  zusammengenähte  oder  zu- 
sammengeflochtene Schuh  (wohl  unsere 
Wu^cfien)  ärmerer  Leute,  zumal  der 
Frauen;  von  Tatze.  Vilmar,  66.  238 
In  Posen  Latsche  in  ihrem  Anzüge 
nachlässige  Person,  namentlich  weib- 
lichen Geschlechts.  Ich  bin  ein  Loht- 
schel  gewesen,  desto  besser  kann  ich  jetz      • 


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latschen  —  laufen. 


wirihschaften,  Sophi  R.  .1,  634.  3. 
Federbüschel  an  den  Füfzen  der  llüh- 
ner  und  Tauben:  Latschfüfze^  Latsch- 
kühner ,  Latschtatiben.    • 

latschen,  sw.^  auch  Ifttechen,  in  Lat- 
schen gehen;  schlürfend,  schleifend 
gehen,  als  trüge  man  Latschen.  In  Est- 
land litsch-latsch  lautnacbahmend  vom 
schleppenden  Gang.  Sallmann,  70a. 
veriatechen,  Schuhe  schief  treten,  aus- 
treten,  zu  Latschen  machen;  auch  aU8- 
latschen,  henimlatechen,  latschend  um- 
hergehai,  in  latschigem  Schuhwerk 
gehen.  Marold  hat  für  latechen  und 
die  Komposita  laiitschen,  Treichel 
.IA$chen;  auch:  Eine'runtei*lätschen^&\VL^ 
Ohrfeige  austeilen. 

latschig,  Ifttschig,  adj,  von  latschen, 
nachlässig,  ohne  Halt;  von  der  Klei- 
dung, vom  Gange.  Südlich  und  Iaht- 
schig  bei  zunehmendem  Mangel.  Soph. 
R.  III,  231.  Die  des  morgens  recht 
lahischig  aussehen.  Ibid.  VI,  477. 
Schemionek,  23:  Jadschig.  Vgl. 
schludrig. 

Lattenzaun,  pltd.  LattetOn,  m.^  Zaun 
aus  Lattenstäben  oder  Staketen,  daher 
auch  Staketenzaun. 

Latze,  /.,  Klappe  oder  auch  (neuer- 
dings) Spalte  an  der  Männerhose;  sonst 
allgemein  der  Latz.  Vgl.  Brustlatz.  S. 
Grimm,  Wb.  VI,  282. 

lau,  adj.y  mild.  Laues  Wetter;  lauer 
Winter,  Schoil  bei  Jeroschin:  Nu 
was  der  vAnür  cUso  Id  70b.  Pfeiffer, 
185. 

Lau,  ?7i.,  der  Leu,  Löwe.  In  Danzig 
heifzen  Speicher:  der  goldene,  der  rote 
Lau  (Pas&arge,  112);  in  Königsberg 
.giebt  es  einen  Latcen-Krug: 

Laube,  im  Ermland  LSwde,  /,  be- 
deckter, vorn  und  an  den  Seiten  offe- 
ner Vorbau,  von  Säulen  getragen.  Bei 
den  Häusern  um  den  Markt  in  Marien- 


burg und  in'  den  ermländischen  Städ- 
ten, wo  die  an  einander  hängenden 
Lauben  einen .  verdeckten  .  Gang  die 
ganze  Marktstrafze  entlang  oder  den 
Markt  umschliefzend  bilden.  In  den 
Lauben,  im  Volksmunde  Lewen^  Löwen, 
Lewden,  bieten  Kleinhändlerinnen  ihre 
Waren  feil.  An  den  vereinzelt  stehen- 
den Landhäusern  nennt  man  di^e  Vor- 
hallen Vorlauben  (s.  d  ).  Schlecht  ver- 
hochdeutscht  von  dem  altpr.  lubboj 
Zimmerdecke,  Bretterlage  über  den 
Balken,  lit.  lubä,  gew.  im  Plur.  liibos; 
im  Lett.  ist  luhba  wie  oben  Laube. 
Zu  vergleichen  poln:  lub  Wagendecke, 
'russ.  pa-luba  Schiffsdeck.  Nsslm. 
Thes.,  97.  In  Posen  Lowe,  Lobe.  Bernd, 
158. 

Lauben,  m,,  Fischn.,  s.  Häsling. 

Laubenkraut,  n.,  gemeiner  Teufels- 
zwirn, Lycium  .  barbarum  L.,  weil  es 
als  Zierstrauch  zu  Lauben  herangezo- 
gen wird.     Treickel,  Volksth.  IL 

Lauchel,  Pflzn.,  Knoblauche-Hederich, 
Erysimum  aUiaria  L.    Hagen,  694. 

Lauenbetg,  Wald  zwischen-  Herms- 
dorf und  Zinten.  Gd  na  Laueberg  Zege 
hede.  Zum  alten  Junggesellen,  zur  alten 
Jungfer.     Sprw.  I,  1146. 

Lauend,  /,  s.  Leinwad. 

lauem,  pltd.  IQre(n),  sw.,  harren,  war- 
ten. Lät  ons  nich  lang  Iure,  Det  Bor 
vmrd  ons  versure!  Volksr.,  225,  12. .  S. 
belauem. 

laufen,  pltd.  löpe(n),  st  1.  in  Redens- 
arten: Ihr  läuft  sich  die  Beine  ah  — 
lauft  sich  das  Genick  ab  —  er  bemüht 
sich  eifrig,  namentlich  durch' viele  Gänge 
um  eine  Sache.  Er  läuft,  dafz  ihm 
die  Hacken  fliegen,  sehr  schnell.  -&* 
läuft  vne  ein  Fafzbinder  '- —  wie  die 
Katz  von  Sinnen  (?).  He  lept  mot  de 
Las  öm  €  Wedd.  Wer  läuft,  ist  gut 
jagen.     Hei  lept  ivie  de  Filzlm   op    de 


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Laufschwarke  —  Lauser. 


13 


geteerte  Presenning,  Lat  em  Upe,  os 
nick  ans  Foss.    Vgl.  Sprw.  I,  2318  fif.; 

II,  1661  ff.  2.  von  Gefafzen,  die  leck 
sind:  der  Eimer  —  die  Wassertonne 
lauft, 

Laufschwarke^  /.,  die  laufende,  d.  i. 
schnell  ziehende  Schwarke  (s.  d.)  = 
Regenwolke.    Hennig',  142. 

Laiifspule,  pltd.  Löf-,  Löp8pöl(e%  /., 
grol'ze  Spule^  worauf  das*  zur  Scherung 
gehörige  Garn  von  der  Garnwinde  mit- 
tels des  Spulrades  (mit  breitem  Lauf) 
gewunden  wird.  Die  Zahl  d^r  Lauf- 
spulen betragt  gewöhnlich  20,  oft  noch 
einmal  so  viel.  Auf  jede  Spule  mufz 
das  gewisse  Garn,  die  bestimmte  An- 
zahl Stücke,  Gebinde  kommen.  Das 
Wirkgesteil,  126. 

Lauftagel,  m.,  bei  Stein,  Peregrinus 

III,  7,  unter  res  nauticae.  Tagel  (s.  d.) 
s.  V,  a.  Strick.     - 

Laura,  blaue,  Pflsjn.,  Winde,  ConvoU 
vutu8  tricolor  L.  '  Weichseldelta.  Trei- 
chel,.Volksth.  m. 

Laurin,  Pflzn.,  gemeines  Tausend- 
güldenkraut, Eftyihraea  centaurium  L. 
Hagen,  255.     Hennig,  143. 

Laus,  pltd.  LQs,  /.  Vielfach  in  Sprich- 
wörtern und  Redensarten.  Er  hat  sich 
eine  Laus  in  den  Pelz  gesetzt  Wenn 
de  Las  ut  em  Schorf  gehawe  ward,  denn 
ward  se  schäftig,  E  Lm  ön  e  Körnst 
os  beter  als  gär  kein  Flesch,  Wenn  der 
Junge  die  Mütze  abzunehmen  vergifzt 
(beipi  Grnfz  oder  Eintritt  ins  Zimmer): 
Jung^  hast  Angst,  dat  di  de  Lues  ter- 
trete.  Vgl.  Sprw.  I,  2324  ff.  Studen- 
tischer  Ausdruck:  Nicht  die  Laus,  rn^^i 
.  das  Geringste.  Der  Mensch,  verglichen 
mit  der  Lavjsx  Wie  eine  Laus  kriechen ; 
—  geschäftig  —  karsch  —  lustig  — 
schäftig  sein;  wählig  sein  wie  eine  Laus 
ini  Schorf;  —  sich  pflegen  —  den  eige- 
enn    Willen   haben   tvie   eine  Laus   im 


Schorf;  —  karwendig  - —  luchter  sein 
toie  eine  Kleiderlaus;  —  einem  auf  dem 
Hake  sitzen  wie  eine  LaUs.  Korrespbl. 
Ili,  52.  • 

Lausangel,  pltd.  LQsangel,  tt».,  Schimpf- 
wort; dem  eigentlichen  Sinne  naeh  zer.- 
lumpter,  lausiger  Kerl,  „gleichsam  eine 
Angel  für  die  Läuse".  Spetber,  20. 
Das  Brem.  Wb.  I,  18,  weist  für  die 
Herleitung  auf  die.  alten  Angeln  hin, 
„welche  (ihrer  Seeräubereien  wegen) 
vielleicht  bei  den  übrigen  Sachsen  im 
Übeln  Ruf  gewesen  als  heimtückische 
und  garstige  Leute...,  so  dafz  man 
einen  verhafisten  Menschen  einen  An- 
gel genannt  hat''.  Da  auizer  Laus-- 
angel  (hier  übrigens  Lau-sangel  ge- 
sprochen) anderweitig  noch  "weitere  Zu- 
sammensetzungen mit  Angel  auftreten, 
wie:  Netangely  der  Nisse,  Lauseier  hat, 
Fretangel  Fresser,  Fletangel  Grobian, 
Zotenreifzer,  Glür^  oder  Lurangel  heim- 
tückischer, lauernder  Mensch^  Spudd- 
angel  Schmutzfink  u.  al,  so  deutet  das 
Mnd.  Wb.  I,  88b  an,  dafz  An>gel  sich 
vielleicht  auf  oäighe  (j=hanghe)  Natur, 
Wesen,  Gewohnheit  (bei  uns  auch 
Angewohnheit)  zurückführen  lasse. 

Lausbart,  pltd.  LQsbart  (a  =  a),  m., 
Kerl,  der  im  Bart  Läuse  hat;  Schimpf- 
wort 

Lauschenknicker,  pltd.  LAskeknttcker, 
Läuseknicker,  in  der  Kindersprache  der 
Daumen.     Volksr.,  32,  124. 

lausen,  pltd.  IQse(n),  m.  1.  nach  Läu- 
sen suchen.  2.  einen  züchtigen,  durch- 
prügeln. Öck  V?ar  dt  luse!  als  Drohung. 
3.  betrügen,  ausbeuteln.  Se'  hebbe  mt 
göt  gelust  • 

Lausepulver,  n.,  s.  Kuckuckssaat. 

*  Lauser,  pltd.  LQser,  m.,  Mensch,  der 

»Läuse    hat.       Bei    Stein,    Peregrinus 

XIII,  88,    unter   den   Schimpfwörtern 

neben  Lausbart     Das.  90:    Laushund, 


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14  lausern  —  lawen. 

Lauspungel  als  Schimpfwort  unter  Ehe-  wie  Boldt  dm  Landgräwe^   er   kommt 

leuten.     W.  Mtsbl.  VI,  159.  173.  nicht  zum  Ziel.  Danzig.  Sprw.  I,  2339. 

lausern,  pltd.  UMerOy  8u?.,  lauernd  zö-  Hennig,  143. 
gern,    zaudern,    verziehen,    saumselig        Lftwä, /.,  s.  Lftwe. 
warten,  langsam  sich  fördern^  langsam        Lftwe,  Lftwd,    Lobe,    Löbde,    LOwd,   /. 

arbeiten.     Latiser  nicht  so  lang!  1.  Verlobung,  die  im  Ermlande  feier- 

Lausetag,  pltd.  LQsdag,  m.,   Tag,   an  lieh  durch  den  Geistlichen   geschieht, 

dem  den  Kindern  die  Läuse  abgekämmt  Item^  WannLobde  geschieht^  dazu  sollen 

werden,   der  Sonnabend.     Vgl.  Kamm-  personen  vber  fünf  nicht  komenj    den 

tag.  Breütigam  mit  ein  gerechent     Kleider- 

Lausharke^  /.,   Harke,   Rechen,    für  Ordnung  in  Königsberg.   N.  Pi:.  Prov.- 

Läuse,  Umschreibung  für  Kamm.  Volks-  Bl.  a.  F.  VH,  374.    De  Lowd  on   de 

ausdruck?  Kesting  koste  foats  e  poa  Hundat  Ermld. 

Laushundy  m.,  Schimpfwort,  s.  Lauser.  Freisch.,  10.    2.  der  Schmaus  nach  der 

lausig,   pltd.  IQsig,   adj.,   mit  Läusen  Verlobung.      Ermland.      Mnd.    lovede, 

*  behaAiet.    Beliebtes  Schimpfwort:  lau-  lovete^  lofte.    Nsslm.,  Forsch.  2,  fuhrt 

siger  Keti  —  Hund  etc.  die   Formen   Ldwe^   Löbe^   Lobde   auf 

Lauskamm,    m.,    Kamm    für    Läuse,  das  Altpr.   zurück;   sie  gehören   nach 

dichter  Kamm.    Vgl.  klatterrt  u.  Nm(z-  seiner  Angabe  augenscheinlich  der  Wur- 

kamm.  zel  an,  *yon  der  wir  im  Katechismus 

Lauspungel,  m.,  Schimpfwort,  s.  Lau-  Ipbnigs^   lubeniks  der  Kopulierer,   lyü- 

ser.  laiskas  Traubuch,  Trauformular,  sa-lu- 

Lauswenzel  y   m.^    schlechter    Rauch-  ban^  salauban  Ehe,  sa^lubsna  Trauung 

tabak,  Tabak,   an  dessen  Rauch  selbst  haben.   Lit  litibyju^  liübyti  gern  haben, 

Läuse  zu  Grunde   gehen.     He   schockt  lieben,  stisi^liubyti  sich  lieben,  Neigung 

mt  na  e  Packke  vom  dtre  LuswenzeL  haben  einander  zu  heiraten.    Vgl  auch 

Kgsbg.     Firmenich  I,  102b.  Nsslm.  Th.,  97. 

laut,  pltd.  IQty  adj.  laut  werden  — .  Lftwegeld,  Lobegeld,  n., Abgabe,  welche* 
vom  Hunde,  der  auf  der  Fährte  des  bei  der  Verlobung  eines  Paares  zu 
Wildes  anschlägt.  Wenn  §k  dittmal  entrichten  war.  Wir  heben  auf  und 
lud  warr^  on  §k  heww  keene  Spar  (Spur,  todten  in  ganz  Preussen  alle  üngelde^ 
Fährte),  denn  trut  mi  miendag  nich  Accisen,  Läwegelde  etc.  Begnadigungs- 
'  meh\  Dorr,  1.  Wiew.,  101.  scferift  des  Polenkönigs  Wladislaw  Ja- 
lauten,  pltd.  Ittdde(n),  »t(?.,  läuten.  Die  gello  v.  J.  1410.  Verschieden  im  Sinne 
Glocken  lauten:  ist  das  Lobegeld  der  älteren  dputschen 

lautschen,  mo.^  s.  latschen.  Rechtssprache,   lat.   laudemium.     Vgl. 

lavieren,  pltd.  Iaw6re(n),  b/w.   1.  hin  Adelung  II,  2082.    Nsslm.,  Forsch, 

und  her  segeln,  um  gegen  Wind  vor-  2.  •  Hennig,  143. 
wärts  zu  kommen.    2.  bildlich:  widri-        Lawelbler,   pltd.  LawelbSr,   n.,   mnd.- 

.  gen  Verhältnissen  durch  Abwarten  und  hveJber^  Gastmahl  bei  der  Verlobung, 

geschicktes  Entgegenwirken  vorbeugen,  Verlobungsfeier.  In  der  Landesordnung 

entgegen  arbeiten,  Umwege, Umschweife  des  Siegfried  von  Feuchtwangen,  Art. 

machen,  wenn  man  auf  geradem  Wege  12.    Hennig,  143.     Vgl.  Klndelbier. 
picht   zum   Ziele   gelangt.    He  lawert       Iftwen,  sw,    1.  loben,  preisen.   2.  dem 


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Lebas  —  Lebenskraut. 


15 


Werte  nach  schätzen,  veranschlagen^ 
den  Preis  angeben.  Wat  läwe  se  dat 
Topgike^  was  loben  sie  das  Töpfchen, 
was  soll  es  kosten?  3.  verloben. ,  Das 
ahd.  lob&n^  lopön  u.  loben^  wie  das  mhd. 
loben  haben  auüzer  der  Bedeutung  un- 
ter 1,  auch  noch  die  von  geloben  und 
versprechen.    Ygl.  LAwe. 

Lebas,  m.,  fauler,  träger  Mensch. 
Treichel.  Wäre  das  Wort  gleichbed. 
mit  Dummkopf,  so  würde  es  zurück- 
zuf&hren  sein  auf  das  poln.  leb  Eopf 
in  verächthchem  Sinn.  Mrongov.  I, 
193a.    Vgl  Lorbas. 

lebbem,  aw.^  s.  labbern. 

leben,  pltd.  Iewe(n),  «to.,  in  zahlreichen 
volkstümlichen  Redensarten  und  Sprich- 
wörtern: Er  lebt  auf  Regiments  Un- 
kosten —  vogn  Winde  —  von  Essen  und 
Trinken  —  vne  Gott  in  Frankreich  — 
ufie  die  Made  im  Speck  —  vne  ein  Ma- 
tador. He  lewt  üt  Solt  on  Wäter^  sehr 
elend  —  wie  Forschte  Suon  e  Sesswäke^ 
es  geht  ihm  sehr  gut.  Er  lebt  wie  der 
Bauer  auf  seinen  Hufen  —  vne  der 
Bauer  Kiewit  in  Lohherg  —  vne  der 
Papst  von  Lenzen  —  he  lewt  so  as  Bo- 
napat  cm  (am?)  Heckeposte.  Jerrento- 
witz.  Er  lebt  auf  seine  eigne  Hand  und 
kocht  sich  selber.  Je  länger  da/z  man 
lAty  je  mehr  einem  widerfahrt.  Pannke 
fett  leben.  Wi  lewe  rtw  on  nich  e  Jahrke 
so  lang.  Warscht  lewe^  warscht  sehne  — 
war  wie  lewe^  war  wi  sehne  u.  a.  Se 
lewe  vom  Profit  on  fbhre  Stät  vom  Be- 
drSge.  Dönh^  Vgl  Sprw.  I,  2346  «F.; 
n,  1674  ff. 

Leben,  pltd.  Lewe,  in  der  Dzg.  Nhrg. 
LBwen,  n.  Viol^t,  102.  1.  in  Sprich- 
wörtern und  Redensarten:  E  Lewe  ohne 
Lew  ÖS  wie  e  Hund  ohne  Zdgel  —  vjie 
e  Hund  fer  e  Orosche.  He  freU  sock 
dat  Lewe  af  er  verzehrt  sich  in  Gram. 
Fer  solk  Lewe  schon   lewer    verheiratet 


sön,  Dat  ÖS  e  Lewe  vne  öm  Lehm.  Das 
Leben  ist  jetzt  Gras^  es  geht  damit  zu 
Ende,  ist  in  Gefahr;  auch  als  scherz- 
hafte Drohung.  Vgl.  Sprw.  I,  234Öff.; 
II,  1671  ff.  2.  lautes,  unruhiges  We- 
sen, Lärm.  Mach  nicht  solch  ein  Le- 
ben! ruft  man  dem  lärmenden  Knaben 
zu.  Fjt  macht  von  der  Geschichte  ein 
so  grofzes  Leben,  d.  i.  Aufheben,  spricht 
viel  darüber. 

Lebensbaum,  m.,  wuchernder  Stein- 
brech, Saaifraga  sarmentosa  L.,  auch 
Schusterblume,  (?).  Treichel,  Volksth., 
II,  20. 

Lebensgeist,  pltd.  Lewensgeist,  m.,  Zu- 
sammensötzung  aus  Geist  und  Ldfen. 
He  heft  Lewensgeister^  er  ist  ein  geistig 
begabter,  geweckter  Kopf. 

Lebenskraut,  pltdi  LewenskrOt,  n.,  Fett- 
henne, Sedum  telephivm  L.  Der  Name 
rührt  daher,  dal'z  die  Pflanze,  in  fi'eier 
Luft  hängend,  zu  vegetieren  fortfahrt 
und,  nach  der  Volksmeinung,  Leben 
und  Tod  anzeigt;  daher  heilzt  sie  nach 
Mühling  in  der  Gegend  von  Rössel 
auch  Leben  und  Sterben.  Hagen,  478: 
Wenn  sie  in  einer  Stube,  worin  ein 
Kranker  ist,  unter  den  Balken  gescho- 
ben, auswächst,  so  zeigt  dieses  die 
Wiederherstellung  des  Kranken  an;  ge- 
schieht dieses  nicht,  so  hält  man  ihn 
für  verloren.  Nach  Hagen,  a.  a.  O. 
schleicht  sich  auf  dem  Lande  das  un- 
verheiratete Gesinde  in  der  Johannis- 
nacht, wenn  der  Hahn  zum  erstenmal 
kräht,  auf  das  Feld  und  sucht  die 
Pflanze  auf.  Diese  wird  den  folgenden 
Tag  zwischen  11  und  12  Uhr  mittags 
unter  einen  Kreuzbalken  versteckt  und 
täglich  besehen.  Hält  sie  sich  bis  den 
zwölften  Tag  frisch,  so  bekommt  die 
Dirne  in  dem  Jahr  einen  Mann  und 
der  Knecht  eine  Frau.  Verdorrt  sie 
dagegen,    so    bedeutet    dieses    Böses 


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16 


Leben  —  Lecks. 


und  wohl  gar  den  Tod  dessen,  der  eine  - 
fröhUcliere  Vorbedeutung  erwartete. 
In  ^er  Gegend  von  Saalfeld  wird  als 
Lebenskraut  Sedvm  maocvmum  unter 
die  Stubendecke  ,  gehängt  „f ör  jeden, 
wo  (den)  man  will:  für  Vater,  Mütter, 
Schwester  etc."  Abgekochtes  Sedum 
max.  liefert  einen  heilsamen  Ti^nk. 
Auch  benutzt  man  nach  Treichel  im 
Weichseldelta  als*  Lebenspflanze  den 
Gartenkohl,  Brassica  oleracea  L.,  indßm 
man  am  Johannisabende  einzelne  Pflan- 
zen fär  die  Angehörigen  einpflanzt. 
Weil  die  Pflanze  in  der  Johannisnacht 
gesammelt  wird,  heifztsie  auch  Johahnb- 
kraut  Vgl.  Volkskal.,  113. 
.  Leben  und  Sterben,  Pflzn.,  s.  das  vor. 

Leberwurst,  pltd.  LSwerworscht,  /.  1. 
Wurst  von  Leber.  2.  Name  im  Volks-, 
witz:  Hans  Hans  Lcwerworschtj  Uwt 
dtn  61  Wtw  nochf  Ja^  ja,  se  lewt  noch^ 
liggi  öm  Bed  on  zabbeli  noch. 

Lechel,  n.,  s.  LächeL 

lecken,  pltd.  Hicke(n),  sw.  1.  rinnen, 
triefen,  tropfenweise  flieizen.  Der  Eimer 
leckt,  er  hält  nicht  dicht,  ist  verspakt. 
Hennig,  144.  Die  Nase  leckt  ihm, 
er  hat  starken  Schnupfen.  Das  Blut 
leckte  ihm  man  so  aus  der  Nase,  ihm 
blutete  die  Nase  heftig.  Bildlich:  Es 
leckt  ihm  in  die  Bude,  er  hat  Schaden, 
Unglück.  2.  wenig,  oder  mit  Unlust, 
langen  Zähnen  essen.  Vom  Lecken  wird 
keiner  fett,  3.  trinken.  Hestu  mt  sehne 
locke!' d,i.  mit  Begierde  und  Wohl-^ 
behagen  trinken.  Carm,  nupt  I,  282, 
15.  4.  küssen.  In  ihrem  (der  Nadrauer) 
Ehestande  wird  man  aber  nicht  g^ajir, 
dass  sie  sich  so  of  entlich  leöken,  als  man 
wohl  bei  den  jungen  deutschen  Eheleuten 
stehet.  Pierson,  Matth.  Prätor.,  93. 
Das  viele .  Lecken  setzt  blau£  Flecken, 
die  Zärtlichkeit  während  der  Braut- 
schaft schlägt  in  der  Ehe  oft    in    ihr  ■ 


Gegenteil  um.  Wenn  man  en  Possken 
von  crem  Fell  on  Leppen  leckt,  Carm. 
nuptl,  298.  5.  sich  sauber  und-rein- 
lich  »kleiden.  Sie  ist  wie  vom  Bullen 
geleckt,  namentlich,  wenn  das  Haar  glatt 
und  glänzend  gemacht  ist. 

Lecker,  m,  1.  Appetit,  lebhafite  Be- 
gierde, heftiges  Verlangen.  Sich  den 
Lecker  stillen  —  vergehen  lassen.  Der 
Schmecker  verdirbt  den  Lecker,  zu  Kiii- 
dem,  wennsie  sich  etwas  „zuschoaecken" 
erbitten.  2.  die  Zunge.'  Sich  den  Lecker 
verbrennen.    Sprw.  I,  2379. 

leckem,  sw.,  naschen,  für  Süfzig- 
keiten  das  Geld  verthun;  liebeln.  S. 
lOffeln. 

teckgut,  n.  t%er  die  Schweinsborsten 
haben  die  Konigsbergische  Bürstenbinder 
ein  Privilegium,  dafz  kein  sogenanntes 
Leckgut,  welches  weifze  auserlesene  Bor- 
sten sind,  ohn  ihre  Marke  im  Handel 
vertrieben  werden  kann.  Bock,  Nat. 
IV,  248. 

Leckkuchen,  m.,  Lebkuchen,  Honig- 
kuchen. Thomer  Leckkuchen.  Bock, 
Nat.  I,  269. 

leckmaulen,  pltd.  liickmQle(n),  sw.,  das 
Maul,  die  Lippen  lecken,  nach  etwas 
starken  Appetit  haben.  He  leckmült 
as  Lemke's  Bock  ncÜm  Arftestroh.  He 
löckmillt  wie  de  Domnausche  StadtboU. 
In  Domnau  hat  man  einst  den  Stadt- 
bullen an  einer  um  den  HaJs  gelegten 
Schlinge  aufs  Stadtthor  ge.wunden,  da- 
mit er  das  dort  wachsende  Gras  ab- 
weide. Als  das  in  der  Luft  schwebende 
Tier,  dem  Ersticken  nahe,  die  Zunge 
zum  Rachen  herausstredkt,  schreien,  die 
Domnauer  fröhlich:  Seht,  seht,  nun 
leckmault  er  schon  nach  dem  Grase! 
Vgl.  Sprw.  I,  2381. 

Leckmeritzensaft,  m. ,  Lakritzensaft, 
su^cus 


Lecks  mir  am  langen  Widerhaken,  Me- 


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.      Leckwerk  —  leg.  17 

dikament.      Eliadr    ad   longam    vitam.  mlat*    leudum   Währgeld.      Vgl.    Lein- 

Konigsberg.  kauf. 

Leckwerk,   n.,    Med.,   Electuarium   e  Lftdwasser,  n.,  Wasser  im  L<?d,  Glied, 

Senna,  Gliedwasser,  Eiterwasser  unter  der  Haut 

LM,    n.    1.   Lied.     2.    Leid.     Mtn's  bei  Wunden.    Ln  Brem.  Wb.  III,  64: 

ffröten  Leds!  ist  nach  Bock,  31,  und  Ledewater. 

Hennig^   144,    durchgängig  die   Aus-  ISdwSg,  KdwSgig,  adj\,  in  Königsberg 

rufungsformel    bei  Schreck   oder  Ver-  auch    ISgwClig,    wackelig,    gebrechlich, 

wunderung,  oder  auch,  wenn  man  etwas  ohne  Festigkeit  und  Halt  in  den  Glie- 

Ubles  befürchtet.     Nach    dem    Preufz.  dern    oder  Fugen.     Von   Möbeln    und 

Archiv  I,  530,  lautet  der  Ausruf:  Meins  anderen  Sachen,  aber  auch  vom  Men- 

gro/ze  Leds!    Er  hat  sich  ein  Leid  ge-  sehen.     Das  Rad  am  Wagen   ist   led- 

thatiy  er  hat  sich  ums  Leben  gebracht,  wegig.     Ein  ledwegiger  Stuhle  Tisch  — 

3.  Glied.     Vgl.  LSdwasser.  ein  ledwegiger  Mensch^    ein    lang    auf- 

L6de,   /.,    wüst  liegendes  Land,    na-  geschossener  Mensch  ohne  Festigkeit, 

mentlich  in  Niederungen ;  von  Z^^  (s.  d.).  Halt    und    Kraft.      In    Hamburg    und 

Es  ist  sehr  wahrscheinlich^  dafz  hieselbst  Bremen  ledeweek,     Brem.  Wb.  III,  64. 

nach  20  oder  30  Jahren  keine  Brücher ^  Der  erste    Teil    des   Wortes    ist  Led^ 

Leeden  und  ungebauete  Felder  dürften  Lid,    Glied,    der  zweite  in  dem    ham- 

angetrofen   werden;   die   wenigen   aus-  burg-bremischen   ledeweek:   wek  weich. 

genommen,   so   einer    Verbesserung   un^  Hennig,  J44. 

fähig  sind.  Bock,  Nat.I,  639.  Grimm,  Leffel,  pitd.  L6pel,  m.y  s.  Löffel. 

Wb.  VI,  537:  Lehde.  leffeln,  pltd.  ISpeln,  sw.,  s.  Ittffeln. 

Leder,  n,  Haut  des  Menschen.  Einem  Kg,  lag,  adj,    1.  niedrig,  seicht;  ahd. 
Ott/«  L^cfer^^A^w,  ihm  mit  Prügel  drohen,  ^^,    mnd.    lech,    lege,    ags.    Iah,    hoU. 
ihn  durchprügeln.     Sprw.  I,  1.     Enem  laag,  heg,  dän.  lao.    Der  Stuhl  ist  lag, 
op^m  Ledder  hucke^  ihn  belästigen  mit  niedrig.    Der  Bach  ist  lag,  seicht.    Det 
Besuchen,  Aufträgen,  Späl'zen  etc.  laje  Föld  öm   Woater  steit    Dorr,  18. 
Ledering,  /.,  s.  Gadder.  In  Elbing  giebt  es  eine  hohe  und  eine 
Ledermab,    pltd.    Leddermatz,     tw.,  fe^^rg  Brücke,  letztere  stromabwärts  von 
Schimpfwort:    er  ist  ein  rechter  Leder-  erste rer  gelegen,    in  Danzig  ein   hohes 
matz,     Gedanism.  und  ein  Uges  Thor,  auch  eine  lege  Stadt, 
Lederung,  /.,  s.  Gadder.                  *  Niederstadt,   als   Stadtteil.    Als   Sub- 
ledig, pltd.  leddlg,  adj.    1.  ledig,  leer,  stantiv  LSg,  /.,  niedrige  Fläche,   Thal. 
De  Buk  ÖS  leddig,  der  Bauch,  d.  i.  der  Der  Weg  in  der  Leg  ist  recht  schlecht 
Magen,   ist  leer,    ich  bin   hungrig.     2.  Saalfeld.      Auch    auf  Personen    ange- 
on verheiratet     öck  st  noch  leddig.    Se  wandt:    Hoch  on  Leeg  bedreegen,    Rick 
ÖS  en  leddget  Fruenzömmer.    Schon  bei  on  Arm^    hoch  und  niedrig  betrügen, 
Jeroschin:  do  quam  ein  ledic  vroutoil  reich  und  arm.     Dorr,  1.   Wiew.,  22. 
gdn  64  b.     Pfeiffer,  186.  Ludewig  Napolejohn,  so'n  Kerl,  so  leg 
LMkauf,  LTdkauf,  m.,  eigentlich  Leidr  on   wenig.    Volkslied:     Dat   Danziger 
kauf,    das   festgesetzte    Reuegeld,    das  VoUblod.   2.  abgeschrägt,  abfallend  zur 
beim   Rücktritt   you    einem  Kaufe   zu  Niederuug.     lAn  Gtrabenufer  ist  leg,  es 
zahlen  ist.     Hinzuweisen    ist   auf   das  schrägt  sich  zur  Tiefe  ab.    Vgl.  Brem. 

PriMbbUr,  Wörterbacb  IL  ■  *                               2 


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18 


Legan 


lehren. 


Wb.  III,  4:  laag.  Schützeil,  19  u. 
Dä4iii.,  271a:  leeg.  Hennig,  144. 
Sperber,  21.  Schemionek,  23. 
Grimm,  Wb.  VI,  58. 

Legan,  d.  i  leg  ai^,  macl^e  Halt,  Name 
für  Gast-  und  Wirtshäuser.  Yor  dem 
Stemdammer  Thor  Königsbergs  gab  es 
ein  Wirtehaus  Legan^  das  durch  den 
Festungsbau  beseitigt  ist,  während  das 
benachbarte  Sprechan^  d.  i.  sprich  an, 
noch  heute  besteht.  In  Danzig  ein 
Legan  an  der  Weichsel.  Hennig, 
144. 

Ugde,  /.,  s.  Uge. 

Lege,  pltd.  Legg,  Legge,  /,  von  legen, 
der  Hintere  der  Hühner,  weil  sie  aus 
demselben  die  Eier  legen.  De  Legg 
heft  sock  schon  ganz  verändert,  de  Höh- 
ner  wäre  bald'  legge.  Übertragen  auf 
den  Podex  des  Menschen.  Er  hat  eine 
gute  Lege,  Ihm  reifzt  die  Legge  aus, 
er  läfzt  einen  fahren.  Samland  (Eor- 
kehnen). 

L6ge,  LSgde,  /.,  von  leg,  lag,  niedrig 
gelegene  Stelle,  Vertiefung  in  flacher 
Gegend.     Mühling. 

LSgel,  n.,  s.  Lächel. 

ISgwSlig,  adj,,  s.  IgdwCg. 

Lehmblätter,  Pflzn.,  grol'zblättriger 
Huflattich,  Ttissilago  petasites  L,  S. 
Lottchenblatt  u.  Pestilenzwurzel.  Hagen, 
867. 

Lehmdiele,  pltd.  Lehmdei,  /.,  Scheu- 
nendiele, Tenne,  weil  der  Fufzboden 
aus  festgeschlagenem  Lehm  besteht. 

Lehmkaule,  /,  s.  Kaal. 

Lehmpatze,  /.,  Ziegel  aus  Lehm,  iu 
der  Luft  getrocknet,  also  ungebrannt. 

Lehmstftke,  /.,  Fachwerk  mit  hölzer- 
nen Sprossen  (Stäken),  welche  mit  Lehm 
ausgeklebt  sind.  *  Mühling.  Nach 
Treichel  Füllung  in  Wänden,  wozu 
Stücke  Ziegel  nebst  Lehm  und  Stroh 
verwandt  sind ;  auch  Klebstäken.     Nach 


dem  Mnd.  Wb.  H,  662b,  lemstaken 
Flechtwerk  von  Zweigen  und  Pfähjen 
mit  Lehm  dazwischen. 

Lehne,  /.,  Pflzn.,  s.  Leinbaum. 

lehnen^  lenen,  leinen,  sw.,  leihen,  bor- 
gen.      Lehn    mir    doch    dein   Messer! 
Ebenso  in  Liv-  und  Estland.    Hupel,. 
141.    Mnd.  lenen,  lehenen,  leinen.    Da- 
von ablehnen,  weglehnen. 

Lehnsleute,  plur.,  Bezeichnung  für 
alle  diejenigen,  welche  in  der.  alten 
Verfassung  bei  den  Anstalten,  ^m  Han- 
del beschäftigt  waren,  .als  die  Korn-, 
Holz-,  Herings-,  Gewürz-,  Flachskapi- 
täne, die  Messer,  Braker  etc.  Sie 
wurden  mit  ihremi  Amte  vom  Magistrate 
belehnt  und  eingeschworen,  bildeten 
eine  Körperschaft  und  konnten  ihr  Lehn 
auch  an  andere  Personen  verkaufen. 
Danzig.  W.  Seidel,  32.  Vgl.  Be- 
lehnter. 

Lehr,  f.^  Lehre.  1.  Unterweisung  in 
den  Fertigkeiten  eines  Handwerkes. 
Er  ist  beim^  Uhrmacher  in  der  Lehr, 
2.  Unterricht  der  Konfirmanden  in  der 
Religion  durch  den  Geistlichen,  und 
dann  gewöhnlich  Kinderlehre  (s.  i). 
Sie  geht  in  die  Lehr,  Oberland.  3. 
Unterricht  überhaupt.  Hei  ös  schlecht 
ön  e  Lehr,  vom  Schüler,  der  Lehre 
und  Unterricht  nur  schwer  zu  fassen 
vermag. 

lehren,  pltd.  I6re(n),  oberländisch  ITren, 
sw,,  Verwechselung  mit  lernen,  wie 
lernen  mit  lehren.  De  Jung  lehrt  nuscht 
ön  e  Schdl,  der  Junge  lernt  nichts  in 
der  Schule*  De  Mansch  ward  ölt  wt 
e  K6  on  lehrt  (lernt)  ömmer  mehr  dato. 
Sprw.  I,  44.  Gä  ön  de  Schul  on  lehre 
wat  Volksl.,  25,  16,  3.  Zum  Lehrer, 
dem  die  Mutter  das  Söhnchen  zuführt: 
Lernen  sie  ihm  doch  inan  gut.  Wer 
hat  dir  das  gelernt?  Ebenso  schwed. 
löra   lehren    und    lernen,    holl.    leeren. 


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Lehrkind  —  Leibstuck. 


19 


Bei  Jeroschin  (3070.  Strehlke):  Di 
Juddn  —  bt   in   (den  Heiden)   strtUn 
lerten  urfd  dt  lere  kertin  vurbaz   ouch 
an  ire  kint  '  S.  ablehren. 
Lehrkindy  n.,  Eonfirmande. 
Leib,  pitd.  Uw,  n.,  Leib,  Bauch,  Ma- 
^«n.^     Ins    Leib    schlagen^    essen.      E 
Schdlche  (Schälchen)  was   Warmes  ins 
Leib.     Das    Leib    thut   mir   weh.     Ich 
h<ä>   ein  schlimmes  Leib^  Durchfall  mit 
Leibschmerzen  verknüpft.  Die  schmerz- 
lose   Diarrhöe    bezeichnet     man    mit 
böses,   offenes   Leih,    Sie  hat  sich   den 
Leib  vollgeärgert,  ist  schwanger  gewor- 
.den.    In  der  Zusammenfügung  mit  Le- 
ben:  Bei  Leib  und  Leben  nicht,  durch- 
aus   nicht.     Es  frw   mich   über    Leib 
und  Leben,  am  ganzen  Leibe.    Dat  ös 
hei  mot  Ltw  on  Lewe,  das  ist  er,  wie 
er  leibt  und  lebt.    Hebb  eck  mtns  Ltwsr 
Lews    Dag    solk     Tttoerdrtw    gesöhne! 
Carm.  nupt.  I,  282,  9.    Hennig,  144. 
Leib,    m.    jüd.    Vom.,    Levi.     Auch 
Leibusch,  Lab^  Löbel.  Flatow.  Schmitt, 
112. 

Leibchen,  pltd.  Llwke,  n.,  Dem.  von 
Leib,,  pltd.  Ltw,  Frauen jacke  ohne 
Ärmel,  Mieder,  Weste,  Joppe. 

Leibchenkraut,  pltd.  LTwkekrüt,  Pflzn., 
domige  Hauhechel,  Ononis  spinosa  L., 
also  Leibeskraut,  Kraut  für  den  Leib. 
Es  dient  mit  vielen  anderen  Pflanzen 
präpariert  als  Mittel  gegen  Schwind- 
sucht. Der  Name  hängt  wohl  zusam- 
men mit  der  poln.  Bezeichnung  babie 
drzewo  =  Frauenbaum.  Treichel, 
Volksth.  ' 

Leibgericht,  pltd.  Ltwgeriicht,  n.,  Ge- 
richt, das  man  gern  ifzt,  das  dem  Leibe 
lieb  ist  Beute  hat  die  Mutter  mein 
Leibgericht  gekocht  Gliek  bringt  em  de 
Afutschke  ok  hiede  sien  Liewgeröcht 
Boldt,  19.    Das  Leibgericht  wird  dem 


Kinde  gewöhnlich  zum  Geburtstage  be- 
reitet. 

Leibkuchen,  pltd.  LTwköke,  m.,  kreis- 
runder, aus  Butterteig  gebackener  Keu- 
chen, der  vorzugsweise  an  Festtagen 
beliebt  ist.  Zu  Bocks  und  Hennigs 
Zeit  pflegte  man  am  Neujahr  recht 
groize  Leibkuchen  zu  bereiten.  S.  auch 
Bock,  Nat.  1,  270.  Bock,  30,  erzählt 
noch,  dalz  abergläubische  Leute  auf  die 
Neujahrs-Lei bkuchen  vor  dem  Backen 
die  Namen  der  Personen  kleben  liefzen, 
an  welche  sie  dieselben  verschenken 
wollten.  Derjenige,  dessen  Kuchen  ge- 
borsten war,  mufzte,  nach  ihrer  Mei- 
nung, in  dem  Jahre  sterben.  Der  Stamm 
des  Wortes  ist  wohl  das  goth.  hiaifs, 
hlaibs  Brot,  ahd.  leib^  leip  und  hlaiba, 
laiba,  mhd.  leib  Laib,  geformtes  Brot; 
ags.  hldfy  engl,  haf,  schwed.  lef,  böhm. 
chleba,  poln.  chleb,  serb.  hlab.  Schade, 
404b.  S.  Adelung  H,  1997.«  Hen- 
nig, 144.  Sperber,  20,  erklärt  L^ii- 
kuchen  als  Lebkuchen,  was,  wenn  da- 
mit der  Pfefferkuchen  gemeint  ist,  we- 
nigstens für  Königsberg  unrichtig  ist. 
Sperbers  Erklämng  als  berechtigt  an- 
genommen, wäre  das  Wort  auf  das  lat. 
libum  Kuchen,  Opferkuchen  zurückzu- 
führen. 

Leibrock,  pltd.  Llwrock,  m.,  Frack. 
Zieh  den  Leibivck  an,  zieh  den  Leib- 
rock  an,  am  Sackrock  sind  nicht  Knöpfe 
dran.  Dönh.  Sprw.H,  1693.  S.Sper- 
ber, 20. 

Leibschneidung,  pltd.  LTwschnTdung,  /. 
u.  n.,  Leibschneiden,  Schneiden,  Schmerz 
in  den  Eingeweiden.  Öck  hebb  so'n 
Ltv)schntdung. 

LeibstUck,  pltd.  Ltwstttck,  n.,  Rumpf, 
torso;  Kleidungsstück,  Weste.  Rock 
on  kein  Liefstöck  dran.  Volksl.,  87, 
22.    Junge  Frü  möt  dem  öle  Ltwstöck, 

2* 


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20 


Leibtage  —  Leinkäfer. 


als  neckender  Zuruf  an  Mädchen  und 
Frauen,  ist  doppelsinnig. 

Leibtage,  jpZwr.,  Tage  meines  Leibes; 
in*  der  Zusammenziehung  mit  Lebtage^ 
Tage  meines  Lebens.  Gedrungen!  7nein 
leibundlebtagef    Soph.  R.  YI,  325. 

Leibwehtage,  /.,  s.  Wehtage. 

Leichentrilger,  pitd.  LTkedräger,  m.  Er 
üt  besoffen  wie  ein  Leichenträger.  Königs- 
berg. 

Leichterkahn,  m,,  s.  Lichter. 

Leidak,  m.,  s.  Laidak. 

Leiden,  n.  Er  ist  im  Leiden^  er  hat 
einen  Rausch.     Tiegenhof. 

leiden,  sw,  L  leiten,  führen.  2.  ge- 
leiten, begleiten.  In  erster  Bedeutung 
pltd.  ledde(n)^  ahd.  leitan^  mhd.  Uiten^ 
alts.  Icdjanj  in  zweiter  pltd.  leide(n)^ 
ahd.  Itdan^  Uden  Itdin^  mhd.  Itden  einen 
Weg  nehmen,  gehen,  fahren.  Schade, 
545  a.  553  a.  Dat  Perd  to  leid^  spanne^ 
das  Pferd  als  leitendes  spannen,  als 
Leitpferd,  Leinenpferd,  Sattelpferd. 

leidem,  sw.^  klagen.  Hei  leidert  noch 
emmer  dm  das  schöne.  Geld^  das  er  dum^ 
mab  (damals)  verlor,     Saalfeld. 

Leidings,  m,,  s.  Lädings. 

Leidomassis,  (?),  Zugnetz.  Zu  dem 
Ende  (Fischerei  mit  Kähnen)  können 
sie  einZugnetz^Leidomassis  oder  Tinklas- 
Leidzamaszis)  und  ein  Vorstellnetz  {Ate- 
tomage  oder  Tinklas^-Mettomaszis)  zu 
Hülfe  nehmen.  Fisch  -Ord.  f.  d.  kur. 
Haff  §23.     Sperber,  40. 

Leie,  w.  jüd.  Vom.,  Lea.  Flatow. 
Schmitt,  114. 

leiern,  sto.,  von  Leier ^  zunächst  die 
Drehorgel,  die  Leier,  spielen.  Von 
deren  stetem  Einerlei:  I.  dasselbe  fort 
und  fort  wiederholen,  ein  Musikstück, 
ein  Lied,  eine  Rede,  einen  Vers,  einen 
Satz.  etc.  Leier'  nicht  immer  dasselbe! 
Das  ist  ja  die  alte  Leier.  2.  langsam, 
schläfrig  fahren.  Er  leiert  so  langsamche 


fort.  Ebenso:  langsam  arbeiten.  3. 
ohne  gute  Betonung  reden,  namentlich 
deklamieren.  In  ähnlicher  Bedeutung 
in  Liv-  und  Estland  und  weiter.  Hu- 
pel,  141.     Grimm,  Wb.  VI,  686. 

Leim,   w.,    Lehm,    Töpferthon.    Der 
geObte  Bawherr  giebt   auch   wol  Acht^ 
dafz  auch  der  Leim  aus  seiner  Gruben 
nicht  anders   als  bey   oder   neben   dem 
Newen    Licht    möge    gegraben    werden. 
Linem.,  Mm  2a.    Soll  sich  attch  keiner 
unterstehen,    Leim   oder   Sand  .  .  .   zu 
graben.     Hart  wich,  331.    .  .  ein  sehr 
strenger     Leime    tregt    nicht    leichüich 
Rocken^  Gersten^  Heydenkom  etc.    H  e  n  -• 
nenberger,  \. 
Leim'd,  /.,  Leinwand,  s.  Leinwad. 
leimen,  sw.^  gliemen,  stänkern,    sich 
unmanierlich  auffuhren;  betrugen. 

leimem,  adj.  von  Leim^  lehmem,  thö- 
nern.  Das  ,,Kind  der  Sorge"  nennt 
Herder  ein  leimemes  Bild. 

Leinbauär,  m.,  Bauer,  der  vorzugs- 
weise Lein  oder  Flachs  anbaut.  Die 
Leinbquern  im  Ermlande. 

Leinbaum,  LTnbaum,  Linbaum,  m.^  spitz- 
blättriger Ahorn,  Acer  platanoides  und 
campestre  //.     Der  Baum  heifzt    auch 
Lehne^  Lenne^   Lönne.     Hageo,  1075. 
Hennig,  330.    Vgl.  Brillenbaum, 
leinen,  sw.,  s.  lehnen. 
Leinenochse,  m.,  s.  das  folg. 
Leinenpferd,  pltd.  LTnepSrd,  n.,  eigent- 
lich leitendes  Pferd,  das,   weil  es  vom 
Kutscher  gefuhrt  wird,  das  Nebenpferd 
leitet;     daher     gewöhnlich    Leitpferd. 
Wird    das  Gespann   vom   Wagen   aus 
durch  die  Leine  dirigiert,    so    ist    das  . 
Pferd  links  vom  Fuhrmann  in  eigent- 
lichem Sinne  das  Leinenpferd.    Ebenso 
Leinenochse.    Vgl.  leiden. 

Leinentänzer,    pltd.    LTnedanzer,   m., 
Tänzer  auf  der  Leine,  Seiltänzer. 
Leinkäfer,  m.,  Maikäfer.     Oberland. 


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Leinkauf  —  Lelek. 


21 


Leinkauf y  pltd.  Lfnköp,  m.,  Trunk, 
Schmaus  nach  abgeschlossenem  Ver- 
kauf, Kauf-,  Vertragstrunk,  den  in  der 
Regel  der  Verkäufer  bezahlen  mufz.. 
In  manchen  Gegenden  pflegt  man  bei 
Viehverkäufen  die  Neige  des  Trunkes 
rückwärts  über  den  Kopf  zu  giel'zen, 
damit  das  Gekaufte  gedeihe.  Statt 
Leinkauf  hört  man  auch  MagrieUch 
(s.  d.).  Das  polu.  liiikup  ist  ein  Ger- 
manismus und  hat  auch  die  Bedeutung 
von  Handgeld,  mnd.  Istkop^  likop.  Vgl. 
über  Leinkauf  Haupts  Zeitschr.  f. 
deutsch.  Altei:th.  VI,  269  ff.  Der  Lein- 
kauf wird  schon  im  pomesanischen 
Recht  etwa  um  die  Mitte  des  14.  Jahrh. 
erwähnt  La  band,  Jura  Prutenorum 
1866,  p.  12.  Altpr.  Mtsschr.  HI,  691. 
—  Im  Ravensbergischen  heiizt  nach 
Klein  H,  232,  das  Handgeld  Wim- 
koop^  Weinkauf.  Das  Wort  ist  zurück- 
zuführen auf  die  allgemeine  deutsche 
Sitte,  erst  nach  dem  Gelage  wichtige 
Beschlüsse  zu  fassen,  ja  selbst  die  be- 
deutendsten Kaufverträge  abzuschliei'zen. 

Leinwad,  Linwad,  Linwand,  /.,  Lein 
wand.  Alle  Ausdrücke  sind  veraltet, 
dagegen  hört  man  im  Ermlande  Leim'd, 
Leiwind,  Leiend,  Leuend,  und  überall 
pltd.  Lfinwand.  Die  beiden  letzten 
Namen  und  Lauend  auch  in  der  Elbin- 
ger  und  Danziger  Gegend.  Jle  hadd 
'nen  langen  Mantel  von  witter  Lauend 
omnamen.  Dorr,  Driewjagd.  Bre- 
misch-nds.  Lewend.  Brem.  Wb^  HI, 
60.  ,  .  ,  da  die  Stadt-Frawe  verdrufz 
hatte  über  ihre  schwartze  oder  BUyfarbe 
Linwad,  .  .  .  Nun  ists  bekand^  je  stär- 
cker  die  Sonne  wircket  auf  der  Linwand 
je  geschwinder  wird  sie  trocken.  L  i  n  e  m. , 
Qqla. 

Leinwandsbaum,  pltd.  Ltfnwandsböm, 
m.,  im  Webestuhl  der  Querbaum,  vom 
unten  gelegen,  auf  den  das  fertige  Ge- 


webe, die  Leinwand,  gerollt  wird,  in- 
dem sie  über  Brustbaum  und  Kni^- 
baum  sich  hinwegzieht.  Vgl.  Das'Wirk- 
gestell,  124. 

Leinwebergasse,  pltd.  LVnnewewergass', 
StraCzenname  in  Königsberg,  Straf'ze,  in 
der  Leinweber  wohnten. 

Leis,  Leise,  n.,  Gleis,  Geleise,  Spur.  ' 
Gewöhnlich  in   der  Zusammensetzung: 
Wagenleis,     Ahd.  leisa,  mhd.  leise^  leis. 
Schade,  543b.     Hennig,  331. 

leisen,  sw.y  fest  im  Leise^  Geleise, 
bleiben.  Zunächst  vom  Wagen,  der 
in  seinen  Rädern  fest  ist,  nicht  schwankt. 
Mühling. 

Leiser,  m.  jüd.  Vom.,  auch  Lesser, 
Loser ^  Löser^  Less,  Les-che,  Elieser. 
Flatow.     Schmitt,  112. 

Leisten,  LiestSn,  ListSn,  Ortsn.,  Löwen- 
stein, Kirchdorf  im  Kreise  Gerdauen. 
Dönh. 

Leifzienen,  Ortsn.,  Dorf  im  Kreise 
Wehlau.    Vgl.  Schallen. 

leit,  3.  Person  des  Präsens  von 
liegen  und  legen,  Ermland.  Ober- 
land. Da  leit  er^  da  liegt  er,  der  Ge- 
fallene. He  leit  (legt)  sick  längs  de 
Awebank.     Volksl.,  32,  21,  2. 

Leiter,  Leitfisch,  pltd.  Ledder,  Ledd- 
fttsch,  w.,  ein  Rastard  des  Brassen  oder 
des  Gieben;  von  den  Fischern  des 
frischen  Haflfes  so  genannt.  S.  Be- 
necke, 125. 

Leitpferd,  n.,  s.  leiden  und  Leinen- 
pferd. 

Leiwind,  /,  Leinwand,  s.  Leinwad. 

ICIcen,  sw.,  laichen,  schwed.  leka.  De 
Schölmeister  leke^  sie  gehen  in  der  Fe- 
rienzeit auf  Reisen.     Sprw.  I,  3421. 

Lelek,  w.,  nach  Mrongov.,  Wb.  I, 
194a,  der  Waldkauz,  Stria  aluco;  nach 
Treichel  der  Tagschlaf  oder  Ziegen- 
melker, Caprimulgus  europaeus.  Der 
Name  ist  rein  polnisch. 


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22 


lölos  —  lesen. 


I6I08,  adj,^  wackelig,  von  altem  Haus- 
gerät, s.  y.  a.  ISdwSg. 

Lemmel,  m.  jüd.  Vom.,  Lemael.  Fla- 
tow.     Schmitt,  112. 

L6n,  w.  Vom,  Helene,  Magdalene. 
Hartwich,  55. 

lenen,  m,^  s.  lehnen. 

L6nei%  m.  Vom.,  Leonhard.  Hart- 
wich, 54. 

Lenewen,  (?),.  alter  Kleiderstoff.  Vio- 
l^t,  178. 

Lenk,  /.,  s.  Lenkleine. 

Lenkleine,  pltd.  Lenklfn,  /*.,  Leine  mit 
Flotthölzera,  am  pberen  Ende  des  Stein- 
taues befestigt  und  in  die  Lenk,  einen 
als  Boje  dienenden  Holzklotz,  endigend; 
sie  lenkt,  leitet,  führt  und  hält  die 
eigentliche  Angelschnur  mit  dem  Lachs, 
der  daran  gebissen.  S.  ßenecke,  402.. 
Vgl.  Lachsangel. 

Lenne,  /.,  s.  Leinbaum. 

Lenör,  w.  Vom.,  Eleonore.  Hart- 
wich,  55. 

lensen,  sw.^  Schifferausdruck,  ein 
leckes  Schiff  durch  pumpen  flott  er- 
halten. Treichel.  Dan.  lense^  holl. 
lenzen  leeren. 

Lenzen,  Ortsn.,  Dorf,  ly,  Meilen 
nordöstlich  von  Elbing,  in  der  Nähe 
des  frischen  Haffes,  bekannt  und.  be- 
sucht wegen  der  weiten  und  herrlichen 
Aussicht  von  den  dortigen  Höhen.  Der 
Name  ist  eine  Verstümmelung  des  altpr. 
lansania^  lanzania^landesanum^landesen. 
S.  Nsslm.,  Thes,  89. 

Lenzstange,  /.,  s.  Lindstock. 

L6pe,./.,  Milchnapf.    Dönh. 

Lepek,  ?».,  penü.    Sperber,  38. 

Lerchen,  plur.  von  Lerclie^  bildlich 
für  Geld.  ^Er  läfzt  Lerchen  fliegen^  er 
giebt  viel  Geld  aus.     Vgl.  LCwark. 

Lerchenklau',  Pflzn.,  Feld-Rittersporn, 
Delphinium  conaolida  L,    Pritzel,  132. 


Lerchentriller,  ?n.,  ^Benennung  für  einen 
süfzen  Schnaps. 

Lerke,  /.,  s.  LSwark. 
■    lernen,  sw.^  s.  v.  a.  lehren  (s.  d). 

Lesbrett,  Lesebrett,  n.,  etwa  drei  Fin- 
ger breites  Brettchen  mit  Handgriff, 
das  an  jeder  Seite  20  Löcher  hat,  durch 
welche  beim  Abwinden  des  Games  von 
der  Scherleiter  die  Fäden  der  einzelnen 
Spulen  geführt  werden,  wodurch  beim 
Scheren  das  Verlesen  der  Fäden  er- 
leichtert wird.  Vjgl.  Das  Wirkgestell, 
127. 

Leichak,  m.,  Faulenzer^  zu  allem  un- 
lustiger Mensch.  Poln.  lezuch  Faulen- 
zer, laz^ga  fauler  Schleicher,  Land- 
streicher, langsamer  Kriecher,  leiak 
Lagerholz,  liegender  Bienenstock,  Lager- 
stock.' Vgl.  Nsslm.,  Forsch.  3;  Th., 
93.  Altpr.  Mtsschr.  XV,  582.  Nach 
den  Gedanüm.  soll  poln.  l^'ctk  der 
Pfahl  heilzen,  den  maix  auf  Weiden 
einschlägt,  damit  daran  das  Vieh  sich 
reibe;  gewöhnlich  heil'zt  dieser  Pfahl 
Schubbjak  (s.  d.).  Die  Annahme  von 
Schmitt,  107  (Westpr.  166),  dafz  Le- 
schak  nach  d^ra  Poln.  Leichtfulz  be- 
deute, ist  nicht  nachweisbar.  Nach 
dem  Wb.  von  Mrongov.  H,  483b, 
heil'zt  Leichtfulz  trzpiot^  rozstrzepaniec. 

leichaken,  s^.,  von  Lekhak^  sich  fau- 
lenzend iherumtreiben ,  unbeschäftigt 
die  Zeit  verbringen.  Westpr.  Sprw.  I, 
2291. 

L6s-che,  m.  jüd.  Vom.,  s.  Leiser. 

Lesebrett,  n.,  s.  LesbretL 

Lesebuch,  pltd.  LSsbök,  n.,  kirchliches 
Gesangbuch.     Westpr.     Hintz,  JBl. 

leselkes,  ad}.,  s.  Iftslich. 

lesen,  s^.,  sammelnd  aufheben,  nach- 
einander aufnehmen.  Ähren,  Kartof- 
fein  etc.  vom  Felde  lesen.  Er  kanr^ 
Erbsen  atis  der  Schüssel  lesen,  der  un- 


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löslich  —  Letzte. 


23 


tüchtige  Leseschüler,  —  belesen,  das 
Fleisch  mit  dem  Munde  vom  Enoöhen 
abnagen,  den  man  in  den  Fingern 
hält.     Sperber,  21.     Vgl.  pQien. 

Itolich,  Kselkes,  adj,  u.  adx^.^  leise, 
behutsam,  sanft,  gelind..  Gah  loslich, 
Fat  et  man  leselkes  an^  behutsam,  da- 
mit es  nicht  zerbrochen  werde.  Er 
ist  leslich  mit  ihm  umgegangen^  er  hat 
ihn  sanft,  milde,  schonend  behandelt. 
Hennig,  148,  schreibt  ittslich;  mnd. 
losUken,  adv.  Bei  Jeroschin:  dazwas 
bl  der  sumirzit  als  das  wetir  toarmin 
pfltt  und  dt  kelde  wesit  Its  138a.  Pfeif- 
fer, 189. 

Lespler,  m.^  Lispeler.  Bei  Stein, 
Peregrinus  XII,  82,  als  Ekelname  und 
Schimpfwort.     W.  Mtsbl.  V,  191. 

Less,  Lesser,  m.  jüd.  Vorn.,  s.  Leiser. 

Lesung,  /.,  s.  v.  a.  Eknlesung  (s.  d.). 

leterbängig,  adj.^  lehmig,  thonhaltig, 
zäh ;  vom  Acker.  la  der  ersten  Hälfte 
des  Wortes  Anklang  an  Letten, 

I§terb8nig,  adj,^  gedrückt,  trübselig. 
Uastenbnrg.  In  Hessen  letterbenig  eigen- 
sinnig, übel  zu  lenken,  störrig,  unge- 
horsam, zumal  von  heranwachsenden 
Knaben,  welche  in  die  sogen.  Flegel- 
jahre getreten  sind.     Vilmar,  248. 

LStharl,  Ltttharl,  -hardei,  Pflzn.,  aus- 
dauernder Lolch,  Loliv/m  perenne  L, 
Mühling. 

Lettauen,  n.,  s.  Litauen. 

Lettauer,  m.,  s.  Litauer. 

lettisch,  adj,^  von  Lette^  zur  Bezeich- 
nung der  Sprache.  Die  lettische  Sprache 
ist  von  der  litauischen  nur  unwesent- 
lich unterschieden,  daher  lettisch  oft 
gleichbed.  mit  litauisch.  Auf  der  ku- 
rischeq  Nehfung  nennt  man  das  Let- 
tische kurisch,  LetSsch  Farkel^  Dftsch- 
terdarwer^  zu  einem  das  Deutsche  rade- 
brechenden Litauer.     Sprw.  I,  836. 


Letz,  w.,  Lektion.    Ahd,  Jictjd^  mhd. 
lecze,,  letze,,  f. 

O  lieber  Meister  und  tnein  Herr^ 
Möcht  ich  doch  allen  Flei/z  ankehm^ 
Di/z  Letz  die  ist  mir  viel  zu  schwär,, 
Ich  lehr  (lerne)  sie  nicht  in  Hundert 

Jahr, 
Hart  wich,  299,  aus  einem  Gesprächs- 
liede.     Vgl.  Fftm. 

Letzte,  m.  1.  in  Sprichwörtern  und 
Redensarten:  Den  Letzten  btten  deUuing. 
Elbingc  Ndrg.  Allgemein  hchd. :  Den 
Letzten  beifzen  die  Hunde  Der  Letzte  ' 
der  Fettste.  De  letzte  Schwtn  krtge  den 
dickste  Drank,  2.  als  Kinderspiel.  Wenn 
die  Kinder  aus  der  Schule  oder  vom 
Spielplatz  nach  Hause  kehren,  so  giebt 
dieses  oder  jenes  mit  dem  Rufe:  Den 
Letzten!  dem  andern  einen  Schlag  und 
läuft  davon.  Der  Geschlagene  eilt  dem 
Gegner  nach,  um  diesem  ^den  Letzten^ 
zurückzugeben,  was  sich  so  lange  wie- 
derholt, bis  einer  y^den  Letzten^  zu- 
frieden mit  nach  Hause  nimmt :  er  hat 
den  Letzten,  Zu  seiner  Beruhigung  und 
dem  Gegner  zum  Hohn  ruft  er  diesem 
zu: 

Letzte  —  fettste  Duweschlag, 

Biet  de  Katt  de  Zägel  af! 
otler:  (Oberland.) 

Letzte  —  fettste  Awendschlag^ 

Scheller  mttcker  Dcw!  (Samland.) 
In  Königsberg  ruft  der  Schlagende: 

Letzter  —  fettster  Kringeldieb! 
Der  Geschlagene  antwortet: 

Ich  nshni  den  Letzten  vorlieb. 

Du  bist  ein  Kringeldieb! 
oder:  ' 

Wer  den  Letzten  giebt, 

Ist  ein  Kringeldieb! 

{Ist  dem  Bäcker  sein  Kringeldieb!) 
Als  triumphierende  Rückantwort  hört 
man  noch: 


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24 


Letzthol  er  —  Lewark. 


Wer  den  Letzten  geben  kann, 

0  das  ist  ein  braver  Mann! 

Vgl.  Sprw.  I,  2404.     Volksr ,  91,  385, 

In  Berlin  heifzt  dies  Kinderspiel  Zeck 

Letztholer,  pltd.  Letzthaier  (a  =  a),  m,. 
Holer  des  Letzten.  Bei  den  Mälzen- 
bräuem  in  Königsberg  derjenige,  welcher 
das  Letzte  von  den  Trabern  abholt  und 
dafür  nicht  nur  das  nasse  Stroh,  son- 
dern auch  eine  Viertel  tonne  Tafel  bier 
obenein  bekommt.     Hennig,  145. 

Leuchterknecht,  m.,  s  LichterknechL 

Leuchting,  /.,  s.  Lichting. 

Leuend,  /.,  Leinwand,  s.  Leinwad. 

Leute,  pltd.  LU'd,  plur.,  Dem.  LU'dkes. 

1.  in  gewöhnlicher  Bedeutung  in  Sprich- 
wörtern und  Redensarten:  Alte  Leuf 
sind  wunderlich.  Ole  Lüed  sönd  wun- 
derlich^ wenn  se  ete,  wolle  se  ok  kacke 
—  wenn  se  kacke,  wolle  se  ok  pösse  — 
wenn  se  gegete  hebbe^  wolle  se  ok  drinke. 
Junge  Lüed  de  speie  g(rn,  ohle  LOed 
de  bromme  gem.  Junge  Landburschen, 
welche  gern  zur  Stadt  mit  möchten, 
fragt  man  zurückweisend:  Wat  wölkt 
da,  wölUt  Lüed'  grrte  (grü(zen)  on 
St^ner  stPtef  Schöne  Leute  haben  sclione 
Sachen;  auch  mit  dem  Zusätze:  wenn 
sie  sie  nicht  luiben,  lassen  sie  sich  machen. 
Öck  von  Lüedkes  on  Lüedkes  von  mi, 
eine  Hand  wäscht  die  andere.  Einen 
mank  (unter)  die  Leute  bringen,  ihn 
ins  Gerede  bringen,  schlecht  machen. 
Vgl.  Sprw.  I,  2406  ff.;  Sprw.  H,  1705 ff. 

2.  Gesinde.  Ldt  »de  Lüed  tom  Ete 
käme.  De  LUedstftw,  Leutestube.  Bat 
LUedbrot,  das  Brot  für  die  Leute.  3. 
das  Brautpaar,  junge  Ehepaar.  Nu, 
Gott  behöd  ju  junge  Lüed.  Carm.  nupt. 
I,  282,  17. 

Leute ,  plur. ,  kalte ,  kleine ,  •  farbige, 
weifze,  nach  dem  Volksglauben  Wür- 
mer, Kobolde,  welche  den  Menschen 
in  seinem  Innern  plagen,    quälen   und 


allmählich  verzehren.  Den  Frauen 
ziehen  diese  Würmer  bisweilen  während 
ihrer  Periode  in  den  Unterleib.  Streut 
man  Asche  —  Zwölftenasche,  d.  h.  in 
den  Zwölften  gebrannte  Asche  —  um 
den  Kranken,  so  weichen  sie  aus  dessen 
Körper,  ja  man  sieht  dann  sogar  ihre 
Fufzspuren.  Li  der  Wehlauer  Gegend 
nennt  man  kleine  Leute  Schmerzen  im 
Kopfe,  mit  denen  ein  Stechen  verbun- 
den ist.  Poln.  kraszno  lutki  u.  biale 
ludzie.  Genaueres  über  diese  Leute, 
wie  deren  Erkennung  und  Vertreibung 
s.  Toppen,  Abergl,  22  ff.  Hexspr., 
74  ff 

Lewark,  Lewerk,  Lewrik,  Lewrink,  LVrk, 
Lttrke,  Lerke,  nach  Treichel  Lewak, 
in  Westpr.  auch  Lorch,  im  Oberlande 
Lirch,  /.  u.  w.,  Lerche,  Alauda  arven- 
sis.  Ahd.  lerahha,  amhd.  lewerch,  mhd. 
lerche,  mnd.  lewerike,  lewerke,  ags.  Za- 
verce,  schott.  laveroc,  engl,  lark,  hoU. 
lewerik  (auf  leeuw  Löwe  gedeutet),  dän. 
larke.  S.  Schade,  549b.  Hennig, 
144.  So  lange  die  Lerche  vor  Licht- 
mel'z  (2.  Februar)  singt,  so  lange  mufz 
sie  nach  Lichtraefz  schweigen.  Wenn 
de  Lewark  singt  ver  stne  Ttd,  so  mot 
he  schwige  ön  stne  Ttd.  v.  Au  er. 
Samland.  Wenn  die  Lerche  vor  Petri 
Stuhlfeier  (22.  Februar)  singt,  so  mufz 
sie  nach  diesem  Tage  unter  dem 
Schlitten  singen  (der  „Gesang"  des 
unter  dem  Schlitten  pfeifend  knirschen- 
den Schnees  soll  damit  angedeutet  wer- 
den), und  zwar  für  jeden  Tag  vorher 
eine  Woche.  Dönh.  Wenn  aber  die 
Lerche  dauernd  sin^,  so  will  die  Ar- 
beit in  der  Stube  nicht  mehr  behagen: 

De  Lewark  singt, 

De  Wocke  stinkt. 
Li  Natangen  auch:    Der  Lewark  singt. 
On  Icwd  (das  Schneiderlein)  mot  e  (der 
Prinzessin)  vagnegt  wi  e  Löwrik'un^am 


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L^wd  —  lichten. 


25 


Himmel.  Rastenbtirg  Firmenich  I, 
110b.  Den  Gesang  der  Lerche  hat 
das  Volk  mannigfach  in  Worte  über- 
tragen.    Er  lautet: 

Drtwy  Peterke^  drtw  drtw!   . 

Hast  e  gode  Wertlt,^  denn  bltw  bliw^ 

Ös  hei  scfilömm  denn  teh  wtt  wU  wtt 
weg  weg  weg!  Samland. 
Weitere  Varianten  des  Gesanges  s. 
Volksr.,  68,  260.  Der  Mensch,  ver- 
glichen mit  der  Lerche :  Wie  eine  Lerche 
munter  sein;  —  vtsene  wt  e  drachige 
Lörch.  Korrespbl.  111,  52.  Brem.  Wb. 
III,  59  auch:  Leverke.    . 

Uwd,  /.,  s.  Löwd. 

Uwde,  /.,  s.  Laube. 

LSwen,  in  der  Dzg.  Nhg.  Löwen,  n., 
Leben. 

Lewendel,  m.,  Lavendel,  Lavandula. 

Lewerengs,  Lttwerenz,  /.,  Korrumpie- 
rung 'von  Reverenz.  Eck  maakt  en 
l.&werengs^  on  böckd  mi  qua7it8wis  dep. 
Cann,  nupt  I,  282,  10.  So  mahckt  eck 
lAmcerengcks  on  hoeckt  mie  schrecklich 
doehp.    Ibid.  111,  77c.    S.  Lorenz. 

LÄwerk,  LSwrik,  L^wrink,  /'.,  s.  Lewark. 

Iftwthulig,  iöwthuiig,  adj.^  in  Liebe  zu- 
gethan,  zuthunlich,  anhänglich.  Sche- 
mionek,  23. 

libbem,  sw.^  s.  labbern. 

licht,  ad/.,  hell,  offen,  frei  und  un- 
behindert in  der  Aussicht.  So  dan£ 
wt  bei  tom  lichte  Morge.  Volksl.  45, 
28,  6.  E  lichte  Staw^  eine  helle,  freund- 
liche, der  Sonne  zugekehrte  Stube.  De 
Schtoaw  (Stube)  Ö8  man  e  böske  licht. 
Boldt,  14.  Ein  lichter  Wald^  ein  we- 
nig bewachsener  Wald.  Eine  lichte 
Stelle  im  Walde.     Vgl.  Lichtung. 

Lichtchenschwemmen ,  pltd .  Lieh tke- 
SChwemme,  n.,  Sylvesterbelustigung.  Für 
jedes  Familienglied  wird  ein  Endchen 
Wachsstock  auf  ein  Eartenblatt  oder 
in  eine   Walnnrzschale  geklebt,  ange- 


zündet und  in  eine  Schale  mit  Wasser 
gesetzt.  Wessen  Licht  zuerst  erlischt 
oder  untergeht,  der  mui'z  im  kommen- 
den Jahre  sterben.  Auch  werden  nur 
zwei  solcher  Lichtschiflehen  auf  das 
Wasser  gesetzt,  das  eine  nach  einem 
Jüngling,  das  andere  nach,  einem 
Mädchen  benannt.  Treffen  die  Schiff- 
chen zusammen  und  schwimmen  ver- 
eint, so  wird  sich  das  Paaf  heiraten. 
Samland.     Volkskal.,  28. 

Lichtchenträger,  pltd.  Lichtkediüger,  m., 
Irrlicht.  Natangen.  Et  ös  eene  grote 
Sing  (Sünde),  kleene  Kinga  ongedeept 
(ungetauft)  schtoarwe  to  late.  De  Geista- 
kes  (Geisterchen)  motte  sea  lang  as 
Lichtkedrdgasch  oppe  Sörnp  römhöpse 
(ailf  den  Sümpfen  umherhupfen). Boldt, 
10. 

Lichtchentröpfen,  pltd.  Lichtkedrttppe(n), 
-drippen,  n.,  als  das  Schicksal  befra- 
gende Belustigung  .in  der  Sylvester- 
nacht. In  das  Wasser  einer  Schussel 
läl'zt  ein  Braut-  oder  Liebespaar  Talg- 
oder Wachstropfen  eines  brennenden 
Lichtes  fallen.  Kommen  die  nach  dem 
Paar  benannten  Tropfen  zusammen,  so 
vermählt  sich  dasselbe  in  dem  neuen 
Jahre.  Vgl.  Lichtchenschwemmen,  s. 
GlUck. 

Lichtdieb,  pltd.  LichtdSw,  m.,  in  frühe- 
rer Zeit,  als  Talglichte  gebrannt  wur- 
den, übUcher  als  heute:  Dochtknoten, 
der  starker  und  mit  Funken  brennend, 
den  übermäfzig  geschmolzenen  Talg 
zum  Uberfliel'zen  brachte. 

Lichtdrippen,  n.,  s.  Lichtchentrttpfen. 

lichten,  sw.  1.  leichter  machen,  ent- 
lasten. Ein  Schiff  lichten^  es  ausladen. 
Oft  geschieht  dies  nur  teilweise,  damit 
das  Schiff  geringem  Tiefgang  erhalte 
und  auch  den  FluCz  befahren  könne; 
so  wurden  Seeschiffe,  welche  nach  Kö- 
nigsberg   sollen,    in    Pillau    gelichtet. 


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26 


Lichter  —  licken. 


Kähne^  mittels  deren  man  Seeschiffe 
lichtet-,  heifzen  Lichtet'  oder  Lichter- 
kähne.  Bei  Jeroschin:  sich  der  Sün- 
den entlichten,  ich  mac  nicht  irsterben 
—  ich  enhabe  e  gebtcht  und  allir  sun- 
din  mich  inütcht  112  B,,  Pfeiffer,  144. 
(Wir  sprechen:  bichten  —  entlichten), 
2.  leuchten.  Ldcht  em  de  Trepp  ^run- 
der. Bildlich:  Enem  e  ^rütlichte^  — 
ihm  heimlhcchten^  ihn  mit  harten  Wor- 
ten oder  gar  Schlägen  zum  Hause  hin- 
ausweisen. 3.  blitzen,  engl.'  to  lighten, 
'  S.  Lichting.  4.  im  Kchten:  a)  zur  Be- 
zeichnung der  Weite  eines  umgrenzten 
Raumes.  „Eine  Stube  hat  12DFurz 
im  lichten^  d.  h.  sie  ist  12  Fufz  lang 
und  ebenso  viel  Fufz  breit,,  die  Mauer 
mag  übrigens  so  viel  Fufz  einnehmet, 
als  sie  will^.  Hennig,  145.  HolL 
ligten^  von  ligt  leicht,  hello,  b)  Sich 
im  lichten  stehen^  sich  irren,  unerwartet 
Nachteil  haben. 

Lichter,  Lichterkahn,  auchLeichterkahn, 
w.,  im  Weichselgebiet  Lidgan,  m.,  klei- 
neres Fahrzeug  zum  Lichten  gröfzerer 
Schiffe.  Engl.  lighter\  lighterboat,  holL 
ligter^  poln.  lichtan,  lichten. 

Lichterknecht,  m.,  Knecht,  der  die 
Lichtstümpfchen  trägt,  Einsatz  für  den 
Leuchter,  auf  dessen  Zacken  der  Stumpf 
gespiefzt  wird;  er  heii'zt  auch,  recht 
bezeichnend,  Profitchen,  poloüisiert  pro- 
filka,    Bock,  24.     Hennig,  126.    .  . 

lichtfärig,  acj?.,  leichtfahrig,  wie  ein 
leicht  gehender  Wagen,  leicht  zu  Fufz, 
schnell,  leicht  fertig,  leichtfertig.  M  ü  h  - 
ling. 

Lichting,  t/i.,  in  der  Saalfelder  Gegend 
auch  Leuchting,  /.,  der  Blitz;  der  Teu- 
fel. Gott»  Ldchting!  nu  ginget  avUt 
Schmerlexen.  Parad.,  49.  Dat  dt  de 
Lichting!  Fluch:  dafz  dich  der  Blitz 
erschlüge!  Rol  ihn  der  Lichting!  im 
Sinne  von:  Hol  ihn  der  Kuckuck,  der 


Teufel.  Fahr^  zum  Lichting!  Das 
Wort  tritt  auch  adjektiv  auf,  go  in  dem 
Fluche:  lichtingsch  Owedder  (Unwetter), 
wobei  an  Blitz  und  Donner  zugleich 
gedacht  ist.  Westpr.  Donner  on  Lich- 
ting^ wenn  §k  noch  mal  jung  iceer^  dat 
Schwert  suU  mi  helpen,  D  o  r r ,  1.  Wiew., 
4.  Schlag  on  Lichting^  dat  da  §k.  Ibid., 
6.  .Lichting  noch  eent^  wat  heww  §k 
vergeten!  Ibid.,  29.  50.  Botts  Lichting 
=  Gottes  Blitz:  Ibid.,  78.  Hai  em  de 
Lichting!  Ibid.,  69.  Du  Lichting!  auch 
als  Scheltwort.  Treichel.  —  Lichting 
a.  s.  ü'.'Lichtujig  (s.  d.). 

lichtingsch,  adj,,  von  Lichting,  blitz- 
artig, teufelmäfzig.  Für  die  erstere  Be- 
deutung s.  Belegstelle  unter  flitzen.  He 
es  ganz  lichtingsche  kasprat  daräwer, 
dat  se  §m  §nt  Water  schmeeten.  Dorr, 
1.  Wiew,  88. 

Lichtingszeug,  pltd.  Lichtingsttg,  n., 
Blitzzeug,  Teufelszeug;  als  Schimpf- 
wort. Dat  Ldchtingstieg  schmeet  mi.  §n 
dat  Water,     Dorr,  1.  Wiew.,  81. 

lichtlich,  adj.  u.  adv,,  auf  leichte  Weise. 
J«roschin:dA  burc  sövestewas,  duz  man 
in  lichtlicher  Schicht  ir  gewinnin  Tnochte 
nicht  53  b.  want  er  nu  Itchtlick  hefte 
n£min  da  das  huis  gewunnin  157  a. 
Pfeiffer,  189. 

Lichtschwemmen,  n.,  s.  Lichtchen- 
schwemmen. 

Lichtung,  /.,  lichte,  ausgehauene  Stelle 
im  Walde,  Aushau,  Waldblöfze;  auch 
Lichting.     Vgl.  licht 

licken,  sw,,  ostpr.  pltd.  glike(n),  glei- 
chen, gleichkommen,  ähneln,  nach- 
schlagen (s.  schlachten).  Send  uk  noch 
andre  scheen^  Wer  lickent  dif  Dorr, 
37.  Dat  lickent  nich  na  em,  nich  nä 
er,  Einlage  bei  Elbing.  Sprw.  II, 
1716.  Das  likentihm  nicht,  kommt  ihm 
nicht  gleich.  Schemionek,  23.  Dat 
ji  dem Kneebands-Ring  denn  lichten  ganz. 


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liddern  —  Lilach. 


27 


Dorr,  1.  Wiew.,  121.  Im  Brem.  Wb. 
JII,  70:  liken,  bei  Schamb.,  124b: 
Itken, 

liddern,  si«7.,  s.  beliddern. 

Itden,  8ty  dulden,  ertragen,  aushalten. 
Se  mot  dat  alles  Itden.  Bei  J eros c  h i  n : 
cUt  von  er  diz  nicht  lange  leit  IIb. 
Pfeiffer,  189. 

Lidgan,  m.,  s.  Lichter. 

Liebe,  pitd.  Lew',  /.  1 .  amor.  2.  Name 
eines  FlüJ'zchens  bei  Marienwerder.  Die 
IJebe  geht  durch  Sorgen  in  die  Not. 
Wortspiel.  Das  Flüfzchen.  Liebe  geht 
durch  den  Sorgen-See  in  die  alte'No- 
gat  (Noacht,  fast  wie  Not  gesprochen). 
In  gleichem  Wortspiel  sagt  man  auch: 
Bei  Marienwerder  hört  die  Liebe  auf, 
3.  w.  jüd.  Vorn.,  auch  Lippe,  Flälow. 
Schmitt.  114.  4.  brennende  LUhe^ 
eine  Verbenenart  mit  brennend  schar- 
lachroten Blumen. 

Liebhaberei,  /.,  Liebe.  Abei^  habt  ihr 
auch  Liebhaberei  für  da»  Mäche  f  Dorr, 
1.  Wiew.,  13.    S.  Uebiichlceit. 

Liebldnd,  pltd.  L6fl(ind,  n.,  nicht  Kind 
der  Liebe,  sondern  Kind,  das  geliebt 
wird.  Sich  Liebkind  machen^  sich  durch 
Schmeichelei  bei  jemand  in  Gunst 
setzen.     Bock,  31.     Hennig,  145. 

Uebiichlceit,  pltd.  LIflichkeit,  /.,  Liebe. 
Ihr  möfzt  ons  heilig  vers§chern^  ob  ihr 
Leeflichkeit  fai*  er  ibbrig  habt.  Dorr, 
L  Wiew.,  13.    S.  Liebhaberei. 

liebstes,  pltd.  Ifiwstet,  Superl.  von 
lieb^  adj.^  Zärtlichkeitsausdruck,  Schmei- 
chelwort. Liebstes,  goldensteSj  rosenstes 
Mutterche! 

Liebstock,  Pflzn.,  gebräuchlicher  Lieb- 
stöckel, Levisticum  oßicinale  Koch. 
Weichseldelta.  Der  provinzielle  Name 
ist  ans  dem  allgemein  deutschen  und 
dieser  aus  dem  lat.  Leoisticum  entstafi- 
den.     Treichel,  Volksth.  ID. 

Liederjftn ,   m, ,    wörtlich  .  liederlicher 


Johannes;  zur  Bezeichnung  eines  lieder- 
lichen, durchtriebenen  Menschen,  aber 
auch  eines  Taugenichts.    Vgl.  Ausbund. 

liederlich,  od;.,  aufzer  den  gewöhn- 
lichen Bedeutungen:  fröhlich,  munter, 
durchtrieben,  zu  Scherzen  geneigt. 
M  uhling.  Er  ist  ein  liederlicher  Strick 
—  liederlich  vne  ein  Strick.  Das  ist 
'Tnal  eijie  liederliche  M arg  eil!  aber  das 
Wort  hat,  lächelnd  ausgesprochen.^  gar 
keine  üble  Nebenbedeutung,  Rosen- 
kranz, Kgsbg.  Skizzen  I,  145. 

liegen,  pltd.  ligge(n),  st  1.  sich  zeit- 
weise, vorübergehend  an  einem  Orte 
in  der  Provinz  aufhalten,  wie  das  von 
fremden  Kaufleuten  geschieht.  Davon 
Lieger,  w.,  Vertreter  einer  auswärtigen 
Firma,  der  auf  gewisse  Zeit  d^ese  in 
einem  Orte  vertritt.  Für  solche  Lieget' 
stellte  die  Weit-  und  Ltegerordnung 
in  betreff  des  Handeln  das  Genauere 
fest.  S.  wetten.  Vgl.  Hirsch,  227.  2. 
verweilen,  die  Zeit  zubringen.  Viel 
auf  der  Ldndstra/ze  liegen. 

Lieger,  m.  1.  s.  das  vor.  2.  lagern- 
der Bienenstock,  liegende  •  Klotzbeute ; 
daher  auch  Lagerstock.  Ist  der  Stock 
aufrecht  gestellt,  so  heiizt  et  Ständer. 
Bock,  Nat.  V,  205. 

Liegerordnung,  /.,  Ordnung,  (besetz 
für  die  Liege)\    S.  Wettordnung. 

Liepe,  Dorf  in  der  Nähe  von  Königs- 
berg. Einem  etwas  vom  Liepschen 
Schmied  erzählen^  ihn  durchprügeln. 
Sprw.  I,  1. 

Liepmann,  m.  jüd.  Vom ,  auch  Lipp- 
mann a.  Uppme.  Flatow.  Schmitt, 
112. 

Liestln,  Ortsn.,  s.  Leistin. 

Lietke,  m.  Vom.,  Elias,  s.  Elies. 

Lilach,  w.,  Voc  491:  Lylach  deut- 
scher Ausdruck  für  das  altpr.  Ploaste 
Betttuch,  Bettlaken.  Nsslm.,  Thes:, 
132. 


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28 


Lüge  —  lindem. 


Lilge,  Lilje,  rein  pitd.  Lttige,  /.,  Lilie. 

Lilienkonfalge,  Liiienkafalge,  -kumfalge, 
pltd.  Lttigekaf aige,  Maiblume,  Convallaria 
majalis  L.  Korrumpierung  des  syste- 
matischen Namens;  ebenso  poln.  kon- 
walia.  V.  Auer  deutet  lilia  cumJoliöQ) 
Ruf  der  Landfrauen  in  den  Stralzen: 
Frffsy  Lölgekafalge!  Gegenruf  der 
Stralzenjungen:  Du  Rackerkanalge  (Ka- 
naille)!    Kgsbg. 

liiia,  ITia,  *adj,  1.  zur  Bezeichnung 
der  Farbe  läa.  2  bildlich:  Er  ist  et- 
was Ulla  —  fo'/a,  er  ist  angetrunken. 
Mt  ÖS  ganz  liUa^  mir  ist  unwohl,  katzen- 
jämmerlich zu  Mute.     Bartenstein. 

Limone,  /.,  Kürbis,  Cucurbita  L. 
Weichseldelta.      Treichel,    Volksth., 

m. 

Limpe,  /.  Eine  Ldmpe  ziehen^  die 
Unterlippe  vorscbieben  als  Übergang 
zum  Weinen;  namentlich  von  kleinen 
Kindern.  Westpr.  Treichel.  Mud. 
eine  lipe  (Lippe)  machen.  Mnd.  Wb. 
n,  701b.    Vgl.  SchUbbchen. 

LTn,  /.,  Leine,  langer  Strick  aus  llanf 
oder  Flachs.  Jagltne,  -leine,  /.,  Leine 
zum  Jagen,  Fahren,  namentlich  bei 
vierspännigem  Fuhrwerk  die  Leine, 
mittels  deren  man  die  Vorderpferde 
regiert;  Leine  am  Jagnetz,  KiSderitn, 
WaschlTn,  Kleider-,  Waschieine,  /.,  Leine, 
woran  man  Kleider  und  Wäsche  zum 
Trocknen  aufhängt.  Ahd.  Und^  mhd. 
Un£. 

Lina,  hchd.  Linau,  Flülzchen  im  groi'zen 
Werder.  Ahd.  u.  mhd.  d  als  zweiter 
Teil  von  Flufznamenj  aus  aha^  afie,  /. 
Passarge,  351.     Schade,   la. 

Ltnbaum,  Linbaum,  m.,  s.  Leinbaum. 

lind,  fing,  adj.  1.  gelind,  mild.  Et 
ÖS  lind  Loft  2,  lose,,  wenig  dicht. 
Vgl.  lindem.  Bei  Jeroschin:  mild, 
nachsichtig,    nachgiebig,    den  undirtä- 


nin  swvnde  und  kegn  den  vtnden  linde 
112d.     Pfeiffer,  189. 

Lind,  /.,  Linde.  Hei  ös  nakt  mt  e 
Ldndy  welcher  die  Rinde  abgezogen 
ist. 

Linde,  /.,  gewöhnlicher  Heilige  Ldnde, 
ehemaliges  Kloster  im  Kr.  Rastenburg, 
in  der  Nähe  der  Stadt  Rössel.  Was 
ich  var  dem  vortrefflichen  Marienbilde 
im  Kloster  Linde  empfand.  Soph.  R. 
VI,  526.  Über  die  heilige  Linde  s. 
Näheres  Preufz.  Land-  und  Volksk., 
509  f. 

Lindendraschke,  m,y  s.  Draschke. 

Linderende,  n.,  s.  lindern. 

lindem,  ungern,  sw,^  hlngem,  ver- 
längern. Der  Aufzug  eines  Gewebes 
(die  SchenTig)  endet  in  dem  sogenann- 
ten Linderstock,  Lingerstock,  der  durch 
die  Enden  der  aufgezogenen  Fäden 
geht.  Die.ser  Stock  ist  mit  dem  Linder- 
Strick,  Lingerstrick,  verbunden,  welcher 
sich  um  den  Garnbaum  windet.  Reicht 
der  Aufzug  nicht  mehr  vom  Garnbaum 
bis  zum  Kamm^  so  mufz  er  gelinderty 
gdingert^  d  h.  durch  Abwinden  des 
Ldngerstricks  verlängert  werden.  Statt 
des  L>ingerstrickes  näht  man  oft  auch 
ein  Tuch  an  den  Aufzug,  das  Lindei^- 
tuch,  Lingertuch,  oder  zieht  mehrfach 
Schnüre  um  den  Linderstock;  diese 
ganze  Verlängerung  des  Aufzuges  heilzt 
das  Linderende  oder  Lingerende.  Auch 
nennt  man  das  nach  dem  Lindem  ge- 
webte Endje  eines  Leinwandstuckes  das 
LinderendCy  Lingeretule^  weil  es  linder, 
linger,  loser^  nicht  so  dicht  in  der  Fa- 
denlage ist  als  das  übrige  Gewebe. 
Der  Aberglaube  fordert,  dal'z  das  Lin- 
derende sofort  abgewebt  werde;  bliebe 
die  Leinwand,  nachdem  nachgelindert 
ist,  noch  über  Nacht  auf  dem  Web- 
stuhle,   so  würde    das    nächstgebor eue 


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Linderstock  —  Lis. 


29 


Kind  sich  einst  aufhängen.  Vgl.  Hexspr., 
126.     Das  Wirkgestell,  127. 

Linderetock,  -strick,  m.,  -tuch,  n.,  s. 
lindem. 

Liirdstocky  tti.,  langer  Stock,  Stange, 
ruhend  auf  der  Wagenachse.  An  den 
Lindstöcken  werden  die  largen  Leitern 
der  Erntewagen  befestigt.  Kr.  Berent. 
Sie  heilzen  im  Ki:.  Neustadt  Lenzstan- 
gen,  und  wird  dort  die  Fertigstellung, 
das  Langmachen  des  Erntewagens  das 
Auslenzen  genannt.     Treichel. 

fingen,  sw^  tauen,  abtauen;  von  be- 
frorenen  Fensterscheibeo.  Die  Fenster 
lingen^  sie  tauen  ab^  das  Eis  auf  den 
Scheiben  löst  sich  in  Wasser  auf/  Ling 
=  lind  (s.  d.).     Ermland. 

linger,  comp,  von  lang  u.  ling  (lind)^ 
länger^  linder,  loser,  lockerer.  S.  lin- 
dem. 

Ungerende,  -stock,  -strick,  -tuch  u.  lin- 
gem,  sw.^  s.  lindem. 

Ltnje,  /.,  Linie, 

Ltnjai,  n.,  Lineal. 

Linkpöt,  m ,  einer,  der  die  linke  Pfote, 
Hand,  zur  Arbeit  gebraucht.  Schimpf- 
und  Scheltwort.  Ebenso  in  Liv-  und 
Estland.     Hupel,  143. 

Linksanwalt,  m.,  im,  Gegensatz  von 
Rechtsanwalt  zur  Bezeichnung  eines 
schlechten  Katgebers. 

linksctl,  adj,y  von  links.  Er  ist  linksch^ 
arbeitet  mit  der  Linken. 

Linnen,  pltd.  LVnnen,  n.,  Leinwand. 
Auch  Linnenzeug,  pltd.  Lttnne(n)tTg,  n. 
Sie  hat  schönes  Linnen,  Se.  heft  scho- 
net Lönnettg.  Lit.  Unnas  ein  Flachs- 
stengel, linnai  Flachs,  Lein.  Nsslm. 
Wb.,  369b.     Hennig,  146. 

Linnenschaff,  n..  Schaff,  Schrank^  zur 
Aufbewahrung  von  Linnenzeug.  Hen- 
nig, 146. 

Unnenzeug,  n.,  s.  Linnen. 

Unnewille,  /.,   Zusammensetzung  aus 


Linnen  und  WolU^  Gewebe  aus  Leinen 
und  Wolle,  woraus  ärmere  Leute  ihre 
Kleider  verfertigen.     Hennig,  146. 

Ilnsch,  adj,,  s.  lUnisch. 

Lint,  Linte,  /.  1.  leinenes  Band,  auch 
seidenes  Hut-  u.  Armband,  Zier  band 
der  Platzmeister  bei  Hochzeiten,  Schleiff , 
Bandende.  Lettst  du  recht  lang  dei 
Linte  flattre.  Nowack,  61.  Mnd.  Zm^ 
plattes  Band,  holl.  lint  Band,  Borte, 
lit.  linta  Zierband,  Hutband.  Nsslm. 
Wb,  370a;  Forsch.  2.  Hennig,  146. 
2.  Quersaum,  Quarder,  Querdel. 

Lintrock,  m ,  Rock  mit  Linten  besetzt. 
He  heft  sine  Moder  ehr'  Lintrock  an^ 
,Ös  keen  HaaU  noch  Öse  dran,  Volksr., 
275,  961. 

Linwad,  /.,  s.  Leinwad. 

Lipp,  m.  Vorn.,  Gottlieb.  In  der  Dzg. 
Nhg.  Lieper.    Viol^t,  102. 

Lippe,  w.  jüd   Vorn.,  s.  Liebe. 

Lippiz,  Lippit,  m.,  weifzer  Met,  der 
aus  Lindenblutenhonig  gekocht  wird. 
Bock,  31.  Hennig,  146.  D^  hdl- 
gelbe  Meih^  so  von  dem  wei/zesten  Honig 
bereitet  wird^  Jieifzet  Lippitz  und  mrd 
vorzüglich  in  und  um  Kauen  gehrauet 
Bock,  Nat.  I,  276.  Auch  jetzt  noch 
kennt  man  hier  Lippiz- Honig ^  der  aus 
polnischen  Lindenwäldern  eingeführt 
wird  Der  Stamm  des  Wortes  ist  altpr. 
lipe  (Voc.  601),  poln.  lipa,  lit.  Upa^ 
lett.  leq>a  Linde.  Nsslm.  Forsch.,  2; 
Th.,  94.     Lit.  Aeq.,  20:  Uppit 

Lippmann,  Lippme,  m.  jüd.  Vom.,  s. 
Liepmann. 

lirumlarum,  interj,^  zurückweisend,  in 
dem  Sinne:  dummes  Zeug.  Er  kann 
nicht  lateinisch  lesen,  Lirum  larum, 
versetzte  Hen*  Puf,  er  wird  sie  deutsch 
curiren,     Soph.  R.  I,  362. 

LTS,  LTse,  w.  Vorn.,  Elisabeth. 

Lis,  LOfz,  /.,  auch  Lisstock,  LVfzstock, 
m.,  am  Leiterwagen  eine  der*  vier  ge- 


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30 


Lisch  —  Lischke. 


krümmten  starken  Stwigen,  Stämm- 
leisten,  welche  auf  den  Achsen  in  dem 
Achsennagel  ruhen  und  mittels  des 
Lisringes  oder  der  LiswMe  die  Leitern 
tragen.  Ihnen  parallel  gehen  aus  den 
Achsenpolstern  oder  Krängein  durch  die 
Leitern  diö  vier  Rungert,  Wagenlehnen; 
sie  tragen  den  zweiten  King  des  Lm- 
nnges,  Grimm,  Wb.  VI,  1020:  Ldese^ 
aus  mhd.  liuhse. 

Lisch,  w.,  Pflzn.,  stinkender  Schwer- 
tel,  Iris  foeUdisfdma  L,     Hagen,  46. 
Lische,  /.,  s.  das  folg. 
Uschke,  pltd.  LOschke,  /.    1.  Kober 
oblonger  Gestalt,  aus  Bast,  gespaltenen 
Weidenruten,  Rohr,   Wurzeln  etc.   ge- 
flochten, in  welchem  Feldarbeiter  und 
Reisende    ihren    Mundvorrat   mit    sich 
zu  fahren   pflegen.     Die  Lischke  .wird 
an  einer  durch  die  hervorragenden  Ran-* 
der  der  schmalen  Seiten  des  Hauptkör- 
pers und  des  Deckels  gezogenen  Schnur, 
an  welcher  der  Deckel  auf-  und  nie- 
dergeschoben werden  kann,    über  der 
Schulter    getragen.     Nsslm.    Th.,    95. 
Dmmach  gehen  sie  in* einen  Krug^  der 
ihnen  gelegen  ist,  die  Männer  setzen  sich 
sonderlich^  die   Weiher  dergleichen,  und 
haben  Paudeln  und  Lischken  mit  Fischen^ 
Gebratenes   und   Gesottenes,     Von   den 
alten    Sudauen    etc.     Erl.  Pr.  V,   718. 
Jn    einer  Urkunde    der   Haushaltungs- 
visitatoren   des  Oberlandes    von    1615 
(im  Magistrats-Archiv  zu  Passenheim) 
wird  der  Herrschaft  „das  kleine  Markt- 
recht,   als  hölzerne  Eimer,    Schaufeln, 
Töpfe,  Lischken   und  Besem   und   an- 
dere   dergleichen     kleine    Waare    in's 
Amt  Ortelsburg  zu  nehmen"  Vorbehal- 
ten.   Toppen,  Altpr.  M.  IV,  149.    Bg 
dem  Hüttel'  onn  Pqlmschen   Eochtiets- 
feste  wuü  dat  Brut-Paar  onn  gesammte 
Gäste  so  good  als  he  vermocht  beehm 
onn   dit  'klon  Löschkke   Riem   verehm. 


•  Carm.  nupt  V,  220  a.  In  Westpreufz. 
(Schmitt,  Westpr.,  166.  Klein  1, 
248  für  Danzig)  Luschke;  es  treten 
dort  auch  die  Namen  Lusch,  Lische  u. 
Liske  auf.  Möt  Pannkook  ward  de  Lusch 
geföllt.  Dorr,  19.  2.  Lischke  und. 
Liske  auch  Namen  von  Ansiedelungen 
um    eine    Ordensburg,    welchen,  noch 

*  nicht  das  Stadtrecht  beigelegt  war.  Sie 
bestanden  zum  grofzen  Teil  aus  sogen. 
Kretzem  (Voc.  382  kccixzemo\  d.  i.  aus 
Schank-  und  Höker  wirtschaften,  aus 
welchen  die  Burgbewohner  sich  ver- 
proviantierten. Der  Name  in  diesem 
Sinne  hat  sich  noch  erhalten  in  Lisca- 
Schaaken^  Dorf  in  der  Domäne  Schaa- 
k^n,  Kr.  Königsberg,  Liesken,  Vorwerk 
bei  Bartenstein,  Lisken,  zwei  Dörfer 
in  den  Kreisen  Lyck  und  Johannis- 
burg,  u.  in  Lieskendorf  bei  Nprdenburg. 
La  Urkunden  begegnen  wir  dem  Namen 
öfter:  Barthen  die  lyschke  hat  9  krecze- 
mer,  iczlicher  czinset  3  mark,  die  zu 
Limenburg  (Leunenburg)  vs  der  lyske,  die 
gehören  dem  pfleger,  Rat,  scheppen  und 
die  gemeyne  der  lyschken  czur  llaw  (Pr. 
Eylau)  .  .  .  huldigten  .  ,  ,  am  Sontage 
nach  Petri  ad  vlncida  etc.  Vgl.  die 
ausführliche  Abhandlung  von  Toppen: 
Über  preufzische  Lischken,  Flecken  u. 
Städte.  Altpr.  M.  IV,  Sil  ff.  u.  621  ff. 
Nsslm.  Forsch.,  2;  Th.,  95,  macht 
darauf  aufmerksam,  daiz  beide  Bedeu- 
tungen des  Wortes  Verwandtschaft  zei- 
gen, indem  Lischke  1.  für  das  Lidivi- 
duum  dasselbe  ist,  was  Lischke  2  für 
die  Bewohner  einer  Ordensburg  war, 
nämlich  der  Verwahrsam  für  den  Mund- 
vorrat. Toppen  (Altpr.  M.  IV,  149) 
wie  Nessel  mann  (Altpr.  M.  VI,  317) 
weisen  für  die  Ableitung  des  Wortes 
auf  das  altpr.  listis  (Voc.  412)  Lager, 
Heerlager  hin,  ersterer  mit  Hindeutung 
aut'  das  lit.  lizdas  Nest,  letzterer  mit 


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Lischkener  —  Litauer. 


31 


der  Annahme  einer  falschen  Schreibung 
statt  liscis.  Mit  dieser  Annahme  wäre 
jedoch  nur  Lischke  2  erklärt;  für  1. 
bietet  sich  das  von  Toppen  a.  a.  O. 
genannte  lisa^  liska^  lisicuy  das  in  ver- 
schiedenen slavischen  Sprachen  in  der 
Bedeutung  von  crates^  a^aticula  ge- 
flochtener -Korb,  Hürde,  Gitterkasten 
vorkommen  soll,  und  das  poln.  luszczka 
Hülse,  Samenbehältnis,  hohles  Behält- 
nis, Schale  bedeutet.  Mrofigov.-  H, 
415b;  I,  202b.  N.  Pr.  Prov.-Bl.  a.  F. 
VII,  108.  —  Scherzweise  bezeichnet 
man  mit  Lischke  1  auch  den  Bauch, 
Magen:  Er  hat  seine  Ldschke  gut  voU- 
gepackt^  er  hat  tüchtig  gegessen.  Sprich- 
wörtlich :  Kopp  af^  Zägel  ön  de  Losch, 
Elbinger  Ndrg  Öck  Herr^  du  Eerr^ 
2cer  ward  Löschke  drdgef  Wat  Gott 
gofty  dat  stock  ön  e  Löschke.  Sprw.  I, 
1586.  1354.  Bock/  32^.  Hennig, 
148.  Schmitt,  108.  Sper.ber,  40. 
Schemionek,  23. 

Lischkener,  ?n.,  pltd.  LOschkener,  nach 
Uennig,  149,  Postbote,  weil  ein  sol- 
cher die  Briefe  und  kleineren  Pakete 
in  einer  Lischke  mit  sich  trug.  Nsslm. 
Th ,  95. 

Lischkenkicker,  pltd.  LOschkekicIcer,  m., 
dex  in  die  Lischken  kuckt,  sie  revidiert, 
der  Steuer -Kontrolleur.  Vgl.  Sack- 
spicker. 

LTse,  /.,  w.  Vorn.,  Elisabeth,  als 
dumme  Ltse  das  Seitenstück  zum  dum- 
men  Hans. 

Ltsen,  Ft\S$en,  plur.f,  Fett  des  Schvjfei- 
nes  am  Bauche,  s.  v.  a.  Schmer.  Müh- 
ling. 

Liske,  /,  s.  Lischke. 

Lisring,  ?/».,  gebogenes  Eisenband  mit 
zwei  Endringen,  in  welchem  an  Lis- 
stock  u.  Runge  die  Wagen leiter  ruht. 
An  einfachen  Leiterwagen,  naqientlich 
in  Masureu,    ist  das  Band  aus  festen 


Wurzdn  gedreht  und  heil'zt  dann  Lis- 
W§de,  /.,  Lisvveide;  Weide  ^  Rute. 
Letzterer  Name  vielfach  auch  über- 
tragen auf  den  (eisernen)  Lisring. 

Lisse,  w.  Vorn.,  Elisabeth.  Engeseg- 
net'  lieft  de  Paster  Jan  on  Lissen  en  de 
Tru.     Volksl ,  42,  27,  2. 

Lisstöck,  m.y  s.  Lis. 

ListSn,  Dorfname,  s.  Leisten. 

Li8w6de,  /.,  s.  Lisring. 

Lit,  Litt,  pltd.  L»tt,  n.  1.  .Schenk- 
bank, Ladentisch, .  Kmmertisch,  ge- 
wöhnlich Tonbanky  T&mbänk^  /.  In 
ihr  befindet  sich  eine  Klappthür^ 
welche  den  Verkehr  zwischen  Verkäu- 
fer und  Käufer  ermöglicht.  Ouch  alte 
dy  do  byi'  schenken^  dy  sullen  einen  ke- 
gyl*vff  ir  lyt  setczen  by  XXXV l  schit. 
Willkür  der  Stadt  Marien  bürg  von  1365. 
Voigt,  Gesch.  Maiienburgs,  528.  Bei 
Jeroschin  auch  in  der  Bedeutung  von 
GUied,  Teil,  Abteihing:  -al  stne  lit  ir- 
qudmin  54  a.  cfe?^  lidir  ardenuTige  2  c. 
Pfeiffer,  189.  2.  Gelenk  am  Deckel 
eines  Trinkgeschirres.  •  Hennig,  146. 
Ahd.  lity  lith^  lid^  mhd.  lit  Deckel  oper- 
cuLwm^  ahgs.  hlid^  n.  Deckel,  Thür, 
engl,  lid  Deckel,  altfr.  AZwjZ,  lid  dass., 
altnord.  hlidh  Thür,  dän.  led  Zaunthür. 
Schade,  4Ö7a. 

Litauen,  Uttauen,  pltd.  Lettaue(n),  n., 
Ländername.  Das  preul'z.  Litauen  um- 
fafzt  d^s  Gebiet  zwischen  den  Flüssen 
Deime,  Pregel,  Angerap  und  Goldap. 

Litauer,  Littauer,  phd.  Lettauer,  ?n., 
Bewohner  von  Litauen.  Ausführhches 
über  ihn  enthalten:  Lepner,  Der 
preusche  Littauer  etc.  Danzig  1744. 
Pierson,  Matthäus  Prätorius'  Delicia^ 
Prussicae etc.  Berlin  1871.  Bock,  Ver- 
such einer  wirtlischaftlichen  Natur- 
gescMchte  etc.  Dessau  1782.  1,  154  ff. 
Preuiz,  Preulzische  Landes-  u.- Volks- 
kunde.   Kgsbg.  1835.    S.  224  ff.     Ihre 


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32 


Litewka  —  Lob. 


eigentumlichen  "Volkslieder,  Dainos^  fin- 
det man  in:  Dainos  oder  litthauische 
Volkslieder,  gesammelt  etc.  von  L.  J. 
Rhesa.  Kgsbg.  1825.  Nesselmaun, 
Littaaische  Volkslieder,  gesammelt, 
bearbeitet  und  übersetzt  Berlin  1853 
Lit.  Volkslieder  und  Mitteilungen  über 
deren  Wesen  bieten  ferner  die  N.  Pr. 
Prov.-Bl.  I,  230.  II,  261.  321.  HI,  80. 
V,59.  88.  344.  VI,  16. 190. 199.  VIII, 
401.411.416.  X,  321.  323.  XI,  88. 
97.  240.  N.  Fr.  Prov.-Bl.  a.  F.  XII, 
356.  421.  Ebenso  enthalten  dieselben 
vielfache  Mitteilungen  über  lit.  Sprache, 
Sagen,  Sitten  und  Gebräuche.  Vgl.  III, 
367.  IV,  144.  209.  173.  V,  232.  VII, 
456.  463.  VIII,  73.  75.  469.  Die 
Sprache  der  Litauer  fixierten  die  V^^ör- 
ter  bucher  von  Ruhig,  Königsberg 
1747;  Mielcke,  Königsberg  1800; 
Nesselmann,  Kgsbg.  1851;  Kur- 
schat, Deutsch-lit.  Wb.  Halle  1870  ff. 
2  Bde.;  Kurschat,  Grammatik  der 
lit.  Sprache.  Halle  187().  A.  Bezzen- 
bergers  lit.  u.  lettische  Drucke  des 
16.  Jahrh.  Göttingen  1874  ff.  u.  dessen 
Litauische  Forschungen.  Ebd.  1882. 
Von  beachtenswerter  Bedeutung  sind 
auch  die  Mitteilungen  der  (1879  ge- 
stifteten) litauischen  litterarischen  Ge- 
sellschaft. Heidelberg  1880  ff.  —  Der 
Litauer  im  Sprichwort:  Der  Litauei* 
ist  keinem  Deutschen  treu  und  wenn  er 
bis  Mittag  schläft  —  und  wenn  er  mit 
ihm  in  einem  Bett  schläft  Der  Litauer 
läfzt  seine  Nicken  nicht.  Der  Litauer 
kommt  Tfiit  dem  Zaume  auf  die  Welt, 
ist  ein  guter  Reiter.  Der  Litauer  rei- 
tet in  den  Wald  und  kommt  zu  fahren 
heraus^  er  ist  ein  guter  Schirrarbeiter. 
Vgl.  Sprw.  I,  2442  ff.  Der  Litauer 
nennt  sich  einen  Ochsen^  den  Szameiten 
einen  Pfahle  den  Juden  einen  Strick 
(zum  Anbinden  des  Viehes)^  den  Polen 


grünes  Gras^  den  Deutschen  eine  Rose. 
Passarge,  Balt,  140. 

Litewka,  /.,  kurzer  Männerrock, 
Waffenröck  der  Invaliden  aus  den 
Freiheitskriegen.  Tapiau.  Poln.  litewka 
Litauerin. 

Litt,  n.,  s.  Lü 

Littauen,  n.,  s.  Litauen.        * 

Littauer,  m.,  s.  Litauer. 

Litter,  /.,  Leiter.  Oberland.  Erm- 
land. 

Litze,  /.,  dünne  runde  Schnur.  Ver- 
gnUgte  mich  an  der  künstlichen  Ver- 
schränkung  dei*  Lizen  in  der  Decke  des 
obem  (Kutschen-)  Bodens.  Soph.  R. 
IV,  441.    Vgl.  Grimm,  Wb.  VI,  1072. 

Litzenpulver,  auch  Mützen-,  MUtzchen- 
puiver,  n.,  Medik    Pulvis  albißcans. 

Lizent,  m,  1.  Abgabe  für  ausgeführte 
Waren,  Seezoll,  Zoll,  Accise  überhaupt. 
Von  dem  lat.  licentia,  2.  Gebäude, 
worin  derLizent  erhoben  wird.  . . .  dafz 
die  Visitators  im  Thor  und  auf  dem 
Licent  jedermann  durchsuchen.  Soph. 
R.  II,  16.  Wer  die  ganze  Einrichtung 
des  Licents  nv  ht  leiden  kann^  der  kann 
auch  keinen  der  beim  Licent  angesetzten 
Officianten  ausstehn.    Ibid.,  315. 

Lizentschreiber,  m.,  Schreiber  auf  dem 
Lizept.  Herr  Licenischreiber^  lassen  Sie 
ihn  doch  rufen . . .  Herr  Licentschr eiber ^ 
sie  soll  atich  kommen.  Soph.  R.  VI, 
536. 

Lizentträger,  pltd.  Lizentdräger,  m., 
Arbeiter  auf  dem  Lizen t-Packhofe. 

böb,  pltd.  Lob,  n..  Ruf,  Führung;  das 
den  Dienstboten  ausgestellte  Zeugnis, 
es  sei  lobend  oder  tadelnd,  ja  sogar 
in  der  Verbindung  schlechtes  Lob.  Sich 
nach  dem  Lob  erkundigen;  —  ncu^h  dem 
Lob  fragen,  bei  der  bisherigen  Herr- 
schaft des  Dienstboten  über  dessen  Be- 
tragen und  Aufführung  Erkundigung 
einholen. 


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Lobatech  —  Loddert. 


33 


Lobat8€hy  m.,  roher^  uDgeschlachter 
Mensch.    Treichel.    Vgl.  Labasch. 

ISbbem,  sw.,  s.  labbern. 

Lobde,  Lobe,  /.,  s.  Uwe. 

Ubenicht,  pltd.  LVwnicht,  LOwnick,  m,, 
Stadtteil  von  Königsberg,  früher  selb- 
ständige Stadt  Der  Lobenicht  hat 
wahrscheinlich  seinen  Namen  von  dem 
Flüfzchen  Lobe  mit  der  Endung  nich 
welche  zar  Bezeichnung  der  an  einem 
Orte  wohnenden  Ansiedler  oft  vorkommt 
(Wolittnick  an  der  Wolitte).  Der  Or- 
den und  die  deutschen  Einzöglinge 
mochten  die  neu  erbaute  Stadt  im 
Gegensatz  zur  Altstadt  Neustadt  nennen 
(Hennig,  147);  man  wäre  aber  kaum 
auf  den  Gedanken  gekommen,  für  diese 
Neustadt  den  Namen  Lobenicht  zu  er- 
finden, wenn  Qicht  schon  vorher  eine 
Ansiedelung  gleicher  Benennung  an 
dieser  Stelle  vorhanden  gewesen  wäre. 
Das  Flüfzchen  Liebe  bei  Marienwerder 
hie(z  altpr.  lywa^  li/va^  lyve  (Nsslm. 
Th,  95),  von  den  Deutschen  in  den 
für  Flüsse  sinnlosen  Namen  Liehe  um- 
gewandelt. (Flüfzchen  mit  dem  Namen 
Liebe  giebt  es  noch  bei  Liebemühl^ 
Liebstadt,  Barten).  Einen  solchen  Na- 
men hat  nun  wohl  auch  das  Flüfzchen 
geführt,  welches  von  oben  her  an  der 
Stelle  des  später  angedämmten  Schlofz- 
teiches  flofz,  und  sodann  an  der  Grenze 
des  Lobenicht»  (heute  der  Ka^bach)  in 
den  Pregel  mündete.  Der  daran  liegende. 
Ort  hiefz  nun  Lywenick^  Löwenick^ 
vhchd.  Lobenicht  Hoffheinz,  Strafzn., 
599  £ 

Uchel,  n.,  s.  Uchel. 

LVchelbinse,  /.,  Waldbinse,  Scirpus 
$ilvaticu$  L.    Hagen,  58. 

Wcherig,  gewöhnlich  Ittchrig,  lächrig, 
adj.y  kritisch,  bedenklich,  verwickelt. 
De  Sach  os  löchrig^  sie  hat  ein  Loch. 
Mühling.      Nach    Treichel    l»€l(erig 

PrlMkU«,  WSrtorbaeh  U. 


löcherig.  Mir  ist  so  löckerig  im  Magen^ 
ich  fühle  Appetit:  lockerig  im  Magen 
und  leckerig  auf  der  Zunge. 

Locke,/.,  Flocke  von  Wolle,  s.  Flusch, 
Treichel.    Ittckerig,  adj.,  s.  löcherig. 

Lockrinskiy  m.,  von  locker  mit  poln. 
Endung,  lockerer,  leichtfertiger  Mensch. 
Schemionek,  23. 

Loddchen,  Pflzn.,  s.  Lottchenblatt 

lodderig,  gewöhnlich  loddrig,  adj.  1. 
von  hddemy  in  allen  Bedeutimgen.  2. 
unordentlich  in  der  Kleidung,  schlotte- 
rig, ohne  Halt,  lose,  nachlässig;  nach 
Gordack  auch  unzuverlässig.  Ahd. 
fotor,  mhd.  tofer,  htter  locker,  leichtfer- 
tig; nichtsnutzig;  gauklerisch.  Schade, 
571b.  In  Hessen  noch  lotterig  u.  hd- 
dericht.  Vilmar,  254.  Bock,  31. 
Hennig,  U7.  Nsslm.  TL,  218.  Sper- 
ber, 21. 

Lodderjftn,  w.,  wörtlich  loddriger  Jo- 
hannes,   S.  Loddert. 

loddem,  sw,  1.  mül'zig  gehen,  fau- 
lenzend die  Zeit  totschlagen.  Er  lod- 
dert den  ganzen  Tag  umher,  2.  ohne 
Anstrengung,  träge,  mangelhaft,  lang- 
sam und  schlecht  arbeiten.  Hiervon 
das  Subst.  Gelodder,  n.  Das  ist  ein 
reines  Gehdder  und  keine  Arbeit,  3. 
mit  dem  Seinigen  unwirtlich  umgehen, 
es  verbringen,  verkommen  lassen:  ver- 
loddem.  Es  ist  bei  ihm  alles  verloddert. 
Er  ist  ganz  verkoddert  und  verloddert^ 
in  Kleidern  und  Wesen  herunterge- 
kommen. In  Hessen  laddem.  Vi  1  m ar , 
234.  Für  Liv-  und  Estland  bei  Hu- 
pel,  144.  Sallmann,  74.  Vgl  ver- 
ludern, ioddrig. 

Loddert,  m.y  schmutziger,  unordent- 
licher, verlodderter  Mensch,  Taugenichts, 
MuTziggänger.  Unter  den  Schimpf- 
wörtern bei  Stein,  Peregrinus  XII,  82. 
W.  Mtebl.  V,  191.  Mhd.  loter,  htter, 
lockerer,  leichtfertiger  Mensch,  Tauge- 

3 

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34 


Loden  —  löfsch. 


nichts;  lit.  Idtras^  Spitzbabe.  Schade, 
571b.  Ebenso  Lodderjan.  In  Hessen 
Ladderham.  Vilmar,  234.  Vgl.  Lie- 
derjan. 

Loden,  plur.^  alte,  wertlose  Kleider. 
Sie  hatte  nur  die  paar  Loden  auf  dem 
Leibe,  Treichel.  Ahd.  lodo,  ludo^ 
ags.  häay  altn.  lodi  grober  Mantel,  zot- 
tiger Überwurf.  Vgl.  Weigand  I, 
960.    Grimm,  Wb.  VI,  1116. 

loden,  9w,^  BettfederD  in  die  Ein- 
schüttung  (s.  Mnlatt)  füllen. 

Lodiksblatt  (o  kurz),  n.,  Pflzn.,  ge- 
bräuchliche Klette,  Lappa  of/icinalis 
AU,;  wohl  von  dem  poln.  lodyga  Sten- 
gel. Die  Pflanze  heil'zt  auch  Pfaffen- 
knOpfe,  j^Zur.  Kr.  Carthaus.  Im  Weichsel- 
delta Kiettenbusch,  Klattbosch,  von  Klette 
oder  Klatten  =  Klunkern  (s.  d.).  Trei- 
chel, Voiksth.  I  u.  m. 

Lodichak,  m.,  verlodderter  Mensch, 
ohne  Haltung,  in  unordentlich  hängen- 
den Kleidern.  Davon  iodichakig,  adj. 
Nsslm.  Th.,  96.  Vgl.  lodderig,  Loddert, 
Leichak,  Laband. 

Lodiche,  /.,  Weichselkahn,  flaches 
Flulzschiff,  nach  Schemionek,  23, 
offenes  flachgehendes  Frachtschiff  für 
den  Drausensee.  Poln.  tod£^  russ.  hd'ja, 
böhm.  lodj  Boot,  Kahn,  Schiff;  in  Est- 
land ^Lodge  Lichterschiff.  Nsslm 
Forsch.  3.  Pierson,  A.  W.,  24.  Sall- 
mann,  13.  Nsslm.  schreibt  auchLod- 
dije,     S.  Lit-Aeq.,  20. 

Lttffel,  Leffel,  pltd.  LSpel,  m.  Bei 
Jeroschin:  leffil.  Pfeiffer,  186.  1. 
in  Redensarten:  Den  Löffel  fallen  lassen 
—  hinlegen  —  weglegen  —  umdrehen^ 
sterbeu.  Et  heft  weddei*  ener  den  L'epel 
hengeleggty  sagt  man,  wenn  die  Sterbe- 
glocke geläutet  wird.  Einen  über  den 
Löffel  barbieren,  ihn  betrugen.  Sie 
essen  mit  (aus)  grofzen  Löffeln,  es  geht 
bei  ihnen  hoch  her.    Er  ifzt  heute  mit 


dem  grofzen  Löffel,  befindet  sich  in 
voruehmer  Gesellschaft.  Er  ist  dicht 
beim  silbernen  Löffel,  ist  seinem  Ziele 
sehr  uahe.  Den  Löffel  umkehren,  hat 
aber  auch  eine  rein  wörtliche  Bedeutung. 
Wer  bei  der  Mahlzeit,  namentlich  bei 
einem  Gastmahl,  den  Löffel  umgekehrt 
auf  den  Teller  legt,  deutet  damit  an, 
dafz  er  von  der  genossenen  Speise  zur 
Genüge  habe.  2.  Ohr,  zunächst  des 
Hasen,  dann  aber  auch  des  Menschen. 
Es  ist  ihm  auf  die  Löffel  gefallen,  er 
ist  schwerhörig,  taub.  Vgl.  Sprw.  I, 
2453  ff.;  II,  1734  f. 

LOffelgardist,  LSpelgardist,  m.,  Spott- 
name für  einen,  der  sich  mit  Unrecht 
rühmt,  Soldat  gewesen  zu  sein;  auch 
scherzhafte  Benennung  für  einen  Knar 
ben. 

UffelkOSt,  pltd.  LSpelkost,  /.  (in  der 
Dzg.  Nhg.  mit  kurzem  e),  Speise,  die 
mit  dem  Löffel  zu  essen  ist:  Vorspeise, 
Suppe.  Ejs  war  nichts  als  Löffelkosty 
zur  Bezeichnung  einer  dürftigen  Mahl- 
zeit. Hennig,  147  f.  Scherzweise: 
Flcsch  ÖS  de  beste  L^peUcost  Sprw.  I, 
904.  Für  Liv-  und  Estland  bei  Hu- 
pel,  144.    Vgl.  hö Janen. 

löffeln,  leffeln,  pltd.  lüpeln,  sw.  1.  mit 
dem  Löffel  essen.  Ist  es  nicht  geschef- 
felt, so  ist  es  doch  geUffelt,  als  Aus- 
druck der  Genügsamkeit.  Übertragen: 
Es  löffelt  sich  so  sachtche  fort^  man 
kommt  allmählich  vorwärts.  Treichel 
hat  noch  vor-  und  nachlVffeln,  im  Trin- 
ken vor-  und  uachkommen.  2.  schmei- 
cheln, schön  thun.  Sich  gelöffelt  füh- 
len, sich  geschmeichelt,  geehrt  fühlen. 
Erinnert  an  Löffel  =  Ohr  (Hase).  Eu- 
len, Löfflen^  schertzen.  Leckem,  schos- 
siren,  coi'tesiren,  kützeln,  streichlen.  Rei- 
sen, küssen,  Possen.  Stein,  Peregrinus 
Xm,  1.    W.  Mtsbl.  VI,  111. 

Ittfsch,  l§f8Ch,  IVpsch,  I»w8ch  (Vokal 


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löften  —  Lomse. 


35 


lang),  adj.^  läofisch,  brünstig;  von  der 
Höndin;  übertragen  auf  mannstolle 
Frauenzimmer.  De  Zock  ös  löfachy  die 
Hündin  verlangt  nach  dem  Hunde. 
Bock,  32.    Hennig,  148. 

IVften,  9w,^  s.  lüften. 

ISflig,  adj.,  von  laufen,  pltd.  I6pe(n), 
lofen^  flink,  schnell,  munter.  Leute^ 
sdd  he,  heite  seid  mer  mal  hipach  löftig 
ze  Bein,    Dorr,  Driewjagd. 

lohnen,  sw.  1.  befriedigenden  Ertrag 
gewäliren.  Der  Roggen  hat  in  diesem 
Jahr  gut  gelohnt  2.  von  Erfolg  be- 
gleitet sein.  Das  lohnt  schon.  Dem 
ein  gutes  Wort  zu  geben,  lohnt  nicht, 
es  wäre  vergeblich.  Im  ersten  Sinne 
aach  bei  Hupel,  144. 

Lohnhofmann,  -hömann,  m.,   s.   Hof- 


loi,  adj.y  lau,  saumig,  lalz,  träge. 
Dönh.  Friedland  Ostpr.  HoU.  lui 
trage.  Davon  loien,  sw.  Von  Pferden, 
welche  nicht  mehr  ziehen  wollen  oder 
können,  sagt  man,  sie  loien. 

loien,  9w.,  s.  das  vor. 

Leilattch,  m.,  aus  loi  und  latsch  von 
latschen  (s.  d.)  zusammengesetzt ,  trä- 
ger, matter,  abgespannter  Mensch,  der 
nicht  vorwärts  will  oder  kann. 

LAk,  Pflzn.,  Sumpf- Brachsenkraut, 
Isoetes  lacustris  L,,  wohl  nur  der  pltd. 
Lauch,  mit  welchem  das  Brachsenkraut 
Ähnlichkeit  hat.  Treichel,  Yolks- 
thümliches  U. 

|j5iapp(olang),  97}.,  Nichtsnutz,  Leicht- 
fufz.  Lafz  den  Lohlapp,  den  Schuh, 
fahren.    Soph.  R  VI,  123. 

UHge,  /.,  LiUe,  s.  Ulge. 

Lomme,  kurz  Lomm,  auch  wohl  Lumme, 
/.,  nach  Nsslm.  Forsch.  3,  und  Th., 
218,  kleiner  flacher  Handkahn,  Boot, 
dessen  sich  die  Jäger  bei  der  Enten- 
jagd bedienen,  dann  Entenlomm  ge- 
nannt.   Der  Jäger  legt  sich  der  Länge 


nach  in  das  Boot,  die  Flinte  neben 
sich,  und  sucht  sich  mittels  ganz  kur- 
zer schaufelartiger  Handruder  dem  En- 
tenvolke unbemerkt  zu  nähern.  Der 
Name  tritt  jedoch  allgemein  für  Boot, 
Kahn  auf.  Nach  W.  Seidel,  32,  ist 
Lomme  ein  Flu(zfahrzeug,  dessen  sich 
die  Nehrunger  zum  Transport  von  Ge- 
treide und  Vieh  bedienen.  Auf  dem 
frischen  Haff  heifzt  Lomme  ein  flach 
gebautes  kleines,  offenes  Segel-  und 
Ruderboot,  ja  selbst  ein  grölzeres  Fahr- 
zeug zum  Transport  von  Steinen,  die 
es  selbst  mittels  Hebevorrichtung  aus 
der  Tiefe  emporhebt.  De  Lomm  ward 
tdrt  (geteert)  on  värgesocht,  zur  Zeit 
des  Eisganges.  D  orr,  18.  Vgl.  Sicke  u. 
Angelsicke. 

Lommenreeder,  m.,  Spitzname  für  einen 
Fischer,  der  ein  kleines  Boot  oder  einen 
kleinen  Kahn  besitzt  und  sich  daher 
mehr  dünkt  als  seine  Nachbarn;  über- 
haupt ein  reicherer  Fischer. 

LVmpen,  plur.,  unterer  Teil  der  Bein- 
kleider, etwa  von  der  unteren  Wade 
abwärts.  Hosen  hadd^  he  ohne  Lompen. 
Dorr,  63.  VolksL,  16,  8,  6.  Nicht 
bloi'z  unten  zerzauste  und  abgerissene, 
sondern  auch  aufiaUig  kurze  Bein- 
kleider nennt  man  Hose  ohne  Lompen. 

Lomse,  /.,  Stadtteil  in  Königsberg  auf 
dem  westlichen  Ende  der  Insel  zwi- 
schen dem  alten  und  neuen  Pregel.  An- 
fänglich war  diese  Gegend  mit  Baum-, 
Hopfen-,  Kohl-  und  Küchengärten, 
Scheunen,  Speichern  und  Ställen  be- 
deckt, und  noch  im  Jahre  1535  ver- 
pflichteten sich  die  Einwohner  der  Alt- 
stadt durch  einen  Vergleich  mit  den 
Kneiphöfem,  hier  keine  Wohnhäuser 
und  Keller  zu  erbauen.  Faber,  138. 
Eine  Deutung  des  Namens  Lomse  ist 
bis  jetzt  nicht  gelungen.  Die  mir  aus 
kaufmännischen  Kreisen  gemachte  An- 


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36 


LönDe  —  Loröl. 


gäbe,  dalz  Wittinniker,  Schimken,  von 
Lomza  an  dem  Narew,  welche  Stadt  in 
alter    Zeit    mit    Königsberg    lebhafte 
Handelsverbindang  hatte,  hier  ihre  Ge- 
treidelager aufgeschichtet,  ihre  Quaran- 
täne gehalten  und  sich    eine    ähnliche 
Stätte  hergerichtet,  wie  die  Flissen  auf 
der   Przerahka   in    Danzig,    läl'zt    sich 
nicht  begründen. 
Lttnne,  /.,  s.  Leinbaum. 
Lopatke,  /.,  s.  Lapatte. 
Lttper,  m.,  Läufer,  Zugleine  mit  Stroh- 
wiepen oder  Strohbündeln  besetzt,  zum 
Aufscheuchen    der    Fische.      Putziger 
Wiek.    Vgl.  Wischleine. 

Loppen,  m.y  Haufen;  vom  Heu  in  der 
Menge,  wie  man  es  den  Pferden  in  die 
Raufe  wirft.  De  Peerd  gehregen  fresche 
Streu  Un  enen  degen  Loppen  Heu, 
Viol^t,  102.  194. 
IVpsch,  adj.,  s.  fOfsch. 
Lbrbas,  m.,  Lieblingsschimpfwort  in 
Ostpr.,  besonders  in  Kgsbg.,  auf  einen 
rohen,  rüden,  flegelhaften  Menschen, 
namentlich  auf  einen  ungeschlachten, 
halbwüchsigen,  bengelhaften  jungen 
Burschen,  in  dem  Sinne  von  Lümmel, 
Taugenichts.  Aus  dem  gleichbed.  lit. 
lurbas^  lett.  lurbU  dummer^  gedanken- 
loser Mensch.  Li  Estland  Lurjes  Schlin- 
gel, Lotterbube,  Lümmel,  lurfus 
Taugenichts,  von  lurjama  unnütz  um- 
herschlendem ;  isL  Zwrt,  schwed.  lurk 
Schlingel;  erinnert  sei  an  das  pltd. 
lüren^  lauem,  lungern,  faulenzen.  In 
der  Saalfelder  Gegend  auch  L^basch, 
Im  Brem/  Lobbea,  Nsslm.  Wb.  376a; 
Forsch.  2;  Th.,  96.  Pierson,  A.  W., 
24.  Lit-Aeq.,  20.  Brem.  Wb.  IH, 
77.  Sperber,  21.  Schemionek,  23. 
Hupel,  147.  Sallmann,  53b.  Da- 
von das  Adj.  forbassig.  Tgl.  Laband. 
Lorbe,  /.,  Keil,  den  die  Brettschnei- 


der von  den  Stützen  ihres  Gerüstes  in 
die  Erde  einschlagen,  damit  diese  nicht 
ausgleiten.  Ermland.  In  der  Gegend 
von  Nordenburg  Lork,  Mühling,  N. 
Pr.  Prov.-Bl.  a.  F.  III,  440.  Lork,  m., 
Lorke,  /.,  ist  zunächst  der  Keil,  mit 
welchem  die  Brettschneider  den  Schnitt 
erweitern,  um  der  Säge  leichte  Bahn 
zu  machen.  Die  Lorke  schlagen^  den 
Keil  weiter  auf  die  Säge  zu  treiben. 

Lorchy  /.  u.  m.,  Lerche,  s.  Lftwark. 

Lore,  Ldr,  /.,  Dem.  Lärchen^  w.  Vorn., 
Leonore,  Eleonore.  Ich  that  Lorchen 
meinen  Antrag.    Soph.  R.  11,  170. 

Lorenz,  m.  Vom,,  Laurentius.  Hart- 
wich, 54. 

Lorenz,  m.,  krummer^  Reverenz,  und 
wohl  nur  Korrumpierung  dieses  Wor- 
tes, Visite.  Einen  krummen  Lorenz 
mcLchen,  einen  Glückwunsch  darbrin- 
gen, durch  einen  Besuch  Ehrerbietung 
bezeugen.  Sprw.  I,  2460.  Op  der  du 
Feu'  an  Brochmansche  Kesting  wuU 
sienen  krommen  Lorentz  maacken  ön 
truhartger  Buhr.  Titel  eines  Hoch- 
zeitskarmen.  Königsberg,  1722.  Carm, 
nupt  I,  282.    Vgl.  Uwerengs. 

Lorenzer,  Sandy  plur.^  Bewohner  von 
St.  Lorenz^  Kirchdorf  im  Samlande, 
Kr.  Fischhausen.  Der  Volkswitz  nennt 
sie  Schnodderschmiter  (-schmeifzer), 
spricht  ihnen  also  den  Gebrauch  des 
Taschentuches  ab.    Vgl.  Sprw.  I,  2461. 

Lork,  m.,  Lorke,  /.,  s.  Lorbe. 

L»rk,  LBrIce,  /.,  Lerche,  s.  Lewaric. 

Lorice,  Lurice,  /.,  Schelte,  Verweis. 
Er  hat  Lorken  bekommen.  Einem  Lor- 
ken anhängen,  Bock,  32.  Hennig, 
148.  Poln.  burka  dass.  In  Bayern  lurken 
auch :  verächtlich  reden.  S ch  m eller  II, 
489. 

LorVI,  LorVlje,  n.,  Lorbeeröl,  mhd. 
lorole.    Hennig,  148. 


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lorpsen  —  lossen. 


37 


Ittrpseriy  sw,^  rülpsen,  wohl  nur  Eor- 
rtunpienmg  dieses  Wortes*  Friedland 
Ostpr. 

los,  adj,  1.  locker.  Bei  Jeroschin 
auch  noch  in  der  Bedeutung  von  ver- 
änderlich: want  vü  veste  und  nicht  los 
was  8in  seligir  wüU  64d.  Pfeiffer, 
190.  Er  Idfzt  nicht  loa  und  hcker^  er 
ist  ein  fester,  energischer  Charakter. 
Vgl.  Losbäcker.  2.  unangebunden,  frei. 
Er  hat  ein  loses  Maul^  redet  unumwun- 
den, rücksichtslos. 

losackem,  sw.^  etwas  durch  anhalten- 
des^ bestürmendes  Bitten  erlangen.  Das 
hat  was  gekostet,  bis  ich  das  losgeackei*t 
habe.     Vgl.  loseisen  unter  eisen. 

Losbäcker,  m.,  Bäcker  losen,  lockeren 
Brotes,  des  Weifzbrotes,  im  Gegensatz 
zu   Fastbäcker  (s.  d.).     Hennig,  148. 

losbändig,  adj,^  ungebunden,  unver- 
heiratet, locker.     Sehern ionek,  23. 

Losbrot,  m.  1.  losgebackenes  Brot, 
Brot  vom  Losbäcker.  2.  Spitzname 
fär  einen  schwachen  und  schlechten 
Arbeiter.  Er  ist  ein  Losbrot^  eigent- 
lich Losbrotesser,    Sprw.  I,  2465. 

Lösch,/.,  Laterne.    Mühling. 

LSsch  (o  lang),  n.,  das  Schilf,  wel- 
ches von  den  Böttchern  zum  Verdich- 
ten der  FaCzdauben  gebraucht  wird. 
Muhling. 

loich§re(n),  sw.^  pltd.,  wohnen,  frz. 
loger.  Wo  Mchert  de  Herr?  Du  h- 
scherst  ganz  nett, 

LBschke,  /.,  s.  Uschke. 

LSschkener,  m.^  s.  Lischkener. 

loseisen,  sw,^  s.  eisen  u.  losackem. 

Loser,  Liiser,  m.  jud.  Vom.,  s.  Lei- 
ser. 

Losgänger,  m,y  der  los  geht,  frei  und 
nicht  gebunden,  unverpflichtet  ist,  un- 
abhängiger und  unverheirateter  Arbei- 
ter.   Uennig,  148.    Vgl.  Losmann. 

Losleder,  m.,  beliebtes  Schimpfwort. 


Nach  Klein  I,  286,  der  nur  den  Plur. 
anführt,  in  Danzig  Leute,  welche  sich 
mit  keinem  ordentlichen  Gewerbe  be- 
schäftigen, Umtreiber;  scherzweise  auch 
unverheiratete  Personen.  Sperber,  21, 
der  für  die  Etymologie  auf  hs  u.  ledig 
hinweist,  erklärt:  sanguinischer,  leicht- 
sinniger Mensch;  Schemionek,  23: 
„Mensch,  dem  die  Kleider  vom  Leibe 
fallen",  also  los  auf  dem  Leder  sitzen. 
Du  Losleder^  wie  kannst  du  so  faul 
sein!    Davon 

loslederig,  adj,^  unordentlich.  Als 
Schimpfwort:  losled'riger  Hund! 

Losleiite,  plur,  von  Losmann  (s.  d.). 

lOslich,  adj,  n.  adv,^  s.  I§8lich. 

Losmann,  m.,  plur,  Losleute,  Leute, 
die  los  =  frei  sind,  Tagelöhner,  die  in 
keinem  dienstlichen  Verhältnis  stehen 
und  unabhängig  zur  Miete  wohnen. 
Nach  Hennig,  der  nur  die  Mehrzahl 
hat,  sind  die  Losleute  unverheiratet, 
also  auch  nach  dieser  Richtung  hin  los 
und  frei,  was  jetzt  nicht  stets  der  Fall 
ist.  Sie  werden  auch  Losgänger  ge- 
nannt. Von  den  Handwerkern  ^  Po- 
wirpen^  Hirten^  Loosgängem  und  Ge- 
sinde soll  der  Decem  treulich  eingebracht 
werden,  Insterbg.  Kirch.- Visitat.-Ord- 
nung  II,  §6.  Hennig,  148.  Li  Liv- 
und  Estland  nennt  man  Lostreiber  bäuer- 
liche Tagelöhner,  Häuslinge.  Hupel, 
144.  Sallmann,  70a.  Mnd.  lösjun- 
gere  Hörige,  die  in  keiner  Genossen- 
schaft stehen.  Mnd.  Wb.  H,  729a. 
Vgl.  Freimann,  Hochmieter  u.  Inglleute. 

losschielzen,  sw,^  plötzlich  hervor- 
brechen; mit  der  Rede  herauskommen. 
Schief ze  hs!  zum  Kinde,  das  reden  soll. 

lossen,  sw,  1.  entlasten,  ausladen, 
lichten.  Ein  Schiff  lossen^  jetzt  löschen. 
2.  s.  V.  a.  aufmerken,  achten,  hören. 
Kommt,  last  uns  eilig  lossen  (: Possen) 
Und  sehn,   wer  Bräutgam   ist,    Carm, 


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38 


Losshaken  —  luchsen. 


nupt.  II,  280  d.  3.  kaufen  und  ver- 
kaufen, also  lo9en,  Vonn  Füchtrogenen 
zu  lassen.  Es  soll  kein  Mann  umb  die 
Fischtroge  auf  der  Füchbrucken  ge- 
legen^ lassen^  es  sey  den  das  er  ein  Mit- 
bürger ist  und  habe  der  Fischer  Guide. 
Kgsbg.  Willkür  von  1394.  Benecke, 
272.  Vortmehr  soll  niemandt  anders  uf 
der  Fischbrücke  loszen  vmb  die  Fisch 
tröge  und  um  die  Lachs  bencke^  den  die- 
ser Aldenstadt  eintoohner  und  mitbürger 
und  die  dieser  Fischer  gilde  haben.  Der 
Kgsbg.  Fischer  Rolle  1538  §  6.  Be- 
necke, 287. 

Losshaken,  m.,  Haken  am  frischen 
Haff.  Eine  Laichstelle  in  demselben 
reicht  vom  Losshaken  quer  über  die 
Bucht  bei  Haffstrom. 

lossprechen,  pltd.  losspr6ke(n),  st,  frei- 
sprechen. 1.  Lehrlinge  werden  losge- 
sprochen, d.  h.  vor  der  Gewerkslade 
aus  der  Jnngenschaft  entlassen  und  zu 
Gesellen  erklärt.  2.  Konfirmanden  wer- 
den vom  Unterricht  durch  die  Einseg- 
nung losgesprochen,  befreit.  Danzig. 
Klein  1,286.  E.  Förstern.  Anton, 
9,  18. 

lost  Es  lost  nichty  es  lohnt  nicht. 
Ermland.  Sperber,  21.  Der  Infinitiv 
losten  tritt  nicht  auf. 

L»(z,  /.,  Ufzstock,  m.,  s.  Lis. 

löty  adj.  u.  adv.,  spät.  Marienbg. 
Ndrg. 

Lot,  n.,  Richtung,  Ordnung.  Es  alles 
§m  Loth,  ist  alles  in  Ordnung?  Dorr, 
l.Wiew.,  126. 

IStabengig,  IStarbengig,  ISterbengig,  adj., 
nach  Mühling  in  der  Gegend  von  Bar- 
ten s.  V.  a.  unbändig,  aus  Rand  und 
Band;  bei  Schippenbeil  u.  Bartenstein 
weichmütig,  nachgiebig,  gleich  zu  Thrä- 
nen  gerührt.  In  der  Gegend  von  Döoh. 
blöde,  ängstlich,  weichmütig.  bengig 
würde  die  Doppelbedeutung  bängig  (von 


Band  u.  bange)  haben;  Mühling  deu- 
tet die  erste  Hälfte  des  Wortes  Iota  etc. 
=  los.(?) 

Uthardel,  -hari,  Pflzn.,  s.  Uthari. 

Lött,  n.,  s.  Litt 

Lottchenblatt,  pltd.  Lottkeblatt,  n.,  ge- 
wöhnlich im  plur,  Lottchenblätter,  nach 
Mühling  auch  Loddchen,  Pflzn.  1 .  Huf- 
lattich, Tussikigo  farfara  und  petasites 
L.  IjOttcken,  auch  Latke,  ist  Korrum- 
pierung von  Lattich,  In  der  Gegend 
von  Friedland  und  Saalfeld  Ostpr.  auch 
Latkeblatt  und  Brandlottchenblatt.  Die 
Blätter  des  gemeinen  Huflattichs  dienen 
den  Kindern  als  Sonnenschirme,  die 
von  T,  petas,  gebraucht  man  als  Haus- 
mittel auf  Wunden  und  Geschwüre. 
Hagen,  867.  Sperber,  21.  2.  grol'zer 
Wegerich,  Plantago  major  L.  Die  Blät- 
ter werden  als  kühlendes  u.  zusammen- 
ziehendes Wundkraut  gebraucht.  Dat 
Lottkeblatt  helt,  kelt  on  titt  de  Hott  af, 
es  heilt,  kühlt  und  zieht  die  Hitze  ab. 
S.  Leunis,  896.  956.  Vgl.  Lehm- 
biatter. 

IVtwenig,  adj,,  los,  locker,  ein  wenig 
los.     Pillau.     Mühling. 

LVwd  (o  lang),  /.,  s.  Uwe. 

löwen,  sw.,  zieren,  besonders  beim 
Essen  Low  dt  man  nich,  ziere  dich 
nur  nicht!     Samland. 

LSwen,  n.,  s.  Leben. 

LVwenhagen,  Ortsn.,  Dorf  (Bahnhof) 
im  Kr.  Königsberg.  Schimpf:  Ön  Lowe- 
hage  ös  e  Knäke  to  gnäge  fer  e  Hund. 

LSwerengs,  LVwerenz,  /.,  s.  Lewerengs. 

ISwsch  (p  lang),  adj.,  s.  ISfsch. 

LowTs(e),  w.  Vom.,  Luise. 

Hfwthulig,  adj.,  s.  lewthulig. 

luchsen,  luxen,  auch  lugsen,  sw.,  wie 
ein  Luchs  verfahren,  scharf  lauernd 
sehen,  im  günstigen  Moment  schnell 
zufahren  und  stehlen,  stehlen  überhaupt. 
In  Zusammensetzungen:  abluchsen,  be- 


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Lubatsch  •—•  Lüedbrot. 


39 


luchsen.  In  der  SchreibuDg  lugsen  ist 
an  lugen  gedacht  Vgl.  Grimm,  Wb. 
VI,  1223. 

Loibatsch,  m.,  s.  LAband. 

Lubbe,  /.,  Pflzn.,  Gartenmalve,  Lava- 
tera  trimestrü  L.    Mühling.     Dönh. 

lubben,  sw.^  verschneiden,  entmannen, 
kastrieren;  schinden,  abschinden.  Mnd. 
u.  holl.  Itibben  dass. ;  lit.  Itippu^  Iwppau^ 
lüpsUy  lüpti  schälen,  schinden.  Bock, 
32.  Hennig,  149.  331.  Nssim.  Wb., 
S76a. 

lUbbem,  sw.,  s.  labbern. 

Lucht,  /.,  Bodenraum,  Söller.  Ostpr. 
In  Westpr.  ßon,  Bän.  Liccht  =  hviit ; 
dän.  u.  engl,  loft  Boden,  Söller,  in  Liv- 
und  Estland  Lucht  und  Luft  Fenster, 
Fensteröfinung.  Auf  der  luftigen  Lucht 
wird  Wäsche  getrocknet.  Auf  der  Lucht 
wohnen^  im  höchsten  Stockwerk  woh- 
nen. Er  ist  von  der  Lucht  gefallen^ 
hat  sich  die  Haare  verschneiden  lassen. 
Brem.  Wb.  UI,  31.  Bock,  32.  Hen- 
nig, 149.    Sallmann^  37. 

Luchte,  f.y  s.  LQke. 

Luchtenknaster,  m.^  Knaster,  nur  auf 
der  Lucht  zu  rauchen,  zur  Bezeichnung 
einer  schlechten  Sorte  Rauchtabak. 
Auch  Loichtländer,  aus  dem  Luchtlande. 
Vgl.  Drängsel. 

■lichtem,  adj.  1.  munter,  freundlich, 
hell,  leuchtend,  lebhaft,  keck,  feurig. 
Bjin  luchtemes  Mädchen.  Was  hat  die 
für  luchteme  Augen  !  Diese  guten  Eigen- 
schaften in  der  Entartung:  durchtrie- 
ben, pfifSg,  listig,  verschlagen  (Müh- 
ling), leichtfertig  (Schemionek,  24), 
begehrlich,  lüstern  (Sperber,  21).  Se 
pUnkt  mi  to  on  kickt  mi  von  der  Sied 
so  luchtem  (begehrlich)  an.  Dorr,  1. 
Wiew.,  20.  Der  Stamm  des  Wortes  ist 
Licht  ^  goth.  liuhtjany  ahd.  liuhtan^ 
mhd.  Uuhten  leuchten,  Licht  verbreiten. 
Schade,  566a. 


Luchtländer,  m.,  s.  Luchtenknaster. 

Loicke,  /.,  s.  LQke. 

lUcke,  lücky  adj.y  glücklich.  Je  sehe- 
wer  je  lücke^  je  me'  (mehr)  de  lAied 
dana  kicke.  Jerrentowitz.  Im  Brem. 
hiky  im  Götting.  Ulcke^  im  Rein.  Vos 
lucke^  Tl.,  das  Glück,  holl.  luk,  engl. 
luck.  Brem.  Wb.  III,  96.  Schamb., 
127  b. 

Ludd,  m.  Vorn.,  Ludwig. 

Luder,  n.  1.  Fleisch.  Das  Pferd  be- 
kommt Luder  auf  die  Knochen.^  es  wird 
fett.  2.  Aas.  Das  stinkt  unterm  Lu- 
der,  ärger  als  Aas.  3.  altes,  mageres 
Pferd.  4.  Schimpfwort,  auch  in  scher- 
zendem Tone:  Er  ist  ein  dammligeSy 
ein  verdrehtes  Luder.  Sprw.  I,  2471. 
5.  Bei  Jeroschin  Spiel,  Verlockung, 
Nachstellung,  Lockfalle.  Pfeiffer, 
190.  6.  Haut,  zur  Bezeichnung  der 
Faulheit.  Dingsdag  lig  ock  op  dem  LS- 
der  {Luder)  y  auf  der  faulen  Seite. 
Sprw.  I,  2653. 

Luderbude,  /.,  im  Volksmunde  Bude, 
in  der  abgekochtes  kaltes  Fleisch  feil 
gehalten  wird.  Eine  solche  stand  in 
Königsberg  an  der  Holzbrücke. 

Luderjftn,  LUderjftn,  m.,  verluderter, 
verlodderter  Mensch.     Vgl.  LodderL 

Luderkaule,  pltd.  LQderkOI,  /.,  Grube 
für  das  Luder,  Aasgrube.  Dat  stinkt 
mi  ön  e  Luderkül. 

lodern,  sw.  1.  faulenzen,  tagedieben. 
Er  ludert  den  atcsgeschlagenen  Tag  herum. 
Mhd.  luoderen,  hiodem  schlemmen,  ein 
lockeres  Leben  führen.  Schade,  578a. 
2.  Luder  fressen;  von  Tieren.  Bei 
Jeroschin:  verlocken,  reizen,  da  mite 
st  in  lüderin  (ibrüderin)  woldin  vf  des 
todis  ds  84 d.    Pfeiffer,  19L 

LUding,  m.,  s.  Lädings. 

Ludichak,  m.,  Taugenichts^  s.  v.  a. 
Letehak. 

Lüedbrot,  n.,  LUedstftw,  /.,  s.  Leute. 


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40 


lüften  —  LuUeL 


lUften,  pltd.  Ittfte(n),  9w.  1.  befreien, 
öffnen,  aufmachen  und  dadurch  der 
Luft  Zugang  verschaffen.  Das  Zimmer 
lüften.  Schoten  lüften  —  auslUften, 
aufmachen,  enthülsen,  die  Erbsen  aus 
den  Hülsen  nehmen.  Engl,  to  lif% 
schwed.  lyfta^  dän.  hfte^  franz.  Uter^ 
lat.  u.  itaL  Uvare,  Sperber,  21.  2. 
Platz  machen,  Bahn  dfhen.  Eck  achreg: 
Wech!  Platz  gelöft!  Cann.  nupt  I, 
282. 

LUfUing,  m.,  windiger,  leichtfertiger 
Mensch. 

Liittpulver,  pltd.  Loftpolver,  n.,  graues, 
pulverisierte  Radix  ipecacuanha,  M  u  h  - 
ling. 

Lufttropfen,  pltd.  Loftdroppe,  plur.^ 
Medik.  Spiritus  aethereus. 

lugen  (u  kurz),  sw.j  lugen,  lauem, 
ahd.  luogen^  mhd.  luogen  aus  einem 
Verstecke  hervorsehen.  In  Masuren 
(Bialla)  nennen  die  Kinder  im  Versteck- 
spiel das  verstohlene  Sehen  durch  die 
Finger  der  die  Augen  bedeckenden 
Hände  luggen.  Du  mufzt  luggen!  d.  h. 
dir  die  Augen  zuhalten,  sagen  die 
Kinder,  welche  sich  verstecken  wollen, 
zum  „winkenden^  Kinde.    Vgl.  plinzen. 

LUgensacky  pltd.  Legesack,  m.,  zur  Be- 
zeichnung eines  Menschen,  der  gleich- 
sam einen  Sack  voll  Lügen  mit  sich 
fdhrt,  eines  grol'zen  Lugners. 

lugsen,  sw.^  s.  luchsen. 

LukafZy  m.,  Klotz,  auf  den  ehemals 
die  Verbrecher  behufs  der  Auspeitschung 
gelegt  wurden.  Von  dem  lit.  iükoszus. 
Sie  (Wahrsager  u.  Zigeuner)  sollen  von 
Anfang  zum  wenigsten  mit  dem  Ge- 
fängnis und  der  Lukafzen  gezüchtigt 
und  gestraft  werden,  Insterb.  Kirchen- 
Visit.-Ordg.  Hennig,  149.  Nsslm. 
Forsch.  2;  Th.  97. 

Luke,  hin  und  wieder  auch  Lucke,  /., 


fensterartige,  jedoch  unverglaste  Öff- 
nung in  Speichern  und  Bodenräumen, 
die  mit  einer  Lade  geschlossen  werden 
kann,  auch  in  Kellern,  die  jedoch  meist 
offen  bleibt  und  als  Luftloch  dient; 
Eingangsloch  in  den  Verdecken  der 
Schiffe,  das  eine  Fallthur  schlielzt. 
Vgl.  ahd.  luog^  luak,  mhd.  luoch,  luoc 
Loch  etc.  Schade,  578b.  Die  Luke 
zumachen^  sie  mit  der  Lade  schliefzen. 
Kickst  du  mt  üt  de  Lukef  wenn  man 
die  Schliche  eines  andern  duichschaut 
Treichel.  Der  Tod  safz  auf  dei* 
Keüerlak\  d.  h.  in  der  Öffnung  selbst 
auf  dem  Lukenbrett.  Volksr.,  121.  511. 
In  Hessen  der  Luken.  Vilmar,  254. 
Brem.  Wb.  HI,  97.  Dähn.,  288a. 
Danneil,  129a.  Hupel,  147.  Sall- 
mann,  37.  Hennig,  150.  Vgl.  LuchL 
Lukfichte,  /.,  Pflzn.,  schlechte  Fichte, 
vom  poln.  wlokno  Faser.  Schmitt, 
We8tpr.,166.  Treichel,  Volksth.  Vgl. 
Fichte. 

Lukrinski,  m.^  aus  lukrieren  mit  poln. 
Maskulinendung  gebildet,  ein  Mensch, 
der  seinen  Vorteil  zu  ergattern  ver- 
steht.    Gortzitza. 

Lulch,  m.j  PflzD.,  Schafschwiugel, 
Festuca  avina  L.  Bock,  Nat.  IH,  279. 
Auch  Lolch,  Lolium  perenne  L. 

Lullchen,  pltd.  Lullke,  n.  1.  kurze 
Tabakspfeife.  Dat  ös  geroad  genog^ 
mien  Lullke  antostöcke.  Carm,  nupt  I, 
282,  3.  On  ok  mien  körtet  Lullke  (nam 
eck  mie  mot).  Ibid.  VI,  242  b.  Auch 
Lull,  Lulle,  /.,  im  Flatowschen  Lulk, 
korrunip.  Nulk,  von  dem  gleichbed.  poln. 
lulka.  Soll  nach  Förstern  ann  türki- 
schen Ursprungs  sein.  Schmitt,  108. 
2.  Säugling.  Beides  von  lullen  sau- 
gen. 3.  Nach  Bock,  32,  auch  Schimpf- 
name.   Hennig,  150. 

Lullei,  m.,  Tölpel,  den  man  zum  besten 


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lallen  —  Luntrus. 


41 


hat  .  .  .  TTMkt  mi  to^m  LuUei  on  drieft 
hmenSpa/z  m§t  mi.  Dorr,  1.  Wiew., 
71. 

lullen,  9w,  1.  saagen,  an  der  Brust. 
2.  rauchen,  weil  der  Rauchende  saugt. 
Davon  einlullen,  ein  saugendes  Eind  in 
den  Armen  schaukelnd  einschläfern, 
wobei  man  sein  Gesicht  auf  das  des 
Kindes  druckt  und  dabei  leise  singt. 

Lumme,  /.,  s.  Lomme. 

LUnunel,  m,  1.  zur  Bezeichnung  eines 
unnützen  Knaben,  nichtsnutzigen  Jun- 
gen. Unterdessen  liefz  sich  der  Lümmel 
im  Hause  herumtragen  und  schrie  aus 
Leibeskräßen.  Soph.  R.  VI,  525.  LOm- 
mel  ab  flegelhafter  Mensch,  Tauge- 
nichts, ist  allgemein.  Vgl.  Grimm, 
Wb.  VI,  1289  f.  %penis.  Seinen  Um- 
mel  anbringen,  coire. 

Lumps,  m.y  schlechter,  grober  Mensch, 
Lump.  Treichel. 
-  Lundris,  Loindrus,  m.,  Taugenichts. 
In  Danzig  und  in  Westpr.  überhaupt 
ist  Lundris  ein  ebenso  beliebtes  Schimpf- 
wort, wie  in  Königsberg  u.  in  Ostpr. 
Larbas. 

Lungerbank,  /.,  Bank,  auf  der  man 
lungert^  Faulbank.     Mühling. 

Lungerer,  m.y  Faulenzer. 

hingem,  sw.  1.  faulenzen,  muizig 
gehen.  2.  bettelnd  etwas  zu  erlangen 
suchen,  s.  v.  a.  lunkem  (s.  d.).  Davon 
benimlungem,  sich  bettelnd  herumtrei- 
ben* 

IHnisch,  lUnsch  {ü  lang),  ITnsch,  adj,, 
und  meist  in  letzterer  Form  auftretend, 
tückisch,  versteckt,  falsch,  hinterlistig; 
in  der  Bedeutung  verwandt  mit  glupsch. 
Es  ist  das  im  BegrifP  verstärkte  Zau- 
nisch^  pltd.  lunisch^  und  wird  von  heim- 
tückischen Hunden  und  Menschen  ge- 
braucht. Nach  Marold  in  der  Gegend 
von  Kreuzburg  dummdreist,  von  einem. 


der,  dickhäutig,  sich  überallhin  erst 
treiben  läTzt.  Bock,  32.  Hennig, 
150.  Schemionek,  24:  lunsch  (wohl 
lünsch). 

lunkem,  sw.,  mit  Augen  und  Gebär- 
den nach  etwas  lugen  und  langen, 
streben,  begehren,  gierig  verlangen; 
durch  Schmeichelwort  das  Erstrebte  zu 
erlangen  suchen:  das  verstärkte  lungern. 
Pierson  in  den  Lit  Aeq.  weist  auf  das 
lit.  lunginti  schmeicheln  hin;  Nsslm., 
Forsch.  3,  bezeichnet  als  näher  liegend 
lüngurti  in  derselben  Bedeutung,  und 
das  substantivische  lunguro  zödzei 
Schmeichelworte,  lett.  lunkis  Schmeich- 
ler, Fuchsschwänzer,  lunkains  gelenkig, 
schmeichlerisch,  und  mit  Übergang  des 
k  in  z  lunzinaht  sich  anschmiegen  wie 
eine  Katze,  ee-  und  pee-lunzinatees  sich 
einschmeicheln.  In  Zusammensetzun- 
gen: ablunkem  (s.  d.),  durch  Scbmeichel- 
wort  und  Schmeichelblick  oder  durch 
List  etwas  erlangen,  gewinnen,  abneh- 
men ;  in  Posen  abluchem.  In  gleichem 
Sinne  eriunkern.  Bock,  33.  Hennig, 
150.  Brem.  Wb.  UI,  99;  Yl,  189. 
Sperber,  5.  Nsslm» Forsch.  3;  Thes., 
218.    Bernd,  2.     Anton,  9,  19. 

lUnsch  (ü  lang),  adj.,  s.  lUnisch. 

Hinsehen,  sw.,  nach  Mühling  bos- 
haft, mürrisch  aussehen.  Wohl  mit 
lünisch  verwandt. 

Lointenpuster,  m.,  Anblaser  der  Lunte, 
Spitzname  für  einen  Artilleristen. 
Mühling. 

Lointer,  m.,  unter  den  Schimpfwörtern 
bei  Stein,  wohl  =  Luntrus,  Pere- 
grinus  XH,  82.     W.  Mtsbl.  V,  191. 

Luntrus,  m.,  Schimpfwort  in  dem  Sinne 
von  Lorbas  (s.  d.).  Lit.  Idtras  Tauge- 
nichts, Spitzbube.  Auch  in  gemüt- 
lichem Sinne:  /,  he  kleener  Luntru/z, 
he!  vyie  hot  Iie  sech  wedder  zugericht! 


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42 


luntrassig  —  Machandel. 


Schaltj.,  1,  437.  Ermland.  Elbing. 
Pierson,  A.  W.,  25.  Lit.  Aeq.,  20. 
Sperber,  42.     Schemionek,  24. 

luntrussig,  adj.^  von  dem  vor. 

Lunz,  m,^  Lappen,  Lumpen;  als 
Schimpfwort,  üt  miener  Dar,  ji  Hex^ 
ji  Aa»^  ji  Lanz^  ji  Elk,ß  Flerr!  Dorr, 
1.  Wiew.,  100. 

LQr,  m,f  hinterlistiger,  tückischer 
Mensch.  Eck  «y  on  gooder  Btmr^  findst 
du  dat  nick  by  my^  so  seggi  eck  sy  ön 
Lahr,  Carm.  nu/pt,  V,  190  b.  Von  dem 
pltd.  lüren  lauern,  hinterlistig  auf- 
passen, sich  tückisch  zurückhalten;  da- 
her Lürangel  tückischer  Mensch.  Brem. 

Wb.  m,  101  f. 

Lurche,  /.,  schlechter  KaflFee.  Trei- 
chel. 

lare(n),  sw.,  s.  lauem. 

Lurke,  /.,  s.  Lorke. 

Luseh, /.,  s.  Lischke. 

Luiche,  w.  Vom.,  Luise.  Davon  das 
Dem.  Luschcfien.  GordackhältZ/w«^A- 
clien  für  Abkürzung  von  Karltischchen^ 
Dem.  von  Karl,  Danzig.  In  Ostpr. 
ist  Luschchen  Tändelname  für  Personen 
beiderlei  Geschlechts. 

Luschke,  /.,  s.  Lischke. 

Lust,  pltd.  Lost,  /.  Sie  ifzt  mit  Lust^ 


ist  schwanger,  nach  der  Wahrnehmung, 
dal'z  Frauen  in  diesem  Zustande  ab- 
sonderlichen Appetit  empfinden.  Bock, 
33.     Sprw.  I,  2490. 

Lustbude,  pltd.  LostbÖd,  /.,  Uarten- 
haus,  Gartenlaube.     Mühling. 

Lustgärtnierer,  m.,  s.  Gärlnierer. 

lustig,  pltd.  festig,  adj.  Er  ist  lustig, 
ist  angetrunken. 

lutschen,  sw.y  anhaltend,  ausdauernd 
saugen.  An  einem  Stück  Zucker  —  an 
der  Mutterbrust  lutschen.  Vgl.  ablut- 
schen. 

Lutschpummel,  m.,  s.  das.  folg. 

Lutschpungel,  n.,  Lutsch-,  Saugbeutel 
zur  Stillung  kleiner  Kinder.  In  Westpr. 
auch  LutschpummeL  Treichel.  Vgl. 
Pungel. 

Lutter,  m.j  der  durch  Feuer  abgetrie- 
bene Branntweinstoff.  Mühling.  Von 
lüttem.    Vgl.  Grimm,  Wb.  VI,  1354. 

lüttem,  sw.  1  läutern,  abklären,  ab- 
gielzen.  Mühling.  2.  lodern.  Ver- 
grabenes Geld  luttert  zuweilen,  es  lodert, 
brennt.     Treichel,  Volksth.  III. 

Lux,  m.  Vom.,  Lukas.  Hartwich, 
54. 

luxen,  sw.,  s.  luchsen. 


M. 


m,  Schmelzlaut,  hat  als  Anlaut  im 
Plattdeutsch  gleichen  Klang  mit  hchd. 
m,  als  Auslaut  tritt  es  oft  statt  n  auf: 
Fadem  Faden,  Bessern  Besen,  Bossem 
Busen,  Spadem  Spaten,  Jumfer,  Jam- 
/er  Jungfer.  Lehmann,  Volksmd., 
29. 

mä,  adj.,  s.  mär. 

Mäagt,  /.,  Magd.  Dzg.  Nhg.  Vio- 
l^t,  102. 


Machandel,  m.,  Wachholder,  Junipe- 
rus;  Wachholderbranntwein,  holl.  Ge- 
never^  engl.  GHn.  Er  wird  oft  mit 
Zucker  versüCzt  getrunken  und  dann 
in  einem  Glase  mit  einem  Stäbchen 
zum  Umrühren  vorgesetzt.  Daher  for- 
dert man :  Machandel  mit  dem  Knüppel 
und  M.  ohne  Knüppel.  Danzig.  El- 
binger  Ndrg.  Sprw.  I,  1532.  P as- 
sarge, 220.    Auch  in  Bremen  Machan- 


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M&che  —  maddern. 


43 


&/ Wachholder,  MachandelbeerenWsLch' 
holderbeeren.  Das  Wort  ist  durch 
Wechsel  des  M  mit  W  gebildet,  ßrem. 
Wb.  m,  108.  Ebenso  bei  Schatze 
in,  70.  Danneil,  130a.  In  Göttin- 
gen itfacÄawrf^feij.JtfacÄoW^^.  Scham  b., 
128a. 

Mftche,  Mäche,  Mächen,  pltd.  Make,  n., 
Mädchen.  Ennland.  Elbing.  Nu  wäar  es 
doch  och  Zait,  dafz  wa^s  Mache  wo  kunne 
unjahränge,  Ermländ.  Freisch.,  5.  An 
der  See  sack  he  en  Mächen.  Elbing. 
Schaltj.^  3,  B.  Könnt  ihr  verspreche 
dem  Mäche  Gutts  ze  thue?  Dorr,  1. 
Wiew.,  13. 

Macheier,  m.,  wollener  Kleidersto£P 
alter  Zeit.  Kleider-Ordnung  v.  1529. 
Frisch  I,  f;30c.    Vgl.  Durant 

MachSle,  /*.,  cunma^  vulva.  Friedland 
Ostpr.    Vgl.  MechTle. 

macheln,  8w,y  aufhetzen,  verleumden; 
betrugen;  betteln.  Mühlin g  Davon: 
Machler,  tw.,  Ränkeschmied,  Verleum- 
der, Betrüger.  Machlerei,  /.,  Verleum- 
dung ,  Klatscherei ,  D  urchstecherei. 
machlerisch,  adj.^  zum  Hetzen  geneigt  etc. 
Nach  Treichel  hat  macheln  auch  die 
Bedeutung  essen,  wohl  von  dem  hebr. 
ochal  essen,  ma-achol  Speise,  also  Speise 
zu  sich  nehmen. 

machen,  pltd.  makeCn)  (a  =  ä\  sw.  1. 
ccujore^  in  der  Kindersprache.  Mach 
doch!  Mast  schon  gemacht?  A-a  ma- 
chen, 2.  atcs  sich  etwas  machen,  auf 
sich  halten,  sich  geltend  zu  machen 
wissen ;  gcgenteils :  atcs  sich  nichts  ma- 
chen. Sich  breit  machen,  hoffartig  thun. 
*  Hennig,  320  f.  3.  sich  machen,  pltd. 
sock  make,  sich  darstellen,  ausnehmen. 
Es  macht  sich  gut,  sieht  gut,  d.  h.  ge- 
fallig, ansprechend  aus. 

Mächen,  n.,  s.  Mftche. 

machhaftig,  adj,^  angänglich,  möglich, 
ausführbar.     Das   §s   nich  machhaftig, 


dafz  das  Concü  von  einem  Ofrohr  ze 
höre  kriegt.     Dorr,  1.  Wiew.,  4. 

Machhurtig,  m,,  Diarrhöe,  s.  DUnne. 

Machfle,  m.,  s.  MechTle. 

Machler,  m,,  Machlerei,  /.,  machlerisch, 
adß.,  s.  macheln. 

mächtig,  adj,  u.  arft?.,  aufzer  der  üb- 
lichen Bedeutung:  sehr,  ausnehmend, 
besonders :  mächtig  grofz,  mächtig  reich, 
mächtig  kalt.  Hennig,  151.  In  gleichem 
Sinne  früher  grofze  Macht,  Das  Auf- 
gebot zur  Heeresfolge  an  die  Freien 
auf  Samland  vom  Jahr  1464  schliefzt, 
nachdem  alle  Forderungen  genau  ge- 
stellt  und  die  Mahnung,  denselben  mit 
FleiCz  nachzukommen,  ausgesprochen, 
mit  den  Worten:  denn  unserm  ganzen 
Orden  und  uns  allen  mit  einander  ist 
grofze  Macht  daran  gelegen.  Beitr.  z. 
Kde.  Pr.  I,  352. 

Mächtiger,  m.,  nach  Klein  II,  4,  ein 
Danziger  Ausdruck  für  Advokat,  gleich- 
sam Bevollmächtigter.  Scheint  in  die- 
ser Bedeutung  untergegangen.  E. 
Forst em.  In  Pommern  ebenfalls  in 
der  Bedeutung:  Bevollmächtigter. 
Dähn.,  292b. 

mack,  adj,,  s.  mak. 

mackeln,  sw.,  wohl  Dem.  zu  machen, 
daher  etwas  im  geheimen  thun.  Klein- 
liches vorhaben.     Marold. 

Mädchenmutter, /.,  s.  Mägdemutter. 

Mädchens,  im  Ermlande  Mäches,  pltd. 
Makes,  plur,  von  Mädchen.  Die  Mäd- 
chens vom  Hofe,    Vgl.  illa. 

maddern,  sw.  1.  unbefugt  mit  einem 
Gegenstande  sich  zu  thun  machen. 
Man  ruft  Kindern,  welche  sich  mit 
Sachen  viel  zu  schafiPen  machen,  die 
sie  verderben  könnten,  zu:  Lafz  stehn, 
madder  nicht!  Was  madderst  du  an  der 
ührf  2.  probieren,  versuchen,  mit 
dem  Nebenbegrifife  des  Ungeschicks, 
stümperhaft  mit  einer  Sache  umgehen. 


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44 


Madel  —  Magritsch. 


Wie  lange  maddert  er  denn!  Maddem 
koaft  Geld.  3.  etwas  stümperhaft  aus- 
führen, arbeiten,  obenhin  verrichten. 
Das  ist  man  gemaddert  und  nicht  gear- 
hdtettBock,  33.  Hennig,  151.  289. 
Davon  Madderei,  /.,  annütze  und  un- 
befugte Beschäftigung,  schlechte,  stüm- 
perhafte Arbeit,  Stümperei.  In  Pom- 
mern Madderij  u.  Afaddtoark.  Dähn., 
291b.  Madrak,  m.,  Madderer,  Stüm- 
per etc.  Sperber,  38.  vermaddem, 
durch  ungeschickte  Behandlung  ver- 
derben, in  Unordnung  bringen.  Es  ist 
alles  vermaddert.  Lit  madaröti  raad- 
dem,  imnütze  Dinge  vorhaben,  mada- 
r&nka^  m,  u.  /.,  Nichtsnutz,  Sudeler, 
madaras  schlechte  Arbeit,  Sudelei;  poln. 
Tjiadrowac  pfuschem.  In  Hamburg  u. 
Bremen  maddeln  für  martern  und  übel 
handhaben.  Nsslm.Wb.,  378a;  Forsch. 
3;  Th.,  218.  Altpr.  M.  VIII,  366. 
Pierson,  A.  W.,  25.  Mrongov.  II, 
580a.  Brem.  Wb.  III,  108.  Für  Liv- 
und  Estland  Hupel,  148.  S allmann, 
37a. 

Madel,  m.  j  üd.  Vom.  Flato w.  Schmitt, 
112. 

Madenscheifzer,  pltd.  Madeschtter  (a=a), 
m.  1.  grofze  Fliege,  Schfüeii'zfliege, 
Aasfliege.  Nach  Mühling,  Tiern-,  174, 
auch  Madenträger.  Wt  e  Madeschtter 
bromme  —  kräle.  Korrespbl.  HI,  52. 
2.  ein  Reicher.  Ös  wedder  e  Mädescht- 
tet*  (auch  MädesacK)  gestorwe,  Kgsbg. 
Vgl.  Bratenfresser. 

madig,  adv.^  in  madig  machen^  aus- 
schimpfen. Du  half  emal  den  Mundy 
so  madig   lafz  ich  mich  nicht  machen, 

Madrak,  m.,  s.  maddern. 

Maffetchen,  n.,  kleiner  Witz,  Streich. 
Mafettchen  macfien^  Streiche  machen. 
Sperber,  46. 

Magantsch,  m.,  s.  Magrltsch. 

Magd,  pltd.  Magd  (a  =  a),  in  der  Dzg. 


Nhrg.  Mäagt,  plur.  Mägdl^  im  Gegen- 
satz zu  Knecht  jeder  weibliche  Dienst- 
bote. Von  dem,  der  einen  fettigen 
Mund  hat,  sagt  man:  Du  kannst  got 
Magd  mede  (mieten). 

Mägdemutter,  /.,  früher  Bezeichnung 
für  eine  Gesindevermieterin.  Danzig. 
W.  Seidel,  32.  Klein  II,  4,  hat: 
Mädchenmutter.  Auf  der  Dzg.  Nhg. 
Mägdmöder.    Viol^t,  102. 

mägen,  Präs.  mag{ch\  Imperf.  mogt^ 
muchty  Part,  gemocht^  mögen,  können, 
wollen,  begehren.  Wet^t  mach^  de 
machte  wert  nich  mach^  de  mach't  vx>l 
nich  mögen.  Dorr,  79.  Wat  öck  nich 
mach^  dat  drägt  de  Schlag.  Sprw.  I, 
2646.     Mach  et  att,  sei  es! 

Magenschraper,  pltd.  Mageschraper^ 
m.y  was  den  Magen  schrapt,  den  ver- 
dorbenen Magen  wieder  in  Ordnung 
bringt.  Alter  Wein  ist  ein  guter  Ma- 
genschraper.  Hennig,  246.  Vgl.  schrft- 
pen  u.  Schrflper. 

Magenwehtage,  /.,  s.  Wehtage. 

Magerkraut,  n.,  wohlriechender  Wald- 
meister, Aspei'tda  odorata  L.  Uagen, 
156. 

Magge,  /.,  s.  Nage. 

Magistratsdroschke,  /.,  Deckelwagen, 
in  welchem  Trunkene  oder  Renitente 
von  der  Stralze  fortgeschaflFt  werden; 
auch  Nasenquetscher.    Königsberg. 

maglich,  adj.,  s.  maklich. 

Magrltsch,  MagarTtsch,  Margrttsch,  m., 
Vertragstrunk,  Kauftrunk,  Schmaus, 
den  nach  abgeschlossenem  Kaufgeschäft 
gewöhnlich  der  Verkäufer  dem  Käufer 
und  den  Zeugen  des  Handels  giebt. 
Etwas  zum  Magrttsch  geben.  JNu  mot 
wt  6k  noch  Magrttsch  drinke.  Hennig, 
leitet  es  von  merga  Maid,  Magd,  her 
und  meint,  anfanglich  sei  das  Geld  da- 
runter verstanden,  welches  man  den 
Mägden    beim   Mieten   auf  die   Hand 


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mablen  —  mak.  45 

gab.    Lit.  magaryczos^  magryczosj  russ.  Weide,  Salix  amygdalina  L.   Hagen, 

mogarycZy   magarycz.    Nsslm.  Forsch.  1015.     Pritzel,  354. 

2;Tli.,  98.    Hennig,  151.  331.  Sper-  Maikaize,  pltd.  Maikatt,  /.,  Katze  im 

ber,  41.     Vgl.  Leinkauf.  Mai  geworfen.     Die  MaUcatzen  ersäofb 

mahlen,  part,  gemahlen^  wühlen,  gra-  man,    weil  sie  nicht  gut  mausen  und 

bend  Erde  aufwerfen.    Der  MoUumrm  viel  schreien. 

(Maulwurf)  mahlt  Maikiick,   Maikreck,  m,  u.  /.,   Eiiäk- 

Mahlgasty   pltd.    Malgast,   m.,    Kunde  ente,  Anas  querquedula,    Bujack,  388. 

in   einer   Möhle,    der   daselbst   regel-  Mühling. 

mäfzig  sein  Getreide  mahlen  läfzt.    In  Malte,  w.jüd.  Vom.  Flatow.  Schmitt, 

früheren  Zeiten  waren  gewisse  Dörfer  114. 

gewissen  Mühleli  durch  obrigkeitliche  Maizauken,  /.,  Pflzn.,  gemeine  Mai- 
Anordnung  zugeteilt;  es  bestand  somit  blume,  GonvaUaria  majalü  L.  Hagen, 
Mahlzwang,  Vgl  Grimm,  Wb.  VI,  368.  In  Schwaben  Maienzacken. 
1456.  Pritzel,  107. 

Mahipfennlg,  m.,  Zins,  den  der  Orden  Mftk,   Mike,   /.    1.    die   Mache,   das 

von  den  Mühlen  einzog,  von  5  bis  auf  Machen,    Fertigschaffen   eines  Dinges. 

60  Mark.     Mühling.  Dat  Kled  ös  ön  e  Mdk^  ebenso  hchd. 

Mahlzeit,  pltd.  MaltTd  (a  =>  a),  /.,  Hoch-  das  Kleid  ist  in  der  Mache.    2.  bildlich: 

zeitsroahL    Zur  Hochzeit  bist  du  doch  Einen  in  der  Mdk  haben  —  t&n  in  die 

nicht  geladen^   sondern  nur  zur  Mahl-  Make  nehmen,  ihm  zusetzen  mit  Hieben, 

zeity    sagt   man   zweideutig   scherzend,  Verweisen,    Spott  etc.     Er  sieht   aus, 

wenn  jemand   von    seiner    Einladung  als  hatten  ihn  die  Blähen  in  de  Mdk 

zor  Hochzeit  spricht.  gehabt,  abgerissen,  unordentlich  in  den 

MBhr,  Mähre,  /.,  Möhre,  gelbe  Rübe,  Kleidern.     Sprw.  I,    194.     Hennig, 

Daucus  carota  L,  150. 

Maiaffe,   pltd.   Maiflp,   m.,   Schimpf-  mak,  mack,  adf.   1.  matt,  abgemattet, 

wort.     Na  solke  Maidpe!  müde,  abgetrieben,  erschöpft,  verzagt, 

Maibaum,   Maien,   m.y   weiize   Birke,  geduldig,  fiiedsam,  zahm;  von  Tieren 

Betula  alba  L.    Hagen,  1002.  und  Menschen  und  namentlich  von  sol- 

Maiblltter,  pltd.  Maibotter, /l  I.Butter,  chen,    die   zuvor   wild   und   unbändig 

die  im  Monat  Mai  bereitet   ist.    Ka-  waren.     Nur  abei'  Aug  und  Haupt  im 

rauschen  mit  Maibutter,  Karauschen  in  NoihfaU  gut  verhüllet.    So    wird  das 

Maibutter   zubereitet     2.  Medik.    Un-  Thierchen  mack,   das  sonsten  rüllt  und 

guentum  Majoranae.  brOUet.     Carm.  nupt.  I,  264.    Ihr^  und 

Maie,  /.  u.  m.,  junger  Ast  vom  Map-  die  so  mack  und  kirre^  Die  so  verliebt 
bäum,  Birkenzweig.  Zu  Pfingsten  dort  stehn  im  Kranz.  Ibid.  II,  232  f. 
werden  Häuser,  Zitnmer,  Baugerüste,  Engl,  meek^  isl.  miuk,  in  Bremen,  Dit- 
Pferde  etc.  mit  jungem  Birke^ube,  mars.,  Osnabrück,  Holstein  mak.  Brem. 
den  sogen,  itfat^,  geschmückt.  Volks-  Wb.  IH,  113.  Schütze  111,72.  Dan- 
kalender, 101.  neil,  130a.    Hennig,  152.    2.  wohl, 

Maien,  m.y  s.  Maibaum.  behaglich,  zufrieden;  Gegensatz  unmak, 

Maihob,   n.,   Pflzn.,   mandelblättrige  onmak.      Et  os  gewefz   keen   dommer 


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46 


mäkeln  - —  malen. 


Schnack,  Ek  fehl  mi  hier  (in  der  Neh- 
rung) gewaltig  mack     Viol^t,  194. 

mäkeln,  sw,  1.  Kleinigkeiten  tadeln, 
Fehler  aufsuchen,  namentlich  an  den 
Speisen  einen  Makel  finden.  Er  hat 
immet  was  zu  mäkeln.  S.  bemäkeln. 
2.  sich  mit  dem  Verkauf  geringer  Dinge 
abgeben,  Kleinhandel  treiben,  oder  auch 
das  Amt  eines  Mäklers  verwalten.  Hen- 
nig,  153.  Vgl.  Grimm,  Wb.  VI, 
1489. 

makhaft,  adj.y  machhaft,  d.  i.  vortreff- 
lich. He  w<yrd  fm  Drunk  gemakt,  §s 
dat  nich  en  makhafter  Humor?  Dorr, 
1.  Wiew-,  19. 

Mäkler,  m.  1.  Tadler,  tadelsiichtiger 
Mensch.  2.  Kommissionär,  Unterhänd- 
ler, Verkäufer. 

maklichy  adj.  u.  adv.  1.  mächlich, 
gemächlich,  bequem,  leicht,  muhelos. 
Maklich  sitzen^  bequem,  unbeengt  sitzen. 
Maklich  geseten  pn  langsam  gegeten^  ji 
glewen  nich^  Li'dkes^  wat  de  Mensch 
denn  verdragen  kann.  Eibin  ger  Ndrg. 
Das  kann  er  maklich  verrichten^  damit 
kann  er  ohne  grofze  Anstrengung  fer- 
tig werden.  Wir  können  maklich  hivr- 
komm£n^  bequem,  bei  guter  Zeit  ück 
weer  de  Anbarg  nich  to  steil,  an  so  kann 
ek  ganz  macklig  opwarts  stiegen.  Dorr, 
Driewjagd.  Auch  vom  Winde:  ein 
mäkliger  Wind,  ein  leichter,  gelinder 
Wind.  Marienbgr.  Ndrg.  onmaklichy 
unbequem;  unwohl.  Dzg.  Nhg.  Vio- 
l^t^  103.  2.  behaglich,  gemütlich,  woh- 
lig, lieblich.  Ein  reicher  Bauer  sagte 
zu  seinem  Grast:  Wenn  se  sech  nu  was 
metgebracht  hädde,  konnte  wt  da^  ganz 
m^iklich  verzehre.  Den  Schhappölz  an, 
de  Piep  öm  Muul,  Wenn't  buten  stormt, 
dais  maklich  fuul.  Dorr,  16.  Wenn 
wiet  de  Schwoan  trock  äwert  Land, 
Wat  weer  dat  maklich  scheen    Ibid.  48. 


Vgl.   Richey,    73.     Brem.    Wb.  IIF, 
114.    Hennig,  153. 

mäklig,  adj.  von  mäkeln,  wählerisch. 
JEr  ist  sehr  mäklig  im  Essen. 

Makuwken, ^^Zt^r.,  Mohn;  Mohnkuchen. 
Flatow.  Schmitt,  108;  Westpr.,  166. 
Treichel,  Volksth.  Poln.  mak  der 
Mohn,  makowka  Mohnkopf,  makowy 
placek  Mohnkuchen.  MrongoviusI, 
205b. 

Mal,  pltd.  Mal  (a  =  a),  n.  1.  Flecken, 
besonders  Zeichen  auf  der  Haut;  wenn 
angeboren,  so  heifzt  es  Muttermal.  2. 
bezeichneter  Mark-,  Grenz-  u.  Sicher- 
heitsort bei  Knabenspielen.  Von. dem 
Male  wird  ausgelaufen,  wer  das  Mal 
unbehindert  erreicht,  dftrf  nicht  mehr 
angeschlagen,  ergriffen  werden.  Hier 
ist  das  Mal!  Ich  bin  im  Med!  In  Po- 
sen heifzt  es:  Hier  ist  Pax!  wohl  noch 
das  übrig  gebliebene  Latein  der  Eloster- 
schulen.    Bernd,  204.    Hennig,  153. 

malaasig,  adj.,  rein  pltd.  mäläsig,  von 
dem  franz.  malaise  Unbehäglichkeit 
spüren.  Mt  ös  so  mäläsig  to  MSd,  mir 
ist  übel  zu  Mute.  v.  Au  er. 
.  mal  auf  mal,  pltd.  mal  op  mal,  ein- 
mal nach  dem  andern.  So  auch  in 
Estland.     Sallmann,  70a. 

Maldeninker,  Maldininker,  m.,  s.  Surin- 
klmininker. 

Maldeuten,  Ortsn.,  Dorf  bei  Saalfeld 
Ostpr.  Spott:  Von  Maldeutenf  Leck 
mir  im  A.  von  aW  beid^  Seiten.  Sprw. 
I,  2524. 

Maie,  pltd.  Male  {a^ä).  Dem.  Mal- 
cheny  Molke,  w.  Vorn.,  Amalie.  Neck: 
Male,  Male,  Pepermähl,  Dine  Kinder 
freie  veel.  Alle  Dag*  e  Dittkebroty  Nömm 
e  Kiel  on  schlag'  se  dot!  Königsberg. 
Volksr.,  79,  313. 

malen,  pltd.  male(n)  (a  =  a),  siw.,  pin- 
gere.    MaP  dir  was,  siehe  zu,  wo  und 


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MlUgen 


mang. 


47 


wie  du  etwas  herbekommst!  Häafig 
die  Verwechselung  mit  molere.  Der 
MüUer  hat  gemalt  —  der  Maler  ge- 
mahlen.  Der  kleine  Junge  hat  eine  Lo- 
komotive gemahlen, 

Mftigen,  plur,,  die  silbernen  Hefte, 
womit  man  ehemals  in  Preofzen  die 
Halsbinden  zosammenknapfte.  Hen- 
nig, 153. 

Malinchen,  n.,  Fischn.,  s.  Moderlies- 
ch6n. 

Malinenbaum,  m.^  wilder  Schneeball, 
Vtbumum  optdus  L.  Hagen,  341. 
Vgl.  Kalinchenstrauch. 

Maiinne,  /.,  Frucht  von  RiUms  idaeus^ 
Himbeere.  Von  dem  gleichbed.  poln. 
malina. 

Malke,  w.  jud.  Vom.,  Fem.  zu  Mei- 
lechy  Königin.   Flatow.  Schmitt,  114. 

Mallftr,  n.,  Unannehmhchkeit,  das  frz. 
malheuT, 

Malm,  7n.,  zerriebener,  in  Staub  zer- 
witterter  Körper,  Grus,  Stauberde.  Bei 
Jeroschin  Malm^  nds.  mnd.  m£lm 
Staub,  schwed.  malm  Sand,  ital.  melma 
Kot  Vgl.  Molm  u.  MUH.  Wurzel  von 
Malrn^  Molm^  Mull  ist  mahlen  molere^ 
woraus  malmen,  zermalmen,  zu  Malm 
werden,  machen.  Vgl.  Adelung  UI, 
39.    Frisch  I,  637c.     S.  ausbicken. 

Malter,  n,  u.  m.,  gröfztes  Getreide- 
mafz,  12  Scheffel  umfassend.  2  Malter 
=  1  Wispel,  5  Malter  =  1  Last. 

Malutcben,  Malutschchen,  n.,  Kosewort, 
Kleinerchen,  von  dem  poln.  maty  klein. 
Nach  Sperber,  38,  sowohl  von  Per- 
sonen wie  Sachen  gebrauchlich. 

mälzen,  »w,j  Malz  bereiten,  Gerste 
zu  Malz  machen.  Vilmar,  268,  sehreibt 
melzen, 

MUzenbräuer,  pltd.  MSItebrUer,  m.y  aus 
Malz  und  brauen  zusammengesetzt, 
Bierbrauer.  Bei  Frisch  I,  638  a,  Mal- 
zen- Brauer.      Die    Mälzenbräuer    ge- 


hörten zu  den  Grofzbürgern  u.  hatten 
auf  ihren  Grundstücken  die  Brau- 
gerechtigkeit. In  Königsberg  wohnen, 
mehr  noch  wohnten,  sie  gröGztenteils 
im  Löbenicht.  Von  ihnen  galt  das 
Sprichwort:  Aut  miles,  aut  monachus, 
aut  Mälzenbräuer  im  Löbenicht  Vgl. 
Sprw.  I,  2634.  Die  Zünfte,  8  ff.  Hen- 
nig,  153. 

Malzer,  Mälzer,  pltd.  MVHer,  7n.,  Be- 
reiter, Dörrer  des  Malzes,  Brauknecht 
Kgsbg.  Nach  Hennig,  153,  bildeten 
sie  eine  besondere  Zunft.  Mhd.  mal- 
zaere  Brauer.  In  Danzig  die  Mälzer" 
ga^sse.  Förstemann,  Stral'zn.  VgL 
SchmellerH,  574. 

Malzsack,  m.,  s.  Moltwurm. 

mammedrachtig,  mammeldrachtig,  adj. 
u.  adv.  Ick  scUa  (schlage)  di  mam- 
Tnedrachtig.     Schippenbeil. 

man,  adv,  u.  conj,^  nur,  allein;  aus- 
schliefzlich;  aber.  Komm  man  her! 
Lafz  man  sein!  Ich  hab^  man  wenig 
gegessen,  öck  mhi  man  so.  Kommen 
sie  doch  man  recht  gut  nach  Hause! 
Man  nich  zu  viel!  Das  ist  man  nichts! 
ist  gar  nichts,  wertlos,  dummes  Zeug. 
Öck  wöU  tidlewens  dinem  Name  man 
före.  VolksUeder,  62,  40  IH,  8.  Ich 
wei/z  wohly  man  ich  sag^  es  nicht.  Hei 
woü  woüy  man  Iiei  kann  nich.  Zur 
Verstärkung  tritt  bei  und  bhfz  hinzu: 
Das  ist  man  bei  gut^  das  ist  nur  gut, 
dal'z  es  so  ist.  Man  blo/z  so  tkun.  Es 
ist  man  blofz  einer.  Vgl.  Brem.  Wb. 
III,  121.  Schütze  m,  75.  Dan- 
neil, 13la.  Mi,  53.  Hupel,  149. 
Sallmann,  37a.    S.  bei. 

Mandel,/.,  polnische.  Sie  hat  16  Stück. 
Treichel. 

Mandelblume,  /.,  Ackerwinde,  Ctm- 
volvulus  arvensis  L,  Sie  heÜ'zt  in  der  Ge- 
gend von  Saalfeld  auch  Gotteshemdchen. 

mang,   mank,  prcg[>,  u.  adv.y  unter, 


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48 


Mangel  —  Mann. 


darunter,  zwischen,  mit  dem  Begriff 
des  Vermengtseins;  zur  Verstärkung 
damank,  darmank,  dermank  (s.  d.),  mank- 
ander.  mengen  ist  die  Wurzel,  daher 
die  Schreibung  mang  die  richtigere, 
wenngleich  stets  mank  gesprochen  wird ; 
mnd.  mank^  manket^  mankent^  mangen^ 
alts.  mengian^  angs.  amang^  ^Qgl-  cmumg. 
Bei  Jeroschin  mang^  mancy  inmanc, 
Pfeiffer,  178.  193.  Mang  die  Füfze 
kämmten.  Er  klemmt  den  Zagel  mang 
die  B^ne  und  schiebt  ab.  Sprw.  I,  4133. 
Einen  mang  die  Leute  bringen^  ihn  ins 
Gerede  bringen.  Sich  manck  die  an- 
dren Geste  setzen.  Die  Zünfte,  11.  Brot 
ess'  ich  nichts  da  is  Mehl  mang.  War 
de  Wulf  mank  de  Schopf  iVa,  de 
Schdp  wäre  doch  nich  mank  de  Wulw' 
sön.  Litauen.  Firmenich  III,  118a. 
A  stungd  mangk  e  Karassta.  Ermländ. 
Freisch.  N.  Pr.  Prov.-Bl  IX,  398.  Es 
war  viel  Krdkzeug  mankander^  viel  Pö- 
bel danmter.  Hennig,  154.  331. 
Sperber,  21.  Brem.  Wb.  III,  128. 
Schamb.,  130a.  Danneil,  131.  Sall- 
mann,  37a.    Mi,  53a. 

Mangel,  /.,  Mange,  Glättrolle  für 
Wäsche;  zunächst  grofzer  mit  Steinen 
beschwerter  Kasten,  der  von  mehreren 
Personen  über  zwei  Glättrollen  hin  und 
her  gezogen  wird.  Sie  ist  zum  grofzen 
Teil  verdrängt  durch  die  Drehmangel, 
ihehroUe.  Wird  das  Mangelbrett  von 
einer  Person  über  eine  Rolle  hinweg- 
geführt, so  heifzt  die  Mange  Hand- 
mangel.  Davon:  mangeln,  sw.y  Wäsche 
auf  einer  J/aTi^^i  rollen,  glätten.  Mangel 
ons  beide  nett  de  Eemde.  Volksl.,  45, 
28,  2.  Wer  Gott  vertraut,  der  mangelt 
nichts  sagte  ein  witziger  Faulpelz,  den 
man  an  eine  Mangel  stellen  wollte. 
Mangelfrau,  /.,  Frau,  die  Wäsche  glät- 
tet. 

Mangel,   m.,   inopia^   defectus,   nach 


Hennig,  154,  vom  Volke  im  „gegen- 
seitigen Verstände"  gebraucht,  beson- 
ders wenn  von  Krankheiten  die  Rede 
ist.  Er  hat  Mangel  am  Fieber,  er  ist 
mit  dem  Fieber  behaftet.  Er  hat  Man- 
gel am  Höchsten,  er  hat  die  Epilepsie. 
Ist  in  diesem  Sinne  von  mir  nicht  ge- 
hört. 

mangeln,  sw.,  s.  Mangel. 

man  ichts,  adv.y  nur  soeben.  On 
wie  de  beed  Verliebte  das  man  ichts 
merkten^  da  fallen  se  zehof  dem  Kenik 
vor  de  Fi/z.  Schalt].,  3,  7.  In  der 
Gegend  von  Saalfeld  man  krads  soeben, 
nur  gerade  noch  zur  Zeit.  Vgl.  ac- 
crftd. 

ManM,  Menist,  m.,  Mennonit.  plur. 
Manisten,  Manister,  Manistersch,  Me- 
nisten,Menistery  Menistersch,  Mennonisten. 
Die  Mennoniten  wohnen  vorzugsweise 
in  den  Niederungen  und  Werdern.  Sie 
unterscheiden  sich  im  Werder  in  grobe 
und  feine.  S.  Hartwich,  276  flf.  Vgl. 
Kldrken.  Rtk  wt  e  Monist.  Dat  geit 
so  sacht,  as  wenn  de  Monist  ön  de 
Dragkip  fakrt^  wenn  eine  Sache  luig- 
samen  und  unmerklichen  Fortgang  hat. 
Mockrau.  Wo  de  Queckstert  kann  stane^ 
kann  de  Menist  wäne.  Sprw.  I,  3109. 
2608. 

mank,  mankander,  präp.  u.  ad^.,  s. 
mang. 

Mänkekapp,  Pflzn.,  Männchen-,  viel- 
leicht auch  Mönchenkappe,  Sturmhnt, 
Eisenhut,  Aconitum  Toum.  Weichsel- 
delta.   Treichel,  Volksth.  III. 

mankig,  adj.^  nebelig,  trübe,  bewölkt. 
Mühling. 

man  krads,  adv.y  s.  man  Ichts. 

Mann,  m.  1.  vir.  Hur.  Manns,  Män- 
ner, besonders  Landarbeiter,  Instleute. 
Sind  die  Manns  schon  alle  daf  Aue 
Manns  siUle  op't  Fold!  Den  Mann», 
gewöhnlich  verheiratet,  steht  entgegen 


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Manna  —  Mantelgeld. 


49 


das  Welbercolk.  S.  Sperber,  21.  Vgl. 
Knecht^  Jung^  Margell.  2.  m,  jüd.  Vom. 
Flatow.     Schmitt,  112. 

Manna,  n.  1.  flutende  Schwaden, 
Glyceria  fluitans  R.  Br,  Hagen,  91. 
2.  Schwadengrutze.  Poln.  u.  Ut.  eben- 
falls manna.  Nach  Bock,  Nat.  I,  262, 
wird  aus  dem  preiifzischen  Manna  „ein 
sehr  woiilschmeckendes  Backwerk"  be- 
reitet Manna  als  Handelsartikel: 
Bock,  a.  a.  0.,  580.  S.  auch  Bock, 
Nat  ni,  282.    Hennig,  154. 

Männchen,  Männchen,  pltd.  Mannke,  n. 
1.  Dem.  von  Mann,  2.  possierliche 
Gebärde.  Er  macht  allerhand  Mann- 
chen^  auch  Männchens^  er  macht  selt- 
same Bewegungen  mit  dem  Kopf  und 
denH&nden.  Der  Hase  macht  ein  Mann- 
cheny  wenn  er  sich  aufrichtet.  Hen- 
nig, 154. 

Nttnning,  m,^  der  verschnittene  Kater. 

Manns,  plur.^  s.  Mann. 

Mannsarbeit,  /.  1.  Arbeit,  die  dem 
Manne  z\x\Lommi.2.  Mannsarbeit  machen^ 
Männerkleider  anfertigen,  daher  Manns- 
arbeiter, TT».,  Schneider,  der  nur  Männer- 
kleider arbeitet 

Mannsbild,  m,y  Mann./  Da/z  es  vor 
eine  grofze  Sünde  daselbst  geachtet  werde^ 
so  ein  Manns-Büd  einer  Jungfrauen 
Gesichte  sehen  looUte,  Carm,  nupt  IV, 
92c.    Vgl.  Weibsbild. 

mannsdoil,  adj.^  männertolL 

Mannsieute,  plur.,  s.  Mannsvollc 

Mannstage,  plur,,  Arbeitstage  der 
Männer,  im  Gegensatz  zu  den  Frauen- 
tagen;  es  wird  an  ihnen  ein  höherer 
Lohn  gezahlt    MQhling. 

Mannstreu,  Seemannstreu,  Pflzn.,  Meer- 
strands -  Männertreu ,  Eryngium  mari- 
timum  L.  Auch  Meerwurzel,  Meerbrack- 
cBsiel     Hagen,  301.    Pritzel,  146. 

Mannsvoilc,  auch  Mannsleute,  pltd. 
Mannslü'dy   sing.  u.  plur.,   mnd.  man- 


volk^  Mannsleute,  Männer,  im  Gegen-: 
satz  zu  Weibervolk^  pltd.  Wtwervolkj 
Fruenslüedy  Frauen.  Mehr  Glocken  lau- 
teten jetzt,  und  das  Mannsvolk  ging  zur 
Kirche  hinab,  Soph.  R.  IV,  451.  Wenn 
twe  Mannsvolk  (Mannslüed)  tosamTne 
danzCy  dat  sit  ut,  als  wenn  söck  twe 
Bare  ränge.  In  Pommern  u.  Mecklbg.- 
Vorpommern:  Mannsminsch;  Manns- 
lüde  u.  Mannsvolk  nur  im  Plur.  D  ä  h  n., 
298a.    Mi,  53. 

Mansch,  m..  Mansche,  /.,  s.  manschen. 

manschen,  sw,  1.  mit  den  Händen 
in  einer  Flüssigkeit  spielend  röhren;  sie 
durcheinander  rühren.  2.  mengen,  mi- 
schen. Ebenso  in  Bayern:  durchein- 
ander mengen,  besonders  flüssige  Spei- 
sen; schlecht  kochen,  also  s.  v.  a.  un- 
ser matschen  —  daher  auch  manischen^ 
mauntschen.  Schmeller  II,  600.  Da- 
von: Mansch,  m..  Mansche,  Manscherei, 
/.,  das  Durcheinandergerührte  von  Spei- 
sen, Getränken,  Flüssigkeiten.  Von 
Manscherei  im  Essen  wufzte  man  nichts, 
denn  man  wufzte  ja  nichts  von  frarir- 
zosischen  CHßmischem.  Soph.  R.  I, 
391  f.  Gordack  erklärt  manschen:  mit 
vollen  Backen  kauen,  so  dafz  ein  schnal- 
zender Ton  entsteht  (vgl.  schmatzen). 
Nach  Treichel,  Mansch  u.  Mansche 
auch  flüssiger  Straizenschmutz.  S. 
Matsch  u.  MotL 

Manschette,  /.  Er  hat  Manschetten, 
—  das  Manschettenfieber^  er  hat  Furcht. 

Mantel,  m.,  spanischer,  Strafinstrument 
früherer  Zeit.  „Ein  starkes  rundes  Ge- 
fafz  von  Eichenholz,  unten  ganz  offen, 
oben  aber  mit  einem  engen  Loch,  so 
dafz  man  den  Kopf  durchstecken  kann. 
Es  wird  dieses  Gefafz  zur  Strafe  je- 
mandem wie  ein  Mantel  angelegt,  und 
mui'z  er  solchen  durch  einige  Strafzen 
hindurch  tragen.**     Hennig,  155. 

Mantelgeld,  n.,  noch  zu  Hennigs 
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50 


mantechen  —  Märchen. 


Zeit  das  Geld,  ,,wa8  einem  Kandidaten, 
wenn  er  zum  Predigtamt  kommt,  von 
der  Kirche,  wohin  er  berufen  wird, 
zur  nothdurftigen  Kleidung  ausgezahlt 
wird**.  Es  betrug  gewöhnlich  33  Thb. 
30  Gr.    Hennig,  155. 

manischen,  sw.,  s.  matschen. 

Manze,  /.,  Fischemetz,  s.  Herings- 
manze. 

Mftr,  Mart  (a  =  a),  m.  u.  /.,  Alp,  Dä- 
mon, incubus.  Es  giebt  Menschen-, 
Pferde-  u.  Vogelmäre.  Der  Mar  plagt  die 
Geschöpfe,  indem  er  sie  nachts  drückt, 
und  so  das  sogen.  Mär-  oder  Alp- 
drücken  verursacht,  daher  auch  Nacht- 
mir.  Em  drockt  de  MäH.  Werder. 
Elbinger  Ndrg.  Wenn  einen  der  Mär 
druckt,  so  sage  man:  „Komm'  morgen 
zum  Frühstuck  und  bring'  dir  einen 
Löffel  mit!*^  Wer  dann  am  Morgen 
zuerst  ins  Zimmer  tritt,  ist  der  Mar. 
Man  kann  ein  Kind  zum  Mar  machen, 
wenn  man  als  Taufzeuge,  während  der 
Geistliche  den  Taufnamen  des  Kindes 
verkündet,  leise  Mar  sagt.  Masuren. 
Gordack.  In  Bremen  mocr^  nagt- 
moor^  mnd.  Twar,  ags.  u.  schwed.  war«, 
engl  nigkfrmare^  holl.  nagt-^marrie,  frz. 
cauchemar.  Brem.  Wb.  III,  184.  Im 
Götting.  Tndrte^  nachtmarte,  Schamb., 
131a,  in  Pommern  nagtmare.  Dähn., 
322b.    Hennig,  152.     Hexspr.,  71. 

mär,  mä,  mttr  (Vokale  lang),  ac^.  u. 
iwfo.,  mürbe,  weich,  morsch,  locker. 
Das  Fleisch  ist  mär,  es  ist  weich  ge- 
kocht. Das  Eis  ist  mär^  es  ist  mürbe, 
bricht  leicht.  Der  Kuchen  ist  märy  er 
ist  locker  gebacken.  Ich  werde  ihn 
dbch  endlich  mar  kriegen^  ihn  mürbe 
machen,  nachgiebig  stimmen.  Ahd. 
maro^  mara/wi^  mhd.  mar;  angs.  maerwa^ 
mearUy  mearwa^  franz.  meur,  holl. 
morw,  murw;  bei  Jeroschin  mwrwe: 
hl  von  d6  der  Memlen  is   was   murwe 


unde  dunne^  138a.  Pfeiffer,  198;  in 
Bayern  mar^  maf\  marw.  Schmeller 
II,  608,  in  Bremen  mm  (aber  auch, 
wie  holl,  mofe).  Brem.  W.  IQ,  186. 
121.  In  Göttingen  mJor.  Schamb.,  138a. 
Hennig,  152. 

Mara,  /.,  dummer,  unbeholfener,  zag- 
hafter Mensch,  unentschieden  wie  die 
„weifze  Salbe**.     Sperber,  38. 

marachen,  sfw,^  angestrengt  arbeiten, 
sich  abquälen,  durch  harte  Arbeit  ent- 
kräften. In  der  Altpr.  M.  VIII,  366: 
marachden.  Stamm  ist  das  alts.  und 
ahd.  marg^  marag^  marc  Mark.  Hen- 
nig, 156,  und  das  Brem.  Wb.  lU,  129, 
leiten  es  von  marahj  mar  ach  Pferd  ab; 
es  bedeutete  dann:  durch  schwere  Ar- 
beit, Pferdearbeit,  ermüden.  In  Ham- 
burg und  Bremen  maracken,  im  Hol- 
steinschen  marachen,  ebenso  in  Pom- 
mern, Posen  etc.  S.  Brem.  Wb.  HI, 
129.  Schütze,  III,  80.  Dähn.,  298a. 
Bernd,  2.  Danneil,  132.  Hupel, 
150.  Sali  mann,  48a.  Hennig,  156. 
In  Zusammensetzungen:  abmarachen: 
ich  bin  ganz  abgemaracht^  entkräftet 
zermarachen,  sich,  sich  bis  zur  Auf- 
lösung abquälen.  Wie  abmarachen  auch: 
abmergeln. 

Marakel,  n.,  Mirakel.  On  wtM  sock 
ansehri  dxU  grote  Marakel,  Volksl ,  38, 
25  H,  1. 

Marast,  m.^  Morast.  Davon  marastig, 
adj. 

Maraun,  m.,  Pflzn.,  Mutterkraut,  Py- 
reihrum  parthenium  Sm.  Auch  Mar- 
tern, Mertem,   Mettram.    Hagen,  892. 

Märbraten,  m.,  s.  Märchen. 

Märchen,  n.,  Märbraten,  7/1.,  Lenden- 
braten, mehr  noch  das  zarte  Fleisch, 
welches  unter  den  Nieren  am  Rück- 
grate der  Rinder  und  Schweine  sitzt; 
daher  Rindermärchen,  Schweinemarchen. 
In  Bremen,  im  Holsteinischen  und  in 


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Marcht  —  Marginne. 


51 


Pommern  Morbrade.  Von  mar  mürbe. 
Das  Märchen  wird  aach  Häschen  Häs- 
chen genannt.  Brem.  Wb.  III,  187. 
Schützern,  111.  Dähn.,311a.  Hen- 
nig,  152. 

Marcht,  Mftrcht,  m.,  Markt,  Markt- 
platz und  Marktverkehr.  Der  Marcht- 
\b%j  Tag  an  dem  der  Markt  abgehalten 
wird,  ist  in  kleinen  Städten  ein  halber 
Feiertag. 

Marczeczank,  m,^  Pflzn.,  Feldkümmel, 
Thymus  serpyUum  L.    Mühling.    Von 
dem  poln.  macierzanka.    Hagen,  633. 
mAren,  sw,   1.  wühlen,  herumkramen 
and  dabei  das  Geordnete  in  Unordnung 
bringen.     Sie  mdrt  in    der   Kommod- 
schiAlade   herum.     Sei  heft  dat  alles 
vermärt  on  vei^mdsert,    2.  sich  unruhig 
bewegen,  zwecklos  umherirren;  nament- 
lich von  Kindern.     Wat  märt  dei  doch 
Smmer  herom,    3.  Nach  Mü.hling  auch 
unermüdlich  in  der  Wirtschaft  arbeiten 
und  schafiPen.     Der  Stamm  ist  Mär. 
MaretiW,  /.,  s.  MftrzHze. 
Margell,   auch,   jedoch  seltener  Mer- 
geil, /.,  plur.  MargelleSy    Margeüen(s). 
1.  Mädchen;  meistens  in  geringschätzi- 
gem  Sinne   von    dienenden  Mädchen, 
aber  auch  in  zutraulichem   und  herz- 
lichem   von   Kindern    als   Deminutiv. 
Das   Jungfervolk  ^   die  man   Margellen 
nennetj  haben  statt  der  Hauben  schlichte 
SammetimgeL   Pierson,  Matth.  Prätor., 
113.     Gvtts  Schlang!  §s  dat  en  Margell- 
ken^  dat  Annken.    Dorr,  1.  Wiew.,  29. 
Es   ist  eine   tüchtige   Ma/rgeU  —   eine 
trautste  —  eine  hübsche  Ma/rgeU!  Mein 
einiges  Margeüchen!  Von  dem  lit.  mer- 
gile^    Dem.   von   merga  Jungfrau;    im 
al^)reuiz.  merga^  tw^^o  Jungfrau  (Vocab. 
192),  mergü^  (Katedi.),  mergus  (Grü- 
nau) Magd.    Nsslm.,  Forsch.  2;  Th. 
101.  103.    Pierson,  A.  W.,  25.   Sind 
die  Margellen  ländliche  Dienstbotinnen, 


so  stehen  sie  im  Gegensatz  zu  den 
Knechten  und  Jungen.  De  Knechts  on 
de  Mergelles  mäkte  sock  äwer  den  Späfz^ 
utgekammde  Här  önH  Ftr  to  schmite. 
Samland.  Firmenich  I,  104a.  In 
Zusammensetzungen :  DIenstmargell, 

Dienstmädchen,  Kindermargell,  Kinder- 
mädchen, Milchmargell,  Mädchen,  das 
Milch  zum  Verkauf  herumträgt  In 
Posen  MargeUe  schimpfende,  spottende 
Efenennung  eines  alten  Weibes.  Bernd, 
168.  2.  nach  Bock,  33,  u.  Hennig, 
155,  in  Brauhäusern  „das  Hölzchen, 
auf  welches  man  das  Licht  zu  stecken 
pflegt,  vielleicht,  weil  es  die  Dienste  der 
Magd  verrichtet,  die  sonst  das  Licht 
halten  mülzte." 

Margen,  Marjen,  in  Zusammensetzun- 
gen =  Marien^  daher  die  unten  ge- 
nannten Pflanzennamen  im  Yolksmunde  : 
Margenblume  j  -gras^  -nessel^  -röslein^ 
'Schuhchen^  -spark.  In  Bayern  Margen^ 
Mergen.    SchmellerU,  615. 

Margenblatt,  n.,  Marienblatt,  Morgen- 
blatt, Tanacetmn  balsamita  L. 

Margenburg,  Ortsn.,  Marienburg.  Bim- 
der^  sist  (siehst)  de  Margeborg  nichf 
Sprw.  I,  3465. 

Margendreher,  Pflzn.,  Nestwurz,  Neot- 
tia  {Epipactis)  nidus  avis  L.  Hagen, 
926. 

Margengras,  Mariengras,  n.,  wohl- 
riechendes Honiggras,  Holcus  borealis 
(pdoratus)  L.    Hagen,  1061. 

Marginne,  /.,  ein  National-Kleidungs- 
stück  der  Litauerinnen.  Es  besteht  aus 
einem  rotgestreiften  wollenen  Gewände, 
welches  von  der  linken  Schulter  bis  zu 
den  FüTzen  herabhängt  und  an  den 
Hüften  von  einem  Gürtel  zusammen- 
gehalten wird,  während  der  rechte  Arm 
frei  bleibt  Von  dem  lit  margas  bunt, 
buntgestreift  Nsslm.Wb.,383b.  Liebe 
Tochter y  Simonene^   Worin  wirst  du  ihn 

4* 

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J 


52 


Margritsch  —  Marmel. 


(den  Knaben)  einhüllen?  Mutter^  Mut- 
ter y  meine  Ehre^  In  den  Flügel  der  Mar- 
ginne.  Rhesa,  Dainos,  243.  Vgl. 
auch  das.  S.  322.  Marginne  dient 
auch  zur  Bezeichnung  des  bunten  Wei- 
berrockes überhaupt.  MeleteUe  der  Far- 
bengott über  die  Farbenkräuter^  damit 
sie  ihre  Marginnen^  d,  i,  ihre  Kittel 
färben,  Pierson,  Matth.  Prätor.,  32. 
Die  eigentliche  Marginne  kommt  immer 
mehr  aus  dem  Gebrauch.  Hennig, 
155. 

Margrttsch,  m.,  s.  Magrttsch. 

Marie,  krause,  Pflzn.,  gemeiner  Sinau, 
AlchemiUa  vulgaris  L.     Saalfeld. 

Marieige,  /.,  Margellchen,  Name  eines 
alten  Tilsiter  Bieres.    Vgl.  Bier. 

Marienblume,  /.,  ausdauernde  Mafz- 
liebe,  Bellis  perennis  L.   Hagen,  888. 

Mariengras,  n.,  s.  Margengras. 

Mariennessel,  /.,  gemeines  Eatzen- 
kraut,  Nepeta  cataria  L.  Bock^  Nat. 
m,  442.    Hagen,  601. 

Marienrttslein,  -chen,  n.,  gemeine  Licht- 
nelke, Lychnis  dioica  L.  Hagen, 
485. 

Marienschuh,  m.,  -chen,  n.,  gemeiner 
Frauenschuh,  Cypripedium  calceolus  L. 
Hagen,  933. 

Marienspark,  n.,  Pflzn.,  Feldspark, 
Spergula  arvensis  L.  Hagen,  492. 
Pritzel,  385. 

Marjen,  Gen.  von  Maria,  s.  Margen. 

Markenthor,  n.,  das  Marktthor,  der 
Uhrturm  in  Elbing.  Schemionek, 
24. 

Mftrklatt,  Märiclatte,  /.,  Weichselzopf, 
plica  Polonica.  Zusammensetzung  aus 
Klatte  und  Mary  also  das  von  dem  Mar 
verwirrte  Haar.  Vgl.  Mftrzopf.  Nach 
Treichel,  Volksth.,  auch  Pflanzen- 
name. 

Markopeczei,  Markopeten,  plu/r.,  Nacht- 
gesponster.      Hennig,    156,    leitet   es 


her  von  dem  wend.  mrok  Abenddäm- 
merung und  pece  Geschäftigkeit;  das 
Wort  bezeichnet  also  Wesen,  „die  des 
Abends  zu  wandern  anfangen  und  ge- 
gen Morgen  wieder  in  ihre  Wohnung 
zurückkehren."  Bock,  Nat.  I,  111: 
Martopeten,  Martoputen,  kleine  Erd- 
menschen.   Vgl.  Untererdschken. 

Marks,  m.  1.  Mark;  Gehirn.  2.  Bild- 
lich: Verstand;  Kraft.  Er  hat  Marks 
im  Kopf,  er  ist  ein  verständiger  Mensch. 
Ei*  hat  Marks  in  den  Knochen,  er  ist 
ein  stai*ker,  kräftiger  Mann.  3.  Pflzn., 
kriechender  Hahnenfuiz,  Ranuncuius 
repens  L.  Weichseldelta.  Vielleicht, 
weil  der  Genufz  der  Pflanze  beim  Vieh 
Marky  Kraft,  erzeugt,  oder  weil  sie  im 
Futter  das  Mark  ist.  Treichel, 
Volksth.  ni.  4.  Kürzung  des  m.  Vom. 
Markus.     Hartwich,  54:  Marx. 

Markt,  /.  1.  Marke,  Zeichen.  Geben 
Sie  mir  sechs  Markten.  Ebenso  schwäb.- 
augsb.    Birlinger,  329a. 

Marktgroschen,  m.,  beschönigende  Be- 
nennung für  das  von  Dienstmädchen 
bei  Einkäufen  auf  dem  Markte  unter- 
schlagene Geld.  Sie  hat  sich  einen 
schönen  Marktgroschen  gemacht.  Dzg. 
Klein  n,  7.    Auch  Knipsgroschen. 

marktsgang,  odf;.,  mittelmäf'zig,  ziem- 
lich. Mühling.  Zusammensetzung  aus 
Markt  und  gehen,  also  wohl  von  Gegen- 
ständen, die  auf  dem  Markte  als  Durch- 
schnittsware noch  Abgang  finden. 

Mariein,  Mariing,  Meriein,  pltd.  Maritn, 
m,y  starke  hänfene  Schuur  zum  Binden, 
starker  Bindfaden.  Mnd.  marlink^  hoU. 
mariing,  in  Bremen  Mariinen,  MarreU 
linen.  Brem.  Wb.  IH,  133.  Hennig, 
156.    Vgl.  SchnUriing. 

Marmel,  Murmel,  m.  u.  /.,  kleine  runde 
Schnellkugel,  als  Kinderspielzeug,  ur- 
sprünglich Schusser.  Der  Stamm  ist 
Marmor.    Vgl.  Weigand  H,  28  f. 


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Marmoos  —  Mdrzaum. 


53 


Marmoos^  n.,  Bärlapp,  s.  Morzeböb. 

marmdlsch,  murmdl8ch,murmüli8ch,  adj,^ 
unfreundlich,  verdriei'zlich.  Lit.  mur- 
rneti  brummen,  murmulys  mürrischer 
Mensch,  Brummbart.  Bock,  34.  Hen- 
nig, 156.  Nsslm.,  Wb.,  411a.  Pier- 
son, A.  W.,  27. 

Maropeten,  -pQten,  plur.,  s.  Markopeczei 
u.  Untererdschken. 

Mftrsch,  pltd.  Marsch  u.  Menchy  wi., 
Arsch,  Podex.   Ebenso  Ndrsch  (s.  d.). 

MarschraL  „Dieses  Wort  kommt  vor 
in  der  Begnadigungsschrift,  welche  [den 
Preufzen  Anno  1410  von  dem  Könige 
in  Pohlen  angeboten  worden,  wo  es  §  4 
heilzt:  „Die  Schazzung  Marschrat  ver- 
bieten wir  ganz  und  kein  gut  Mann 
soll  das  mehr  fordern  noch  geben  zu 
ewigen  Zeiten.*  Der  bekannte  Preul'zi- 
sche  Schriftsteller  Grunow  macht  da- 
bei folgende  Anmerkung:  Marschrat 
war  eine  Geldgebung  von  jeglichem 
Uberhandel,  als  liel'z  sich  ein  Burger 
einschreiben  in  die  Zech  der  Schuster 
und  wollte  gleichwohl  mit  zulegen  im 
Kauftnannshandel  y  so  mulle  er  ein 
Jahr  geben  50  Mark  der  Stadt.  Allein 
Hesius  in  seiner  lateinischen  Anfuhrung 
dieser  Stelle  nennt  es  porcarium^  auf 
deutsch  Schwein-  oder  Saugeld.  In 
dem  Hauptvergleiche  der  Preui'zen  mit 
den  Pohlen  vom  Jahre  1454  wird  da- 
her auch  dieses  Geldes  in  folgenden 
Worten  gedacht:  item  in  terra  Ponie- 
ranicte  exactionem^  quae  porcm^  alias 
Narzafzj  veteri  institutione  ducum  Po- 
hniae  vocabatur^  regia  munificentia  toi- 
limus.  Ebenso  heiil  es  auch  in  einer 
alten  Urkunde  vom  Jahr  1175  in  Ma, 
Rangonis  Originibus  Pömeranids  S.  155, 
da  die  Geistlichen  zu  Camin  freige- 
sprochen werden  ab  omni  exactione^ 
insuper  Naraz  etc.  Eben  daher  scheint 
auch   die  Leseart:    Das  Ungeld  Nar- 


zafz,  welche  in  einer  alten  Abschrift 
gefunden  worden,  die  ächte  zu  sein, 
woraus  andre  Abschreiber  Marschrat 
gemacht  haben.  Siehe  Pr.  Sammlun- 
gen, S.  244  u.  752.«     Hennig,  156 f. 

Martche,  w.  Vom.,  Dem.  von  Martha, 
verstummelt  aus  Marthachen. 

Martern,  m.,  Pflzn.,  s.  Maraun. 

martig,  adj.^  faul.  Du  bösi  so  mao^^tig, 
Elbing.    Dzg.  Nhg.     Viol^t,  102. 

Martin,  m.  Vom.,  aus  Mars  (Pott, 
45);  Tag  des  h.  Martinus,  11.  Novem- 
ber. Der  Martinstag  ist  der  Tag  des 
Dienstwechsels  für  das  ländliche  Ge- 
sinde. 

Martlnspungel,  n.,  Pungel,  Bündel,  das 
das  Gesinde  amMartinstage  beim  Dienst- 
wechsel schnürt.  Nimm  dein  Martins- 
pungel  und  geh  zum  Geiei*!  Da  geht 
er  (der  Knecht)  mit  seinem  Martins- 
pungel,  mit  dem  Bündel,  das  sein  Hab 
und  Gut  enthält. 

Martzsche,  /.,  Braut,  doch  mehr  noch 
die  Neuvermählte  im  Hause  der  Schwie- 
gereltern, die  Schwiegertochter,  die 
Schwägerin.  Hennig,  157,  schreibt 
Marzsche,  Von  dem  gleichbed.  lit.  marti, 
Nsslm.  Wb.,  384b. 

Maruschken,  Maruschke,  w.  Vorn.  1. 
Mariechen,  poln.  Marysza.  Marie^  Marie^ 
Maruschkaka!  Volksr.,  40,  152.  2. 
nach  Klein  n,  8,  Maruschke  in  Dzg. 
Bezeichnung  für  die  polnischen  Weiber, 
welche  kommen,  um  den  Bauern  in  der 
Ernte  zu  helfen.  In  Westpreufz.  auch 
Maruske. 

Marx,  m.  Vom.,  s.  Marks. 

Mftrzaum,  pltd.  Mftrtöm,  m.,  Zaum  der 
Mar,  Die  Mar  drückt  auch  die  Pferde 
und  flicht  dabei  aus  den  Haaren  der 
Mähne  eine  Art  Zöpfe,  welche  man 
Mdrzäume  nennt.  Die  Haare  sind  der- 
art durcheinander  gezogen  und  ver- 
wirrt,   dafz  man  sie  nicht  auseinander 


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54 


Märzblume  —  Masseln. 


zu  lösen  vermag  und  den  ganzen  Mar- 
zäum  wegschneiden  mufz.     Samland. 

Märzblume,  /.  1.  Leberblume,  Hepa- 
tka  triloba  GUI.  2.  gelbe  Osterblume, 
Anemone  ranunculoides  L.  Mühling. 
S.  Aprilblume. 

Marzene,  /.,  nach  Simon  Grünau, 
Tract.  I,  cap.  III,  eine  in  Preufzen  vor- 
kommende Fischart;  vielleicht  Marane? 
Benecke,  285. 

Märzhase,  m.,  Hase,  der  im  März  ge- 
boren ist.  Er  üt  verrückt  icie  ein  März- 
hase.  Hei  ös  e  Märzhäske^  ein  schwäch- 
licher, kränklicher  Mensch.  Vgl.  Herbst- 
kelchel. 

Marzipanblume,  /.,  fleischige  Porzellan- 
blume, Hot/a  camosa  R,  Br.^  wegen 
des  sülzen  Tropfens  in  der  Blüte. 
Weichseldelta.  Treichel,  Volkth.  III. 
MftrzHze,  pltd.  MftretStt,  /.,  Brustwarze 
der  Jl/or,  der  Donnerkeil,  Teufelsfinger, 
ein  bekannter  Belemnit.  Die  Litauer 
nennen  ihn  Laumis  pdpas  Brustwarze 
der  Laume  (Mär).  N.  Pr.  Prov.-Bl.  II, 
380. 

Märzkater,  t^.,  Kater,  im  März  ge- 
worfen. I}r  ist  verliebt  wie  ein  März- 
kater.    Sprw.  I,  3905. 

Marzopf,  Marezopf,  pltd.  Märzopp,  m., 
Weichselzopf,  poln.  koitun.  Auch  Mar- 
flechte,  Mdrklatte,  Mahrlocke  (Hupel, 
148),  Mahrflocke  (Sallmann,  37a). 
Vgl.  Ad  elu  n  g  III,  35.  Es  schlich  sich  in 
meine  Familie  die  Weicliselzopfkrankheit 
—  Mahrezopf ^  kottun  —  ein.  Aus  dem 
Briefe  eines  Lehrers  im  Kreise  Alien- 
stein. Marzopf  ist  die  Verfilzung  des 
Menschenhaares  und  wird  hier,  ebenso 
wie  die  unlösliche  Verwirrung  des 
Pferdehaares  beim  Märzaum  der  Mär 
zugeschrieben;  doch  auch  der  Märzaum 
hieihi  Märzopf .  Gordack  teilt  folgen- 
des Heilmittel  mit:  Nimm  zwei  Steine 
von  dem  Rasenstück,  welches  durch*  die 


Kreuzung    der    Wege    in    der    Mitte 
bleibt  (?),    lege   einen  Stein  unter  den 
Zopf  und  mit  dem  andern  klopfe   auf 
den  Zopf,  bis  er  abfallt     Masuren. 
Märzschaf,  n.,  s.  Merzschaf. 
Marzsche,  /.,  s.  Martzsche. 
Märzschein,  pltd.  MarzschTn,  m.,  klarer 
Sonnenschein    von  Mitte   Februar    an. 
Dönh. 

Maschlaber,  Pflzn.,  sprossender  Bär- 
lapp, Lycopodium  annotinum  L,  Hen- 
nig, 158.    Hagen,  1086. 

maserig,  adj,  1.  von  Maser ^  fleckig, 
wolkig  im  Holze.  2.  fleckig,  finnig  im 
Gesichte.  3.  in  Westpr.  kränklich,  ver- 
kommenjämmerlich aussehend,sch  wäch- 
lich,  angegriffen.  On  das  jüngste^  das 
Mächen,  wo7*d  ganz  masrig  vor  Betritt- 
heit  Schaltj.  1,  441.  Mühling.  Sche- 
mionek,  24. 

Maskopie,  Maschkopie,  /.,  Maskopei, 
Gesellschaft,  Handelsverbindung,  welche 
gemeinsam  Gewinn  wie  Verlust  des 
Unternehmens  teilt.  Schwed.  matsköpi, 
hoU.  maatschappye^  mnd.  mätschop^  ma- 
schop^  (matschopie)^  maschupie^  maskopeiy 
in  Bremen  Maatskuppijcy  MaskuppijCy 
in  Pommern  Maschopij^  bei  Frisch  I, 
647b,  Maschopey.  Mnd.  Wb.  IH,  45  f. 
Brem.  Wb.  HI,  136.  Dähn.,  300b. 
Es  stammt  also  von  Mät^  Geselle,  Ge- 
nosse und  Mätschaft^  Gesellschaft,  Ge- 
meinschaft. Maschkopl  os  Schtteriy  ist 
nicht  viel  wert  Sprw.  I,  2552.  Hen- 
nig, 158. 

Masse,  /.,  langer  Stab  in  Gestalt 
einer  Schaufel,  um  damit  beim  Billard- 
spiel  den  Ball  fortzustofzen.  Lassen 
Sie  uns  Billard  spielen,  mit  der  Masse 
kann  ich  noch  ohn  Unbequemlichkeit 
spielen.  Soph.  R.  IV,  373.  Hier  ward 
sie  so  vmihend,  dafz  sie  die  Masse  gegen 
ihn  aufhob.     A.  a.  0. 

Masseln,  plur.^  Masern,  Einderkrank- 


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Massüfzel  —  Matkrillis. 


55 


heit  mit  Ausschlag  und  roten  Flecken. 
Hennig,  158.  331.  Das  Kind  hat  ge- 
packt  und  gemasselt^  die  Einderkrauk- 
beiten  überstanden.  Scbemionek,  24. 
Abd.  mdsdy  mhd.  mase,  /.,  Wundmaul, 
Narbe,  entstellender  Flecken,  mnd.  mase; 
engl,  measles  Masern,  Finnen,  scbwed. 
jnassel  Kratze,  Mäsling  Blattern;  in 
Bremen  Masel,  MaasseU  mnd.  masele^ 
massele,  rrmselen,  massein,  Adelung 
m,  93.  Brem.  Wb.  IH,  135.  Mnd. 
Wb.  in,  41. 

MassUfzel^Pflzn.,  gemeine  Kugelblume, 
OlobtUaria  vtügaris  L.   Hagen,  148. 

Mast,  /.,  Eicheln,  als  Schweinefutter. 
Es  gäbe  dies  Jahr  keine  Mast  (d.  h. 
doch^  une  Sie  wissen:  keine  Eicheln  für 
die  Schweine).     Soph.  R.  VI,  230. 

Mastelle,  /.,  schlanker  Baum  als  Trä- 
ger des  Baugerüstes,  Fahnenstange. 

Mastschabander,  m.,  Mastochse.  Dan- 
zig.     Mühling. 

MafZy  n,  1.  Zu  Mafz  kommen,  zu  rech- 
ter Zeit  kommen.  Wer  langsam  gekt^ 
kommt  auch  zu  Mafz,  Zum  Essen  zu 
Ma/z  kommen^  in  fremder  Haushaltung 
erscheinen,  wenn  gegessen  wird;  man 
sagt  dann  scherzweise:  Da  komm  ich 
zu  Ma/z.  Der  ist  cmch  zu  Ma/z  ge- 
kommen (als  die  Nasen  ausgeteilt  wur- 
den), sagt  man  von  dem,  der  eine  grofze 
Nase  hat  Wer  unbeabsichtigt  in  eine 
Schlägerei  gerät,  kommt  eben  zu  Ma/z. 
Ee  kommt  so  to  Mdt  vne  jenne  txfm  Vir 
8Üpe.  Sprw.  I,  2556.  Wer  zu  einem 
Termin,  einer  Andacht  etc.  zu  spät 
kommt,  kommt  nicht  mehr  zu  Ma/z.  2. 
Mit  Malzen  trinken,  mäfzig  trinken;  aber 
auch  scherzweise:  viel  trinken,  indem 
darauf  hingewiesen  wird,  dafz  der 
Trunkenbold  mit  (d.  i.  aus)  Ma/zen 
trinkt.  Hennig,  158.  3.  Das  Mafz  ver- 
lieren. Krankheit.  Unter  Ma/z  wird 
hier  die  Übereinstimmung  der  Dimen- 


sion von  Fingerspitze  zu  Fingerspitze 
bei  gerade  ausgebreiteten  Armenjmit 
der  Länge  des  Körpers  vom  Scheitel 
bis  zur  Sohle,  oder  von  der  linken 
Schulter  zum  rechten  Fufz,  mit  der  von 
der  rechten  Schulter  zum  linken  Fufz 
verstanden.  Bei  Krankheiten,  welche 
man  nicht  sofort  erkennen  kann,  heifzt's: 
Er  hat  gewi/z  das  Ma/z  verloren^  imd 
beginnen  sofort  die  Messungen.  Ver- 
lust des  Mafzes  deutet  auf  Verlust  des 
Lebens.  Das  verlorene  Malz,  oft  durch 
„Verbrechen"  beim  Heben  schwerer 
Lasten  erzeugt,  kann  wiederhergestellt 
werden  durch  das  sogenannte  Ziehen 
oder  durch  Verbrennen  des  Mafzunter- 
schiedes  unter  gewissen  Spruchformeln. . 
Vgl.  Hexspr.,  78.  Sprw.1,2555.  Hintz, 
118.  Bock,  Nat.  I,  278.  —  Der  Schnei- 
der hal^sr  Ma/z  verloren,  wenn  er  ein 
Kleidungsstück  zu  weit  oder  zu  enge 
gefertigt  hat.  4.  kulmisches  Mafz^  s. 
kulmisch. 

Maty  m.,  Geselle,  Genosse,  Gehilfe 
bei  einer  Arbeit,  Kamerad.  HoU.  maat^ 
engl.  mate.  Davon  das  Dem.  Mdtke, 
nach  Bock,  34,  holländischer  Schiffer. 

Mat,  /.,  Metze,  als  Mafz.  E  Mat 
Grupj  eine  Metze  Graupe.    Samland. 

Mater,  Materkraut,  Pflzn.,  Mutterkraut, 
Matricaria  parthenium  L.  Mühling. 
Treichel,  Volksth.  IIL 

Materialsalbe,  Med.,  Merkurialsalbe, 
Läusesalbe,  Unguentum  mercuriale  di- 
lutum.     Ungt,  pedicuiorum. 

Materie,  /.,  Eiter  in  Geschwüren  und 
Wunden. 

Matgetreid,  Metzgetreide,  rein  pltd. 
Matgeträgd  (ä  lang),  n.y  Koggen  und 
Gerste  durcheinander  gemengt;  von  den 
Metzen,  welche  der  Müller  von  dem 
Getreide  der  Mahlgäste  nehmen  darf. 
Samland. 

Matkrillis,  m.,  Wassertreter,  Wasser- 


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56 


Matsch  —  Matz. 


läufer,    Totanus  Bechst,    Nsslm.  Th., 
219. 

Matsch,  Matsche,  m,  u.  /.  1.  durch 
Zerquetschung  oder  Fäulnis  entstande- 
ner dickflüssiger  Brei.  Die  Birnen 
sind  eine  Matsch,  Einen  zu  Matsch  hatten. 
2.  breiig  gewordener  Strafzenkot.  Das 
ist  ein  rechtei*  Matsch.  Vgl.  MotL  3. 
die  durch  Gehen  und  Fahren  zer- 
quetschte wässrige  Schnee-  u.  Schmutz- 
masse. Man  nennt  sie  gewöhnlicher 
Patsch;  Quatsch,  m.  Ebenso  in  der  Alt- 
niark.     Danneil,  133a. 

Matsch,  m.  Matsch  maclien,  im  Kar- 
tenspiel sämtliche  Stiche  machen. 

Mfttschaft,  /.,  Gesellschaft,  Gemein- 
•  Schaft  im  Handel,  Maskopie.  Von  MdL 
Dafei'n  nach  Verfliefzung  der  Dienst- 
jähre  ein  Gesell  bei  seinem  Broihenm 
länger  bleiben  und  mit  ihm  in  Matschaft 
ti'eten  wollte^  stehet  solches  zu  beider  Ver- 
gleich, Wettordnung  von  1715.  Art. 
XVII.  Hennig,  158.  Auf  Heia  heilzt 
eine  Genossenschaft  der  Fischer  Mftt- 
schappie.    Benecke,  425. 

matschen,  sw,  1.  durcheinander  men- 
gen, mischen,  manschen;  besonders  Ge- 
tränke. Bier^  Wein  vdrd  gematscht^ 
d.  i.  durch  Zusätze  von  Wasser  ge- 
fälscht. 2.  im  Wasser  oder  in  einer 
andern  Flüssigkeit,  im  Strafzenkot  man- 
schen, wühlen;  dieses  aber  auch  pat- 
selten,  Matsch  nich  ön  e  süre  Komst, 
de  Mutter  heft  em  gekäkt^  lafz'  die  Sache 
auf  sich  beruhen.  Sprw.  I,  2559.  Matsch 
nich^  ÖS  Mos  (Mus).  Vgl.  manschen.  3. 
sich  nafz,  schmutzig  machen.  Ich  mu/z 
immer  im  Kot  matsclien  und  patschen. 
In  Zusammensetzungen:  abmatschen, 
eine  Speise  übel  zubereiten.  Bildlich: 
eine  Rede,  einen  Vortrag  schlecht  und 
unverständlich,  obenhin  halten,  be- 
matschen,  sclmiutzig,  unsauber,  nafz 
machen;    auch   reflexiv,     zermatschen, 


zu  Matsch  machen,  zerquetschen;  zer- 
fetzen, verwunden,  übel  zurichten.  Da^ 
Fleisch  zermatschen.  Der  Verwundete 
war  zermatscht.  Für  diese  Bedeutung 
pafzt  das  holl.  matsen  matzeln,  worauf 
H  e  n  n  i  g  rücksichtlich  der  Abstammung 
hinweist.  Bock^  34.  Hennig,  4. 
159. 

matschig,  adj,  von  Matsch.  1.  halb 
flüssig,  breiig,  zergangen,  kotig.  Die 
Ütrafzen  sind  matschig,  2.  regneiisch, 
feucht^  nafzkalt.  Das  ist  ein  tnatschiges 
Wetter.    Ebenso  patschig. 

Matschkedeiser ,  (  ?  ) ,  Heuschrecke. 
Mühling. 

Matte,  /.,  Decke,  gewöhnlich  aus  Fa- 
denbast geflochten,  daher  meist  Bast- 
matte^ Bastematte.  In  Danzig  heifzt 
eine  StraCze  Mattenbuden ^  weil  man 
hier  früher  die  Matten,  mit  welchen 
das  aus  Polen  gekommene  Getreide  be- 
deckt war,  oder  die  hier  von  Matten- 
bindem  eigens  angefertigt  wurden,  zu 
verkaufen  pflegte  Lösch  in,  Danzig, 
43. 

Matterwendel,  m.,  auch  Natterwendel, 
Wendehals,  Jynoj  torquilla.  Mühling. 
Vgl  Drehhals. 

Matth6s,  m.  Vom.,  Matthäus  u.  Mat- 
thias. Vom  Aposteltage  Matthäus 
(24.  Februar)  heilzt  es:  Matthes  Bricht 
Es^  Hat  er  ke*s^  Macht  e  Es.  Hennig, 
159.  Sprw.  L  2558.  Im  Werder:  Mat- 
thies  Brecht  fs,  Fingt  he  keens^  Meckt 
he  eens.  Böbel,  Haus-  und  Feld- 
weisheit etc.,  14.  Je  zum  schweren 
MattJiys^  rief  er,  hier  ist  was  zu  Fabeln! 
Soph.  R.  m,  221. 

Matz,  1.  m.  Vorn.,  Matthäus,  Mat- 
thias. 2.  einfältiger  Mensch,  Mensch, 
den  man  hänselt.  Von  dem  mlat.  mat- 
tus,  ital.  matto  Narr.  Er  ist  ein  rechter 
Matz.  Er  ist  Matz  in  aüen  Gassen. 
Äs  mienen  Matz  war  §k  ju  emmer  an- 


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Mau  —  maulen. 


57 


sehnen.  Dorr,  1.  Wiew.,  123.  Ich 
wol  Matz  hei/zen^  loo  dieses  zu  ent- 
decken jemand^  der  sonsten  Wei/zheit 
Eymer-weise  von  sich  schwitzen  kann^ 
sich  unterstehen  dörfe,  Linem.,  D4a. 
In  Zusammensetzungen:  Hampel-j  Plun- 
der ot  atz.  Vgl.  Sprw.  I,  2560.  Anton, 
10,  6.  Adelung  III,  113.  3.  Name 
und  Lockruf  füi*  Schaf  und  Lamm; 
für  letzteres  mehr  noch  das  Dem.  Mätz- 
chen.    Volksr.,  64,  242d. 

Mail,  Maue,  plur.  Mauen,  Dem.  Mau- 
chen^  pltd.  Mauke  und  so  in  Königs- 
berg und  Ostpreufzen  überhaupt  meist 
genannt.  Kurzes  Yorärmelchen  zur 
Warmhaltung  des  Pulses  und  daher 
^  auch  Pulswärmer,  eine  Art  Manschette 
aus  Wolle  gestrickt,  seltener  von  Pelz- 
werk. Die  Mauchen  werden  bei  Kälte 
über  die  Hand  gestreift  und  umschliefzen 
wärmend  die  Handwurzel  u.  den  vordem 
Teil  des  Unterarmes.  In  Westpreufzen 
MaUy  Mauen,  {Mäuschen  ist  mir  dort 
nicht  entg^engetreten)  Ärmel,  Hemd- 
ärmel; auch  (Gegend  von  Marien werder) 
Magen,  So  reiten  die  Frauen  Mit  ihren 
weiten  Mauen!  Volksr.,  36,  187.  Jack 
fuxdd he  ohne  Mauen,  Dorr,  63.  Volks- 
lieder, 16,  8,  5.  In  Brem.  Moue,  in 
Hamburg  Maue,  mhd.  mouve^  mnd. 
mauwe^  mowe^  mau?e  Ärmel,  besonders 
der  weite  Ärmel,  hoU.  mouw,  mou  Är- 
mel, Manschette,  plmr.  mouwtjes,  woraus 
Mufe  entstanden.  Lit.  ist  mdujuy  mduti 
streifen,  aufstreifen,  worin  Nsslm, 
Forsch.  2;  Th.  219,  die  Wurzel  des 
ostpr.  Mauchen  vermutet.  In  Liv-  und 
Estland  Mav£^  wie  unser  Manchen^  ein 
Handmüffchen  und  ein  Halbärmel  oder 
Überärmel  von  feiner  Leinwand,  auch 
Haibfnaue  genannt  Hupel,  150.  Bei 
Stein:  maulschmiren ^  ermel  ansetzen^ 
auf  die  mawen  binden  =  Lügen  auf- 
binden, Nasen  drehen,  betrügen.     Pe- 


regrinus  XH,  14.  W.  Mtsbl.  V,  188. 
S.  Hennig,  159.  Frisch  I,  649b. 
Grimm,  Kleine  SchriftenHI,  108.  Eine 
zweite  Bedeutung  s.  Puichmau. 

Mauchen,  n.,  s.  das  vor. 

mauen,  sw.^  miauen. 

Mauerblume,  /,  gewöhnlich  im  Dem. 
Mauerblümchen,  Dame  im  Tanzsaal^ 
welche  zum  Tanze  nicht  aufgefordert 
wird  u.  die  Mauer  ziert     Treichel, 

mauern,  sw,,  mit  guten  Karten  passen. 

Mauersalat,  m.,  Mauer- Lattich,  Lac- 
tuca  muralis  Less.     Hagen,  809. 

Mauerschirck,  pltd.  MQ'rschSrk,  m., 
Holzwurm,  der  pickt  und  zirpt.  Wer 
den  Mauerschirk  schreien  hört,  stirbt 
bald.  Nach  der  Volksmeinung  ist  er 
der  Tod  selber.    Saalfeld.    Vgl.  Schirk. 

Maul,  pltd.  MQI,  n.,  Mund.  Einem  das 
Matd  vei^gonnen^  ihn  um  etwas  bitten. 
Vgl.  Hund,  Fettes^  blankes  Mavl^  zu- 
nächst wörtlich,  dann  aber  auch  zur 
Bezeichnung  eines  Schmauses,  Festes. 
Hide  gofft  et  e  blanket  MüL  Öck  hadd 
noch  nuscht  gekrägCy  ock  mend  doch  6k 
davon  en  fettet  Mal  to  drdge.  Carm, 
nupt  I,  282,  13.  Wt  he  sock  frl  en 
blanket  Mül  vml  maken.    Ibid.,  298. 

Maulchekoser,  m.,  maulchekosen,  sw.^ 
s.  maulkosen. 

mauldrang,  pltd.  mOldrang,  adj.y  maul- 
faul. Von  einem,  der  sich  drängen 
lälzt,  das  Maul  zu  gebrauchen.  Müh- 
ling. 

maulen,  pltd.  mQle(n),  sw.j  das  Maul 
aufsetzen,  schmollen,  mucken,  verdrießs- 
lich  sein  Ungezogene  Kinder^  denen 
das  abgeschlagen  wird^  was  gesittete  be- 
kommen^ und  die  jetzt  matden  und  ihre 
glücklichem  Brüder  lächerlich  machen. 
Soph.  R.  I,  37  f.  Und  ich  unleidliche 
Creatur  —  prügeln  möchte  ich  mich!  — 
ich  maulte.  Ibid.,  163.  Elent  geew  dem 
andre   na^    muhlt  jo    keinmahl    tohop. 


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58 


Maulgesperr  —  Mauseschwänzchen. 


Carm.nuptY,264:C.  Bock,  34.  Hen- 
nig, 159.  Sperber,  21,  hat  matden 
in  der  Bedeutung:  das  Maul  gebrau- 
chen, widersprechen.  Wortspielend  sagt 
man  in  Königsberg  von  einem  schmol- 
lenden Kinde:  Es  ist  nach  Maulen  ge- 
fahren. Maulen,  Dorf  bei  Königs- 
berg.    Sprw.  I,  2580. 

Maulgesperr,  pltd.  MQlgesparr,  n.,  Auf- 
sehen, Aufheben.  Das  macht  ein  zu 
gro/zes  Maulgesperr,  Mach  nicht  solch 
ein  Maulgesperr  von  der  Geschichte!  Aus 
Maul  und  sperren  gebildet;  Neugierige 
pflegen  den  Mund  aufzusperren. 

maulkosen,  maulchekosen,  pltd.  mOlke- 
kösen,  sw,^  zu  Maul,  zu  Munde  reden, 
schmeicheln.  YgLkösen.  Ein  Schmeich- 
ler heil'zt  Maulkoser,  Maulchekoser,  pltd. 
MQIkeköser.    Hennig,  159. 

maullos,  pltd.  mOllos,  adj.,  abgemattet, 
entkräftet,  namentlich  von  Pferden, 
wenn  die  Zügelführung  wirkimgslos 
wird,  sodann  von  Tieren  überhaupt. 
Friedland  Ostpr. 

Maulschelle,  /.,  Gebäck  aus  Weizen- 
mehl, etwa  3  Finger  breit  und  6  Zoll 
lang,  viereckig  imd  dickblätterig. 

Maultachtel,  f.y  Maulschelle,  Ohrfeige. 
Davon  das  Verb. 

mauliachteln,  pltd.  mQltachfle(n),  sw. 
Mutdtachtelt  rechts  y  stömöckselt  links 
(von  der  Ostsee  ist  die  Rede),  Dat  ös 
denn  doch  e  ander  Dings.  Reusch, 
Pltd.  Ged.,  21. 

Maulwerk,  pltd.  MQlwark,  n.  Sie  hat 
ein  gutes  Maidwerk^  sie  ist  gewandt  im 
Sprechen.  In  Pommern  Mundtüg^  Mund- 
ledderj  Mundwark.    Dähn.,  316  a. 

Maus,  pltd.  MOS,  /.  1.  Geschwulst  an 
der  Seite  tragender  Kühe  in  der  Gröfze 
einer  Maus^  die  sich  schnell  hin  und 
her  bewegt.  Kommt  die  Maus  bis  an 
den  Hals,  so  mufz  die  Kuh  sterben. 
Mittel:    Man  durchsteche  die  Maus  mit 


einem  Pfriem.  Man  ziehe  dem  kran- 
ken Stück  Vieh  schnell  die  Zunge  aus 
dem  Maul  und  beifze  die  Spitze  ab. 
Dönh.  2.  cunnuSy  vtdva.  Kleinen  Kin- 
dern, welche  sich  das  Rockchen  auf- 
gedeckt haben,  schlägt  man  dieses  schnell 
zurück  und  ruft:  De  Mus,  de  Mus! 
Sprw.  I,  2586.  3.  Geschichten,  Hän- 
del, Sorge,  Kummer.  (Sie)  macht  den 
Elteim  so  viel  Mäuse^  da/z  sie  sie  ins 
Kloster  sperren.  Soph.  R.  HI,  138.  Vgl. 
Pogge. 

Maus,  /.,  Mehlsuppe,  s.  MQs. 

Mausbraten,  rn.,  in  Sahne  aufgebrate- 
ner Schinken.     Mühling. 

Mausch,  w.Vom.,  Kosename  für  Marie. 
Treichel. 

Mauschel,  auch  Mausche,  m.,  Jude; 
von  Mosche  Moses.  Vgl.  Bernd,  172. 
Davon  mauscheln,  m.  1.  jüdisch,  oder 
so  unverständlich  und  wortreich  wie 
ein  Jude  reden.  2.  handeln,  schachern, 
mit  dem  NebenbegriflP  der  Unredlich- 
keit. Daraus  Mauschelei,  /.,  in  beiden 
Bedeutungen,  vermauscheln,  verkaufen, 
verschachern.  Mensch^  was  willst  du 
dann  nun  noch  vermauschelnf  Soph.  R. 
I,  397. 

Mausefaller,  m.,  Slovake,  als  Verfer- 
tiger der  Mausefallen.  Vgl.  Lapitschke- 
schwenker. 

Mäuseholz,  Pflzn.,  Nachtschatten,  So- 
lanum.    Treichel. 

mausen,  pltd.  mQse(n),  sw.  1.  Mäuse 
fangen.  Die  Katze  Id/zt  das  Mausen 
nicht.  2.  heimlich  und  mit  List  steh- 
len. Sie  haben  ihm  alles  gemaust  Bei 
Jeroschin  müsen:  mit  dem  vuchse 
konde  ermusen^  112d.  Pfeiffer,  198. 
ausmausen,  auslesen,  aussuchen. 

Mausepeter,  m.,  Katze,  namentlich  je- 
doch Kater,  der  ein  guter  Mauser  ist 

Mauseschwänzchen,  n.,  Pflzn.,  s.  Peri- 
blUmchen. 


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Mausezahn  —  Mehlbaum. 


59 


Mail$ezahn,  pltd.  MOstan,  m.^  Milch- 
zahn. Die  Kinder  werfen  den  aus- 
gezogenen Zahn  auf  den  Ofen  und 
sprechen  dabei :  Nüske^  Mvske^  göf  mt 
e  tseme  Tän^  öck  gew  dl  e  knäkeme! 
Volksr.,  94,  397. 

mausig,  pltd.  mOsig,  adj,,  keck,  grofz, 
stolz  thun.  Er  macht  sich  mausig.  Cu- 
pido  kanns  nicht  leiden^  dafz  dieser 
Kriegesgott  sich  hier  so  mausig  macht 
Carm,  nupt  II,  277  b. 

Mauskopf,  m.,  s.  Klosterwenzel. 

mauskopfig,  pltd.  mOskäpsch,  adj.,  die- 
bisch.   Egsbg.    Vgl.  mausen. 

Mauzenkraut,  n.,  stinkender  Gänse- 
falz, Chenopodium  olidum  Gurt  Ha- 
gen, 287. 

Mayen,  plur.^  Krieger,  welche  im 
14.  Jahrh.  dem  deutschen  Orden  von 
den  Städten  gestellt  wurden.  Ihre 
Hauptleute  wurden  aus  dem  vorneh- 
mem Bürgerstande  gewählt.  Müh* 
ling. 

Mayerke,  /.,  Meine  Mütze.  Auf  dem 
Haupt  eine  Mayerke  (Mützchen)  von 
Filz  mit  rauhen  Fasern  durchstochen, 
Pierson,  Matth.  Prätor.,  112. 

Mazze,  /.,  plur.  Mazzen,  Mazzes^  un- 
gesäuerter Osterkuchen  der  Juden; 
hebr.  mazzo,  Schmitt,  110.  Sper- 
ber, 44. 

Mechtle,  Mechtio,  m.,  der  Hintere, 
Podex;  von  dem  hebr.  w^cAiWb  Höhle, 
Höhlung.    Vgl.  Machele. 

Meckerziege,  /*.,  Pleonasmus  für  Ziege, 
weil  sie  meckert    Treichel. 

medäl,  adv.y  gar  nicht.  Der  Tag  ist 
medal  licht,  er  ist  gar  nicht  hell,  er 
ist  trübe.  Dönh.  Mühling  schreibt 
medcUl  und  erklärt:  mein  Lebtag,  alles 
mit  allem. 

Medaschke,  Pflzn.,  Nachtviole,  Hespe- 
ris  matronalis  L,    Dönh. 

I,    Pflzn.,    Windhalm,    Apera 


Spica  venti  P.  B.  Treichel,  Volksth.: 
Meddeln,  wohl  aus  dem  poln.  mieüica, 
und  daraus  verplattet  in  Merdel. 

Medder,  /.  1.  Mutter.  Im  Oberlande 
Anrede  Unverheirateter  an  verheiratete 
Frauen.  Vgl.  Moder  und  Vedder,  Zur 
Medder  werden^  zur  Mutter  werden,  zu 
Falle  kommen.  Bock,  34.  2.  Fru 
Medder^  /.,  Libelle.  Sie  heifzt  auch 
verwünschte  Jungfer.  Die  Kinder  sin- 
gen sie  an:  Fru  Medder,  Seit  ju 
nedder!  Volksr.,  60,  230.  N.  Pr.  Prov.- 
Bl  a.  F.  I,  69.    Vgl.  Feddernedder. 

Medenau,  Ortsn.,  Kirchdorf  im  Kr. 
Fischhausen.  Die  Bewohner  verspottet 
man  mit  dem  Zuruf:  Drink  ut  on  göf 
noch  ene! 

Meder,  w.,  Mieder,  Frauenjacke.  So 
vermak  öck  gegen  dt:  .  .  .  miner  Modersch 
Meder.    Volksl.,  15,  7,  3. 

Median,  m.,  der  Milan,  FoUo  müvusf 
Vgl.  Kohl. 

Medicinapotheke,  /.,  s.  Apotheke. 

Medritze,  /.,  s.  Metritze. 

Meerbrackdistel,  /.,  s.  Mannstreu. 

Meergans,  /.,  als  Ekelname  u.  Schimpf- 
wort bei  Stein;  ebenso  Meerkatz.  Pe- 
regrinus  XII,  82.    W.  Mtsbl.  V,  191. 

Meergrasblume,  -nelke,  /.,  gemeine 
Grasnelke,  Armeria  vulgaris  WiUd. 
Auch  Seegrasblume.    Hagen,  346. 

Meermannstreu,  /.,  s.  Mannstreu. 

Meersalzkraut,  n.,  krautartiges  Glas- 
schmalz, Salicomia  herbacea  L.  Ha- 
gen, 1. 

Meerschwein,  n.,  Fischn.  bei  Hennen  - 
berger,  Anhang,  29. 

Meerwurzel,  /.,  s.  Mannstreu. 

m6gen,  sw.^  söck^  s.  mlihen. 

Megerkraut,  n.,  s.  Meierkraut. 

Mehlbaum,  m.,  nach  Hennig,  160, 
Hagedom,  gemeiner  Weilzdom,  Mespi- 
lus oayacaniha  Gärtn.  Hagen,  515,  hat 
noch  Mehlbeere^  -dom,  -platten. 


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60 


Meier  —  Melk» 


Meier,  roter^  auch  rote  Mtre,  Acker- 
gauchheil)  AnagalUs  arvensis  L,  Ha- 
gen, 221.    Vgl  MlPe. 

Meier,  m.  jüd.  Vor-  und  Mannesn., 
der  Leuchtende,  hebr.  Mdr.  Flatow. 
Schmitt,  112. 

Meier-,  Megerkraut,  n.,  Pflzn.,  Wald- 
meister, Asperula  odorata  L.  Hagen, 
156.    Vgl.  Meske. 

meiern,  ßw.j  anführen,  übervorteilen, 
zum  besten  haben.  Den  haben  sie  gut 
gemeiert    Sperber,  21. 

Meilech,  m.  jüd.  Vom.,  von  dem  hebr. 
7?i^fecA  König.   Flatow.    Schmitt,  112. 

Meinchen  doch,  Beteuerungsformel.  Ei 
Meinchen  doch!  Sie  sind  doch  nicht 
etwa  der  Prediger^  dem  sie  , . .  das  Körb- 
chen gegeben  hat?    Soph.  R.  IV,  266. 

meindag,  rein  hchd.  meintage,  pltd. 
mtnddgy  doch  stets  verneinend:  meindag 
nichts  adverbial  im  Sinne  von  niemals, 
nimmer.  Das  geschieht  meindag  nicht, 
d.  i.  so  lange  meine  Tage  währen, 
mein  Leben  dauert.  Sticht  man  sie 
(Vergleich  ungen),  so  tatigen  sie  mein 
Tage  nichts.  Soph.  R.  I,  371.  Predi- 
gen habe  ich  meintage  nicht  gewollt. 
Ibid.  II,  482.  Wenn  ihr  ein  gut  Ge- 
loissen  habt^  tveint  ihr  fneintage  nicht. 
Ibid.  VI,  217.  Rätsel:  Ver  Jungfre 
gripe  sock  on  krtge  sock  mtndag  nich. 
Die  Wagenräder.  Nach  dissem  Stocks- 
ken tߧll  §k  mi  miendag  nich  mehr  be- 
supen.    Dorr,  1.  Wiew.,  11. 

meiner,  meine,  Fron,  poss.,  Manu, 
Frau.  Dat  tvär  minem  stne  Mutter^ 
das  war  die  Mutter  meines  Mannes. 
Dat  OS  mtner  ehr  Doky  das  ist  meiner 
Frau  Tuch.  Ebenso  in  der  Oberlausitz. 
Anton,  2,  11.  In  der  Gegend  von 
Saalfeld  meiner  auch  gleich  mein.  Mei- 
ner Mann  is  krank, 

meins,  pltd.  mlns,  statt  meinet ^  in 
meinshalben,  -wegen,  -gefallen,  meinet- 


halben etc.  Miens/ialwe  kann  dei  Scfidn- 
derie  Op  ons  nu  gohne  toie  nach  nie! 
Nowack,  67.  MeinsgefaUen  kann  er 
dableiben. 

meinst,  adv.^  meistens.     Saalfeld. 

Meiran,  w.,  Majoran,  Origanum  tna- 
jorana  L. 

Meiser,  ?».,  Mörser.  Dzg.  W.  Sei- 
del, 32. 

meist,  adv.y  wohl,  vielleicht;  beinahe, 
fast.  Das  konnte  meist  wahr  sein.  Das 
ist  meist  zu  grofz.  Im  Engl,  repräsen- 
tiert most  den  ursprünglichen,  almost 
den  späteren  Begriff;  auch  das  deutsche 
fast  in  seiner  Lutherschen  Bedeutung 
(fast  schön  =  sehr  schön)  und  in  seinem 
jetzigen  Sinne  ist  ein  ziemlich  analoger 
Fall.    E.  Förstern.    Vgl.  sacht 

melden,  sw.  1.  verraten,  angeben,  an- 
zeigen. So  schon  bei  Jeroschin:  da 
melte  er  bi  namin  alle  dt  da  hdten  uf 
dt  valscheit  geraten  141b.  Pfeiffer, 
196.  Wer  meld't,  der  prellt.  Volksr., 
116,  484.  2.  sich  melden,  anmelden. 
Nach  dem  Volksglauben  zeigt  der  Ver- 
storbene fernen  Verwandten  und  Freun- 
den seinen  Tod  an,  indem  er  ein  auf- 
fallendes Geräusch  verursacht,  einen 
Gegenstand  auf  unerklärliche  Weise  zu 
Falle  bringt  etc.  Dat  kann  de  Jung 
bt  Gott  6m  Himmel  nich  afbede  (ab- 
beten),  dat  hei  sock  nich  gemelkt  heft! 
Es  knackste  so  in  der  Wand.  Herr  GoUy 
es  mel^t  sich  wer  an!  In  Hessen  nennt 
man  dieses  Melden  sich  äugen  (eigen). 
Vilmar,  19. 

Mfilhafter,  m.,  Möwe,  Haffmöwe.  Na- 
tangen. 

Melk,  /.,  Milch.  Bock,  34,  ver- 
zeichnet den  Strafzenruf:  Melk  kep! 
den  in  Egsbg.  die  Milchmägde  er- 
schallenlassen; heute  YfivdmxrrSchmand! 
Schmand!  zum  Verkaufe  ausgerufen, 
und  die  Milch  nebenbei  verkauft. 


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Meli  —  Merzschaf. 


61 


Meli,  m.  u.  /.,  PflzD.,  s.  Mill. 

Mendel,  id.  jüd.  Vorn.,  Emanuel. 
Flatow.     Schmitt,  112. 

mengelleren,  pltd.  mengeKre(n),  sw., 
mengen,  mischen,  vermischen,  und  in 
letzterem  Sinne  auch  vermengelieren. 
Tabak  mengelieren.  Wa;8  soll  ich  mich 
in  die  Geschichte  mengelieren.  Die  Worte 
vermengelieren^  verworren  reden.  Vgl. 
Danneil,  136b.  Anton,  2,  11.  Mi, 
54  a. 

menger,  pronominales  Adj.,  mancher. 

Meniet,  m.,  s.  Manist. 

Mennig,  7n.,  dünner  viereckiger  Honig- 
kuchen, Pfefferkuchen.  Ist  er  mit  Ge- 
würz vermischt,  so  heifzt  er  GewUrz- 
mennig.  ßock,  34.  Hennig,  160. 
Hennig  hält  Mennig  für  eine  Zusam- 
menziehung aus  mengen  und  Honig^ 
oder  für  eine  Korrumpierung  yon  Manna^ 
und  weist  auf  das  poln.  minija  hin,  das 
jedoch  nur  die  Mennig-Farbe  bezeich- 
net Das  Wort  ist  für  Honigkuchen 
heute  wohl  kaum  noch  im  Gebrauche. 

mennigmal,  cufo.,  manchmal. 

Mennonitenblume, /.,  s.  Teerblume. 

Mensch,  pltd.  MSnsch,  1.  m.,  Knecht, 
Diener,  Kutscher,  Magd,  Dienerin. 
Möhling.  Vors  erste  dem  Mensch  (so 
nandte  er  auf  schlesisch  eine  Magd) 
fünf  Ghroschen  für  Papier,  Soph.  R.  I, 
628.  Schleufzerin  heißt  ein  Mensch, 
Ibid.  HI,  248  (es  ist  von  S*n  —  Schle- 
sien —  die  Rede).  2.  n.,  plur,  Men- 
scher^ Frauenzimmer,  in  gutem  und 
verächtlichem  Sinn.  Von  der  Euphrasia 
wird  folgendes  geschrid>en:  Es  vmrddifz 
iunge  Mensch  .  .  .  dahin  getrieben  etc. 
Carm.  nupt  U,  143b.  Will  einem  Gott 
zur  EK  ein  schönes  Mensch  zuschantzen^ 
So  ist  es  Danckens  werth.  Ibid.  III, 
86  c.  Et  ose  abscheulich, kübschet  Monsch^ 
ein  sehr  hübsches  Mädchen.  Wa;s  das 
Mensch  sich  einbildet!  Das  Mensch  geht 


wol  gar  in  Seidef  Soph.  R.  V,  568. 
Als  Schimpfwort  auch  in  der  Ver- 
stärkung: Saumensch,  namentlich,  wenn 
die  so  benannte  Person  zugleich  sich 
unsauber  hält.    Vgl.  Frauensmensch. 

Menschenfett,  n.,  Medik.,  Walrat. 

Menschenfresser,  pltd.  MSnschefrfiter, 
w.,  Fischn.,  Gründling,  Gobio  fluviati- 
lis  Cuv, 

Menschenhilf,/.^  zur  Bezeichnung  eines 
Kindes,  das  sich  mitzählt,  wenn  die 
Zahl  der  Menscheo  in  einer  Gesellschaft 
festgestellt  werden  soll:  Du  bist  man 
Menschenhilf.    Dönh. 

menschenmSglich,  pltd.  mSnschemäg- 
lich,  adj.  Ist  das  menschenmöglich^  ver- 
mag das  ein  Mensch? 

Menschheit,/.,  Menge  von  Menschen. 
Nei^  was  da  für  e  Menschheit  war! 
Danzig.  W.  Seidel,  32.  Schemio- 
nek,  25.  Danneil,  137b.  Anton, 
2,  11. 

Mentel,  w.,  Mantel.    Danzig. 

Merakel,(?),  Plackerei,  Quälerei,  Um- 
stände.    Marold.     Vgl.  Marakel. 

Mer6ns,  w.  Vom.,  Emerentia.  U art- 
wich, 55. 

Mergeil,  /.,  s.  Margell. 

Meritz,  /.,  s.  Metritze. 

Merlein,  m.,  s.  Mariein. 

Merreddig,  Merreth'g,  w.,  MeerretticL 

Mfirsch,  m.,  s.  Marsch. 

merstenteils,  pltd.  merschtendfils,  adv,^ 
meistenteils. 

Mertern,  m.,  Pflzn.,  s.  Maraun. 

Merlin,  Martin,  M«rten,  m.  Vom.,  Mar- 
tin; Kalendertag:  11.  November. 

MerUnsgans,  /.,  Martinsgans.  Gans- 
braten, der  am  Martinstage  auf  den 
Tisch  kommt.  Dat  Gänsken  .  .  ,  dat 
stnen  Namen  as  man  sieht^  von  dem 
Sanct  Mertenfohret,   Carm.  nupt  1, 298. 

Merzschaf,  falschlich  Märzschafy  n., 
das  ausgemerzte  Schaf. 


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62 


Mesch  —  Met. 


Mesch,  m.  Vorn.,  Michael.  Hart- 
wich, 54. 

meschant,  adj.y  bösartig,  boshaft, 
schandlich,  niederträchtig;  das  franz. 
mSchant 

meschugge,  meschugger,  adj,^  verrückt; 
von  dem  gleichbed.  hebr.  mesckuffa, 
Aoch  betrunken.  Frisch,  gesund  und 
meschugge.    Sprw.  I,  998. 

Mtee,  M88e,  /.  1.  Mütze,  Mine  Mos 
ÖS  weg.  2.  cunnus^  vulva.  Diese  im 
Kr.  Neustadt  auch  Mos.    Treichel. 

Meselain,  m.^  Kleiderstoff  älterer  Zeit 
Violöt,  178. 

Mteke,  MVske,  Mtek,  M88k,  m.,  /.  u. 
n.  1.  Meise,  Parus,  Volksreim:  Es 
sa/z  ein  Meske  an  jenem  Sprink;  es  war 
kein  Meske,  es  war  ein  Fink.  Dönh. 
Angs.  masa,  mnd.  mese,  me8eke(n\  hoU. 
meeSy  meeze,  engl.  UtmousCy  franz.  m^- 
sangcy  holstein.  Meesch,  in  Pommern 
Meseke.  Brem.  Wb.  ÜI,  149.  Schütze 
111,93.  D ahn.,  304b.  2.  w..  Schwäch- 
ling.     Hei  os  en  echter  Meske. 

Mtoke,  Pflzn.,  Waldmeister,  A^eruia 
odorata  L.  Bock,  Nat.  IIl,  310: 
Meeskcj  mnd.  mdseke.  Hagen,  156: 
Mee/zke. 

Mtekefeuer,  MVskefeuer,  n.  1.  kleines 
Feuer,  von  nur  wenigen  Stückchen  Holz 
unterhalten.  2.  Lichtschein  des  faulen 
Holzes  in  der  Finsternis.  Bock,  35. 
Hennig,  163.  Bock  schreibt  auch 
Mäuschenfeuer  und  deutet  rücksichtlich 
der  Herleitung  auf  Maus,  irrms;  Hen- 
nig dagegen  leitet  es  von  Mos  „Ge- 
müse, Mehlsuppe,  wegen  Ähnlichkeit 
der  Farbe,  weil  ein  solch  kleines  Feuer 
nur  blafz  brennt.  Daher  nennt  man 
ein  blal'zes  Gesicht  irgend  eines  kränk- 
Uchen  Menschen  MSskengesicht^.  Im 
Brem.  Wb.  IH,  189,  dem  Hennig 
hier  folgte,    ist  Moskengerigt  ebenfalls 


unter  Moaken,  Dem.  von  Moos,  Mehl- 
suppe, Pappe  für  Kinder,  gestellt.  Die 
Aussprache  des  Wortes  ist  jedoch  all- 
gemein Meske,  und  könnte  man  wohl 
an  die  weifzen  (leuchtenden,  bleichen) 
Backen  des  Vögleins  denken,  vielleicht 
mehr  noch  an  eine  Verwandtschaft  mit 
miSrig  (s.  d.). 

NKskeirVster,  m,,  von  Meske  Meise, 
elend  aussehender,  leidender  Mensch. 
Davon  das  Adjektiv  mfesketrösterig. 
Natangen. 

Messekom,  n.,  Abgabe  an  Korn  und 
Hafer,  je  ein  Scheffel  von  der  bebau- 
ten Hufe,  für  die  vom  Orden  neu- 
errichteten Pfarreien.     Mühling. 

Messepfennig,  m.,  zur  Ordenszeit  Ab- 
gabe von  1  Schilling  von  jedem  Hin- 
tersassen an  den  Geistlichen.  Müh- 
ling. 

Mestel,  /.,  Mistel,  Viscum  alJbum  L. 
In  Natangen  WSsp,  Wespe,  im  Samlande 
Wispe;  auch  Unruh.  S.  NisteL  Unter 
den  Bäumen,  auf  welchen  die  Mistel 
wächst,  ruhen,  der  Volksmeinung  nach, 
grofze  Schätze  verborgen.  Mühling. 
Reusch,  Sagen,  66. 

mestnafz,  adj.,  s.  mistnafz. 

mlTzig,  adj.  1.  mäTzig.  2.  freundlich. 
Hei  ÖS  mefzig,  er  ist  freundlich  wie 
ein  Meske. 

Mefzkere,/.,  nach  Mühling  Aalangel, 
bestehend  aus  langen  Schnüren  mit 
zal^eichen  Angelhaken;  nach  der 
Fisch.-Ord.  f.  d.  kur.  Haff  §  36  Mefz- 
kern  die  Haken  an  der  Aalschnur.  Lit. 
miszkere  die  Angel. 

Met,  m.,  Honigtrank.  Über  die  Be- 
reitung dieses  in  Preuizen  einst  sehr 
beliebten  Getränkes,  das  auch  jetzt 
noch  gebraut  wird,  s.  Bock,  Nat.  I, 
275  ff.  und  Der  pr.  Sammler  I,  509. 
Mhd.  mite,  mit,  ahd.  mitu,  mito,  mnd. 


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metche  —  Mietefrau. 


63 


mede;  lit.  medüs^  altslav.  med'^  russ. 
miod  der  Honig.  Weigand  II,  83 f. 
HeDnig,  331. 

metche,  plur.  des  pronominaleD  Ad- 
verbs manche.  Metche  Menschen.  Saal- 
feld. 

Metke,  m.  1.  Wann  am  Angelhaken. 
2.  penü^  namentlich  in  gewöhnlichem 
Zustande.  3.  kleiner  Gegenstand  über- 
haupt   Treichel. 

Nletofflage,  (?),  s.  Leidomassis. 

Metritze,  Medritze,  /.,  trichterförmiger 
Netzsack,  daher  aoch  blofz  Sack, 
kass.  maeia;  auch  Meteritze^  Mettritze, 
and  der  MetritZy  lit.  metrizes,  metfryczia. 
Welcher  an  sein  Windgajm  eine  un- 
gewöhnlich  enge  Medritzen  gd/raucht^ 
dem  soll  die  Medritz  genommen  und 
dazu  um  30  Mark  gestraft  werden. 
Fischerordnung  v.  J.  1640.  Hennig, 
159.  Bock,  Nat  IV,  696.  Die  Fisch.- 
Ord.  £  d.  kar.  Haflf  vom  J.  1845  schreibt 
stets  Mettritze.  Am  Meteritz  sind  un- 
ten Leinen  angeschürzet^  und  wird  die- 
ses von  bastenen  Leinen  gedrehete  Stack 
des  Netzes  Spann  genannt.  Bock, 
a.  a.  0.  714.  Nsslm.  TL,  104,  fahrt 
noch  die  Metritz  oder  Metritz-Kampe 
an  der  Nogat,  oberhalb  Marienbarg, 
an. 

Mette,/.,  Frühpredigt  in  evangelischen 
Kirchen  an  Sonn-  und  hohen  Feier- 
tagen. Jetzt  nicht  mehr  üblich.  Ahd. 
nuUtinaj  metttna,  mhd.  metttnCy  lat 
(Aoro)  matutina.    Schade,  596b. 

Mettomaseis,  (?),  VorsteUnetz.  Sper- 
ber, 41.    S.  Leidemassis. 

Mettram,  m.,  Pflzn.,  s.  Maraun. 

Mettritze,  y.,  s.  Metritze. 

Metz'y  /.,  im  Oberlande  Anrede  der 
Mädchen  unter  einander,  ohne  die  ent- 
ehrende oder  beschimpfende  Bedeutung 
von  Metze  «»  Hure.  Sperber,  21. 
Über  die  ursprünglich  reine  Bedeutung 


dieses  Wortes  s.  Weigand  H,  85  f. 
In  dem  deutschen  Brevier  des  14.  Jahrh. 
in  der  Giefzener  Handschrift  (s.  Haupt, 
Zeitschr.  VI,  484)  liest  man:  Wer  ditz 
buch  lese  der  bite  (bitte)  vor  einer  metzen 
s^le. 

Meusch,  (?),  s.  Hahnchenbier. 

Michel,  Micheiis,  m.  Vorn.  1.  Michael. 
2.  Michaelis,  Kalendertag  (29.  Septem- 
ber). 

Michel,  m.y  scherzweise  Benennung 
für  ein  grol'zes  Trinkgefäl'z.  Adh  michü^ 
michel^  mhd.  michel^  goth.  miküs^  angs. 
mikä  groiz.  Schade,  698b.  Hen- 
nig, 332. 

mickem,  mlickem,  auch  miggem,  mlig- 
gern,  muckern,  sw.  1.  kränkeln,  ver- 
kümmern, im  Wachstum,  in  der  Ent- 
wickelung  zurückbleiben.  2.  krank- 
haft wimmern,  stöhnen.  De  Kltne 
(Kleine)  is  so  elendiglich  auf  de  Zdhnche^ 
se  mickert  den  ganzen  Tag.  Saalfeld. 
Davon  vermickem  etc.,  und  als  Adj. 
mickrig,  mUckrig,  muckrig,  migg'rig,  miigg'- 
rig,  kranklich,  verkümmert,  elend;  in 
der  Saalfelder  Gegend  auch  mockrig. 
He  hefft  en  kleenet  mv^ckriget  Ges§chtken. 
Dorr,  1.  Wiew.,  23.  S.  Sperber,  22. 
W.  Seidel,  32.  D&hn.,  314a.  Vgl. 
misem  und  muggem. 

mickt,  präs.  3.  Pers.  sing,  von  mäken 
machen.  Denn  mickt  (macht)  dir  das 
nichts.     Gordack. 

mienen,  sw.^  bieten  auf  Auktionen. 
Wahrscheinlich  daher,  dalz  man,  an- 
statt laut  zu  bieten,  solches  durch  eine 
Miene,  Gebärde  that,  wie  das  auch 
jetzt  noch  beim  Ausrufe  oft  genug  ge- 
schieht. Dzg.  W.Seidel,  31.  Klein 
n,  16,  hat  nur:  etwas  im  öffentlichen 
Ausrufe  an  sich  bringen. 

Miete,  /.,  s.  Mite. 

Mietefrau,  pltd.  MfitsfrO,  /.,  Vermieterin 
weiblichen  Gesindes.  Ygl.  Mägdemutter. 


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64 


Mietsgärtner  —  minder. 


Mietsgärtner,  m.,  s.  Gärtner. 

Mietspfennig,  m.,  Mietsgeld. 

Mietsvater,  pltd.  Metsväder^  w.,  Ver- 
mieter männlichen  Gesindes. 

mtfen,  sw,  1.  winseln,  verhalten  hen- 
len;  zanächst  vom  Hunde,  dann  aber 
auch  von  Kindern.  2.  hinterher  sein, 
nachgehen ,  umschwänzeln :  vorzugs- 
weise Mädchen,  um  deren  Gunst  zu 
erlangen.  Sperber,  22.  Schemionek, 
25. 

miffem,  sw.^  den  Wind  lassen.  Sper- 
ber, 46. 

Migg',Migge,  MUgge,/,  Mücke.  Migge- 
spritsclier,  Mückenspritzer  heifzen  die 
Bewohner  von  Fischhausen  (s.  d.). 

Migge,  Mfge,  plur.^  Mädchen.  Miffge 
{Mtge),  gilt  ligge!    Volksr.,  122,  515. 

Miggengreifen,  pltd.  Miggegrtpe(n),  n. 
Er  hat  das  Miggengreifen^  das  Greifen 
nach  Mücken,  zur  Bezeichnung  eines 
hohen  Grades  von  Trunkenheit,  Deli- 
rium.    Sprw.  I,  445. 

migg'rig,  adj.,  s.  midcern  u.  miirig. 

MTlce,  /,  w.  Vom.,  Dem.  Mikchen^ 
Marie.  Hartwich,  55.  Geh  mit  der 
Miekey  geh.  Soph.  R.  V,  459.  Miekgen^ 
die  um  ein  Jahr  oder  so  dUer  war  als 
Carl,  Miekgen  blieb.  Ibid.,  595.  Vgl. 
MTtscIi. 

Milciiblume,  /.,  gemeine  Kreuzblume, 
Polygala  vulgaris  L,    Hagen,  731. 

milciien,  sw.,  melken.  Ebenso  in  Liv- 
und  Estland.  Hupel,  153.  Sall- 
mann,  r26a. 

Milclifrau,  pltd.  MellcfrO,  /.  Frau, 
welche  Milch  zum  Verkauf  nach  der 
Stadt  bringt    Vgl.  Sclimandmann. 

Milciigras,  Pflzn.,  Wollgras,  Eriopho- 
mm  polystachyum  L.  Spec.  Plant,  im 
poln.  mlodketa;  giebt  Milch  (poln.  mleko) 
den  Kühen  vor  J  ohanni,  wenn's  scholzt. 
Treichel,    Volksth.      Nach    Hagen, 


61,  ist  der  poln.  Name  webuanka  szero- 
kolüciowa, 

Milciilculi,  pltd.  MelldcÖ,  -Icau,  /.,  scherz- 
hafite  Bezeichnung  für  einen  kathoL 
Priester.  Man  sagt  von  dem,  der  einen 
solchen  zum  Verwandten  hat:  Eir  hat 
eine  schwa/rze  MUchkuh,    Sprw.  I,  2633. 

milgebrig,  mildgebrig,  adj.,  aus  geben 
und  mild  gebildet,  mild  und  zum  Geben 
bereit,  weichherzig.  He  schenk  gleich 
was  den  Armen,  denn  he  war  sehr  miU- 
gebrig.    Schaltj.  3,  8.     Saalfeld. 

mtlings,  aJj.,  sanft,  lieblich,  hold, 
angenehm.  Lit.  mielas,  poln.  mdio. 
Mühling. 

Mill,  MUH,  pltd.  Meli,  m.  u.  /.,  Pflzn^ 
guter  Heinrich,  Chenopodium  bonus  Hen- 
ricus  L.,  und  die  Gattung  Gänsefofz, 
Chenopodium j  überhaupt;  ebenso  die 
Gattung  Melde,  Atriplea  Toum.  Die 
schmalblättrige  Melde,  Atr.  angusti- 
folium  Sm.j  heifzt  in  der  Gegend  von 
Friedland  Ostpr.  MVII,  auch  ScheirzmBli, 
pltd.  SchftmVIl.  In  Natangen  ist  Schei/z- 
mell  Atr.  hastatum  L.  S.  Lhrztg.  1880, 
S.  243b.  Nach  Hagen,  1068,  ist 
Müll  die  Gartenmelde.  Nach  Hagen, 
280,  heifzt  der  Gute  Heinrich  auch 
Stolzer  Heinrich,  Schmerbel,  Hacken- 
schar j  Wilder  Spinat 

Mill,  n.,  s.  MUn. 

milzen,  sw.,  sich  die  Milz  durch  äuTzem 
Druck  beschädigen  und  daher  kraftlos, 
atemlos  werden.  Der  Hirsch  war  auf' 
gelaufen  und  hatte  sich  gemilzt 

mind,  adj.,  billig,  gering,  wenig.  Na- 
tangen. Im  Ermlande  der  Eompar. 
minder,  billiger,  geringer,  weniger.  Ein 
Scheffel  minder  eine  Metz,  also  15Metzen. 
Sperber,  22. 

Mindel,w.jüd.Vom.  Flatow.  Schmitt, 
114. 

minder,  adj.,  s.  mind. 


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mindern  —  Mi8ekatz(e). 


65 


mindern,  pltd.  mingem,  at^.,  munter 
werden,  zu  Kräften  kommen,  aas  einer 
Ohnmacht  erwachen;  .gewöhnlich  re- 
flexiv 9ich  ^-,  tennindem^  er-,  termin- 
gem.  Hei  Urmingert  sock  aUwedder^ 
ermuntert  sich,  giebt  Lebenszeichen, 
erholt  sich.  Sanüand.  Hennig,  161, 
hat:  Man  hat  ihn  gemindert^  er  ist 
wieder  zu  sich  selbst  gekommen. 

Mtne,  /.,  w.  Vom.,  Wilhelmine.  Min\ 
steck  Schwtn!    S.  Volksr.,  79,  314. 

minen,  «ü.,  s.  mienen. 

Minutenkraut,  Pflzn.,  Adler-Saumfam, 
Pteris  aqaiUna  L.,  weil  es  nur  eine 
Minute  blühen  soll  Treichel,  Volks- 
thOmliches. 

Minutensalbe,  /.,  Medik.,  Emplastrum 
MeUloti. 

mtr,  adj,^  mehr.     Saalfeld. 

Mlrey/.,  gemeines  Yogelkraut,/S^22arm 
media  Vill.  Auch  Vogelmeier,  Hühner- 
darm.    Hagen,  344.    S.  Meier. 

niMg,  adj.  1.  schmutzig,  elend,  er- 
b&rmlich,  gemein,  unanständig,  ekel, 
geizig.  Ein  miriger  Kerl.  Er  sieht 
fmrig  aus.  Es  geht  ihm  mirig.  2,  Einen 
mtrig  machen ,  ihn  ausschelten,  be- 
schimpfen, ihm  derbe  Wahrheiten  sa- 
gen. Engl,  mire  Schmutz.  Vgl.  mis- 
rig.  Sperber,  22.  Schemionek, 
25. 

nrirksen,  mr.,  in  Absätzen,  Pausen 
aa£seu&en  und  wimmern.  Saalfeld.  Im 
Samlande  blinzen. 

MlrlyW.jöd.  Vom.  Flatow.  Schmitt, 
114. 

mimieln,  atü.,  marmehi,  marmorieren, 
bunt  wie  Marmor  machen.  Mnhling. 
Davon  das  Adj.  gemirmeU.  Dönh.;  in 
Königsbg.  gemarmorierty  pltd.  gemar- 
merert. 

mir  nicMt  dir  nicMt,  geradezu,  ohne 
weiteres,  selbstverständlich;   teilnahm- 

Priiebblcr,  Wftrurboeh  U. 


los,  gleichgültig.  Das  scheint  gut  Glück 
genug  zu  sein^  da/z  ich  das  Engelkind, 
die  Sophie,  vneder  hier  habe:  dafz  sie 
aber  thut  als  mir  nichts  dir  nichts,  das 
ist  der  Kukuk!  Soph.  R.  V,  581.  Für 
Liv-  und  Estland  bei  Hupel,  153. 

Mirsemau,  Mirichemau,  MVrsemau,  Mur- 
ichemau,  m.  1.  Pflzn.,  Tannen-Bärlapp, 
Lycopodium  selago  L.  Hagen,  1088. 
Nsslm.  TL,  219.  Pierson,  A.  W., 
27.  Nach  Bock,  Nat.  I,  281:  Mwrse- 
m^au,  Lycop.  clavatum,  poln.  morzybob. 
Vgl.  Treichel,  Volksth.  IL  S.  Morze- 
l>6b.  2.  MiricfiemaUy  in  der  Farbe  un- 
bestimmt, gemischt,  auffölhg.  Ein  der- 
artig gefärbter  Kleiderstoff  ist  Mirsche- 
mau  mit  Bremsen  besetzt 

mls,  adj.j  wohl  Kürzung  von  miser, 
betrübt,  traurig,  schlecht,  unwohl,  weh. 
Mir  ist  recht  mts  zu  Mute,  In  Est- 
land mts  vom  Wetter:  schlecht.  Sall- 
mann,  126a,  fragt:  Abkürzung  von 
miserabelf 

Mts,  MtZ,  /.,  Name  und  Lockruf  für 
die  Katze,  nach  ihrem  Geschrei,  na- 
mentlich in  der  Kindersprache;  span. 
mizy  ital.  muccia.  Frisch  I,  667a. 
Dem.  Mischen,  Mtzchen,  Mizel;  die  bei- 
den letztem  aber  auch  Schmeichelnamen 
für  Marie.  Auch  MTselcatz.  Im  Gott, 
ist  der  Lockname  der  Katze  Minse, 
Minseken  u.  MOseken.  Schamb.,  136a. 
140b.  Vgl  Danneil,  138a.  Anton, 
2,  12.     Sperber,  22. 

mis,  prdp.,  mit.     Dönh. 

Mischpöch',  Mischpölce,  /.,  auch  Musch- 
pölce,  von  dem  hebr.  mischpocho,  Fa- 
milie, Verwandtschaft;  übertragen  auch 
Gesellschaft.  Die  ganze  MischpSche. 
Sperber,  44. 

misdrStschy  adj.,  falschgedreht,  wider- 
haarig; von  Fäden,  vom  Haar. 

Mt8el(afa(e),  /.,  s.  Mts. 

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66 


Miser  —  Mistkäfer. 


Miser,  m.,  elender,  yerkommener,  ver- 
kümmerter Mensch.  Polonisiert  Mise- 
rinski.    Sperber,  42. 

miierig,  adj,^  s.  miirig. 

Miserinski,  m,,  s.  Miser. 

Miserist,  7n.,  derjenige,  der  im  Boston- 
spiel misere  ansagt.     Sperber,  44. 

misem,  sw,j  sich^  sich  quälen.  Er. 
Neustadt. 

misern  (i  kurz),  sw.^  kränkeb,  ver- 
kümmern, s.  V.  a.  mickem  (s.  d.);  von 
dem  lat  miser.  Selbst  die  Lampe  mi- 
sertj  wenn  sie  trübe  brennt.  Davon 
vermisem,  verkommen  etc.  Vgl.  mu~ 
sem. 

mtskeprTstrigy  adj.y  elend,  kränklich 
aussehend.  Dönh.  Pr.  Holland.  Vgl. 
miirig. 

Mispel,  /.,  Mistel,  Vücum  album.  So 
schon  Voc.  646. 

miirig,  miierig,  adj.,  von  müem^  ver- 
kümmert^ kränklich,  schwächlich,  elend, 
erbärmlich,  jämmerlich,  miserabel;  von 
Tieren  und  Menschen,  üt  em  mi^ge 
Farkel  ward  manchmal  e  däger  Borg. 
Sprw.  I,  825.  In  gleichem  Sinne  auch 
mickrig  etc.  unter  mickem^  mtUlig  und 
nach  Schemionek,  25,  mtserig  mit 
der  Nebenbedeutung  verdriefzlich.  Sper- 
ber, 44. 

MisrUck,  n.,  Ackerbeet,  das  beim  Säen 
irrtümlich  ausgelassen  wurde.  Müh- 
lin g.  .  Der  Sämann,  der  ein  Misrück 
hinterläizt,  stirbt  in  demselben  Jahr. 
Hexspr.,  136. 

Miss,  /.,  Messe,  missa.  Regnet  es  un- 
ter der  Dliss,  regnet  es  Wach'  über  ge- 
m/z.    Sprw.  I,  3105. 

Miss,  /.,  Bodenvertiefung,  selbst  wenn 
sie  mit  Wasser  gefüllt  ist.  Westpr. 
Tn  Hoch-Paleschken :  dieweifze^  schwarze^ 
die  Pavel-y  die  Fichtmiss.     Treichel. 

Mist,  pltd.  Mest,  m.  1.  Nebel,  Nebel- 
dunst.    Ebenso   engl.    u.   hoU.;   angs. 


mist  Dunkelheit.  Brem.  Wb.  HI,  167. 
Schütze  in,  103.  Schamb.,  136a. 
Vgl.  Dftk.  2.  Dünger.  Den  Mist  auf 
den  Acker  fahren.  3.  Gemischtes, 
Mengsei,  Zusammengebrachtes  und 
kaum  Zusammengehöriges ,  mixtum ; 
auch  Durcheinander,  Unsinniges  in 
That  und  Rede.  Er  spricht  lauter  Mist. 
Treichel. 

Mist,  pltd.  Mest,  n.,  vom  vorigen,  be- 
liebtes Schimpfwort  auf  ein  Frauen- 
zimmer.    Ölet  Mest^  altes  Mist! 

Mistadel,  m.,  s.  Misisftdel. 

Mistelfuhr,  /.,  s.  Mistfuhr. 

Mistelzeit,  /.,  Zeit  des  Mistfahrens, 
s.  Mistfuhr,  Ein  Taglöhner  soll  haben 
in  der  Mistel-Zeit  6  bis  7  Gr.  Hart- 
wich, 353. 

misten,  sw.j  cacare.  Klein  Vieh  mist' t 
auch  gut. 

Mistfink,  m.  1.  Bauer,  Gutsbesitzer; 
auch  Mistkäfer.  2.  unsauberer  Mensch; 
in  diesem  Sinne  auch  Mislhammel, 

Mistforke,  /.,  s.  Forke. 

Mistfuhr,  pltd.  Mestför,  im  Ermlande 
Mistelfuhr,  /.,  Zeit  des  Mist--,  Dünger- 
ausfahrens.  Op  Föschhauser  Mestför 
von  sewe  Hüper^  scherzhafte  Antwort 
auf  die  Frage  nach  dem  Alter.  Doch 
lett  Gott  mihnen  Sohn  de  Mestfohr  man 
erlehwen^  eck  Scheck  em  en  de  Schohi, 
dat  he  darop  stodehrt.  Carm.  nupt.  HI, 
50  d.  On  de  Gritche  woa  on  a  Mostel- 
fua  (Mestelfu^)  von  fünbezwanzig.  Ermld. 
Freisch.,  9. 

mistig,  pltd.  mestig,  adj.  von  Mist.  1. 
nebelig,  trübe,  feucht.  Vorzugsweise 
in  der  Fischer-  und  Schiffersprache. 
.  .  .  bei  gelindem  Wetter  so  stehet  die 
Stadt  im  Rav^ch^  gleichsamb  in  einem 
mistigen  Dunstrevier  ^  oder  im  Nebel. 
Linem.,  Yylb.  Vgl.  dUdg.  2.  dfin- 
gerartig,  schmutzig:  ein  mistiger  Weg. 

Mistkäfer,  m.,  s.  Mistfink. 


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Miötkaule  —  Mitsch. 


67 


MMkaule,  pltd.  MestkQI,  /.,  DOnger- 
grabe.    S.  Kaui. 

mislnalz,  pltd.  mestnatt,  auch  zur  Hälfte 
pltd.,  zur  Hälfte  hchd.  mestnafz,  adj.^ 
nebelig,  feocht,  stark  angefeuchtet;  vom 
Wetter,  von  der  Wäsche.  Hennig, 
160.    Vgl.  misfig. 

Miabfldel,  Miatadel,  pltd.  Mest&ädel,  m., 
Mistwasser,  Mistjauche.    S.  Adel. 

Mistus,  m.y  LatinisieruDg  von  Müt^ 
Dünger.  Wo  Mistus^  da  Christus^  wo 
Dünger  im  Acker  ist,  da  ist  auch  Se- 
gen. Sprw.  I,  2635.  Wo  ni  ü  Mütua^ 
«8  ok  ni  Christus,     Eonitz. 

MMwetter,  n.,  von  Mist  1,  Nebel wetter. 
Vgl.  mistig,  mistnafz. 

mtewringrig,  adj.^  aus  mts  (weh)  und 
wringen  (winden,  drehen),  übel,  wehe. 
Ml  OS  so  miswringrig^  mir  ist  so  un- 
wohl zu  Mute^  als  wolle  sich  alles  in 
mir  umdrehen.  Elbing.  Die  Aussprache: 
mimoTvngrig  erinnert  an  Mü^s  Maus, 
womit  das  Wort  selbstverständlich  nichts 
zu  thun  hat.  Im  Brem.  Wb.  Hl,  200, 
findet  sich  eine  ähnliche  Zusammen- 
setzung: muuhorängisch^  unwillig  zum 
Reden. 

mit,  pltd.  mVt,  1.  präp.  im  Accus. 
Mit  die  Kinder.  2.  nach  Hennig,  332, 
auch  adj,  =  recht  gelegen,  wohlgefällig. 
Es  ist  ihm  nicht  mit^  es  ist  ihm  nicht 
gelegen.  3.  mit  oder  ohne?  Gekürzte 
Frage:  Trinken  Sie  den  Kaffee,  Thee, 
mit  oder  ohne  Schmand? 

mitdniitter,  pltd.  mVtdrunder,  ado.  1. 
mitten  darunter,  vermengt,  gemischt, 
doch  mit  dem  Nebenbegriff  der  Ver- 
einzelung. In  der  Mus  ist  hin  und 
wieder  ein  Spirkelchen  mitdrunter.  2. 
mitunter.  Afitdrunter  ins  Theater  gehen. 
Vgl.  mittendamanic 

HTte,  /.,  kegelförmig  aufgeschichteter 
Haufe  von  Getreidegarben,  Heu,  vor- 


zugsweise jedoch  von  Kartoffeln.  West- 
preufzen.  Das  angs.  mtthan  bedecken 
dürfte  die  Wurzel  sein;  in  der  Bedeu- 
tung überein  stimmt  das  lat.  meta^  das 
jede  pyramidenförmige  Höhe  bezeich- 
net. Ebenso  in  Bremen  u.  Pommern. 
Brem.  Wb.  HI,  168.  Dähn.,  308b. 
Im  Holsteinschen  bez.  Mite  einen  vier- 
eckigen Misthaufen.  Schütze  UI,  99. 
Sonst  nennt  man  in  der  Provinz  diese 
Haufen  auch  Stftken. 

Mite,  Miete,  /.,  Milbe,  acarus.  Franz. 
u.  engl.  mite.  Das  Wort  ist  verwandt 
mit  Made  u.  Motte.  Ebenso  im  Brem.^ 
im  Holsteinschen.  Brem.  Wb.  HI,  168. 
Schützein,  99.    Hennig,  160. 

Miteban,  (?),  Gefängnis.  Kulmisches 
Recht,  Buch  H,  Kap.  21.  In  den  Lit. 
Aeq.,  S.  20,  wird  die  Vermutung  aus- 
gesprochen, daiz  das  Wort  vielleicht 
zusammenhängt  mit  der  lit.  Wurzel 
met  werfen,  von  welcher  uzmetiklis  der 
Riegel  an  der  Thür.     Hennig,  161. 

mithalten,  pltd.  mVthöle(n),  st.,  an 
einer  Sache  sich  beteiligen,  teilnehmen. 
Vgl.  Gill. 

mithecliten,  sw.,  mithalten,  gleich- 
kommen. Er  mochte  §em  mithechteny 
aber  der  Geldbeutel  {die  Gesundheit)  ver- 
bietefs  ihm.     Treichel. 

mttig,  ad^.y  voller  Mieten.  Der  Käse, 
das  Mehl,  das  trockne  Obst  ist  mttig. 
Hennig,  161. 

mitrig,  adj,,  elend.  Saalfeld.  Vgl. 
miirig. 

mitsamts,  pltd.  mVtsamts,  adv,,  mit- 
samt. Ich  schmeifz  dich  mitsamts  der 
MargeU  ins  Wasser. 

MTtschy  /.,  w.  Vorn.,  Dem.  Mitschr 
chen,  Marie.  Hartwich,  155.  Dzg. 
Nhg.  Viol^t,  102.  194.  Dorr,  42: 
On  Mitsch  Marie,  Nu  bliew  bi  mi! 
Auch    Spottname    für    eine    einfaltige 


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68 


mitschen  —  Modder. 


Frauensperson.  Geh^  du  dumme  Mitsch. 
Ndmke  ös  Nämke^  wenn  dat  Jungke  6k 
MiUchke  het    Vgl.  Mtke. 

mitschen,  sw.^  mantschen,  patschen. 
Ygl.  matschen. 

Mttschört,  w.  Yorn.^  Zusammenziehang 
der  Namen  Mttsch  (Marie)  und  Ort 
(Dorothea).    Dönh. 

Mittag,  pltd.  MVddag,  n,  1.  Mittags- 
essen, -mahlzeit.  Das  Mittag  üt  schon 
mehrmals  kalt  geworden^  sagt  die  Haus- 
frau zum  verspätenden  Manne.  2.  Mit- 
tag  essen^  zu  Mittag  essen.  Wir  woUen 
Mittag  essen.  Ebenso  in  Estland .  S  a  1 1  - 
mann,  126a. 

Mittelbauch,  pltd.  MVddelbQk,m.,  zweite 
Abteilung  in  einem  Sack  oder  Wenter. 

mitteldamank,  adv,^  s.  mittendamank. 

Mittelknecht,  m.,  s.  Knecht 

Mittelkranz,  pltd.  MVddelkranz,  m.^  die 
mittlere  Abteilung  der  Metritze  des 
kurischen  Wadegams. 

Mittelmagd,/.,  analog  nach  Atittelknecht 
gebildet,  ältere  und  in  der  Stellung  be- 
vorzugtere Magd.  Wo  ÖS  denn  de  Mod- 
delmägdf  de  den  Foss  von  de  Gänse 
jagtf  Volksr.,  44, 169  u.  S.  278.  Volksl., 
46,  29,  2. 

Mittelrock,  pltd.  MSddelrock,  m.,  die 
mittlere  Abteilung  des  Keitelgams,  lit. 
middraks.     S.  Keitel. 

Mittelschlag,  pltd.  MVddelschlag,  m., 
das  die  Mitte  Haltende,  die  mittlere 
Art  oder  Gattung.  Die  Leinwand  ist 
Mittekchlag^  sie  ist  weder  fein,  noch 
grob.  Pferde,  die  weder  vorzüglich 
grof'z,  noch  sonderlich  klein  sind,  sind 
guter  Mittelschlag,  Hennig,  161.  Ade- 
lung HI,  248. 

mittendamank,  gewöhnlich  mittelda- 
mank,  adv,,  mitten  darunter.  Die  Mar- 
gell  ist  immer  mitteldamanky  sie  ist  viel 
und  gern  unter  den  Knaben. 

Mittfach,  pltd.  MSdfach,  n..  Mittelfach 


der  Scheune^  Raum  über  der  Dresch- 
tenne, dessen  Grundlage  Querbäume 
oder  Querstangen  bilden.  Dat  Mfd  ös 
em  wt  e  Schoppehch  on  de  Möge  wt  e 
Mödfach^  er  ist  unersättlich.  Me  rekt 
vom  Mödfaxih  to  frete^  ein  Mensch,  der 
besonders  grolz  gewachsen  ist.  Sprw. 
I,  2571.  3112.  De  Buk  e  Schtn,  de 
Mdge  e  Mödfach,  Wunsch  eines  starken 
Essers.    Sprw.  II,  271.    Hennig,  332. 

Mtz,  f.,  s.  Mts. 

mVbeln,  sw.y  s.  vermVbeln. 

Mocke,  Name  und  Lockruf  für  das 
Kaninchen.  Volksr.,  64,  242 f.  Vgl. 
Tnisch. 

Mockerau,  Ortsn.,  Kirchdorf  in  der 
Nähe  von  Graudenz.  Nach  Mockerau 
reisen y  sterben.  Vielleicht  hangt  die 
Redensart  mit  den  Revuen  zusammen, 
welche  unter  Friedrich  H  seit  1772  in 
jener  Gegend  öfter,  und  unter  seinen 
Nachfolgern  noch  von  Friedrich  Wil- 
helm n  (zweimal)  und  Friedrich  Wil- 
helm ni  (dreimal,  zuletzt  1804)  ab- 
gehalten wurden.  Pr.  Land.-  u.  Volksk., 
421.     Sprw.  I,  115. 

mödbarschen,  gewöhnlich  zer-  u.  ter- 
mödbarschen,  sw.^  sichy  sich  abquälen, 
abmüden,  auCzer  Atem  arbeiten,  meist 
mit  dem  Nebenbegriff  der  unnützen 
Thätigkeit;  auch  abmödbarschen.  Das 
Wort  ist  aus  mod  Mut  und  barschen, 
barsten  bersten  zusammengesetzt.  In 
Hamburg  und  Bremen  moodbarsten. 
Brem.  Wb.  III.  172,  im  Holsteinschen 
moolbarsten,    Schütze  III,  115. 

Moddel,  n.  1.  das  Modell.  2.  das 
Obstlager  im  Heu  oder  Stroh  zum  Nach- 
reifen des  Obstes.     Dönh. 

M  Vddelenttwei ,  m, ,  Mittelentzwei . 
Mensch     ohne     Haltung,     Labommel 

(8.   d.). 

Modder,  m,,  Moder,  Schlamm,  Sumpf, 
Morast,   Strafzenkot.     Davon   moddrig, 


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Moder  —  Möglichkeit. 


69 


adj,^  modrig,  was  aus  Moder  besteht, 
Moder  enthält,  nach  Moder  riecht. 
Hennig,  161.    Vgl  MolL 

Moder,  MSder,  Medder,  /.  1.  Mutter, 
wie  hchd.  Frau,  Gattin,  Hausfrau,  da- 
her auch  Hausmutter,  pltd.  HQsmöder. 
Sihn  Huufz'Moder  sehd:  Mann!  dat 
motst  du  nich  lüden.  Carm,  nupt  IH, 
50b.  Mooder^hüP nich!  Elbing.  Spook, 
471.  2.  Anrede  des  Gesindes  an  die 
Hausfrau;  auch  Herzmöder,  neuerdings 
gens  Frflke.    Vgl.  Vader. 

Müder  {ö  lang),  n.,  Mieder,  leinenes 
Wams,  kurzes  Halbhemde.  In  der  Ge- 
gend von  Konitz:  Meidet  Bock,  35. 
Hennig,  161.  Mhd.  muodei*,  altnd. 
müder,  S.  Genaueres  Weigand  H, 
90. 

Moderlieschen,  n.,  Fischru,  Spierling, 
LeucaapiiLS  delineatus  Lieb.  (Ch/printts 
aphya  L.)  auch  Name  für  junge  Fische 
aller  Art.  Das  Fischchen  heil'zt  auch 
Afutterloseken^  AJuUlosen  (Voc.  580), 
Mudchen^  Muttchen^  Modke^  Malinchen^ 
alipr.  blingo.  Benecke,  131.  Bujack, 
339.  Bock,  Nat  IV,  662:  Die  Mm- 
gen  gemeinen  Leute  nennen  ein  Meines^ 
längliches^  gründelartiges  ^  imncUiches 
Fischchen,  das  sich  unter  dem  eigent- 
lichen Stint  einfindet  und  mit  demselben 
gefangen  wird,  ein  Moderliefzken.  Der 
Name  Mutterloseken,  pltd.  Moderloseken, 
Mut(ter)losen,  Moderlieschen,  rein  pltd. 
Moderltsken, soll,  nach  Mühling,  Tiem., 
175^  daher  kommen,  weil  man  ehemals 
glaubte,  der  Fisch  entstehe  ohne  Vater 
und  Mutter,  allein  durch  Fäulnis.  Die 
Namen  Mudchen  und  pltd.  Modke,  viel- 
leicht auch  Malinchen  =  Mutterchen. 
Im  Holsteinschen  ehenisHs  Moderloseken, 
Moderli/chen,  mit  gleicher  Erklärung 
über  die  Entstehung  des  Namens. 
Schatze  IH,  105.  In  Pommern  Mo- 
derloseken.    Dähn  ,  310a.     In  Estland 


Moderlieschen   Schlammpeizker,   Cobitis 
fossilis.    S  allmann,  126  a. 
moderselig,  moderwind  allein,  s.  mutter- 


modes,  adj.,  vernünftig,  gut.  Dat  ös 
e  Tnodesser  Monsch.  Natangen.  Von 
modestus? 

Mödge,  Ortsn.,  Modgen,  Dorf  im  Kreise 
Pr.-Eylau.  Es  heil'zt  von  den  Be- 
wohnern neck  weise:  Hei  os  üt  Mödge, 
wo  de  Lüed  M6d  (Mott?)  UTidre  Näs 
hebbe. 

Modke,  n.,  Fischn.,  s.  Moderlieschen. 

mOffig,  adj.,  s.  mllffig. 

mttg  (p  lang),  3.  Fers.  sing.  präs.  von 
mögen:  er  mag.  Er  mog  wohl  reich 
sein?    Oberland. 

Mogelike,  /.,  s.  Mogille. 

mögein,  sw.,  übervorteilen,  betrügen, 
durch  Betrug  überlisten,  namentlich 
beim  Kartenspiel,  daher  häufig  bemo- 
geln. Sperber,  22.  Danneil,  138b. 
In  Estland  mogeln  heimlich  aus  dem 
Wege  räumen,  meucheln.  Sallmann, 
37a.  Von  mogeln:  Mögelant,  Mögeier, 
771.,  Betrüger,  Fälscher,  namentlich  fal- 
scher Spieler.     Mogelei,  /.,  Betrug  etc. 

mögen,  sw.^  sock,  s.  mühen. 

Mogille,  /.,  Dorfkirchhof,  Nebenkirch- 
hof, verschieden  von  dem  für  ein  Kirch- 
spiel gemeinsamen  Friedhof  des  Kirch- 
dorfes. Lit.  mogilla,  poln.  mogiia  Hü- 
gel, Erdhügel,  Grabhügel,  aber  auch 
Steinhaufe,  russ.  mugilni.  Es  steht 
jeder  Ortsgemeinde  frei,  eine  Mogille 
anzulegen;  auch  tritt  der  Name  nicht 
ausschliei'zlich  in  Litauen  und  Masuren, 
sondern  auch  sonst  in  der  Provinz  auf. 
Vgl.  Hintz,  70.  Nach  Treichel  Mo- 
gelike,  altpreuf'zischer  Grabhügel,  sogen. 
Hünengrab. 

Möglichkeit,  pltd.  Mäglichkeü,  /.  Is 
das  die  Möglichkeit!  als  Ruf  des  Er- 
staunens.    Bis  in  die  aschgraue  Mog- 


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70 


Mohnkanne  —  molsch. 


lichkeit^    zur   Bezeichnung   des    Unbe- 
grenzten. 

Mohnkanne,    pltd.  Mänkann^  f,y   der 
wie  eine  Kanne  gestaltete  Mohnkopf. 
Mohnkeilchen,  pitd.  Märüctlke,  plur.^ 
Keilchen  in  Milch  mit  geriebenem  Mohn. 
Fastnachtsgericht.    S.  Keilchen. 

Mohnnudeln,  pltd.  Mdnnüdle,  plw\, 
Nudeln  in  mit  geriebenem  Mohn  abge- 
kochter Milch.     Fastnachtsgericht. 

Mohnsens,  m.,  kleiner  Mohnkuchen, 
der  vorzugsweise  in  der  Fastenzeit  ge- 
backen wird.  Nach  Bock,  35,  und 
Hennig,  162,  die  Mohnaanse  schrei- 
ben, auch  „kleine  Fladen,  die  mit  Ho- 
nig bestrichen  und  mit  fein  geriebenem 
Mohn  bestreut  sind."  Wenn  öck  war 
na  Guttstadt  käme^  war  eck  di  e  M&n- 
sens  kepe. 

Mohnstritzel,    pltd.    Mänstrotzel,    w., 
Stritzel   mit  Mohn.     Der   Mohn    wird 
zur  Entfernung  des  bittem  Geschmak- 
kes  gebrüht,  gerieben  und  unter  Zuthat 
von   Eiweil'z  und  Citronenöl   auf  den 
ausgerollten  Teig  gethan,    wodurch  er 
in  dem  fertigen  Gebäck  eine    reihen- 
weise Lage  erhält.  Fastnacht  und  Pfing- 
sten.    Ostpr.    Treichel,  Volksth.  HI. 
Mohring,  Ortsn.,  Mehrungen.    Herder 
ist  in  Mohring  geboren. 
Meidet,  n.,  s.  MVder. 
Mokkakäfer,  m,    Mit  der  Geschwindig- 
keit eines  Mokkakäfers,     Treichel. 

mölen,  sw.^  in  Unordnung  bringen, 
durcheinander  werfen;  auch  vermttlen. 
Treichel. 

MolkebrOch,  m.,  Bröch,  Bauch,  der 
von  Molken  stark  geworden.  Wat  stdl 
se  mot  dem  Molkebrochf  VolksL,  60, 
40 1,  6.  Vgl.  BrSch. 
Molkenschubber,  m.,  s.  das  folg. 
Molkentewer,  pltd.  Molketewer,  m., 
Kohlweifzling,  aber  auch  jeder  andere 
Schmetterling,    jede    gröfzere    Motte, 


jeder  Nachtschmetterling.  Aus  Molken^ 
mhd.  auch  Milch,  und  tewem  hexen, 
zaubern,  zusammengesetzt,  also  wört- 
lich: Milchverhexer.  Sie  heifzen  auch 
Molkendfive,  Molkendiebe,  nach  Muh- 
ling,  Tiern.,  174,  auch  Molkenschub- 
ber;  in  Elbing  Molkenzfiber.  En  Mächen 
so  sehen  .  . .  vne  so'n  recht  bunter  Mol-- 
kenzeber,  Schaltj.,  3,  6.  Schemionek^ 
25,  schreibt  Molkenzöber^  in  Bremen 
Mtdkentdve7\  Brem.  Wb.  III,  144;  in 
Pommern  Molkendeev,  Dähn.,  311b. 
Die  Volksjugend  singt  den  Schmetter- 
lingen zu: 

MolketeweTy  seit  dl, 
Gew  dt  e  Stöckke  Butterbrot!  etc. 
Vgl.  Volksr.,  60,  233.    N.  Pr.  Prov.-Bl. 
a.  F.  I,  69.   Bock,  35.    Hennig,  162. 
Moll,  Molle,  /.,  s.  Mulle. 
MVII,  n.y  s.  Müll. 

mollen,  sw.,  sichy  sich  wohlbehaglich 
wälzen,  rollen,  sich  einnisten. 

mollig,  adj.^  weiche  wohl,  behaglich. 
Es  ist  hier  ganz  mollig. 
MSIIHz,  Fischn.,  s.  Forelle. 
Molm,  Mulm,  m.,  trockene,  lockere 
Stauberde,  Fäule  im  Holz,  Wurmmehl. 
Ahd.  molt^  molta^  mhd.  molte  Staub, 
Erde.  Schade,  619b.  HoU.  mx>lm. 
Bei  Jeroschin:  der  michs  —  ofte  scha- 
din  groz  vorsieht  dt  vM  er  schirrit  in 
dem  molt  Pfeiffer,  197.  Vgl.  Malm. 
Sali  mann,  37  u.  75,  yerzeichnet  das 
Adjekt.  mulmig.    Vgl.  olmig. 

molsch,  adj,j  morsch,  angefault,  wund. 
Molsches  Holz  —  Obst  Molsche  Fü/ze, 
Fufze,  die  stark  schwitzen,  wund  sind. 
Bayr.  maischet.  In  der  Saalfelder  Ge- 
gend molsch  auch  sumpfig.  Vgl  Mulscfi. 
und  mär.  2.  faul,  trage,  unlustig  zur 
Arbeit,  übermüdet,  angegrifiPen.  Öck 
st  hOde  ganz  molsch.  molsch  und  mar 
sind  wohl  gleichen  Stammes;  ob  dieser 
jedoch,  wie  Bock,  35,  und  Hennig, 


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molscheii  —  Moorente. 


71 


162,  meineD,  das  lat.  mollis  weich, 
bleibe  dahingestellt.  Nach  Sperber, 
22y  nennt  man,  wohl  in  studentischen 
Kreisen,  den,  der  an  Katzenjammer  lei- 
det, ihn  ironisch  adelnd,  MoUch  von 
Gestern. 

mobchen,  mulschen,  »w.  1.  molsch 
werden,  anfaulen,  faulen.  2.  faulenzen. 
3.  prQgeln.  WennH  nich  pi  der  Kiark 
wesen  weer^  so  hadd  §k  em  gemoUcht^ 
oder  he  hadd  mi  gemolscht  Dorr, 
1.  Wiew.,  126  f. 

Molt,  n.,  Malz.  Ags.  mealt^  engl. 
malt,  hoU.  mout.  Brem.  Wb.  III,  182. 
Im  Götting.  Malt  Schamb.,  129b. 
An  dem  ös  Hoppe  on  Molt  verl&i'e. 
Sprw.  I,  1653. 

Moltdieb,  m.,  Malzdieb.  Schimpfwort 
auf  den  Muller:  De  Melier,  de  Meiler, 
de  Moltkedew.     Volksr.  14,  65. 

Molterbeere,  Multbeere,  /.,  Sumpf- 
brombeere, Rubtia  chamaemorus  L. 
Hagen,  529. 

Moltsacky  m.,  Malzsack;  auch  zur  Be- 
zeichnung eines  korpulenten  Menschen. 
Vgl  Mdlzsack  unter  Moltwurm. 

MoHwurm,  Moltworm,  MoHwurf,  Mftlz- 
sack,  m,,  Maulwurf,  talpa.  Der  Molt- 
wurm malt  In  dem  ahd.  molt,  molta 
Staub,  Erde,  ist  der  Stamm  zu  suchen ; 
es  tritt  noch  heute  auf  in  MoU,  Mull, 
Molm,  Mulm.  Der  Moltwurm  ist  also 
der  Erdwurm,  der  Moltworf  der  Erd- 
werfer, Erdauf werfer,  Erdwuhler.  In 
Mdlzsack  ist  deutlich  malen,  wühlen,  zu 
erkennen.  Ahd.  multumrf,  ebenso  mhd., 
aber  auch  moltworf,  moltwerf  u.  molt- 
werfe.  Vgl.  Schade,  625  a.  In  Bayern 
Mälwurf,  Mdlvmlf,  Maurafy  Moltwerf, 
Modwerf  Schmeller  11,  566.  609. 
572.  Birlinger,  332a.  337b.  InHam- 
borg  und  im  Holsteinschen  Mviworp, 
in  Bremen  Winworp,  holl.  molworp, 
moUcorm.  Brem.Wb.III,  199.  Schütze 


m,  118;  in  Pommern  Mullworm.  Dähn., 
315  b,  im  Göttingenschen  MuUworp, 
Schamb.,  139b.  Mühling,  Tiem., 
174. 

molum,  adj.,  lustig,  angetrunken.    Er 
ist  molum. 

Mommel,  /.,  Pflzn.,  s.  Mummel. 
Monat,  n.   Er  hat  das  Monat  15  Thaler 
Gehalt 

MSnch,  9n.,     schmaler,   überliegender 
Hohlziegel,    der   den   unten  liegenden, 
die  Nonne,   an   den  Kanten   überdeckt. 
Hennig,  162.    S.  Adelung  IH,  267. 
mUnchen,  sw.,  verschneiden,  kastrieren, 
besonders  Tiere  männlichen  Geschlechts. 
Vgl.  nonnen.    Hennig,  162. 
MSnchenhof,  m.,  s.  Münch. 
Mondschein,  m.     1.  früher  Name   für 
eine  ünterhaube,,  die  von  ihrer  Form, 
welche  dem  Halbmond  glich,  den  Namen 
führte.    S.  Schauer.    2.  Glatze.    Hen- 
nig, 332. 

Mönkengasse,  pltd.  Mänkegass,  f., 
Strafze  in  Königsberg,  nach  Hennig, 
162,  eigentlich  Mönchengasse,  „weil  un- 
weit davon  im  Papstthum  ein  Mönchen- 
kloster soll  gestanden  haben."  Ebenso 
Faber,  134.  Hoffheinz,  Stral'zn.,  604, 
hebt  hervor,  dalz  auf  dem  Behring- 
schen  Plane  von  Königsberg  1613  diese 
Sti'afze  gar  nicht  vorhanden:  „Wenn 
nun,  wer  weifz  um  wie  viel  später,  das 
Bedürfnis  einer  StraTsenanlage  entstand, 
so  war  die  Erinnerung  an  ein  Kloster, 
selbst  wenn  ein  solches  vor  der  Refor- 
mation dort  gestanden  hätte,  viel  zu 
sehr  erloschen,  als  dafz  man  davon 
hätte  Änlafz  zur  Namengebung  nehmen 
können."  Hoffheinz  meint,  die  Strafze 
habe  ihren  Namen  von  irgend  einem 
Manke  (Personenname,  der  hier  häufig 
auftritt),  woraus  Manke-  und  nhchd. 
Mönkengasse  entstanden. 

Moorente,  /.,  weifzäugige  Ente,  Ana» 


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12 


Moorkrick  —  Morgengratzchen. 


leucophihalmu».  Drausensee.  M  ü  h  - 
ling,  Tiem.,  174. 

Moorkrick,  Pfeifente,  Anas  Penelope. 
Mühling,  Tiern.,  174. 

Moosblume,  /.,  s.  Kuhblume. 

Moosbude,  /.,  s.  Mostbude. 

Moppchen,  pltd.  Mopke,  n.  u.  m.,  hart- 
gebrannter Ziegelstein,  sonst  Klinke)* 
genannt;  Ziegelmehl  als  Putzpolver: 
Putzpulver  üt^  vde^  wo^  wenn  man  nicht 
huty  nimmt  man  Mopke,  In  Danzig 
Moppe.  Holl.  mop.  Der  Sorquittische 
T/um  giebt  Iiolldndische  Ziegel  oder 
Moppen,  Bock^  Nat.  11,57.  Altpr.  M. 
VIU,  366. 

mopsen,  sw.^  von  Mops,  1.  Ich  werde 
dir    was    mopsen^    als   Zurückweisung. 

2.  übervorteilen,  betrügen,  stehlen. 
Westpr.    Treichel.      Ygl.     bemopsen. 

3.  sich  mopsen^  sich  langweilen.  Ei* 
mopst  sich^  wie  der  Furz  im  Tisch- 
kasten. 

mBr  {ö  lang),  ad/.,  s.  mär. 

morasten,  sw.  He  mot  noch  ön  e 
Welt  moraste  lehre^  stark  arbeiten,  aber 
auch  Gutes  thun  lernen.  Für  die  Ab- 
leitung wäre  sowohl  Morast^  als  das 
lat.  mores  zu  beachten. 

morben,  sw,^  mürbe  werden,  faulen; 
vom  Obst.  Er  verhindert,  da/z  Baum 
noch  Apfel  mögen  morben,  Carm. 
nupt  n,  32. 

Morche,  /.,  eine  in  Preufzen  vor- 
kommende Fischart.  Simon  Grünau 
Tract,  Ij  cap,  III, 

morcheln,  sw,^  mit  den  Händen  viel 
und  stark  betasten,  durch  handgreifliche 
derbe  Liebkosungen  quälen.  Kinder 
morcheln  gern  junge  Tiere,  Vögel  etc. 
Morchel  nicht  die  Katz!  Bock,  36. 
Hennig,  163.  Treichel  hat  murcheln, 
Marold  norcheln,  wohl  nur  abweichende 
Schreibung  von  nörgeln  (s.  d.).    In  der 


Altmark   in   gleichem  Sinne   madddn^ 
maggeln,     Danneil,  130a. 

Mord,  w.,  wilder,  wüster  Lärm,  der 
schlimmstenfalls  zum  Morde  führen 
könnte.  Da  giebis  Mord  wnd  Totschlag! 
Sein  sie  ruhig^  Tod  und  Mordschlag 
tüird^s  nicht  geben,    Soph.  R.  IV,  556. 

Mordax,  Murdax,  m.,  kleiner  Hund. 
Saalfeld. 

mOrdern,  »w,  1.  totschlagen,  toten. 
2.  stark  schlagen,  so  dafz  der  Tod  er- 
folgen könnte.  Sie  haben  ihn  rein  ge- 
mordert.  Bei  Jeroschin  das  adj,  mort- 
lieh,    Pfeiffer,  198. 

mordiönsch,  0(2;.,  s.  mords. 

mords,  adj,,  auizerordentlich,  gewaltig, 
stark,  grolz,  ungewöhnlich,  tüchtig,  aus- 
gezeichnet. Mn  mords  Kerl  —  Tnords 
Frauenzimmer  —  mords  Hase  etc.  Ein 
mords  Fresser  sein,  mords  Hunger  haben, 
Mords  Heu  batien,  vorzügliches  Heu 
und  reichlich  davon  ernten.  In  weiterer 
Ausgestaltung  und  Bildung:  mordiönsch, 
mordsmäfzig,  ersteres  auch  in  der  Be- 
deutung martialisch:  ,,.'ne  mordionsche 
Positur  önnehme.  Dorr,  Driewjagd. 
Ygl.pomale.  ImGötting.,  inMecUbg.- 
Vorpom.  mordsch,  in  Hessen  mordsch, 
Schamb.,  138a.  Mi,  56a.  Vilmar, 
271.  Auch  bei  uns  tritt  mordsch  au^ 
jedoch  mehr  in  der  Bedeutung  martia- 
lisch, wie  denn  auch  in  Hessen  mor^ 
dalisch  als  Bezeichnung  der  gröfzten 
Verwunderung  gebraucht  vnrd.  Sau 
maackt  noch  grötre  Ärgemos  my  noch 
darto  ons  mortscher  Teppei\  Carm.  nupt, 
V,  216  b.  m^yrds  auch  substantivisch 
in:  Mordskerl^  Mordsluxse^  MordsheUj 
Mordshafer  etc. 

Mordschlag,  m.,  Totschlag,  s.  Mord. 

mordsmäfzig,  ad^'.,  s.  mords. 

Morgengrätzchen,  n.,  die  blaue  Libelle. 
Dönh. 


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morgenl&ndeni  —  Mo8ke(o)bade. 


73 


morgenländem,  sw.^  betrugen  im  Kar- 
tenspiel; auch  mit  guten  Karten  zum 
Nachteil  des  Mitspielers  passen,  also 
gleich  matieim  (s.  d.).     Treichel. 

Morgensegen,  m.,  Schelte  der  Haus- 
frau am  frühen  Morgen.  Das  davon 
betroffene  Gesinde  sagt:  Se  trampelt 
den  Morgesegen.  Im  Holsteinschen 
heifzt  es:  Nu  himmt  dat  Morgengebedd. 
Schütze,  m,  112. 

Morgensprache,  /.,  die  durch  Gesetz 
geregelte  Zusammenkunft  der  zünftigen 
Bürger  aus  dem  Kaufmanns-  und  Mälzen- 
brauerstande unter  Assistenz  von  De- 
putierten des  Rates  und  Gerichtes  auf 
dem  Junkerhofe.  Eigene  Angelegen- 
heiten der  Zünfte  bildeten  den  Gegen- 
stand der  Verhandlungen,  und  selb- 
ständig strafte  die  Morgensprache  Ver- 
gehen gegen  die  gesetzlich  feststehende 
Ordnung  in  Hof  und  Garten.  Der 
Name  erklärt  sich  aus  dem  Umstände, 
dafz  die  Versammlungen  am  Vormittage 
(Morgen)  stattfanden.  Aufzerordentlich 
einberufene  Morgensprachen  hiefzen 
Beimorgensprachen.  Vgl.  Die  Zünfte, 
41  ff.  Hennig,  163.  Frisch  I, 
670b. 

Morichey  /.  Nach  Simon  Grünau, 
Tract.  I,  cap,  UI,  ein  Fisch  in  Preufzen. 

Moritz,  m.  Vom.,  Mauritius.  Hart- 
wich, 54. 

Moritz,  korromp.  aus  dem  lat.  mores. 
ök  war  di  Moritz  lere^  ich  werde  dich 
Sitte  lehren.  Bei  Mi,  56a:  Moritzen 
Uhren. 

MVnnelmaiis,  auch  Würmelmaus,  pltd. 
-mflS,  /.,  der  Maulwurf.  Natangen. 
Mormel  wie  Würmel  sind  wohl  Aus- 
gestaltungen von  Moll^  Molm,  Mulm. 
Vgl.  Moftwurm. 

mfirschen,  (o  lang),  sw.y  von  Morsch^ 
Marsch^  Arsch^  unruhig  sitzen,  auf  dem 


Sitz  hin-  und  herrücken;  auch  liebkosen, 
da  Liebkosende  selten  ruhig  sitzen. 
Se  tnörsche  sock.    Kgsbg. 

mttrschlig,  adj'.^  auffällig  bunt  mar- 
moriert.   Mühling.    S.  Mirichemau  2. 

MOrsemau,  m.,  s.  Mirsemau. 

Mortche,  Motje,  m.  jüd.  Vorn.,  von 
Mardochai,     Flatow.     Schmitt,  113. 

mortiälsch,  odf;.,  martialisch. 

mörtig,  adj.,  faul,  s.  mottig. 

Morzeböb,  Pflzn.,  Tannen -Bärlapp, 
Lycopodium  selago  L.,  poln.  morzybob. 
Dem  Klange  nach  aus  dem  Deutschen 
ins  Polnische  herübergenommen  und  aus 
Mdrmoos  =Hexenmoo8  verderbt.  Trei- 
chel, Volksth.  II.    Vgl.  Mirsemau. 

Mö8,  /.,  s.  MQs. 

Mos,  /.,  s.  Mfise. 

Mösbude,  /.,  s.  Mostbude. 

Mosch,  n.,  Fünf  blatt,  Kartenspiel,  bei 
welchem  5  Blätter  in  der  Hand  des 
Spielers  sich  befinden.  Man  darf  die 
nicht  ansprechenden  Karten  weglegen 
und  andere  dafür  yfzaufen^.  Es  wird 
oft  um  hohen  Einsatz  gespielt.  Nach 
Sperber,  38,  kommt  der  Name  von 
dem  poln.  moze  er  kann.  Auch:  Flipp- 
chenziehen  (s.  d.). 

Mosch,  Mosche,  /.,  s.  Musch. 

Mo§che,  /.^  altes  Mädchen.  &e  ös  *ne 
olle  Molche.  Friedland  Ostpr.  Sonst 
Mttschey  YPeibsperson,  die  sich  hingiebt. 
S.  Weigand,  II,  159. 

MVse,  /.,  s.  M6se. 

MSsel,  (?),  wohl  Dem.  von  Mas^  Mus, 
Milchmus  aus  einem  flüssigen  Teig  von 
Weizenmehl  und  Eiern.  Litauisches 
Gericht  in  der  Gegend  von  Memel. 
Bock,  Nat.  1,264. 

mo§ig,  adj.^  krafüos,  matt,  schwach. 
Ein  momger  Kopf.    Vgl.  mo§lig. 

MSsky  MVske,  m.y  f.  u.  n.,  s.  M§ske. 

Moske(o)bade,  /.,  s.  Muskebade. 


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74 


Möskengesicht  —  Muckel. 


MSskengesicht,  n.,  s.  Mtekefeuer. 

moslig,  adj.^  klein,  unaDsehnlich.  Ein 
mosliger  Junge,     Vgl.  Gno§el   u.  mo§ig. 

Mostbude,  /.,  Bude,  in  der  Most  ge- 
schenkt wurde,  Landhaus,  Gasthaus  bei 
Königsberg  vor  dem  Sackheimer  Thore; 
jetzt  verschwunden.  Wir  fuhren  nicht 
nach  der  Kirche^  sondern  —  nach  der 
Mostbude.  Soph.  R.  V,  272.  In  meiner 
Enabenzeit  Moshude  und  Moosbude, 

Möt,  w.  Vom ,  Erdmut.  Dzg.  Nhg. 
VioUt,  102. 

Moteres,  /,  s.  Muturas. 

Motje,  m.  jud.  Yom.^  s.  Mortche. 

MVtke,  n.,  s.  HStke. 

Motty  m.^  Strafzenkot,  zäher  Schmutz, 
Moor,  Moder.  Bei  Jeroschinst.  Neu- 
trum: und  da  dt  heidin  durch  das  mot 
(:  6t)  wolhab  gehrochin  hdtin  sichy  48  c. 
so  lange  treib  s^t  disin  strtt  um  er  stürzte 
in  daz  mot  {:got)  lOOd.  Et  ös  aller 
en  Mott  on  Blott.  Mnd.  mode^  mudde^ 
engl.  TWttrf,  holl.  modder^  dän.  mudder^ 
schwed.  modd^  modder^  ital.  mota.  In 
Bayern  Mott  Moorerde,  die,  ausgegraben, 
in  Häufchen  ausgebrannt  und  mit  zum 
Dungen  der  Felder  und  Wiesen  be- 
nutzt wird.  Schmeller  II,  653.  Vgl. 
Adelung  III,  256.  Frisch  I,  671a. 
Bock,  36.  Hennig,  163.  Pfeiffer, 
198.    S.  Modder. 

Mott,  /.  Es  darf  nur  auf  der  Tiefe 
des  Haffes^  in  dem  Strom  oder  der  Mott 
mit  dem  Rerbstgam  gefischt  werden^  ohne 
die  Seh  aar  en  und  fia^hen  Stellen  zu  be- 
rühren.   Benecke,  344. 

Mottblume,  /.,  s.  Kuhblume. 

Mottet,  (?),  Einhüllung,  Bedeckung, 
Verwahrung,  Versteck,  worin  Obst  oder 
andere  El'zwaren  vor  Kindern  oder 
Dienstboten  heimlich  aufbewahrt  wer- 
den. Muhling.  In  Baiem  maucken, 
f.  u.  m.,  mauten^  /.,  Schmeller  II, 
548.  647. 


Mottenkraut,  n.,  Schabenkraut,  Verbas- 
cum  blattaria  L.    Hagen,  245. 

MottflUgel,  m.,  Lederflugel  über  den 
Hinterrädern  des  Wagens,  welche  das 
Aufspritzen  des  Mottes  verhindern. 
Mühling. 

Motthund,  m.^  Schimpfwort  auf  einen 
schmutzig  geizigen  Menschen.  Müh- 
ling. 

motUg,  adj,  von  Mott^  kotig,  schmut- 
zig, schlammig.  Nach  Mühling  auch 
faul.  In  letzterem  Sinne  in  der  El- 
binger  Gegend  mörtig  (das  6  =  od). 
In  Hessen  motig.     Vilmar,  278. 

mottkalt,  adj.^  nafzkalt,  s.  v.  a.  dreck- 
kalt{s.i.).   Bock,  36.    Hennig,  163- 

mucheln,  sw.^  vermucheln,  abthun^  um- 
bringen; eine  Karte  im  Spiele  stechen; 
mehr  können,  wie  ein  anderer.  Trei- 
chel.     Verwandt  mit  meucheln. 

muchlich,  adj.^  s.  munklich. 

muchtig,  adj.^  modrig,  stinkend,  ver- 
dorben.    Mühling.     Vgl.  mllfflg. 

Muck,  auch  Mucks,  m.,  vereinzelter 
Laut,  der  sich  halb  unterdrückt,  als 
Y^iderspruch  hören  läfzt;  von  Menschen, 
Hunden.  Und  sagt  er  Muk^  so  werde 
ich  noch  einmal  den  Pukel  ihm  aus- 
walken.  Soph.  R.  I,  508.  Noch  unter- 
wegs  kam  immer  der  Muk.  Ibid.  IV, 
349.    Vgl.  mucken  und  mucksen. 

Mucke,  /.,  üblicher  der  Plur.  Mucken, 
s.  mucken. 

MUcke,  /.  Mücken  fangen,  Grillen 
fangen;  eine  gewöhnliche  Sache,  ge- 
mein wie  die  Mücke;  auch  ironisch  eine 
seltene  Sache:  die  Mücke,  ein  rares 
Insekt.     Treichel. 

Muckel,  m.,  kleiner  Mensch,  auch 
Dummkopf.  Verwandtschaft  mit  mü^ 
ckem,  8.  mickem;  vielleicht  auch  An- 
klang an  Michel.  Treichel.  Beliebter 
zur  Bezeichnung  der  Kleinheit  ist 
Nickel  und  Nuckel. 


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muckelke  —  muffeu. 


75 


Muckelke,  n.,  Kürzeben. 
mucken,  sw.,  in  halblaaten,  verein- 
zelten Tönen  übele  Laune  zeigen, 
trotzig,  nickisch  sich  gebärden,  maulend 
und  grollend  im  Eigensinn  beharren. 
Kinder,  die  ihren  Willen  nicht  bekommen, 
mucken.  Ebenso  mucksen,  doch  nähern 
die  trotzigen  Töne  sich  mehr  dem 
Schluchzen.  Davon  das  Subst  Mucken, 
p/ur.,  dessen  Einzahl  kaum  gebraucht 
wird.  Er  hat  Mucken  im  Kopf.  Einem 
die  Mucken  vertreiben^  ihn  durch  Hiebe 
zur  Raison  bringen,  muckisch,  mucksch, 
€uij.  Er  ist  mucksch.  Vgl.  Schütze 
III,  118.  Schamb.,  139a.  Anton, 
10,11.  Danneil,  140a.  Hupel,  156. 
Sperber,  22.     Weigand  II,  142. 

MUckenfetL  n.,  Medik.,  Schweinefett. 

MUckenkraut,  w.,  Wasserpfeffer,  Poly- 
ffonum  hydropiper  L.  Hagen,  424. 
Pritzel,  298. 

MUckenpritscher,  -Spritzer,  m.,  einer, 
der  nach  Mücken  spritzt.  1.  Schimpf- 
wort auf  Kahnschiffer,  weil  sie  sprit- 
zend die  Segel  netzen.  Spitzname  auf 
die  Bewohner  von  Fischhausen  (s.  d ) 

Mucker,  m.,  der  Hase. 

muckem,  sw,,  s.  muggem. 

mOckem,  sw.^  s.  mickem. 

RMickisch,  adj.,  s.  mucken. 

muckrig,  adj.,  s.  mickem. 

mucjcscli,  adj.^  s.  mucken. 

mucksen,  sw.^  s.  v.  a.  mucken  (s.  d.). 

mudtftill,  adj.y  still  darz  man  auch 
nicht  einen  Muck  hören  läl'zt.  Bh*  ist 
muckstUL    Schemionek,  25. 

MOckus,  (?),  von  Prätorius  imter  den 
Fischen  Preul'zens  aufjgeführt.  Pier- 
son, Matth.  Prätor.,  15.    Vgl.  Mulkus. 

Mudchen,  (o  kurz),  n.^  s.  Moder- 
liasdien. 

HMiddeln,  «u?.,  schmutzig  sein,  im 
Schmutze   arbeiten.     Treichel.    Vgl. 


MUesög,n.,  Kellerassel,  Oniscus  aseUus. 
He  krüpt  as  eMües6g  (Mausauge).  Ko- 
nitz.     Sprw.  II,  1595. 

Muff,  /.,  Muffe,  s.  Mau. 

muff,  interj.y  zunächst  zur  Bezeich- 
nung des  kurzen  Hundeanschlags.  Er 
kann  nicht  muf  sagen,  er  vermag  aus 
Dummheit,  Befangenheit  oder  Schuld- 
bewufztsein  nichts  zu  sagen.  Sprw.  I, 
2668.     Verwandt  mit  Muck  (s.  d.) 

muffelig,  adj.,  s.  muffeln. 

muffeln,  mUffeln,  sw.  1.  mit  geschlos- 
senen Lippen  mühsam  und  langsam 
kauen,  besonders  mitdenYorderzähnen. 
Von  alten  zahnlosen  Leuten  sagt  man : 
Sie  mufeln  ihr  Stückchen  Brot.  Doch 
auch  mit  Behagen  trocken  Gebäck  essen. 
Da  sötzt  je  der  kliene  Jung  on  muffelt 
am  Franschbrot.  Schalt).  3,  4.  Nach 
Hennig,  163,  auch  heimlich,  unbemerkt 
essen.  In  Hamburg,  im  Holsteinschen 
und  im  Göttingenschen  muffeln^  in 
Bremen  mummeln.  Schütze  III,  177. 
Brem.Wb.III,  194.201.  Schamb.,139b. 
In  Bayern  murfein,  morfeln,  mumpfeln. 
Schmeller  II,  615.  576.  Birlinger, 
340  a.  In  Pommern  muffen.  Dähn , 
315a.  Bei  Bernd,  183:  mum/eln.  In 
Hessen  Mumfel,  /.,  ein  Mundvoll. 
Vilmar,  274.  S.  noch  Anton,  10, 
12.  Sallmann,  37b.  Weigand  II, 
145.  2.  vor  sich  her  brummen,  murren, 
maulen,  ein  abstöfziges  Wesen  zeigen. 
Hiervon  muffelig,  adj.,  unliebenswürdig. 
Treichel.  Vgl.pUffelig.  S. Weigand II, 
145:  muffen. 

mUffen,  sw.,  übel  riechen,  wie  ver- 
dorbenes Fleisch;  nach  Schimmel  oder 
Moder  riechen.  Es  mufft.  HoU.  muffen, 
bayr.  muffen,  mOecheln,  maucken  und 
ähnlich,  in  Bremen  muffen,  im  Götting. 
und  in  Posen  muffen.  Brem.  Wb.  IH, 
195.  Schamb.,  139a.  Bernd,  182. 
In  Hessen  der  Muff  Schimmel,  Moder; 


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76 


muffig  —  Muhme. 


Mordgerach;  muffen^  muffen^  nUffen^ 
müffzen^  müfem^  müffzening,  V  ilmar , 
273f.    Hennig,  163. 

muffig,  mSffig,  auch  mufflig,  adj.^  dum- 
pfig, angekommen,  stockig,  nach  Ge- 
ruch und  Geschmack;  von  Fleisch, 
Getreide,  Getränken.  Hennig,  163. 
Schemionek,  25.  Sperber,  22. 
Vgl.  Dähn.,  313f.  Danneil,  140a. 
Mi,  56b. 

Muffmuff,  m.^  schlechtere  Sorte  Rauch- 
tabak. Treichel.  Auch  Muffmaff  und 
dann  Zusammensetzung  aus  muff  und 
maff^  Interjektionen  nach  der  Bewegung 
der  Lippen  beim  Rauchen,  ähnlich  ge- 
bildet, wie  fiff'paff^  kliffklaff  etc.  Nach 
Weigand  II,  146,  bezeichnet  Muff- 
maff einen  unfreundlichen,  brummenden 
Menschen. 

MUgge,  /.,  Mücke,  s.  Migg'. 

Mugger,  //<.,  verkommenes  Geschöpf, 
Mensch  oder  Vieh,  besonders  elendes 
Fohlen.    Treichel.    S.  Muckel. 

muggem,  muckem,  m.y  stolz  weise 
schmerzen;  von  den  Zähnen.  Der  Zahn 
mu^ckert  immer  noch.  Treichel.  Vgl. 
mickern. 

Muh,  /.,  Name  und  Lockruf  für  die 
Kuh,  nach  ihrer  Stimme;  auch  Mu§che- 
muh.    Vgl.  Mu§ch. 

mUhen,  pltd.  mfigen,  mOgen,  m.  1. 
Schmerz,  Mitgefühl  empfinden,  be- 
dauern. Wl  mt  de  Männkes  mege! 
Samland.  Firmenich III,  499a.  Ahd. 
muojan^  mhd.  müejen^  mOewen,  rnüen 
beschweren,  quälen,  beunruhigen,  be- 
kümmern, ärgern,  verdriefzen.  Bei 
Jeroschin  müunn:  iz  müwit  im  und  tet 
im  we,  90a.  Pfeifer,  198.  Schade 
Wb.,  627b.  2.  »ich  mühen^  megen^ 
mogen^  sich  grämen,  härmen.  Dem 
Schuster  os  de  Kobbel  dot^  Hei  darf  sock 
gar  nich  mege  etc.  Volksr.,  83,  337. 
Hennig,  332. 


MUhlchen,  pltd.  M6lke,  n,,  Einderspiel, 
bei  welchem  in  den  9  Räumen  der 
nachfolgenden  Zeichnung  #  Nullen 
und  Striche  oder  kleine  „Holzsteinchen^ 
von  zwei  Spielenden  wechselweise  so 
lange  hin  und  her  gesetzt,  oder  hin  und 
her  geschoben  werden,  bis  einer  3  in 
eine  Reihe  gebracht  hat  Sie  sprechen 
dabei :  Ich  lösch'  mein  Nullchen  (Strich- 
chen —  Einschen)  ab  und  setz'  es  hier 
hin!  oder:  Ich  heb'  mein  Steinchen 
auf  etc.  Nach  Bock,  36,  heifzt  das 
Spiel  anderwärts  Tripp  trapp  trulL 
Ilennig,  164. 

MUhlenjunker,  m.,  ehemalige  Bezeich- 
nung für  den  Inspektor  der  groEzen 
Mühle.    Dzg.    W.  Seidel,  32. 

MUhlhausen,  Ortsn.,  Städtchen  an  der 
Ostbaha,  das  zweite  Abdera  der  Pro- 
vinz Ostpreul'zen  neben  Domnau.  Die 
MOMhausener  haben  einen  großen  Krebs 
im  Teiche  an  einer  grossen  Ketten  liegen^ 
der  ihnen  die  Stadtmawren  VTnbgefressen 
habe.  Es  werden  aber  ins  wasser  ge- 
worffen,^  die  ihn  sehen  looüen,  H  enn  en  - 
berger,  321.  In  Mühlhau^en^  wo  sie 
die  grofzen  Keilchen  koclien  und  die 
lange  Suppe  machen.  In  Mühlhausen^ 
wo  sie  mit  dem  Langholz  querüber  her- 
einkommen. Dat  gölt  (gilt)  ön  Mül- 
huse.  Sprw.,  I,  2670—72.  1225.  Die 
Mühlhdusener  schieben  ihr  Rathaus  im 
Winter  auf  Erbsen^  im  Sommer  auf 
dem  Pelz  umher.    Sprw.  H,  1881. 

MUhlkoppe,  MUllerkoppe,  m.,  Fischn., 
Eaulkopf,  Cottus  gobio.    Benecke,  68, 

Muhme,  /.,  Dem.  Mumche^  Muhmke. 
1.  Tante;  aber  auch  Cousine  und  Seiten- 
verwandte überhaupt.  De  Muhm  lät 
de  Muhm  grüsse  on  de  Muhm  fräge^  op 
de  Muhm  to  Hus  ös^  wenn  de  Muhm 
to  Hus  blifty  ward  de  Muhm  de  Muhm 
besike.  Sprw.  I,  2673.  . . .  hergegen 
mufz   die  Braut  den  Bräutigam   auch 


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Muiche  —  muUem. 


77 


nicht  kränken,  wenn  er  mit  Schwester- 
chen und  Muhmchen  schone  thut  Carm, 
nupt  I,  128.  Meine  liebste  Jungfer 
Muhm,  Gott  allein  gebührt  der  Ruhm, 
Ibid.  in,  65d.  Ahd.  muomd,  mhd.  muo- 
mCj  im  Bremischen  maie,  moje,  holl. 
moei^  moeye.  Schade,  628a.  Brem. 
Wb.  III,  180.  2.  Frü  Muhmke,  Anrede 
för  die  Hausmutter.     Üblicher  Moder, 

Ulriche,/.,  plwr.  MuicheSy  kleine  Fliegen, 
die  in  die  Augen  fliegen.  Mühling, 
Tiem.,  174.  Von  dem  poln.  mucha 
Fliege,  altpr.  musa,  muso^  lit  muse,  lett. 
muicha.  Nesslm.  Forsch.  3;  Th., 
107. 

muMig,  adj.^  s.  munklig. 

Mttl,  n.,  und  Zusammensetzungen, 
8.  Maul. 

Mulkus,  Fischn.  MtUckus  unter  den 
preufzischen  Fischen  bei  Hennenb er- 
ger, Anhang,  20.     Vgl.  MUckiis. 

Mull,  m.  1.  Staub,  Erde.  S.  Molt- 
wurm.  2.  Maulwurf,  der  Mull  auf  wirft. 
Flatow.  Dat  di  de  Mull  abasst,  dafz 
dich  der  Maulwurf  anbellt.  Dat  dt  de 
Mnü  basst  (\>t\üi)\  Firmenich  1, 119. 
3.  Mühling,  Tiem.,  174,  hat:  MuU, 
Rotbart,  eine  Meerbarbe  (?). 

Mull,  Dem.  MuUchen^  weibl.  Vom., 
Emilie. 

MDIi,  Pflzn.,  8.  Mill. 

MBH,  pltd.  MSII,  Gemüll,  pltd.  GemttJI, 
n.  1.  Staub,  Schutt,  Kehricht,  zer- 
riebener Unrat  aller  Art,  lockere  Erde, 
Strafzenschmutz.  Üblicher  ist  GemOU, 
Fleddermvs  fegd!  üt  dat  Eüs  On  drog 
6k  dat  Gemöll  kerut  Volksr.  4,  13. 
Ahd.  molt,  moltay  goth.  mulda,  ags. 
imfl,  mold,  isl.  mal,  moldy  engl,  mould^ 
dän.  muldy  holl.  mul,  molm,  gemul. 
In  Baiem  müllen  zerreiben,  zerquet- 
schen, GemüU,  das  durch  Zerreiben, 
Zermalmen  Entstandene;  ebenso 9?}u//i?m, 
mülfem,    Gemvlfer.      Schmeller    II, 


569.  570.  In  Bremen,  im  Holsteinschen 
und  in  Pommern  MvlL  Brem.  Wb.  HI, 
198.  Schutzein,  118.  Dähn.,315a. 
Hennig,  83.  Weigand  II,  150. 
2.  auf  der  Dzg.  Nhg.  auch  die  vom 
Meere  zusammengespülten  und  aus- 
geworfenen Holzstuckchen,  Schilf-  und 
Wurzelreste,  Tangföden  etc.,  worin  sich 
Bernstein  findet.  Man  fischt  nach  die- 
sem MüU  mit  Eäschem.  Violöt, 
94. 

Mulle,  Mull,  pltd.  Moll,  /.  1.  Mulde. 
Im  Brem.  Wb.  III,  182:  Molde  und 
Molle,  bei  Schamb.,  137b:  MoUe,  bei 
Danneil,  139:  MoU,  Es  regnet  {^ieJzC) 
wie  mit  MuUen  (Mollen).  Backmull, 
Mulde,  worin  das  Mehl  angeteigt,  und 
der  Teig  zum  Bäcker  getragen  wird. 
Fleischmulle,  Mulde,  worin  Fleisch  ge- 
tragen wird.  2.  Schnur  mit  600  Haken  / 
der   Aal-    und   Dorschangeln.    S.  Aal« 


mullen,  »w.,  wie  der  Mull,  Maulwurf, 
wühlen,  MuU  aufwerfen.  Nach  T rei- 
ch el  auch  eine  muldenf5rmige  (s.  Mulle) 
Vertiefung  herstellen,  einmullen,  sich, 
sich  einwühlen,  einnisten,  z.  B.  in  die 
Betten. 

MUller,  phd.  Meiler,  m.  1.  In  der 
Kindersprache  der  Maikäfer,  wenn  er 
mit  weiizlichen  Haaren  bedeckt  ist  und 
wie  mehlbestaubt  aussieht  Mühling. 
Er  heü'zt  auch  MUllergesell.  Vgl.  Rot- 
gerber und  Schuster.  2.  Name  eines 
Fisches  inPreufzen.  Hennenberger, 
Anhang,  29. 

MUllerkoppe,  Fischn.,  s.  MUhlkoppe. 

mullem,  sw.,  sich,  sich  einwühlen, 
in  die  Erde,  ins  Lager.  Das  Schwein 
muUert  sich  in  den  Schmutz.  Davon: 
aufmullem,  den  Schmutz  aufwühlen,  auf- 
rühren. Das  Wasser  aufmullem,  es 
trübe  machen,  mit  einem  Stecken  den 
Grundschmutz  aufrühren.    Treichel. 


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78 


MuUgeld  —  Mummeltäucher. 


MUllgeld,  n.^  Abgabe,  welche  f&r  die 
Wegfuhrimg  des  Strafzenschmutzes  ent- 
richtet wird.     Dzg.    Klein  II,  16. 

MUllhaufen,  GemUllhaufen,  pltd.  RMII-, 
GernttllhOpe,  m.,  Haufen  von  Müll,  zu- 
sammengefegt oder  au%eschüttet. 

RHUlkasten^Tn.,  MUllkist,  /.,  Gemüllkasten, 
m.,  Kasten  oder  Kisten,  in  welche  das  Müll 
geschüttet  wird.  In  gröf'zeren  Haus- 
haltungen heiizt  ein  kastenartiger  Ver- 
schlag auf  dem  Hofe  so.  Für  Danzig 
Klein  n,  17:  Mülki&%  -häufen. 

mQllos,  adj.^  s.  maullos. 

Mulm,  m,,  s.  Molm. 

Multbeere,  /.,  s.  Molterbeere. 

multem,  sw,^  (s.  mullen^  mullern)j 
wühlen,  besonders  in  der  Erde.  Saal- 
feld. Nach  Mühling  auch  verfaulen, 
in  Staub  zerfallen,  zu  Muü  werden. 

muHrig,  adj.^  verfault,  schimmelig 
(Mühling),  s.  V.  a.  müßige  dumpfig. 
Auch  als  Schimpfwort:  Er  ist  ein  mul- 
triger  Kerl!  In  der  Oberlausitz  eben- 
falls mtUterig.  Anton,  10, 12.  In  Bre- 
men, in  Estland,  in  der  Altmark  mul- 
sterig.  Brem.  Wb.  III,  200.  S  all- 
mann, 37b.  Danneil,  140a.  Bernd, 
183. 

muKum^  acfo.,  viel,  reichlich;  das  lat. 
multum.  Es  gab  Hiebe  multum.  Eben- 
so in  Hessen.     Vilmar,  274. 

MuluSy  m.,  das  lat.  mvlus  Maulesel; 
studentisch :  Abiturient,  noch  nicht  im- 
matrikulierter Student. 

mumy  interj.j  zur  Bezeichnung  unent- 
schiedener, unklarer,  murmelnder  Rede. 
Niemand  will  mit  der  Wahrheit  herauss^ 
sondern  nur  unter  dem  bart  mit  mum^ 
mum^  mum.  Stein,  Peregrinus  XV, 
23.    W.  Mtsbl.  VI,  186. 

Mumm,  ?».,  s.  v.  a.  Gimm  (s.  d.). 
Verlangen,  Begehr,  Appetit  etc.  T rei- 
ch el. 

Mumm,  /.,  Muhme.    S.  Knftsterbart. 


Mummatsch,  m.^  von  mwmmen^  der 
Vermummte  als  Kinderschrecker.  Trei- 
chel. 

Mummel,  pltd.,  Mommel,  /.,  weiTze  und 
gelbe  Seerose,  Nymphaea^  alba  und 
lutea  L.    Hennig,  164. 

MUmmel,  /.,  MemelfluTz.  Da/z  du 
verlast  den  schonen  Pregel  Und  an  der 
Mümmel  streichst  die  Segel  Carm,  nupt 
I,  232. 

mummeln,  sw.^  auch,  jedoch  selten, 
bloi'z  mummen,  einhüllen,  bekleiden,  ver^ 
mummen;  von  Mumme  (verlarvte  Per- 
son) Verkleidung.  Hiervon  bemu/mmdnj 
einmummeln  (s.  d.).  In  gleichem  Sinne 
mutteln,  pummeln,  pumpein,  und  hiervon 
wieder  be-,  ein-,  vermutteln,  -mummeln 
etc.  Mühling  hat  als  Gegensatz  von 
einmummeln:  ausmummeln,  enthüllen, 
ablegen^  worin  man  eingemummelt 
war.  In  allen  Formen  auch  reflexiv. 
Vgl.  Weigand  II,  151:  die  Mumme. 

mummeln,  sw.^  leise,  undeutlich  spre- 
chen, unter  dem  Barte  reden,  murmeln, 
nicht  recht  mit  der  Sprache  heraus- 
wollen. Er  verga/z  auch  tool  sein  Ver^ 
bum  und  mummelt  oho  das  erste  beste 
in  den  Bart.  Soph.  R.  IV,  309.  Man 
mummelt  so  lang  von  einem  ding  bis  es 
ausbricht.  Stein,  Peregrinus XHI,  113. 
W.  Mtsbl.  VI,  174.  HoU.  mommelen, 
bayr.  auch  müemeln.  In  Bremen  auch 
mumpeln;  in  erster  Bedeutung  ist  dort 
mummeln  was  unser  muffeln.  Brem. 
Wb.  HI,  201.    Vgl.  Danneil,  141a. 

mummelstutzig,  adj.^  widerspenstig, 
widerhaarig,  unwirsch,  aufsässig.  Müh- 
ling. Schemionek,  25.  Aus  mum- 
meln  (s.  d.)  und  stutzen:  mit  kurzem 
Stofze  vriderstofzen  (Weigand  H, 
851)^  also  zunächst  mit  murrendem 
Wort  widerstreben. 

Mummeltäucher,  m.^  geöhrter  SteiTz- 
fufz,    Podiceps    auritus;   auch    kleiner 


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mummen  —  munstern. 


79 


Steifzfdfz,    P.   minor.    Er  heifzt   auch 
Zerrbein.    Mühlin g,  Tiern.,  175. 

mummen,  m,^  s.  mummeln. 

Mummenhaus,  n.,  Hurenhaus. 

Mummerlle,  /.,  die  Vermummte,  Un- 
bekannte, den  Kindern  Holde;  eine 
mythische  Person,  die  den  Kindern 
„etwas  mitbringt";  daher  oft  auch  die 
gute  ,,Tante".  Treichel.  Allem  An- 
scheine nach  Gegenperson  zu  Mum- 
matxch, 

MommpHz,  m.,  Spai'z;  vielleicht  ver- 
munmiter  (verhüllter)  SpaCz.  Mache 
doch  nicht  solchen  Mummpitz!  Trei- 
chel. 

MOnchenhof,  m.,  Platz  und  Strafze  im 
Löbenicht  zu  Königsbergs  so  genannt^ 
„weil  ein  Mönchenkloster  dicht  am 
Thurm  zum  heUigen  Geist  gestanden". 
Hennig,  162.  Hoffheinz,  Strafzn., 
600.  Die  Münchenhofgasse  hiefz  früher 
und  heifzt  auch  jetzt  noch  im  Yolks- 
munde  krumme  Grube  (s.  d.).  Vgl. 
Rlonkengasse. 

Mond.  m.  Einem  den  Mund  vergön- 
nen^  ihm  von  einer  Sache  Mitteilung 
machen,  ihn  um  Rat  fragen,  um  etwas 
bitten. 

Munde,  MUnde,  Ortsn.,  früher  Bezeich- 
nung für  den  Ort  der  Mündung  der 
Danziger  Weichsel;  derselbe  heilzt  jetzt 
gewöhnlich  vollständig  Weichselmünde. 
Wir  sind  seit  einer  Stunde  von  der 
Münde  (der  Weichsel)  zurückgekommen. 
Soph.  R.  IV,  589.  In  Pommern  eben- 
Ms  Münde.    Dähn.,  314  a. 

Mundlack,  m.,  Oblate  zum  Briefver- 
scblufz.  Mit  roihem  MundrLack  fest 
verschUefzen.  Carm.  nupt  H,  171b. 
Nach  Treichel  auch  Mundleckerchen. 

Mundloch,  n.,  das  Rauchloch  des  Ofens. 
Dönh. 

m.j  das  für  den  Mund,  zur 


Nahrung  Geraubte.  Mundraub  ist  kein 
Diebstahl.    Dönh. 

Mundvoll,  n,  u.  m.,  so  viel  Speise, 
dal'z  davon  der  Mund  voll  ist,  auch 
übertragen  zur  Bezeichnung  eines  ge- 
ringeren Quantums.  Obwol  ich  damals 
ein  Mundvoll  Latein  weggekrigt  hatte. 
Soph.  R.  m,  215.    WeigandU,  155. 

Munk,  n.,  dickes  Zeug. 

Munkefufz,  m.,  Dickfuiz,  Alensch,  der 
angeschwollene  Füi'ze  hat. 

munkeln,  sw.  1.  heimlich,  versteckt 
mit  andern  sprechen,  von  einer  Sache 
leise,  verblümt  sprechen.  Die  haben 
imTner  etwas  mit  eirw/ader  zu  munkeln. 
Im  Dunkeln  ist  gut  munkeln.  Die  Ma- 
trone ßng  auch  an,  davon  zu  munkeln 
(da/z  mir  dann  und  wann  einige  Verse 
entfahren  sind),  und  ich  hoffte  kräftig- 
lieh,  da/z  er  mich  bitten  würde^  sie  ihm 
zu  singen.  Soph.  R.  IH,  305.  2.  ver- 
dächtig und  gerüchtweise  laut  werden. 
Es  munkelt,  es  will  verlauten.  Davon 
ist  lange  schon  gemunkelt  Aus  beiden 
Bedeutungen:  Gemunkel,  n.  3.  merken, 
erkennen:  De  Sesswekasche,  de  woal 
mungkeld,  wat  de  Mönsche  so  vei^stömmcC 
makf,  säd  etc.  Natangen.  Firroe- 
nich  I,  111b. 

munklig,  adj.,  angekommen,  dumpfig; 
zur  Bezeichnung  der  besondern,  durch 
dumpfigen  Geruch  und  Geschmack  her- 
vortretenden Verderbnis  der  Speisen 
für  Menschen  und  Vieh.  Getreide,  Mehl, 
Grützen,  Heu,  Futter  etc.  werden  mit- 
unter munklig.  Angekommenes  Ge- 
treide riecht  muffig  (s.  d.)  u.  schmeckt 
munklig.  Auch  muMig;  in  Dzg.  nach 
W.  Seidel,  32,  muchlich.  In  Bayern 
munkeln  (vom  Fleisch)  übel  riechen. 
Schmellerll,  600.     Hennig,  164. 

Munkrock,  m.,  Rock  aus  Munk. 

munstern,    sw.,    mustern,    sich    zur 


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80 


Munter  —  Musch. 


Musterung  behufs  Anwerbung,  Heuer, 
stellen.  Ebenso  schon  mnd.  Mnd. 
Wb.  m,  134b.  S.  Belegstelle  unter 
Heier. 

Munter,  m.,  Hundename. 

Munterbach,  gewohnlich  Schloß  Mun- 
terbach^  Name  für  ein  schnell  und  leicht 
gebautes  Haus  als  Arbeiterwohnung. 

Murdax,  ^n.,  s.  Mordax. 

Murks,  m.  1.  unartikulierter  gnurren- 
der,  grunzender  Ton.  2.  kleiner,  un- 
ansehnlicher, auch  mürrischer  Mensch. 
S.  Adelung  HI,  320.  Brem.  Wb.  HI, 
205. 

murksen,  8t(7.  1.  vonifur^s,  gnurrende, 
mürrische  Tone  hören  lassen,  aus  Un- 
willen heimlich  brummen.  Hennig, 
164.  2.  mühsam  arbeiten.  Ich  habe 
den  ganzen  Tag  murksen  müssen.  S. 
nurksen.  Im  frank.  Bayern  murksen 
grob  schneiden.  SchmellerH,  617. 
InHessen  mwrzeln  kurz  und  ungeschickt, 
mit  stumpfem  Instrument  abschneiden. 
Yilmar,  276.  3.  nach  Mühlingauch 
schlachten,  morden,  ermorden,  gewöhn- 
lich abmurksen  (s.  d.).  4.  nicht  recht 
gedeihen,  so  daTz  Ungeziefer  und  Schmutz 
sich  einfindet.  Davon  murksig,  adj.^ 
schmutzig.    Mar  o  Id. 

Murmel,  m.  u.  /.,  s.  Marmel. 

murmdlisch,  murmdlsch,  adj.^  s.  mar- 
mdlsch. 

Murr,  /.,  Kraft  (Mark?).  Er  hat  noch 
Murr  in  den  Knochen.    Treichel. 

Murrian,  Murrjan,  tt».,  mürrischer 
Mensch.  Treichel.  Öfter  noch  Murr- 
kater. 

murrsch,  od;.,  mürrisch.  Doch  mufz 
die  Frau  nicht  mursch^  noch  wie  Xan- 
tippe  sein.    Carm.  nupt.  U,  22  c. 

Murichemau,  Mursemau,  m.,  s.  Mirse- 
mau. 

MQs,  pltd.  MOS,  /.  u.  971.,  Dem.  MQs-che, 


pltd.  MOske,  das  Mus,  eine  Mehlsuppe. 
Mus  ohne  Klunkern  heifzt  Schlicbfmfts, 
mit  Klunkern  KlunkermQs.  In  We^tpr. 
(Eonitz)  Maus.  In  der  Gegend  yon 
Saalfeld  grtser  Mus^  Mus  aas  grobem 
Mehl.  Vgl.  Kleckermus  u.  Klttermus. 
Vielfach  in  Sprichwörtern  u.  Redens- 
arten: M6s  makt  lästig^  äwer  schwach 
op  de  Ben.  Mos  makt  dat  Ledder  los. 
Schwarte  Mos  on  Bohne  wäre  oK  nu;scht 
done.  M6ske  öm  Därmelj  on  Solwer 
op  em  Ärmel  Sprw.  I,  2680  i.  Er  ist 
80  dumm  wie  Mus.  Ibid  ,  647.  Eck 
woer  do  so  vergnogt^  as  wen  eck  Mohs 
plegdh  ehte.  Carm.  nupt.  HI,  77  c.  Et 
wd't  6k  on  onse  Schal  MSs  regne^  auch 
unser  Glück  wird  blühen.  Wehlau. 
Bei  Jeroschin  tritt  mus  als  Bestim- 
mungswort in  der  Zusammensetzung 
müshiis  Speisehaus,  Refektorium  auf: 
drte  brudre  stünden  vf  dem  mushuse  zu 
Cristmemü,  182  d.    Pfeiffer,  198. 

MQsbauch,  pltd.  MOsbQk,  m.  1.  her- 
vorstehender wohlgenährter,  oder  aut- 
getriebener Leib,  vorzugsweise  bei  Kin- 
dern; man  schreibt  ihn  der  Ernährung 
durch  Mus  zu.  S.  Volks!.,  61,  40  H, 
6.  2.  übertragen  auf  eine  starkleibige 
Person.     B}r  ist  ein  Mvsbauch. 

Mufeh,  Muiche,  auch  Moich,  Mofohe, 
/.,  Dem.  Muichche^  Moichche^  pltd. 
Mukhke^  Moichke^  Schmeichelname  und 
Lockruf  für  die  Kuh.  Die  Zärtlichkeit 
in  der  Benennung  verstärkt  sich,  na- 
mentlich im  Kindermunde,  zu  Musche^ 
kuhy  Muichekuhche.  Mühling  hat  noch 
den  Lockruf  Muscher.  S.  Volksr.,  63, 
242b.  Schwäb.-Augsb.  Mutschel,  Bir- 
linger,  341a;  Motschen^  Motschelein 
das  Kalb.     Schmeller  H,  658. 

Musch,  Muscha,  Dem.  Muschchen,  w. 
Vom.,  Marie.  Liebes  Muschcha^  gieb  a 
Kuschcha^   Dafz  nich  die  Mutter  sitt! 


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Maschelmüs  —  mustern. 


81 


—  „Wenn  die  Mutta  nick  wät  sdne^ 
Wa  ich  dt  a  Kuschcha  gdne  (geben)." 
Gattstadt. 

MuichelmOs,  /.,  ordinäre,  aus  gröb- 
stem Mehl,  das  man  zusammenmuschelte 
(-kratzte),  bereitete  Mus.   Vgl.  Pracher- 


muicheln,  9w.  1.  arbeiten  ohne  be- 
sondern  Zweck,  zweckwidrig  arbeiten. 
MQhling.  2.  mischen,  mengen,  un- 
sauber zusammenpatschen.  3.  heimlich, 
in  der  Absicht  zu  betrögen,  verfahren. 
Beim  Kartenspiel  wird  gemuschelt.  Vgl. 
fuchem.  In  diesem  Sinne  auch  in  Hessen. 
Vilmar,  277. 

Muscber, /.,  s.  Muteh. 

MOich(e)rong, 9n.  I.Pflaumen-Blätter- 
pilz, falschlich  Musseron,  Agaricua  pru- 
nulus  Scop.     2.  cunnus^  vtUva. 

muicheÜtern,  mo.,  umhersuchen,  um- 
herschnüfieln.  Was  muichetitent  du 
dat  TreicheL  Vielleicht  von  dem 
firans.  mouche^  da  die  Fliege  sich  ja 
gern  auf  alle  Gegenstande  setzt. 

Muscbkebade,  Miiskebade,Mo8ke(o)bade, 
/.,  MoskoTade,  Rohzucker,  frz.  mos- 
couadej  brauner  Puder-,  Streuzucker. 

Miitchkedonner,  m.,  Musketen,  Mus- 
kete, Flinte,  namentUch  älterer  Art. 
ön  minem  Müs  lach  6k  so  en  oüer 
Aftuchkedonner, 

Mlltchketier,  m.,  Musketier. 

inuichlich,  adj,^  schmutzig,  unordent- 
lich. Danzig.  W.  Seidel,  32.  S. 
nnfoheln. 

Mutchpöke,  /.,  s.  Mischpöch'. 

Muiel,  m.  u.  n.,  kleines,  verkümmer- 
tes Wesen  —  Tier  oder  Mensch.     S. 


lliam  (u  kurz)  au?.,  sich^  sich  er- 
holen, kräftigen;  gewöhnlich  ausmuiem, 
heraus-,  rausmuiem.  Er  hat  sich  gut 
auMgemuSertj  ist  nach  seiner  Krankheit 
wieder  zu  neuen  Kräften    gekommen, 


hat  sich  tüchtig  ausgefüttert,  sich  aus 
bescheidenen  oder  zerrütteten  Verhält- 
nissen emporgearbeitet.  Das  Wetter 
hat  sich  ausgerrmiert^  aufgehellt,  der 
zuvor  bewölkte  Himmel  ist  klar  ge- 
worden. Davon  muirig,  adj,^  schwach, 
elend,  vor  Frost  zitternd,  verkommen. 
Das  Gegenteil  ist  vermuiern,  elend  wer- 
den, kränkeln;  leiblich  und  geistig  ver- 
kommen; im  Wachstum  zurückbleiben; 
in  der  Kleidung  unordentlich  u.  schofel 
werden.  Mhd.  sich  müzen  die  Federn 
wechseln;  mausern;  aus  dem  lat.  mu- 
tare.  Schade,  Wb.,  633a.  Müh- 
ling,  Proben,  436.  Sperber,  22. 
Bock,  36.    fiennig,  164. 

Musik,  /.,  zur  Bezeichnung  irgend  eines 
aus  verschiedenartigen  Teilen  bestehen- 
den* Ganzen,  immer  in  der  Verbindung: 
die  ganze  Musik;  synonym:  die  ganze 
Prostemahlzeit  Wie  dem  letztern  Aus- 
drucke der  Gedanke  an  die  verschie- 
denen Gerichte  einer  Mahlzeit  zu  Grunde 
liegt,  so  mag  man  bei  dem  ersteren 
an  die  mannigfaltigen  Melodien  einer 
Musik  denken.  Die  Herleitung  von 
3/o8at^  ist  mehr  als  fraglich.  E.  Förste- 
mann. 

Musikantenknochen,  m.,  Ellenbogen- 
spitze. Treichel  meint,  weil  man 
leicht  weint  (Musik  macht),  wenn  man 
sich  daran  störzt.    S.  KUmmeleckclien. 

Muskebade,  /.,  s.  Muschkebade. 

muslig  (s  weich),  adj,^  klein,  unan- 
sehnliche verkümmert;  von  Tieren,  aber 
auch  von  Menschen.  Ein  musliger  Kerl. 
Vgl.  miirig. 

mOspekerig,  adj,y  s.  pfikerig. 

muirig,  adj\y  s.  mutem. 

mustern,  sw,<,  putzen,  mit  dem  Ord- 
nen des  Anzuges  sich  viel  zu  scha£fen 
machen.  Er  mustert  in  einem  fort  an 
seinen  Kleidern.     S.     ausmustern. 

mflstem,     atr.,    heimlich    besondere 

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82  mSswringrig  —  mutterseelenallein. 

Dinge  treiben,   murmeln,  flüstern,    lie-  t^acA^klingtpoln.  Bildung  durch;  Nsslm. 

beln.    TreicbeL    Im  Brem.  Wb.  III,  Forsch.  3;  Th.,  107,  hält  Muttermch- 

209:  mustern^  lat.  mussitare,  chen  für  eine  Verhochdeutschung  von 

mUswringrig,  adj.^  s.  mtswringrig.  Moter-,   Moderuschke  und  führt,   nach 

mOfzen,  pltd.  möfzeCn),  aw.^  mit  Mus  Hennig,  165,  an  lit  moterüzke  Ehe- 
überziehen. Betteinschüttungen  werden  weib,  plur.  moterüzkes  die  verheirateten 
gemvfzt,  d.  i.  mit  einem  bündigen  Kraft-  Weiber  im  Gegensatz  zu  den  Männern 
mehlkleister  überstrichen,  damit  ihre  auf  der  einen,  und  zu  den  Mädchen 
Dichtigkeit  verstärkt  werde.    Ermland.  auf  der  andern  Seite.    S.  Lit.  Aeq.,  20. 

Mutka,  m.,  der  Stint,   Osmertis  eper-  Sperber,   22.  42.    Klein  11,  24.    2. 

lanus;  kass.  Mutter   vertrauliche    Anrede    des   üe- 

Mutsch,  m.,  Kui'z.   Dem.  Mut&chchen^  sindes  an   die  Hausfrau,   vgl.   Moder; 

pltd.    'ke^    Küfzchen.      CHeb    mir    ein  ebenso  an  alte  Frauen,   an  diese  auch 

MtUschcfien!    Im   Lett.   giebt    es    eine  Mutsch,     Saalfeld.     3.   die  Mutter  zur 

härtere    Form    mutte    Mund,    muttite  Schraube^  Schraubenmutter. 

Mäulchen,    Küfzchen,   muttikt  küssen,  Mutterche(n),  /.,  Mütterchen,   s.  das 

und  eine  weichere  muicha  Mund,  wiw-  vor. 

schin^ch    Mäulchen,    muschot    küssen.  MutterfUllen,  -fohlen,  n..  Füllen  weib- 

Nsslm.  Th.,  108.  liehen  Geschlechts.    Hennig,  164. 

Mutsch,  /.,  s.  Mutter.  Muttergroschen,  m.^  Groschen  von  der 

mutschen,  sw.^  von  Mutsch^  küssen.  Mutter,  Reisegeld,   Zehrgeld,  Aasstat- 

Mutschken,  plur,^  zur  Bezeichnung  der  tung,  welche   dem  Sohne    bei   seinem 

kleinsten   Fische.      Mühling,    Tiem.,  Scheiden    aus    dem   Elternhause   mit- 

175.    S.  auch  Mutsch,  m.  u.  /.  gegeben  wird.    Er  hat  Mutterg^'oschen 

Muttchen,  /.  u.  n.,  s.  Mutter  u.  Moder-  zu  verzehren. 

lieschen.  Mutterkraut,  n.,  Chrysanthemum  par- 

mutteln,  8t^.,  einhüllen,     sichmutteln^  ihenium   Pers.    Bock,    36.    Hennig, 

sich  warm  anziehen.     Mühling.    Vgl.  164.    Auch  echte  Elamille,  Matricaria 

mummeln.  chamomiUa  L.    Nsslm.,  handschriftl. 

Mutter,  /.,   ebenso  pltd.,    aber  auch  Nach  Hagen,  274,  auch  Glaux  mari- 

Moder,  Möder^    Medder   (s.  d.),  plur.  tirna  L. 

Mutters^ch).     1.  maier;  in  mehrfacher  Mutterlamm,  n.,  Lamm  weiblichen  Ge- 

Deminution  und  Schmeichelform:  Jl/t^^-  schlechts.     Hennig,  164. 

chen^  pltd.  Muttke;  Mutterche,  pltd.  -ke,  Mutterloseken,  n.,  s.  Moderlieschen. 

Mutsch^  Mutschche^  pltd.   -A^,   Mutte-  Muttermal,  n.,  s.  Mftl. 

ruschche^   pltd.    -ke,   Mutt(^a)ru8chcfien^  mutterseelenallein,  adv.,  zur  Yerstär- 

Mutterusche^  MuttruUchen^  alle  zunächst  kung  des  Begriffes  allein:  ganz  allein, 

/.    Muttchen^   gieb    doch    e   Stikkchen  ohne  jede  Gesellschaft,  verlassen,  allein 

Brot!   Die  Mutterche  pucht^  schilt.    Ein  mit  der  Seele  der  Mutter,  der  seligen; 

altes  Mutterchen  zvm  EhgemaU  zu  neh-  auch  mutterseoligallein.   Doar  troUd  ock 

men.    Carm.  nupt.  H,  85b.     Mutterke  mieenmoalganzmutterseelnaUeen.'DoTT^ 

heft  e  flassenet  Hemd  an,  ist  sonntäglich  26»    Hei  dravd  sonst  keinem  nick,  <ds 

gestimmt,  traktiert   Sprw.  I,  2690,   In  Mooder  seeUch  mie.    Carm.  nupt.  IV, 

den   Schmeichelnainen    auf  sch^   usch^  324c.    Da   neben    der  seligen  Matter 


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Mutterteil  —  Mütze. 


83 


oft  auch  der  Wind  dem  Verlassenen 
Gesellschaft  leistet,  auch  mutterseelen- 
windallein,  miitterwind(8eelen)allein,  pltd. 
m6dermnd(ig)aUein.  Wie  der  Prinz 
80  muUerwindseelen  alleen  metten  drein 
(im  Walde)  wa)\  verbiestert  he.  Schaltj., 
3,  6.  Vgl.  Hennig,  164.  Brem.Wb. 
ni,  173.  Schützern,  104.  Dähn., 
309b.    Bernd,  187.    Danneil,  142b. 

Mutterteil,  pltd.  Mutter-,  MSderdel,  n. 
1.  £rbteil  von  der  Hinterlassenschaft 
der  Mntter.  2.  wortspielend  cunnus: 
Se  ÖS  e  riket  Make,  se  heft  er  Mutter- 
dcl. 

Mutteruschchen,  /.  u.  n.,  s  Mutter. 

mutterwindallein,  adv,,  s.  mutterseelen- 
allein. 

muttig,  adj,,  abelriechend,  dampfig. 
Muhling.  Treichel.  Aach  schmutzig 
=  mottig  (s.  d.). 

MutUosen,  n.,  s.  Moderlieschen. 

Muttrullchen,  -ruschchen,  /.  u.  n.,  s. 
Mutter. 

Muturas,  /,  Kopftuch  der  Litauerin- 
nen, das  sie  fest  und  tief  um  den  Eopf 
gebunden  tragen.  Nsslm.  Wb.,  413a: 
muturis,  f.,  weifzleinencs  Tuch,  das  der 
jungen  Frau  am  Tage  nach  der  Hoch- 
zeit um  den  Kopf  befestigt  wird,  so 
dafz  der  eine  Zipfel  hinten  herabhängt; 
auf  dem  Kopfe  werden  mehrere  Wulste, 
d  h.  Ausstopfungen  von  Hede  ange- 
bracht. Muhling  hat  für  dieses  Tuch 
Moterei.    Vgl.  Passarge,   Balt.,  248. 

Mutz,  m.,  Schlag,  Hieb,  namentlich 
der  naturwüchsige:  der  Hieb  an  den 
Kopf,  Mutzkopt\  die  Ohrfeige.  Vgl. 
Mz. 

MUze,  pltd.  MVtz,  Metz,  /.,  bekannte 
Kopfbedeckung,  zunächst  für  Männer, 
dann  aber  auch  für  Frauen.  Unter  den 
Männermützen  treten  hervor:  die  Litaui- 
sche Mutze  (s.  Kappe)  und  in  der  Dzg. 
Nhg.   die  Verwatmetz  (Viol^t,  172), 


eine  Art  Pelzmütze,  vom  mit  Pelz 
verbrämt.  Der  Volksmund  nennt  jede 
Frauenhaube  Mütze;  unter  den  Frauen- 
mützen zeichnen  sich  aus:  die  Erm- 
ländische  Mütze,  und  in  früherer  Zeit 
in  der  Dzg.  Nhg.  der  Glvhskopei%  die 
hohe  Mütze,  das  Kavaüierchen,  die  Kar- 
nette. Violöt,  173  f.  Die  Ermiandische 
Mutze  ist  aus  wertvollem,  oft  kostbarem 
Goldbrokat  gefertigt;  selbst  die  ärmste 
Magd  ersteht  diesen  ihren  grölzten 
Schmuck  kaum  unter  20  bis  30  Mark. 
Der  Bodeo,  von  breit  ovaler  Form, 
bildet  den  grölzten  Teil  der  Mütze  und 
trägt,  je  nach  dem  Werte,  mehr  oder 
minder  schön  und  reich  ausgeführte 
Stickereien.  £ine  rings  um  die  Mütze 
laufende,  etwa  handhohe,  zierlich  ge- 
faltete, aufstehende  Borte  von  Gold- 
lahn, mit  Spitzen  überkleidet,  giebt  der 
Mütze  ihre  Originalität.  Feingefaltete, 
meist  weifzseidene  Seitenbänder  sind 
unter  dem  Kinn  in  eine  grofze  Schleife 
gebunden  und  flattern,  gleich  einer  zwei- 
ten, an  dem  Hinterteile  der  Mütze  an- 
gebrachten Schleife  rauschend  im  Winde. 
Vgl.  das  vom  Prof.  J.  Heydeck  ge- 
zeichnete Bild  eines  ermländischen 
Bauermädchens  in  meinen  „Ansichten 
aus  demErmlande."  (Der  Feierabend. 
Volks-  und  Familienblatt.  Gotha  1857  f. 
Bd.  II,  S.  21.)  Die  Mütze  kommt  mehr 
und  mehr  aus  der  Mode.  —  Der  Glubs- 
koper  war  eine  Art  Kapuze,  welche 
sich  eng  um  den  Kopf  schloi'z  und  nur 
einen  engen  Qlvb  (Ritze,  ;Si)alte,  zu- 
nächst in  der  Wand.  Birlinger,  197a.) 
für  Augen,  Nase  und  Mund  lieCz;  sie 
gewährte  auf  Reisen  Schutz  gegen 
Schneegestöber  und  Staub.  S.  Abbil- 
duDg  bei  Viol^t,  174.  —  Das  Kaval- 
lierchen,  vielleicht  von  dem  franz.  cava- 
lier  kavaliermäl'zig,  auch  ungezwungen, 
mit  Uold  und  Silber   und   kostbarem 

6* 

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84                                                 mutzen  —  Nabelkraut. 

Pelzwerk    verbrämte    Mütze.    —    Die  mutzen,  sw.^   von  Mutz.     1.   stofzend 

Kornette  war  beliebt   bei   den  Frauen  schlagen,  an  den  Kopf  schlagen^  ohr- 

der   Nehrung.     Sie   war    eine    kleine  feigen.     2.  mit  stumpfer  Schere  gnap- 

Mütze   von   schwarzem  Sammet    oder  pend,  struppig  und  ungleichmäfzig  die 

Seide,  mit  roter  Ein&ssung,  oben  mit  Kopfhaare    verschneiden.     In    Hessen 

schwarzen  Spitzen  und  an   den  Seiten  mutzen  maulen,  den  Mund  aufwerfen; 

mit   einem  weifzen  Spitzenstriche  be-  faulen,  in  Verwesung  übergehen.    Vil- 

setzt.    Von  dem  franz.  comette  Haube,  mar,  278. 

Spitzenhaube.  —  Tritt  ein  Gast  in  ein  MUtzen>  MUtzchenpulver,  pltd.  Mtttzke- 

Haus^  worin  eine  Wöchnerin  liegt,  so  potver,  n.,  s.  Utzenpulver. 

nimmt  die  Hebamme  diesem  die  Mütze  mutzig,   adj.^   au^enutzt,    abgenutzt, 

weg,   welche   er  durch   ein  Geschenk  aufgebraucht,  kurz,  stummelhaft. 

einlöst.    Wer  die  Mütze  schief  auf  dem  Mlitzkopf,  pltd.    Mutzkopp,   m.,   Mutz, 

Kopfe  trägt,    dem  ist  der   Weizen  gut  Hieb  mit  flacher  Hand  an  den  Kopf, 

geraten.    Dem  Übelgelaunten  steht  die  Kop&uTz,    Ohrfeige.     Oi^   ihm   doch 

Mütze   nicht   recht.      Einem    auf  die  einen  Mutzhopf!    Davon 

Mütze  geben^  ihm  die  Wahrheit  sagen^  mutzkopfen,  sw.y  wiederholt  Mutzkopfe 

ihn  derb  abführen.    0,  bei  meiner  Mütze^  austeilen. 

ich  bin  das  Dings  müde!  Soph.  R.  VI, 

208.    Weitere  Redensarten  über  Mütze 

s.  Sprw.  I,  2693  ff.;  II,  1905  ff. 


N. 

n,  Schmelzlaut,  klingt  pltd.  wie  hchd.  eine  dringende  Aufforderung  ausdrük- 

Es  fallt   in    den    Beugungssilben    und  kend,  oft  auch  nur  zur  Markierung  des 

namentlich   bei   den   Infinitiven    weg:  Anhaltens  im  Urteil,  viel£Ekch  auch  An- 

Qäwe   Gaben,   gewe  geben,   hSlCy   hole  fangswort  in  Ausrufen.    Naf  Na!  Na 

halten;  in  Westpreufzen,  soweit  hollän-  vorwärts!    Na  so!    JVa,   wcts  soll  dasf 

discher  Einflufz   reicht,   besonders   in  Na   Plümey   wat   06ds^   na   Pflaumen, 

Danzig  und  Umgegend,    wird   es   da-  etwas  Gutes!     Vgl.  Sprw.  II,  1907. 
gegen,  wenigstens  bei  den  Infinitiven,        nft,  präp.^  nach.    Nah  dree  verflatfne 

regelmäfzig  beibehalten.    Auch  in  an-  Doge  Schhg  he  sine  Oge  op.  Werdersch. 

dem  Fällen  fehlt  das  n  am  Ende:  hinge  Buur,  14,  5. 
hinten,  na  nein;  vor  Konsonanten:  os        nä  (a  lang),  ado,^  nein, 
(aber  auch  on»)  uns.    Über  seine  Ver-        nabbelig,  adj,y  schmutzig.    NahVlige 

tauschung   mit  m   im  Auslaute    s.  m.  MargeU^  schmutziges  Mädchen. 
Der  Mehrzahl  fügt  es   sich    hin   und        nabbeln,  sw.^  nagen.     Wohl  nur  eine 

wieder  iberü^ssig  an:  Messemy  Fenstern^  Kürzung  von  gnabbeln.     Vgl.  gnagen. 
Stiefeln  statt  Messer  etc.    Lehmann,        Nabelkraut,  n.,  Pflzn.,  epheublättriger 

Volksmd.,  29.     Gortzitza.  Frauenflachs,   Antirrhinum  cymbalaria 

na,  interj.,  Verwunderung,  Unwillen,  L.    Hagen,  652. 


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Nabelloch  «—  NachhocEzeit. 


85 


Nabelloch,  n.,  GesehlechtsoffiiaDg  des 
weiblichen  Karpfens.   Benecke,  492. 

N&ber,  N&wer,  Nakver,  Nokber,  Nokwer, 
fi>.,  Nachbar.  Im  Ermlande  auch  Nftkva: 
Näk/a,  ea  könnt  doch  sckreme  on  laset 
Firmenich  III,  103a.  De  Nabersch 
Friedy  de  Sckrtwer^  säd  so  to  onse  Wt- 
wer:  Der  Wind  jetzt  anders  bläst! 
Lhrztf?.  4,  355  d.  Ahd.  ndhcapur^  mhd. 
ndchgebur  (auch  nach  dem  adj.  ndhj 
mhd.  nach:  näher),  bei  Jeroschin 
näkebur  (Pfeiffer,  199),  wendisch  no- 
her,  aogs.  nechebttra,  nehbur,  engl,  neigh- 
bourj  schwed.  nabo,  Island.  nacbuTy  holl. 
nabuur  (zunächst  kurz  buur),  abo 
Nahebauer,  Nahewohner.  Schade, 
635b.  Brem.  Wb.  m,  211.  Schamb., 
143b.  Adelung  III,  365.  Im  Marien- 
burger  Werder  reden  sich  die  Bauern, 
Hofbesitzer,  gegenseitig  Näber  an.  In 
Bayern  Nachpe.    SchmellerU,  689. 

NSber,  m.,  s.  Nftbger. 

Nftberin,  /.,  von  Näber ,  Nachbarin, 
doch  üblicher  NäwerCy  Näbersche,  und 
so  in  allen  Formen:  Näwersche,  Noh- 
bersche,  NokwerschCy  Näkvasche. 

nftbem,  nftwem,  nokbem,  nokwern,  w., 
den  Nachbarn  besuchen.  Ich  homni 
ein  bifzchen  nähern,  fireundschafUich 
plaudern.  Am  liebsten  geht  man  wäh- 
r^d  der  Dämmerzeit  nähern. 

Nabtrsche  (a  ^  a),  /.,  s.  Nftberin. 

NIbger,  Näber,  Nebiger  (s.  Yoc.  535), 
1»».,  grofzer  Bohrer,  den  man  zur  Aus- 
bohrung  der  Nabe  (ahd.  naba,  napa) 
gebraucht;  auch  Bohrer  überhaupt 
DönL  In  dem  hochmeisterlichen  Auf- 
gebot zur  Heeresfolge  „an^die  Freyen 
auf  Samland  vom  J.  1464  wird  unter 
anderm  angeordnet,  dafz  bei  einem 
itadichen  Wagn  sey  ein  guter  Spaten, 
ein  Nebiger  etc.^  Beitr.  z.  Ede.  Pr. 
I,  352.  Ahd.  nahagfrj  napager,  mhd. 
nabegir,  nebeger,  verstellt  nageber,  um- 


gedeutet negbor  Bohrer,  Nagelbohr. 
Schade,  633  a.  Im  Ermlande  nach 
MüLling  Nebia,  Nfibiar,  NAwia;  in 
Bayern  Näbiger,  Näbinger,  Näber,  Nei- 
her,  Nepper.  SchmellerU,  669.  Im 
Bremischen  Näviger,  Neviger,  Brem. 
Wb.  III,  225 ;  in  Pommern  Näwiger. 
Dähn.,  321b;  in  der  Altmark  Neber, 
Danneil,  145b.  Ein  kleinerer  Boh- 
rer heifzt  Näwger. 

nach,  pltd.  nfl.  Er  ist  sehr  nach  sich, 
pltd.  Hei  OS  sehr  nä  sock,  er  sucht  das 
Gute  und  Meiste  sich  zuzuwenden. 

nachbabbeln,  pltd.  nababble(n),  sw., 
nachsprechen,  die  Worte  eines  andern 
wiederholen.  Wie  ruichkatien.  Vgl.  bab- 
beln. 

nachdem,  pltd.  n&dem,  acte.,  später, 
nachher,  sodann.  Komm  nachdem  !  Erst 
essen,  nachdem  trinken. 

Mache,  w.  jüd.  Vom.,  /.  zu  Nahum, 
auch  Noche,  Nüeche,  Nüechesch,  Flatow. 
Schmitt,  114. 

nachgehn,  pltd.  n&gane,  st,  nahe  gehn, 
zu  Herzen  gehn,  Trauer  empfinden; 
anstrengen.  Der  Todesfall  geht  mir 
sehr  nach.  Die  Arbeit  geht  ihm  sehr 
nach,  sie  erschöpft  seine  Kräfte.  Hen- 
nig, 165. 

nachgerade,  adv.,  s.  gerade. 

Nachharksel,  pltd.  Nftharksel,  n.,  das 
nachgeharkte  Getreide,  d.  h.  die  Über- 
reste an  Getreide,  welche,  nachdem 
abgeerntet,  mittelst  der  Harke  zusam- 
mengebracht sind.     Mühling. 

Nachhochzeit,  pltd.  Nfthochttt,  /.,  Nach- 
feier der  Hochzeit.  In  den  Werdern 
findet  diese  am  Sonntage  nach  der 
Hochzeit  statt.  Zu  derselben  werden 
auf  der  Danziger  Nehrung  alle  die- 
jenigen eingeladen,  welche  wegen  Man- 
gel an  Raum  oder  aus  sonst  einem 
Grunde  bei  der  Hochzeit  nicht  zugegen 
sein  konnten.  Passarge,  216.  Viol^t, 


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86 


nachkauen  —  Nachtag. 


107.     In  Nalangen  heifzt  diese  Nach- 
feier auch  Nachkl&tsch.   S.  Kl&tsch.   Ygl. 


nachkauen^  pltd.  nftkaue(n),  sw.^  die 
Worte  eines  andern  wiederholen,  na- 
mentlich zum  Spott.  Ebenso  in  Pom- 
mern. Dähn.,  322  b;  im  Göttingen- 
schen  nakaulen,  nakawweln.  S  c  h  a  m  b., 
142b.    Vgl  nachbabbeln. 

nachkicken,  pltd.  nakicke(n),  sw.,  nach- 
sehen. Substantivisch  in  der  Redens- 
art: Er  hafs  Nachkicken^  er  hat  nichts 
von  der  Sache. 

Nachklatsch,  pltd.  Naklfttsch,  /.,  Nach- 
fest, Nachhochzeit;  wenn  in  unmittel- 
barer Folge,  verwandt  mit  dem  studen- 
tischen „Katerfrühstück",  oft  aber  einige 
Tage  später.  S.  Klfttsch  und  Nachhoch- 
zelt. 

nachknftstern,  sw.,  nachlaufen.  S* 
knastern  4. 

nachlälzig,  adj\,  die  ursprünglich  rich- 
tige Form  des  modernen  nachläm^^ 
das  hier  nur  selten  gehört  wird. 

nachpfeifen,  pltd.  napTpe(n),  st,  ver- 
loren geben.  Kannst  em  naptpe,  er 
wird  nicht  wiederkommen.  Wohl  her- 
genommen von  dem  vergeblichen  Pfeifen 
nach  einem  verlaufenen  Hunde. 

nachschlachten,  pltd.  näschlachteCn), 
«tt?.,  nacharten.  Dem  Vater  —  der  Mut- 
ter nachscfdacfUen,  die  Eigenheiten  des 
Vaters  —  der  Mutter  haben,  zeigen. 

Nachschmack,  m,,  Nachgeschmack, 
doch  stets  mit  der  Nebenbedeutung  des 
Unreinen,  Herben.  Das  Bier  —  der 
Kafee  hat  einen  Nachschmack,  Hen- 
nig, 165. 

Nachschräp,  m.,  Nachschrapsel,  n.,  das 
Nachgeschrapte.  Vgl.  schrdpen,  pltd. 
schräpe(n).  1.  Speisereste,  die  an  dem 
Innenrande  der  Kessel  und  Töpfe  kle- 
ben bleiben  und  sich  nur  durch  Schra- 
pen  herausbringen  lassen.    In  Pommern 


NaschrapeU.  Re  kriggt  man  dat  Na- 
schrapels,  das  Beste  haben  andere  be- 
reits weg.  Dähn.,  324b.  2.  Reste, 
Überbleibsel  einer  Mahlzeit,  eines  Gast- 
mahls. 3.  Figürlich  das  —  verspätet 
eingetroffene  —  letzte  Kind  in  einer 
Familie.  Das  ist  unser  Na/ihschrdpset 
4.  geringere  oder  jüngere  Personen, 
welche  aus  verwandtschaftlichen  oder 
politischen  Gründen  in  eine  Gesellschaft 
Vornehmerer  gezogen  worden  sind. 
Bock,  36.     Hennig,  165. 

nachschrftpen,  sw.y  nachkratzen,  nach- 
arbeiten, was  ein  anderer  schlecht  vor- 
gearbeitet hat.  Einer  unordentlichen 
Magd  mufz  man  alles  nachschrapen. 
Hennig,  245. 

Nachschrapsel,  n.,  s.  Nachschräp. 

nachsich,  pltd.  näsVck,  adj,,  habgierig, 
eigennützig.  Er  ist  sehr  nachsich^  er 
sucht  alles  nach  (an)  sich  zu  reifzen. 

nächst,  adv.y  zur  Zeit,  damals;  bald 
darauf,  nachdem.  Neckst,  als  der  erste 
Schnitt  sich  an  die  Halmen  machte . . ., 
da  dacht  ich,     Carm,  nupt,  125. 

nachstäpeln,  sw.  1.  aus  stappen,  stapfen, 
nachlaufen  und  zwar  in  unberufener 
Weise.  2.  in  Westpr.  nachgraben :  Er 
stielt  Kartofeln  nach,  er  gräbt  auf 
dem  bereits  abgeernteten  Felde  nach 
den  noch  zurückgebliebenen  Kartoffeln. 
Mühling. 

Nacht,  /.,  freie,  zur  Bezeichnung  freier 
Weide  für  ein  Stück  Vieh.  ^In  vielen 
Privilegien  heifzt  es:  Das  Grundstück 
hat  vier  freie  Nächte,  es  hat  freie  Weide 
für  vier  Stück  Grolzvieh.  Solche  Pri- 
vilegien ruhen  nur  auf  kleinen  Grund- 
stücken. Der  vierte  Theil  dieser  Nutz- 
niefzung  wird  im  Ermlande  durch  Fufz 
bezeichnet."     Mühling. 

Nachtag,  pltd.  Nädag,  m.,  Tag  nach 
der  Hochzeit,  oder  acht  Tage  nach  der 
Hochzeit.    Nachtag  geben.    Stein,  Pe- 


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nacht^isch  —  nackendig. 


87 


regrinu8  XIII,  1.  W.  Mtsbl.  VI,  lll. 
Der  Nachtag  wird  feierlich  begangen 
and  ofib  ,,ist  die  Gesellschaft  alsdann 
zahlreicher  und  das  Gastmahl  feier- 
licher, als  am  Hochzeitstage.*'  Hen- 
nig, 165.  Man  unterscheidet  lustigen 
und  stiUen  Nachtag  *^  auf  ersterem  wird 
getanzt,  auf  letzterem  nicht.  Im  Schwä- 
bisch-Augsburgischen heifzt  der  Tag 
nach  der  Hochzeit  NaMwf,  Birlin- 
ger,  347  a.  Vgl.  Nachhochzeit,  Nach- 
kiatsch. 

nachtSisch,  richtiger  pltd.  nftttisch,  adj.^ 
habgierig,  eigennützig;  also  dasselbe 
wie  nachsich.  Von  ndteen  nachziehen, 
nach  sich  ziehen,  an  sich  reifzen.  Bock, 
37.    Hennig,  166. 

nächtigen,  nachtigen,  sw,^  über  Nacht 
bleiben.  Ich  vjerde  hiernachtigen.  Ebenso 
in  Estland.     Sallmann,  70b. 

NachUcrailt,  n.,  Pflzn.,  gebräuchliches 
Glaskraut,  Parietaria  offidnalisL.  Auch 
PetersIcrauL    Hagen,  1067. 

Nachtliegegeld,  n.,  Geld,  das  der  Lotse 
f&r  jede  Nacht,  die  er  am  Bord  eines 
Schiffes  auTzerhalb  des  Hafens  zubringt, 
erhalt  In  Pillau  beträgt  dieses  3  Mk. 
Pr.  Prov.-Bl.  XVH,  51. 

Nachtiilie,  /.,  zweiblättriges  Knaben- 
kraut, Orchis  bifolia  L.  Auch  Nacht- 
schatten.   Pritzel,  255. 

Nachtmär,  m.  u.  /.,  s.  Mär. 

Nacbtposten,  m.,  Hure,  die  sich  nachts 
fiuf  der  Strafze  herumtreibt.  Bock, 
37.  Hennig,  167.  In  gleichem  Sinne: 
NacMvegel,  m. 

Nachfatüie,  m.  1.  Rohrdommel,  Ardea 
steUaris.  Drausensee.  Mühling,  Tiem., 
175.  2.  nach  Hennig,  167,  Nacht- 
schwärmer. 

nachtragerig,  nachtragerisch,  adf.  von 
nachtragen^  grollen,  Beleidigungen  nicht 
vergessen  können,  bei  passender  Ge- 
legenheit sich  daför  rächen. 


nachtrecken,  pltd.  natrecke(n),  »u?., 
nachziehen.    S.  trecken. 

Nachtrecksel,  n.,  das  Nachziehende, 
letztes  Gefolge  bei  pomphaften  Be- 
gräbnissen. Gewöhnlich  bildet  das  Ge- 
sinde das  Nachtrecksel:  Nun  kommt 
das  Nachtrecksel,  Hennig,  279.  S. 
Trecksei. 

Nachtrose, /.,  Pflzn.,  zweijährige  Nacht- 
kerze, Oenothera  biennis  L.  Auch  Nacht- 
schlUsselblume.    Hagen,  407. 

Nachtschatten,  m.,  weifzer^  zweiblättri- 
ges Breitkölbchen,  Piatanthera  bifolia^ 
wegen  der  besonders  des  Abends  wohl- 
riechenden Blüten.  Treichel,  Volksth. 
n.    S.  auch  Nachtlilie. 

nachtschlafend,  adj^  zur  Nachtzeit  oder 
doch  spät  am  Abende.  Einen  bei  nacht- 
schlafender Zeit  besuchen, 

NachtschlUsselblume,  /.,  s.  Nachtrose. 

Nachtskann',  /.,  Kanne,  Topf  für  die 
Nacht,  Nachtgeschirr.  Die  Na/:htskanne 
hat  zwei  Ohren  bekommen^  sagt  man, 
wenn  jemand  die  Arme  in  die  Seite 
stemmt.    Sprw.  I,  2708. 

Nachtvogel,  m,^  s.  Nachtposten. 

NachtwSrtke,  -wVrtke,  Pflzn.,  nach 
Hennig,  167,  Orchis  bifolia  L.,  nach 
Mühling  Orchis  Tnorio,    Natangen. 

Nachtzeche,  /.,  Reihe,  Ordnung  der 
Viehhut  während  der  Nacht.  VgL 
Zech(e). 

nachwesen,  pltd.  n&w§se(n).  Das 
Fleisch  nachwesen^  Wasser  nachgiefzen, 
wenn  die  Suppe  eingekocht  ist. 

nachzageln,  mv.^  wie  einZagel,  Schweif, 
nachschleppen,  nachziehen,  nachfolgen. 
Kinder  zagein  der  Mutter  ncuih,  Dürre 
Äste,  die  sich  in  Frauenkleidem  fest- 
gehaftet^  zagein  nach.    S.  zageln. 

nachzoddeln,  -zoddem,  sw,^  nachzotteln, 
s.  zoddem. 

nackendig,  a(f;,.  nackt.  Er  geht  fast 
nackendig^  ist  schlecht  gekleidet. 


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88 


Nadeld68(e)  —  Nahrstelle. 


Nadcld«8(e,\  /.,  Nadelbüchse. 

Nadelfisch,  m.,  s.  Homfisch. 

NadelkSrfel,  ^n.,  PAzd.,  Ackersinau, 
Alchemüla  arvensis  Scop,    Hagen,  178. 

nadeln,  st^.,  mit  Nadeln  heften,  ge- 
nadelt aeittj  adrett  und  ehrbar  in  Hal- 
tung und  Miene.  Welche  Gründe  hatten 
Sie^  in  der  Frau  E.  Gegenwart  immer 
so  —  wie  zage  ich?  —  genadelt  zu  sein, 
da/z  die  gute  Frau  Sie  dann  nur  zum 
erbaulichen  Beispiel  vorstellte  f  Soph. 
R.  IV,  37  f. 

NadolMe,  m,^  der  Nächsttollste,  I^est- 
starkste.  Er  ist  immer  noch  der  Na- 
dollste,  Samland.  Er.  Neustadt,  in 
dem  ein  Dorf  Nadolle  belegen  ist 
Treichel.  Das  erste  Glied  der  Zu- 
sammensetzung na  kann  auch  als  die 
poln.  Vorsilbe  zur  Bildung  des  Super- 
lativs angesehen  werden. 

Nage  (a  kurz,  g  nach  j  hinklingend), 
auch  Nage,  Naginne,  /.,  Schuh  aus  Eg- 
gen^ Tuchecken;  mit  grober  Leinwand 
Qberzogener,  besohlter  Strumpf  als 
Schuh  (Friedland  Ostpr.  Muhling); 
nach  Hennig,  166,  Naginen^  Nagin- 
nen  besondere  lederne  Schuhe,  welche 
die  Litauer  nach  Art  der  Paresken 
(s.  d.)  anfertigen.  Nach  Rogge  heifzen 
die  Schuhe  Maggen;  doch  ist  unter 
allen  Namen  der  erste  der  üblichere. 
Von  dem  altpr.  nage  Fufz  (Voc.  145), 
poln.  u.  rass.  n>oga;  lit.  nägint\  nagine 
Sandale,  wohl  aus  dem  preufz.  entlehnt. 
Nsslm.  Forsch.  2;  TL  109.  Pierson, 
A.  W.,  27.  Lit.  Aeq.,  20.  S.  Beleg- 
stelle unter  Bierhol.  Seit  1724  wird 
diese  Mode  {Paresken  zu  trafen)  seltener 
gesehen^  da  durch  eine  königliche  F^'- 
ordnung  sowol  die  Pareesken^  als  auch 
die  Naggen  oder  lederne  Riemen^  zu 
(ragen  verboten  toorden,  Bock,  Nat.  I, 
132.    Vgl.  Wutehe. 

Nagel,  pltd.  Nagel  {a^ä),  tti.,  die 


Namen  der  verschiedenen  Arten  Nägel 
s.  unter  Klammspeicher. 

Nägelchen,  pltd.  Nagelke(n),  n.  1.  Dem. 
von  Nagel,  Die  Ta^ldnge  auf  ein  Nä- 
gelchen demonstriren^  auf  das  genaueste. 
Linem.,  A3a.  2.  Nelke,  Nägelein. 
Wenn  Tulp,  Bos\  Negelcke  an  Ihrem 
Haupte  stehn.  Carm,  nupt  II,  165  b. 
Ebenso  Geumrzndgelchen,  . 

nagebi,  sw.y  coire, 

nagelneu,  pltd.  nagelnil  (a  =  ä),  adj,, 
neu,  wie  ein  eben  gefertigter  Nagel.  Ein 
nagelneues  Kleid.  An  de  nagelnOe  Brut^ 
Junfer  Thrien  Liefzke  Bobindin.  Carm, 
nupt,  V,  264d.  Bock,  36.  Auch  nig- 
gel-  und  nuggelnagelneu.  Vgl.  fiinkel- 
hagelnagelneu. 

Nagelwunn,m.,Finger-,Nagelgeschwür, 
Umlauf,  panaricium;  auch  blofz  Wurm. 
Mühling. 

Nägerchen,  plur.^  von  nagen^  die  an 
den  Knochen  haftenden  Fleischreste, 
welche  abgenagt  werden.  Sperber, 
22. 

Nag't  (a  -^  a),  Flufzname,  Nogat  S. 
Noacht 

Nagwart,  m.,  Pflzn.,  gemeiner  Stech- 
apfel, Datura  stramonium  L.;  auch  Igel- 
kolbe.    Hagen,  246. 

Nftheit,  /.,  Nähe,  Nachbarschaft.  .  .  . 
so  in  der  Naheit  uH>hnen.  Hartwich, 
485. 

nahrhaft,  adj.  Er  ist  nahrhaft^  er 
versteht  sich  zu  nähren. 

nährig,  ad/.,  nach  der  Nahrung,  dem 
Erwerbe  sein,  dem  Verdienste  nach- 
gehen, haushälterisch  leben.  Ebenso 
im  Brem.,  Holstein.,  Götting,  in  Pom- 
mern; in  Estland  dagegen  s.  v.  a.  wohl- 
häbig.  Brem.  Wb.  HI,  218.  Schütze 
III,  136. 140.  Schamb.,  144b.  Dähn., 
320b.    Sallmann,  75b. 

Nahrstelle,  Nahrungsetelle,  /.,  Stelle, 
die  gute  Nahrung,  ein  gutes  Auskoxn- 


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Nahrung  —  Narbe. 


89 


men  gewährt.  Eia  stark  besuchtes 
Wirtshaus  ist  eine  gute  Nahrsielle, 
Nahrungsstelle, 

Nahrung,  /.  1.  Unterhalt,  Auskom- 
men. Er  ist  sehr  nach  der  Nahrung,  er 
geht  mit  Eifer  dem  Verdienste  nach. 
Bei  he/t  sine  gvde  Nahrung^  sein  gutes 
Auskommen.  Hennig,  166.  2.  Be- 
sitztum, Ackerland.  In  Bergshofehen 
waren  schon  alle  Nahrungen  beurbart, 
. . .  Wenn  Hausväter  ihren  Kindern  die 
Nahrungen  übergaben . . .  keiner  der  jun- 
gen Matnner  hatte  eine  eigenthümliche 
Nahrung  .  .  Geschunster^  die  nach  dem 
Tode  der  Eltern  ihre  Nahrungen  an- 
genommen  hatten.  Anhang  z.  Soph.  R., 
14. 

Naht,/.  Eine  gute  Naht  saufen.  Sprw. 
I,  445.  Er  sitzt  ihm  auf  der  Naht^  er 
beobachtet  ihn  scharf.     Vgl.  Heiduck. 

naja,  adv.^  meinetwegen,  das  kann 
so  sein. 

näjfiy  adv.^  nein. 

Nftkver,  w.,  Nachbar.  Oberland.  S. 
Ndber. 

NftI,  NW,  w.  Vom.,  Komelia.  Hart- 
wich, 55. 

Nälbaum,  pltd.  NälbAm,  m.,  von  nälen 
zögern,  warten.  Vom  Wählbaum  fäUt 
man  auf  den  Nälbaum^  zu  Mädchen, 
die  in  betreff  der  Freier  anfanglich 
wählerisch  sind,  und  später  warten 
müssen.    Vgl.  Sprw.  I,  3961. 

nälen  (a  lang),  sw.  1.  zögern,  zau- 
dern, saumselig  und  langsam  eine  Ar- 
beit fordern,  eine  Sache  zustande- 
bringen. Herr  Oott,  wie  lange  näht 
du  bei  der  kleinen  Arbeit !  In  der  Rede 
ncUen,  sehr  langsam  und  mit  grolzem 
Umschweif  reden.  Bei  der  Arbeit  nälen^ 
faul  und  langsam  arbeiten.  In  der  Ge- 
gend von  Saalfeld  auch  nillen.  Davon: 
NUer,  m,y  Zauderer,  Zögerer,  Faulpelz. 
NBIerei,  /.,  Saumseligkeit,   näierfg,  adj. 


saumselig.  In  Zusammensetzungen :  Nat- 
hans, Nälpeter,  Nälltse,  Nältrtn.  2.  lang- 
sam trinken.  In  Bayern  noUen^  nullen 
saugen,  trinken.  Schmeller  II,  689. 
S.  bcnälen.  Das  Brem.  Wb.  m,  233  ff., 
hat  für  zaudern  neteln,  notein  u.  nolen^ 
für  Zauderer  Neteler^  im  Holstein.^  in 
Pommern  u.  im  Götting.  nolen^  so  auch, 
nach  Treichel,  im  Kreise  Neustadt. 
Schütze  III,  152.  Dähn.,  330a. 
Schamb.,  146a.  S.  noch  Sallmann, 
37.  Hupel,  169.  Danneil,  144b. 
Bernd,  188.  Hennig,  166.  Sperber, 
23:  neeUn.    Vgl.  banalen. 

Name,  NQme,  w.  jud.  Vom.,  Naöma. 
Flatow.    Schmitt,  114. 

namkilndig,  adv.^  namhaft,  dem  Namen 
nach  bekannt.  Eis  soll  hinfort  keine 
Beichte  sein^  dadurch  man  schuldig  wäre^ 
alle  Sünden  nahmkündig  zu  rnachen^. 
(Aus  einer  Predigt  des  Bischofs  Queis 
in  Riesenburg  v.  J.  1526.)  Hartkn. 
Hartwich,  65. 

nanft,  interj.y  abwehrend  und  drohend. 
Nana,  man  nich  so  heutig! 

nanQ,  intery.,  verstärktes  na  (s.  d.). 
Nanu,  was  soU  dasf!  Nanu  — fahr  du! 
Elbing.  Auch  adverbial  in  der  Be- 
deutung: jetzt,  nun  eben.  Nanu  kann*s 
losgehn!  Nanu  ne,  jetzt  eben  nicht! 
Dat  war  vehl  behter  (besser)  als  nanu. 
Nowack,  5.    Vgl.  Sprw.  I,  2721  f. 

Napoleon,  umgewandter,  pltd.  omge- 
wendt  Napoljum,  auch  angewandter  N., 
Medik.,  Unguentum  poptUeum. 

Narbe,  pltd.  Narw,  /.,  leichte  Kruste^ 
die  sich  über  sandigem,  auch  feuchtem 
Boden,  oder  auf  einer  Wunde  bildet, 
in  letzterm  Sinne  jedoch  entschiedener 
Rab.  Man  spricht  von  der  erdartig 
verhärteten  (^Sandr)  Narbe  auf  den 
Dünen,  von  der  Moosnarbe  auf  den 
Brüchem.    —   Hiervon   sich   benarben. 


sw. 


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90 


närgeln  —  Nasenpdpel. 


närgeln,  nergeln,  nörgeln,  sw.,  ver- 
wandt mit  nörgeln  und  nurgeln^  mäkeln, 
kleinlich  hadern,  wiederholt  kränken, 
ärgern,  quälen,  verfolgen  mit  Tadel, 
Schelte,  Witzen,  Neckereien,  Spott, 
durch  wiederholtes  Beruhren  einer  ab- 
gethancn  Sache.  Sie  haben  so  lange 
genärgeU  (y^turlupinei*^)^  bis  der  liebe 
selige  Mann  darüber  ins  Crras  beifzen 
mufzU,  SophKV,  588.  NachGort- 
zitza  auch  nirgeln;  ebenso  in  der  Saal- 
felder Gegend,  im  Oberlande. 

narnich,  adv,,  s.  nSmich. 

Narr,  m.  Mach  dich  nicht  zum  Nar- 
ren, als  Zurechtweisung  an  den,  der 
die  Grenze  des  Hergebrachten  und 
Schicklichen  überschreitet.  Er  hat  einen 
reckten  Narren  an  ihm  gefressen,  ist 
ihm  in  blinder  Neigung  zugethan.  Hen- 
nig, 168.    S.  Sprw.  I,  2726  ff. 

narren,  sw.  1.  narren,  täuschen.  2. 
sich  nairen,  lieben,  auf  Freiers  Fufzen 
gehen.  Ameng  (am  Ende,  vielleicht) 
krtge  wir  bald  Hochzeit  ins  Dorf,  Seile 
Tochter  narrt  soch  all  lang  mot  Schä- 
fers Atcgtist.  0ns  Herr  geht  auf  die 
Frei,  er  narrt  sich  all  seit  zejakr  (vori- 
gem Jahr).     Saalfeld. 

Narrenkolben,  m.,  breitblältriges  Kol- 
benrohr,  Typha  latifolia  L.  Hagen, 
944.    S.  Duderkeule. 

Narrenzeug,  pltd.  NarretTg,  Narrentäg, 
n.,  dummes,  albernes  Zeug,  närrische 
Streiche.    Vgl  Schose. 

Nftrsch,  Narsch  (a  =  ä),  NArsch,  Nftrsch, 
Närs,  m,  1.  Arsch,  Podex.  Die  reiche 
Anwendung  des  Wortes  in  Sprichwort 
und  Redensart  s.  Sprw.  I,  118 ff.;  U, 
119  ff.  Vgl.  Mftrsch.  2.  Öhr  der  Na- 
del. 

narsch,  adj\  1.  närrisch,  komisch.  Ein 
nofrscher  Kerl.  Wollen  wi  noch  eenmal 
dat  narrsche  Wiefstöck  de  Hurtig,  to 
em  schfcken.     Dorr,  1.  Wiew.,  73.    2. 


nett,  niedlich,  lieblich.  Ein  narsches 
Kind,  ein  niedliches,  liebliches  Kind. 
Dat  let  (liefz)  ehr  recht  narsch,  sah 
niedlich  aus,  kleidete  lieblich.  Ebenso: 
Dat  ÖS  narsch  —  os  e  narschet  Ding 
{Kind).  Nach  Gortzitza  auch  närrsch. 
Vgl.  pQdelnarsch. 

nftrschen,  sw.,  von  Narsch,  mit  dem 
A.  rühren,  sich  röhren,  thätig  sein. 
Man  mot  närsche,  wenn  man  vorwärts 
woll.    herumnftrschen,  unruhig  sitzen. 

Narzafz,  s.  Marschrat 

naicheln,  sw.,  naöchllg,  adj.,  s.  nuicheln. 

Naschwerk,  n.,  SOfzigkeiten,  Konfekt 
Brin^  den  Kindern  etwas  Naschwerk 
mit. 

Nase,  /.,  Fischn.,  Chondrostoma  nasus 
L.  Im  Yolksmunde  NSsling,  m.,  Quer- 
maul, Erdfisch,  Schwarzbauch,  bei  Heils- 
berg Asche;  mas.  nos.   Benecke,  142. 

Nasedrippche(n),  pltd.  NäsedrSppke,  n., 
das  Tröpfchen  an  der  Nase.  Volksr., 
32,  122.     Sperber,  22. 

Nasenbaum,  Nasenkneif erbaum,  m.,  s. 
Brillenbaum. 

NasendrUcker,  pltd.  Näsedriicker,  m., 
einfacher  Brettersarg  mit  glattem 
Deckel,  der  recht  oft  die  Nase  der  Leiche 
drücken  mag.  Auch  Nasenquetscher,  in 
Bayern  auch  Nasenpatscher.  Seh  mel- 
ier II,  706.  Hennig,  168.  Vgl.  Not- 
sarg. 

Nasenfärber,  Pflzn.,  Feuerlilie,  Lilium 
bulbiferumL.  Weichseldelta.  Treichel, 
Volksth.  III. 

Nasenklemmer,  m.,  Brille  ohne  Sche- 
ren (Flügel),  die  man  auf  die  Nase 
klemmt,  Pincenez.  Nach  Mühling 
auch  Nasenquetscher. 

NasenpApel,  m.,  verdickter  Schleim  im 
lonem  der  Nase,  den  man  durch  pdpdn 
(s.  d.)  herausfingert;  auch  bloiz  PApei. 
Nasenpopel  auch  zur  Bezeichnung  von 
etwas  Wertlosem.    Um  Nasenpopel  spie- 


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Nasenquetscher  —  Natterzagel. 


91 


fcn,  um  nichts,  nur  des  Vergnügens 
wegen,  spielen.  Treichel.  Sperber, 
23.  25. 

Nasenquetscher,  m.,  s.  Nasendrttcker  u 
-Uemmer. 

nasheberig,  pltd  näshSwerig,  adj,,  hoch- 
mutig, stolz.  Aus  Nase  und  heben  zu- 
sammengesetzt. 

Näskeknlperböm,  m.,  s.  Brillenbaum. 

ndslang,  pltd.  näslang,  adv.,  von  der 
Lange  einer  Nase,  z.  Bezeichnung  eines 
mehr  oder  minder  längeren  Zeitraums. 
Alle  ndslang  ist  er  da.  Alle  ndslang 
raticht  er  einen  Zug. 

Nasling,  m.,  Fischn.,  s.  Nase. 

nassauern,  sw,^  auf  anderer  Leute 
Kosten  leben.     Studentisch. 

Nastuch,  pltd.  Näsedök,  Näsdök,  n, 
Taschentuch,  Schnupftuch.  Hennig, 
168. 

nafz,  adv.  fvT  najz^  vor  nafz  =  für 
umsonst,  frei.  Er  geht  heute  vor  nafz 
ins  Theater.   Treichel.  Ygl.  nassauern. 

nalzkaK,  pltd.  nattkölt,  adj.^  yom  Wet- 
ter bei  kaltem  Regen  und  schlaggigem 
Schnee. 

natänlsch,  adj.^  eigennützig,  habsüch- 
tig. Mühling.  Ebenso  im  Holstein- 
8chen,  auch  neidisch,  hinterhältisch. 
NachRichey,  172,  \onnateehn^  nach 
sich  ziehen.  Schütze  III,  135.  In 
Pommern  natägsch.    Dähn.,  324b. 

natansch,  natangsch,  adj,^  natangisch, 
aus  Natangen  (s.  Abkürzungen  in  I). 
Ein  natanscher  Bauer. 

Nate,  Dem.  Natchen^  w.  Vorn.,  Re- 
nate. 

Nftfel,  /.,  Nadel.  Ich  sitze  wie  auf 
Nateln^  habe  dringende  Geschäfte  und 
mufz  wider  Willen  sitzen.  Das  ist  mit 
der  heifzen  Natel  genäht^  wenn  ein 
Kleidungsstück  in  den  Nähten  schnell 
trennt     Op  Natle  sitten  on  e  Ptp  To- 


bak roken.  Elbinger  Ndrg.  Hennig, 
168. 

Nation,  /.,  Schimpfwort:  Gesindel, 
Pack.  Auch  Nationszeug.  Es  ist  eine 
rechte  Nation  —  ein  rechtes  Nations^ 
zeug.  On  weil  das  Nationszeig  docht^ 
der  jingsten  Schwester  was  zem  Possen 
ze  thun,  da  nammen  se  de  Hex  gutt  of. 
Schaltj.  3,  11.  Auch  adjektivisch  na- 
tionsch:  naHonsche  Krätl  Sprw.  I,  2762. 
Sperber,  44.    Vgl.  Gesipp. 

Nätklas,  w.,  Rias,  Nikolaus,  der  Nät^ 
Nüsse,  trägt,  der  Weihnachtsmann,  heil. 
Christ;  auch  Nikolaus.  Westpr.  Denn 
drecht  he  Htu^kepack  'non  groten  Sack 
voU  Woary  De  NätKloas  heft  etschwoar. 
Dorr,  4S.    Vgl.  Nickel. 

Nätler,  m.  1.  Nadler.  Die  NeteUr  zu 
Lübeck  haben  ihre  Statuten  y.  Jahre 
1356.  In  Danzig  die  Nätlergasse, 
Forste  mann,  Strafzn.  2.  kleiner  Krä- 
mer, Hakenbüdner.  In  gleichen  Be- 
deutungen auch  in  Pommern.  Dähn., 
321b. 

Nätsch,  ?n.,  Pflzn.,  steifes  Borsten- 
gras, Nardus  stricta  L.;  auch  Wolf. 
Hagen,  62.  Ibid.,  981:  spitzkantige 
Segge,  Carex  acuta  L. 

Natterknotehen,  n.,  Pflzn.,  Wiesen- 
knöterich, Polygonum  bistorta L.  Müh- 
ling. Nach  Hagen,  422,  NatterknVte- 
rieh. 

Nattermilch,  pltd.  Nattermelk,  nach 
Pritzel,  368,  in  Ostpr.  auch  Netter- 
milich,  /.,  Pflzn.,  niedrige  Schwarzwurz, 
Scorzonera  humilis  L.  Auch  Sohlen- 
genmord.    Hagen,  800. 

Natterwendel,  m.,  vielleicht  verderbt 
aus  Nackenwender y  Wendehals,  Jynx 
torquiUa.    S.  Drehhals. 

Natterzagel,  Pflzn.,  gemeine  Natter- 
zunge, Ophioglossum  vulgatum  L.  Hen- 
nig, 168. 


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92  NaUirfagot  —  Negc. 

Naturfagoty  n.    Er  bläst  Naturfagott^  euch  nie!)  eine  schwere  Krankheit  ge-- 

entJäfzt  hörbare  Winde.  habt     S.  Sprw.  I,  2763. 

Natzchen,  pltd.  Nafzke,  n.,  Tröpfchen,  Nebel,    pltd.    N(wel,    m.,    litauischer^ 

Neige,  kleiner  Rest,  ein  weniges  von  scherzhafte  Bezeichnung  fQr  einen  all- 

einer  Flüssigkeit.    Es  ist  nur  noch  ein  gemeinen  Landregen. 

Natzchen  im  Glase.    Neme  se  noch  e  Nebeneisen,  n,,  s.  Zoch. 

Natzke  Kaffee;  beim  Nötigen.  Nebenpferd,  pltd.  NSweperd,  n.,  Hand- 

nau,  odv.,  gekürztes  genau.    Nau  be-  pferd,  Pferd,  das  neben  dem  Sattelpferde 

dingen  on  richtig  betdien.    Gr.  Werder,  geht.     Mühling. 

Nau  namen  (genau  genommen)  6^f  c^u  Nebenverdienst,  7n.,  Nebendienst,  durch 

mien  Bedeenter.     Dorr,  1.  Wiew.,   15.  den  man  neben  seiner  Haaptbeschäfli- 

Auch  im  Dem.  navJces.     As  ek  mi  dat  gtmg  noch  etwas  verdient,  gewinnt,  er- 

ganz  naukes  bekickt  hadd.  Dorr,  Driew-  arbeitet, 

jagd.  NSbiger,  m.,  s.  N&bger. 

Nauds,  n.,  Gutes.    An  dem  Menschen  nSche,   acfo..    Dem.  von   nr'   (s.  d.). 

ist  nichts   Naudsy   nichts   Gutes.    Lit.  Saalfeld. 

naudä   Nutzen,    Gewinn.      Das   s   an  Neckel,  m.  u.  n.,  s.  Nickel. 

Nauds    ist     wohl     deutsche    Neutral-  necksch,  oc^'.,  s.  nicksch. 

endung.  Hennig,  332  Nsslm.  Forsch.  nedden,  adv.^  unten,  niederwärts,  cia^ 

3;  TL,  110.  warts.    Dzg.  Nhg.    Viol^t,  102.    Dat 

nauen,  »w.y   s.  v.  a.  knauen  (s.  d.);  Is  funk  r^edden  an  to  goanen.    Dorr, 

auch  beengen  etc.  gleich  benauen  (s.  d.).  19.    In  der  Heilsberger  Gegend  nedda. 

Hennig,  168.  Ahd.  nidana^  mhd.  niden^  alts.  nithanoy 

naunehmend,  adj.^  s.  genaunehmend.  hgs.  Tieodhan^  altnoTä.  nedhan.  Schade, 

näweddrig,  adj.,  s.  neweddrig.  648b.     In    Bayern   niden.     Schmel- 

Nftwer,  m.^  nftwem,  sw.^  Nftwersche,  /.,  1er  II,  681.   Im  Bremischen,  Holstein- 

s.  Naber,  nftbem^  Nftberin.  sehen,  in  Pommern  nedden.   Brem.  Wb. 

Näwger,  m,,  s.  Nftbger.  lU,  227.    Schütze  III,  138.    Dähn., 

nflzVcksch,    adj.^    nachtragend;    aus  325b. 

Zock=  Töck  Tücke  und  na  nach.    Er  nedder,  octo.,  nieder.    Neddermot  em! 

ist  sehr  ndzocksch.    Elbing.    De  dltste  Frü  Medder^  sett  jü  nedder.     Volksr., 

war  ser  häfzlich  on  von  schlechtem  Oe-  60,  230.    In  Bayern  nider.   Schmel- 

mitt^  se  war  nahzocksch.    Schaltj.  3,  6.  1er  H,  681. 

nS,  adv.y  nein,  in  Westpr.  noch  mit  Nedd'fung,  /.,  s.  Niederung. 

voraufgehendem    Dem.   neche  ne.     Es  Nedd'runger,  m.,  s.  Niedeninger. 

vondag  (heute)   keene   School?    Neeche  Neden,  plur.^  Netz  als  Eop^utz  fQr 

nee!    Dorr,  1.  Wiew.,  88.    Neke  ne^  Frauen,    alts.   netti.     Eauben^    Koller^ 

Herr  Präger  (Prediger)^  awerscht  doch!  Meder^  Hembd^  Krencken^  Neden  u.  a. 

nebbig,  oefe.,  jud.-deutsch,  Ausdruck  Hofart.    Stein,  Peregrinus  XUI,  86. 

des  Bedauerns,  der  Teikahme,  Wunsch;  W.  Mtsbl.  VI,  159.   S.  Mnd.  Wh.  HI, 

entstanden  aus  dem  deutschen  nie  bei  180  a. 

euch.    Eine  Herleitung  aus  dem  He-  Nfige,  /.,  Dem.  Negchen^  Negerchen^ 

bräischen    ist    nicht    festgestellt.     Ich  Neige,  Rest,  besonders  von  Nahrungs- 

hab\  nebbig  (sie  sei  nie  bei  euch,  treffe  mitleln.      Et  geit   op    de   NSg\      Das 


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negedrahtsch  —  Nehrung. 


93 


Nehgchen  toiU  ich  noch  versüfzen.  Soph. 
R.  VI,  317.  Im  Schwäbischen  Neigele, 
in  der  Oberlaus.  Negel.  Birlinger, 
351a.    Anton  2,  13. 

nftgedrahtsch,  adj.,  neundrähtig;  über- 
tragen: schlau,  auf  den  eigenen  Vor- 
teil bedacht.  Schemionek,  26.  Vgl. 
dreihärig. 

nSgeklAky  adj\,  s.  neunklug. 

ii§ge(n),  mo.  1.  nähen.  Du  (PSchke- 
tlraht)y  Du  negst  so  manche  falsche 
Naht  Volksl.,  25,  16,  2.  Im  Bremi- 
schen naien^  neien^  im  Göttingenschen 
nefeny  neieuy  holl.  naaijen.  Der  Stamm 
ist  das  keltische  nei%  neut  Faden.  Brem. 
Wb.  m,  214.  229.  Schamb.,  144a. 
2.  neigen,  ein  Gef&fz  beim  Trinken  etc. 

NSge(n)6g,  n.,  Neunauge,  s.  Pricke. 

negem,  adv,  Saget^  dajz  sie  dero  Ur- 
sachen halber  auf  sie  bekannt^  dafz  sie 
kennte  zanzlen^  toeü  sie  am  negem^  wie 
ein  Edelmann  aUhier  begraben  worden. 
Eonitzer  Hexenproz.  v.  J.  1623.  Pr. 
Prov.-Bl.II,  117. 

NeguSy  m.,  Wein  mit  heilzem  Wasser 
and  Zucker,  genannt  nach  einem  eng- 
lischen General.     Sallmann^  126b. 

nehmen 7  st.  Einen  nehmen^  einen 
Schnaps  trinken. 

Nehmerche,  pltd.  NSmerke,  m.,  der 
Nehmende,  im  Gegensatz  zu  Oeberche 

(8.   d.). 

Nehrung,  /.,  durch  wechselnde  Schrei- 
bungen Neringa,  Neringia^  Nerigia^ 
Nergia^  Neria^  Nergie^  Nerige^  Nerge^ 
Nergya,  Nerie^  Nerga^  im  Volksmunde 
Nehrbig,  Nedderung,  Name  der  langge- 
streckten Halbinsek,  welche  die  Ost- 
see vom  frischen  und  kurischen  HafF 
trennen,  daher  frische  und  kurische 
Nehrung.  Bei  Jeroschin:  man  sach 
ztn  wol  achthundirt  man  van  Littouwin 
dnurch  ir  erge  ubir  di  kurische  Nerge. 
120d.     er  buite  ungespart  üf  der  kur- 


schin  Nerge  vart  einre  vestin  bürge  clus. 
P  f  e  i  f  f  e  r ,  201 .  Die  ursprüngliche  Form 
ist  wahrscheinlich  Nerie^  Neria.  Das 
Wort  wird  neuerdings  (Nsslm.,  Forsch. 
2;  Th.,  111)  ausschlielzlich  von  der 
Wurzel  des  lit.  neriu^  n^rti  tauchen, 
untertauchen,  isz-nh*ti,  issfirnkrti  hervor- 
tauchen, abgeleitet;  darnach  wäre  Ne- 
ria^ Nergia  soviel  wie  das  abwechselnd 
Auf-  und  Niedertauchende,  das  ver- 
änderliche Land,  welches,  wie  ein 
Schwimmer,  bald  über  dem  Wasser 
sichtbar,  bald  unter  demselben  ver- 
schwunden ist.  Das  Verdienst  die  Be- 
deutung des  Wortes  iVi^Arun^ als  „Tauch- 
land^,  als  ein  durch  flache  Landforma- 
tionen unterbrochenes  Gewässer,  gegen- 
teils  als  ein  der  Zerschneidung  und 
teilweisen  Uberdeckung  durch  Wasser 
unterworfenes  Land,  zuerst  dargethan 
zu  haben,  gebührt  F.  Neumann.  Vgl. 
dessen  gründliche  Abhandlung  über 
den  Namen  Nehrung  in  den  N.  Pr. 
Prov.-Bl.  a.  F.  VI,  385  ff.  (falsch  pagi- 
niert: S.  370—382).  Als  Ausgangs- 
punkt seiner  sprachvergleichenden  Un- 
tersuchung bietet  sich  ihm  das  sanskr. 
ndra  Wasser  dar,  dem  sich  zunächst 
er.  vaQog  nafz,  feucht,  vrjQog  fliefzend, 
neugr.  yij^ov  Wasser  anschliel'zen;  doch 
fehlen  in  seiner  reichen  Zusammen- 
stellung von  Namen  auch  die  lit.  naras^ 
narünas^  neras  Taucher,  nh'ti  tauchen, 
und  die  slaviscben  gleichbedeutenden 
Wörter  nicht:  poln,  norek,  nwrek^  russ. 
nuirok^  böhm.  noreky  nurek^  norzec 
Taucher,  als  Person  und  als  Vogel; 
lett.  nirra  Taucher  oder  Wasserhuhn; 
russ.  nuirfafy  nuimuf^  serb.  noriti  sich 
untertanchen;  dass.  lit.  nardyUy  poln. 
nurzat^  nurzyc  etc.  —  Durch  diese 
gründlichen  Feststellungen  sind  die  äl- 
teren Erklärungen  des  Wortes  Neihrung 
antiquiert.     Sie  sollen   hier    der  VolU 


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94 


Nehmnger  —  Neschintinnis. 


standigkeit  wegen  dennoch  aufgefohrt 
werden.  Nehrung  wird  (Voigt,  Gesch. 
Preufz.  V,  190)  für  ein  altprealiz.  Wort 
gehalten,  so  dafz  neriga  Zeme  soviel 
bedeuten  soll,  als  ausgewühltes,  von 
den  Meereswellen  aufgeworfenes  Land, 
und  daher  Nering  oder  Nehring  ge- 
schrieben; oder  es  wird  für  eine  deutsche 
Bezeichnung  angesehen.  Als  solche 
leiten  es  die  Einen  ab  von  ner^  d.  i. 
zusammengezogen  das  Wort  nieder y  nd. 
nedder  und  von  inge^  ingen  Erde,  Land 
(wie  Groningen  =  Grönland,  Bingen  = 
Inland),  und  schreiben  es  Neddering^ 
iVmn^  =  Niederung  (Wedicke,  Be- 
merkungen auf  einer  Reise  durch  einen 
Theil  Preufzens),  oder  von  ner  und 
der  Nachsilbe  ing  «=  ung.  Andere  wol- 
len den  Stamm  des  Wortes  im  deut- 
schen nähern  (nahe  kommen)  finden, 
und  den  Namen  Nahrungen  =  An- 
näherungen als  eine  passende  Bezeich- 
nung für  Gegenden  ansehen,  welche 
nur  durch  eine  schmale  Landzunge  die 
Vereinigung  zweier  grofzen  Gewässer 
verhindern  und  bei  abnehmender  Breite 
das  wechselseitige  Nähertreten  der- 
selben befördern.  (Pr.  Prov.-Bl.  V, 
121.  Preufz,  Pr.  Land.-  u.  Volksk^ 
10.)  Hennig,  166,  teilt  noch  die  von 
Bock  (Vom  preulzischen  Bernstein, 
S.  78)  gegebene  Ableitung  von  Neh- 
rung mit;  er  meint:  „diese  Erdstriche 
wären  ehemals  Sandbänke  gewesen, 
hätten  sich  aber  nachher  über  die 
Fluth  erhoben  und  einigen  Einwohnern 
durch  den  neuen  Land-  und  Ackerbau 
Nahrung  geliefert."  Über  die  frische 
Nehrung  vgl.  noch:  M.  Toppen,  Die 
frische  Nehrung.  N.  Pr.  Prov.-Bl.  a.  F.  I, 
81  ff:  Passarge,  336.  Viol^t,  Ne- 
ringia,  über  die  kurische  Nehrung:  L. 
Passarge,  Die  kurjsche  Nehrung.  Zu- 


stände und  Wandelungen.  Altpr.  M. 
VIII,  20  ff.    Passarge,  Balt.,  94. 

Nehrunger,  m.^  Bewohner  der  Neh- 
rung. 

nei,  ddv.y  nein ;  auch  ne^  nu  (s.  d.). 

neien,  sw,^  wiehern.  Engl,  to  neigh] 
im  Holsteinschen  neitem.  Seh  ütze  III, 
144. 

neinei,  in  der  Kleinkinder-  u.  Idioten- 
sprache =  schlafen.  Dritter  Jahres- 
bericht der  Idioten- Anstalt  zu  Rasten- 
burg, 1872.    S.  29. 

nein  noch,  nei  noch,  adv,^  noch  nicht, 
Ut.  dar  ne.  Man  hört  auf  die  Frage: 
Bist  du  schon  dagewesen?  die  Ant- 
wort:   Nein  noch.    Hennig,  333. 

Nei,  w.  Vom.,  s.  NU. 

Nelkenschmele,  /.,  Pflzn.,  nelkenblättri- 
ger Hafer,  Avena  caryophyUea  Web. 
Hagen,  83. 

neppen,  m,^  s.  nippen. 

•ner,  Pluralendung:  En  Stuckner  fünf, 
En  Tagner  acht.    En   Wochner  sechs. 

n(re,  nfirens,  adv.^  nirgend^  nirgends. 
Oberland.    Ermland.    S.  nfimich. 

nergeln,  sw.y  s.  närgeln. 

nerlcen,  sw.^  necken.  Schemionek, 
26. 

nernich,  nfiming,  narmich,  ado.^  nir- 
gend, nimmer,  niemals.  In  der  Dzg. 
Nhg.  narnich.  Hastig  gespoty  ös  nemig 
—  neming  gSt.  Sprw.  I,  1497.  Mi 
wer  narnich  t6y  mir  war  nirgend  wohl, 
recht  behaglich.  Dzg.  Nhg.  Violit, 
195.  Dat  fr§schret  Green  man  narr- 
nich  mehr  kann  sehnen.  Dorr,  1.  Wiew., 
121. 

nerr,  (r  lang  ausgehalten).  Ruf,  mit 
dem  bissige  Hunde  gereizt  werden. 

Neschintinnis,  /.,  Wadegarn  von  un- 
gleicher Flügelläoge  (der  kürzere  Flü- 
gel heiizt  KrastegaUiSy  /.,  der  längere 
Gebisses^ aüisy  /.,  zum  Fischfang  in  dei) 


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N^schken  —  Neuesor^. 


95 


schnell  strömenden  Ausflüssen  der  Me- 
mel,  namentlich  im  Athmath-  und  Skir- 
wiethstrom.  Beschreibung  und  Abbil- 
dung in  Benecke^  350 f. 

Ntechken,  NIschkes,  plur.^  nichtswerte 
Neigen^  dürftige  Überreste;  zusammen- 
hängend mit  ne  und  mischt  Er  ifzt 
immer  das  Beste^  uns  giebt  er  die  Neschr- 
kes.    Treichel. 

Nesselfeiier,  pltd.  NetteHUer,  n.,  Nessel- 
fieber, wobei  stark  gerötete  Erhöhun- 
gen auf  der  Haut  hervortreten,  als  ob 
sie  mit  Nesseln  gebrannt  wäre.  Hen- 
nig, 169. 

Nesselhopfen,  m.,  gemeiner  Hopfen, 
Humulus  luptdus  L.  mos.  Hagen, 
1040.  Vgl.  Fimmelhopfen  unter  Flm- 
lueL  Nach  Pritzel,  185,  in  Ostpr. 
auch  Hopfenkuhn. 

NesselkVnig,  m.,  Zaunkönig,  Troghdytes 
panmlus.  Bujack,  373.  Mühling, 
Tiem.,  175. 

Nesselranken,  plur.,  Fflzn.,  gemeine 
Flachsseide,  Cuscuta  europaea  L,  Ha- 
gen, 180. 

Nesteling,  NesUing,  m.,  Fischn.,  Ucke- 
lei,  AÜmmus  lucidus  Heck.  Mubling, 
Tiem.,  175.    S.  Ickelei. 

Nester,  m.,  der  Nister,  Nistende.  Bei- 
name für  den  Storcht  Hadebär^  du 
Nester^  bring*  mt  e  junge  Schwester! 
Volksr.,  50,  191.  Rochholz,  87.  S. 
ROder  u.  Steiner. 

Nesterpflanzungen,  plur.^  die  Anpflan- 
zungen Ton  Weidengesträuch  zur  Be- 
festigung des  Vorlandes  (s.  d.)  der 
Weichsel;  sie  bestehen  aus  kleinen  im 
Kreise  gesteckten  Ruten  (den  Nestern)^ 
welche  meist  schon  nach  wenigen  Jah- 
ren ein  dichtes  Gestrüpp  bilden  und 
das  Material  zu  den  Faschinen  liefern, 
durch  deren  Legung  man  ein  Abspülen 
and  Unterwaschen  des  Ufers  oder  Vor- 
landes zu  verhindern  sucht.  Passarge, 


188;  Balt,  101.  Preufz,  Pr.  Land.- 
u.  Volksk.,  25. 

Nestkeichel,  pltd.  Nestkikel,  Nestkuck- 
chen,  Nestkilken,  auch  Nesthäckchen  und 
Nesthuck,  n.  1.  das  letzte  u.  schwächste 
Küchlein.  Oho !  warm  (sitzen)  toie  ein 
Nestküken.  Soph.  R.  VI,  557.  2.  das 
jüngste  Kind.  3.  ein  schwächlicher,  ver- 
weichlichter Mensch;  daher  auch  ein 
verzärteltes  Kind.  Er  ist  ein  Nesir 
keichel.  Er  ist  ein  rechtes  Nestkuckchen, 
Hennig,  169.  Sprw.  I,  2772.  Vgl. 
Keichel. 

Nestiing,  m.,  s.  Nesteling. 

Nftt,  w.  Vorn.,  s.  Agn^ 

nett,  adj.  u.  ado.  1.  gut,  lieb.  Ein 
netter  Mensch;  aber  auch  ironisch  in 
gegenteiliger  Meinung.  2.  sicher.  Etwas 
nett  verwahren^  so,  dafz  man  es  selbst 
schwer,  der  Fremde  gar  nicht  zu  fin- 
den vermag. 

Nettermilich,  Pflzn.,  s  Nattermilch. 

Neubruch,  m.  u.  n.,  der  neugebrochene 
Boden,  die  gerodete,  urbar  gemachte 
Pakoe  (s.  d.).    Vgl.  Rode. 

Neuesorge,  /.,  früherer  Name  der  Kö- 
nigsstral'ze  zu  Königsberg,  welche  auch 
die  Gumbinnsche  Stralze  hiel'z.  Die 
Neuesorge  ist  erst  zu  Anfang  des 
17.  Jahrhunderts  zu  bebauen  angefiEui- 
gen.  Nach  dem  Erl  Pr.  I,  547,  hat 
sie  ihren  Namen  daher  erhalten,  „weil 
Bogislaus  Uadzivil,  Statthalter  inPreufz., 
zu  dessen  Zeiten  sie  bebaut  worden, 
auf  die  Frage,  wie  die  Stralze  heü'zen 
sollte,  geantwortet  haben  soll:  Aber- 
mals neue  Sorge,  bei  welchem  Na- 
men es  denn  auch  nachgehends  ge- 
blieben*'. Hennig,  169.  Faber,  119, 
erklärt,  dafz  die  Benennung  Neuesorge 
älter  als  die  Anstellung  des  Fürsten 
Radzivil  als  Statthalter;  ebenso  werde 
die  Annahme  anderer,  daiz  ein  FlüTz- 
chen,  die  Sorge^  sich  daselbst  ergossen, 


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96 


Neuhänser  —  Neateich. 


durch  Akten,  Urkunden  oder  Abrisse 
nicht  bestätigt. 

Neuhäuser,  See-Badeort  auf  der  Pil- 
lauer  Halbinsel,  in  der  Nähe  von  Pillau. 
Der  Name  ist  aus  „neue  Häuser"  ge- 
bildet. 

Neujahr,  pltd.  NUejar  (a  =  ä\  n.,  Dem. 
Nü^ärke.  Hei  ös  munter  vne  e  Nüe- 
järke.    Sprw.  H,  1892. 

Neujahrgreifen,  n.,  s.  GlUckgreifen. 

Neujahrsbock,  m.^  eine  maskierte  Per- 
son, welche  am  Sylvesterabende  von 
Haus  zu  Haus  geht  zum  Schrecken  und 
Jubel  von  jung  und  alt.  Das  Haupt- 
requisit der  Maske  ist  gewöhnlich  ein 
umgekehrter  Schafspelz. 

Neujahrsheilgenabend,  pltd.  NUejars- 
hVllgeawend,  m.^  Sylvesterabend.  An 
diesem  Abend  herrschen  mancherlei 
früher  abergläubische  Gebräuche,  die 
jetzt  vielfach  nur  den  Charakter  der 
Belustigung  tragen.  Diese,  an  betrefFen- 
der  Stelle  abgehandelt,  sind  folgende: 
GlUckgreifen^  Zinngiefzen;  Sc/dorrchen- 
9€hmei/zen ;  Lichtchenschwemmen;  Haber- 
schwemmen;  Rosemock/agen.  Weitere 
Gebräuche,  deren  Anfuhrung  aufzer 
den  Grenzen  dieses  Buches  liegt,  s. 
Volkskal.,  31—67.  Über  die  F^ier  des 
Abends  im  Natangenschen  s.  Boldt, 
16  f. 

Neunaugenreuse,  /.,  Reuse  zum  Fang 
der  Neunaugen.  Beschreibung  u  Ab- 
bildung in  Benecke,  397 f.  S.  auch 
Aalreuse. 

Neunaugensack,  m.,Sacknetz  zumFange 
der  Neunaugen.    S.  Wenter. 

Neunaugenwarte,  /.,  Warte  (s.  d.)  zum 
Fange  der  Neunaugen.  S.  Benecke, 
388. 

Neunerlei  Blumen,  —  Kraut,  s.  Kraut 
—  Gewürz,  Medik.,  Tragea  aromatica. 
Pulvis  aromaticus.  Neunerlei  Gewürz^ 
wie  neunerlei  Kraut  wird   beim  Aus- 


treiben des  Viehes  unter  die  Stallthür- 
schwelle  gelegt;  das  Vieh  ist  dann  ge- 
gen Behexen  gesch&tzt. 

Neunheil,  n.,  Pflzn.,  keulenförmiger 
Bärlapp,  Lycopodium  clavatum  L.  Ha- 
gen, 1084. 

neunklug,  adf.^  üblicher  pltd.  nfige- 
klAk,  klug  wie  neun,  überklug,  altklug, 
gerieben,  pfiffig,  vorlaut.  Sprw.  1, 2777. 
Bei  Schemionek,  26:  neegenkJug. 
Davon 

NeunMuger,  pltd.  NSgekMker,  m.,  Pfiffi- 
kus, Schlauberger  etc. 

Neunkraft,  /.,  Pflzn.,  gebräuchliche 
Pestwurz,  Petasites  officinalis  Mnch. 
Ostpr.    Pritzel,  268. 

Neunmal  des  Teufels,  pltd.  nege  mal 
det  Diwels,  Medik.,  Tinctura  Asa  foe- 
tida, 

Neunmannskraft-Tropfen,  fJwr.y  pltd. 
Nigemannshraft  -  Droppe{s  ) ,  Medik., 
Tinctura  aromatica. 

Neunspitzen,  Pflzn.,  roter  Gänsefulz, 
Chenopodium  rubrum  L.   Hagen,  282. 

neuschTrig,  rein  pltd.  ntschtrig,  nttschtrig, 
adj,^  neugierig.  Ntschtrig  wie  e  Nachts 
gäl.  Om  se  recht  muschirig  to  meaken^ 
Bracht  he  eck  Breaden.  Dzg.  Nhg. 
Parad.,  46.  Ntschtrig  war  de  Moder 
drop.  Samland.  Firmenich  III,  498b. 
,..uis  nigschtgy  efte  (ob  er)  nü  de 
Diwel  seie  wdt  Konitz.  Ibid.,  637a. 
Davon:  der  Neuschtr'ge  und  die  Neu- 
schtrigkeiL  Väl  NiescMage  koame  noa 
Hus  on  hebhe  nuscht  geseene.  Boldt, 
12.  Hennig,  170.  Brem.  Wb.  HI, 
240:  nifsgirig;  Dähn.,  329a:  nyUck; 
Schamb.,  145a:  ntferig;  Vilmar,  283, 
und  Anton,  10,  15:  neuschierig;  Dan- 
neil: nischirig^  nitschirig.  Sperber, 
23,  hat  noch  niglig. 

Neu-StonupVhnen,  Ortsn.,  s.  Stonu» 
pöhnen. 

Neuteich,  pltd.  NUe^lTk,  Ortsn.,  Stadt 


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Neuzeugmacher  —  nichts. 


97 


im  grofz.  Werder.    6n  Nüedik  send  de 
arme  Lüed  nich  rtk. 

Neuzeugmacher,  m.,  Yerfertiger  fran- 
zösischer (neuer)  Tuche.  Das  Neu- 
zeugmctchergewerk  hat  1714  durch  den 
französischen  Fabrikanten  Neuville  sei- 
nen Anfang  genommen.  Bock,  Nat. 
V,  409. 

nSweddrig,  adj.  1.  widerhaarig,  wider- 
setzlich, widerstrebend,  widerspenstig, 
ungehorsam,  unliebenswürdig,  einer,  der 
toedder  on  wedder  ne  (wieder  und  wie- 
der nein)  sagt.    In  dieser  Bedeutung 
auch  ntweddersch  und  n6wenderig.    2. 
verstimmt  übel  gelaunt,  grämlich,  ver- 
driefzlich,  unzufrieden,  unlustig.    Dzg. 
W.Seidel,  32.    Dzg.Nhg.    Oberland. 
Wer^noch  so  sehr  nöwed'rich  es,    On- 
mackUch  on  verstommt^   De  ward  glick 
froh^  dat  es  gewefz^   Wennt  Kwe  Fer- 
johr  kemmt.    Violöt,  197.   So  best  ok 
du  (Napoleon)  bt  onsem  Glock  nckoedd- 
rig  stets  gewese.    Dat   Danziger  Voll- 
blod.    Schemionek,  26:    neewiderig. 
Vgl.  Pierson,  A.  W.,  28,  wo  auf  gäl. 
nuoidarrach  hingewiesen  ist. 

Newod,  nach  den  verschiedenen  Schrei- 
bungen noch  Newot^  Niwad,  Niwod^ 
Nnoat,  Nywat^  Niewaty  Niewody  Nie- 
woty  Nisaty  m,  Name  eines  Fischer- 
netzes, dessen  Gebrauch  bei  Verleihung 
von  Fischereigerechtigkeiten  häufig  un- 
tersagt wird.  Nach  Hennig,  171,  das 
gra&e  Wintergam,  womit  in  Preulzen 
unter  dem  Eise  gefischt  wird;  nach 
Benecke,  360,  das  grolze  Wintei^arn 
der  Binnengewässer,  masur.  nievxyd, 
Niewod  oder  grofze  Zuggame^  deren  et- 
liche 5,  6  bis  800  und  mehr  Klafter 
hauen.  Pierson,  Matth.  Prätor.,  117. 
Bei  Hartknoch,  667,  Newot;  in  dem 
Privilegium  der  Stadt  Elbing  von  1248: 
Niwad.  Mm.  hist  Warm.  I,  20.  In 
andern  Urkunden  Nywod,    Nach  Hen- 

FrtechMw.  WÖrurboch  U. 


nig   wird    das   Netz   in    Waifzels   pr. 
Hist.,  löO,  Nisat  genannt;  in  einer  ge- 
schriebenen Chronik  steht  bei  demsel- 
ben  Worte  am  Rande:    Nywod   heifzt 
Liewad,  ist  ein  grofz  Wintergam.    Man 
findet  es    auch   durch  Störgam    über- 
setzt,   weil  damit  die  Störe    gefangen 
werden.    Pisanski,  De  lingtui  Polo- 
nica  Jwrisconsulto   Prusdco   utiUssimay 
S.  4  u.  5.    Lit.  ist  newddas  das  grofze 
Netz,    das  von  zwei  Kähnen  gezogen 
wird;  rass.  nhoody  ^poln.  niewod  iQi  ehea- 
falls  das  grofze  Zaggam,  die  Wathe. 
Nsslm.  Forsch.  2;  Th.  112.   Lit.  Aeq., 
20. 
nibbeln,  sw.y  s.  nippern. 
nibber,   adf.,   emsig,   thätig,   hurtig. 
Dönh.     Samland. 
nibbem,  sw.y  s.  nippem. 
Nibrus,  m.y  Nashornkäfer,  Oryctesnor 
sicomis,  lit.  nibras.    Mühling,  Tiem., 
175. 

nich,  adv.y  nicht.  Noch  nich.  2.  wohl, 
vielleicht,  etwa.  Kann  ich  nich(t)  mit- 
kommen? Kann  ich  nicht  för  3  Pfen- 
nig Zucker  kriegen? 

Niclitenschaft,  /,  Verwandtschaft  im 
weitesten  Sinne  des  Wortes,  von  Nichte. 
Wt  son  Nichte  tohöp,  wir  sind  Nichten 
zusammen,  zur  Bezeichnung  einer  Ver- 
wandtschaft, die  sich  nicht  mehr  nach 
Graden  bestimmen  läfzt,  bei  Frauen 
sowohl,  als  auch  bei  Männern.  Pas- 
sarge,  214. 

Nichts,  pltd.  Nuscht,  n.,  wei/zes,  Me- 
dikament, Nihil  albumy  Tutia  alba 
farinacea.  Die  bäuerischen  Hausmütter 
auf  der  Elbingischen  Höhe  bedienen  sich 
eines  rothgelblichen  Thons  anstatt  des 
wei/zen  Nichts  bei  den  Kindemy  wenn 
dieselbige  wund  sind.  Bock,  Nat.  H, 
69  f.    Auch  wei/z  Augennichts. 

nichts.  Schweinkraut  fressen  die 
Schweine    wie   nichts  —   zu   ergänzen 

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98 


Nicke  —  Niederung. 


wäre:  anderes  gern  =  sehr  gem.   Saal- 
feld. 

Nicke,  NUcke,  /.,  plur.  Nicken  und 
fast  allein  gebräuchlich,  pltd.  NScke, 
üble,  mürrische,  boshafte  Laune,  Mucke; 
Tücke,  Groll.  Er  hat  Nicken  tvie  ein 
altes  Postpferd.  Sprw.  I,  2780.  Denn 
du  hast  auch  deine  Nucken.  Soph.  R. 
VI,  214  f.  Hermes  weist  auf  das  frz. 
petite  tete  hin.  Er  la/zt  nicht  von  sei- 
nen Nicken.  Einem  die  Nicken  aus- 
treiben —  vertreiben^  ihn  durchprügeln. 
Richey,  175.  Brem.  Wb.  III,  251. 
Vilmar,  286.     Hennig,  172. 

Nickel,  Neckei,  m.  u.  n.,  leichtsinniges, 
feiles  Frauenzimmer.  Kommifznickel,  m., 
Soldatenhure,  gemeines  Frauenzimmer 
überhaupt.  Zunächst  ist  Nickel  ein 
kleines  Pferd,  engl,  nag^  holL  negge^ 
die  Bedeutung  Hure  würde  übertragen 
sein.  Vgl.  Brem.  Wb.  HI,  240.  Ade- 
lung ni,  489.  In  Pommern  Hure. 
Dähn.,  329  b.  Als  wegwerfende  Be- 
zeichnung für  ein  Mädchen  bei  Her- 
mes: Was  der  Nikel  für  ein  ascendant 
Ober  die  alte  Frau  gehabt  hatf  Soph. 
R.  V,  569.  Bock,  37.  Hennig,  168. 
Bernd,  190.    Anton,  10,  15. 

Nickel,  Nitteklas,  woraus  Nätklas,  auch 
kurz  KI&8,  Klaus,  m.  Vom.,  Nikolaus. 
Hartwich,  54.    Vgl.  Nätklas. 

Nickelsnih,  /.,  Medik.,  s.  Nicklasruh. 

nickkSpfen,  pltd.  n8ckkoppe(n),  sw.^ 
mit  dem  Kopfe  nicken,  sitzend  schlum- 
mern. 

Nicklasruh,  Nickelsnih,  /.,  Medik.,  Re- 
quies  Nicolai^  Schlaftränkcheo,  Ruh- 
pulver,  Beruhigungssäftchen,  Opium 
enthaltend.  Vgl.  Adelung  lU,  480: 
Neunerlei.  Das  sagt  man  überall,  da/z 
die  Wärterin  in  der  Doctorapotheke  am 
Ro/zgarten  eine  Dosis  Nikekruh  geholt 
und  .  .  .  dem  sei.  Kinde  als  ein  Schlaf- 


tränkchen  beigebracht  hat,   Soph.  R.  V^ 
488  u.  486. 

Nicknelke,  /.,  Pflzn.,  nickender  Tau- 
benkropf, Silene  nutans  L.  Hagen, 
464. 

nicksch,  nilcksch,  pltd.  necksch,nScksch, 
adj.j  nickisch,  mit  Nicken  behaftet, 
eigensinnig,  launisch,  heimtückisch.  He 
ÖS  necksch  as  Kungen  Kcbbely  de  wuU 
nich  Häwer  freten.  Sprw.  I,  2782. 
Hennig,  172.  Im  Bremischen  miksk. 
Brem.  Wb.  III,  251 ;  in  Pomm.  näcksch^ 
nücksch.  Dähn.,  320a.  332a;  im  6öt- 
tingenschen  nucksch^  nücksch.  Schamb., 
146b. 

Niedau,  Ortsn.,  Dorf  im  preufz.  Wer- 
der, ön  Niedau  steht  de  KUvitt  Sn  de 
Stakcj  to  März  Idte  se  em  herut,  Sprw.  I, 
2784. 

Niederholder,  m.,  Zwergholunder.  S. 
Ackerholunder. 

niederMchtig,  adj.  u.  ado.,  herab- 
lassend gegen  Ärmere,  leutselig.  Da£s 
enmäl  en  niederträchtger  Herr^  ein  Herr, 
der  mit  dem  Mann  aus  dem  Volke 
wohlwollend  und  leutselig  verkehrt  0 
tvie  so  niederträchtig  kommst  dUy  Herr 
Jesus  Christ.  Gesangbuchlied.  Soph. 
R.  HI,  27.  Ebenso  bei  Schütze  HI, 
147.  Schamb.,  145a.  Vilmar,  283. 
Danneil,  147a.  Anton,  2,  14.  Mi, 
58  b.    Vgl.  gemein. 

Niederung,  pltd.  Nedd'rung,  f.,  das 
Marschland  des  Weichseldeltas,  w^en 
der  niedrigen  Lage,  der  geringen  Er- 
hebung über  den  Meeresspiegel;  auch 
Werder  (s.  d.).  In  entschiedenem  Ge- 
gensatze zur  Niederung  rücksichtlich 
der  Erhebung  wie  des  Ertrages  steht 
die  HShe,  nach  den  beiden  Hauptorten 
der  Niederung  unterschieden  in  Dan- 
ziger  u.  EUnnger  Hohe.  Lewer  an  de 
Neddrung  vasüpe^  as  op  de  Hög  vadrege^ 


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Niederanger  —  Nilling. 


99 


lieber  in  der  Niederang  —  bei  den  hin 
and  wieder  sicK  ereignenden  Über- 
schwemmungen —  ertrinken,  als  auf 
der  Höhe  vertrocknen  —  Not  leiden 
vor  Dürre.  Lieber  in  der  Niederung 
venaufen^  als  auf  der  Höhe  verhungern. 
Sprw.  I,  2787.  Passarge,  238.  — 
Man  bildet  von  Hohe  das  Adjektiv  hS- 
hitch  (s.  d.).  Das  Marschland  des  Del- 
tas der  Memel(Niemen)  heilzt  dieZ/ttom- 
sche  oder  TUsiter  Niederung.  Vgl. 
Nehrung. 

Niederunger,  Nedd'runger^^t.,  Bewohner 
der  Niederung. 

niedlich,  adj.^  freundlich,  liebenswür- 
dig. Das  ist  niedlich!  also  wollen  Sie 
bei  der  Frau  E.  ein  gutes  Wort  s^echenf 
Soph.  R.  II,  286.  Aber  auch,  ironisch, 
das  GegenteiL  Das  (JJwrecht)  soll  ich 
mir  gefallen  lassen?  Nun,  das  wäre 
niedlich! 

Nierenkalb,  m.y  Fehlgeburt  beim  Rinde. 
Der  mit  nierenartigen  Knoten  versehene 
Fruchthalter  kommt  umgestülpt  aus  der 
Scheide.  Das  nierenartige  Aussehen 
der  Geburt  hat  zu  dem  Namen  ge- 
führt   Mühling. 

Niesekraut,  Nieskraut,  n.,  Pflzn.  1. 
Sumpfgarbe,  AchiUea  ptarmica  L.  2. 
Sumpfwurz,  Epipactis  latifolia  L.  und 
Serapias  rubra  L.  Hagen,  899.  921. 
925. 

niesen,  sw.^  hin  und  wjeder  mit  star- 
kem Particip  genossen.  Treichel.  be- 
niesen, SU7.,  bestätigen,  mit  Eop^  Nase 
and  Hand,  welche  beim  Niesen  th&tig. 
Er  hat  es  beniest^  folglich  mufz  es  wahr 
sein^  wenn  jemand  eine  unwahrschein- 
liche Sache  erzählt,  und  er  selbst  zu- 
fallig oder  ein  Zuhörer  boshaft  dazu 
niest    Hennig,  170. 

Nieskraut,  n.,  s.  Niesekraut 

niet-  und  nagelfest,  adj.^  das  fest  Ge- 
nietete und  Genagelte;  daher  in  Woh- 


nungen die  Immobilien.  Vor  dem  ist 
nichts  niet-  und  nagelfest.  Im  Bremi- 
schen need'  un  nagel-vast  Brem.  Wb. 
III,  226.     Hennig,  171. 

Niewod,  m.,  s.  Newod. 

ntfen,  sw.^  der  eigentümliche  pfeifende 
Atem  ton  bei  verschnupfter  Nase.  Müh- 
ling. 

Niff,  NSff,  auch  Nui,  /.,  Nase.  Öck 
gäw  dt  ent  op  e  Niff  —  op  e  Nui.  Hei 
haud  mie  vor  de  Nöff^  dat  mie  de 
Schvnem  anquom.  Carm.  nupt.  I,  282. 
Angs.  nd>b,  engl.  nt6,  dän.  näv^  holl. 
neb  Schnabel,  Nase;  im  Bremischen 
Nibbe.  Brem.  Wb.m,  236.  iVi/is  da- 
selbst, 237,  eine  Naseweise;  in  Hamburg 
Nüffe^  Nase;  ebenso  im  Holsteinschen, 
in  Pommern.  Schütze  III,  155.  Dähn., 
331b.    Vgl.  vemifflig. 

nlfribldsch,  oc^'.,  korrumpiert  von  neu- 
fränkisch, 

niggelnagelneu,  ad^\^  s.  nagelneu. 

ntglig,  adj.^  neugierig,  s.  neuschtrig. 

Nignag,  9n.,  sehr  schmutziger  Mensch. 
Mühling. 

Nikolaiken,  Ortsn.,  Städtchen  in  Ma- 
suren,  im  Kr.  Sensburg,  das  sich  durch 
Fischfang  (Stinte)  auszeichnet.  Lokal- 
spott: In  Nikolaiken  liegt  ein  Stint- 
hengst an  der  Kette.  Mühling.  Sprw. 
I,  2789.    Vgl.  Arys. 

nTkonune,  adj.  De  niekomme  Zepter^ 
der  neu  angekommene  Lehrer.  Dzg. 
Nhg.     Viol^t,  98. 

Nilk,  m.,  s.  Nilling. 

Nill(e),  /.,  auch  Niller,  m.,  penis. 
Ebenso  in  Posen,  in  der  Altmark. 
Bernd,  191.    Danneil,  147a. 

nillen,  sw.^  s.  nälen. 

Nilling,  m.,  nach  Treichel  auch  Nilk, 
ntis.  Ebenso  in  Posen  und  Oberlaus. 
Bernd,  191.  Anton,  10, 16.  Bernd 
weist  für  die  Herleitung  auf  das  schwed. 
Uly   illeTy   isl.   ilia,   Ulr   böse,    woraus 

7* 
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100 


Nimm  —  nischt. 


üUngr  lU-ing^  nebub.  Dieselbe  Her- 
leitang  s.  auch  Brem.  Wb.  II,  695. 
Wird»  dich  denn  bdfzen^  aufr^sen^  an- 
Jumchen  wie  ein  Nülling  oder  Wiesel? 
Soph.  R.  I,  374.     Vgl.  Duck. 

Nimm,  von  nehmen^  als  EigeoDame. 
Er  ist  vom  Stamme  Nimm,  er  ist  ein 
Geistlicher.  Sprw.  I,  2790.  Von  einem 
Unverschämten  sagt  man:  Hei  ös  vom 
Stamm  Nömm^  stn  Väder  het  Drist 
Kgsbg. 

Nimmerdaun,  pltd.  NSmmerdOn,  m.y 
einer,  der  nimmer  daun  wird,  ein  Nim- 
mersatt.    Vgl.  dOn. 

nimmermehr  =  ganz  und  gar,  rein. 
Das  ist  nimmermehr  wie  Gold^  das  ist 
rein  wie  Gold.     Marold. 

Nimmermehrstag,  Nimmerstag,  m.,  Nim- 
mertag. Er  bezahlt s  am  Nimmermehrs- 
tage, Mühling.  Auf  den  heiligen 
Nimmerstag.    Mewe.     Vgl.  Pfingsten. 

Nimmerstill ,  Pflzn. ,  Pfennigkraut, 
Thlaspi;  auch  Schillinge,  Taschendieb. 
Saalfeld. 

nTp,  ebenso  pltd.,  aber  auch  nep, 
nepkes,  adj.  1.  genau;  vom  Sehen  und 
Hören.  Er  kann  ntp  sehen,  scharf 
sehen  —  ntp  hören,  scharf  hören. 
Hohe  ma  neppkes  to.  Jerrentowitz. 
Volksr.,  87,  366.  2.  nahe.  Sieh  nicht 
so  ntp,  du  verdirbst  dir  die  Augen,  Ge- 
wöhnlich vermischen  sich  beide  Be- 
griffe beim  Sehen,  und  heifzt  ntp  sehen 
mit  Anstrengung  und  Aufmerksamkeit, 
genau  und  nahebei  mit  niedergebeug- 
tem Kopfe  sehen.  Ich  habe  mir  zwar 
den  Kerl  .  .  .  nicht  so  nipp  angesehn. 
Soph.  R.  VI,  255.  Hermes  zieht  das 
frz.  fixer  quelqu'un  an.  Hennig,  176, 
weist  für  die  Ableitung  auf  das  niederl. 
nibben,  nipken  den  Schnabel  einstecken, 
uneigentlich  die  Nase,  das  Gesicht  nahe 
an  etwas  bringen,  was  diejenigen  thun, 
die  etwas  genau  besehen  wollen.    Im 


Bremischen,  in  Hamburg,  im  Holstein- 
seben, in  Pommern  nipp,  nippe.  Brem. 
Wb.in,241.  Richey,  174.  Schütze 
III,  149.  Dähn.,  329b.  Danneil,  147a. 

Nippchen,  Nips,  n.,  ein  klein  wenig, 
ein  Neigchen,  ein  bifzchen,  ein  kleines 
Stück.     Ein  Nippchen  —  e  Nips  Brot 

nippein,  sw.,  s.  nippem. 

nippen,  pltd.  neppen,  nSppe(n).  sw., 
sitzend  schlummern,  wobei  der  Eopf 
oft  unfreiwillig  nippt  nickt;  auch  schlum- 
mero  überhaupt.  Ich  will  noch  ein  bifz- 
chen  nippen.  Bei  Jeroschin  nucken: 
nü  sul  wir  ht  vorzuckin,  dt  rede  Idzin 
nuckin  und  abir  her  in  vUchtin  ein  teil 
von  den  geschichtin  39c.  Pfeiffer,  201. 
Mit  dem  Kopfe  nicken  heifzt  in  Bayern 
gnavpen,  bei  Tage  schlummern  nau- 
neln,  leicht  schlummern  nwren,  nardn^ 
nafzen.  Schmeller,  699.  696.  704. 
683.  Birlinger,  348a.  Im  Göttin- 
genschen  ebenfalls  nippen  und  Nip,  m., 
ein  Schläfchen.  Schamb.,  145  b. 
Bock,  37.  Hennig,  169.  Davon  ab- 
nippen. 

nippern,  nibbem,  sw.,  nippen,  in  wie- 
derholten kleinen  Zügen  trinken.  Hen- 
nig, 172.  Auch  nibbeln  und  nippein. 
benibbeln,  sich,  sich  allmählich  benip- 
pen, betrinken.  In  Bayern  nipfen, 
nipfeln,  Schmeller  U,  700.  Ebenso 
in  der  Oberlaus.  Anton,  10,  16.  In 
Mecklbg.-Vorpom.  niwweln.  Mi,  59b. 
Vgl.  labbern. 

Nips,  n.,  s.  Nippchen. 

nirgeln,  sw.y  s.  nttrgeln. 

Nts,  m.  Vom.,  Kürzung  von  Diony- 
sius.  Hart  wich,  54:  Nyfz.  Vgl 
Tennis. 

Nisat,  m.,  s.  Newod. 

NTs-chen,  w.  Vorn.,  Dionysia.  Uart- 
wich,  55.     S.  NTs. 

nischlrig,  adj,^  s.  neuschtrig. 

nischt,  nichts,  s.  nuscht 


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Nistel  —  Norce. 


101 


Nistely  /.,  Pflzn.,  Mistel;  Vücum  aU 
bum  L.    Vgl  Mestel. 

Nttelchen,  Ntdelohen,  pltd.  Nltelke,  Nf- 
delke,  n.,  zur  Bezeichnang  eines  nied- 
lichen Mädchens.  Eck  sack  en  Nie- 
telcke  von  der  Ddhr  wegschUecke,  Carm. 
nupt.  1,  282,  2.  S.  Fiamiedel  unter 
fix. 

nitsch,  ad^.  m  ctdv,^  eifrig,  tapfer.  Efr 
haut  nttsch  drauf  los.  Stamm  ist  das 
ahd.  nidy  mhd.  nit^  m.,  Anstrengnng, 
Eifer;  feindseliger  Eifer,  Erbitterang, 
Unwillen^  Zorn,  Ingrimm.  S.  Schade, 
Wb.,  648b. 

Nittekias,  m.  Vom.,  s.  Nickel 

nitten,  aw.^  netzen,  spritzen  und  zwar 
im  Strahle.  Kinder  nehmen  den  Mund 
voll  Wasser  und  nitteriy  d.  i.  yerspritzen 
es  durch  die  zugespitzten  Lippen  in 
weitem  Strahl.  Treichel.  Vgl.  schnirk- 
seiL 

ntwer,  o^'.,  lustig,  munter,  freund- 
lich; artig,  niedlich.  Dönh.  Friedland 
Ostpr.  Verwandt  mit  ahd.  nim^  nmwi, 
mhd.  niwey  ntuwe  neu,  frisch;  ohne 
Alter  und  Erfahrung^  sich  immer  wie- 
der erneuernd,  nie  veraltend.  S.  Schade, 
Wb.,  655  b. 

Niwod,  m.,  s.  Newod. 

Niwolly  /.,  Not,  Elend;  von  dem  poln. 
niewola  Zwang,  Not,  Knechtschaft. 
Sperber,  38. 

nix,  nixt,  unbestimmtes  substanti- 
visches Zahlpronomen,  nichts.  Was 
hast  du  dal  Nix.  Daraus  das  Dem. 
Niache,  das  Nichts-chen.  Zu  Mittag 
ffiebfs  ein  silbernes  Nixche  und  ein  goldr 
nes  Warteweüche,  Im  Holsteinschen 
ebenfalls  nio;.   Schütze  III,  149.    Vgl. 


Nixe,  /.,  kleine  Kugel,   mit  welcher 
die  Kinder   spielen.     Gedanism.    VgL 


nixt,  s.  nix. 


Noacht,  Nagt  (oa  u.  a  =  a),  /.,  Flui'zn., 
Nogat.  Dat  Is  ging  af  en  Noacht  on 
Haff.  Dorr,  41.  Twoschen  Wiessei  on 
Noacht  Titel  von  Dorrs  Plattdeut- 
schen Gedichten.  S.  die  Abkürzungen 
im  1.  Bande.  Über  die  Herleitung  des 
Namens  Nogat  vgl.  Neumann,  Die 
Namen  Nogat  und  Weichsel.  N.  Pr. 
Prov.-Bl.  a.  F.  VI,  411  ff.  S.  ebend. 
noch  Vn,  301  ff.,  Vm,  55  ff.  und 
Nsslm.,  Th.,  114. 

Noahkasten,  m.,  alte  Kutsche.  Müh- 
ling. 

Nobelskrug,  m.,  richtiger  wohl  Nobis- 
krug^  Schenke  oder  Wirtshaus  des 
Teufels,  Hölle.  Nach  Nobelskrug  rei- 
sen^ sterben.  Tilsit.  Sprw.  1, 115.  Über 
Nobiskmg  vgl.  Grimm,  Deutsche 
Mythol.  II,  954.  Schwartz,  Der  heut. 
Volksglaube.  1862,  125.  Vilmar,  284. 
Weigandll,  283.  Mnd.Wb.ni,  190b. 
Korrespbl.  V,  28  f. 

Noche,  w.  jüd.  Vorn.,  s.  Nache. 

nScksch,  adj.y  s.  nicksch. 

N»ff,  /.,  s.  Nlff. 

Nokb(w)er,  m.,  nokb(w)ern,  sw.,  Nok- 
b(w)er8che,  /.,  s.  Nftber,  nftbern,  Nftberin. 

Nonne,  /.  1.  eine  verschnittene  Sau. 
2«  wahrscheinlich  die  Eisente,  Anas 
glacialis.  Mühling,  Tiem.,  175.  3. 
eine  Art  tief  gehöhlter^  schmaler  Dach- 
pfannen, wie  man  sie  noch  auf  ganz 
alten  Kirchdächem  findet.  Die  über 
zwei  Nonnen  liegenden  convexen  Pfan- 
nen heifzen  Mönche  (s.  d.). 

nonnen,  sw.^  eine  Sau  verschneiden, 
zur  Begattung  untauglich  machen.  Hen- 
nig, 172.    Vgl.  mönchen. 

nopper,  adv.,  Kürzung  des  pltd.  hin- 
opper  hinauf,  nach  oben  zu.  Müh* 
ling. 

Norce,  Norcye,  /.,  eine  Art  Pflug. 
Stannen  hat  dV,  Dienste  und  giebt  vom 
Dienste  1  Pfund  Wachs  .  .  .  und  pßu-- 


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102 


norcheln  —  Nowia. 


gen  mit  der  norce.  Prustenik  hat  2 
Dienste  und  giebt  .  . .  und  pßuget  mit 
der  norcye,  Zinsregister  von  Sehesten 
1437.  Toppen,  Altpr.  Mon.  IV,  152. 
Pierson  in  den  Lit.  Aeq.,  20,  hält 
Norce  für  gleichbedeutend  mit  Norgel- 
eisen  und  dem  lit.  nordgas  Pflugschar; 
später  in  Altpr.  W.  weist  er  auf  das 
estn.norX:^  Winkel  bin,  liest  nor^^,  wor^/ö 
und  erklärt  es  als  Hakenpflug.  Vgl. 
Nsslm.,  Forsch.  2;  Th.,  114. 

norcheln,  sw.^  s.  morcheln  u.  nörgeln. 

Nordenburg,  Ortsn.,  Stadt  im  Kreise 
Gerdauen.  Spott:  Ftf  os  üt^  segge  de 
N6deborgef\  Bezieht  sich  auf  ein  Kar- 
tenspiel, in  welchem  die  Partei,  welche 
fünf  Stiche  macht,  gewonnen  hat.  Sprw. 
I,  1024. 

Norderfahrt,  /.,  der  eigentliche,  ab- 
gedämmte AbfluTz  der  Weichsel  nach 
Norden.  Passarge,  158.  VgLWesler- 
fahrt 

Norgau,  Ortsn.,  s.  Klein-Norgau. 

Norgel,  Norgeleisen,  n.,  Pflugschar^ 
das  Spitzeisen  am  Pfluge,  womit  die 
Erde  aufgerissen  wird;  lit.  nordgas,  S. 
Bock,  Nat.  ni,  665;  Y,  514  (mit  Ab- 
bildung). Hennig,  172.  .  Nsslm  , 
Forsch.  2;  Th.  114.  Pierson,  A.  W., 
28;  Lit.  Aeq.  20.    Vgl.  Norce. 

nörgeln,  «eo.  1.  säumen,  langsam  bei 
einer  Sache  sein.  Bock,  38.  2.  durch 
vielen  Gebrauch  abnutzen,  zerarbeiten; 
daher  auch  abnorgeln  (s.  d).  Hen- 
nig, 172.  Schemionek,  26.  3.  durch 
handgreifliches  Liebkosen  ermQden  und 
abquälen,  durch  ruhelose  Einwirkung 
bearbeiten,  m&rbe  machen,  zu  gewin- 
nen suchen,  unaufhörlich  schieben  und 
drängen;  lit.  niürkytiy  su-niürkgH  quä- 
len, zerquälen.  Nsslm.,  Th.,  219.  Vgl. 
morcheln.  4.  brummen,  knurren,  ver- 
driei'zlich  sein;  in  Hamburg  u.  Bremen 


nurken.   Richey,  175.  Brem.  Wb.  IH, 
252.     5.  s.  V.  a.  ndrgeln  (s.  d.). 

nSrgeln,  sw.^  s.  närgeln. 

NSrgelpeter,  -hana,  m.y  Krittler. 

norkeln,  «tc.,  s.  nurgeln. 
'    nSrksen,  sw.y  s.  nurksen. 

nOrschy  adv.y  wenigstens,  in  dem  Sinne 
von  bei  2.  (s.  d.).    Marold. 

no8  kennimus,  warnender  Zuruf:  Deine 
Gesinnnngsart  ist  mir  bekannt!  Sper- 
ber, 46. 

No8S-che,  NOIzen,  m.  jQd.  Vom.^  s. 
NOfzen. 

Not,  w.  Vom.,  Renate.  Dzg.  Nhg. 
Viol^t,  102. 

nSt  (5  kurz),  adj.^  nütze.  Dat  os 
nuscht  noty  das  ist  nichts  nütze,  wert, 
ist  untauglich.  ÄUa  (EartofTeln)  nuscht 
not  In  der  Gegend  von  Friedland 
Ostpr.  wird  nuscht  not  zusammengezo- 
gen zu  nschtnSt 

NOtel,  /.,  schriftlicher  Vertrag,  Hei- 
ratSYertrag;  daher  auch  Helratsnötel. 
Vom  lat.  noton^  notula.  Ebenso  in  Bayern, 
dort  aber  auch  das  Verb  notdn. 
Schmeller  II,  720.     Hennig,  172. 

Notfi8Ch,  9a,  die  Schmerle,  Ccintis 
barbatuloy  weil  man  sie  nur  in  der  Not, 
d.  h.  wenn  keine  anderen  Fische  zu 
haben  sind,  ifzt.  Gegend  von  Fisch- 
hausen, Grünhof,  Zinten,  Mehlsack. 
Bujack,  395.  Muhling,  Tiem.,  175. 
S.  Schmargel. 

Notgroschen,  ?n.,  Geldersparnis  für 
Notfalle.  Li  gleichem  Sinne  hier  und 
in  andern  Gegenden  Notpfennig,  Not- 
schUling.  Vgl.  Brem.  Wb.  HI,  243. 
Dähn.,  331a. 

NOts,  substantivisches  Adjektiv,  in 
Zusammensetzungen  wie  Nötafunge, 
Junge,  mit  dem  man  seine  Not  hat 
Ndtskerl    Vgl.  mords. 

NOwia,  m,y  s,  Nftbger. 


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nschnot  —  nurksen. 


103 


nsehnOty  adj,<,  Abkürzung  von  nuscht 
not  e=  nichts  nütze,  wertlos;  s.  nSt 

nOy  ndü.^  nan.  Na  nv!  Wa£$  nü 
wedder  losf    Ygl.  na. 

Nucke,  Lockruf^  s.  Nuckel. 

NUcke,  /.,  s.  Nicke. 

Nuckel,  Dem.  Nuckelchen,  n.  1.  zur 
Bezeichnung  eines  kleinen  Kindes,  Tie- 
res, namentlich  herzliche  Benennung 
des  kleinen  Lieblings;  auch  kleines 
Frauenzimmer.  Mein  trautstes  Nuckel- 
chen! Das  ist  ein  Ntcckel  —  ein  NuJu- 
kelehe.  Ygl.  Kleinnutsch.  2.  Lockruf  zum 
Schwein,  namentlich  zum  Ferkel;  auch 
Nucke. 

nuckelig,  nucklig,  adj.  von  Nuckel^ 
klein,  zierlich,  lieblich.  Ein  nuckliges 
MargeUchen. 

nOcksch,  o^.,  s.  nicksch. 

nucksen,  sw.^  Iterativ  von  nicken^  von 
Pferden,  die  bei  schwerer  Arbeit  bei 
jedem  Schritt  mit  dem  Kopfe  eine 
nickende  Bewegung  machen;  auch  von 
Manschen,  die  beim  Ziehen  von  Lasten, 
beim  Gehen  oder  sonst  mit  dem  Kopfe 
nicken.    Marold. 

nudeln,  sw.  1.  mit  Nudeln  futtern, 
mästen.  Die  Gans  nudeln.  2.  einen 
reichlich  pflegen,  ihn  hegen.  M ühlin g. 
Im  Schwäbischen:  ein  Kind  liebkosend 
herumbalgen.    Birlinger,  356a. 

Nieche,  w.  jüd.  Vom.,  s.  Nache. 

nüel,  adj.  u.  adv.^  nieder,  abwärts. 
Wenn  eine  Nadel  oder  sonst  anderes 
kleines  entfallenes  Ding  aufm  floor  oder 
Bodem  gesucht  wird,  mag  solches  niclu 
MO  behende  gefunden  werden,  wenn  man 
nach  selbigem  gleich  nieder  ab  oder  nüd 
scJucwet;  denn  ersiMch,  so  kan  das  Licht 
van  gesuchter  Nadel  in  die  Augen  nicht 
fallen  oder  reflectiren,  angemercket  dafz 
einschräge  einfallendes  Licht  auch  schräge 
von  der  Nadel  weg  prallet,   fället  also 


bei  solchem  nilelen  sehen  die  Nadel  ins 
Auge  ohne  Licht,  we/zwegen  sie  nicht 
mag  gemercket  werden,  Line  mann, 
Bbbla. 

nuggelnagelneu,  adj.,  s.  nagelneu. 

nuggern,  sw.,  Iterativ  zu  nagen,  na- 
gender Schmerz  in  den  Zähnen.  Der 
Zahn  fängt  an  zu  nuggern,  Trei- 
chel. 

Nui,  /.,  Nase.    Vgl.  Hui  u.  Niff. 

nuien,  sw.,  zögern.  Nui  nich  so  lang! 
Dönh. 

Nulk,  /.,  Tabakspfeife,  s.  Lullchen. 

nullen,  sw,,  von  0  =  Null,  ein  neues 
Jahrzehnt  des  Lebens  beginnen.  Wie- 
viel mal  hast  du  genuUtf  hört  man 
oft  bei  Aufiiahme  der  Klassensteuer- 
Rollen  fragen;  auch  als  Frage  an  junge 
Leute,  um  sie  in  Verlegenheit  zu  setzen. 
Man  nimmt  in  letzterem  Falle  nullen  =^ 
coire.    Vgl.  Sprw.  I,  2807. 

NUlling,  m.,  s.  Nilling. 

NOme,  w.  jüd.  Vom.,  s.  Name. 

Nummer,  /.  Nummer  sicher,  Polizei- 
gefangnis.  Sie  brachten  ihn  nach  Num- 
mer sicher. 

nummem,  sw.,  coire.    Treichel. 

Nuppen,  n.,  s.  Dreb. 

Nurgel,  m.,  Stock  im  Butterfasse;  auch 
Sturgel. 

nurgeln,  sw.  1.  rütteln,  wackeln  an 
einem  Gegenstande,  etwas  hin  und  her 
reiGsen,  schieben,  drehen,  um  es  los 
zu  machen.  Davon  abnurgeln.  Am 
Schlosse  nurgeln,  daran  zerrend  arbeiten 
um  es  zu  öffiien.  Mühling  hat  noch 
norkeln,  mit  der  Thür  hin  und  her  wak- 
keln.  2.  mit  stumpfem  Messer  sägend 
schneiden.  Brot  nurgeln.  Vgl.  murk- 
sen. 

nurksen,  sw.  1.  ab  und  zu  ein  Eiiur^ 
ren  hören  lassen.  Marold.  InWestpr. 
nSrksen,  zur  Bezeichnung  des  ruckweisen 


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104 


Nurreck  —  Nufzschale. 


Grunzens  der  Schweine.  T reiche!. 
2.  angestrengt  arbeiten;  in  beiden  Be- 
deutungen mehr  wohl  murhen  (s.  d.). 

Nurreck,  m,  Nurrecks  machen^  wie- 
derholt beim  Schwimmen  untertauchen; 
von  dem  poln.  nurek  Taucher,  Colym" 
bu8  L.    Neidenburg.     Gortzitza. 

Nuichel,  m.,  unsaubere,  träge,  un- 
ordentliche Person.  Couleur  de  Nuichely 
Schmutzfarbe,  Durcheinander  von  Far- 
ben; nach  den  Gedanism,:  Couleur  de 
Muschel. 

nuteheln,  9w.  1.  mit  der  Nase,  poln. 
no8,  w&hlen;  in  Bremen  nusselriy  in 
Pomm.  nüscheriy  in  Bayern  nueschen 
(Nusch  Schwein),  engl,  nuzzle.  Brem, 
Wb.m,252.  Dähn.,332a.  Schmel- 
1er  n,  712.  2.  zaudernd,  säumig,  ohne 
rechten  Zweck  arbeiten,  eine  Arbeit 
unvollkommen,  unordentlich,  oberfläch- 
lich verrichten.  Sie  nuschelt  das  so  ab^ 
da/z  es  nach  gar  nichts  aussieht  Sie 
nuschelt  den  ganzen  Tag  rum  und  bringt 
nichts  vor  sich.  Lett  knuschinät^  nur 
schellt  nicht  recht  arbeiten.  Pierson, 
Altpr.  M.  Vm,  367;  A.  W.,  29.  Vgl. 
nälen.  3.  schmutzig,  unsauber  arbeiten, 
Flecken  in  eine  Arbeit  bringen;  in  die- 
sem Sinne  auch  naicheln  und  ab-,  be- 
nuicheln.  Eerrjes-che^  vne  hast  du  dein 
Nähzeug  benuichelt!  Die  Kleider  he- 
nuScheln.  Auch  leAexiv:  sich  benuscheln, 
Sperber,  42^  hat  in  diesem  Sinne  auch 
niicheln,  beniicheln.  4.  undeutlich,  mit 
Yerschluckung  von  Lauten  sprechen. 
Wer  so  liest  vemvAchelt  die  Wörter. 
vernuicheln  auch  verwischen,  ver- 
wuhlen.  Im  Götting.  nuseln^  nuseln 
näseln.  Scham b.,  146b.  Vgl.  Bock, 
38.  Hennig,  172.  Danneil,  148b. 
Anton,  2,  13.  Hupel,  161.  Sall- 
mann,  37b. —  Davon:  nutehlig  (naich- 
lig),  adj.y  in  allen  Bedeutungen.  Sie  ist 
ein  nu4chliges  Frauenzimmer.    Nuichel- 


nase,  /.,  zur  Bezeichnung  einer  säumi- 
gen^ unfertigen,  unsauberen  und  nicht 
sorgfaltigen  Arbeiterin.  Hennig,  173. 
Ebenso  Nuichellise,  -lotte;  Nuichelhans, 
-peter;  Nutehler. 

nltechlrig,  adj.^  s.  neuschtrig. 

nuschnSfZy  adj.,  s.  nuschtnötz. 

nuichrig,  adj.^  nach  Bock,  38,  und 
Hennig,  173,  unsauber,  unreinlich, 
also  s.  V.  a.  nuschlig;  nach  Mühling 
aber  auch  unansehnlich,  elend. 

nuscht,  ni8chty  nixt,  nix,  das  unbe- 
stimmte substantivische  Zahlpronomen 
nichts;  auch  als  Substantiv.  Zur  Ver- 
stärkung nuscht  nichy  hchd.  nichts  nich. 
Es  ist  (im  Glase)  nuscht  mehr ^  drin. 
Nuscht  on  nei  ös  tweierlei.  Von  nuscht 
OS  nuscht.  Keen  Voagel^  keen  nuscht 
lett  sock  heare.  Boldt,  10.  Dat  ös 
man  nuscht.  VolksL,  7,  5  I,  2.  2ju 
Mittag  gid)€s  bunte  Nuscht  mot  gele 
Feikes.  —  Nuscht  mot  ne  on  Salat  dartö. 
Sprw.  I,  2640.  Hei  gew  mt  nuscht  nich. 
Ach  dat  schaät  nuscht^  macht  nichts 
aus.  Spook,  470.  Peterke^wat  schadet 
dtf  Rein  nuscht  nich.  Volksr.,  88,  370. 
Vgl  nfoc 

nuschtnStz,  adj.^  nichts  nQtze,  unnutz, 
untauglich;  auch  nuschnSfz.  Schemio- 
nek,  26.    Vgl.  n8chnSt 

nllssen,  sw.j  nach  Nüssen  suchen. 
Wenn  de  Huingd  maise  (mausen)  on 
de  Jägasch  nösse,  dann  os  es  mot  da 
Jagd  geschosse,  Ermland.  Sprw.  I, 
1741. 

NOfzen,  NOfzen,  Noss-che,  m.  jüd.  Vom., 
Nathan;  auch  Attan.  Flatow.  Schmitt, 
113. 

Nufzkamm,  pltd.  NStkamm,  m.,  enger 
Kamm  zum  Abkämmen  der  Nisse  und 
Läuse;  daher  auch  Lauskamm. 

Nufzkopf,  pltd.  NStkopPi  und  nur  pltd. 
als  Schimpfwort,  Kopf  mit  Nissen. 

Nufzschale,  pltd.  Netschal,  f.    Er  geht 


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Nufz6chei(üzer  —  ö. 


105 


me  auf  Nufzichaien^  langsam,  unsicher, 
vorsichtig.  Wie  de  Katt  op  Nätschäle 
gäne^  so  gehen  wie  die  Katze,  wenn  ihr 
NoTzschalen  auf  die  Falze  gesteckt  wä- 
ren, also  unsicher. 

Nufzscheiber,  gewöhnlich  nur  pltd. 
NSIschtter,  m.^  Knauser,  Geizhals.  In 
Pommern  Netemchiter.    Dähn.,  328  a. 

Nufzstrauch,  pltd.  NStstrOk,  m.,  Hasel- 
nuTzstrauch,  Nul'zstaude,  Haselstaude, 
Coryliis  aoeUana  L.    Hagen,  1007. 

Nut,  w.  Vorn.,  Anna.  Hart  wich, 
55. 

Nttt,  Nim,   /.,    der  Bedarf;    das  Not- 


dürftige. Zur  NüU  haben,  das  Not- 
durftige haben,  zum  eigenen  Bedarf 
haben,  aber  auch  nichts  darüber.  Na- 
tangen. 

nutsch,  adj.y  klein,  unansehnlich;  auch 
nutschig  und  als  Substantiv  Niltsch,  n. 
Aus  mischt  nichts.  In  der  Zusammen- 
setzung mit  /dein:  Kleinnutsch  (s.  d.). 
In  Westpr.  Nutsch  Name  für  ein  klei- 
nes Schwein  u.  Lockruf  für  Schweine 
überhaupt. 

nOzundy  adv.^  jetzund,  jetzt;  Bildung 
wie  jetzund  aus  nun  und  und. 


0. 

Oy  YokaL  Das  gedehnte  o  klingt 
pltd.  grol'zenteils  gleich  hchd. :  Ndt  Not, 
Ros'  Rose,  wo  wo,  BSn'  Bohne,  grSt 
grofz,  rSt  rot;  seltener  verkürzt  es  sich: 
Hcn{n)ig  Honig,  Mos  Moos,  Bod(d)em 
Boden.  In  Natangen  und  in  Danzig 
nebst  Umgegend  (sogar  bei  gebildeten 
Danzigem)  geht  es  in  ein  bald  ver- 
steckteres, bald  ganz  offenbares  au 
über:  mu  so,  wau  wo,  frau  froh,  draue 
drohen,  während  es  in  anderen  Provinz- 
teilen ein  gedehntes  ä  {läwe  loben, 
bäwe  oben,  Äft  Obst,  Säl  Sohle)  und 
auf  der  Danziger  Nehrung  sogar  ein 
offenes  a  wird  (ßän,  auch  San  Sohn, 
wdne  wohnen,  Mdnd  Mond)  oder  ein 
a  mit  vorgeschobenem  e  (verleame  ver- 
lorne, he€u;h  hoch).  Li  Samland,  Li- 
tauen und  im  Oberlande  wird  es  häu- 
fig ein  «  oder  ä:  Sen,  San  Sohn,  vär 
oder  värr  vor.  In  der  Endung  or  wird 
es  ebenfalls  e:  Kanter  Kantor,  Pro^ 
fe$$er  Professor,  Rekter  Rektor  etc.  — 
Das  geschärfte  o  bleibt  pltd.  häufig 
das'^lbe:  Dochter  Tochter,  Holt  Holz, 


Nord  Nord  (doch  auch  Ndrdemoind)^ 
grof  grob,  Sonri  Sonne,  oder  dehnt 
sich:  Kn6p,  Knöf  Knopf,  WoH  Wort, 
KnSke  Knochen  (solche  Dehnung  tritt 
selbst  hchd.  auf:  Osten,  Ort  [0  =  <J]); 
wird  aber  in  einigen  Gegenden  ein  a 
(kurz  oder  lang):  Dachter  (Kulmerland) 
oder  Tachta  (Ermland)  Tochter,  sali 
soll,  Kneake  (Nehrung)  Knochen,  Glack 
(Ermland)  Glocke,  oder  wenigstens 
ein  äy  besonders  in  Samland  u.  Litauen: 
käme  kommen,  Knäke  Knochen,  äpe 
offen,  koke  kochen,  und  dann  sogar  ein 
tiefes  u:  TFwZ/Wolf,  swH»^  sollst,  kann 
konnte.  Es  geht  aber  auch  in  die  Um- 
laute 0  und  ä  über,  in  den  ersten  be- 
sonders bei  den  Samländem:  wäUe, 
wolle  wollen,  Wäk  Woche,  dräg,  drog 
trocken.  Lehmann,  Yolksmnd.,  20  f. 
S,  Umlaut,  klingt  pltd.  meistens  wie 
ein  gedehntes  e,  mit  Neigung  zum  a, 
oder  übergehend  in  ei  (Danzig)  und 
ai  (Natangen):  sehen,  schein,  schain 
schön,  schwere  schwören;  Läpel  Löffel, 
Käksche  Köchin,  twelf  zwölf,  Krät,  oder 


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106 


Obacht  —  Ocbß. 


mit  dem  beliebten  nachschleppenden 
e\  jBrdi^ Kröte.  Lehmann,  Yolksmd., 
26.  Die  hchd.  Aussprache  des  b  ist 
fast  durchweg,  und  nicht  blos  von 
weniger  Gebildeten,  e\  Kenig  König  etc., 
auch  a:  Es  üt  ein  kastlich  (köstlich) 
Ding^  da/z  das  Herz  fest  werde.  Soph. 
R.  VI,  144. 

Obachty  /.,  Acht,  Achtung,  Aufsicht, 
Obhut.  Obackt  geben^  beaufsichtigen, 
auf  etwas  achthaben.  Etwas  in  Ob- 
acht  nehmen.  Ebenso  in  Bayern,  Meck- 
lenburg-Vorpomm.  Schmellerl,  21. 
Mi,  60a. 

oben,  pltd.  bawe(n)  (a  =  a),  adv,^  zur 
Bezeichnung  der  ersten  Etage  im  Hause. 
Er  toohnt  oben.  Gehe  oben  hinauf  gehe 
eine  Treppe  höher  hinauf !  Vgl  Hupel, 
162. 

Oberfischmeister,  m.  Es  giebt  deren 
zwei;  sie  fuhren  die  Oberaufsicht  über 
die  Fischerei  in  den  HafPen  und  Haff- 
Flüssen,  sehen  darauf^  daiz  die  Vor- 
schriften der  Fischerordnungen  pünkt- 
lich befolgt  und  Beeinträchtigungen  der 
Gerechtsame  der  Fischereiberechtigten 
vermieden  werden.  Sie  führen  eine 
rote  Flagge,  in  deren  weifzem  Schilde 
sich  der  preufzische  Adler  befindet,  und 
an  ihrem  Kahne  einen  Wimpel  mit  dem 
preulz.  Adler.  Fisch.-Ord.  f.  d.  kur. 
Haff,  §§  61.  62;  f.  das  fnsche  Haff, 
§§  66.  67. 

Oberkehr,  /.,  Oberkehricht,  die  beim 
Worfeln  des  Getreides  von  oben  weg- 
gefegten Spreuteile.  Voc.  280:  Ober- 
ker^  altpr.  aukleates.  Nsslm.,  Thes., 
11. 

Oberland,  n,  1.  OstpreuTzische  Land- 
schaft, s.  die  Erklärung  in  den  Ab- 
kürzungen. 2.  im  Weichseldelta  die 
Hohe  im  Gegensatze  zur  eigentlichen 
Niederung. 

Oberstauer,  m.^  s.  stauen. 


Oberstübchen,  n..  Dem.  von  Oberstube^ 
bildlich  der  Kopf.  Es  ist  bei  ihm  im 
Oberstübchen  nicht  richtig.  Er  hat  das 
Oberstübchen  zu  stark  eingeheizt.  Er 
hat  sein  Oberstübchen  verpachtet  —  ver- 
mietet.  In  allen  drei  Redensarten  ist 
der  Sinn:  er  ist  irre  oder  betrunken. 
Sprw.  I,  2818  f.  ...  dafz  wenn  einer 
verliebt  toird^  es  im  Oberstübchen  immer 
ein  bischen  laut  zu  sein  pflegt,  Soph. 
R.  m,  36.    Hennig,  173. 

Oberwart,  m,,  s.  WarL 

Objekt,  n.,  lat.  objectum.  Je  mehr 
Objekty  je  mehr  et  treckty  das  Gericht 
nämlich:  je  grölzer  die  Hinterlassen- 
schaft, je  mehr  zieht  das  Gericht  an 
Kosten.    Alt-Pillau. 

obmacken,  sw,^  plätten,  glätten.  Ob- 
macMser,  n.,  Plätteisen.  Dzg.  Nhg. 
VioUt,  102. 

Oborre,  /.,  Schweinezaun;  von  dem 
poln.  obora  Gehöft,  Viehhof.  Flatow. 
Schmitt,  180;  Westpr.,  166. 

obschtemftt,  adj,,  s.  obstemfttsch. 

obsternfttsch,  obschtemftt,  adj,y  wider- 
spenstig, aufsätzig,  eigensinnig,  hart- 
näckig. Auch  obstimfttsch,  obstinfttsch. 
Von  dem  lat.  obstinatus,  frz.  obsüni^ 
engl,  obstinate.  Ebenso  im  Holstein- 
schen.  Schütze  HI,  159;  in  Berlin 
obschtinat;  in  Hessen  obstemdt.  Vi  1  mar, 
289.  Vgl.  Mi,  60a.  Hupel,  163. 
Wenn  de  Vater  ehr  was  befahl^  denn 
war  se  obstematsch  on  gab  sehr  brasiige 
Wedderred.    Schaltj.,  1,  439. 

Obststand,  m.,  Obstgarten.  Litauen. 
Gehy  Tochter^  in  den  Garten^  Geh  in 
den  grünen  Obststand.  Nsslm.,  Dai- 
nos,  23.  194. 

och,  interj,^  ach.     Och  ne,  ach  nein. 

Ochs,  pltd.  Os,  m,  1.  bos.  In  Sprich- 
wörtern und  Redensarten:  Den  Ochsen 
vor  den  Pßug^  den  Schelm  vor  die  Karre. 
Jeder  Ochs  an  seinen  Strick    Man  kann 


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ochsen  —  Ofenpäsrick. 


107 


vom  Ochsen  nicht  mehr  verlangen  als 
ein  Stück  Rindfleisch.  Es  verschlagt 
ihm  soviel  wie  dem  Ochsen  eine  Blau- 
beere u.  a.  Vgl.  Sprw.  I,  2822  £f.;  II, 
1971  ff.  Dem  Osse  kann  man  wat  ver 
e  Zagd  legge^  dem  Starken  kann  man 
eine  schwere  Arbeit  zumuten.  Das 
ist,  als  wenn  man  dem  Ochsen  ins  Hom 
kneift,  vom  unempfindlichen  Menschen. 
Schemionek,  26.  2.  i&r  bunte  Ochse^ 
ehemals  der  mit  Kränzen  und  Bändern 
geschmöckte  Jahrmarktsochse  in  Kö- 
nigsbergs der  nach  feierlichem  Umzüge 
durch  die  Stadt  im  altstädtischen  Jun- 
kergarten ausgewürfelt  wurde.  Erl.  Pr. 
n,  504.  Sprw.  I,  1227.  Bock,  38. 
Hennig,  173.  Er  hieCz  auch  Jahr- 
markbochsey  Pfingstochse.  3.  der  Mensch 
yerglichen  mit  dem  Ochsen:  Wie  ein 
Ochse  dumm  sein  —  arbeiten  (doch  auch 
ironisch:  arbeiten  toie  ein  angebundener 
Ochse);  —  kicken  wie  dei*  Ochs  in  die 
Bibel;  —  d^rop  kicken  as  de  Os  op  e 
Dale;  —  bewundere  as  de  Os  de  nOg* 
Dissel;  —  sick  bequeme  as  de  Os  op 
dem  Morgen  Land;  —  tUsene  wt  e  Jär* 
marktsos.    4.  Schimpfwort.     Du  Ochs! 

ochsen,  sw.  1.  arbeiten  wie  ein  Ochse. 
2.  studentisch:  fleifzig  studieren. 

Ochsonbrech,  Pflzn.,  domige  Hau- 
hechel, Ommis  spinosa  L.  Hagen ^ 
736. 

Ochsenbremse,  /.  1.  Rindsbremse,  Ta- 
banus  bovinus.  2.  Dasselfliege,  Oestrus 
bovis.    Vgl.  Biiwurm. 

Ociisengedanl(en,j>;ur.  Er  hat  Ochsen- 
gedanken^  er  verrat  weniger  dumme, 
ab  ungewöhnliche,  mutwillige  Neigun- 
gen. Sprw.  I,  283h  Ochsengedanken 
kriegen^  wild  werden,  weglaufen.  Hei 
krSg  Ossegedanke  on  rennd  ön  e  WSld. 

Ochsongewonde,  pltd.  Ossegeweng,  n., 
Gewende,  das  durch  Ochsen  gepflQgt 
ist;  auch  zur  Bezeichnung  einer  kur- 


zen Wegstrecke.  Et  os  man  e  Osse- 
gewend.  Hennig,  174.  Vgl.  Hundo- 
blaff. 

OchsenjOn,  n.,  s.  Mn. 

Ochsenkalb,  n.,  s.  Kalb. 

Ochsenklau,  /.,  Ochsenklaue,  Ochsen- 
fui'z.  Dei  sengd  (sengte)  en  Ossenklau. 
Cai^.  nwpt  I,  282,  7. 

Ochsenkopf,  pltd.  Ossekopp,^.,  Schimpf- 
wort. 

Ochsenpantoffel,  m.,  Schimpfwort.  Und 
der  Ochsenpantoffel  steht  und  sperrt  das 
Maul  auf.    Soph.  R.  H,  356. 

Ochsenpesrick,  m.,  s.  Pesrick. 

ochsig,  pltd.  OSSig,  adj.  u.  adv.  1. 
plump,  wie  ein  Ochse.  2.  zur  Steige- 
rung des  Begrifl^es:  grofz,  bedeutend. 
Er  ist  ochsig  dumm.  Er  kann  ochsig 
laufen.     3.  grob.    Das  war  ochsig. 

Ochskroks,  Ochsenkroksenpflaster,  auch 
Huxfrux,  Medik.,  Emplastrum  oxycro- 
cewm, 

Ockerasche,  /.,  s.  Okras. 

Ookling,  t».,  von  Ochs,  zweijähriges 
Ochskalb.     Oberland. 

Odel,  m.  jQd.  Vom.,  s.  Eitel. 

oder,  adßD.^  aber.  Oder  die  Körbe, 
too  hast  dief  Oder  so  lafz  mich  in 
Ruh!  Die  gleiche  Yertauschung  in 
Hessen,  in  der  Oberlausitz.  Vilmar, 
289.  Anton,  3,  3.  Schemionek^ 
26. 

Oderkahn,  m.^  flachgebautes  langes 
Flufzfahrzeug.  Weichsel.  Pregel.  Vgl. 
Dllbas  u.  Jadwige.  Scherzweise  sagt  man 
von  groizen  Überschuhen:  das  sind  ja 
reine  Oderkähne. 

of,  präp.,^9XLi.  Of  e  Lacht,  auf  dem 
Boden.    S.  op. 

Ofebänk,  /.,  Ofenbank.    Oberland.^ 

Ofengraps,  m.,  pltd.  Awegraps  (A  =  Ä), 
Striezel,  den  arme  Leute  backen.  Gr. 
Werder. 

OfenpMsrick,  m.,  s.  päsem. 


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108 


Ofenstopeel  —  Ohr. 


Ofenstopsel,  m.  1.  Stöpsel  zum  ScUofz 
des  Rauchloches  ia  alten  Öfen,  Bauch- 
Stöpsel.  2.  korpulenter,  kleiner  Mensch, 
nach  Hennig,  333,  in  Deutsch-Litauen 
auch  ein  Mensch,  der  verräuchert  aus- 
sieht. 

offenbar,  od/.,  offen.  Die  offenbare 
See.    Eur.  Nehrung. 

Offizier-Komickel,  w.,  wenige  Stücke 
Holz,  wie  man  sie  vom  Höker  für  10 
Pfennige  kauft.  In  Berlin  0;ö&t^-ri^- 
tel    Vgl.  Komickel. 

OgenSnzig,  adj,y  s.  augeneinzig. 

Oggaganten,  plur,^  Falten  in  den  Är- 
meln früherer  Frauenjacken,  den  sog. 
Foderhemden.  Dzg.  Nhg.  Viol^t, 
172. 

Ogl(e  (0  ^  6\  n..  Augchen,  willfahrige 
Geliebte.    Treichel. 

Ohm,  w.,  gen.  u.  plur.  Ohms,  Dem. 
Ohml(e.  1.  Oheim,  Onkel,  des  Vaters 
oder  der  Mutter  Bruder.  Erseht  Ohm^ 
danau  Ohms  San,  der  Oheim  geht  dem 
Vetter  vor,  gewöhnlich  zur  Abweisung 
der  Kinder,  die  von  einer  Speise  zuerst 
verlangen.  Ahnhch:  Erseht  Ohmke,  denn 
Ohms  Sänke,  denn  du,  min  Jungke.  Vgl. 
Sprw.  I,  2839.  Suschen  bleibt  über  Nacht 
bei  einem  alten  Herrn  Ohmke,  den  sie 
hier  gefunden  hat  Soph.  R.  I,  66.  2. 
wie  Onkel  Benennung  der  Kinder  für 
jeden  Erwachsenen,  der  zum  Besuche 
kommt.  Gof  dem  Ohm  de  Hand  —  e 
Posske.  3.  vertrauliche  Benennung  des 
mennonitischen  Gemeindelehrers.  Isaak 
Ohm  seggt:  Pause,  stakt  de  Licht  an, 
de  lewe  Ohmkes  käme.  Die  Gemeinde- 
lehrer treten  gemeinsam  in  die  Kirche^ 
nachdem  der  Gottesdienst  schon  be- 
gonnen hat.  Sprw.  I,  2840.  4.  Herr 
Ohm,  Herr  Ohmke,  Anrede  an  den 
Hausvater.  Üblicher  ist  jedoch  Väder. 
In  der  Marienbg.  Ndrg.  auch  Benen- 
nung für  einen  bekannten,    alten  und 


ehrwürdigen  Herrn.  5.  Dat  bs  en  dick- 
rigg^ger  Ohm,  ein  Ohm  mit  dickem 
Rücken,  d.  h.  ein  reicher  Ijaudbesitzer. 
Tiegenhof.  Sprw.  II,  1979.  Dat  os 
Ohm  Plüm,  zur  Bezeichnung  eines 
Menschen,  den  man  nicht  mit  Namen 
nennen  kann.  Sprw.  I,  2838.  6.  der 
Abdecker,  Racker.  Da  käme  dem  Onike 
Sine  Duwe,  die  Krähen.  Sanüand  (Wil- 
gaiten).  7.  nach  Treichel  früher  in 
Danzig  die  Abführer  der  Kloake. 

Ohmlcraut,  Pflzn.,  Feld-Sinau,  Alche- 
müla  arvensis  Scop.    Hagen,  178. 

Ohnblatt,  Pflzn.,  s.  Anblatt  und  Blatt- 
los. 

ohne,  €uiv.  Das  ist  nicht  ohne,  die 
Sache  macht  sich,  Iftfzt  sich  hören. 

ohnig,  Onig,  adj.  u.  adv.,  von  ohne^ 
frei,  los,  ledige  s.  v.  a.  dnig  (s.  d.).  S. 
Frisch  II,  30c.  Damach  soll  gleicher 
massen  genau  observiret  werden  der  Son- 
nen Mittags  Hohe  in  beyden  Solstitiis, 
da  man  aller  refraction  könne  ohnig 
sein.  Linem.,  Ela.  Ein  Alter  aber, 
der  gern  ein  Stück  des  Bartes  allezeit 
wollte  geohniget  sein,  kan  sein  profyt- 
liches  Bartabnehmen  erlangen,  wenn  der 
Mond  in  abnehmendem  Licht.  Ibid., 
Mm  3a.  Von  solcher  Hitze  wissen  nun 
die  Hennen  nichts,  als  welche  solcher 
(lebhaften)  bewegung  (wie  sie  der  Hahn 
hat)  geohniget  seyn,  und  also  auch  nickt 
eines  Leschtrunckes  durfftig  werden.  Li- 
nemann, Bbb4a.  Sie  mufzte  soviel 
geben,  dafz  sie  ganz  ohnig  (entblöfzt) 
wurde.    Mühling. 

oho,  interj.  des  Staunens,  der  Ver- 
wunderung, Bewunderung.  Klein,  aber 
oho,  tüchtig.     Treichel. 

Ohr,  n.,  auris.  In  Redensarten  und 
Sprichwörtern.  Er  ist  hinter  den  Ohren 
noch  nicht  trocken,  zur  Bezeichnung  der 
Unreife.  Einen  Oberes  Ohr  hauen,  ihn 
betrügen.     Er  hat  Schlauben  vor   den 


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Ohrbommel  —  Ökelname. 


109 


Ohren  ^  er  will  nicht  hören.  Bhr  hafs 
hinter  den  Ohren.  Er  haiz  faustdick 
hinter  den  Ohren.  Im  Werder :  He  heft 
et  füstendick  hinger  de  Ohren  sitten. 
Das  kann  er  sich  hinteres  Ohr  schreiben. 
Es  geht  ihm  zu  einem  Ohre  hinein^  zum 
andern  heraus.  Tauben  Ohren  predig 
gen.  Die  Ohren  spitzen.  Ganz  Ohr 
sein.  Die  Ohren  ankneifen^  Unbill  still 
ertragen.  Die  Ohren  zeigen  —  sehen 
lassen^  domm,  eselhaft  handeln.  Einem 
ein  Loch  ins  Ohr  schneiden^  ihm  einen 
Denkzettel  geben.  Sich  bis  über  die 
Ohren  versaufen^  stark  in  Schulden  ge- 
raten. Auf  dem  Ohr  hov^  ich  nichts  die 
Sache  beachte  ich  nicht,  in  die  An- 
gelegenheit mische  ich  mich  nicht.  He 
kann  sock  sollest  wat  onH  Ohr  segge^  er 
hat  einen  groizen  Mund.  Sich  aufs 
Ohr  legen,  schlafen  gehen,  aber  auch 
sterben.  Vgl.  Sprw.  I,  2841  ff.,  II, 
1980  ff.  In  welchem  Ohr  klingt sf  Frage 
beim  Ohrenklingen.  Erfolgt  die  rich- 
tige Antwort,  so  ist  das  Gedachte  wahr, 
trifft  das  Gewünschte  ein.  Einem  eins 
vor  die  Ohren  geben ^  ihn  ohrfeigen. 
Einem  die  Ohren  rüffeln  —  die  Ohren 
Icmsen,  ihm  harte  Vorwürfe  machen, 
Verweise  erteilen,  ihn  ohrfeigen.  Hen- 
nig, 174. 

Ohrbommely  m.  u.  /.,  Ohrring  mit 
baumelndem  Gehänge;  in  Danzig  Ohr- 
bockel.  Gedanism.  Bock,  39.  Hen- 
nig, 174.    Vgl.  bommeln. 

Ohrbommelbaum,  m.,  Fuchsienbaum; 
nach  den  baumelnden  Blüten.  Saal- 
feld. 

Ohrenkneifer,  m.,  s.  Kntper. 

Ohrfei(g),  /.,  Ohrfeige.  Er  hat  eine 
gute  Ohrfeig  bekommen^  er  hat  im  Ge- 
schäft einen  herben  Verlust  erlitten. 
Bock,  39.    Hennig,  174. 

OhrpatMh,  /.,  Ohrfeige,  s.  Patsche. 
I  mo.^  einem  die  Ohren  riffeln, 


ihn  riffeln  überhaupt,  durch  empfindliche 
Verweise  strafen.     Hennig,  174, 

Ohrtachtel,  /.,  Ohrfeige,  s.  Tachtel. 

OhrwUrmchen,  n.,  Dem.  von  Ohrwurm. 
Er  ist  so  freundlich  wie  ein  Ohrwurm- 
chen^  er  ist  gegen  jedermann  dienst- 
ergeben und  dienstbeflissen,  sucht  sich 
einzuschmeicheln,  ohne  aufrichtig  zu 
sein.  Von  den  lebhaften  Wendungen 
des  OAr^fei^/i?r«  hergenommen.  Bock, 
39.     Hennig,  175. 

Ojanen,  sw.^  gähnen,  s.  hOganen. 

Okel  (0=«o),  /.,  gewöhnlich  nur  im 
plur.  Okeln.  1.  der  Raum  unmittelbar 
unter  dem  aufliegenden  Dache,  Boden- 
winkel. Hei  (ein  Kobold)  satt  omm^ef* 
op  e  Lucht  under  de  Okle.  2.  Lucht, 
Bodenraum.  3.  der  höchste  Raum  im 
Hause  überhaupt.  Er  wohnt  ganz  un- 
ter den  Okeln,  er  wohnt  im  höchsten 
Stockwerke.  In  den  Lit.  Aeq.  Oken^ 
lit.  auksztaSy  in  Bremen  Oker.  Brem. 
Wb.  ni,  261 ;  im  Holstein.  Oke,  0km. 
Schütze  III,  171;  in  Pommern  Oken. 
Dähn.,  336b.  Bock,  39.  Hennig, 
175. 

Okeln,  sw.  1.  nach  einer  Sache  lan- 
gen, reichen.  Man  dkelt  mit  einer 
Stange  nach  einer  hängen  gebUebenen 
Baumfrucht,  nach  einem  zurückgescho- 
benen Gegenstande  unter  Bett  oder 
Schrank.  Von  Okel^  also  etwas  aus 
den  Okeln  hervorholen,  daher  hervor- 
holen aus  einem  Schlupfwinkel.  2.  in 
der  Verstärkung  stehlen.  Das  hat  er 
geokelt  —  weggedkelt  3.  nach  Marold 
auch  humoristischer  Ausdruck  mit  der 
Bedeutung:  prügeln. 

ökelname,  Ekelname,  m.^  Spitzname, 
Beiname  als  Schimpf  oder  zum  Spott. 
Mnd.  ökelname^  im  Bremischen  Oeker- 
name.  Brem.  Wb.  III,  261.  Hennig, 
175.  Stattliche  Reihen  solcher  Namen, 
meist  wohl  unserer  Provinz  angehörig. 


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110  Okrae  —  Omacht. 

sammelte  Stein  (Peregrinus  Xu,  82;  Olewnpopoleum,  Medik.,    Unguentum 

Xin,  88).     Sie  mögen   hier,   an    be-  poptdeum, 

treffender  Stelle  besonders  aufgefährt,  ölgStze,  m.,  dummer,  tölpischer,  witz- 
vereint ihren  Platz  finden:   ZitzematL-  loser  Mensch.     Er  sitzt  da  wie  ein  öl- 
ger^    Enerps^    Knusel,    kleine  unnütze  gotze.   Ebenso  in  Pommern,  im  Götting.^ 
Krot^  Putzmänlein,  Knießirtz,  Glwper^  in  der  Altmark.  D  ahn.,  334a.  Seh  am b., 
Glepaug,  Schehmp,  Schnufer,  Schnofler,  147  b.    D  an  n  e i  1 ,  149  b. 
Lespier ^  Garrer^  Stamler,  Stammerbock,  öl  je,   /.  u.  n.,    öl,    oleum,    Baum-, 
RotzVyffel,  Schmodbot,    MauLaf,   Meer-  Leinolje.   Hennig,  175.    Auch  ölicht. 
katZy  Meerganss^  Krickendt,  Hauskater,  Saalfeld.    0  Öljeglas,  de  Lamp  geit  ut! 
Hausmauser  y    Hausotter ,    Glomsneckel,  Ausruf  der  Verwunderung.    Kgsbg. 
HausschUngel,  Bengel,  Rekel,  Hauslüm-  0%  m.,  lustiger  Schmaus,  Tanzver- 
mely    Pomochel,    Wochentölpel,    KnoU,  gnugen.    Das  war  ein  gemütlicher  Olk, 
Rültz,  Fütz,  Tiltz,  Ochss,  Flegel,  Esel,  Jetzt  wohl  allgemeiner  Ulk. 
Enebel,  Hans  üngelenck,  ungeschliffener  olken,  sw,,  einen  Olk  mitmachen. 
ungebackener  ungesaltzener  Kerl,  Lauser,  ölkohl,   englischer,    Pflzn.,   Feldkohl, 
Lausbart, Lauspungel, Laushund, Schorb,  Brassica  campestris  L.    Hagen,  701. 
Dreckharcker,  Gnock,  Schurck,   Gnisck,  Olle,  m.,  auch  blolz  der  OW,  der  Alte. 
Gnuser,  Gnegel,  Gnorrer,  Drückpfennig,  S.  Alter. 

Schüsselpfennig,  GritzenzeUr,  HoUunck,  Ollsch,  /.,   auch  die  Oüsche,    Olsche, 

Hundsruias,  Loddert,  Lunter,  Saalbader,  die  Alte,  die  Mutter.    Doch  siene  Ohkche 

Aalbander,  Großsprecher,  Brascher,Pra-  (Mutter)  quald  em  däglich.    Nowack, 

ler,  Windhawer,  Sechsgröscher,  Schcerr-  30.     On  toi  de  Olsche  dat  vanem  (ver- 

hanss,  Schindhund,  Bluthund,  Brotdieb,  nahm).    Volksl.,  14,  6,  5.     Grö/z'  de 

Feder  außeser,  Federn  auffieser,  Knap-  Olsche,  als  Abfertigung.     S.  Alte. 

Speiser,  Knochenbeifzer,   Krippenbeifzer,  olmig,  adß.,  faulig,  in  Verwesung  über- 

Gnatzer,    Weäbergnager,    Kinderplager,  gegangen,  vermorscht,  verfallen.   Dönh. 

Hertzenfresser,  Doddemaas,  Kakehnatz,  Das  Stammwort  Obn  Holz,  das  anfängt 

Plappermatz,   Dreckhans,   Misthammel,  in    Fäulnis    überzugehen    (Danneil, 

Unflath.      W.    Mtsbl.   V,     191;     VI,  149b),  Fädnis  (D ahn.,  338  a),  vermag 

159.  ich  für  unsere  Provinz  nicht  nachzu- 

Okras,   m,,   eine  Lauge  oder  Eraft-  weisen;  vgl.  jedoch  Molm,  Mulm, 

brühe,  mittels  welcher  aus  der  gemeinen  ölsamen,  m,,  Pflzn.,  s.  Kpe. 

Asche  die  Pottasche  bereitet  wird.    In  Olsche  (0  ^  6),  /.,  s.  Olbch. 

der  Gilgenburger  Gegend,   wo  früher  öbk,  Ölske,  m.,  Iltis,  s.  Duck. 

Pottasche    vielfach    hergestellt   wurde,  Olt,  adj.,  alt,  und  Znsammensetzungen 

die  Okrosa.   Aus  dem  poln.  okrasa,  /.,  s.  unter  att. 

Abmachsei,   Fett  zum  Abmachen  der  Olwftde  {0  =  6),  /.,   Fischemetz,    s. 

Speisen.    Nach  Bock,  Nat.  HI,  189,  Aalwftde. 

auch  Ockerasche,  wohl  nur  Eorrump.  ölwen,  plwr.,  s.  Hewelten. 

aus  Okrojsa.    Hennig,'  175.    S.  Nsslm.  ^m^präp.,  um,  und  Zusammensetzan- 

Forsch.  3;  Th.,  115.  gen  s.  unter  um. 

ölben,  plur,,  s.  Hfiwelten.  Omacht  (0  =  6),  f^  Ohnmacht   Da^ 

OlelOrVI  (0  =  o),  n.,  s.  v.  a.  Alteloröl.  von  Omächtig. 


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Omama  —  Ort. 


111 


Omamay  /.,  Grorzmutter^  in  der  San- 
dersprache; ebenso  Opapa  Grofzvater. 

Omskeboll,  m.y  Bezeichnung  für  ein 
Thalerstäck.     Gegend  von  Elbing. 

Onbandy  Unband,  m.^  wilder,  unbän- 
diger, zügelloser  Mensch,  namentlich 
Junge. 

Ondocht,  vhchd.  Undocht,  m.,  Tauge- 
nichts; doch  auch  in  milderm  Sinne: 
Wüdfang,  Unband.  S.  Sprw.  I,  3865. 
Ygl.  dOgen. 

Anig,  adj.  u.  adv.^  s.  ohnig. 

Onkel,  9n.,  Oheim;  aber  auch  jeder 
Erwachsene  den  Kindern  gegenüber: 
Cfieb  dem  Onkel  die  Hand.    S.  Ohm  2. 

onmak,  onmaklich,  oc^'.,  Gegensatz  von 
mak  u.  maklich. 

OnnOsal,  Onnflsel,  m.^  unsauberer,  un- 
ordentlicher Mensch.  Er  ist  ein  rech- 
ter OnnSsel  Yhchd.  UnOsel,  Unflsel,  in 
Westpr.  auch  Unnus(8)el,  holl.  onnoozel, 
adj.^  unschuldig,  einfältig,  ungestalt, 
welches  die  ursprüngliche  Bedeutung 
des  Wortes  zu  sein  scheint.  Sche- 
mionek,  26:  Onosel,  Sperber,  32. 
Hennig,  283.    Vgl.  bemussen. 

onndselig,  adj.  u.  adv.j  unsauber, 
schmutzig,  unordentlich;  in  Dzg.  auch 
unnii8(8)lig.  üennig,  283,  hat  das 
hchd.  untelich  schändlich,  einfaltig.  Er 
redet  lauter  unäslich  Zeug^  d.  s.  grobe 
Zoten. 

Ofitfg,  n.,  Unzeug,  s.  Unlust 

Onwedder,  n.,  onweddem,  m.^  s.  Un- 
wetter. 

op,  präp.^  auf.  Op  em^  auf  ihn! 
Hetswort.  Wenn  op^  denn  satt,  Sprw. 
I,  162.  155.  Zusammensetzungen  mit 
ap  suche  unter  auf.  2.  nach:  Man  woü 
tom  Sinndag  op  SuUmien,  zum  Sonntag 
nach  Sullmin.    Dzg.    Bauernep ,  2. 

Opapa,  m.,  s.  Omama. 

öpfel,  plur.  von  Apfel.  Kaufen  Sie 
doch  schöne  Öpfel!    Kgsbg. 


Spperscht,  Spperst,  adj.  u.  ado.,  oberst, 
äuCzersL  öch  war  ommer  der  öpperschte. 
Denn  s§nd  ji  op^t  öpperste  beschfmpt 
Dorr,  1.  Wiew.,  94. 

opstuings,  adv.y  zur  Stunde,  gegen- 
wärtig, jetzt  Sonst  kunn  ji  opsttdngs 
dorcKt  Gitter  kuckelwren.  Dorr,  l. 
Wiew.,  39.  Ji  s§nd  s§lw8t  en  groter 
Haudegen  west^  wenn  ji  uk  opstuings  en 
Fredensmann  8§nd.    Ibid.,  53.  70. 

-or,  Endung,  wird  er:  Assesser ^  Doh- 
teTy  Kanter,  Professer^  Rekter  etc. 

Orate,  j^Zt^r.,  Morgenandachten  in  eini- 
gen Gegenden  Westpreufzens,  welche 
in  der  Adventszeit  des  Mittwochs,  Don- 
nerstags und  Freitags  bei  hell  erleuch- 
teten Kirchen  früh  um  6  Uhr  gefeiert 
werden.    Mewe.     Hintz,  39. 

Orban,  m.  Yom.,  Urban.  H  artwich, 
54. 

Order,  /*.,  das  frz.  ordre.  He  wuM 
partu  nich  Order  parere,  er  wollte 
durchaus  (partout)  nicht  gehorchen, 
auch:  he  umU  rüch  hore^  horche. 

Orduine,  /.,  „eine  Pfeife  von  bieg- 
samem russischen  Holz^.  Er  schlug 
mich  mit  seiner  langen  Orduine  so  ge- 
waltig auf  den  Rücken,  da/z  ich  die 
Schwiele  noch  fühle.    Soph.  R.  VI,  106  £ 

Organist,  m.,  das  Geld,  als  nervus  re- 
rum.  Wo  du  nicht  bist^  Herr  Organist, 
da  schweigen  alle  Flöten — aUe  Pfeifen — , 
da  brummet  keine  Pfeife.  Sprw.  I,  2854. 
Travestie  des  Liedes :  Wo  du  nicht  bist, 
Herr  Jesu  Christ  etc. 

orgeln,  sw.  1.  die  Oi^el  spielen.  2. 
coire.  Im  Augsburgischen  txwn^«.  Bir- 
linger,  365a. 

omdlichy  adj.,  ordentlich. 

Orscheit,  m.,  s.  Ortscheit 

Ort  (o  kurz  und  lang),  m.j  Ecke,  vor- 
stehende Spitze,  äuTzerster  Punkt  In 
die5;em  Sinne  schon  bei  Jeroschin: 
er  buwete  an  des  (gartins)  orte  eine  kirch 


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112 


Ort  —  Osemnnd. 


und  ein  spiUäly  7b.  gip  mir  wäre  totse 
worty  daz  dich  miner  zunge  ort  lobe  mit 
getichte,  Ic.  Pfeiffer,  202.  Oe  als 
Spitze,  lebt  in  den  Ortsnamen :  Bruster- 
ö7%  Landsort  ^  Schwarzort  ^  Steinort. 
Alle  diese  Ortschaften,  deren  Namen 
mit  langem  hellen  o  gesprochen  wer- 
den, liegen  auf  einer  in  die  See  oder 
das  Haff  geheoden  Landspitze.  Pas- 
sarge, Bali.,  156.  Auch  die  Land- 
spitze, welche  durch  zwei  sich  vereini- 
geude  Flösse  gebildet  wird,  heüzt  Ort  (0 
lang).  Vgl.  Birlinger,  365b.  Brem.Wb. 
m,  268.  Schützern,  180.  Dähn., 
339a.  Vilmar,  292.  Frisch  II,  33b. 
Hennig,  175. 

Ort,  Dem.  Ortchen  (beide  0  =  S),  w. 
Vom.,  Dorothea,  s.  DorOt. 

Ortband,  n.,  Metallbeschlag  um  die 
Spitze  einer  Degenscheide.  Hennig, 
175.  Mnd.  orlbant  Mnd.  Wb.  IH, 
239b.    Bei  Dähn.,  339a. 

Ortscheit,  Orecheit»  9n.,  Schwengel  an 
der  Bracke,  kleine  Bracke  über  der 
Gabeldeichsel  für  einen  Einspänner. 
Westpr.  Werder.  Poln.  orczyk;  in  Voc. 
252:    Orschyt  für  das  altpr.  walis, 

Ortsschwager,  pltd.  Ortschwager  (0=o), 
m.,  Zuchteber;  in  manchem  Dorfe  wird 
nur  ein  solches  Tier  gehalten.  Elbing. 
Vgl.  Sprw.  I,  2855. 

Ortstein  (0  =  o),  m.,  s.  Eisensand. 

Ortswftl(e,  /.,  Wune  (ausgehauenes 
Loch)  im  Eise,  End-  und  Wendestelle 
beim  Garnzuge  unter  dem  Eise.  S. 
Winterfischerei. 

tts,  Sse,  Sst  (o  lang),  es,  est,  adj,, 
weifz,  zart,  fein;  von  der  Wäsche,  vom 
Brot,  vom  Mehl,  vom  Teint,  von  der 
Leinwand  etc.  Dat  ös  öset  —  ostet 
Mehl  etc.  So  ös  on  rot  wt  Melk  on 
Bist.  Sprw.  1,684.  Nach  Klein  II, 
39,  in  Danzig  auch  vom  Fleisch^  be- 
sonders   Kalbfleisch,    wenn    es    recht 


weifz  aussieht.  "Von  einem  groben  und 
plumpen  Menschen  sagt  man:  Es  ist 
kein  oser  Bissen  an  ihm.  Hennig,  56. 
174. 

ösbrot,  Ösebrot  (Ö  lang),  n.,  Brot 
aus  fein  gebeuteltem  Roggenmehl,  im 
Gegensatz  zu  Grobbrot  Aus  os  und 
Brot.  Schemionek,  9:  -EßsÄro^.  Vgl. 
Brot  u.  Wecl(. 

Osch,  adj.j  schwer  zu  behandeln,  aasig 
(in  schimpflichem  Sinne),  garstig,  häfz- 
Uch.  Ästiges  Holz,  das  sich  schwer 
spalten  läfzt,  ist  osch.  Ermland.  Ver- 
wandt mit  ai/z  (s.  d.).  Mühling, 
Proben,  435. 

Osche,  Oschft,  Osoher,  Oschelce,  /.,  in 
der  Kindersprache  Grofzmutter.  M  u  h  - 
ling  hat  Osche  u.  Oscher. 

Oschfosch,  m.y  Phosphor. 

Öse,/.,  Dem.  ös'Chen.  1.  Drahtöhr, 
-Ringlein,  in  welches  der  Haken  fafzt. 
Haken  und  Ösen  halten  z.  B.  die  Taille 
eines  Frauenkleides  zusammen.  2.  öhr- 
artige Schlinge  in  Band,  Schnur  oder 
Strick.  3.  Knopfloch.  S.  Einosel.  Im 
Holstein.  Oesche^  in  Hamburg  Oegeske, 
Oeske.  Schütze  HI,  168.  Richey, 
176.  Ahd.  Örd,  mhd.  6re,  6r  Ohr,  Öhr, 
lat.  auris,  lit.  atuiis^  poln.  ucho.  VgL 
Schade,  666b.    Hennig,  174. 

8se,  adv.  u.  adj.^  barsch,  dem  Ge- 
schmacke  nach.  Es  schmeckt  ose.  Müh- 
ling. 

ösebrot,  n.,  s.  Ösbrot 

Oseln,  sto.,  wühlen,  sich  balgend  um- 
herwälzen  und  dabei  verunreinigen.  Se 
speie  (spielen)  öm  Sand  und  dseln  da 
^rommer  (undier).  In  gleichem  Sinne 
auch  Ottern.  beOseln,  sich^  sich  durch 
Oseln  beschmutzen.  Na  Jung^  du  hast 
dich  wedder  gut  beoseU!    Saalfeld. 

Osemund,  mnd.  osemunt^  schwedisches 
Eisen.  15.  Jahrh.  Danzig.  Hirsch, 
257.    Mnd.  Wb.  HI,  242b. 


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Ösen  —  Osterwaßser. 


113 


Bsen,  9W.J  den  Faden  in  die  Öse,  in 
das  Öhr  ziehn,  einfädeln,  gewohnlich 
einosen  (s.  d.).    Hennig,  174. 

Ssen,  9K7.,  den 'Abtritt  reinigen.  Dzg. 
W.  Seidel,  33.  Mnd.  osen  schöpfen, 
ausschöpfen.  Mnd.  Wb.  III,  243  a.  In 
Bremen  ist  Oese  die  Dachtraufe  ohne 
Rinne,  das  unterste  Ende  des  Daches; 
oesen  das  Wasser  ausschöpfcD.  Brem. 
Wb.  ni,  273.  274.  Holl.  ist  oose  ein 
Giefzer,  Giefzschaufel.  In  Bayem  Ösen 
leer  machen,  aufbrauchen,  erschöpfen. 
Schmeller  I,  121;  in  Ditmarschen 
einenBrunnen  reinigen,  Wasserschöpfen. 
Schützern,  161. 

ösfafz,  pltd.  ösfatt,  n.,  schaufelartiges 
Schöpfgefafz  zum  osen,  in  Böten,  auf 
Kähnen;  nach  Schemionek,  26,  Hand- 
schaufel.   Vgl.  PBH. 

Ssnasig  (o  lang),  adj.,  feinnasig,  em- 
pfindlich; von  ÖS, 

OssepQper,  w.,  der  Wiedehopf,  Upupa 
Epops.  V.  Auer.  Klingt  wie  eine 
Korrumpierung  des  systematischen  Na- 
mens. 

öster,  /,  plur.  Östers,  Auster,  Ostrea 
edulü,  Holl  oester,  engL  aister,,  franz. 
huttrey  poln.  ostrzyga,  ost/ryga.  Im  Hol- 
steinschen  Auster,  aber  auch  zäher, 
dicker  Auswurf.  Schütze  lU,  161. 
Hennig,  175. 

Osterblume,  /.,  Wiesenkuhschelle,  PuJr 
satäla  pratensis  MilL    Hagen,  566. 

Osterei,  n.,  Ei,  das  zum  Osterfeste 
farbig  gekocht  wird.  Man  kratzt  den 
Kindern  kleine  Bilder,  Namen,  Sinu- 
spruche  etc.  in  die  Schale,  oder  ätzt 
solche  mit  Scheidewasser  aus.  Volks- 
tümliche Ostereier-Reime  s.  Volksr., 
227,  798.  Nach  Hennig,  176,  sind 
Ostereier  die  Eier,  welche  dem  Pfarrer 
und  andern  Kirchenbeamten  zur  Oster- 
zeit  als  Kaiende  gebracht  werden. 

PrUehbier»  W$rt«rbaob  II. 


Osferfladen,  97».,  Fladen,  der  zum  Oster- 
feste gebacken  wird. 

Osterkalb,  n.,  s.  OsterwoK. 

Osteriakzie,  Pflzn.,  Osterluzei,  Ärisix>- 
lochia  clematitis  L,  Weichseldelta. 
Treichel,  Volksth.  UI. 

Osteiiamm,  n.,  Lamm,  aus  Butter  ge- 
formt, in  liegender  Stellung,  mit  dem 
die  Handelsfrauen  zu  Ostern  umher- 
gehen, um  Gaben  einzusammeln.  Yolks- 
kalender,  95.  In  Bayern  ist  das  Oster- 
Icmblein  Eierkäse  in  Form  eines  Lämm- 
leins, welcher  nebst  den  Ostereiern  etc. 
am  Ostersonntag  zur  Weihe  in  die 
Kirche  gebracht  wird  Schmeller  I, 
126.  Bei  uns,  wie  auch  in  der  Ober- 
lausitz (Anton,  11,  6),  sieht  das  Volk 
das  Osterlamm  in  der  aufgehenden  Sonne 
hüpfen. 

Osterlilie,  /.,  gemeine  Narzisse,  Nar- 
cissus  pseudonarcissm  L.,  weil  die 
Pflanze  zur  Osterzeit  blüht.  Sie  heifzt 
auch  gelbe  Narzisse.  Treichel,  Volks- 
thümliches  IH. 

Osterlinge,  plur,,  alter  Name  für  die 
Bewohner  Preufzens,  als  Volk,  das  ge- 
gen Osten  wohnt.  Hart kn och.  Hen- 
nig, 176. 

Ostern,  n.,  üblicher  Schmackostem 
(s.  d.). 

Österschale,  /.,  Austerschale,  s.  öster. 

Osterwasser,  n.,  Wasser,  das  in  der 
ersten  Ostemacht  vor  Sonnenaufgang 
aus  einem  Flusse  geschöpft  ist.  Es 
wird  aufbewahrt  und  zum  Waschen  für 
das  ganze  Jahr  benutzt.  Es  soll  die 
Schönheit  nicht  allein  erhalten,  sondern 
auch  erzeugen,  Sommersprossen  und 
alle  Ausschläge  vertreiben,  auch  gegen 
alle  Krankheiten  dienen  und  nie  fau- 
len. Dafz  Letzteres  wirklich  der  Fall, 
glaubt  Mühling  entschieden.  Diese 
Wunderkraft   hat  das  Wasser  jedoch 

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114 


Osterwolf  :—  paaren. 


nur  dann,  wenn  bei  dem  EBn-  und 
Rückgange,  wie  während  des  Schöpfens 
kein  Wort  gesprochen  wird;  geschieht 
dies,  so  verliert  das  Wasser  seine  heil- 
same Kraft.  Die  Schöpfenden  werden 
von  Mutwilligen  und  Schadenfrohen  oft; 
auf  harte  Proben  gestellt  Volkskai., 
84.    Hennig,  176. 

^erwolf,  pltd.  OsterwuK,  m.,  grol'zer 
alberner  Mensch;  in  gleichem  Sinne  auch 
Osterkalb,  pltd.  -kalw.     Samland. 

(Milzken,  Ortsn.,  Dorf  bei  Tilsit.  Es 
ist  ein  Osti/zker^  er  hält  den  Mund  offen. 
Er  ist  aus  Osti/zken^  wo  sie  die  lange 
Kobbel  haben.  Man  sagt  den  Bewoh- 
nern des  Dorfes  neckcDd  nach,  dafz  sie 
ehemals  nur  eine  Stute  zum  gemein- 
samen Gebrauch  gehalten.  Sprw.  I. 
2857  a. 

Ostrow,  9n.,  Insel  in  Flössen  u.  Land- 
seen,   Holm;    ebenso    poln.      Westpr. 


Schmitt,  165.  In  Masuren  auch  Halb- 
insel. Gortzitza.  Nach  Sperber, 
38,  Ostruffy  w.,  das  Werder. 

Ostseehering,  m.,  s.  StrBmIing. 

öfzer,  adv.^  als  Beteuerung  in  dem 
Sinne  von  wahrlich  nicht;  von  dem 
hebr.  oswr  verboten.  VgL  Sprw.  I, 
2851. 

Otem  (0  =  o),  m.,  Odem,  Atem. 

Otscb,  m.  Vom.,  Otto.  Sperber, 
23.  Otsche,  Dem.  Otschchen,  w.  Vom., 
Ottilie. 

Ottern,  sw,  1.  erwischen  ^  erlangen, 
erreichen;  aber  auch  stehlen,  öck  heW 
et  endlick  terottert^  ich  habe  es  endlich 
erreicht.  Dat  heß  hei  geottef%  das  hat 
er  gestohlen.  Samland.  2.  s.  v.  a  Sseln 
(s.  d.). 

OtterzHze,  pltd.  OttertBtt,  /.,  Belemnit, 
wie  die  Zitze  der  Euh  gestaltet.  Sam- 
land.   Vgl.  Donneri(eii  u.  Pillerstein. 


P. 


p,  Lippenlaut,  bleibt  anlautend  im 
Plattdeutschen:  Probe  Pr6wy  Paar  Pär^ 
Peitsche  Pitsch;  das  auslautende  (in 
der  Schrift  b)  geht  gem  in  ein  to  oder 
/  über :  ab  a/,  gab  gaf,  Grab  Graf, 
blieb  blew,  grob  grof;  das  inlautende 
bleibt  p  oder  wird  b:  Lappen  Lappe, 
Rippe  Ribbe,  doppelt  dobbelt  Lehmann, 
Volksmund.,  29. 

paar,  pltd.  par  {a  =  a),  adj,  u.  adv.y 
paarweise,  gleich,  in  gerader  Zahl;  im 
Gegensatze  zu  unpaar,  Spiel  um  die 
Zeche:  Paar  oder  unpaar f  in  betreff 
von  Geldstücken,  Schwefelhölzchen  etc., 
welche  man  ungezählt  ergreift.  Für 
Liv-  u.  Estland  Hupel,  166.  Sall- 
mann,  50b. 

Paarchen,  pltd.  Parke  (a »  a),  n.   1. 


Pärchen.  Sie  ist  von  einem  Paarchen 
entbunden  worden,  On  schenk  en  Poorcke 
ju  op  one  hole  Huhpe,  Carm.  nupt  III, 
77  d.  2.  Brautpaar.  Ich  alter  Narr 
dachte,  das  müfzte  und  mufzte  ein  Pahr- 
chen  werden.  Soph.  R.  Ü,  454.  Was 
unrd  denn  also  aus  euch  beiden  werden  f 
Ein  Pahrchen,  wie  ich  hoffe.  Ibid.  III, 
167.  Damit  dies  ein  Pahrchen  werdef 
Ibid.  IV,  346.  Es  hätte  das  können 
ein  gliickliches  Pahrchen  werden.  Ibid. 
V,  146. 

Paarchentopf,  m.,  s.  Paartopf. 

paaren,  sw,,  paarweise,  je  zwei  und 
zwei,  zusammenthun.  Paaren,  wie  der 
Bauer  die  Drosseln,  Die  Drosseln  wur- 
den früher  nur  paarweise  zum  EAuf 
angeboten,  wobei  stets  eine  grofze  und 


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Paarsemmel  —  Pademdonnek. 


115 


eine  kleine  zusammengebunden  war. 
Kgsbg.  sich  paaren^  sich  paarweise 
ordnen;  sich  geschlechtlich  zu  einem 
Paare  verbinden,  verloben,  verehelichen. 
Steit  frie^  dat  eck  en  Dangs  na  miener 
Buurart  hömpelf  Sa  fraagd  eck  erseht^ 
dama  paard  eck  mie  met  der  Greet 
Carm.  nupt  I,  282.  16.  Ehrwürdiger 
Bräutigam^  der  sich  heut  paaren  kann. 
Ibid.,  I,  120.  Die  Vögel  paa/ren  sich. 
Kinder^ paart  jü !  Sprw.  I,  2859.  Hen- 
nig, 178,  hat  die  Redensart:  Er  ist 
heute  nicht  gut  gepaart^  ist  bei  übler 
Laune,  mürrisch  u.  unfreundlich. 

Paarsemmel,  /.,  Semmel,  Weil'zbrot, 
aus  zwei  Stücken  zusammengesetzt,  die 
durch  Bruch  sich  leicht  teilen  lassen. 
Bock,  41.    S.  Pftmel. 

Paartopf,  auch  Paarchenfopf,  pltd.  Par- 
topp,  Parketopp  (pltd.  a=^ä)y  m.,  irde- 
ner Doppeltopf  mit  Bügel,  worin  das 
Essen  den  auswärts  Arbeitenden  zu- 
getragen wird.  Samland.  Saalfeld.  Dzg. 
Nhg.     Viol^t,  164.     Sperber,  23. 

Pachin',  /.,  Marke,  welche  Chaussee- 
oder Bahnarbeiter  zur  Bestreitungaugen- 
blicklicher Bedür&isse  als  Yorschuiz- 
zeichen  auf  ihren  Arbeitslohn  erhalten. 
Sperber,  42. 

Pacbiner,  ^.,  Bettler,  Landstreicher. 
Sperber,  42. 

Pachlander,  m.^  Diener,  der  auf  dem 
Gefährt  hinten  aufsteht;  von  dem  poln. 
pachol§  Bedienter,  Aufwärter,  Bursche. 
Schmitt,  Westpr.,  166. 

Pachthofmann,  -hömann,  m.^   s.  Hof- 


Packamor,  m.,  8.  Pakmör. 

Packttche,  /.,  Bagage;  von  lack  in 
doppelter  Bedeutung:  Gepäck;  Gesin- 
del, Pöbel.  In  Zusammensetzungen: 
Huren-y  Schelmenpackd^che. 

PackmAr,  m,,  s.  Pakmftr. 

Packrant,  /.,    die  Böschungslinie  im 


Boden  des  kurischen  HafFes,  ehemaliges 
Haffufer;  auch  (zwischen  Memel  und 
der  Windenborger  Ecke)  Krantas,  m. 
Nach  Nsslm.,  Wb.  223b,  ist  lit  kran- 
tas Rand,  Ufer  eines  Flusses,  nicht 
des  Haffes  oder  der  See;  pakrantas  « 
Stelle  oder  Gegend  am  Ufer.  S.  Be- 
necke, 223. 

Padde,  /.,  nach  Sperber,  23,  eine 
Art  Frosch;  nach  Treichel  in  Westpr. 
Frosch  überhaupt.  In  Ostpr.  heifzt  der 
Frosch  allgemein  Pogge  (s.  d.). 

Paddelboot,  n.,  Boot,  das  durch  Pad- 
deln bewegt  wird,  Räderboot,  dessen 
Schaufeln  durch  die  Hand  gedreht  wer- 
den. 

paddeln,  sw.  1.  mit  kurzen  Schritten 
gehen,  trippeln,  watscheln.  Im  Brem. 
padjen^  putjen^  im  Osnabr.  padken  mit 
kurzen  Schritten  laufen;  Päd  Fufzsohle. 
Brem.Wb.  III,  279.  Lit.  pddas,  lett. 
pehda  Fulzsohle,  Fufz,  altpr.  peadey 
Socken.  Voc.  482.  Nsslm.  Th,  122. 
Danneil,  150b,  bezeichnet  als  Stamm 
Päd  (Pfad),  das  Weg  und  Wasser  zu- 
gleich bedeutet,  bepaddeln,  betreten, 
tretend  beschmutzen,  verpaddeln,  zer- 
paddeln,  durch  Paddeln  etwas  zertreten, 
zerstören.  Die  Hühner  —  die  Hunde 
verpaddeln  die  Beete,  Die  Stube  voU- 
paddeln^  mit  dem  Schuhwerk  Schmutz 
hineintragen«  2.  im  Wasser  gehen  oder 
hantieren,  plätschern.  Badende  Knaben 
paddeln  im  Wasser.  Bock,  39.  Hen- 
nig, 176. 

paddeln,  peddeln,  sw.y  treten;  begattend 
treten;  coire.  In  Westpr.  auch  pedden. 
Ein  dreger  Hahn  paddelt  göt  Dat  die 
de  Hahn  hackt  on  de  Hang  (Henne) 
paddelt.  Sprw.  I,  1445  f.  Die  Enten 
peddeln  sich.     Vgl.  das  vor. 

Pademdonnek,  m.,  Fulzfall.  Eorrump. 
aus  dem  poln.  upadac  do  nög  einen 
Fufzfall  thun.     TreicheL 

8* 

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116 


padolscli  —  Pakulks. 


padölsch,  podötecby  oc^'.,  ungeschickt, 
schwerfällige  uDgefagig,  grofz  u.  plmnp, 
linkisch.  Ein  padoUacher  Kerl  bi 
Mecklenburg  p^do&cA.  Mi,  62b.  Von 
podolüch,  aus  Podolien  stammend:  po- 
dolüche  Ochsen, 

paffelhaftig,  adj.  n.  adv.  .  .  .  sehet  aufs 
genaueste^  obs  mügUch  sei  noch  zur  Zeit, 
da/z  man  so  genau  und  geuns  den  Effec- 
tum  oder  das  Gewitter  (Wetter)  treffen 
konne^  ah  wol  mancher  ihm  (sicli)  pafel- 
hafftig  einbildet,    Linem.,  D4b. 

paffen,  sw.^  wiederholt  einen  Paff 
(Knall)  hören  lassen,  knallen;  schnell 
und  hörbar  rauchen.  In  der  Verstär- 
kung paffzen.  Er  paffzt  die  ganze  Stube 
voll,  der  starke  Raucher,  der  scherz- 
weise Paffzer  genannt  wird.  Hennig, 
176. 

Paise,  /.,  s.  Peise. 

Pajatz,  Pojafz,  nach  Sperber,  44, 
auch  Pujafz,  m.,  Bajazzo,  Clown,  Hans- 
wurst. Jetzt  komm  ich^  sagt  der  Pajatz 
—  auch  mit  dem  Zusätze:  und  springt. 

pajen,  sw.^  bepajen,  mit  grofzen,  un- 
förmlichen Händen  jemand  über  das 
Gesicht  fahren.    Elbinger  Ndrg. 

päkem,  sw,,  s.  pekem. 

Pakmör,  Packmör,  Packamor ,  in  Ur- 
kunden Podkamor^  Potkamo7\  m.,  Amts- 
diener, Kämmerer  auf  den  ehemaligen 
Amtshöfen,  der  im  Amtsbezirke  die 
niedere  Polizei  ausübte,  die  mündlichen 
und  schriftlichen  herrschaftlichen  Be- 
fehle auf  den  Dörfern  bekannt  machte, 
Gerichtsdiener,  Landreiter.  Lit.  paka- 
mörCy  vom  poln.  podkomorzy  Unter- 
kämmerer, nach  Mrongo V.  I,  345a, 
wohl  nicht  genau  Kämmerer,  Kammer- 
herr. Toppen,  Altpr.  M.  IV,  141, 
bemerkt,  dafz  auf  die  beiden  Formen 
Podkamor  und  Packamor  sich  die  be- 
kannten Familiennamen  Puttkamer  und 
Packmohr  stützen.    Nsslm.  Th.,  134; 


Wb.  276a.    Pierson,  A.  W.,  34.    Der 

packmohr^  da/z  ist  der  kmdtreuter.    Aus 
1520.    Grünau,  Prlz.  Chron.  XHI,  4. 
§  3.    (In  der  gedruckten  Ausgabe  von 
Perlbach  steht,    S.  627,   im   Texte, 
wohl  infolge  falscher  Lesung,  „landt- 
rickter^y   in    der    Note    „landtreuter^,) 
Der  Hochmeister  Ulrich  von  Jungin- 
gen zahlt  zu  Wohnsdorf :  „/7  scot  dem 
packamar^^  desgleichen  in  Barten  „//77 
scot  dem  potkamor'^  und  bei  Leunenburg 
y^Ifirdung  dem  poikamor  mit  synem  com- 
pan,""  1409.    Treslerbuch,  275d.  276a. 
Es  soll  ihnen  (den  Litauern)  zu  ihren 
Verlobnissen  nicht  mehr  als  eine  Tonne^ 
zu  den  Hochzeiten  aber  nur  vier  Ton- 
nen Aüaus  zu  brausen  und  auszutrinken 
verstattet  sein.    Darauf  denn  die  Land- 
Schoppen    durch    die    Pakmohren    gute 
flei/zige  Aufsicht  haben  sollen.    Inster- 
burger  Kirchen- Visit-Ordng.  H  en  n i  g , 
177.      In    Pisanskis    Nachtr.    Park- 
mohr  Landesbote,    der  von  der  Herr- 
schaft  mit  Briefen    verschickt   wurde. 
Es  wird  ihrer  und  der  ihnen  zu  ver- 
schaffenden öffentlichen  Sicherheit  ge- 
dacht in  der  Willkür,  die  unterm  Hoch- 
meister Conrad  von  Jungingen  abgefafzt 
wurde.     Pr.  Landr.  von  1685,  Lib.  I, 
Tit.  I,  §  1,  wo  sie  Packmohren  heilzen. 
Vgl.  Freigut 

Pakulks,  Pakuls,  Pokul8,  Pokulks,  auch 
Pikeilus,  m.  In  diesen  Formen  lebt 
noch  das  altpr.  pycuU  Hölle  (Voc.  10), 
pickuls^  Gen.  pickuUas  Teufel,  lit  pg- 
kulas  Zorngott.  Bock,  45:  Man  höret 
noch  zuweilen  aus  dem  Munde  der  ge- 
meinen  Leute:  Der  Pokuüks  (Pokuls) 
toird  dich  nicht  holen.  Aus  Korkehnen 
im  Samlande  erhielt  ich  die  Redensart: 
HoFs  der  Pakulks.  Sprw.  H,  1225. 
Auch  hört  man  an  einem  Unglücks- 
tage: Hü' de  regert  de  PakuU.  Heß  m£ 
denn  nu  de  Pokulls  Hia  na  Schoppen^ 


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Pakullas  —  Palme. 


117 


pöUgedroffef  Volksl.,  67,  44, 10.  Nach 
Sperber,  41:  Der  PikeUus  kommt. 
Man  schreckt  mit  diesem  Rafe  die 
Kinder;  in  der  Weihnachtszeit  ver- 
kleidet man  sich  in  vielen  Gegenden 
als  PikeUus^  um  die  Kinder  zur  Artig- 
keit zu  mahnen.  Auch  Gortzitza 
kennt  aus  seiner  in  Neidenburg  ver- 
lebten Kinderzeit  den  PikeUus  {Pik- 
jeUus)  als  Knecht  Ruprecht. 

PakullaSy  m.^  ein  aus  Klunkern  ge- 
drehter Strick.  Mühling.  Lit.  pd- 
kullay  gew.  im  plur,  pähUlos  grobe 
Hede ,  Schwingeihede ,  Klunkern. 
Nsslm.  Wb.,  208b. 

PakulSy  m.,  s.  Pakulks. 

Päl,  Dem.  Pälchen,  pltd.  Pälke,  n., 
Pfühl,  Kopfkissen  für  zwei  Personen. 
In  Bremen  Pöl^  angs.  pyle,  engl.  piUow^ 
holL  peuluw.  Brem.  Wb.  HE,  351.  In 
Pommern  Pal  u.  Pol,  Dähn.,  342a. 
Hupel,  169:  Pe/Ue. 

palabinken,  sw.^  den  Trank  segnen. 
Nadrauen:  pdioftmft?.  Vgl.  das  Genauere 
bei  Pierson,  Matth.  Prator.,  52.  150b. 
Kaum  dass  er  einen  Schluck  gethan^ 
hebt  er  wieder  an  zu  palabinken  i,  e. 
den  Trunk  zu  segnen  und  zu  beten. 
Ibid.,  53. 

Pälchen^  m.  u.  n.,  s.  Pälke. 

Paicbenkuchen,  m.,  Kuchen  für  ein 
Pälchen  (s.  Pälke). 

palern,  sw.,  reden^  schwatzeu.  Einem 
etwas  vorpcdem.  Mnd.  palleren  parlie- 
ren, frz.  parier.    Mnd.  Wb.  III,  294  b. 

Palttsch,  /.,  s.  Politsch. 

Palke,  /.  1.  Prügel,  Stock,  Knüttel; 
von  dem  poln.  paika  Keule,  Schlägel, 
Knüttel.    Flatow.     Schmitt,  108.    2. 

a.  Palken  y   «n.,    grofzes    and    einzelnes 
Stück,  ein  Grofzes.   Das  ist  ein  Palken. 

b.  plur.  von  1,  längliche  Spielmarken, 
die  nur  1  Point  gelten.     Treichel. 

Paike,  Pälchen,  PUke,  PBIke,  PSIchen, 


PBIcher,  7n.,  ehemalige  Kupfermünze, 
2  Pfennige  an  Wert;  in  Preufzen  und 
Polen.  Vgl.  Erl.  Pr.  V,  282.  Öck  heW 
noch  en  kromnC  Pelke,  Dat  wöll  öck 
gewe  dL  Kromni  Pelke  ös  to  wenig,  E 
Groschke  ös  to  vel!  Volksr.,  238,840. 
Die  Bäcker  sollen  ein  Pfund  Speisebrodt 
um  einen  Pelchen^  zwey  Pfund  aber  um 
einen  Ghroschen  geben  und  verkaufen. 
TaxorduuDg  vom  J.  1633.  Hennig, 
190.  Lit.  peVÜcas,  pellkis;  nach  Hen- 
nig poln.  pidki  (bei Mrongo vius  nicht 
zu  finden).  Nsslm.  Forsch.  2;  Th., 
123.  Pierson,  A.  W.,  31.  Vgl.  Drei- 
pBIcher. 

Pälke,  plur.,  nach  Mühling  über- 
jährige Schweine. 

Pälkekuchen,  m.,  s.  Pälchenkuchen. 

Pälkelicht,  n.,  Licht,  das  1  Pälke 
kostet,  jedes  dünne  Talglicht  überhaupt. 
Er  giebt  keinem  Deiwel  ein  Pälkelicht, 
er  ist  sehr  geizig.  Er  ist  so  dünn  wie 
ein  Pälkelicht.     Sprw.  I,  1068.  670. 

Palken^  m.,  s.  Palke. 

Pälkenagel,  m.,  Nagel,  der  1  Pälke 
kostet.    S.  Klammspeicher. 

Päiketopf,  m,  grolzer  Topf.  Der  Vor- 
satz ist  hier  wohl  nicht  Bestimmung 
des  Preises,  sondern  unbestimmte  Be- 
zeichnuDg  der  Gröfee.    Marold. 

Pälkezwerg,  m.,  Zwerg  (s.  Dwarg), 
der  1  Pälke  kostet. 

Pftikom,  n.,  Rundgetreide. 

Palmchen,  n.,  Knöterich,  Polygonum 
Orientale  L.    Weichseldelta.   Treichel, 

Voiksth.  m. 

Palme,  /.,  Zweig  der  Salweide  (Sa- 
lia  caprea  L.)  mit  Schäfchen,  Blumen- 
kätzchen, welcher  in  Stelle  des  wirk- 
lichen Palmenzweiges  am  Palmsonntage 
vom  Priester  geweiht  wird  (Ermland); 
auch  das  Schäfchen  allein.  Wer  am 
Palmsonntage  nüchtern  drei  (Sperber, 
23:  neun)  solcher  Palmenschäfchen  ganz 


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118 


Palme  —  pämeln. 


verschluckt,  ist  fCLr  das  folgende  Jahr 
gegen  das  kalte  Fieber  geschützt.  S. 
Treichel,  Volksth.  IH.  Um  die  Pal- 
men für  den  Palmsonntag  zu  haben, 
stellt  man  Weidenzweige  in  Wasser 
auf  den  wannen  Ofen.  In  Bayern  der 
Palm.     Schmellerl,  281. 

Palme,  /.,  Fischn.,  Barbe,  Cyprinus 
barbus  L,  (Barbus  ßuviatilis  Cuv.).  Gu- 
ber.    Mühling. 

Palme,  /.,  s.  Palwe. 

pftisch,  Zuruf  an  Zugvieh,  wenn  es 
rechts  gehen  soll.     Gumbiunen. 

Palte,  /.,  gew.  plur.  Palten,  kantige 
Rasenstücke.  In  Hamburg,  im  Hol- 
steinschen,  in  Pommern  sind  Palten 
abgerissene  oder  abgeschnittene  Lap- 
pen, Stücke,  z.  B.  vom  Kleide,  vom 
Brote,  vom  Fleisch.  Richey,  180. 
Schütze  in,  188.  Dähn.,  343a.  Im 
Gottingenschen  Palten^  Palken^  w.,  eine 
groGze  Schnitte,  ein  groJ'zes  Stück. 
Schamb.,  151a.  Vgl  Kampe  u.  Pal- 
ken2, 

Paltrock,  w.,  grober  Überrock,  Regen- 
rock, mnd.  palt-y  pakrock.  Mnd.  Wb. 
III,  295  b.  Das  Brem.  Wb.  lU,  287, 
erinnert  an  das  lat.  paUa  langes,  wei- 
tes Oberkleid,  Mantel.  Dähn.,  343a, 
erklärt:  Rock  mit  Falten.  Hupel, 
167. 

PaltrockwindmUhle,  /.,  Windmühle,  die 
sich  vollständig  auf  Walzen  dreht,  die 
auf  einem  gemauerten  Eranzfundament 
auf  Bohlen  gehen.  Ich  beabsichtige 
meine  neue  Paltrock^  Windmühle  nebst 
12  Morgen  Land  etc.  zu  verkaufen. 
Kirchdorf  Orlowen^  Kr.  Lötzen.  Kem- 
mesies.  Egsbg.  Allg.  Ztg.  vom  12.  April 
1882.   Beilage. 

Palwe,  /.,  ürland,  Heideland,  mit 
moosigem  Gras  und  oft  noch  mit  nie- 
drigem Gestrüpp,  meist  Kaddig,  be- 
standen, nur  als  (dürftige)  Viehweide 


benutzbar.  Den  Charakter  der  „aus- 
gerodeten Waldfläche"  (Nsslm.)  zeigt 
die  Pahoe  wohl  höchst  selten.  Nament- 
lich reich  an  Palwen  ist  das  Samland. 
Gebauer,  Kde.,  8.  Bock,  Nat.  III, 
767.  Hennig,  177,  hat  in  erster  Reihe 
Palme,  welcher  Name  gegenwärtig  fiir 
Palwe  nicht  mehr  gebraucht  wird,  je- 
doch in  Ortsnamen  noch  lebt:  Palm- 
nicken im  Kr.  Fischhausen,  früher  Pal- 
weniken  d.  i.  Leute  auf  der  Palwe; 
Palmnicken  heifzt  auch  ein  Etablisse- 
ment bei  Fürstenwalde  in  Brandenburg. 
Hoppe,  Altpr.M.XV,  582.  Pierson, 
Altpr.  M.  Vni,  367,  weist  auf  lett.  piawja 
Wiese  hin;  Passarge,  Balt.,  29,  auf 
püvis  Moorerde;  Nsslm.,  Forsch.  3, 
auf  poln.  pohwy,  russ.  polewyi^  adjek- 
tivische Ableitungen  von  pole  Feld, 
Ebene,  später,  Th.,  118,  auf  kslav. 
pljewq,  pljetiy  poln.  plewig,  plewic  aus- 
roden, jäten,  kslav.  pljewelü,  russ.  pU- 
web/,  plur.  Unkraut. 

Palze,  /.,  Zehe,  poln.  palec,  plur. 
palce.    Sperber,  39. 

Pftmel,  Pommel,  /.,  Dem.  Pamelchen, 
Pdmelkcy  Semmel.  Nach  Bock,  40, 
Brot  aus  Weizen  und  Butter,  welches 
entweder  in  Reihen  an  einander  ge- 
backen (also  Senmiel)  oder  auch  stück- 
weise verkauft  wird.  Schemionck, 
29:'  Pohmel  Butterstriezel  mit  Rosinen. 
Pdmel  dürfte  eine  Zusammenziehung 
aus  Paarsemmel  sein.  In  Pommern 
ebenfalls  Semmel.  Dähn.,  343a.  Kin- 
derreim: Puschpusch,  min  Käterke,  wo 
wärscht  duf  „Ön  Qrofzmuttersch  Kä- 
merke^.  Wat  deedst  du  daf  y^Eet  seete 
Melk  mot  Pdmelke.''  Volksr.,  31,  119. 
De  Kenik  trunk  just  ZeffraJmsthee  (Thee 
mit  etwas  Saffran  gemischt)  on  ds  en 
Pohmel  derzu.    Schaltj.,  3,  7. 

pftmeln,  (a  auch  =  ä),  sw.,  mit  vollen 
Backen  kauen,  essen. 


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pämmeln  —  Pankedorf. 


119 


pammelny  sw.^  zimperlich  thun,  sich 
zieren;  verzärteln,  verwöhnen.  Wenns 
(das  Aufgebot)  die  ganze  Gemeine  mit 
Ohren  gekört  hat:  was  hilft  das  päm- 
melnf  Soph.  R.  III,  220.  Sorglose  Er- 
ziehung und  das  Pämm^ln  und  Hät- 
scheln der  Weiber  thut  dazu  (daiz  die 
Empfänglichkeit  fiir  den  Schmerz  mit 
den  Jahren  wächst)  viel.  Ibid.  lY, 
337. 

pammlichy  adj.,  dicht,  dick,  voll.  Da- 
foT  es  sien  Bart  uck  pammUch^  Dei  er- 
sett  dem  käle  Kopp,    Nowack,  11. 

Pampe,  Pampel,  /.  u.  m.,  Farns,  m,, 
Brei,  dickes  Mus;  dicke  Suppe,  Breii- 
ges überhaupt  Die  Erbsen('Suppe)  sind 
heute  eine  Pampe.  Et  ös  reiner  Pams. 
In  Bayern  Pampf^  m,  Schmeller  I, 
285.  S.Sperber,  23.  Danneil,  151b. 
Mi,  61a. 

pampelig,  adj.^  breiartig,  weich,  dick- 


PampelmQSy  /.,   dicke  Mus,   s.  v.  a. 


paropeln,  sw.  1.  zur  Pampe  machen, 
feste  Speisen  mit  flQssigen  mischen, 
mengen.  Brot  in  die  Suppe  pampeln^ 
einbrocken.  Semmel  oder  Kuchen  ein-- 
pampeln^  in  den  Kaffee  oder  Thee  tau- 
chen. Bock,  40.  Hennig,  177. 
Schemionek,  26.  2.  viel  essen;  dies 
jedoch  gewöhnlicher  pampsen  (s.  d.). 
3.  verstärktes  ampeln:  im  Schmutz  pam- 
peln.    Vgl.  paddeln. 

pampsen,  mo.,  viel  essen;  einstopfen: 
zunächst  in  den  Magen,  aber  auch  in 
Tasche  oder  Sack,  dann  einpampsen. 
Lit  Wurzel  pamp  schwellen,  papampu 
ich  schwelle  auf.  Pierson,  Lit.  Aeq., 
9.  In  Bayern pamp/^m  stopfen.  Schmel- 
ler I,  285. 

Pampssattely  Pamssattel,  m.,  ordinärer, 
hochgepolsterter  Sattel,  lit  pampsas. 
Vgl.  das  vor. 


PampQiche,  PapOiche,  /.,  grofzer  Filz- 
schuh, Eggenschuh  (s.  Egge),  beque- 
mer und  warmer  Hausschuh  überhaupt. 
Schemionek,  26:  Pammpuhsen.  Poln. 
paptU,,  plu/r,  papu^cie  Oberschuh;  in 
Bayern  Papotschen^  ungar.  papvts  (por 
putsch),,  im  Holsteinseben  Pampu^hers^ 
plur.  Schmeller  I,  291.  Schütze 
n,  188. 

Pams,  m,  8.  Pampe. 

Pamssattel,  m.,  s.  Pampssattel. 

Pamuchel,  m,,  Dorsch,  s.  DBscb. 

panibratsch,  adj,^  s.  panjebratsch. 

Panitschken^  n.,  Herrchen.  T reich el. 
Im  Fr. -Poln.  panic  junger  Herr. 

panjebratsch,  panibratsch,  adj.,  ver- 
traut, familiär,  du  und  du  sein,  sich 
gemein  machen.  Er  ist  mit  allen  gleich 
panjebratsch.  AusMem  poln.  za  panie 
bracie  z  Jwm  bic  mit  jemand  vertraut, 
wie  Bruder  und  Bruder,  leben;  bracie 
sich  verbrüdem,  Brüderschaft  machen, 
pan  Herr.  Mrongov.  I,  320a.  Sper- 
ber, 39. 

Pank,  n.,  grofzes  StQck,  z.  B.  Brot, 
Ladung  Stroh,  Holz.     Treichel. 

Panke,  n.,  plur.  Panken^  Herrchen. 
In  Masuren  Anrede  für  den  Hausherrn. 
Aus  dem  poln.  pan  Herr,  mit  der  pltd. 
Dem.-Endung  ke.  In  dieser  Bedeutung 
hat  auch  die  Bezeichnung  der  kleinen 
westpreufz.  Edelleute  als  Panken  ihren 
Grund.  Droysen,  Leben  Yorks!,  5: 
Pancken,  Hintz,  114.  Nach  Sper- 
ber, 39,  Panie^  Herr,  als  scherzhafte 
Anrede  auch  bei  den  Deutschen  der 
halbpolnischen  Gegenden  gebräuchlich. 

Pankedorf,  n.,  Dorf,  dessen  Areal 
Pankeherren  besitzen.  Es  zerfallt  in 
zahlreiche  kleine  Anteile,  die  je  als 
besondere  adliche  Güter  in  dem  betr. 
Hypothekenbuche  eingetragen  stehen. 
Diese  Anteile  haben  oft  kaum  die  Grölze 
eines  Bauernhofes.    Pankedorfer  findet 


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120 


Pankeherr  —  P&pesacL 


man  in  Eassuben,  speziell  in  den  Krei- 
sen Neustadt,  Eartbaus,  Berendt,  Star- 
gard,  Eonitz  und  in  Pommern  hinein 
bis  Bütow.     Mühling. 

Pankeherr,  m.,  wörtlich  Herrchenherr, 
kleiner  westpr.,  namentlich  kassubischer 
Edelmann,  oft  so  ärmlich,  dafz  er  selbst 
auf  seinem  kleinen  Besitztum  mitar- 
beiten muüz  und  seine  Einder  die  Herde 
hüten.  Erwachsen,  dienen  viele  Ein- 
der der  Pankeherren  als  Knechte  und 
Mägde.  Daher  das  kassubische  Sprich- 
wort: Ich  bin  Herr  und  du  bist  Herr, 
wer  wird  aber  die  Schweine  hüten,  ja 
pan  i  ty  pan,  akto  z  nas  b§dzie  Zwirne 
paslf  Mrongo V.  I,  320a.   Vgl.  Panke. 

pankritsch,  adj.y  listig;  schadenfroh; 
engherzig.     Saalfeld. 

panknitt,  o^^'.,  bankrott. 

panksen,  sw,^  dumpf  tönen  bei  einem 
Stolze  oder  Schlage;  schallnachahmend. 
Das  pa/nkste  man  so!  Poln.  p§kac  knal- 
len.    Treichel. 

Pann,  Panne,  /.,  Pfanne.  Altpr.  pant- 
weko  Tiegel  (Voc.  352). 

pannkefett,  adv,^  aus  fetter  Pfanne. 
Pannkefett  leben^  schmausen,  viel  drauf- 
gehen  lassen,  schwelgerisch,  verschwen- 
derisch leben.  Auch:  Pannkefett  spie- 
len. Sprw.  I,  2356.  In  Hamburg  und 
Bremen  bankefett  speien  schmausen^ 
lustig  drauf  los  zechen.  Richey, 
355.  Brem.  Wb.  I,  48.  In  Hessen 
Pännchen  fett.  Vilmar,  294.  Weitere 
Znsammensetzungen  mit  Pann«,  Pannke^ 
s.  unter  Pfanne  etc. 

Panse,  ?n.,  erster  Magen  des  Rind- 
viehes; verächtlich  auch  vom  Men- 
schen: Hei  mot  den  Panse  ömmer  voU 
hebbe. 

Pant,  Pante,  lit.  j?anto,  /.,  Verbindung 
von  zwei  Säcken  oder  Wentem.  Je 
nach  den  Fischen,  die  mit  der  Pant 
gefangen  werden,  giebt  es  Aal-,  Hecht- 


u.  Schnäpelpanten.  Nach  Sperber,  23, 
ist  Pante  der  Stock  an  der  Lachswehr. 
Vgl.  Sack  u.  Wenter. 

Pantoffelwerfen,  n.,  s.  Schlorrchen- 
schmeilzen. 

Panisack,  m.,  s.  v.  a.  Pant^  Pante. 

Pantsche,/.,  pantschen,  sw.^  s.  Patsche. 

Pap,  pltd.  Pap  (a  =  a),  w.,  Geist- 
licher, Pfaffe.  De  Pap  es  e  Vaterunser- 
krämer.  Jerrentowitz.  Wenn  de  Pap 
lachtj  es  en  de  Hell  Jahrmarkt.  Dzg. 
Nhg.  Sprw.  1,2862.  DaliggtdeDreck, 
säd  de  Pap  on  let  dat  Kind  falle.  Ebda., 
2435. 

Paparz,  Pflzn.,  WurmfEum,  Pdystir 
chum  filix  mas  Rth.^  poln.  paprocz^ 
^t. papa/rtis.  Hagen,  1098.  Treichel, 
Volksth. 

Pap^ngelchen,  n.,  Reim  wort  zu  Enr- 
gelchen:  Engelke  Papengelke^  Wer  wat 
göfft  08  Engelke  ^  Wer  nuscht  göft,  ös 
Diewelke!  Engelchen  Popengelchen  etc. 
Volksr.,  93,  393.  394. 

pftpem,  sw.  1.  plappern,  schwatzen. 
Davon  Gepftper,  n.  Paper  paper!  wcts 
ist  das  gesagt?  Soph.  R.  IV,  93.  Pa- 
per^ Paper,  lederne  Weisheit!  Ibid.  V, 
11.  Wccs  Herr  Puf  das  Paperpaper 
der  Gänse  nennt  Soph.  R.  V,  481. 
Dafz  man  ihnen  vom  hübschen  jungen 
Bräutigam  vorpapert.  Ibid.  VI,  418. 
Julchen,  wie  wirst  du  also,  alles  dies 
Gepaper  kurz  zusammengefafzt,  deine 
Kinder  erziehen?  Soph.  R.  H,  410.  2. 
Nach  Mühling  im  Ermlande:  betteln, 
bitten. 

Pftpersch,  auch  PapSrflfige,  Papfirflie- 
gen,  plur.y  ganz  kleine  Mucken.  Sam- 
land. 

Pftpesack,  m.,  Pfaffensack.  Pdpesack 
hat  keinen  Bodden.  Päpensa^ck  on  Mei- 
lers Mät  waren  nich  voU.  Vgl.  Sprw. 
I,  2899  f.  Paupesack  wat  nimme  satt. 
Eonitz. 


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Papke  —  Pardel. 


121 


Papke,  Pupke,  m.,  Wasserhuhn,  s. 
Hurdel. 

Pappe,  /.,  Einderbrei,  Mus,  womit 
man  kleine  Kinder,  denen  die  Mutter- 
milch versagt  bleibt,  ernährt.  Ital. 
papa,  engl,  pap^  in  Bayern  Papp^  m. 
Schmellerl,  290;  in  Hessen  Papp^ 
Bapps^  Piraps.  Vilmar,  294.  Anton, 
3,  6.    Mi,  61b. 

päppeln,  sw.y  viel  sprechen,  ungereimt 
und  sinnlos  sprechen,  unverstaadlich 
sprechen.  Actij  pappel  nicht!  Er  päp- 
pelt in  einem  fort.  Hiervon:  Gepappel, 
n.  In  Bayern  noch:  pappelen^  pappem. 
Schmeller  I,  290.  In  Posen  auch 
popeln.  Bernd,  199.  Danneil,  152a. 
Mi,  61b.     Vgl.  pdpem. 

Pappelpoten,  plur.^  s.  Poten. 

pappen,  9w.  1.  ein  Kind  mit  Pappe 
speisen.  Ebenso  päppeln.  Das  Kind 
majz  auf  gepappt  (Hennig,  177),  auf- 
gepäppelt  werden^  es  erhält  keine  Mut- 
termilch, wird  mit  Pappe  genährt.  2. 
ein  Greschwar  pappen,  es  durch  warme 
Umschläge  von  Pappe,  Grützbrei  etc. 
erweichen.  3.  essen.  Pappe  goty  ddne 
nusckty  essen  gut,  thun  nichts.  Sprw. 
1,  2864.  Papp'  BrStke  mot,  Üz  das  (in 
die  Milch)  gebrockte  Brot  mit.  Vgl 
TiitU. 

P^yphahn,  m.,  Silbermünze,  8  poln. 
Groschen  an  Wert  (20  alte  Pfennige). 
Westpr.  Thorn. 

Pappstoffel,  m.,  ungeschickter,  unbe- 
holfener, eckiger  Mensch,  Stoffel  (Chri- 
stoph), der  eigentlich  noch  gepappt  wer- 
den müTzte.     Treichel. 

papsten,  au?.,  cacare.  Einen  Papst 
setzen.    Treichel. 

PapOiche,  /.,  s.  PampOiche. 

Paradies,  n.,  preu/zischesy  ehemals  die 
Pillauer  Halbinsel.  Ist  aber  irgendwo 
eine  angenehme^  und  mit  unzehlichen 
Veränderungen   ausgeschmückte  Gegend 


in  Preufzen  anzutreffen;  so  ist  es  die, 
in  einem  Haken  von  zwey  Meilen  be* 
griff ene  HaJh-Insuly  welche  den  Weg  von 
PiUau  nach  Fischhatcsen  ausmachet. 
Nicht  nur  die  unvergleichliche  Lage  die- 
ser Oegendy  sondern  auch  der  ÜAerflufz 
aller  Sinn  und  Oemüth  ergetzender  Dinge 
rechtfertigen  ihre  Benennung^  da  man 
sie  absonderlich  das  Preuf zische  Paradies 
heisset.  C.  H.  Rappolt,  Von  dem  sog. 
Preufz.  Paradiese.  Erl.  Pr.  V,  583. 
Wöchentl.  Königsbergische  Frag-  und 
AnzeiguDgs-Nachrichten.  1738.  No.  27. 
Bock,  Nat.  I,  550.    Sprw.  I,*  2865. 

Paradiesvogel,  m,y  Fichtenkernbeiizer, 
FringiUaenucleatorM.Mahlingy  Tiem., 
175. 

parat,  porat,  adv,y  bereit,  fertig.  Öck 
st  aU  parat.  Moak  di  OWr  toW  Reis* 
poroat.  Dorr,  41. 
.  Parcham,  7/^.,  Wallgang  um  das  rechte 
Haus  der  Marienburg,  zugleich  Be- 
gräbnisstätte der  entschlafenen  Bruder. 
Passarge,  267. 

Parchem,  m.^  Parchent,  Barchent.  In 
Pommern  Parcham^  n,    Dähn.,  344b. 

pardauks,  interj.y  s.  pardauz. 

pardauz,  pardauks,  perdauks,  perdauz, 
perduz,  pordauz,  porduz,  interj,^  schall- 
nachahmend; zur  Bezeichnung  eines 
Falles,  namentlich  eines  Falles  von  der 
Höhe.  PardauZy  da  lag  er,  PerdautZy 
so  lach  (lag)  eck  da,  Carm.  nupt,  V, 
190  d.  Hioby  hiob — perdauJssch!  Volksr., 
35,  136;  37,  140.  Porduz  fiel  es  her- 
unter.'^ ^,  brdZy  bumSyplaukschy  schmauksy 
schnipps,  schnurr,  schwapps.  In  Bremen 
perduus!  Brem.  Wb.  in,309.  In  Pom- 
mern perduuz.  Dähn.,  347a.  Lit. 
4  padaukus  eiti  in  Trümmer  gehen.  Lit. 
Äeq.,  20. 

pardauzen,  porduzen,  sw.y  fallen  mit 
Geräusch  umstürzen.    Hennig,  191. 

Pardel,  m.  1.  gemeiner  Kiebitz.   Bu- 


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122 


Pardömpel  —  Parowe. 


jack,  382.  S.  Kiwü  2.  ein  kleiner 
Hering,  eigentlich  die  Sprotte.  Dzg. 
Mühling.  3.  Pflzn.,  Flachsseide,  Cus- 
cuta.  Wohl  von  Pardel^  Perdel  ==  Perle, 
da  die  Bluten  Perlknöpfchen  gleichen. 

PardVmpely  m,^  Dümpel,  Pfütze  mit 
schmutzigem  Wasser.  Da  weer  en 
grofzer  Pardempel  met  lauter  Klieter- 
Wasser^  an  da  mo/zt  eck  dorch.  Schaltj. 
1,  438. 

PardOn,  m.,  das  frz.  pardon.  Pardon 
gcwBy  Quartier  geben,  das  Leben  des 
Feindes  schonen;  verzeihen. 

par§re(n),  «w?.,  gehorchen,  dem  Be- 
fehle Folge  leisten,  parieren,  lat.  parere, 
S.  Order. 

parfisischy  adj.^  von  Pareske. 

Partske,  m.^  Bastschuh,  Sandale  aus 
Lindenbast,  auch  heute  noch  von  den 
polnischen  Flöi'zknechten  vielfach  getra- 
gen. Litauen.  Masuren.  Schon  die 
alten  Preufzen  haben  Paresken  getragen, 
V7enn  das  Bild  eines  Preulzen  bei 
Hartknoch  zuverlässig  ist.  Markgraf 
Albrecht  pflegte  scherzv^eise  zu  sagen, 
er  wäre  so  reich  an  Schustern,  dalz 
er  allein  im  .Listerburgischen  Sprengel 
15000  habe,  d.  h.  Leute,  die  ihre  Schuhe, 
Paresken,  selber  fertigen.  Act.  Bor.  I, 
549.  Ein  Edikt  d.  d.  1.  August  1724 
untersagte  die  Abschälung  und  Ver- 
stümmelung der  Bäume  behufs  Gewin- 
nung des  Bastes  zur  Anfertigung  der 
,  Paresken.  Auf  die  Reizken-  Pilzken- 
und  Nüsseleser  und  Paresischen  Bast- 
holer  sollen  die  Kirchenväter  fleif zig  Ach- 
tunggeben. Insterburg.  Kirch.-Yisitat.- 
Ordnung.  Die  Strümpfe  und  Schuhe 
oder  Parrosken  der  Leute  läfzt  bald  die 
Wvrihin  wegnahmen  und  aufheben.  Pier- 
son, Matth.  Prätor.,  55.  Wo  hast 
du  deine  Paresken  gelassen  f  Frage  an 
solche,  die  sich  aus  niedrigem  Stande 


emporgeschwungen  und  nun  im  Glucke 
übermütig  sind.  Hennig,  78  f.  Wenn 
aus  dem  Paresken  ein  Schuh  unrd^  dann 
weifz  er  nichts  wie  er  sich  anstellen  soll. 
Über  eine  zu  „dick"  geratene  Vorspeise, 
Grütze,  Mus  etc.,  kann  man  mit  Pa- 
resken gehen  —  sie  ist  so  dick  uAe  Pa- 
reske. Sprw.  I,  2866  f.  In  der  Saal- 
felder Gegend  nennt  man  jeden  be- 
quemen, alten  oder  häfzlichen  Schuh 
der,  ^uch  die  Paresk.  Nach  Mühling 
heiizen  diese  Schuhe  in  Livland  Pas- 
sein;  in  Litauen  heif'zen  sie  wyzios.  Die 
Wurzel  liegt  in  dem  preui'z.  Verb  rwf, 
reist  binden,  im  preulz.  Katechismus 
sen-rists^  part.  verbunden,  per-reist,  inf 
verbinden.  Dem  entsprechend  hat  das 
Lit.  m^M,  rrszti^  auch  paa^zH  binden. 
Nsslm.  Forsch.  2;  TL,  120.  Bock, 
40.  Bock,  Nat.  I,  131;  IH,  31.  126. 
Vgl.  Wuichen. 

Par§8kenmacher,  ?n..  Verfertiger  von 
Paresken.  KomrfC  mit  mir  nach  Tilsit 
herrain^  Allda  wo  die  Pareeskenmacher 
sain!    Volksl,  65,  43,  7. 

parforsch,  perforsch,  adv.^  aus  par 
force^  mit  voller  Kraft  Fafzt  e  mal 
alle  mit  parforsch  an!    Vgl.  forsch. 

PariskVrner ,  plur'. ,  Paradieskömer, 
Grana  paradisi.     Mühling. 

ParkmOr,  m.,  s.  PakmOr. 

Parienke,  /.,  s.  Perlenke. 

Parok,  m.,  koboldartiges  Wesen,  wie 
Alf  und  LataUitz  (s.  d.).  Litauen.  Ma- 
suren. Treichel.  Parok  =  Diener, 
wie  T.  angiebt,  nicht  nachweisbar;  da- 
gegen poln.  parobek  Knecht. 

Parowe,  Porowe  (zweite  Silbe  kurz), 
/.,  Schlucht,  Thal,  Regenschlucht,  Grund 
im  Walde,  Waldschlucbt  Von  dem 
poln.  paroWy  w.,  parowa,  /.,  hohler 
Grund,  Schlucht,  Defilee.  Sperber,  39, 
erklärt:     längliche    Bodensenkung   im 


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Parpel  —  p^em. 


123 


Acker.  Schmitt,  108;  Westpr.,  166. 
Pierson,  Altpr.  M.  VIII,  367.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th.,  120. 

Parpel,  m,j  der  Perpel,  Älosa  finta 
CW.,  bei  Hennenberger,  29,  Porpel, 
lit  perpebj  perple^  perpele.  Benecke, 
167.     Pierson,  Matth.  Prätor.,  15. 

ParschbUchse,/.,  Pirsch-,  Birschbücbse, 
Jagdgewehr.  .  .  .  wenn  beyde  Augen  das 
Korn  auff  einer  Parschbückien  sehen,  so 
tsts  unmügUch,  da/z  mit  beyden  Augen 
der  Zweck  mag  gerade  ersehen  werden 
in  einem  Punct.    Linem.,  Y  la. 

Parsche,  /.,  Käsepreese.     Werder. 

parschen,  sw.,  müi'zte,  da  Parsche  die 
Käsepresse  ist,  zunächst  das  Auspressen 
des  Eäsewassers  bezeichnen;  sodann: 
Wasser  heftig  aosgieizen,  vergielzen; 
auch  in  der  ZusammeusetzuDg:  auspar- 
SCben.    Werder. 

pirschen,  sw.,  s.  pfirschen. 

Part,  w».,  Teil,  Anteil,  pars.  Op  min 
Part  keme  iOO  Däler,  Wegen  mein  Part 
kann  er  kommen  oder  dableiben  =  mei- 
netwegen etc.  Anpart,  n.,  Anteil,  Erb- 
teil. Daran  heft  hei  kein  Anpart,  dar- 
an hat  er  keinen  Anteil,  darauf  darf 
er  keine  Ansprache  erheben.    Samland. 

Partie,  /.,  Partei,  auch  Teil.  Auf 
meine  Partie.  Bei  Jeroschin:  imjdre 
1228  begundin  in  Italid  dt  parihten  we- 
sin  sd  OeJfin  unde  Gibbeltn  10  d.  eine 
partte  (:drie)  er  kegn  Masow  sante  100a. 
Pfeiffer,  203. 

partA,  adv.,  durchaus,  uuter  allen  Um- 
ständen, schlechterdings,  frz.  partout 
Dat  do  ock  partu.  He  wuU  partu  Sol-- 
ddt  speUj  er  wollte  durchaus  Soldat 
werden. 

paniiehelig,  a(f;.,  unordentlich,  nament- 
lich in  den  Haaren.  Ein  parv4chelges 
Frauemirmner^  auch  kurz  Paruichel, 
PaniseL    Treichel. 

Panisel,   m,,    Fladen,    Flammwecke^ 


meist  mit  Schmalz  abgemacht  und  für 
gewöhnlich  auf  dem  Herde  und  nicht 
im  Backofen  gebacken.  Mühling. 
Nsslm.  Forsch.  3;  TL,  219.  Vgl. 
Flammfiaden,  Flammwegg',  Platz. 

paschen,  sw,  1.  mischen,  die  Karten; 
auch  verpaschen.  Sperber,  23.  2. 
kein  sicheres  Spiel  in  der  Karte  haben, 
nicht  mitspielen,  passen;  frz.  passer y 
ital.  passare.  Nei!  Nei,  öck  pasch  daby^ 
öck  wöU  gar  kein  Gewonn.  Carm.  nvpt 
IV,  59c. 

Paschntr,  w,    Spange,    Gürtelspange. 
Wir  wünschen  dem  Fräulein  ein  goldÜ- 
nes   Paschnir,    Aufs   andre  Jahr   'nen 
jungen    Offizier.    Aus    einem   Brumm- 
topflied im   Kr.  Neustadt     Treichel. 

pascholl,  adv,,  vorwärts,  weiter,  fort! 
als  Zuruf.  Russisch.  Sperber,  45. 
Sallmann,  IIb. 

Paschur,  f.,  bedeckte  Vorhalle  an  den 
litauischen  Wohnhäusern.    Labiau. 

Paserjunge,  m,^  s.  pftsem. 

pftsem,  päsem,  pteem,  pösern,  pVsem, 
sw.  1.  mit  Feuer  spielen,  im  Feuer 
wühlen,  oder  schüren,  in  einer  Licht- 
flamme „maddern".  Se  pesert  mank 
de  Kohlen,  Päser  nicht  immer  im  Lichty 
du  vnrst  noch  einpissen!  Nach  der 
Volksmeinung  pissen  Kinder,  wenn  sie 
mit  Licht  oder  Feuer  spielen,  ins  Bett. 
Ich  habe  den  ganzen  Tag  pdsem  müssen^ 
am  Feuerherd  stehen  müssen;  nach 
Hennig  auch:  in  der  Sonnenhitze  ver- 
brennen müssen.  2.  Feuer  anmachen 
(Kohlen  brennen?)  auf  dem  Herd,  im 
Walde  und  auf  dem  Felde.  Sintemal 
auch  aus  dem  ungebräuchlichen  (unge- 
bührlichen?) Posem  viel  Schaden  ge- 
schehen,  und  dadurch  die  Weide  samt 
den  Heyden  leztUch  verwüstet  werden^ 
so  befehlen  wir^  da/z  sich  hinfort  nie-- 
mand  nach  PhtUppi  und  Jacobi  amu- 
fdhen^  bis  auf  Michaelis  an  einigen  Ort 


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124 


Päslack  —  Piissenheim. 


2U  posem  unterstehe.  Landes -Ordg. 
des  Herzogth.  Preufzen  v.  Jahre  1640. 
Hennig,  179.  3.  das  Feuer  schören 
und  unterhalten,  heizen.  In  der  Niede- 
rung ist  dazu  ein  besonderer  Dienst- 
junge: Paserjunge,  der  die  Strohbundel- 
chen, mit  denen  man  das  Feuer  unter- 
halt, einzehi  in's  Feuer,  zu  werfen  hat. 
Passarge,  220;  auch  OfenpMsrick,  pltd. 
Aioepäsrick^  wenn  er  das  Geschäft  des 
Ofenheizens  hat.  4.  böswillig  Feuer 
anlegen.  Er  hat  gepäsert  Davon  ab- 
pOsern  niederbrennen;  in  der  Lötzener 
Gegend  abpftsern  auch  im  Gesicht  ver- 
brennen, anpfisern,  anbrennen,  in  Brand 
stecken,  verpteem,  verbrennen.  Sie 
verpesert  unnötig  Höh.  5.  einräuchem. 
Em  Schorsteen  hangen  se  em  (die  Be- 
wohner von  Lichtenau  den  Mönch)  op 
On  mooken  Fiei'  an  bold  derop^  Se  pee- 
serden  em  gruuUch  sehr,  as  wenn  hei 
Worscht  on  Schinken  weer.  Dorr,  32. 
Poln.  pozar  die  Feuersbrunst,  altpr. 
panno  das  Feuer  (Voc.  33):  entstellt 
liegt  panno  in  lit.  püszkinU  verbrennen, 
deutlicher  in  pdsem^  p6sem.  Lit.  Aeq., 
8.  Nsslm.,  Th.,  219,  weist  daraufhin, 
dafz  pdsem  nahe  anklingt  an  lit.  pä^ 
zeriu,  pazirti,  Simpl.  zeriü,  zSrti  in  den 
Kohlen,  im  Feuer  schüren,  womit  auch 
altpr.  passortes  Schürstange  (Voc.  334) 
zusammenhängt.  Sperber,  24,  erklärt 
abweichend  und  im  ersten  Teile  wohl 
kaum  zutreffend:  pesem  mit  dem  Fin- 
ger oder  einem  anderen  Glied  hin-  und 
herfahren,  namentlich  sich  in  dieser 
Weise  mit  Licht  oder  Feuer  zu  schaffen 
machen.  Vgl.  Bock,  41.  Hennig, 
179.  Schmitt,  108;  Westpr.,  166. 
Pierson,  A.  W.,  35. 

Pftslack,  m.  1.  Mensch,  der  pdslackty 
freiwilliger  Diener,  Dienstbeflissener, 
dessen  Hilfe  andere  gern  und  viel  bean- 
spruchen^ Packesel.    Was  fällt  dir  einf 


Denkst  du,  ich  bin  dein  Pdslack?  Li 
der  Gegend  von  Saalfeld  auch  Passlack; 
nach  Mühlin g  Passlack  aufzer  Diener:, 
Aufpasser,  Spion.  Davon  Pftslackerei, 
/.,  beschwerliche  Arbeit  ohne  Elntgelt; 
nach  G  o  r d  a  c  k  auch  Lumpenwirtschaft, 
Schlunzerei.  Poln.  poslac  schicken,  hin- 
schicken, senden,  poslaniec;  poslannik 
Bote,  lit.  pdslas.  Schemionek,  27. 
Sperber,  39.  —  2.  Anschnitt  (Köpf- 
chen) und  Endrest  des  Brotes.  Müh- 
ling. 

pftslacken,  sw.,  umsonst  und  ohne 
eigenen  Nutzen  sich  für  andere  ab- 
mühen, andern  oft  und  ohne  Dank  Ge- 
fälligkeiten erweisen,  für  andere  gern 
und  meist  ohne  genügende  Belohnung 
kleine  Arbeiten  verrichten.  Er  pds- 
lackt  den  ganzen  Tag  hei  ihm  herum. 
Er  mu/z  für  jeden  pdslacken.  In  Pom- 
mern in  ähnlichem  Sinne  pdsein,  posein. 
Dähn.,  356  a.     Vgl.  Pdslack. 

Pasorren,  plur.,  s.  Pisorren. 

passen,  sw.  1.  messen,  im  Mafz  zu- 
treffen. Die  Schuhe  passen  nicht,  sie 
sind  zu  klein  oder  zu  grofz.  Das  pafzt 
auf  ein  Haar.  Das  pafzt  wie  die  Faust 
aufs  Atige  —  toie  der  Hamen  auf  den 
Nagel  —  tme  Pint  op  Gret.  Dat  pafzt 
wie  fer  Annke  toWMötz.  Sprw.  I,  2870f. 

3.  reflexiv:  sich  schicken.  Das  pafzt 
sich   nicht,   verstöfzt   gegen   die  Sitte. 

4.  merken,  aufmerken.  Pafz  Achtung! 
Hennig,  179.  2.  gefallen,  anständig 
sein.  Das  pafzt  mir  nicht,  das  sagt 
mir  nicht  zu.  Pafzt  ml  nich  mdt  aUer^ 
hand  Mansche  to  verkehre,  öck  verdarw 
mt  de  Kundschaft     Sprw.  I,  2876. 

Passenheim,  Ortsn.,  Stadt  im  Kreise 
Orteisburg.  Die  Bewohner  werden 
spottweise  Passenheimer  Rüben  genannt, 
weil  in  der  Umgegend  djr  Stadt  von 
Feinschmeckern  geschätzte  Rüben  ge- 
baut werden.     Sperber,  27. 


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Passlack  —  Patsche 


125 


Passlacky  m.,  s.  Pftslack. 

Pasteln,  plwr,^  eine  Art  Schulie,  ähn- 
lich den  Paresken^  aber  von  Leder- 
riemen geflochten;  lettj^o^^o^.  Nsslm. 
ForscL  3;  Th.,  121. 

Pasternak,  m,^  Pastinak,  Pastinaca 
sativa  L.,  poln.  pastemak^  lit.  paster- 
nokas.  Hagen^  333.  So  nackt  wie  e 
Pasternak.  Sprw.  I,  2710.  Pasternak 
auch  als  Familienname.    Sperber,  39. 

paswälken,  mr.,  arbeiten. 

pafZy  a(ft7.,  recht,  passend,  zur  Be- 
zeichnung des  Mafzes,  der  Zeit,  des 
Erfolges.  Die  Stiefel  sind  mir  pa/z^ 
sie  passen.  Er  kommt  zu  pa/z,  er 
kommt  eben  zu  rechter  Zeit.  .  .  .  wel- 
ches aber  der  Nördlichen  Dorfschaft 
besser  zu  paskomet^  zu  grofzerm  Nutzen 
und  Vorteil  gereicht.  Linem.,  Zzla. 
Vgl.  pafzmat 

Pafz,  m,  1.  Gurt,  Leibgürtel,  früher 
die  bei  den  Bauern  übliche  lange  grüne 
Schärpe  um  den  Leib.  Von  dem  poln. 
pas  Gürtel.  Eine  Pafz-  oder  Leibgür- 
telfabrik  ist  1777  in  Stolzenberg  an^ 
geleget,  Bock,  Nat.  I,  680.  Ist  der 
Gürtel  bandartig,  so  heifzt  er  Pafzband, 
n.  2.  jeder  gürtelartige  Saum,  nament- 
lich der  ÄrmelschluTz  im  Hemde  am 
Handgelenk,  an  Plätthemden  die  Man- 
schette. Der  Rockpafz^  Gürtel,  Taillen- 
band am  Frauenrock.  Sperber,  38. 
Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  120.  Hennig, 
159.    Vgl.  Querdel. 

PafzglaSy  n.,  hohes  cylindrischesTrink- 
ge&Tz  mit  gleich  weit  von  einander 
angebrachten  Reifen  als  Mafz.  Aus 
dem  mnd.  pcus^  m.  MaTz.  Vgl.  Wei- 
gandU,  311.  Bock,  4L  Hennig, 
179. 

pafzmtt,  adv,^  eben  recht,  rechtzeitig 
und  genügend,  zumafz,  zupafz.  Zur 
Bezeichnung  der  rechten  Zeit  und  des 
rechten  Malzes.   Da  kam  ock  pajzmat^ 


sagt  man,  wenn  man  während  der 
Mahlzeit  in  eine  Stube  tritt.  Aus  passen 
und  messen  oder  dem  mnd.  pas  u.  mät 
Ebenso  in  Pommern.     Dähn.,  346  a. 

Patengeld,  pltd.  PadegVId  (a  =  a);  n., 
das  von  dem  Paten  für  den  Täufling 
eingebundene  (dargebrachte)  Geldge- 
schenk, Pateugeschenk. 

patern,  sw.^  s.  praten. 

Paterswalde,  Ortsn.,  Kirchdorf  im  Kr. 
Wehlau.    Vgl.  Schallen. 

Patron,  9n.,  Schimpfwort  auf  einen 
durchtriebenen,  verschmitzten,  unnützen 
Kerl  oder  Knaben.  Warf  er^  Patron, 
ich  werde  ihn  kriegen!  Oft  auch  im 
Dem.:  Patronchen,  ich  kenne  dich! 

Patsch,  m,  1.  schlammiger  Boden, 
Schmutz,  Strafzenkot,  Blott  (s.  d.). 
Aufbauender  Schnee  bringt  grofzen 
Patsch.  Vgl.  Matsch.  2.  Patsch,  /.,  Band, 
s.  Patsche. 

Patsche,  /.  1.  unsauberes  Wasser, 
unreine  Flüssigkeit,  die  man  weggiefzt, 
verdorbenes  Getränk.  Zur  Aufnahme 
der  Patsche  steht  in  der  Küche  als  Pen- 
dant zur  Dranktonne,  welche  die  noch 
als  Schweinefutter  brauchbaren  Speise- 
reste aufnimmt,  der  unappetitliche  Patsch- 
elmer,  dessen  Inhalt  in  Königsbg.  ge- 
wöhnlich in  den  Rinnstein,  die  Gosse, 
entleert  wird.  2.  mürbe  Gewordenes, 
stark  Erweichtes,  Verfaultes.  Die  Bir- 
nen  sind  eine  Patsche.  Davon  zerpat- 
schen,  sw.,  zu  Patsche  machen,  zer- 
drücken, zerquetschen,  zerwühlen.  3. 
bildlich:  Verlegenheit,  Verwirrung 
(Bredouille),  Verwickelung,  Elend,  Not, 
üble  Lage  überhaupt  Einen  in  die 
Patsche  bringen.  Er  steckt  tief  in  der 
Patsche. 

Patsche,  /.,  Dem.  Patschchen,  pltd. 
Patschke.  1.  Hand.  Doch  wie  eck 
em  de  Patsch  wöU  rehke.  Nowack, 
25.     Grieb  mir  dein  Patschchen!  Geben 


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126 


Pat8cheiiTier  —  patzig. 


Sie  das  PaUchgeriy  geben  Sie!  Soph. 
R.  ni,  193  u.  öfter:  IV,  155;  VI,  341. 
527.  2.  übertragen:  Tatze,  Fu(z.  3. 
schallender  Schlag  mit  flacher  Hand, 
nnd  dann  gewöhnlich  Patsch, 

Patscheimer,  m.,  s.  Patsche. 

patschen,  sw,  1.  durch  den  Patsch 
gehen;  in  der  Patsche^  aber  auch  im 
Wasser  mit  den  Händen  rühren;  in 
Speisen  übersatt  oder  suchend  herum- 
wühlen. In  Bayern  bätzen^  in  Hessen 
bätscheUj  im  Holstein,  patschen,  in  Po- 
sen panschen^  in  Estland  panschen  und 
pantschen;  so  auch  in  der  Niederlaus. 
Schmeller  I,  228.  Vilmar,  27. 
Schütze  III,  187.  Bernd,  199.  Sali- 
mann,  37b.  Anton,  11,8.  Hennig, 
180.  2.  mit  den  Händen  schallend  zu- 
sammenschlagen, mit  flacher  Hand 
schlagen,  auf  die  nackte  Haut  klatschen. 
Patsch  in't  Handke!  Volksr.,  29,  114. 
3.  mengen,  mischen,  manschen,  Speisen 
unappetitlich  und  unreinlich  bereiten. 
Vgl.  matschen,  4.  etwas  in  schlechter 
Weise  ausführen,  schlecht  herstellen, 
fertigen.  Sperber,  23.  Über  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung  von  patschen 
(fünfe  zählen)  s.  Grimm,  G.  D.  Spr., 
244.  Rochholz,  136.  Vgl.  kttern. 
In  Zusammensetzungen:  auspatschen, 
5«^.,  Flüssigkeiten  durch  Patschen  ver- 
schütten; nach  Mühling  auch:  aus- 
baden, entgelten,  was  man  verschuldet; 
sich  selbst  aus  einer  Verlegenheit  her- 
aushelfen, also  aus  der  Patsche  ziehen. 
bepatschen  (s.  d.).  durchpatschen,  durch- 
wühlen, durchrühren;  durch  Schmutz 
patschen,  einpatschen,  durch  Patschen 
mit  den  Händen  vollschmutzen;  zur 
Patsche  werden,  verpatschen,  wie  am- 
patschen  in  gewöhnlicher  Bedeutung; 
dann  aber  auch  verderben,  überflüssig 
gebrauchen.     Das  ist  alles   verpatscht. 


Butter  verpatschen   —   Papier  verpat- 


patschenafz,  adj,,  ganz  nalz,  so  nafz, 
dafz  man  den  patschenden  Laut  hört. 
Ebenso  in  der  Niederlaus.  Anton,  11, 
8.    Auch  patschnafz  u.  pKschenafz. 

Patscherei,  f,  1.  Wühlerei  in  der 
Patsche^  in  Wasser  überhaupt,  und  da- 
durch Schmutzerei.  Mache  nicht  solche 
Patscherei!  2.  Schmiererei;  von  schrift- 
lichen Arbeiten,  Malereien.  3.  nach 
Mühling  ein  ungesittetes,  unpassen- 
des Verfahren. 

Patschfufz,  m.,  Fufz  der  patscht;  im 
Tierräts.,  80,  Name  der  Gans:  Patschr 
fotke  geit  äwer  de  Brtyg,     S.  Plattfufz. 

Patschhand,  /.,  eigentlich  Hand-Hand. 
Dem.  Patschhändchen^  n.  Zu  Rindern: 
Gid)  mir  ein  Patschhändchen!  Vgl. 
Patsche. 

patschig,  adj,  1.  von  Patsch,  schmutzig, 
kotig.  2.  regnerisch.  Das  ist  ein  pat- 
schiges Wetter,  Ebenso  matschig;  vgl. 
auch  quatschig. 

patschnafz,  adj,,'  s.  patschenafz. 

Patschwasser,  n.,  patschiges,  unsau- 
beres Wasser;  schlechter  Kaffee.  Vgl. 
Kiichel-  u.  Ktterwasser. 

Patweide,  /,  Weide  an  den  Land- 
wegen, deren  Aste  zu  Zäunen  und  Fa^ 
schinen  abgehauen  werden.  Westpr. 
Niederung.  Mühling.  Pate^  f,  « 
Pfropfreis,  junger  Stamm,  womit  man 
die  Deiche  bepflanzt;  die  abgehauenen 
Äste  dürften  also  mehr  als  Stecklinge 
benutzt  werden.    Frisch,  Wb.  H,  41c 

Patze,  /.,  backsteinartiger  Baustein 
aus  einem  Gemenge  von  Lehm  und 
Grand  zum  Aufbau  von  Wirtschafts- 
gebäuden; auch  Lehmpatze.   Treichel. 

Patzern,  m.,  alles,  die  Gesamtheit 
Da  hast  dem  ganze  Patzern.    Vgl.  PrÄZ. 

patzig,  adj,  u.  ado,,  kühn,  keck,  wich- 


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Paudel  —  pauken. 


127 


tig  thaend,  übermütige  aufgeblasen; 
grob,  trotzig,  aufsätzig,  widerstrebend. 
Patzig  gehen^  stolz,  forsch  einherschrei- 
ten.  Ich  sah^  wie  ich  vor  dem  Johann 
pazig  wie  ein  umringter  BeuteUchneider 
vorbeiging.  Soph.  R.  I,  449.  Patzig 
thun^  sich  durch  Gebärde  nnd  Wort 
ein  Ansehen  geben.  In  Hamburg  ^afei^, 
in  Augsburg  und  Hessen  bazig^  batzig^ 
in  Pommern  paddsig.  Richey,  192. 
Brem.  Wb.  HI,  301.  Birlinger,  50. 
Vilmar,  27.  Bernd,  204.  Anton, 
3,  6.  Mi,  62a.  Hupel,  169.  Hen- 
nig, 181.     Vgl.  Weigandn,  316. 

Paudel,  /.,  aus  dem  ursprünglichen 
pltd.  PQdel  vhchd.,  Dem.  Paudelche, 
pltd.  Pudelke.  1.  kleine  ungenagelte 
Eiste,  Schachtel,  gewöhnlich  aus  Lin- 
denrinde und  Bast  und  alsdann  Bast- 
paudel;  scbachtelartiges  Gefafz  von  Holz 
oder  Blech  überhaupt:  Teerpaudel.  Pob. 
pudh^  lit  pücUas;  ahd.  pütil  Beutel, 
Korb,  Schachtel.  2.  in  früherer  Zeit 
Trinkgef&Tz,  Bierglas.  Stephan  Schütz 
wirdy  weil  er  „ati88  mutwillen  mitt  den 
feusten  etliche  paudeln  zvirochen^  zu 
ein  halb  last  bier^  verurteilt  (Morgen- 
gensprache vom  19.  Mai  1595.)  Es 
ketten  die  Eiter-  und  GarÜeuihe  schon 
den  10.  Maß  mit  kannen  vff  die  gösse 
vnd  mit  pudeln  zuschencken  angefangen 
.  .  .  dass  sie  ehe  vnd  wann  der  Garten 
recht  geöffnet^  drittehalb  wochen  lang 
mit  Kannen  auf  die  Gasse  vnd  mit 
Pudelgläsem  geschencket  etc.  (Morgen- 
sprache Yom  13.  Juni  1670.)  Die  Zünfte, 
33.  29.  3.  ehemals  Gefäfz  zum  Wasser- 
tragen bei  Feuersbrünsten,  Feuereimer. 
Da/z  ein  jeder^  welcher  Haus  und  Hof 
halt,  wenigstens  zwei  Paudeln  bei  der 
Stadt  Bu/ze  haben^  und  jeglicher  Haus- 
umih,  wenn  ein  Haus  anfängt  zu  bren- 
nen, bey  drey  Schillinge  Strafe  Paudeln 
mit  Wasser  das  Haus  zu  loschen,  dahin 


bringen  soll.  Königsbergische  Willkür 
von  1394.  Hennig,  180.  In  der 
Landesordnung  des  Hochm.  Eonrad 
von  Erlichshausen  pawdelkromere.  Ja- 
cobson, Gesch.  der  Quellen  des  Kir- 
chenrechts I,  Anh.  293.  Nsslm,  Forsch. 
2;  TL,  144.  Hupel,  181.  Sallmann, 
50b.  Bock,  41.  Hennig,  180.  Vgl. 
PQdel. 

Paudel,  (?),  Fischerkahn  mit  Bebälter. 
Drausensee.     M  ü  h  1  i  n  g. 

Paudelkrilmer,  Paudelträger,  m.,  ehe- 
mals Händler,  welcher  Galanteriewaren 
in  kleinen  Kasten  (Paudeln)  umher- 
trug, Hausierer.  Spottweise  heifzt  auch 
ein  kleiner  Kaufinann  Paudelkrämer. 
Vgl.  Putchenkrämer.  Wir  befehlen  und 
wollen  auch,  da/z  sich  aus  Königsberg 
und  andern  Orten  unsres  Herzogthums 
keine  Bömsteindrehery  Krämer,  Paudel- 
träger  an  den  Seestranden  und  dazu 
gehörigen  Dörfern  auf  Sarrdand  an  ir- 
gend einem  Orte  finden  lassen.  Böm- 
steins-Ordnung  v.  J.  1641.  Hennig, 
180. 

Paudelmacher,  m.,  Yerfertiger  von 
Paudeln. 

Paudetechwarz,  n.,  Kienrufz.  Müh- 
ling. 

Paudelträger,  m.^  s.  PaudelkrHmer. 

Pauer,  m,,  Bauer. 

pauerklug,  adj,  u.  adv.,  klug  wie  ein 
Bauer,  klüglich.  .  .  .  werden  die  grosse 
Erdgewächs,  ah  obgedachte  rothte  Rü- 
ben etc.  mächtig  starck  ins  Kraut  schiessen^ 
we/zwegen  sie  leicht  ins  schassen  gerathen, 
wo  ihnen  nicht  Paurklüglich  begegnet 
wird.    Linem.,  Bbb3a. 

Pauke,  /.,  Schläge,  Hiebe.  Es  giebt 
Pauke,  Hiebe,  als  ob  auf  die  Pauke  los* 
geschlagen  würde. 

pauken,  sw.,  auf  die  Pauke  schlagen; 
dann  schlagen  überhaupt,  prügeln,  und 
dies  auch  in  Zusammensetzungen:  auf- 


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128 


Paukerei  —  Pechfister. 


pauken,  auspauken,  durchpauken.  Hen- 
nig, 16,  hat  för  aufpauken  noch:  je- 
mand hart  anlassen,  ihm  widersprechen ; 
M  ü  h  1  i  n  g ,  för  auspauhen  ausschwatzen ; 
duTckpauken  auch:  mit  einem  Schüler 
eine  Lektion  grandlich  durchnehmen. 
einpauken  ähnlich:  eine  Lektion  ge- 
dächtnifzmärzig  feststellen.  &ich  zum 
Eaamen  einpauken.  Fähnriche  ein- 
pauken^ zum  Fähnrichexamen  vorbe- 
reiten. 

Paukerei,  /.,  Schlägerei,  Prügelei. 
Studentisch. 

Pause,  /.,  Absatz,  der  durch  zwei 
wirkliche  Pausen  (Ruhepunkte)  begrenzt 
ist.  In  drei  Pausen  läuten^  dreimaliges 
Geläute.    Marold.    Vgl.  Puls. 

paustrig,  adj.,  s.  pQstrig. 

Pauten,  plur,^  die  Hoden;  lit.  pautas 
Hode,  Ei.    Marold. 

Pautkenbeere,  /,  Fracht  der  falten- 
blättrigen Brombeere,  Rubus  fructicosus 
L.  Die  Lit.  Aeq.  versuchen  die  Zu- 
rückführung  auf  das  lit.  pautas  Ei;  nach 
Nsslm.  handschr.  Bemerkung  ist  das 
Wort  deutsch.    Hennig,  180. 

Paw,  Bftw,  m.  u.  /.  1.  Pfau.  Lat 
pavo^  angs.  pawa^  pawe,  altpr.  pcywis 
(Voc.  773),  poln.  paw^  lit.  pöwas^  lett. 
pahws^  bayrisch  Pfaw^  Pf  ab,  holl.  paauw, 
pomni.  Pageluun,  im  Göttingenschen 
päwelüney  päwelüneke,  pdgalün,  pdge- 
lüne,  Schmellerl,  326.  Schamb., 
152b.  2.  Frosch.  Die  Kartoffeln  sind 
schorfig  wie  e  Päw.    Vgl.  Pogge. 

Pftwedtttke.  Dat  Pawedötke  schlok  sick 
ömmer  nöger  her,  Carm,  nupt  I,  282. 
10.  En  Pawedetcken  quam  (aus  der 
Schaar  der  geputzten  Hochzeitsgäste), 
moackt  my  ön  Lowerentz,  Ibid.  V, 
190  d. 

PftwefTst,  Poggeffst,  m.,  Bovist,  Bo- 
vista.     Sperber,  44:  Puhfiest. 


Pawel,  m.  Vom.,  Paul.  Hart  wich, 
54.    Poln.  pawel, 

Pawese,  (?),  Schild,  scutum.  Müh- 
ling. 

Pawesen,  Ortsn.,  Dorf  im  Kirchspiel 
Niebudfzen,  Kr.  Gumbinnen.  Ee  5s 
üt  Pawese,  wo  de  Hund  op  Schlorre 
gäne  an  mot  'n  Arsch  belle.  Na  nü 
wird  Tag  in  Pawesten  —  nü  os  Dag 
ön  Pawesel  jetzt  kommt  er  endlich  zur 
Einsicht.  Sprw.  I,  3697.  Vgl.  Per- 
wutehe. 

Pawirpen,  plur.,  s.  Powirpen. 

Pawluner,  ungeschicktes,  zerflickertes 
Schuhwerk,  oder  dergl.  Handschuhe. 
Marold. 

PawnutZy  (?),  Dickmaul,  angelaufene 
Lippe.    Mühling. 

pawupps,  intefj,  zur  Bezeichnung 
schneller  Bewegimg.  Pawupps  ön^tBedd, 
Volksr.,  92,  389.     Vgl.  wupps. 

Pazuren,  Pazoren,  plur.,  verächtlicher 
Ausdruck  für  die  Finger;  poln.  pazur 
Klaue,  Kralle,  Fingernagel.  Sperber, 
39. 

Pechboden  y  m.  An  den  Ufern  der 
Weichsel  finden  sich  in  grqfzerer  Aus- 
dehnung die  schwereren  Thonabtagerun- 
gen  vor,  welche  mit  mehr  oder  weniger 
Grand-  und  Sandbeimischung  oft  in 
einem  wenig  humusreichen,  sterilen  und 
deshalb  schwer  ackerbaren  Lehmboden  an 
die  Oberfläche  treten  und  unter  der  orts- 
üblichen Bezeichnung  PecUboden  bekannt 
sind,    Prov.  Preufz.,  470. 

Pechftster,  pltd.  PSchftster,  m.,  Spott- 
name für  den  Schuster.  Schuster,  Poch- 
fister,  Drahtklemmer  —  schnwrrts!  Kö- 
nigsberg. Sprw.  I,  3430.  Schusta,  Ka- 
pusta,  DrahtdreUa,  Pochftsta  —  schnurz! 
Samland.  Schoste,  Klaboste,  Peckftste  etc, 
Jerrentowitz.  Volksr.,  82,  334.  In 
Augsburg  Pechfisel,  im  übrigen  Schwa- 


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Pechhaube  —  Pedker. 


129 


ben  Pechfidla^  im  Hokteinschen  jF^- 
fiester.  Im  GötÜDgenschen  Pekefkt^  Pek- 
/hty  in  der  Altmark  Peckfister.  Bir- 
linger,  89a.  Schütze  III,  209. 
Schamb.,  I53a.  Danneil,  153b.  In 
Bremen  heifzt  der  Schuster  Pekedrcuiihü 
and  Meister  Pekedraat.  Brem.  Wb.  HI, 
312. 

Pechhaube,  /.,  Perücke,  welche  die 
jüdischen  Frauen  tragen.  Wenn  de 
Hoor  em  ganz  utgähne^  Seit  hei  sock  e 
Pechhaub  op.    Nowack,  11. 

Pechhütte,  /.  Dein  Freund  bis  in  die 
Pechhütte^  bis  zum  äufzersten,  letzten. 
Treichel. 

Pechh'cht,  n.,  Pechkerze,  Kerze  von 
schwarzem  ünschlitt,  welches  zu  aller- 
letzt aus  den  Grieben  gebrannt  wird. 
Brem.  W.  III,  312.  Er  giebt  keinem 
Teufel  ein  Pechlicht  —  ein  Endchen 
Pechlichty  er  giebt  auch  nicht  das  G-e- 
ringste,  ist  geizig.  Sprw.  I,  1068.  In 
Pommern  Picklicht.    Dähn.,  349  a. 

Pechtanne,  /.,  s.  Tanne. 

pechteerechwarz,  adj,^  zur  Bezeichnung 
tiefer  Schwärze.    Vgl.  kohlrabenschwarz. 

Peckel,  m.y  s.  Pickel. 

PM,  Peed,  Pflzn.,  Quecke,  Triticum 
repemL.  Hoch-Paleschken.  Treichel, 
Volksth. 

peddeln,  sw.^  s.  paddeln. 

Pedder,  m.^  Puder. 

peddem,  9to.,  streuen,  pudern.  Sche- 
mionek,  27 ipeddem  stochern  im  Licht 
oder  Feuer,  wohl  Verwechselung  mit 
pdsem  s.  pdsem. 

Peddig(k),  Pedding,  m.  1.  Eiterstock, 
Eiterstamm  in  Geschwüren.  On  schon 
ömmer  schAnt  e  Peddik  'rut  (aus  dem 
Geschwür).  Königsbg.  Firmenich  I, 
102  a.  Den  Peddig  herausdrücken.  2. 
Mark,  innerer  weicher  Eem^  Seele  der 
Pflanze,  des  Baumes.  HoUunderpeddig. 
Wie  ein  solches  der  poddick  oder  Marck 

FrlMhbier,  W6rterbach  TL 


des  Baumes  .  .  .  augenscheinlich  klar 
machen.  Linemann,  Aaa4b.  Lafz^ 
gro/zer  Gott^  .  . .  dem  Peddig^  Saftes 
voü,  der  stärkste  Frost  nicht  schaden. 
Carm.  nupt.  II,  91  d.  Man  erfähret  auch^ 
da/z  sie  (die  alten  Nadrauer)  auf  son- 
derliche Art  solche  Lichte  machen^  nemr- 
lieh  sie  nehmen  anstatt  der  Dacht  den 
Pöddig  von  dem  Klettenstiel.  Pierson, 
Matth.  Prätor.,  83  f.  3.  die  röhren- 
artigen Füllungen  in  faulen  Kartoffeln. 
Auch  Pesrik;  angs.  pitha^  engl,  pith^ 
holL  pit^  in  Osnabrück  Piek^  im  Hol- 
steinschen  auch  Peddke  und  Petfk^  in 
Pommern  und  Mecklbg.  Paddik.  Brem. 
Wb.ni,301.  Schützern,  199. Dähn., 
341b.  Mi,  61a.  Danneil,  154a. 
Hupel,  169.    Hennig,  18L  185. 

P8de,  /.,  Wassertrage,  Eimertrage, 
Tragholz  auf  den  Nacken  und  über  die 
Schultern  zu  legen,  mit  herabhängenden 
Stricken  und  Haken  auf  beiden  Seiten, 
um  Eimer  und  Körbe  zu  tragen,  sonst 
Schanne.  Ostpr.;  in  Westpr.  Schande. 
In  Preufz.-Polen  pedy^  sonst  poln.  na- 
biodrki  und  sqdy.  Wurzel  das  altpr. 
ptd  tragen.  Nsslm.  Forsch.  2;  TL, 
122.  128.  Schade  weist  in  den  W. 
Mtfibl.  V,  56  ff.  nach,  dafz  das  ostpr. 
Pede  goth.  paida  ist.  S.  auch  Schade, 
Wb.,  671b.  Vgl.  auch  altpr.  pette^ 
pÜCy  lit.  peüs  Schulter.  Pierson,  A. 
W.,  32.    Bock,  42.    Hennig,  184. 

PSdehaken,  m.  1.  der  eiserne  Haken 
an  dem  Strick  der  PSde.  Mtne  Mut- 
ter schleit  mt  Mot  de  Pedhäke  langst 
dem  Krizknäke.  Volksr.,  266,  927  f. 
2.  bildlich  eine  krumme  Nase.  Der 
hat  einen  guten  Pedhaken  im  Gesicht. 
Schimpfwort:  Pedhakennase,  pltd.  Ped- 
häkends. 

pSdern,  sw.y  s.  v.  a.  pasem^  päsem. 
Oberland.    Mühling. 

Pedker,  m.   Stein  m,  3  unter  Nau- 
9 

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130 


P^asus  —  Pichen. 


tica:  . . .  Ober  oder  Hochbot»mawn^  Un^ 
terbotsmann^  Schrewein^  Constabel,  Pedr 
ker^  Schiffszimmerniann  etc. 

Pegasus,  m,^  in  der  alten  Scbulsprache 
das  Gestell,  auf  welchem  ehedem  in 
den  Schulen  die  Exekutionen  stattzu- 
finden pflegten.  Auf  dem  Pegasus  rei- 
ten^ Prügel  bekommen.  N.  Pr.  Prov.- 
Bl.  VI,  146. 

Pegftuter,  m.,  s.  Pijauter. 

Peikatz,  /.,  s.  Ptkafz. 

Peike,  m.^  Kaulbarsch^  s.  Pukis. 

Peikethran,  m.,  Thran  aus  Peiken^ 
Stinten  u.  a.  kleinen  Fischen.  Eur. 
Hafi".    Mühling. 

Peilchen-,  Peilketafel,  /,  s.  Pllketafel. 

Peis,  (?),  Freiheit  zu  thun  und  zu 
lassen,  was  man  will.  Nun  hat  er 
recht  Peis^  er  kann  nun  thun,  was  er 
will.  Danzig.  W.  Seidel,  33.  In 
Bremen  Peisy  Pais  Friede,  Freundschaft 
—  das  franz.  paia^  engl,  peace.  Brem. 
Wb.  m,  283. 

Peise,  Palse,  /.,  eckig  gedrehte  Haar- 
locke am  Vorderkopfe,  wie  sie  na- 
mentlich von  polnischen  Juden  in  Aus- 
führung einer  biblischen  Anordnung 
getragen  wird.  Allgemein  jüd.  Pai-^, 
rein  hebr.  peia  Ecke,  plur.  peiaus^  vulg. 
peies  Ecken,  jetzt  auch  Locken.  Sper- 
ber, 44:  Paissen. 

Peisker,  Fischn.,  s.  Ptsker. 

Peitschenstock,  pltd.  PKschestock,  m., 
der  dem  Peitschenstock,  der  Peitsche 
ähnliche  Stab  in  einem  Falz  des  Gam- 
baumes,  über  den  der  Aufzug  oder  die 
Scherung  vor  dem  Aufbringen  gezogen 
wird.  Die  Schnur  des  Peitschenstockes 
wird  wechselweise  durch  die  einzelnen 
Fäden  des  Aufzuges  gezogen,  zur  er- 
sten Andeutung  des  Gewebes.  Das 
Wirkgestell. 

Peitschschmand,  m.,  gepeitschter 
Schmand,  Schlagsahne.     Gedanism. 


Peizker,  m.y  s.  Ptsker. 

Pek,  /.,  die  vorderste  Spitze  im  Schiffe, 
jetzt  Vorspiek.    Hirsch,  265. 

P&kel,  m.  1.  Pökel,  das  Salzwasser 
über  dem  eingesalzenen  Fleisch,  den 
eingesalzenen  Fischen.  2.  bildlich:  das 
Kranken-  oder  Faulbette.  Er  Uegt  im 
Pekel.  Sie  liegt  im  Pekel^  sie  liegt  im 
Wochenbette.  Engl,  pickle^  holl.  pekeL 
Bock,  42.    Hennig,  181. 

Pfikelhering,  m.,  gepökelter  Hering. 
Vgl  Sprw.  I,  2641. 

pSkeln,  8w.^  pökeln,  einsalzen. 

Pfikelzant,  m.,  gepökelter  Zander.  Sei- 
ner wird  in  der  Fischerei-Ordnung  v. 
Jahre  1589  gedacht.  Bock,  Nat.  IV, 
696. 

pSken,  sw.^  picken,  stechen,  mit  der 
Gabel  aufheben,  klauben,  kratzen.  Er 
lies  sich  nicht  nothigen^  pehkte  auch  dann 
und  wann  ein  Schnittchen  vom  Salat 
auf  Soph.  R.  I,  377.  Doch  vielleicht 
pehkt  (hier  höhnisch  in  Bezug  auf  den 
Degen)  auch  das  Jüngken  wol  zuf  Ibid. 
n,  483.  In  Hamburg  pöken^  puken. 
Richey,  190.  194;  in  Hessen  und 
Mecklbg.-Vorpomm.  pecken.  Vilmar, 
295.    Mi,  62a. 

pfikerig,  adj.^  genau,  geizig,  habsüch- 
tig. Das  ist  ein  pekriger  Mensch.  In 
der  Verstärkung  mOspSkerig,  mauspeke- 
rig,  filzig,  in  Kleinigkeiten  peinlich 
genau. 

pfikem,  pttkem,  sto.,  Frequentativ  von 
peken.  1.  mit  etwas  Spitzigem  stochern, 
wühlen,  wiederholt  stechen.  Sich  in 
der  Nase,  in  den  Ohren,  in  den  Zähnen 
pekem;  ein  Oeschioür  aufpekem.  Engl. 
topoke  umrühren;  mit  Stecken,  Sonde  etc. 
untersuchen,  fühlen.  In  Pomm.  pOkem. 
Dähn.,  362a.  2.  coire.  Ön  Gedanke 
pekWe  söckde  Müs\  Bock,  42.  Hen- 
nig, 181.    Vgl.  bakem. 

Pfilchen,  n.,  8.  PHIke. 


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Pelk  —  Pelzmütze. 


181 


Pelk,  /*.,  eine  Art  Obertorf.  Kreis 
Heydekrug.  Mühling.  Lit.  peUcos 
Torf;  alt))r.  pelky  Bruch,  Sumpfstelle 
im  Felde  oder  im  Walde  (Voc.  287), 
lit.  peUce  dasselbe,  lett.  peJMs^  pelze 
Wasserpfutze.  Es  treten  heute  noch 
die  Ortsnamen  auf:  Pelkeninken  im  Kj. 
Wehlau,  PelMack  im  Kr.  Friedland 
Ostpr.,  Popelhen  im  Kr.  Labiau.  Nsslm. 
Th.,  123.    Altpr.  M.  IV,  154. 

P8lke,  m.,  s.  Pälke. 

Pelkegras,  n.,  schlechtes,  saures,  kur- 
zes Gras,  das  im  Bruch,  pelhy^  wächst 
und  vom  Vieh  nicht  sonderlich  gesucht 
wird.     Mühling. 

Pellbulwen,  plur.^  Kartoffeln  in  der 
Pelle,  Pellkartoffehi.  Westpr.  Mühling. 
Ygl.  Bulwe. 

Pelle,  /.,  Schale,  ablösbare  Haut, 
namentlich  von  Kartoffeln,  Äpfeln,  Erb- 
sen. Westpr.  Einem  nicht  von  der 
Pelle  gehen^  ihm  stets  zur  Seite  blei- 
ben, nicht  aufhören  mit  Antragen  und 
Bitten. 

pellen,  sw.^  schälen,  die  PeJle  ent- 
fernen, schinden^  das  Fell  abziehen, 
abledern ;  mhd.  vUlen^  ahd.  fiUen^  fiUan 
die  Haut  abziehen,  schinden. 

PeHer.  PeUer  kriegen^  Schelte  bekom- 
men.   Gedanhm. 

Pelterelen,  plwr.,  Pelze,  Bälge.  Alle 
(Frauen)  zogen  mit  dem  Manne  auf  die 
Jagd  (bei  den  alten  Preuizen),  und 
war  der  Handel  mit  Peltereyen  inson- 
derheit mit  Marderfellen  sehr  einträglich. 
Der  preufis.  Sammler  II,  1245.  In  Bre- 
men PeUerije.    Brem.  Wb.  IH,  315. 

Pelttche,  f.y  Pfizn.,  kicherartige  Bä- 
renschote, Astragalus  cicer.   Mühling. 

Peluck,  /.,  nach  Mühling  Peluch, 
schlechtes  Bette.    Danzig. 

Pelud,  f.y  kleiner  Anbau  neben  de'r 
Scheune.     Öck  ujSnschy  dat  mtn  Mäge 


e  ScMnke  war'  ok  noch  e  Peludd.   Til- 
sit.   Sprw.  I,  2514. 

Pelull,  m.y  schlafmütziger^  beschränk- 
ter Mensch,  langsam  in  Gang,  Rede 
und  bei  der  Arbeit.  Er  ist  ein  rechter 
Pelull 

Peluschke,  /.,  ausgeartete  polnische 
Erbse.    Treichel,  Volksth.  H. 

Pelz,  m.  Einem  auf  den  Pelz  fahr- 
reuy  —  steigen^  —  ihm  den  Pelz  aus- 
Hopfen  —  auswaschen,  ihn  durchprü- 
geln. Sprw  I,  1.  Myns  grooten  Pelszl 
wat  wart  seck  da  ver  Lärms  erhewen^ 
als  Beteuerung.  Carm.  nupt.  HI,  133d. 

Pelzblume,  /.,  Wollgras,  Eriophorum 
L. 

PelzbUrger,  m.,  Kleinbürger,  der  als 
Städter  Landwirtschaft  treibt.  Früher 
sah  man  die  Pelzburger  fast  beständig 
in  Pelzkleidung  (Jacke  und  Hosen); 
daher  sagte  der  Volkswitz  von  ihnen: 
den  Tag  vor  Johann  ziehen  die  Pelz- 
bOrger  den  Pelz  aus  und  den  Tag  nach 
Johann  ziehen  sie  ihn  wieder  an.  Müh- 
ling. 

PelzbUxen,  plur.^  Pelzhosen.  Von  einer 
Frau,  welche  leicht  empfangt,  sagt  man: 
Se  brvkt  hlofz  möt  e  Paar  Pohboxe  ver 
e  Närsch  to  krtge^  denn  ös  se  fertig. 
Sprw.  I,  2888. 

pelzen,  pltd.  p9lze(n),  sw.  1.  den  Pelz 
bearbeiten,  prügeln.  In  Bayern:  Einen 
pelzen^  ihm  eins  versetzen,  ihn  treffen 
mit  Schlag,  Wurf  oder  Schufz;  engl. 
to  pelt.  Schmeller  I,  283.  2.  Es  mag 
sich  so  dahin  flicken^  läppen  und  peltzen 
biss  an  den  jüngsten  Tag.  Stein,  Pe- 
regrinus  IV,  13.    W.  Mtsbl.  V,  95. 

Pelzkosak,  pltd.  Pttizkosak,  m.,  Kosak 
im  Pelz,  scherzende  Benennung  kleiner 
munterer  Jungen.    Kgsbg. 

Pelzmütze,  pltd.  PSIzmStz,  /.,  Mütze 
von  Pelz.     Von  einem,    der  nicht  bei 

9* 


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132 


Pelznelke  —  Perlenke. 


vollem  Verstände  ist,  sagt  man:  Er  üt 
mit  der  Pelzmütze  geschossen  und  nicht 
recht  getroffen.  Sprw.  I,  2830.  In 
Hessen:  Mit  der  Pelzkappe  geschossen 
sein:  in  lächerlicher  Weise  mutwillig 
sein,  sich  närrisch  anstellen.  Yilmar, 
295. 

Pelznelke,  /.,  echte  Kranzrade,  Vexier- 
nelke, C!9r(maria<07»^w&)«a^.J5r.  Weich- 
seldelta.   Treichel,  Volksth.  III. 

Pemke,  Pimke,  m.^  Steinpilz,  s.  Glatt- 
ling. 

Pems  («  weich),  m.,  ordinärer  Eäse. 
Gordack. 

Penk,  m.,  Moorbruch.  Ermland.  Durch 
Lautverschiebung  aus  PeÜc. 

Pennunske,  m,^  Pfennige  lit.  pinnin- 
gas^  auch  penningas^  poln.  pieniqzeL 
Ön  dat  Kodderke  os  e  Pennunske.  Pom- 
merellen.     Volksr.,  265,  925. 

penschen,  pinschen,  sw.^  anwerfen  mit 
ausgehöhlten  (ausgebutterten)  Knöpfen 
oder  Stückchen  Stahlblech.  Danzig. 
Westpr.  Kinderspiel.  Von  pantschen 
anschlagen,  anklatschen.  Rochholz, 
427,  45.    S.  anschmeifzen. 

Penter,  w..  Peitsche,  Strick,  ein  wei- 
cher Prügel  überhaupt  Er  hat  mit 
dem  Penter  gekriegt  Im  Holsteinschen 
heifzt  ein  rundes  glattes  Hölzchen  mit 
einem  Stiele,  womit  in  einigen  Winkel- 
schulen Hamburg^Altonas  die  Knaben 
in  die  flache  Hand  geschlagen  wurden, 
Panter.  Schütze  HI,  191.  Ebenso  in 
Pommern.     Dähn.,  844  a. 

pentern,  sw.  1.  mit  dem  Penter  schla- 
gen, prügeln.  2.  nach  Treichel  auch 
coire, 

pepeln,  «to.,  sprechen,  päppeln  (s.  d.). 
Treichel. 

PepSy  m,,  s.  Pips. 

P8r,  /.,  Birne.  Ermland.  Sperber, 
24. 


perband,  a<^\  u.  adv..,  schlecht.  Gor- 
dack. 

perdauks,  perdauz,  interf.y  s.  pardauz. 

Perdel,  Fischn.,  Parpel,  Pardel  lit. 
perpels,  perple,  perpele^  Alosa  finta  Cu/v. 
Mühling,  Tiem.,  175. 

perdeln,  «w?.,  treten.  Der  Bahn  per- 
delt  die  Herme,  Nehmt  Vemonft  an^ 
Herr^  on  perdelt  nich  mienem  goden 
Humor  op  de  Heehnerogen.  Dorr, 
1.  Wiew.,  10.  Wie  ek  nu  awer  grad  op 
de  Schneedeck  medden  tweschen  de  dree 
Locher  perdel.  Dorr,  Driewjagd.  S. 
Kofebock. 

Perdickel,  m.,  kleiner,  untersetzter 
Mensch.    Natangen.    Davon 

perdicklich,  adj.^  klein,  untersetzt 

Perdulge,  /.,  s.  Bredulge. 

perduz,  interj.^  s.  pardauz. 

P&rebÖm,  m.y  Birnbaum.  Ermland. 
Sperber,  24. 

perforsch,  adv.^  s.  parforsch. 

Pergamott(e),  Pergemott,  /.,  Bergamott- 
bime,  Pmis  hergam/oüa  Ruel. 

Pergel,  m.^  Kienspan  zum  Anzünden 
des  Feuers.  Lit.  pirksznis  glühende 
Asche,  lett  präuls  Feuerbrand,  von 
prduUt  glühen.  Pierson,  Altpr.  M. 
7ni,  367. 

Pergemott,  /,,  s.  Pergamott(e). 

PerlblUmchen,  n.,  Perlhyacinthe,  /.,  Bi- 
samhyacinthe,  Muscari  botryoides  L.; 
auch  Mauseschwänzchen.  Treichel, 
Volksth.  n. 

Perlen,  Perdeln,  plur.^  Pflzn.,  rund- 
blättriges Wintergrün,  Pirola  rotundi- 
folia  L.  Auch  Pflänzchen.  Hagen, 
439. 

Perlenke,  m.  u.  /.  Der  Danziger  Co- 
dex des  kulmischen  Rechts  (s.  Altpr. 
M.  IV,  137;  Vn,  318)  enthalt  die  äl- 
teste  Erklärung  des  angeblich  altpr. 
Wortes:   Perlencke^  Ist  ein  gewohnheit, 


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Perlenke. 


133 


der  man  nicht  wiederstehen  soll.  Diese 
rätselhafte  Erklärung  wird  deutlicher, 
wenn  man  ans  späteren  Belegen  er- 
kennt, daiz  mit  P^J^nA^ordnungsmäfzige, 
resp.  herkömmliche  Benefizien  bezeich- 
net werden,  die  im  Laufe  der  Zeit  bis 
zum  Trinkgelde  herabsinken.  In  dem 
Ämterbuche  des  Hauses  Marienburg 
aus  den  ersten  Jahren  des  15.  Jahrh. 
(Provinzial-Archiv  zu  Kgsbg.  A.  31, 
fol.  137  a)  bescheinigt  der  Gartenmeister 
folgendes:  Item  habe  ich  im  garthen 
gelassen  17  tonnen  czwebeln  uffem  soUer 
und  habe  beczalt  des  meisters  kochmeister 
1  tonne  und  des  conventes  kochmeister 
auch  1  tonne  vor  erer  porlencken.  In 
den  geschriebenen  Amtsartikeln  v.  J. 
1584,  No.  140,  heifzt  es  (Hennig, 
191):  Der  Hattptm^ann^  Amtsschreiber 
und  alle  Diener  sollen  sich  keine  Per- 
lenk  oder  Zugänge  zueignen.  Das  Pro- 
tokoll der  Eneiphöfschen  Morgensprache 
vom  21.  Januar  1597  verzeichnet  fol- 
genden Beschlufz:  Es  hat  die  Morgen- 
sprach  auch  geschlossen,  da/z  nur  ein 
Schenk,  vmbzech  an  den  die  Ordnung 
kompt  2  stof  hier  zu  seinem  perlencke, 
vnd  nicht  mehr  haben  soU.  Doch  schon 
am  30.  April  1603  beschliefzt  die  „Er- 
bar  Morgensprach,  da/z  die  perlencke 
so  die  schenken  biss  anhero  geruymmen, 
gentzlich  sollen  abgeschafet  sein,  vnd  an 
jhrer  besoldung  sich  genUgen  lassen.^ 
In  dem  Protokoll  der  Morgensprache 
vom  18.  Februar  1713  findet  sich  fol- 
gender Passus:  Hierauf  doliren  die 
Verwalter,  da/z  durch  die  vielen  Per- 
lencken  und  andere  desordres,  die  Leute 
abgehalten  werden,  Hochzeiten  auf  dem 
Hofe  zu  halten^  bitten  alle  dergleichen 
abusus  abschaffen,  auch  zu  veranstal- 
ten, da/z  die  Diener  des  hervmbtragens 
des  Handwassers,  in  den  winckeln  sich 
enthalten  mögen;  . . .  Ward  geschlossen: 


Die  Perlencken  sollen  von  dato  an,  in 
totum  gehoben  vnd  abgeschaffet  sein^  E.  E, 
Rahts  Diener  aber,  das  herumbtragen 
des  Handwassers,  alter  Gewohnheit  nach^ 
gelassen  werden.  Die  Zünfte,  32  f. 
Toppen  führt  noch,  Altpr.  M.  IV,  138, 
aus  dem  Zinsbnche  der  Eomturei  El- 
hing  aus  der  Mitte  des  15.  Jahrh.  (El- 
bmger  Stadt-Archiv,  Sehr.  C.  No.  18) 
eine  umfangreiche  Notiz  an,  nach  wel- 
cher Perlenke  auch  die  Verköstigung 
war,  welche  bei  grofzen  herrschaftlichen 
Gastereien  der  Dienerschaft  verabfolgt 
wurde,  und  welche  namentlich  bei  Ge- 
lagen des  Hochmeisters  gesetzlich  ge- 
nau bestimmt  war;  auch  hier  ist  mit- 
hin Perlenke  =  Beneficium.  Dieser 
Deutung  widerstreben  auch  nicht  die 
von  Bock,  45,  und  Hennig,  191, 
gegebenen  Erklärungen.  Bock:  „Por-- 
lenck,  der  Überrest  von  den  Gastmalen, 
die  voi*mals  bey  den  Collegien  hier 
Mode  gewesen,  davon  einem  jeden  von 
den  Gästen  sein  Theil  nach  Hause  ge- 
schicket worden;"  Hennig:  y,Porlenk, 
oder  auch  Perlenk,  der  Überrest  von 
den  Gastmalen,  den  die  Gäste  mit  nach 
Hause  bekoumien."  Bocks  Annahme, 
Porlenk  solle  Portion  heifzen,  entbehrt 
jeder  Begründung;  Hennig  dagegen 
leitet  es  wohl  richtig  von  dem  lit.  per- 
lenkis  was  einem  zukommt,  Gebühr, 
gebührender  Anteil,  ab,  und  dies  ist 
ja  eben  das  observanzmäfzige  Bene- 
ficium. Die  in  Urkunden  vorkommen- 
den Wortformen  Pw^lenk,  Porlenke  sind 
fehlerhaft.  —  Verwandt  ist  Parlenke,  /., 
Zutrunk.  Das  ist  einem  eine  gro/ze 
Schaale  zutrinken  und  wenns  schier  ausse 
ist,  das  übrige  in  die  Augen  und  die 
Schaale  ime  auf  dem  köpf  und  darvon 
mu/z  keiner  zomen.  Mühlin g  nach 
den  N.  Pr.  Prov.-ßl.  ohne  genauere 
Angabe.    Viol^t,  164,  hat  mit  über- 


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134 


Pennochel  —  perzeln. 


einstiinmender  Erklärtmg:  einen  Par- 
lenke  zutrinken.  Vgl.  Toppen,  Altpr. 
M.  IV,  137  f.  Nsslm.  Forsch.  1;  TL, 
125.    Pierson,  A.  W.,  32. 

Permochel,  m.,  Dorsch,  s.  Dttsch. 

permucksch,  acj^'.  u.  adv.y  muckisch, 
mürrisch,  maulend.  Wenn  von  der 
bessern  Kinderzuckt  geredet  wird.,  dann 
sitzen  die  Frauen  und  sehn  so  permuksch 
aw5,  da/z  man  das  Herz  verliert,  weiter 
zu  reden,  Soph.  R.  III,  192.  Vgl. 
mucken. 

permufZy  adv.,  mit  mufz,  mit  Gewalt. 
Er  kommt  mit  permu/z. 

pemen,  sw.,  j&R^n-  P<?m'  de  Katt 
'ruty  jage  die  Katze  hinaus.    Samland. 

Perpel,  m,y  Fischn.,  Alosa  ßnta  (Juv. 
Benecke,  167.    S.  Perdel. 

PerpelHze,  /.,  Wachtel.  Russ.  p^e- 
pel,  perepWca,  poln.  przqnorka,  przepo- 
reczkaj  illyr.  perpelica.  Nsslm.,  Thes., 
126. 

Perpetuan,  m.,  alter  ordinärer  Kleider- 
stoff.    Viol^t,  178. 

Pfirechy  971.,  Barsch,  Dem.  PSnchke. 
Hartwich,  44.     S.  Barsch. 

pSrschen,  pSrechen,  sw.,  sich,  sich 
brüsten;  sich  viel  dünken  und  einbilden 
und  dies  zur  Schau  tragen,  sich  auf- 
blähen, aufspielen,  prahlen,  prunken, 
sich  wichtig  machen,  „dicke  thun".  Na 
persch  dich  man  nich  so!  He  peerscht 
sik  OS  Finke  Märten  ön  der  Perddeck 
—  a»  de  Pogg  on  e  Teerpudel,  Dorr, 
79.  Sprw.  I,  2881.  Dregt  (dreht)  he 
nich  den  Kopp  §m  Gngck  on  peerscht 
sik  bt^rn  Gähnen.  Dorr,  L  Wiew.,  24. 
Hennig,  181,  leitet  es  von  Persch, 
Bersch  Barsch,  perca,  ab,  der  seine 
stachligen  Flossen  aufrichtet  Piers o n, 
Altpr.  M,  VIU,  367,  weist  auf  lit.  jj^s^;- 
lys,  pirszlys  Brautwerber  hin;  ein  sol- 
cher mulzte,  nach  Lepner,  sich  aufs 
Prahlen  verstehen.    In  Posen  porschen 


emporstehen  machen,  sträuben,  das 
Bernd,  216,  von  por  empor  ableitet. 
Bock,  42.    Sperber,  25. 

Perechke,  m,,  s.  PSrech  u.  Barsch. 

Pere&l,  früherer  Name  für  die  bei 
einem  Ausrufe  unter  den  Hammer  kom- 
menden Gegenstände.  Dzg.  W.  Seidel, 
33. 

Perst,  Pflzn.,  gemeine  Bärenklau,  He- 
racleum  SphondyUum  L,  Hagen^  318. 
Vgl.  Bartsch. 

Perwellberg,  m.,  Name  eines  der  fünf 
grolzen  Sandberge  auf  der  kurischen 
Nehrung  bei  Rossitten.  Altpr.  M.  IV, 
301.     Vgl.  Plick. 

perwupps,  interj,,  s.  wupp. 

Perwutehe,  Ortsn.,  Dorf  Perwissau 
im  Kirchspiel  Postnicken,  Bj*.  Königs- 
berg. He  ÖS  üt  Pervmiche,  wo  de  Hun£ 
op  Schlorre  gäne.     Sprw.  I,  2892. 

Perz,  m..  Dem.  Perzke,  Furz,  Fürz- 
chen. Samland.  De  Märzke  lett  6k 
noch  sin  Perzke. 

Perzel,  PUrzel,  m.  1.  Bürzel,  Steilz, 
Podex.  Mühling.  2.  Gangart,  nament- 
lich des  Pferdes;  auch  Krankheit  des- 
selben. Vgl.  perzeln  2.  3.  das  viele 
Hin-  und  Herlaufen,  und  daher  auch 
Diarrhöe.  Er  hat  den  Perzel.  Er  läuft 
als  ob  er  den  Purzel  hätte.  Sprw.  I, 
2893.  Bock,  42.  Hennig,  183.  Vgl. 
Purzel. 

Perzellaiche,  /.,  Perzelage,  von  Per- 
zel, afifektierter  schwänzelnder  Gang 
eines  Frauenzimmers.  Schemionek, 
27. 

perzelriy  pirzeln,  pSrzeln,  pUrzeln,  sw. 
1.  oft  aus  der  Stube  gehen,  geschäftig, 
aber  unnötigerweise  im  Hause  hin-  und 
herrennen.  In  Posen  und  in  der  Nie- 
derlausitz auch  förzeln.  Bernd,  65. 
Anton,  1,  11.  2.  mit  Geziertheit,  mit 
kurzen  Schritten  gehen,  dabei  den  Per- 
zel  hin-  und  herwenden ;  von  Menschen 


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pe^chien  —  Pestilenzwurzel. 


135 


und  Pferden.  Pferde,  welche  nicht  von 
der  Stelle  wollen,  statisch  sind,  perzeln^ 
haben  den  Perzel,  Das  in  Grimm, 
Wb.  IV  2,  1579  angeführte  hirzeln  (des 
Hundes)  gehört  wohl  unter  diese  Be- 
deutuDg.  Davon:  ausperzeln,  auspirzeln^ 
die  Stube  durch  vieles  Pirzeln  aus- 
kühlen, perzelich,  pirzelich,  adj.,  zum 
Hin-  und  Herrennen  geneigt^  geziert 
gehend;  vom  Pferde  statisch.  Wenn 
ein  Nachbar  ein  schnuppicht,  krätzigt 
oder  pertzelicht  Pferd  hat  und  es  ihm 
im  SchtUtzen- Gericht  untersaget  mrd, 
dasselbe  abzuschaffen  ,  .  .  sondern  last 
es  gehen^  so  soU  der  Schultz  Macht  ha- 
ben  .  .  .  dojs  Pferd  zu  versäuffen  oder 
zu  erschossen.^  Hartwich,  327.  In 
betrefif  der  Herleituug  liegt  Perzel  am 
nächsten^  auch  für  f orzein  =  den  Hin- 
tern (Förzer)  oft  aus-  und  eintragen; 
68  wird  jedoch  auch  porzeln^  portsein 
(Anton,  3,  7)  gesprochen  und  ge- 
schrieben, und  so  erscheint  auch,  da 
in  dem  Worte  der  BegriflP  des  öftem 
öffiiens  der  Thür  eingeschlossen  ist, 
die  Herleitung  von  porta  Pforte  (Bernd, 
206.  Anton,  a.  a.  O.)  annehmbar. 
Bock,  42.  Hennig,  183.  Sperber^ 
24.     Vgl  übrigens  pttrten. 

peichfen,  sw,,  s.  pitehen. 

Peichull,  m,,  s.  Piichull. 

Pesdricl^  Pesek,  m.,  s.  Pesrick. 

Pesel,  971.,  Einfaltspinsel,  langweiliger, 
beschränkter  Mensch.  Gedanism.  Ebenso 
in  Estland;  eigentlich  s.  v.  a.  Pesrick. 
Sallmann,  37b. 

Peserbilte,  /.,  Rohrkampe,  die  nach 
der  Ernte  behufs  eigener  Düngung  ab- 
gebrannt wird.  Zusammensetzung  aus 
pesem  (s.  pdsern)  und  Büte.  Sche- 
mionek,  27, 

Peserick,  m.,  s.  Pesrick. 

pSsem,  sw.j  s.  pftsem. 

Peslacky  m.,  s.  v.  a.  Pesel. 


Pesrick,  Peserick,  Pesrich,  Peserich, 
Beserick,  m.  1.  Ochsenziemer,  das  Mem- 
brum  des  Stiers,  das  getrocknet  als 
Peitsche  dient,  daher  auch  Bolle-,  Ochsen- 
peserik.  2.  jede  Peitsche,  namentlich 
die  von  Leder,  die  Earbatsche.  Eck 
bring  denn  met  e  Pdsrick  m%  On  Pro- 
gel  krögst  du  wie  noch  nie.  Nowack, 
19.  Nach  Preulz,  Lehrgang  221,  be- 
zeichnet Peserik  ursprünglich  den  Stock 
zum  Nacbschüren  des  Feuers  {pesem) 
und,  da  man  diesen  auch  zum  Züch- 
tigen gebrauchen  kann,  auch  jedes  an- 
dere Züchtigungsinstrument.  Aufi^lig 
ist  die  Erklärung  Gordacks:  Rute 
zum  Bestrafen,  auch  Strauchbesen.  3. 
penis.  Er  hat  einen  guten  Peserik.  Sprw. 
I,  2894.  Hoffheinz  (Nsslm.  Forsch. 
2)  giebt  folgende  Erklärung  des  Wor- 
tes: pyza  i.  e.  cunnuSj  rik  =  riks  i.  e. 
rea;  peserik  ergo  est  rex  cunn%  germa- 
nice  Mauskonig,  quia  penis  cunnum  in 
potestate  habet.  Nsslm.  a.a.O.  fragt: 
Sollte  es  etwa  einem  lit.  pyzorrykszte 
entsprechen,  aus  pyza  cunnus  u.  rt/kszte 
Rute?  Pierson,  Altpr.  M.  VIH,  367, 
unterstützt  Hoff  heinzs  Erklärung,  in- 
dem er  darauf  hinweist,  dafz  -^k  das 
hchd.  -rieh  (ursprünglich  Herrscher, 
Oberster,  Fürst)  ist,  das  übrigens  auch 
in  dem  Worte  selbst  auftritt,  in  Ver- 
bindung mit  lit.  pyza  cunnus.  In  Westpr. 
und  auch  sonst  noch  in  Niederdeutsch- 
land Pesel,  nach  Gortzitza  auch  Pes- 
drick,  nach  Sperber,  39,  auch  Pesek, 
von  dem  poln.  pezekj  das  sich  bei 
Mrongovius  nicht  findet;  holl.  pees^ 
engl,  pizzle^  im  Osnabrück.  Pitte.  Vgl. 
Richey,  184.  Brem.  Wb.  IH,  309. 
Schützein,  205.  Schamb.,  154a. 
Bock,  43.  Hennig,  183.  Sperber, 
24 

Pesrik,  7n.,  s.  Peddig(k). 

Pestilenzwurzely/.,  grcdzblättriger  Huf- 


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136  Petchen  —  Pfaffenrohrchen. 

lattich,  Tussäago  petasites  L.    S.  Lott^  womit  Kleider  zugeknöpft  werden.   N. 

chenblaU.    Hagen,  867.  Pr.  Prov.-BL  a.  F.  II,  437.    Poln.  pfir 

Petchen,     n.,    penü     des    Knaben,  lica^   p§telka  Schleife,    Schlinge,    russ. 
Gortzitza.  pjeüja^  peüja  Strick,   Schlinge,  Knopf- 
Petenetten,  j?fo«r.,  Kleinigkeiten;  von  loch,    Y\i.  pdnUs^    altpr.  panta^  panto 
dem  frz.  petdt    Davon  (Voc.  542)  Fessel.    Nsslm.  Forsch.  2; 

Petenettenkram,  m.,   Ki^am  mit  Pete-  Th.,  127.    Vgl.  Podlitzen. 
netten;  auch  Pipenet-,  Puttenutten-,  Putte-       PStsch,  m.  Vom.,  Peter.    Dzg.  Nhg. 

luttenkram.  Viol^t,  103. 

Petenettenki4mer,  m.,  Händler  mit       Petscha,    Petscher,    (?),    Weifzbrot 

Petenetteny    Hausierer.     Vgl.    Putchen-  Ilastenburg.     Mühling. 
krämer.  petschen,  petscheln,  pitscheln,  petscht- 

Peter,    m.,    zur    Bezeichnung    eines  nen,   auch  potschen,   sw.y   mit   leisem, 

dummen    und    gutmütigen    Menschen,  langsamem  Stofze  rudern,  um  das  Boot 

Knaben  mit  dem  Vornamen  Peter  wer-  nur  schwach  zu  bewegen.  DasRuder  feilt 

den  geneckt:   Pete^   scheet  en  e  Wete^  leise  patschend  ins  Wasser.    Westpr. 

scheet  en  e   Kom&t^   dait  so  plompst!  Treichel.    Vgl.  Potschfne. 
Volksr.,   76,    295.     2.    der   senkrechte        petschfnen,  ««?.,  s.  das  vor. 
Fensterbalken,  das  Fensterkreuz;  auch:        Pettelkau,  Ortsn.,  Dorf  im  Kr.  Brauus- 

Fensterpeter,   Rätsel:   Von  bönne  blanko  berg.     Spott:   In   Petteücau   bellen   die 

von  bute  blanko   ön  e  Modd  e  kolteme  Hunde  mit  dem   ZageL    Vgl.    Kraxte- 

Peter  damank.    Das  Fenster.  pellen,  PrObbernau. 

Petermännchen,  n.,  Fischn.,  der  Stein-        Petz,  /.,  Hure, 
picker,  Cottus  cataphractus  L.   Danzig.        petzen,  sw.^  angeben,  anklagen,  an- 

Muhling.    Nach  Benecke,  67,  2Va-  zeigen,     denunzieren,     wiedererzählen, 

chinus  draco  L.  einen  auf  den  andern  hetzen.     Es  ge- 

Peterninken,  Ortsn.,  Dorf  bei  Pillkal-  schiebt  vorzugsweise  in  der  Schule, 
len.     Gä  na  Peteminke^    da   krigst   io        pf  ist  pltd.  ganz  verschwunden  und 

ete  on  to  drinke.    Sprw.  I,  1147.  wird  fast   immer   ein  p :   Perd  Pferd, 

Peterskraut,  n.,  s.  Nachtkraui  Kopp  Kopf,  Topp  Topf,  kloppen  klopfen, 

Petersttl,    n.,    Steinöl,    oleum    Petri.  PZanfe  Pflanzen;   seltener  ein/;  Knof 

Mühling.  (und  Enöp)  Knopf,  Far  Pfarrer.   Leh- 

Peterzttlge,  Peterzilg,  /,  Pflzn.,  Peter-  mann,  Volksmd.,  30. 
siüe,  Petroselinum  sativum  Roffm,   Kö-        pf,  Laut  zur  Bezeichnung  des  Blasens, 

nigsberg.    Im  Ausruf  der  Gemusehänd-  Hauchens.    Pf^  Federchen  !  sagte  er^  in- 

lerinnen:    Petetzuljick.     VgL   Sprw.  U,  dem  er  blasend  Jtdchen  ihn  (den  Brief) 

1636.  hdnwarf.    Soph.  R.  YI,  464. 

Petetschen,  plur.^  s.  Potatschen.  PfaffenknSpfe,  plur.^  Pflzn.,  s.  Lodiks- 

Petitlon,  /.,   nach  Hennig,  183,    in  blatL 
einigen    Gegenden   von   Preufzen    der        Pfaffenläuse,  plur.^  Pflzn.,  s.  Pracher- 

Kalendebeitrag,    der  von   den  Einge-  läuse. 

pfarrten   abgefordert   wird.    Yon  dem        PfaffenrShrchen,  n.,  Pflzn.,  Löwenzahn, 

lat  petitio.  Leontodon  taraxacmnL.  Hagen,  110. 

Petlltzen,  plur,^  eme  Art  von  Hefteln,  Vgl.  Butterblume. 


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Pfahlgeld  —  Pfeflferstadt 


137 


Pfahlgeld,  n.,  die  yon  eingebenden 
Schiffen  zu  entrichtende  Hafenabgabe. 
Danzig.  Passarge,  134.  Hirsch, 
213. 

Pfahlkammer,  /.,  in  der  alten  Danziger 
Verfassung  die  Behörde,  bei  welcher 
die  Seezölle  erhoben  wurden.  W.  Sei- 
del, 33.    Hirsch,  213. 

Pfahlknechty  ^n.,  Beamter  älterer  Zeit, 
der  mit  dem  Rafemjoärter  das  hölzerne 
Bollwerk  an  der  WeichselmünduDg  in 
stand  zu  halten  und  das  Fahrwasser 
oder  Tief  zu  beaufsichtigen  hatte.  Die 
P&hlknechte  wurden  aus  den  Einkünf- 
ten des  Pfahlgeldes  bezahlt.  Danzig. 
Hirsch,  213. 

Pfannchenfirtsch,  m.,  s.  Pfannchen- 
schascher. 

Pfannchenlecker,  pltd.  PannkelScker,  m, 
1.  Lecker  der  Pfanne,  Tellerlecker, 
Schmarotzer.  Brem.  Wb  HI,  290.  2. 
in  der  Eindersprache  der  Zeigefinger, 
mit  dem  man  Teller  oder  Pfanne  aus- 
wischt u.  ausleckt  Yolksr.,  32, 124.  Im 
Holsteinschen  Puttjenlicker  Töpfchen- 
lecker.    Schütze  HI,  249. 

Pfannchenschascher,  pltd.  Pannkescha- 
tcher,  m.,  Fladen  aus  Roggenmehl,  in 
einer  mit  Fett  ausgeschmierten  Plinsen- 
p£anne  gebacken.  Auch  Pfannen-,  Pfann- 
chen-, pltd.  Pannkef utsch.  Dönh.  In  Na- 
tangen  PfannenrSster. 

Pfanne,  pltd.  Pann,  /.  1.  Abkürzung 
für  Dachpfanne,  Dachziegel.  2.  cunnus^ 
vuloa.  Onse  Hanne  heft  e  Panne,  Sam- 
land. 

Pfannenfutsch,  -rOeter,  m,,  s.  Pfann- 
cbenschascher. 

Pfannkuchen,  pltd.  Pannkoke,  m.,  flacher 
Kuchen,  der  in  der  (Pliusen-)  Pfanne 
gebacken  ist,  Plinse,  Eierkuchen,  also 
Yöllig  verschieden  von  den  Pfannkuchen 
der  Konditoreien. 

Pfannkuchspredger,  m.,  Bezeichnung 


für  einen,  der  gern  und  viel  über  Sachen 
spricht,  die  er  nicht  versteht.  He  ob  e 
PannkShspredger,     Samland. 

Pfarr,  1.  /.,  Pfarre.  2.  m.,  Pfarrer. 
Sie  geht  zvm  Pfarr^  sie  erhält  Kon- 
firmationsunterricht. Saalfeld.  Kann 
denn  der  Herr  Pfarr  nicht  steuemf  .  . 
Ldeher  Herr  Pfarr ^  ich  mochte  gern  fwr 
das  Begräbnis»  dieses  Mannes  sorgen. 
Soph.  R.  III,  64.  65. 

Pfarre,  /.,  in  Danzig  niemals  eine  be- 
liebige unter  den  Pfarrkirchen  der  Stadt 
oder  Umgegend,  sondern  immer  nur 
die  Oberpfarrkirche  zu  St.  Marien.  E. 
Förstem. 

Pfarrgebet,  n.,  s.  GebeiverhSr. 

Pfarrwidem,  /.,  s.  Widern. 

Pfeffer,  m.  Aus  dem  Pfeffer  bekom- 
men^ starke  Hiebe  erhalten.    Vgl.  Salz. 

Pfefferklops,  m.,  Scheiben  von  Rind- 
fleisch in  gepfefferter  Sauce  geschmort. 
Vgl.  Zodderklops. 

Pfefferkraut,  n.,  Gartenkölle,  Satwrqa 
Aor^^nsts  L. ;  auch  Wurstkrairt.  Hagen, 
599.    Pritzel,  364. 

Pfefferkuchen,  pltd.  PSperköke,  9n.,  Leb- 
kuchen. Unter  die  preufzischen  Lecker- 
bissen  zählen  mr  die  in  Thom  zuberei- 
teten Pfefer-  und  Leckkuchen'  Bock, 
Nat.  I,  269. 

pfeffern,  pltd.  p8pre(n),  sw,  1.  mit 
Pfeffer  würzen,  2.  bildlich:  mit  un- 
angenehmen Empfindungen  verbunden, 
ubermäfzig  teuer.     Das  ist  gepfefef*t. 

Pfeffersack,  m..  Sack  zur  Ai^ewah- 
rung  des  Pfeffers;  bei  Stein,  Peregri- 
nus  XVI,  8,  verächtliche  Benennung 
eines  Adligen;  in  gleichem  Sinne 
Pfefferrtofzer.    W.  Mtsbl.  VI,  187. 

Pfefferetadt,  /.,  in  alten  Handschriften 
Pfefferetrafze,  Stadtteil  in  Danzig,  wohl 
von  der  Niederlage  ostindischer  Ge- 
würze, unter  denen  der  Pfeffer  obenan 
zu  stehen  pflegte.    Nach  einigen  auch 


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138 


Pfefferstofzer  —  Pfenniggras. 


von  den  Pfeifern  oder  Musikanten, 
welche  hier  gewohnt  haben  sollen. 
Löschin,  44. 

Pfefferstofzer,  m.,  s.  Pfeffersack. 

Pfeffershibe,  /.,  früherer  Name  für  ein 
Zimmer  im  dritten  Stock  auf  der  Nord- 
seite des  Schlosses  zu  Königsberg  ^zur 
Aufbewahrung  ansehnlicher  Verbrecher". 
Hennig,  183.  Bock,  Nat.  I,  61:  die 
Ffefferstube  ein  Gefängnüs  fOr  condi- 
tionirte  Personen. 

Pfeife,  pltd.  P!p,  /.  1.  Pfeife;  Tabaks- 
pfeife.  E  lange  Ptp  on  e  schnoddrige 
iVois,  wenn  unreife  junge  Leute  den 
Grofzen  spielen.  Em  geit  de  Ptp  ut^ 
die  Geduld,  das  Leben  geht  zu  Ende. 
Sprw.  I,  2907  f.  2.  röhrenartiger  Aus- 
gufz  an  einem  Gefaiz,  namentlich  an 
einem  irdenen;  Brunnenröhre;  Röhren- 
brunnen. Der  Röhrenbrunnen  auf  dem 
alten  Markte  zu  Elbing  heil'zt  Pfeife^ 
im  Volksmunde  Feif^  in  Urkunden 
Pfeifenbom ,  Pfeifenbrunnen.  (Die 
Schmerlen&nger  müssen  mit  ihrem 
Fange)  J)ey  dem  Pfeifenbom  umb  bil- 
ligen preifz  markt  halten^,  Schmerlen- 
fanger -Ordg.  aus  dem  Anfange  des 
17.  Jahrh.  im  Archiv  der  Stadt  Elbing. 
B  e  n e  c  k e ,  300.  Bayerisch  Pipen^  engl. 
pipe.  Schmellerl,  291.  Hupel,  170. 
Schemionek,  27.  50.    Hennig,  183. 

pfeifen,  pltd.  pTpe(n),  st,  trinken,  Spi- 
rituosa.  Einen  pfeifen,  einen  Schnaps 
trinken.  Er  pfeift  gut  —  pfeift  einen 
Outen.    Kgsbg.    S.  pTpen. 

Pfeifenborn,  -brunnen,  m.,  s.  Pfeife. 

Pfeifengesteli,  pltd.  Pfpegestell,  Ptpe- 
stell,  7».,  im  Samlande,  sonst  auch  SchSr- 
leiter,  pltd.  SchSrledder,  leiterartiges  Ge- 
stell mit  wenigstens  20  beweglichen 
Sprossen,  worauf  die  Laufspulen  (s.  d.) 
aufgesteckt  werden,  wenn  das  auf  ihnen 
befindliche  Garn  behufs  der  Schenmg 
abgewunden  werden  soll. 


Pfeifenkanne,  pltd.  PTpel(ann(e),  /., 
Eanne  mit  einer  Pfeife.   Hennig,  183. 

Pfeifenstäbe,  plur.,  s.  Ptpenstäbe. 

Pfeifenstiel,  pltd.  PTpestSi,  m.,  beim 
Kegelspiel  der  einzeln  fallende  Eck- 
kegel nahe  der  Bande.  Der  Kegel- 
junge ruft:  Pipestel,  kosft  nich  vel! 

Pfeiferbanic,  /,  Bank  für  die  Pfeifer, 
die  Musikanten,  Orchester.  S.  Die 
Zünfte,  10. 

Pfeifsacl(,  m.,  Benennung  für  ein  Kind, 
das  viel  weint.     Muhling. 

Pfeiischwanz,  m.,  s.  Langhals. 

Pfennig,  m.,  zur  Zeit  der  Kreuzherren 
in  den  Privilegien  Nummus.  Drei 
Pfennige  gingen  auf  einen  preufz.  So- 
lidum  oder  Schilling.  ^60  Schillinge 
machten  eine  Silbermark  aus,  die  Mark 
zu  16  Loth  oder  24  Schottgewicht  ge- 
rechnet. Wenn  nun  ein  damaliger 
Schilling  nach  unserm  jetzigen  Gelde 
ungefähr  12  hiesige  Groschen  ausmacht, 
so  würde  ein  solcher  Pfennig  4  hiesige 
Groschen  gelten."  Hennig,  183.  Der 
Pfennig  galt  also  1  Sgr.  4  Pfg.,  etwa 
15  Pfg.  nach  heutigem  Gelde.  —  Hei 
Schott  op  en  Pfennig  on  goß  en  fer  e 
Düttke  ut,  er  ist  sehr  geizig.  In  gleichem 
Sinn:  Er  scheifzt  auf  den  Pfennig. 
Auch  mit  dem  Zusätze:  dafz  keine  Zahl 
zu  kennen  ist.  Sprw.  I,  2910  f.  Bei 
Jeroschin:  üf  den  pfenninc  sikoer  = 
habsuchtig,  geizig.  Pfeiffer,  204. — 
Kuimischer  Pfennig,  s.  kulmisch.  Vierter 
Pfennig,  Abgabe,  Zins,  die  sogenannte 
Quarte.    Vgl.  StarosL 

Pfennigblume,  /.,  preuf zische,  spitz- 
früchtiges  Silberblatt,  Lunaria  rediviva 
L.    Ostpr.    Pritzel,  222. 

Pfennigfuchser,  m.,  Geizhals,  Knicker, 
Knauser.  Davon  pfennigfiicbserig,  ad^., 
geizig.    S.  Fucliser. 

Pfenniggras,  n.^  Feld -Pfennigkraut 
Thlaspi  aroense  L.    Hagen,  668. 


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Pfennigzins  —  Pflaster. 


139 


PfennigzinSy  m.,  in  der  Danziger  Ge- 
richtsyerfassung  das  Kapital,  welches 
zur  ersten  Stelle  auf  ein  Grundstuck 
geliehen  wurde  und  für  welches  nur 
das  Grundstock  allein  und  nicht  auch 
das  sonstige  Vermögen  des  Schuldners 
haftete.  W.  Seidel,  33.  Nach  Klein 
II,  50,  die  Interessen  eines  Kapitals, 
welches  für  ein  dafür  verpfändetes 
Grundstück  ausgeliehen  ist:  Auf  dem 
Hause  stehn  12  000  Gulden  zu  Pfennig- 
zins, 

Pferdy  pltd.  P&rd,  n.  In  Redensarten: 
Ein  gutes  Pferd  findet  sich  wieder.  Ein 
schlechtes  Pferd^  das  den  Hafer  nicht 
frifztj  der  ihm  vorgeworfen  mrd.  Wer 
das  Pferd  kauft^kauft  auch  den  Schwanz, 
Auf  die  magern  Pferde  setzen  sich  die 
meisten  Mücken.  Wer  sich  als  Pferd 
verdungen^  mu/z  auch  als  Pferd  ziehen. 
Wenn  de  Perd  got  stäne  on  de  Fruens 
afgäne^  denn  kann  de  Bür  rtk  wäre. 
Sprw.I,2915ff;II,2031fiF.  Der  Mensch, 
yerglichen  mit  dem  Pferde:  Wie  ein 
Pferd  dumm  —  eigensinnig  —  statisch 
sein;  eigensinnig  sein  wie  ein  Droschken- 
pferd  —  Kutschpferd;  —  ein  Gedacht- 
nis  haben  wie  ein  Pferd;  —  Nicken 
haben  wie  ein  altes  Droschkenpferd;  — 
wie  ein  Pferd  arbeiten;  —  gehen  wie 
ein  Kürassierpferd;  —  einen  Arsch  haben 
wie  ein  Achtzigihalerpferd.  Korrespbl. 
m,  53. 

Pferddreckskafer,  Pferdskäfer,  m.,  Rofz- 
käfer,  gemeiner  Mistkäfer,  Scarabaeus 
sterccrarius.  In  der  Gegend  von  ßischof- 
stem  Scheib-,  pltd.  Schltwabbel.  Muh- 
ÜDg,  Tiem.,  175.  Sprw.  I,  2921.  Vgl 
Wabel. 

Pferdefischerei,  /.,  Fischerei  in  kleine- 
ren Flössen,  bei  der  die  Fische  durch 
Reiter  allmählich  in  ein  quer  ausge- 
spAontes  Netz  getrieben  werden.  S. 
FMzfiedierei.    Vgl  Benecke,  409. 


Pferdeschwanzy  pltd.  Pfirdszagel  {a-^ä\ 
m.^  Pflzn.,  gemeiner  Tannenwedel,  Hip- 
puris  vulgaris  L.     Hagen,  2. 

Pferdezahn,  m.,  weifzer^  Pflzn.,  Mais, 
Zea  mais  L.,  weil  die  Fruchte  pferde- 
zahnähnliche  Gestalt  haben.  Treichel, 
Volksth.  II. 

Pferdsdreck,  pltd.  Perdsdreck,  m.,  Ex- 
krement des  Pferdes,  Pferdeapfel,  ge- 
meiner PfirdschiL  Als  ablehnende  Ant- 
wort:   Ja,  Perdschit! 

Pferdseile,  -eule,  pltd.  Pfirdsfl,/.,  Rofz- 
egeL,  Hirudo  sanguisuga.    Vgl.  Eule. 

PferdskHfer,  m ,  s.  PferddreckskBfer. 

Pferdskastanie,  pltd.  Perdskastanje,  /., 
Rofzkastanie,  AcscuJms  hippocastanumL. 
Hagen,  405. 

Pferdsliebe,  /.,  plumper,  ungeschliffe- 
ner, zudringlicher  Liebesbeweis.  So 
sagt  man  bei  einer  plump-zärtlichen 
Umarmung :  Dat  os  e  Perdslew^  möt  de 
Bene  öm  e  Hab.    Vgl.  Sprw.  I,  2923. 

Pfifferling,  m.  1.  der  PfefiFerschwamm, 
Agaricus  piperaius.  Nach  Klein  II, 
51:  Eot,  Erdschwamm.  2.  zur  Be- 
zeichnung von  etwas  völlig  Wertlosem. 
Das  ist  keinen  Pfifferling  wert.  Auch: 
Er  ist  etc.  Er  giebt  keinen  Pfifferling. 
Ebenso  in  Bayern.  Seh  melier  I,  307. 
S.  Frisch  II,  53a     Birlinger,  93a. 

Pfingsten,  plur.^  weifze^  zur  Bezeich- 
nung des  Nimmertages.  Vgl.  Nimmer^ 
mehrstag,  Pfiaumenpfingsten. 

Pfingstochse,  t».,  s.  Ochse. 

Pfingstvogel,  m.,  der  Pirol.  Ifingst- 
vogel  heilizt  er,  „weil  er  sich  hier  selten 
eher  als  um  Pfingsten  sehen  lallet^. 
Hennig,  184.    Vgl.  Bierhol. 

Pfiänzchen,  n.,  Pflzn.,  s.  Perlen. 

Pflaster,  n.,  goldenes,  Menschenexkre- 
mente. Auf  ein  goldenes  Pflaster  treten. 
Ein  goldenes  Pflaster  auflegen^  —  ge- 
schieht wirklich,  indem  man  die  Ex- 
kremente in  Leinwand  schlägt  und  das 


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140 


Pflasterkasten  —  Pfandbude. 


Präparat  so  auf  die  Wunde  legt;  die 
flüssigen  Teile  sind  das  Heilende. 

Pflasterkasten,  m.,  Heilgehilfe,  Chirar- 
gas,  aber  auch  scherzweise  Bezeichnung 
für  einen  Arzt  überhaupt. 

Pflatz,  m.  Und  dafz  zu  Gottes  Ehr 
der  Auffwacki  Tnög  gedeyen  und  jeder 
Zweig  und  Pflatz  sich  wol  gebildet  zeig! 
Carm.  nupt,  I,  39. 

Pflaume,  pltd.  PIQm,  Dem.  Pflaum- 
chen^  pltd.  Plumke^  f,  1.  Zwetsche, 
Prunus  domestica  L.;  auch  Pflaum-^ 
Pfiawmenbavm^  pltd.  Plümebom.  2.  cun- 
nus,  Vulva, 

Pflaumenkreide,  /.,  s.  Kreide. 

Pflaumenpfingsten,  /.,  zur  Bezeichnung 
des  Nimmertages.  Op  Plumepingste. 
Vgl.  Pfingsten,  wei/ze^  Nimmermehrstag. 

Pfiaumenschlarze,  /.,  Neck-  u.  Schimpf- 
wort Du  Plumeschlarze  ut  de  Neddring. 
Jerrentowitz.  In  der  Niedenmg  wach- 
sen bekanntlich  viel  Pflaumen.  Vgl. 
Schlarze. 

Pfl^O?  /•>  Pfl^^  Pension.  Er  ist  bei 
mir  in  I^leg^  in  Kost,  Pension. 

Pfiicht,  /.,  Tracht.  Eine  Pflicht  Was- 
ser.   Marold. 

Pfiinz,  f.y  8.  Flinze. 

Pfiömen,  m.^  s.  Flöm. 

pfiUcken,  sw.j  abzwacken.  Sie  haben 
ihn  gut  gepflückt,  er  hat  die  gekauften 
Waren  sehr  teuer  bezahlen  müssen;  er 
hat  um  eines  geringen  Vergehens  willen 
eine  hohe  Geldstrafe  erlegen  müssen. 
Die  tollen  Federn  sind  ihm  ziemlich 
ausgepflückt^  er  ist  in  strenger  Zucht 
gewesen.  Ich  habe  noch  ein  Sühnchen 
mit  ihm  zu  pflücken,  ich  habe  ihn  zur 
Bede  zu  stellen,  zur  Rechenschaft  zu 
ziehen.    Bock,  43.    Hennig,  184. 

Pfiug,  pltd.  PIftg,  m.  Dat  ös  mtn  Acker 
on  Plög  —  min  Egf  on  Plög,  mein 
Beruf^  meine  tagliche  Beschäftigung. 

Pfiuggewende,  pltd.  PIftggeweng,  n^ 


Ackerstrecke  von  einer  Pflugwende  bis 
zur  andern,  gewöhnlich  ein  Morgen 
Ackerland.  Natangen.  En  Ploggeweng. 
Dzg.  Nhg.  Viol^t,  103.  Keen  Plog- 
geweng (sal)  mehr  leddig  liggen,  See- 
lenw.,  112. 

Pfiugkom,  n.,  hämisches^  s.  kulmisch. 

Pfiugmann,  pltd.  Plögmann,  m..  Pflüger. 
Doch  dePloochmann  scAnar^(schnarcht) 
nu  schwoar.    Dorr,  54. 

Pfiugmarien,  Maria  Verkündigung, 
25.  März.  In  Westpr.  beginnt  an  vie- 
len Orten  mit  diesem  Tage  das  Rech- 
nungsjahr. Mühling.  Ob  an  diesem 
Tage  dort  zuerst  gepflügt  wird,  ist  nicht 
angegeben. 

Pfiugochs,  Eggochs,  m.,  in  beiden  Be- 
deutungen =£gdochs.  Mühling,  Tiem., 
175. 

pfiUmen,  sw.,  s.  v.  a.  fisten  (s.  d.). 
Treichel. 

pfropfen,  pltd.  prope(n),  sw,,  coire. 
Treichel. 

pfropfendig,  pltd.  proppendig,  adj.^  ge- 
pfropft. Es  war  pfropf  endig  voU,  ge- 
drängt voll.  Von  Pfropf  Kork.  Ebenso 
im  Holsteinschen  und  im  Hollandischen. 
Schützern,  235. 

Pfuhlschnepfe,  Mittelschnepfe  Scolopax 
media.  Bujack,  383.  Mühling, 
Tiem.,  175. 

Pfund,  pltd.  Pund,  n.  1.  Gewicht  die- 
ses Namens.  Rhetorisch:  €rot  gebe  rf«r 
czwey  hundirt  unde  czwey  phunt  gudir 
nacht.  Liebesbrief  eines  Ritters  aus 
dem  15.  Jahrh.  Beitr.  z.  Kde.  Pr.  V, 
184.  2.  ein  Quart  Branntwein.  Wir 
hatten  verschiedene  halbe  Pfundchen  ge- 
trunken.    Kgsbg. 

Pfundbude,  /.,  ehemals  Zollhaus  un- 
weit Pillau,  wo,  da  die  Tiefe  noch  bei 
Alt-PiUau  und  dem  Dorfe  Wogram 
vorbeiging,  der  Zoll  von  den  einkom- 
menden  Schiffen   gezahlt   wurde.     In 


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Pfunde  —  piddlig. 


141 


der  Pr.  EammerordniiDg  von  1648  wird 
es  das  Pfundhaus  zu  Pillaa  genannt. 
Hennig,  184.  Der  Name  rührt  wohl 
daher,  dal'z  die  Waren  nach  Pfunden, 
Schiffspfonden,  in  Berechnung  kamen. 
Vgl.  Bock,  Nat  I,  551. 

Pfunde,  A  Pflzn.,  Quellen-Ehrenpreis, 
Veranica  beccabunga  L,    Hagen,  19. 

Pfundhaus,  n.,  s.  Pfundbude, 

Pfundkirsche,/.,  s.  Pungelkirsche. 

Pfundschreiber,  Pfundverwalter,  m., 
Zolleinnehmer  in  einem  PfundJum&e. 

Pfundzoll,  m,^  Zoll,  welcher  von  den 
Schiffsfrachten  entrichtet  wird.  Nach 
Mühling  auch  eine  alte  Abgabe  an 
den  Orden,  welche  vom  Lande  bewilligt 
wurde  zur  Säuberung  der  See  von 
Räubern.  Sie  betrug  y,  «/^  vom  Werte 
der  eingehenden  Waren  und  Ve  Vo  ^on^ 
Schiffe,  das  diese  geladen  hatte. 

Phelp,  m.  Vom.,  s.  Felp. 

Phtchen,  w.  Vom.,  s.  Rehen. 

Phlipp,  m.,  s.  Flibb. 

Pf,  Lockruf  für  die  Katze,  der  auch 
neben:  PTpt,  Pichen,  PTptchen,  Name 
für  die  Katze  ist.  Nach  Klein  II,  66, 
heifzt  in  Danzig  die  Katze  IH  (wohl 
nur  Schreibfehler  für  Pm),  verkleinert 
Puike.  Der  lit.  Schmeichelname  für 
die  Katze  ist  jniüe.  Vgl.  Pikatz,  Puich, 
Mts,  Mtz. 

Piasek,  m.,  Sand,  das  pohi.  piasek. 
Es  üt  der  reine  Piasek^  ein  Landgut 
mit  sandigem  Boden.     Sperber,  39. 

Piaten,  Ortsn.,  Dorf  im  Kr.  Inster- 
borg.  Qä  na  Fiate^  Dag  anbreke.  Geh 
nach  Piaten,  Tage  anbrechen!  Sprw. 
n,  2049. 

Piauter,  m.,  s.  Pijauter. 

Pichel,  m.  u.  n.,  leinenes  Yortüchlein, 
das  man  kleinen  Kindern  unter  das 
Kinn  bindet,  damit  sie  sich  beim  Essen 
und  Trinken  nicht  beschmutzen.  T rei- 
ch eL    Vgl.  Schiabbe. 


picheln,  sto.,  trinken,  saufen;  vielfiEtch 
mit  dem  Nebenbegrifi^  dafz  solches  mit 
gewissem  Eifer,  unvermerkt  und  in  der 
Stille  geschieht.  Er  pichelt  ganz  ge- 
hörig. In  Hamburg  und  Bremen  auch 
pegeln.  Richey,  182.  Brem.  Wb.  HI, 
303.  In  Pommern  pechein  und  pegeln, 
Dähn.,  346a.  347  a.  In  Posen:  picheln 
mit  anhaltendem  Fleifze  und  mit  Ge- 
duld etwas  vorhaben,  arbeiten;  da- 
g^en  heiizt  stark  trinken  pietschen^ 
von  dem  poln.  pic  trinken.  Bernd, 
207  f. 

Ptchen,  n.,  Katze,  s.  Pt. 

Pichler,  w.,  Trinker,  Säufer. 

Pickel,  Peckel,  m.,  Eiterbläschen,  klei- 
nes Hautgeschwur.  Er  hatPickel  zwischen 
den  Fingern^  er  hat  die  Krätze.  Da- 
von pickelig,  adj.^  mit  Pickeln  behaftet. 
In  Hessen  Pickel  ==  Knoten,  besonders 
ein  grofzer,  aus  einem  stärkeren  Seil 
geschlungener  oder  geflochtener  Knoten. 
Vilmar,  302. 

pickein,  mo,^  scherzen,  lachen,  durch 
alberne  Streiche  Lachen  erregen.  Hen- 
nig, 186,  leitet  hiervon  Pickelhering^ 
froher  die  lustige  Person  auf  der  Bühne, 
dann  Possenmacher  Oberhaupt,  her ;  vgl. 
jedoch  Adelung  ni,  767. 

pickem,  «i^.,  Frequent  von  picken. 
Indem  ich  dies  schreibe^  ist  mir  das 
Pikem  meiner  Uhr  hockst  lästig.  Soph. 
R.  Hl,  375.  NachTreichel  auch  von 
dem  Picken  des  Küchleins  im  Ei. 

picksen,  au?.,  Frequent.  von  picken^ 
stofzend  picken.  Einen  mit  dem  Stocke 
picksen.  Pickser,  m.,  der  Picksende; 
aber  auch  der  Gegenstand,  mit  dem 
man  pickst. 

Piddak,  m.  1.  Prügel,  Knüttel,  Stock; 
von  dem  poln.  batog.  Schmitt,  Westpr., 
166.    2.  nach  Treichel  auch  penis. 

piddlig,  adj.^  kleinlich,  übertrieben 
akkurat,  mühevoll.    Schemionek,  27. 


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142 


Pietxker  —  Pilberg. 


Piddlige  Arbeit  miDutiöse,  die  ihrer 
EleiDheit  wegen  mühsam  ist. 

Piebker,  m.,  s.  Ptsker. 

Pigg(e),  PUgg(e),  /.,  Jacke,  Wams; 
Frauenjacke  ohne  Scholi,  Joppe.  Dat 
08  Jack  wt  Pigg'y  völlig  gleich.  Sprw. 
I,  1777.  Pug^  on  keine  Ärmel  dran. 
Volks!.,  87,  22,  2.  Lit.  pigffus  leicht, 
geschickt  zu  handhaben,  wohlfeil.  Inder 
Dzg.  Nhg.  Pigk^  in  Hamburg  Peyy  in 
Bremen  Pije^  in  Osnabrück  Pigge  und 
Pike.  Brem.  Wb.  m,  310.  In  Pom- 
mern Pije  und  Pige,  Dähn.,  348a. 
Hennig,  186. 

PijatZy  PipatZy  m.,  Bajazzo,  auch  Kunst- 
reiter, Seiltänzer  im  allgemeinen.  Aus 
Bajazzo;  poln.  figlarz^  lit,  piglorus  Spafz- 
macher,  Possenreifzer. 

Pijauter,  auch  Pegauter,  m.  1.  Arbei- 
ter. 2.  Fischer.  Samland:  Rauschen. 
M  ü  h  1  i  n  g  hat  f ür  Arbeiter  Piauter.  Vgl . 
Plikauter  u.  Plauter. 

Pijauterbauer,  pltd.  -bQr,  m.,  Fischer- 
bauer; Bauer,  der  neben  der  Landarbeit 
Fischerei  treibt.     Rauschen. 

pijailtem,  sw,^  arbeiten. 

PijÖn,  /.,  Päonie,  s.  Bijön. 

pTk,  ddp  u.  adv.  1.  vortrefflich,  aus- 
erlesen.  Der  Wein  ist  ptk.  Das  ist 
pikfein.  2.  scharf,  heftig,  strenge.  Es 
friert  ptk.  3.  viel.  Der  Kerl  kann  pik 
saufen.  HoU.  puiky  in  Pommern  pük. 
Dähn.,  348a. 

Pikater,  m.,  s.  Pikatz. 

Pikatz',  f.y  Katze,  Zusammensetzung 
mit  dem  Lockruf  pi;  auch  Pipikatz, 
Dem.  Pipikatzchen.  Pikatz  toill  mich 
beifzen.  Volksr.,  11,  44.  Pipikattke^ 
hast  6k  e  Zägelke^  zu  dem,  der  nach 
der  Katze  ruft.  Sprw.  I,  2943.  Ebenso 
gebildet  Pikater,  m.  Mi  eenen  (Krin- 
gel), di  eenen^  Onsem  graue  Pikater  ok 
eenen.  Volksr.,  131,  547.  Treichel 
hat  auch  Peikatz.    Pikatz^  auch  ak  zu- 


rückweisendes Neckwort.  Du  dachest 
wohl^  es  giebt  heu£  Kuchen?  Ja  Pikatz! 
Hast  du  viel  Geld?  Ja  Pikatz^  d.  h. 
mir  fehlt  eben  Geld.  Saalfeld.  Sper- 
ber, 24. 

PTke,  Ptk,  /.  1.  Stange  mit  spitzem 
Stecheisen.  2.  übertragen:  Groll,  Feind- 
schaft Eine  Pike  auf  jemand  haben^ 
ihm  feind  sein,  grollen,  Rache  begehren. 
In  Bayern:  Einen  Pick  etc.^  in  Hessen: 
EinePikeetc.  Schmellerl,  277.  Vil- 
mar,  301.     Hennig,  184.  333. 

Pikellus,  m.,  s.  Pakulks. 

ptken,  sw.^  mit  einer  Ptke^  in  weite- 
rer Bedeutung  mit  jedem  spitzen  In- 
strument, selbst  mit  dem  Finger,  wie- 
derholt stechen,  stofzen. 

pTkisch,  adj.,  s.  ptksch. 

piksch,  pikisch,  adj.^  feind,  nachtragend, 
rachedurstig;  von  Pike.  Er  ist  auf  ihn 
gewaltig  ptksch.     Vgl.  falsch. 

Pfkschlitten,m.,  Schlitten,  der  mit  einer 
Pike  weiter  geschoben  wird.  Pik- 
schlitten fahren^  ein  Knabenvergnügen. 

Pikuritz,  m.,  Korrump.  aus  Prokurist 
Danzig.     TreicheL 

Rl,  m.,  Pille,  /,  Piller,  m.,  Dem.  PiU- 
chen^  Pillerchen,  -ke.  1.  penisy  zunächst 
zu  Knaben  und  von  Knaben  gebraucht 
In  Masuren  Pillack.  Gortzitza.  Über- 
tragen: 2.  Klöpfel  in  der  Glocke.  Hemp 
on  hott^  iseme  Ptl  on  blecherne  Kott. 
Tierräts.,  12.  (Lösung:  Kuhglocke.) 
In  Hessen  die  Biüe  und  der  BiUer. 
Vilmar,  37;  im  Göttingenschen  Pily 
Pük.  Schamb.,  154b.  Sperber,  24. 
Vgl.  Pitter,  Pimmel. 

ptl,  adv.y  gerade,  steil.  Der  Regen 
korrtmt ptl  von  oben.  Treichel.  Ebenso 
bei  Mi,  62b.     Danneil,  155a. 

Pilberg,  m.,  Schlotzberg,  Bei^  mit 
Schlofz,  von  dem  altpr.  pil^  pila^  piU, 
pHle  Berg,  Burg,  Schlofz.  Nsslm.  TL, 
128.   Die  PUberge  bei  Kraam^  Lapsau. 


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Pile  —  Pilwitten. 


143 


Reasch,  Sagen,  64fiF.  Doch  heifzen 
sie  auch  (anrichtig)  PtUenberge:  dei* 
Pülenberg  bei  Puschkaiten  (Domnau), 
bei  Pranüack  (Schippen beil). 

Pile)  Bnftiame  der  Ente.  Lit.  yyle^ 
lett.  pihle  zahme  Ente.  Nsslm.  Th., 
128.  Doch  klingt  Buf  und  Name  auch 
kurz  PiU  XL.  PiOe,  Volksr.,  64,  242  h. 
In  Hessen  Btle^  wo  zuweilen  auch  der 
Enterich  Btler  heilzt.     Vi  1  mar,  37. 

PTIke,  Pllken,  (?),  s.  PTIketafel. 

PTIketafel,  /.,  bis  50  Fui'z  lange,  2  Fufz 
breite  Tafel,  die  früher  in  den  Gemeinde- 
gärten aufgestellt  war,  worauf  die  Bür- 
ger runde  oder  viereckige  (Hennig 
nennt  die  letztern  allein;  ich  habe  in 
meiner  Jugend  nur  mit  runden  „Stei- 
nen^ spielen  sehen)  glatte  Hölzer, 
„Steine",  im  Spiele  hin-  und  herscho- 
ben. Die  Spielenden  standen  an  den 
schmalen  Seiten  der  Tafel  einander 
gegenüber.  Die  geschobenen  Steine 
durften  die  ungerandete  Tafel  nicht 
verlassen  und  muTzten  den  Stein  des 
Gegners  tre£fen.  NachVoigt,  „Fürsten- 
leben auf  den  deutschen  Beichstagen. 
Baumer,  Histor.  Taschenb.,  3.  Folge, 
2.  Jahi^.  1850,  S.  387,  war  die  Tafel 
mit  einem  Bande  und  mit  Binnen  ver- 
sehen, die  Steine  waren  numeriert  und 
kam  es  darauf  an,  dafz  immer  ein  Stein 
über  (hinter,  vom  Werfenden  aus)  den 
Stein  des  andern  zu  stehen  kam,  und 
der  Stein  des  Gegners  so  getroffen 
wurde,  dafz  dieser  durch  eine  der  Öff- 
nungen im  Bande  oder  der  Querleiste 
der  Tafel  in  die  Binne  hindurchging. 
Hiemach  entschied  sich,  nach  mehr- 
maligen Würfen  Gewinn  oder  Verlust. 
Es  gab  Tafeln  von  46 — 50  FuTz  Länge 
und  einer  Breite  von  10  Zoll  bis  2  Fufz; 
die  Pilketafel  des  Altstadtischen  Ge- 
meindegartens  ist  gegenwärtig  an  der 
Decke  der  Jubiläum-Halle  in  Königs- 


berg zum  Andenken  befestigt.  Lat 
püa^  poln.  püka^  lit.  piUa  der  Ball. 
Bei  Adelung  und  Grimm  Beäketafel; 
sie  heilzt  auch  Drucktafel^  in  Nürnberg 
Schie/ztafel  Adelung I,  820.  Bock, 
43.  Hennig,  185.  Vhd.  Peilke-,  Peih 
chentafel.  Sie  haben  eintrechtigklich  ge- 
czeuget  vnd  bekant  Das  sie  aempäich  bey 
der  Peylkentofel  gestanden.  Morgspr., 
1532.  Die  Zünfte,  49  f.  .  . .  hat  zuge- 
saget^  dafz  er  vier  pilichentafeln  woUe 
zahlen,  Morgspr.,  1604.  Vgl.  Shak- 
speare,  König  Heinrich  der  Vierte, 
Akt  2,  Szene  4.  Das  Spiel  hielz  auch 
kurz  Ptike,  Ptiken. 

Pillack,  m.y  Pille,  /.,  penis,  s.  Pll. 

Pillenberg,  m.,  s.  Pilberg. 

Pillendrechsler,  m.  1.  Spottname  für 
den  Apotheker  als  PiUendreber.  2. 
Pillenkäfer,  der  von  Mist  Kugeln  macht, 
in  die  er  seine  Eier  legt,  ScarcAaeus 
L. 

Piller,  7».,  penisy  s.  Pll. 

Pillerstein,  m.,  Stein,  wie  ein  PiUer 
gestaltet,  Belemnit;  auch  Donnerkeil  u. 
Otterzitze  (s.  d.). 

Pillkallen,  Ortsn.,  Kreisstadt  im  Reg.- 
Bez.  Gtunbinnen.  Die  PiUkcdler  wer- 
den als  Händelsucher  u.  arme  Schlucker 
gehöhnt.  AtM  PiOkaUen  ungeschlagen 
kommen^  ist  ein  Glücksfall.  S.  /n«ter- 
burg.  Die  PiUkaUer  stochern  sich  in 
den  Zähnen,  wenn  sie  Mäch  gegessen 
haben.    Sprw.  I,  2941. 

Pillkauer,  7n.,  in  früherer  Zeit  Name 
für  die  alten  Fün/schiUinger.  Neiden- 
burg; entstellt  aus  PiUkaUer,  Gort- 
zitza. 

Pilpe,  /.,  Bückstand  der  Stärke. 
Treichel. 

Pilten,  plur.^  s.  Kampe. 

Pilwitten,  plur.^  eine  Art  Zauberer. 
In  den  interpolierten  Gesetzen  des  Hoch- 
meisters Konrad   von   Jungingen   von 


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lU 


Pilz  —  Pindel- 


1394  (Jacobson  I,  Anh.  285)  heiizt  es 
unter  No.  7:  Atu;h  tvoüen  undt  gebie- 
ihen  wvr^  das  alle  Zauierer^  Weydeler^ 
Pthoüten,  Schwarzkomüer  undt  wie  diese 
Chtteslesterer  mögen  genandt  werden^  alle 
sollen  nach  ernster  vermahnung  etc. 
Nsslm.  Forsch.  3. 

Pilz,  /.,  feiner  auch  die  Pilze,  ph/r. 
Pilzen,  der  Pilz.  Üblicher  jedoch,  und 
nicht  ausschliefzlich  im  Volksmunde, 
ist  die  und  der  Pllzke,  plv/r.  Püzken  u. 
PUzkes.  Die  giftigen  Pilze  fafzt  das 
Yolk  meist  unter  dem  Namen  Fliegen^ 
pilzken  zusammen.  Die  beliebtesten  efz- 
baren  Pilzken  sind:  der  Steinpilz, 
Boletus  edulis  BuU,^  das  Gänschen, 
CanthareUus  cibarius  Fr,y  das  Reizken, 
Agaricus  deliciosus  L.  Saalfeld.  . . .  tn- 
dem  ich  die  treuge  saurre  PüUzken  für 
ein  unJwffliches  Essen  auch  nicht  schätzen 
wiü,  Linem.,  Sslb.  Dafz  aber  die 
Schwämbe  oder  Pültzken  in  der  Menge 
nachm  feuchten  Donner  her  für  wachsen, 
mag  au/z  vorigem  leicht  vernommen  wer- 
den.    Ibid.,  Ss2a. 

pllzig,  adj.  1.  aufgedunsen,  ungesund 
feist  E}r  hat  ein  pUziges  Gesicht.  S. 
aufpllzen.  2.  dem  Pilze  ähnlich.  Der 
Apfel  —  die  Rübe  ist  pilzig,  saftlos. 
Hennig,  186.    Vgl.  Bock,  44. 

Pllzke,  m.,  s.  Pilz. 

Pilzkenkrug,  m.,  einsamer,  aber  gern 
besuchter  Waldkrug  in  dem  Buchen- 
walde hinter  Lochstädt  auf  der  Pillauer 
Halbinsel.  Der  ihm  neu  beigelegte 
Name  Waldkrug  vermag  nicht  aufzu- 
kommen. 

Pllzkenschneider,  pltd.  Pilzkeschntder, 
w.,  Glückspilz.  He  is  e  Pilzkeschntder. 
Tiegenhol 

Pimke,  m.,  s.  Pemke. 

Pimker,  Pflzn.,  rauher  Röhrenpilz, 
Boletus  scaber  Fr.  Auch  RotkVpfchen. 
Treichel,  Volksth.  H.     In  der  Saal- 


felder Gegend  PImpen.  Ygl.  Pemke  u. 
GlatUIng. 

PImmel,  m.,  penis  des  Knaben;  wohl 
=  Bimmely  der  Baumelnde.  Vgl.  Plller, 
Pitter. 

Pimpek,  m.,  eigentlich  Nabel,  von 
dem  poln.  pipek,  mehr  jedoch  penis. 
Sperber,  39. 

pimpelig,  adj.,  PImpellTse,  /.,  s.  pim- 
peln. 

pimpeln,  pltd.  pSmpeln,  sw.,  aus  über- 
grofzer  Verzärtelung  gegen  Witterungs- 
einflüsse empfindlich  sein,  über  jede 
Kleinigkeit  klagen.  Mühling.  Ebenso 
in  Posen,  in  der  Niederlaus.  Bernd, 
208.  Anton,  11,  9.  Verwandt  mit 
pumpein,  pummeln^  mummeln.  Davon 
verpimpeln,  verhätscheln,  verzärteln,  engl. 
to  pamper.  Meine  Kinder  sind  nicht 
verpimpelt.  Er  ist  ein  verpimpeltes  Mut- 
tersöhnchen, pimplig,  pimpelig,  adj.  ver- 
weichlicht, verzärtelt,  verhätschelt,  ver- 
wöhnt. Es  ist  gar  nicht  kalt,  du  bist 
nur  so  pimplig,  pimplig  auch  zimper- 
lich, affektiert.  Er  thut  so  pimpelig. 
PImpellTse,  /.,  verweichlichtes  Frauen- 
zimmer; doch  auch  vom  Mann:  Er  ist 
eine  rechte  Pimpeltse.  Auch  Pimperltse, 
-lotte,  PVmpelpeter. 

PImpen,  plur.,  s.  Pimker. 

pimperlich,  adf.,  nüchtern,  flau,  katzen- 
jämmerlich. Mir  ist  ganz  pimperlich 
zu  Mute;  oft  auch  blofz  pimplig.  In 
Dzg.  pimpslich.  Gedanism.  Vgl.  pim- 
pelig unter  pimpeln. 

Pimperltse,  /.,  s.  pimpeln. 

Pimperneil,  Pflzn.,  gemeiner  Stein- 
peterlein, Pimpinella  saai/raga  L.  Ha- 
gen, 335. 

pimplig,  adj.,  s.  pimpeln. 

Ptn,  w.  Vom.,  Philippine.  Hart- 
wich, 55.    Vgl  Feiptn. 

Pindel,  Pingel,  n.,  s.  Pungel. 

Pindel-,  Pingeljude,  m.,  s.  PUngeljude. 


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pindeln  —  pinseln.  145 

pindeln,  pingeln,  sw.^  s.  pUngeln.  pinkem,  sw,^  mit  Enopfen  anwerfen, 

pinglig,  a(^'.,  verdreht.  Danzig.  Trei-  Ygl.  anschmeifzen. 

chel.  Pinkfeuerzeug,  n.,  s.  pinken. 

pingsem,  m.^  s.  pinksem.  pinksen,  sw,^  s.  pinken. 

Pinke,  /.,  Schälchen,  worin  der  Ein-  pinksem,  pingsern,  sw.^  klimpern  auf 

salz    bei   manchem  Kartenspiel  gelegt  dem  Klavier,  mangelhaft  Klavier  spie- 

wird.    In  die  Pinke  setzen,    Pinke  ur-  len. 

sprünglich  eine  Art  schneller  Lastschiflfe,  Pinne,  /.  1.  kleiner  Pflock,  Zapfen 
engl,  pink,  franz.  pinqtie,  altskandinav.  von  Eisen,  Zinn,  Messing;  Nagel  von 
jdnker.  Brem.  Wb.  111,  318.  Ade-  Holz,  Schuhstift.  Die  Pinne  an  einer 
lung  III,  771.  Schnalle.  2.  das  blecherne  Röhrlein, 
Pinkel,  m.,  Urin,  namentlich  in  der  womit  die  Enden  der  Schnürsenkel  ein- 
Kindersprache.  gefafzt  sind.  In  Hessen  eiserner  Schuh- 
pinkeln, sw.y  pissen,  vorzugsweise  von  nagel  mit  kurzer  Spitze  und  breitem 
und  zu  Kindern.  Mama^  mich  pinkelt!  runden  Kopfe;  doch  auch  hölzerner 
Er  pinkelt  alle  Atcgenblick,  Ins  Bett  Sclfühnagel.  Vilmar,  302.  Hennig, 
pinkeln.     Davon   bepinkeln,   einpinkeln.  186. 

Ebenso  inHamburg  undPosen.  Richey,  Pinnholz,  ^.,  Holz,    woraus  Pinnen, 

185.    Bernd,  209.     In  Bremen  pin^  Schuhstifte,     gemacht   werden,    z.  B. 

kein,  inpinkeln  den  Bauch  mit  Speise  Ahorn;  nach  Hagen,  258,  auch  Faul- 

foUen,  alles  hinein  essen.    Brem.  Wb.  bäum,    Rhamnus  frangula   L,      Vgl. 

in,  318.    Hennig,  186.  Vilmar,  302. 

pinken,  sw.y  durch  wiederholten,  steti-  pinnig,   adj,  u.  adv.^   fleifzig.    Dzg. 

gen  Schlag  den  Ton  pink  hervorbrin-  Nhg.     Viol^t,  103. 

gen.     1^  hämmern,    Funken   aus  Stahl  Pinsch,  Pintsch,  m,,  Feuerschwamm; 

und    Stein   schlagen;    in   Verstärkung  von  dem   altpr.  pintys  (Voc.  372),    lit. 

pinksen.    Erinnert  sei  an  die  früheren  pintis.    Nsslm.  Forsch.  2;    Th.,   129. 

Pinkfeuerzeuge:  Stahl,  Feuerstein,  Zun-  Weil  man  auf  den  Feuerschwamm,  den 

der  aus  verkohlter  Leinwand  u.  Schwe-  man  entzünden  will,  schlägt  (mit  dem 

felfaden    in    einem   Blechkästchen.     2.  Stahl  auf  den  Feuerstein).   Pinsch  auch 

hämmern;  schmieden,  Funken  schlagen,  s.  v.  a.  Prügel,  Hiebe,  Schläge.    WöUst 

Steinsprenger    müssen    das    Bohrloch  Pinsch  f    Kgsbg. 

ou^nÄi^n,  pinkend  aushämmern.  Pinke-  pinschen,  sw.    1.  schlagen,  prügeln; 

pank,   m,,    Schmied.       0   nei,    o   nei,  vom  vor.   2.  s.  v.  a.  penschen  (s.  d.). 

du  Pinkepanky  Du  mäkst  mt  mtne  Kopp  pinschem,  sw,,  jagen,  ursprünglich  mit 

so  h^ank,    Volksl.,  26,  16,  5.     Pinke-  einem  Hunde  der  Pinscherrasse;  auch 

panky  heute  noch  Familienname,  begeg-  Mädchen  nachstellen.     Treichel. 

net  schon  in  Kellers  Fastnachtsspielen  Pinschklopfer,  pltd.  Pinschklopper,  m., 

1,483,  15;  484,  20.  30.   Frommann,  Spitzname  für  Füsiliere. 

d.  Mundart.  VII,  217.    3.  in  frei  über-  Pinsel,  m.,  penis.    Vgl.  Pesel, 

tragener  Weise:  zechen,  stark  trinken,  pinselig,  a^\  von  pinseln. 

Funken   (s.  d.)   nehmen.    S.  bepinken,  pinseln,  sw.y  stöhnen^  klagen  über  ver- 

stch,  meintes  Unwohlsein,   namentlich   aber 

PrfMhbier,  WSmrbach  U.       «  10 


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146 


Pint  —  Pip€8tell. 


aus^Geizfdaher  geizen,  knickern,  knau- 
sern, engherzig  handeln,  kleinlich  um 
eine, Sache  dingen,  feilschen.  In  Bre- 
men pinsln.  Brem.  Wb.  HI,  319.  Hälh 
ten  Sie  den  Mann  besser  gepflegt^  hätten 
Sie  ihn  nicht  mit  dem  ewigen  Pinseln 
aber  sein  Bücherkaufen  zutode  gemar- 
tert!  Soph.ß.n,  177.  Wollen  Sie  bei 
einer  Ausgabe  von  ein  Duzend  Dukaten 
pinseln.  Ibid.  III,  208.  Kannst  du 
denn  nie  das  Maul  aufthun^  one  vom 
Gelde  mir  etwas  vorzupinselnf  Ibid., 
599.  Davon  pinslig,  pinselig,  adj.  Fina- 
ler, m.  Vgl.  Bernd,  209.  Danneil, 
155b.    Bock,  43.     Hennig,  186. 

Pint,  m,    1.  penis,  engl,  pinüe^   nach 
dem  Brem.  Wb.,  320,  von  Pint,  Punt 
=  punctus;  nach  Mühling  auch  Spitze, 
welches  wohl  die   nächste  Bedeutung. 
Vgl.  das  \it  pysyne,  pissa  cunnus,  vulva. 
2.   scherzhafte  Bezeichnung  für   einen 
Gegenstand,  der  für  den  vorliegenden 
Zweck  unzureichend  ist.    Ein  Topf,  der 
für  eine  vorhandene  Flüssigkeit  zu  klein, 
ein  Kleidungsstück, ,  das  zu  kurz  und 
zu  eng  ist,    ist  ein  Pint.    Davon  pin- 
tig,  pinterig,  adj.    Der  Rock  ist  pintig. 
Hierher  gehört  wohl  auch  Pinter,   w., 
Spottname  für  den  Kleinkrämer.   Ma- 
rold. 
Pintsch,  w.,  s.  Pinsch. 
PTp,   PTps,   w.,   piepender  Ton,    den 
Kinder  beim  Piepsspiele  hören  lassen; 
auch  heifzt  der  Leiter  des  Spieles  I^ps. 
S.  Volksr.,  156,  662. 
Pipatz,  m.,  s.  Pijatz. 
Ptpe,  /.,  Flüssigkeitsmafz,  spanisches 
Wein-   oder  Ölfafz.    Brem.   Wb.  lU, 
321. 
PTpegestell,  n.,  s.  Pfeifengestell. 
pTpeln,  sw.,  s.  pTpen. 
ptpen,  pTpeln,  pTpsen,  pTpseln,  pTpsern, 
sw.    1.  pfeifen;  ruckweise  pfeifen;  ruck- 
weise  leise    pfeifen,    wie   es   Hühner, 


Küchlein  oder  kranke  Vögel  thun.  2. 
mit  hoher,  schwacher  und  pfeifender 
Stinmie  sprechen.  3.  kränkeln,  stöhnen, 
winseln,  klagen.  Er  ptpelt  immer,  er 
kränkelt  und  stöhnt  fortwährend.  Von 
ptpen  pfeifen,  eine  ganze  Reihe  adjek- 
tiver  Bildungen:  pTpsig,  pTpserig,  pTperig, 
pTplich,  pTpselich,  pTpslich,  kränklich, 
kränkelnd,  unwohl,  schwächlich,  ver- 
kommen im  Wachstum,  stets  klagend 
und  stöhnend.  Er  ist  recht  ptpsig  etc. 
Mt  OS  ganz  ptpserig  to  Mod,  Öck  st 
ganz  ptpserig.  3.  ptpen  trinken.  Wi 
wolle  enen  pipen,  wir  wollen  einen 
Schnaps  trinken.  Sperber,  24.  Sche- 
mionek,  27.  Bock,  43.  Hennig, 
185. 

PTpenbier,  n.,  Ehrentrunk,  den  ein 
Hochzeitszug  in  jedem  Kruge,  dem  er 
vorüberzieht,  einnimmt.  Samland.  Müh- 
ling. 
Pipenetl(ram,  m.,  s.  Petenettenkram. 
Ptpenstäbe,  vbchd.  Pfeifenstäbe,  plur., 
gespaltenes  Eichenholz,  woraus  die 
Falzdauben  zu  den  Pipen  und  anderen 
Fässern  gemacht  werden.  In  Bremen 
PipenstavCj  Piepstave,  in  Pommern  Pi- 
penstawe.  Brem.  Wb.  IH,  322.  D  äh n., 
350  a.  1777  von  Memel  ausgegangen: 
eichene  Piepenstäbe  3276  Stück.  Bock, 
Nat  I,  608.    Vgl.  Klappholz. 

Piper,    m.,   von  ptpen,    Pfeifer.    Im 
Tierräts.,  30,  Name  für  die  Maus,  weil 
sie  pfeift:    De  Pipa  on  de  Quara  (der 
Frosch),  De  ginge  op  ene  Barg. 
pTperig,  adj.,  s.  ptpen. 
pTperlings,  pTplings,  adv.,   in  dünnem 
Strahl   wie   aus   der   Pipe   (s.   Pfeife) 
flierzend.    Die  Thränen  liefen  ihm  pt- 
perlings.    Der  liegen  kam  pyplings  von 
seinem  ganz  durchgeweichten   Überrock. 
Soph.  R.  V,  96.    S.  Schemionek,  27. 
Danneil,  155b. 
Ptpestell,  n.,  s.  Pfeifengestell. 


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Pipgessel  —  Piptrürig. 


m 


Ptpgessely  Ptpsgessel,  n.  1.  ein  Gmel^ 
das  pipt  2.  ein  kränkelnder  Mensch. 
Er  ist  ein  rechtes  Ptpgessel,  So  ein  Pihjh 
ffOssel  wiü  ich  nicht  haben.  Soph.  R. 
VI,  325.  In  Pommern  PipgosseUcen, 
Pipgoos.  D ahn.,  350b.  In  Posen  JVp- 
gänsel  Bernd,  209.  Hennig,  182. 
Vgl.  PTpsack. 

Ptphacken,  plur.^  verdicktes  Gelenk 
an  den  Beinen  der  Pferde,  ein  sogen. 
Schönheitsfehler.     Treichel. 

Ptphahn,  pltd.  Piphan  (a  =  a),  w.,  pe- 
nis.  Ebenso  in  Holstein,  Pommern;  im 
Bremischen  auch  Pülhaan^  im  Götling. 
Ptlhdn,  PiUchdn.  Schütze  III,  208. 
Dähn.,  350b.  Brem.  Wb.  IE,  314. 
Schamb.,  154b. 

PTpT,  /.,  Dem.  Pipichen^  Katze,  s.  Pt. 

PTpTkatz,  /.,  s.  Ptkatz. 

PtpT  machen,  za  Kindern  für  pinkeln, 
pissen.  Mach  Ptpt  —  Ptptche!  Ptpt! 
Ruf  der  Kinder,  wenn  sie  das  Bedürfnis 
zu  pinkeln  haben. 

Ptpke,  n.,  Dem.  von  PTpe,  Pfeife, 
V^eidenpfeife  der  Volksjugend.  Sie 
heifzt  auch  Plarr,  Plärr,  Plärre.  Ein 
möglichst  starker  Weidenast  wird  durch 
Klopfen,  „Schlagen",  mit  der  Schale 
des  Messers  von  seiner  Rinde  befreit, 
und  wird  die  Rinde  mit  Zuhilfenahme 
des  nackten  Astes  zu  einer  Pfeife  ver- 
arbeitet. Damit  die  Lösung  der  Rinde 
gelingt,  sprechen  die  Kinder: 

Ptpke^  Ptpke^  g^räd  mt^ 

öck  schlä  dt  op  dtn  Pälke^ 

öck  schlä  dt  op  dtn  Hinderrädke 

Bet  dtn  Pölzke  affoUt    Natangen. 
Volksr.,  61,  237. 
Oder: 

Saft  Saft  Wide, 

Hund  Schott  Krtde^ 

Katt  Schott  Grade, 

Dat  mit  Ptpke  stdl  gerade!  Tapiau. 
Vgl.  Quarre. 


PTpkrecky  /.,  Pfeifkrecke,  Krickente, 
Anas  crecca, 

pTplichy  adj.y  s.  pTpen. 

pTplIngs,  adv.^  s.  pTperlIngs. 

PTpop,  m,,  Pfeifauf;  im  Tierräts.,  30, 
die  Maus.  Ptpop  on  Quarrop  Cringe  op 
ene  Barg  Wop,    Vgl.  Piper. 

Pipp,  /.,  penis,  Jerrentowitz.  In 
Posen  Fipe.     Bernd,  209. 

Pips,  Pips,  Peps,  m,  1.  Krankheit  der 
Vögel,  namentlich  der  Hühner.  Durch 
Verstopfung  der  Nasenlöcher  verhärtet 
die  Zungenspitze  und  entsteht  auf  die- 
ser eine  harte,  weifze  Haut^  der  Pips. 
Den  Pips  abziehn^  die  Haut  wegreifzen, 
wodurch  die  Krankheit  gehoben  wird. 
Wenn  sie  (die  Henne)  den  Pips  oder 
Zips  haty  kan  sie  wol  mehr  zu  solcher 
zeit  saufen  ab  nicht  der  Hahn,  Li- 
nemann, Bbb4a.  Bei  Adelung 
hchd.  P/ipps^  Zipps,  schwed.  pipp^  engl. 
pip^  &anz.  pepiCy  span.  peppita^  ital. 
pipita,  mlat.  pipita.  Adelung  III, 
732.  Lit.  pipsaSy  in  Bremen,  Holstein, 
Pommern  Pipp.  Wurzel  für  alle  gleich- 
klingenden Namen  ist  wohl  p/p^Ti pfeifen, 
da  der  kranke  Vogel  viel  pipt.  2.  bild- 
lich von  Menschen:  an  Gesundheit, 
Vermögen  oder  Verstand  Schaden  neh- 
men. Er  hat  einen  Pips  weg,  Sprw. 
I,  2891.  Einem  den  Pips  abziehn  — 
aufziehn^  ihn  betrügen,  ihn  schlagen. 
Hennig,  182. 

PTpsack,  TW.,  Pfeifsack,  kränkelnder, 
stöhnender,  winselnder  Mensch.  Für 
Posen:  Bernd,  209.    Vgl.  Ptpgessel. 

pipselich,  adj.,  pTpseln,  pipsen,  sw,^ 
pfpserig,  adj.y  ptpsern,  sw.^  s.  ptpen. 

Ptpsgessely  n.,  s.  Pipgessel. 

pfpsig,  pTpslich,  odf/.,  s.  pTpen. 

PiptrQrIg,     Pfeiftraurig,     Name    für 

schlechte^    unansehnliche  Besitzungen; 

Spitzname  für  das  Dorf  Draupchen  bei 

Insterburg.     Hei  kömmt  ut  I^ptruiig^ 

10* 

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148 


Pirack  —  Pirt. 


die  Redensart  wird  zunächst  zum  Är- 
ger der  Bewohner  von  Draupchen  an- 
gewandt, aber  auch  gebraucht,  um 
einen  Betrübten  zu  bezeichnen.    Sprw. 

1,  2939. 

Piräcky  m,  u.  /.,  s.  Piräge. 

Pirägge,  Piräck,  Pirogge,  m.  u.  /.  1. 
Weifzbrot,  Fladen  aus  Weizenmehl. 
Litauen.  Hennig,  185.  Lit.  pyrdgas^ 
lett. pihrags^  russ.  u. poln.  pirog.  Nsslm. 
Forsch.  2;  TL,  129.  He  sacht  (suchte) 
Pirock  on  heft  dabt  et  (das)  Brot  ver- 
löre. Tilsit.  Wi  fdre  na  de  grote  Stad% 
Bringe  for^t  Lmschke  Pirack  satt.  ToU- 
mingkehmen.  Volksr.,  16,  69.  Bei 
dem  Essen  vnrd  observiret^  da/z  der  Pirsz- 
lys  zween  Kampen  von  Pyragen  (  Weifz- 
brot  oder  Stritzel)  und  Brot  schnei- 
det etc.    Pierson,  Matth.  Prätor.,  88. 

2.  Pirogge^  Pastete,  Fleischklofz  in  Teig 
geschlagen  und  gebacken;  nach  Sper- 
ber, 39,  Flinze  mit  gehacktem  Fleisch 
oder  mit  Quark  gefüllt.  Schemion ek, 
28.  In  Estland:  Fisch-y  Fleisch-,  Reis- 
pirogge etc.  Sallmann,  14a.  Hupel, 
172. 

PTras,  m.,  Regenwurm.  Den  Pihras, 
der  drauf  (auf  der  Angel)  stecken  mu/z^ 
will  ich  besorgen.  Soph.  R.  VI,  405. 
Aus  dem  hoU.  pier  Wurm,  Regenwurm. 
Nach  Treichel  Ptratz. 

plren,  pUren,  sw.,  im  Gesichte  feurig 
rot  sein,  glühen.  Das  Gesicht  ptrt  ihm^ 
vor  Zorn,  Kälte  oder  infolge  starken 
Trinkens.  Dat  Näske  ptrt  dt  6k  nich 
vom  Schemper.  Hennig,  185,  schreibt 
fehlerhaft  pieem  und  püem.  Vgl.  ver- 
fUeren.    S.  pirren. 

Pirgel,  m.,  Branntwein.  Einen  Pir- 
gel  trinken  y  einen  Schnaps  trinken. 
Samland  (Korkehnen).     Davon 

pirgeln,  sw.,  schnapsen,  Branntwein 
trinken.    Er  pirgelt  gut. 

Pirken,  plu/r.,  frisch  geräucherte  Man- 


delheringe (in  der  Mandelzahl  käuflich). 
Pohl,  vulgär  pirki.  Westpr.  Trei- 
chel. 

Pirks,  m.y  kleiner  Eerl^  s.  v.  a.  Knirps. 
Nach  Go  r dack  auch  dummes  Mädchen, 
dumme  Margell. 

pirksen,  sw.,  kraftlos  und  ohne  Wir- 
kung stofzen. 

pirksig,  ad/.,  klein,  winzig;  von  Per- 
sonen und  Sachen. 

Ptriing,  m.,  eine  junge  Manns-  oder 
Frauensperson,  die  noch  nicht  ihr  ge- 
höriges Wachstum  erreicht  hat.  Pi- 
sanski,  Nachtr.  Hennig,  185,  weist 
für  die  Abstammung  hin  auf  das  lat 
puerulus  kleiner  Knabe. 

Pirogge,  m.  u.  /.,  s.  Pirack. 

pirr,  purr,  interj.,  Ruf  zum  Pferde,  zum 
Zugvieh  überhaupt,  wenn  es  still  stehen 
soll.    Vgl.  burr. 

pirren,  pVrren,  sw.,  auffordernd  an- 
treiben, anspornen.  Kinder,  welche  die 
Eltern,  mit  denen  sie  auf  Besuch  bei 
Fremden  sind,  zum  Aufbruche  mahnen, 
pirren.  Auch  piren.  Herrgott,  wat  hew 
Öck  donn  den  Hingst  gepiert,  As  ock 
em  nu  de  Spoaren  geef.  Dorr,  23. 
Vgl  porren. 

Pirschiis,  m.,  Freiersmann,  Brautwer- 
ber, der  für  einen  andern  um  die  Braut 
anhält.  Darzu  denn  auch  etzliche  Pirsch- 
lis  grofze  Ursach  und  Anla/z  geben. 
Insterburger  Kirch.- Visit -Ordg.  Lit. 
pirszlys.    Hennig,  186. 

Pirt,  Birt,  f.  1.  Badestube.  2.  Brach- 
stube. Lit.  pirtis  in  beiden  Bedeutun- 
gen. Es  ist  hier  so  heifz  wie  in  der 
Pirt.  Sprw.  I,  1555.  7Ärö  (der  Litauer) 
Badstuben,  so  Pirtis  hei/zen,  sind  in  den 
Jaugen  und  Gebäuden,  da  sie  das  Ge- 
treide zum  guten  Ausdreschen  tnusknen. 
Lepner,  139.  Als  sie  (die  Nadrauer) 
noch  selbige  (Steino/en)  in  ihren  Pirten 
d,  i.  Badstuben  und  Jaugen  d.  i.  Dresch- 


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pirzeln  —  Pishand. 


149 


hauiem  gAnmchen.    Pierson,  Matth. 
Prator.,  109.    Hennig,  187. 

pirzeln,  ati?.,  pirzelich,  o^;.,  s.  perzeln. 

Pt8,  Pjes,  TTO.,  Hund  als  Schimpfwort; 
von  dem  poln.  pies  der  Hand.  Rol  dich 
der  Pis. 

ptsacken,  ^eo.,  peinigen,  placken,  quälen, 
scharf  zusetzen,  schurigehi,  ängstigen, 
plagen,  oft  und  stark  prügeln.  Hen- 
nig weist  f&r  die  Abstanunung  auf  das 
lit  piszti  pflücken^  rupfen,  an  den  Haa- 
ren zausen.  Schwed.  püka  peitschen; 
daher  pkacken  vielleicht  ein  Vermächt- 
nis aus  dem  30jährigen  Kriege,  wo  der 
Schwede  in  seinen  Quartieren  oft  von 
der  Peitsche  Gebrauch  machte.  Maga- 
zin f.  d.  Lit  d.  A.  Jahrg.  1875,  12  a. 
Eere  Schwester  pisackt  on  kUmptnigt  se 
fachen.  Schaltj.  3,  6.  Ebenso  in  Ham- 
burg, Bremen,  Holstein,  Pommern,  im 
Göttingenschen.  Bichey,  186.  Brem. 
Wb.  m,  323.  Schütze  HI,  212. 
Dähn.,  351a.    Schamb.,  155b. 

Püchan,  m.y  penü;  von  püchen  pissen. 
Treichel. 

püchen,  sw.^  pissen,  harnen;  auch 
namentlich  zu  Kindern :  pischten^  Fischt 
machen^  Piichtche  machen^  pUchuUen. 
YgL  Ptpt  machen  u.  pittern. 

Piicher,  Piicherinsid,  m.  1.  Weichling, 
Schwächling,  ein  Verzärtelter,  poln. 
pieszczeky  pieszczoch.  2.  ein  gequälter, 
armer  Mensch;  nach  Mühling  auch 
ein  elender,  schwächlicher^  krüppel- 
hafter Mensch. 
Piichtche  machen,  s.  piichen. 
piichten,  sw.y  Pitehi  machen,  s.  pi- 
ichen. 

Pisch-,  Pifzkachely  /.,  Schimpfwort  auf 
ein  unreifes  Mädchen.  Sie  ist  man  noch 
e  Pi/zkachel 

PKch-,  Pifzkaulchen,  n.,  Kaulchen, 
kleine  Grube,  Loch,  in  das  gepifzt  wird. 
PUchkaulchen  spielen^  Kinderspiel,  wo- 


bei Knaben  und  Mädchen  um  das  Kaul- 
chen sitzend  in  dieses  hineinpissen. 

Pischke,  /.,  Graupe,  besonders  grobe 
Gerstengraupe;  poln.  pyszka,  p§cak, 
El  binger  Niederung.  Westpr.  Schmitt, 
108;  Westpr.,  166.  Nsslm.,  Forsch. 
2;  Th.,  129.    Sphemionek,  28. 

Pi8Chkei(rauf,  Pflzn.,  Kronwicke,  Co- 
roniUa  varia  L,    Treichel,  Volksth. 

Pischkenstampe,  /.,  Handmühle  zum 
Mahlen  der  Graupe;  s.  QuTre. 

Pi§chull,  Pi§chulle,  /*.,  schlechtes  Bier, 
aber  auch  jedes  andere  abgestandene, 
fade,  dünne,  schlechte  Getränk,  z.  B. 
sehr  schwacher  Kaffee.  Bei  Stein, 
Peregrinus  (s.  Bier^  Bd.I,  82  a):  Pisul; 
bei  Nowack,  71,  für  Kaffee  Pe§chull. 
Nsslm.,  Forsch.  3,  Th.,  129,  hält  Pir 
schulte  für  ungenaue  Aussprache  von 
pywczuMej  vom  altpr.  piwas  (Voc.  383: 
piwis)  lit.  pywas^  poln.  piwo  Bier. 
Bock,  43.  Hennig,  185.  Nach  Sehe- 
rn ionek,  28,  auch  wässerige  Suppe. 
Sperber,  42,  schreibt  PizuU  (z=kh\ 
erklärt  das  Wort  zunächst  als  Harn 
und  bezeichnet  damit  auch  schlechte 
Tinte. 

pitehullen,  sw.  1.  s.  v.  a.  piichen.  2. 
nach  Sperber  in  übertragener  Bedeu- 
tung: einen  mäüzigen  Schluck  nehmen, 
ein  wenig  trinken.  Trinkspruch  des 
Bierkomments  der  Königsberger  Stu- 
denten: Wie  heifzt  der  Postmeister  von 
Elbingf  „Schwerin.*^  Soll  er  bluten  oder 
piSchtdlenf  Antwortet  der  Gefragte 
Jbluten^^  so  hat  Fragesteller  einen  Gan- 
zen zu  trinken;  lautet  die  Antwort: 
püchuHen^  so  trinkt  Fragesteller  einen 
einfachen  Schluck.    Sperber,  42. 

Pisda,/.,  cunnus;  von  dem  pohi.  pizda^ 
lit  pyzday  pissa.    Sperber,  39. 
Plse,  /.,  s.  Pu§che. 

Ptshund,  7/1.,  Schimpf-  und  Schelt- 
wort;  wörtlich  Hundhund;   poln.  pies 


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150 


Pisian  —  Piabock. 


Hund.  Hol  dich  der  Ptshund!  Sprw. 
I,  2940. 

Pisian,  m.^  s.  Ptsjftn. 

Pfsjftn,  Pisian,  m.,  Schimpfwort:  Dum- 
merjan, Dummkopf,  Einfaltspinsel,  wil- 
lenloser, unentschlossener  Mensch  ohne 
Energie  und  Charakter,  Schwächling, 
Feigling,  Memme.  Wohl  von  dem 
lit.  pyzda  cunnus  und  zugleich  Feig- 
ling. Tu  pyzda  ne  zmogtis  du  bist  eine 
Memme,  aber  kein  Mann.  Pierson, 
Lit.  Aeq.,  20.  Nsslm.,  Forsch.  3;  TL, 
129;  Wb.  293b.  Die  oft  gehörte  Ab- 
leitung von  dem  franz.  paysan^  Bauer, 
hat  wohl  nichts  weiter  als  den  Klang 
für  sich,  was  wohl  auch  von  dem  Hin- 
weis aurdie  Zusammensetzung  aus  Jan^ 
Jobann,  und  dem  poln.  pieSj  Hund,  gilt. 

Pisk,  /.  u.  m.j  Maul,  Fresse;  von 
dem  poln.  pysk  Maul,  Schnauze,  Fresse. 
Hol  de  Pisk,  halte  das  Maul!  Der  Teu- 
fel haut  dem  Schmied  eins  vor  die  Piesk. 
Schottmaller,  3.  Vgl.  Sprw.  1,  2572. 
2577. 

Ptsker,  Peisker,  Pfzker,  Peizker,  m., 
Schlammpeitzger,  Cobitis  fossilis  L. 
Bujack,  395.  Auch  Schlammpiezker 
und  Wetterfisch,  lit,  kur.  piplys^  mas., 
kass.  piskorz^  pchieskorz.  Benecke, 
143.  Mühling,  Tiem.,  175.  Er  ist 
glatt  wie  ein  Plzker,  Sie  fragt  viel^ 
aber  ich  tvickle  mich  so  umher  wie  ein 
Peizker.  Soph.  R.  Hl,  134.  Nach 
Sperber,  24,  Piezker  auch  ein  kleiner, 
unansehnlicher  Mensch;  Familienname 
Pietschker. 

Pisorren,  Pasorren,  plur.^  Pantoffeln, 
Korken.    Mühling. 

pi§rig,  adj.^  mühselig,  elend.  Das 
Licht  brennt  piirig.  Vgl.  mi§rig.  Nach 
Gordack:  winzig,  unzureichend,  dünn, 
dünn  bewachsen. 

Pissa,  /.,  QuellflüTzchen  des  Pregels, 
woran   Grumbinnen   liegt.     Lit.   pissa^ 


pyzda  cunnus.  Die  Gumbinner  nennen 
die  Pissa  gern  Pregel. 

Pissely  m.,  kleiner,  dünner,  unbedeu- 
tender Gegenstand.  Es  ist  nur  ein 
PisseL    Treichel. 

pisserig,  cuij.  von  pissen^  das  quälende 
Bedür&is  zu  pissen  bezeichnend.  Nu 
rennt  a  e  romma  vne  e  possaga  Huingdy 
nun  rennt  er  umher  wie  ein  pifzriger 
Hund.     Ermld.  Freisch.,  12. 

Pifzkaulchen,  n.,  s.  Pi§chkaulchen. 

Pifzpot,  m.y  Nachtgeschirr,  Nachttopf. 
Mühling. 

pTtscheln,  sw.,  s.  petschen. 

Pitschen,  j)Zt^r.,  grofze,  plumpe  Schuhe, 
namentlich  Filzschuhe,  aber  auch  ver- 
ächtlich von  Schuhen  überhaupt.  Sper- 
ber, 24. 

pitschenafz,  oc^'.,  völlig  durchnäfzt 
vom  peitschenden,  pltd.  pitschenden^ 
Regen.    S.  pat8chena(z. 

Pttscher,  w.,  Trinker,  von  dem  poln. 
pie  trinken.  Schmitt,  Westpr.,  166. 
Das  Vorhandensein  des  Verbs  pitschen 
ist  vorauszusetzen. 

pitschi  patschi,  aus  pitschen  (peitschen) 
und  patschen  (erzählen);  wenn  jemand 
die  Auseinandersetzungen  eines  andern 
wiedererzählt,  im  Erzählen  die  Aus- 
führlichkeit als  unnötig  erkennt  und 
nun  abbrechend  schliei'zt:  pitschi  patschi. 
Kgsbg. 

Pitter,  m.y  penis  eines  Knaben.  Vgl 
Piller,  Pimmel. 

pittern,  sw.^you  Pitter,  pinkeln,  pissen. 
Treichel. 

Ptze,  /,  weibliche  Brust.  An  die 
Pizen  fassen.  Poln.  piers  die  einzelne 
Brust,  plur.  piersi. 

PTzker,  m.,  s.  Ptsker. 

Pjes,  m.,  s.  Pts. 

Piabock,  Plebock,  m.,  grober,  püffel- 
hafter,  nichtsnutziger  Mensch.  Kreis 
Neustadt.    Treichel.     Poln.   plAejusz 


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Plachander  —  pladdern. 


151 


Plebejer,  Unadliger.  MrongoviusI, 
335a. 

Plachander,  m.  1.  Herumtreiber, 
Zwischenträger,  Verleumder.  2.  Lum- 
penkerl. Flatow.  Schmitt,  108; 
Westpr.,  166.  Im  Ermlande  Plakander 
a.  Plakftder,  m,  Mühling.  Ein  der- 
artiges Frauenzimmer  Plachandersche, 
Flachanderin.  Poln.  ptdchta  Laken  von 
grober  Leinwand. 

plachandem,  sw.^  von  Haus  zu  Haus 
gehen,  um  zu  erzählen  und  zu  hören, 
auch  um  hie  und  da  etwas  zu  lukrie- 
ren,  schänden,  verleumden,  Hetzereien, 
Zwischenträgereien  machen.  Sie  pla- 
chandertj  sie  schändet,  geht  von  Haus 
zu  Haus,  um  Neuigkeiten  zu  bringen 
und  zu  holen.  Nu  plachandert  enmal 
ene  Hex  an  der  Gegend  heröm.  Schalt]. 
3,  11.  Davon  plachand'rig,  adj.  Sie  ist 
ein  reckt  placharuüriges  Frauenzimmer, 

Placht,/.,  Taschentuch;  von  dem  poln. 
plachta  Laken.  Flatow.  Schmitt, 
108;  Westpr.,  166.  Li  Bayern  die 
Flachen^  Stück  grober  Leinwand. 
Schmellerl,  333.  Verwandtschaft- 
lich anklingend  ist  das  altpr.  ploaste 
(Voc.  491)  Betttuch,  Bettlaken,  lit. 
plö$zte\  russ.  poln.  plaszcz  Mantel. 
Nsslm.,  TL,  132. 

Plack,  m.,  Schlag  auf  die  Hand  oder 
mit  der  Hand,  daher  auch  Handplack. 
Lit  plakü,  plakU  schlagen,  mit  Schlä- 
gen züchtigen,  peitschen,  pUkis  Hieb; 
lett  plakich  zur  Bezeichnung  des  Schal- 
les, der  entsteht,  wenn  man  mit  der 
flachen  Hand  aufs  Wasser  schlägt. 
Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  130.  Lit.  Aeq., 
20- 

Plack,  Placken,  m.,  Fleck,  Flecken, 
Mal.  -Er  hat  einen  Hack  im  Gesicht. 
Op  em  Kind  da  ob  e  Flack^  Eier  e 
JPlaci  on  da  e  Hack.  Pflzräts.  34. 
^ach  Mühling  Hacken  auch  Fehler, 


Verstofz.  Vgl.  Plarr.  In  Bremen  noch: 
Stück,  sowohl  abgerissenes,  als  ange- 
setztes oder  angeklebtes  (Flick) ;  flaches 
Stück  Land,  Blachfeld,  plaga.  Angs. 
plaec^  plaeca.    Brem.  Wb.  HIj  325. 

placken,  sw.  1.  Frequentativ  von  pla- 
gen^ hart  plagen,  quälen,  zusetzen,  aus- 
saugen, mit  Abgaben,  geforderten 
Leistungen  empfindlich  drücken.  Da- 
von Placker,  m.^  Plager,  Dränger,  Quä- 
ler, Leuteschinder.  Bauemplacker^Leute- 
placker.  Grüfzen  Sie  mir  den  Bauern- 
placker.  Soph.  R.  VI,  342.  2.  von 
Plack  =  Fleck,  flecken,  Flecken  machen, 
Flecken  bekommen,  fleckig  werden,  in 
der  Farbe  verschiefzen ;  daher  ab-  und 
ausplacken  auch  in  dieser  Bedeutung. 
Das  Kleid  plackt^  fleckt,  ist  in  der 
Farbe  nicht  echt.  HeM  Tü'g  (Zeug) 
plackt  leicht.  Vgl.  Brem.  Wb.  HI,  326. 
Davon  plackig,  adj.^  fleckig.  Die  Kar- 
tofeln  sind  plackig  ^  sie  sind  auf  der 
Schale  gefleckt,  „schorfig**.  Mühling 
hat  plackerig;  ebenso  im  Brem.  Wb., 
327.    S.  blecken. 

Placker,  m.,  plackig,  adj.^  s.  das  vor. 

pladäuksch,  plädäuksch,  nach  Ger- 
da ck  auch  pladäutsch,  interj.^  zur  Be- 
zeichnung des  Schalles  beim  Wurf  eines 
Steines  ins  Wasser,  beim  Fall  von 
Fläche  auf  Fläche.  On  remi  äwer  Äcker 
on  äwer  Wees\  Hädauksch  —  do  Idhg 
eck  denn  op  de  Nähs.    Nowack,  12. 

Pladder,  m.^  das  glatt  daliegende 
Flüssige,  Weiche:  ein  Hadder  Schleim^ 
Auswurf  Brustkranker;  der  KuhpladdcTy 
Kuhfladen,  Kuhmist.  Für  Posen  bei 
Bernd,  210. 

Pladderei,  /.,  s.  pladdern. 

pladdern,  sw.  1.  plätschernd  giefzen, 
stark  regnen,  dafz  die  Tropfen  mit  Ge- 
räusch aufschlagen.  Es  regnet,  dafz  es 
man  so  pladdert.  Davon  Gepladder,  n. 
u.  Pladderei,  /.    Hört  der  Regen  auf^ 


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152 


Pläderkasch  —  Plarr. 


so  hat  es  abgepladdert,  S.  abpladdem. 
bepladdem,  beregnen,  begiefzen,  be- 
spritzen. Du  hast  dich  gut  bepladdert. 
verpladdem,  vergiefzen,  verschütten  (zu- 
nächst Flüssigkeiten),  eine  Sache  ver- 
derben. Verpladder  nicht  so  viel  Wasser! 
Das  KindeVner  ist  verpladdert,  die  Frau 
hat  abortiert.  In  der  Zusammensetzung: 
pladdernafz,  völlig  durchnäfzt,  so  dafz 
das  Wasser  von  den  Kleidern  pladdert. 
Vgl.  Sallmann^38a.  Danneil,  156a. 
Bernd,  210.  In  Mecklenbg.-Vorpom. 
pliddem.  Mi,  63b.  Bock,  43.  Hen- 
nig, 187.  2.  in  übertragener  Bedeu- 
tung: laut,  viel  und  unnütz  schwatzen, 
plappern.  Davon  ebenfalls  Gepladder 
u.  Hadderei.    Vgl.  plätem. 

Pläderkasch,  /.,  s.  plätem. 

plädem,  sw.j  s.  plätem. 

Pladrätsch,  m.  u.  /,  s.  Plftr. 

plagen,  sw.  Plagt  er  dich?  Plagt  dich 
der  Teufelf    Sprw.  I,  2952. 

Plagge,  f.,  flach  abgestochenes  Rasen- 
stück, zum  Belegen  der  Stalle,  Grä- 
ber etc.  benutzt.  Mühling.  Ebenso 
in  Hamburg,  Bremen,  Pommern.  Ri- 
chey,186.  Brem  Wb.  IH,  325.  Dähn., 
351b.  Danneil,  156b.  Dan.  ßagge 
Scholle,  Fläche.  Nach  Sperber,  25. 
Eampe,  Bilte. 

plaggen,  sw.,  Haggen  abstechen. 

Plakäder,  Plakander,  m.,  s  Plachander. 

Plampe,  /.  1.  breiartiger  Schmutz; 
2.  Mehlbrei,  dicke  Suppe,  s.  v.  a.  Pampe 
(s.  d.).  Davon  plamperig,  plemperig, 
adj.    Treichel. 

plampen,  sw.,  in  der  Plampe,  im 
Schmutze,  wühlen,  waten. 

Planet,  m.,  die  Nativität,  die  das  Volk 
auf  Märkten  oder  von  Hausierern  für 
wenige  Pfennige  als  fliegendes  Blatt 
kauft. 

Planke,  /.,  Bohle,  dickes  Brett.   Lat. 


planca,  celt.  plange,  engl.  u.  hoU.  plank, 
franz.  planche.    Brem.  Wb.  HI,  328. 

Plankenschreiber,  m.,  Aufseher  über 
die  von  den  Eaufleuten  aufgekauften 
und  gelagerten  Flanken,  Stab-  und 
Klapphölzer.     Dzg.     W.  Seidel,  33. 

planschen,  sw.,  manschen,  mischen, 
mengen.  Bier  —  Wein  planschen,  mit 
Wasser  oder  geringeren  Sorten  mischen. 
Sperber,  35.     Vgl.  patschen  3. 

pläntern,  sw.,  in  leiser,  wenig  hör- 
und  bemerkbarer  Weise  mit  Wasser 
spielen,  spritzen;  geschieht  dies  ge- 
räuschvoll und  wird  dabei  Wasser  ver- 
schüttet, so  wird  aus  dem  pläntern  ein 

plantschen,  s«^.  Treichel.  Marold. 
Vgl.  piaischen  u.  patschen. 

Planwagen,  m.,  Wagen  mit  einem 
Plane,  einem  Verdeck,  von  Leinwand. 

Plapper,  /.,  Mund;  von  plasppem.  Hol 
de  Plapper,  halte  den  Mund!  In  Dan- 
zig  giebt  es  eine  Plappergasse,  die  je- 
doch mit  plappern  nichts  zu  thun  hat, 
sondern  eigentlich  Plappartsgasse  heifzt 
{Plappart  Personenname).  Löschin, 
46. 

Plapperltse,  -lotte, /.,  allgemeine  Na- 
men für  plapperhafte  Frauenzimmer. 
Für  geschwätzige  Männer: 

Plappermatz,  -maul,  -sack,  m. 

Plapperwasser,  n.,  Wasser,  das  plap- 
pern macht,  Branntwein.  Vgl.  Krftl- 
wasser. 

Plär,  Plarr,  m.  u.  /.,  Plärren,  w., 
Ansammlung  vergossener  Flüssigkeit, 
grofzer  nasser  Schmutzfleck,  kleine 
Pfütze.  Bluih,  Tinten-,  Qualsterplarr. 
Ech  stolpt  den  Schmandtopp  öm,  un  da 
war  gleich  so  'ne  grofzmach£ge  Plarr. 
Saalfeld.  In  Natangen  auch  Pladrätsch, 
m.  u.  /.;  in  Hessen  Plärje,  m.  Vil- 
mar,  30.    Hennig,  333. 

Plarr,  Plärr,  Plärre,  /.   1.  Maul,  be- 


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plärren  —  plätem. 


153 


sonders  grofzes  Maul,  als  Werkzeug 
des  Plärrens.  Adelung  III,  782.  2. 
Weidenpfeife,  welche  die  Kinder  sich 
selbst  fertigen,  weil  sie  schreit  u.  plärrt. 
Vgl.  Quarre,  Pipke. 

plärren,  sw.  1.  viel  und  laut  reden, 
fleifzig  die  Plärre  brauchen.  Hieraus 
Geplärr,  n.,  Gerede,  Geschwätze.  Von 
dieser  Circtäsdistantz  machen  die  Ubelli 
Sphaerici  viel  geplarres.   Linem.,  R  4a. 

2.  ausfleihen,  ausbreiten.  Die  Wäsche 
hervarplarren,  die  beiseite  gelegte 
Wäsche  wieder  auflegen. 

Plärren,  w.,  s.  Plftr. 

plärren,  sw.^  laut,  schreiend  weinen, 
singen.  Gelerntes  hersagen. 

pläfehfirllch,  adj.y  vergnüglich,  lustig. 
Von  dem  &anz.  plaisir, 

Plaschkinnis,  /.,  ein  dem  Keitel  ähn- 
liches, aber  viel  kleineres,  durch  einen 
runden  Bügel  offen  gehaltenes  Netz, 
lit.  pldszkinnis.  Die  Plaschkinnisfische- 
rei  ist  auf  dem  ganzen  kurischen  Haff 
untersagt.  Fisch.-Ordg.  f.  d.  kur.  Haff, 
§20.  S.  Benecke,  341.  Sperber, 
41. 

Pläster,  n.  1.  etwas  Hautartiges,  dünne 
Oberhaut,  z.  B.  die  Haut,  welche  sich 
auf  der  Sahne,  der  Milch,  einer  Wunde 
absetzt.  2.  lappiges,  aufgeblasenes 
Fleisch,  besonders  vom  Kalb  u.  Schöps. 

3.  Schimpfwort  für  ein  unsauberes,  un- 
sittliches Frauenzimmer.  4.  nach  Müh- 
ling  Schmutzflecken.  Davon  piftsterig, 
adj,^  häutig.  Pldstriger  Kaffee^  Eitffee 
mit  Milchhaut;  pldstriges  Fleisch. 

Pläster,  Pltoter,  auch  Pllister,  n.  1. 
ungeschlacht  Grofzes,  Schwerfälliges, 
Monstrum,  in  den  Gedanism.  Plest  Lit 
plestu^  plesti  breit  werden,  iszpUsti  sich 
ausbreiten,  lett  pfesfee».  Nss Im.  Forsch. 
3;  Th.,  181.  Dat  os  en  Plaster  von 
Schaf  (Schrank).  Dafs  e  Ploster  von 
Stock  Veih.   2.  ein  grofzes  ungeschick- 


tes, unsauberes  und  unsittliches  Frauen- 
zimmer.   Vgl.  Pläster. 

plästern,  sw,  1.  prügeln.  Tn  Bremen 
plustern  von  plüsen,  plusen  faseln,  zau- 
sen. Brem.  Wb.  III,  346.  Einen  durch-, 
ver-,  zerplästem,  ihn  derb  abprügeln. 
Hennig,  187.  2.  ausspielen  die  Karte. 
Pläster  em  ruter^  spiele  die  Karte  aus. 
Marienbg.  Ndrg.  3.  nach  Mühling: 
misten;  vom  Vieh.  Gegend  von  Dreng- 
furt.  4.  nach  Treichel  auch  über- 
treiben, etwas  ins  Grofze  ausmalen. 
Der  kann  gut  plästem. 

plästrlg,  adj,  von  Pläster^  grofz,  plump, 
ungeschlacht,  ungeschickt,  unförmlich, 
dick;  aufgeblasen  (von  Fleisch).  Du 
plästrigerwatriger Kerbs  (Kürbis) !  Dorr, 
1.  Wiew.,  67.  Dat  he  so  plästrig  ^  siener 
Eifersocht  weer.    Ibid.,  73. 

PIät,  /.,  Platte.  Setz"  das  Essen  auf 
die  Plä%  damit  es  warm  bleibt^  auf  die 
Platte  des  Herdes,  auf  den  Herd. 

Platendienst,  m.,  Dienst,  welchen  die 
Kölmer  dem  deutschen  Orden  zu  leisten 
hatten.  Er  bestand  in  Ausrüstung  eines 
Reiters  mit  Harnisch,  Eisenhut,  Helm, 
Schild  und  Speer  und  leichtem  unbe- 
wehrten  Rosse.  Der  Platendienst  steht 
in  gewissem  Gegensatz  zum  Ro/zdienst. 
Gebauer,  Kde.,  60.  Von  JXafe  Brust- 
hamisch,  eiserne  Brustplatte,  Panzer. 
Sie  gehörte  mit  zum  Heerge wette:  sine 
Platten^  sin  Grusener,  Schilt  und  Kra- 
gen, sein  Brusthamisch,  sein  Waffen- 
rock, Schild  und  Kragen.  Isl.  plata. 
Brem.  Wb.  UI,  332. 

plätem,  pletern,  plädern,  sw.^  viel  re- 
den, schwatzen;  schänden,  Geklätsche 
machen.  Im  Rein.  Vos  (V.  4146)  plei- 
teren prozessieren;  vom  franz.  plaider. 
Im  Holsteinschen,  in  Pommern,  im 
Bremischen  ebenfalls  ^Za^m».  Schütze 
m,  216.  Dähn.,  351b.  Brem.  Wb. 
HI,  324.   Davon  pläterig,  adj,y  schwatz- 


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154 


Platsche  —  Platz. 


haft,  zum  Schänden  geneigt.  Pläter- 
kasch,  -iTSy  /.,  schwatzhaftes  Frauen- 
zimmer; ebenso  Pläderkasch,  -Its.  Vgl. 
pladdern  3. 

Platsche,  /.,  grofzer  platter  [Klofz, 
Eeilcben.  Auch:  Platschkeilchen,  pltd. 
Platschktlke.    Vgl.  Keilchen. 

platschen y  9w.  1.  klatschend,  plät- 
schernd im  Wasser  patschen,  es  ver- 
giefzen,  ausgiefzeu,  durchwaten;  auch 
putschen.  Er  geht  durch  die  Pfütze^ 
dafz  es  Tnan  so  platscht.  Da  ös  ön 
Wiefj  do  geit  ver  Ohle^  dey  plitscht  on 
platscht  väl  Water  uth,  Carm.  nupt.  V, 
216b.  2.  stark  regnen,  dafe  die  Tropfen 
tonend  aufschlagen.  In  Hessen  pletschen, 
platschen.  Vilmar,  304.  Sperber, 
25.    Ygl.  plantschen  u.  patschen. 

Plätschken ,  Piätschchen ,  Pletschken, 
-chen,  plur.y  die  jungen  Hülsen  der 
Garten-  und  Felderbsen,  die  zunächst 
nach  der  Blüte  sich  ansetzen,  aber  noch 
keine  Kerne  gebildet  haben.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th.,  219.  Hennig,  188, 
schreibt  ungenau  Plezschen  und  erklärt 
zunächst:  kleine  Schoten,  die  noch  nicht 
völlig  reif  sind. 

platt,  ad;,  u.  adv.  1.  ohne  Umschweif, 
geradezu,  schlechtweg.  Der  Mann  ist 
ganz  platte  er  redet  und  beträgt  sich 
ungekünstelt.  2.  völlig,  gänzlich.  Ich 
hob's  platt  vergessen.  Ich  hab's  platt 
verloren^  —  es  ist  mir  platt  von  Hän- 
den gekommeriy  es  ist  gänzlich  weg.  3. 
niederdeutsch.  &ie  redet  mit  dem  Ge- 
sinde platt.  Hennig,  187.  Franz.  u. 
holl.  plat  flach,  engl,  flat^  schwed.  flaa% 
isl.  fla,  flatur.    Brem.  Wb.  III,  331. 

Platteis,  pltd.  Plattts,  Scholle,  Pleuro- 
nectes  platessa.  Auch  Scholliken  (bei 
Simon  Grünau),  Glattbutte,  Goldbutte. 
Benecke,  96.    Bujack,  396. 

Plätteisen,  pltd.  PiaddTse(n),  n.,  Eisen 


zum  Plätten,  Glätten,  der  Wäsche, 
Bügeleisen. 

plätten, su;.,  platt  machen, eben  machen, 
glätten,  die  Wäsche  bügeln.  Engl,  flat 
und  plat.  Brem.  Wb.  IH,  332.  Hen- 
nig,  187.     Platthemde^  Plattwäsche. 

PlattfufZy  971.,  im  Rätsel  Name  der 
Gans.     Dorr,  78,  14.     S.  Patschfufz. 

Plattmann,  m.^  Schiflerknecht  auf  einer 
Platte,  Plätte,  einem  Wasserfahrzeug 
mit  plattem  Boden.  Weichsel.  Würde 
ein  Steuermann  oder  Plattmann  abrün- 
stig ohne  redliche  Ursache  so  soll  dem 
Steuermann  der  Ralfz,  dem  Plattmann 
die  Hand  abgehauen  werden.  „Landes- 
Wylkore  zu  Marienbarg"  aus  1420. 
Bei  Frisch  H,  62c:  Plaikenknecht 
Vgl.  Weigand  H,  360:  Platte.  Zer- 
necke, Thomische  Chron.,  39. 

Platz,  m.y  plur.  Plätze  u,  Platzen.  1. 
Fladen,  flacher  dünner  Kuchen.  Altpr. 
plinxne  (Yoc.342,  als  Erklärung  Hetcze), 
lit. plyckas, plyskas,  poln.  placek.  Nsslm. 
Th.,  131.  Lit.  Aeq.,  10.  Butterplatz, 
Fladen  mit  Butter  abgemacht.  Flamm- 
platz  =  Flammfladen  (s.  d.).  Kartoffel- 
platZy  Flinze  von  Kartoffeln.  Westpr. 
Vgl.  Flinze.  In  Bayern  Platz,  Plätzen, 
in  Hessen  Blatz.  Schmeller  I,  340. 
Vilmar,  40.  Vgl.  Anton,  11,  10. 
Bernd,  212.  Sperber,  24.  2.in über- 
tragener Bedeutung :  unbeholfener,  phleg- 
matischer Mensch,  Tölpel,  Klotz.  Wenn 
ich  denk\  ich  haV  einen  Schatz,  Hab' 
ich  nur  einen  groben  Platz.  Volksr., 
242,  853. 

Platz,  m.,  knallender  SchalL  beson- 
ders Peitschenknall,  davon  platzen. 

Platz,  m.  Etwas  zu  Platz  bringen, 
etwas  zuwege,  zum  Vorschein  bringen. 
Wi  weeten  nich,  wat  alles  uinger  dem 
Deckmantel  von  dem  Wahrsegergewarw 
to Platz  brockt  ward.  D  orr,  1. Wiew.,  100. 


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Platz  —  Plauksch. 


155 


Platz,  m.,  Fischn.,  s.  Plötz. 

platzdrachtig,  adj,  1.  hoch  trächtig, 
trächtig  bis  zum  Platzen.  2.  üch  platz- 
dracktig  ärgern^  sich  bis  zum  Platzen 
ärgern. 

platzen,  sw,  1.  von  dem  Geräusch,  das 
fallender  Regen^  fallendes  Wasser  ver- 
ursacht. Es  regnet^  dafz  es  platzt  Platz- 
regen. In  Bremen  plastem.  Brem.  Wb. 
m,  329.    2.  knallen,  mit  der  Peitsche. 

3.  schnell  und  mit  Geräusch  in  eine 
Wohnung  dringen,  in  eine  Stube  tre- 
ten. jEr  platzte  in  die  Stube.  Bei  Je- 
roschin:  do  platzten  st  ouch  in  daz 
hüs   zu   Puteninken    tougenclich   183  c. 

4.  feindlich  auf  jemand  eindringen. 
Jeroschin:  mit  den  stnen  platzte  er 
ungewamit  üf  dt  schar  111b.  d6  quam 
uf  8t  der  vinde  schar  geplatzit  unge- 
wamit dar  115c.    Pfeiffer,  205. 

Platzer,  7n.,  die  Schmitze,  das  Schnür- 
chen an  der  Peitsche,  das  beim  Schwünge 
platzt  =  knallt. 

Platzmeister ,  m. ,  Hochzeitsbitter, 
Brautführer  und  Festordner  bei  der 
Hochzeit.  Die  Platzmeister*  sind  junge, 
unverheiratete  Bursche,  welche  auf  dem 
Lande  das  Amt  der  Hochzeitsbitter 
bekleiden,  dem  Brautpaare  das  Geleite 
zur  Kirche  geben  (Marschälle)  und 
demselben  während  der  Trauung  zur 
Seite  stehen;  auch  haben  sie  bei  der 
Mahlzeit  die  Honneurs  zu  machen.  Sie 
werden  von  den  Brautjungfern  mit 
künstlichen  Blumen  und  bunten  Bän- 
dern grell  herausgeputzt^  und  ebenso 
schmücken  sie  ihre  Pferde.  Bei  dem 
Bitt-  (Einladungs-)  Umzüge  reiten  sie, 
wenn  ii^end  angänglich^  bis  in  die 
Stube  und  halten  vom  Pferde  herab 
ihre  Einladungsrede.  Der  Platzmeister 
von  Seiten  der  Braut  wird  der  erste 
oder  älteste  genannt.  Sowohl  in  ihrer 
Eigenschafi  als  Hochzeitsbitter  vne  als 


Begleiter  des  Brautpaares  führen  sie 
tüchtige  Knallpeitschen,  in  deren  Hand- 
habung sie  aufzergewöhnliche  Virtuo- 
sität beweisen.  Sie  sind  also  Meister 
im  Platzen,  d.  i.  im  Knallen  mit  der 
Peitsche.  Doch  kann  man  zur  Er- 
klärung ihres  Namens  sie  auch  als 
Meister  vom  Platze  ansehen.  Toa  Korch 
foare  uta  de  BruÜied  blosz  twe  Brut- 
jungfere  on  twe  PlatzTneistaschj  twe  gode 
Menna  on  twe  gode  Wiewa;  oawasch 
toa  Moaitied  weare  woall  an  achtig  bett 
nagentig  Mansche  geböde.  Boldt,  6. 
Vgl.  Hintz,  66.  67.  Toppen,  Abergl., 
84  f.  Volksr.,  244.  856.  Die  Platz- 
maister  waren  ehemals  im  Salzburger 
Gebirge  die  Vortänzer  auf  Hochzeiten; 
in  Bayern  ist  der  Plazmaister  Regler 
und  Ordner  des  Tanzes;  er  holt  die 
Mädchen  ins  Wirtshaus,  wirbt  Tän- 
zer etc.  Schmeller  I,  340.  In  Hessen 
heifzen  die  Festordner  bei  der  Kirmes 
Platzbursche,  Platzknechte.  Vilmar, 
62.  303.    Hennig,  187. 

Platzmeisterspruch,  m..  Rede  des  Platz- 
meisters, oft  gereimt,  doch  auch  viel- 
fach in  Prosa,  mit  Reimen  untermischt. 
Die  Rede  ist  Einladungsrede  oder  Tisch- 
rede. Solche  Reden  sind  mitgeteilt  in: 
N.  Pr.  Prov.-Bl.  IV,  48  (aus  demErm- 
lande);  V,  232  (aus  Lijauen,  lit  und 
deutsch);  a.  F.  XII,  105  (Natangen). 
Volksr.,  244ff.,  856.  857.  858.  861.  862 
(aus  Westpreufzen  u.  Samland).  Top- 
pen, Abergl.,  87  (aus  Masuren). 

plauksch,  interj.^  schallnachahmend; 
zur  Bezeichnung  des  Tones,  den  ein 
ins  Wasser  fallender  Körper  oder  eine 
mit  einem  Gufz  ausgeschüttete  Flüssig- 
keit verursacht.  Plauksch  fiel  er  hinein. 
Poln.  chbisty  plusk.  Vgl.  brdz,  bums, 
pardauz,  schmauks,  schnipps,  Schwapps, 
Hennig,  238.    Davon 

Plauksch,  m.^  Gulz,  Regengulz.    Mit 


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156 


plaukschen  —  Pl^kott. 


einem  Hauksch  gie/zen.  Das  war  ein 
gehöriger  Plauksch  Regen, 

plaukschen,  9w.^  mit  Schall  aasgiefzen, 
gafzweise  spritzen,  übergiefzen,  stark 
regnen;  poln.  chlustac^  pluska6.  Vgl. 
Schwauks. 

Plailter,  ??».,  Strandbewohner,  der  ver- 
pflichtet ist,  bei  Unglücksfallen  auf  der 
See  Hilfe  zu  leisten.  Strandordg.  vom 
Jahre  1728.    Mühling.   Vgl.  Pijauter. 

Plaulz,  Plautze,  pltd.  Plüz,  /.,  das  Ge- 
schlinge, die  Luftröhre  eines  geschlach- 
teten Tieres  nebst  Lunge,  die  Lunge 
allein.  Weibern,  welche  andern  durch 
Klatscherei  schadeten,  wurde  im  17. 
Jahrh.  das  Maul  mit  Plauzen  gedroschen. 
Notizen  aus  Konitz.  Pr.  Prov.-Bl.  11, 
209.  Mir  quiUt  die  Plautze^  hört  man 
den  sagen,  der  in  Zorn  gerat.  Die 
Plauz  lauft  ihm  bald  Über^  er  wird 
leicht  zornig.  Sich  die  Plautze  voll  är- 
gern,  Sprw.  I,  2958.  Man  mufz  sich 
die  Plauz  aus  dem  Leih  ärgern.  Sich 
ärgern^  dafz  einem  die  Plautze  platzt. 
Du  kannst  ärbeide^  dat  dt  de  Plüts  ver 
e  Fei  ßUt  etc.  Kgsbg.  Firmenich 
I,  101a.  Schloog  em  dot^  Dat  de  Pluz 
em  ruter  flog,  Volksr.,  130,  546.  Altpr. 
plauti  Lunge  (Voc.  126),  lit  plaüczei^ 
lett  plauzes^  phrnschi^  poln.  ptuca. 
Nsslm.  Forsch.  2;  Th.,  130.  Bock, 
44.  Hennig,  189.  In  Danzig  giebt 
es  eine  Plautzengasse,  in  der  man  früher 
die  Ealdaunen  geschlachteter  Tiere, 
namentlich  PZat^&se^i,  feilbot.  Löschin, 
44. 

plairtzig,  pltd.  piQzig,  adj.  von  Plautze, 
aufgedunsen  wie  die  Lunge,  schwam- 
mig dick,  völlig  und  rund  im  Gesicht. 
Er  hat  ein  plautziges  Gesicht  —  plautzige 
Ränd\  Li  Hamburg  plOssig^  im  Brem. 
plutzig.  Richey,  189.  Brem.Wb.  HI, 
347. 

Plairtzmauly  pltd.  PIQzmQI,  n.,  Mensch 


mit  dicken  hängenden  Lippen;  aber 
auch  ein  unfreundlicher,  mürrischer 
Mensch. 

Plawnika,  /.,  Staknetz  zum  Fange 
der  Heringe.  Putziger  Wiek.  Benecke, 
380. 

Pleban,  w.,  Pfarrer.  Werder.  Von 
dem  gleichbed.  poln.  pleban.  Sie  schick- 
ten nach  ihrem  Pleban,  da/z  er  doch 
bald  zu  einem  Krancken  in  den  Krug 
kommen  und  ihn  berichten  solte.  H  art- 
wich, 523. 

Plebb,  /.,  eine  Art  efzbarer  Pilze, 
den  Steinpilzen  ähnlich.  Dönh.  Nach 
Mühling  auch  Schlicker. 

Plebock,  m.,  s.  Piabock. 

Pleckbaum,  m.,  plecken,  sw.^  s.  plicken. 

Pieckfink,  m.^  Heringssalat.  Danzig. 
W.  Seidel,  33. 

plempen,  «w?.,  im  Wasser  arbeiten, 
hantieren.     Vgl.  plUmpem. 

Plempern,  plur.,  die  Blätter  von  Me- 
nyanthes  nymphaeoides  L,  Frische  Neh- 
rung. Die  Blätter  werden  im  Sommer 
als  Viehfutter  verwendet. 

plempern,  sw.^  s.  piVmpem. 

plengen,  sw,^  schänden,  klatschen,  ver- 
leumden, Erzähltes  weiter  tragen;  ur- 
sprünglich wohl:  mischen,  rühren,  durch- 
einander mengen.  Mnd.  Wb.  UI,  345  b. 
Li  Bremen  schleppen,  schwere  Arbeit 
thun.  Brem.  Wb.  HI,  337.  Davon 
Plengerei,  /.,  Geklatsche,  Verleumdung. 
Bock,  43.     Hennig,  188. 

Ple§chtr,  PlesTr,  pltd.  PlesSr,  n.,  Ver- 
gnügen, Lustbarkeit,  gewöhnlich  PU- 
ichlr-  oder  Plestr- Vergnügen.  Das  ist 
mein  PUstr  -  Vergnügen.  Das  franz. 
plaisir. 

PISse,  /.,  Öse  von  Schnur  oder  Tuch 
zum  Knöpfen.     Schemionek,  28. 

PlesTr,  n.,  s.  Pletehlf. 

PIfiskott,  /.,  häfzlicher,  ungeschick- 
ter Mensch,  Tolpatsch.     Treichel. 


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ple88ere(n)  —  Plickschulden. 


157 


ple886re(n),  ««?.,  blessieren.  Eei  ob 
geplessert  geworde.    PlessQr,  /.,  Blessur. 

Plesi,  Pl§ster,  n.,  s.  Piaster. 

pletem,  »w,,  s.  plätern. 

Pletschken,  Pletschchen,  pZur.^  s.  Plätsch- 
ken. 

Pletüng,  (?),  ehemaliger  ordinärer 
Kleiderstoff.     Viol^t,  178. 

Pletz,  m.,  Platze,  /.,  s.  PWtz. 

Pletzentuchgam,  n.,  s.  PIStzentuch. 

Pletzenzug,  m,,  s.  PIStzentuch. 

Plezschen,  plu/r.,  s.  Plätschken. 

Plibischken,  Pliwischken,  Ortsn.,  Kirch- 
dorf bei  Wehlau,  in  ostpreufzischem 
Kindermunde  wohlbekannt:  Unser 
Herr  Kantor  von  JPltbüchken  ht  geritten 
nach  det*  Stadt,  Graue  Ei^baen  in  der 
(in  zwei)  Lischken  ^  Die  er  selbst  ge- 
droschen, hat  Statt  KanUyr  auch  Prä- 
zentOTy  Pfarrer^  ja  sogar  Amtmann, 
Volksr.,  272, 943  f.  Sperber,  40.  Eine 
noch  ungedruckte  Yariante  des  Kinder- 
reims lautet:  Unser  Herr  Pfarrer  aus 
Plibischken  Ist  gefahren  in  die  Stadt, 
JEr  hat  Eier  in  der  Lischken^  Die  er 
selbst  geleget  hat  Über  ein  Gewehr 
aus  der  ROstkammer  in  Plibischken,  wo- 
mit schlechte  Wehr  und  Waffe  bezeich- 
net wird,  s.  Sprw.  I,  1262.  Hennig, 
215. 

PHcM,/.,  Tracht  Schläge,  Hiebe.  On 
heft  doch  solwst  en  sienem  Lowe  So'm 
Junge  manche  Plicht  gegäwe,  Lhrztg. 
1881,  S.  92a.    Vgl.  Pflicht. 

Piichtau,  n.,  in  Stein,  Peregrinus  HI, 
3  unter  res  nauticae. 

Plidc,  bei  Hennig,  188,  Pllk,  (?), 
Kleinigkeit,  kleines  Stück,  Teil.  Da- 
von: plickweise,  pltd.  plockwis,  in  ein- 
zelnen kleinen  Posten,  Partien.  Pllck- 
fchlriden,  phir.,  heute  FUckschulden,  ein- 
zelne kleine  Schuldposten.  Bei  Dus- 
barg PUca  Barthe,  bei  Jeroschin 
PUcke  Bartin  Klein  Barten.   Lit.  Aeq., 


20.  Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  131.  PUk 
Kleinigkeit  ebenMls  im  Brem.  Bi  Plik 
un  bi  Plak  bei  Kleinigkeiten.  Dat  Geld 
kamt  bi  Plik  un  bi  Plak  in,  in  kleinen 
Posten,  aber  nach  und  nach  bei  Heller 
und  Pfennig  ein.  Brem.  Wb.  IH,  328. 
In  Pommern  tritt  Plick,  n.,  in  Zusam- 
mensetzungen als  Bestimmungswort  auf 
und  drückt  ebenfalls  eine  Verkleinerung 
aus:  Plickkroog,  Plickschoole,  Plickschul- 
den, plickwisey  adv,    Dähn.,  353a. 

Plick,  w.,  Kopf.    Dönh. 

Pllck,  /.  Lange  Plick,  Name  eines 
der  fünf  groGzen  Sandberge  auf  der 
kurischen  Nehrung  in  der  Gegend  von 
Rossitten.     Altpr.  M.  IV,  301. 

Plickaly  Plickas,  plur.,  handgrofze  Fla- 
den aus  einem  Gemische  von  geriebe- 
nen Kartoffeln  und  Mehlteig,  entweder 
gebacken  oder  in  Wasser  gekocht.  Ge- 
richt am  Palmsonntag.  Litauen.  Lit. 
plyckas,  plyskas.  Nsslm.  Wb.,  309a. 
Volkskal.,  78. 

plicken,  piecken,  im  ostpr.  Pltd.  plScke, 
sw.  1.  pflücken,  abpflücken;  einen 
Baum  abschälen,  der  Rinde  berauben. 
Ein  derartig  abgeschälter  Baum  heifzt 
Pleckbaum,  Hennig,  188.  plicken  ist 
wohl  nichts  weiter  als  verderbt  hchd. 
pflücken.  Nsslm.,  Forsch.  3;  Th.,  131, 
denkt  an  eine  Abstammung  aus  dem 
Lit.  und  weist  darauf  hin,  dalz  von 
dem  lit.  pUkaSy  kahl,  sich  bilden  die 
Verba  plik^ti,  plikünti  kahl  machen, 
rupfen,  plinkU,  pVtkti  kahl  werden.  2. 
stopfen,  zustopfen,  und  daher  auch  ver- 
plicken,  Öffnungen  genau  und  sorgfaltig 
verstopfen.  Döhn.  Brem.-nds.  Plugge 
Pflock,  pluggen  mit  einem  hölzernen 
Nagel  (Pflock)  befestigen,  pluggen  un 
to  prinen  schlecht  zustopfen.  Brem. 
Wb.  in,  341. 

ClicHcschuideHy  plur.,  plickweise,  ad}., 
s.  Plick. 


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158  Plikauter  —  plirren. 

Plikaufer,  plur,^    nach  Hennig,   188,  weint,    heifzt    Hinzkaihrin\      Da    die 

armer  Mensch,  der  wenig  hat,  im  Nach-  Kinder   beim  Weinen   oft   die  Hände 

trage,  333:  der  wenig  auf  seinem  Leibe  über  die  Augen  decken,  was  auch  beim 

hat,    von    dem  lit.  pDkas  kahl,  nackt.  Versteckspiel   der  thun  mufz,    der  die 

Im  Sinne    von  Plikauter  lett.   plikka-  Versteckten  zu  suchen   hat,    so   heifzt 

dihdis.    Nsslm  ,   Forsch.  3;   Th.,  131.  auch  dies  spielende  Verdecken  der  Augen 

Bock,   44.     Mühling  hat  neben  Hi-  plinzen.  Samland.    Elbing.    Schemio- 

kauter  Pojauter,  wohl  ^  Pijauter  (s.  d.).  nek,  28.    In  Königsberg  winken,  inMa- 

Vgl.  auch  Plauter.  suren  luggen. 

Plimme,  /.,  s.  anschmeifzen.  PiTraffe,  m.,  s.  PItrauge. 

plimpern,  m.,  s.  plumpem.  PITrauge,  pltd.   PiTrOg,  n.     1.  Auge 

Plinder,  Plinger,  m.  n.  f.  u.  Zusammen-  mit    Pltren;    aber    auch    entzündetes, 

Setzungen  s.  PlUnder.  rotes,    triefendes    Auge.      In    Bremen 

plinken,  pllnkern,  sw?.,  blinken,  die  ßfe^ogr«.  Brem.  Wb.  I,  99.  2.  Schimpf- 
Augen  in  schneller  Wiederholung,  wort  auf  einen,  der  entzündete  Augen 
krankhaft  oder  aus  Angewohnheit,  hat,  oder  der  schlecht,  wenig,  sieht 
schliefzen,  blinzeln,  mit  den  Augen  In  diesem  Sinne  auch:  PiTraffe. 
winken,  zuwinken,  durch  Blick  zustim-  pitraugig,  pltd.  piTrOgig,  auch  pltr- 
men.  Ds^unzupUnkenyZuplinkem,  Welche  augsch,  pltd.  pltrögsch,  arf/.,  triefäugig, 
wenn  sie  was  reden  oder  hören  mit  den  engf.  blear-eyed.  Beliebtes  Schimpfwort. 
äugen  plincken,  die  stim  runtzeln^  die  PUraugsche  MargeU! 
nas^  das  mavl  krümpffen^  und  gnfflachen^  PiTre,  /.,  die  zähe  Schleimmasse  (Ma- 
sind  ge7neiniglich  falsche  leu%  zusammen-  terie),  welche  kranke  Augen  aussondern. 
heitzer  und  betriger.  Stein,  Pere-  Sie  sammelt  sich  vorzugsweise  in  den 
grinus  XI,  84.  W.  Mtsblät.  V,  191.  Augen winkehi  an.  Bock,  44,  u.  Hen- 
Se  plinkt  mi  to.  Dorr,  1.  Wiew.,  20.  nig,  189,  schreiben  PlUren. 
HoU.  pinken,  pinkoogen,  engl,  to  pink,  pltren,  sw.  1.  Pltren  aussondern. 
blink  j  schwed.  blinka,  in  Pommern  Die  Augen  pltren  mir.  2.  Die  Augen- 
plinken^  plinkem^  plinkogen,  Brem.  Uder  zusammenziehen,  um  genau  zu 
Wb.  m,  338.  Dähn,  353a.  Hen-  sehen;  nach  Bock,  45,  mit  halbge- 
nig,  188.  schlossenen  Augen  sehen,    zielen,    mit 

Pllnke(n)fUhrer,  m,  s.  PlUnderfUhrer.  den   Augen    blinken,    nach   Hennig, 

Plinkerling,(?),  Knabenspiel,  s.v. a.  an-  189,    die    Augen   wegen   anhängender 

plimmen.     Tilsit.     S.  anschmeilzen.  Feuchtigkeit   oft  zusammenziehen.     In 

plinsen,  st^.,  s.  plinzen.  Bremen  plüren,    in   Hamburg*  pltren^ 

Plinz(e),  /.,   s.    V.  a.  Flinze.     Saal-  engl,  blear.    Brem.  Wb.  IH,  346.   Dan. 

feld.  .  plire   blinzeln.      3.    weinen.      Saatfeld. 

plinzeln,  ««;.,  blinzeln.    Treichel.  Nach  Treichel  auch  in  Westpr.,  hier 

plinzen,  plinsen,  sw ,  laut  weinen;  wei-  auch  plirren. 
nen   überhaupt.     Er  plinzt  über  jede        pitrig,   adj.     1.    mit  Pltren   behaftet, 
Kleinigkeit.     Se  plinzt  seck  oft  de  Oge  pliräuglg;    nach  Treichel    auch   ver- 
roh.    Nowack,    36.     Mien  Sähn^   doa  weint,    in   den  Augen  krankhaft   aus- 
wascht  doch  nich  foaz  plinse.    Boldt,  sehend.     2.  trübe,  Saalfeld. 
20.      Ein    Frauenzimmer,    das    leicht       plirren,  sw.^  s.  pltren. 


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Plirte  —  plömpern.  159 

Plirte,  /.,   schlechter  Kaffee.     Trei-  Auch  Pittholz,  Plltttiolz;  in  Bock,  Nat. 

chel.  I,  585:  Plytten.     Vgl.  Pleckbaum  unter 

piTsem,  8w.     1.  faseln,  zupfen,  abrei-  plicken.      2.    alter    Foliant,    altes    un- 

fzen,  zerzupfen,  zerpflücken,  zerzausen,  brauchbares,   zerlesenes  Buch.    Bock, 

H'ser    nick   das   Picket  (Bouquet)    2u  44.     Hennig,  188. 

schänden     {entzwei)!      Saalfeld.      Am  PRtholz,  w.,  s.  Pille. 

Brot  plfsem^   naschend  Bröckchen  da-  pIKschen,  siö,,  s.  platschen. 

von   abreifzen.    Der  Wind  pltsert   das  Plitte,  /.,  s.  Bleide. 

Dach,      Den    Weihnachtsbaum   pltsem^  Plitte,     PlUtte,     /.,     kleine     Pfütze, 

plündern,  was  den  Kindern  zu  Neujahr,  Treichel. 

hin    und    wieder    auch  zu  heilige  drei  Plitten,  plur.^    kleines    Gesindel.    (?) 

Könige  gestattet  wird.     Sperber,  25.  Mühlin g. 

In    der  Zusammensetzung   ab-   ver-  u.  Plittholz,  n.,  s.  PlTte. 

zerpITsem,  pltd.  a/-,  ver-  u.  terpltsreCn).  PlOggeweng,  n.,  s.  Pfiuggewende. 

Die  Haare  verplisem^  zerzausen.    Der  PlOgmann,  m.,  s.  Pflugmann. 

Sturm    zerplisert   das    (Stroh-)    Dach,  plOmerant,  n.,  plUmerant. 

In  Bremen  plusen,  in  Hamburg  plüsen.  Plompart,  w.,  s.  PlumparL 

Brem.    Wb.    III,    346.     2.    mit  Mühe  Plumpe,  /.,  Plempe,  Plämpe,  Seiten- 

auseinanderfalten,  Verzaustes  aufwirren,  gewehr,  Säbel. 

Unebenes  glätten.   Die  zusammengefdeb-  plOmpem,  plempern,  plumpem,  plimpem, 

ten   Blatter    eines   Bicches    auseinander  sw,^    giefzen,    im    Wasser    patschend 

pUsem,    Die  Ohren   aus   einem.  Bu/;he  spielen,  es  vergiefzen;  hörbar  tröpfeln, 

pltsem.     Vgl.  aufpiTsem.  plätschernd  tröpfeln;  giefzend  und  mit 

PIlBke,  (?),  Knöchelspiel  der  Kinder.  Geräusch    regnen;     giefzend    mischen, 

Dähn.  Poln.  pliszki^  plur.^  ein  gewisses  manischen.    Das  Ruder  plömpert^  wenn 

Spiel  kleiner  Kinder  (welcher  Art  nicht  es    ins   Wasser   gesenkt  wird.    Kinder 

angegeben).    Mrongov.  I,  336a.  plimpem  in  der  Suppe^  indem  sie  diese 

PiTske,    7».,    der  Übergufz    auf   den  schöpfen   und    wieder   aus  dem  Löffel 

Feiertagsfladen.    Er  besteht  aus  Butter,  plimpend   fallen   lassen.      Öm   Harwst 

Mehl,     Safran,     Anis    und    Gewürz,  plömpert   et  manchmal   von   bäwe  raf, 

Samland.    Litt,  plyskas^  plyckas  dünner  wat  vom  Himmelke  käme  kann.    Kgsbg. 

Fladen,  am  Palmsonntag  üblich.    Rag-  Firmenich  I,  101a.    Das  Bier  ist  ge- 

nit     Vgl  Nsslm.,  Wb.  309a.  pK7wp^<=^^^aw/Tf,  verdünnt,  mit  Wasser 

PllSkesonnabend,  m.,  der  Sonnabend  versetzt.  Zusammensetzungen:  abpltfm- 
vor  Ofttem,  an  welchem  Pltsken  ge-  pern  (s.  d.),  bepltfmpern,  begiefzen,  be- 
hacken werden.  Samland.  Vgl.  Blau-  regnen.  Die  hat  sich  gut  beplömpert^ 
llMNltag.  nafz  gemacht.    verplOmpem,  vergiefzen. 

Pllte,    /.      1.    abgestandener,    abge-  Verplömper  nicht  so  viel  Wasser!    ver- 

schälter   Baumstamm;   Holzfloiz.     Die  plömpern,  verplempern  aber  auch  Geld 

FUten  kommen  als  mit  Waren  belastete  verthun,  durchbringen.  Sichverplempem, 

Holztraften  aus  Polen  nach  Preufzen.  sein  Herz  verlieren,  sich  verlieben;  einen 

Pohl,  ph/t  Floh,  pfe^Flofz,  Flofzstamm,  Fauxpas  thun:  eine  falsche  Karte  aus- 

Flofzbaum,  vonpZyM7a?n,j?iyw7acschwim-  spielen   und  dadurch  den  Gewinn  ge- 

men.    Nsslm.    Forsch.  3;   Th.,    132.  föhrden,  übereilt  aus  der  Schule  schwatz 


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160 


Plön  —  pluddem. 


zen  etc.  Bei  Dorr,  65,  findet  sich  für 
pKm/pem  noch  die  Bedeutung:  im  Leibe, 
in  den  Gedärmen  rollen,  rumoren:  On 
ock  drink  ommer  Schomper  (Schemper), 
Dat  deit  mi  öm  Buk  rcympWmpern, 
Bock,  44.  Hennig,  189.  Sper- 
ber, 35. 

PlOn,  m.  1.  die  letzte  Garbe.  2. 
Emtestraufz,  Erntekranz.  Poln.  phn 
Ertrag,  Segen,  litt,  plönis  Ernte- 
kranz. Vgl  Hexspr.,  16.  3.  Kranz - 
hier,  das  den  Überbringern  des  Ernte- 
kranzes zur  Stelle  gereicht  wird,  auch 
Emtemahlzeit,  Ernteschmaus,  Ernte- 
bier, Austbier.  Altpr.  M.  VIII,  70. 
Sperber,  39.  Nsslm.  Forsch.  2; 
TL,  132. 

pltfrren,  »w.^  plärren,  schluchzend 
weinen;  lat.  phrare^  frz.  pleurer.  Vgl. 
blarren. 

PIOS,  Plose  (o  kurz),  /.,  plur.^  der 
besonders  gebräuchlich,  Plosen.  1. 
Fetzen,  Lappen,  Kodder  und,  wie  letz- 
teres, auch  altes  Kleidungsstück.  Er 
reifzt  ihm  die  Ptosen  vom  Leibe^  zerrt 
ihm  an  den  Kleidern.  2.  dürftig  aus- 
gestattetes Stück  Federbett,  in  Danzig 
Pluchen  (W.Seidel,  33).  E  Pias  Bett. 
Natangen.  Samland.  Vgl.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th,  132,  wo  die  Verwandt- 
schaft zwischen  Plosen  u.  Pluchen  nach- 
gewiesen, und  das  erstere  als  die  echt 
preufzische  ältere  Form  bezeichnet  wird. 

PlUsch,  (?)  Stör  on  Posch,  Wäter  on 
Plösch,  Plösch  on  Wäter,  Mus  on  Kater. 
Volksr.  149,  637. 

PlOSSen.  „Darumb  hob  ich...dreyer' 
ley  meylen  müssen  setzen,  sonsten  hette 
ich  einen  schändlichen  plossen  gelegt 
Hennenberger,  S.  9. 

PlOt,  (?),  ausgehöhlter  Baumstamm, 
der  als  Kahn  benutzt  wird.  Tiegen- 
hof. 

PISter,   m.j   ärmlicher   Mensch.    Er 


ist  man  so'n  Hoter.  Davon  pltffrig, 
od/.,  ärmlich,  elend.  PWtrig  sein  — 
sich  pWtrig  machen.  Pltfterei,  /.,  Ar- 
mut, Elend.  Da  herrscht  grofze  Plö- 
terei.  plOtern,  sw.,  wie  ein  PWter  leben, 
wirtschaften.     Treichel. 

Plotz,  m.,  s.  Plutz. 

Pl»tz(e),  /.,  Leuciscus  (JJyprinus)  ru- 
tHus.  Auch  Platz,  Pletz,  Pletze,  lit 
bruiszis,  brunszis,  kur.  brunscha,  brunsze, 
mas.  kass.  ptotka,  ptoc,  ploczieczka,  ph- 
cica.  Simon  Grünau,  Tract,  I,  cap. 
III,  hat  im  Plural:  phczenn.  Benecke, 
136.  Bujack,  394.  Schmitt,  108; 
Westpr.,  166.   Mühlin  g,  Tiem.,  176. 

PIStzentuch,  Pletzentuch,  Pletzentuch- 
garn,  pltd.  Pletzendok,  -gäm,  n.,  auch 
Pletzenzug,  m.,  Abteilung  am  Flügel  des 
Herbstgams  mit  Maschen  weite  von  1cm. 
Es  heiizt  auch  Staggerhich.  Das  Pletzen- 
dooksgam  wird  von  der  schlecktesten 
Heede,  au^h  dicker  wie  das  übrige,  ge- 
wonnen. Bock,  Nat.  IV,  716.  Sper- 
ber, 25.    S.  Windegam. 

PlOtzenzeug,  n.,  s.  PIStzentuch. 

PIStznetz,  w.,  a.  bewegliches.  Netz  zum 
Fang  von  Plötzen  und  ähnlichen  Weife-  ^ 
fischen,  aus  nur  einem  Flügel  und  einer 
Metritze  bestehend.  Es  heiizt  auch 
Drehnetz,  weil  der  Flügel  im  Kreise 
um  die  mit  einer  Pricke  befestigte 
Metritze  geführt  wird.  Lit.  svMnn^, 
bristinnis.  Beschreibung  und  Abbildung 
in  Benecke,  344.  b.  Staknetz  ohne 
Gaddem,  lit.  bristinnis,  bruiszinnia. 
Benecke,  375. 

Pluchen,  plur.,  s.  Plos. 

Pludderhose,  /.,  Pluderhose,  weites, 
faltiges  Beinkleid.  Im  15.  Jahrh.  plo- 
derhosen,  im  16.  u.  17.  Jahrh.  Bluder-^ 
Bioderhosen.  Weigand  II,  364.  Poln. 
pludry,  weite,  bis  auf  die  Ferse  gehende 
Hose.    S.  pluddem. 

pluddem,  sw.,  weUig,  bauschig  herab- 


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pluddrlg  —  plums. 


16] 


fallen  und  dabei  raaschend  tonen.    Das 
Wasser  phiddert   aufs   Mühlrad,     Die 
wehende  Fahne  pliidde9't  Die  pluddemde 
Hose,  s.  Hudderhosen.    Davon  pluddrig, 
o^*.,  lose,  weit;  von  Kleidungsstücken. 
Aach  abgetragene  Kleider  nennt  man 
pluddriff,  und  klingt  das  Wort  in  die- 
ser Bedeutung  an  Plunder  an.    In  wei- 
term  Sinne:  dünn,  wässerig.    Die  Suppe 
ist  pluddrig.     In  Bayern  phdem^  plu- 
dem  nicht  anschliefzen,  Falten  werfen; 
von  Kleidern.  Schmellerl,  334.  Nach 
Treichel    piudem    eine    Sache    ohne 
eigentliche  Aufmerksamkeit  behandeln. 
pluddrig,  adj.y  piudem,  sw.j  s.  das  vor. 
PlOm,  /.    1.  Pflaume.    2.  cunnus. 
PlOmeflp  (a^ä)^   m.,   PflaumenafPe 
Schimpfwort. 

plUmerant,  pISmerant,  blümerant,  blü- 
merant, adj,^  unwohl,  schwindelig,  zur 
Bezeichnung  des  Zostandes,  in  dem  es 
bunt  vor  den  Augen  flimmert  Mir  ist 
ganz  plümerant  vor  Augen  —  zu  Mute, 
mir  ist  es  „grOn  und  gelb"  vor  den 
Augen,  ich  bin  einer  Ohnmacht  nahe. 
Von  dem  franz.  bleu-mourant  blafzblau, 
wasserblau;  dän.  plumre  trüben,  trübe 
machen.  Bei  Danneil,  21a,  blomrant 
auch:  bunt,  blnmenartig  gezeichnet. 

Plumpart,  Plompart,  m.  (von  plum- 
bumf).  Bleibe  doch  nicht  allein  bei 
einem  dickriechendem  Physischem  oder 
Plompartschen  Sphaerischen  Tracktat . . . 
Nun  bedencke  ein  Nachsinnender  Phy^ 
sicus^  denn  auf  die  plumparts  sehe  ich 
nicht.    Linem.,  Pp3a. 

Plumpe,  pltd.  Plomp,  /.  1.  Pumpe; 
Brunnen.    2.  s.  Pumpe. 

phimpen,  pltd.  plompe(n),  sw.^  pum- 
pen. 

Plumper,  pltd.  Plomper,  m..  Pumper. 
Plumper,  m.,  scherzhafte  Bezeichnung 
fÄT  einen  Fischer.    Von  plumpen,  in- 
dem der  Fischer  plumpend  die  Netze 

FiiKbl»i«r,  WSrtwImch  IL 


ins  Wasser  wirft,  oder  mit  der  Plumpe. 
Pumpe,    die   Fische    durch    Plumpem 
scheucht.     Ein  Fischer,   ein   PlümpeVy 
wann  er  nichts  fängtf  ein  armer  Stüm- 
per,   Carm.  nupt,  I,  292.     Vgl.  Pum- 
pen, 
plumpem,  sw.,  s.  plumpem. 
Plumps,  m.,  plumps,  interj,,  s.  plums. 
Plumpsack,  Plumsack,  m.,  zusammen- 
gedrehtes Taschentuch,  worin  ein  fester 
Knoten  geknüpft  ist.    Mit  dem  Plump- 
sack wird   bei  den  bekannten  Spielen 
auf  die  Hände  geschlagen.   Der  Plump- 
sack  geht  herum,  drum  keW  sich  keiner 
um!    Vgl.  die  Plumpsackspiele  in  den 
Volksr.,   174,    687  f.    Er   heifzt   auch 
Glumsack,  pltd.  Glomsack,  bei  Hennig, 
125,    wahrscheinlich    nach    Hermes, 
auch  Klumpsack.    Mir  ward  zuerkannt 
Klumpsack  zugeben  .  .  .  denken  Sie  selbst 
wie  sanft  ich  schlug.    Soph.  R.  IV,  249. 
Ebenso  in  Estland.    Sallmann,  34b. 
Plumpschufz,  m.,   Masse,  Menge  von 
einer  Sache.    Einen  Plumpschufz  Holz 
in  den  Ofen  schieben,   Friedland  Ostpr. 
plumpsen,  sw.,  plumpen,  mit  dumpfem 
Geräusch  fallen,  namentlich  ins  Wasser. 
Ist  ein  Judü  ins   Wasser  gefallen, 
Hab^  ihn  koren  plumpsen, 
Wdr^  ich  nicht  dazu  gesprungen. 
War*  der  JucP  ertrunken. 

Volksr.,  43,  164. 
In  Bayern    und  Schwaben  pßumpfen, 
pflumpsen.    Schmeller  I,  334.     Bir- 
linger,  96a.     Engl,   to  plump  in  the 
water. 

Plumpshecht,  m.,  schwimmendes  Stück 
Menschenkot,  das  ins  Wasser  plumpste. 
Königsberg.    Stammt  aus  der  Zeit,  in 
welcher  noch  öffentliche  Abtritte  über 
dem  Pregel  standen. 
Plumpstock,  m.j  s.  Pumpe, 
plums,    plumps,    interj.,    sohallnnch- 
ahmend,  zur  Bezeichnung  eines  schwe- 
ll 


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162 


Plumsack  —  plurkschen. 


ren  Falles.  Flvms  da  lag  er!  Aach 
als  Sabstantiva,  welche  den  plumpsen- 
den Schall  ausdrücken:  der  Flums, 
Phimps.  Ebenso  zur  Bezeichnung  eines 
plötzlich  eintretenden  Ereignisses:  Es 
ist  zwar.  wa(h)r^  da/z  es  Licht  werde^ 
ehe  die  Sonne  aufgehet:  Aber  das  Licht 
kan  nicht  der  Tag  genant  werden^  so 
man  nicht  plumbs- weise  davon  reden 
woUe.    Linem.,  A3a. 

Plumsack,  m.,  s.  Plumpsack. 

Plunder,  m.,  wertloses  Gerät,  Zeug, 
Trödelkram.  Das  ist  man  alles  Flun- 
der.    Vgl.  das  folg. 

PIttnder,  pltd.  Plttnger,  Plinger,  m.  u. 
f,,  gewöhnlich  nur  im  Plural  Mündern^ 
pltd.  Plündre^  Plüngre,  Flingre.  1. 
Lumpen,  Hadern.  Koddre  on  Plündre! 
Ruf  der  Glocken  der  litauischen  Kirche 
in  Tilsit.  Volksr.,  269,  937  b.  Der 
Sammler  der  Plündern  ist  der  PlUnder-, 
Plinger-,  in  Westpr.  auch  Plinge-  und 
PHnkefUhrer,  resp.  -lesen;  er  sammelt 
suchend  Plündern^  oder  tauscht  sie  ge- 
gen bleierne  Ringe,  Schmucknadeln, 
kleine  Bilder,  Planeten  u.  a.  unbedeu- 
tenden Kram  ein,  mit  dem  er  auch 
gegen  bar  handelt.  Nach  Treichel 
nennt  man  diese  hausierenden  Krämer, 
namentlich  wenn  ihr  Geschäft  über  die 
Plündern  hinaus  sich  auf  Eier,  Butter 
und  Hühner  erstreckt,  in  Westpr.  Klpen- 
kerls,  weil  sie  ihre  Ware  in  einer  Ktpe 
führen;  auch  Schatomiks.  Schatomik 
ist  offenbar  poln.  Ursprungs,  durch  das 
Wb.  vonMrongov.  aber  nicht  nach- 
weisbar. Ist  der  Hausierer  ein  Jude, 
so  heil'zt  er  PlUnder-  etc.  Jude,  welcher 
Name  zugleich  Schimpfwort  auf  jüdische 
Kleinhändler  ist.  Hin  und  wieder  nennt 
man  den  Lumpensammler  auch  PlUn- 
dermatz.  Im  Brem.  Wb.  HI,  345:  Plun- 
neu;  bei  Schütze  HI,  222:  Plünnen. 
2.  Kleider.    Die  Plündern  kosten  Oeld. 


Vgl.  Kodder.  Weitere  Zusammensetzun- 
gen: PlUnderltse,  /.,  in  Kleidern  ab- 
gerissenes Frauenzimmer.  PlUnderpim- 
gel,  n.,  Puogel  (Bündel)  mit  Plündern, 
mit  wertlosem  Kram.  PlUnderseller,  m., 
Trödler,  der  mit  Plündern^  mit  alten 
Kleidern,  handelt.  Vgl.  Selier.  PlUnder- 
staaty  m.,  Plunderstaat,  Flitterstaat,  wert- 
loser Putz.  In  gleichem  Sinne  auch  PlUn- 
derwerk,  n.  Vgl.  Pracherstaat  Alle  Zu- 
sammensetzungen auch  mit  Plünger  und 
Plinger. 

Plundrigkeit,  /.,   Lumperei,   lumpiges 
Wesen. 

Plunk,  m.y  verwandt  mit  Münder^ 
Plunder  y  Plünderwerk.  Deine  Kleider 
sind  latUer  Plunken.  Saalfeld. 
Plunschy  m.,  s.  Plurksch. 
pluppem,  sw.y  plätschern,  pantschen. 
Es  pluppert  im  Teich.  Der  erste  Wäch- 
ter hört  etwas  pluppem  im  Teich  und 
eilt  hin,  zu  sehen,  was  da  pluppert.  Aus 
einem  Volksspiel. 

Pluraffe,  m.,  finsterer,  heimtückischer 
MenscL  Vgl.  PlTraffe  u.  PITrauge. 
PlUre,  /.,  plUren,  sw.  etc.,  s.  Pl!re  etc. 
plOren,  sw.,  greifen,  fassen,  zausen. 
Vaude Fritz,  deiwüsscP  tau pktre^: Bure), 
Wo  Noth  e  dety  brauv  i  de  Hau  (Haar). 
Flatow.     Firmenich  I,  120a. 

Plurksch^m.  1.  schallnachahmend:  das 
Klatschen  einer  mit  kurzem  Schwünge 
weggegossenen  Flüssigkeit;  Gufz  der 
Entleerung  beim  Durchfall,  Regengoiz, 
poln.  plusk.  Lit.  plurziti  pladdern, 
plurszkejimas  Durchfall.  Er  gie/zt  einen 
Plurksch  Wasser  in  den  Kessel.  Das 
war  ein  guter  Plurksch,  ein  tüchtiger 
(Regen-)  Gul'z.  2.  schlechter  Kaffee, 
dünnes  Bier,  fades  Getränk  überhaupt, 
wert,  mit  einem  Plurksch  weggegossen 
zu  werden.  Nach  Mühling  Plltrks, 
nach  Sperber,  43,  auch  Plunsch. 
plurkschen,  rno.   1.  giefzen  mit  einem 


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pluseben  —  Poch. 


163 


Piurksch.  2.  mischen,  mantschen,  mit 
Wasser  versetzen.  Das  Bier  ist  ver- 
plurkscht  verplurkschen  auch  vergiefzen. 
3.  stark  regnen,  so  dafz  die  grolzen 
Tropfen  hörbar  aufschlagen.  Das 
plurkscht  gut, 

pluschen,  sw,j  nach  Bock^  44,  s.  v.  a. 
plengen^  also  schänden,  klatschen  etc., 
nach  Hennig,  189,  unordentlich  ver- 
worrenes Zeug  reden,  also  unüberlegt 
schwatzen.  Lit.  plikdza  Schwätzer, 
plüdzu^  plüsti  und  pbiszkiü,  pluszkiti 
schmatzen,  poln.  plot§^  ple^c.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th.,  132.  Hingewiesen  sei 
auf  hchd.  plauschen^  vertraulich  kosen, 
wie  das  Liebende  thun,  das  ich  in  den 
mir  zugänglichen  Wörterbüchern  nicht 
finde.  In  einem  Männergesange,  der 
ein  Liebespärchen  und  einen  Horcher 
vorführt,  spribht  letzterer:  Mufz  doch 
lauschen^  was  sie  plauschen! 

pluserig,  adf.y  zottige  aufgeraucht 
Mühling.  Ebenso  in  Liv-  u.  Estland. 
Hupel,  174. 

piustem,   pltetem,   sw,     1.    zausen, 
reifzen,  zerreilzen,  in  Unordnung  brin- 
gen;  also   ähnlich    wie  pltsem.     Der 
Wind  plustert  das  Dach.     Davon   ab- 
plustem,  kratzend  abreüzen:  den  Schorf 
von  der  Wunde  etc.   In  Bremen  beim 
Durchsuchen  vervrirren.  Brem.  Wb.  DI, 
347.     In    Estland   plOstem   zerzausen, 
zerwühlen;   ausgelassen  tollen.     Sall- 
mann,  38a.    S.  auch  Danneil,  158b: 
plusn  u.  plustern.   Nach  Marold  phi- 
Stern  von  den  Vögeln,    wenn    sie  ge- 
räuschvoll mit  den  Flügeln  herumarbei- 
ten.   2.  beschwerlich  waten.    Mühling. 
3.  im  Bade  plätschern  und  schnaufen. 
Friedland  Ostpr.    4.  sich  plustern,  von 
Vögeln,    die  sich  in  den  Federn  auf- 
daunen,  s.  aufplustern, 

plvstrig,  adj.,  angeblasen,  aufgedaunt, 


aufgebauscht.  Plustriges  Schöpsenfleisch 
—  plustrige  Vögel  —  plustrige  (wirre) 
Haare.  Ein  stark  gesteiftes  Kleid  sitzt 
pltcstrig. 

Plutz,  Plotz,  m.  Etwas  auf  den  Plutz 
thun  —  machen,  es  augenblicklich,  ohne 
Verzug  und  Aufschub  ausführen.  De 
Medeztn  pleggt  op  em  Plutz  to  helpe, 
auf  der  Stelle,  sofort.  Es  geschieht  alles 
auf  den  Plutz,  im  Augenblick.  Es  kam 
mir  auf  den  Plotz,  in  der  Eile,  Ge- 
schwindigkeit. DiesesBeispiel  bei  Hen- 
nig, 333;  heute  hört  man  fast  aus- 
schliel'zlich  Plutz.  Mühling  hat  noch 
Blutz  und  verweist  auf  das  verwandte 
Blitz.  Plotz  mit  Schall  aufschlagender 
Fall,  der  geschwind  und  unerwartet, 
im  Augenblick  kommt  und  einen  Augen- 
blick währt.  Das  Wort  ist  der  Stamm 
von  plötzlich.  Vgl.  Anton,  11,  12. 
WeigandH,  363. 

plUtzig,  adj.,  nach  Boc^,  44,  und 
Hennig,  189,  s.  v.  a.  klitschig  und 
plautzig. 

pIQzig,  adf.,  s.  plautzig. 

Pobethen,  Ortsn.,  Kirchdorf  im  Kr. 
Fischhausen.     Spott:  s.  Kragau. 

PobHzke,  /.,  kleineres  Weichselfahr- 
zeug. Von  dem  poln.  pobitka  Regen- 
dach über  einem  Flulzfahrzeuge.  Vgl. 
Gefäfz. 

pSblig,  adj.,  pöbelhaft,  grob,  unge- 
schliffen. Ist  das  ein  pöbligei'  Mensch! 
Treichel. 

Poborren,  plur.,  Steuern,  bei  Hart- 
wich, S.  51,  Brotgelder.  Von  dem  poln. 
pobor  Steuer,  Abgabe. 

Poch,  Pochel,  Pocher,  n.,  Lockruf  und 
Name  für  das  Schwein,  Pochel  beson- 
ders für  das  Ferkel;  für  dieses  auch 
Pochla.  Ermland.  Angerburg.  Sam- 
land.  Vgl  Volksr.,  64,  242c.  Vgl. 
Posch. 


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164 


pochwollerig  —  Pogegen. 


pochwollerig,  adj.^  roh,  lärmend,  grob. 
Schemionek,  28.  Poln.  pochwaika 
eine  ausgestofzene  Drohung. 

Pockenstein,  m.,  Stein  von  verschie- 
dener Farbe  mit  pockenartigen  Knöpf- 
chen.   Vgl.  Bock,  Nat.  II,  370. 

Pock(e)ram8che,  /.,  fingierter  Name 
für  ein  klatschsüchtiges  Weib,  fär  ein 
Weib,  an  das  man  unbrauchbare  Ar- 
beiter weist.  Du  kannst  to'r  Pockramsche 
gäne.     Königsberg. 

Poddente,  /.,  Pfütze.  Danzig.  W. 
Seidel,  83.  In  den  Gedanism.  Podente. 
Nach  Schemionek,  28,  Podempel 
Sumpf,  Pfütze,  Podromp  Dümpel,  Mist- 
pfütze. 

Poddik,  Puddik,  m.,  Pudding.  Hen- 
nig, 189. 

Podest,  m.,  der  Auftritt  an  den  Fen- 
stern.    Gedanüm,     W.  Seidel,  33. 

Podlm,  m.y  Dem.  Podtmke,  das  Eisen- 
band, welches  die  beiden  Homer  der 
Zocke  verbindet;  nach  den  N.  Pr.  Prov.- 
Bl.  XI,  74,  Podiemke  das  kleine  Eisen 
am  Hom  der  Pflugschar.  NachMielcke 
Wb.n,  372b, lit. podyme PAugiT^sslm. 
Th.,  133,  erklärt  dies  Wort  jedoch  für 
nicht  litauisch,  sondern  als  wahrschein- 
lich aus  der  altpr.  Sprache  eingedrun- 
gen. In  dieser  ist  pedan  (Voc.  245) 
Pflugschar.    Vgl.  Zoche. 

Podlmke,  m.,  s.  Pudlnke. 

Podtmkenstock,  m.,  findet  sich  ohne 
Erklärung  inNsslm.  Wb.,  294b.  Viel- 
leicht die  Zunge  worin  das  Podtmke 
hängt. 

Podlmkenstrick,  w.,  s.  v.  a.  Podhnkette, 
aus  einem  Strick  bestehend. 

Podlmkette,  /.,  Kette,  vom  Podim  aus- 
gehend und  die  Gabel  mit  dem  Zoch- 
bäum  verbindend.  Sie  hängt  in  der 
Zunge.    Vgl.  Zoch. 

PodTmne,  /.,  Rauchfangssteuer;  ehe- 


mals in  WestpreuTz.  üblich;  aus  dem 
gleichbed.  poln.  podymne.   Mühling. 

Poding,  w».,  eiserner  Halter  des  Streich- 
brettes an  der  Zoche  (s.  d.). 

PodTnke,  m.,  s.  PudTnke. 

Podlitzen,  plur.^  Borten,  Troddeln  am 
Kleide.  Russ.  podol^  poln.  podolek^  pa^ 
dolek^  böhm.  podolek  Saum  des  Kleides^ 
Rockschofz.  Nsslm.  Forsch.  3;  Th., 
134.  Podrrtzenmacher,  jpZur.,  frühere  Be- 
zeichnung für  die  Bortenwirker,  Posa- 
mentiere, welche  die  von  den  Polen  zu 
ihren  Kleidern  gebrauchten  Schnüre 
und  Troddeln  verfertigten.  Dzg.  W. 
Seidel,  33.    Vgl.  Peöltzen. 

podtfisch,  o^/.,  s.  padtflsch. 

Podromp,  m.y  s.  Poddente. 

Podwody  /.,  Scharwerksdienst,  Frohn- 
fuhre.  Dzg.  Werder.  W.  Seidel,  33. 
Nach  Klein  n,  61,  eigentlich  Vor- 
spann, welchen  in  Polen  die  Edelleute 
und  Bauern  bei  Extraposten  geben 
müssen  (muTzten);  daher  denn  über- 
haupt auch  Frohndienst,  wie  in  Flatow. 
Schmitt,  108.  Poln.  und  russ.  päd- 
fjoöda  Frohnfuhre,  Vorspann,  Spann- 
dienst Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  134. 
Hupel,  175.  Podwood  on  Scharwerk 
hord  stracks  op.  Seelenw.,  105.  VgL 
Robot 

podwoden,  sw.y  von  Podwod^  Vorspann 
geben,  Frohndienste  leisten.  Klein  II, 
62:  podwodden.    Vgl.  scharwerken. 

POfel,  P»fel,  w.  I.Pöbel.  Erl.  Pr.II, 
321.  Hennig,  189.  Auch  GepOfel. 
Bei  Jeroschin  potnl.  dS  wart  dazpo- 
vil  zechen  uf  ktrc  186b.  Pfeiffer,  206. 
In  Bayern  Pofel,  Pofel  für  popuJus, 
Seh  melier  I,  279.  2.  Ausschufz, 
schlechte  Ware.  Davon  pOfelig,  pOflig, 
adj. 

PSffel,  m.,  s.  Pttffel. 

Pogegen,  Ortsn.^  Dorf  im  Kr.  Tilsit 


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Pogge  —  Pogiften. 


165 


Ön  Pagege,  tco't  »päd  dägt.  Wenn  de 
Polomper  bottem^  denn  dagt  et  ön  Po- 
gäge:  Polompen^  Dorf  bei  Wilkischken 
im  Er.  Tilsit,  liegt  östlicher  als  Po- 
gegen. 

Pogge,  /.  1.  Frosch;  nach  Mühling 
in  manchen  Gegenden  auch  die  Kröte. 
Die  Poggen  haben  das  Wassei*  ausge- 
sofen,  wenn  in  der  Wassertonne  das 
Wasser  ausgegangen  ist.  Wenn  die  Pog 
getreten  wird^  so  quarckt  sie.  Stein, 
Peregrinus  Xn,  119.  W.  Mtsbl.V,  192. 
De  Pogg*  kroggt  Oge^  ein  Schweigender 
spricht  endlich,  ein  Langweiliger  wird 
munter.  Angsf  dt  nich  ver  e  Pogg^  ös 
6k  e  Vägelf  äwer  6ne  Zdgel.  Sprw.  I, 
2964.  Das  Wort  ist  ursprunglich  fin- 
nisch-estnisch: poeg;  von  hier  über- 
kamen es  die  Schweden  (poike  Knabe, 
Bursche,  pige  Mädchen),  dann  die  Dä- 
nen (pog)  und  Engländer  (fioy,  für  Ko- 
bold fWA;);  dabin  gehört  auch  das  lit. 
pukis  Kaulbarsch  und  Kobold,  und  das 
altn.  puki  böser  Geist.  Passarge, 
handschr.  Als  m.  auch  im  westfälischen 
Hessen  und  in  Westfalen.  Vilmar,  305. 
2.  kleiner  Mensch;  vgl.  das  schwed. 
poike.  Von  einem  stolzen  Menschen, 
der  sich  brüstet,  sagt  man:  Erperscht 
sich  wie  eine  Pogge.  Hennig,  190.  3. 
Geschwulst  am  Unterleibe  tragender 
Kühe  und  Stuten.  Auch  nennt  man 
die  Krankheit  des  Rindviehes  so,  bei 
welcher  der  Leib  stark  aufbläht  Rate- 
formehi  gegen  die  Pogge  s.  Hexspr., 
80  f. 

Poggenffst,  im  Ermlande  Poggenfeist, 
m.,  Zusammensetzung  aus  fisten  und 
Pogge.  1.  Froschlaich.  2.  Bovist  Vgl. 
PaweffiL 

Poggenfufz,  pltd.  PoggefOt,  m.,  ein 
kleiner,  unansehnlicher  Mensch.  Ktihm 
had  eck  dat  gedacht^  so  quam  en  Pogge- 


foth^  de  haud  mie  vor  den  Barth.  Carm. 
nupt  IV,  324  d.  De  Dtwel  suü  se  häle^ 
De  öle  Poggeföt.  Volksr.,  238,  840. 
Vgl.  Pogge  2.  In  Hamburg  und  im 
Holsteinschen  Pajefoot  einer,  der  mit 
breiten  Fülzen  weite  und  langsame 
Schritte  thut  Richey,  180.  Schütze 
lU,  187.     Hennig,  190. 

Poggengras,  n.y  Krötenbinse,  Juncus 
bufonius  L.    Hagen^  385. 

Poggenhechty  77».,  Märzhecht.  Müh- 
ling. 

Poggenknie ,  Pflzn. ,  ausdauernder 
Knäuel,  Scleranthus  perennis  L.  Na- 
tangen. 

Poggenlaichsalbe,  pltd.  PoggelTksalw, 
Medik.,  ünguentum  cerussae. 

Poggenpfuhly  m.^  Stral'zenname  in  Dan- 
zig,  auf  die  frühere  schlechte  Beschaffen- 
heit hinweisend,  schon  1368  in  einer 
Verschreibung  erwähnt.  Löschin,  45. 
Hirsch,  21. 

Poggenritzer,m.,  stumpfes,  abgebrauch- 
tes Messer.  Marc  Id.  In  Friedland 
Ostpr.  Poggenschlitzer. 

Poggenschalen,  plur.^  Muschelschalen^ 
die  man  im  Eaes  findet  und  die  aus 
zwei  fest  aufeinanderliegenden  Klappen 
bestehen.    M  a  r  o  1  d. 

Poggenschnodder,  m.,  Schnodder  (s.  d.) 
der  Poggen,  Froschlaich.  Vgl.  Poggen- 
flsL 

Poggerams,  (?),  „saures  Essen^  so  man 
den  Tag  nach  gehaltenem  Schmaus 
vorzusetzen  pflegt."  Hennig,  190. 
Wohl  aus  dem  lit.  pdgirios  der  Nach- 
rausch, die  Unbehaglichkeit  infolge 
eines  Rausches,  pagiriomas,  adj.^  im 
Nachrausche  befindlich.  Kurschat, 
lit.-deut8ch.  Wb.,  285  b.  Poggerams  ist 
also  ein  „Kateressen". 

Pogiften,  Pugiften,  Pogifken,  plur.  Bis 
in  die  Pogiften  etc.,  bis  zum  äufzersten. 


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166 


Pogitschken  —  Polk. 


Der  Berliner  sagt:  Bü  in  die  Pappen! 
Sprw.  I,  2966.    Sperber,  46. 

PogHschken,  plur.y  Johannisbeereo, 
Ribes  rubrum  L.  Fr.  Prov.-Bl.  XXVII, 
10.    Poln.  porzeczka, 

Pojatz,  TTO.,  s.  Pajatz. 

Pojauter,  m.^  s.  Plikaiiter. 

Pak,  POkerling,  m.,  kleiner  Stofzdegen, 
Dolch.  Es  soll  kein  Scholar  keine  Weh\ 
es  sey  Schwerdt^  Dolch^  Pok^  Pokerling  etc. 
tragen.  Fundat  acad.  leg.  1541.  Hen- 
nig, 190.  Holl.  jpoo*  Dolch,  lat.  ;wf^. 
In  Hessen  Pok  jetzt  stumpfes  Messer. 
Vilmar,  305.  In  Hamburg  und  MoX- 
siempöken  stechen,  eine  Wunde  stechen, 
daher  P6k  auch :  Stich,  Wunde.  R i  c  h e  y, 
190.  Schutze  III,  226.  Im  Braun- 
schweigischen  ist  Pook  auch  ein  schwa- 
cher, unvermögender  Mensch.  Brem. 
Wb.  HI,  349. 

pükem,  8U7.,  s.  pCkem. 

Pokulks,  Pokuls,  m.,  s.  Pakulks. 

Pol,  pltd.  Pal  (a^oi),  m.,  Dem.  Polchen, 
pltd.  PäUce,  das  Innere  der  Pflanze,  der 
Blätter-  und  Blutentrieb.  Piepte,  Piepke, 
^ra£  (gerate)  mi,  Öck  schlä  di  op  din 
Pahlke,  beim  Klopfen  des  Weidenastes 
zur  Pfeife.  Volksr.,  61,  237.  Vgl  Herz- 
polchen. 

Ptfichen,  n.,  s.  Pälke. 

Poiek,  m.,  s.  Polk. 

Polen,  n.  Das  Nachbarland  Polen 
tritt  mehrfach  auf  in  despektierlichen 
Redensarten:  In  Polen  ist  nichts  zu 
holen.  Hier  ist  Polen  offen,  in  ejner 
schlechten  Wirtschaft;  besonders  von 
einem  schlechten  Wege.  Schemionek, 
29,  hat  diese  Redensart  als  Ausruf  der 
Freude,  wenn  etwas  wieder  in  Gang 
kommt;  auch  in  der  Niederlaus,  zeigt 
dieselbe  an,  dalz  eine  aufgeregte  Stim- 
mung verbreitet  ist,  bei  Freude  oder 
Schrecken.     Erinnert   an    die    Ausge- 


lassenheit und  Zügellosigkeit  der  pol- 
nischen Reichstage.  Anton,  11,  12. 
Dat  OS  tot  on  Pale,  wo  de  olste  Lus  op 
em  Awe  sott,  e  Ptp  Toback  rokt  on  to- 
sitt,  wt  Streu  gemdkt  ward.  Sprw.  I, 
2967  f.    Vgl.  Pollack. 

Polink,  m.,  s.  Polk. 

Polttsch,  Palttsch,  /.,  das  über  dem 
Reithom  aufwäits  gekrümmte  Streich- 
brett, von  Eisen  oder  Ahornholz,  an 
der  Zoche;  lit.  palgczia.     Vgl.  Zocbe. 

polttsch,  adj.,  politisch,  schlau,  gewitzt, 
gerieben,  pfiffig,  verschlagen.  Das  ist 
ein  polttschei^  Racker.  Schrtwe  on  rekne 
nuschty  awer  polttsch.  In  Bayern:  höf- 
lich, fein,  auch  polizeilich.  S ch mel- 
ier I,  280. 

Polizeiaugen,  plur.,  grofze  Schaum- 
blasen auf  dem  Bier.  Das  Bier  hat 
Polizeiaugen.    Sprw.  I,  356. 

Polk,  Polke,  /.,  Poiek,  Pollak,  Polling, 
Pollink,  m.,  Neige,  Rest,  besonders  der 
im  Kruge  gebliebene  Rest.  Wenn  ein 
Preu/z  die  Polk  austrinkt,  er  soll  zum 
ersten  vom  /tischen  ttinken.  Landes- 
Ordg.  des  Hochm.  Siegfried  von  Feucht- 
wangen. Hennig,  190.  Vgl.  Trink- 
recht  Poüak,  wohl  durch  willkürlich 
eingeschobenes  a  aus  Polk  gedehnt,  ist 
speziell  der  unverbrannt  gebliebene  Ta- 
bakrest im  Pfeifenkopfe.  Polling,  Pol- 
link  =  Polk,  doch  auch  in  erweiterter 
Bedeutung  das  letzte  Kind  in  der  Fa- 
milie. Da  hast  du  den  Polling,  wenn 
man  einem  das  letzte  Stuckchen  des 
Brotes  etc.  reicht.  Es  ist  unsei*  Polling, 
unser  letztes  Eind,  dem  wohl  keines 
mehr  folgt.  Letztere  Form  schlieizt 
sich  auffallend  leicht  an  das  altpr.  po- 
linka  er  bleibt,  polynku  sie  bleiben 
(im  Katech.)  an;  der  Infin.  lautet  im 
Katech.  polaikt,  gedehnt  aus  poUkt. 
Diesem  preufz.  poUkt  entspricht  lit.  pa- 


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polk  —  polnisch. 


167 


llkH^  lett.  pa/ite,  daraas  bildet  sich  lit. 
pdlaikaSy  lett.  pcUiks^  paleeh  Kest,  Über- 
bleibsel, lit.  paUkiSy  paWce  Waise.  Aas 
diesen  Wörtern  oder  ihrem  preafzischen 
Äquivalent  konnten  sich  mit  Elision 
des  i  sehr  leicht  die  Formen  Polk^ 
Fölke  bilden.  Nsslm.  Forsch.  2;  Th., 
136.  Vgl.  Pierson,  Lit.  Aeq.,  20; 
A.  W.,  34.  Auch  in  Bayern  (Franken. 
Rhein)  ist  der  Foläk  Überrest  eines 
Trunkes  im  Glase.   Schmeller  I,  280. 

polk,  adv.y  vollends,  vollständig.  Er 
zerbricht  den  (bereits  geknickten)  Stock 
polk,  ganz  und  gar.  Verdarw  dl  de  Oge 
nich  polk.  Hei  oa  polk  verdorwe^  er  ist 
ein  Taugenichts.  Et  dürd  nich  lang^ 
so  wurd  öck  polk  ok  alles  los.  Cami. 
nupt  I,  282,  1.  In  gleichem  Sinne  auch 
poiling(k).  Es  ist  polUng  auf^  es  ist 
alles  aufgegessen.  Der  Strick  zerreij'zt 
poüing.  Etwas  poüing  machen^  es  voll- 
ständig machen,  vollenden.    Vgl.  Polk. 

Polke,  /.,  s.  Polk. 

Pttiko,  m.,  s.  Pälke. 

polkon,  atü.,  pellend  ab-  oder  heraus- 
ziehen. Sich  in  der  Nase  polken  — 
den  Schorf  von  der  Wunde  polken,  ab- 
polken.    Treichel.     Vgl.  pQien. 

Polks,  wi.,grolzer Klacks  (s.  d.).  Trei- 
chel. 

Pttll,  /.,  unverhältnismäfzig  groi'zes 
Trinkgei^'z,  z.  B.  Schüssel  statt  Tasse. 
Schemionek,  29. 

Pollack,  Pollak,  m.  1.  Pole,  meist  in 
verächtlichem  Sinn.  Moder,  wenn  de 
PöUak  keine  Wittönne  mer  schockt,  motte 
wi  alle  op  Stromp  on  Stel  käme,  Kö- 
nigsberg. Firmenich  1,  101b.  Öck 
koffdC  (kaufte)  se  (die  Pfanne)  vom  Pol- 
lacke.  Volksl.,  56,  38,  2.  Die  Polen 
brachten  in  früheren  Jahren  irdenes 
Geschirr,  das  für  vorzüglich  gehalten 
wurde,  auf  ihren  Wittinnen  nach  Königs- 
berg.   E  Pollack  blowt  e  Pollack  on 


wenn  hei  bet  Möddag  liggt,  dem  Polen 
ist  nicht  zu  trauen.  Schei/a^y  Preufz, 
Poüackfrifzt  alles,  zur  Bezeichnung  un- 
aufrichtiger Devotion.  Masuren.  Sprw. 
I,  2973.  3008.  2.  eine  Art  Schnupf- 
tabak. 3.  verkohlter  Tabakrest  im 
Pfeifenkopf,  s.  Polk. 

Polle,  /.,  Stütze  an  der  Schanzklei- 
dung der  Schiffe,  woran  man  die  Taue 
befestigt. 

P»lle,  Pille,  /.,  Dem.  PöUke,  Pulke, 
bauchige  Kanne.  Er  hat  die  Poüe  im- 
mer  vor  sich  stehen,  er  liebt  den  Trunk. 
Wie  faake  hebb  öck  da  manch  Pollke 
Beer  gesaape.  Carm.  nuptl,  282,  1. 
Hennig,  191,  weist  für  die  Ableitung 
hin  auf  das  lit.  pillu  ich  giefze,  fülle 
ein.    Bock,  45.    Vgl.  Pulle. 

PoUholz,  n.,  Zopfholz,  Yon  Poll,  Polle 
Kopf,  Zopf,  Wipfel.  Brem.  Wb.  III, 
351.  Auch  PollsOrenholz,  wipfeldürres 
Holz.  Mühling.  In  Hamburg  soor 
dürr,  trockeu,  saftlos;  holl.  zoor.  Ri- 
chey,  279. 

Polling(k;,  m.,  poling(k),  adj.,  s.  Polk 
u.  polk. 

Pollschäwer,  m.  u.  n.,  poil  de  chhre, 
ein  Kleiderstoff. 

PollsOrenholz,  n.,  s.  Pollholz. 

polnisch,  pOlsch,  adj.,  auf  Polenart, 
ebenfalls  wie  Polen  in  verächtlichem 
Sinne:  polnisclie  Wirtsclt^üft,  polnische 
Sawwirtschaft.  Mit  polnischem  Ab- 
schiede  weggehen,  ohne  Abschied,  oder 
mit  Hinterlassung  von  Schulden  sich 
in  der  Stille  davon  machen.  Hennig, 
5.  Sprw.  I,  18.  Polnische  Butter, 
Salz ;  gequetschte  Kartoffelo  mit  Zwiebeln 
gemischt.  Polnischer  Hecht,  polnisches 
Butterbrot,  Brot  mit  Salz  bestreut.  In 
Masuren  ist  polnisch  =  katholisch,  im 
Gegensatz  zu  deutsch  =  evangelisch. 
Im  pölschen  Bogen  berechnen,  nach  un- 
gefährem Überschlage,  obenhiu,   ober- 


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168                                                      Polt  —  Ponjer. 

flächlich    berechnen,    zu    viel^    falsch  Zeichnung    eines    dummen    Menschen. 

rechnen.     Wohl  korrump.  aus  Bauach  Treichel. 

und  Bogen,    In  Bayern  polisch  =»  pol-  pommem,  «it.,  bitten,  betteb.    Pommer 

nisch,  seltsam,   sonderbar:   Das  kommt  nich  ömmer  weg,    Samland. 

mir  polisch  vor.     Schmeller,  I,  280.  Pomöchel,  m.,  Dorsch,  s,  Dtfsch. 

Polt,  Polte,  m.  Vom ,  Leopold.  PomOkes.  plur,^  lustige  Streiche,  über- 

PSit,   /.,    Schaufel  zum  Ausschöpfen  mutige  Einfalle.    He  bringt  ere  Pomokes 

des    Wassers    aus    den    Fischerböten;  ^  Schioung,    Dorr,  1.  Wiew.,  63.    S. 

auch  ösfafz.    Samland.  Bomftchen. 

.  Polterkammer,   pltd.   Bullerkflmer,  /,  PompbUxen,  /.,  s.  Pumpbttxen. 

Kammer,    Raum,    zur    Aufbewahrung  ptfmpeln,  sw.^  s.  pimpeln« 

alten    Gerätes,    Rumpelkammer.     Holt  Pompex,  w,    allitterierender  Scherz- 

man    einen  Gegenstand    aus  derselben  name:    Paul   Peter    Pompex,     Königs- 

hervor,  so  ist  das  ohne  Gepolter  kaum  berg. 

angänglich.    S.  Gertfllkammer.  Pomdchel,    m,,    Dorsch.     Westpr.; 

pomade,    adv.^    pomadig,  adj.  u.  adv,y  poln.    pomu^hla^    lit.    pomükelis,      S. 

gemächlich,     langsam;     von     pomale  DSsch. 

(s.  d.).  Pomuchelskopf,   m.     1.    Dorschkopf. 

Pomager,   m.     1.   Hilfsarbeiter:   Ar-  Er  glänzt  vne   ein   Pomuchelskopf  im 

heiter  im  Stall  zur  Unterstützung  des  Mondschein.    Sprw.  1,1281.    2.  Dumm- 

Kutschers.     W.   Seidel,    33.     Klein  köpf,  Dickkopf.    £r  ist  ein  rechter  Po- 

II,  63.   Brennknecht.    Schmitt,  108;  mucheUhopf  —    ist  so   dumm  wie  ein 

Westpr.,  166.    Brauknecht.     Poln.  po-  Pomuchelskopf,      Sprw.    I.    647.      Im 

magaiy   russ.  pomogä^   helfen,    unter-  nördlichen  Norwegen    bezeichnet    man 

stutzen.     Nsslm.  Forsch.  3;    Th.   137.  einenDummkopf  mit  den  Worten:  Han 

2.  nach  Bock,    45,  Knicker,  Knauser,  er   en    Torsk,     Schmidt,    Bilder   aus 

Grutzzähler.     3.    nach  Hennig,    191,  dem    Norden.      Jena    1851,    193.      3. 

eine  Art  Seefisch.    Wohl  Verwechselung  Spitzname  für  die  Danziger.    Auf  Dan- 

mit  Pomuchel,    Vgl.  Nsslm.  Forsch.  3:  zigs  fiHhes  Emporkommen  scheint  der 

Pomuchel.  Dorsch  nicht  ohne  Einßu/z  gewesen  zu 

pomäle,    adj.  u.  adv.,  von  dem  poln.  sein^  und  die  Scheelsucht  der  Nachbarn 

pomahi^    langsam,   gemach,  allmählich,  mag  wohl  den  Provinzialnamen  desselben 

sachte,   sanft,  schonend.     Nur  pomale^  Pomochel  zum  Schimpfnamen  für   die 

nur  gemach,  nicht  so  hitzig!    GehnSie  Bewohner  gestempelt   haben,     Bujack, 

also  ganz  pomale  zu  wei*k,     Soph.  B.  344. 

VI,  370.     Dat  mordiomche   Veeh   (ein  Pomuchelsteine,   plur.,    Kopfknochen 

Hase)  schoof  ganz  pomale  de  Hingerpoot  des    Dorsches,    die  früher  zu   nieder- 

ut   der  Schling   herut.     Dorr,    Driew-  schlagenden  Pulvern  angewandt  wurden, 

jagd.  Bujack,  396,  Note. 

Pommel,  /.,  s.  Pftmel.  Pomuggel,  m,  Pomuchel,  s.  Dusch. 

PommerCnke,  m.,  ein  Pommer,  meist  Ponjer,  m.  1.  Mensch,  der  nicht  das 
mit  dem  Nebensinn  eines  praktisch  richtige  Auskommen  hat.  2.  unvoll- 
klugen  Menschen;    doch  auch  zur  Be-  ständiges,  imbrauchbares  Ding:  ein  ab- 


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Ponke  —  p5rten. 


169 


gebrochenes  oder  stumpfes  Messer  ist 
ein  Ponjer, 

Ponke,  n.,  cunnus,    Jerrentowitz. 

Papel,  m.,  s.  NasenpOpel. 

pApeln,  9w.  1.  mit  den  Fingern  in 
der  Nase  wühlen.  2.  coire,  Sperber, 
25. 

Poptogelchen,  n.,  s.  Paptogelchen. 

pOplig,  adj,^  ärmlich.  Pdplig  ange- 
zogen» Treichel.  Vgl.  pdflig  unter 
POfel. 

Popo,  m.^  Podex.  Ich  hav!  dir  den 
Popo  voll!  Kann  der  nicht  auf  seinem 
p.  0,  po  sitzen^  der  alte  schwache  Mann? 
Soph.  R.  VI,  137.  Nach  Treichel 
auch  POx. 

Poppllcl(pfla8ter,n.,Medik.,i^p/a«^m7/) 
cerussae. 

porat,  adv.,  s.  parat 

Porbe,  /.  Nach  Simon  Grünau  ein 
Fisch  in  Preufzen:  die  Barbe,  Barbus 
fluviatUis  Cuv. 

Porchel,  n.  1.  ein  kleines,  dickes 
Schwein.  2.  ein  gleiches  Mädchen. 
Natangen. 

pordauz,  porduz,  interf.  s.  pardauz. 

porduzen,  sw,,  s.  pardauzen. 

PorHz,  m.j  Kaufherr,  reicher,  ange- 
sehener Mann.  Er  ist  ein  gro/zer  Poritz. 
Er  ist  der  Poritz  von  N.  Kgsbg.  Das 
Wort  ist  wohl  russisch. 

Porkan,  /..  s.  Burkan. 

Porlenk,  m.  u.  /.,  s.  Perlenke. 

Porobek,  m.,  kleiner  ausgebauter  Be- 
sitzer im  Walde.  Treichel.  Poln. 
parobek  Knecht;  vielleicht  auch  ver- 
wandt mit  dem  poln.  bör  Wald. 

Porowe, /.,  s.  Parowe. 

Porpel,  m.,  s.  Parpel. 

P8rr,  /.,  unsauberes  Frauenzimmer 
mit  wirrem  Haar.  Schemionek,  29. 
Vgl.  FIdrr. 

porren,  vhchd.,  purren,  «o.,  anregen, 
antreiben,  spornen,  mahnen,   stacheln, 


reizen,  hetzen,  aufscheuchen.  Zma  Auf- 
bruche porren^  was  z.  B.  Ejnder  thun, 
die  aus  einer  gröfzeren  Gesellschaft 
nach  Hause  möchten.  .,.wenn  nich  de 
Dschtn  onruig  geworden  wer  on  tom 
Gdnen  getribulei*d  on  geporrt  on  ge- 
drollt  hadd,  Elbinger  Höhe.  N.  Pr. 
Prov.-Bl.  a.  F.  IX,  243.  Firmenich 
ni,  495a.  Einen  aus  dem  Bette  porren^ 
ihn  aus  dem  Bette  treiben.  Du  brauchst 
gar  nicht  so  zu  purren^  ich  werd^  schon 
zur  Zeit  fertig  werden.  In  Zusammen- 
setzungen: anporren,  aufporren.  In 
Bayern  aufboren^  welches  Schmeller 
I,  192,  fraglich  mit  aufheben  übersetzt. 
Es  dürfte  porren  mit  beren  =  heben, 
verwandt  sein.  Bock,  45.  Hennig, 
191.  In  gleichem  Sinne  ptfrren  und 
pirren  (s.  d.). 

Porsch,  7/1 ,  auch  Porsch-,  Porstkraut,  n.y 
Sumpfporst,  Ledum palustre  L.  Hagen , 
435.  Pritzel,  206.  Gleiche  Kraft 
soll  haben  ein  Kraut  Jodzell^  das  hat 
Blatter  vne  Barsch  und  trägt  schwarze 
Beeren  etc.  Pierson,  Matth.  Prätor., 
115.  In  Liv-  und  Estland  P(yrs.  Hu- 
pel,  176. 

pSrscheny  sw.^  sich^  s.  pCrschen. 

Ptfrschke,  m.,  s.  Barsch. 

Ptfrschken,  Ortsn.,  Kirchdorf  im  Kr. 
Heiligenbeil.  Mann  Gottes  aus  Porsch- 
ken.  Über  die  Entstehung  dieser  Redens- 
art s.  Sprw.  H,  1774. 

Porsch-,  Porstkraut,  n.^  s.  Porsch. 

Port,  Port,  /.,  Pforte,  Thür.  R&teel: 
Ös  ener  vor  de  Port,  Heft  nich  gesün- 
digt^ nich  gemordet  —  kann  hei  passerei 
(Der  Furz).  Elk  ju  schmieten  ut  de 
Port  achtkantik.    Dorr,  1.  Wiew.,  28. 

Portei,  n.,  das  fettig-milchige  Wasser 
im  frischen  Käse.  Es  wird  durch 
starkes  Pressen  mit  der  Parsche  ent- 
fernt.   Werder. 

pürten,  sw.y  die  Pforte,  die  Thür  öff- 


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170 


Portken  —•  Posew. 


Ben,  also  pförtnen.  Wenn  die  Kinder 
viel  aus-  und  einlaufen,  so  heii'zt  es: 
P5rt  nick  so  vell  Samland.  Vgl. 
perzeln. 

Portken,  plur,  1.  Hosen.  2.  Der 
Hintere.  Einem  die  Portken  versohlen, 
ihm  einiges  auf  die  Hosen  zählen.  Von 
dem  poln.  por^' Hosen.  Im  Göttingen- 
schen  Purtje.  Schamb.  161b.  Bock, 
45.    Hennig,  191. 

porzägeln,  sw.y  purzeln,  umfeJlen, 
stürzen,  dafz  das  Unterste  nach  oben 
kommt  Die  Treppe  herabporzageln. 
Hennig,  191.  In  Danzig  porzekeln. 
Gedanism.;  Schemionek,  29:  porztf- 
keln;  Sperber,  26:  purzekeln. 

Porzel,  POrzel,  /.  u.  n.,  Schmaizkuchen. 
Nach  Schemionek,  29:  Pörzeln, 
Pfannkuchen  ohne  Füllung  in  Schmalz 
gebacken.     Belegstelle  unter  Bab. 

Porzellanbllimey  /.,  Begonia  semper- 
florens,  Lmk.    Treichel,  Volksth.  III. 

pSrzeln,  sw.,  s.  perzeln. 

Posamentkerl,  m.,  Mann,  der  mit  Po- 
samenten, Borten,  Schnüren  etc.  besetzte 
Kleider  trägt,  Gaukler.  Hoffjecken, 
Hoffschrantzen,  gtUdene  verbremte  Posa- 
mentkerL  Stein,  Peregrinus  XV,  25. 
W.  Mtsbl.  VI,  186. 

Posch,  Dem.  Poschchen,  plld.  PoscIJce. 
1.  Name  und  Lockruf  für  Schwein  u. 
Ferkel.  Zu  Kindern,  welche  sich  be- 
sudelt haben :  Du  bist  ein  kleines  Posch- 
chen, Hennig,  192.  2.  Poschchen 
Tannenzapfen;  dafür  jedoch  üblicher 
Schischke  (s.  d.). 

poicheien,  puteheien,  sw,<,  streicheln, 
streichelnd  liebkosen.  Das  Kind  po- 
4cheit  der  Mutter  die  Backe.  Pu^chei  mt 
doch!  sagt  die  zärtliche  Mutter  zum 
kleinen  Liebling.  Wie  liewt  se  met  de 
griese  Klaue  De  schmale  Backe  em  po- 
scheit    Nowack,  35.    Ygl.  puichen. 

Poschen,  plur.^  Bügelröcke.    Sehn  Sie 


jene  schlanke  Ghiechin  im  Tanz,  und 
setzen  Sie  unser  schlankstes  Mädgen 
in  Poschen,  in  Schnürbrust  und  in  spit- 
zen Schuhn  mit  hohen  Absätzen  da- 
neben.   Soph.  R.  IV,  460. 

Poschitschkebeere,  f.,  Beare  vom 
schwarzen  Nachtschatten,  Solanum  ni- 
grum  L.  Auch:  Johannisbeere  und 
Bergkrausbeere.  Poln.  porzeczka  Kraus- 
beere, Ribes.    Mühling. 

Ptfschken,  Ortsn.,  Dorf  bei  Pillkallen. 
Gä  na  Pöschke,  Ktlkes  sprenge.  Über 
die  Entstehung  der  Redensart  s.  Sprw. 

1,  1148. 

Pose,  /.  1.  Federkiel,  Federspule, 
Flügelfeder  der  Gans  zum  Schreiben. 
Gewöhnlich  Federpose,  auch  Pösenfeder. 
Vor  Einführung  der  Stahlfeder  gab  es 
besondere  Posenhändler.  Hennig,  192. 

2.  Knallbändchen  an  der  Peitsche. 
Dönh. 

Posen,  plur.y  Federn,  Federbett,  poln. 
posciel.  In  die  Posen  gehen  —  nocA 
Posen  reisen  (wortspielend),  zu  Bette 
gehen. 

Posenfeder,  /.,  -händler,  m.,  s.  Pose. 

Posengel,  m.,  nach  Hennig,  192; 
nach  Bock,  47,  Pusengel,  Spott-  und 
Schimp&ame  auf  ein  schmutziges,  ge- 
meines Frauenzimmer.  Man  nennt  je- 
doch auch  ein  vollwangiges  Mädchen 
oder  Kind  Posengel,  und  dürfte  in  dieser 
Bedeutung  das  Wort  Abkürzung  von 
Posaunenengel  sein,  der  ja  mit  vollen 
Backen  bläst    Vgl.  Pilichel. 

Posenocke,  /.,  Überziehsocke,  Pa- 
rSske.  2.  kleiner  Kinderschuh.  Sam- 
land. 

pOsern,  pSsem,  sw.,  s.  pflsern. 

Pösew,  m.,  Verweis,  Rüge,  RuffeL 
Kr  hat  einen  guten  Posew  bekomimen, 
2.  im  Flatowschen  Kreise  auch  Vor- 
ladung; von  dem  poln.  pozew^  russ. 
j^ozyu?  gerichtliche  Vorladung.  Schmitt, 


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Posnäk  —  poswollen. 


171 


108;  Westpr.,  167.  Nsslm.  Th., 
138. 

PosnSky  w.,  Bosnier. 

P0886kel,  m.,  grofzer  Schmiedehammer. 
Lit.  posikelü^  poln.  posiekac  zerhauen, 
zerhacken.  Der  Possekel  heifzt  pöln. 
duhf  c%§zki  mlot  Hennig,  192,  weist 
far  die  Ableitung  auf  das  mhd.  bozen^ 
ahd.  pGzan  stofzen,  schlagen  hin.  Pos- 
sekel  tritt  auch  als  Familienname  auf. 
Nsslm.  Forsch.  2;  Th ,  138.  Altpr. 
M.  XV,  583. 

Possen,  m,y  neckischer  Streich,  Schel- 
menstreich, Scherz,  Schabernack,  Ärger, 
Kränkung,  Tort.  Einem  einen  Possen 
spielen  —  ihm  etwas  zum  Possen  thun. 
Denn  sonst  kann  ja  dei*  Mann  sich  ve?*- 
schreiben^  oder  aus  Possen  es  gesagt 
haben.  Soph.  R.  III,  29.  0  hei  woll 
man  Kortwü  dritoe.  Sine  Posse  kenn* 
öck  schon.  Volksl.,  7,  51,  4.  Zunächst 
wohl  von  Posse.  Vgl.  Adelung  III, 
812.    Poln.  psota. 

possen,  sw.j  einen  Po/z  geben,  küssen. 
Hennig  hat  noch  pussen.  Streicheln, 
Belseny  küssen,  Possen.  Stein,  Pere- 
grinus  XIII,  1.  W.  Mtsbl  VI,  IJl. 
Awer  doch  nicht  junem  Jäga^  siene 
Dochter  gepost.  Dorr,  1.  Wiew.,  8. 
Bock,  45.     Hennig,  192. 

Possenlied,  n.,  Spottlied.  Elwen,  singt 
en  Possenleed  on  kniept  em  omzech. 
Dorr,  1.  Wiew.,  122. 

Possjehann,  m.,  Kufzjohann.  Einer, 
der  gern  Mädchen  kufzt.    Vgl.  PTsjan. 

PossStz,  m.,  Station,  Ruhepunkt, Halte- 
platz. Schemionek,  29.  Poln.  od- 
poczqc  ruhen. 

Post,  n.  I.Denkmal,  Grabstein;  von 
Postament.  Auf  das  Ch'ab  ein  Post 
setzen.     2.  /.  Ortstafel;  Wegweiser. 

Post,  /.,  der  Freitag  als.  Tag  des 
Fastens,  des  Aufgebens,  Fahrenlassens 
der  Fleischspeisen.    ^o\n.pusci6  fahren 


lassen,  loslassen,  odpuicic  erlassen,  yer^- 
geben,  odpust  der  Ablafz.  Nach  Ab- 
stofzung  der  Vorsilbe  ist  aus  pust  das 
deutsche  Post  geworden.     Treichel. 

Posten,  m.,  Pfosten,  Pfeiler.  Beleg 
s.  unter  entfallen.    Vgl.  Ständer. 

Postronke,  m.,  von  dem  foln.  posironek 
Strick,  Tau,  Strang,  u.  zunächst  wohl 
mit  diesem  gleichbedeutend.  1.  eine 
in  früheren  Zeiten  übliche  Prügelstrafe, 
in  Schlägen  auf  den  Hintern  mit  einem 
Strick  oder  Tau  bestehend.  Bock, 
45.  Hennig,  192.  Er  hat  Postronken 
bekommen.  Friedlich  Wilhelm  /,  der 
die  Schonung  der  Lindenbäume  und  den 
Verlust  an  der  Ledersteuer  im  Auge 
hatte,  verordnete  1.  Aug.  1724:  gegen  die 
Paresken  Postronken  und,  da  dej*  Lit- 
tauer  sich  aus  Stockhieben  wenig  machte, 
29.  Aug.  1125  Karrenarbeit.  Rogge, 
19,  Note.  2.  Ruckgrat  und  das  daran 
sitzende  Fleisch,  hier  Rückstrang  ge- 
nannt, und  somit  dem  poln.  postronek 
entsprechend.  Besonders  heifzt  in  Na- 
tangen  und  in  der  Bartener  Gegend 
Postronke,  in  der  Elbinger  Niederung 
Rückstrang  das  Gericht,  womit  am 
Abende  des  Schweineschlachttages 
Hausgenossen  und  Gäste  bewirtet  wer- 
den, und  welches  aus  den  frisch  ge- 
bratenen Stücken  des  von  Speck  und 
Rippen  befreiten  Rückgrats  besteht. 
Dönh     Nsslm.  Forsch.  2;  Th.,  139. 

Postweiuk,  m.,  dicker  Stock,  Knüttel, 
Prügel.  Warte,  ich  komme  mit  dem 
Postweiuk.  Kr.  Neustadt.  jTreicheL 
Bei  Mrongo w.  nicht  aufzufinden. 

Poswailak,  m.,  ein  Mensch,  der  sich 
alles  gefallen  läfzt;  von  dem  poln.  poz- 
waUac  erlauben,  bewilligen.  Schmitt, 
108;  Westpr,  167. 

poswollen,  sw.,  gehen,  zur  Arbeit 
schreiten.  Wi  motte  man  wedder  pos^ 
wolle.    Samland.    Von  dem  poln.  poz- 


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172 


Pofe  —  Potlitzen. 


walac  erlauben,    bewilligen,    heiizt  das 
Fat.  pozwol§, 

Pofz,  m.,  Dem.  Pofzchen,  Pofzke, 
Kufz.  En  Pofz  ÖS  en  Stoffe  wer'n  nich 
Itden  kann^  wascht  em  af.  Dorr,  79. 
Göff  ml  e  Pofzke!  E  Pofzke  möt  Sopp 
erhält  man  von  einem  Kinde  mit  un- 
sauberer Nase.  Ahd.  ctis^  chus^  mhd. 
kus  Kufz,  ahd.  ctissiny  chtissin,  mhd. 
küssin  küssen,  litt,  biiczkis  Küfzchen, 
Imczuti  küssen,  lett.  butichoht  küssen, 
poln.  buzia^  buziak  Kufz,  Küfzchen. 
Nsslm.  Th.,  219. 

P8(zbott,  m,  Pifztopf,  Nachtkanne. 
Potabely  m ,  „ehemals  in  Litauen  die 
Kirchenbedienten,  welche  den  deutschen 
Kirchenvätern  Hilfe  leisteten.  Ihr  Amt 
war,  die  Glocken  zu  läuten,  Wein  und 
Oblate  zu  besorgen,  Kirche  und  Kir- 
chengeräte rein  zu  halten,  den  Kling- 
säckel zu  tragen,  auf  die  unfleifzigen 
Kirchgänger  zu  merken,  die  Ungehor* 
samen  ins  Halseisen  zu  stellen,  den 
Predigern  aufzuwarten,  wenn  sie  zu  den 
Kranken  gehn  mufzten,  oder  Taufen  zu 
verrichten  hatten;  auch  hatten  sie  bei 
der  Dezems-Einnahme  gegenwärtig  zu 
sein,  die  Bauten  zu  besorgen  und  den 
Predigern  beim  Ackerbau  behilflich  zu 
sein.  Für  diese  Bemühungen  wurde 
ihnen  der  halbe  Zins  für  die  Kirchen- 
hufe, auch  alles  andere  Scharwerk  er- 
lassen. 1724  wurden  die  Potabek  auf- 
gehoben. Insterb.  Kirch en-'Visit.  d.  a. 
1738."  Hennig,  192f.  Einer  von  mei- 
nen gewesenen  littauischen  Kirchen-Auf- 
wartem^  die  man  Potabel  nennt  etc. 
Pierson,  Matth.  Prätor.,  12.  Für 
die  Ableitung  weist  Hennig  auf  die 
Zusammensetzung  aus  po  und  Tabel 
hin,  „weil  sie  mit  den  Tafeln  in  der 
Kirche  das  Geld  sammeln,  oder  an  der 
Tafel  (Altar)  beim  Abendmahl  stehen 


raufzten.**    Genaueres  über  den  Potabel. 
s.  Kogge,  31ff. 

potfttsch,  adj.^  prahlerisch.  Mit  Ver- 
stärkung: grofzpotdtsch,  was  man  häu- 
figer hört. 

Potafschen,  Petefschen,  plur.  Fleck- 
fieber, jeder  lebensgefahrliche  Haut- 
ausschlag. Anno  1716  krankten  die 
Leute  hin  und  wieder  an  der  Potatschen. 
Hartwich,  518.  Gr.-\eii. petechiae^  ital. 
petecchie,  poln.  petecie,  petocie^  bayerisch 
Petecken^  Pedecken.  Schmeller  I,  301. 
Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  139. 

P«t(e),  /.,  Dem.  Potchen,  Pfote, 
Hand.  Oieb  mir  die  Pot  —  dein  Potr- 
chen!  Er  hat  auf  die  Pöten  bekommen. 
Er  mufz  Pöten  saugen^  leidet  Not, 
ist  ohne  Beschäftigung  (das  Bild  ist 
vom  Bären  hergenommen).  Ein  ge- 
sundes drelles  Mädgen^  mit  ein  paar 
weifzen  niedlichen  Pöhtgen.  Soph.  R. 
IV,  138.  HolL  poo%  frz.  patte^  engl. 
paw, 

Pote,  Pott,  m,y  Steckling.  Pappel- 
poteny  Stecklinge  von  Pappeln.  Pott- 
weiden^  Stecklinge  von  Weiden.  Sche- 
mionek,  27.  29. 

Poteige,  /,  Bouteille,  Flasche. 

poten,  Sfw,^  mit  den  Pfoten  ergreifen, 
krallen.  Das  Kätzchen  sollte  dich  noch 
einmal  pöten  und  dann  dich  wegschleu- 
d^mf    Soph.  R.  VI,  419. 

Potenge, /.,  Pflzn.,  Betonie,  Betonica 
officinalis  L.  Bock  Nat.  HI,  443. 
Hagen,  621. 

Pottfchen,  n.,  durch  List  oder  auch 
durch  Ränke  erworbener  Vorteil.  jBr 
weifz  sich  viele  Pottfchen  zu  machen. 
Korrump.  Dem.  Yon  Profit  Bock,  46. 
Hennig,  193. 

Potkamor,  tt».,  s.  PakmOr. 

Potlitzen,  plur.^  s.  Petlitzen  und  Pod- 
iitzen. 


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PotrimmeD  —  Powunden. 


173 


Potrimmen,  Orten.,  Dorf  bei  Tilsit. 
Kannst  trumpfe  bet  Potrimm.  Sprw.  I, 
3846. 

putschen,  sw,^  s.  petschen. 

Potschtne,  /.,  groCzes  Ruder  auf  den 
Holzflöfzen  und  Gallerten.  Danzig. 
W.  Seidel,  33.  Lit.  poczjfna^  poczyne^ 
puczyncis^ folü.paczyna,  N s s  1  m.  Forsch. 
2;  Th.,  140. 

Pott,  m,  1.  Topf,  Urne.  Die  Urnen 
der  Hünengräber  nennt  das  Volk  in 
Westpr.  oUe  PoU.  Treichel.  S.  BoU. 
2.  Schmorpfanne.  Samland.  Engl., 
franz.  und  hoD.  pot^  dän.  potte^  in  Bre- 
men Pott^  in  Hamburg  Pütt,  Brem. 
Wb.  m,  355.    3.  s.  Pote. 

Pttl,  PUtt,  Putte,  f.,  Pfätze,  nament- 
lich eine  solche  im  Fahrwege.  Es  hat 
fache  geregnet^  dafz  abe  too  e  Pott  stehe 
bleibt^  08  nich.  Oberland.  Da  war 
sane  tiffe  PoU.  Schaltj.  3,  4.  Der 
Wagen  fiel  in  die  Pütt.  Engl,  pit^ 
angs.  pyt,  hebr.  botz  Kot.  Brem.  Wb. 
III,  385.    Hennig,  199.  334. 

Pttt,  /.,  Bütte.  He  heft  HoU  on  PoU 
vofl,  er  hat  Hütte  und  Bütte,  d.  i. 
Haus  und  Keller  voll.    Sprw.  I,  1776. 

Potta,  /.,  Butter.  Ermland.  Im 
Werder  Potter.  Davon  pottem,  ato., 
buttern. 

Pottafrau,  f,  Butterfrau.  Liebes, 
Mchdnes  PoUafrauche,  Gant  (gebt)  mer 
Eure  Trud'!  Volksr.,  236,  833. 

Pottaklatscher,  m.,  s.  Birtterklatscher. 

pSttem,  sw ,  Pötte,  Töpfe,  zerschlagen, 
zerbrechen,  besonders  irdenes  Geschirr. 
Was  hat  er  denn  schon  wieder  gepottertf 
TreicheL 

Pottbimd,  m,  s.  pottig. 

9^^9  ^",  geizig,  filzig.  Hennig, 
193;  h&lt  es  für  eine  Zusammenziebung 
▼on  PoU  und  dicht;  es  würde  also  diese 
Eigenschaft  einemMenschen  zukommen, 
der  seinen  Topf  für  andere  dicht,  fest, 


verschliefzt.  Man  nennt  einen  solchen 
Geizhals  auch:  einen  rechten  Potthund. 
Bock,  46. 

Pottok,  m.,  Morast,  Sumpfloch.  Trei- 
chel.    Poln.  potok  Bach,  Feldflut. 

Pottweide,  f.,  s.  Pote. 

Pötz,  /.,  tonnen-  (pott-)  artiges  Ge- 
fal'z  zum  Ausschöpfen  des  Wassers  aus 
den  Schiffen.     Pillau. 

Power,  n.,  Joppe,  Jacke  für  Frauen. 
Samland. 

power,  adj\  u.  adv,,  arm.  Einpowrer 
Mensch.  Poxiore  Ttt,  armselige,  teuere 
Zeit.  Er  ist  power  dran.  Power  on 
patzig.  Es  ist  das  franz.  pawyre^  lat. 
pauper. 

Powirpen,  Pawirpen,  plur.,  Losmann, 
Freimann,  Tagelöhner,  keinem  ver- 
pflichteter Arbeiter  auf  dem  Lande. 
Und  soll  ein  jeder  Handwerker  jährlich 
Decem  geben  30  fzl.^  ein  Pomrp  15/zl. 
Insterb.  Kirchen-Yisit.  v.  1604.  Hen- 
nig, 181.  Eine  zweite  Belegstelle 
unter  Losmann.  Vgl.  auch  Freimann, 
Lit  paunrpas.  Das  Wort  ist  identisch 
mit  dem  im  Eatech.  vorkommenden 
altpr.  powirps  frei.  Nsslm.  Forsch.  2; 
Th.,  140. 

Powunden,  Ortsn.,  Kirchdorf  im  Land- 
kreise Königsberg,  von  Cranz  etwa 
eine  Meile  entfernt.  Der  Name  ist 
eine  Zusammensetzung  der  beiden  alt- 
preufz.  Wörter  po  bei,  und  wundan 
Wasser  (lit,  wandu,  dän.  vand).  Po- 
vmnden  ist  also  der  bei  oder  an  dem 
Wasser  (kurisches  Haff)  gelegene  Ort. 
Vgl.  Nsslm.  Th.,  213.  Die  Sage 
deutet  den  Namen  sinnig.  Sie  erzählt 
von  der  Tochter  eines  preufzischen 
Häuptlings,  der  bei  dem  Einfall  des 
Ordens  gegen  denselben  ins  Feld  ge- 
zogen war,  dafz  sie  durch  wandernde 
Apostel  mittlerweile  zum  Christentum 
bekehrt   und    deshalb   von  dem  rQck- 


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174 


Pox  —  prachern. 


kehrenden  Vater  ermordet  worden  sei. 
„O  Wunden!  (nämlich  Jesu  Christi) 
soll  sie  sterbend  gerufen  haben;  daher 
der  Name:  (P)owunden.  Passarge, 
Balt,  117  f. 

POX,  ?».,   8.   PopO. 

pr,  tnterj.,  Zuruf  an  Pferde,  wenn  sie 
halten  sollen. 

Prä,  Prft,  n.,  Vorzug,  Vorrang,  Ober- 
hand, prae  aliis.  Er  mu/z  immei*  das 
Prähaben.  Ebenso  in  Bayern.  Schmel- 
1er  I,  341. 

Pracher,  w.,  Bettler,  Armer,  Ver- 
armter. Poln.  pracharz  Bettler  (M r on - 
gov.  II,  587  b),  lit.  prazqs  Bittsteller, 
dan.  prakkery  schwed.  prackare  Bettler, 
engl,  prog  etwas  zu  essen  suchen,  praetor 
vulgär  Bettler,  irländ.  proghain  Kum- 
mer, Sorge.  Brem.  Wb.  III,  357.  In 
Holland  ist  Prachei*  Geizhals,  Schinder, 
Wucherer;  in  Hessen  ein  Dürftiger, 
häufiger  fast:  ein  knickeriger  Mensch 
(Vilmar,  305).  Pierson,  Lit.  Aeq. 
20,  hält  Pracher  gleichen  Stammes  mit 
dem  Schimpfworte  iVöy,  mit  welchem 
in  Danzig  1525  die  Lutherische  Partei 
belegt  wurde.  Sei  dienstbar  allen  Leuten^ 
so  wirst  du  ein  Pracher  bei  Zeiten,  Sprw. 
I,  583.  Der  Praclier  hat  Hochzeit^ 
wenn  überflussigerweise  zwei  Lichte 
brennen.  Wenn  de  Pracher  Onglöck 
heft,,  verlort  he  6k  den  Prachersack. 
Wenn  de  Pracher  wandre  toöll,  flockt 
hei  den  Sack,  Heft  de  Pracher  6k  e 
Bedenterf  wenn  ein  ins  Zimmer  Treten- 
der die  Thür  offen  läfzt.  Vgl.  Sprw. 
I,  2987  ff.;  II,  2091  ff.  Pracherke  mtn 
Bröderke^  zur  Bezeichnung  schlechter 
Vermögenslage.  Über  die  Entstehung 
dieser  Redensart  s.  Sprw.  II,  2093. 
P6lsch  Pracher^  Gesellschaftsspiel.  Be- 
schreibung s.  Volksr.,  199,  735.  Hen- 
nig, 194. 

Pracherei,  /.    1.  Bettelei.    2.  zur  Be- 


zeichnung des  Armseligen,  Unzuläng- 
lichen, Ungenügenden.  Dat  os  Prachert. 
Ich  hab  mich  bei  ihm  in  die  Bettelei/ 
und  Pracherey  gesteckt  Stein,  Pere- 
grinus  XIII,  87.  W.  Mtsbl.  VI,  159. 
Poln.  prachßrstwo;  lit.  praszimas  die 
Bitte. 

Pracherfitzelband,  n.,  grau  und  schwarz 
gemustertes  Fitzelband,  aus  alten  Zwim- 
abgängen  gefertigt.  Dzg.  Nhg.  Viol^t, 
103. 

Pracherherberge,  /.  1.  Herberge  der 
Pracher.  2.  elendes  Gasthaus,  armse- 
lige Wirtschaft,  Hungerort.  Das  ist 
hier  tote  in  der  Pracherherberge.  Das 
geht  zu  wie  in  de7  Pracherherbei^ge.  Poln. 
pi^acharska. 

pracherig,  adj.^  bettelhaft,  ärmlich. 
Et  geit  ml  pracherig^  es  geht  mir 
schlecht.  Ebenso  in  Hessen.  Vilmar, 
306. 

Pracherjagd,  /.,  Jagd  auf  Pracher: 
die  jährlich  zweimal  unangemeldet  ein- 
tretende Haus-  und  Landes-Visitation, 
bei  welcher  Bettler,  Vagabonden  etc. 
aufgegriffen  werden.  Mühling.  Jetzt 
wohl  abgeschafft. 

Pracherkirchhof,  w.,  Armenkirchhof. 
Sie  fahren  ihn  auf  den  Pracherkirchhof 
(in  der  Pracherpitsche).    Königsberg. 

Pracherläuse,  pltd.  PracherlUs,  plur. 

1.  Pflzn.,  gemeine  Spitzklette,  Xanthium 
sti'umarium  L.  Hagen,  992.  Nach 
M&hling  auch  Pfaffenläuse.  Auch  Sa- 
men der  Hundszunge,  Cynoghssum  ofß- 
cinaleL.  In  Schlesien  heiJ'zt  der  Same 
von  Beiful'z,  Artemisia  vulgaris  L., 
Bettelmannsläuse.    Treichel,  Volksth. 

2.  Med.  Sem.  Staph.  agriae  {Flor.  iSf- 
rethri  rosei  pulv.) 

prachern,  sw.  1.  betteln.  Und  wenn 
ich  prachern  gehen  sollte!  Mit  dem 
kann  man  prachern  gehn^  so  gutmütig 
ist   er.     Dicktliun  ist  mein   Reichtum^ 


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Pracherpack  —  Pragge. 


175 


Prachem  mein  Handwerk.  Kgsbg. 
Wi  mufzte  prachere  gäne^  Wt  Bure  aU- 
tomal.  Lhrztg.  4,  355c.  2.  anhal- 
tend, liebkosend  bitten.  Er  prachert 
tote  ein  Hund.  Die  Kinder  practiem. 
Lit.  pra8z^  bitten,  prasziniti  betteln, 
oft  bitten. 

Pracherpack,  n.,  Bettelpack,  armseliges, 
elendes  Gesindel. 

PracherpHsche,  /.,  früher  Name  für 
den  Armen-Leichenwagen.  Da  kommt 
die  Pracherpüsche.     Kgsbg. 

Pracherpitscher,  m.  1.  Bettelvogt,  der 
wahrscheinlich  eine  Peitsche  führte.  Die 
Prac?ierpeitscher  hatten  auCzer  ihrem  ei- 
gentlichen Amte  währen  d  des  Gottesdien- 
stes an  den  Kirchtüren  zu  stehen  und 
„die  Hunde  oder  trunkene,  unsinnige 
Men8chenu.dgl. abzuwehren.^  Hennig, 
194.  2.  Führer  (Kutscher)  einer  Pra^ 
eherpüsc/ie.  3.  jetzt  Spottname  für 
Knaben,  welche  gern  die  Peitsche 
führen. 

Prachersack,  m.,  Bettelsack. 

Pracher8che, /.,  Pracherin,  Bettlerin. 

Pracherstaai  m.,  Flitterstaat,  Bettel- 
pracht, Ausputz,  der  wenig  kostet. 

Pracherstolz,  m.^  Bettelstolz,  Stolz  bei 
Armut 

Pracherstube,  /.,  Stube  eines  Prachers. 
Hier  öe  et  so  warm^  wt  on  e  Pracher- 
Btawy  von  einem  gegen  Wind  und  Wetter 
möglichst  geschützten  Orte  im  Freien. 
Sprw.  I,  2998. 

Prachersuppe,  /.,  gebrannte  Mehl- 
sappe. Eine  pommersche  Gel»*anntmehl- 
8uppe  schickt  eich  heute  gut,  Soph.  R. 
IV,  255.    Vgl  Schmirgel. 

Prachenerreifzer,  pltd.,  Pracherterrlter, 
m.,  Spottname  für  die  Bewohner  des 
ELirchdorfes  Goldbach  bei  Tapiau.  Der 
Sage  nach  sollen  sie  einst  ruhig  zu- 
gesehen haben,  wie  ihre  Hunde  einen 
Bettler  zerrissen.   Noch  jetzt  haben  sie 


„Flicker"  von  den  Kleidern  des  zer- 
rissenen Bettlers  zwischen  ihren  Zähnen. 
Die  Neigung  zur  Klatscherei  wird  ihnen 
von  den  Nachbarn  nur  zu  bereitwillig 
zugesprochen.     Sprw.  I,  2999. 

Pracherzitz,  /.,  Zitze  des  Prachers, 
Lutschbeutel.     Schemion ek,  29. 

Prtldden,  plur.^  Name  eines  Teiles 
der  Sandhügelkette  bei  Kossitten  auf 
der  kurischen  Nehrung.  Volksschulfr., 
77. 

Prägel,  m ,  durch  p'ojr^Zneingekochter, 
dicker  Brei,  s.  Brägel. 

prägeln,  prSgeln,  sw.  1.  kochen, 
braten,  schmoren,  sieden,  rösten,  dörren 
durch  Feuer  oder  Sonne.  De  Sonn 
prägelt  goty  et  gewt  Gewitter  ^  wenn 
bei  aufsteigenden  Gewitterwolken  die 
Sonne  stechend  brennt.  Bei  solcher 
hitzigen  und  dürren  Zeit  hat  die  Sonne 
gar  sehr  den  oberen  Theil  des  Erdbodens 
durchgepregelty  oder  durchgebraten  und 
gekochet  Linem.,  Aaala.  2.  sich 
prägeln,  sich  am  Feuer  quälen  und  er- 
hitzen, sich  von  der  glühenden  Sonne, 
dem  heifzen  Ofen  mit  Behagen  durch- 
wärmen lassen.  Die  Kochin  prägelt  sich 
beim  braten.  Der  Alte  prägelt  sich  in 
der  Sonne  —  am  hei/zen  Ofen.  Sche- 
mionek,  29,  unterscheidet  prägeln  bei 
gelindem  Feuer  braten,  und  präkeln 
in  der  Sonne  schmoren.  Poln.  prazyc 
prägeln;  in  Bayern  bregeln  ein  Geräusch 
machen,  wie  etwas,  das  brät  oder  ge- 
lind aufkocht;  gelind  braten  oder  ko- 
chen. Schm eller  I,  256.  Vgl.  das 
identische  brägeln,  s.  etnprilgeln. 

Prager,  m..  Mann  aus  Prag.  Prager 
Musikanten  (Kgsbg.),  auch  Prager  Stu- 
denten(Dzg.)  heii'zen  die  herumziehen- 
den Musikanten,  früher  meist  böhmische 
Bergleute,  nach  ihrer  Zahl,  auch  sieben 
Brüder. 

Pragge,  /.,   grofzer  gefüllter  Klofz, 


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176 


Prahlsacht  —  praseln. 


Piragge.  Gewöhnlich  sind  in  die  Prag- 
gen  Spirkel  eingebacken ;  sie  wurden  in 
früherer  Zeit  nach  Beendigung  des 
Dreschens  den  Leuten  vorgesetzt.  Sam- 
land.  Im  Ennlande  heii'zen  sie  FUlle- 
keilchen. 

Prahlsacht,  Prahlsack,  n.,  Gewebe  aus 
einem  Gespinst  der  Haare  von  Rind- 
vieh, Pferden,  Ziegen  u.  a.  als  Ein- 
schlag, und  aus  Hedegam  als  Aufzug. 
In  vielen  Städten  des  polnischen  Natan- 
gen  ioird  ein  Haaremeug^  Prahlsachty 
häufig  und  in  Angerburg  allein  in  ei- 
nigen tausend  Stücken,  jedes  zu  40  EUen^ 
jährlich  verfertiget,  Bock,  Nat.  I,  654. 
PraJdsacht  os  6k  Ttg^  äwer  et  holt  nich 
lang,  Sprw.  I,  3002.  Prahlsack  os  ok 
von  Lowand.  Dönh.  Prahlsack  scheint 
jetzt  der  volkstümliche  Name  zu  sein. 
Hennig,  194,  meint  das  Zeug  habe 
seinen  Namen  daher  bekommen,  dafz 
man  schlecht  damit  prahlen  könne. 

Prahm,  m.  u.  /.,  s.  Prftm. 

Prallauge,  pltd.  PrallOg,  n.,  grolzes, 
starrschauendes  Auge;  auch  Person  mit 
solchem  Aage. 

Prftm,  Prahm,  m.  u.  /.  1.  plattes 
grofzes  Fahrzeug  auf  Flüssen,  Fähre 
zum  Übersetzen.  HoU.  praam^  engl. 
pramcy  poln.  pram,  prom.  Für  Liv- 
und  Estland  bei  S allmann,  38a, 
Hupel,  178.  2.  kubisches  Mafz  für 
Kalksteine  und  Gips.  Ein  Prdm  Kalk- 
steine -■  10  Fulz  lang  und  breit  und 
3  Fulz  hoch  -  300  Kbkfu/z.  Ein  Prdm 
Gips  =  21  Fufz  lang,  7'/,  Fufz  breit, 
27«  Fuiz  hoch  ^  393»/4  Kubikfufz. 
Mühling. 

Prftmgeld,  n.,  Fährgeld. 

Prftmspritze,  /.,  Feuerspritze  auf  ei- 
nem Pränty  schwimmende  Saugspritze. 
Königsberg. 

pramatieren,  sw.y  sich  aufspielen,  sehen 
lassen,  dicke  thun.    Jetzt  da  der  L  ,,l 


sich  dick  gefressen  habe^  käme  er  und 
pramstirte,  und  hätte  noch  Reckt  übrig. 
Soph.  R.  I,  255. 

Prangel,  m.,  Knüttel,  Prügel,  Stange. 

Pranke,  /.,  Tatze,  Klaue;  vom  Tier 
auf  den  Menschen  übertragen:  Fufz. 
Der  hat  gehörige  Pranken,  Denn  voll 
Arger  on  voll  Boo/z  Stuart  hei  met  dei 
grote  Pranke  Op  dat  Beerbüffettke  los. 
Nowack,  40. 

pranzelieren,  sw,,  von  pranzeln^  viel 
reden,  das  grofze  Wort  haben,  führen. 
Danzig.  Klein  H,  65.  Schemio- 
nek,  29. 

pranzeln,  sw.,  reden,  schwatzen,  na- 
mentlich breit,  umständlich  und  eifrig 
reden,  schelten;  „sich  mit  Worten  un- 
nütz und  mausig  machen^.  Bock,  46. 
Hennig,  194.  Sie  pranzelt  in  einem 
weg.  Nehmt  an  de  triehe  Wongsch. 
On  dat  eck  noch  dabie  Önt  Ohr  Juprantzle 
wehl  tom  Wongsch  on  groth  Geschrie: 
Juhn  Früh  etc.  Carm,  nupt.  III,  77d. 
Wi  motten  de  Lied  prantzebi  loten. 
Dorr,  1.  Wiew.  27.  Sperber,  25, 
hat  (berechtigt?)  pranzeln  =  betteln, 
unaufhörlich  bitten,  also  s.  v.  a. 
prachem. 

prftschen,  sw,,  laut  und  viel  reden, 
lärmend  schwatzen,  prahlen,  grol'z  thun. 
Mühling.  Gewöhnlich  brftschen.  JEJr 
prahschte  noch  immerfort  mit  seiner 
Wissenschaft,  Soph.  R.  IV,  165.  In 
Posen  auch  subst.  Prasch  m.,  groliees 
Geräusch  laut  Sprechender,  Schreien- 
der; Lärm.  Bernd,  218.  In  Hessen 
Prasch^m.,  Frahlereij praschen,  pratschen 
prahlen,  grol'z  thun.  Vilmar,  306. 
Vgl.  auch  Anton,  11,  13. 

pra§eln,  sw,,  braten;  nach  Schmitt, 
108;  Westpr.,  167,  von  dem  gleichbed. 
poln.  prazac  (findet  sich  bei  Mron- 
govius  nicht;  wohl  prazyc  =  prägein, 
dörren,  rösten). 


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Praske  —  preck. 


177 


Praske,  /.,  Knüttel.  Dat  es  'ne  dicke 
Ptadce^  de  uingen  'ne  üerbeschlagene 
Spetz  heft.    Dorr,  Driewjagd. 

Prassel,  auch  Prftfzel,  /.,  Pflzn.,  Gar- 
tenerdbeere. Elbing.  Danzig.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th.,  220.  Treichel,  Volks- 
th&mliches  II.  Nach  Mühling  in  der 
Tilsiter  Gegend  Prasse.  In  der  Natan- 
ger  Gegend  ist  Jhrassel  die  Knackel- 
beere, Fragaria  coUina  Ehrh.  Nsslm. 
a.  a.  0. 

Praiun,  m.^  nach  Mühling  in  der 
Gegend  von  Konitz  und  Tuchel  ein 
Mehlbrei;  nach  Schmitt,  Westpr.,  167, 
eine  Art  Eierkuchen.  Poln.  prazony, 
pari,  geröstet,  gekriUt  von  p'ozycy  s. 
pra^eln. 

Prftfzely  /.,  s.  Prassel, 

prftt,  adv.y  von  dem  lat.  pctratus^  be- 
reit, fertig,  gerüstet.  Holt  ju  hier  ne- 
wenbi  fm  Bruhtts prat  Dorr,  1.  Wiew., 
66. 

prtten,  prfttem,  sw,^  viel  reden,  in 
wohlgefälliger  Breite  schwatzen.  Hen- 
nig,  194,  hat  auch  pfttem;  in  Westpr. 
prfttschen:  er  prdtscht  gro/z.  HoU.  praa- 
ten^  engl  to  prate  u.  pratüe.  In  Bre- 
men und  Hamburg  praten  und  davon 
Prdt  Geschwätz,  Prdtgenmdker  Schwät- 
zer, pratelUy  prdteln  plaudern^  plappern, 
Pra<tffMauL  Richey,  191.  Brem.Wb. 
m,  359.  Vgl.  Mi,  65a.  S.  brä- 
schen. 

prfttSy  interj.y  s.  prTz. 

Pratz,  /,  s.  Präz. 

pratzig,  adj,^  stolz^  hochmütig.  Ver- 
stärkung von  patzig.  Ebenso  in  Ham- 
burg, Bremen,  Holstein,  Posen^  Liv- 
und  Estland.  Richey,  192.  Brem. 
Wb.  III,  359.  Schutze,  III,  232. 
Bernd,  219.    Hupel,  179. 

prflz,  interj.,  s.  brSz  n.  prfz. 

Priz,  Pratz,  /.  1 .  grofze,  unförmliche 
Hand^  grofzer  Fuüz;   ist   der   letztere 

FriMkbi«,  Wörttrbach  U. 


gemeint,  auch  Prftzfufz,  Brfttschfufz.  S. 
brätschig.  Das  ist  'ne  gehörige  Prdz, 
In  der  Elbinger  Ndrg.  heifzt  die  un- 
förmliche Hand  PrTtze,  woraus  prttzen, 
sw.^  maulschellieren.  In  Hessen  Bratze. 
Vilmar,  52.  Grimm,  Wb.  II,  313. 
2.  Schlag  mit  der  Ptdz^  nach  Bock, 
46,  u.  Hennig,  194,  auch  mit  dem 
Stocke.  Er  bekam  prtz  prdz.  Ich  geV 
dir  'n  Prdz.  Poln.  prasky  interj.  un- 
serm  prdz  entsprechend,  auch  Klaps. 
Pierson,  A.  W.,  37.  3.  Menge,  alles 
Vorhandene,  und  dann  m.  Der  ganze 
Pratz.    Vgl.  Patzern. 

Priteel,  m.,  Bauch.  Hei  heft  e  gode 
Prdzelj  er  ist  gut  beleibt 

Präzentor,  auch  Priteeptor,  9n.,  das  lat. 
praecentOTy  Kantor,  erster  Lehrer  einer 
Kirchschule  in  Litauen.  Im  Holstein. 
Prdseptor  und  Prdzepter  Schulmeister. 
Schützern,  231.  S. Pliblschken.  Vgl. 
Zepter. 

Prflzfufz,  m.,  s.  Prftz. 

prftzig,  adj.y  grofz,  plump,  ungeschickt, 
s.  brätschig. 

Prft,  n.,  8.  Prä. 

Preblau,  Ortsn.,  Dorf  im  Kr.  Grau- 
denz.  (?)  Er  ist  von  PreblaUy  wo  de 
Hund"  met  dem  Zagel  uyrebU.  Jerren- 
towitz. 

Prechsen,  m.y  Brassen,  s.  Bressem. 

Preck,  Prek,  Prick,  pltd.  PrBck,  w., 
Punkt.  Angs.  prikkay  d&n.  priky  in 
Hamburg,  Bremen  und  Holstein  eben- 
falls Prik;  in  Bremen  auch  PUk.  üp- 
pen  Prik  ganz  genau.  Richey,  192. 
Brem.Wb.  IH,  362.  Sc hütz  e  III,  233. 
Hennig,  165.     Davon: 

preck,  prek,  prick,  prik,  adj.  u.  adv.y 
genau,  präcis,  deutlich,  bestimmt  bis 
auf  den  Punkt.  Er  kennt  ihn  preky 
sehr  gründlich  und  genau.  Ein  piicker 
Kerly  ein  Kerl  auf  dem  rechten  Fleck 
und  Platz.    Das   kann  man   nickt  so 


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178 


Preckel  —  premsen. 


prick  wissen.  Ich  kann  noch  ganz  prik 
sehen.  Der  kleine  Junge  merkte  das 
recht  prik;  er  kam^  küfzte  ihre  Hand, 
Soph.  R.  III,  93. 

Preckel,  m.,  s.  Prickel. 

predigen,  sw,^  viel  and  überflüssig  re- 
den. Hei  predigt  mt  to  vcl.  Ebenso 
im  Holstein  sehen.     Schütze  UI,  232. 

Predrin,  w.,  ein  186  Ful'z  hoher  Dü- 
nenberg auf  der  kur.  Nehrung  in  der 
Gegend  von  Rossitten.  Altpr.  M.  IV, 
301. 

prSgeln,  sw.,  s.  prägein. 

Pregelwasser,  n.,  Wasser  im  und  aus 
dem  Pregel,  letzteres  zur  Bezeichnung 
des  sog.  weichen  Wassers.  Mit  Pre- 
gelwasser  kochen.  Wir  sind  alle  mit 
Pregelwasser  getauft,  Königsberg.  Der 
Pregel  hieCz  altpr.  Pregora^  Pregore^ 
Pregor,  Prigora,  Prigore,  Nsslm.  Th., 
142.  Passarge,  Salt.,  304:  In  Preg-el 
steckt  vielleicht  der  Name  Alle  {lU^  li- 
ier etc.). 

Prell,  Ortsn.  1.  Krug  im  Kirchspiel 
Wargen,  Kr.  Fischhausen,  seiner  hüb- 
schen Lage  wegen  von  Königsbergem 
gern  besucht.  Am  Anfange  dieses 
Jahrhunderts  mit  seinem  imitierten  alt- 
preuCzischen  Opferhain  und  den  zahl- 
reichen provinziell  patriotischen  Ge- 
denktafeln, von  denen  Überreste  noch 
heute  vorhanden,  der  Königsberger 
Schuljugend  ein  beliebter  Wallfahrtsort. 
In  dem  weUig  wallartigen  Terrain  läi'zt 
sich  dessen  ehemalige  kriegerische  Ver- 
wertung vermuten,  und  das  Auftreten 
des  Namens  als  Appellativum  unter- 
stützt diese  Annahme:  Der  Preü  — 
über  den  Preü  gehen  ^  fahren  —  im 
Preüy  auf  dem  Preü  gewesen  sein,  2, 
Dorf  im  Kirchspiel  Nidden,  Kr.  Me- 
mel. 

Preise,  /.,  Saum,  Besatz,  Einfassung, 
besonders  vom  am  Ärmel  und  am  Halse 


des  Hemdes.  Weigand  II,  386.  Die 
Fra/wen  trugen  (Ende  des  15.  Jahrh.) 
enge  Röcke,  von  färben  braun  vnd  rot, 
die  hetten  Ermel,  daran  Preysen  genant^ 
an  welchen  bis  an  den  Elenbogenl  sil- 
berne vnd  güldene  knopffe  waren,  diese 
Preysen  macht  ma/n  mit  einem  senckel 
anbinden,    Hennenberger,  279. 

prek,  adj,  u.  adv,,  s.  preck. 

prellen,  sw,  1.  stille  Bi&hungcn  ent- 
lassen, ftsten  (s.  d.).  In  der  Bander- 
sprache:  Wer  meldet,  derpreUt^  wer  an- 
zeigt, dafz  es  übel  riecht,  der  hat  den 
üblen  Geruch  auch  verursacht.  Volksr., 
116;  484.     2.  schlagen  mit  Schwung. 

Preller,  w.,  von  prellen.  1,  Blähung. 
2.  Hieb,  Schlag,  Ohrfeige.  On  stellt 
de  schelmsche  Död  nd  jünem  trütsten 
Lewen,  So  mot  jü  em  vor't  Mül  en  dege 
Preüer  gewen,     Carm,  nupt,  VI>  230 d. 

prellig,  adj.,  eilig,  schnell.  Müh- 
ling. 

Prftm,  m.,  Pfriem.  Dai's  g'räd  so, 
als  wenn  de  Meiler  mot  'm  Prem  Mehl 
sackt,  die  Arbeit  fördert  sich  nicht. 
Sprw.  I,  1-228. 

prSmen,  sw,,  s.  pilmen. 

Prtmke,  n.,  s.  Prtmchen. 

premmen,  sw.,  s.  premsen. 

Prems,  m,,  s.  PrOms. 

premsen,  sw,  1,  dicht  einstopfen, 
drücken,  drängen^fest  zusanmienpressen, 
etwas  gewaltsam  in  einen  engen  Be- 
hälter drängen,  hineinzwängen.  Nach 
Treichel  auch  premmen  und  promsen. 
Wasche,  Kleidungsstücke  in  einen  Kofer 
premsen,  As  §k  (FalstafiE)  so  §n  den 
Korf  gepi*emst  weer  etc,  D  o  r r ,  1.  Wiew., 
85.  Lat.  premere,  in  Bremen  prammen, 
prampen,  in  Holstein  pramsen,  Brem. 
Wb.ni,358.  Schütze  III,  231.  Hen- 
nig, 195.  S.  einpremsen.  Bei  Jero- 
schin:  premezen  =  coercere.  er  nam  vor 
dl  hungiimöt  nicht  wen  wazzir  unde  brot 


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Premser  —  Pricke. 


179 


unde  prempzte  alle  zu  daz  vleisch  mit 
abstinenzien  vü.  174d.  Pfeiffer,  206. 
2.  coire, 

Premser,  m.,  Einzwänger;  nach  Müh- 
ling  der  Exekutor. 

PrSintabak,  m.,  8.  Pilmtabak. 

prtpeln,  sw.^  wenig  essen.   Treichel. 

prepsch,  prKpsch,  adj,  u.  adv,^  frech, 
rücksichtslos,  grob,  trotzig,  widerspen- 
stig, naseweis,  schlagfertig.  Eineprepsche 
Margell.  Prepsch  antworten.  Samland. 
Natangen.  Elbing.  Hennig,  195. 
Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  220.  Sche- 
mionek,  30. 

presch,  adj.  u.  ado.^  zusammengeprefzt, 
gedrängt.  Da»  Theater  war  presch  voll. 
Kgsbg.    Vgl.  das  folg. 

preschen,  9w.  1.  pressen,  zusammen- 
pressen durch  Druck  oder  Schlag.  2. 
tüchtig  zuschlagen,  daher  auch  prügelo, 
pferchen,  einpferchen.  Auf  die  Pferde 
preschen^  einpreschen,  mit  der  Peitsche 
knallend  auf  sie  einschlagen,  daiz 
sie  scharf  anziehen,  wobei  sie  sich 
presch  gegen  einander  drängen.  Viele 
Schafe  in  einen  Stau  preschen,  3.  sich 
preschen,  sich  drängen,  entgegenstem- 
men. Presch'  dich  nicht  so  an  den  Glas- 
schrank!  Das  Nebenpferd  prescht  sich 
an  das  Leinenpferd,  anpreschen,  in 
schnellstem  Laidfe  angefahren  oder  an- 
geritten konunen.  Er  kam  angeprescht^ 
dafz  es  man  so  sauste.  Für  Posen: 
Bernd,  220.  In  Mecklbg.-Vorpomm. 
preschen  auseinanderstieben.    Mi,  65b. 

Presenning,  m.,  s.  Bresenning. 

pressflren,  «tr.,  pressieren,,  pressen, 
drängen,  dringlich  bitten,  durch  Worte 
gleichsam  erpressen;  das  lat.  pressare, 
franz.  presser.  Et  pressOrt  je  nich  sau, 
die  Sache  ist  ja  nicht  so  dringlich,  hat 
nicht  solche  Eile. 

Prebüng,  Pflzn  .  Knackelbeere,  Fra- 
garia  collina  Ehrli,     Pritzel,  154. 


preusch,  adj,,  preufzisch.  Preusch 
Eylau,  Preusch  Holland,  Preuschmark, 
Jeroschin  hat  prazsch :  dl  pn'/zche  dtt 
10  a.  und  ouch  dt  andrin  prüzchen  lant 
104c.    Pfeiffer,  207. 

Preufzisch-Freier,  w.,  Stammpreufze, 
eingeborener  Preufze.  Auch  rnanchen 
eingeborenen  preu/zischen  Grundherren 
war  das  Recht  verliehen  worden,  die 
Grüter  mit  Bauern  zu  besetzen,  und  zwar 
jure  perpetuo  haereditario  ctUmensi  gegen 
Zins  und  Dienstleistungen,  wodurch  die 
sogen.  Preufzisch  -  Freien  entstanden. 
Prov.  Preufz,  424  f.    Vgl.  KOImer. 

prewungem,  sw.,  bitten.  Se  prewun- 
gerä!  so  sehr,  sie  bat  so  sehr.  Natan- 
gen. 

Prtzel,  Brtzel,  Brfitze,  /.  u.  m.,  Hals- 
schmuck, aus  aneinander  gereihten  sil- 
bernen Brezeln  (Kringeln)  bestehend, 
Halsschnalle,  Tachnadel,  Fibula,  in 
Brezelgestalt.  Zum  achten  sollen  Bretzen 
etc.   gentzlichen   verboten  sein.    Kleid.- 

Ordg.  N.  Pr.  Prov.-Bl.  a.  F.,  373 

eine  (Decke)  auf  einei*,  die  andre  auf 
der  andern  Schulter,  und  mit  einem  stZ- 
bemen  Pretzel  zusammengeheftet.  Pier- 
son, Matth.  Prätor.,  112.  Bock,  46. 
Hennig,  195. 

prf,  interj.  des  Argers.  So  ein  Ben- 
gel,  Brausewind!  Prf!  Soph.  R.  U, 
454. 

Prich,  m.,  s.  v.  a.  Brich  Bauch.  Sper- 
ber, 39.    S.  Brtfch. 

Prtchen,  (?),  Chor  in  einer  Kirche. 
Mühling. 

prick,  adj.  u.  adv.,  s.  preck. 

Pricke,  pltd.  Pr»ck(e),  /.  1.  Stange, 
vermittels  welcher  der  Sack  oder  Wen- 
ter  befestigt  wird.  Zu  einem  Sacke 
werden  6  bis  7  Pricken  gebraucht.  Bei 
allen  Sackfischereien  müssen  die  Pricken 
die  Hausnummer  des  Eigentümers 
tragen.  Fisch.-Ord.  f.  d.  kur.  Haff.  §  53. 

12* 

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180 


Pricke  —  Principalealbe. 


Niemand  soll  Pricken  im  Hof  stehen 
lassen^  sondern  seihige  zugleich  mit  den 
Säcken  und  Netzen  ans  Land  nehmen, 
FischerordnuDg  von  1738.  Bock,  Nat. 
rV,  700.  Lit. p^os  Bootshaken.  Hen- 
nig, 195,  schreibt  Pröke,  Nsslm. 
Forsch.  2.    Lit.  Aeq.,  21.    Vgl.  Sack. 

2.  Stecken  mit  Eisenspitze,  oder  spitzer 
Stab,  mit  dem  die  Pflagochsen  ange- 
trieben werden,  lit.  prtkelis.  Vgl.  Prickel. 

3.  kleiner  Schuhnagel,  der  in  den  Ab- 
satz geschlagen  wird.     Treichel. 

Pricke,  /.,  das  Flufzneunauge,  Petro- 
myzon  fluviatilis  L.y  pltd.  NSge(n)Og, 
lit.  nege^  demnakis,  kor.  negis^  mas.^ 
kass.  minoga.     Benecke,  196. 

Prickel,  pltd.  PrVckei,  Preckel,  m., 
eigentlich  Dem.  von  Pricke  Stange.  1. 
Stachel,  zugespitztes  Stockchen,  über- 
haupt alles,  womit  man  prickelt;  lit. 
prikelis.  Die  Wurstenden  werden  mit 
Prickeln  geschlossen,  die  Leinwand 
auf  der  Bleiche  damit  festgesteckt,  der 
Pfeifenkopf  wird  mit  einem  Prickel  ge- 
reinigt. 2.  spottweise  der  Infanterie- 
säbel; ein  schlechtes  Messer.  Vgl.  Keil- 
chenprickel.  Bock,  46.  Hennig,  159. 
3.  kurzer,  dicker  Mensch.  In  Ditmarsch. 
und  in  Holstein  ist  Prickel  eine  Kröte, 
Brem.  Wb.  HI,  363.  Schütze  IH, 
234. 

prickein,  pltd.  prVckein,  preckeln,  m. 
1.  mit  etwas  Spitzigem  wiederholt 
stechen.  (Das  Stachelschwein)  hat  mei- 
nem Wachtel  die  Nase  geprickelt.  Soph. 
R.  IV,  155.  2.  das  brennende  Stechen 
der  Sonne.  Die  Sonne  prickelt  sehr.  3. 
bildlich:  kitzeln, innerlich  erregen.  Einen 
prickeln,  ihn  mit  VS^orten  reizen,  durch- 
hecheln. Die  Sache  prickelt  ihn,  wurmt 
ihn,  macht  ihn  verdriefzlich.  4.  mit 
engen  Stichen  fest,  kaum  trennbar 
nahen. 

pricken,  pltd.  prVcken,  precken,  sw.  1. 


stechen,  mit  einer  Pricke  antreiben; 
daher  antreiben  überhaupt.  Er  mu/z 
zur  Arbeit  geprickt  werden.  Da  kann 
man  ömmer  pröcke^  gedäne  ward  doch 
nuscht  Bei  Jeroschin:  er  reiste  mit 
in  vort  in  daz  lant  zu  Medeniken  unde 
wolde  iz  aber  priken  in  vtenütchir  ub- 
birlast  171a.  Pfeiffer,  207.  2.  mit 
Pricken  befestigen,  anpricken. 

prik,  adp  u.  adv.,  s.  preck. 

prim,  adj.,  s.  prVm. 

Prtmciien,  pltd.  Prtmke,  PrSmke,  n., 
kleiner  Ballen  Kautabak,  den  man  in 
den  Mund  steckt;  holl.  pruimpje  eigent- 
lich Pfläumchen.  Stoppt  sock  e  Premke 
Toback  brit  Mul.  Königsbg.  Firme- 
nich I,  103a.  Kopf  weg^  e  Premke 
ßUt  vom  Dack!  Von  de  linke  Std  e 
Premke^  von  de  rechte  Std  e  Plp  To- 
ba^k  on  ön  e  Modd  besape.  Sprw.  I, 
2140.  3482.     Schamb.,  160b. 

Pilmelclien,  n.,  Himmelsschlüssel,  iVi- 
mula  veris  L.    Hennig,  195. 

Prfmeni  w.,  Pfriem,  Pfriemen.  Muh- 
ling. 

prtmen,  pltd.  prfime(n),  sw.  1.  ein 
Primchen  im  Munde  haben,  Tabak 
kauen,  kauen  überhaupt.  2.  ungeschickt, 
schlecht  nähen,  zunähen,  flicken,  gleich- 
sam als  wäre  es  mit  einem  Primen  ge- 
näht Hennig,  195.  Schemionek, 
30:  priemen  auch  schlecht  stopfen.  S. 
prQmen. 

Priml2,  /.,  primitiae,  das  erste  Mefz- 
opfer  eines  neugeweihten  katholischen 
Priesters.  Er  halt  heute  seine  Primtz. 
Ermland.  Wohl  in  allen  katholischen 
Ländern.     Schmellerl,  343. 

Prtmke,  n.,  s.  Prtmclien. 

Prtmtabak,  pltd.  PrSmtabak,  m.,  Kau- 
tabak. 

Principaisalbe,  /.,  Medik.,  ünguentum 
Hydrargyrum  alb.  Auch  Principitat  und 
Prinzmetallsalbe. 


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Prinz  —  prfz. 


181 


Prinz  y  m.,  ehemals  in  Königsberg 
Bezeichnong  för  den  Stadtmusikos,  im 
Gegensatz  zu  seinen  ^Gesellen^.  Von 
dem  lat.  princeps.    Hennig,  196. 

Prinzessin,  /.,  zur  Bezeichnung  eines 
Mädchens,  das  sehr  gefahrlich  thut, 
leicht  etwas  übel  nimmt.  In  Danzig: 
Primemn  Perlepomse.    Gedanism. 

Prinzmetallsalbe,  /.,  s.  Princlpalsalbe. 

Prinzregent,  m.,  als  Bezeichnung  einer 
Schnupftabakssorte.  Königsberg.  Ygl. 
Sprw.  II,  2099. 

priicheln,  «to.,  s.  v.  a.  brUcheln  und 
verwandt  mit  krischeln. 

Prtse,  /.  Eigene  Prisey  Frauenzimmer, 
mit  dem  schwer  umzugehen  ist.  Sche- 
mionek,  30. 

Pilse,  /.,  lange  Stange  mit  KrQcke, 
die  gegen  die  Achselhöhle  gestemmt 
wird,  zum  Weiterschieben  der  Kähne 
und  Flöfze,  lit.  ptysas.  Nsslm.  Forsch. 
3;  TL,  143.    Lit.  Aeq.,  21. 

Priiel,  Prissel,  m.  1.  ein  wenig,  ein 
bifzchen.    2.  Schmutzerdc.    Treichel. 

priiellg,  adj.^  zimperlich,  aber  auch 
kurz  angebunden.    Friedland  Ostpr. 

Prfsellauch,  m.,  s.  Prfsloch. 

pilslich,  adj.y  preis  würdig.  Bei  Je- 
roschin:  daz  wtsit  manche  gröze  tdt^ 
dl  er  prisUch  begangin  hat^  25  b.  Pfeif- 
fer,  207. 

PrTsloch,  PrtSlauch,  m.,  Schnittlauch, 
geschnittener  Knoblauch,  AUium  schoe* 
noprcavm  L,  v.  Auer.  In  Friedland 
Ostpr.  auch  PriseUauch;  im  Weichsel- 
delta Preulauch^  pltd.  PreseUak  Klein 
geschnitten  streut  man  den  Lauch  in 
Prisen  auf  Butterbrot  oder  nimmt  ihn 
als  Gewürz  an  verschiedene  Speisen. 
Sperber,  25. 

Prissel,  m.,  s.  Prifol. 

Pristanlen,  Ortsn.,  Dorf  am  Mauersee 
im  Kr.  Angerburg.    Hei  haut  cn  wt 


de  Pristanier  on  de  Stint  Sprw.  I, 
712. 

Pritke,/.  (Pricke.?),Stangeim(frischen) 
Haff  zur  Bezeichnung  der  Fahrrinne. 
Schemionek,  30. 

prlts,  interf.,  s.  prfz. 

pritsch,  selten  pnitsch,  schallnach- 
ahmendes Adverb,  verloren,  fort,  weg ; 
vielleicht:  schnell  dahin  wie  der  Gufz 
einer  Pritsche  Spritze;  poln.  precz.  Die 
Sache  ist  pritsch.  Die  Flöte  ist  pritsch, 
wie  meine  Geige;  es  kam  einmal  Noth 
an  Mann:  da  ging  sie  flöten,  Soph. 
R.  1,629.  Vgl.  Bernd,  220.  Anton, 
11,  U. 

Pritsche,/.  I.Spritze.  Hennig,  196. 
Das  kommt  wie  am  der  Pritsche,  kräf- 
tig, in  schnellem  ErguTz.  2.  Lager- 
statte, namentlich  der  Soldaten  auf  der 
Wache,  aus  Brettern  bestehend  und 
auf  niedrigen  Pfosten  ruhend.  Im  Brem. 
Britze.  Brem.  Wb.  I,  141.  3.  Flinte: 
Hei  hadd  de  61  Pritsch  5m,  er  hatte  die 
alte  Flinte  um. 

Pritschen,  sw.  1.  spritzen.  2.  ange- 
führt werden,  Verlust  erleiden.  Er  ist 
gut  gepritschty  tüchtig  angeführt,  be- 
trogen. S.  pritsch.  Allgemein  bekannt 
ist  der  gepritschte  Europäer,  Vgl.  A  d  e  - 
luDgl,  1201:  pritschen,  britschen  mit 
der  Britsche  schlagen,  klatschend  schla- 
gen. . . .  dafz  kein  Mensch  mehr  zu  mir 
schickt,  und  ich  gepritscht  bin.  Soph. 
R.  VI,  557.    S.  Bernd,  221. 

Prttze,  /.,  prttzen,  sw,,  s.  PrSz. 

pil2,  in  Verbindung  mit  prSz,  auch 
pilts,  prftts,  interj,,  nachahmend  den  Ton, 
den  fallende  Schläge  erzeugen.  Er  be- 
kam priz  prdz,  er  bekam  Ohrfeigen 
rechts  und  links.  Prihts,  prahts!  — 
Ich  fuhr  hier  wieder  auf  meine  Bank 
und  krigte  unterwegs  noch  so  einige 
Schmisse.    Soph.  R.  IE,  218.    Vgl.  rtz 


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182 


Pröbbernau  —  Prostemahlzeit. 


raz  u.  Ti*dz,  In  Posen  priz-praz  die 
Thiir  oft  und  geräaschvoU  auf-  und  za- 
machen,  gleich  unserm  bribraz. 

PrVbbernau,  Ortsn.,  Dorf  auf  der  Süd- 
ecke der  eigentlichen  Danziger  Neh- 
rung. In  Pröbbernau  ist  die  WeÜ  mit 
Brettern  verschlcigen.  Zu  Pröbbernau^ 
wo's  Ende  der  Welt  ist.  In  Pröbbernau, 
wo  die  Hunde  mit  dem  A,  bellen.  Vgl. 
Sprw.  I,  3012. 

Probe,  /.  Nicht  die  Probe^  als  Zu- 
rückweisung. 

Probenreiter,  w.,  Musterreiter,  Commis 
voyageur. 

Probenträger,  plur,,  Leute,  welche  von 
dem  zu  Lande  ankommenden  Getreide 
die  Proben  umhertragen  und  es  den 
Kaufleuten  zum  Kauf  anbieten.  Dzg. 
W.  Seidel,  33.  —  Li  Kgsbg.  heifzen 
sie  Verkäufer. 

probott,  od;.,  reinlich,  propre.  Muh- 
ling. 

Probet,  m.,  ehemals  in  Königsberg  der 
Ökonom,  der  die  Mahlzeit  der  Alum- 
nen besorgte.  Von  dem  lat.  praepositus; 
holl.  proost    Bock,  46. 

PrVch,  m.,  s.  Bruch. 

PrOck,  m.,  s.  Preck. 

prOck,  flwf;.,  eifrig,  versessen.  Er  ist 
darauf  pröck     Vgl.  preck. 

PrVcke,  /.,  s.  Pricke. 

PrHckel,  m.,  s.  Prickel. 

prOcken,  su),^  s.  pricken. 

Profitchen  (i  lang  und  kurz),  n.,  s. 
Lichferknecht. 

Prökel,  (?),  dürres  Holz.    Treichel. 

PrBl,  w.,  April.  De  März  tieft  kein 
Herz^  on  de  Pröl  deit  6k  noch^  wat  hei 
wöU. 

prHien,  sw  ^  s.  v.  a.  krftlen. 

prom,  prBm,  prim,  adj,,  aufgeblasen, 
keck,  stolz.  Mühling.  He  sott  prom^ 
er  sitzt  gravitätisch.  Nach  Gordack 
s.  V.  a.  prepsch. 


prVmen,  sw.^  sichy  sich  zieren;  be- 
sonders von  Frauenzimmern.  Danzig. 
Klein  ü,  67. 

PrVmmel,  m.,  Bauch,  namentlich  star- 
ker, dicker  Bauch.  Hei  heft  e  gSde 
Prömmel,  er  hat  einen  starken  Bauch. 

prOmmlich,  arf/.,  erregt,  aufgebracht; 
maulig,  maulfaul.  Se  ös  gVk  prömmlich, 
Friedland  Ostpr. 

.  PrKms,  Prems,  f.,  Mus,  Mehlsuppe. 
Nsslm,  TL,  220.  Pierson,  A.  W., 
37:  gäl.  Kleienmehl,  Speise. 

promsen,  sw.,  s.  premsen. 

proper,  prOper,  adj,^  propre,  rein,  rein- 
lich, eigen,  sauber,  nett 

Propfen,  pltd.  Proppe(n),  Dem.  Prop- 
chen^  pltd.  Propke,  w.,  Pfropfen.  Davon 
der  Propfenzieher.  2.  Propke,  kleines, 
dickes  Kind,  das  wie  gepfropft  ist. 
Treichel. 

proppen,  sw.y  pfropfen;  übermäCzig  an- 
füllen; coire, 

proppendig,  adj,^  gepfropft.  Proppen- 
dig  voll^  gedrückt  voll.  Vgl.  Danneil, 
161a. 

prVpsch,  adj.  u.  adv.^  s.  prepsch. 

proschen,  sw^  betteln.  Prosche  fa  ne 
Grosche^  fa  ne  Döttke  dremal.  Jerren- 
towitz.  Von  dem  poln.  prosi<i^  Pr&s. 
p'osz§  bitten. 

prOst,  das  lat.  prosit^  wohl  bekomm's, 
zur  Gesundheit.  Wunsch  beim  Niesen, 
beim  Zutrinken,  bei  der  Mahlzeit.  In 
gebildeteren  Kreisen  beim  Zutrunk: 
Pröstchenl  I¥6sty  Vada^  Jost!  Prost, 
gröfz'  dm  Vadder  Jost!  Sprw.  I,  3017. 
Pröst  de  MältH,  prosit  die  Mahlzeit! 
Prost  Neujahr!  der  kürzeste  uod  be- 
liebteste Neujahrsglückwunsch.  PrSst 
öm  de  Hälft,  det  Ganze  krtg  öck  nich 
mehr,  wenn  man  während  des  Essens 
in  ein  Zimmer  tritt.     Sprw.  11,  2105. 

Prostemahlzeit,  /.,  s.  das  vor.  und 
Musik. 


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Prostemahlzeitogesicht  —  prusten. 


183 


PrtotemahlzeHsgesicht,  n.,  feistes,  volles 
Gesicht  Man  schreibt  es  Pastoren  und 
Prälaten  zu.    Sprw.  I,  3019. 

proster,  prosto,  adv.^  geradezu;  von 
einem  dreisten^  kecken  Benehmen.  Er 
redet  prosto  weg.  Das  poln.  prosto  ge- 
rade. Im  Samlande  proster  aufgeblasen^ 
stolz. 

PrVfz,  (?),  Fladen  von  grobem  Mehl. 

proter,  adj.y  trotzig.    Natangen. 

protzig,  adj.^  eigensinnig,  halsstarrig, 
mürrisch,  trotzig,  und  aus  letzterm  wohl 
verderbt.  In  Liv-  und  Estland:  patzig. 
Hupel,  180.    Anton,  3,  8. 

prowjeiten,  sw,^  schimpfen.     Saalfeld. 

PrUch,  m.,  s.  BrVch. 

Pruddel,  m.,  pruddeln,  m,,  Pruddler, 
w,  s.  PrOdel  etc. 

PrOdel,  Pruddel,  m.,  auch  Bruddel.  1. 
Fehler  in  einer  Näh-  oder  Strickaibeit, 
Fehler  überhaupt.^  Dummheit.  Er  hat 
einen  guten  Bruddel  gemacht.  Sprw.  I, 
474.  2.  nach  Mühlin g  Dunst,  der  aus 
Flüssigkeiten  aufsteigt,  Brodem. 

prOdeln,  pruddeln,  brOdeln,  bruddeln, 
9w.  1.  schlecht,  ungleich,  kraus,  dicht, 
fest  nähen  oder  stricken.  Vgl.  prickeln 
4.  2.  angestrengt  und  fleifzig  nähen, 
ohne  lohnenden  Erfolg.  Sie  prudelt  den 
ganzen  Tag  und  bringt  nichts  vor  sich. 
3.  liederlich,  schlecht  und  obenhin  ar- 
beiten, pfuschen,  abpfiischen;  daher 
auch  abprOdeln  etc.  In  dieser  Bedeu- 
tung in  Liv-  und  Estland  brudeln. 
Hupel,  35.  Bock,  46.  Hennig,  4. 
196. 

prudeln,  pruddeln,  bruddeln,  sw.^  bro- 
deln, kochend  aufwallen,  langsam  kochen. 
Vgl.  WeigandH,  400 f.  Brem.  Wb. 
m,  365.    Schützern,  236. 

PrOdler,  Pruddler,  m.,  emer,  der  pru- 
delt; auch  Spottname  für  den  Schnei- 
der, verstärkt:  BUxenprOdler,  pltd.  BOxe- 
Letzteres  auch  allgemein  als 


Schimpfwort.  So  sagt  ein  Bauer  zu 
seinem  Knecht:  eck  rahd  et  dy,  sy  stöll, 
du  Böckse-Pruddler  du!  Carm.  nupt.  V, 
190c. 

prOmeln,  prUmeln,  m,,  s.  prOmen. 

prOmen,  prUmen,  prQnen,  prUnen,  sw.^ 
frequent.  prOmeln,  prUmeln,  schlecht  nä- 
hen, stricken,  arbeiten,  wie  prüdeln; 
aber  auch  wie  dieses  fleifzig  nähen.  S. 
Brem.  Wb.  m,  364.  Schütze  HI,  237. 
Mnd.  Wb.  m,  382.    Vgl.  prtmen. 

prQnen,  prUnen,  sw.,  s.  prümen. 

Prunzel,  /.,  Falte. 

prunzeln,  sw.  1.  schlecht  nähen,  na- 
mentlich in  der  Naht  kraus  und  faltig. 
2.  coire.    Memel. 

prunzen,  sw.^  s.  v.  a.  brunzen  (s.  d.). 
Als  wenn  se  seck  alla  hadde  beprunzt. 
VolksL,  37,  25,  2. 

prunzlig,  adj.^  kraus,  ungleichmäfzig, 
faltig;  von  einer  Naht. 

Prusantel.  ImTierräts.  108:  die  Fliege, 
heifzt  es  von  dieser:  Kam  a  Ke'l  (Kerl) 
ve  (von)  Prusely  Hadd  na  Mantel  ve 
Prusantel.    Konitz. 

prusch,  interj.  u.  adv.,  von  pruschen 
u.  prusten,  Pi^usch  fing  ich  hier  an  zu 
lachen^  prustend  lachte  ich  los.  Soph. 
R.  V,  520. 

prUicheln,  sw^  arbeiten,  fleifzig  und 
thätig  sein.     Mühling. 

prQschen,  prOsen,  sw.,  s.  prQsten. 

prUieln,  sw.,  bei  Bock,  46,  u.  Hen- 
nig, 196,  prüfzeln^  s.  v.  a.  briSeln  und 
pasem. 

Prussel,  n.,  unsauberes,  namentlich 
in  den  Haaren  unordentliches  Mädchen. 
Schemionek,  30.     Vgl.  Putehel. 

prQsten,  auch  prQsen  u.  prQschen,  sw. 
1.  stark  niesen,  brausend  schnauben, 
voll  und  stark  atmen.  Dem  Niesenden 
ruft  man  pröst^  prust  =  prosit  zu.  Onse 
Katten  de  pruuse.  Dorr,  70.  Volksr., 
10,  42.    Wenn  man  zu  Gast  fährt  und 


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184 


prutsch  —  pucklich. 


die  Pferde  pruschen,  so  kommt  man  an- 
genehm, Treichel.  2.  ein  Lachen  nicht 
mehr  unterdrücken  können,  sondern 
plötzlich  und  mit  Heftigkeit  loslachen. 
Einem jns  Gesicht  prusten  — 'ausprOsten 
—  aufprOsten  —  losprOsten.  Erpruhschte 
los  vne  ei*  neben  mir  hinging.  Ich  hörte^ 
da/z  es  ein  Lachen  war;  aber  ich  über- 
redete mich,  es  sei  ein  Niesen,  Soph. 
R.  I,  444.  Lieschen  pruhschte  los;  denn 
das  Ding  mu/z  lachen.  Ibid.  lU,  239. 
Alle  pruhschten  los^  wie  jährende  Bier- 
flaschen den  Pfropfen  werfen.  Ibid.  IV, 
481.  3.  gereizt  entgegnen,  trotzen,  sich 
widerspenstig  zeigen.  Prust  ml  man 
nich  gltk  brit  Gesocht  Die  Katze  prustet 
den  Hund  an.  De  ward  schon  pruste^ 
wird  erzürnt,  böse  werden.  Von  pru- 
sen^  6ratt«^»= Geräusch,  Getöse  machen. 
Bei  Jeroschin:  prusen.  Pfeiffer, 
207.    Hennig,  196. 

prutsch,  adv,,  s.  pritsch. 

Przerabka,  mundgerechter  Pscherapka, 
Scherapke,/.,  Platz  zum  Umarbeiten  des 
Getreides.  Danzig.  Poln.  przerabka 
Umarbeitnngsplatz,  przerabiacf  rxmeLrhei- 
ten,  durcharbeiten,  umschaufeln.  Mron- 
go vi  us  I,  399 b.  Schmitt,  Westpr. 
167. 

Pschakreff,  Fluch,  poln.  psia  ki^ew 
Hundeblut.  Der  Deutsche  gebraucht 
dies  sehr  gewöhnliche  Fluchwort  mei- 
stens nur  scherzhaft.    Sperber,  39. 

Pscherapka,  /.,  s.  Przerabka. 

Pschibörowe,  (?),  Trinkgeld  bei  der 
Holzabnahme.  Elbing.  Poln.  przyb&r 
Aufnahme.    Schmitt,  Westpr.,  167. 

pQ,  interj,^  in  der  Eindersprache  Nach- 
ahmung des  Schalles,  den  ein  Schufz 
hervorbringt 

Puch,  Puche, /.,  s.  puchen. 

Puche,  /.,  Deckbett,  von  dem  poln. 
puch  Dune,  Flaumfeder;  meist  bei  Ju- 


den gebräuchlich.     Flatow.    Schmitt, 
108;  Westpr.,  167.  * 

puchen,  Str.  1.  pochen,  schelten;  trotzen, 
trotzig  drohen.  Die  Mutter  puchtj  sie 
sagt  den  Kindern  strafende  Worte.  Da- 
von auspuchen,  aufpuchen,  ausschelten, 
schmähen.  Davon  Puch,  Puche,  /., 
Schelte.  Er  hat  Puch  gekriegt  2. 
brechen,  den  Flachs.  Flachs  puchen 
—  zuerst  mit  der  grofzen  Brache,  dann 
mit  der  Schabbi^ache.  Das  zweite  Puchen 
ist  also  ein  Schaben.  Natangen.  Auf 
Samland  nennt  man  das  erste  Brechen 
des  Flachses:  stoken  {Stofzbrache).  In 
beiden  Bedeutungen  ist  das  bremische 
pu^cken  pochen,  klopfen,  schlagen  und 
puJcen  klauben,  z  wacken,  schaben,  kratzen 
verwandt.  Brem.  Wb.  HI,  370.  371. 
S.  Weigand  II,  366:  pochen. 

puchratem,  sw.^  unaufhörlich  puchen, 
ausschelten.    Schemionek,  30. 

Puck,  m.  1.  Hundename.  2.  kleiner 
Mensch.  Wohl  von  dem  schelmisch 
neckenden  Nachtgeist  Puck.  Weigand 
II,  403. 

Puckel,  m,  1.  Buckel,  RQcken.  Einem 
auf  den  Puckel  steigen  —  ihm  den  Puckel 
besehen  ihm  den  Puckel  auswalken,  ihn 
durchprügeln.  —  Legen  Sie  sich  aber 
nur  ein  Buch  Loschpapier  auf  den  Pukel, 
denn  ich  schlage  dreimal  auf  eine  Stelle. 
Soph.  R.  II,  461.  Einen  krummen 
Puckel  Tnachen,  eine  dienstliche  Visite 
machen.  Hei  os  dm  (pp  em)  Puckel 
verröckt.  Puckel,  hol'  (halte)  h£r,  os 
kein  Dreschdal  da,  wenn's  Hiebe  giebt. 
Dönh.  Sprw.  I,  487f.  2.  Höcker,  Aus- 
wuchs des  Rückens.  Puckel,  Buckel 
von  biegen.    Grimm,  Wb.  H,  484. 

puckeln,  sw.y  mit  Anstrengung  auf 
dem  Rücken  tragen.  Er  hat  sein  gut 
Päckchen  zu  puckeln, 

pucklich,  adj.,  buckelicht.     Ich  lache 


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Pucklinski  —  Püffel. 


185 


mich  pucklich.  Wir  hätten  uns  mögen 
buklicht  lachen.    Söph.  R.  V,  146. 

PucMinski,  m.,  der  Buckelige.  Der 
Name  ist  mit  polnischer  EndoDg  ge- 
bildet. 

Puddel,  w.,  Dem.  Puddelke^  kleines, 
dickes  Kind,  korpulentes  Mädchen.  In 
Pommern  und  in  der  Altmark  Puddelke 
ein  solches,  das  zu  gehen  an&ngt. 
Dähn.,  361b.  Danneil,  162a.  Vgl. 
Pummel. 

puddeln,  sw.,  scharren.  Die  Hühner 
puddeln  im  Sande,  einpuddeln^  sich, 
sich  einscharren,  wie  solches  die  Hühner 
thun;  wühlend  sich  in  Weiches,  Flocki- 
ges, in  Betten  hüllen.  Sich  zurechiptui- 
delny  durch  hin-  und  herzausen  der 
Betten  sich  in  eine  behagliche  Lage 
bringen.    Marold. 

Puddik,  m.,  s.  Poddik. 

puddlig,  adj.,  rund  und  voll  in  der 
Körperform,  fleischig.  Ein  puddliges 
Mädchen.  Im  Brem.  puddig.  Brem. 
Wb.  III,  368.    Vgl.  Puddel. 

POdel,  /.,  s.  V.  a.  Paudelj  und  ist  Pur- 
del  das  ursprüngliche  Wort. 

Pudel,  m.  1.  Fehlschufz,  Fehlwurf, 
Fehler,  Versehen  überhaupt.  Einen 
Pudel  schie/zen,  die  Scheibe  fehlen,  — 
werfen,  beim  Kegelspiel  keinen  Kegel 
treffen.  Vhchd.  selten:  Wo  sie  nicht 
das  WHdprät  kennen.  Und  ihr  (der 
Jäger)  Schu/z  vom  Paudel  frei,  ist  ihr 
Jagen  Hudelei.  Carm.  nupt  I,  71. 
Hennig,  196.  2.  nach  Klein  II,  68, 
in  Danzig  beim  Bankerott  die  Masse, 
welche  für  die  Gläubiger  übrig  bleibt. 
Wohl  aus  dem  holl.  boedel,  gesprochen 
budely  Erbschaft,  Hinterlassenschaft.  3. 
nach  Sperber,  25,  der  übelriechende 
Schmutz  zwischen  den  Zehen  unsaube- 
rer Füfze. 

pudeldick,  adv.  Er  ist  pudeldick  be- 
soffen, so  stark  betrunken,  dafz  er  nicht 


stehen  kann.  In  Bremen  puddeln,  pu- 
dein  im  Gehen  wackeln.  Brem.  Wb. 
ni,  368. 

Pudelmutze,  pltd.  PudelmOtz,  /.,  Mütze 
aus  Pudelfell,  aber  auch  Pelzmütze, 
ja  Wintermütze  überhaupt.  Vgl.  Schapp- 
kenmUtze. 

pudeln,  sw.,  einen  Fehlschufz,  Fehl- 
wurf thun. 

pudelnarsch,  adj.,  pudelnärrisch,  ko- 
misch, in  Bewegung  und  Manier  spafz- 
haft  wie  ein  Pudelhund.  Das  liefz  ihr 
pudelnarsch.    Vgl.  narsch. 

pudelnafz,  adj.,  nafz  wie  ein  (bereg- 
neter) Pudel. 

Puder y  m.,  feingestofzener  Ingwer, 
zu  Puder  zerriebenes  Gewürz.  Puder- 
zucker. Er  hat  Puder  und  Pfeffer  be- 
kommen, harte  Vorwürfe,  Verweise. 
Bock,  46.    Hennig,  197. 

Pudtmke,  m.,  s.  d.  folg. 

Pudtnke,  Pudtmke,  auch  Podtnke  und 
Podfmke,  m.  1.  kurzer,  dicker  Mensch. 
Hennig,  197.  Vgl.  poln.  poddymac 
das  Feuer  von  unten  djxkAdk^eHypoddymka 
Feuerwedel,  daher  preufz.  pudiemke 
ein  Mensch,  der  von  unten  ins  Feuer 
bläst:  auch  pflegen  kurze  dicke  Men- 
schen leicht  stark  zu  blasen  und  zu 
pusten.  Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  144. 
Pierson,  Lit.  Aeq.,  21,  zieht  in  Ver- 
gleich lit.  pudyne  Milchtopf,  und  in 
den  A.  W.,  34,  zu  Podtnke  dynia  Kür- 
bis. 2.  Der  Stern  Alcor,  das  Reiter- 
chen, gewöhnlich  Dümeke  (s.  d.).  Bock, 
46.  Hennig,  197.  Nach  einer  Mit- 
teilung aus  Pillau  nennen  dortige  Schiffer 
das  Sternbild  Fuhrmann  Podtmke. 

Pttffel,  POffel,  m.  1.  Büffel.  2.  ro- 
her, ungeschliffener,  ordinärer,  unge- 
bildeter Mensch;  Arbeiter.  Er  ist  ein 
rechter  Püffel,  ein  Mensch  ohne  alle 
Manieren.  Wenn  nun  ein  stoltzer  Phy- 
sischer Püffel  diesem  widersprechen  witt. 


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186 


püffelig  —  Pularbeit. 


so  lerne  er  allererst  die  Trigonometrische 
Leiter  atcs  der  spitzklugen  Geomettria 
anzusehen,  Linem.,  Rr2a.  Dennoch 
weifz  ich^  da/z  starcke  Träge7'püfel(L2iSt- 
träger)  sich  mehr  beklaget  haben  über 
das  Gewicht  einer  Thonnen  Wasser^  als 
über  das  Gewicht  einer  Thonnen 
Schwartzbier.  Linem.^  Ee  4b.  3. 
dicker  Rock.     Sperber,  25. 

pUffelig,  piffr(e;lig,  adj.,  von  Füfel, 
grob,  uDmanierlich,  von  rohem  Wesen, 
angeschliffener  Manier.  Vgl.  pofelig 
und  muffelig. 

pUffeln,  bUffeln,  sw?.,  von  Püffel,  Büffel, 
hart,  angestrengt,  wie  ein  Büffel  ar- 
beiten. Ich  habe  heute  hart  püffeln  müs- 
sen.   Hennig,  334. 

puffen,  Sfw,  1.  knallen,  mit  Puff  schal- 
lend fallen.  Er  fiel  hin,  dafz  es  puffete. 
2.  mit  der  Faust  stolzen,  in  die  Seite 
stofzen,  bayr.  und  nds.  buffen.  Puffen 
und  knuffen.  Schmeller  1, 157.  Brem. 
Wb.  I,  156.  Schamb.,  35b.  3.  be- 
ben, klopfen.  Das  Herz  pufft.  Davon 
verpuffen,  in  puffenden  Enall  auflösen, 
leichtfertig  durchbringen,  sich  entkräf- 
ten. Pulver  — ,  Geld  — ,  Kraft  ver- 
puffen. 

Puffer,  m.  1.  einer,  der  puffl.  2. 
Schlusselbüchse,  Terzerol.  DieEjiaben 
fertigen  den  Lauf  ihres  Puffers  aus 
einem  hohlen  Schlüssel.  Im  Volks- 
munde heifzt  diese  Schlusselbüchse  ge- 
wöhnlich Puffert,  holl.  poffer.  Woher 
kombts,  dafz  eine  Kugel  so  aufzm  Puffer, 
oder  Fewrrohr  geschossen,  in  der  nähe 
ein  Brett  durchgehet  etc. . . .  Hergegen 
im  Fewerrohr  oder  Puffer  wird  über- 
lounden  die  Gewalt  des  Triebes^  von  der 
Gewalt  des  durchbrechens.  Linem., 
Ee  2b. 

Puffrad,  n.,  Wagenrad  ohne  Eiseribe- 
schlag.   Ein  Wagen  mit  unbeschiagenen 


Rädern  heiFzt  Puffwagen,  ein  unbeschla- 
gener Schlitten  Puffschlitten. 

Puffs,  m,  1.  Puff,  Stofz.  Er  kann 
einen  guten  Puffs  vertragen,  er  hält  was 
aus,  ist  ein  tüchtiger  Trinker.  S. 
Knuff,  Knuffs.  2.  zur  Bezeichnung 
eines  Zeitraumes.  Einen  Puffs  abschla- 
fen.   Mühling. 

PQffst,  m.,  s.  Pftweftst. 

PUgg,  Pügge,  /.,  s.  Pig. 

Pugicliel,  m.,  ungeschickte,  unsaubere 
Dienstmagd.  Elbing.  Schemionek, 
30.    Vgl  Prussel  u.  Puidiel. 

Pugiften,  plu7\,  s.  Pogiften. 

Pul,  /.,  Dem.  Puichen,  pltd.  Puike, 
Katze.  Als  Schmeichelwort  auch  Puja 
u  Puje;  in  der  Zusammensetzung:  Pul- 
katz'.  Du  schmengst  (naschest)  wie  ne 
Puikatz'.  Saalfeld.  Gedanism.  Sper- 
ber, 39.    Vgl.  Pt,  Ptkatz'  u.  Puteh. 

Pulkatz',  /.,  s.  das  vor. 

pulngem,  sw.,  coire.  Westpr.  Vgl. 
das  lat.  pungere  stechen. 

Puja,  /.,  s.  Pui. 

Pujatz,  f.,  s.  Pajatz. 

Puje,  /.,  s.  Pul. 

Pujenge,  /.,  s.  Bujenge. 

Pukis,  m.,  1.  Kaulbarsch.  Er  stremmt 
sich  wie  ein  Pukis.  Spillen.  Sprw.  11, 
2598.  Stint  on  Puke!  Klang  der  Glo- 
cken zu  Karkeln  und  Lise  bei  Tilsit 
Volksr.,  270,  937.  Nach  Mühling 
auch  Peike.  2.  drachenartiger  Kobold, 
der  im  ganzen  nördlichen  Teil  unseres 
Litauens  wohl  bekannt  ist.  Lit  pitkys 
in  beiden  Bedeutungen.  Bezzenber- 
ger,  Lit  Forschungen,  61  ff.    Vgl.  Alf. 

PQlarbeit,  /.,  Arbeit,  bei  der  viel  zu 
pulen  ist;  mühsame  feine  Arbeit,  die 
mit  grofzer  Genauigkeit  und  Geduld 
ausgeführt  werden  mufz.  Mühling. 
Ebenso  in  Bremen.  Brem.  Wb.  III, 
373.    Sie  heilzt  auch  KntwelarbelL 


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pulen  —  pummfzig. 


187 


pOlei),  «to.,  mit  den  Fingern  an  einem 
Dinge  zapfen,  herum  arbeiten,  etwas 
los-  oder  heraasklauben;  auch  mit  den 
Zähnen  zapfend  nagen;  in  weiterer 
Bedeutung  langsam  und  mühsam  ar- 
beiten. Kartoffeln  pülen^  einzelne  Knol- 
len aus  der  Erde  herauswuhlen,  ohne 
der  Staude  zu  schaden.  Bohnen^  — 
Erbsen  pulen^  aushülsen.  Die  Braut 
safz  und  puhlte  an  ihren  Kleidern,  toie 
eine  Gans,  die  sich  baden  vnll.  Soph. 
ß.  ni,  242.  Sich  in  der  Nase  pulen, 
mit  dem  Finger  in  der  Nase  wühlen. 
Am  Knochen  pulen  —  ihn  bepQlen,  das 
daran  befindliche  Fleisch  nagend  los- 
lösen. Das  Brot  bepulen.  Den  Kern 
aus  der  Nufz  pulen  —  aiispQlen.  Eben- 
so: abpQlen,  aufpQlen.  Vgl.  kntweln  mit 
dem  es  dem  Begriffe  nach  verwandt 
ist.  Engl.  ptUl.  In  Hamburg,  Bremen, 
Holstein  ebenfalls  piUen.  Brem.  Wb. 
III,  372.  Schütze,  III,  240.  Sche- 
mionek,  30.     Sperber,  25. 

pQlig,  adf.  Yon  einer  Arbeit,  an  der 
viel  zu  pülen  ist. 

pulkem,  sw.,  im  Erdboden  scharren, 
kratzen.  En  r^ndlichet  Kind  sali  nich 
pulkem.    Dorr,  1.  Wiew.,  89.     . 

Pulle,  Bulle,  /.,  Flasche,  in  Bremen 
auch  Kanne  mit  dickem  Bauch.  Lat. 
ampulla,  engl,  bowl,  holl.  puU,  angs. 
boUa,  isl.  boUi,  Bol,  btd  hat  überhaupt 
den  Begriff  des  Runden,  Bauchigen. 
Brem.  Wb.  III,  373.  Vilmar,  307. 
Vgl.  Bnddel  u.  POIIe. 

pullen,  sw,,  rudern,  wobei  man  die 
Rtmen  (Ruder)  kurz  einsetzt.  Samland. 
In  Litauen  auch  auf  pullen.  Gordack. 
Engl,  to  pvU  ziehen,  reifzen. 

Pulpeinen,  auch  BarkhOlzer,  plur.,  die 
über  dem  Wasserspiegel  hervorragen- 
den, horizontal  gelegenen  Planken  des 
Schiffes.     Hirsch,  265. 


Pulswärmer,  m.,  s.  Mau. 

PulterstUck,  n.,  tüchtiges  Fleischstück 
aus  dem  vollen  Schinken.  Mühling. 
Vgl.  Palte. 

Pulver,  n,  1  Schiefzpulver,  in  über- 
tragener Bedeutung.  Er  hat  sein  Pulver 
verschossen,  ist  impotent.  2.  vor  Ein- 
führung der  Schnellfeuerzeuge  der 
Zunder  aus  verkohlten  Lumpen.  Er 
hief'z  in  Danzig  nach  Klein  U,  70, 
Pulvertuch.  Vgl.  Pinkfeuerzeag.  Bock, 
47.  3.  Staub,  Asche.  Da»  Holz  war 
wie  Pulver, 

Pulverzeug,  n.,  Feuerzeug  mit  Pulver 
(Zunder),  Stahl,  Stein  und  Schwefel- 
faden, gewöhnlich  Schwefellicht  ge- 
nannt. Aufzer  Gebrauch.  Es  hiefz 
auch  Pinkfeuerzeug.    S.  pinken. 

Pum,  /.,  cunnvs,  vulva.  Dzg.  Klein, 
H,  70. 

Pummel,  /.,  Dem.  Pummielchen,  und 
dieses  gewöhnhch  zur  Bezeichnung  eines 
pfannküchenartigen  Gebäckes,  ähnlich 
den  Kröpfen.  S  p  e  r  b  e  r ,  25.  InMcklbg.- 
Vorp.  Semmel,  in  der  Altmark  FummH 
breites  dickes  Weizenbrot  an  beiden 
Enden  zugespitzt.  Mi,  66b.  Danneil, 
163  c. 

Pummel,  n.  1.  etwas  Umwickeltes, 
Bepummeltes,  s.  pummeln,  2.  kleines 
dickes  Kind,  kleiner  dicker  Mensch. 
Kreis  Neustadt.  Treichel.  Vgl. 
Puddei  und  Pumpel. 

pummeln,  sw.,  s.  v.  a.  mummeln,  doch 
mit  dem  Nebenbegriff,  dafz  das  Ein- 
hüllen und  Umwickeln  unordentlich 
und  eilig  geschieht,  wodurch  der  um- 
wickelte Gegenstand  unförmlich  wird. 

Pummfufz,  pltd.  PommfOt,  m.,  Klump- 
fufz,  unförmlicher  Fufz,  von  Natur  oder 
durch  plumpe  Fu(zbekleidung.  Ma- 
rold. 

pummfzig,    ad^\,    unförmlich,    plump, 


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188 


Pumpbüxen  —  Pangel. 


klumpig.  Dicke  unförmliche  Wollen- 
strümpfe sitzen  pummfzig.  Marold. 
Vgl.  pumpelig. 

PumpbUxen,  pltd.  PompbOxen,  /.,  weite 
Schifferhosen.  Pomp  als  natürlicher 
Ausdruck  einer  aufbauschenden,  lockern 
und  weiten  Sache,  welcher  Begriff  auch 
in  dem  lat.  pompa  der  herrschende  ist. 
Adelunglll,  808.  In  Bayern  Pumpf- 
hosen.  Schmellerl,  285.  Vgl.  Plüdder- 
hose. 

Pumpe,  /.  1.  lange  Stange,  an  deren 
Ende  eine  Art  hölzerner  Traube,  oder 
ein  steifes  Leder  befestigt  ist,  welche, 
oft  noch  mit  einer  Anzahl  grofzer  an 
Schnüren  sitzender  Holzkugeln  oder 
eiserner  Ringe  ausgestattet,  bei  ihren 
Bewegungen  ein  rasselndes  Geräusch 
verursacht.  Fischgerät  zum  Scheu- 
chen der  Fische,  dem  sog.  Pumpen, 
Es  heifzt  auch  Pumpstock,  Plumpe 
u.  Plumpstock^  in  Bremen  auch  Plumpe- 
küle.  Brem.  Wb  ILI,  345.  2.  Brunnen, 
Pumpbrunnen,  üblicher  jedoch  Plumpe, 
3.  Borg,  Kredit.  Auf  Pump  nehmen. 
Er  hat  bei  ihm  Purripe. 

Pumpely  m.  1.  kleiner,  im  Wachs- 
tum zurückgebliebener  Mensch.  Pill- 
kallen.  Vgl.  Pummel.  2.  Person,  die 
viele  Kleider  unförmlich  über  einander 
gezogen  hat.  Vgl.  mummdn.  Daher 
verpumpeln  =  vermummen.  Samland. 
3.  Bündel.    Vgl.  Pungel. 

PUmpel,  m.,  Tölpel.  Ich  dummer 
Pimpel  bedachte  nichts  dafz  die  Moden 
sich  ändern.    Soph.  R.  VI,  556. 

Pumpelflitze ,  m. ,  verweichlichter 
Mensch,  der  bei  geringer  Kälte  sich 
zu  warm  bekleidet,  bepumpelt  Trei- 
chel. 

pumpelig,  adj.  1.  weichlich,  schwäch- 
lich, kränklich.  Mir  ist  so  pumpelig 
(auch  pumpelig)  zu  Mute.  In  der  Ober- 
laus, schwach,   nicht   recht   fest,    ent- 


kräftet Anton,  3,  8.  2.  unförmlich, 
uneben,  faltig.  Der  Rock  sitzt  pump- 
lig.    Vgl.  Pumpd. 

pumpein.  sw.^  einhüllen  etc.,  s.  mum-^ 
mein. 

Pumpen,  n.  Das  Pumpen  und  Jagen^ 
lit.  spuriM,  besteht  darin,  dafz  mit 
langen,  besonders  eingerichteten  Stan- 
gen, den  ^og.  Pumpen  (s.  d.)  ein  star- 
kes Getöse  im  Wasser  verursacht  wird, 
um  die  Fische  in  aufgestellte  Netze 
hineinzutreiben.  Diese  Art  des  Fisch- 
fanges untersagt  die  Fisch.- Ord.  f.  d. 
fr.  HaflF  unbedingt  (§  46),  die  für  das 
knr.  Haff  gestattet  sie  nur  ausnahms- 
weise bei  der  Dobenfischerei  (§  45). 
ÄUo  dafz  kein  Fischer . . .  au^h  der 
Pompen  in  keinerley  Fischerei  gArauchen 
sollen.  Landesordnung  von  1498. 
Bock,  Nat  IV,  694.  Vgl  Benecke, 
410.  Hennig,  197.  Sperber,  25. 
S.  Bullern. 

Pumpskeule,  /.,  s.  Duderkeule. 

Pumpstock,  m.,  s.  Pumpe. 

Pundel,  PUndely  n.,  s.  Pungel. 

Punder,  tw.,  wohl  von  Fund  Pfund, 
vereidigter  Wäger.  Bei  Hirsch,  218, 
der  Stadth  Punder, 

Pungel,  PUngel,  Pingel,  PUndel,  Pindel, 
auch  Pumpel,  n.  n.m.  1.  Bündel,  kleines 
Pack,  Dem.  Pungelche,  pltd.  Pungelke 
etc.  Ein  Kerl  mit  einem  gro/zen  Pun- 
gel. Öch  ha  mor  aus  Elwing  on 
Pungel  Bett  geholt  Spook,  474. 
Ganze  Pingel  von  dem  Beste^  Schockt 
dem  Pastor  man  to  Neste.  Volksl., 
43,  27,  8.  Eck  sach  von  wiedens  af  sei 
noch  nich  Pungel  droge,  ob  sie  noch 
nicht  die  Packe  mit  den  Hochzeits- 
geschenken brachten.  Carm.  nupt.  I, 
282,  12.  Pungel  machen^  nach  Hoch- 
zeiten, Gebetsverhören  und  anderen 
Festlichkeiten  die  Reste  von  Speisen, 
namentlich  von  Gebackenem^  in  Tücher 


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Pängeljude  —  püpen. 


189 


binden,  um  sie  als  Geschenk  für  die 
Daheimgebliebenen  entweder  selbst  mit 
nach  Hause  zu  nehmen,  oder  ins  Haus 
nachgeschickt  zu  erhalten.  Hennig, 
197.  Eck  haJd  den  Kostings-Schmaufz, 
oock  Dangs^  oock  Pingel  en,  Carm.  nupt 
in,  133d.  Pungel  und  Pack^  alles 
Tragbare.  Mit  Pungel  und  Pack  ab- 
ziehen. 2.  Menge,  Haufe.  Uin  Pungel 
Leute.  Sie  stehen  alle  auf  einem  Pun- 
gel Ein  Pungel  Geld.  3.  bildlich: 
Bürde,  Last,  schwere  Sorge.  Bei  heft 
Sin  Pungelke  to  drdge.  Er  hat  sich  ein 
gutes  Pungel  auf  den  Rücken  gebunden, 
er  hat  sich  eine  schwere  Sorge  aufge- 
laden. Sprw.  I,  3035.  4.  nach  Müh- 
ling  auch  in  der  Bartener  Gegend 
eine  Quantität  Garn  von  15  Gebinden, 
ein  sog.  Funfzehner.  Angs.,  schwed. 
u.  dän.  bung^  pung^  mlat.  bungeUus,  bun- 
dela,  bundella^  im  Bremischen  Pung^ 
Punge^  Pungel^  in  Posen  Pingely  PüngeL 
Brem.  Wb.  HI,  377.    Bernd,  208. 

PDngeljude,  Pingel-,  Pindeljude,  m, 
jüdischer  Hausierer,  der  seinen  Eram 
in  einem  Pungel  auf  dem  Racken 
trägt. 

Pungelkirsche, /.,  Doppelkirsche,  wel- 
che mehrere,  ein  Pungel,  Kirschen  an 
einem  Schafte  trägt.  In  Westpr.  Pfund- 
kirsche.    Mühling. 

pungeln,  sw.,  s.  pUngeln. 

pUngeln,  pingeln,  pungeln,  pindeln,  m.^ 
1.  Pungel  machen;  Kleinigkeiten  aus- 
und  einpacken.  2.  langsam  mit  den 
Fingern  etwas  lösen  oder  binden;  beim 
Ankleiden  langsam  sein,  sich  verweilen, 
aufhalten,  daher  verweilen  und  auf- 
halten überhaupt.  Pungel  nich  so  lang\ 
mache  nicht  so  lange.  Er  hat  immer 
was  zu  püngeln,  er  hält  sich  stets  auf, 
kommt  vor  Beschäftigung  mit  Kleinig- 
keiten nicht  zu  einer  ernsten  und  ge- 


regelten Thätigkeit.  Hennig,  198. 
anpingeln,  anpindeln,  sichy  sich  anklei- 
den. Endlich  häbV  wi  em  beschwabbeU 
(beschwatzt),  Dat  he  seck  häwt  ange- 
pindelt  Nowack,  41.  bepingeln,  warm 
einhüllen  in  Tücher,  Kleidungsstücke. 

Punke,  /.,  Knallbuchse,  von  dem 
poln.  'p§kac  knallen.  Schmitt,  West- 
pr., 167. 

punken,  sw..,  dumpf  tönen,  tönen. 
Trampeln,  dait  punkt  Schlochau.  S. 
juch. 

Punschkanne,  /.,  Scherzbezeichnung 
für  das  Nachtgeschirr,  die  Nachts- 
kanne. 

Punfschke,  m.,  Pfannkuchen;  von  dem 
poln.  pqczek,  zunächst  Knospe,  dann, 
nach  der  Form,  Kröpfen,  Pfannkuchen. 
Schmitt,  108;  Westpr.,  167. 

Punz,  /.,  der  gebräuchlichste  Name 
für  cunnuSj  vulvaj  Dem.  Punzchen, 
Pünzchen,  pltd.  Punzke,  Im  östlichen 
Hessen  und  sonst  in  Deutschland  in 
gleichem  Sinne  Bunze,  Bunz,  in  Dzg. 
auch  Pum,  im  Samlande  Pus,  in  Bre- 
men und  Pommern  Puse,  isl.  puss,  lit. 
pissa,  pisse,  pyze,  pyzda.  Vilmar, 
62.  Brem.  Wb.  HI,  381.  Dähn, 
364  b. 

punzem,  sw.,  coire.  Einlage  bei  £1- 
bing. 

punzmaulen,  pltd.  punzmDle(n),  sw,, 
gram  sehen,  griesmaulen.  ömmerpunz- 
mvle  kmvrC  wt  nich.  Einlage  bei  El- 
bing. 

PDp,  PDps,  m..  Dem.  PDpke,  PDpske, 
w.,  Furz.  Er  hat  einen  Pap  gelassen. 
Er  schldchft  (ahnt)  nd  m  Pnpke.  Das 
(er)  ist  unterm  Püpke,  Sprw.  I, 
3037. 

pDpen,  pDpsen,  sw.,  feinere  Bezeich- 
nung für  furzen,  pedere.  In  Bremen, 
Holstein,  Pommern  auch  purten.    Brem. 


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190  Püpke  —  Piftch. 

Wb.   III,    380.      Schütze    III,    246.  Zeichnung  eines  kleinen  Kindes.     Die 

Dähn,    364  a.     In  Posen    auch   noch  Prenzefz  freit  sich  grausam  sehrchens 

punipsen,     Bernd,  224.  iber  die  beeds  Ideene  Purksen  (die  von 

POpke,  w.,  Wasserhuhn,  s.  Hurdel.  ihr   geborenen  Zwillioge).     Schaltj.   1, 

Puppenwerk,   n.,    Spiel   mit   Puppen.  440.    In  Mcklbg.-Vorp.  kleiner  Mensch. 

Indessen  höret  man,  da/z  auch  die  Klei-  Mi,  67  a. 

nen  lieben,    Und  an  dem  Poppenwerck  Purmallen,   Ortsn.,    Gut   bei   Memel. 

schon  ihre  Neigung  üben.     Carm,  nupt.  He  ös  ut  Purmeile,   wo  de  Hund*  mot 

I,  286.  dem  A.  heüe.    Sprw,  I,  3038. 

puppern,  puspem,  sw.^  schnell  klopfen,  purr,  intety.,    Zuruf  an  Pferde,  wenn 

ängstlich  schlagen;  vom  Herzen.     Mir  sie   im   Gange   anhalten   sollen;    auch 

puppert    das    Herz    vor   Angst.      Wie  burr.    Daher   heifzt  das  Pferd  in  der 

pupert  mer  des  Hart.    Dorr,  1.  Wiew.,  Kindersprache    Purrche,    pltd.    Purrke, 

56.    In  Hessen  poppem.    Yilm.,  305.  Purrpferdche,  pltd.  Purrpftrdke. 

In  Posen:  schnell,  mit  gewissem  dum-  purren,  sw.,  s.  porren. 

pfem  Laut   oder  Gefühl   hin   und   her  Purrhaber,    m.,    Rauhhafer,    Avena 

bewegt  werden;   in  der  Bewegung  ein  strigosa  Schreb.    Hagen,  120. 

dumpfes,  schnell  wiederholtos  Geräusch  purzekeln,  sw.,  s.  porzägeln. 

hören   lassen:   Der   Wind  puppert  im  Purzel,   m.     1.    der  Purzel,    B&rzel. 

Ofen.      Bernd,    224.      Verwandt   mit  2.  kleiner,  dicker  Kerl,  Knorz.    I^Pur^ 

bibbern.  zel,  du  wöUst  ons  zom  Beste  hole.  Erm- 

PQps,  m.,  s    PDp.  land.     Firmenich   I,    115.     In   die- 

pQpsen,  sw.,  s.  pDpen.  ser  Bedeutung  auch  in  Posen.    Bernd, 

pOr,  adj,  u.  adv.,  rein,  lauter^  unver-  224.     Purz^   Pürz^   Bürz,   Bürzel;  in 

mischt;    von    dem    lat.    purus,   pure.  Hessen   Bürzel.     Vilmar,    62.     Bre- 

Pure  Schmand,  reine  Sahne.     Sön  dat  misch      Purrel.        Brem.     Wb.    III, 

nich  man  pure  Schosef    Carm.   nupt  379.     Engl,   burly   dickleibig.     3.   ein 

I,  241.     Das  hat  er  aus  purer  Bösheit  in   Schmalz    gebackener   Pfannkuchen 

geihan.     Pur  junge  Herrschaf ty   lauter  ohne    Füllung,    beliebtes    Neujahrsge- 

junge   Herrschaft.     Seelenw.,  81.     On  backe;    auch    Pörzel,    Porzel    (s.    d.) 

plapperd pure  schneaksch£  Seaken.    Dzg.  Dzg.  W.  Seidel,  33.    Natangen.  Ober- 

Nhg.    Parad.,   ,45.      Bei    Jeroschin,  land.     Nsslm.    Forsch.   3,    Th.   220. 

56b:    der  bischof  ^  den  tötin  hertecUch  Sperber,  26. 

beswür^   daz  er  im  mit  ivortin  pur  der  PDrzel,  m.,  s.  Perzel. 

wdrheit  seite  mere.    Pfeiffer,  208.   S.  Purzelbaum,  m.,  Burzelbaum,  s.  Kops- 

pOrig.  kegel. 

pureheln,   sw.,   drücken.     Mühling.  purzeligya(^'.vonPti9!e6Z2,  klein  und  dick. 

Wohl  soviel  als  morcheln.  pDrzeln,  sw.,  s.  perzeln. 

pDren,  sw.,  s.  pTren.  Purzknochen,  m.,  Steifzbein.    Er  hat 

pOrig,   adj.  von  pur  und  im  gleichen  sich  den  Purzknochen  verstaucht. 

Sinne.    Das  purige^  reine  Wassery   zur  PDs,  /.,  cunnttö,  s.  Punz. 

Bezeichnung     eines     wässerigen     Ge-  Pusch,   m.,   Dem.    Puschschen^    pltd. 

tränkes.  Puschke.     1.   Busch,    Gebüsch,   kleiner 

Purks,  m.y  Knirps,  namentlich  zur  Be-  Wald.     E  Pusc/ike  Wold.    2.  Strauch. 


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Puöch  —  puscheln. 


191 


. . .  wenn  man  den  Fuchs  belauert:  Man 
leget  mancherley  auf  das  gehöhlte  Grab 
an  Posch  und  Stratcchwerk  hin,  Carm, 
nupty  I,  1.  Jeroschin:  beide  durch 
pusch  und  durch  wald  132  b.  er  trat 
in  einen  pusch  bestt  169d.  st  müstin 
sich  behaldin  in  bruche,  puschin^  wal- 
An  102b.  Pfeiffer,  208.  Die  An- 
muth  ziehet  fort  aus  Gärten^  Pusch  und 
Auen.  Carm.  nupt.  11 1,  233  b.  3. 
Straafz,  Zweig  mit  Blättern  oder  Blü- 
ten. Ein  Pusch  Blumen.  Ein  Posch- 
chen  Flieder.  4.  Zusammengebundenes, 
das  einem  Busche  ahnt.  Ein  Pusch 
Federn^  Federpusch.  Da/z  sie  sich  von 
dato  an  keineswegs  unterstehen . . .  Pü- 
scher  an  den  Ohren  zu  tragen.  Kleider- 
ordnung V.  J.  1684.  Hartwich,  51. 
5.  der  obere  Teil  des  Wockens,  der 
die  Spule  trägt  und  vermittelst  einer 
Schraube  höher  oder  tiefer  gestellt 
werden  kann.  Ahd.  busc^  boscy  mhd. 
buschy  puschy  boschy  dän.  busk,  schwed. 
buske,  engl,  bushj  holl.  bosch^  ital.  bosco. 
span.  bosquCy  im  mittlem  Latein,  boscus, 
buscus^  franz.  bois  Gehölz.  Adelung, 
I,  1273.    Weigand,  I,  258. 

Puich,  Pufehe,  auch  PDiche,  PDse, 
Ptee,  /.,  Dem.  Ponchchen,  pltd.  Puichke, 
Ruf-  und  Schmeichelname  für  die  Katze. 
Onse  Katt  dei  PÜdchs  (:ichu^che). 
Volksr.,  10,  40.  Engl,  puss,  holl.  poes, 
lit.  puii,  putze,  puz,  im  Brem.  Puus, 
in  Hessen  Posse.  Brem.  Wb.  III,  381. 
Vilmar,  307.  Vgl.  Pul.  Der  Kater 
wird  Puicher,  w.,  gerufen.  Volksr., 
64,  242e.  Bock,  47.  Hennig, 
198. 

puicbauen,  sw.,  s.  puicheien. 

Pufehchen,  n.,  s.  Puich  und  Puich- 
mau. 

puicheien,  pltd.  pufehTen,  sw.,  strei- 
cheln, liebkosend  streichen,  besonders 
Wangen  und  Schultern  (Oberarm);  von 


Pouche  Katze,  die  sich  gern  streicheln 
läfzt  und  streichend  anschmiegt.  Auch 
pu§chen,  puichaien,  pu§chanen  ( Sche- 
mion ek,  30),  pu§chkatten,  puichkatem. 
Schlügst  den  Wulf  6k  f  Na,  puscheie 
war  öck  em  doch  nich.  Volksr.,  262, 
912.  Ver  Freide  pu^cheid  hei  dem 
Meister  de  Backe.  Kgsbg.  Firmenichl, 
103a.  Hennig,199.  puSchkattenkommt 
nach  Bock,  47,  von  einem  Spiel  her, 
mit  dem  Wärterinnen  die  Kinder  unter- 
halten: sie  betrachten  die  Händchen 
der  Kleinen  als  die  Pfoten  der  Katze 
und  streicheln  die  Wangen  des  Kin- 
des. 

Puschel,  (seh  scharf),  m.^  von  Ihisch 
=  Busch,  Straul'z,  Helmbusch,  Feder- 
busch. 

Puichel,  m.  1.  Magd,  der  die  nie- 
drigste Arbeit  obliegt;  nach  Marold 
auch  junges,  schwaches  Dienstmädchen, 
das  die  Arbeit  noch  nicht  recht  ver- 
steht. Das  ist  der  Poichel.  Schemio- 
nek,  30.  2.  unsauberes,  schmutziges 
Frauenzimmer  überhaupt.  Sie  ist  ein 
reiner  Pu4chel.  Auch  Puiel;  ebenso  in 
Pommern.  Dähn,  346b.  Nach  Trei- 
chel  Poiely  w.,  kleines,  dickes,  liebes 
Mädchen,  Rufwort  für  solches,  aber 
auch  für  Hunde,  und  selbst  Hunde- 
name.   Vgl.  Prussel  und  Posengel. 

Puichelarbeit,  /.,  unsaubere  Arbeit, 
Scharwerksdienst.     Vgl.  puicheln. 

puicheln,  sw.,  verwandt  mit  nu4cheln, 

1.  langsam,  obenhin  aber  stetig  arbeiten, 
tbätig  sein,,  doch  ohne  rechtes  Ergeb- 
nis. Sie  ist  in  einem  Puicheln.  Er 
pu^chelt  den  ganzen  Tag,  und  wenn 
der  Abend  kommt,  ist  nichts  zu  besehen. 

2.  träge,  unordentlich,  unsauber  arbei- 
ten. 3.  schmutzige  Arbeiten  verrichten, 
von  welchen  sich  jeder  gern  fern  hält 
Schemionek,  30.  4.  mit  einem  wei- 
chen Gegenstand   oder   mit  der  Hand 


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192 


puscheien  —  Pästbacke. 


über  etwas  leicht  bin-  und  herfahren, 
also  verwandt  mit  puscfieien.  Pusckel 
mir  doch  nicht  im  Gesicht  herum!  5. 
coire.  Ich  haV  einen  Mann^  Der  mich 
rulcheln  und  pmcheln  kann.  Tierräts. 
103.  Hin  und  wieder  namentlich  in 
Westpr.  auch  puieln.  Davon  Gepuichel, 
n.  Bock,  47.  Hennig,  198.  Vgl. 
Brem.  Wb.  IH,  353.  Dähn.  364b. 
Danneil,  164a.  Mi,  67a.  Sali- 
mann,  48. 

puichen,  m.,  s.  puicheien. 

Puichenuckel,  Pusenuckel,  m.,  kleines, 
unansehnliches  erwachsenes  Mädchen. 
Vgl.  Nuckel. 

Pu§chkaterchen ,  m, ,  schmeichelnder 
Eater.  1.  Name  des  Katers.  Pusch- 
käterke,  wo  wärscht  duf  Volksr.,  31, 
119.  2.  zur  Bezeichnung  eines  lieb- 
.  kosenden,  schmeichelnden  Knaben.  Du 
host  en  Puschkaterke!  Vgl.  Puch- 
kabe. 

puichkatem,  pu§chkatten,  sw.,  s.  pu- 
icheien. 

Putehkatze,  /.  1.  Schmeichelkatze, 
Katze.  Mi  ene  (Kringel),  dtene^  onaePusch- 
kattdkene.  Volksr.,  36, 138.  2.  schmei- 
chelndes Mädchen,  kleiner  Liebling. 
Schlap^  mtn  kiener  Puichkatt.  Volksr., 
8.  34.    Vgl.  Pufehkater. 

Puschlag,  w.,  Spreu;  von  dem  poln. 
^/Zad Hintergetreide,  Spreu.  Schmitt, 
Westpr.,  167. 

puichlich,  adj,  von  puicheln,  unordent- 
lich, unsauber  in  Arbeit  und  Kleidung. 
S.  buichlich. 

Puichmauy  Buichmau,  /.,  auch  Pu§ch- 
chen,  Mauchen,  n.,  ct^T^Tit^s  =  Kätzcheu^ 
Mäuschen.     Vgl.  Pasch  u.  Mau, 

Puichmenky  /.,  kleine  Kapelle  an  der 
Landstrafze.  Von  dem  poln.  boza  m§ka 
Gottes  Leiden.     Sperber,  39. 

PuichrOnke,  /.,  buntgestreifte  Lein- 
wand.    Litauen. 


PDse,  /.,  s.  Puich. 

Pu§el,  m.,  pu§eln,  8ii\,  s.  Pu§chel  etc. 

Pusengel,  m.,  s.  Posengel. 

Pusenuckel,  m.,  s.  Puichenuckel. 

puterig,  adj.^  unordentlich,  kränklich, 
aufgeraucht,  in  den  Haaren  oder  Federn 
nicht  glatt;  von  Menschen  und  Tieren. 
Davon  Putzruicher,  m.  in  allen  Bedeu- 
tungen.   Marold. 

Püske,  /.,  s.  Puste. 

PDskedDdel,  m.,  auch  PDstke-,  Putzke-, 
dQdel,  PutzkedDl,  kleiner,  korpulenter 
Mensch,  Knirps;  in  der  Saalfelder  Ge- 
gend auch  ein  solcher,  der  viele  Klei- 
der über  einander  gelegt  hat  und  da- 
durch unförmlich  geworden  ist. 

Puskuijel,  m.,  Halbkuijel,  Eber  mit 
einer  Hode.  Lit.  pus  halb.  Vgl.  Kul- 
jel  u.  Imktippel. 

puspern,  sw.^  s.  puppern. 

Pusrad,  n.,  ist  wohl  Zusammensetzung 
mit  dem  lit.  pus  halb,  also  halbes,  un- 
vollständiges Rad.  De  ös  rund  wt  e 
Pusrad,  zur  Bezeichnung  eines  kräf- 
tigen, festen,  draUen  Mädchens.  Weh- 
lau. 

pussen,  sw.,  s.  possen. 

PDst,  m.j  Hauch,  Atem;  Luftzug, 
Wind.  Hol  Pust^  halte  Pust,  übereile 
dich  nicht!  Arbeiten  —  laufen,  da/z 
einem  der  Pust  vergeht.  Dabei  geht  ei- 
nem der  Pust  aus,  Damöt  verging  mi 
de  Puust  Spook,  473.  Wenn  §k 
Pust  genog  hadd,  en  Gebed  to  spreken, 
so  wuU  ik  miene  Sinden  berien.  Dorr, 
1.  Wiew.,  111.  Ihm  ist  der  Pust  aus- 
gegangen;  er  hat  den  Pust  verlai^en,  er 
ist  gestorben;  nach  Rosenkranz, 
Kgsbg.  Skiz.  I,  215:  er  hat  den  I\i8t 
aufgegeben,  Dat  ös  hü^de  düchtiger 
Pust,  starker  Wind.  Vgl.  Sprw.  I, 
3029f. 

PQstbacke,  /.,  Pausbacke,  aufge- 
pustete,  aufgeblasene  Backe. 


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Pastblume  —  Pustonen.  193 

Ptotblume, /.,  Löwenzaho,  I^onto^fon  Schmeller,   I,    323.    Hennig,    198. 

taraxacum  L.    Kinder   yersachen   die  In  Zusammensetzungen:    anpQsten,  an- 

Samenfahnchen  in  einem  Zuge  wegzu-  blasen:    das   Feuer.     aufpQsten,    durch 

pusten.     Vgl.  Butterblume.  Pusten  ausdehnen,  aufblasen,  aufblähen: 

Pusttiraten,  m,  aufjgepusteter  Braten;  die  Schweinsblase,  das  Schöpsenfleisch 

übertragen :  Mensch,  der  sich  at(^:m8^,  etc.     Hennig,    16,    hat,    nach    alten 

aufbläst,     aus    Hochmut    oder    Zorn.  Fleischertaxen,    das  vhchd.  aufpausten. 

Hennig,  198.  sich   aufpusteUy    aufgeblasen   und  stolz 

Puste,  Pustke,  /.,  abgelegene  Ansiede-  auftreten,  grofz  thun.  Er  pustet  sich 
long;  nach  Treichel  Puske,  Ausbau  gewaltig  auf.  Ich  fing  an  zu  lachen^ 
im  Walde.  Poln.  fusbg  wüst,  leer,  weH  mein  Guimann  sich  so  aufpustete. 
herrenlos,  russ.  puxtip.  leer,  lit.  püstas^  Soph.  R.  Y,  520.  auspQsten,  ausblasen : 
lett.  pohsts  wüst,  öde,  altpr.  paustas  das  Licht,  bepusten,  behauchen.  Ein- 
wild, nicht  gezähmt,  nicht  kultiviert  der,  welche  sich  gestofzen  oder  sonst 
In  Danzig  Pustkowe  wüste  Baustelle,  leicht  weh  gethan  haben,  beschwichtigt 
poln.  pusikowie;  von  Schmitt,  108;  man  mit  der  Aufforderung:  Kormri  her^ 
Westpr.,  167,  Pustkowie  ebenfalls  als  ich  werd!  pusten  —  bepusten!  und 
abgelegene  Ansiedelung  erklärt  Vgl.  haucht  dann  auf  die  schmerzende  Stelle. 
Mrongov.  I,  426a.  Ksslm.  Th.,  verpflsten,  verschnaufen,  durch  Ruhe 
121.  wieder  Ihiat  gewinnen;  ausruhen.    Die 

pDsten,  sw.  1.  stark  hauchen,  blasen.  Pferde  verpusten  lassen.  Sich  verpusten^ 
In  den  Löffel  pi/sten^  dafz  die  Suppe  ausruhen,  in  der  Arbeit  eine  Pause  ma- 
erkaltet  Kannst  nicht  pusten !  TuStm^n  chen.  Wie  mir  mehr  daran  lag^  ein 
Kindern  zu,  welche  klagen,  dafz  Trank  Augenblickchen  anzuhalten^  um  mich  zu 
oder  Speise  zu  heil'z.  Ich  werde  dir  verpuhsten,  Soph.  R.  V.  114. 
was  pusten  j  als  Zurückweisung.  In  PQster,  m.,  einer,  der  pustet,  Bläser^ 
übertragener  Bedeutung:  Der  Wind  Blasebalg.  Mühling.  In  Bremen 
pustet,  bläst  stark.  Der  Ofen  pustet,  und  Hamburg  Püster  kleiner  Blase- 
strahlt starke  Wärme  aus.  2.  laut  u.  balg  und  Blaserohr.  Brem.  Wb.  UI, 
lebhaft  atmen,    schnaufen,   schwer  und  382. 

kurz  (asthmatisch)  atmen,  atmen  über-  pDstTg,  adf.,  au%eblasen,  keck,  frech, 

haupt    Puste  nicht  so!  zu  laut  atmen-  Mühling.   In  Bremen  pusig  und  pun- 

den  Kindern.    De  (Frau  Page)  schweet  stig,   in  Hamburg   und   im  Hannöver- 

<m  pust,    an   sitt  ganz   verunllert   ut,  sehen  püstig  au%eblasen  von  Luft,  win- 

Dorr,   1.  Wiew.,    69.      Wozu  sie   aar-  dig,    kolikalisch.      Brem.    Wb.    IH, 

heibet,  dafz  sie  pusten  mufz,   das  macht  383. 

ich  wissen,     Soph.  R.  V,  585.     Mein  Pustke,  /.,  s.  Puste. 

Pferd  schnob  und  blies  und  brumnnte.  PQstkedOdel,  m.,  s.  PQskedOdel. 

y^Pukst  du  nur,  sagte  ich.    Ibid.,  122.  Pustkowe,  Pustkowie,  /.,  s.  Puste. 

Er  kann  kaum  noch  pusten,   der  Kor-  Pustkuchen ,  m,,   mit   Pust   gefülltes, 

pulen te.    Angestrengte,    Kranke    etc.  lufÜges  Gebäck,  Windbeutel. 

Vgl.    Sprw.   I,   3032  f.     Mnd.  pusten,  Pustonen,  plur,   bei  den  heidnischen 

holl.  poesten,  schwed,  pusta,  dm,  puste,  Preulzen   die  Priester,    welche   durch 

lit  pusti,   bayerisch  pfausen,  pfausten.  Anhauchen  Wunden  und  andere  Krank- 

FriMhbler,  Wörtorboeh  n.  13 

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194 


pdstrig  —  patsen. 


heiten  heilten.     Lit.  pusti  blasen,    we- 
hen.    Hennig,  199. 

pQstrig,  paustrig,  od/.,  erzürnt,  aufge- 
bracht,   ärgerlich,    mürrisch.      Er   ist 
gleich  patiatriffy   er   bläst,    pustet   sich 
gleich    auf.      Hennig,    198,    schreibt 
puhstricht  und  paustrich. 
PQstrohr,  n,  ßlaserohr. 
Put,  Pütt,  Putte,  /.,  Dem.  Putchen,  pltd. 
Putke,  Name  und  Lockruf  für  Küchlein 
undHuhn;  Schmeichelwort  für  Mädchen. 
Lit.  put  put  Lockruf  für  die  Küchlein. 
In  Bayern  lockt  man  die  Hühner:  Pul 
Pul,  in  Bremen  und  Göttingen  die  wel- 
schen   Hühner  Pul  Pul.     Seh  melier 
1,281.  Brem.  \Vb.ni,393.  Schamb., 
162  a.    Putchen,   Putke  als    Verkleine- 
rungswort  überhaupt:    kleiner   Junge; 
Putchenkrämer,  m.,  Kleinhändler.    Put- 
junker,  kleiner    Edelmann.     Hennig, 
197. 

Putcher,  mehr  noch  Putker,  m,  1. 
kleiner  Mensch,  Knirps.  2.  Klein- 
händler, Krämer.  Bock,  47.  Hen- 
nig, 199.  Nach  Gortzitza  auch 
Putschker. 

POte,  /.  1.  welsches  Huhn.  2  über- 
tragen: dummes  Mädchen.  Sie  ist  die 
reine  Pute. 

pfltenrot,  adj.y  rot  wie  eine  Pute. 
He  ward  puterroth  em  Gesecht  Dorr, 
Driewjagd. 

Putke,  n.  u.  97).,  zur  Bezeichnung  des 
Kleinen,   s.   Put.     Putken  kleine  Jun- 
gen; Schiffsjungen.     Hirsch,  265. 
Putkenkriimer,  m,,  s.  Put 
Putker,  m.,  8.  Putcher. 
Putpurlüt,  /.    1 .  Name  für  die  Wachtel. 
2.    Spottname    für    liederliche    Dirnen. 
Marold. 
Putschker,  m,,  s.  Putcher. 
PUtt,  Putte,  /.,  s.  Pött 
Puttelutten-,  Puttenuttenkram,  m,,  s. 
Petenettenkram. 


putten,  8w.y  mit  Knöpfen  anwerfen. 
Alt-Pillau.    S.  anschmeifzen. 

puttern,  sw,,  reizen,  treiben,  antreiben, 
anhetzen,  und  dann  anputtem.  Bock. 
47.    Hennig,  199. 

Putlhahn,  m.,  -huhn,  n.,  in  der  Kinder- 
sprache jeder  Hahn  und  jedes  Huhn, 
nicht  blofz  das  welsche. 
Puttjunker,  m,  s.  Put 
putz,  interj.^  Hetzruf  an  Hunde.    Vgl. 
putzen. 

Putz,  m,  1.  der  Abputz  eines  Ge- 
bäudes. Der  Putz  ist  abgefallen,  2. 
m.  u.  /.  der  verkohlte  Teil  des  Dochte« 
in  einem  Lichte.  3.  nach  Mühling 
in  früherer  Zeit  auch  Keller,  finsterer 
Ort  überhaupt. 

Putzaus,  971.,  Ausputz,  Schmuck.  Das 
ist  hier  ein  hübscher  I\ttzaus,  das  Haus 
oder  Zimmer  ist  festlich  geschmückt. 
Der  ganze  PtUzaus  ist  nicht  einen  Gro- 
schen wert,  der  Flitterstaat  eines 
Frauenzimmers.  Sie  denkt  nur  an  den 
Putzaus. 

PutzdVckchen,  n.  Dem.  von  Putzdocke, 
Putzpüppchen  Docke  =  Püppchen. 
Grimm,  Wb.H,  1208.  Und  das  Putz- 
dockchen^  seine  Frau,  . .  konnte  auf  keine 
bessere  Weise  gedemüthigt  werden.  An- 
hang z.  Soph.  R.,  40. 

Putzelied,  pltd.  PutzelSd,  n.,  lustiges 
Lied.    Dzg.  Nhg.  Viol^t,  103. 

putzen,  sw.  1 .  rasieren .  Ich  habe  mich 
noch  zu  putzen  —  ich  habe  mir  noch 
den  Bart  zu  putzen  2.  reinigen;  vom 
Getreide.  Mühling.  3.  tüchtig  essen. 
Der  kann  gut  putzen.  4.  derbe  Ver- 
weise geben.  Der  hat  ihn  gut  geputzt 
—  verputzt  Ebenso  in  der  Niederlaus. 
Anton,  11,  14.  In  Zusammensetzun- 
gen: ausputzen,  sich  (s.  d.),  auch  auf- 
putzen, beputzen,  sich,  sich  mehr  als 
satt  essen.  Sperber,  26.  verputzen, 
1.  verspeisen,  aufessen,  verzehren.    Wir 


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putzig  —  qaabbeln.                                                    195 

haben  schon  alles  verputzt.  2.  Einen  jen  ein  wenig  trinken,  schmecken, 
verptUzen,  ihm  derb  die  Wahrheit  sa-  Pütkeamt  Schenkenamt,  officium  prä- 
gen^ ihm  harte  Verweise  geben.  In  ffustatoris.  Brem.  Wb.  III,  384.  Bock, 
Bayern  Geld  und  Gut  durchbringen,  48  Hennig,  199. 
verschwenden.  Schmeller  I,  303.  Putzmesser.  w.,  Messer  zum  Putzen, 
Bock,  48.    Hennig,  198.  Rasiermesser.     Vgl.  putzen. 

putzig,    adj\,   possierlich,    sonderbar,  PutzmUhle,  /.,   Windharfe,    Drehma- 

muDter.      Das    ist    ein   putziger    Kerl,  schine    zum    Reinigen    des    Getreides. 

Sein  Sie  nur  immer  so  puzig  v^  jetzt,  Hennig,  200. 

so    wünsch    ich    keine    bessere    QeseUr  Putzriemen,   m.,    Riemen    zum  Strei- 

schafterin.     Soph.  R.  III,   166.     Holl.  chen  des  Putzmessers.     Vgl.  putzen. 

poetsig,  potsig.    Im  Bremischen  Putze  Putzru§cher,  m.,  s.  puierig. 

Possen,  SpaCz,  Scherz,  lustiger  Streich.  Putzschere,    /.,    Lichtschere,    heute 

Brem.  Wb.  III,  386.    In  Posen  putzig^  aul'zer   Gebrauch.    Er  ist  so  nett  — 

putzelig   klein,    unansehnlich.     Bernd,  ts^   geschniegelt   und   gebOgeÜ   loie    ^ne 

226.     Vgl.  Anton,  11,  14.    Hennig,  Putzscher.    Bock,  48.    Hennig,  200. 

199.  Schemionek,  31. 

PutzkedOdel,  -dOl,  m.,  s.  PQskedOdel.  Putzseife,  /.,  Seife  zum  Putzen,  Bart- 

PutzJceJceller,  m.^  Bierkeller  för  kleine  seife.                                             t 

Leute,    wohl   s.   v.  a.  PutkekeUer   (vgl.  Putzzeug,  n.,  Zeug,  das  zum  Putzen, 

Put).    Im  Brem.  putten  schöpfen,  pütt-  zum  Rasieren  gehört. 


Q 

q,  qu,  Doppelkonsouant,  stets  nur  als  hervorstehendes  Fett  Mähling.  Eben- 

Anlaut,    im   Klange   kw,   in    manchen  so  in  Bremen.    Brem.  Wb.  HI,  388. 
Wörtern   verwandt  mit  d:  Dwarg  —        quabb(e)lig,  ac^'.,  s.  quabbeln. 
Quark,  dwer^  dwarsch  —  quer.  quabbeln,  sw.^  beben,   schaukeln  vor 

Quabbe,  pltd.  Quabb,  /.     1.  Quappe,  Fettigkeit  oder  Weichheit.   Er  quabbelt 

Gadus   Lota   L.,    Lota    vulgaris   Cuv.  von   Fe%   er   ist   sehr   fett.     Gallerte^ 

Altpr.  wilnis  i^vnlmsf),  lit.  kupa^  kwa-  Mehlspeise  (^Wackelpeter)  quabbeln.    Der 

pa,    kur.    kwape,    mas.    kas.   nientusz.  moorige  Boden   quabbelt,   wenn    er  bei 

Benecke,  Fische,  89.    Hennenber-  jedem   Tritte    in    zitternde    Bewegung 

ger,    Verzeichnis  der  Fische,  29.    Er  gerät;  daher  nennt  man  einen  solchen 

ist  so  fett,    vn^ne   Quabb.     Vgl.    Aal-  Quäbbe,  Quebbe,  /.     In  Bremen,  jedoch 

quappe.      2.     Wamme.       In     Bremen  weniger  als  quabbeln  gebräuchlich,  auch 

Quabbe  o,  Quabbel  Wamme,  aber  auch  wabbeln.    Brem.  Wb.  HI,   388.     Vgl. 

Fett-   und  Fleischhöcker.     Brem.  Wb.  das    ahd.    weibon,    weipdn    schweben, 

III,  387.  schwanken    und    das   mhd.  wobeien  in 

Quäbbe,  /,  s.  quabbeln.  Bewegung    sein.      Schade,     1113a, 

Quabbelfett,  n.,  lockeres,  wackelndes,  1071a.  In  Bayern  ^tkid^^n.  Schmeller 

18* 

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196 


Qaackelei  —  Qualm. 


n,  402.  Vgl.  Weigand  II,  410. 
Davon:  quabb(e)lig,  adj.  1.  was  sich 
fett  und  weich  anfQhlt,  vor  Fett  zittert 
und  bebt,  was  weich  wie  eine  Quabbe 
oder  Wamme  ist.  Engl,  squab  aufge- 
dunsen, fett,  feist.  Ein  quabbliges 
Frauenzimmer,  Am  Eyter  (Euter)  ist 
es  (das  Tier)  auch  recht  quablich^  dick 
und  fett.  Carm,  nupt  III,  203  d.  öhn 
paar  qwaablich£  Häng  (Hände).  Ibid. 
V,  48  c.  In  diesem  Sinne  in  Posen 
quatschelig,  Bernd,  228.  Hennig, 
200.  Sperber,  26.  2.  flau,  übel.  Mir  ist 
so  quabbelig  ums  Herz^  mir  ist  übel  bis 
zum  Erbrechen.  In  diesem  Sinne  auch 
wabbelig, 

Quackelei,  /.,  unnützes,  unbedachtes 
Geschwätz;  von  quackeln, 

Quackeler,  m.  1.  Schwätzer,  unzu- 
verlässiger Mensch  überhaupt;  von 
quackeln, 

quackeln,  sw,^  Frequent.  von  qua^ken^ 
verwandt  mit  kakeln^  Unnützes,  Unbe- 
deutendes schwatzen;  leichtfertig  und 
endlos  reden.  Im  Holstein,  quackeln 
unbeständig  sein.  Schütze  III,  254. 
Nach  Bock,  48,  und  Hennig,  200, 
auch  quacksalbern. 

Quackop,  m.,  der  Quackauf^  im  Volks- 
rätsel der  Frosch.  Tierräts.  30.  Vgl. 
Quarrop. 

Quaddel,  Quiddel,  /.,  Blatter,  Nessel- 
brand, kleine  Pustel.  Die  Beulen  beim 
Nesselfeuer  heii'zen  (Quaddeln  und  Quid- 
dein,  Mühling.  Ebenso  in  Bremen; 
in  Hamburg  Quarl^  im  Ditmars. 
Quiddel^  alts.  cwydele.  Es  scheint  zu 
kiddeln  kitzeln  zu  gehören,  wegen  des 
Juckens,  das  eine  solche  Blatter  ver- 
ursacht.    Brem.  Wb.  IH,  390. 

Quadder,  m.y  flüssiger,  weicher  Stra- 
fzenschmutz.  Ebenso  Schwadder.  Das 
ist  lauter  Quadder  und  Schwadder, 

quaddem,   sw,     1.  mit  Geräusch  sie- 


den, brodeln.  Das  Wasser  kocht,  da/z 
es  man  so  quaddert.  Nach  Mühling 
auch  quiddern.  2.  zur  Bezeichnung  der 
quatschenden  Töne  beim  Kneten  des 
Brotteiges,  Hennig,  200.  3.  der  eigen- 
tümlich gequetschte  kollernde  Ton  des 
Atmens  im  Todeskampfe.  In  Bremen 
quatschen,  manschen,  kneten;  es  wird 
als  mit  quetschen  verwandt  bezeichnet 
Brem.  Wb.  HI,  390. 

Quader,  m.  u.  n.  1.  Kader  (s.  d.). 
Schemionek,  32.  2.  s.  v.  a.  Quarder 
(s.  d.). 

Quadrillenschwenker,  tt».,  s.  KadriUgen^ 
schwenke. 
Quadrupel,  m.,  s.  Korduppel. 
quftfen,  sw.^  gären.  Er  qudft  von  Un- 
geziefer, er  ist  stark  damit  besetzt,  es 
kribbelt  und  wibbelt  auf  ihm.  DieWunde 
qudft,  wenn  sie  unterkötig  und  reich 
mit  Eiter  angefüllt  ist.    Mühling. 

«quäken,  sw,,  mit  schwacher  schriller 
Stimme  reden.    Von  qtiacken, 

Quäker,  m.,  Bergfinke,  Fringiüa  mon- 
tana,    Mühling,  Tiem.,  176. 

Quakreiher,  m.,  Nachtreiher,  Ardea 
nycticoraa.    Mühling,  Tiern.,  176. 

Quälgeist,  m.,  Kind,  das  mit  Bitten 
nicht  aufhört.    Vgl.  Quälholz. 

Quälholz,  n.  1.  „das  Holz,  das  die 
Maurer  auf  den  mittelsten  Schlulzziegel 
eines  Bogens  auflegen  und  womit  sie 
denselben  fest  eintreiben."  2.  „ein 
Kind,  das  nicht  abläi'zt,  die  Eltern  um 
etwas  zu  bitten."  Du  bist  ein  rechtes 
Quälholz,  Hennig,  201.  Vgl.  Quälr 
geist 

Qualm,  m.  1.  Rauch,  Dampf,  Bro- 
dem.  Holl.  wcUm,  angs.  wi^lm,  schwed. 
qvalm.  Von  wallen,  2.  bildlich:  Täu- 
schung, Lüge,  Windbeutelei.  Einem 
Qualm  vormachen,  ihm  Unwahres  be- 
richten. Er  macht  davon  grofzen  Qualm, 
viel  Aufhebens.   In  Bremen  bezeichnet 


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qualmen  —  quan^^weise. 


197 


Qualm  in  figürlichem  Sinne  alles,  was 
Unlust  und  Qual  y  er  ursacht.  Brem. 
Wb.  III,  393.     Ilennig,  201. 

qualmen,  mjo.  1.  dampfen.  2.  starken 
Dampf  beim  Tabakrauchen  aufsteigen 
lassen.  Re  qualmt^  ah  wenn  de  arme 
Mann  (de  Bür)  Brot  backt  3.  aus- 
dünsten. Er  qualmt  von  Branntwein^ 
der  starke  Trinker,  der  nach  Schnaps 
riecht.  Hennig,  201.  4.  bildlich: 
Dampf  machen,  aufschneiden,  lögen, 
Windbeuteln. 

Qualster,  m.  1.  ausgeworfener  zäher 
Schleim.  2.  die  Baumwanze,  stinkend, 
von  gelblich  grüner  Farbe.  Eei  stinkt 
wteQuabter,  Dönh.  Mühlin g,  Tiem., 
176.  ßrem.Wb.in,393.  S.dieSchaum- 
cikade.  Samland.  Von  1:  Qualsterer, 
m.^  bei  Stein,  Peregrinus  XIII,  44, 
alter  Qualster^  zur  Bezeichnung  eines 
alten  hustenden  und  Schleim  auswerfen- 
den Mannes.  W.  Mtsbl.  VI,  128.  In 
der  Verstärkung:  Spitalqualst'rer. 

qual8t(e)rig,  adj.^  wie  Qualster  aus- 
sehend. 

qualstem,  sw,^  Qualster  auswerfen, 
laut  husten  und  dabei  viel  und  un- 
appetitlich ausspucken  —  kölstem;  auch 
verstärkter  Ausdruck  für  spucken.  Wer 
hat  hier  hingequahtertf  Bequalster  die 
Tafel  nicht  so!  zum  Schüler,  der  die 
Schrift  von  seiner  Schiefertafel  abwischt. 
Hennig,  201.    S.  kOistem. 

quamen,  st,  prät.  quam^  s.  kommen. 

quängeln,  sw.,  unzufrieden  sein,  mä- 
keln. 

Quante,  /.,  grofzer  ungeschickter  Fuf'z. 
V.  Au  er. 

quantschen,  sw.j  vergeuden,  durch- 
bringen; gewöhnlich  verquantschen. 
TreicheL 

quantsweise,  pltd.  quantswTs,  quanswTs, 
adv.^  zum  Schein,  pro  forma,  gleich- 
sam, ab  ob,  nicht  im  Ernste.    Quants- 


wis,  dat  de  Bür  ntischt  merkte  —  dat 
de  Mü's  mischt  merke.  He  ging  quam- 
wis  weg  op  de  Herberg  on  sull  noch 
wedderkame.  Königsbg.  Firmenich  I, 
103b.  Drop  geit  he  qvantzwiefz  weg^ 
syn  Warck  ön  acht  to  nehme.  Carm. 
nupt  IV,  59b.  Wie  au/z  solchem  Irr- 
ihuTnh  dieses  Eyfz  da/z  Grundeifz  ge-r 
nennet  wird^  weil  es  Quants  weise  im 
Grunde  soll  formiret  oder  entstanden 
seyn.  Linem ,  Q4a.  Ich  habe  so 
quanmoeise  gehorcht^  ob  Julchen  nach 
Danzig  schreiben  wird,  Soph.  R.  IV, 
348.  Neben  quantsweise  tritt,  jedoch 
nicht  in  der  Umgangssprache  Ost-  und 
WestpreuCzens,  gewandsweise  in  vielen 
deutschen  Gegenden  in  gleichem  Sinne 
auf,  und  wenn  Herder,  der  Ostpreufze, 
letztern  Ausdruck  gegen  Lessing  („Les- 
sing nahm  vieles^  was  er  für  schadhaft 
erkannte,  gewandsweise  —  d.  h.  zum 
Schein,  in  schalkhafter  Ironie  —  in 
seinen  Schutz".  Campe,  Wb.ll,  359b) 
gebraucht,  so  ist  diese  Form  nur  ein 
Produkt  der  Accommodation.  Die  Her- 
leitung des  Wortes  ist  vielfach  versucht. 
Holl.  hjoansvnjs^  kwansuis,  mittelhoU. 
quansts^  dän.  qvantsmis^  schwed.  qvans- 
wis;  im  Holl.  ist  kwant,  quant  lustiger 
Bruder,  Bube,  Schalk;  nahe  liegt  das 
lat.  quasi  {quamsi).  Richey,  198, 
teilt  mit,  dal'z  G.  Tuinman  in  seinem 
zu  Middelburg  1726  gedruckten  „Oor- 
sprong  en  Uytlegginge  der  Neder- 
duitscheSpreekwoordenl,  180"  der  Mei- 
nung ist,  dalz  quanswys  ein  in  der  Aus- 
sprache verändertes  quam  et  sus  anstatt 
als  quam  et  sus  =^  2\s  käme  es  sonst, 
sei;  er  selbst  schlägt  die  lat  quantus 
und  quasi  vor.  Sandvoss  (Korrespbl. 
VI,  30)  glaubt,  der  Ausdruck  sei  auf 
Wahn  zurückzuleiten,  also:  in  wdnes 
wtse,  S.  W^eiteres  in:  Richey,  198  f. 
Brem.  Wb.  HI,  394.    Anton,  11,  15. 


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198 


Qaappenrüse  —  quarsch. 


Weigand  II,  414.  Korrespbl.  V,  20ff.; 
VI,  30.  55;  Vn,  31.  Müller,  Paraphr. 
des  Buches  Hiob.    Halle  1883,  41. 

QuappenrDse,  /.,  Reuse,  Netz,  Behäl- 
ter für  Quappen.  D6  sack  man  vischin 
uf  der  grünt  vil  manchin  Polen  in  der 
atunt,  des  buch  in  dem  gesprvse  wart 
eine  quappinrüse,  Jeroschin,  54d. 
Pfeiffer,  180. 

Quappenwarte,  /.,  Warte  zum  Fange 
der  Quappen.  Beschreibung  und  Ab- 
bildung s.  Benecke,  395.   Vgl.  Warte. 

Quardel,  m,  u.  n.,  s.  Quarder. 

Quarder,  Querder,  Quardel,  Querdel, 
Quedder,  Quader,  Quoder,  m.  u.  n.,  Gür- 
tel an  Frauenröcken,  Schürzen;  Quer- 
saum, Linte,  Band  als  Einfassung  an 
Frauenröcken,  Hemden,  Unterhosen; 
der  Qtuirder  umschliefzt  Leib  oder  Hals 
und  trägt  das  Kleidungsstück.  Die  in 
Ostpr.  üblichste  Form  ist  Querdel.  In 
Danzig  Quedder  Hemdekragen.  W. 
Seidel,  34.  Böxequarder^  obere  Ein- 
fassung, Gürtel,  woran  die  Hose  sitzt. 
Hemd  kadd  he  oahne  Quoader.  Dorr, 
63.  VolksL,  16,  8,  2.  JEr  steckt  bü 
an  den  Querder  drin^  er  befindet  sich 
in  grofzer  Verlegenheit,  in  stark  ver- 
zwickter Lage,  „es  geht  ihm  an  den 
Kragen **.  Sprw.  I,  3590.  Stamm  des 
Wortes  ist  quer;  die  Säume  fassen  der 
Quere  nach  die  Kleidungsstücke  ein, 
und  könnte  man  sie  auch  als  den  Quer- 
dely  Querteil,  derselben  bezeichnen; 
doch  erinnert  das  Wort  auch  an  Gür- 
tel^ ahd.  gurtü^  altfr.  gerdeL  Hennig, 
202.    Vgl.  Unt  u.  Pafz. 

quarken,  sw,^  s.  quarren. 

quark8en,d«/?.,in  bequarksen,von^arA;, 
eine  Sache  als  einen  Quark  ansehen, 
sich  nichts  daraus  machen.  Die  ganze 
Geschichte  ist  bequarkst^  es  ist  nichts 
los  damit.     Treichel. 


Quarre,  /.,  von  quarren.  1.  quarren- 
des Kind.  Erst  die  Pfarre,  dann  die 
Quarre.  Hennig,  201.  2.  platte  Wei- 
denpfeife aus  dünner  frischsaftiger  Rute 
mit  quarrendem  Ton.  Bei  ihrer  An- 
fertigung singen  die  Knaben,  mit  der 
Messerschale  auf  den  Zweig  klopfend: 
Quarrksy  Quarrke^  g^räd  (gerate)  mll 
S    Volksr.,  61,  237. 

quarron,  sfus.  1  quacken  wie  ein  Frosch. 
2.  aus  ünzufiriedenheit  weinen,  weiner- 
lich murren,  brummen;  nach  Treichel 
auch  quarken.  Quarren  in  hoher  Ton- 
lage, namentlich  von  Kindern,  heil'zt 
quirren.  Wenn  die  Pog  getreten  wird, 
so  quarckt  sie.  Stein,  Peregrinus  XII, 
119.  W.  Mtsbl.  V,  192.  3.  klagen, 
stöhnen,  wimmern.  JEJr  quarrt  den  gan- 
zen Tag.  Doch  wenn  he  quarrt,  denn 
wohnt  §n  sienem  Fleesch  §n  sindget  Hart. 
Dorr,  1.  Wiew.,  122.  Vgl.  gnarren. 
4.  zur  Bezeichnung  des  blähenden  Gur- 
rens  im  Leibe. 

Quarrer,  m.,  einer,  der  quarrt;  im 
Tierräts.,  30,  der  Frosch. 

quarrig,  adj.  von  quarren,  weinerlich 
sein  wie  ein  kleines  Kind,  grundlos 
klagend,  über  Kleinigkeiten  ächzend, 
stöhnend. 

Quarrmatz,  m.,  quarrender  Mann.  Vgl. 
Matz. 

Quarrop,  m,,  der  Quarrauf,  Aufquar- 
rende, oder  der  Quar  r6p(er),  Quarr- 
rufer. Im  Tierräts.,  30,  der  Frosch; 
auch  Quackop  Quackauf. 

Quarrpupp,/.,  Puppe,  die  quarrt,  wenn 
sie  gedrückt  wird,  Schreipuppe. 

Quarrsack,  m.,  viel  quarrendes  Kind, 
Schreihals.  Es  ist  ein  rechter  Quarr- 
sack.    Vgl.  Gnarrsack. 

quarsch,  adv.  Hei  geit  äwer  quarsch, 
er  geht  zurück.  Tiegenhof.  Vielleicht 
=  aber  quer. 


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Quartal  —  Quaste,  199 

Quartal,  n.,  vierteljährlicher  Gewerks-  Boldt,  20.  Davon:  Gequa^el,  n,  Qua- 
tag  mit  Schmaus  verbundcD.  Heute  selei,  /.,  Albernheit,  Thorheit,  vorzugs- 
Jiaben  du  Maurer  Quartal.  weise  in  der  Rede.  Quaseler,  m.,  Mensch, 

Quartier,   n.,    der   vierte   Teil   eines    der  ohne  Überlegung  redet   oder  han- 
Stofes  (Quartes).    Aus  dem  lat.  quar-    delt.     In   gleichem  Sinne   im  Götting. 
tu».     Ein  Halbquartier   ist   der    achte    Schamb.,  163b. 
Teil  eines  Quartes.    E  Halbqtcartierche        quftsen,  auch  quOsen,  sw.^  schwelgen, 
Schnaps,  schlemmen,    übertrieben  reich    speisen 

QuftS,  m.^  Quftserei,  /.,  auch  Queste-  und  trinken;  vergeuden,  verthun  in  der 
rei,  /.  und  QuOs,  m..  Schwelgerei,  Wirtschaft,  mit  Vorräten  verschwen- 
Schlemmerei,  Völlerei-,  Festlichkeit,  derisch  umgehen,  sie  in  Nachlässigkeit 
Schmaus,  Gastmahl,  namentlich  eip  verderben  lassen,  und  dann  gewöhnlich 
solches,  bei  dem  es  verschwenderisch  verquasen.  Mit  dem  Gelde  qttasen.  Die 
hergeht.  Sie  leben  beständig  in  Quds  Butter  verquasen^  sie  überreichlich  zur 
und  Fra/z.  Ach,  et  wäre  wohl  zu  stra-  Abmachung  von  Speisen  verwenden. 
fen,  dajz  etliche  von  den  Gebietern  gar  Bei  denen  verqudst,  veraast  und  ver- 
unordentliche  Questereien  anstellen  etc,  west  alles, 
unterweilen vmeinesWdbeswiUenTnachen  Quaserei,  /.,  s.  Quas. 
sie  einen  gro/zen  Quaos  y/nd  das  ist  qua§lig,  adj.,  ästig,  verwachsen.  Dcts 
wider  alle  Redlichkeit  etc.  Aus  dem  sind  quasiige  Bäum\  Bäume  mit  dicht 
Briefe  des  Mönches  Hänr.  Borringer  verschlungenen  Ästen.  Gordack. 
an  den  Hochmeister.  1428.  Waissel.  Schemionek,  31:  qmisselig. 
llennig,  202.  Am  Sonntage  oder  hei-  Quassement,  n.,  verdreht  aus  Kon^ 
ligen  Tage  so  ir  begengni/z  geschyt  mit  nossementy  dem  franz.  Connaissement 
dem  nachfolgenden  einen  Taße  sollen  sie  Frachtbrief,  Vorladungsschein.  Dzg. 
ihr  quatembergeld  hohen,   Raihenschaft    Treichel. 

ihuen  vnd  ander  notdw]ft  wandeln  und  Quast,  m.  1.  Keil.  Auf  einen  groben 
keinen  weitem  quas  der  bruderschaft  Ast  gehört  ein  grober  Quast.  Mielcke 
zcw  schaden  darohir  halten.  "Willkür  II,  43  b.  379  b.  2.  Hans  Quast,  wun- 
der Stadt  Marienburg.  Quds  ist  nicht  derlicher,  seltsamer  Mensch.  Hans 
nur  im  Klange,  sondern  auch  dem  Sinne  Quast,  öck  bödd^  di  to  Ga^st.  Volksr., 
nach  verwandt  mit  Frafz  und  weist  245.  858. 
ebenso  auf  Kost  (Kest)  hin.  In  Bre-  Quäst,  /.,  s.  QuesL 
men  Quas,  in  Hamburg  Quast,  slay.  Qua8t(e),  /.  1.  Bündel,  Büschel  von 
Ä?M7{ws  Hochzeit,  Gastmahl,  Schmause-  Fäden  aus  Seide,  Wolle,  von  Haaren  etc., 
rei.  Adelung  III,  886.  Brem.  Wb.  s.  v.  a.  Troddel;  Bündel  belaubter  Bir- 
111,397.  Richej,  200.  Hennig,  202.  keumten:  Badequast (s.  d.).  Brem.  Wb. 
Vgl.  Gequase.  III,  406.    2.  Bandschleife.    3.  Schürze, 

Quas,  m.,  s.  Kwas.  die  Blöfze  zu  decken.    Se  bunde  Vogel- 

quaieln,  quafeheln,  mjo.^  unnützes  Zeug    UeedunmakedenQueste.  Niederd.  Bibel 
reden,    ohne   Überlegung   reden   oder    von  1520.  1.  Mose  3,  7.    Hennig,  202. 
handeln.     Quaschel  doch  Ttuin  nich   so    4.  bei  den  Fischern  Reisigbündel.     In 
dammlich.      Nowack,    11.      Oawasch    Bremen  Quest.    Vgl.  Quaste. 
hwaschel  doch  nich  so   dwatschet  Tieg.        Quaste,  Queste,  /.,  loses  Strauchbün- 


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200 


qaästeD  —  quatschig. 


del,  das  man  mit  Steinen  beschwert 
vor  Pricken  ins  Wasser  legt,  um  darin 
Aale  zu  fangen,  welche  in  die  Quasten 
gern  hineinkriechen.  Wegen  des  grofzen 
Schadens,  der  dadurch  den  jungen 
Aalen  geschieht,  sind  dieselben  seit 
der  Fischereiordnung  von  1589  wieder- 
holt verboten  worden,  werden  aber 
noch  immer  heimlich  gebraucht.  Be- 
necke, 410.  Bock,  Nat.  IV,  726: 
Queste,  Fisch.-Ord.  f.  d.  kur.  Haff.  §  45; 
f.  d.  fr.  Haff.  §  46. 

quästen,  mo.  1.  mit  einem  Badequast 
peitschen.  2.  erbetteln,  erbitten,  s. 
questen. 

QuastmiHze,/.,  Motze  mit  einem  Quast 
Und  die  grojze  Quastmütze  .  .  .  wieder 
etwa»  hoher  über  die  Stirn  schob.  Soph. 
R.  IV,  256. 

Quaswurm,  m.^  Schwanzwurm,  Ge- 
schwür im  Schwänze  des  Rindviehes. 
Mühling,  Tiern.,  176.  Adelung  III, 
886. 

Quat,  Quafe,  n.,  Böses.  Doch  sollten 
die  Mannisten  alles  Quote  bei  Seite 
setzen.  Mühling.  HolL  quade^  adj. 
böse. 

Quatsch,  m.  I.Bezeichnung  des  Schalls, 
den  ein  weicher  nasser  Körper  bei  sei- 
nem Fall  verursacht.  2.  völliges  Er- 
weichtsein saftiger  Früchte  oder  weicher 
Gegenstände:  de  Bere^  de  Kleder  etc, 
sond  ene  Quatsch;  in  diesem  Sinne  auch 
Quutsch.  Sind  ^m  doch  de  Steebeln 
(Stiefel)  ene  Quatsch.  Schaltj.  3,  4.  3. 
Schmutz:  Et  os  e  reine  Quatsch  on 
Quitsch,  4.  unnützes  und  ungeregeltes, 
unsmniges  Gerede:  auch  Gequatsch.  Vgl. 
Matsch  u.  Quutsch. 

Quatsch,  /.  1.  Eruprock,  Staubhemde, 
Bluse.  2.  nach  Bock,  49,  und  Hen- 
nig,   203,    ein    korpulentes    Fraueo- 


zimmer. 


Quatschbier,  n.,  ehemals  ein  beliebtes 


Bier.  Gebratene  warme  Äpfel  wurden 
ins  Bier  gedrückt,  Zucker  un<?  Gewürz 
hinzugesetzt  und  alles  „wcfal  durch 
einander  gerührt^,  gequetscüit  und  ge- 
patscht. Bock,  Nat.  I,  274 f.  Bock, 
49.    Hennig,  203. 

Quatsche,  /.,  „grofze,  ireite  Bohne, 
so  in  den  Gärten  gesäet  wird*.  Hen- 
nig, 203;  nach  Mühliig  die  Schwert- 
bohne. Natangen.  Pierson,  Lit.Aeq., 
21,  meint,  es  sei  die  Zierbohne  (Dan- 
zig)  und  weist  auf  «as  verwandte  lit. 
kwaczummas  Prahlerei  hin.  Qimtsch 
hat  zunächst  die  Bedeutung  breit,  vgl. 
Quatschfufz. 

quatschen,  sw.^  von  QtuttscL  1.  zur 
Bezeichnung  des  Lautes,  den  eine  feuchte, 
weiche  Masse  lören  läCzt,  wenn  man 
in  derselben  geht  oder  hantiert;  auch 
des  Tones,  den  ein  weicher,  stark  fal- 
lender Körper  hervorbringt.  Der  feuchte 
Lehm  quatscht  —  übemasses  und  de- 
fektes Schulwerk  quatscht  und  quutschty 
ja  quitschJt,  wenn  der  Ton  hoch  und 
pfeifend  ist.  Er  fiel,  da/z  es  nur  so 
quatschte,  2.  nach  Bock,  49,  u.  Hen- 
nig, 203,  den  Saft  ausdrücken,  von 
quetschen,  3.  viel  reden,  ungewasche- 
nes Zeug  reden,  schwatzen.  Onsonn 
quafsche.  Nowack,  68.  In  Bremen 
quatsken.  Brem.  Wb.  HI,  398.  Vgl. 
queddem  u.  quutschen. 

quatschenafz,  adj.,  s.  quatschnafz. 

Quatschfufz,  m.,  Breitfufz,  PlattfuCz. 
Der  hat  gute  Quatschfüfze,  Füfjse,  mit 
denen  sich's  gut  quatschen  läfzt. 

quatschig,  adj.  von  quatschen.  1.  über- 
feucht, durchnäfzt,  kotig;  vom  Wege. 
Bock,  49.  Vgl  patschig.  2.  quabbe- 
lig, rund  und  voll  in  der  Körperform; 
vom  Menschen.  Ach  Gott,  aber  wie 
mager!  vx>  sind  die  quatschigen  Armef 
Soph.  R.  VI,  211.  Hennig,  203.  3. 
dumm,  unsinnig  in  der  Rede. 


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Quatschkowski  —  Queif.  201 

Quatschkowski,  m.,  polonisierter  Name  Goth.  qiihan,  alts.  quethan^  ahd.  que- 

für    einen    dummen    Schwätzer.     Vgl.  dan^    mhd.    qu£den    sagen,    sprechen. 

Dwatsehkowski.  Schade,  Wb.,  691.    Jeroschin:  Mtn 

quatschnafz,  quatschenafz,  quatschen-  ist  d'  räche,  er  da  qutt  (:ztt)  =  quidet. 

nafz,   ad/.^    nafz    bis   zum    Quatschen,  Pfeiffer,  181.     Vgl.  quatschen. 
triefend,    durch  und  durch  nai'z.     Wo        queicheln,  sw.    1.  hätschebi,  pflegen, 

hot  he  denn  gestoche,  da/z  em  de  Stebeln  zärtlich behandebi,liebkosen.  Die(Frau) 

quaUchnafz  sindf    Schalt)   1,  437.    In  versteht  ihren  Mann  zu  queicheln  und 

Bayern  j?/wfecA7ia/i,  in  Seh wabenj^cA^  ihm  zu  schmeicheln.     0,    vde  wohl  ist 

pfatsche  nafz;   in    Hessen   putschnafz^  der  zu  preiseriy  der  ihm  wählt  ein  Schon-- 

pütschna/z,  so  nafz,  als  wenn  man  in  heit-Bild,  das  mit  Tugend  angefüUty  die 

einer  Pfütze  (Putsche)  gelegen   hätte,  dem,  Mann  nach  allen  Weisen  weifz  zu 

Schmellerl,  326.     Birlinger,  93a.  queicheln  Herz  und  Muih.    Cai*m.nvpt. 

Yilmar,  301.    Bei  uns  auch  quutsche-  I,  55.    Sie  wird  seine  Noth  versüssen 

nafz,    nach    Schemionek,    31,    auch  und  ihn  recht  zu  queicheln  loissen.  Carm, 

quatechendnafz.    Vgl.  pladdernak   unter  nupt.  I,    176.    Niemand  isty    der  ihn 

pladdern.  recht  queicheU  Und  mit  zarter  sanfter 

Quax,  n ,  Quark,  nichts,  nichts  Ordent-  Hand  ihm  vergnügt  die  Wangen  streik 

liches.     Qaax  lere  se  (in  der  Schule)!  chelt     Carm,  nupt  II,  136.    Niemand 

Ermland.     Firmenich  IIT,  104b.  war^   der  dich  im  Bett  in  reiner  lAeh 

Quebbe,  /.,  Moorboden  mit  begraster  geqveichelt    (gepflegt)    hau.     Ibid.  III, 

Kinde,  sumpfige  Stelle,  Boden  mit  ver-  330c.     2.    durch   gute    Wartung   und 

steckten  Quellen;  auch  Gequebbe  (s.  d.).  Pflege  kränkliche  Kinder  grofz  ziehen; 

Den  (Hahn)  eck  om  Nest  do  fund  op  überhaupt  weichlich  erziehen,  verzär- 

jenner  grooten  Quebb.     Carm,  nupt  V,  teln.    Er  hat  in  seiner  Jugend  sehr  ge- 

190  c.     Vgl.  quabbeln.  queichelt  werden    müssen.     In    diesem 

quebben,  queppen,  sw.^  zur  Bezeich-  Sinne  auch  auf  queicheln.  Es  ist  ein  au  f- 

nung   der    wippenden   Bewegung    der  gequeicheltes   Kind^    es    verträgt   keine 

(^uebbe^  wenn  man  darauf  tritt,   ihres  harte  Speise,  ist  überhaupt  verzärtelt 

Wasserinhaltes.    Der   Weg  queppty  ist  verqueicheln,  verzärteln,  verweichlichen, 

stark  von  Regen  durchnäf'zt.  verwöhnen  durch  Speise  und  Kleidung, 

quebbig,  adj,  von  Quebbe,   morastig,  sich    selbst    oder    andere,    namentlich 

.  .  .  weil  das  Ellemholiz  allein  in  den  Kinder.    Der  Mensch  ist  ganz  verquei- 

Wasserichten^  quebbichten  und  MarrasHn  chel%  verweichlicht,  vermag  Wind  und 

gen  Oertem  seinen  richtigen  Wachsthumb  Wetter  nicht  zu  ertragen.     Verqueichie 

habe,     Linem.,   Tt2b.      In    Danzig  dich  doch  nicht  so!  Stamm  ist  das  nd. 

quibbig,    durchnäTzt.     W.  Seidel,  34.  quei  sanft,  gelinde,  mürbe.    Brem.  Wb. 

In  der  Gegend  von  Saalfeld  queppen-  III,  398.    Bock,  49.    Hennig,  203. 
dig.    Der  Regen  hat  mich  queppendig        queichlich,   adj.  von   queicheln  y    ver- 

na/z  gemacht  zärtelt,  verweichlicht 

Quedder,  m.  u.  n.,  s.  Quarder.  Quetf,  m,   Heiy  wat  kort  hei  von  Oe- 

queddern,  sw ,   plaudern,    schwatzen^  spenster,  Mäkt  mi  keinen  Quaif,  Yolksl., 

plappern,  unnütz  sprechen.    Mühling.  64,  42,  7.    Nach  dem  Brem.  Wb.  III, 


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202 


Qu^k  —  quer. 


399,  Qaeif  Vorwand,  Entschuldigung; 
hier  wohl  dumme  Hedensart,  dumme 
Geschichte. 

Ou§k,  QuSke,  /.,  Quecke,  Triücum 
repens  L.,  mehr  noch  die  sich  weit 
verzweigenden  Wurzeln.  Nach  Ha- 
gen, 144,  auch  (iueckweizen^  Queckgras. 
Die  Quek'Wurzelu  werden  verbrannt 
Von  qtieck  lebendig,  lebensfrisch,  mun- 
ter, sehr  regsam,  mhd.  qtiec^  kec^  ahd. 
queh^  quec.  S.  Weiteres  bei  Wei- 
gand  II,  416. 

quiken,  sw,^  geil  und  reichlich  fort- 
wurzeln, fortwachsen,  sich  vermehren, 
wie  die  Queke.  Der  Acker  ist  ganz 
verquekty  er  ist  von  Unkraut  durch- 
zogen.    Hennig,  203. 

QuSkspOn,  m.,  s.  SchwenkspOn. 

Quekstelz,  m.  u.  /.,  s.  QuIksterL 

Quikstert,  Quiksterz,  m.  u.  /.  1.  Bach- 
stelze, MotaciUa,  Der  Name  ist  Zu- 
sammensetzung aus  queck  (s.  Quek)  und 
Stert  Steil'z,  Schwanz,  den  der  hüpfende 
Vogel  lebhaft  bewegt.  Auch:  Qulk- 
sterz,  wohl  nur  Verhochdeutschung  von 
Quekstert,  Quikstelz,  Nachbildung  von 
Bachstelze,  Wippenzagel,  Wippzagel,  pltd. 
Wöppzagel;  nach  Mühling,  Tiem, 
176,  auch  Wippquecksterz.  De  Adebar 
bringt  de  Quekstert  op  'm  Zägel  mot^ 
die  Bachstelze  kommt  gleich  nach  dem 
Storche  zu  uns.  Dönh.  Vgl.  Manist 
2.  nach  Mühling  auch,  übertragen, 
ein  lebhafter,  unstäter  Mensch.  Im 
Brem  Wb.  HI,  403,  in  beiden  Bedeu- 
tungen Quiksteei't 

quellen,  sw,,  Gemüse,  Hülsenfrüchte, 
Reis  in  Wasser  kochen  lassen,  ge- 
wöhnlich aufquellen.  Vgl.  auch  kel- 
len. 

Quellerke,  n.,  Pfropfen.  Von  quellen^ 
st^  da  der  Kork  im  Wasser  quillt. 

Quellkorn,  n.,  ein  Korn,  das  quillt 
oder  zu  quellen  hat.     Beim  Verspeisen 


von  Reis  ruft  man  Mädchen  scherz- 
weise zu,  sich  vor  dem  Quellkom  in 
acht  zu  nehmen:  ein  beim  Kochen  nicht 
gut  aufgegangenes  Korn  müsse  im  Ma- 
gen nachquellen.  Sie  hat  ein  Quellkom 
bekommen  —  hat  ein  Quellkom  ver- 
schluckt^ sie  ist  schwanger.  Sprw.  I, 
69. 

Quellung,  /.  Steigt  die  Fluih  über  das 
Vorland,  dann  sickert  das  Wasser  dwrch 
den  Deich  und  sammelt  sich  in  der  so- 
genannten QueUung  an.  Passarge, 
188. 

Quempas,  m ,  Weihnachtsgesang  beim 
Frühgottesdienste  am  ersten  Festtage. 
Mewe.  Es  ist  der  Anfang  des  alten 
lat.  Liedes  Quem  pastores  etc.  das  in 
Mewe  noch  gesungen  wird.  Hintz, 
45. 

Quengelei,  /.  von  quengeln.  1.  alber- 
nes Klagen,  Stöhnen,  unnötiges  Wim- 
mern. 2.  Betrug,  List,  Täuschung.  Er 
macht  allerhand  Quengeleien.  Müh- 
ling. 

quengeln,  sw.  1 .  unberechtigt  klagen, 
stöhnen,  fromm  weinerlich  reden,  un- 
bestimmt und  in  Ausflüchten  reden, 
albern  thun.  Ihre  Frömmigkeit  hatte 
jenen  quengelnden  Ton^  de>*  in  einigen 
Gegenden  Deutschlands  herrscht.  Soph. 
]{.  VI,  28.  2.  s.  V.  a.  krängein.  3.  tau- 
schen, Windbeuteln,  betrugen.  Kinder^ 
das  Quengeln  ivill  ich  nicht.  Gehorsam 
ist  besser  denn  Opfer.  Soph.  R.  IV,  156 
Davon  quengelig,  adj. 

queppen,  sw^  s.  quebben. 

queppendig,  adj.,  s  quebbig. 

quer,  pltd.  dwer,  ad;,  u.  odt?.,  ange- 
trunken, betrunken.  Er  ist  quer.,  sein 
Weg  lenkt  in  die  Breite  und  verkehrte 
Richtung.  Dat  qvöhm  mie  ön  de  qvähr^ 
ich  wurde  davon  trunken.  Carm.  nupt. 
I,  282,  15.  Substantivisch:  Es  liegt 
aües  die  Kreuz  die  Quer^   in  höchster 


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Querdel  —  questen. 


203 


Unordnung.  Einem  in  die  Quere  kom- 
men^ seine  Angelegenheit  störend,  hin- 
dernd durchkreuzen.  Mi  geit  alles  de 
Quer,  verkehrt,  gegen  meine  Absicht. 

Qiierdel,  m.  u.  n.,  s.  Quarder. 

Querdel,  Quirdel,  Quirl(e), /.   I.Hand- 
*  mühle.    Mühling.    Der  alte  Rabe  sitzt 

auf  der  Quirl  und  spielt  den  Bafz, 
Masur.  Volkslied.  Goth.  qaimus,  ahd. 
quim^  mhd.  kum^  kume  Mühlstein, 
Handmühle,  Mühle.  Vgl.  Schade, 
Wb.  II,  690  a.  2.  Quirl,  Stäbchen  mit 
aufstehenden  Zweiglein  unten,  das  zwi- 
schen den  Händen  gedreht  wird.  Drellst 
di  rund  röm  wie  e  Querdel.  Volksr., 
'  252,  877. 

querdeln,  quirdeln,  sw.,  auf  einer  Hand- 
muhle  mahlen,  mit  einem  Quirl  um- 
rühren, quirlen. 

Querder,  plur.,  wurmähnliche  Larven, 
aus  den  Eiern  der  Neunaugen  entstan- 
den, im  Schlamm-  oder  Lehmboden 
der  Flüsse  lebend;  sie  entwickeln  sich 
zu  vollkommenen  Neunaugen.  S.  ße- 
necke,  194  ff. 

Querder,  m.  u.  n.,  s.  Quarder. 

Querfil,  QuirftI,  /.,  grundlose  Klage, 
Gezänk,  Unfriede.  Er  macht  überall 
Querel,  Stänkerei,  stiftet  Unfrieden, 
♦  klagt  laut  und  viel  ohne  rechten  Grund. 
Es  ist  das  lat.  querela.  Davon:  Que- 
rSler,  m.,  Zänker,  Stänker,  Friedens- 
störer, querfilen,  sw,^  grundlos  klagen, 
Unfrieden  stiften. 

Quermaul,  n ,  Fischn.,  s.  Nase. 

Querrkranky  /.,  eigentlich  Quarrkrank 
von  quarren,  Krankheit,  die  sich  durch 
Quarren  und  Stöhnen  äul'zert,  dauern- 
des Unwohlsein.    Dzg.  Nhrg.    Sprw.  I, 
f       3526.    Vgl.  soddem. 

.  Quersteg,  pltd.  Querstech,  m.,  Teil  der 
I       Zock  (s.  d.);  er  verbindet  die  Homer 
des  Pflugbaumes   und   ragt   über   das 
rechte  Hom  als  Griff  hinaus. 


Qu68(e),  /.,  Dem.  Queschen,  Bläschen 
auf  der  Haut,  kleines  Hautgeschwür, 
kleine  Pustel.  £V  hat  das  Gesicht  voll 
Quosen,  Pierson  weist  vergleichsweise 
auf  das  lit.  kwetka  Blüte.  Lit.  Aeq., 
21.  Vgl.  jedoch  das  ahd.  angweiz^ 
ancweiz  Pustel.  Schade,  Wb.,  20a. 
Schemionek,  31:  Quose,  Hennig, 
204. 

Quesenkopf,  m.  1 .  Himkrankheit  der 
Schafe.  2.  närrischer,  eigensinniger 
Mensch,  Querkopf.  Mü  hling.  In  bei- 
den Bedeutungen  auch  in  Bremen;  im 
Holsteinschen  und  im  Göttingenschen 
nur  in  2.  Brem.Wb.  HI,  407.  Schütze 
III,  261.     Schamb.,  164b. 

qufisig,  adj,  voll  Quesen. 

Quest,  Quast,  /.,  Gang,  Fahrt  nach 
Almosen,  Bittgang  überhaupt;  Besuch 
bei  Befreundeten  oder  Verwandten  in 
der  Absicht,  Unterstützung  oder  Ver- 
pflegung auf  längere  Zeit  zu  erhalten. 
Er  geht  auf  die  Quest,  er  geht  sehen, 
wo  er  etwas  erlangen  kann.  Jetzt  sagt 
man's  vorzugsweise  vom  Bettler,  ur- 
sprünglich galt's  von  den  Bettelmönchen. 
Ermland.  Nach  Hennig,  204,  hieCz 
ein  solcher  Questa,-  m.  Mit  Aufiiören 
der  Klöster  ist  der  Name  für  die  Bettel- 
mönche aulzer  Gebrauch,  Quest  für  den 
Bettel  jedoch  geblieben.  Poln.  kwesta 
das  Almosensammeln,  die  Kollekte, 
kwestarz  Almosensammler.  N  s  s  1  m. 
Forsch.  2.     Vgl.  das  lat.  quaestor, 

Questa,  m.,  s.  das  vor. 

Querto,  /,  s.  Quaste. 

questen,  quästen,  sw.  1.  von  Quest, 
bittend  etwas  abquälen,  erpressen :  ab- 
questen;  quälen,  drücken,  belästigen. 
Einen  questen,  ihm  zusetzen,  ihn  drän- 
gend bestürmen,  bis  er  das  Gewünschte 
giebt.  In  Pommern  quästen,  in  Bayern 
quesfem  hin  und  her  gehen,  laufen. 
Dähn.,  366b.    Schm eller  II,  404. 


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204  Questerei  —  Quinzillge. 

Questerei,  /.,  s.  Qu&S.  kelt.  cwin    Klage,   das   Weinen,   nmd. 

Qufttschen,  /.,  kleiner  Kohlkopf.  DöDh.  quin  Abnahme.    Brem.  Wb.  IIL   408. 

quibbig,  adj,^  s.  quebbig.  Mnd.  Wb.  III,  496  a.    Im  Holsteinschen 

quick,  adj,  u.  adv,^   ruhrig,    munter,  auch    queenen,      Schütze    III,    261. 

lebensfroh.    Er  ist  noch  ganz  quick  zu  Hennig^      204.       In     Zusammenset- 

wege.    Treichel.    Vgl.  Quftk.  zuogen:   aufquimen,   aufquinen,   an   der 

quickem,  sw.^  s.  quTken.  Auszehrung,  Zehrkrankheit,  allmählich 

Quiddel,  /.,  s.  Quaddel.  sich  auflösen ;  in  gleichem  Sinne  ver- 

quiddem,  m.,  s.  gniddern  u.  quaddem.  quimen  und  verquinen,  auch  von  Tieren 

Quik,  //.,  Vieh.    Westpr.     Mühling.  und  Pflanzen. 

Im  Brem.  Quek^  Quik^  mhd.  quec.  Brem.        quinkelieren,  sw,^    hoch  und  fein,  ge- 

Wb.  lU,  399.     Schade  Wb.,  693b.  künstelt    singen.     Nach  Treichel   in 

quTk,  interj,^    auch  tw.,    zur  Bezeich-  übertragener   Bedeutung    auch:    Aus- 

nung  des  hellen,   schneidenden  Tones,«  Stellungen    machen,    Redensarten   aus- 

den  ein  Ferkel  hören  läizt.  sprechen,    die   zu   nichts    führen.      In 

quTken,  sw.     1.  in  hohen  Tönen  hell  Bremen  quinkeln^  quinkeleren,  im  Göt- 

schreien:    vor   Lust,    infolge    des  Kit-  tingenschen   quinkelcreUy   hoU.  hjoinke- 

zelns,    vor  Schmerz.     2.    zur  Bezeich-  leren^   schwed.   qvintiUera,     Wohl  von 

nong  des  Tones,    den  Schweine  hören  quinteren^   quinteleren   auf  der   Quinte 

lassen,    namentlich    beim    Schlachten,  eines  Saitenninstrumentes  fingern.  Brem. 

In Samland  quickern.    Mühling.   Engl.  Wb.  III,  408.   Schamb.  165a.   Hen- 

t0  9queak^inB9i.yttiiquickezen.  Schmel-  nig,  204.    Vgl.  quintelierert 

1er   II,   402.     Bock,   49.     Hennig,        Quinkschlag,  m ,  feiner,  listiger  Streich, 

204.  Pfiff.  Mühling.  Ebenso  in  Bremen  und 

Quiksand,  m,   Scheuersand  odei*  feiner  Hamburg.     Brem.  Wb.  HI,  408.    Ri  - 

weißer  und  geMicher  schar fer  Quiksand  chey,  201. 

ßndet  sich   an   einigen  Orten   des  See-        Quinte,  /.     1.  auf  Saiteninstrumenten 

Strandes.    Bock,  Nat.  H,  36.  die   fünfte   und   feinste   Saite.      Wenn 

Quiksterz,  m.  u.  /.,  QueksterL  jemand    sehr    hoch    singt,    sagt    man 

quilen,  »w,,,  speien.     Westpr.    Müh-  warnend:  Die  Quinte  mrd  pkUzen.    2. 

ling.  Finte,  listiger  Streich,  Pfiff.    Ur  nutcht 

quTmen,  sw.^  s.  quTnen.  Quinten^  spielt  arglistige  Streiche.    Bir 

quTnen,   quTmen,    sii;.,    kränkeln    und  hat   Quinten    im  Kopf^    er   ist   voller 

daher  kümmerlich  sich  entwickeln,  da-  Ränke,    auch:    plagt  sich  mit  Grillen. 

hinwelken,  langsam  dahinsiechen;    von  Bock,  49.     Hennig,  204. 

Menschen,    Tieren  und  Pflanzen.    Eck        quintelieren,  sw  ^  weinen.     Natangen. 

qoiehnd  gerats  am  Lieff^  ich  hatte  Leib-  S.  quinkelieren. 

schmerzen.      Carm.    nupt    IH,    77c.        Quintenmacher,    m,     Ränkeschmied, 

Echt  was   e   trueg^    du  umt   e   kränk,  Intriguant,   Pfiffikus.    Ebenso  in  Bre- 

quind  no   e  Pde  Wake  —  da  stuf  e.  men,     in    Osnabrück     Quintenfdnger. 

Konitz.     Firmenich  HI,  637b.     Lit.  Brem.  Wb.  HI,  409. 
kwitauti\   angs.  quanian,  cmnan^  hoU.        Quinzillge,    f.     1.  cunnus,   vulva.     2. 

kwijnen^  quenen^  dän.  quime^  isl.  kueina,  Schimp&ame   für   ein  Weib,    das    bei 


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Quirdel  —  Qaütsch. 


205 


jeder  Gelegenheit  weint.  In  Hessen 
and  Posen  Quintipse,  Vilmar,  310. 
Bernd.  231.  414 

Quirdel,  /.,  s.  Querdel. 

quirdeln,  sw,  s.  querdeln. 

QuTre,  /.,  veraltete  Handmühle  von 
Holz  zum  Zerkleinem  des  Getreides 
mittelst  zweier  quer  gehender  Mahl- 
steine. Die  Grrützqutre  giebt  Grütze, 
die  Crraupenquire  Graupe;  letztere  heilizt 
auch  Pischkenstampe.  T  reich  ei.  S. 
Pischke. 

Quirei,  /.,  s.  QuerSI. 

quirksen,  quirkschen,  sw.  1.  zwit- 
schern, zur  Bezeichnung  der  ersten  Ge- 
sangsübungen  junger  Vögel.  2.  quar- 
rende, schrille  Töne  hören  lassen. 
3.  die  ersten  Übungen  auf  der  Geige 
anstellen.  Wohl  von  ^t^trr^n.  In  Bayern 
qwit&chen^  qwitschem.  Schmeller  H, 
404.    Vgl.  schirgeln. 

Quirkser,  Quirkscher,  m.,  einer,  der 
qutrht^  namentlich  Anfänger  im  Geigen- 
spiel. 

Quirl(e),  /.,  s.  Querdel. 

Quirop,  m.  1.  die  quikrufende  Maus. 
Im  Volksrätsel:  De  Quirop  on  de 
Quarrop  (s.  d.)  2.  unartiges  Kind. 
Samland. 

Quiirdips,  m.,  der  Podex  beim  Geflügel. 
Friedland  Ostpr.     Vgl.  Dups. 

quirrelieren,  pltd.  quirreieren,  sw,, 
querulieren,  gern  oder  häufig  klagen, 
unbegründete  Beschwerde  fuhren. 

quirren,  9w,,  s.  quarren. 

Qui8pely(?),  etwas  Zusammengedrehtes. 
Natangen. 

Quitt,  /,  Vergeudung.  Ahd.  quist 
Vernichtung,  Verderben .  SchadeWb., 
696  a. 

qutsten,  sw.,  vergeuden,  verschwenden, 
verschleudern,  verthun,  durchbringen. 
Ur  verquistet  und  verqudst  alles,    Goth. 


qistjan,  ahd.  quistan,  ckwistan  verder- 
ben, vernichten.  Schade,  691a.  HoU. 
quisten  vergeuden. 

Quitsche,  /.,  in  der  Saalfelder  Gegend 
auch  Quitschke,  nach  Treichel,  Volks- 
th.,  Ouitschel,  Beere  der  Eberesche,  Sor- 
bus  aucuparia  L.  Von  quitschen  quet- 
schen: die  Beeren  werden  gequetscht. 
Sperber,  37,  schreibt  Ewitsche  und 
leitet  den  Namen  von  dem  poln.  kwiat 
Blüte  ab;  der  poln.  Name  für  Quitsche 
ist  jedoch  jarz§bina.  Der  Baum  selbst 
heifzt  Quibchenbaum  etc.  Hennig, 
204. 

quitschen,  sw,  1.  quetschen.  2.  s. 
V.  a.  qutken;  pfeifend  und  quikend, 
mit  kindischer  Stimme  sprechen.  Wie 
du  von  ihrer  Stimme^  dieser  mir  quit- 
schenden  Stimme,  bezaubert  gewesen  bist? 
Soph.  R.  IV,  240.  Das  wäre  ober  doch 
verflucht  impertinent,  quitschte  ein  junges 
Ding.  Ibid.  V,  162.  Sperber,  35. 
3.  s.  V.  a.  quatschen, 

Quitschenbaum,  pltd.  -böm,  m.,  s. 
Quitsche. 

Quitschke,  /,  s.  Quitsche. 

quitschnafz,  adj.,  naCz,  dafz  es  quitscht. 
Saalfeld.    S.  quatschen. 

quittem,  sw.,  leise  lachen.  Saalfeld. 
Vgl.  gniddem. 

Quöder,  m.  u.  n.y  s.  Quarder. 

quöken,  sw,,  bebend  schaukeln,  zittern. 
Die  Kampen  eines  Moores  quöken, 

QuöS,  m.  1.  Schmutz,  durchgearbei- 
teter Lehm  oder  Thon;  Jauche.  Da- 
von quösig,  adj,,  jauchig,  von  Jauche 
durchzogen.  Der  quosige  Misthaufen. 
Friedland  Ostpr.     2.  s.  Quds. 

quösen,  sw.,  s.  quftsen. 

quösig,  adj.,  s.  Quös. 

QuQtsch,  m.  1.  Hieb,  Schlag,  Prügel. 
Quütsch  geben,  prügeln.  Vgl.  Knutsch. 
2.  Schenke,  Krug,  in  dem  es  oft  Quütsch 


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206 


Quutsch  —  rabbeln. 


giebt.  In  Pillaa  auf  der  sog.  Holz- 
wiese wird  eine  Kneipe  Blotquütschj 
Blutquatsch,  genannt.     Samland. 

Quutsch,  (u  kurz),  7».,  Nässe,  Schmutz, 
Stral'zenkot.  Die  Strafze  ist  ein  Quutsch 
LautnachahmeDd  von  dem  quutsch- 
Ton,  den  stark  durchnäiztes  defektes 
Schuhwerk  in  durchweichtem  Boden  bei 


jedem  Schritte  hören  läfzt.    In  Bayern 
Pfutsch,    Schmeller  I,  326. 

quutschen,  sw.^  von  Quutsch.  Das 
Wasser  in  den  Schuhen  quuischt^  durch- 
weichter, lehmiger  Boden  quutscht  bei 
jedem  Tritte.  Davon  quutschig,  adj.  Der 
quutschige  Weg.  quutschenafz,  quutschend 
nafz^  triefend  nafz,  s.  quatschnafz. 


R. 


r,  Schmelzlaut,  verschwindet  im  Platt- 
deutsch auslautend:  mt  mir  und  mich, 
wt  wir,  Väda  und  Väde  Vater,  maschi- 
ren  marschieren,  Quatier  Quartier ;  auch 
in  Vorsilben:  vo  oder  va  vor  (vagete 
vergessen). 

Raap,  m.,  s.  Räp. 

Rftb,  Raf,  Rabe,  Rape,  m.  1.  erster, 
junger  Schorf  einer  Wunde.  Ahd. 
rafjan^  raphen  sich  schliefzen,  verhar- 
schen, Schorf bildung  zeigen.  Schade, 
697  b.  Im  Hannöv.  Robe^  in  Bremen 
Rave^  in  Hessen  Rop,  Brem.  Wb.  III, 
440.  Vilmar,  330.  2.  Rinde,  Kruste, 
Decke  überhaupt.  Es  lag  ja  nur  ein 
kleines  Räbchen  Schnee  auf  der  Treppe. 
Hennig,  205. 

'rab,  pltd.  Va/,  Waffer^  adv.,  herab, 
hinab.  Komm  'rab!  On  'raf,  Vo^, 
erafer.  Dorr,  1.  Wiew.,  24.  Gegen- 
satz: 'rauf  (s.  d.). 

Rabacl(,(?),  Klapperei,  eine  alte,  nichts- 
nutze  Sache.  Mühling.  In  Bremen: 
Een  oold  Rabak  ein  altes  verfallenes 
Gestell,  Haus  etc.  Brem.  Wb.  HI,  413. 
Wohl  verwandt  mit  Kabache, 

rabacken,  sw.^  rasseln,  rumoren,  klap- 
pern. Mühling.  Ebenso  in  Bremen. 
Brem.  Wb.  III,  413.  In  Posen  rabat^ 
zen.    Bernd,  231.     Vgl.  rabasteln. 

Rabant,  (?),  Peitsche,  Kantschu.   Da- 


von rabanten,  sw.y  auspeitschen.  Thorn- 
sche  Chronik,  199.     Mühling. 

rabasen,  rabosen,  sw.  1.  tollen,  ra- 
sen, lärmen.  2.  rauben,  stehlen.  Müh- 
ling. In  zweiter  Bedeutung  also 
übereinstimmend  mit  rabuschen  (s.  d.) 

rabasteln,  auch  rabasseln,  sw.^  ge- 
räuschvoll hantieren,  lärmend  herum- 
wirtschaften, rasselnd  arbeiten,  mit  Ge- 
räusch aufräumen.  Se  spenkerf  und 
schmefz  em  (um)  sich^  on  raba&teW  met 
Tesch  on  Stuhl.  Schaltj.  1,  439.  Re 
hadd  dat  wohl  gefeehlt^  wie  em  wat 
Weeket  an  de  Been  rabastelt  weer.  Dorr, 
Driewjagd.  sich  rabasteln^  sich  beim 
Liegen  oder  Sitzen  hin-  und  herwer- 
fen, um  eine  bequemere  Lage  zu  fin- 
den, oder  sich  zu  erheben:  sich  auf-- 
rabasteln,  Marc  Id.  Vgl.  basteln  und 
brasteln. 

Rabäu,  m.j  s.  Radäu. 

Rabbas,  Rabbax,  m.,  Stolz,  Schlag, 
Hieb.  Öch  ha  a  och  all  mänge  Rabbas 
ver  e  Bloss  gegjane.  Ermland.  Firm e- 
nich  111,  103b.  Auch  bildlich.  Er 
hat  einen  guten  Rabbas  weg^  einen  em- 
pfindlichen Schaden  gehtten.  Poln. 
rabac  hauen,  raz  Hieb,  Schlag. 

rabbeln,  räbbeln,  sw.^  sich  bemühen, 
nach  einer  Sache  emsig  bestrebt  sein. 
Mühling.    In  Bremen  ist  rabbeln  ge- 


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Rabbeltasche  —  Racker. 


207 


schwind  und  uDbedachtsam  plaudeni^ 
im  GöttiDgenschen  raiuweln^  holl.  rab- 
belen.  Brem.  Wb. III,  413.  Schamb., 
169  a.    Vgl.  rappeln. 

Rabbeltasche,  /.,  Plappermaul.  M u h- 
ling.  Ebenso  im  Holsteinschen,  im 
Götting.  Ravxweltasche.  Schütze  III, 
268.    Schamb.,  16i)a     Vgl.  rabbeln. 

Rabe,  /.,  s.  Rab. 

Rabheler,  m,  s.  Dannecker. 

rabiönsch,  adj,,  habsüchtig,  geizig. 

rabosen,  m.^  s.  rabasen. 

rabotten,  sw.,  s.  robotten. 

Rabsgras,  n.,  Rasenschmeie,  Aira 
caespitosa  L.     Hagen,  81. 

Rabunek,  m.^  poln.,  Raub,  PlQnderung. 
Auf  Rabunek  gehen,     Sperber,  39. 

rabunten,  sw.  rabunten  gehen,  böse 
Wege  wandeln,  herumschwärrnen.  Vgl. 
Brem.  Wb.  lU,  413. 

RabÖSCh,  m.,  s.  Rabüscher. 

raböschen,  raböschem,  sw.,  rauben, 
stehlen,  überhaupt  etwas  ohne  Recht 
und  Berechtigung  sich  aneignen.  Poln. 
rabfM  der  Rauber,  rabowa6  rauben, 
plündern.    Vgl.  rabasen. 

Raböscher,  m,  von  rabuschen^  Dieb, 
ein  Mensch,  der  alles  sich  anzueignen 
versteh t.  Am  Ostseestrande  Arbeiter, 
der  auf  eigene  Hand,  also  gesetzwidrig, 
nach  Bernstein  gräbt.  Auf  dem  Rück- 
wege nahmen  ihm  verschiedene  Maro- 
deurs  —  Rabuscher  von  den  Landleuten 
genannt--  sein  weniges  Geld  ab.  (1807.) 
Lehrerz.  f.  Ost-  und  Westpr.  1880, 
S.  242a.  Sperber,  39:  Rabusch  Räu- 
ber, verwilderter  Mensch. 

rachaideln,  rachheideln,  sw,^  coire. 
Klingt  jüdisch,  stammt  jedoch  nicht 
aus  dem  Hebr,  wird  auch  nicht  von 
Juden  gebraucht,  ist  vielmehr  Nach- 
bildung des  an  ei  und  oi  reichen  jü- 
dischen Jargons. 

Rachenputzer,  tt».,    Schnaps,  der  den 


Rachen     reinigt.        Vgl.     Schmeller 
III,  10. 

rächfär,  adj.  u.  adv,,  s.  r&kf&r. 

rachgierig,  adj.,  habgierig,  habsüchtig, 
eigennützig.  Ebenso  und  rachig  in 
Hessen,  woraus  hervorgeht,  daiz  das 
Volk  an  Rachen  (Jaux)  denkt.  Vil- 
mar,  312.  Mühling  hat  in  gleichem 
Sinne  noch  rachsüchtig;  Schemionek, 
31,  rachhalsig;  Hennig,  334,  hat  raff- 
gierig, von  raffen,  als  den  edleren  Aus- 
druck —  „der  gemeine  Mann  sagt 
rachgierig,^ , 

rachhalsig,  adj.^  s.  das  vor. 

rachheideln,  sfm,,  s.  rachaideln. 

rachsüchtig,  adj,,  s.  rachgierig. 

Rachuli,  Rachuller,  m,,  rachullen. 

rachullen,  sfw.,  gierig  verlangen,  an 
sich  reilzen.  Er  rachullt-  tiberall  herum^ 
er  sieht  zu,  wo  er  etwas  ergattern,  ge- 
winnen kann,  sucht  nach  Beute.  Auch 
hier  wird,  wie  bei  rachgierig,  an  Ra- 
chen gedacht;  doch  liegt  wohl  das 
poln.  rachowad  rechnen,  zählen,  näher, 
dessen  Präs.  rachvj§  lautet.  Davon 
Rachull,  Rachuller,  m.,  Habgieriger,  Un- 
ersättlicher. rachull(e)rig,  adj,,  gierig, 
habsüchtig,  sehr  ^nach  sich".  Sche- 
mionek, 32:  rachhultrig,  Sperber, 
26.     Schmitt,  Westpr.,  167. 

rack,  adj.y  straff,  steif.  Zudem  ist 
der  nüchterne  Leib,  wegen  der  gleichsam 
erstorbenen  Geisterlein,  gleichsamb  rock, 
Star  und  kalt  Linem  ,  Dd  Ib.  De 
Hans  was  rack  on  möd  von  allem  Peper- 
stampe.  Carm,  nupt.  I,  282,  7.  Vgl. 
Schmeller  III,  38. 

racken,  sw,,  s.  raggen. 

Racker,  m.  1,  Schinder,  Abdecker, 
Henkersknecht;  von  raggen ,  racken. 
Ebenso  engl.,  holl.  und  schwed.  £t 
föllt  göt,  seggt  de  Racker,  Schlechte 
Ttt,  seggt  de  Racker,  et  folU  nuscht, 
2.    Bezeichnung    für    einen    Pfiffikus, 


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208  Rackerei  —  radbrechen. 

Schelm.     Er  üt  ein  geriebener  Racker,  tick  rackermod  onmatt.   Nowack,  42. 

3.    Schimpf-   und   Schmeichelwort,   je  Vgl.  pack. 

nach  dem  Geschlecht:  der  Racker^  die        rackem.    9w.^    angestrengt    arbeiten, 

Racker,   Du  Racker^  cP  denkst^  cP  kannst  sich  abmühen,   namentlich   wenig  loh- 

alUen  scheten,  Soph.  R.  III,  382.  Kamt  nende,    schmutzige   Arbeit   verrichten. 

m^t^   §k  war  ju  dolhte  Geschichten  van  Wer  de  ganze  Wäk  (Woche)  gerackerty 

dissem   Racker^    dem    Forth^    verteilen.  Dem   es   de   Stäw   denn   vehl    to    eng. 

Dorr,  l.Wiew.,  116.    4. Racke,  Mandel-  Nowack,    36.      Vgl.    raggen^   rocken^ 

krähe,   Coracius  garrula.     Muhling,  Racker,    abrackern,  sich^  sich  abarbei- 

Tiem.,    176.     Die    Krähen    überhaupt  ten,    durch    angestrengte  Arbeit  müde 

nennt  der  Volksmund:  dem  Racker  sine  machen.    Sperber,  5.  anrackem.   Sich 

DuwCy  die  Tauben  des  Rackers.    Racker  einen  Bund   anrackem^   ihn   mit   An- 

im    Sprichwort    s.    Sprw.   I,    3050   ff.  strengung  und  Mühe  an  sich  gewöhnen. 

Vgl  Bock,  49.     Hennig,  206.     Ri-  Dönh.     verrackem,   sichy   sich   überar- 

chey,     204.      Brem.    Wb.    III,    425.  beiten. 
Vilmar,  313.     Sallmann,  38b.  Rackerzeug,pltd.Rackerttg,n., Gesindel, 

Rackerei,  pltd.  RackerT,  /.  1.  Woh-  Geschmeifz,  böse  Brut.  Schimpfwort, 
nung  des  Schinders.  2.  Schwere,  ab-  oft  auch  in  gemütlichem  Sinn.  S.  Be- 
mattende Arbeit,  Quälerei,  Plage.    Es  leg  unter  EUc. 

ist  eine  reine  Rackerei.    3.  Unreinigkeit,        Rackopill,  /.,  Schabe.     S.  Franzosen. 
Schmutz.  Backs,    m..    Stich.    Er  hat  ihr  einen 

Rackerhund,   m.^   Hund  des  Rackers;  Rcu:ks  beigebracht.    Friedland  Ostpr. 
beliebtes  Schimpfwort     In  Hessen   ist        racks,  interj  ^   schallnachahmend,  zur 

Racker  zunächst  bissiger  Hund.     Vil-  Bezeichnung   eines   Bruches  ^^huicks. 

mar,  313.  Rcu^ks^  brach  der  Wagen!    Treichel. 

rackerig,  rackrig,  adj.,  schmutzig,  sehr        racksen,  sw.^  Iterativ  zu  rocken^  gleich- 
beschwerlich,   ermüdend.     Eine  racke-  bedeutend  mit  rackern^  angestrengt  ar- 
rige  Arbeit   Nach  Mühling  auch:  auf-  beiten.     Treichel. 
gebracht,  erzürnt;  in  diesem  Sinne  auch        Räckske,  n..  Röckchen, 
in  Posen.    Bernd,  232.  raden.«K7.,  roden,  ausrotten.  Hennig, 

Rackerkarre,  /.,  Karre  eines  Rackers.  205. 

Rackerkaule,  /*.,  Raule,  Grube,  worin       räd  on  rund,  adv.y  s.  rM. 
der  Racker   die  Reste  der  abgethanen        Radäu,    Rabäu,  m.,    Lärm,   Geschrei, 

Tiere   vergräbt     Nach   Mühling   der  Spektakel,  Unfug. 
Platz,    auf  welchem   er   sein  Geschäft        Radaune,  /.,  Flufzn.,  s.  RadQn. 
betreibt,    Schindanger.     Ebenso   auch        ridbrechen,  rftdebraken,  pltd.  rädbrä^ 

im  Bremischen.     Brem.  Wb.  HI,  425.  fo(n),   st.     1.  mit   dem  Rade    zerbre- 

Rackerknecht,    m.      1.    Knecht   eines  chen,  rädern.    2.  verstümmelt  sprechen, 

Rackers,  Schinderknecht.     2.  Schimpf-  also    beim   Sprechen    die   Worte   zer- 

wort.  brechen,    wie    es    kleine  Kinder  thun, 

rackermilde,    adj.^    rack    und    müde,  die  zu  sprechen  beginnen,  oder  Leute, 

steif   und    müde,    sehr  müde.     In  der  die  eine  fremde  Sprache  schlecht  spre- 

Verstärkung:  hunder ackermide.     Wurd  chen.     Do«  Kind  rddbrdkt  schon.     Er 


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Radbrecher  —  raggen. 


209 


rddbrdkt  im  Deutschen^  Holl.  rad- 
hraken^  raJbraken^  im  Göttingensclien 
rabrakm.  Vgl.  Adelung  HI,  912. 
Scham  b.,  166a.    Hennig,  334.    Da- 


von: 


Rftdbrecher,  pitd.  RädJbräker^  m.^  einer, 
der  rddbrächt. 

Rftde,  f.y  Kornrade^  Affrostemma  gi- 
thago  L.  RM  und  Tresp  Hält  den 
Bauer  fest;  Aber  Schmel  und  Klapper 
Jaget  ihn  vom  Acker.  Samland.  Sprw. 
I,  3054.    Hennig,  205. 

rftdebraken,  m.^  s.  r&dbrechen. 

Radel,  n.,  Waldläasekraut,  Pedictdaris 
silvatica  L.  Bock,  Nat  lU,  455. 
Hagen,  650:  Rodel.  Nsslm.  Th.,  220: 
Rodelj  Sompfläusekraat,  Ped,  palvr- 
stris  L. 

Raderiaichen,  m.,  richtiger  Räderku- 
chen ^  längliches  Schmalzgebäck  zum 
Kaffee,  dessen  Teig  durch  ein  sporen- 
artiges Rad  der  Länge  nach  zerschnit- 
ten ist,  wodurch  der  Rand  gezackt  er- 
scheint. Durch  einen  Einschnitt  in  der 
Mitte  wird  das  Gebäck  knotig  geschürzt 
und  heifzt  daher  auch  Schllrzkuchen. 
Samland. 

Radheuer,  m,y  auch  Ratteier  ge- 
schrieben, Arbeiter,  der  zum  Pflügen 
(ftlrs  Rad)  geheuert  wird.    Treichel. 

Radikalacker,  m.,  der  eingewurzelte, 
erbliche  Acker,  der  ohne  den  dazu  ge- 
hörigen Hof  nicht  verkauft  werden 
durfte.     S.  Behnisch,  76f. 

radlich,  adj.^  weit  auslaufend.  Von 
den  Wurzeln  der  Kartoffeln.    Dönh. 

Radnelke,  /.,  Kornrade,  Agrostemma 
gühago  L.    Hagen,  482. 

RadSI,  Pflzn.,  lanzettlicher  Wegerich, 
Flantago  lanceolata  L.    Hagen,  170. 

Radom,  /.,  Rohrdommel.     Samland. 

Radschen,  Ortsn.,  Dorf  im  Kirchspiel 
Küssen,  Kr.  Pillkallen.  Du  boat  woJd 
von  Radache,  wo  se  de  Flinse  op  ene  Sid 

FriMhbitf,  W6rt«rbaeh  IL 


backe  —  wo  se  de  Wagens  op  ene  Sid 
schmerey  so  sagt  man,  wenn  jemand 
eine  Arbeit  linkisch  oder  nicht  voll- 
ständig macht.  Das  Dorf  ist  so  ge- 
baut, dafz  alle  Gebäude  auf  einer  Seite 
der  LandstraTze  stehen.  Sprw.  I, 
3055. 

RadQn,  /.  1.  sumpfige,  nasse  Stelle 
im  Acker,  auf  dem  Felde.  Treichel. 
2.  nach  Hennig,  205,  ursprünglicher 
Name  des  Flufzcheus  Radaune  in  Dan- 
zig.  Hennig  folgt  fQr  die  Herleitung 
des  Namens  der  Sage,  nach  welcher 
er  von  Rettung,  pltd.  Reddung,  ab- 
stammt, weil  ein  Missethäter  sich  durch 
Anlage  der  Mühlenwerke,  welche  die 
neue  Radaune  treibt,  das  Leben  ge- 
rettet haben  soU. 

R&f,  m.  u.  n.,  s.  Rflb. 

r&fen,  sw.,  Sahne,  Rahm  bilden:  Die 
Milch  will  nickt  rdfen,  oder:  rdft  gut. 
Hennig,  205.     Vgl.  Rdb. 

Raffel,  m.,  s.  Räpel. 

Rafferin,  /.,  von  raffen,  die  hinter 
dem  Schnitter  herschreitende  Binderin 
des  Getreides.  Hinter  mir  sputet  sich 
die  Raff eriny  aufnehmend,  greifend  bin- 
det sie  Oarben.  Aus  einem  masurischen 
Liede. 

raffgierig,  adj.,  s.  rachgierig. 

rftgbar,  adj.,  s.  rftkfär. 

rftgen,  »w.,  s.  rflken. 

Itagge,  /.,  Körper,  vielleicht  mehr 
noch  Rücken.  Dei  Ragge  voüschmere, 
durchprügeln.  2.  Pferd.  Dei  heft  e 
Paar  gode  Ragge.  Samland.  Vgl. 
Kragge. 

raggen,  racken,  sw.,  mit  Mühe  und 
Anstrengung  vom  Schmutze  reinigen, 
aus  dem  Grunde  reinigen,  Unflat  aus- 
räumen, Unsauberes  waschen,  scheuem, 
überhaupt  angestrengt  bei  einer  un- 
saubem  Arbeit  beschäftigt  sein,  ab- 
raggen,  ausraggen.     Einem  die  Läuse 

14 

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210 


ra^endigyoll  —  rfikfär. 


ahraggen.  Es  ist  nickt  <mszuraggen^ 
der  Schnmtz  ist  nicht  wegzubekommen, 
es  ist  nicht  rein  zu  bekommen.  S. 
beraggen.    Hennig,  206.    Ygl.  rftken. 

raggendigvoll,  adj.^  überaus  schmutzig, 
so  unsauber,  daiz  der  Schmutz  nicht 
zu  raggen^  auszuraggen  ist. 

Ragnit,  Ortsn.,  Kreisstadt  im  Reg.- 
Bez.  Gumbinnen  an  der  Memel.  Lebt 
in  der  Redensart:  Äük/nt^  (bei  Bock, 
50  und  Hennig,  206,  RangniUer\  ma- 
chen^ Verbrecher  gefängUch  einstecken. 
In  dem  alten  Schlosse  der  Stadt  be- 
findet sich  eine  Provinzial- Straf -An- 
stalt. Sprw.  I,  3056.  Vgl.  Nsslm. 
Th.,  U5.    Altpr.  M.  XV,  583. 

Bahn,  Rohn,  m.,  Bahne,  /.,  Bahnen, 
m.j  Stück  Bauholz,  noch  unbeschlage- 
ner Baumstamm.  Lit  rönas ;  ahd.  rono^ 
mhd.  rone^  ron  umgestürzter  Baum- 
stamm. Denn  wenn  der  Rahnen  9o  ge- 
schnitten mrd,  da/z  auf  einer  Seite 
allein  feste  Dielen  ^  auf  der  andern 
Seiten  allein  schwammichte  und  fosche 
Dielen  entstehen,  so  etc.  ...  aber  leicht^ 
fertige  falsche  Dielen  entstehen^  wenn 
ein  Rahn  anders  geschnitten  wird,  Li- 
nem.  Tt  2a.  Brettschneider  so:  Fichte- 
rone,  FichterönCy  Schnitt  fer  Schnitt  e 
Achtehalber  l  Kinder-Neckreim.  Kgsbg. 
Nsslm.  Forsch.  2;  Th.  146:  Rdne, 
Rdnen.  Vgl.  Altpr.  M.  XV,  584.  Mnd. 
Wb.  m,  504b. 

Rahnenschneider,  m.,  Schneider  des 
Rahnen,  Brettschneider.  . , .  ein  Hau/z- 
vater  und  Bawherr  den  Rahnen-  oder 
Bretschneidem  einzurahten  hat,  wie  er 
die  Dielen  abschneiden  soUe,.  Linem., 
Tt  2a. 

Bainfurt,  Pflzn.,  gemeiner  Rainfarn, 
Ta/nacetwm  vulgare  L.  Dem  gesunden 
Vieh  giebt  man  die  Pflanze,  klein  ge- 
schnitten   und    mit    Salz,    „fürs   Ge- 


schmack'^,    d.  h.  damit  es  gut  früzt, 
dem  kranken  mit  Bier  gekocht. 

Bajöle,/.,  Rigole,  Rinne,  Abzugsgraben. 
HoU   riool,  frz.  rigole. 

rajölen,  sw,^  rigolen,  umgraben,  um- 
kehren, den  unten  liegenden  Boden  eines 
Ackers  oder  Grartens  nach  oben  schaf- 
fen. Nach  Überschwemmungen  in  der 
Niederung  wird,  wenn  der  Sand  nicht 
gar  zu  hoch  die  Fruchterde  überdeckt, 
der  Acker  rajolt  Passarge,  341; 
Balt,  195.  Franz.  rigoler,  poln.  ry}§, 
das  Präs.  von  ry6  wühlen,  die  Erde 
umgraben,  slavon.  ruju  furchen,  auf- 
wühlen. Frisch  H,  122a:  riolen.  Hen- 
nig, 206. 

Bäkel,  m.,  s.  Bftkel. 

rftkeln,  sw,,  sich,  sich  dehnen,  behäbig 
sich  einrichten,  breit,  unnütz  machen. 
Fast  gleichbedeutend  mit  rekeln,  Trei  - 
chel. 

rftken,  8t^.,  treffen,  rühren,  berühren,  al- 
terieren,  interessieren,  reichen,  ausrei- 
chen, verschlagen.  Gortzitza  schreibt 
ragen.  Das  rdkt  ihm  nicht,  sagt  man, 
wenn  einen  Reichen  ein  Verlust  getroffen, 
der  von  ihm  ertragen  werden  kann. 
Wa^  rdkt  dem  ein  Puckel  voU  IVügelf 
Dat  rdkt  nuscht^  verschlägt  nichts. 
Es  rdkt  ihm  nichts^  es  beunruhigt  ihn 
nicht,  interessiert  ihn  nicht.  Pr.  Ar- 
chiv I,  526.  La/z  seyny  dafz  Hetzen 
auch  nicht  reine  Kömer'mcMen,  Wo» 
geht  das  Jungfern  an,  was  rakt  es  die 
Vestalen.  Carm.  nupt  I.  Dei  fehlt 
(beim  Schielzen  nach  der  Scheibe),  an 
raackt  gewifz  ant  Schwarte  nich  henan. 
Ibid.  133  c.  HoU.  raaken.  Verwandt 
mit  reken  reichen.  Brem.  YH).  IH,  422. 
Mühling  hat  raken  auch  in  der  Be- 
deutung von  schaden.     Hennig,  205. 

rftkfftr,  rokfar  (a  =  a),  rftchfftr:  nach 
Schemionek,    31,   auch   rftgbar,   adf. 


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rallen  —  rampen. 


211 


and  cuh.^  ge&hrlich,  milzlich,  be- 
denklich. Es  ist  rdkfdr^  auf  schwa- 
ches Eis  zu  ffeherij  —  mit  Licht 
sich  leicht  entzündbaren  Stoffen  zu 
nahen.  Einen  Handel  mit  wenig  gang- 
baren Waren  zu  beginnen  —  ist  eine 
rdchfdre  Geschichte,  Et  os  fäke  ser 
rokfär^  es  ist  häufig  sehr  gefahrlich. 
Die  erste  Silbe  weist  auf  das  alts.  raka^ 
«hd.  rahha,  rahcha^  racha^  Rede,  Re- 
chenschaft; Sache.  Schade,  699  a. 
In  Pommern  ist  das  Sahst.  Rake/aart, 
n,y  ein  Ungefähr,  ein  Zafall,  der  viel 
einbringt:  dat  was  so'ne  Rakefaart. 
Dähn.,  372b.    Hennig,  205. 

rallen,  sw.  1.  laufen,  sich  jagen, 
balgen,  rasen,  tollen,  sich  wälzen  vor 
Lust,  Possen  treiben.  Tobenden  Kna- 
ben wird  zugerufen:  RaUt  nicht  so! 
Die  Jugend  aber  rallen,  tanzen,  spielen 
wie  sie  können,  Pierson,  Matth.  Prät, 
82,  86.  Denn  war  zwee  Tag*  hinter 
enander  en  Gejuchtz  on  en  Rallen  on 
Dollen  on  ommer  Musick.  Schalt).  3, 
9.  In  Bayern  rallen  herumlaufen. 
Schmeller  III,  79.  Im  Götting.  raln 
ken  sich  hin  und  her  wälzen.  Scham  b., 
167  a.  rallen  in  Verbindung  mit  dallen 
s.  dollen.  Bock,  50.  Hennig,  206. 
2.  ooire;  von  Schweinen. 

Räm,  m.,  auch  RämstUck,  n.,  von  Rah- 
meny  Balkenlage  auf  der  Mauer,  wo- 
rauf das  Dachgerüste  ruht  Oberland. 
Auch  Rahmen,  Einfassung,  Umgebung 
überhaupt;  in  Danzig  ist  Rom  oder 
Rämel  Name  einer  Strafze,  die  früher 
zur  Umgebung  des  Schlosses  gehörte. 
Löschin,  45. 

ramasselriy  ramasteln,  siw.,  geräusch- 
voll thätig  sein,  rasseln,  klappern, 
hämmern  und  klopfen.  Hennig,  206. 
Rambau,  m.,  Strafzenname  in  Danzig, 
richtiger  Rafmmbau,  da  der  sumpfige 
Boden  durch  eingerammte  P&hle  und 


Steine  befestigt  werden  mulzte.    Lö- 
schin, 45. 

rämen,  sw.y  nach  Mühling:  über- 
wältigen, bezwingen,  ringen;  bei  Je- 
roschin:  zielen,  ins  Auge  fassen,  au& 
Korn  nehmen.  Er  rdmte  stn  so  lange, 
unz  er  in  durch  ein  wange  mit  eine^ 
spere  gestach,  56a.  Pfeiffer,  304. 
Und  jagen  es  (das  Wild)  par  force  ins 
flache  Feld  hinein.  Dann  geht»  ans 
Rahmen,  da/z  die  Wolle  davon  stäube, 
Carm,  nupt.  IV,  56b.  Vgl.  Frisch  II, 
85a.  2.  tre£Pen,  antreffen,  begegnen 
und  dann  auch  anrämen;  zur  rechten, 
gelegenen  Zeit  kommen.  Ich  rdmd  ihn 
schlecht,  ich  traf  ihn  bei  schlechter 
Laune.  Ich  hatte  eine  schlechte  Zeit  ge- 
rdmt.  Die  Arbeit  rdmt  nicht,  es  ist 
wenig  Arbeit  anzutreffen,  sie  ist  schwer 
zu  finden.    Natangen. 

rammdäsig,  -dSsig,  adj.,  zum  rammen 
däsig,  80  borniert,  dafz  man  den  Dumm- 
kopf als  Ramme  gebrauchen  könnte. 
Treichel.    Vgl.  däsig. 

rammeln,  sw,^  sich  begatten;  zunächst 
von  Kaninchen,  Hasen,  Katzen,  Schafen, 
dann  aber  auch  von  Menschen.  Von 
Ramm  Schafbock.  Vgl.  Brem.  Wb.  HI, 
431.  Davon  Rammelei,  /.,  Rammelzeit, 
pltd.  RammeltTd,  f, 

Rammklotz,  m.  1.  Klotz,  mit  dem 
gerammt  wird.  2.  bildlich  zur  Be- 
zeichnung eines  korpulenten,  kräftigen 
und  behäbigen  Menschen.  Er  ist  ein 
rechter  Rammklotz,  Er  ist  so  dick  wie 
ein  Rammklotz,    Sprw.  I,  5*70. 

Ramp,  m.y  s.  rampen. 

rampen  y  rumpen,  rllmpen,  rümpfen, 
rllmpfen,  pltd.  rVmpe(n),  sw,,  in  Bauscl^ 
und  Bogen  kaufen.  Namentlich  wird 
auf  Jahrmärkten  Töpfergeschirr  gerampt, 
gerumpß  etc.  Ein  Einzelner  kauft  den 
ganzen  Rest  der  Töpferware,  sucht  dann 
Abnehmer   und   teilt  nun  den  Vorrat 

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212 


Ramsch  —  ranzeonere(n). 


in  80  viele  Haufen,  als  er  Teilnehmer 
gefunden,  auf  jeden  Haufen  das  ihm 
übergebene  Pfandstück  des  neuen  Be- 
sitzers legend.  In  anderm  Falle  setzen 
auch  die  Töpfer  selbst  am  Schlüsse 
des  Jahrmarktes  den  Rest  ihrer  Vor- 
räte in  Haufen  und  verkaufen  oder  ver- 
losen diese  kleinen  Ramj>e  an  einzelne 
Liebhaber.  Nach  Mühlin g  werden 
die  Töpfe  ihrer  Gröfze  nach  in  Reihen 
gestellt,  und  hat  jeder  Käufer  eine  ganze 
Reihe  gleichartiger  Töpfe  zu  überneh- 
men. DtT  ganze  Rest  oder  jeder  ein- 
zelne Haufe,  jede  Reihe  ist  ein  Ramp, 
Rump,  RUmp,  Rumpf,  R8mp,  auch  Rummel 
und  Ramsch,  daher  das  Verkaufen  im 
Ramsch^  ohne  Auswahl,  auch  ramschen 
genannt  wird.  In  Bremen  heifzt  der 
ganze  Haufe  Rummel^  im  Osnabrück- 
schen  Rämtery  franz.  ramm^  hoU.  rom- 
melzoo,     Brem.  Wb.  lU  431.  553. 

Ramsch,  m.,  ramschen,  sto.,  s.  rampen. 

Ramskopf,  m.,  Ramsnase,  /.,  Pferd  mit 
Kopf,  Nase,  wie  sie  der  Ramm^  der 
Schafbock,  hat. 

rftn,  o^;.,  s.  rank. 

'r&n,  'ranne,  'ranner,  adv,,  heran.  De 
Moddag  kommt  Wanne,  Volksl.  35, 
23,  3. 

Ranche,  Pflzn.,  Rainfarn,  Tanacetum 
L.    Rössel.    Mühling. 

Rand,  m,  1.  die  äul'zere  Einfassung. 
Ati8  Rand  und  Band  sein.  Das  ver- 
steht  sich  am  Rande^  ohne  weitere  Be- 
merkung, von  selbst.  2.  der  Mund. 
Halte  den  Rand! 

Rand&l,  m.,  Lärm,  Skandal.  Randdl 
machen^  Randdl  schlagen,  Skandal 
machen.  Zur  Verstärkung:  Heidenran- 
d&l.    Davon:  rand&len,  randalieren. 

Randnetz,  n.,  s.  Klippe. 

Rftne,  /.,  Rftnen,  m.,  s.  Rahn, 

Ranefenblume,  /.,  s.  Romei. 

rangeln,  sw,^  s.  rangen. 


rangen,  sw.^  sich,  ringen,  im  Ring- 
kampfe die  Kräfte  prüfen,  in  Danzig 
rangeln.  Die  Jungem  rangen  sich.  Dat 
sit  üt,  als  wenn  sock  twe  Bare  ränge, 
wenn  zwei  Männer  sich  küssen.  Ja, 
ere  twei  op  enem!  säd  de  Diwel,  wl  hei 
sock  mSt  dem  Knecht  rangd!  on  dei  rSp: 
Help  de  lewe  Gottke!  Sprw.  I,  3744. 
Vgl.  Schützern,  273.  Bernd,  233. 
Bock,  50.    Hennig,  206. 

Rangnit,  Ortsn.,  s.  RagniL 

rank,  adj.,  schlank,  dünn  und  lang, 
schmächtig.  Ein  rankes  Pferd.  Ironisch 
sagt  man  über  den  Wuchs  ein«s  Men- 
schen: So  rank  on  schlank  tm  e  Wage- 
brett.  Sprw.  I,  3060.  Da  sech  ock  en 
ranket  fixet  Offztrken.  Elbinger  Höhe. 
N.  Fr.  Prov.-BL  a.  F.  IX,  245.  Fir- 
menichin,  496a.  Mühling  hat  rftn; 
holl.  ran,  rank,  engl.  u.  schwed.  rank, 
ebenso  in  Bremen.  Brem.  Wb.  III, 
433.  In  Bayern  rdn,  ranig.  Schmel- 
1er  III,  92. 

rankein,  sw,,  ranken,  hoch  u.  schlank 
aufschiefzen,  drehend  sich  winden,  lok- 
ken.  Die  Bohne  —  das  Haar  rankein 
sich.     Mühling. 

ransenieren,  sw.,  s.  ranzeonftre(n). 

Ranze,  m.,  s.  Ränzel. 
'  Ränzel,  m.,  Dem.  von  Ranzen,  Bauch. 
Er  hat  seinen  Ränzel  voll,  er  hat  sich 
satt  und  voll  gegessen.  Bkik  frat  den 
Rentzel  voll.  Carm.  nupt.  I,  282,  14. 
Drinke,  singe,  danze,  VullscMon  mine 
Ranze fSchlochhVL.  Firmenich  1, 118b. 
Volksr.,  222,  790.    Hennig,  211. 

ranzen,  sw.  1.  heftig  anfahren,  aas- 
schelten. Mnen  anranzen.  2.  sich  nachts 
liederlich  herumtreiben.    Mühling. 

ranzeon6re(n),  sw.,  sich,  sich  ranzio- 
nieren,  in  der  Bedeutung  von  einrich- 
ten. Hei  wet  sock  to  ranzeonere,  er  ver- 
steht sich  einzurichten.  In  Westpr. 
auch   ranseneren.     Treichel.     In  der 


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R&p  —  Rapunzel 


213 


gewöhnlichen  Bedeatong:  loskaufen,  hat 
Hennig,  207,  nach  Schütz,  Preufz. 
Chron.,  326,  ranzQnen.  Vgl.  Brem.  Wb. 
ni,  434. 

Rftp,  R&pen,  Rappe,  Rftpe,  m,,  der 
Rapfen,  Aspius  rapax^  altpr.  rapw,  kur. 
rap£u/r.  Nach  Mühling,  Tiem.,  176, 
auch  Rapan,  sonst  noch  Rohrkarpfen, 
Alat,  Raubalat,  Frefzalat,  Salat,  Zaiat, 
Alant,  lit.  salatiSy  celatos^  salote,  kur.  so- 
latej  nhd,  alunt  Benecke^  130.  Bock, 
Nat.  IV,  659.  670. 

Räpel,  Raffel,  m.,  Rftpe,  /.,  hölzerner 
Flachskamm  zum  Abreilzen  der  Samen- 
knoten des  Flachses.  Er  besteht  aus 
dem  Räpelbaum  und  den  Regeln;  erste- 
rer  ist  auf  der  Dreschdiele  in  Quer- 
lage angebracht  und  hat  eingestemmte 
öfinangen,  in  welche  die  Räpel  wie 
Zähne  gesteckt  werden.  Durch  diese 
werden  die  Stengel  hindurchgezogen 
und  die  Samenknoten  abgerissen.  Vgl. 
Brem.  Wb.  III,  482.    Mi,  69a. 

räpeln,  9w.y  mit  einem  Räpel  die  Sa- 
menknoten des  Flachses  abreifzen.  Im 
Holstein,  rapeln.    Schütze  III,  307. 

Ittpeltän,  m,  1.  Zahn,  Zacke  eines 
Rapeb.  2.  zur  Bezeichnung  eines  Men- 
schen, der  andere  gern  neckt  und  durch 
die  Zähne  zieht.  In  Pommern  Schelt- 
wort auf  häfzliche  alte  Weiber  und 
Mägde,  denen  die  Haare  ums  offene 
Maul  hängen.  Dähn.,  372  a.  Im  6öt- 
tingenschen  repeltm  der  Raffzahn,  der 
stark  hervortretende  Vorderzahn  bei 
Menschen;  der  Mensch  mit  einem  solchen 
Zahn.    Schamb.,  171a. 

Räpen,  Rappe,  m.,  s.  Rftp. 

Rappel,  m,y  momentaner  Irrsinn.  Er 
hat  einen  Rappel.    Vgl.  Raps. 

rappelkSpsch,  -kSpfig,  adj.^  leicht  er- 
regt, aufbrausend,  jähzornig.  Eopf,  in 
dem  es  schnell  rappelt  . .  .  dafz^  da 
9ie  stolz  und  mein  Bruder  rappelköpßsch 


isty  die  Sache  hof entlich  auseinander^ 
gehn  kann,     Soph.  R.  V,  605. 

rappeln,  sw,  1.  rasseln,  klappern.  2. 
bildlich :  dem  rappelt's  im  Kopfe^  er  ist 
nicht  bei  gesundem  Verstände,  bei„ruhi- 
ger  Überlegung.  Nun,  weiVs  rappelte, 
Soph.  ß.  n,  420.  Rappelf  8  f  werden  Sie 
sagen.  Ibid.,  482.  3.  —  sich^  sich  auf- 
raffen, emporrichten,  zusammennehmen, 
herausarbeiten.  Sich  in  die  Höhe  rap- 
peluy  das  Tier  z.  B.  aus  einem  Sumpfe, 
in  dem  es  steckt,  der  Mensch  aus  einer 
üblen  Lage,  in  der  er  sich  befindet. 
In  letzterm  Sinne  auch  aufrappeln. 

rappelndig  voll,  bis  zum  Überlaufen 
voll.     Treichel. 

rappen,  sw.,  zahlen,  in  berappen,  be- 
zahlen. Hast  all  berapptf  Nun  hei/zt 
es  berappen! 

Rapphenn',  /.,  Rebhuhn.    Saalfeld. 

rapplig,  cuif»  von  rappeln^  nicht  recht 
bei  Sinnen. 

Raps,  m.y  Sparren  im  Eopf;  wunder- 
licher, fast  irrsinniger  Einfall,  plötz- 
liche dumme  Neigung;  Rausch.  Er 
hat  einen  Raps,  er  ist  nicht  bei  vollem 
Verstände.  Hei^  rep  he^  wat  schadet 
mt  e  Rapsf  Man  noch  e  Schnaps  l 
Samland.  Firmenich  HI,  115b.  Man 
hört  auch  das  allgemein  gebräuchliche 
Raptus. 

rapsen,  sw.  1.  mit  Geschwindigkeit 
und  heimlich  raffen,  widerrechtlich  an 
sich  reiizen.  Vgl.  ripsraps.  2.  von 
Raps.  Es  rapst  bei  ihm^  er  handelt  un- 
sinnig.   Treichel. 

raptim-zaptim,  adv.,  eilig,  im  Moment, 
im  Handumdrehen.  Das  ging  raptim- 
zaptim.     Sperber,  43. 

Rapuck,  /.,  Wrucke,  s.  Brflke.  Ma- 
rold. 

Rapunzel,  Pflzn.  1.  gemeine  Winter- 
kresse, jBarÄaro^atn^amiJ.jBr.  P  rit- 
ze 1,  54.     2.  Teufelskrallen,  Phyteuma 


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214  rapzig  —  rasen. 

L.   Hagen^  236  f.    3.  franzSsischer  Ra-  sagen'.   Die  See  raret^  welches  memem 

punzely   aach   RUbrapUnzel,   zweijährige  Bedünken  nach  heissen  soll,   sie   raset. 

NAciiikeTze^  Oenothera  biennis.  Hagen,  Bock,  Nat.  I,  391.     (Mt  (Strom  und 

407.  Eis   bei   der  Überschwemmung)  roart 

rapzig,  adj.  yon  RapSy  plötzlich  un-  on   bröUt  wie   Ongewitter.     Dorr,  19. 

sinnig,  von  falschem  Gelüst  ergriffen.  2.    laut   weinen.    3.    im    Todeskampfe 

Sie  tvurde  rapzig  und  wollte  nach  der  röcheln.   4.  in  der  Trunkenheit  röchelnd 

grofzen  Stadt.  lallen.   Er  rdrt  nur  noch.    Sprw.  I,  445. 

rftr,  adj.^  aus  dem  lat  rarus^  selten.  Engl,  to  roar^  angs.  raran,  holL  reeren^ 

wertvoll,   trefflich,    vorzüglich,    ausge-  franz.  r^,  im  Elsaiz  rören.   Brem.  Wb. 

zeichnet.    Das  Geld  ist  rar.   Ein  rarer  HE,  437.     Ahd.  reren,  mhd.  reren;  in 

Besuch.     Ein   rares   Essen.     Et  kosft  Bayern   reren.     Schmeller  HI,   120. 

v)ol  zwar,    äwer   et  schmeckt  6k  rar.  Bock,  50.     Hennig,  207. 

Sprw.  I,  2153.     Dat  lett  em  rar,    das  Rftrer,  m.  von  raren,  Schreier,  Brül- 

kleidet  ihn  gut     Dat  ös  wat  Rärschy  1er,  zur  Bezeichnung  eines  Kindes,  das 

mtn  Dochter,  e  Schntder!   Dönh.    Wat  ohne  Aufhören  schreit;    auch  Rftrhals, 

es  Rohret  denn   to   sehnef    Nowack,  Schreihals. 

39.     Aber  auch  in  ironischem  Gegen-  rasaunen,  sw.,  geräuschvoll  thäiig  sein; 

satz:  ^n  rar^Ä<?rZ,  ein  schlechter  Kerl,  von  Frauenzimmern.     Sie  rasaunt   im 

Vgl.  Brem.  Wb.  III,  437.   Schmeller  Hause  umher.   Nsslm.  Forsch.  3;  Th., 

111,120.   Vilmar,  315.  Hennig,  207.  220.     Nach  Marold  in  weinerlichem 

rareifen,  sw.,  lärmen,  schreien.    Wer  Tone   sich    unausgesetzt  entschuldigen 

nach  der  letzten  Glocken  von  Bier  gehet  oder  etwas  zu  erlangen  suchen;  er  weist 

oder  in  andere  Häuser,   der  soll   ohne  auf  raisonner  hin. 

alles  Säumen  heimgehen  und  nicht  auf  Rasch,  m.,  ein  leichtes  Wollgewebe; 

den  Gassen  gehen  rareifen.   Heilsberger  in  der  Eleid.-Ordg.,  370,  Harres.   Man 

Willkür,  56.     Vgl.  rftrert  unterschied    Raschmacher    und    Zeug- 

rftren,  pltd.  rare(n)  (a  =  a),  sw.    1.  macher.  Du  muttst  vom  Pährd,  du  magst 

tosend  brüllen,  stark  schreien;  zunächst  TOchmaker   sin   edde   Raschmaker,    da 

vom  Rindvieh,  dann  von  der  See.    Er  mulzt  vom  Pferde,  du  magst  Zeugmacher 

rdrt  wie  ei7i  Stück    Vieh.    Aach   saget  sein  oder  Raschmacher.     Soph.  R.  HI, 

die  Hoffmutter  von  Korunenen  noch  cid-  382.    In  Westpreussen  waren  ums  Jahr 

licher  aus,  da/z  vergangenen  Donnerstag  1778  86  Rasch-  und  Zeugmacher  und 

in  der  Nacht  gleichfalls  ah  wenn  einem  von   denselben   78   in   den    combinirten 

Kalbe  der  Hals  abgeschnitten  würde,  so  Städten  vor  Danzig.     Bock,    Nat.  I, 

gerahret,   und  wie  sie  darnach  gesehen,  679. 

sei  nichts  gewesen.    Inquisitions-Rezefz  Raschel,  m.,  Rausch.    Hei  os  öm  Rak- 
ete.   Beitr.  z.  Kde.  Pr.  IV,  60 f.   Heir  schel,    er   ist   angetrunken,    hat   einen 
(höre)  mal  to,  wo  de  Kerl  (der  Hahn)  RauscL     Samland. 
rärt!    Tierräts.    39.     Das   Getose  der  Raschewill,  m.,  s.  Rilichewill. 
aufgebrauchten  Fluth   ahnt  dem   Todes-  Raschwalzer,  m.,  Schnaps,  der  rasch 
brüllen   eines   Ertrinkenden  —  er  (die  durch  die  Kehle  walzt.    Sprw.  I,  1532, 
Ostsee)  rakrt.     Pr.  Prov.-Bl.  XXVI,  raieln,  sw.,  s.  rotein. 
429.   Hexspr.,  156.  Die  Strandbewohner  rtsen,  sw.,  vom  Zittern  der  Fenster 


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Raape  '—  ratzekahl. 


215 


bei  DoDBersclilägen  oder  sonst  merk- 
licher Erschütterung  des  Hauses.  El- 
binger  Ndrg. 

Raspe,  /.  So  viel  Kömer y  so  viel 
Scheffel^  So  viel  Ri^en^  so  viel  Raspen! 
Eratespruch.  Volksr.,  229,  803.  Ahd. 
raspön,  mhd.  raspen  u.  raspelen,  eilfertig 
sammeln,  zusammenra£Fen.  Schade, 
701a.     Vgl  Schmellerlll,  141. 

Raspelbrot,  n.y  kleines  rundes  Bröt- 
chen aus  Weizenmehl  mit  rauher  Binde. 
Es  wird  besonders  auf  Hochzeiten  den 
Gästen  vorgelegt  Hennig,  207.  Nach 
Adelung  IH,  944,  hart  gebackenes 
Weizenbrot,  woran  die  Kinde  mit  einer 
Kaspel  abgerieben  worden. 

raspeln,  sw.j  schön  thun  gegen  Mäd- 
chen :  Sü/zholz  raspeln.  Du  kannst  dat 
Rasple  läte.    Nowack,  37. 

rasselig,  adj.^  halb  verrückt,  über- 
geschnappt. Er  ist  rasselig.  Sprw.  I, 
3062. 

Rastenburg,  Ortsn.,  Kreisstadt  im 
Beg.-Bez. Königsberg.  Sprw.:  Erglüht 
wie  Rastenburg,  er  ist  erhitzt  oder  be- 
trunken. Siehe  das  Genauere  in  den 
Sprw.  1,1318.  Die  Bastenburger  hei/zen 
auch  Kapusendiebe. 

Rasumöck,  m.,  s.  Rosemöck. 

Ratai,  Ratteier,  tt».,  Arbeiter,  der  auf 
einem  Gute  gegen  mäfzigen  Lohn  an 
Geld  und  hin  und  wieder  auch  etwas 
Acker  zur  Nutzung  als  Pflüger  dient 
und  auf  Scheffel  -  Tantieme  drischt. 
Hennig,  334,  schreibt  Retay.  Ober- 
land. Poln.  ratay  Gärtner,  Besitzer 
eines  Gartengrundstückes  ohne  Acker- 
land; nach  MrongoviusI,  430a,  zu- 
nächst ein  zum  Kriegsdienste  verpflich- 
teter Landmann,  im  Pr.-Poln.  Ganz- 
bauer, Ganzhöfner.  Nsslm.  Forsch.  3; 
Th.,  146.  Schmitt,  108;  Westpr.,  167. 
Förstemann,  424. 

Ratefonnel,  /.,  Segensspruch,  Spruch, 


der  beim  Baten  „gebetet"  wird.  Vgl. 
raten.  Eine  Sammlung  provinzieller 
Bateformeln  enthält:  Hexenspruch  und 
Zauberbann  etc.  von  S.  27  ab. 

raten,  sw.  1 .  Bat  erteilen.  2.  Hilfe  in 
Krankheit  bringen  durch  Hersagen  eines 
ßegensspruches  (einer  Besprechungs- 
formel) und  durch  besondere  Hand- 
lungen und  Zeichen.  Sich  raten  lassen^ 
sich  in  angedeuteter  Weise  von  Krank- 
heit heilen  lassen.  Solches  heifzt  auch 
besprechen,  besegnen.  Genaueres  in 
Hexspr.,  S.  26ff.    Hennig,  207. 

ratlich,  adj.^  sparsam  sein,  mit  dem 
Seinigen  zu  Bäte  zu  gehen  wissen.  He 
OS  rätlich  as  Schmedts  Kätei*,  de  fratt 
dat  Licht  op  on  satt  om  Dtstem.  Dzg. 
Nhg.    Sprw.  I,  3065. 

räts,  interj.y  s.  rtts. 

Ratteier,  m.,  s.  Radheuer  u.  Ratai. 

rattern,  rattern,  rettern,  sw..,  polternd 
rasseln,  knarrend  prassebi.  Über  Stein- 
pflaster rollende  Wagen,  explodierende 
Feuerwerkskörper  rattern  und  rattern, 
On  de  Polverböaen  rettern.  Dzg.  Nhg. 
Viol^t,  188.  Volksl.,  42,  27,  2.  Vgl. 
Brem.  Wb.  HI,  439.  Schütze  III,  277. 
Dähn.,  372a.    Hennig,  207. 

Ratz,  Ratze,  /.,  Hatte.  In  Verbin- 
dungen: Schlaf-y  Spieb^atZy  wobei  das 
Volk  kaum  an  den  Ratz  =  Haselmaus, 
Murmeltier,  Iltis,  denkt. 

Ratze,  /.,  Bifzwunde,  also  =  Bitze. 
Treichel. 

Ratzefaller,  m.,  s.  Ratzenfalle. 

ratzekahl,  ratzenkahl,  adv.,  ganz  und 
gar,  völlig,  mit  Stumpf  und  Stiel;  Kor- 
rumpierung von  radikal.  Er  hat  alles 
ratzekahl  zerschlagen.  Die  pltd.  Form 
rattekdl  habe  ich  nie  gehört;  das  Volk 
scheint  also  zu  fühlen,  dafz  es  einem 
Fremdworte  gegenüber  steht.  In  Hessen 
rattekahl  und  zwar  inllem  Sinne:  kahl 
wie  ein  Battenschwanz.   Vilmar,  316. 


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216 


ratzen  —  räum. 


ratzen,  sich,  8W,  1.  angestrengt  ar- 
beiten, sich  mit  Arbeit  abquälen:  sich 
abratzen,  verratzen.  Nein^  was  mu/z 
man  sich  verratzen!  2.  zanken^  strei- 
ten, sich  mit  einem  ratzen^  herumratzenj 
sich  mit  ihm  streiten,  zanken,  balgen, 
reifzen  und  schlagen.  Davon  Ratzerei, 
/.  und  Geratz,  n.,  angestrengte  Arbeit; 
Gezanke,  Balgerei,  Prügelei. 

Ratzenfalle,  /.,  Falle  zum  Fang  der 
Ratten.  Die  slawischen  Verfertiger  von 
Rattenfallen  heifzen  Ratze-,  RatzKaller. 
Vgl.  LapHschkeschwenker. 

Ratzerei,  /.,  s.  ratzen. 

Ratzifaller,  m.,  s.  Ratzenfalle. 

Raubalat,  m,  s.  Räp. 

räubern,  sw.^  Lügen  erzählen,  auf- 
schneiden. Eine  unwahre  Erzählung 
ist  eine  Räubergeschichte. 

Raubritter,  m.,  Besitzer  eines  kleinen 
neuentstandenen  Gutes  problematischer 
Existenz.    Gortzitza. 

Rauch,  m,  1.  in  Redensarten:  Sich 
aus  dem  Rauch  machen,  sich  aus  dem 
Staube  machen.  Der  Bischof  von  HeHs- 
berffj  sagten  die  Einen^  ist  eigentlich^ 
was  lange  kein  Mensch  gewu/zt  hat^  im 
Banny  und  vm/zte  kein  besseres  Mittel^ 
den  Bann  los  zu  werden^  als  dieses^  da/z 
er  sich  an  den  Kaiserhof  schicken  lie/z 
und  hat  sich  so  aus  dem  Rauch  gemacht. 
Aus  einem  Briefe  des  Hochmeisters 
L.  von  Erlichshausen,  d.  d.  Marienburg, 
Dienstag  nach  Bamabä  1453.  Voigt, 
Gesch.  der  Eidechsen-Gesellsch.  in  den 
Beitr.  z.  Kde.  Pr.  V,  222.  Sprw.  I, 
3068.  Er  hat  sich  Rauch  um  die  Nase 
gehen  lassen^  er  hat  etwas  durchgemacht, 
ist  ein  erfahrener  Mann.  2.  Herd.  Eigner 
Rauchy  eigener  Herd. 

Räucherbude,  /.,  Bude  zum  Räuchern 
der  Flundern.  Kurische  Nehrung.  Im 
Dorfe  Sarkau  befinden  sich  mehrere 
Räucherbuden.    Passarge,  Balt.,  299. 


Räuchergans,  pltd.  Rfikergans,  /.,  ge- 
i^ucherte  Gans. 

Räucherkaule,  /.,  Eaale,  Grube,  in 
welcher  Fische  geräuchert  werden.  Ku- 
rische Nehrung. 

Rauchhaber,  m..  Rauh-  oder  Sand- 
hafer, Avena  sirigosa  Schreb.  Hagen, 
120. 

Rauchhaus,  n.,  Haus  ohne  Schorn- 
stein. Die  Fischerhäuser  auf  der  kuri- 
schen Nehrung  sind  Rauchhäuser. 

Rauchlinde,  /.,  langgestielte  Ulme,  Ul- 
mus  efusa  Willd.  Hagen,  293.  Der 
Name  rührt  von  den  am  Rande  zottig 
gewimperten  (rauhen)  Früchten  her. 

Rauchstopsel,  m.  1.  aus  Thon  gefer- 
tigter Stöpsel  zum  Verschlufz  des  Rauch- 
loches im  Ofen,  Rauchröhrenstein.  2. 
kleiner  Mensch.    Vgl.  Ofenstopsel. 

Rauchzahl,  /.  u.  m.,  Zahl  der  Rauche^ 
Rauchfange,  wie  Mühling  erklärt,  oder 
Abgabe  von  jedem  Rauchy  von  jeder 
Feuerstätte,  von  jedem  Wohnhause.  Vgl. 
Rauhe.  Die  Tanseer  haben  allein  die 
Unkosten  (zum  Kirchen-  und  Schulbau) 
vom  Rauch-Zahi  zusammengelegt.  H  ar  t  - 
wich,  167. 

'rauf,  pltd.  rop^  ropper^  adv.^  herauf, 
hinaul  Hochd.  auch  'raufert.  Kommen 
Sie  'raufertl  Schemionek,  32.  VgL 
'rab. 

Rauhe,  plur.y  nach  Hennig,  208, 
Landleute,  die  ein  eigenes  Häuschen 
nebst  Garten,  aber  keinen  Acker  be- 
sitzen. Es  soUeny  damit  bei  der  Decems-- 
Einnahme  nichts  zurückbleibe^  die  be- 
setzte und  unbesetzte  Euben^  Vorwerke^ 
die  Rauhe  und  Instleute  und  Eigen-- 
thümer  so  nicht  auf  Hüben  sitzen,  in 
der  Rechnung  richtig  specifidrt  werden. 
Instrukt.  z.  Kirch.- Visit,  de  anno  1609. 

rauhen,  sw.^  ruhen. 

räum,  pltd.  rflm,  adj,  u.  ad^.  1.  ge- 
i^umig,  ausgedehnt,  unbeschränkt,  un- 


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Raom  —  rebbeln. 


217 


begrenzt,  weit,  frei,  ahd.  riim%  mhd. 
rume^  rum.  Ein  raumer  Platz,  Die 
räume  See.  Strauch  oder  Baum^  der 
im  räumen  stehet,  Linem.,  Cc  la. 
Rum  geseten  on  langsam  gegeten^  man 
glowt  nichy  wat  man  beharharge  kann, 
Werder.  Sprw.  I,  764.  2.  nach  Klein 
II,  82,  in  Danzig:  völlig,  reichlich.  Es 
ist  raimn  ein  Jahr.  Vgl.  Adelung  III, 
978. 

Raum,  m.  1.  Abkürzung  far  Holz- 
raum, d.  i.  der  Platz,  auf  welchem  die 
Bäcker  und  Brauer  das  ihnen  gehörige 
Hok  stehen  haben.  Dzg.  W.  Seidel, 
34.  2.  Er  kann  nichts  zu  Raum  brin- 
genj  er  vermag  in  der  Rede  nicht  vor- 
wärts zu  kommen.  Hennig,  208. 
Sprw.  I,  3072.  Er  kommt  nicht  zu 
Raum^  er  wird  nicht  fertig,  kommt 
nicht  aus.  3.  in  früherer  Zeit  Mafz 
für  Fische.  1  Raum=  IV«  Ausschlag 
=  7Vt  gehäufte  Sehe  fei  Fisch. -Ordg. 
von  1589,  Artikels.    Benecke,  295. 

räumen,  suj.^  denken,  raten,  ergrübein. 
Mühling. 

Raupen,  plur.  Er  hat  Raupen  im 
Kopf,  dumme  Streiche,  überspannte 
Ideen,  ist  hochmutig. 

Raupengras,  Böhmers  Lische,  Phleum 
Boehmeri  Wibel    Hagen,  66. 

Raupenscheirzer,  pltd.  RQpeschtter,  m., 
Schmetterling,  namentlichNachtschmet- 
terling.    Vgl.  dräwen. 

'raus,  'rauber,  adv.y  heraus,  hinaus. 
S.  'rein. 

Rauschbach,  Ortsn.,  Dorf  zwischen 
Heüigenbeil  und  Mehlsack.  Du  hast 
e  anschlägt ge  Kopp^  dei  mot  nau  Rusch- 
heck  on  e  Fleschkorw.    Sprw.  I,  2135. 

Raute,  pltd.  ROt',  /.,  Fensterscheibe. 
Rauten  einsetzen.    Hennig,  208. 

Rautele,  m.  u.  n.,  s.  Forelle. 

Rautenberg,  Ortsn.,  Dorf  im  Kreise 


Ragnit,  im  Yolksmunde  PUistenen  Phi- 
listerland. 

Rawau,  m.,  s.  Karmaus. 

Rebarber,  w.,  Pflzn.,  gemeine  Berbe- 
rize,  Berberis  vulgaris  L.    Mühling. 

Rebbel,  m.,  Rest,  Überbleibsel; 
Menge,  Schwärm,  Haufe,  mit  dem 
NebenbegriflF  des  Wirren,  ungeregelten. 
Nimm  den  ganzen  Rehbel.  Wir  fahren 
heute  den  ganzen  Rebbel  ein.  Mühling. 
Einger  em  her  e  ganzer  Rebbel  von  siene 
Kornraden.  Dorr,  1.  Wiew.,  84.  Lafz 
den  ganzen  Rebbel  sein^  gieb  die  Sache 
auf.    Sperber,  26. 

rebbeln,  sw.,  auffasem,  in  Fäden  auf- 
lösen, los-  und  abwickeln  —  ein  Ge- 
webe, Gestricktes,  dessen  Maschen  aus- 
einandergezogen werden  oder  sich  von 
selbst  auflösen;  daher  gewöhnlich  auf- 
rebbeln,  ausrebbeln.  Den  Strumpf  auf- 
rebbeln  —  ausrebbeln;  Sperber,  5,  hat 
hierfür  auch  abrebbeln,  abribbeln;  doch 
bezeichnet  man  mit  diesen  Ausdrücken 
gewöhnlich  nur  das  teilweise  Aufrebbein. 
Bildlich:  sich  aufrebbeln,  sich  stark  er- 
eifern, eine  Sache  mit  übergrolzem 
Eifer  betreiben^  sich  ungebärdig  stellen, 
als  wolle  man  sich  —  wie  ein  Gewebe 
—  selbst  auflösen.  Na^  rebbel  dich  nur 
nicht  aufl  Hei  rebbeü  sock  op  wl  e  61 
Twemsock^  wie  eine  alte  Zwirnsocke. 
Sprw.  I,  166.  Er  hat  sich  für  ihn  rein 
aufgerebbelt^  für  ihn  ein  lebhaftes  In- 
teresse gezeigt,  unendlich  viel  für  ihn 
gethan.  Se  umllt  sech  foorts  om  se  of- 
rebbelCy  on  macht  sich  bei  ehr  lieb  Kindche. 
Schaltj.  1,  441.  sich  zerrebbeln,  in 
gleichem  Sinne  wie  das  vorige,  dann 
aber  auch:  sich  so  gebärden^  als  wolle 
man  bis  zur  eigenen  Auflösung  arbei- 
ten, thätig  sein,  sich  mit  einer  Sache 
zu  schaffen  machen.  In  Bremen  reffeln^ 
in    Pommern    rabbeln^    holL    ravelen^ 


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218 


Rebbes  —  recken. 


engl,  ravel:  to  ravel  out  sich  zerfasern, 
to  unravel  sich  ausfasern;  alem.  reble 
sich  kraftlos  hin  und  herbewegen.  He- 
bel, alemannische  Ged.,  168.  Hen- 
nig, 208.  Brem.  Wb.  HI,  464. 
Dähn.,  370b. 

Rebbes,  m.,  Profit;  aus  dem  aramäi- 
schen ribbis  Zins,  Wucher. 

Rebeller,  tw.,  Rebell,    v.  Auer. 

Rechet,  tw.,  Rechen,  Harke.  Ennland. 
Mühling. 

recht,  adj.^  überaus  beliebtes  Attribut. 
Er  ist  ein  rechter  Narr^  ein  rechter  Lor- 
bas, ein  rechter  Labommel^  ein  rechter 
Rarer  etc.  Sie  ist  eine  rechte  Schlunz^ 
eine  rechte  Kläterlts  etc.  Nach  Klein 
n,  83,  hört  man's  bei  Scheltworten 
hintenan:  du  Spitzbube  rechter.  Es 
drückt  somit  das  franz.  que  vous  etes, 
auf  ähnliche  Weise  gebraucht,  aus. 
Adverbial:  in  die  recht  bringen^  in  den 
richtigen,  normalen  Zustand  versetzen. 
Sperber,  46. 

HecMj  n,j  preu/zisches.  Hennig,  208, 
führt  dreierlei  preufzisches  Recht  an, 
von  dem  das  zweite  ein  Späfzchen: 
1.  unverzogen  Recht,  d.  h.  unverzöger- 
tes  Recht,  Gastrecht,  das  dem  Fremden 
ohne  die  sonst  üblichen  Weitläufig- 
keiten des  Prozesses  schleunigen  Schutz 
und  Sicherheit  gewährte.  2  JPreusch- 
markisch  Recht.  Nach  diesem  behält 
man,  was  man  bekommen  hat,  auch 
die  Prügel  und  die  Beleidigung.  S.  das 
(sagenhafte) Genauere:  Bock,  51.  Hen- 
nig, 208.  Sprw.  I,  3076.  3.  Preufzi- 
sches Trinkrecht.  Es  basiert  auf  einer 
(apokryphen)  Festsetzung  des  Hoch- 
meisters Siegfried  von  Feuchtwangen 
(f  1311)  zum  Schutze  der  Deutschen 
gegen  die  der  Giftmischerei  beschul- 
digten Preui'zen,  welche  anordnet :  Wenn 
ein  JPreus  die  Polcke  oder  Neige  des 
Tranckes  austrinke^  er  solde  au^h  zue 


Erstem  vonn  dem  Frischenn  irincken. 
Später  ward  es  zur  allgemeinen  Ge- 
wohnheit, dafz,  wer  die  Neige  getrun- 
ken, auch  zuerst  vom  Frischen  trinke, 
die  heute  noch  bei  dem  schlichten 
Mann  als  Form  der  Höflichkeit  besteht, 
indem  er  den  ihm  dargebotenen  vollen 
Krug  mit  den  Worten:  „Steht  in  gu- 
ter Hand!"  dem  Spender  zum  An- 
trunke  zurückweist.  Vgl.  Altpr.  M.  HI, 
56  ff.  Sprw.  I,  3835.  4.  Kuimisches 
Recht.    S.  KSImer. 

Rechte,  m.,  der  Richtige,  Geeignete, 
aber  auch  ironisch:  der  Unrechte,  un- 
richtige. Ungeeignete.  Du  bist  mir  der 
Rechte!    S.  Rechfschuldiger. 

rechthaberig,  adj.,  unfugsam,  starr- 
köpfig. Das  ist  ein  rechthaberiger  Mensch, 
ein  Mensch,  der  in  allem  die  richtige 
Ansicht  zu  haben  meint  und  diese  stier 
behauptet 

Rechtpfarrer,  w.,  der  rechte  Pfarrer, 
der  oberste  PfarrgeisÜiche.  Hennig, 
209. 

Rechtpredigt,  /.,  die  rechte  Predigt, 
Predigt  am  Vormittage.  Hennig, 
209. 

rechtschuldig,  ad;.,  richtig,  zuverlässig, 
geeignet.  Das  Auge  allein  wird  ein 
rechtschuldiger  Meister  seyn,  welches 
nebenst  der  Vernunft  uns  der  Farben 
Natur  entdecken  kan.    Linem.  Oo4a. 

Rechtschuldiger,  m.  1.  der  von  Rechts 
wegen  Schuldige,  der  Richtige.  Sie 
wird  schon  heiraten,  wenn  der  Reckt- 
schuldige  kommt  2.  ein  solcher,  der 
seine  Sache  aus  dem  Grunde  versteht, 
oder  —  in  ironischem  Gegensatze  — 
auch  nicht  versteht.  Er  ist  der  Recht- 
schuldige. Nun  bin  ich  an  den  Recht- 
schuldigen gekommen.  Spöttisch:  Ja, 
du  bist  der  Rechtschuldige! 

recken,  sw.,  sich,  sich  mit  aasgebrei- 
teten Armen   dehnen,    strecken.     Da- 


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rM  —  Regimenter. 


219 


von  reckerig,  adj.  Mir  ist  so  reckerig 
zu  Mute^  ich  bin  schläfrig,  unwohl, 
möchte  mich  strecken,  dehnen  und 
gähnen. 

rfidy  ad},^  bereit,  fertig,  parat.  Ich 
bin  red^  bin  fertig,  bereit.  Wenn  du 
red  bist^  komm!  Der  Rock  ist  redy  ist 
fertig,  red  und  rund,  ganz  und  gar. 
De  BoUer  os  red  an  rund  vertilgt 
Nowack,  49.  Hennig,  209,  hat: 
Er  zehrt  von  reeden,  d.  i.  (elliptisch) 
von  reden  Dingen ,  fertig  liegenden 
Gutem.  Man  sagt  es  von  einem  sol- 
chen, der  sein  Vermögen  allmählich 
aufbraucht.  Engl,  ready,  holl.  reedy 
gereedy  isL  radan^  in  Bremen  reed^  rede; 
in  Pommern  reed^  reede^  im  Götting. 
reie^  in  Hessen  reide^  rede,  Brem. 
Wb.m,452.  Dähn.,376a.  Schamb., 
169b.     Vilmar,  320. 

reddeln,  sw.,  eigentümliches  Ver- 
fahren die  Kartoffeln  mit  dem  Pfluge 
zu  reinigen;  von  dem  poln.  radlic  z wie- 
brachen, mit  dem  Hakenpfluge  in  die 
Quere  pflügen.  Flatow.  Schmitt, 
108;  Westpr.,  167. 

Reddig,  m.,  preu/zischer ,  schwarzer 
Rettich,  Raphanus  aativua  L. 

rfidick,  adv,y  nach  Schemionek,  32, 
der  rehdick  schreibt,  übervoll,  z.  B. 
Baum  mit  Früchten  stark  besetzt. 

RedtSy  (e  kurz),  Radieschen,  Strafzen- 
ruf :  Frü's  Zelät^  Redh,  Frauen,  Salat 
und  Radieschen!    Kgsbg. 

rtds,  adv.y  s.  rtts. 

redselig,  adj.  Er  ist  redselig^  spricht 
sehr  viel;  ist  betranken.  Sprw.  I, 
445. 

Rftf,  m.,  s.  R6p. 

rtf,  adv,y  s.  rUw. 

Refe,  /.,  Voc.  403,  deutscher  Aus- 
druck für  das  altpr«  dongo.  Nach 
Krug,  Glas,  Becher  als  letztes  Wort 
unter  den  dem  Worte  Kretzem  subsu- 


mierten Begriffen;  wahrscheinlich  Ge- 
stell für  Schenkgeräte,  Gläser-  oder 
Tellerbrett  In  Bayern,  in  der  Schweiz 
das  auch  der  Ref^  Reft  das  Gestell 
für  den  Rücken,  worauf  Lasten  ge- 
tragen werden.  Schmeller  III,  61. 
Vgl  Nsslm.  TL,  31. 

Reff,  n.,  alte,  namentlich  weibliche 
Person.  Ein  altes  Reff.  Treichel. 
Bildliche  Übertragung  von  Reff^  Ge- 
stell, in  seinen  verschiedenen  Bedeu- 
tungen. 

RSfschläger,  m.,  s.  R6per. 

rtg,  adj.y  rein.  Wat  sin  mu^  mut 
sin:  Sünndags  a  bits  Flesch  un  a  regen 
Hemd.     Konita.     Sprw.  II,  2467. 

RegftI,  RogftI,  n.,  Repositorium. 
Bücher- y  Teller-y  Topfregdl.  Stamm 
ist  wohl  das  pltd.  rege  Reihe.  In  Bre- 
men heii'zt  das  Regal  Rak^  engl,  rack^ 
holl.  rak,  rek.  Brem.  Wb.  HI,  426. 
Vgl.  Anton,  12,  6.    Hennig,  210. 

rfigen,  sw.^  reihen,  in  Reihen  stellen. 
Daraus  anrSgen,  anreihen,  in  eine  Reihe 
bringen.    Hennig,  210. 

R6gen,  m.,  Fischrogen.  Hennig, 
213,  schreibt  Rogen;  Hupel,  185: 
Ragen.    Vgl.  RSgel. 

Regengalle,  /.,  s.  Galle. 

Regensbogen,  m.,  Regenbogen. 

Regenswurm,  m.,  Regenwurm. 

reggen,  od;.,  roggen,  von  Roggen- 
mehL  KUke  möt  regge  AI  schmeckt 
goty  Wortspiel;  eigentlich;  Keilchen 
von  Roggenmehl  mit  Aal  schmecken 
gut. 

Reggen-.  ReggekISmpe,  plur.y  Klöfze 
aus  Roggenmehl.  Vorigen  Sinndag  eet 
hei  noch  Bi  mi  swre  ReggeTMÖTnpe. 
Volksl.  5,  41,  5. 

Regge(n)mehl,  n.^  Mehl  aus  Roggen. 

Regimenter,  m.,  Obmann,  Anführer, 
Leiter,  der  über  eine  Schar  Arbeiter 
das  Regiment  hat.    Der  Regimenter  der 


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220 


Register  —  rein. 


Holzfäller  etc.  Kr.  Neustadt  Trei- 
chel. 

Register,  n.  1.  Verzeichnis.  Öck  ge- 
hdr^  mH  öle  Register^  auch  hchd.  ich 
gehöre  ins  alte  Register^  ich  darf  mich 
nicht  mehr  zur  Jugend  zählen.  2.  zur 
Bezeichnung  eines  Menschen.  Langes 
Register  —  altes  Register.  Ebenso  im 
Holstein.    Schütze  HI,  284. 

Rehbock,  m.  1.  Ruf  des  Eegeljungen, 
wenn  die,  Kugel  die  Kegel  fehlt,  oder 
einen  Sprung  über  diese  hinwegmacht. 
Hennig  weist  für  die  Herleitung  auf 
die  „krummen  Sprünge  der  Rehböcke" 
hin.  Übertragung:  2.  Einen  Rehbock 
schie/zen,  einen  Fehler,  einen  ärger- 
lichen Streich  machen.  3.  dreispitziger 
Baumast,  der  als  Dreibein  aufgestellt 
wird  und  nach  dem  die  Kuaben  mit 
Holzstück  oder  Stein  werfeo.  Er 
heifzt  auch  Zibock.    Gambinnen. 

Rehbraten,  pltd.  Rehbräde,  m  Ge- 
segneten Rehbraten!  Abschiedswunsch 
vor  der  Mittagsmahlzeit. 

Rehehir8Chen,fPflzn.,  gemeines  Spring- 
kraut, Impatiens  noli  tangere,  Ostpr. 
Pritzel,  190.  Auch  Springkraut,  Spring- 
samenkraut, Waldwolfsmilch,  RUhr  mich 
nicht  an.  Hagen,  272.  Vgl.  Hirsch- 
melde. 

Rehheide,  Pflzn.,  besenartige  Pfriemen, 
Spartium  scoparium  L.     Hagen,  732. 

rehrkes,  adv.^  s.  r§rkes. 

rehrzageln,  sw.^  s.  r§rzageln. 

Rehwalde,  Ortsn.,  s.  Golombiewo. 

Rehzimmer,  m.,  Elehziemer. 

Reibach,  m,^  Gewinn,  besonders  un- 
verhoffter. Aus  dem  hebr.  rewach 
Raum,  Rettung;  davon  Vorteil.  Er 
TMLcht  heut  seinen  Reibach.    Davon: 

reibachen,  sw.^  gewinnen^  gut  ver- 
dienen, seinen  „Schnitt**  machen.  T  r  e  i  - 
chel. 

Reibbrot,  n.,  altgewordenes  Weifzbrot, 


das  zerrieben  in  Klops-  oder  Wurst- 
fleisch gemischt  wird. 

ReichbauersShnchen,  n.,  Kartenspiel. 
Verspielt  ein  Bagatellchen  von  500  Du- 
caten  bien-cordonnis  (zum  Sohn:  und 
worinnf  in  Pharonf  oder  in  Rykbuhrs- 
söhnkenf)    Soph.  R.  HI,  495. 

reichverarmt,  adj.  Hei  ös  rikverämU. 
Ahnlich  wie  das  mhd.  edelarm.  Schade, 
123  b. 

Reif,  m.^  s.  R6p. 

Reiferbahn,  /.,  Reifschläger ^  m.^  s. 
R6per. 

reihern,  sw.^  wie  der  Reiher  thun, 
der,  wenn  er  auffliegt  (nach  Trei chel), 
exkrementiert;  auch  erbrechen,  vomie- 
ren, sich  bereihem,  sich  im  Rausche 
bespeien;  concacare. 

Reihzaun,  m,^  GrrenzzauD^  der  von  den 
Eiusassen  eines  Dorfes  der  Reihe  nach 
gesetzt  und  unterhalten  werden  mulz. 
Westpr.  Mühling. 

rein,  pltd.  rein  und  rfin,  adj.  und  ado. 
1.  rein,  purus^  im  Gegensatze  zu  un- 
rein. Reine  Wäsche.  Reine  Hände; 
dieses  auch  bildlich:  ehrliche,  schuld- 
freie Hände.  2.  frei,  leer,  ledig.  Rei- 
nen Tisch  machen^  alles  Aufgetragene 
aufessen;  sein  ganzes  Vermögen  ver- 
schwenden; das  Gesinde  plötzlich  gehen 
lassen.  Hennig,  210.  rein  ab!  rufen 
die  Kinder  bei  Greif-  und  Anschlag- 
spielen^  wenn  sie  das  Spiel  aufgeben 
oder  wenigstens  durch  diesen  Ruf  sich 
vom  Anschlage  befreien  wollen.  Volksr., 
210,  783.  Im  gleichen  Sinne  hört 
man;  Ich  verbiet^ !  Jetzt  bin  ich  rein^ 
ich  habe  alle  Schulden  bezahlt.  3.  un- 
vermischt,  lauter.  Der  Weg  ist  reiner 
Drecky  nichts  als  Dreck.  4.  untaug- 
lich. Von  einer  untauglichen  Ware 
sagt  man:  sie  ist  reiner  Dreck^  reiner 
Juxy  oder  noch  derber.  5.  durchaus, 
ganz  und  gar,   völlig.    Es  ist  rein  so^ 


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'rein  —  Reil^knocheD. 


221 


a&  wenn  ich  beheast  btUy  beim  Mifz- 
lingen  einer  Sache  trotz  aller  Bemühung. 
Er  ist  rein  dwaUch  —  rein  toU  —  rein 
rasend  —  rein  von  Sinnen^  er  ist  ganz 
and  gar  onzorechnongsfahig  and  wü- 
tend. Er  hat  sich  für  ihn  rein  auf- 
gerebbel%  er  ist  mit  Aafopferang  in  sei- 
nem Interesse  thätig  gewesen.  Es  ist 
reim  aller,  es  ist  völlig  verbraucht,  es 
ist  ganz  and  gar  nichts  mehr  von  der 
Sache  vorhanden.  Met  ju  §sH  rein  ut 
Dorr,  1,  Wiew.,  70.  Er  rennt  mich 
rein  um.  Rein  nuscht  sagen,  völlig 
schweigen.  Ihm  fehlt  rein  gar  nichts, 
renches  nuscht  nich,  gar  nichts.  (Saal- 
feld). 6.  wahr:  reines  Wunder,  Et 
weer  en  reinet  Wunder,  dat  mi  nich 
ganz  de  Pust  verging.  Dorr,  1.  Wiew., 
86.  7.  ähnlich,  fast  echt:  das  ist  rein 
loie  Gold,  es  sieht  dem  Golde  täaschend 
ähnlich. 

'rein,  ado.,  aach  'reiner,  'rin,  'rinner, 
herein,  hinein.     Gegensatz;  'raus. 

Reinfall,  m.,  Name  des  Weines  von 
Bivoglio  in  Istrien,  vinum  rifolium,  bei 
den  Alten  vinum  Pucinum,  der  am  Hofe 
der  Hochmeister  gern  getranken  warde. 
Mühling.  Bei  Schmeller  HI,  95, 
Rainfal. 

Reiniger,  m.  Yom.,  Reineras.  Hart- 
wich, 54. 

Reinstoff,  m.,  s.  KIftrken. 

reisch,  adj.  Ihr  (der  Braut)  unbe- 
grif'ner  Gürtel  Fleckt  darumb  nicht, 
ob  ihre  Arme  fuHt  Ein  reischer  Falck. 
Carm.  nupt  I,  264. 

Reise,/.  l.Gang,Fahrt.  JederGepäck- 
träger  nennt  seinen  Geschäftsgang  eine 
Reise;  ebenso  jeder  Droschkenkutscher 
seineFahrt.  öcksoUioolommer deschlechte 
Reis  hi>be.  Egsbg.  Jeroschin  nennt 
Feldzag,  Eriegszug  eine  Reise:  den 
Albrecht  man  sach  mit  andrin  brudrin 
reise  vom  129a.  und  öfter.    Pfeiffer, 


209.  2.  Piüausche  Reise,  Diarrhöe. 
S.  DUnne. 

Reisekahn,  m.,  Flufzfahrzeug  mit  fla- 
chem Boden,  30—70  Fulz  lang  und 
12-22  Fufz  breit.  Die  Reisekähne 
tragen  15 — 60  Last  und  gehen  2 — 7  Fufz 
tief.  Pregel.  Deime.  Gr.  Friedrichs- 
graben. Grilge.  Niemen.  S.  Hirsch, 
Danzigs  Hdlsgesch.,  163. 

reisen,  sw.,  gehen,  ziehen.  Nu  woU 
wi  man  reise,  nun  wollen  wir  nur  ge- 
hen. Mhd.  zu  Felde  ziehen.  Bei  Je- 
roschin: si  mustin  alle  remn  in  tSt- 
lichin  vreisin  nach  iren  hergeseUin  an 
undirldz  zur  hellin  37  d.  also  st  hin 
reisten  in  der  Pogezenin  lant  103  d. 
Pfeiffer,  210. 

Reifzaal,  plt.  Rttaal,  so  aber  auch  von 
Hochdeutschen  gebraucht,  m.  1.  ge- 
rissener und  geräucherter  Aal.  Hen- 
nig, 212.  2.  Prügel  Mn^em  Rttaal 
geben,  ihn  durchprügeln,  ihm  etwas 
aberreifzen, 

reifzen,  st.  1.  schleifzen.  Federn 
reifzen.  2.  stechen  beim  Kartenspiel. 
Rtt  dem  Kathrtnke!  ruft  der  Stechende. 
3.  schlagen  mit  Stock  oder  Peitsche: 
einem  eins  reifzen,  auch  überreifzen.  4. 
sich  reifzen,  sich  mit  Eifer  um  eine  Sache 
oder  Person  bemühen.  Wie  hat  der 
sich  nach  ihr  gerissen! 

Reifzer,  m.  1.  Person,  die  zurei/zen^ 
an  sich  zu  bringen  versteht;  Eommis, 
der  Käufer  von  der  Straize  in  den 
Laden  lockt  und  zieht  Nach  Trei- 
chel  auch  ein  Eaufmann,  der  viel  aus 
einer  Ware  herausschlägt.  2.  Tafel- 
ente, Aruusferina.  Drausensee.  Müh- 
ling, Tiem.,  176. 

Reifzfisch,  m.,  Fisch,  der  gerissen, 
gespalten  wird,  s.  Bressem. 

Reirzlaiochen,  m.,  Brustbein  des  Ge- 
flügels. Es  heifzt  deshalb  so,  weil  es 
bei  Tische  von  zwei,  namentlich  jungen 


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222 


Reüznieder  —  R^el. 


Personen,  gern  zerrissen  wird.  Jede 
der  reichenden  Personen  denkt  sich  da- 
bei etwas;  die  erlangte  gröfzere  Hälfte 
des  Knochens  bürgt  für  die  Erfüllung 
des  Gedachten. 

Reifznieder,  m.,  volkstümliche  Be- 
nennung für  Branntwein,  weil  er  zu 
Boden  wirft. 

Reirzteufel,  pltd.  Rttdiwel,  m,,  s.  Rtte- 
spirt 

Reifzung,  pld.  Ritung,  RTting,  /.,  das 
Reifzen,  Rheumatismus.  Ich  habe  Ret- 
Jzung  in  allen  Gliedern.  He  schrocht 
mt  de  Ore  voll  äwer  Rtting  öm  Krtz. 
Kgsbg.  Firmenich  I,  102a.  RfUnff 
auch  Risse,  Hiebe:  et  wart  lool  Rtting 
gewe.    Ibid.  102  b. 

Reiteisen,  w.,  die  Schar  an  der  lin- 
ken Gaffel  des  ostpreufzischen  Pfluges, 
der  Zoch  (s.  d.),  weil  sie  auf  der  Seite 
des  Reitochsen  liegt. 

reiten,  st,  equitare.  In  Redensarten: 
Der  Teufel  reitet  ihn.  Mt  rött  dat  On- 
glöck.  Einen  zum  Waxser  reiten.  Trink- 
art im  15.  Jahrhundert.  Eine  Schale 
Bier  steht  mitten  in  der  Stube.  Einer 
stellt  sich  auf  alle  Viere,  ein  anderer 
besteigt  ihn  als  Reiter  und  treibt  ihn 
zur  Tränke.  Der  Kriechende  hat  die 
Schale  zu  leeren.    Mühling. 

Reiter,  m.  1.  spanischer  Reiter^  frü- 
her Bezeichnung  für  den  Kunstreiter. 
Die  spanischen  Reiter  kommen!  Kgsbg. 
Vgl.  die  spanischen  Reiter  unter  ICappel. 
S.  Fuhrmann.  2.  Boje  aus  einer  etwa 
6  m  langen  Stange  bestehend,  die  in 
der  Mitte  mit  Korkholz  umgeben  ist, 
an  der  Spitze  ein  Fähnchen  trägt  und, 
an  einem  Steine  verankert,  senkrecht 
auf  dem  Wasser  schwimmt.  Sie  dient 
als  Marke  für  die  Lage  des  Netzes. 
S.  Benecke,  379.  403. 

Reitersalbe,  pltd.  Rltersalv,  /.,  auch 


spanische  Reitersalbe^  Medik.,   Ungtien 
tum  pediculorum. 

ReHersl(raiit,Pflzn.,  aloeblättrige  Krebs- 
schere, Stratiotes  aloides  L.  Hagen, 
1050. 

Iteithom,  n.,  die  linke  Gaffel  an  der 
Zochj  weil  sie  auf  der  Seite  des  Reit- 
ochsen  liegt. 

Reitochs,  pltd.  Rtdos,  Hennig,  212: 
Rietofz^  der  Leinenochse,  der  vom  Pflü- 
ger links  gehende  Ochse.  Der  Name  ist 
analog  dem  Pferdegespann  gebildet 
S.  Zoch.  Reitochs  sonst  unverschnitte- 
ner  Stier;  Zuchtbulle.  Frisch  II, 
109a.     Adelung  HI,  1078. 

Reitschlitten,  plt.  RTdscIilSde,  9n.,  im 
Voc.  305:  Ryetslete^  leichter  Schlitten. 
Einspänner,  in  dem  man  reitend  sitzt. 

Reitwagen,  m,,  leichte  Droschke  (s.d.) 
in  der  man  rittlings  sitzt,  gegenwärtig 
aufzer  Mode;  in  älterer  Zeit  Reisewa- 
gen, Packwagen,  Kriegswagen,  ahd. 
reitwagan^  reitwagen^  amhd.  reitwagen. 
Schade,  710a. 

Reizehe,  n.^  s.  Rfzchen. 

reizen,  sio,  im  Kartenspiel  durch 
herausforderndes  Ausspiel  nach  der 
Farbe  fragen. 

Reizice,  n.,  s.  RTzclien  u.  Pilz. 

Rejadel,  m.,  nicht  mehr  gebräuchliche 
Benennung  für  den  Gerichtsdiener, 
Wachtmeister.    Ermland.    Mühling. 

R§kel,  m.  1.  fauler,  unfeiner  Mensch, 
der  sich  reckt  und  dehnt,  langsam  sich 
bewegt,  mit  Unmanier  sich  setzt, 
flegelhaft  sitzt.  Davon  RIkelei,  f.,  r6- 
kelhaft,  adj.,  r§keln,  sw.  2.  Spottname 
für  die  Bewohner  von  Barten.  Barten- 
scher  R6kel.  Am  Bartner  Amt,  einer 
alten  Ritterburg,  befindet  sich  auf  einer 
wallartigen  Erhöhung,  nahe  dem  Haupt- 
gebäude, ein  roh  gearbeitetes  Steinbild, 
das  Brustbild  eines  Mannes  darstellend: 


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R^m  —  Rßper.  223 

der  Bartemche  Rekel     Man  sagt,   es  langt.     Die   erste   Bedeutung   wurzelt 

solle  das  Bild  des  Erbauers  der  Burg  in  rennerij  die  zweite  wohl  in  dem  ahd. 

sein.    Behnisch,  16,  leitet  Üä^Z  her  t^jr^nTio,  mnwo  etc.  Hengst:  in  Pommern 

von    dem    in    preufzischen    Urkunden  tarenschen,  im  Brem.  wrendcen  wiehernd 

vorkommenden  ryfe,  rekiSy  reyks^rex,  nach    der    Stute    verlangen.      Dähn, 

N.   Pr.   Prov.-Bl.  IH,  123.     Sprw.  I,  558b.    Brem.  Wb.  V,  297.     Schade, 

247.  248.    Vgl.  BarUl    3.  Rabe.    Ei,  1202a.    Schemionek,  32.    Hennig, 

Rekel,  spring'  brav!    Säd  de  Kreeg  nu  112. 

io  dem  Raw.     Yolkr.,  113,  548.  rentlich,  adj.,  reinlich.    Ein  rentlicher 

Mm,  RSmen,  n.,  rlmen,  sw.,  s.  Rt-  Mensch. 

Dien.  R6p,  R6f,  Reif,  m.  u.  /.,   Leine,  Seil, 

Remei,  Pflzn.,  s.  Romei.  Strick,    Tau;    ahd.  u.  mhd.  reif,    engl. 

remmer,  rimmer,  rSmmer,  rummer  adv.,  rope,  schwed.  rep,  dän.  reeb,  hoU.  reep^ 

herum.    Remmer  etc.  rennen.  f.      Brem.  Wb.  IH,    480.      Schade, 

remören,    sw.,    rumoren,    spektakeln,  708a.    . . .  zween  Schlitten^  zwo  Winden, 

herumpolteru.  die  Leinen   oder  Reepen,   die   an  jeder 

rempeln,  sw.,  in  anrempeln,  anrennen,  Seite  200  Faden  halten . . .    Die  ange- 

anlaufen  mit  Stofz.    Studentisch.  zeigten  Leinen  oder  Reepen  dürfen  nicht 

Remter,  m.,  Bock,  50  u.  Hennig,  von  einerlei/  Dicke  und  Stärke  8eyn. 
206,  schreiben  Äawfer,  grofizer  Saal  in  Bock,  Nat.  IV,  716  f.  Das  Netz  wird 
den  Gemeindegärten.  In  Königsberg  an  einem  Reef  von  90  Klaftern  in  eine 
besteht  nur  noch  der  Löbenichtsche  Rem-  Wune  unter  das  Eis  gelassen  und  mit- 
ter als  Tanzsaal.  Da  es  sich  in  der  telst  einer  Winde  wieder  aufgezogen. 
Zeit  treffen  mochte,  dafz  der  (Kneip-  Fisch.- Ord.  f.  d.  fr.  HaflF,  §  38.  Auch 
höfische)  Rembter  an  Leinentdnzer,  Co-  das  Ende  Tau  am  Gram-  oder  Netz- 
moedianten  vnd  dergleichen,  vermietet  flügel,  woran  die  eigentlichen  Refe  be- 
würde  etc.  Morgenspr.  in  1678.  Die  festigt  werden,  heif'zt  Ref.  Henuig, 
Zünfte,  35.    Die  Festsäle  der  Marien-  211. 

borg    heifzen     ebenfalls    Remter:    der  reparSre(n),    sw.,     reparieren,     aus- 

grofze,   der  kleine  Remter.    Das  Wort  bessern. 

ist  wohl  eine  der  zahlreichen  Entstel-  R6pe,  /.     1.  Raufe.    Frisches  Heu  in 

langen    von  refectorium:   in  Hamburg  die   Repe  werfen.     De    kann   met   de 

Reventher,    in    Holstein    Revente^,    in  Schap   ut  eene  Reep   freie,    der   elend 

Bayern  Ref enter,   Rebenter,  Revent  etc«  Aussehende,  Kränkliche.  Sprw.  I,  3239. 

Brem.  Wb.  HI,  477.     Richey,   210.  2.   s.   v.   a.  Räpel   (s.   d.)    Hehnig, 

Schütze   m,    289.     Schmeller  IH,  211. 

61.    Frisch  H,  95a.  RIper,  RSper,  Rfipschläger,  RIfschläger, 

rtn,  adj.  u.  adv.,  s.  rein.  Reifschläger,  m.^  Seiler,  Verarbeiter  des 

RInfisch,  m.,  Rheinfisch,  s.  Bressem.  Hanfes  und  Flachses  zu  Stricken  und 

rennen,    st,    rinnen,    fliefzen.      Das  Schiffstauen ;  von iJ^,  ä^/,  Ä^/.  Reep- 
Wasser  rennt.  schlagerbahn,   lang   sich   ausdehnender 

rennsch,  adj.,   vom  Pferde^   das  sich  Platz   zum  Seil-   und   Taumachen,   in 

der  Lenkung  entzieht  und  durchgeht;  Danzig    (seit    1390)   und    Elbing;    in 

vom  Hengst,   der  nach  der  Stute  ver-  Königsberg  Reperbahn,   hchd.   Reifer-- 


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224 


Repetschke  —  Retchen. 


bahn  (alte  und  neue),  jetzt  auch  Stra- 
fzen,  die  neue  vollständig;  in  Danzig 
Röperffosae  (seit  1357);  in  Königsberg 
Reif  Schläger"^  pltd.  RepscJdägergasse. 
Hirsch,  Dzgs.  Handelsgesch.,  324. 
Schemionek,  32.  Frisch  11,  104c. 
Brem.  Wb.  III,  481.    Hennig,  211. 

Repetschke,  m.,  Frosch.  Gegend  von 
Wehlao,  Labiau.  In  ersterer  scheint 
der  Name  auch  ein  koboldartiges  We- 
sen zu  bezeichnen,  indem  es  von  einem 
Ackerbesitzer,  dessen  Land  durchaus 
nichts  tragen  will,  heifzt:  De  tieft  Re- 
petachke  op  em  Land,  Wäre  für  die 
Herleitung  des  Wortes  an  das  lat.  re- 
pere^  reptare  kriechen,  zu  denken? 

reppen,  sw.^  berühren  mit  Worten,  in 
Anregung  bringen,  etwas  fast  Verges- 
senes wieder  aufrühren.  Wo  aber  jmant 
die  (durch  Vertrag  abgeschlossene)  sa^h 
reppen  oder  gedencken  wurde  -  oder  vn- 
billiger  fwmemen  wü  man  den  vbertreter 
stroffen,  Gartenbuch:  in  1539.  Die 
Zünfte,  51.  Mnd.  Wb.  III,  465a,  rep- 
pen^ reperiy  ropen  rühren,  anrühren,  be- 
wegen. 

rfir,  adv.^  s.  rUr. 

rfirkeSy  rehrkes,  a<fo.,  von  reren  rüh- 
ren. Wi  he  reehrkes  stell  darsatt^  wie 
er  ohne  sich  zu  rühren,  zu  bewegen, 
still  dasafz.  Dorr,  Driewjagd.  Bi 
Noaber  Freesen  gink  ock  reehrkes  stall 
verbi,  ohne  Geräusch  zu  machen,  ruhig. 
Dorr,  26. 

rtrzageln,  sw,,  s.  rllhrzageln. 

r§sch,  rSsch,  adj.  u.  adv,^  hart  ge- 
backen oder  gebraten,  croquant,  stark 
geröstet,  knusperig,  so  daTz  das  Ge- 
bäck oder  der  Braten  beim  Brechen, 
Anschneiden  oder  Beifzen  rauscht  und 
kracht.  Resche  Zwieback.  Nach  Gor- 
dack  auch  resches  (von  der  Sonne  ge- 
dörrtes) OraSy  Heu.  Das  Wort  ist  schall- 
nachahmend.  In  Posen  reesch.   B ern d. 


236;  bei  Frisch  H,  122b,  mcA.   Bock, 
52.     Hennig,  213. 

rfischen,  rVschen,  sw.^  r^ch  machen; 
nach  Mühling  auch  frieren. 

re8Chpekt§re(n),  aw,^  achten  mit  dem 
Neben  begriff  des  Farchtens.    v.  Au  er. 

R68ke,  m.,  Leisten.  De  Schuster  lieft 
Ledder^  keen  Reesken  darto.  Dorr, 
68.    Volksr.,  7,  30. 

re80nn8re(n),  sw,,  räsonnieren,  murren, 
brummend  Einwendungen  machen;  das 
frz.  raisonner. 

Rest,  9n.,  Ende.  Einem  den  Rest  ge- 
beUy  ihn  völlig  zu  Tode  bringen.  Um 
gänzlich  zu  Grunde  richten.  Das  hat 
ihm  den  Rest  gegeben, 

rfisten,  sw,^  Flachs  rösten.  Sperber, 
26.    S.  rtten. 

Bester,  Rtfster,  in  Westpr.  auch  Rlster, 
n.,  Lederflick,  mit  dem  das  schad- 
hafte Oberleder  des  Schuhwerkes  aus- 
gebessert wird.  Hennig,  211,  weist 
für  die  Abstammung  auf  das  nd.  rehen 
reihen  hin.  Lit.  riszü  binden,  usrai- 
szytqjis  ein  Flicker.  Lit.  Aeq. ,  21. 
In  Hamburg  und  in  Bremen  auch 
Reister.  Richey,  209.  Brem.  Wb.  HI, 
467. 

ristem,  rtfstem,  rTstem,  aw.y  ein  R&ter 
auflegen.  Den  Stiefel  berestem  lassen. 
NachTreichel  übertragen:  eineSache 
wieder  in  Gang  bringen;  so  nament- 
lich ausrTstern. 

'  Resun,  /.  1.  Matador  beim  Solo- 
spiel. Natangen.  2.  bei  den  Seeleuten 
die  Menage,  also  Ration.     3.  Raison. 

Retai,  m.,  s.  Ratei. 

Ritchen,  n.,  Rietchen,  spanisches 
Röhrchen.  Strafinstrument  in  Schulen. 
Er  hat  mit  dem  Retchen  bekommen.  Es 
ist  das  Dem.  von  Rtih  Ried,  Schilf- 
rohr, angs.  hreody  engl,  reed^  hoU.  riedy 
franz.  roseau.  Vgl.  das  lat.  reta  (retare 
einen  Fluiz   vom  Rohr   reinigen).     In 


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R^te  —  Ribbengasse. 


225 


Bremen  Rei%  Reety  Riet  Brem.  Wb. 
m,  467.  Hupel,  189.  Hennig, 
334. 

R§te,  RVte,  RSfze,  /.  1.  die  Röste, 
Ort  in  einem  Flusse  oder  Teiche,  in 
welchem  Flachs  geröstet  wird.  Den 
Flacki  in  die  Rete  legen.  In  Bremen 
Rate  die  FäolnÜz,  das  Verrotten^  auch 
der  Ort,  wo  etwas  fault.  Brem.  Wb. 
III,  439.  In  Bayern  Äo/i,  Seh  melier 
m,  138.    Hennig,  214. 

rftten,  rVtten,  reuten,  m.,  den  Flachs 
rösten.  In  Bremen  raten  rotten,  ver- 
rotten, faulen,  engl,  rot^  angs.  rotan^ 
rotian.  Brem.  Wb.  HI,  438.  In  Bayern 
rofzen^  auch  rötzen.  Schmeller  IH, 
138.175.  Im Götting. ro^&n.  Schamb. 
175a. 

reter6re(n),  «tc.,  von  dem  firz.  retirer 
zurückgehen,  sich  zurückziehen,  in 
Sicherheit  bringen.  Öck  umU  ml  mit 
min  KoK  (die  auf  der  Weide  krank 
geworden  war)  to  HtU  reterere.  v. 
Au  er. 

Reticamm,  Rftkammy  m.,  Eamm,  etwa 
von  der  Länge  des  Gambaumes,  mit 
Holzzähnen,  durch  welche  je  ein  hal- 
ber ^Gang,"  d.  h.  10  Fäden  des  Auf- 
zuges gezogen  werden,  damit  diese 
regelrecht  neben  einander  zu  liegen 
kommen  und  gleichmäfzig  aufgezogen 
werden.  Ret^  Rei%  Rtt  Rohr,  woraus 
ursprünglich  die  Webekämme  gemacht 
werden.  Brem.  Wb.  UI,  468.  Vgl. 
Das  Wirkgestell,  128. 

rtts,  rfiz,  rtzersch,  rtzach,  adv.,  jetzt, 
eben,  soeben,  plötzlich.  Eck  kenn  mank 
gaudet  Wiefj  de  aüe  Dage  toottert  on 
denckt:  o  wenn  eck  doch  reeds  man  noch 
Junfer  weer!  Cojrm.  nupt  V,  264  b. 
Denn  lafz  es  aU  rets  (eben)  geschdne. 
Ermland.  Reez  (plötzlich)  kämm  V 
aber  an  'ne  See.  Schalt).  3,  6.  Er 
kam   rez   (plötzlich,    schnell)   um   die 

Pritchbier,  Wörtorbneb  IL 


Ecke.  In  Natangen  auch:  früher,  ehe- 
mals, vormals;  in  Pisanskis  Nachtr.: 
schon,  bereits  und  dann  gewöhnlich 
r§d,  rids,  alr§d,  alrfids,  engl,  already, 
hoU.  reedsy  alreede,  Lehwster  Gott!  Se 
iss  wol  rehts  krank?  sagte  sie  bewegt 
Soph.  R.  IV,  450.  Hermes  übersetzt: 
Lieber  Gott!  Sie  sind  wohl  krank? 
Vgl.  Brem.  Wb.  UI,  453.  Dähn.,  376a. 
Hennig,  209. 

retten,  redden,  sw.^  stehlen.  Redden 
heet  dat  bi  ons  noble  Lied!  Stehlenf 
pßii!    Dorr,  I.  Wiew.,  19. 

rettern,  sw.,  s.  rattern. 

reuten,  sw.,  s.  rtten. 

r§w,  adv.y  s.  rllw. 

rewalgen,  sw.^  gehen,  wallen,  wan- 
deln. Wt  m^otte  rewalge^  wir  müssen 
gehen.  Wo  m^e  dei  nü  rewalge,  wo 
mögen  die  sich  jetzt  aufhalten,  wandeln? 
Samland.    Vgl  drawalgen. 

rtz,  rizasch,  rizersch,  adv.  s.  r6t8. 

Rhabarberbeeren,  plur.  s.  d.  flg. 

Rhebarber,  m.,  Berberize,  Berberis 
vulgaris L.  Bock,  Nat.  IH,  177.  Auch 
Rhabarberbeeren.    Pritzel,  57. 

Rheinfisch,  m.,  s.  Bressem. 

Rl,  /.  1.  schmale  Wiese,  die  sich 
an  einem  Bache  hinzieht;  auch  Bruch: 
EUeri  =  EUerbruch.  Öck  hebb  uk 
nuscht  gefangen  öm  Brak  on  ön  der  Rt. 
Dorr,  27.  2.  Begraster  Rand,  Ab- 
hang eines  ehemaligen  Grabens:  Wir 
haben  nur  noch  die  Rt  zu  hauen. 

Ribb,  Ribbe,  /.  1.  Rippe.  Dojs  schlägt 
an  die  Ribben^  macht  fett.  Das  geht 
an  die  Ribben^  greift  an,  mattet  ab. 
2.  Rdbbe  als  Handelsartikel:  Ribben 
(eine  Art  Holz)  1476  Stück  (aus  Me- 
mel  ausgegangen).  Bock,  Nat.  I, 
608. 

Ribbenfett,  n.,  Rippenfett.  Es  giebt 
Ribben/etty  es  giebt  Prügel. 

,    jetzt    Rippengasse,    /., 


15 

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326 


Ribbsp^  —  Rick. 


Straize  in  Königsberg.  Sie  hat  ihre 
Benennung  von  „einer  Ribbe,  die  an 
eines  Leinwebers  Valerii  Geifzlers 
Hause,  etwan  acht  Ellen  lang  gehangen, 
und  von  demselben  nachmals  auf  die 
Lastadie  verkauft  worden".  Erl.  Pr.  I, 
549.    Hennig,  211. 

RibbspSr,  Rippspfir,  n.,  Rippenbraten, 
namentlich  gebratene  Schweinerippen, 
welche  hohl  zusammengenäht  und  (ge- 
wöhnlich mit  Pflaumen)  gefüllt  werden. 
Schwed.  reßenaspjäll.    Hennig,  112. 

Rieht,  Richte,  pltd.  RScht,  /.,  gerade 
Richtung;  Direktionslinie,  der  geradeste 
und  kürzeste  Weg.  In  die  Rieht  gehen^ 
einen  Umweg  vermeiden,  den  kürzesten 
Weg  gehn.  Es  ist  über  Schaber  au  in 
die  Richty  zur  Bezeichnung  eines  be- 
deutenden Umweges,  einer  unnützen 
Arbeit.  Von  Tapiau  nach  Wehlau 
führt  über  Feld  ein  Richtweg,  von  dem 
man  sehr  leicht  ab  in  die  nach  dem 
Dorfe  Schaberau  führende  Strafze  kom- 
men kann;  man  macht  alsdann  einen 
weiten  Umweg  nach  Wehlau.  Sprw.  I, 
3230.  Einem  in  die  Richte  kommen^ 
gerade  auf  ihn  zugehen ;  ihm  entgegen- 
kommen, zuvorkommen;  seinen  Aus- 
flüchten vorbeugen.  Rieht  über^  in  ge- 
rader Richtung  gegenüber.  In  der 
Saalfelder  Gegend  nichts,  adv.^  gegen- 
über. Brem.  Wb.  HI,  448.  Schmel- 
1er  HI,  31.  Bock,  52.  Hennig, 
211.    Vgl.  gericht 

Richte,  /.  AtLch  soll  er  (der  ZAinftr- 
Bruder)  nicht  Macht  haben^  einen  alten 
Zug  zu  belegen,  mit  der  Richte  und  ei- 
nen neuen  aufzusetzen  etc.  Rolle  d. 
Kgsbg.  Fischergilde  v.  1662.  Bock, 
Nat.  V,  563. 

richten,  sw,  1.  etwas  in  die  gerade  Li- 
nie bringen,  nach  einer  geraden  Linie 
arbeiten;  übertragen  auf  den  Menschen: 
E}r  kann  nichts  mit  ihm  richten^  nichts 


mit  ihm  anfangen,  ihn  nicht  auf  den 
richtigen,  geraden  Weg  führen.  2.  auf- 
richten. Ein  Haus  richten^  das  Zimmer- 
werk auf  den  Mauern  zusammensetzen 
und  aufrichten,  so  daCz  das  Haus  seine 
volle  Gestalt  gewinnt.  Dasselbe  was 
beren.  Goth.  raihtjan^  ahd.  rihtan^ 
mhd.  rihten,  alts.  rihtjan,  schwed.  räto, 
rätta  in  die  Höhe  richten.  Vgl.  das 
lat.  erigere  und  erectio.  Adelung  IH, 
1100.    Schade,  714b.    Hennig,  212. 

Richtholz,  n.,  Kichtscheid,  Handwerks- 
zeug der  Maurer  and  Zimmerleute. 

nichts,  ado,,  s.  Rieht 

Richtschmaus,  m.,  Schmaus,  den  der 
Bauherr  nach  dem  Richten  des  Gebäudes 
den  Bauhandwerkem  giebt 

Richtsteig,  Richtweg,  m.^  Fufzweg,  der 
in  die  Richte  geht,  die  Bogenumwege 
der  Landstrafzen  abschneidet;  gerader 
kürzerer  Weg  überhaupt.  . . .  dafz  eine 
solche  mächtig  grofze  und  unglaubliche 
Reyse  durch  einen  sehr  bequemen^  kurt- 
zen  und  der  Natur  gantz  ähnlichen  Rieht- 
steig  möge  verrichtet  werden.  Linem., 
M2b. 

Richtstroh,  pltd.  RVchtstrau,  n.,  Stroh, 
welches  die  Richte,  Richtung  hält,  al- 
so gerade  und  ungeknickt  ist.  Es  wird 
vorzugsweise  zumDachdecken  gebraucht. 
Vgl.  Langstroh  und  Krummstroh. 

Richtweg,  m.,  s.  Richtsteg. 

Ricic,  RUclc,  n.  u.  m.,  lange  Stange, 
langer  Ast,  Latte.  Wann  einer  wird 
über  die  Berge  zeunen  oder  rücken^  so 
wird  er  mehr  Pfäle  und  Ricke  bedürfen^ 
als  in  der  Ebene.  Linem.,  Ss  4b. 
Bohnenrick^  Bohnenstange.  Zaunrick, 
Ast  oder  Sprosse  eines  Rickzaunes^ 
Er  ist  trocken  wie  ein  Rick.  Ein  em^ 
rickiger  Zaun,  Zaun  mit  einem  Rick. 
Li  Bayern  ist  Rick  eine  fortlaufende 
Reihe  (Steinrick)  oder  ein  Gestell,  um 
etwas   der  Reihe   nach   daran,    darauf 


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ricken  —  Rtmen. 


227 


za  hängen,  zu  stellen.  Schmeller  III, 
42.  Von  recken  ausdehnen.  S.  Ha- 
gen. 

ricken,  rücken,  pltd.  rVcken,  m.,  einen 
Zaun  aus  Ricken  setzen. 
Ricken-,  RUckenzaun,  m.,  s.  Rickzaun. 
Rick-,  RUckstamm,  9n.,  Holzstamm^  aus 
welchem  Ricken  geschnitten  werden. 

Rick-,  Rickenzaun,  Rück-,  RUckenzaun, 
m.,  Zaun  aus  Ricken.  Seine  Haupt- 
stützen sind  Fichten-,  Tannen-  oder 
Eichenpfähle;  Äste,  Latten,  Schwarten 
bilden  die  Verkleidung  oder  den  SchluCz. 
Vgl.  Stackelzaun,  Strauchzaun. 

RTdel,  «i.,  Spaten,  Grabscheit.  Von 
dem  gleichbed.  poln.  rydel,  Passenheim. 
RTdos,  m.,  s.  Reitochs, 
riechen,  s^.,  aufzer  der  gewöhnlichen 
Bedeutung:  1.  merken,  wissen,  voraus 
wissen.  Das  kann  ich  nicht  riechen^ 
ich  hohe' keine  Eundsnase.  2.  stinken. 
Pfui^  tme  riecht  das  hier! 

Riecher,  pltd.  RTker,  m.  1.  Nase.  In 
einem  Volksrätsel:  Op  em  Lecker  steit 
e  Rtker.  2.  Bildlich:  Er  hat  einen  gu- 
ten Riecher y  er  kommt  zu  einer  An- 
gelegenheit rechtzeitig,  wie  gerufen. 
Sprw.  I,  3140. 

Riechsei,  plid.  Rtksel,  n.,  etwas,  das 
gut  riecht,  ein  ßlumenstraufz  u.  dgl. 
In  Pommern  Rüke^  n.  Nach  Müh- 
ling  auch  das  einmalige  Riechen. 

Riefholz,  n.,  bei  Stein  III,  3,  Rief- 
hoUer  unter  res  nautic(xe* 

Riemchenschneider,  m,^  ein  auf  seinen 
Vorteil  bedachter  E^einigkeitskramer. 
Treichel.     Verwandt  mit  dem  folg. 

Riemchenstecher,  m.  1.  Riemenstecher, 
Gaukler,  der  einen  Riemen  so  ge- 
schickt in  mannigfache  Krümmungen  zu 
rollen  verstand,  dafz,  stach  man  in 
eine  derselben  hinein,  der  Stich  immer 
neben  dem  Riemen  hinging.     Frisch 


n,  119c.  Später  Spiel  der  Schuljugend. 
2.  Freund  des  schönen  Geschlechtes; 
von  Riemen  =  penis.  Vgl.  Sprw.  I, 
3142. 

Riemen,  m.  1.  Ruderholz,  Ruder. 
Hirsch,  Dzgs.  Handelsgesch.,  254. 
W.  Seidel,  34.     S.  RTmen.    2.  penis. 

Riementräger,  j^Zt^n,  in  Dzg.  eine  Zunft, 
welche  die  aus  den  Schiffen  ausgelade- 
nen Waren  auf  Tragbahren  fortschaffte. 
Ihre  Mitglieder  zeichneten  sich  dadurch 
aus,  daCz  sie  über  ihren  Kleidern  weüze 
Hemden  und  schwarze  Schurzleder  tru- 
gen.    W.  Seidel,  34. 

Riene,  /.,  Rinne.  Die  drei  Überfälle 
sind  der  Mcmenburger  Überfall^  die  EU- 
binger  Reihen^  Riene  genannt^  und  der 
Rodacker  Überfall,  Königsbg.  Hartg. 
Ztg.  1875.     Nr.  30.  Abend-Ausg. 

Riesenburg,  Ortsn.,  Stadt  in  Westpr. 
Er  ist  ein  Riesenburger,  ein  riesiger 
Mensch.  Simon  Grünau  in  seiner 
Chronik  meldet,  „dalz  5  Ellen  hohe 
Männer  die  Stadt  Riesenburg  mit  dem 
Schlofz  gebauet  hätten,  welche  Burg 
der  Rieben  von  dem  deutschen  Orden 
zerstöret  worden."  Der  pr.  Sammler  H, 
1243.     Sprw.  I,  3146. 

Riesenglocice ,  Pflzn. ,  breitblättrige 
Glockenblume,  Campanula  latifolia  L. 
Auch  grofze  Waldglocice.   Hagen,  231. 

Rige,  Rlje,  /.,  Darre,  Trockenscheune, 
lit.  r^^,  lett.  W/a,  russ.  riga,  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th,  148. 

rTgeln,  mJO,y  nach  einer  Ursache  zum 
Zanke  suchen.     Friedland  Ostpr. 

Rigg,  n.,  s.  RUcIcen. 

RTice,  w.  Vom.,  Kürzung  von  Frie- 
derike. 

Rtmen,  Rftmen,  R6m,  m.,  langes  Ruder, 
lat.  remus.,  franz.  rame.  Bei  Jeroschin, 
88  d:  rtmen  unde  stiUr  Riemen  und 
Steuerruder.    Pfeiffer,  228.     Unsere 

15* 


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228 


rimmer  —  nts. 


Schiffer  sagen  statt  Rtmen  und  Steuer: 
Rimen  und  Ruder.  Davon  rTmen,  r§- 
men,  sw,y  radem. 

rimmer,  adv.^  s.  remmer. 

'rin,  adv.,  s.  'rein. 

Rinderweizen,  9n.,  s.  Tag  und  Nacht 

Rindicest,  /.,  s.  KesL 

Rindsauge,  Pflzn.,  weifze  Wucher- 
blame,  Chrysanthemum  leucanthemum 
L,  Auch  Johannisblume.   Hagen,  889. 

ringer,  ocfo.,  geringer,  wohlfeiler  im 
Preise,  weniger.  Ringer  kann  ocKt  nich 
lätey  wohlfeiler  vermag  ich's  nicht  zu 
verkaufen. 

ringem,  «tr.,  geringer  machen,  ver- 
ringern, im  Werte  herabsetzen. 

Rinnbahn,  /.,  Zwischenraum  zwischen 
den  Flügeln  des  Wenters,  d.  h.  der 
Raum,  den  die  Fische  benutzen  können, 
um  in  den  Wenter  hinein,  ('rfw)  zu  ge- 
langen.   Benecke,  384. 

Rinne,  /.,  das  Gerinne,  Kanal  zwischen 
den  Kampen, 

'rinner,  adv.^  s.  'rein. 

Rinnstein,  pltd.  Rennstln,  m.,  das  Ge- 
rinne im  Strafzenpflaster,  das  sich  den 
Häusern  entlang  zieht.  Ebenso  in  der 
Niederlaus.    Anton,  12,  9. 

rintlich,  pltd.  rVntlich,  adj.^  reinlich. 
Er  ist  ein  rintUcher  Mensch. 

Rippentriller,  m.,  Stolz  in  die  Rippen. 
Sidl  öck  dt  e  Rippeträler  gewe.  Königs- 
berg. 

Rtps,  m.y  Pflzn.,  Kohlraps,  Raps,  Bras- 
sica napus  L.  Nach  Hagen,  702,  auch 
RUbs,  RUbsamen,  Ölsamen. 

ripsraps,  interj.  zur  Bezeichnung  eili- 
gen Zugreifens;  vgl.  rapsen.  Ripsraps^ 
da  war's  aller  —  da  waren  die  Kir- 
schen auf.  Auch  ripschrapsch.  Yolksr., 
127,  532.  Bock,  52.  Hennig,  212. 
Vgl.  Weigandll,  479. 

riieln,  sw,^  rieseln.  Es  rüeU  mir  durch 
Mark  und  Bein. 


rTsen,  sw.^  sich^  sich  aufrichten,  er- 
heben; daher  gewöhnlich  aufrtsen,  sich 
in  die  Höhe  richten.  Das  Pferd  rht 
sich,  es  erhebt  sich  auf  den  Hinter- 
beinen. Ris'  dij  min  Sahn,  stehe  auf! 
In  Hessen  hat  rtsen  die  gegenteilige 
Bedeutung:  sinken,  fallen:  das  reife 
Obst  rist.  Vilmar,  328.  In  beiden 
Bedeutungen  ist  es  mhd.  rtsen  y  ahd. 
rtsan  sich  von  oben  nach  unten  oder 
von  unten  nach  oben  bewegen,  fallen, 
steigen,  alts.  rtsan  aufstehen,  sich  er- 
heben, goth.  reisan.  S.  Schade,  718a. 
Hennig,  216. 

Riss',  Risse,  plur.^  Hiebe,  Schläge, 
Prügel.  Es  giebt  Risse.  GHeb  ihm  einen 
Ri/z!  Wie  woa  nach  ön  de  Schul  gingCy 
da  gabs  dach  all  foat  Ro/z^  dafz  wa 
ons  de  Hose  voll  schösse.  Ermland. 
Firmenich  m,  103b.    Hennig,  212. 

Rtster,  n ,  s.  Rteter. 

Rttaal,  m.,  s.  Reilzaal. 

Rttdlwel,  m.y  s.  RttespITL 

RTtespiTt,  m.y  zur  Bezeichnung  eines 
Menschen,  namentlich  eines  wilden  Ena- 
beo,  der  seine  Kleider  schnell  zerreifzt. 
Er  ist  ein  rechter  Rttespltt  Aus  riten 
reifzen  und  sputen  spleifzen  tautologisch 
gebildet  Man  nennt  einen  wilden  Jun- 
gen, der  die  Kleider  rasch  auftragt, 
auch  Reilzteufel,  pltd.  RItdIweL  In  Ham- 
burg Rietenspliety  Rietup.  Brem.  Wb. 
ni,  507.  In  Pommern  Ritsplüt  auch 
ein  solcher,  der  aUes  an  sich  reifzen 
will.  Dähn.,  383a.  Danneil,  173a. 
Hupel,  190:  Rei/zspleis.  Hennig, 
212. 

Ritkamm,  m.,  s.  Ritkamm. 

Rftnagel,  m.,  s.  Splltnagel. 

rits,  interj.  schallnachahmend,  ge- 
wöhnlich in  Verbindung  mit  rftts,  zur 
Bezeichnung  des  Tones,  der  beim  Wer- 
fen, Ausschütten,  Schlagen  etc.  gehört 
wird.    RttSy  seggt  de  Bür  on  sckott  ön 


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Ritt  —  Rocklor. 


229 


e  Arfte.  RttsrdtSj  schott  de  Bar  ön  e 
Ar/te.  Sprw.  I,  274.  Ritsrdts,  da  hatte 
er  die  Ohrfeigen  weg, 

Ktt,  m.,  ^wird  von  jeder  Handlung 
gesagt,  die  kurz,  aber  mit  Beschwerde 
vollbracht  worden  ist.  Es  kostete  drei 
Ritt^  bis  icKs  zu  Stande  gebracht^. 
Hennig,  334.  Dat  ös  e  Rött^  seggt  de 
Schmödt^  on  titt  de  Kobbel  den  Worm 
ut  e  Näsch^  dat  se  schott.  Kreuzburg. 
Rött  kann  hier  durch  Rifz,  von  reifzen, 
und  Ritty  von  reiten,  übersetzt  werden. 
In  Pommern  Ritt,  n.  In  enen  Ritt, 
auf  einmal.     Dähn.,  383  a. 

Ritter,  arme,  Semmelschnitte,  über 
welche  Eier  geschlagen  sind,  in  Butter 
gebacken.  Bock,  152,  und  nach  ihm 
Hennig,  212,  erzählen,  dafz  zu  der 
Benennung  ein  armer  Ritter  Veran- 
lassung gegeben  habe,  der  mit  diesem 
Gebäck  seine  guten  Freunde  bewirtete 
und  sich  entschuldigte,  wie  er  als  ein 
armer  Ritter  ihnen  nichts  Besseres 
vorsetzen  könne.  Nach  Mühling  hört 
man  in  Deutschland  noch  den  Zusatz: 
in  Elendsfett  gebacken.  Denn  seine  Sonn- 
tags-Kost heist  Stint  und  arme  Ritter. 
Carm.  nupt.  U,  199c.  Vgl.  B  ock,  Nat. 
I,  266. 

Ritterkreuz,  Pflzn.,  Wiesensalvei,  Soi- 
via  pratensis  L.    Hagen,  37. 

Ritwurm,  m.,  s.  Schrotwurm. 

Ritze,  /.,  Spalte  überhaupt;  Spalte  in 
der  Bretterbekleidung  des  f  ufzbodens. 
Er  ist  in  die  Ritze  gescharrt^  wenn  je- 
mand nicht  sogleich  aufzufinden  ist. 
Auf  die  Ritze  hauen^  Glück  im  Karten- 
spiel haben.  Um  zu  erproben,  ob  je- 
mand angetrunken  ist  oder  nicht,  läfzt 
man  ihn  auf  der  Ritz'  gehen.  Sprw.  I, 
3149 ff.    Sperber,  27. 

Rttzice,  m.,  s.  Rfzchen. 

MW,  adv,y  s.  rUw. 

RixhSft,  Landspitze  am  An&nge  der 


Landzunge  Heia.  Hoft  =  Haupt,  Spitze, 
Landspitze,  Vorgebirge;  Riahöft  =  des 
Reiches  Spitze.  Vgl.  Spruner,  Histor. 
Schulatlas,  Karte  3. 

RTzchen,  pltd.  RTzIce,  auch  Reizehe, 
Reizice,  n.  u.  tti.,  ei'zbarer  Schwamm, 
Reizker,  Rietschling,  Agaricus  delicio- 
sm  L.  Poln.  rydz,  rydzek.  Nach  Bock, 
Nat.  UI,  617,  unterscheidet  man  in 
Preufzen:  Steinreizke,  Kemling  oder 
Bruchreizke  und  Birkling  oder  Birken- 
reizke.    Bock,  53.    Hennig,  216. 

rlzraz,  interf.^  s.  rtts. 

Robött,  Robötte,  w.,  Frohndienst, 
Scharwerk,  Hand-  und  Spanndienst, 
schwere  Arbeit  überhaupt.  Poln.  ro- 
bota^  russ.  raböta  Arbeit,  lit.  rabatä 
Arbeit,  Mühe,  Plage;  russ.  rab  Sklave, 
Leibeigener.  Nsslm.  Forsch.  3;  Th., 
149.  Schmitt,  108;  Westpr.,  167. 
In  Bayern  Robat^  Robold^  Robald^  f. 
Schmeller  HI,  9.  Davon  Roböttbauer, 
m,y  Scharwerksbauer.    Mühling. 

robötten,  gewöhnlich  rabötten,  sw.y 
stark  und  angestrengt  arbeiten.  Ra- 
bötten gehen^  zur  Arbeit  gehen.  Ich 
habe  den  ganzen  Tag  zu  rabötten. 

ROch,  m.  1.  Rauch.  2.  Rauchfang 
und  daher  Herd.  Neben  dem  soU  jeg- 
licher Wirth^  soiDohl  die  vom  Adel^  als 
Freyen  oder  Pauren  von  jedem  Roch 
aber  den  jetzt  gedachten  Decem  8  Schill. 
Sckulergeld  jährlich  zu  geben  schuldig 
sein.  Orub.Corp.Const.PrutenP.LN.1. 
Von  Erwehlung  der  beyder  Bischof 
Samlandt  und  Pomezan  im  Herzogthum 
Preufzen,  d.  anno  1568,  pag.  10.  Hen- 
nig, 212. 

Rociceliceim,  Ortsn.,  Dorf  im  Kjeise 
Wehlau.    Vgl.  Schallen. 

Rocken,  m.,  Roggen,  Seeale  cereale 
L.;  üblicher  Kern.    S.  Hagen,  137. 

Rocklör,  m.j  mantelartiges  Kleidungs- 
stück.   Von  demselben  hielz  es:    Vere 


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230 


Rodacker  —  Roggenwolf. 


e  Schnob  on  hinde  e  Singohr^  vorDe 
eine  Schnippe  und  hinten  ein  Singohr(?). 
Wehlau.  In  Natangen  ein  Überrock. 
Franz.  roqaelaure  nach  dem  Herzog 
von  Roquelaure  (f  1738),  der  diesen 
Mantel  einführte.     Weigandll,  483. 

ROdacker,  w.,  gerodeter  Acker. 

Roddog,  Roddow,  n.,  s.  Rotauge. 

Rode,  /.,  die  gerodete,  urbar  gemachte 
Palwe;  auch  Neubruch,  m.  u.  n.  Bock, 
Nat.  in,  767.  Weigandll,  483:  das 
jRod,  der  angerodete  Boden,  ausgereu- 
tete  Plat?. 

Rdde,  /.,  lange  Stange,  die  bei  der 
Fischerei  unter  dem  Eise  gebraucht 
wird.  ,  ,  .  die  Gabeln^  womit  (bei  der 
Winterfischerei)  die  Stangen  unter  dem 
Eise  fortgeschaft  werden,  die  hier  Boo- 
den  hei/zen  und  60  bis  70  Fujz  lang 
sind.    Bock,  Nat.  IV,  717. 

Rodel,  n.  1.  Ruder.  Denn  schmiet 
wi  Roodel  on  Lamm  ant  Sied  (an  die 
Seite).  Dorr,  21.  2.  s.  v.  a.  Rodel 
(s.  d.). 

roden,  sw. ,  gewöhnlich  in  der  Zu- 
sammensetzung ausroden,  pltd.  utrOde(n), 
sw,^  ausreuten,  Baumstumpfe,  Gestrüpp, 
Unkraut  mit  der  Wurzel  aus  der  Erde 
herausarbeiten.  Hennig,  18,213.  Wei- 
gandll,  483. 

ROder,  ?n.,  der  Ruderer,  Beiname  für 
den  fliegenden  Storch:  Hadebär,  du 
Roder ^  Bring'  mt  e junge  Bröder.  Volksr., 
50,  191.  Rochholz,  87.  S.  Nester  u. 
Steiner. 

ROdergat,  n,  älterer  Name  für  den 
Kucker,  die  Öfihung,  wo  das  Steuer- 
ruder am  Hintersteven  an  Deck  kommt. 
Hirsch,  Dzgs.  Handelsg.,  265. 

rOdlachtig,  adj.,  s.  lachtig. 

Rdfe,  /.,  Raufe,  Futterleiter. 

RogftI,  n ,  s.  Regftl. 

Rogfttsch,  m ,  Pflugsterze,  auch  Zoch- 
baum,  lit.  ragöcze^  ragöczus^  ragözius^ 


poln.  rogacZy  wohl  von  ragis^  lit.  rdgas, 
poln.  rog  Hom,  nach  der  Gestalt  be- 
nannt. Nsslm.  Forsch.  2;  TL,  149. 
Lit.  Aeq.,  21.  Hennig,  213.  Vgl. 
Zock 

RSgel,  m.,  Fischrogen.    Mühling.  S. 


rSgeln,  sw.^  den  Rögel  entlassen,  lai- 
chen.    Mühling. 

Roggelmoggel,  n.  Beim  Schlachten 
schickt  man  jemand,  um  ihn  zu  hän- 
seln, zum  Nachbar  und  läfzt  um  das 
Roggelmoggel  bitten.  Der  Nachbar  füllt 
eine  Lischke  mit  Steinen  oder  Erde,  so 
dai'z  der  Genarrte  schwer  zu  tragen  hat. 
Elbiüg.     Sprw.  I,  3156. 

Roggen,  m.<^  volksüblich,  wie  auch 
anderwärts  (Bayern:  SchmellerHI,  71. 
Hessen:  Vilmar,  320),  ist  dafür  Kom. 
In  Zusammensetzungen  wechselt  Roggen 
und  Kom:  Roggenmehl,  pltd.  Regge- 
mehl^  ReggektVce^  Kombranntweiny  pltd. 
KSmbrannwtn. 

Roggenblume,  mehr  jedoch,  &st  über- 
all, Kornblume,  /.,  Centawrea  cyanus  L. 
Hagen,  903.    Pritzel,  86. 

Roggenbrot,  n.,  s.  Brot 

Roggenhund,  m.,  mythisches  Wesen, 
das  sich  in  Roggenfeldern  aufhält.  Vgl. 
Roggenwolf. 

Roggenmuhme,  -mutter,  /.,  s.  Kom- 
mutter. 

Roggenschlunk,  m.,  Yielfral'z,  Nimmer- 
satt, auch  Geizhals,  geldgieriger  Mensch. 
Er  ist  ein  rechter  Roggeschlunk.  Sprw. 
I,  3157. 

RoggenwoK,  m,  1.  mythisches  Gre- 
bilde  von  Wolfsgestalt  und  wölfischem 
Gebaren,  das  sich  im  Roggenfelde  auf- 
hält und  namentlich  Kindern  gefährlich 
wird.  Man  warnt  die  Kinder,  ins  Kom 
zu  gehen,  da  lau're  der  Roggenwolf, 
Über  ihn  und  den  Roggenhund  s.  Mann- 
bar dt,  Roggenwolf  und  Roggenhand, 


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Rohleder  —  RoUing 


231 


Beitrag  zur  Gennanischen  Sittenkunde. 
Danzig  1865.  2.  Übertragen:  Mensch, 
der  alles  an  sich  reiizen  will,  nie  ge- 
nug bekommen  kann.  Praust  bei  Dan- 
zig. Vom  gefräfzigen  Menschen  heiCzt 
^si  er  frifzt  wie  ein  Roggenwolf,  Mann- 
hardt,  a.  a.  0.,  11.     Sprw.  I,  968. 

Rohleder,  m.^  von  der  rohen,  unge- 
gerbten  Haut  übertragen  auf  den  rohen, 
unmanierlichen,  ungebildeten  Menschen. 
Bir  ist  ein  rechter  Rohleder. 

Rohn,  771,  s.  Bahn. 

Rohrdommel,  m,  Spitzname,  den  die 
Litauer  den  Deutschen  geben.  Müh- 
ling. 

Rohrdrummel,  -drump,  -dump,  /.,  Rohr- 
dommel, Ardea  stellaris.  Lett.  dumpis, 
Möhling,  Tiem.,  176.     Vgl.  Ipnimp. 

RVhre,  /.,  gewöhnlich  RShr,  viereckige, 
tiefe,  mit  Kacheln  ausgelegte  Höhle  im 
Kachelofen  der  Wohnstube,  mit  ab- 
schlielzender  Thür,  zur  Warmstellung 
von  Speisen  etc.  Nicht  zu  verwechseln 
mit  der  Ofenröhre  =  Rauchröhre.  Apfel 
in  der  Röhre  braten.  Stell  den  Eafee 
on  de  Röhr! 

Rehreif,  m.,  s.  Rohrreif. 

Rehrglanz,  Pflzn.,  rohrartiges  Glanz- 
gras, Phalaris  arundinacea  L.  Hagen^ 
63. 

—  Rohrkampe,  /.,  Kampe,  die  mit  Rohr 
bewachsen  ist.  Das  Rohr  wird  ge- 
wöhnlich im  Winter  abgehauen.  MQh- 
ling. 

Rohrkarpfen,  m.,  s.  Debel,  Dibel  und 
Rftp. 

Rohrreif,  pltd.  Rdrrlp,  RöerTp,  m.,  auch 
Rohreif,  der  eisige  Reif»  der  sich  bei 
Nebelfrost  an  die  Zweige  der  Bäume  etc. 
ansetzt,  Rauhreif,  Raachfrost.  Der 
Rohrreif  aber  entstehet  alfzdann^  wenn 
bei  Nebelickter  Constitution  des  Gewitters 
(Wetters)  es  sehr  kalt  etc.  Linem., 
Xx  4a.   Davon  rohrreifen,  rohreifen,  pltd. 


r6rripe(n),  r6ery(>e(n)^  rörrtfen.  Krüp 
unne,  Uwe  Ltse^  et  het  rdrrtft.  Nach 
der  Volkserfahrung  hört  die  Kälte  drei 
Tage  nach  dem  Auftreten  des  Rohr- 
reifes  auf.    Ygl.  Aufhang. 

Rohrsperling,  m,,  Rohrammer,  Embe- 
riza  schoeniclus.  Da  er  im  Rohre  mun- 
ter zwitschert  und  schreit,  so  heifzt  es 
von  einem  lebhaft  streitenden  Menschen: 
er  schimpft  wie  ein  Rohrsperling. 

Rohrwrangel,  m.,  kleiner  Rohrsänger, 
Sylvia  arundinacea.  Bujack,  373. 
Muhling,  Tiern.,  176. 

rojftlsch,  adj.j  kolossal,  stattlich,  be- 
sonders vom  Frauenzimmer.  Schemio- 
nek,  32. 

rokfar  (a  =  ä),  adj.^  s.  rftkf&r. 

rokOsen,  sw.^  zur  Bezeichnung  des 
rockenden  Trommeins  der  Tauben. 

RoW,  Rolof,  m.  Vorn.,  Rudolf.  Hart- 
wich, 54. 

Roll,  (?),  Gericht  aus  Hafergrütze, 
Pflaumen,  Rinderfleck  und  Sirup.  Ma- 
rienburg. 

Rollberg,  m.,  Strafze  in  Königsberg 
auf  dem  Steindamm.  Sie  hat  ihren 
Namen  nach  einem  normannischen  Her- 
zog Rollo,  der  eine  Zeitlang  daselbst 
gewohnt.  Hennenb erger,  43.  Sie 
hiefz  früher  Olappenberg  ^  nach  dem 
Erl.  Pr.  II,  842,  von  dem  daselbst 
gehängten  ermländischen  Heerführer 
Glappo.  Hoffheinz,  Strafzn.,  604, 
meint,  der  Name  könne  auch  vom  Volks- 
witz gebildet  sein,  der  hier  manches 
Fuhrwerk  bergab  rollen  sah. 

rollen,  sw.  Einen  rollen,  ihn  im  Kampfe 
niederwerfen,  besiegen. 

Rolling,  Rollinge,  Rollung,  /.,  die  in 
regelmäl'zigen  Intervallen  rollenden  Wel- 
len der  bewegten  See,  auch  der  HafiFe. 
Es  ist  zuviel  RoUing,  wir  köfinen  nicht 
in  die  See  hinaus,  sagen  die  Fischer 
am    Ostseestrande.      Die    Fischerfahr^ 


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232 


Rollo  —  Roratenbruder. 


zeuge  des  kwrüchen  Haffes  werden  nur 
mit  ganz  flachem  Boden  und  äusserst 
geringem  Tiefgang  gebaut^  trotzdem  segeln 
sie  vortre flieh  und  sind  ganz  besonders 
in  der  auf  dem  kwr.  Haffe  sehr  gewöhn- 
liehen  kurzen  RoUung  etc.  äusserst  tuchn 
tig.  Benecke,  223  f.  An  der  Nord- 
see bezeichnet  raüen  das  Überlaufen 
der  Wellen  über  einen  seichten  Grund 
oder  den  Anlauf  derselben  gegen  eine 
Fläche  hinauf.  Brem.  Wb.  lü,  426. 
Vgl.  Schftlung  u.  Wachte. 

Rollo,  n,y  Rouleaux. 

Rollung,  /.,  s.  Rolling. 

Rolof,  m.  Vorn.,  s.  Rolf. 

RVIps,  m,^  Rülps,  laut  aufstofzende 
Magenblähung.  Eck  loht  en  RöUpSy 
möt  Cronst!  eck  kun  en  nich  verhöhde. 
Carm.  nupt  I,  282,  14.  Davon  rVIpsen, 
sw.j  rülpsen. 

Rdm,  m,,  Rufz,  jeder  Schmutz,  der 
schwärzt.  Davon  berftmen,  sw.^  sich^ 
sich  anschwärzen,  beschmieren.  Wer- 
der. 

Romei,  m.^  Pflzn.,  echte  Kamille,  Ma- 
tricaria  chamomiüa  L.,  lit.  ramüne. 
Hennig,  213.  Hagen,  894.  Nach 
Pritzel,  93,  in  Ostpr.  auch  Remey, 
Raneyenblume  (P  fehlerhaft  für  Rameien- 
blume),  Haugenblum  und  Magdblum.  YgL 
Hundsromei. 

Rominte,  /.,  Nebenflufz  der  Pissa,  in 
lit.  Liedern  viel  genannt  und  oft  be- 
sungen. Lit.  Rominta,  Der  Name  deu- 
tet auf  ein  schnelles,  eiliges  Dahin- 
wandem.  Der  Flufz  heii'zt  an  seiner 
poln.  Quelle  Blandianka,  in  PreuTzen 
anfänglich  Bllndeflufz,  von  dem  ]it.  blinde^ 
Salweide,  die  dort  an  seinen  Ufern 
wächst.    S.  Passarge,  Balt.,  311. 

Rominten,  Ortsn.,  Dorf  an  der  Ro- 
minte im  Kx.  Goldap.  Oä  na  RomintCy 
Zigge  opschwänze.  Über  die  Entstehung 
der  Redensart  s.  Sprw.  I,  1 149. 


rommeldOn,  adf\  s.  dOn. 

rommein,  sw.^  binden,  pfänden.  Ein 
Gebrauch  der  Brautleute  ^  „da  sie  die 
Fremden,  so  an  das  Brautfeuer  treten, 
zu  binden  pflegen,  und  von  ihnen  zur 
Auslösung  ein  Geschenk  abfordern^. 
Bock,  53.  Hennig,  213.  Auch  das 
piandende  Binden  überhaupt.  Öck  rom- 
mel  enne  op  ene  grene Platz!  Aus  einem 
Spruche  beim  Binden  auf  dem  Emte- 
felde.    Volksr.,  233,  814, 

rommen,  sw.  1.  räumen,  aufräameu, 
wegräumen.  2.  etwas  durchsuchen. 
Engl,  rummage.  Davon  aufrommen, 
aufräumen;  verrommen,  etwas  verlegen, 
verkramen,,  so  daTz  es  schwer  zu  fin- 
den ist. 

rVmmer,  ado.y  s.  remmer. 

RVmpy  971.,  rVmpen,  sw.y  s.  rampen. 

Ron,  m.y  s.  Rahn. 

RSnne,/.,  schmale,  vielfach  gekrümmte 
Rinne,  Fahrstrafze  im  kurischen  Haff 
längs  der  Nehrung.  S.  Benecke,  223. 
Auch  das  frische  Haff  hat  eine  R&nne. 
In  der  PiUauer  Haff-Ronne  hat  sich 
wählend  der  Winterstürme  eine  wenig 
umfangreiche  Sandbank  gebildet,  welche 
dem  Schifffahrtsnerkehr  nach  Königsberg 
sehr  hinderlich  ist  Egsbg.  AUg.  Ztg. 
1882.  Nr.  74.  Abend-Ausg. 

Rontfischy  m.  Nach  Simon  Grünau, 
Tract  I,  cap.  UI,  „ein  treuger  fisch  aas 
der  pomuchil^. 

RSper    und    Zusammensetzungen    s. 


rSppschlagen,  st  1.  zur  Bezeichnung 
übergrofzer  Magerkeit  und  Elraftlosig- 
keit:  die  Rippen  schlagen  gleichsam 
zusammen.  2.  stark  anstrengen,  bis 
zum  Zittern,  Rippenbeben. 

rVr,  adv.y  s.  rllr. 

Roratenbruder,  m.  Die  Roratenbru- 
der sind  eine  kirchliche  Sängerzunft 
im  Ermlande.    Aulzer  in  der  Kirche, 


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rorreifen  —  Rosenwinkel. 


233 


singen  sie  auch  bei  feierlichen  Begräb- 
nissen Yor  dem  Sterbehanse  und  bei 
den  Vigilien.  Stamm  ist  das  lat.  ro- 
rcare.  Der  Volkswitz  nennt  sie  rare 
Brüder^  auch  Rdrbrüder  (vgL  rar  und 
rdren).    Mühling. 

rftrreifen,  sw.^  s.  Rohrreif. 

Roiaky  m,  1.  Rucken.  Op  em  Roiak 
gewe^  Hiebe  auf  den  Rücken  geben. 
Samland.  2.  Prügel,  Hiebe.  Et  göfft 
Roiak.  Friedland  Ostpr.  Sprw.  II, 
2211. 

Rofonke,  Rossanke,  (?),  zur  Bezeich- 
nung eines  schlechten  Bieres.  Nach 
Mühling  eine  Art  Weifzbier,  das  im 
Anfimge  des  17.  Jahrh.  in  Angerburg 
gebraut  wurde.     Vgl.  Bier. 

rSsch,  adj.^  s.  rfisch. 

Roschbocic,  97».,  Rehbock.    Saalfeld. 

röschen,  mr.,  s.  rtechen. 

ROschke,/.,  Schnupftabaksdose,  eigent- 
lich: Tabakshom.  Kr.  Neustadt.  S. 
Kyrb. 

Roseiy  m.,  Gemisch  von  Zucker,  rotem 
Sandelholz  und  Zimt,  womit  der  Milch- 
reis bestreut  wird.  Schemionek,  32. 
Milchbrei  mit  Rosei.  Of*m  andren  End 
(der  Tafel  stand)  ganz  dick  ausgequoU- 
ner  Rei$  möt  reener  Atölch  gekocht  on 
dick  mot  Rom  bestreet,    Schaltj.  3,  9. 

roieln,  rafeln,  mo.,  rasen,  toben,  wild 
leben.  In  der  Jugend  mu/z  man  ailS- 
roieln,  austoben,  ßeisa^  Mutter^  räsel 
nichl  Zuruf  an  Stolpernde.  Dönh. 
Sprw.  I,  3163. 

Rosemöck,  Rosemöck,  Rosumöck,  Rasu- 
mdcky  m.  1.  fingierter  Spuk.  Den  Rose- 
mock  jagen^  beliebter  Sylvesterscherz. 
Einen  unerfahrenen  Burschen  stellt  man 
am  Sylvesterabende  mit  einem  groizen 
Sack  unter  die  Treppe  oder  an  die 
Leiter,  die  zur  Lucht  (Boden)  führt 
and  weist  ihn  an,  den  Sack  aufzuhal- 
ten und  gut  aufzupassen,  damit  er  den 


Rosemock^  der  da  oben  sich  versteckt 
habe  und  mit  Knütteln  heruntergejagt 
werden  solle,  gewifz  fange.  Die  an- 
dern gehen  nun  in  das  Haus,  auf  den 
Boden,  und  machen  einen  Lärm,  als 
ob  sie  wirklich  jemand  jagten  und 
immer  weiter  vorwärts  trieben.  Wäh- 
rend der  Sackhalter  draui'zen  oder 
unten  sorgsam  auf  die  Ankunft  des 
Rosemock  wartet  und  sich  alle  Mühe 
giebt,  den  Sack  so  zu  halten  und  zu 
wenden,  dafz  der  Rosemock  ihm  ja 
nicht  vorbeischlüpfe,  wird  ihm  selbst 
von  oben  her  ein  Topf  oder  gar  ein 
Eimer  Wasser  über  den  Kopf  gegossen. 
Samland.  Litauen.  Yolkskal.,  30. 
Lit.  heiizt  dieser  Spuk  razurnükaSy  wohl 
Dem.  zu  razumaSj  poln.  rozum^  russ. 
räzum  Verstand,  Witz,  poln.  razumek 
(verächtlich)  vermeinter  Verstand,  Aber- 
witz; aber  poln.  rosomakay  russ.  rosa- 
macha^  rosamak  der  VielfraCz,  ürsus 
gulo.  Nsslm.,  Forsch.  3;  TL,  150. 
2.  unruhiger,  unstäter  Mensch,  auch 
ein  in  Kleidern  zurückgekommener 
Mensch.  Dat  ös  e  rechter  Rosemock. 
Er  sieht  aus  wie  ein  Rosemock^  auch: 
wie  ein  Rosemock  popobki.  3.  der  Viel- 
frai'z,  ürsm  gtdo, 

rosemöcken,  sw.^  zappeln,  trampeln, 
mit  Händen  und  Füizen  lebhaft  arbei- 
ten; übermütig  munter  herumi*asen. 
Auch  rosmöcken,  nismöcken.  Vgl.  das 
vorige. 

rosensteSyOC^'.,  Superlativ  von  ros^n  (ro- 
sig), Schttieichelwort.  Rosenstes  Mutsch- 
chen^  rosigstes  Mütterchen.    S.  h'ebstes. 

Rosenwinkel,  m.,  Raum  in  dem  Saale 
des  Kneiphöfischen  Junkerhofes,  der 
den  Kaufleuten  als  Vereinigungspunkt 
diente;  ihn  schmückte  das  Wappen  der 
Kaufmannschaft:  eine  weilze  Rose  mit 
kleiner  vergoldeter  Ejiospe.  Die  Zünfte, 
10. 


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234 


Roserock  —  Rozmok. 


Roserock,  m.,  Getümmel,  Lärm, 
VerwirruDg,  Aufruhr.  Von  dem  gleich- 
.  bedeutenden  poln.  rozruch, 

Rosinenkringel,  m.^  Kringel,  in  den 
Rosinen  eingebacken  sind ;  beliebtes  Ge- 
bäck in  Königsberg. 

Rosmöck,  m.,  s.  Rozmöck. 

rosmöcken,  m,,  s.  rosemöcken. 

Rost,  TW.,  Flufz  im  Kopf  =  Rotz.  S. 
Frisch  II,  129b.  Eck  roock  noch  nich 
den  Braade^  dut  maackt,  eck  hadd  den 
Schnopp,  myn  Kopp  wafz  voller  Rost. 
Cann,  nupt  V,  190  b. 

Rttst,  /.,  8.  RUst 

rostein,  sw,  1.  sich  rühren,  sich  zu 
bewegen  anfangen.  Eei  rösteld  sock 
(im  Bette),  er  röhrte  sich,  machte  Miene 
aufzustehen.  2.  sich  rüsten,  fertig  ma- 
chen. 

Rüster,  RUster,  /.,  ühne,  ülmus  com- 
p^tris  L.    Hagen,  291. 

Rüster,  n.,  s.  Rteter. 

Rosumdck,  m.,  s.  Rosemöck. 

Rttfzchen,  n.,  Dem.  von  Rol'z,  Libelle. 
Mühling,  Tiem.,  176. 

Rofzdienst,  m.j  der  von  den  reichen 
adligen  Gutsbesitzern  dem  Orden  zu 
leistende  Dienst.  Der  zu  stellende 
Reiter  mul'zte  in  voller  Eisenrüstung 
auf  einem  starken,  mit  Panzerdecke 
versehenen  Streithengst  erscheinen. 
Gebauer,  Kde.,  60. 

Rttrze,  /,  s.  RMe. 

Rofzgarten,  m.  1.  eingehegter  Weide- 
platz, nicht  ausschliei'zb'ch  für  Pferde. 
2.  Stadtteil  in  Königsberg,  der  ursprüng- 
lich Roi'zgarten  gewesen.  Neulich,  wie 
es  auf  dem  Rofzgarten  brannte,  Soph. 
R.  in,  104. 

Rttfzkaule,  /.,  Grube,  Pfütze,  in  wel- 
cher der  Flachs  geröstet  wird.  Ober- 
land.   Hennig,  214. 

Rotauge,  pltd.  RotOg,  n.,  Fischn., 
Scardinvus  eryihrophihalm%is  L.     Auch 


Roddog,  Roddow,  Rotfeder,  Rotflosser,  lit 

rudakis,  rudawa,  rtidusziSy  kur.  inidaus^ 
rudusch,  rudaney,  mas.  sdrena,  czerwone 
oko,  kass.  radowka.  Benecke,  134. 
Bujack,  394.  Mühling,  Tiem., 
176. 

RSte,  /,  s.  RMe. 

Rotenkurz,  m.,  s.  Kasper  2. 

Rotfeder,  /,  Fischn.,  s.  Rotauge. 

Rotflosser,  m.,  s.  Rotauge. 

Rotflofz,  Rotflofzgiester,  m,  s.  Gieb. 

Rotgerber,  m ,  Maikäfer  in  gewöhn- 
licher brauner  Farbe.  Vgl.  Müller 
und  Schuster.  Mühling,  Tiem., 
176. 

Rotkttpfchen,  n.,  Pflzn.,  s.  PImker. 

Rotstür,  m.  1.  Pflzn.,  stumpiblättri- 
ger  Ampfer,  Rumea  obtusifoUus  L. 
Friedland  Ostpr.  2.  Rauchtabak  aus 
Pflanzenblätteru,  worunter  die  von  Erd- 
beere und  Kirsche.     Samland. 

Rott,  m.,  von  rotten  fauleu,  Fänküs. 
, .  .sie  zeigen  nicht  ow,  wie  der  Olantz 
im  faulen,  mürben  und  in  Rott  eer- 
fallenden  Eoltz  entstehen  könne.  Line- 
mann, Z  4b. 

Rottanne,  /.,  s.  Tanne. 

rotten,  sw.,  s.  rfiten. 

Rottscher,  m.,  Stockfisch.  Bock, 
Nat.  I,  593.  Mühling,  Tiem.,  176. 
Bei  Simon  Grünau  Tract.  I,  cap.  HE, 
im  Plural:  rottscheren. 

Rotzbartel,  m ,  Schimpfwort  auf  einen 
Menschen  mit  rotziger,  unsauberer  Nase, 
Ebenso;  Rotzlöfel  (Stein,  Peregrinus 
Xn,  82.  W.  Mtsbl.  V,  191),  Rotz- 
maul,  Rotznase,  Schnodderbartel. 

Rotzberger,  m.,  s.  Dreckhäuser. 

rStze,  adj\,  etliche.  De  Lowd  on 
Kesting  koste  rötze  P6a  Hundat.  Erm- 
läudische  Freisch.    Manuscript. 

Rozmok,  Rosmock,  m.,  eingelegter 
Brassen.  Die  in  dem  polnischen  Di- 
strikt um  grofze  Seen  wohnende  LancU- 


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rubbeln  —  rucksen. 


235 


leute  legen  die  Bressen  in  Essig  und 
Gewürz  und  nennen  diese  wohlschmeckende 
Speise  Rozmock.  Bock  Nat,  IV,  678. 
Nach  Bujack,  393,  ist  Rozmok  ein  in 
Bier  gekochter  Bressem.  Poln.  roz- 
moczy6  aufweichen,  durchweichen.  Bock, 
53.    Hennig,  214. 

nibbeln,  sw.y  Frequentativ  von  reihen: 
reiben,  scheuern,  namentlich  Unebenes; 
ebenen,  glätten,  glatt  machen.  Nach 
Mühling  auch  hin-  und  herrutschen. 
abnibbeln,  abreiben,  mit  Anwendung 
von  Kraft  mittelst  eines  Lappens,  einer 
groben  Bürste,  eines  groben  Hobels. 
Dreck  abrubbeln.  Lo/z  dich  ehrscht  deeg 
abrubbeln.  Schaltj.  3,  5.  Die  Kar- 
toffeln abrubbeln^  sie  vor  dem  Kochen 
in  einem  Kübel  mit  Wasser  mit  strup- 
pigem Besen  durch  einander  rühren 
und  80  von  der  auf  der  Schale  sitzen- 
den Erde  reinigen.  Ein  Brett  ab- 
rubbeln^ es  obenhin  glatt  hobeln.  Über- 
tragen: zausen,  prügeln.  Sprw.  I, 
1498.     Sperber,  5. 

nibbllg,  adj,^  uneben,  rauh.  Das  Reib- 
eisen ist  rubblig  —  ein  pockennarbiges 
Gesicht  HolL  robbeligy  in  Bremen 
und  in  Pommern  rubberig,  Brem.  Wb. 
III,  537.    Dähn.  387b. 

RUbchen,  n.,  Dem.  von  Rübe.  Rüb- 
chen schaben,  Neckerei  der  Kinder,  wo- 
bei sie  mit  dem  Zeigefinger  der  rechten 
Hand  den  Zeigefinger  der  linken  scha- 
ben,  sprechend:  Schäm'  aus,  schäm' 
aus!  Im  Holstein.  Rövken  schrapen^  in 
Bremen  auch  ütslipen  (ausschleifen, 
auswetzen)  aushöhnen:  Slip  üt^  sltp  üt! 
Schütze  III,  310.  Brem.  Wb.  IV, 
833. 

RUbe,  /.,  Passenheimer^  s.  Passen- 
heim. 

RUbonhahnenfufz,m.,  knolliger  Hahnen- 
foiz,  Ranunculus  bulbosus  L.  Hagen, 
583. 


'ruber,  a<fo.,  herüber,  hinüber. 

RUbs,  RUbsamen,  m.,  s.  RTps. 

RUck,  m,  s.  Rucken. 

Rucken,  tt».,  Ruck,  kurzer,  kräftiger 
Stofz,  meist  mit  Geräusch  verbunden. 
Plötzlich  ertonte  durch  die  stille  Luft 
des  Abends  ein  Krach^  wie  wenn  in 
weiter  Feme  eine  Kanone  abgeschossen 
wü/rde.  Mein  Wi/iik  sagte^  es  gebe  an 
Sormnerabenden^  wenn  See  und  Haff 
ganz  ruhig^  oft  einen  solchen  Rucken, 
Ich  glaube,  er  rührte  von  einer  Schaar 
ziehender  Vogel  her^  welche  bei  plötz- 
licher Schwenkung  diesen  seltsamen  Laut 
erzeugen.    Passarge,  Balt.,  177. 

Rucken,  m.  Einem  den  Rücken  mes- 
sen —  waschen,  ihn  durchprügeln.  Mit 
dem  Rücken  herhalten  müssen^  Prügel 
bekommen. 

Rucken,  RUggen,  pltd.  RUck,  Rigg,  m. 
1.  Ackerbeet,  Beet.  2.  Zaunstecken 
und  dann  gewöhnlich  Rüggen,  Riggen^ 
Röcke(n).  He  (der  Schulmeister)  leep 
bet  an  e  Röcke,  Da  bleef  Jiei  stocke. 
Volksr.,  112,  464.  Ein  aus  solchen 
Stecken  zusammengesetzter  Zaun  heilzt 
RUckenzaun. 

RUckgarben,  Ortsn.,  Dorf  beiSchippen- 
beil.  Hei  heft  et  önnerlich  wt  deRöck- 
garwsche  Kinder.     Sprw.  I,  1806. 

RUckgesäfz,  n.,  Rücksitz,  Hintersitz 
im  mehrsitzigen  Wagen.  Setz  dich  aufs 
Rückgesä/z.  Auch  Hintergesäfz;  beides 
im  Gegensatz  zu  Vordergesäfz,  Vorder- 
sitz. 

Rucks,  971.,  Stofz,  heftige,  kurze  Er- 
schütterung durch  Stofz.  Dat  gew  e 
gSde  Rtccks,  das  gab  einen  guten  Stofz. 
Mei  heft  e  Rucks  weg^  er  hat  Schaden 
genommen,  leidet  an  Gesundheit  oder 
Vermögen.  Nach  Treichel  hat  man 
für  einen  verstärkten  Rucks  Runks.  Vgl 
Drucks. 

rucksen,   sw.^   Frequent.  von  rucken^ 


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236 


Ruckstau  —  rollen. 


ruckweise  etwas  Schweres  stofzen, 
schieben,  ziehen,  reifzen,  fortbewegen. 
Einen  zmammenrucksen,  ihn  gehörig 
durchschütteln,  indem  man  ihn  beim 
Eragen  fafzt.  Bildlich:  einen  tüchtig 
zusammennehmen,  vermahnen.  Ma- 
rold. 

RUckstau,  m.,  das  Haff-  und  Flofz- 
wasser,  welches  durch  starken  Wind 
stromaufwärts  getrieben,  angestaut  wird. 
Der  Rückstau  aus  dem  Haff  erzeugt  bei 
anhaltendem  Seewinde  den  tief  in's  Land 
dringenden  fliegenden  Strom.  Werder. 
Passarge,  205. 

RUckstrang,  m.  Einem  den  Rück- 
strang messen^  ihn  durchprügeln.  M  ü  h  - 
ling. 

Ruckum,  97».,  schlechteste  Getreide- 
sorte, letzter  Abfall  des  geharften  Ge- 
treides.    Samland. 

ruckweise,  adv.^  in  einzelnen  Rucken 
oder  Stolzen,  Absätzen.  S.  Sprw.  II, 
2218. 

rOdeln,  sw.^  Bewegliches  hin  und  her 
rollen,  wälzen,  schieben,  dafz  es  Ge- 
räusch giebt;  besonders  einen  wackligen 
Tisch  oder  Stuhl,  so  dal'z  es  knarrt. 
Auch  ruppeln.    Marold. 

Rudnick,  Ortsn.,  Dorf  bei  Graudenz. 
Od  na  Rudnick,  Koie  opsclmänze, 
Sprw.  I,  1150.    Vgl.  Rominten. 

Rufen,  n.,  Glockengeläute,  durch  wel- 
ches die  Leichen  ertrunkener  Fischer, 
die  das  Meer  behalten,  ans  Land  ge- 
rufen werden  sollen.  Nach  der  Volks- 
meinung wirft  das  Meer  nach  diesem 
Geläute  die  Leichen  aus.  Samland: 
Kauschen. 

ruffen,  sw.  1.  raufen.  2.  heftig  krat- 
zen. Er  ruft  sich^  ein  Zeichen,  dafz 
er  Läuse  hat. 

rOgen,  sw.^  sich^  sich  ruhen,  aus- 
ruhen. 


rügen,  ruggen,  str.,  mit  Ruck  heben. 
Dönh. 

RUggen,  m.,  s.  RUcken. 

rühr,  adv,  s.  rUr. 

Rühren,  w.,  das  Pflügen  des  Acker- 
landes in  die  Quere.  Bock,  Nat.  m, 
681. 

Ruhrlinie,  /,  Berührungslinie,  Tan- 
gente Ziehet  femer  im  Sinne  ein  Ruhr- 
linien oder  Tangant^  so  da  de)'  Sonnen 
und  der  Erden  Cörpere  berühre^  welche 
so  weit  lauffej  bifz  solche  RÜhrlinienj 
diejenige  Linie,  so  da  durch  die  Mittel- 
punkte der  Sonnen  und  der  Erden  gehet^ 
durchschneidet.    Linem.,  Ss  2a. 

Ruhr  mich  nicht  an,  n.,  s.  Rehehir- 
schen. 

RUhrnftrsch,  pltd.  Rohmarsch,  m., 
einer,  der  viel  mit  dem  A.  rührt,  un- 
ruhig sitzt,  auf  einer  Stelle  nicht  lange 
Ruhe  hat. 

rUhrsam,  adj,^  beweglich;  von  alten 
Leuten,  die  noch  regsam  und  rührig 
sind.    Vgl.  berUhrsam. 

rUhrzageln,  pltd.  rerzägeln^  sw.,  mit 
dem  Zagel  (Schweife)  rühren,  wedeln 
vor  Lebenslust  und  Mut,  oder  auch  vor 
Bangigkeit  und  Furcht;  in  letzterem 
Sinne  übertragen  auf  den  Menschen: 
demütig  thun,  kleinlaut  werden.  Denn 
solle  mlne  Kegkes  rerzägeln!  sagte  der 
Bauer,  als  er  den  Hafer  nicht  teuer  genug 
verkaufen  konnte  und  daher  beschlol'z, 
seine  Kühe  damit  zu  tüttem.  Tiegen- 
hof.  Sprw.  II,  2226.  Ek  w^  em  dar- 
to  bringen  (dal'z  er  gute  Worte  giebt), 
oder  he  sali  reehrzageln.  Dorr,  1. 
Wiew.,  54. 

rujenieren,  sw.^  ruinieren.  Die  Kleider 
rujenieren. 

RQIchen,  pltd.  RQIke,  Dem.  von  Ru- 
dolf: 

rUIlen,   sw.    So  unrd  das  Thierchen 


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Rulz  —  Runge. 


237 


mack^    das   sonsten  rüUt   und   brüllet, 
Carm,  nvpt  I,  264.     Vgl.  mak. 

RUiZy  7»,  roher,  ungesitteter  Mensch, 
gleichbedeutend  mit  dem  allgemeiner 
üblichen  Rülps,  Bei  Stein  Rültz  als 
Schimpf-  und  Ekelname.  Peregrinus 
XII,  82.  W.  Mtsbl.  V,  191.  Wir 
haben  auch  solche  ungeschliffene  Rül- 
tzen  in  diesem  gro/zen  Marjenbv/rgischen 
Werder^  die  der  Teufel  also  eingenommen^ 
dafz  sie  ungescheut  sagen  dürfen:  Wer 
einmal  todt  ist,  der  wird  wohl  todt  blei- 
ben etc.    Hartwich,  529. 

Yum,  adv.y  herum,  'rumaasen,  -bochr 
ten,  -dammelny  ^doseln^  -flankieren,,  -flit- 
zen, -jacheln,  -jachem,  -karjolen,  hrdfn- 
geln,  -zo4eln.    S.  remmer. 

'lumalken,  pltd.  romalken,  sw.,  lär- 
mend umher,  tollen;  von  Kindern.  El- 
binger  Ndrg.     Vgl.  alken. 

Rummel,  m,  1.  Gesamtheit  von 
Gutem  und  Schlechtem,  namentlich  aber 
altes  Gerät,  Warenreste,  bunt  durch 
einander,  als  Ganzes.  Den  gan^zen 
Rummel  nehmen.  Was  kostet  der  Rum- 
melf AuchRumpel,  m..  Hennig,  214; 
Rummelei,  /.  Gleichbedeutend  mit  Ram/p, 
Rump  etc.  s.  rampen.  2.  Verständnis, 
Geschick  zur  Wahrnehmung  des  eige- 
nen Vorteils.  Er  hctt  den  Rummel 
*raus  —  versteht  den  Rummel,  Nach 
Weigandn,  502,  die  Zahl  der  gleich- 
£arbigen  Karten  im  Pikett- Spiel.  3. 
dumpfer  Ton.  4.  Verkaufsmaiz  für 
Gartensaat,  etwas  mehr  als  eine  Prise, 
d.  h.  soviel,  als  man  zwischen  zwei 
Finger  fassen  kann.    Treichel. 

Rummelei,  /.,  s.  das  vor. 

rummer,  adv.,  s.  remmer. 

Rump,  m,  1.  Rumpf.  Oänserump, 
Schiffsrump,  Kleiderrump,  zusammen- 
geheftetes Kleid,  dem  noch  die  Ärmel 
fehlen.  Hennig,  215.  2.  im  Erm- 
lande  auch  Rumpf  Bienenstock,  zunächst 


der  aus  einem  Klotze  gefertigte.  Im 
Ermlande  mufzte  1526  vom  Rum/pfe 
5  Grosch.  Abgabe  an  Polen  gezahlt 
werden.  Mühling.  3.  s.  v.  a.  Ramp, 
s.  rampen, 

RUmp,  m,,  s.  rampen. 

Rumpel,97i.  1.  Erhöhung,  Hügel,  Erd- 
kloiz.  Mühling.  Vgl.  Humpel,  Kum- 
pel.   2.  s.  V.  a.  Rummel, 

rumpelig,  gewöhnlich  rumplig,  adj., 
uneben,  höckerig,  holpericht.  Der  Weg 
ist  rumpelig,  Bock,  53.  Hennig, 
214. 

Rumpelkammer,  /.,  Kammer,  Raum, 
Gelafz  für  allerlei  Gerumpel. 

Rumpelkasten,  m,  1.  Kasten,  Lade 
für  allerlei  altes  Gerät.  2.  Kasten- 
artiges überhaupt.  Auf  den  alten  Rum- 
pelkasten  (eine  Laute  ist  gemeint)  dürfte 
er  sich  auch  nichts  einbilden,  Soph  R.  I, 
255.  Ein  altes  Klavier  heil'zt  ebenfalls 
Rumpelkasten;  ebenso  auch  eine  alte, 
unförmliche  Kutsche.     Bernd,  239. 

rumpeln,  pltd.  rempeln,  sw,,  rollend 
poltern;  stofzend  erschüttern.  Der  Wa- 
gen rumpelt  auf  unebenem  Wege,  auf 
schlechtem  Pflaster. 

rumpen,  rllmpen,  m.,  s.  rampen. 

Rumpf,  Rümpf,  m.y  rümpfen,  rllmpfen, 
sw,,  8.  rampen. 

rumplig,  adj.,  s.  rumpelig. 

Rumpschlump,  m.,  eine  Menge  von 
Dingen  ohne  Auswahl,  alles  durch  ein- 
ander. In  gleichem  Sinne  wie  Rumfp 
und  Rumvmel,    Mühling. 

rumtreiben,  st,  s.  umtreiben. 

Rumtrift,  m.,  s.  Umtreibor. 

Ruhdsel,  n.,  Randteil,  Rondel,  kreis- 
förmige Figur.     Mühling. 

rOnen,  Sfw.,  raunen,  flüstern.  Serune 
sock  on  de  Ore.  Ahd.  rünen,  mhd. 
rünen. 

Runge,  /.,  aufrechter  Stab  in  dem 
Ende  der  Krängel  eines  Arbeitswagens 


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238 


rungenfaul  —  ruschebüschig. 


zur  Stütze  der  Leitern  oder  Seiten- 
bretter des  Wagens;  mhd.  runge^  ahd. 
rumga^  von  dem  goth.  hnigga  Stab. 
Schade,  426b.  Pierson  (Altpr.  M. 
Vin,  367)  weist  auf  lett.  runga  Fuder- 
stütze, Enuppel  hin.  Sonst  krig  eck 
bohl  de  Rung  onn  schlag  dy  an  de  Ohre. 
Ca/rm.  nupt  V,  190c.  Da  die  Runge 
sich  leicht  aus  dem  Erangel  ziehen  läi'zt 
und  handlich  ist,  so  dient  sie  häufig 
als  Prugelinstrument.  S.  Sprw.  I,  129. 
Vgl.  U8. 

ningenfaul,  adj,^  faul  wie  eine  Runge, 
die  sich  allein  von  allen  Teilen  des 
Arbeitswagens  nicht  bewegt,  sehr  faul, 
sehr  träge.    Hennig,  334. 

Runkel,  Pflzn.,  Bete,  Bäta  vulgaris  L. 
Gericht;  Gehackter  Kohl  mit  Runkeln. 
Saalfeld.  Im  Weichseldelta,  Treichel, 
Volksth.  III,  auch  IVoUius  europaeusL 
Vgl.  Bete  und  Zwickel. 

Runks,  m.,  s.  Rucks. 

Runkunkel,  /.,  altes^  mürrisches  Weib. 
Mühling.  Ebenso  in  Posen  und  in 
Hessen.    Bernd,  240.    Vilmar,  333. 

'runter,  adv,^  herunter,  hinunter. 

ruppeln,  sw.,  s.  rOdeln. 

flippen, ««r.,«tcA,  sich  fördern,  eine  Sache 
rasch  beenden.  Mühling.  In  Bremen 
rapen  raffen,  reppen  bewegen,  hurtig 
bewegen,  rühren,  rap  schnell,  hurtig, 
geschwind.  Brem.  Wb.  HI,  434. 
435. 

ruppig,  adj\  u.  adv.  1.  zerrupft,  lum- 
pig; armselig  in  weiterer  Bedeutung. 
Das  ist  ein  ruppiger  Kerl^  ein  Kerl,  der 
in  schlechten  Kleidern  und  unsauber 
erscheint.  2.  geizig,  filzig,  unanstän- 
dig. Er  nahm  sich  recht  ruppig.  3. 
uneben,  rissig,  rauh.  Er  hat  ein  rup- 
piges Gesicht.  In  Bremen  rwppen  rup- 
fen. Brem.  Wb.  III,  560.  Hennig, 
215. 


Ruppsack,  97».,  ruppiger,  unanständiger, 
filziger  Mensch.     Sperber,  27. 

Rups,  97».,  rascher  Griff.  Mühling. 
Vgl.  flippen. 

rUr,  rllhr,  pltd.  r»r,  rSr,  odr.,  dicht, 
nahe,  zum  Berühren  nahe.  Dat  os 
ror  dran^  es  ist  dicht  daran.  BXn 
Nachbar  wohnet  rühr  an  dem  andern. 
Lepner,  73.  Ebenso  auch  in  Bremen. 
Brem.  Wb.  III,  527. 

rllrkSlen,  8to.,  unruhig  sit.zen,  sich  auf 
einem  Sitze  viel  rühren.     Westpr. 

rusch,  adj.  u.  adv.  1.  rasch,  schnell, 
eilig;  zeitig,  früh.  Öck  wer  rusch  e 
Wtw  geworde.  Sprw.  I,  4158.  öch  sei 
so  ruscher  da^  ich  bin  so  schneller, 
früher  da.  Heilsberg.  Im  Brem.  Wb. 
DI,  560:  Ruus  eine  Weile,  Zwischen- 
zeit. Bock,  53.  Hennig,  215.  2.  ver- 
derbt für  russisch     E  ruscher  Schlitten. 

RUsch,  /.,  Halskrause  von  Tüll,  MuU, 
Band,  als  Garnitur  des  Frauenkleides. 

nischbusch,  ruschebusche,  adv.  auch 
Subst.  1 .  zur  Bezeichnung  einer  hastig, 
eilig,  überschnell  ausgeführten  Hand- 
lung. Es  ging  ruschiusch  rasch  (rusch), 
über  Hals  und  Eopf,  wurde  in  Bausch 
und  Bogen  abgemacht;  daher  auch: 
etwas  in  Rusch  und  Busch  nehmen,  in 
Bausch  und  Bogen  abmachen.  Sprw. 
1,  3174.  Hennig,  215.  2.  unordent- 
licher, verwilderter  Mensch.  Er  ist  ein 
rechtei*  Ruschehusch.    Vgl.  Ruschewill. 

Ruichebuiche,/.,  Unordnung,  Unruhe; 
mit  dem  vor.  identisch.  In  Bremen 
Rus^mse  grol'ze  Unordnung,  die  von 
einer  Menge  Sachen  verursacht  wird. 
Brem.  Wb.  HI,  562.  Vgl.  Ruiche- 
muiche. 

rOichebOichig,  adj.^  windig,  stürmisch: 
rüichebuschiget  Wedder.  Elbinger  Ndi^. 
Vielleicht  aus:  raschen^  rauschen,  und 
Bu^sch 


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ruschelig  —  Rutsch.  239 

niichelig,  ruichlig,  adj,^   unordentlich,  RQse,   /.,    Grube   zur  Aufbewahrung 

wirr   in    den    Haaren.     Er   hat   einen  von  Gemüse,    Kartoffeln  etc.   während 

ruschligen  Kopf.  des    Winters.      Sie    wird    mit    einem 

Ruichelkopf,m.,  Kopfmityerruschelten,  Hügel    überschüttet.      Lit.    rum    und 

wirren  Haaren.  rusis. 

niicheln,  sto.,  rascheln,  rauschen,  sich  rQsen,  sw,     1.  eine  Rvse  graben.     2. 

rühren.     Schusche   Patntschey   wat  rvr-  Gemüse,    Kartoffeln  etc.    in    eine  Bv^ 

ichelt   om   Stroh   etc.     Volksr,    7,  30.  zurÜberwinterungeinschliefzen: letzteres 

Heut   abends   mrcPs   unter   dem  Kopf-  auch  verrüsen. 

lassen   trmner   mit  der  Frage  ruschein:  rüsig,  adj,^  grausig,    ungestüm;    vom 

ist's  auch  recht?   Soph.  R.  IV,  91.    Ein  Wetter.     Wohl   nur  Abzweigung   von 

seidenes  Kleid  ruSchelt^  rauscht    rascheln  grusig  gTa.\xsig. 

und  puächeln.     Vgl.   puscheln  5.     In  rusken,  adv.y  s.  nischkens. 

Bremen     rusken^     ruusken    rauschen.  rusmöcken,  sto.,  s.  rosemöcken. 

Brem.   Wb.  IH,    563.     Davon:    aufru-  Russen, pit^.,  weiize Schaben.    Müh- 

§cheln.     Die  Ecuire   aufruscheln^   auch  ling. 

verruicheln,  in  Unordnung  bringen,  auf-  Russenrad,  n.,    Rad  eines  russischen 

rauhen.  Wagens,    dessen    Felgen    aus    einem 

Ru§chelpu§chel,  n.    Ich  begegnet'  einem  Stücke    bestehen.      Elbing.      Sprw.  I, 

schwarzen  Geschelein^  Das  bot  mir  Rvr-  653. 

4chelptcschel  an  etc.     Tierräts.  103.     S.  RUst,  Röst,  /.,  Ruhe,   Rast.    De  Uwe 

puteheln.  Sonne  geit  toW  Rüst^  sie  geht  zur  Ruhe, 

Ruichemuiche,  /.,  Unruhe.    Von  dem  geht  unter.     Besacht,  besacht!  sprok  et 

poln.    rozmqcic   aufrühren.     Schmitt,  Sehnt dake  (zum  Bären),    öck   kann  dt 

108;  Westpr.  167.     Vgl.  Ruichebuiche.  noch  toRöst  bringe.    Rastenburg.    Fir- 

Ruichewill,  m.  u.  /.,  s.  Ruichwill.  menich    I,    109b.      Goth.    und    ahd. 

nischkens,    adv.^    sehr.      De  Lewark  rasta,   mhd.   ra;ste^   altnord.   rds%    alts. 

singt  zeddergister  so  nachkens  schmeck  resta^  holl.  mst^  in  Bremen  Rust.   Brem. 

ibtbowen  en  de  Loßy    die  Lerche  singt  Wb.  III,  560.    Jeroschin  hat  sundir 

seit  gestern   so    sehr  schön  dort  oben  rastin  ohne  Aufenthalt. 

in  der  Luft.    Dzg.  Nhrg.    Viol^t,  98.  Rüster,  /.,  s.  Röster. 

Im  Werder:    rusken.     Aksies  gaf  öck  'rOt,  adv.,  heraus,  hinaus. 

von  miner  Waar^  So  rusken  wennig  det  Rute,  /.,  Querholz  über  demWasser- 

ganzeJahr.  Testament  vom  rieke  Buure.  spiegel  zur  Verbindung  des  Lachswehrs. 

N.  Pr.  Prov.-Bl.  II,  346.  Die  Ruten   heii'zen   auch  Scheren,   lit. 

ruichlig,  adj.y  s.  ruichelig.  kikstis.    Benecke,   381.    Vgl.  Winter- 

Ruichwill,  Ruichewill,  m.  u.  /.,   unru-  fischerei. 

higer,  flatterhafter,  verwilderter  Mensch.  Rutsch,  /.,  Reise,  Fahrt,  Sturz;  von 

Es  ist  ein   rechter  Runchwill.     Sie  ist  rutschen.  GlOckliche  Rutsch !b\s  Wunsch 

eine  rechte  RtufchunU.    Man  hört  auch  beim    Abschiede.      GlöckUche    Rutsch^ 

Raschewill.   Es  ist  also  rusch  rasch  auch  e  Pdr  Pareske  op   e  Weg!    Glockliche 

hier  für  die  Bedeutung  herbeizuziehen.  Rutsch   ön   e  erschte  Grawe,   möt  dem 

Zusammensetzung  aus  rasch  und  unldf  Kopp  unde^  mot  de  Fot  bäwe.   Scherz- 

Vgl.  niichbuteh.  hafte  Gluck  wünsche  auf  die  Reise.    Vgl. 


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240 


Rutsche  —  8. 


Sprw.  I,  3178f.  Jeroschin:  ms  — 
was  er  genesen  von  dem  sweren  gevelle 
der  rutschdn  in  dt  heüe  103b.  Pfeiffer, 
213. 

Rutsche,  RUbche,  /.,  FuTzbank.  Von 
rutschen.  Und  haben  die  jetzige  Jans-- 
seny  die  damals  drei  Jahr  alt  gewesen 
sein  mag^  auf  einem  Rutschchen  zu  den 
Fü/zen  sitzen  gesehen.  Soph.  R.  III,  107. 
Ra  riRutschy  wir  fahren  in  der  Kutsch! 
Einderreim.  In  Sachsen  Rutsche^  in 
der  Niederlans.  Rutsche.  Anton,  3, 
11. 

Rutsche,  /.,  Pflzn.,  geknäaelte  Binse, 
Juncus  conglomeratus  L,  auch  Sende, 
Knopf binse,  Dochtbinse.    Hagen,  373. 

rutschen,  sw.^  gleiten,  gleitend  sich 
fortbewegen;  auch  aaf  den  Knieen  and 
dem  Hintern.  Bildlich  von  der  on- 
schmackhaften,  unbeliebten  Speise:  die 
Erbsen  wollen  nicht  rutschen. 

Rutscher,  m.,  Tanz.  Komm^  toir  wol- 
len ^nen  Rutscher  machen.    Treichel. 

Rutschholz,  n.,  Teil  des  Wagens^das 
unter  dem  Langbavm  rutschende,  die 
Deichselarme  verbindende  Holz,  auch 
der  SchwenkspOn. 

Rutschpartie,  /.,  Partie  im  Rutschen: 
Fahrt  einen  Abhaog  abwärts,  auch 
Fall.  Wir  haben  (hen  eine  RutschpaHie 
gemacht^  sind  hingefallen.  Vgl.  Sper- 
ber, 27. 


Ruttich,  m.s  Pflzn.,  gemeiner  Knöte- 
rich, Polygonum  perncaria  L.  Hagen, 
426. 

rOw  (u  lang),  llw,  rtf,  ado.  1.  sorg- 
los, unbekünunert,  verschwenderisch, 
üppig.  Er  y>t  rüw  in  den  Tag  hinein. 
Er  lebt  allzu  rüw,  er  l&fzt  viel  dranf- 
gehen.  On  wiel  §k  riew  weer  m§t  dem, 
wat  §k  hadd  etc.  Dorr,  1.  Wiew.  76. 
Wi  lewe  riw  on  nich  e  Jahrke  so  lang. 
Obberland.  Engl,  rife,  holl.  ryf,  ryve 
überflüssig,  in  welcher  Bedeutung  rvoe 
auch  in  Bremen   auftritt     Brem.  Wb. 

III,  508.  Im  Holstein,  rieve  freigebig, 
milde,  verschwenderisch.  Schütze  HI, 
295.  Hennig,  216.  2.  adj.,  rüde, 
roh,  grob  Dat  ös  en  rtwer  Kerl,  ein 
Grobian.    Pillkallen. 

Ruzen,  (u  kurz),  m.y  Fischerhamen. 
...  nicht  zu  gedenken,  da/z  dieser  nähr- 
reiche  Ort  (Memel)  aUerhand  Fische 
hervorgiebt,  die  von  den  hiesigen  Fischern 
mit  Netzen,  Angeln,  Ruzzen,  Wadden, 
Wentres  sowohl  in  der  See  als  Curschem 
Haff  gefangen  werden.  G.  Reimer, 
Merkwürdigkeiten  der  Stadt  und  Fe- 
stung Memel,  §  VII.  Hennig,  294. 
Henni  gs  (S  216)  Ableitung  des  Wortes 
von  dem  hchd.  Reuse  zweifelt  Nsslm. 
an:  Forsch.  3;  Th.,  220.    Vgl.  Erl.  Pr. 

IV,  245. 


s. 


s,  Sauselaut,  ist  im  Plattdeutschen 
anlautend  vor  t  und  p  -■  seh,  wie  auch 
im  Hochdeutschen:  Stöl  {SchtSl)  Stuhl, 
Spräk  (ßchpräk)  Sprache;  ebenso  auch 
vor  k:  Slüäw  (ßchJdäw)  Sklave;  sock 
sch/datoe  sich  sklaven.  Es  lautet  häufig 
seh  auch  zwischen  r  und  t:  erseht  erst, 


Firscht  Fürst,  Ddrscht  Durst,  Worsckt 
Wurst,  Forsche  Forst,  Borscht(e)  Borste, 
Garscht,  Gerscht(e)  Gerste,  Oberscht 
Oberst.  Das  auslautende  s  bleibt  bei 
Substantiven  und  Adjektiven  hinter 
einem  Vokal  geschärft:  Hüs  Haus,  Mus 
Maus,  krüs  kraus,  geht  aber  bei  ande- 


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S  —  sabbern. 


241 


ren  Wörtern  io  t  über:  dat  das,  üt 
aus,  et  es,  so  auch  hinter  einem  Konso- 
nanten: Krewt  Krebs.  Hinter  r  wird 
auch  das  auslautende  8  wie  seh  gespro- 
chen: annenchj  andersch  anders,  Bü- 
erschniann  Bauersmann,  Ackerschmann 
Ackersmann;  eigentümlich  ist  die  Bil- 
dung Awt^  Owt  aus  Obst.  Lehmann, 
Volksmd.,  32.  —  Häufig  tritt  s  als 
Pluralendung  auf,  hochdeutsch  wie 
plattdeutsch:  Kerls  Kerh^  Kinderchens 
Kinderkes^  Jungens  Junges^  Mädchens 
Makes y  Margellens  Margelies;  ebenso 
schliei'zt  es  sich  Infinitiven  an:  er  schlief 
im  Stehens,  —  a/z  im  liegens,  —  redete 
im  Schlafens.  —  ««,  J'z  bleibt  in  weni- 
gen Worten:  Gass^  Gasse,  gröfze  grü- 
fzeriy  und  geht  meistens  in  t  über: 
groter  grölzer,  satt  salz,  ete  essen,  motte 
müssen,  lät  lal'z,  schmite  schmeii'zen, 
auch  mit  Dehnung  des  vorangehenden 
Vokals:  Wäter  Wasser,  en  betke  (auch 
be/zkey  bö/zke)  ein  bil'zchen.  Lehmann, 
Volksmd.,  33. 

S,  aus  Holz  geschnitzt,  Zeichen  der 
Schulzenwürde.  Ward  es  von  dem 
Schulzen  im  Dorfe  umhergesandt,  so 
erschienen  die  Geladenen  sofort  zur 
Gemeindeversammlung  oder  auch  zum 
Einzeltermin  im  Schulzenamte.  Werder. 
Mühling.    Vgl.  KrtwQle. 

Saat,  /.,  in  Danzig  in  kaufmännischen 
Kreisen  auch  n.  1.  Same,  der  ausge- 
säet  wird ;  vorzugsweise  in  Zusammen- 
setzungen: Aussaat,  Sommersaat^  Win- 
tersaat etc.  Bildlich:  Die  Saat  wieder 
haben,  beim  Kartenspiel  den  verlorenen 
Einsatz  zurückgewonnen  haben.  2.  das 
aus  dem  Samen  erwachsene,  auf  dem 
Halm  stehende  Getreide.  Die  Kinder 
sollen  nicht  in  die  Saat  gehen,,  sonst 
kommt  die  Kommutter.  3.  Die  Hand- 
lung des  Säens.  Gödet  Wedder  tSr 
Saat. 

FriMhbi«r,  WorUrbaeb  U. 


Saaifahr,/.,  das  Pflügen,  welches  un- 
mittelbar vor  dem  Säen  stattfindet,  das 
Saatfurchen;  nach  Bock,  Nat.  IH, 
681c  zur  Saat  pflügen.  Vgl.  Adelung 
m,  1234. 

Saatknoblauch,  m.,  Ackerlauch,  AUi- 
um  vineale  L.  Auch  Komzwiebel  und 
Weinlauch.    Hagen,  357. 

Saatkorn,  n.,  -roggen,  m.,  Roggen  zur 
Aussaat. 

Sabarje.  Auf  Sabarje  ringen,  in  der 
Art  ringen,  dal'z  man  sich  gegenseitig 
an  die  Zipfel  der  Rockkragen  falzt. 
Westpr.  Von  dem  poln.  za  hinter 
und  JarA Schulter.  Schmitt,  Westpr., 
167. 

Sabber,  m.,  Geifer,  namentlich  von 
Kindern  und  Greisen.    Davon: 

sabbern,  sw.  1.  geifern,  den  Speichel 
fliefzen  lassen^  nach  Treichel  auch 
labbern.  2.  viel  und  unnütz  reden:  die 
Worte  fliefzen  lassen  wie  den  Speichel. 
In  diesem  Sinne  jedoch  mehr  schabbem 
und  schiabbem.  Im  Bremischen  sabben, 
sabbeln,  sabbern,  in  Hamb.^  im  Hol- 
steinischen und  in  Pommern  sabbeln, 
im  Götting.  saweln,  in  Hessen  auch 
selbem,  sebbern.  Brem.  Wb.  IV,  568. 
Richey,221.  Schütze IV,  4.  Dähn. 
395a.  Schamb.  179b.  Vilmar,  335. 
380.  Bock,  54.  Hennig,  216.  S. 
besabbern.  —  In  Zusammensetzungen: 
Sabberbart,?/».,Sabberfre88e,/.,ingleichem 
Sinne  wie  Sabbermaul  (s.  d.)  —  Sabber- 
lappen, m.,  s.  V.  a.  Sabberschiabbe. 
Sabbermaul,  pltd.  SabbermQI,  n.  1.  Maul 
voll  Sabber,  das  sabbert.  2.  Benennung 
für  kleine  Kinder  und  alte  Leute,  auch 
für  Personen,  welche  Tabak  kauen. 
3.  Plappermaul,  Schwätzer.  In  allen 
Bedeutungen  auch  Sabberbart,  Sabber- 
michel und  in  der  Verstärkung  Sabber- 
fresse,  pltd.  SabberML  —  Sabberregen, 
m,j  feiner,   sabbernder  Regen,    Staub* 

16 


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242 


Säbelki-aut  —  Sackbuxen. 


regen.  Mühling.  —  Sabbertchlabbe, 
Sabberschlappe,  /.,  gewöhnlich  im  Dem. 
Sabberschlabbchen^  Brustlätzchen  (s. 
Schlabbe)^  das  man  kleinen  Kindern  um- 
bindet, damit  der  Sabbei'  nicht  das 
Kleid  beschmutze  und  nässe;  auch 
Sabbertuch,  Sabberlappen.  —  Abgeleitet: 
sabbrig,  sabberig,  adj,,  voll  Sabber^  be- 
geifert, geifernd.    Der  aabbrige  Mund. 

Säbelkraut,  n.,  s.  Wassersäge. 

Säbeln,  ph/r.,  Zobelfell.  Hirsch, 
261. 

Sabul,  m.y  komische  Verdrehung  von 
Säbel.  Und  wenn  gleich  der  SabtU 
bricht. 

sach,  Prät.  von  sene^  sehen.  He  scLch 
nich^  er  sah  nicht. 

sacheikes,  adv.^  s.  sachtchen. 

sacht,  sachte,  adj.  und  adv.  1.  leise, 
sanft,  gelinde,  langsam.^  nicht  heftig. 
Sacht  sprechen^  leise,  langsam  reden. 
Geh  nur  aacht^  geh  nur  langsam,  tritt 
nicht  hart  auf,  gehe  nicht  ungestüm. 
Man  sachte!  nur  nicht  heftig,  nicht  so 
hastig.  Man  sachte!  sagte  der  Regere 
wurm  zum  Hahn,  als  dieser  ihn  fra/z. 
2.  leicht,  beinahe,  wohl.  Ich  kann  es 
sacht  thun,  ich  kann  es  leicht,  mit 
Leichtigkeit  ausfuhren.  Ich  kann  sacht 
dahin  gehn^  kann  heifzen:  ich  kann 
langsam  dahin  gehen,  oder:  es  macht 
mir  keine  Schwierigkeit  dahin  zu  gehn. 
Ich  habe  sacht  genug,  ich  habe  beinahe 
genug,  eigentlich:  mehr  könnte  mir 
schaden.  Das  kann  sacht  so  sein,  das 
kann  wohl  so  sein.  Bock,  54.  Hen- 
nig, 217.    Vgl  meist 

sachtchen,  sachtchens,  phd.  sachtke, 
-kens,  auch  sacheikes,  adv.y  Deminutiv- 
form von  sacht,  leise,  behutsam,  sanft, 
glimpflich,  langsam^  gemächlich.  Er 
ging  sachtken  sachtken  auf  meinen  Thee- 
tisch  zu.  Soph.  R.  I,  238  f.  Na,  na, 
man   sachtken,    gemach,    nicht   hitzig! 


Man  sacJUcheny  —  sachtke!  Aufforderung 
zur  Behutsamkeit,  z.  B.  beim  Verbin- 
den einer  Wunde,  beim  Passieren  eines 
schmalen  Weges.  Wi  wolle  sachtke  gäne, 
—  krupe!  Mahnung  zum  Aufbruche. 
Gät  man,  ök  kam  sacheikes  na,  geht 
nur,  ich  komme  sachtchen  nach. 

Sachtleben,  m.,  stiller,  schlichter 
Mensch;  auch  wohl  Einfaltspinsel. 
Mühling.    Sprw.  I,  3183. 

sachtmUtig,  pltd.  sachtmOdig,  acy., 
sanftmütige  leutselig;  wenig  unterneh- 
mungslustig. 

Sack,  m.  1.  saccus.  Vielfach  in  Sprich- 
wörtern und  Redensarten:  Ein  lediger 
Sack  kann  nicht  aufrecht  stehn.  Er 
klopft  auf  den  Sack  und  meint  dem 
Malier.  Das  bleibt  nicht  im  Sack,  es 
wird  bekannt,  hört  auf  Geheimnis  zu 
sein.  Hand  vom  Sack  !  Hand  vorn  Sack, 
ÖS  Häwer  bon!  wenn  jemand  eine  Sache 
anfassen  will,  die  er  nicht  berühren 
soll.  Die  Katze  im  Sack  haben,  jemand 
in  seiner  Gewalt  haben.  Ich  hab^  ihn 
im  Sack,  ähnlich  wie:  ich  haV  ihn  in 
der  Handy  —  in  der  Tasche,  er  ist  in 
meiner  Gewalt;  von  einem  Schuldner. 
Düster  wie  im  Sack.  Hei  stockt  em  üt 
6k  ön  e  Sack.  Bock,  54.  Hennig, 
218.  2.  Fischnetz,  sackartiges  Netz^ 
Wenter  (s.  d.).  Nach  dem  Wasser,  in 
welchem  die  Säcke  angewandt  werden, 
unterscheidet  man  Haff-  und  Stromsäcke; 
nach  den  Fischen,  die  damit  gefangen 
werden:  Aal-,  Brassen-,  Neunaugen-,  Stich- 
lings-  und  Zandersäcke  oder  -wenter. 
3.  scrotum.  Sock  an  e  Sack  seiche, 
sich  selbst  anführen,  selbst  betrügen. 
Hau  em,  dat  em  de  Sack  woppt!  Wem 
de  Sack  jtickt,  dem  läwe  de  Makes.  VgL 
Sprw.  I,  3184  ff  4.  Schimpfwort:  Da- 
melsack,  Diebssack,  Fre/zsack,  Glüpsack, 
Ruppsack,  Saufsack. 
Sackblixen,  pltd.  SackbVxe,  j>^»*.,  Bein- 


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Säckel  —  Sackträger. 


243 


kleider  yon  Sackleinwand,  Klonkerlein- 
wand;  auch  weite ^  sackartig  sitzende 
Hosen. 

Säckel,  m.,  Dem.  von  Sack^  Klingel- 
beutel. Soph.  R.  YI,  144.  Vgl.  Kling- 
boutel. 
Säckelkraut^  n.,  s.  Wassersäge. 
Säckeln,  sw,y  den  Sack,  Beutel,  die 
Börse  fallen.  Der  sich  in  Reckts-Hän- 
del  lafzt  ein^  Mufz  aUenthalben  ge- 
seckelt  sein;  Mit  ün/oerschämt  der  erst 
sei  gefüllt^  Der  andr  mit  Geld^  der  dritt 
mit  Gedtdt.  Deckeninschrift  der  (1624 
erbauten)  Börse  in  Kgsbg.  Erl.  Pr.  III, 
487.    Sprw.  I,  4368. 

sacken,  sw.  1.  in  Säcke  füllen,  ein- 
messen: Getreide  y  einstecken:  Geld. 
Nach  Treichel  einsacken  auch  ins  Ge- 
genteil verkehrt :  Sie  hat  sehr  eingesackt, 
gealtert.  Ej*  hat  eingesackt,  Geld  im 
Spiele  verloren.  2.  sich  sacken^  wie  ein 
Sack  hängen,  Falten  werfen.  Der  Rock, 
das  Kleid  sacken  sich,  Hennig,  218. 
Die  Tücher  sollen . .  .in  der  Schau  un- 
tersucht werden  .  .  .  ob  die  Fäden  aus- 
gesprungen,  ob  das  Tuch  Säcke  oder 
Tauchen  habe  u.  der  gl.  Bock,  Nat.  I, 
646.  3.  sich  anhäufen,  stopfen,  fest 
stopfen  durch  R&tteln  und  Schichten. 
Der  Rufz  sackt  sich  in  der  Ofenröhre 
—  Die  Rohre  ist  versackL  Das  Wasser 
in  Strafzendrummen  sackt  sich,  wenn 
der  Durchlaß  verstopft  ist.  Rirkhebrei 
sacke  dt.  Sprw.  I,  1627.  Efz  langsam, 
es  sackt  sich  besser. 

sackerieren,  pltd.  -firen,  m.,  fluchen, 
wettern;  frz.  sacrer. 

Sackfischer,  Sackner,  m.,  Fischer,  der 
mit  einem  Sacke  oder  Wenter  fischt. 
Auch  darf  kein  Sackfischer  gleichzeitig 
mehr  ah  16  Säcke  oder  8  Tücher  oder 
8  Netze  ausstellen.  Fi8ch.-Ord.  f.  d.  fr. 
HaflF,  §4.  Benecke,  312.  319. 
Sackheim,  m.,  Stadtteil  in  Königsberg, 


ursprünglich  ein  Dorf;  er  soll  jedoch 
schon  1326  eigene  Gerichtsbücher  ge- 
habt haben.  Gerichtssiegel:  weifzes 
Lamm  mit  roter  Siegesfahne.  Faber, 
122.  Nach  dem  Erl.  Pr.  I,  672,  hat 
der  Sackheim  seinen  Namen  daher  ^be- 
kommen, „weil  er  im  Grundrii'z  einem 
langen  Sacke  gleichet,  der  unt^n,  näm- 
lich am  Löbenicht^  schmal  und  enge 
zugehet".  Hennig,  218. 
sackig,  adj.,  gesackt,  faltig. 
Sackleinwand,  /.,  grobe  Leinwand, 
woraus  Säcke  gefertigt  werden.  * 

Sackluchty   f.,  Lucht,  Bodenraum  in 
der  Mühle,  auf  welchem  das  Getreide 
aufgesackt,  oder  in  Säcken  aufgeschich- 
tet wird,  der  Schüttungsboden. 
Sacknadel,  /.,  Fischn.,  s.  Seenadel. 
Sackner,  m.,  s.  Sackfischer. 
Sackpreis,  pltd.  Sackprts,  m.,  Fang, 
Gewinn  bei  der  Fischerei  mit  Säcken. 
Hennig,  217. 

sackstdegrob,  ad^\,  zur  Bezeichnung 
höchster  Grobheit;  Säcke  näht  man 
nicht  mit  Stde  (Seide). 

Sackspicker,  m.,  der  in  die  Säcke 
spickt,  sticht,  der  Steuerkontrolleur. 
Vgl.  Lischkenkicker. 

Sacksprielz,  m,,  Sacksprosse,  lange 
Stange  zum  Befestigen  der  Säcke  (Wen- 
ter), Pricke.  Auf  welchen  kann  dar- 
gethan  werden,  dafz  er  Sackq>riefzen 
habe  stehen  lassen,  soll  6  Mark  ver- 
fallen  haben.  Fisch. -Ord.  v.  1640. 
Hennig,  217. 

Sackträger,  pltd.  Sackdräger,  m.  1. 
Korporation  von  Arbeitern,  deren  Ge- 
schäft es  ist,  das  Getreide  in  Säcken 
aus  den  Speichern  in  die  SchifFe  und 
aus  den  SchifFen  in  die  Speicher  zu 
tragen.  Ihr  Vorsteher  führt  den  Titel 
Vorläufer,  m.,  Läufer,  der  die  Spitze 
hat,  weil  die  Träger  mit  ihrer  Last  in 
kurzem  Laufe  sich  bewegen.    Egsbg. 


16* 


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244 


Saokträgerherberge  —  salben. 


Dzg.  Vgl.  Träger.  2.  scherzhafte  Be- 
zeichnung für  den  Mann.  Dtn  Väder 
ÖS  e  Sackdräger!  neckt  sich  die  Volks- 
jugend. 

Sackträgerherberge,  f..  Schenke,  in  der 
die  Sackträger  verkehren. 

Säd,  Send,  /.  1.  Futterkorb,  Kiepe. 
2.  die  zur  Sättigung  eines  Pferdes, 
eines  Rindes  gehörige  Portion  Futter; 
auch  der  Futterinhalt  einer  Säd.  Göff 
em  noch  e  Sdd  Häcksel.  Dönh.  Fried- 
land Ostpr.  Für  die  Abstammung  sei 
hingewiesen  auf  ahd.  satald^  satUd,  /., 
Trockenfruchtmafz,  ahd.  satta^  mhd. 
satUy  /.,  Art  Korb  far  Speisen,  aus 
dem  bibl.-lat.  mlat.  satum^  bibl.-gr. 
oaxov^  vom  aramäischen  sota,  S  cha  de, 
745  b. 

Sadebaum,  m.,  wüder^  vielgabliger 
Bärlapp,  Lycopodium  complancUum  L, 
Auch  Waldcypresse.  Pritzel,  226. 
Hagen,  1085. 

Sftdel,  7».  1.  Sattel  2.  Jauche,  Mist- 
jauche, Dünger.     Dönh. 

SadelstrauchyT/}.,  europäisches  PfaflFen- 
hütchen,  Efoonymus  europaea  L,;  auch 
Zwickholz. 

Sadelzeif,  pltd.  Sadetttt,  nach  Sche- 
mion ek,  33,  Satelzeit,  /.  1.  die  Saat- 
zeit, Zeit  zur  Saat.  Kömmt  TU  kommt 
Rät,  kömmt  Sädelttt  kömmt  Sät.  Dorr, 
79.  Sprw.  I,  4163.  Es  ist  jetzt  die 
beste  Sddelzeit  Er  wunderte  sich^  dafz 
die  Sattelzeit  im  Sambländischen  bey 
gar  nahen  Dbrffem  nicht  gleich  fielen. 
Linem.,  Yy4b.  Hennig,  217.  2. 
Zeit  der  Mistfuhre.  Von  Sadel  2.  Dönh. 

Sadrach,  m,^  Satansdrache:  böses 
Weib;  Teufel.  Wie  führt  denn  der  Teu- 
fel diesen  Sadrach  in  die  Küche!  Soph. 
R.  1,  213.  Wo  führt  der  Sadrach  den 
hei^? 

Sadschirken,  Sadscherken,  SadschSrken, 
plur.^  s.  Satschirken. 


Safrankuchen,  pltd.  SafrankOke,  m., 
fladenartiger  Kuchen  mit  Safran,  früher 
auf  den  Königsberger  Jahrmärkten  sehr 
beliebt.  Vgl.  Rosenkranz,  Kgsbg. 
Skizzen  I,  199. 

Safransblume,  /.,  Cacalia  sonchifoUa 
L.  Weichseldelta.  Treichel,  Volks- 
thümliches  III. 

saftig,  adj.^  derb,  unzüchtig,  zotig, 
unflätig;  von  der  Rede.  Dos  war  recht 
saftig.    Bock,  55.    Hennig,  217. 

Säg,  Säj,  /.,  die  Sau,  das  weibliche 
Schwein.  Westpr.  La,  Mutter^  de  Säj 
öfz  loahm.  Dorr,  69.  In  Ostpr.  pltd. 
Sn. 

Sage,/.,  Säge.  Jeroschin:c2i  (Bäume) 
durchsnitten  si  gar  mit  sagen  al  durch 
dm  kern  187a.    Pfeiffer,  213. 

Sägekraut,  n.,  pltd.  Pflzn.,  Krebs- 
schere, Wassersäge,  Stratiotes  cdoides 
1/ ,  weil  beliebtes  Futter  für  die  Schweine 
(^Säge  =  Säue).  Treichel,  Volksth. 
III. 

SagelspAn,  SagespOn,  m.,  plur..  Saget- 
späne^  -spener^  Sägespan.  Hennig, 
217. 

Sagelstern.  Asa  foeOda,    Treichel. 

sagen,  sw.,  sägen.    S.  aufsagen. 

SagespOn,  m.,  s.  SagelspAn. 
'  Säj,  /,  s.  Säg. 

Saye,/.,  dünnes  Wollenzeug,  1 5.  Jahrh. 
Danzig.    Hirsch,  253. 

Saker,  w.,  mhd.  sackers^  Art  gerin- 
ger Falken,  frz.  sacre.  Schade,  737  b. 
S.  Kohl. 

säkerig,  adj.^  s.  sftkerig. 

Säl,  Tl.,  Säle,  /.,  s.  Siel. 

Salat,  m.,  Fischn.,  s.  Rftp. 

Salbe,  pltd.  Salw,  /.,  Medik.  1.  ^i^- 
tischcy  ünguentum  aeruginis.  2.  alte 
Schadensaibe^  Altschadensalbe,  üngt.  ex- 
siccans  sive  calamfmae. 

salben,  pltd.  salwe(n),  sw.^  schmieren^ 
sudeln,  schmutzen,  verunreinigen,  na- 


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salen  —  Salzkraut. 


245 


menüich  reflexiv  in  be-  und  einsalben. 
Hennig,  218. 

seien,  sw.^  reden,  salbadern.  Trei- 
chel. 

seien,  sftien,  sTien,  sUien,  sw.^  sich.  1. 
sich  wälzen;  sich  im  Kote  wälzen,  an 
unsauberen  Gegenständen  besudeln. 
Wolln  ons  uf  Blome  sälen  un  lache. 
Dorr,  1.  Wiew.,  56.  Das  Pferd  stlt 
sich,  wälzt  sich  auf  dem  Rücken.  B^ 
säU  sich  überall  hervm^  reibt,  wischt 
Qberall an  undmachtsich dabei  schmutzig. 
Wo  hofr  sich  denn  heramgeseeüf  Schaltj. 
3,  4.  Davon  absäien,  absTien,  besäien, 
besTien,  in  Westpr.  auch  zusäien,  sich^ 
sich  beschmutzen.  Neie  Bexen^  dafz 
du  se  wedder  so  ztiseelen  kannst!  Schaltj. 
3,  5.  Vgl.  alts.  stdjan  besudeln,  ahd. 
bemlfanyags.syljan^seljan  dass.  Schade, 
891a.  sich  besäten^  beselen^  auch:  sich 
einen  Rausch  antrinken.  Er  hat  sich 
rechtschaffen  besäü.  Hennig,  254.  269. 
Vgl.  Sftiader,  Silschurz.  2.  sich  den 
ganzen  Tag  mit  schwerer  Arbeit  be- 
schäftigen, plagen.  Nach  Bock,  55, 
und  Hennig,  219,  von  dem  Pferde- 
geschirr, den  Sielen^  hergenommen, 
also:  wie  ein  Pferd  angestrengt  in  den 
Sielen  liegen.  * 

Saierei,  Stierei,  SIeierei,  /.,  Quälerei, 
zur  Bezeichnung  eines  mühseligen,  durch 
schwere  Arbeit  angestrengten  Lebens. 
Hennig,  219.    Vgl.  säien. 

Saijett,  Salwjett,  Siiwette,  /.,  Serviette. 

Seim,  w.  Vom.,  Salome.  Hartwich, 
55. 

Saiupp,  /.,  kurzer,  mit  Pelz  besetzter 
Überwurf  für  Frauen.  Schemionek, 
33. 

Salwei,  m.^  Salbei,  Sahna  L. 

Saiwjett,  A  s.  Saijett 

Salz,  pltd.  Seit,  n.  In  Redensarten: 
Bei  der  Arbeit  ist  nicht  das  Sah  (zu 
verdienen).    Etwas  ganz  aus  dem  Salze 


inach£n^  „es  ganz  aus  (auTzer)  der  Weise 
machen,  unleidlich  werden^.  Ik  aus 
dem  Salze  bekommen^  heftige  Schläge 
erhalten.  Die  Hiebe  aus  dem  „Pfeflfer'' 
sind  schärfer.  Bock,  54.  Hennig, 
219.  Sprw.  1,  3198  ff.  Salz  und  Brot 
bringt  man  gern  Neuvermählten  beim 
ersten  Besuche. 

Saizbinse,  Saizgras,  Pfizn.,  Sumpf- 
Dreizack,  Trighchin  palustre  L.  S. 
Harmus. 

Salzburger,  yn.,  Nachkomme  der  ein- 
gewanderten Salzburger.  Er  ist  ein 
Salzburgef\ 

Salzburgerchen,  n.,  frühere  Winter- 
kleidung der  Eönigsberger  Frauen.  „Sie 
bestand  in  einem  kurzen  Pelz  ohne 
Ärmel".  Der  Name  stammt  von  den 
Salzburgern  ab,  an  denen  man  „diese 
Tracht  bemerket".    Hennig,  220. 

salzen,  pltd.  soite(n),  sw.  Das  ist  hier 
alles  sehr  gesalzen,  sehr  teuer.  Hen- 
nig, 2 19.  versalzen,  ungeniefzbar  machen, 
verderben.  Einem  ein  Vergnügen  ver^ 
salzen. 

Salzfladen,  pltd.  SeHflade  (a  ^  a),  yn., 
Salzkuchen.  Neckreim:  De  Schuster 
Magun  Sott  op  em  Tun  On  frett  sock 
an  Soltfläde  dick  on  dün.  Kgsbg.  Vgl. 
Schusterjunge. 

Saizfladenl(Vnlg,9n.,  Spitz  wort  auf  einen 
Bäcker,  Brothändler.     Egsbg. 

Saizgras,  n.,  s.  Salzbinse. 

Salzhäufchen,  pltd.  ScithOpke,  n.  Am 
Sylvesterabende  stülpt  man  mit  einem 
Fingerhute  so  viele  Häufchen  Salz  auf 
den  Tisch,  als  Familienglieder  vorhan- 
den sind.  Diese  Häufchen  läl'zt  man 
über  Nacht  stehen:  wessen  Häufchen 
am  Neujahrsmorgen  versehrt  ist,  der 
stirbt  in  dem  neuen  Jahr.  Samland. 
Volkskai.,  31. 

Saizi(raut,  n.,  Meerstrands- Milchkraut, 
Olatuc  maritima  L.    Hagen,  274. 


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246 


Salzpaudel  —  Sandkaul. 


Salzpaudel,  pltd.  SoHpfidel,  /.,  Käst- 
chen von  Holz  oder  Blech,  worin  in 
der  Küche  das  Salz  aufbewahrt  wird. 
Hennig,  219.    Vgl.  Paudel. 

Salzplab,  pltd.  SoHplab,  m.  1.  Salz- 
fladen. Vgl.  Platz,  2.  Schimpfwort. 
Du  ongerädner  Soltplatz^  du  ungerate- 
ner, unnützer  Mensch.    Sprw.  I,  3204. 

Salzseiler,  m.^  Kleinhändler  mit  Salz. 
Hennig,  219.  Jetzt  wohl  kaum  noch 
gebräuchlich.     Vgl.  seilen. 

Salzstapler,  m.,  „in  Königsberg  ein 
geschworener  Belehnter,  der  die  Salz- 
fasser auf-  und  hernnterstapelt^.  Hen- 
nig, 219. 

Samaiten,  das  litauische  Niederland 
nördlich  der  Memel  und  die  Bewohner 
dieses  Landes.  Was  man  in  Samaiten 
(und  Litauen)  findet  und  nicht  findet, 
erzählen  Verse,  mitgeteilt  im  Erl.  Pr. 
I,  142,  und  in  den  Sprw.  I,  3206.  IHe 
Samaiten  kommen!  sagt  man,  wenn  die 
Kinder  sich  schläfrig  zeigen.  Vgl.  Sand- 
mann. 

Sämann,  m.,  gelbe  Bachstelze,  Mo- 
tacüla  flava.  Mit  ihrem  Erscheinen 
beginnt  die  Saatzeit.     Dönh. 

Sämekomft,  /.,  Zusammenkunft,  Ver- 
sammlung. Gr.  Werder.  In  Bremen 
Sambtkome^  Sambtkumat^  Samtkumst 
Brem.  Wb.  IV,  588.  In  Bayern  Sarn- 
nunffy  Sammung y  /.,  in  der  älteren 
Sprache  Verein,  Korporation,  Konvent. 
Schmeller  IH,  244. 

Samen,  m.,  zur  Bezeichnung  von 
Karpfenbrut.     S.  Benecke,  494. 

Samenwicke,  Futterwicke,  Vicia  sa- 
iiva  L.    Hagen,  754. 

Sftmerladen,  plur.y  Sommerloden,  die 
jungen  klebrigen  Blätter  derErle,  welche 
auf  Wunden  gelegt  gut  thun. 

Sämerung,  /.,  periodische  Trocken- 
legung und  Beackerung  der  Karpfen- 
teiche.   S.  Benecke,  272.  501. 


Samft,  m.,  Sammet,  s.  Sanft 

Sämig,  adj.,  s.  seimig. 

sämisch,  sSmisch,  adj,  1.  fettgares 
Leder.  2.  übertragen:  sdmischer  Mensch^ 
—  Junge^  „in  Natangen  ein  fauler,  tra- 
ger Mensch,  der  sich  immer  zieht,  dehnt 
und  reckt".     Hennig,  253. 

Samland,  n.,  Landschaft  zwischen  dem 
kurischen  HaflF,  der  Ostsee,  dem  frischen 
Haff,  dem  Pregel  und  der  Deime. 

Samländer,  m.,  Bewohner  der  Land- 
schaft Samland,  De  Samländer  freie 
de  Schaf  ruck  op  on  denn  schtte  se  fer 
de  Natanger  Pölz"!    Alt-Pillau. 

Samlod,  Samlot,  Samlotten,  Pflzn., 
Grundheil,  Peucedanum  oreoselimim% 
Mnch.     Hagen,  313.     Pritzel,   269. 

Samolsin,  Versammlung,  Sammelplatz. 
Er  ist  zu  Samolsin  gegangen,  er  ist  ge- 
storben.    Pierson,  Matth.  Prätor.,  7. 

Sampanter,  m.,  aus  cl:^m  Poln.  stam- 
mende scherzhafte  Benennung  des 
Schnupftabaks,  von  sam  (selbst),  pan 
(Herr)  und  ter  oder  tari  (er  rieb),  also 
den  der  Herr  selbst  gerieben  hat. 
Mrongov.  Wb.  I,  464b. 

samst,  adv.^  samt,  zusammen,  mit. 
Ich  samst  de  Eltern,   Auch:  mit  samst, 

Sandat,  m.,  Fischn.,  s.  Zant 

Sandblatt,  PlOzn.,  Huflattig,  Tussüago 
farfara  L,    Weichseldelta.    Treichel, 

VoUwth.  m. 

Sanddorn,  m.,  roter^  weidenblättriger 
Seedom,  Hippophae  rhamnoides  L. 
Auch  Seekreuzdom,  Stechdorn,  Haftdom, 
rote  Schlehen.  Pritzel,  182.  Hagen, 
1038. 

Sandhaber,  m.,  Sandhaargras,  Mymus 
arenarius  L.  Auch  Sandweizen,  See- 
gras, Seehaber.    Hagen,  136. 

Sandhuhn,  n.,  lerchengrauer  Regen- 
pfeifer, CÄararfnu«0«Kcn^mw8L.  Thora. 
Mühling,  Tiem.,  177. 

Sandkaul,  /.,  Sandgrube.    S.  KauL 


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Sandkicher  —  Sarkau. 


247 


Sandkicher,  Pflzn.,  Sand-Bärenschote, 
Astragalua  arenoHus  L.   Hagen,  768. 

Sandmann,  m.,  der  Schlaf,  der  sich 
den  Kindern  naht  Sie  reiben  in  schläf- 
rigem Zustande  die  Augen  so,  als  wäre 
ihnen  Sand  hineingestreut.  Der  Sandr 
mann  kommt,  —  ist  da,  —  streut  Sand 
in  die  Augen.  In  Bremen  Sandsaier^ 
in  Pommern  Sandsaijer^  im  Götting. 
Sandman.  Brem.  Wb.  IV,  589.  Dähn., 
396b.  Seh amb.,  179a.  Hennig,  220. 
Sprw.  I,  3205. 

SandpOper,  m.^  kleines  kurzbeiniges 
Frauenzimmer  mit  hängendem  Hintern. 
Vgl.  pQpen. 

Sandregeiiein,  n.,  Sandläufer,  Wasser- 
schnepfe. Mühling.  Wahrscheinlich 
der  Zwergstrandläufer,  Actodroma  mi- 
nutcu 

Sandspirring,  m,y  gemeiner  Sandaal, 
s.  Suter. 

Sandstein,  ^n.,  schlechtere  Sorte  Bern- 
stein. Bock,  Natn,  217.  218.  Vgl. 
Stein. 

Sandweizen,  m.,  s.  Sandliaber. 

Sandwerft,  Pflzn.,  geöhrte  Weide, 
Scdio!  aurita  L.  Hagen,  1031.  Auch 
Salia  arenaria,    Ibid,  1024. 

Sanft,  Samft,  m.,  Sammet.  Sprw. 
Sanft  am  Kragen^  Klei  im  Magen. 

sanftlich,  oc^'.,  leise,  mild,  glimpflich. 
Schemionek,  33. 

Sänge,  /.,  Zustand  des  Roggens,  wenn 
er  nach  der  BlQte  anfängt  Körner  an- 
zusetzen. Daz  Korn  ist  schon  in  der 
Sänge,    Nsslm.  Wb.,  509b. 

Sangel,  /.,  Ähre,  Ährenbuschel.  Po- 
trimpo  war  toie  ein  junger  Man^  ohne 
bartj  gekrönt  mit  Sangelen.  Hennen- 
berger,  465.  Vgl.  Schmellerlll, 
270.   Birlinger,  384a.  Dähn.,  397a. 

sangein,  sangem,  mr.,  vom  Roggen, 
wenn  er,  nach  yollendeter  Blute,  Kör- 


ner ansetzt.  Das  Korn  sangelt  —  san- 
gerL     Hennig,  220. 

sangein,  sengein,  sw.^  ein  wenig  sen- 
gen, anbreunen.  Das  Essen  schmückt 
gesangelt^  ist  angebrannt.  Wenn  die 
Suppe  angesangelt  ist,  will  die  Köchin 
freien.    Vgl.  ansangein.    Davon 

sangerig,  sangrig,  adj.,,  sengerig,  ge- 
sengt; angebrannt  von  Speisen.  Bock, 
55,  Hennig,  220:  sangricht 

sangern,  sw,,  s.  sangein. 

Sängern,  sw.^  sengen,  brennen,  prickeln, 
stechen.  Mühling.  Bei  Richey,  224, 
ist  sangem  das  prickelnde  Brennen  und 
Stechen  in  Händen  und  Fiilzen,  wenn 
sie  nach  heftiger  Erkältung  wieder  zur 
Wärme  kommen. 

SanktomSI,  m.,  s.  Senktomersch. 

Sannat,  m.,  Fischn.,  s.  ZanL 

Sannchen,  Sannke,  w.  Vom.,  Dem. 
von  Sänne,  Kürzung  von  Susanne. 
Hartwich,  55. 

Sappen,  sw.^  plump  und  schwerfallig 
gehen,  namentlich  im  Kote  mit  hör- 
barem Laut.  Ebenso  mhd.,  in  Bremen, 
im  Göttingenschen,  in  Bayern.  Brem. 
Wb.IV,  590.  Schamb.,  I79a.  Schmel- 
1er  IIJ,  275.  Hennig,  221,  erklärt: 
saftig  sein,  einen  Saft  von.  sich  lassen, 
im  klebrigen  Safte  oder  im  Kote  hör- 
bar rühren.  Die  Schuhe  sappen,  wenn 
das  Regenwasser  in  dieselben  eindringt 
und  beim  Gehen  eigentümlich  quutscht. 
Vgl.  Suppen. 

sappig,  adj.,  saftig,  kotig,  schmutzig; 
von  Sappen.  Es  ist  sappig  zu  gehn,  der 
Weg  ist  kotig.     Hennig,  221. 

Sappust,  /.,  Fastnacht;  von  dem 
gleichbed.poln.2:apMs^y.  Schmitt,  109; 
Westpr.,  167. 

Sarkau,  Ortsn.,  Fischerdorf  auf  der 
kurischenNehrung.  Gä  na  Sarkau,  Krige 
btte.  Sprw.  1,1151.  Vgl.  Krähenfresser. 


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248 


Sarrast  —  Sau. 


Sarrasty  m.  1.  Rest.  Nom  den  ganr 
zen  Sarrcuty  nimm  den  ganzen  Rest 
Samland.  Wohl  aas  poln.  zaraz  mit 
einemmal,  aaf  einmal.  2.  Knüttel.  In 
diesem  Sinne  vielleicht  gleichbed.  mit 
Sarras  Degen,  nach  W ei g and  II,  526, 
scheinbar  aus  poln.  za  für,  bei,  an,  and 
raz  Hieb,  Stofz;  nach  Adelung  III, 
1281,  verwandt  mit  poln.  zaraz  in  der 
Bedeutung  gleich,  sogleich,  alsbald. 

Sarg,  n.,  der  Sarg.  Das  Sarg  ist 
viel  zu  teuer,     Egsbg. 

Sarturrock,  m.,  langer  Rock,  fast  bis 
zur  Erde  reichend,  mit  sehr  hohem  Kra- 
gen und  so  langen  Armein,  dafz  man 
nur  mit  Hilfe  eines  andern  in  dieselben 
hineinkam.  18.  Jahrh.  Danziger  Nhg. 
Viol^t,  176.  Nach  Schemionek,  33, 
Safairrock  Überzieher,  frz.  surtout  Wie 
och  dein  Satuhrrock  aussitt!  Schaltj. 
3,4. 

SBS$et\jSw.^  sich  festsetzen,  einen  festen 
Wohnort  nehmen.     Davon 

safzhaft,  ad/.y  ansäl'zig,  wohnhaft. 
Mühling. 

SatelzeK,  /.,  s.  SftdelzeiL 

Satschirken,  plur.^  Klümpchen  von 
Mehl  und  Wasser  zur  (Mehl-)  Suppe; 
Mehlsuppe,  Mus.  Von  dem  gleichbed. 
poln.  zacierki,  plur.  von  zacierka.  Auch 
Sadschirken,  Sadscherken,  Sadschttrken. 

Satt,  /.,  Milchnapf.     Dönh. 

SattelhauSy  n.,  zur  Ordenszeit  das  Ge- 
bäude, worin  die  Ausrüstung  für  die 
Pferde  aufbewahrt  wurde.  Bruder  vom 
Sattelhause  hiefz  der  Ritter,  dem  die 
Aufsicht  über  Sättel,  Zäume,  Gurte, 
Halfter  etc.  anvertraut  war.  Hart- 
knoch  II,  614.    Hennig,  221. 

Sattelholz,  Pflzn.,  gemeiner  Spindel- 
baum, Evonymus  europaeus  L.  Müh- 
ling.   S.  Hahnenkitttchen. 

Sattelpferd,  n.,  ursprünglich  das  Pferd, 
welches  den  Sattel  trägt,   aUgemeiner 


jedoch  das  links  der  Deichsel  gehende 
Wagenpferd,  selbst  wenn  es  keinen 
Sattel  trägt;  das  auf  der  rechten  Seite 
der  Deichsel  schreitende  Nebenpferd 
heifzt  Handpferd. 

Sattelzeit,  /.,  s.  SftdelzeiL 

Sattin,  m,y  nach  Hennig,  221,  ein 
ehemals  beliebtes  Wollenzeug.  Die 
Weiber  und  Tochter  der  Freyen  und 
Schulzen  mögen  zu  Ehren  hündische^ 
oder  sonst  von  schönem  Gewände^  auch 
Sattin  und  halbzahne  Rocke  tragen. 
Kleiderordg.  vom  J.  1640.  In  Pommern 
Satiin.  Dähn.,  397a.  Jetzt  ist  Satin 
Seidenzeug,  Atlas,  feiner  Glanzkattun. 

Saturrock,  m.,  s.  Sarturrock. 

Satz,  m,  1.  Gesetztheit,  Ernst.  Ma- 
rc 1  d.  2.  Karpfenbrut.   B  e  n  e  c  k  e ,  494. 

Sau,  pltd.  SQ,/.  1.  weibliches  Schwein, 
und  davon  beliebtes  Schimpfwort  in 
mannigfacher  Zusammensetzung:  Sau^ 
aas^  -bär^  -besen^  -hund^  -läppen^  -leder^ 
-magen^  -mensch^  -michel,  -pelz^  -nigel 
(Sauigel),  'trommele  -zahn^  -zeug.  2. 
Glück,  tautologisch  SauglUck.  Er  hat 
ein  Saugluck,  Vgl.  Schwein  2.  3. 
Fischerboot  mit  durchlöchertem  Fisch- 
kasten zum  Aufbewahren  der  gefange- 
nen Fische:  Sau,  Saw,  Szaw,  Seue, 
Sewe,  Zeuwe  (1491 :  Szaw-KewUl),  1402: 
Fohrt  mehr  gönnen  wir  Ihnen  vnsern 
Mohlgraben  aus  vnd  einzufahren  vnd 
sie  Ihre  Sewe  mit  Ihren  fischen  darinnen 
behalten  vnd  auf  beiden  vberen  frey  an-- 
halten  vnd  Ihre  Fische  daselbst  verkaufen, 
Danzig.  Hirsch,  307.  Würde  es  sich 
begeben^  dafz  von  den  Brüdern  einer 
seinen  Knecht  oder  Sohn  mit  der  Saw 
hinausschickte  ^  der  soll  etc.  Rolle  der 
Kgsbg.  Fischergilde  von  1662.  Bock, 
Nat.  V,  563.  Wenn  eine  Sau  im  Pre- 
gel  zu  Grrunde  gehet^  der  soll  sie  nicht 
länger  liegen  lassen  als  bis  an  den  drit- 
ten Tag  und  sie  alsdann   herausziehen 


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Sauball  —  Saufgroschen. 


249 


lassen  bey  Strafe,  Städte- Willkür  vom 
J.  1394.  Bock,  Nat.  IV,  693.  Vgl. 
Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  220.  Benecke, 
273.  277.  283.  Jetzt  heilist  das  Boot 
Seige  and  Sicke,  /.,  Sicken,  n.,  nach 
Hirsch  von  seihen  =  sickern,  (?)  Hen- 
nig, 253,  hat  Seechen,  Seeken,  für  „ein 
ganz  kleines  Fischerboot",  welche  Na- 
men ebenfalls  hierher  gehören  und 
wohl  dasselbe  Boot  bezeichnen.  Vgl. 
Seuner. 

Saubail,  w.,  ein  Treib-Ballspiel.  Her- 
nach ward  SavbaU  geapielt.  Soph.  R. 
HI,  237.  Nach  Treichel  heilzt  dies 
Spiel  auch  Surrchen. 

Sauborg,  m.^  verschnittene  Sau.  Trei- 
chel. 

Saubrot,  Pflzn.,  gemeine  Schuppen- 
wurz,  haihraea  squaTnaria  L.  Ostpr. 
Pritzel,  203.    Vgl.  AnblatL 

Sauchelocker,  m.,  s.  Koschkelocker. 

Sauchen,  pltd.  SQke,  Dem.  von  &au^ 
Fischn.,  s.  Ba/rbe.  Auch  kurze  Benen- 
nung für  Sauball. 

Saudistel,  f.,  s.  StechwarL 

sauen,  pltd.  sQe(n),  sw,  obscön  reden 
oder  handeln. 

Sauenkohl,  m.,  Pflzn.,  Saudistel,  Son- 
chus  L,  Ist  in  seinen  hiesigen  Arten 
als  gutes  Schweinefutter  in  Verwendung. 
Treichel.  Volksth.  IH. 

sauer,  pltd.  sQr,  adj.  Das  kannst  du 
dk  sauer  kochen!  als  Zurückweisung 
einer  unbrauchbaren,  unnützen  Sache. 
Sauer  und  süfz  kochen^  eine  Speise  mit 
gesüfzter  saurer  Sauce  bereiten,  z.  B. 
graue  Erbsen,  Bohnen,  Linsen,  Eeil- 
chen  (Klöfze).  Sür  on  sot,  wi  de  Uwe 
Ehstand.     Sprw.  H,  2264. 

Saueramp,  Sauramf,  pltd.  SQramp,  m., 
Pflzn.,  Sauerampfer,  Rumea  acetosa  L, 
Nach  Mühling  auch  SchnitL  In  Pom- 
mern Str,  Sur.  Treichel,  Volksth. 
Sperber,  27. 


Sauerei,  pltd.  SQert,  /.,  meist  wohl 
absichtliche  Korrumpierung  von  Soiree. 

Sauerftst,  pltd.  SQrftst,  m.  Barsche 
Surftst  vom  öle  Sätan^  Medik.,  Baka- 
mumsulphuris  terebinthinatiim,  {Oleum 
terebinth.  sul^huratum.) 

Sauerkohl,  m.,  Sauerkraut,  n.,  gewöhn- 
lich saurer  Kumst,  pltd.  süre  Komst, 
Kopfkohl,  Brassica^  oleracea  L,  var. 
capitata.  Namentlich  als  Gericht.  S. 
Kumst. 

Sauerling,  m.^  Pflzn.,  gemeiner  Sauer- 
klee, Oxalis  acetosella  L.  Hagen, 
481. 

Sauermaul,  pltd.  SQrmQI,  n.,  zur  Be- 
zeichnung eines  Menschen  mit  sauerm 
Maule,  finsterer,  verdriefzlicher  Miene, 
eines  unfreundlichen  Menschen  über- 
haupt. Üblicher  Sauertopf,  pltd.  SQr- 
top,  bei  Mühling  noch  Sauerzapp. 
Davon:  sauermaulsch,  -topfsch,  -zappisch, 
adj.^  unfreundlich,  finster,  mürrisch. 

sauem,  sauren,  pltd.  8Qre(n),  sw.  1. 
sauer  sein  oder  werden.  Mühe  machen. 
M^at  nich  suert^  dat  soft  6k  nich^  was 
nicht  sauer  wird,  das  süfzt  auch  nicht, 
was  nicht  mit  Anstrengung  erreicht 
wird,  das  macht  auch  nicht  die  rechte 
Freude.  Sprw.  I,  3221.  2.  gären, 
in  aussauem,  aussauren.  Die  Krank- 
heit mufz  aussauren^  sie  mufz  ihre  Zeit 
der  Gärung  haben,  damit  sich  alle  „Un- 
lust'' aus  dem  Körper  scheide.  Un- 
bestimmtes Wetter  mufz  ebenfalls  aus- 
sauemy  dann  wird  es  hell  und  freund- 
lich. Bock,  55.  Hennig,  221.  Bei 
Jeroschin  siWen  in  dem  Sinne  von 
sauer  sehen,  eine  saure  Miene  machen : 
nickt  sach  man  st  trurin  noch  murmeln 
noch  sMn.  Pfeiffer,  230.  Ebenda 
auch  sfireny  n.  u.  surkeit^  f. 

Saufgroschen,  pltd.  SQpgrosche(n),  m., 
Geld  zum  Versaufen,  Er  hat  sich  einen 
Saufgroschen  gemacht^  er  hat  Geld  durch 


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250 


'  Saufra(z  —  Schaaken. 


Verkauf  von  Sachen  oder  sonst  wie  zu 
erlangen  gewuizt. 

Saufrafz,  m,  Frafz,  Fressen,  Speise 
für  eine  Sau,  zur  Bezeichnung  schlechter 
oder  schlecht  zubereiteter  Speisen. 

Säugemutter,  f.,  s.  Taufmutler. 

saugen,  pltd.  8Qge(n),  sw.^  stark  trin- 
ken.   Der  saugt  gut    S.  besaugen. 

SaugfUllen,  pltd.  Sogfälle,  n.,  Fallen, 
das  noch  saugt.  Hei  ös  muntei*  ivie  e 
SogfäUe.    Sprw.  I,  2675. 

Sauglocke,  pltd.  SQklock,  /.  Die  Sau- 
glocke  ziehen^  scherzweise  die  Bewegung 
des  Läutens  roachen,  wenn  in  einer  Ge- 
sellschaft eine  obscöne  Redensart  ge- 
fallen, tki  Suh-Klock  (Unflat)  afz  hei 
was^  brukt  keinen  bätren  KnäpeL  Carm, 
nupt  I,  282,  8. 

SauglUck,  n.,  s.  Sau. 

Saugzagel,  m.,  Zagel,  Schwanz,  der 
gesogen  wird  oder  saugt:  1.  kurze  Ta- 
bakspfeife; 2.  der  Raucher  einer  sol- 
chen.    Treichel. 

Sauknoten,  m.^  Pflzn.,  Wasser-Braun- 
wurz,  Scrophularia  aquatica  L.  Auch 
Kreuznessel.  Hagen,  658.  Pritzel, 
368. 

Saukraut,  pltd.  SQkrQt,  n.,  schwarzer 
Nachtschatten,  Solantmi  nigrum  L. 
Hagen,  253. 

Saulapp,  -läppen,  m,y  Schimpfwort. 

Sauloch,  n.,  Loch  fär  eine  Sau,  zur 
Bezeichnung  einer  schmutzigen  Woh- 
nung. Ebenso  Saunest  Für  Posen  bei 
Bernd,  245. 

Saulocker,  Sauchelocker,  m.,  s.  Koschke- 
locker. 

SauIVffel,  m.,  Pflzn.,  schwimmendes 
Samkraut,  Laichkraut,  Potamogeton  na- 
tans  L.     Hagen,  182. 

Saumagen,pltd.SQmftge(n),7n.,Schimpf- 
wort  für  einen  schmutzigen,  unflätigen 
Menschen.  Er  ist  ein  rechter  Sow- 
magen. 


Saumeister,  m.,  Meister  einer  Sau^ 
eines  Fischerbootes  (s.  Sau  3),  Führer 
des  Bootes,  Fischerknecht.  Einem  Saw- 
meisten*,  so  lang  er  fähret^  wöchentlich 
3  Mk,  Gotte^fennig  2  Mk.  10  Gr. 
Rolle  d.  Kgsbg.  Gildef.  V.  1662.  Bock, 
Nat.  V,  559. 

Saumensch,  n.,  Schimpfwort,  s. 
Mensch. 

Saumichel,  7n.,  Schimpfwort 

Saunickel,  m.  1.  Pflzn.,  europäischer 
Sanikel,  SanictUa  europeaL.^  auch  Scher- 
näkel,  Schemeckel.  Pritzel,  362. 
Bock,  Nat.  in,  347.  Hagen,  303. 
2.  unreinlicher,  säuischer  Mensch  = 
Sauntgel. 

SaunTgel,  m.  I.Sauigel,  Schweinigel, 
Erinaceus.  2.  ein  in  hohem  Grade  un- 
sauberer, oder  ein  in  seinen  Reden  ob- 
scöner  Mensch. 

Sauramf,  m.^  s.  Saueramp. 

sauren,  sw,^  s.  sauem. 

Sausack,  m.  1.  schmieriges,  schmut- 
ziges Frauenzimmer.  2.  stupider,  maul- 
fauler Mensch. 

Sautod,  m.,  Pflzn.,  unechter  Gänse- 
fufz,  Chenopodium  hybridum  L.  Die 
Schweine  sterben  davon,  selbst  wenn 
er  ihnen  gekocht  unter  das  Futter  ge- 
mischt wird.    Hagen,  285. 

Sauwetter,  n.,  regnerisches,  stürmi- 
sches Wetter,  bei  dem  selbst  Säue, 
Schweine  nicht  im  Freien  aushalten. 

Sauzahn,  m.,  Schimpfwort:  Grobian. 

Saw,  /.,  s.  Sau  3. 

Sawatzki,  Sawatzke,  /.  Einem  eins 
vor  die  Sawatzki  geben^  ihm  eine  Maul- 
schelle, eins  an  den  Kopf  geben.  Poln. 
zawadzic  anstofzen,  zawadza<f  komu  im 
Wege  stehen,  hinderlich  sein. 

Scaprich,  Pflzn.,  Schachtelhalm,  Equp- 
setum  L.     Pritzel,  141. 

SCh  lautet  pltd.  stets  wie  hchd. 

Schaaken,  Ortsn.,  s.  Schaken. 


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Schabander  —  schabbig. 


251 


Schabander,  m.,  Ochse.  On  wenn  eck 
enmal  schlachten  wöU  Een  groten  fetten 
MojitichabanderQILiiSiochs&i),  Seelenw., 
73f. 

Schabbel,  m.  1.  Säbel;  von  dem 
poln.  szabla^  russ.  säblja^  lett.  schablis, 
lit.  szöble  dasselbe.  Nsslm.  Forsch.  3; 
Th.,  162.  2.  Bohne,  gewöhnlich 
Schabbeibohne,  nach  der  säbelähnlichen 
Gestalt,  Schwertbohne,  Schneidebohne. 
Er  liefz  sich  Schabbeibohnen  mit  Carinii 
nat  za/recht  machen.  Soph.  R.  I,  399. 
In  Westpr.  Schabbein.  Schmitt,  109; 
Westpr.,  167.  Viol^t,  104.  Treichel, 
Volksth.  II.  Schemionek,33.  Sper- 
ber, 40.  Bock,  55.  Hennig,  222. 
Schwabbelbohne  bei  Pritzel,  273,  ist 
fehlerhafte  Bildung.  In  Posen  auch 
Schappel.    Bernd,  248. 

Schabbelfufz,  pltd.  Schawwelftt,  m,, 
Fufz,  der  schabbelt;  auch  Schimpfwort. 
S.  schabbeln. 

Schabbeihesse,  /.,  s.  v.  a.  Schabbelfu/z. 
Vgl.  Eesse  und  schabbeln. 

SChabbelTg,  adj.  1.  vom  Holz:  ge- 
wunden, gedreht,  schief,  dem  Schabbel 
ähnlich.  2.  vom  Menschen,  wenn  er 
schiefe  (krumme,  Säbel-)  Beine 
hat  und  in  seinem  Gange  unsicher  und 
langsam  ist.     Mühling. 

schabbeln,  schawweln,  sw,  1.  unsicher, 
schwankend  gehen;  vom  Menschen. 
2.  über  die  Deichsel  treten;  vom  Pferde. 
Mühling. 

Schabbeln,  plur.  von  Schabbel  (s.  d.) 

Schabbeischoten,  plur,,  Schabbelboh- 
nen. 

SchabbelQn,  /.,  Schablone,  Formbrett, 
Muster,  Vorbild.    Mühling. 

Schabber,  /.,  Maul,  Mund ;  von  Schab- 
bem.  Die  Schabber  nicht  halten  können. 
In  der  Zusammensetzung  tautologisch 
Schabberfresse,  -maul,  Schwätzer,  na- 
mentlich ein  solcher,    der  ihm  Anver- 


trautes weiter  erzählt;  polonisiert  Schab- 
berinski. 

Schabberhans,  -michel,  -peter,  m., 
-Ilse,  -lotte,  /.,  Schwätzer,  Schwätzerin. 

§chabberig,  §chabbrig,  adj.  von  Ma&- 
bem,  schwatzhaft,  plapperhaft.  Sie  ist 
ein  ichahberiges  Frauenzimmer.  Wenn 
de  Uwe  Gott  nich  noch  e  Wort  beschert, 
denn  kam  öck  nich  möt  dem  ichabbrige 
Mul  tSrecht,  sagt  die  Schwätzerin. 
Dönh. 

§chabbem,  sw.,  viel  schwatzen,  reden, 
plappern.  JEr  Schabbert  in  einem  fort. 
Er  schabbert  seinen  Stiefel  weg.  Vgl. 
sabbern,  schlabbern,  schwabbeln.  Davon: 
Geichabber,  n.,  Geschwätz.  Es  war  ein 
Gezabber,  ein  Geschrei,  da/z  die  Hunde 
drob  anfingen  zu  heulen.  Soph.  R.  V, 
590.  Hermes  übersetzt  Gezahber  mit 
dem  fi'z.  riote  (er  wählte  zur  Bezeich- 
nung des  /cA-Lautes  das  poln.  z).  Auch 
jabbern.  Jabber  doch  nicht!  Trudehen, 
trautstes,  erbarm*  dich  was  jabbei^st  du! 
Vgl.  jabbeln. 

Schabbernack,  m.,  s.  Schabernack. 

Schabbes,  m.,  Sabbat,  das  hebr. 
schahbos. 

Schabbesdeckel, m.,  Sabbat-,  Sonntags- 
hut, zur  Bezeichnung  eines  schlechten 
Hutes.     Sperber,  45. 

Schabbesglitschen,  n.,  das  Gleiten, 
Schurren,  auf  der  Eisbahn  am  Sabbat; 
da  dieses  aber  verboten  ist,  eine  be- 
sondere exquisite  Art  des  Gleitens  der 
jüdischen  Jugend,  namentlich  in  Polen. 
Schabbesglitschen,  haste  gesehn!  Nach 
Treichel  Redensart  beim  Kartenspiel, 
wenn  unvermutet  noch  ein  Trumpf 
ausgespielt  wird.  Der  Trumpf  erscheint 
also  unerwartet  und  in  gewissem  Sinne 
unberechtigt  wie  ein  Glitscher  am 
Schabbes. 

schabbig,  adj,,  übel,  elend,  leidend, 
kränklich,  angegriffen;  abgegriffen,  ab- 


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252 


Schabbrache  —  Schacktarp. 


geschabt,  abgerissen.  Ji  sehnen  recht 
schabUg  ut  Dorr,l.  Wiew.,  31.  Nach 
Schemionek,  33,  auch  von  schlechtem 
Wetter.  Bhi  schahbiger  Rock.  Vom 
Rock  auf  den  Mann  übertragen :  Bah 
schabbiger  —  schabiger  Kerl,  ein  Kerl, 
verlumpt  im  Charakter. 

Schabbrftche,  /.,  die  Brache,  das  Bre- 
chen des  Flachses  durch  Schaben.  Vgl. 
puchen  2. 

schaben,  »w.  1.  prügeln.  Ermland. 
Mühling.  2.  geizen,  schinden,  hart 
bedrücken  und  ausbeuten.  Vgl.  schin- 
gen. 

Schaben,  f.^s.  Schäwen. 

Schabernack,  pltd.  Schawernak,  m., 
arglistiger  Possen,  böser,  heimtückischer 
Streich;  mutwilliger  Scherz,  verdrielz- 
liche  Neckerei.  Einem  etwas  zu/m  Scha- 
bemack  thun.  Das  ist  Schavemack^ 
Necken  ist  das.  Soph.  R.  VI,  459. 
Naber,  du  saht  6k  sehne^  wo  di  de 
Schawemak  gespeelt  os.  Hexspr.,  145. 
Vgl  Weigand  U,  535.  Hennig, 
222. 

SchaberUbchen,  n.  1.  Rübe,  welche 
zum  Kochen  geschabt  wird:  Gelbmöhre 
oder  Steckrübe.  2.  Kindemeckerei, 
bei  welcher  das  Schaben  derart  nach- 
geahmt wird,  dalz  man  mit  dem  Zeige- 
finger der  rechten  Hand  den  Zeige- 
finger der  linken  mit  höhnender  Ge- 
bärde streicht  (schabt).  Gewöhnlich 
ruft  der  Schabende  dem  Gehöhnten  zu: 
Scham'  aus!    Hennig,  223. 

schäbig,  adj.,  s.  schäwig. 

SchabrQn,  Dem.  Schabrflnchen,  s.  Schu- 
prtne. 

Schacherjude,  m.,  Jude  der  schachert, 
Handelsjude.  Knaben  bei  ihren  Kuppel- 
oder Tauschgeschäften  nennen  den  un- 
reellen Kameraden  Schacherjud. 

Schachermachai.  Kinder  schreien  den 
jüdischen   Hausierern    höhnend    nach: 


Judehe,  Schachermachai!  Der  Zuruf  ist 
entstanden  aus  dem  alten  hebräischen 
und  biblischen  Grufz:  Schalaum,  achai 
Friede,  meine  Brüder!  Man  begegnet 
auch  dem  höhnischen  Zurufe:  Scho- 
lemachai. 

Schacht,  Schecht,  m.,  in  der  Gegend 
von  Friedland  Ostpr.  auch  /.  1.  Schaft, 
langer  und  dabei  ziemlich  dicker  Ast, 
Stange.  Bohnenschacht^  Bohnenschecht, 
Stange,  um  welche  die  Bohnen  sich 
ranken.  Deckelschecht  (s.  d.)  Alth. 
scaft,  angs.  sceaft,  hoU.  scheucht  und 
Schaft,  engl,  shaft.  Brem.  Wb.  IV, 
616.  Lit.  sz<zkä  Ast.  2.  da  der  Ast, 
Schaft  etc.  auch  als  Prügelinstrnment 
dient,  Schacht  auch  s.  v.  a.  Prügel, 
Hiebe.  Es  giebt  Schacht.  Krigst  Schacht 
nach  Note!  Volksr.,  89,  373d.  Vgl. 
Schicht.  3.  penis  des  Hengstes;  davon 
ausschachten.  4.  Stiefelschaft,  welcher 
Schienbein  und  Wade  umschlieizt,  mehr 
jedoch  Schecht  (s.  d.) 

schachteln,  sw.,  in  übertragener  Be- 
deutung tüchtig  und  mit  Appetit  essen ; 
auch  einschachteln. 

schachten,  sw ,  von  Schacht  2,  prügeln. 
Öck  war  dt  schachte! 

Schachtwurm,  m.  1.  Idothea  entomon. 
Ostseestrand.  Die  Strandbewohner  nen- 
nen das  Tier  wegen  seines  verborgenen 
Aufenthalts  in  der  Tiefe  des  Meeres 
Schachtwurm.  Siebold,  Zur  Fauna 
Preufzens.  N.  Pr.  Prov.  Bl.  VH,  183. 
Mühling,  Tiem.,  177. 

schacksen,  sw.  1.  schäkern,  lustig 
lachend  spielen.  Das  Kind  mag  gern 
mit  andern  schacksen.  Friedland  Ostpr. 
2.  nach  Mühling  hinkend  gehen.  Vgl. 
schapsen. 

Schacktarp,  Schaktarp,  m.,  die  Zeit,  in 
der  nach  den  Herbst-  und  Frühjahrs- 
überschwemmungen das  sich  bildende 
oder   abziehende  Eis   den  Verkehr   in 


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schaddern  —  schäffern. 


253 


den  litauischen  Niederungen  vollständig 
aufhebt;  lit.  azaktarpas.  Der  Schach- 
tarp  kommt  S.  die  genauere  Schilde- 
rung Sprw.  II,  2273. 

schaddern,  9w.^  viel  und  unnQtz  spre- 
chen.    Mühling. 

schaddern,  sw.y  schuttein.  Hd  lacht, 
dat  hei  sock  schaddert. 

schade,  pltd.  SChftd  (a  -  a),  adv.  zuschade. 
Der  Rock  ist  zu  schade^  alltags  getra- 
gen zu  werden^,  er  ist  noch  zu  gut  da- 
zu. 

schaden,  sw.^  fehlen.  Was  schadet  dir, 
was  fehlt  dir,  worüber  klagst  du? 
Schad^  man  dafür!  in  dem  Sinne  von: 
Was  wirst  du  nicht?  Du  wirst  das 
schon  riskieren. 

Schadenkauf,  m.y  Diskonto.  1472 
wird  in  Danzig  eine  Wechselschuld, 
deren  Valuta  der  Gläubiger  schon  vor 
der  Verfallzeit  zu  haben  wünscht,  an 
einen  Dritten,  der  dafür  gegen  einen 
Abzug,  den  sich  der  Inhaber  des 
Wechsels  gefallen  läf'zt,  sogleich  Zah- 
lung leistet,  übertragen,  und  dieses  Ge- 
schäft wird  ein  Schadenkauf  genannt. 
Hirsch,  238. 

Schäder,  m,^  Mensch,  der  andern 
Schaden  und  Arger  verursacht.  Müh- 
ling. 

SChadem,  sw,  schadem  gehen,  Eier 
der  Raubvögel  ausnehmen  gehen  und 
so  Schaden  vorbeugen.  Dorfknaben, 
die  solches  thun,  erhalten  von  den 
Wirten  als  Lohn  für  jedes  Raubvogel- 
ei,  das  sie  abliefern,  ein  HühnereL 
Ermland.    Mühling. 

schädem,  sw.,  Schabemak  machen, 
Possen  treiben.    Ermland.    Mühling. 

Schäfchen,  pltd.  Schftpke  ((i=a),  n..  Dem. 
von  Schaf,  pltd.  Schdp,  plur.  Schaf- 
chens, Schapkes.  1.  kleines  Schaf. 
Bildlich:  Er  weifz  seine  Schafchens 
gut  zu  scheren,   seinen  Vorteil   wahr- 


zunehmen. Er  hat  seine  Schafchens 
schon  ins  Trockene  gebracht,  seinen 
Vorteil  eingeheimst.  2.  Schmeichel- 
wort für  kleine  Kinder.  Du  bist  mein 
trautes  kleines  Schafchen,  3.  Schaum- 
welle der  See.  R(de  heft  de  See  schone 
Schapkes.     Samland. 

Schaff,  nach  T reich el  in  Westpr. 
auch  Schapp,  n,.  Schrank,  Schrein, 
Spind.  Bücher-,  Kleider-,  Essen-,  Speise-, 
Küchen-,  Topf-,  Wäscheschaf.  Glas- 
schaf ,  Schrank  mit  Glasthüreo.  Poln. 
szafa,  szafka  wohl  aus  dem  Deutschen. 
Wenn  man  nicht  Küch,  nicht  Schaf, 
nicht  Keller  kann  bespüren.  Carm. 
nupt  II,  22  b.  So  kann'  au/ih  sie  das 
Geld  ins  Schaf  zusammenlegen.  Ibid. 
S.  Hagen,  Norika.  Leipzig,  1872, 
S.  84.  Bock,  55.  Hennig,  223. 
Über  Schaf  als  oben  offenes  Gefölz, 
Faf'z,  Becken  s.  Weigand  II,  539. 
Schade,  778b. 

schaffen,  st  u.  sw.  1.  machen,  herbei- 
bringen, hejrbeiholen,  besorgen,  an- 
schaffen. Das  mufzt  du  mir  schafen! 
Schaf  'mir  ein  Pferd  —  Geld  etc.! 
Air  diese  Sachen  hob"  ich  mir  geschaft 
2.  wirken,  nützen,  fordern,  vorwärts 
bringen,  vorwärts  kommen.  Das  schaft 
=  fordert,  wirkt,  hilft!  Das  schafft 
nichts!    Die  Maschin^  schaft  was. 

Schäffer,  m.,  Schaffner,  Verwalter, 
Aufseher,  Wirtschafter,namentlichGuts- 
verwalter,  Inspektor.  Von  schafen;  in 
einigen  Gegenden  Deutschlands  un- 
mittelbar Schafer.    Hennig,  224. 

schäfferieren,  sw.,  s.  schäffem. 

Schäfferin,  Schäffersche,  /.,  Schafiherin, 
Wirtschafterin.    Hennig,  224. 

schäffem,  sw.,  von  schaffen,  sich  zu 
schaffen  machen:  1.  befugt  und  dann 
s.  V.  a.  im  Hause  eifrig  herumwirt- 
schaften. 2.  unbefugt  in  anderer  Leute 
Sachen  sich  mischen  oder  unter  ihrem 


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254 


Schäffersche  —  Schalbelehiiter. 


Haasgerate  sich  zu  schaffen  mach^i. 
Was  hast  du  hier  zu  schäffemf  Bock, 
56.  Hennig,  224.  In  beiden  Bedeu- 
tungen auch  schäfferieren.  Vgl.  käm- 
mem. 

SchSffersche,  /.,  s.  Schäfferiru 

SChäffrig,  adj,  von  schäffem. 

Schafscher,  Pflzn.,  Schafgarbe,  Achü- 
lea  miUefolium  L.  Friedland  Ostpr. 
Treichel,  Volksth.  HL  Nach  diesem 
heilzt  die  Pflanze  im  Weichseldelta 
pitd.  auch  Schftpscharwel.  Beide  Namen 
erklären  sich  daraus,  dalz  die  Blüten 
der  Pflanze  aus  der  Feme  aussehen, 
als  wären  sie  Stücke  der  geschorenen 
oder  gescharwten  (s.  scharwen  und 
Scharwel)  WoUe  des  Schafes. 

Schaf  shusten,  m.,  Husten  eines  Schafes; 
zur  Bezeichnung  eines  kurzen  trockenen 
Hustens. 

Schafskopf,  m,    1.  Kopf  eines  Schafes. 

2.  Schimpfwort  für  einen  dummen  Men- 
schen. ESchäpskopp  kosft  tteDäler  — 
wenn  du  tvolkt^  denn  kep.  Der  Schafs- 
kopf als  Injurie  ist  gemeint.  Sprw.  I, 
3243.    Ebenso  Schafsnase,  Schafszagel. 

3.  beliebtes  Volks-Kartenspiel. 

Schafskot,  m.,  Pflzn.,  s.  Kaffeebohne. 

Schafsnase,  /.,  -zagel,  m.,  s.  Schafs- 
kopf. 

schäftig,  adj.y  grob,  frech,  trotzig  in 
Rede  und  Gebärde;  keck,  forsch,  vor- 
witzig, redefertig  und  geschäftig  im 
Wesen.  Sie  hat  ein  schäftiges  Maul. 
Sie  war  noch  schäftig^  sie  behandelte 
uns  grob,  schrie  uns  an.  Sei  man  noch 
schdftigj  frech,  unverschämt !  geschäftig 
ist  eine  moderne  und  in  der  Bedeutung 
abgeschwächte  Abzweigung.  M  ü  h  1  i  n  g 
fuhrt  noch  die  Bedeutung:  thätig,  ar- 
beitsam an,  die  wohl  die  ursprüngliche 
ist,  aber  gegenwärtig  provinziell  kaum 
üblich  sein  dürfte.  Sie  findet  sich 
noch    in    Luthers    Bibel:     Spr.    Sal. 


14,  4:  Wo  der  Ochse  schäftig  ist^  da 
ist  viel  Einkommens.  Bock,  55.  Hen- 
nig, 223. 

schaggern,  sw.^  etwas  lose  auf  ein- 
ander schichten,  hauptsächlich  Dinge, 
die  nicht  fest  sich  zusammenlegen,  wie 
z.  B.  Strauchwerk.     Marold. 

Schftk,  m.,  dünne  Leine  an  dem  Ende 
der  Treibleine  des  Braddengams,  die 
während  des  Fischzuges  neben  dem 
Steuer  des  Braddenkabns  festgemacht 
wird.     Benecke,  337. 

Schftke,  /.,  Glied  einer  Uhrkette. 
Treichel. 

Schaken,  Schaaken,  Ortsn.,  Kirchdorf 
im  Kreise  Königsberg.  Die  Schakener 
ziehn  sich  Paresken  an^  gehn  zur  Kirche 
und  singen:  Ein  Wohlgefallen  Gott  an 
uns  hat,    Samland. 

Schäker,  m.,  nach  Hennig  s.  v.  a. 
Schacher,  kleiner,  hagerer,  kränklicher 
Mensch.  Er  sieht  aus  wie  ein  Schäker, 
In  Hamburg  und  Bremen  Schräket. 
Brem.  Wb.  IV,  689. 

Schakerillenbork,  Schakrillenbork,  Scha- 
krill,  /.,  Medik.,  Cortex  cascarillae. 

schäkig,  adj,^  scheckig,  bunt.  (?)  De 
Fiebel  had  (eck)  derchlehrt  on  umste  op 
en  Haar  Dat  schehckge  ABC  dabie  de 
andre  Siehde.     Carm.  nupt  III,  77c. 

Schaktarp,  m.^  s.  Schacktarp. 

SChakDterig,  cuij.^  zum  Herumtreiben 
geneigt,  unstät:  ein  schaküteriges  fVauen- 
zifjwner. 

Sch4l,  /.  u.  m,,  Shawl. 

Schalbelehnter,  m.,  ein  mit  der  Schale^ 
Wagschale,  Belehnter;  vereidigter 
Wäger  bei  den  städtischen  Wagen. 
Königsberg.  Danzig.  £benso  Schal- 
knecht,  w.,  Aufsetzer  der  Gewichte  bei 
den  öffentlichen  Wagen.  Dzg.  W. 
Seidel,  34.  Heute  heilzen  in  Kgsbg. 
Schalhelehnte  die  Aufsetzer  der  Ge- 
wichte. 


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Schfilber  —  Schallen. 


255 


Schälber,  m.^  schälbern,  sw.,  s.  Schei- 
ber etc. 

Schälblatter,  /.,  Blatter,  die  sich 
schält,  „abschälwert",  Hitzblatter.  Wir 
bitten  Mütter^  bei  deren  Kindern  die 
sogen,  Schehlblattem  sich  nicht  finden^ 
aufmerksam  zu  sein.    Soph.  R.  IV,  335. 

SchAldiele,  /.,  Diele  zum  Verschalen 
des  Daches;  man  benutzt  dazu  gern 
die  sog.  Schwarten. 

Schale,  /.  1.  Schüssel,  Napf.  2. 
kalte  Schale.  KaHschftl,  /.,  Getränk, 
Schale  mit  Bier,  seltener  mit  Wein, 
worinSchifEiszwieback  gebröckelt,  Zucker, 
Zitrone  etc.  hineingethan  wird,  ^n 
Glas  Kaltschdl.    Hennig,  224. 

Schäle,  pltd.  Schell(e),  plur.  Schälen, 
Schelle(n),  /.,  Schale.  Kartoffeln  mit 
Schalen,  in  der  Schale  (Pelle).  Hen- 
nig, 229. 

schälen,  gewöhnlich  verschälen,  sw. 

1.  schal  werden,  Geist  und  Kraft  ver- 
lieren; von  Getränken.  Das  Bier  ist 
verschalt.  2.  die  Fläche  des  Daches 
mit  Brettern  Qber kleiden,  daher  üblicher 
verschälen,  also  mit  einer  Schale,  HüUe^ 
bekleiden.  Im  Holsteinschen:  cJ^ifos^ 
verschalen,  ihn  unten  mit  Holzplatten 
einschliefzen;  in  Pommern:  Das  Ufer 
schalen,  verschalen,  ein  Ufer  mit  Bret- 
tern verkleiden.  Schütze  IV,  20. 
Dähn.,  400a.    Hennig,  224.  290. 

schälen,  pltd.  schellen,  m.  1.  der 
Schale   entledigen.    Kartoffeln  schalen. 

2.  schuppen,  abschuppen;  von  der 
Haut,  die  sich  in  kleinen  dünnen 
Schuppen  ablöst.  Gewöhnlich  schauern, 
schähoem.  3.  spülen;  vorzugsweise  von 
den  Wogen  des  Meeres,  welche  sich 
am  Ufer  brechen.  Das  Ufer,  der  Damm 
wird  loeggeschaU.  Das  Getreide  schalt, 
es  wogt  gleich  den  WeUen.  Die  Wäsche 
schälen,  sie  durch  Hin-  und  Her- 
schwenken im  Wasser  spulen,  reinigen. 


4.  mit  der  vorigen  Bedeutung  verwandt: 
schnell  flielzen.  Das  Wa;ssei*  schält 
man  so.  Nach  Muhling  in  diesem 
Sinne  auch  schTnen.  abschälen,  in  den 
Bedeutunp;en  1  bis  3.  Hennig,  225. 
229.    Vgl.  schelen. 

schalig,  adj.  von  schal,  kraft-,  ge- 
schmack-,  geistlos. 

Schäling,/.,  s.  Schälung. 

Schalk,  w.,  verwilderter  SchöJzling 
kohlartiger  Pflanzen.  Weifzkohl,  Wruk- 
ken,  Kohlrabi,  Runkelrüben  etc.  sind 
zweijährig  und  bilden  nur  im  ersten 
Jahre  brauchbare  Köpfe,  resp.  Wurzeln, 
aus  denen  im  zweiten  Jahre  Blüten- 
und  Fruchtstengel  treiben.  Wenn  sie 
nun  (ausnahmsweise)  bereits  im  ersten 
Jahre  Stengel  treiben,  so  kommen  die 
brauchbaren  Köpfe  und  Wurzeln  nicht 
zur  Ausbildung,  und  die  Pflanzen  hei- 
Tzen  alsdann  Schälke,  Schalken,  lit. 
szaVm,  Nsslm.  Forsch.,  3;  Th.  220. 
Im  Götting.  ist  schalkkdl  ebenfalls 
gleichsam  betrügerischer  Kohl,  d.  i. 
Kohl,  der  keine  Köpfe  oder  Bollen 
bildet.    Schamb.,  180a.     Vgl.  KumsL 

Schälkartoffeln,  plur,,  Kartoffek  in  der 
Schale  (PeUe). 

Schalknecht,  m.,  s.  Schalbelehnter. 

Schallen,  Ortsn.,  Dorf  im  Kirchspiel 
Allenburg,  Kreises  Wehlau.  Als  die 
Chaussee-Verbindung  zwischen  Allen- 
burg und  Wehlau  noch  fehlte,  führte 
eine  gewöhnliche  Landstraize  alter  Art 
von  Allenburg  nach  Wehlau  über  die 
Orte  Schallen,  Leil'zienen,  Rockelkeim 
und  Paterswalde.  Den  Zustand  dieser 
Landstrafze  schildert  der  nachfolgende 
Volksreim:  Körnst  du  na  Schalle, 
warscht  du  motte  knalle,  Ön  Lei/ziene 
warsckt  du  motte  grtne,  Awer  ön  Ro^ 
ckelkeim,  da  schlag  dcU  Wedder  drein  I 
Bet  du  körnst  nä  PäterswSld,  heft  de 
Dtwel  alles  geholt.    Sprw.  I,  3244. 


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256 


Schalm  —  Schande. 


Schalm,  m.  1.  Waldstück,  Waldteil, 
Streifen  Waldes,  besonders  abgegrenzt. 
Öck  hebb  en  ganzen  Üchalm  gehofft  2. 
Holzstrecke.  Q)  Godrienen.  3.  Rain, 
Grenze,  besonders  im  Walde.  Natan- 
gen.  4.  Marke  in  Waldbäumen;  vgl. 
schalmen. 

SChalmen,  sw,  1.  Bäume  im  Walde 
durch  Abschälen  oder  Abschlagen  eines 
Stückes  der  Rinde  zeichnen,  entweder 
als  Grenzmarke  oder  als  zum  Fällen 
bestimmt.  2.  eine  Grenze  im  Walde 
schlagen;  einen  Wald  durchhauen,  ab- 
SChalmen  in  der  Bedeutung  1  und,  nach 
Hennig,  5,  einen  Teil  des  Waldes 
einhegen  als  Weide  oder  Schonung. 
Vgl.  Grimm,  Wb.  I,  95. 

Schalt,  m.,  Appellationsbericht,  Be- 
schwerdeschrift an  das  Obergericht 
über  ein  Urteil  des  Untergerichts. 
Bone,  Beitrag  z.  preufz.  Seerecht,  26. 
Ein  Urteä  5cÄa/few= appellieren.  Hen- 
nig, 225. 

schalten  und  walten  =  handeln,  thun. 
Er  schaltet  und  waltet  hier,  wie  er 
tciU. 

SchaltenöSy  m.,  Pirogge,  ausgerollter 
Mehlteig,  der,  zusammengelegt,  in  fei- 
neren Häusern  mit  Konfitüren,  in 
schlichteren  Haushaltungen,  namentlich 
in  Litauen,  mit  Glumse  gefüllt  und 
dann  gebacken  wird.  Die  Glumse  wird 
häufig  mit  Honig  oder  Zucker  sülz  ge- 
macht und  mit  fein  geriebenem  Zimmet, 
englischem  Gewürz,  etwas  Safran  und 
kleinen  Rosinen  durchgeknetet.  Der 
Name  des  ursprünglich  litauischen  Ge- 
richtes ist  die  Zusammensetzung  aus 
lit.  zdlti  frieren  (szalias  kalt)  und  nosts 
Nase,  bedeutet  also  „kalte  Nase**.  In 
anderen  Gegenden  der  Provinz  heifzen 
diese  Piroggen  Glumskeilchen,  im  Erm- 
lande  FüUekeilchen,  Vgl.  Bock,  Nat. 
I,  264. 


Schalung,  /.,  Verschalung,  Verkleidung 
mit  Brettern.  Der  Polier  hat  nicht  an- 
geordnet^ die  Steifen  fortzuschlagen,  son- 
dern nur  die  Schalung  zu  lichten,  Egsbg. 
Hart.  Ztg.  vom  ll.Oktbr.  1873.  Nr.  239. 
Abd.-Ausg. 

Schälung,  Schällng,  /.  1.  die  leichte 
Brandung  der  See,  das  Anspülen  und 
Zurücktreten  der  Wellen.  2.  der  be- 
spülte Rand  des  Meeres  selbst.  An  vie- 
len Stellen  schief zet  das  Seeufer  so  aümdh- 
lich  ab,  dafz  man  mit  Kutsch  und  Pfer- 
den bis  in  die  Scheelung  ganz  gemäch- 
lich herabfahren  kann,  Bock,  Nat.  1, 
447f.     Vgl.  RoUing. 

Schaiuppendauk,  n.,  Umschlagetuch. 
Treichel. 

SChalusch,  adj,,  hinterlistig,  auf  eige- 
nen Vorteil  bedacht.  E  schaluscher 
Kerl 

schälwern,  sw.,  s.  schelbem. 

Schamel,  m,,  Schatten  des  Menschen. 
Saalfeld. 

schämmem,  sw,,  s.  schimmern. 

Schämmerstunde,  /.,  s.  Schimmening. 

schampeln,  sw,,  s.  schompeln. 

schampleren,  svo.,  entstellen,  verun- 
zieren. Schntd  öck  mi  de  Näs  af, 
schanvper  öck  min  Oesocht. 

Schftn,  m.  Vom.,  Abkürzung  für 
Christian.  Hartwich,  54:  Szan, 
Schdnke,  bed"  nau,  Christianchen,  bete 
nach.  Samland.  Sprw.  I,  30.  Wenn 
eck  man  wufzd,  wt  öck  dem  Schdn,  mv- 
nem  Uwe  San,  helpe  kunn.  Königsberg. 
Firmenich  I,  102a. 

Schandär,  m,,  s.  Standär. 

Schande,  /.,  Wassertrage,  Pede.  E. 
F erstem,  erinnert  zur  Ableitung,  dal'z 
früher  in  Nordhausen  und  wohl  auch 
an  anderen  Orten  Huren  vor  dem 
Rathause  die  „Schandsteine*'  tragen 
mui'zten,  die  an  Stricken  über  die  Schul- 
ter   hingen.      In    Pommern    (Stettin) 


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schänden  —  Schappkenmntze. 


257 


moTzte  der  Verbrecher  die  Schandsteine 
um  den  öfiPenÜichen  Markt  tragen  und 
auf  den  Kaak  oder  Pranger  niederlegen. 
Dähn.,  401a. 

schänden,  sw.^  Schandhaftes  nachsa- 
gen, verleumden,  beschimpfen;  schim- 
pfen, schelten,  Verweise  austeilen, 
dann  gewöhnlich:  ausschSnden;  über- 
haupt über  jemand  sprechen.  SchätuT 
jü  aUwedder?  In  gleichem  Sinne  schan- 
tieren,  pltd.  8chandfire(n).  Hingegebe  dem 
Schandeei'e  on  dem  KickeVcackeL  Dorr, 
I.  Wiew.,  125. 

%t!lnmAw}MJS\A^T.Schanderbander  schlagt 
sich^  Schanderbander  vertragt  sich.  Kö- 
nigsberg. Soviel  als  Pack,  aus  Schande 
und  Bande  zusammengesetzt.  Sprw.  II, 
2289. 

Schandfleck,  m.  u.  /.  1.  Schand- 
flecken, wie  allgemein.  2.  harte  Schelte^ 
Schimpf  rede.  Dat  gew  e  Gerocht  Schand- 
fleck^ das  gab  tüchtige  Schelle.  Einefn 
ein  Gericht  Schandfleck  anhängen, 
Schandfleck  wird  wortspielend  mit  Ge- 
richt in  Zusammenhang  gebracht,  da 
Fleck  eine  provinzielle  Lieblingsspeise 
ist.  For  e  Grosche  Schandfleck!  fordern 
SpaJ'zvögel  in  Königsberg  von  den 
Marktfrauen,  und  sie  erhalten  Schioipf- 
worte  reichlich  zugemessen.  Für  Posen 
bei  Bernd,  247. 

schändlich,  adv.^  zur  Verstärkung  im 
Sinne  von  sehr.  Er  ist  schändlich  reiche 
—  hat  schändlich  viel  Geldy  —  schüt 
schändlich, 

Schandmaul,  n.  1.  loses,  schmähsüch- 
iiges  Maul,  Lästermaul.  2.  Person,  die 
ein  solches  Maul  hat.  . . .  da/rauf  dies 
Schandmaul  geantwortet:  Mein  lieber 
HerVj  ich  frag*  den  Teufel  nach  der 
Busse,  Uartwich,  528.  Hennig, 
225. 

schandshalber,  schanshalber,  adv,, 
schandenhalber,  anstandshalber,  ehren- 

PriMbbier,  Wörttrbneb  U. 


halber  etwas  thun  oder  lassen,  weil 
man  sich  sonst  zu  sehr  schämen 
müfzte,  nicht  aus  innerem  Antriebe. 
Schmeller  ID,  370. 

Schäne,  /.,  schänen,  sw.,  s.  Schtae. 

ichanfire(n),  sw.^  sich^  sich  genieren, 
blöde  sein.     Ee  schanert  sock  man, 

Behang,  n..  Wollenzeug,  einfach  ge- 
wirkt, wie  Linnen;  also  nicht  Drillich 
oder  Halbdrillich. 

Schank,  m.  u.  /.,  Schenke.  Biet'- 
schanky  Bierschenke. 

Schankateh,  /*.,  s.  Schenkäich. 

schänken,  sw.^  Schanker,  m.,  Schän- 
kersche,  /.,  s.  schenken  etc. 

Schankrels,  n.,  Zweig  vor  einer 
Schenke.  Um  die  Quirl  und  Schank- 
reiser  zusammen  zu  bringen^  werden  die 
muntersten  und  besten  Fichten  und  Tan- 
nen nicht  verschonet.  Bock,  Nat  IH, 
33. 

schanshalber,  adv,,  s.  schandshalber. 

schantleren,  sw,^  s.  schänden. 

schanzen,  sw.j  mühsam  und  ange- 
strengt arbeiten.  Ich  habe  den  ganzen 
Tag  schanzen  müssen.    Vgl.  zuschanzen. 

Schanzenläufer,  Schanzeläufer,  m.,  kur- 
zer Frauen-Überwurf.  Schemionek, 
33. 

Schäpel,  m,y  von  Sperber,  27,  kurz 
als  „eine  Fischart**  bezeichnet.  Wohl 
fehlerhaft  für  Schnäpel  (s.  d.). 

SChäpen,  sw,^  schifPen,  zu  Markte  fah- 
ren und  zwar  per  Achse.  Getreide  schä- 
pen.    Gr.  Werder. 

Schapp,  n.,  s.  Schaff. 

schappieren,  pltd.  schappfire(n),  auch 
eschappfire(n),  entgehen,  entschlüpfen, 
franz.  icha/pper.  Hei  es  schappert. 
V.  Auer. 

Schappke,  n.,  Käppchen.  Gr.  Wer- 
der. 

SchappkenmIHze,  pltd.  SchappkemSb, 
fy    wörtlich    Eäppobenmütze,    leichte 

17 


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258 


Schapscharwel  —  Scharre. 


Sommermütze,  im  Gegensat  zzur  Pudel- 
mutze ^  Pelzmütze,  Wintermütze.  Gr. 
Werder. 

Schapscharwel  (erstes  a  »  a),  Pfizn., 
s.  Schabcher. 

SChapsen,  sw,^  gehen,  laufen,  schaps 
man  af^  mache,  daCz  du  fort  kommst. 
Vgl.  schacksen  2. 

Schar,  /.  u.m.,  8 — 12  m  breite  streifen- 
artig sich  hinziehende  Bodenfläche  in 
den  Hafien  nächst  der  Packrant  (s.  d.), 
mit  plötzlichem  Abfall  des  Grundes. 
Wesentlich  für  die  Schar  ist  der  plötz- 
liche Abfall  des  Grundes,  wo  ein  sol- 
cher nicht  vorhanden  ist,  giebt  es  keine 
Schar.  Man  unterscheidet  harte  und 
teeiche  Schar^  je  nach  der  Beschaffen- 
heit des  Grundes.  Benecke,  228. 
Innerhalb  dieser  Grenzen  dürfen  nwr 
die  zur  Dorfschaft  Alt^PUlau  gehörigen 
Fischer  unter  der  Bedingung^  da/z  sie 
die  Schaaren,  den  Kessel  und  den  Strom 
beiPiUau  vermeiden^  ihre  bisherige  Fische- 
rei mit  dem  Strandgame  ausüben,  Fisch.- 
Ord.  f.  d.  fr.  Haff,  §  13.    Vgl.  Mott,  /. 

schär,  adj.^  schräg,  schief.    Natangen. 

Schärbock,  Schttrbock,  m.,  Scharbock, 
Skorbut.  Worauf  er  hernach  metrk- 
Uchen  frisch  sich  befunden  ha%  nach- 
dem er  vor  weniger  Zeit  einen  starcken 
anstosz  von  Schorbock  gehabt,  Linem., 
Zz3a.  Nds.  scharbuk,  hoU.  scheurbuik^ 
schwed.  skörljuggy  engl,  scurcy^  woraus 
das  neuere  lat.  scorbutus.  über  die  Ab- 
leitung s.  Adelung  Ili,  1360.  Wei- 
gandll,  548. 

schären,  sw,y  schüren.  Juhn  Find 
verlahm  y  wenn  hei  seekt  Onglock  anto- 
schare.  Carm,  nupt  I,  282,  17.  Juhn 
Fingdt  verlohm^  verkrom^  de  Ju  wat 
schlehms  to  schare,    Ibid  lU,  77  d. 

Schärfe,  /.,  verschärfte  Strafe,  höhe- 
res Strafmal'z;  vielleicht  auch  eine  be- 
stimmte Strafe,    vnd  ob  sie  (die  Her- 


ren der  Morgensprache)  woll  gnugsame 
vrsache  jhn  hajrt  zustraffen  gehabt,  haben 
sie  jme  dennoch  die  scherfe  erlassen, 
1549.    Die  Zünfte,  46. 

Soharfischerei,  /.,  Fischerei,  welche 
nur  auf  den  Scharen  ausge&bt  werden 
darf.  Sie  wird  mit  dem  Schargam  be- 
trieben, das  mit  dem  Windegam  gleiche 
Einrichtung  und  gleiche  Maschenweite 
hat,  jedoch  bedeutend  kleiner  ist.  Auch 
bei  dieser  Fischerei  dürfen  weder  Ruder 
noch  Segel  angewandt  werden,  nm  das 
ausgebreitete  6am  in  der  Länge  vor- 
wärts zu  ziehen.  Sie  heil'zt  auch  Som- 
mergamfischerei. 

Schargarn,  n.,  Garn^  Netz,  zur  Fische- 
rei in  der  Sommerzeit  auf  den  tiefen 
Scharen  des  frischen  Haffes;  es  heiizt 
auch  Sommergam.    S.  Benecke,  344. 

Schärker,  m.,  s.  Hahnenpfote. 

Schamiachergasse, /.  Danzig.  Förste- 
mann,  Straizn. ,  15,  fragt:  Ist  dab^ 
an  Verfertiger  von  Pflugscharen  zu 
denken?  oder  von  Schirmen?  schwer- 
lich an  die  Scbarwache. 

Scharmull,  m.,  s.  Krälzei. 

scharmutzieren,  sw\,  schön  thun,  lie- 
beln, mit  Mädchen  tändeln.  Gleichbed. 
mit  Scharmützeln  von  Scharmützel  Klein- 
gefecht 

schamig,  adj.^  fett,  gemästet.  Im  Göt- 
tiug.  schamefett  zum  Schlachten  fett, 
sehr  fett;  von  Tieren  und  Menschen. 
Schamb.,  181a.  Lit.  szeriu^  szSrii 
futtern,  nuszeriu  mästen.  Lit.  Aeq.,  21. 
Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  163.  Hennig, 
226. 

Scharp,  Scharpvogel,  m.,  Schnarrwach- 
tel, Crex  pratensis;  nach  dem  Geschrei 
scha/rp  scharp.     Vgl  Grasser. 

Scharre,  /.,  Fischn.,  s.  Flinder. 

Scharre,  /.,  Scharren,  m.,  Bank,  Tisch, 
auch  Lokal,  Gebäude,  zum  Kauf  und 
Verkauf  von  Brot  oder  FleiscL  Fleisch- 


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scharren  —  Scharwerk. 


259 


schcareny  Fleischbank.  Brotscharren 
Brotbank.  In  Hamburg  Schrange^  in 
Braunschweig  und  in  Pommern  Schar- 
ren ^  im  Götting.  schäm ,  in  Bayern 
Schrann^  Sch^annen.  Richey,  241. 
Dähn.,  401a.  Schamb.,  181a. 
Schmellerlll,  512.  Hennig,  226. 
Vgl.  WeigandH,  550. 

scharren,  sw.,  kmtzen,  hervorkratzen. 
Kartoffduschan^en^  aus  der  Erde  kratzen. 
S.  Mauen. 

scharrewarre,  adc.y  unordentlich  und 
verworren  durcheinander  liegend.  Doi 
lisgt  alles  schairewarre.  Wohl  aus  dem 
frz.  charivari  Gezaok,  Lärm;  Katzen- 
musik; im  Kartenspiel  alle  vier  Damen 
in  einer  Hand.    Hennig,  226. 

ScharrfufZy  m ,  Kratzful'z,  Verbeugung, 
Kompliment,  Visite.  Ich  mu/z  ihm  mei- 
nen Schan^fujz  machen.  Eck  dankt  met 
fehl  Complent  an  makt  em  doehp  Schar- 
Foth.  Carm.  nupt  HI,  77c.  Hennig, 
226.    Vgl.  Kratzfüfz. 

Scharrhans,  m.,  Hans,  der  scharrt, 
einscharrt,  zusammenrafft:  Geizhals, 
Filz.  Schimpfwort.  Stein,  Peregrinus 
XU,  82.     W.  Mtebl.  V,  191. 

Scharriwarri,  /.,  „lange  Beinkleider, 
die  man  auf  Reisen  oder  zu  Pferde 
tragt,  um  sich  nicht  zu  beschmutzen; 
eigentlich  wol  persische  Beinkleider. 
Ein  altes  persisches  und  sehr  in  fremde 
Sprachen  gedrungenes  Wort  (S.  Ro- 
landi  Diss.  de  veteri  üngua  Pers,  voc. 
Sarabara.y     Dzg.     Klein  H,  107. 

scharrjäken,  »w.^  rasen,  tollen,  wild 
und  unordentlich  sich  benehmen.  Müh- 
Hng. 

Scharrkiichen,  pltd.  Scharrköke,  m, 
letzter  Fladen  (Kuchen),  zu  dessen  Her- 
stellung die  Teigreste  zusammenge- 
scharrt wurden. 

Schart,  m.y  kleiner  Napf  zur  Auf- 
nahme  des  Katzenfiitters.    TreicheL 


Scharugge,  /.,  altes  Pferd.   Treichel. 
Vgl.  Kracke. 
Scharwel,  m.,  s.  Scherbel  u.  seharwen. 

scharwen,  su?.,  schneiden,  schrapend 
schneiden.  Wer  de  längste  Bart  heft 
(beim  Essen  am  meisten  den  Mund  be- 
schmiert hat),  mufz  op  e  Sinndag  Kohl 
scharwe.  Elbing.  Sprw.  1,  246.  Da- 
von Scharwsel,  Scharwel,  n.,  das  Ab- 
geschnittene: Kaiix>ffehcharwseL  Schäp- 
schai*wel^  die  abgeschorene  Wollflocke. 
Vgl  Schafecher. 

scharwenzeln,  scherwenzeln,  sw.,  schmei- 
chelnd dienstwillig,  um  jemand  sich 
viel  zu  schaffen  machen,  ihm  Ergeben- 
heit beweisen,  mit  dem  Beigeschmack 
des  Unstäten  und  Mülzigen.  Nach 
Gortzitza  auch  scharwenzen.  Von 
Scharwenzele  w..  Unter  (Bube)  im  gleich- 
namigen Kartenspiel;  Allerweltsdiener; 
dienstbeieitester  Bückling  mit  Scharr- 
fufz.  Weigand  H,  552.  Ihr  scher- 
icenzelt  stets  um  ihn  herum.  Nu  kam 
emal  W  mdchfge  Fee  bei  er,  on  om  die 
schai^wenzeW  (fehlerhaft  steht  schwar- 
^enzeK)  se  herom.  Schalt).  1,  441. 
Komm^  §k  kann  mch  scharwentzeln. 
Dorr,  1.  VView.,  68.  iVo  bleibt  ehr  (der 
Erde)  da  noch  Zeit  om  de  Sonn'  rum- 
mer ze  scherwenzeln.     Schalt).  1,  442. 

Scharwerk,  pltd.  Schftrwark,n.,  Diensi- 
arbeit,  verpflichtetes  Tagewerk.  Ins 
Scharwerk gehn^  zur  verpflichteten  Dienst- 
arbeit gehn.  Der  Begriff  Frohndienst, 
Frohnarbeit.  der  früher  mit  dem  Worte 
verbunden  war,  ist  in  demselben  gegen- 
wärtig nur  noch  in  soweit  lebendig, 
als  die  Verpflichtung  zum  Scharwerk 
für  eine  durch  Übereinkommen  festge- 
setzte Zeit  besteht.  Vgl.  Scharwerker. 
Aus  Schär^  mhd.  schar^  ahd.  scara 
Heeresabteilung,  Haufe,  Menge,  zuge- 
teilte, der  Reihe  nach  zu  leistende 
Dienstarbeit;       polonisiert      szarwark, 

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260 


scbarwerken  —  Schatofz. 


Hennig,    225.     "Vgl.    Weigand  II, 
552. 

scharwerken,  «(7.  1.  Scharwerksdienste 
leisten.  Do  gab  er  (Meinhardt  von 
Querfurt)  den  Pauem  fünf  gantze  Jahr 
frey^  dafz  sie  nicht  dorfen  schössen  noch 
schorwercken.  Hartwich,  6.  So  müssen 
sie  doch  dem  Schio/z  und  dazu  gehöri- 
gen Grptem  zur  gewissen  Zeit  schaar- 
wercken.  Denn  wenn  zu  Schlofz  etwas 
gAauet  oder  repariret  wird^  mimen  sie 
alle  Materialien  und  Zubehör  beiführen. 
Ibid.,  55.  Nach  Gordack  bezeichnet 
man  mit  scharwerken  auch  die  Thätig- 
keit  der  sog.  „Zweiten"  in  der  Köche, 
des  Nachharkens  auf  dem  Felde.  2. 
arbeiten,  ohne  sonderlich  dafür  belohnt 
zu  werden.  Ich  habe  den  ganzen  Tag 
zu  scharwerken  und  verdiene  doch  so 
gut  vyie  nichts.  Ich  mufz  ihm  viel  schar- 
werken.  3.  sich  abarbeiten,  quälen.  — 
In  Pommern  schaarwarken  geschäftig 
sein,  Verkehr  und  Gewerbe  betreiben. 
Dähn.,  398b.    Hennig,  225. 

Scharwerker,  m.^  ein  zum  Scharwerk 
verpflichteter  Arbeiter,  meist  unverhei-» 
ratet.  Auf  den  Gütern  sind  die  Inst- 
leute  verpflichtet,  eine  bestimmte  An- 
zahl Scharwerker  zu  halten,  mit  welchen 
sie  auf  Erfordern  des  Gutsherrn  in  die 
Arbeit  rücken  müssen.  Sie  zahlen  den- 
selben einen  bestimmten  Tagelohn;  nach 
Sperber,  27,  zahlt  diesen  die  Guts- 
herrschaft. Dvmm^  faul  und  gefräfzig 
giebt  einen  gurten  Schainjoerker,  Fül  on 
e  gödet  Mül  goft  e  gode  Scharwerker, 
Er  geht  wie  ein  Scharwerker^  er  geht 
sehr  langsam. 

Scharwerksbauer,  m.,  Bauer,  der  zum 
Scharwerk  verpflichtet  ist;  im  Gegen- 
satz zum  Zinsbav£r  oder  Hochzinser. 
. .  ,  da  man  dort  (in  England  etc.)  keine 
Sehaarwerksbauem  wie  in  Preufzen  hohe. 


Bock,  Nat  I,  629  u.  171.   Vgl.  Schar- 
werksdiensL 

Scharwerksdienst,  m.,  Verstärkung  von 
Scharwerk,  Manche  Grundstücke  müssen 
(bei  einem  Dammdurchbruche)  aufzer 
den  Geldbeiträgen  noch  Arbeiten^  ,^Schar- 
werhsdienste^ ^  leisten^ — sogenannte  schar- 
werkspflichMge  Hufen.   Passarge,  195. 

Schasch,  Schaschk,  auch  Schaschke  u. 
Schatschke,  ^.,  Bernstein.  Nehrung. 
Samland.  Tolkemit.  Man  unterscheidet 
Underschaschke,  Stücke  unter  1  u  über 
I  Lot,  und  Bftwerschaschke,  Stücke  über 
1  Lot  bis  \  Pfund  schwer.  Das  Brauns- 
berger  Kreisbl.  1864,  No.  37,  möchte 
Schasch  etc.  auf  orientalischen  Ursprung 
zurückführen,  durch  jüdische  Bernstein« 
händler  eingeschmuggelt 

Schascha,  m.,  Mehlfladen,  in  einer 
Pfanne  oder  auf  dem  blofzen  Feuer- 
herde gebacken.  Mühling.  Nach  einer 
Mitteilung  aus  Eorschen  Schascher  =^ 
Funsen. 

SchäSChe,  /.,  Schüssel.    Mühling. 

Schascher,  (?),  s.  Schascha. 

Schaschke,  in  Dzg.  Scharschke,  m.  1. 
Spitzname  für  einen  Infanteristen;  von 
dem  russ.  schaschka  kurzer  Säbel.  2. 
Bernstein,  s.  Schasch. 

Schäse,  /.,  Verdeck  wagen;  frz.  chaise. 

SChSsen,  SChtoen,  sw.y  tanzen;  gehen. 
Wir  haben  gestern  auf  dem  Bau  tüch- 
tig geschdst.  Nu  wöll  wt  man  schäse^ 
nun  wollen  wir  nur  gehen,  machen, 
dafz  wir  vorwärts  kommen,  ück  eck 
schehst  ihligst  hinderher.    Nowack,  51. 

schassen,  sw.^  fortjagen,  entlassen; 
frz.  chasser.     Sie  haben  ihn  gescha/zt, 

Schätel,  Schättel,  /.,  Schüssel. 

Schatomik,  m.,  Hausierer,  s.  PlUnder. 

Schatofz.  üeber  (unter?)  ein  Wand- 
brett nagelt  der  Tischler  eine  Stütze^  die 
er  Schatofz  nennt    Kgsbg.  Hart»  Ztg. 


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Schatschke  —  Schaube. 


261 


vom  12.  Dezbr.  1872.  No.292.  Haupt- 
blatt. 

Schatschke,  m.  1.  alte,  gebrechliche 
Person.    2.  Bernsteinstück.   S.  Schasch. 

Schättel,  /.,  8.  Schätel. 

Schatten,  m.  Schatten  machen^  nach 
Sperber,  27,  in  der  Gaunersprache: 
einen  beabsichtigten  Diebstahl  ver- 
stecken^ kaschieren.  Mehrere  Gauner, 
die  z.  B.  einen  Laden  betreten,  be- 
schäftigen das  Personal,  „machen  Schat- 
ten^, während  andere  den  Diebstahl 
auszuführen  suchen. 

Schatten,  Schatter,  Schetter,  m,  1. 
Durchfall,  Diarrhöe.  Das  Wort  ist  ton- 
malend. Vgl.  DUnne.  2.  das  Exkre- 
ment selbst     Wek  tot  Schauer. 

Schätter,  Schatter,  Schätterkott,  -iTse, 
-lotte,  -trtn,  /.,  plapperhafles  Frauen- 
zimmer. Man  bezeichnet  mit  diesen 
Namen  auch  schwatzhafte  Männer.  Das 
Geschwätz  solcher  Personen  nennt  man 
fieschatter,  n.,  Schätterei,  /. 

schätterig,  schatterig,  schetterig,  adj. 
1.  wie  Schatter  beschaffen.  2.  viel  be- 
schäftigt thun,  schnell  von  Natur  sein 
oder  sich  so  stellen;  schnell  laufen, 
wie  einer^  der  den  Schätter  hat;  gern 
und  viel  umhergehen.  Er  rennt  sich 
schätterig.  3.  plapperhaft,  verleumde- 
risch. Rosius^  der  Bischof  zu  Heibperg 
gewesen^  hat  Jesuiten  gen  Braunsperg 
gesetzty  die  da  eine  Schule  halten  vnd 
mit  ihrer  Reucheley  vnd  glatten  warten 
vielf  auch  im  Fürstenthum  jrre  machen^ 
sonderlichen  mit /rem  schetterischenHahn^ 
den  sie  Wetterhan  nennen^  welchen  sie 
a.  1590  alda  mit  schöner  schriffty  auf- 
legen vnd  nachtrucken  lassen.  Hennen- 
berger,  485. 

Schättoriing,  m.,  einer,  der  schättert. 
Ueidt^  frevi  dt!  Schätterling  woU  dame. 

•chittern,  schattem,  schettem,  sw.  1. 
d&nn   ezkrementieren.     Von   Schätter. 


Hiervon  übertragen :  2.  oft  und  unnütz 
hin  und  her  laufen.  On  alles  schettert^ 
weil  keiner  ruhig  wachte  woU.  No- 
wack,  24.  S.  perzeln.  3.  viel  und 
uunütz  schwatzen,  schänden,  verleum- 
den. In  dieser  Bedeutung  auch  schmat- 
tern.  Sie  hat  in  einem  fort  zu  schattem, 
sie  hört  nicht  auf  zu  reden,  leidet  an 
der  Maul-Diarrhöe.  verschättem,  leicht- 
fertig ausgeben,  verbringen.  Geld  ver- 
schättem. 

Schatullbauer,9n.,scharwerkspflichtiger 
Lehnsbauer,  der  gerodetes  Land  be- 
safz  und  dessen  Abgaben  der  könig- 
lichen Schatulle  zufielen.  Vgl.  Bock, 
Nat  I,  170. 

Schatullgut,  n.,  Gut,  dessen  Erträge, 
resp.  Abgaben  der  königlichen  Scha- 
tulle zufliefzen. 

Schafalllkttllmer,  m.,  nicht  zum  Schar- 
werk verpflichteter  Eölmer  etc.  Vgl. 
Schatullbauer.    Bock,  Nat.  I,  174. 

Schau,  /.  1.  Besichtigung,  mit  ge- 
wissen Förmlichkeiten  vorgenommen. 
Bie7*schaUy  BrautschaUy  WoUschau.  Auf 
die  Schau  gehn,  von  Dienstboten,  die 
sich  zeigen,  um  sich  zu  vermieten.  Dzg. 
Klein  n,  108.  2.  firüher  „ein  solches 
Kollegium  hier  zu  Königsberg,  welches 
den  Fabrikanten,  die  auf  den  Markt 
kommende  Wolle  aufkauft,  sie  prüft  und 
nachher  in  kleinen  Quantitäten  wieder 
verkauft«.    Hennig,  226  u.  336. 

Schaube,  /.,  mantelartiges  Oberkleid 
für  Frauen  und  Männer.  Zum  vierden, 
Sol  eine  yede  ehrliche  frauw  vber  y 
marck  lotiges  schwer  an  yhren  rocken 
oder  schauben  sylheme  koUer  nickt  tra- 
gen bey  fünf  marck  bues,  so  oft  sie 
mit  eim  vbrigen  beschlagen.  Kleider- 
ordnung a.  d.  J.  1529—1553.  Pr.  Prov.- 
Bl.  a.  F.  VII,  372.  Latinisiert  schuba, 
ital.  giubba,  franz.  jupe  Weiberrock; 
]it  szubäyszübas  kostbares  Kleid^  Frauen* 


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262 


schaubeu  —  achfiwig. 


pelz,  lett.  schuhbe  Sommerkittel,  poln. 
Bzuba  ein  mit  Pelz  gefätterter  Ober- 
rock, russ.  ^zuba  Pelz.  Schmeller  Ilf, 
306.  Weigandll,  554.  N98lm,Th., 
221.    Hennig,  226. 

Schauben,  pltd.  8ChQwe(n),  st,  schie- 
ben. Wir  wollen  Kegel  schavhen.  sich 
schauben^  mehr  pltd.  sock  schvwe^  aas 
Faulheit  träge  gehen,  vorwärts  kommen. 
Na  schuw  dl  doch  e  betke!  Se  sckofft 
sock^  wl  dat  natte  Wedder,  Hennig, 
227.  250. 

Schaublade,  pltd.  SchQf-,  SchOwlad  (a 
=  a),  /.,  Schublade.  Ein  Schaf  mit 
Schattblahden.  Die  Zünfte,  12.  Nach 
Sperber,  27,  auch  Schauflad'. 

Schauer,  pltd.  SchOr,  m.  u.  n.  1.  ein 
nicht  lange  anhaltender  Regen,  Hagel, 
Schnee,  Sturm.  Regenschauef*  etc.  Hei 
Jeroschin  wiederholt  schür  u.  schüre 
als  starkes  Fem.  Vgl.  Pfeiffer,  217. 
Bildlich :  Sie  hat  ein  Schauer  abgetveint^ 
sie  hat  ihre  reichlich  fliefzenden  Thrä- 
nen  bald  gestillt.  Es  war  nur  ein 
Schauer,  die  heftige  Scheltrede  nahm 
schnell  ein  Ende.  2.  Wetterdach,  Re- 
gendach, Schuppen;  auch  Scheune.  Und 
wie  der  Nachbar  oft  auf  unsre  Schau- 
ren zielt  Cai'm,  nupt  II,  35  c.  Ein 
Wagenschatier,  Schuppen  zur  Unter- 
bringung der  Wagen,  Wagenremise. 
Seine  Margelle  ist  alle  Augenblicks  un- 
term Schatcer  und  bringt  Briewe  gebrocht 
Soph.  R.  I,  260.  In  Königsberg  hat 
man  unter  die  Schauer  vieler  Häuser 
Mauern  gezogen,  „wodurch  die  Strafzen 
sehr  enge  worden,  dcch  nennt  man  die 
Dächer  solcher  ausgerückten  Gebäude 
(die  Vorbauten,  welche  gegenwärtig 
eingezogen  werden)  annoch  Schauer^. 
Hennig,  227.  3.  ehemals  eine  schauer- 
artig das  Gesicht  überragende  Unter- 
haube des  weiblichen  Gesindes.  Das 
Schauer  erhielt  seine  Festigkeit  durch 


einen  gebogenen  -Draht;  man  nannte 
diese  Haube  ihrer  Gestalt  wegen  auch 
Mondschein,  m.  Einen  Schür  über  die 
Augen  haben,  mürrisch,  finster  aus- 
sehen, trübe  Augen  haben.  Bock,  62. 
Hennig,  249.  Sprw.I,  3422.  4.  Schirm 
an  der  Mütze.  Metz  on  ken  Schüerke 
dran.  VolksL,  34,  22,  2.  Vgl.  Brem. 
Wb.IV,717.  Dähn.,418b.  Schamb., 
187b.  Schmeller  HI,  386.  Vilmar, 
573.     Anton,  12,  14.    Hupel,  202. 

Schauer,  m.,  s.  Stauer. 

Schauertuch,  n.,  Tuch,  das  als  Schauer 
zum  Schutze  des  Gesichtes  und  Kopfes, 
besonders  im  Sommer,  getragen  wird. 
Ermland.  Litauen.  Die  Arbeiterinnen 
setzen  etwas  darin,  das  Tuch  so  weifz 
und  fein  als  möglich  zu  haben.  Müh- 
ling. 

Schauflad',  /.,  s.  Schaubltde. 

Schauken,  sw.,  bellen;  sohallnach- 
ahmend.     Saalfeld. 

Schaumseher,  m.,  bei  den  heidnische» 
Preufzen  Puttone,  Zauberer,  welcher 
aus  dem  Schaume  wahrsagte.  Die  I\it- 
tonen  setzten  eine  Schale  mit  Bier  auf 
die  Erde  und  verkQndeten  aus  dem 
auf  demselben  stehenden  Schaum,  an 
welchem  Orte  das  gestohlene  Pferd 
oder  gestohlene  Gut  zu  suchen  sei. 
Pierson,  Matth.  Prätor.,  43.  Hennig, 
227. 

Schäwe,  Schabe,  Sch«we,  Schtfe,  /., 
Rest,  Splitter,  Abfall  des  Flachses  beim 
Brechen  desselben;  Abgeschiefertes 
Oberhaupt  Vgl.  Schinn.  Von  schawen, 
schaben.  In  Hessen  Schübe,  Schebbe^ 
Schuwe.  Vilmar,  348.  Hennig, 
228. 

schaweln,  sw,,  s.  scheiweln. 

Schawemak,  m.,  s.  Schabernack. 

Schäweschtter,  m.,  SchäwenscheiCzer, 
alter,  gebrechlicher,  geiziger  Mensch. 

•ehlwig,  schäbig,  scbtwig,  adj^  Schi* 


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scbawitern  —  SchM'el. 


263 


wen  enthaltend.   Der  Flach»  ist  schatuig 
geblieben.    Vgl.  gnittig. 

schawitern,  sw.j  plappern,  schwatzen; 
besonders  von  Frauen.  Dzg.  W.  Seidel, 
34. 

sehe,  interj.^  Scheachru£,  namentlich 
zu  Hühnern,  Federvieh  überhaupt.  Lit 
82€^  szia.  Nsslm.,  Wb.,  520a.  Ru  hig, 
lit.  Lex.,  hat  diesen  Ruf  auch  zu  Hun- 
den. S.  Volksr.,  64,  242i.  Vgl.  Flan- 
dern. In  Litauen  ist  SChS  anspornen- 
der Zuruf  zum  Kinde.  Volksr.,  63, 
242  b. 

•sehe,    weibliche   Endung  -m,    auch 
bei  Eigennamen.    Judsche^  Kadreiersche, 
Käkschey    Kaselatenche,   Kamödiantsche 
(Schauspielerin),    Schaff  einsehe  ^   Sehen- 
kersche^  de  Frn  Graf  sehe  (Frau  Gräfin); 
de  Wittrinsche  (Frau  Wittrin),  de  Sack- 
rausche,  de  Atidehmsche,  de  Katrimsschc^ 
de  Brasäfsche,  de  Sipplietsche.    Zugleich 
zur   Illustration    der    Eigentümlichkeit 
der  litauischen  Namenbildung  wie  des 
Volkscharakters  der  Litauer  diene  der 
nachfolgende   Reim  aus  Eieselkehmen, 
Kr.  Gumbinnen  (vgl.  Korrespbl.  V,  49): 
Wet  8^,  Schwester  Robeleitschej 
Gistem  —  bt  de  Merteneitsche  — 
Un  da  wer  de  Abromeitsche, 
BibereUsche^  Butgereüsche^ 
Christcypeitsche^  Danieleitsche^ 
Ehrenteitsche^  Grigoleitache^ 
Mischereitschey  KennigkeiUche, 
Kämmerettschej  Losereitsche, 
Skribuleüsche,  Schneidereitsche 
Un  de  schwarte  Jodeleitsche  — 
Wet  scj  on  de  Merteneitsche^ 
Ingesüpe,  un  wat  deit  sef 
Up  de  Jodeleitsche  geit  $e 
Mot  dem  ölen  Bessern,  schielt  se, 
Bet  de  Standdr  (Gendarm)  kömmt  un 

leit  se 
In  de  Kalüs;  em  Tarkies  geit  se, 
JSinner  dren  de  Abrameüsche, 


Bibereitsche,  Butgereitsche  (u.  s.  w.  wie 
oben  bis) 

Un  de  schwarte  Jodeleitsche, 

Wet  se,  Schwester  Robeleitsche, 

Schande  hadd  da  de  Merteneitscfie! 

Schecht,  Schechte,  m,  u.  /.  1.  Stiefel- 
schaft, gewöhnlich  im  Plur.  Scheehten. 
Hohe  —  kurze  Scheehten,  Scheehten- 
Stiefel,  Hennig,  228.  2.  Schaft,  Stange, 
8.  Schacht 

Schechtchen,  n.,  Dem.  von  Schechte, 
Schechtchen  schlagen,  tanzen,  weil  oft 
der  lustige  Tänzer  mit  den  Stiefeln  zu- 
sammenschlägt    Samland. 

schachten,  sw.,  schnell  laufen,  hurtig 
geben,  kräftig  ausschreiten,  die  Scheeh- 
ten rühren.  Der  kann  gut  scheehten, 
ausschechten,  davonlaufen,  „ausreifzen^. 
wegschechten,  heimlich  sich  aus  dem 
Staube  machen.    Hennig,  228. 

Scheddeldraf,  auch  Schedder-  und 
Schetterdraf,  m,,  Schutteltrab,  kurzer 
Trab.  Eei  geit  e  Scheddeldraf,  er  be- 
eilt sich.     Friedland  Ostpr. 

scheddeln,  scheddem,  schiddern,  »w,, 
schuttein,  wackeln.  Er  scheddelt  — 
scheddert  mit  dem  Kopf.  Er  schiddert 
sich  vor  Frost. 

Schedderkopf,  Schidderkopf,  m.,  aus 
scheddem  und  Kopf  zusammengesetzt. 
1.  alter  Mann,  der  schon  mit  dem 
Kopfe  wackelt.  Er  ist  ein  alter  Sched- 
derkopf 2.  Gefängnis  in  Danzig.  Sie 
gehen  mit  ihm  in  den  Schedderkopp, 
Vgl.  Sprw.I,  159.  1132. 

scheddem,  «tr.,  s.  scheddeln. 

SchMelfahrt,  pltd.SchMeffar(t)  {a=ä\ 
/..  Scheidefurche,  weil  sie  Stücke  Lan- 
des scheidet,  trennt.    Mühling. 

SchSdelzaun,  SchStelzaun,  pltd.  Schfidel- 
tfin,  m ,  Scheidezaun,  Grenzzaun.  Hen- 
nig, 335.     Vgl.  das  vor. 

Sch&fely  /.,  Strohbündel  zum  Dacb- 
decken.     Schirwindt. 


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264 


Scheffelkopf  —  Scheiber. 


Scheffelkopfy  pltd.  Schfipelkopp,  m., 
Kobold  mit  scheffelgrolzem  Kopfe,  mit 
dem  man  Kinder  ängstigt.  De  had  Oge 
wt  Senfschetäe  (Senfschüsseln)  on  Täne 
wt  Leddersprete  (Leitersprossen)  on  sat 
ommer  an  6U  Hüser  op  e  Lucht  under 
de  Okle.  Kern  nu  ener  rop,  on  de  Ko- 
bold sack  op  ent  möt  stnem  grote  Kop 
undev^t  Schurmur  ver^  denn  war  got  to 
gruse.  Awerscht  hei  dSd  nascht,  man 
de  Jdene  Kinder  Ihot  hei  to  buichre^  dat 
se  wit  Bedd  ginge.  Daher  sagt  man 
noch  jetzt  zu  einem  Kinde,  das  nicht 
rahig  schlafen  will :  Wacht,  de  SchepeU 
kopp  kommt!  N.  Pr.  Prov.-Bl.  II,  378. 

ScheffelmeMer,  m.,  s.  KornmeMer. 

scheffeln,  pltd.  8chfiple(n)y  sw.,  scheffel- 
weise messen,  reichlich  zuteilen.  Isfs 
nicht  gescheffelt^  so  isfs  doch  gelefelt^ 
drückt  die  Zufriedenheit  mit  dem  aus, 
was  das  Schicksal  zugeteilt  hat.  Pltd. 
os^t  nich  to  scheple,  osH  doch  to  Idple, 

ScheffelplatZy  m.,  ausgerodete  Acker- 
fläche in  einer  Forst,  die  einen  oder 
mehrere  Scheffel  Aussaat  aufnehmen 
kann.     Mühling. 

Scheibchenwerfen,  n.,  s.  ButtertiroL 

Scheibe,  /.,  s.  SchTwe. 

scheibeln,  sw,,  s.  schehfveln. 

Scheibenreitergasse,  /.,  Strafzenname 
in  Danzig;  auch  Scheibenrittergasse. 
Nach  unsicheren  Yermutungen  soll  sie 
einst  Sammelplatz  einer  Gesellschaft 
gewesen  sein,  die  sich  mit  ritterlichen 
Übungen  beschäftigte.    Löschin,  44. 

Scheibring,  Pflzn.,  knotenblütiger 
Scheiberich,  Sium  nodiflorum  L,  Ha- 
gen, 323. 

Scheide,  /.  1.  Teil  des  Wirkgestells, 
Webestuhls.  Vier  Scheiden  halten  die 
beiden  Seitenstücke  des  Gestells  oben 
und  unten  zusammen,  resp.  geschieden. 
S.  Das  Wirkgestell,  124.  2.  Maul,  lo- 
ser Mund.    Wenn  die  weiber  Schwerter 


im  maul  führen  und  weidlich  herumb- 
hawen,  so  krigen  sie  eins  auf  die  scheid. 
Stein,  Peregrinus  XIII,  91.  W.  Mtsbl. 
VI,  173. 

Scheiice,  /.,  kleine  Wittinne. 

8cheiiar8chen,  scheinärechen,  sw.,  s. 
aufscheilärschen. 

scheilen,  sw,,  scheinen  lassen;  schie- 
len. 

SCheiren,  sw.,  scheuern.  Zinnerne  oder 
kupferne  Gefäfze  mit  Ziegelstaub  blank 
putzen.     Bock,  56. 

ScheilzmSII,  pltd.  Schttmeil,  Pflzn.,  s. 
Mill. 

Scheffzreicel,  -regei,  -reger,  -rfgei,  m., 
grauer  Reiher,  Ardea  cinerea.  Er  nimmt 
zu,  vne  der  Scheifzregel  im  Abnehmen- 
licht,  Sprw.  I,  4185.  Mühling,  Tiem., 
177. 

Scheit,  Pflzn.,  spitzkantige  Segge, 
Carex  acuta  L. 

Scheiwei,  n.,  s.  scheiweln. 

schehfveln,  scheibeln,  »w,,  schleppend, 
watschelnd,  unsicher  imd  ungeschickt 
gehen,  so  dafz  man  öfter  mit  den  Füfzen 
zusammenschlägt  und  sich  dadurch  die 
Beinkleider  beschmutzt;  die  Stiefel 
schief  gehen.  Auch  Pferde  scfieiwebi, 
wenn  die  Hinterbeine  am  Knie  anein- 
ander reiben.  Auch  schweimeln,  schwa- 
mein;  nach  Mühling  auch  schftweln. 
bescheiweln,  durch  Scheiweln  sich  die 
Kleider,  namentlich  Beinkleider,  be- 
schmutzen. Davon:  Scheiwel,  m.,  einer 
der  scheiwelnd  geht.  Ol  Scheiwel!  Vgl. 
Batehel.    Bock,  56.    Hennig,  229. 

Scheiber,  Schälber,  Schuber,  pltd. 
Schelwer,  /.,  Dem.  ScheJberchen,  Schd- 
werchen.  1.  Schuppe,  Plättchen,  Blätt- 
chen, das  von  der  heilenden  Wunde 
sich  abschält,  ablöst.  2.  Blättchen, 
das  sich  vom  Anputz  der  Wand,  vom 
Blätterteig  etc.  loslöst.  3.  Scheiben-, 
schuppenartiges  Stückchen.   Ein  Schd- 


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schelberig  —  Schemper.  265 

berehen   Brot  —   Fleisch,     Von   schelle  französischen.      Nach    Klein  II,    140, 

Schale,  Hülse,  engl,  shell;   angs.  scylle  in  Danzig  Schollen. 

Schuppen,   holl.  schelfer^   schüfer.     Im  Schellenberg,  Ortsn.,  Dorf  im  Kreise 

Götting.    schihoer,    schilfere^    schelwere,  Gerdauen.     Die  Bewohner  werden  mit 

Brem.  Wb.  IV,  631.     Schamb.,  183a.  ihrem  Wirkmuster   geneckt.      Schwärt 

schelberig,  schilberig,  pltd.  schelwerig,  on  witt  ös  rodbunt,   dat  scheüebargsche 

adj,^    schieferig,     blätterig,    schuppig.  Moster.    Sprw.  I,  3434. 

ScheUoerige   Haut.     Im  Götting.   schil-  Behellig,   ad;.,    wütend,    wild,    aufge- 

werig,     Schamb.,  183b.  bracht;    unsinnig   tobend.     Ist  Clement 

SChelbem,    schilbem,   pltd.   schelwem,  schelUgk   worden  vnd  vbel  geflucht  vnd 

sfw,^   schiefern,    abblättern,   in   kleinen  ein  brotmesser  genonmien  heimlich  vom 

Blättern,   Platten,   Schuppen,    Schalen,  Tische  vnder  dien  Rogk  etc.    Aus  1532. 

sich    ablösen;    wie    schälen    2,    daher  Die  Zünfte,    50.     Vgl.   Mnd.  Wb.  IV, 

auch  schalbem^   schälwem;   in  der  Zu-  66  b. 

sammensetzung  abschälbem,  abschilbem.  schellig,    adj,    von    Schelle y    Schale. 

In  Bremen  schelfern^  schilfern^  schulfem^  In     Zusammensetzungen :     dichscheUig^ 

im  Götting.  schäwem^  in  Hessen  schdl-  donnschelUg^  mit  dicker,  dünner  Schale. 

bem^^    in   Posen   schtdfem^    in    Bayern  Schelmvolk,  -zeug,  pltd.  Schelmttg,  n., 

«cÄ^Z/^.  Brem.  Wb.  IV,  631,  Schamb.,  durchtriebenes,   unnützes  Volk,    Pöbel, 

183b.     Bernd,  277.     Schmeller  III,  Pack,     vei^sapnet  Schelmenvolk.     Dorr, 

356.     Vilmar,  348.     Hennig,  229.  1.  Wiew.,  11.     Schelmzeug  schlägt  sich, 

Scheldök,  n.,  s.  ScherdeKuch.  Schelmzeug    verträgt   sich.      Sprw.,    I, 

SChSlen,  sw.^   unterschieden  sein,  un-  3279. 
gleich  sein,  diflTerieren.    Es  schelt  nicht  Schelwer,  /.,   schelwerig,   adj.,  schel- 
viel^   gewöhnlicher:    Es  verschilt  nicht  wem,  sw.^  s.  Schelber  etc. 
viel.,   es   ist   kein   groCzer  Unterschied,  Schehvip,  m..,  Ekelname  nnd  Schimpf- 
es fehlt  zur  Sache  nicht  viel.     Davon  wort.      Stein,    Peregrinus    XH,    82. 
VerschW,    Verschiil,    m.,    unterschied,  W.  Mtsbl.  V,  191. 
Differenz.   Holl.  scheelen^  schulen  unter-  Schemmer,    m.      1.    Schimmer.      2. 
schieden  sein,  d&n.  sküle,  angs.  scylan^  isl.  Schatten.    Es  graut  ihm  vor  seinem  ei- 
sküia  «  distinguerCy   discemere.     Brem.  genen  Schemmer.    3.  s.  v.  a.  Schimme- 
W.    IV,    628.      Hennig,    225.    290,  rung. 

schreibt  schälen^  ebenso  Richey,  225,  Schemper,  m.,   Dünnbier^   Nachbier, 

Schütze  IV,  21,  Dähn.,  iOS^y  schelen  Halbbier,  zweiter,  selbst  dritter  Absud 

und  schälen,   Schamb.,  182a,   schalen,  des   Malzes.     In   manchen    Gegenden 

S.  Verschiil.  auch  selbständiges   Gebräu    aus   Wa- 

Schellak,   m.,   Kalb,   von   dem  poln.  cholder,   Wacholderbeeren,    Malz    und 

cielak  Bullenkalb.    Sperber,  39.  Sauerteig;   oft  nur   Wasser   auf  Brot 

Schelle,  /.,  Waldglockenblume,  Cam-  gegossen.    Pierson  in  den  Lit.  Aeq., 

panula  persicifoKa  L.  21,  leitet  das  Wort  von  2^emberys  (der 

schellen,  sw.^  s.  schälen  u.  schSllen.  Erdbestreufr),    dem   heidnischen  Erd- 

Scbellen,  /.,   Figur  in  der  deutschen  gott,  ab,  zu  dessen  Festen  um  die  Oster- 

(polnischen)  Spielkarte,  Garrean  in  der  zeit  ein  ihm  geweihtes  Bier,  iernberin- 


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26^ 


Scheniperdienst  —  schenen. 


rm  alui^  getrunken  wurde.  Dies  Bier 
war  aus  verschiedenem  zusammenge- 
worfenen Getreide  gebraut,  jedoch  so, 
dafz  die  Gerste  überwog;  da  nun  san- 
berti  zusammenwerfen  heifzt,  so  ver- 
drängte diese  Ideenverbindung  die  ur- 
sprunglich mythologische.  Daher  findet 
sich  fQr  das  Emtefestbier  auch  sanbe- 
ritmü  alu8.  So  klar  nun  die  Abstam- 
mung des  Wortes  erscheint,  so  ist  sie 
es  doch  nicht.  Zemberinnü  alua  hat 
seinem  Gehalte  nach  mit  dem  Schemper 
keine  Ähnlichkeit,  jenes  ist  ein  kräf- 
tiges Bier,  dieses  ein  fader  Absud. 
Dazu  kommt  das  Auffallende,  dai'z  der 
Litauer  für  den  wirklichen  Schemper 
zwei  andere  selbständige  Namen  hat: 
skmskisy  m,  und  girrä  f.;  er  scheint 
also  wenigstens  Scheu  gehabt  zu  haben, 
den  Namen  der  Gottheit  für  das  elende 
Getränk  zu  verwenden.  Aber  auch 
das  gute  Bier  nennt  er  nur  alu»  Der 
Pole  dagegen  hat  das  Wort  Schemper 
übernommen  und  in  $zemper  sich  mund- 
gerecht gemacht,  während  der  eigent- 
liche polnische  Name  für  dies  Getränk 
cienkusz  ist  Mrongovius  U,  644b. 
In  den  Prcnerb,  comm,  411:  scherpbier. 
Hoffimann  von  Fallersleben,  Tunnicius^ 
150,  Nr.  585.  Bock,  56,  Bock,  Nat. 
I,  271,  und  Hennig,  229,  sehen 
Schemper  als  Schaumbier  an,  weil 
Schemper  „die  letzte  Kraft  des  Malzes 
ist  und  vom  Bier  fast  nichts  mehr 
als  der  Schaum  übrig  geblieben^.  In 
den  Histor,  morbi  academ.  Regiom. 
1649  von  Bekherr  findet  sich  der  Name 
Schenkbier,  flennig  a.  a.  0.  Eine 
handschriftliche  Anmerkung  in  meinem 
Exemplar  von  Bock,  Nat.  I,  271,  über- 
setzt: ScA^mp^mitScheinbier,  welcher 
Name  auch  in  Steins  Peregrinus  (III, 
3)  auftritt:  Schemper  vel  Scheinbier, 
Da  das  Getränk  moussiert,  so  liegt  es 


nahe,  Schemper  scherzweise  durch 
Champagner  zu  erklären,  wie  solches 
Pas  sarge,  Balt,  160,  thut.  Gericht: 
Schempermppe  mit  grauen  Erbsen,  v. 
Au  er.  Schemper  mit  Meerrettich!  ruft 
man,  wenn  im  Solospiele  bei  der  Frage 
zu  einer  schlechten  Farbe  ein  schlechtes, 
d.  h.  ein  anderes  als  Treff-As  gerufen 
wird.     Treichel. 

Schemperdlenst,  ?n,  Pfarre  mit  ge- 
ringen Einkünften.    Hennig,  229. 

Schemperfreude,  /.,  Freude  von  kur- 
zer Dauer  und  kraftloser  Wirkung,  an 
Wert  dem  Schemper  vergleichbar. 
Bock,  56.    Hennig,  229. 

Schempergaase,  zu  Hennigs  Zeit 
korrumpierter  Name  für  die  Schön- 
bergergasse in  Königsberg.  Hennig, 
229. 

S^Aen,  n.,  Kuchen  in  Form  der  Ma- 
juskel  S.    Danzig.    Treichel. 

SchSne,  Schäne,  SchSne,/.  1.  Schiene, 
Schienbein.  Angs.  scyne^  scinban^  ^i^gl- 
shin,  dän.  skinne,  schwed.  skeen^  holl. 
scheen.  In  Bremen  Schene^  im  Hol- 
steinischen Scheen^  in  Pommern  Schene^ 
im  Götting.  scherte^  im  Osnabr.  schenne^ 
in  Bayern  Schin^  lit.  szyna^  szhm,  pohi. 
szyna,  Brem.  Wb.  IV,  634.  Schütze 
IV,  30.  Dähn.,  403b.  Schamb., 
182b.^  Schmeller  III,  367.  2.  alles, 
was  Ähnlichkeit  mit  einer  Scherte  hat. 
Die  Schene  am  Rade.  Die  Schene  auf 
der  AchsCy  das  Achsenblech.  Die  zwei 
Schenen,  Schienen^  am  Wirkge$teU;  sie 
halten  die  Fäden  des  Aufzuges  in  wech- 
selnder Lage  und  regeln  die  gleich- 
mäi'zige  Hebung  und  Senkung  der  Fä- 
den. Das  Wirkgestell,  125.  Voc.  361: 
Vuerschene  Feuerschene,  das  Nsslm., 
Thes.  191,  mit  Feuerschaufel,  Feuer- 
schirm übersetzt    Hennig,  230. 

schftnen,  schlnen,  sw.y  schienen,  et- 
was mit  Schenen  versehen,  einen  Arm- 


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Schenk&sch  —  Scherdeltuch. 


267 


oder  Beinbruch  durch  augelegte  Schie- 
nen verbinden  und  befestigen.  Das 
Bein  war  nicht  gut  geschmt^  wenn  die 
Heilung  der  Knochen  nicht  glatt  erfolgt 
ist.     Hennig,  230. 

Schenkftich,  Schani(&feh,  /.,  Geschenk, 
Schenkung,  Trinkgeld,  Biergeld.  Wat 
gevft  Schankdichf  Eck  bedank^  mt  fa 
de  Schenkorsch.  Jerrentowitz.  Volksr. 
83,  339.  Auch  adjektiv:  hei  öa  schan- 
kaick^  er  ist  freigebig.  Von  schenken^ 
mit  franz.  Endung:  c^e.  Bei  Yilmar, 
346:  Schenkäsche. 

Schenke,  Schenk,  /.,  Speiseschrank; 
Schrank,  worin  irdene  Geschirre,  Glä- 
ser etc.  aufbewahrt  werden.  Muh- 
ling. 

schenken,  eigentlich  ein  schwaches 
Verb,  doch  lautet  das  part,  geschonken. 
Er  hat  mir'a  geschonken.  1.  schenken, 
donare.  Schenken  und  schei/zen  wird 
mit  einem  (Anfangs-)  Buchstaben  ge- 
schrieben^  als  ablehnende  Antwort  auf 
die  Bitte  um  ein  Geschenk.  Spr.  I, 
3283.  2.  schenken,  Schinken,  Getränke 
verkaufen.  Bier  schenken  Bier  ver- 
kaufen. S.  einschenken.  Hennig,  230. 

Schenker,  Schanker,  m.  1.  Geber  ei- 
nes Geschenkes.  De  Schenker  ös  ge- 
storwey  de  Gewer  ös  verdarwe^  als  Zu- 
rückweisung einer  Bitte  um  ein  Ge- 
schenk. Sprw.  I,  3284.  2.  Schenk- 
wirt, Gastwirt.  Bierschenker^  Bierwirt, 
Bierhöker.    Hennig,  230. 

Schenkersche,  Schänkersche,  /.,  Schen- 
kerin,  Kellnerin.  Schenkersche^  noch  e 
Glas  Bier! 

SchSnnagel,  Schtn-,  Schinnagel,  m., 
Nagel  in  der  Radechiene.   Vgl.  SchSne. 

schtp,  o^r'.,  schief.    Saalfeld. 

Schepp,  Scheppe,  SchSpfe,  /.,  Dem. 
Schopf chen^  Scheppche^  Scheppke  Löttel^ 
kleines  Schöpfgeftlz  von  Holz  oder 
Blech  mit  Stiel    Na  nü  noch  tackten- 


tig  Scheppkens  Grott^  jetzt  (nachdem  die 
Hauptspeise  verzehrt)  noch  80  Lö£Fel 
Grütze  als  Nachspeise.  (Das  Volk 
pflegt  die  Suppe  zuletzt  zu  essen). 
Sprw.  T,  3389.  Vgl.  SchÖpe,  auch 
Stippel. 

Scheps,  m.^  Schöps;  das  Tier,  aber 
auch  bildlich  der  Mensch.  Öck  armer 
Scheps! 

Scherapke, /.,  s.  Przerabka. 

Scherbel,  pltd. Scharwel,  m.  I.Scher- 
ben. Oawasck  denn  fleege  Depp  (Töpfe) 
on  Scharwel  an  de  Schtoaw.  Boldt, 
12.  2.  irdenes  Geschirr,  namentlich 
Teller,  weil  es  leicht  in  Scherben  bricht, 
daher  auch  Scherbelzeug,  pltd.  Scharwel- 
ttg,  n.  Eine  kostbare  Tasse  ist  ein  teures 
Stück  Scherbelzeug.  Auch  ein  bereits 
beschädigtes  Geschirr  heifzt  Scherbel. 
Ein  Scherbel  halt  länger  als  ein  Topf. 
3.  alte,  kränkliche  Person,  m.  wie  w. 
Geschlechts.  E  61  Scharwelke.  Sche- 
mionek,  36:  Schörbel. 

Scherbelkopf,  m.^  Schimpfwort.  De 
Diwel  soll  se  hale^  De  öle  Scharwelkopp! 
Aus  einem  Volksreim. 

Scherbelzeug,  n.,  s.  Scherbel. 

Schfirboot,  n.,  Eüstenboot.  Gustavus 
Adolphus  ging  von  Tt/genhof  durch  die 
Tye  und  Haf  mit  etUchen  Scheer-Böten 
und  Galeen  ungehindert  nach  PiUau. 
Hartwich,  377f. 

SChfirdäiSCh,  adj.^  widerwillig,  dumm, 
nicht  anstellig.     Schemionek,  34. 

Scherdeltuch,  ScherKuch,  pltd.  Scherdel- 
dök,  ScherldÖk,  n.,  SchOrze,  lit  szerdo- 
kas^  serdokas  Brustlatz.  Nsslm.,  Forsch. 
2,  meint,  daüs  bei  dem  Dök  auch  nicht 
entfernt  an  Tuch  zu  denken  sei.  Man 
hört  auch  SchddÖk  und  vhchd.  ScbVrtel-, 
SchSrdeltuch.  Natangen;  im  Ermlande 
SchUrteltuch;  in  Westpr.  Schurztaich;  in 
einigen  Gegenden  des  Werders  ScheitM- 
dAk;  in  der  Dzg.  Nhg.  ScherUftack:  en 


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268 


schüren  —  Schettel. 


koltdrfickschet  Scherlddcick  (Schürze  von 
blaagefarbter  Leinwand  mit  weifzen 
Blumen  bedruckt).  VioUt,  178.  Hen- 
nig,  248,  schreibt  SchUlituch.  Klein 
IT,  139,  hat  für  Dzg.  SchSddeldÖk, 
SchVridÖk  und  SchSrteldÖk.  Stund  em 
(dem  Adebär)  nich  stn  Schardeldök  sau 
schön?  Volksr.,  52,  196.  Ygl.  SchSdel. 
Se  drägt  wcct  ungerm  Scherdeldok^  sie 
trägt  etwas  unter  der  Schurze,  sie  ist 
schwanger.     Sprw.  I,  69. 

SChSren^  st  1.  kahl  schneiden,  mit 
Messer  oder  Schere.  Das  Schaf  schert 
5  Pfund^  die  von  ihm  bei  einer  Schur 
gewonnene  Wolle  beträgt  5  Pfund. 
Marold.  2.  in  übertragener  Bedeu- 
tung: übervorteilen,  prellen.  Hei  (der 
Gastwirt)  schert  stne  Gast,  dat  enne 
de  Oge  äwergäne.  Er  versteht  den  Beutel 
zu  scheren,  3.  zum  besten  haben,  auf- 
ziehen. 4.  sich  scheren.  Ich  habe  mich 
den  ganzen  Tag  geschoren^  ich  habe 
mich  den  ganzen  Tag  ruhelos  gequält. 
5.  Seile,  Leinen,  von  einem  Orte  zum 
andern  spannen,  um  etwas  darauf  zu 
hängen.  6.  das  Oam  scheren^  den  Auf- 
zug, die  Kette,  die  Schering  machen. 
7*  schüren.  Fewi*  zu  fewr  thun^  Oel  zu- 
gissen,  zuscheren^  zusammenhetzen^  übel 
erger  machen.  Stein,  Peregrinus  XII, 
123.  W.  Mtsbl.  V,  192.  Brem.  Wb. 
IV,  639  «.  Bock,  56.  Hennig, 
230. 

SchSrheck,  n.,  SchSring,  /.,  s.  SchS- 
nmg. 

Scherke,  /.,  s.  Schirke. 

scherken,  sw.,  s.  schirken. 

Scheridöky  -tueh,  n.,  s.  Scherdeltuch. 

SchSrIeiter.  /.,  s.  Pfeifengestell. 

Schemäkely  -neckel,  Pflzn.,  s.  Sau- 
niekel. 

Scherp,  m.^  Yogeln.,  s.  Scharp  und 
Grasser. 

Scherpenter,  m.     Er   ist  ein  elender 


Scherpenter^  ein  armer  Teufel.  Stein, 
Peregrinus  I,  6.  W.  Mtsbl.  V,  94. 
Vgl.  Schorb.  Bei  Schmid,  459:  Scher- 
pfer  Gerichtsdiener,  Scherge;  bei 
Schmellerin,403:ScA^^=Schmied. 
Hingewiesen  sei  auf  engl,  carpenter^ 
franz.  charpeniier  Zimmermann. 

SchSrrahmen,  m.,  s.  SchSrung. 

SchSrung,  SchSring,  m.,  auch  das 
SchSrheck,  der  SchSrrahmen,  pltd.  SchSr- 
rftme(n),  das  Gestell,  worauf  das  auf 
den  Laufspulen  befindliche  Garn  für 
den  Aufzug  gewunden,  geschoren, 
d.  i.  geschart,  in  Gänge  geordnet  wird. 
Vgl.  Das  Wirkgestell,  127,  wo  sich 
auch  die  Beschreibung  des  Gerätes  be- 
findet. In  früherer  Zeit  wurden  die 
Haspel  und  Scherrahmen  jährlich  re- 
vidiert. S.  Bock,  Nat.  I,  646.  Sehe- 
rung^  Schering  und  Anschfining  sind 
auch  Namen  für  den  Aufzug  (s.  d.). 
Hennig,  231. 

scherwenzeln,  sw,^  s.  scharwenzeln. 

Schto,  77».  u./.,  Milchnapf.  Sensburg. 
Bei  Saalfeld  Schtoch,  /.,  in  Natangen 
SchSfohe,  /.,  Milchtopf  ohne  Henkel, 
Milchschüssel.  Natangen.  Nsslm.  Th., 
220.  Pierson,  A.  W.,  40.  Mit  poln. 
czasza  Napf,  Schale  verwandt. 

Scheschice,  9n.,  Hänfling,  s.  Tschezke. 

schtoen,  sw.y  s.  schäsen. 

SchSske,  n.,  s.  SchSfzchen. 

schMeln,  schSteln,  sw.^  scheiteln.  Von 
scheden  scheiden,  teilen.  Hennig,  231, 
335. 

Schttelzaun,  m.^  s.  SchSdelzaun. 

Schetschke,  m.,  Hänfling,  s.  Tschezke. 

Schettel,  SchStel,  /.,  in  der  Eonitzer 
Gegend  Sch8ttel,Dem.£l(rA^^2^,Schüssel, 
Teller.  Jeder  schrdpt  stn  Schettelke  alr- 
Un^  jeder  hat  mit  sich  zu  thun.  RSle 
Schettel  on  warme  Teller.  Antwort  auf 
die  Frage:  Was  gab's?  wenn  man  Ton 
einem  Besuche  zurückkehrt  und  schlecht 


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269 


oder  gar  nicht  bewirtet  worden  ist. 
Sprw.  I,  3429.  Häl  (hole)  e  Schettel, 
de  Darmeh  käme^  komischer  Schreck- 
trost, wenn  ein  Kind  sich  in  die  Finger 
geschnitten  hat.  Memel.  Königsberg. 
Vgl.  KrOs. 

Schettelbänk,  /.,  Schfisselbank,  Bank, 
Schrägen  zar  Anfstellung  der  Schusseln 
und  Teller,  'ne  Schettelbänk  opsetten^ 
verdriefzlich  die  Unterlippe  vorschieben, 
roirzmütig  anssehen,  schmollen.  £1- 
bing. 

Schetter,  tt».,  und  Ableitungen  s. 
Schätter  etc. 

Schetterdraf,  m.,  s  Scheddeldraf. 

Scheucher,  m.,  der  Scheuchende.  S. 
Flotterer. 

Scheuchsei,  n.,  Vogelscheuche.  Von 
scheuchen,    Natangen. 

Scheuersonnabend  y  pltd.  ^hlrsonn- 
ftwendy  m.,  Sonnabend  in  der  Karwoche, 
weil  an  ihm  die  Wohnung  gründlich 
gescheuert  wird.    Vgl.  Blaumontag. 

Scheundiele,  pltd.  SchTndifl,  /.,  Tenne. 

Scheune,  /.,  pltd.  Schtn,  allein  üblich 
für  Scheuer,  Gebäude  zur  Au&ahme 
von  Gretreide,  Stroh,  Heu. 

Scheusei,  m.,  hoch  aufragende,  körner- 
lose Ähre.  Und  ist  noch  das  Sprich- 
wert  under  de  Nadraven:  Roggsa  (Rag- 
gas)  tarp  pupu  keip  welnas^  wenn  sie 
einen  Scheusei,  der  vor  dem  Getreydig 
hervcrrcyet^beschreibenwoUen.  Pierson, 
Matth.  Prator.,  12. 

SchSwe,  /,  schSwig,  adj.,  s.  Schäwe 
etc. 

Schlbbel,  m.,  pems.  Ermland:  Gut- 
stadt, Wormditt.    Mühling. 

^hlbber,  m,  1.  langer  Kienspan, 
Splitter  aus  glatten,  fetten  Fichten- 
scheiten  zur  Leuchte.  Nach  beendigter 
Feldarbeit  werden  sie  vorrätig  gespal- 
ten. Hennig,  335.  2.  kürzere,  der 
Länge   nach    blätterartig    geschnittene 


Holzstücke  zum  Anbrennen  beim  Hei- 
zen. 3.  Holzsplitter  überhaupt,  selbst 
der  kleine  Splitter,  den  man  sich  in 
die  Haut  reifzt.  Für  1  und  2  lit. 
ziburys.  In  Bayern  Scheiben  spalten, 
klieben  (tias  Holz),  engl,  shiver  Splitter. 
Vgl.  SchmellerHI,  310.  ßrem.  Wb. 
IV,  649.     Vilmar,  207. 

ichibberig,  auch  ichtbrig,  adj.^  em- 
pfindlich, leicht  gekränkt,  verdriefzlich, 
mürrisch;  auch  frostig,  Frost  verur- 
sachend. Mühling  schreibt  schieberig. 
Vgl.  schubberig. 

fohibbem,  sw,  1.  Schibber  spalten, 
schneiden.  2.  schlecht  leuchten.  Das 
Licht  schihbert  nwr^  es  brennt  trübe, 
leuchtet  mangelhaft  wie  ein  Sckihber, 

SchTbe,  /.,  s.  SchTwe. 

schTbelig,  schTbelicht,  pltd.  schTwelig, 
adj.^  einer  Scheibe  gleich,  scheiben- 
artig, kreisförmig,  rund.  Jeroschin: 
nach  schtbelechtir  crwmme,  Pfeiffer, 
215.  Der  schibelichte  Turm^  ehemals 
Volksname  des  Buttermilchturmes  in 
Marienburg,  von  seiner  runden  Gestalt. 
Vgl.  Buttermilchsfairm. 

schTbrig,  adj,^  s.  tehibberig. 

Schieber,  m,  1.  Hintergetreide,  die 
leichten  Körner,  welche  beim  Ausharfen 
des  Getreides  abfallen.  Dönh.  Von 
schichem^  weil  die  Kömer  vom  Zug- 
winde geschichert  werden.  Gewöhnlich 
nennt  man  dies  Getreide  Hinterst,  m. 
2.  nach  Mühling  Frauenhut  oder 
Haube  mit  grofzem  Strich,  d.  i.  Borte, 
Besatz.  Wohl  weil  ein  derartiger  Kopf- 
putz geeignet  ist.  Scheu  zu  erregen. 

Schiebern,  schichtem,  schlichtem,  sw. 
1.  scheuchen,  jagen,  verjagen,  Angst 
machen.  Die  Hühner  aus  dem  Garten 
schichem.  Die  Diebe  sind  verschicherty 
verjagt  worden.  Sperber,  27:  wr- 
schickem.  Hennig,  247.  2.  sich 
scheuen,  fürchten.    Vgl.  schUen. 


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270 


Schich'rer  —  SchieDEprägol. 


Schich'rer,  Schlleh'rer,  m.,  einer,  der 
schachert^  scheucht. 

Schicht,  /.  1.  von  schickten  teilen, 
Teil  einer  Erbschaft,  aber  auch  Hand- 
lung des  Teilens.  Nach  Absterbung 
eines  Ehegattens  soll  das  verbliebene 
Theil  nicht  eher  die  Schicht  und  Thei- 
hing  zu  ihun  schuldig  seyn^  bis  nach 
verflossenen  6  Wochen,  Hartwich, 
331.  2.  Bei  Jeroschin:  Einteilung, 
Anordnung,  ob  in  sinir  schichte  ei- 
schit  dizgetivkte  3a.  dt  burc  gewandiU 
m  der  vrist  wart  an  der  büunge  schichte 
dt  stat^  unde  doch  der  name  nicht  31b. 
Pfeiffer,  215.  3.  aufhören  zu  arbei- 
ten. Schicht  machen^  fertig  machen, 
mit  der  Arbeit  ein  Ende  machen.  In 
der  Oberpfalz  auch:  Ordnung  machen, 
Ruhe  herstellen.  Schmcller  III,  317. 
4.  Prügel,  Hiebe,  Schläge.  Es  giebt 
Schicht,  es  giebt  Hiebe.  Er  hat  Schuht 
bekommen.  Hans,  min  San,  du  kröchst 
e  Schicht.  Volksr.,  256,  886.  Nach 
Adelung  lU,  1434  ist  Schicht  ur- 
sprünglich das  Intensivum  von  schehen, 
schechen  und  ahmt  eigentlich  den  Laut 
einer  schnellen,  gelinden  Bewegung 
nach.     Vgl.  Schacht, 

schichten,  aw.  1.  einteilen,  abteilen. 
Jeroschin:  ouch  so  hiz  er  in  schichten 
dt  lant  in  vtr  bischtüme  42  a.  nach 
predigeres  sitte,  der  sin  rede  in  stucke 
Schicht  2c.  Pfeiffer,  215.  2.  Dinge 
in  Ordnung  über  einander  legen.  Das 
Höh  wird  geschichtet 

Schiele,  pltd.  SchVclc,  n.  Er  ist  wie- 
der im  Schick,  er  ist  wieder  in  Ord- 
nung, in  betreff  der  Gesundheit  oder 
der  geschäftlichen  Einrichtung;  nach 
Schemionek,  34,  betrunken.  im 
Schick  sein  auch  fertig,  bereit  sein. 

schickem,  sw.,  s.  schichem. 

Schicksei,    n.,     Dem.    Schichtelche, 


Judenmädchen,  Gheliebte.  Er  hat  e 
Schickselche.  Ebenso  in  der  Oberlaus. 
Anton,  12,  15.  In  Süddeutschland 
das  nichijüdische  Mädchen.  Ursprüng- 
lich voD  dem  hebr.  srhekez  wovor  man 
Widerwillen,  Grauen  hat.  Vgl.  Wei- 
gand  II,  570. 

Schidderkopf,  m.,  s.  Schedderkopf. 

schiddem,  sw.,  s.  scheddeln. 

Schfder,  n.,  Scheit,  Holzklobeo.  Von 
scheiden  trennen,  spalten.  Hennig, 
231. 

schieberig,  ad}.,  s.  tehtbberig. 

Schiebeschräg,  /.,  s.  SchTweschräg. 

schief,  adj.  E}r  ist  schief,  —  hat 
schief  geladen,  ist  angetrunken. 

Schielbock,  m.,  Mensch  mit  schielen- 
den Augen.  Bockchen,  Bockchen,  schiele 
nicht!  beliebtes  Gesellschaftsspiel. 
Sperber*  28. 

Schiene,  /.,  s.  Schtne. 

Schieriing,  m.,  Hunds -GleiTze,  Äe- 
thusa  cynapmm  L.,  also  mit  dem  Namen 
von  Convum  L.  Weichseldelta.  Trei- 
chel,  Volksth.  IH. 

schiefzen,  pltd.  schMe(n),  st.  1.  ei- 
len^ schleunigst  sich  fortmachen.  Sei 
kom  as  wie  e  Wingd  bett  on  de  KSch 
geschahten.  Carm.  nupt.  I,  282,  6. 
Lot  se  scheeteny  bring  se  op  den  Draf. 
Dorr,  1.  Wiew.,  18.  2.  au%eben, 
fallen  lassen,  die  Freundschaft  kün- 
digen. La/z  ihn  doch  schiefzen!  3. 
stehlen.  En  Häske  schete(n)y  ein  Häs- 
chen schielzen,  einen  Kloben  (ein 
Scheit)  Holz  entwenden. 

Schiefzhund,  m.,  Hund,  der  das  an- 
geschossene Wild  aufisusuchen  hat, 
Hühnerhund,  Jagdhund.  Vom  auf- 
merksamen Menschen:  Er  pa/zt  auf 
tüie  ein  Schiefzhund.  Sprw.  II,  158. 
Sperber,  28. 

Schiefzprllgel,  m.,  Flinte.    Den  Schiefz^ 


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Sohiefsstuhl  —  Schill. 


271 


prügel  nehmen  und  auf  die  Jagd  gehen. 
Ebenso  in  Liv-  and  Estland.  Hupel, 
205. 

Schiefzstuhl,  pltd.  Schötstöl,  m.^  trans- 
portabler Stuhl,  der  (wohl  nur  von 
Sonntagsjägern)  mit  auf  die  Jagd  ge- 
nommen wird.  He  stund  eegenüich  nich^ 
ne  he  satt  uinger  ^ner  graten  Beek  op 
so  ^nem  Scheeistool^  vne  se  dat  nennen. 
Dorr,  Driewjagd. 

Schtfe,  /.,  s.  Schäwe. 

Schtfer,  m.  Er  hat  einen  Schifei*; 
Stein,  Peregrinus  XVllI,  17,  neben: 
Er  hai  einen  Sparren  zu  viel^  er  ist 
nicht  bei  rechten  Sinnen.  W.  Mtsbl. 
VI,  190. 

Schiffbier,  Sch'rffsbier,  n.,  Bier,  das 
ins  Ausland  verschifft  wurde,  zweiter 
Name  des  Danziger  Jopenbieres  (s.  d.) 
Schon  1379  genannt.  Hirsch,  245. 
306. 

Schiffel,  Schttffel,  rein  pltd.  SchVffel, 
f.y  Schaufel,  poln.  szufla^  lit.  szüpele. 
Aus  schieben^  pltd.  schwwen.    Davon: 

scbiffeln,  sohUffeln,  schSffeln,  sw., 
schaufeln.  Hennig,  231.  247.  Kin- 
der sckifelny  auch  schuf eln^  beim  Bohn- 
chenspiel  mit  dem  gebogenen  Zeige- 
finger die  Bohne  ins  Loch. 

schiffen,  sw.  1.  Getreide  fahren,  sei 
es  zur  Einschiffung  in  den  Kahn,  sei 
es  zur  Ablagerung  in  den  Speicher. 
Der  dazu  besonders  eingerichtete  starke 
Wagen  heil'zt  Schiffwagen.  Werder. 
Nach  Passarge,  220,  auch  zu  Markte 
schiffen^  selbst  wenn  es  zu  Wagen  ge- 
schieht. Ursprünglich  mochte  solches 
zu  Wasser  geschehen  sein.  2.  harnen, 
urinieren. 

Schiffer,  m.  Er  fahrt  für  Schiffer, 
er  kommt  in  seinem  Geschäft  vorwärts, 
68  gläckl  ihm  in  seiner  Nahrung.  Hen- 
nig, 231. 

SeMffennUtzcben»  Pflzn.,  Ackerwinde, 


Convohmhis  arvensis  L,  Er.  Bereut. 
Weichseldelta  Treichel,  Volkstb.  IH. 
S.  Mandelblume. 

SchiffprUgel,  m.,  Nachtgeschirr.  S. 
schiffen  2. 

Schiffsabrechner,  -agent,  m.,  s.  Ab- 
rechner. 

Schiffsbier,  m.,  s.  Schiff  hier. 

Schiffskinder,  plur,,  die  gesamte  Mann- 
schaft eines  Schiffes.  Danzig.  Hirsch, 
265. 

Schiffsmalder,  m,  s.  Abrechnen 

Schiffsreedebringgeld,  n.,  die  Abgabe, 
welche  Schiffe  entrichten,  die  zu  tief 
liegen,  um  mit  voller  Ladung  ein- 
oder  ausfliei'zen  zu  können.  Sie  be- 
trägt in  Pillau  2  Mk.  Pr.  Prov.-Bl. 
XVII,  51.    Heute  aufzer  Gebrauch. 

Schiffwagen,  m..  s.  schiffen  1. 

Schtflftd,  /.,  s.  Schublade.     Saalfeld. 

ichlggeln,  sw,^  kratzend  hin  und  her 
fahren:  beim  Geigen  mit  dem  Bogen, 
beim  Schneiden  mit  dem  Messer. 

Schigger,  m,  Pflzn.,  gelbe  Segge, 
Carex  ßava  L, 

schigger,  schiggerig,  adj.,  betrunken; 
unwohl,  kränklich,  elend;  verruckt,  nicht 
recht  bei  Sinnen.  Et*  ist  schigger,  er 
ist  betrunken.  Das  ganze  Jahr  schigger 
und  Purim  nOchtem.  Jüd.- deutsche 
Redensart.  Sprw.  I,  3290.  Er  sieht 
schiggerig  auSy  er  sieht  leidend,  kränk- 
lich aus.  Von  dem  hebr.  schickor  be- 
rauscht. 

SchlldkrSte,  /.,  gemütliches  Schimpf- 
wort. Mufz  nicht  die  Schildkröte  mich 
verraihen  haben,  die  Marie  f  Soph.  R. 
VI,  323. 

Schiffblume,  /.,  Wasser- Seh wertUlie, 
Iris  psetulacorus  L,  Weichseldelta. 
Treichel,  Volksth.  III. 

Schill,  Schill,  /.,  Name  und  Lockruf 
för  die  Ente;  2i,xjLc\iSch%iierschel  Volksr., 
64,  242h.    Nsslm.,  TL,  220. 


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272 


Schillebold  —  schimmern. 


Schillebold,  m.,  Libelle.  Mühling. 
Ebenso  in  Bremen,  in  Brandenburg. 
Brem.  Wb.  IV,  653. 

Schillerhaus,  n.,  Schilderhaus. 

schillern,  sw,,  schildern:  1.  warten, 
wachend  arbeiten.  Ich  habe  den  ganzen 
Tag  —  die  ganze  Nacht  schiUem  müs- 
sen. 2.  Schildwache  stehen.  Hennig, 
231. 

SChillgemal ,  adv. ,  verschiedenemal, 
wiederholt.  Das  hat  dieser  alte  Kopf 
viel  schillgemal  erlebt  Soph.  R.  IV, 
162. 

Schilling,  m.  1.  preul'zische  Münze 
seit  1351  bis  ins  18.  Jahrhundert  hin- 
ein, in  der  Gröfze  des  alten  5  Groschen- 
stückes, also  etwa  der  heutigen  Mark. 
Ihr  Silbergehalt  war  ursprünglich  — 
25  Pfjg.,  wurde  aber  successive  ver- 
ringert und  fiel  bis  auf  5  P^.  Vgl. 
Hörn,  Vom  preuü.  Gelde.  Aitpr.  M. 
V,  51.  2.  späteres  Geldstück  im  Werte 
eines  Pfennigs.  S.  Wertvergleichungs- 
tabelle  vom  15.  November  1821  (Ge- 
setz-Samml.  1822,  S.  2  ff.).  FUnfschil- 
iinger,  ursprünglich  =  5  P%.,  hatten 
einen  Wert  von  7  alten  Pfennigen. 
Der  Schilling  gilt  nirgend  so  viel,  als 
wo  er  geschlagen  ist.  Wer  zmn  Schil- 
ling geschlagen  ist,  tüird  kein  Grroschen 
toerden.  Er  treibt^  schleicht,  stofzt  — 
sich  herum  wie  ein  schUmmer  (falscher) 
Schilling,  Er  ist  bekannt  vne  ein  schUm- 
mer  Schilling,  SchoUing^  stä  op  on 
tat  dem  Grosche  sötte.  Sprw.  I,  3292  f. 
Hennig,  23,  Sperber,  28. 

Schillinge,  plur.,  Pflzn.,  s.  Nimmerstill. 

schilpem,  schimpem,  sw.y  schwankend 
nberflielzen.  Übervolle  Schüsseln  schilt 
pem,  laufen  über.  Nimm  dich  in  acht, 
da/z  du  nicht  schilperst.  Treichel. 
Für  Estland  bei  Sallmann,  39  b. 

Schimannsgarn,  n ,  Shipmannsgam, 
Garn   des    Schiffers,   Kautabak,    nach 


der  schnurartigen  Gestalt   seiner  Ver- 
arbeitung.    Treichel,  Volksth.  11. 

^himke,  oft  Dschimke  geschrie- 
ben, w.,  polnischer  Flofzknecht,  Wit- 
tinneuknecht.  Poln.  ziemek^  ziomek, 
russ.  zemljak^  lit.  ieminlnkas  Lands- 
mann. Nsslm.,  Forsch.  3;  Th.  164, 
meint:  wahrscheinlich  haben  diese 
Leute  hier  im  fremden  Lande  sich 
gegenseitig  ziemki^  Landsleute,  ange- 
redet, woraus  die  der  polnischen  Sprache 
unkundigen  Bewohner  der  Stadt  Kö- 
nigsberg und  Provinz  Schimke  gemacht 
und  dies  Wort  irrtümlich  als  Standes- 
bezeichnung gebraucht  haben.  Vgl. 
Bock,  56.     Hennig,  232.    S.  FITs. 

Schimmelreiter,  m.,  Sylvesterbelusti- 
gung. Um  den  Schimmel  zu  bilden, 
wird  ein  Pferdekopf  auf  eine  Stange 
gesteckt,  auf  der  ein  Knecht,  mit  wei- 
i'zen  Tüchern  bedeckt,  reitet;  hinten 
wird  an  die  Stange  statt  des  Rofz- 
schweifes  ein  Bündel  Flachs  angebun- 
den. Der  Schimmel  schlägt  entsetz- 
lich aus,  d.  h.  sein  Reiter  hat  einen 
Stock  in  der  Hand  und  prügelt  alle 
Mädchen,  die  sich  blicken  lassen,  ohne 
Barmherzigkeit.  In  der  Gesellschaft 
des  Schimmelreiters  befinden  sich  ge- 
wöhnlich ein  Bock  und  ein  bucklichter 
Kerl.  Der  Bock  ist  ähnlich  wie  der 
Schimmel  hergestellt,  nur  sitzt  der  Rei- 
ter auf  einer  Forke,  deren  Zinken  die 
Homer  des  Bockes  vorstellen.  Na- 
tangen.  Oberland.  Volkskai.,  55.  Ge- 
naueres giebt  Treichel  in  Verhandlun- 
gen der  Berlin,  anthropol.  Gesellschaft 
V.  20.  Januar  1883. 

schimmerieren,  sw.y  schattieren,  schim- 
mern, schillern.  Dctö  schimmerief*t  in 
allen  Farben.     Saalfeld. 

Schimmerliclit,  n.,  s.  v.  a.  Schimme- 
rung (s.  d.) 

schimmern,  sdiummem,  plt.   scbeni- 


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Schimmerung  —  Schine. 


273 


8w.y  dämmern.  Zur  Bezeich- 
nung des  Lichtes  nach  Sonnenunter- 
gang und  vor  Sonnenau^ang;  in  über- 
tragener Bedeutung:  klar  werden.  Es 
schummert  mir^  ich  fange  an,  mich  der 
Sache  zu  erinnern,  sie  taucht  in  mei- 
nem Gedächtnis  wieder  auf.  Sche- 
mionek,  37.  Sperber,  29.  Vgl. 
Schimmening. 

Schimmening ,  pltd.  Schemmerang, 
Schemmering,  /.  1.  Dämmerung,  Däm- 
merlicht. Es  ist  zwar  wakr^  dafz  es 
Ldcht  toerde^  ehe  die  Sonne  aufgehet^ 
aber  das  Licht  kann  nicht  der  Tag  ge- 
nannt werden^  so  man  nicht  plumbs- 
toeise  davon  reden  tooüe:  Sondern  Mor- 
gen- und  Abend- Schimmerung^  weü  das 
rechte  physische  Licht  in  der  oberen 
Welt  noch  nicht  aufgestecket  ist  Line- 
mann, A3a.  2.  Dämmerstunde,  Zeit 
während  der  Schimmerung,  und  wohl 
ausschliefzlich  der  Abend-Schimmerung, 
daher  SchimmerstundOy  Schummerstunde^ 
Schimmer-,  Schummerzeit,  pltd.  Sehern- 
merstund,  -tTd,  gewöhnlich  im  Dem. 
Schimmerstundchen  etc.  Es  ist  die  ge- 
mütliche Plauderstunde,  in  der  man  auch 
gern  Besuche  macht.  HoU.  schemering^ 
schemerstond^  scheTnertgd.  3.  glitzerndes 
Glänzen,  Schimmern,  ...  ob  wenn  die 
Sonne  auff  einen  Stern  viel  Straten  wer- 
ffey  und  dannenhero  umehlig  viel  Durch- 
schneidungen derselben  entstehen^  welche 
in  unsere  Augen  fallen  und  alsdann  in 
selbigen  eine  GUntzerung  oder  Schimme- 
rung verursachen  selten.  Linemann, 
Lla. 

Schimmerzeity  /.,  s.  Schimmerung. 

schimmrig,  schummrig,  adj.  von  schim- 
mern^ dämmernd,  dämmerig;  verworren, 
unklar.  Li  zweiter  Bedeutung  beson- 
ders schummrig.    Sperber,  29. 

schimperig,  ac^.y  dem  Schemper  ähn- 

Piitchbl«r,  W5rt«rbnoh  II. 


lieh,  dünn  und  schlecht ;  von  Getränken. 
TreicheL 

tchimpern,  sw.y  s.  schilpem. 

Schimpf,  /.,  Schelte.  Nu  kri  un  aller 
Schfnvp,     Dorr,  1.  Wiew.,  24. 

Schimsche,  /.,  eine  Binsenart  im  Na- 
riensee. 

^chTn,  /.,  w.  Vom,  s.  ^chfne. 

schinden,  schingen,  st,  aus  der  ur- 
sprünglichen Bedeutung  des  Abziehens 
der  Haut:  1.  quälen,  hart  anstrengen, 
pisacken  (s.  d.);  durch  harten  Druck 
ausbeuten,  in  Handel  und  Wandel  das 
Mafz  der  Billigkeit  arg  überschreiten. 
Schinge  on  Schav)e  gofft  doch  mehr  wie 
Haue    on    Grawe,      Sprw.     I,    3299. 

2.  auf  andererLeute Rechnung  geniefzen. 
BieVy  Cigarren  etc.  schinden,  sich  frei- 
halten lassen. 

Schinder,  Schinger,  im  Ermlande  auch 
Schwidda,  Schwidder,  m.,  Abdecker, 
Racker;  Teufel.  Dem  Schinder  die 
Keule  abkaufen,  etwas  zu  teuer  bezah- 
len. Mewe.  Sprw.  H,  2328.  Den 
holt  der  Schinder  nicht,  er  hat  sich  gut 
eingewirtschaftet  Ihn  hat  der  Schin- 
der geholt,  er  ist  zu  Grunde  gegangen. 
Sprw.  I,  3300  f.  Na  wS/z  de  Schinga 
dis  Joa  wd  wa,  denk?,  kSne  Wingta 
kr  ige.  Ermländ.  Freisch.,  12.  /  wo 
Schinder,   des   ös  je  domm!    Schaltj., 

3,  5.  I  wo  Schinder!  ist  ein  gewöhn- 
licher Ausruf  der  Überraschung,  des 
Ärffers,  der  Zurückweisung. 

SchTne,  ^htn,  w.  Yom.^  Regine. 
Samland.  Hopp,  Ann-Schinke,  hüpfe, 
Anna  Regine!  Auch  Zuruf  beim  Auf- 
heben einer  Last,  um  die  Gleichzeitigkeit 
des  Hebens  zu  bewirken.  Vgl.  Sprw. 
I,  91.  Ja,  ächin,  de  Tide  untre  von 
Jär  to  Jär  schlechter.  Firmenich  I, 
101  a.  Broder  Frtd  on  Schwester  DschSn 
son  tom  Markt  na  der  Stadt  gekämen. 

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274 


schinen  —  Schippenbeil. 


ElbingerHöhe.   N.Pr.Prov.-Bl.a.F.IX, 
241.    Firmenich  III,  493a. 

schfnen,  sw.y  schnell  flieüzen;  s.  schä- 
len 4. 

schingen,  st^  Schinger,  m.,  s.  schin- 
den etc. 

Schinkenbruder,  m.,  s.  Schinicenschwa- 
ger. 

Schinicenschneiden,  n.,  Pfiandaaslösong: 
Ich  steh'  und  schneide  Schinkeny  Wen 
ich  lieb  hab\  werd'  ich  winken.  Volksr., 
201,  742. 

Schinicenschwager,  m.,  derjenige,  der 
mit  der  Frau  eines  andern  geschlecht- 
lichen Verkehr  hat.  In  Friedland  Ostpr. 
Schinicenbruder. 

SchinJcenschwester,  /.,  Eonkabine. 
Sprw.  I,  3303. 

Schinl(envetter,m.,  nach  Hennig, 233, 
derjenige,  der  statt  eines  andern  die 
Patenstelle  vertritt  Bock,  57,  erklärt: 
derjenige,  dessen  Ehefraa  bei  jemand 
die  Patenstelle  vertreten. 

Schinicraiit,  Schinnlcraut,  n.^  Schell- 
kraut, Chelidonium  majus  L.  Bock 
Nat.  111,423.  Hagen,  546.  Hennig, 
232.    Pritzel,  90. 

Schinn,  m,^  die  kleinen  Schuppen, 
welche  sich  von  der  Haut,  namentlich 
Kopfhaut,  ablösen.  Ursprünglich  Schmn 
Haut,  Fell,  wie  noch  jetzt  engl,  skin^ 
isl.  skinn,  dan.  skind,  Brem.  Wb.  IV,  • 
654.  Nach  Sperber,  28,  der  Kopf- 
grind.     Vgl.  Schäwe. 

SchTn-y  Schinnagel,  m.,  s.  Sch6nnagel. 

schinnig,  adj.  1.  mit  Schinnen  be- 
haftet; von  der  Haut,  auch  von  einer 
heilenden  Wunde.  Vgl.  schelberig.  2. 
räudig.  Schinnig  und  schawig^  räudig 
und  krätzig.    Hennig,  232. 

Schinnicaule,  Schinngrube,  /.,  Schind- 
grube. Solche  Oerter  (wo  sich  Irrlich- 
ter zeigen)  sind  ingemein  srnnpffige  und 
mar  astige  Plätze^   KvrchJioffe^    Schinn- 


grvheny  oder  wie  unsere  Preussen  es 
nennen^  Schinkaulen^  Galgenplatze  etc. 
Linem.,  Uu2a. 

schfns,  adv,y  gerade,  aufrecht  Dat 
Korn  steit  schtns. 

schipp,  eine  Art  Interjektion.  Schipp^ 
schipp^  was  Net^s  vom  Jahr !  sagt  man, 
wenn  ein  Gericht  zum  erstenmal  im 
Jahre  auf  den  Tisch  kommt,  während 
man  den  Tischnachbar  am  vordem 
Haarzipfel  zupft.  Das  poln.  czub  Schopf, 
klingt  an.     Vgl.  SchuprTne. 

Schippe,  /.,  richtiger  Schuppe^  Schaa- 
feL  Ein  Schippchen  ziehen^  —  machen 
kleine  Kinder,  wenn  sie,  dem  Weinen 
nahe,  die  Unterlippe  schaufelartig  vor- 
schieben. Treichel.  Nach  den  Ge~ 
danismen  bezeichnet  Schippe  auch  eine 
einfältige,  dumme  Person.   Vgl.  Schöpf. 

schippen,  «to.,  sto&end  werfen,  schie- 
bend fortschnellen,  werfen  überhaupt. 
Pen  BaU  schippen.  Bohnchen  schippen, 
Einderspiel  mit  Bohnen,  wobei  es  dar- 
auf ankommt,  die  eigene  Bohne  durch 
geschickten  Stofz  des  gekrümmten  Zeige- 
fingers schiebend  nach  einer  gemein- 
samen Grube  zu  schnellen.  Die  kleinen 
Gegner  suchen  das  Gelmgen  des  Wur- 
fes durch  die  Zauberformel:  Hexe  p^o^ 
fexe^  e  Krtz  vev^t  Loch!  zu  verhindern. 
Wehlau.  In  Hessen  nennt  man  dies 
Spiel  bonsen^  bunsen.     Vilmar,  48. 

Schippenbeil,  Städtchen  am  Einflüsse 
der  Gnber  in  die  Alle,  Kr.  Friedland. 
Der  älteste  Name  des  Ortes  ist  Schiffen- 
bu/rgy  woraus  sich  Schippenburg,  Schip- 
penpil  (püy  altpr.  Burg,  Berg)  und 
/SerAtpp^^allmählich  bildeten.  Voigts 
(Gesch.  I,  495)  Erklärung  des  Namens 
als  „Wohnburg  der  Richter  oder  Schop- 
pen", die  Preufz  (Landes-  u.  VolksL, 
513)  wiederholt,  ist  unzutreflFend.  VgL 
Liek,  11  £F.  Die  Bewohner  von  Schip- 
penbeil    heifzen     spottweise    Erbsen- 


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Schipper  —  Schirk. 


275 


schmecker.  Die  Lokalsage  erzählt  von 
ihnen,  dafz  sie  einem  Bauern  eine 
ganze  Fuhre  Erbsen,  die  er  nach  der 
Stadt  zum  Verkaufe  brachte,  in  ent- 
nommenen Probeu  aufgeschmeckt  haben. 
Das  Erbsenschmeckerlied  erzählt  hier- 
von ausführlicher.  N.  Pr.  Prov.-Bl.  I, 
15flF.  Volksl.,  66,  44.  Sprw.  I,  744. 
Die  Schippenbeiler  heiizen  aber  auch 
noch  Bärenstecher,  weil  sie,  wie  die 
Sage  erzählt,  ihren  Bürgermeister,  der 
in  Königsberg  sich  einen  Bärenpelz 
angeschafft  hatte  und  in  dem  neuen 
Winterkleide  prangend  heimkehrte,  für 
einen  Bären  ansahen  und  mit  Spiefzen 
und  Stangen  überfielen.  Reu  seh,  Sa- 
gen, 114.    Sprw.  I,  744.    Liek,  283. 

Schipper,  SchVpper,  m.,  Schiffer,  Eahn- 
führer.  .  .  .  das  au/z  des  Monds  auf 
und  Untergang  von  den  Schippem  Ta- 
bulen  gemacht  fjDorden.  Linem.,  Aa2a. 
Aho  dafz  die  Schipfer  gewisse  Regeln 
darOber  (über  Ebbe  und  Flut)  verfer- 
tiget  haben.  Ibid.,  Aa  1  b.  Im  Werder 
und  auf  der  Danziger  Nehrung  Schöp- 
per  die  Aufkäufer  von  Obst  oder  Päch- 
ter der  Obstgärten.  Sie  werden  ScÄ^^ 
genannt,  weil  sie  das  Obst  in  Kähne 
verladen  und  in  diesen  zum  Verkauf 
in  die  Städte  führen.  Vgl.  Violöt,  90. 
SchoppeTy  SchoppeTy  ül  om  Mast^  hol 
de  Katt  htm  Zägel  faxtl  Neckreim. 
Volksr.,  84,  344. 

SChippig,  adj,^  dumm,  einföltig.  Gre- 
danismen.    VgL  Schippe. 

Schipprfn,  Dem.  Schipprinchen,  s. 
SchuprTne. 

schipsen,  sw.^  dem  Tone  nachgebildet, 
deu  Küchlein  hören  lassen,  die  man 
danach  auch  Schipser  nennt.  Friedland 
Ostpr. 

SChTr,  adj.  1.  4m vermischt,  lauter, 
klar,  hell,  rein,  glatt  Schtrer  Speck. 
Schtres  Fleisch,  Fleisch  ohne  Knochen; 


auch  tautologisch:  das  reine ,  schiere 
Fleisch.  Schiren  Hafer  füttern,  reinen 
Hafer,  ohne  ihn  mit  Häcksel  zu  ver- 
mischen. Der  Hafer  steht  recht  schtr, 
recht  rein,  ohne  dafz  er  mit  Gras  durch- 
wachsen ist.  Schire  Butter  essen,  wört- 
lich reine,  klare  Butter  essen;  doch 
hört  man  die  Bedensart  schon,  wenn 
die  Butter  dick  aufs  Brot  gestrichen 
ist  Das  sind  ja  schire  Knochen,  lauter 
Knochen,  sagt  die  Köchin  zum  Fleischer, 
um  das  Fleisch  im  Preise  zu  drücken. 
Ein  schtres  Brett,  glatt  gehobeltes,  ast- 
freies Brett  Sie  hat  eine  schire  Haut, 
eine  glatte  und  weifze  Haut  ohne 
Flecken.  2.  glatt  und  gerade,  hart  und 
fest  gewachsen.  Schtres  Holz,  schtres 
Stroh,  Holz  imd  Stroh,  das  die  an- 
gegebenen Eigenschaften  hat.  Alts. 
sktri,  skir,  ags.  sctr,  engl.  shee9\  altfr. 
sktre.  Vgl.Brem.Wb.IV,659.Schamb., 
184a.  Vilmar,  350.  Schade,  798a. 
Hennig,  252.  336. 

schtr,  adv.,  beinahe,  öck  st  schir 
verhungert,  öck  wet  schtr  nich  utnoch 
on.    Mhd.  schir;  s.  Schade,  791a. 

Schtr,  m.,  feine,  lose  gewebte,  klare 
Leinwand,  feines  Kammertuch.  Die 
Wohlhabenden  tragen  von  Schier  aus 
dem  Krahm  ihre  Schleyer.  Lepner,  66. 
Von  schtr  1.  Das  lit  szyras  feine  Lein- 
wand ist  aus  dem  deutsch.  Schtr  ge- 
bildet; sie  heii'zt  sonst  szydas.  Mi elcke, 
411a.  Unter  Schiertuch  verstand  man 
aber  auch  das  grobe  Kanmiertuch,  durch 
welches  man  Flüssigkeiten  filtrierte. 
Brem.  Wb.  IV,  660. 

schirgeln,  sw.,  zur  Bezeichnung  1.  der 
ersten  Gesangsübungen  junger  Vögel, 
2.  der  ersten  Übungen  im  GeigenspieL 
Vgl.  quirksen. 

Schirk,  m.,  Schirke,  Scherke,  SchSrice,  - 
f.y  auch  Tsch  anlautend,  1.  Hausgrille, 
Heimchen,     Gryllus    domesiicus.     Lit. 

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276 


schirken  —  Scbilz. 


iirhe^  letLzirzenSy  poln.  hnercz^  itüierszcZy 
sunerszczeky  böhm.  cwriek^  russ.  swer^ 
czök.  Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  164.  Das 
Volk  schont  diese  Tierchen,  weil  sie 
dem  Hause  Segen  bringen.  Bock, 
61.  Hennig,  243.  Mühling,  Tiern., 
177.  S.  Mauerschirk.  2.  kleiner,  schwäch- 
licher Mensch.  Pierson,  Altpr.  M. 
Vm,  367.   In  Friedland  Ostpr.  Schirks. 

schirken,  schirksen,  scherken,  schVrken, 
SiT.,  schvi%  schirks  hören  lassen,  schril- 
len, zirpen;  von  dem  eigentümlichen 
Ton,  den  Grillen  und  Heuschrecken, 
hin  und  wieder  auch  die  Sänger  unter 
den  Vögeln  hören  lassen.  Den  un- 
melodischen Gesang  der  Vögel  nennt 
man  vorzugsweise  schirksen.  Lit.  czlrsz- 
kiaj  czirkszti^  lett.  tsckirkatekt.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th.,  164. 

SchirkSy  m.,  s.  Schirke. 

schirks,  interj.^  der  zirpende  Ton 
der  Grillen  und  Heuschrecken,  des  Fin- 
ken, Kanarienvogels  u.  a.  Sänger.  Vgl. 
schirken. 

schirksen,  sw,y  s.  schirken. 

Schirrarbeiter,  m.,  Arbeiter,  welcher 
Geschirre:  Wagen,  Leitern,  Pflüge  etc. 
fertigt  und  auszubessern  hat.  Er  heiizt 
im  Netzedistrikt  Schirrknecht 

schirren,  sw,^  das  Geschirr  den  Pfer- 
den auflegen,  überhaupt  das  Fuhrwerk 
bereit  machen.  Bildlich:  sich  reisefer- 
tig machen.  Ihickt  sock  en  Dickkopp 
op^  so  kannst  dt^  Bür^  Toan  schorre^  Gä 
afy  renn  stramm  Galopp.  Lhrztg.  4, 
355a. 

Schirrhtfiz,  n.^  Holz,  aus  welchem  die 
ländlichen  Geräte  gefertigt  werden.  Hier- 
nächst  iheilet  man  es  (das  Holz)  in  Battr- 
holz  ,..\in  NutZ'y  oder  Wirk-  und  Schirr^ 
holz^  so  von  Müllern,  Böttchern^  Tisch- 
lern.  Schirr-  und  Rademachem,  Drechs- 
lern u.  d,  g,  verarbeitet  wird,  Bock, 
Nat.  m,  23. 


Schirrkammer,  /.,  Kanamer,  in  welcher 
die  ländlichen  Geräte  (Geschirre)  ge- 
arbeitet oder  aufbewahrt  werden. 

Schirrknecht,  m.,  s.  Schirrarbeiter. 

Schirrmacher,  m..  Verfertiger  der  länd- 
lichen Geschirre,  Geräte  =  Schirrar- 
beiter. 

Schiich,  /.,  weibliche  Haube,  s.  Hifoh. 

Schischke,  auch  mit  T  anlautend 
Tschischke,  m.  u.  /.,  Tannen-  oder  Fich- 
tenzapfen, Kienapfel.  Poln.  szyszka^ 
russ.  szlszka,  böhm.  ssysska,  wend.  Sifkay 
lit.  czyszka^  czeczka.  Nsslm.  Forsch. 
3 ;  Th.,  164.  öck  war  dt  lere  op  Schischke 
danze!  als  Drohung.  Sprw.  I,  2387.  Im 
Oberlande  Schischken  auch  die  hakigen 
Samenköpfe  der  Kletten. 

Schischkebauer,  m.,  Spottname  für 
einen  Bewohner  des  Dorfes  Metgethen 
im  Samlande.  Er  ist  ein  Schischke- 
bauer, ist  aus  Metgethen.  Vgl.  Kar- 
toffeihengst 

Schischkeficht',  /.,  verkümmerte  Kie- 
fer.    Sperber,  43. 

Schischkewasser,  n.,  unreines  Wasser. 
Dorr,  1.  Wiew.,  67:  Du  schmoddliget 
Schischkewater!  als  Schimpfwort. 

Schischmen,  plur.,  ungarische  Halb- 
stiefel.   Mühling. 

Schisser,  m.,  s.  Schifz. 

Schifz,  w.,  Yon  schei/zen;  übertragen: 
hochgradige  Bangigkeit,  Besorgnis, 
Angst,  Furcht.  Er  hat  Schi/z,  hat 
solche  Angst,  dafz  er  sich  fast  in  die 
Hosen  macht.  Davon:  AnschHz,  m.,  Be- 
trug, arge  Täuschung;  nach  Treichel 
auch  Moralpredigt,  ernstes  Wort.  Es 
gab  einen  gehörigen  Anschi/z,  einen 
Wischer,  anscheifzen,  st,  täuschen,  be- 
trügen, und  wohl  auch  in  zweiter  Be- 
deutung. Verschifz,  m.,  Miizachtung,  Ver- 
ruf. Verschifz  machei},  Fiasko  machen. 
Er  ist  in  Verschi/z  erklärt  Sperber, 
33.    Schisser,  m.,  ängstlicher  Mensch, 


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Schüzmagratzki  —  Schlabber. 


277 


Mensch,  der  dem  Leben  abgestorben 
ist.  Bierschisser,  m.^  der  beim  Bier  in 
Verschife  erklärt  ist.  Treichel.  schifz- 
rig,  od/.,  furchtsam,  ängstlich.  Sperber, 
28.  Die  meisten  dieser  Wörter  sind 
Studentenansdrücke. 

Schifzmagrabki.  ErütSchi/zmagratzki, 
in  Verlegenheit,  weifz  sich  nicht  zu  hel- 
fen. Gilgenburg.  Sprw.  I,  3305.  Viel- 
leicht aus  dem  poln.  mokrzyc  harnen, 
von  mokro  nafz:  die  gröfzte  Verlegen- 
heit ist  wohl,  von  solchem  Bedürfiiis 
gequält  zu  werden. 

schifzrig,  adj,,  s.  SchHz. 

Schitte,/.,  WeberschifiFchen,  s.  Schutt. 

Schittermus,  /.,  Milch-  oder  Wasser- 
suppe mit  Weizenmehl.   Sperber,  35. 

Schtttobje.  Schtttobje  ü  e  Walfkchl 
beim  Überstechen  einer  Karte;  auch 
als  Zurückweisung  einer  Behauptung. 
Das  Wort  ist  Zusammensetzung  aus 
dem  deutschen  &chH  und  dem  poln. 
dohit  vollends  totschlagen,  den  Rest 
geben:  dohit  w  grze  überstechen  im 
Kartenspiel.    Sprw.  I,  3306. 

Schttwabbely  m.,  Roi'zkäfer,  s.  Wabbel. 

SchTwe,  Schtw,  SchTbe,  Scheibe,  Scheib, 
/.,  Dem.  ScMwkCy  Schtwchen  etc.  1. 
alles  Flache  und  Runde.  Schie/zscheibey 
Apfelscheibe^  Wurstscheibe  etc.  2.  Tel- 
ler, weil  er  flach  und  rund  ist.  Der 
hchd.  Ausdruck  Scheibe  für  Teller  ist 
ungewöhnlich,  wo  er  gebraucht  wird, 
geschieht's  irrtümlich,  indem  mwoilSchiwe 
für  pltd.  hält.  Lit  sz^i^e^  um  Memel 
sk^e.  So  schone  Schtwkes^  blotzeblank^ 
On  Teppkes^  Pannkes  klene.  Samland. 
Firmenich  UI,  177a.  Scheibchen,  auch 
TeUerchen  werfen  =  Butterbrot  (s.  d.) 
werfen.  Im  Werder  Schtwe  auch  Tasse : 
e  Schiwke  Koffee,  3.  es  verliert  sich 
der  Begriff  des  Runden  und  bleibt  nur 
noch     der    des    ausgedehnt   Flachen: 


Fensterscheibe.  Nsslm.  Forsch.  2;  Th., 
165.    Hennig,  228. 

schTwelig,  ädj\  s.  schTbelig. 

Schtweschrilg',  /.,  schiefe  u.  schräge, 
d.  i.  geneigte  Ebene  im  elbing- ober- 
ländischen Kanal;  es  giebt  deren  fünf. 
Dönh.  Schemionek,  34:  schi^e 
Schräg, 

ichiwo,  adß.y  lustig,  flott,  munter,  poln. 
iywo.    Er  lebt  ichiwo. 

Schlabftk,  Schlabauks,  Schlabauchs,  m,y 
Nichtsnutz,  Taugenichts,  Tölpel,  Herum- 
treiber, ungeschickter,  ungeschlachter 
Mensch ;  auch  blofzes  Schimpfwort  für 
einen  lümmelhaften,  unreifen,  hoch  auf- 
geschossenen Burschen.  Das  ist  ein 
rechter  Schlabdk.  In  Westpr.  auch 
Schlabacks.  Bock,  57,  Hennig,  233: 
Schlabatcchs.  Gleich  im  Begriffe  sind 
Schlabammel ,  Schlabommel ,  Schlftlos, 
Schlftzu,  m.,  und  die  unter  Laband  auf- 
geführten Namen.  HoU.  slabakken  träge 
sein. 

schlabaksch,  schlabauksch,  schla- 
bauchsch,  adj.  von  Schlabäk  etc.,  was 
einem  solchen  eigen  in  Wesen,  Haltung, 
Sprache;  namentlich  von  lotterigem 
Gange.  Potz  klofft!  öhst  (ist  es,  das 
Buch)  wo  Lecktins  (lateinisch),  ok  idoU 
Schlabaacks  geschrehwenf    Carm,  nv/pt 

m,  öod. 

Schiabbe,  seltener  Schlappe,  /.  1.  Vor- 
tuch, Latz,  Serviettchen,  das  man  Kin- 
dern umbindet,  damit  sie  sich  beim 
Essen  nicht  beflecken  und  gewöhnlich 
im  Dem.  Schlabbchen,  n.  Sperber, 
28:  Schlappchen.  2.  Schürze.  Dönh. 
Im  Oberland  heifzt  eine  Schürze  mit 
Latz  Schlappschurze,  SchlappenschUrze. 
Holl.  slabdoeky  slabberdoekje^  in  Pommern 
Slabtasche.  Dähn.,  425b.  Brem.Wb. 
IV,  795.    Bock,  57.    Hennig,  233. 

Schlabber,  m.    1.  flüssiger,  breiartiger 


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278 


Schlabberlise  —  schlackern. 


Stra£zeü8chmatz.  2.sclileimartigerSpei* 
chel,  Geifer.  Der  Schiabber  hängt  ihm 
zum  Maul  heraus.  Holl.  dabber.  In 
ersterm  Sinne  noch:  Schlabjunter, 
Schmadder,  Schlonter,  Schlubber,  m.  3. 
schlaffes,  weiches,  haatartiges  Fleisch. 
Der  reine  Schiabber.  4.  Mund,  Maul; 
in  Posen  Schiabber  Schlappe.  Bernd, 
258.  Davon  8Chlabb(e)rig,  adj.  in  allen 
Bedeutungen;  von  4:  schwatzhaft.  Ein 
ichlabVriges  Weib. 

SchlabberlTse,  -michel,  m.,  Schwätze- 
rin, Schwätzer. 

Schlabbermaul,  m.,  Tautologie  für 
Schwätzer.     Vgl.  Schiabber  4. 

schlabbern,  sfw.  1.  mit  hohler  Zunge, 
läppend  und  schlürfend  saufen  oder 
eine  flüssige  Speise  genicEzen;  zunächst 
von  Hunden,  dann  aber  auch  vom  Men- 
schen. Ei  gab  viel  zu  schlabbern.  Schiab- 
ber die  Suppe  aus!  Hans,  komm  Botte- 
melk  schlabbre!  Volksr.,  263,  916.  2. 
geifern;  beim  Essen  das  Genossene  aus 
dem  Löffel  oder  aus  dem  Munde  fliefzen 
lassen.  3.  schnell  und  gexlankenlos  re- 
den, schwatzen,  plappern.  Das  schlab- 
bert er  nur  so  hin.  In  Bremen,  Ham- 
burg, Pommern  1.  slabben  von  labbere 
lecken,  im  Götting.  slabbem,  in  Bayern 
schlappen;  in  den  andern  Bedeutungen 
slabbem.  Holl.  slabben,  slabberen,  engl. 
to  shbber  nafz  machen,  begeifern.  Brem. 
Wb.  IV,  794.  Richey,  256.  Dähn., 
425b.  Schamb.,  192b.  Schmeller 
in,  454.  Vilmar,  351.  Bock,  57. 
Hennig,  233.  Vgl.  sabbern  u.  tehab- 
bem. 

Schlabjunter,  tt».,  s.  Schiabber. 

Schlablauer,  w.,  Weste.    KL  Werder. 

Schlabommel,  m.  In  gleichem  Sinne 
wie  Labomm£l  und  Schlabäk.  Davon 
8chlabomin(e)lig,  adj. 

Schlachnutke,  m.^  Bauch.    Treichel. 

schlachten,  su?.,  ähneln,  ahnen,  nach- 


arten, nachschlagen,  gleichen.  Das  Kind 
schlachtet  nach  dem  Vater.  Em  Figur ^ 
die  den  Kenik  vorstellt  on  och  ganz  na 
em  Schlacht.  Schal^.  3,  10.  He  Schlacht 
em,  wt  e  Molketewer  dem  Henerhäwke. 
Kgsbg.  Firmenich  I,  103a.  Er  (es) 
schlachtet  nach  dem  Klaffkey  sieht  hä(z- 
lieh  aus.  Ahd.  slahta,  mhd.  slcJUe 
Geschlecht,  Herkunft;  Gattung,  Art. 
Schade,  818a.  Schlachten  hat  also 
zunächst  die  Bedeutung:  verwandt  sein, 
in  die  Art  schlagen.  Was  aus  der  Art 
schlägt,  ist  ungeschlacht.  Bock,  57. 
Hennig,  233.  Vgl.  schlagen;  auch 
lachtig. 

Schlachtwurin,9n.,eine  Assel  (Oniscus)- 
Art,  die  den  Fischen  gefahrlich  sein 
soll.    Danzig.    Bock,  Nat.  IV,  736. 

Schlack,  97».,  schlacken,  sw.^  schlackig, 
adj.^  Schlackwetter,  n.,  s.  Schlagg  etc. 

schlackeldem,  schladelkern,  sw.^  unstät 
umhergehen,  in  weiten,  schwingenden 
Eieidem;  vielen  Raum  beanspruchend 
hin  und  her  spazieren.  Oberland.  Vgl. 
schlackern  2. 

Schlacker,  /.  1.  Raum  eines  Baner- 
wagens  hinter  dem  Gesäfz,  Packraum. 
Einen  in  die  Schlacker  laden,  ihn  in 
den  Hinterteil  des  Wagens  aufnehmen. 
In  Bayern  der  Schlotter.  Schmeller 
in,  461.  2.  flüssige  Speise,  die  sich 
schlackern  läfzt.  Schlackergrütz,  eine  sehr 
wässerige  Grütze.  3.  flüssiger  Strafzeü- 
schmutz,  dasselbe  was  Schiabber.  Von 
schlackern. 

8chlack(e)rig,  adj.,  schlaff,  schlapp, 
ohne  Halt.  Schlackerig  gehn.  Es  sitzt  edles 
schlackrig  an  ihm,  seine  Kleider  hängen 
weit  und  schlaff  um  seinen  Körper. 
Nach  Mühling  auch  SChläkerig,  nach 
Bock,  58,  schlekrig,  nachlässig.  Von 
schlackern. 

schlackern,  sw.  1.  schaukelnd  wackeln, 
schwanken,  schüttelnd  etwas  bewegen^ 


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schlackig  —  Schlafsteller. 


279 


schlenkern.  Die  Teerpavdel  schlackert 
am  Wagen,  Mü  dem  Kopfe  schlackern^ 
schütteln.  Arme  und  Beine  schlackem^ 
hin  und  herwerfen.  Die  Medizin  in 
der  Flasche  schlackern ^  durchschütteln. 
Vgl.  schlickern.  2.  zwecklos  gehen.  Er 
schlcu^kert  hin  und  her  —  schlackert  die 
Straf ze  auf  und  ab.  Besondersch  Mede 
micht  eck  geemCy  du  schla^kerscht  met, 
Nowack,  60.  3.  essen,  meist  mit 
schlürfendem  Ton.  Die  Mus  schlackern. 
abichlackern,  abschütteln.  Der  nasse 
Hund  schlackert  sich  ah.  Sich  eine 
Tracht  Prügel  abschlackem.  aU88Chlak- 
kem,  1.  ausschütteln.  Einen  Staub- 
lappen aiusschlackem,  2.  die  Suppe 
ausschlackem.  Wie  schlackern  3.  be- 
schlackem,  dch  (s.  d.).  verschlackem, 
durch  Schlackern  eine  Flüssigkeit  ver- 
schütten. Bock,  57.  Hennig,  234. 
Sprw.  II,  1294. 

schlackig,  adj,^  s.  schlaggig. 

Schlacknik,  (?),  eine  Art  Ealteschole 
aus  dem  grünen  Kraut  des  Dimke^  aus 
Blättern  von  frischen  roten  Rüben  oder 
Sauerampfer.  Litauen.  Bock,  NatI, 
273;  er  schreibt  Chlacknik. 

schlacksch,  adj.  u.  adv.,  s.  schlagsch. 

schladeikem,  9w,y  s.  schlackeidem. 

Schlafblume,  Pflzn.  1.  Frühlings-Euh- 
schelle,  PuUatiUa  vemaUs  MiU.^  wahr- 
scheinlich, weil  sie  ihren  Kelch  zur 
Nacht  schliefzt.  Soll  nicht  ins  Haus 
gebracht  werden,  wenn  die  Gänse  brü- 
ten, weil  sonst  die  Embryonen  im  Ei 
ersticken  würden.  Wahlendorf.  Trei- 
chely  Yolksth.  2.  Wiesenschaumkraut, 
Cardamine  pratensis  L.  Friedland  Ost- 
preuTzen.    Kgsbg.    Mühling. 

schlafen,  st  schlafen  schlief  ich  nicht 
—  eine  preuf zische  Redensart  für  die 
nichts  bessere:  schlafen  that  ich  nicht. 
Soph.  R.  VI,  346. 

Scblaffke^  m.^  s.  t.  a.  Bressem  (s.  d.). 


Schlafittchen,  n.,  Zipfel  des  Kleides, 
Rockes,  Ärmel,  Kragen,  in  Litauen  so- 
gar die  BefiPchen  der  Prediger.  Einen 
beim  Schlafittchen  kriegen^  ihn  am  Rock- 
zipfel, Ärmel  etc.  festhalten.  Wenn  du 
nicht  gleich  artig  bist^  nehm'  ich  dich 
am  Schlafittchen  und  werf  dich  hinaus! 
Richey,  57,  erklärt  zutreffend  Slafittje 
mit  Schlag-Fittich^  Flügel  mit  den  Schlag- 
oder Schwingfedem.  Vgl.  Brem.  Wb. 
1,385.  Dähn.,426b.  Mi,  79b.  Bernd, 
259.  Anton  12,  16.  Schmeller  III, 
444.  Vilmar,  351.  Danneil,  194a. 
Abweichend  von  Schlagfittichy  erklärt 
Sallmann,  39b:  Schlafvtt  Schulter. 
S.  Klafittchen  u.  KlaffSz. 

Schlafl(Omode,  /.,  Kommode,  die  aus- 
einandergeklappt als  Bettgestelle  dient. 

Schlafkunz,  auch  kurz  Kunz,  m.,  apfel- 
artiger Auswuchs  auf  Hagebutten  und 
wilden  Rosen,  verursacht  von  Schlupf- 
wespen. Mühling.  In  Bayern  der 
KuenZy  Schlafkuenz  Schlafapfel.  Man 
legt  ihn  dort  unter  das  Kopfkissen,  um 
den  Schlaf  zu  befördern.  Schmeller 
n,  314. 

Schlaflaus,  /.,  Laus,  die  den  Schlaf 
bringt.  De  Schläplües  btte^  sagt  man 
zum  schlaftrunkenen  Kinde.  Sprw.  I, 
3205. 

Schlafratz,  /.,  zur  Bezeichnung  eines 
Menschen,  der  gern  und  viel  schläft. 
Schlafratz  ist  ursprünglich  ein  Name 
des  Murmeltieres  oder  auch  der  Hasel- 
maus, welche  beide  ihres  langen  Win- 
terschlafes wegen  bekannt  sind.  Vgl. 
Ratz. 

Schlafstelle,  /l,  Stelle  zum  Schlafen, 
Nachtquartier.  Unverheiratete  Arbeiter 
und  Handwerker  mieten  bei  kleinen 
Leuten  eine  solche  Stelle  zur  Nacht- 
herberge.   Kgsbg. 

Schlafsteller,  m.,  Inhaber  einer  Schlaf- 
stelle.   Sie  haben  ihre   Wohnung  noch 


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280 


Schlag  —  Schlakanter. 


an    drei   ScMafsteller  vermietet.     Vgl. 
Betistater. 

Schlag,  97».,  Donner,  Donnerschlag; 
aber  auch  Schlagflafz.  Wat  Schlag  on 
lAchting  ofz  datfer  enLarmf  Spook, 
470.  In  interjektionalen  Ausrufen,  Er- 
staunen und  Überraschung  ausdruckend, 
und  in  Flüchen,  im  Sinne  von  Donner- 
wetter. Chtt's  Schlag^  Friede  wo  kommst 
du  herf!  Ertz  Schlag!  Wat  Schlag! 
Schlag!  dacht  he,  wat  böst  du  fa  e  domme 
Kbt(z)!  —  Schlag!  de  Bä'  ös  hinga 
OTW,  on  woU  di  häle.  Rastenburg.  Fir- 
menich I,  109b.  Wir  Schlag!  Schlag 
noch  ent!  In  Zusammensetzungen: 
Schlagmargell,  Schlagkerl,  Schlagbhkrät, 
ähnlich  wie  Blitzmädchen,  BUtzkerl, 
Blitzkröte.  Auch  in  dem  Sinne  von 
Henker,  Teufel:  Oaut  mi  no'm  ScMctg 
m>et  jvgem  Theebü,  geht  mir  zum  Hen- 
ker mit  eurem  Theebau.  Deutsch- 
Krone.  Firmenich  HI,  501b.  Wat 
ock  nich  mag,  dat  dräggt  de  Schlag,  wat 
öck  begehr,  dat  kommt  nich  her.  Sprw. 
I,  2646. 

Schlage,  f.,  Behälter,  worin  Kalk  oder 
Lehm  zum  Bau  präpariert  wird. 

schlagen,  st,  ähneln,  nacharten  = 
schlachten.  Hei  schleit  na  stnem  Väder, 
er  schlägt  nach  seinem  Vater.  Tiegen- 
hof. 

Schlagg,  Schlack,  m.,  nasser  Schnee- 
fall, Schneeregen.  Ncuih  dem  Donner, 
Blitz  und  Regen,  nach  dem  Hagel, 
Schlagg  und  Schnee  geht  die  Sonne  auf. 
Carm.  nupt.  I,  176.  Die  Zwölften  sind 
in  lauterem  Schlagge  zu  Ende  gelaufen. 
Linem.,  B  3  b.  Im  December  haben  wir 
insgemein  unbeständiges  Wetter,  viel  Re- 
gen, Schlacke,  westliche  Sturme  etc. 
Bock,  Nat.  I,  315. 

schlaggen,  schlacken,  sw.,  schneien  und 
regnen  zugleich.  Es  schlaggt.  Hen- 
nig, 234. 


schlaggig,  schlackig,  adj.  von  schlag- 
gen. Es  ist  schlag^ ges  Wetter.  In  den 
Zwölften  finden  sich  bisweilen  gantz 
schlaggigtCj  bisweilen  gantz  schone  Tage. 
Linem.,  B3a.  In  Hessen  ist  solch 
Wetter  schlackerig.    Vilmar,  352. 

Schlagg-,  Schlack-,  Schlackenwetter,  n., 
Wetter  mit  Schlagg.  In  Hessen  Schlak- 
kerwetter.    Vilmar,  352. 

SChiägig,  adj.  von  schlagen.  Einschlä- 
giger Weg,  Weg  mit  ausgefahrenen 
Löchern,  in  die  der  fahrende  Wagen 
schlägt  oder  stöfzt,    v.  Au  er. 

Schiagios,  m.,  s.  Schiaios. 

SChlagsch,  adj.  u.  <zdü.,  ungewöhnlich, 
absonderlich,  sehr;  Mühling  erklärt: 
ungeheuer,  erschrecklich.  De  Kröga 
mach  schlaggsche  Oge  gemäkt  h&bbe,  ah 
he  opwächt,  Natangen.  Firmenich  I, 
110  b.  Dat  hebbe  de  schlagsch  Kinder 
gedäne,  sagt  man,  wenn  man  eine  Schuld 
von  sich  abwälzen  will.  Dönh.  He 
säd:  Wt  send  doch  schlagschen  domm. 
Dzg.  Nhg.  Farad.,  28.  Es  is  schlagsche 
warm.  Ermland.  Schemionek,  34, 
hat  für  Elbing:  schUicksche  kalt.  Das 
is  schUicksche  viel,  ist  sehr  teuer.  Wie 
ons  Frind  onnet  Hoachtietshus  keem,  geit 
et  aU  schlagsch  lostig  to.    Boldt,  6. 

Schlagtot,  pltd.  Schlädöt,  m.,  grolzer, 
plumper  und  fauler  Mensch.  Ebenso 
in  Liy-  und  Estland.    Hupel,  206. 

Schlagtuch,  n,  s.  Slagdök. 

Schlagwachtel,  y.,  Wachtel,  Perdia 
cotumia.  Bujack,  380.  Mühling, 
Tiem.,  177. 

Schlagwasser,  n.,  Medik.,  Wasser  ge- 
gen den  Schlag,  A^pm  aromaticcL 

Schläjän,  m.,  Johann,  der  schlägt^ 
täppischer  Mensch.     TreicheL 

Schlakanter,  m.,  Herumtreiber,  Mensch 
in  schmutzigen,  zerrissenen  Kleidern. 
Mühling.  Davon  schlakanterlg,  adj. 
und  schlakantem,  sw.  Wohl  von  schlah^ 


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schläkerig  —  Schlampe. 


281 


kern  in  der  Bedeutung  hin  und  her 
gehen.    Vgl.  schläkern. 

schläkerig,  adj.,  s.  schlackerig. 

schläkern,  sw.^  nachlässig  gehen,  über- 
haupt nachlässig  hin  und  her  bewegen. 
Marold.    YgL  schlackern. 

SChiftkzig,  adj.^  ohne  Haltung.  Geh 
nich  80  scJddkzig!    Saalfeld. 

Schlftlos,  m.^  buchstäblich  ein  Schlag- 
fo«,  roher,  plumper,  ungesitteter  Mensch, 
Nichtsnutz,  Taugenichts,  Herumtreiber, 
der  sich,  nach  Bock,  57,  ^weder  durch 
Schläge  noch  durch  Worte  bessern 
läfzt,  der  gleichsam  los  von  aller  Zucht 
ist,  bei  dem,  wie  man  hier  sagt,  Hop- 
pen und  Malz  verloren  ist*.  Davon 
schiaioslg,  adj.,  schiaiosen,  m.  In  glei- 
chem Sinne  Schlftzu,  Schlädöt,  Schlagzu^ 
Schlagtot    S.  Schiajän  u.  SchlQlos. 

Schlammkasten,  m.  1.  Kasten  an  den 
Ausgängen  der  Kinnsteine,  der,  mit 
einem  Rost  versehen,  den  Schlamm 
zurückhält  und  nur  das  Wasser  ab- 
fliefzen  läfzt.  2.  Nach  Mühling  der 
Abguiz  an  der  Tabakspfeife.  Dieser 
heifzt  jedoch  gewöhnlicher  Schwamm- 
dose. 

schlammottig,  adj.^  schmutzig.  S ehe- 
rn ionek,  34.  Tautologie  aus  Schlamm 
und  Mott, 

Schlammpiezker,  -pelzker,  m,^  nach 
Sperber,  28,  die  Kaulquappe,  doch 
auch  jedes  in  schlammigen  Gräben 
lebende  Amphibium,  oder  jeder  der- 
artige Fisch.    Vgl.  PTsker. 

Schlammsack,  tt».,  s.  Schnappsack. 

Schlamp,  m.,  Schlamm,  Strafzen- 
scbmutz,  flüssiger  Kot,  Schleim  im 
Halse:  Er  rrmjz  soviel  Schlamp  aus- 
»pucken. 

Schlampamp,  m.  1.  ekelhaftes  Ge- 
menge von  Speisen.  Den  Schlampamp 
kamn  Sek  nich  ete,    2.  Strafzenschmutz, 


Schlamm.  Das  ist  guter  Schlampamp. 
In  Pommern  und  im  Götting.  slampamp. 
Dähn.,  428a.     Scham b.,  193a. 

Schlampampe,  /.,  zunächst  wohl 
Frauenzimmer,  das  seinen  Besitz  ver- 
prafzt  hat;  doch  auch  altes  Weib.  Ein 
Hospitalsmütterchen  nannte  sich  selbst: 
alte  Schlampampe. 

schlampampen,  sw.  1.  schlemmen, 
prassen,  gut  und  reichlich  essen,  schwel- 
gen, verschwenderisch  leben.  Aus 
schlemmen  und  pampeln.  Dat  heet  ik 
schlampampt^  rnaer  betaalt  sali  et  wer- 
den^ das  heifz'  ich  geschwelgt,  aber  be- 
zahlt soll  es  werden.  Soph.  R.  Ill, 
486.  Er  hat  alles  verschlampampty  er 
hat  das  Seinige  verschwelgt,  durchge- 
bracht. In  Bremen,  Holstein,  Pommern 
slampampen^  in  Bayern  schlampampen. 
Brem.  Wb.  IV,  800.  Schütze  IV, 
113.  Dähn.,  428a.  SchmellerlH, 
450.  Hennig,  234.  2.  durcheinan- 
der rühren,  z.  B.  Speisen,  s.  Schlam- 
pamp 1. 

Schlampamper,  9^.,  Schwelger,  Schlem- 
mer. 

Schlampamperei,  f.  1.  Schlemmerei, 
Schwelgerei.  In  Bayern  Schlamp. 
SchmellerlH,  449.  S.  Geschlampamp. 
2.  ünreinUchkeit.     Mühling. 

schlampampig,  adj.  1.  schwelgerisch. 
Nach  Schemionek,  35:  schlampam- 
puserig.  2.  schmutzig,  unreinlich,  un- 
ordentlich. 

Schlampe,  Schlampe,  f,  1.  dünne, 
schlechte  Suppe.  2.  Branntweinspülicht. 
Von  Schlamp.  3.  nachlässige,  unor- 
dentliche, schmutzige  Frauensperson. 
Mühling.  In  letzter  Bedeutung  auch 
in  Bayern.  SchmellerlH,  449;  in 
Hessen.  Vilmar,  353.  Vgl.  Schlumpe 
u.  Schiunze.  In  1.  u.  3.  Bedeutung  auch 
in  Posen.    Bernd,  261. 


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282 


schlampen  —  schlarren. 


schlampen,  sw,^  schliDgend,  schlürfend, 
mit  Geräusch  essen.  Davon  au88€hlain- 
pen. 

Schlampern,  aw,^  im  Schlamp,  Kot, 
schlenkern,  nachlässig  gehen,  so  daTz 
man  sich  die  Kleider  beschmutzt.  Aus 
Schlamp  und  schlenkern  zusammenge- 
zogen. Lett.  HcJdampokt^  auch  ichlimpu 
schiampu  eet  dasselbe;  schlampa  einer, 
der  also  im  Schlampe,  Kote  geht;  lit. 
szlapüa  feucht,  nalz,  szlampu^  szläpti 
nafz  werden,  Mampöti  im  Sumpfe  wa- 
ten, kUmpstUj  kRmpti  in  weichem  Bo- 
den einsinken.  Nsslm.  Forsch.  3;  Th., 
165. 

schlampig,  ctd/.  von  Schlampe^  dünn, 
schmutzig,  nachlässig;  im  Aui'zern  un- 
ordentlich.   Mühlin  g. 

Schlampumper,  m.,  weites  Morgen- 
kleid, bequemer  Hausrock.  Er  geht 
den  ganzen  Tag  im  Scfdampumper  um- 
her.   Friedland  Ostpr. 

8Chlampumpem,«ti'.,  unordentlich,nach- 
lässig  gekleidet  gehen.  Yon  ScMam- 
pumper. 

Schlänge e),  /.,  schlängen,  8w.^  s. 
Schienge  etc. 

Schlangenäuglein,  Pflzn.,  liegendes 
Scharfkraut,  Asperugo  procumbem  L. 
Pritzel,  47.  Garcke,  275.  Hagen, 
207:  Schlangenauge. 

Schlangenfett,  n.,  Medik.,  Oleum  Je- 
caris  flamim. 

Schlangenmord,  m.,  Pflzn.,  s.  Natter- 
milch. 
Schlängtuch,  n.,  s.  Schiengtuch. 
SChlanIcweg,  adv.y  ohne  Hindernis. 
Den  Weg  kannst  du  schlankweg  fahren. 
Sa^  es  nur  schlankweg^  ohne  Besorgnis, 
dafz  ich's  übel  nehme. 

schlapp,  ad^.  u.  adv.  1.  schlafiP,  welk, 
weich.  Schlapper  Hut.  Oldy  kold,  slapp 
onm§twedderlichemSchmeerlmk.  Dorr, 
l  Wiew.,  125.    2.  flau;   vom  Wetter. 


Woher  ist  vergangener  Winter  so  gar 
schlapp  und  Regenhaft  gewesen?  Li- 
nemann, Ii4b.  Ist  also  .  .  .  daraus 
ein  schlapper  Winter  zu  prognosticiren 
gewesen.    Ibid.,  Kk  1  a. 

Schlappchen,  n.,  Schlappe,  /.,  s. 
Schiabbe. 

schlappen,  sw.,  schlurfen,  lecken  wie 
ein  Hund.     Davon  ausschlappen. 

Schlappen-,  SchlappschUrze,  /.,  s. 
Schiabbe. 

Schlapper,  m.j  Würfelbecher,  weil  er 
meist  aus  Leder  gefertigt  ist  und  durch 
den  Gebrauch  schlapp  wird. 

Schlapperment,  Fluchwort,  als  Ent- 
stellung und  Yerhüllung  von  sacramen- 
tum^  allgemein  üblicher  Sapperment, 
Sackerment.  Du  warst  potz  schlapper-- 
ment  veM  nües  von  Er  höre.  Carm. 
nupt.  V,  48  d.  Potz  dusendfelte  Schlap- 
perment!   Ibid.,  145  b. 

Schlappermentstag,  m.  1.  der  31.  Mo- 
natstag, für  welchen  das  Militär  kein 
Traktament  erhält.  Der  Geldbeutel  ist 
an  diesem  Tage  schlapp^  er  ist  im  Ge- 
gensatze zu  den  Traktamentstagen  ein 
Schlappermentstag^  an  dem  man  „auf 
dem  Ladestock  pfeift^.  2.  Übertragen: 
jeder  Tag,  an  dem  man  knapp  und 
kärglich  leben  mufz.  Heute  ist  Schlap- 
permentstag. 

Schlaps,  m.,  grofzer,  unbeholfener, 
namentlich  junger  Mensch.  Treichel. 
In  Bedeutung  und  Klang  verwandt  mit 
Flaps  u.  Laps. 

schlapsen,  sw.^  mit  Geräusch  essen. 
Der  Hund  schlapst  sein  Futter.  Vgl. 
schlauksen. 

Schlarr(e), /.,  s.  Schlorre. 

schiarren,  sw.j  schleifend,  schlarfend 
gehen;  namentlich  in  losen,  niederge- 
tretenen Schuhen,  PantofiFeln,  Schlorren; 
auch  schlorren  und  schlurren.  In  Bre- 
men  und  Hamburg  slarren^   im  Hol- 


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Schlarrfatz  —  Schief. 


283 


steinschen  slaareny  in  Pommern  slar- 
pen,  im  Götting.  ilarweUy  in  Bayern 
schlarfen^  tchlärfen^  schlärfeln^  schlar- 
pfen.  BrenL  Wb.  IV,  816.  Richey, 
260.  Schütze IV,  114.  D ahn.,  428b, 
Schamb.,  193b.  SchmellerUI,  457. 
Bock,  57.  Hennig,  234.  236.  S. 
Schlorre. 

Schlarrfatz,  /.,  aus  Schlarr'  =  Schlorre 
(s.  d.)  nnd  Fatz  (s.  Fdts)  zusammen- 
gesetzt, Schimpfwort  für  das  weibliche 
Geschlecht    Ennland.    Sperber,  28* 

Schlarze,  /.,  Schimp&ame  för  ein 
nachlässiges ,  unordentliches ,  träges 
Frauenzimmer.  Von  scMarren.  In 
Bremen  Slarrhacke^  Slärke^  Slartge, 
Letzteres  im  Hannöv.  auch  eine  Kuh. 
Im  Götting.  slarzy  m.  ein  sehr  schlech- 
tes Stück  Zeug,  ein  Lumpen.  Brem. 
Wb.IV,  816  Schamb.,  192b.  Vgl. 
Pflaumenschlarze. 

Schlasak,  m.^  s.  SchlSsak. 

Schlaube,  pltd.  SchlQw(e),  /,  Hülse, 
namentlich  die  grüne  Schale,  worin  die 
Erbsen,  Bohnen,  Nüsse  etc.  sitzen. 
Nach  Sperber,  28^  auch  die  Schalen 
der  Kernfrüchte.  Er  hat  Schlaaben 
vor  den  Ohren^  er  will  nicht  hören. 
Sprw.  I,  2842.  Zu  dem,  der  über  je- 
des kleine  Unwohlsein  Klage  erhebt, 
sagt  man  ironisch:  ü  hat  sich  ihm 
(beim  Erbsenessen)  eine  ScUavbe  vors 
Loch  gesetzt,  Jerrentowitz.  Schlaube 
und  Schimoe  als  Bemsteinsorte,  s. 
Stein  2. 

schlauben,  pltd.  schlQwen,  sw.^  die 
Frucht  aus  der  Schlaube  nehmen,  ent- 
hülsen. De  Schuhlke  schluhwd  de  Mang- 
deUKarmel.  Carm.  nupt  I,  282,  7. 
ausschlauben,  dasselbe.  Die  Erbsen  — 
Bohnen  ausschlaubenj  sie  aus  den 
Schlauben  auslösen.  . . .  Dat  ek  mi  den 
Handschke  utschJuuwd,    eigentlich   die 


Hand  aus  dem  Handschuh  zog.  Dorr, 
Driewjagd. 

Schlauberger,  m,  zur  Bezeichnung  eines 
schlauen  Menschen. 

Schlauderpreis,  m,,  Schleuderpreis, 
von  schleudern,  unter  dem  Preise  ver- 
kaufen. 

Schlaufen,  sw.^  streifen,  etwas  Weites 
überziehen,  aufziehen,  aufstreifen:  ei- 
nen Schiauf,  d.  i.  eine  Hülle,  Decke 
etc.  überziehen.  Schlaufelelen,  Geschirr^ 
das  den  Pferden  leicht  aufgelegt  wer- 
den kann.    Mühling. 

Schlauks,  m.,  einer,  der  durch  Dick 
und  Dünn  geht.    Von  schiauhen  2. 

schlauksen,  sw.  1.  schlampen,  flüs- 
sige Dinge  mit  ausgestreckter  Zunge 
massig  hineinschlingen,  so  dai*z  die 
Speise  umherschlägt  und  die  Thätig- 
keit  des  Essens  hörbar  wird.  Zu- 
nächst von  Hunden,  dann  aber  auch 
von  Menschen^  welche  flüssige  Speisen 
mit  Geräusch  verzehren.  Das  Wort 
ist  schallnachahmend.  Vgl.  schlapsen. 
2.  durch  eine  Pfütze  kräftig  waten, 
so  dafz  das  Wasser  umherspritzt  nnd 
ein  platschender  Ton  hörbar  wird. 

Schl&zu,  97».,  s.  Schlabik. 

schlecht,  adj,j  krank,  stark  unwohL 
Mir  ist  so  schlecht,  ich  fQhle  mich  sehr 
unwohL    Er  ist  schlecht^  ist  sehr  krank. 

Schlecker,  m.,  fette^  schlüpfrige  Thon- 
erde,  Schlick.    Hennig.  235.    Davon: 

schleckerig,  adj,^  schlüpferig. 

Schledtehak,  m,,  s.  Schlesak. 

SchlSf,  Schleif,  m.  u.  /.  1.  grofzer 
hölzerner  Kochlöffel ,  Aufschöpflöffel. 
Sie  (die  Kaufzeln)  werden  gefällt  mit 
dem  Schlaf  oder  Schöpflöffel,  Pierson, 
Matth.  Prätor.,  51.  Darauf  nimmt  er 
einen  Schlaf  . . .  und  schlagt  den  Hahn 
. .  .damit  todt  Ibid.,  62,  S.  75  u.  95: 
Schleef  MargeUes  son  de  gelegne  Pöppes^ 


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284 


Schlehen  —  Schiengtuch. 


Jungem  sön  de  Teerschleefs.  Volksr., 
49,  186.  S.  daselbst  87,  365:  Grött-  ' 
zchleef.  Wir  vnmschen  der  Köchin  'ne 
eiserne  Schleif,  da/z  sie  kann  rühren  die 
Knochen  zu  Fleisch.  Volksr.  213,  785. 
In  Westpr.  auch  SIeif,  holl.  slef.  2. 
jedoch  nur  in  der  plattdeutschen  Form: 
Schimpfwort  auf  einen  einföltigen,  trä- 
gen, unbeholfenen  Menschen.  Angs. 
slaeto,  slow,  sleaw  faul,  träge,  engl 
slowy  holl.  sloef;  im  Götting.  sleif. 
Brem.  Wb.  IV,  819.   Schamb.,  193b. 

Schlehen,  rote,  Pflzn.,  s.  Sanddom. 

Schlei,  SchlT,  Sly,  Schley,  Schleie,  Tin- 
ca  vulgaris,  die  Schleihe.  Altpr.  Unis, 
lit.  kur.  lynas,  mas.  kass.  lien,  lin. 
Benecke,  111. 

Schleicher,  m.,  schleichender  Bauch- 
wind, Flst.  Das  soUte  ein  Schleicher 
werden  und  wurde  ein  Qaarrer,  Sprw. 
I,  3333. 

schleierhaft,  adj.,  unklar,  verborgen, 
gleichsam  verschleiert.  Die  Sache  blieb 
schleierhaft. 

Schleif,  771.  u.  /.,  s.  Schief. 

Schleifbaum,  pltd.  SchKpböm,  m,  zwei- 
beiniges, zirkelartiges  Gestell  mit  Deich- 
sel, auf  welchem  der  Pflug  zum  und 
vom  Acker  geschleift  wird.  Dönh. 
Auch  Deichsel  der  Schleife.  De  BuW 
de  kommt,  denSchlepebom  nömmt  Volksl. 
36,  23,  4. 

Schleife,  pltd.  SchlCp,  /.,  niedriger, 
unbeschlagener  EufiEschlitten.  In  Bre- 
men Sleep,  Slepe,  im  Götting.  Slepe, 
poln.  szlufa.  Brem.  Wb.  IV,  823. 
Schamb.,  194a. 

schleifen,  st  1.  schärfen.  2.  ge- 
winnen. Hier  ist  nichts  zu  schleifen, 
3.  schleppen,  etwas  auf  einer  Schleife 
fahren.  4.  Den  Fuchs  schleifen,  Trink- 
art in  der  Danziger  Nehrg.  Viol^t, 
164. 

Schleifer,   m.,    alter  Tanz,   bei  dem 


man  sich  schleifend  fortbewegte.  Ge- 
Schwindschleifer ^  Hopsaschleifer  (s.  d.). 

Schleifern,  sw.,  einen  Schleifer  tanzen, 
machen,  tanzen  überhaupt. 

Schleifhamen,  9?».,  Fischergerät.  Pier- 
son, Matth.  Prätor.,  117. 

Schleim,  m,,  zähe,  leimige  und  schlüpf- 
rige Grütze:  Schleimgrütz,  Haferschleim, 
Hafergrütze. 

Schleimer,  m.,  jüd.  Vorname,  Schlaume 
=  Salomo. 

Schleimgrtttz,  /.,  s.  Schleim. 

schlekrig,  adj,,  s.  schlackerig. 

Schlemper,  m,,  Schlemmer,  schlem- 
pem,  sw.y  schlemmen.     Treichel. 

Schieng,  /.,  ein  Stück  Wiese  zwi- 
schen zwei  Gräben.  Marold.  Nach 
Sperber,  28:  imErmlande  eine  Furche 
in  der  Wiese. 

Schienge,  Schlänge,  /.  1.  Schlmge. 
Der  Vogelsteller  wird  in  Schlengen  seihst 
bestrickt  Carm,  nwpt,  I,  288.  2.  eng- 
maschiges Netztuch,  das  eigentliche 
Netztuch  im  Eurrennetze,  lit.  anka.  Die 
ScAfen^^istlänger  als  ihre  beiden  iSfwwn^ 
(s.  d.)  und  liegt  zwischen  den  beiden 
Gaddem  in  lockeren  Falten.  Schlenge 
auch  hier  =  Schlinge,  da  die  Fische 
in  den  zusammengezogenen  engen  Ma- 
schen wie  in  einer  Schlinge  gefangen 
werden.  S.  Benecke,  373.  Vgl. Blatt 
und  Gadder. 

schlengen,  schlängen,  sw,,  schlingen, 
umschlingen,  mit  einer  Schlenge  oder 
Schlinge  umspannen.  Bauhandwerker, 
Feldarbeiter  u.  a.  schlengen  Fremde, 
welche  den  Bau  oder  das  Feld  betreten, 
um  dieselben  in  Augenschein  zu  neh- 
men. Gewöhnllich  halt  der  Schiengen- 
de dabei  eine  Anrede.  Vgl.  binden. 
Hennig,  335. 

Schlengtuch,  Schlängtuch,  n,  Tuch,  das 
man  um  den  Hals  schiengt,  schlingt, 
Halstuch.    Qedanism, 


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schlenkern  —  ScW^tel. 


285 


schlenkern,  aw.  1.  unregelmäTzige 
schlingende  Bewegungen  mit  Armen 
oder  Beinen  machen;  schlotterig  gehen^ 
schlendern,  mufzig  gehen.  Er  kan 
nicht  mehr  ah  die .  gomen  und  pflaster 
treten^  schlenckem  gehen  etc.  Stein, 
Peregrinos  XIII,  87.  W.  MtsbL  VI, 
159.  2.  schleudern.  Schlenker^  /., 
Schleuder.  Jeroschin:  otu^h  sul  vnr 
eine  alenkir  hdn  ob  vnr  zu  atrtte  woUin 
gdn  20a.  Pfeiffer,  220.  Muller, 
Paraphr.,  43.  Vgl.  Brem.  Wb.  IV, 
822.  Schmeller  IH,  453.  Vilmar, 
355.  Sallmann,  39b.  Weigandll, 
588. 

Schlensak,  m.,  s.  Schiesak. 

Schlenter,  m,  1.  langer,  schleppen- 
der Rock.  Danzig.  W.  Seidel,  34. 
2.  Haut,  welche  sich  auf  der  Milch  etc. 
absetzt.     Gedanism. 

schlentem,  schlentrieren,  st^.,  schlen- 
dern, mufzig  und  gemächlich  in  den 
StraTzen  umherspazieren.  !ßock,  58. 
Hennig,  235. 

Schiep,  /.,  8.  Schleife. 

Schleppchen,  n.,  eine  Art  Kopfbe- 
deckung im  16.  Jahrhundert.  Sameten 
Schlepchen  vnd  Mardeme  Mützen.  Kld.- 
Ordg.,  370.  Vgl.  Adelung  Hl,  1523: 
Schleppe.    Frisch  H,  193b:  Schlappe. 

schleppen,  sw.  Sich  mit  einem  kran- 
ken Leibe  schleppen  —  sich  mit  dem 
Fieber  schleppen,  die  Krankheit,  das 
Fieber  nicht  los  werden.  Sich  mit  ei- 
ner Person  schleppen^  mit  einer  Person 
andern  Geschlechtes  in  •  unerlaubtem 
Verkehr  stehen,  aber  auch  eine  lange 
Brautschaft  haben.  Bock,  58.  Hen- 
nig, 235. 

Schlepplose,  n.,  das  gemähte  Getreide, 
welches  auf  dem  Felde  ungebunden 
liegen  geblieben  ist  und  geholt  wird, 
nachdem   schon   alles   in   Garben   ge- 


brachte Getreide  eingefahren  ist.  Saal- 
feld. 

Schleppsack,  m.^  ein  Mensch,  der  im 
Gehen  nicht  recht  fort  will  oder  kann 
und  sich  gleich  einem  Sack  schleppen 
läfzt.  Bock,  58,  und  nach  ihm  Hen- 
nig, 235,  haben  in  gleicher  Bedeutung 
Schleppschink,  m.,  „der  nicht  so  wohl 
geht,  als  die  Schinken  nach  sich 
schleppet." 

Schleppschink,  m.  1.  Klätscher, 
Ohrenbläser.  Samland.  S.  Schwellen- 
schlepper. 2.  nach  Muhling  das  Schin- 
kenfleisch an  einem  Gansfufze..  Vgl. 
auch  Schleppsack. 

Schleppsel,  n.,  was  sich  auf  einmal 
schleppen,  tragen,  oder  fahren  läfzt, 
eine  kleine  Last,  ein  kleines  Fuder. 
Ein  Sleppsel  Sprock  —  Heu  —  Holz. 
Von  schleppen.    Hennig,  335. 

SChlSren,  sw.^  zu  vorteilen  suchen, 
sich  bereichem,  an  sich  raffen,  viel 
Geld  einnehmen.  Natangen.  Franzos^ 
Kujon^  wt  käme  schon!  Wt  wäre  di 
schon  lehrcy  to  schiieke  on  to  schleere. 
Volkslied:  Wat  de  lettausche  Dragoner 
dem  Franzos  verteilt,  1870.  Fliegendes 
Blatt     Reyländer,  Tilsit. 

Schltoacl^  Schiensack,  m.,  eine  Art 
Gebäck  in  Zwiebackform,  ursprunglich 
schlesisch.  Von  dem  poln.  üqzak 
Schlesier.  Schmitt,  109;  Westpr., 
167.  In  der  Gegend  von  Kreuzburg 
und  Zinten  Schlasak,  bei  Sperber, 
40:  Schlunsak,  Schllnsak,  bei  Sche- 
mionek,  35:  Schledichak. 

Schlesinger,  m.y  Schlesier,  ursprüng- 
lich der  schlesische,  jetzt  fetst  jeder 
herumziehende  (Leinwand-)  Händler. 

Schiet,  n.,  Zaun,  Gatterthor.  Muh- 
ling.   Von  scUeten  schliefzen. 

SchlStel,  Schltttel,  /.,  Stange  zum 
Deckenbelag  des  Stall-  oder  Schoppen- 


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286  schietsam  —  schlingen. 

raumes,   worauf  Heu,  Stroh   etc.   ge-  N.   Pr.  Prov.-Bl.  V,  187.    2.   ab   und 

lagert  wird.     Dönh«  Friedland  Ostpr.  zu  einen  Schlack  nehmen. 

schletsam,  c^,^  gelassen,  phlegmatisch.  Schlicl(ge8chworenery9n.,Geschworener, 

Dzg.  W.  Seidel,  34.  vereidigter  Aufseher  in  den  Niederon- 

Schleuse,    /*.,    groi'ze    Menge,    lange  gen,  dem  die  Beaufsichtigung  der  La-- 

Reihe.    Mühling.  ken    zugewiesen    ist.      Von   Schlick  = 

Schley,  Schlf,  /*.,  s.  ScMei.  Schlamm.     Der  ScMickgesckworene  bat 

Schlibb,  /.,  der  durch  Aufziehen  eines  also    vorzugsweise    darauf   zu    sehen, 

der   Bretter  hergestellte   Durchlafz   in  dafz   die   Ldken   nicht   verschlammen, 

einem  Bohlenzaun,   speziell   das  Brett  Vgl.  Lftke. 

selbst,  welches  aufgezogen  wird.    Sper-  schlickrig,  ad;.^  nicht  bindig;  von  Saa- 
ber, 28.    S.  Schlipp.  cen.    Schemionek,  35. 

schlicht,  ad/,  u.  adv,    1,  eben,  glatt,  schliddern,    sw.,    schlittern,    auf   der 

ohne    Höcker.     Angs.    slithy    schwed.  Eisbahn   hingleiten.     Treichel.     Vgl. 

slaet^    dän.    slett^    altfir.    sliueht^    hoU.  schorren. 

shMk.   Schlichtes  Ma/z,  nicht  gehäuftes,  schliefzen,     st. ,    schleiTzen.      Federn 

glatt    abgestrichenes   Mafz.      Schlichte  schliefzen^  die  Fahne  in  kleinen  Flock- 

Haare^   ungekräuselte   Haare.    2.   ein-  chen  vom  Schafte  abstreifen:   geschhs-- 

fach.    Er  trägt  sich  schlicht^   —  trägt  sene  Federn.   Ebenso  in  Hessen.   Yil- 

ein  schlichtes  Kleid.    Er  ist  ein  schUchn  mar,  355. 

ter  Mann,  ein  Mann,  der  schlecht  und  Schltker,  m.,  Schleicher, 

recht  lebt.     Hennig,  235.  schlimm,   adf.   u.   ado.     1.  böse,   er- 

SChlichten^   sw.,   das  Garn   des  Auf-  zürnt.    Die,  Mutter  ist  schlinm,,  sie  ist 

zuges  steifen  (mit  Schlichtmus).  aufgebracht    und    schilt    Er   sieht  so 

SchlichtmflS,  f.     1.  dfinnes  Mus,    das  schUrnm  aus,    er  macht  stets  eine  em- 

num  zum  Steifen  des  Games  gebraucht,  ste  Miene.   Sonst  ward  erVader  schlimm! 

2.  Mus  ohne  Klunkern.    S.  MQs.  Dorr,   1.  Wiew.,   80.     Leefster  Gorg, 

Schliclc,  m.,  s.  Schluclc.  si  nich  scMfinml    Ibid.,    127.    2.  un- 

SchKcIcer,  (?),  Pilzart,  s.  Plebb.  wohl,    übel,    zum   Erbrechen   geneigt 

Schliclcermilch,   /*.,   geronnene,    sauer  Mir  wird  so  schlimm.    3.  falsch,    un- 

und     dick    gewordene    Milch.      Nach  echt     Ein  schlimnner  Schilling. 

Treichel  auch  Schlippermilch.    S.  d.  Schlingelreck,  m.,  Rock  ohne  Elap- 

folg.  pen,    mit   einer  Reihe   von  Knöpfen. 

schlickern,   sw.     1.    schaukelnd    hin  Mühling. 

und   her  baumeln,    s.  v.  a.  schlackern.  schlingen,  8^.,  abschwellen,  abnehmen. 

Auch  nennt  man  die  schaukelnde  Be-  allmählich  schwinden,  sich  verringern, 

wegung   der    dicken   Milch   schlickern  schlanker     werden.       Die     Geschwulst 

und  schlippem.    Quid  est  vita  humanaf  schlingt  —   ist  schon  sehr  geschlungen; 

Was  is  menschlich  Lebbenf    Menschlich  auch    vom    geschwollenen   Körperteile 

Lebben  is  Theerpudel  am  Wagen:  schlik-  selbst:     Der     Fufz     ist    geschlungen, 

ker  un  schlacker,  schlicker  un  schlacker: —  In  Pommern  stinken  vom  au%egange- 

bumsl  liegt  auf  der  Erde.     Aus   der  nen  Teige,    der  wieder  dichter  zusam- 

Leichenpredigt  des  Pfarr.  Pogorzelsld.  men&Ut    Dähn.,  430a. 


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Schliokschlank  —  Schlodderkopf. 


287 


SchlinkscMank,  m.  1.  Faulenzer, 
MüTzigganger,  nachlässiger  und  lang- 
samer Mensch.  Hennig,  225.  Es  ü 
ja  uncmsstehlickf  da/z  der  . . .  polizierte 
Student  ein  SchUnkscldank  wird.  Soph. 
R.  I,  406.  Sperber,  28,  schreibt 
ScMingschlangxxxiA&t^Vkrii  unersättlicher 
Mensch,  VielfraTz.  In  Königsberg 
auch  gierig  schlingender  Hund.  In 
Bremen,  Hamburg,  Pommern,  Posen 
im  Sinne  Hennig s  SUnkfis%  SUnk- 
fUteTy  in  Bayern  Schlank  oder  SMan- 
ien,  m.  Brem.  Wb.  IV,  832.  Ri- 
chey.  262.  Dähn.,  430b.  Bernd, 
264.  416,  Schmeller  IH,  453.  2. 
schlankes  Frauenzimmer.    Natangen. 

schlinkschlanken,  mjo.^  faulenzen,  mfi- 
fzig  gehen.     S.  d.  vor. 

Schlipp,  n.,  Schlippe,  /.,  aufsiehbares 
Stück  eines  Rickzaunes,  loser  Baum  im 
Rickzaun,  durch  dessen  Verschieben 
eine  Durchfahrt  nach  Belieben  herge- 
stellt werden  kann;  LattenthOr,  Gatter- 
thür,  durch  lose,  verschiebbare  Zaun- 
bretter geschlossene  Durchfahrt.  In 
Westpr.  Schlepp,  bewegliches  Heck, 
nach  Schmitt,  Westpr.,  168,  von  dem 
poln.  9iwp  Säule.  Das  Schlipp  aufma- 
chen —  zumachen.  In  Dönh.  auch 
Schlippbaum,  m.    Von  schlupfen. 

Sdilippe,  /.,  Faltung  des  Frauen- 
rockes, hervorgebrachtdnrchZusammen- 
nehmen  der  vorderen  Rockbreiten,  na- 
mentlich beim  Sitzen.  Auf  die  Schlipp 
pe  geben^  Hochzeitsgebrauch.  Vor  Be- 
ginn des  Brauttanzes  nahen  Bräutigam 
und  andere  junge  Leute  und  werfen, 
sich  überbietend,  der  Braut  Geldge- 
schenke in  die  Schlippe^  den  Schofz, 
wodurch  sie  die  Ehre  des  nächsten 
Tanzes  erlangen.     Treichel. 

schlippem,  mo.,  s.  schlickern. 

Schlippke,  plur.y  die  Augen.    Dönh. 


schllprig,  adj.^  elend,  klagend.  Saal- 
feld. 

schürzen,  sw.^  s.  schnurzen. 

SChlitt,  3.  Pers.  des  Präs.  von  scAZo- 
gen.  He  schlitt  mir  fast  de  Ogen  aiu/im 
Kopp,    Oberland. 

Schlittmann,  plwr.  SchlittmannSy  m., 
Fischer,  welcher  bei  der  Winterfische- 
rei das  Garn  auf  dem  Schlitten  führt 
und  zugleich  darauf  zu  sehen  hat,  dafis 
es  ordentlich  ins  Wasser  gelassen  wird. 
Bock,  Nat.  IV,  717. 

Schlitze,  /.,  der  Schlitz  im  Frauen- 
rock ;  Schlitz,  Rifz  überhaupt.  Spottend 
nennt  man  Mädchen  Schlitzdragcner, 
-husaren. 

SchlTus,  m.,  Schnaps.  Einen  ScJUtus 
trinken.  Tiegenhof  In  Ostpr.  Schnt- 
bus. 

Schiocker,  Schlockerl,  m.^  langsamer 
Mensch  von  schlotternder  Haltung. 
Unjger  der  GarcP  hebben  se  ut  dem  grSt 
Schiocker  en  hObschen  Monachen  gemäkt. 
Elbinger  Höhe.  N.  Pr.  Prov.-BL  a.  F. 
IX,  241.  Firmenich  III,  493b.  Du 
langer  Schlockert!    Oberland. 

schlodderig,  adj.j  schlotterig,  los,  welk, 
schlaff,  nachlässig.  Schloddrig  in  der 
Kleidung  sein.  Schloddrig  stricken^  los 
stricken.    Ygl.  schludderig. 

Schlodderkopf,  m.^  ein  Mensch,  der 
mit  dem  Kopfe  schloddert.  Der  sam- 
ländische  Bischof  Nikolaus  von  Schö- 
neck, um  1460,  hiefz  der  aUe  Schlodder- 
kopf^  weil  er  aus  Alterschwäche  mit 
dem  Kopfe  wackelte.  „Er  wuTzte  die- 
sen Beinamen  sehr  wohl,  daher  er  nach 
Paul  Polens  geschriebener  Chronik 
p.  277,  Öftmals,  wenn  er  von  Fisch- 
hausen nach  Königsberg  gereiset,  und 
in  der  Haide  still  halten  lassen,  zu 
seinen  Dienern  gesagt:  Hela^  heia! 
lieben  Kinder j   wie  werden  die  Komga- 


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288 


echloddem  —  SchloÜEhond. 


bergischen  Frcmen  sagen:  da  kommt  der 
alte  Schlodderkopy  vnrd  aber  eine  neue 
Zeysse  (Accise)  aufbringen.  Hennig, 
236. 

schloddem,  sw.^  schlottern;  los  und 
schlaff  hin  und  her  schwanken.  Ihm 
schloddem  die  Kniee  —  schloddert  der 
Kopf.  Die  Kleider  schloddem  am  Leihe. 
Auch  schlorren.  Verhungert  sond  ju^ 
dadrum  schhrrt  orrit  lere  Ltw  de  Weste! 
Volkslied:  Wat  de  lettausche  Dragoner 
dem  Franzos  verteilt.  1870.  Fliegen- 
des Blatt.     Reyländer,  Tilsit. 

Schlomski,  m.,  s.  Schlumski. 

Schlonter,  m.,  s.  Schlabber. 

schlontern,  sw.^  sohlendem.    Dönh. 

Schlepp,  n.,  s.  Schlipp. 

SchlorrchenglHschen,  n.  Am  Fast- 
nachts-Dienstage wirdnachmitt.  Schlorr- 
chen  geglitscht  oder  gefahren^  damit  der 
Flachs  gut  gerät,  d.  h.  es  wird  eine 
Spazier&hrt,  namentlich  des  Gesindes, 
veranstaltet.    Litauen.     Volkskal.,  74. 

Schlorrchenschmeirzen,  n.,  das  Schick- 
sal befragende,  in  Ostpreufzen  und  Li- 
tauen allgemein  beliebte  Sylvesterbe- 
lustigung. Man  setzt  sich  mit  dem 
Rücken  gegen  die  offene  Thür  auf  die 
Erde,  steckt  eine  Schlorre,  einen  Pan- 
toffel, an  den  Fufz  und  wirft  ihn  über 
den  eigenen  Eopf  hinweg.  Kommt  der 
Pantoffel  mit  der  Spitze  gegen  die 
Thür  zu  liegen,  so  kommt  die  Person, 
der  das  Orakel  gilt  und  die  vorher  be- 
stimmt sein  muf'z,  im  Laufe  des  näch- 
sten Jahres  aus  dem  Hause:  sie  stirbt 
oder  heiratet.  Fällt  der  Pantoffel  jen- 
seits der  Thürschwelle  nieder,  so  stirbt 
dieLihaberin;  ist  die  Hacke  aber  nach 
der  Thür  gerichtet,  so  bleibt  sie  im 
Hause.  Zeigt  die  Spitze  des  Pantoffels 
nach  dem  Ofen,  so  wird  die  Person 
jahrüber  frieren  oder  überhaupt  frosti- 
ger Natur   sein;   steht   sie   gegen   das 


Bett,  so  droht  ihr  Ejrankheit  Um 
die  Zukunft  so  genau  als  möglich  za 
erfahren,  wirft  man  für  jede  Person 
dreimal.    YolkskaL,  26. 

Schlorre,  /*.,  Dem.  Schhrrchen^  pltd. 
Schlorrke.  1.  Pantoffel,  namentlich  alter, 
ausgeweiteter;  auch  niedergetretener  und 
so  zum  Pantoffel  gestalteter  Schuh,  Ut. 
szlure.  Man  hört,  jedoch  selten,  auch 
Schlarre,  in  Westpr.  auch  hchlurre. 
Pantoffeln  aus  Holz  mit  Oberleder  hei- 
fzen  Klotzschlorren.  Ach  Herrje^  tot 
geit  et  nü^  Wat  sond  dat  fer  Tidef 
Kein  Mansch  lett  mer  Schhrre  mäke^ 
Wat  heft  dat  to  bedide! .  Aus  einem 
Yolksreim.  Dönh.  Hennig,  236.  Auf 
die  Frage:  Was  giebt's  zu  Mittag?  er- 
halten Kinder  zur  Antwort:  Frikassee 
mit  Schlorren  (statt  der  fettreichen  Halb- 
mondkuchen). Überland.  S.  Korke. 
2.  übertragen:  Schimpfwort  auf  Frauen- 
zimmer.   Alte  Schlorr! 

schlorren,  sw.^  in  Schlorren  schleifend 
einhergehen,  gewöhnlich  «cÄiarre» (s.d.). 
Die  Schuhe  anscUorren,  die  Schuhe  los 
anziehen,  ohne  dalz  die  Ferse  fest  drin 
sitzt  und  so  schleifend  gehen.  Hen- 
nig, 236.  Eine  zweite  Bedeutung  8. 
schloddem. 

Schlorrenkonzert,  n.,  Konzert,  das  die 
Schlorren  durch  ihr  Lärmen  machen; 
auch  schlechte  Tanzmusik. 

Schlorrenschlepper,  ?n.,  einer,  der  die 
Schlorren  herbeischleppt,  was  das  Kind 
gern  dem  Vater  thut,  wenn  er  die 
Stiefel  ausziehen  will.  Hei  os  dem  IS- 
toe  Herrgott  stn  Schhrreschleppery  der 
Liebling  Gottes.  Sprw.  1,3343.  Auch: 
Schlorrenverschlepper,  also  einer,  der 
die  Schlorren  verschleppt,  gern  Schaber- 
nack macht.    Listerburg.   Tilsit 

Schlttfzer,  m.,  Schlosser. 

Schlofzhund,  9n.,  Hund  von  einem 
Schlosse,  herrschaftlicher  Hund.    Aus- 


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Schlötel  —  Schlüder. 


289 


sehen  tote  ein  Schlo/zhund^  auffällig  er- 
scheinen.   Korrespbl.  III,  51. 

SchIVtel,  /.,  s.  Schietel. 

Schlotterblume,  /*.,  gemeine  Küchen- 
schelle, Pukatilla  vulgaris  MilL  Ha- 
gen, 565.  Nach  Pritzel,  29,  Schlot- 
tenblume, 

8Chlöwei(Zy  adj.,  ganz  weifz,  rein  weil'z, 
weiiz  wie  die  Scblehdornblüte,  wie 
Schlössen,  schnee weifz.  In  Bayern 
schlotteweifz  (Schlotter-Miich^y  in  Posen 
schlorwei/Zy  im  Götting.  slätewitty  slStewitt 
weifz  wie  Schlössen,  ebenso  in  Hessen 
schlo/zweifz.  Schmeller  HI,  461. 
Bernd,  264.  Schamb.,  193b.  Yil- 
mar,  357.  Anton,  12,  18.  Dan- 
neil, 196a. 

Schlubber,  m.,  Dem.  Schlubberchen, 
pltd.  Schlubberke,  Schluck,  Schlückchen, 
was  man  mit  einem  Zuge  einschlürft. 
Ein  Schlubberchen  Branntwein^  —  Grütz^ 
—  Mus. 

8chlubb(e)rig,  adj\j  schmutzig;  vom 
Wege.    Vgl.  schlabberig. 

SChlubbem,  sw.^  schlurfen,  Dünnes 
essen;  wie  schlabbetm  1.  In  Bremen, 
Hamburg,  Holstein  slubbem.  Brem. 
Wb.IV,795.  Richey,  264.  Schütze 
IV,  122.  In  Zusammensetzungen  auf-, 
ausschlubbern.  Schlubber  die  Mus  aus! 
Vgl.  schlabbern,  schlurpsen. 

Schluchter,  m.,  ein  kurz  anhaltender 
Regen,  Regenschauer.    Mühling. 

Schluck,  9n.,  auch  Schlick,  schlechter, 
unreiner  Bernstein.  Bock,  Nat  III, 
218.  Hennig,  236,  schreibt  Schluk. 
S.  Stein. 

schlucken,  sw,^  schluchzen,  wiederholt 
aufstofzen.  öck  mot  schlucke^  wer  mag 
an  ml  denket  Ach^  ock  mot  schlucke^ 
min  lewer  Schon  ward  an  mi  denke. 
Kgsbg.  Firmenich  I,  102b.  Nach 
der  Volksmeinung   ist   das  Äuüstofzen 

Fritchbier,  Wort«rbocb  IL 


ein  Zeichen,  dafz  eine  dem  Schluch- 
zenden werte  Person ^an  diesen  denkt. 
Rät  man  die  betreflfende  Person,  so 
hört  das  Schluchzen  augenblicklich  auf. 

Schlucker,  Schluckert,  im  Oberlande 
auch  Schnucker,  m.^  wiederholtes,  krank- 
haftes Aufstofzen,  Schluchzen,  verur- 
sacht durch  krampfhafte  Zusammen- 
ziehung des  Zwerchfelles.  Öck  hebb 
den  Schlucker(t),  Im  Götting.  der 
Stücken.    Schamb.,  196a. 

Schluckerfafz,  n.,  Gefäfz,  in  welchem 
sich  das  Wasser  zum  Anfeuchten  des 
Wetzsteines,  behufs  Schärf ung  der 
Sensen  befindet.  Mühling.  In  Hes- 
sen Schlotterfafz.    Vilmar,  357. 

Schlucks-chen,  pltd.  Schluckske,  n.. 
Dem.  von  Schluck.  En  Schluckske 
Finkeljochem  her!  Carm.  nupt.  I,  282. 
15. 

Schludder,  m.,  s.  SchlQder. 

schludd(e)rig,  schlQdrig,  adj.  1.  schlot- 
terig. Sie  geht  scMudderig^  ihre  Klei- 
der sitzen  nicht  fest  an.  2.  los,  nicht 
fest  und  dauerhaft:  von  einer  Hand- 
arbeit, einem  Zeuge.  3.  unordentlich, 
nachlässig  in  der  Arbeit.  Die  Magd 
ist  scMudderig^  sie  ist  in  ihrer  äufzeren 
Erscheinung  unordentlich  und  verrichtet 
ihre  Arbeit  nur  obenhin.  Und  macMs 
ein  Kerl  allzu  schludrig:  tant  pis  pour 
lui!  Soph.  R.  I,  621.  Ich  habe  welche 
(Jungfern)  gekannt^  die  des  morgens 
herzlich  schludrig^  ja  recht  latschig  aus- 
sehn.  Ibid.  VI,  477.  Die  Oper  ging 
im  übrigen  recht  schludrig.  L.  Köhler, 
Königsberger  Hartg.  Ztg.  1874,  Nr.  262. 
Abendausgabe.  In  Bremen  shdderig^ 
sludderig  schlotterig,  faul,  träge.  Brem. 
Wb.  IV,  839.  Bock,  58.  Hennig, 
236.    Vgl.  schlodderig  u.  schlunzig. 

schluddem,  sw.^  s.  schlOdem.  In  zwei* 
ter  Bedeutung  schorren. 

19 


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290 


scblüdem  —  Schlank. 


SchlQder,  Schludder,  m,^  loser,  schlecht 
gewebter  StofF.  Das  Zeug  ist  ja  rei- 
ner ScJdudder.  In  Bremen  Slodde  ein 
Lumpen.  Brem.  Wb.  IV,  838.  Nach 
Treichel  auch  abgetragenes  Kleidungs- 
stück.   Vgl.  schlodderig. 

schlOdem,  schluddern,  sw.  1.  fl&chtig, 
liederlich,  nachlässig  und  schlecht  ar- 
beiten. Die  Arbeit  ist  geschituldert,  sie 
ist  nicht  fest  und  dauerhaft  gemacht. 
In  Bremen  ähnlich  huldem.  Brem. 
Wb.  IV,  839.  Vgl.  schloddem.  2. 
eine  Ware  unter  dem  Preise  verkaufen, 
verschleudern.  In  diesem  Sinne  vor- 
zugsweise schludern^  in  Bayern  schtati^ 
dem,  Schm eller  HI,  433.  Bock, 
58.  Hennig,  236.  3.  sich  herum- 
treiben. Er  schludert  den  ganzen 
Tag  herum,  s.  v.  a.  schländem  und  Zu- 
dem, 

SchlOderprels,  m.,  Preis  unter  dem 
Werte,  Schleuderpreis.  Von  schtü- 
dem  2. 

Schlirff,  bei  Hennig,  236,  Schlup, 
blauer  Thon,  Töpferthon;  schlechter, 
undurchlassender  Erdboden.  Davon 
SChluffig,  adj, 

SchlQlos,  m.  Herumtreiber,  Tauge- 
nichts. Davon  schlQlosen,  sw.  Vgl. 
Schiaios. 

Schlummerkopf,  m.,  Kopf,  der  schlum- 
mert, Dummkopf.    Schimpfwort. 

Schlummerpunsch,  m.,  Punsch,  den 
man  vor  dem  Schlafengehen  trinkt,  der 
den  Schlummer  herbeifuhrt. 

Schlump,  m,,  Haufen,  Menge,  z.  B. 
reicher  Fischfang.     Schemionek,  35. 

Schlumpe,  /*.,  nachlässige,  unordent- 
liche Frauensperson;  wie  Schlampe. 
Vgl.  Schiunze. 

schlumpen,  sw.,  in  abgerissenen  Klei- 
dern, lumpig  und  schmutzig  einher- 
gehen. 


Schlumper,  m.,  alter,  bequemer  Rock, 
Hausrock,  Schlafrock.  In  der  älteren 
Sprache  ein  weibliches  Schleppkleid. 
Adelung  IH,  1545.  Übertragen: 
nachlässiges  Frauenzimmer.  Sie  ist  ein 
rechter  Schlumper —  eine  rechte  Schlum- 
perlise. 

schlumpig,  schlumprig,  schlumpsig,  adj,, 
n&chlässig,  unordentlich  in  der  Klei- 
dung; zerlumpt. 

Schlumpschlag,  m.,  Zufall,  ungefährer 
Schlag.  Mühling.  In  Bremen  Slump^ 
m.,  Zufall,  ungefährer  Glficksfall;  eben- 
so Slumpdag^  m,  Dat  was  so  in  Slump- 
slag,  das  glückte  einmal  so.  Brem. 
Wb.  IV,  848.  Dan.  u.  schwed.  eben- 
falls slump.  In  Bayern  scMumpsweis 
zufälligerweise.     Schm  eller  HI,  450. 

Schlumpschufz,  m.,  im  ScMumpschu/z^ 
im  grofzen  und  ganzen,  nach  unge- 
fährer Berechnung,  ohne  Genauigkeit. 
TreicheL     Gortzitza. 

SchlumsM,  Schlumpski,  auch  Schloms- 
kl,m.,  Schlauberger,  dreihäriger  Mensch. 
Auch  Kosewort:  Na^  kleiner  Schbimskiy 
was  willst  du  aUwiederf  In  der  Ge- 
gend von  Friedland  Ostpr.  Schlumske 
dummer,  einfältiger  Mensch. 

Schlumsltly  /.,  schlunzige  Lise,  un- 
ordentliches Frauenzimmer. 

Schlunk,  Schlung,  m.  u.  f.  1.  Schlund, 
Bachen,  Hals,  Maul,  Gurgel.  Scham 
dt  on  dine  Schlunkl  De  ScUunk  6s 
mi  angeschwoUe.  Wenn  so  de  BoU  üt 
stnen  Schlung  Met  Snmal  an  to  reden 
ßing.  Seelenw.,  71  f.  Ooff  em  ent  un- 
dre  Schlung!  2.  gefräfziger  Mensch, 
und  zwar  in  den  Zusammensetzungen: 
ZwttHschlunk,  pltd.  Twelfschlunk,  der  für 
zwölf  ifzt  und  DracMscMunk.  Nach 
Mühling  statt  Schlunk  audi  Schlurk 
und  Schlurks.  Jeroschin  hat  slu/rc, 
Pfeiffer,    221.      In    Bremen    Shike, 


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SchluDte  —  Schm&chen. 


291 


Sloke  von  schlucken.  Brem.  Wb.  IV, 
846.  schlingen  und  schlucken  sieht  das 
Volk  als  die  Wurzel  Wörter  an. 

Schlunte,  /.,  s.  Schlunz. 

schlunterig,  adj,,  s.  schlunzig. 

schluntem,  sw.^  s.  schlunzen. 

Schlunz,  f.  u.  m.,  anordentlicher,  un- 
sauberer, nachlässiger  Mensch,  nament- 
lich eine  Frauensperson^  und  dann  mehr 
Schiunze.  Nach  Mii  hlin g  auch  Schlunte, 
/.  In  Bremen,  Hamburg  und  Holstein 
Sluntje  nachlässiges,  schmutziges  Weib, 
imGötting.  slunz^  m.,  holL  sluns,  engl. 
sluU.  Brem.  Wb.  IV,  849.  Richey, 
265.  Schütze  IV,  125.  Schamb., 
196a.     Hennig,  236. 

Schlunz,  /.,  in  der  Soldatensprache 
die  FrQhstückssuppe  in  der  Kaserne, 
die  Schlichtmus^  kleisterartiges  Mus,  in 
den  Lazaretten;  auch  die  Kaserne  selbst. 
Königsberg. 

schlunzen,  nach  Mühling  auchschlun- 
tem,  aw.y  wie  ein  Schlunz  leben,  sich 
zeigen,  verechlunzen,  Kleidungsstücke 
in  nachlässiger  Weise  verderben,  zu 
Grunde  richten;  sich  selbst  vernach- 
lässigen und  verloddem.  Er  ist —  hat 
sich  ganz  —  verschiunzt.  In  Hessen 
schlunzen  in  tadelhaftcr  Weise  müTzig 
gehen,  nachlässig  gekleidet  gehen ;  ver- 
schlunzen  zunächst:  die  Zeit  unnütz, 
mit  Müfziggang  verbringen.  Vilmar, 
357. 

schlunzig,   adj.j   unordentlich,  unsau- 
ber,   nachlässig  in    der  Kleidung.    De 
KSnigin   hefft  dat  schlunzge   Volk  nich 
geem.    Dorr,   1.  Wiew.,    121.    Müh- 
ling hat  noch  schlunterig.    Von  Schlunz, 
Schlunzmichel,   m,^    Unteroffizier  der 
Küche.    Kasemensprache. 
Schlup,  m.,  s.  Schluff. 
SChlQpen,   sto.,    schlüpfen,    verzögern, 
verweilen,    verschleppen.      Die   Sache 
schläft  sich  van  einer  Zeit  zur  andern. 


sie  verschleppt  sich,  zieht  sich  lange 
hin.  Bock,  58.  Hennig,  236.  S. 
durch-  und  verschlQpen. 

Schlupp,  n.,  Dünenschonung.     Trei- 
chel. 

Schluppenkohl,  m.,  fester,  strunkiger 
Kohl  (Brassica);  von  dem  poln.  stup 
Säule.  Schmitt,  Westpr.,  168. 
Schlurk,  Schlurks,  m.,  s.  Schlunk. 
schlurken,  schlurteen,  sw,  mitOeräusch 
trinken,  schlürfen.  Mühling.  Nach 
Treichel  bezeichnet  schlurksen  auch 
das  Geräusch,  das  Schuhe  verursachen, 
wenn  sie  nalz  oder  zu  weit  sind.  Vgl. 
schlurpsen. 

SChlurpsen,   sw.,   mit  Geräusch  Flüs- 
siges   essen,    schlurfen.     Lit.   szlwrpti. 
Vgl.  schlabbern,  schlubbem,  schlurken. 
schlurren,  s«o.,  s.  schlarren. 
schlQsen,  aufschlQsen,  sw.^  die  Ohren 
aufrichten  und  spitzen.     Marold. 

SchlQsohr,  m.  u.  ti.  1.  Tier,  nament- 
lich Pferd,  das  die  Ohren  spitzt.  2. 
Mensch,  verstellt  schwerhörig,  schlau, 
driftig,  verschmitzt,  dickfellig,  abge- 
brüht. Im  Samlande  korrump.  auch 
SchnOsohr.  Aus  dem  nds.  s/oü,  schlü 
schlau,  klug,  verschlagen,  verschmitzt, 
holl.  sluw,  engl.  sZy,  schwed.  shig, 
Brem.  Wb.  IV,  841.  Davon  schlQs- 
Ohrig,  adj.  Das  ist  ein  schlusohriger 
Racker, 

Schlüssel,  pob.  kluc^  Gerät  bei  der 
Winterfischerei  in  Masuren  =  Zo/zhaken. 
S.  Winterfischerei. 

Schlüssel,  9n.,  penis.  Er  hat  sich  den 
Schlüssel  vei^dreht^  er  ist  syphilitisch. 
SchlQwe,  /.,  s.  Schlaube  etc. 
Schmächen,  SchmAschchen,  SchmAsche, 
SchmAse,  SchmAschke,  nach  Uennig, 
218,  SchmAske,  n.  u.  /.,  fein  zugerich- 
tete Felle  von  ungeborenen  Lämmern 
mit  fein  gekräuselter  Wolle  und  ge- 
wöhnlich   perlgrau.     In   Westpr.    auch 

19* 

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292 


Schmacht  —  Schmackosterrute. 


SchmOchen,  SchmOsH^hen,  SchmOtschke, 
Schmätschke,  in  Danzig  im  15.  Jahrh. 
SmAs-chen, Schmö8-chen.  Schmitt,  109; 
Westpr.,  168.  Hirsch,  260.  Poln. 
smtmky  smusyk,  smuszek.  In  Bremen 
smaaskeriy  in  Pommern  smaschen.  Brem. 
Wb.  IV,  859.  Dähn.,  433b.  Bernd, 
266. 

Schmacht,  /.,  taubes,  schlechtes  Ge- 
treide. M  ü  hlin  g  mit  der  Bezeichnung : 
altpreuTzisch. 

Schmachtlappen,  m.  1.  Hungerleider. 
2.  kleinlich  Eigennütziger.  3.  schmach- 
tender Liebhaber.  Mühling.  In  Bre- 
men und  im  Götting.  nur  in  der  er- 
sten Bedeutung.  Brem.  Wb.  IV,  856. 
Schamb.,  196b. 

schmack,  adj.,  s.  schmock. 

Schmacke,  Schmake,  /.,  kleines  Schiff 
von  etwa  50  bis  80  Last.  Es  hat  ei- 
nen hohen  Bord,  einen  Mast  ohne  Korb, 
Bugspriet,  flachen  Eiel,  runden  Hinter- 
teil, bauchigen  Vorderteil,  ein  kurzes 
Gebäude,  höheres  Verdeck  und  ein 
breites,  schweres  Steuerruder.  Mron- 
govius  II,  658a.  Schmake  findet  sich 
inPisanskis  Nachtr.  Über  die Schma- 
ken  s.  Bock,  Nat.  I,  586.  In  Bremen 
Smack,  in  Hamburg  Smacke^  holL  und 
engl,  smacky  angs.  Bnaccay  isl.  sneckiay 
poln.  azmaka.  Brem.  Wb.  IV,  856. 
Hennig,  237. 

Schmackedutschke,  Pflzn.,  Eolbenrohr, 
Typha.  Trcichel,  Volksth.  U.  Vgl 
Duderkeule. 

Schmackenfahrer,  -reeder,  m.^  Schiffer, 
Reeder  einer  Schmacke. 

SChmackostern,  <tc.,  eine  ziemlich  all- 
gemein verbreitete  Sitte,  die  darin  be- 
steht, daf'z  am  Morgen  des  zweiten,  in 
manchen  Gegenden  des  ersten  Oster- 
feiertages  die  jungen  Bursche  die  Mäd- 
chen, und  umgekehrt  diese  die  jungen 


Leute  im  Frühschlafe  überraschen  und 
mit  eingegrünten  Birkenruten,  den  sog. 
Schmackosterruten^  schlagen.  Auch  in 
den  Familien  ist  die  Sitte  des  Schmack- 
ostems  allgemein :  die  Hausfrau  streicht 
mit  der  Rute  Vater  und  Kinder,  Kinder 
schmackostem  Vater  und  Mutter,  ge- 
hen auch  wohl  Onkel  und  Tante 
oder  die  Paten  etc.  8chm<icko9tem.  Arme 
Kinder  und  alte  Frauen  machen  da- 
raus ein  Bettelgewerbe,  indem  sie  in 
die  Häuser  schmackostem  gehen.  Die 
Schmackostemden  erhalten  als  Ge- 
schenke: Fladen,  Speck,  Eier,  oft  bunt« 
gefärbt  und  gekratzt,  oder  Geld.  Der 
Gebrauch  wird  als  ein  symbolischer 
dahin  gedeutet,  dalz  in  der  neu  er- 
wachenden Natur  auch  der  Mensch  aus 
dem  Schlafe  zu  erwachen  habe,  resp. 
zu  erwecken  sei.  Reim  beim  Schmack- 
Osteom:  OstrCy  schmackostre,  g^*en  Ostre^ 
ftf  Fldde^  sefz  Eier^  e  Stock  Speck^  denn 
gd  ock  glik  weg!  —  Schm^ackostre^  gren 
OstrCj  fif  EieTj  sefz  SchoUing^  e  Stock 
Speck  etc.  Hennig,  175,  schreibt 
Schmeckostem,  Nessel  mann  schmag- 
ostem,  Treichel  schmagustem.  Lit. 
smagoti^  smögii^  poln.  smagac^  lett. 
schmaugt  schlagen,  peitschen.  Unser 
Schmackostem  heü'zt  poln.  szmigusy  smig- 
usa  dawacj  eigentlich  mit  Wasser  be- 
giefzen.  Mrongov.  H,  658a.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th.,  220.  Volkskal.,  94. 
Volksr.,  226,  797.  Pierson,  Altpr. 
M.  Vm,  367.  Sperber,  28.  Auch 
in  der  Niederlaus,  ist  der  Gebrauch 
des  Schmackostems  wie  der  Name 
(Schmeck-y  Schmackoster)  bekekuni.  An- 
ton, 12,  20. 

Schmackostemite,  /,  Rute  aus  ein- 
gegrünten Birkenreisem  zum  Schmack- 
ostem. Die  Schmackosterruten  werden, 
wenn  Ostern  früh  fallt,  Ton  Landfrauen 


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Scbmacks  —  schmalhansen. 


293 


iD  \variner  Stube  künstlich  ausgegrünt 
und  auf  den  Eönigsberger  Märkten  zum 
Kauf  ausgeboten. 

Schmacks,  m.^  Schmatz,  Kufz. 

schmacksen,  sw,  1.  beim  Essen  mit 
dem  Munde  schmatzen.  Auch  schmack- 
schen,  SChmacken.  2.  mit  einem  Schmatz 
küssen;  gewöhnlicher  schmatzen.  In 
Bremen  smacken^  smaksen^  im  Götting. 
smackeUj  in  Bayern  schvKickezeny  polo. 
smoktac.  Brem.Wb.  IV,  857.  Schamb., 
197a.  Schmellerlll,  463.  Mron- 
go vi  us  U,  658  a. 

Schmadder,  w.,  dickflüssige  ünreinig- 
keit,  Schmutz,  Strafzenschmutz.  Im 
Götting.  STnadder;  in  Hessen  Schmadder^ 
Schmetter,  Schmatter.  Schamb.,  197a. 
Yilmar,  359.    S.  Schlabber. 

Schmadderbuch ,  n. ,  Schmierbuch, 
Kladde.     Mühling. 

8Chmadd(e)rig,  arf/.,  weich,  zu  dünn- 
flüssig; schmutzig,  schmierig;  von 
Schmadder.  Die  Butter  —  der  Brei  — 
der  Weg  ist  schmadderig.  Im  Götting. 
vom  Wetter:  schmutzig,  kotig;  in  Pom- 
mern sudelig,  schmutzig  überhaupt. 
Schamb.,  197a.    Dähn.,  433a. 

Schmadderkatze,  /.  1.  unreinliche,  in 
den  Kleidern  schmutzige  Frauensper- 
son. Mühling.  In  Bremen  Schmad- 
dergreetje.  Brem.  Wb.  IV,  854.  2.  dün- 
nes langes  Talglicht.  Auf  dem  Tisch 
stand  ein  Ldchtlein  . .  .,  so  recht  eine 
Schmedderkatze^  die  man  bei  uns  (in 
Pommern)  Fisselbrümmken  nennt  Soph. 
R.  I,  397.  Hennig,  335,  hat  Schmad- 
derkatz. 

schmaddern,  mo.y  verwandt  mit  mad- 
dem  u.  schwaddem,  1.  in  einer  Flüssig- 
keit zwecklos  rühren,  umherwühlen  und 
diese  dabei  vergieizen.  ImEssen  schmad- 
dern, mit  der  Speise  spielen.  Im  Licht 
schmaddern,  im  Talg  des  Lichtes  rQh- 


ren.  Nach  Hennig,  237,  schmaddern: 
unnötigerweise  im  Fett  rühren  und 
sich  dabei  beschmutzen.  2.  stark  reg- 
nen; in  diesem  Sinne  doch  mehr  schwad- 
dem,  3.  liederlich  schreiben,  schmie- 
ren, sudeln.  4.  auch  s.  v.  a.  schmaden 
(s.  d.).  S.  abschmaddem.  ausschmaddem, 
ausschmieren.    Mühling. 

Schmadderwerk,  n.,  schmieriges, 
schmutziges  Werk,  Schmiererei,  Sude- 
lei, Schmutz,  schlechte  Speise.  Müh- 
ling. 

schmaden,  sw.^  jüdisch-deutsch,  tau- 
fen; das  hebr.  schmadden  taufen.  Er 
hat  einen  geschmadten  Kopf,  er  ist  ein 
getaufter  Jude,  der  zu  der  ihm  ange- 
borenen Schlauheit  sich  noch  die  Elug- 
heit  des  Christen  angeeignet  hat.  Sprw. 
I,  212.    Auch  schmaddern. 

schmäg,  schmfig,  adj,  u.  adv.,  abge- 
dacht, schräg,  geneigt.  Ein  Feld  liegt 
schmag  ab,  es  dacht  sich  nach  einer 
Richtung  hin  ab.    Natangen. 

schmählich,  adj.  in  der  Bedeutung 
überaus,  sehr,  sehr  viel,  grofz.  Dos  ist 
in  diesem  Jahr  ein  schmähliches  Korn, 
der  Roggen  ist  gut  geraten.  [Wort- 
spielend (mit  Schmele)  nennt  man  in 
Ostpr.  mit  Unkraut  durchsetzten  Rog- 
gen: schmähMches  (schmeliges)  Korn. 
M  a  r  0 1  d.]  Er  hat  schmählich  viel  Geld. 
Das  war  ein  schmähliches  Vergnügen, 

Schmftke,  /.,  s.  Schmecke. 

SChmäker,  adj,^  schlüpfrig,  zweideutig; 
von  der  Rede.     Samland.    Mühling. 

Schmalbier,  n.,  das  englische  smaU- 
beer,  schwaches  Bier,  Covent,  Schem- 
per. 

Schmale,  Schmäle,  /.,  die  Schmale. 
In  einem  Tiergespräch  ist  Frau  Schmäle 
die  Schlange.    Sprw.  I,  687. 

Schmalecks-chen,  n.,  s.  Schmerlecks. 

schmalhansen,  mo.,   von  Schmalhans^ 


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294 


Schmallecks-chen  —  Schmarge. 


dem  personifizierten HuDgerleider(Hen- 
nig,  237.  Sprw.  I,  3350),  hungern, 
darben.     Er  mujz  schmaUiansen. 

Schmallecks-chen,  Schmalecks-chen,  n., 
s.  Schmerlecks. 

Schmalz,  w.,  Fett,  Vorteil.  Der  hat 
das  Schmalz  abgeschöpft^  das  Beste  von 
der  Sache  genommen. 

Schmalzbengel,  m.^  Bengel,  der  das 
Schmalz  hat,  Spitzname  für  den  Köl- 
mer  (s.  d.).     Dönh. 

Schmalzblume,  /.,  s.  Kuhblume. 

Schmalzkeilchen,  n,^  s.  Schmalzkuchen. 

Schmalzkuchen,  m.,  runder  Pfann- 
kuchen (grofzer  Kugelklofz),  in  sieden- 
dem Schmalz  gebacken.  Beliebte  Fast- 
nachtsspeise. Er  heifzt  auch:  Schmalz- 
keilchen u.  Porzel.    S.  Voikskal.,  70. 

Schmand,  Schmant, m,  I.Sahne,  Rahm. 
Bock,  59.  Hennig,  237.  Im  Göt- 
tingenschen «wand  die  Sahne;  in  Bayern 
Schmand  auch  dicke  Milch.  Poln.  smie- 
tana^  ^ietanka^  lit.  smantas  Sahne. 
Schamb.,  197a.  Schmeller  III,  471. 
Mrongov.  II,  658b.  Pierson,  Altpr. 
M.  VIU,  367.  Schmand  und  Glumse 
sind  ein  provinzielles  Lieblingsessen. 
Wie  einigen  andern  der  Schmant  und 
Glums  schmeckte.  Soph.  R.  III,  237. 
Vgl.  Glums.  2.  nach  Klein  II,  126,  in 
Dan  zig  auch  Stralzenkot,  wenn  er  recht 
weich  und  tief  ist.  Es  ist  ein  Schmant 
auf  der  Gasse;  auch:  es  ist  sehr  schman- 
tig.  Ebenso  im  Götting.,  s.  Schamb., 
a.  a.  O.    S.  abschmanden. 

SchmandbUxen,  plur,,  Buxen,  weifz 
wie  Schmand;  zur  Bezeichnung  einer 
weifzen  Sommerhose. 

Schmandfische,  plur,^  Gericht,  Schleie 
in  Schmand,  Dill  und  Butter  gekocht. 
Ostpr.    Treichel. 

Schmandfrau,  /.,  s.  Schmandmann. 

Schmandhexe,  /.,  wei/'zer  Nachtfalter. 
Vgl.  Hexe  u.  MolketSwe  . 


schmandig,  schmantig,  ad},  1.  fett, 
rahmig;  von  der  Milch.  2.  kotig.  S. 
Schmand. 

Schmandkasten,  m.,  Kasten,  in  dem 
Schmand  aufbewahrt  wird.  Er  sitzt 
am  Schmandkasteny  an  der  Quelle,  es 
fehlt  ihm  nie.     Sprw.  I,  3508. 

Schmandkuchen,  m.,  kleines  Törtchen 
mit  Schmand-Creme.  Liegt  diese  oben, 
so  heifzt  er  ofener  Schmandkuchen; 
umschliefzt  der  Teig  die  Creme,  so  ist 
das  Törtchen  ein  zuener  Schmand- 
kuchen. 

Schmandmann,  m.,  Mann,  der  Milch 
und  Schmand  zum  Verkauf  nach  der 
Stadt  bringt.    Ebenso:  Schmandfrau. 

Schmandtopf,  m.,  Topf  zum  Schmand; 
er  darf  zu  einem  vollständigen  Ka£Fee- 
und  Thee-Service  nicht  fehlen. 

schmängelieren,  sto.^  s.  v.  a.  schmän- 
gen^  naschen.    Samland. 

schmängen,  schmengen,  sw,  1.  den 
Schmand  abschöpfen,  abrahmen.  Die 
Müch  schmängt  schlecht^  sie  hat  wenig 
Sahne  abgesondert.  2.  naschen,  herum- 
lecken, abessen.  Die  Katze  schmengt 
gern  den  Schmand  weg.  Er  schmängt 
üierail  herum^  er  nascht  überall,  schma- 
rotzt; auch:  freit  umher,  sucht  Umgang 
mit  dem  andern  Geschlecht.  In  zwei- 
ter Bedeutung  auch  schmängem,  schmen- 
kem.  In  dem  Sinne  von  1.  auch  ab- 
schmängen.  Nach  Mühling  dieses  auch: 
sich  einen  Vorteil  zuwenden.  Bock, 
60.    Hennig,  237. 

schmängig,  schmängerig,  adj,^  nasch- 
haft; wollüstig. 

Schmant,  m.  etc.,  s.  Schmand  etc. 

Schmardel,  m ,  s.  Schmargel. 

Schmarge,  /.,  kurzer  Frauenmantel, 
Pelzmantel,  der,  um  den  Hals  befestigt, 
bis  an  die  Taille  faltig  herabhing.  Sache 
und  Name  sind  heute  aulzer  Gebrauch. 
Hennig,  237.  ÄctBorJ^mL  Nsslm. 


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Schmargel  —  Schmeckbraten. 


295 


Forsch.  3;  Th.,  221.  Und  Out  mehr 
bey  solcher  Zeit  (im  Winter)  einer  Frawen 
das  Polnische  Schmarchen  als  bei  dem 
Mann  ein  unterzogenes  Futterhembd. 
Linem.,  Nn2a. 

Schmargel,  Schmardel,  Schmerling, 
Schmarling,  m,^  Schmerlein,  n.,  die 
Schmerle,  Cobitis  barbaiula  L.  Auch 
Notfisch  (s.  d.).  Bujack,  395.  Be- 
necke, 145.    Mühling,  Tiem.,  177. 

Schmarlecks,  m.^  schmarlecksen,  sw.^ 
s.  Schmerlecks. 

Schmarling,  m.,  s.  Schmargel. 

Schmarting,  n.,  Segeltachhülle  um  ein 
Ankertaa  an  der  Stelle,  wo  es  die 
Reibung  zwischen  Schiff  und  Bollwerk 
auszuhalten  hat.    Pillau. 

schmarotzen,  sw,^  klatschen,  yerleum- 
den.  Saalfeld.  Davon  Schmarutzer,  9n., 
verschmanitzen,  sw. 

Schmftschchen,  n.,  Schmftsche, 
Schmftschke,  Schmftse,  Schmflsken, 
Schmatschke,  /.,  s.  Schmftchen. 

schmastern,  mo.,  laut  plappern,  schwat- 
zen.   Mühling.     Nordenburg. 

Schmastersack,  m.,  Schwätzer. 

schmattem,  sw.^  s.  schattem. 

schmauchen,  pltd.  schmOke(n),  schmtt- 
ken,  sw.  1.  Tabak  rauchen  und  zwar 
mit  sichtlichem  Behagen.  Er  schmaucht 
sein  Pfeifchen,  schmöken  mehr  in  West- 
preu£sen.  Schmokten  Toback^  cUten  Fläde. 
Ward.  Buur,  7,  5.  13,  2.  ük  bruk  wl 
ni  mä  Tabak  kSpe,  Wt  könne  Tuffke- 
blöder  schmöke.  Flatow.  Firmenich 
I,  120a.  2.  räuchern.  Da/z  die  Pe- 
tersche  dahin  gekommen  und  mit  Eraut 
geschmocket^  dasey  es  (das  Viehsterben) 
stracks  aufgehöret,  flexenprozelz  zu 
Konitz  im  J.  1623.  Pr.  Prov.-BL  II, 
107.  3.  mittels  Rauches  einen  Misse- 
thäter  ersticken,  und  dann  schmauchen. 
Frisch  II,  205c.  Anno  1637  ist  ein 
grosser  Jung  zu  Undenau  geschmäuchet 


worden,  darumb,  dafz  er  2  Hofe  muih- 
toiUiger  Weise  .  .  .  angestecket  hatte,  des- 
wegen  das  Stück  Acker,  loo  er  ist  ge^ 
schmauchet  worden  noch  bis  auf  den 
heutigen  Tag genennettoird,der Schmauch- 
PaM".  Hartwich,  529.  Hennig, 
238. 

Schmauchfeuer,  n.,  Feuer ^  welches 
keine  Flamme,  aber  Schmauch,  dicken 
Rauch,  entwickelt. 

Schmauchpfahl,  m.,  Pfahl^  an  den  der 
Verbrecher  gebunden  wurde,  der  zu 
Tode  geschmäuchet  werden  sollte. 

schmauks,  interj.,  schallnachahmend; 
zur  Bezeichnung  des  Tones,  den  ein 
flacher  Schlag,  namentlich  eine  Ohr- 
feige, verursacht.  Schmauks  da  hat  er 
eins.  Bock,  59.  Hennig,  238.  Da- 
von Schmauks,  m.,  Hieb,  Schlag.  Es 
gab  Schmauks.    Mühling. 

schmausieren,  sw.,  schmausen.  Hen- 
nig, 238. 

Schmeckbier,  n.  1.  das  zur  Probe  aus 
den  Brauhäusern  geholte  Bier.  2.  „die 
Mahlzeit,  welche  ehemals  die  Landes- 
herrschaft zum  Andenken  des  Hans 
von  Sagan  (s.  Hans)  dem  kneiphöfschen 
Schuhmachergewerk  jährlich  am  Him- 
melfahrtstage auf  dem  Schlosse  an- 
richten lassen.^  Hennig,  36.  Der 
Orden  soü  geben  allein  Jährlich  auf 
Himmelfahrt  zu  trinken  Dcui  Schmeck- 
bier  nebst  viel  Kost  und  Schinken.  Erl. 
Pr.  1,  637;  s.  auch  ebd.  639.  In  bei- 
den Bedeutungen  jetzt  auCzer  Gebrauch. 

Schmeckbraten ,  m. ,  Rinderbraten, 
welcher  guten  Freunden  zur  Probe  vom 
eingeschlachteten  Vieh  vorgesetzt  wird. 
Er  geht  heute  auf  Schmeckbraten,  er 
geht  in  eine  Gesellschaft,  in  der  man 
den  Braten  vom  neugeschlachteten 
Ochsen  kostet.  Dzg.  Klein  H,  127. 
Diese  (Familien)  hauen  fest  zusammen, 
sprechen  plattdeutsch  und  gAen  Fami^ 


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296 


Schmeckwarst  —  Schm^rapfel. 


lienschmätcsey  die  im  Herbst  Schmeck" 
braten  heifzen^  und  in  welchen  die  Spei- 
sen in  Partechaisen  zusammengetragen 
werden.    (Danzig.)    Soph.R.  III,  348. 

Schmeckwurst,  /.,  Wurst,  welche  oach 
dem  Einschlachten  und  Wurstmachen 
Freunden  und  Bekannten  ins  Haus  zum 
Schmecken  geschickt  wird. 

Schmedderkatze,  /.,  s.  Schmadder- 
katze. 

Schmeer,  n.,  s.  Schmfir. 

8chm6g,  adj,  u.  adv.^  s.  schmäg. 

schmeidig,  schmtdig,  schmeifzig,  adj.  1 . 
geschmeidig,  biegsam,  weich.  Die  But- 
ter ist  schmeidigy  sie  läfzt  sich  leicht 
schmieren.  .  .  .  das  Eysen  so  lang  es 
noch  wegen  des  Fewers  schmeidig  ist  etc. 
Linem.,  Oo3a.  Bildlich  vom  Men- 
schen: sanftmütig,  nachgiebig,  demü- 
tig nach  gebrochenem  Starrsinn.  Er 
ist  so  schmtdig  geworden,  da/z  man  ihn 
um  den  Firiger  wickeln  kann.  2.  schlank 
und  doch  kräftig  gewachsen,  gelenk^ 
biegsam,  beweglich;  von  Stammen  der 
Gesträuche,  Bäume,  vom  Menschen. 
Eine  schmeidige  Wide,  eine  biegsame 
Rute.  Eine  schmei/zige  Tanne,  eine 
schlanke  Tanne.  Ein  schmei/ziges  Kerl- 
chen, ein  gelenker,  beweglicher  junger 
Mann.  Da  hot  so  e  be/zche  lang*  Nas, 
addamansonst  eschmeisja  Kardel.  Ermld. 
Freisch.  Manuskript,  schmeifzig  tritt 
nur  in  der  Bedeutung  2.  auf.  Nds. 
smtdig,  smtig,  smtg,  smedig,  smeig,  angs. 
smethe,  holl.  smijdig,  smedig,  dän.  smi~ 
dig,  engl,  smooth,  Brem.  Wb.  IV,  864. 
Schamb.,  198a.     Hennig,  238 f. 

Schmeidigkeit,  /. ,  Geschmeidigkeit. 
Von  schmeidig. 

schmeifzen,  st.  1.  werfen.  On  dann 
schmiet  schwarte  Wasch  bawenop.   D  orr, 

1.  Wiew.,  70.    Die  Teller  hinschmei/zen. 

2.  schmieren,  schlagen.  Wat  golt,  et 
fingt  seck  wei\  de  die  den  Puckel  schmeist. 


Carm.  nupt  IV,  324  c.  2.  mit  Wurf 
trinken.  Einen  schmeifzen,  einen  Schnaps 
trinken.     Sprw.  I,  1532. 

schmeifzig,  adj.,  s.  schmeidig. 

Schmeifzigkeit,  /.,  Geschmeidigkeit 
Von  schmeifzig.    Vgl.  schmeidig. 

Schmfil,  Schmfile,  Schmtl,  m.  u.  /., 
Dem.  Schmekhen,  pltd.  Schmelke.  1. 
Grashalm  überhaupt.  2.  Aira  cristata 
und  fleaniosa  L. ;  auch  Perlgras,  Melica 
caerulea;  Acker windhalm  Agrastis  spica 
venti  L.  Friedland  Ostpr.  Ihm  geht 
keine  Schmtle  —  kein  Schmtlchen  mehr 
in  den  Arsch,  so  fett  ist  er.  Sprw.  I, 
127.  Altmhd.  smelehe,  nd.  smele,  in 
Bayern  Schm£lchen  (hier  werden  scherz- 
weise dünne  Beine  Schmekhen  genannt), 
im  Alemannischen  Schmehk,  lit  smil- 
gas,  poln.  smiatek.  Schamb.,  197b. 
Schmellerlll,  469.  Hennig,  335. 
Vgl.  Rade. 

Schmeichenzagel,  pltd.  Schmfilkezagel 
(a  =  a),  m.,  hagerer,  elender  Mensch. 
2.  Pferd  mit  dünnhaarigem  Schweif. 

Schmelzer,  m.,  Wachsschmelzer,  der 
das  nach  Danzig  gebrachte  rohe  Wachs 
zum  praktischen  Gebrauche  zubereitete. 
15.  Jahrh.     Danzig.     Hirsch,  324. 

schmengen,  schmenkern,  sw.,  s.  schmän- 
gen. 

Schmlr,  vhchd.  Schmier,  n.  1.  Schmer, 
das  Fett  auf  dem  Bauche  und  an  den 
Gedärmen,  der  Talg;  es  wird  zu  Schmalz 
ausgeschmolzen.  .  .  .  und  haben  (die 
Schweine)  einen  geschicinden  Fhc/z  des 
Fetten  ade?*  des  Schmieres.  Linem., 
Tt4a.  2.  dickliches  Fett,  das  zum 
Schmieren  der  Wagen  gebraucht  wird, 
Wagenschmiere.  3.  Prügel.  Et  gew 
SchmSr.  Übertragen  aus  1.  in  gleichem 
Sinne:  Es  gab  Jackenfett. 

Schmfirapfel,  m.  1.  Bratapfel;  von 
schmoren.  2.  Apfel,  der  fettig  anzu- 
fühlen oder  ölhaltig  ist.    Hennig,  238. 


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Schmerbel  —  schmieren. 


297 


Schmerbel,  m.,  Pflzn.,  s.  Mill. 

Schmergel,  Schmirgel,  m.,  Pflzn.  1. 
Feigwurzel,  Ranunculus  ficaria  L.,  poln. 
szmerffiel  Hagen,  580,  2.  Feldspark, 
Spergtüa  arverms  L.  Nach  Hagen, 
492,  Spergel. 

schmergeln,  sw.^  s.  schmirgeln. 

SchmfirhSker,  m.y  Höker,  Händler, 
mit  Schmer;  nach  Mühling  Yiktnalien- 
händler  überhaupt.     Hennig,  238. 

Schmfirkram,  m.^  Kram,  Handel,  mit 
Schmer  und  fetten  Waren  überhaupt. 
Hennig,  238. 

Schmerlecks,  Schmarlecks,  m.,  ge- 
wöhnlicli  im  Dem.  Schmerlecks -chen^ 
Schmarlech-cheUj  Leckerbissen,  wohl- 
schmeckender Imbifz  als  unerwartete 
Zugabe  zur  Mahlzeit.  Da  kost  du  ein 
Schmerlecksclien.  Es  ist  aber  nur  ein 
Schmerleckscheny  nur  ein  Weniges  zum 
Schmecken.  Das  gab  heut  bei  Tisch 
ein  Schmerlechchen,  eine  kleine  Näsche- 
rei als  Dessert:  etwas  Mehlspeise,  Eis 
etc.  Tor  Ttd  mot  klene  Brocke  an 
klen  Schmerlecksert  dod  man  em  (den 
Lehrer)  vnederiocke,  Lhrztg.  4,  355  b. 
Schemionek,  35:  SchmaUeckschen^ 
von  schmal  und  lecken y  Bissen  zum 
Kosten,  z.  B.  Probewurst.  In  der  Ge- 
gend von  Saalfeld  Schmaleckschen.  Vgl. 
Schmerlecksen. 

Schmerlecksen,  schmarlecksen,  sw., 
leckern,  von  einer  kostbaren  Speise 
(ein  wenig)  geniefzen;  nach  Mühling 
in  der  Danziger  Gegend  schmausen, 
gut  leben.  Gotts  Lichting!  nu  ginget 
cait  SchmerUxen.  Dzg.  Nhg.  Parad., 
49.  Wt  viätert  mt  dat  Mül^  ön  bdtke 
to  schmarleae!  Carm.  nupt  I,  282,  14. 
In  Bayern  Schmarren^  w.,  Brocken, 
Stück,  Bissen  (Geiler  von  Kaisersb.). 
Schmeller  in,  472.  Es  würde  mit- 
hin Schmerlecksen  bedeuten:  ein  Bröck- 
chen,  einen  Bissen  geniefzen. 


Schmerlein,  Schmerling,  m.,  s.  Schmar- 
gel. 

Schmfirpaudel,  /.,  Pandel,  welche  die 
Wagenschmiere  enthält,  s.  v.  a.  Teer- 
paudel.    Von  Schme7\ 

Schm§rsel,  n.,  s.  SchmierseL 

schmerzlich,  adv.,  bedeutend,  gewaltig, 
ungeheuer.  Er  ist  schmerzlich  reich  — 
hat  schmerzlich  viel  Geld.     Natangen. 

Schmicke,  /.,  s.  Schmitze. 

schmtdig,  ad;.,  s.  schmeidig. 

Schmied,  m.  1 .  faber  ferrarius.  Nach 
ihm  sind  genannt  in  Königsberg  die 
Schmiedebrücke  y  die  Schmiedestrafze; 
eine  solche  giebt  es  auch  in  Elbing, 
während  Danzig  eine  Schmiedegasse 
hat.  2.  Strich,  den  man  beim  Scheren 
auf  die  Kette  des  Garnes  (den  Rand  des 
Aufzuges),  von  8  zu  8  Ellen  meistens 
mit  Kohle  macht;  er  dient  als  Marke 
und  beii'zt  seiner  Schwärze  wegen  der 
Schmied.  Nach  Marold  heilzen  die 
Striche  im  Aufzugsgarn  Schmitze  und 
stehen  in  Entfernungen  von  je  5  Ellen. 
3.  als  MaTz:  Leinwandlänge  von  8  Ellen 
(von  Schmied  zu  Schmied)  oder  Stock. 
Die  Wirkersche  hat  schon  3  Schmiede 
(gesprochen  Schmidte)  abgewebt.  Fünf 
Schmied  machen  ein  Stück. 

schmieg,  schmtg,  adj.,  schräge,  schief. 
Marold. 

Schmier,  Schmiere,  SchmSr, /.  I.Prü- 
gel, Schläge.  Schmier  bekommen^  — 
besehen^  —  kriegen.  Es  liegt  bei  die- 
sen, wie  bei  andern  Prügelwörtem,  wie 
z.  B.  gerben^  wichsen^  der  Gedanke  zu 
Grunde,  als  bearbeite  man  ein  abge- 
zogenes Stück  Leder  und  nicht  einen 
lebendigen  Körper.    E.  Förstern. 

Schmier&§ch,  /.,  Schmiere  (zum  Ein- 
schmieren von  Stiefeln,  Wagen,  Ma- 
schinen); nutz-,  wertlose  Sache.  Sper- 
ber, 45.    Vgl.  SchmierseL 

schmieren,  pltd.  schmSren,  sw.   l.li- 


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298 


SchmierliAus  —  Schmifz. 


nere.  Ein  Butterbrot  schmieren.  2.  be- 
stechen. Du  motst  em  man  g6t  achme- 
ren.  Das  Sprichwort:  Wer  gut  schmSrty 
der  gut  fä/irt,  bringt  die  Erfahrung  für 
die  Richtigkeit  der  Bedeatongen  1.  u. 
2.  zum  Ausdruck.  3.  prügehi,  schla- 
gen. In  diesem  Sinne  schwed.  »möra. 
zerschmieren,  einen  durchprügehi;  ebenso 
ab-,  auf-,  aus-,  durchschmieren.  Hen- 
nig, 238. 

Schmierhaus,  pltd.  SchmfirhQs,  n.  1. 
Ejrankenhaus,  namentlich  die  Abtei- 
lung eines  solchen,  in  Welcher  an  der 
Erätze  und  Yenerie  Erkrankte  mittels 
der  sog.  Schmierkur  behandelt  werden. 
Von  Schmiere^  Schmer  Salbe.  2.  Sauf- 
haus, Schnapskneipe.  Von  Schmtr 
Trunkenheit. 

Schmieroteic,  m.,  unsauberer  Mensch. 
Gedanism. 

Schmierpisel,  m.,  ein  in  hohem  Grade 
schmieriger  Mensch.  Ebenso  Schmier- 
pott u.  Schmutzpfisel,  m.    Mühling. 

Schmiersei,  pltd.  Schmersei,  n.  1.  Salbe, 
die  zum  Schmieren,  zu  Einreibungen 
gebraucht  wird.  2.  Wagenschmiere. 
Vgl.  Schmer  2.  Von  schmieren.  Hen- 
nig, 238.    Vgl.  Schmierftich. 

schmTg,  o^?'.,  s.  schmieg. 

SchmTl,  m.  u.  /.,  s.  Schmfil. 

Schmtr,  m.^  Trunkenheit.  Er  ist  im 
Schmtr.  Preufz.-poln.  szmyr  Dusel, 
szmer  Sausen  im  Kopfe.  Davon  Schmtr- 
bruder,  m.,  Trunkenbold.  Vgl.  SchmOr 
und  schwTsen. 

Schmirgel,  Schmergel,  SchmSrgel,  m. 
1.  ein  Stück  Speck,  das  schmirgelt. 
Im  Samlande  Spirkel,  im  Ermlande  Kri- 
ichel;  sonst  auch  Schurr,  m.  2.  eine 
geschmirgelte  Sauce  aus  Mehl^  Wasser 
und  etwas  Speck,  welche  zu  KartofiPeln 
gegessen  wird.  Sie  heifzt  auch  Pracher- 
suppe.   3.  nach  Sperber,  28,  Schmir- 


gel  auch  die  Tabaksjauche  im  Pfeifen- 
abgufz. 

schmirgeln,  schmergeln,  schmVrgeln,  sw. 
1.  Schmer,  Fett,  Speck  in  der  Pfanne 
schmelzen,  braten  lassen,  wobei  der 
eigentümlich  zischende  Laut  zu  hören 
ist;  daher  auch  in  Fett  braten,  braten 
und  schmoren  überhaupt.  Sie  hat  den 
ganzen  Tag  zu  schmorgeln.  2.  nach 
schmirgelndem  Fett  riechen.  Wenn  ein 
Scherben  Fett  einzieht^  so  schrmrgeU  er^ 
wenn  er  auch  alt  ist  Sprw.  U,  3144. 
Davon  schmirg(e)lig,  im  Samlande  auch 
schmurg(e)lig,  adj,^  nach  Schmirgel  rie- 
chend. 3.  sich  schmirgeln^  am  heifzen 
Ofen  sitzen  und  sich  den  Rücken  wär- 
men, einprägein.  Oes  hier  kein  Funkke 
Füer^  dabt  öck  schmörgle  kannf  Carm. 
nupt,  I,  282.  Hier  wohl  auch  s.  y.  a. 
schmauchen.  4.  Schemionek,  35: 
schmorgeln^  beschmVrgeln,  sich,  trinken, 
sich  betrinken,  aufschmirgeln,  aufbraten. 
ausschmirgeln,  ausbraten,  einschmirgeln, 
ein  braten  lassen,  verschmirgeln,  ver- 
braten. Im  Götting.  smorgeln  schmo- 
ren, in  Bayern  schmirkeln  nach  Fett 
riechen,  ranzig  sein.  Schamb.,  198  b. 
Schmellerlll,475.  Bock,  60.  Hen- 
nig,  239. 

schmirksen,  sw.,  klecksend  schmieren, 
schmutzen,  namentlich  in  beschmirksen, 
beschmutzen. 

Schmtrl,  m.,  kleinste  Falkenart,  Zwerg- 
falke, Falco  aesalon.  Nach  Bujack, 
367,  auch  Smirill,  Schmerl;  nach  Bock, 
Nat  IV,  279,  Schmirle;  ahd.  smirl, 
mhd.  smirlinc,  smirltn.  Schade,  834a. 
Vgl.  Kohl. 

Schmirring,  m.,  der  gelbfüfzige  Strand- 
läufer, Sandläufer.  Mühling.  Der 
System.  Name  ist  nicht  angegeben. 

Schmilz,  m.  von  schmelzen.  1.  Hieb, 
Schlag.     Es  giebt  Schmisse.    Ich  habe 


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Schmitz  —  schmorgen. 


299 


ihm  auch  so  ein  Dutzend  Schmisse  zu- 
zählen  lassen.  Soph.  R  11,  356.  Und 
kriffte  unterwegs  noch  so  einige  Schmisse. 
Ibid.  m,  218.  Hennig,  239.  2. 
Währungseinheit  beim  Enopfspiel  An- 
schmeifzen  (s.  d.)  der  Knaben.  Der 
einfachste  Knopf  gilt  1  Schmifz,  und 
so  giebt's  nun,  je  nach  dem  Werte  der 
Knöpfe  Zwei-  bis  ZwSlfschmisse,  jedoch 
nur  in  geraden  Zahlen  steigend.  Der 
ausgehöhlte  Knopf,  mit  dem  angeworfen 
wird,  heifzt  Anschmifz,  Au88chmifz. 

Schmitz,  m.^  Schlag,  kurzer  Schlag 
auf  die  Fingerspitzen. 

Sclimitze,  /.  1.  Schmicke,  Klatsch- 
ende der  Peitsche.  2.  nach  Marold 
s.  V.  a.  Schmied  2. 

schmitzen,  sw.  1.  mit  der  Peitsche 
klatschen,  knallen.  2.  eine  Belustigung, 
bei  welcher  man  gegenseitig  mit  den 
Spitzen  der  gestreckten  Zeige-  und 
Mittelfinger  auf  die  ebenso  dargehalte- 
nen beiden  Finger  des  Gegners  schlägt. 
Vgl.  Volksr,  205,  762. 

schmock,  sdimack,  adj.^  schmuck, 
hübsch,  zierlich.  Das  steht  schmock^ 
das  läfzt  schön,  kleidet  gut.  Hier  kommt 
de  schmocke  Jtmfer  Anne.  Dorr,  L 
Wiew.,  14.  So'n  schmocket Feld.  Dorr, 
13.  Mi  Dochter^nugoaschmock  (hübsch, 
adv.)  to  Bedd.  Ibid.,  66.  Geht  Glöck, 
gy  Kwe  Kästings- Gäste  ^  eck  seh  ju 
schmackcke  (Dem.  von  schmack)  oppet 
beste.  Carm.  nupt  V,  145  c.  Engl. 
smug^  wendisch  smuc^  dän.  smuk.  Brem. 
Wb.  IV,  872. 

ScIimOdlHrt,  m.y  schmutziger,  unsaube- 
rer Mensch;  Ekelname,  Schimpfwort. 
Stein,  Peregrinus  XII,  82.  W.  MtsbL 
V,  191.    Vgl.  SchmftdsaciL 

sdimoddelig,  adj.,  s.  schmuddelig. 

SChmSdigen,  mo.,  „lindem,  besänftigen, 
schmeidig  machen.  Die  Salbe  schmo- 
digty  sie  macht  die  verwundeten  Glie- 


der weich  und  gelenk^.    Hennig,  239. 
Vgl.  sclimeidig. 

SchmOdkoch,  Schmuddeilcoch,  m.,  un- 
sauberer Koch;  Mensch,  der  mit  Speisen 
nicht  reinlich  umgeht.    Hennig,  239. 

SchmOdsack,  m.,  unsauberer  Mensch, 
namentlich  ein  schmutziges  Frauen- 
zimmer. Bock,  60.  Hennig,  239. 
Schmod  Schmutz,  in  Bremen  smitte^ 
engl,  smuty  holl.  smette.  Brem.  Wb.  IV, 
867. 

SClimOlen,  sw.^  sich  in  der  Stille  über 
etwas  freuen,  schmunzeln,  lächeln.  Sei 
schmdld  en  bo/zken.  EngL  to  smilcy 
schwed.  smäle^  mhd.  smielen, 

SChmSlen,  sw.^  mit  Rauch  und  ohne 
Flamme  brennen,  gewöhnlich  schwelen. 

SchmOr,  m.,  Trunkenheit.  jE%*  ist  im 
SchmoTy  er  ist  betrunken.    Vgl.  SchmTr. 

ScIimOrbraten,  m.,  gedämpftes  Fleisch, 
das  nachträglich  noch  gebraten  vnrd. 
S.  Schmorfleisch. 

SchmOrbmder,  -finic,  m.,  Saufbruder, 
Trunkenbold. 

schmoren,  sw.  1.  dämpfen,  Fleisch  in 
verschlossenem  Topfe  kochen.  2.  sich 
stark  erhitzen.  In  der  Küche  schmoren 
müssen,  am  Herde  die  Hitze  aushalten 
müssen.  Er  schmort  gu^,  ein  solcher, 
der  am  Herdfeuer  steht  oder  warme 
Kleider  in  der  Sonnenhitze  trägt.  Sich 
am  hei/zen  Ofen  schmoren,  3.  kneipen, 
saufen,  stark  Schnaps  trinken.  Er 
schmort  gut,  —  hat  sich  beschmort,  ein- 
geschmort.  4.  stark  Tabak  rauchen. 
Sperber,  28.  Bock,  60.  Hennig, 
239.    Vgl.  schmirgeln. 

Schmorfleisch,  m.,  Fleisch,  das  ge- 
schmort ist. 

SchmOrgel,  m.,  schmSrgein,  sw.,  s. 
Schmirgel  etc. 

schmorgen,  sw.,  s.  sich,  sich  Sorge 
machen,  vor  Sorge  abzehren.  T rei- 
ch el. 


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300                                          Schmdrpfamie  —  schmostern. 

Schmorpfanne,     /.,     Pfanne,     worin  Piasmacher.    Mühling.     Von  Schmü. 

Fleisch  geschmort   wird.     Von  achrnd-  In  Bayern  Schmicser.    S ch melier  UI, 

ren  L  477. 

SchmOs-chen,  /„  s.  Schmftchen.  Schmunzel,  /.,  Braut,  Geliebte. 

Schmü,  m.,  Vorteil,  Nebengewinn,  Schmunzelmus,  /.,  dünnes,  mit  Speck 
Profit,  Lohn  für  eine  Unterhandlang,  abgemachtes  Roggenmus.  Nordenbarg, 
mit  dem  Nebenbegriff  der  Unredlich-  Vgl.  Schmunzelsuppe. 
keit.  Von  dem  hebr.  schmuah  Gerücht,  schmunzeln,  schmuzeln,  m.  1.  wohl- 
eitle, alberne  Rede,  in  der  Bedeutung:  gefällig  lächeln.  In  den  Bart  schmun^ 
was  kommt  dabei  heraus.  Sich  einen  zeln.  Beim  Wart  Liebeshistörchen  schmt^ 
Schmu  machen.  In  Danzig:  einen  Sch/nül  zelte  sie.  Soph.  R.  IV,  130.  2.  lieb 
machen;  in  Bayern  Schmus.  Schmel-  haben,  lieben.  Sie  schmumein  sich^ 
1er  HI,  477.  sie   lieben  sich.     Samland.     Schmel- 

SchmQchen,  /.,  s.  Schmftchen.  1er  III,  479:  schmutzein. 

Schmuddel,  m.,  Schmutz,  Unreinlich-  Schmunzebuppe,   /.,   Suppe,  die  man 

keit;   unreinliche,    schmutzige   Person,  lieb  hat,  die  man  gern  ii'zt;  Fettsauce. 

Für  Posen  Bernd,  269;  für  Oberlaus.  Von    schmunzeln   2.     Samland.     Vgl. 

Anton,  12,  20.  Schmunzelmus. 

Schmuddelbart,  m.,  Scheltwort  auf  ein  schmurgelig,  odf/.,  s.  schmirgeln. 

Rind,    das   nach   dem    Essen   ein   be-  Schmurl(S,9n.,dereinzelne£ntleerungs- 

schmierte$  Gesicht   hat.    Du   bist  ein  schul'z   bei   Diarrhöe.     Das   Wort   ist 

kleiner  Schmuddelbart.  tonnachahmend.       Davon    schmurksen, 

Schmuddelei,  /.,   Unsauberkeit,  etwas  sw. 

milder  als  Schmuddel.  schmQscheln,  schmQsern,  sw.^  s.  schmü- 

Schmuddeler,  m.,  schmutziger,  unsau-  stem. 

berer  Mensch.    Mühling.  SchmQs-chen,  m.  u.  /.,  s.  Schmftchen. 

schmuddelig,  adj.^  schmutzig,  sudelig,  schmllserig,    adj.^     mühselig,    elend, 

unsauber,    unordentlich.      Schmtcddlige  Mühling.     Vgl.  misrig. 

Hände.    Ein  schmuddeliges  Frauenzim-  SchmQsterke,   w.,    das  Lächeln.     Hei 

mer.      Eine    schrmiddelige    Wirtschaft.  Ut    en   Schmvsterke^    er    lächelte    ein- 

In  Westpr.    auch  schmoddelig.     Wacht  mal. 

man^    du   schmoddliget    Schischkewater !  sehmüstert2iChen,sw.=8chmifStem.OheT' 

Dorr,  1.  Wiew.,  67.     Nds.  smvMelig^  land.    Mühling. 

\u  ^omm&cn  muddelig.   Brem.  Wb.  IV,  schmQstern,    schmQfzem,     schmOsem, 

871.    Schamb.,  198b.     Dähn.,313b.  schmQscheln,  8tc.,  mit  Wohlbehagen  und 

Schmuddelkochy  971.,  s.  SchmOdIcoch.  Selbstgefälligkeit  lächeln,   in  sich  hin- 

schmuddeln,  sw.^   schmutzen,   sudeln,  ein  lächeln,  schmunzeln,  besonders  über 

Davon  verschmuddeln,  beschmuddeln.  eigenen  Vorteil.    Im  Dustem  ist  gut 

Schmul,  Schmll'l,  Schmfl.     1.  m.  jud.  schmustem.    Se  deed,   as  heerd  se  nich 

Vorname,    der   sehr    häufig   auftritt  =  en  Woort^    On  schmusterd  doch  mench- 

Samuel^    nach    jüdischer    Aussprache  rnoal.     Dorr,    23.      Vgl    gtmen.     In 

Schmuel.   2.  zur  Bezeichnung  für  einen  Bremen  smunstem^   smunsterlachen,   in 

Schacherjuden.  Holstein    smustem^    smusterlac/ien^    in 

SchmQmacher,    ?/}.,    Gewinnsüchtiger,  Fornmernsmustemundsmüstem.  Brem. 


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Scbmütschke  —  Schnappsack. 


301 


Wb.  IV,  873.  Schutze  IV,  133. 
Dähn.,  435b.    Hennig,  240. 

SchmOtschke,  n.  und  /.,  s.  Schmft- 
chen. 

Schmubhammel,  m ,  schmutziger,  un- 
reinlicher Mensch. 

schmuzeln,  m.,  s.  schmunzeln. 

schnabbeln,  sw.y  eigentlich  schnäbeln 
von  Schnabel;  auch  schnibbeln.  1.  es- 
sen. Habt  ihr  was  zu  schnabbelnf 
Das  ging  schnibbel,  schnabbel^  da  war 
die  Schüssel  leer.  Vgl.  Sprw.  II,  2386, 
2.  reden,  sprechen.  Er  schnabbelt  in 
einem  wegy  er  plappert  unaufhörlich. 
Sich  verschnabbeln,  sich  in  einer  Rede 
versprechen,  etwas  Verkehrtes  sagen; 
wider  den  eignen  Willen  ein  Geheimnis 
ausplaudern.  In  der  Bedeutung  von  2 
auch:  schnobbeln,  verschnobbeln,  ver- 
schnabbelieren,  verschnubbeln,  verschnap- 
pen. In  Pommern  snvhbeln  straucheln; 
stick  versnubbeln  einen  Fehler  im  Spre- 
chen machen.  Dähn.,  439b.  Bock, 
75.    Hennig,  24L  291. 

Schnabel,  m.,  Mund.  Er  redete  wie 
ihm  der  Schnabel  gewachsen  ist 

schnab(e)lieren,  auch  schnabulieren, 
SU7.,  zunächst  von  der  Ente  und  an- 
dern Vögeln,  welche  beim  Fressen 
gierig  und  hurtig  den  Schnabel  be- 
wegen; übertragen:  schmausen.  Do  he 
met  Appetit  dat  Gdn/zken  schnabbeleret 
Carm.  nupL  I,  298,  1.  Hei  kann  hier 
manchet  svhnabelekrej  wat  hei  so  ßen 
noch  norgends  sähch  (sah).  Nowack, 
72.     Hennig,  240. 

Schnabelkraut ,  n. ,  rundblättriger 
Storchschnabel,  Geranium  rotundifolium 
L.  Auch  schierlingsblättriger  Reiher- 
schnabel, Erodium  cicutarium  UHirit 
Hagen,  718.    709. 

SChnäblig,  adj.j  vorlaut,  zudringlich, 
seinen  Schnabel  in  fremde  Angelegen- 
heiten stecken.    Friedland  Ostpr. 


schnabulieren,  sw.^  s.  schnabelieren. 

SChnacIcsch,  ad)'.,  possierlich,  wunder- 
lich, lustig,  seltsam;  von  Schnack 
Scherzrede,  lustiger  Einfall,  Posse. 
Ejin  schnackscher  Mensch.  Dat  sit 
schnacksch  vt  Ich  bin  eine  Canaille^ 
wo  das  nicht  schnackisch  war.  Soph. 
R  V,  146.  Et  oj'z  verwahrlich  recht 
met  ju  en  srhnackschet  Wesen,  Carm. 
nupt.  lU,  50d.  On  plapperd  pure 
schneaksche  Seaken.  Dzg.  Nhg.  Parad. 
45.    Hennig,  240:  schnakisch. 

Schnaic,  (?),  Schlange.  Treichel. 
In  Bremen  Snake,  engl,  snc^j  dän. 
snog.     Brem.  Wb.  IV,  873. 

Schnalle,  /.,  Hure. 

schnallen,  sw.^  übervorteilen,  prellen. 
Mühling.    Auch  schnellen. 

Schnäpel,  m.^  einer,  der  seinen  Schna- 
bel überall  hinsteckt,  überall  mitredet, 
ein  Grünschnabel,  Gelbschnabel.  Im 
Götting.  snappenlicker^  m,  Schamb., 
199  a. 

Schnäpel,  Schnepel,  Snepel,  bei  Hen- 
nenberger,  29,  Schneppel,  m.,  der  Ost- 
seescbnupel,  Coregonus  lavaretus  L.; 
auch  Seemaribie,  lit.,  kur.  sykas^  kass. 
brzona^  brzoL    Benecke,  150. 

Schnäpelpant,  /.,  Pant  zum  Fange  der 
SchnäpeL  Kurisches  Haff.  Beschrei- 
bung und  Abbildung  in  Benecke,  393 f. 
Fisch. -Ordnung  f.  d.  kur.  Haff  §  28: 
Schnepelpant. 

schnappein,  sw.y  verstärktes  schnabbeln^ 
mit  dem  Schnabel  durchsuchen.  Die 
Enten  durchschnappeln  den  Sumpf. 

Schnäpper,  m.,  s.  Schnepper. 

Schnappern,  sw,^  die  Spitze  der  Gänse- 
kielfeder abknipsen,  abschnappen.  Im 
Rätsel  sagt  der  Gänsekiel  von  sich: 
Man  schnippert  mich,  man  schnappert 
mich.    Tierräts.  86. 

schnapps,  interj.,  s.  Schwapps. 

Schnappsack,  m.,  Brotbeutel,  Ränzel, 


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802 


Schnapshöker  —  Schnaazhahn. 


Reisesack  zur  Aufbewahrang  trockener 
Speisen.  Einderreim:  A^b  ab^  mtn 
Schnappsack  etc.  Volksr.,  112,  466. 
Im  Samlande  Schlammsack.  Vgl  Kos- 
sack. 

Schnapshäker,  m,  Höker  mit  Schnaps, 
Spitzname  für  den  Apotheker.  Trei- 
chel. 

SChnarken,  9W,  1.  schnarchen.  2. 
schwatzen,  s.  v.  a.  schnarren  2.  Da- 
von: Schnarker,  m.,  Schnarcher;  leicht- 
fertiger Schwätzer.  und  ward  der 
Schnarcher  seinen  armen  und  betrübeten 
Nachbahm^  nach  vieler  Müh  und  Ar- 
beit^ gleich  recht.  Linem.,  Kk  3a. 
Schnarkerei,  /.,  Geschnarche,  leichtfer- 
tige Rede,  Schimpfrede.  Aufz  dem 
Cholerisc?ien  temperament  entstehen  Ey ff  er ^ 
Jäher  Zorn:  . .  aufz  diesen  entstehen  alle 
Effecta  Cholerica,  als  Krieg^  Empörung^ 
Tyranneyy  Trotz,  Widersetzlichkeit, 
Schnarckerey,  Stoltz,  übermuht  etc. 
Linem.,  Aaa  2b. 

Schnarp,  m.,  s.  Grasser. 

Schnarraback,  m.,  im  Volksrätsel  der 
Storch.     S.  Tierräts.  90. 

Schnarre,  /.  1.  Knarre  der  Nacht- 
wächter. Zu  Hennigs  Zeit  wurden 
in  Königsberg  mit  der  Schnarre  noch 
die  Standen  angezeigt,  jetzt  wird  diese 
nur  bei  entstehendem  Feuer  in  Bewe- 
gung gesetzt.  Hennig,  240.  335. 
2.  Er  hat  sich  die  Schnarre  eingeuyichst 
—  gut  geschmiert,  er  hat  sich  einen 
Uausch  angetrunken  Sprw  I,  445. 
In  gleichem  Sinne:  Er  hat  die  Schnarr 
im  Gang.    Tiegenhof. 

schnarren,  sw.  1 .  eine  Schnarre  in  lär- 
mende Bewegunp^  setzen.  2.  laut  und 
viel  reden  und  dabei  lärmen  wie  eine 
Schnarre;  über  eine  Sache  sprechen, 
die  man  wenig  oder  gar  nicht  versteht. 
^  ist  ein  Schnarrhans,   ein  Schwätzer. 


Welches  dann  nicht  anders,  als  durch 
die  Edle  Trigonometria  und  Geometria 
mag  verrichtet  werden,  so  mancher 
Sphaerische  Schnarrhans  nicht  einsten 
von  aussen  angesehen.  Linem.,  R  4a. 
Linemann  hat  für  schnarren  2  auch 
schnarken.  Oder  welcher  (Landmesser) 
sich  keiner  justen  und  genawen  Instru- 
menten und  Ketten  gebrauchet,  und  den- 
noch schnarchende  sich  vernehmen  lasset. 
Er  habe  das  seinige  gar  genaw  und 
accurat  verrichtet.    A.  a.  O,  Yy3a 

Schnarrwachtel,/.,  s.  Grasser. 

Schnäsel,  m.,  junger  au%eblasener 
Mensch;  ebenso  Stisel.  Kr.  Neustadt. 
Treichel. 

Schnatter,/.,  Mund,  Maul;  you  schnat- 
tern.   Die  Schnatter  halten. 

Schnatterhans,  -maul,  -Ilse,  etc., 
Schwätzer,  Schwätzerin.  Vgl.  Bernd, 
271. 

schnauben,  pltd.  schnüwen,  st,  schnup- 
fen, eine  Prise  Tabak  nehmen.  Schnif- 
ke  schnüwe  schnöfft  hei  nich,  man  Brann- 
wtn  supe  soppt  hei  sehr.  Wer  schnSppt, 
der  soppt,  der  Schnupfer  ist  ein  Trin- 
ker. Sperber,  29,  hat  für  schnupfen 
schnoben.  2.  schneuzen.  Schnaub  ein- 
mal!    Schnaub  dir  doch  die  Nase. 

schnausen,  pltd.  schnflse(n),  sw.  1.  zur 
Bezeichnung  des  eigentümlichen  Sau- 
sens  der  Luft,  das  durch  eine  schnelle 
Bewegung  hervorgebracht  wird.  Das 
ging,  da/z  es  man  so  schnauste.  2.  nach 
Mühling  s.  V.  a.  schnaufen. 

schnauben,  sw.,  von  Schnauze,  grob 
anfahren,  daher  gewöhnlich  anschnau- 
zen, mit  harten  und  heftigen  Worten 
jemand  anfahren.  Ich  schnavzte  sie  an: 
y,Sie  sind  vielleicht  Braut  oder  so  wasf*^ 
sagte  ich.  Soph.  R.  I,  638.  Hennig, 
241. 

Schnauzhahn,  m.,  junger  Bengel  mit 


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Schnecke  —  Schnepfe. 


803 


grober  Schnauze,  GTobian,Grün8chnabel, 
Gelbschnabel.  Pr.-pob.  mosek^  miokos, 
Mrongov.  II,  662b. 

Schnecke,  /.  1.  Wasserschraube. 
2.  in  der  Niederung  Windmühle  zum 
Abmahlen,  d.  i.  Ausschöpfen  des  Was- 
sers mittels  einer  Schnecke.  Pas- 
sarge, 222. 

Schneeblume  y  /.,  gemeines  Schnee- 
glöckchen, Galantkus  nivalis  L.  Auch 
Schneetropfen.  Hagen,  354.  Im 
Weichseldelta  Schneeguckerchen,  -kucker- 
Chen.    Treichel,  Volksth.  IIL 

SChneeen,  sw,,  schneien.  Es  schneet. 
Es  hM  diese  Nacht  tüchtig  geschneet 
Es  ist  alles  verschneet, 

Schneeguckerchen,  n.,  s.  Schnee- 
blume. 

Schneesieber,  m.,  Mensch,  der  den 
Schnee  siebt,  Bummler.    Treichel. 

Schneevogel,  Schneeammer,  Emberiza 
nivalis.    Bujack,  376. 

Schneffei,  m.,  Hornhecht.  Danzig. 
S.  Homflech  2. 

Schneidebraten,  m.^  Braten  aus  der 
Garküche.  Ehedem  hieizen  die  Gar- 
köche Bratenschneider.  Danzig.  Klein 
H,  134. 

schneiden,  pltd.  8chnTde(n),  st  1. 
lügen.  Der  schneidet  gut.  Davon  auf- 
schneiden. He  schnitt  möt  dem  Cfren- 
schälge,  er  schneidet  mit  dem  grünscha- 
ligen  (Messer),  d.  h.  er  lügt.  Sprw. 
I,  3368.  2.  sich  schneiden^  täuschen, 
irren,  übel  anlaufen.  Der  hat  sich  ge^ 
wältig  geschnitten, 

Schneiderabend,  m.,  s.  Schneider- 
stunde. 

Schneiderfisch,  m.,  s.  GSselitz. 

Schneiderkarpfen,  m.,  Hering,  weil 
ihn  arme  Schneider  häufig  zur  Mahl- 
zeit haben. 

Schneiderkourage,  /.,  Krätze.  In  ei- 
nigen Gegenden   des  Königr.  Sachsen 


heifzt  sie  heimliches  WoMlAen.    Müh- 
lin g. 

schneidern,  sw,y  „als  Schneider  arbei- 
ten, ohne  das  Meisterrecht  zu  besitzen.** 
Hennig,  241.  schneidern  gehen^  von 
Nähterinnen,  die  in  Familien  Frauen- 
kleider anfertigen,  Wäsche  nähen  oder 
ausbessern. 

Schneiderstunde,  /.,  Dämmerstunde, 
s.  y.  a.  Schimmerstunde.  Sie  heiizt 
auch  Schneiderabend.    Mühling. 

Schneiderzeche,  /.,  die  Zeche  zu  glei- 
chen Teilen  bezahlen.  Wir  wollen  keine 
Schneiderzeche  machen,  sagt  derjenige, 
welcher  für  die  ganze  Gesellschaft  die 
Zeche  bezahlt. 

Schneidung,  Schneiding,  /.,  schmerz- 
hafte Empfindung  des  Schneidens. 
Leibschneidung ^  Leibschneiden.  Schnei- 
ding  in  den  Augen^  Augenschmerzen. 

Schneiz,  /.,  ein  durch  den  Wald  ge- 
hauener Weg.     Samland. 

SChnfilcem,  sw.^  in  allen  Ecken,  an 
allen  Enden  umhersuchen  Er  schnikert 
überall  ^rum.    Treichel. 

Schnellemachfort,  /.,  Diarrhöe.  S. 
DUnne. 

schnellen,  sw,,  s.  schnallen. 

Schnellerung,  /.,  Beschleunigung  (der 
Bewegung,  Fallgeschwindigkeit).  Auch 
mag  solche  Schnellerung  nicht  gefunden 
werden  im  Dinge,  das  beweget  wird, 
Linem.,  I  2b.  Weil  nun  zur  Schnel- 
lerung eines  fallenden  Gewichtes  etwas 
eufzerliches  zustofzen  müsse  etc,  . .  .ich 
spreche,  dafz  im  Luft-Revier  eine 
Schnellerung  der  Bewegung  vorhanden 
sei  etc.    Ibid.,  I3a  u.  ö. 

Schnepel,  Schneppel,  m.,  s.  Schnäpel. 

Schnepfe,  Schneppe,  /.,  Hure,  die  auf 
der  Strafze  Kundschaft  sucht.  Früher 
die  Schnepper  der  Schnappgalgen;  Hu- 
renschneppe  (später  l^urzweg  Schneppe) 
besonders  deshalb,  weil  Huren  an  den 


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304 


Schnepper  —  Schnifchen. 


Schnappgalgen  vorzagsweise  zu  kom- 
men pflegten.  Vilmar,  362.  In  Zu- 
sammensetzungen: Schnepfenjagd,  -strich, 
-zug. 

Schnepper,  m.  1.  Werkzeug  zum 
Aderlassen.  2.  schnappender  Thürver- 
schlufz^  Riegel  über  dem  Schlofz.  3. 
Schlüssel  zur  Öffiiungdieses Verschlusses. 
Poln.  sznyper^  szneper, 

Schneppern,  S2I7.,  schnappend  schliefzen. 
Die  Thür  schneppert  gtit^  fallt  passend 
ins  Schlolz.  Es  hat  geschnepperty  hat 
gut  gepafzt. 

schneppsch,  adj.  u.  adv.^  s.  schnippsch. 

Schnerz,  m.,  im  Yoc,  749,  Snerker 
für  altpr.  droansey  Schnarrwachtel,  s. 
Grasser. 

Schnewe,  /.,  Kunde,  Witterung.  Von 
etwas  Schnewe  kriegen,  etwas  verlauten 
hören,  von  einer  Sache  Wind,  Witte- 
rung bekommen.  Altpr.  sinnat,  lit. 
zinötiy  lett.  sinnahty  poln.  znacy  russ. 
znaf  wissen,  kennen;  poln.  znawca 
Kenner.  Nsslm.,  Forsch.  3;  Th., 
166. 

Schnibbe,  pltd.  SchnUbb,  Schnebb,  /. 
1.  Schnabel,  Muod.  Halt  die  Schnibb\ 
halte  den  Mund!  2.  Nase.  Er  mufz 
seine  Schnibb  überall  haben.  3.  die 
vordere  schnabelartig  auslaufende  Tail- 
lenspitze an  Frauenkleidem.  4.  früher 
„ein  spitzig  herablaufendes  Läppchen 
von  Flor  oder  feiner  Leinwand,  auf 
Drath  gezogen,  welches  das  Frauen- 
zimmer in  tiefer  Trauer  vor  der  Stime 
trägt*^.  Hennig,  241.  Im  Winter  tru- 
gen früher  die  Frauen  der  Dzg.  Nhg. 
Schneb  on  Kappy  Schnibbe  und  Kappe, 
auch  Stimtuch  genannt.  Violöt,  173. 
Li  Bremen  Snibbe,  Snippey  in  Pommern 
Snippy  im  Götting.  snippe^  holl.  snebbe^ 
in  Posen  Schnippe.  Li  Hessen  Schnippe, ' 
f.  u.  m.y  Vorderteil  des  Kopfes,  Ober- 
teil der  Nase  bei  Tieren.    Brem.  Wb. 


IV,  889.  Dähn.,  438b.  Schamb., 
200a.    Bernd,  27L    Vilmar,  363. 

Schnibbel,  m.  1.  Schnabel.  2.  penis 
kleiner  Knaben. 

schnibbeln,  sw,y  s.  schnabbeln. 

schnibbem,  sw.  1.  umherriechen;  die 
Nase  voraus,  dem  Gerüche  nachgehn, 
spürend  suchen,  schnüffeln.  2.  Bild- 
lich: sich  in  alles  mischen,  sich  um 
alles  bekümmern^  die  Nase  überall  ha- 
ben, alles  besehen  und  untersuchen 
wollen.  Er  schnibbert  überall  umher  — 
schnibbert  alles  durch.  Auch:  SChnip- 
pern,  schnllppern,  schnOpem.  Hennig, 
241.  beschnuppern,  beriechen,  beschnüf- 
feln, neugierig  besehen. 

Schntbe,  /.,  Schnupfen,  s.  SchnTwe. 

schntben,  schnTfen,  sw.y  s.  schnOwen. 

SchnTbus,  m.,  Schnaps.    Vgl.  Schlhis. 

Schnifchen,  pltd.  Schntfke,  Schnllwke. 
1.  m.  Schnupftabak.  Hol  mir  für'n 
Groschen  Schniefke.  Schntfke  schnüwe 
schnöfft  hei  nich  =  er  schnupft  nicht, 
ist  kein  Schnupfer.  On  Schniefke 
schnwioCy  schnuw*  ock  oh  Volksl.  56, 
38,  5.  Erseht  Näs'  denn  Schntfke. 
Sprw.  I,  2754.  Ootts  Schock  Schntfke! 
scherzhafter  Fluch.  2.  n.,  eine  Prise 
Tabak.  Und  nun  nahm  Herr  Z.  ein 
Schniefchen.  Schaltj.  1,  438.  Zahl- 
reich in  volkstümlichen  Redensarten: 
E  Schntfke  on  e  Schnaps,  dat  os  Hand- 
werker  Maner.  Sprw.  I,  3376  ff.  Bock, 
60.  Hennig,  242.  3.  Gifthahnenful*z, 
Ranunculus  sceleratus  L.  Dönh.  In 
Zusammensetzungen:  Schntfkebart,  m., 
Bart  in  dem  Schntfke  sitzt,  auch  auf 
die  Person  übertragen.  SchnlfkedOs,  /., 
Tabaksdose.  Schntfkenas',  wie  Schntfke- 
bart.  Schnffkefarbe,  /.,  Farbe  mit  der 
des  Schnupftabaks  übereinstimmend. 
SchnTftabak,  m.y  Schnupftabak.  Heft 
de  Näs  voU  Schnieftabak.  Volksr.,  240, 
846. 


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Schnife  —  Schnipp-schnapp-scbnurr. 


305 


Schnife,  /..,  schnlfen,  sw.^  schntfig,  adj., 
s.  SchnTwe  etc. 

Schntfke,  m.  u.  n.,  s.  SchnTfchen. 

schnigger,  acfy\  u.  adv,  1.  hurtig, 
munter,  lebhaft,  schnell,  schlank. 
E  Bchniggre  Jungfer.  Schnigger  gehn. 
2.  nett.  Ein  schnigger  Mädchen^  ein 
nettes  Mädchen.  Das  läfzt  ihr  schnigger^ 
das  steht  schön.  Hennig,  241.  In 
Bremen  snigger^  im  Götting.  snicker^ 
snecker  reinlich,  sauber,  in  Osnabrück 
snogger^  hoU.  snogger  und  anugger^  in 
Pommern  mOgger.  Dan.  mög  hübsch, 
artig.  Brem.  Wb.lV,  892.  Schamb., 
200a.    Dähn.,  440a. 

SchnTpel,  w.,  Frack,  von  den  schnabel- 
artig auslaufenden  Schöfzen. 

schntpeln,  sw.^  sichj  den  Frack  an- 
legen, überhaupt  sich  festlich  kleiden« 

Schnippergeld,  n.,  Schnippchen,  Hohn, 
Spott.  Und  ob  die  Tage  gleich  viel 
kürtzer  als  die  Nacht,  Will  er  bey  trü- 
ber Nacht  doch  süfze  Stunden  zehlen. 
Doch  wer  zu  ndschrich  ist,  bekommt  oft 
Schnipper-Geld.  Wer  um  ein  Mädchen 
wUl  wie  auf  dem  PferdrMarckt  dingen^ 
und  die  Verpflichtungen  en  bagateU 
nur  hält,  Den  pfleget  man,  so  wie  die 
Katz  vom  Speck  zu  bringen.  Carm. 
nupt.  III,  61c. 

schnippern,  sw.  1.  in  kleine  Stück- 
chen schneideu,  s.  v.  a.  schnipseln  (s. 
d.).  Vgl.  Schneppern.  2.  s.  v.  a.  schnib- 
bem  (s.  d.). 

schnippe,  interj.^  schallnachahmend ; 
zur  Bezeichnung  des  kurzen,  schnippen- 
den Tones,  den  ein  Schnitt  mit  der 
Schere  verursacht.  Ein  Messer  her, 
ich  schneide  das  Band  schnips  ent- 
zwei! Soph.  R  I,  349.  Schnips  war 
der  Nagel  weg.  Vgl.  brdz,  bums,  par- 
dauz, plauksch,  schmauks,  schnurr, 
schwaps. 

Schnipps,   m.,    Dem.    Schnipps-chen, 

Fritcbbler,  WörtOTboeb  O. 


Schnipsel,  in  weiterer  Verkleinerung 
Schnipselchen,  kurzer  Schnitt;  von  der 
Interjektion  schnipps.  Ein  Schnips  und 
die  Geschichte  ist  ah.  Ein  Schnipschen 
Band,  Zeug,  Brot  Auch  zur  Bezeich- 
nung eines  kleinen  Restes:  Ein  Schnips- 
chen Licht.  Ein  Schnipselchen  Papier, 
Vgl.  End'  3. 

schnippsch,  auch  schnibbsch  (Hen- 
nig, 241),  schnSppisch,  pltd.  schneppsch, 
SchnVppsch,  adj.  u.  adv.,  schnippisch, 
vorweg  spitzig  kurz,  keck,  frech  in 
Rede  und  Geb&rde;  vorzugsweise  von 
Mädchen  und  Frauen.  Sie  ist  ein 
schnippsches  Ding,  —  hat  ein  schnipp- 
sches  Wesen,  —  antwortet  schnippsch. 
Schnöppisch  mit  dem  Maui,  sonst  stin- 
kend faul.  Die  junge  Frau,  die  frei- 
lich etwas  schnippsch  ist,  konnte  das 
Crichem  nicht  lassen.  Soph.  R.  HI, 
386.  Die  schnippsche  Frau  Malgri. 
Ibid.  VI,  535.  Wortspielend  sagt  ein 
Mädchen,  dem  eine  Prise  Tabak  an- 
geboten wird:  Ich  bin  nicht  schnippsch, 
soll  heifzen :  ich  schnupfe  nicht.  Sprw. 
I,  3381.  In  Berlin  heifzt's  in  diesem 
Falle:  Ich  bin  nicht  schnuppsch.  Vgl. 
Brem.  Wb.  IV,  881.  Dähn.,  438b. 
Schamb.,  199b.  Bernd,  273.  Wei- 
gand  n,  620. 

Schnippschen,  n.  1 .  Dem.  von  Schnipps 
(s.  d.)  2.  Nasenstüber,  Enipschen. 
Den  Lorbeer  für  das  Haar  und  Schnipps- 
chen für  du  Nase.  Soph.  R.  I,  238. 
Vgl.  Knips. 

Schnipp-schnapp-schnurr,  n.,  Karten- 
spiel, namentlich  im  Kreise  von  Kin- 
dern, nach  der  Formel:  Schnipp! 
Schnapp!  Sclmurr!  Baselorum!  Die 
niedrigste  Karte  der  niedrigsten  Farbe 
(die  Sieben  in  Karo)  wird  mit  dem 
Rufe  Schnipp  ausgespielt;  die  Acht 
sticht  mit  Schnapp;  sie  wird  gestochen 
mit  Schnurr;   mit  Baselorum  wird  der 


20 


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306 


Scbnippsel  —  schnfwig. 


Stich  eingezogen.  Zar  ersten  Tour 
sind  somit  die  Karten  Karo  7 — 10 
verbrauclit;  för  die  zweite  folgen  Bube, 
Dame,  König,  As.  So  hat  jede  fol- 
gende Farbe  (Coeur,  Pik,  Treff)  ihre 
zwei  Touren.  Der  Hauptreiz  des 
Spieles  liegt  in  der  Schnelligkeit,  mit 
der  ausgespielt,  gerufen  und  gestochen 
wird.  Sieger  ist,  wer  die  meisten 
Stiche  hat,  oder  seine  Karten  zuerst 
los  ist.  Die  niedrigste  Zahl  der  Spie- 
ler ist  vier.  Basdorum  ist  eine  Kpr- 
rumpierung  von  Apoatolomm;  das  Spiel 
ist  mithin  das  Schnipp- Schnapp-Schnurr 
der  Apostel,  welche  zunächst  als  die 
Spielenden  gedacht  sind.  Sehr  oft 
hört  man  noch  hinter  Schnvar  das  (un- 
gehörige) Eleimwort  Bwrr^  durch  dessen 
Einfägung  die  Regelmäfzigkeit  der  Tou- 
ren unterbrochen  wird.  Vgl.  Vilmar, 
363,  unter  Schnipp.  Weigand  II, 
620. 

Schnippsei,  m.  u.  n.,  Dem.  von 
Schnipps  (s.  d.),  Schnitzel. 

schnippsein,  «to.,  schnitzeln,  nament- 
lich mit  der  Schere  in  kleine  Stücke 
schneiden:  abschnipseln.  Nd.  mippeln^ 
mippem,  holl.  snippelen^  mipperen.  In 
Bayern  schnupfen,  achnipfeln  auTzer 
dieser  Bedeutung  noch:  mit  leichter 
flinker  Bewegung  nehmen,  entwenden; 
mit  kurzen  Z&gen  trinken.  Brem.  Wb. 
IV,  893.    Schmeller  III,  493. 

schnirgeln,  »w.^  saufen,  beschnirgeln, 
sicA,  sich  betrinken,  berauschen.  T rei- 
ch el. 

Schnirkel,  m.,  unzuverlässiger  Mensch, 
der  „bald  so,  bald  so^  ist,  der  im 
Schnörkely  in  gewundener  Linie,  geht, 
handelt. 

schnlrkeln,  «to.,  Schnörkeln,  Schnörkel 
machen. 

schnirksen,   schnitzen,    sw,,    Wasser 


durch   die   Zähne   schnellen,   s.    v.    a. 
nitten  (s.  d.).     Treichel. 

schnlrzen,  8to.,  s.  d  vor. 

Schnitt,  77}.,  Rausch.  Er  hat  einen 
Schnitt,    Sprw.  I,  445. 

Schnitt,  Pflzn.,  s.  Saueramp. 

Schnittchen,  pltd.  SchnSttke,  n.  1.  Dem. 
von  Schnitt  (schneiden),  2.  nach  Möh- 
ling  ein  Backwerk  von  Blätter-  oder 
Butterteig,  das  in  länglich- viereckige 
Form  geschnitten  ist.  Dasselbe  bei 
Schemionek^  86:  Schnödchen,  VgL 
Kränzchen. 

Schnittgras,  n.,  spitzkantige  Segge, 
Carex  acuta  L.    Hagen,  981. 

Schnittke,  /.  1.  rote  Rübe,  Bartsch 
(s.  d.)  Schnittkensuppe,  /,  Bartsch- 
suppe, auch  Bfitensuppe,  Zwickehuppe, 
BotschwTn.  Nsslm.  Th.,  166,  fragt: 
etwa  zu  russ.  snit,  poln.  hUika  Aego- 
podium?    Vgl.  Schnitzel. 

Schnittloch,  n.,  Schnittlauch.  S.  Prts- 
loch. 

Schnitzel,  plur.^  zerquetschte  Reste 
der  Runkelrübe,  ein  gutes  Viehfut- 
ter. Treichel,  Volksth.  HI.  VgL 
Schnittke. 

Schnitzger,  m.^  Tischler.  Dzg.  W. 
Seidel,  34. 

Schnitzker,  pltd.  SchnStzker,  m.^  Messer 
des  Böttchers.     Oberland. 

SchnTwe,  Schntbe,  Schnffe,  Schnttf 
(statt  t  auch  w),  /.,  Schnupfen;  Rotz- 
krankheit der  Pferde.  Hennig,  242: 
^chnüve.  Er  hat  die  Schnüve.  In  Pom- 
mern Snowe^  Snäwe  zunächst  der  Ge- 
ruch.    Dähn.,  439  b. 

schnTwen,  schntben,  schntfen,  sw.^  mit 
pfeifendem  Tone  atmen,  schnaufen. 
Von  Schnifjoe. 

schnlwig,  schntbig,  schnffig,  adj,  von 
Schniwe^  verschnupft;  bei  Pferden  rotzig. 
In  Pommern  möwsch.    Dähn.,  439b. 


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SchDobbd6k  —  Schaubbeltuch.  307 

Schnobb-y  SchnobbeldOk,  n.,  s.  Schnub-  eine   überflüssige,   dumme  Bemerkung 

beltuch.  etc. 

schnobbeln,  sw.^  s.  schnabbeliu  SchnVf,  m.^  Schnupfen,  s.  Schnlwe. 

schnoben,  sw.,  s.  schnauben.  SchnSffel,  m.  etc.,  s.  Schnllffel  etc. 

Schnodder,  m,y   Nasenschleim,  Rotz.  schnOpern,  sw.y  s.  schnibbern. 

Er  weint  Schnodder  und  Rotz.     WSsch  SchnVppeldock,  n.,  s.  Schnubbeltuch. 

dt   den  Schnodder  von   de  Back^   sonst  schnoppratzig,    od)'.,    naseweis.     Ma- 

denkt  de  Bür,  et  glddtst    Sprw.  1, 285.  rold. 

Ausruf:   Schnodder  und  Rotz!  in  dem  schnSppsch,  adj.^  s.  schnippsch. 
Sinne  von:  Donnerwetter!  Königsberg.  Schnorgel,   SchnVrgel,    Schnurgel,    /., 
Nds.  Snotte^    angs.  snot,    engl.  u.  hoU.  Nase,  Mund,  Schnauze.   H61  de  Schnor- 
snot^    dän.    snat^    snot^    in    Pommern  gel^    halte  den  Mund!    Bock,   60.     S. 
Snodde,  Snodder.   Brem.  Wb.  IV,  899.  beschnorgeln.     Vgl.  Schnllffel. 
Dähn.,  4:39a.    In  Posen  der  Schnuder.  Schnorgel,  w.,  unreife,  vorlaute  Per- 
Bernd, 273.    Bock,  60.     Die  Göttin  son,  welche  überall  die  Schnorgel  hin- 
Snotrc^   die   Geschneuzte.     Simrock,  einsteckt,  mitredet. 
Mythologie,  5.  Aufl.,  S.  400.    Grimm,  schnorgeln,  schnVrgeln,  schnurgeln,  sw., 
Myth.  II,  843.  durcfi   die  Nase   laut   atmen;   mit  der 

Schnodderbartel,  m,^  s.  Rotzbartel.  Nase  den  Schnodder  hochziehen  ;schnar- 

Schnodderdorf,    Ortsn.,    s.    Brandwe-  chen;  nach  Sperber,   86,  schnurfein, 

then.  nach  T reiche!   auch  schnorken.    Vgl. 

Schnodderhyazinthe, /.,  Stemhyazinthe,  schnüffeln  1. 

Endymion  non  scriptus  Garcke^  wohl  der  schnorren,  «to.,   schnurren,  umherzie- 

weil'zen  Blüte   wegen.    Er.   Neustadt,  hend   bettehi.     Davon    Schnorrer,   m., 

Treichel,  Volksth.  III.  Schnurrer.    Klingt,  als  stamme  es  aus 

Schnodderjan,  m.,  Schimpfwort.  dem  Hebr.,    rührt  jedoch  nicht  daher; 

Schnodderlappen,    m.,     Schnupftuch,  es    kommt   nach    der   Ansicht    vieler 

Mühlin g.  daher,  daTz  die  polnischen  Bettler  ihren 

SChnoddem,  sw.,  den  Schnodder  aus-  Wohlthatem  „Schnurren**   zum  besten 

werfen;  damit  besudeln;  mit  einer  vol-  gaben  und  deshalb  Schnurrer ^  Schnot*- 

len,    schnupfigen   Nase  Geräusch  ma-  rer^  genannt  wurden, 

chen.  schnSrren,  schnurren,  sw.,  schrumpfen, 

Schnoddemase,  pltd.  -näS,  /.,  unsau-  faltig  oder  uneben  sich  zusammenzie- 
bereNase;  aber  auch  Schimpfwort  auf  hen,  durch  flitze,  Dürre,  Alter.  Gr- 
einen vorlauten,  mokanten  Menschen.  schnörrtes  Obst    Der  Alte  ist  recht  zur 

SChnodderrotzfett,  oc^'.,  zur  Bezeichnung  sammengeschnurrt, 

grofzer  Fettigkeit.    Kgsbg.  SchnSrrhitze,  pltd.  -hStt,  /.,  glühende, 

schnoddrig,    ac^.     1.  voll  Schnodder,  druckende   Hitze,    welche   den   Boden 

rotzig.     2.  übertragen  zur  Bezeichnung  ausschnörrt.     Elbinger  Ndrg. 

eines   unreifen^   naseweisen    Menschen.  schnUrzen,  sw.^  s.  schnurzen. 

Er   ist  ja    man   noch  ein  schnoddriger  Schnttrzkuchen,?^.,  pfannkuchenartiges 

Junge.       3.     verwerflich,     überflüssig.  Gebäck.     Vgl   Kröpfen,  Porzel,  Bah. 

Eine  schnoddrige  BeTnerkung^  Redensart,  Schnubbeltuch,     pltd.     SchnobbeldOk, 

20* 


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308 


sohnubbern  —  Schmirgel. 


Schnobbdök,  n.,  Schnapftach,  Taschen- 
tuch. In  der  Dzg.  Nhrg.  SchnVppeldock. 
Viol^t,  104.    Hennig,  242. 

schnubbem,  sw.^  schnuppem. 

schnucken,  schnucksen,  sw.y  krampf- 
haft schluchzen,  aufstofzen,  schlucken, 
den  Schlucker  haben.  Mielcke  II, 
212b.    Schemionek,  36. 

Schnucker,  m.^  s.  Schlucker. 

SchnQdely  m,y  Dem.  Schnüdelchen^ 
Kosewort  für  Hunde  und  kleine  Kin- 
der. Nach  Sperber,  29,  auch  SchnQ- 
ter  und  SchnOterchen.    Vgl.  SchnQt, 

Schnlife.  /.,  Schnupfen,  s.  Schnlwe. 

Schnufer,  m.y  Ekelname  und  Schimpf- 
wort. Stein,  Peregrinus  XII,  82.  W. 
Mtsbl.  V,  191.    Vgl.  Schnüffler.  ^ 

Schnliffel,  pltd.  SchnVffel,  m.  1.  Nase. 
Er  mu/z  seinen  Schnüfel  überall  haben. 
Er  hat  überall  den  Schnüfel  voran. 
2.  Mund.  Halt'  den  Schnüfel!  3.  eine 
Person,  welche  schnüfelt;  namentlich 
ein  unreifer  junger  Mensch,  der  vor- 
laut und  altklug  in  der  Gesellschaft 
älterer  Personen  aufbritt.  Das  ist  ein 
rechter  Schnüfel!    Vgl.  Schnorgel. 

Schnllffelmarkt,  m.^  Platz  in  Danzig, 
auf  dem  früher  Schaufeln^  pltd.  Schuf el^ 
verkauft  wurden.     Löschin,  43. 

schnüffeln,  pltd.  schnüffeln,  sw.  1. 
schnaufend  atmen.  In  diesem  Sinne 
auch  schnorgeln^  schnorgeln,  schnurgeln. 
2.  herumriechen,  oft  und  viel  riechen, 
wie  Hunde  solches  thun;  die  Nase  über- 
allhaben, spionieren.  Davon  aus-,  durch-, 
herumschnüffeln.  Hennig,  231.  Er 
schnüfelt  überall  herum^  er  forscht  und 
wühlt  in  zudringlicher  Weise,  sucht 
nach  Heimlichkeiten.  Eck  schnofeld 
driest  herom  as  wie  de  Muhs  na^m 
Schwoart.  Carm.  nwpt  I,  282,  14. 
Bücher  dwrckschnüfeln^  sie  durchstö- 
bern. 

Schnüffler,  pltd.  Schnüffler,  m.,  einer. 


der  schnüfiPelt.  Ekelname  und  Schimpf- 
wort; bei  Stein^  Peregrinus,  neben 
Schnufer. 

SchnQfkatt,  /.,  dünnes  Licht  von  or- 
dinärem Talg  mit  Gamdocht.  Hen- 
nig leitet  den  Namen  von  dem  schnau- 
benden Geprassel  her,  den  dieses  Licht, 
brennend,  hören  läfzt:  es  gleiche  einer 
schnaubenden  Katze,  oder,  wie  er  sagt, 
einer  Katze,  die  den  Schnupfen  hat. 
Der  Name  ist  auch  noch  heute  üblich. 
In  Pommern  ist  Snwokatt  (auch  Snwc- 
rott)  Schimpfwort  auf  ein  vorwitziges 
Mädchen.  Dähn.,  441a.  Bock,  60. 
Hennig,  242. 

schnupfen,  sw.^  schluchzend  weinen. 
Da  ist  nun  das  Hertzeleid  recht  unter 
ihnen  (den  Frauen)  angegangen^  haben 
gen  Himmel  geseuftzet,  ihre  Hände  ge- 
rungen,  geschnupft^  und  öfeniUch  mit 
grossem  Wehklagen  ihre  Noht  beweinet. 
Act.  Bor,  I,  183.  In  Bremen,  im 
Holstein.,  in  Pommern,  im  Göttin^. 
mucken,  Brem.  Wb.  IV,  900.  Schütze 
IV,  148.  Dähn.,  440a.  Schamb., 
200b. 

schnuppen,   sw,^   schnupfen.      Tabak 


schnuppern,  «ti?.,  s.  schnibbem. 

schnuppig,  adj,^  schnupfig;  rotz- 
krank. 

Schnupptuch,  pltd.  SchnobbdOk,  n., 
Taschentuch.  Euphemismus  für  A.  wisch. 
Vgl  Sprw.  I,  2871. 

schnüren,  siw.  1.  mit  einer  Schnur 
umspannen,  binden.  Zimmerleute  bin- 
den den  Fremden,  der  einen  Neubau 
betritt,  um  ein  Trinkgeld  zu  erhalten. 
Hennig,  335.  Schemionek,  36. 
2.  eine  Schnürweste  anlegen.  Sie  ist 
nicht  geschnürt^  sie  hat  kein  Schnürleib- 
chen an. 

schnurfein,  sw.y  s.  schnorgeln. 

Schnurgel,  /.,  etc.  s.  Schnorgel  etc. 


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Schnürling  —  Schobbjack. 


309 


Schnlirling,  tn.,  SchnürfiEiden,  Marlein, 
auch  Schnllrlein.  Die  Schnürlingsgraben- 
gösse  in  Königsberg;  froher  der  Schnür- 
leinsdamm  in  der  vorderen  Vorstadt. 
Bock,  Nat.  I,  62.    Vgl.  Mariein. 

Schnlirpinne,  /.,  Stahbiadel  mit  stum- 
pfer Spitze  und  sehr  breitem  Öhr,  durch 
das  man  Band  zieht,  mit  dem  man 
die  Bezüge  der  Betten  beschnürt; 
Pinne  (s.  d.)  an  den  Enden  des  Schnür- 
senkels. Schlank  wie  'ne  Schnürpinne, 
Sprw.  1,  3331.  In  Bremen  Snörpipe^ 
in  Hamburg  Nestelpipe.  Brem.  Wb.  III, 
321.    Richey,  185.    Hennig,  186. 

Schnurr,  /.,  von  schnurren^  umher- 
ziehend betteln,  buhlen.  Auf  die  Schnurr 
gehen;  von  Mädchen,  welche  zur  Spinn- 
stube gehen,  wo  die  Wockenräder 
schnurren,  aber  auch  von  solchen,  die 
an  den  Abenden  auf  der  Strafze  nach 
dem  Manne  suchen.    Sprw.  I,  1189. 

schnurr,  schnurz,  interj.^  schallnach- 
ahmend; zur  Bezeichnung  des  Tones, 
den  das  Zerreüzen  eines  gewebten 
Zeuges  verursacht.  Schusta^  Kapusta^ 
Drahtdrella^Pochfista — schnurz!  Volksr., 
334. 

Schnurre,  /.  1.  lustiger  Einfall,  Posse. 
2.  kleiner  Rausch.  Er  hat  eme  Schnurre^ 
er  ist  ein  wenig  betrunken.  Hennig, 
242. 

schnurren,  m.^  s.  schnurren. 

Schnürsenkel,  ^n.  u.  n,  s.  Senkel. 

schnurzen,  schnurzen,  «u?.,  von  schnwrz^ 
schnurrend  reifzen.  Das  gerissene  Sei- 
demeug  schnurzt.  Ihm  schnurzen  die 
Büaen,  er  l&fzt  einen  fahren.  In  Westpr. 
in  beiden  Bedeutungen  auch  schürzen. 
Treichel. 

SchnOsohr,  m.  u.  n.,  s.  SchlQsohr. 

SchnQt,  Schnitt,  /.,  Schnautze,  Mund. 
Auf  die  Schnute  bekommen.  Sonst  kreag 
he  är  stracks  bi  ne  Schnüt  Parad.,  9. 
Das    Dem.   SchnQtchen   ist   in  Danzig 


Kosewort  für  Lieblinge.  Gedanism. 
Vgl.  SchnQdel. 

SchnQfer,  m.,  s.  SchnQdel. 

schnQwen,  schntben,  schntfen,  sw,, 
schnupfen,  Tabak  schnupfen.    Schntfke 


schnilwen,  sw,^  schnüffeln,  beschnll- 
wen,  beschnüffeln:  So  let  he  alles  em 
beschnüwen.    Dzg.  Nhg.    Parad.,  62. 

sehe,  interj.^  Scheuchruf;  üblicher 
sehe. 

Schcbbel,  fy  Dem.  Schobbelke,  Fufz- 
bank.  Dzg.  Nhg.  Viol^t,  103.  Gr. 
Werder.  Schieben^  pltd.  schüwen  ist 
die  Wurzel. 

Schobben,  vhchd.schubben,  st«?.,  krauen, 
kratzen,  wobei  mit  der  Hand,  den  Fin- 
gern, schiebend  und  schabend  hin  und 
her  gefahren  wird  (s.  schauben).  Den 
Hund^  das  Pferd  schobben.  Sich  schob- 
ben^  mit  Griff  in  die  Kleider  die  Haat 
schaben,  oder  an  einem  Gegenstande 
juckende  Körperteile  reiben,  sich 
scheuem.  Der  Lausige  schobbt  sich. 
Das  Schwein  schobbt  sich  an  einem  Pfahl. 
Führ,  schobb  dt!  Sprw.  I,  812.  Wem't 
jäkt^  dei  schobb  sock.  Nds.  schubben. 
Brem.  Wb.  IV,  701.  Hennig,  243. 
Schemionek,  36.    Sperber,  29. 

Schobbig,  adj.j  schäbig,  unordentlich^ 
unsauber.  Schobb'ger  Kerl.  Verhchd. 
Schubbig. 

Schobbjack,  Schubbjack,  Schubjack,  m. 
1.  in  Kleidern  nachlässige,  bettelhafte 
männliche  Person,  Lump;  schlechter^ 
sittlich  verkommener  Mensch  überhaupt, 
selbst  wenn  er  gut  gekleidet  ist;  nach 
Schemionek,  36^  auch  ein  Mensch, 
der  jedem  im  Wege  steht,  an  dem  man 
sich  also  unfreiwillig  reibt.  Er  ist  ein 
rechter  Schobbjack.  Zunächst  wohl  Zu- 
sammenziehung aus  schobben  u.  Jacke, 
also  ein  Mensch,  der  sich  infolge  der 
Unreinigkeit  beständig  mit  seiner  Jacke 


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310 


Schobbig  —  Schönfeld. 


schobbt.  2.  Pfahl,  den  man  in  baum- 
armen  Gegenden  auf  der  Weide  in  den 
Erdboden  schlägt,  damit  das  Vieh  sich 
daran  schobben  kann,  Danziger  Nhg. 
Viol^t,  104.  Weichselniedrg.  Pas- 
sarge, 221.  Sperber,  29.  43.  Ein 
Küster  hatte  eine  Injurien  klage  ange- 
strengt, weil  er  „Schabjack  der  Fröm- 
migkeit^ genannt  worden  war. 

schobenweise,  adv.,  s.  schöwweise. 

Schock,  n ,  eine  Zahl  von  60  gleich- 
artigen Stücken.  Ein  Schock  Eier  etc. 
Ein  Schock -=  4  Mandel  ä  15  Stück. 

Schockel,  /.  a.  m.,  schockein,  s. 
Schuckel. 

schocken,  «U7.,  laufen.  Treichel.  Vgl. 
socken. 

Schockschwerenot,  /.,  Fluch. 

SChodder,  Zuruf  an  Zugtiere,  s.  schwod- 
der. 

schttddern,  sw.,  s.  schuddern. 

SchVdel,  /.,  Schürze.  Danzt,  dat  Rock 
on  Schödel  schwunkt!  Schlochau.  Fir- 
menich I,  118b.  Volksr.,  222,  790. 
Vgl.  Scherdeltuch. 

Schöf,  /.,  n.  u.  m.y  s.  Schöw. 

Schöfelzeug,  n.,  von  schofely  armseliges 
Volk,  Pack,   Plebs,  ungesitteter  Pöbel. 

Schofl,  Värschoft,  f.,  Vorderteil,  Brust- 
kasten; beim  Vieh.  De  Os  fät  (fafzte) 
ons  K6  under  de  Vänchoft  on  schmet 
er  6k  gltk  op  de  Riigg,  auf  den  Rücken. 

Schollen,  /.,  s.  Schellen. 

schVIlen,  schellen,  8t,  prds,  scholl; 
prät  schall  (^scholl);  part  geschoüe^ 
schelten.  Madamke^  schölle  se  nich^ 
schelten  sie  nicht,  werden  sie  mir  nicht 
böse.  Herrke^  wt  se  woUe^  wenn  se  man 
nich  schölle.  Dei  sock  schöUe^  dei  sock 
wolle.    Sprw.  I,  3280. 

Scholler,  /.,  Schulter,  pltd,  SchuUer. 
Saalfeld. 

Scholliken,  n.,  Scholle,  s.  Platteis. 


Schob,  m.,  Schulze,  Ortsvorstand. 
Ermland. 

schompeln,  schampeln,  schumpeln,  sw^ 
unbehilflich  langsam,  schleppend,  lahm 
gehen;  vor  Alter  oder  Schwäche.  Vgl. 
hVmpeln.  Er  schompelt  nur  noch  herum^ 
es  geht  mit  ihm  nur  sehr  langsam. 
schumpeln  ist  nur  Verhochdeutschung. 
Schemionek,  37. 

SchVnbergergasse,  Strafze  in  Königs- 
berg, in  welcher  „der  blinde  Magister 
Schönberger  gewohnt  haben  soll,  dessen 
merkwürdigen  Lebenslauf  Hartknoch 
in  seinem  A.  u.  N.  Preufz.,  401,  aus- 
führlich erzählt*'.    Hennig,  229. 

Schone,  /.  Nach  Simon  Grünau, 
Tract  I,  cap.  III,  ein  Fisch  in  Preufzen. 

SchVne,  /.,  s.  SchSne. 

SchSneberg,  Ortsn.  1.  Dorf  bei  Mühl- 
hausen a.  d.  Ostbahn.  Er  hat  die 
Schoneberger  Universität  besuchty  sagt 
man  von  Menschen,  welche  eine  über- 
spannte Meinung  von  ihren  Kenntnissen 
haben.  Gelehrt  tjoie  ein  Schoneherger. 
Tolkemit  Sprw.  I,  3387.  1222.  2. 
Dorf  an  der  Weichsel,  durch  Tabaks- 
bau bekannt  Der  Spott  nennt  den 
dort  gebauten  Tabak  Schönberger  Gra- 
benkant Elbing.  Tiegenhof.  Vgl. 
Drängsei. 

SChVnen,  sto.,  schön  werden ;  vorzugs- 
weise in  der  Zusammensetzung  mit  auf: 
aufschVnen,  vom  Wetter.  Das  Wetter 
schönt  aufy  der  Himmel  wird  klar.  Bei 
Jeroschin  schönen  schön  machen,  mit 
waz  ztrheit  suln  geschönt  di  meide  von 
dir  werdin?  24c.    Pfeiffer,  216. 

schönerig,  adj,^  zum  Schonen  geneigt, 
sparsam.   Der  Junge  ist  sehr  schönerig. 

Schttnfeldy  Ortsn.,  Dorf  im  Oberlande. 
Hei  ÖS  wt  de  Bure  üt  Schönßld.  Man 
sagt  diesen  neckend  nach:  Haben  die 
Schönfelder  die  Scheunen  voll,  so  sitzt 


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Schonferfzel  —  Schorr.  311 

jeder  auf  zwei  Stühlen;  sind  die  Scheu-  sich  dazu  der  Koscher^  die  an  langen 

neu  nur  halb  gefüllt,  so  sitzt  jeder  auf  Stangen  befestigt  sind«    S.  Bock,  Nat. 

einem  Stuhle,  sind  sie  leer,  so  sitzen  11^  169. 

zwei  auf  einem  Stahle.  schttppen,  »w.^  verkaufen.   Dzg.  Nhg. 

Schonferfzely  n.,  Schönfahrsegel^  das  Viol^t,  104. 

Grofzsegel  am  Hauptmaste.    15.  Jahrh.  Schoppenbraiiery  m.y  s.  SchOpe« 

Hirsch,  265.  Schoppenbull,  m ,  Bulle,  der  im  Schop- 

SChVn  machen,  sich^  sich  in  günstiges  pen  steht,   dem  es  an  guter  Nahrung 

Licht  stellen,  sich  von  der  besten  Seite  nicht   fehlt.     De  Brock  stund  mi  so 

zeigen,    sich   rein   brennen   von   einer  stramm  as  wie  en  Schoppen-BoU.   Carm. 

Schuld.    Er  toeifz  sich  stets  schon   zu  nupt  I,  282,  14. 

machen.    Bei  Jeroschin:  sich  schöne  Schttpper,  m.^  s.  Schipper. 

machin.    Pfeiffer,  216.  Schüpsenkeule,  /.,  Ärmel  im  Frauen- 

SChVnner,  adf;.,  comp,  von  schon.  Da£s  kleide  älterer  Zeit,  dem  Hinterschenkel 

noch  schonner.  eines   Schöpses    ähnlich;    sie    hiel'zen 

SChOnst,  cuiv.^  schon.   Ich  war  schonst  auch  mit  der  franz.  Bezeichnung  Gigof- 

da.    Vgl.  allschOnsL  ärmel.    Yiolöt,  177. 

SchÖpOy   Schöp,  /.,   kleine  Schaufel.  SchVpsnase,  /.,   Nase  des  Schöpses, 

Gr.  Werder.    Nach  Hennig,  243,  ist  zur  Bezeichnung  eines  naseweisen  Men- 

Schope  eine  „Schöpfkelle,   womit  man  sehen. 

beim   Bierbrauen   das  Wasser   in   die  SChoräwer,  adv.^  gegenüber. 
Pfanne  schöpft*.     In  Danzig  hiefz  der  Schorb,   m.     Armer   teüfel^   elender 
eigentümliche  Schöpftrog,  dessen  sich  Schorb   und  Scherpenter.    Stein,   Pe- 
die  Brauer  zum  Ubergiefzen  des  heifzen  regrinus  I,  6.    W.  Mtsbl.  Y,  94.    Wohl 
Wassers    über    das    Malz    bedienten,  s.  v.  a.  Schorfe  vielleicht  auch  verwandt 
Schliffe,  Schuppe,  Schippe.  Unzweifelhaft  mit  Scherbel  3. 
nach  diesem  Gefäfz  hiefzen  die  Brauer,  SchVrbel,  9n.,  s.  Scherbel. 
welche  das  nach  dem  Auslande  gehende  Schttrbock,  m.,  s.  Schttrbock. 
Schi£fsbier  fabrizierten,  Schupen-  oder  schorcheln.  sw.,  s.  schurgeln. 
Schoppenbrauer;  ihr  Fabrikat  hiel'z  Scho-  SchVrdeltuch,  n.,  s.  Scherdeltuch. 
pen-  oder  Jopenbier  und  wird  noch  jetzt  SchOren,  /.,  die  durch  andere  Farbe 
in    Danzig    gebraut.      Hirsch,    305.  des   Wassers   auffallende   Stelle    einer 
Nach  Hennig,  a.  a.  0.,  hielzen  Scho-  „Untiefe^  d.  h.  einer  grol'zen  Wasser- 
penbrauer „diejenigen,  die  den  Brauern  tiefe.    Nariensee.   Auch  wohl  sonst  im 
um  einen  gewissen  Lohn  beim  Brauen  Oberlande   gebrauchlich.     Da  ist  die 
helfen;  sie  machen  hier  in  Königsberg  Schoren^  da  ist,  beginnt,  die  Tiefe, 
eine   besondere    Zunft    aus".      Dieser  SchorfkrBt^/.,  schorfige  Kröte,  Schimpf- 
Name  ist  in  Königsberg   nicht   mehr  wort.    Sich  auß>lasen  wie  eine  Schorf- 
üblich;   die  Braugehilfen  heifzen   hier  krdte.    Vgl.  !^orrespbL  HI,  52. 
gewöhnlich  Helfer  (s.  d.).   Vgl.  Scheppe.  Schorfrabe,  m.^  junger  Schorf  auf  einer 

Schopenbler,  n.,  -brauer,  m.,  s.  das  Wunde.    Ygl.  Rab. 

vor.  SchSrke,  /.,  s.  Schirke. 

SchVpfguty  n.,   Bernstein,   der  durch  Schurken,  sw.^  s.  schirken. 

Schöpfen  gewonnen  wird.   Man  bedient  Schorr,  Schorre,  /.,  s.  Schorrbahn. 


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312 


Schorrbabn  —  schoseln. 


Schorrbahn,  selten  vbchd.  Schurrbahn, 
/.,  Bahn  zum  Schurren,  Eisgleitbahn. 
Die  Kinder  stellen  sich  die  Bahn  her 
aof  dem  Eise,  auf  zugefrorenen  Rinn- 
steinen, beeisten  Strafzen,  durch  wieder- 
holtes Schurren.  Sie  heifzt  auch  Schorr, 
Schorre  (Eönigsbg.  Samland),  Schurgel 
(Ermland),  /.    Komm  op  de  Schorr! 

schorren,  yhchd.  schurren,  9w.  1.  glei- 
ten mit  eigentOmlich  scharrendem 
Rauscheu^  mit  scheuerndem  Geräusch 
sich  bewegen.  Der  Schnee  scharrt  vom 
Dache,  Mühhteine  schurren^  —  laufen 
schurrend.  Die  Jugend  scharrt  (gleitet) 
auf  dem  Eise.  Für  diese  Winterbe- 
lustigung der  Jugend  ist  das  hchd. 
schurren,  wenigstens  in  Kgsbg.  kaum 
gebrauchlich.  JSr  kann  nach  nicht  ein- 
mal  scharren.  Dieses  Gleiten  heifzt  hier 
auch  schluddern,  schurgeln;  in  Schlesien 
kdscheln,  in  der  Mark  schUttem^  slid- 
dem,  in  Mecklenburg  schliddem,  in 
Pommern  slidderken  und  gliddem,  glad- 
dem,  glidderken,  gladderken,  in  West- 
falen schiindem,  am  Rhein  Bahn  schla- 
gen, Bahnchen  schlagen^  im  Götting. 
schurren,  in  Posen  schundem  (die  Bahn 
Schunder),  in  Hessen  gldnem,  glängeln, 
glanzem,  schuhen,  schaweiten,  schabeiten, 
schaweien,  scharweiden,  r eidein,  rlten, 
rtden.  Vgl.  Dähn.,  430a  und  153. 
Schamb.,  187b.  Bernd,  278.  Vil- 
mar,  128  flf.  2.  bildlich:  von  einer 
Speise,  die  nicht  recht  munden  will. 
Sie  will  nicht  recht  scharren,  gleiten, 
rutschen  (zum  Magen  hinab).  Bock, 
61.  Hennig^  244.  abschorren,  -schur- 
ren. 1.  abgleiten;  sterben.  Er  ist  oJ- 
gescharrt.  ausschorren,  ischurren,  aus- 
gleiten; zu  scharren  anfangen. 

Schorrmorr,  Schurrmurry  m.,  altes  aus- 
rangiertes^ durcheinander  geworfenes 
Gerät,  in  Kammer  oder  Bodenwinkel 
zurückgestellt    Bock,  62,  u.  Hennig, 


249,  schreiben  Schurre  murre.  Vgl 
Krftfzel  u.  Scheffelkopf.  S.  W.  Seidel, 
34.  Schemionek,  36.  Nsslm.,  Th., 
221. 

Schorschf,  m.,  Schornstein;  Eamin- 
ofen,  in  welchem  gekocht  wird.    Saal- 
feld.   Auch  Schoretein,  und  davon  Schor-  - 
steinfeger. 

SchSrteltuchy  n.,  s.  Scherdelfuch. 

Schttsche,  /.,  irdene  Milchschussel. 
Schemionek,  36. 

Schöse,  /,  gewöhnl.  plur.  Schösen, 
Späfze,  alberne  Scherze,  Possen,  das 
franz.  chase.  E  lausige  Keerl,  sane 
Schosen  an Narrenstdg  ze machel  Dorr, 
1.  Wiew.,  75.  Sand  dat  nich  man  pure 
Schasef  Carm,  nupt.  l,  2AI.  Dromwull 
ack  man  an  MuhÜce  voll  mot  enne  davan 
garen  kose,  van  ähren  dämme,  dwatsche 
Schase,  Ibid.  V,  216  b.  Was  ist  denn 
das?  „Körbchen  mit  Rosen.^  Das  sind 
nur  Schosen.     Volksr.,  200,  736. 

Schtfsel,  m.,  Mensch,  der  Schosen 
macht,  schöselt;  loddriger,  alberner, 
dummer,  halb  verrückter  Mensch.  Sper- 
bers Erklärung,  S.  43:  „unanständiger, 
ruppiger  Mensch**  trifft  nicht  zu.  In 
Danzig  Schdsel;  in  Bayern  die  Schaf zel^ 
Geschofzel  eine  allzu  lebhafte  und  dabei 
gedankenlose  Person  und  schofzeln  ge- 
dankenlos hin  und  her  rennen,  die 
Schufzel  eine  übereilt  handelnde  Per- 
son, schufzlig  voreilig.  Schmeller  III, 
411  f.    Vgl.  Bernd,  279. 

Schöselei,  /.,  dummer,  läppischer, 
närrischer  Streich;  auch  Geschtfsel. 

SChtfseln,  sw.,  dumme,  alberne,  när- 
rische Streiche,  Schosen y  machen.  In 
Danzig  schdseln.  Wat  sull  dat  Renne 
an  dat  Döslef  Man  plegt  je  hier  nich 
so  to  schösU.  Volksl,  29,  19,  2.  From- 
mann YU,  218.  Davon  schösligy  schfis- 
lig,  adj.,  albern,  läppisch,  närrisch,  ver- 
wirrt, dumm.    Ist  das  ahei'  'ne  schösUge 


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schosieren  —  Schotte. 


313 


A/argelly  ein  dummes,  verwirrtes  Mäd- 
chen! Was  son  sciumliger  Gelehrter 
nicht  schwaddert.  Die  Sach  is  ganz 
andersch.    Schaltj.  1,  438. 

schosieren,  «to.,  mit  Frauen  schön 
thon;  liebeln;  von  dem  franz.  choser. 
Er  ist  ein  gewaltiger  Schofz^  ein  grofzer 
Scho/zbartel  und  Schofzna/rr^  der  allent- 
halben schossiret  Sie  schossiren  nwr  mit 
einander.  Stein,  Peregrinus  XIV,  14. 
16.     W.  Mtsbl.  VI,  184  f. 

schöslig,  od)'.,  s.  schtfsen. 

schössen,  wo ,  Geld  freiwillig  zasam* 
menschieizen,  zusammenlegen;  von 
Schofz  Geldabgabe,  Steuer.  WoUen  wir 
schössen^  wollen  wir  auf  gemeinschaft- 
liche Kosten  etwas  trinken,  geniefzen? 

schossieren,  sw.^  s.  schosieren. 

Schob,  971.,  Menge.  Da  steht  e  Schofz 
Leute.    Saalfeld. 

Schofz,  Schufz,  97»,  Neigung,  Liebe. 
Der  Schofz  und  die  unzeitige  Lieb  hat 
ihn  gar  eingenommen.  Er  hat  ein  Schofz 
zu  ihr  und  sie  zu  ihm.  Stein,  Pere- 
grinus XIV,  14.  15.  Sie  sind  in  ein- 
ander verschossen.    Vgl.  schosieren. 

Schofzbalg,  m.,  Balg,  Holle  des  Schos- 
ses, des  Triebes;  beim  Getreide.  S. 
Bremsenl(opf. 

Schofzbartel,  m.,  Weiberfreund,  der 
zum  schosieren  neigt;  auch  einfältiger 
Mensch,  der  zu  Possen  geneigt  ist.  In 
Oberhessen  Schasterbartel.  Vi  1  mar, 
374.     S.  Schmellerlll,  411. 

SchVfzchen,  pltd.  Schvrzl(e(n),  plur.j 
die  Kockschölze,  namentlich  am  Frack. 
Rock  cn  kein  Schofzke  dran.  Volksl., 
88.  Nach  Schemionek,  36,  nennt 
man  die  Spediteure,  welche  die  an 
Land  steigenden  Schiffskapitane  zu  ka- 
pern suchen,  ScMfzIcengreifer. 

Schofzforke,  /.,  s.  Forke. 

Scholzkelle,  /.,  s.  Kelle. 

Schorznarr,  m.,  s.  y.  a.  Schofzbartel. 


Schote,  /.,  die  Hülse,  der  Balg,  wo- 
rin die  Erbse  sitzt,  aber  auch  die  Erbse 
selbst.  Schoten  pulen,  Erbsen  lüften. 
Nach  Klein  II,  140,  heil'zen  in  Dan- 
zig  die  frisch  gelüfteten,  grünen  Erb- 
sen Schotenl(Vmer,  die  getrockneten  aus- 
schliefzlich  Erbsen.  Letzterer  Name 
ist  für  die  getrocknete  Erbse  allgemein. 
Schotengemilse,  n.,  grüne  Erbsen,  oft 
noch  mit  zerschnittenen  Gelbmöhren 
gemischt.     Königsberg. 

SchStelfahr,  /.,  Scheitelfahr,  Scheide- 
furche, Grenzfurche,  auch  Grenzrain. 
Samland.    Natangen. 

schVteln,  sw.y  s.  schSteln. 

SchVtelzaun,  7n.,  Scheidezaun,  Grenz- 
zaun.    Hennig,  335. 

Schotengemilse,  -Idimer,  s.  Schote. 

SchStt,  /.,  Weberschiffchen,  s.  Schutt 

Schotte,  Schottenicrämer,  m.,  Hausie- 
rer, herumziehender  Krämer,  der  mit 
seinen  Waren  namentlich  die  Jahr- 
märkte in  kleinen  Städten  besucht. 
Ebenso  in  Pommern,  in  der  Neumark, 
in  Bayern,  Tyrol.  Lit.  szdtas  Hausie- 
rer, wandernder  Krämer,  russ.  szatäju4^ 
szatäfya  umherlaufen,  sich  umhertrei- 
ben, szalun  Umherläufer,  Vagabund. 
Bei  Danzig  Dorf  Schottland,  von  dem 
Hennig,  244,  den  Namen  dieser  Hau- 
sierer irrtümlich  ableitet;  wahrschein- 
licher ist's,  dafz  die  dort  ansäTzigen 
Hausierer  (Schotten)  dem  Orte  den 
Namen  gegeben.  Auch  im  Kr.  Königs- 
berg, bei  Neuhausen,  giebt  es  ein 
Etablissement  Schottland,  und  an  der 
Weichsel  im  Kr.  Marienburg,  desgl.  im 
Kr.  Kulm  einen  Schottenkrug.  Dähn., 
412b.  SchmellerUI,  416.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th.,  167.  Hirsch,  230, 
erwähnt  die  Schotten  neben  den  Nüm- 
bergern  und  Spaniern  als  sogenannte 
Landfahrer  unter  den  mit  Danzig  han- 
deltreibenden   Fremden.     Wir    woUen, 


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314 


Schottenfrau  —  Schräge. 


dafz  die  fremden  Krämer^  dergleichen 
Schotten^  die  aUhie  im  Lande  sa/zhaf" 
tiffj  80  sie  in  eine  Stadt  ankommen^  nach 
Gelegenheit  der  fümehmen  Markte,  wie 
es  in  der  Stadt  gebräuchlich^  ihre  Waa- 
ren  öf  entlich  und  ungehindert  feil  haben 
sollen  und  mogen^  mit  diesem  Bescheide, 
da/z  sie  über  solche  Zeit  aufzerhalb  der 
geordneten  Jahrmärkte,  in  derselbigen 
Stadt  keinen  of entlichen  Markt  halten 
sollen.  Im  Oberland  aber  und  nach 
der  Masaw  soll  den  Schotten  ihre  Waa- 
ren  allenthalben  feil  zu  haben  unver- 
boten  sein,  LandesordDang  von  1640. 
Warte,  bis  die  Schotten  kommen,  d.  h. 
bis  es  Gelegenheit  giebt.  Op  em  Sämer 
op  em  Sinndag,  wenn  de  Schotte  käme, 
Samland.  Sprw.  I,  3532.  Morgen  kom- 
men die  Schotten,  als  Trost,  aber  aach 
als  Aufmunterung,  das  Heute  zu  ge- 
niefzen. 

Schottenfrau,  /.,  Frau  eines  Schotten, 
doch  auch  jede  Hausiererin. 

Schottenhandely  m,,  Handel^  den  die 
Schotten  treiben,  über  den  in  früherer 
Zeit,  namentlich  von  den  Eaufleuten 
Danzigs,  grofze  Klage  geführt  wurde. 
Hennig,  244. 

Schottenhändler,  m,  s.  v.  a.  Schotte. 

Schottenkram,  m.,  Kram  eines  Schot- 
ten, 

Schottenkrämer,  m.,  s.  Schotte. 

Schotter,  m,,  s.  SkotL 

Schottk,  Pflzn.,  Silbergras,  Weingärt- 
neria  canescens  Bemh,  Treichel, 
Volksth. 

SchöWySchOf,/.  u.n.  I.Schar, Schwärm, 
Haufe.  E  Schöw  wilde  Gäns\  Am 
End  kämm  he  an  eenen  See,  of  dem 
eene  grofze  Schoow  schlohweifze  Schwan^ 
herommerschwomm.  Schaltj.  1,  439.  E 
SchSw  MargeUens.  Schemionek,  50. 
Na,  vyraftig,  en  godet  Schof, . .,  ^  lad 
jucUlerfn,  Dorr,  1.  Wiew.,  63.   Bock, 


61.  Hennig,  245.  2.  Schaub,  Bund 
des  besten  Strohes,  das  zum  Dach- 
decken  benutzt  wird.  Aus  schob,  dem 
Prat.  von  schUhen,  also  s.  v.  a.  (Zu- 
sammen-)Greschobenes.  H  en n i  g ,  a.  a.  O. 
Weigandn,  554. 

SChOwweise,  schobenweise,  adv.,  scha- 
renweise, in  Haufen.  Don  ginge  schSw- 
wts  Gast  ndr  Staaw  on  Taafel  hen. 
Carm.  nupt  I,  282,  13.  Da  waren  veele 
hundert  Menschen  gebeten;  se  kämmen 
ömmer  schobenweis\     Schaltj.  3,  9. 

schrackeln,  sw.,  s.  schraggeln. 

schrftd,  schrftds,  schrftts,  schrOts,  adj. 
u.  adv,,  schräg,  schräg  gegenüber,  in 
diagonaler  Richtung.  En  schrdder  Weg. 
Schrdds  äwer,  Mühling  hat  in  glei- 
cher Bedeutung  noch  schräm,  8chr§m. 
Wenn  aber  das  Eysen  schrats  oder  queer 
glOende  ins  Wasser  geschossen  wird  etc. 
Linem.,  Oo3a.  Wer  eine  hochrothe 
Farbe  gerade  ansiehet,  wird  befinden, 
wenn  er  sie  bey  gleicher  Erleuchtung  des 
Bildes  schrats  oder  Schräge  anschawet, 
dafz  sie  braunlicht  fallen  wird.  Ibid., 
Oo  4  b.  In  Bayern  schräm,  schrem,  ac^, 
schräge,  schief,  nds,  schrem.  Seh  mel- 
ier m,  510.  Brem.  Wb.  IV,  695.  ab- 
schrftdsen,  sw.,  abschrägen,  schräg,  in 
halbem  rechten  Winkel  abschneiden, 
abhobeln.  Hennig,  245.  Nsslm. 
Forsch.  3;  TL,  221. 

Schrädsel,  n.,  s.  SchrOdsel. 

Schradsweg,  m.,  Nebenweg,  der  quer 
über  Felder  und  Wiesen  geht  Hen- 
nig, 245. 

schrftdwärts,  schrädswärts,  adv ,  schräg 
gegenüber.    Mühling. 

Schräge,/.,  Schrägen,  m.  1.  hölzernes 
Gestell  mit  drei  oder  vier  Fülzen,  worauf 
Waschgefalze,  Backtröge  etc.  gesetzt 
werden;  das  Stangengestell  über  Ofen, 
auf  welchem  nasse  Wäsche  oder  nasses 
Holz  getrocknet  wird.   2.  der  Schrägen 


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Schraggel  —  Schraper. 


315 


die  Bank.  Einen  am  (auf  dem)  Schra- 
ffeUj  den  andern  am  Kragen^  sagt  die 
Witwe.  Sprw.l,  3393.  Hennig,  245. 
Fleüchschragen  Fleischbank,  Fleisch- 
bude. 

Schraggel,  ttz.,  Dem.  Schraggelchen^ 
pltd.  SchraggeVcej  Schritt.  Fahr  Schräg- 
gelke^  fahre  in  langsamem  Schritt. 

SchraggeHufz,  pltd.-föt,  m.,  gemütlicher 
Spottname,  yorzngsweise  fQr  einen  alten 
Mann  oder  ein  kleines  Eind.  DuSchrag- 
gel'Foot  wötst  vehl^  wat  eck  my  hebb  er- 
kohre.    Carm.  nupt.  V,  190  c. 

schraggeln,  schrackeln,  sw.  1.  mit  ge- 
spreizten Beinen  unsicher  gehen,  schlep- 
pend, schwankend  gehen,  mit  der  Nei- 
gung, die  Arme  und  Hände  zur  Hilfe 
zu  nehmen.  Kleine  Kinder^  alte  Leute 
schraggeln.  Etwas  beschraggeln  und 
bekraggeln^  auch  begraggeln^  es  mit  allen 
Vieren  (von  Kragge  Pferd?)  unter  sich 
kriegen  und  an  den  Erdboden  drücken. 
Oberland.  In  Bayern  schrackeln^  schräm 
geln^  schregeln,  SchmellerlU,  509. 
In  Hessen  schrägein,  Vilmar,  367. 
Vilmar  halt  schraggeln  für  eine  Ver- 
balbildung von  schräg = schrägein  schräg 
gehen.  Bock,  61.  Hennig,  245.  2. 
langsam  und  ungeschickt  tanzen.  Eck 
9U/ng  an  schrackeld  doch,  Carm,  nupt  I, 
282,  16.  3.  beim  Nähen  weite  und  un- 
gleiche Stiche  machen. 

Schraitser,  Schraiter,  m,y  Abart  des 
Kaulbarsch.    Bock,  Nat  IV,  576. 

schrtm,  adj,,  s.  schrftd. 

schrliiien,  schrSmen,  sw.^  schrägen^ 
schräge  machen,  hauen,  schneiden. 
Mühling.  Ebenso  in  Bayern  und  im 
Nds.;  in  Bayern  noch  scAraTTi^n.  Schmel- 
1er  m,  510. 

Schranel,  /.,  Dem.  Schranelchen.  Altes 
Schranelchen^  kleine  alte^  zusammen- 
geschrumpfte Frau  mit  trippelndem 
Ghmge.    Gordack. 


Schranitz,  Pflzn.,  s.  Sbidenfennelke. 

schränken,  schrenken,  ^.,  kreuzen, 
kreuzweise  über  einander  legen.  Die 
Beine  schrenken.  Bei  Jeroschin:  des 
heilegin  crüzis  zeichin  (st)  mit  andacht 
vor  sich  schrenktin  152a.  Pfeiffer, 
216.  Ahd.  screnchan^  mhd.  schrenken. 
Die  Säge  schränken^  die  Zähne  einer 
Säge  kreuzweise  richten.  Das  dazu 
gebrauchte  Instrument  von  Eisen  heifzt 
Schränkeisen. 

Schräpe,  /.,  Werkzeug  zum  Schaben 
und  Kratzen,  namentlich  Pferdestriegel; 
mhd.  schrapfey  poln.  szropa.  Wir  wün- 
schen dem  Jungen  eine  Schrape  in  die 
Eand^  dafz  er  kann  schrapen  den  Schim- 
mel blank,  Samland.  Hennig,  245. 
Mühling  hat  noch  die  Bedeutung: 
schlechtes  Saiteninstrument. 

schrflpen,  sw.  1.  mit  festem  Drucke 
kratzen,  schaben,  abschaben^  abkratzen, 
Gefafze  durch  Eratzen  rein  ausscheuem, 
putzen.  Kartoffeln  schrapen^  von  rohen 
Karto£feln  die  Schale  abkratzen.  Poln. 
skrobad^  pr.-poln.  szropowac  konie.  In 
gleichem  Sinne:  ab-,  aus-,  ein-,  nach-, 
zusammenschrflpen.  Er  hat  Geld  in 
Menge  eingeschrapt  Er  hat  sich  ein 
hübsches  Vermögen  zusammengesckräpt 
2.  bildlich:  einem  durch  List  und 
Betrug  Schaden  zufügen.  Den  hat  er 
gut  geschrapt.  Hier  giebfs  nichts  zu 
schrapen.  3.  schlecht  geigen.  Hen- 
nig, 245. 

Schraper,  m.,  einer  der  schrdpt:  un- 
geschickter Barbier,  schlechter  Geiger. 
Schraper^  Stümper  und  Vaganten  tau- 
gen nicht  zur  Liebesmusik.  Carm,  nupt. 
I,  112.    Bock,  61.    Hennig,  245. 

Schräpsel,  n.  1.  das  als  Kest  Zu- 
sanmiengeschrapte:  daher  Überrest  über- 
haupt. Abschrftpsel,  n.,  Ausschrapsel, 
das  Abgekratzte,  Ausgeschabte;  bild- 
lich:  das   Er  vorteilte.    Im   Oberlande 


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316 


Scbrilpsel  —  Schriofen. 


nennt  man  aach  das  letzte  Kind  AtM" 
schrapael^  namentlich  wenn  es  schwäch- 
lich and  unansehnlich  ist.  Vgl.  Nach- 
SChrap.  2.  Ein  Schrdpsel  Kartoffeln, 
eine  Quantität  Kartoffeln,  welche  mit 
einemmale  geschrapt  und  gekocht  wird; 
8.  V.  a.  Kochsei  (s.  d.). 

Schrats,  adv.^  s.  schrftd. 

Schraube,  /.,  aUe^  zur  Bezeichnung 
einer  alten  Jungfer,  eines  alten  Weibes. 

schrecklich,  adf.  \l  adv,,  zur  Bezeich- 
nung eines  Steigerungsgrades.  Das  ist 
ein  schreckliches  Geld!  Er  ist  schreck- 
lich reich.    Er  schreit  schrecklich. 

Schreckpulver,  n.,  Medik.,  Pulv.  tem- 
perans. 

Schreckwasser,  n.,  Medik.,  Aqua  aro- 
mat. 

schrfigen,  schrSgen,  sw.,  sengen,  dör- 
ren, durch  Hitze  zusammentrocknen. 
Hennig,  246,  schreibt  schrSjen.  Er 
hat  sich  die  Handj  den  Finger  geschregt, 
die  Haut  versengt;  daher  gewöhnlicher 
verschregt.  Davon  SChrSg,  adj.y  ver- 
trocknet, ausgedörrt,  so  daTz  die  Ober- 
fläche Runzeln  hat.  In  Bremen  und 
Pomm.  schreien^  im  Osnabrück,  schrog- 
gen^  in  Hessen  schroggeriy  verschroggen^ 
hoU.  schroeyen^  engl,  sear^  scorch.  Brem. 
Wb.IV,  698.  D ahn.,  415a.  Vilmar, 
370. 

schreiben,  pltd.  schrtwe(n),  st.  Er 
schreit  sich  Neumann  =  er  heilzt  N. 

schreien,  pltd.  schrte(n),  st^  laut  wei- 
nen. Nu  schreit  die  MargeU  schon  tvie- 
der,    Ygl.  brUUen^  greinen. 

Schreier,  pltd.  Schrter,  m.,  Choralist 
im  Dome  zu  Frauenburg.  Handwerker, 
welche  im  Dome  den  lateinischen  Cho- 
ralgesang zu  absolvieren  haben  und  dies 
gewöhnlich  in  lauter  und  roher  Weise 
thun,  werden  vom  Volke  die  Schreier 
genannt.    Sprw.  I,  3403. 

Schrein, 97».,  Dem.  iScAmncA^n,  Schach- 


tel.    Bock^   6L     Hennig,   246.     In 
dieser  Bedeutung  von  mir  nie  gehörL 

schrell,  odf/.,  scharf  von  Geschmack. 
Weiny  Bier  und  Obst  sind  schreU^  wenn 
sie  die  Zunge  scharf  angreifen.  Hen- 
nig, 246. 

schrSm,  adj.^  s.  schrftd. 

schrSmen,  sw.^  s.  schrftmen. 

schrenken,  «tr.,  s.  schränken. 

Schrewein,  m.,  bei  Stein,  Peregrinus 
in,  3,  unter  den  Namen  für  Seeleute. 
Ygl.  Pedker. 

Schricht,  n.,  s.  GeschrichL 

Schricke,  /.,  Pfahl  von  12  bis  16  FuTz 
Länge^  zunächst  ein  solcher,  welcher 
auf  den  Holztraften  mitgefiihrt  wird, 
um  diese  beim  Anhalten  daran  zu  be- 
festigen. Die  Schicken  werden  zu  dem 
Zwecke  in  das  Ufer  eingeschlagen.  Mhd. 
schricken  springen,  ist  noch  heute  See- 
mannsausdruck. Vgl.  Breusing,  17. 
Die  Schricken  machen  wohl^  wenn  sie 
durch  Hiebe  losgeschlagen  werden,  einen 
Sprung. 

Schrickzaun,  m.,  Zaun  aus  Schricken^ 
Palissadenzaun.     M  ü  h  li  ng. 

Schrtkachel,  /.,  Kachel  mit  unglasier- 
ter Aul'zenfläche.     Muhling. 

Schrile,  /.,  Fischemetz,  dessen  Be- 
nutzung in  der  Fischerordnung  von 
1589  verboten  war.     Vgl.  Aalwftde. 

schringen,  sw.^  schmerzhaft  brennen; 
von  heilenden  Wunden,  zersprungener 
hellender  Haut.  Es  schringt  man  noch 
sOj  es  schmerzt  nur  noch  ein  wenig, 
wenn  man  sich  leicht  verbrannt  hat 
und  der  Schmerz  fast  verschwunden 
ist.  Oberland.  Wohl  aus  schrinden 
aufspringen,  berstend  Risse  bekommen. 
Vgl.  Brem.  Wb.  IV,  697.  Schmel- 
ler  HI,  517.  Vilmar,  370.  Anton, 
12,  22. 

SchrTofen,  m,  Ofen  aus  Schrtkacheln, 
unglasierter  Ofen.     Mühling. 


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Schrittschuh  —  schroden. 


317 


Schritbchuh,  pltd.  SchrSttschau,  imWer- 
der  SchrHschö,  m.,  der  richtige  Name 
far  den  jetzt  allgemein  gewordenen 
Schlittschuh,    Hennig,  246. 

Schrobbel,  m.  u.  /.  1.  Wollkratze, 
Kardätsche.  2.  nach  Mühling  die 
Lage  Wolle  oder  Hede,  welche  mit 
einemmale  geschrohbelt  wird. 

schrobbeln,  vhchd.  schrubbein,  sw.^ 
mit  einer  Schrobbel  Wolle  kämmein. 
Vgl.  kämmein. 

schrobben,  vhchd.  schrubben,  in  Dan- 
zig  Schrubbern,  sw.^  mit  einem  Schrob- 
her  den  Fulzboden  scheuem.  Das 
Wort  ahmt  den  eigentömlichen  Ton 
nach,  den  das  Scheuem  mit  steifer 
Bürste  hervorbringt.  Reiben  ist  als 
ursprüngliche  Wurzel  anzusehen.  Den 
Mägden  kommet  zu  das  Stuhcken^  Schrob- 
ben,  Bohnen.  Carm.  nupt  11,  266  c. 
De  Keke  schirt  dem  Kätel  blank  On 
schrobbt  det  ganze  Hus  entlang.  Volksr., 
225,  796.  In  Hessen  schruppen,  schrob^ 
ben,  Bchruwwen.  Vilmar,  371.  Engl. 
scrub,  schrub,  holl.  schrobben,  schwed. 
skrubbay  irländ.  scriobam.  Brem.  Wb. 
IV,  698.  Adelung  IH,  1667.  Hen- 
nig,  246.    Danneil,  187b. 

Schrubber,  vhchd.  Schrubber,  im  Yolks- 
munde  (Königsbergs)  allgemein  Schrob- 
bert,  m.,  und  so  auch  bei  Hennig, 
246,  Scheuerbürste,  Scheuerbesen.  Der 
richtige  Schrobbert  ist  an  langem  Stiele 
befestigt 

Schrobbhubel,  /.,  Hobel,  womit  das 
Holz  aus  dem  Groben  behobelt  wird. 
Hennig,  246.  Von  schroden  und  da- 
her richtiger  Schrodhobel  Schrothobel. 

Schrobbkodder,  n.  Eodder,  Lappen, 
zum  Scheuem,  Scheuertuch.  In  Dan- 
zig  FeideUuch  (s.  d.) 

Schrobrett,  n.,  „auf  die  StraTze  hin- 
ausgeschobener unbedeckter  Sommer- 
aufenthalt vor  dem  Wohnhause,    mei- 


stens von  Bäumen  überschattet  und 
durch  ein  Geländer  eingefafzt).  Die 
Schrobretter  sind  der  Stadt  Marienburg 
eigentümlich  (ich  habe  sie  auch  in 
ermländischen  Städten  gefunden,  nur 
ist  hier  für  diese  Einfriedigungen  der 
Name  nicht  üblich)  und  sind  von 
Fremden  Erbbegräbnissen  verglichen; 
Einheimische  nennen  sie  auch  Klabch- 
kasten  (weil  man  in  ihrem  kastenartigen 
Raum  zum  Plaudern  —  vgl.  klatschen  — 
sich  zusammenfindet).  Vielleicht  kommt 
der  Name  von  Schaubrett  her.**  Ostpr. 
Ztg.  vom  16.  April  1872.  Nr.  88.  Bei- 
lage. Die  aus  dem  Morgenschlummer 
gestörten  Bürger,  welche  zuerst  neugie- 
rig die  Köpfe  zu  den  kleinen  Fenstern 
der  Hängeboden  und  Laubenstuben  her- 
ausgestreckt hatten,  erschienen  im  Fest- 
anzuge in  den  Sckrobrettem  und  auf 
der  Stra/ze  (bei  der  Occupation  West- 
preuGzens,  in  Marienburg).     Ibid. 

SchrOde,  Schrote,  /.,  Schnitt  oder 
Stück  Fleisch,  wie  es  die  Fleischer 
zum  Verkauf  schon  zugeschnitten  ha- 
ben. Danzig.  Klein  H,  143.  In 
früherer  Zeit  mufzte  eine  Schrote  Fleisch 
ein  Pfund  wiegen.  WeU  man  en  Schrot- 
ken holen  —  de  Flescher  schnitt  so 
locker  op.  Volkslied.  N.  Pr.  Prov.-Bl.  a. 
F.  XI,  159.  In  Bayern  der  Schrot. 
Schmeller  III.  520. 

schroden,  schroten,  sw.  1.  schroten, 
schneiden,  in  Stücke  teilen.  Ebenso 
in  Pommern,  Bayern.  Dähn.,  415a. 
Schmeller  III,  520.  Bei  Jeroschin 
verschroten  in  Stücke  hauen:  ik  unl 
üwir  lebin  dne  vrist  voi'schrötin.  der 
rittir  was  in  nStin  70d.  mit  tode  — 
man  daz  lebin  im  vorschrit  112  c. 
Pfeiffer,  259.  2.  stark  essen.  Der 
kann  gut  schroden  —  schroten.  3. 
wälzen,  schieben,  rollen.  Davon  der 
Schröder^    Bierschröder,    Weinschröder, 


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318 


Schrodsel  —  Bchrumpeln. 


weil  er  die  Fässer  in  die  Keller  und 
aus  denselben  schrotet.  Vgl.  Ade- 
lung III,  1665.  Weigand  II,  643. 
Hennig,  246.  335. 

Schrodsel,  Schrftdsel,  n.,  geschrotetes 
Getreide  för  das  Vieh.  Hennig, 
246. 

schrSgen,  sw,,  s.  schrSgen. 

Schrolle,  Schrulle,  /.,  wunderlicher 
Einfall,  verkehrte  Ansicht,  manische 
oder  böse  Laune,  Grille,  fixe  Idee,  An- 
fall von  Verrücktheit.  Er  hat  SchroU 
Im  im  Kopf^  er  hat  wunderliche  Ein- 
falle, die  er  eigensinnig  festhält  Er 
kriegt  wieder  seine  SchroUen^  er  wird 
närrisch,  wunderlich.  Wenn  de  öle 
Schrolle  käme^  denn  ös  alle  Freud  be- 
näme.  Samland.  Ek  mucht  sone  Schrol- 
len  nich  em  Kopp  hebben.  Dorr,  1. 
Wiew.,  74.  Hennig,  246.  Nach 
Treichel  ist  Schrulle  auch  ein  altes 
und  wohl  auch  meist  wunderliches  Mäd- 
chen.   Vgl.  Fiage. 

Schrompei,  m.,  s.  Schrumpel. 

schrompen,  schrompein,  «to.,  s.  schrum- 
pen. 

Schrote,  /.,  schroten,  sw.,  s.  Schrö- 
de  etc. 

Schroter,  m.,  Schneider.  Danzig. 
14.  Jahrh.     Hirsch,  326. 

Schrttter,  m.,  s.  schröden. 

Schrots,  adj,  und  adv.^  s.  schrftd. 

Schrotschwein,  n.,  einjähriges  Schwein, 
das  beim  Schlachten  schon  geschrotet^ 
in  Schrote  zerstücket  wird.  Vgl.  BrUh- 
ling. 

Schrotte,  /.,  Spitze,  „oder  was  aus- 
geschnitten isf.  Weil  auch  in  weni- 
gen Jahren  die  grofzen  Gekröse  sehr 
eingerissen,  so  soll  allen  Dienstmägden 
die  grofzen  Gekröse  von  Schrotten  gänz- 
lich verboten  seyn,  Landordnung  von 
1640.  Von  schröden  schroten,  schnei- 
den.    Hennig,  246. 


Schrotwurm,  wi.,  Wurm,  der  die  (Wur- 
zeln) abschrotet,  abnagt,  Maulwurfs- 
grille, Gryüus  GryUotalpa.  Sie  heifzt 
auch  Erdkrebs^  Ritwurmy  Werre^  Twerre, 
Warre,  Werl,  Worbel.  Vgl.  Bock, 
Nat.  V,  64. 

schrubbein,  sw.,  s.  schrobbeln. 

schrubben,  sw.,  Schrubber,  m.,  s.  schrob- 
ben  etc. 

Schruckigwerden,  n.,  s.  Dreb. 

schrucksen,  sw.  1.  gewinnen,  im 
Einderspiel.  Der  schruckst  seine  Boh- 
nen, seine  Kmpfe  etc,  zurtkk.  2.  einen 
tüchtigen  Schritt  gehen^  schnell  gehen. 
Der  schruckst  seinen  Stiefel  'runter. 
Übertragen:  sich  fördern,  vorwärts 
bringen.    Nordenburg. 

Schruddel,  /.,  dickes  Roggenmus,  Klun- 
kermus, mit  Milch  oder  auch  mit  Speck 
abgemacht.     Nordenburg. 

Schrugge,  /.,  Pferd.  Gr.  Werder. 
Se  geewen  de  Schruggen  de  Sparen,  on 
weg  weeren  se.    Dorr,  1.  Wiew.,  110. 

Schrulle,  /.,  s.  Schrolle. 

Schrumpel,  pltd.,  aber  auch  von  Hoch- 
deutschen gebraucht,  Schrompel,  /.  1. 
Kunzel,  Falte,  namentlich  Falte  im 
Gesicht.  Alte  Leute  haben  Schrompein 
im  Gesicht  Welke  EartofPeln  haben 
Schrompein,  Ebenso  in  Posen  und  in 
Hessen.  Bernd,  276.  Vilmar,  370. 
Hennig,  247.  2.  alter,  zusammenge- 
schrumpfter Mensch.  Er  ist  ein  alter 
Schrompel. 

schrumpelig,  pltd.  schrompelig,  adf., 
runzelig,  faltig,  zusammengeschrumpft. 
Ein  schrumpeliges  Gesicht.  Ein  schrum- 
peliger Apfel 

schrumpeln,  sw.,  s.  schrumpen. 

schrumpen,  schrumpeln,  pltd.  schrompen, 
schrompein,  sw,  1.  schrumpfen,  ein- 
schrumpfen, zusammenschrumpfen;  in 
letzterer  Bedeutuog  gewöhnlich  ver- 
schrumpeln,  verschrompeln.   En  ohl  ver- 


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Schrutz  —  schachtern. 


319 


BchrompeU  Wiew,  Carm,  nupt.  VI,  242b. 
.  .bit  ^  so  fhopgesehrumpelt  toeer^  wie 
'ne  gedreegde  Ber.     Dorr,   1.   Wiew., 

III.  In  Bremen  und  Pommern  auch 
schrumperiy  dän.  skrumpe.  Vgl.  krum- 
pen.  2.  schrumpeln  auch  schlecht  ge- 
hen, schwach  auf  den  Falzen  sein. 
Alte  Leute  und  Kinder  schrumpeln.  In 
Bremen    schrumfumfeln.     Brem.    Wb. 

IV,  700. 

Schnitz,  /.,  alte  Stute.  Friedland 
Ostpr. 

SChOy  adj,  scheu.  Ein  schüer  Mansch^ 
ein  blöder,  schüchterner  Mensch.  On 
schu  dat  Wild  vom  Brak  opßicht 
Dorr,  34. 

SchQ , «  SchOschQ ,  SchQdel ,  SchOter, 
SchQtsch,  SchQtscheck,  m.,  Schmeichel- 
name und  Lockruf  für  den  Hund.  Der 
Anlaut  klingt  auch  Tsch.  Dem.  Schü- 
che^  Schuhe  etc.  Lewer  os  vor'n  WStDer, 
Hüz  OS  vor'n  Schütsch.  Sprw.  I,  2370. 
Lit  szü  Hund.     Vgl.  sehe. 

Schltbbchen,  n.  Een  Schübbc/ien 
ziehen^  8.  v.  a.  eine  Lmpe  (s.  d.) 
ziehen. 

Schubbe,  /.,  Schuppe.  Hennig, 
247. 

Schubben,  sto.,  s.  schobben. 

schubberig,  adj.  1.  frostig,  kühl; 
vom  Wetter.  EjS  ist  ein  schubbriges 
Wetter.  2.  fröstelnd,  jämmerlich,  er- 
bärmlich, elend;  vom  Menschen.  Mir 
ist  ganz  schvbberig^  ich  fröstle.  Mir 
ist  ganz  schubberig  zu  Mute^  ich  fühle 
mich  sehr  unwohl,  fiebere.  Vgl.  hub- 
berig  u.  schibberig. 

Schubbjack,  m.,  s.  Schobbjack. 

Schubii  m.,  s.  SchuwuL 

Schubrfln,  n.,  s.  SchQpilne. 

Schubs,  Schups,  m.  1.  Schopf,  pobi. 
czuby  Haarbüschel  auf  der  Stirn,  Feder- 
basch  auf  dem  Kopfe,  Haube,  daher 
SdNlbilerche,    Haubenlerche,    Alauda 


aistata.  Vgl.  Bock,  Nat.  IV,  408. 
S.  Schuprtne.  Schemionek,  37: 
Schups  Abgufz    an  Topf  oder  Kanne. 

2.  schiebender  Stofz.  Einem  einen 
Schubs  geben   —   auch   Schups  geben. 

3.  Nach  Mühlin g  auch  kurze  Strecke, 
Ende  Weges,  kleines  Stück  von  einer 
Sache. 

Schubsch,  9n.,  Dem.  Sihubschchen^ 
Schluck.  Lafz  ihn  ein  Schubschchen 
trinken.  Friedland  Ostpr.  Aus  Schui 
von  schieben. 

schubsen,  schupsen,  sw.^  mit  Schub 
fortstofzen.  Sie  schupsen  ihn  umher^ 
wie  einen  schlimmen  Schilling.  In  die- 
sem Sinne  auch  blofz  schuppen,  ab- 
SChupsen.  1.  abstolzen.  Er  schupst  ihn 
von  steh  aby  stöizt  ihn  zurück.  2.  ab- 
gehen, abziehen.  Er  hat  abschupsen 
müssen^  er  hat  un  verrieb  teter  Sache 
abschieben,  abziehen  müssen.  3.  steh- 
len; in  dieser  Bedeutung  doch  mehr 
beschupsen.  Sie  haben  ihn  gut  be- 
schupst 

Schubslerche,  /.,  s.  Schubs. 

Schubut,  m.j  s^  Schuwut 

schuch,  interj.j  Scheuchruf  zum  Schaf. 
Samland. 

Schuch,  /.,  der  Fichtenzapfen.  Saäl- 
feld. 

Schuchchen,  n.  1.  wolliges  Blüten- 
kätzchen, Blütenschäfchen  mancher 
Bäume,  z.  B.  der  Weiden.  2.  Schmei- 
chelwort für  ein  Schäfchen.    Dönh. 

schilchem,  sw.,  s.  schichem. 

SchUch'rer,  m.,  s.  Schich'rer. 

SChuchrig,  ad).y  scheu,  ängstlich,  ver- 
schüchtert 

Schuchter,  m.  1.  Regenschauer,  kur- 
zer Regen.  Dcu  war  nur  ein  Schuchter. 
Mühling.    2.  grobes  Brot.     Saalfeld. 

schuchterig,  adj.^  s.  schüchtern. 

schüchtern,  adj.  u.  adv.  1.  schüch- 
tern,   scheu,    blöde.      Das    Pferd    ist 


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320 


schüchtern  —  schüen. 


schüchtern.  2.  flatterhaft,  flfichtig,  qd- 
stät,  wild,  wie  gescheucht  hin  and  her, 
von  einem  Ort  zum  andern  fahren.  In 
diesem  Sinne  Bock,  61,  und  Hen- 
nig, 247,  auch  schuchtrig.  Vgl.  schuch- 
rig. 

schüchtern,  sw.^  s.  sehichem. 

Schuck,  m.,  Dem.  Schuckchen^  Ruf- 
und  Lockname  für  den  Hund.  Von 
dem  poln.  suka  Hündin.'^ 

Schucke,  /.,  Schucken,  plur.  1.  Kar- 
toffeln. Ermland.  In  der  Gegend  von 
Tolkemit  schon  Schocke  (bei  Frauen- 
burg noch  Schlicken);  ebenso  bei  El- 
bing.  Auf  der  kur.  Nhg.  Schocke, 
Erdschocke.  De  dommst  Lau  hae  de 
schönste  Schucke,  die  dümmsten  Leute 
haben  (bauen)  die  schönsten  Kartoffeln. 
Ermland.  Komm*  Schocke  pelle!N6lksT.^ 
73,  276.  Min  Mutter  gaf  mi  Schocke 
on  let  de  d6dge  Sü  räwer  renne^  sie 
gab  mir  Kartoffeln  mit  Spirkeln,  ge- 
bratenem Speck.  Einlage  bei  Elbing. 
Vgl.  Bullen  u.  Tuchlen.  2.  nach  Sper- 
ber, 41,  Schocken  auch  die  Kätzchen 
der  Erlen  und  Weiden.  Vgl.  Schuchchen. 

Schuckel,  Schockel,  /.,  Schaukel. 

Schuckel,  ^chuggel,  m.,  Dem.  SchuckeU 
chen,  -ke^  Schuggelche^  kurzer,  leichter, 
schaukelnder  Trab;  daher  auch  Schu- 
ckeltrab,  -draf,  ^chuggeldrab.  Fahr 
Schlickelke.  Die  Königsberger  Drosch- 
ken fahren  meistens  im  ächuggel, 

schuckelig,   od)'.,   schaukelig,   wacke- 

Hg. 

schuckeln,  schockeln,^.  1.  schaukeln, 
wackeln.  2.  in  kurzem  leichten  und 
schaukelnden  Trabe  reiten,  fahren.  In 
letzterem  Sinne  auch  ichuggeln.  Lafz 
die  Pferde  man  blofz  (nur)  ichuggeln. 
Lät  (die  Pferde)  sachtkes  ichuggle^  fahre 
in  langsamem  Trabe.  Der  Kerl  (Po- 
stillion) i«t  kiei'  heut  ohne  Gesang^  ohne 
Klang   durchgezuckelt,     Soph.    R.   III, 


43.  Übertragen  auf  den  Menschen: 
wackelnd  laufen,  eilig  gehen,  nachlau- 
fen, folgen.  Sie  kommt  angeschuckelt. 
Der  Magister  zu^ckelte  Tag  und  Nacht 
umher.  Soph.  R.  V,  586.  Lieschen 
zuckelt  allenthalben  hinterdrein.  Ibid. 
VI,  230.  Vgl.  die  Bemerkung  über 
8ch  und  z  unter  ichabbem. 

^chudy  Schutt,  auch  Szud,  /.,  Dem. 
Schudchen.  1.  w.  Vorname,  Elisa- 
beth, s.  Eis.  2.  einfaltiges,  dummes 
Frauenzimmer.  (Schemionek,  37) 
überhaupt  Mensch  ohne  Witz,  Einfalts- 
pinsel. Na  so'ne  dämliche  Schutt. 
Geh,  geh,  du  dumme  Schutt,  Volksr, 
227,  798. 

schudder,  Zuruf  an  Zugtiere,  s.  schwod 
der. 

Schuddergaffel,  /.,  s.  Schllttergaffel. 

Schudderkopf,  m,  1.  alter  Mann, 
dem  vor  Schwäche  der  Kopf  wackelt. 
2.  Name  eines  Gefängnisses  in  Danzig. 
Wann  Ihr  Mann  jemals  wieder  klagte 
so  lafz  ich  ihn  in  den  Schüdderkopp 
setzen,  Soph.  R.  III,  125.  Hennig, 
247. 

schuddern,  schliddern,  pltd.  schVddem, 
sw.^  schuttein,  schüttern,  beben,  erzittern, 
erschüttern;  umschütteln,  aufschütteln. 
Mit  dem  Kopf  schuddern.  Er  schlagt 
die  Thür  zu,  da/z  das  ganze  Haus 
schuddert.  Schodder  nich  mot  dem 
Dosch!  Er  schuddert  vor  Kälte,  Das 
Stroh  aufschOddem^  nach  dem  Dreschen 
es  mit  einer  Schuddergabel  schütteln, 
damit  die  ausgedroschenen  Kömer  auf 
die  Tenne  fallen. 

SchQdel,  m.,  s.  SchQ. 

schQen,  schllen,  schilwen,  sw.,  scheuen, 
furchten,  Bangen  oder  Ekel  haben. 
Sock  vorm  Dod  schuen.  Dorr,  54. 
He  schüet  sock  sSy  wt  de  Fracher  ver'm 
Achtehalwer.  In  der  Gegend  von 
Insterburg    in    gleichem    Sinne    auch 


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schnerig  —  Schulz. 


321 


schltchern.  He  schüchert  sich  wt  de 
Pracher  ver  e  Lus.  Hennig,  250, 
hat  8ChQv6n,  das  sich  bei  Jeroschin 
ebenfalls  findet:  daz  werdin  Uckte 
schüwin  an  nch  dt  ungeirumn,  und 
akS  dt  erge  Idn  135c.  Pfeiffer, 
218. 

schlierig,  schUwerig,  adj,  scheu,  furcht- 
sam, ekel.  Sie  ist  sehr  schikorig  — 
thut  sehr  schüwrig^  sehr  wählerisch,  es 
steht  ihr  nicht  leicht  etwas  an.  Hen- 
nig, 250. 

Schliffe,  /.,  8.  SchOpe. 

SchUffel,  /.,  s.  Schiffel. 

schuffeln,  schltffeln,  sw.,  s.  schiffein. 

SchQflad,  /.,  s.  Schublade. 

schuften,  sw.^  mit  Anstrengung  ar- 
beiten. 

Schufut,  m.,  s.  SchuwuL 

Schuggel,  Schuggeidrab,  m.,  s.  Schuckel. 

Schuhsenkel,  m,  u.  n.,  s.  Senkel. 

Schuhwisch,  m.,  Lappen,  Strohwisch 
zum  Reinigen  der  Schübe.  Er  behan- 
delt die  Leute  toie  Schuhwische^  sehr  ge- 
ringschätzig. 

Schulung,  /.,  Schutz.  Hier  gah  §k 
(Falstaff  umarmt  Frau  Forth)  uinger 
Schuüingy  hier  schätze  ich  mich.  Dorr, 
L  Wiew.,  119. 

^hQI,  Depi.  ächüUcey  w.  Vorname, 
Ursula.  Ermland.  Werder.  Hart- 
wich, 55.     Vgl  schlauben. 

Schulchenläufer,  m.,  Schüler,  der  die 
Schule  schwänzt,  Schwänzer  überhaupt 
Vgl.  schalen. 

Schule,  plur.y  Schwämme,  aphtae^ 
Bräune.     Soph.  R.  IV,  335. 

schalen,  sw.,  lauem,  lauschen,  von 
der  Seite,  mifztrauisch  oder  verstohlen 
nach  etwas  spähen  oder  horchen,  schie- 
lend sehen.  Nhd.  schulen  verborgen 
sein,  lauem,  holl.  schuäeny  engl  sculky 
schwed.  skiolkay  dän.  skulke.  Im  Alt- 
friesischen ist  schialcj  sctUcy  schule  ein 

PriKbbi«r,  W6rt«rbaeh  11. 


Obdach,  eine  Hütte.  Schulen  laufen^ 
in  ein  Versteck  laufen,  sich  verber- 
gen, schwänzen  und  zwar  zunächst  die 
Schule.  Die  Redensart  ist  also  ur- 
sprünglich nicht  von  schola  herzuleiten. 
Bei  uns  gewöhnlich  Schulchen  laufen^ 
im  Götting.  schulen  gdn  die  Schule 
schwänzen,  in  der  Mark  schtdaiken, 
bei  Minden  schütken.  Brem.  Wb.  IV, 
708.    Schamb.,  186b.    Hennig,  724f. 

Schulidnts,  m.  Sie  (die  Nadrauer) 
machen  auch  ein  Gerichte  von  Haber- 
grütze^  so  gemoMen  und  mit  Wasser 
eingeruhret  unrd^  so  sie  Czulkinys  nen- 
nen. Pierson,  Matth.  Prätor.,  110. 
Nach  Nsslm.  Wb.,  166a,  bei  den  Li- 
tauem  ein  Gericht  von  gekochten  Erb- 
sen und  Mohn,  die  zusammengestampfb 
und  dann  als  Brei  gegessen  werden. 

Schulmeister, 97».  I.Lehrer.  2.  dreieck- 
artig auslaufendes  Endnetz  an  jedem 
Flügel  des  Eurrennetzes^  lit  sztdmis- 
reis.  S.  Beschreibung  und  Abbildung 
in  Benecke,  334f. 

Schulz,  Schulze,  pltd.  Schutte,  m.y 
Vorsteher  der  Dor%emeinde.  In  Dör- 
fern, die  deutschen  Einzöglingen  ihren 
Ursprung  verdanken,  war  das  Amt 
erblich,  und  gehörten  2—5  Freihufen 
dazu.  Der  Schulze  war  der  erste 
richterliche  und  polizeiliche  Beamte  des 
Dorfes  und  vertrat  die  Rechte  und 
Angelegenheiten  der  Gemeinde  bei  der 
Landesherrschaft  und  gegen  die  Nach- 
barn; er  nahm  den  Zins  der  Bauern 
ein,  erhob  und  führte  den  Zehnten  ab^ 
übte  die  niedere  Gerichtsbarkeit,  von 
der  er,  so  wie  auch  von  der  hohen, 
obgleich  er  sie  nicht  selbst  verwaltete, 
den  dritten  Teil  der  Gefälle  erhielt 
Für  seine  Person  leistete  er  den  Lehns- 
dienst auf  einem  Elosse.  In  den  preu- 
fzischen  Dörfern  dagegen  verwaltete 
die  PoUzei  ein  Kämmerer,  der  über  einen 

21 


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322 


Schalzenbock  —  Schuppinne. 


gewissen  Distrikt  gesetzt  war;  er  er- 
hob den  Zehnten  und  sorgte  f&r  die 
Erfüllung  aller  übrigeu  Leistungen. 
Gottschalk,  Preufz.  Gesch.  I,  144; 
vgl.  auch  das.  S.84.  De  Schult  mot  stne 
Näs  allenthalwe  voran  hebbe.  Vgl. 
Scholz. 

Schulzenbock,  -keule,  -zeichen,  s. 
KriwQle. 

Schulzenbott,  pltd.  SchuHenbott,  m., 
Versammlung  der  Dorfeingesessenen, 
auf  Bott  (Ladung)  des  Schulzen.  Gr. 
Werder.    Vgl.  KrIwQle  u.  verbotten. 

Schulzenhirfe,  /.,  die  zum  Schulzen- 
amte gehörige  Freihufe. 

Schulzenstab,  m.,  Amtsstock  des 
Schulzen,  aus  Rotbuchenholz,  4  Fufz 
3  Zoll  lang,  mit  grofzem  neusilbemen 
Knopfe,  auf  welchem  der  Name  der 
Ortschaft  eingraviert  ist,  und  mit 
schwarz weilzen  Schnüren  und  Quasten 
umwickelt.  Als  Zeichen  der  amtUchen 
Würde,  bei  festlicher  oder  amtlicher 
Veranlassung  vom  Schulzen  getragen. 
Dzg.  Nhg.    Viol^t,  38.   Vgl.  KriwQle. 

Schulzenzettel,  m,  in  der  Dzg.  Nhg. 
der  Zettel,  vermittelst  dessen  die  Ge- 
meindeglieder ins  Schulzenamt  vorge- 
laden werden.  Er  enthält  den  Zweck 
der  Versammlung.    Viol^t,  37. 

Schulz  von  Tharau  —  Thierau  —  Tiro, 
Name  des  Pirols.  Mühling,  Tiem., 
177.    S.  Bierhol. 

^humm,  97».,  Dusel;  vom  poln.  sznm 
Saus,  Sausen,  Brausen,  und  dieses  von 
dem  dtsch.  summen  (sausen).  Schmitt, 
110.  Er  ist  im  ockwmm.  Auch  adj,i 
er  üt  ichurmfi, 

Schummel,  /.,  Schmeichelname  für 
ein  wildes,  listiges  Mädchen,  wie  Hum- 
mel^ das  sich  kein  Gewissen  macht, 
allenfalls  auch  zu  schummeln,  Trei- 
chel. 

schummeln,  sw,^  trügen,  betrügen.   Ge- 


wohnlich beschummeln.  Davon  Schum- 
meiei,  /.,  listiger  Betrug,  Falschheit. 
Schummler,  m.,  Betrüger,  namentlich 
im  Kartenspiel.     Vgl.  fuchem. 

Schummer,  m.  1.  Schimmer,  Glanz. 
2.  Dämmerung:  Schummerstunde.  VgL 
Schimmerung. 

schummrig,  ad/.,  s.  schimmrig 

schumpeln,  sw.^  s.  schompein. 

Schupaul(,  7n.,  kleiner,  dummer  Junge. 
Ermland.     Mühling. 

Schupenbrauer,  m.,  s.  SchApe. 

Schupertn, /,  s.  Schuprtne. 

ichupp,  interj,^  schallnachahmend,  zur 
Bezeichnung  eines  schnellen  Ruckes; 
eines  kurzen,  kräftigen  Sprunges, 
schneller  Thätigkeit;  auch  ichupptig. 
On  schupp!  tom  Fenster  'rut  Volksl. 
14,  6,  6.  Das  geht  so  schupp  khupp^ 
sehr  schnell. 

Schuppe,  /.,  s.  SchApe. 

Schuppen,  /.,  s.  Schuppinne. 

schuppen,  sw,^  die  Schuppen  des 
Fisches  schabend  entfernen.  Davon 
ein  rohes  Kinderspiel:  der  entblöfzte 
Arm  des  Gegners  wird  mit  scharfer 
Handkante  als  Fisch  geschabt  und  ge- 
schlagen; letzteres  soll  die  Zerlegung 
andeuten.  Samland  (Wilgaiten).  Vgl. 
schupsen. 

Schuppenbrei,  m.,  Brei  aus  weilzen 
Erbsen  mit  der  Schuppe,  Hülle.  Vgl. 
Schuppinne, 

Schupphan,  m..  Wams.  So  wahr^  as 
dit  min  Schupphan  ^.  Dorr,  1.  Wiew., 
10. 

Schuppinne,  m.,  Brei  aus  weiTzen 
Erbsen  und  Graupe  oder  Grütze;  er 
wird  mit  gebratenem  Speck  und  Zwie- 
beln und  einem  besonderen  Aufgusse 
gegessen.  Besonders  als  Fastnachts- 
gericht üblich,  doch  an  einigen  Orten 
auch  als  Ernte -Festessen.  Der  Ut. 
Name   ist   szuppinys,  m.    Si  fdie  Na- 


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^chnptig  —  ^chnjche. 


323 


draaer)  haben  auch  ein  E»Mn^  90  sie 
Szuppinnen  nennen^  wird  gemacht  von 
Erbsen^  Speck  und  Gerstengrütze.  Pier- 
son, Matth.  Pr&tor.,  110.  Vgl.  Bock, 
Nat  I,  267.  Pisanski  in  den  Nachir. 
nennt  das  Gericht  Schuppen.  Vgl. 
Schuppenbrei. 

ichupptig,  intery.,  s.  ichupp. 

Schuprtne,  Zuprtne,  /.,  Dem.  Schuprin- 
cheny  auch  bloiz  Schupp,  m.,  Haarbü- 
schel, Haarschopf  am  Vorderkopf, 
Stimschopf,  lit.  czurprifna^  czuprynas^ 
pohi.  czupryna^  mss.  czuprün;  poln. 
czub  Schopf,  Federbüsch^  lett.  tschuppis^ 
zuppis  Zopf.  In  Polen  bestand  früher 
die  Sitte,  das  Haar  bis  auf  diesen 
Büschel  abzuschneiden,  der  dann  czu^ 
prina  ordintka  Hordenschaprine  hiefz, 
weil  man  ihn  nach  Art  der  tartarischen 
Horden  wachsen  liefz.  Lelewel, 
Gesch.  von  Polen.  Schmitt,  109. 
Einen  leim  Schuprtnchen  kriegen^  wört- 
lich: ihn  beim  Schopf  fassen,  übertra- 
gen: ihn  gefangen  nehmen.  Im  Sam- 
lande  auch  SchupefTn;  sonst  noch  Schi- 
prtn,  Schabrfln,  Schubrfln.  Nsslm., 
Forsch.  2;  Th.,  168.  Bock,  62. 
Hennig,  248.  Vgl.  Bernd,  254. 
Anton,  12,  22. 

Schups,  m.,  schupsen,  m.,  s.  Schubs 
etc. 

SchOr,  m.  u.  n.,  s.  Schauer. 

schOrtgelny  «r.,  schurigeln. 

Schüreky  m.,  der  Fliegenschnäpper, 
Muscicapa  grisola.  Pierson,  A.  W., 
40,  h&lt  den  Namen  fQr  onomatopoe- 
tisch, nach  dem  Geschrei  des  Vogels; 
Nsslm.,  Th.,  168,  fragt;  etwa  scherz- 
hafte Benennungvon  poln.  ft2t«re£  Schelm- 
chen? 

Schurgely/,  Eisbahn.   Sperber,  36. 

schurgeln,  sw.  1.  scheuem,  hin  und 
her  reiben.  Mit  den  Fü/zen  schurgeln^ 
auf  dem  Boden  geräuschvoll  hin  und 


her  fahren.  Davon:  Geschurgd,  n. 
Nach  Treichel  auch  schorcheln.  2. 
s.v.  a.  schorren  (s.d.).  Schemionek, 
37.     Sperber,  36. 

Schurk,  m.,  Hundename.    Treichel. 

Schurkenbauer,  m.  Wer  nicht  ganze 
Halben  und  Stöfe  auf  einmal  aussaufen 
kann^  der  ist  ein  Sckurkenbav^r^  der 
mufz  hinter  der  ThOr  sitzen  bleiben, 
Werder.  17.  Jahrhundert.  Passarge, 
218. 

Schlirliuch,  n.,  s.  Scherdeltuch. 

Schurr,  m.  s.  Schmirgel. 

Schurrback,  m.,  Fastnachtsgebäck. 
Herzensmutte^  hoe^  Däu  de  Deg  to  (?&, 
Mutst  uns  Schurrback  make.  Schlochau. 
Firmenich  I,  118a.  Volksr.,  222, 
790. 

schurren,  sw.  etc.,  s.  schorren. 

Schurren,  plur.  Der  Obriste  Fititghof 
postirte  sich  mit  1000  Musquetiren  und 
1000  Schurren  in  Grofz- Lichtenau. 
Hartwich,  381. 

Schurrmurr,  m.,  s.  Schorrmorr. 

Schlirteltuch,  n.  s.  Scherdeltuch. 

SchUrwurz,Pflzn.,  Blutwurz-Gänserich^ 
TormentiUa  erecta  L.  Auch  Dormentill. 
Hagen,  542. 

Schürze,  /.,  zu  Hennigs  Zeit  in 
Königsberg  Name  für  eine  Vereinigung 
von  Mälzenbräuem,  die  einander  bei 
ausgegangenem  Biervorrat  aushalfen. 
In  der  Schürze  sein^  dieser  Vereinigung 
angehören.  Ich  habe  aus  der  Schürze 
das  Bier  genommen^  ich  habe  dem 
Schenker  nicht  von  meinem  Gebräu 
geben  können,  sondern  mulzte  das 
Bier  f&r  ihn  von  einem  Mitgliede  der 
Schürze  entnehmen.    Hennig,  248. 

Schlirzkuchen,  m.,  s.  Raderkuchen. 

Schurztuch,  n.,  s.  Scherdeltuch. 

^uiche.  Dem.  I^chuschelke,  w.  Vom., 
Susanne.  Drock  an^  mtn  Schaichelke^ 
posse  war  ock  di  wol.    Dönh. 

21» 

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324 


gchüschen  —  Schufzwasser. 


ichOichen,  sw.^  schlafen,  sanft  schla- 
fen. Vorzugsweise  in  der  Sprache  zu 
Eindem.  Kindchen  wird  nun  Schü^chen 
gehn  —  Schüichchen  macfien^  sich  schla- 
fen legen.  Wenn  das  Kind  nicht 
schlafen  will:  Schüsch^  de  Bär  kömmt! 
Statt  ichüichenj  jedoch  selten,  auch 
sOsen.  einichOichen,  sw.,  einschläfern, 
durchsingen  eines  Schlummerliedes  oder 
auch  nur  des  Wörtchens  schü  oder 
4chüich^  oder  schüsche^  süse  ein  Kind 
in  den  Schlaf  bringen.  Vgl.  die  mit 
diesen  Wörtern  beginnenden  Wiegen- 
lieder in  den  Volksr.,  31  ff. 

ochOtehkehmen,  fingierter  Ortsname 
mit  der  provinziell  üblichen  Endung 
kehmen  aus  ichüichen.  Nach  Sckmchn 
kehmen  reisen^  schlafen  gehen. 

SchQichd,/.,  Wiege,  Kinderbett  über- 
haupt.   Vgl.  Hahä,  Wiiche. 

SchOschQ,  m.,  s.  SchQ. 

Schdsel,  m.,  schdseln,  m.,  schdslig, 
adj.^  s.  Schtfsel  etc. 

Schlisseldainniy  9n.,  Strafzenname  in 
Danzig,  eigentlich  S(7Atf«e/  (aufgeschüt- 
teter) 'Damm,    Löschin,  45. 

Schlisselpf ennig^m.,  Geizhalz.  Schimpf- 
wort. Stein,  Peregrinus,  neben  Drück- 
Pfennig  (s.  d.) 

Schustak,  m.,  ehemaliges  Zwei-Silber- 
groschenstück, Sechser.  Das  poln. 
szöstaL  Die  beiden  Arbeitsleute^  die  sie 
gebraucht  hatte  y  federten  jeder  zwei 
Schustak.     Soph.  R.  I,  17. 

Schuster  (u  kurz),  m,  1.  Schuh- 
macher. Neckreime  auf  ihn  s.  Volksr., 
82,  334  f.  Sie  hat  ihm  den  Schuster 
gegeben  y  den  Abschied.  Lieber  dem 
Schuster  als  dem  Apotheker.  Sprw.  II, 
2431.  2.  Maikäfer,  Mehlantha  vulga- 
ris, wenn  er  schwärzlich  gefärbt  ist. 
Ist  er  rotbraun,  so  heii'zt  er  Rotgerber; 
Müller  wird  er  genannt,  wenn  er  weiüz- 
lich  aussieht  und  mit  feinen  weiiizlichen 


Haaren   bedeckt   ist.     Mühling.      3. 
Schabe,  Schwabe  oder  Franzose. 

Sohusterblume, /.,  s.  Lebensbaum. 

Schusterjunge,  m,,  Salzfladen,  das  or- 
dinärste Fladengebäck  zu  einem  Pfen- 
nig. Der  Name  rührt  wohl  daher, 
dafz  es  von  Schusterjungen  vorzugs- 
weise gekauft  wurde  (wird?)  Königs- 
berg. 

schustern,  sw,  1.  als  Schuster  arbei- 
ten. Nach  Hennig,  249,  noch  mit 
dem  Zusätze:  „ohne  das  Meisterrecht 
gewonnen  zu  haben.^  2.  durch  Flicken 
und  Zusammenstecken  ein  Gerät  fertig 
machen;  daher  oft  auch  zusammenschu- 
stem.  3.  Einen  schustern,  ihn  bald 
hierhin,  bald  dorthin  schicken.  Ma- 
rold.  4.  nach  Mühling  schlecht  fort- 
kommen, sich  stümpern,  Verlust  haben. 
Daher:  einschustem.  Brem.  Wb.  IV, 
667.  In  Hessen  zuschustern  Zubufze 
thun.     Vilmar,  375. 

SchusterOrt,  m,,  Schusterpfriem. 

Schusterstuhle,  plur.,  die  mit  der 
Sen^e  abgemähten  Stiele  der  Binse, 
Junctcs  L,    Treichel,  Volksth.  HI. 

Schusterwurzel,  /.,  Wurzel  von  Bal- 
drian, Valeriana  (offvcmaüsf  Hennig, 
249,  hat  süvestris,  welchen  Namen 
Garcke  und  Leunis  nicht  auffahren). 

Schufz,  m.  1.  Rausch.  Er  ist  im 
Schuf z,  er  ist  betrunken.  Er  hat  einen 
Schufz  weg,  dasselbe,  oder  auch:  er  ist 
nicht  bei  gesunden  Sinnen;  er  ist  ver- 
liebt. Er  nahm  die  Tochter  mit,  und 
das  war  sehr  gut;  denn  ich  glauhe^  dafz 
ich  schon  im  vorigen  Jahr  einen  Sckus 
weghatte.  Soph.  R.  I,  645.  Vgl.  Schofz. 
2.  Schufz  und  los,  mache,  dafz  du  end- 
lich zustande  kommst!  Bildlich  für: 
Gieb  einen  Schulz  ab  und  dann  laufe. 
Treichel. 

Schu(zwasser,  n.,  Medik.,  Mixtura 
vulnerum  a,cida. 


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schüte(n)  —  schwabbendig.  325 

SChOtefn),  üblicher  8ChSte(n),  8f.,  schie-  noch  hiefz  der  Gefängniswärter  Schütze. 

fzen,  engl,  to  shoot    Gordack.  Bock,  61.     Hennig,  250. 

Schoter,  m.,  s.  SchQ.  schQwen,  schüwen,  sw.^  s.  schOen. 

schutem,  »w.,  tauschen,  kuppeln  (s.  d.)  schUwerig,  adj.,  s.  schüerig. 

SchQtsch,  971.,  s.  SchQ.  Schuwit,  m.,  s.  Schuwut. 

Schutt,  /.,  s.  $chud.  Schuwut,  Schufut,  Schuwit,   Schubut, 

Schutt,  Schutt,  Schutte,  Schitte,  SchVtt,  SchubK,    m,    Eule,    vornehmlich    der 

SchUtz,SchUtze,/.,  Weberschiffchen.  Von  Uhu,  Stria  BubOy  firanz.  chouette.    Vgl. 

schiefzen.  Bock,   Nat.  IV,  280.     Nsslm.  F.  2, 

SchVttel,  m.^  das  kalte  Fieber,    nach  fragt:    Etwa    zum    poln.    sowa^    russ. 

Mühling   die   Epilepsie.     Da/z   dich  sowä  Eule  gehörig,    mit  einer  der  lit. 

der  Schüttel  schände !  Hennenberge r.  - wfe*,    -yU  entsprechenden   Deminuti v- 

In  Bayern  Schüttler.    Schmeller  III,  Endung?    Nach  Hennig,  247,   Schti- 

420.  but  auch  ein  in  den  Kleidern  unordent- 

schtttten,  pltd.  schVdden,  sw.     1.  Ge-  lieber,  häMicher  Mensch, 

treide    auf   den   Fruchtboden,    in    die  Schwabbelei,  /.,    Geschwätz;   unver- 

Schüttunffj  bringen.    2.  zur  Bezeichnung  standliches,    unnützes,    weitschweifiges 

desKömerertrages:  der  Roggen  schüttet  Gerede.    Von  schwabbeln. 

in  diesem  Jahre  gut.  Schwabbelhans,  m.^  Hans,  der  schwab- 

SchUtter-,    SchUdder-,   Schuddergaffel,  belt,  Schwätzer.    Von  schwabbeln. 

/.,  aus  Holz  gearbeitete  Strohgabel.    S.  schwabbelig,  adj.  1.  schwatzhaft.  Von 

Gaffel.  schwabbeln.    2.  zitterig,  bebend.    Von 

schuttern,  ato.,    schütteln.  Feststehen-  »cAmjoJä^.  NachMühling  auch  unwohl, 

des  in  zitternd  schwankende  Bewegung  Mir  ist  so  schwabbelig.    Vgl.  wabbelig, 

bringen.     Am  Tisch  —  mit  dem  Tisch  schwabbeln,   9w.     1.  schwatzen,   viel 

ichüttem.  und  dabei  meist  Dummes  reden,  unver- 

SchUttung, /.,  das  Au%eschüttete;  in  ständlich  und  weitschweifig  reden.   Dem 

Speichern  und  Scheunen  der  Raum,  in  Sinne  nach  verwandt  mit  ichabbem^  sab- 

dem  man  das  ausgedroschene  Getreide  bernySchlahbernySchwaddern.hesc\(tl9k\i^\t\, 

aufschüttet.  beschwatzen.    Endlich  hebV  toi  en  be^ 

Schutz,/.,  s.  Schutt  schwabbelt.    Nowack,  41.    2.  Flfissig- 

SchUtze,  /.,  s.  Schutt  u.  Schutzerei.  koiten  überlaufen   lassen.    Schemio- 

SchUtze,   /.,    das  Schützbrett,    durch  nek,  37.    3.  s.  v.  a.  schwabben. 
das  man  das  Wasser  in  einem  Gerinne  schwabben,8ti7.,  beben,  zittern,  schwan- 
staut oder  abfliefzen  läfzt.    Die  Schütze  ken,  dem  Druck  nicht  widerstehen;  von 
an  Mühlenschleusen.  fetten,  weichen,  feuchten  Körpern,  sum- 

SChUtzen,   sw.^   das  Wasser  in  einem  pfigem  Boden.    Mühling.    Er  hat  in 

Gerinne  anstauen,  andämmen.  diesem    Sinne    auch    schwabbeln.      In 

Schutzerei,   /.,    früher   ein  Gefängnis  Bayern  schwatten^  schwattig,  schwättig. 

in  Königsberg,  nahe  am  Nord westturme  Schmeller  UI,  552. 

des   königlichen    Schlosses.     Es   hiefz  schwabbendig,    adj.j    voll    bis    zum 

80,   weil   ursprünglich    Hakenschützen  Überlaufen;    von    Flüssigkeiten.     Der 

dort  die  Wache  führten;   auch  später  Eimer  ist  schwabbendig  voll. 


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326 


schwach  —  Schwager. 


tdiwachy  adj.^  unbemittelt  Dato  si 
ock  to  sckuKLchy  das  geht  über  mein 
Vermögen,  das  kann  ich  mir  nicht  an- 
schaffen. 

SChwachöwo,  polonisiertes  schwach. 
Das  ist  man  schoacMwo, 

Schwad,  Sohwat,  m.  u.  n.,  der  Schwa- 
den. 1.  so  viel  Gras  oder  Getreide, 
als  mit  einem  Sensenhiebe  gemäht  wird. 

2.  die  niedergelegte  Reihe  von  Gras 
oder  Getreide^  welche  dem  Mäher  zur 
linken  Hand  zu  liegen  kommt.  Das 
Oras  liegt  auf  dem  Schwad,  Er  mdkt 
ein  tüchtiges  Schwad^  er  ist  ein  tüch- 
tiger Mäher.  Wenn  ein  solcher  die 
Binderin  seines  Vordermannes  über- 
holt, so  röU  hei  e  BoU  op.   Vgl  bullen. 

3.  die  Breite,  die  der  Schnitter  beim 
Mähen  mit  der  Sense  bereichen  kann. 
—  Übers  Schwad  hauen^  über  die  Schnur 
hauen,  in  der  Rede  aus  Übereilung  zu 
weit  gehen.  Im  Götting.  swad  und 
siwed;  im  Nds.  ist  siwade  eine  Sense. 
Brem.  Wb.  IV,  1107.  Schamb.,  220a. 
Hennig,  250. 

Schwadder,  m.,  der  durch  Regen 
gebildete  flüssige  Straizenschmutz.  Vgl. 
Quadder. 

schwaddem,  9w,  1.  überschwanken, 
überfliefzen,  vergiefzen;  von  Flüssig- 
keiten. Davon  Über-,  verschwaddern. 
Geschwadder,  n.  -2.  stark  regnen. 
Es  schwaddert  nur  so^  es  regnet  hef- 
tig, giefzt.  3.  unüberlegt  schwatzen^ 
schwadronieren,  unnützes  Zeug  reden. 
Doch  worto  schwadder  eck  von  dynar 
Lotke  hy?  Carm.  nupt  V,  48c.  öhner 
kroch  om  Huy  flux  Lost  dissem  hübsche 
Paar  wat  västoschwaddre.  Ibid.  145  a. 
In  Bayern  in  der  Bedeutung  von  1 
und  3:  schwadern^  schwedem^  schwidem. 
Schmeller  III,  529.  Bock,  62. 
Hennig,  251. 

Schwaddemarsch,  m.y  Narsch,  Arsch, 


der  schwaddert.  Schimpfwort.  Schwad- 
demärsch  os  min  Sinndagsword.  Weh- 
lau. 

Schwade,  Zuruf  an  Zugtiere,  s.  schwod- 
der. 

Schwaden,  m.  1.  Samen  des  Enten- 
grases, Poa  fluitans  L.  2.  das  Gras 
selbst  Der  Same  wird,  mittels  eines 
Siebes,  geschöpft,  gereinigt  und  zur 
SchwadengriHze  gestampft.  Bei  Volks- 
fesüichkeiten  (Hochzeit,  Eindelbier, 
Zarm)  war  früher  dickgekochte  Schwer 
dengrütze  mit  Eaneel  und  Zucker  all- 
gemein stehendes  Gericht;  jetzt  ist,  in- 
folge der  Trockenlegung  der  Sümpfe, 
in  denen  der  Schwaden  vorzugsweise* 
gedeiht,  die  Schwadengrütze  knapper 
geworden,  und  nehmen  Gerstengrütze 
und  Reis  ihre  Stelle  ein.  Poln.  heilzt 
der  Schwaden  manna^  lit  soras.  Hier 
ist  nicht  vorbei  zu  gehen  das  Manna 
Prussicumy  so  man  preussisch  mannu 
oder  Schwadengrütze  nennt.  Pierson, 
Matth.  Pr&tor.,  111.  ...  die  nahrhafte- 
sten Klee-  und  Grasarten  und  darunter 
die  Schwade  als  das  preussische  Manna. 
Bock,  Nat  I,  534.    Hennig,  250. 

tchwadig,  schwatb'g,  a(^'.,  einen  Schwat 
breit.  Yon  Schwad  d.  Nach  Mühlin g 
gehört  zur  Stadt  Graudenz  ein  Acker- 
feld^ das  die  Elfschwatten  heiTzt,  also 
eine  Breite  von  11  Schwat  hat.  In 
dortigenSubhastations-Anzeigen(Quelle 
nicht  angegeben)  heüzt  es :  Ein  Grundr- 
stücky  bestehend  aus  einem  Hause^  einem 
Stalle^  einem  Ackerstücke  in  den  Elf- 
schwatten^ soU  etc. 

Schwager,  m.  1.  Postillion.  Auch 
hat  der  Schwager  {denken  Sie!  so  nennt 
man  den  Pöstillon)  seinen  Achtehalber 
richtig  verzehrt,  SopL  R.  I,  5.  2. 
Kmßlewr  mÜm  Schwager.  Beim  Karten- 
spiel, wenn  der  Eouleurspieler  sich 
Pik-As  zu  Hilfe  ruft.    TreicheL 


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schwäken  —  Schwärm. 


327 


schwäken,  «u?.,  schwanken,  unsicher 
und  schwankend,  wie  ein  Kranker,  ge- 
hen.    Er  schwäkt, 

Sphwalbenäugchen,  pltd.Schwalmögken, 
Pflzn.,  Stiefmütterchen,  Viola  tricolor 
L.  Treichel,  Volksth.  IIL  Na- 
tangen. 

Schwalbenkraut,  n.,  kleines^  stmkender 
Storchschnabel,  Oeranium  robertiammi 
L.    Hagen,  720. 

Schwalbenzagel,  pltd.  Schwftlkenzagel, 
w.,  unechter  Ehrenpreis,  Veronica 
apuriaL.  Hagen,  16.  NachPritzel, 
433,  auch  V,  spicata  L. 

Schwftlchen,  pltd.  Schwaike,n.,  Schwal- 
be. Im  Samlande  und  in  Westpr.  auch 
Schwalm,  Schwalmke.  In  Bayern  eben- 
falls SchwcUm.  Schmeller  UI,  536. 
De  Schwälke  drog  dm  Dreck  herüL 
Volksr.,  52,  198.  Vergnogt  de  Schwalm 
sickbut  Viol^t,  197.  Volksl.,  1, 1, 3. 
Eck  halb  de  SchwohÜces  flöge  sehn\ 
Nowack,  82.  Ahd.  swalawd^  swahoä^ 
mhd.  dwalewe^  swalwe.  swal,  angs,  swale- 
we^  engl,  swallaw^  holl.  zwaltiWy  dän. 
Stulle^  schwed.  swala,  Brem.  Wb.  IV, 
1110.  Schade,  900b.  Bock,  62. 
Hennig,  251. 

Schwalk,  m.y  Schwärm.  Sperber, 
29. 

SChwalken,  «r.,  wallen,  umherziehen, 
sich  aufhalten.  Wo  mögen  die  jetzt 
sckwaXkeriy  wo  mögen  die  jetzt  umher- 
ziehen, sich  aufhalten?  PiUau.  Bei 
Jeroschin  «rafc,  m.  =  Welle,  fluctus, 
undae.    Pfeiffer,  230. 

Schwalm,  m,  1.  Schwann.  Bienen- 
schwalm.  Ebenso  in  Bayern.  Schmel- 
ler UI,  536.  2.  Schwalbe,  s.  Schwal- 
chen. 

SChwalmen,  «r.,  schwärmen.     Dönh. 
Schwalmke,  n.,  s.  Schwftlchen. 
schwameln,  schwammeln,  sw.^  s.  schwei- 
meln. 


Schwammdose,  /.,  Abgufz  an  der  Ta- 
bakspfeife.   Vgl.  Schlammkasten. 

Schwammklopper,  9n.,  Klopfer  des 
Feuerschwamms.  Scherz- und  Neckwort. 
Königsberg. 

Schwanz,  wi.,  Teil  der  Zoche  (s.  d.) 

schwänzen,  sw.^  betrügen.  Bock,  62. 

Sohwanzkowski,  m,  mit  poln.  Endung 
gebildeter  Name  für  einen  einfältigen, 
albernen  Menschen. 

schwappendig,  adv.  Schwappendig  voU^ 
voll  bis  zum  Uberfliefzen ;  auch  schwab- 
bendlg,8chweppendig,schwibbendig,  schwip- 
pendig.   Vgl.  rappelndig. 

Schwapps,  interj.^  schallnachahmend; 
zur  Bezeichnung  des  Tones,  den  ein 
scharfer  kurzer  Schlag  hervorbringt; 
schnell,  hurtig,  behende.  Schwapps 
bekam  er  eins  hinter  die  Ohren,  Schwapps 
schlug  er  ihm  die  ThO/r  vor  der  Nase 
zu.  Hennig,  238,  bezeichnet  das  Zu- 
fallen des  Schlosses  durch  die  Inteij. 
schnapps  (von  schnappen).  Schnapps 
war  die  Thür  zu. 

Schwark,  Schwärk,  Schwärke,  Schwerk, 
/.  1.  dunkle  Wetterwolke,  Regen-  oder 
Gewitterwolke,  namentlich  eine  plötz- 
lich aufsteigende,  lit.  szwerkis.  Ge- 
witterschwark;  Windschwark;  Laufechwark, 
eine  eilende  Regenwolke.  On  weinich 
schint  de  Sinnke  dorch  de  Schwärke. 
Königsberg.  Firmenich  I,  101a. 
Lät  de  Schwärke  undergäne,  Lat  de 
Sonnke  wedderkäme!  Volksr.,  48,  184. 
Bock,  62.  Hennig,  251:  Schwärke. 
schwarken,  schwärken,  schwerken,  sw. 
Es  schwarkt^  es  ziehen  sich  Schwärke 
zusammen,  der  Himmel  bewölkt  sich 
und  droht  mit  Regen. 

Schwarkenschieber,  m.^  wie  Wolken- 

Schieber^   zur  Bezeichnung  eines  hohen 

Cylinderhutes,eines  unförmlichenFrauen- 

hutes.     Oberland. 

Schwärm,  m.y  Bienenschwarm.    Ein 


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328 


Schw&rte  —  Sckwauks. 


Schtoarm  im  Mai  gleicht  einem  Fuder 
Beu^  ist  ein  Fuder  Heu  wert  Ober- 
laiid/4 

Schwarte,  /.  1.  dicke  Haut,  nament- 
lich der  Schweine:  Schweineschwarte. 
Bei  Jeroschin  auch  Menschenhaut: 
üf  des  houbtis  swarte  128d.  Pfeiffer, 
231.  Hauen^  dafz  die  Schwarte  knackt. 
2.  die  schmalen,  plan-konvexen  Seiten- 
bretter  eines  der  Länge  nach  zerschnit- 
tenen Baumstammes.  Lit.  szvxyrta  die 
Brettschwarte.  3.  Rinde.  Ji  Keesschwart 
(Käseschwarte)!    Dorr,  L  Wiew.,  8. 

schwarz  y  adj.^  unrein,  unsauber. 
Schwarze  Wäsche^  unreine  Wäsche. 

Schwarzbail,  m.,  Kienrufis.  Nach 
Mühling  auch  Paudelschwarz,  n. 

Schwarzbauchy  m.^  Fischn.,  s.  Nase. 

Schwarzbier,  n.,  s.  Bier. 

Schwarzbrachen  y  n.,  eine  wiederholt 
durch  Haken  und  £ggen  vorgenommene 
Bestellung  des  Ackers  in  der  Niede- 
rung, wodurch  das  sich  zeigende  Gr&n 
entfernt  wird  und  der  Boden  in  reiner 
Schwärze  erscheint.  Vgl.  Bock,  Nat. 
m,  1012. 

Schwarzbrot,  n.y  s.  Brot 

Schwarzgrundel,  /.,  Oobius  niger  L. 

Schwarzhaus,  m.^  der  vom  Rauch  ge- 
schwärzte geräumige  Hausflur  in  den 
alten  Häusern  der  Litauer,  denen  meist 
der  Schornstein  fehlt.  Der  Raum  dient 
im  Sommer  als  gemeinsamer  Aufent- 
halts- und  Speisesaal.     Vgl.  Haus  1. 

Schwarzldimmel,  m.,  gememer  Küm- 
mel, Carwm  carvi  L.    Hagen,  334. 

Schwarzlachs,  m.^  s.  Lachs. 

Schwarzört,  Dorf  auf  der  Spitze  der 
kurischenNehrung;  wörtlich:  schwarze 
Spitze,  von  dem  dunkeln Kiefemwalde. 
Vgl.  Ort. 

Schwarzrock,  m.,  Spottname  für  den 
Geistlichen,  nach  der  Farbe  der  Klei- 
dung  gewählt.     .  .  .  und  ich   bin  der 


Schwarzrock^  den  dies  Hohngelachter  un- 
fehlbar treffen  würde.  Soph.  RH,  150. 
Qut^  gut:  der  Schwarzrock . . .  Ibid.  V, 
161. 

Schwarzsauer,  pltd.  SchwartsOr,  n.,  Ge- 
richt, Gänseklein  mit  Keilchen  (Klöfzen) 
in  Gänseblut  gekocht;  man  bereitet  es 
auch  aus  dem  Geschnörr  der  Enten. 
Attrap^^  Monsieur  Schwarzsauer!  Kö- 
nigsberg. Diese  Redensart,  die  hin 
und  wieder  noch  gehört  wird,  basiert 
auf  folgender  Erzählung.  Zur  Zeit  des 
unglücklichen  Krieges  wurde  in  der 
Provinz  einem  Franzosen  ein  Gericht 
Schwarzsauer  vorgesetzt,  das  man  aus 
dem  Keller  herau%eholt  hatte.  Auf 
seine  Frage  nach  dem  Namen  der 
Speise,  er&hrt  er  denselben.  Während 
des  Essens  hüpft  ein  Frosch,  der  in 
die  Speise  geraten  und  völlig  über- 
schwärzt war,  ans  derselben  hervor. 
Der  Franzose,  fürchtend,  dafz  ihm  ein 
fetter  Bissen  entwische,  gabelt  den 
Flüchtling  mit  den  Worten:  Attrap^, 
Monsieur  Schwarzsauer! 

Schwarzsonnabend,  m.,  der  Sonnabend 
vor  Ostern.  Wahrscheinlich,  weil  er 
der  letzte  Tag  ist,  an  dem  Altar-  und 
Kanzelbekleidung  schwarz  sind.  An 
diesem  Tage  werden  alle  Hausgeräte 
gereinigt.  (Im  kathol.  Ermlande  ge- 
schieht solches^  oft  mit  Ostentation  ge- 
gen die  Protestanten,  am  Karfreitage.) 
Vgl.  Blaumontag. 

Schwarztanne,  /.,  s.  Tanne. 

Schwarzwurzel,  Pflzn.,  Wallwurz,  Sym- 
phytum  officinale  L.  Treichel,  Volks- 
thümliches. 

Schwat,  m.  u.  n.,  s.  Schwad. 

schwattiQ,  adj.,  s.  schwadig. 

Schwäbchen,  n.,  von  schwatzen^  Plau- 
derei, gemütliche  Unterredung.  EXn 
Schwätzchen  machen.    Treichel. 

Schwauks,  ^.,  Golz,  der  mit  gewissem 


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schwauksen  —  schweinigeln. 


329 


Schwange  und  plötzlich  fällt.  Stöfzt 
man  an  einen  gefüllten  Wassereimer, 
so  überstürzt  sich  ein  Teil  des  Wassers 
mit  einem  Schwauks.  Das  Wort  be- 
zeichnet den  eigentümlichen  Ton,  den 
eine  derart  vergossene  Flüssigkeit  her- 
vorbringt.   Vgl.  Plauksch. 

schwauksen ,  m ,  Flüssigkeiten  im 
SchwavJcs  vergiefzen.  Ebenso  Über-, 
verschwauksen.  Ein  ungeschickter  Was- 
serträger schwankst^  verschwaukst 

Schwebsely  n.,  die  im  ausgedroschenen 
Getreide  zurückgebliebenen  Stroh-, 
Ähren-,  Hülsen-,  Mutterkomreste.  Sie 
werden  zunächst  mittels  einer  Harke 
entfernt  und  heilzen  dann  auch  Ab- 
harksel;  die  feineren  Überbleibsel  sind 
das  eigentliche  Schwebselj  weil  sie  mit 
einem  gestielten  Gänseflügel  abgeschwebt^ 
leicht  abgefegt  werden.    TreicheL 

Scliwedenschanze,  /.,  wallartige  Er- 
höhung, die  irrtümlich  den  Schweden 
zugeschrieben  wird.  Von  slav.  svet, 
lit  szventas  heilig.  Vgl.  Passarge, 
Balt.,  28. 

Schwefellichty  n ,  Licht  von  Schwefel, 
Schwefelfaden  zum  Anzünden  des  Lich- 
tes. Als  noch  die  Pulverzeuge  (s.  d.) 
in  Gebrauch  waren,  wurden  di^iSchwefeU 
lichte  in  Königsberg  auf  den  Strafzen 
ausgerufen.  Aus  jener  Zeit  stammt  der 
nachfolgende  Reim: 

SchwefUchtj  Schweflicht^  Wockesetdey 

Schweflickt,  SchwefUchtj  Htagerat! 

HaM  ock  nich  e  Mann  genäme^ 

Brükt  ock  nich  möt  Schwe flicht  gäne, 

Schwe flicht,  Schwe flicht,  Wockeseide! 

SchwUspön,  7n.,  s.  SchwenkspOn. 

Schweike,  /.,  Pferd;  Stute?  1401  eine 
Schweyke  3  ML  1408  ein  Hengst  16  Mk. 
Hirsch,  259. 

schweimeln,  9w.^  s.  scheiweln. 

Schweinier,  m.,  Vogebame,  s.  Kohl. 


schweinedreist,  pltd.  schwTndrtst,  adj., 
dreist  wie  ein  Schwein.  Dat  ob  Schwing 
dristigkeit^  das  ist  rücksichtslose,  un- 
verschämte Dreistigkeit 

schwelnedumniy  adj,,  dumm  wie  ein 
Schwein.  Zur  Bezeichnung  groi'zer 
Beschränktheit. 

SchweinegraSy  n.,  Vogelknöterich,  Po- 
lygonum  avictUare  L.  Treichel,  Volks- 
thümliches  H. 

Schweinejagdy  /.,  das  Marktrecht  für 
den  Auftrieb  von  Schweinen  zum  Ver- 
kaufe.    Treichel. 

Schweinekest,  /.,  s.  Kest. 

Schweinenlisse,  Pflzn.^  Knollen  an  der 
Wurzel  von  Equisetum  palustre  und 
arvense.  Sie  werden  ihres  sülzen  Ge- 
schmackes wegen  vonEandem  gegessen; 
auch  die  Schweine^  welche  sie  durch 
den  Geruch  unter  der  Erde  entdecken 
sollen,  sind  darnach  begierig.  Hagen 
hält  die  Nüsse  für  eine  Art  von  Trüf- 
fehi.  S.  Hagen,  1080.  Treichel, 
Botan.  Not.  H;  Volksth. 

Schwelnepriester,  m. ,  Schimpfwort 
Treichel. 

Schweinevesper,  /.  u.  n.,  Imbii'z  zwi- 
schen Vesper  und  Abendbrot,  etwa  um 
die  6.  Stunde,  in  welcher  die  Schweine 
vom  Felde  nach  Hause  getrieben  wer- 
den. Einen  zum  Schweineoespei*  be- 
suchen, 

Schweinhund,  m.,  Schimpfwort 

Schweinichen,  Pflzn.,  s.  Gänsichen. 

Schweinigel,  m,  1.  Sauigel,  Erinaceus. 
2.  Stachelschwein,  Hystrix,  3.  ein  in 
hohem  Grade  unreinlicher,  unsittlicher 
Mensch.  Sich  zum  Schweinigel  machen, 
sich  betrinken.  Als  Schimpfwort  be- 
liebt; ebenso:  Schweinhund,  Schwein- 
pelz.    Vgl.  SauntgeL 

schweinigeln,  sw.,  wie  ein  Schweinigel 
thun^  obscön  reden,  Zoten  reifzen. 


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330 


Schweinkrant  —  Schwenker. 


Schweinkraiity  n.,  Calla  palustris  L., 
weil  es  von  Schweinen  gern  gefressen 
wird.    Hagen,  406.    Pritzel,  73. 

Schweinsbohne,  /.,  Vida  faba  L,  Man 
steckt  am  Neujahrstage  zwei  Schweine- 
bohnen für  sich  und  die  Geliebte  des 
Herzens  (oder  das  Mädchen  für  den 
Liebhaber)  unter  den  Balken  der  Stu- 
bendecke. Grünen  beide  aus,  so  folgt 
Hochzeit;  verdorren  beide,  so  tritt  der 
Tod  zwischen  das  Paar;  grünt  eine 
aus,  und  die  andere  verdorrt,  so  stirbt 
einer,  der  andere  aber  heiratet  ander- 
wärts.   Volkskal.,  49. 

Schweinsdrecky  m.,  Exkremente  des 
Schweines.  Put^  Pui^  Schwtnadreck! 
Besegnende  Redensart  bei  herannahen- 
dem Wirbelwinde,  wobei  man  ausspeit. 
Im  Wirbelwinde  fahrt  nach  dem  Volks- 
glauben der  Teufel  und  bringt  allerlei 
Krankheiten  mit;  durch  obigen  Zuruf 
verekelt  er  sich  an  dem  Ausrufenden 
und  läfzt  ihn  unbelästigt  Vor  Schweine- 
dreck soll  der  Teufel  überhaupt  Furcht 
haben.  Es  existiert  der  Glaube  noch 
vielfach;  dafz  Nervenfieberkranke  vom 
Teufel  besessen  seien.  Man  lege  nur 
Schweinedreck  ins  Krankenbett  und  der 
Teufel  wird  weichen.     Sprw.  I,  3448. 

Sohweinskopf ,  m.  1 .  Kopf  eines  Schwei- 
nes. Zu  Fastnacht  Mittag  giebt's  ge- 
räucherten Schweinskopf  mit  Sauer- 
kraut. 2.  Dummkopi  3.  Rausch.  Ei* 
hat  sich  einen  Schwemskopf  gekauft,  er 
hat  sich  einen  Rausch  angetrunken. 
Sprw.  I,  445.  4.  bei  Stein,  Peregri- 
nus  UI,  3,  ist  Schweinskopf  unter  den 
musikalischen  Instrumenten  aufgeführt. 

Schweinstall,  m.  Der  SchweinstaU  ist 
offen^  wenn  die  Hose  vom  offen  steht; 
namentlich  in  früherer  Zeit  üblich,  als 
man  die  schmale  Klapplatze  trug. 

Schwelbblut,  n.,  s.  SchweizbluL 

SohweKzwurzel,  Pflzn.,  grolzblättriger 


Huflattich,  Tussilago  petasites  L.    Vgl. 
Lottchenblatt.    Hagen,  867. 

Schweizblut,  richtiger  wohl  SchweKz- 
blut,  n.,  das  geronnene  Blut,  welches 
man  beim  geschlachteten  Schwein  in 
der  Nähe  des  Herzens  findet. 

Sohweizertuch,  n ,  angeblich  Tuch, 
wie  es  die  Schweizer  tragen;  dreiecki- 
ges, rotes,  bedrucktes  Halstuch,  das  im 
Werder  von  den  Mädchen  getragen 
wird,  das  Schtotzerdok. 

SChwSken,  su?.,  schwanken,  wanken, 
taumeln.  Schweken^  as  wenn  he  besä- 
pen  es.     Dorr,  Driewjagd. 

SchwSkspön,  m.,  s.  Schwenkspön. 

schwfilen,  sw.  1.  glimmen^  versteckt 
glühen,  ohne  Flamme  brennen,  s.  v.  a. 
schmölen.  Lit  swilinti.  In  den  Räucher- 
kaulen auf  der  kurischen  Nehrung  wer- 
den Fische  über  schwelenden  Kiefer- 
zapfen (ßchüchken)  geräuchert.  2.  trin- 
ken und  trunken  sein.  jEJr  schwelt, 
glüht  trunken.  Hennig,  251.  336.  3. 
im  Geiste  dämmern,  hell  werden.  Et 
schwelt  em.  Auch  in  dem  Sinne :  bange 
sein,  anschwfilen,  zu  schwelen  beginnen, 
zu  glimmen  anfangen. 

Schwellenschlepper,  m.,  Klätscher,  der 
Tagesgeschwätz  von  Haus  zu  Haus 
trägt.    Auch:  Schleppschink. 

schwellenschlepperig,  adj.,  klatschhaft. 
Schwellenschlepprige  Sau!  Schimpfwort 
auf  ein  klatschsüchtiges  Weib,  oder  auf 
ein  solches  mit  übermäfzig  grofzen 
Brüsten,  die  gleichsam  bis  auf  die 
Schwelle  reichen  und  nachschleppen. 
Königsberg. 

Schwellinen^Ortsn.,  Vorwerk  im  Kirch- 
spiel Mühlhausen,  Kr.  Pr.-Eylau.  He 
ÖS  de  Farr  von  Schwelitne,  als  Fopp- 
wort gegen  eingebildete  und  wichtig 
thuende  Leute. 

Schwenker,  m.,  von  schwenken^  einer, 
der  schwenkt  oder  das,  was  geschwenkt 


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Schwenkspdn  —  Sckwim. 


331 


wird.  In  letzterer  Bedeutung  ein  Klei- 
dungsstuck für  Frauen  und  Männer. 
Der  Frack  heifzt  im  Yolksmunde  Qua- 
driUenschwenker.  Auch  zu  den  Con- 
tuschen  und  Schwenkern  (muTz  noch 
Zeug  zugekauft  werden),  denn  sie  sind 
jetzt  kürzer  in  der  Taille  und  im  Gan- 
zen eine  gute  Eüe  langer.  Soph.  R. 
VI,  560.  Für  Posen  s.  Bernd,  282. 
Vgl.  Flatterer. 

SchwenkspAn,  SchwfikspAn,  QufilcspAn, 
SchwSwspdn,  Schwtopon,  m.^  der  schwen- 
kende, schwebende  Span,  Teil  am  Wa- 
gen: der  die  Enden  der  Deichselarme 
verbindende  Holzarm,  welcher  unter 
dem  Langbawn  die  nach  rechts  und 
links  schwenkenden  Bewegungen  der 
Deichsel  regelt.  Weil  er  dabei  hin 
und  her  rutscht,  heifzt  er  auch  Rlitsch- 
holz. 

Sohwentgeschworener,  m.,  s.  Lftke. 

schweppendig,  adv.^  s.  schwappendig. 

schwer,  pltd.  schwär  (a  =  o),  adv.  u. 
adj.^  sehr,  erheblich,  bedeutend.  Er  ist 
schwer  betrunken.  Ich  werde  mich  aber 
schwohr  wachten  (sehr  hüten),  ihm  mor- 
gen vor  Augen  zu  kommen,  Soph.  R.  V, 
612.  Dat  deit  ml  schwär  let  Königs- 
berg. Firmenich  I,  102a.  Et  ös  all 
schwoa  sea  lang  Aa,  es  ist  all  schwer 
sehr  lange  her.  Boldt,  10.  Wat  for 
ne  schwere  (grofze)  Meng  von  garstgen 
Fehlem.    Dorr,  1.  Wiew.,  77. 

Schwereangst,  /.,  schwere  Angst^  als 
Ausruf  der  Verlegenheit,  Verwunde- 
rung. Ebenso:  Schwerebrett,  Schwere- 
not  Schwere  Not  in  Hessen  die  Epi- 
lepsie.    Vilmar,  378. 

Schwerenöter,  m.,  Person,  die  einem 
schwere  Not  gemacht  hat,  Taugenichts, 
mis^able,  Ists  denn  aber  nun  mit  dem 
Sckwemoiher  zu  Endef  Soph.  K.  VI, 
212.    Meist  doch  in  scherzendem  und 


wohlwollendem  Sinne  von  einem  Mun- 
tern, Anstelligen,  Kunstfertigen. 

Schwerenotnägel,  plur.y  als  Fluch. 
Den  Schlüssel  her,  und  den  Augenblick, 
oder  die  schwerenrnothndgel  sollen  .  .  .! 
Soph.  R.  VI,  208. 

Schwerk,  /.,  schwerken,  sw,,  s.  Schwark 
etc. 

Schwtopön,  m.,  s.  Schwenkspön. 

Schwetz,  Ortsn.,  Stadt  an  der  Weich- 
sel mit  einer  Irren-Heilanstalt.  Er  ist 
reif  für  Schwetz.    Sprw.  I,  3113. 

Schwfiwspön,  m.,  s.  Schwenkspön. 

schwibbendig,  adv.,  s.  schwappendig. 

Schwibschen,  n.,  s.  Schwipps. 

Schwidda,  Schwidder,  m.,  s.  Schinder. 

schwieren,  sw.,  s.  schwtren. 

Schwierigkeit,  m.,  s.  das  folg. 

Schwierllchkelt,  Schwierigkeit,  /.,  Mög- 
lichkeit, Vermögen,  IKraft,  Eönneu. 
Aber  ich  fege  sie  (die  Advokaten)  nach 
der  Schwierlichkeity  nach  der  Möglich- 
keit. Soph.  R.  V,  583.  Nach  der 
Schwierigkeit  essen,  trinken,  tanzen,  sich 
amüsieren. 

SchwTm,  SchwTmely  m.  1.  Schwindel, 
Ohnmacht.  Schwtm  haben.  Em  kern 
de  Schwtm  an.  S.  Niff.  Einen  SchwU 
mel  bekommen,  2.  Trunkenheit.  Im 
Schwtm  sein  —  einen  Schwimel  haben, 
beschwimeü  sein,  betrunken  sein,  aber 
auch:  ein  Schwtmel  sein,  ein  liederlicher 
Mensch,  ein  Säufer  sein.  In  diesem 
Sinne  auch  SchwTmler;  in  gleicher  Be- 
deutung SchwTmelfritze.  Davon  schwT- 
melig,  adj.,  schwindelig.  schwTmen,  sw., 
matt,  kraftlos,  wankend,  halb  ohnmäch- 
tig einhergehen;  in  Ohnmacht  fallen, 
letzteres  gewöhnlich  beschwTmen,  be- 
SChweimen.  In  erster  Bedeutung  auch 
SchwTmeln;  dieses  doch  auch:  wie  ein 
Schwimel  liederlich  und  ausschweifend 
leben.     YerschwTmeln,    sein  Geld   mit 


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332 


Schwimmbaum  —  schwirbeln. 


Schwtmeln  dorchbringen;  durch  Schwi- 
meln  herunterkommen,  verderben.  Er 
ist  ganz  versckwtmelt 

Schwimmbaum,  m.,  schwimmender 
Baumstamm,  Rundholz,  am  Lachswehr^ 
der  die  obere  Simme  des  Netzes  tragt 
und  worüber  die  Fahrzeuge  mit  Leich- 
tigkeit hinweggehen.     Benecke,  381. 

Schwimmbrflch,  m.,  schwimmender 
Bruch,  wandernde  Insel  aus  leichtem 
Erdreich,  „die  aus  Wurzeln,  Sprock, 
Schilf,  Rohr,  Blättern,  Gras  und  allerlei 
Vegetation,  aber  aus  wenigem  Erd- 
stoff zusammengesetzet  ist^  Bock, 
Nat.  I,  423. 

schwTmschlachten,  m,y  s.  schwTmschla- 
gen. 

Schwtmschlag,  m.  1.  Schwindel,  Tem- 
mel^Schwtm.  2.  Mensch,  zur  Ohn- 
macht geneigt,  vom  Schwindel  befallen, 
schwankenden,  taumelnden  Ganges.  3. 
Trunkener.    Er  geht  im  SchmmscfUctg, 

schWTmschlagen,  8w,^  nach  Gordack 
auch  -schlachten,  schwindelig  oder  trun- 
ken hin  und  her  wanken,  in  Ohnmacht 
sinken.  Ok  schwimscfdägt  de  arme  Jung 
cmmer  hen  on  her.  Kgsbg.  Firme- 
nich I,  102  a.  In  der  Gegend  von 
Saalfeld  schwTmschwanken. 

schwTmschlagig,  adj,^  vom  vor.  Auch 
schwTmschlagerig.  Mi  os  so  schwtmschia- 
gerig  to  Mod.  Hennig,  252:  schwimm- 
schlagig. 

SchwindeIhSde,  /.,  s.  Schwingeihfide. 

Schwinge,  /.,  flacher,  länglicher,  offe- 
ner Futterkorb.     Schemionek,  38. 

Schwingel,  /.,  Flachsschwinge,  Gestell 
mit  messerartigem  Schwingholz  zur 
Flachsreinigung. 

SchwingeIhSde,  /.,  die  gröbsten  Teile 
des  geschwungenen  Flachses,  Werg. 
Auch  SchwinghSde  und  SchwindeIhSde. 
Sie  haben  statt  Betten  ein  Bund  Stroh 


und  von  grober  Schvnndelheede  ein  La- 
ken  und  eine  Zudecke.  Pierson,  Matth. 
Prätor.,  113. 

schwingein,  sw.^  von  schwingen:  den 
Flachs  mit  der  Schwingel  schlagend 
reinigen. 

SchwinghSde,  /,  s.  SchwingeIhSde. 

schwippen,  sw,^  wippen,  elastisch  be- 
ben; vom  Boden.    Das  Moor  schwippt, 

schwippendig,  adj.^  s.  schwappendig. 

schwipps,  interj,^  schnell,  behende, 
geschickt.    Vgl.  schwapps. 

Schwipps,  m,y  Dem.  Schwippschen^ 
kleiner  Rausch.  Er  hat  einen  Schwipps^ 
ein  Schwippschen,  Bock,  63,  u.  Hen- 
nig, 251,  schreiben  Schwibschen. 

Schwipser,  m,^  Fehler.  Sckwipser 
machen, 

SchwTr,  m,  1.  Wendung,  Schwung; 
sehr  häufig  aber  gewöhnlicher  Gang 
einer  Sache.  Einer  kommt  hinter  den 
Schwtr,  er  lernt  den  gewohnlichen 
Gang  der  Geschäfte  kennen,  gewinnt 
Routine.  Er  hat  seinen  eigenen  Schwir 
in  einer  Sache^  er  hat  seinen  eigenen 
Gang,  seine  eigene  Methode  und  Wen- 
dung, z.  B.  beim  Elavierspiel,  im  Tan- 
zen. Danzig.  Klein  II,  150.  In 
gleichem  Sinne  in  Bremen  Swier^  holl. 
zwier,  Brem;  Wb.IV,  1124.  2.  Rausch. 
B}r  ist  im  Schwir,  er  ist  trunken.  Vgl. 
schwtren  2.  Im  Holstein,  ist  Schwtr 
ein  Trinklied.     Schütze  IV,  238. 

SchwTrbel,  m.  1.  Wirbel,  verworrene 
Menge,  Schwärm,  konfuser  Lärm.  2. 
Rausch.  Et  ist  schon  wieder  im  Schwir^ 
bei.    Vgl.  Schmeller  HI,  548. 

schwirbeln,  sw,  1.  wirbelnd,  in  wirrer 
Menge  sich  bewegen.  In  einer  unru- 
higen Schulklasse  schwirbeln  die  Kinder 
umher.  Ihm  schwirbelfs  im  Kopfe,  seine 
Gedanken  bewegen  sich  wirr  durch- 
einander, er  ist  konfus,  weifz  nicht  aus 


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schwirbelig  —  schwul. 


333 


nochein.  2. tranken umhiersch wärmen.  In 
Bayern  auch  schtoürbeln.  Schmeller 
m,  548. 

schwirblig,  adj.  vom  vor.,  wirr,  wild, 
konfus,  trunken,  schwindelig. 

SchwTrbruder,  m,,  s.  SchmTr  und 
SchwTrer. 

8chwTren,8chwUren,siü.  1.  seitwärts  glei- 
ten ;  vorzugsweise  vonSchlitten  auf  glatter 
Schnee-  oder  Eisbahn.  Der  Schlitten 
schwtrtj  schleudert  seitwärts  in  fluchtigem 
Schwünge.  Fischerkdhne  schwtren^ 
schwüren^  wenn  sie  mit  vollem  Segel 
oder  Winde  fahren  und  das  Eeitelnetz 
ziehen.  Vgl.  Keitelfischerei.  2.  herum- 
schweifen^  schwärmen,  von  Wirtshaus 
zu  Wirtshaus  taumelnd  ziehen.  Er 
hat  diese  ganze  Woche  geschwtrt.  Vgl. 
SchwTr.  Lit.  swyruju,  »wyiüti  schwan- 
ken, taumeln ;  holl.  zmeren  schwärmen, 
dän.  svire,  in  Bremen,  in  Pommern, 
im  Götting.  swiren.  Brem.  Wb.  IV, 
1125.  Dähn.,  480b.  Schamb.,  223a. 
Nsslm.,  Forsch.  2.  Bock,  63.  Hen- 
nig,  252. 

SchwTrer,  SchwTrbruder,  m.,  Schwär- 
mer, Bummler,  Saufbruder.  Müh- 
ling  hat  auch  ScbwTrgeist  Von  sckuxt- 
ren  2. 

SobwTty  f.i,  Menge,  Masse,  frz.  mite. 
Es  ging  uns  gestern  eine  ganze  Schwtt 
(Menschen)  vorbei.  Eine  Schwtt  Tau- 
ben etc. 

schwitisieren ,  sw.^  suitisieren,  flott 
leben,  tolle  Streiche  machen.  Aus  der 
Studentensprache;  ebenso  SchwHjeh,  m.^ 
Suitier^  Kneipgenie,  Durchgänger. 
Sperber,  46. 

schwitzen,  «tr.,  im  Gefängnisse  sitzen. 
Für  den  rotken  Hahn  sollt  Ihr  mir 
noch  ein  Jährchen  langer  schwitzen. 
Marsch  ins  Zuchthaus!  Soph.  R.  I, 
616f. 

schwodder,  schwoddeySchwod^schwudde, 


in  der  Elbinger  Niederung  SChodder, 
in Masuren  czoder,  nach  Hennig,  251, 
auch  Schwade,  Zuruf  an  Zugtiere,  wenn 
sie  sich  links  wenden  sollen;  ebenso 
I(s6,  zi.  In  der  Niederlaus,  schwoide. 
Anton,  12,  26.    Vgl.  hol 

SChwSgen,  sw.  1.  plaudern,  klatschen, 
übermäfzig  loben.  Die  vier  Weiber 
schwogen  da  was  rechts  über  das  gtUe 
Aussehen  des  Magisters  und  Ober  Kikel 
und  über  Kakel  Soph.  R.  V,  587  £ 
2.  stöhnen,  klagen,  hin  und  her  schwan- 
ken.   Muhling. 

schwollen,  sw.  Bost  du  verrockt  om 
Kopp?  wat  schwelst,  eck  soch  em  an, 
hei  had  ön  Arfte-Topp,  onn  fratt  so 
braw  darop.     Carm.  nupt.  V,  190  c. 

SchwornigatZy  Orten.,  Dorf  im  Kreise 
Eonitz.  Spott:  Gä  na  Schwangatz, 
Rinne  foUe.    Sprw.  I,  1152. 

Schwuchtbruder,  m.,  Saufbruder,  Säu- 
fer, Bummler.  Von  schwuchten.  Vgl. 
SchwTrer. 

schwuchten,  su?.,  saufend  und  schwel- 
gend umherziehen,  ein  liederliches  Le- 
ben führen,  durchgehen,  beschwuchten, 
sich,  sich  betrinken,  verschwuchten, 
durch  Schwuchten  vergeuden.  Vgl 
schwtren  2. 

SChwudde,  Zuruf  an  Zugtiere,  s. 
schwodder. 

schwuddem,  sw.,  nach  Treichel  s, 
V.  a.  schwtmeln. 

SChwflIy  adj.,  schwül;  vom  Wetter, 
von  der  Gemütsstimmung.  Schwule 
Luft.  Den  10.  Julii  {1636)  die  Nacht 
zuvor  hat  es  sehr  geregnet,  worauf  den 
Tag  aber  klares  und  schwules  Wetter 
gefolget,  den  11.  und  12.  JulU  war  es 
sehr  klar  und  heftig  schwul  etc.  Line- 
mann, E2b.  Mir  ist  schwul  wms 
Herz,  ich  fühle  mich  beklommen,  ich 
fürchte  ein  Unheil.  Hennig«  252. 
Vgl.  Brem.  Wb.  IV,  1127.     Schütze 


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334 


schwulen  —  Seekatz. 


IV,  240.  Dähn.,  480b.  Schamb., 
223a.     Weigand  H,  673, 

schwulen,  sw.^  von  der  Seite  sehen, 
scheel  sehen.    T reichet. 

Sohwulstfresser,  m.^  Fresser,  der  bis 
zum  Schwellen,  Platzen  frifzt,  Vielfrafz, 
Friait  (frefzt)  dän  Schwollst  an  june 
Möge!  Pr.  Prov.-Bl.  XXVH,  51. 
Volks!.,  99. 

Schwung,  m.  1.  Eommis.  S.  Ladens 
Schwengel  2.  Einen  auf  den  Schwung 
bringen^  ihn  gründlich  abfertigen.  Sper- 
ber, 29.    Berlinisch. 

schwüren,  sw.^  s.  schwTren. 

se,  pron.^  sie.  Boren  se  mal!  WoWn 
se  »ich  nich  setzen? 

si  (e  kurz),  imperativisch:  nimm 
hin,  da  hast!  Wenn  man  einem  andern 
etwas  darbietet.  Ebenso  in  Bayern. 
Schmeller  lU,  180.  Das  lit  czk  da, 
hier,  klingt  wohl  nur  zufällig  ähnlich. 

Sfi,  /.,  das  Vogelweibchen,  s.  Sie. 

Sealschmer,  m.,  Seehandschmer.  Im 
15.  Jahrh.  Handelsartikel  in  Danzig. 
Hirsch,  248. 

Sech,  /.,  Pflugmesser,  s.  Zech. 

Stehen,  n.,  Fischerboot,  s.  Sau  2. 

Sechser,  pltd.  Sesser,  m„  Einfonftel- 
Thalerstück,  so  genannt,  weil  es  6  Vier- 
pfenniger  (24  alte  Pfennige)  galt.  Durch 
Gesetz  vom  30.  September  1831  all- 
mählich eingezogen.  (Vgl.  Achtzehner,) 
E  Messer  kosft  e  Sesser^  als  Antwort 
auf  die  Bitte  um  ein  Messer.  Sprw. 
1,  2628. 

Sechsgr)fscher,m.,  Schimpfwort.  Stein , 
Peregrinus  XH,  82.  W.  Mtsbl.  V, 
191. 

SechsknSpfer,  m.  Denn  haben  Sie 
eine  Thorheit  gethan^  Sie  haben  bei  den 
Sechsknöpfem  Dienste  genommen^  ohne 
mit  edlem  Stolz  eine  Stelle  bei  der  Oarde 
begehrt  zu  haben,     Soph.  R,  I,  550. 

sMen,  Süden,  st.^  sieden,     ütgesädnet 


Fleschy  ausgesottenes,  durch  Sieden  ent- 
kräftetes Fleisch. 

Seebär,  m,j  Schimpfwort.  Er  ist  ein 
Seebär  —  ein  alter  Se^är.  Er  brummt 
wie  ein  Seebär. 

Seebak,  (?).  Nach  Hennig,  252, 
Name  für  eine  Gattung  von  Steinen, 
die  lat.  Alga  marina  petrefacta  heifzen. 
Helwing,  Lithogr.  Angerb.  H,  94a. 

Seebeck,  Ortsn.^  Seeburg,  Stadt  im 
Ermlande,  Er.  Rössel.  Da  Schnaps 
ÖS  von  Seebeck  vom  ahle  Gräwna.  Erm- 
ländische  Freisch.,  7.  Said  ea  aus  da 
seebecksche  Gegend,    Ibid.,  6. 

Seebull,  m.,  s.  DonnerkrVte. 

Seechen,  n.,  Fischerboot,  s.  Sau  3. 

Seedistel,  Pflzn.,  Erebsscheere,  Stra- 
Uotes  aloidesL,  Er.  Lauenburg.  Trei- 
chel,  Volksth. 

Seegras,  n.,  auch  Seegrasblume  und 
Meergrasblume,  gemeine  Grasnelke,  Ar- 
m^ria  vulgaris  WiUd.  Pritzel,  39. 
Hagen,  346.  Nach  Hagen  auch 
nochMeergrasnelke^Meemägelcheny  Berg^ 
nelke^  GrasblumCy  Seenelke^  Wiesenkraut 
Seegras  s.  auch  Sandhaber. 

Seehaber,  m.,  s.  Sandhaber. 

Seehahn,  m.,  Fischn.,  Cottus  scorpius. 
Hennenberger,  29.    S.  DonnericrVte. 

Seehase,  m.,  Fischn.,  s.  Bauchsauger. 

Seehund,  m.,  Schimpfwort.  Alter  See- 
hund. 

Seehundsfett,  n.  Fett  vom  Seehunde 
wird  als  Medikament  in  den  Apotheken 
gefordert;  dafür  wird  Schweineschmalz 
gegeben. 

Seejumfer,  Seejungfer,  /.,  s.  Jungfer. 

Seekalb,  n.,  Schimpfwort  auf  einen 
dummen  jungen  Menschen. 

Seekante,  /.,  Seeküste,  Strand.  Das 
Dorf  Uegt  an  der  Seekante.  Hennig, 
253.  Bei  Stein,  Peregrinus  UI,  3, 
kurz  Seekant. 

Seekatz,  /.  u,  m.^  der  Seehund  in  der 


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Seekaulbarsch  —  S^. 


335 


Fischersprache.  Königsberg.  Vgl.  Ro- 
senkranz, Egsbg.  Skizzen  I,  201. 

Seekaulbarsch,  m.,  s.  Bauchsauger. 

Seekolben,  m.,  Pflzn.,  Eolbenrohr, 
Tjfplia  L.,  auch  Marienkolben.  Ostpr. 
Pritzel,  418.    Vgl.  Duderkeule. 

Seekreuzdorn,  m.,  s.  Sanddorn. 

Seelader,  n.,  s.  Sfilader. 

Seele,  /.,  die  cylindrische  Blase  im 
Hering,  Strömling.  Sie  wird  an  die 
Zimmerdecke  geworfen,  wo  sie  kleben 
bleibt.     Natangen. 

Seelengreifer,  pltd.  Seelegrtper,  m,, 
einer,  der  die  Seelen  greift,  Frömmler, 
Mucker;  namentlich  von  Geistlichen. 
Dat  ÖS  e  rechter  Seelegrtper.  Wehlau. 
In  gleichem  Sinne  Jesugreifer. 

seelengut,  pltd.  seelensgöt,  adj.,  von 
Seele,  von  Herzen  gut.  Es  war  ein 
seelengutes  Kind,     Soph.  R.  HI,  134. 

Seelenkleister,  m.^  grober  Mehlbrei. 
Et  gef  hyde  Seeleklister. 

SeelentSter,  m.,  s.  Seelenverkäufer. 

SeelentrVster,  m ,  Tröster  der  Seelen, 
als  Bezeichnung  für  Branntwein.  Frötz^ 
möt  de  blanke  Mötz^  bring"  mt  den 
Seelentroster  möt.     Kgsbg. 

Seelenverkäufer^  m.,  kleiner  Kahn, 
aas  einem  Baumstamm  gehöhlt,  Ein- 
baum.  Die  polnischen  Flöizer,  ^chim- 
ken,  bringen  diese  Seelenverkäufer  mit, 
in  welchen  die  Fahrt  nicht  ohne  Ge- 
fahr ist.  Königsberg.  In  Danzig  heifzt 
ein  solcher  Kahn  SeelentVter,  in  Elbing 
schneller  Tod.  Gedanism.  Schemio- 
nek,  36. 

Seelenwärmer,  m.,  gestrickte  wollene 
Frauenweste. 

Seelglocke,  /.,  das  Läuten  in  der  Yer- 
scheidestunde.  Westpreufzen,  nament- 
lich in  der  Gegend  von  Danzig.  Die 
Gemeinde  soll  durch  das  Läuten  zur 
Färbitte  för  die  Seele  des  Verstorbenen 
aufjgefordert  werden*    Hintz,  83. 


seelzagen,  pltd.  seeHftgen,  »w,,  in  den 
letzten  Zügen  liegen.  Er  seehagt  schon^ 
er  ringt  mit  dem  Tode.  Hennig, 
253,  erklärt  nach  dem  Brem.  Wb.  IV, 
748,  tagen  =  ziehen,  die  Wohnung  ver- 
ändern, so  dafz  seeltagen  den  Zustand 
bezeichnet,  in  dem  die  Seele  bereit  ist, 
ihre  bisherige  Wohnung  zu  verlassen. 
Näher  liegt  die  Zusammensetzung  aus 
Seele  und  zagen^  wie  denn  auch  die 
heutigen  weitem  Bedeutungen  des  Wortes 
das  Verzagtsein  der  Seele  bezeichnen; 
Mühling  erklärt:  grofzen  Kummer 
haben;  doch  drückt  das  Wort  über- 
haupt Sorge,  Besorgnis,  Bangigkeit, 
Bedrängnis,  ja  sogar  Verlegenheit  aus 
Gordack  bezeichnet  mit  s^^feojrw  den 
Zustand,  in  dem  man  nicht  aus  dem 
Schlafe  sich  zu  ermuntern  vermag, 
nicht  aufwachen  kann,  auch  den,  in 
dem  man  schlafen  möchte,  aber  aus 
Schicklichkeitsgründen  nicht  schlafen 
darf.  Nu  (nach  dem  Tode  des  Mäd- 
chens) seehagt^  de  Frau  Motter  sehr^  on 
ehr  ward  bang,  dafz  das  Prenzche  och 
drufgehe  mucht.  Schaltj.  1,  441.  Für 
Liv-  und  Estland  bei  Hupel,  216. 

Seemannstreu,  /.,  Pflzn.,  s.  Mannstreu. 

Seemaräne,  /.,  s.  Schnäpel. 

SeemSve,  /.,  Möven,  die  sich  an  der 
See  aufhalten,  Lams.    Vgl.  HaffmVve. 

Seenadel,  /.,  Fischn.  1.  die  grofze 
Seenadel,  Syngnathus  typJde  L.,  lit.  kur. 
juros  adata.  2.  die  kleine  Seenadel,  S. 
ophidion  L.,  auch  Sturmflsch,  lit.  kur. 
ebenfalls  juros  adata.  Benecke,  1 89f. 
Bujack,  391,  hat  noch  eine  dritte  Art, 
S.  acus  L.y  die  in  der  Provinz  auch 
Sacknadel  heifzen  soll.  Vgl.  Mühling, 
Tiern.,  176. 

Seenelke,  /.,  s.  Seegras. 

Seepuppe,  /.,  Seerose,  Nymphaea. 

Seequappe,  /.,  s.  Aalquappe. 

S6g,    SVg,   /.,    Sau,    das    weibliche 


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336 


Sega  —  Seifenwurzel. 


Schwein.  He  spetzt  de  Ohren  wi  de 
Seg  ön  de  Arftm.  Sprw.  I,  2849. 
Vgl.  Brem.  Wb.  IV,  Schamb.,  201b. 

Sfiga,  m,,  s.  seger. 

segeln,  «to.,  in  Zusammensetzungen: 
absegeln,     abreisen,     abziehen,     eine 
Sache  au%eben,  von  ihr  lassen;  sterben. 
drauf  los  segeln,  einer  Sache  oder  Person 
geradezu  und  unbeirrt  entgegentreten. 

sSgen,  bw.  1.  seihen,  durchseihen, 
ahd.  sthan^  mhd.  sthen.  2.  säen,  ahd. 
sdjan^  mhd.  sciejen.  Wi^  hebbe  geseegt^ 
frösch  Hawersaat  Volksl.,  61,  40  III. 
In  dieser  Bedeutung  auch  seien.  On 
wenn  de  Bwr  heft  utgeseit  Seelenw., 
107. 

seger,  Sega,  SSger,  m,,  Seiger,  Uhr. 
De  Sega  acfUog  ent.  Volksr.,  101,  450. 
De  Seger  ös  e  Lüedbedreger.  Sprw.  I, 
3462.  Wteveel  mach  doch  de  Seegei' 
8onf  Volksr.,  264,  922.  Möt  Hot  on 
Tascheseger  De  Lehrer  vär  di  steit 
Lehrztg.  4,  355  b.  Nu  geit  de  Seger 
rechte  wenn  etwas  verkehrt  ausgeführt 
wird.  Wie  der  Seger  gehet,  so  gehet 
das  Regiment  Stei  n,  PeregrinusXVII, 
14.  W.  Mtsbl.  VI,  189. 

Segg,  Segge,  /.,  Mund,  Mundwerk, 
Redefertigkeit.  He  heft  ne  gSde  Segg^ 
er  versteht  fliefzend  zu  reden.  Von 
Seggen  sagen.    Vgl.  Sprw.  11,  2458. 

Segg,  /.,  das  Yorschneidemesser  an 
dem  Werderpflug.  Dieser  hat  ein 
Vordergestell,  auf  welchem  der  Balken 
ruht,  mit  dem  Vorschneidemesser  und 
einem  langen,  weniggewnndenenStreich- 
brette.     Prov.  Prfz.,  478. 

Seheke,  /.,  Dem.  von  die  Sehe,  Pu- 
pille.   Dönh. 

sehr,  adv,^  findet  im  Pltd.  nur  be- 
schränkten Gebrauch;  man  sagt  zwar: 
en  sehr  gSder  Herr^  viel  lieber  jedoch: 
en  gewaltig  etc. 

sehrchens,    adv.^    verstärktes  sehr  in 


Deminutivform.    Die  älteste  war  sehr- 
chens  hd/zlich . . . ,  die  jüngste  aber  war 
sehrchens  hübsch.    Schaltj.  1,  439. 
Sehr  chens  gutt.     Dorr,  1.  Wiew.,  58. 

Sehrkerl,  m.,  vorzüglicher  Mensch,  gan- 
zer Mann.  So  ein  Sehrkerl  bin  ich  nun  wd 
nichts  da/z  ich  der  würdigste  Mann  heifzen 
konnte.  Soph.  R.  III,  23.  Es  gehört 
ganz  gewi/z  das  Herz  eines  Sehrkerls 
dazUy  mit  einer  Schwiegermutter  es  zu 
wagen.    Ibid.,  383. 

Sei,  /:,  s.  Sie. 

sei,  1.  Person  des  Präs.  Indik.  von  sein^ 
bin.  Ich  sei  em  nichts  schuldig.  Erm- 
land.  Ich  sai  ja  von  Pöss'  (Pissau)  da 
Graif.    Erml.  Freisch.,  6. 

Selche,  /.,  Urin. 

seichenfSeahenySw.^mingere,  beseichen, 
sich.  Und  für  grossem  Leid  beseycht 
sie  (die  Braut  bei  den  alt«n  Sudauejn, 
wenn  sie  in  ihres  Vaters  Hause  von 
allem  Lieben  Abschied  nimmt)  sich^ 
und  wenn^s  die  Freunde  sehen^  so  um-- 
pfahen  sie  die  Braut  und  sprecheni 
OhOy  mein  liAes  Freundlein^  mühe  dich 
nicht  so  fast  und  hart,  siehe^  dein  Blas- 
lein  möchte  dir  zerbersten^  da/z  du  nicM 
tüchtig  wärest  deinem  Männlein.  Von 
den  alten  Sudauern  und  ihrem  Bock- 
heiUgen.    Erl.  Pr.  V,  714. 

Seichsack,  m.^  Sack,  der  seicht;  als 
Schimpfwort.     Kgsbg. 

seien,  sw.^  s.  sSgen. 

selem,  st^.,  lebhaft  und  viel  sprechen, 
namentlich  klagend,  scheltend.  Vgl. 
Geseier. 

Seifenwurzel,/.,  Wurzel  des  gebräuch- 
lichen Seifenkrautes,  Saponaria  offi-- 
cinalis  L.,  weil  sie  zum  Waschen  von 
buntem  Zeuge  verwendet  wird.  Trei- 
chel,  Volksth.  III.  Nach  Hagen, 
452,  das  langstielige  Gipskraut,  Gypso^ 
pkila  fastigiata  L.,  weil  die  Wurzel 
bei  der  Wäsche  als  Seife  dienen  soll. 


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Seige  —  Seiler. 


337 


Seige,  /.,  s.  Sau  3. 

Seigner,  m.,  s.  Seuner. 

Setke,  n.,  das  SiechcD,  s.  Sie. 

Seil,  n.,  LängeDmaCz,  10  Ruten  ent- 
haltend. 10  Mefzruihen  machen  ein  Seil, 
Bock,  Nat.  I,  688.  Man  soll  toissen, 
dafz  die  gemeinen  offenbaren  Mafze^  die 
wir  gebrauchen  im  Lande  Preu/zen  zu 
messen  den  Acker  seind  Seil^  Ruthen^ 
EUen^  Fu/ze  und  Handbreit  mit  ihren 
Stücken.  Pr.  Prov.-Bl.  VIII,  357. 
Die  Entfernungen  für  die  Arbeiten  am 
Damme  werden  meist  nach  Seilen^  sel- 
tener nach  Ruthen  bestimmt  Passarge, 
340. 

Seilenschlissen,  (?),  bei  Stein  III,  3, 
anter  res  nauticae, 

seimig,  sämig,  sSmig,  adj.^  dickflüssig 
wie  Honigseim,  bindig,  schleimig,  bei 
Saucen  und  Suppen.  Die  Obstsuppe  ist 
so  seimig, 

sein,  sind.  Lassen  sie  mich  sein^ 
lassen  sie  mich  in  Ruhe,  in  Frieden! 
ruft  ein  Mädchen  dem  zudringlich  Zärt- 
lichen zu.    Du  lä/zt  mir  sind! 

seindäg,  seintäg,  pltd.  sTndäg,  sVnndäg, 
adv,j  während  seiner  Tage,  während 
seines  Lebens.  Das  geschieht  seinddg 
nichts  niemals.  Rätsel:  Vor  Jungfern 
gripen  sick  dagdäglich  on  kriegen  sick 
sienddg  nich.  Die  vier  Mühlenflügel. 
Viol^t,  199.  S.  anmuten.  Vgl. 
meindäg. 

Seine,  pltd.  Stne,  /.,  seine  Frau. 
Stne  woU  je  nich^  seine  Frau  will  ja 
nicht.  Ebenso  in  der  Oberlausitz. 
Anton,  12,  26. 

Seite,  /.  Auf  die  Seite  gehn^  sich 
entfernen,  um  ein  natürliches  Bedürfnis 
zu  befriedigen. 

SSIce,  /.  1.  seichte  Stelle  im  Wasser, 
Untiefe,  lit.  sekis^  sekU^  seklis^  let.  sekls; 
lit.  senku,  skkti  seicht  werden;    nd.  sek 

Privebbler,  Wörterbuch  11. 


seicht.  Auf  den  flachen  Stellen  des 
Haffes,  den  (Seeken)  . . .  darf  keine  Art 
von Segelßschereibetrieben  werden,  Fisch.- 
Ordg.  f.  d.  kur.Haff  §  17.  Vgl.  Fläche. 
2.  nach  Hennig,  253,  SSIcen,  SSchen, 
ganz  kleine  Fischerböte,  s.  Sau  3.  3. 
nach  Mühling  SSIc,  Stic,  /.,  kleine 
Pfütze.  Vgl.  Nsslm.,  Forsch.  3;  Th., 
158. 

Sfil(e(n,)  sw,y  suchen. 

sSIcerig,  od/.,  nafz;  vom  Holz.  Seke- 
riges  Holz.  Samland  (Korkehnen). 
Der  Einsender  deutet  auf  „sickern^  hin 
und  schreibt  Sälcerig. 

S8I,  n.,  s.  Siel. 

Sfil,  gewöhnlich  sVlle,  adv,^  selten. 
Doch  o/z  et  mehr  als  wahr,  dat  sock 
sehl  Lydkens  finde^  by  welken  Erbarkeit 
de  rechte  Wahnung  holt.  Carm.  nupt. 
IV,  59  c. 

SSIader,  n.,  Küchenschürze;  Scheuer- 
tuch, Wischlappen.  Westpr.  Lo/z  dich 
ehrscht  mot  dem  Seelader  deeg  ahiibbeln. 
Schalt).  3,  5.  Brin^g  se'  waschend  e 
Seelader  rauffert  Schemionek,  52. 
Vgl.  Seiscliurz.    S.  Sälen. 

selbstmachend,  adj,  von  selbst  machen. 
Selbstmachendes  Zeug,  im  Hause  ge- 
webter Stoff  zum  Kleide.  Der  Rock 
ist  aus  selbstmachendem  Zeug  gemacht. 
Marold. 

sSlen,  sw.y  schelten,  aussfilen,  aus- 
schelten.   Dönh. 

sSlen,  sw,^  sich^  s.  Sälen. 

selig,  adj.j  trunken,  betrunken.  Er 
ist  selig.     Vgl.  Sälen. 

seilen,  sw.^  Trödclhandel  treiben,  trö- 
deln; engl,  to  selly  schwed.  säya^  dän. 
saelge.  verseilen,  verkaufen,  Kleinhandel 
treiben.  Über  die  Verbreitung  des 
Wortes  s.  Korrespbl.  II,  28.  59.  Hen- 
nig, 253. 

Seiler,  m.,  von  seilen^  Trödler.    Kleider- 
22 


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338 


Seilerbude  —  serig. 


seller,    Händler    mit    alten    Kleidern. 
BUcherseller,  Antiquar. 

Sellerbude,  /.,  Bude  eines  Seilers, 
Trödlerbude. 

Seilerin,  /.,  Trödlerin.  Bock,  63. 
Hennig,  253. 

SSISChurz,  /.,  Schürze  mit  Brustlatz, 
der  durch  eine  Halsschnur  festgehalten 
wird,  Küchenschurze,  die  zum  Schutz 
des  Kleides  getragen  wird.  Natangcn. 
Vgl.  Seiader  u.  sälen. 

semig,  adj,^  s.  seimig. 

sSmisch,  adj.^  s.  sämisch. 

Semkuhnen,  Ortsn.,  Dorf  bei  Inster- 
burg.  Semkahnet\  de  Fupp  brennt! 
Sprw.  I,  1026. 

Semmelkrifst,  w.,  Verunstaltung  von 
Seminarist.     Pr.  Eylau. 

Semschblätter,  plur.^  Sennesblätter. 

Semse,  Pflzn.,  Simse,  Juncus  L. 

Send,  /.,  s.  Säd. 

Sende,  Pflzn.,  s.  Rutsche. 

Senf,  in.y  Ansicht,  meist  verkehrte. 
Nun  giebt  er  seinen  Senf  dazu.  Du 
motst  6k  noch  dtnen  Senf  dato  gewen. 
Einen  langen  Senf  machen^  von  einer 
Sache  viel,  aber  Unbedeutendes  sagen. 
Von  der  aus  den  Körnern  des  Senfes 
bereiteten  breiartigen  Tunke  zum  Fleisch. 
H en n  i g,  253.  Wilder  Senf,  Raukensenf; 
Sisymbriv/m  sophiaL.  Die  Samenkörner 
werden  gegen  Übelkeit  eingenommen. 
Saalfeld. 

sengein,  sw.y  s.  sangein. 

sengen,  sw,^  schlagen,  daCz  es  schmerzt, 
brennt.  Einem  eins  sengen,  ihm  eine 
Ohrfeige  geben.  Sprw.  I,  3485.  Vgl. 
brennen. 

Senk,  /.,  von  senken,  Vertiefung  im 
Acker;  Thal;  flache  Stelle  in  einem 
Gewässer.  Im  Ermlande  Sitting,  Stting, 
Sttig,  /.,  von  sid  (s.  d.).  Sperber,  29. 
Vgl.  Soll  u.  STdnis. 
Senke,  /.,  s.  Senknetz. 


Senkel,  m.  u.  n.  1.  Schnur  mit  Metall- 
spitze; Riemen,  gewisse  Kleidungsstücke 
damit  zusammenzuschnüren.  Daher 
Schnürsenkel,  Schnur  zum  Verschlusse 
des  Frauenmieders,  poln.  zankiel.  Hen- 
nig, 253.  Schuhsenkel,  Schnur  zum 
Zuschnüren  der  Schuhe.  2.  Schnur  an 
ländlichen  Thürklinken,  woran  diese 
aufgezogen  werden.  Über  Nacht  zieht 
man  den  Senkel  ein.  3.  Figürlich: 
dünner,  junger  Aal,  Senkelaal.  Er  ist 
so  dünn  rvie  ein  Senkel. 

Senkelaal,  m.,  s.  Senkel  3. 

senken,  sw.,  beim  Kartenspiel:  1.  das 
Spiel  eines  andern  umwerfen.  2.  statt 
der  aus  dem  Talon  (Skat)  gekauften 
zwei  Karten  zwei  andere  fortlegen; 
dies  auch  senkenbergem.    Treichel. 

Senker,  m.,  Senkgam,  n.,  -harnen,  m.« 
s.  Senknetz. 

Senknetz,  Senkgam,  n.,  auch  der 
Senker,  die  Senke,  das  Hängenetz  oder 
Hebenetz,  einfaches  Netztuch,  das  mittelst 
eines  hölzernen  Kreuzbügels  oder  Rah- 
mens ausgespannt  erhalten  wird.  Es  wird 
freihändig  oder  mittelst  einer  Hebel- 
stütze ins  Wasser  gesenkt  und  aus 
demselben  gehoben.  Der  Senkhamen, 
auch  Setzhamen  in  den  lit.  Binnenge- 
wässern hat  gröfzere  Dimensionen. 
Bock,  Nat.  IV,  726.    Benecke,  362f. 

Senktomfirsch,  m.,  Schnupftabak  aus 
den  Fabriken  in  St.  Omer  in  Frank- 
reich; auch  Sentemftr,  SanktomSI.  So 
lai  ock  mi  doch  Senktomersch  Woll  ut 
de  Stadt  mötbringe.    Volksl.,  56,  38,  5. 

Sensendraht,  m.,  Pflzn.,  s.  Harmus. 

SentemSr,  m.,  s.  Senktomersch. 

§eparere(n),  sw.  1.  sich  trennen,  von 
Eheleuten.  Se  hebbe  sock  geseparert  2. 
ausscheiden  aus  der  Bodengemeinschaft. 
Das  franz.  Sparer. 

sSrig,  adj.,  schmerzhaft,  empfindlich; 
schwärig.     Mühling.    Bei  Jeroschin 


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Sesser  —  Sicherheitskommissarius. 


339 


ser^  adj,^  wund,  «Ä'cfe,  Bcre  Versehrung, 
Schmerz.  Pfeiffer,  219.  Im  Brem. 
schmerzhaft,  verletzt  an  der  Haai,  ver- 
wandet, grindig.  Von  seer^  m.y  Schmerz, 
Haatverletzang,Aus8chlag, Grind.  Angs. 
sar^  isl.  und  dän.  saaTy  schwed.  sär^ 
holl.  aeer.    Brem.  Wb.  IV,  754. 

Sesser,  m.,  s.  Sechser. 

sefzhaft,  adj.,  von  der  Se/z  Sitz, 
Wohnsitz,  Besitztum.  Es  üt  ein  sefz- 
haftet  ManHy  ein  Mann  mit  Grundbe- 
sitz in  seinem  Wohnorte.  Hennig, 
254. 

Sftterke,  n.«  das  Süi'zerche,  Suize,  ein 
Bonbon.  Wenn  ock  nau  de  Stadt  fär^ 
war  ock  di  ok  e  Seterke  moibringe. 
Sprw.  I,  3505. 

Sett,  Sott,  w.,  Sitz.  De  Hohner  sond 
schon  op  de  Sett^  gah  Ugge!  zu  Kindern, 
welche  nicht  zu  Bett  wollen.  Von 
setten^  sotten  sitzen. 

Setthen,  Pflzn.,  s.  Setzhin. 

setzen,  sk?.,  prüfen.  „Der  Weinver- 
kauf war  in  Danzig  bestimmten  Be- 
schränkungen unterworfen.  Wer  in 
der  Stadt  Wein  verkaufen  wollte,  raufzte 
ihn  zuvor  auf  das  Rathhaas  bringen 
und  dort  setzen^  d.  h.  prüfen  und  seinen 
Preis  feststellen  lassen^.  15.  Jahrhundert 
Hirsch,  261. 

Setzh&men,  m.,  viereckiges,  tuchartig 
geformtes  Netz,  an  dessen  Ecken  sich 
über  Kreuz  Bandstöcke  befinden,  die 
es  gespannt  halten.  Die  Mitte  der 
Bandkreuzung  ist  an  einer  langen  und 
festen  Stange  befestigt,  die  von  einem 
Fahrzeuge  aus  mit  dem  Netze  ins 
Wasser  gesenkt  wird.  Der  Setzhamen 
wird  vorzugsweise  bei  der  Flufzfischerei 
benutzt.    S.  Senknetz. 

Setzhin,  gewöhnlich  pltd.  Setthen, 
Pflzn.,  Setze  dich  hin,  Buschanemone, 
Anemcna  nemorasa  L.    Dönh. 


Setzling,  m.  1.  junger  Fisch,  der  zum 
Auswachsen  in  den  Teich  gesetzt  wird. 
2.  junge  Bäume,  die  aus  der  Baum- 
schule versetzt  werden.  Hennig, 
254. 

Setzzeit,  /.,  Zeit,  in  der  Hühner, 
Enten,  Gänse  und  wilde  Vögel  nisten, 
brüten.  Die  Jagd  dieser  Vögel  ist 
während  dieser  Zeit  verboten.  -Bock, 
63.    Hennig,  254. 

Seue,  Sewe,  /.,  Fischerboot,  s.  Sau  3. 

Seufzer,  w».,  Blähung.  Einen  Seufzer 
fahren  lassen.  Stille  Seufzer  fahren 
lassen. 

Seuner,  Seugner,  Seigner,  STgner,  m., 
von  Seue  etc.,  Fischer.  Die  Ufer  der 
Kadaune  in  Danzig,  an  welchen  die 
Seuner  wohnten,  werden  noch  jetet  die 
jS^^  genannt.  Hirsch,  307.  Klein 
II,  154:  Siegner  ^  Seugnei\  Karpfen  Ver- 
käufer    Vgl.  Karpfenseugner. 

ST,  Sieh,  /.,  Seihe,  Milchseihe.  Da- 
von sten,  sw.y  seihen. 

sibberig,  adj^  s.  sibbem. 

sibbem,  sw  1.  sickern,  durchtröpfeln, 
Feuchtigkeit  absetzen.  Die  Wunde 
sibbert^  sie  setzt  das  sogenannte  Glied- 
wasser ab.  Sibbriges  Wetter^  nebeliges 
Regenwetter.  Leck  gewordene  Gefalze 
sibbem.  Nds.  sipen^  sipem^  zvpem. 
Brem.  Wb.  IV,  792.  Dähn.,  424b. 
Schamb.,  192b.  Vilmar,  385:  sip- 
pem.  Bock,  68.  Hennig,  279.  Beide 
schreiben  sUbbem,  und  Hennig  bat 
noch:  2.  in  kleinen  Zügen  trinken,  im 
Trinken  oft  absetzen.  Sie  sibbert  nw\ 
sie  leckt  nur  vom  Getränke.  3.  sachte, 
bei  Nebel  regnen:  ein  solch  leichter 
Regen  heilzt  Sibberregen.  Es  sibbert  so 
tceg.    4.  s.  v.  a.  sabbern  (s.  d.) 

SIbnis,  n.,  s.  Stdnis. 

Sichelkrallt,  n.,  s.  Wassereäge. 

Sicherheitskommissarius,  m.,  einer,  der 


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340 


sichten  —  Sielennagel. 


in  seinen  Untemehmongen  sehr  sicher 
gehen  will,  alles  sehr  genau  überlegt. 

sichten,  sw,^  sieben,  vermittelst  eines 
Siebes  reinigen.     S.  absiebten. 

sichtig,    pltd.  süchtig,    adj.    und  ado, 

1.  sichtbar.  Ein  sichtiger  Schaden^  eine 
dchtige  Wunde.  Sichtiges  Fett^  Fett, 
das  sichtbar,  sichtlich  zerfliefzen  möchte. 

2.  nal'z.  *  Ein  sichtiger  Boden^  ein  nasser, 
sprindiger  Boden,  ein  Boden,  auf  dorn 
man  das  Wasser  sieht.     VgL  sUchtig. 

siehtlleh,  adj.  von  die  Sicht^  Wahr- 
nehmung mit  den  Augen.  Er  vdrd . . . 
vor  meinen  sichtlichen  Augen  das  Mäd- 
chen so  einnehmen^  da/z  ich  lieber  nicht 
daran  denken  mag,    Soph.  R.  IV,  555. 

Sicke,  /.,  Fischerboot,  s.  Saw3.  Be- 
necke, 373  und  Schemionek,  38, 
haben  Siclcen,  n.  Das  Sicken  folgt  den 
treibenden  Netzen  langsam  rudernd  nach, 
Gamsieice,  Sicke,  welche  das  Fischer- 
garn, das  Netz  trägt. 

STd,  Sit,  adj,  und  orft?.,  niedrig,  tief 
gelegen,  seicht;  dän.  sid.  Stdet  Land^ 
sidet  Weiter^  en  stder  Stol.  Öck  huck 
stdj  ich  sitze  niedrig.  De  Born  hat 
site  Äst\  Das  Dach  ist  zu  std^  es  ist 
zu  niedrig,  zu  flach,  nicht  steil  genug. 
In  Hessen  stde,  Vilmar,  383.  Sttig, 
/.,  Vertiefung,  s.  Senic.    Hennig,  270. 

STde,  /.,  Häcksel.  Netzedistrikt.  Stde 
schneiden,    Treichel. 

STdnis,/,  Niederung,  niedrig  gelegene 
Stelle  im  Felde,  Thal.  Von  std.  Nach 
Treichel:  nasse  Ackerstelle  (die  Nässe 
hält  sich  der  tieferen  Lage  wegen); 
auch  STbnis.  Hennig,  270.  Vgl. 
Senic. 

Sie,  pltd.  Sei,  SS,  /.,  Dem.  Siechen^ 
pltd.  Seike^  Seke.  1.  Frau,  Hausfrau, 
Frauensperson  überhaupt.  2.  Vogel- 
weibchen. Gewöhnlich  im  Deminutiv 
Kanarjensie^  Sperlingssiechen.    Isfs  ein 


Hähnchen  oder  ein  Siechen  f  Nabersch 
S/,  Nabet'sch  Eän^  Gingen  on  onse 
Garden,    Volksr.  53,  201. 

Siebengestim,  n.,  grofzes,  Sternbild 
des  grolzen  Bären. 

Siebenmonatsicind,  pltd.  SSwemonftts- 
icind,  ein  von  der  Mutter  nur  sieben 
Monate  getragenes  Kind.    Vgl.  FrUhicind. 

Siebensinn,  pltd.  SewesVnn,  m ,  Mensch 
mit  sieben  Sinnen,  zur  Bezeichnung 
eines  Überklugen,  Verschmitzten,Schlau- 
en,  doch  oft  auch  eines  eingebildet 
Gescheuten,  eines  Kribbelkopfes.  Du 
wedderhoorger  Sdwesänn!  Nowack, 
19.  Auch  Siebensinniger,  und  davon 
siebensinnig,  adj,  Dat  ös  e  Sewesonnger^ 
den  bedregt  (betrügt)  man  nich. 

Siechen,  n.,  s.  Sie. 

Siegelgam,  n,,  Bindfaden.    Gedanism, 

Sieh,  /.,  s.  St. 

Siel,  STI,  pltd.  SSI,  Säl,  n.,  Siele,  /, 
gewöhnlich  im  Plnr.  Sielen,  pltd.  SSIen, 
und  Sielenzeug,  pltd.  SeietTg,  n.,  Ge- 
schirr, Riemenwerk,  fOr  Zugvieh,  ahd. 
silo^  mhd.  sile,  sü.  Gleichen  Stammes 
mit  Seil  Vordersiele,  pltd.  VärsSI,  /., 
Siele  für  ein  Pferd  des  Vordergespanns. 
Hintersiele,  pltd.  HindersSI,  /.,  Siele  für 
ein  Pferd  des  Hintergespanns.  Hals- 
Siele,  pltd.  HalssiSI,  /.,  Siele  um  den 
Hals,  s.  HalseL  TragsSI,  n.,  Tragriemen, 
Traggurt,  den  Lastträger  über  den 
Schultern  haben.  Bildlich  in  Redens- 
arten: Man  kommt  den  ganzen  Tag 
nicht  aus  den  Sielen.  He  m/ot  öm7ner 
ön  e  Säle  ligge.  Vgl.  Brem.  Wb.  IV, 
582.  SchmellerHI,  229.  Vilmar, 
385.     Hennig,  252. 

sielen,  sw^^  sich.,  s.  sälen. 

Sielennagel,  pltd.  SUenagel,  m.  1. 
Nagel,  Stift  in  den  Sielen.  2.  Sielenstrang, 
der  das  lederne  Brustblatt  an  den 
Schwengel  heftet.   Samland(Wilgaiten). 


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Sien  —  Sipkathrin. 


341 


Vgl.  Sprw.  I,  3948.  3.  Nagel  im 
Stolle,  woran  die  Sielen  aufgehängt 
werden. 

sTen,  sw.,  s.  ST. 

Stgner,  m.,  Fischer,  s.  Seuner. 

Slk,  /.,  s.  Seke. 

Sil,  n.  1.  Schleuse,  Abzugskanal. 
Vgl.  Richey,  254.  Brem.  Wb.  IV, 
786.     Vilmar,  385.    2.  s.  &iel 

SilberblUmchen,  n.,  Bertramgarbe, 
AchiUea  ptarmica  L.  Weichseldelta. 
Treichel,  Volksth.  III, 

Silberkrallt,  n.,  gemeiner  Gänserich, 
PotentiUa  anaerina  L.  Ostpr.  Pri- 
tzel,  304.  Nach  Hagen,  536,  P.  ar- 
gentea  L,    Vgl.  Grumsing. 

Silberlachs,  m.y  s.  Lachs-  und  Lachs- 
forelle. 

sTIen,  8w,^  sich^  8.  Sälen. 

Silla,  Silier,  m.,  s.  SVIIer. 

Silwette,  /.,  s.  Saljett. 

Simme,  /.,  starke  Leine,  früher  aus 
Lindenbast,  jetzt  gewöhnlich  aus  Flachs 
gefertigt,  als  Einfassung  der  Flügel  des 
Fischemetzes.  Nach  Adelung  IV,  38, 
Seime,  /.,  Leine,  as.  stmo^  m,,  Strick, 
Seil,  Fessel,  Schlinge,  ags.  stma;  ndfs. 
sem  Band,  Schnur,  altn.  stmi^  dän. 
sime.    Schade,  764b. 

simmelieren,  pltd.  sVmmeKre(n),  auch 
sinnieren,  pltd.sVnn§re(n),8t£7.,  nachsinnen, 
sinnend  erwägen,  grübeln.  Wie  öck 
6k  simmeler^  öck  krieget  nick  rüt  S§'' 
m§leert  de  ftde  Kopp,  Dorr,  L  Wiew., 
123.  En  rtker  Spotzbub^  wo  dräwer 
sömmelerty  vrie  hei  de  LSd  aiwert  Ohr 
haue  kann.  Königsberg.  Firmenich I, 
101b. 

SimmelsArie,  /.,  s.  v.  a.  das  allgemein 
verbreitete  tSammeUüriumi^  Simmekam- 
Tneküriumj  Mischmasch,  Gemenge, 
Durcheinander. 

Sincben,  w.  Vom.,  Reginchen.  Hart- 
wich, 55.     Vgl.  ^Tne. 


sTndag,  adv.^  s.  seindftg. 

Sindau,  m.,  Pflzn.,  Sonnentau,  Dro- 
sera rotundifolia  L,  Die  Pflanze  heifzt 
auchSonnenISffeL  Hagen, 351.  Pritzel, 
138. 

Sinde,  Singde,  m.,  Sonntag,  öm  Sinde, 
am  Sonntag.     Samland. 

Singbeutel,  pltd.  SingbUdel,m.,  Rausch; 
Delirium  tremens.  He  heft  den  Sing- 
büdel 

Singde,  tt».,  s.  Sinde. 

Singe,  /.,  lange  Angelschnur  zum 
Aalfang.  Hennig,  255.  Vgl.  Aalwftde. 
Davon: 

singen,  sw,,  mit  der  Singe  Aale  fangen. 

Singer,  conj.,  sondern.  Mir  langfs 
Geld  nich  zum  Jehannsche  Markig  singer 
ich  bleiV  noch  in  deiner  Schuld,  Saal- 
feld. 

singerlich,  adj,  u.  adv.^  einzeln^  ab- 
gesondert.   Mühling. 

SinggVrge,  m,^  Werwolf.  Samland. 
Natangen. 

Sinnasium,  n.,  Korrump.  von  Gymna- 
sium.   Sperber,  45. 

sinnen,  s^.,  träumen.  Schloap  scJieen 
gesund  on  sonn  sehr  nett.     Dorr,  66. 

sinnieren,  sw.,  s.  simmelieren. 

sinnlich,  od/.,  äufzerst  reinlich,  lün 
sinnlicher  Mensch^  ein  solcher,  der 
sehr  auf  Reinlichkeit  hält.  Eine  sinn- 
liche Farbe^  eine  solche,  welche  sehr 
zart  und  leicht  zu  beschmutzen  ist. 
Man  braucht  auch  Sinnlichkeit  statt  Rein- 
lichkeit   Dzg.     Klein  II,  156. 

sintern,  sw.y  sickern,  langsam  tropfen- 
weise rinnen.     Schemionek,  38. 

sTpen,  8117.,  weinen.  Er  sipt  aUwieder. 
Er  kann  nichts  als  stpen,  Bock,  68, 
und  Hennig,  270:  sUpen.  Vgl.  gran- 
sen. 

STpkathrfn,  /.,  Katharina,  die  stpt, 
zur  Bezeichnung  einer  weinerlichen 
Person,  auch  männlichen  Geschlechts. 


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342                                                     sipp  —  socken. 

Er  ist  eine  rechte  Stpkathrin,  In  gleichem  der  neben  dem  Fischerkalin  schwimmt 

Sinne  Stpkessel,  pltd.  -kMel.  und  in  dem  man  die  lebendigen  Fische 

sipp,  adj.,  zierlich,  zimperlich,  affek-  mit  sich  fuhrt.  Ragnit.  Litauen.  Nsslm. 

tiert.     Mühling.  Wb.,  475a. 

Sirach,  m,^  Brauch,  Herkommen,  Ge-  Skorpionkraut,  n.,  gemeines  Salzkraut, 

wohnheit.    Das  ist  Werderscher  Sirach^  Sa&oZa  Ä:aZi  L.;  auch  Hirschhorn.    Ostpr. 

Werderscher  Usus.  Pritzel,  357.     Hagen,  289. 

Sirm,  971.,  s.  Zarm.  Skott,  Skotter,  Schotter,  m.^  alte  pren- 

STöng,  /.,  8.  Senk.  fzische  Rechnungsmünze,  Vsi  der  eben- 

Sitt,  7n.,   Sitz  der  Hühner,  Hühner-  falls  nicht  ausgemünzten  Mark,  letztere 

stiege.  entsprechend  dem  Werte  eines  halben 

SitHng,  /.,  s.  Senk.  Pfundes  Silber.    Hochmeister  Winrich 

sitzen,  «t.,   in  Haft  sein,  Gefängnis-  von  Kniprode  (1351 — 1382)  liefz  J?aÄ- 

strafe  verbüfzen.     Er  m^fz  sitzen,  schotter  =  V45  Mark  ausprägen,  im  hea- 

Sitzleder,   n.    Er  hat  kein  Sitzleder,  tigen  Werte  von  etwa  35  Pfg.    Hörn, 

er  sitzt  nicht  gern  lange  auf  einer  Stelle,  Vom    preul'z.    Gelde.     Altpr.   Mtsschr. 

bei  der  Arbeit.  V,  50 f.     Hennig,  255. 

SitzstUck,   7).,    Ursitz,    alter   Besitz-  SlagdOk,  n.,  Schlagtuch,  wollene  Hülle, 

stand  vor  den  Gemeinheitsteilungen.   S.  Decke,    worin   jedes    aus    der  Fremde 

Dorfslage.  kommende    Stück    Laken    oder    Tuch 

Sjärtel,  (?),  Rinde  des  frischen  Flach-  eingeschlagen    sein    mufzte.     Danzig. 

ses.     Dönh.     Barten.    Mühling.  Hirsch,  250. 

sk  wird   anlautend  schJc:    Schkandal^  Slappholt,  n.,  hölzerner  Efzlöffel.    Vgl. 

Schkrupel,  Schkelett,  Schkribent  Schlfif. 

Skalichenhof,    pltd.   Kalixtenhof,    m.,  SIeif,  m,  u.  /.,  s.  Schleif. 
Grundstück  auf  dem  Tragheim  in  Kö-  Slusim,   Slusym,  Slusem,  Sluszen,  (?), 
nigsberg,    in    dem   der   fürstliche  Rat  Dienstgeld,    Dienstgut.     In    Urkunden 
Paulus    Scalichius   gewohnt,    der   den  eine  Abgabe  zum  Zweck  des  Kriegs- 
Herzog  in  Preufzen,  Markgraf  Albrecht,  dienstes.    Top  pen,  Altpr.  Mtsschr.  IV, 
durch  Schwindeleien  zu  täuschen  und  150  f.     Altpr.  schlüsit  dienen^  schlusien 
so  für  sich  einzunehmen  verstand,  dafz  Dienst,  lit.  sluziti  dienen,  sluzma  Dienst. 
er  ihm  nicht   nur   den  Hof  auf  dem  Lit.  Aeq.,  21.     Nsslm.  Forsch.  2. 
Tragheim,    sondern    auch    die    Stadt  Sly,  /.,  s.  Schlei. 
Kreuzburg  mit  vielen  umherliegenden  SO,  odr.,  ungefähr,  etwa;  in  der  Weise. 
Gütern     geschenkt.       Hennig     nach  So  gegen  Abend.    So  um   neun    Uhr, 
Hartknoch,  Preufz.  Kirchen-Histor.,  S^  os  so,  sie  ist  so  =  schwanger.  Sprw.  I, 
dessen  Alt.  u.  Neu.  Preufzen  und  den  69.    80  wie  SO.    Ich  kormne  so  vne  so 
Act  Bor,  I.     Der  Name   verschwindet  sclum,  unaufgefordert.    Ich  mufz  so  wie 
mehr  und  mehr;    ich  habe  in  meiner  so  (pflichtschuldigst)  dort  hingehen, 
Jugend  noch  Kalitzkenhof  gehört.  Sobiechen,   Ortsn.,   Dorf  im   Kreise 

skaluren,    sw,^    lärmen,    spektakeln.  Angerburg.     He  ös  ut  Sobtchcy  wo  se 

Westpr.     Mühling.  den  Dag  mot  Stange  anbreke.    Sprw.  I, 

Skiaure,    /.,    kleiner    durchlöcherter  3523. 

Fischkasten    in  Gestalt  eines  Kahnes,  socken,  szt*.,  laufen,  gehen,  abziehen, 


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Sod  —  Soll. 


343 


sich  auf  die  Socken^  auf  den  Weg 
machen.  Er  kann  gut  socken^  tüchtig 
l&ufen.  Auch  SOCkeln.  Ehfiem  nasockeln^ 
ihm  nachgehen.  Nowack,  51.  Vgl. 
absacken. 

SOd,  m.  1.  die  brennende  Empfindung 
im  Schlünde,  welche  von  verderbter 
Magensaure  herrührt,  gewöhnlich  das 
Sodbrennen  genannt,  mhd.  söte^  m.  Man 
kann  einem  Kinde  gar  keinen  Begriff 
davon  geben^  und  doch  klagt' s^  ihn  brenne 
der  Sod.  Soph.  R.  IV,  333  f.  lchh(d)e 
Sodbrennen.  Hennig,  265.  2.  Brun- 
nen, namentlich  Ziehbrunnen.  3.  bei 
Jeroschin:  Lache:  do  er  lac  bemkoit 
tot  in  stnis  blutissudde  125d.  Pfeiffer, 
230.  4.  in  dem  Sinne  von  Gebrechen, 
Elend  bei  Hermes:  So  lasse  man  die 
Provinz  in  ihrem  Sode,  Soph.  R.  VI, 
549. 

SOddem,  sw.y  fein  regnen.  Es  soddert^ 
der  Hegen  fallt  fein  wie  Staub.  Davon 
Sodderregen.  Sodderregen,  Kleckerschul- 
den  und  Querrkrank  sönd  dre  Ding^  de 
man  schlemm  los  ward.  Westpr.  Dzg. 
Nhg.    Sprw.  I,  3526. 

Söddistel,  /.,  s.  Stechwait 

SOdd'rig,  adj.  von  soddem^  zur  Be- 
zeichnung naliskalten,  regnerischen  Wet- 
ters.    Danzig.     W.  Seidel,  34. 

SOde,  /.,  ausgestochenes  Rasenstück; 
in  der  Elbinger  Ndrg.  Erdscholle. 

sSden,  St.,  s.  sSden. 

SVdhering,  m.y  ausgewässerter,  gekoch- 
ter Hering.    Von  söden.   Hennig,  255. 

SVfiski^  m.,  Söffling,  von  Soff  mit 
poln.  Endung. 

Sog  (das  g  =  ch)^  m.  1.  Säugemilch, 
Nahrung.  Die  Amme  hat  einen  guten 
Sog^  sie  hat  gesunde  und  reichliche 
Milch;  auch  vom  Vieh.  2.  das  Saugen 
selbst,  der  saugende  Zug.  Vom  sau- 
genden   Kinde,    Tier;   auch   von    dem 


Wellenzuge  der  See  nach  der  Höhe. 
Hide  he/t  de  See  e  starke  Sog,  sie  zieht 
nach  sich,  in  sich.  In  Zusammen- 
setzungen: Sogfohlen,  -füllen,  pltd.  Sog- 
fälle, n.,  Füllen,  das  sich  noch  von  der 
Muttermilch  nährt.  He  os  munter  une 
e  Sogfälle.  Ebenso  Sogferkel,  Sogkalb. 
Hennig,  256. 

Sog,  /.,  s.  Seg. 

SVger,  m.,  s.  SSger. 

Sohnchen,  pltd.  Sänke,  t»..  Dem.  von 
Sohn^  San.  1.  Söhnchen.  2.  oberer 
Abschnitt  des  Brotes,  das  Köpfchen, 
Käppchen.  Das  Sohnclie  kriegt  di^  Frau. 
Sprw.  I,  3528.    Vgl.  Kampen. 

Soi,  n.,  Zeug  von  Halbwolle,  s.  Zftg. 

solche,  Pronominaladj.  in  der  Bedeu- 
tung grol'z,  stark,  heftig.  Ich  hatte 
solche  Kopfscivmerzen.,  —  solche  grofze 
Zahnschmerzen.    Vgl.  sOne. 

Soldaten,  plur.^  im  Kindermunde  die 
Blutenkolben  von  Plantago  L.  Saal- 
feld. 

Solders,  (?),  in  früherer  Zeit  in  Dan- 
zig ein  besonderes  Malz  für  Salz,  pltd. 
Soldy  das  in  Verlots  (Verlöt  wäre  pltd. 
für  Vierht)  und  Bullen  geteilt  war. 
15.  Jahrh.    Hirsch,  120 

sOlen,  sw.y  lügen.    Treichel. 

Solge,  /.,  s.  Soll. 

Solinger,  m.^  Stahl warenhändler  aus 
Solingen,  der  hausierend  umherzieht; 
doch  auch  jeder  andere  hausierende 
Händler  mit  Stahlwaren. 

Soll,  /.,  nach  Treichel  w..  Dem. 
Solche,  Solke,  /.,  tief  und  na(z  gelegenes 
Wiesenstück,  umgrünte  Vertiefung  im 
Acker,  worin  sich  das  Regenwasser 
ansammelt  Samland.  Natangen.  West- 
preulzen.  Nach  Nsslm.,  Th.,  221,  in 
Natangen  Solge,  wohl  nur  Deminutiv- 
form von  SoU.  In  Pommern  stehendes 
Wasser  in  Vertiefungen  auf  Kornfeldern. 


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344 


Soller  —  Sonnabendseife. 


Dähn.,  443a.    Abd.  sol,  mhd.  sol^  söl, 
n.  u.  m.,  Kotlache.     Schade,  842  a. 

SVIIer,  m.  1.  Bodenraum,  Lacht,  in 
Westpr.  Bon,  Bän.  Rätsel:  Eh'  de 
Vdder  jung  ward,  sott  de  San  op  em 
SöUer.  Im  Ermland:  Silier,  Silla.  Yil- 
mar,  387:  Solder.  2.  kleines  Regal 
nahe  der  Stubendecke.     Gordack. 

Söllern,  «w?.,  auf  den  Söller  bringen, 
aufspeichern;  daher  auch  aufsVllem. 
Bas  Getreide  soUem.  HoU.  zolderen. 
Hennig,  256. 

Solo,  n.,  beliebtes  Yolks-Eartenspiel, 
gewöhnlich:  Solo- Vierzig  genannt. 

Sommer,  ^n.  1.  St  Marien-Gam,  u.  dann 
auch  fliegender  Sommer.  Von  welchen 
Fäden  man  pflegt  zu'  sagen,  dafz  sie 
im  Vorjahr  (Frühling)  den  Sommer 
bringen;  im  Herbst  aber,  dafz  der  Som- 
mer  mit  ihnen  wegfliege .  .  .  sonsten  halt 
man  es  für  ein  Gifft,  welches  wenn  es 
die  Kühe  häuffig  fressen,  sie  kranck 
machet  und  ertödtet  Linem. ,  C2b. 
Diese  jetzt  als  unschädlich  erkannten 
Fäden  heil'zen  auch  Altweibersommer, 
weil  sie  gewöhnlich  in  schönen,  den 
alten  Frauen  angenehmen  Herbsttagen 
fliegen.  Doch  versteht  man  unter  Alt- 
weibersommer späte  warme  und  schöne 
Herbsttage  überhaupt.  Es  kommt  noch 
der  Alteweibersommer,  Im  Engl,  heifzen 
diese  Fäden  samar  Schleppe,  Schlepp- 
kleid,  gossamar  Gottes  Schleppkleid, 
was  Weigandl,  38,  zu  der  Frage 
veranlafzt:  Alteweibersommer  gleichsam 
Schleppe  für  alte  Weiber?  2.  Säure, 
Schalheit  des  Bieres.  Bas  Bier  hat 
den  Sommer^  es  fängt  an  matt  und 
säuerlich  zu  werden,  was  früher  im 
Sommer  bei  grofzer  Hitze,  da  man  das 
Bier  nicht  mit  Eis  behandelte,  leicht 
geschah.     Hennig,  256. 

Sommerfeld,  n.    Sie  ist  ins  Sommer- 


feldgesprungen, ist  vor  der  Ehe  schwan- 
ger geworden.    Sprw.  I,  69. 

Sommergam,  n.,  Zuggarn  zur  Fischerei 
während  der  eisfreien  Zeit,  des  Som- 
mers; es  heifzt  auch  grofzes  Klapp-  oder 
Kleppnetz,  poln.  kleppa,  auch  Wfite, 
Wethe,/.  Masuren.  S.  Benecke,  352. 
Vgl  auch  Schargarn. 

Sommergerste,  /.,  zweizeilige  Gerste, 
Hordeum  distichum  L.  Auch  Flitter- 
gerste.   Hagen,  1064. 

Sommerkom,  n.,  Getreide,  das  nicht 
in  der  Erde  überwintert,  sondern  im 
Frühling  ausgesäet  wird. 

sommern,  sw.,  schimmern,  aufdäm- 
mern, klar,  erinnerlich  werden.  Ja,  nu 
sommert  et  mi.     Dorr,  L  Wiew.,  24. 

Sommervogel,  m.,  der  Schmetterling; 
nach  Treichel  auch  die  Mücke. 

Sommerwall,  m.,  niedriger  Damm  in 
den  Weichsel-Niederungen,  der  nur  ge- 
gen das  Sommerwasser  Schutz  gewährt 
Er  heifzt  auch  Stauwall.    Vgl.  Bnlage. 

SVmpelfrag'  /.,  Simpelfrage  beim  Solo- 
spiel; jede  Frage,  die  nicht  in  Treflf  ist. 

sOne,  Pronominaladj.  =  solche.  Es 
giebt  sone,  auch  sone  Menschen,  solche, 
auch  solche:  im  Charakter  verschiedene. 
En  Mensch  Idwt  noch  enmal  so  froh  Bi 
sone  leckre  Traktenienten.  D«g.  Nhg. 
Parad.,  53.  Auch  in  der  Bedeutung: 
stark,  heftig.  Sone  Zahnschmerzen,  — 
sone  Leibschmet*zen.  Bas  sind  sone  Blu- 
men, Blumen,  deren  Namen  man  nicht 
kennt.  Min  Jahn  lacht  äwe?'  sonem 
Schnak.    Seelenw.,  25. 

Sonnabendseife,  pltd.  Sönnawendsfip, 
/.,  grüue  Seife,  welche  Dienstmädchen, 
Kinder  und  schlichte  Leute  an  Sonn- 
abenden in  den  Gewürzläden  sich  zur 
Sonntagswäsche  erbitten  und  auch  ein- 
halten. Empfangt  der  Einzelne  auch  nur 
ein    kleines    Quantum^    so   verursacht 


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sönndag  —  Spachheister.  345 

diese  Sitte  in  grofzen  Geschäften  nicht  gleichem  Sinne  bei  Jeroschin  wieder- 
unbedeutende Ausgaben.  holt  sör  und  versoren  dürr  werden,  ver- 

sOnndftg,  adv.,  s.  seindftg.  trocknen.      Pfeiffer,   222.   260.      In 

Sonnenblume,  /.,  einjährige  Sonnen-  Pommern  auch   mr,^   im   Götting.   sdr 

rose,  Helianthus  annuus  L.   Auch  Son-  und  sdr^  hoU.  zoor^  angs.  sedr,     Brem. 

nenglanz,  m.    Treichel,  Volksth.  UI.  Wb.IV,924.  Dähn.,443b.  Schamb., 

SonnenlVffel,  m.,  Pflzn.,  s.  Sindau.  179  a.    SchmelUrlU,  280. 

sonnentrocken,   od;.,   die   durch   die        sOren,   sw.y   nach  Hennig,  256,   in 

Sonne,    eigentlich   die    Luft,    erzeugte  alten  Urkunden  s.  v.  a.  einen  unfrucht- 

Trockenheit.   Die  Flundern  werden  erst  baren  Wald   ausroden,    aushauen.    In 

an  der  Luft  getrocknet-—  sonnentrocken  Nds.,  Pomm.,  Götting.,  Bayern:    ver- 

—  und  dann  geräuchert^  weil  sie  sonst  trocknen,  dürr  werden.    Von  s6r. 
leicht  zerfallen.   Passarge,  Balt.,  299.        Sorge,  /.,  Pflzn.,   blaue  — ,  unnütze 

Sonnenwirbel,  w.,  Pflzn.,  rundblättri-  Sorge^  dreifarbiges  Veilchen,  Viola  tri- 
ger  Storchschnabel,  Geranium  rotundi-  cohr  L,  Hagen,  271.  Nach  Pritzel, 
/o/mTwL.  Hagen,  718.  Nach Pritzel,  441,  in  Ostpr.  1654  frembde  Sorge. 
163,  für  Ostpr.  Ger.  columbinum  L.  Die  Pflanze  heifzt  hier  auch  Stiefmutter- 
Hagen  hat  Sonnentoirbel  noch  für  das  chen  und  GodenlcblUmchen.  Pritzel  u. 
gemeine  Rapünzchen,  Fedia  olitoria  Hagen,  a.  a.  0. 
Vahl.j  die  kleine  Wiesenraute,  Thalic-  Sorge,  /.,  neue^  s.  Neueoorge. 
trum  minus  L.,  und  den  binsenartigen  SorgetuhJ,  m.,  Stuhl,  in  dem  man  die 
Krümling,  ChondiiUa  juncea  L.  Ha-  Sorgen  vergessen  soll,  bequemer  Polster- 
gen, 41.  571.  808.  stuhl  mit  Rücklehne  und  Armlehnen; 

Senntag,  wi.,  grofzer^  der  Sonntag,  an  beliebtes  Geschenk  für  Jubilare.    /cA, 

welchem   das   heilige   Abendmahl   ge-  mit  grofzter  Höflichkeit  p^äsentire  ihm 

nossen   wird;   kein   allgemeiner  Eom-  den  Sargstuhl.  Soph.  R.  II,  455.    Heu- 

mnnionstag,  sondern  jeder  benennt  den  nig,  256. 

seinigen  so.   Jungfer  bei  Elbing.   Auch        SOrte,  /.,  Sorte.     Von  dieser  S6rte. 
der    Trinitatissonntag.      Schippenbeil.        Sortement,    n.,     in   Bezug   auf  den 

Paaris.  Trunz.  EHbing.    Eintz,  31.  53.  Bernstein,  sortiertes,  ausgewähltes,  vor- 

Op   em  grote  Sinndag^    wenn    twe   on  zügliches  Stück;  daher  auch  Sortoments- 

eTiem  sön^  als  Versprechen  ins  Unge-  stliclc    Vgl.  Stein. 
wisse.     Natangen.     Sprw.  I,  3531.  SVster,   m.^    schadhafte,    fehlerhafte 

$önt,  pron.y  solches,  dieses,  das,  so  Stelle   in   einem   Gewebe,   entstanden 

was  (etwas).     Sont  kann  eck  gar  nich  durch  ein  falsches   oder   mangelhaftes 

lawen.    Seelenw.,  50.    Wenn  soont  sick  Einziehen  der  Fäden  in  den  Eamm. 
mdgUch   ku7in  gebaren^   wenn   so   was        SBster,  /.,   Schwester.    De  Brooder 

sich  möglicherweise    könnte   zutragen,  ofz  buuten^  De  Soster  to  kleen.    Dorr, 

Ibid.,  68.   De  Uwe  Gott  nennt  sont  un-  38.    In  Ostpr.  überwiegend  Schwester, 
schuldig.    Dzg.  Nhg.    Parad.,  29.   Woü        SVbling,  m.,  Sechspfenniger,    halbes 

jü  sont  emmersch  eok  geneten.    Ibid.,  65.  Düttchen.   So/zUng,  std  up^  Idt  Dütken 

Vgl.  sOne.  Sitten.    Danzig.    Sprw.  I,  3294. 

Sflr,  odf/.,  dürr,  trocken,  saftlos,  ver-        SVtt,  m.^  s.  SetL 
dorrt,     abgestorben.      Mühling.      In        Spachheister,  m.    1.  Elster,    und  in 


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346 


Spachtel  —  Spalk. 


diesem  Sinne  auch  Spochheigster.  Spachr 
heister  mit  dem  langen  Schwanz^  Bracht' 
der  Braut  einen  gelben  Kranz.  Volksr., 
57, 2 1 8.  2.  hagerer,  langbeiniger  Mensch. 
Er  ist  ein  rechter  Spachheister^  —  ist 
hager  wie  e  Spachheister.  Bei  diesen 
Redensarten  denkt  das  Volk  zwar  an 
die  Elster;  doch  ist  Spachheister  Zu- 
sammensetzung aus  spach  von  mhd. 
spache  aus  ahd.  spachd^  spachha,  spacho 
Reis,  Holzspan,  Holzstecken,  in  Bayern 
Spac/ien  und  Spachten^  m.  u.  /.,  Holz- 
span stärkerer  Art,  wie  sie  z.  B.  in 
Zäune  geflochten  werden,  und  Jieister, 
hester,  mnd.  junger  Baum,  namentlich 
von  Eichen  und  Buchen.  Schade, 
846a.  Schmeller  IH,  553.  Mnd. 
Wb.  n,  228b.  Ein  Spachheister  ist 
mithin  ein  Mensch,  dürr  wie  ein  Holz- 
span und  aufgeschossen  wie  ein  schmäch- 
tiger junger  Baum.  Mehr  noch  tritt 
diese  Bedeutung  bei  dem  Adj.  spach- 
heisterig  hervor,  womit  man  schlanke, 
geil  in  die  Hohe  geschossene  Bäume 
und  Menschen  bezeichnet,  letztere  na- 
mentlich, wenn  sie  knöchern  oder  ver- 
magert sind. 

Spachtel,  /.,  Spatel  —  des  Apothe- 
kers, des  Farbenreibers,  spatula^  böhm. 
spachtle,     Schmeller  HI,  554. 

Spachtelfarbe,  /.,  schnell  trocknende 
Farbe,  welche,  stark  aufgetragen,  der 
eigentlichen  (Deck-)  Farbe  untergelegt 
wird. 

spachteln,  sw.^  mit  einer  Spachtel  auf- 
heben, rühren,  thätig  sein;  Spachtel- 
farbe auftragen,  aufspachteln,  auf  die 
Spachtel  nehmen,  mit  der  Spachtel  auf- 
legen. Einem  etwas  aufspachteln,  ihn 
durchprügeln. 

Spachtfaden,  Spochtfaden,  m.,  Spagat, 
Bindfaden.  Mühling.  Nach  Treichel 
auch  Spaggeit 

spack,  adj,,  s.  spftk. 


spaddeln,  sw,  1.  den  Mund  auf  und 
zu  machen,  jappen.  2.  sich  sträuben, 
sperren,  widerstreben.  Der  Vogel  spad- 
delt^  wenn  er  zur  Verteidigung  den 
Schnabel  sperrtund  das  Gefieder  sträubt. 
Vgl.  sparteln. 

Spftde,  Spadem,  pltd.  SpOdem,  m.,  Spa- 
ten, Grabscheit,  Werkzeug  zum  Graben. 
Hennig,  256. 

Spaggert,  m,,  s.  Spachtfaden. 

Spftk,  Spek,  ?n.,  Stab  zum  Drehen 
der  Winden.     Kgsbg. 

spftk,  in  Westpr.  auch  spack,  adj., 
leck  vor  Dürre,  Trockenheit.  Tonnen 
und  Fässer,  Eimer  und  Kübel  werden 
in  der  Sommerhitze  rissig  und  leck, 
spftk,  spftken  oder  verspftken,  sw.  Bild- 
lich :  Ich  bin  ganz  verspäkt^  ich  bin  sehr 
durstig.  Davon:  spftkig,  adj.,  leck,  aas- 
getrocknet, rissig,  zerborsten. 

spftkbelnig,  odS/.,  dünn-  und  langbeinig. 
Schemionek,  38.     Vgl.  Spachheister. 

spftken,  sw.,  spftkig,  adj,^  s.  spftk. 

Spal,  Spall,  n.,  durch  sors,  pars,  do- 
natio übersetzt.  Vgl.  Monum.  histor. 
Warmiensis  H,  S.  208:  Verschreibung 
von  1354,  und  S.  332:  Handfeste  von 
1361.  Nach  dem  Brem.  Wb.  ist  Spal, 
Spall  ein  gewisser  Teil,  ein  gewisses 
Mafz  Landes.  In  einigen  Gegenden 
des  Herzogtums  Bremen  sind  die  Län- 
dereien  in  durchstreichende  Spall  Lan- 
des eingeteilt.  Dazu  gehören  auf  der 
Geest  21  Himpten  Saatland,  in  der 
Marsch  für  eine  Kuh  Weide,  auf  den 
Wischen  6  Fuder  Heu,  in  den  Gemein- 
heiten die  Viehtriften  mit  Pferden,  jun- 
gem Hornvieh,  Schafen,  Schweinen 
und  Gänsen,  und  ferner  ein  Gewisses 
in  Heide,  Weide  und  Moor,  nichts  aus- 
genommen. Brem.  Wb.IV,  932.  Nsslm. 
Forsch.  2.     Altpr.  Mtsschr.  VIH,  367. 

Spalk,  m.,  Lärm,  Rumor.  Mühling. 
Nach  Kichey,  280,  und  dem  Brem. 


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spalken  —  sparteln. 


347 


Wb.  IV,  932,  noch:  ungestümes  Ge- 
schrei, Gepolter;  in  Pommern:  Streit, 
hitziger  Wortwechsel.    Dähn.,  444b. 

spalken,  no.,  scherzen,  lastige  Streiche 
angeben.  Im  Nds.  lärmen,  toben.  Brem. 
Wb.  IV,  933.  Bock,  63.  Hennig, 
256. 

spallern,  sw,,  voneinander  spalten. 
Treichel. 

Spann,  n.  u.  w.,  Teil  der  Metritze 
(s.  d.). 

Spannbetty  n.,  zusammenlegbares  Bett- 
gestell, Bettlade  ohne  Matratze  mit  aus- 
gespanntem Leinwandboden.  S.  Ha- 
gen, Norika.     Leipzig,  1872.  S.  84. 

Spannfil,  w.,  kleiner  Mensch  von 
schmächtigem  Körperbau  und  windiger 
Natur.    Elbinger  Ndrg. 

Spannsei,  n..  Seil,  Strick,  womit  die 
Vorderföfze  des  weidenden  Viehes  ge- 
koppelt werden.     Von  spannen. 

spannsein,  «m?.,  Pferde,  Vieh,  mit  einem 
Spannsei  koppeln. 

spflnsch,  adj.,  spanisch,  ungewöhnlich, 
seltsam.  Das  kommt  Htm  spanisch  vor. 
Vgl.  böhmisch. 

sparbtster,  adj,^  zur  Verstärkung  von 
btster  (s.  d.). 

sparen,  sw.y  schnell  und  mit  Erfolg 
arbeiten;  überhaupt  etwas  schnell  thun 
und  dabei  vorwärts  kommen.  Diese 
Arbeit  spart  gut  Dem  ^arfs^  dem 
geht  seine  Arbeit  schnell  von  der  Hand. 
Dir  sparfs  nichts  du  kommst  nicht  vor- 
wärts. Das  Ersparte  ist  wohl  die  Zeit. 
Scherzweise  sagt  man  auch  von  dem 
Schnellesser:  dem  sparfs.  Oberland. 
Sperber,  29:  Es  spart  =  es  geht  nicht 
viel  drauf,  oder:  es  geht  nur  langsam 
vorwärts. 

tpargeln,  sw.,  spreizen,  gewöhnlich 
in  der  Zusammensetzung  auselnander- 
spargeln.    Marold.    Vgl.  sparteln. 


Sparkalk,  m.  Nach  Hennig,  256, 
aus  Gips  gebrannter  Ealk,  oder  solcher, 
in  den  viel  Sand  gemischt  wird.  Aus 
sparen  und  Kalk  zusammengesetzt. 

sparken,  sw.^  sprühen,  Funken  stäu- 
ben.    Mühling. 

Sparnas,  m.^  Flügel  am  Sacknetz  oder 
Wenter,  lit.  Flügel  überhaupt.  Nach 
Sperber,  29,  Sparnay. 

sparr,  adj.,  weit  geöfihet,  aufgesperrt. 
Sparre  Augen.  Hennig,  257.  Vgl. 
Sparren. 

Sparre,  /.,  Pflzn.,  doldenblütige  Spurre, 
Holosteum  umbellatum  L.   Hagen,  147. 

Sparrei,  w.,  kleines  Hühnerei.  Nach 
allgemeinem  Aberglauben  bringt  es 
dem  Hause  Unglück;  man  steckt  das 
Ei  daher,  um  das  Unglück  zu  bannen, 
unter  einen  Sparren;  daher  der  Name. 
Mühling. 

Sparren,  »w.^  sperren,  aufsperren;  s. 
sperr. 

Sparmnaul,  n.,  s.  Sperrmaul. 

sparrweit,  adv.,  sperrweit,  angelweit. 
De  Dähr  steit  spamctd  äpe. 

sparteln,  sparteln,  sperteln,  in  der  Saal- 
felder Gegend  auch  sperkeln,  sw.,  sich 
sträuben,  sperren,  zappeln,  mit  Händen, 
namentlich  jedoch  mit  Füfzen,  unfüg- 
sam widerstreben.  Von  sperren^  ahd. 
sparran^  sperran^  praet.  sparta^  sparte. 
In  Hamburg  spaddeln^  sparreln^  spatteln. 
Richey,  280.  Re  spartelt  sock  wie  e 
Pogg  on  e  Teertonn.  Sprw.  I,  3548. 
Se  quiekt  on  sparteld  seck.  Carm. 
nupt.  I,  282,  5.  absparteln,  ^.,  ab- 
zappeln, das  Deckbett  abwerfen.  Sich 
absparteln  y  sich  durch  Widerstreben, 
Sträuben  mit  Händen  und  Füfzen  ab- 
mühen, ermüden.  Nsslm.,  Th.,  173, 
weist  vergleichsweise  hin  auf  lit.  spdrdyti^ 
lett.  spahrdiht  mit  den  Füfzen  schlagen, 
lit.  »piriü,  sptrtu,  lett  spert,  sich  gegen 


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348 


Spatz  —  Speilenbrof. 


etwas  stemmeD,  mit  den  FüTzen  schla- 
gen. Bock,  63.  Hennig,  257:  spar- 
teln. 

Spftfz,  m.  Auf  Spa/Zy  im  Scherz, 
ohne  ernste  Absicht.  Knaben,  welche 
sieb  balgten,  sagen,  die  Unart  beschö- 
nigend: Es  war  ja  man  auf  Spafz. 
In  diesem  Sinne  spaben,  sw.,  tändeln, 
nicht  ernstlich  handeln.  Er  spa/zt  ja 
man  blofz, 

Spätlinde,  /.,  kleinblättrige  Linde, 
auch  Winterlinde,  Tilia  microphyüa  Vent. 
Hagen,  555. 

spazifizieren^ sw.^  scherzende Konump. 
von  spazieren. 

SpScher,  w.,  Schimpfwort  auf  einen 
dürren,  magern  Menschen.  Sperber, 
30. 

Spechtholz,  Speichtholz,  n.,  kleine  Äste 
und  Zweige.     Mühling. 

Speck,  n.,  der  Speck. 

Specicboden,  t/».,  Boden  wie  Speck, 
fruchtbarer  Boden. 

Speckfink, 9n.,  verächtliche  Bezeichnung 
eines  Adligen.  Stein,  Peregrinus  XVI, 
8.  W.Mtsbl.VI,187.  In  gleichemSinne 
Speckhecker,  ein  Besitzer,  der  mit  Speck 
hökert,  oderSpeck  heckt,  d.h. Schweine- 
zucht betreibt. 

Speckflinder,  /.,  fette,  speckige  Flun- 
der, doch  richtiger:  geräucherte  Flunder* 
S.  spick. 

Speckhecker,  m.,  s.  Speckfink. 

Speckkäfer,  m,,  reicher  und  behäbiger 
Landwirt.     Er  ist  ein  Speckkäfer. 

spSgen,  sw„  spähen. 

SpeibUtte,  /.,  Butte,  in  die  man  speit, 
Spucknapf.     Gedanism, 

"Speichel,  Pflzn.,  Knäuel,  Scleranihus 
L.     Treichel,  Volksth. 

Speicherdohle,  /.,  Spitzname  für  ein 
Mädchen,  das  auf  Speichern  arbeitet, 
namentlich  für  ein  solches,  das  dabei 
gelegentlich  unsittlich  ist.     Treichel. 


Speicherratte,  /.,  Ratte  im  Speicher; 
Speicherdieb.  Eine  Speicherratte  fan- 
gen, einen  Speicherdieb  ergreifen,  einen 
Schlaukopf  überlisten. 

Speichtholz,  n.,  s.  Spechtholz. 

speien, pltd.spTe(n),92£7.,  yomieren.  Über 
die  Zung'  speien.  Bei  Jeroschin: 
spien:  . . .  also  vol  trankis^  daz  $t  spten 
28  d.    Pfeiffer,  223. 

Speile,  SpAle,  pltd.  SpTl,  /.,  Holzstift, 
wie  ihn  die  Schuhmacher  gebrauchen, 
Schuhzweck;  zugespitzter  Pflock  zum 
Verschlufz  der  Wurstenden,  zum  Äus- 
einandersperren  der  Därme  beim  Wurst- 
stopfen, des  Rachens  geschlachteter 
Tiere;  erster  zarter  Federkiel  junger 
Vögel,  oder  im  Fleische  zurückgeblie- 
bener Kielrest  eines  gerupften  Vogels; 
Spreusplitter.  Die  Gänse  bekommen 
Speüen^  wenn  einem  jungen  Manne 
die  ersten  Barthaare  wachsen.  Hen- 
nig, 258. 

speilen,  pltd.  spTlen,  sw.^  doch  tritt 
die  pltd.  Form  sptlen  auch  hchd.  auf. 
1.  etwas  mit  einer  Speile  aufsperren, 
auseinander  bringen.  2.  aufsperren, 
spreizen  überhaupt.  Der  Notleidende 
mufz  die  Zähne  in  die  Sonne  speilen. 
He  sptlt  de  Täne  vxi  e  Werwidf.  Wenn 
de  See  de  Täne  sptü^  lieft  se  den  Rache 
äpe,  von  der  stürmisch  bewegten  See. 
Sprw.  I,  3269.  aufspeilen,  ad^sperren. 
Den  Mundy  —  die  Augen  aufspeilen, 
weit  auireiizen.  ausspeilen,  ofien  zei- 
gen, entbloi'zen:  den  Busen,  die  Zunge, 
den  Hintern.  Se  sptlt  alles  üt,  vHit  se 
heft^  sie  trägt  sich  stark  entblöfzt. 
Hennig,  258,  heii  sich  sjnelen,  atisspie- 
Z^n= spiegeln,  „wenn  sich  Frauenzimmer 
oft  an  der  Thür  oder  am  Fenster  zei- 
gen, um  sich  sehen  zu  lassen,  oder 
sich  sonst  unanständig  entblöfzen.^ 

Speilenbrot,  n.,  Brot  mit  Speilen.  S. 
Brot. 


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Speilflick  —  spick. 


349 


Speilflick,  pltd.  SpTiflSck,  n.,  Leder- 
fleck, der  dem  Absatz  der  Stiefel  oder 
Schuhe  mit  Speilen  angeheftet  wird. 
Ein  Speilflick  auflegen  lassen, 

Speilzahn,  SpTIzahn,  pltd.  SpTttän,  m., 
einer^  der  die  Zähne  speüt^  fletscht. 
1.  Schreckgestalt  für  Kinder.  DeSptU 
tan  kommt!  Vgl.  Koimmutter.  2. 
Spötter,  Witzling,  der  andere  gern 
neckt,  hänselt,  hechelt,  durch  die  Zähne 
zieht.  Erst  Ohm^  on  denn  Ohm  Sähn^ 
on  denn  du  Sptltän.  Elbinger  Ndrg. 
Hennig,  258:  Spielzahn.  Davon: 
speilzahnen,  »w.  und  speilzahnig,  adj 
Worbi  he  mi  grad  so  lestig  ankickd, 
OS  wenn  Schmedts  Chrestian  spieltdhnen 
deit     Dorr,  Driewjagd. 

Speischal,  pltd.  SpTschftl  (a  =  a),  /, 
Spucknapf. 

Sptk,  /.,  Speiche;  Stab  zum  Drehen, 

s.  Spak. 

Spell,  /.,  Stecknadel.  Wer  Strtt  sekt, 
fingt  de  Spell  em  Feder  Heu.  Gr. 
Werder. 

Spendierhosen,  pltd.  Spenderböxe,;7Zur. 
Die  Spendierhosen  anhaben^  traktieren, 
frei  halten. 

spengem,  »w^  s.  spenkern. 

spenkem,  spengem,  sw.^  j^g^n,  fort- 
jagen, vertreiben,  verscheuchen.  Die 
Hühner  aus  dem  Ga/rten  spenkem.  Ich 
werd!  dich  spenkem!  als  Drohung,  ailf- 
spenkem,  aui^agen,  aus  der  Ruhe  auf- 
stören. Die  Kindei*  aus  dem  Bette  auf- 
spenkem^  sie  unsanft  zum  Aufstehen 
nötigen,  herausspenkern,  polternd  mit 
Stock  oder  Peitsche  hinaustreiben,  her- 
umspenkem,  mitGepoItcrin  allenWinkek 
umherfahren;  einen  andern  umherjagen; 
Sachen  unwirsch  umherwerfen,  letzteres 
jedoch  mehr  spingem  (s.  d.)  Er  spen- 
keH  überall  herum.  Se  spenkeri  und 
schmefz  emm  sich.  Schalt).  1 ,  439. 
wegspenkem,  fortjagen.  Hennig,  257. 


Spennenftrsch,  m.,  s.  Spinnenarsch. 

Spftr,  w.,  Zeiger  an  der  Uhr.  Von 
Speer^  Spiel'z. 

Sperenzchen,  Sprenzchen,  pZur.,  Um- 
stände, Weitläufigkeiten,  ablenkende 
Albernheiten  und  Scherze,  hinhaltende 
Winkelzuge.  Mach  keine  Sperenzchen! 
Auch  Sperenzen^  Sperenzien^  im  Ober- 
lande Sporenzches^  bei  Weigand  II, 
759,  Speranzien.  Aus  mlat.  sperancia, 
sperantia  Hoffnung^  von  sperare  hoffen. 

Spergel,  m.,  Pflzn.,  s.  Schmergel. 

Sperkel,  m.,  s.  Spirkel, 

sperkeln,  sw.,  s.  sparteln. 

Sperkucks,  m.^  sperkucksen,  sw.,  s. 
Spiiiucks  etc. 

Sperlingsschlucker,  plur.,  Spottname 
für  die  Eönigsberger.     Vgl.  Japper. 

Sperrhaken,  m.,  Haken,  der  die  auf- 
gesperrten Fenster  festhält.  Hennig, 
257. 

Sperrholz,  n.,  -stock,  7n.,  Holz  oder 
Stock,  mit  dem  die  ausgeweidete  Bauch- 
höhle und  die  Hinterbeine  eines  ge- 
schlachteten Viehs  auseinander  gehalten 
werden.    Hennig,  257. 

Sperrmaul,  Sparrmaul,  n.,  aufgesperrtes 
Maul.  Ein  Sparrmaul  machen^  mit 
offenem  Munde  neugierig  dreinschauen. 
Vgl.  Maulgesperr. 

Sperrstock,  m.,  s.  Sperrholz. 

sperteln,  mr.,  s.  sparteln. 

Spftt,  m.,  Spielz,  Speer,  spitzer  Stab, 
Wo  hei  schity  let  hei  stn'n  SpH.  Vom 
Vergel'zlichen.  Sprw.  I,  3273.  Fisch- 
spet,  pltd.  FSschspet,  spitzer  Stab  an 
dem  man  die  Fische  aufspiefzt  und 
zum  Trocknen  oder  Räuchern  aufhängt. 
HeikespM,  m.,  Spiefz  an  der  Heike  (s.  d.) 

SpetftI,  n.,  Spital,  Hospital.  Öm 
Spetal  nä  Bräde  fragen^  Vergebliches 
thun. 

Speznickel,  m.,  s.  Spitznickel. 

spick,  adj,^  geräuchert;  von  Speisen. 


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350 


spicken  —  Spiefzmann. 


Von  mir  nur  in  Zusammensetzungen 
gehört:  Spickgans^  Spickaal^  Spickfiun-- 
der,  gewöhnlich  Speckflunder  genannt, 
wenn  sie  recht  fett  ist.  In  Pommern 
auch  Spickhering.  D  äh n. ,  447  b. 
Dan.  spikken  gesalzen. 

spicken,  pltd.  8pöcke(n),  sw.  1.  ste- 
chen; stofzen.  Mit  der  Nadel  spicken. 
Mit  Fü/zen  spicken.  Es  spickt  mir  im 
Auge.  Mühlin g  hat  auch  spTken.  an- 
spicken,  anstechen,  aufspicken,  aufste- 
chen, durch  Stich  öffnen,  t^n  Geschwür 
auf  spicken.  ausspicken,  ausstechen. 
Spock  dem  lewe  Gottke  nich  de  Ogkes 
ut!  sagt  man  zu  dem  Kinde,  das  nach 
den  Sternen  zeigt,  einspicken,  einste- 
chen. Ein  Loch  einspicken,  zerspicken, 
mit  Stichen  durchlöchern;  ein  Blatt 
Papier  zei*spicken;  erstechen,  durch 
Stich  töten.  Loat  doach  nich  den  Mann 
taschpöcke!  Bold t,  6.  2.  schnell  lau- 
fen oder  reiten:  Dei  spöckt  got.  Jung, 
geh,  lauf,  renn,  spick  so  doli  als  du 
kannst!  Sperber,  30.  Nach  Müh- 
ling  im  Samlande  auch  s.  v.  a.  her- 
ausschütten. 3.  Bildlich:  durch  Ge- 
schenke und  Geld  jemand  zu  gewinnen 
suchen  (wie  man  den  Hasen  mit  Speck 
spickt).  Seit  der  Zeit  ist  das  ganze 
Haus  voll  Advokaten,  und  die  werden 
geschmeichelt,  gespikt,  angebetet.  Soph. 
R.  V,  583. 

Spicker,  Spickert,  m.,  allgemein  ein 
spitzes  Instrument,  mit  dem  man  spik- 
ken, stechen  kann;  scharfe  Eisenspitze 
an  Piken,  Schultintenfässern  etc.  Nach 
Hennig,  258:  SpTker,  eine  Ai-t  klei- 
ner Nägel,  auch  Klammspeicher  (s.  d.) 
Mühling  hat  neben  Sptker  noch 
SpTkerL 

Spickflunder,  -gans,  /.,  s.  Spick. 

Spick«!,  SpIkVI,  SpicknardenSI,  n..  Med., 
Oleum  spicae. 

spidderig,  adj.,  s.  spillerig. 


Spiel,  n.,  Satz  als  Malz.  Ein  Spiel 
Stricknadeln  =  5  Stück. 

Spielbier,  n.,  Bier,  das  den  Spielleuten, 
Musikanten,  für  ihr  Spiel  gespendet 
wird;  in  früherer  Zeit  in  Königsberg 
ein  bestimmtes  Deputat  an  Bier,  das 
in  den  Höfen  und  Gärten  den  „Instru- 
mentisten"  zu  liefern  war.  S.  Die 
Zünfte,  29. 

spielerig,  pltd.  spöllerig,  adj.,  spiel- 
lustig, zum  Spiel  aufgelegt,  zu  mun- 
teren Streichen  geneigt  und  sie  aus- 
führend. Junge  Hunde  sind  spielerig. 
De  Schpook  (Spuk)  wea  mankmoal  so 
schpölle7*ig,  dat  he  dam  MargeUke  den 
Todeck  wech  riete  wuU.     Boldt,  12. 

spielrädig,  adj.,  von  einem  regendurch- 
weichten Wege,  welchen  ^die  Räder 
gleichsam  spielend  schneiden**.  Müh- 
ling. 

Spielratze,  f.,  zur  Bezeichnung  eines 
leidenschaftlichen  Kartenspielers. 

Spielschule,  /.,  Schule,  in  der  eigent- 
lich gespielt  werden  sollte,  Kleinkinder- 
Bewahranstalt.  Sie  ist  schon  in  die 
Spielschule  gegangen  und  kann  schone 
Gebete.     Königsberg. 

Spieltag,  m.,  Tag  zum  Spiel,  ganzer 
oder  halber  Ferientag.  Haben  wir 
morgen,  —  heute  Nachmittag  Spieltag  f 
fragen  die  Schüler  den  Lehrer.  Erm- 
land.  Herr  Direktor,  ich  mache  ihm 
einen  demütliigen  Fujzfall,  er  wolle  dem 
Grobianchen  Spieltag  geben.    Lustspiel. 

Spielverderber,  m,,  Störenfried.  . . .  keen 
Klatschmvl,  keen  Sp§lverdarwer.  Dorr, 
1.  Wiew.,  23. 

Spielzahn,  m.,  s.  Speilzahn. 

Spielzeug,  pltd.  SpSItTg,  n.,  Klavier. 
Gr.  Werder. 

Spiefzmann,  m.y  Spiei'zbürger.  JE 
Spesmann  hadd  sock  schons  de  Hut 
Ganz  erlich  voll  gesäpe.  Samland. 
Firmenich  HI,  115b. 


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Spielzmöwe  —  Spinkelwinkel. 


351 


SpiefzmVwe,  f.^  die  schwarzgraue  See- 
scbwalbe,  Stema  nigi*a,  Muhling, 
Tiern.,  177. 

Spikant,  Pflzn.,  nördlicher  Rippenfam, 
Blechnum  boreale  Sw.     Hagen,  1106. 

spikelTren,  sw.,  höhnen,  spotten,  sti- 
cheln. In  Posen  spikliren,  Bernd, 
288.  Spikeleer  nu  nich^  Pistol.  Dorr, 
1.  Wiew.,  20.    Vgl.  spuingen. 

Sptker,  Sptkert,  m.;  s.  Spicker. 

SptkVI,  n.,  Medik.,  s.  SpickSI. 

SpTle,  /.,  spTlen,  sw.,  s.  Speile  etc. 

Spill,  n.,  Spiel;  auch,  nach  Sper- 
ber, 30,  häufiger  Familienname. 

Spille,  pltd.  Spöir,  /.,  gelbe,  frühreife 
Pflaume,  Sommerpflaume;  nach  T rei- 
che 1,  Yolksth.  II,  auch  die  Schlehen- 
pflaume, I^^nus  insitiiia  L.  Auch 
nennt  man  den  Spillenbaum  kurzweg 
SpiUe.  Nds.  Spelje,  Spelt,  Speltje, 
Brem.  Wb.  IV,  941,  das  den  Namen 
von  der  Spalte  herleitet,  welche  diese 
Pflaume  hat.  Hennig,  258.  Vgl. 
Agtapfel. 

Spiller,  7n.,  Dem.  SpiUerchen.  1.  un- 
bedeutender, dünner,  schwanker  Zweig, 
wenig  versprechender  SchöfzUng.  2. 
hagere  Person. 

8pill(e)rig,  adj,,  hager,  dürr,  mager, 
spindeldürr,  namentlich  von  Armen 
und  Beinen.  Nach  Gordack  auch 
geil  angewachsen.  Was  hat  der  für 
spiUrige  Beine!  Was  spiUerig  ist,  toird 
schwer  fett.  In  Nds.  spille  die  Spindel ; 
ebenso  in  Posen.  Brem.  Wb.  IV,  950. 
Bernd,  288.  In  gleichem  Sinne  auch 
spidderig. 

spillern,  verspillem,  sw ,  verschwenden. 
Dönh. 

spillig,  adj.,  leicht  spaltbar.  Zwei- 
spillig,  vierspillig,  zweigespalten,  vierge- 
spalten. Von  Holzstammen,  die  in 
zwei  oder  vier  Stücke  gespalten  sind. 
Hennig,  336. 


SpTizahn,  m.,  s.  Speilzahn. 

Spinal,  m.,  Garn  zum  Stiumpf- 
stricken.  Dzg.  W.  Seidel,  34.  Im 
Augsburgischen  der  fein  gesponnene 
Faden.     SchmellerHI,  570. 

Spinat,  m.,  wilder,  s.  Mill. 

Spinatwachtel»  /.,  altes  grimmig  aus- 
sehendes Weib.     Danzig.     Treichel. 

Spind,  n.  Schrank.  Bücher-,  Essen-, 
Kleiderspind. 

spingem,  sw.,  poltern,  lärmen,  umher- 
fahren, kleine  Gegenstande  im  Eifer, 
in  Erregung  und  Ärger  umherwerfen, 
namentlich  wenn  man  nach  einem  Ge- 
genstande sucht.  He  spingert  wat  he 
find,  an  hefft  den  Kopp  voll  GröUe. 
Carm.  nupt.  IV,  59  b.  -S^Cdie  Magd) 
spingert  as  wie  doli,  on  well  eck  eer  dat 
leggen,  so  pi*ust  se  stracks  herut,  den 
Deenst  my  optoseggen.  Ibid.  V,  264b. 
Auch  spinken:  aber  de  älste  Schwester 
spinkt  on  schmofz,  weil  se  keene  Kinder 
krähk  (kriegte).  Schalt).,  3,  9.  Sche- 
mion ek,  38.  Lit.  spengiu,  spingti  und 
spengeti  gellen,  klingen.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th,  173.  Bock,  64.  Hen- 
nig,  258. 

Spinke,  /.,  Sommerfleck,  Sommer- 
sprosse. Entspricht  dem  poln.  piega 
Sommersprosse  (das  s  ist  vorgesetzt). 
Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  173. 

Spinkelwinkel,  n.,  Versteckspiel  der 
Kinder.  Eines  der  Kinder  winkt,  d.  h. 
stellt  sich,  die  Uände  über  die  Augen 
deckend,  in  eine  Ecke  (einen  Winkel) 
des  Males  oder  gegen  dasselbe;  die 
übrigen  suchen  in  der  Nähe  des  Spiel- 
platzes Verstecke.  Auf  den  Ruf  der 
Versteckten:  Ist  all!  oder  Kuckuck! 
verläCzt  der  Winkende  das  Mal  und 
beginnt  die  Genossen  zu  suchen.  Diese 
bemühen  sich,  von  den  Verstecken  aus 
das  Mal  zu  erreichen.  Der  zuerst  Er- 
griffene hat  bei  Wiederholung  des  Spiels 


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352 


spinken  —  Spirkel. 


zu  winken.  Dies. Winken  heiCzt  auch 
lugen  und  plinzen  (s.  d.).  In  der 
Schweiz  heifzt  das  Spiel  Gugehtein^ 
Anschlagigs ,  Blinzimüs.  Rochholz, 
403  f.  Sie  spielen  mit  einander  Spinkel- 
winkele  Versteckens,  wollen  sich  nicht 
Yerstehen.  Königsberg.  Volksr.,  191, 
713.    Bock,  64.    Hennig,  258. 

spinken,  m.,  s.  spingern. 

Spinne,  pltd.  Spenn,  /.  Wat  Spenn! 
als  Ausruf  der  Verwunderung.  Carm. 
nuptY^  190 d.  Pfui  Spinne!  Abscheu 
ausdruckend. 

spinnefeind,  adj.  u.  o^fe.,  stark  ver- 
feindet, feindlich  gesinnt  wie  gegen 
eine  Spinne.  So  /ordert  Ihr  von  mir^ 
ein  frohes  Lied  zu  singen^  So  Spönne- 
feind und  gram  mir  meine  Muse  ist. 
Carm.  nupt.  I,  125.  So  spricht  der 
Zagende:  Gott  sei  ihm  Spinne-feind. 
Ibid.  m,  282c. 

spinnen,  pltd.  spenne(n),  8p»nne(n),  st.^ 
essen.    Der  spinnt  gut^  i/'zt  tüchtig. 

Spinnenarsch,  pltd.  Spennenarsch  (a=a), 
m.,  Podex  der  Spinne,  zur  Bezeichnung 
eines  alten,  hageren  Mannes. 

Spinnenfresser,  pltd.  SpennefrSter,  m., 
Kleiiiigkeitskrämer.  Spinnen fressernnmi' 
ten  die  Insassen  eines  Hospitals  den 
Direktor  der  Anstalt,  weil  er  bei  seinen 
Besuchen  es  zunächst  auf  die  Spinnge- 
webe abgesehen  hatte. 

Spinnensommer,  pltd.  Spennesamer, 
(a  =  a),  m.,  die  Zeit  kurz  vor  dem 
Alteweibersommer,  wenn  die  Spinnen 
ihre  Fäden  über  die  Stoppeln  gezogen 
haben. 

Spinnhaus,  n.,  Zuchthaus,  namentlich 
für  weibliche  Verbrecher.     Veraltet. 

Spinnkarre,  pltd.  Spennicarr,  /.  u.  m., 
Spinnrad.     Bim  Spenkar  set  de  Mitsch 
on  spennt.    Dzg.  Nhg.    Viol^t,  194. 
^  Spinnstocic,  wi.,   Stock  im   Wocken, 
Uberwocken.  In  einem  masur.  „Gespräch 


zwischen  vier  Ehefrauen",  das  mir  aus 
Marggrabowa  eingesandt  ist,  heifzt  es: 
Gestern  gab  er  (der  Mann)  mir  eins 
mit  dem  Spinnstock  (jprz§iUcd)  in  den 
Fufz. 

Spinnwoci(en,  m.,  jedoch  meist  nur 
Wocken  (s.  d.),  Spinnrad. 

spinterig,  ac^'.,  hager.  Schemionek, 
38. 

spintisieren,  spintesSren,  sw.,  grübeln, 
nachdenkend  auf  Spitzfindigkeiten  ver- 
fallen, ersinnen,  erklügeln,  ausdüfieln. 
Auch  ausspintisieren,  herausspintisieren. 
Hennig,  258. 

SpTr,  m.  u.  n.,  Dem.  Sptrchen^  pltd. 
Sptrke.  1.  Spitze,  besonders  Gras- 
oder Komspitze,  die  aus  der  Erde 
kommt;  aber  auch  ein  vollständiger 
Halm,  mehr  jedoch  Hälmchen.  2.  ein 
Weniges,  Geringes  von  einer  Sache. 
Nicht  ein  Sptr  Schnee.  Ein  Spirchen 
HolZy  ein  Sptrchen  Milch.  Herr^  wo 
Sophie  ein  Spihrchen  Liebe  gegen  Ihn 
hat^  so  bin  ich  ein  Schelm!  Soph.  R. 
II,  459.  Vgl.  Richey,  282.  Brem. 
Wb.  IV,  954.  Schamb.,  205a.  Mi, 
85a.  Danneil,  204a.  Vilmar,  393. 
Anton,  13,  3.     Hennig,  258. 

spTrig,  adj.^  dnnn  wie  ein  Halm;  auch 
vom  Menschen.     Von  Sptr. 

Spirl(el,  pltd.  Sperkel,  SpVrkel,  in 
Westpr.  auch  Spörke  u.  Sprelcel,  m.  1. 
gebratenes  Stückchen  Speck,  das  zu 
Klöfzen,  Brei,  Kartoffeln,  in  Mus  etc. 
gegessen  wird.  Wenn  mtne  Motter 
Spörkel  brät^  denn  laicht  mt  de  Bart. 
Ommer  von  bäwe  drop^  KUke  kein* 
Spoj'kel  drop.  Sprw.  I,  2816.  Dat  ös 
e  goder  Spörkel  ön  e  Pann^  von  einem 
Korpulenten.  De  geit^  as  wenn  de  Dtwel 
Spörke  frett.  Mockrau  bei  Graudenz. 
Auf  der  Dzg.  Nhg.  Sprekel.  Sprw.  I, 
1166.  Lit.  spirgas^  poln.  szperka  das- 
selbe  und  auch  Griebe  (s.  d.)    Hen- 


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spirkeln  —  Spitzkopf. 


353 


nig,  257,  schreibt  Spärkel  2.  Schorf- 
pastel,  weil  sie  einem  Speckspirkel  ähn- 
lich sieht.  Er  hat  Spirkel  gegessen^  er 
hat  einen  aasgeschlagenen  Mund. 

spirkeln,  »w,^  Speck  braten;  Speisen 
mit  Spirkeln  abmachen.  Mühling. 
Lit.  fyfhrginti^  wpirgyti,  Nsslm.  TL, 
173. 

Spirioioks,  Sperkucks,  SpOrkucks,  m., 
ein  Überall  und  Nirgend,  Pfiffikus, 
Schlauberger,  der  alles  sieht^  merkt, 
sp&rt;  in  der  Elbinger  Niederung  win- 
diger, kleiner  und  schmächtiger  Mensch; 
auch  Schmeichelwort  für  kleine  muntere 
Kinder.  Spürkuch^  merkst  du  watf 
Sprw.  I,  3582.  Hingewiesen  sei  auf 
den  Spirüks  der  Litauer,  ein  drachen- 
artiges Wesen,  das,  durch  die  Luft 
fliegend,  Getreide  und  Geld  eines  an« 
dem  den  Seinen  zuträgt.  Bezzen- 
berger,  Lit.  Forsch.,  65. 

spirkucksen^.,  aufmerken,ausschauen, 
nachspüren. 

SpiieüquaM'rer,  m.,  s.  Qualster. 

spttig,  adj.f  keck,  widersprechend, 
höhnisch,  spottsüchtig,  boshaft,  geärgert, 
stichelnd.  Nds.  sptt  Hohn,  Spott, 
Kränkung,  Yerdruiz,  den  man  andern 
anthut,  oder  der  uns  angethan  wird,; 
9pitig  yerdriefzlich,  was  kränkt.  Brem. 
Wb.  IV,  954  f.    Vgl.  spHsch. 

spHsch,  cuij.  u.  adv.y  spitz  in  der 
Rede,  spöttisch,  schnippisch,  kurz  an- 
gebunden, frech,  naseweis.  Er  kam 
mir  9pit8cky  d.  i.  höhnisch.  In  Danzig 
spTtsch;  in  Nds.  spitsky  in  Pommern 
tpüüky  9pit8ch^  im  Götting.  tpttsch. 
Brem.  Wb.  IV,  955.  Dähn.,  449a. 
Schamb.,  205a.  Hennig,  259.  Vgl. 
spttig. 

Spittakel,  m.,  Spektakel. 

Spittelbroty  n.,  Brot,  Speisung  im 
Spiitely  Hospital.  Über  dem  Thor  des 
Löbenichtschen   Hospitals    in   Königs- 

Pritchbior,  W$rt«rbach  IL 


berg  standen  ehemals  unter  andern  fol- 
gende Reime:  AUe^  die  nach  Gottes 
Willen  Durch  Spittelbrot  ihren  Hunger 
stiUen,  Sollen  vor  die,  so  sie  speisen, 
Täglich  beten^  Gott  loben  und  preisen. 
Hennig,  259. 

Spittelhahn,  m.,  s.  SpVttelhahn. 

Spittelkorb,  m.,  Fischergerät.  Pier- 
son, Matth.  Prätor.,  117. 

SpitUer,  w.,  zur  Ordenszeit  ein  Auf- 
seher über  ein  Hospital.  Hennig, 
259:  „Nach  Waisseis  Chronik  setzte 
der  zwölfte  Hochmeister  Siegfried  von 
Feuchtwangen  einen  OberspitÜer,  der 
die  Aufsicht  über  die  gemeinen  Spittler 
hatte  und  ihnen  vorschrieb,  wie  sie 
die  Einkünfte  der  Hospitäler  am  be- 
sten verwalten  sollten.  Er  war  unter 
den  Grofzgebietigem  im  Lande  der 
dritte  und  hatte  seinen  Hauptsitz  ge- 
wöhnlich in  Elbing.  In  der  Folge 
wurde  ihm  ein  Unterspittler  zugeordnet, 
der  theils  die  Reisen  im  Lande  über- 
nehmen, theils  in  des  Oberspittlers 
Abwesenheit  die  Amtsverrichtungen 
bestellen  mufzte." 

SpHz,  m..  Dem.  Spitzchen,  Rausch. 
Er  hat  einen  Spitz  —  er  hat  ein  kleines 
Spitzchen,  Sprw.  I,  445.  Bock,  64. 
Hennig,  259. 

spitz,  adp  u.  adv,  spitzig;  frostig. 
Ich  kann  die  Sache  nicht  spitz  kriegen, 
ich  kann  damit  nicht  zum  Ziele,  zum 
Zweck  kommen.    Hennig,  259. 

SpHzbubentag,  m.  Einen  Spitzbuben^ 
tag  leben,  einen  Herrentag  leben,  ein 
gutes  Leben  führen.    Königsberg. 

Spitze,  /.,  satirische,  beifzende  Rede. 
Ich  danke  für  die  Spitzen.  Dei  Spötze 
kannst  dt  an  e  Underrock  nege,  Sprw. 
I,  3578.    Davon  spitzen  u.  spitzeln. 

spitzkfug,    adj.,    scharfklug.     Beleg- 4 
stelle  unter  Püffel, 

Spitzkopf,   m.     1.  spitzfindiger  Kopf. 


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354 


Spitznickel  —  Splitterkopf. 


2.  Im  Brtfsbartspiel  Ereuzdame,  in  der 
deutschen    Karte    mit    spitzem    Hat. 

3.  Spottname .  für   den   Gendarm.     4. 
die  Haubenlerche,  Alauda  crütata, 

SpHznickel,  pltd.  Sptttznttckel,  m.  1. 
junges  Mädchen  (Kind)  als  Braut- 
führerin  an  der  Spitze  des  Hochzeits- 
zuges. N.  Pr.  Prov.-Bl.  lY,  51.  Nach 
Bock,  63,  hiefzen  ursprünglich  Spitz-- 
nickel  die  Jungfern,  die  bei  dem  Trauer- 
gefolge in  dem  ersten  Paare  gingen. 
In  der  Niederlaus,  heifzen  diese  Trauer- 
mädchen Spitzemädchen.  Anton,  4, 
12.  In  den  Lit.  Aeq.,  21,  wird  auf 
die  Ut.  Wurzel  «p«Y,  specz^  umringen, 
umgeben  (nämlich  die  Braut)  hingewie- 
sen. Hennig,  257,  schreibt  SpeznickeL 
2.  unerwachsenes,  niedliches  Mädchen 
überhaupt  3.  die  Haubenlerche.  4. 
Nymphaea  lutea  u.  alba.  Drausensee. 
Mühling.    Vgl.  Nickel. 

spiftren,  sw.y  sperren,  aufsperren,  ge- 
wöhnlich aufspiftren.  SpUr^  den  Mund 
auf!  thue  den  Mund  auf.  Der  Vogel 
»pldrt  den  Schnabel  auf.  Die  Tkür 
aufsplaren.  Als  Gegenteil  verspiftren. 
Den  Weg  verspldren.  Davon  in  der 
Zusammensetzung : 

splftrweit,  adj.  und  adv.y  sperrweit, 
au%esperrt.  Die  ThUr  stand  spldnoeit 
offen^  sie  war  weit  geöflnet.  T rei- 
che! 

spielten,  st^  s.  spllten. 

spietig,  adj.y  grobfaserig;  vom  Rind- 
fleisch, Fleisch  des  Aales.  Müh- 
ling. 

Splint,  m.  u.  n.  1.  plattes  Eisen  mit 
einer  Feder,  das  man  durch  Riegel 
oder  Bolzen  steckt,  um  dieselben  fest- 
zuhalten. 2.  Span,  Splitter,  nament- 
lich wenn  ein  solcher  gleich  einem  ei- 
sernen Splint  gebraucht  wird.  Engl, 
und  schwed.  spUntj  hoU.  splenter^  splin- 


ter^  dän.  spunde.  3.  das  weiche,  erste 
Holz  zwischen  Rinde  imd  Kern. 

splinter,  adj.y  ganz,  völlig.  Als  erstes 
Glied  in  der  Zusammensetzung:  splinter- 
nackt,  ad^.<,  so  nackt  wie  Holz,  dem 
die  Rinde  abgezogen  ist,  wie  ein  Splitter. 
Wt  OS  so  splontemäkt  er  Lif^  De  nich 
mal  Hemdkes  drege!  Samland.  Fir- 
menich III,  499a.  In  Pommern  auch 
mddemake%  nackt,  wie  ein  Kind  vod 
der  Mutter  kommt.  Dähn.,  309  b. 
Hochd.  hört  man  gewöhnlich:  splitter- 
nackt. Vgl.  spönnackt  In  Posen  spUth 
terfa;semackt  Bernd,  290.  Hennig, 
259.  Bock,  64,  hat  auch  splintemeii. 
Ijin  splintemeues  Kleid. 

splissen,  spiTfzen,  sw.^  ein  Tau  durch 
Zusammenflechten  der  zerrissenen  Teile 
ausbessern.  Schemionek,38.  Brea- 
sing,  19. 

SpiTfz,  m.,  s.  SpITte. 

Spitte,  Splitt,  m.  u.  /.  l.  Spalte,  Rilz, 
Schlitz,  Ritze.  2.  ein  zerspalteaes 
Stück,  ein  Holzscheit,  Span.  Nach 
Mühling  ein  Dachspan,  den  man 
bei  Biberschwanzdächem  unter  dieFu-: 
gen  in  Kalk  legt  Im  Nds.  Splete; 
im  Götting.  splete  Splitter.  Brem.  Wb. 
IV,  958.  Schamb.,  205a.  Hennig, 
260. 

spITten,  spielten,  st.^  spleifzen,  spalten; 
sich  spalten,  abtrennen;  reifzen,  zer- 
reifzen.  Das  Holz  splttet  gut^  läizt 
sich  gut  spalten.  Federn  splUen.  Ldk^s 
wt  ut  em  Ei  geypleite,  so  zart  und  weilz. 
Dönh.  Engl.  ^Ut^  schwed.  ypUtay  hol). 
splijten.  Oft  mit  riten  verbunden.  Hei 
mot  alles  terrtte  on  terspltte.  Hennig, 
260. 

SpiTtnagel,  m.,  Nietnagel,  Niednagel; 
Hautsplitter,  der  sich  abgetrennt,  ab- 
gesplietet  hat;  er  heifzt  auch  RTtnageL 

Splitterkopf,    pltd.   Spitttterkopp,   m.. 


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Splittholz  —  Spreh. 


355 


Schreckgestalt  far  Kinder,   mit  einem 
Kopf  aus  Splittern.    S.  Kornmutter. 

SplittholZy  n.y  1777  von  Memel  /los- 
gegangen :  Splittholz  291  Faden.  Bock, 
Nat.  I,  608.      ■ 

spluderig,  adj.^  andicht,  dünn,  unvoll- 
kommen. Muhling.  Wohl  dasselbe 
was  schluderig. 

Spochheigster,  m,^  s.  Spachheister. 

Spocht,  m,  1.  gemeine  Taube,  Feld- 
taube; nach  V.  Au  er  auch  Specht. 
2.  hagerer,  dürrer  Mensch.  Hennig 
hat  für  diese  Bedeutung  SpuchL  Sie  {er) 
ist  ein  reiner  Spocht,  —  mager  vne  ein 
Specht  Er  hat  Beine  tvie  ein  Spocht^ 
dünne  Beine.  Das  Brem.  Wb.  IV,  977, 
welches  Spu>gt  schreibt,  erinnert  für 
die  Ableitung  auch  an  das  nds.  Spook 
Gespenst  und  an  Spacht  und  Spagen 
Bindfaden.  In  der  Gegend  von  Fried- 
land Ostpr.  ist  Specht  wirklich  =  Spok^ 
Spuk,  Gespenst.     Hennig,  261. 

spochteln,  sw.^   mit  Behagen  speisen, 
•  löffeln,  von  einer  Lieblingsspeise  essen, 
^  Was  giehis  zu  spochtelnf     Friedland 
Ostpr. 

Spochtfaden,  m.,  s.  Spachtfaden. 

SpVckelerbse,  /.,  s.  krellen. 

Spök,  tn.  u.  w.,  Spuk,  Gespenst.  Öm 
blingen  Brooks  Da  wankt  dat  Spook. 
Spook,  471.  Auch  Gespdk  (s.  d.)  Da- 
von spöken,  sw.,  spuken. 

SpOn,  w.,  plur.  Sponer^  Spener^  Span. 
Mit  Spon  hobeln^  in  der  Richtung  ho- 
beln, wie  das  Holz  spaltet  Über  Spon 
hobeln^  gegen  die  Spaltrichtung  hobeln. 
In  Zusammensetzungen:  spönnUchtem, 
spOnnackt,  s.  v.  a.  vollständig,  also 
völlig  nüchtern,  ganz  nackt 
Spond,  m.,  Pflock. 

Spönkalby  n.,  Kalb,  das  noch  saugt. 
Spön^  Zitze  des  Kuheuters.  Brem. 
Wb.  IV,  963. 


Spönklappe,  /.,  s.  Gomolka. 

Spore,  /.,  ein  zur  Gattung  Karpfen 
gehöriger  Fisch,  der  sich  vorzugsweise 
im  kurischen  Haff  findet,  die  Zope, 
Abramis  ballenis,  lit  sparis,  sporis^  kur. 
sjiare.  Bock,  Nat  IV,  682.  Be- 
necke,  122. 

Sporenzches,  plur.y  s.  Sperenzcehn. 

Sporgeln,  Ortsn.,  Dorf  im  Kr.  Fried- 
land Ostpr.  Spott:  Du  kannst  gäne 
bt  'ne  Sporgelsche  Kuijel !  zu  einem,  der 
wegen  Untauglichkeit  von  einer  Be- 
Bchäftigung  fortgejagt  wird. 

Sptttt,  w,  Spiel'z?  Sonst  kommt  de 
Schmodty  Schielt  jü  mot  dat  Spott. 
Volksr.  136,  564. 

Spttttelhahn,  Spittelhahn,  m.,  untaug- 
licher Hahn,  Hühnerzwitter.  Hei  kregt 
wt  e  Spöttelhahn^  er  spricht  (scheltend) 
mit  hoher  Diskantstimme. 

spottleicht,  ad/.^  sehr  leicht,  den  Spott 
herausfordernd  leicht.  Die  Rechnung 
ist  spottleicht. 

spVttsch,  adj,^  spöttisch,  rauh.  Glup^ 
scheSy  spettsches  Wedder^  un&eundliches, 
rauhes  Wetter.     Dorr,  1.  Wiew.,  58. 

Sprachheistern,  sw.^  über  einen  Dritten 
im  geheimen  sprechen,  schänden,  ihn 
verleumden.     N  ordenburg. 

sprachlos,  adj.^  baufällig,  dem  Zu- 
sammenstürzen nahe;  auch  von  einem 
Menschen,  der  durch  Krankheit  ge- 
beugt seinen  Körper  schwer  aufrecht 
erhält.     Marold. 

Sprechan,  d.  i.  sprich  an,  Name  für 
ein  Gasthaus  vor  dem  Steindammer 
Thor.     Königsberg.     Vgl.  Legan. 

sprCen,  sprCgen,  sw.^  sanft  regnen. 
Es  hat  ein  wenig  gespret^  es  hat  sachte 
geregnet.  Henn ig,  260,  schreibt  «pro^ 
Bock,  64,  spreen. 

Spreh,  Sprehe,  Sproh,  /.  1.  Star, 
stumu>s,    Ahd.  sprd^  holl.  spreuw.     Im 

23* 


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356 


sprehhalterig  —  Si'rind 


Samlande  auchS|pr^n.  Mühling^Tiem., 
177.  2.  ein  hagerer  Mensch.  Hei  os 
verdregt  wi'n  Spreh. 

sprehhätterig,  adj,^  hager,  dünn,  lang. 
Mahling. 

Spreite,  Sprftte,  pltd.  SprMe,  f.,  von 
sp'eiteriy  Ausbreiten  des  Flachses  zum 
Trocknen,  wenn  er  aus  der  Rete  kommt; 
Trockenboden.  Was  sagte  det*  Hopfen^ 
Liegend  auf  der  Sp'eitef  Nsslm., 
Dainos,  142. 

spreiten,  sprftten,  pltd.  sprftden,  sprS- 
sen,  sw,y  etwas  seiner  ganzen  Flächen- 
ausdehnung nach  ausbreiten,  hinlegen. 
Wäscht  au f  die  Bleiche  spreiten,  Nsslm., 
Dainos,  194. 

Spreittuch,  n.,  s.  Sprfttuch. 

Sprengsei,  m.,  Heuschrecke,  weil  sie 
springt     Kr.  Bereut.     Treichel. 

Sprenzchen,  plur.^  s.  Sperenzchen. 

sprftsen,  sw.,  s.  spreiten  u  sprftfzen. 

Spreize,  Sprftse,  /,  Spreize,  Strebe- 
holz, Strebepfeiler,  Stütze.  Eine  Spre/ze 
untersetzen.  Die  Spre/ze  einer  Brücke 
—  eines  baufälligen  Hauses.  Hennig, 
260.  Ahd.  spriuza\  mhd.  spriuze. 
Schade,  858b.  Spi^efzen  heii'zen  auch 
die  gespreizten  Arme  der  Deichsel 
und  des  Langbaumes  am  Wagen ;  diese 
im  Oberlande  auch  Heichen.    S.  Spriese. 

sprftfzen,  sprisen,  sw.^  Sprefzen  setzen, 
stützen.     Ahd.  spriuzan. 

SprMe,  /.,  spreten,  sw,,  s.  Spreite  etc. 

Sprfttucli,  Spreittuch,  n.,  groi'zes,  vier- 
eckiges wollenes  Tuch  von  grüner 
Farbe  (nach  Hennig  aus  weifzer  Lein- 
wand), einst  beliebter  bequemer  Über- 
wurf füi*  Frauen,  namentlich  Dienst- 
botinnen während  des  Spreens  (s. 
spreen).  Es  hing  in  der  Gesindekammer, 
und  wer  der  schützenden  Hülle  be- 
dürftig war,  langte,  danach.  Der  Schirm, 
der  sonst  nur  das  Haupt  der  Herr- 
schaft deckte,  hat  das  Spr6tuch  in  Ver- 


gessenheit gebracht  J.  F.  Lausons 
„Erster  Versuch  in  Gedichten"  (Kgsbg. 
1753)  enthält  eine  Apostrophe  auf  das 
Spretuch^  welche  dasselbe  als  einen 
Deckmantel  der  Unordentlichkei t,Leicht- 
fertigkeit  und  Hinterlist  bezeichnet;  sie 
beginnt:  Da  fast  die  halbe  Stadt  in 
einem  Spreetuch  gehty  Kein  Wunder ^ 
wenn  es  av^h  in  meinen  Versen  steht. 
Der  zweite,  später  auftretende  Name 
ist  aus  spreiten  und  Tuch  zusammen- 
gesetzt, bezeichnet  also  ein  Tuch,  das 
man  über  (sieb)  spreitet,  umwirft.  Das 
Spretuch  lebt  jetzt  noch  im  Sprichwort: 
WenrCs  Mod!  ist^  so  geht  auch  die  Katze 
im  Spretuch.  Wenris  arg  kommt,  so 
gehen  die  Katzen  mit  SpretOchem  her- 
um.  Es  geschieht^  wenn  die  Katze  ein 
Spreittuch  trägt  Vgl  N.  Pr.  Prov.-Bl. 
U,  361.  Sprw.  1,  2644.  1236.  Hen- 
nig, 260. 

Spreubauer,  m.,  Bauer,  der  in  der 
Stadt  Spreu  kauft;  oft  mit  übeler  Neben- 
bedeutung, indem  statt  der  behandelten 
Spreu  betrügerisch  Getreide  eingesackt 
wird.     Kgsbg. 

Spreuferkel,  pltd.  Sprtfarkel,  n ,  Ferkel, 
das  mit  Spreu  (Hinterst,  Hintergetreide) 
gefüttert,  also  nicht  auf  die  Mast  ge- 
stellt wird.  Es  wird  zum  Faselschu?ein 
grolz  gefüttert.  He  os  dem  Uwe  Gottke 
sin  Sprtfarkel.     Sprw.  1,  1352. 

Spriese,  Spriefze,  /.,  Sprosse,  Stange, 
womit  der  Sack  oder  Wenter  ira  Wasser 
befestigt  wird,  Pricke.  Welchem  kann 
dargeihan  werden^  dafz  er  Sackspriesen 
habe  stehen  lassen^  soll  bestraft  werden. 
Haff-  und  Fischerordnung  v.  J.  1640. 
Bock,  Nat.  IV,  696.    Benecke,  295. 

Sprind,  Springd,  Spring,  Sprinl(,  n.  u. 
w.,  Quelle.  Ahd.  spring^  mhd.  sprinc^ 
engl,  spinng.  Der  Sprint  in  dem  Amte 
Friedrichsbeiy . , ,  Jühret  zwar  kein  stark 
mineralisches,  aber  doch  schweifztreiben- 


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sprindig  —  Spudder. 


357 


des^  klares  Wasser .  .  .  Noch  beträcht- 
licher  ist  der  Sprint  bei  Kiauten  etc, 
Bock,  Nat.  I,  604.  Wer  den  Magnet 
vnU  haben  und  einen  sufzen  Sprindy  den 
matten  Geist  zu  Iahen  ^  sticht  beedes  in 
der  Grub!  Carm.  nupt  II,  80 d.  Vgl. 
Mteke. 

sprindig,  springdig,  springig,  adj.^  quel- 
lig, qaellreich.  Sprindiger  Boden^  nasser, 
feachter  Boden.  In  Westpr.  auch  sprin- 
kig.  Es  kommen  aus  einer  sprinkigen 
(d.  h.  quelligen)  Stelle  ei^t  die  Köpfe^ 
dann  das  ganze  übrige  Gerippe  der 
Pferde  zum  Vorschein.  Treichel,  See 
bei  Alfc-Grabau.  Verhandlg.  d.  Berlin, 
anthr.  Ges.  1881,  S.  399. 

Sprindwasser,  n.,  Quellwasser,  hartes 
Wasser,  Trinkwasser. 
Spring,  Springd  etc ,  s.  Sprind  etc. 
Springicraut,  Springsamenlcraut,  n.,  s. 
Rehehirschen.  Hagen,  500,  hat  auch 
für  die  kreuz  blättrige  Wolfsmilch, 
Euphorbia  lathyris  L.,  deren  Samen- 
kapseln mit  Heftigkeit  aufspringen,  die 
provinziellen  Namen  Springkraut,  Spring- 
kVmer. 

sprlslich,  adj.y  empfindlich,  leicht  ge- 
reizt, aus  Eitelkeit,  Überspanntheit. 
Ein  sprisliches  Mädchen.  Friedland 
Ostpr. 

Sprtt,  m.y  Baum  oder  Stange,  die  ga- 
belig gewachsen  oder  gespalten.  Har" 
kensprtt^  Stiel  an  einer  Harke.  Hen- 
nig, 260.    Vgl  SprSrze. 

Spribenholz,  n.,  beiPrätorins^^^ruts;^- 
holtz  unter  den  Gesträuchen  Preul'zens. 
Pierson,  Matth.  Prator.,  13. 

Sprock,  n.  u.  m.  1.  Leseholz,  ver- 
dorrte Banmäste,  welche  sprock,  leicht 
zerbrechlich,  sind.  Sprock  lesen^  dürre 
Äste  im  Walde  sammeln.  Sprockholz, 
dünnes  Astholz,  im  Gegensatz  zu  La- 
gerholz. Sprockholz  nennt  man  auch 
die  ausgebaggerten  Holzreste  und  Bor- 


kenstückchen, welche  die  nach  Bern- 
stein schöpfenden  Bagger  mit  zutage 
fördern.  Schwarzort.  Elebs,  Gewin- 
nung etc.,  19.  2.  zur  Bezeichnung  schlech- 
ter Ware,  des  Ausschusses  einer  Ware. 
Die  Ware  ist  lauter  Sprock  Hennig, 
260. 

sprock,  adj^  spröde,  brüchig,  mürbe. 

Sprttckelerbse,  /.,  s.  krellen. 

Sprockheister,  9n.,  Strauchelster,  grauer 
Würger,  Lanius  excubitor.  Na^  du 
kleener  Sprockheister  ^  wat  bringst  du 
Niet?  Dorr,  1.  Wiew.,  66.  Vgl.  Kad- 
digheister. 

Sprockhömske,  /.,  Sprockameise,  weil 
sie  Sprockrestchen  trägt.     Saalfeld. 

Sprockwurm,  m.,  Larve  der  rauten- 
fleckigen Köcherjungfer,  Fhrggaena 
rhomboida.  Sie  wohnt  in  einem  Ge- 
häuse von  holzigen  Stümpfchen;  daher 
der  Name.    Mühling,  Tiem.,  177. 

sprVen,  sw.y  s.  sprften. 

Sproh,  /.,  s.  Spreh. 

Sprott,  wi,  Überfracht,  welche  auf 
Schi£Pen  durch  betrügerische  Mittel 
(Annässeh  der  Ladung  etc  )  erzielt  wird ; 
sie  heifzt  in  der  SchiflFersprache  auch 
der  Oberkahn.    Mühling. 

SprUtzem,  m.,  Faulbaum,  Rhamnus 
frangula.    Hagen,  258. 

Spucht,  m.y  s.  Spocht 

spuck,  m..  Spucke,  /.,  Speichel.  NOchr 
temer  Spuck  hält  gut  Man  giebt  scherz- 
weise den  Rat,  etwas  Zerbrochenes  mit 
nüchterner  Spucke  zu  kleben.  Davon 
spucken,  sw ,  speien. 

Spucklocke,  /.,  gekräuselte  Haarlocke 
in  der  Nähe  des  Ohres.  Sperber, 
30. 

Spuckschale,  /.,  Schale,  in  die  man 
spuckt,  Spucknapf. 

Spudder,  m.,  schwächlicher,  dabei 
hoch  aufgewachsener  Mensch.  Nordeq- 
burg. 


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358 


spudderig  —  Stab. 


spudderig,  adj.^  dünn,  schlank,  ma- 
ger. 

spOden,  8w.^  spaten,  eilen,  etwas  schnell 
und  geschwinde  besorgen.  Sich  spuden, 
sich  beeilen.  Spud  dich^  beeile  dich! 
Öck  hebb  mt  deg  gespöt,  ich  habe  mich 
sehr  beeilt.  Hastig  gespdt  ös  nemig  got, 
Sprw.  I,  1497  ff.  3584.  Vom  Spuden  ist 
die  Katz  ffestorben,  Entschuldigung  des 
Langsamen. 

spQdig,  spOtfg,  adj,  von  spuden,  eilig, 
schnell.     Mühling. 

spuingen,  sto.,  zanken,  aasschelten. 
Se  hefft  so  doli  m§t  ere  Lied  gespuingt. 
Dorr,  1.  Wiew.,  83.  Se  spunjgen  ju 
on  spikeleem.    Dorr,  14. 

spOken,  sw.  1.  unstat  umherwanken 
wie  ein  Spttk,  keine  Rahe  finden.  Er 
spukt  immer  herum.  2.  unrichtig  im 
Kopfe  sein,  falsche  Ansichten  haben. 
Bei  dir  spvMs  wohlf  Herr,  in  seinem 
Kopf  spuhkt  es!  Soph.  R.  11,  459.  3. 
über  Zukünftiges  in  Yorahnung  sprechen, 
Böses  durch  Erwähnung  desselben  her- 
beirufen :  vorspQken.  4.  Mit  Fetter  spu- 
ken, mit  dem  Feuer  unvorsichtig  um- 
gehen.    Hennig,  261. 

Spülung,  /.,  das  regelmäTzige  Wogen 
des  Meeres  am  Strande,  anschwellend 
und  weichend ;  das  überspülte,  zum  Gehen 
feste  Strandufer.  Wir  verlassen  nicht 
gern  die  Spülung,  weichen  den  Wellen 
aus  und  sehen  lächelnd,  wie  unsere  Fu/z- 
stapfen  verloscht  werden.  Passarge, 
Balt.,  98. 

Spülwasser,  n.  1.  Spülicht.  2.  schlechte 
Brühe  oder  Suppe;  fades  Getränk. 
Das  ist  Ja  reines  Spülwasser,  Hennig^ 
261. 

Spundgeld y  n.^  Trinkgeld,  das  den 
Brauknechten,  die  das  Bier  in  Fässern 
anfahren,  von  den  Gastwirten  gegeben 
wird. 

Spundmichel,  m.,  Fafzkelhier,  der  den 


Spund,  den  das  Spundloch  verschliefzen- 
den  Zapfen,  aus  dem  Fafz  schlägt. 

Spur,  /.  Nicht  die  Spur,  nicht  das 
geringste. 

spfiren,  sw.,  die  Spur  suchen,  ver- 
folgen, der  Spur  nachgehen;  zunächst 
in  der  Jägersprache.  Ein  guter  Jäger 
spürt  genau,  Mädchen  in  dem  Rüre, 
Lasse  dich  nicht  spure,  Der  Jäger  schief zt 
dich!  Volksr.,  207,  768.  Auch  ver- 
spüren.   Vgl.  erspüren. 

Spürfrafz,  m,,  Mensch,  der  im  Essen 
verwöhnt  ist  und  vieles  nicht  mag. 
Marold. 

Spürkucks,  m.,  spürkucksen,  sw.,  s. 
Spirkucks  etc. 

.  Spüt,  /.,  Eile,  Geschwindigkeit.  Hast 
und  Spüt  thut  niemals  gut,  Sprw.  I, 
1496.     Engl,  speed,  holl.  spoed, 

sputig,  adj.,  s.  spudig. 

SrasI,  poln.  zrazy,  poln.  Nationalessen, 
gerolltes  PfefFerfleisch ,  Pfefferklops. 
Sperber,  40.    Mrongov.  I,  663b. 

srafzen,  sw.,  in  den  poln.  Gegenden 
Westpr.  für  cacare,  von  dem  gleichbed. 
poln.  srac, 

Srogen,  Ortsn.,  s.  StonupVhnen. 

staatsch,  pltd.  staisch  (a  =  ä),  adj.  a. 
adv.,  stattlich,  ansehnlich,  prächtig, 
mit  schönen  Kleidern  geputzt,  im  Staat. 
Sie  geht  sehr  staatsch.  Es  geht  in  dem 
Hause  sehr  staatsch  zu,  es  wird  vor- 
nehm gelebt.  Mien  Nahber  Japp  de 
mohnt,  et  rook  noch  von  der  Klaatsch^ 
De  hei  en  Pingste  gaw.  Dat  was  wol 
alto  Staatsch!  Carm.  nupt.  IV,  324b. 
Hennig,  263. 

Staatsschlitten,  pltd.  Stadsschlede,  m., 
Schlitteo,  mit  dem  man  Staat  macht, 
Spazierschlitten.    S.  Arbeitsschlitten. 

Stab,  pltd.  Staff,  m.  1.  Stiel.  Flegel- 
staff,  Stiel  am  Dreschflegel.  2.  Eisea- 
stange.  Ein  Stab  Eisen.  3.  Fafzdanbe. 
Hennig,  261.     S.  PTpensttbe. 


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stabig  —  Stakbalken. 


359 


stäbig,  adj.y  s.  stSwig. 

Stachater,  m,^  grofz  gewachsener 
langbeiniger  Mensch.  In  früherer  Zeit 
auch  Spitzname  fQr  den  Exekator  und 
Gerichtsboten.  Daron  stachatern,  sw.y 
aufklettem^  suchend  umhersteigen.  Kin- 
dern, die  auf  Stühle  und  Tische  stei- 
gen, ruft  man  zu:  Stachater  nicht! 
herumstachatem,  vom  Langbeinigen^  der 
geschäftig  umherläuft,  stachatrig,  adj.^ 
lang-  und  steifbeinig.  Schemionek, 
38. 

Stachbetel,  Stachelbauch,  m.,  s.  Stach- 
linski. 

stacheln,  »w^  quälen,  pisacken;  auf- 
hetzen, aufstacheln  durch  Reden.  Dar- 
aus atachftlen.    Treichel. 

Stachelschwein,  pltd.  -schwtn,  n.,  ge- 
meiner Igel,  Erinaceus  eu/ropaeus, 
Mühling,  Ticm.,  178. 

stachelschweinig,  adj.^  mit  Stacheln, 
wie  ein  Stachelschwein,  ausgestattet. 
Stark  mit  Ästen  besetztes  Holz,  na- 
mentlich von  der  Kiefer,  wird  von 
Holzhändlem  stachelschweinig  genannt. 
Treichel. 

StachM,  n.y  9.  Stakftt 

Stachgarn,  n.,  Fischemetz.  Pierson , 
Matth.  Prätor.,  117. 

Stachlin8ki,Stichlln8kl,  Stuchlinski,  Stech- 
beutel, Stichbeutel,  SteckbOdel,  Steckbedel, 
Stachbetel  (Ermland),  Stftkbedel,  Stech- 
bUttel,  Stechbuttel,  StechbUgel,  Steigbügel, 
Stechert,  Stecherling,  Stachelbauch,  m., 
der  gemeine  Stichling,  Gasterosteus  ocvr 
leatus^  lit  u.  kur.  stegis,  siregis^  masur. 
stacklack^  katty  kass.  stekbydel.  Hen- 
nenberger,  29,  schreibt  Steckbtttel. 
S.  Benecke,  73.  Mühling,  Tiem., 
178.  Bujack,  398,  hat  noch  als  pro- 
vinziell Wolf.  Vom  leicht  erregten  Men- 
schen: Er  ist  borstig  wie  e  Steigbügel. 
He  OS  krOs  wt  e  Stachünski, 

Stack,    adj.     Selbige   {Körper^   so   da 


neben  der  Durchsichtigkeit  farbicht  oder 
gefärbt  fallen)  wenn  sie  zerstossen  oder 
zermalmet  werden^  zeigen  sie  sich  in  der 
Stackesten  Farbe  weifzy  so  dafz  die  weisse 
Farbe  die  andern  überwindet.  Linem., 
Ii3a. 

stackern,  sw,^  s.  stftkem. 

stäckern,  sw,^  s.  stftkem. 

Stacknetz,  n.,  s.  Stftknetz. 

stacksen,  sw.^  stolzen,  niederstofzen, 
zurech tstofzen.  Treichel.  Ygl.  stuck- 
sen. 

Städ',  Stade,  /.,  s.  Stftd. 

Stadjosus,  Staziosus,  m.,  Studiosus. 
Königsberg. 

Stadöll,  Stodöll,  /.,  Einfahrt  am  Dorf- 
kruge, in  welcher  Pferde  und  Wagen 
der  Reisenden  Obdach  finden.  Lit. 
stadoU^  lett.  staddeleSy  poln.  böhm.  sta- 
dola^  abd.  stadal  Scheune.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th.,  174. 

Stadtkind,  n.,  Person,  die  unter  Vor- 
mundschaft der  Stadt  steht  Der  Aus- 
druck: jemand  wird  pro  prodigo  erklärt, 
lautet  in  Danzig  gewöhnlich:  jemand 
wird  zum  Stadtkind  gemacht.  Klein 
II,  166. 

Stagge,  Staggin,  /.,  letzte  Abteilung 
eines  Sackes  oder  Wenters. 

Staggertuch,  n.,  s.  PIVtzentuch. 

Staggin,  /.,  s.  Stagge. 

Stagutt,  m.,  von  dem  lit.  staguttas^ 
in.y  ein  bei  Memel  gebräuchlicher  Pflug. 
Vgl.  Bock,  Nat.  in,  668,  wo  das  Wort 
n.;  Bd.V,  512f.:  die  Stagutt.  Daselbst 
ist  eine  Abbildung  dieses  Pfluges  ge- 
geben. 

Stak,  m.,  s.  Stake. 

Stakbein,  Stakelbein,  Stakerbein,  Stecker- 
Hein,  n.  u.  m.y  Bein,  so  dann  wie  ein 
Stecken.  Spitzname  för  einen  lang- 
beinigen, hagern  Menschen;  auch  Name 
für  den  Storch.     Von  Stdk^  Stake, 

Stakbalken,  m.,  Bodenraum,  in   wel- 


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360 


stakbeinig  —  Stiknetz. 


chem  Stroh  und  Heu  aufgestakt  wird. 
Er  reicht  vom  Stdkbalken  Heu  zu  fressen, 
er  ist  sehr  grofz.  Jerrentowitz.  Sprw. 
n,  2173. 

stakbeinig,  stäkelbeinig,  stftkerbeinig, 
Steckerbeinig,  adj.,  lang-  und  d&nnbeinig. 

Stake,  /.,  Staken,  auch  kurz  Stak,  m. 
1.  Stecken,  Stab,  Stange,  dünner  Pfahl, 
Zaunpfahl,gespaltenes  Holzscheit,Pflock. 
Ahd.  steccho,  stecko,  stecho^  mhd.  stecke^ 
angs.  sta4:a  u.  sticca,  engl.  u.  schwed. 
st€tkejh6ü..staak.  Richey,  285.  Brem. 
Wb.  IV,  985.  Schamb.,  207a.  Vgl. 
Lehmstake.  2.  nach  Hennig,  261,  in 
figürlichem  Sinne  eine  hagere  grofze 
Frauensperson.  Bock,  65,  hat  für 
hagere  Personen  überhaupt  Staks. 

Stake,  /.,  Berg  von  Getreidegarben 
oder  von  aufgeschütteten  Kartoffeln. 
Westpr.    Vgl.  MTte  u.  Niedau. 

Stakel  (a  kurz,  auch  lang),  m.,  Tan- 
nen- oder  Fichtenast,  den  man  als  Zaun- 
stab  benutzt.  Zäune  aus  solchen  Sta- 
kein  heiTzen  Stakelzaune,  Stakenzaune, 
Steckerzaune. 

Stakelbein,  n.  n,  m^  s.  Stakbein. 

stakelbeinig,  adj,^  s.  stakbeinig. 

Stakelzaun,  m.^  s.  Stakel. 

Staken,  m.,  s.  Stake. 

staken,  sw.  l.  mit  einem  Staken  ar- 
beiten: stolzen^  stechen,  schieben,  rei- 
chen. Daher  auch  reichen  überhaupt. 
Heu  stäken^  Garben  staken^  mit  einer 
Stdkfoi'ke  die  Bündel  vom  Wagen  auf 
den  Boden  oder  umgekehrt  reichen, 
auf-,  abstaken.  Wi  stoaken  boold  de  Oole 
(s.  Alte  3.)  ah.  Dorr,  44.  2.  auf- 
schichten, Getreide,  Kartoffeln  in  Sta- 
ken bringen.  3.  ausstaken.  Zäune  aus 
Stäken,  herstellen,  mit  Stäken  ausbes- 
sern; auch  Stäken  (Pricken)  stecken, 
wie  es  die  Fischer  thun.  4.  s.  stan- 
kern. 


Stakenzaun,  9n.,  Zaun  aus  Stäken^  s. 
StakeL 

Staker,  m.  1.  Mann,  der  stäkt,  Gar- 
ben, Heu-  oder  Strohbündel  ladet - 
2.  YT^erkzeug,  mit  dem  man  stäkt;  der 
Stocher.  Tänstdker,  Zahnstocher.  Nor 
die  zweite  Bedeutung  hat  Hennig, 
262.  3.  nach  Treichel  alter,  gebrech- 
licher Mann. 

Stakerbein,  n.  u.  m.,  s.  Stakbein. 

stakerbeinig,  adj.,  s.  stakbeinig. 

stakerig,  adj,,  wackelig,  lose;  nach 
Mühling  auch  dünnbeinig.  Das  ist 
ein  Stäkeriffes  Dinff^  z.  B.  eine  Kiste, 
die  nur  lose  zusammengestiftet  ist. 

stakern,  stackern,  sw.  1.  stochern, 
stochernd  suchen,  stochernd  nach  einer 
Sache  langen,  gleichviel  ob  mit  oder 
ohne  Stäken.  Ek  segg  juy  vri  stakem 
den  Foss  ut  dem  Bu  rut.  Dorr,  L 
Wiew.,  72.  2.  zu  erreichen  suchen,  stre- 
ben, forschen.  Danach  hob'  ich  Umg 
gestäkert,  das  habe  ich  lange  zu  be- 
sitzen gewünscht,  durchstakem,  sw^ 
mäkelnd  wühlen,  durchsuchen,  durch- 
schnippem,  forschen,  klauben.  YgL 
stänkern. 

StakM,  Stachst,  n.  1.  gewachsener 
oder  geschnittener  Zaunstab,  Latten- 
stab; nach  Hennig,  262,  Steckstaken. 
2.  Zaun  aus  Lattenstaben,  gewöhnlich 
Stakfttenzaun,  StachUenzaun.  Ans  Stäke  1 . 

Stakforke,  /.,  Forke  zum  Staken.  S. 
Forke. 

Staknetz,  n.,  Netz^  von  gleicher  Ein- 
teilung und  Einrichtung  wie  das  Treib- 
netz,  nur  mit  engeren  Maschen.  Diese 
dürfen  jedoch  in  der  Ledering  nicht 
enger  als  4.^  Zoll  und  in  der  Schlänge 
nicht  enger  als  1^  Zoll  im  Quadrat 
sein.  Die  Stäknetze  werden  wie  die 
Kaulbarschnetze  vermittelst  Stangen, 
Stäken,  Pricken ^  in  gerader  Linie  auf 


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Staks  —  ständig. 


361 


einer  bestimmten  Stelle  festgesetzt  und 
bleiben  sodann  mehrere  Tage  stehen, 
bevor  sie  aufgezogen  und  gelichtet  wer- 
den. Fi8ch..0rd.  f.  d.  £r.  Haff,  §  25. 
Die  Fisch.-Ord.  f.  d.  kur.  Haff  giebt 
(§  26)  die  Länge  des  Stdknetzes  auf  12, 
die  Breite  desselben  auf  2  Faden  an. 
S.  auch  Bock,  Nat  IV,  722  f,  wo  es 
stets  Stacknetz  heiTzt  Ygl.  Benecke, 
373. 

Staks,  971.,  Stich.  StcJes  gä>en^  stechen. 
Stakse,  plu/r.^  heifzen  die  feinen  Gräten 
der  Fisdie,  namentlich  der  Kaulbarsche. 
Auch  kleine  Fische  selbst  nennt  man 
Stakse,  Stakswerk. 

Staks,  m,  u.  /.,  s.  Stftke. 

Staksei,  ^.,  s.  Stecksei. 

Stackswerk,  n.,  s.  Staks. 

Stallbruder,  m.,  Genosse,  Kamerad. 
Mühling. 

stallen,  mo.  1.  in  den  Stall  thun,  ein- 
stellen. 2.  stehn  bleiben;  harnen.  Die 
Pferde  stauen^  sie  stellen  den  Lauf^ 
Gang  ein,  bleiben  stehn,  harnen.  Bei 
Jeroschin:  stne  ras  und  sinepfert  Uz 
er  zu  den  statin  staUin  57a.  Pfeiffer, 
224.  Ahd.  staüjanj  stellany  as.  steUjan, 
mhd.  stellen  eine  Stelle  geben,  stellen, 
einstallen,  zum  Stehen  bringen,  im 
Laufe  innehalten.  Schade,  862  b.  Vgl. 
Schmeller  III,  627. 

stallen,  sw,^  sich^  sich  stellen,  sich  ver- 
tragen, friedlich  verkehren.  Sie  stallen 
sichy  sie  leben  friedlich  mit  einander. 
Hennig,  262. 

Stallratz,  /.,  verächtliche  Benennung 
eines  Landedelmannes.  Stein,  Pere- 
grinus  XVI,  8.     W.  Mtsbl.  VI,  187. 

stftmerig,  adj.^  s.  stimem. 

stftmem,  stanrniem^  sw.^  stammeln, 
stottern.  Hennig,  262.  Davon  stft- 
merig,  adj.^  stotternd.  Stftmerer,  Stftm- 
ler,  Stftmerbock,  Stainmerbock,m.,  Stamm- 
ler, Stotterer.   Bei  Stein  Stammerbock 


unter  den  Ekebamen.  Peregrinus  XU, 
82.     W.  Mtsbl.  V,  191. 

stammern,  sw.y  s.  das  vor. 

Stammklotz,  9n.,  Klotz,  aus  der  Mitte 
des  Stammes  geschnitten.  Von  einem 
kräftigen,  kernigen  Mann  sagt  man: 
Das  ist  ein  echter  Stammldotz.  Sprw.  I, 
3588. 

Stampelken,  Ortsn.,  Dorf  im  Kreise 
Wehlau.  Er  ist  aus  Stampelken^  wo 
die  Hunde  mit  dem  A.  bellen.  Vgl. 
AugstupVhnen. 

stampen,  sw.,  stampfen,  stofzen.  Pfef- 
fer stampen.   Mit  den  Fü/zen  stampen. 

Stamputt,  m.  Er  ist  ein  Stamputt; 
vom  kleinen  drallen,  kräftigen  Kinde. 
Samland  (Korkehnen). 

Stand,  m.y  Stelle,  Platz.  Stand  in 
der  Kirche^  fester  Sitzplatz  in  einer 
Kirchenbank,  für  den  man  eine  jähr- 
liche Miete  zahlt;  diese  wird  nach 
Hennig,  262,  Standgeld  genannt. 

Standftr,  m.y  Gendarm.  Do  wäre  je 
of  mänge  Darper  solch  abgetakelte  Stan- 
dars Schuhnostasch,  Ermland.  Fir- 
menich lU,  103  b.  Auch  Schandftr. 
Nu  mufzt  dat  groad  so  treffeUj  dat  en 
Schandar  doar  reet  (ritt).    Dorr,  27. 

Standart,  Pflzn.,  s.  StandharL 

Stande,  /.,  Voc.  394,  altpr.  standis 
Stellfafz;  lett.  standa.  Nsslm ,  Th., 
175. 

Sttnder,  m.  1.  Statze,  Balkenpfeiler. 
.  .  .  zwei  fast  in  der  Mitte  des  Schul- 
zimmers befindliche  Stander.  Lhrztg. 
1871,  196a.  2.  stehender  Bienenstock. 
S.  Lieger.  3.  Bein.  Sie  hat  ein  Paar 
gute  Stander  am  Leibe. 

Standgeld,  n.,  s.  Stand. 

Standbart,  Standart,  Pflzn.,  zweiblätt- 
riges EüQabenkraut,  Orckis  bifolia  L. 
Auch  Nachtlilie,  Nachtschatten.  Pritzel, 
254  f.    Hagen,  907. 

ständig,  oc^'.,  beständig,  stets.    Eirist 


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362 


stiinesfods  —  stapeln. 


standig  auf  der  Strafzey  er  ist  selten 
zu  Hause,  viel  auf  der  Strafze,  auf 
Reisen.     Hennig,  262. 

stänesfödSy  adv.^  stehenden  Fufzes, 
sofort.     Du  8UÜ8t  stanesföds  käme. 

stangeln,  sw.  1.  verstärktes  angeln^ 
nach  einer  Sache  eifrig  streben,  trach- 
ten. Nach  einer  Stelle^  einem  Ehren- 
poaten  stangeln,  2.  s.  v.  a.  ampeln  (s.  d.). 
Mit  den  Beinen  stangeln,  Treichel. 
Vgl.  stänkern. 

Stankarius,  m.,  latinisiert  aus  Stank^ 
Stanker,  Stankerer,  Person,  die  Un- 
wahrheiten aussprengt,  Thatsachen  ent- 
stellt und  dadurch  Stank,  Verdrufz, 
Unannehmlichkeiten  verursacht. 

Stänker,  m.,  Birkenteer,  weil  er  stinkt. 
Vgl.  *Dagget. 

stankerbfinsch,  adj.^  stankerbeinig, 
schlackerbeinig,  schlotternd  im  Gange. 
Elbinger  Ndrg.    Vgl.  stäkbeinig. 

stänkerig,  ad^\  u.  adv,  von  Stardn.  1. 
stinkend.  2.  verdriefzlich,  unangenehm, 
verwickelt.  Die  Sache  sieht  stänkerig 
au8,  läfzt  einen  übeln  Ausgang  be- 
fürchten, stänkerig  in  erster  Bedeutung 
gilt  beim  gemeinen  Mann  als  sehr  be- 
liebtes Schimpfwort:  stankeriges  Aas 
—  Gerippe^  stänkeriger  Kerl  etc. 

Stänkerkäse,  9n.,  stinkender  Käse, 
barscher  Zwerg,  Bierbruder.  S.  Katzen- 
fisch. 

stänkern,  sw.  1.  steigen,  aufsteigen, 
klettern.  Stanker  nicht!  ruft  man  Kin- 
dern zu,  die  auf  Stuhl,  Bank  oder 
Fenster  steigen  wollen.  2.  mit  den 
Beinen  zappeln,  stofzen.  sich  abstan« 
kern,  sich  im  Bette  durch  Zappeln  ab- 
decken. Vgl.  stangeln  und  ainpeln.  3. 
nach  etwas  eifrig  streben,  begehrlich 
verlangen,  sich  um  eine  Sache  bemühen, 
sie  gern  erreichen  wollen,  verwandt 
mit  jankem  (s.  d.).  E/r  stänkert  nach 
einem  Mädchen  —  ruich  Geld  —  nach 


einem  Orden.  Nach  dem  Konzert  hob 
ich  schon  immer  yestankert.  In  diesem 
Sinne  nach  Treichel  auch  stäken.  In 
Bayern  ankern.  Schm eller  I,  83. 
Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  175,  weist  auf 
das  lit.  stSngiu^  stdngti  sich  anstrengen 
hin.  In  Zusammensetzungen:  aufstan- 
kern,  aufspüren,  aufsuchen,  ausstankem, 
durch  Suchen  ermitteln,  ausfindig  ma- 
chen. In  Posen  ausstankem  ausspüren, 
auskundschaften,  „gleichsam  durch  den 
Stank  (Geruch)  geleitet. **  Bernd,  10. 
durchstankem,  sw.^  durchsuchen,  durch- 
forschen. Eine  Bibliothek^  ein  Kabinet 
durchstankem.  —  herumstankem,  «c., 
müfzig  umhergehen  oder  laufen,  omher- 
suchen.     Bock,  65.     Hennig,  262. 

stänkern,  sw.  1.  einen  übeln  Geruch 
von  sich  geben,  Gestank  machen.  Stwi^ 
ker  nicht!  ruft  man  Kindern  zu,  welche 
z.  B.  Papier  oder  Späne  anbrennen. 
Von  stinken.  Hennig,  262.  2.  Hän- 
del, Verdriefzlichkeiten  bereiten.  .  aos- 
stänkern,  nach  Mühling  mit  Gestank 
erfüllen;  ausspionieren,  aufsuchen,  oft 
aus  blolzer  Neugierde;  auch  durch  Ge- 
stank vertreiben. 

Stanze,  w.  Vom.,  Eonstanze. 

Stänzel,  m.,  hoher  Leuchter  von  Holz, 
auf  den  Fufzboden  zu  stellen.  Natan- 
gen.  Im  Nds.  stensel  Stütze,  FuTz, 
worauf  etwas  steht,  holl.  steuTisel,  Brem. 
Wb.  IV,  994. 

Stänzeh,  sw.  Einen  stänzeln^  ihn  derb 
abführen. 

Stapel,  m.  Auf  den  Stapel  setzen^ 
schwängern.  Hei  heft  er  wat  op  en  Sta- 
pel gesett. 

stapeln,  sw.  1.  in  geordnete  Haufen 
legen,  aufspeichern.  2.  nachgraben. 
Kartoffeln  stapeln^  nach  beendigter  £mte 
nach  den  im  Acker  zurückgebliebenen 
Kartoffeln  graben,  was  arme  Leute 
thun .     Westpr.     Mühling. 


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stappen  —  stauen. 


363 


stappen,  aw.^  stapfen,  schreiten,  gehen. 
Stoppt  dwer^  Frü^  schreitet  dai*Qber 
hinweg,  Frau!  Dorr,  1.  Wiew.,  31. 
Ek  stappd  op  den  Wittmantel  to.  Dorr, 
Driewjagd.  Nu  mo/z  vnr  man  stappen. 
Oberland. 

stapsen,  sw.y  druckend  stolzen,  mit 
der  Nase  auf  oder  in  etwas  stofzen, 
wie  man  junge  Hunde,  die  zur  Rein- 
lichkeit erzogen  werden  sollen,  ehe 
man  sie  hinauswirft,  in  den  eigenen 
Urin  etc.  stapft.     Treichel. 

starchelig,  adj.^  ungeschickt,  langsam, 
in  Absätzen,  vorsichtig  suchend  gehen. 
Treichel. 

st&rfastig,  adj.^  aus  starr  und  fest, 
unbeweglich,  stumm  vor  Schreck. 
Schemionek,  38. 

Stärke,  /.,  junge,  ein-  oder  zweijäh- 
rige Kuh,  die  noch  nicht  tragend  ge- 
wesen. Nach  Hennig,  263,  auch 
Starke. 

starken,  stärken,  sw.,  stark,  d.  i.  steif 
machen.  Die  Wäsche  starken,  sie  mit 
Erafbnehl,  Stärke,  steifen.  Bock, 
65. 

Starost,  m.,  poln.  und  russ.  starosta. 
Die  Starosten  waren  die  Beamten  der 
Krone  in  Polen  in  einem  bestimmten 
Distrikte,  Starostei,  für  die  Polizeiver- 
waltuDg  und  die  Erhebung  der  öffent- 
lichen Abgaben  in  demselben.  Sie  er- 
hielten dafür  lebenslänglich  den  Nielz- 
brauch  gewisser  Güter  gegen  Abgabe 
des  vierten  Pfennigs,  Quarte,  vom  Er- 
trage, welcher  bei  jeder  Besitzverände- 
rung, in  der  Folge  aber  periodisch  er- 
mittelt und  festgestellt  (lustriert)  wurde. 
Bei  der  Wiederbesitznahme  von  Westpr. 
wurden  die  vormaligen  starosteilichen 
und  geistlichen  Güter  eingezogen  und 
daraus  königliche  Domänen -Vorwerke 
gebildet.    Beitr.  z.  Kde.  Pr.  IV,  839. 

Start,  Stat,  Stftrt,  ?».,  Sterz,  Schwanz, 


Steifz,  Hinterer.  In  Nds.  steerd,  in 
Pommern  start,  im  Götting.  stert,  angs. 
steort,  holl.  steert,  staart,  schwed.  stiert 
Brem.  Wb.  IV,  1028.  Dähn.,  458a. 
Schamb.,  210a.  Denn  one  Homer, 
Klauen,  Start,  Sat  he  em  Garden  en- 
gespart    Parad.,  19  f. 

Stäs,  m.  Vom.,  Stanislaus,  s.  Stenzel. 

statisch,  stätsch,  stMsch,  adj.;  von 
Reit-  und  Zugtieren,  wenn  sie  nicht 
von  der  Stelle  zu  bringen  sind.  Er 
ist  stätsch  wie  ein  Pferd,  der  eigensin- 
nige Mensch.  Im  Nds.  stedig,  stedisk, 
stäisk,  in  Pommern  steedsch,  in  Bayern 
stettig,  stettisch,  holl.  stedig,  Brem.  Wb. 
IV,  1012.  Dähn.,  458b.  Schmeller 
III,  672.  Hennig,  263:  stätig  und 
stätsch, 

stattfinden,  st,  stehen,  eine  Stelle, 
Stätte  finden  oder  haben.  Ich  erinnere 
mich,  dafz  im  Garten  des  zweiten  Pre- 
digers der  Altrossgärtschen  Kirche  im 
Jahr  1762  zwei  sehr  starke  MandelbäuTne 
(Amygdalus  communis)  stattfanden,  die 
eine  solche  Menge  Früchte  trugen,  dafz 
sie  täglich  m£hrere  Finger  hoch  an  der 
Erde  angehäuft  lagen,  Beitr.  z.  Kde. 
Pr.I,  158. 

statts,  präp,,  statt.  Das  habe  ich 
statts  Dank, 

Stau,  m.,  die  Hemmung,  der  Aufent- 
halt; das  Anschwellen,  Steigen  des 
Wassers.    Vgl.  Rückstau. 

stauen,  sw.  1.  hemmen,  stehen  ma- 
chen. Hennig,  263.  Zunächst  vom 
Wasser;  doch  sagt  man  auch:  Die 
Menschen  stauen  sich,  wenn  bei  grofzem 
Gedränge  das  Vorwärtskommen  ge- 
hindert wird.  Dat  Woater  staut  noch 
ommer  op.  Dorr,  20.  2.  anschwellen, 
steigen,  wie  das  gestaute  Wasser;  da- 
her gewöhnlich  anstauen.  3.  kunstrecht, 
fest  und  gedrängt  verpackeu,  nament- 
lich Schi£PsladungeD.    Die  Lohnarbeiter, 


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364 


Stauke  —  SteckseL 


die  aas  dem  vorschrifts-  und  ordnangs- 
mäfzigen  Beladen  der  Schiffe  ein  Ge- 
werbe machen,  heifzen  Stauer  und  bil- 
den gewöhnlich  eine  Genossenschaft 
unter  Führung  eines  Oberstauers  oder 
StauerkapitänSy  der  auch  den  Stauerlohn 
mit  den  Schiffseignem  akkordiert  und 
an  die  Stauer  auszahlt.  Die  Gehilfen 
der  Stauer  heifzen  Schauer.  Egsbg. 
Muhling. 

Stauke,  pltd.  Stake,  /.,  Stauche, 
Flachsbundel  mit  kopfartigem  Knoten, 
das  mit  dem  offenen  Ende  ausgebreitet 
aufgestellt  wird^  damit  der  trocknende 
Wind  es  gehörig  durchziehe.  Muh- 
ling. Im  Brem.  Siüke  Haufe,  Bünd- 
lein, z.  B.  Stäke  Torf;  im  Holstein, 
wird  der  gemähte  Buchweizen  in  jS^- 
ken  zum  Trocknen  gesetzt.  Brem.  Wb. 
IV,  1075  f.  In  Hessen  Stauche,  Vil- 
mar,  396. 

Stauken,  sw.y  s.  stQken. 

staukem,  sto.,  s.  stQkem. 

Staukkartoffeln,  plur.,  s.  Dulkskar- 
toffein. 

Stauwall,  772.,  s.  Sommerwall. 

Stauwasser,  n.,  gestautes  Wasser.  Im 
Ptegel  ist  jetzt  viel  Stauwasser,  durch 
starken  Wind  gegen  den  Strom  auf- 
gestautes Wasser.    Hennig,  263. 

stäwig,  stäbig,  adj.y  stämmig,  kräftig, 
steif  wie  ein  starker  Stab.  Ein  stä- 
wiger  Kerl,  ein  kräftiger  Mann. 

Staziosus,  m.,  s.  Stadjosus. 

St£bel,  7n.,  Stiefel,  s.  Stiebel. 

stöbern,  sw.,  s.  stftwern. 

StechbOgel,  -beutet,  -buttel,  -bUttel,  m., 
s.  Stachlinski. 

Stechdom,  m.,  s.  Sanddom. 

stechen,  st,  mit  spitzem  Instrumente 
eindringend  fassen,  halten.  Den  Bern- 
stein stechen,  mit  langen  Stangen^  an 
denen  zwei  krumme  Zinken  sich  be- 
finden, die  Steine  auf  dem  Meeresgrunde 


umkehren  (uod  den  darunter  liegen- 
den Bernstein  mit  Drahtkeschem  schöp- 
fen).   Vgl.  Pas  sarge,  Balt.,  373. 

stechen,  st,  stecken.  Das  Schnupf- 
tuch in  die  Tasche  stechen.  Wo  hot  he 
denn  gestoche,  dafz  em  de  Boxen  so  ju- 
xig  sind?  Scbaltj.  1,  437.  anstechen, 
anstecken,  anzünden:  das  Licht,  ein- 
stechen, einstecken:  das  Geld,  ver- 
Stechen,  verstecken,  verbergen:  einen 
Gegenstand  oder  sich  selbst.  Ih*  ver- 
stach  sich  im  Strauch,  Gegen  den  mufz 
er  sich  verstechen,  vermag  er  nicht  auf- 
zukommen.   Hennig,  263. 

Stecherling,  Stochert,  m.,  s.  Stach- 
linski. 

Stechwart,  Stichwurz,  gemeine  Eber- 
wurz, Carlina  vulgaris  L.  Dönh. 
Hagen,  847.  Pritzel,  82.  Nach 
Hagen  auch:  Dreidistel,  unlder  Feld- 
safran, Saudistel,  Söddistel. 

Steckbedel,  -bVtel, -bUdel,  m.,  s.  Stach- 
linski. 

Stecket,  m,,  s.  Stecksei. 

stecken,  sw,  1.  heimlich  hinterbrin- 
gen, verraten.  Das  war  ihm  schon  ge» 
steckt  worden.  2.  Ich  stecke  nicht  drin, 
—  kann  nicht  drin  stecken,  Entschuldi- 
gung des  Verkäufers  einer  schlechten 
Ware.  Ebenso  in  der  Oberlausitz. 
Anton,  13,  6.  3.  stechen;  doch  in 
dieser  Bedeutung  mehr  spicken  (s.  d.) 

Steckerbein,  n,  u.  m,,  s.  St&kbein. 

Steckerzaun,  m.,  s.  Siakel. 

Stecksei,  pltd.  StVcksel,  auch  Steckel, 
Sticksei,  Stäksei,  m,,  kleiner  Riegel  von 
Holz  oder  Eisen,  den  man  vor  die 
Krampe  einer  Thür  steckt,  uro  diese 
zu  schliefzen.  Davon  steckseln,  stfck- 
seln  etc.,  mit  einem  Stecksei  ver- 
schliefzen;  nach  Treichel  auch  coire, 
'nen  Steckel  värschuwen,  einer  Sache 
entgegentreten,  ihre  Ausführung  unmög- 
lich  machen.      Dorr,    1.    Wiew.,    50. 


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Steckstaken  —  Stein. 


365 


öck  wa  (werde)  ßi  e  Steckelke  stockU^ 
da  suU  ju  to  klaue  hebbel  als  Drohung 
mit  Hache,  Zauberei.  Natangen.  Hen- 
nig, 264. 

Steckstaken,  m.,  s.  Stak£L 

St£d,  StMe,  auch  Städ,  Sttde,  /.  1. 
Statte,  Platz,  Stelle.  Ek  hedd  H  (das 
Haus)  op  ^ne  faUche  Stdd  hensett.  Dorr, 
1.  Wiew.,  47.  Bettetede,  Bettstelle.  2. 
Amt,  Stellung..  Ene  gode  Sted  —  e 
gode  Brotsted^  eine  einträgliche  Stelle. 
Hennig,  263. 

Stfidegeld,  n.,  Stättegeld,  Standgeld, 
Zins  für  eine  Stelle,  auf  der  Waren 
feil  gehalten  werden.     Hennig,  264. 

Sttder,  Stehder,  StOder,  m.  1.  Stück 
Rundholz  von  etwa  2  m  Länge  an  der 
Schlufzschnur  des  Achtergarns  (s.  d.), 
das  als  weithin  sichtbare  Boje  schwimmt, 
wenn  das  Netz  ausgeworfen  ist.  Be- 
necke, 372:  Stoder.  Er  zeigt  die 
Sted^  Stätte,  an,  wo  das  Netz  sich  be- 
findet 2.  schwerer  Stein  zum  Fest- 
stellen der  Pricke  am  Kaulbarsch- 
netz  (s.  d.) 

Stfidigkeii/.,  Stätigkeit,  Beständigkeit, 
Ausdauer.  Er  hat  keine  Stedigkeit^  er 
hat  bei  der  Arbeit  keine  Ausdauer,  Ge- 
duld.    Hennig,  263. 

stftdsch,  adj.^  s.  statisch. 

Steffen,  m.  Vorn.,  Stephan.  Hart- 
wich, 64. 

Stehboje,  /.,  Flottholz  von  Flaschen- 
form am  Storgarn,  dessen  dickeres 
Ende  durch  eine  Schnur  an  der  Simme 
befestigt  ist.    Benecke,  377. 

Stehder,  m,  s.  StMer. 

stehen,  st  1.  von  fliefzenden  Ge- 
wässern, wenn  sie  sich  mit  Eis  bele- 
gen. Der  Pregel  steht  —  die  Weichsel 
steht.  E.  Förstern.  Klein  H,  169. 
Vgl.  gehen.  2.  von  der  Euh,  wenn  sie 
keine  Milch  giebt,  weil  sie  trächtig  ist. 


Starwt  de  Fru  on  steit  de  Koh,  kommt 
ömmer  mehr  dato.     Sprw.  I,  947. 

Steiem,  pltd.  StTren,  StUren,  n.,  ver- 
botene Art  des  Fischens,  auch  Intern 
(s.  d.)  genannt.  In  der  Fisch. -Ord. 
f.  d.  kur.  Haff,  §.  46,  heifzt  diese  Fang- 
art das  Streben,  Streven,  Streiven,  Streu- 
ven,  StrOven.    Vgl.  Benecke,  410. 

Steig,  pltd.  St?g,  m.  1.  Steg.  Der 
Steig  über  den  Graben^  Bohlenweg.  2. 
treppenartige  Leiter,  gewöhnlich  pltd. 
Stlgi  Hehnersttg^  Hühnersteige. 

Steigbügel,  m,,  s.  Stachlinski. 

Stein,  m  ,  plur.  Steiner.  1.  Felsstück. 
Er  schmeifzt  immer  mit  Steiner.  —  2. 
volksubliche  und  amtliche  Bezeichnung 
des  Bernsteins,  den  die  Ostsee  als 
Strandsegen  auswirft,  welchen  man 
durch  Schöpfen  fischt,  durch  Stechen 
(s.  d.)  hebt,  durch  Graben  und  berg- 
männische Anlagen  zutage  fördert. 
Die  Sonderung  des  Bernsteins  geschieht 
heutzutage  zunächst  in  reine  und  in 
Stucke  mit  fremden  Beimengungen. 
Die  ersteren  werden  dann  nach  der 
Struktur  in  kernigen,  Kemstein,  und  in 
schalig  geflossenen  Bernstein,  Schlauben 
(SchlQwen),  geteilt.  Der  Kemstein  zer- 
fallt nach  "der  Gestalt  in  Stücke  zur 
Cigarrenspitzenfabrikationgeeignet:  Flie- 
sen und  Platten;  zur  Perlenfabrikation: 
Bodenstein,  Rund,  Grundstein,  Knibbel. 
Aus  diesen  Suiten  stellt  man  nach 
Gröfze  und  Farbe  eine  Menge  Unter- 
abteilungen her.  Als  Stamm  des  Bern- 
steins ist  der  klare  Stein,  das  Klar,  an- 
zusehen; der  getrübte  heifzt  BastarL 
Erscheint  die  Trübung  im  Innern  des 
klaren  Harzes  als  feiner  Staub,  nicht 
in  rein  gesättigter  Farbe,  so  heifzt  der 
Stein  flaumig  (flomicht^  Flömiger^  Flö- 
ming);  je  nachdem  das  Ausgangsmate- 
rial   für    die    weiteren   Umänderungen 


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366 


Stein. 


ein  wBSserheller  oder  gelber  Bernstein 
war,  erhielt  auch  der  Bastart  verschie- 
dene Nuancen:  in  ersterem  Falle  Perl- 
farbe, im  andern  Kumstfarbe.  (Vgl. 
Kumst).  Je  nachdem  einerseits  trübe 
und  klare  Flüsse  vermischt  mit  ande- 
rerseits trüben  allein  abwechselten  und  , 
durcheinander  geschoben  und  gerollt 
wurden,  entstanden  die  Farben,  welche 
wir  als  wolkigen  Bastart  bezeichnen. 
Eine  andere  Zersetzung  des  Bernsteins 
ist  der  undurchsichtige  und  je  nach 
dem  Grade  der  Zersetzung  weniger 
politurfö,hige  Knochen,  bei  dem  man 
reinen  und  schaumigen  (diesem  Stein 
von  geringer  Härte  fehlt  die  Politur- 
fähigkeit ganzlich)  unterscheidet.  Durch 
die  zufälligen  Kombinationen  der  vor- 
her aufgezählten  Sorten  erhält  man 
bei  der  Knochenbildung  eine  grolze 
Alannigfaltigkeit  von  Bernsteinfarben, 
die  unter  dem  Namen  buntknochiges 
Klar  und  buntknochiger  Bastart  zusanmien- 
gefafzt  werden  und  wobei  oft  präch- 
tige Interferenzerscheinungen  entstehen. 
Bernstein  im  Mittelstadium  zwischen 
Bastart  und  Knochen  nennt  man  Halb- 
bastart.  Bernstein,  welcher  fremde  Bei- 
mengungen enthält,  sowie  ^le^  rissige, 
wird  gehackt  und  zersprengt,  bis  nur 
gesunde  und  reine  Ware  übrigbleibt, 
die  man  den  entsprechenden  Handels- 
sorten zuteilt.  Viele  Stücke  sind  jedoch 
so  von  eingeschlossenem  Mulm  und 
Erde  durchsetzt,  dafz  sie  durchweg 
schwarz  erscheinen;  dieser  sogenannte 
Schwarzfimis  sowohl,  als  auch  die  Ab- 
gänge und  die  von  vornherein  durch 
Siebe  getrennten  kleinsten  Stücke, 
Grlltzstein  genannt,  werden  in  verschie- 
dene Fimissorten  geteilt,  deren  Verwen- 
dung zu  Räucherpulvern  und  Lacken 
bekannt  ist  (Nach  Richard  Elebs^ 
Der  Bernstein.    Königsberg  1880.    Ge- 


winnung und  Verarbeitung   des  Bern- 
steins. Königsberg  1883).   Ausschliefz- 
lich  nach  der  Farbe  imterscheldet  man 
in     absteigender     Güte:     Kumstfarbe, 
Kirschfarbe^  gelben  Steifiy  grünen  Stein 
(im  Volksmunde  auch  Kuhscheifzfarbe), 
Die  General-  Strand-   und  Bernstein- 
Ordnung  von  1693  unterscheidet  nach 
der    Güte:    1.    Hauptstein;    2.    klarer 
Stein;  3.  weifzer  Stein;  4.  weifzer  Ba- 
Start;   5.  Kumstfarbe;    6.   Wolken/arbe; 
7.    wei/zbunter    Stein;    8.    Bastart;    9. 
Drehstein;    10.  gemeiner  Stein.    Später 
unterschied  man  6  Klassen:    1.  Sorte- 
mentstück;    2.    Tonnenstück;   3.  Knebel 
oder  Knöbel;  4.  Fimisstein;  5.  Schluck 
oder  Schlick   (Bastart);    6.   Sandstein. 
Eine  noch  spätere  Einteilung  begnügt 
sich  mit  5  Stufen:    1.  Sortement  (kein 
Stück  unter  8  Lot);  2.  Tonnenstein;  31 
Firnis;  4.  Sandstein;  5.  Schluck.    Vgl 
Bock,  Nat.  II,  216ff.     Grundstein   ist 
der  in  der  blauen  Erde  liegende  Stein ; 
der  in  der  See  gefundene  Stein  keiCzt 
Seestein,  der  bei  Brüsterort  gewonnene 
Seestein  wird  Riffstein  genannt^  und  den 
fern    von    der  Meeresküste   mitten    im 
Lande  gefundenen  Bernstein  bezeichnet 
man  als  Acl(erstein. —  3.  Bidcelstein,  m., 
Stein,    der    mit    der   Bicke   aus    dem 
Boden  gehauen  werden  mufz^   grolzer 
Stein.     Ich  reise    und   wenris  Bickel- 
steine  regnet.    Treichel.  —  4.  Borsten- 
stein, 971.,  grofzer,  geborstener  erratischer 
Block   in   der  Nähe    des  Strandes    bri 
dem  Bade  Neukuhren,  auf  dem  Wege 
nach    Tikrehnen.      Er    wird   von     den 
Neukuhrener    Badegästen    fleifzig     be- 
sucht.   Nach  der  Sage  barst  der  Stein, 
weil  ein  Mädchen,  welches  bei  demsel- 
ben Treue  geschworen,  diese  nicht  ge- 
halten*   S.  Reusch,   Sagen,    105.    — 
5.  Brotstein,   m.,    Stein,    der   vormals 
Brot  gewesen.    Man  zeigt  solche  Steine 


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SteinbeifJz  —  Steinpietzker. 


367 


in  der  Marienkirche  zn  Danzig  nnd  in 
der  Kirche  des  Klosters  Oliva.  Die 
daran  sich  knüpfenden  Sagen  s.  Tet- 
tau und  Temme,  208  f.  —  6.  Der 
heilige  Stein.  Groizer  erratischerBlock 
im  frischen  Haff  in  der  Nähe  von  Tol- 
kemit,  etwa  ISFufz  lang  und  eben  so 
breit.  Passarge,  ßalt.  87,  meint, 
der  Stein  habe  seine  Bezeichnung  als 
„heiliger^  wahrscheinlich  davon,  dafz 
die  alten  Preolzen  auf  demselben  ihrem 
Gotte  Kurche  die  Erstlingsopfer  des 
Fischfangs  brachten.  Die  Regierung 
hat  jede  Beschädigung  des  Steines  aus- 
drucklich untersagt.  An  den  heiligen 
Stein  knöpft  sich  folgende  Sage:  In 
jener  Zeit,  als  Riesen  die  Erde  be-^ 
wohnten,  hauste  einer  derselben  auf 
der  frischen  Nehrung,  ein  zweiter  am 
gegenüber  liegenden  Ufer  des  frischen 
Haffes  bei  Tolkemit.  Beide  hatten 
nur  ein  Beil,  welches  sie  sich  zum 
Fällen  des  Holzes  gegenseitig  zuwarfen. 
Als  einmal  der  auf  der  Nehrung  woh- 
nende Riese  das  Beil  haben  wollte,  der 
andere  aber  sich  weigerte,  es  ihm  zu 
geben,  ergriff  jener  den  mächtigen  Stein 
und  warf  nach  diesem.  Der  Stein 
glitt  aber  an  dem  Daumen  um  etwas 
ab,  und  so  erreichte  er  nicht  ganz 
das  diesseitige  Ufer.  Passarge,  a. 
a.  0.  —  Ein  anderer  heiliger  Stein 
lag  auf  dem  Rombinus,  einer  Anhöbe 
am  Memelufer,  der  Stadt  Ragnit  gegen- 
über. Als  ehemaliger  Opferstein  war 
er  den  Litauern  wert  nnd  teuer.  Nä- 
heres: Tettau  und  Temme,  162  ff. 
Über  die  heiligen  Steine  vgl.  Grimm, 
Mythologie  I,  611.  —  7.  TeufelsstelnBy 
d,  h.  Steine,  welche  Ab-  oder  Ein- 
drücke von  Gliedern  des  Teufels  tragen, 
giebt  es  in  Ost-  und  Westpreul'zen  ver- 
schiedene: im  Samlande  bei  Kraam, 
Lapöhnen,    in    der    Wamicker    Forst, 


bei  Schlakalken,  Tenkitten;  in  Westpr. 
bei  Marienburg,  bei  dem  Dorfe  Gr. 
Stoboy  unweit  Elbing.  Vgl.  Reusch, 
Sagen,  94 f.  Tettau  und  Temme, 
212.  199.  Über  die  Teufelssteine  s. 
Genaueres  Grimm,  Myth.  H,  974. 

Steinbeifz,  Steinbi(zl(er,  Steinpietzicer, 
m^  Steinbeifzer,  Cofntis  taenia  L.  Bu- 
jack,  385.    Benecke,  147. 

steinbrUcken,  m.j  s.  brücken. 

SteinbrUcker,  t/z.,  Handwerker,  der  die 
Straize  mit  Steinen  brückt,  pflastert. 

Steinchrist,  pltd.  SttokrOst,  m.^  zur 
Bezeichnung  eines  kerngesunden  Alten. 
He  08  e  oW  Stenkrost    Sprw.  I,  3621. 

Steineiche,  /.,  gemeine  Eiche,  Quer- 
em robur  L  Auch  Wintereiche,  Trau- 
beneiche, Viereiche.    Hagen,  999. 

Steiner,  m.,  der  Stehende,  Beiname 
für  den  Storch,  weil  er  vorzugsweise 
der  stehende  Vogel  ist:  Storch^  Storch 
Steiner,  Mit  de  lange  Beiner!  Volksr. 
50,  192.  Rochholz,  85.  Vgl.  Röder 
u.  Nester. 

Steinfischer,  m.,  Fischer  nach  Steinen. 
Knrisches  Haff.  Die  Steinfischer  holen 
mittelst  einer  Art  Zange  die  Steine  herauf, 
welche  auf  dem  Damm  zwischen  Ros- 
sitten und  der  Windenburger  ^cke  in 
reichlicher  Zahl  abgelagert  ruhen.  Vgl. 
Passarge,  Balt.,  188. 

Steinfletscher,  Steinpatscher,  m ,  Stein- 
schwätzer, Saadcola.  Nach  Bujack, 
373,  der  schwarzkehlige,  nach  Müh- 
ling,  Tiem.,  178,  der  braunkehlige. 

Steinkraut,  pltd.  StCnkrOt,  n.,  scharfe 
Fetthenne,  Sedum  acre  L.  Samland. 
Auch  Ohnblatt,  BlatUos.    Vgl.  Anblatt. 

Steinobel,  m.,  grofzer  Stein,  Stein- 
haufe.    Treichel. 

Steinpatscher,  m.,  s.  Steinfletscher. 

Steinpicker,  m.,  Fischn.,  Agornu  caUi- 
phractus  L.    Benecke,  72. 

Steinpietzker,  m.,  s.  Steiij{>eif£ 


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368 


Steinpomuchel  —  Stepke. 


Steinpomuchel,  m,,  Fischn.,  Dorsch, 
der  sich  unter  Steinen  aufhält.  Bu- 
jack,  396. 

Steinreizke,  n.  u.  m.,  s.  Rlzchen. 

Steintafely  /.,  Schiefertafel,  vie  sie 
ßchüler  gebrauchen. 

SteintaUy  m,^  Tau  mit  Ankerstein  und 
Boje  als  Zentralteil  der  Lachsangel  (s.d.). 

StekbMel,  m ,  s.  Stachlinski. 

stfikem,  stVkem,  9w.^  stochern,  mit 
einem  Stecken,  Stocke,  einer  Stange 
stolzen,  stelzend  stechen,  schlagen.  Da- 
von abstfikem,  durch  stekem  abstofzen, 
abschlagen,  abschütteln,  z.  B.  Obst 
von  einem  Baum.  Im  Götting.  afsid- 
keln,  Scham b.,  5a.  In  zweiter  Be- 
deutung: mit  einem  Stocke  ani^agen^ 
jagen,  forttreiben.  Davon  aufstfikem. 
Treichel  hat  in  dieser  Bedeutung 
sttckern,  stVkern  =  stochernd  Schmutz 
entfernen,  ein  Geschwür  öffiien^  die 
Erde  los  machen  (durch  den  PflugstSker); 
auch=c^r^.    Vgl.  pfikem. 

Stell,  auch  Wirkstell,  Wirkgestell,  n., 
Weberstuhl.  Sie  hat  ein  schönes  Wirk- 
gestell  Das  Stell  wirkt  (webt)  gut 
Hennig,  264.    Vgl.  Stellwark. 

Stell,  m.  ...  Zwei  sämische  Beutel^ 
unter  toelchen  einer  einen  Stell  (wahr- 
scheinlich eine  Art  Schlofz)  gehabt 
Konitzer  Hexenprozefz  v.  Jahr  1623. 
Pr.  Prov.-BL  11,  121.  Ebendaselbst 
unten  wird  Stel  geschrieben,  S.  127 
wieder  Steel. 

Stellaiche,  /.,  Gestell,  Gerüst  für 
Handwerker,  die  in  der  Höhe  arbeiten; 
Gestell  als  Ersatz  fQr  eine  Bettstelle; 
Staffelei  etc.  Von  stellen.  H  enni  g,  264. 

Stelle,  /,  Gestell,  Aufstellung.  S. 
Lachsetelle. 

Stellfischerei,  /.,  jede  Art  der  Sack- 
fischerei, bei  welcher  Pricken  gestellt 
werden..  Mühling. 

Stellstätte,/.,  durchgeschalmter Wald- 


weg, Schlag,  Jagen;  im  westlichen 
Deutschland  dieSchneuse,  Hennig, 336. 

Stellwark,  n.,  Webstuhl.  Natangen 
Ön  düsem  Ogeblock  schpringt  e  schwaä 
Katt  vom  SchteUwark  op  de  Eady  dat 
et  knallt    Boldt^  14. 

Stemmring,  w.,  hoher,  schwarzer  Hut. 
Sett  sock  dei  Erat  dem  Stemmring  op^ 
an  denn  steit  hei  wie  en  Ap.    Egsbg. 

stempeln,  sw.^  zu  etwas  bestimmen, 
überreden,  f^ie  haben  den  Zeugen  ge- 
stempelt^ ihn  bestimmt,  zu  ihren  gunsten 
auszusagen. 

Stfinbott,  Bott,  /.,  Steinbutte,  Rhombus 
mcudmus.  Lit.  atis^  kur.  ate^  kass. 
skarp^  stenbuta.  Benecke,  93.  Bu- 
jack,  396. 

Stengel,  m.  Vom  Stengel  fallen^  über- 
rascht, erstaunt,  yerwundert  sein. 

Stengelein,  n..  Dem.  yon  Stengdy 
Trinkart  in  der  Danziger  Nehrung. 
Violöt,  165. 

Stenzel,  StSs,  m.  Vorname,  Stanislaus. 
Hartwich,  54. 

stenzen,  sw.^  unterweisend  zustutzen, 
drillen,  eintrichtern.  Der  Rekrut  wird 
gesternt  Sien  Frind,  de  Luddwig^ 
mufztem  Sterne^  Wie  man  als  Koopmann 
seck  bedräggt  (beträgt).    Nowack,  36. 

Stenzmarie,  Medik.,  Stincus  marinus. 

Stenzmarietropfen,  Medik.  ^  Tinctura 
aromatica. 

Stepke,  m.  1.  Amtsvogt,  Büttel, 
Profofz,  Bettelvogt,  Ratsdiener,  Polizei- 
diener. Pohl,  stopka  Profofz,  von  stopa 
Fufzsohle,  weil  der  stopka^  Stepke,  den 
Schelm  dreimal  mit  dem  Fufz  vor  den 
Hintern  schlägt.  Mrongovius  H, 
591a.  Poln.  stepke,  das Nsslm.,  Forsch. 
3;  Th.,  176,  vor  stopka  anfuhrt,  ist 
nicht  nachweisbar.  In  Danzig  ist 
Steppke  Bettelvogt  (Altpr.  M.  XV, 
585) ;  nach  den  Oedanism.  heifzt  Steppke 
8^n=  jemand    antreiben,    hinter    einer 


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steppen  —  Sternicksel. 


869 


Sache  her  sein.  Die  oetpreolzischen 
Soldaten  nennen  auch  den  Feldwebel 
Stepke,  Om  Stepke  ommer  voran^  unser 
Feldwebel  immer  vorauf,  an  der  Spitze! 
Erinnert  werde,  dafz  Stepke^  Stopke 
euphemistische  Benennung  für  Teufel 
ist,  io  der  Gaunersprache  Steppche^ 
Stepches  in  der  Maingegend  Stebchen, 
Stäbchen^  obersächsisch  Stebgen^  Stob- 
gen  etc.  Vgl.  Grimm,  Myth.  II,  955. 
In  Hessen  Stappchen^  n.,  halb  scherz- 
hafi;er  Name  des  Teufels.  Vilmar, 
395.  —  Der  Stepke  als  Vogt  lebt  noch 
heute  in  dem  Stepkespiel^  das  in  Ostpr. 
Herr  Amtmann  genannt  wird.  In  dem- 
selben werden  durch  die  Karte  Amt- 
mann (Pik-König),  Dieb  (Pik-As), 
Stepke  (Pik-Bube)  und  Klager  (Karo- 
Acht)  bestimmt;  die  übrigen  Mit- 
spielenden sind  Bauern.  AUe  halten 
die  ihnen  zugeteilten  Karten  verdeckt, 
nur  Amtmann,  Stepke^  der  einen  Plump- 
sack führt,  und  Kläger  legen  die  ihrigen 
auf.    Der  Kläger  beginnt: 

Herr  Amtmann^  ich  hmmi  Idagen, 
^Über  was  dennf 

Über  ihre  schelmischen  Bauern. 
^Was  haben  sie  denn  gethanf* 

Sie  halben  mir  (ein  Lachen  erregen- 
der Gegenstand  wird  genannt)  ge^ 

stöhlen. 

''Sollte  das  unter  meinen  ehrlichen 

Bauern  seinf 

Ich  hof  es. 

^StepkCy  ruf  die  Bauern  ins  Amtf 

(Stepke  mit  dem  Plumpsack  aufschla- 
gend.) 

Bauern,  ins  Amt!  Bauern,  ins  Amt! 
Alle  schieben  die  Karten  nach  der 
Mitte  des  Tisches  und  rühren  sie  durch- 
einander. Der  ELläger  hat  das  Recht, 
drei  Karten  aufzudecken.  Findet  er 
den  Dieb  (Pik -As),  so  erhält  dieser 
die  vom  Amtmann  oder  von  der  Ge- 

Frtochbier,  Wörtarbncb  11. 


sellschafl  ihm  zuerkannten  Hiebe;  ent- 
gegengesetzten Falls  bekommt  diese 
der  Kläger  für  die  unerwiesene  Be- 
schuldigung. Die  Stärke  der  Hiebe 
bezeichnen  die  Bestimmungen :  Aus  dem 
Schmalz  —  aus  dem  Salz  —  aus  dem 
Pfeffer.  —  Die  Karten  werden  von 
neuem  gemischt  und  ausgegeben  und 
so  zur  Wiederholung  des  Spieles  die 
Würden  neu  verteilt.  In  diesem  Spiele 
ist  der  Stepke,  ebenso  wie  der  Amt- 
mann in  seiner  ursprünglichen  Würde 
geblieben :  er  ist  der  Amtsvogt,  Büttel 
etc.  Der  Stepke  des  Spiels  klopft  mit 
dem  Plumpsacke  au^  wie  das  derPro- 
fofz  mit  dem  Stabe  that  und  teilt  auch 
wie  dieser  die  Hiebe  aus.  Vgl.  Volksr., 
204,759.  Korrespbl.  V,  32.  51  f.  Trei- 
chel,  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Ges. 
V.  20.  Jan.  1883.  2.  kleiner  Junge. 
Na  du  Stepke,  vne  geh£sf 

steppen,  sw.,  stopfen,  zustopfen. 
Strümpfe  steppen,  die  Löcher  darin 
stopfen,  stopfen. 

sterbendes,  adj,  in  sterbendes  Wort. 
Dafz  bis  diese  Stunde  ich  kein  ster- 
bendes  Wort  davon  gewufzt  habe,  Soph. 
R.  IV,  155. 

Stern,  m,,  zum,  als  Beteuerung, 
Fluch.  Und  zum  Stern,  Juichen,  jetzt 
fällt  mirs  ein,  Soph.  R.  VE,  454.  Vgl. 
Frauensmensch. 

Stemchekicker,  m.,  Sterngucker,  zur 
Bezeichnung  eines  Überklugen. 

stemdicky  adj.  Er  ist  stemdick  be- 
trunken, zur  Bezeichnung  eines  sehr 
hohen  Grades  der  Trunkenheit.  Müh- 
ling.  In  Posen  stemvoU.  Bernd, 
293. 

Sternicksel,  Stomicksel,  Stumicksel,  m. 
1.  Stofz  ins  Genick.  Er  gab  ihm  einen 
Sternicksel,  er  stiefz  ihn  ins  Genick, 
dafz  der  Kopf  nach  vom  schnellte. 
On   oft  ward  em  (dem  Rekruten)   de 

24 

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370 


Stert  —  Stichlingsklippe. 


Donstkopp  wann  Van  dei  Stomiaeb  erit 
Genoch  Nowack,  33.  Hennig, 
264:  StemicheL  Sperber,  43:  Stur- 
nicksei.  Davon  stemickseln,  sw,,  Ge- 
nickstölze  austeilen.  2.  nach  Müh- 
ling  die  Brombeere,  Rubus  caesiusL.; 
nach  einer  Mitteilung  aus  Dönh.  die 
Erdbeere.  Stomichelkraut  Erdbeer- 
kraut. 

Stert,  m.y  s.  Start. 

Stert,  /.,  Dem.  Stertke,  Sturze  auf 
Topf  oder  Pfanne.  Jedet  Topke  krigt 
sin  Stertke.  So  Topke^  so  Stertke  (das 
altrömische:  Dignum  pateUa  opercidvm). 
Sprw.I,  3804.  3806.  Bei  Jeroschin: 
Sturze,  Pfeiffer,  229.  Mühling  nennt 
eine  Sturze  von  Eisenblech  Stritze. 

Sterzen,  plv/r,^  die  beiden  aufrecht 
stehenden  Gabelhömer  des  preufzischen 
Pfluges,  auch  HVmer  genannt.    S.  Zoch. 

stetssÜlndig,  adj.  u.  o^i?.,  fortwährend, 
ausdauernd.    Natangen. 

stetswährend,  adj,  u.  adv,  1692  hat 
der  Ehrbare  Hans  Grofzke  unserer 
Kirche  auf  der  Kamel  einen  messing- 
sehen  gegossenen  Leuchter  zum  stetweh^ 
renden  Gedachtni/z  verehret,  Violöt, 
140. 

steuern,  steuren,  pltd.  8tUre(n),  sw,^ 
gehen,  weggehen.  Nun  woWn  wir  nur 
steuern.  Auch  hin  und  her  schwanken, 
einem  Schiffe  gleich.     Mühling. 

Steven,  m.^  Fafzdaube;  nach  den  Ste- 
ven des  Schiffes  benannt.     Oberland. 

st&wen,  stowen,  sw.^  stauben,  s.  st&- 
wem. 

St&wer,  StVwer,  StVber,  m.,  Abstauber, 
Werkzeug  zum  Abstauben.  Hennig, 
265. 

st&wem,  stVwem,  stebern,  stöbern,  sw.^ 
von  stewen.  1.  stauben;  Staub  machen; 
vom  Staube  reinigen:  ab-,  aasst&wem. 
Rogge  sege^  dat  hei  stewt,  Koggen  soll 
in    trockenen,   staubenden  Boden    aus- 


gesäet  werden.  Sprw.  1, 3155 ;  ü,  1937. 
Dat  geity  dat  et  stewert  on  rokty  eine 
schnelle  Fahrt.  Einem  die  Jacke  cna- 
stewem,  ihm  Stockprugel  geben.  Bild- 
lich: prügehi;  einen  wegtreiben  durch 
Schläge,  wie  man  den  Staub  wegklopft, 
kurz  und  scharf  zurück  weisen.  Öck  wardi 
stewre^  ich  werde  dich  abführen!  Noch 
letztens  proberd  öck  (um  ein  Mädchen 
anzuhalten)  —  se  stewerde  mi!  Tilsit 
Firmenich  I,  106b.  2.  sich  schnell 
fortmachen,  fortlaufen,  aus  dem  Staube 
machen.  Da  stewert  hei  hen^  da  jagte 
er  hin,  fort.  Don  stootod  sei  as  en 
Blocks  davon.  Carm,  nupt  I,  282,  6. 
3.  suchen,  nachforschen,  durchsuchen, 
wobei  es  ebenfalls  stäubt;  gewöhnlich 
herumst&wem.  Er  stewert  überall  her- 
um^ durchsucht  alle  WinkeL  4.  fein 
regnen.  Es  stöbert^  stewert  eU^.^  es  fallt 
ein  Staubregen  oder  feiner  Schnee. 
Bock,  67.    Hennig,  264. 

sttbHzen,  strtbHzen,  strebitzen,  sfw.^  li- 
stig und  gewandt,  stehlen.  B€m 
Striebitzen  mook  heH  wie  en  ongesch^ckter 
Songer,  he  hüd  nich  Takt.  Dorr,  1. 
Wiew.,  19.  ab-,  wegstTbitzen,  wegsteh- 
len. On  se  hotten  em  (dem  Monat  Fe- 
bruar) noch  keenen  Tag  nich  abstibitzt 
(er  hatte  noch  30  Tage).  Schaltj.  1, 
440.  wegstibitzen  auch:  schnell  weg- 
laufen, was  Diebe  gewöhnlich  thun. 
Davon  Sttbitzer  etc.,  w.,  Dieb. 

Stich,  m..  Auf  den  Stich  kommen^ 
plötzlich,  unangemeldet  kommen.  Müh- 
ling. 

Stichbeutel,  m.,  s.  Stachlinski. 

Stichkraut,  n.,  Berg-  Wohlverleih, 
Amica  montana  L,  Gegend  von  La- 
biau.  Sonst  in  Ostpr.  auch  Wolffelein 
(1590),  Wolferley  und  bei  Danzig  Wolv. 
Pritzel,  40. 

Stichlingsklippe,  /.,  -sack,  -wenter,  m., 
Gerät  zum  Stichlingsfange. 


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Stidilinski  —  Stim. 


371 


SttchlinsM,  m.,  s.  Stachlinski. 

Stichwurz,  /.,  Pflzn.,  s.  Stechwart. 

sticken,  »w,y  ersticken.  Ik  ist  zum 
Sticken.    Qedanism. 

sticksein,  »w.,  s.  Stecksei. 

Stickstack,  m.^  Fachwerkbau,  bei  wel- 
chem die  Fächer  mit  darin  befestigten 
Stecken  und  Lehm,  worin  Stroh  ge- 
knetet^ ausgefällt  werden:  die  Fächer 
werden  verstickstackty  die  Füllungen  sind 
StichtacL 

SUebel,  Stiefel,  pltd.  StSwel,  m.,  plur. 
Stiebeln^  Stiefeln,  pltd.  Stewle.  Er  kann 
einen  guten  Stiefel  trinken  —  vertragen. 
Es  ist  bei  dieser  Redensart  an  den 
Schaft  des  Stiefels  zu  denken,  der  eine 
lange  Röhre  bildet  und  einem  hohen 
Trinkgefäfze  gleicht.  YgL  StVber.  Ähn- 
lich: Eine  Stange  Bier^  worin  ebenfalls 
das  Hohe,  Lange  ausgedrückt  ist. 

stiebein,  stiefeln,  pltd.  8tfiwle(n),  m., 
schnell  gehen.  Von  Stiefel.  Er  kann 
gut  stiefeln.  Drop  treck  ock  mie  den 
Trurock  an,  Mott  nah  de  Pölzmotz  fate^ 
On  stewel  watt  ock  stewle  kanny  Kam 
just  noch  recht  to  Mate.  Lehrztg.,  1878, 
S.  57  a. 

Stiebet-,  Stiefelschecht,  m.,  Schecht, 
Schaft  eines  Stiefels.    Vgl.  Schecht. 

Stieber^,  StUbemase,  /.,  Nasenstüber. 
Kgsbg. 

stief,  pltd.  st&f,  (U^.j  hchd.  nur  noch 
in  Zusammensetzungen  lebendig:  Stief- 
vater etc.  Hier  in  einer  Redensart: 
Stef  OS  nich  lev,  Sprw.  I,  3630,  aber 
auch  wohl  nur  als  Ablösung  zu  be- 
trachten. 

Stiefmütterchen,  n.,  Pflzn.,  s.  Sorge. 

Stiege,  Stige,  /.,  zur  Bezeichnung  von 
20  Stück  gleichartiger  Gegenstände, 
z.  B.  Lachsangeb,  Garben.  Jedes  Boot 
nimmt  gewohnlich  im  Winter  15  bis  20^ 
im  Sommer  30  Stiegen  Lachsangeln  an 
Bord.     Benecke,   401.     Eine  Stiege 


Roggen  =  20  Garben.    Vgl.  Brem.  Wb. 
IV,  1033. 

Stieglitzk,  m.  1.  Stieglitz,  Distelfink, 
FringiUa  carduelis.  Sperber,  30.  2. 
in  früherer  Zeit  Stieglitz  Spottname  für 
die  Königsberger  Stadtsoldaten,  nach 
den  gelbroten  Kragen,  die  ihre  Uniform 
hatte. 

stier,  od;.,  betrunken.  Er  ist  stier^ 
weil  der  Trunkene  stier  vor  sich  hin- 
blickt. 

Stift,  m.j  Kautabak.  Einen  Stift  neh- 
men, ein  Priemchen  nehmen.  Sperber, 
30. 

stiften,  sw.  1.  Tabak  kauen,  priemen. 
Vom  vor.     2.  coire. 

Sttg,  7n.,  s.  Steig. 

Sttge,  /.,  s.  Stiege. 

stillchen,  pltd.  stSlike,  Dem.  von  still, 
Aufforderung  zum  Schweigen. 

Stillfreitag,  pltd.  StVIlfrtdag,  m ,  der 
stille  Freitag,  Karfreitag. 

Sthn,  seltener  StUm,  m.,  Unwetter,  in 
welchem  der  Wind  den  losen  Schnee 
wild  umherfegt  und  umherschlägt.  Ott 
wör  en  Stüm^  a/z  wenn  onser  Herr  Gott 
dm  Himmel  de  Bedd  utschödden  leet. 
Spook,  472.  S.  stTmen.  Das  engl. 
steam  Dampf,  Brodem,  Dunst,  gehört 
nicht  her;  berechtigt  wäre  dagegen 
vielleicht  Jeroschins  steim  und  sttm 
heranzuziehen.  Nu  wart  nach  des  stri- 
tis  steim  (abo  nach  des  Kampfes  wil- 
dem Wetter)  brudir  Ludewic  von  Bal- 
dinsheim  meistir  ubir  Prüzinlant  87  c. 
Pfeiffer,  224.'  Die  Änderung,  Ver- 
hochdeutschung,  steim  aus  Stim  (man 
hört  in  der  Provinz  nur  Sttm)  ist,  wie 
augenfällig,  nur  des  Reimes  (:  BalcUns- 
heim)  wegen  geschehen.  Sus  ist  üch 
offinbdre  wfwrdin  der  materien  sttm  (:rim) 
2d.  Zur  Erklärung  dieser  Stelle  ist  auf 
die  vorhergehenden  Verse  Rücksicht  zu 
nehmen.     Jeroschin  erklärt,   dalz  er 

24* 

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372 


Stirnen  —  StintheDgst. 


den  „vierten  Teil''  seines  Werkes  ^wZ 
mischin  den  andren  teilen  zwischin  in- 
hant  der  rede  ein  stucke  viechlinde  in 
ein  hicke^,  und  wenn  er  in  seinem  Vor- 
trage auch  y^än  gever^  die  chrono- 
logische Folge  der  Thatsachen  einhal- 
ten werde,  so  solle  andererseits  durch 
solche  Mischung  auch  wieder  „offen- 
bar" werden  ^der  materien  sttm^^  die 
Verteilung  des  Stoffes,  ungleichmälzig 
und  ungeregelt  wie  die  der  Schnee- 
masse beim  Sttmwetter,  welche  eben- 
falls „Lucken"  ausfüllt.  Für  Liv-  und 
Estland  bei  Hupel,  228:  Steim;  bei 
Sallmann^  130a:  Stüm,  —  In  über- 
tragener Bedeutung:  im  Sttm  sein^  stark 
angetrunken  sein.  In  dieser  und  mehr 
noch  in  der  von  Schemionek,  39,  an- 
geführten Redensart  Sttm  geben^  Dampf 
geben,  auf  jemand  losgehen,  ihn  in  Wor- 
ten anfahren,  auch  ausreü'zen,  liegt  das 
engl,  steam  zu  Grunde. 

sHinen,  seltener  stiimen,  sto.,  schneien 
bei  starkem  Winde,  wobei  der  oft  regen- 
feuchte Schnee  das  Gesicht  peitscht; 
Aufjagen  und  Hin-  und  Herfegen  des 
trocknen  Schnees  durch  heftigen  Wind, 
wodurch  oft  gewaltige  Schneehaufen 
zusammengejagt  werden.  Davon  ver- 
stTmen,  seo.,  durch  zusammengejagte 
Schneemassen  versperren.  DieWegesind 
versttmt^  sie  sind  an  einzelnen  Stellen 
durch  Schneewälle  unpassierbar,  wäh- 
rend andere  Strecken  vom  Winde  völ- 
lig kahl  gefegt  sind,  einsttmen,  aw.^ 
mit  Schnee  überdecken.  Das  Garten- 
haus ist  eingestimt.  Auf  der  kurischen 
Nehrung  nennt  man  auch  das  Peitschen 
des  Dünensandes  durch  den  Wind  stU 
men.  Wie  heifzt  jener  Bergf  fragte  ich 
einen  der  Schiffsleute.  y^Die  stiemen 
immer  hoher .'"  lautete  die  Antwort.  P  a  s  - 
sarge,  Balt,  125. 


Stimm',  /.,  Melodie.  Das  lAed  hat 
e  hübsche  Stimm.     Saalfeld. 

stimmowabchen,  sw.^  stimmen,  in  der 
Rechnung  richtig  sein.  Das  stimmo- 
watscht.  Komponiert  aus  stimmen  und 
der  poln.  Verbalendung,  also:  stimmo- 
vac.    Treichel. 

Sttmwetter,  n.,  stiemendes  Wetter, 
Schneetreiben.  Wer  im  Norden  gAoren 
ist,  der  toei/z,  was  ein  Schneesturm,  ein 
sogenanntes  Stiemwetter  ist  Der  Reisende^ 
selbst  sein  Pferd  wird  mit  vollkommener 
Blindheit  geschlagen,  denn  der  liegende 
Schnee  fährt  wie  Stecknadeln  in  sein 
blinzelndes  Auge.  In  wenigen  Minuten 
ist  jeder  Pfad,  jede  Spur  verweht  etc. 
Passarge,  Balt.,  65. 

Stink,  m.,  s.  Stint 

Stinicflieder,  Pflzn.,  schwarzer  Holun- 
der, Samiucus  nigra  L.  Weichseldelta 
Treichel,  Volksth.  HI. 

Stinioiessel,  /.,  s.  StUcioiesseL 

Stinicpeter,  m.,  Pflzn.,  Goldlack,  Chei- 
ranthus  Cheiri  L.     Gedanism. 

Stinl(romei,  m.,  stinkende  Hundska- 
mille, Anthemis  cotula  L.  Hagen, 
896. 

Stint,  Stink,  m.,  Osmerus  eperlamui  L., 
altpr.  malkis,  lit.  stinta,  mas.  stinka, 
kass.  stjfnt,  mutka.  Der  Litauer  unter- 
scheidet: kleiner  Stint,  grofzer  Stint, 
Seestint:  mazoji  stinta,  didcji  stinta^ 
ju/rosstinta.  Benecke,  155.  Hennig, 
264. 

Stintgam,  -keitel,  -klippe,  n.,  Netz  zum 
Stintfange.     S.  ßenecke,  341.  379. 

Stinthengst,  m.,  zur  Bezeichnung  eines 
besonders  grolzen  Stintes.  Wenn  du 
nicht  gehorchen  unüst,  kriegst  du  so  wie 
der  Stinthengst  von  Nikolaiken!  Anger- 
burg.  Treichel,  Preußs.  Vexirfiabeln. 
Verhandig.  der  Berl.  anthropol.  Ges. 
1881,  S.  26.     Vgl.  Sprw.  I,  3789.  524. 


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Stintring  —  Stobbling.  373 

Stintring,   m.,   Fang   des   Stintes   in  Säps  (sixich  Stipp)  kornmen.    2.  unreifer^ 

einem  Kreise   (Ring)  unter  dem  Eise,  vorlauter  junger  Mann.     Treichel. 

wo  der  Fisch  gerade  in  Menge  steht,  stipsen,  sw,y  fein  und  listig  stehlen, 

mittelst  der  Stintklippe.    Der  Ring  wird  S.  bestipsen. 

durch   Löcher,    die    ins   Eis   gehauen  Stipstap,  MediL,   üngumium  pedicu- 

werden,  markiert.     S.  Benecke,  361.  lorum.     Togemäkt  (zugemachter)  Stip- 

Stintstecher,   pltd.   StintstSIcer,  m.    1.  stap     Das  Gleiche  fordert  man   auch 

Fischer  in  der  Nähe  der  beiden  HafFe.  als  togemäkt  Stoffsaat 

2.  Spottname  für  den,    der  mit  seiner  stfren,  sw,^  s.  stUren. 

Kraft  prahlt  und  ein  Schwächling  ist.  Stirnen,  plv/r,  . . .  man  soll  weder  zu 

3.  Spitzname  für  die  Bewohner  von  den  Korken  noch  zu  den  Trippen  „Styr- 
Tolkemit.  Sprw.  I,  3640.  Vgl.  Tollce-  nen^  verarbeiten,  Rolle  der  Kork-  und 
mit  Trippenmacher  aus  1439.  Dzg.  Hirsch, 

Sttp,  Sttpe,  StUpe,  /.,  Schelte,  Schimpf-  317. 

rede.     Er  hat  Sttp  bekommen,  ist  hart  Stimtuch,    pltd.    StVmdöl(,    früherer 

ausgescholten    worden,      ursprünglich  Kopfputz  der  Frauen  auf  der  Dzg.  Nhrg. 

stupe  Schandpfahl,  auch  Rute  zur  öffent-  Violöt,  173. 

liehen  Züchtigung,  Staupenschlag.  Brem.  StTsel,  m.,  s.  Schnäsel. 

Wb.  lY,   1080.     Weigandll,  803.  Stobbekopf,  Stobbenl(opf,  Stubbenl(opf, 

Voigt,  Gesch.  der  Marienburg,  525.  w,  stumpfer,  stubbenharter  Kopf,  der 

8tTpen,8tUpen,sto.,  stäupen;  schimpfen,  schwer  begreift.    Davon  8tobbel(Opf8Ch, 

schelten.    S.  ausstfpen.  -kopsch,   adj.,   hartköpfig,   schwer  von 

Stipiter,  n.,  pltd.,  das  franz.  chapüre  Begriff.     Vgl.  Stobben. 

Kapitel,  Rede,  Materie.    Op  dat  Stipp-  Stobben,  Stubben,  7n.  1.  Stumpf»  Stock, 

ter  heft  mt  recht  dat  gnadge  Freiletnke  Stammende    eines    gefällten    Baumes. 

gebrächt,    v.  Aner.  Angs.  steb,  stybbj  engl,  stub,  schwed. 

Stipp,  7».,  s.  Stips.  stubbe.    Verwandt  mit  Stoppel,  stumpf. 

Stippel,  pltd.  StVppel,  m.,  kleines  hol-  Adelung  IV,   461.     Solte   (soU)   aber 

zemes    Gefäfz    mit    aufrechtstehender  der  Baum  einen  Stobben  über  der  Er- 

Handhabe    zum    Wasserschöpfen;    in  den. lassen,    als  wirds  nothig  sein   etc. 

ärmlichen  Haushaltungen  auch  Nacht-  Linem.,  Cc3b.     2.  zur  Bezeichnung 

geschirr.      Von    stippen.      Bock,    66.  eines   unbeholfenen,   wortarmen   Men- 

Hennig,  264.    Sperber,  30.   Nsslm.  sehen.    Er  ist  ein  rechter  Stobben  — 

Forsch.  3;  TL,   177.    In  Königsberg  steht  da  ^oie  ein  Stobben.    Richey,  297. 

giebt  es  eine  Stippelgasse,   in   der  in  Brem.  Wb.  IV,    1074.     Vilmar,  405. 

früherer  Zeit   wohl  die  Stippelmacher  Bock,  67.    Hennig,  264. 

wohnten.  stobbig,  adj.  von  Stobben,  mit  Stob- 

stippen,  sw.,  tippen,  tupfen;   tunken,  ben  bestanden.  Einen  stobbichten  Acker 

eintunken,    tauchen,    eintauchen,    auf  zu  roden  haben   sie   an   einigen  Orten 

und    niedertauchen.     Nach    Treichel  m«^«<;w«^-4r^j^ttgr.  Pierson,  Matth. 

zur  Verstärkung  stUppen.    Die  Wäsche  Prätor.,  117. 

Mppen.  Stobbling,  m.,  kleiner  Pilz  mit  weifzem 

Stips,  m.  1.  das  plötzlich  Auftretende,  Hut,  der  an  Stobben  wächst.    Muh- 

nur  kurze  Zeit  Andauernde.     Auf  den  ling. 


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374 


Stober  —  st6feo. 


StSber,  m.  1,  Er  kann  einen  guten 
Stober  vertragen^  er  kann  tüchtig  trin- 
ken. Mühling.  Vgl.  Stiebet.  2.  s. 
Stfiwer. 

stVbem,  m,^  s.  stiwem. 

Stock,  971.,  Stab,  Stecken.  Mit  dem 
Stock  kriegen,  eine  Einladung  znr  Über- 
nahme eines  Patenamtes  erhalten.  Müh- 
ling. 

Stock,  7n.  1.  früheres  Längenmafz  in 
Preofzen:  zwei  Stock  ungefähr  eine 
Elle.  Erl.  Preufz.  III,  438.  Im  Volks- 
monde  ist  Stock  die  Länge  zwischen 
den  beiden  Bäumen  des  Sch^rhecks, 
2  Ellen.  Dam,  Make,  danz,  Wt  Wage- 
geld dl  dtn  rodet  Rockke,  Flf  Ehe  6k  e 
Stockke,  Dam  etc.  Volksr.,  42,  163, 
Var.  2.  Gefängnis;  Retirade.  Das 
Beste  war  oho,  die  drei  Granden  in  den 
Stock  werfen  zu  lassen.  Soph.  R.  I, 
617.  ...  derselbe  (Freund)  wunderte 
sich,  wie  das  Haufz  Balga  sehr  schoen 
gebawet,  und  da/z  in  Sonderheit  der  Stock 
(wird  das  vomembste  und  festeste  letz- 
tere Gebäwde  genennet,  kante  wol  die 
reterade  geheissen  werden)  so  glat  und 
sauber  gemawretwere.  Linem.,  Zz2b. 
3.  die  Schütze  an  der  Schleuse,  oft 
auch  die  Schleuse  selbst.  4.  die  Nässe 
an  und  in  den  Wänden;  Schimmel, 
Moder.    S.  Peitschenstock. 

Stockbreity  n.,  englisches  Tuch.  Ein 
1430  von  Danzig  nach  Reval  verlade- 
nes Schiff  enthielt  unter  anderm:  eng- 
lische Laken,  Stockbreit,  Hosen,  Lein- 
wand etc.    Hirsch,  197.  253. 

stocken,  sw.,  feucht,  naCz  und  faul 
werden.  Es  stockt  in  dem  Hause^  die 
Wände  sind  feucht  und  nalz.  Davon 
stockig,  adj.  Ein  stockiges  Zimmer,  an- 
stecken, verstecken,  durch  Feuchtigkeit 
verderben.  Die  Leinwand  ist  verstockt, 
verrottet.    Hennig,  264. 

Stockfisch,  m.    1.  einfaltiger,  dummer 


Mensch,  wobei  an  den  gedorrten  Kabel- 
jau gedacht  ist.  2.  Prügel,  Hiebe  mit 
dem  Stock,  Stecken.  Es  gab  Stock- 
ßsch\    Vgl.  laoppfische. 

Stockgerste,  /.,  sechszeilige  Gerste, 
Hordeum  hexastichon  L.  Auch  Winte^ 
gerste.    Hagen,  1063. 

Stocklitauer, -pole,^.,  Mensch,  der  keine 
andere  Sprache  als  die  litauische,  pol- 
nische kann  und  versteht.  Der  letztere 
heifzt  gewöhnlich  Stockpollack. 

stockrig,  adj.  1.  holperig.  Oberland. 
2.  stammelnd,  stockend  in  der  Rede. 
Mühling. 

Stockrose,  /.,  Gartenmalve;  Eibisch, 
Alihc^a  L. 

stVcksinnig,  ad^\,  starr-,  eigensinnig. 
Elbinger  Ndrg. 

Steder,  StVder,  m.,  s.  Stehder. 

Stodöll,  /,  s.  Stadöll. 

Stöf,  pltd.  Stöp,  n.,  HohlmaTz,  der 
90.  Teil  einer  Tonne,  der  120.  eines 
Ohms,  ungefähr  ein  Liter.  Unsre 
Brauertonnen  sollen  sein  92  Stauffe, 
und  die  Vafze  zweimal  so  grofz.  Wer- 
den sie  kleiner  befunden,  man  soü  ihnen 
den  Boden  ausschlagen.  Danziger  Will- 
kür von  1369  und  1455.  Bock,  67. 
Hennig,  265.  Si  Staufe  soU  eine 
Tonne  Bier  halten,  aber  96  Staufe  eine 
Tonns  Meih  und  132  Staufe  ein  Rhei- 
nisch Fa/zWein.  Landesordnung(1307). 
Bock,  Nat  I,  688.  Ahd.  stouph^  stouf, 
stauf,  mhd.  stouf  Becher,  angs.  stec^, 
altnord.  stäup,  hoU.  stoop,  engl,  stoop, 
schott.  stoup,  in  Thüringen  Stubchen. 
Vgl.  Schade,  876b. 

stOfen,  stowen,  sw.,  Früchte  oder  Ge- 
müse dick  einkochen;  Fleisch  dämpfen, 
oder  in  zugedecktem  Topfe  in  eigener 
Brühe  einkochen;  schmoren;  nach 
Schemionek,  39,  und  Sperber,  30, 
auch  Obst  einmachen.  Qestöfte  Bmr 
ken,  —  Mohreny  —  Pflaumen  mit  Bind- 


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Stoff  —  Storbude. 


375 


fleisch.  Oestofte  Zwiebeln^  —  PreifzeHr 
beeren.  Als  scherzhaftes  Mittagsgericht: 
Oestöwte  Nachtwächter  mit  gehackten 
Fensterladen.  Sprw.  I,  2640c.  Hen- 
nig, 265.  Hupel,  229.  Sallmann, 
41b. 

Stoff,  m.,  leichtes  Zeug  aus  Wolle, 
Seide,  Halbseide,  vorzugsweise  zu 
Sommerkleidern  benutzt  Die  Nimphen- 
schaaTy  so  sich  gezieret  mit  Flor  und 
Stoff.  Carm.  nupt.  H,  117  b.  Vgl.  Brem. 
Wb.  IV,  1040. 

Stoffsaat,  /.,  s.  Stipstap. 

stOkem,  sw.^  s.  st&kem. 

Stollen,  m.,  feiner  Kuchen  mit  Ro- 
sinen in  Brotform.     Treichel. 

Stolbchwamm,  9n.,  Hornwarze  am 
Schenkel  der  Pferde  in  der  Nähe  des 
Knies.  Gegen  Zahnschmerz  hilft: 
Katzendreck  mit  Dagget  und  yom  renn- 
schen  Pferd  vom  Stollschwamm.  Ran- 
tau, Dorf  im  Barchspiel  Pobethen,  Kr. 
Fischhausen. 

StelpertrTn,  /.,  Trine,  Katharine,  welche 
stolpert,  zur  Bezeichnung  eines  unge- 
schickten Menschen. 

stolz,  adj.j  von  der  Butter,  wenn  sie 
im  Winter,  steif  geworden,  sich  schwer 
streichen  läfzt.  Bock,  67.  Hennig, 
265. 

StSIze,  /.,  spannende  Holzstelze  zu 
beiden  Seiten  des  Einganges  am  Keitel- 
netz,  lit  botelUs.  Benecke,  339.  Vgl. 
Keitel. 

StonupVhnen,  Ortsn.,  Dorf  im  Kirch- 
spiel Friedrichswalde,  Kr.  Pillkallen, 
im  Volksmunde  Srogen.  Lit.  sragtis 
grimmig,  grausam;  poln.sro^'.  Nsslm., 
Wb.,  496  b. 

stOpeln,  8w,y  studentischer  Ausdruck: 
einen  Paukanten  wegen  Feigheit  oder 
inkommentmäfzigen  Betragens  von  der 
Mensur  verweisen.  Sperber,  30.  ^n^n 


stopelny  ihn  fortjagen,  aus  seiner  Stel- 
lung entlassen. 

stopfen,  stoppen,  letztere  Form  auch 
pltd.,  ^w.  1.  stark  und  viel  essen.  2. 
aufhören  vorwärts  zu  gehen,  anhalten, 
und  in  dieser  Bedeutung  vorzugsweise 
stoppen y  engl,  to  stop.  Stopp  =  Halt! 
Die  Fahrt  stoppen^  anhalten. 

Stopfzu,  Stuppzu,  rein  pltd.  Stopptö, 
m.y  Ackerklee,  Trifolium  arvense  L. 
Hagen,  779.  Wegen  seiner  konstrin- 
gierenden Wirkung. 

Stoppelgans,  /.  1.  Gans,  die  auf  den 
Stoppeln  weidet.  Doch  kein'  Stopfelr 
Gan/z  Er  wehU^  Die  im  freien.  Feld 
verwädet.  Carm.  nupt.  I,  205.  De  Lied 
(Leute)  krien  äre  (ihre)  Stoppelgans. 
Dorr,  16.  2.  Gastmahl,  das  zum  £mte- 
abschlufz  den  Knechten  und  Mägden 
an  einem  Sonntage  gegeben  wird.  Nach 
dem  Hauptgerichte  genannt.  Westpr. 
Hintz,  136. 

Stoppelhengst,  m.  1.  Hengst,  der  auf 
den  Stoppeln  weidet.  2.  in  Pr.  Eylau 
Benennung  der  Seminarzöglinge,  an- 
geblich^ weil  sie  Michael,  zur  Zeit  der 
Stoppeln,  in  die  Anstalt  eintreten. 

stoppeln,  sw.y  von  Stoppely  zusammen- 
tragen, legen  in  wirrem  Durcheinander, 
daher  gewöhnlich  zusammenstöppeln. 

Stöpsel,  m.,  Stöpsel;  auch  kleiner,  un- 
geschickter Mensch. 

Stop'sloch,  m.y  rundblättriges  Hasen- 
öhrchen,  Bupleurum  rotundifolium  L. 
Hagen,  219.     Vgl.  Stopfzu. 

StSrbude,  /.,  in  früherer  Zeit  Häus- 
chen zu  Alt-Pillau,  in  dem  der  Stör  ma- 
riniert, und  sein  Rogen  zu  Kaviar  ver- 
arbeitet wurde,  den  man  nach  Frank- 
reich, England,  Litauen  und  RuTzIand 
ausführte.  Stein,  Peregrinus.  Act. 
Bor.Iy200.  Benecke,  302.  Hennig, 
265. 


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376 


Storchblume  —  Str&k. 


Storchblume,  /.,  Wasserliesch,  Buto- 
mu8  imbeUatus  L.,  wohl  weil  die  Dolde 
von  einem  langen  Stiele  getragen  wird. 
Weichseldelta.  Treichel,  Volksth.m. 
Nach  Hagen,  568,  heifzt  die  Busch- 
anemone,  Anemone  nemarosa  L.,  Storch- 
blume. 

storchen,  8w.y  einhergehen  wie  ein 
Storch,  mit  langen  Beinen  vorsichtig 
oder  suchend  einherschreiten. 

Storchenfett,  n.,  s.  y.  a.  AdebarfeU. 

Storchklapper,  /.,  Schachtelhalm.  Nach 
der  Mitteilang  aas  Dönh.  Equüetum 
vulgaris^  bei  Garcke  und  Leunis  nicht 
za  finden,  also  wohl  arvense, 

Storchschnabel,  Pflzn.,  GOrtel-Eranich- 
schnabel,  Pelargonium  zonaleW.  Weich- 
seldelta.   Treichel,  Volksth.  III. 

Stordel,  m.,  s.  Sturgel. 

StSrgarn,  n.,  Garn  zum  Störfang.  Es 
werden  dazu  grolze  Netze  von  starkem 
Bindfaden  (Marling)  gebraucht,  welche 
mit  Pricken  in  der  Tiefe  des  Ha£fes 
au%estellt  werden,  und  deren  Maschen 
nicht  enger  als  6  Zoll  im  Quadrat  sein 
dürfen.  Fisch.-  Ord.  f.  d.  fr.  Haflf  §  35. 
Benecke,  376. 

Storge,  /.,  unnütze  Grille,  sonderbarer 
Einfall.  Er  hat  rechte  Storgen  —  wahre 
Storgen.  Ermland.  Mühling.  Von 
storgen. 

Storgel,  m.,  s.  Sturgel. 

storgen,  aw.^  ungestüm  anklopfen, 
Lärm  verursachen.  Ermland.  Müh- 
ling. Ahd.  storyan^  störran^  storan^ 
mhd.  stoeren^  zerstreuen,  zerstören,  un- 
terbrechen, stören.     Schade,  876a. 

StSrIanke,  /.,  s.  StUrlanke. 

Stomicksel,  tt».,  s.  Stemlcksel. 

slorr,  adj.^  s.  sturr. 

Stofz,  pltd.  StSty  Stut,  w.,  als  Zeit- 
und  Wegbestimmung.  Wi  apele  no  e 
StSty  wir  spielen  noch  eine  kurze  Zeit, 


Wi  welle  en  StSt  gdn^  wir  wollen  eine 
Strecke  gehen.     Werder. 

Sto(zbrache,  /.,  Brache  des  FUchses 
durch  Storzen.    S.  puchen. 

Stofzbrot,  n.,  durch  Stofzen  verklei- 
nertes Brot,  das  gleich  dem  Reibbrot 
in  Klops-  oder  Wnrstfleisch  gemischt 
wird. 

Stofzkante,  /.  1.  der  kantig  hervor- 
stehende Rand  an  einem  Schiffe,  durch 
den  dasselbe  bei  einem  Stoß:e  gesichert 
wird.  2.  die  innere  untere  Randein- 
fassung an  Frauenröcken.  Hennig, 
265. 

Stotterbock,  m.^  Stotterer,  Stammler. 
Als  Einderschimpfwort.    Ygl.  sttmem. 

stOwen,  m.^  s.  stiwen,  u.  stöfen. 

StOwer,  971.,  stSwem,  m ,  s.  Stfiwer  etc. 

stracks,  strack,  adv.y  sogleich,  unver- 
züglich, sofort,  gerades wegs.  Komm 
stracks  wedder^  komm  ohne  Aufenthalt 
zurück.  Se  antwdrd  stracks.  Mt  as, 
as  suUd  ock  stracks  vergane.  VolksL, 
4,  411,  1.  Ech  mu/z  stracks  reite. 
Ermland.  Freisch.,  9.  Ek  gleew^  ji  beid 
wudden  ju  strack  wedder  befrien  (ver- 
heiraten). Dorr,  1.  Wiew.,  62.  De 
lewe  Sonnke  ward  stracks  undergäne. 
Bei  Jeroschin  strac  als  adj.i  mit 
strakin  eidin.  Pfeiffer,  226.  Wat 
hanthert  he  da  straks;  'ka  doch  hie  fool 
staonf  Soph.  R.  IV,  450£  Hermes 
übersetzt:  Warum  lärmt  er  gleich?  ich 
kann  doch  wohl  hier  stehen?  Schwed., 
dän.  u.  holL  strawj  stracks^  engl,  straight^ 
mhd.  strac.  Vgl.  Weigand  11,  828. 
Hennig,  265. 

Strafer,  m.,  Bettler,  der  nicht  abzu- 
weisen ist.  Nu  kommt  wedder  e  Strafer. 
Samland. 

StriU(,  m.  1.  Strich,  Streifen,  Lage. 
Dat  Fold  liggt  on  drei  Sträk.  Dat  Be- 
tog  (der  Bezug,  Überzug,  des  Bettes), 


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Sträk  —  Strandreise. 


377 


heft  drei  Strak.  2.  Dohne.  Sträk' 
stellen^  Dohnen  zum  Yogelüang  auf- 
stellen.   Ygl.  Strtk. 

Sträk,  n.,  Streicher  zum  Wetzen  der 
Sense.     S.  Strich  5. 

strftken,  atr.,  streichen.  Davon  stra- 
keln,  streicheln. 

Sträken,  pZur.,  die  Saugwarzen, 
Zitzen,  am  Euter  der  Euh.    Marold. 

StrSm,  m,y  Strich,  Strieme.  Strom 
halten^  Strich,  Richtung  halten.  Vadder 
Vofz^  hSl  Sträm !  Zuruf  an  einen  Tran-, 
kenen. 

stramm,  adß,  1.  straff,  gespannt,  fest 
angezogen.  Stramme  Böae^  straffe, 
enge  Beinkleider.  JEHne  Saite^  ein  Seil 
stramm  ziehen.  Stramm  gehen,  in  stei- 
fer Haltung  gehen.  Hennig,  265. 
Sich  stramm  halten^  sich  gut  halten, 
sich  anstrengen,  seine  Kräfte  anspannen. 
2.  wohlgebaut,  schmuck,  hübsch;  aus- 
geschmückt; aufgeputzt  En  strammet 
MäkCy  ein  schmuckes,  hübsches  Mäd- 
chen. Sie  hat  stramme  Kleider,  wohl- 
schmückende. Dat  lett  em  stramm,  das 
kleidet  ihn  gut.  Dat  sond  stramme 
Flddeny  gut  geratene,  wohlschmeckende. 
Ein  strammes  Pferd.  Wer  wöU  stramm 
rtde,  de  mot  6k  lide,  zu  Kindern,  welche 
beim  Kämmen  klagen,  dafz  es  weh 
thue.  Wer  woU  stramm  gäne,  mot  vel 
ütstäne.  Stramm  on  barwt,  stolz  und 
barfufz.  Sprw.  I,  36541  Vgl.  Belege 
zu  Brach,  Butzer  und  schirren.  3.  schnell, 
sofort,  stracks.  Gd  af  (BauerJ,  renn 
stramm  Galopp.    Lhrztg.  4,  355  a. 

strammbulstrig,  adj.^  widerspenstig, 
ungebärdig,  aufsässig,  schwer  regierbar, 
eigensinnig.  Nach  Mühling  und 
Sperber  auch:  angeblasen;  nach  er- 
sterem  noch  geckenhaft,  übermäGsig 
geputzt.  Er  ist  gleich  strammbulstrig. 
Doch  wenn  du  (Napoleon)  so  strambuL- 
strig   best,   Met  luter   Krieg   on  Löge, 


Dann  warst  du  dl,  dat  glSw  du  fest, 
Am  Ende  solwst  hedroge.  Dat  Danziger 
Yollblod.  Wohl  Zusammenziehung  aus 
stramm  (stremmen)  und  balstürig.  Im 
Götting.  strambulsterigyevstbTt,  verwirrt, 
schlaftrunken,  unwohl.  Schambach, 
212.  Schemionek,  39.  Sperber, 
31. 

Strammbiixensaat,  /.,  Saat,  aus  der 
stramm  sitzende  Büxen  erwachsen. 
Man  schickt  danach  am  1.  April.  Sam- 
land.    S.  Blauzwimsaat 

strampeln,  sw,,  die  Füfze  lebhaft  tre- 
tend bewegen,  was  im  Auftreten,  aber 
auch  im  Sitzen  und  Liegen  geschehen 
kann;  kurze  Tritte  machen.  Das  Kind 
strampelt  im  Bette  —  auf  dem  Mutter- 
schofz.    Vgl.  ampeln. 

Strandamt,  n.,  früher  Amt  am  Strande, 
auf  welchem  der  am  Strande  gesammelte 
Bernstein  aufbewahrt  wurde.  H  e  n  n  i  g , 
266. 

Strandbauer,  m.,  Bauer,  der  am 
Strande  wohnt.  Hennig,  266,  hat 
noch  den  Zusatz:  und  den  Bernstein 
schöpft. 

Strandboot,  n.,  scharf  auf  Kiel  ge- 
bautes Boot  für  den  Fischfang  am 
Strande. 

Strandgam,  n.,  das  an  unserem  See- 
strande gebrauchte,  grofze  Wadegam 
(s.  d.).  Beschreibung  s.  Ben  ecke, 
254. 

Strandinspektor,  m,,  Oberaufseher  über 
den  Seestrand  und  den  gesammelten 
Bernstein.    Hennig,  266.    Veraltet. 

Strandlachs,  m.,  s.  Lachs. 

Strandrecht,  n.^  das  Recht,  nach  wel- 
chem die  gestrandeten  Güter  dem  Be- 
sitzer des  Strandes  zufallen.  Hennig, 
266. 

Strandreise,  /.,  Reise  durch  Samland 
nach  und  längs  dem  Ostseestrande  zu 
Fuiz  und  zu  Wagen.   Es  liegt  in  dieser 


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378 


Strandreiter  —  strebig. 


Freude  der  Städter^  die  sich  durch  eine 
zweitägige  Strandreise  für  die  Entbehrung 
des  ganzen  Sommers  entschädigen^  ein 
eigener  Reiz,    Passarge,  Balt.,  32. 

Strandreiter,  9n.,  Aufseher  zu  Pferde, 
welcher  den  Strand,  bereist,  um  die 
Unterschlagung  des  aufgefundenen  Bern- 
steins zu  verhinderD.  Hennig,  266. 
Veraltet.  Vgl.  Bock,  Nat.  II,  222. 
In  Estland  berittener  Soldat  zur  Äb- 
wehrung  des  Schmuggels.  Sali  mann, 
72b. 

Strandsegen,  m^  der  in  losgerissenen 
Tangmassen  (s.  Kraut  1)  durch  die 
Wellen  ans  Ufer  getragene  Bernstein 
des  Ostseegrundes. 

stranzen,  sw.^  sich,  sich  dehnen,  auf 
der  Lagerstätte  wälzen  (aus  Faulheit). 
In  Bayern:  sich  ranzen  und  stranzen, 
Schmeller  HI,  687. 

strapzieren,  sw.^  strapazieren,  durch 
andauernde  Strapazen  ermQden;  ge- 
wöhnlich abstrapzieren,  abmatten,  ab- 
quälen, müde  machen.  Seine  Pferde 
stra/pzieren  —  absin^apzieren.  Sper- 
ber, 5. 

StrafzenkSter,  m.y  grofzer  Hund,  der 
viel  auf  derStrafze  liegt.  Nach  Müh- 
ling  auch:  Strafzenhure. 

Stralzenräuber ,  m. ,  Haubenlerche. 
Älauda  cristata. 

Straubhuhn,  n.,  s.  Kraushuhn. 

Strauch,  pltd.  Strflk,  Staiick,  m.  u.  n., 
Reisig.  Strauch  lesen,  Reisig  sammeln. 
Einem  Strauch  zu  riechen  geben,  ihn 
durchprügeln.     Sprw.  I,  1. 

Strauchbesen,  ?n.,  Besen  ans  Birken- 
reisem.  Er  sieht  wie  ein  Strauchbesen 
aus,  hat  wirres  Haar,  ist  ungekämmt. 

strauchig,  adj.,  strauchartig.  Stravr- 
chiges  Haar. 

Strauchschlepper,  pltd.  StrQkschlepper, 
w.,    langsamer    Walzer.      Mvsekante, 


speit  e  mal  den  Strükschlepper:    Dafzs 
im  Wald  dunkel  ist!    Samland. 

Strauchteufel,  m.,  Teufel,  der  im  Ge- 
sträuch auf  Beute  lauert  (wieiS^ottcA- 
dieb^,  überhaupt  wilder  und  in  den 
Kleidern  abgerissener  Mensch.  B}r  sieht 
aus  wie  ein  Strauchteufel. 

Strauchzaun,  m.,  Zaun  aus  dem  Ab- 
fall von  Ästen  und  Zweigen  gefällter 
Bäume  hergestellt;  doch  verwendet  man 
zu  dem  Flechtwerke  oft  auch  junges 
Gezweig  von  Fichten,  Tannen,  Birken, 
Espen  und  Erlen. 

Straulzklang,  pltd.  StrQ(zklang,  m.,  klin- 
gender Straufz,  ein  mit  bunten  Bändern, 
Papierstreifen,  Knasterblank  (Rausch- 
gold) etc.  beputzter  kleiner  Tannenbaum. 
Die  Tannenhändlerinnen  führten  ihn. 
Gaben  sammelnd,  in  der  Fastenzeit 
und  begleiteten  damit,  ihn  rhythmisch 
bewegeod,  ihren  Gesang:  Lop  an  de 
Ldnge,  de  Strüfzklang^  klinge  etc.  Sam- 
land.    Vgl.  Volksr.  225,  796. 

Streben,  StrSwen,  w.,  eine  besondere 
verbotene  Art  der  Sommerfischerei,  bei 
welcher  das  Garn  von  zwei  vor  dem 
Winde  segelnden  Böten  an  den  Enden 
desselben  mit  gröfztmöglicher  Geschwin- 
digkeit durch  das  Wasser  gezogen  wird. 
Der  Fang  ist  zwar  auf  diese  Weise 
beträchtlicher,  als  geschähe  er  vor  fest- 
liegenden Böten,  die  mitgefangenen 
kleinen  Fische  aber  finden  keine  Ge- 
legenheit zu  entweichen  und  werden 
durch  den  starken  Druck  getötet.  Bock, 
Nat.  IV,  720.  742.    Benecke,  410. 

strebig,  str&wig,  adj.,  kräftig,  straiT, 
ziemlich  grolz,  rüstig,  strebsam,  aufstre- 
bend, widerstandsfähig.  Ein  strebiger 
Hecht.  Ein  strebiger  Junge,  ein  kräf- 
tiger, starker  Junge.  Ein  strewiger 
Mensch,  ein  strebsamer  Mensch,  der 
eifng  um  sein  Fortkommen  bemüht  ist. 


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strebitzen  —  Streimel. 


379 


Bei  Jeroschin:  streweny  «w.,  in  dem 
Sinne  von  kräftig  und  mutig  vorwärts- 
dringen: si  strewin  vor  sich  sam  di  le- 
win.  Pfeiffer,  226.  Strebiges  Haar^ 
hartes  Haar,  das  sich  nicht  leicht  kräu- 
sehi  läfzt.  Hennig,  266,  schreibt 
strebicht  Von  streben^  womit  strafe 
strauben  etc.  verwandt. 

strebitzen,  sw.^  stehlen,  s.  stibitzen. 

Streck,  m.,  auch  Strecker,  m.^  zur 
Bezeichnung  von  Karpfenbrut.  S.  Be- 
necke, 494. 

Strecke,  /.  1.  Werkzeug  zum  Strek- 
ken;  in  früherer  Zeit  die  Folter.  2. 
gröfzerer,  sich  in  die  Länge  erstrecken- 
der Raum.  Im  Löbenichtschen  Hospital 
zu  Königsberg  heilzt  das  längste  und 
gröfzte  Gebäude,  in  dem  sich  nur  zwei 
grolze  Säle  für  die  Kranken  befinden, 
die  Strecke:  die  Männer-  und  die 
JFrauemtrecke.  Non  strecken.  Hennig, ^ 
266. 

Streckteich,  m.,  Teich,  in  den  junge 
Karpfen  eingesetzt  werden,  um  sich 
zu  strecken^  d.  b.  heranzuwachsen.  S. 
Benecke,  493.    Vgl.  Streck. 

Streckung,  Sfreckungswake,  /.  s.  Winter 
fischerei. 

Stregfische,  plur.  Item  man  fürt  aus 
Preussen  mancherlei  fische  yn  fessir  ge- 
salizeny  getreuget  von  oelCy  von  stOre, 
van  Icucin^  von  heringen^  von  hechtin^ 
von  rontfischen  und  von  bressem  und 
diese  nennett  man  stregfOsse  von  der 
Stelle^  da  man  sie  erst  hott  in  der  luft 
getreuget  Simon  Grünau,  Tract.  /, 
cap.IV.    Perlbach,  47. 

Streichbrett,  n.,  Teil  der  Zoch  (s.  d.). 

Streichbnit,/., Karpfenbrut  Benecke, 
494. 

streicheln,  sw.  Einen  streicheln^  ihn 
plügeln. 

streichen,  sfalchen,  st^  laichen,  im 
Laichen  begriffen  sein. 


Streichteich,  9n.,  Laichteich,  Teich  zur 
Vermehrung  der  Karpfen. 

Streichtuch,  w.,  kurz  Tuch,  Netztuch, 
längs  dem  die  Fische  hinstreichen,  das 
Verbindungsnetz  zwischen  den  Säcken; 
es  heifzt  auch  Leidings  und  Lüdings.  An 
der  Öffnung  der  Säcke  befinden  sich 
zwei  wenigstens  drei  BLlafter  grolze 
AufhaitflUgel.  Fisch.-Ordg.  f.  d.  fr.  Haff 
§  28.    Vgl.  Wenter. 

streifen,  pltd.  str§pen,  sw,  1.  abziehen, 
abstofzen,  schioden:  die  Haut,  den  Bast 
etc.,  dann  gewöhnlich  abstreifen;  auf- 
schlagen, zurückschlagen:  den  Ärmel, 
aufstreifen.  2.  überziehen.  Einen  Rock 
—  eine  Bluse  überstreifen.  Eine  weite 
Leinwandsjacke,  die  bei  der  Ernte 
über  die  leichte  Kleidung  gezogen  wird, 
heifzt  nach  Müh  ling  StrSprock,  Streif- 
rock. 3.  hart  behandeln,  als  wolle  man 
die  Haut  abziehen.  . .  ,june  kattestree- 
perge  EeerU,  Dorr,  1.  Wiew.,  8. 
Manche  Herrschaß  streift  das  Gesinde  — 
mancher  Fuhrmann  die  Pferde^  er  über- 
lastet sie,  verlangt  von  ihnen  mehr, 
als  sie  nach  ihren  Kräften  leisten  kön- 
nen. Sind  schwere  Abgaben  zu  zahlen, 
so  hört  man  die  Klage:  Da  word  man 
je  gltk  gestrept  Hennig,  267,  hat 
noch  als  Frequent.  von  strepen:  strippen, 
oh  durch  die  Finger  ziehen. 

Streif  er,  pltd.  Strfiper,  m.,  einer,  der 
streift,  Schinder,  Tyrann.  Er  ist  ein 
Pferdestreifer  —  ein  Menschenstreifer^ 
er  behandelt  Pferde  und  Menschen 
hart.    Von  streifen.    Hennig,  267. 

Streimel,  Strtmel,  pltd.  Strfimel,  m.  u. 
•w..  Dem.  Streimelchen^  StremeUce.  1. 
langer,  schmaler  Streifen;  kleines  Stück 
als  Abschnitt,  Ende.  Ein  Streimel 
Papier  —  Tuch  —  Leder  —  liand. 
Ein  Streimel  Wurst  Vom  Mond  ist 
nur  ein  Streimel  zu  sehen.  Ein  Streimel 
Aalj  —  Lachs  (s.  d.  folg.).    Hennig, 


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380 


Streimelaal  —  Streumaiz. 


266.  He  sack  doch  mot  der  Tiet  so 
enen  daher  kahmen^  de  hingen  op  dem 
Rigk  en  schwartet  Streimel  drooch  (einen 
Advokaten).     Carm,   nupt.    III,    60  b. 

2.  5  Gebinde  E^unkergam.    Natangen. 

3.  ein  Stück  Leinwand. 
Streimelaal,   m.^    der  in  Streimel  ge- 
schnittene und  dann  geräucherte  Aal. 

Streimellachs,  m.  Die  Lachse  von 
mittlerer  Grofze  werden  hier  im  Lande 
aufgeschnitten^  ausgenommen^  in  schmale 
Stücke  (Streimel)  von  Kopf  bis  zum 
Schwanz  in  die  Länge  zertiieäet^  besaU 
zen  und  einige  Tage  geräuchert,  welche 
Stücke  Striemellachs  hei/zen  und  unter 
diesem  Namen  in  Königsberg  auf  den 
Stra/zen  häufig  zum  Kauf  angei>*agen 
werden,  Bock,  Nat.  IV,  591.  Bock, 
67.    Hennig,  266. 

strelplich,  od^'.,  sterblich.  Veraltet. 
Mühling. 

StreKzel,  /.,  s.  StiKzel. 

Streitvegel,  m,j  s.  Brausehahn. 

Streiven,  n.,  s.  Stelem  n.  Streben. 

Str&k,  m.  u.  n.,  Strich,  Stück  unbe- 
arbeitetes, rohes  Ackerland.  Vgl. 
Sträk  1. 

StrSmchen,  n..  Striemchen,  Streimel- 
chen.  Streifchen;  ein  wenig,  etwas. 
Haben  etwa  die  grofzen  offenen  Augen 
da  durch  ein  Strehmchen  Gold  sich  blenden 
lassen?    Soph.  R.  HI,  221. 

stremmen,  sw.  1.  drängen,  mit  Kraft 
entgegenstemmen.  In  Königsberg: 
Bohnke,  stremm  dl!  InDanzig:  Karlke 
—  Anton^  stremm  dt!  als  anspornender 
Zuruf.  S.  Sprw.  1, 418.  2.  sich  stremmen^ 
sich  stramm  halten,  stemmen,  mit  An-* 
strengung  nach  etwas  streben.  Stremm 
dichj  nimm  dich  zusammen!  Sperber, 
31.     3.  coire. 

Strempely  m.^  Dem.  Strempelcheny 
Stumpf^  kurzes  abgebrochenes^  abge- 
schnittenes oder  übrig  gebliebenesEnde ; 


holziger,  oder  verholzter,  mit  der  W^urzel 
zusammenhängender  Stengelteil ,  ver- 
trockneter Wurzelrest.  Auch  Stmmpel 
und  Stummel.  Mn  Strempel  —  Stummel 
lAcht  —  Zahn  etc.  Scherzweise  auch 
von  untersetzten  alten  Personen:  cUter 
Strempel. 

etrempeln,  sw.y  Arme  und  Beine  leb- 
haft und  unregelmäfzig  bewegen,  wie 
ampeln;  davon:  thätig  sein,  sich  gegen 
die  eindringenden  Widerwärtigkeiten 
stremmen,  vorwärts  zu  kommen  streben. 
Du  armer  Bür  blowst  Bür^  du  magst 
dt  noch  so  strempeU  Mot  Kraß  on  mot 
Bravowr.  Lhrztg.,  4,  354.  Vgl.  strem- 
men. 

streng,  adj.^  vom  Boden,  lehmig. 
Der  Boden  ist  sehr  streng^  hat  harten 
Lehm. 

Strenz,  /.,  hageres,  langes  Frauen- 
zimmer. Wenn  es  sich  „schlecht  nnd 
schmutzig  trägt^,  wie  Hennig,  266, 
anführt,  auch  Strunz,  Strunze.  Alte  ge- 
sellen^ alte  Jungfern^  alte  bock,  alte  zigen, 
alte  pferd  und  alte  strenzen  sind  w 
gleichem  wert.  Stein,  Peregrinus  XIV, 
9.  W.  Mtsbl.  VI,  184.  Man  nennt 
auch  hagere  männliche  Personen,  na- 
mentlich lange,  hagere  Jungen  Strenze. 
In  Bayern  Strenz  stolze,  &ule  Dirne, 
Strenzen  faule  Weibsperson.  Schm  el- 
ler UI,  688.  In  Hessen  Stenz,  wu, 
groizer,  unbehilflicher,  plumper  Mensch. 
Vilmar,  399.    Vgl.  BakbteL 

Strenzel,  m.,  Pflzn.,  s.  GSrech. 

8tr§pen,  sw.,  Strfiper,  m.^  StrSprock,  m., 
s.  streifen. 

Streuma(z,  n.,  dieVei^tung,  welche 
dem  SchiflFer  bei  Getreideladungen  be- 
willigt wird;  sie  beträgt  pro  Last  ge- 
wöhnlich ^  Scheffel,  und  wenn  die 
Reise  ausnahmsweise  lange  gedauert 
oder  die  Ungunst  der  Witterung  eine 
besonders   sorgfaltige  Bearbeitung  des 


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Streupulver  —  StriCzel. 


381 


Getreides  erheischt  hat,  sogar  einen 
ganzen  Scheffel  pro  Last.  Altpr.  Mtschr. 
IV,  346. 

Streupulver,  n.,  s.  Blitzpulver. 

Streusel,  m.  u.  n.  1.  was  gestreut, 
aufgestreut  wird.  Gestofzener  Zucker, 
Kanel  etc.  sind  Streusel,  Mühling. 
2.  nach  Gordack  im  Oberlande  Rute, 
mit  der  Kinder  gestraft  werden. 

Streuven,  Streven,  n,  s.  Steiern  und 
Streben. 

Strewe,  /.,  seitwärts  gestellte  Stütze, 
die  entgegenstrebende.  Die  Strewen^ 
lit.  szarp  kula%  des  Lackswehrs.  Be- 
necke, 381. 

strftwig,  o^^'.,  s.  strebig. 

Strftwzargke,  n.  Aus  strmen  streben 
und  Zargen  zärgen,  necken,  zusammen- 
gesetzt. Strewzargke  reifzen^  den  Gegner 
an  den  in  einander  gehakten  Fingern 
(einhändig  oder  zweihändig)  ziehen; 
als  Kraftprobe. 

stribitzen,  sw.^  stehlen,  s.  sttbHzen. 

Strich,  m,  von  streichen,  1.  Borte, 
Besatz.  Der  Strich  an  Hauben  und 
Frauenkleidem.  2.  die  Laichzeit,  die 
Zeit  des  Streichens  der  Fische,  auch 
Strfch.  Eine  Tonne  der  besten  Fische 
soll  Ihewrer  nicht  denn  6  Mark^  und 
da  es  gtUer  Fang  wäre^  darunter^  und 
im  Strieche  halb  so  viel.  Prfz.  Fisch- 
ordnung, 16.  Hennig,  267.  3.  Name 
f&r  junge,  höchstens  einjährige  Karpfen; 
auch  Streck  u.  Brut  Benecke,  494.  4.  In 
Redensarten:  Au f  den  Strich  gehen^  am 
Abende  Mädchen  nachstellen.  Noch 
auf  dem  Strich  gehen  können^  auf  der 
Dielenritze,  zum  Zeichen,  daTz  man  nicht 
betrunken  ist.  Das  Gehen  geschieht, 
indem  man  dicht  Fufz  vor  Fufz  setzt. 
Mit  einem  Strich  halten^  Gleiches  leisten, 
z.  B.  im  Marschieren,  Trinken.  Einen 
auf  dem  Strich  haben^  ihn  scharf  beob- 
achten, ihn  hänseln,  scheren.    5.  Werk- 


zeug zum  Streichen,  Brettchen  mit 
Teer  und  Sand  bestrichen,  zum  Schär- 
fen der  Sensen,  auch  Streich,  Sträk  ge- 
nannt.   Muhling.    Schemionek,  39. 

strichen,  sw.^  s.  streichen. 

Strick,  n.,  durchtriebener,  munterer 
Mensch.  Ein  lustiges  Strick.  Vgl.  Gal- 
genstrick,  Er  ist  besoffen  wie  ein  Strick. 

Strickdreller,  m,,  Strickdreher,  Seiler. 
Ermland.    Mühling. 

Striffel,  m,  u.  n.,  s.  StrSffel. 

Strtme,  /.,  s.  Strtp. 

Strtmellachs,  m.,  s.  Streimellachs. 

Strink,  m.,  Strunk,  kurzer  dicker 
Stengel.  Davon  strinkig,  adj.^  strunkig, 
bolzig,  zähe  Ruben^  Spargel  sind  oft 
strinkig^  strunkig, 

Strtp,  771.,  Streif,  namentlich  ein  sol- 
cher, der  durch  Schläge  mit  einer  Rute, 
Peitsche  etc.  auf  dem  Körper  entstanden. 
Auch  Strtme,  /.  Op  jedem  Hei  e  Strtp, 
auf  jeden  Schlag  eine  Strieme.  Davon 
strtpig,  gestreift.  Stripige  Leinwand, 
Vgl.  streifen. 

Strippe,  /.,  Schleife  zum  Anziehen 
an  Stiefehi.    Hennig,  267. 

strippen,  sw.,  s.  streifen. 

Strips,  m.,  kurzer  streichender  Schlag, 
Rutenhieb.  Es  gab  Stripse,  Hiebe  auf 
den  Hintern.     Davon  stripsen,  sw, 

Strtfzel,  Streifzel,  /.,  Strtfzelstock, 
Drtfzelstock,  DrSIzeMock,  m.,  aus  Ruten 
gedrehter  oder  geflochtener  Peitschen- 
stock. Gewöhnlich  vrird  eine  junge, 
gerade  gewachsene  Eiche  bis  auf  den 
als  Handgriff  bestimmten  Teil  der  Länge 
nach  in  dünne  Ruten  geschnitten,  und 
diese  v^erden  alsdann  zusammengedreht. 
Besteht  die  Strtfzel  aus  12  Ruten,  so 
heifzt  sie  ZwSlf-,  pltd.  Tweffdrtfzel. 
Strtfzel  ist  wohl  verwandt  mit  Straufz,^ 
Dem.  Sträufzely  pltd.  Stnifzel;  Drifzel 
dürfte  zur  Wurzel  drehen  haben.  Vgl. 
Schmeller  UI,  691.    Vgl.  Stritzel. 


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382 


Stritse  —  stmllen. 


Sfritze,  /*.,  8.  Steil 

Stritzel,  m.^  längliches,  brotförmiges 
Gebäck  aas  feinem  Weizenmehl,  in 
Schlesien  Strützel^  in  der  Niederlaus. 
Striezel^  in  Bayern  Strtzel^  Strüzel,  mhd. 
strutzel.  Anton,  4,  14.  Schmeller 
III,  691.  S allmann,  48.  S.  Wei- 
gandll,  838.  Kanfilstritzel,  Stritzel  mit 
Kanel  bestreut.  Butterstritzel,  Stritzel 
aas  Batterteig.  In  der  provinziellen 
Geschichte  berOhmt  sind  die  8  grolzen 
Königsberger  Stritzel,  deren  jeder 
4|  Ellen  lang  war  und  welche,  neben 
6  runden  Kringeln  von  entsprechender 
Gröfze,  von  den  Bäckern  im  Jahre  1601 
in  feierlichem  Aufzuge  durch  die  Stra- 
fzen  der  Stadt  getragen  wurden.  Das 
Quantum  des  Hehles,  das  zu  diesen 
Gebacken  erforderlich  war,  betrug 
12  Scheffel.  Erl.  Prfz.  I,  29.  Hen- 
nig,  267.     Vgl  Strtfzel 

stritzlig,  adj,y  steif  und  teilnahmlos. 
Schemionek,  39. 

sblzen,  sto,^  scherzhafter  Ausdruck 
für  stehlen.  In  der  Verstärkung  weg- 
strfzen.    Sperber,  31. 

Stroe,  auch  Mense,  /.,  Behältnisse  für 
rohes  Wachs.  14.  u.  15.  Jahrhundert. 
Danzig.  Jedes  dieser  Gefalze  enthielt 
mehrere  Fastagen  oder  Bodeme^  in 
welchen  das  Wachs  in  grolzen  Stücken 
lag.     Hirsch,  255. 

Strofen,  plwr,  Feb^  Strofen,  Klip- 
pen  im  Meere,  Stein,  Peregrinus, 
3.  Teil,  3. 

Strttffel,  m.  u.  n..  Strich,  Landstrich, 
Gegend.  Ef  wor  5n  dem  Ströfel,  es 
war  in  der  (bezeichneten)  Gegend.  Bei 
MuhlingStriffel,  Streifen,  länglich  ge- 
formtes Stück,  und  StrUffel,  dasselbe 
und  auch  StraTze.  Letzteres  im  Erm- 
lande  üblich. 

Strohkobbel,  /.,  grolzes,  häusliches 
Frauenzimmer.     Samland. 


Strohwischrecht,  n.  Es  vertrat  in  der 
alten  Danziger  Gerichtsverfassung  die 
Subhastation.  Es  wurde  nämlich,  wenn 
der  Pfennigzinsschuldner  (s.  Pfemmg- 
zins)  nicht  zahlen  konnte,  vom  Gericht 
auf  Aussteckang  des  Strohwisches  er- 
kannt, und  wenn  der  Strohwisch  vor 
dem  Hause  eine  gewisse  Zeit  ausge- 
steckt hatte  und  dennoch  nicht  bezahlt 
war,  der  Gläubiger  ohne  weiteres  in 
den  Besitz  des  Hauses  gesetzt.  W. 
Seidel,  34. 

Strom,  77t.,  Name  des  Tiefs  bei  Pillaa. 

StrSmling,  m.  1.  der  Hering,  Clupea 
harengvs  L.,  auch  Ostseehering;  altpr. 
syUcke^  lit.  kur.  silke^  kass.  sledz^  üec^ 
sledziky  estn.  säk.  Benecke,  169. 
Sallmann,  130a.  Geräuchert  heifzt 
er  BSckling.  2.  eine  Uckeleiart,  Attnimus 
bipunctatusL.  Heilsberg.  Benecke,  128. 
3.  Bildlich :  langer,  hagerer  Mensch.  Er 
ist  ein  rechter  Strömling.  Hennig, 
267. 

strompeln,  strumpeln,  sw.^  straucheln; 
durch  Straucheln  fallen,  auch  hinfallen 
überhaupt.  In  letzterer  Bedeutung  ge- 
wöhnlich hinstrompeln.  Der  strompelte 
fftU  hin.  HolL  strompelen.  Bock,  67. 
Hennig,  267. 

strompig,  strumpig,  strumplig,  adj., 
struppig.  Ein  atrompiger^  —  sirtump- 
liger  Besen,  ein  fast  aufgebrauchter 
Strauchbesen. 

Stromsack,  m.,  das  im  Strome^  Flusse, 
benutzte  Sacknetz;  auch  Flulzsack, 
Strom-  u.  Flu(zwenter.    S.  Haffsack. 

StrSven,  n.,  s.  Steiem  u.  Streben. 

Stnickgaleer^  /.,  ein  grofzer  Kahn. 
Elbing. 

stnif,  ad^\y  s.  stniw. 

Strilffely  m,  u.  n.,  s.  Strttffel. 

StrOje,  /.,  s.  StrOse. 

stmllen,  sw.  1.  von  Flüssigkeiten, 
die  mit  Geräusch  und  im  Strahl  laufen. 


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Strumpel  —  Stück. 


383 


Die  Milch  struüt  atts  dem  Euter  der 
Kuh.  Strully  sirull^  struU^  struU  den 
Stippel  vuU!  Alter  Reim.  2.  pissen; 
nameBtlich  in  der  Eindersprache.  Strahl 
und  Strudel  klingen  in  dem  Worte 
durch. 

Strumpel,  m,^  s.  Strempel. 

strumpelig,  adf,^  uneben,  rauh,  s.  v.  a. 
rumpelig.    Muhling.    S.  strompig. 

strumpeln,  sw.^  s.  strompeln. 

strumpig,  strumplig,  adj.  s.  strompig. 

Strunz,  Strunze,  /.,  s.  Strenz. 

Struschke,  n.,  Bach^  Fliei'z,  kleines 
Flül'zchen;  von  dem  gleichbed.  poln. 
struga.    Treichel. 

StrOse,  StrOje,/.,  flaches,  plattes  FluTz- 
fahrzeug  für  den  Transport  von  Ge- 
treide, Holz,  Sand,  Steinen  etc.,  be- 
sonders in  Ruizlaud  in  Gebrauch.  Die 
Sirvsen  laden  60-lOOLast  ä  60Schfl. 
bei  3—5  Fufz  Tiefe.  Ihre  Länge  be- 
trägt 170  Fufz,  die  Breite  oben  25, 
unten  24  Fufz,  die  Höhe  5—6  Fufz.  In 
Ostpreufzen  nennt  man  derartige  Fahr- 
zeuge Witinnen  (s.  d.)  Russ.  strug^ 
poln.  strug^  struch^  lett.  struhja.  N  s  s  1  m . 
Forsch.  3.  Bock,  67.  Hennig,  268. 
Bock,  Nat.  I,  585.  Hirsch,  163. 
FürLiv-  und  Estland  bei  Hupel,  231. 

Stnitz,  m.,  Blumenstraufz.  Trei- 
chel. 

strOw,  struf,  adj.^  spröde,  rauh,  hart, 
struppig.  Struwe  Haar^  —  Haut 
Hennig,  268. 

StrUzem,  Pflzn.,  gemeine  Lonitzere, 
Lonicera  jylosteum  L.  Auch  Zäunling 
und  Zaunkirsche.    Hagen,  240. 

Stubben,  -köpf,  m.,  s.  Stobben  etc. 

StubbttrSCh,  pltd.,  Pflzn.  für  Stub(beny 
ÄarscÄ,  Wasserdost,  ÄicfenÄL.  Weichsel- 
delta. Das  Wort  erscheint  als  Zu- 
sammensetzung von  Stubben  u.  Barsch: 
das  Volk  hat  die  Widerhaken  des 
Stammes  der  Pflanze  zu  den  Stacheln 


der  Flofzen  des  Barsches  in  Beziehung 
gesetzt  Treichel,  Volksth.  IH. 
Hagen,  848:  StubVrsch,  Bidens  trvpar- 
tita  L.  Nach  einer  Mitteilung  aus 
Dönh.  auch  Stukbfirsch.  Mühling  hat 
Stuckborsch. 

Stubchen,  pltd.  Stawke  (a=a),  n..  Dem. 
von  Stube.  Spiel:  Stubchen  zu  ver- 
mieten?  —  Das  Stubchen  hinter  dem 
Ofen^  der  Raum  hinter  dem  Ofen,  zwi- 
schen Ofen  und  Wand,  als  Wohnung 
für  den  Altsitzer  oder  Äusgedinger  (s.  d.) 
Vgl.  Kachel  3. 

Stubchenvater,  m.^  s.  Altsitzer. 

Stube,  grofze^  /.,  bestes  Zimmer, 
Prunkzimmer.  Hier  §s  siene  grote  Staw 
etc.    Dorr,  1.  Wiew.,  107. 

Stubengebäude,  n.,  Hofgebäude,  Wohn- 
haus, Herrenhaus.  Es  Stowegebaid  hot 
a  man  ver  e  p6a  J6a  gebaut.  Ermländ. 
Freisch.,  Manuskript. 

Stubenknochen,  m.^  Zimmergenosse. 
Schulausdruck. 

Stubenmädchen,  n.,  Dienerin,  welche 
die  Zimmer  des  Hauses  —  im  Gegen- 
satz zur  Köchin  —  unter  sich  hat.  Vgl. 
Kleinmädchen. 

Stubenwaschtag,  m.,  Tag,  an  dem  die 
Stuben  gewaschen,  gescheuert  werden. 
Es  sei  morgen  Stubemoaschtag.  Soph. 
R.  HI,  248. 

StUbernase,  /.,  s.  Stiebernase. 

StubVrsch,  Pflzn.,  s.  StubbVrsch. 

Stuchlinski,  m.,  Fischn.,  s.  Stachlinski. 

StUck,  w.,  plur.  Stücker^  Dem.  Stucker- 
chen.  Ein  Stücker  fünf;  auch  von 
Menschen.  Vgl.  Jahr,  Das  Glas  ist 
in  Granatstücker  zerbrochen . ...  es  (das 
Schiff)  müste  denn  in  Stück  stücken  zer- 
brochen werden.  Linem.,  H  3b.  zu 
Stück  gehn^  in  Stücke  gehen,  zerbrechen, 
zerreilzen  (s.  ühland,  das  Glück  von 
EdenhaU,  letzte  Strophe:  Die  Steinwand^ 
spricht  er^   sprifigt  zu  Stück);   ebenso 


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384 


Stückborsch  —  stüken. 


zu  Stuck  machen.  Davon:  zustOcken, 
adj.  Em  zustückenea  Kleid^  ein  zerris- 
senes Kleid.    Sperber,  31. 

StUckborsch,  Pflzn.,  s.  StubbVrsch. 

StUckdorech,  pltd.  StVckdersch,  m., 
nach  Bock,  Nat.  IV,  547,  der  besal- 
zene  und  aasgenommene  Dorsch;  doch 
auch  blofz  der  ausgenommene.  Die 
Königsberger  Handelsfrauen  rufen  ihn 
aus:  Frm^  Stockdersch! 

stucken,  »w.,  s.  stQken. 

stuckern,  sw.,  s.  stDkem. 

Stuckerwagen,  w.,  Wagen  ohneFedem, 
der  stuckert.  Gedanism.  In  Ostpr. 
Klapperwagen. 

Stucknessel,  StUknessel,  Stinknessel,  /., 
Wald-Ziest,  Stachys  sylvatica  L.  Ha- 
gen, 622.    Pritzel,  388. 

Stucke  m.y  Stofz. 

StUcks-chen,  pltd.  StVckske,  n.,  Dem. 
von  Stück^  Lied,  Arie.  Das  ist  ein 
hübsches  Stückschen, 

stOckseln,  sw,^  zerstückebi;  daher  auch 
zerstUckseln. 

stucksen,  sw.^  stofzend  niederdrücken, 
zornig  ducken,  fortstofzen.  Saalfeld. 
Sperber,  36,  schreibt  stuksen. 

Student,  m.,  ein  abgelöschter  Feuer- 
brand, der  von  den  Brauern  Königs- 
bergs ausgesetzt  wurde,  wenn  sie  noch 
Tafelbier  zu  verkaufen  hatten.  Hen- 
nig, 268.     Veraltet. 

Studentenblume,/.,  spitzblättrigeMalve, 
Malva  alcea  L.    Hagen,  725. 

Studentenfutter,  n ,  -haber,  m.,  Rosinen 
und  Mandeln.    Hennig,  268. 

Studentennelke,  /.,  Tagetes  patula  L, 
In  der  Saalfelder  Gegend  auch  Schranitz. 

Studentenrose,  /.,  Tagetes  erecta  L, 
Weichseldelta.  Treichel,  Volksth.  III. 

stuf  (u  kurz),  adj,^  stumpf,  abgestutzt. 
Im  Nds.  stuuf.  Eine  stufe  Nase^  eine 
kleine,  stumpfe  Nase.  Stufnase,  eine 
Stutznase,     aber    auch    Mensch    mit 


stumpfer  Nase.    Hennig,  168:  Stuo- 
nase. 

Stufe,  /.,  Dem.  Stufchen,  Überrest 
von  einem  Stücke  Tuch,  Zeug,  Lein- 
wand. Hennig,  269:  Stuve.  Üblicher: 
Stufende  (u  gewöhnlich  kurz),  die  Stufe, 
der  Rest  von  einem  Stücke  Zeug,  auch 
Best  eines  der  Länge  nach  mefzbajren 
Gegenstandes  überhaupt.  Söht  da!  en 
Stuwengd  hund  (Lunte).  Carrn.  nupL 
I,  282,  3.    Hennig,  269.  59. 

Stuff,  m.,  eine  Art  WoUenzeug,  das 
früher  sehr  beliebt  war.  Stuffkleid,  tti., 
Kleid  aus  Stuf. 

Stufnase,  /.,  s.  stuf. 

Stuhlschreiber,  w.,  eine  Art  halbamtr 
lieber  Notar,  der  auf  dem  Artushofe 
über  die  gemachten  Geschäfte  schrifik- 
liche  Verträge,  Wechsel  und  Urkunden 
ausfertigte  und  von  denselben  Abschrif- 
ten in  seinem  Amtsbuche  niederlegte, 
welche  im  Falle  eines  Prozesses  vor 
Gericht  Glauben  fanden.  15.  Jahrii. 
Danzig.     Hirsch,  231. 

Stuhlträgerin,  /.,  Begleiterin  der  Heb- 
amme, die  ihr  „den  Stuhl  nachtragt, 
der  bei  Entbindungen  gebraucht  wird*. 
Hennig,  268.  Jetzt  begleitet  die 
StuMträgerin  mit  dem  Stuhle  (Fufz- 
bank)  die  Hebamme  in  die  Kirche  zur 
Taufe  des  Kindes. 

Stukbfirsch,  Pflzn.,  s.  StubbVrsch. 

stOken,  übel  vhchd.  stauken,  auch 
stucken,  sw.^  stauchen,  wiederholt  ab- 
wärts stolzen,  drücken,  stampfen.  Einen 
mit  der  Nase  auf  den  Tisch  stäken. 
Kartoffeln  stuken,  zu  Brei  drücken.  Die 
Wäsche  stükeny  sie  durch  Stauchen  rei- 
nigen, sie  ausstOken.  einstOken,  unreine 
Wäsche  einweichen  in  Lauge.  Den 
Mägden  kommet  zu  das  Stuhcken,  ScAroft- 
ben,  Bohnen.  Carm.  nupt.  11,  266  c 
Die  Hand  voll  Wäsche,  welche  ge- 
stuckt wird,  heilzt  Stflksel,  n.     Bock, 


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Stükerfaiz  —  sturen. 


385 


67.      Hennig,    268.      Sperber,    36. 
Schemionek,  39. 

StOkerfafZy  n.,  hölzernes  Gefafz  mit 
Wasser  und  einem  StQck  Sandstein 
oder  Glimmerschiefer  zum  Schärfen  der 
Sensen,  das  in  manchen  Gegenden  bei 
der  Mahd  an  einem  um  die  Hüften 
gehenden  Riemen  über  dem  Hintern 
getragen  wird.    Von  stukem. 

stOkerig,  stuckerig,  adj.^  holperig,  das 
was  stukert.  Der  sti/kerige  )iVeg  —  aber 
auch  der  stukerige  Wagen^  Wagen  ohne 
Federn.    Ygl.  Stuckerwagen. 

stOkem,  stuckern,  abgeblafzt  yhchd. 
Staukem,  auch  stuckern,  Frequent.  von 
stäken^  durch  Stofz  gestukt,  erschüttert, 
gerüttelt  werden.  Manches  Pferd  stu- 
kert. So  geschah  es  beim  Stukem  des 
Wagens.  Soph.  R.  VI,  525.  Die  Me- 
dizin stukem^  sie  durchschütteln.  In 
der  Zusammensetzung:  durchstOkern. 
Schemionek,  39:  stuckern  stofzen  im 
Fahren;  auch  wenn  es  mit  etwas  ha- 
pert. Bock,  67.  Hennig,  268.  Sper- 
ber, 36. 

StUknessel,  /.,  s.  StUcknessel. 

Stflksel,  n.,  s.  staken. 

stuksen,  sw,^  s.  stucksen. 

Stulpe,  /.  1.  gewölbter  Deckel  zum 
Zudecken  von  Gefäfzen,  s.  v.  a.  Stürze 
(s.  d.).  £ine  Schussel  mit  derartigem 
Deckel  heifzt  StUlp-,  Stulpschlissel.  2. 
Stulpe:  Manschette;  steifer  oberer  Teil 
des  Stiefelschaftes. 

stülpen,  sw.  1.  eine  Stülpe  auf  etwas 
legen  oder  decken:  zustUlpen,  aufetUlpen. 
Die  Terrine  zusttUpen^  einen  Deckel 
darauf  legen.  Den  Hut  aufsttUpen^  ihn 
lebhaft  und  mit  Druck  aufsetzen.  2. 
umkehren,  umwenden  das  Unterste  zu 
oberst:  umstülpen.  Den  Top f  umstülpen^ 
wobei  der  Inhalt  verschüttet  wird.  Die 
Kafeemaschine  umstiUpeny  damit  das 
siedende  Wasser  über  den  Kaffee  laufe; 

Frifehbier,  WÖrtorbooh  n. 


daher  Stiilpmaschine.  In  diesem  Sinne 
auch  umstürzen,  umfallen,  mit  einem 
Fuhrwerk  umwerfen.  Mit  einem  Fuder 
Kamst  umstülpen.  Vgl.  Sprw.  I,  2147. 
3.  zurückschlagen:  aufstülpen,  abstUlpen. 
Die  Manschette^  den  Kragen  auf-  oder 
abstülpen.    Hennig,  268. 

Stttm,  m.,  s.  StTm. 

Stump,  m.y  Dem.  Stumpchen,  Stumpf, 
unteres  Beststück.  Zahnstump^  Stump- 
chen  Licht.  Bei  Jeroschin  strumpf 
=  truncus.  Pfeiffer,  227.  Eogl.  u. 
schwed.  stump^  hoU.  stompy  dän.  stumpe. 
Hennig,  269. 

stump,  stumpig,  adj.^  stumpf,  abge- 
nutzt. Mn  stumpes  Messer.  Ein  stum- 
piger  Besen.    Hennig,  269:  stumpicht. 

stOmpern,  sw,^  sichy  sich  elend  durchs 
Leben  schlagen.  Man  stümpert  sich  so 
durchy  ist  ein  elender  Stümper. 

Stumpfschnepfe,/.,  s.  Fledermaus. 

stumpig,  adj.,  s.  stump. 

stumfzen,  sw.^  schupsen,  stolzen. 

stunden,  sw.^  Glockengelaute  von  der 
Dauer  einer  Stunde;  auch  substantivisch 
das  Stunden.  Das  erste  und  eigent- 
liche Stunden  geschieht  unmittelbar 
nach  dem  Yerscheiden,  das  andere  und 
letzte  bei  dem  Begräbnis.  Der  Arme 
kann  dem  Verstorbenen  nicht  stunden 
lassen.  Er  lä/zt  sich  nicht  stunden^  es 
wird  ihm  nicht  nachgeläutet.  Hen- 
nig,  269. 

StUpe,  /.,  stUpen,  sw.^  s.  StTp  etc. 

stUppen,  sw.,  8.  stippen. 

Stuppzu,  n.,  Pflzn.,  s.  Stopfzu. 

stOr,  adj.j  s.  sturr. 

Stur,  m.,  Pflzn.,  gemeiner  Amarant, 
Amarantus  bUtum  L.  Ostpr.  Pritzel, 
23. 

Sturak,  m.y  Branntwein,  Schnaps. 
Sprw.  I,  1532. 

atUren,  stTren,  sw.  1.  steuern,  lenken. 
2.  wehren,  beschwichtigen,  beruhigen. 


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386 


Stargel  —  StuseL 


Dem  Unheil  stiren.  Er  ist  gar  nicht 
zu  stiren^  za  beruhigen,  zu  lenken. 
Bei  Jeroschin  sturen,  Pfeiffer,  228. 
Ebenso  besteuern,  besttren,  beetUren. 
I^  lafzt  sich  schwer  besteuern^  besänf- 
tigen, beruhigen,  verstfren,  beunruhigen, 
belästigen,  stören.  Möt  Gonst^  myn 
löwer  Herr  Afcath^  myn  WoU  ös  nich, 
en  to  verstyrey  wiM  hey  hyd  Kästing 
heft  to  fyre.  Carm,  nupt.  V,  216  b. 
Muhling  hat  zersttren,  bewältigen,  be- 
zwingen, zu  Stande  bringen,  beseitigen. 

Sturgel,  Sturi,  Storgel,  Stordel,  m.,  Stab 
mit  einer  Scheibe  oder  einem  zucker- 
hutförmigen  Knopf  am  Ende.  Der 
Scheibensturgel  ist  der  Stab  im  Butter- 
fafz,  derEnopfsturgel  dient  den  Fischern 
zum  Aufscheuchen  der  Fische  aus  dem 
Uferversteck.  Nsslm.,  Forsch.  2;  Th., 
178,  vermutet  in  Sturgel  und  Sturl 
preuizische  Wörter.    Vgl.  auch  Nurgel. 

Sturgel,  m.j  nach  Schemionek,  39: 
plötzlicher  Anreiz,  Anstofz,  Verlangen 
wonach.  In  der  Elbinger  Niedrg:  Ee 
krigt  den  Sturgel^  er  wird  staiT,  stör- 
risch, eigensinnig. 

sturgeln,  sw.  1.  mit  einem  Sturgel 
stolzen,  stofzend  auf  und  ab  fahren. 
YgL  kleppem.  2.  unsicher  gehen,  be- 
sonders von  kleinen  Kindern  gesagt, 
die  das  Gehen  erst  lernen.     Marold. 

StQrkopf,  m.,  s.  Sturrkopf. 

Sturl,  m.y  s.  Sturgel. 

StUrlanke,  /.,  eine  Art  Fischemetz, 
von  B  e  n  e  c  k  e ,  269,  Störlanke  genannt, 
findet  sich  erwähnt  in  dem  Gründungs- 
Privilegium  der  Stadt  Fischhausen  vom 
Jahre  1305  (Voigt,  Cod.  dipl.  Pruss. 
II,  60),  das  den  Bürgern  freie  Fischerei 
im  Haff  und  in  der  See  verleiht:  ea- 
cepto  tarnen  reihi  quod  Nywat  vtUgari" 
ter  nuncupatur^  et  praeter  reihe  quod 
Sturl anke  dicitu/r.  Lit.  Idnkas  Reifen, 
Bügel.     Nsslm.,    Th.,    179,    möchte 


SturUlanke  lesen,  um  eine  Zusammen- 
setzung aus  Sturl  (ßturget)  und  lönkas 
zu  erhalten,  Stwrüanke  wäre  somit  Stofz- 
Bügel  zu  übersetzen.  Vielleicht  ist 
Stiir  die  Stammsilbe  von  Slüren^  Steism, 
der  noch  heute  verbotenen  Art  des 
Fischens.    S.  Intern. 

Sturmfisch,  m.,  kleine  Seenadel,  Syng- 
nathus  ophidion.    Beneck e^  190. 

Stumicksel,  m.,  s.  Stemicksel. 

sturr,  stDr,  adj.^  starr;  steif.  JEin  star- 
res Gemüty  ein  störrisches,  eigensinniges. 
Starres  Zeug^  sturre  Leimoandy  steif 
gummiert,  gestärkt.  Nach  Marold 
auch  storr.  Treichel  hat:  still  tmd 
stur  dasitzen^  still  und  stier,  unbeküiH- 
mert  dasitzen.  Davon  shirrig,  adf\  Vgl 
stursch. 

Sturrkopf,  Stttrkopf,  «i».,  Starrkopf, 
Eigensinniger.     Von  sturr. 

stursch,  stQrsch,  adj.  1.  stönrisch, 
widerhaarig.  Er  hat  recht  sturscke$ 
Haar^  struppiges,  hartes  Haar,  das  sich 
schlecht  glätten  läi'zt.  Er  ist  ein  ttwr- 
scher  —  sturscher  Mensch  ^  er  hat  ein 
störrisches  Gremüt,  ist  mürrisch,  gräm- 
lich. Der  Eigensinnige  hat  einen  stur- 
sehen  Kopf.  2.  herbe,  hart,  starr,  steif; 
von  Getränken  und  2ieugen.  Stursehet 
Wandy  ein  hartes,  grobhaariges  Ge- 
webe; ebenso  stursche  Leinwand 

Sturzacker,  m.,  Acker,  der  gestürzt 
worden  ist.    S.  stürzen. 

stürzen,  tt».,  den  Acker  mittelst  der 
Pflugschar  umkehren.  . . .  so  wie  man 
(in  Preussen)  das  Stürzen  nennet,  toenn 
man  das  Land  (im  Herbste)  ump/mget^ 
welches  in  demselben  Jahr  Feld/rüdUe 
getragen  hat.  Bock,  Nat  III,  680t 
Die  Braacke  stärtzen^  die  Brache  stür- 
zen.   Hartwich,  329. 

Stusel,  m.,  Stofz;  vom  Winde.  E 
Stusel  Wind  ret  emden  Hot  af.  Fried- 
land Ostpr. 


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stutörsen  —  Sumpfaloe. 


387 


staittrsen,  «tr.,  s.  kaisern. 

StutZy  77»,  kleiner^  niedriger  Becher. 
Mübling. 

stutzen,  810,  1.  tauschen.  WöU  wt 
stutze^  wollen  wir  tauschen?  Im  Han- 
del hat  man  das  bemercket^  Da/z  Stutzen 
sehen  Vorteil  bringt.  Carm.  nupt,  IT, 
238c.  Hennig,  269.  2.  passen,  über- 
einstimmen, harmonieren.  Zu  den  Per- 
gamentbänden^  die  ihr  fder  Studenten) 
Handwerkzeug  sind,  stutzt  mir  die  seidne 
Jake  nicht  so  recht,  Soph.  KI,  176. 
Die  übrigen  Bedeutungen  wie  hoch- 
deutsch: Das  Pferd  stutzt^  es  bleibt, 
durch  eine  äuTzere  Einwirkung  befrem- 
det, stehen.  Eck  war  hier  ganz  ver- 
narrt^ wie  sei  so  köstlich  stutzt^  wie  sie 
so  köstlich  prangte.  Carm,  nupt  I, 
282,  11.  Den  Hut  stutzen^  ihn  steifen 
und  ihm  neuen  Glanz  geben;  daher 
auch  putzeu  überhaupt,  ausstutzen,  aus- 
putzen, ausstaffieren;  nach  Mühling 
auch  aufhören  zu  tauschen.  Das  Haar 
stutzen  —  einem  Hunde  den  Schwanz 
stutzen^  kurz  schneiden.  Der  gestutzte,  d.  i. 
gestofzene  Kose,     Vgl.  Stiitzchenzwerg. 

Stutzchenzwerg,  pltd.  Stutzkedwarg,  m., 
ein  cylinderformiger  Zwerg  (Quarkkäse), 
dessen  Enden  durch  stutzen,  stolzen, 
platt  gedrückt  sind.     Vgl  Dwarg. 

sUbbem,  sw.,  s.  sibbem. 

Suchel,  /.  1.  Blüte  des  (roten)  Klees. 
2.  kurze  Pfeife. 

suchein,  sw..  s.  suckeln. 

Sucht,  /.  1.  Krankheit,  von  siechen. 
Die  fallende  Suchte  Epilepsie,  die  GeU>- 
sucht,  Schwindsucht,  Wassersucht.  Vgl. 
SchmellerlU,  195.  2.  von  saugen. 
Die  See  hat  heute  groj'ze  Sucht,  zieht 
in  sich  hineiu. 

sUchtig,  pltd.  süchtig,  adj.,  schwärig, 
eiterig,  schwer  heilend;  von  der  Haut. 
Ejt  hat  eine  süchtige  Haut,  eine  solche, 
die  bei  leichten  Verwundungen  schwärt. 


eitert,  schlecht  heilt.  Wir  (Kinder)  sind 
alle  süchtig,  leiden  an  Ausschlägen. 
Ebenso  süchtige  Wunde,  eine  schwer 
heilende  Wunde.  Von  Sticht  In  Bayern 
süchtig,  ansteckend.  Schmellerlll, 
195. 

Suck,  /.,  Hündin,  s.  Zock. 

suckeln,  suchein,  sw.,  dangen,  an  den 
Fingern  saugen;  auch  rauchen,  weil 
man  dabei  auch  saugt;  darben,  Not 
leiden.  Vor  euem  (der  Lehrer)  Petitio- 
nen bekam  Mühler  Respekt,  ging  fort 
und  läfzt  uns  weiter  suckeln.  Lhrztg. 
f.  d.  Prov.  Preufz.  1872,  S.  76a.  In 
Bayern,  im  Göttingenschen  suckeln, 
sukeln  saugen,  im  Nds.  auch  kränkeln. 
SchmellerHI,  198.  Schamb.,  218a. 
Brem.  Wb.  IV,  1090.    Vilmar,  407. 

SOdel,  m.,  das  galgenartige  Gestell 
am  Ziehbrunnen,  durch  welches  das 
Schöpfen  des  Wassers  ermöglicht  wird. 
Von  Sdd  Brunnen. 

sUlen,  sw,  s.  Sälen. 

SUIzfulz,  m.,  s.  Knisch. 

SUme,  /.,  Fischer- Kolonie.  An  den 
Strömen  und  Küsten  des  frischen  Haffes 
und  der  Ostsee  hatten  sich  (zur  Ordens- 
zeit) Fiscfier-Colonien,  Sümen  genannt, 
angesiedelt,  die  jedes  Jahr  vom  Orden 
ihre  KeutelJbriefe  kauften  und  darauf 
ihr  Gewerbe  betrieben.  Voigt,  Gesch. 
Pr.  VI,  636.     Benecke,  267. 

Summkauf,  m.^  Aufkauf,  Ankauf  eines 
ganzen  Vorrates.  In  der  Landesard- 
nung  von  1640  ist  bestimmt,  dafz  der 
Summkauf  erst  gegen  SchluCz  des 
Marktes  erfolgen  darf.     Mühling. 

Summs,  m.,  von  summen.  1.  Ort, 
wo  lautes  Wesen,  Getöse  herrscht, 
schlechterer  Verkehr  stattfindet,  s.  v.  a. 
Bums.  2.  Wortschwall,  überflüssiges 
Gerede,  unwillkommene  Rede.  A^f 
den  Summs  höre  ich  nicht.     Treichel. 

Sumpfaloe,  /;  s.  Wassersäge. 

2ö» 

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388                                             Sumpffeder  —  Szfiken. 

Sumpffeder,   f^y  Pflzo.^  aach  Wasser-  surmeln,  m.^  summen.    Marold. 

garbe,Sumpf-Hottonie,J?o^^onea ^aZt/s^m  Surrchen,  n.,  Treibballspiel,  s.  Sauchen. 

L.     Hagen,  216.    Pritzel,  185.  Sünis,   m.,    grofzer  Käse,    hart    und 

Sumpfiilie,  /.,  s.  Teichlilie.  stark    gesalzen,    lit.    züri^.      Litauen. 

sündigen,  «ii^.,   üch  mit  jemand  sün-  Bock,  Nat.  I,  268. 

digeriy    sich    mit  jemand    berumärgem  Susannenkraut ,     n.  ,      breitblättriger 

müssen.     Treichel.  Ehrenpreis,   Veronica  latifoUa  Z/.,  auch 

SUng,  /.,  Sunde.    Mina  Süng,  meiner  Acker -Yergilzmeinnicht,    Myosotis    ar- 

SuDde!     als    Beteuerung,     Fluch.      S.  vensis  L.    Hagen,  25.  197. 

Volksl.,  68,  44,  11.  Suse,   /.     1.  weibl.  Vom.,    Susanne. 

*     sUnnen,    sw,^    sonnen,    an  die   Sonne  2.  langsame,  unpraktische,  träumerische 

legen.     Die  Betten  sünnen.    Hennig,  Person,    auch  mäonlichen  Geschlechts. 

270.  -Er  ist  eine  rechte  Susey  —  eine  Klatsch- 

sUpen,  8w.y  s.  sTpen.  suse. 

Suppe,    /.      1.    rote    Supp\    Blut.  sOsen^  sw,    1.  sausen.   Hennig,  270. 

Sperber,  27.     2.  in  übertragener  Be-  2.  schlafen,  einschläfern.  Vgl.  ichlitehen. 

deutung:  Verlegenheit,  Klemme,  Nach-  SQsewind,  9n.,  Sausewind^  Windbeutel, 

teil.     Er   sitzt  in   der   Suppe^    in    der  Hennig,  270. 

Patsche.    Er  mu/z  die  Suppe  bezahlen,  Susirlnkimininker,  m.,  s.  Surinkimininker. 

er  hat  den  Schaden.  SUSt,    adv.,    sonst.     Sust  kam  ock  na 

Suppen,   sw.     1.  Suppe  essen.      Wer  Stis  to  spade.     Volksl,  7,  51,  2. 

lang  suppt,  lebt  lang,  zu  Kindern,  welche  sUfz,  adj.,  s.  sauer. 

die  Suppe  nicht  essen  wollen.     Dönh.  SUfzholz,  n.,  wildes^   süCzholzblättrige 

2.  stark  träufeln,    sich  in  Tropfen  er-  Bärenschote,  Astragalus  glycyphyUos  L. 

giefzen,    triefen.    Dos  Blut  suppt  ihm  Hagen,  767. 

aus    der    Nase.      Durchnäfzte    Kleider- ^  ^uter,Sütter,  Dem.  Swfe^-cÄ^,  Suferik, 

suppen.    durchsuppen,  durchtriefen,  ein-  Sutterke,   w.,    Sandaal,    Ammodytes  tch 

regnen.     Vgl.  Sappen.  bianus  und  A,  lanceolatus.    Lett.  suüis 

Supptopf,  m.     1.  Topf  zur  Aufnahme  Aal,  «wttim  Neunauge.    Der  Swfer  heifzt 

der  Suppe.    2.  unfreundlicher,  finsterer  auch  Tobies,   Tobieschen,   lit.  und  kur. 

Mensch,    mit  der  Nebenbedeutung  der  tubis,    poln.    tobijak,    auch   Seepeitzkif 

Beschränktheit.   Er  ist  ein  rechter  Supp-  und ,      nach     B  u j  a  ck ,     Sandspirring. 

topf.    Vgl.  Sauertopf,  Sauermaul.  Hennenberger,  Anh.  29.   Benecke, 

Surinkimininker,  Susirinkimininker,  m.,  99f.    Bujack,  397.    Nsslm.  ForscL 
wörtlich  die  Versammelten,  Kon  ventikler,  3;  Th.,  182.     Vgl.  Gru. 
von  surinldmaSy  Versammlung,  Konven-  Sutergarn,  n.,  s.  Hauschnur. 
tikel^  Mitglied  einer  religiösen  Sekte  in  Sutter,  m.^  s.  Suter. 
Litauen.     Spottweise   heifzen    die   Su-  Szäken    (0  =  i),    Ortsn.,     Dorf    bei 
rinkimininker  auch  Maldininker,    Malde-  Tilsit.     Er  ist  aus  Szäken,  wo  der  He- 
ninker,  Beter,  von  dem  lit.  maldä  Bitte,  ring   an   der   Kette   liegt.     Für   samt- 
Gebet.    Hintz,  20,  Anmerkung:  über  liehe  Bewohner   des  Dorfes   war,    wie 
die  Maldeninker.    Näheres  in  den  Pr.  der   neckende  Volkswitz   erzählt,    ein 
Prov.-Bl.  VI,  204  £F.     Vgl.  auch  Pas-  Hering  angeschafft,    der  im  Schulzen- 
sarge, Balt.,  261.  hause   an   der   Kette   hing.      Um    die 


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Szaw  —  Tabbert. 


389 


Mittagsstunde  yersammelten  sich  die 
Haasfrauen  cmd  machten  an  ihm  ihre 
Kartoffeln  ab.     Sprw.  II,  2619. 

Szaw,  /.  s.  Sau  3. 

Szente,  m^  Schwiegersohn^  von  dem 
gleichbed.  lit.  zentas.  2kc  Zeiten  wird 
ohne  Ndthj  aus  Faulheit  zu  arbeiten  und 
ihre  Wollust  und  Kurzweil  zu  treiben^ 
gemacht^  dafz  sie  (die  Litauer)  entu)eder 
eine  Martzsche  (s.  d.)  oder  einen  Szen- 
ten  vor  der  Zeit  auf  etliche  Jahr  ins 
Haus  und  Geschäfte  nehmen.  Kirchen- 
Visitat.  Insterburgschen  Amtes.  Hen- 
nig, 270. 

szingerschy  adj,  s.  zings. 

szings,  szingersch,  adv.^  augenblicklich, 
soeben.     Rastenburg.    Vgl.  Singer. 

Szittkehmen,    Ortsn.,    Dorf   im    Er. 


Goldap.  Nach  Bock,  Nat.  V,  392, 
von  dem  poln.  zyto  Roggen,  „weil  da- 
selbst vorzüglich  der  reineste  Roggen 
wachset" 

Szud,  w.  Yom..  s.  ächud. 

Szupone,  f.,  Frau.  Von  dem  lit. 
Zupone  vornehme  Frau.  Nsslm.  Wb., 
550  b.  Gefallen  Dir  denn  die  Szuponen 
Eie  (in  der  Gegend  von  Tilsit)  besser 
als  sonst  andeinverts.  Carm,  nupt  I, 
232.  Szupone,  dat  ös  Früke.  Volksr., 
114,  477. 

Szufzkehmen,  Ortsn.,  Dorf  im  Kirch- 
spiel Nemmersdorf  im  Kreise  Gnm- 
binnen.  Er  geht  nach  Szufzkehmen^  er ' 
schläft  ein,  geht  sphlafen  Von  der 
Ähnlichkeit  des  Klanges  mit  schmchen 
schlafen.     Sprw.  I,  3205. 


t,  harter  Zungen-  oder  Zahnlaut,  fallt 
in  der  Mitte  der  Wörter  und  auslautend 
im  Plattdeutschen^  besonders  hinter  Z, 
häufig  ganz  weg:  es  und  ös  ist,  nich  nicht 
As  Axt,  61  und  oll  alt,  öler  alter,  hole 
halten,  selle^  solle  selten,  schelle,  schölle 
schelten,  spöle  spalten;  oder  bleibt  auch 
am  Ende:  deit  thut,  heft  hat,  wird  abe^' 
dann  doch  gern  nahe  dem  d  gemildert. 
rod,  roty  bred  breit.  Inlautend  wird  es 
d:  stride  streiten,  selbst  in  der  Verdop- 
pelung bleibt  es  ein  einfaches  d  und 
der  vorhergehende  Vokal  verlängert 
sich:  Bläder  Blätter.  Sonst  geht  tt  in 
dd  über:  bedden^  bödden  bitten,  Bedde 
Betten,  Gevadder  Gevatter,  redde  retten, 
h€ulde(n)  hatten.  Anlautend  wird  es 
regelmäi'zig  ein  d:  drägt^  drächt  trägt, 
drifty  dröft  treibt,  Düwel  Teufel,  döne 
thun,   dal  nieder,  zu  Thal;   selbst  im 


ausgearteten  Hochdeutsch  z?igt  sich 
diese  Umlautuug:  dausend  Dahler^ 
Deiwely  doli,  dichtig  (tüchtig).  Hinter 
n  klingt  es,  wie  auch  das  d,  gleich  dem 
Nasenlaut  in  Natangen  und  den  Nie- 
derungen: hinge  hinten;  dagegen  in 
Samland,  Litauen,  Oberland  etc.  eben- 
falls wie  ein  d:  hinde  hinten.  Die  zuerst 
bezeichnete  Bequemlichkeit,  das  auslau- 
tende t  wegzulassen,  zeigt  sich  auch  im 
Hochdeutschen,  indem  gesprochen  wird: 
isy  nich,  Ax  statt  ist,  nicht,  Axt.  Leh- 
mann, Volksmd,  32. 

ta-,  Vorsilbe,  er-,  s.  ter. 

tä  (a  lang),  adj ,  zäh,  s.  tftg. 

Tabarre,  /.,  Fischn.,  s  DIbel. 

tabbern,  ^.,  s.  tobbem. 

Tabbert,  m.,  in  früheren  Zeiten  ein 
Schleppkleid  für  Frauen.  Möhling. 
In  Hessen:    Tabart^  Daphart,   Tapport 


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390 


Tabelle  —  Tfigel. 


im  14.  und  15.  Jahrhundert  als  Be- 
zeichnung eines  langen  Gewandes.  V  i  1  - 
mar,  408. 

Tabelle,  /.,  Fischn.,  s.  DTbel. 

tab'rig,  adj.^  ungeschickt,  plump,  zu- 
tappend, unnütz.     Davon  Tab'rigkeit,  /. 

Tach,  tw.,  Decher,  mhd.  techer^  aus 
dem  lat.  decuria  Zehent:  10  Stuck 
Felle.    Mühling.    Weigand  I,  311. 

Tächerwerk,  n.,  s.  Däkerwerk. 

lacht,  locht,  Dacht,  m.  u.  n.,  Docht, 

Leuchte.     Im  Augenblick  meines  Falb 

war   das   kleine  Tacht  umgefallen  und 

gab    nur    ein    ganz    schwaches    Ldcht 

•  Soph.  R.  I,  73 f.    Sperber,  30. 

Tacht, /,  Prügel.  Saalfeld.  Davon: 
Tachtel,  /,  im  Samlande  Hieb,  Schlag, 
aber  auch,  wie  andemorts,Ohrfeige.  Brem. 
Wb.  V,  3.  Schamb.,  223b.  Dähn., 
481b.  Hupel,  285.  Sallmann,  42a. 
Bernd,  36:  Dachtel 

tachteln,  sw,^  von  Tachtely  ohrfeigen, 
prügeln,  schlagen  überhaupt.  S.  mauf- 
tachteln. 

tachtentig,  num,^  achtzig.  Ek  hetmo 
nu  all  tachtentig  Jahr  on  mehr  op  dem 
Riggen.    Dorr,  1.  Wiew.,  58. 

Tachter,  m,y  s.  Taten. 

Tacket,  m ,  s.  Teckel. 

Tafef^  /.,  in  der  Schulsprache  die 
Schiefertafel. 

Tafelbier,  n,^  zweiter,  auch  dritter 
Absud  des  Bieres,  Dünnbier.  Auch 
Schemper  und  Trinken  genannt  (s.  d.). 
Ebenso  in  Bremen  und  in  Pommern. 
Brem.Wb.  V,  4.  Dähn.,  483a.  Vgl. 
Bock,  Nat.  I,  271.  Hennig,  30.  271. 
In  Königsberg  auch  Tafeltrinken,  also 
ein  Bier,  das  an  der  Tafel  armer  Leute 
getrunken  wird.  In  Danzig  gab  es 
zur  Ordenszeit  drei  Arten  von  Bier: 
Joppen-  oder  Schiffbier  ^  gewöhnliches 
Bier  und  TafelMer  oder  Covent. 
Hirsch,    245.     Der   Rheinsche    Wein, 


der  war  vor  ihm  zu  achten  wie  geringei 
TafeJbier^  darnach  nicht  viele  trcu^fäen, 
Carm,  nupt.  IV,  13  b. 

Tafellftken,  n.,  Tafeltuch,  Tischtuch. 

Tafefstein,  wi.,  Schieferstein,  Schiefer- 
stift.   Mühling. 

Tafeltrinken,  n.,  s.  Tafelbier. 

Tafelzeug,  n.,  Tischzeug,  Tischwäsche. 
Hennig,  271. 

Taft,  m.,  Taflfet.  Vgl.  Sprw.  I,  3688. 
3354;  II,  2366. 

Tag,  pltd.  Dag,  m.,  plur.  Tagner.  Se 
ÖS  möt  gode  Däg^  sie  ist  mit  guten 
Tagen,  ist  schwanger.  Sprw.  I,  69p. 
Es  ist  nicht  aüe  Tage  Sonntag.  Ab- 
lehnend: In  den  ersten  Tagen  nächster 
Woche^  entweder  Freitag  oder  Sonnabend. 
Am  hellen  Tag  Dicht  brennen.    Dorr, 

I.  Wiew.,  32.     Vgl.  Sprw.  I,  3690  ff.; 

II,  2622  ff.    Ein  Tagner  zehn. 

tftg,  %  adj,^  zähe.  Tages  Fleisch. 
Täet  Holt^  zähes  Holz.  Der  Aal  hcU 
ein  täges  Leben^  ein  zähes  Leben.  Auch 
vom  lehmigen  Wege.  Vgl.  blottig. 
Angs.  toh,  engl  tough^  hoU.  toot,  ditm. 
taag^  im  Götting.  td,  brem.  taa^  tae. 
Hennig,  306,  hat  auch  vhchd.  zage. 
Brem.  Wb.  V,  1.  Schamb.,  223a. 
Danneil,  220a.  Mi,  91a.  Hennig, 
271. 

tag,  ad^'.y  tüchtig,  s.  dSg. 

Tagbalg,  m.,  Balg^  der  tag  ist;  von 
einem  unfolgsamen,  ungezogenen  Kinde. 
Davon :  tagbalgig,adf;.,  ungezogen,  schwer 
lenksam.  Ein  tagbalgiges  Kind.  Nach 
Hennig,  271,  dickhäutig,  wörtlich  nnd 
bildlich. 

Tage,  /.,  nach  Treichel  eine  Art 
Schwengel  =  Bracke  (s.  d.). 

T&gel,  m.  1.  Zagel,  Schwanz,  engL 
tail.  Da  auch  penis  Zagel,  Tagely  hcifzt, 
und  die  getrocknete  Rute  des  Ochsen 
als  Prugelinstrument  dient  (vgl.  Peserüi)^ 
so   ist  Tagel  der  Ochsenziemer,    aber 


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tagein  —  Tag  und  Nacht. 


391 


auch  die  aas  Lederriemen  geflochtene 
Peitsche,  das  zum  Prügeln  dienende 
Taaeiide,  der  kurze  Strick.  2.  Hiebe, 
Schläge,  Prügel.  Aus  der  ersten  Be- 
deutung. 

tftgeln,  »w.^  mit  einem  Tdgel  schlagen, 
aber  auch  prügeln  überhaupt,  abtflgeln, 
abprügeln,  durchprügeln;  ebenso  auf- 
tageln.    Vgl.  tachteln. 

tagen,  tagem  (a  kurz)^  sw.^  sichy  sich 
zanken,  reiben,  streiten.  Er  tagertsich 
mit  andern^  fangt  mit  ihnen  Zank  und 
Streit  an.  Bock,  68.  Hennig,  271. 
Nach  Bock  wird  es  auch  „von  Per- 
sonen beiderlei  Geschlechts  gesagt,  die 
sich  mit  einander  wohl  verstehen  und 
gerne  leiden  können":  —  was  sich  ta- 
gert  (neckt),  das  liebt  sich.  Vgl.  tar- 
gen  unter  zargen. 

Tagg,  /.,  das  Schaf.  Westpr.  (Jer- 
rentowitz.) 

tagger,  adj.  u.  adv,^  tapfer,  tüchtig, 
wacker,  rührig,  rüstig,  ausdauernd,  em- 
sig, flei/'zig,  hurtig,  lebhaft,  munter. 
Er  hat  »ich  tagger  gwpuit^  er  hat  etwas 
hurtig,  eifrig  und  schnell  ausgerichtet. 
Er  ist  tagger  bei  der  Arbeit  Dat  geit 
mot  em  noch  ganz  tagger^  er  ist  noch 
recht  rüstig  und  kräftig,  trotz  seines 
Alters.  Als  Zuruf:  Na^  tagger^  tagger! 
Man  immer  tagger!  Tagger  drauf  los! 
Vgl.  tanger. 

Täglichneu,  Pflzn.,  zweijährige  Nacht- 
kerze, Oenothera  biennis  L.  Auch  Wein- 
blume.   Hagen,  407. 

TagnSt,  im  Volksmunde  Königsbergs 
und  Danzigs  Tangnfit,  m.  u.  /.,  nach 
Hirsch,  211,  in  Danzig  1416:  Tendete, 
Verkaufsstelle  für  alte  Kleider  und 
altes  Hausgerät,  Trödelmarkt.  Ich  gab 
denn  also  einen  Rubel  auf  den  Hut  zu^ 
,  den  ich  auf  dem  Tagnet  um  einen  hal- 
ben Oulden  haben  konnte,    Soph.  R.  V, 


115.  Das  Danziger  Dampfboot,  Jhrg. 
1833,  No.  20,  S.  112,  fuhrt  Tagnet  auf 
das  franz.  vendre  verkaufen  zurück. 
Hiervon  zunächst  la  vente  der  Verkauf, 
davon  das  Dem.  la  vendette  der  Klein- 
verkauf, Trödel.  „So  finden  wir  noch 
in  den  alten  hiesigen  Concessionen  der 
Trödler:  und  sollen  dieselben  mit  ihren 
Waaren  nirgends  anders  als  auf  der 
Vendette  aussitzen.  Aus  Vendette  macht 
der  Pole  wendeta  und  aus  diesem  das 
gebräuchlichere  tandeta^  aus  tandeta 
aber  macht  der  Kassube,  seinen  häufi- 
gen Nasentönen  gemäfz,  tangneta.  Letz- 
teres hat  der  Plattdeutsche  angenom- 
men und  daraus  Tangnete  gebildet**. 
Auch  Nsslm.  Forsch.  2;  Th.,  184,  ver- 
mutet in  beiden  Wörtern  eine  Umge- 
staltung aus  dem  poln.  tandety  tandeta 
in  derselben  Bedeutung,  von  tani,  tania 
wohlfeil,  oder  eine  Entlehnung  aus  dem 
mlat  tenda^  tendeta  und  weist  auch 
vergleichsweise  auf  kslav.  tenüta^  tenta^ 
ngr.  tevza  tentorium  hin. 

Tagnfiter,  Tangnfiter,  w.,  Trödler,  An- 
tiquarius,  poln.  tandeciarz,  tandetnik. 
In  Danzig  giebt  es  eine  Tagnetergasse, 
Löschin,  43.    Klein  H,  185. 

Tagneter-,  Tangntterbude,  /.,  Trödler- 
bude. 

tagnfitem,  tangnStem,  sw.^  mit  alten 
Sachen  handeln.  Klein  U,  185,  der 
sich  allein  für  die  letzte  Wortform  er- 
klärt. 

Tagschlaf,  m.,  Tagschläfer,  europäische 
Nachtschwalbe,  Caprimulgus  europaeus\ 
auch  Hexe  und  Grofzmaul.  Bujack, 
369.     Mühling,  Tiem.,  178. 

tagtäglich,  adv.,  als  Verstärkung  von 
täglich,  jeden  Tag,  wiederholt,  unaus- 
gesetzt, ohne  Unterbrechung.  D(zs  Lded 
hört  man  tagtäglich. 

Tag  und  Nacht,  Pflzn.,  Hain-Wachtel- 


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392 


Tähnkefuhrer  —  Talk. 


Weizen,  Melampyrum  nemorosum  L, 
Aach  Kuhweizen  und  Rinderweizen. 
Pritzel,  232.     Hagen,  645. 

Tähnkefuhrer,  m.,  s.  FähnkefUhrer. 

Tftk,  m.,  Narr.  Dzg.  Nhg.  De  Mensch 
blef  awerscht  doch  en  Teak,   Parad.,  80. 

Täk,  Täig,  plur.^  Streiche;  wohl  von 
Tdk.  Ek  donen  nik  leewen  dee  Täk 
(solche  Streiche).  Dorr,  1.  Wiew.,  24. 
Wenn  ju  miene  domme  Täig  besehnen. 
Ibid.,  46. 

Tftkel,  n.  1.  Tauwerk  eines  Schiffes. 
2.  Gesindel,  Pöbel;  als  Verstärkung  in 
diesem  Sinne:  Tftkelzeug.  Solch  Tdkel! 
Das  ist  einmal  rechtes  Täkelzeug!  Doch  . 
auch  gemütlich  als  Menge,  Volk:  Dat 
war  to  schue  düsend  Spa/z^  Sech  mal 
dat  losfffe  Takel.  Samland.  Firme- 
nich III,  498b.     Hennig,  271. 

Tftkel,  /.,  Lachsangel.  Danzig.  Von 
pommerschen  Fischern  seit  etwa  10  Jah- 
ren an  unserer  Ostseek&ste  eingeführt. 
Benecke,  401. 

tftkeln,  sw.^  ein  Schiff  mit  Tau  werk 
versehen.  Holl.  takel  Zugrolle,  engl. 
tackle.  Zusammensetzungen:  betftkeln, 
auftakeln,  abtakeln.  Letzteres  auch  in 
dem  Sinne  von  blofzstellen,  herunter- 
machen. Er  hat  ihn  gut  abgetakelt^  er 
hat  ihn  scharf  ausgescholten,  ihm  kein 
gutes  Haar  gelassen.  Er  ist  abgetakelt^ 
er  ist  heruDtergekommen,  unbrauchbar 
im  Dienste  geworden,  auftakeln,  sich^ 
sich  auffallig,  überladen  herausputzen; 
namentlich  von  Frauenzimmern.  Sie 
hat  sich  gewaltig  aufgetakelt.  Einem 
etwas  auftakeln  y  ihn  durchprügeln. 
Sprw.  I,  1. 

Takelware,/.,  schlechte  Ware ;  schlechte 
Menschen.    Mühling. 

Takelzeug,  n.,  s.  Takel. 

takfir,  adv.y  der  Quere  nach.  Taker 
gäncy  in  die  Quere  gehen;  auch  weinen, 
lamentieren. 


TakTsch,  Takisch,  Takischa,  /.  u.  m., 

das  Lachswehr,  lit.  tcJcisza.  Skirwieth« 
Beschreibung  und  Abbildung  in  Be- 
necke, 380  ff.  Fisch. -Ord.  f.  d  kor. 
Haff  §  23.    Sperber,  41. 

Tal,  (?),  Wurm  am  Finger,  Panari- 
dum,    Mühling. 

Tale,  /.,  s.  Talke. 

Talghacker,  m.^  Meise.  Auch  Talg- 
mVske,  Talgmeise. 

TalglUmmel,  m.,  Schimpfwort  für  einen 
groben  und  rohen  Menschen.  Bock, 
68. 

Talj,  ».,  s.  Tall. 
^  Talk,  w.,  Talke,  /.  1.  freiwillige  Hilfe- 
arbeit,  die  man  dem  Nachbar  leistet 
und  welche  nicht  mit  Geld,  sondern 
mit  Speise  und  Trank  und  schlieMich 
mit  einem  gemeinschaftlichen  Schmaase 
vergütet  wird;  daher  auch  2)  ein  der- 
artiger Schmaus,  wobei  der  Tanz  nicht 
zu  fehlen  pflegt.  In  der  Landesordnang 
des  Hochmeisters  Eonrad  von  Erlichs- 
hausen  von  1450  heilzt  es:  Ouch  sal 
man  am  ßertage  ume  talke  oder  bete 
(Bitte,  Einladung)  ntcA^  ari^ä^^^n.  Geb- 
ser  u.  Hagen,  Gesch.  d.  Domkirche 
I,  297.  Komtalk,  Arbeit  in  der  Roggen- 
ernte  und  Festschmaus  nach  Beendigung 
derselben.  Federtalk,  ReiCzen  der  Fe- 
dern auf  Talky  gewöhnlich  in  der  Zeit 
der  Zwölften.  Ebenso:  Kartoffeltalk, 
Flachstalk.  In  diesem  Kirchspiel  (Eürau- 
pischken)  ist  ein  Pawer  gewesen  ^  der 
hat  auf  einen  Sonnabent  Talck  gemacht^ 
das  Holtz  vom  Rodtacker  aizureumen. 
Hennenberger,  63.  In  den  Taft 
gehen  y  i  tölkq  eüti,  zu  einer  derartigen 
Zusammenkunft  gehen.  Lit.  talkä^  lett 
talka^  talksy  daher  lit  taVdnlnkaSy  lett 
talzineeks  ein  solcher  Hilfsarbeiter,  lit 
sU'tMkti  die  Nachbarn  zu  solcher  Arl>eit 
zusammenbitten;  poin.  Üvka  £mte- 
schmaus^    dagegen    tbka^   russ.    ioloka 


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Talke  —  Tannnessel. 


393 


Scfaarwerk,  Erohndienst  Nsslm.  Forsch. 
2;  Th.,  184.  Sallmann,  19a,  hat  für 
Estland  Talhn  bäuerliches  Erntefest. 
Mahling  hat  das  Wort  auch  in  ad- 
verbialer Bedeutung;  die  Ermländer 
sagen:  ich  tau  ihm  talk^  ich  fahre  ihn 
umsonst.    Hennig^  272. 

Talke,  Tale,  /".,  Dohle,  Corvus  mme- 
dtUa.  Dei'  Redner  theurste  Worf  ein 
Vortrag  nur  der  Thaalen,  Carm.  nupt 
Iir,  8c.    Hennig,  272. 

talken,  sw.,  im  Talk  arbeiten,  Hilfs- 
arbeit leisten;  in  der  Deklaration  des 
Herzogs  Albrecht  von  1564.  Hennig, 
272. 

Tall,  n,  Mafz  für  Garn,  Wolle:  10 
Gebinde  ä  40  Fäden.  2  Tall  machen 
1  Stück  Garn  (i  20  Gebinde).  2  Strei- 
mel  machen  1  Tall.  Von  tdlen^  teilen 
zählen.  Nach  MQhling  hört  man  im 
Ermlande  die  Redensart:  Die  Sache  ist 
über  TaU^  sie  ist  unnütz,  überflüssig; 
also:  über  die  Zahl,  überzählig.  Sehe- 
rn ionek,  40,  hat  Talf,  von  Zahl:  Zähl- 
stück vom  Hundert  oder  Schock. 

Tallpat,  m,,  tallpattisch,  adj.,  s.  Toll- 
patsch etc. 

talpsen,  «t/;.,  s.  v.  a.  tapsen  ^  unge- 
schickt, schwer,  plump  auftreten.  T  r  e  i  - 
chel.    Vgl.  irappsen. 

falterdequalter,  adv.,  das  lat.  taUter 
qualiter.  Et  geit  so  talterdequalter^  es 
gehtsoso.  Auch:  halterdequalter.  Westpr. 
Sprw.  I,  1137. 

Tambour,  m,^  feste  Lederdecke  an 
Halbwagen  und  andern  Fuhrwerkenzum 
Schutz  der  Beine  Wegen  der  Ähn- 
lichkeit mit  einer  Trommel,  auch  Trom- 
mel genannt.    Hennig,  336. 

ta-mü  ~  mit  einemmal,  plötzlich;  ist 
wohl  Kürzung  von  da  mit  {einemmal). 
Es  ist  aUes  schon  und  gut  .  ,  .  ich  seh 
meine  Kinderchen  um  mich  her;  ich 
mach  Suppe^   Thee^  Caffe^   was  ich  bei 


der  Seele  habe,     Ta-^t  geht  der  Tanz 
(der  Streit)  los.     Soph.  R.  V,  589. 

Tamre,  w.  jüd.  Vorname,  Thamar. 
Flatdw.     Schmitt,  115. 

Tannapfel,  m.,  Tannenzapfen.  S. 
Schischke. 

Tangelholz,  n.,  Holz  mit  Tangein, 
Nadelholz. 

Tanger,  w.,  Fichtenwald.  Ich  sah  mit 
herzlichem  Verlangen  nach  einem  Tan- 
ger hiny  dessen  Säuseln  mich  aufs  sanf- 
teste einlud.     Soph.  R.  IV,  509. 

tanger,  adj.,  frisch,  hurtig,  gesund. 
Bei  Jeroschin  zanger  tapfer,  was  un- 
ser tagger:  ein  man  zu  strtte  zangir  49  a. 
Pfeiffer,  285.  Ein  tanger  Kind^  ein 
munteres,  gesundes  Kind.  Ebenso  im 
Brem.,  in  Pommern;  im  Götting.  auch 
danger.  Brem.  Wb.  V,  23.  Dähn., 
484b.  Schamb.,  39a.  224b.  Hen- 
nig, 272.    Vgl.  tagger. 

Tangnet,  /.  etc.,  s.  TagnM  etc. 

Tank,  tw.,  Tang,  Seegras. 

Tankgabel,  /.,  gabelartiges  Fischerei- 
gerät. Aus  Tang  Zange  u.  Gabel  (?). 
S.  Winterfischerei. 

Tanne,  /.,  Fichte,  Pinus  abies  L.  Ich 
bemerke  noch,  da/z  man  in  Ostpreussen 
die  Fichte  stets  Tanne  nennt  und  die 
Kiefer  immer  Fichte.  Passarge,  Balt., 
109.  Nach  Hagen,  1010,  auch  Rot- 
tanne, Schwarztanne,  Pechtanne,  Harz- 
tanne.   Vgf.  Fichte. 

Tannenklee,  w.,  gemeiner  WaJdklee, 
Anthyüis  vtdneraria  L.  Tr  ei  chel, 
Volksth.  IL 

Tannenweib,  pltd.  Dannewiw,  n.,  Weib, 
das  Tannenlaub  zum  Verkauf  ausbietet. 
Ihr  Ruf  durch  die  Strafzen  ist:  Danne, 
recht  grene  Danne!  Kgsbg.  Der  Fast- 
nachtsgesang der  Tannen£rauen  und 
Kinder,  jetzt  nicht  mehr  klingend,  fin- 
det sich  in  den  Volksr.,  224,  796. 

Tannnessel,  /.,  weifze  Taubnessel,  La- 


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394  Taote  —  tarren. 

mium  aünm  L.    Saalfeld.    Nach  Ha-  Tapp  in  die  GrUtz,  m.   Hei  os  e  Tapp- 

gen,  612,  auch  tote  Nessel  und  Wurm-  Sn-de-Orött,  ein  Einfaltspinsel.    Sprw. 

nessel.  I,  3705.     In   Hessen    Tapch,   Dapch, 

Tante,  /.,  allgemeine  Benennung  für  plumper  Mensch.     Vi  1  mar,  409. 

erwachsene,  namentlich  Bespekts-Per-  taprig,  (xdj,   yon  Taper^  ungeschickt, 

sonen   weiblichen  Geschlechts  in  Fa-  unbeholfen.     Sperber,  31. 

milien.      Oieb    der    Tante    die  Hand!  Taradei,  Taraday,  Tarradei,  /.,  Spazier- 

Mach   der   Tante   einen  Knicks!    Vgl.  wagen,    welcher  vor  den  Thoren    von 

Onkel.    Nach  Treichel:    Tante  Meier  Danzig   zur  Miete    bereit    steht;    an- 

=  Abtritt.  dere  Wagen  werden  nicht  so  benannt. 

Tanz,   pltd.  Danz,   Dangs,  w.,   Dem.  Klein  H,  186.    W.Seidel,  35.   Pas- 

Damke,  Dangdce,    Beliebte  Tänze  frü-  sarge,    142.      Nach    Treichel    auch 

herer  Zeit  waren:  Kingei\  jagt  de  KU  im  Dem.  Taradelke.     Vgl.  DUttchenposL 

kel  üt  dem  Dömpel.    Carm,  nupt  ly  2S2^  taradeien,   9w.j   von    Taradei^    ange- 

16.    De  Katt  klaut  an  e  Haibek,    Pro-  strengt    arbeiten.     Ich   habe   die  gcmze 

vinzielle  Tanzreime  vgL  Volksr.,  271,  Woche  getaradeit^  nun  mu/z  ich  dafür 

940  ff.  auch   eine  Bairische  im   Jdschkenthale 

Tanzmeister,  j>Zur.,  in  früherer  Zeit  bei  trinken,    Danzig.    Passarge,  142. 

Hochzeiten  die  von  dem  Bräutigam  mit  Tarant,  m.y  Pflzn.,  gemeiner  Enzian, 

der  Auffuhrung  der  Tänze  be^tuftragten  Gentiana   pneumonanthe    L,      Bock, 

Personen;  sie  hatten  allein  das  Recht,  Nat.  III,  344.    Hagen,  296.   Pritzel, 

Frauen  und  Mädchen  zum  Tanzen  auf-  162.    Bock,  68.    Hennig,  273.    Das 

zuf ordern.     N.  Pr.  Prov.-Bl.  a.  F.  VII,  Kraut  wird  Kindern  in  die  Wiege  ge- 

377.  legt,   um   sie   g^en  das  Behexen    zu 

Tapar,  m.,  Fischn.^  s.  DTbel.  schützen.   Vgl.  auch  Hexspr.,  10.  Nach 

Taper, ?n.,  ungeschickter, unbeholfener  Bock,  Nat.  UI,  345,  heüzt  auch  6^7»- 

Mensch.    Sperber,  31.  tiana  campestris   Tarant    In  der  Ge- 

Tapiau,  Ortsn.,  Stadt  am  Pregel  mit  gend  von  Saalfeld  Dorant 

einer  Korrektions- Anstalt.    ^  ist  reif  tSren,  tfiren,  sw.y  s.  dftren. 

für  Tapiau.  Targ,   m.,    Wochenmarkt;   von  dem 

Tapis,  n.,  Tapet,  Teppich,  gewirkte  poln.  targ  Markt,  Marktplatz.    Sper- 

Tischdecke.    Etwas  aufs   Tapis  (Tct-  ber,  40. 

pet)   bringen^   vortragen,   zur   Sprache  targen,  «to.,  vhd.  zargen  (s.  d.). 

bringen.     Du  siehst,  wenn  von  solchen  Tarn,  Tohi,  /.,  Kreislauf,  Reihenfolge, 

Dingen  was  aufs  Tapis  kommt,  so  freund-  tumus.   In  der  Seemannssprache.  Wenn 

Uch  aus,    Soph.  R.  V,  3.  mM  Tarn  ward  son,  wenn  ich  an  die 

TappebTter,  m.,  s.  Zapfenbeifzer.  Reihe  komme.    Pillau. 

tappeln,  sw,,  häufig  gehen;  von  dem  Tarradei,  /.,  s.  Taradei. 

onomatop.  tap  tap,    Marold.  Tarras,  t/».,  dicker,  klebender  Schmatz, 

Täpper,  Tepper,  wi.,  Töpfer.  Stralzenkot.   Danzig.    W.  Seidel,  35. 

ttppern,   teppem,   sw,^    irdenes    Ge-  Die  Hosen  sind  ein   Tarras,    sie  sind 

schirr,   Töpferzeug,   zerschlagen;   zer-  voll  dicken,  klebenden  Schmutzes.    El- 

schlagen,  zerbrechen  überhaupt.    Sper-  hing.    S.  Schaltj.,  3,  4.     Oberland, 

ber,  31.  tarren,  sw.,   mit  Handstreicbeln  hin 


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Tarterich  —  Taubenkraut. 


395 


und  wieder  Gesicht  oder  Leib  über- 
fahren; necken,  narren.     Treicliel. 

Tarterich,  m.^  s.  Tattrich. 

TartHze,  /.,  Fackel.  . . .  darnach  zwi- 
sehen  aehten  vnd  neünen  rrdt  vier  vnd 
nicht  darüber^  yhrer  eygnen  tartitzen 
zuhaws  gebracht  Kleid. -Ordg.,  376. 
In  Bayern  Tortzen  gewundene  Fackel, 
Pechfackel,  ital.  ü  torchiOy  franz.  la 
torche^  span.  antorcha.  Schmellerl, 
458. 

Tarfajffel,  TartUffel,  /.,  Kartoffel.  A 
propos  bei  Kartoffeln:  wie  heifzen  denn 
die  Dinger  recht  .  .  .  hier  sagten  die 
Leute  Tartüfeln.  Soph.  R  V,  330.  S. 
Knollen. 

Taschy  m.  Vom.  Tasch,  Peter,  Gre- 
ger mag  dabei.  Was  Schiapperment,  was 
ist  dasf   sagen.     Carm.  nwpt  V,  26  b. 

Tasche,  /.,  die  Brust  einer  Säugen- 
den. Daher  tftschen,  sw.^  säugen.  Dzg. 
Klein  II,  186. 

Tasche,  /.  1.  kleine,  einem  grofzem 
Hause  angebaute  Wohnung,  Taschen- 
gebäude,  Danzig.  Klein  II,  186.  2. 
sackartige  Falte. 

Taschendieb,  Pflzn.,  s.  Nimmerstill. 

Taschengebäude,  n.,  s.  Tasche. 

tassen,  sw.y  das  Getreide  oberfläch- 
lich, d.  h.  nicht  ganz  rein  ausdreschen, 
vorklopfen,  vorschlagen;  es  in  die 
Fächer,  Tasse,  legen.    Mühling. 

Tafz,  m.,  Fach  in  der  Scheune,  wo- 
hin das  unausgedroschene  Getreide  ge- 
legt wird.     Mühling. 

Tatft,  Täte,  Tati,  m.,  Vater,  in  der 
Kindersprache.  In  Natangen  auch: 
Telta.  Poln.  tata.  In  Posen  der  Täte. 
Bernd,  307  ff. 

Tatarek,  m.,  s.  Täter. 

Täter,  m.  1.  wilder,  frecher  Mensch; 
ungeschickter  Mensch.  Von  Tatar 
(Tartar),  spät-mhd.  tciter^  thater,  that- 
ter,  tatter,  tarier.    Vgl  Weigandll, 


879.  Wi  de  Täter  on't  Land  kern,  on 
wl  et  Kringel  regend^,  zur  Bezeichnung 
einer  längst  vergangenen  Zeit.  Wehlau. 
2.  Prügelinstroment  von  zusammenge- 
drehten Stricken,  geflochtenen  Riemen 
etc.,  Tauende,  auch  Ochsenziemer  und 
Peitsche.  De  Täter  ward  wanken^  es 
wird  Hiebe  geben.  Sost,  wenn  dat  vor 
den  Voader  kömmt,  Denn  weetst,  dat  he 
den  Toater  nommt.  Dorr,  67.  Volksl, 
13,  5,  4.  De  Schwtnjung  dröft  met  st- 
nem  Tater  Pur  junge  Herrschaft  ut  dem 
Stall  Seelen w.,  80  f.  Im  Oberlande 
auch  Tatarek.  &  giebt  mit  dem  Tata- 
rek. Nach  Mühling  in  dieser  Bedeu- 
tung auch  Tacliter,  von  Tacht. 

täterig,  tatrig,  ad/.,  zum  Prügeln  ge- 
neigt; in  der  SaaKelder  Gegend  unge- 
schickt. 

tätem,  sw.,  von  Täter,  schlagen,  prü- 
geln. 

Tati,  m.,  s.  Tatä. 

Tattridi,  m.,  das  Zittern  der  Hand 
eines  Branntweintrinkers.  Er  hat  den 
Tattrich,  Sperber,  31.  Nach  Trei- 
chel  Tarterich. 

tätzen,  sw.^  laufen,  öck  sich  (sah) 
em  tätze.     Von  Tatze?    Samland. 

Tau,  m.  Vor  Tau  und  Tag^  frühzei- 
tig.    Königsberg. 

Tau,  /.,  Bracke  (s.  d.)  mit  zwei 
Schwengeln.    Gr  Werder. 

tau  bang.  Ruf,  durch  den  das  Vieh  im  ^ 
Stalle  auf  den  Platz  gewiesen  wird; 
also  soviel  als:  auf  den  Platz,  in  die 
Bahn,  in  die  Bande!  —  oft  auch  zu 
den  Kindern  in  ärgerlichem  Ton^,  wenn 
sie  in  Unordnung  gekommen. 

Taube,  w.  jüd.  Vom.,  Übersetzung 
des  gleichbed.  hebr.  Jonaf  Flatow. 
Schmitt,  115. 

Taubenkraut,  Pflzn.,  gebrauchhcher 
Eiaenh^xt^VerbenaofficinidisL.  Pritzel, 
431. 


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396 


Taubenmajor  —  Taxbier. 


Taubenmajor,  m.^  zur  Bezeicbnong 
eines  Taubenliebhabers  und  Tauben- 
Züchters,  der  diese  Vögel  mit  Eifer 
zum  Fliegen  antreibt.  In  Posen  Tau- 
benfeester.    Bernd,  312. 

Taubenschmied,  971.,  ironisch  ein  Über- 
kluger, ein  Pfiffikus,  der  allenfalls  als 
Schmied  geschickt  genug  wäre,  den 
Tauben  Hufeisen  aufzulegen.  Trei- 
chel. 

Taubenschnabel,  Pflzn.,Tauben-Storch- 
schnabel,  Geranium  coluwbinwm  L. 
Hagen,  716. 

Tauberty  Täubert,  m.,  die  männliche 
Taube.  Sperber,  31.  WeigandU, 
881.    Vgl.  DIffert 

Taubhaber,  Pflzn.  1.  taube  Trespe, 
Bromuc  sterilis  L.  2.  Flughafer,  Avena 
fatua  L.    Hagen,  116.  124. 

Täubrich,  m.,  zur  Maskierung  des  Wor- 
tes Teufel.  Hol  mich  der  Tau- brich! 
SopL  R.  VI,  210. 

taubschlaubig,  adj.,  s.  döwschlQwig. 

taubschneidig,  adj.y  Messer,  Schneide- 
werkzeug überhaupt,  mit  zu  weicher 
Schneide,  die  beim  Gebrauche  sich 
leicht  umbiegt.  In  der  Rastenburger 
Gegend  auch  soviel   als  taubschlaubiff. 

Taude^  /.,  s.  Tüde. 

tauen,  sw.  1.  gehen,  fahren,  reisen. 
Nä  Heilsbeck  taue^  nach  Heilsberg 
gehen  etc.  Sich  hintauen  sich  hinbe- 
^  geben,  hingehen.  Ermland.  2.  eilen, 
Tau  dl!  beeile  dich,  spute  dich.  Sam- 
land.  Hide  tau  dt^  morge  rau  dt^  heute 
beeile  dich,  morgen  ruhe.  Sprw.  I, 
3708.    Vgl.  tau  bang. 

tauen,  sm?,  gerben,  Leder  bereiten, 
Leder  tauen.  Engl,  taw^  angs.  tawian 
bereiten,  hoU,  touwen  gerben,  bereiten. 
Tauer,  Ledertauer,  m.,  Gerber.  Hen- 
nig, 273. 

Taufeltem.  In  Masuren  die  beiden 
Eheleute,    welche   bei   der   Taufe   als 


Zeugen  gegenwärtig  sind.  Aufzer  ihnen 
ist  nur  noch  ein  dritter  Taufzeuge,  ein 
jQngling  oder  eine  Jungfrau,  geladen. 
Hintz,  76. 

Taufmutter,  /.,  die  Frau  Patin,  welche 
den  Täufling  in  die  Kirche  und  wieder 
zurück  ins  Haus  trägt;  sie  heifzt  aoch 
Säugemutter.    Hintz,  76. 

Taugras,  Pflzn.,  gemeiner  Windhalm, 
Agrostis  spica  venti  L.  Auch  grofze 
Ackerschmele.    Hagen,  74. 

Taurel,  (?;,  Trinkgeföl'z,  Trinkhom. 
Aufzerdem  haben  sie  (die  Nadrauer) 
Homer  oder  Taurelen^  die  sie  insgemein 
von  Leinbaumholz  machen.  Pierson, 
Matth.  Prätor.,  111. 

Tauschnarre,  /.,  Vögeln.,  Wasserralle, 
Rallus  aquaticus.  Bujack,  384.  Nach 
Mühling,  Tiern.,  178,  auch  der  Wiesen- 
schoarrer,  Crex  pratensis. 

tausend  ja,  Ausruf  der  Verwunderong, 
des  Staunens.  Er  hat  dafür  2000  Mk. 
bekommen.     y^Tausendja^  das  ist  viel!'' 

TausendschSnchen,  n.,  Pflzn.,  aus- 
dauernde Mal'zliebe,  Bellis  perennis  L, 
Hagen,  888.    Vgl.  Marienblume. 

Tautudel,m.,  lüstiger,munterer  Bursche, 
der  seine  Umgebung  durch  pfiffige  und 
schlaue  Ein&Ue  unterhält.   Nordenburg. 

tauzen,  sw.  Ein  Töchterlein^  Das 
stoltz  geht  hrein^  Ihr  Eltern  fromb^ 
Anstehet  krumb^  Schimpflich  anscknautzt^ 
Auch  ofmals  tuutzt,  Viel  klappern  kan^ 
Da  ist  nichts  an^  Dafür  sich  hütte  jeder^ 
man.  Ambr.  Lowasser.  Hennen* 
berger,  360. 

tftwem,  sw.^  zanken,  streiten,  lännen. 

tawill,  tawills,  adv.^  derweil,  derweilen. 
Tawillzwea  de  Erat  (Kröte)  vasckumnge. 
Natangen.     Firmenich,  lila. 

Taxbier,  n.  Bier,  das,  weil  es  um- 
geschlagen oder  sauer  geworden,  um 
geringeren  Preis  verkauft  wird.  Heu- 
nig,  30.    Jetzt  aulzer  Gebrauch. 


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U  —  teU. 


397 


16,  präp.^  s.  z£. 

te-  (Vokal  kurz),  Vorsilbe  er-, 
8.  ter. 

T8,  (?).  Sunst  ging  öck  äwer  He  on 
Te^  On  was  doch  stet»  vei^gnöglich, 
Samland.  Firmenich,  III,  116  b: 
^über  alle  Berge."  Wohl  richtiger: 
über  Höhe  and  Thal. 

techrig,  adj ,  leicht  gebaut,  zerbrech- 
lich.   Elbinger  Ndrg.    Vgl  däkerig. 

Teck,  (?),  Zieh -Leine.  Ungewohnt 
(ist  es  dem  Toaristen  in  Antwerpen) 
die  zweispännigen  Wagen  mit  nv/r  einer 
Leine  —  in  der  Elbinger  Niederung 
nennt  man  sie  ^  Teck^  —  lenken  zu  sehen. 
Hausburg,  31. 

Teckel,  Tekeljäckel,  Däckel^m.,  Dachs- 
hund. 

Teerblume,  /.,  gemeine  Pechnelke, 
Lychnis  viscaria  L.,  auch  Teemelke  und 
Mennonitenblume.  T reich el,  Volksth. 
III.    Hagen,  484. 

Teerbott,  w.,  Teerbutt,  PUunorectes 
passer.  Danzig.  Mühling,  Tiern., 
178. 

TeerfUhrery  w.,  Hausierer  mit  Teer. 
Hennig,  336.    Ebenso:  Teerjude. 

Teemelke,  /.,  s.  Teerblume. 

Teerpaudel,  /.,  Behälter  für  den  Teer, 
der  an  Frachtwagen  unter  der  Hinter- 
achse hängt    Vgl.  schlickern. 

teerschwarZy  adj,^  schwarz  wie  Teer, 
tiefschwarz.  Zur  Verstärkung  noch: 
pechteerschwarz.Hennig,336.  Vgl.kohl- 
rabenschwarz. 

Teerwasser,  n.,  figürlich:  schlechte 
und  unreine  Brühe,  schlechter  Kaffee. 
Hennig,  336. 

tehöp,  zuhöfy  adv,^  zusammen,  zuhauf, 
En  mienem  Lewen  lach  §k  nich  so^  as 
wenn  §k  m§t  dem  Mäken  ihop  n.  Dorr, 
1.  Wiew.,  29.     Vgl.  vonta. 

Teichert,  w.,  Teufol.  Dafy  da  Tai- 
chat  mufz  hole^  's  Färd  steht  noch  ömma 


an  a  Dachlotta,  Ermld.  Freisch.,  N. 
Pr.  Prov.-Bl.  IX,  397. 

Teichgräber,  m.,  Gräber,  Arbeiter  mit 
dem  Spaten,  vorzugsweise  ein  solcher, 
welcher  Gräben  auswirft  und  instand- 
hält.    Mühling. 

TeichlUie,  Pflzn.,  Wasserschwertel, 
Lis  pseudacorus  L.  Auch  Sumpfiille 
und  roter  oder  falscher  Kalmus.  Ha- 
gen, 45. 

Teichrohr,  pltd.  Dikrohr,  w,  gemeines 
Rohr,  s.  Deckrohr.    Hagen,  127. 

Teichwasser,  n,  Wasser  in  und  aus 
dem  Teiche,  letzteres  zur  Bezeichnung 
des  sog.  weichen  Wassers. 

Teidung,  /.,  Ansicht,  Meinung.  Zum 
andei^  sprechen  sie  (die  Gegner  der 
Rotationslehre):  wegen  solchen  sehr  ge- 
schwinden  Laufs  (der  Erde)  würden 
die  Thürme  und  Häuser  umgeworfen 
werden^  die  Thier  und  Menschen  würden 
den  Schwindel  kriegen^  die  Vogel  würden 
ihre  Nester  nicht  wieder  finden.  Aber 
zur  Antwort  auf  diese  und  dergleichen 
einfältige  Teidungen  kann  etc,  Linem., 
N3a.     Vgl.  Schmeller  I,  428 f. 

teig,  adj.y  mehlig.  Eine  teige  Birne, 
Treichel. 

Teigaffe,  w.,  pltd.  Degdp,  Spottbe- 
zeichnung für  den  Bäcker. 

Telne,  /.,  s.  TTne. 

Teita,  m^  s.  Tatft. 

Tekel,  m,,  s.  Teckel. 

T8le,  /.,  s.  TBIe. 

Teige,  /.,  Ast,  Zweig.  Dzg.  W.  Sei- 
del, 35.  Angs.  telga^  hoU.  telg^  fries. 
tulg  u.  telge,  nds.  telge.  Brem.  Wb.  V, 
51. 

teil,  adj.  yyEs  ist  nicht  tell^  nicht  leU, 
sagt  man  in  Preufzen,  wenn  man  auf 
eine  A\ifrage  eine  Antwort  erhalten 
hat,  die  nichts  in  sich  enthält."  Hen- 
nig, 273.  Hennig  weist  auf  das  nds. 
teilen  schwatzen,  plaudern  und  auf  lallen 


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Tellelks  —  Terling. 


hin,  ^ySodafz  es  also  ein  onyerstandliches, 
nichts  enthaltendes  Geschwätz  anzeigt.^ 
S.  303  schreibt  Hennig  toU  und  loU 
und  erklärt  in  Parenthese:  „vielleicht 
nicht  taUtei\  nicht  qualiter.^  Sprw.  I, 
3712.  In  Estland:  er  vei*steht  nickt 
Näl  noch  Till,  d.  L  gar  nichts.  Sall- 
mann,  112b. 

Tellelks,  TVIIelks,  m.  1.  eine  Art  sehr 
fetter  Kuchen,  heute  nicht  mehr  be- 
liebt. Ein  grofzes  Stück  Butter  wurde 
wie  ein  Braten  an  einen  hölzernen 
Spiel'z  gesteckt,  bei  einem  gelinden 
Feuer  geschwbde  umgewandt  und 
im  Umwenden  schnell  und  ausreichend 
mit  geriebenem  Weilzbrot  bestreut  2. 
Schimpfwort  auf  einen  Menschen,  der 
wenig  Witz,  Verstand  und  Manier  be- 
sitzt. Bock,  69.  Bock,  Nat.  I,  265. 
Hennig,  277. 

Tellergeldy  n.,  die  Gabe,  welche  bei 
Eindtaufen  dem  Prediger  oder  Or- 
ganisten auf  einen  Teller  gelegt  wird. 
Hennig,  274. 

Teh,  /,  Ortsn.,  Tilsit.  E  Schal- 
meister  st  eck  en  Teh  en  de  Stadt 
Firmenich  I,  106a. 

temide,  o^/.,  timide,  verzagt,  nieder- 
geschlagen. 

Temlitz,  /.,  s.  Temnitz. 

Temnitz,  Timnitz,  TemlHz,  TVmlitz,  /., 
Gefängnis,  besonders  in  den  Dörfern. 
Sie  gehen  mit  ihm  in  die  Temnitz.  Al- 
lein Jagal  habe  seine  Bojaren  gefangen 
genommen,  si  mit  wasser  gemardert,  si 
in  Eisen  geschmiedet  und  in  Temeniczen 
gesetzt  Voigt,  Gesch.  Pr.  V,  534. 
In  der  Willkür  der  Stadt  Marienburg 
von  1365  im  Plural:  iymmeniczen. 
Voigt,  Marienburg,  525.  Bei  Gebser, 
Gesch.  d.  Domkirche  I,  143,  'ty^ntcze; 
bei  Stein,  Peregrinus XVI,  12:  Tem- 
niss.     Lit  temnyczäj   teminyczä,  kslav. 


timinica,  russ.  temnkca,  poln.  ciemmca, 
magyar.  tSmlocz;  von  kslav.  thna,  rass. 
fma,  böhm.  tma,  poln.  cma^  sanskr. 
tamas  Finsternis,  kslav.  Üminu,  ross. 
thnnifi,  böhm.  temnij,  poln.  demmy  fin- 
ster, lit.  Umsta,  tSmo,  t^mti  finster  wer- 
den, tamius  finster.  Nsslm.  TL,  187. 
Bernd,  Einl.,  29,  fordert  die  slavi- 
schen  Wörter  als  germanische  zurfick, 
denn  ags.  ist  dim  (thimm),  ddma,  dm- 
gend,  dimlic,  engl,  dim,  isl.  dimmr  noch 
jetzt  dunkel,  finster,  und  ags.  dimna, 
isl.  dünna  Dunkelheit,  Finsternis,  vo^ 
mals  auch  im  Deutschen  Thimstenrnte 
etc.  Vgl.  auch  Schade,  99  a,  unter 
demerunga.  In  Braunsberg  gab  es 
fraher  eine  TymmenytzcegoMe,  Gefang- 
nisgasse.  Braunsberger  Ereisbl.  1864, 
Nr.  19.  Sprw.  I,  1132.—  Temlitz  auch 
s.^  V.  a.  Gericht,  Richterstuhl.  Ek  IM 
ihn  vor  mien  gerechte  Temlitz  fordden 
s.  die  Stelle  vollständig  unter  kreppetC). 

Tendele,  /.,  s.  TagnfiL 

Tennenklatsche,  /.,  s.  Klatsche. 

TennTs,  TVnnigs,  Dens,  NTs,  m.  Vom., 
Dionysius.     Hartwich,  54. 

Tepper,  m.,  teppem,  sw,,  s.  Täpper  etc. 

ter-,  Vorsilbe  er-,  oft  auch  ta  und  te. 
terfrOsen,  st,  erfrieren,  s.  frisen.  te^ 
futtern,  sw,,  ernähren.  Möt  wat  ter- 
futtei^  mt  sockt  Volksl.  3,  3,  4.  te^ 
kOwem,  sw.,  s.  erkowem,  terkriegen,  ^., 
sich,  s.  erkriegen.  terlfiwen,  «tr.,  er- 
leben, termindern,  termingem,  sw,,  siA, 
sich  erholen,  s.  mindefin.  temähreiif 
8w?.,  ernähren,  terobem,  sw.,  erübrigen, 
ersparen,  s.  erobern,  tafahren,  sU,  er- 
fahren, Kenntnis  sammeln.  Na,  säd 
de  Mutta,  gah  ok  hen.  Denn  warsckt  ä 
U)oll  te  fahre.    Lhrztg.  1878.  S.  57  e. 

tfiren,  sw.,  s.  dfiren. 

Terling,  m.,  Ballen  Tuch.  Das  Tud 
kam   aus   der  Fremde   in  grojzen   Pa- 


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T^rloch  —  töwern. 


399 


ieten^  welche  Terlinge  hie/zen.  Danzig. 
Hirsch,  250.  Terling,  Terlink  zu- 
nächst Würfel.   S.  Mnd.  Wb.  IV,  635b. 

Tfirloch,  n.y  Zehrstelle  im  Eise.  El- 
binger  Niederang. 

temen,  9w,^  ein  Holzflofz  (auch  eine 
Wittinne)  mit  dem  Tempfahl  ankern, 
anhalten;  lit.  temauti.  Ein  Schiffer 
springt  mit  dem  durch  ein  Tau  an  das 
Floiis  befestigten  Tempfahle  ans  Land 
und  stofzt  die  Spitze  desselben  in  den 
Boden.    Nsslm.  Wb.,  10a.  97b. 

Terner,  Holztemer,  plw,^  Ankerleute, 
die  föi'  die  Sicherheit  der  Holzflöl'ze  zu 
sorgen  haben.  Sie  begleiten  die  Traft en, 
haben  bei  dem  Transport  derselben  für 
die  Sicherheit  der  Schiffbrücke  bei  Til- 
sit zu  sorgen  und  schliefzlich  die  Flol'ze 
Yor  ihrem  Eingange  ins  Haff  hafftüch- 
tig zu  machen.  .Vgl.  Kgsbg.  Hartung- 
sche  Ztg.  1866.  Nr.  211,  Hauptblatt. 

Tempfably  m.,  Pfahl  zum  Temen.  In 
Danzig  Wurfpfabl. 

Tfirsch,  Tftrsche,  /.,  Hexe.  Alte  Ter- 
sehe.    Vgl.  tftwem  u.  TSwerhexe. 

terschaken,  »u;.,  durchprügeln.  Bock, 
69.    Hennig,  274.    Vgl.  dreschaken. 

terwachten,  sw.^  erwarten.  S.  ver- 
wachten. 

Teschacke,  /.,  Taschenpistol,  Terzerol. 
Es  soll  kein  Scholar  auf  der  Oasse  oder 
in  den  Schulen  keine  Wehr,  es  sey  Te- 
Schaken,  Rappier,  Dolch  etc.  tragen,  bei 
Verlust  der  Wehr.  Fund.  d.  Kgsbg. 
Akademie  .  vom  24.  Oktober  1541. 
Gleiche  Benennung  hatten  auch  die  in 
Teschen  gefertigten  Büchsenröhren : 
Teschinen  oder  Teschinken.  Hennig, 
274.    Adelung,  IV,  658. 

Test,  m.,  Milchnapf.    Saalfeld. 

TetIg,  n.,  s.  Theezeug. 

tttscheln,  sw.,  in  Zärtlichkeit  strei- 
cheln.   Er   hetschelt  und   tetschelt  das 


Kind  zu  sehr,  verwohnt,  verzärtelt  es. 
Treichel. 

tfitschen,  sw.,  ein  Boot  durch  sanften 
Itoderschlag  fortbewegen;  auch  putschen, 
pStscheln  Wohl  onomatop.  Bildungen. 
Treichel. 

Tfifschk,  Pflzn.,  s.  Tutscbk. 

Teufelsblume,/.,  grofzblumiges  Vogel- 
kraut, StellaiHa  holostea  L.  Pritzel, 
389. 

Teiifelshand, /.,  Pflzn.,  OrchdsmaaUata 
L.    S.  Gotteshand. 

Teufelskind,  n.,  Iltis,  Mustela  jmtxyrius. 
Hennig,  275.  Für  Liv-  und  Estland 
Hupel,  237. 

Teufelskralle,  /.,  Werkzeug  zum  Ste- 
chen des  Bernsteins,  lange  Stange  mit 
kräftiger  eiserner  Eralle. 

Teufelszujager,  m.,  einer,  der  dem 
Teufel  Seelen  zujagt.  Hei  ös  Dtweh- 
tojäger,  Sprw.  I,  3751.  JSr  hat  Teufels- 
zvjager,  Helfershelfer. 

Tftwe,  Fif,  /.,  Hündin.  Ebenso  in  Nds., 
hoU.  teef,  schwed.  täfca;  im  Götting. 
tifte,  tiffe,  die  Hündin,  tewe  der  Hund. 
Brem.  Wb.  V,  57.  Schamb.,  229b. 
230  a.  In  Hessen  ZivHve;  im  Fulda- 
schenZ^pp.    Vilmar,  471.    Vgl.  Zock. 

tfiwen,  sw.,  s.  tVwen. 

TSwerhexe,  /.  1.  Hexe.  2.  altes, 
hexenartiges  Weib.  Da  qvöhm  en 
Tover-Hea  tom  Onglock  en  den  Wech. 
Carm.  nwpt,  I,  282,  5.  Komm  ^runder, 
du  Teewerhex,  du  schlechtet  Wie f stock! 
Dorr,  1.  Wiew.,  100.  Auch  Tewersche, 
Tfirsche.  Kinder  jagt  man  mit  dem 
Rufe  in  Furcht:  Die  alte  Tersche  kommt! 
Bock,  68.  Hennig,  274.  Sprw.  H, 
2641.  Vgl.  Volksr.,  181,  694.  .S. 
MoVcentSwer, 

tftwem,  sw.,  zaubern.  Er  kann  te- 
Moem,  er  versteht  zu  zaubern?  Se  g^ 
sik  m§t  Teewem,   m§t  Beschuoärenj  m^t 


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400 


TÖW8  —  Thunuscht. 


TaJdenberehning  on  sone  Konststockskes 
af.  Dorr,  1.  Wiew.,  100.  Holl.  tooveren. 
Bock,  68.  Hennig,  274.  Davon:  be- 
tiwern,  behexen. 

T&W8,  m.  Vorn.,  Matthäus.  Hart- 
vich,  54.    £rmlan(l. 

thalern,  «w.,  dem  Vieh  eine  Kennung^ 
Erkennungszeichen,  Marke,  selbst  ein- 
brennen ;  vielleicht  weil  die  Marke  un- 
gefähr von  Thalergröfze  ist.    Tr eichel. 

Tharau,  Ortsn.,  Kirchdorf  im  Kreise 
Pr. Eylau.  Bekannt  durch  „Ännchen 
von  Tharau. "    S.  Annke. 

Theaterspiel,  n.,  Theatervorstellung, 
Theater.  Wie  et  nu  Oawend  wea^  doa 
warre  de  grote  Frind  möU  dem  MeUa 
Pölz  goane  dat  Theoataschpöll  beseeke. 
Boldt,  6. 

Thebald,  m.  Vorn.,  Theobald.  Hart- 
wich, 54. 

Thechen,  pltd.  Theke,  w.  Vom.,  s.  DorOt 

Thedor,  m.  Vom.,  Theodor.  Hart- 
wich, 54;  doch  ist  die  Kürzung  all- 
gemein. 

Thee,  m.  Er  ist  im  Thee,  hat  einen 
Rausch. 

Thee,  m.y  wilder^  gebräuchlicher  Stein- 
same, Liihospei^mum  ofßcinale  L,  Ha- 
gen, 199. 

Theebrett,  w.,  Präsentierteller,  Ta- 
blette. 

Theezeug,  pltd.  Tfitfg,  n.,  Tassen. 
Dzg.  Nhg.     Viol^t,  104. 

Thirsche,  /*.,  s.  Tfirsche. 

ThSs,  m.  Vom.,  Matthias,  s.  Thl8. 

Thierenberg,  Ortsn.,  Kirchdorf  im 
Kr.  Fischhausen.  Hei  steit  hinde  toerst 
op  tjoi  de  Thörenbarger.  Sprw.  I,  3759. 
Die  Thierevbei*ger  stehen  hinten  zuerst 
auf.  Das  Rindvieh  (Thiere)  erhebt 
beim  Aufstehen  den  Hinterteil  zuerst, 
welche  Eigentümlichkeit  der  Lokalspott, 
durch  den  Nameu  veranlafzt,  auf  die 
Bewohner  von  Thierenberg  überträgt. 


ThTs,  Thto,  m.  Vom.,  Matthias.  Hart- 
wich, 54.  In  der  Danziger  Nehrong 
auch  Tlzen. 

ThOms,  Toms,  m.  Vom.,  Thomas. 

Thorn,  Ortsn.  Bei  Jeroschin:  To- 
run:  eine  hure  Torun  genant^  25  d. 
Pfeiffer,  233.  Glühen  me  die  roten 
Dächer  von  Thom.  Müller,  Handb. 
d.  Prov.  Preulz.,  S.  85. 

Thorwagen,  m.,  Joumaliere,  welche 
an  den  Stadtthoren  hält  und  für  ein 
Billiges  nach  den  vor  der  Stadt  ge- 
legenen Vergnügungsorten  fahrt.  Kgsbg. 
Danzig.    Vgl.  DUttchenpost,  Taradei. 

Thorweg,  n    Das  Thorweg  steht  offen. 

Thrftn,  Thrftne,  /.,  Dem.  Tkrdnehen^ 
Thräne,  Tropfen,  Fettauge.  Auf  der 
Suppe  ist  kein  Thrdnchen  Fett  zu  sehen. 
Mühling.  Bei  Jeroschin:  trän^  m. 
Vgl.  Pfeiffer,  236.  . 

Thran,  m.  Im  Thran  sein^  betrunken 
sein.  In  kühner  Metapher  das  Ein- 
schmieren der  Stiefel  verglichen  mit 
dem  ^Einschmieren  der  Gurgel*.  Da- 
von thranen,  sw,y  flei/zig  dem  Glase  zu- 
sprechen; bethranen,  sich^  sich  betrin- 
ken. 

Thrantrichter ,  m, ,  Thränentrichter, 
schwarzer,  hoher  Hut. 

Thrftn-TrTne,  /.,  Thränen-Katharine, 
Spitzname  für  ein  weinerliches  (larmo- 
yantes)  Frauenzimmer.  So  sali  sehr 
frintlichy  kehn  Trahn-  Thrin^  daby  hübschj 
rieck  on  wortlich  syn.  Carm.  nupt  V, 
145c. 

ihres,  Trfts,  w.  Vom.,  Therese. 

Thum,  m.y  Dom,  s.  Tum. 

thun.  Man  mu/z  etwas  dafür  thun^ 
gegen  die  Krankheit  ein  Heilmittel  an- 
wenden. Einem  etwas  thun  =  leihen. 
Thu  mir  dein  Messer,     Treichel. 

Thunuscht,  m.y  der  Thuenichts,  Faul- 
pek,  Müfziggänger.  In  Posen  JSkc- 
nischt     Bernd,  314. 


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Thunuschtgut  —  tUlern.  401 

ThunuscMgirt,  m.^  der  Thoenichtsgat,  Wb.  Y,  63     Heonig,  275.     Dftyon: 

Tangenichte.  afitfdem,  vhchd.  anzeidern,  bw 

Thllrgericht,    n.,   Thürger&st,   ThQr-  TTding,/.,  Nachricht;  Zeitaog.    Dzg. 

pfosten.  .,,die  Bände  und  Krampffen  Nhg.     Violöt,  104.     De  ded  wol  80, 

sind  von  den  Thwrgerickten  abgesprun-  cw  wenn  he  fittig  on  den  Ttdingen  IIb, 

gen  gewesen.    Linem.,  E  3a.  Elbinger  Höhe.   N.  Pr.  Prov.-Bl.  a.  F. 

Tt,  /.,  Name  des  Flafechenö  Thiene  IX,  243.    Firmenich  III,  494b. 

in  der  Elbinger  Ndrg.  Tief,  pltd.  Dfip,  n.,  Durchbrach  der 

Tibberangel,  /.,  ans  Blei  geformtes  Nehrung,  durch  welchen  das  Haff  mit 
Fischmodell  mit  2  Angelhaken.  Die  der  Ostsee  in  Verbindung  steht,  Wasser- 
blankgeputzte Angel  tihbert  den  Fisch,  strafze.  Es  giebt  in  der  Provinz  deren 
d.  i.  reizt  ihn,  lockt  ihn  herbei.  zwei:    das  Pillauer  und   das  Memeler 

tibbem, «(?.,  reizen,  ermuntern.    Einen  Tief.    Preufz,  Pr.  Land.- u.  Volksk., 

ScMummemden  auftibbem.  11.  35.    Hennig,  275,  hat  noch  das 

Tick,  1».,  Eigensinn,  Grille.    Er  hat  Wogrammsche   Tief.    Da»  Tief  (d.  i. 

seinen  Tick.   Davon  tickisch,  o^.,  eigen-  die  Einfuhr  aus  der  Ostsee  ins  frische 

sinnig.     YgL  Sallmann,  42a.  Haf)  bey  Lochstadt  erfüUete  sich  und 

Ttder,  Tttder,  vhchd.  Zeider,  /.,  Strick  die  See  eröffnete  ein  anderes  bey  dem 

an   kurzem  Pflock,   womit  man  Yieh  Schlo/z  Balga.    Bock,  Nat.  I,  689. 

und  Pferde  an   einem  Fufze   auf  der  Tiernägeldien,   -nägelein,   n.,   Pflzn., 

Weide  fesselt,  damit  sie  nur  eine  be-  rauhe  Nelke,  Dianthus  armeria  L.  Ha- 

stimmte  Strecke  im  Kreise  abweiden,  gen,  457.    Pritzel,  133. 

Nds.  auch  tier^  engl,  tedder^  holl.  und  Tif,  /.,  s.  TSwe. 

fnea.tudder.   Brem.  Wb.  V,  63.   Hen-  THfert,  m.,  Täuber.    Schemionek, 

nig,  275.  40.    S.  DHfert 

ttdem,  tUdem,  vhchd.  zeidemy  sw.    1.  ttkerily  sw.^  suchend,  prüfend  fühlen, 

ein  Tier  mittels  einer  Ttder  anpflöcken,  mit   einem  Stocke :   der  Blinde  thut's' 

Nds.  auch  ttren  und  tuddem;  in  Han-  stets,  der  Sehende  im  Finstem.   Fried- 

nover  toddem.    2.  verwickeln,  verwir-  land  Ostpr. 

ren.    Der  Zwirn  ist  ganz  verttdert,  die  Tilk,  m.  u.  /.,  Pfütze,  auch  kleiner 

Fäden   sind    wirr  verwickelt    3.   fest  Landsee  mit   geringem,   schlammigem 

stricken.    Du  hast  wieder  gut  gettdert,  Wasser.    In  Schlesien  eine  Tiefe,  ein 

4.  wegschieben.     Er  ttdert  die  Läuse  enges    Thal.     Mühling.      In    Posen 

weiter^  sagt  man  in  Natangen,   wenn  Tüke^  f    Bernd,  315. 

jemand  sich  am  Leibe  kratzt.    Samt-  Tilken,  plur.^  Hintergärten,  von  dem 

liehe  Bedeutungen  lassen  sich  auf  Ttder  poln.  ^Hinterteil,  Rücken.    Schmitt, 

zurückf&hren:    das  getiderte  Tier  ver-  Westpr.,  168. 

wickelt  sich  leicht  in  der   I%der  (2),  Tille ,   w.  Vom.,    Mathilde;   w.  jüd. 

vertfdert,  verzeidert  sich^  zieht  sie,  so-  Vom.    Flatow.    Schmitt,  115. 

bald  es   den   ihm   zugänglichen  Kreis  Tiller,  m.,  penis.    Vgl.  Piller. 

abgegrast,   stra£P  (3)  und  strebt  über  tlllem,  sw.^  die  Füfise  viel  und  oft  un- 

die  Peripherie  des  Kreises  hinwegzu-  willkürlich   bewegen;    sich  selbst  hin 

kommen  (4).   Im  Götting.  toder  in  in-  und  her  bewegen.    Davon  aus  beideii 

toder  verwirren.  Schamb.,  231a.  Brem.  Bedeutungen: 

Priaehblw,  W«rUrboek  IL  86 


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402 


tillfüfzen  —  Tischbier. 


tillfUrzen,  pltd.  tiltmuten,  m,,  mit  den 
Fafzen  tillem;  taumeln,  torkeln.  Trei- 
chel. 

Til8,  Tilse,  Tilsit,  Ortsn.,  Stadt  an  der 
Memel,  von  dem  Flüfzchen  Tilse  be- 
nannt, lit.  TUze,  So  ist  es  wenn  man 
Tik  mit  Koenigsberg  vergleicht  Carm. 
nuptYL^  203  c.  Wol  dir^  du  schönes 
Tüfzl  Ibid.,  231b.  über  Tilsit  ist 
cnich  der  Himmel  schwarz.  Schleicher, 
Lit  Märchen  etc.,  182.  Sprw.  I,  3763. 
Nsslm.,  TL,  188. 

Tilz,  m.,  Ekelname,  Schimpfwort. 
Stein,  Peregrinus  Xn,  82:  Tiltz.  W. 
Mtsbl.  V,  191. 

Timmbrett,  n.,  von  den  zwei  oder  drei 
zusammengeschlagenen  (gezimmerten, 
pltd.  getimmerten)  Seitenbrettern  des 
Arbeitswagens  das  gröizere.  Trei- 
chel.    S.  Tunl(brett. 

Timnitz,  /.,  s.  Temnitz. 

Timpf,  m.  1.  Nasenstüber.  2.  Ein- 
fünftel-Thalerstück,  Achtzehner  (s.  d.). 
Der  Name  ist  in  Westpreufzen  und  in 
Polen  üblich  und  rührt  daher,  dafz 
diese  Münzsorte  von  einem  Münzpäch- 
ter Andreas  Ti/mpf  zuerst  geprägt  wor- 
den ist.  Bock,  Nat.  V,  383.  So  wel 
ek  üt  miner  langen  Fiken  Enen  Timpf 
herüter  riken,  Volksr.,  277,  966.  Be- 
käme sie  gleich  tausend  Timpf en.  Carm, 
nuptl^  127.  Unterm  Timpf  mrd  nicht 
geblasen  =  billiger  ist's  nicht.  Elbinger 
Ndrg.  Vgl.  Soph.  R.  I,  18.  167  und 
öfter. 

Tin,  TTne,  vhchd.  Teine,  /.,  hölzerne 
Bütte, Kübel, Wanne.  Waschtine^Wasser- 
ttne.  Die  Brunnen  und  Wassertienen, 
welche  mit  Wasser  bestandig  aujzer  im 
Winter  angefüllt  stehen  müssen .  .  .  sof- 
len  .  .  .  im  guten  Stande  erhalten  wer- 
den. Feuerordnung  vom  Jahre  1719. 
Bock,  69.  Hennig,  275.  Nds.  ttne, 
lit.  ti/ne,  schwed.  tina,  ital.  tino.   Brem. 


Wb.  V,  71.   Lit.  Aeq.,  21.   Adelung 
IV,  604. 

TTne,  w.  Vom.,  Christine,  Emestine. 

Tinl(,  /.,  Zinke.  Marketinke,  die  Zin- 
ken, Zähne  eines  Rechens.    Eggetinke. 

Tinldas-Leidomassis,  -Mettomassis,  Q\ 
s.  Leidomassis. 

TinldasCzaunamassis,  (?),  Netzwand  bei 
grofzen  Lachswehren ;  die  Maschen  dür- 
fen in  derselben  nicht  enger  als  3  Zoll 
im  Quadrat  sein.  Fisch.-Ord.  f.  d.  kur. 
Haff,  §  23.  Lit  iinklas  Fischemetz. 
Nsslm.,  Wb.,  105b. 

Tinicleitis,  /.,  Netz  zur  Sonmier-  and 
Winterfischerei  im  kurischen  Haff^  erst 
seit  etwa  40  Jahren  eingef&hrt,  von 
einer  Länge  bis  zu  30  m.  Vgl.  Be- 
necke, 375. 

Tipp,  Name  und  Lockruf  f&r  das 
Huhn;  auch  Tippa,  Tschipp,  Tsdiippa, 
Tscliippclien,  Tscliippeclc  Volksr.,  64, 
242i. 

rippel,  m.,  Dem.  Tippelchen^  Tüpfel, 
Punkt.  E  Farkel  mot  e  witte  TippeL 
He  trefft  em  gräd  öm  TippeL  He  hefft 
den  Imktippel  getrofen,  er  hat  den  rich- 
tigen Punkt  berührt,  den  Nagel  auf 
den  Kopf  getroffen.  Spr^'.  I,  3823. 
1801.    Hennig,  276. 

tippeln,  sw.,  Tippel  machen,  punktie- 
ren.    Getippelte  Leinwand. 

tippen,  sw.  1.  tupfen,  tupfen.  Mü 
dem  Einiger  tippen,  2.  picken.  Die 
Hühner  tippen.  Daher  tipp  tipp!  als 
Lockruf  für  Hühner.  Hennig,  276. 
Nach  Treichel  auch:  auf  eine  Karte 
setzen,  wohl  weil  dabei  mit  dem  Fin- 
ger darauf  getippt  wird,  und  coire, 

Tiptam,  Medik.,  Radix  Dictamnu 

Tiras,  m.y  Hundename. 

tirren,  sw.,  zerren,  reifzen.    Tr ei  chel. 

tisch,  interj.,  Scheuchruf  zum  Feder- 
yieL    Litauen.    Volksr.,  242  i. 

Tischbier,  n.,  s.  Scliemper. 


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Tid  —  locken. 


403 


TW^  /.,  s.  Tüte. 

Titte,  /.,  Zitze.  1.  die  Warze  an 
der  Brust,  Brustwarze,  Mutterbrust.  2. 
die  Brust  selbst.  Ahd.  tuttd^  tutä^ 
tutto^  tuM^  mhd.  tutte^  tute.  In  der 
Kindersprache  Fitf.  Qieb  ihm  die  Titi, 
Schwed.  dia  saugen,  isld.  UUa. 

Uzen,  m.  Vom.,  s.  ThiS. 

Tobaky  m,^  Tabak;  scherzweise  auch 
Tobich.  Nach  Tabak  reiten,  in  kurzem 
Trabe  reiten.  Einem  solchen  Reiter 
rufen  die  Jungen  nach:  Nä  Tobctk! 
Nä  Tobak!  Dm  ist  von  Anno  Tobaky 
aus  alter  Zeit,  die  sich  nicht  feststellen 
l&lzt.     Sprw.  I,  90. 

tobbem,  taibbem,  sw.  1.  anreizen,  an- 
regen durch  Zureden;  beunruhigen, 
aufstören  durch  Stolzen;  stolzend  an- 
treiben. Daher  auch  antobbem,  airtub- 
bem;  —  auftobbem^  auftubbem.  Müh- 
ling  hat  in  gleichem  Sinne  auch  tab- 
bem.  2.  In  Natangen  auch:  aufhalten, 
zur&ckhalten  in  oder  bei  einem  Unter- 
nehmen. Friedland  Ostpr.  In  Ham- 
burg und  Bremen  tobben  und  toppen 
zupfen,  ziehen.  Brem.  Wb.  V,  83.  Vgl. 
turiieren  von  demlat.  turbare.  Bock, 
69.    Hennig,  276. 

Tobian,  m.,  von  toben  gebildet,  wie 
Grobian  von  grob^  Tobender,  Wüterich. 
Treichel. 

Tobiatfisch,  m.,  Tobias,  m.,  Tobiescben, 
n.,  s.  Suter. 

Tobich,  m.,  s.  TobalL 

Tobiet-chen,  pltd.  XobTsIcen,  nach  Hen- 
nig, 276,  Spottname  fOr  die  ehemaligen 
Memeler  Stadtsoldaten,  weil  sie  kleiner 
als  die  Feldsoldaten  waren;  nach  dem 
Tobiasfisch.  ♦ 

Tobies-chengarn,  n.,  Garn  zum  Fang 
der  Tobieschen.    S.  Benecke,  356. 

tobig,  adj.  von  toben:  tobiges  Wetter^ 
ein  tobiger  (tobender)  Mensch.  Trei- 
chel. 


Toboiize,  /.,  Tasche.  Wer  ouch  stylt 
eynem  ledigen  knechte^  der  an  wip  isi^ 
US  syner  tobolizen^  daz  istsyne  tasche  . . ., 
daz  her  dar  vnne  hat^  her  buszet  ouch 
XII  marg.  Volckmann,  Ütest  poln. 
Rechtsdenkmal,  13.  Kslav.  toboUci  ^ 
saccusy  poln.  und  böhm.  tobota^  tobolka 
Ranzen,  Reisetasche,  lit.  töbelis^  tobnycza 
Klingsäckel.  Nsslm.  Forsch.  3;  Th., 
189. 

Toches,  m.,  der  Hintere.  Jüdisch- 
deutsch. , 

Tocht,  m.,  s.  Tacht 

TochU)in80,  /.,  geknäuelte  Binse,  Jun- 
cus  conglomeratus  L.  Das  schwammige 
Mark  dient  als  Lampendocht.  Hagen, 
373. 

Tocic,  m.,  Tocice,  f.,  Dem.  Tockchen, 
Töckehen.  1.  Flachspuppe  am  Rocken. 
2.  kleines  Gebinde  Baumwolle,  Zwirn, 
Seide.  Hole  ein  Tockchen  Seide!  Ahd. 
tocchdy  mhd.  tocke  Puppe,  walzenför- 
miges Stück  Holz,  Zapfen  (so  bei  Je- 
roschin:  tocke.  Pfeiffer,  233);  nd. 
docke^  schwed.  docka^  dän.  dukke.  Vgl. 
Schmellerl,  356.  3.  Puppe,  zur  Be- 
zeichnung eines  Frauenzimmers.  Ich 
hob  im  Haus  gefiihret  mein  eigen  J7n- 
gUkk^  ein  Spielvogel,  Spielpop  zu  tisch 
und  zu  bedt,  hofertige  Tock  die  alles  in 
die  neue  Muster,  Hauben,  Koller,  Me- 
der,  Hembd,  Krencken,  Neden  und  an- 
dere Ho  fort  steckt  Stein,  Peregrinus 
Xm,  86.    W.  Mtsbl.  VI,  159. 

tocl(en,  sw.,  ziehen,  zupfen,  zucken; 
locken,  lockend  ziehen.  Möt  klene 
Brocke . . .  död  man  em  wtdertocke^  wei- 
terziehen^  Lhrztg.,  4,*355b.  Aus  dem 
Prat.  von  tene  ziehen,  tog,  engl,  tug, 
isl.  toka.  Brem.  Wb.  V,  77.  Ii#Hessen 
eigentlich :  Fäden  ausziehen,  beim  Spin- 
nen; gewöhnlich  aber  gebraucht  f&r: 
Fäden  verwirren.  Vilmar,  413.  Nach 
Marold  bildlich  auch:  einen  bearbei- 

26* 

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404 


Tockenwerk  —  Tolkemit. 


ten  mit  Scheltworten  oder  mit  Schla- 
gen. 

Tockenwerk,  n.,  Pappen  werk,  Spiel- 
werk; von  Tocke.  Welty  die  du  närrisch 
liebst  der  Ehrstichi  Tacken-  Werck!  Ccurm. 
nupt  m,  182c. 

Tod,  m.  In  Redensarten:  E}r  sieht 
ausy  wie  der  Tod  von  Dirschau^  —  vne 
der  Tod  von  Kiewten^  —  wie  der  Tod 
von  Warschau^  —  wie  der  Tod  von 
EylaUy  —  wie  der  Tod  von  Guntau^ 
alle  zur  Bezeichnung .  eines  kranken, 
hagem  und  geisterbleichen  Menschen. 
Das  Genauere  s.  Sprw.  I,  202—204; 
n,  207.  208.  Hennig,  276.  —  D^ 
Tod  läuft  über  mein  Orab^  —  über  den 
Rücken^  ein  Schauer  überläuft  mich. 
Er  hat  dem  Tod  ein  Paar  Schuhe  ver~ 
vprochen^  ist  von  schwerer  Krankheit 
genesen.  Enr  ist  gut  nach  dem  Tode  zu 
schicken^  er  kommt,  wenn  er  fortge- 
schickt wird,  gar  nicht  oder  sehr  spät 
wieder.  Er  trägt  den  Tod  Huckepack^ 
auch:  Der  Tod  sitzt  ihm  auf  dem  (im) 
Nacken^  —  auf  der  Zunge^  er  ist  ein 
Todeskandidat  Für  den  Tod  kein 
Kraut  gewachsen  ist.  Des  einen  Tod, 
des  andern  Brot.  Tweierlei  Dod!  kann 
m>an  nich  sta/rwe,  öck  hadd  mt  eher 
den  D6d  vorgestellt^  wenn  etwas  uner- 
wartetes geschieht,  ömmer  mehrl  seggt 
de  Dod.  Vev^m  Dod  ös  kein  KHit  ge- 
wasse.    Sprw.  I,  3773  ff;  II,  2688  flF. 

Tod,  schneller,  s.  Seelenverkäufer. 

Toddehase,  m,^  nach  Hennig,  276, 
ein  nachlässig  gekleideter  Mensch,  dem 
„Hosen  und  Strumpfe  herabhängen^. 
Schemionek,  10:  Toddhaas,  Lum- 
pazivagabundus, Strolch. 

toddeln,  sw.,  zögern,  langsam  handeln. 
Ygl.  zoddeln.    Davon  Todderei,  /. 

Todesgeruch,  Dodesgeruch,  m.,  Geruch 
nach  dem  Tode^  nach  Leichen,  zur 
Bezeichnung   eines   heruntergekomme- 


nen,  verödeten    Geschäftes;     Hier   ist 
Dodesgeruch. 

todreif,  adj.j  s.  tot. 

Toff,  Ortsn.,  Tiegenhof  im  Werder; 
Kürzung  des  Namens. 

Toffel,  m.  Vom.,  Christoph.  Auch 
blofz  Toff:  Der  Tof  hat  je  doch  aüe 
Jähr  Gebortstag.  Schaltj.  1,  438.  Vgl. 
Tusch. 

tohOp,  adv.j  wörtlich:  zuhaof^  dem 
Sinnenach:  zusammen,  insgesamt.  Aüe 
tohSp,  alle  insgesamt.  Ee  hett  mot  der 
Wedfru  sock  iohöp  verspräke^  verlobt. 
Vgl.  versprechen. 

tojahr,  adv.,  im  yorigen  Jahr,  s.  ze> 
Jahr. 

TVIe,  T6le,  /.,  Hündin;  aber  aach 
Hund. 

Tolk,  Tolke,  m.,  Dolmetscher  im  bür- 
gerlichen und  kirchlichen  Dienst  in 
frühester  Ordenszeit  und  später;  auch 
Mäkler.  Das  Wort  ist  altpr.  Ursprungs, 
lit.  tulkaSy  lett.  UUks,  tulkatnis^  esto. 
iulk,  schwed.,  isländ.,  dän.,  holt,  tolk 
Dolmetscher.  Das  Wort  ist  erhalten 
in  Ortsnamen:  Tolks,  Tolksdorf,  Tol^ 
keim,  ToVdauken,  und  als  Personen- 
name. Vgl.  Toppen,  Einige  Reste  der 
altpr.  Sprache.  Altpr.  Mon.  IV,  147 1 
Nsslm.  Forsch.  2;  Th.,  189.  Bock, 
69.    Hennig,  276. 

Tolkemit;  Ortsn.,  Städtchen  am  fri- 
schen Haff.  Spott:  B}r  ist  aus  Toüce^ 
mit  am  frischen  Haff^  alhoo  der  ~^Aal 
an  der  gro/zen  K§tte  liegt.  Tolkemit^ 
ein  Steddein  im  Hockerland,  da  man 
den  fOrwitzigen  Leuten  den  gefangenen 
Ael  an  der  Ketten  im  Haff  weisset. 
Hennenberger,  i63.  In  Tolkemit 
wohnen  99  Topf  er,  wenn  der  hundertste 
jung  wird,  stirbt  einer.  In  Tolkemit 
liegt  ein  grofzer  Stein,  und  wenn  der 
Hahn  kräht,  rührt  er  sich  (nämlich  der 
Hahn).    De  Tolkemitta  sene  sua  üt  — 


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tolken  —  Topf. 


405 


sagt  man  in  Frauenburg,  wenn  im 
Westen  der  Himmel  sich  bewölkt. 
Sprw.  I,  3788ff.--Tolkemit,  Mühl- 
hausen und  Domnau  sind  die  ost- 
preufzischen  Rivalen  Äbderas.  Höhnend 
spricht  man  vom  Tolkemiter  „Hafen'', 
vom  Kirschbaum  auf  der  Kirche,  vom 
Aal  an  der  Kette,  von  der  Beligerung 
Tolkemits  durch  ein  Heer  von  Stinteu. 
Seit  dem  siegreichen  Kampfe  mit  die- 
sen Fischen  heifzen  die  Tolkemiter 
StinUtecher.  Der  Aal  aber  bedrohte 
eiust  die  Stadt  und  muGste^  damit  er 
sie  nicht  ins  Verderben  brächte,  von 
derselben  gut  gepflegt  werden.  Als 
man  ihm  aber  von  dem  Tolkemiter 
Bier  (es  hiefz  Borkatter^  Rarkater,  also 
Brüllkater,  s.  Bier)  gab,  starb  er  daran 
und  wurde  jubelnd  an  die  Kette  ge- 
legt. 

tolken,  sw.^  dolmetschen;  nach  Müh- 
ling  auch  hehlen  und  stehlen. 

Tolker,  m,y  s.  Holker. 

toll,  adj,^  stark,  schön,  brav,  vorzüg- 
lich.    Mühling. 

Tolle,  f.y  Dem.  ToUchen.  1.  kleine 
Quaste  von  Wolle,  Seide  etc^  Die  Tol- 
len aneinerPfeifenachrmr.  sock,  69. 
Hennig,  277.  2.  quastenartig  aufge- 
rollte oder  natürlich  gekräuselte  Haar- 
locke. 3.  Krause  an  der  Halsöffiiung 
des  Frauenkleides.  4.  beim  Schwein 
die  quastenf&rmigen  Warzen  am  Halse. 
Vgl  tullen. 

TiHleiks,  m.,  s.  Tellelks. 

tollen,  «U7.,  s.  dollen. 

Tollkraut,  n.,  s.  DollkrauL 

Tollpatsch,  Dollpatsch,  Tallpat,  m.^  der 
Fehlgreifende,  Linkhändige,  Unge- 
schickte, TölpeL  Rochholz;  alem. 
KinderUed,  137.  Nach  Weigand  H, 
910,  Tolpatsch  zunächst  ungarischer 
FuTzsoldat;  aus  ungar.  taipas  breit- 
füfzig,  von  Ungar,  talp  Fuizsohle.    In 


Posen  Talpatsch.  Bernd,  304.  Da- 
von: 

tollpatschig,  dollpatschlg,  tallpattisch, 
adj.  u.  adv*^  linkhändig,  ungeschickt, 
plump. 

Tollterrollter,  w.,  s.  v.  a.  Tollpatsch. 
Friedland  Ostpr.    S.  Tolterjan. 

Tollvater,  m.,  s.  Dollvater. 

tifllvVten,  sw.,  in  Schmerzen  liegen. 
Dzg.  Nhg.    Violöt,  104. 

Toloster,  m.,  ungeschlachter  Mensch, 
der  mit  der  Thür  ins  Haus  fallt.  Sche- 
mionek,  40. 

toHerig,  adj.,  s.  toltem. 

Tolterjan^  m.,  ungeschickter,  plumper 
Jan,  Tollpatsch.    Samland. 

toltem,  sw.y  ungeschickt,  plump  sich 
bewegen,  unsicher  und  polternd  gehen, 
taumeln.  Davon  tolterig,  toltrig,  adf. 
Samland.    Vgl.  holterig, 

TOmbank,  TOnbank^  /.,  Ladentisch^ 
Zahltisch,  Krämertisch,  auch  Ldty  Litt 
(s.  d.).  Von  dem  holl.  toonen  zeigen, 
weisen,  sehen  lassen.  In  Hessen  Don- 
bank.     Vilmar,  78. 

TVmlHz,  /.,  s.  Temnitz. 

Toms,  m.  Vorn.,  s.  Thoms. 

TOn,  m.  Vom.,  Anton,  Antonius. 
Ermland. 

TOnbank,  /.,  s.  TOmbank. 

Tonnchenfurzer,  m.,  Schimpfwort.  El- 
bing. 

Tonnenband,  m.,  s.  Band. 

Tonnengut,  n.,  altes  Getreide^  das  als 
Gut  in  Tonnen  verschifft  wurde.  Bock, 
Nat.  I,  689. 

Tonnenstein,  m.,  TonnenstOck,  n.y  Bern- 
stein besserer  Softe,  der  nach  dem  Ton- 
nenmalz  verkauft  wird.  Bock,  Nat.  H, 
218.    Vgl.  Stein. 

TVnnigs,  m.  Vom.,  s.  Tennis. 

Topar,  97».,  Fischn.,  s.  Dtbel. 

Topf,  m.,  Malz  beim  Flachsbinden, 
Bündel  von  40  bis  60  Händen  voll.   Es 


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406 


Topfchenkicker  —  tot. 


soll  eigentlich  heiTzen:  ein  Zopf  Flachs. 
Hennig,  277.    Vgl.  6lage. 

Topfchenkicker,  m.,  einer,  der  ins 
Töpfchen  gackt,  ein  Kleinigkeitskrämer, 
der  sich  um  alles  kümmert,  ein  Ktck- 
ifinden-Topf.    Sprw.  I,  3807. 

TVpfergut,  n.,  Töpferwaren:  Töpfe, 
Schüsseln,  Teller  etc. 

TVpferlatein,  n.^  in  D^^.  Topperiatein, 
in  Kgsbg.  Tepperlatein,  pltd.  Tepper- 
lattnsch,  Sprache  der  SchaljogCDd,  in 
der  es  auf  ein  eigentümliches  Buch- 
stabieren ankommt,  wobei  jeder  Kon- 
sonant vor  und  hinter  ein  kurzes  o 
gesetzt  wird,  während  der  Vokal  dem 
Klange  nach  angegeben  wird.  Mein 
Name  z.  B.  wurde  wie  folgt  gerufen: 
fof  rar  i  schosch  hob  %  rar.  Das 
Topferlatein  wurde  in  meiner  Schulzeit 
yon  der  Königsberger  Volksjugend  mit 
grofzer  Geläufigkeit  gesprochen,  scheint 
jetzt  jedoch  verklungen. 

tttpfem,  pltd.  teppem,  ^.,  irdenes  Ge- 
schirr zerschlagen. 

Topfflicker,  m.,  einer,  der  Töpfe  flickt, 
ausbessert,  mit  Draht  beskickt;  als 
Schimpfwort  Was  bütu  anders  ab  ein 
elbingscher  baUnrer  vnd  ein  Dopfflicker 
vnd  ein  verlofner  Danzker.  Morgspr. 
anno  1532. 

toppen,  SW.J  wetten^  von  der  Interj. 
topp  ==  es  gilt.  Nach  flennig,  277, 
auch  tauschen.  (?)  Bei  Hermes  topp- 
machen  wetten:  Und  nun...  wäre  denn 
Ihre  Wette  verloren^  wenn  Sie  hatten 
toppmachen  looüen,    Soph.  R.  III,  22. 

Toppkestricker,  m.,  Slovake,  der  Töpfe 
mit  Draht  bestrickt.  Vgl.  Lapitschke- 
scbwenker. 

Topptuch,  m.,  Lappen,  mittels  dessen 
man  den  Kochtopf  vom  Feuer  hebt. 

Torbe,  /.,  Tasche,  Bettelsack.  Von 
dem  gleichbed.  poln.  torba. 


Tordel,  m.j  Skudel,  Wasserwirbel. 
Mühlin  g. 

tordeln,  sw.^  vom  Wasser,  wenn  es 
sich  wirbelnd  dreht.    Mühling. 

Torf,  m.  Bei  Torf  sein,  bei  Verstand 
sein.    Treichel. 

Torfschwein,  n.,  Glück.   TreicfaeL 

Torfttecher,  pltd.  TorfstCker,  m.,  Spott- 
name für  Kinder,  deren  Nase  durch 
erhärteten  Nasenschleim  schwarz  ge- 
ärbt  ist    Oberland. 

Torkel,  Türkei,  m.  1.  Taumel,  Zu- 
stand der  Trunkenheit;  Yon  torkeln.  Er 
ist  im  Torkel.  Bei  Jeroschin:  der 
Iure.  Pfeiffer,  236.  2.  Branntwein, 
weQ  er  torkeln  macht  Ös  denn  gcer 
kein  Twkd  (yp  em  Doschf  3.  Glück, 
das,  nach  der  Volksmeinung,  dem  Trun- 
kenen günstig  ist.  Er  hat  heute  den 
Torkel,  Glück  im  Spiel.    Sprw.  I,  3808. 

torkeln,  turkeln,  sw.y  taumeln,  wanken^ 
meist  aus  Trunkenheit  Ebenso  in 
Bayern.    Schmellerl,  456. 

iorleiden,  sw.,  jemand  abführen.  Dzg. 
Nhg.  Violöt,  105.  fe«fen=leitai: 
jemand  zum  Thor  leiten,  ihn  dorthin 
ins  Gefa^nis  führen,  das  sich  oft  in 
dem  StacRthore  befindet  (?). 

Tom,  /.,  s.  Tarn. 

Tornister,  n.   Das  volle  Tornister. 

torOm,  adv.y  zu  Raum,  zum  Vorschein. 
To  rSm  kommen^  hervorkommen.  Na- 
tangen. 

torschen,  sw.^  dürfen,  wagen,  sich  ge- 
trauen. Wenn  ich  man  torsckt!  Ober- 
land. 

Tort,  m.  Im  Tort  sein,  betranken 
sein.    Oberlaud.   Verwandt  mit  TorkeL 

Tosch,  m.  Vorn.,  Christoph.  Dönh, 
Mien  Broda  wor  mie  goth,  wie  Krögers 
Tosch  der  Öw  (Eva).  Carm.  nupt.  HI^ 
77  c. 

tot,  adv.,  total,  völlig.   Da»  Korn  iti 


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Totenblume  —  tralfien. 


407 


totreif y  ist  völlig  reif.    Dönh.    Marold 
schreibt  todreif, 

Totenblume,  /.,  Faulbaum,  Prunus 
padus  L.    Treichel,  Volksth.  IIl. 

Totensand,  97».,  Sand  vom  Begräbnis- 
platze. 

Totenstroh,  n.,  Stroh,  das  bei  Begrab- 
nissen an  der  Grenzmarke  yom  Leichen- 
wagen geworfen  wird,  damit  darauf  der 
Tote,  wenn  er  sein  Heimatdorf  besuche, 
ausruhe.  Öm  blingen  Brock  Da  wankt 
daC  Spook^  Da  sott  et  op  em  Dooden- 
stroh  On  acknört  ju  aWn  de  Gorgeln  to. 
Elbing.    Spook,  471. 

Totenwache,  /.,  Wache  zur  Ehre  eines 
Verstorbenen  am  Abende  vor  dem  Be- 
gräbnis. An  dem  mit  brennenden  Ker- 
zen umstellten  Sarge  werden  Sterbe- 
lieder gesungen,  später  giebt  es  Trank 
und  Speise.     Hennig,  293. 

totfUttern,  pltd.  dOtfiittre(n),  sto.,  zu 
Tode  futtern.  Hei  latt  sock  dötfuttre^ 
er  lebt  im  Ausgedinge,  erhält  Nahrung 
und  Kleidung  bis  an  sein  Lebensende. 

Towappen,  2>Zttr.,  nach  Bock,  70,  u. 
Hennig,  278,  eine  Anzahl  beladener 
Frachtwagen.  Lit.  tawoorä^  tawöras^ 
russ.  poln.  towar  Ware.  Nsslm.  Forsch. 
3;  Th.,  190. 

tttwen,  tiwen,  sw.y  warten,  verweilen, 
verziehn.  Eck  kann  nich  länger  töwen, 
ich  kann  nicht  länger  warten.  Täw% 
Racker^  warte,  Racker!  On  wer  met 
syner  WaM  plegt  aUolang  to  thowen^ 
Dey  will  bohl  dit  bohl  dat  Ca/rm.  nupt 
III,  133  b.  Nu  teewt  man  bätonschunet 
man  8töü.  Dorr,  60.  Volksl.,  97,  39, 
1.  Im  Götting.  toiwen^  hoU.  toeven, 
schwed.  töfva.  Schamb.,  231b.  Hen- 
nig, 277. 

tttwem,  8w,^  s.  tfiwern. 

Trabant,  m.,  wilder,  unn&tzer  Junge. 
Er  iit  ein  rechter  Trabant. 

Traber,  97».,  s.  Dreher. 


trachaideln,  8t(7.,  zwecklos  herumziehen, 
sich  herumtreiben;  daher  auch  herum- 
trachaideln.  Friedland  Ostpr.  Vgl. 
rachaideln. 

Tracht,  /.,  s.  DrachL 

Trachtschlunk,  m.y  s.  Drachtschlunk. 

Traft,  /.,  s.  Drift 

Tragband,  m.  u.  w.,  Hosenträger. 

Trilger,  plur.,  zur  Ordenszeit  eine  be- 
sondere Zunft.  In  Danzig  unterschied 
man  die  Kohlenr^  Bier-j  Salz-  u.  Kam- 
oder  Sackträger.  Sie  galten  als  „ge- 
schworene" Leute,  besorgten  den  Trans- 
port der  Waren  unter  Garantie  und 
vermittelten  wohl  auch  als  Mäkler  Ge- 
schäfte.   Hirsch,  219.  328. 

Tragheim,  m.,  Name  eines  Stadtteils 
von  Königsberg,  der  im  14.  u.  15.  Jahr- 
hundert noch  ein  Dorf  war.  Vgl.  Ge- 
naueres bei  Faber,  111  ff. 

TragsSI,  n.,  s.  Siel. 

Trftkel,  /.,  weiter  Stich  beim  trfticeln. 

Trftkelfaden,  m.,  langer  Faden,  mit 
dem  man  trdkeU^  Heftfaden.  Den  Trd- 
kel faden  ausziehn;  es  geschieht,  wenn 
die  Nähterei  fertig  ist. 

trftkeln,  sw.^  mit  weifzem  Faden  die 
Richtung  der  Naht  vorzeichnen;  mit 
weiten  Stichen  das  Futter  an  das  Ober- 
zeug, oder  einzelne  Stücke  einer  Nähte- 
rei zusammenheften;  nach  Adelung 
lY,  644,  hchd.  anschlagen.  Engl,  to 
trace^  schwed.  träckUiy  dän.  trohle.  an- 
trftlcein,  mit  Trakelstichen  anheften. 

Trakeletich,  97».,  Stich  beim  Trakeln. 

Traldat,  n.  u.  m.^  Traktament,  Gast- 
mahl, Schmaus.  B}r  hat  ein  grofzes 
Traktat  ausgerichtet^  ein  grofzes  Gast- 
mahl gegeben.    Auch  Traldement 

Tralft,  n.j  Aufheben,  Gerede.  Wo» 
machst  du  fu/r  ein  grofzes  Trald  von 
der  Sache!   Vgl.  Trararum. 

traläen,  «0.,  trala  singen,  trällern, 
lustig  und  munter  sein;  viel  reden. 


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408 


Trafen  —  trauken. 


Traljen,  plur.^  eingemauerte  Eisen- 
stäbe  Yor  den  Fenstern  der  Gefängnisse 
und  Kassen. 

Trame,  /.,  Leitersprosse.  Treichel. 
Der  Tram  Balken,  mhd.  drdme^  trdme. 
Vgl.  Weigand  II,  918. 

trampeln,  sw^  trampen,  mit  den  Fü- 
fzen  stampfen,  stampfend  aufb*eten. 
TraTTvpeC  mir  nickt  auf  die  Fü/ze;  Bei 
Jeroschin  als  starkes  Neutrum:  do 
wart  80  luite  ir  gd>rach  unde  ir  tram- 
peln da  vor  137c.  Pfeiffer,  234.  In 
Bayern  (rappeln,  treppein  und  trippeln. 
Seh  melier  I,  497.  betrampeln,  ..be- 
lächelte er  gar  höhnischer  Weise,  da  er 
sähe,  da/z  die  Fischer  Knechte  jhre  nasse 
Oewand- Handschuhen  in  dem  Schnee 
starck  betraten  und  (wie  unrs  zu  nennen 
pflegen)betrcmpelten.  Wann  aber  dienasse 
Handschue  in  dem  Schnee  betreten  oder 
betrampelt  worden,  so  ziehet  sich  ...das 
Wasser  aus  denHandschuen  inden  Schnee. 
Linem.,  Ttla.  Nach  Mühling  hat 
betrampdn  auch  die  Bedeutung:  über- 
treffen, gewinnen ;  also  einen  unter  die 
Füfze  bekommen,  herumtrampeln,  viel 
umhergehen.  Ich  bin  heut  viel  herum- 
getrampelt. S.  Küken,  zertrampeln,  zer- 
treten. 

Trampeltier,  n.,  Schimpfwort  auf  einen 
plumpen^  ungeschickten  Menschen  mit 
groCzen  FüTzen. 

Trank,  m.,  s.  Drank. 

Tranktonne,  /,  s.  Dranktonne. 

Transch,  TrantBCh,  m.,  Schelte,  Vor- 
wurf in  scharfer  längerer  Rede.  Einem 
einen  Transch  blasen  —  machen.  Trei- 
chel. 

Trappe,  /.,  Tritt,  Fulzspur,  von  trap- 
pen treten.  Ich  will  aber  auch  aUhie 
den  Trappen  folgen  und  Augenschein- 
lich erweisen  etc.    Linem.,  U3a. 

trappeln,  sw,  von  trappen  treten,  oft 
auf  etwas  treten.     Hennig,  278. 


Trappen,  m.,  Muster,  Schema.  Ver- 
altet.   Mühling. 

Trappier,  Trappirer,  m.,  der  vierte  unter 
den  obersten  Grebietigem  des  deutschen 
Ritterordens,  der  die  MontieruDg  der 
Ordensbrüder  verwaltete.  Wir  Bruder 
Günther  von  Schwarzburg,  Obriater 
Trappirer.  Franz.  drap  Tuch.  Hen- 
nig, 278. 

trappsen,  pltd.  drafeen,  sw.,  beim  Ge- 
hen stark  auftreten.  Von  trappen.  Im 
Götting.  draffen.  Schamb.,  46  b.  In 
Hessen  trappchen  und  trassen.  Yil- 
mar,  414.  abtrappsen,  abgehen,  ab- 
laufen. De  Schoh  aftrappse,  ablaufen« 
auftrappsen^  stark  auftreten. 

Traratrum,  w.,  Theater.  Doa  wea  ok 
so  e  grotet  Traratrum  errecht  (errichtet); 
hier  s.  v.  a.  Kanzel.  Volksl.  36,  251, 
1.    Vgl.  Trijater. 

Traranim,  m,  der  ganze  Kram;  grofe 
Geschrei  über  etwas  erheben.  Sche- 
mionek,  40.    Ygl.  TralL 

Traste,  /.,  Witinne,  langer  flache- 
Kahn. 

Tratel,  Treitel,  m.  jüd.  Vom.  Flatow. 
Schmitt,  113. 

trittschen  (ä  lang),  trfitschen,  sw.  1. 
viel,  lebhaft  und  breit  über  eine  Sache 
reden.  2.  klatschen,  schänden.  Da- 
von :  Trätscher,  m.,  Schwätzer,  Klatscher. 
Getrtltsch,  n. 

Trau,  pltd.  TrQ,  /.,  Trauung.  Enge- 
segnet  hefft  de  Paster  Jan  on  Lieüen 
en  de  Tru.  Dzg.  Nhrg.  Viol^t,  188. 
Gr.  Werder. 

Traubchen,  Pflzn.,  Muscari  Tm. 
Weichseldelta.  Treichel,  Volksth.  III. 

Traubeneiche,  /.,  s.  Steineiche. 

Traufkraut,  n,  gebräuchliches  Glas- 
kraut, Parietaria  offuAnaiis  L.  Ostpr. 
Pritzel,  265. 

trauken,  sw.,  zieh^  sich  mühsam 
fortschleppen,  faul  einhergehen.     Sam» 


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traumnasig  —  Treibnetz. 


408t 


land.  Mit  trecken  verwandt.  Davon 
irauUsch,  adj.  Er  hat  einen  trauhchen 
Gang,    Mühling. 

traumnasig,  pltd.  drOmnäsig,  a2^.7«6hlli- 
ferig  im  Wesen.    Natangen. 

Traut  Babichen  sieh  micli  an,  Pflzn., 
gemeine  Mondraute,  Boirychivm  lunaria 
Sw.    Ostpr.    Pritzel,  61. 

trautst,  adj\  Schmeichelwort,  traut, 
wert,  innig  geliebt.  Traut8ter  Vater! 
Trütstet  Mutterke!  Mein  trautstes  Mar- 
geüchenl  Awer  Mannke  trütstet,  Herrke^ 
trütstet^  kepe  se  doch!  Auch  substan- 
tivisch: AüerUebstes^  Trautstes!  was  ist 
Ihnenf  Soph.  R.  I,  348.  Aber  mein 
Trautster  —  meine  Trautste!  Trauster- 
cheny  wie  kannst  du  glauben  etc.  Hen- 
nig, 278. 

trawalgen,  sw.,  nach  Schemionek, 
40,  schwer  arbeiten;  s.  jedoch  dra- 
walgen. 

Treclc,  97».,  Zug,  das  Ziehen,  Schleppen. 
Von  trecken, 

Tredd^anlc,  /.,  Reckbank,  Folterbank. 
M&hling.    Von  trecken, 

Trecicelband,  n.,  G&ngelband.  Von 
trecken.    Mühling. 

trecl(en,  sw.  1.  ziehen.  Die  Bauern 
sahen  mit  Staunen  und  Schrecken  die 
arme  Frau  Wirihin  (vom  Teufel)  von 
dannen  trecken.  Schottmüller,  7b. 
Draht  trecken^  schnell  fortlaufen.  El- 
binger  Ndrg.  Vom  Ledder  trecken^  das 
Schwert  ziehen.  Dorr,  1.  Wiew.,  53. 
2.  eine  neue  Wohnung  beziehen.  Marbg. 
Ndrg.  antrecicen,  austrecicen,  eine  Woh- 
nung beziehen  oder  verlassen,  aber  auch 
ankleiden,  auskleiden,  weil  man  hier- 
für auch  an'  und  ausziehen  hat  — 
abtredcen,  abziehen,  aufirecicen,  au&iehen, 
naditredcen,  nachziehen.  Hew  nü 
schwärt  mt  angetrocke.  Ward.  Buur, 
5,  5.  3.  sich  in  der  Rede  keinen 
Zwang   anthun,    scharf  dreiu   fahren. 


Wenns  manchmal  ausrei/zt,  so  treck  ich 
losy  da/z  es  eine  Art  hat.  Soph.  R.  VI, 
534.    Hennig,  278. 

Tracleer,  m.,  eine  Person,  die  etwas 
zieht,  oder  ein  Instrument,  mit  dem 
man  etwas  zieht.  Ein  Bärentrecker, 
ein  Mann,  der  einen  Tanzbären  hinter 
sich  herzieht,  leitet.  Proppetrecker^ 
Pfiropfenzieher. 

Treci(pott,  m.,  s.  Trecldopf. 

Trecicsage,  /.»Ziehsäge,  welche  von  zwei 
Personen  gehandhabt  wird.    Mühling. 

Trecicsel,  n.,  das  hinten  Nachgehende 
oder  Nachgezogene.  Ein  TreckselLeute  — 
ein  Trecksei  Heu.  Hennig,  279.  Vgl. 
Nachtrecicsei. 

Trecldopf,  pltd.  Trecldopp,  m.,  die 
Theekanne,  weil  in  ihr  der  Thee  trecken^ 
ziehen  mufz.  Dzg.  Gr.  Werder,  Hen- 
nig, 279:  Treckpott. 

Treibbaum,  m.^  der  treibende,  span- 
nende Holzstab,  der  als  Sprosse  zwi- 
schen die  beiden  Stolzen  (s.  d.)  ge- 
stemmt, dem  Eingange  des  Eeitelnetzes 
Spannung  und  rechtwinkelig-ovale  Form 
giebt    Lit  boms, 

Treibkeil,  pltd.  DrfwkTI,  m.,  zunächst 
Keil,  der  treibt,  dann  auch  zur  Bezeich- 
nung eines  durchtriebenen,  aufdring- 
lichen Menschen.  Hei  os  Steffen  Drtwktl, 

Treibleine,  Dripleine,  Dilwleine,  /.,  lange 
Zugleine  an  den  Fischernetzen,  die 
diese  treibt. 

Treibnetz,  n.,  Netztuch,  das  von  Wind 
oder  Strömung  getrieben  wird.  Es  be- 
steht aus  einem  dreifachen,  12  EQafber 
langen  und  4  Fufz  breiten  Netze,  an 
welchem  sich  an  der  oberen  Simme 
viel  Flofzwerk,  an  der  untern  kleine 
Steine  oder  Bleistücke  befinden.  Das 
Flofzwerk  erhält  die  Obersimme  auf 
dem  Wasser,  die  Steine  oder  Blei- 
stücke  spannen  das  Netz  gegen  die 
Tiefe.     Die   Maschen   in   den   beidep 


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,410 


Treibnetzfischerei  —  Trent. 


äuizeren  Netzen,  die  Laderufig,  auch  das 
Geleite,  dürfen  nicht  kleiner  als  6  Zoll 
und  die  in  dem  mittleren  Netze,  Schlänge, 
nicht  enger  als  2^  Zoll  im  Quadrat 
sein.  Jedes  Ende  des  Netzes  ist  mit 
einem  hölzernen  Qotze  (Boje)  ver- 
sehen.   Fi8ch..0rd.  f.  d.  fr.  Hafif  §  24. 

Treibnetzfischerei,  /.,  Fischerei  mit 
dem  Treibnetz^  wobei  man  die  durch 
Senker  und  Flotthölzer  in  senkrechter 
Stellung  schwimmend  erhaltenen  Netz- 
tücher von  Wind  oder  Strömung  län- 
gere Zeit  forttreiben  läfzt,  um  die  ihnen 
begegnenden  Fische  darin  zu  verstricken. 
Diese  Art  Fischerei  wird  in  unseren 
Provinzen  nur  in  beschranktem  Mafze 
ausgeübt.  Nach  der  Fisch.-Ord.  f.  d. 
fr.  Haff,  §  24,  vnrd  sie  auch  mittelst 
zweier  Eähne  und  eines  Games,  ähn- 
lich dem  Keitel^  ausgeführt;  doch  dürfen 
beim  Betriebe  dieser  Fisdierei  keine 
Segel,  sondern  nur  Ruder  gebraucht 
werden.  Die  Treibnetzfischerei  heilzt 
auch  Brassen-  oder  Bressenfischerei. 

Treibstange,  /.,  poln.  chochla^  Gerät 
bei  der  Winterfischerei  in  Masuren  = 
Rute  auf  den  Haffen.   S.  Winterffscherei. 

Treideldamm,77».,  angeschütteter  Damm 
an  den  Ufern  schiffbarer  Flüsse,  wo- 
rauf die  treidelnden  Menschen  oder 
Pferde  einherschreiten.     S.  treideln. 

Treideler,  m.,  s.  treideln. 

Treidelmarkt,  m.,  Trödelmarkt,  Markt 
der  Trödler.  Ihre  (armer  Leute)  hoff- 
art  komt  zu  kauffen  auff  den  Treidel- 
markt  mit  hauffen.  Stein,  Peregrinus 
X,  13.  W.  Mtsbl.  V,  158. 

treideln,  «u;.,  ein  Schiff  an  einem 
Seil  ziehen.  Nach  Hennig,  280,  auch 
trtfdeln.  Nds.  treueln^  holl.  treylen.  Da- 
von Treideler,  m.  Nach  Marold  treir 
dein  auch  ohne  Grund  und  Ziel  lang- 
sam umhergehen;  hierfür  üblicher  trtf- 
deln.   Ygl.  triddeln. 


Treidelweg,  m.^  Weg  längs  ein^i 
Flulzufer  für  die  Treidelnden. 

treife,  adj.^  unrein;  von  dem  hebr. 
trefa,    Schmitt,  111. 

treig,  treug,  adj.^  trocken;  hager. 
. .  ,do  es  80  getammet  ward,  und  cü 
Werder  treuge  worden.  Hart  wich,  6. 
. . .  indem  ich  die  treuge  Mfvore  Puttzkm 
für  ein  unhoffiiches  Essen  auch  nidu 
schätzen  will,  Linem.,  Sslb.  EA 
hat  a  ja  mot,  wt  wa  em  traige  Wal  nä 
Achtelholz  füre.  Ermld.  Freisch.,  7. 
Hennenberger  redet  S.  412  von  einem 
treugen  Johr.  Se  ös  wie  'ne  treuy 
Zäri^  ein  hageres  Mädchen.  Sche- 
mionek,  40. 

Treiltn,  /.,  Leine  zum  Treideln;  bei 
Stein,  Peregrinus  III,  3:  Treyün. 

Trels  (s  ^fz\  /.,  als  Zeitbezeicbnung. 
Er  mufzte  eine  Treis  viel  arbeiten^  zu 
einer  gewissen,  nicht  näher  bestimmteo 
Zeit.     Friedland  Ostpr. 

Treitel,  m.  ]üd.  Vom,,  s.  Tratel. 

treitschen,  sw.  1.  Wasser  verspritzeB, 
spritzen.  Es  regnet^  dafz  es  treiitck, 
dafz  das  Wasser  in  Pfützen  von  des 
Regentropfen  umhei^espritzt  wird,  be* 
treitschen,  bespritzen.  Ich  wurde  vom 
Wagen  betreitscht^  mit  Stralzenscbmatz 
besprengt  Bei  Bock,  70,  in  dieses 
Sinne  betreuschen.  Ygl.  treuscben.  i 
schänden,  Geklätsche  verbreiten,  idsc 
=  tratschen, 

Trent,  m,  nach  Hennig,  279,  Ge- 
gend, Schritt,  Gang,  Gewohnheit,  k 
diesem  Trent  hoff  icKs  verloren  —  ff 
wohnt  in  diesem  Trent,  in  dieser  Ge- 
gend. Er  bleibt  bei  seinem  Trent^  be 
seiner  Gewohnhiet  Als  Adverb  hat  es 
Mühling  für:  draufzen,  au&eriudb: 
ebenso,  vom  Raum  auf  die  Zeit  über 
tragen,  ist  das  Wort  noch  in  Naiangec 
gebräuchlich:  trent  Pfingsten^  trent  «/«- 
kobij  d.  h.  ungefähr  um  die  Pfingstieii  I 


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trenteln  —  Trinkemedder. 


411 


k> 


etc.  In  adverbialer  Form  und  in  der 
Bedeutung  von  ungefähr  auch  bei 
Linemann:  Da  Jems  wmb  trent  (wie 
wir  bei  uns  zu  reden  pflegen)  30  Jahr 
alt  war^  mehr  oder  weniger^  da/z  also 
daraus  keine  Oeim/zheit  des  30.  Jahres 
mag gesMossen  werden.  Linem.,  LI 3a. 
Hennig,  883,  scBreibt  umtrent  =  un- 
gefähr, beinahe:  Es  ist  umtrent  sechs 
an  der  Uhr.  Das  Wort  hat  sich  auch 
im  Lit.  erhalten;  man  sagt  um  Tilsit: 
i  tq  trentq  (statt  des  Lokativs)  in  der 
Gegend.    Nsslm.,  Forsch.  2. 

trenteln,  sw.^  sich  mit  unerheblichen 
Beschäftigungen  abgeben,  zaudern,  zö- 
gern. Hennig,  337.  Bei  Adelung 
IV,  646,  trändeln^  bei  Schmeller  I, 
493,  trendein.   Vgl  Weigandll,  925. 

Treppe,  /.,  Teil  der  Zoche  (s.  d.), 
stufenartig  gesägtes  Eisenband  am  vor- 
deren Ende  des  Pflugbaumes,  zur  Ein- 
stellung des  Joches. 

Trte,  w.  Vom.,  s.  Ihres. 

trescbaken,  sw.^  s.  dreschaken. 

Trtekammer,  m.,  s.  Drtokammer. 

Tresler,  m.y  der  Schatzmeister  des 
deutschen  Ritterordens.  Über  die  Ab- 
stammung vgl.  Dreskammer. 

Tresp,  Dresp.  wi.,  Trespe,  Bromus; 
auch  Taumellolch,  Lolium  temulentum. 
Bock,  Nat.  m,  297.  Hagen,  135. 
Dresp  holt  den  Bär  fest.  Awer  Schmel 
schmett  em  von  e  DSL 

tre8P>9)  (^j-  ^  odo.y  s.  drespig, 

Tressen,  plur.^  Korrump.  von  Inter- 
essen, Zinsen.  Wenn  och  min  Qold 
op  Tresse  gaff.  N.  P.  Prov.-Bl.  H, 
347. 

Tressenherr,  m.,  in  Danzig  der  Real- 
gläubiger, der  die  Zinsen  erhält  W. 
Seidel,  35. 

tressieren,  sw.^  mit  Härte  behandeln, 
prügeln.  Er  hat  die  Frau  so  tressierty 
hart  behandelt    Nu  wird  er  die  Pferde 


schon  tressieren^  die  ihn  abgeworfen,  er 
wird's  ihnen  mit  der  Peitsche  vergelten. 
Aus  dressieren. 

trfitschen,  sw.,  s.  tratschen. 

treuartig,  pltd.  trllartig,  odf/.,  von 
treuer  Art.     En  trOartger  Mönsch. 

treug,  adj.  s.  treig. 

treuschen,  sw.^  stark  und  hörbar 
regnen.  Es  regnet^  dafz  es  treüscht^  so 
stark,  da(z  man  den  Schall  davon  hört. 
Holl.  druisschen  rauschen,  summen. 
Bock,  70.  Hennig,  279.  Davon 
nach  Bock,  a.  a.  O.  betreuschen  =  be- 
treitschen.    Vgl.  treitschen. 

tr^NlIieren,  sw.^  dringend  und  an- 
haltend um  etwas  bitten,  mit  Bitten 
quälen;  aus  dem  lat  tribfdare.  Im 
Samlande  auch  trimulieren. 

Trichterkuchen,  m,^  eine  Art  Napf- 
kuchen.   Vgl.  Porzel. 

triddeln,  sw.,  zögern,  lausern.  Saal- 
feld.   S.  treideln. 

Trieltrappe,  /.,  Zwergtrappe,  Otis  te- 
traa.  Bujack,  380.  In  Mühling, 
Tiem.,  178,  fehlerhaft  Triebtrappe. 

Trift,  /.,  s.  Drift. 

triftig,  adj.,  s.  driftig. 

Trijftter,  n.,  Theater,  Buhne,  Orgel- 
chor, S.  Volksl.  38,  26 II,  2.  Vgl. 
Traratrum. 

trillen,  »w.,  s.  drillen. 

Trimmel,  w.,  Trommel.  Er  blast  auf 
dem  Trimmel,  sagt  mau,  wenn  jemand 
prahlt     Kgsbg. 

trimpeln,  pltd.  trtfmpeln,  sw.,  trippelnd 
gehen;  auch:  viel  gehen. 

trimulieren,  sw.,  s.  tribulieren. 

Trtn,  Trine,  /.,  Dem.  Trtnchen,  Trinke, 
w.  Vom.,  Eatharine.  Dumme  Trtn. 
Trtn,  häl  de  Ltn!  Volksr.,  74,  283. 
Jy  Jungfer  Trihncke  on  gy  Ldescke  sen 
to  kloock.    Carm,  nupt.  III,  136d. 

TrTnkemedder,  /.,  Tante  Trinchen, 
Gr.  Werder. 


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412 


Trinken  —  Trompetertisch. 


Trinken,  pltd.  DrTnke,  n.  1.  Getränk 
überhaupt.  2.  Tafelbier,  Schemper 
(s.  d.).  HoV  Trinken!  Sie  spricht:  Er 
gebe  mir^  mein  Schatz^  doch  einen  Trunck^ 
so  tritt  er  gleich  her  für ^  und  mrd  ihr 
gantz  mbmiss  ein  Gläschen  Trincken 
bringen,  Carm.  nupt  I,  128.  Auf  den 
Eönigsberger  Jahrmärkten  rufen  Kinder 
dies  Bier  aus:  Na  Luedy  Drinke,  wem 
derscht  (wen  dürstet),  Drinke^  Drinke! 
Hennig,  279. 

Trinkrecht,  n.,  preufzisches^  s.  Recht 

TtlnlTsCy  w.  Yom.,  Zusammenziehung 
der  Vornamen  Trtne  und  Ltse,  Ka- 
tharina Elisabeth.  Nun  wandte  ich 
mich  an  die  aüe  Trinlise,  Soph.  R.  IV, 
151.  HansheftdeTrtnlükelef.  VolksL, 
21,  13,  1. 

Trinort,  w.  Vom.,  Zusammenziehung 
der  Vornamen  Katharina  und  Dorothea. 
Dönh. 

trippen,  «0.,  das  vhchd.  drippen  (s.  d.). 

Trippenmacher,  m.,  Verfertiger  von 
Trippen^  Pantoffeln  mit  Holzsohle  und 
ohne  Hackenleder,  in  der  Provinz 
Klotzkorken  genannt  Mnd.  Wb.  IV, 
613  a.  Sie  bildeten  zur  Ordenszeit  mit 
den  Korkenmachem  eine  Zunft.  Die  letz- 
teren scheinen  (Hirsch,  317)  ihre 
Pantoffeln  aus  Korkholz,  gewöhnlichem 
Holz  und  Leder  gefertigt  zu  haben, 
dürften  jedoch  vorzugsweise  Verfertiger 
von  Lederkorken  gewesen  sein.  Vgl. 
Korke. 

Trippstrill,  m.,  8.  Dripsdrill. 

Tripptrapptrull,  Medik.,  Unguent.  Hy- 
drargyri  rubrum. 

Tripviole,  /.,  Pflzn.,  Lupine,  Lupinus 
L.    Friedland  Ostpr. 

tllseln,  sw.y  quälen.     Treichel. 

Tritt,  m.  Er  ist  hn  Tritt^  ist  be- 
trunken. 

Trttze,  /.,  Rolle,  Winde,  zum  Heben 
von   Lasten.     Auch   die  Hewelten   am 


Webstuhl  hängen  in  Trüzen  und  wer- 
den mittelst  dieser  gehoben.  Altn. 
tryss.  Hennig,  280.  Sallmann, 
51b. 

trttzen,  sw,  1.  an  einer  TrUze  auf- 
ziehen, aufwinden.  2.  Bildlich:  im 
Preise  in  die  Höhe  treiben,  steigern. 
EiTien  in  der  Miete  tritzen.  3.  ein- 
sammeln^ koUektieren:  Dann  tritzd 
he  (der  Lehrer)  stne  Flade^  WorsdUy 
Eier  6k  daM.  Lhrztg.  4,  355a.  va^ 
tritzen,  im  Gegensatz  von  3:  Geld  leicht- 
fertig verthun.   ErhatseinOeldvertritzL 

trO,  num.  =  frz.  trois  drei.  Soio 
en  trS. 

TrSchel,  Trilchel,  m.,  der  hocli  auf- 
getriebene Unterleib  kleiner  Kinder; 
wohl  Dem.  von  Trog,    Friedland  Oslpr. 

Trockenwäscherin,  pltd.  Dreg8wSache^ 
sehe,  /.,  scherzhafte  Bezeichnung  für 
eme  Wäscherin.     Sprw.  I,  3839. 

Troddel,  /.,  Büschel  herabhängender 
Fäden  von  Wolle,  Seide  etc.,,  oben 
knopfartig  zusammengebunden.  Die 
Troddeln  an  der  Pfeife.  Die  Troddel 
an  der  Mütze;  daher  auch  TroddelmlHze, 
Schlafinütze  mit  Fadenquaste.  Hen- 
nig, 280. 

trSdeln,  sw.^  s.  treideln. 

Trog,  m.y  Behältnis  ffir  Schweine- 
futter. 

trogschnautzlg,  pltd.  trogschnOtzigy  «u^^, 
zudringlich,  frech  in  Rede  und  Wesen, 
dreist  wie  die  Schweine,  welche  mit 
der  Schnautze  voraus,  gierig  sicli  zum 
Troge  drängen.     Samland. 

Troine,m.jud.Vorn.  Flatow.  Schmitt, 
115. 

Trommel,  /.  Er  os  de  Drommel  cm- 
gehängt^  sie  ist  geschwängert. 

trSmpeln,  sw.^  s.  trimpeln. 

Trompetertisch  y  m.,  eigentlich  Tisch 
fOr  den  Trompeter,  und  da  den  Mu- 
sikern  allein  gedeckt  wird,   auch  der 


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Trömsn&s  —  trumpfen. 


413 


Tisch,  den  man  neben  einer  grofzeren 
Tafel  aufgestellt  hat.  Er  mufz  am 
Trompetertisch  sitzen.  Kinder  gehören 
an  den  Trompetertisch. 

TrSmsnftS,  /.,  träumerische  Nase, 
Träumer,  Kopfhänger.  Schemionek, 
41. 

Tronig,  m.  „Tronig  hiefz  vor  200  Jah- 
ren der  beste  M^th.**  Pisanski, 
Nachtr.  t 

Trope,  /.,  s.  Aaltrope. 

TrVpfe,  /.,  Traufe.  Die  dem  regen 
enüauffen  wollen  kommen  gar  in  die 
tr&pff.  Stein,  PeregrinusXIV,  6.  W. 
Mtsbl.  VI,  184. 

Trosse,  /.,  dicker  Strick,  mittels  des- 
sen die  Holztraften  und  Galler  am 
Ufer  befestigt  werden.  Dzg.  W.  S  e  i  d  e  1 , 
35.  Die  Trossen  der  Witinnen  (s.  d.) 
sipd  ans  Weidenzweigen  gewundene 
Taue.    Vgl.  abtrossen. 

trossen,  .herumtrossen,  sw.  1.  sich 
auf  den  Strafzen  herumtreiben.  In 
Bayern  trosaiiren^  hemmtrossiren^  herum- 
ziehen, herumgehen^  der  Liederlichkeit 
nachgehen.  Seh  melier  I,  500.  In 
der  Pfalz:  schlecht  reiten.  2.  ziehen. 
Bock,  70.    Hennig,  280. 

Trost,  m.y  Yerstand.  Er  ist  nicht  recht 
bei  Trosty  es  fehlt  ihm  am  Verstände, 
er  ist  nicht  recht  gescheut.  Hennig, 
280. 

trVstefly  sw,y  abtrOsten,  einen  Bitten- 
den zurückweisen,  mit  (leeren)  Worten 
abfinden.  Er  Idfzt  sich  nicht  so  leicht 
abtrosteny  er  ist  dreist,  if^ederholt  sein 
Anliegen  mit  Energie. 

TrVster,  m.  1.  altes  Buch,  Schmöker.- 
2.  scherzweise  jedes  Prügelinstrument. 
Der  Troster  kommt!  ruft  man  unge- 
zogenen Kindern  drohend  zu. 

trO,  adf.^  treu.  Wie  heft  den  OUen 
se  geplackt  (gepflegt).    Wie  hariUch  on 


wie  tru.  Dorr,  30.  Nu  lacht  se  tru 
on  grell.    Ibid.,  15. 

Trllbetilmpel,  m.y  trüber  Tümpel; 
bildlich:  unklarer  Eopf,  konfuser  Mensch. 
Jcy  Puf^  du  Trübetümpel .,  .ich  dachte 
in  der  Verwvrrung\,  ich  hätte  schon  alles 
mit  ihm  cAgemacht.    Soph.  R.  VI,  137. 

TrUchel,  m.y  s.  Trttchel. 

Trud,  Tnide,  w.  Vom.,  Gertrude* 

trudeln,  au?.,  regellos  und  ohne  jeg- 
liche Ordnung  gehen,  rollen.  Der  eine 
trudelt  hier  hin^  der  andere  dort  hin. 
Da  trudeln  sie^  sagte  der  Bauer,  als 
er  ein  Gefafz  mit  Kohlrüben  umwarf, 
und  die  einzelnen  Häupter  fortrollten. 

Trüffel,  /.,  s.  Tuohel. 

TrUffeleiche, /.,  Traubeneiche,  Quer- 
cus  sessHiflora  Sm.  Bock,  Nat.  III, 
67. 

Trull,  Truller,  (?),  Benennung  für 
5  Gebinde  Klunkergam.    Mühling. 

Trumme, /.,  s.  Drumme. 

Trumpf,  m.y    korrump.  aus  Triumph. 

1.  die  siegende  Farbe  im  Kartenspiel. 

2.  die  tuschartige  Chormusik,  welche 
in  kathol.  Kirchen  ertönt,  wenn  der 
Priester  die  Monstranz  erhebt.  Erm- 
land  Nach  Firmenich  I,  113:  der 
Marsch,  welcher  am  Schlufz  des  Gottes- 
dienstes während  des  Verlasseng  der 
Kirche  geblasen  wird.  On  an  aKerch 
könne  se  nech  e  mol  Trumpf  machcy 
wenn  da  Mechel  nich  Trompet  blast. 
Ermld.  Freisch.,  7. 

trumpfen,  sw.^  Trümpfe  ausspielen, 
damit  stechen;  in  Worten  aufbegehren, 
laut  auf  seinem  Rechte  bestehen,  einen 
beleidigen  und  kränken.  Heut  habe 
ich  einen  Kranken  erquickt^  den  Laste- 
rangen  geti^impft.  Soph.  R.  I,  366. 
Doch  fem  sei  es,  dafz  ich  hier  trum- 
pfen wollte.  Ibid.  VI^  395.  abtrumpfen, 
durch   derbe  Antwort  zum  Schweigen 


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414 


trnndeln  —  Tode. 


bringen,  aasschelten,  durch  energisches 
Auftreten  abfertigen.  Sperber,  5. 
antrumpferiy  Trumpf  anziehen,  auftrum- 
pfen, mit  kräftigen  Worten  für  eine 
Sache  eintreten,  wobei  oft,  wie  beim 
Ausspielen  der  Trümpfe,  auf  den  Tisch 
geschlagen  wird.  Sperber,  6.  aus- 
tnimpfen,  Trumpf  ausspielen,  aber  auch 
Trümpfe  abholen. 

toindeln,  sw.,  sichy  sich  drehen,  um- 
herdrehen, wälzen,  besonders  von  kor- 
pulenten Personen;  auch  beim  Tanze. 
Treichel. 

Trunkelbeere,  /.,  s.  Drunkelbeere. 

TrunkelpfeHe,  /.,  Pflzn.,  s.  Drunkel- 
pfeHe. 

Trunichel,  m.,  Bauch.    Samland. 

Trilnz,  ^•,  Abtritt  Ermland.  Müh- 
ing. 

Trupp,  m.j  je  zwei  miteinander  ver- 
bundene Netzhälften  des  Ziegennetzes. 
Gewöhnlich  werden  drei  Trupps  aus- 
geworfen, die  man  als  losgelassenen, 
Ifitte^  und  Kahntrupp  bezeichnet,  der 
letztere  deshalb  so  genannt,  weil  an 
seinem  Ende  der  Kahn  liegen  bleibt, 
der  den  Gang  der  Netze  beobachtet. 
Eurisches  Haff.    Be necke,  372. 

truppen,  sw.^  s.  abtruppen. 

TnmhyTniiche,  Truichel,  pltd.Trufehke, 
n.,  Kaninchen.  Alle  Namen  auch  als 
Lockruf.  Lit.  truazkas^  trüszke;  lett. 
^n^cAm/c^  Eichhörnchen.  Die  gemein- 
same Wurzel  liegt  wohl  in  rnss.  truszu^ 
trüsif  feige,  bange  sein,  poln.  tntSj 
trusia^  truika  feiger  forchtsamer  Mensch, 
auch:  unschuldiges  Geschöpfchen,  liebe 
Unschuld.  Nsslm.,  Forsch.  3;  Th., 
191.    Vgl.  Mocke. 

Tschappel,  ^.,  /.,  Fischteiher,  poln. 
czapla.    Er.  Neustadt. 

Tschezke,  m  ,  Hänfling,  FringiUa  can- 
nabtna,     Poln.    rass.    czeczotka.     Pi- 


sanski,  in  den  Nachtr.  8<^tf^bt 
Tschetzke.  Bock,  Nat.  lY,  429:  TM«- 
tzschke;  in  Litauen  mundgerechter 
Schetschke  und  Scheschke.  Hennig, 
280.  Nsslm.,  Forsch.  2;  Th.,  191. 
Möhling,  Tiem.,  178. 

Tschlmscherim^  m.,  mühseliger^  elend«* 
Mensch.     Mühling. 

Tschipp,  Tschippt,  s.  Tipp. 

Tschlrk,  m.,  f  schirke,  /.,  s.  Schirke. 

TschQ,  TschQschQ,  s.  SchQ.  * 

Tschuprtne,  /.,  s.  Schuprfne. 

Tubbas,  9n.,  grolzer  Kahn  =  Dtänu 
(s.  d.).    Elbing. 

tubbem,  sw.^  s.  tobbem. 

Tuch,  n.,  s.  Sfrelchtuch. 

Tuch  auf  Stutzen,  pitd.  Dock  op  StBtIen, 
in  früherer  Zeit  Halstuch  der  Frauen, 
das  sie  beim  Tragen  so  geschickt  in 
Falten  legten,  dafz  das  gefaltete  Tuch 
weit  vom  Halse  abstand  und  das  6^ 
nickstück  (s.  N.)  sehen  liefz,  wahrend 
zwei  Ecken  des  Tuches  auf  die  Bmä 
und  eine  auf  den  Rücken  niederfielen, 
woselbst  sie  befestigt  wurden.  Dzg. 
Nhg.    Viol^t,  176. 

Tuchel,  Tuffel,  /.,  Kartoffel.  TtuMe 
scharreriy  Kartoffeln  graben»  In  Na- 
tangen  auch  TrUffel.  In  Westpr.  TH- 
ken,  (Flatow.  Firmenich  I,  118  ff.) 
und  Tuften  (Treichel,  Volksth.  II). 

Tuck,  m,  1.  schmerzhaftes  Zacken. 
2.  ruckweiser  Einzellaut.  Er  sofft  nicht 
Muck,  nicht  Tuet  Treichel.  Vgl 
hamni. 

tucken,  tuckern,  tucksen,  sw.^  zacken. 
Der  Puh  tuckt,  —  der  schmerzende 
Zahn,  —  die  Wunde.  Hennig,  281. 
Schemionek,  41. 

tUcksch,  pltd.  tScksch,  ad^.,  tückisch, 
voll  Tücke,  Tücke  ausübend.  Tückseher 
Mundy  auch  als  Schimpfwort. 

Tode,  Töte,  /.,  vhchd.  Taude,  Dem. 


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Tfider  —  tuntelo. 


416 


TQdche,  TQdke,  Dute.  Nds.  Tute,  in 
Haniburg  Tüte.  Brem.  Wb.  V,  134. 
Bock,  70.  Hennig,  280.  Davon: 
TOtchendreller,  pltd.  TQdkedreller,  m., 
Dütchendreher.  Spottbeneiinung  für 
einen  Gewürzkramer.  Auch  TOtchen-, 
TQdkeffster. 

TUder,  /.,  tildem,  m.,  s.  Tider. 

Tuflel,  /.,  TUffken,  Tüftm,  plur.,  s. 
Tuchel. 

Tugend,  w.,  Vieh,  Rindvieh.  Der 
Mann  hat  strammes .  Ttigend,  er  hat 
gutes  Vieh.     Wonnditt.    Mähling. 

Tulla,  Kosename,  den  Hebammen 
Säuglingen  gegenüber  gebrauchen. 
Sperber,  40. 

Tullack,  m.y  Landläufer,  Herumtreiber; 
von  dem  gleichbed.  poln.  tutacz,  tuiak. 
Flatow.    Schmitt,  109;  Westpr.,  168. 

Tülle,  /.,  Name  für  ein  feiles  Frauen- 
zimmer: Das  ist  seine  Tülle.  In  zweiter 
Bedeutung  s.  Tolle. 

tldlen,  tUllen,  sw.y  mit  einem  durch 
einen  glühenden  Bolzen  erhitzten,  run- 
den Eisen,  dem  sog.  Tulleisen,  TUlleisen, 
die  Bänder  und  Spitzen  einer  Haube 
runden  und  steifen.    Vgl.  Tolle  3. 

Tulpanenschuster,  m.,  Glückspilz.  Tie- 
genhof. 

Tulpok,  m.,  s.  V.  a.  ToUpatschy  Fleskott. 

Tum,  Thüm,  m.,  Dom.  Der  Guttr 
stadter,  der  Frauefnimrger  Thum.  Der 
Thum  zum  heiigen  Geist  . . .  den  5.  Maij 
in  der  Kneiphoffschen  Thüm  Kirchen 
ehrUch  zur  Erden  bestattet  worden. 
Linem.,  Oo3b. 

TQmherr,  ThQmherr,  m.,  Domherr.  Bei 
Jeroschin:  tämherre.    Pfeiffer,  236. 

Tummelchen,  n.,  Dem.  von  Tümmler, 
kleiner  Becher  in  Form  einer  Halb- 
kugel, der  sich  schwankend  selbst  be- 
wegt, taumelt.«  Engl,  timbler.  Hennig, 
337. 

Tümmler,  m,    1 .  Kriegswerkzeug  nach 


Art  der  alten  Ballisten,  Schütz,  Pr. 
Chron.,  76.  Hennig,  281.  2.  Seil- 
tänzer. Im  selben  Winter  vor  Fastelr 
obendt  spute  ein  Tumler  zu  Dantzke  auf 
dem  König  Artus  hofe  im  foUen  Rar- 
nisch  bei  Obents  Zeüen;  vor  dem  Rat- 
stul  sprang  er  den  Mordsprung  und  bey 
Lichte  von  einer  Tafeln  vnd  hatte  2  De- 
gen auf  seiner  Kehle.  Ein  Holander , 
der  ihm^zusach,  der  besch/weimte.  Kaspar 
Weinreich.    Passarge,  68. 

Tundel,  m.  Tundel  kriegen,  im  Kopfe 
verwirrt  werden.     Treichel. 

Tunk,  Tunke,  /.,  Sauce,  in  die  man 
tankt,  eintaucht. 

Tunkbrett,  n.,  Teil  des  Wagens,  hchd. 
Ausdruck  im  Voc.  304:  Tunkbret.  Nach 
Nsslm.  Thes.,  52,  bewegliches  Seiten- 
brett im  Bretterwagen.     S.  Timmbrett 

Tunke,  /.,  s.  Tunk. 

tunken,  sw.,  tauchen,  eintauchen;  in 
Berlin  stippen. 

TOnkeschltker,  m.,  Zaunschleicher^ 
Zaunkönig.    Natangen. 

TQnpe8t,^/t«r.,Zaunpfosten,Zaunpfähle. 
Schemionek,  41. 

Tunte,  /.,  s.  Tuntel. 

Tuntel,  /.  1.  Nase,  namentlich  wenn 
sie  grofz  ist  Er  hat  eine  gute  Tuntel. 
Er  hat  sich  die  Tuntel  begossen,  hat 
sich  betrunken.  2.  altes,  plapperhaftes 
Frauenzimmer;  auch  Tunte,  bei  Müh- 
ling  Duntel. 

Tunteldose,  /.,  Zunderbüchse.  Ja, 
ja!  sehr  och  ok  on  grep  na  mtner  Tunj- 
teldos.  Awer  da  war  wat  to  tunjteln! 
Plp  on  Toback  on  Dös,  alles  xjoor  weg. 
Spook,  474.  Engl  tinderbox,  holl. 
tondeldoosje.  Nds.  tunder,  Zunder. 
Brem. Wb.V,  130.  Bock,  70.  Hennig, 
281. 

tunteln,  sw.  1.  verwickeln,  in  ein- 
ander schlingen.  2.  sich  aufhalten, 
zögern.    3.  Tabak  schnupfen .    4.  trinken, 


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416 


Tuntelstock  —  Twöduster. 


sich  betrinken,  die  Tuntel^  (Nase)  be- 
gie£zen:  «k?Abetunteln.  verhintelriy  auchbe- 
tunteln,  sich  heimlich  verloben.  Sie  hat 
sich  vertunteüy  sie  hat  sich  heimlich 
verlobt.    Hennig,  281. 

Tuntelstock,  m.^  Klöppel.  MQhling. 
Vgl.  Brem.  Wb.  V,  133. 

Turin,  Turrtne,  /.,  Terrine. 

Turk,  m.y  Hundename.  Turk^  ner» 
dat  Lamm!    Volksr.,  143,  602. 

Türkei,  m.,  turkeln,  «t^.,  s.  Torkel  etc. 

Türkischer  Bund,  Pflzn.,  Türkenbund, 
Lüium  martagon  L,    Hagen,  360. 

Turkopelier,  m.,  beim  deutschen  Orden 
der  Oberste  über  diejenigen  Brüder  und 
Soldaten,  die  nicht  Ritter  waren.  ,^Guir 
bertusy  lib.  3.  HierosoL  c.  8  nannte  des 
Kaisers  Aleaü  familiarea  milites  (Leib- 
garde) Turcopolos.^    Hennig,  281. 

Turm,  m.  1.  blauer^  ehenmls  stadti- 
sches Gefängnis  im  Kneiphof  zu  Kö- 
nigsberg. Er  geht  wie  der  Bauer  in 
den  blauen  Turm.  Sprw.  I,  1106. 
2,  grüner^  Turm  des  grünen  Thors  im 
Kneiphof  zu  Königsberg,  im  «Jahre 
1864  zur  Erweiterung  der  Passage  ab- 
gebrochen. Hei  kickt  em  an^  toi  de 
Kau  dat  grene  Dor.  Sprw.  I,  93. 
Hennig,  275. 

Turmeule,  /.,  Schleier -Kauz,  Strix 
flammea.  Bujack^  369.  Mühling, 
Tiem.,  178. 

Turre,  /.,  älteres,  widerspenstiges 
Frauenzimmer.  Sie  ist  'ne  alte  Turre. 
Treichel. 

Turrfne,  /.,  s.  Turfn. 

Tusch,  Dem.  Tuschchen,  pltd.  Tuschke, 
Tuichel,  w,  Yom.,  Dorothea;  auch  Ka- 
tharina. Schulte  Tuschy  du  trütstePbpp! 
Volksr.,  236,  832.  Seh  onse  Tuichel 
Ohrt  on  onsen  Tafel  an.  Carm. 
nt^tIV,324b.  Bock,  70.  Hennig,  281. 


tuscheln,  sw.y  heimlich  flüsternd  mit 
einem  andern  sprechen.  Auch  von 
Friedrich  Wilhelm  I.  gebraucht  S. 
Gartenlaube  1863,  S  442.  Von  tuschen 
zum  Schweigen  winken  und  rufen.  Y{^ 
betuschen. 

Tote,  /.,  s.  Tode. 

tutschen,  »w.y  sich  anschmiegen.  Das 
Kind  tutsckt  sich  an  die  Mutter.  Nad 
Treichel  aach  lutschend,  allmählich 
trinken.    Er   hat  sich  einen  (Rausch) 


Tutschk,  Pflzn.,  Schweinekrant,  Calk 
palustris  L.  Kr.  Garthaus.  Aach 
Tetschk  (Wahlendorf).  Treichel, 
Volksth. 

tuttem,  sw,y  liebkosen,  herzlich  und 
mit  zärtlicher  Ängstlichkeit  behandelo. 
Kinder  tuttemy  an  ihnen  herumiuttem^ 
ängstlich  besorgt  sie  pflegen. 

TutU,  n.,  in  der  Kindersprache:  d^s 
Trinken.  Tuttiy  Tutti!  ruft  ein  kl^es 
Kind,  das  zu  trinken  begehrt.  Immer 
Tuttiy  Tuttiy  äwer  pappe  nuschty  zun 
Trinker^  der  gewöhnlich  wenig  ifzt 
Sprw.  I,  3848.    Vgl  pappen. 

Twalch,  m.y  s.  Dwalch. 

twalisch,  adj.y  s.  v.  a.  d^ali»chy  s. 
dwalen. 

Twarg,  m.,  s.  Dwarg. 

twatsch,  adj.y  s.  dwatsch. 

Twfidtster,  TwBdttster,  n.,  Schimme^ 
stunde.  Dzg.  Nhg.  VioUt,  104.  Aus 
dem  Zwielicht  ist  ein  ZwiedOster  ge- 
worden. 

Twelfschlunk,  m.,  s.  ZwBHschlunk. 

Twelfstrffzel,  /.,  s.  Strffzel. 

twfir,  adj.  u.  ado.y  quer,  s.  dwAr. 

Twerg,  w.,  s.  v.  a.  Dwarg  (s.  d.). 

Twerre,  /.,  s.  Schrotwurm. 

TwSdUster,  n.,  s.  Twfidtster. 


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a  —  über 


417 


u. 


II,  Vokal.  Das  gedehnte  u  wird  platt- 
deatsch  am  häufigsten  ein  gedehntes  o, 
zuweilen  ähnlich  dem  ä:  Bok  Buch, 
Sckol  Schule,  Staw  Stube,  god  gut, 
Br6der  Bruder,  FSt  Fufz,  Scho  Schuh, 
Stol  Stuhl,  DSk  Tuch,  Rtkddm  Reich- 
tum, Bl6t  Blut;  auch  mit  einem  leisen 
Anstrich  von  vorgeschobenem  u:  fftwt 
gut;  selten  ein  geschärftes:  Bossem 
Busen;  zuweilen  geht  es  dann  wieder 
in  au  über  (besonders  in  und  um  Dan- 
zig) :  Schau  (auch  im  Samlande)  Schuhe 
Faut  Fufz,  und  in  Natangen  mit  vor- 
geschobenem j:  fjttut;  oder  in  den 
Umlaut  ö:  soke  suchen.  Endhch  geht 
es  auch  in  ei  über:  deist  thust,  deit 
thut.  Sehr  selten  bleibt  es  ein  u:  du 
du,  nu  nun.  —  Das  geschärfte  u  bleibt 
in:  bunt^  Hund^  hungre  hungern,  hun- 
nert  hundert.  Stund  Stunde,  gemndj 
unde  oder  unge  unten,  rund^  gefunge 
gefunden,  gemnge^  geymmge^  geUunge^ 
überhaupt  vor  nd^  nt  und  vg  mit  we- 
nigen Ausnahmen  (pn  und);  geht  aber 
sonst  meist  in  ein  geschärftes  o  über: 
jBo^^Butter,  dommAxxmm^  Storm  Sturm, 
Po/z  Kufz,  Fafz  Fuchs,  Torrn  Turm, 
Wonckt  Wurst,  Uym  zum,  dorch  durch, 
CM  (auch  w)  uns  (in  Natangen  auch 
mit  vorgesetztem  u:  t<on«^  unser);  zu- 
weilen auch  in  ein  gedehntes:  MSder 
Mutter,  F6der  Futter.  In  einigen  we- 
nigen Wörtern  hört  man  statt  desselben 
ein  e  oder  e  (a):  derch  durch,  dersckte 
dursten,  oder  auch  o,  besonders  in  der 
Vorsilbe  wn:  aimoende  umwenden,  om- 
stölpen  umstülpen.  Die  in  der  Volks- 
sprache sehr  seltene  Endung  ung  hat 
ein  i:  Nehring  Nehrung,  Wandering 
(gewöhnlich  Wandenchaff)  Wanderung, 

Fritebbier,  WörUrbook  iL 


HandUng^9XiA\xm^.  Echt  ermländisch 
ist  Blitt  Blut.  Lehmann,  Volksmd., 
22  f. 

U,  Umlaut  von  u^  wird  plattdeutsch 
häufig  e  oder  o:  Fet^  ^o^Füfze,  Bcker^ 
Baker  Bücher,  aet^  sot  süfz,  bleje  blü- 
hen, lege  lügen,  röre  rühren,  ewer  über, 
Schetel  (in  Königsberg  S^rA^tt^Z)  Schüssel, 
Strompe  Strumpfe,  und  klingt  auch  dem 
ä  ähnlich  oder  gleich:  Idäl  Mühle, 
Fallen  Füllen,  Berscht  Börste,  Glacke- 
tärmke  (Ermland)  Glockentürmchen, 
Nät  Nüsse,  däg  tüchtig.  Selten  wird 
es  ein  i;  beim  Num.  fünf  geht  es  in  t 
über:  ftw^  ftf^  ,bei  den  Zusammen- 
setzungen mit  fünf  entweder  gleichfalls 
in  i:  f t/hundert^  fifdusend^  oder  in  e 
und  o:  foffUen^  fefftien  fünfzehn,  föfftig^ 
fefftig  fünfzig,  also  nach  der  Analogie 
des  Hochdeutschen.  Zuweilen  vnrd  es 
o:  motte  müssen,  und  im  Natangischen 
sogar  au:  -Füm^Füfze,  däutsvSz,  Leh- 
mann, Volksmd.,  26.  —  Im  Hoch- 
deutschen wird  ü  meist  %  gesprochen: 
Mein  erst  OefiJd  etc. 

Obelheit,  /.,  Übelkeit,  Neigung  zum 
Erbrechen.    Bock,  71. 

Übelnehmen,  st^  leicht  erzürnt,  erregt 
werden,  etwas  „krumm^  nehmen.  Da- 
von das  Adj.  Ubelnehmerig.  He  söhost 
wea  oawasch  sea  äwelnAnerig.  Boldt, 
12. 

Über,  pltd.  äwer  (ä  lang),  präp.^  adv. 
1.  aber  und  über,  pltd.  äwer  on  äwer^ 
auch  über  un  duber^  äwer  on  däwer^ 
vollauf,  mehr  als  zu  viel.  Das  iatübe^ 
un  düber  genug^  dem  Worte  völlig  ent- 
sprechend. Er  rennt  ihn  über  und 
über^  über  den  Haufen.  2.  voraus. 
Öck  si  dt  äwer,  ich  bin  dir  voraus,  bin 

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418 


uberärsch  —  Überläster. 


über  dich.  Äwer  den  ock  kann^  sl  Sek 
Mann.  Sprw.  I,  3849.  3.  Abkürzung 
von:  vorüber,  vorbei.  Es  ist  all  über, 
es  ist  schon  über:  die  Übelkeit,  das 
Unwohlsein,  die  Ohnmacht  ist  über- 
standen. 4.  elliptisch:  der  Kranke  ist 
übeTy  er  ist  über  die  Krankheit  hin- 
über, ist  aui'zer  Gefahr. 

Uberärech,  pltd.  äwerärsch,  adv.,  ver- 
kehrt, umgekehrt.  Den  Sarg  äwerärsch 
stellen^  das  Fufisende  dahin  stellen,  wo 
das  Kopfende  stehen  soll. 

Uberbollärschen,  sio.,  rasen,  tollen, 
sich  übereinander  werfen.  Müh- 
ling. 

UberdUmpeln,  pltd.  äwerdVmple(n),  sw., 
einen  dahin  bringen,  dal'z  er  unserem 
Willen  folgt.  In  Pommern  dwerdum- 
fein.     Dähn.,  334  b. 

Ubereins,  adv.^  überein.  Sie  sind 
Übereins  gekommen. 

Oberfähr,  Überfahre,  /.,  Fähre,  Boot, 
zum  Übersetzen  über  einen  Flulz;  auch 
die  Stelle,  wo  diese  Fähre  liegt:  an 
der  Überfähr. 

Übergang,  pltd.  Xwergang,  m.^  kleine, 
nicht  sonderlich  Besorgnis  erregende 
Krankheit.  Das  vdrd  wohl  nur  ein 
Übergang  sein^  Herr  Doktor,  Dat  ös 
man  so  'n  kleener  Äwergang^  säd  de 
FoSy  tote  se  em  dat  Fell  ckore  Ohre 
streepte.    Sprw.  I,  3850. 

Übergeben,  adj.^  eingebildet,  hoch- 
mütig, anspruchsvoll.  Ein  Obei^gebener 
Kerl  —  ein  übergebenes  Fratiemimmer^ 
Personen,  die  sich  über  Vermögen, 
Wert  und  Können  geben. 

Übergeben,  st.^  sich^  sich  erbrechen. 

Obergufz,  m.,  aus  Obergie/zen.  Das 
kommt  mit  dem  übergu/z^  eine  heftige 
Rede  voll  Zorn  und  Galle.  Hennig, 
282. 

Oberh&bschen,  plur.^  die  Bewohner 
jenseits   des   Haffes,    die    über   dem 


Haffe  wohnen.  Von  den  Keuteln  sollen 
nicht  allein  die  üeberhaabschen,  sondern 
auch  die  Vitien  20  Mark  Zinsen.  Fischer- 
ordnuDg  von  1640.  Hennig,  282. 
Vgl.  Haff. 

Uberhapsen,  sw.<,  voll  und  schleunig 
mit  einem  Haps  (s.  d.),  etwas  abbeifzen, 
abmachen.  Das  Stück  Fleisch  wen'  so 
gro/z^  da/z  er's  kaum  uberhapsen  konnte. 
Ich  machte  gern  noch  einmal  uberhapsen^ 
einen  kurzen,  tüchtigen  Schlaf  thnn. 
Treichel. 

Überhaupt,  ocfo.,  in  Danzig  und  an 
vielen  anderen  Orten  nicht  da  gebraucht, 
wo  man  vom  Speziellen  aufs  Allge- 
meine übergeht,  sondern  gerade  umge- 
kehrt den  Übergang  zum  Speziellen 
bezeichnend,  wird  also  dadurch  synonym 
mit  vorzüglich  und  besonders:  er  ist  seit 
langer  Zeit  krank,  überhaupt  seit  drei 
Tagen.  E.  F erstem.  Das  Getreide 
ist  gut  geraten^  überhaupt  das  Kern, 

Überholen,  sw.^  übersetzen  über  einen 
Flufz.  Man  ruft  dem  Bootsmann  zu: 
Hol  über!    Hennig,  103.  282. 

Oberkahn,  m.,  s.  SprotL 

Uberlangs,  adv.^  einige  Zeit  nachher, 
später.  Hennig,  337.  Schemionek, 
41. 

Uberlangs,  ocfo.,  nach  der  Länge.  Edi 
drängd  rme  äwerlangs  dortau.  Carm. 
nupt.  I,  282,  7.  Oeck  must  mie  dag  to- 
schleppe^  bet  eck  mie  äwerlangs  schof  na 
de  groote  Poort.    Carm.  mq>t  VI,  242b. 

Oberlast,  /.,  unbillige  Belastung,  Be- 
drückung, zuviel  Last,  Ungerechtigkeit, 
Unrecht.  In  der  Saalfelder  Gegend 
auch  Oberlafz.  öck  woU  keinem  Äwer- 
last  dSnCy  ich  will  keinem  Überlast  thun. 
Bei  Jeroschin:  ubirlast  Pfeiffer, 
238. 

Oberläster,  m.,  seidenartiger  Stoff  von 
seh  warzer,  glänzender  Farbe.  V  i  o  H  t , 
170. 


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überlaufen  —  Udram. 


419 


Überlaufen,  pltd.  äwerlOpe(n),  über- 
kommeo,  überfallen.  Der  Ärger ^  Zicym 
überlief  mich^  ich  wurde  heftig,  aus- 
fahrend. 

Uberlei,  ado,^  übrig,  überflüssig.  Es 
ist  von  der  Speise  rwch  viel  Oberleib  noch 
viel  übrig  geblieben.  Ei*  hat  noch  Recht 
Überlei y  noch  Recht  übrig.  Hennig, 
337. 

Übernehmen^  st^  überwältigen,  über- 
mannen. Ich  wollte  ein  bischen  von 
der  L^>er  wegreden^  aber  es  Obeimahm 
mich;  mein  Herz  wollte  nicht  so  wie 
ich,    Soph.  R.  VI,  417. 

Uberreiben,  st,  s.  reifzen  3. 

Uberschlächtig ,  adj, ,  oberschlächtig ; 
von  Wassermühlen,  bei  denen  das  Was- 
ser von  oben  treibend  auf  das  Rad 
ßült.  Aus  aber  (ober)  und  schlagen  zu- 
sammengesetzt. Treibt  das  Wasser  das 
Rad  von  unten,  so  ist  die  Mühle  un- 
terschlächtig.  In  Pommern  öwerslägtig. 
D&hn.,  335b. 

Überschlagen,  «t,  überdenken,  beden- 
ken, überlegen.  Ich  werde  mir  die  Sache 
noch  überschlagen. 

Überschnappen,  sw.,  den  Verstand  ver- 
lieren, närrisch  werden.  Der  wird  noch 
überschnappen.  Er  ist  etwas  überge- 
schnappt Davon  das  Adjektiv  Über- 
geschnappt, verrückt,  närrisch.  Hen- 
nig, 282. 

Oberschte,  Oberste,  pltd.  Xwerschte, 
m.j  der  Erste.  Er  ist  der  Überschte  in 
der  Klasse  —  de  Äwerschf.  Vgl.  ba- 
werste  anter  bawen,  auch  Spperscht 

Uberschwaddem,  sw,,  s.  schwaddern. 

Uberschwauksen,  sw.y  s.  schwauksen. 

Übersichtig,  pltd.  äwersSchtig,  adj.,  über 
sich  sehend,  zur  Bezeichnung  eines 
Augenfehlers:  schlecht  sehen  oder 
etwas  gar  nicht  sehen^  aus  Eurz- 
sichtigkeit,  Flüchtigkeit  oder  Unauf- 
merksamkeit.    Er  ist  übersichtig  y  pltd. 


Hei  ÖS  äwersöchtig,  er  übersieht  Nahe- 
liegendes. . . .  mafzen  die  Ldebe  gemei- 
niglich übersichtig,  oder,  wie  sie  gemahr- 
let  wird,  blind  ist    Carm,  nupt  I,  183. 

Uberspirkeln,  sw.,  mit  Spirkeln  be- 
legen. Bildlich:  Mnen  Schnaps  uber- 
spirkeln, ordinären  Schnaps  mit  besserm 
oder  mit  Rum  v.ersetzen. 

überstudierter,  m,,  einer,  der  zuviel 
studiert  hat  und  dabei  etwas  überge- 
schnappt ist. 

Oberwams,  pltd.  Xwerwams,  n.,  Ober- 
wams, blaue  Tuchjacke  mit  blanken 
Knöpfen.    Dzg.  Nhg.    VioHt,  177. 

Überwendlich,  adv.  überwendlich  nahen, 
mit  engen,  in  einander  geschlungenen 
Stichen  nähen,  schürzen. 

überwicht,  /.,  das  Übergewicht.  Die 
Wagschaal  wolte  schon  auf  jene  Seite 
schlagen  .  .  .  Die  schone  Kienderin 
(Name  der  Braut)  macht  itzt  die  Ueber- 
wicht    Carm,  nupt  I,  158. 

überwocken,  m.,  der  obere  Teil  des 
Weckens;  der Wockenstock.  Vgl.  Spinn- 
stock. 

Uberwuichen,  Uberwutschen,  sw.,  s.  wu- 
schen. 

Überziehen,  st  Einen  überziehen,  ihn 
über  das  Knie,  über  die  Bank  strecken 
und  ihm  den  Hintern  klopfen.  Einem 
eins  überziehen,  ihm  einen  Hieb  über 
den  Rücken  geben. 

Uckel,  Ukel,  /.,  im  Oberlande,  Erm- 
lande  und  in  der  Elbinger  Gegend  = 
Okel  (s.  d.).  Saalfeld.  Schemionek, 
41.    Sperber,  46. 

Uckelei,  Ucklei,  m.,  Fischn.,  Ukelei, 
s.  Ickelei  und  Nesteling. 

Udas,  (?),  s.  Dalkis. 

Udram,  Uderam,  w.,  Pflzn.,  Gunder- 
mann, Glechoma  hederacia  L.  Hagen, 
610.  Pritzel,  166.  Bock,  71.  Hen- 
nig, 282.  im  Samlande  auch  Undram. 
Nach  Mühling  auch  Udramb;   ebenso 

27* 


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420 


Ukel  —  umschichtig. 


in:  Maller,  Bilder  aas  Masaren.  Volks- 
schulfreund  1873,  S.  190  b.  S.  Gunde- 
ram. 

Ukel,  /.,  s.  Uckel. 

Ul  (u  lang),  /.  1.  Eule,  striay  ahd. 
ütüäa,  mhd.  iuwel^  iule.  Das  ist  'ne  Ul.  Hei 
ÖS  wi  de  Ul  mank  de  Krege^  wie  die 
Eule  unter  den  Krähen.  Wat  dem  ene 
stn  Ul  OS,  OS  dem  andre  sirC  Nachtgäl, 
Sprw.  I,  771;  II,  676.  2.  Larve  der 
Neunaugen.  Die  Qtierder  (s.  d.)  des 
Bach-  und  Flussneunauges  werden  in 
unseren  Provinzen  als  Uhle,  Angeritze^ 
VingiUe  bezeichnet.  Benecke,  199. 
Mnhling,  Tiem.,  178. 

QlepiQstrig,  ad)'.,  pausbackig,  ange- 
blasen, wie  eine  Eule(C7fe)  aufgeplustert. 
Dönh.     Mühling  hat  ullenplustrig. 

Ulespfigel,  m.,  Eulenspiegel,  im  Erm- 
lande  Name  für  den  Teufel. 

Ulk,  m.,  Iltis,  Marder,  s.  Duck. 

Ulke,  JOIke  (17=  ö),  w.  Vorn.,  Julie. 
Hartwich,  55. 

ullenplustrig,  adj.,  s  QlepIQstrig. 

ulmig,  adi,  alt,  verwittert.  Danzig. 
W.  Seidel,  35. 

Ulrich,  m.  Vom.,  Huldaricus.  Hart- 
wich, 54. 

Umbitter,  m.,  in  den  Werdern  der 
Bote,  welcher  die  in  Form  einer  Kur- 
rende abgefafzte  Einladung  zu  einer 
Hochzeit  oder  einem  Begräbnisse  herum- 
trägt. Die  Einladung  zur  Hochzeit  be- 
wahrt er  in  einem  Futteral  von  bunter 
Farbe,  die  zu  Begräbnissen  in  einem 
schwarzen  Futteral.    Passarge,  216. 

Umgelder,  plur,^  in  der  alten  Danziger 
Verfassung  Bezeichnung  für  die  direk- 
ten Abgaben.  W.Seidel,  35.  Klein 
II,  205:  Umgeld  oder  Ungeld  heil'zen 
alle  Abgaben,  welche  die  zu  Schiffe 
ankommenden  oder  abgehenden  Waaren 
zu  entrichten   haben.     Der   Abnehmer 


fuhrt  sie  in  seiner  Rechnung  unter  der 
Rubrik:    Umgelder,     Danzig. 

umgewandt,  pltd.  omgewendt,  a/^., 
Korrump.  von  unguentum  in  den  Na- 
men der  Medikamente:  UngenL  pbm- 
bicum^  Napoleon  etc. 

umherfliteen,  sw.,  s.  flitzen. 

umhSren,  sw.,  sich^  sich  erkundigCD, 
umfragen,  umher  hören,  wie  es  um  eine 
Sache  steht.  Danau  mot  ock  ml  noch 
erseht  omhore. 

umkampeln,  -kantem,  sw.y  s.  kantem. 

umkeKeln  etc.,  au?.,  s.  keifein. 

umMaftem,  sw.^  mit  ausgestreckten 
Armen  {Klafter)  umfassen,  umannen. 

umkrämpeln,  sw.^  s.  krämpeln. 

umkrUcken,  sw.^  mit  einer  Krücke, 
Ofenkrücke,  umrühren. 

umlangs,  pltd.  omiangs,  o^fo.,  so  weit 
als  man  langen  oder  reichen  kann,  als 
man  mit  einem  Gange  umgehen  kann; 
rings  umher.  Es  ist  umlangs  kein  Bier 
zu  haben^  es  ist  ringsum,  in  der  gan- 
zen Nachbarschaft,  kein  Bier  zu  haben. 
Hennig,  282.  Darbi  §s  he  met  siene 
Fusten  so  fluck  bi  der  Hand,  wie  om- 
lang  urschend  wer.  Dorr,  1.  Wiew., 
24. 

Umläufer,m.,Mond.  Sie  müssen henmb 
laufen  lassen  ....  den  Jovem  mit  sei- 
nen vier  Umbläufem  etc.  Linem., 
Mlb. 

Umläuflein,  n.,  in  alten  Verschreiban- 
gen  ein  kleiner  See  oder  Teich,  den 
man  in  kurzer  Zeit  umgehen  (umlaufen) 
kann.    Hennig,  282. 

umpummeln,  «ti;.,  umwickeln,  einhüllen, 
s.  pummeln. 

umschichtig,  pltd.  omschichtig,  ac^., 
Schicht  um  Schicht,  eins  um  das  an- 
dere, wechselweise.  Umschichtig  eine 
grö/zere  Arbeit  ausfuhren  lassen.  Aß 
fro7*  so  gruMgy  dat  mi  de  Tdhnen  dm 


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amdchlagen  —  un  beschrieen. 


421 


Mul  klapperden  on  ek  amschichtig  op 
dem  eenen  on  dem  andern  Been  huppsen 
deed.     Dorr,  Driewjagd. 

umschlagen,  st  1  verderben;  von  Ge- 
tränken: Bier,  W^in  etc.,  wenn  sie 
säuerlich  werden.  2.  im  Preise  fallen, 
zar&ckgehen.  Der  Kaffee  üt  umge- 
schlagen —  das  Getreide. 

umschmeifzen,  umwerfen,  st,  umfallen; 
auch  bildlich.  Der  Wagen  wirft  um. 
In  der  Rede,  im  Gesänge  umwerfen, 
stecken  bleiben.  Wie  ich  denn  im  Fran- 
zosischen manchmal  umschmei/ze,  sogings 
auch  hier.  Soph.  R.  I,  385.  Im  Ge- 
schäft umschmei/zen,  Bankerott  machen. 
Gewann  Thaler  auf  Thaler  und  — 
schmi/z  um.    Soph.  R.  VI,  556. 

Umstand,  m.,  anderer,  zur  Bezeich- 
nung der  Schwangerschaft.  Sie  ist  in 
andern  Umstanden. 

umstechen,  st,  durch  Stechen  um- 
wenden, das  au%espeicherte  Getreide 
mit  Schaufeln  umwerfen. 

umstülpen,  »w.,  s.  stUlpen. 

umtreiben,  gewöhnlich  rumtreiben, pltd. 
r5mdilwe(n),romdrtwe(n),8^.,  sich,  zweck- 
los herumschlendern;  in  bösem  Sinne: 
vagabondieren.  Gewöhnlicher:  sich 
herum^eiben.  Denken  sie  mir  doch  dran, 
dafz  ich  ihn  frage,  wo  er  sich  gestern 
umgetrieben  hat  Soph.  R.  Hennig, 
283. 

Umtreiber,  Umtrift,  Rumtrift,  pltd.  Rom- 
drBft,  m.,  Herumtreiber;  Yagabond. 
Du  heegsche  (höhischer,  von  Höhe) 
Romdr§ft,  du!  Dorr,  1.  Wiew.,  10. 
Hennig,  283. 

umtrent,  adv.,  beinahe,  ungefähr.  Es 
ist  umtrent  sechs  an  der  Uhr.  Holl. 
omtrent,  ontrent  Hennig,  283.  Vgl. 
trent 

Umtrift,  m.,  s.  Umtreiber. 

umwerfen,  st,  s.  umschmeifzen. 

umzech,  pltd.  omzech,  adj.  u.  adv,, 


der  Reihe  nach,  abwechselnd  einer  nach 
dem  andern.  Umzech  hüten.  Wir  wach- 
ten (wachen  bei  dem  Kranken,  warten 
seiner)  umzech.  Elwen  kniept  em  om- 
zech! Dorr,  1.  Wiew.,  122.  123.  Auch 
sollen  die  verordenten  tentz{-)  oder  platz» 
meyster  die  frawen  vnd  iungfrawen  vmbt- 
zecht  vfzuziehen  schuldig  sein.  Kleid.- 
Ordg.,  377.  Gortzitza  hat  umzeigs. 
Hennig,  283,  schreibt  umzechig.  Sper- 
ber, 32,  erklärt  umzech  als  Zusammen- 
setzung von  um  und  zechen,  im  Kreise 
herum  trinken. 

Unart,  pltd.  Onart  {,a^ä),  m.,  Mensch 
ohne  Art,  ohne  Anstand.  Sie  sind  ein  klei- 
ner Unart,  sagt  das  zudringlich  zärt- 
lich behandelte  Mädchen,  dem  derartige 
Aufmerksamkeiten  aber  nicht  unange- 
nehm waren.  Sei  kein  Unart!  zum 
Kinde.  Vgl.  Unband,  Undocht  Hennig, 
283. 

Unftsel,  m.,  s.  OnnOsel. 

undsiich,  adj.,  s.  onnOselig. 

Unband,  m.,  s.  Onband. 

unbändig,  pltd.  unbändig,  adj.  u.  adv. 
1.  ausgelassen,  lustig,  zügellos,  unge- 
zogen, aus  Rand  und  Band.  Es  ist 
ein  unbändiger  Junge.  2.  sehr,  sehr 
viel.  Er  hat  unbändig  zu  ihun.  In 
diesemSinneauch:  ausbUndig.  Mielcke 
n,  56  b. 

unbebott,  adj.,  ungeladen,  uneingela- 
den,  unberufen.  Mühling.  Vgl.  ver- 
botten. 

unbegamsch,  adj.,  ungeschickt,  unbe- 
holfen, tölpelhaft,  unangemessen.  Müh- 
ling, der  es  von  gehen,  begehen  her- 
leiten möchte. 

unbeholfen,  adj.,  unbehilflich^  unfähig 
sich  selbst  zu  helfen.  Ein  korpulenter 
Mensch  ist  unbeholfen.   Hennig,  283. 

unbeschrieen,  adj.  l.untadelhaft,  recht- 
schaffen, lobenswert.  Mühling.  2. 
nicht  zu  verrufen.    S.  unverrufen. 


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422 


und&r  —  unlieb. 


undfig,  adj,  u.  adv,^  Gegenteil  von 
deg  (s.  d.),  untüchtig;  krank,  unpäCz- 
lich.  In  der  Saatfelder  Gegend  auch 
substantivisch  in  allen  Geschlechtern 
ündSff,  das  Ungesunde.  Hennig,  284, 
hat  undägsch. 

Undererdschke,  -firske,  -hätschke, 
-hVtschke,  n.y  s.  Untererdschke. 

Underpigge,  /.,  Unterjacke;  vgl.  Pigge. 

Underechaschke,  m.,  s.  Schasch. 

undersSken,  sw.,  s.  untersuchen. 

Undocht,  m,  s.  OndochL 

Undram,  m.,  s.  Udram. 

unenglich,  adf/.,  verdriefzUch,  unauf- 
geräumt, mürrisch.  Bock,  72.  Hen- 
nig, 284. 

Unfall,  pltd.  Onfall,  m.  Se  ös  td  On- 
fall  gekame^  sie  ist  schwanger.  Sprw. 
I,  69. 

unflätig,  pltd.  onflätig,  adj.,  von  un- 
gewöhnlicher Länge,  Gröfze,  Stärke. 
Ein  unflätiger  Kerl^  ein  hochgewachse- 
ner Mann.  Ebenso  in  der  Niederlaus. 
Anton,  5,  9. 

unfrödsch,  unfrOtsch,  adj,^  dumm,  un- 
verständig, unklug.  Ermland.  Müh- 
ling.    Vgl.  frAden. 

ungatUlch,  adj.^  was  nicht  zusammen- 
pafzt,  nicht  von  einer  Gattung  ist.  Un- 
gatäiche  Randschuhe  —  Strümpfe  — 
Schuhe.     Hennig,  284. 

ungebacken,  adj ,  roh,  unmanierlich, 
ungeschliffen,  gemein;  vom  Menschen. 
Ebenso  ungehobelt,  ungesalzen.  Stein, 
Peregrinus  XII,  82:  ungeschliffener^  un- 
gebackener^ungesaltzenerKerl.  W.Mtsbl. 
V,  191. 

unger,  a<fo.,  unter,  drunter,  ünger 
on  ewer^  drunter  und  drüber.  Dzg.  Nhg. 
Viol^t,  105. 

ungesalzen,  adf/.,  s.  ungebacken. 

Ungeschickt,  m.y  aus  ungeschickt  per- 
sonifiziert.     Ungeschickt   lä/zt  grüfzen, 


wenn  jemand  etwas  fallen  läfzt  oder 
ungeschickt  ausführt. 

ungeschmack,  adj.,  schlecht  schmek- 
kend.  Mein  Vater  ungeschmack,  die 
Mutter,  so  mich  zeugt  j  Schmeckt  allen 
trefflich  wohl.     Carm.  nwpt  I,  225. 

ungewaschen,  adj.  1.  nicht  gewaschen. 
2.  Ungewaschenes  Zeug  sprechen,  zur  Be- 
zeichnung eines  unklaren,  unlogischen 
Geschwätzes. 

ungewiegt,  adv.,  ohne  Wiege,  ohne 
gewiegt  zu  werden.  Ich  werde  heute 
ungewiegt  schlafen,  ich  werde  vor  Mü- 
digkeit leicht  einschlafen  und  so  bald 
nicht  aufwachen. 

Unglück,  pltd.  Onglttck,  n.  1.  das 
Höchste,  die  Epilepsie.  2.  ein  krank- 
licher, elender  Mensch.  Dat  ös  en  wah- 
ret Hüpke  Onglock,  ein  wahres  Häuf- 
chen Unglück. 

ungut,  pltd.  ongOt,  adj.  u.  adv.,  böse, 
schlecht,  übel.  Nichts  für  ungut!  als 
Entschuldigung  in  dem  Sinne:  um  Ver- 
zeihung! 

unkäsch,a4;.,  krank,  unpäizlich.  Bock, 
72. 

Unke,  /.,  Spinne.  Mühling,  Tiem., 
178. 

unklar,  pltd.  onklar  (a  =  ä\  adf.^  un- 
aufgeklärt, zweideutig.  Die  Sache  tat 
unklar,  in  sich  nicht  richtig,  nicht  ehr- 
lich gemeint.    Hennig,  284. 

Unland,  pltd.  Onland,  n.,  unberührt 
gebliebenes,  unfruchtbares,  schwer  kul- 
tivierbares Land.  Mag  sie  (die  saoi- 
ländische  Ebene)  nun  Heide  genannt 
werden  oder  Palwe,  immer  ist  es  das- 
selbe triste,  undankbare  Land,  dessen 
Humussäure  nicht  zu  vertilgen,  das  der 
Landmann  mit  dem  einen  köstlichen 
Namen  j^Unland^  bezeichnet.  Passarge^ 
Balt,  29. 

unlieb,  pltd.  onlSf,  adv.,  übel.    Nehmt 


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Unlust  —  Untererddchken. 


423 


et  nichfor  onUefj  nehmt,  deatet  es  nicht 
Übel.     Dorr,  l.  Wiew.,  12  f. 

Unllrät,  pltd.  Onlost,  /.  1.  Eiter  in 
Geschwüren  uod  Wunden.  Die  Un- 
lust mufz  heraus.  Aach  Unzeug,  pltd. 
OntTg.  2.  Unwohlsein,  Krankheit  aber- 
haapt.  Die  Hochzeit  in  dem  Herbst  ist 
zelten  reckt  vergnOgt,  Weü  dessen  Witte- 
rung viel  Unlust  mit  sich  führet  Carm. 
nupt  I,  243.  Die  (Braat)  so  Leid  cds 
Unlust  stillt    Ibid.  II,  4  c. 

Unlust,  9n.,  Kehricht,  Schmatz.  Den 
Unlust  aus  dem  Hause  schaffen.  Bock, 
72.    Hennig,  284. 

unmaky  unmaklich,  adj.,  unwohl,  un- 
behaglich, das  Gegenteil  von  mak  und 
makUch 

unmanierlich,  adj.  u.  ad».^  ohne  Ma- 
nieren. Sich  unmanierlich  aufführen^ 
Blähungen  enüassen. 

unnot,  oc?;.,  unnötig,  ungern. 

UnOsel,  Unftsel,  Unnosel,  Unnii8(8)el,  m,^ 
s.  OnnAsel. 

unnuselig  etc.,  adj.^  s.  onnOselig. 

unpaar,  adj.  u.  ocfe.,  in  ungerader 
Zahl,  ungleich.    S.  paar. 

unpaarig,  adj.^  nicht  zu  einem  Paar 
gehörig:  unpaarige  Strümpfe.  Ebenso 
in  Estland.    Sallmann,  131a. 

Unrat,  m.  1.  allerlei  schlechtes  Haus- 
gerät. 2.  Überflufz  in  Speisen  und 
Getränken.  Auf  der  Hochzeit  herrschte 
(war)  ein  reiner  Unrat  3.  zur  Be- 
zeichnung der  Unrichtigkeit  einer  Sache, 
oder  der  Ahnung  einer  Ungehörigkeit, 
eines  bevorstehenden  Übels.  Sie  sa/z 
auf  einer  Bank  vor  der  Thür  und  schien 
Unrath  zu  merken^  sobald  sie  mich  kom- 
men sah.  Soph.  R.  IV,  150.  Dafz  nicht 
ein  Kluger  unrathmerken  soUte.  Ibid. 
V,  486.    Hennig,  285. 

unraumsch,  ac^.j  unan^eräumt.  Ma- 
rold. 

unrecht,  oc^'.,  falsch,  unrichtig.    Etwas 


in  die  unrechte  Kehle  bekommen^  in  die 
Luftröhre.  Es  ist  ihr  unrecht  gegangen^ 
sie  ist  vor  der  Ehe  schwanger  gewor- 
den. Stein,  Peregrinus  XIII,  48.  W. 
Mtsbl.  VI,  157.  In  dieser  Bedeutung 
auch  unrichtig.    Hennig,  285. 

unrUchtbar,  adj.y  untadelhaft,  von  gu- 
tem Ruf.  Landesordg.  von  1640.  Müh- 
ling. 

Unruh,  /.  1.  Balancier  der  Uhr;  auch 
zur  Bezeichnung  eines  unstäten  Men- 
schen, wilden  Kindes.  Er  ist  die  Un- 
ruh am  Seger.     2.  Pflzn.,  s.  Mestel. 

unses  =  unser.  Ach  du,  kick  (sieb), 
das  is  ja  unses  Hennch^  (Hühnchen)! 
Saalfeld 

unstUrig,  adj.,  unruhig.  Er  schläft 
unstürig,  er  wirft  sich  im  Schlaf  von 
einer  Seite  zur  andern.  Bock,  73. 
Hennig,  285. 

unterbodmen,  sw.,  besohlen,  einen 
neuen  Boden  unter  die  Stiefel  legen. 
Sperber,  46. 

Unterdach,  n.,  Obdach.    Marold. 

Untererdschken,  Unterfirsken,  pltd.  Un- 
ierenke(n)y  plur.  1.  die  Unterirdischen, 
Erdmännchen,  Heinzelmännchen,  Ko- 
bolde, die  unter  der  Erde,  oder  unter 
dem  Herde  ihren  Sitz  haben.  Bei  den 
alten  Preufzen  als  Hausgötter  gedacht 
und  gepflegt  und  Markopfiten,  Marco- 
peczei  (Bock,  71,  hat  Marcopelen,  der 
preuCz.  Sammler  II,  1243:  MaropSten 
oder  MaropQten),  auch  Koitki  und  Bar- 
stucken genannt.  Heute  auch:  Unter- 
firdschen,  Unterherdschken,  UnderStschken, 
Underhatschken,  Underhtttschken.  Btdem 
fröere  Kreger  Hans  ön  Aleawange  .  .  . 
hadde  sock  de  Underhordschkes  ange- 
wennty  ere  Teppkes  op  e  Herd  to  stelle. 
Samland.  Firmenich  I,  104a.  Die 
Untererdschken  vertauschen  gern  ihre 
Wechselbälge  gegen  neugeborene  Kin- 
der  der  Menschen,    können  dies  aber 


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424 


QDterfadsen  —   Unzucht. 


nur,  so  lange  die  Kinder  ungetauft  sind. 
Vgl.  Pisanski,  Überbl,  §5.  2.  BUd- 
lieh:  ein  kleiner  Mensch.  Er  ist  ein 
ünderftschke, 

unterfassen,  pltd.  underfate(n),  sw.j 
unter  den  Arm  greifen,  sich  jemand  in 
den  Arm  hängen.  Er  fajzte  sie  unter^ 
er  ergriff  ihren  Arm.  Sie  fa/zten  sich 
unter,  sie  gingen  Arm  in  Arm.  Scherz- 
weise auch  unterhaken. 

unterhollig,  ad)'.,  hohl      Muhling. 

Unterkaufy  tw.,  Vorwegkauf,  Ankauf 
von  Waren,  auf  welche  bereits  ein  an- 
derer Kaufmann  Vorschilsse  gemacht 
hat.  Zur  Ordenszeit.  Danzig.  Hirsch, 
167. 

unterkStig,  pltd.  underkStig,  adj.,  eiternd, 
schwärend  von  innen  heraus^  von  einem 
Geschwür  unter  der  Haut.  Die  Wunde 
ist  unterkotig.  Doch  sind  auch  Torf- 
wiesen und  Moore  unterkotig,  wenn  ihre 
Kruste  über  Sumpf  (Kot)  steht.  Nach 
Schemionek,  41,  morsch  bei  Eis- 
und  Landweg.  Bildlich  von  einer  Sache, 
die  bedenklich,  nicht  anständige  ge- 
heuer, die  faul  und  schmutzig  bestellt 
ist.     Hennig,  285. 

unterkraufen,  st,  s.  krauten. 

unterkriegen,  adv,,  unterbekommen, 
niederbekommen.  Ek  war  den  Tolpatsch 
uingerkrien.    Dorr,  1.  Wiew.,  49. 

unterkrttig,  adj.,  fraglich,  gefahrlich. 
Treichel. 

unterliegen,  pltd.  underligge(n),  st, 
sterben,  dem  Tode  erliegen.  Er  ist  un- 
terlegen,  gestorben.     Natangen. 

Untermittag,  m.,  Zeit  während  der 
Mittagsarbeitspause.    Treichel. 

untemäsig,  unternasig,  adj,,  die  Nase 
herabhängen  lassend ^  krank,  mutlos. 
Einen  untemäsig  machen,  ihn  in  Furcht 
jagen,  mutlos  machen.  Im  Ermlande 
unganäsig,    Hennig,  285. 

Unteroffizier,   m.,    Frau,    Gattin;    als 


Scherzbezeichnung.  Mein  Unteroffizier 
ist  mit, 

unterschlächfa'g,  adj,,  s.  Ubersctilächfig. 

untersetzt,  adj.,  klein  von  Wuchs.  Ein 
untersetzter  Mann, 

Unterspann,  n ,  der  vierte  Teil  eines 
Tagewerks.  Man  unterscheidet:  erstes 
und  zweites  Unterspann,  am  Vormittage, 
drittes  und  viertes  Unterspann  am  Nach- 
mittage und  Abend.    Hennig,  285. 

untersuchen,  pltd.  under-,  ungerseke(n}, 
sw.,  besuchen.  Undersek  mt  doch  e  moL 
Samland.  Herr  Marizio  .  .  .  wad  uol 
nuscht  dawedder  hebben,  wenn  wi  enop 
en  Glas  Win  unjgerseken.  Elbinger 
Höhe.  N.  Pr.  Prov.-Bl.  a.  F.  IX,  i41. 
Firmenich  Hl,  493a. 

Unterwart,  m.,  s.  Wart 

Untier,  pltd.  Ondfir,  Ondfirt,  n ,  WoH 
Ermland.  ^Man  soll  den  Wolf  nicht 
beim  Namen  nennen,  sonst  kommt  er", 
sagt  das  Sprichwort,  daher  nennt  man 
ihn  Untier,  Vgl.  Mühling,  Tiem., 
178.  BJk  war  ju  en  Ondeert  toiesen. 
Dorr,  1.  Wiew.,  64. 

unllbel,  pltd.  onäwel,  ady\,  übel,  weh. 
Mir  ist  so  unübel,  ich  verspüre  Neigung 
zum  Erbrechen. 

unverrufen,  pltd.  onverrOpe(n),  st^  als 
dem  Zauber  wehrendes  Wort.  Lobt 
nian  ein  Kind,  so  hat  man  zu  sagen: 
es  ist  unverru/en  gesund,  stark,  grofz  etc. 
Unterbleibt  dies,  so  murmelt  oder  denkt 
die  besorgte  Mutter:  Unoerrufen,  Enob- 
lauch,  gestern  war  es  besser!  Oder:  Un- 
verrufen,  Knoblauch,  Zunebeln  und  Mohr- 
rüben. Gedanism.  über  das  Verrufen 
s.  Hexspr.,  3  ff.    Vgl.  unbeschrieen. 

unverzogen  Reclit,  n.,  s.  Recht. 

Unwetter,  pltd.  Onwedder.  1.  sehr 
schlechtes  Wetter.  2.  Gewitter.  Da- 
von Unwettern,  pltd.  onweddem. 

Unzeug,  n.,  s.  Unlust 

Unzucht,  m.,   das  verhochd.  Undockt 


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Ur  —  Utschek. 


425 


Du  bist  ein  ümuckt.  Aach:  Ungezo- 
genheit. Se  beschweade  seck  moa  solk 
üontuacht  Natangen.  Firmenich  I, 
110a.    Vgl.  Ondocht 

Ur,  m.y  s.  Eisensand. 

Uren,  m.  jud.  Vorn.,  s.  Aarndt 

urgend,  adv.,  s.  urschend. 

Urinar,  m.^  Brandstifter,  Mordbrenner. 
In  dem  Zeugenverhör  über  die  1331 
von  dem  Ordensheere  in  Polen  ver- 
übten Gewaltthätigkeiten  (Script  rer. 
Pni88.  II,  728)  heil'zt  es :  Quidam  cru-- 
cifer  presbyter  propria  manu  incendebat 
domus  et  ponebat  ignem  in  eis  in  Pisdr 
(Stadt  Peisem),  dictus  Jacobus^  et  ex» 
iunc  vocatus  est  per  omnes  Vrinar^ 
quod dicitur  latine  incendiarius.  Nssim., 
Th.,  22  J,  weist  auf  das  lat.  urere^  ver- 
brennen, hin,  woran  ürinar  stark  an- 
klingt, floffheinz,  Forsch.  3.  (Altpr. 
M.  Vm,  691)  giebt  dem  Worte  eine 
ganz  andere  Deutung;  er  sagt:  y,urinar 
wahrscheinlich  aus  dem  hebr.  ^ur  = 
igniSy  incendium.  £s  scheint  dieses 
Wort  im  mittelalterlichen  Latein  eine 
Rolle  gespielt  zu  haben.  In  der  von 
Tempelherren  gegründeten  Hauptkirche 
zu  Hannover  findet  man  unter  der  Or- 
gel eine  Tafel  mit  folgender  Inschrift: 

Turris  principium  tria   CCC  nuTne- 
rant  L  et  aevum 

Chratia  romana  fuit  et  pestis  triduanna 

Funera   flens  polis  haec   tria   mülia 
'tnensibus  in  sex 

Tunc  Stimulus  Stoicos  fuit  VR  tar- 
quem  et  Hebraeos. 
Das  VR  ist  hier  Feuer,  Scheiterhaufen 
(Verfolgung  der  Templer  und  Juden, 
welche  verbrannt  wurden),  und  es  ist 
etwas  Mystisches  im  Gebrauch  dieses 
grofz  geschriebenen  Bibelwortes.  Bei 
Vrinar  ist  auch  der  grolze  Anfangs- 
buchstabe auffallend.  Wahrscheinlich 
fallt  beides  in  eine  Zeit.     Es  ist  nicht 


zu    vergessen,    dafz    auch    der   Plural 
^urtm  gebraucht  wird.** 

urschend,  adv.  1.  exprefz,  eigens, 
besonders,  einzig  um  deswillen.  Weil 
mein  Mann  Fleisch  essen  wolK^  mujz( 
ich  urschend  zur  Stadt  laufen.  Eck  st 
urschend  dato  hergekamen.  Auf  der  Dzg. 
Nhg.  urgend.  YioUt,  105.  Sonst  auch 
urschends.  2.  sofort,  unverzüglich,  so- 
gleich. Du  geist  urschend  in  de  Stadt! 
Ehr  werdt  es  U9*schent  heere^  ihr  werdet 
es  sofort,  sogleich  hören.  Schaltj.  1, 
440.  Oberland.  Werder.  Elbing.  3. 
irgend,  urschend  ener^  irgend  einer. 
Denn  w§Wk  er  frien^  wenn  dat  urschend 
vemon/tig  §s.  Dorr,  1.  Wiew.,  13.  Ek 
kri  darbi  so  leicht  Strietj  as  urschend 
eener.    Ibid.,  16.     Vgl.  umlangs, 

-uschke,  -USChe,  Endung,  welche  eine 
Verkleinerung  ausdrückt:  Mutteruschke^ 
Mutterusch£y  Kleinuschke,  kleinusches 
Kind.  Diese  Deminutiv -Silben  sind 
wohl  aus  dem  poln.  ös  und  ösia  ent- 
standen; vgl.  jedoch  auch  nutsch. 

U(zbadd08|  plur,,  kleinere  Pfahle  im 
Lachswehr.    Lit    Benecke,  381. 

Ufzgirren,  Ortsn.,  Dorf  im  Kirchspiel 
Friedrichs walde,  Kreis  PiUkallen,  im 
Volksmunde  Ganderkemen  Storchdorf: 
Lit  gandras  der  Storch. 

Uterspann,  n.,  Gespann^  welches  die 
arbeitenden  Pferde  ausspannt,  ablöst. 
Uterspann  bringen^  neue  Pferde  bringen. 
Beim  Pfluge  arbeitet  das  Viergespann 
immer  nur  vier  Stunden.  Die  Redens- 
art wird  aber  auch  figörlich  gebraucht 
Niederung.    Passarge,  221. 

Utkick  {U=^ü),  m.,  Altan;  der  Aus- 
kuck,  Platz,  von  dem  man  auskuckt, 
Aussicht  hat.  Dzg.  Nehrg.  Vi o  16  t, 
105. 

Uticheky  m.,  ein  Reifzaus.  Von  dem. 
poln.  uciekac  entfliehen,  davon  laufen. 
Flatow.    Schmitt,  109;  Westpr.,  168. 


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426 


üzen 


ver-. 


Qzen,  sw.y  necken,  verhöhnen,  vexie-  II,  983,  aas  dem  gaunerischen  und  or- 

ren,  zum  besten  haben,  foppen.   Ebenso  sprQnglich  j&d.  uze^  aus  hebr.  üz  enge 

in  Bayern,  Hessen  etc.    Schmellerl,  sein,  einen  drängen. 
134.    Vilmar,  428.    Nach  Weigand 


V,  hchd.  mit  /  gleichklingender  Laut, 
wird  pltd.  in-  und  auslautend  sanft 
gleich  w  gesprochen,  anlautend  stets 
wie  /:  Pohoer  Pulver,  brawer  braver, 
Väder  Vater.  Lehmann,  Volksmnd., 
30. 

Vadder,  Vader,  m.  1.  Gevatter.  To 
Vadder  stän^  zu  Gevatter  stehen.  Ge- 
genstande, die  man  in  Versatz  gegeben, 
stehen  auch  Vadder.  Hennig,  286. 
Angs.  cumpaeder  =  compateTy  nmd.  vad- 
dere^  schwed.  fadder^  nds.  vadder,  Brem. 
Wb.I,330.  Scbamb.,  255a.  2.  freund- 
schaftliche Benennung  jeder  männlichen 
Person.  G6den  Dag,  Vadder ^  wt  geit 
etf  Eiy  Vader  Josty  dat  os  endSnt 
Seelenw.,  85. 

Vadderbrief,  m.,  Gevatterbrief,  Ein- 
ladungsbillet  zum  Patenstande. 

Vadderkosen,  n.,  Geplauder  über  gleich- 
gültige Dinge,  „wie  gemeine  Weiber 
bei  Eindtaufen  in  der  Wochenstube  zu 
thun  pflegen.^     Hennig,  286. 

Vadderschaft,  /.,  Gevatterschaft.  Dat 
Kind  OS  döt^  de  Vadderschaß  lieft  e  End 
—  liggt  öm  Dreck.     Sprw.  I,  1991. 

Vaddersche,  /.,  Gevatterin;  auch  Ge- 
vaddersche,  Göde  Morge,  trütste  Ge- 
vadderschey  wi  geit  etf  Kgsbg.  Fir- 
menich I,  101a. 

vader,  Vader  (a  =  a).  Dem.  Väderke^ 
m.  1.  Vater.  Das  kann  Vater  und  Sohn 
essen^  zur  Bezeichnung  eines  guten  Ge- 
richtes. 2.  Anrede  des  Gesindes  an 
den  Hausvater;  auch,  veredelter,  VAder; 


sonst  noch  Herzvdder,  Hartoäder^  HarZ' 
vader.  Diese  Anreden  sind  vielfach 
schon  durch  das  gens  Herrke,  gnädiges 
Herrchen,  verdrängt.     Vgl.  MOder. 

Vagäs,  777.,  s.  Fagäs. 

Vagotze,  /.,  P'otze,  cunnus.  Er.  Neu- 
stadt. 

vanSr,  adv.^  wann.  Fots  oder  vaner^ 
sofort  oder  wann?  Oberland.  Vgl. 
fOrts  u.  wennfir. 

värfots,  färfots,  verfautsch,  adv.,  sofort, 
ohne  weiteres.  Nomm  man  vär/ots  weg, 
nimm  von  vorne  herein,  gleich  vor  der 
Hand  weg. 

Väriew,  /.,  8.  Vorlaube. 

Värschoft,  /.,  s.  SchofL 

Vaterche(n),  n.,  Väterchen;  s.  Mutte^ 
che(n). 

Vatsch  (a  =  a),  VÖtsch,  w.,  Vater,  Vä- 
terchen.  De  Lott  säd:  Vätschy  den  wdl 
ock  nichl    Volks!.,  19,  10,  8. 

Vedder,  w.,  Vater.  Anrede  Unver- 
heirateter an  Verheiratete.  Oberland. 
Vgl.  Medder. 

VeigeL  Vogel,  m.  jud.  Vorn.  Flatow. 
Schmitt,  115. 

Veit,  Vorname;  Teufel.  Bruder  Veit 
nimt  es  weg.  Stein,  Peregrinus  VIU, 
32.     W.  Mtsbl.  V,  142. 

VejOle,  /.,  Pflzn.,  Waldanemone,  Ane- 
mone  süvestriä  L, 

ver-,  Vorsilbe  in  der  Bedeutung  fort, 
weg,  hin,  verloren;  daher  auch  als  Ad- 
verb: Das  ganze  Spiel  ist  ver  (zu  er- 
gänzen: leren),    ver  tritt  jedoch  auch 


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veraasen  —  verbeutein. 


427 


als  er  auf:  verhiizen^  verkaUeny  vermü" 
den,  verschrecken,  versparen^  vertränken^ 
verzählen  etc.  statt  erhitzen  etc. 

veraasen,  sw.y  s.  aasen. 

veraffenthalen  ^zweites  a=ä),  «w?, 
einholen,  erreichen.  Ee  ward  em  schon 
verafenthälen.    Pregelniederung. 

verallmachten,  sw.,  in  Unordnung  brin- 
gen, veraasen.  Die  Betten  veraUmach- 
ten^  was  Kinder  thun,  die  im  Bette 
sich  balgen. 

verändern,  «w?.,  «tcA,  sich  vei^heiraten, 
den  Zustand  der  Ehelosigkeit  ändern. 
So  wiltUj  mein  Jonathan^  jetzt  dich  ver^ 
ändern?  So  wiüttu  erwählen  die  EKf 
Carm.  nupt  III,  189  a.  In  Hessen  sich 
verändern^  andern.  Vilmar,  11.  Hen- 
nig, 286. 

verankern,  8«^.,  Balken  and  Mauern 
mittels  eines  Ankers  fest  zusammen- 
fugen.   Vgl.  Anker. 

verarbeiten,  sw.^  einem  eine  derbe 
Lektion  geben  mit  Worten  oder  mit 
der  Faust.  Der  Geistliche  hat  ihn  ver- 
arbeitet^ ernstlich  und  nachdrucklich 
vermahnt.  Hennig,  286.  Den  haben 
sie  gut  verarbeitet^  von  dem,  der  nach 
einer  Prügelei  Beulen  und  Wunden  im 
Gesichte  tragt. 

veräschem,  sw.,  sich^  mit  Anstren- 
gung, aber  ohne  Erfolg  arbeiten,  sich 
unnötige  Mühe  geben,  sich  atemlos 
laufen  oder  arbeiten.  Nu  Iiebb  öck  mt 
so  veräschert  on  ös  doch  nuscht  drut  ge- 
toorde.    Vgl.  abäschem. 

verbaggem,  sw.y  zusammenbacken  oder 
zusammenkleben;  eigentlich  verbackem. 
Haare,  welche  lange  nicht  gekämmt 
sind,  verbaggem;  der  Weichselzopf  ist 
verbaggertes  Haar.  Schadhafte  Wände, 
welche  nur  oberflächlich  ausgebessert 
wurden,  sind  nur  etwas  verbaggert  oder 
zusammengebaggert.  Bock,  73.  Hen- 
nig, 286. 


verbauen,  sw.^  den  Ballen  des  Falzes 
beschädigen^  drücken,  daCz  ein  Hinken 
eintritt;  von  Pferden.  Das  Pferd  ver- 
baut sich  auf  hartem  Boden,  indem  der 
gedrückte  oder  beschädigte  Ballen  sich 
entzündet  und  anschwillt.  Friedland 
Ostpr. 

verballem,8t(7.  1.  zerschlagen,  und  zwar 
im  Gesicht.  Dem  haben  sie  die  Augen 
verbaUert^  blau  geschlagen.  Der  ist  gut 
verballert,  im  Gesicht  zerschlagen  und 
zerschunden.  2.  schwängern.  Sie  ist 
verballert  worden.    Vgl.  verarbeiten. 

verbammeln,  verbummeln,  sw.,  durch 
unordentliches  Wesen  verlieren,  durch- 
bringen. Für  Estland  bei  Sallmann, 
105  a. 

verbasein,  sw.,  verwahrlosen.  Sche- 
mion ek,  41.    Vgl.  verwessein. 

verbei,  adv.,  vorbei.  E>f  ist  verbei  mit 
ihmj  er  mulz  sterben. 

verbeifzen,  pltd.  verbTte(n),  st  1.  einen 
Imbifz  nehmen,  eine  kleine  Neben- 
mahlzeit ,  geniefzen.  Wt  wolle  e  betke 
verbtte.  Verbeif£  ein  Bifzchen!  zum 
Gaste,  dem  man  einen  Imbifz  yorsetzt. 
Es  gab  Brot  und  Heringe  zum  Ver- 
bei fzen,  sonst  aber  keine  Speisen.  E. 
Wiehert,  Heinrich  v.  Plauen  I^  109. 
2.  unterdrücken.  Den  Schmeiß  — Ver- 
drufz  iM'beifzen,  nicht  merkeu  lassen; 
ein  hartes  Wort,  das  man  aussprechen 
wollte,  zurückhalten.  Bock,  73.  Hen- 
nig, 286.  3.  reflexiv:  in  Streit,  Un- 
einigkeit, geraten,  sich  in  Worten  über- 
werfen, nach  Mühling  auch  ver- 
beifzem. 

Verbesserung,  /.,  Benennung  derjeni- 
gen Kapitalien,  welche  nach  dem  Pfen- 
nigzins auf  ein  Grundstück  geliehen 
wurden  und  welche  zur  zweiten  und 
folgenden  Stelle  standen.  Dzg.  W. 
Seidel,  35. 

verbeutein,  sw.y  durch  Unachtsamkeit 


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428 


verbiegen  —  verbüffeln. 


verlieren,  nicht  ausschliefzlich  vom 
Gelde.    Vgl  verbuttern. 

verbiegen,  at.  s.  verbohren. 

verbieten,  st  1.  ein  Kinderspiel,  na- 
mentlich Greif chen^  durch  den  Ruf: 
Ich  verbief!  aufheben.  Gewöhnlich  als 
letzte  Rettung,  wenn  der  Greifende  ge- 
fährlich nahe  ist.  Vgl.  rein  ab!  unter 
rein.  2.  Einem  den  Mund  verbieten^ 
ihm  das  Reden  verbieten,  Schweigen 
auferlegen. 

verbTstern^  m.,  s.  bTstern. 

Verblasen,  st.^  sich,  in  gewöhnlicher 
Sprache  sich  veiyusten^  verschnaufen, 
durch  Ruhe  wieder  gleichmalzigen  Atem 
gewinnen.  Er  kam,  oder  vielmehr  sein 
Wanst  kam  vor  ihm,  ins  Zimmer  . .  . 
Er  verblies  sich,  zündete  sich  eine  Pfeife 
an  etc.  Soph.  R..  VI,  31.  Nach  Ma- 
rold  sich  Verblasen,  gewöhnlich  scherz- 
haft verblosen  (p  kurz),  sich  unmöglich 
machen. 

verblecl(en,  sw.,  s.  blecl(en. 

verbochten,  sw.,  s.  bochten. 

verbohren,  sw.,  falsch  bohren,  durch 
Bohren  etwas  verderben.  Bildlich:  Er 
ist  verbohrt,  er  ist  nicht  recht  bei  Sin- 
nen. Derb  und  vielleicht  studentisch: 
Er  ist  im  Arsch  verbohrt,  er  handelt 
verdreht,  unsinnig.  In  diesem  Sinne 
auch:  er  ist  im  A,  verbogen. 

verbolgen,  sw,,  böse  machen,  erzürnen. 
Mühling. 

verbollärschen,  sw.,  sich,  sich  bei 
mühevoller  Arbeit  abquälen.  S.  boll- 
ärschen. 

verbolh¥erl(en,  sw.^  verhauen.  Trei- 
chel. 

verbolzen,  sw.,  s.  bolzen. 

verbifmen,  sw.,  anfaulen,  verstecken. 
Nur  von  vegetabilischen  Körpern  ge- 
braucht.   Mühling. 

verbotten,  sw.y  verboten,  durch  Boten 
vorfordem,    vorladen,  entbieten,   citie- 


ren.  Der  damit  Beauftragte  heiizt  Ver- 
botter.  Man  findet  Verbotter  nur  noch 
bei  den  Gewerken,  und  ist  dies  ge- 
wöhnlich ein  Junggeselle  resp.  Jung- 
meister. Do  aber  Dtisingk  vorbotet  ist 
worden  zur  Morgensprach.  Die  Zünfte, 
27.  Auch  bebotten.  Vbrtmehr  wenn  die 
Adlerleüte  die  Companey  bebotten.  Der 
(Königsberger)  Fischer  Rolle.  Be- 
necke,  288.    Hennig,  287. 

verbrämen,  sw.,  s.  brämen. 

verbrechen,  st,  sich,  durch  Heben 
schwerer  Lasten  sich  verrenken,  ver- 
heben, einen  Bruch  erleiden.  Sperber, 
32. 

verbrennt,  adj.  u.  adv.,  von  brennen^ 
entbrannt,  sehr  begierig  sein.  Er  ist 
wie  verbrennt  aufs  Kartenspiel,  erpicht 
darauf.  Hennig,  337.  Nach  Müh- 
ling nichtswürdig;  gottlos,  durchtrie- 
ben. (?). 

verbruddeln,  verbrQdeln,  sw.  1.  durch 
Ungeschick  verderben,  verpfuschen,  za 
schlechtem  Ende  fuhren.  Schemio- 
nek,  42.  Nach  Treichel  auch  ver- 
brüdern. Das  Spiel  ist  verbrudert.  2. 
sein  Geld  verthun.  Ygl.  prfldeln  und 
pruddeln. 

verbrühen,  pltd.  verbrege(n),  sw.^  s. 
brühen. 

verbubanzen,  sw.,  schwängern.  Sie 
ist  verbubanzt,  geschwängert.  Sprw.  I, 
69.  Nach  Treichel  im  Kr.  Neustadt 
auch  überhaupt:  etwas  in  Unordnung 
bringen. 

verbuddeln,  »w.,  verlegen,  durch  Un- 
ordnung abhanden  kommen  lassen. 
Mühling.  Nach  Sperber,  45,  ver- 
graben, verbummeln,  verderben.  Vgl. 
buddeln. 

verbüffeln,  verpUffeln,  verpVffeln,  sw.^ 
zum  Büffel,  Tölpel,  werden,  verbauern, 
rohe  Manieren  annehmen.  Bock,  73. 
Hennig,  287.     Schemionek,  43. 


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verbumfeien  —  Verdang. 


429 


verbumfeien,  aw.,  s.  verhimfeien. 

verbumffdeln,  sw.^  schwängern.  Sie 
üt  verbumftdelt  Aach:  verfumfTdeln, 
verfomfTdeln  n.  verfomfldeln.  Friedland 
Ostpr. 

verbummeln,  sw,,  s.  verbammeln. 

verbürgen,  verbürgen,  sw.  verbürget 
oder  verbürget  nehmen:  fest  halten  und 
nur  gegen  gestellte  Bürgschaft  vorläufig 
frei  lassen.  Die  Eiter-  und  Gertleute 
sollen  den  hof  vnd  Oai^ten  alssbalde 
schliessen  vnd  solche  vnruMge  leute  vnd 
verbrechere  verbürget  nehmen^  auff  dass 
sie  femer  in  gebührliche  strafe  genom- 
men werden.  Abschied  der  Morgspr. 
im  Kneiphof  v.  J.  1608.  Die  Zünfte, 
26.  Do  aber  Jorge  sost  des  anderen  ta- 
ges  dy  beyden  hot  wollen  vorburgt  nemen 
vnd  vor  den  alterman  vorbothen  lassen^ 
haben  sie  keine  Bürge  setzen  tooüen, 
Konsultum  aus  1531.    Ibid.,  27. 

verbuttern,  sw,  1.  durch  unordentliche 
Wirtschaft,  unordentliches  Wesen  ver- 
lieren, einbälzen.  Er  hat  alles  verbut- 
tert. Den  Verlust  in  beschranktem! 
Sinne  druckt  einbuttern  aas.  Ygl.  ein- 
buddeln. 2.  verkümmern,  versiechen, 
elend  werden.    Mähling.    TreicheL 

verdäbbeln,  verdebbeln,  »w.,  durch- 
bringen, verschwenden.  Hennig,  287, 
schreibt  verdöbbeln.     S.  däbbeln. 

verdämmern,  sw.^  durch  Dämmern, 
Lärmen,  Geräusch  betäuben.  Mir  ist 
der  Kopf  ganz  verdämmert,  benommen, 
mir  ist  ganz  wüst  im  Eopf^  auch  wenn 
dieser  Zustand  von  Dunst,  Schnupfen 
etc.  herrührt.  Hennig,  287,  schreibt 
verdamem  und  verdommem,  Bock,  74, 
verdrSmmem. 

Verdarf,  m.,  Verderb,  Verderben,  Un- 
glück. Dat  OS  stn  Verdarf.  HoU.  ver- 
darf schwed.  fordet  f. 

verdebbeln,  sw,.  s.  verdäbbeln. 

Verdeck,   n.,  schützendes  Lederdach 


über  elegante  Wagen  und  Schlitten: 
Verdeckwagen,  -schUtten.  Für  Liv-  und 
Estland  bei  Hupel,  246. 

verdeffendieren,  verdiffendieren,siü.,  sichy 
sich  verantworten,  verteidigen,  aus  dem 
lat.  defendere.  Da  hebb  öck  stracks  mi 
opgemäkt,  Om  hier  vär  disem  hochweise 
Rat  .  . .  Dem  Adebar  to  verdeffendere. 
Aus  einer  Verteidigungsrede  für  den 
Storch  in  der  Sitzung  des  Tierschutz- 
vereins zu  Kgsbg.  am  4.  Mai  1877. 
Kommunalblatt  1877,  No.  105.  Ver- 
diffendier  dich  man  noch!  Sperber, 
45:  verdeffentieren;  ebenso  in  Posen. 
Bernd,  374. 

verdöden,  vertoten,  sw.,  absterben,  ein- 
schlafen.   Da»  Bein  ist  mir  verdSt 

verdoktem,  sw.,  Geld  für  Arzt  und 
Medizin  ausgeben.  Er  hat  einen  Hau- 
fen Geld  verdoktert,  Arzt  und  Apothe- 
ker haben  ihm  bedeutendes  Geld  ge- 
kostet.   Vgl.  doktern. 

verdVmem,  verdVmmem,  sw.,  s.  ver» 
dämmern. 

verdonnern,  sw.  1.  verurteilen.  Er 
ist  zu  drei  Jahren  2kichthaus  verdonnert. 
2..adj.  u.  adv.  als  Verstärkung:  Das 
ist  verdonnert  teuer.  Ein  verdonnerter 
Kerl.  Mühling.  Letzteres  auch  in 
Posen.  Bernd,  334.  In  Estland  auch 
ausschimpfen.     Sallmann,  105b. 

verdrehen,  sw.,  verdrehen.  Den  Schlüs- 
sel verdreUen.  Sich  den  Fu/z  verdrellen. 
De  Mensche  (werden)  vfln  Joa  ze  Joa 
vadreUta  on  gättbsa.  Ermland.  Fir- 
menich HI,  104b.  Davon,  nach  Trei- 
chel,  verdrellig,  adj.y  verdreht. 

verdrVmmern,  sw.,  s.  verdämmern. 

Verdrufz,  w.,  Buckel.  Er  hat  (trägt) 
einen  kleinen  Verdrufz. 

verduften,  sw.,  verschwinden. 

Verdung,  Verdungs,  m.,  Akkord;  von 
verdingen.  Arbeiten  toie  auf  Verdungs. 
Memel. 


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430 


yerdu^cbeln  —  verfiimfeien. 


verdufoheln,  verduseln,  str.,  verwirrt, 
verdreht  sein  oder  werden.  Mühling. 
S.  dvseln. 

verdOstem,  »w  ,verdunkeln^  verfinstern. 
Mühling. 

verdwas,  adv,,  quer.  Treichel.  Vgl. 
dwarsch. 

verdwfir,  adv.,  s.  verquer. 

verehren,  sw.  Einem  etwas  vei^eh/ren^ 
ihm  eine  Ohrfeige  geben,  überhaupt: 
ihn  schlagen.    Dan.  foraere, 

verewigen,  m.^  sich,  auf  Reisen,  Fahr- 
ten, Spaziergängen  seinen  Namen  auf 
Wände,  Tische,  Stangen  etc.  schreiben. 
Schuler  vereungen  sich  dadurch,  dafz 
sie  ihre  Namen  in  die  Schultische  ein- 
schneiden. 

verfahren,  sw,,  sich,  lügen,  sich  durch 
Unwahrheit  in  der  Rede  festfahren. 

verfassen,  plid.  verfftte(n),  sw.,  sich, 
sich  fassen,  sammeln,  zusammennehmen. 
öck  stell  mt  nü  so  recht,  on  verfät  ml, 
on  zieP  on  zieF  modden  on  de  Schtw 
henen,    Pommerellen. 

verfautsch,  adv.,  s.  värfots. 

verfiren,  sw.,  s.  verfeuern. 

verfeuern,  pltd.  verfUren,  verfTren,  ver- 
ffiren,  verfVren,  in  Pommerellen  auch 
verfifrden,  sw.,  sich,  vor  Schreck  oder 
Scham  erröten,  sich  verfärben;  kurz: 
erschrecken.  Sie  verftrt  sich  on  sagt 
nuscht  Schaltj.  3,  7.  Daräwer  matt 
he  sik  gewaltig  verfeehren.  —  Wenn  he 
sik  uk  nich  verfeehrt,  gehuigt  ward  he 
doch  etc  Dorr,  1.  Wiew.,  118.  Da 
flogen  de  Raphoner  op,  on  ock  verford* 
mt  so,  dat  öck  ganz  bedämelt  stund. 
Die  pltd.  Form  ist  fast  ausschliefzlich 
im  Gebrauch.  Aufzer  auf  i^<?t^^  dürfte 
für  die  Abstammuog  auf  das  ahd.  fd- 
ren,  furchten,  hinzuweisen  sein.  Hen- 
nig, 287.     Sperber,  32. 

verfinstern,  sw,,  s.  finstern. 


verfinzeln,  sw.,  s.  verfuntscheln. 

verfipsen,  sw.,  s.  fipsen. 

verfiren,  »w.,  s.  verfeuern. 

verflogen,  part.  von  ve^^iegen.  Nach 
Mühling:  verflogenerweise  etwas  thun, 
auf  verstohlene,  listige  Weise. 

verfomndeln,  -ff dein,  sw.,  s.  verbum- 
fTdeln. 

verfVrdem,  verfVren,  sw.,  s.  verfeuern. 

verfressen,  st  1.  verprassen  durch 
Fressen  und  Saufen.  Er  hat  edles  ver- 
fressen. 2.  verfressen  sein^  stark,  viel 
essen. 

verfrieren,  st.y  erfrieren.  Da  alsdann 
die  Ackersleute  sich  befürchtet,  das  die 
Blühte  vom  Schnee  würde  verfrieren. 
Linem.,  Ccc2a.  Particip  der  Verg. 
=»  frostig.  Ein  verf romer  Mensch,  ein 
solcher,  der  keine  Kälte  zu  ertragen 
vermag.    Du  bist  ja  ganz  verfroren. 

verfuchsschwänzen,  sw.,  verleumden. 
Sie  hohen  ihn  gut  verfuchsschwänzt,  arg 
verleumdet.  Das  Verbum  fuchsschwänr 
zen  ist  hervorgegangen  aus  der  alten 
Redensart:  Einem  den  Fuchsschwanz 
streichen,  eigentlich:  Einen  mit  dem 
Fuchsschwanz  streichen,  d.  i.  ihm  eine 
wohlthuende  Empfindung  machen, 
schmeicheln,  zu  Gefallen  reden.  Wei- 
gand  I,  501  f. 

verfucl(ern,  sw.,  Brot  oder  Braten  un- 
gleichmäi'zig  schneiden.     Treichel. 

verfumfeien,  sw.,  verpfuschen,  verder- 
ben, verhunzen.  Die  Sache  ist  verfum- 
feit,  unrecht  angefangen,  schlecht  fort- 
geführt, so  dai'z  sie  schwer  oder  gar 
nicht  mehr  in  Ordnung  zu  bringen  ist. 
Hennig,  287.  Bei  Schemionek,  42, 
verbumfeien,  ebenso  in  Estland.  Sall- 
mann,  42b.  105a.  In  Hessen  vei*fvmr 
feien,  verbombeisen  u.  vefpöpeizen.  Vil- 
mar,  111.  47.  305.  Vgl.  Weigand 
II,  992.    Im  Brem.  Wb.  I,  467,  wr- 


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verfumßdeln  —  Terhageln. 


431 


fwnfeUn  bei  Tanz  und  Musik  vertän- 
deln; wollüstig  verschwenden;  durch 
Unbedachtsamkeit  um  etwas  kommen. 

verfumfTdeln,  m.^  s.  verbumfTdelru 

verfuntscheln,  verhinzeln,  verfinzeln,  «w.y 
zu  klein,  zu  kurz  machen,  verschnei- 
den. Das  Kleid  ist  verfuntschelt  etc. 
Treichel.  Üblicher  ist  verfipsen.  S. 
fipsen. 

verfUren,  sw.y  sich,  s.  verfeuern. 

Vergftderung,  /.,  kirchliche  Versamm- 
lung der  Mennoniten  in  den  Werdern. 
Und  demnach  tat  es  auch  geschehen^ 
da/z  sie  (die  Mennoniten)  nicht  allein 
in  Dantzig  und  Marjenburg^  sondern 
auch  in  den  Werdern  ihre  freye  Vergas 
derung  oder  Versammlung  jetzo  haben. 
Härtwich,  279.  S.  auch  290  u.  f. 
Von  dem  holl.  vergaderen  versammeln. 

vergaloppieren,  sw.y  sich,  sich  in  der 
Rede  vergessen;  etwas  sagen,  was  man 
eigentlich  verschweigen  wollte;  über- 
haupt sich  versehen,  irren. 

vergatteriiy  «tr.,  vergittern,  etwas  mit 
einem  Gatter  einschliei'zen.  Hennig, 
288.    Vgl.  Gadder. 

vergeben,  pltd.  verg6we(n),  st  1.  etwas 
Falsches,  Unrichtiges  statt  des  Richti- 
gen geben.  2.  vergiften.  Er  mSchte 
ihn  mit  einem  Löffel  Wasser  vergeben, 
so  hal'zt  er  ihn.  Dat  schmeckt  Katt  on 
Hund  to  vergewe.  Sprw.  I,  3352.  3. 
übertragen^  verleihen,  an  jemand  geben. 
Die  Stelle  ist  bereits  vergeben. 

vergehen,  st  1.  ergehen.  Sich  etwas 
vergehen,  sock  e  bttke  vergäne,  der  Ge- 
sundheit halber  sich  Bewegung  machen. 
2.  durch  Gehen  etwas  los  werden,  be- 
seitigen.   Sich  die  Grillen  vergehen. 

vergessen,  pltd.  vergMe(n),  st  In  den 
Tod  etwas  vergessen,  gar  nicht  daran 
denken.  Vergi/z  dein  Wort  nicht!  wenn 
man  die  Rede  eines  andern  unterbricht. 


Sich  vergessen,  sich  unmanierlich  auf- 
führen, pedere. 

verglschen,  sw.,  s.  gischen. 

verglären,  sw.,  verglühen,  allmählich 
in  der  Glut  ersterben.  Die  Kohlen  ver- 
glären.  Nach  Hennig,  337,  dem  glä- 
ren  =  glühen,  fehlt;  nds.  ^fotr^  glühen 
wie  Kohlen,  ohne  Flamme.  Brem.  Wb. 
n,  515. 

vergniddem,  sw.  Er  ist  vergniddert 
und  vergnatzt,  griesgrämig.  Treichel. 
S.  gniddern. 

vergnurren,  sw.,  sich,  sich  erzürnen, 
knurrend  schelten.  Treichel.  S.  gnor- 
ren. 

vergolden,  sw.  Du  kannst  deine  Hände 
vergolden  lassen  I  zum  Ungeschickten. 
Lat  di  doch  vergolden  on  ent  Glasschaff 
setten!  zum  Arbeitsscheuen,  Zimperlichen. 
Elbinger  Ndrg. 

vergreKen,  st  1.  einen  falschen  Griff 
thun.  Sich  die  Hand  vergreifen,  eine 
Muskel  der  Hand  verrenken.  2.  re- 
flexiv: eine  Respektsperson  angreifen. 
Er  hat  sich  an  seiner  Mutter  vergriffen. 

vergretzen,  sw.,  s.  gretzen.  Aui'zer 
der  dort  angegebenen  Bedeutung  auch: 
sich  vergretzen,  sich  durch  Zank  ver- 
feinden, einärgern,  das  Leben  verbittern. 
Schemionek,  42. 

verhabbern,  verhappem,  sw.,  &.  hab- 
bern. 

verhackstecken,  sw,,  verabreden.  He 
heft  wat  to  verhackstecken,    Tiegenhof. 

verhäddem,  sw.,  s.  häddem,  heddem. 

verhftden,  verhftten,  vahftte  (a  »  a),  sw., 
verzehren,  verbrauchen.  Du  kannst  de 
Kartoffle  nich  verhate,  nicht  in  deiner 
Haushaltung  verbrauchen.  Mühling 
hat  nur  verhftden  und  erklärt:  zu  sich 
nehmen,  verdauen,  beherbergen  kön- 
nen. 

verhageln,  sw.   Das  ist  ein  verhagelt 


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432 


verhappern  —  Verkaoterung. 


Stück  Arbeity  ein  schwieriges,  verzwei- 
feltes Stück  Arbeit.    Mühling. 

verhappern,  m.,  s.  v.  a.  verhabbem. 

verhaspeln,  sw.  1.  mit  einer  Haspe 
verschliefzen  Hennig,  288.  2.  den 
Faden  falsch  auf  die  Haspel  winden; 
daher  bildlich:  den  Faden  der  Rede 
verlieren,  sich  in  der  Rede  verwickeln, 
konfus  sprechen.  3.  sich  verhaspeln^ 
sich  entzweien,  erzürnen.  Sie  haben 
sich  verhaspelt, 

verbaten  (a^ä),  sw.,  s.  verhftden. 

verhauen,  sw.  Er  hat  ein  verhauenes 
Maid  —  eine  verhauene  Schnauze^  ist 
frech,  beifzig,  rücksichtslos  im  Reden. 
Hennig,  288. 

verheddern,  sw,  s.  heddern. 

verheuern,  sw,,  vermieten,  s.  heuern. 

verhitzen,  sw.^  erhitzen.  Sich  ver- 
hitzen.  Verhitzen,  n.,  Pferdekrankheit, 
erzeugt  durch  Erkältung  nach  voran- 
gegangenem Erhitzen.     Mühling. 

verholen,  sw  ^  sich,  sich  erholen,  aus- 
ruhen, Luft  schöpfen.  La/z  die  Pferde 
sich  ein  bi/zchen  verholen! 

Verholgeld,  n.,  Abgabe,  welche  ein 
Schiff  entrichten  mufz,  wenn  es  seinen 
Ort  im  Hafen  mit  einem  andern  ver- 
tauscht, sei  es  freiwiUig,  sei  es  auf  Be- 
fehl der  Behörde.  Pr.  Prov.-Bl.  XVH, 
49. 

verholzen,  sw,,  tüchtig  durchprügeln. 
Sie  haben  ihn  gut  verholzt 

VerhVr,  n ,  auf  dem  Lande  Benennung 
des  Eonfirmations- Unterrichtes.  Danzig. 
W.  Seidel,  35. 

•  verhucken,  sw,^  sich^  versitzen,  zu  an- 
haltend sitzen,  sich  steif  und  müde 
sitzen.  Öck  hebb  mi  ganz  verhiu:kt. 
Vgl.  hucken. 

verbuddeln,  verhOdeln,  sw.^  Zeit  ver- 
trödeln.   Vgl.  buddeln. 

yerhundasen,  pltd.  verhungflsen,  bw., 
eine  Sache  verderben,  durch  Nachlässig- 


keit zu  schänden,  unbrauchbar  machen^ 
sie  gleichsam  auf  den  Hund  bringen, 
zum  Hundaase  machen.  In  gleichem 
Sinne  verhunzen. 

verbutzeln,  sw,,  s.  hutzeln. 

verlfern,  sw  y  vereifem.  Er  ist  drau/ 
sehr  vertfert. 

verjachern,  sw.y  sich,  sich  durch  Um- 
herlaufen erhitzen;  s.  jachem. 

Verjähr,  n.,  s.  Vorjahr. 

verjappen,  sw.  Er  sieht  verkappt  aus, 
von  einem  Menschen,  der  von  grolzer 
Anstrengung  abmagert  und  elend  wird. 
Mühling. 

verjSschen,  sw.y  s.  gischen. 

verjuchen,  verjucheln,  sw.,  nach  Trei- 
chel  auch  verjucken  u.  verjuppen,  leicht- 
sinnig das  Seine  durchbringen.  In  Est- 
land verjuckem,  S allmann,  106a.  S. 
juch. 

verjüngen,  sw,,  sich,  Junge  werfen; 
bei  Katzen  und  Hunden.  Schemio- 
nek,  42. 

verkabbeln,  sw,,  sich,  sich  entzweien, 
s.  kabbeln. 

verkacheln,  sw,y  schwängern,  s.  ka- 
cheln. 

verkälten,  pltd.  verkiile(n),  verklllleff^ 
sw.,  sichj  sich  erkälten.  Davon  Ver- 
kältung,  pltd.  Verkillung,  Verkttllung,  f., 
Erkältung.  Zu  sehr  erhitzt  kam  er  nach 
Haus,  Verkdltung  folgte  drauf.  Aas 
einer  Grabschrift  auf  dem  Kirchhofe 
zu  Angerburg.    "N^l.  killen. 

verkantem,  sw,,  von  kantem  (s.  d.). 
Vgl.  auch  das  folg. 

Verkanterung,  /.,  Veränderung,  Wand- 
lung. Vgl.  kentern.  Auf  gleiche  Art 
zeigete  er  (der  Mond)  durch  solche 
Scheins  Veränderung  die  andere  helft 
seines  Laufs,  und  solches  that  er  Jahr^ 
lieh  12  bis  13  mcM,  worau/z  nothwen- 
digst  eine  seh*  ordentliche  verkanterung 
in   dem  Lauf  des  Eiinvieh  .  .  .  konni£ 


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verkäscbem  —  verknösen.                                           433 

geschlossen   werden.     Linem.,  6g  3a.  verkhmmen.   Bernd,  335.    Schemio- 

In  Danzig  Verkanterung  früher  die  Ver-  nek,  8,  hat  derklftmen.   Hennig,  288. 

taaschong  der  Ämter  und  Funktionen,  Vgl.  kiflmen  u.  klamm.   S.  Weigand  II, 

welche  die  Mitglieder   der  drei   Ord-  996:  verkl&men. 

nungen   jährlich    vornahmen.      Davon  verklarren,  sw.^  verklieren,  Papier  ver- 

verkantem.    Klein  II,  213.  schreiben,  verschmieren.     Vgl.  klarren. 

verkäschem,  sw.^  mit  einem  Koscher  verkleckern,  sw.    1.  verschütten;  von 

jagen,  durch  käschem  vertreiben,  daher  dickflüssigen  Speisen.     S.  kleckern.    2. 

überhaupt  verjagen,  vertreiben.  sein  Geld  durch  Anschaffung  unnützer 

Verkehr,  m,^  s.  verkehren.  Kleinigkeiten  verschwenden.   Was  willst 

verkehren,  sw,,  Umgang  haben,  Ka-  du  mit  dem  Geld^  du  verkleckerst  es  ja 

meradschaft    unterhalten.      In    einem  doch  man.   Er  hat  all  das  Seinige  ver^ 

Hause  verkehren,   als  Hausfreund  aus-  kleckert.     Bock,  74.    Hennig,  288. 

und  eingehen.   Ich  verkehre  nicht  mehr  verkleiden,  pltd.  verkl6de(n),  sw.^  sich, 

mit  ihm,  ich  habe  meinen  Umgang  mit  sich  maskieren.    Die  Schauspieler  ver- 

ihm   abgebrochen.     In   diesem   Sinne  kleiden  sich. 

Verkehr,  m.,  nach  Hennig,  338^  n.    Er  verkloppen,  sw.,  verkaufen  =  verkeilen. 

hält  starkes  Verkehr,  bei  ihm  ist  starkes  verklunkern,  sw.,  Garn  oder  dergl.  in 

Verkeha\  er  liebt  Umgang  und  Gesell-  Unordnung   bringen,    verwirren,     sich 

Schaft,  oder  er  hat  als  Geschäftsmann  vet^klunkem,  sich  zu  Klunkern  ballen, 

zahlreiche  Kundschaft.  wie  das  schlecht  gehaltene  Betten  thun. 

verkeilen,  sw.,  sich,  sich  verlieben.  Er  Ygl.  klunkem. 

hat  sich  in  sie  verkeilt.   Die  andern  Be-  verknacksen,  sw.,  s.  knacksen. 

deutungen  s.  unter  keilen.  verknallen,  sw.,    durch   Knallen  ver- 

verkicken,  sw.   1.  versehen,  sich  durch  puffen.     Sein   Pulver  verknallt  haben, 

Sehen,  namentlich  in  der  Dämmerung,  zur  Bezeichnung  der  Impotenz.   Sie  ist 

die  Augen  verderben.   Verkiek  dir  man  verknallt,  geschwängert.   Vgl.  knallen  2. 

noch  die  Augen!   Ygl.  kicken.    2.  sich  verknautschen,  sw.,  s.  verknOtschen. 

verlieben.    Hei  heft  sock  on  er  vei'kickt;  verkneifen,  st,  unterdrücken,  zurück- 

auch  hchd.  halten.    Das  Lachen  verkneifen.    Sich 

verkille(n),  sw.,  s.  verkälten.  einen  Wunsch  verkneifen. 

verkifohein,  sw.,  s.  kiicheln.  verkniddem,  sw.,  verknittern,  zerknit- 

verkttem,  sw.,  s.  kttem.  tem,   falüg   zusammendrücken.     Sall- 

verklAmen,  sw.,  erstarren  vor  Kälte  mann,  I06b.    Hupel,   247:   verknud- 

oder  Nässe,  namentlich  an  Händen  und  dem. 

Fülzen.    Ich  bin  ganz  verkMmt.    Mi  verknillen,  sw.,  s.  knllllen. 

sSnd  de   Fingre    verklämt,    vor   Kälte  verknippeln,   sw.,   zusammenknüpfen. 

steif,  ungelenk  geworden.    Ei*  ist  ver-  Das  ist  zu  sehr  verknippelt,  verknotet. 

Udmt  wie  ein  Schneider.  Sprw.  I,  3371.  verknllllen,  verknillen,  sw.,  s.  knllllen. 

Woraus  denn  folget,  da/z  die  Kälte  an  verkniiicheln,  sw.,   s.   v.  a.   verknOf» 

die  Fäuste  der  Fischerknecht  gelangen  sehen. 

kan,  und  also  dieselben  erstarrend  und  verknQsen,  sw.,  ertragen,  dulden,  aus- 

verldamend  machet.     Linem.,   Tt  la.  halten,    leiden;    vorzugsweise    in    der 

Holl.  verlUeumen  erstarren.    In  Posen  Verneinung.    Ich   kann  das   (erhttene 

FriMhbl«r,  WörMrbaeh  U.  28 

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434 


yerknütschen  —  Verlafe. 


Unrecht)  gar  nicht  verknusen.  Ich  kann 
den  Kerl  nicht  verknusen^  nicht  leiden, 
ausstehen.  De  Fnieslied,  de  können  se 
äwerhaupt  nich  verknusen.  Dorr,  1. 
Wiew.,  16.  Dan.  forknuse;  im  Götting. 
verknusen  auch  verdauen  im  eigentl. 
Sinne;  in  Estland  bildlich.  Schamb., 
263a.  Sallmann,  106a.  Vgl.  Vil- 
mar,  213. 

verknOtschen,  sw.^  durch  unregelmäfzi- 
gen  Druck  faltig  machen.  Die  Wäsche 
verknütschen,  Yerhchd.  verknatltschen. 
So  in  Posen  und  verknütschen.  Bernd, 
335.    Vgl  knOtschen  u.  knUllen. 

verkoddem,  sw.,  s.  koddem. 

verkolken,  sw.y  stark  kolken  (s.  d.). 
Ich  bin  verkalkt^  mir  ist  schlecht  zu 
Mute.    Treichel. 

verkommen,  ae.,  an  Geld  und  Gut, 
Gesundheit  und  Kraft,  Fröhlichkeit  und 
Munterkeit  abnehmen;  verwahrlosen. 
Der  arme  Kerl  verkommt  ganz^  er  nimmt 
augenfällig  ab^  vermagert  etc.  Ehr  ist 
ein  verkommener  Mensch^  ist  verwahr- 
lost.   Bock,  74.    Hennig,  288. 

verkoppeln,  sw.^  verwirren,  verknüpfen. 
Mühling. 

verkramen,  sw.y  s.  kramen. 

verkiibnpeln,  sw.y  s.  krilmpeln. 

verkrängeln,  sw.^  s.  krilngeln. 

verkraufen,  pltd.  verkrOpe(n),  st,  sichy 
sich  verkriechen.     Vgl.  krauten. 

verkrauten,  «u?.,  voll  von  Kraut  wer- 
den. Der  Schlo/zteich  ist  dieses  Jahr 
ganz  verkrautet.  Königsberg.  Vgl  aiis- 
krauten. 

verkrttcheln,  sw.y  verbraten,  zu  stark 
schmoren.     Vgl.  krifoheln. 

verkrTschen,  sw.y  verkaufen,  nament- 
lich heimlich.  Heft  hei  e  Pehrd  v'leicht 
schlecht verkrieschtf  Nowack,  55.  Der 
Dieb  hat  die  gestohlenen  Sachen  alle 
verkrtscht.    Ygl.  verkeilen,  verkloppen. 

verkrTseln,  8w.y  durch  kreisendes  Dre- 


hen andere  oder  sich  selbst  schwindlig 
machen.  Packt  em  hindCy  packt  em 
vore,  Bott  mien  Frötzke  ganz  verkriesdL 
Nowack,  42.  Der  kleine  Zant(¥\sc\i)y 
uH)l  eine  halbe  Meil  mit  dem  Keutel  im 
Wasser  herumb  gezogen^  wird  dadurch 
im  Kopfe  verkrOselt  und  mu/z  zu  nicht 
gehen.  Beschwerde  der  Sackfischer 
über  die  Keutelfischer  aus  d.  17.  Jahrh. 
Benecke,  303.  Kinder,  welche  sich 
auf  der  Ferse  drehen,  verkrtsdn  sich 
den  Kopf.  Auch  sagt  man,  wenn  der 
Kopf  durch  Lärm  und  Geräusch  „be- 
nommen^ ist:  ich  bin  ganz  verkrisdL 
Bock,  74.  Hennig,  288.  YgL  krei- 
seln. 

verkrümeln,  sw.^  s.  krümeln. 

verkrummen,  sw.y  krumm  werden.  Ich 
wül  verkrummen  und  verlahmen!  als 
Beteuerung. 

verkrunkeln,  verkrunscheln,  verkrunzeln, 
sw.y  s.  krunicheln. 

verkuddeln,  sw.y  kuddlich  (s.  d.)  wer- 
den, s.  V.  a.  verkkmkem. 

verkOmmeln,  siw.y  s.  kUmmeln. 

verkuppeln,  sw.  1.  veriiandehi,  ver- 
tauschen; namentlich  von  den  Tausch- 
geschäften der  Kinder.  2.  die  Ver- 
heiratung einer  Person  vermittehi,  wo- 
bei *  meist  nicht  ganz  redliche  Mittel 
angewendet  werden.  .  .  .  das  will  auch 
Syrach  nickt  haben,  dass  EUem  ihre 
Tochter  öffentlich  Schaufvhreny  ausbie- 
iheny  verkuppeln  etc.  Carm.  nupt  I,  190. 
In  Posen  verkaupeln.  Bernd,  335. 
S.  kuppeln. 

verkupschelle(r)n,  sw.,  s.  kupscheUen. 

verläbbem,  sw.y  s.  labbern. 

verlahmen,  sw.y  lahm  werden,  matt 
und  müde  werden,  erlahmen.  YgL  ver- 
krummen. 

Verlafz,  pltd.  Veriftt,  m.,  Zuverlässig- 
keit, Vertrauen.  Op  dt  os  kein  F3sr- 
Idt. 


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verlatschen  —  yermadderiu 


435 


verlatschen,  sw,  s.  latschen. 

veriftwen,  veriVwen,  st/?.,  verloben.  He 
sett  OS  e  verldwte  Brut  Sprw.  I,  3517. 
Ygl.  Iftwen. 

vfiriftwen,  aw.^  s.  vorioben. 

Veriftwnis,  VerIVwnis,  /.,  Verlöbnis, 
Verlobung.    S.  Läwe. 

veriebbem,  m.^  s.  labbern. 

verifiden,  adj.  u.  ado.,  letzt  verflossen, 
unlängst,  neulich.  Verledenen  Harfst 
(Herbst)  wr  'nem  Jahr.  Dorr,  Driew- 
jagd.  Ich  bin^verleeden  in  der  Stadt 
gewesen.    Hennig,  338. 

VeriM,>.  8.  VerWf. 

veriehnen,  pltd.  verline(n)  n.  veriTen, 
»w>.,  verleihen,! ausleihen.  Er  )fiat  aW 
sein  Geld  verlehnt    Vgl.  lehnen. 

verlenzen,  sw.  1.  etwas  verderben. 
2.  schwängern.  Er.  Neustadt.  Trei- 
chel. 

verlesen,  st^  durch  Lesen  aufrufen. 
Die  Arbeiter^  Schüler  verlesen^  ihre  An- 
wesenheit durch  Aufruf  feststellen. 
Wäsche  verlesen^  die  Richtigkeit  der 
abgelieferten  Wäsche  nach  dem  Wasch- 
zettel prüfen;  nach  Hennig,  289,  diese 
in  Ordnung  bringen  und  gehörig  zu- 
sammenlegen; letzteres  wohl  infolge  der 
Prüfung. 

verliegen,  pltd.  verligge(n),  st.,  sich, 
durch  Liegen  versteifen,  in  den  Glie- 
dern absterben.    Kranke  verliegen  sich. 

verlTsen,  st,  \  verlieren.  Ermland. 
Sperber,  46.  Li  Natangen  verIVsen. 
S.  Beleg  unter  Büaenhaken.  Die  erm- 
ländische].Form  stimmt  überein  mit  dem 
mhd.  verliesen^^dem  alts.  u.  ahd.  farlio- 
San  verlieren. 

verloddem,  sw.,  durch  Faulheit  und 
Nachlässigkeit  verderben,  zu  Grunde 
gehen.  Er  fängt  an  zu  verhddem,  lie- 
derlich zu  werden.     Vgl.  loddem. 

VerlBf,  VerIM,  m.,  Erlaubnis.  Mot 
VerVof^  mit  Erlaubnis.    Drcm  ging  och 


mit  verVShf  na  hinge.  Carm.  nv/pt  I, 
282,  15.  Eck  wöU  Dy  mött  Verlöw  man 
welke  Lehre  gäwe.  Ibid.  V,  48c.  Hen- 
nig, 289. 

verlVsen,  sw.,  s.  verltsen. 

Verlot,  n.,  s.  Solders. 

verIVwen,  sw.,  VerlVwms,  n.,  s.  ver- 
Iftwen  etc. 

verlDd'em,  sw.,  eine  Sache  oder  sich 
selbst  durch  Trägheit,  Nachlässigkeit 
zu  Grunde  richten,  gleichsam  zu  Lu- 
der werden  lassen.     Vgl.  IDdem. 

verluntrussen,  sw.,  von  Luntrus  (s.  d.^, 
ein  Taugenichts  werden,  verkommen. 

verlustieren,  sw.,  belustigen,  amüsie- 
ren; auch  reflex.  Lat  dat  geile  Ver- 
losteem!  Dorr,  1.  Wiew.,  123.  Wie- 
der (weiter)  fehlt  uk  nmchty  om  dat 
Verlosteem  an  Romdriewen  ^  ganzen 
Köninkrick  op  den  Hund  to  bringen. 
Ibid.,  125.  Ich  habe  mich  gut  ver- 
lustiert. 

verlufz,  prät  von  verlassen,  verliefz. 
Da  verlu/z  ihn  das  Fieber.  Und  da 
verlussen  sie  ihn.    Treichel. 

Vermach,  m.,  Verschlufz^  Raum,  den 
man  vermacheny  verschliefzen,  kann. 

vermachen,  sw.  1.  verschliefzen,  ein- 
schlielzen,  einsperren.  Sie  haben  ihn 
in  der  Kammer  vermacht,  ihn  einge- 
schlossen. 2.  sich  vergnügen.  Danzig. 
W.  Seidel,  35. 

vermackeln,  sw.,  verwirren,  absicht- 
lich oder  unabsichtlich.  Marold.  Vgl. 
nrmckeln. 

vermaddem,  sw.  1.  etwas  durch  Mad- 
dem  verderben,  aus  der  richtigen  Lage, 
Stellung  bringen;  verderben  überhaupt. 
Er  hat  seine  Uhr  vermaddert.  Du  weerst 
vermaddert  all  em  Mutterliew.  Dorr, 
1.  Wiew.,  122.  2.  Geld  für  resultat- 
lose Versuche  ausgeben.  Er  hat  viel 
Geld  vermaddert  und  doch  nichts  zu- 
recht  gebracht    Bock,  74.     Hennig, 


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436 


Yermahner  —  vermnntern. 


289.  3.  Sich  vertnaddem^  sich  albern, 
läppisch  betragen.  Vermadder  dt  doch 
nich  so!   Vgl.  maddern. 

Vermahner,  m.,  früher  Bezeichnung 
for  den  mennonitischen  Prediger.  Dzg. 
W.  Seidel,  35.  „Woraus  zu  ersehen 
isty  da/z  die  Mennoniten  in  den  Wer- 
dem  ....  auch  ihre  absonderliche  Ver- 
sammlung und  Aeltesteny  welches  die 
Vermahner  sind,  haben  halten  können,^ 
Hartwich,  278  f. 

vermantenieren,  sw.y  sich^  sich  (mit 
Worten)  verteidigen.  Gedanism.  W. 
Seidel,  35. 

vermftsem,  sw,  1.  in  Unordnung  brin- 
gen, verwühlen,  verwirren,  verzausen. 
Ihm  sind  die  Haare  ganz  vermasert^ 
verwühlt  oder  gar  durch  Unreinlichkeit 
zusammengefilzt.  Ygl.  mftren  und  ver- 
miisem.  Übertragen:  unklar,  unrichtig, 
nicht  ganz  in  der  Ordnung,  schwer  zu 
entwirren :  De  Sach  de  mot  gi  wo  em 
Afokat  vehrbringen^  dat  Ding  komt  my 
verwort  an  sehr  vermaasert  vehr.  Carm. 
nupt  ni,  50  b.  2.  vermaserty  stark  mit 
Atasem  durchsetzt;  vom  Holz.  VgL 
maserig.  Schemionek,  42,  erklart t>^- 
masem  =  herunterkommen.  VgL  Bock, 
74.    Hennig,  289. 

vermatschen,  sw,^  durch  Matschen  (s.  d.) 
.  verderben. 

vermauscheln,  sw.^  s.  mauscheln. 

vermetzen,  sw.  1.  mit  einer  Hetze 
(Mafz)  messen.  Auf  der  SacUucht  wird 
das  Oetreide  vermetzty  gemessen  und 
aufgeschüttet.  2.  mit  einer  Metze  vom 
Sche£Fel  den  Müller  bezahlen,  statt  des 
Mahlgeldes.     Oberland. 

vermickem,  vermifckem,  vermickert  etc., 
s.  mickern. 

vermtsen,  sw,^  von  mis  (s.  d.),  trau- 
rig stimmen,  betrüben,  einem  die  Freude, 
den  „Kram"  verderben.     Treichel. 

vermlsem,  sw.^  s.  misem. 


vermissen,  sw.,  verfehlen,  irre  gehen. 
Den  Weg  vermissen.  So  dammlich  mufzt 
ock  sond:  mtn  Gold  vergräwe^  de  SteU 
vermossCj  kein  Pal  bischläne.  Alt- 
Pillau.  Er  hat  e  Rüggi*  vermi/zt^  beim 
Säen  ein  Ackerbeet  aus  Versehen  über- 
sprungen, ausgelassen. 

vermifzquimen,  sw.,  aufdunsen,  sich 
künmierlich  entwickeln.  Er  ist  ganz 
vermifzquinU.    Ygl.  quTmen. 

vermSbeln,  sw.  1.  Möbel  verkaufen, 
überhaupt  Sachen  verkaufen;  verbrin- 
gen. Er  hat  alles  vermöbelt.  2.  aas- 
schelten, durchprögeln.  Er  hat  ihn  gut 
vermöbelt.  In  der  Niederlaus,  mobein. 
Anton,  2,  12.  3.  durchbringen,  ver- 
schwenden. Geld  vermöbeln.  Sperber, 
32. 

vermockeln,  sw.j  verschimmeln,  ver- 
modern.   Samland. 

vermödbarschen,  «tr.,  sichy  s.  mOd- 
barschen. 

vermoddem,  «tr.,  zu  Moder,  Schlamm 
werden.    Ygl.  IModder. 

vermoden,  sw.^  vermuten,  erwarten. 
Dat  weer  mien  Hasken  sik  denn  dodi 
nich  vermoden  getoest.  Dorr,  Driew- 
jagd. 

vermSlen,  sw,.  s.  mSlen. 

vermolschen,  sw.,  verfaulen,  s.  mobch. 

vermordsptpeln,  sw,^  verderben,  ver- 
lieren.    Treichel. 

vermören,  sw.y  zu  Grunde  richten. 
Schemionek,  43. 

vermotteln,  sw.^  heimlich  aufbewahren. 
S.  Mottel. 

vermUden,  sw.^  ermüden. 

vermummeln,  sw^  dicht  einhüllen;  re- 
flexiv: sich  maskieren.  Hennig,  289. 
Vgl.  mummeln. 

vermuntern,  sw.^  ermuntern,  erholen, 
zur  Besinnung,  in  den  alten  Zustand 
kommen.  Ehr  ek  mi  awer  so  wiet  ver- 
muntert^   dat  ek  (nach  einem  Fall)  cp 


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vermusern  —  verplankschen. 


437 


de  Sneeen  to  Uggen  keem.  Dorr, 
Driewjagd. 

vermuforn,  sw.,  s.  muiem. 

vermutbareny  8w.j  des  Mutes  bar  wer- 
den durch  angestrengte  Arbeit,  sich 
überarbeiten.    Schemionek,  43. 

vermirtzen,  9w.  1.  uneben  und  kurz 
verschneiden.  Der  hat  ihm  das  Haar 
ffut  vermutzt  2.  einen  derb  abfertigen, 
ausschelten,  zur  Rede  stellen.  Er  hat 
ihn  gut  vermutzt,  3.  ohrfeigen.  Hiebe 
an  den  Eopf  geben.     Vgl.  Mutz. 

vernagelt,  adj.  von  vernageln.  Er  ist 
vernagelt^  beschränkten  Verstandes. 

vemaggen,  «to.,  verkommen,  ver- 
schmutzen. JSei  08  ganz  vemaggty  ver- 
saut. 

vernälen,  aw.y  durch  Nälen  (s.  d.) 
versäumen,  vergessen. 

vemegieren,  sw.^  s.  vemeugieren. 

vemehlen,  «u;.,  nicht  verzehren.  Dzg. 
Nhg.    VioUt,  105. 

vemeugieren,  vemegieren,  sw.y  erneuern, 
ausbessern,  renovieren.  Der  Altar  mu/z 
vemegiert  werden.  Nach  Schemionek, 
43,  sich  verändern,  etwas  Neues  ver- 
suchen. 

veraifflig,  cuf/.,  naseweis,  übermütig, 
mit  der  Niff-j  der  Nase,  voraus. 

Vernimm,  m..  Verstand,  Fassungsver- 
mögen. Er  hat  einen  guten  Vernimm. 
Hennig,  289.  In  Mecklbg.-Vorpom. 
und  in  der  Altmark  als  Adjektiv:  ver- 
ständig, klug.  Mi,  102a.  Danneil^ 
238b. 

VemStUng,  /.,  Vernietung,  feste,  un- 
lösliche, Vereinigung,  Verknotung  („  Ver- 
knotigung.^  Herder.)  Krankheit^  Ver^ 
fälgung^  Bedröfnos  on  Pihn^  Sau  uns- 
rer  Love  Vemottinge  syn.  Simon  D  ach, 
Anke  von  Tharaw.   VolksL,  27,  18,  5. 

Vemumft,  /.,  VemunfL 

vemuicheln,  «u;.,  s.  nufoheln. 

verolmeni  «to.,  verrotten,  vennorschen. 


F^ro27n^(abgestandener)£at«m.  Sche- 
mionek, 43.    Vgl.  olmig. 

verpaddeln,  8to.,  s.  paddeln. 

verpaschen,  sto.,  s.  paschen. 

verpftsern,  «to.,  unwirtlich  verbrennen. 
Viel  Holz  verpasem.    Vgl.  p&sem. 

verpassen,  sto.,  Kleidungsstücke  un- 
passend anfertigen.  Der  Schneider  hat 
den  Bock  verpa/zt.    Hennig,  289. 

verpatschen,  ato.,  s.  patschen. 

verperzeln,  sto.,  s.  verpirzeln. 

verpfisem,  «to.,  s.  pflsem. 

verpetzen,  ato.,  anklagen,  s.  petzen. 

verpicht  =  erpicht,  auf  eine  Sache 
mit  Leidenschaft  bestrebt  sein,  voll 
Eifer  losgehen.  Er  ist  aufs  Lernen 
verpicht.  Eigentlich  zweites  Part,  des 
Verb,  verpichen  mit  Pech  überziehen. 
Vgl.  Weigandl,  409.    Bock,  74. 

verpimpein,  verpUmpeln,  verpSmpeln, 
«to.,  verweichlichen,  verwöhnen,  s.  pim- 
peln. 

verpirren,  pltd.  verpSrren,  «to.,  vor- 
bauen, verhindern,  hintertreiben,  ver- 
wehren, verschliefzen,  versperren,  etwas 
in  den  Weg  legen,  verderben.  Ich 
werde  ihm  das  schon  verpirren^  ich  werde 
seine  Absicht  zu  vereiteln  wissen.  Das 
Vergnügen  habe  ich  ihm  verpirrt.  Nds. 
verpurreny  durch  purren,  d.  i.  Stechen 
und  Bohren,  machen,  dalz  etwas  ver- 
stopft oder  verderbt  wird.  Brem.  Wb. 
ni,  380.  Pierson,  Lit  Aeq.  9,  weist 
als  verwandt  auf  das  altpr.  persüanstan 
Fensterladen  hin.  Schemionek,  43. 
Sperber,  24.  42.    Hennig,  289. 

verpirzeln,  verperzeln,  «to.,  verderben, 
verhudeln;  namentlich  von  Kleidungs- 
stücken. Das  Kleid  ist  verpirzeltj  es 
ist  zu  kurz  und  enge  gemacht.  Vgl. 
verfipsen,  verpassen. 

verpladdern,  «to.,  s.  pladdem. 

verplämpem,  sw.^  s.  verplempern. 

verplaukschen,  «to.^  vergielzen,  Flüssig- 


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438 


verplempern  , —  verquer. 


keiten  mit  einem  Plauksch  verschütten. 
YgL  plaukschen. 

verplempern,  verplämpem/yerpllmpem, 
sw,  1.  Flüssigkeiten  vergiefzen.  Wasser 
verplempern.  2.  Geld  leichtfertig  und 
unnütz  ausgeben.  Se  hätten  den  schee- 
nen  Enups  Geld,  den  se  vom  AUen 
hätten^  schon  meist  verplempert.  Schalt)., 
1,  441.  3.  schwängern.  Sie  ist  ver- 
plempert. Vgl.  pUmpem,  4.  sich  ver- 
plempern^ sich  in  ein  [geheimes  Liebes- 
verhältnis ^einlassen  ,  sich  heimlich  ver- 
sprechen, zu  früh  und  übereilt  verloben. 
Was  soll  nun  der  machen^  welcher  sich 
schon,  wie  man  sagt^  heimlich  verpläm^ 
pert  hätte?  Soph.  R.  I,  551.  Ebenso 
auch  im  Holst.,  in  Posen,  in  der  Nie- 
derlausitz, in  Estland.  Schütze  UI, 
218.  Bernd,  337.  Anton,  14,  13. 
S  allmann,  107  b. 

verplengen,  «u;.,  durch  FUngen  Schän- 
den, Verleumden,  zwei  Personen  gegen 
einander  erzürnen.     S.  plengen. 

verplicken,  sw,,  s.  plicken. 

verplimpern,  si^.,  s.  verplempern. 

verpITsem,  sw.^  etwas  zerzausen,  zer- 
zupfen.   Vgl.  pITsem. 

verpIVmpem,  sw.,  s.  plifmpem. 

verplurkschen,  sw.^  s.  plurkschen. 

verpVffeln,  sw.,  s.  verbUffeln. 

verpVmpeln,  sw,,  s.  verpimpeln. 

verpompen,  sw.,  in  alten  Landesver- 
ordnuDgen  zu  Zeiten  des  Ordens  von 
Kleidern  gebraucht,  welche  man  aus- 
besserte und  nachher  für  neu  verkaufte. 
Pisanski,  Nachtr. 

verposamentleren,  sw.,  leichtfertig  Geld 
ausgeben,  durchbringen. 

verprachem,  sw.^  verarmen,  zum  Pra- 
cher  (s.  d.)  werden. 

verpmdeln  (u  kurz  u.  lang),  sw.  1. 
unordentlich  nähen,  ein  Kleidungsstück 
schlecht  passend  anfertigen.  Dojs  Kleid 
ist  ganz  verprudelt.    Hennig,  289.    2. 


übertragen:  eine  Angelegenheit  dumm 
ausführen,  in  der  Behandlung  ver- 
pfuschen. 

verprDmen,  sw.^  nach  Schemionek, 
43,  schlecht  stopfen  und  nähen,  ver- 
derben; also  gleich  dem  vorigen.  Vgl. 
prQmen. 

verprunzeln,  sw.  1.  zusammenschrum- 
pfen, alt  und  schwach  werden.  Er  ixt 
schon  recht  verprunzeü.  2.  vermuckem, 
überfromm  werden;  namentlich  von  al- 
ten Betschwestern. 

verpUffeln,  sw,,  s.  verbUffeln. 

verpummeln,  sw.^  s.  v.  a.  bepummebi 
(s.  d.). 

verpiimpeln,7[st(7.,  sich,  sich  vermum- 
men.   Vgl.  Pumpel  2. 

verpUmpeln,  sw.,  s.  verpimpeln. 

verpUngeln,  sw.,  s.  bepUngeln. 

verpQsten,  sw.,  sich,  s.  pOsten  n.  Ver- 
blasen. 

verputzen,  ^.,  s.  putzen. 

verquackeln,  sw.  1.  mit  seinem  Yer^ 
mögen  nicht  haushälterisch  umgehen, 
es  durchbringen,  verthun.  Holl.  qucJD- 
ken,  quaJckelen  wankelmütig  verschleu- 
dern, verthun;  vom  Wetter:  veränder- 
lich sein.  2.  sich  wider  den  Willen 
der  Angehörigen  heimlich  verloben,  ver- 
kuppeln. In  Bremen:  sich  unbedachtsam 
und  leichtsinnig  ip  eine  Ehe  einlassen. 
Brem.  Wb.  in,  391.  Bock,  74.  Hen- 
nig, 290. 

verquantschen,  sw.,  s.  quantschen. 

verquasen,  sw.,  s.  quasen  u.  qufsten. 
Nach  Hennig,  290,  verqucaen,  reflexiv, 
durch  Trunk  und  Völlerei  sich  zu 
Ghrunde  richten. 

verqueicheln,  sw.,  s.  queicheln. 

verqufiken,  sw.,  voll  Quecken  wachseiu 
Der  Acker  ist  ganz  verquekt,  von  Quek- 
ken  durchwurzelt  YgL  qufiken.  Hen- 
nig, 290. 

verquer,  verdwfir^  ad^.,  quer,  ia  die 


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verquimen  ^—  verschätteiTi. 


439 


Quere,  verkehrt    Mir  geht  aUea  ver- 
dwer.  Verquer  auf  dem  Pferde  sitzen. 

verquimen,  verqutnen,  «u?.,  s.  quTnen. 

verqüMen,  sw.,  vergeaden.    S.  ver- 


verräben,  aw.,  gewöhnlich  beraben 
(s.  d.). 

verrackem,  aw.^  sich^  s.  rackern. 

verrammelny  aw.  1.  verrammen,  ver- 
sperren ,  verschlie£zen ,  onzaganglich 
machen.  2.  in  Unordnung  bringen. 
Betten  verrammeln.  3.  schwängern.  Sie 
tat  verrammelt.    VgL  rammeln. 

verratzen,  aw.y  aich^  s.  ratzen. 

verreden,  aw.y  durch  Drehung  des 
Gespräches  eine  Angelegenheit  unbe« 
sprechen  lassen,  etwas  zu  besprechen 
vergessen. 

verrommen,  aw.y  s.  rommen. 

verrostem,  aw.y  verrosten. 

verrotten,  aw.y  verfaulen,  vermodern, 
verstecken.  Verrottete  Leinwand.  VgL 
RotL 

vemibbeln,  «tr.,  scharf  tadeln;  von 
rubbeln. 

verrücken,  aw.  1.  durch  einen  Ruck 
erschüttern,  von  der  Stelle  bringen.  2. 
scharf  und  eindringlich  zur  Rede  stel- 
len, Vorwürfe  machen.  Den  hat  er 
(der  Vorgesetzte)  gut  verruckt 

verrufen,  at.  1.  in  schlechten  Ruf 
bringen.  2.  behexen,  bezaubern.  Ge- 
naueres s.  Hexspr.,  1  £F.  Vgl.  Sprw.  I, 
3907.    Hennig,  290.    S.  unverrufen. 

verruhen,  aw.,  ausruhen.  2ki  Eauae 
angelangt,  verruhten  wir  una. 

verrummen,  aw.,  verrammen.  Vgl.  ^«r- 
rammeln. 

verrungenieren,  aw.,  nunieren,  ver- 
derben, zu  Grunde  richten.  Ea  mu/z 
aüea  verrungeniert  werden  I 

verruicheln,  aw..  Glattes  in  Unordnung 
bringen,   namentlich   Haare.     Er  hat 


einen verruichelten Kopf.   Hennig,  290. 
Vgl.  ruicheln. 

verrQsen,  aw,,  s.  rQsen. 

versäbeln,  aw.,  mit  dem  Säbel  verar- 
beiten; mit  gutem  Appetit  etwas  ver- 
speisen (das  Messer  als  Säbel);  nach 
Mühling  verschmeifzen,  verlieren. 

versacken,  sw.,  aich,  sich  verstopfen; 
s.  sacken. 

versäen,  aw.y  beim  Säen  ein  Acker- 
beet, oder  auch  nur  ein  Stück  dessel- 
ben auslassen.  Wem  das  passiert,  der 
stirbt  in  dem  Jahre.    Hexspr.,  136. 

versauern,  aw.,  Sauerwerden;  davon: 
1.  nicht  vorwärts  kommen:  Der  Beamte 
veraauert  auf  aeiner  Stelle.  2.  unver- 
heiratet bleiben:  Die  kann  veraauem. 
Bock,  75.    Hennig,  290. 

versaufen,  pltd.  versQpe(n),  at,  er- 
saufen, ertrinken.  Er  iat  veraofen,  er- 
trunken. 

versaufen,  pltd.  ver86pe(n),  aw.,  er- 
säufen; ertränken.  Bei  Jeroschin: 
veraoufen.  Pfeiffer,  260.  —  Die  jun- 
gen Katzen  veraoufen.  Junge  Huing 
veraepen.    Dorr,  1.  Wiew.,  81. 

Versäumereien,  plur.  von  Veraäumerei. 
Man  hat  ao  viele  Veraäumereien,  wird 
angehalten,  von  dem  eigentlichen  Ge- 
schäfte abgezogen. 

verschälen,  aw.y  s.  schälen. 

verschalken,  aw.,  zum  Schalk  werden, 
sich  zu  mutwilligen,  bösen  Streichen 
verbinden.    Mühling. 

Verschalung,  /.,  s.  Schalung. 

verschampfieren,  verschampieren,  auch 
verschumpfieren,  aw.,  beschimpfen,  ver- 
unstalten, entstellen,  verunzieren.  Der 
Hut  verschampfiert  dich  Ihr  Gesicht 
verachampieiii  mir  die  ganze  QeaeUachaft. 
Wer  aich  die  Naae  abachneidet,  ver- 
achampfiert  aich  das  Gesicht. 

verschättem,  sw.,  s.  schättem. 


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440 


Verschal  —  verschmoren. 


Verschei,  m.,  s.  Verschilf, 
verschfilen,  sw.  1.  differieren,  unter- 
schieden sein.  2.  verschiefzen,  abneh- 
men in  Farbe  und  Glanz.  Selbst  Glantz 
und  Licht  verschelt.  Carm,  nupt.  III, 
8  b.    Vgl.  8ch§len  u.  Verschill. 

verschichern,  verschlichem,  bei  Sper- 
ber, 27,  auch  verschickern,  sw.  1.  ver- 
scheuchen, fortjagen.  2.  einschüchtern, 
Scheu  einflöfzen,  schüchtern  machen. 
JA  motte  man  nich  de  Hener  verschicKre. 
Königsberg.  Ich  hoif  ihn  vei*schicher% 
ich  habe  ihm  Furcht  eingejagt  und  ihn 
vertrieben.  Der  Junge  kriecht  venchichert 
der  Hütte  zu.    Vgl.  schichem. 

verschiefzen,  pltd.  verschfiten,  st  1. 
in  der  Farbe  ausbleichen.  Das  Tuch 
ist  verschossen.  2.  versiegen,  zu  fliefzen 
aufhören,  verschwinden;  von  der  Milch 
nährender  Frauen.  Ihr  ist  die  Milch 
verschossen.  Bock,  75.  Hennig,  291. 
3.  verschnaufen,  den  Atem  verschiefzen 
lassen,  verpusten  lassen.  Lafz  die 
Pferde  ein  Bi/zchen  verschie/zen^  halte 
stille,  fahre  laugsam. 

Verschilf,   Verschfif,   m.^   Unterschied, 
Differenz.    Ob  schon  bi/zweHen  die  Ostern 
newes  u.  altes  Calenders  auf  einen  Tag 
einfallen^  so  feilet  dennoch  auch  ein  Ver- 
schill oder  eine  Diferentz  ein  der  alten 
undnewen  Ostern^  bi/zweilen  auf  4  Wochen 
etc.    Linem.,  N3b.    .  .  .  ist  ein  ver- 
schiel  auff  vier  Jahr^   dafz   der  Herr 
Chistus  ehe  gebom  isty   als  wie  es  die 
gemeine  Jahr  Christi^  deren  wir  uns  ge- 
brauchen, geben.    Ibid.  LI  2  b. 
Verschifz,  m.,  s.  Schifz. 
verschfabbem ,    sw.^   sichy    sich   ver- 
sprechen, etwas  Unrichtiges  wider  Wil- 
len sagen.    Von  schlabbern  3. 
verschlackem,  sw.^  s.  schlackern. 
Verschlag,  m.  u.  n.,  Wirkung,  dauern- 
der Nutzen,  Zuträglichkeit.    Das  Geld 
hat  bei  ihm   keinen   (auch   kein)  Ver- 


schlag^ er  versteht  es  nicht  zusammen- 
zuhalten^ zu  sparen.  Vgl.  verschlageiL 
verschfagen,  st.  1.  anschlagen,  ver- 
fangen,  vorhalten^  lohnen,  von  Wirkung 
sein.  Die  Butter  verschlagt  nichts,  halt 
nicht  vor,  macht  nicht  gut  ab.  Das 
verschlagt  ihm  soviel,  wie  dem  Elefanten 
eine  Himbeere.  Vgl.  Sprw.  I,  2827. 
2.  von  leicht  erwärmten  Getrank^i. 
Lasse  da»  Bier  etwas  verschlagen,  stelle 
es  in  die  Ofenröhre,  damit  es  die  Kel- 
lerkälte verliere. 

verschfagsam,  adj.^  von  Kraft,  Nach- 
druck, Wirkung;  kompakt ^  nahrhaft. 
Alte  Butter  ist  verschlagsamer  als  frische, 
macht  gut  ab  und  halt  darum  länger 
vor.  Verschlagsame  Mus,  dick  gekochte, 
mehlreicbe.    Hennig,  290. 

verschfampampen,  sw.,  durch  Schlem- 
merei verschwenden,  durchbringen.  S. 
schlampampen. 

verschliclcen,  sw.,  mit  Schlick  über- 
decken. Die  Dämme  werden  verschUckL 
Westpr. 

verschlucken,  sw.,  etwas  Speise  in  die 
Luftröhre  kommen  lassen.  Ich  hob*  mich 
verschluckt.     Vgl  unrechte  Kehle. 

verschlQdem,  verschluddem,  sw.,  ver- 
lumpen; verschleudern;  verschwenden. 
Vgl.  schlQdem. 

verschlunzen,  sw.,  s.  schlunzen. 

verschlQpen,  sw.^  verschleppen,  Ter- 
zögem.  Der  Prozefz  verscidupt  sich 
von  einem  Jahr  ins  andere.  Bock,  75. 
Hennig,  290.    Vgl.  schfQpen. 

verschmftden,  sw.,  verschmähen,  ver- 
achten. Hennig,  291.  Nds.  versma- 
den,  smade,  die  Schmach,  holL  versmae- 
den.    Brem.  Wb.  IV,  853. 

verschmanitzen,  sw.,  s.  schmamtzen. 

verschmieren,  sw.^  den  Ofen  von  innen 
mit  Lehm  ausschmieren. 

verschmirgefn,  sw.,  s.  schmirgein. 

verschmören,  sw.   1.  zu  stark  sckmo- 


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verschmaddeln  —  versitzen. 


441 


ren.  2.  vor  Hitze  fast  ersticken,  ge- 
schmort werden.  jEb  ist  heute  rein  tsum 
Venchmoren.  3.  durch  Kneipen  sein 
Greld  verthun.    Vgl.  schmoren. 

verschmuddeln,  m.^  s.  schmuddeln. 

verschnabbeln,  -schnabbelieren, -schnap- 
pen, 8«r.,  s.  schnabbeln. ' 

verschneeen,  «to.,  s.  schneeen. 

verschnippem,  Yer8Chnip(p)8elny^.,  zer- 
schneiden, in  kleine  Stackchen  zerschnei- 
den, zerschnitzehi;  vernichten,  verder- 
ben. Papier  verschnipperfiyverscknipseln. 
Eij  den  schonen  Margen  mir  so  zu  ver- 
schnippem!  Soph.  R.  IV,  70.  Vgl. 
schnippem  n.  8chnip(p)8eln. 

verschnobbelny  -schnubbeln,  sw.^  s. 
schnabbeln. 

verschonen,  sw.  Wenn  ich  nicht  mehr 
verschon\  hau  ich  Ihnen  eine  Ohrfeige! 

verschorren,  verschurron,  ^.,  aus  der 
richtigen  Lage  weichen,  sich  schieben, 
verschieben;  von  schorren.  Das  Hemde 
ist  verschorrt    Vgl  schorren. 

verschossen  sein,  s.  Scholz. 

verschrecken,  st  u.  su?.  1 .  erschrecken. 
Pui^  ißas  haV  ich  mich  verschrocken! 
2.  von  einem  Vorrate  mehr  als  nötig, 
mehr  als  vermutet,  abnehmen,  ver- 
brauchen, auch  diebischer  Weise  ent- 
wenden. Nay  ihr  habt  das  Brot  gut 
verschrocken^  ihr  habt  tüchtig  davon  ge- 
gessen. Die  BtUtei*  ist  ziemlich  ver- 
schreckt^  es  ist  mehr  davon  gebraucht 
worden,  als  erforderlich  gewesen  wäre. 
Ebenso:  Der  Knecht  hat  den  Hafer 
verschreckt.    Hennig,  338. 

verschrtgen,  sw.^  versengen^  ausdör- 
ren, anbrennen.  Holl.  verschroeijen.  Ich 
hob  mir  de  Hand  verschrit^  verbrannt. 
De  Kartofle  sein  rein  verschrtty  das 
Kraut  ist  in  der  Sonne  gänzlich  ver- 
dorrt. Sperber,  46.  Schemionek, 
43.   Rein,  Vo8,V.  6640.   Vgl.  schrtgen. 


verschrompeln,  -schrumpeln ,  sw.y  s. 
schnimpen. 

verschUchem,  sw.^  s.  verschlchem. 

verschumpfieren,  sw.j  s.  verschampfie- 
ren. 

verschurren,  sw,y  s.  verschorren. 

verschwaddem,  sw.^  s.  schwaddern. 

verschwauksen,  sw,,  s.  schwauksen. 

verschwfilen,  sw,^  vom  Holze,  das  ohne 
Flamme  glüht  und  unter  starkem  Rauche 
verkohlt.    Von  schwelen  (s.  d.). 

verschwTgSy  verschwings,  ocfo.,  viel 
weniger,  geschweige  denn.  Dat  hebb* 
öck  noch  sinn  Dag*  nich  gesehne^  ver- 
schvyiegs  gegStCy  das  habe  ich  noch  nie- 
mals  gesehen,    geschweige    denn    ge- 


verschwhneln,  sw.y  s.  Schwfm. 

verschwingSy  adv.y  s.  verschwTgs. 

verschwTren,  sw.y  mit  Schwlren  durch- 
bringen. Er  hat  aU  sein  Geld  ver- 
schwtrt  Er  sieht  verschwtrt  aus.  Von 
schmtren  2. 

verschwitzen,  «to.,  vergessen.  Ich  hob' 
alle  Geschichtszahlen  verschuoitzty  sie  sind 
meinem  Gedächtnis  entfallen. 

verschwuchten,  sw.y  s.  schwuchten. 

versehen,  a&,  sich  Sie  hat  sich  ver- 
sehen: 1.  sie  hat  sich  mit  einem  Manne 
abgegeben,  ist  geschwängert.  Für  Liv- 
und  Estland  bei  Hupel,  249.  2.  sie 
hat  in  der  Schwangerschaft  sich  über 
Mifzgestaltetes  erschreckt,  entsetzt,  und 
dadurch  dem  Kinde,  das  sie  trug,  den- 
selben körperlichen  Fehler  angeheftet 

verseilen,  sw.^  s.  seilen. 

versitzen,  st  1.  durch  langes  Sitzen 
steif  werden.  Vgl.  verhiicken.  2.  nach 
Bock,  75,  und  Hennig,  291,  von 
Mälzenbräuem,  wenn  sie  das  ganze 
Jahr  über  ihre  volle  Zahl  nicht  aus- 
brauen können.  Sie  haben  zwei-y  drei- 
mal versessen. 


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442 


versohlen  —  versuchen. 


versohlen,  sw.^  prügeln.  Einem  den 
Puckel^  —  das  Fell  vei^sohlen. 

versöreriy  9w^  vertrocknen,  absterben, 
verdorren.  Mühling.  Ebenso  bei 
Jeroschin:  6  irdischiz  paradtSy  wi  gar 
ist  dtner  vmnnen  prts  varsehüit  (be- 
schmutzt, verwelkt)  und  vorsorit  und 
jemirUch  zust6rit  149d.  Pfeiffer,  260. 
Vgl.  $ören. 

versorgen,  sw.^  verheiraten.  Die  äl- 
teste Tochter  ist  versorgt,  ist  verheiratet. 

verspftken,  sw.,  s.  spftk. 

verspflren,  sw.,  verstärktes  sparen,  auf- 
heben, bewahren,  aufschieben.  Das  ver^ 
spar  ich  mir  auf  morgen. 

V6rsp6ger,  m.,  von  spegen,  spähen, 
Vorspäher,  Verräter.  De  Verspeger 
schleppt  nich,  Samland.  Sprw.  II,  2793. 
Vgl.  Kläffer.   S.  Mnd.  Wb.  IV,  454a. 

verspielen,  sw.  1.  verlosen  durch  eine 
kleine  Lotterie.  Es  vrird  eine  goldene 
Uhr  verspielt.  Ebenso  ausspielen.  2. 
verlieren,  unterliegen.  Die  Franzosen 
haben  anno  1870  u.  71  verspielt.  Einen 
Proze/z  verspielen.  Der  verspielt,  der 
sich  erh^t.  Carm.  nupt.  TV,  44  b.  Ge- 
gensatz: gewinnen. 

Verspielung,  /.,  Verlosung.  AufVer- 
spielung  gehn^  zu  einer  Verlosung  gehen. 
Oft  giebt  es  nach  derselben  noch  Tanz. 
Königsberg. 

verspiHem,  verspiltem,  sw.,  unnütz  ver- 
thun,  verschwenden,  sein  Vermögen 
versplittem.  Hei  heft  edles  verspälert. 
Hennig,  291.  So  (sie)  schlachte  beyds 
nah  ähre  ÖUre,  dey  opp  wat  rönlichs 
Gold  verspoUre.  Carm.  nupt.  V,  216  d. 
S.  spillern  u.  schlachten. 

verspiben,  sw.,  sich,  auf  eine  Sache 
mit  Gewifzheit  rechnen.  Sich  auf  eine 
Erbschaft  verspitzen.    Bock,  75. 

verspüren,  sw.,  s.  spiflren. 

verspQren,  sw.,  s.  spQreo. 


Versttksel,  n.,  s.  Vfirstecksel. 

Verstand,  m.,  scherzweise  für  Haare. 
Er  hat  sich  den  Verstand  abschneiden 
lassen. 

verstandewD?  scherzhafte  französierte 
Frage:  verstanden  {verstandez-vous^f 
Sperber,  45.  * 

Verstandskasten,  m.,  Eopf.  Er  hat  sich 
den  Verstandskasten  gestofzen. 

verstauken,  sw.,  s.  verstOken. 

Verstechche,  n.,  s.  Versteckchen. 

verstechen,  st,  s.  stechen. 

Versteckchen,  Verstechche,  pltd.  Ver- 
stVckke,  n.,  Versteckspiel  der  Kinder. 
Wir  wollen  Versteckehe  spielen!  Sper- 
ber, 33.    Hennig,  291. 

Virstecksel,  Vfirstäksel,  n.,  weifze,  ge- 
stickte Bettdecke.  Dzg.  Nhg.  Viol4t, 
105.  Im  Gr.  Werder  Bettdecke  über- 
haupt.   Aus  vorstecken. 

versteigen,  st,  sich,  sich  betrinken. 
Er  hat  sich  verstiegen,  sich  betrunken. 

versteinern,  sw.,  versteinen,  wie  zu 
Stein  werden.  Ich  bin  wie  versteinert! 
durch  eine  unerwartete  Nachricht. 

verstellen,  sw.,  sich,  sich  äuTzerlidi 
anders  zeigen,  als  man  denkt  und  em- 
pfindet. Warum,  wie  man  hier  m 
Preufzen  sagt,  warum  verstellen  Sie  8tc& 
atu;h  sof  Sie  sind  aufgeboten,  und  da^ 
mit  holla.  Soph.R.ni,  220.  Vgl.  {An- 
meln. 

verstickstacken,  sw.,  s.  Stickstack.  • 

verstTmen,  sw.,  s.  stfmen. 

verstTren,  »w.,  s.  stUren. 

Verstopfung,  /.  Verstopfung  im  Kapfy, 
Schnupfen.    Kgsbg. 

verstQken,  sw.,  verstauchen,  verrenken. 
Sich  den  Fu/z  verstüken.  In  Liv-  und 
Estland  verstucken.    Hupel,  250. 

verstUmpeln,  sw.,  verstümmeln,  ver- 
derben.    Mühling. 

versuchen,  pltd.  vers.§ken,8U7.,  besuchen. 


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yersudeln  —  verwennen. 


443 


Nu  honrC  wi  oUe  Frind  verseeken  On 
Tnoal  e  khoketWoortken  spräken.  Dorr, 
13. 

versudein,  s/m,^  versäameD,  aufhalten. 
Dat  versudeU  aock^  versäumt  sich,  hält 
sich  auf. 

versusengen,  sw.^  Geld  verthun.  T  r  ei  - 
chel. 

vertestamentieren,  sw,^  sich^  sich  ein 
gegenseitiges  Testament  machen.  Die 
beiden  (^Eheleute)  haben  sich  verteatafnen- 
tiert.    Hennig,  291. 

vertfdem,  sw.^  s.  tfdem. 

vertoppen,  sw.^  jemand  verleiten.  Dzg. 
W.  Seidel,  35. 

vertrackt,  adj.  1.  unangenehm,  böse, 
verworren.  Dojs  ist  eine  vert9*cu:kte  Ge- 
schichte. 2.  verstockt.  Er  hat  ein  ver- 
tracktes Herz,  Dönh.  Nach  Mühling 
durchtrieben,  gottlos.  Nds.  vertrecken^ 
verziehen,  verzerren,  mhd.  hin  u.  her 
zerren,  durch  Zerren  absdbwächen.  Vgl. 
Weigandll,  1008. 

Vertrag,  pltd.  Verdrag,  w.,  Eintracht, 
Friede.  Es  ist  kein  Vertrag  unter  ihnen^ 
sie  leben  in  ünfirieden.  Kein  Verdrag^ 
kein  Verschlag.    Sprw.  I,  3919. 

vertragen,  pltd.  verdräge(n),  st.  1.  er- 
tragen, aushalten^  dulden.  Das  kann 
ich  nicht  vertragen.  2.  reflexiv:  sich 
vertragen,  sich  verdingen,  durch  einen 
Vertrag  binden.  Er  hat  sich  als  Knecht 
vertragen.    Treichel. 

vertreten,  sty  sichj  sich  ergehen,  gehend 
Bewegung  machen.  Sich  ein  bi/zchen 
vertreten  —  die  Fü/ze  vertreten,  ein  we- 
nig umhergehen,  wenn  man  lange  ge- 
sessen hat 

vertrinken,  st.  1.  ertrinken.  Er  ist 
vertrunken.  Schon  bei  Jeroschin:  in 
der  vlvt  st  vortrunkin  140a.  Pfeiffer, 
311.  2.  verheiraten  und  zwar  beim 
Trinken.  Mich  hat  man  jung  vertrun- 
ken.   Litauen.    Nsslm.,  Dainos^  119. 


vertritzen,  sw.,  s.  tritzen. 

vertlintein,  sw.,  schwängern.  Auch  im 
Sinne  von  betunteln,  sich  heimlich  ver- 
loben.   Vgl.  tuntein. 

vertuschein,  sw.,  s.  vertuschen. 

vertuschen,  sw.,  verheimlichen,  ver- 
schweigen, eine  Angelegenheit  durch 
Schweigen  unterdrücken,  verhehlen, 
vergessen  zu  machen  suchen.  He  (der 
Lehrer)  lewd  blofz  von  Geschenke,  — 
dat  het  (hat)  man  so  vertuscht.  Lhrztg: 
4,  355a.  Schemionek,  43,  hat  ver- 
tuschein als  Frequentativ.  In  Hessen 
verdutscheln  heimlich  etwas  *thun;  etwas 
verbergen;  etwas  heimlich  vernaschen. 
Vilmar,  81. 

verunwiiiigen,  sw.,  in  Unfrieden,  Zank 
und  Streit  geraten,  entzweien.  . . .  dafz 
sie  sich  unter  einander  verunwilliget  vnd 
geschlagen.    Morgspr.  1608. 

veruraksen,  sw.,  s.  wurachen. 

verwachten,  sw.,  erwarten.  Ich  kann 
ihn  nicht  verwachten,  auch:  terwachten. 
Mühling. 

verwandt,  adj.  Zur  Bezeichnung  weit- 
läufiger, kaum  nachweisbarer  Verwandt- 
schaft: Verwandt  sein  auf  dreitausend 
Meilen  (Kgsbg.),  —  durch  Cfrofzvaters 
Peitsche  (Samland),  —  durch  drei  Schef' 
fei  {Erbsen-)  Aussaxit  (Westpr.),  —  ofus 
der  hundertsten  Tasche  (Sprw.  II,  2813). 
Er  ist  das  zehnte  Wasser  vom  Kissel 
(s.  d.),  —  die  neunte  Kachel  vom  Ofen 
(Kgsbg.    SprW.  n,  1361). 

verwarken,  st,  verweben,  von  wirken, 
warken  (s.  d.).  Sie  hat  viel  Garn  ver- 
worken. 

VerwatmUtze,  pltd.  Verwatmetz,  /.,  s. 
Mutze. 

verweilen,  sw.,  sich,  sidi  die  Zeit  ver- 
treiben, verkürzen.  VerweiT  dich  mit'm 
StOckche  Brot!    Saalfeld. 

verwennen,  sw.,  verwohnen.  Se  hebbe 
dat  Kind  got  verwennt. 


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444 


verwengt  —  Vesperkost. 


verwengty  adj.y  umgewendet,  verkehrt. 
B}r  gab  ihm  eins  mit  venoengter  (ver- 
wendeter)  Hand^  mit  der  Ruckseite  der 
Hand. 

verwerfen,  s^.,  etwas  durch  Werfen 
schliel'zen,  ausbessern,  ergänzen.  Das 
Dach  verwerfen^  den  losgebröckelten 
Kalk  durch  Anwerfen  neuen  Mörtels 
ersetzen.  Lass  es  (das  Haus)  bessern^ 
verwerfen  und  teeren^  e  es  sinckt,  durch- 
^eichtig  und  durchsichtig  wiü  werden» 
Stein,  Peregrinus  XI,  13.  W.  Mtsbl. 
V,  159.    Bock,  75. 

verwessein,  sw.^  verwahrlosen.  1.  von 
Personen:  aus  der  Art  schlagen,  aus- 
arten, in  Sitte  und  Wesen  zum  Nach- 
teil sich  verändern.  Die  Kinder  sind 
ganz  verwesselt  2.  von  Wunden :  durch 
nachlässige  und  unsaubere  Behandlung 
eine  Wunde  verschlimmem.  Ebenso 
vergrätzen.  Der  Stamm  ist  nach  Hen- 
nig, 291,  wechseln  oder  zoes«»  verwesen. 
Lit.  weisle  Gattung,  Art,  Rasse,  lett. 
waisla  Art,  Zuwachs,  Zuzucht,  vom 
Vieh,  is-waishtees  aus  der  Art  kom- 
men.   Nsslm.  Forsch.  3;  Th.221. 

verwichsen,  sw.^  s.  wichsen. 

verwicicen,  sw.^  s.  wicicen. 

verwiliert,  adj.  u.  adv.^  verwildert.  Ver- 
mllert  aussehen.    S.  pusten. 

verwissen.  sich  nicht  venoissen,  von 
Schreck  oder  Überstürzung  so  verwirrt 
sein,  dai'z  man*  nicht  im  vollen  Besitze 
seiner  Verstandeskräfte  ist.  Marold. 
Mhd.  verwizzen.  ahd.  farwizan  wissen, 
reflexiv  bei  Verstandeskräften  sein« 
Schade,  169b. 

verwOgen,  sw.^  verwegen.  Verwogen 
wie  ein  Stint,  —  une  ein  Leiermann. 
Sprw.  I,  3921. 

verzabbein,  sw.,  s.  zabbein. 

verzählen,  sw.y  erzählen.  Was  nun 
läervon  meltr  zu  verzeMen,  achte  ich 
nicht  noUg,    Linem.,  £  3a.    Selbiger 


(Plato)  verzehlet  im  Namen  Crüiae  ek 
sehr  Uhr  alte  Histariam.  Ibid.,  Aa4b. 
Auch  heute  noch:  Verzähl  doch  em 
Märchen! 

verzecicelty  adj.,  s.  zidceln. 

verzeidem,  sw.,  s.  tfdem  u.  zeidem. 

verziciceit,  adj.,  s.  zicicein. . 

verziehen,  st,  die  Wohnung  oder  den 
Wohnort  wechseln. 

verzipst,  adj.^  übertrieben  ängstlich, 
blöde,  allzu  verschämt^  kindisch,  prüde, 
zimperlich.  Mühlin g.  Vgl.  Zippel- 
zfirlce. 

verzoddem,  sw.y  s.  zoddem. 

verzUmen,  pltd.  vertBme(n),  sw.j  erzQr- 
nen.  Sie  haben  sich  verzümt,  entzwät 
Ek  mucht  mi  om  aüet'Ofld  pi  der 
Welt  m§t  er  nich  verteemen.  Dorr,  L 
Wiew.,  63.  Davon:  verzümtj  pltd.  ver- 
temt  als  adj.  . . .  toenn  se  nich  gAadei^ 
haddy  doch  man  nich  vertemt  to  sen, 
Elbinger  Höhe.  N.  Pr.  Prov.-BL  a.  F. 
IX,  244.    Firmenich m,  495b. 

verzussein,  w.,  s.  zusseln. 

verzwiclcen,  sw.,  die  Fugen  und  Kitzen 
in  Mauern  fest  zustopfen.  Von  Zwidu 
Zwecke.    Bock,  75.   Hennig,  291. 

verzwicicty  adj.,  verwickelt,  verwirrt, 
kritisch.  Das  ist  eine  verzwickte  Ge- 
schichte. 

verzwimen,  sw.,  sich,  sich  erzüraen, 
veruneinigen.  Scherzweise  gebraucht 
Sie  haben  sich  verzwimt  Ebenso  in 
Posen,  in  der  Niederlaus.  Bernd,  339. 
Anton,  15,  4. 

Vesperbrot  w.  1.  Brot,  das  zur  Vesper 
genossen  wird.  2.  Bündelchen  mit  Stei- 
nen an  einer  Schnur,  die  an  der  Mitte 
der  Schienen  des  Webestuhls  befestigt 
ist  Das  Vesperbrot  verhindert  das  Rat- 
schen der  Schienen  gegen  die  Eounm* 
lade.    S.  Das  Wirkgestell,  125. 

Vespericost,  /.,  Speise,  welche  man 
am  spätem  Nachmittage,  um  die  Vespe^ 


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Vibranze  —  Vij61che(n). 


445 


zeit  gemerzt,  Vesperbrot.  Essen  Sie  s(r 
spät  Ihre  Vesperhostf  sagte  ich.  y^Abend- 
essen  wollen  Sie  sagend  antwortete  die 
Mutter.  Soph.  R.  ü,  181.  Läfzt  die 
Weberin  bei  der  Arbeit  die  Schütte 
faulen^  so  sagt  man:  De  Vesperkost  os 
weg,    Dönh. 

Vibranze,  m.,  s.  Wibranze. 

Vieh,  n.,  kurze  Bepennong  für  Rind- 
vieh. 

Viehgras,  n.,  einjähriges  Rispengras, 
Poa  annua  L.    Hagen,  94. 

Vieisamen,  Pflzn.,  vielsamiger  Gänse- 
fvSz^Chenopodiumpoh/spermumL.  Ostpr. 
Hagen,  288.    Pritzel,  92. 

Vierchen,  n.,  geprägte  Ordensmünze 
aas  der  letzten  Hälfte  des  14.  Jahr- 
hunderts, der  vierte  Teil  (daher  der 
Name)  eines  Halhschotters^  der  180.  Teil 
einer  Mark,  im  Silbergehalte  von  etwa 
10  Pfennigen.  Genaueres  s.  Hörn, 
Vom  preufz.  Gelde.  Altpr.  M.  V,  51. 
Vgl.  SkoiL 

Vierdener,  Vieriner,  auch  Firdener,  tt»., 
Beamter,  der  von  den  zum  Fischmarkte 
kommenden  Verkäufern  die  Abgabe  des 
Vierten  einzutreiben  hatte.  Ordenszeit. 
Hirsch,  8.  210.  Die  vierte  Tonne  soll 
allerwege  der  Stadt  abgesetzet  und  dem 
Vierdtner  gelte ferty  von  selbigem  der  Stadt 
zu  Qutt  verkauft  werden»  Elbinger 
Verordg.  von  1578.    Benecke,  292. 

Vierdung,  m.,  RechnungsmüDze  in 
Preufzen  zur  Ordenszeit,  der  vierte 
Teil  der  Mark.    Vgl.  SkotL 

Viereiche,  /.,  s.  Steineiche. 

Vierkant,  pltd.  Vftrkant,  n.,  Geviert, 
Quadrat.  Am  andern  Ende  aber  ist 
aufgerichtet  insgemein  ins  Vierkant . . . 
ein  dichtes  Schürtzwerk  etc.  Pierson, 
Matth.  Prätor.,  107. 

vierkantig,  pltd.  vfirkantig,  adj.y  vier- 
eckig;  übertragen:    vierschrötig,  derb. 


auffallig,  augenfällig.  • . .  damit  ich  ein 
vierkantiges  Exempel  bringen  möge.  Li- 
nemann, G  2a.  ^ne  Verkanfge!  zur 
Bezeichnung  einer  vierkantigen  Flasche. 
Danzig. 

Vierklfiwer,  m.,  s.  iOewer. 

Vierräuberessig,  tt».,  Medik.,  Acetum 
aromaticum  (  Vinaigre  de  quatre  voleU/rs). 

vierspiflig,  adj.^  s.  spilfig. 

Viertel,  n,  als  Hohlmafz  der  vierte 
Teil  eines  Scheffels.  Der  Scheffel  soll 
haben  4  Viertheile^  ein  Viertheü  4  Hetzen. 
LandesordnuDg  (1307).  Bock,  Nat  I, 
689.  Auch  Holzmafz :  vierter  Teil  vom 
Achtel  (s.  d.). 

Viertner,  m.,  s.  Vierdener. 

Vierzehntageuhr,  /.,  Uhr,  die  nur  alle 
14  Tage  aufgezogen  werden  darf. 

Vierzigerleinwand,  /.,  Leinwand  von 
40  mal  20  Fadenbreite.    Vgl.  Gang. 

Viferitze,  /.,  s.  Fiberitze. 

Vigeletten,  plur.^  Levkojen.  Gr.  Wer- 
der. 

VigeletvergnUgen,  n.,  Tanzvergnugen; 
von  Vigelin:  Es  ist  ein  VigeletvergnUgen. 
Kgsbg. 

Vigelin,  ViglTn,  /.,  Violine.  Dat  Sehnt- 
dake  häld  e  Vigltn  ungdm  Rock  vS. 
Rastenburg  Firmenichl,  109b.  Auch 
VijOI,  Dem.  VijSlke.  Dat  es  e  wahret  Lw- 
den^  wenrCt  VijSlke  nich  geity  wenn  ein 
Werk  nicht  gelingt,  keinen  guten  Fort- 
gang hat.  Mockrau  bei  Graudenz.  A 
kann  Vijol  speie  on  Waldhorn.  Ermld. 
Freisch.    Manuskript. 

Vlj«Iche(n),  auch  Vijeiche,  Pflzn.,  Veil- 
chen, viola.  Doch  nennen  die  Land- 
leute oft  auch  jede  Frühlingsblume  Vi- 
jolche:  das  Gänseblumchen,  Bellis  pe~ 
renniSy  die  Vogelmiere,  Stellaria  media. 
Achy  das  sein  wohl  schon  von  de  Vijol- 
chenf  Saalfeld.  Im  Weichseldelta  Vio- 
lettenj  Vijoletten^  pltd.  Vigeletten:    Chei- 


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446 


yij61en  —  Vogelszung. 


ranthus' Arten.  VioOce  Goldlack,  Ch. 
Cheiri.  Treichel,  VolksÜi.  IH.  S. 
Violen. 

vijOlen,  sw.  1.  verlangend  sich  auf 
etwas  freuen,  auch  überhaupt  sich  freuen. 
Ihm  vijdlt  der  Bart.  Sohd^  wie  vijoJdd 
mie  dau  de  Baartf  Carm.  nupt.  I,  282, 
14.  De  Näs  vtfdlt  em^  er  verlangt  nach 
einer  Prise  Tabak.  2.  glühen.  Ihm 
mjolt  die  Nase,  demTrimkenhold.  Bock, 
75.    Hennig,  292:  vielen. 

Vijuchei,  m.  etc.,  s.  Fijuchel. 

vijuchelig,  adj.,  s.  jacheln. 

Vingille,  /.,  s.  Ui  2. 

Violen,  plwr.y  blaue,  Leberblümchen, 
Anemone  hepatica  L.  Ostpr.  Pritzel, 
28. 

Violen,  sw.,  s.  vijOlen. 

Violenrumor,  Med.,  Theriaca.  Müh- 
ling. 

vir  ■■=  vier,  in  Zusammensetzungen: 
virzehn,  virzig,  Virtel 

vislntieren,  pltd.  vi8Tnt6re(n),  w.,  visi- 
tieren, durchsuchen,  untersuchen. 

Vitte,  kurz  Vitl,  pltd.  VBtt,  /.,  ursprüng- 
lich am  Seestrande  abgegrenztes  Fischer- 
lager, das  zur  Zeit  des  Fanges  der 
Fische  (Heringe)  die  Gestalt  einer  An- 
siedlung  gewann,  diese  mit  der  Zeit  be- 
hielt und  sich  hin  und  wieder  allmäh- 
lich zum  festen  Wohnorte  ausbildete. 
Die  ältesten  Vitten  (der  Hansestädte) 
lagen  auf  Schonen;  die  preufzischen 
Städte  gewannen  hier  1368  Grund- 
eigentum zur  Anlage  einer  Vitte.  Die 
Vitte  bei  Memel,  ursprünglich  nur  von 
Fischern,  später  noch  von  Lotsen  be- 
wohnt, hat  sich  zu  einem  Teil  der  Stadt 
ausgebildet.  Die  Schaakemche  Vitt. 
Schwed.  vitte  Ufer,  Spitze.  S.  Hirsch, 
143.  Passarge,  Balt,  133.  Voigt, 
Gesch.  Pr.V,  221.  D ahn.,  530a.  Mnd. 
Wb.  V,  263b.  Nsslm.  Forsch.  3, 
schreibt  Witt,   Witte   und  erklärt   nach 


Hennig,  292:  Bucht,  Hafenbucht,  am 
kurischen  HafF  gebräuchlich. 

Vittner,  m.,  Bewohner  einer  Vitte. 

Vitze,  /.,  Rute,  Zweig. 

VIftt,  FIM,  n.,  Holzflofz,  nur  zur  Thal- 
fahrt geeignet  und  meist  belastet  mit 
andern  Holzstücken,  oder  Asche,  Peeh, 
Teer,  Getreide.  Ordenszeit  Die  da- 
mals leibeigenen  Führer  der  Vlete  hielzen 
Vleter  Flöfzer,  jetzt  Flissen.  Danzig. 
Hirsch,  173. 

vodder  =  vorder.    VodderhattSy  -stuhe. 

Voder-,  Foderhemde,  n.,  eine  Art  Jacke 
mit  kurzen,  spitz  zugeschnittenen  fal- 
tenreichen Ärmeln,  über  der  Brust 
wurde  diese  Jacke  mit  einer  sübemen 
Eette^  an  deren  Ende  eine  Schnfir- 
nadel  von  gleichem  Metall  befestigt 
war,  oder  mit  einer  seidenen  Schnur 
zusammengeschnürt.  Die  Schnümadd 
wurde  dann  an  einem  Häkchen  au^ 
hängt,  welches  an  der  rechten  Schulter 
angebracht  war.  Sechs  Rosetten  von 
dem  StofiPe  des  Foderhemdes  schmück- 
ten die  Seiten  und  den  Rücken  der 
Jacke,  die  jetzt  aufzer  Mode.  Dzg. 
Nhg.    Viol^t,  182.    Vgl.  Oggagaiiten. 

Vogel,  m.  De  heß  e  Vogel,  er  ist  über- 
spannt, hat  einen  Nagel.  Elbing.  Im 
Plur.  Läuse.  Er  hat  Vögel,  Sprw.  I, 
3933.  3930. 

Vogelbahn,  f.,  Milchstrafze,  weil  die 
Zugvögel  nach  ihr  in  der  Nacht  ihren 
Flug  richten.    Dönh. 

Vogelfufz,  -klaue,  Pflzn.,  kleine  Klauen- 
schote, Omiihopm  perpudUm  L.  Ha- 
gen, 763. 

Vogelmeier,  Pflzn.,  s.  MTre. 

Vogelmilch,  gelbe,  Pflzn.,  gelber  OfoliL" 
siem,  Omdthogalum  luteum  L.  Hagen, 
361. 

Vogelszung,  Pflzn.,  gemeine  Kreuz- 
blume, PolygcUa  vulgaris  L.  Auch 
Milchblume  (s.  d.).  Pritzel,  295.  Nadi 


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Vogeltrittgras  —  vor. 


447 


Hagen,  430,  ist  Vogelzunge  derHecken- 
knöterich,  Polyg<mum^ drnnetorvm  L., 
Vogeizungenbaum  heifzt  die  gemeine 
Elsche,  Fraasinus  eacekior.  Hagen, 
1077. 

VogeHrittgras,  -wegtritt,  Pflzn.^  Yogel- 
knöterich,  Polygonum  cmcidare  L,  Ha- 
gen, 427.    S.  JungfemtritL 

VogeltritUiolz,  n.,  jedes  Holz,  weil  der 
Vogel  jedes  Holz  betritt.  Auf  die  Frage 
nach  der  Holzart  hört  man  scherzweise : 
E»  ist  Vogeltrittholz.  Ghün  Holz^  rot 
Höh,  VogeÜrittholz.  Volksr.,  150,  640. 
Nach  Treichel,  Volksth.  H,  8,  bezieht 
sich  der  Name  besonders  auf  Faulbaum, 
Rhamnus  frangula  L.  Auch:  Vogel- 
bauertrittholz. 

VSgeizeK,  /.,  Zeit,  in  der  die  Vögel 
im  Herbste  von  uns  ziehen.  B}r  ist  in 
der  Vogelzeit  entwohnt,  er  hat  ein  un- 
stätes,  flüchtiges  W^esen.  Das  Volk 
entwöhnt  Kinder  in  der  Zngzeit  nicht, 
da  diese  den  erwähnten  ungünstigen 
EinfluTz  auf  die  Kinder  ausüben  würde. 
Hennig,  292. 

Vogeizunge,  /.,  -zungenbaum,  m.,  s. 
Vogebzung. 

voll,  adj,  u.  adv.  1.  bis  zum  Rande 
gefüllt.  2.  auf  den  Menschen  über- 
tragen: betrunken.  Eck  was  von  erst 
noch  rommelduhn  on  voU.  Carm.  ntupt. 
\y  282, 2.  3.  unsauber,  unrein,  schmutzig. 
Ich  habe  mir  die  Hände  voll  gemacht 
Du  hast  dir  dein  Kleid  voll  gemacht. 

VOliäddich,  adj.,  mit  Eiter  angefüllt. 
Nu  OS  et  e  grotet  Geschwür,  ganz  klar 
on  voüäddich.  Kgsbg.  Firmenich  I, 
102a. 

Vollbort,  n.,  s.  VollworL 

vollbrUetig,  adj.,  stolz.  Von  Menschen, 
die  sich  brüsten.    Hennig,  292. 

Vollhofer,  m.,  s.  Hofer. 

vollkaddem,  sw.,  beschmutzen,  beson- 


ders Zeug,  Wäsche.  Mühling.  Vgl. 
kaddem. 

VOllkantig,  adj.,  von  einem  scharfkan- 
tig zugehauenen  Bauholz,  im  Gegensatz 
zu  Icmmkantig  (s.  d.).    Hennig,  292. 

vollkommen,  adj.,  völlig,  weit,  lang; 
von  Kleidern.  Der  Rock  ist  ein  H/z- 
chen  voUkommen.  • 

vollmachen,  sw.,  s.  voll. 

vollschlagen,  sty  sich.  Sich  das  Leib 
vollschlagen,  übermäfzig  essen.  Sper- 
ber, 33. 

Vollwerk,  n.,  Vorwerk,  Nebengut. 

Vollwort,  n,,  Zustimmung,  Einwilli- 
gung. Einem  Vollwort  geben,  ihm  zu^ 
stinunen,  ihn  in  seinen  Ansichten  be- 
stärken. Hennig,  338.  Sprw.  I,  3937. 
Ouch  sali  keyn  aldirman  vorbafzmer 
macht  hohen  jn  sunderheit  gerdeleute  czu 
sich  czu  kifzen  ane  wissen  vnd  volborth 
cforoi^Ta^^cÄr.  (geschriebenen)  A^rw.  Aus 
der  Morgenspr.  von  1492.  Die  Zünfte, 
28. 

von,  präp.,  die  häufig  mit  dem  Ak- 
kusativ gebraucht  wird.  Er  ist  vons 
Land  —  vons  erste  Regiment. 

vondag,  vondäg,  adv,,  heute.  Dzg. 
Nhg.  Viol^t.  Im  Werder  vondogn. 
Ek  kam  noch  von  Dag,  m§t  et*  fhop. 
Dorr,  1.  Wicw.,  29.  On  von  dag  sölTn 
toi  Bescheed  krien.  Ibid.,  64.  Es  von- 
dag keene  Schoolf  Ibid.,  88.  Sche- 
mionek,  44,  vondag  gestern.  (?) 

VOnSn,  adv,,  auseinander.  Schemio- 
nek,  16.  44. 

von  weitem,  adv,,  ausholend,  neben- 
bei, scheinbar  absichtslos.  Er  kommt 
so  von  weitem.  Er  wird  auch  von  weitem 
fragen  nach  ihrem  Leben  seine  Freunde, 
die  die  Magd  kennen.  Pierson,  Matth. 
Prätor.,  70. 

vor,  präp.,  für.  vor  mir,  für  mich^ 
meinetwegen.    Vor  mir  kanvis  geschekn. 


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448 


Vorarbeiter  —  vorkriegen. 


Ebenso  in  der  Niederlaositz.    Anton, 
15,  5. 

Vorarbeiter,  ?».,  Arbeiter,  der  an  der 
Spitze  der  Arbeiter  als  erster  thätig  ist. 

Vorderbauchy  m.,  erste  Abteilang  eines 
Sackes  oder  Wenters. 

Vordergesäfz,  n.,  s.  RUckgesäfz. 
«  Vordergesteil,  n.,  der  vordere  Teil  des 
Wagens,  die  Vorderachse. 

VorderkranZy  m.,  vorderste  Abteilung 
der  Metritze  des  karischen  Wadegams. 

Vordersiele,  /.,  s.  Siel. 

Vorderstttbchen,  n.,  cunnus.  Sie  hat 
ihr  Varderstübchen  zur  Miete  gehen^  ist 
eine  Höre.     Sprw.  I,  3938. 

Vorderteil,  n.,  vorderster  Abschnitt  des 
Eeitelgams.    S.  Herd. 

Vorderzeug,  n.,  Vorderbüste  '  der 
Fraaen.  Sie  hat  ein  gutes  Vorderzeug^ 
einen  voUen  Basen.  Allgemeiner:  Sie 
hat  einen  guten  Vortrag.   Sprw.  I,  3939. 

Vorflucht,  /.,  s.  VorfluL 

vorflunkern,  -fluntem,  m.y  s.  flunkern. 
vorfluntem  in  Natangen. 

Vorflut,  aach  Vorflotl,  /.,  Abflafz,  Ab- 
leitung der  Flut,  des  Wassers.  Klein 
II,  221,  hat  Vorflucht:  die  Ableitung 
des  Weichselwassers  im  Werder.  Weü 
atu;h  der  Vorflott  halben  grofze  Irrunge 
und  Spaltungen  sich  oft  erregen^  so 
wollen  wir^  da/z  hinführo  ein  Nachbar 
dem  andern  unweigerlichen  die  Vinflott 
zu  räumen  schuldig  sey.  Landesordnung 
von  1640.    Hennig,  338. 

vorhalten,  st.^  ausreichen,  hinreichend 
sein,  von  Dauer  sein.  Das  Essen  hält 
vor,  liegt  lange  im  Magen.  Das  Zeug 
halt  vor,  ist  stark  und  dauerhaft.  Hen- 
nig, 95. 

Vorhängeschlofz ,  n. ,  Vorlegeschlofz. 
Vgl.  Knippschlofz. 

Verhaube,  /.,  Fischergerat.  Pierson, 
Matth.  Prätor.,  117. 

Vorhauer,  m,,  der  Vorhauende.  Zween 


(Fischer)  müssen  die  grofzem  und  klei- 
nem Eiswuhnen' mit  den  Eisäxten  haiuen 
und  werden  Vorhauer  genannt,  Bock, 
Nat  IV,  717.  Dem  Hausknecht,  Vor- 
häuer,  Ze/zer,  Schlede-Leute  und  Bof- 
knecht  jedem  wöchentlich  2  Mk.  10  Gr, 
Pr.  Rolle  d.  Kgsbg.  GUdef.  von  1662. 
Ibid.  V,  559.  Auch  der  erste  Mäher 
in  der  Reihe  der  Schnitter  heifzt  Vor- 
hauer. 

vorigt,  adj,,  vorig.  Vorigte  Woch,  w- 
rigtes  Jahr. 

Vorjahr,  pltd.  Verjähr,  n.,  Frühjahr, 
FrüUing.  Ist  es  gewifz,  wie  viel  unter 
den  Gelehrten  meinen,  dafz  die  Welt  im 
Vcyr^ahr  erschafen.  Carm.  nupt  I,  139. 
Auf  diese  Gedancken  bringet  mich  eines 
Theüs  die  liebliche  Vorfohrs-ZeiL  Ibii, 
141.  De  Verjoahrschbft  toeiht  Und  vd 
an.  Dorr^  41.  ...  vermeinen  aus  einer 
Schwalben,  so  irgends  ohngef ehr  gesehen, 
ein  Vorjahr  zu  erjagen.   Linem.,  HSa. 

vorkftkeln,  vorkäkeln,  swo.,  dummes,  un- 
nützes, albernes  Zeug  schwatzen.  Vgl. 
kftkeln. 

Vorkäufer,  m.,  Käufer,  weldier  eine 
Ware  ersteht,  bevor  sie  zu  Markte 
kommt,  hoU.  voorkooper.  Der  Vorkauf 
geschieht  vor  den  Thoren,  indem  die 
Vorkäufer  die  zu  Markte  kommenden 
Vorräte  (namentlich  Getreide)  schon 
hier  für  ihre  Auftraggeber  kaufen.  Kö- 
nigsberg. Hennig,  339.  VgL  Proben- 
träger  u.  Buxer. 

voridaneien,  sw.^  s.  Uaneien. 

VOrkolzen,  sw.,  vorschwatzen^  vorreden. 
Mühling. 

Vorkost,  /.,  Suppe  als  Vorspeise.  Bei 
Adelung IV,  1276,  Speise,  wdche  nach 
der  Suppe,  vor  dem  Fleische  gegessen 
wird,  adso  das  Gemüse. 

vorkriegen,  sw.,  eine  Sache  oder  Per- 
son ;  sich  mit  ihr  beschäftigen,  sie  mit 
Worten  oder  mit  der  That  angreifen. 


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Vorland  —  yorspüken. 


449 


Ich  mujz  Ihnen  sagen  ^  da/z  ich-  diesen 
Manny  wenn  ich  lustig  bin,  oft  vorkrige. 
Soph.  R.  I,  377. 

Vorland,  n.,  das  vorliegende,  äuCzerste, 
vordere  Land;  das  Land  zwischen  den 
Dämmen  (Deichen)  und  dem  Strom- 
bette <ler  Weichsel.  Durch  Anlage  von 
Querdämmen,  den  sog.  Buhnen^  oder 
durch  Legung  von  Faschinen  sucht  man 
ein  Abspülen  und  Unterwaschen  des 
Vorlandes  zu  verhindern.  Passarge, 
187.  Das  Vorland  wird  aufzerdem  noch 
durch  Nesterpflanzung  von  Weiden- 
strauch befestigt,  und  Gleiches  geschieht 
auch  mit  den  Strominseln  oder  Kam- 
pen. 

vorlangs,  vorlängst,  adv.,  nebenbei. 
Treichel. 

Vorlaube,  pltd.  VärlSw,  /.,  Vorbau  auf 
Ständern  (Pfeilern)  an  der  Vorderfronte 
der  Wohnhäuser  in  der  Niederung;  die 
Ständer  reichen  bis  zur  Hö}ie  des 
Daches,  mit  welchem  die  Vorlaube  un- 
mittelbar in  Verbindung  steht.  Vgl. 
Passarge,  237.  Viol^t,  87.  De 
SchwcUmkes on derVarleew  buu^n.  Dorr, 
58.    S.  Laube. 

vorlaudem,  sw.  Sie  laudert  mir  er- 
schrecklich  viel  vor  (rompre  les  oreilles 
ä  force  de  prihes\  von  Sophien  nicht 
abzustehn.     Soph.  R.  VI,  229. 

Vorlauf,  w.,  der  dem  Angelhaken  vor-, 
d.  i.  voranlaufende  Teil  der  Lachsangel, 
die  eigentliche  Angelschnur,  oberhalb 
des  Angelhakens  mit  kleinem  Bleige- 
wicht beschwert.    S.  Benecke,  402. 

Vorläufer,  w.,  einer,  der  vorläuft,  er- 
ster Sachräger  (s.  d.). 

vorliden,  adv.^  vordem,  einstmals. 
Schemionek,  44. 

Vorlegeschlob,  n.,  Vorhängeschlolz. 
Bjin  Vorleeg^Schlo/z  kan  zwar  jedermann 
zudrücken  und  zuschUefzen^  aber  er  hat 

PriMhbier,  Wörterbaeh  II.. 


nicht  sogleich  den  Schlüssel  es  tüieder 
aufzumachen,  Carm,  nupt  III,  11c. 
Vgl.  Knippschlofz  u.  Vorhängeschlofz. 

Vorlegpferde,  pbir.,  Pferde,  welche 
man  vor  ein  Fuhrwerk  legt,  wenn  die 
bereits  vorgespannten  Pferde  allein  den 
Wagen  nicht  fortzuziehen  vermögen. 
Nach  Mühling  im  Samlande  Vorleig, 
Verleig,  n. 

vorloben,  pltd.  verlftwen,  lobend  an- 
preisen. Öck  woü  ju  de  gode  Gawe 
(Erbsen),  De  mi  Gott  gegewe  heft^  Ju 
cUs  Nawersch  nich  verldwe.  Volksl.,  67, 
44,  7. 

Vonneister,  w.,  Meister  vorauf  und 
voran,  einer,  der  überall  dabei  sein 
mufje.  Er  ist  ein  Hdnschen  Vormeister, 
Danzig. 

vorpalen,  vorpalern  (Hennig,  339), 
89v.^  s.  palem. 

Voreatzfenster,  n.,  s.  Voreetzfenster. 

Vorechnur,  /.,  die  eigentliche  Angel- 
schnur an  den  Dorschangeb.  S.  Vor- 
lauf. 

Vorechubnetz,  n.,  vorgeschobenes  Netz, 
lit.  tinklaSy  am  Lachswehr.  Zu  seiner 
Befestigung  dienen  die  Vorschubpricken 
und  die  Ansteckpricken.  Vgl.  Benecke, 
381. 

Vorechubpricke,  /.,  Pricke  zur  Befesti- 
gung des  Vorschubnetzes, 

Voreetzfenster,  w.,  inneres  (Doppel-) 
Fenster,  das  man  während  des  Win- 
ters dem  eigentlichen  Fenster  vorgesetzt 
hat;  auch  Vorsatzfenster. 

Vorepfiger,  m.,  s.  VSrspfiger. 

Voreprung,  m.,  das  beste  Getreide, 
welches,  beim  Reinigen  durch  Werfen, 
auf  der  Tenne  seiner  Schwere  wegen 
am  weitesten  fliegt,  vorspringt.  Trei- 
chel. 

VorepDk,  m.^  Vorzeichen,  Omen. 

VOrspDken,   sw.^    vorher  spuken,  „auf 
29 


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450 


Vorstellnetz  —  Wachmeister. 


eine  ongewöhnliche  Art  etwas  Künf- 
tiges voraus  merklich  machen."  Hen- 
nig, 339.    S.  spuken  3. 

Vorstellnetz,  n.,  das  quer  über  den 
ganzen  JFlufz  vor-,  d.  h.  unterhalb  des 
Wehrs  gestellte  Netz,  Ut.  tinklas  metta- 
maszü  oder  uszmettomage^  früher  beim 
Lachsfange  angewandt.  Benecke, 
382. 

voretofzen,  «^.,  vorragen,  hervorragen.. 
Das  vorgestofzene  Netz^  in  der  Fischer- 


sprache die  Netzwand  in  dem  grofzen 
und  festen  Lachswehr  der  Flüsse.  Die 
in  einiger  Entfernung  von  dieser  Wand 
aufgestellte  zweite  Netzwand  ist  das 
ausgeworfene  Netz.  Vgl.  Vorschub-  u. 
Vorstellnetz. 

Vortrag,  m.,  s.  Vorderzeug. 

voter,  m.,  s.  Vftder. 

VOtsch,  7n.,  Vater.  Dzg.  Nhg.  Vio- 
l^t,  105. 


W- 


W,  aus  u  hervorgegangener  Halbvokal, 
klingt  plattdeutsch  wie  hochdeutsch. 

Wabbel,  m,,  s.  Wabel. 

wabbelig,  adj,  1.  flau,  widerlich  weich, 
ungewürzt;  von  Speisen.  Eine  wabb- 
lige  Suppe.  2.  unwohl,  übel,  flau.  Mir 
üt  80  wabbelig  ums  Herz^  mir  ist  flau 
zu  Mute,  ich  spüre  einen  Reiz  zum 
Erbrechen.  3.  schlotterig,  weich,  schlapp, 
flaccidus.  Bock,  76.  Hennig,  293. 
Vgl.  quabbelig;  auch  schwabbelig. 

wabbeln,  sw.^  schlottern,  beben,  wie 
es  weiche  oder  fette  Körper  thun.  Vgl. 
Brem.  Wb.  IV,  158.  Hennig,  293. 
Vgl  quabbeln. 

Wabel,  Wabbel,  m,  1.  Käfer,  in  Li- 
tauen jedes  kriechende  Insekt.  Ahd. 
wibil,  wvpü^  mhd.  vnbel  Käfer,  Kom- 
wurm;  in  Bayern  wibel^  vnbbel^  altpr. 
webil  (Voc.  781),  lit.  wdbalas,  lett  wab- 
bob.  Schmeller  IV,  8.  Nsslm., 
Forsch.  3.  Mühling,  Tiem.,  178. 
Schttwabbel,  m.,  Scheii'zwabbel,  in  der 
Bischofsteiner  Gegend  der  Rofzkäfer, 
der  allgemeiner  Pferddreckskäfer  heifzt. 
2.  nach  Gordack  Wabbel  s^nch  junger^ 
halbreifer  Bursche. 

Waohabend,  m.^  Abend,  an  dem  ge- 


wacht wird,  an  welchem  die  Leiche, 
eingesargt,  in  Parade  steht  Die  Ver- 
wandten und  Nachbarn  finden  sich  ein^ 
um  den  Verstorbenen  zum  letztezunal 
zu  sehen.  Im  Samlande  steht  dicht 
neben  ^em  Sarge  ein  Stuhl  leer,  wo- 
rauf der  Geist  des  Verstorbenen  aus- 
ruhen kann.    Vgl.  Totenwache. 

WachbUdner,  m.,  Inhaber  einer  Wach- 
bude, bestehend  aus  Wohnhaus  und 
Stall  (zur  Aufnahme  verschiedener  Gre- 
rätschaften),  der  für  die  Zeit  der  £is- 
wachen  oder  so  lange  am  Damme  ge- 
arbeitet wird,  die  Verpflichtung  hat, 
Ausschank  und  Hökerei  zu  betreiben. 
Passarge,  196.    Vgl.  Elswaohe. 

Waohe,  /.  Einem  die  Wache  ansoffen^ 
ihn  zur  Rede  stellen,  ihm  mit  Strafe 
drohen.  Sprw.  I,  3950.  Wohl  aus 
militärischen  Kreisen:  mit  einer  Straf- 
wache drohen. 

waohen,  sw.^  s.  waohten. 

Wachmeister,  m.  1.  Wachtmeister; 
Exekutor.  Hei  nommt  em  wie  de  Wad^ 
m^eister  deWorscht.  2.  Wiedehopf  Upupa 
Epops.  Mühling,  Tiem.,  179.  3.  Kefl 
der  Brettschneider,  der  auch 
heii'zt.     Mühling. 


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Wachdblome  —  W&degarn. 


451 


Wachsblume,  /.,  pfirsichblättrige 
Glockenblume,  Campanula  persicifolia 
L.  Weichseldelta.  Treichel,  Volks- 
thüznliches  III. 

Wachsgiefzen,  n.,  das  Gierzen  ge- 
schmolzenen Wachses  ins  Wasser,  um 
aas  den  zufällig  entstehenden  Figuren 
das  Schicksal  zu  enträtseln.  Nach 
Hennig,  293,  bei  den  alten  preufzi- 
schen  Heiden  beliebt;  er  schreibt TTac^- 
schmelzen.    Vgl.  Zinngieben. 

Wachte,  /.,  Sturm  welle  in  der  See. 
Samländischer  Ostseestrand.  Das  waren 
keine  Wellen  mehr,  wie  wir  sagen^  oder 
Wogen,  sondern  Wachten^  voie  sie  die 
Schiffer  hier  nennen,  wuchtende  Wasser- 
mausen,  die  nicht  in  den  regelmäfzigen 
Linien  der  Rollinge  an  das  Strandufer 
schäumen.    Pas  sarge,  Balt.,  374. 

wachten,  sw.  1.  warten,  verweilen, 
verziehen;  in  der  Saalfelder  Gegend 
auch  wachen.  Wachf  ein  Weilchen,  öck 
kann  nich  so  lan^  wachte,  Wach£  man, 
ock  war  dt  schon  kr  ige!  Wackf  man, 
wachf,  seggt  jen  Jung,  ons  K6  ward  6k 
starwe,  dann  war  ock  jüne  Hund  6k 
davon  wegjage,  Sprw.  I,  3952.  Wach' 
doch,  ich  mufz  dir  noch  was  sagen!  De 
Gäste  kerne  bold  hervor  On  lete  nich 
hng^  wachte.  Samland.  Firmenich 
ni,  499  b.  Lat  ons  nich  lang  waschte, 
Wi  motte  htr  verschmachte!  Volksr., 
226,  14.  2.  beaufsichtigen,  pflegen: 
Kinder,  Kranke;  auch  abwachten.  ab- 
wachten  auch  in  dem  Sinne  von  er- 
warten. He  kann  de  Ttd  nich  afwackte, 
er  kann  —  vor  Ungeduld  —  die  Zeit 
nicht  erwarten.  3.  sich  hüten,  in  acht 
nehmen.  Ich  werde  mich  aber  schwohir 
wachten  (sehr  hüten),  ihm  morgen  vor 
Augen  zu  kommen.  Soph.  R.  V,  612. 
Hennig,  293. 

WKchter,  m.  1.  grauer  Würger,  La- 
nius  eacuhitor;    auch  Würgengel.    Bu- 


jack,  370.  Mühling,  Tiem.,  179. 
Vgl.  Kaddigheister.  2.  Wächter  auch 
Hundename. 

Wachtgeld,  n,,  s.  Wartgeld. 

wacky  od;.,  feucht,  weich;  vom  Ge- 
treide.   Mühling.    Sc4iemionek,  44. 

wackeln,  sw.,  s.  waggeln. 

Wackelpeter,  m ,  Pudding  von  feinem 
Buchweizen-  oder  Grickenmehl,  der 
bei  leichter  Erschütterung  wackelt. 
V.  Au  er. 

Wackelstein,  m.,  kleiner  Fluizstein. 
Hennig,  66.    Vgl.  Feldwftke. 

wacker,  adv.,  viel  wacker  tanzen,  — 
trinken,  viel  tanzen,  trinken.  —  wacker 
deg,  s.  deg. 

Wad,  m,,  s.  Wand. 

Wadbaum,  m,,  hölzerne  Walze  am 
Ende  des  Flügels  der  Wadnetze,  an 
der  man  das  Netz  aus  dem  Wasser 
zieht     Vgl.  Bock,  Nat.  IV,  715. 

Waddik,  Waddig,  Weddik,  /.,  Molken, 
Eäsewasser;  nach  Hennig,  294,  auch 
das  Wässerige  in  nicht  genügend  aus- 
gedrückter Butter.  Im  Brem.  Waddik, 
Wattke,  im  Holstein,  auch  Wa^'e,  im 
Osnabr.  Wacke,  im  Götting.  wdke,  f,, 
angs.  hiwaeg.  Brem.  Wb.  V,  161. 
Schamb.,  284a.  Man  bestreicht  mit 
WaMik  oder  auch  mit  Schlichtmus 
Bündel  von  BeifuTz,  die  man  an  die 
Stubendecke  hängt,  um  darin  Fliegen 
zu  fangen;  bei  der  Abnahme  werden 
die  Bündel  mit  einem  Sacke  überzogen. 

Waddras,  m.,  Widerrist  des  Pferdes. 
Ermland.  Mühling.  Wohl  nur  mund- 
artliche Eorrumpierung  des  hochd. 
Widerrist. 

Wade,  Wade,  /.,  s.  Wftdegam. 

Wadegarn,  Wätegam,  n.,  auch  Wade, 
Wade,  Wate,  Wathe,  lit.  watalus,  f.,  Zug- 
netz aus  zwei  Flügeln  und  einer  Me- 
tritze bestehend,  das  vom  Lande  aus, 
oder,  wo  sehr  seichtes  Wasser  dies  un- 


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452 


Wadegarnfischerei  —  Wählbaam. 


thanlich  macht,  von  im  Wasser  wa- 
tenden Leuten  oder  auch  von  fest- 
liegenden Kähnen  aus  aufgezogen  wird; 
in  See  heifzt  es  Strandgam.  Das  Wade- 
gam  des  kurischen  HafiFes  heifzt  auch 
Zuggarn  und  Zugnetz,  das  des  frischen 
Landgarn  und  Ziehnetz;  das  Wadegam 
heiizt  auch  Klappe,  Kleppe,  Klippe,  Soni- 
mergarn,  Schargam  Bei  Prätorius: 
Wade^  die  zweierlei^  ohne  oder  mit  dem 
Sack.  Pierson,  Matth.  Prätor.,  117. 
Die  Wate  ohne  Sack  ist  auch  jetzt  noch 
im  Gebrauch.  Bei  dem  Fischen  auf 
den  Landteichen  bedienet  man  sich  der 
Klappen  und  eines  Sacknetzes,  das  man 
in  Preussen  eine  Wathe  nennet.  Bock, 
Nat.  IV,  711.  S.  Benecke,  348.  356. 
Die  Kassuben  nennen  die  Wate  woadtka. 
Fisch.-Ord.  f.  d.  kur.  HafiF,  §  33;  f.  d. 
fr.  Haff,  §  27.    Hennig,  294. 

Wädegarnflscherei,  /.,  Fischerei  mit 
dem  Wadegam,  Sie  heil'zt  auch:  Land- 
gamfi8cherei,Strandgarnfi8cherei,Ziehnetz- 
fischerei.    Vgl.  Wädegarn. 

Wadely  m  1.  VoUmondszeit,  auch 
der  Vollmond.  Ahd.  wadal^  wadil,  mbd. 
wadel  Phasen  des  ab-  und  zunehmen- 
den Mondes,  Vollmond.  Schade,  1071a. 
Vgl.  Adelung  IV,  1329.  2.  Zeitraum, 
zur  Fällung  des  Holzes  am  geeignet- 
sten: 1.  Oktober  bis  1.  April.  Holz, 
aufzer  dieser  Zeit  geschlagen,  ist  als 
Brenn-  und  Bauholz  untauglich,  wird 
vom  Wurm  angefressen.     Mühling. 

Wäden,  waten,  sw.,  mit  Waden  fischen. 

Wädmann,  m,,  s.  Wand. 

Wadsack,  m.  1.  Sack  zum  Fischen, 
Wadegam,  2.  Felleisen,  Ränzel.  Müh- 
ling.    3.  korpulenter  Mensch. 

Wäfel,  Wftpel,  /.,  Waffel,  dünner,  wa- 
benähnlicher Kuchen,  zwischen  zwei 
Eisenblechen,  dem  Waffeleisen,  gebacken. 
Hennig,  294. 

Wage,/.,  s.  Bracke. 


Wagen,  m,,  Sternbild  des  grofzen  Bä* 
ren.  Es  heifzt  auch  der  grobe,  der 
schiefe  Wagen,  das  grofze  Siebengestim. 

Wagenschauer,  n.,  Wagenschuppen. 

Wagenschofz,  m.  \.  Planke  und  dicke- 
res Stuck  aus  astfreiem  Eichen-Stamm- 
holz von  10—18  Fufz  Länge  und  bis 
30  Zoll  Durchmesser,  frei  von  dem  in- 
nem  weichem  Kern  (Seele,  Peddik) 
und  richtspaltig;  engl,  wainscot-log^. 
Die  beiden  gangbarsten  Artikel  des  Don- 
ziger  Holzhandels  in  der  Ordenszeit  waren 
Wagenscho/z  und  Klappholz.  Hirsch, 
215.  2.  zehnzoUige  eichene  Diele  in 
der  Starke  von  7«  his  zu  einem  Zoll, 
zum  Bootsbau  und  zu  Verkleidungen 
verwendet.    Hirsch,  a.  a.  O. 

Wäger,  m.,  vereidigter  Beamter,  d» 
den  Stadtwagen  vorsteht.  Im  Dienste 
der  Wäger  stehen  die  Schdlhelekaten, 
Schalknechte,     Königsberg.     Danzig. 

waggelig,  adj,  s.  waggeln. 

waggeln,  sw.  1.  wackeln.  Davon 
waggelig,  adj.  Der  Tisch  waggeU,  - 
ist  waggelig,  steht  nicht  fest  Er  wag- 
gelt,  er  geht  wankend.  Danz\  Make, 
dan£^  wie  waggelt  di  din  rodet  Rockkil 
Volksr.,  42,  163.  2.  prügehi.  Bamh 
auswaggeln,  durchwaggeln,  gewöhnlicher 
durchwackeln ,,  ihm  etwas  aufwackeln, 
auswackeln,  ihn  tüchtig  durchprQgeln, 
so  dafz  er  wackelt.  Allitterierend  mit 
wiggeln:  wiggeln  und  waggeln.  In  den 
Eönigsberger  Zeitungen  Uest  man  oft 
Gratulationen,  so  herzlich  gemeint,  dafz 
Straüe  und  Wohnhaus  des  Beglück- 
wünschten y,wiggeln  und  waggeln^  sollen. 
abwaggeln  u.  abwaciceln.  1.  wackebd 
abgehen.     2.  einen  durchprügeln. 

Wälilbaum,  971.  Vom  Wählbaum  cm f  den 
Faulbaum  fallen,  auch:  vom  Wdhlbaum 
auf  den  Nälbaum,  vom  Ndlbcmm  auf 
den  Faulbaum,  durch  langes  Prüfen  und 
Zögern   (s.  nälen)  bei    der  BraatwaU 


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wählig  —  wälig. 


453 


schliefzlich  unglücklich  trefiPen,  „hinein- 
fallen". Sprw.  I,  3961.  Davon  Wähl- 
bäumen,  sw.  Er  wehlbäumt  vom  wehU 
bäum  auf  den  faulbaum.  Die  viel  wehU 
bäumen  bekommen  hernach  die  ergste. 
Stein,  Peregrinus  XIV,  6.  W.  Mtsbl. 
VI,  184. 

wählig,  adj.j  s.  wälig. 

Wahre,  /•,  Wahrheit.  Andere  haben 
die  Ursache  gesucht  und  auch  vermeinet 
die  Wahre  gefunden  zu  haben^  wenn  sie 
des  Monds  Licht  bi/z  an  die  Fixsterne 
geschicket.    Linem.,  Aa2b. 

während,  adv.  Es  regnet  in  einem 
währendy  ununterbrochen.    Kgsbg. 

Wahrschauen,  sw.^  verwarnen,  in  der 
früheren  Gerichtssprache  Danzigs.  W. 
Seidel,  35. 

Wahrwolf,  m.,  s.  Werwolf. 

Waidehnen,  Ortsn.,  s.  iwenberg. 

Waidelei,  Weidelei,  f.,  Zauberei.  (tJin 
Weib  in  Wankallen)  war  eine  Bauch- 
rednerin  und  gebrauchte  diese  Kunst  zur 
Waideleiy  wie  ich  sie  seiher  davon  über- 
führet.   Pierson,  Matth.  Prator.,  18. 

Waideier,  Weideier,  m.,  s.  Waideiotten. 

waidein,  weidein,  sw.^  zaubern.  Im 
altpreui'z.  Katechismus,  in  der  Luther- 
schen  Erklärung  des  zweiten  Gebotes, 
steht,  keinem  Worte  des  deutschen  Tex- 
tes entsprechend,  das  Verbum  waid- 
leimai  wir  waidein.  Nsslm.  Forsch  3. 
Abstammung  unter  Waidelotten.  Vgl. 
burten. 

Waidelotten,  in  deutscher  Bildung 
Waideier,  Waidler,  auch  Weidelotten  etc., 
plur.^  Priester  der  heidnischen  Preulzen. 
. . .  vmb  vnd  vmb  woren  hübsche  tuchir 
vorgezogen  ein  schrit  aber  3  von  dm* 
eichen  wol  7  elen  hoch^  do  mocht  nie- 
mandt  eingehen^  ag  der  kirwaito  vnd 
die obirsten  waidolotten.  Grünau,  Tract. 
n,  Kap.V.  Perlbach,  78.  Hennig, 
295.    Weideier  oder  auf  Preusch  Wei- 


dulli oder  Weidulutten.  Pierson,  Matth. 
Prätor.,  43.  Hennig,  295,  weist  für 
die  Abstammung  hin  auf  das  preuiz. 
waidu  Wissenschaft,  waidas  Gesicht, 
weizdzu  ich  sehe,  waydis  Seher;  Nsslm. 
deutet  auf  die  preul'z.  Wurzel  toid  wis- 
sen, hin:  waidy  Verbalstamm  von  der 
Wurzel  und,  davon  waist,  Infin.,  wissen, 
waiseij  waisse  du  weifzt,  waidimai  wir 
wissen,  waiditi  ihr  wisset,  auch  Imp. 
plur.  wisset.  Der  Zusammenhang  mit 
dem  sagenhaften  Waidewut  ist  unver- 
kennbar. Vgl.  Nsslm.  Forsch.  3;  Th., 
195.  Hartknoch,  A.  u.  N.  Preufz., 
149  ff.  2.  Waideier  und  Waidier  später 
auch  s.  V.  a.  Zauberer. 

Waidler,  m.,  s.  das  vor. 

Waiting,  m.j  s.  WTting. 

Wäke,  /.  1.  ein  ins  £is  gehauenes 
Loch,  also  gleichbedeutend  mit  Wune 
(s.  d.);  doch  heil'zen  mehr  noch  die 
natürlichen  Öfinungen  im  Eise  Wdken^ 
gewöhnlich  Windwftken,  weil  der  Wind 
ihr  Zufrieren  (bei  nicht  auizergewöhn- 
lichem  Froste)  verhindert.  Solche  Stel- 
len heifzen  auch  Blanken  (s.  d.).  2. 
kleiner  Feldstein.     Vgl.  Feld  wäke. 

Waldburg,  Ortsn.,  s.  Kapustigal. 

Waldcypresse,  Pflzn.,  s.  Sadebaum. 

Waldgänger,  m.,  im  Volksrätsel  der 
Jäger.     Pflzräts.,  8. 

Waldglocke,  Pflzn.,  s.  Riesenglocke. 

Waldheelin,  Pflzn.,  weLze  Osterblume, 
Anemone  nemorosa  L.,  auch  Waldviolen 
und  Augenwurz.  Pritzel,  28  f.  Nach 
Hagen,  568,  Waldhähnchen. 

Waldläufer,  m.,  s.  Wart. 

Waldviolen,  Pflzn.,  s.  Waldheelin. 

Waldwart,  m.,  s.  Wart 

Waldwolfsmilch,  Pflzn.,  s.  Rehehirschen. 

walgern,  sw.,  im  Boot  hin  und  her 
schaukeln.    Treichel. 

wälgem,  sw.^  s.  wSItem. 

wälig,  wählig,  wSlig,  adj.    1.  jugendlich 


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454 


Wfiligkeit  —  Wandpek. 


übermütig,  matwillig,  fröhlich  und  aus- 
gelassen vor  Wohlgefuhl;  von  jungen 
Leuten  und  Tieren,  namentlich  von 
Pferden.  Angs.  welig^  ahd.  welaky  md. 
weUcj  im  Brem.  Wb.  V,  223,  loeUg^  bei 
Schamb.,  284b,  wälig^  in  Hessen  ge- 
weUg  heiter,  munter,  umgänglich.  Vil- 
mar,  447.  Holl,  weelderig.  2.  wähle- 
risch, mäkelnd  im  Essen.  Er  üt 
Behr  wohlig  im  Essen  und  Trinken^  er 
ifzt  und  trinkt  nicht  alles,  was  ihm  vor- 
gesetzt wird.  Von  wählen.  Hennig, 
295. 

Waiigkeit,  /.,  von  wälig,  Wohlgefuhl, 
Wohlbehagen.  Er  wei/z  vor  Wdligkeit 
nichts  was  er  angeben  soll. 

Walky  771.,  Pflzn.,  eine  Art  Trespe. 
Mühling. 

walken y  sw.  1.  prügeln,  einer  Walke 
gleich  jemand  mit  den  Fäusten  bear- 
beiten. Philipp^  komm  und  walk  mir 
diesen  Nichtstciirdigent  Soph.  R.  VI, 
111.  Einen  auswalken,  durchwalken,  ihm 
etwas  aufwalken.  Ich  werde  ru>ch  einmal 
den  Puckel  ihm  auswalken.  Soph.  R.  I, 
508.  In  gleichem  Sinuc:  Einen  in  die 
Walke  nehmen.  Bock,  76.  2.  nach 
T reiche!  ein  Spiel^  in  welchem  meh- 
rere Paare,  die  sich  mit  verschlungenen 
Händen  nebeneinander  aufstellen,  je- 
mand in  die  Luft  prellen  und  wieder 
auffangen,  wobei  sie  siogen:  Komm\ 
wir  wollen  wölken^  Brüderchen^  waVc  ! 

Wallkasten,  m.,  in  der  alten  Danziger 
Verfassung  die  Fortifikationsbehörde. 
W.  Seidel,  35. 

Wallrutscher,  m.,  gemeine  Hure,  Sol- 
datendime.     Königsberg.     Danzig. 

Walm,  /.,  in  Bayern  der  Wdlben,  die 
Einbiegung  des  Daches  schief  herab  an 
der  Giebelseite  des  Gebäudes.  Schmel- 
1er  IV,  61. 

WaHelle,  /,  s.  Handkahn. 

wältem,  sw.y  s.  wSItem. 


walzen,  sw.^  fechtend,  bettebd  reisen; 
auch  sich  auf  den  Weg  machen:  mm 
wollen  wir  nur  walzen. 

Wams,  n.,  Jacke,  Eamisol  der  Män- 
ner und  Frauen,  Ärmelweste.  Im  Wer- 
der die  Weste  meistens  von  dunkel- 
blauem Tuch  mit  Ärmeln  aus  blauer 
geblümter  Leinwand  oder  hellblauem 
Flanell.  HoU.  wambes^  wambais^  ahd. 
wambeis  aus  wamba  Bauch.  Dat  d$  e 
ander  Wams^  dat  heft  Schofzkes.  Sprw. 
I,  3969.  Der  das  Wambs  bey  nacklr 
licher  kühler  Luft  anbehält^  verhindert 
diewarmeAufzdünstungaufzdemfnensd^- 
liehen  Leibe^  weil  das  Wambs^  wegen  da 
dichten  Anliegens  gar  keinen^  oder  ja 
gar  zu  einen  kleinen  Platz  der  Au/z- 
dunstung  verleihet  Linem.^  Nn  Ib. 
Hennig,  296. 

Wamse,  /.,  Prügel.  Es  giebt  Wamse, 
Mühling.  Einem  das  Wams  ausklopfen 
—  ausstewem,  ausstäuben,  ihn  durch- 
prügeln. Bernd,  343,  schreibt  Wamfze 
und  wam/zen. 

wamsen,  sw.^  aufs  Wams  klopfen,  prü- 
geln. In  Zusammensetzungen:  ab-,  aflS 
aus-,  durchwamsen.  ...um  Ihnen  na/A 
Herzenslust  den  Pelz  auszuwamsen.  SopL 
R.  II,  460.  Wie  manch  ehrlich  Mutter- 
kind er  durchgewamst  hat.  Ibid.  V, 
285.    Bock,  76.     Hennig,  296. 

Wand,  Want,  m.  u.  n.,  auch  Wftd,  WM, 
wollenes   Gewebe,    grobes   litauisdies 
Tuch.     In   den   Ordenspapieren    wird 
Wand  stets  als  aus  England  eingefühlt 
bezeichnet.  Hirsch,  253.   Nach  Müh- 
ling auch  Wark,  nach  Hennig^   297, 
auch  Wädmann.    Mnd.  wand^  wanL 
Tom  Bock  kep  di  Wandy 
Denn  blofst  bt  Verstand; 
To  Boxe  kep  dt  Ledder^ 
Denn  krogsi  dtn  Oöld  du  wedder. 

Kgsl^. 

Wandpeiz,  m.^    Wandrock  mit  Pdz- 


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Wandrock  —  WardSrer. 


455 


kragen  und  Pelzeinfassung.  Nebstdem 
gebrauchen  die  Weiber  im  Winter  einen 
ziemlich  langen  Wand-Pelz,  da  die  Kan- 
ten  mit  Mardern  oder  Fuchs  benäht  sind. 
Pierson,  Matth.  Prätor.,  112. 

Wandrock,  m,^  Rock  aus  Wand. 

Wand-,  Wantschaf,  n.  1.  Schaf,  aas 
dessen  Wolle  Wand  gewebt  wird.  M  ü  h  - 
ling,  Tiem.,  179.  2.  nach  Hennig, 
296,  adjektiv  wandschaffen  für  grob  und 
ungeschlifiFen,  dtSkWandschafe  die  gröbste 
Wolle  haben.  Es  ist  dies  wohl  das  nd. 
wänachdpeny  adj.  u.  adv,,  mhd.  wdn^ 
Schafen,  wahnschaffen,  mifzgestaltet,  in 
der  Bedeutung:  1.  einfältig,  albern,  thö- 
richt,  stumpfsinnig;  2.  häfzlich,  unor- 
dentlich. Schamb.,  286a.  Mi,  105a. 
Danneil,  244b.  Schemionek^  44, 
hat  wandschaffen  =  unförmlich ,  unbe- 
holfen. 

Wandatreicher,?».,  vereidigter  Beamter, 
der  die  Aufsicht  über  alle  Gattungen 
Tuch  (Wand,  Laken)  und  Leinwand, 
die  in  der  Stadt  angefertigt  oder  von 
der  Fremde  her  eingeführt  waren,  führte. 
Die  Wandstreicher  mufzten  zum  Ab- 
schlüsse jedes  Tuchgeschäftes  im  grofzen 
hinzugezogen  werden;  die  Richtigkeit 
der  von  ihnen  geprüften  Stoffe  bezeich- 
neten sie  mit  dem  Stadtsiegel.  Ordens- 
zeit.   Hirsch,  219. 

Wange,  /.,  schlecht  bestandener  Eich- 
wald, halb  ausgerodete  Waldfläche;  von 
dem  gleichbed.  altpr.  wangus  =  Da- 
merau  (s.  d.).  Häufig  in  einfachen  u. 
zusammengesetztenLokalnamen:  Wange, 
Wangen,  Wangeninken,  Wangenkrug, 
Wanghusen,  Wangitt,  Wangnivk,  Absch- 
wangen, Aleawangen,  Kaltwangen,  Kin- 
wangen,  Porwangen  etc,  Nsslm.  Th., 
199. 

Wangeiatein,  m.,  behauener  Stein,  wel- 
cher den  Rand,  die  Wange  eines  Bau- 
werkes bildet.    Die  Beischläge  in  Dan- 


zig  waren  gegen  den  Graben  hin  durch 
eine  niedrige  Mauer  von  Wangelsteinen 
in  zierlicher  Form  begrenzt  Passarge, 
52. 

wanken,  sw.,  zunächst  schwanken; 
dann  sich  bewegen,  gehen,  herumwan- 
deln, meist  ohne  Ziel  und  Zweck.  Es 
hat  noch  nichts  gewankt  auf  der  Strafze. 
Hier  wankt  selten  einer.  Er  wankt  über- 
all herum,  geht  suchend,  prüfend,  spio- 
nierend umher,  —  geht  ruhelos  aus  einer 
Stube  in  die  andere.  Gespenster  wan- 
ken. Der  Tater  wird  wanken,  er  wird 
über  die  Unnützen  geschwungen  wer- 
den. Elbinger  Ndrg.  Eine  Krankheit 
wankt,  zeigt  sich  hier  und  da  herr- 
schend.   Hennig,  296. 

Wankerblume,  /.,  s.  Wucherblume. 

Wanne,  /,  Waschkübel,  Bütte.  Ist 
sie  völlig  rund,  so  heilzt  sie  auch  TTne, 
Teine.   Ostpr.   Li  Westpr.  Balge  (s.  d.). 

wannehr,  adv,,  s.  wennSr. 

Wanst,  m.  1.  der  Pansen,  Rinds- 
magen; auch£a7i5^n.  2.  Bauch,  Schmer- 
bauch. Dem  ohne  gefft  se  wat  an  sinem 
Wan/z  to  fohle,    Carm.  nupt  IV,  59c. 

Want,  m.,  s.  Wand. 

Wanzen,  sw,y  als  überflüssiger  Mann 
ratend  beim  Kartenspiel  sitzen.  T rei- 
ch el. 

Wanzke,  Wanzk,  /.,  Wanzker,  m,,  Wanze. 
Das  eine  Haufz  kann  sich  von  den  Wantz- 
ken  nicht  erretten,  das  andere  Häu/zchen 
aber  wei/z  von  keiner  Wandlau/z  zusagen. 
Linem.,  Uu3b. 

WanzkebrVch,  m.,  s.  Bruch. 

Wapel,  /.,  s  Wafel. 

Warder,  n.,  s.  Werder. 

Ward&rer,  m.,  Pfleger,  Würdiger, 
Wertschätzer;  Nachbildung  von  War- 
dein, Dem  Wardeerer  von  de  platdütsche 
Mundaart  dem  Herrn  Gemnasial- Di- 
recker  Lehmann  to  Marjewerder  den 
6.  Februarji  1842  äwerrekt.    Titel  eines 


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456 


wardiiren  —  Warteweilchen. 


pltd.  Widmongsgedichtes  v.  Almonde: 
Fliegendes  Blatt.    3842. 

wardTren,  pltd.  wardere(n)y  sw.^  prüfen, 
schätzen,  dem  Werte  nach  würdigen. 
Vgl.  das  vor.  Bleibet  also  die  ürsach 
solcher  Grofze  (der  zu  verschiedenen 
Tageszeiten  verschieden  scheinenden 
Grofze  der  Sonne),  die  faha  aestimatio^ 
oder  die  falsche  Schätzung  oder  War^ 
dirung  der  Grofze.    Linem.,  S  1  b. 

Warfauf,  m.^  s.  Werfauf. 

Warky  n.,  s.  Wand. 

warken,  w.,  s.  wirken. 

Warkgestell,  n.,  s.  Wirkgestell. 

warklich,  adj.^  wunderlich,  absonder- 
lich; aber  auch  einfältig.  Ein  wark- 
licher  Mensch.  Mutter  ( Vader\  st  doch 
nich  so  warklich^  sei  doch  nicht  so  wun- 
derlich. Böst  warklich?  bist  dumm, 
einfältig,  verrückt?  Zur  Verstärkung 
auch  grundswarklich. 

Warkstell,  n.,  s.  Wirkgestell. 

Warmien,  Warmia,  n.,  ursprünglicher 
Name  des  Ermlandes.  Vgl.  Preufz. 
Land.- u.  Volksk.,  65.  Toppen,  Hist.- 
comp.  Geogr.,  16.    S.  Ermland. 

Warpenwagen,  m.y  Wagen^  der  von 
den  Erbkrügen  (Kreczem)  zum  Trans- 
port von  Kriegsgerät  gestellt  werden 
muTzte.  In  des  „Ambtes  Sehestinn 
Jahres-Rechnungk . . .  Abgehört  Königs- 
berg den  31.  July  1655  heifzt  es:  An 
ErbkrOgem  sind  ihrer  14  und  müssen 
einen  Warpenwagen  halten  und  104  Mk. 
^  zahlen,^  Das  lit.  wärpa^  lett.  wahrpa 
Ähre,  dürfte  auf  die  Erntewagen  deu- 
ten, ■  welche  sich  zum  Transport  von 
Kriegsgeräten  wohl  eigneten.  Vgl.  N. 
Pr.  Prov.-BL  a.  F.  HI,  265.  Nsslm. 
Forsch.  2;  Th.,  201. 

Warpoten.  Des  so  solleh  sie  uns  von 
jeglichem  Krezmer  mit  seiner  Hufe  jähr- 
lich auf  lAchtmeJz  zinsen  und  geben 
3  Mark  gewöhnlicher  Münze^  und  darzu 


warpoten  und  beleiten  ah  andere  unsere 
Erezmer  zu  Ilaw  und  lAinenburg  thun. 
Primordial- Verschreibung  von  Sehesten 
von  1401.  Toppen,  Altpr.  M.  IV, 
513.    Nsslm.  Forsch.  2;  Th.,  201. 

Warre,  Werre,  /.,  im  Samlande  auch 
Warwel,  m.^  Maulwurfsgrille,  Oryüus 
Cfryllotalpa. 

Warrkeil,  m.,  s.  Wachmeister  3. 

Warfzke,  (?).  Sie  (die  Nadrauer)  ge- 
brauchen auch  noch  ein  Essen  War/zke 
genannt,  welches  ist  saure  geronnene 
MUch^  gepresst  mit  Salz,  Coriander^ 
Senf  etc.  und  einigem  Schmand.  Pier- 
son, Matth.  Prätor.,  110. 

Wart,  TW.,  Wärter,  Wächter,  Hüter, 
Aufseher,  in  WaldwarL  Man  unterschei- 
det Ober-  und  Unter(wald)warte  (Ober- 
und  Unterförster)  und  nennt  die  letz- 
tern auch  Waldläufer.    Mühling. 

Wärt,  m,f  Enterich,  mit  elidiertem  r 
auch  Wä't  Wdt,  wat  da  wäi!  seggt  de 
Wä't  on  treu  de  Eenn.  Sprw.  I,  4030. 
Ebenso:  Ward,  wat  ward,  wat  wwrd^ 
wird,  was  wird,  etwas  wird.  Kgsbg. 
Vgl.  Wedik  u.  Erpel.  S.  Korrespbl.  VI, 
39.  51.  Mujiling,  Tiem.,  179.  Hen- 
nig, 296. 

Warte,  /.,  neben  einander  aufgestellte ' 
Fischsäcke  oder  Wenter.  Wohl  von 
dem  lit.  wartas  Thor,  warte  Pforte  (pa- 
warte  Nebenthor,  Pforte  neben  dem  Hof- 
thor). Nsslm.  Wb.,  54b.  Man  unter- 
scheidet, je  nach  den  Fischen,  die  man 
mit  Warten  fangt^  Neunaugen-  u.  Quap- 
penwarten. 

Wartenburg,  Ortsn.,  Stadt  im  Kreise 
AUenstein.  Er  ist  ausWhrtenburg,  ist 
ein  Langsamer. 

Warteweilchen,  n.y  das  Warteeinweil- 
chen. Auf  die  Frage  des  Kindes:  Was 
giebt  es  zu  Mittag?  heifizt  es:  SUbema 
Niache  (Nichtschen)  und  goldenes  Warte- 
Weilchen.     Sprw.  II,  1854e. 


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Wartgeld  —  Wasser. 


457 


Wartgeld,  Wachtgeld,  n.,  Abgabe  zur 
Ordenszeit.  Es  wurde  von  jedem  Pfluge 
erhoben  und  diente  ursprünglich  zur 
Unter haltong  von  Wachen  an  der  litaui- 
schen Grenze. 

Wftrtklatte/.,wahrscheinlichWeichsel- 
zopf,  Kopfgrind.     Muhling. 

Warwely  m.  1.  Wirbel.  2.  s.  v.  a. 
Warre. 

was,  1.  pron,^  fragend  =  wie.  Auch 
Deminutiv  was-che^  was-chen  =  wie  sa- 
gen Sie,  wie  meinen  Sie?  Sehern io- 
nek,  44,  hat:  was  denn!  als  Entgeg- 
nung: wie  kann  es  anders  sein.  2.  Prät. 
des  Hilfsverbs  sein  ==  war.  Ech  was 
dorty  ich  war  dort.  Vgl.  Weigand  II, 
686.  3.  Adv.  von  was  (wovon)  wurde 
gesprochen?  zu  was  (wozu)  brauchst  du 
das?     Vgl.  was  =  etwas  unter    Wärt. 

Wasche,  Waschke,  /.,  kleiner  Wagen 
oder  Schlitten  ohne  Eisen  beschlage; 
nach  Bock  ist  der  letztere  aus  breiter 
Baumrinde  verfertigt.  Am  kurischen 
Haff  nennt  man  Wasche  auch  einen  auf 
ein  Schlittenuntergestellgesetzten  Kasten 
zom  Transport  von  Waren  und  anderen 
Gegenstanden.  Vgl.  lit.  wdzis  kleiner 
einspänniger  Schlitten  für  eine  Person; 
preui'z.  Voc.  b08  wessis  Spazierschlitten, 
lett  waschus  Kinderschlitten,  9ioas€hini 
Kinderwagen.  Nsslm.  Forsch.  2;  Th., 
201.  Nach  Muhling  versteht  man 
gegenwärtig  unter  Waschen  grofze  un- 
beschlagene Frachtschlitten,  welche,  mit 
vier  Pferden  bespannt,  vorzugsweise 
zum  Getreidetransport  gebraucht  wer- 
den.   Bock,  76.    Hennig,  297. 

waschen,  st.  1.  schwatzen,  unnützes 
Zeug  reden.  y,Da/z  Eltern  ihre  Töchter... 
nicht  verzärteln  oder  verziehen^  nicht  zur 
Ueppigkeit^  Roffart  und  Faulheit^  nicht 
zu/m  Naschen^  Spielen  und  Waschen  etc. 
Carm.  nupt.  1,  190.  2.  prägein.  Er 
hat  ihn  tüchtig  gewaschen.     Ich  werd^ 


dir  gleich  eins  um  die  Ohren  waschen? 
auswaschen,  durchwaschen,  ausprugeb, 
durchprügeln.     Davon: 

Waschhaftigkeit,  /.,  Schwatzhaftigkeit. 
. . .  das  verhafzte  Laster  der  Waschhafüg- 
keit.    Carm.  nwpt.  I,  183. 

Waschholz,  n.^  platter  Holzschlegel 
mit  Griff  zum  reinigenden  Klopfen  der 
nassen  Wäsche.  Am  Sylvesterabend 
schlagen  heiratsfähige  Madchen  mit  dem 
Waschholz  an  einen  Zaun  und  achten 
genau  auf  die  Richtung,  woher  der 
Schall  kommt ;  von  ebenda  kommt  auch 
der  Bräutigam.  Ermland.  Volkskal, 
48. 

Waschke,  /.,  s.  Wasche. 

Waschkodder, n.  I.Waschlappen.  Nu 
ÖS  negemäl  rund,  nü  ös  am  Waschkodder^ 
beim  Kartenspiel^  wenn  eine  Pause  ein- 
treten soll,  in  welcher  die  Kreideauf- 
zeichnungen vom  Tische  abgewischt 
werden.  Vgl.  Sprw.  II,  2230.  2.  Mensch 
ohne  körperlichen  oder  moralischen  Halt ; 
Schwätzer,  Zuträger.  ImSamlande  heifzt 
ein  klatschhaftes  Weib  Waschkodder-, 
Waschlappenschlepperin.  Sprw.  I^  3978. 
Vgl.  Kodder. 

Waschleine,  pltd.  WaschlTn',  /.,  Leine, 
woran  Wäsche  zum  Trocknen  gehängt 
wird.  Der  schlechte  Reiter  sitzt  zu 
Pferde,  vne  die  Klammer  auf  der  Wasch- 
leine.    Kgsbg. 

Waschschild,  n.,  Bretter  (zwei),  zwi- 
schen welchen  die  unsaubere  Wäsche 
rein  geschlagen  wird.  Samland.  Muh- 
ling. 

Waschttne,  /.,  Ttne,  worin  Wäsche 
gereinigt  wird.     Vgl.  Wanne. 

waser,  pron^  zusammengezogen  aus 
was  für  einer.  Aus  waser  Macht  fragen 
Sief   Soph.  R.  V,  7. 

Wasser,  m.,  Hundename.  Hei  mot  op^ 
wt  Heidmanns  Wasser.    Alt-Pülau. 

Wasser,n.,8cA/m7/)e8,  böses^  den  Fischen 


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458 


Wasserbekicker  —  Wassersage. 


gefährliches  Wasser,  speziell  Wasser 
des  Drausensees  gegen  den  Winter  hin. 
Die  üaulenden  Wasserpflanzen  im  See 
schädigen  den  Gehalt  des  Wassers  und 
nötigen  die  Fische  zum  Abzüge  (nach 
dem  HaflFe).  Sobald  das  schlimme  Was- 
ser eintritt,  verstellen  die  Fischer  den 
Ausgang  des  Sees  mit  Netzen.  Müh- 
ling. 

Wasserbekicker^  m.,  Wasserbeschauer, 
Arzt,  welcher  aus  dem  Urin  Krank- 
heiten erkannte  und  heilte.  Op  een 
Wort^  Herr  Waterbekicker.  Dorr,  1. 
Wiew.,  53. 

Wasserblume,  /.,  doldenblütige  Schwa- 
nenblume,  Butomtis  umbeüatus  L.  Saal- 
feld. 

Wasserbreeh,  m.,  Wasserdurchbruch, 
Wasser,  das  den  Damm  durchbricht. 
Westpr.  Niederung.    Mühling. 

Wasserfenchel,  Pflzn.,  Wasserhahnen- 
fuTz,  Ranunctdus  aquatilis  L,  Ostpr. 
Pritzel,  324. 

Wassergarbe,  Pflzn.  1.  Tausendblatt, 
Myriophyllum Xj.  Ostpr.  Pritzel,  242. 
2.  Sumpf-Hottonie,  s.  Sumpffeder. 

Wasserherzgespann,  Pflzn.,  gemeiner 
W oUstrHf^^  Lycoptis  europaeus  L.  Ha- 
.gen,  36. 

Wasserhundy  m.,  Tauchkäfer,  Dyticus. 

wasserkalt,  adj^  von  der  Kälte  des 
Wassers.  Dat  os  so  wätekSlt  segt  jenner 
an  steckt  bet  an  e  Hah  am  Somp.  Jer- 
rentowitz.     Sprw.  IE,  2861. 

Wasserkunst,  /.,  Springbrunnen,  Fon- 
täne, künstliche  Wasserleitung.  Auf 
dem  Altstadtischen  Markt  ist  eine  Wasser- 
kunst. Die  Historiker  zweifeln  trotz  des 
noch  stehenden  mächtigen  Tkwrmes  an 
dieser  „  Wasserkunslf^  (Hebung  des  Was- 
sers aus  dem  Baudekanal  auf  die  Höhe 
des  Domberges  zu  Frauenburg),  denn 
sie  finden  darüber  nichts  in  den  Urkun- 
den.   Passarge,  Balt,  74. 


Wassertnutler, /.  I.Libelle.  DeWoa- 
termoodem  greepen  Sik  op  der  Moarm 
Floot  Dorr,  24.  2.  ein  mythisches 
Wesen,  wie  die  Kommutter.  DieWättr- 
mSder  zieht  Kinder  ins  Wasser. 

wasserpafz,  adj\  horizontal,  wasser- 
recht. Und  schneidet  den  Strauch  reck 
Horizontal  und  Wasserpas  in  der  miüi 
abe.  Linem.,  Cc  la.  ...  darnadi  w 
mufz  auch  der  Platz  (zum  Visieren) 
Wasserpafz  genommen  (gewählt)  werdm. 
Ibid.,  Cc  3b.  Es  stehet  eine  stardu 
Fichte  oder  Banne  an  einem  Berge  der 
steil  18^,  säget  jhn  ab  Wajsserpafz^  so  be- 
findet jhr  die  wäre  grosse  seiner  TTocfa- 
stdte.     Ibid.,  Ss4b. 

Wasserperlen,  plur.,  Pflzn.  1.  gememe 
Flachsseide,  Cuscuta  europaea  L.  Ha- 
gen, 180.  2.  Feldspark,  Spergula  ar- 
vensis  L.;  auch  Knebel  u.  Marienspori 
Ostpr.    Pritzel,  385. 

Wasserpole,  Wasserpollak,  m.,  polni- 
scher Ruderknecht,  Flölzknecht.  Man 
schimpf  hinführo  nicht  so  auf  die  Wat- 
ser-Pohlen,  Carm.  nupt.  IH,  118d.  Ikr 
Idiom  nennt  man  im  Gegensatz  zam 
Hochpolnischen  das  Wasserpolnisch,  wo- 
mit man  jedoch  auch  das  ordinäre  Pol- 
nisch (PreuJlz.-Poln.)  bezeichnet,  das  in 
den  Provinzen  geredet  wird.  S.  Bock, 
Nat.  I,  122.    Vgl.  ^hiihke,  FITs. 

Wasserpollei,  Pflzn  ,  rundblättrige  Ly 
simachie,  Lysimachia  nummularia  L 
Ostpr.    Hagen,  220.   Pritzel,  227. 

Wasserrecht,  n.,  das  zu  Wasser  gül- 
tige Recht,  im  Gegensatze  zum  Laixl' 
recht.  Nach  demselben  wurden  ge- 
richtet: aUerley  scheüng  tuschen  Sdutp- 
pem  Copluden  vnd  Schepeskindem  t?ö» 
fracht  und  van  hwre^  von  formge^  pöb 
Inschepinge  vnd  vtschepinge.  15.  JiÜ 
Hirsch,  77. 

Wassersäge,  -segen,  -sichei;  Pflzn.,aloe 
blättrige  Krebsschere,  Straiiotes  oM» 


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wasserstriemig  —  Wedendunk. 


459 


L.  Hagen,  1050.  Pritzel,391.  Nach 
Hagen  auch:  Säckelkraut,  Sumpfaloe; 
nach  Mühling  Säbelkraiit  und  Sichel- 
krauL 

wasserstriemig,  adj,  u.  ado.  1.  wasser- 
streifig; vom  unausgebackenen  Brot.  2 
weich,  mQrbe,- geröhrt,  attendrir.  Ich 
wiü  mir  das  Herz  nicht  loieder  wasser^ 
striemig  machen.    Soph.  R.  YI,  247  f. 

Wassertanne,  /.,  gemeiner  Tannwedel, 
Hippuris  vulgaris  L.     Hagen,  2. 

Wasserteufely  m,^  das  BläOchuhn,  Fu- 
lica  atra,     Möhling. 

Wafze,  /.,  Dock  am  Lande,  auf  wel- 
chem die  Schi£Pe  ausgebessert  werden. 
Hirsch,  265. 

Wafzen,  Watten,  (?),  ein  Fischermaiz^ 
das  zwei  Ausschlage  (s.  d.)  enthält  = 
zwei  Eäscher  voll.    Hennig,  297. 

Wftt,  m.  u.  n.,  s.  Wand. 

Wft't,  m,  s.  wart 

Wftte,  /.,  Wfttegarn,  n.,  s.  Wftdegam. 

wftten,  sw.y  s.  wftden. 

Wathbaum,  m.,  s.  Bottknllppel. 

Wathe,  /.,  s.  Klippe  u.  Wftdegarn. 

Watten,  (?),  s.  Wafzen. 

Wattendistel,  /,  Sumpf- Eratzkraut, 
CnicuspabistreL.  Hagen,  839.  Leu- 
nis,  922. 

Wauwau,  m.^  Hund  in  der  Kinder- 
sprache. 

Wechseiniederung,  /.,  der  Teil  der  Til- 
siter Niederung,  welcher  sich  bei  feuch- 
ter Lage  hoch  genug  befindet^  um  ge- 
gen Sommerstau  geschützt  zu  sein.  Der 
Name  deutet  die  eigentümliche  Wirt- 
schaftsweise an,  welche  in  beliebigem 
Wechsel  dieselben  Stücke  zeitweise  als 
Acker  und  wieder  als  Wiese  nutzt.  Vgl 
Prov.  Preulz.,  293, 

Weck,  m.,  Wecl(e,  Wegg,  Wegge,  /., 
keilf&rmiges  Weizengebäck,  SemmeL 
Nach  Hennigy  298,  eine  Art  Weizen- 
brot in  der  Gestalt  eines  Sternes  oder 


Kreuzes.  Wecke  ist  ein  kleines  Weizen- 
brodtf  so  an  den  vier  Ecken  vier  Zipfel 
hat  In  vorigen  Zeiten  wurde  jedes  Weifz- 
brodty  das  insgemein  Oesd/rodt  hei/zt^ 
Wecke  genannt  Bock,  Nat.  V,  390. 
Weck  ursprünglich:  Keil.  Das  gilt  — 
steht  fest  —  ist^  wie  beim  Bäcker  die 
Wegg.  „Die  Wecke  behielt  immer  einer- 
lei Preis,  daher  man  von  allen  Dingen^ 
die  einen  festgesetzten  Preis  behalten, 
sagt:  es  gilt,  wie  beim  Bäcker  die  Wecke." 
Bock,  a.  a.  O.  Sprw.  I,  225.  Kukuk 
stäl  Wegge^  Nachtgal  wfdl  segge,  Volksr., 
56,  213.  Öck  ete  Wegg"  on  drinke  Win. 
Ibid.,  243,  854. 

Wädasche,  /.,  Waidasche,  Asche  von 
gebrannten  Weinhefen.  Brem.  Wb.  V, 
207.  Unbrauchbare  Stamme  (von  Fich- 
ten und  Tannen)  konnten  zu  Pott-  und 
Weydaschbrennerey  genützet  werden. 
Bock,  Nat.  I,  626. 

wedderig^  ad^\y  von  Stammholz,  das 
sich  seiner  ästigen  und  gewundenen  Tex- 
tur wegen  schwer  spalten  und  schneiden 
läfztrf  Von  wedder  wider.  Ermland. 
Mühling. 

Weddil(,  m.,  s.  Waddilc 

W»de,  /.,  s.  Weide. 

Wededung,  Pflzn.,  s.  Wedendunk. 

WSdehut,  m.j  Junge^  der  das  Yieh 
hütet  15.  Jahrh.  Er  bekam  jährlich 
3  Vierdung  Lohn.  Landes-Willk.  vom 
J.  1420.  Aus  weden  weiden  und  hüten 
zusammengesetzt.    Mühling. 

Wedem,  /.  u.  m ,  s.  Widdern. 

wftden,  sw.y  Unkraut  ausziehen,  jäten, 
angs.  loeodian;  engl,  weed  Unkraut. 
NachTreichel  auchwSten,  wtten.  aus- 
wMen,  ausjäten,  ausreut^n,  nach  Hen- 
nig, 298,  auch  ausweiden,  das  Einge- 
weide herausnehmen. 

Wedendunk,  m.,  Pflzn.  1.  giftiger  Was- 
serschierling, Cicuta  virosa  L.;  auch 
Bärstkraut  und  Witscheriing.    Ostpreufz. 


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460 


Wederik  —  Weibervolk. 


Pritzel,  99.  Hagen,  326:  WUbchep- 
ling.  Nach  Mühling  im  Ermlande 
auch  Weding.  WiUcherling  heil'zt  auch 
die  Hund?gleifze,  Aethtcsa  cynapium  L, 
Vgl.  Grofzwedendunk.  2.  Kleinwedendunk, 
Pferdekammel,  Oenanihe  pheUandrium 
Lmk.     Ostpr.    Pritzel,  250. 

Wederik,  m.^  s.  Wedik. 

Wedewing,Wedwing,W&dwinde,/.,PflzD., 
Weiden  winde,  Winde,  die  sich  um 
Weidenruten  windet  (s.  Weide\  Acker- 
winde, Convolvulus  arvensis  L.  Sam- 
land.  Friedland  Ostpr.  Auch  Feld- 
winde, Windenkraut,  Anisblume.  Hagen, 
222. 

Wedik,  Wed'k,  Wederik,  m.,  Ente- 
rich. Lit.  wedlkas  Führer;  im  Erm- 
lande auch  Wedig.  Nsslm.  Forsch.  3; 
Th.,  202.    Vgl.  Wart  u.  Erpel. 

WSdwinde,  Wedwing,  /.,  s.  WSdewing. 

WM,  /.,  wMen,  sw.,  s.  Weif. 

wSfzageln,  sw.,  s.  weifzageln. 

weg,  adv,,  hin.  wegbleiben,  in  Ohn- 
macht faQen.  Er  war  ganz  weg^  er 
war  aufzer  sich,  besinnungslos.  Hen- 
nig, 298     S.  bleiben. 

Weg,  m.  Der  Weg  geht  mit,  wenn  er 
so  erweicht  ist,  daiz  er  an  den  Rädern, 
am  Schuhwerk  festsitzen  bleibt.  Müh- 
ling. 

Wegblatt,  Wegebfatt,  n.,  Pdzn.,  grofzer 
Wegerich,  Plantago  major  L.;  auch 
WegetritL  Hagen,  168.  Hennig, 
298. 

wegbleiben,  st^  s.  weg. 

wegen,  präp,  mit  Dat.  wegen  mir  kann 
das  geschehen,  wegen  meinthalben,  pltd. 
wegen  mtndalwen.   Elbing.    Vgl.  meine. 

Wegetritt,  m,,  s.  WegbfatL 

Wegewirt,  m.,  Landwirt,  der  durch 
stärkere  Düngung  seiner  Acker  an  den 
Wegen  hier  einen  bessern  Stand  der 
Saaten  erzielt,  also  weniger  rationell 
als  blendend  wirtschaftet.     Treichel. 


Wegg,  Wegge,  /*..  s.  Weck. 

Wegkost,  /.,  Zehrkost,  Mundvorrat, 
den  man  auf  die  Reise  mitnimmt 

weglehnen,  sw,,  wegleihen,  s.  lehnen. 

wegpQsten,  sw;.,  wegblasen;  weg- 
schiefzen;  wegstehlen.  Hennig,  198. 
S.  pQsten. 

wegschechten,  sw.,  s.  schechten. 

wegstrtzen,  sw,  s.  strTzen. 

wegwutschen,  wegwuichen,  sw.^  s.  wih 
§chen. 

Wehlau,  Ortsn.,  Kreisstadt  am  Ein- 
flüsse der  Alle  in  den  Pregel.  Sprich- 
wort: Wer  nicht  wagt,  kom/mt  nidU 
nach  Wehlau,  Die  alte  Wehlauer  Brücke, 
im  Jahre  1807  von  den  Russen,  abge- 
brannt, galt  als  überaus  gefahrliche 
Passage  und  war  dies  namentlich  in 
den  Tagen  des  grofzen  Wehlauer  Som- 
mermarktes. S.  N.  Pr.  Prov.-Bl.  I,  399. 
Sprw.  I,  3955.  Im  Gegensatz  zu  die- 
sem Sprich  Worte  heil'zt  es:  Wer  zu  vid 
wagt,  kommt  nach  Tapiau  (s.  d.). 

Wehtage,2>Zt^r.,pltd .  Weiddg*,Schm.eTzen^ 
sowohl  am  Leibe  als  an  der  Seele.  Er 
hat  Wehtage.  Er  geht  mit  Wehiagen 
herum^  er  ist  kummervoll,  verstimmt, 
quält  sich  mit  Sorgen.  Er  hat  md^ 
Angst  als  Wehtag*,  ein  Knabe  z.  ß.,  der 
sich  einer  kleinen  Operation  unterwerfen 
soll  und  vor  Angst  schreit.  JEk'  hat 
Leibwehtage^  er  hat  Bauchschmerza[L 
Ebenso:  Kopp-,  Magen-^  ZahnweJitage; 
bei  Linem.,  Ebb  3a  auch  OichtwA- 
tage.  Rein.  Vos,  5230.  5672.  SinguL 
nicht  üblich.     Vgl.  Wohltage. 

Weibergnager,  m.,  Schimpfwort  auf 
einen  bösen  Ehegatten.  Stein,  Pere- 
grinus  Xm,  88.     W.  MtsbL  VI,  159. 

Weibertr98ter,m.  Er,  ist  ein  alter  Weiber- 
troster^  ein  weibischer  alter  Mann. 

Weibervolk,  n.,  Weiber  in  der  Mehr- 
heit, doch  auch  die  einzelne  Frau,  Ar- 
beiterin, das  Mädchen.    Dat  WiwervoUc 


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Weibsbild  —  weilerweig. 


461 


(die  Arbeiterinnen)  geit  op^m  KartofeU 
acker!  D6r  geht  en  Weibervolk^  da  geht 
eine  Frau.  Oberland.  AUa^  was  e 
Watwavolk  könne  sull^  kann  se^  sie  ver- 
steht jede  weibliche  Arbeit.  Ermländ. 
Freisch.,  7.    Vgl.  Frauenvolk  u.  Mann. 

Weibsbild,  n ,  Mädchen,  Frau,  Frauen- 
zimmer. Ich  denk  immer,  die  beiden 
Weibsbilder  haben  mich  zum  Narren! 
Soph.  R.  VJ,  121.  Wie  denn  die  Weibs- 
bilder,  wenn  sie  auf  die  Gassen  kommen 
(in  Algier),  das  Angesicht  mit  zwey 
Tücher  bedecken.  Carm.  nupt  IV,  92  c. 
Ebenso  WeibsstUck,  n.  . . .  allein  er  (der 
Vater)  vnrd  sich  wegen  des  Weibsstuckes 
(es  ist  die  zu  wählende  Braut  des 
Sohnes  gemeint)  nicht  sonderlich  be- 
mühen,  Pierson,  Matth.  Prätor.,  70. 
Datnarrsche  Wie f stock.  Dorr,  1.  Wiew., 
73.    Vgl  Mannsbild. 

weich,  od/.,  gelinde,  milde;  vom  Wet- 
ter. Et  ward  weket  Wedder.  Vgl.  kol- 
ken. Vom  Wasser:  Flul'zwasser,  im 
Gegensatz  zu  hartem  (sprindigem,  Quell-) 
Wasser.    Vgl.  hart 

Weichselkahn,  m.y  Kahn,  Schiff,  das 
die  Weichsel  befahrt;  im  15.  Jahrb.  die 
groi'zen  Kähne,  welche  von  Danzig  Salz 
nach  Kauen  (Kowno)  führten.  Sie  wur- 
den auf  dem  Weichselkahnfeld  auf  der 
Lastadie  gebaut.    Hirsch,  164.  269. 

Weichwanne,  /.,  Wanne,  worin  die 
Wäsche  erweicht,  eingeweicht  wird.  Er 
Mül  krüsd  sock  bt'm  Knäkebesuge^  als 
wärdeWekwannvoüEtikgewese,  Egsbg. 
Firmenich  I,  103b. 

Weide,  WTde,  WMe,  /.  1.  salia.  Die 
hohen  Weiden  heifzen  Sturmweiden; 
die  buschartigen  Steckweiden;  die  ge- 
köpften Koffweiden ;  die  8  bis  10  Fulz 
hohen  Setzlinge  Pottweiden,  T  r  e  i  c  h  e  1 , 
Volksth.  III.  2.  dünne  geschmeidige 
Rute,  weil  sie  am  häufigsten  von  der 
Weide  geschnitten   wird.     Bei  Jero- 


schin  trufe,  nach  Pfeiffer,  279,  aus 
Baumzweigen  gedrehtes  Band,  als  Strick 
zum  Hängen  gebraucht,  auch  wit.  Ibid., 
283.  Vgl.  LiswSde.  In  Hessen  Wide, 
WiddCy  zu  einem  Strang  gedrehte  Gerte, 
mit  welcher  Reisigwellen,  Getreidegarben 
u.  dergl.  zusammengebunden  werden. 
Vilmar,  452.  3.  In  der  Bedeutung 
von  Baum:  Langwtde  (Voc.  301:  ar- 
warbs  =  Languyt),  Langbaum,  Lang- 
wagen.    Vgl.  Nsslm.  Th.,  8. 

WeidedrCsch,  n.,  Unland,  das  «nur  als 
Viehweide  benutzt  wird.     Vgl.  drftsch. 

Weideiei,  /,  Weideier,  m,  weidein,  sw., 
Weidelotten,  plur,,  s.  Waidelei  etc. 

Weidenl(afer,  m,,  Maikäfer.  Müh- 
ling. 

WeidenrSschen,  n.,  Schotenweiderich, 
Epilobium  L,    Hagen,  408  ff. 

Weif,  Weife,  WM,  /.,  Drehhaspel,  Hand- 
haspel. In  Bayern  Waif  Haspel. 
SchmellerlV,  35. 

weifen,  wSfen,  «w.,  schwingen,  drehend 
schwenken;  haspeln,  Garn  auf  die  Weife 
winden. 

weifzageln,  wCfzageln,  sw.,  wörtlich: 
mit  dem  Zagel  (Schwanz)  weifen,  wie 
es  der  Hund  thut,  wenn  er  verlangend 
die  Hundin  umkreist,  schweifwedeln; 
daher  bildlich :  sich  um  eine  Sache  oder 
Person  viel  zu  schaffen  machen,  sie  in 
ängstlicher  Erwartung  und  eifriger 
Spannung  verfolgen.  Sie  hat  ihn  gut 
weifzageln  lassen  —  ehe  sie  ihm  Gehör 
schenkte.  Geschlechtlich  begehren ; 
auch:  wehklagen.  Nun  kann  er  weif- 
zageln gehen  —  wenn  die  Frau  krank 
ist.  He  weifzagelt  wie  de  Kuigel  ön  de 
Se/zwdke,  Sprw.  I,  4008.  Schemio- 
nek,  44:  wefzägeln. 

Weih,  w.,  Hühnergeier.  Schemio- 
nek,  44. 

weilerweis,  adt?.,  zeitweise,  auf  Augen- 
blicke.     Ich   habe   Kopfschwindel   und 


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462 


weimerD  —  WeituDg. 


Ohrenbrattsen,  «?,  da/z  weilerweü  die 
Augen  finster  werden.    Egsbg. 

weimeiHy  sw.^  wimmern,  wehklagen, 
jammern.  Vielleicht  aus  dem  jüd.  o 
wcd  o  weh. 

Weinblume,  /.,  s.  Täglichneu. 

Weinborner,Weinbumery9n.  Im  15.  Jhrh. 
dürften  in  Danzig  vier  Weinbomer  ge- 
brannten Wein  feil  haben,  und  schei- 
nen diese  damit  eine  Art  ärztlicher 
Praxis  verbunden  zu  haben.  Hirsch, 
262.  Daselbst  303  heifzt  es  in  dem 
Abschnitt  „Barbiere":  die  weynbumer 
sollen  niemand  verbinden^  wenn  sie  nicht 
Werkgenossen  smd^  und  keine  Salbe  ver^ 
kaufen. 

Weindienst,  m.,  nach  Hennig,  298, 
„eine  sehr  einträgliche  Pfarre,  wobei 
man  auch  ein  Glas  Wein  trinken  kann". 

Weinick,  im  Yolksmunde  Name  für 
das  Vorwerk  Wangnicky  zu  Prassen  (bei 
Schippenbeil)  gehörig.    Dönh. 

Weinlauch,  m,,  s.  Saatknoblauch. 

Weinmann,  m.,  Weinhändler.  Danzig. 
15.  Jahrh.    Hirsch,  261. 

WeinschrSter,  m.,  s.  echrOden. 

weisen,  pltd.  W!Se(n),  st.^  zeigen.  Weis' 
mir  doch  deinen  schlimmen  Finger. 

Weiser,  pltd.  WTser,  WSser,  m.,  die 
Uhr,  aber  auch  der  Zeiger  an  der  Uhr; 
yon  weisen.  Wieviel  ist  der  Weser  f  Ober- 
land.   Vgl.  Säger  u.  Klock. 

weifz,  pltd.  Witt,  ac^.  u.  ado.  1.  rein, 
sauber,  unbefleckt.  Ein  toei/zes  Tisch- 
tuch —  wei/ze  Wasche.  Sich  wei/zbren- 
nenj  sich  entschuldigen,  schuldlos  hin- 
stellen, rechtfertigen.  2.  unentschieden, 
charakterlos.  Er  ist  die  reine  weifze 
Salbe. 

Weifzbauch,  m.,  Name  der  Pfeifente, 
Anas  Penelope.   Mühling,  Tiem.,  179. 

Weifzbrot,  n.,  Brot  aus  Weizenmehl, 
Weizenbrot;    Semmel^  Zwieback^  Krin- 


gely  Frambroty  MUchbrot^  Anisbrotehen, 
Mundbrötchen^  Weck.    S.  Brot 

Weifzdienstag,  m.,  Dienstag  in  der 
Karwoche.    Vgl.  Blaumontag. 

Weifzfisch,  m.,  der  Gieben.  M  ü hling, 
Tiem,  179.    S.  Gieb'. 

weifzfTsterig,  adj.,  s.  fM'rig. 

Weifzl(Opf,  Pflzn.,  Acker- Steinsame, 
Lithospermum  ai'vense  L.  Weichseldelta. 
Treichel,  Volksth.  HL 

weifzlachtig,  adj.,  s.  lachtig. 

Weilzling,  m.,  s.  WitHing. 

weifznasig,  pltd.  wTsnäsig,  wittnäsig,  ad^^ 
naseweis.  In  Hamburg  und  Bremen 
wtsndsed,  Brem.  Wb.  V,  272.  Hen- 
nig, 298:  weisnasig. 

Weilznichts,  n.,  Medik.,  Nihilvm  air 
bum. 

Weifzzopf,  m.,  Name  für  eine  weifz- 
geschopfte  wilde  Ente,  wahrschräiUd 
Mergus  aJbeUus.  Müh ling,  Tiem.,  179. 

weit,  pltd.  Wtt,  adv.  Öck  «I  so  wtt, 
ich  bin  so  weit,  sagt  die  schwimgere 
Frau.  In  gleichem  Sinne:  Se  os  so  wit, 
ah  de  Mutterke  säd. 

Weitetuch,  n.,  das  weite  Tuch,  Ab- 
teilung am  Flügel  des  Herbstgams  mit 
Maschen  von  9  bis  10  cm  im  Quadrat 
S.  Windegam. 

Weiting,  m.,  s.  Witing. 

Weitung,  /.,  von  weiten^  aosdehneiL, 
Raum  geben,  lassen,  freier  Raum.  In 
Bartenstein  hiefzen  die  innerhalb  an 
die  Stadtmauer  gebauten  Hauser  die 
Weitung,  wie  noch  jetzt,  nach  dem 
Plane  der  Stadt  zu  Behnisch'  Ge- 
schichte von  Bartenstein,  der  grölzte 
Teil  der  alten  Ringstral'ze.  Da  die 
BOrger  die  Stadt  mausten,  da  Ue/zen 
loir  die  Stadt  weiten  mit  der  Mauer^ 
und  dieselbe  Weitunge  geben  tmür,  imd 
verleihen  zu  Hülfey  der  Stadt.  Privi- 
legium von  1359  von  Jo.  Schind^ikop, 


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Weiz  —  WengtiDer. 


463 


Komtur  zu  Balge  und  Yogt  zu  Na- 
tasgen.    Behniscfa,  80.  503. 

Weiz,  /.,  der  Weizen.  Danzig.  ur- 
sprünglich ist  dieser  Ausdruck  ein  apo-^ 
kopierter  Plur.  masc,  wie  man  kauf- 
männisch sagt  die  Tuche,  die  WoUen  etc. ; 
dieser  Ursprung  wird  aber  später  ver- 
gessen und  das  Wort  mit  dem  Siugul. 
konstruiert,  z.  B.  die  Weiz  ist  gefallen, 
E.  Förstern. 

Weich,  77».,  Fischn.,  s.  Weiz. 

welclie,  pronominales  Adj.,  etliche. 
Welche  Bäume  sind  ausgegangen.  Welk 
ole  Wiewa  sckoddere  mott  dam  Kopp. 
Boldt,  8. 

wSlen,  sw.^  nicht  völlig  trocknen;  da- 
von wSiig,  adj.:  weüges  Gras^  nur  etwas 
gedörrt,  welige  Wäsche^  halb  trockene 
Wäsche,  auch  beweit.  Dat  Heg  (Heu) 
08  weidreg  =■  welk  trocken.  Im  Brem. 
welen  welk  werden.  Brem.  Wb.  V,  224. 
Vgl.  Dähn.,  544b. 

wSiig,  ad/.,  s.  wäiig  u.  das  vor. 

Welice,  Wellt,  /.,  Pflzn.,  Wollkraut, 
Verba^scum  thapsm  L.  Hagen,  241. 
Pritzel,  430.  Hennig,  299.  Nsslm., 
Th.r  202,  meint,  der  Name  w^de  mehr 
auf  Wolfskrauty  Sedum  telephium  L.  hin- 
weisen: von  poln.  «Tttt,  lit.  toilkas  Wolf. 
Der  ostpr.  Name  für  die  letztere  Pflanze 
ist  nach  Hagen,  478,  und  Pritzel, 
371,  Wolfsbohnen. 

weiien,  sw.,  kochend  aufwallen,  auf- 
sieden lassen.  Gewelltes  Fleisch^  das 
nicht  völlig  gar  gekocht  ist.  Angs. 
toellan^  vylan^  holl.  weUen^  schwed. 
waeUa.  Brem.  Wb.  Y,  225.  Hennig, 
299,  auch  verweilen. 

weiilcomm  =  wiUkomm,  willkommen. 
Na^  seie  se  wellkomm!    Oberland. 

.weischen,  sw.^  wechseln,  tauschen. 
Sich  einen  Thaler  welschen^  sich  für 
einen  Thaler  Scheidemünze  einwechseln. 


Bock,  76,  hat  als  Beispiel:  Der  Hut 
istverwehcht^v&ciAXischi.  Hennig,  299. 

Weischiing,  m.  1.  Wechselbalg;  von 
welschen.  2.  kleines  E^ind,  das  sehr 
viel  schreit.  Nach  Mühling  auch  ein 
verweichlichter  Mensch.  Ahd.  unhseling. 
Grimm,  Myth.,  437.  Hennig,  299, 
schreibt  Wesiing;  Bock,  77:  Wefziing. 

Weiz,  WSIz,  nach  Mühling,  Tiem., 
179,  Weich,  m.,  Wels,  Süurus  glands. 
Altpr.  kaliSy  lit.  szamaSy  kur.  szams, 
mas.  kass.  szum^  poln.  sum.  Benecke, 
103. 

wems  =  wessen.  Wems  Tochterche  bist 
duf  ^Ich  bin  dem  Muschiin  seine. *^ 
Wems  Messer  ist  dasf  Auch :  Wem  seine 
Mütze  ist  dasf 

Wendfahr,  /,  das  Wendefahren,  das 
zweite  Umpflügen  des  Ackers  der  Quere 
nach.  Weil  der  gute  (gestürzte)  Acker 
bald  mit  Unkraut  bmvdchset,  so  erfolget 
nach  vier  Wochen  das  Wenden  oder  das 
Pflügen  des  Ackers  in  die  QuerCy  welche 
zweite  Fahre  man  in  Preussen  die  Wendr- 
fahre  nennet.    Bock,  Nat  HI,  680. 

wendig,  adj.  von  wenden^  munter,  ge- 
schäftig, geschickt.  Für  Liv-  und  Est- 
land bei  Hupel,  262.   Vgl.  karwendig. 

Wendum,  m.,  von  wenden^  umwenden. 
Du  verdreiter  Wengum^  du  verdrehter 
Wendum,  du  Ungeschickt! 

wengen,  st.^  wenden.  As  hei  den 
Braadewengd.  Carm.  nupt  ly  2S2.  Vgl. 
hot. 

Wenger,  m.,  Rungstock  am  Wagen, 
der  Wender.    Mühling. 

Wengschemei,  m.,  die  Unterlage  des 
Wagenkorbes  auf  der  Vorderachse,  mit 
dieser  nur  durch  den  Spannnagel  ver- 
bunden, um  den  die  Vorderachse  nach 
beiden  Seiten  durch  die  Deichsel  ge- 
wendet werden  kann.     Marold. 

Wengttner,  WenirtTner,  m.^  umherziehen- 


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464  wenner  —  Werk. 

der  Handwerksbursche,  Bettler,  Strolch,  sich  verhüllen,  weeplis  üuüe.    Nsslm., 

Landstreicher.  Sehe mionek,  44:  W^<?n-  Th.,  203.     Die  Weiber  (in  Zalavofiien) 

tiner,  von  wankt  einer?  gebraiichen  Wepen^    das  sind  getoorkene 

wennSr,  wennehr,  wannehr,  fanCr,  vanCr,  wei/ze  Decken^  die  sie  auf  die  Schuüer 

ado.j  wann.     Hennig,  57.  299:  wenn  hangen^  so  da/z  eine  auf  einer ^  die  an- 

eher.    Wennehr  soll  ich  kommenf    Ein  dre  auf  der  andern  SchuUer^   und  mü 

oberländischer  Knecht,  der  einen  Auf-  einem  silhemen  Pretzel  zusammengehe fut, 

trag  ausrichten  sollte,  fragte:  Fots  oder  hänget    Pierson,  Matth.  Prätor.,  112. 

faner ^    sofort  oder  wann.''     Das   holl.  Weppsterz,  m.^  Bachstelze.    Oberland. 

wanneer^  altholl.  hoenee9\  Schemionek,  44:  Weppstorz.   S.  Qufik- 

Wennik,  Wenning,  Wennig,  m.,  kurzer  sterL 

Rock,  Jacke,  nach  Schemionek,  44,  wer,  pron.^  jemand,  einer.    Es  ist  wer 

Jacke  ohne  Ärmel,     Dzg.  Nhg.    Wer-  da,  es  ist  jemand  da. 

der.    Elbing.     Violöt,  177.  werden,  st    Wir  werden  heute  nadi 

Wenter,  ?».,  der  Fischsack,  daher  Juditten  (zu  ergänzen:  gehen,  fahren), 
auch  kurz  Sack  genannt,  lit  wdntaras^  Ich  wer  (werde)  dir  was  braten.  Du 
wdntarisj  wdnteris  (poln.  vn§cierz  Fisch-  wirscht  (pltd.  warscht)  zu  Hause  bleiben, 
reuse)^  ein  im  wesentlichen  cylindrisches  Werder,  pltd.  Warder,  n.^  das  Marsch- 
Netz,  das  klingbeutelartig  über  3  bis  land  des  Weichseldeltas,  bei  Jeroschin 
4  Bügel  ausgespannt  ist,  mit  einer  odfer  w?^dir  und  «^«r^  (Pfeiffer,  278).  Mhd. 
zwei  trichterförmig  gestrickten  Ein-  wert^  werd,  shd.  warid^  werid  erhöhtes, 
kehlen  (s.  d.),  die  in  einander  gehen,  gegen  Überschwemmung  und  Feuch- 
und  zwei  vor  dem  ersten  Bügel  senk-  tigkeit  geschütztes  Land  in  Flüssen  oder 
recht  stehenden  Netztüchern,  den  Flu-  zwischen  Sümpfen,  auch  im  oder  am 
geb,  Spamay.  Es  wird  an  drei  Pricken  Meere,  Werd,  Insel.  Schade,  1098h 
befestigt.  Der  zwischen  dem  ersten  Vgl.  Schmeller  IV,  144.  Brem.  Wb. 
und  zweiten  Bügel  liegende  Netzteil  V,  236.  307.  Prov.  Preuiz.,  470.  Eine 
heifzt  Vorderbauch,  lit.  pryszekkis,  der  Insel  im  Geserichsee  heifzt  das  heilige 
zwischen  dem  zweiten  und  dritten  ge-  Werd£9\  weil  hier  die  heidnischen 
legene  Mittelbauch,  lit.  vndmanta^  der  Preufzen  noch  lange  nach  ihrer  sog. 
Rest  Stagge,  Staggin,  lit.  stagginnisy  auch  Bekehrung  den  alten  Götzendienst  heim- 
Kull,  Kulle,  lit.  kullys.  Die  Stagge  ist  lieh  fortsetzten.  In  alten  Handschriften 
an  ihrem  Ende  mit  einer  Schnur  zu-  werden  die  preufzischen  Werder  intulae 
gebunden,  nach  deren  Lösung  die  Fische  Prussiae  und  Marienwerder  insula  Mo- 
hier  ausgeschüttet  werden.  Werden  riana  genannt.  Mühling. 
mehrere  Wenter  durch  SlreichlUcher  Werfauf,  pltd.  Warpop,  Wappup,  m.,  nn 
verbunden,  so  heifzen  sie  Panten,  Tierräts.  30  der  Maulwurf,  als  Erd- 
Wenterpanten.   Benecke,  383.   Fisch.-  aufwerfer. 

Ord.  f.  d.  kur.  Haff,  §  27.    Nsslm.,  Werft,  w.,  Salweide,  SaUx  caprea  L 

Forsch.  3;  Th.,  203.    Hennig,  299.  Bock,  Nat.  IH,  134. 

Wepe,  /.,  Decke,  die  von  Frauen  in  Werg,  w.,  nach  Schemionek,  4L 

Stelle  eines  Mantels  um  die  Schultern  der  Werch  schreibt,  gezupftes  altes  Tao- 

gehängt  wird.    Voc.  494  zur  Erklärung  werk  zum  ^Deichten**  der  Schiffe, 

des  altpr.  pasta.  Lett.  weepe  dass.,  v)eept  Werk,  w.,  Handwerk.     „Die  Bürger- 


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Werkgeetell  —  Wette. 


465 


Schaft  in  Danzig  sonderte  sich  in  zwei 
Klassen,  in  die  Ämter  und  Werke^  d.  h. 
die  Handwerker,  und  in  die  gemeine 
Bürgerschaft^  d.  h.  die  Kaufleute'' - 
15.  Jahrh.    Hirsch,  202. 

Werkgestell,  Werkstell,  n.,  Webstuhl, 
s.  Wirkgesteli. 

Werl,  m.,  s.  Schrotwurtn. 

Wermutbier,  n.,  Getränk  aus  Wermut 
bereitet.    Bock,  Nat.  I,  271. 

Werp,  w.,  Wurf.  In  den  Fischer- 
dörfern am  Strande  üblich:  3  Fische  = 
1  Werp,  20  Werp  =  1  Schock. 

Werp,  n.,  Zeug  aus  Wolle  und  Garn. 
Nwr  des  einzigen  Wunsches  war  ich  /a- 
hig,,.^  an  diesem  geliebten  TJfer^  in 
Werp  gekleidet^  bald  wieder  zu  sitzen, 
Soph.  R.  IV,  481. 

Werre,  /.^  s.  Schrotwurm. 

Wirbche, /,  Wirtio,  Wirtschafterin. 
Die  uf  'ne  Art  seine  Amme  §s^  oder 
seine  Raksche^  oder  Weerihsche,  Dorr, 
1.  Wiew.,  17. 

Werwolf,  To.  1.  Mensch,  der  in  einen 
Wolf  verwandelt  worden  ist,  oder  sich 
in  einen  Wolf  verwandelt  hat.  Die 
geeignetste  Zeit  zu  solcher  Wandlung 
sind  die  Zwölften  (s.  d.);  Menschen, 
welchen  ein  kurzer  Wolfsschwanz  zwi- 
schen den  Schultern  gewachsen  ist  sind 
Werwolf e,  H  e  n  n  i  g ,  295,  schreibt  Wahr- 
wolf, Das  Wort  ist  zusammengesetzt 
aus  ahd.  u.  alts.  wer^  goth.  to^,  ags. 
ver  Mann,  Mensch  (lat.  wr),  und  aus 
Wolf  Genaueres  über  den  Werwolf  s. 
Grimm,  Myth.,  1048  ff.  Pr.  Prov.-Bl. 
XXVI,  436.  2.  BildHch:  ein  starker 
Esser.  Er  ist  ein  rechter  Werwolf  — 
frifzt  wie  ein  Werwolf  Auch:  böser, 
erzürnter  Mensch.  Hei!  da  war  er  (der 
Hofineister)  wie  ein  Wärwolf  Soph.  R. 
IV,  221. 

Werz»  Werze,  /.,  s.  Hahnchenbier. 

Wtebaum,  m.,  s.  Wlsbaum. 

PriMkbiw,  Wftrtttbaeb  IL 


WSsehundy  -wolf,  m.,  Nachtfalterraupe. 

wSsen,  sw,  1.  nicht  fest  schlafen^ 
schlafen  und  doch  glauben,  man  wache. 
Ich  habe  nur  gew€s%  ich  habe  halb  ge- 
schlafen, halb  gewacht.  2.  dümmer, 
schlechter  werden;  von  Speisen.  Dönh. 
Vgl.  nachwteen.  3.  verwesen,  in  Ver- 
wesungübergehen. Der  Tote  west  schon. 
Hennig,  339. 

Wesen,  n.  1.  nach  Klein  II,  231,  in 
Dzg.  zur  Bezeichnung  eines  weitläufigen 
Gebäudes,  mit  welchem  eine  Art  von 
Hantierung  verknüpft  ist  Er  hat  ein 
Wesen  in  dem  und  dem  Dorfe^  er  hat 
eine  kleine  Landwirtschaft.  Er  hat  ein 
Wesen^  eine  Gastwirtschaft.  —  Nach 
E.  Förstern,  ein  gröfzeres  Grundstück 
mit  Nebengebäuden,  Hof,  Garten  etc. 
Das  Schmidtsche  Wesen^  das  Grundstück 
des  Schmidt.  Dähn.,  547,  giebt  aus 
Vorpommern  die  Redensart:  De  hett  een 
groot  Wesen  unner  sikky  er  verwaltet  ein 
grofzes  Gut.  2.  Gerücht.  S.  aufbringen. 
3.  böses  Wesen^  s.  HSchste. 

wesenbar,  adj.^  wesentlich.  Das  ist 
ein  wesetAarer  Unterschied.    Treichel. 

Wesling,  m,,  s.  Welschiing. 

Wespe,  /.,  Pflzn.,  s.  Mestel. 

wesseln,  sw,^  s.  verwessein. 

Wtst,  /.,  s.  Wiste. 

Westerfahrt,  /.,  Fahrstrafze  zur  See 
südwestlich  der  Westerplatte.  Pas- 
sarge,  158.    Vgl.  Norderfahrt. 

Wefzling,  m.,  s.  Welschiing. 

wetche,  pronominal.  Adj.,  etliche, 
einige,  manche,  welche.  Weiche  trinken 
das  (z.  B.  Absud  von  Schafgarbe)  sehr 
=  mit  gutem  Erfolg.     Saalfeld. 

Wettdiener,  m.,  s.  Wette. 

Wette,  /.,  in  der  alten  Danziger  Ver- 
fassung diejenige  Behörde,  welche  das 
Polizei-  und  Handelsgericht  vorstellte. 
Eigentlich  hieiz  es  Wettgericht,  doch 
war  die  Abkürzung  volkstümlich.    W. 

30 

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466  wetten  —  Wiehert. 

Seidel,  36.  Hirsch,  202.  Dayon:  Arbeiten  bei  dem  Wiederaufbau  dersMen^ 
Wettdiener,  m.,  Diener  der  Wette,  nie-  war  die  Kupferbelegung  des  Wetterbodena 
derer  Polizeibeamter.  Da  aber  E.  K  an  vielen  Stellen  schadhaft  geworden, 
Raht  zu  Dantzig  solche  Unbilligkeit  er^  dafz  alle  Nachhülfe  den  Belag  nicht 
fuhr^  hat  er  durch  den  Wett-Diener  die  mehr  wasserdicht  machen  kannte,  das 
Butter  wiegen  lassen,  und  befunden^  dafz  GebaÜce  darunter  und  der  Glockenstuhl 
sie  nicht  voll  Gewicht  hatte  etc.  Hart-  selbst  fingen  an  zu  leiden.  Behnisch, 
wich,  541.   Wettherr,  w».,  Gerichtsherr,    320. 

Rat  aus  dem  Polizei-  und  Handels-  Wetterfisch,  m.,  der  Ptsker  (s.  d.),  weil 
gericht  der  Wette,  der  die  Aufrecht-  er  nahendes  Gewitter  durch  unruhiges 
erbaltung  der  Wettordnung  zu  über-  Aufsteigen  vom  Grund^  des  Wassers 
wachen  hatte,  nach  welcher  Fremde  anzeigt;  er  wird  deshalb  vielfach  in 
ihre  Waren  nur  an  Einheimische  ver-  kleinen  Gläsern  als  Wetterprophet  ge- 
kaufen durften.  Schmerler^fänger  dür-  halten.  Benecke^  145. 
fen  die  Fische  nicht  ohne  Erlaubnis  des  Wettgericht,  -Herr,  -Ordnung,  s.  Wette. 
Wettherm  von  der  Stadt  fortbringen,  wibbeln,  sw.,  wimmeln,  haufenweise 
Schmerlenfanger-Ordg.  aus  1601—1610.  sich  lebhaft  regen  und  schnell  bewegen. 
Benecke,  300.  Vgl  N.  Pr.  Prov.-Bl.  Der  Käse  vnbbelt  von  Maden.  Es  mb- 
M,  349.  beU  von   Menschen.     Er  kribbelt    und 

wetten,  <u^.,  handeln,  Handel  treiben,  wibbelt  voller  Läuse.  In  einigen  6e- 
Die  Wett-  und  Ldegerordnung  galt  als  genden  Deutschlands  noch  Wibbel  Käfer, 
Gesetz  für  einheimische  Eaufleute  und  ahd.  wifü,  unbil^  mhd.  vnbeL  Ade- 
Ldeger  (s.  liegen).  lang  IV,  1530,  hat  wiebeln.   In  Hessen 

Wetter,  n.  Vielfach  in  Sprichwörtern  wibbeln  und  wkmoeln.  Vilmar,  45L 
und  Redensarten:  Es  giebt  gut  Wetter,  Bock,  77.  Hennig,  299. 
die  Kälber  spielen,  wenn  Erwachsene  Wibranze,  m.  1.  Zeit-  odw  Erbp&ch- 
sich  kindisch  gebärden.  Um  schon  Wetr  ter  Ton  kleineren  Besitzungen  und  Gö- 
ter  bitten,  um  Nachsicht^  Verzeihung  tem  in  Westpr.  und  Ermland  zur  Zeit 
bitten.  Dem  guten  Wetter  ist  nicht  zu  der  poln.  Herrschaft.  Von  dem  poln. 
iirauen.  Es  wird  schlecht  Wetter,  die  wybraniec  der  Auserwählte,  weil  die 
Sau  trägt  Lager.  Wedder  wi  Speck^  Wibranzen  von  den  Geistlichen  und 
fruchtbares  Wetter.  Elbinger  Ndrg.  Starosten  zu  diesen  Besitzungen  ans* 
Wir  werden  schlecht  Wetter  bekommen,  ersehen  wurden.  S.  Genaueres  über 
die  Krähen  schreien.  Friedland  Ostpr.  die  Wibranzen  (Vibranzen)  in  den  Beitr. 
Mench  ener  ging  bim  schenen  Wedder  z.  Kde.  Pr.  IV,  342 flF.  2.  nach  Hen- 
üt  on  kern  bt  Regen  na  Hus,  Elbinger  nig,  299,  die  Landmiliz,  weil  wybramec 
Ndrg.  Schlecht  Wetter  ist  besser  vne  gar  auch  Rekrut  heifzt,  im  Plural  aosge- 
keins.  Sie  ist  auf  ander  Wetter,  ist  hobene  Mannschaften,  «oy&rar,  rass.  «ey- 
schwanger.  Über  das  kurische  Wetter  brat\  vybriaf  auswählen.  Sache  and 
s.  KQre.  Vgl.  Sprw.  I,  69.  4037  ff;  H,  Wort  gegenwärtig  außser  Gebraach. 
2895 ff.  Nsslm.  Forsch.  3;  Th.,  222. 

Wetterlioden,  m.  Seit  der  Entzündung  Wiehert,  m.,  nach  der  Volksmeinong 
der  Thurmspitze  (in  Bartenstein)  durch  böses  Wesen  im  Drausensee,  das  die 
den  Blitz  1815  und  besonders  dwrch  die    grolzen  Bisse  im  Eise  verursacht.    Es 


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Wichse  —  Wickelpappe. 


467 


ist  nur  zu  baoDen,  wenn  man,  sobald 
es  losbricht,  kreuzweise  Löcher  dorch 
das  Eis  schlägt.  Der  Wiehert  ist  wohl 
nichts  anderes,  als  die  gasartige  Luft, 
welche  sich  in  dem  moorigen  Grande 
des  Drausen  entwickelt  und  gewaltsam 
darch  das  Eis  bricht.  Der  so  gebildete 
Rifz  friert  nicht  mehr  fest  zu.  Müh- 
ling  nach  den  N.  Pr.  Prov.-Bl.  ohne 
nähere  Angabe. 

Wichse,  /.  Es  giebt  Wichse,  Prügel. 
Denn  bei  solcher  Gelegenheit  habe  ich 
einst  gar  weidliche  Wixe  gekrigt  Soph. 
R.  I,  369.  Vgl.  Schmier*  Hennig, 
304. 

wichsen,  sw.  1.  reichlich  Hiebe  aus- 
teilen, prögeln.  Einen  vnchsen.  Ja,  du 
sollst  geunat  werden,  nach  der  Schwier^ 
Uchkeit!  Soph.  R.  H,  483.  In  gleichem 
Sinne  in  Zusammensetzungen:  ab-,  auf-, 
aus-,  durch-,  verwichsen.  Dafz  ich  den 
Burschen  nicht  abgeunat  habe,  das  thut 
mir  leid.  Soph.  R.  I,  176.  aufwichsen 
auch:  gut  und  reichlich  bewirten,  auf- 
tischen. Er  hat  heute  tüchtig  aufge- 
wichst,  gute  Speisen  und  Getränke  vor- 
gesetzt; vom  Glanz  hergenommen,  den 
die  Wichse  erzeugt,  verwichsen  auch 
durch  glänzendes  Prassen  seine  Bar- 
schaft, sein  Vermögen  durchbringen. 
Er  hai  (dl  sein  Geld  verwichst  2.  re- 
flexiv: onanieren.  Er  toichst  sich,  ist 
Onanist. 

Wicht,  /.,  Gewicht  Der  Pelz  hat  eine 
gute  Wicht;  ebenso  Wucht  Beides  von 
wiegen.  Hennig,  300.  339.  Danzig. 
W.  Seidel,  36. 

Wickel,  m.  1.  das  Gewickelte,  das 
mehrmals  um  sich  selbst  Gewundene. 
Ein  Wickel  Flachs,  Hede  —  der  um 
den  Wockenstock  gewundene  Flachs  etc. 
2.  der  Gegenstand,  auf  den  etwas  ge- 
wickelt wird.  Mach'  mir  einen  Wickelt 
Greschieht  am  einfachsten,   wenn  man 


etwas  Papier  zusammenfaltet,  oft  aber 
werden  die  Wickel  kunstvoll  aus  Pappe 
etc.  geklebt:  Wickehteme.    Ahd.  toichüi, 
toiccheli,  mhd.  toicheltn,  wickel  eine  Hand 
voll,    pensum,    manipulus.     Schade, 
1154b.  3.  Schopf,  Kragen,  Kopf.  Einen 
beim  Wickel  nehmen  —  kriegen. 
Jdkt  mt  de  Puckel,  bött  mi  e  Lus, 
Krieg  ock  em  bt'm  Wockel  an  sckmiet 
em  arit  Hüs! 
Er  ist  nicht  recht  beim  Wickel^  er  ist 
nicht  recht   im  Kopfe,    bei   Verstand. 
Vgl.  Sprw.  I,  490.    Bock,  77.    Hen- 
nig, 300. 

wicl(ein,  sw.  1.  winden,  drehen  —  einen 
Faden,  eine  Schnur;  aber  auch  bild- 
lich Rede  und  Verhältnisse,  indem  man 
durch  Worte  oder  Thaten  aus  einer 
verwickelten  Lage,  aus  einer  Verlegen- 
heit sich  zu  befreien  oder  in  schweren 
Lebenslagen  sich  fortzuhelfen  sucht. 
Der  versteht  gut  zu  wickeln  —  heravs- 
zmüickeln.  Der  hat  sich  gut  herausge^ 
wickelt,  er  hat  durch  geschickte  Reden 
sich  aus  einer  kritischen  Lage  heraus- 
gearbeitet. Ich  mufz  mich  sehr  wickeln, 
um  edlen  Menschen  gerecht  zu  werden, 
ich  mufz  mir's  bei  der  Arbeit  recht 
sauer  werden  lassen  und  mich  in  mei- 
nen Ausgaben  sehr  einschränken,  um 
mein  Fortkommen  und  keine  Schulden 
zu  haben.  In  gleichem  Sinne:  Ich 
mu/z  mich  durchwickeln.  2.  Einen  wickeln^ 
zunächst  ihn  fassen  und  niederwerfen, 
dafz  er  sich  auf  dem  Boden  windet  und 
dreht;  überhaupt:  ihn  stofzen,  schlagen, 
zum  Hause  hinauswerfen.  3.  schief 
gewickelt  sein^  eine  falsche  Ansicht  von 
einer  Sache  haben,  sich  in  einer  An- 
gelegenheit auf  falschem  Wege  befin- 
den. 

Wickelpuppe,  /.,  Flachspuppe  am  Wok- 
ken ;  scherzweise  auch  kleines  Windel- 
oder Wickelkind. 

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468 


Wicken  —  Wiesenblume. 


Wicken  y  plur.  In  die  Wicken  gehen^ 
verloren  geben.  Das  Spiel  (in  der 
Karte)  geht  in  die  Wicken.  Treichel. 
Vgl.  WTke  1. 

WTcken,  WTken,  Wieken,  Pflzn.,  rüster- 
blättrige Linde,  Tilia  ulmifolia  Scop. 
Ostpr.  Pritzel,  403.  Nach  Hagen, 
293,  Wieken  die  langgestielte  Ulme,  Ul- 
mti8  efusa  WÜI4. 

Wicken,  verwicken,  sw,^  erzeugen. 

Wickenholz,  n.,  von  Pratorias  unter 
den  Bäumen  Preufzens  aufgezählt. 
Pierson,  Matth.  Prätor.,  13.  Vgl. 
WTcken. 

Wickerbrunn,  m.^  wippender  Sumpf- 
boden.   Treichel. 

Widdern,  Widern,  Widim,  pltd.  Wedem, 
WVddem,  /.,  die  zu  einer  Pfarrkirche 
gestifteten  nutzbaren  Gründe,  der  Pfarr- 
hof, das  Pfarrhaus,  daher  auch  Pfarr- 
Widdern ;  auch  Haus  für  die  Pfarrer- 
witwen, gewöhnlich  Pfarrwitwenhaua. 
Ahd.  widamo^  widemo^  widiTOO^  mhd. 
fjoidemey  widern.  Schade,  1137a.  Auf 
den  8.  Julii  des  1706,  Jahres  in  der 
Atdowehnischen  Widdern  angestelltes  hoch- 
zeitliches Ehrenfest.  Carm.  nupt.  11^  277 &. 
Wie  dies  dir  mag  zu  Herzen  gehn^  Ob- 
gleich  die  KircK  und  Widdern  stehn  (nach 
einem  Brande  in  der  Stadt  Dt  Eylau). 
Caann.  nvpt.  HI,  55  c.  Bajz  sich  all 
der  Priester-Segen  Mog  um  Eine  Wid- 
dern legen.  Ibid.  ni,  101  d.  DöWöd- 
dem  steit  my  häter  an^  da  fing  ock  myhnen 
reckte  Mann.  Carm.  nvpt.  V,  145  c.  As 
ock  nu  awer  on  de  Woddem  (hier  Pfarr- 
haus) kom^  on  de  Wollehrworden  mi  den 
Breefreekt^  vmrd  mi  doch  so  aUerhanjd. 
Elbing.  Spook,  472.  Mühling  bat 
auch  Widum.  Zfwr  Widdern  gehen ^  zum 
Konfirmanden-Unterricht.  Schemio- 
nek,  44.  Im  Brem.  Wedem^  in  Po- 
sen die  Widemut  Brem.  Wb.  V,  215. 
Bernd,  350.    In  Estland  Widme  Yrd- 


gut.  Sallmann,  51b.  Vgl.  Heinel, 
Einige  Nachr.,  225.  Hartwich,  167. 
172  u.  ö.     Hennig,  298. 

WTde,  /.,  s.  Weide. 

Widern,  /.,  s.  Widdern. 

Widertod,  Pflzn.,  Widerthon,  Haar- 
moos, Polytrichum  L.  Ostpr.  Pritzel, 
300.    Auch  Wiesenscliafheu. 

Widerwort,  n.,  Widerrede.  Hei  ffdwt 
Wedderword^  ^  er  widerspricht.  Effen 
hatf  de  Vater  was  befohlen^  forz  gab  u 
Wedderwort.  Schaltj.  3,  6.  Schon  bei 
Jeroschin:  dar  an  in genugete  sundir 
alle  widirwort  120c.    Pfeiffer,  282. 

Widim,  Widum,  /.,  s.  Widdem. 

wie,  im  Volksmunde  =  als,  das  in 
der  Bedeutung  von  quum  dem  Volke 
in  Dzg.  gar  nicht,  in  dem  Sinne  von 
quam  nur  wenig  geläufig  ist.  Solcher 
Gebrauch  des  wie  tritt  zuweilen  auch 
in  der  Schriftsprache  auf.  E.  F  5  r  s  i  em. 
Fragend  am  liebsten  im  Dem.:  ttnechen^ 
pltd.  wUce  =  was  sagst  du?  In  dem 
Sinne  von:  welcher,  welche,  vrelchcs, 
was  für  einer  etc.  winer^  wtne.,  tclnes, 
kürzer  wtnSy  in  der  Mehrzahl  toine. 
Oberland.  Elbing.  Wiens  (welches) 
§s  dein  Casus  accusativusf  Dorr,  L 
Wiew.,  90. 

Wiecicen,  Pflzn.,  s.  WTcl(en. 

Wiedewol,  m.,  Pirol,  s.  BierhoL 

wiegeln,  sw.^  wiegen,  auf  der  Wage 
die  Schwere  prüfen.    Treichel. 

Wiegemeister,  m.,  s.  Kommeisier. 

Wieicen,  Pflzn.,  s.  WTcIcen. 

Wienspamas,  m.,  einflügeliger  Sack 
des  kurischen  Haffs.  Litauen.  S.  Be- 
necke, 389  f. 

Wiese,  /.,  in  Egsbg.  u.  Danzig  kurze 
Bezeichnung  für  Holzwiese^  Stapelplatz 
für  Brenn-  und  Nutzholz.  VgL  H  i  rs  ci, 
216. 

Wiesenbaum,  m.,  s.  WTsbaimu 

Wiesenblume,  /.,  geUbe^  s.  KuhUiiiM. 


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Wiesenkasper  —  Willfang. 


469 


Wiesenkasper,  m.y  s.  Grasser. 

Wiesenkraut,  n.,  s.  Seegras. 

Wiesenschafheu,  n.,  s.  Widertod. 

Wiesenschnarre,  /.,  s.  Grasser. 

Wiesenwasser,  n.,  Wasser  auf  der 
Wiese.  Wesewäter  on  Herregonst  höh 
nich  stand.     Dönh. 

wiggeln,  sw.y  wackelnd  hin  und  her 
wiegen.  Mit  dem  Stuhle  vnggeln^  sich 
auf  dem  Stuhle  hin  und  her  wiegen. 
An  einem  Pfahl  wiggeln^  ihn  kräftig 
hin  und  her  ziehen,  um  ihn  los  zu 
machen.  In  der  Vereinigung  mit  wag- 
geln  allitterierend :  wiggeln  und  waggeln. 
Mühling  hat  Wiggelwaggel,  77».,  eine 
Person  mit  wackelndem  Gange.  jEV' 
ixt  ein  Wiggelwaggel.  Sprw.  I,  4046. 
In  Hessen i(nc^ßn.  Vilmar,  454.  Bock, 
77.    Hennig,  300.    Vgl.  waggeln. 

Wiggelwaggel,  m.^  s.  wiggeln. 

WTk,  /.,  Meerbusen,  Bai,  Bucht,  alt- 
nord.  vik  von  v^A/o,  nd.  wtken  weichen. 
Da«  Patziger  Wth  Blichen  wir  nach 
Westen^  wo  die  yfickone  Wyk^^  Fisch- 
hausen  und  ein  kleiner  Saum  des  Mee- 
res, das  Auge  er/reut  Passarge,  Balt , 
33.  Vgl.  Weigand  H,  1114.  Sali- 
mann,  43b.  52a. 

WTkbohne,  /.,  Pflzn.,  Saubohne,  Vicia 
faba  L.    Hennig,  300. 

WTke,  /.  1.  ein  ins  Eis  gehauenes 
Loch,  eine  Wake.  Hennig,  300.  2. 
Ulmus  efusa^  s.  Wicken. 

WTkfischerei,  /.,  Fischerei  in  den  Wt- 
ken^ besonders  in  denen  des  frischen 
Haffes.  Diese  Fischerei  wird  verzeit- 
pachtet.    Bock,  Nat.  IV,  721. 

wild,  adj.^  davon  das  Wilde.  Es  geht 
ins  Wüde,  ins  Ungeheure,  Unglaub- 
liche. 

Wildfeuer,  n ,  wildes  Feuer,  Ausschlag 
im  Gesichte.  Er  hat  Wüdfeuer.  Müh- 
ling. 


Wildkatzenfett,  n.,  Medik.,  Schweine- 
schmalz. 

Wildnisbereiter ,  m ,  Waldaufseher, 
Förster.  Der  Titel  Förster  kam  nach 
Hennig  1739  in  Gebrauch,  „weil  S. 
Kon.  Majestät  keine  Wildnis  in  ihren 
Landen  erkenneten  *'  Die  studirten 
Schulmeister  sollten  aufzerdem  4^^  die 
andetm  3  Achtel  Höh  von  den  Wildnifz- 
bereitem  angewiesen  und  von  den  Kirch- 
spielskindem  angeführt  erhalten.  R o  gg  e, 
Gesch.  d.  Diöc.  Dark.,  35.  Hennig, 
300. 

WildschQr,  /.  u.  m.,  der  Wolfspelz, 
Pelz  aus  Wolfsfellen.  Das  poln.  unl- 
czuray  von  unlk  ^T^olf,  sköra  Haut,  FeU, 
Balg.  Wie  aber,  wenn  Tnan  einen  an- 
genehmen und  liebensumrdigen  Mann  im 
Schlafrock  oder  im  Wildschur  sieht? 
Soph.  R.  n,  154.  Bock,  77.  Hen- 
nig,  301. 

Wilge.  /.,  Weide,  salia.  Ostpreufz. 
Pritzel,  352. 

Wilhellem,  7n.,  m.  Vom.,  s.  Willem. 

Wilhelm,  Pflzn.,  sprossende  Felsnelke, 
Dianthu^s  prolifer  L.  Auch  Kopfnelke. 
Hagen,  458. 

Wilkie,  /.,  Wald  bei  Königsberg,  fast 
ausgerodet,  der  Wolfssitz;  von  lit.  vU^ 
kas^  poln.  urilk,  lett  wilks  Wolf.  Frü- 
her begann  hier  die  Wilkie^  der  „  Wolfs- 
wald^.  Passarge,  Balt.,  20.  Wilk 
tritt  hier  noch  öfter  in  Ortsnamen  auf. 
Vgl.  Nsslm.  Th.,  205. 

Wille,  Will,  /.,  Name  und  Lockruf  für 
die  Ente.  Lockruf  auch:  tüÄfet^'tt/  Vgl. 
Volksr.,  64,  242  g. 

Willem,  Wilm,  W»lm,  m.  Vom.,  Wü- 
helm,  breit  hochd.  in  Königsberg  Wil- 
hellem. 

Willfang,  m.,  Wildfang,  wilder,  ruhe- 
loser Mensch,  namentlich  Junge.  Bock, 
77.     Hennig,  301. 


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470 


Willkomm  —  Windekus. 


Willkomm,  m.  1.  der  Willkommen, 
Grafz,  die  Begrurzang.  2.  die  Hiebe, 
welche  früher  ein  Verbrecher  bei  sei- 
nem Eintritte  ins  Zuchthaus  erhielt. 
3.  ein  Trinkbecher,  den  man  dem  Gaste 
darreicht.  Im  Kneiphöfischen  Gemeinde- 
garten wurde  nach  Hennig,  301,  der 
TriU^o?n7/i  der  Schützengilde  aufbewahrt, 
dessen  Inschrift  begann: 

Dieier  Wmkamm  ist  dem  werthen 

Schützenorden 
Im  Knevph/of  Königsberg  zu  gut  ge- 
stiftet  worden. 

Willkür,  /.,  Statut,  Gesetz.  Die  Satzun- 
gen der  Willkür  regelten  namentlich 
den  Geschäftsbetrieb  und  enthielten  die 
dem  lokalen  Bedürfnisse  entsprechen- 
den Polizeigesetze.  S.  Hirsch,  201. 
Hennig,  301.  WiUkür  der  Stadt  Kö- 
nigsberg —  die  Damiger  Willkür.  Ahd. 
churiy  churej  mhd.  küre^  kür  Prüfung, 
Überlegung,  Wahl. 

WTIos,  von  poln.  tcylos^  Name  der 
EinlafzöfiEhung  bei  der  Winterfischerei 
mit  dem  Niewod.  Masuren.  Benecke, 
360. 

Wimmerholz,  /.,  Guitarre. 

Wimmerkasten,  m.,  Klavier. 

wimmern,  sw.,  die  Nachbarschaft  be- 
lästigend singen  oder  ein  Instrument 
spielen. 

Wind,  m.,  Windhund,  schneller  Jagd- 
hund. Vier  Jagd-Hund  und  ein  Strick^ 
gut  eingehetzte  Winde  ^  Die  sollen  heute 
Fuchs  und  Hasen  gratisam  sein . . .  und 
ihn  der  rasche  Wind  mit  offnem  Rachen 
fängt.    Carm.  nupt  lY,  56  b. 

Windbarg,  m.^  das  beim  Giebel  eines 
Gebäudes  dem  Strohdach  vorgeheftete 
Brett,  die  Windberge.    TreicheL 

Windegam,  Windgam,  n.,  Fischemetz, 
bestehend  aus  einer  Metritze  von  nicht 
mehr  als   16  m  Länge  und  zwei  Flü- 


geln, deren  Länge  nicht  über  180  m, 
deren  Höhe  nicht  mehr  als  6  m  be- 
tragen darf.  Nor  zum  Auswerfen  des 
Netzes  sollen  Kähne  benutzt  werden, 
es  ist  nicht  erlaubt,  das  Netz  hinter 
den  Kähnen  nachzuschleppen:  die  Be- 
wegung des  Netzes  geschieht  durch 
den  Wind;  erst  wenn  die  Kähne  tot 
Anker  gegangen  sind,  dürfen  die  Zug- 
leinen mit  Hilfe  von  Winden  einge- 
holt werden.  Das  Windegam  des  ka- 
rischen HafPes  heifzt  auch  WindkarteH- 
garn,  -netz,  lit.  toinkarteüe^  das  des 
frischen  Haffes  FlUgeigam,  Grorziandgarn 
und  Herbstgam.  Jeder  Flügel  desHerbst- 
games  hat  gewöhnhch  Netztücher  tod 
vier  verschiedenen  Maschenweiten,  und 
unterscheidet  man  nach  der  Weite  der 
Maschen:  das  Weitetuch,  das  Stagge^ 
oder  PlStzentuch,  auch  Pletzenzug,  das 
Fischertuch  und  das  Daumentuch.  Die 
Metritze  hat  die  Maschen  weite  des 
Daumentuches  von  2,5  cm  bis  auf  das 
letzte  Dritteil  derselben,  die  Häckdmj 
oder  den  Häckel^  Häkel^  dessen  Maschen 
2  cm  im  Quadrat  grofz  sind.  Beschrei- 
bung in  Benecke,  342 ff.  Fisch.-Ord. 
f.  d.  fr.  Haff  §  20.    Hennig,  80.  302. 

Winde-,  Windgamfischerei,  /.,  Fischerei 
mit  dem  Windgam.  Es  dürfen  bei 
derselben  weder  Ruder  noch  Segel  ge- 
braucht werden,  um  das  ausgebreitete 
Garn  in  der  Liuige  vorwärts  zu  ziehen. 
Auch  darf  dieselbe  nur  in  der  Tiefe 
des  Haffs  stattfinden  und  weder  die 
Scharen  und  flachen  Strecken  dessd- 
ben,  noch  die  Laichstellen  berühren, 
auch  nicht  in  den  Bezirk  der  Sack- 
fischerei  eindringen,  f  isch.-Ord.  t  d- 
fr.  Haff  §  20.  Die  Windgamfischerei 
heifzt  auch  Grobland-  und  Herbstgvn- 
fischerei. 

Windel(ii8,Windilcil8,9n.,  windiger,  leicbt- 


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Windeltreppe  —  winken. 


471 


fertiger  Mensch,  Windbeutel.  Im  Ober- 
lande windekuschy  adj,^  flüchtig,  unzu- 
verlässig.    Saalfeld. 

WindeKreppe,  /.,  Wendeltreppe.  Da- 
von das  Adj.  windeltreppig.  Ei  sey  die 
Bewegung  spiralis  (dafz  ist  einfältig  zu 
sagen  ^  Windeltreppig  wmb  eine  Kugel). 
Linem.,  Pp3b. 

Windenkrauty  n.,  s.  Wedewing. 

Windfang,  m..  Holzverschlag  in  Haus- 
fluren und  an  Stubenthüren  zum  Ab- 
halten des  Windes  und  der  Zugluft. 
Hennig,  302. 

Windfisch,  m.,  s.  Hornfisch  2. 

Windgarn,  n.,  Windgamfischerei,  s.  Win- 
degarn etc. 

Windhauer,  m.,  eifernder  Redner,  leb- 
haft gestikulierenderSchwätzer.Schimpf- 
wort.  Stein,  Peregrinus XII,  82.  W. 
Mtsbl  V,  191. 

Windilois,  m,,  s.  Windekus. 

Windkarteligam,  -netz,  n.,  s.  Winde^ 
garn. 

Windkeitel,  m.,  gröfzeres  Eeitelnetz, 
das  vom  Winde  getrieben  wird.  Hen- 
nig, 302. 

Windkopf,  m.^  Gebilde  von  Wolken, 
woraus  die  Windrichtung  des  nächsten 
Tages  zu  ersehen  sein  soll.  Trei- 
chel. 

Windlage,  /.,  überdeckter  Vorbau  im 
Untergeschofz  eines  Kaufhauses,  worin 
die  Waren  2um  Verkaufe  ausgestellt 
wurden.  Kein  Kaufmann  durfte  mehr 
als  eine  Windlage  haben.  Dzg.  Ordens- 
zeit.    Hirsch,  232. 

Windlasche,  -latsche,  /.,  s.  Lasche. 

Windmamsellen,  plw.^  Medik.,  Morsuli 
contra  flattdentiam, 

windrig,  od;.,  was  sich  windet.  Win- 
drig  Holz^  Holz,  dessen  Fasern  nicht 
gerade,  sondern  in  Windungen  gewachsen 
sind;  es  spaltet  daher  schwer.  Hen- 
nig, 302. 


Windsack,  m.,  leichtfertiger,  leicht- 
sinniger Mensch,  Verstärkung  von  Wind^ 
beutel.  Ich  weifz,  da/z  sie  den  Schulz^ 
den  Windsacky  Hafzt.  Soph.  R.  V,  602. 
Vgl.  Windekus. 

Windschwark,  /.,  s.  Schwark. 

Windsutter,  m.,  s.  Hornfisch. 

Windwftke,  /.,  s.  Wftke. 

WTne,2>ittr.,  Weihnachten.  GreneWine 
—  witte  Ostre.  Lichte  Wine  —  düstre 
Schüne.  Helle  Nächte  in  der  Weih- 
nachtszeit verkünden  eine  reiche  Ernte. 
Rauschen.  Samland.  Sprw.  H,  2917f. 
Vgl.  ZwSlften. 

Wingille,/.,  Querder,  Neunaugenlarve. 
Litauen.  Bujack,  391:  Vtngüle.  Nach 
Nsslm.  Wb.,  81  a,  wingüMs  Peizker, 
besonders  eine  kleinere  Gattung. 

Winkel,  m.  1.  Platz,  Raum,  Abteilung 
in  den  Junkerhöfen.  Ihre  Zusammen- 
kunft  halten  sie  (die  Fischer)  auf  dem 
altstadtischen  Junkerhofe^  an  welchem, 
nicht  nur  Kaufleute  und  Mälzenbräuer^ 
sondern  auch  die  Fischer  einen  Aniheil 
oder^  nach  der  alten  Sprache  j  ihren 
eigenen  Winkel  haben.  Bock,  Nat.  V, 
554.  Vgl.  Hölkentüinkelj  unter  Holke^ 
und  Rosemoinkel.  2.  eckiges  Stück 
Land,  Landstück  überhaupt.  Nach 
Mühling  hat  das  grofze  Werder  fünf 
Winkel:  den  Montaner,  Schönauer^ 
Lichtenauer^  Neuteicher  und  Lesewitzer 
Winkel. 

Winkelkrug,  m.,  Wirtshaus,  Gasthof 
niederen  Ranges,  der  gewöhnlich  in 
einem  Winkel  liegt.     Kgsbg. 

winken,  sw.^  doch  fehlerhaft  auch  st 
1.  ein  Zeichen  geben  mit  Hand  oder 
Auge  (vgl.  plinken).  2.  Einem  eins 
winken^  ihm  eine  Ohrfeige,  einen  Hieb 
an  den  Kopf  geben.  Scherzweise  auch: 
Er  hat  ihm  eins  gewunken.  3.  beim 
Versteckspiel  (s.  Spinkehmnkel)  sich  die 
Augen  zuhalten.   Vgl.  lugen  u.  plinzen. 


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472 


Winnlatsche  —  Winterfiecherei. 


Winnlaische,  /.,  s.  Latsche. 

winsch,  adj,^  windig,  ränkevoU.  Wohl 
ZasammenziehuDg  aus  windüch.  En 
Idoker  Kopp^  en  mnscher  Brägen.  Brie- 
sen. 

Wintereiche,  /.,  s.  Steineiche. 

Winterfischerei,  /.  Zur  Betreibung  der 
Winterfischerei  mit  grofzem  Gezeuge 
oder  mit  dem  grofzen  Wintergam  ge- 
hört zunächst  ein  mit  Pferden  bespann- 
ter Schlittten  zur  Beförderung  der  Ge- 
räte und  Personen  (15  bis  20).  A.  D  as 
Gerät  1.  Das  Garn  (s.  Wintergam), 
2.  Eisäxte  und  Eisstemmen  zum  Durch- 
hauen und  Durchstofzen  des  Eises.  3 
Ruten,  mindestens  zwei,  oder  Vorschiebe- 
stangen, lit  parta^  lange  Stangen  zur 
Weiterbeforderung  der  Leinen  des  Gar- 
nes unter  dem  Eise.  4.  Zofzgabeln, 
lit.  szahk^  eben&lls  wenigstens  zwei, 
Holzstangen  mit  stumpfer  Eisengabel 
von  zwei  auswärts  gebogenen  Zinken 
zum  Wenden  und  Weiterschieben  der 
Ruten  unter  dem  Eise.  5.  Zofzhaicen, 
lit.  kabü^  zwei,  Holzbügel  mit  eisernen 
Endhaken.  Sie  werden  gebraucht,  um 
die  unter  dem  Eise  in  Verwirrung  ge- 
ratenen Gamflugel  wieder  in  Ordnung 
zu  bringen  und  die  Ruten  und  Leinen 
aus  dem  Wasser  zu  holen.  6.  Die 
Tanicgabel,  lit  mina^  mineUa.  Sie  ist 
von  Holz  und  hat  zwei  nach  auswärts 
gehende  in  Eugelform  endigende  Zin- 
ken. Beim  Aufziehen  des  Garnes  wird 
mit  ihr  die  untere  Simme  zusammen- 
gehalten, damit  die  gefangenen  Fische 
nicht  wieder  entweichen.  —  B.  Die 
Ausführung  der  Fischerei.  Das 
erste  Geschäft  der  Fischer  ist,  eine 
groize  Wune  in  das  Eis  zu  hauen,  den 
sog.  Einlafz  oder  das  Einlafzioch,  durch 
welches  später  das  Garn  ins  Wasser 
gesenkt,  eingelassen  wird,  lit.  illata. 
Rechts  und  links  vom  Einlafzloche  wer- 


den hierauf  in  der  Entfernung  je  einer 
Flügellänge  des  Games  zwei  kleinere 
Wunen  in  das  Eis  geschlagen,  die  Orb- 
Wftl(en.  Zwischen  den  Ortswäken  and 
dem  Einlafzloche  werden  sodann  in 
entsprechenden  Entfernungen  kleinere 
Eislöcher  aufgehauen,  die  man  Zolz- 
iScher  nennt,  lit.  wakai.  Diese  Reihe 
von  Zoizlöchem  nennt  man  dieStredoffi], 
lit.  strdhote^  die  abschliefzenden  Orts- 
wäken  auch  Streclojngswftlcen,  lit  iOoi« 
kampa».  Ihnen  gegenüber  werden  eben- 
falls Wäken  ins*  Eis  gehauen,  die  un- 
gefähr rechtwinkelig  den  Streckungs- 
wäken  gegenüber  liegen  und  Zukebmngs- 
wftl(en,  lit.  üzfwdüeos  kampas^  heifzen, 
weil  die  arbeitenden  Parteien  sich  von 
hier  ab  einander  zukehren.  Die  Strek- 
kungs-  und  Zukehrungswäken  werden 
ebenfalls  durch  ausgehauene  Zofzlöcher 
mit  einander  verbunden,  welche  die 
Wände  heifzen^  und  ist  durch  diese 
Löcher  die  Regierung  des  Gamzoges 
unter  dem  Eise  ermöglicht.  Am  Ende 
des  Zuges,  dem  Einlafzloche  gegenüber, 
wird  eine  zweite  grofze  Wune  in  das 
Eis  geschlagen,  die  Holung,  so  genannt, 
weil  durch  sie  das  Netz  aus  dem  Was- 
ser herausgeholt  wird;  im  kurischen 
Haffe  der  Auszug,  lit  iszwcUka.  Die 
Eisstrecke  zwischen  der  Holung  nnd 
den  letzten  Ortswdken  ist  ebenfalls  dordi 
Zofzlöcher  unterbrochen,  welche  die  Zo* 
kehrung  heil'zen.  Während  dieser  Vor- 
bereitungen ist  das  Garn  in  das  E^ 
lafzloch  gelassen,  und  jeder  Flügel  des- 
selben wird  unter  dem  Eise  in  ent- 
gegengesetzter Richtung  durch  je  eine 
Rute^  an  der  eine  lange  mit  dem  RÜ; 
dem  Ende  des  Garnflügels,  verbundene 
dünne  Leine  befestigt  ist,  vermitteb 
der  Zofzgabel^  von  einem  Zo/zloch  zum 
andern  bis  zu  den  ersten  Ortswdkeng^ 
zo/ztj  d.  i.  gezaust,  gezogen.    HiOTQ^ 


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WintergarD  —  Wippelstange. 


473 


wird  auf  jedem  Flügel  die  Rute  ver- 
mittels der  Zojzgabel  Dach  dem  der 
zweiten  Oriswdke  zulaufenden  Zo/zloche 
gewendet,  und  während  in  dieser  Rich- 
tung die  Ruten  von  Zo/zloch  zu  Zo/z- 
loch  nach  den  zweiten  Ortswdken  ge- 
zoi'zt  werden,  wird  zugleich  auch  die 
dOnne  Leine  erfiaTzt  und  so  lange  ans 
I  den  ersten  Ortswdken  herausgezogen, 
bis  das  Rif  folgt  Durch  Menschen- 
oder Pferdekraft  wird  sodann  das  Garn 
gestreckt,  so  d^fz  dessen  Flügel  in  die 
ersten  Ortswdken  treten.  Bei  den  zwei- 
ten Ortswdken  wird  ebenso  verfahren 
wie  bei  den  ersten,  und  werden  dem- 
nächst die  beiden  Ruten^  die  Leine^ 
die  Refs  und  die  hieran  befestigten 
Gamfiügel  nach  der  Holung  gebracht, 
wo  dieselben  alsdann  mittels  einer  an 
einem  Schlitten  befindlichen  Winde 
herausgezogen  werden,  wobei  mit  der 
Tankgabel^  lit.  mina^  mineUa^  die  un- 
tere Simme  des  Games  zusammen- 
gehalten wird.  Eurisches  und  frisches 
Haff.  YgL  Beschreibung  und^ild  in 
Benecke,  357  ff. 

Wintergarn,  n.,  Zuggam  zur  Fischerei 
während  des  Winters,  unter  dem  Eise; 
es  besteht  aus  zwei  Flügeln  und  einer 
Metritze.  Fisch. -Ord.  f.  d.  kur.  Haff 
§  40;  f.  d.  fr.  Haff  §  20.  Es  heifzt 
nach  Hennig,  80  u.  302,  auch  Stint- 
garn, weil  damit  im  Winter  Stinte  ge- 
fangen werden.  Das  Wintergarn  des 
Putziger  Wieks  heifzt  kass.  jadro. 

Wintergerste,  /.,  s.  Stocicgerste. 

Winterlcraut,  Pflzn.,  Preilzelbeere,  Vac- 
cinium  Vitis  idaea  L.,  wohl  weil  es 
beim  Volke  dem  Sinngrün,  Vinca  minor 
L.y  gleich  erachtet  wird.  Paleschken. 
Treichel,  Volksth.     Vgl.  Borowslci. 

Winterlager,  n.,  -teicti,  m.^  s.  Kammer- 

tÜÜL 

WintimiOliat,  m.^  nicht  einer  der  drei 


Wintermonate,  sondern  der  Dezem- 
ber. 

winterriesein,  sw.y  s.  giftdeisen. 

Winterung,  /.  1.  Wintersaat,  das  im 
Herbst  gesäete  Getreide.  Winterung 
einstehe  (einsteibe\  Sommerung  einklebe 
(einkleibe\  die  Winterung  gedeiht  ein- 
gestäubt, d.  h.  trocken  eingesäet;  der 
Sommerung  schadet  es  nichts,  wenn 
sie  naiz  eingesäet  =  eingeklebt,  einge- 
kleibt   wird.     2.  s.  v.  a.    Kammerteich 

(8.  d.). 

WTpe,  /.  1.  Strohbündel  als  Sitz  im 
Wagen.  Ich  war  auf  meinem  Korb- 
wagen und  Strohwikpen  sitzend^  ganz 
stillschweigend  dahin  gefahren.  Soph. 
R.  IV,  244.  Hier  ausdrücklich  noch 
als  „Wagensitz  von  Stroh*'  bezeichnet; 
in  Pommern  nennt  man  auch  die  Fu- 
sen  XL  Fauden  Wipen.  S.  LBper.  Vgl. 
Dähn.,  549b.  2.  Hagebutte,  Frucht 
der  weichhaarigen  Rose,  Rosa  viUosa, 
Hagen,  521. 

Wippauf,  pltd.  Wippup,  WVppup,  m.,  im 
Volksrätsel  der  Frosch,  der  Hüpfauf, 
Hüpfer.    Tierräts.  30. 

Wippclien,  pltd.  WVppIce,  n.,  Dem.  von 
Wippe  ^  von  wippen  auf-  und  nieder- 
schweben machen,  Ausflucht,  Zote, 
dummes  Zeug.  Mach  mir  keine  Wipp- 
chen vory  denn  ich  bin  vom  Schneider- 
chor.    Vgl.  WeigandU,  1123. 

Wippe,  /.,  das  wippende  Ende  (z.  B. 
eines  Baumstammes);  das  Auf-  und 
Abschwebende,  die  horizontale  Schau- 
kel; diese  auch  Wippwapp.  Auf  der 
Wippe  stehen^  unsicher  stehen,  dem  Falle 
(Bankerott)  nahe  sein. 

Wippelstange,  /.,  Stange,  die  wippt 
Öck  set  op  ena  Wappelstang^  Woppel- 
stang  wuU  breke.  Volksr.,  120,  507.  In 
Danzig:  Wippenstang  \  inPommerellen: 
Wipfelstang  woü€  brechen.  Volksr.,  158, 
669. 


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474 


WippeDzagel  —  Wirt. 


C  Wippenzagel,  m.,  s.  QufiksterL 

wipperig,  pltd.  wSpperig,  adj.  von  wvp- 
peTL,  wippen  mit  Zittern.  Wdpperig  9in~ 
gm.     VgL.Sprw.  I,  1170. 

wippqufiksterten^  9w.,  s.  wippsterten. 

wippsen,  «t^.,  von  der  gröi'zte  Schnellig- 
keit ausdruckenden  Interj.  wipps,  1.  ent- 
wischen. Schemiönek,  45.  2.  be- 
trügen, im  Handel  wie  beim  Karten- 
spiel.   Bock,  77.    Hennig,  302. 

Wippstange, /.,  s.  Wippstock. 

Wippstert,  -sterz,  m.,  Bachstelze.  In 
Hessen  Wipstert    Yilmar,  455.    Da- 


von: 


wippsterten,  wippqufiksterten,  bk;.,  ruhe- 
los sein,  nach  Art  der  Bachstelzen. 
Müh;iing. 

Wippstock,  m.,  auch  Wippstange,  /., 
der  senkrechte  wippende  Stock  am 
Wocken,  der  mit  dem  Fufztritt  und 
dem  Rad  in  Verbindung  steht  und  letz- 
teres in  Bewegung  setzt.  Ich  werde 
dir  für  den  Wocken^  auch  für  den  Wipp- 
stock  geben^  dir,  was  du  verdient,  mit 
einemmale  auszahlen  (Schelte,  Prügel). 
Dönh.    S.  Wippelstange. 

Wippwapp,  /.,  horizontale  Schaukel 
primitivster  Art,  aus  einem  Brett  be- 
stehend, das  über  einen  querliegenden 
Gegenstand  gelegt  wird.     Treichel. 

Wipp-,  Wippenzagel,  m.,  s.  Qufikstert 

wirbelsUchtig,  od/.,  verrückt  Pi- 
sanski,  Nachtr.  Nach  Adelung  IV, 
1573,  schwindelig. 

wirgeln,  wurgeln,  m,  1.  hin-  und  her- 
drehend einen  GegenstiOid  losmachen, 
herausziehen.  Den  Zahn  —  einen  Stein 
loswirgeln  —  auswirgeln.  Nach  Sper- 
ber, 45,  auswurgeln,  einen  Sto£^  z.  B. 
Butter,  ausarbeiten.  2.  wirgeln  beim 
Gange,  den  Hinterteil  des  Körpers  auf- 
fallig hin-  und  herbewegen. 

wirken,  pltd.  warke(n),  aw,  u. ««.,  we- 
ben.   Wenn  du  den  Faden  knüptest,  als 


sie  Leinwand  wirkte.  Soph.  R.  Y,  391. 
Der  Unterleib  wird  bedeckt  mit  zwei 
roth  und  wei/z  strichweise  geworkenen 
Decken.  Pierson,  Matth.  Prätor.,  112. 
Du  motst  spönne  on  warke,  On  wastiu^ 
on  brav  starke.  Volks!.,  3,  3,  4.  Im 
Oberlande  au£h  wifrken. 

Wirkgestell,  Wirkstell,  Warkgestell,  Wark- 
stell,  Werkgestell,  Werkstell,  Stellwark, 
Stell,  n.,  Gestell  zum  Wirken,  Web- 
stuhl; er  fehlt  keiner  landlichen  Haas- 
haltung. Die  genaue  Beschreibung  des 
Wirkgestells  s.  W.  Mtsbl.  VII,  124  bis 
128:  Das  Wirkgestell  und  das  Wirken 
(vgl.  Abkürzungen). 

Wirrwarr,  t».,  unruhiger  Kopf,  koa- 
fiiser  Mensch,  „einer,  der  im  Reden 
alles  durch  einander  mengt^.  Bock, 
77. 

Wirrwasch,  w.,  wirres  Gewäsche, 
Klatscherei.  S.  Beleg  unter  Hüz^ 
patsch. 

Wirt,  pltd.  Wfirt,  m.  1.  Vorstand  einer 
Gastwirtschaft  2.  Vorstand  einer  länd- 
lichen Besitzung,  Bauer.  In  alten  Za- 
ten  hießen  die  kleinen  Landbesitze 
Bauern^  dann  kam  die  Bezeichnung 
yfWirth^  auf;  aber  auch  diese  genOfl 
heute  nicht  mehr  und  sie  nennen  siA 
Gutsbesitzer^  oder  doch  etwas  ver9chdmt 
€hitseigenthüme7\  . . .  Wirth  ist  nur  der 
Ewi'^  Zwei-  und  Mehrhüfene9\  Pas- 
sarge, Balt.,  39  f.  Die  Wirtin,  nennt 
man  Wirtsche,  pltd.  Wfirtsche.  Vgl.  -«dk 
3.  Zeche,  Bewirtungsbetrag.  In  diesff 
Bey  Morgensprache  (8.  Januar  1597) 
hat  sich  erklaget  Steffen  HUdebrandt^ 
dohmab  Gerthman^  wie  er  in  den  Rosei^ 
winckell  mit  dem  Beuttel  vmbgangen, 
die  Wirthe  abzufordern^  habe  Friedrich 
von  Ellen  nebenst  dem  Wolf  fruben  vtä 
ihme  hader  angefangen.  In  der  Afor- 
gen^ache  am  18,  Februar  1604  ist  „«»- 
heUiglich  geschlossen  j   da/z  ein  IgUcker 


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Wirtschaft  —  Wischwasch. 


475 


fwt  seinen  Wirih  iczigei"  teurer  Z,eit  vnd 
gelegenheit  nach  drey  groschen  geben  soll, 
S.  Die  Zünfte,  30. 

Wirtschaft,  /.,  Hochzeit.  Es  soll  auch 
ein  yedeTy  der  nicht  zur  wirtschafft  ge- 
laden . . .,  sich  derselbigen  gentzlichen  ent- 
halten. Wirtschaft  thun^  Hochzeit  ge- 
ben.    Kleid.-Ordg.,  376. 

WTsbaum,  WSsbaum,  pltd.  WTsbÖm,  Wfis- 
böm,  m^  Baum,  durch  welchen  das 
aufgeladene  Heu  und  Getreide  in  gera- 
der EUchtung  und  Ordnung  festgehalten 
wird.  Von  wtsen  weisen,  in  der  Be- 
deutung von  dirigere^  conducere.  Das 
hchd.  Wiesbaum  erinnert  an  Wiese,  und 
erklärt  daher  Weigand  H,  1115:  Baum 
für  das  Heimbringen  des  Ertrages  der 
Wiesen.  Es  wird  aber  auch  Getreide 
und  Stroh  durch  den  Wtsbaum  zusam- 
mengehalten. In  Bayern  heifzt  das 
Gängelband  Weisband.  SchmellerlV, 
178. 

Wisch,  pltd.  Wusch,  m.  u.  n.y  Dem. 
Wischchen.  1.  eine  Handvoll,  soviel, 
als  man  mit  einem  Griff  erwischen  kann. 
Ein  Wisch  Heu^  Stroh.  Den  Pferden 
ein  Wischchen  Heu  geben.  Masurisches 
Sprw.:  Von  den  Erbsen  ein  Wisch  (in 
der  Scheune),  so  sitze  des  Abends^  nach 
der  Erbsenernte  beginnt  die  Abend- 
arbeit. Sprw.  n,  3055.  Er  hat  ihm 
ein  Wisch  Haare  ausgerissen.  2.  eine 
gröfzere  Menge,  ohne  dafz  diese  sich 
gerade  durch  einen  einfachen  Griff  er- 
reichen läl'zt,  doch  ebenfalls  von  er- 
wischen. Er  hat  mit  seiner  Frau  einen 
ganzen  Wisch  Geld  milbekommen.  — 
Allgemein:  Werkzeug  zum  Wischen, 
Abwischen:  Federwisch^  Wischtuch^ 
Wischkodder.  Ebenso  bekannt:  Wisch 
als  Bezeichnung  einer  schlechten^  un- 
bedeutenden Schrift.  Bock,  78.  Hen- 
nig, 302. 

Wttche,/.,  Wiege.  Yonmichen.  Nach 


Bpck,  78,  auch  Wischice.  Hennig, 
303.    Vgl.  ^chuichO,  Hahä. 

wiichen,  sw.^  einwiichen,  einschläfern. 
Schwed.  vyssja.  Aus  dem  einlullenden 
wisch  wüch  der  Mütter  und  Kinder- 
wärterinnen entstanden.  Mit  dem  Kinde 
herumwiichen.     Vgl.  ichuichen. 

wischen,  pltd.  wifsche(n),  sw.  1.  ohr- 
feigen, prügeln.  Einem  eins  wischen^ 
ihm  kurzweg  eine  Ohrfeige  geben.  An 
ihm  wischt  sich  jeder  die  Hänä^  eine 
verlassene  Waise  wird  von  jedem  ge- 
mifzhandelt.  2.  schnell  laufen;  unbe- 
urlaubt  einen  kurzen  Besuch  machen, 
entwischen.  Wenn  de  Deppke  e  Wielke 
Tied  haddy  wöscht  he  bi  sien  Mutschke. 
Boldt,  19.  Renny  Keerly  w^ch^  bölk 
on  lärm.    Dorr,  1.  Wiew.,  111. 

wiichig,  od;.,  kopflos,  verwirrt,  kon- 
fus, vergefzlich,  zerstreut.  Er  ist  ein 
recht  wUchiger  Mensch.  Klein  II,  234, 
hat  für  Danzig  noch  herumwiichen,  zer- 
streut leben.  Sperber,  43:  loizig. 
Auch  Substantiv.:  Wiichiicus. 

Wischicewaschice,  n.,  allgemein  üblicher 
Wischiwaschi^  leeres  Geschwätz,  Ge- 
wäsche. Fhcgsdrink^öckmianSchnapske 
satt,  Stracks  geit  et  wischke  waschke. 
VolksL,  57,  38,  7.  Vgl.  Kikellcfticel. 
Bock,  78.    Hennig,  303. 

Wischlcodder,  n.,  Wischlappen,  s.  Wisch. 

Wischlcoff,  m.,  Kragen,  loses  Kleidungs- 
stück, Jacke.  Einen  beim  WischkoU 
kriegen,  ihn  beim  Koller  (Kragen)  er- 
wischen, überhaupt:  ergreifen.  Marold 
erklärt:  dichter  Lockenkopf.  Einen  beim 
WischkoU  kriegen,  ihm  in  die  Haare 
fahren.  Vgl.  Krafzfil,  Krepscholi,  Schla- 
fittchen« 

Wischleine,  /.,  Leine  an  der  Zeise 
(s.  d.)  mit  Strohwischen  besetzt,  durch 
welche  die  Fische  vom  Meeresgrunde 
au%escheucht  werden.    Ygl.  Ufper. 

Wischwasch,  m.^  Gewäsche,  Geschwätz. 


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476 


Wisnack  —  WitiDg. 


Dies  aües^  dünkt  mich^  ist  Wischwaseh. 
Soph.  R  VI,  229.   Vgl.  Wischkewaschke. 

Wisnacky  m,^  Eirschmet,  Eirschwein, 
poln.  vn^niaky  von  toiSn^  vnsnia  die 
Eirsche.  Der  polnische  Kirschmeih,  oder 
Wisnack^  übertrifft  alle  fremde  Getränke 
an  lieblichem  Geschmack,  Bock,  Nat. 
I,  677.    Vgl.  KirschmeL 

wfsnäsig,  adj,,  s.  weifznasig. 

Wispe,  Pflzn.,  Mistel,  Viscum  aUmm 
L,  Samland.  Gewi/z  ist  da  ein  Schatz 
verborgen^  wo  ein  Haselbusch  Wispen 
trägt.  Keusch,  Sagen,  S.  66,  Nr.  56. 
Treichel,  Volksth.     Vgl.  Mestel. 

Wispel,  m.,  Getreideeinheit  von  24 
Scheffeln;  12  Scheffel  machen  1  Malter, 
Vgl.  Last 

wissen,  pltd.  wfite(n).  Wat  rner  nich 
wet^  dat  wet  en  andrer.  Wat  twee  we- 
ten,  wet  de  Welt.  Elbinger  Ndrg.  Wer 
kann  alles  weifzen^  sagt  der  Maurer 
und  streicht  mit  Wasser.  Eönigsberg^ 
Nicht  aus  (hinaus),  nicht  ein  (hinein) 
wissen.  So  richtiger  als  einvnssen  (s.  d.). 
Sich  vnssen.  Mag  er  sich  wissen^  sich 
selbst  raten  und  helfen.  Sich  mit  je- 
Tnand  wissen^  in  vertraulichem,  nament- 
lich geschlechtlichem   Verkehr  stehen. 

Wissowatten,  Ortsu.,  Dorf  im  Ereise 
Lotzen.  Die  ßewohuer  werden  zum 
Spott  mit  dem  Rufe:  Httsch!  begruJzt 
Über  die  Entstehung  des  Spottnamens 
s.  Sprw.  I,  1611. 

Wist,  Wiste,  pltd.  WSst,  f.,  Schnur- 
leib, Eorsett,  lit.  wyste.  Bock,  80,  u. 
Hennig,  306:  Wüste.  Nsslm.  Forsch. 
2;  Th.,  222.     Sperber,  33. 

Wtfzely  /.,  poln.  Wisla^  lat.  Vistula^ 
Weichsel;  bedeutet  poln.  hängendes 
Wasser,  von  dem  starken  Gefälle  in 
ihrem  obersten  Laufe.  Bei  Jeroschin 
Wizel.  Vgl.  Pfeiffer,  284.  Titel  einer 
Sammlung  plattdeutscher  Gedichte  von 
Robert  Dorr:  „Twöschen  Wiessei  on 


Noacht*'  (S.  Anmerkungen).  Anno  Eni, 
as  de  Wtssel  brennd!  wenn  jemand  alte 
Geschichten  erzählt.  Westpr. 
Witfrau,  pltd.  WrtfrO,  WfidfrO,/.,  Witwe 
Witing,  Weiting,  Waiting,  m.^  in  älterer 
Zeit  im  Lande,  besonders  in  Samland, 
ansässiger  Stammpreufze,  der  wegen 
seiner  Treue  gegen  den  Orden  gewi^e 
Vorrechte  genofz;  seit  dem  14.  Jahr^ 
hundert  Ordensdiener  oder  Ordens- 
beamter  preufzischer  Nationalitat.  Die 
Wttinge  erscheinen  als  Wirtschafter, 
Fuhrleute,  Vorreiter,  Boten^  Handwe^ 
ker  (besonders  Schneider),  nehmen  an 
Eönigszügen,  Verteidigung  der  Greni- 
burgen  etc.  hervorragenden  Anteil  und 
bilden  im  Felde  abgesonderte  Heeres- 
teile mit  eigener  Fahne.  In  Ragnit  er 
scheint  sogar  ein  Witingsherr^  der  im 
dortigen  Ordenshause  sein  eigenes  Ge- 
mach hatte:  „der  Wittingsherm  Ge- 
mach". Vgl.  Ausführlicheres  bei  Top- 
pen, Altpr.  Mtsschr.  IV,  141ff.  Neu- 
mann in  den  Script,  rer.  Pruss.  II, 
p.  455,  deutet  witingy  indem  er  auf  Ut 
uMti  einem  Gaste  zutrinken,  ihn  will- 
kommen heifzen,  hinweist,  als  „will- 
kommener Gastfreund";  Nsslm.  Forsch. 
2;  Th.,  197,  verwirft  diese  Etymologie 
und  weist  hin  auf  das  poln.  too^  (li- 
tuanisiert  waitas)  Vogt,  Schulze,  Dorf- 
richter, und  auf  das  preulz.  wcatidt  re- 
den, waite  (vgl.  wayde)  Ansprache, 
russ.  vyetijä,  witn  Redner,  so  daCz  irri- 
ting  (etwa  in  preufz.  Form  wcMnih) 
derjenige  wäre,  der  für  die  Gemeinde 
oder  in  derselben  das  Wort  fuhrt,  der 
Sprecher  des  Volkes.  Über  die  WUinge 
in  ältester  Zeit,  in  der  sie  als  beTor- 
zugte  eingeborene  Edle  und  Gutsherren 
erscheinen,  vgl.  u.  a.  Voigt,  Gesch. 
Pr.  III,  420ff.  Gottschalk,  Preui 
Geschichte  I,  82.  Weitere  Quellen  fuhrt 
Toppen,  a.  a.  O.  an.    Bei  Jeroschin: 


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Witing  —  Wixe. 


477 


von  der  vestin  sich  her  ab  machte  bru- 
dir  Conrdt  Swdb^  genant  von  den  El- 
hinge  ^  und  mit  im  vü  wiiinge  69  d. 
Pfeiffer,  283. 

Witing,  m,y  Fischn.,  s.  Wittling. 

Wifa'nne,  WitUnne,  /.,  flaches  rohgeban- 
tes  FluCzfahrzeug  bis  170  Fufz  lang, 
5—  6  Fufz  hoch  und  von  einer  Ober- 
breite  von  25  Fufz.  Memelflufz.  Wilia. 
Pregel.  Weichsel,  wo  jedoch  über- 
wiegend die  unter  Gefä/z  aufgeführten 
Namen  für  derartige  Kähne  im  Schwange 
sind.  Witinnen  werden  nicht  zur  Hei- 
mat zurückgeführt,  sondern  vom  Be- 
sitzer als  altes  Holz  verkauft,  während 
die  Witinniker  die  Heimreise  (früher 
vollständig  zu  Fufz)  antreten.  Lit.  un- 
üne\  poln.  wicina.  In  den  Flüssen 
aufzerhaJb  des  Landes  haben  sie  die 
Wittinnen,  eine  uralte  Art  von  preu/zi- 
schenSchiffen.  Pierson,  Matth. Prätor., 
118.  Vgl.  Nsslm.  Forsch.  2;  Th.,  209. 
Altpr.M.IV,324.  Hirsch,  163.  Bock, 
Nat.  I,  585  f.  Bock,  78.  Hennig, 
303. 

Witinnilcer,  tw.,  Schiffer,  Knecht,  Füh- 
rer einer  Witinne.  Vgl.  Schimke  und 
FItS.  Lit  wiünininkas,  abgek.  tciänin- 
kas.  Vgl.  Nsslm.  TL,  209.  Hennig, 
304. 

^^0\j  (?)y  Milchsuppe.  Natangen. 
Hennig,  304,  hält  das  Wort  für  eine 
Zusammensetzung  aus  witt  weifz  und 
Jdl  Suppe. 

WHmann,  m.,  Witwer.    S.  Witfrau. 

witschein,  sw,  1.  wedeln.  Der  Hund 
witscheU  mit  dem  Zagel,  2.  vor  einem 
andern  hergehen,  herzageln.  Kinder^ 
witschelt  mir  nicht  immer  vor  den  Füfzen, 
Saalfeld.  In  dieser  Bedeutung  gern  in 
Verbindung  mit  watscheln.  Das  Volks- 
rätsel nennt  die  Gans  Witschelwatschel. 
S.  Tierräts.  79. 

Witscheriing,  9n.,  Pflzn.,  s.  Wedendunlc 


Witt,  Witte,  /,  s.  VitL 

Witte,  Voc.  305,  hchd.  Ausdruck  für 
das  altpr.  greanste  (greauste)  Strick  von 
zusammengedrehten  Reisern.  Nsslm. 
Thes ,  52. 

Witteitag,  m,,  die  kleine  Ealende, 
welche  im  Werder  Geistliche  und  Schul- 
lehrer erhalten.  „Sie  (die  kathol.  Kir- 
chen) bekommen  auch  bis  dato  noch  von 
den  Einwohnern  (der  Werder)  ihren 
gewissen  Decem,  Calend,  und  Witteitag, 
wie  auch  alle  Accidentien  gleich  den 
Lutherischen  Predigern  etc.  Hartwich, 
59.  J0if  Ostern  zum  Witteitag  dem 
Pfarr-Rerm  15  Eyer  und  ein  Haufz- 
backen  Brodt,  dem  SchuIrMeister  8  Eyer 
und  ein  Brodt.  Aus  einem  Instrument 
V.  J.  1677.  Ibid.,  93.  Das  Wort  ist 
wohl  aus  FJtoZis-Tag,  Tag  des  heil.  Vi- 
talis  (28.  April)  entstanden,  an  welchem 
Tage  ursprünglich  die  Osterkalende  ab- 
geliefert sein  wird.  Ebenso  in  Pom- 
mern. Nach  Dähn.,  554  b,  soll  der 
Tag  von  dem  Dominica  in  aUns  so  ge- 
nannt werden. 

Wittewald,  97».,  Pirol,  s.  Bierhoi. 

Witb'nne,  /.,  s.  Witinne. 

Wittice,  9n.,  Fisdin.,  s.  Wittling. 

Wittling,  Weifzling,  m.,  der  Merlan, 
Gadus  Merlangus ;  auf  Heia  Witing.  B  e  - 
necke,  88,  schreibt  Withing.  Bock, 
Nat.  IV,  550.  Ebd.  S.  687:  WitUing  u. 
Wittke  Nunc  für  ein  kleines  Fischchen, 
„das  sich  in  den  Earpenteichen  von 
selbst  finden  soll^.  Mühling,  Tiem., 
179:   Weifzling,  Witting. 

Witz,  m.  Es  ist  heute  gro/zer  Witz^ 
grofze  Gesellschaft,  Versammlung. 
Schmitt,  Westpr.,  168,  leitet  dies 
Witz  von  dem  poln.  wiec  Gerichtsver- 
sammlung her;  nach  Mrongo v.  I,  571, 
ist  wiecy  Adelsgericht,  jedoch  eine  Anti- 
quität und  jetzt  unbekannt. 

Wixe,  /.,  wixen,  sw.^  s.  Wichse  etc. 


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478 


wo  —  wohnen. 


WO.  1.  relatives  Pronomen.  DieFrau^ 
wo  da  geht.  Das  Geld^  wo  sie  heute 
eingenommen  haty  verjvhelt  sie  auch, 
Schwdgersch  Jülke  er  Mann^  wo  op  de 
Sptkersch  to  done  heft,  Kgsbg.  Fir- 
menich I^  101b.  Eigentümlich  ist  das 
Aufbeten  der  Genitiv-,  Dativ-  »nd 
Akkusativform:  w6s^  w6m  (der  Dativ 
wird  oft,  wie  auch  in  dem  folgenden 
zweiten  Beispiel,  mit  dem  Akkus,  ver- 
wechselt), was  der  Deklination  des  engl. 
Pron.  relat.:  who^  whose^  whom  ent- 
spricht. Se  seggt,  dat  wer  de  Böhmsche 
fdie  Frau  Böhm),  w6s  jEJwwr^  (deren 
Eimer)  ick  stiü  genome  hebbe.  Da  ver- 
teUde  se  ok  von  dem  Mann^  w6m  (dem 
=  den)  se  hadde  hinderm  Tun  gefunde. 
Gegend  von  Schippenbeil.  2.  Adverb : 
wie.  Wo  belewt^  wie  beliebt?  etwa, 
vielleicht.  Eck  sehd  de  Nahbers  an^ 
of  hier  wohr  Kesting  weerf  Carm,  nupt 
IV,  324b. 

Woche,  /.  Die  stille  Woche^  Karwoche. 
Die  Namen  der  Tage  dieser  Woche  s. 
unter  Blaumontag,  Vgl.  Korrespbl.  11, 
26.  66.  92.  In  die  Wochen  kommen; 
in  den  Wochen  liegen^  von  der  Entbin- 
dung der  Wöchnerin.  Sie  ist  in  die 
unrechten  Wochen  gekommen^  hat  ab- 
ortiert. 

WochenUlpel,  m.,  Ekelname  und 
Schimpfwort.  Stein,  Peregrinus  XII, 
82.    W.  Mtsbl.  V,  191. 

WSchner^  m.,  der  Geistliche,  welcher 
für  die  Amtshandlungen  die  Woche  hat. 
Er  ist  jetzt  Wochner.  Veraltet.  Hen- 
nig, 304. 

Wocken,  m.^  Spinnrocken,  Rocken. 
In  Hamburg  Wticken^  in  Brem.  Wocke^ 
im  Götting.  wocken,  in  Hessen  Wocke 
^  und  Wocken.  Vgl.  das  slav.  wracac^ 
wrodc  drehen,  wickeln.  Brem.  Wb.  V, 
284.  Schamb.,  303a.  Vilmar,  457. 
Bock,  78.    Hennig,  304.   Vgl.  Kor- 


respbl. I,  77;  II,  77.  S.  auch  Frisch- 
bier, Der  Wocken  und  das  Spinnen. 
W.  Mtsbl.  VII,  205—207.  Ftu  möt  e 
Wocke^  Make  mot  dusend  Locke,  Volksr., 
136,  570.  Mädchen,  bist  du  drinnenf 
Komm^  mit  deinem  Wocken  Vau«,  Wiü 
dir  helfen  spinnen,     Volksr.,  235,  826. 

WoGkenbrief,  pltd.  Wockebref,  m.,  das 
steife  Papier,  mit  welchem  der  zu  ver- 
spinnende Flachs,  die  Flach9pfq>pe^ 
Wickelpuppe,  umbunden  wird.  Vgl 
Viol^t,  105. 

Wodka,  /.,  s.  Wotke. 

Wogram,  Ortsn.,  Dorf  bei  Alt-PiDao. 
Altpr.  wogrym,  wogrim  (u:ogrin),  wu- 
geram,  ein  Wald  auf  der  Nehrung. 
Nsslm.  Thes.,  210.  AU-PUlau  und 
Wogram  bilden  topographisch  nur  einen 
einzigen  Ort  an  der  Spitze  der  Haff- 
bucht,  welche  die  beiden  Halbinseln^  dar- 
auf Pillau  und  Kamstigaü  Uegen^  von 
einander  scheidet.  Passarge,  Bali.,  57. 
Tritt  auch  als  Personenname  in  der 
Provinz  auf. 

wohl,  adv.  Er  wird  wofd  (mit  der  Zeit) 
kommen.  Er  kann  wohl  (noch)  Unarten. 
Was  werden  wohl  (doch)  die  Leute  sa- 
gen. Hat  man  wohl  (jemals)  dergleichen 
gehört?    Bock,  78. 

wolilschlafend,  adj.,  wohl  zu  schlafe. 
Ich  wünsche  ihnen  eine  wohlscJdafendi 
Nacht    Vgl  nachtschlafend. 

Wohltage,  plur,^  Tage,  an  denen  es 
uns  wohl  geht,  Freudentage;  Wohlbe- 
hagen, Lust,  Freude.  Als  mir  vollends 
Herr  Gros  mein  Würmlein  Jakob  schichx^ 
da  wufzte  ich  gar  nichts  was  ich  für 
(vor)  Wohldage  beginnen  sollte,  Soph. 
R.  VI,  532.  He  kann  de  Woüdaf  nid 
verdrage,    Elbinger  Ndrg.    Vgl 


wohnen,  sw,  1.  verheiratet  sein.  Wir 
wohnen  schon  sieben  Jahr^  sind  schon 
sieben  Jahre  verheiratet    2.  sich  on- 


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Woilak  —  Wolm. 


479 


terwegs  lange  aufhalten.  Die  bleibt  gleich 
wohnen y  sagt  man^  inrenn  ein  Dienst- 
mädchen, das  fortgeschickt  wird,  lange 
ausbleibt.    Hennig,  304. 

Woilak,  m,y  wollenes  Laken,  Woll- 
decke. Das  poln.  woyhk  Filzdecke  un- 
ter dem  Sattel. 

Woifehe,  /.,  s.  Wuiche. 

Wola,  Woika,  /.,  nach  Sperber,  40, 
Amtsfreiheit,  freies  Bauerngut;  nach 
Mrongo V.  I,  580,  icola  Ansiedelung, 
Kolonie,  tfo2^  freies  Eolonistendörfchen. 
WoUa  u.  WoVca  heifzen  mehrere  Dör- 
fer, Vorwerke  und  Guter  in  den  Re- 
gierungsbezirken Königsberg  und  Gum- 
binnen. 

Wolf 9  m,  1.  ein  vom  brennenden  Licht- 
dochte sich  lösendes,  gl&hend  glänzen- 
des Fädchen.  Wannenhero  das  Licht 
einen  wolf  überkommen  kann.  Linem., 
Uu4b.  2.  ein  Wurzelschöfzling  oder 
Wildling  an  einem  Baumstamme,  den 
man  entfernt,  damit  er  der  Krone  die 
Kraft  nicht  entziehe.  3.  eine  Haut- 
entzündung, die  in  der  Kerbe  durch  Rei- 
bung vom  Reiten  oder  Gehen  entsteht. 
Ich  habe  mir  einen  Wolf  geritten.  Bock, 
78  f.  Hennig,  304.  4.  m.  Vom.,  Wolf- 
gang. Hartwich,  54.  5.  Fischn.,  s. 
Stachfinski.    6.  Pflzn ,  s.  Nätsch. 

WOHen,  sw.,  von  Wolf^  hastig  fressen. 
Marold. 

wSKen,  abwttifen,  sw,,  die  Wolfe  (2) 
abbrechen, entfernen.  Mühling  schreibt 
abwBKten. 

WoHeriei,  Wolffelein,  Pflzn.,  s.  SÜGh- 
kraut 

WoHsbohne,  f.,  groize  Fetthenne,  Se- 
dum  teUphium  L.,  auch  Bnichwurzel. 
Ostpn  Fritz el,  371.  Hagen,  478. 
Die  Wolfnbohne  sucht  man,  wenn  in  der 
Johannisnacbt  der  erste  Hahn  kräht 
und  steckt  sie  anderen  Tages  unter  den 
Balken  der  Stubendecke.     Wächst  sie 


aus  und  bleibt  bis  zum  zwölften  Tage 
frisch^  so  heiratet  die  betreffende  Per^ 
son  noch  in  demselben  Jahre,  ver- 
trocknet sie  aber,  so  ist  der  Tod  der 
Person  gewifz.  Volkskai:,  114.  Nach 
der  ihr  zugeschriebenen  Kraft,  Leben 
und  Tod  zu  verkünden,  heifzt  die  Wolfs- 
bohne auch  Ld>endcraut  (s.  d.). 

Wolfsdorf,  Qr.y  Ortsn.,  Dorf  im  Kreise 
Rastenburg,  führt  den  Namen  nach  sei- 
nem Erbauer  Konrad  von  Wolphes- 
dorff  (1361),  Komtur  des  H^auses  Leu- 
nenburg  bei  Schippenbeil.  Die  Aus- 
sprache der  Einwohner  von  Gr.  Wolfs- 
dorf verspottend,  ruft  man  ihnen  nach: 
Eingerer  Dähd(r)  8tä(i)t  e  P(i)udel  mot 
Täiä(r)y  haol  se  haä(r)y  wt  wolle  de 
Waage  8€hmä(t)rey  wi  wäre  noa 
Baor(i)te  on  e  Jaohrmarkt  faohre.  Hinter 
der  ThOr  steht  eine  Pandel  mit  Teer, 
hol'  sie  her,  wir  wollen  den  Wagen 
schmieren,  wir  werden  nach  Barten  in 
den  (zum)  Jahrmarkt  fahren.  (Die 
eingeklammerten  Buchstaben  tönen  nur 
ganz  kurz  an).     Dönh. 

WSIger,  Voc.  396,  hchd.  Ausdruck  für 
das  altpr.  noploz;  nach  Nsslm.  Thes., 
114,  wahrscheinlich  Kollfafz,  Fafz,  das 
gerollt  wird.  Wolger  wäre  sodann  ver- 
wandt mit  wBltem,  wälzen,  rollen,  wo- 
für auch  wälgem  vorhanden. 

Wolkenschieber,  m.  1.  ein  hoher  run- 
der Hut,  Cylinder.  2.  Spottname  für 
die  Musketiere.  Das  Volk  nennt  sie 
Wolkeschüwerach. 

Wolkenwender,  9n.,  ähnlich  wie  Wolken^ 
Schieber  I,  doch  wird  vorzugsweise  da- 
mit ein  kleiner,  niedriger  Damenstroh- 
hut bezeichnet. 

Wolkog,  m.  Nach  Simon  Grünau, 
Tract  X,  cap,  IH,  ein  Fisch  in  Preufzen. 

Wolm,  m,  1.  Geländer,  Lehne.  Trep- 
penwolmy  Brückenfvohn^  Wolm  an  den 
sog.  Bollwerken,    Bock,  79.    Hennig, 


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480 


Wölm  —  Wrack. 


305.  Wer  das  Wasser  aus  den  Trogen 
auf  die  Steinbrücken  .  .  .  giesset,  und 
nicht  über  den  Wollm  in  den  Pregel^ 
soll  E.  E.  Rath  5  Mk  abzugeben  schul- 
dig seyn.  Rolle  d.  Kgsbg.  Gildef.  von 
1662.  Bock,  Nat.  V,  561.  2.  Barriere 
an  den  Dorfkrügen,  woran  die  Pferde 
angebunden  werden.  Öck  bunk  (band) 
den  Hingst  doar  fast  am  Wohn.  Dorr, 
22.  3.  Vortreppe  mit  Geländer,  in  Dan- 
zig  Beischlag  (s.  d.).  Die  kneiphöfische 
Langgasse  in  Königsberg  hatte  früher 
vor  allen  Häusern  Wohne.  In  der  Sprache 
der  Bauleute  heifzt  der  horizontale  Ober- 
balken eines  Geländers  Hohn.  Nsslm. 
Forsch.  3;  Th.,  222. 

W»lm,  m.  Vom.,  s.  Willem. 

WolmdrilGker,  m.,  in  Elbing  die  Ecken- 
steher, weil  sie  meist  auf  den  Brücken 
an  die  Wohne  gelehnt  stehen.  Sche- 
mionek,  45. 

Wolprecht,  Wulprecht,  w.  Vqm.,  Wal- 
pnrgis;  Kalendertag  der  1.  Mai. 

wBltern,  »u?.,  wälzen,  rollen.  Er  wol- 
tert  sich  im  Gh^asCj  im  Bette^  im  Schnee^ 
wälzt  sich  darin  umher.  Hei  woltert 
sock  vA  Forschte  Sü  dm  Lager.  Sprw. 
I,  2437.  Ebenso  in  Hamburg,  im  Brem. 
Wb.  V,  173,  waUern^  weitem^  woltem^ 
bei  Schamb.,  293b,  weitem^  bei  Vil- 
mar,  446,  weigern,  hoU.  u.  vlaml.  wen- 
teleny  engl,  to  weiter^  schwed.  vältra. 
Hennig,  296,  schreibt  wäHem,  Müh- 
ling  wälgem. 

Woiv,  Pflzn.,  s.  Stichkrallt 

WVIz,  m.,  s.  Welz. 

Wöne,  /.,  s.  WOne. 

Wonzen,  phir.^  wonzig,  adj.y  s.  Wun- 
zen  etc. 

Woraizker,  97».,  zur  Bezeichnung  einer 
schlechten  Biersorte.  Stein,  Peregri- 
nus  HI,  3.    Vgl.  Bier. 

Worbeiy  m.^  s.  Schrotwurm. 

wSrken,  sw.,  s.  wirken. 


Worm,  n.,  s.  Wurm. 

Wormditt,  Ortsn.,  Stadt  im  Kreise 
Braunsberg.  Die  Bewohner  heifzen  spott- 
weise: Fleckdrescher.     Sprw.  I,  900. 

Worfzbote,  /.  . . .  (das  Kind)  hcit  sie 
daseÜ>st  unter  eine  Wor/zbote  gestalten 
und  todthungem  lassen,  EonitzerHexen- 
prozefz  V.  J.  1623.  Fr.  Frov.-BLH 
116.  Das.  fraglich  als  Gefafz  zum 
Waschen  bezeichnet 

Wort,  n.,  Wort  Das  ist  doch  en  Wort, 
das  ist  doch  eine  bestimmte,  eine  bin- 
dende Erklärung!  Hennig,  305^  hat: 
Der  Prediger  predigt  ein  schönes  Worty 
er  ist  ein  guter  Redner. 

worthaben,  au?.,  für  wahr  halten,  zo- 
geben. Und  dafz  keiner  derselben  (der 
Frediger)  es  worthaben  loHL^  cUxs  Ver- 
derben  sei  so^  dafz  ihm  nun  bcUd  ab- 
geholfen werden  mu/z.  Soph.  R.  ILL 
68.  Sie  wollte  das  nicht  worihaben^  dafz 
sie  unrecht  gethan  hatte.   Ibid.  IV,  349. 

Womschken,  plur.y  eine  Blätterpilzart, 
in  B  o  ck ,  Nat  III,  622,  Agaricus  GeorgU; 
auch,  seines  brennenden  Geschmackes 
wegen,  Beifzerling. 

WSsp,  /,  Fflzn.,  s.  Mestel. 

Wifspel,  /.,  Wespe.  Bie  on  WS$pd 
söWn  nich  schwärmen.    Dorr,  57. 

Wotke,  Wodka,/.,  Betschwester,  Schein- 
heilige.' Von  dem  gleichbed.  poki.  de- 
wotka.  Wieder  nach  einiger  Zeit  u^erden 
noch  einige  Wodken  (so  nennen  icir  im 
Ermlande  die  Betschwestern)  beffnadet 
Kgsbg.  Härtung.  Ztg.  1878.  No.  6.  Bei- 
lage. 

WOtschen,  sw.j  nachlässig  und  schlep- 
pend gehen,  so  dafz  die  FuTzbekleidung 
ruiniert  wird.  Davon:  Wotscher,  pbtr^ 
ausgetretene  Schuhe  oder  Strümpfe. 
Marold.    Vgl.  wutschen  ju.  Wiliche. 

Wrack,  n.,  Ausschulz  einer  Ware, 
fehlerhafte,  untaugliche  Ware.  Gewöhn- 
lich Brack  (s.  d.).    Hennig,  305. 


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wrfiken  —  wuchten. 


481 


wrflken,  »w?.,  s.  v.  a.  brdken  (s.  d.); 
davon  Wrftker.  Asche,  Holz,  wurden 
gewrdkt.  In  Danzig  hatte  der  Verkäufer 
Hok  auf  der  Wraker-  Wiese  zur  Prüfung 
vorzulegen  und  sodann  y^geringet  vnd 
geioraket^  dem  Käufer  zu  überliefern. 
Ordenszeit.     Hirsch,  178. 

Wrang,  /,  Wrangel,  m.,  s  wringen. 

Wrangen,  plur.^  Schiffsräume  zwischen 
den  Bodenhölzern.    Hirsch,  265. 

wrangen,  sw.^  sich^  nach  Treichel 
s.  V.  a.  rangen  (s,  d.). 

Wratt,  /.,  Warze.  Heft  de  gnädge 
Herr  nich  'ne  Wratt  äwerm  Ogf  Dorr, 
1.  Wiew.,  28.  29. 

wrebbeln,  str.,  wedeln.  Die  Hunde 
vjrebbeln  mit  dem  Zagel.  Ygl.  Preblau. 
S.  wribbeln. 

wrSken,  su?.,  schwanken.  Mot  dem 
Stdl  wreken.  He  heft  sik  den  FSt  ver- 
torekty  den  Fufz  vertreten,  durch  Fehl- 
tritt ist  der  Gelenkknochen  aus  der 
richtigen  Lage  gewichen.  Elbinger 
Ndrg.  Treichel  hat  hierfür  wricken, 
umwricken:  er  wrickte  mit  dem  Fufze 
um  und  konnte  lange  nicht  auftreten 
und  gehen.  Im  Brem.  Wb.  V,  298,  und 
VI,  422:  wricken y  wrickeln  hin  und 
her  drehen  oder  bewegen.  Festes  durch 
Wackeln  los  machen;  unser  wiggeln  u. 
waggeln. 

wribbeln,  sw,  1.  mit  den  Fingern  an 
einem  Dinge  zerrend  drehen.  Ich  ,  .  . 
wribbelte  unterdessen  so  lange  an  meinem 
Hutknopf  so  in  Gedanken^  da/z  er  ab- 
sprang.  Soph.  R.  I,  639.  2.  nach 
Treichel:  vielfach  hin  und  her  bewe- 
gen, namentlich  Hände  und  Füfze;  ein 
kleines  Eind,  das  stark  mit  den' Beinen 
arbeitet,  heifzt  Wribbelmajor.  Vgl  wreb- 
beln. 

Wrimmel,  Wnimmel,  m.,  zusammen- 
geballtes Papier.   Treichel.   In  Meck- 

rritchbler,  W6rt«rbaoh  H. 


lenburg-Vorpom.  Wriwwel  kleines  zu- 
sammengedrücktes Stück.    Mi,  109  b. 

wringen,  a^.,  ringen,  ausHngen,  dre- 
hen. Das  SchJo/z  an  der  gro/zen  StUr- 
benthüre  hatte  er  abgewrungen.  Ko- 
nitzer  Hexenproz.  v.  Jahre  1623.  Pr. 
Prov.-Bl.  II,  120.  Die  Wäsche  vyringen. 
Alts,  loringan  =  easprimere^  engl,  to 
wring y  holl.  icringen.  Schamb.,  306a. 
Die  Kurbel  einer  Winde  heil'zt  Wrang, 
f.    (Dönh.),  in  Kgsbg.  Wrangel,  m. 

WrOse,  /.,  nach  Treichel  auch  FrOse, 
ein  Stück  ausgeschnittene  Grasnarbe, 
Rasenstück.  Der  kommt  auch  bald  un- 
ter die  Wrosen^  ins  Grab,  das  mit  Ra- 
sen überdeckt  wird.  .  .  .  (das  Geld) 
vergraben^  und  Strauch  und  Oras  erst- 
Uchy  darnach  auch  eine  Wrose  darauf 
geleget.  Konitzer  Hexenproz.  v.  J.  1623. 
Pr.  Prov.-Bl.  H,  128. 

Wrosen,  (?),  Heideland,  von  dem 
gleichbed.  poln.  wrzosy.  Schmitt, 
Westpr.,  168. 

Wnicke,  WrOke,  /.,  Kohlrübe,  s.  BrOke. 
Der  Vollständigkeit  wegen  sei  ange- 
führt, dafz  Wruke  nach  Leunis,  667, 
von  eruca  abzuleiten  ist:  eruca  ent- 
weder von  erugere^  dem  Stamm worte 
von  eructare  aufstofzen,  rülpsen,  oder 
von  eruere  aufwühlen,  oder  erodere  zer- 
fressen.    Ibid.,  S.  670. 

Wucherblume,  /.,  eigentlich  Chrysan- 
themum segetum  L.,  neuerdings  der  sie 
verdrängende  Frühlings-Baldgreis  Se- 
necio  vemalis  W.  K.  Das  Volk  nennt 
diese  Pflanze  Wankerblume,  weil  sie 
wuchernd  von  einem  Orte  zum  andern 
wankt  =  wandert,  durch  ihren  leicht  an- 
haftenden Samen.  Treichel,  Volks- 
thümliches  IH. 

Wucht,  /,  8.  Wicht 

wuchten,  sw.  1.  mit  Kraft;  wiegend 
niederdrücken,  durch  Wucht,  d.  i.  Ge- 

31 


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482 


wacbtig  —  Wuppdich. 


wicht,  etwas  aaf-  und  abschnellen.  Ver- 
wegene Jangen  wuchten  aof  dem  jun- 
gen Eise,  da;g,  so  lange  es  sich  elastisch 
auf-  und  abbewegt,  Wuchteis  genannt 
wird.  2.  eine  schwere  Last  heben, 
mittels  eines  Hebels  machen,  dafz  die 
Last  das  Übergewicht  bekommt  und 
überschlagend  sich  selbst  aus  der  Stelle 
bringt.  Grofze  Steine  werden  hsge- 
vmcktet. 

wuchtig,  adj.^  böse,  gereizt,  grob. 
Wie  kann  man  gleich  so  wuchtig  sein! 
Friedland  Ostpr.  Gewöhnlich  fuchtig 
(s.  d.). 

wuien,  su?.,  wiederholt  die  Liteij.  wui 
ausstofzen^  klagen,  wehklagen,  jammern, 
lamentieren.  Er  vmit  den  ganzen  Tag. 
Sie  wuit  um  ihren  Mann,  De  gnädüge 
Frau  wuit^  weil  de  Mangelwdsch  nich 
treig  vnrd.  Se  füllen  dem  Konik  zehof 
vor  de  Fiss^  wuiten  on  gonselten  so 
lang  etc.  Schaltj.  3,  7.  Selbst  klagende 
Tierlaute  nennt  man  umien:  de  Kats^ 
wuit.  Schwed.  vqja  seg^  engl.  woe.  Vgl. 
achen. 

Wulfen,  sto.,  rauben,  stehlen  wie  ein 
Wulf  Wolf. 
Wulprecht,  w.  Vom.,  s.  Wolprecht. 
wunder,  odi?.,  ironisch  verstärkend: 
er  glaubt  wunder  wie  viel  gewonnen  zu 
haben.  Ich  dachte  umnder  wie  schwer 
das  sein  wird.    Marold. 

Wunderkorn,  -weizen,  vieljähriger  Wei- 
zen, Triticum  compositum  L.  Hagen, 
139. 

wunderehalben,  adv.y  versuchsweise, 
zur  Probe.    Natangen. 

WOne,  /.,  ein  in  das  Eis  der  Seen, 
Teiche  und  Flüsse  gehauenes  Loch, 
Wasserloch,  Loch  zum  Fischfang,  Lufi;- 
loch  für  die  Fische.  Zur  Warnung  um- 
stellt man  es  gewöhnlich  mit  den  aus- 
gehauenen Eistafeln  und  errichtet  da- 
jieben   die  warnende  Fihe.    Hennig, 


305,  hat  in  erster  Stelle  WOffie.  Ob 
zur  Erklärung  des  Wortes  herbeizu- 
ziehen lit.  wandu^  dän.  vandj  lat.  unda 
Wasser?    Vgl.  Wftice  u.  Bfänlce. 

wOnen,  sw.^  Wunen  ins  Eis  hauen^ 
das  Eis  aufwQnen. 

Wunl(,  m.,  scherzhafte  Umbildung  von 
Wink.  Einem  einen  Wunk  mit  dem 
Zaunspfahl  geben.  Davon  wunicen  =  win- 
ken. Er  hat  mir  gewunken.  Er  hat 
mir  eins  gewunken  (s.  umken  2). 

Wunzen,  Wonzen,  plur.,  Schnurrbart, 
Barthaare  bei  Tieren,  z.B.  bei  der  Katze. 
Hei  grep  na  sine  rode  Wome  undrt 
Crurkenas.  Eönigsbg.  Firmenich  L 
103a.  Altpr.  UHxnso  der  erste  Bart, 
poln.  wqs,  lit.  usai,  lett.  uhSa  Schnurr- 
bart. Im  Flatower  Kreise  FunzeiL 
Nsslm.  Forsch.  2;  Th.,  210  (199). 
Schmitt,  109;  Westpr.,  168.  Hen- 
nig, 305.  In  Posen:  Wunze  u.  Wome, 
f.    Bernd,  355. 

wunzig,  wonzig,a^'.  von  Wt^n2^,  Wanze, 
bärtig,  namentlich  mit  starkem  Schnurr- 
barte. 

wupp,  interj.  u.  stark,  m.  Als  Inteij, 
den  Schall  nachahmend,  der  entsteht, 
wenn  man  mit  einer  Gerte  kurz  und 
kräftig  durch  die  Luft  schlägt.  Wupp^ 
da  safz  er,  der  Hieb.  Als  Subst.  ein 
kurzer,  schneller  Schlag,  Stofz^  Ruck. 
Das  war  ein  gehöriger  Wupp.  Die  In- 
terjektion erhält  noch  die  Endong  h 
und  tritt  dann  in  der  Bedeutung  von 
schnell,  geschwinde,  hurtig  etc.  in  ad- 
jektivem  i^inne  auf,  wobei  allerdings 
das  Schallende  der  Bewegung  bleibt 
Gebet:  Walte  Gott^  Hebe  Lott,  Boxe  af, 
wupps  orit  Bedd,  Volksr.,  93,  391. 
Zur  Verstärkung  noch:  pawupps  u.  per 
wupps.    Volksr.,  92,  389. 

Wuppdich,  Wupptich,  m.,  ein  Schnaps, 
weil  er  mit  einem  Wupp  getrunken 
wird.    Einen  Wuppdich  nehmen  ^  einen 


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würachen  —  Wurst 


483 


Schnaps  trinken.  Etwas  mit  einem 
Wupptich  herausrei/zen^  mit  scharfem 
Rack.  In  einem  Wuppdich^  in  einem 
Na,  im  Moment.  Sprw.  I,  1532.  Sper- 
ber,  33,  der  erläatert:  eigentlich  fi?^' 
dich  =  dreh*  dich  um.  Vgl.  Weigand 
II,  1144. 

wOrachen,  aw.  1.  angestrengt  arbeiten; 
nach  Marold  mit  dem  Nebenbegriffe 
des  Nichtfertigwerdens.  Ich  habe  den 
ganzen  Tag  gewüracht  2.  mit  dem 
Pfluge  tief  in  die  Erde  greifen,  also 
auch  wieder  mit  Anstrengung  arbeiten ; 
eine  Vertiefung  oder  Öffnung  auswei- 
ten* In  Westpr,  und  Pommern,  nach 
Marold,  davon:  Wurach,  m.  Über- 
tragen: 3.  gierig  essen,  tief  in  die 
Schussel  fahren.  Sperber,  43:  yrnr- 
rächen  würgen;  'runterwurrachen  hinab-, 
hinunterwürgen.  Treichel  hat  noch 
veraraksen,  wohl  verwu/rachen^  mit  An- 
strengung vernichten,  zerstören:  die 
Hühner  haben  aUes  veruraht  Kr.  Neu- 
stadt. Von  3.  das  Adj.  wOrachig,  gie- 
rig. herauswQrachen,  etwas  mit  An- 
strengung aus  der  Tiefe  bringen,  z.  B. 
einen  Stubben,  eine  Zahnwurzel. 

wUrfeln,  sw.^  worfeln,  das  Getreide 
zar  Reinigung  mit  der  Wurfschaufel 
gegen  den  Wind  werfen.  . . .  da/z  da- 
durch der  Wind  eingehen  kann^  wenn 
sie  das  ausgedroschne  Getreide  aiMwO/rfeln 
wollen,   Pierson,  Matth.  Prätor.,  107. 

WurfnetZy  n.,  kreisrundes  Netztuch  von 
4 — 6  m  Durchmesser  mit  starker  Schnur 
im  Gentrum.  Es  wird  mit  besonders 
geschicktem  Wurf  ins  Wasser  geschleu- 
dert. Beschreibung  und  Abbildung  in 
Benecke,  368  ff. 

Wurfpfahi,  m.^  PMl,  um  den  die 
Schiffstaue  geworfen  werden,  um  die 
Schiffe  zu  befestigen  oder  weiterzu- 
ziehen.   Danzig.    Vgl  Tempfahi. 


wurgeln,  sto.,  s.  wirgeln. 
*  wUrgen,  sw,^  mit  Eifer  essen,  mit  An- 
strengung schlucken.     Lotte  wergt   an 
dei  stibitzte  Flinse.    Nowack,  38. 

Würgengel,  m.,  s.  Wächter. 

Wurm,  pltd.  Worm,  m.,  plvr.  Werm, 
Wermer.  I.Eingeweidewurm.  Der  Wurm 
hat  mir  das  Herz  bepifzt^  beim  „Zu- 
sammenlaufen des  Wassers"  im  Munde. 
2.  Wurm  am  Finger,  Finger-  oder  Nagel- 
geschwür, Umlauf,  Panaricium.  Vgl. 
Nagelwwrm,  Gegen  beide  Arten  TTwr- 
m£r  gab  es  früher  den  Wurmdoktor,  der 
vorzugsweise  Besegnungsformeln  an- 
wandte. S.  die  Besprechungsformeln 
gegen  Würmejr  in  Hexspr.,  97  ff.  Rut 
(heraus)  motte  sCy  seggt  de  Wormdokter, 
Sprw.  1, 1573.  3.  jeder  wirkliche  Wurm, 
jede  Made,  Larve  etc.  S.  Kommade.  4. 
kleines  Kind  und  dann  gewöhnlich  n. 
Das  arme  Wurm! 

WUrmelmaus,  /.,  s.  MSrmelmaus. 

Wurmkraut,  n.,  eine  gewisse  Art  von 
Fetthenne,  Sedum  L.;  es  hält  von  Topf- 
gewächsen, besonders  Myrten,  Blatt- 
läuse (Würmer)  fem,  wenn  man  es  in 
die  betreffenden  Töpfe  pflanzt.  Trei- 
chel, Volksth.  III. 

WumiDessel,  /.,  s.  Tannnessel. 

Wurmwurz,  Pflzn.,  gemeiner  Wiesen- 
knopf, Sanguisorba  ofßdnalis  L,;  auch 
schwarze  Bibemelle,  Blutkraut,  BluttrOpf- 
lein,  braune  Leberblume.  OstpreoTzen. 
Pritzel,  362. 

Wurre,  /.,  kleiner  Kreisel,  der  am 
einfachsten  aus  einem  Knopfe  gemacht 
wird,  durch  dessen  Mittelloch  man  ein 
Pflöckchen  steckt.  Beliebtes  Kinder- 
spielzeug. Davon  wiirren,  nach  Müh- 
ling  auch  wurreln,  sw.^  mit  einer  Wurre 
schnurren,  sie  drehen. 

Wurst,  Wurscht,  pltd.  Worscht,  /.  1. 
zur  Speiße  gefüllter  Darm.    In  der  pro- 

31* 


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484 


Wurotgicht  —  Wütscherling. 


vinziellen  Geschichte  bekannt  ist  die 
lange  Wurst,  welche  von  den  Eönigs- 
berger  Fleischern  1601  gefertigt  wurde; 
sie  war  1005  Ellen  lang  und  wog  23 
Stein  und  30  Pfund.  Sie  wurde  im 
Festzuge  aufs  Schlofz  und  in  allen  drei 
Städten  von  104  Mann  herumgetragen. 
S.  Erl.  Pr.  I,  847;  III,  240.  Act  Bar. 
II,  770.  Hennig,  305.  Vgl.  StritzeL 
Das  üt  mir  man  Wurscht^  zur  Bezeich- 
nung der  Leichtigkeit^  mit  der  man 
eine  Arbeit  etc.  auszuführen  vermag. 
Die  Wurst,  die  schmeckt  nach  Seife,  eine 
sonst  gute,  scheinbar  günstige  Sache 
zeigt  eine  unerwartet  unangenehme 
Seite.  2.  nach  der  Ähnlichkeit  mit  1 
penis.  Auch  eine  Luthersche  Wurst  kann 
in  einer  katholischen  Pfanne  gebraten 
werden.  Ermland.  Sprw.  I,  4130.  3. 
Börse,  Geldkatze,  wenn  sie  gefüllt  ist 
Einem  die  Wurst  anschneiden,  ihm  im 
Spiel  die  Börse  leicht  machen.  Ibid., 
4131. 
Wurstgicht,  f.,  Wurstsuppe,  s.  Gicht 
Wurstkessel,  m.,  Kessel,  worin  die 
Würste  gekocht  werden.  Er  ist  im 
Wurstkessel,  —  ist  in  den  Wurstkessel 
gefahren,  sagt  man  zu  Kindern,  wenn 
sie  ängstlich  nach  jemand  fragen. 
Wurstkraut,  n^  s.  PfefferkrauL 
wurzeln,  sw.,  ringend  niederwerfen, 
den  Gegner  gleichsam  entwurzeln.  Einen 
hinwwrzeln,  ihn  zu  Boden  werfen. 

Wuiche,  f.,  ursprünglich  aus  Tuch- 
kanten (Eggen  =  Ecken)  geflochtener 
Schuh,  daher  auch  Eggenschuh,  jetzt 
auch  weiter  warmer  Filzschuh;  in  der 
Gegend  von  Friedland  Ostpr.  Woiiche. 
Dem  Laute  nach   wohl   identisch   mit 


dem  lit.  wyzosy  lett  wiksas  Bastschoh, 
Par^ke;  als  vyzud  auch  ins  Estnisdie 
gedrungen.  S.  Nsslm.  Forsch.  2;  Th., 
213.    Vgl.  Nage. 

Wuiche,  /.,  Dem.  Wutehchen,  pitd. 
Wuichke,  Wufehel,  Schmeichelwort  for 
Sophie  und  Luise.  Vgl.  Fuich  u.  Lukhe. 

WUichen,  WUtschen,  sw,,  eigentlich  und 
zunächst  auf  Wuschen  gehen  oder  lau- 
fen, daher  leicht,  leise,  unhörbar  gehen, 
laufen,  entwischen.  Er  wuichte  zvm 
Zimmer  hinaus.  M§t  eenem  mal  detm 
umtschen  jenne  ut  ^ner  Sandkd  vor. 
Dorr,  1.  Wiew.,  105.  In  Zusammen- 
setzungen :  durchwuichen ,  -wirtscben, 
durchgehen  ohne  aufgehalten  zu  wer- 
den, hinauswuichen,  -wutschen.  Iibe^ 
WUtschen,  überspringen.  Wutsch  vber! 
sagt  man  scherzweise  zum  schlechten 
Leser,  wenn  er  ein  Wort  nicht  za  be- 
wältigen vermag.  Hier  seltener  iber- 
umsehen,  wegwuichen,  -wutschen,  ent- 
springen, entweichen,  weglaufen. 

wUst,  oc^'.  1.  schwindlig.  Miristiif 
Kopf  ganz  wüst.  Die  Alte  ist  all  » 
blind,  da/z  se  ganz  umst  wird,  weim  ff 
^rwmfuoankt  2.  leer,  öde.  Eine  maU 
Stube. 

wutsch,  interj.,  schallnachahmend,  zur 
Bezeichnung  einer  leichten,  kaum  h^^ 
baren  Bewegung  (s.  wuschen),  aber 
auch  des  stol2(ruck-)weisen  Geräusches, 
das  ein  rollender  Wagen  verursacht. 
Mot  de  grote  Fonsterktäsch,  Denn  gä 
et  ommer  wutsch  wutsch  wutsch.  Volksr^ 
120,  505. 

wutschen,  sw.^  s.  wuichen. 

WUtscheriing,  Pflzn.,  s.  Wedendunk. 


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z  —  zagein. 


485 


z. 


Z,  es  bleibt  im  Plattdeutschen  in  eini- 
gen Wörtern:  Zocker  Zucker,  Zippel 
Zwiebel  und  Zipfel,  2!o€h  Zeche,  zart 
zart,  Zdgel  Zagel,  Zopp  Zopf,  Zeg  Zi^e^ 
Motz  Mütze;  geht  in  andern  Wörtern 
in  t  über:  to  zu,  tu^esche  zwischen.  Holt 
Holzy  Solt  Salz,  twe  und  twei  zwei,  tene 
ziehen,  Tett  Zitze  —  hin  und  wieder 
auch  in  d:  Dwarg(ch)  Zwerg;  am  Ende 
wird  es  «:  Kram'  Kränze,  Schwänse 
Schwänze,  Tänse  Tänze.  Lehmann, 
Volksmni,  33. 

zS,  ze  (Vokal  kurz  und  scharf),  Zu- 
ruf an  das  Zugvieh  beim  Pflügen^  wenn 
es  links  biegen  soll;  auch  zä  weg!  Vgl. 
ksä. 

zabbeln,  9w.^  zappeln;  mit  kurzen,  un- 
sichem  Schritten  gehen,  wie  kleine  San- 
der. Bei  Jeroschin:  »t  zabiltin  und 
krischin  11c.  Pfeiffer,  284.  abzab- 
beln,  das  Deckbett  durch  Zappeln  ab- 
werfen. Hennig,  306.  henimzabbeln, 
zappelnd  herumgehen,  verzappeln,  sichj 
sich  mit  den  Füfzen  verfangen;  aber 
auch:  in  der  Rede  stocken,  konfus  wer- 
den.   Vgl.  Hesse. 

zachy  adj.  1.  zähe;  nach  Bock,  80, 
und  Hennig,  306,  zage.  Das  Fleisch 
ist  zäh  und  zach,  2.  zach  zur  Bezeich- 
nung eines  leichten  Hinkens  der  Pferde. 
Oberland. 

zacheierriySto.,  streiten, zanken.  Bock, 
80.    Hennig,  306.    Vgl.  zaggern. 

Zachudel,  tt».,  unordentliches  Frauen- 
zimmer.   Saalfeld.    Schemionek,  45. 

Zackerlot,  allgemein  üblich  Saekerlotj 
Fluchwort,  nach  Weigand  H,  513, 
Kürzung  und  Nachbildung  des  franz. 
Fluches  sacri  nom  de  dieu. 

Zackerment,  als  Fluchwort,  entstanden 


aus  lat.  sacramentum,  S.  Weigand 
II,  513.  Davon  Zackermenter,  w.,  ver- 
fluchter, pfiffiger,  geriebener  Kerl,  und 
zackermentsch,  adj.  Ebenso  Zapper- 
ment  etc. 

zackrieren,  sio.,  s.  v.  a.  sackerieren. 
Se  zaknrf  mit  em  (ihrem  Mann)  Tag 
on  Nacht     Schaltj.  1,  441. 

Zadd,  Zadde,  /.,  Garten;  von  dem  poln. 
sad  Baumgarten,  Obstgarten.  Flatow. 
Schmitt,  109;  Westpr.,  168. 

zäen,  sw,^  zäunen,  einen  Zaun  setzen. 
Natangen. 

zag,  adj.,  s.  zagg. 

Zftg,  Zftge,  n.,  Zeug,  Wollenzeug; 
dasselbe  was  Rasch;  eigentlich  Soi;  da- 
her Soimacher,  Zagemacher,  m.^  Ver- 
fertiger von  Soi  oder  Zage,  Zeugmacher; 
in  Dzg.  Zoimacher.  W.  Seidel,  36. 
Vgl.  Bock,  Nat.  V,  408.  Bock,  80. 
Hennig,  307. 

zAg,  zage,  adj.^  s.  tag  u.  zach. 

Zagel,  m..  Dem.  Zagelchen,  pltd.  Zä- 
gel,  Schwanz,  Schweif;  jeder  schweif- 
artige Anhang,  daher  Skachpenis,  Komm' 
ich  aber  den  Hund,  so  komm'  ich  atcch 
über  den  Zagel.  Sprw.  1,  1724.  Strei- 
chel  man  de  Katt,  gUk  ringelt  sei  den 
Zagel.  Carm.  nwpt  I,  282,  6.  Die 
Sache  hat  einen  langen  Zagel,  hat  noch 
viel  im  Gefolge,  vdrd  sich  noch  lange 
hinziehen.     Hennig,  307.    Vgl.  Tagel. 

zagein,  sw.  1.  schwänzeln,  wedeln. 
2.  viel  hin  und  her  gehen  oder  laufen. 
Er  zagelt  in  einem  weg.  Bei  Jero- 
schin als  zogein  langsam  ziehen:  des 
drittin  tagis  si  gesen  wmrdin  vurbaz  zog- 
len  in  das  gebtt  Eroglen  175  a.  ver- 
zogein hinziehen,  in  die  Länge  ziehen, 
aufschieben.   Pfeiffer,  286.  263.   Da- 


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486 


Zagemacher  —  zannen. 


von  Gezagel,  n.  Was  das  für  ein  ewi- 
ges Gezagel  ist!  ruft  man  Kindern  zu, 
die  viel  aus-  und  eingehen.  Gezagel 
a.  s.  V.  als  zahlreiches,  überflüssiges 
Gefolge.  Da  kommt  sie  mit  dem  gan- 
zen Gezagel  an^  eine  Mutter  mit  all 
ihren  Kindern.  Das  ist  ein  langes  Ge- 
zagel^ ein  zahlreiches  Gefolge,  ein  lan- 
ger Schweif,  nachzageln,  sw.^  nach- 
laufen. Davon  Zagelnach,  pltd.  Zägelnäy 
m.  Du  bist  ein  rechter  Zagelnachy  sagt 
die  Mutter  zum  nachlaufenden  Kinde. 
herumzageln ,  zwecklos  sich  umhertrei- 
ben. 

Zagemacher,  m.^  s.  Zäg. 

zager,  zagger,  adf,^  zag,  zaghaft,  mut- 
los, niedergeschlagen.  Er  ist  ganz  zag- 
gel*  und  wie  auf  den  Kopf  geschlagen, 

Zagg,  Zagge,  /.,  altes  Pferd,  Pferd 
überhaupt.  De  Sie  Zagge  tene  (ziehen) 
nusckt  mehr^  weil  sie  zu  kraftlos  sind. 
Et  OS  e  dag*  Zagg^  es  ist  ein  tüchtiges 
Pferd.  Bock,  81,  Henn ig,  307,  haben 
nur  kraftloses  Pferd.    Ygl.  Zock. 

zagger,  adj.,  s.  zager 

zaggem,  sw.^  s.  zargen. 

zäglich,  cuij.^  was  wie  ein  Zägel,  Zipfel 
herabhängt.  Das  Kleid  ist  zaglich  ge- 
machty  es  wirft  starke  Falten,  schleppt 
nach.  Bock,  80,  und  Hennig,  307, 
schreiben  zäglich. 

zähbalgig,  adj,^  Yerhochdeutschung  von 
tagbalgig,    S.  Tagbalg. 

Zahlhecht,  m.^  Hecht,  der  in  seinem 
Erlös  der  Herrschaft  zu  gute  kam.  Weil 
aufs  Hechtsalzen  viel  Unkosten  gehen^ 
soll  der  ZaKUiecht  frisch  verkaufet  wer- 
den^ aufs  theuerste  Tnan  kann,  Amts- 
artikel von  1642,  No.  41.  Bock,  Nat. 
IV,  697. 

ZähnchenfUhrer,  m,^  s.  FähnkefUhrer. 

zähnebrecherig,  pltd.  tänebrekerig,  adj.^ 
spöttisch,  ironisch,  satirisch.    Natangen. 

Zahnensauger,  m,^  alter  Mann.  Stein, 


Peregrinus  XIU,  44:  alter  Zanensaugff. 
W.  Mtsbl.  YI,  128. 

Zahnwehtag',  p^r.,  Zahnschmerz.  Vgl 
Wehtage.  Nach  Mühling  auch  ZabA* 
wttting. 

Zahnweide,  /.,  Purpurweide,  Solu 
pwrpureaL.  Mühling.  Nach  Hagen, 
1021,  Zähweide,  Schufzweide,  Korall» 
weide. 

Zai,  w.,  früherer  Kleiderstoff.  Dzg. 
Nhg.  Viol^t,  178.  Ygl.  Soi  unter 
Zdg. 

Zaig,  n.,  Zeug,  das  zur  Ackenmg  be- 
nutzte Rindvieh  in  .  der  Gesamtheit 
Ermland.     Sperber,  33. 

zakrieren,  sw.^  s.  saclcerieren. 

Zaiat,  m.,  Fischn.,  s.  Räp. 

zamattern,  »m?.,  raisonnieren.  Flatow. 
Schmitt,  109,  meint,  es  wäre  vielldcht 
korrumpiert  aus  dem  gleichbed.  pob. 
zamarkotai,  Mrongov.  hat  für  rai- 
sonnieren rezonowac^  rozumowai. 

Zamel,  m.  Vom.,  Samuel.  Hart- 
wich, 54. 

Zamm,  Lockruf  zu  Sdiaf  und  Ziege 
Yolksr.,  64,  242  d. 

Zander,  m.  Vom.,  s.  Alex. 

Zander,  m.,  Fischn.,  s.  ZanL 

Zangen,  n..  Emporheben  der  Steine 
von  dem  Meeresgrunde  mittelst  Stw- 
gen  mit  zangenartiger  Eisenspitze. 
Brüsterort. 

Zanl(e,  /.,  Kralle,  Spitze,  Zacke.  Tier- 
räts.,  25:  2jwei  Blanke,  vier  Zanke,  ^ 
Bratspie/z.    (Die  Katze.) 

Zanl(en,p2ur.,  Pfahle,  auf  welchenis  der 

Niederung  die  Wirtschafi;sgebäude  ste- 
hen, die  an  den  Ufern  der  Hinnen  He- 
gen. Passarge,  236.  Engl  skori 
Schenkel;  in  der  Gascogne  chanftß 
die  Stelzen;  in  der  Divina  commeda 
von  Dante  zanche, 
Zannat,  m.,  Fischn.,  s.  Zant 
zannen,  sw.,  unterdrückt  weinen,  per 


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Zanner  —  Zarm. 


487 


nen.    Gordack.   Vgl.  Schmeller  FV, 
263. 

Zanner,  w»..  Grinser,  Greiner,  Weiner, 
von  zäunen.  Ich  frage  dich^  du  alter 
Zanner.    Nestler,  Bijb. 

Zant,  Zander,  Sandat,  Sannat,  in  Danzig 
auch  Zannat,  m.^  Sander,  Ludoperca 
Sandra,  Altpr.  starkis^  lit.  st^kas^  kur. 
sterks,  starkisy  mas.  kass.  sendacz.  Be- 
necke, 63.  W.  Seidel,  36.  Bock, 
Nat,  IV,  652.  Bujack,  397.  Müh- 
iing,  Tiern.,  179. 

zanteln,  zanzeln,  sw,^  zaubern.  Sam- 
land.  Natangen.  zanzeln  auch:  viel 
unnütze  Reden  machen  (Gegend  von 
Schippenbeil).  Mühling  hat  letztere 
Erklärung  ebenfalls  und  noch:  durch 
Besegnungsformeln  heilen.  Beide  Er- 
klärungen ergänzen  sich:  Beschwörer 
machen  gern  viele  Worte,  bezanteln, 
bezanzeln,  bezaubern,  behexen,  beseg- 
nen. Davon:  Zantelei,  Zanzelei,  /.,  Zau- 
berei. . ,  .als  wird  die  Anna  Bergan  in 
ihrer  grausamen  begangenen  und  aus- 
geübten  TeuffeUy  und  Zanteley   halber 

mit  dem  Feuer  vom  Leben  zum  Tode 

• 

condemniret  und  verdammet.  Beitr.  z. 
Ede.  Pr.  IV,  69.  Zanteler,  Zanzeler, 
m.y  Zauberer,  Wahrsager.  Endlich  hat 
man  auch  bei  dieser  Visitation  erfahren, 
da/z  die  Ldttauer  ihre  Todten  durch 
Bracher  oder  Zanteler  besingen  lassen 
und  ihnen  an  Fleisch^  Brot,  Getreide^ 
Kleidung  u.  a,  Sachen  mehr  geben,  ihren 
Aberglauben  zu  starken,  als  sie  dem 
Schulmeister  geben  würden,  wenn  er  sie 
besingen  u.  belauten  würde.  Insterburg. 
Kirchen -Recei'z.  Vgl.  auch:  Grube, 
Corp.  Constit.  Brut.  1,  72.  Hennig, 
308.    Nsslm.,  Th.,  222. 

Zantklope,  m.,  Klops  von  Zantfleisch. 

Zantkopf,  pltd.  Zaittkopp,  97».  1.  Kopf 
des  Zantes.  2.  Schimpfwort  auf  einen 
einfäl%en  Menschen. 


Zantneiz,  -sack,  Zandersack,  m.,  Netz 
zum  Fange  der  Zander.  S.  Benecke, 
392. 

Zanzel,  m.y  Geronnenes,  Hautartiges, 
z.  B.  die  Haut  auf  der  gekochten  Milch. 
Treichel.    Vgl.  Pläster. 

zanzeln,  sw.,  s.  zanteln. 

Zapfenbeifzer,  pltd.  Tappeblter,  Tappe- 
bttä,  m.,  Kreuzschnabel,  Loada  curvi- 
rostra. 

Zapfendezem,  m.,  Dezem  vom  Zapfen, 
den  in  früherer  Zeit  die  Krüger  an  die 
Kirche  zu  zahlen  hatten. 

Zapfenhopfen,  m.,  weibliche  Pflanze 
des  gemeinen  Hopfens.  Hagen,  1040. 
Vgl.  Fimmel. 

Zapke,  n.,  Bläfzhuhn,  Fvlica  uira, 
Werder.  Von  Zapken  on  von  Önten  ver- 
teUd  he  graulich  väl.    Dorr,  27. 

Zapperment  et<^.,  s.  ZackermenL 

Zargas,  m.,  Wächter,  Hüter,  in  den 
Fischerdörfern  die  Schulzen.  Litauen. 
Mühling.  Lit.  sargas  von  sergeti  be- 
wahren, behüten.  Wache  halten. 

Zargen,  zergen,  pltd.  targen,  sw.y  zer- 
ren, necken,  durch  Neckerei  zum  Är- 
ger reizen;  auch  zaggem  und  im  Ober- 
lande zärgeln.  Moder,  Peter  zargt  mi! 
Een  driestet  Buasähnke  zarcht  sock  gean 
motem.  Boldt,  12.  Bock,  81.  Hen- 
nig, 307.  Vgl.  Schmeller  IV,  281. 
Brem.  Wb.  V,  26.    S.  zacheiern. 

Zftrke,  w.  Vorn.,  Sara.  Hartwich, 
55. 

Zarm,  m.,  Trauermahl  bei  Begräb- 
nissen, Begrabnis-Schmaus,  wobei  es 
schliefzlich  oft  munter  und  lustig  her- 
geht. Sie  geben  einen  Zarm.  Ich  bin 
heute  auf  Zarm.  Bei  {auf)  dem  Zarm 
ging  es  sehr  vergnügt  zu.  Den  Zarm 
begrabet  ganz  der  frohe  Mochzeitschmaus. 
Carm.  nupt,  I,  125.  Hier  scheint  Zarm 
in  dem  Sinne  von  Harm  (dolor)  ge- 
braucht zu  sein.     Wat  os  hier^   Zarm 


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488 


Zarmsuppe  —  Zaunrück. 


oder  Larmf  Begräbnis  oder  Hochzeit? 
Wenn  es  bei  einer  fröhlichen  Gelegen- 
heit still  hergeht.  Spi^'.  I,  4145.  Die 
Begräbnis -Schmause,  bei  den  alten 
Preufzen  sinnen,  heiizen  bei  den  Litauern 
szdrmens,  szkrmenys,  sz^rmenea,  nach 
Passarge^  Balt.,  264,  bei  den  Euren 
szvnninü.  Item  czu  den  sirmen,  dy 
die  prewsen  pflegen  czu  trinken  (holden), 
sal  ufs  hogeste  nicht  mehr  denne  eyne 
tonne  hier  getrunken  werden,  Landes- 
ordnung des  Hochmeisters  Konrad  von 
Erlichshausen  (Jacobson,  Gesch.  der 
Quellen  des  Kirchenrechts  1,  Anh.,  293.^ 
Vgl.  Toppen,  Gesch.  des  Heidenth.  in 
Pr.  Prov.-BL  I,  348.  Altpr.  M.  IV,  27. 
Nsslm.Forsch.  2;  TL,  161.214.  Nach 
Mühling  wird  der  Zarm  nicht  allein 
am  Begrabnistage,  sondern  oft  den  3., 
6.,  ja  wohl  gar  am  40.  Tage  darnach 
ausgerichtet.  &ie  (die  Nadrauer)  hal- 
ten solche  jährliche  Gedächtniss  zmn  we- 
nigsten drei  oder  vier  Jahre  hernach, 
da  sie  zu  Hause  Bier  haben,  bitten  sie 
ihre  Freunde  zuscmvmen  und  halten  also 
Szefrmines  oder  Trauermahl,  als  wie 
zuerst  beimBegrdbniss,  Pierson,  Matth. 
Prätor.,  100.  Bock,  81.  Hennig, 
308.  Auch  Zärm  (Oberland),  Zerm 
(Eibing).     Schemionek,  45. 

Zarmsuppe,  /.,  Biersuppe,  die  bei 
Leichenbegängnissen  den  Gästen  vor- 
gesetzt wird.     Schippenbeil. 

zarr,  interj.,  schallnachahmend.  Zarr! 
schlug* s  in  den  Baum,  dafz  die  Stücken 
und  Splitter  nwr  so  regneten,  Soph.  R. 
IV,  163. 

Zart,  /.,  die  Zärthe,  Abramis  vimba 
L.,  altpr.  szabre,  lit.  szobris,  kur.  sebre, 
kass.  certa.  Benecke,  120.  Hennig, 
310:  Zehrte. 

Zäse,  ZSse,  f.  1.  gekämmelte  Wolle. 
2.  das  ganze  Schaf vliefz.     Mühling. 


Zaisen  {zaesen),  zaiseln  zausen,  zupfen, 
besonders  Wolle,  ahd.  zeisan,  mhd. 
zeisen.  SchmellerlV,  287.  Schade, 
1241b. 

Z&ster,  m.,  Strick,  Tauende,  Peitsche 
Den  Zaster  nehmen,  Natangen.  D&- 
von:  Zftstem,  sw.y  mit  einem  Zas^  prä- 
gein. Poln.  szastam,  Prät.  von  szastac 
peitschen. 

Zatrei,  Pflzn.,  Pfefferkraut,  SoA«^ 
hortensis  L,    Hagen,  599. 

Zatzken,  Zdlken^plur,,  alberneStreiche, 
dumme  Geschichten,  Winkelzuge,  Al- 
lotria. Was  sind  das  für  Zatzken  I  Modi 
keine  Zatzhenl    Vgl.  Sperber,  43. 

Zauberkraut,  n.,  rauhhaariger  Schotoi- 
weiderich,  EpHobium  hirsutum  L,  Ha- 
gen,  409. 

zauen,  sw.,  eilen,  das  vhchd.  tanuih, 
Ln  Schmalkaldischen:  zauen  —  za» 
dich!  Vilmar,  465.  Vgl.  Schmeller 
IV,  209. 

Zauke,  /.,  Pflzn.,  LilienconvaUie,  Om- 
vaUaria  majaMs  L.    Mühling. 

Zaunblume,/.,  Graslilie,  Anthmcm 
L,    Hagen,  365. 

Zäunen-,  Zaunchenschleicher,  pltd.  Tto- 
keschltker,  m,,  Schleicher  hinter  Zäunen, 
hinterlistiger  Mensch,  Spion;  Zaun- 
könig. 

Zaunkirsche,  /.,  Zäunllng,  m,,  Pflzn.,  s. 
StrUzem. 

Zaunmorchel,  /.,  ein  neben  einem  Zaon 
hingesetzter  Haufe  Menschenkot.  Trei- 
chel.    In  Egsbg.  Zaunroulade. 

Zaunraute,  Pflzn.,  Knöterich  und  zwar 
Polygonum  convolvulus  und  dmnetorvm 
L.  Der  Same  heilzt  Dreikant  Weichsel- 
delta.    Treichel,  Volksth.  HI. 

Zaunrück,  /.,  oberste  Latte  eines  Bob- 
lenzaunes,  der  Zaunrücken.  Sperber, 
33.  Gewöhnlich  Stecken  eines  Rücko- 
zaunes.    S.  Blicken. 


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Zaunschleicher  —  zeidern. 


489 


Zaunschleicher,  m.,  s.  TOnkeschltker. 
Zaunwicke,  /.,  Wiesen-Platterbse,  La- 
thyrus  pratensis  L.    Hagen,  744. 

z6y  pltd.  \6j  prdp.<,  za.  Komm  ze  mir! 
Ich  bin  zefrieden.    Vgl.  auch  zä. 

Z§b,  Yoc.  346  Zeeb,  als  hchd.  Aus- 
drack  für  altpr.  baytan^  ein  Gebäck: 
Wecke ^  Vlade^  Zeeb,  Nsslm.,  Thes., 
14,  vermutet,  dafz  die  Brezel  gemeint 
sei,  mit  Hinblick  auf  kslav.  czepi^  russ. 
cjep'  Kette. 

Zebedäus,  tt».,  penis.  S.  Sperber, 
45.  Ebenso  in  Posen.  Bernd,  359. 
zlben^  «to.,  schelten,  sackerieren  (s.  d.). 
zebest,  ad/o,  1.  gut,  best.  Ich  trag 
diesen  Rock  zebest,  als  Sonntagsrock. 
2.  gern.  Das  Vieh  frijzt  den  Sauer- 
ampfer  nich  zebest    Saalfeld. 

Zechy  Zeche,  /.,  Reihe,  Ordnung,  in 
der  ein  Geschäft  abzumachen,  nament- 
lich das  Geschäft  des  Hütens  (vorzugs- 
'       weise  während  der  Nacht);  daher  auch 
Herde  selbst.   De  füll  bSl  üt  der  Zech^ 
er  fiel  (kam)  aus  der  Ordnung.    Ca9'm. 
nupt  I,  282,  5.    He  mot  bt  de  Zech 
'       stäne^  er  mufz  die  Herde  beaufsichtigen, 
hQten.    Bei  Jeroschin:   want  in  do 
trat  dt  zeche  an  (die  Reihe  Wache  zu 
halten)  151d.    Pfeiffer,  285.    Hen- 
nig,  346. 
Zech,  Sech,  /.    Im  Voc.  244  hchd. 
^       Ausdruck  für  Pflugmesser,  altpr.  wagniSy 
das  die  Erdschollen  vertikal  schneidet. 
I       Nsslm.,  Th.,  195.    Heft  kein  Zech  on 
kein  Schar  On  pUgt  doch  sin  igen  Fär. 
Tierräts.  34. 
\  Zechner,  m.,  Aufseher  über  die  Zeche. 

t       Mühling. 

I         Zecke,  /.,  Zecke!,  n.,  s.  Zicke. 
Zeddel,  m.,  Zettel 

zedder,  adv,^  seit  De  Lewark  singt 
t  zedder  gister  so  ruschkens  schmock  ilst- 
i      bowen  en  de  Loftj  die  Lerche  singt  seit 


gestern  so  sehr  schön  dort  oben  in  der 
Luft.    Dzg.  Nhg.    Viol^t,  98. 

Zefog,  m.y  Pflzn.,  Wirsing-,  Savoyer- 
kohl,  Brassica  oleracea  sabauda  L. 
Danzig. 

ZSg,  ZSge,  /.,  s.  Ziege. 

Zeg&n,  tt».,  s.  Zigftn. 

Zeh,  m.,  die  Zehe.  Mir  ist  der  kleine 
Zeh  angefroren. 

Zehenwaseer,  n.,  schlechter  Kaffee. 
Oberland. 

Zehlaii,  /.,  Name  eines  grofzen  Bruches 
bei  Friedland  Ostpr.,  nach  der  Sage 
Aufenthaltsort  unverheiratet  gestorbe- 
ner Mädchen.  Zu  wählerischen  Mäd- 
chen sagt  man  warnend:  Du  wirst  auf 
die  Zehlau  kommen!  Sprw.  I,  4135. 
Über  die  Zehlau  vgl.  S  c  h  um  an  n ,  Geo- 
logische Wanderungen  durch  Altpreulz. 
Kgsbg.  1869,  S.  96  ff. 

Zehnebrot,  n.,  Brot,  das  um  10  Uhr 
(vormittags)  gegessen  wird,  zweites 
Frühstück,  das  man  gewöhnlich  um 
10  Uhr  geniei'zt.  Mama^  gieb  mir  doch 
mein  Zehnebrot  mit^  bittet  das  Kind, 
das  zur  Schule  will  und  sich  für  die 
auf  10  Uhr  fallende  Zwischenpause 
vorsieht 

Zehrte,  f.,  s.  Zart 

Zehse,  f.y  s.  Zeise. 

Zeichen,  n.,  angeborenes^  s.  Merke  N. 

Zeider,  /.,  s.  Tfder. 

zeidern,  sw.  1.  zaudern,  zögern,  ver- 
zögern, etwas  in  die  Länge  ziehen. 
Gezeider,  n.,  das  unnütz  in  die  Länge 
Gezogene,  Überflüssige,  wie  z.  B.  lange 
Bänder,  lange  Kleider.  Dat  ganze  Ge- 
zeider  os  dwrig.  2.  das  vhchd.  ttdem. 
Davon:  nachzeidem,  nachgehen,  wie 
solches  Einder  thun.  Was  zeiderst  du 
mir  allenthalben  nachy  sagt  die  Mutter 
zu  dem  Kinde,  das  sich  gleichsam  an 
sie  antidert.  In  diesem  Sinne  bei  Bock, 


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490 


Zeiger  —  zergreinen. 


82,  und  Hennig,  310^  die  zeudem 
schreiben,  verzeidem,  sich  in  der  Zd- 
der  verwickehi;  auch  s.  v.  a.  verzod^ 
dem. 

Zeiger,  m.,  die  Uhr,  s.  SIger. 

zeihen,  ein  Tier  an  den  HinterfüTzen 
fesseln,  also  gleich  zeidem^  ttdem. 
Treichel. 

Zeiner,  tti.,  im  16.  Jahrh.  eine  Art 
Tanzes.  Schmeller  IV,  268.  Hiemit 
sollen  auch  die  newen  vngewordichen 
tentZy  ah  Spizzenickel,  Jeger,  vnd  zeü- 
ner  tentze^  neben  dem  au&haUendt  gentz-- 
liehen  .  .  .  verboten  sein,  Kleid.  -  Ordg., 
377. 

Zeise,  Zise,  /.  1.  Eurzang  von  Ac- 
cise,  Steuer.  S.  Beleg  unter  Schlodder- 
hypf.  Vgl.  ErL  Pr.  I,  69.  Hennig, 
310.  Schemionek,  45:  Zies.  2.  s.  v.  a. 
Zese  (s.  d.). 

zeisen,  sw.  1.  zinsen,  Zinsen  zahlen, 
von  Zeke  1.  Anno  li39  vor  Weihnach- 
ten die  Landschaß  und  die  Städte  des 
colmischen  Landes  zum  Colm  versammelt^ 
sollten  10000  Fl.  ungar.  bis  zu  Ostern 
Zinsen.  Hennenberger  Landt.  2.  zev- 
sen,  s.  2:^8^71. 

Zeisener,  m.,  s.  Ztoener. 

Zeit,  /.  En  Weaih  üt  Pobete  (Pobe- 
then)  het  enige  mal  vateUt,  dat  erü  Magd 
• .  .  tom  Onfall  gekäme  on  anno  TU 
wea^  und  an  der  Zeit,  d.  h.  der  Nieder- 
kunft nahe  war.  Natangen.  Firme- 
nich I,  110b. 

z6jahr,  pltd.  töjahr,  adv.^  im  yorigen 
Jahr.  S.  Beleg  unter  narren.  Vgl. 
Rein.  Vos,  3438.  5628. 

Zeie,  (P),  Seehundsfett.  Hirsch, 
134. 

Zeileri,  Pflzn.,  gemeiner  Sellerie,  Apium 
graveolens  L.  Bei  Trauungen  trug  und 
trägt  auch  noch  jetzt  das  Brautpaar, 
um  nicht  verrufen  zu  werden,  Wurzel 


oder  Kraut  der  Pflanze  in  Tasche  oder 
Schuh.     Treichel,  Volksth.  H. 

ZellzTre,  /.,  Dem.  ZelbsArchen,  kleiner 
Beisatzteller;  nach  Schemionek,  45, 
Beisatzteller  mit  Abteilungen.  Wahr- 
scheinlich von  Saladiere.  On  ofm  Tosch 
stunden  eberall  Scheiben  on  ZeUzeerchen 
met  Schnettchen  on  Kränzchen,  Zepp- 
chen^  Pohmely  Pälchenkuchen^^Zämpd- 
weckj  kleene  Zwieback,  Butterplatz, 
Christorbeeren,  Äppel  on  Beeren  (Bir- 
nen).   Schalt).  3,  9  f. 

zemmein,  sw.,  zaudern.  Elbinger 
Niederung. 

Zempelpelz,  m.,  s.  Zimpei. 

zimzu,  adv.,  gerade  über,  gegenüber. 
Ermland.  Hennig,  310^  deutet  auf 
schremzu  =  schräge  über,  hin. 

Zender,  m.  jüd.  Vom.,  Alexander. 
Flatow.     Schmitt,  111. 

Zenöge  (beide  e  kurz),  (?),  altes  schwa- 
ches Pferd.     Dönh. 

Zeppchen,  n.,  ein  Backwerk.  Bdeg- 
stelle  unter  ZeUztre. 

Zeppersamen,  m.,  Zitwersamen.  Obe^ 
land. 

Zepter,  m.,  Lehrer.  De  niekonme 
Zepter  het  Abasch^  on  es  dertig  Jokr 
oUt.  Danzig.  Nhg.  Viol^t,  98.  In 
Litauen  Präzeptor. 

zeracicem,  sw.,  s.  acicem. 

zerarbeiten,  sw.^f  sich,  sich  abquälen. 
Ich  bewirthe  sie,  so  gut  ich  kann,  zer- 
arbeite  mich  mit  soviel  Betten  y  Streu- 
Stroh;  thu,  mache^  was  ich  kann.  Sopb. 
R.  V,  589. 

zerb&ren,  sw.,  sich,  s.  biren. 

zerbochten,  sw.,  s.  buchten. 

zerbolzen,  sw.,  s.  bolzen. 

zerdämmem,  sw ,  s.  dämmern. 

zerfitzen,  zerfitzeln,  sw.y  s.  fitzen  4. 

zergen,  sw.,  s.  zargen. 

zergreinen,  pltd.  tergrtne(n),  sw.^  sid^ 


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zerhaben  —  Z^e. 


491 


sich  durch  Weinen  erschöpfen.  Vgl. 
greinen. 

zerhaben,  sw.^  sich^  sich  für  eine  Sache 
oder  Person  lebhaft  interessieren.  Ich 
zerhaV  mich  so  um  das  Viehzeug  und 
das  ist  mein  Dank!    Ygl.  haben, 

zerhacheln,  syj-y  s.  hachein. 

zerkeiien,  sw,^  s.  keilen. 

zerkniddern,  sw.,  faltig  machen.  S. 
kniddem. 

zerknüllen,  aw.^  s.  knUllen. 

zerknOtschen,  sw.,  s.  knOtschen. 

zerkoddern,  sw.,  s.  koddem. 

zerkommen,  st^  erholen,  kraftigen,  zu 
Kräften  kommen.  Er  zerkommt  wieder^ 
erholt  sich  von  seiner  Krankheit. 

zerköwern,  sw.,  s.  erkobern. 

zerlaufen,  pltd.  terlftpe(n),  sw.^  sich. 
Der  hat  sich  was  zu  zerlaufen^  er  läuft 
viel  hin  und  her,  ohne  etwas  zu  stände 
zu  bringen.     Marold. 

Zerm,  m.^  s.  Zarm. 

zermaddern,  sw,^  an  einer  Sache  so 
lauge  herumarbeiten,  bis  sie  zunichte 
ist. 

zermarachen,  sw.^  s.  marachen. 

zermatschen,  sw.^  s.  matschen. 

zermödbarschen,  sw.^  sich,  s.  m6d- 
barschen. 

zermUh'n,  pltd.  termSge(n),  sw.,  sich, 
sich  krank  grämen. 

zerpaddeln,  sw.,  s.  paddeln. 

zerpatschen,  9w.,  durch  Patschen  zei^ 
dr&cken,  zerw&hlen.  Reife  Früchte  wer- 
den leicht  zerpatscht    Ygl.  patschen. 

zerplästern,  sw.,  s.  plästem. 

zerpitsem,  sw,  1.  zerzupfen,  zerpflük- 
ken.  2.  reflexiv:  auseiuandergehen,  sich 
selbst  zerzausen.  Die  Manschette  hat 
sich  schon  ganz  zerplisert,  hat  sich  an 
den  Rändern  in  Fäden  au%elöst.  Ygl. 
pltsem. 

Zerrbein,  n.,  s.  Mummeltäucher. 

zerrebbeln,  sw.,  s.  rebbein. 


zerreifzen,  st,  sich  eifrig  bemühen, 
etwas  mit  grofzem  Eifer  betreiben.  Er 
zerrei/zt  sich  gleich.  Ich  kann  mich  doch 
nicht  zerreifzen,  mehr  vermag  ich  nicht 
zu  thun,  ich  kann  nicht  überall  sein. 
Ähnlich  wie  zerhaben  u.  zerwoUen, 

zerschiefzen,  pltd.  tersch§te(n),  st,  er- 
schiefzen.    He  heft  sock  terschäte. 

zerschlagen,  st.,  in  Stücke  zerbrechen. 
Die  Ostseeschiffer  sprechen  von  einer 
zerschlagenen  See,  wenn  sich  die  Wellen 
mit  wildem  Ungestüm  in  der  Nähe  des 
Strandes  unregelmälzig  brechen.  Ygl. 
Pas  sarge,  Balt.,  132. 

zerschmieren,  sw.,  s.  schmieren. 

zerspicken,  sw.,  s.  spicken. 

zerstechen,  pltd.  terstike,  tastike,  st, 
erstechen.  Wie  nu  dat  Theoataschpöü 
lossgeit,  doa  ös  omma  so,  als  wenn  eena 
dam  angere  taschtäke  twU.    Boldt,  6. 

zerstTren,  sw  ^  s.  stUren. 

zerstUckseln,  sw.,  s.  stUcksein. 

zerstOken,  sw.,  zerquetschen.  Z^- 
stukte  Kartoffeln,  Kartoffelbrei.  S.  stä- 
ken. 

zerstOkern,  sw.,  durchrütteln.  Im  fe- 
derlosen Wagen  wird  man  zerstükert. 
Ygl.  stOkern. 

zertäppern,  -teppern,  s.  v.  a.  täppern. 

zertragen,  st,  ertragen.  Das  werd*  ich 
schon  zertragen!  Das  kann  er  nicht 
zertragen,  die  Last  ist  für  seine  Kräfte 
zu  sqhwer. 

zertrampein,  sw.,  s.  trampein. 

zerwollen,  sw.  1.  in  dem  Sinne  von 
zerhaben:  über  die  Kräfte  hinaus  wollen^ 
thätig  sein.  2.  einen  durchprügeln,  dafz 
gleichsam  die  Wolle  stäubt. 

zerziehen,  pltd.  tert&ne(n),  st,  fort- 
ziehen; einer  Last,  sie  ziehend,  Herr 
werden.  Ich  kann  es  nickt  zerziehn, 
fortziehen. 

zerzoddem,  siw.,  s.  zoddern.' 

Zese,  Zehse,  Zeise,  /.,  Netz  zum  Fisch- 


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492  z^en  —  ziehen. 

fang  in  der  See,  aus  einer  Metritze  und  sen   als  Tasche.    Masor.  Ratsei:  Em 

zwei  Flügeln  bestehend.   Beschreibung  Zicklein  ohne  Saum.   Das  Ei.    S.  Ha- 

s.  Benecke,    346  f.     Nach  Mühling  igen,Norika.  Leipzig,  1874, 84.  Schc- 

auch  Zesse;  vgl.  Bock,  Nat.  V,  560.  mionek,  46:   Einem  aufdieZüchege- 

zisen,   zeisen,   m.j    mit   einer   Zese  6^,  ihm  derb  die  Wahrheit  sagen.  Vgl 

fischen.  BUre. 

ZIsener,  Zeisener,  auch  ZIser,  Zesser,  Zick,  m.,  Birkenteer,  gewöhnlich  Dag- 

Zessener,  m.    1.  Fischer,  der  mit  einer  gert    Treichel,  Volksth.  IL 

Zese  fischt.    2.  nach  Bock,  Nat.  lY,  Zicke,  Zecke,  Zigge,  ZSg,   /.,  Dem. 

717,  derjenige  Fischer,  welcher  bei  der  Zickel^  Zeckel^  Ziggel.   1.  die  Ziege.  &« 

Winterfkcherei  (s.  d.)  die  Stangen  durch  verdregt  wt  e  Zigg.    Sprw.  I,  3920.  2. 

die  Wunen  unter  dem  Eise  fortschiebt.  ZAcke   und  Zigge   auch   Perücke,  weil 

3.  Fischer  überhaupt,  und  dann  auch  man  Perücken  vorzugsweise  aus  Ziegen- 

Zetter.    Dzg.  Nhg.     Ee  5%  besäpen  as  haaren  anfertigte.     Bock,  82.    Ben- 

en  Zetter.    Sprw.  I,  445.  nig,  311.     Mtn  Meister  schJof  de  Zi^ 

Zfisenfischerei,  /.,  Fischerei  mit  der  op  ene  Std.    Königsberg.    FirmeDich 
Zehse  oder  Zeise;  sie  liefert  Vorzugs-  I,  103a.    Nach  Mühling  auch  Schlaf- 
weise  Plattfische,   in   geringer  Anzahl  mutze.    Ziggeversaler  (a=d),  m^  Spott- 
auch Dorsche,  Zärthen  etc.   Be necke,  name  für  Perückenmacher. 
347.  Zickeln,  sw.^  Junge  werfen;  doch  nur 

Zfiser,  m.,  s.  Zfisener.  von  den  Ziegen,    verzickelt  sein^  ve^ 

ZIske,  m.y  kleiner  Rausch.   Er  ist  im  liebt   sein.     Bock,   82,   schreibt  ve^ 

Zeske.    Vgl.  zTsen.  zeckelt 

Zesse,  /.,  s.  Ztoe.  ZTdelbär,  m.,  s.  Ztselbär. 

Zesser,  m.,  s.  ZIsener.  Ziegebein,  Pflzn.,  Eomblume,  Cm- 

Zefzloch,  n.,  s.  Zofzioch.  taureacyanusL.  Er.  Bereut.  TreicheL 

Zetschke,  m.^  Hänfling,  s.  Tschezke.  Bei  Pritzel,  87,  für  Schlesien:  Ziegen 

Zetter,  m.,  s.  Zfisener.  bein. 

zeudem,  mv.^  s.  zeidem.  Ziegel,  /.,  der  Ziegel^  plwr.  Ziegdn. 

Zeug,  Zeugs,  n..  Unbrauchbares,  Un-  Ziegenbart,    m.,    graues    Silbergns, 

nutzes  aller  Art.     Das  Zeug   kann  ich  Aira  canescens  L.  ( Weingaertneria  can. 

nicht  brauchen!    Was  soll  ich  mit  dem  Bemh.)    Hagen,  85. 

Zeugs f  Ziegenlauch,    m.,    gelber    Goldstern, 

Zeuwe,  /.,  s.  Sau  3.  Gagea    lutea    Schult.     Auch    ErdnlSl*- 

zibb,  od/.,  s.  zipp.  Ostpr.    Pritzel,  156. 

Zibbe, /.,  Mutterschaf;  von  dem  poln.  Ziegennetz,  n..  Treib-  und  StakneU 

cabanka    schlechtes    Schaf.      Flatow.  zum  Fange  der  Ziege,  Pelecus  culbra^ 

Schmitt,  109;  Westpr.,  168.  L.,  lit.  oszkinnis^  von  oszka  Ziege.  Be- 

Zibbel,  /.,  s.  Zippel.  Schreibung  u.  Abbildung  in  Benecke, 

Zibock,  m.,  s.  Rehbock.  371  f.  375  f. 

Ziehe,  ZUche,  /.,  Zieche^  Bezug,  Über-  Ziegenpeter,  m.,  starke  Anschwellung 

zug  eines  Bettkissens,  hin  und  wieder  des  Halses  und  Gesichtes.    Sperber, 

auch  des  Deckbettes.    Die  eigentliche  34. 

2jiche  brauchen  schlichte  Leute  auf  Rei-  ziehen,  st.    Sich  mit  jemand  s^ehe^ 


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Ziehgart  —  zimpelich. 


493 


ein  lange  währendes  Verhältnis  haben, 
das  keinen  bräatlichen  oder  ehelichen 
Abschlnfz  findet    Treichel. 

Ziehgurt,  9n.,  Gurt,  an  dem  die  Zag- 
leinen des  WadegarDS  gezogen  werden; 
sein  Ende  trägt  ein  kurzes  Stück  star- 
ken Marleius  mit  ausgehendem  Holz- 
oder Bleiknopf^  das  um  die  Zugleine 
geschleudert  wird  und  sich  mit  dieser 
so  fest  verschlingt;  dafz  ein  Mann  mit 
dem  ganzen  Gewicht  seines  Körpers 
daran  ziehen  kann.  Benecke,  349. 
Der  Ziehgurt  an  den  Lachsnetzen  von 
Heia,  poln.  zelkaj  besteht  aus  einem 
handbreiten  gekrümmten  Stück  Holz 
und  zwei  Riemen,  an  welche  sich  ein 
Strick  mit  der  3 — 4  Zoll  grolzen  Holz- 
kugel anschliefzt.     Benecke,  355. 

Ziehnetz,  n.,  s.  Wadegam. 

Ziehnetzfisclierei,  /.,  s.  Wadegam- 
fisclierei. 

Zielitag,  m.,  Tag,  an  dem  gezogen 
wird,  aus  einer  Wohnung  in  die  an- 
dere oder  aus  einem  Dienst  in  den  an- 
dern. Ziehtage  für  den  Wohnungs- 
wechsel sind  in  Kgsbg.  der  7.  April 
und  der  7.  Oktober.  Für  das  unver- 
heiratete Gesinde  ist  in  Ostpr.  Martin 
(11.  November),  für  das  verheiratete 
Michaelis  (29.  September)  der  Ziehtag; 
in  Westpreufzen  zieht  alles  Gesinde  am 
Martinstage. 

zielen,  zTlen,  sw,y  schielen.  Mit  einem 
Aug^  zielt  er  nach  Speck^  mit  dem  an- 
dem  na^h  Schinken.  Einen  Schielen- 
den nennt  man  Zielkedreiaug,  auch  Zielke- 
zimm.    Vgl  zfmen. 

zieren,  mc,^  sichy  stolz  thun,  schon  er- 
scheinen wollen.    Hennig,  311. 

Zigftn,  Zegftn,  Zigfiner,  m.^  Zigeuner; 
poln.  cf/ffOHy  bohm.  cykani^  ital.  zingaro. 
Vgl.  Sprw.  I,  1696. 

Zigeunerlcraut,  n.,  schwarzes  Bilsen- 


kraut, Hyosciamus  niger  L.  Hagen, 
247. 

Zigge,  /.,  s.  Zicice. 

Zikrfit,  n.,  Sekret,  geheimes  Gemach, 
Abtritt. 

Zimbel,  m.^  Zimbelblume,  f.,  s.  Zim- 
pel  etc. 

zimen,  sw.,  einen  verstohlen  von  der 
Seite  ansehen,  anschielen.  Bock,  84. 
Hennig,  311.    Vgl.  zielen. 

ZTmen,  m.  Vom.,  Simon.  Hart- 
wich, 54. 

Zimkerlitzchen,  plur.y  nach  Marold 
8.  V.  a.  Kinkerlitzchen  (s.  d.). 

zimmeln,  sw.^  zaudern.  Danzig.'  W. 
Seidel,  36. 

Zimmer,  m.,  Ziemer,  Bürsch-,  Reh- 
rücken.   Hennig,  311. 

Zimmermannshaar,  n.,  wörtlich  das 
Haar  eines  Zimmermannes,  hier  als 
MaTz,  scherzweise  =  7  Fuü.  Es  stimmt 
wm  ein  Zimmermannshaar  ^  es  stimmt 
gar  nicht.     Sprw.  I,  4174. 

Zimpel,  Zempel,  im  Ennlande  Zimbel, 
pltd.  ZSmpel,  m.  1.  Zipfel.  Ein  Zim- 
bel Land^  ein  spitz  zulaufendes  Stück 
Land.  Ermland.  ZimpelbrStchen,  n., 
Zipfelbrötchen.  Vgl.  Kntst  Zimpel-, 
Zempelpelz,  m.,  Zipfelpelz,  Schafpelz, 
an  dem  die  Schwanzzipfel  der  Felle 
als  Schmuck  hängen.  Vgl.  Volksl.,  46. 
30.  Zimpelweck,  /.,  nach  Hennig,  311, 
eine  kleine  Semmel  von  Weizenmehl 
in  Form  eines  viereckigen  Sternes.  2. 
penis.    Vgl.  Zagel. 

Zimpeiblume,/.,ranunkelartigerFrosch- 
löfiFel,  Alisma  ranunctUaides  L.  Hage  n, 
403:  Zimbelblume. 

Zimpelfi,  Pflzn. ,  Dach  -  Hauslauch, 
Sempervioum  tectorum  X/.,  Verplattung 
des  lateinischen  Namens.  Treichel, 
Volksth.  U.    Vgl.  Zippelfeig. 

zimpelich,  adf.  u.  adv.^  zimperlich. 


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494 


zimpelD  —  Zinten. 


zimpeln,  sw.^  s.  zimpern. 

Zimpelpelz,  m.,  -weck,  f.,  s.  Zimpel. 

zimpern,  nach  Mühling  aach  zim- 
peln,  810,,  zimperlich  than,  affektiert 
niedlich,  zartfühlend.  Ich  dachte  es  woH^ 
da/z  sie  nicht  maulen  oder  zimpern  wur^ 
den.  Dous  Zimpern  und  Blodetkun  und 
Verschämtsein,  das  ist  mein  Tod.  Soph. 
R.  VI,  138. 

zingern,  sw.^  brennen,  schmerzen,  mit 
Prickeln  verbanden.  Mühling.  In 
Hessen  bezeichnet  zingern^  auch  mit- 
unter zingelny  das  schmerzhafte  Gefühl, 
welches  die  in  der  Kälte  erstarrten 
Hände  durchzieht,  sobald  sie  plötzlich 
in  eine  warme  Temperatui*  kommen, 
oder  wenn  die  Glieder  „eingeschlafen** 
sind.     Vilmar,  470. 

zingSyZingersch,  zingerst,  zUngerst,  zingst, 
flkfo. ,  vor  einem  Augenblick,  soeben, 
jüngst;  auch  sofort.  Do  hefft  sock  zun- 
gerst  late  true  on  nommt.  Pfarrs  öhnzget 
Kind  tor  Frue,  Carm.  nupt  V,  145  c. 
Awer  Kinger,  öt  wor  doch  man  zingst 
Spok,  470.  Zings  gef  öck  em  ent 
Dönh.    Natangen.    S.  szings. 

Zinken,  m.,  Mund,  Nase.  Zinken  an- 
ziehen! den  Mund  halten,  schweigen. 
Wehlau.  Er  hat  einen  guten  Zinken, 
eine  tüchtige  Nase. 

Zinngiefzen,  n.,  Sylvesterbelustigung, 
s.  Bleigiefzen  u.  GlUck. 

Zinnober,  m.,  im  vorigen  Jahrhundert 
Name  eines  schwarzen  Doppelbieres, 
das  in  Insterburg  gebraut  und  nach 
auswärts  verschickt  wurde.  Bock, 
Nat.  in,  698. 

Zinsbauer,  m.,  s.  Hochzinser. 

ZInse,  /.,  Mietsgeld  für  Wohnungen 
und  Häuser.  Die  Zinsen  von  einem 
Kapital  heifzen  Interessen.  Klein  II, 
247.  Dzg.  Zinsmahner,  m.,  Beamter, 
der  das  Geld  für  die  Wohnungsmieten 
oder  auch  die  Interessen  ausgeliehener 


Gelder  einforderte.  Hennig,  311. 
Zinsekauf,  m.,  wirklicher  Kauf  des  Un- 
terpfandes, der  unter  gewissen  Bedin- 
gungen auf  Wiederkauf  geschieht  Ge- 
naueres hierüber  8.  in  Pr.  SammL,  131, 
und  Hennig,  311.     Veraltet. 

Zinten,  Ortsn.,  Stadt  im  Kreise  Hei- 
ligenbeil. Zinten  wird  spottweise  das 
Ausland  genannt,  und  seine  Bewohner 
hejfzen  Ausländer.  Nach  der  Konstitation 
des  Bischofs  Moritz  Ferber  vom  22.  Sep- 
tember 1526  durften  Nichtkatholikeo 
nur  vorübergehend  sich  im  Ermlande 
aufhalten,  wie  es  hieCz,  „kein  volles 
Jahr"  dort  irgendwo  bleiben;  noch 
weniger  war  ihnen  gestattet,  Boden- 
besitz zu  behalten,  zu  kaufen  oder  ZQ 
pachten.  Dennoch  hielten  sich  viele 
protestantische  Gewerbtreibende  in  deo 
Städten  und  besonders  in  Braunsberg 
auf,  wo  der  Stadtprafekt  Johann  vod 
Preuck,  selbst  heterodox,  die  Luthe- 
raner unterstützte.  Die  Mandate  des 
Bischofs  Hans  Flachsbinder,  tmd  seines 
Nachfolgers  Tiedemann  Gieses  Laohät 
änderten  darin  nichts;  der  Jesoiten- 
freund  Stanislaus  Hosius  lag  mit  den 
Braunsbergem  zeitlebens  im  Kampfe. 
Man  genügte  der  Konstitution  znin 
Scheine,  indem  die  in  der  Stadt  an- 
gesessenen Nichtkatholiken,  Hluldwe^ 
ker,  Dienstboten  etc.  zu  Weihnachten 
in  jedem  Jahr  nach  dem  Herzogtum. 
gewöhnlich  nach  dem  nahegdegeneo 
Zinten  reisten.  Nach  Neujahr  kehrten 
sie  aus  dem  ^Äuslande^  zurück  iin<I 
waren  kein  volles  Jahr  im  Ermlande 
gewesen.  Darum  heifzt  Zinten  d«s 
Ausland.  N.  Pr.  Prov.-Bl.  3.  F.X 
160.  Vgl.  auch:  Hartknoch,  Kirch.- 
Hist.  Frankfurt  a.  M.  u.  Leipzig  1686, 
1049.  Pisanski,  3.  Hennig,  17t 
Sprw.  I,  191.  In  Zinten  bOen  * 
Hunde  von  hinten.    Sprw.  I,  4176.  Kifl' 


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zipen  —  Ziske. 


495 


derreim:  Johann^  spanrC  an^  Drei  Katzen 
vcran^  Zwei  Ziegen  (vier  Hunde)  nach 
hinten^  Wir  fahren  nach  Zinten.  Volksr . , 
74,  281. 

zTpen,  9W.  1.  ziehen,  zapfen.  Wo;» 
Neues  im  Jahrchen^  Zvp  zip  am  Haar-- 
chen!  Vgl.  zubbeiru  2.  quälen,  peini- 
gen dar<^  Ziehen  und  Zupfen.  In  die- 
sen Bedeutungen  auch  zipsen,  zupsen. 
3.  nach  Schemionek,  45:  zu  weinen 
anfangen.    Ygl.  sTpen  u.  zippeln. 

zipp,  adj.  u.  adv.^  zimperlich,  affek- 
tiert sittsam,  prüde.  Sie  ist  so  zipp^ 
da/z  sie  unausstehlich  wird,  Schemio- 
nek, 45:  zibb,  schüchtern,  verschämt; 
von  Mädchen. 

Zippel,  /.,  Zwiebel;  nach  Hennig, 
310,  Zibbel,  lit.  cämle^  dbulis,  poln.  ce- 
bula.  Nach  Sperber,  34,  auch  Zwtfel. 
Er  ist  vyie  eine  Zippel^  zur  Bezeichnung 
hoher  Trunkenheit.  Eine  Zwiebel  setzen, 
pob.  cebiU§  sadzicy  hinfallen.  Die  Re- 
densart deutet  auf  das  EUnhocken  beim 
Setzen  der  Zwiebeln.  Treichel,  Yolks- 
thümliches  II.  Königsberg  wird  reich 
mit  Zwiebeln  versorgt  von  den  Zippel- 
kOren.    S.  KQre. 

Zippelfeig',  Pflzn.,  Aloe.  Als  Heil- 
mittel bei  Verwundungen.  Saalfeld. 
Völlig  pltd.  Zippelftg,  Zippelß^  so  auch 
im  Weichseldelta.  Das  Wort  ist  Zu- 
sammensetzung aus  Zippel,  Zwiebel,  und 
Ftg,  Feige;  die  Aloe  zieht  wie  diese 
die  Wundhitze  aus.  Treichel,  Volks- 
thümliches  lU.  Nach  Schemionek, 
45:  Zimpelfeige.    Vgl.  Zimpelfi. 

zippeln,  sw.,  weinen;  von  Kindern. 
W.  Seidel,  36. 

Zippelzlrke,  /.,  affektiertes,  geziertes, 
zimperliches  Frauenzimmer.  Man  sagt 
von  einem  solchen:  Sie  thut  verzipsL 

Zippen,  sw.j  zurückhaltend  und  ver- 
schämt thun,  geziert,  prüde  sein;  von 
ztpp.    Hennig,  312. 


zipperig,  o^'.,  zimperlich.  Gordack. 
Ebenso  zipperlich. 

Zipps,  m.,  Zipfel.  Davon  das  Dem. 
Zippschen,  ein  Zipfelchen,  ein  bifzchen. 
Ygl.  Schnippschen. 

zipsen,  zTpsen,  zupsen,  sw.  1.  ziehen, 
zupfen,  rupfen.  Einen  bei  den  Haaren 
zipsen.  Bildlich:  betrügen.  Er  hat 
ihn  gut  gezipst  2.  zipsen,  zupsen  quä- 
len. 3.  sitzend  schlafen,  nippen,  ßock^ 
84.    Hennig,  312. 

Ztrop,  m.,  Sirup.    S.  Sprw.  I,  3844. 

ZTropshäker,  m.,  Höker  mit  Sirup, 
Schimpfwort,  zimächst  auf  einen  Ge- 
wurzkrämer. y^Probehr  bling  Zierops- 
Häker!^  Carm.  nupt  I,  282,  9.  Gah 
ZieropS'Häcker  fcyrtl    Ibid.  V,  190b. 

Zt8,  /.,  s.  Zeise  1. 

Ztselbär,  Zeiselbär,  m.,  schwarzer  Bär, 
der  zur  Schau  umhergef&hrt  wird,  Tanz- 
bär. Weigand  II,  1165,  meint:  Zeisel 
=  gezupft  niederhängende  Haarzotte, 
von  zeigen  Verworrenes  auseinander- 
zupfen. Er  sieht  aus  wie  ein  Ziselbär, 
ihm  hängen  die  Haare  in  wilder  Un- 
ordnung. Er  brummt  wie  ein  ZtseJhär, 
der  Mürrische.  Die  Köchin  kam  end- 
lich; sie  war  erst  uyie  ein  Zeiselbär  und 
ward  wie  ein  Ohrwurmchen,  als  ich  ihr 
einen  Guiden . . .  insinuirte.  Soph.  R.  I, 
411.  Grimmig  wie  der  Zieselbär,  wenn 
er  vom  Honigbaum  kommt  her.  Ibid.  IH, 
217.     Bock,  83.    Hennig,  312. 

Ztseln,  8«^.,  körperlich  und  geistig 
quälen.  Er  (der  Stiefvater)  hat  mich 
genug  geztselt   Treichel.   Vgl.  tilseln. 

Ztsen,  zfisen,  sw.,  von  ziehen,  in  lan- 
gen Zügen  trinken,  stark  trinken,  na- 
mentlich Berauschendes.  Er  zist  gut, 
er  ist  ein  starker  Trinker.  Davon  Ztser, 
Ztoer,  m.,  Trinker,  und  Zts,  Zte,  m., 
Rausch.  He  os  öm  Zes.  beztsen,  sich, 
sich  betrinken. 

Ztske,  m.,  Zeisig,  altpr.  czisia,  poln. 


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496 


Ziske  —  Zoch. 


czyiyk^  böhm.  czizek^  mhd.  ztse.  Nsslm., 
TL,  214.  Vgl.  Schade,  1286b.  Früher 
hielzen  in  Egsbg.  die  Stadtsergeanten 
Ztskes^  wegen  ihrer  buntfarbigen  Uni- 
form.    Vgl.  Stieglitzk. 

Ztske,  ^.,  kleine  Wnrst,  auch  Ztske- 
wurst;  von  Saucischen.  Idel  gebrädne 
Ztskes^  Dat  sond  andre  Müskes.  Volksr., 
25,  95.    Bock,  84.    Hennig,  312. 

ZHze,  pltd.  Tötl,  /.,  Saugwarze,  Mut- 
terbrust; übertragen:  Frauenzimmer, 
namentlich  altes.  Hei  grtnt  wie  e  Tött^ 
wie  ein  altes  Weib.     Friedland  Ostpr. 

Zitzensauger,  m.^  Ekelname,  Schimpf- 
wort. Stein,  Peregrinus  XII,  82.  W. 
Mtsbl.  V,  191. 

zSbem,  sw.^  zaubern.  Schemionek, 
46.    Vgl  tlwern. 

Zoch,  Zoche,  /.,  altpreufzischer,  pol- 
nischer Pflug,  ohne  Vordergestell  (Ra- 
der), gewöhnlich  von  Ochsen  gezogen; 
unter  Pßty  wird  in  Ostpreufzen  nur 
ein  Raderpflug,  von  Pferden  gezogen, 
yerstanden.  Russ.  sochä  Pflug,  poln. 
90cha  Gabelholz,  Pflugsech,  Pflughaken. 
Aus  diesem  socha  klingt  goth.  hoha 
Pflug,  sanskr.  hoka  Wolf,  eigentlich 
Zerreifzer,  in  der  Sprache  der  altind. 
Veden  auch  Pflug  (als  Erdzerreifzer). 
Vgl.  Schade,  412b.  Nsslm.,  Th., 
214.  Das  Volk  der  heidnischen  Preufzen 
war  nicht  blas  ein  tapferes^  es  war  ein 
edles  und  fleifziges  Volk,  dem  wir  Ost- 
preufzen das  unvergleichlichste  Acker- 
instrument  verdanken,  von  einer  Genia- 
lität der  Erfindung,  die  selbst  v/nsere 
geistvollsten  Techniker  in  Erstaunen 
setzt,  unsere  —  Zoche.  Passarge,  Bali, 
8.  —  Beschreibung  der  Zoche:  Pflug- 
baum, Zochbaum  oder  Rogfttsch,  lit. 
ragöcze,  ragöczus,  ragözius,  und  Sterzen, 
auch  HSmer,  bilden  ein  Ganzes,  unter 
einem  rechten  Winkel  zusammen- 
stolzend:  ein  junger  Tannenbaum  mit 


zwei  horizontal  laufenden  Wurzeb.  Der 
eigentliche  Pflugkörper,  die  Gaffel,  Ga- 
bel, wird  vermöge  des  Schwanzes  in 
eine  am  Winkel  angebrachte  ent- 
sprechende ÖflFming  des  Pflugbaumfö 
gesteckt  und  vermittels  der  Podlm-KeUe 
am  Pflugbaum  befestigt.  Abgesehen 
von  dem  Winkel,  welchen  Gaffel  und 
Pflugbaum  bilden,  weicht  die  erstoe 
auch  seitlich  von  der  Richtung  des 
letztem  ab,  so  daü,  wenn  das  hsfra- 
m6nt  arbeitet,  der  Pflugbaum  nicht  mit 
der  Pflugfurche  parallel  läuft,  sondern 
nach  dem  gepflügten  Acker  hinüber- 
neigt. Es  folgt  daraus,  dafz  der  NebeD- 
ochse  auf  dem  gepflügten  Acker  gebt 
wahrend  der  Leinen- Ochse,  Reltochse, 
auf  dem  abzuschneidenden  Erdstreifen 
an  der  Kante  der  Furche  schreitet 
Prov.  Preufz.,  283.  —  Die  Homer  des 
Pflugbaums  sind  oben  durch  den  über 
das  rechte  Hom  hinausragenden  Que^ 
Steg,  der  als  Griff  dient,  verbanden. 
Yon  dem  linken  Hom  geht  zum  eigent- 
lichen Pflugbaum  der  BUgel,  ein  fester 
gebogener  Ast.  An  dem  vordem  Ende 
des  Pflugbaumes  ist  unten  zur  Ein- 
stellung des  Joches  ein  gesägtes  Eisen- 
band angebracht,  die  sog.  Treppe.  D»s 
Joch  besteht  aus  dem  Jochbaum,  den 
beiden  Kaibaken  oder  Jochviereckeo 
(nach  andern  heifzen  die  untern,  ge- 
krümmten Jochhölzer  Kaibacken,  Kol- 
baiken, Kolpalk,  Kulpalk,  lit  kulhökm) 
und  der  Jochkette.  Die  Gaffel  ist  ein 
gabelartig  ausgearbeitetes  Stück  Eichen- 
planke von  3  Fufz  Länge  und  3  Zoll 
Starke,  auf  deren  Spitze  die  beiden 
eisernen  Pflugschare,  Zocheisen,  ^d- 
gesteckt  sind;  häufig  ist  die  Gaffel  and 
aus  3  durch  Bolzen  verbundenen  Tei- 
len zusammengesetzt,  damit  die  Be- 
schädigung eines  Homes  nicht  die  gan^ 
Gaffel  unbrauchbar  mache.    Die  Knkc 


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Zochbaum  —  zoddern. 


497 


Gaflfelspitze  heifzt  Reithom,  weil  sie  auf 
der  Seite  des  Reitochsen  liegt,  ihre 
Pflugschar  Reiteisen  und  das  über  dem 
Hom  aufwärts  gekrümmte  Eisen  Pa- 
iTtsch,  Politsch,  DachMitteiluDg  ausDönh. 
auch  Kroilc.  Die  rechte  Gabel  ist  das 
Nebenhorn,  ihre  Pflugschar  heifzt  Neben- 
eisen und  das  über  dem  Hom  sich  aus- 
breitende gewölbte  Eisen  Sfareichbrett, 
nach  Mühling  auch  Budnick.  Das 
eiserne  Band,  welches  Reithorn  uud 
Nebenhöra  verbindet  und  mit  einem 
Haken  über  dem  letztem  endet,  heifzt 
der  Podiem,  Poding,  auch  das  Podimke. 
Die  Podlmkette  verbindet,  wie  schon 
angegeben,  Gaffel  mit  Pflugbaum  und 
hängt  über  letzterm  in  der  sog.  Zunge. 
Ein  unter  diese  getriebener  Keil  giebt 
der  Verbindung  gröfzere  Festigkeit.  — 
Die Zoche  ist  15—17  Fufzlaog.  Bock, 
Nat.  HI,  664  flF  u.  V,  502  ff,  hat  stets 
der  Zoch;  s.  das.  Beschreibung  und 
Abbildung.    Bock,  84.    Hennig,  312. 

Zochbaum,  m.^  s.  Zoch. 

Zochbaumnetz,  n.,  Netz  mit  zochbaum- 
ähnlichen ,  schlittenförmig  gebogenen 
Bäumen  als  Grundlage,  die  an  ihrem 
antem  Ende  durch  eine  senkrechte 
Stange  im  Scharnier  verbunden  sind. 
Poln.  kosa^  auch  krzywutüy  /.,  wörtlich 
Krummhom,  krummes  Blasehom.  Das 
Zochbaumnetz  wird  vorzugsweise  von 
unberechtigten  Raubfischem  angewandt. 
S.  Benecke,  353. 

Zocheisen,  n.,  s.  Zocli. 

Zochschleife,  /.,  Schleife  (s.  d.),  wor- 
auf die  Zoche  gefahren  wird. 

Zocl(,  Zocl(e,  Zogg,  Zogge,  in  Masuren, 
im  Oberlande  und  Westpr.  auch  Zucl(, 
Zucke,  im  Ermlande  auch  Sucl(,  /.,  Hün- 
din, poln.  russ.  mka^  mhd.  zohe^  ahd. 
zohd.  In  Bayern  Zohe^  Zauch^  Zaup, 
Zuppy  im  Götting  tache^  im  Fuldaschen 

Fritchbler,  WÖrterbaeh  II. 


Zopp.  SchmellerlV,  218.  248.  277. 
Schamb.,  223a.  Vilmar,  471.  Vgl. 
Nsslm.  Forsch.  2.  Sperber,  40. 
Schemionek,  46.  Schmitt,  109; 
Westpr,,  168.  Hennig,  312.  Im  Ober- 
lande ist  Zugg,  Zucl(  eine  Art  Hand- 
schlitten. Vgl.  Hund  4.  Übertragen: 
liederliches  Frauenzimmer,  Hure. 

Zoddel,  /,  Zotte,  Zottel.  Davon: 
Zoddelbär. 

zoddeln,  sw,  Zodder,  /.  u.  n.,  Zodder- 
Idops,  m,,  Zodderl(opf,  m.y  s.  zoddern. 

zoddern,  hin  and  wieder  auch  zuddem, 
sw,  1 .  zausen,  zerren,  reifzend  pflücken. 
Der  Hund  zoddert  an  der  Decke^  —  am 
Rocky  er  zerrt  ihn  hin  und  her.  Der 
eine  zoddert  ihn  hier^  der  andere  da. 
Einen  lierumzoddern,  ihn  hin  und  her 
zerren,  reilzen,  ziehen,  schlagen.  2. 
durch  Zerren  und  Zausen  auflosen,  zer- 
reifzen,  und  dann  gewohnlich  zerzod- 
dem.  Schüler  zerzoddem  die  Lösch- 
blätter ^  Bücher,  Der  Unterrock  ^  das 
Hemde  ist  zerzoddert.  Zodder,  /.  u.  w., 
zerrissener  Fetzen.  Die  Zoddern  (eines 
Kleides,  Unterrockes)  hängen  beiher. 
Zodder^  auch  s.  v.  a.  Kleidungsstück 
(vgl.Kodder)  und  zähes,  sehniges  Fleisch, 
an  dem  man  beim  Genüsse  zoddern  und 
zerren  mufz.  Dflw  Fleisch  ist  eine  Zod- 
der. In  Zusammensetzungen:  Zodder- 
Idops,  771.,  geklopftes  und  dadurch  zer- 
rissenes Rindfleisch,  gedämpft,  mit  ge- 
pfefferter Sauce.  Zodderkopf,  Kopf  mit 
verzodderten  Haaren.  3.  verwirren, 
verwickeln,  verflechten,  in  verzoddem. 
Der  Zimm  ist  verzoddert^  die  Fäden 
sind  durcheinander  gewirrt  und  in  sich 
verflochten.  Die  Haare  sind  verzoddert, 
in  Unordnung.  Im  Götting.  intoder. 
S  c  h  a  m  b.,  92  b.  4.  zögern ;  zotteln,  und 
daher  richtiger  und  auch  häufiger  zod- 
dein.    Wat  zodder  ji  dennf   Bringt  dat 

32 


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498 


zoddrig  —  Zotzhaken. 


to  der  Waschfru.  Dorr,  1.  Wiew.,  71. 
Er  zoddert  auf  der  Straf ze^  treibt  sich 
herum.  Daraus  nachzoddem  (nachzod- 
deln),  Dachzottehi,  nachziehen,  beim 
Gehen  zurückbleiben,  aus  Müdigkeit 
oder  Lässigkeit;  vorzugsweise  von  Kin- 
dern, zoddrig,  adj.,  zerlumpt,  voll  Zod- 
dem  und  Zotteln,  in  Unordnung.  Zodd- 
riges  Saar.   Bock,  84.    Hennig,  312. 

zoddrig,  atf;.,  s.  das  vor. 

zoff,  adj,y  betroffen.  Natangen.  Nach 
Mühling  ängstlich. 

zogen,  sw.y  ziehen,  flieizen.  Das  (ein- 
gedämmte) Wasser  kann  nicht  zogen^ 
nicht  über  die  Dämme  flieizen.  West- 
preufzen. 

Zogg,  Zogge,  /.,  s.  Zock. 

Zoimacher,  m.y  s.  Zftg. 

zoings,  adv,y  sonnabends.     Donh. 

Zoller,  m.,  Lutschbeutel,  Brot  und 
Zucker  in  einen  Leinwandlappen  ge- 
bunden, den  man  Säuglingen,  um  sie 
still  zu  halten,  an  Stelle  der  Mutter- 
brust in  den  Mund  steckt;  auch  Zucker- 
titt,/., Zuckerzitze.  Marold.  LaBayem 
Zkller.    SchmellerlV,  255.    S.  Zulp. 

ZSis,  m.  Vom.,  Cölestin.  Hartwich, 
54. 

ZSmpel,  m.  u.  Zusammensetzungen  s. 
Zimpei. 

Zopf,  m.  1.  Rausch.  Einen  Zopf  ha- 
ben^ einen  Bausch  haben.  Sprw.  I, 
445.  2.  beim  Flachsbinden  =  Topf 
(s.  d.). 

Zopp,  Zupp,  (?),  Wasserhuhn.  Na- 
tangen. Lett.  kuhpis  dass.,  während 
sonst  umgekehrt  preufz.- litauischem  k 
lettisches  z  zu  entsprechen  pflegt. 
Nsslm.,  Th.,  222. 

Zoppe,  /.,  Fischn.,  Zope,  Abramis 
baUerus.  Dzg.  Nhg.  Viol^t,  187. 
Sperber,  34:  Zop'. 

ZOppen,  seltener  zuppen,  sw.^  zurück- 
gehen, zurückschieben,  zurückweichen. 


Vielleicht  mit  zucken  verwandt  Mü 
dem  Fuhrwerk  zoppen^  zurückzoppen  — 
es  durch  die  Pferde  rückwärts  schie- 
ben. Bildlich  von  einem  Menschen, 
der  freiwillig  oder  gezwungen  von  sei- 
nem Vorsatze  oder  Vorhaben  abzustehen 
im  Begriffe  ist.  Er  fängt  an  zu  zop- 
pen^  er  macht  Miene,  von  seinem  Vor- 
nehmen^ Vertrage  etc.  zurückzuweichei. 
Er  mufzte  zappen,  er  mufzte  nachgeben, 
seine  Absicht  aufgeben.  Zopp!  als  In- 
terjektion. Zuruf  zu  den  Pferden,  zur 
Bezeichnung  der  Ruckwärtsbewegong 
überhaupt:  De  mot  zopp  zopp  herwnier 
von  de  Ledder,  Seelen w.,  64.  Sper- 
ber, 34.    Bock,  85.    Hennig,  311 

Zo§e,  /.,  zo§elig,  adj.,  s.  zoien. 

ZSse,  /.,  s.  Zfise. 

zo§eln,  st(7.,  s.  zo§en. 

zo§en,  zu§en,  sw,^  zausen^  zerrend 
ziehen  und  reifzen,  ziehen,  reifzen  über- 
haupt; auch  zo§eln.  In  der  Fische^ 
spräche  zo§en,  zofzen  die  Thätigkeit 
durch  welche  bei  der  Winterfischoei 
unter  dem  Eise  die  Flügel  des  Netz- 
games (durch  Ziehen)  ausgebreitet  wer- 
den. Daraus:  Zo§e,  /.,  Faser,  Zas^ 
eines  au%ezausten,  zerrissenen  Gewebes. 
Bildlich:  ein  unordentliches,  abgerisse 
nes  Frauenzimmer.  Mhd.  Zuse  Haiu^ 
locke.  zo§elig,  zo§lig,  zuilig,  adj,^  ze^ 
zaust,  zottig,  ungeordnet;  vom  Haar. 
TFos,  mit  so  zofzligem  Haar  willst  d» 
auf  die  Straf ze  gehen!  Hennig,  313: 
zmen. 

ZSser,  m..  Zauser,  Wollezupfer,  von 
zSsen  zupfen.  Kein  Tuchmacher  rnufi 
dem  andern  die  Woüleser^  Zoser,  Kam- 
meler  und  Spinner . . .  (d)spänstig  mada^- 
Bock,  Nat.  V,  407. 

Zofzgabel,  /.,  gabelartiges  Fischer- 
gerät zum  Zofzen. 

Zofzhaken,  m.,  Bügel  mit  eisernem 
Haken,  Gerät  zum  Zofzen. 


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Zoüloch  -—  zuknefeln. 


499 


Zofzloch^  n ,  kleineres  Eisloch,  durch 
welches  die  Ruten  und  Leinen  der 
Gamflügel  weiter  gezofzt  werden.  P  a  s  - 
sarge,  Balt.^  297,  schreibt  Zefzioch. 
Vgl.  Winterfischerei. 

Zotlc,  /.,  Tante.  Westpr.  Von  dem 
gleichbed.  poln.  ciotka, 

ZU,  pltd.  tft,  tau,  als:  geschlossen, 
zugemacht,  verschlossen;  verstopft.  Wir 
fuhren  im  zunen  Wagen^  im  geschlosse- 
nen Wagen.  Die  zune^  auch  ztcene^ 
ja  sogar  zu^ge  Thür.  Znine  Fenster,  Zm- 
ner  Schmandkuchen.  Er  leidet  am  zunen 
Leiby  an  Verstopfung. 

zu  (u  lang  ausgehalten),  interj,^ 
Scheuchruf  zum  Schwein.     Samland. 

zubacl(en,  sk?.,  s.  backen. 

zubbeln,  sw.^  zupfen.  Zubbel^  zvhbel 
bt  de  Häry  Wat  Niet  vom  Jahr!  Fried- 
land Ostpr.    Vgl.  zTpen. 

Zubehör,  pltd.  Tobehfir,  n.,  das  zur 
Sache  Gehörige.     Dorr,  1.  Wiew.,  92. 

zubiegen,  s^.,  zuwenden,  verdienen, 
gewinnen  lassen.  Man  mujz  dem  an- 
dern auch  etwas  zubiegen.     Treichel. 

zubringen,  a^.,  verbringen,  verschwen- 
den, verderben,  vernichten.  Ebenso  in 
Hessen.  Vilmar,  472.  zubringerig, 
adj.^  verschwenderisch.  Weil  sie  och  eer 
Mann  sehr  zuiringrich  waren,  hadden 
se  all  veel  von  eerem  Erbiheel  dorch- 
gebrocht  Schalt).  3,  10.  Schemio- 
nek,  46:  zubringrisch.  Zubringer,  m., 
Verschwender,  Durchbringer.  Er  ist 
ein  gro/zer  Zubringer,  Spiler  und  Döb- 
ler.  Stein,  Peregrinus  XIU,  87.  W. 
Mtsbl.  VI,  159. 

Zubrot,  pltd.  Tobrot,  n.,  Zuspeise,  das 
zum  Brote  Gehörige:  Butter,  Fleisch  etc. 
S.  Brot 

ZUche, /.,  s.  Ziehe. 

zuchen,  m^.,  ziehen,  empfindliche  Luft- 
strömung veranlassen.  Es  zucht.  Da- 
von ZUChig,  adj.    Es  ist  zuchig. 


ZUchner,  m.,  Weber.  Ordenszeit. 
Hirsch,  320. 

Zucl(,  Zucl(e,  /.,  s.  Zocl(. 

zuckein,  sw.,  s.  §chucl(eln. 

Zucl(erpuppe,  /.,  Puppe  aus  Zucker, 
auch  beliebtes  Schmeichelwort  zu  Kin- 
dern. 

Zucl(erlitt,  /.,  s.  Zoller. 

Zuckung,/.,  Epilepsie,  s.  HSchste. 

zuddern,  sw.,  s.  zoddern. 

Zudeck,  pltd.  Taudeck,  T6deck,  m., 
Deckbett.  Wer  keinen  Taudeck  heft, 
legg  sock  op  em  Buk  on  deck  sock  mot 
em  Arsch  tau,     Sprw.  I,  4182. 

zudecken,  sw.,  s.  decken. 

zQen,  ad^'.y  s.  zu. 

Zug,  m.  1.  antreibender  Zuruf:  vor- 
wärts; von  ziehen.  Zug^  Zug!  Zug  in 
die  Beine!  Kgsbg.  Sprw.  II,  3014. 
2.  die  Verschiffung  des  Getreides  see- 
wärts. Dzg.  Klein  I,  4.  Vgl.  Ab- 
kunft 3.  Stelle  in  Seen  etc.,  an  wel- 
cher das  grofze  Garn  eri'ahrungsmäfzig 
gezogen  werden  kann,  ohne  an  Steinen, 
Holz  oder  dergl.  hängen  zu  bleiben. 
Sünsersee  mit  16  zögen,  Grossendoi^fsche 
See  mit  9  zögen,  Rechnung  des  Amtes 
Heilsberg  von  1587.    Benecke,  293. 

Zuggam.  n.,  s.  Wftdegam. 

Zugift,  /.,  Zugabe.  Die  Zugift  ist 
bei  den  Bäckern  abgehrrmnen,  Bock, 
85.     Hennig,  313. 

Zugleine,  /.,  Leine  an  den  Netzenden, 
durch  welche  das  Netz  fortgezogen 
wird.  Sie  heifzt  auch  Reef,  n.,  kassub. 
leper.    Vgl.  LSper. 

Zugloch,  n.y  masur.  worwaki,  bei  der 
masurischen  Winterfischerei  das  Zofz- 
loch.    S.  Winterfischerei. 

Zugnetz,  n.,  s.  Wftdegam. 

zuhause  kommen,  s.  Haus  4. 

zuhAf,  ad/o,,  s.  tohOp,  teh6p. 

Zukehrungswftke,  /.,  s.  Winterfischerei. 

zuknefeln,  sw,,  zuknöpfen.    Oberland. 


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500 


zaknippei)  —  Zuris. 


zuknippen,  sw.^  s.  knippen. 

zukösen,  sw.,  zusprechen,  ansprechen, 
anreden.  Ah  Chim  em  togekoo8%  on  de 
Affkaat  vernahmen^  wie  sine  Sache  stund, 
Carm.  nupt  III,  50  c.     S.  kösen. 

Zukost,  pltd.  Tokost,  nach  Bock,  85, 
ZumQs,  /.,  die  Nebenspeise,  sonst  Vor- 
kost, Vorspeise  (Suppe),  weil  sie  dem 
Hauptgerichte  zugegeben  wird  und  in 
vielen  einfachen  Familien  heute  noch 
nach  demselben  genossei^  wird.  Sche- 
mionek,  46,  erklart,  allgemein  ver- 
standlicher, aber  nicht  zutreffend:  das 
Gericht,  welches  auf  die  Suppe  folgt. 
Hennig,  313. 

zukrampen,  m.,  s.  krampen. 

Zukumfty  /.,  Zukunft. 

zulacken,  sto.,  mit  Siegellack  ver- 
schliefzen,  auch  mit  Oblate  (s.  Mund- 
lack). 

zulegen,  sw,  1.  anschaffen.  Sich  einen 
Garten  zulegen^  eine  Frau  zulegen.  2. 
erziehen,  grofzzieheh.  Sich  ein  Kalb^ 
ein  Füllen  zulegen,  es  für  den  Gebrauch 
grofzziehen. 

Zuip,  m.y  Lutsch-  oder  Saugbeutel. 
Gortzitza.  Für  Estland  bei  S all- 
mann, 74b.    S.  Zoller. 

Zumafz,  pltd.  Tomat,  n.,  im  Getreide- 
handel MaTz  von  Geschäft  zu  Geschäft 
in  der  Stadt,  wobei  das  Maiz  ein  ge- 
nau richtiges.  Egsbg.  Vgl.  Abmafz  u. 
Aufmafz. 

ZumAfz,  adv.  zumd/z  kommen  y  zur 
rechten  Zeit,  zu  passender  Gelegenheit 
kommen.  Afdinge  kommt  ommer  tO' 
mät 

Zumft,  /.,  Zunft. 

ZUmpeln,  sw.,  hinkend,  schwerfallig 
gehen.    Mühlin g.     Vgl.  humpeln. 

ZumOs,  /.,  s.  Zukost. 

ZUndy  adv,,  jetzund,  gegenwärtig.  Ek 
hol  (haltft)  zund  blot  (blofz,  nur)  noch 


dree  Mann  on  eenen  Jung.  Dorr,  L 
Wiew.,  15. 

Zunder,  m,,  von  zttnden,  Mut.  Dti 
hast  6k  ken  Zunder,  du  hast  auch  kei- 
nen Mut.    Elbing. 

zQner,  adj.,  s.  zu. 

zUnftig,  pltd.  zDnfb'g,  adj.  u.  adv.,  eigent- 
lich: zur  Zunft  gehörend,  Zunfirecbt 
besitzend;  dann:  gut,  vollständig.  J& 
stammt  zonftig^  es  stimmt  zünftig,  d-L 
auffallend  gut,  vollständig.  EöDigs- 
berg. 

Zunge,  /.,  Teil  der  Zoche  (s.  d.). 

Zungenpeitsche,  /.,  kletterndes  Lab- 
kraut, GaUum  aparine  L.  Hagen, 
166. 

zungers,  adv.,  besonders.  Ermland.  S. 
Beleg  unter  frtdeln. 

zUngerst,  adv.,  s.  zings. 

zunicht,  adv.,  zu  nichts  in  dem  Sinne 
von  entzwei,  verderben,  vernichten.  Dff 
Bengel  schlägt  alles  zunicht.  Die  Evk- 
ner  haben  das  ganze  Beet  zunicht  ge- 
macht. 

Zunzely  /l,  altes  Weib.     Treichel. 

zupampsen,  sw.,  mit  Geräusch  zufallen. 
Treichel.    S.  pampsen. 

zupllnken,  sw.y  s.  piinken. 

Zupp,  (?),  Vögeln.,  s.  Zopp. 

zuppen,  sw.,  s.  zoppen. 

ZuprTne,  /.,  s.  Schuprfne. 

zupsen,  sw.y  s.  zipsen. 

zurtlumen,  sw.,  zuschliefzen,  zumachen. 
Es  hat  uns  der  Tag  versäumt,  Dff^ 
die  Thür  war  zv^eräumt.  Ao&chrifi  ge- 
täuschter Diebe  auf  eine  Thor.  Sper- 
ber, 34. 

zurichten,  pltd.  torSchte(n),  sw.,  b^ 
schmutzen,  die  Kleider,  Gesicht  und 
Hände.  Wie  hat  er  sich  wieder  zuge- 
richtet?   S.  abrichten. 

Zuris,  m.,  eine  Art  groizer  Zwerge 
(s.  Dwa/rg).    Voc.  688:  suris,  lit  surk 


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znrückleraen  —  Zwäskezagel. 


501 


mss.  poln.  böhm.  syr  Käse.  Nsslm., 
Th.,  21.    Hennig,  313. 

zurUcMemen,si^7.,Rückscliribte  machen. 
Wie  kann  eine  Stadt  zweifeln^  ob  ihr 
Prediger  zurücklemen  mu/zy  wenn  er 
vom  Morgen  bis  zum  Abend  in  der 
Kirche  zu  sein,  gezwungen  ist  Soph. 
R.  m,  475. 

zurückzahlen,  sto.,  heimzahlen,  wieder- 
vergelten. Wie  sali  §ck  em  dat  trigg- 
tahienf  Defln  betahlen  w§U  §k  em  dat 
Dorr,  1.  Wiew,  31. 

zusäen,  pltd.  tosfigeCn),  sw,  1.  Die 
Aussaat  beenden.  . . .  tn  Johannis,  wenn 
sie  zugesäet  haben,  pflegen  (sie)  oben  uff 
einer  langen  Stange  ein  Posch  von  aller- 
handt  Kraut  anzubinden,  Pierson, 
Matth.  Prätor.,  25.  2.  schwängern.  Bt 
er  ÖS  togesegty  sie  ist  schwanger. 

zuäilen,  sw.,  s.  sälen. 

zusammenbasteln,  sw.,  s.  basteln. 

zusammenfuchsen,  sw.,  s.  fuchsen. 

zusammenkrunzeln,  sw.,  s.  krunteheln. 
Sich  zusammenkrunzeln,  den  Körper  in 
eine  Lage  bringen,  in  welcher  die 
Glieder  völlig  eingezogen  sind.  Ma- 
rold. 

zusammenreifzen,  pltd.  tosamme(n)- 
Plte(n),  st  1.  zur  Bezeichnung  von 
Geschwurbildung,  Vereiterung,  Gicht- 
knorren. Vgl.  Reifzung.  2.  in  bösen 
Streit  geraten.  Ich  bin  mit  ihm  heute 
gehörig  zusammengerissen. 

zusammenstoppeln,  sw.,  s.  stoppeln. 

zuschanzen,  pltd.  toschanze(n),  sw., 
zuwenden  (einen  Kunden),  zukommen 
lassen  (eine  Arbeit). 

zuscheln,  sw.,  zischeb.    TreicheL 

Zuse,  /.,  Nachtanz,  Schlufztanz,  der 
gewöhnlich  über  Tische  und  ßänke 
ging.  Der  Nachtantz,  als  die  Zuse  über 
die  Bäncke  etc.,  sollen  ziemlicher  und 
gebührender  masse  gehalten  werden.    Alt- 


städtische Hofordnung  v.  J.  1544.  Erl. 
Pr.  I,  497.  Hennig  leitet  das  Wort 
von  züsen,  zausen,  ab.  Die  Zuse  hat 
sich  in  dem  Gro/zvatertanz  („Als  der 
Grofzvater  die  Grolzmutter  nahm  etc." 
Volksr.,  273,  945)  erhalten.  Bock, 
85.     Hennig,  313. 

Zuseher,  m.,  Aufseher,  welche  schlechte 
Ware  aus  den  Bänken  und  von  den 
Märkten  zu  entfernen  hatten.  Hirsch, 
310. 

zu§en,  sw.,  zu§llg,  adj,,  s.  zo§en. 

ZUSSeln,  sw.,  aus  zu^en  zausen;  nach 
Treichel  in  thätlichen  Streit  geraten: 
wenn  sich  zwei  Frauen  prügeln,  so 
zusseln  sie  sich.  Davon  Zusselei,  /.^ 
Ärgernis,  Zank,  Streit  verzusseln,  sw., 
verzausen,  in  Streit  geraten. 

zustecken,  sw.,  heimlich  zuwenden. 
Die  Köchin  steckt  ihrem  lAebhaber  et- 
was Braten  zu.  Bock,  85.  Hennig, 
313. 

zustUck,  zustUcken,  adj.,  s.  Stück. 

zustUlpen,  sw.,  s.  stUlpen. 

ZUWas,  zu  was,  adv.,  warum,  wozu. 
Zuwas  hast  nickt  gehört?  Zuwas  fragst 
nichtf 

zwacken,  sw.,  .im  Preise  drücken.  Ich 
hob'  ihm  doch  noch  e  halben  Gulden  ab- 
gezwackt, ich  habe  die  Ware  um  50 
Pfennige  billiger  gekauft. 

Zwalchweizen,  m.,  nach  Pritzel,  68, 
in  Ostpreufzen  auch  Mattwisch,  s.  v.  a. 
Dwelch,  Dwalch  (s.  d.).  Nach  Hagen, 
135,  Zwalchweizen  Taumellolch,  Lolium 
temulentum  L. 

Zwasel  (a  kurz),  m.,  Baumast,  Knüt- 
tel.   S.  Zwei  u.  Zwassel. 

Zwäske,  Zwteke,  n.,  Pärchen,  Zwillinge. 
Dönh.  InDitmarschen  jr«(7e8<7Ä^.  Quick- 
born, 368. 

Zwäskezagel,  Zwtokezagei,  m.,  Zangen- 
käfer,  Ohrwurm,   Forflcula,   nach  der 


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502 


Zwassel  —  Zwölften. 


Zange,  die  in  ihren  beiden  Gliedern 
ein  Pärchen  bildet,  also  eigentlich  Par- 
chenzagel.     Donh. 

Zwassel,  m.,  kleiner  und  verwachsener 
Mensch.   Schemionek,  46.  S.  Zwasel. 

zweispillig,  adj.,  s.  spillig. 

Zwettritt,  m.,  Tanz,  bei  welchem  mit 
jedem  Fufz  zweimal  nacheinander  auf- 
getreten wird.  MdkCy  lät  den  Wocke 
stanBy  Komm^  wt  wolle  den  Tweitrott 
gane.     Volksr.,  236,  831. 

Zwil,  m.y  Zweig,  Ast.  Natangen. 
Nsslm.  Forsch.,  3.    Vgl.  Zwasei. 

Zwlle,  /.,  Handtuch.  Hagen,  No- 
rika,  84.  In  Hessen  u.  Bayern  Ztceihle^ 
ZweMey  Handswehle,  Vilmar,  474. 
Schmeller  IV,  304.  Hierher  gehörig: 
Zwelingf  Denkst  noch  an  'ne  Zwelingf 
De  koaft  mt  manche  Schelling,  VolksL, 
15,  7,  1. 

Zwerg,  m,,  s.  Dwarg. 

Zwiske,  n.^  s.  Zwäske. 

Zwtekezagel,  m.,  s.  Zwäskezagel. 

Zwiebel,  /.,  s.  Zwickel. 

Zwickel,  hin  und  wieder  auch  Zwiebel, 
/.,  rote  Rübe,  Runkelrübe,  Beta  vul- 
garis L,  Lit  siDtklas  (bei  Pierson, 
Matth.  Prator.,  149:  czwikla)^  lett. 
hnklsy  poln.  6vnkla.  Nsslm.  Forsch. 
3;  Th.,  214.  Er  hat  Ednde  wie  'ne 
Zwickel  y  rot  von  Frost  jEr  ist  von 
der  elften  Zwickel  die  zwölfte  Supp\ 
zur  Bezeichnung  entfernter  Verwandt- 
schaft. Oberland.  S.  Pritzel,  58. 
Bock,  .86.  Hennig,  314.  Vgl. 
B§te. 

zwicken,  sw,  1.  kneipen,  einklemmen. 
Jeroschin:  und  zubieten  in  (den  Na- 
bel) in  denboumß2h.  Pfeiffer,  290. 
2.  übervorteilen.  Sie  haben  ihn  gut 
gezwickty  ihn  übers  Ohr  gehauen.  3. 
nach  Mühling  mit  klein  geschlagenen 
Steinen  oder  Ziegelstücken  etwas  aus- 
füllen.   Bock,  86.    Hennig,  314. 


Zwickholz,  Pflzn.,  europäisches  Pfaffen- 
käppchen,  Evonymus  europaeus  L.  Aus 
dem  Holze  werden  Schuhnägel,  Zwicken, 
Zwecken  verfertigt.  Hagen,  259. 
Bock,  Nat.  in,  176.    Pritzel,  150. 

Zwieback,  m.,  Taschenuhr;  Sehen- 
bezeichnung. 

zwiebeln,  »w.^  peinigen^  plagen,  quä- 
len, wie  die  Zwiebel  das  Auge  zu 
Thränen  reizt.  Sie  haben 'Um  im  Exama. 
gut  gezwiebelt  Ich  wiü  die  MeimgeH 
so  lange  zwiebeln^  bis  sie  in  memeh 
Eigensinn  einunUigen,  Soph.  R.  VI,  214. 
In  Hessen  auch  zwibbeln.  Vilmar. 
474. 

ZwiedUster,  n.,  s.  Twidfeter. 

Zwifel,  /.,  s.  Zippel. 

zwingen,  se.,  überwältigen,  Diede^ 
kriegen.  Er  zwingt  ihn^  er  wirft  den 
schwächern  Gegner  zu  Boden;  aack 
bezwingen.  Er  hat  ihn  bezwungen.  lA 
kann  es  nicht  (mehr)  bezwingen^  als 
Ablehnung  beharrlicher  Nötigung  zirn 
Essen. 

Zwirn,  m.,  blauer.  Eombranntwein. 
Eei  di  dittum^  blaue  Twem^  böst  ma 
Mann^  on  seh  dt  gern!  Volksr.,  251. 
870.  In  gleichem  Sinne  auch  im 
Brem.  Wb.  I,  96,  und  bei  SchützeL 
112. 

Zwirnsfaden,  m.,  Zwimfaden. 

Zwirnwurm,  m.,  Fadenwurm,  der  das 
Ansehen  einer  Darmsaite  hat,  daber 
Saitenwurm,  6ortf«u8.  Mühling,  Tierm 
179. 

Zw8K8chlunk,pltd.Twelf8chlunk,Twelfb- 
SChiunk,  m,,  Schlunk,  Schlund,  der  für 
zwölf  schlingt,  Vielfresser,  Nimmersati 
Vgl.  Schlunk. 

ZwBIfstrtrzel,  f.,  pltd.  TwelWilfzel,;; 
s.  Stiifzel. 

ZwSlften,  /.,  Zeit  der  zwölf  Tage 
zwischen  Weihnachten  und  dem  heil 
drei    Eönigstage,    25.  Dezember   bis 


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Zwölfbenasche. 


503 


6.  Januar.  Nach  der  Volksmeinung 
entspricht  jeder  dieser  Tage  der  Witte- 
rung eines  Monates.  Lichte  Zwölften^ 
dunkle  (volle)  Scheunen;  düstre  Zwölf- 
ten,'^: lichte  (leere)  Scheunen,  In  den 
Zwölften  darf  nicht  gesponnen,  nicht 
gemangelt,  nichts  geliehen  werden,  sonst 
kommt  der  Wolf  in  die  Herde;  auch 
darf  der  Dünger  nicht  aus  dem  Stall 
und  der  Kehricht  nicht  aus  der  Stube  ge- 
schafFt  werden  (letzteres  namentlich  nicht 
in  dem  Hause  eines  Hirten).  Der  Keh- 
richt wird  später  zu  Asche  verbrannt, 
und  diese  ZwVIftenasche  ins  Saatgetreide 
gemengt,  wodurch  man  eine  gute  Ernte 
erzielt.  In  den  Zwölften  fahren  auch 
die  Werwölfe  aus.    Wenn  in  den  Zwölf- 


ten in  einem  Dorfe  jemand  stirbt,  so 
sterben  im  Laufe  des  Jahres  12  Per- 
sonen in  demselben  Dorfe.  Es  ist  in 
den  Zwölften,  man  darf  den  Wolf  nicht 
nennen.  Er  hungert  wie  ein  Wolf  in 
den  Zwölften.  Die  Winterkälte  treibt 
die  Wölfe  aus  den  Wäldern  in  die 
Nähe  der  Dörfer;  doch  treten  sie  gegen- 
wärtig in  unserer  Provinz  nur  noch  als 
Gäste  aus  Polen  und  RuCzland  auf. 
Das  erstere  Sprichwort  gebraucht  man, 
wenn  man  Scheu  trägt,  den  Namen 
dessen  zu  nennen,  von  dem  man  Scha- 
den furchtet.  Sprw.  I,  1763. 4196. 4197. 
N.  Pr.  Prov.-Bl.  VI,  214.  Hexspr., 
135.  143.  Bock,  86.  Hennig,  315. 
ZwVIftenasche,  /.,  s.  das  vor. 


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Nachträge  und  Berichtigungen. 


Zum  ei*sten  Bande. 


a(la)  klingt  im  provinziellen  Hoch- 
deutsch oft  lang:  drbeiteUy  Arbeit^  arg^ 
drm^  Arm^  Arzt^  Arznei  (davon  ärzt- 
lieh  mit  lanfifem  a),  barmherzig^  darben^ 
erbarmen^  Gdrbe^  Gdmy  Gärten  (Plural 
Gärten^  auch  Gärte  —  ä  lang  — ),  Ge- 
genwart^ Hdrm^  Gemach^  kdrg^  Narbe 
etc. ;  d  klingt  kurz  in :  schmal  (schmall), 
davon  schmäller  statt  schmäler^  enchrack. 

a,  ä,  interj,^  auch  in  Verbindung  mit 
wo:  a  WO,  ä  WO,  Zweifel  oder  Verwun- 
derung ausdrückend,  in  dem  Sinne  von: 
ach  warum  nicht  gar,  nicht  möglich?! 
Üblicher  jedoch  i  wo.    Vgl.  ä  WO. 

ä  (1  b),  wird  hochdeutsch  auch  falsch- 
lich lang  gesprochen:  sätigen  statt  sät- 
tigen^ nachläjzig  statt  nachlässig^  ff^ff^^^ 
wärtig, 

aalen,  sw,^  sichy  sich  wie  ein  Aal 
kräftig  und  wohlbehaglich  winden  und 
wenden;  s.  ftlen. 

Aalschnur,  f.  1.  Schnur  mit  Angel- 
haken zum  Aalfange.  Vgl.  Aalangel. 
2.  Exkrementhaufen.  £h*  hat  Aalschnur 
gelegt    Sprw.  I,  1098. 

Aaskaule,  /*.,  s.  Schinnkaule  N. 

abarbeiten  r4b),  auch:  eine  schuldige 
Summe  durcn  Arbeit  abtragen.  Ma- 
rc Id.    Vgl.  abspinnen. 

abbekommen,  st,  ausgescholten  wer- 
den.   Die  hat  dafür  gut  abbekommen, 

abbluten,  pltd.  afbHtde(n),  m.^  ver- 
bluten, veroluten  lassen,  schlachten. 
öck  war  de  Hener  alik  noch  aßlodey 
ich  werde  die  Hühner  gleich  noch 
schlachten,  sagte  eine  Bäuerin  zur  Haus- 


frau, als  sie  ihre  Hubner  verkauft  hatte. 
Kgsbg. 

Abedlllendok,  Med.,  Opodeldok. 

Abendbrot  (5  b),  oft  auch  AbenbroL 

Abendschlag,  m.,  s.  Letzte  N. 

aber  (6  a),  oft  auch  aberst,  aberscM, 
awerscht,  awarscht.  VerwechseluDg  mit 
oder  (s.  d.):  Wirscht  horchen  aber  nei^ 
wirst  du  gehorchen  oder  nicht!  Finf 
aber  sechs  Stück. 

abgnupsen,  sw.,  s.  gnuffen. 

abgVnsfa'g,  adj,,  abgünstig,  neidisch. 

abhalsen,  sw.^  s.  aufhalsen  N. 

abhauen,  sw,y  das  Getreide  mähen. 

abkeilen,  sw.^  Schülerausdruck:  1. 
schriftliche  Arbeiten  absehen,  abschrei- 
ben. 2.  Zeichnungen,  Eartea  durch- 
drücken, durchpausen.  Nach  Schmidt 
für  1  auch  abklappen,  abklopfen;  nach 
Frey  tag  für  2  abknllllen,  durchknOHen, 
durchknallen. 

abkrilnzen,  sw,  1.  Böttcherausdrack: 
den  kranzartigen  Bodenrand  eines  Holz- 
gefaizes  (Eimer,  Tonne),  der  morsch 
geworden,  abnehmen,  wegschneiden, 
und  den  Boden  etwas  höher  in  einen 
neuen  Einschnitt  einfufi;en;  also  s.  t.  a. 
abkrösen  (s.  d.).  2.  nach  Marold  auch 
=  abgrenzen  (s.  d.);  doch  dürffce  in  die- 
sem*^ Sinne  k  wohl  nur  sehr  vereinzelt 
gehört  'werden. 

abkratzen  (8a),  auch:  beschämt  da- 
von gehen.  Ebenso  in  der  Niederlaas. 
Anton,  7,  3. 

abkündigen,  sw.,  von  der  Kanzel  herab 
die    bevorstehende    Verbindung    eines 


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ablaufen  —  allschonst. 


505 


Brautpaares  kund  thun.  Wann  der 
Breuügam  nach  alter  loblichen  gewonheit 
ko9tunff  machen  vdUy  sal  er  sich  den 
Sontag  wann  er  abgekündiget  vdrt  dem 
Bürgermeyster  anzeigen.  Kleid.-Ordg., 
375.     Gewöhnlich  aufbieten  (%,  d.). 

ablaufen  (9a),  durch  Lauten,  zahl- 
reiche und  wiederholte  Besuche,  andere 
müde  machen,  gleichsam  abnutzen;  für 
sich  etwas  zu  erreichen  trachten.  Er 
läuft  dem  Teufel  ein  Ohr  ab^  der  Stellen- 
jäger. 

abmergeln  (9  b),  in  der  gegebenen 
Bedeutung  richtiger  auf  nd.  merken 
(Schamb.,  138b)  zurückzuführen.  Vgl. 
Weigandn,  77. 

abpflsern,  sw.,  s.  pftsem. 

abpfeifen  (lOa),  nach  Marold  über- 
haupt die  btunde  durch  Pfeifen  an- 
zeigen; in  E^bg.  jedoch  nur  in  betreff 
der  letzten  Stunde. 

abplustem,  sw.,  s.  plustern. 

abpochlonschen,  sw.^  lungernd  um 
Speise  betteln;  von  dem  pom.  pochhn 
Yielfrafz.     Oberland. 

abratzen,  sw,^  s.  raben. 

abrutschen,  »w,^  sterben. 

abschieben,  sty  s.  v.  a.  abschauhen  2. 
Er  mujz  abschieben^  unverrichteter  Sache 
abziehen.  Schid)  ab^  mache,  dafz  du 
fortgehest! 

abschinden,  -schingen,  st,  sich,  sich 
eine  Hautwunde  zuziehen;  sich  abquä- 
len.   Vgl.  schinden. 

abschlubbem,  sw.,  sich,  sich  abschüt- 
teln, von  sich  schieben,  fem  halten. 
Sich  die  Arbeit  abschlubbem,  sie  von 
andern  ausführen  lassen.     Saalfeld. 

abschrecken  (Hb).  Beleg  zu  1:  Die 
Hühner  vom  Beete  abschrecken,  verjagen, 
indem  man  sie  erschreckt. 

absolut,  adv.,  durchaus,  schlechter- 
dings. Ee  (der  Eber)  tmdl  absolut  nich 
dm  Stall  rin,     Samland.     Vgl.  partO. 

abspinnen,  st,  1.  den  Vorrat  an  Flachs, 
Wolle  etc.  von  der  Puppe  fertig  spin- 
nen. 2.  durch  Spinnen  eme  Schuld  ab- 
tragen. De  lewe  Gottke  ward  et  betäle 
on  de  Grofzmutterke  af^pönne.  Vgl. 
abarbeiten  N. 

abstaken,  sw.,  s.  staken. 

absund,  adv,^  absonders,  abgesondert, 
besonders.      Ich    vmifz    den    Schorscht 


(Eaminofen)  un  atcch  den  Oben  (Zim- 
merofen) absund  hitzen.    Saalfeld. 

abtreiben  (13a),  nach  Marold  auch 
intrans.  schnell  weggehen,  also  gleich 
dem  allgemein  üblichen  abziehen.  Vgl. 
abschauben. 

Achtehalber  (14a),  oft  auch  Achthalber, 
Achtalber. 

Achtzehner  (14  b),  gewöhnlich  Ach- 
zehner. [Ebenso  spricht  man  achzig 
statt  achtzig.] 

Ackerpfriemen,  m.,  Pflzn.,Färber-Wau, 
Reseda  luteolaL.  Hagen,  497.  Pritzel, 
328. 

Ackerschmele,  /.,  grofze,  s.  Taugras. 

adchS  (16  b),  gewöhnlich  im  Dem. 
adcheche^  adgeche;  in  der  Kindersprache 
auch  addd. 

Adebar  (16a),  zu  lesen  ist:  ahd.  öde- 
bero,  mhd.  adeberOy  ahd.  u.  alts.  beran. 

aderkauen  (17a),  nach  v.  Auer  im 
Samlande  auch  oderkauen. 

Adjudant,  m.,  Adjutant. 

adrett,  adj.,  aus  dem  franz.  adroit^ 
gewandt,  wohlaussehend,  propre,  stranmi 
gekleidet.    Dat  os  e  adretter  Kerl. 

Afkat,  w.,  Advokat.  Er  spuckt  vne 
ein  Afkäty  der  Verschleimte. 

Ahlkirsche,  /.,  s.  Faulbaum  N. 

ahnden,  »w.y  ahnen.  Das  ahnd  mir 
schany  da/z  es  so  kommen  vmrde  Vgl. 
Grimm,  Wb.  T,  193. 

Akebosade,  /.,  s.  Argepassarge  N. 

akkedieren,  sw.,  akkordieren. 

alart,  adj,,  aus  dem  frz.  alerte,  be- 
reit, auf  dem  Platze,  zum  Ausmarsche 
fertig. 

Alebasterpulver,  Medik.,  Conchaeprae- 
paratae. 

alen  (19a),  1.  dien,  pltd.  dien. 

Alkirschbaum,  m.,  s.  Faulbaum  N. 

allgewalt,  adv.,  mit  aller  Gewalt,  un- 
ter allen  Umständen,  durchaus.  Er 
vmü  partu  un  allgewalt  ins  Zimmer. 
Saalfeld. 

allmachten,  sw.,  im  Bett  sich  ruhelos 
umherwerfen.   Er  hat  die  ganze  Nacht 

feallmachtety    der   Kranke,    der   keine 
iuhe  fand.    S.  verallmachten. 

Allmodengasse,   /.,    StraTzenname    in 
Danzig  =  neumodische  Gasse,   Strafze 
ä  la  mode.     Löschin,  47. 
allschonst  (20  b)  steht  fehlerhaft  mit^. 


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506 


allweg  —  Apfeldumke. 


allweg  (21  a)^  auch:  auf  alle  Fälle. 

almodisch,  adj.  —  ä  la  mode^  neumo- 
disch. Bei  Stein,  Peregrinus  X,  5: 
cUmodische  Jecken.     W.  MtsbL  V,  158. 

alskalbern  (21  a),  für  die  Ableitung  s. 
kalbern. 

Alte  (21a),  für  1.  aach  Altche. 

AltelOrSI,  AntelOrVI,  Medik.,  Oleum  lau- 
rinum  unguinosum, 

Alter  (21b),  als  vertrauliche  Anrede 
der  Frau  an  den  Mann:  Alterchen. 

altem,  sw.^  altem.  Was  sind  sie  ge- 
altert! 

amend  (23  a),  auch  ameng. 

ampeln  (23  a).  Nach  etwas  ampeln^ 
begierig  nach  etwas  greifen,  streben. 
V.  Au  er.    Vgl.  angeln. 

Amfzel,  /.,  Vögeln.,  Amsel. 

anbelken,  sw.^  anbölken,  laut  mit  hef- 
tigen Worten  anfahren  =  anbellen,  S. 
belken. 

anbraten,  st^  leicht  braten  lassen; 
bildlich:  etwas  oberflächlich  behandeln, 
in  eine  Frage  nicht  gründlich  eindrin- 
gen.    Schmidt. 

angeben  (24  a),  auch  toben,  wüten. 
Der  giebt  so  an^  da/z  es  bis  auf  die 
Strajz'  zu  hören  ist     Saalfeld. 

Angeritze,  f.,  s.  Ul. 

angewandt,  im  Volksmunde  =  unguen- 
tum  in  verschiedenen  Medikamenten. 

anhaggem,  sw.,  s.  baggern. 

Anhängsel,  n..  Anhangendes,  Gefolge. 
Eine  Witwe  ohne  Anhängsel,  kinderlos. 

AnisfTster,  m..  Gewürzer.    Schmidt. 

ankolken,  sw.y  anreden;  von  einem 
lästigen  Menschen.     Schmidt. 

Ankumft,  m.^  Ankunft. 

anlaufen  (27  a),  ursprünglich  militäri- 
scher term.  techn,  für  angreifen;  Gegen- 
satz ablaufen  =  zurückgeschlagen  wer- 
den.   Freytag. 

anleckern,  sw,y  sich,  bestrebt  sein,  sich 
einzuschmeicheln.     Gortzitza. 

anmachen,  sw.  1 .  anlehnen,  zumachen, 
schliefzen.  Die  Thür  —  die  Fenster- 
laden anTncujhen,  2.  anzünden.  Feuer 
anrnachen,  3,  herrichten.  Salat  an- 
moichen. 

anmandOren,  sw.,  s.  einmandtren. 

anmelem,  sw.^  s.  bemelem  N. 

Annmarie,  w.  Vom.,  Anna  Maria. 


anno  (27  b).  Im  letzten  Beispiel  1. 
Anno. 

anpesern,  sw.,  s.  pftsem. 

anpettem,  anvettern,  sw.,  sichy  sich 
einzuschmeicheln  suchen.    Marc  Id. 

anpindeln,  -pingeln,  sw.,  s.  pUngeln. 

ansäfzig,  adj.,  die  ursprünglich  rich- 
tige Form,  ansässig.     S.  safzhafL 

An$chlfz,  m.,  anscheifzen,  sw.y  s.  Schib. 

Anschlag,  m.,  s.  Letzte  N. 

anschmeifzen  (29a).  Dies  Spiel  wird 
in  Königsberg  mit  Knöpfen  und  um 
Knöpfe  gespielt,  wobei  besondere  Fest- 
setzungen über  den  Wert  der  Abstände 
bestehen:  Spanne  und  Daumenbreite; 
berühren  zwei  Kjiöpfe  einander,  so 
brennt  es,  und  der  Besitzer  des  ge- 
troffenen Anschmisses  befindet  sich  in 
gröfzerem  Verluste.  Stücke  von  Messer- 
klingen sind  in  Königsberg  zum  An- 
werfen nie  gebraucht  worden;  auch  ist 
der  Ausdruck  anplimmen  für  dies  Sj^id 
hier  unbekannt,  Rosenkranz  wird  ihn 
Yon  seinen  Studenten  aus  der  Provinz 
überkommen  haben.  In  Gnmbinnen 
wird  (vgl.  die  Rezension  der  1.  Liefe- 
rung des  Wb.  in  der  Kgsbg.  Härtung. 
Ztg.  1882.  No.  55.  Erste  Beilage.)  das 
Anschmeifzen  mit  zerbrochenen  Messer- 
klingen genau  nach  der  Angabe  von 
Rosenkranz  gespielt:  die  Abstände 
sind  dort:  Spann  (die  ausgespannte 
Hand),  Daumchen  (Daumenbreite), 
Drufke  (eine  Klinge  hegt  auf  der  an- 
deren). In  der  Tilsiter  Gegend  heilzt 
das  von  Rosenkranz  anplimmen  ge- 
nannte Spiel  Pinkerling  (Kossinna),  in 
Westpr.  pen$chen  (s.  d.). 

anspafzen,  sw.  Einen  anspa/zen^  ihn 
um  eine  Kleinigkeit  in  Freundschaft, 
aus  Scherz  bitten:  um  eine  Cigarre, 
ein  Schnäpschen  etc.    Vgl.  kränken  N. 

anstaffieren  (30b),  s.  ausstaffieren  N. 

AntelOrVI,  n.,  s.  AltelOrVI. 

Antoniuskrauty  Sankt,  Pflzn.,  schmal- 
blättriger Schotenweiderich,  Eptlobium 
angusti/olitmi  L.,  auch  Weidenrttschen. 
Pritzel,  139.     Hagen,  408. 

anvettern,   sw.,  sich,  s.  anpettem  N. 

Äpfel,  Appely  Äppel,^97i.,  Apfel. 

Apfeldumke,  plur.,  ApfeUdöfze,  KLöCte 
worin  zerschnittene  Äpfel  gethaii  wex^ 


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äpfeldwatsch  —  aufreifzen. 


507 


den;  sie  werden,  mit  Zucker  und  Zim- 
met  überstreut,  in  zerlassener  Butter 
gegessen.     Treichel,  Volksth.  HI. 

äpfeldwatsch,  pltd.  äppeldwaisch,  adj,, 
nicht  recht  bei  Sinnen. 

Apotheke  (31b),  auch  hchd.  Aptheke; 
ebenso  Aptheker. 

Appelquint,  Medik.,  ColocyniJm. 

Aprillen,  n.,  auch  Aprilschicken,  April- 

ßgen.  Man  erlaubt  sich  am  1.  April, 
n  und  wieder  auch  am  3.,  mehr  wie- 
der am  30.,  andern  unglaubliche  Dinge 
mit  der  ernstesten  Miene  zu  erzählen, 
oder  sie  nach  unmöglichen  Dingen  zu 
schicken:  der  Pregel  brenne;  Mücken- 
fett, Blauzwimsaat  soll  aus  der  Apo- 
theke geholt  werden  etc.  Der  Ange- 
führte wird  mit  dem  Rufe  geneckt: 
Aprü^  April!  oder  April,  April!  Ich 
kann  dick  narren^  wie  ich  tvill!  Vor- 
zugsweise in  Kinderkreisen  beliebt.  Vgl. 
Volkskal.,  76. 

Argepassarge,  Medik.,  Arkebusade, 
Mixtura  vulneraria  acida.  Auch  Ake- 
bosade. 

Arme,  plur.  von  Arm.  Mit  blo/ze 
Arme,     v.  Au  er. 

Armee  (32  b).  Zur  grojzen  Armee  ae- 
hen  =  sterben,  wohl  aus  dem  Jahre 
1812,  in  dem  la  grande  arm^e  in  Rufz- 
land  umkam.    Frey  tag. 

Armesin,  m.,  besserer  Kleiderstoff  in 
älterer  Zeit.    Viol^t,  178. 

arretire(n),  sw,^  arretieren,  festnehmen, 
verhaften.  Se  hebbe  em  arretert^  nie: 
se  hebbe  em  verhafft, 

Arschkerbe,  /.,  früherer  Strafzenname 
in  Königsberg,  s.  Burgfreiheit  N. 

Arwst,  m.,  Herbst,  engl,  harvest  Gor- 
dack.    Üblicher  ist  jedoch  pltd.  HarwsL 

Asche, /.,  Fischn.,  s.  Nase. 

Aschenfett,  n.,  Medik.,  Oleum  Jecoris 
Aselli  ßavum. 

Aschenpacker,  m.,  nach  Hirsch,  217, 
wohl  gleichbedeutend  mit  Aschbrftker. 

Aschpflanze,  /.,  Cineraria  maritima  L. 
Weichseldelta.  Treichel,  Volksth. IH. 

ätsch  r34a)  in  2.  Bedeutung  wird 
vielfach  kurz  gesprochen. 

attackieren,  9w.^  sich  leidenschaftlich 
benehmen,  wüten;  auf  jemand  einwir- 
ken wollen.    Saalfeld. 


Attan,  m.  jüd.  Vom.,  Natan.  S. 
Nüfzen. 

au  (34b):  Z.  1  ist  zu  lesen:  bleibt 
im  Plattdeutschen  au. 

aufbakebiren,  aufpackebiren,  sw,^  je- 
mand eine  Last  aufnötigen.  Saalfeld. 
Vgl.  Bakebiren. 

aufbansen,  sw,^  aufschichten;  auch  re- 
flexiv: sich  etwas  aufbansen^  aufladen. 
Vgl.  Banse. 

aufdrttseln,  sw,^  s.  v.  a.  aufdrisseln.  Im 
Oberlande  auch  auftrVddeln. 

ailfdrUcken,8tü.,  durchprügeln.  Schmidt. 

Auferstehungsbaum,  m,,  versdiieden- 
farbiges  Schief blatt,  Begonia  discolor  R. 
Br.    Treichel,  Volksth.  HI. 

aufhalsen,  ww.^  sich^  sich  etwas  auf- 
bürden, auf  den  Hals  laden.  Da  hob' 
ich  mir  eine  gute  Geschichte  aufgehalst. 
Gegensatz:  abhalsen,  entlasten;  ab- 
streifen: das  Pferd  hat  sich  abgehakt^ 
den  Halsriemen  abgestreift;. 

aufkepsen,  sw.y  in  Kepse  (s.  d.)  setzen, 
häufen^  aufhäufen.  Reps  dir  nicht  so 
viele  Kartoffeln  auf  den  Teller.  Saal- 
feld. 

aufkniwein,  sw.y  durch  Kntweln  (s.  d.) 
Verwickeltes  entwirren,  einen  Ejioten 
auflösen.    S.  aufpUngeln  N. 

aufkommen,  sty  bestehen  im  Streit. 
Mit  dem  kann  er  nicht  aufkommen^  der 
wirft  ihn  nieder,  redet  ihn  nieder. 

aufmachen,  sw.^  herrichten,  in  Ord- 
nung bringen.  Ein  Bett  aufma^hen^ 
es  für  die  Nachtruhe  herrichten,  wobei 
das  Deckbett  zurückgeschlagen  wird. 

aufmintern,  sw.y  aumiuntem. 

aufpackebiren,  sw.^  s.  aufbakebiren  N. 

aufpäppeln,  sw,,  s.  pappen. 

aufpIQstem  (37  b),  auch  aufblasen :  vom 
Kalbfleisch  etc.    v.  Auer. 

aufpullen,  sw.,  s.  pullen. 

aufpulstern,  sw.,  s.  v.  a.  aufplustern. 

aufpUngeln  (37b),  nachMarold  auch: 
einen  Knoten  mühsam  auflösen.  Vgl. 
aufkntweln  N. 

aufputzen,  su?.,  s.  putzen. 

aufrabasteln,  su?.,  s.  rabasteln. 

aufreifzen,  st^  den  Mund,  das  Maul 
weit  öffiien  zu  Schimpf-  und  Tadel- 
reden. Er  reifzt  sich  das  Maul  bis  an 
die  Ohren  auf 


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508 


aufhischeln  —  ausmergeln. 


aufruteheln,  sw.,  s.  niicheln. 

aufschmirgeln,  sw.,  s.  schmirgeln. 

aufschSnen  (38a),  aach  reflexiv:  es 
schönt  sich  heute  noch  auf. 

aufstftken,  sw.^  s.  stftken. 

auftonnen,  sw,^  durchprügeln.  Ich  hab^ 
ihm  gehörig  was  auf  getonnt  Darkeh- 
men.     Schmidt.    Vgl.  aufdrUcken. 

auftrSddeln,  sw.^  s.  aufdrBseln  N. 

auftubbern,  sw,^  nach  Marold  auch 
==  verzögern.     S.  tobbem. 

Augenbran,  /.,  Augenbraune.  So  schon 
bei  Herder.  Vgl.  Grimm,  Wb.  I, 
804.     Weigand  I,  92. 

Augennichb,  n.,  s.  Nichts. 

Augenwurz,  Pflzn.,  s.  Waldheelin.' 

ausarbeiten,  sw.^  sich,  sich  müde  ar- 
beiten. Wenn  der  Mensch  sich  ausgear- 
beitet haty  so  hat  er  au>ch  Appetit  zum 
Essen. 

ausbauem  (40  b),  im  Ermlande  und 
Oberlande  auspauern,  abwirtschaften. 

ausblasen,  st^  s.  ausklingem  N. 

ausbrllcken,  sw.y  pflastern.  Den  Stall 
attsbrückeny  ihn  mit  Brettern  pflastern. 
Vgl.  Nsslm.,  Dainos,  196. 

ausdrellen,  sw.^  ausdrehen,  auswinden, 
ausringen,  auswringen;  düe  Wäsche, 
nasse  Tücher. 

ausfenstern  (41a),  zunächst  jemand 
aus  dem  Fenster  Vorwürfe  machen. 
Vgl.  den  süddeutschen  Gebrauch  des 
Fenstejms.    Freytag. 

ausfeuem,  sw.,  schlafen,  ausschlagen. 
Pferde  feuern  aus.  Ich  werd!  dir  gleich 
eins  ausfeuem^  eine  Ohrfeige  geben. 
Saalfeld.     Von  feuern  2. 

ausflammen,  «w.,  prügeb.  Elbinger 
Ndrg. 

ausflitzen,  sw.^  einen  Ausflug  machen. 
Vgl.  flitzen. 

ausgeschlagen  in  ausschlagen  (45a). 
Nach  Frey  tag  bezieht  sich  der  aus- 
geschlagene  Tag  nicht  auf  das  Aus- 
schlagen der  Bäume,  wie  E.  Förste- 
mann  meint,  sondern  auf  das  Aus- 
schlagen der  Turm-  oder  Wanduhr. 

auspreifen,  st.,  ein  Mädchen  lüstern 
angreifen;  auch  exgreifen.  Letzteres 
ni<Sit  speziell  preui'zisch. 

ausklären,  ste^.,  sich^  sich  aufklären, 
heller  werden;  vom  Himmel.  Nu  wird 
das  Wetter  besser ^  es  klärt  sich  so  schön 


^aus.  Saalfeld.  Vgl.  klflren  und  auf- 
schVnen  N. 

ausklauen,  sw.^  die  Klaue  (s.  d.)  zum 
Laufen  gebrauchen,  davonlaufen,  ent- 
fliehen. Der  Spitzbube  klaute  aus^  ent- 
lief dem  ihn  transportierenden  Schutz- 
mann.    Egsbg. 

auskleiden  (43  a),  nicht  allein  bei  £1- 
bing,  sondern  auch  sonst  in  der  Pro- 
vinz gebräuchlich. 

ausklingem,  sw.y  amtliche  Verordnun- 
gen dem  durch  eine  Klinaer  (s.  d.)  zu- 
sammengerufenen Publikum  bekannt 
machen.  Je  nach  dem  Listrument  heifzt 
diese  Art  kleinstädtischer  Bekannt- 
machung auch  ausblasen,  austrommeln. 

auskISkern,  pltd.  QtklVkere(n),  sto.,  von 
Iddk  klug,  ausklügeln,  aushecken,  aus- 
düfteln  (austüfteln).  Bei  Prozessen 
kommt  es  auf  richtiges  Ausklökem  an. 
Darkehmen.     Schmidt. 

ausklQwen,  sw.^  s.  klQwen. 

auskobem,  sw.^  sich,  s.  v.  a.  erkSwem. 

auskommen,  st  1.  entstehen,  aus- 
brechen; vom  Feuer.  Wie  ist  das  Feuer 
ausgekommen?  2.  verträglich  leben,  zu 
behandeln  sein.  Mit  dem  kann  man 
auskommen^  läfzt  sich  leben.  jEs  ist 
kein  Auskommen,  oder  AuskommeT^y  mt 
ihm. 

auslatschen,  -lautschen,  sw.,  s.  latschen. 

auslecken^.,  sich.  Nach  dem  Honde, 
der  seine  Wunden  durch  Lecken  heilt, 
auch  von  einer  zähen  Menschennator, 
die  sich  selbst  hilft.  Dem  scheidet  das 
nichts,  der  leckt  sich  aus. 

auslenzen,  sw.,  s.  Lindstock. 

auslesen,  st^  lesen.  Ich  kann  das 
nicht  auslesen^  ein  schwieriges  Wort 
nicht  fertig  bringen.  SchüleraosdrucL 
Lötzen.     Schmidt. 

ausmachen  .(44  a).  3.  ausschelten,  aus- 
schimpfen, Verweise  geben  (wie  in  Po- 
sen). Öck  mook  er  we  so  hafzUch  ut^ 
As  dat  schwarte  Taschendook.  Dorr, 
65. 

ausmelden,  sw.,  abmelden,  entschul- 
digen. Ein  Schüler  meldet  den  andern 
aus,  wenn  dieser  die  Schule  versäumen 
muiz.     Lötzen.     Schmidt. 

ausmergeln,  sw.,  kraftlos  machen:  den 
Acker,  sich  selbst.  Das  ist  ein  aus- 
gemergelter Kerl.    Vgl.  abmergeln  N. 


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ausmastern  —  Bammlack. 


509 


ausmustern  (44  a),  ^h,  sich  erholen. 

auspauem,  sw.^  s.  ausbauem  N. 

ausplatzen,  sw.^^  schlagen,  ohrfeigen. 
Saalfeld.     Erweiterung  zu  platzen  4. 

ausilstem,  sw,^  s.  rSstem. 

ausschachten,  m.^  s.  schachten. 

aussHzen,  se.,  einen  Stuhl,  ein  Sofia 
durch  Sitzen  bleibend  vertiefen.  Für 
Liv-  und  Estland  bei  Sallmann, 
92b. 

aussptlen,  sw.^  von  ^peilen  (s.  d).  Zum 
kranken  Kinde:  &ptt  doch  dem  Herrn 
Doktor  das  Zungchen  aus! 

ausstaffieren,  sw,^  mit  Kleidern  aus- 
statten, zur  Reise  ausrüsten;  auch  re- 
flexiv.   Ebenso  anstaffieren.    Marold. 

AusUetterwagen,  m,y  Erntewagen  mit 


hohen  und  langen  Leitern.  S.  Leiter- 
wagen N. 

ausverschämt,  odf;.,  unverschämt.  Das 
wäre  zu  ausverschämt, 

auswundem,  sw.^  sich^  sich  wundem, 
verwundem,  nicht  aufhören  können  sich 
zu  verwundem.  Ich  kann  mich  gar 
nicht  ausumndem,  beruhigen. 

Aufzennehrung,  /.,  der  aui'zerhalb  der 
Deiche  liegende  Teil  der  Nehrung.  Die 
auf  der  sogenannten  Aufzennehrung^  im 
Weichseldelta^  liegenden  Dorfer  hatten 
von  Versandungen  viel  zu  leiden.  Pas- 
sarge, ßalt.,  103.    Vgl.  Aufzendeich. 

ä  WC,  intery,  (47  b),  s.  a  N. 

Xx  (47  b),  auch  ÄxL    Oberland. 

äxem,  sw.y  necken.     Marold. 


B. 


b  (47a)  wird  anlautend  auch  p: 
Buckel  Puckel^  Bündel  Pandel^  Pungel, 

baba  (48  b),  in  der  2.  Bedeutung  ruht 
der  Ton  auf  der  zweiten  Silbe. 

Babbichen.  Traut Babbichen^  sieh  mich 
an^  nach  Pritzel,  61,  in  Ostpr.  Name 
für  die  gemeine  Mondraute,  Botrychium 
lunaria  Sw, 

Bacl(el  (49  a).  Berichtigend  sei  er- 
wähnt, dafz  Schabe  und  Kellerwurm 
nicht  zu  den  Käfem  gehören;  doch 
werden  beide  Backel  genannt. 

bacicem  (49  b),  auch  baicem,  baicerig. 

Badcmull,  /.,  s.  Mulle. 

Badergasse,  /.,  Stralze  in  der  Alt- 
stadt Königsbergs,  in  welcher  vorzugs- 
weise einst  Bader,  Barbiere,  Chirurgen, 
gewohnt  haben  mögen. 

Bagaich  (50  a),  auch  Pacicaiche  (s.  d.). 

Bagatell,  n.,  Kleinigkeit,  ein  Leich- 
tes, das  franz.  bagateUe,  Dat  ös  mt 
man  Bagatell;  so  stets  und  nie:  das 
ist  mir  ein  Leichtes,    v.  Auer. 

baggern,  »m?.,  eine  Wirtschafl  nach- 
lässig fuhren,  so  dafz  sie  in  Verfall 
gerät.  Marold.  Vgl.  baggern  unter 
bacicem. 

Balte  (50  b).  Zur  Ergänzung  der 
Ortsnamen  seien  noch  angeführt  Baiten 
im  Kr.  Memel  und  Baitkowen  bei  L^ck. 

bald,  adv.y    beinahe,  es  fehlte  nicht 


viel  daran.  Ich  war'  bald  diej  Trepp' 
^runterge fallen^  in  einem  Haare. 

Baldgreis,  Pflzn.,  gemeines  Kreuz- 
kraut, Senedio  vulgaris  L,  Ostpreulz. 
Pritzel,  374.  Nach  Hagen,  869, 
Baldgreise. 

Balditi,  n.,  in  der  Fischersprache  am 
kurischen  Haff  das  Klopfen,  durch  wel- 
ches die  Fische  nach  den  Netzen  ge- 
scheucjüt  werden;  es  geschieht  mittels 
der  Rtmen  oder  Bootshaken,  oder  des 
Baldas^  eines  Stabes,  der  unten  mit 
einer  Scheibe  versehen  ist.  Lit.  baldyti 
stark  stofzen,  klopfen.  Mühling. 
Nsslm.,  Wb.,  326a. 

Baldrian,  griechischer,  Pflzn  ,  blaue 
Himmelsleiter^  Polemonium  coeruleum 
L,    Pritzel,  294.     Hagen,  224. 

Balg  (51b),  in  2.  Bedeutung  auch 
das  Balg. 

Balten,  plur,  von  Balg^  die  zur  Orgel 
gehörigen  Blasebälge.  Davon:  Balgen- 
veter. 

Balinger,  m.,  kleines  Schiff  zur  Ordens- 
zeit.    Danzig.    Hirsch,  264. 

baller,  als  Teil  von  aller,  s.  aller- 
baller. 

Ballrose,  /.,  Schneeball,  Vibumum 
opulus  L.  Weichseldelta.  Treichel, 
Volksth.  HL 

Bammluck  (a  =  a),  m.,  Strohbündchen 


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510 


Band  —  behitzen. 


als  Teil  der  untern  (vordem)  Lage  des 
Strohdaches.  Schirwindt.  Lit.  bam- 
belüka%  bamblukai^  nach  Nsslm.  Wb., 
320b,  die  Strohbundchen,  welche  längs 
der  First  des  Strohdaches  angebracht 
werden. 

Band  (52b).  Auch  schlanke  Birken- 
äste werden  zu  Bandstocken  gespalten. 

Bank,  /.  AUe  durch  die  Banky  alle 
ohne  Ausnahme. 

Bank,  /.,  kleinere  Genossenschaft  in 
der  Artusbruderschaft  Dauzigs.  Die 
Brüderschaft  sonderte  sich  in  den  klei- 
nen und  grofzen  Rof^  jeder  von  beiden 
wiederum  in  Bake,  Die  Aufseher  und 
Diener  der  Bänke  hiefzen  Bankmeister. 
Genaueres  s.  Hirsch,  202  fif. 

Bär  (54a).  Peter  Bär  mit  der  langen 
Scher  scheint  in  der  ganzen  Provinz 
bekannt  zu  sein. 

Barabas,  m,^  grofzer  ungeschlachter 
Kerl.    Gortzitza.    Vgl.  Barabaus. 

Baranken  (54  a),  poln.  baran  Schaf- 
bock. 

Barb  (54  a),  Kürzung  von  Barbe. 

Barbuschchen,  n.,  Name  für  die  Käfer 
der  Familie  Coccineüa^  namentlich  C. 
septempunctata.  Gortzitza.  S.  buiche. 

BarkhVIzer,  plur.,  s.  Pulpeinen. 

barnausch,  adj.^  nach  Marold  s.  v.  a 
bemautsch  (s.  d.). 

Bamkrauty  Pflzn.,  gemeine  Bärenklau, 
Heracleum  sphondylium  L,  Ostpreufz. 
Fritz  el,  180. 

Barsch,  m.,  Pflzn.,  Sumpf-Porst,  Le- 
dum  palustre  L.    Rössel.     Mühling. 

barschen,  barschen,  st^.,  sick,  s.  pir- 
schen. 

Barse,  /:,  Schiff  zur  Ordenszeit,  ur- 
sprünglich von  geringerer  Gröfze. 
Hirsch,  264. 

Bärstkraiit,  n.,  s.  Wedendunk. 

Barte!  (56a),  nach  Gortzitza  ßar^ 
schei'  RekeL 

Bartlomä,  w.,  Kürzung  von  Bartho- 
lomäus. Op  Barüomä^  am  24.  August, 
dem  Bartholomäustage. 

basseln,  sw,^  umherschlendern  und 
nichts  Rechtes  vorhaben.  Wie  ist  es 
blo/z  möglich,  so  ^rum  zu  bosseln  f  Saal- 
feld. 

bateljOnsch,  adj.,  auTzerordentlich,  vor- 
züglich.    En    bateljonscher    Kerl^    ein 


Mann,  dessen  Leistungen  hervorragend 
sind,  der  allen&lls  allein  leistet,  was 
sonst  nur  ein  Bataillon  ausfuhrt. 

Batze  (57  b),  auch  Patze  (s.  d.). 

BauerknUppel,  m.,  s.  KnUppel. 

Bau§chan(59a).  Vielleicht  Entstellung 
von  Sebastian. 

beaaseln,  sw.^  beschmutzen,  s.  beaasen. 

bedaieln,  sw,^  von  Schlägen  an  den 
Kopf  (s.  Dasei)  betäubt  sein. 

bedeuten,  sw,,  deuten,  deutlich  machen, 
erklären.  Wart\  ich  werd!  diätes  bedmr 
ten^  sonst  weifzt  du  vom  hellen,  Uchten 
Tag  nichts.     Saalfeld. 

bedrippt  (60  b),  in  2.  Bedeutung  auch 
betreten,  verlegen. 

bedUstern,  sw.,  Yom  Düster,  dem  Abend, 
der  Finsternis  erreicht  werden.  Wvr 
müssen  machen,  da/z  wir  nach  Hause 
kommen,  sonst  bedüstem  wvr  noch, 

befallen,  st  Sie  ist  befallen,  geschwän- 
gert.    Sprw.  I,  69  b. 

befimmeln,  von  fimmeln,  hin  und  her 
fahrend  mit  den  Händen  betasten,  strei- 
fen, abstreifen.  BefimmeV  doch  diese 
Kornähren!  Wenn  der  Roggen  blüht, 
soll  man  drei  Ähren  stillschweigend 
pflücken  und  beßmmeln  und  das  also 
Gewonnene  hinunterschlucken.  Gut  ge- 
gen Fieber  und  Krankheit  überhaupt 
Saalfeld. 

befingern,  sw.,  s.  fingern. 

befleidern,  st^.,  geschmacklos  und  über- 
laden ankleiden.     Saalfeld. 

befreien  (61a).  Wovel  Jahr  war  ed 
noch  bliwe  onbef rieht  (onbefrigt)f  S. 
Kucl(uck. 

begegnen,  sw,,  mit  dem  Akkusativ: 
Ich  bin  sie  gestern  begegnet 

beglamsem,  sw.,  Frequent.  von  b^lmr 
sen,  s.  glamsrig  N.  Es  tritt  namentlicb 
im  partic.  aui,  auch  in  übertragener 
Bedeutung:  Sie  haben  ihn  gut  beglam- 
sert,  beschmiert,  angeschmiert,  betrogöt 

beglarren,  sw.,  mit  grofzen,  stieren 
Augen  besehen  =  beklaren.    S.  giarren. 

begnupsen,  sw.,  uneben,  schlecht  be- 
schneiden, s.  gnupsen. 

begraggeln,  sw.,  s.  schraggeln. 

begrofzaugen,  au;.,  mit  grol'zen  Angen^ 
verwundert  etwas  besehen. 

begrUfzen,  sw.,  bestehlen.    Marold. 

behitzen,  sw.,  hetzen,  behetzen.    Je- 


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Bein  —  besalzen. 


511 


mand  behitzen^  einen  Hund  auf  ihn 
hetzen.    Oberland.    S.  hiben. 

Bein,  zuiein  sein^  pltd.  toben  soriy  auf 
den  Beinen  sein.  Dorr,  Driewjagd. 
Ehr  ist  noch  gut  zubein^  marschiert  tüch- 
tig- 

Beinwell,  Beiwahl,  Pflzn.,  gebräuch- 
liche Wallwurz,  &ymphytum  offidnale 
L.    Hagen,  205. 

Beifzerling,  m.^  s.  Woraschken. 

Beiwahl,  Pflzn.,  s.  Beinwell  N. 

beizu  (65  a),  auch  im  Oberlande. 

bekttem,  »w.,  s.  kitern  (365')  und  N. 

beknappsen,  sw.y  durch  Abknappen 
etwas  beiseite  legen.  Sie  hat  dabei 
manchen  Groschen  beknappst 

bekraggeln,  sw.,  s.  schragqeln. 

bekrtechen  (67  a),  von  dem  in  der 
Pfanne  kreischenden  Speck:  behreschte 
Kartofeln.  Bildlich:  Er  vyi/rd  dich  schon 
bekreschen.  Jetzt  bist  du  gut  bekrescht^ 
angeführt,  schmerzlich  betroffen. 

belämmern  (67  a).  In  der  Bedeutung 
3  auch  von  Gordack  bestätigt:  jemand 
belästigen,  bedrücken,  quälen  durch 
umhalsen.  Ebenso  in  Saalfeld:  Kin- 
der, belamnm^  (belästigt)  mich  nicht 
immerwährend  ! 

beleidem,  sw,^  von  Leid,  Klage  =  be- 
klagen. Sie  haben  ihn  sehr  beleidert. 
Saalfeld. 

belesen,  st,  s.  lesen. 

belupsen,  »w.,  rupfen.  Die  Gänse  be- 
lupsen.    Saalfeld. 

Bemberlepp,  /.,  s.  Bimberlippe  N. 

bemeiem,  anmeiem,  sw.,  übervorteilen, 
betrügen.    S.  meiern. 

bBmenqen^sw.^sichySich  hineinmischen, 
in  eine  Angelegenheit,  ein  Gespräch. 

bemerken,  partic.  von  bemerken. 

bemuttern,  sw,,  der  Mutter  gleich  für 
jemand  sorgen,  sich  mühen. 

benibbeln,  sw,,  sich^  sich  benebeln,  be- 
trinken.   S.  nippem. 

beniesen,  sw.y  durch  Niesen  bestätigen. 
S.  niesen. 

benittem,  sw.,  sich,  sich  beschmutzen, 
beflecken.  Wenn  die  Kinder  Blaubeeren 
essen,  benittem  sie  sich  das  ganze  Ge- 
sicht. 

benVtigen,  sw.,  nötig  haben,  bedürfen. 
Geld  benötigen.  Ebenso  in  Estland. 
Sallmann,  97a. 


bepajen,  sw.y  s.  pajen. 

bepladdern,  sw.,  s.  pladdern. 

bepitsem,  sw.,  bezupfen  etc.,  s.  pifsern. 

bepIVmpem,  sw.,  s.  pIVmpem. 

bepuffen,  s<u7.,  mit  Puffen  aufbauschen; 
schlagen,  dafz  es  pufft.  Mäk  se  sock 
m>an  op  de  Strompe,  sonst  bepuff  öck  er 
(ihr)  de  Elorr!  Aus  einem  Manuskript: 
„Die  Berliner  in  Königsberg.''  Schmidt. 

beputzen,  sw.,  s.  putzen. 

bequarksen,  sw.,  s.  quarksen. 

Birapfel,^m.,  Bimapfel,  eine  Art  birn- 
förmiger  Äpfel. 

berappen,  m,,  s.  rappen. 

berdauks  (71a),  s.  pardauz. 

bereden,  sw,,  verleumden. 

bereihem,  sw.,  s.  reihern. 

b6ren  f71a),  sich,  auch:  schwer  tra- 
gen, engl,  to  bear.  Sei  bSrt  sick  met 
dem  Holt,  sie  plagt  sich  unter  der  Last 
Holz  ab.    Gordack. 

Berg,  m.,  schiefer,  Straizenname  in 
Königsberg,  jetzt  Bergstrafze. 

Bergerfische,  plur.,  Eische  aus  Ber- 
gen, vfrelche  zur  Ordenszeit  von  dort 
nach  Preufzen  eingeführt  wurden  und 
deren  es  mannigfaltige  Arten  gab.  Un- 
ter einer  Schiffsladung  aus  1423  be- 
finden sich  folgende  Bergerfische:  Half- 
wassen,  Cropelinge,  Lomfische,  Langen, 
Lubben,  TSfdlinge,  Rakelfische  und  Ore. 
Danzig.     Hirsch,  154. 

Bergnelke,  /.,  Pflzn.,  s.  Seegras. 

Bernstein  (73  a),  im  Yolksmunde  auch 
Bimstein. 

Bemsteindreher,  m,,  Bearbeiter,prechs- 
1er  des  Bernsteins.  In  Danzig  nach 
ihnen  genannt  die  Dreherga^e. 

berschten,  sw,^  bürsten;  bersten. 

Berstengras  (73  a).  Vielleicht  s.  v.  a. 
Bürstengras,  da  Kinder  die  Kolben,  so 
lange  sie  noch  fest  sind,  als  Bürsten 
benutzen.  Da  für  Typha  nicht  nach- 
weisbar ist,  dafz  dessen  übermäPziger 
Genufz  das  Vieh  zum  Bersten  bringe, 
so  könnte  Berstengras  wohl  Name  mr 
den  Wasserschwaden  Glyceria  aquatica 
WhUbg.,  sein,  der  blähende  Wirkung 
hat  und  in  der  Niederlausitz  Platzegras 
heifzt.    Treichel,  Volksth.  HI. 

besalzen,  pltd.  besolte(n),  m.,  mit 
Salz  bestreuen;  doch  auch  ironisch: 
das  Brot  ist  gut  besalzen,   wenn  man's 


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512 


besammeln  —  biizchen. 


auf  sandbestreuten  Fulzboden  hat  fallen 
lassen.  Bildlich:  Das  ist  ihm  gut  be- 
sahen worden^  er  hat  für  seine  That  ver- 
diente Unannehmlichkeit  gehabt. 

besammeln,  sw.^  benagen,  abnagen: 
das  Fleisch  von  den  Knochen. 

beschämen,  sw.,  vorhöhnen.  Sie  be- 
schämten mich  bei  jedem,  Tritte,  N  sslra., 
Dainos,  196. 

beschicken,  sw.^  besorgen,  die  Ge- 
schäfte beenden;  mit  einer  Sache  schnell 
fertig  werden,  sie  schnell  verbrauchen. 
Hast  all  die  Pferde  beschickt^  bedient? 
Das  Kind  beschickt  sich  bald  mit  seinem 
Weihnachtsteller^  hatdie  Näschereien  bald 
verzehrt.     Sperber,  27. 

beschlagen  (74  a),  in  2.  Bedeutung 
intrs.:  sich  mit  Feuchtigkeit  überziehen. 
Die  Fenster  beschlagen. 

Beschnitt  (74  b),  auch  im  Oberlande. 

beschraggeln,  sw.,  s.  schraggeln. 

beschneien  (74b),  in  2.  Bedeutung: 
bedrohen,  zur  Kühe  weisen.  Lärmende, 
zankende  Kinder  werden  vom  Vater 
beschrieen,  wenn  die  Mutter  sie  nicht 
mehr  zu  bewältigen  vermag:  Beschrt 
se  doch  e  betke! 

beschwaddern,  sw.,  sich,  sich  beim 
Schwaddem  begielzen. 

beseichen,  sw.,  s.  seichen. 

Besemer  (75  b),  auch  Besmer. 

bestoppen  (77a),  sich,  sich  langsam 
und  tüchtig  vollessen. 

Betengeher,  pltd.  Bedegäner,  m.,  Kon- 
firmand.   Vgl.  beten  2. 

bethranen,  sw.^  sich,  s.  Thran. 

bethun  (78a),  pflegen,  hegen.  Ich 
bethü'  m^ine  Kinder,  wo  ich  nwr  kann. 
Saalfeld. 

betoben,  Sfw.,  betäuben,  beruhigen. 
Das  Mittel  half:  die  Schm^zen  betobten. 
Saalfeld.     S.  das  folg. 

betoten,  pltd.  bedOde(n),  »w.  l.  ab- 
sterben. Das  Bein  Jbetotet  in  unpassen- 
der Lage,  man  kann  beim  Aufstehen 
es  kaum  gebrauchen  und  fühlt  darin 
prickelnden  Schmerz.  Auch  vertoten, 
verdoden,  gewöhnlich  einschlafen.  2.  zu 
schmerzen  aufhören.  Zum  Kinde,  das 
sich  gestofzen  hat:  Lafz  nur  betoten  (den 
Schmerz  aufhören),  dann  wird^s  besser. 

betrappsen  (s.  betrabbeln),   einen  bei 


der  That  betreffen,  erwischen,  attrappie- 
ren. 

Beutelmehl,  n.,  fernes  Mehl,  weil  es 
durch  einen  Beutel  gegangen  und  so 
von  der  Kleie  getrennt  worden  ist 

Beutelschneider,  m.,  Schweinschneider, 
Kastrierer;  unter  Beutel  ist  hier  das 
scrotum  verstanden. 

bewunderlich,  adj.,  wunderbar. 

Bezug,  n.,  das  Bett-,  das  Kissenbezug. 

bezwingen,  st.^  s.  zwingen. 

Bibernelle,  /.,  schwarze^  s.  Wurmwun 

Bibi,  m.,  Herrenhut,  zunächst  woU 
Biberhut.     Berlinisch. 

Bierholtsche  Gasse,  jetzt  BeerhoUbche, 
Name  einer  Strafze  in  Danzig,  die 
Bierholtsche,  Bierholtsche  Gasse,  in  der 
Bierschenken  lagen.    Jiöschin,  44. 

Bierschisser,  m.,  s.  Scki/z. 

BijOn  (83  a),  auch  Bijone,  Biene,  im 
Weichseldelta  Bijonnie,  sonst  auch  nodi 
Klatschrose.    Treichel,  Yolksth.  m. 

billewT  (83  b),  halbpolnisch,  nach  poln. 
byle  jako  erstwie.  Damach  auch  Dille« 
wer  (83a)  gebildet,  wie  poln.  byle  co. 
Gortzitza. 

.  Bimberlippe,  pltd.  Bemberlepp,  f  Df 
Bemberlepp  opsetten,  schmollen.  Elbin- 
ger  Ndrg. 

bimsen  (83  b),  in  2.  Bedeutung  haaen: 
bims''  ihm  eins!  Kgsbg. 

Bimstein,  m.,  Bimsstein. 

bin  (83  b),  auch  im  Oberlande  darin, 
drinnen.  Du  sollst  bin  (in  der  Stabe) 
bleiben  ! 

Bindfzunen,  Ortsn.,  Dorf  im  Kr.  Dar- 
kehmen.  Da  kann  einer  Bind/zane^ 
sehen!  von  einer  dünnen,  wässerigen 
Suppe,  die  man  schöpft  und  langsam 
aus  dem  Löffel  fliefzen  läfzt.    Schmidt 

Birkenreizke,  Birkling,  s.  Rtzchen. 

birschten,  sw.,  s.  bUrsten  N. 

bischke  (84  b),  von  dem  poln.  b^ 
(byi)  Ochse,  also  Zuruf  an  den  Ochsen: 
byika!   Gortzitza. 

btsen,  sw.,  schnell  eilen.  Der  tAS/m- 
bahnzug  bist.   Wohl  ==  bisen.    Schmidt 

bifzchen,  adv.  Das  ist  ein  bifzckm 
wenig,  zum  Verkäufer.  Weitere  De- 
minutivbildungen  von  bi/zchen:  bisml' 
chen,  bissuletzchen,  bissuletzulchen,  Jw- 
sululchen.     Gortzitza. 


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Blangschett  —  Bordschaben. 


513 


Blangschett,  n.,  Blankscheit,  das  franz. 
planchette.     Vgl.  Weigand  I,  203. 

Blanke  (86b),  kurz  Blank;  im  Ober- 
lande  aach  die  Eisfläche. 

Blatt,  w.,  1.  Blatt  des  Fufzes^  gewöhn- 
lich in  der  Zusaromensetzong  Fufzblatt, 
die  Oberfläche  des  Fufzes,  der  Sohle 
entgegengesetzt.  Die  Stiefel  sind  im 
Blatt  zu  eng,  2.  Dativ  Blade.  Vom 
Blade  spielen. 

Blaugerber,  m.,  Scherzbenennung  für 
den  Lehrer.    Vgl.  gerben. 

Blech  (88a).  1.  dünn  gescUlägenes 
Geld.  2.  alberne  Rede.  Der  Begriff 
des  Dünnen,  Geringwertigen  ist  das 
tertium  comparationis.  Zu  den  dünnen 
Geldblechen  sind  die  Blockstücke  der 
Gegensatz.    Frey  tag. 

Bleichblume,  /.,  Pflzn.,  ausdauernde 
Mafzliebe,  Bellis  perennis  L.,  weil  sie 
auf  Bleichen  wäcnst.     Saalfeld. 

Blick  (89  a).  3.  falscher  Blick,  das 
Schielen.  Er  hat  den  falschen  Blick^ 
er  schielt. 

BItse, /.,  Windstofz;  zugleich  der  von 
stofzweisen  Winden  plötzlich  gebrachte 
und  schnell  vorüberziehende  Regen- 
schauer,  oder  ein  derartiges  Schneege- 
stöber. Elbinger  Ndrg.  Wenn  sich 
eine  Bltse  erhebt,  fliegt,  nach  der  Volks- 
meinung,  der  Teufel  über  den  Schorn- 
stein.    Gordack. 

blitzblau  (89b).  Z.  9  v.  o.  1.  Blitz- 
blau. 

blofz  (90  b),  auch  zur  Abschwächung: 
Das  ist  blo/z  ein  Unteroffizier. 

blubbern  (90  b).  Die  ursprüngliche 
Bedeutung  von  blubbern  ist  wohl  der 
eigentümliche  Ton,  der  entsteht,  wenn 
ein  Gegenstand  ins  Wasser  geworfen 
wird. 

blühen  (90  b).  Man  sagt  von  jedem 
Wasser,  es  blühe y  wenn  es  die  grünen 
Pflänzchen  trägt. 

Blutigel  (91b),  s.  Eule  N. 

Blutkraut,  -trSpflein,  n.,  s.  Wurmwurz. 

Bobas,  /.,  aus  dem  lit.  bobä,  Gen. 
bobös.  altes  Weib.  Wer  zuerst  fertig 
ist^  ist  Kaiser  und  Konig^  wer  zuletzt 
fertig  ist,  ist  Bobas.  Du  bleibst  Bobas, 
als  Letzter,  Alte.   Gumbinnen.  Litauen. 

Bock  (92a).    4.  s.  Kriwflie. 

Fritcbbler,  WÖrterbooh  U. 


Bocksbeutel  (92  b),  in  2.  Bedeutung 
richtiger  Boksbeutel,  von  Bok  Buch. 

BocKSpeterlein,  m.,  gro/z,  Pflzn.,  grofzer 
Steinpeterlein,  PimpineUa  magna  L. 
Ostpr.     Pritzel,  276. 

Boddem,  Bodem,  m.,  Boden,  der  innere 
Schiffsraum,  in  welchem  sich  die  La- 
dung befindet.     Hirsch,  264. 

Boddemwerk,  n.,  ein  Rauch  werk. 
Danzig.     1438.     Hirsch,  260. 

Bohne,  /.  Bohnen  haben,  Furcht  haben. 
Schwarze  Bohnen,  Gewehrkugeln. 

BVIIan,m., Bauch.  Masuren.  Schmidt. 
S.  BrVch. 

Bollard,  m.,  gröberer  Kleiderstoff. 
Ordenszeit.     Hirsch,  250. 

BollebUdel  (94  b).  2.  Pflzn.,  gemeiner 
Frauenschuh,  Oypripedium  Cdkeolus  L. 
Treichel,  Volksth.  HL 

Bollen,  Pflzn.,  Silber-Pappel,  Populus 
alba  L.  Ostpr.  Bolle,  Belle,  Beiz, 
wohl  von.  beilen  =^  spalten,  sansk.  phal, 
da  diese  Gattung  das  beste  Spaltholz 
liefert.    Pritzel,  300. 

Bollepeserick,  m.,  s.  Pesrick. 

bVIsterig  (95  a)  kurz  bVIstrig,  steif, 
hart,  besonders  von  Zeugen,  die,  zu 
Kleidern  verarbeitet,  bauschig  sitzen; 
verwandt  mit  starr. 

Bolzen,  m.,  s.  Sfreichbolzen  N. 

Bombasseng  (95b),  bei  Viol^t,  178, 
Bomasin. 

Bonnitke,  /.,  eine  Art  Mütze.  1438 
kostete  1  Dutzend  davon  2  Mk.  12 — 18  sc. 
Hirsch,  251. 

bonfeheln  (96  b),  in  der  Elbinger  Ndrg. 
bunicheln  und  junteheln. 

Bonske,  Bunske,  m.,  kleiner  Kerl, 
Zwerg.     Oberland.     Vgl.  Bonsch. 

Bootsmannsgasse ,  Strafzenname-  in 
Danzig,  Gasse  der  Bootsleute. 

Borchert,  m.,  der  Jahrmarkt  acht  Tage 
vor  Weihnachten,  womit  der  gemeine 
Mann  den  24.  Dezember  bezeichnet. 
Etwas  auf  dem  Borchert  gekauft  haben. 
Saalfeld. 

Bordingsfeld,  n.,  in  Danzig  auf  der 
Lastadie  ein  Feld,  auf  dem  Bordinge 
(s.  d.)  gebaut  wurden.  Hirsch,  212. 
269. 

Bordschaben  (97  a),  im  Oberlande 
Bordschoben,  sing.  Bordschob. 

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514 


Borg  —  Bröch. 


Borg  (97  b),  plur.  BVrge. 

Borgemeister,  m.,  Burgermeister. 

Borschdorfer  Apfel,  m.,  Borsdorfer 
Apfel;  nach  dem  böhmischen  Dorfe 
Borsdorf,  seiner  wahrscheinlichen  Hei- 
mat. 

BOshaken  (99  a).  Hände  wie  Bös- 
haken  haben,  steif  und  blau  gefroren. 

BOssack,  m.,  Zusammensetzung  aus 
Bös  und  Sack,  wie  Giftsack ^  s.  v.  a. 
BofzhammeL 

Botenge,  /.,  Pflzn.  =  Potenge.  Ostpr. 
Pritzel,  387. 

BoischwTn  (100  a),  auch  Boischwin. 

Bott  (100a),  nach  Frey  tag  in  Nord- 
deutschland  allgemein  als  Bezeichnung 
für  die  Leine  am  Kinderdrachen. 

Bottchen,  n  ,  kleiner  Bottich  zur  Auf- 
nahme des  Spülichts.     Oberland. 

Brabank,  /.,  s.  Bragebank  N. 

Brache,  /.,  in  Branntweinbrennereien 
die  Maische,  nachdem  sie  zu  Brannt- 
wein ausgenutzt,  die  Schlempe.  Sie 
wird  als  Viehfutter,  namentlich  zur  Mast 
verwandt.     Sack. 

Brackan,  Brokan,  m.,  nach  YioUt, 
172  u.  178,  Tuchart  früherer  Zeit. 

Bragebank,  Brabank,  /.,  Platz  zum  Um- 
legen auszubessernder  Schiffe.  Danzig. 
Die  alte  Willkür  bestimmt:  Niemand 
8oU  seine  Schiffe  Jyraam^  oder  „stürzen^, 
anders  ak  auf  der  'Bragebank,  die  von 
der  Stadt  dazu  gemacht  ist,  bei  10  Mar- 
ken.   Hirsch,  212. 

brftken  (102a).  In  Danzig  gab  es 
zur  Ordenszeit  folgende  Brak-Institute : 
EolzbrakCy  Äschbrake,  Teerbrake,  Pech- 
brakeyHopfenbrake;  uneigentlich  Flachs-, 
Hanf-,  Aabelgam-,  Kaudelgam-  und 
Honigbrake.  Die  betr.  BrftKer  hatten 
auf  dem  Platze,  auf  dem  die  Prüfung 
geschah,  ihre  Amtswohnung,  die  Brftker- 
bude.    Hirsch,  215  ff. 

Braksbrak  (Brack  101  a),  n.,  die  schlech- 
tere   Sorte    des    ausgebrakten  Holzes: 
S,tes    Holz,      Brak    und    Braksbrak, 
irsch,  216. 

Brandlottchenblatt,  n.,  s.  Lottchenblatt. 
Branilge,    n.,    entstellt   aus  Brennöl. 
Gortzitza. 

brftschen  (103  a),   davon   Brftschhans, 
Schwätzer,  Renommist     Gordack. 
Bräischchen,  braischig  (104b).    Hei 


geit  brätschig,  mit  ausgebreiteten,  ge- 
spreizten Beinen:  aus  Schwachheit,  wie 
d!^as  kleine  Eind,  das  Brdtschchen,  oder 
aus  Dummheit  und  Hochmut,  wie  der 
sich  überhebende  Mensch. 

Brausche  (105  a),  auch  hchd.  BrOsch. 

Brach  (106  a),  als  Scheit-  u.  Schimpf- 
wort auf  ungezogene  Kinder  auch  im 
Oberlande;  ebenso  Brich. 

brechen  (106a),  sich,  sich  erbrechen. 

Brechung,  m,,  Schimpfwort  auf  Kinder, 
in  dem  Sinne  von  Sc;hmierfink;  auch 
Brtrmg.'Oberland.  S.  Brech,  BrOeh  und 
BrUhling. 

Breda  (106b)  nach  Gortzitza  Bre- 
dack. 

Brei,  /.,  statt  der  Brei. 

Bremsenkopf  (1 07  a).  Ehemänner, 
denen  die  Kinder  fehlen,  mdke  luUr 
Bremsekctpp,  machen  lauter  Bremsen- 
köpfe.    Sack. 

brennen  (107  b).  Das  Partie,  zur  Be- 
ziehung der  Innigkeit,  heftigen  Ver- 
langens. Ich  bin  dir  brennend  gut 
Das  esse  ich  brennend  gern, 

Brennkraut  (107  b),  auch  knolliger 
Hahnenfufz,  Ranunculus  bulbosus  L 
Ostpr.  Pritzel,  324.  Nach  Hagen, 
583,  auch  Krähenfufz  u.  RUbenhahnenfiib. 

Brennsuppe,  f.,  Suppe  aus  Wasser  and 
gebrannten  Mehlklümpchen;  feiner  zu- 
bereitet, mit  einigen  wenigen  Spirkd- 
chen  überbraten.  Sie  heil'zt  gewöhnlicb 
Prachersuppe. 

Bresilgenholz  (107  b),  auch  kurz  Bre- 
silge. 

Brfling,  m.,  s.  Brechling  N. 

Brimm,  Pflzn.,  Pfriemen,  Sarothamtm 
scoparius  Koch.  Westpr.  Hier  aadi 
die  Redensart:  Auf  den  Brvmm  gehen 
—  kommen,  verloren  gehen,  d.  h.  aof 
eine  Stelle  kommen,  die  solch  schlechten 
Boden  hat,  dafz  nur  der  Pfriemen  wächst 
Treichel,  Volksth.  11. 

brtschen  (108  b),  in  2.  Bedeutung 
schlagen,  ohrfeigen.  S^g  hei  do(Ji<> 
worom  sien  Ohhr  em  georieschtf  No- 
wack,  55. 

BrBch  (109  a),  im  Oberlande  auch  die 
Prech.  Die  Frech  thut  mir  weh.  Willst 
schon  wieder  was  in  die  Prech  habend 
In  Zusammensetzungen  noch  DickbrOcht 
Speckbrttch.    Der  JXckbroch  heifzt  aacb 


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Brocklosengasse  —  bürsten. 


515 


Br8€hling.    Dat  os  e  rechter  Brochling. 
Vgl.  Brechung  N. 

BrocMosengasse,  Straizenname  inDan- 
zig,  von  Br6k  Hose,  Beiokleid,  also 
die  Sansculottengasse,  wahrscheinlich 
Spottbenennung.     Lösch  in,  46. 

BrOk  (109  b),  Z.  3  bis  Rock 

Brokan,  m.,  s.  Brackan  N. 

brosch,  oc?/.,  spröde,  brüchig,|^  brockig 
(s.  d.);  wohl  aus  brechen^  pltd.  hr'eken. 
Elbinger  Ndg. 

Brot  (110  a),  plur.  Brode. 

Brotknecht,  m.,  s.  Handelsknecht  N. 

browiren,  sw?.,  aufbegehren,  rasonnie- 
ren,  zanken;  wohl  von  franz.  braver 
trotzen.  Se  (die  Dienstleute)  weeten 
ntischty  09  bloot  broweeren.  Dorr,  14. 
Ygl.  bravieren. 

BrQch,  m.,  hchd.  Form  für  BrOk. 

Bruchreizke,  n.  u.  7n.,  s.  RTzchen. 

Bruchwurzel,  Pflzn.,  s.  Wolfsbohne. 

BrOse,  /.,  von  brusen,  brausen.  Scheibe 
aus  einem  Stück  Schiefertafel  [geschnit- 
ten, in  der  Mitte  mit  zwei  Löchern, 
durch  welche  eine  Schnur  gezogen  wird, 
die  man  zusammenknüpft.  Durch  Dre- 
hung und  Zug  bringt  man  die  Scheibe 
zu  brausendem  Kreisen.  Spielzeug, 
das  die  Volkskinder  sich  selbst  fertigen. 
Im  Oberlande  auch  Bnifohe. 

Brustlatz  (114a).  Viol^t,  171,  hat 
das  Brusihpp^  Brostlapp^  westenartiges 
Kleidungsstück  ohne  Ärmel  und  Kragen. 

Brut,  /.,  s.  Strich  3. 

bubenzen,  sw.y  schmollen,  mucken, 
bocken  (Gordack),  wohl  auch  buban- 
zen,  wovon  das  Adj.  bubanzi^  (114  a). 
Gordack  erklärt  noch:  wie  em  Popanz 
(Buhenz)  in  der  Ecke  stehen. 

Bliche,  /.,  Buche. 

buddeln  (115  a),  in  3.  Bedeutung  von 
Gortzitza  oft  gehört. 

Budschwing,  /.,  s.  v.  a.  Botschwtn  2. 

bUffeln,  sw.,  s.  pUffeln. 

Bulle,  /.,  s.  Solders. 

Bullebaus,  7n.,  ein  der  Figur  nach  un- 
geschlachterpfensch.     Gortzitza. 

Bullenkalb,  n.,  s.  Kalb  N. 

bullern  (117b),  rollend  poltern,  ru- 
moren. Das  rollende  Fa/z  buUert.  Es 
buUert  mir  im  Leib, 

Bums  (118  b),  auch  Bums-,  Bomskeller. 


Bundmacher,  7n.,  Kürschner,  richtiger 
Buntmacher.  Hirsch,  318.  Das  Pelz- 
werk wird  unterschieden  in  Bunt-  und 
Grrauwerk, 

bun^cheln,  sw.,  s.  bon^cheln  N. 

Bunske,  m,,  s.  Bonske  N. 

Buntzeug,  n.,  buntfarbiges  Gewebe, 
wie  es  namentlich  zu  Bettbezügen  her- 
gestellt wird.     Gortzitza. 

Burgfreiheit,  /.,  Stadtteil  in  Königs- 
berg, der  zum  Schlosse,  der  herzog- 
lichen Hofburg,  gehörte  und  aulzerhalb 
der  Grenzen  der  drei  Städte:  Altstadt, 
Kneiphof  u.  Löbenicht,  lag.  Die  Be- 
wohner der  Freiheit  (s.  d.)  waren  Be- 
dienstete der  Burg  und  hatten  gegen 
die  Städte  keinerlei  Verpflichtung.  Zur 
Bwrgfreiheit  gehörten:  der  Münzplatz \ 
die  Junkerstrafze^  welche  mit  Einschlufz 
der  heutigen  Poststi'a/ze  bis  an  den 
Steindamm  reichte,  als  Wohnsitz  der 
herzoglichen  Hof  bedienten ;  die  Theater- 
strafzCy  in  älterer  Zeit,  als  ihr  noch  der 
Ausgang  nach  dem  Paradeplatz  fehlte, 
Kehrwiederstrafze^  vor  200  Jahren  .4r8cA- 
kerbe^  weil  der  Rinnstein  in  der  Mitte 
der  Stral'ze  lag;  die  franzosische  Straf ze^ 
Ansiedelungderfranzösisch-reformierten 
Flüchtlinge,  welche  am  Ende  des  17. 
Jahrhunderts  hier  Auinahme  fanden; 
der  Burakirchenplatz^  früher  der  refor- 
mierte oder  deutsch-reformierte  Kirchen- 
platz; die  Kasemengasse^  {rüher  Stallen- 
fasse^  weil  den  Hofbedienten  daselbst 
Pferdeställe  eingeräumt  waren;  der 
Königsaarten  (jetzt  Paradeplatz)  als 
landesherrschaftlicher  Garten,  teilsLust-, 
teils  Hetzgarten;  die  Prinzessinstra/zey 
in  der  die  herzoglichen  Damen  ihre 
Residenz  gehabt  haben  sollen.  Hoff- 
heinz, Strafzenn.,  601  f. 

Burgkirche,  /.,  die  zur  Bur^eiheit 
gehörige  deutsch-reformierte  Kirche, 
welche  seit  60  Jahren  den  Namen  Burg- 
kirche auf  hohem  Befehl  fuhrt.  Hofl- 
heinjz,  Strafzenn.,  601. 

Burjack,  m.,  hinterlistiger,  falscher 
Mensch.     Königsberg. 

burschtig,  adf,y  borstig,  ärgerlich. 

bUrsten  (121a),  auch  bUrschten,  birsch- 
ten.  Ich  birschf  ihm  eins^  oder  (aber) 
da  strompeli  er  auch  forts. 

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516 


Buse  —  Dasei. 


Buse,  /.,  eine  Art  Schiflf.  'Ordenszeit. 
1430  wird  eine  Bvse  für  66  Mark  ge- 
kauft.   Hirsch,  264.    S.  Busse. 

Busem,  m.^  Busen. 

Butte,  w.  Vorn ,  Kürzung  von  Bar- 
bara.     Vgl.  Barb. 

BUttelplatz,  m.^  früher  grofzer  Platz 
auf  dem  Steindamm,  nach  dessen  Be- 
bauung (seit  1811)  nur  noc"h  als  Reste 
Heu-  und  Strohmarkt  übrig  geblieben 
sind.  Von  Büttel^  Gerichtsdiener,  Hä- 
scher, Henker,  Scharfrichter,  da  der 
Platz  ursprünglich  der  Scharfrichterei 
diente.  Hoffneinz,  Stralzenn,*  603. 
In  Elbing  giebt  es  eine  Büttektra/ze, 

Butterblume    (123  a),    vielfach   auch 


Name  für  gelb  blühende  Blumen  über- 
haupt* 

Butterfrauentrab  (123  b).  Es  ist  der 
wahre  Butter  fr atientr  ab  ^  wenn  sie  zu 
Markte  gehn,  Shakespeare,  Wie 
es  euch  gefallt.  Akt.  3,  Sz.  2.  Deutsch 
von  Schlegel. 

Butterstaff,  m,^  Stab  im  Butterfafz. 

Buxftde,  /.  Einen  in  Btucdde  jagen^ 
ihm  Furcht  einflöfzen  ==  ihn  ins  Bocks- 
horn jagen. 

buxen  (125  a),  in  2.  Bedeutung  stofzen. 
Schüler  buxen  einander  in  der  Schvlr 
bank^  geben  sich  PüfiFe.     . 

bllxen  (125  b).  jßr  büate^  was  er 
büaen  konnte. 


c. 


Ch  (125  a),  Z.l  statt  ^mundartlich"  be- 
zeichnender :  plattdeutsch.  . 

Christäuglein,  plur.,  wilde,  Pflzn.,  ge- 
meine Lichtnelke,  Lychnis  dioica  L, 
Auch  MargenrSslein  und  weifze  Raden. 
Pritzel,  223.     Hagen,  485. 

Christenmensch  (127  a).  In  Z.  2  ist  zu 
lesen:  dies  fast  jeder.  Dem  angeführ- 
ten Beispiel  stellt  sich  entgegen  die 
Redensart:  dös  kann  kein  Jude  aus- 
halten. 


ChristiwundenJcraut,  Pflzn.,durchlöcher- 
tes  Hartheu,  HypericuTnjperforatum  L., 
auch  Jesuwundenlcraut,  Ünsers  Herrgotts- 
wundenicrauL  Ostpr.  Hagen  ^  792. 
Pritzel,  187.  Im  Oberlande  Chrmhis- 
blut  Die  zerdrückte  Blumenkrone  färbt 
rot.     Vgl.  Treichel,  Volksth.  HI. 

Chrlstophelsl(raut,  Pflzn.,  ähriges  Ghri- 
stophskrautj^cto^a  spicatoL.,  auch  Feue^ 
icraut    Ostpr.    Pritzel,  10. 

Cikade  (359  b),  auch  Ciicat. 


D. 


dabei  sein,  gegenwärtig,  mit  thätig 
bei  einer  Arbeit,  Sache  sein.  Ich  bin 
schon  dabei  geweseny  als  Ablehnung  bei 
Nötigung  zur  Teilnahme  an  einer  Mahl- 
zeit. 

Dachreiter,  m.,  s.  Kappel. 

Dachsfett,n.,Medik.,Schweineschmalz. 

däl  (129a).  Setzen  sie  sich  dal!  Na 
sett  di  dal!  übliche  Aufforderung  an 
den  Gast,  Platz  zu  nehmen. 

Dftler,  m.,  Thaler.    Zehn  Ddler, 

Dalles  (130a).  Dalles  heifzt  in  Frank- 
furt a.  M.  der  Platz,  auf  welchem  sich 
Arbeiter,  namentlich  die  von  auswärts 
gekommenen,  versammeln  und  warten, 
bis    sie  jemand  dingt;    der  Dalles  ist 


also  hier  der  Armen-,  der  Arbeitennarkt 
Sack. 

Damaschke,  Pflzn.,  gemeine  Nacht- 
viole,  Eesperis  matronalis  L.  Weichsel- 
delta. Bei  Vil m o  ri  n  Damaskenbbime, 
franz.  Damas  u.  Julienne  des  Daum^ 
engl.  Domes  violet  Treichel,  Volksth. 


iif. 


Damenspiegely  Pflzn.,  Coreopsis  tincto- 
ria  DC.      Weichseldelta.      Treichel, 

Volksth.  m. 

dämmern  (131a).  Mit  der  Tkür 
dämmern,  sie  heftig  zuwerfen. 

Dammstrafze,  /.,  s.  Millionendamm  N. 

D&sel  (133  b),  auch  mit  kurzem  a: 
Da^el. 


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dalz  dich  —  Dormös. 


517 


dafz  dich  (134a),  in  dem  Sinne  von: 
ich  werd^  dich!  Dich  soll  gleich!  Wübt 
du  tvohl!  auch  als  Ausruf  der  Verwun- 
derung, des  Unwillens  zu  fassen;  in 
letzterem  Sinne  ein  abgebrochener 
Fluch:  da/z  dich  (zu  ergänzen:  der 
Teufel  hole)! 

Daumchen,  n.,  s.  anschmeifzen  N. 

daweg,  adv.^  dorthin.     Saalfeld. 

Däz  (134b),  auch  DSz. 

deicht  (136  b).  Leichter  Kamm,  KRmm 
mit  engen  Zähnen. 

Deiwel,  Deuwel,  m.,  Teufel.  HoV  ihn 
der  Deiwel! 

Deh^elhol.  Zur  Bezeichnung  eifriger, 
aufreibender  Thätigkeit.  Auf  Deiwel- 
hol  fahren,  scharf  zufahren,  auf  die  Ge- 
fahr, daCz  die  Pferde  draufgehen,  dalz 
sie  der  Teufel  hole.  Ein  Pfarrer,  der 
mehrere  Brautpaare  nach  einander 
kirchlich  eingesegnet  hatte,  erklärte 
sogar:  auf  Deiwelhol  getraut  zu  haben. 

Deiwelszeug,  n.,  Teufelszeug. 

deigen,  sto.,  s.  v.  a.  dalgen  (s.  d.). 
Schmidt. 

denken  (137  a).  Als  Antwort  auf 
y^ich  dachte^  auch:  Ach  was,  Kurt 
(Kalkun)  denkt  auch!  oder  Dachte  sind 
keine  Lichte!   S.  Dacht 

dennft  (137a),  auch  dennfts.  Dat 
andre  denna,  später. 

Deputant,  m.,  s.  Kämmerer  N. 

diren  (137  b).  Z.  6  ist  das  erklärende 
„durfte**  zu  streichen,  da  durscht  wobl 
als  Umbildung  von  tarste,  dem  mhd. 
prät  von  turren  aufzufassen  ist. 

DermVs  (137  b),  auch  DormVs,  im  Ober- 
lande auch  cunnus.    Ys\.  MVse. 

Desem  (138  a).  2.  Pflzn.,  Centaurea 
maveolens  Hort.  Weichseldelta.  Trei- 
chel,  Yolksth.  in. 

Diwken  (138  b)  nennt  auch  der  Bött- 
cher die  Holznägel,  welche  die  einzel- 
nen Teile  des  Falz-  oder  Eimerbodens 
zusammenhalten. 

dick  (138  b).  Statt  er  thut  sich  dick 
auch  nur:  ^  thut  dick. 

DickbrVch,  m.,  s.  BrVch  N. 

Dickerchen,  n.  u.  m.,  s.  Dickus. 

Dickus  (139  b),  nicht  blofz  Gedanism., 
sondern  allgemein. 

Diebssack  (139b).    Gortzitza  kennt 


nur  Dibsack  (das  i  zwischen  Kürze  und 
Länge  schwebend)  ==  Tasche. 

Diener,  m.,  Kompliment.  Mach  dem 
Onkel  einen  Diener! 

Dienergasse,  /.  Danzig.  Elbing.  Es 
sind  wohl  die  Ratsdiener  gemeint,  welche 
ehemals  in  diesen  Strafzen  wohnten. 
InHo^mhurgDienerreihe.  Förstemann, 
Strafzn. 

Dingerchen,  Dem.  von  Dinger,  plur. 
von  Ding,  zur  Bezeichnung  kleiner 
Kinder.  Das  sind  allerliebste  Dinger- 
chen. 

Dings,  n.,  Ding.  Was  willst  du  mit 
dem  Dingsf 

disch,  adj ,  müde,  abgemattet;  her- 
unter, abgetragen.  Ich  bin  ganz  disch. 
Der  Rock  ist  disch.    Gordack. 

dischkorieren,  sw.,  diskurieren. 

disentieren,  pltd.  disentire(n),  sw.,  aus- 
reil'zen,  fortlaufen,  fr.  ddserter. 

Dfsling,  /.,  Kopfschmerz.  Saalfeld. 
Vgl.  dOseln. 

disseits  (i  kurz),  adv.  u.  prdp.  dies- 
seits. 

Dochtbinse,  /.,  s.  Rutsche. 

Dochtgarn,  n.,  s.  Klatten  N. 

DSIge  (142a),  in  Mcklbg.  Teige.  Mi, 
93  a. 

doli  (142  a).  Das  wird  irrnner  doUer. 
Als  es  gerade  am  dolkten  regnete. 

Dollpunkt,  m.^  Punkt,  in  dem  man 
toll  ist  oder  wird,  Kaprice.  Das  ist 
sein  DoUpunkt,  darauf  hat  er  seinen 
Kopf  gesetzt,  das  hält  er  eigensinnig 
fest. 

Donnernessel,  /.,  Pflzn.,  zweihäusige 
Nessel,  Urtica  dioica  L.  Ostpr.  Ha- 
gen, 991.    Pritzel,  420. 

doppelt  (144a),  auch  hchd.  dobbett. 

Dorant,  Pflzn.,  Andorn,  Marrubiwm 
vulgare  L.;  doch  irrtümlich  vom  Volke 
auch  iuiLychnis  gebraucht.  Ein  Büschel 
Dorant  wird  am  Johannisabend  (23. 
Juni)  über  die  Hausthür  gehängt,  um 
allem  Unheil  zu  wehren;  ebenso  bringt 
man's  gegen  Hexerei  in  die  Ställe  und 
legt  eine  Handvoll  davon  in  die  Krippe. 
Saalfeld.     Hagen,   629.     Vgl.  Tarant 

Dorfknllttel,  m.,  s.  KriwQle. 

Dormentill,  Pflzn.,  s.  SchUrwurz. 

DormVs,  /.,  s.  Dermtts  N. 


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518 


dosig  —  duseln. 


(144b),  im  Oberiande  auch 
dostig. 

doSlig,  adj.^  dumm,  verwirrt,  s.  dOselig. 

döty  dödig,  adj,^  tot.  Eine  dodige 
Krähe.    Man  hört  auch  totig. 

Dotternessel,/.,  Brennessel,  Urtica 
Urem  L.,  auch  Itternessel.  Saalfeld. 
S.  Hedder-  und  Hettemessel. 

DrShn  (145a),  in  3.  ßed.  Weile,  an- 
dauernde Zeit.  BAnen  guten  Drohn  ge- 
schlafen  haben^  eine  lange  Zeit. 

drSmeln,  aw.,  schlummern;  s.  drimmeln 
und  drifmeln. 

dränen,  sw.^  in  der  Gegend  von  Nor- 
denburg s.  V.  a.  drämeln^  drimmeln^ 
dromeln. 

Dreckhauser  (147  b),  Z.  3  1.  Rotzber- 
ger. 

Drehung,  ?n.,  gedrehter  Peitschenstock 
aus  jungen  Stammchen  der  Hainbuche, 
Hasel  oder  Eiche,  welche  in  Strähnen 
zerteilt  werden,  die  man  zusammen- 
flicht, während  das  Stammende  ganz 
bleibt.  Westpr.  In  Ostpr.  Drt/zely 
Geifzely  Sti*t/zel. 

dreibastig  (148),  dem  Wortsinne  nach 
dreifach  bastig  (s.  d^,  also  sehr  grob, 
plumi)  (Kossinna,  Gegend  von  Tilsit), 
gewöhnlich  jedoch  in  dem  Sinne  von 
überklug,  dummdreist  =  dreihärig  und 


Dreiblatt,  n.,  Pflzn.,  dreiblättriger 
Biberklee,  Menyanthes  trifoliata  L. 

Dreidistel,  /.,  Pflzn.,  s.  StechwarL 

Dreikant,  m.,  Knöterich-Same,  s.  Zaun- 
raute. 

dr§mlachtig,  ad)'.,  gedankenlos,  träu- 
merisch ;  von  dremen.  G  o  r  d  a c  k.  Vgl. 
lachtig. 

Dr§mshaube,  /.,  s.  Drlmskasten  N. 

DrCmskasten,  m.,  Schlafmütze,  Schlum- 
merkopf, von  dremen  träumen,  schlafen, 
engl,  tio  dream.  Auch  Dr§mshaube,  /., 
Gordack.    Vgl.  DermSs. 

Dr§8Ch  (149  b),  auch  im  Oberlande 
versteht  man  unter  dieDmcA  die  Brache, 
das  Brachland. 

Drossel  (152  b),  in  der  Elbinger  Ndrg. 
Drofel,  Ende  Band,  Schnur. 

Dniffke,  n.,  s.  anschmeifzen  N. 

Drummel,  /.,  Trommel,  davon  drum- 
meln. 


Drunkelpfeife,  pltd.  DrunkelpTp,  Pflzn. 
(153  b),  auch  Wasserschachtelhalm, 
Equisetum  limosum  L.     Samland. 

i)8chese,  Dschls,  DschSse,  SchSse,  /., 
Schussel,  Gefal'z  zur  Aufnahme  von 
Milch.  Gortzitza.  Schmidt.  S. 
Sch§8  u.  SchSsche. 

Dschibber,  m.,  s.  v.  a.  Schibber. 

DschSse,  /.,  s.  Dsch§se. 

du,  pron.,  Dem.  du-chen,  pltd.  duke. 
Du  wird  in  anredender  Frage  häufig 
fortgelassen:  Verstehst?  Na  kommst 
nicht?  Weifztnoch?  Wulst  nickt?  Gehst 
schon?     Bleibst  nicht  noch? 

Ducker,  w.,  ein  Pelzwerk  (vom  Dud 
litis?).  1435  ein  Zimmer  6  Mk,  Hirsch, 
260. 

Duderkeule  (155  b),  im  WeichseldelU 
auch  Dfderkeule.  Treichel,  Volkstb. 
III. 

Dummbart,  m.,  als  gemütliche  Anrede 
bei  Zurückweisungen  9  Ablehnungen. 
Nein^  kleiner  Dummbart,  das  geht  nickt 

Dummlak,  m.,  s.  v.  a.  Dammlak. 

dUmpeln,  pltd.  dSmpeln,«ti7.,  im  Wasser 
plätschernd  baden,  untertauchen,  hol). 
dompelen.  Im  Sinne  von  übervorteilen, 
schädigen,  betrügen  in  bedümpeln. 

Dunk,  m.  Ein  Dunk  Hede,  wohl  ein 
nach  Gedunken  gegriffenes  QuantunL 
Die  IJbetiieferung  (eines  Geistes)  er- 
folgte gewöhnlich  in  einem  y^Dunk  Eedif' 
eingeiüickelt  in  einem  Kober.  T  e  1 1  a  q  u. 
Temme,  264. 

dunnemals,  adv.,  damals,  ehemals. 

Duntel,  /.,  s.  Tuntel. 

durchknallen,  -knUllen,  sw.,  s.  abkeüen 
N. 

durchsnppen,  sw,^  stark  durchsickern. 
Vgl.  suppen. 

durchtrStschen,  sw,,  von  tratschen. 

Durchwachs,  m.,  gelber,  Rübenkohl, 
Brassica  rapa  L,  campestris.  Ostpr. 
Pritzel,  66. 

Durscht,  m.y  Durst.  Davon  durschien, 
sw.,  durschtig,  adj. 

duichig,  adj.^  schläfrig,  dumm,  trän- 
merisch  ~  duichlig. 

DUselkopf  (160a),  auch  Dusdhfj- 
0hl  Dusselkopp,  Bei  bindt  mi  doch  i 
Mährke  op!    Nowack,  55. 

dOseln  (160a),  auch  unthätig  die  Zeit 


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Düwke  —  einmandieren. 


519 


hinbringen,  ohne  Zweck  handeb.    Nach  Dwatschhans,  w.,  dwatscher,  dummer 

dem  Frühstück  düael  ich  so  herum,  Hans,  SpaCzvogel.  Er  ist  überall  Dwatsch- 

DQwke,  Dem.  von  Düwy  IMwe^  Taube,  hans.     Vgl.  dwatech. 
S.  DifferL 


E. 


e  (163  a).  Zeile  4  statt  „in  der  Mund- 
art" bezeichnender:  im  Plattdeutschen. 
Im  provinziellen  Hochdeutsch  wird  kur- 
zes e  hin  jind  wieder  lang:  jeglicher , 
jedweder^  Ele  Elle,  Ege  Egge. 

ebend,  adv,^  eben.  Ebend  war  er  hier. 
EbendsOy  ebenso. 

£gde  (164  a),  auch  £gdy  fge,  davon 
§gen,  «r.,  £ger,  m. 

ehgestem,  adv.^  efaegestem,  vorgestern. 
S.  ehrgestem. 

ehrpuichlig  (165  a),  nicht  blolz  in 
Danzig,  sondern  auch  sonst  in  der 
Form  ehrpuslig.     Gortzitza. 

ei  (165a).  Z.  1  bezeichnender  „im 
Plattdeutschen"  statt  „in  der  Mundart". 

Ei,  n.  Ein  Eichen  legen^  Kinderspiel; 
eigentlich  nur  episodischer  Neck  beim 
Greifchenspiel.  Höhnend  rufen  die 
Freien,  indem  sie  sich  hockend  nieder- 
lassen, dem  Greifenden  zu:  Ich  leg' 
auch  noch  ein  Eichen^  pltd.  Öck  leg<f 
6k  noch  e  Eike!    Kgsbg. 

EierpISster,  w.,  grofzer  dicker  Eier- 
kuchen.    Oberland.     S.  Plärfer. 

eigen  (165b).  1.  penibel:  er  ist  sehr 
eigen,  2,  sonderbar,  wunderlich:  ein 
eigenen  Mensch.  3.  auffallend:  das  ist 
eine  eigene  Art,  wenn  jemand  sich  auf- 
fallend benommen  hat.^  4.  schwierig: 
dca  ist  eine  eiaene  Sache.  Auch  in  der 
Niederlaus.     Anton,  8,  3. 

einbrägen  (166  a).  Könnte  das  Wort 
nicht  auf  Brägen  zurück  zufuhren  sein 
=  in  den  Kopf  bringen,  klar  machen? 
Analoge  Bildungen  wären:  einbanseny 
einkacheln.  Damit  wäre  eine  recht 
volkstümliche  Vorstellung  gewonnen, 
während  der  Begriff  „einprägen"  mir 
in  dem  Beispiel  nicht  recnt  zur  Sache 
zu  passen  scheint.     Gortzitza. 

einbrocicen  (166a).  In  2.  Bedeutung: 
zu  schulden  kommen  lassen,  in  der 
Redensart:    W(zs  man  sich  eingebrockt 


ha%  mufz  man  auch  ausessen.  Sprw. 
n,  615.  Ebenso  in  der  Niederlaus. 
Anton,  8,  3. 

einemweg  (166  b),  auch  in  der  Aus- 
sprache einemweck.  Die  Präp.  in  ge- 
hört notwendig  dazu. 

Einer,  Eyner,  w.,  ein  Schiff.  E/ner 
bringen  1444  Holz  aus  England.  Hirsch, 
264. 

einfalTd,  adj.,  invalid,  arbeitsunfähig. 
V.  Auer. 

einfeuern  (167  a),  in  3.  Bedeutung 
aus  1:  behende  machen,  Furcht  ein- 
flöl'zen.  Ich  wercP  ihm  schon  einfeuern^ 
er  soll  aus  Furcht  und  Respekt  das 
ihm  Aufgegebene  schnell  verrichten. 

einfuppen  (167  a),  auch  einfuppern. 
Dar  mucht  woll  eener  von  de  Herren 
Schützen^  de  grote  Jagdtaschen  drogen^ 
dat  Hasken  enfuppert  hebben.  Dorr, 
Driewjagd. 

einbauen,  sw.^  von  dem  militärischen 
Angriff  übertragen  aufs  Essen,  tüchtig 
essen. 

einlcommen  (168  a),  in  2.  Bedeutung 
in  den  Sinn  kommen,  einfallen.  Wir 
reden^  vri^s  uns  einkommty  ohne  lange 
Vorbereitung, 

Einkrttmpfung,  /.,  s.  Icrumpen. 

einlochen,  sw.^  s.  Loch  N. 

einmandieren,  pltd.  Snmandere(n),  sw.y 
einkleiden,  mit  vollständigem  guten 
Anzüge  versehen;  von  montieren,  öck 
hebb*  mt  g6t  onmandert^  sagt  der  Knecht, 
der  Bauer,  wenn  er  sich  für  den  Win^ 
ter  einen  tüchtigen  Anzug  angeschafft 
hat.  Ich  hob  den  Jungen  zur  Einseg- 
nung schon  einmandiert.  Marold  hat 
anmanduren  =  feine  Kleidung  anlegen, 
stattlich  ankleiden.  Die  Form  Mandur 
für  Montwr  tritt  im  Volksmunde  wohl 
nur  sehr  vereinzelt  auf^  da  man  selbst 
in  militärischen  Kreisen  meist  Montie- 
rung  braucht,    das   sich   der   gemeine 


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520 


einmullen  —  etsch. 


Mann  in  Mandierang,  pltd.  Mandemng 
mundgerecht  macht. 

einmullen,  m,^  sichy  s.  mullen. 

einschachteln,  8w.^  s.  schachteln. 

einschlafen,  st,  s.  betoten. 

einSQhustern  (171  a),  in  der  Bedeutung 
einscbmeichebi  nur:  sich  einschtcsteiti, 

einseifen  (171a),  reflexiv:  sich  be- 
trinken.   Er  hat  sich  gut  eingeseift, 

eintränken,  sw.  Das  werde  ich  ihm 
eintränken,  zur  rechten  Zeit  böse  ver- 
gelten. 

eintrinken,  st^  Medizin  einnehmen. 
Gegen  Geschwulst  werden  einaetrunken 
rosa  Katzenpfötchen,  Gnaphatium  dioi- 
cum  Z/.,  mit  sui'zer  Milch.     Saalfeld. 

einwamsen,  sw.,  von  Wams,  tüchtig 
essen,  unter  das  Wams  bringen. 

einwissen  (172  a).  Die  Redensart  lau- 
tet auch:  Nicht  aus,  nicht  ein  toissen. 
In  Zeile  1  ist  „der"  einmal  zu  streichen. 

einzelnd,  adv,,  einzeln.  Jeder  einzelnde. 

Eisblume,  /.,  s.  Feuerkraut  N. 

eiiche  (172  a),  auch  eisä,  mit  dem 
Ton  auf  aer  zweiten  Silbe. 

eifzern,  sw,,  sich,  sich  graulen,  grauen. 
Vgl.  aifzen. 

eitsch,  etsch,  interj,,  *  s.  v.  a.  heitsch, 

Ekelname,   m.,  s.   Ökelname. 

Eklepaich(e),  /.,  Equipage,  vornehmes 
Fuhrwerk. 

£lge  u.  Ölge  (173  b)  wohl  allgemein 
in  der  Provinz. 

Elisabethkraut,  n,,  gemeiner  Sonnen- 

funsei,  Helianthemum  chamaecistus  Miü, 
lagen,  556.     Pritzel,  178. 

§litzig,  ad}.,  ehelos,  s.  einlitzig. 

Eltke,  m.,  wilder  Apfel,  in  vulgärem 
Poln.  eltka.  Treichel,  Volksth.  IL  Vgl. 
Httlzchen. 

£mer,  m.,  Eimer,  s.  Emmer. 

End'  (174  a),  Dem.  auch  Engehe. 

EngelschwUrz,  n.,  englisch  Gewürz. 
•  Entenflott  n75a),  stellenweise  in  der 
Provinz  auch  Entengrütze     Treichel, 
Volksth.  II. 

Entspekter,  m.,  Inspektor. 

entwutschen,  sw,,  entlaufen,  mit  Leich- 
tigkeit, unhörbar  weglaufen.  Vgl.  wut- 
schen  u.  Wu&che. 

entzwei  (175a).  Vorzugsweise  pro- 
vinziell sind  die  Formen  inzwei,  enzwei 
und  die  Ableitungen  entzweig,  entzwein: 


entzweige,  entzweine  Stiefeln;  ebenso  t«- 
zweige,  inzweine,  enzweige,  emweine. 

Snzeg,  adj.,  einzig. 

enzwei,  adv.  u.  adj.,  s.  entzwei  N. 

-er,  Endung.  Falsche  Mehrzahlbil- 
dungen auf  er:  Steiner  statt  Si^ 
Stücker  statt  Stücke,  Hüscher,  Büscher, 
Flicker,  Ender,  Spdner. 

erbarm',  von  erbarmen  (175  b),  acch 
als  adj.  sehr  beliebt,  namentlich  im 
Superlativ:  erbarmster  Himmel !  erbcrm- 
stes  Grottchen!  Ebenso:  erbärmlich  = 
aulzerordentlich,  vorzüglich,  absonder- 
lich gut.  Das  ist  erbärmlich  viel  Dan 
ist  erbärmlicher  Weizen,  ganz  aulzer- 
ordentlich gut  geratener. 

Erbse,  pltd.  Arft,  plur.  Arfte(n),  /.,  die 
der  Provmz  eigentumliche  Pflanze,  na- 
mentlich als  grau£  Erbse,  JPisum  qua- 
dratum  Miü.  Die  Frucht  wird  ve^ 
schiedenartig  zubereitet:  gekrillt  und 
mit  Butter  durchgeschüttelt:  gestube 
Erbsen;  gekrillte  trbsen  mit  Heringen 
oder  Spirkeln;  in  sauerer  und  suiicer 
Sauce  mit  gebratenem  Speck:  sauir 
und  sufze  Erbsen.  Aui'zeraem  werden 
die  grauen  Erbsen  in  Biersuppe  und 
in  Bouillon  gegessen.  Kinderoelusti- 
gung:  Sag*  einmal:  Grraue  Erbsen  mt 
Speck!  Während  dies  geschieht,  wird 
der  Unterkiefer  des  Sprechenden  auf 
und  ab  gestolzen. 

Erdnufz,  Pflzn.,  s.  Ziegenlauch. 

Erdwender  (176  b),  auch  Erdwenger. 

ermindern,  ermingem,  sw.,  s.  mindern. 

ErmUndische  Mütze,  /.,  s.  Mütze. 

Erpel  (177  b),  Zeile  7  lies  Wedik. 

£richegrUtz,  /.,  Hirsegrütze,  s.  tnt 

erstens,  adt?.,  vorhin,  vordem,  vo^ 
her.  Wo  bist  du  erstens  gewesen  f  lA 
war  erstens  (vorhin)  auf  dem  Hof. 

eschap§re(n),  sw.,  s.  schappieren. 

Eselsmtthre,  Pflzn.,  gememe  Möhre, 
Dau>cus  carotaL.  Hagen,  306.  Pritzel, 
131. 

Esping,  (?),  die  gröl'zte  Schaluppe 
eines  KauffahrteischiflPes;  eine  solche 
fafztl417  17 Mann.  Danzig.  Hirsch, 
264. 

estemere(n),  estimSren,  sw.,  franz. 
estimer,  für  voll  ansehen.  Hei  estemert 
em  ver  gamuschU 

etsch,  interj.,  s.  eitsch  N. 


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etzlige  —  Feuerflamme. 


521 


eblige,  ebliche,  pronominales  Adj., 
etliche,  einige. 

eu  (178  b).  Zeile  1  ist  hinter  „wird** 
anzufügen:  im  Plattdeutschen.  Beson- 
ders betont  werde  nach,  dafz  auch  im 
preufzischen  Hochdeutsch  eu  =  ei  ge- 
sprochen wird. 

Eule  (U8b).  Schriftdeutsch  Egel 
(Blutegel);  aus  Egel  wurde  im  Volks- 
munde Igel  (pluiigel)y  welcke  Form 
jetzt,  nach  Weigand  I,  212,  die  all- 
gemein geläufige  ist.  Bei  uns  kürzte 
sich  Igel  pltd.  zu  H  (i  lang),  und  aus 
n  bildete  der  Plattdeutsche,  es  verhoch- 


deutschend,-ESfe=-EÄ^(-BZwfettfe).  Dafz 
er  weder  bei  Igel  an  das  Säugetier, 
noch  bei  Ekde  an  den  Vogel  denkt, 
ist  selbstverständlich;  ersteres  nennt  er 
Stachehchwtn^  letztern  Ul. 

Ewigkeit,  /.,  grüne^  besserer  Kleider- 
stoff älterer  Zeit.     Violöt,  178. 

Exquerer,  Exquirer,  m,  Mensch,  der 
durch  unausgesetztes  Bitten  und  For- 
dern etwas  erlangen  will,  das  lat.  ew- 
quirere.    Vgl.  QuSIgeist 

exter,  adv.^  extra,  aufzerge wohnlich, 
besonders.  Gieb  ihm  noch  e  Düttchen 
exter.  • 


F. 


Facice,  /.,  der  Fock-  oder  Vorder- 
mast des  Schiffes.  De  Facke  felen^  das 
Grofzsegel  am  Fockmaste  fallen  lassen. 
Hirsch,  265. 

FähnicefUlircr  (180b),  verderbt  auch 
FänIcefUhrer,  die  erste  Silbe  scharf  ge- 
sprochen.   Neidenburg.     Gortzitza. 

Falbelan  (181a),  ^nch  Falblan  und 
Fabian. 

Färbe  (181b),  ^It  allgemein. 

Farsch  (181  b),  m  Ostpr.  Farscht  von 
First  (gespr.  'Firscht),  Farschtpfanney 
Farschtein;  letzteres  Abschwäch  ung  von 
Farachtstein  (Farachtschtein), 

Fasel  (182  a).  Der  Lenz  ist  endlich 
wieder  neu  für  alles  Fasel  kommen . . . 
Sieh^  Liebchen,  bis  die  Frühlingszeit  das 
Fasel  treibt  zur  Liebe.  Liebeserklärung 
eines  kalekutischen  Halmes  an  seine 
Hennen  in  den  Gedichten  von  Ulr. 
Freihr.  von  Schlippen bach.  Mitaa 
1812.  S.  107.  110.  (Der  Dichter  hat 
längere  Zeit  in  Königsberg  studiert.) 
Vgl  Grimm  a.  a.  O.:  Unter  Fasel  ver- 
steht man  hin  und  wieder  das  Feder^ 
vieh.    Für  Estland  s.  Sali  mann,  49b. 

Faselherrschaft,  /.  (182  a).  auf  dem 
Lande  die  Hausbedienten  im  Gegen- 
satz zu  den  Feldarbeitem.    v.  Au  er. 

Fastelchen,  Pflzn.,  gemeine  Schmink- 
bohne, Phaseolus  vulgaris  L.  Ostpr. 
Pritzel,  271.  Der  daselbst  für Preulzen 
angegebene  Name   Schwabbelbohne  ist 


Schreib-  oder  Druckfehler  für  Schab- 
belbohne. 

Faulbaum,  w.,  Vogelpflaume,  Prunus 
padm  L.  Auch  Ahlkirsche,  Alkirsch- 
baum.    Hagen,  507,    Pritzel,  317. 

Faxe  (183  a),  auch  Fax, 

fehlen,  sw,^  als  Ausdruck  des  Erfor- 
dems,  der  Notwendigkeit.  Die  Fenster 
fehlen  reih  zu  machen,  es  ist  nötig,  sie 
zu  putzen. 

feinscheifzerig,  adj.,  übertrieben  fein- 
fühlig. 

FeldkUmmel,  FeldkUmmelkraut,  Pflzn., 
Feld- Quendel,  Thymus  serpyllum  L, 
Hagen,  633.  Pritzel,  401,'  für  Ost- 
preuJ'zen :  Feldkömelkraut,  die  pltd.  Form, 
richtiger  FeMkamelkriH. 

Feldsafran,  m.,  toilder,  s.  StechwarL 

Feldwinde,  /.,  s.  Wedewing. 

Fensterkopf  (185  a),  man  hört  nicht 
selten:  das  Fensterkopf. 

Fensterpeter,  m.,  aas  Holzkreuz  im 
Fensterrahmen.     ' 

Fernabuk  (185  b),  auch  Femebock. 

fCsch,  adj,,  adrett,  fein  gekleidet  = 
forsch  2.    Ein  fescher  Kerl.   Gordack. 

Fettkausch,  Pflzn.,  glatter  Feldsalat, 
ValerianeUa  oUtoria  Mnch.  Hagen, 
41.     Pritzel,  427. 

Feuer  (186  b),  leichte  (unschädliche) 
Entzündungen  in  der  Mundhöhle  und 
im  Gesicht. 

Feuerflamme,  Pflzn.,  Lychnis  chalce- 


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522 


Fenerkraut  —  Friüs. 


donica  L,  Weichseldelta.  TreicTiel, 
Volksth.  m. 

Feuerkraut,  n.,  schwarze  Niefzwurz, 
HeUeborus  niger  L.  Weichseldelta.  Die 
Pflanze  heifzt  auch  Eisblume,  weil  sie 
unter  Schnee  und  Eis  schon  im  De- 
zember ihre  weifzen  Bluten  entfaltet; 
daher  sonst  auch  Ckristrose.  Treichel, 
Volksth.  ni.    S.  ChristophetekrauL 

ficheln  (187a),  in  1.  Bed.  f&chehi, 
wedeln. 

fiddern  (188  a),  auch  s.  v.  a.  ärgern. 
Das  fiddert  mich.     Oberland. 

fimmein  (188b),  auch  suchen,  wühlen. 
Was  fimmeht  du  immer  in  den  Tauschen? 
Saalfeld.    S.  befimmeln  N. 

Fingerling,  w.,  wie  Däumling  gebildet, 
Erdmännlein,  anderer  Name  für  die 
üntererdschken  u.  Barstucken.  S.  Tet- 
tau u.  Temme,  157:  Die  Braut  des 
Fingerlings.  Pierson (Ztschr.  f.  preufz. 
Geschichte  u.  Landeskunde  XIV,  1877, 
S.  259)  findet  in  Fingerling  eine  Er- 
klärung des  Namens  Berstacken:  dieses 
sei  verderbt  aus  pirstukas,  Dem.  von 
altpr.  pirstis  (^pristis)  Finger.  Vgl. 
Nsslm.,  Th.,  129. 

Fiölkebaum,  m.,  die  Palmweide.  West- 
preufzen..    Treichel,  Volksth.  III. 

fipsig  (189  b),  auch  fipsrig. 

Firdener,  m.,  s.  Vierdener. 

(Iren  =  fahren.  Sie  ftren  Gerscht^  sie 
fahren  Gerste.    Saalfeld. 

fiilig,  adj.^  zimperlich,  penibel.  El- 
binger  Ndrg.     Vgl.  ffselig. 

fiirig,  adj.y  von  Fis^  auch  s.  v.  a. 
piirig. 

Fitke  (in  Fitkehalloh)  =  Hure.  Kgsbg. 

Fitz,  /.  Den  Mund  in  die  Fitz  ziehen^ 
einen  schnippischen  Mundausdruck  an- 
nehmen.    Elbinger  Ndrg. 

FHze,  Vitze,  WHze,  /.,  Rute,  Zweig. 
Memel.    T>&von  ßtzen  3. 

fitzendnafz,  ad/.,  s.  v.  a.  ßtzefasemafz. 

Flabbe,  /.,  feuchtes  und  nicht  steifes 
Zeug,  schlappe  Leinwand;  davon  flab- 
big,  schlafiF;  engl,  to  flap.     Gordack. 

Flachspuppe,  pltd.  Flafzpopp,  /.,  der 
am  Rocken  zum  Abspinnen  aufgebun- 
dene Flachs. 

Flackfisch.  w.,  Flachfisch,  im  Gegen- 
satz zu  Rund-(Voll-)fisch,  Stockfisch. 
Hirsch,  247. 


Flammplatz,  m.,  s.  Platz. 

flankieren  (195  a).  Er  mufz  überaä 
^  rumflankieren. 

flatt6re(n)y8t(7.,pltd.,  flattieren,  schmei- 
cheln. 

Flausch  (195b)^  zunä«hst  das  dicke 
Wollenzeug,  dann  der  Rock  aus  FUnt&c/u 

Heckfieber,  n.  Er  ist  une  ein  Fleck- 
fleber^  aufdringlich,  schwer  los  zu  wer- 
den. 

Fleischmulle,  /.,  s.  Mulle. 

Flexibel,  n.,  an  den  langen  Tabaks- 
pfeifen die  biegsame  (flexi  bele)  Röhre 
zwischen  Spitze  und  Rohr. 

Flicht  (197b)  auch  im  Oberlande. 

Flickhecht  (195b),  von  FUck  =  Lap- 
pen, Stück. 

Flieder,  m.,  wilder,  s.  Mädchenkrallt  N. 

fliegen,  st,  im  Präs.  flog  (p  kurz). 

Flirr  (199  a),  im  Oberlande  auch  nach- 
lässiges, unordentliches  Frauenzimmer. 

fliben  (199  b)^  auch  tanzen. 

Fludder,  w.,  dünnes  Tuch,  leichter 
Kleiderstoff.  Der  reine  Fludder.  Gor- 
dack. In  der  Saalfelder  Gegend  auch 
Lappen. 

fluschen  (202  a).  Dat  flusche  bet^! 
nach  V.  Auer  in  der  Schlacht  an  der 
Eatzbach  (26.  August  1813)  Yon  den 
preui'z.  Landwehrmännem  gesagt. 

foddern,  sw.^  fordern. 

Foderhemde,  n.,  s.  Voderhemde. 

Forst,  /.  Die  statt  der  Forst  ist  selbst 
bei  Gebildeten  sehr  gebräuchlich. 

fo&eln  =  fosen.  übertragen  auf  den 
Menschen:  er  foielt  rein  auSy  wird  über- 
lustig. Fosel  man  nich  ut!  wenn  man 
befürchtet,  dafz  jemand  in  seiner  Laune 
über  das  Schickliche  hinausgehen  könnte. 

Frafz  (204b).  Gortzitza  hörte  in 
der  Rastenburger  Gegend  Frissation. 

Frauenrose,  /.,  Hundsrose,  Rosa  cch- 
nina,  und  Weiurose,  Rosa  ruhigmosa 
L.    Ostpr.     Pritzel,  338.  341. 

Frauenstreit,  m.,  Pflzn.,  Feld-Hao- 
hechel,  Ononis  arvensis  L.  Ostpreufz. 
Pritzel,  252. 

f rischmilch  (207  b),  auch  frischmilchend. 
Wenn  der  kalte  Herbst  Schnupfen  mit 
sich  führt,  sagt  man  aaf  dem  Lande: 
de  Näs  ward  fröschmelk. 

FriDs,  Frü's,  plur.,  Frauens  =  Frauen, 
Hausfrauen.    rJegeöge^    Friüs!     Neon- 


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Frose  —  Gelbchen. 


523 


äugen,  (kauft)  Frauen!  Fru's,  Rewe^ 
Gdmäre,  Paatemack^  vrusche  Reddia^ 
Zipple,  PeUtzuljick!  trauen,  (kauft) 
Rüben,  Gelbmöhren,  Pastinak,  preufzi- 
sche  (schwarze)  Rettige,*  Zwiebeln,  Pe- 
tersilie! Königsberger  Strafzenrufe  der 
Handelsfrauen  {iGjuppelweiher),  Vgl. 
Weiteres  Sprw.  II,  1636. 

FrOse,  f.,  s.  Wpöse. 

Frü'8,  plw.^  s.  FriDs  N. 

Fuchszagel,  pltd.  Foszagel  {a^ä), 
Pflzn.,  Ackerscnachtelhalm,  Equüetum 
arvense  L.  Samland.  Auch  Drunkel- 
pfeife  u.  Katzenzagel. 

FUder,  w.,  Fuder.  Ein  tucMges  Fu- 
der Heu,     Oberland. 

Fuhre,  /.,  Furche,  s.  Fahr. 

Fuppsack,  m.  1.  Tasche,  Tautologie, 
da  jedes  Wort  der  Znsammensetzung 
Tasche  bedeutet.  De  Rock  ist  so  eng 
wie  e  Fuppsack.  2.  übertragen:  Dieb, 
der  das  Gestohlene  einfuppt,  einsackt. 
Samland. 


fUrmeinsparfy  adv,^  für  meinen  Teil, 
meinetwegen. 

Fuich  (211a),  auch  Fu&che. 

Füse  (211b).  Nach  v.  Au  er  wurde 
früher  in  Preufzen  an  die  Fusenstange 
aufzer  dem  Strohwisch  noch  ein  Ton- 
nenreifen und  ein  „KnippeP  gehängt. 
Das  sollte  andeuten:  der  Übertreter  der 
durch  die  Fuse  ausgedrückten  War- 
nung müsse  sich  entweder  mit  einer 
Tonne  Bier  auslösen,  oder  er  werde 
über  ein  Bund  Stroh  gestreckt  und  be- 
komme mit  dem  Knüttel. 

Fufe,  /.,  s.  V.  a.  Fo^e, 

Fufzblatt,  n,,  s.  Blatt  N. 

Fufzh'ng,  w.,  Fülzling,  Teil  des  Strum- 
pfes, der  oocke,  der  denFul'z  umschliefzt. 

Futtergerste,  /.,  s.  Sommergerste. 

Futterhemde, n.,  Eamisol, früher  Tracht 
junger  Männer  in  der  Danziger  Nhrg. 
Viol^t,  175.    Vgl.  Voderhemde. 

futtern,  sw.^  füttern. 

Futterspark,  Pflzn.,  s.  Knirkraut  N. 


G. 


g  (213  a).  Z.  1  bezeichnender  platt- 
deutsch statt  mundartlich. 

GaidTs,  77».,  Schimpfwort,  das  lit.  gai- 
dys  Hahn.     Schmidt. 

Galeise,  Pflzn.,  Färber-Ginst,  Genista 
tinctoria  L.y  auch  Genst.  Hagen,  733. 
Pritzel,  128. 

Galuschel,  Pflzn.,  s.  Gelbchen. 

Gänschen,  fettes,  Sedum  acre  und  S. 
sexangulareL.  Sie. liefern  einen  Thee  für 
Fieberkranke  und  werden,  oft  im  Ver- 
ein mit  Sempervivum  tectorum,  auf 
Gräber  gepflanzt.  Saalfeld.  Gänschen 
auch  das  Gelböhrchen  (s.  d.  u.  PUz), 

GSnsestfZ,  m.,  Eäfig  zur  Gänsemast. 
Natangen. 

Gast,  w.,  Fremder.  Theilweise  als 
gefährliche  Nebenbuhler,  fJieäweise  wie- 
derum  als  gemnnbringende  Handels- 
freunde  standen  den  einheimischen  Kauf- 
leuten  die  Fremden  oder  Gaste  zu/r  Seite, 
Danzig.     Ordenszeit.     Hirsch,  230. 

gaunern,  sw,,  unerträglich  betteln,  un- 
verschämt geilen  (s.  d.;. 

geben,  st^  im  Ermlande  und  im  Ober- 


lande gft'e.  Geben  giebter  nichts,  aber 
nehmen  nimmt  ei\  wo  er  kann.  Eck 
wer^s  dir  ge^e,  ich  werde  es  dir  geben. 

gebrauchen,  sw,  covre.  Er  hat  sie  ge- 
braucht, 

gefallen,  st,  sich.  Wie  gefällt  er  sich 
da,  wie  behagt's  ihm,  wie  geht  es  ihm? 

gehen  (222a).    Geh'  wir,  gehen  wir! 

GehUsch,  n,,  Busch,  Gebüsch.  De 
Vegel  sunge  im  GehOsch,     Saalfeld. 

geilen  (223a),  auch  im  preufz.  Hoch- 
deutsch gflen. 

Geiseler,  m,  Viehhändler,  aber  auch 
Schlächter  hielzen  Geiseler,  weil  sie, 
z.  B.  auf  dem  Geisselmarkte  in  Danzig, 
geschlachtetes  Vieh,  das  sie  aber  nicht 
zerstücken  durften,  verkauften.  Elbin- 
ger  Tagefahrt  24.  Juni  1440:  Geiseler 
und  Fleischer  dürfen,  um  Vieh  zu  kaufen, 
durch  das  ganze  Land  reisen,  das  Same- 
land ausgenommen,  S.  Genaueres 
Hirsch,  309. 

Geizmagen,  m,,  Geizhals. 

Gelbchen,  GelbShrchen,  GfilShrchen,  auch 
Galuschel,   Pflzn.,   Pfefferling,    Speise- 


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524 


Gelke  —  Olockchen. 


Fs\tenschvf  eanm^CanthareUuscibarius  Fr. 
Elbing.  Kgsbg.  Treichei,  Voiksth. 
II,  5.     S..  Leunis,  1900. 

Gelke  (erstes  e  kurz),  s.  v.  a.  Crilke. 
Pritzel,  72. 

Gemächt,  n.,  das  männliche  Zeugangs- 
glied,  namentlich  die  Hoden.  Sr  hat 
ihm  eins  ins  Gemächt  gegeben^  bei  einer 
Schlägerei  einen  Stolz  mit  dem  Fufee, 
oder  im  Ringkampfe  einen  Druck  mit 
dem  Knie. 

GemUiihaufen,  m.,  s.  MUllhaufen. 

Genickstuck,  pltd.  GnSckstSck,  n.,  Hals- 
schmuck früherer  Zeit:  Seiden-  oder 
Sammetband,  woran  hinten  (im  Genick) 
eine  silberne  Platte  und  Schleifen  von 
demselben  ßande  angebracht  waren. 
Dzg.  Nhrg.    Viol^t,  176. 

Genst,  Pflzn.,  s.  Galeise  N. 

GeprOdel,  n.,  schlechte  Näh-  und 
Strickarbeit;  schlechte  Arbeit  über- 
haupt, Pfuscherei.     Vgl.  prfldelfl. 

Gepsch,  /.,  8.  V.  a.  Geps. 

Gepuichel,  n.,  s.  puicheln. 

Gequafel,  Gequatehel,  n.,  s.  qua§eln. 

Gerift,  n.^  Gerippe.     Saalfeld. 

Geroch,  w.,  Geruch.    Saalfeld. 

Gerscht,  /.,  Gerste. 

GerUst,  n ,  ßogen  an  der  znm  Mähen 
ausgestatteten  Sense,  woran  die  fallen- 
den Halme  sich  lehnen  und  in  regel- 
mäCziger  Lage  sich  zu  Boden  senken. 

Geschätter,  n.,  s.  Schatter. 

Geselle,  m,,  s.  HandelsknechL 

Gesselblume,  /.,  Feigwurzel,  Ranun- 
culus  ficaria  L.  Auch  Lämmerblume, 
Rapünzchen,  Klein-SchttllkrauL  H age n, 
580.     Pritzel,  325. 

Gftfzel,  /.,  die  Geifzel  (s.  d.).  Ober- 
land. 

gewaltip  (232  a).  Gewaltig  viele  Men- 
schen, Me  schreg  gewaltig.  Ein  gewal- 
tiges Geld, 

Gewimmer,  n.,  Feldfrüchte  von  der 
Gerste  abwärts  bis  zu  den  ßohnen  und 
"Wicken,  vielleicht  für  Gewimmel^  weil 
sie,  gemäht,  unordentlich  durcheinan- 
derliegen und  sich  nicht  in  regelmäfzige 
Garben  binden  lassen.  Werder.  N. 
Pr.  Prov.-Bl.  H,  405. 

Gework'ne,  w.,  das  Gewirkte,  Gewebte, 
vorzugsweise  die  Leinwand.  Sie  zeigte 
mir  ihr  GeworUnes, 


Gezarge,  Gezärge,  n.,  Neckerei,  s. 
zaraen. 

Gezodder,  n.,  das  Yerzauste,  Zer- 
rissene 

Gibbel  (232  b),  in  2.  Bedeutung  ma- 
geres Pferd.     Nordenburg. 

Gibel,  m.,  Fischn.,  s.  v.  a.  Gieb'. 

Gichtbeere,  /.  =  Bocksbeere.  Pritzel, 
335. 

Giftkraut,  n.,  gröfzeres  ScheUkraat^ 
Chelidonium  majus  L.  Nach  Hagen, 
720,   auch  das  Schwalbenkraut   (s,   d.). 

Giftsack,  m,,  s.  Bössack  N. 

Gigotärmel,  m.,  s.  Schttpsenkeule. 

Gils,  m.  Vorn.,  Julius.  Elbioger 
Ndrg.     Vgl.  Gels. 

girbeln,  sw.^  den  Köder  der  Angel 
benagen,  ohne  anzubeilzen.  Bt  Tnt  gir- 
belt  schon  euer  (ein  Fisch).  Vielleicht 
verwandt  mit  gnibbeln.    Kgsbg. 

GTz  (235a).  Unter  Geizen  pltd.  Gl- 
zen,  versteht  man  das  Ausbrechen  der 
sich  entwickelnden  Seitentriebe  der 
Tabakspflanze  (s.  Leunis,  813).  Giz 
heiCzt  zunächst  der  aus  diesen  onaus- 
gewachsenen  Trieben  fabrizierte  Tabak. 

glamsrig  (235  b).  ghmsrig  ist  anch 
glabbrig^  aber  mit  dem  BegriflF  des 
Glänzenden,  Blänkemden.  Dai'z  etwas 
glabbrig  ist^  fühlt  man,  dal'z  etwas 
glamsrig  ist,  sieht  man.  Ein  fettiger 
Mund,  ein  vom  Nasenschleim  über- 
zogener Ärmel,  den  man  als  Taschen- 
tuch gebraucht,  ist  beglamst,  beglanh 
sert.  üngeräucherte  Wurst,  wenn  sie 
anfangt  zu  verderben,  die  wässerige 
KartoflFel,  die  beim  Druck  aus  der  Pefie 
gleitet,  ist  glabbrig^  glibbrig. 

glftsaugen  (236  a),  auch  mit  verglasten 
Augen  sehen,  wie  sie  das  abgestochene 
Tier  im  Verenden  oder  der  mit  dem 
Schlafe  ringende  Mensch  zeigt.  VgL 
glasen. 

glau,  adj ^  blank  und  voll.  Wes^r. 
Marold. 

glauben,  dran  (236  b),  d.  h.  an  den 
Tod,  an  das  Ende;  das  dran^  daran, 
träte  so  als  Euphemismus  au£. 

Gl§dwasser,  n.,  Gliedwasser,  FlQssig- 
keitsabsonderung  bei  Gelenk k  rankhei- 
ten; es  heifzt  auch  Weggeleiswaster. 
Oberland. 

GISckchen,  pltd.  Klockke,  n.^  N^^me 


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Glockenblume  —  Grabesgrün. 


525 


für  jede  Pflanze  mit  glockenartiger 
Blute,  namentlich  im  Kindermunde. 

Glockenblume,  /.,  nach  Pritzel,  415, 
in  Ostpr.  TroUim  europaetis  L,  S. 
Kuoelranunkel. 

Glubskoper,  m.,  s.  Mütze. 

Gluch  (238  a),  auch  bösartiger,  rache- 
brütender Mensch.  Davon  gluchsch, 
adj.  Et  ist  immer  so  gluchsch,  Ober- 
land. 

Glück  (238  a).  Das  Glück  blüht,  wenn 
sith  weilze  Flecken  in  den  Finger- 
nägeln zeigen. 

GlUhschlunk,  m.^  Mensch  mit  glühen- 
dem Schlünde^  Saufaus,  Nimmersatt. 

GlUhzecker  (239a).  Im  Oberlande 
Glühzeck  ein  racheschnaubender  Mensch. 
Vgl.  Gluch  N. 

Glums  (239  a).  Schmand  und  Glumse 
darf  als  provinzielles  Lieblingsgericht 
ohne  jede  Beschränkung  bezeichnet 
werden. 

glOpsch  (239  b).  Wie  man  einem 
glupsch  etwas  nimmt,  so  kann  man  ihm 
auch  glupsch  d.  h.  heimlich,  unbemerkt, 
etwas  zustecken,  geben  oder  darreichen. 

gnabbern  (240  b;.  Übertragen :  in  Be- 
zug auf  eine  Arbeit,  mit  der  man  sich 
ungern  und  stückweise  beschäftigt :  An 
der  Arbeit  gnabberst  du  auch  nur  so 
herum, 

gnabbrig,  adj.y  benagt,  uneben.  Vgl. 
gnagen. 

gnSgeln  (240a),  auch  aus  dem  Ober- 
lande in  der  von  Hermes  angegebenen 
Bedeutung  bestätigt:  unaufhörlich  ta- 
delnd Mil'zfallen  und  Unzufriedenheit 
aussprechen. 

gnarren  (241  a),  auch  in  wimmerndem 
Tone  immer  dasselbe  fordern,  wie  das 
begehrende  Kinder  thun.  Davon  noch 
Gegnarre,  n,  und  Gnarrhans,  m.  Man 
spricht  auch  von  einemgnarrendenHusten. 
Gordack. 

Gnarrsack  (241  a),  Z.  2  lies  Quarrsack. 

gnatschen  (241a).  Die  Schweine 
gnatschen,  wenn  sie  kauen,  fressen. 
Kinder,  aber  auch  Erwachsene,  die 
ohne  Lust,  „mit  langen  Zähnen^  essen, 
gnatschen^  wenn  ihr  Kauen  gehört  vnrd. 
Vgl.  ktlfretsch. 

gneddem,  «tr.,  s.  v. a. gnoddem  (s.  d), 
mit  den  Zähnen  knirschen.   zergneddeflUy 


in  kleine  Stücke  zerbeifzen^  mit  den 
Zähnen  zerreifzen. 

Gnick,  n.,  Genick. 

gnffsch(242b).  Schimpfwort  auf  einen 
Mann:  gnttscher  Hund^  auf  ein  Weib: 
gnttsche  Zock. 

Gnitten,  plur,,  kleine  Mücken,  engl. 
gnats,  Gordack.  Im  Brem*  Gntd. 
Brem.  Wb.  II,  524. 

gnlttern,  sw.y  nach  Gordack  s.  v.  a. 
gnlddem. 

Gnorpely  m. ,  junger  unausgewachse- 
ner, nicht  mannbarer  Mensch.  Gor- 
dack. 

Gnorpel,  Gnurpel,  m.,  Knorpel. 

Gnofel,  Gnuiel  (244a).  Vgl.  poln. 
anusny  faul,  träge,  aasig,  feige,  nach- 
lässig. 

Gnuibock,  m.,  kleiner,  unschöner 
Mensch  =  Gnusely  GnoieL     Oberland. 

gOdengenOg  (245a).  göd-en-genog:  en 
=  Verkürzung  von  und,  wie  z.  B.  in 
Käsenbrot  Vgl.  Schweizerisches  Idio- 
tikon von  Staub  und  ToblerL  323. 

Goldblume,  /.,  Saat- Wucherblume, 
Chrysanthemum  segetum  L.    Vgl.  Gllke. 

Goldchen,  n.  Mein  Goldchen,  mein 
Trautster! 

golden,  adj.  Mein  goldener  Junge! 
Meine  Goldene!  Mein  goldenes  Herzchen! 
Superlativ:  goldenst 

Goldkarosse,  /*.,  Laufkäfer,  Carabus 
canceUatus  lU.    Gortzitza. 

GoldknSpf  chen ,  Pflzn . ,  kriechender 
Hahnenful'z,  Ranuncidus  repens  L.  mit 
gefüllter  Blüte,  in  Gärten;  im  Weichsel- 
delta Krunkeln.  Treichel,  Volksth.III, 
Vgl.  Knopfchen. 

Gottesbäumchen,  n.,  Pflzn.,  Eberreis, 
Artemisia  abrotanum  L,  Gottesbäumr- 
chen,  junge  Eberraute,  Wie  wächst  du 
im  Garten  unter  Rauten!  Nsslm., 
Dainos,  29.  194. 

Gotteshemdchen,  n.,  Pflzn.,  s.  Mandel- 
blume. 

Gottespfennig  (247b).  Nach  Hirsch, 
220,  auch  der  gesetzliche  Maklerlohn. 
Danzig.     Ordenszeit. 

Gotfteil,  Pflzn.,  gemeine  Brunelle, 
PruneUa  vulgaris  L.  Ostpr.  Pritzel, 
69. 

GrabesgrUn,  Grabesruh,  Pflzn.,  Fett- 
henne, Sedum,  weil  man  die  Grabhügel 


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526 


Gramillje  —  haben. 


damit  besetzt.  Weichseldelta.  T rei- 
che!, Volksth.  III. 

Gramillje,  /. ,  unendliche  Tiefe.  (?) 
Schirwindt. 

Granssack,  m.,  Koabe,  aber  auchMann^ 
der  leicht  granst.     S.  gransen. 

Grasblume,  /.,  s.  Seegras. 

Gratelierung,  /.,  Gratulation. 

grStig,  adj.^  unnachgiebig,  fest  behar- 
rend, ausdauernd  im  Widerstände  ge- 
gen die  Meinung  anderer.  Klein  abei* 
grätig, 

gratulieren,  sw.^  mit  dem  Akkusativ: 
Ich  gi^ataUere  Sie, 

Grawenort  (251b),  richtiger  Grawen- 
orth,  nach  Sack  älterer  Name  Draskin. 

grftn  (252a),  auch  hchd.:  Mir  wurde 
ganz  grün  und  gelb  vor  den  Augen. 

Grensel,  Grinset,  n.,  Gerinnsel,  Ge- 
ronnenes ,  Zusammengelaufenes.  Die 
Milch  ist  ein  Grensel,    Davon:  grenslig, 

Jrinslig,  adi,^  unklar,  trübe;  von  Flüssig- 
eiten.     Oberland. 

Grick  (252  b).  Der  Name  bedeutet 
griechisches  Getreide,  d.  h.  ein  von 
oüden  gekoromenes,  fremdes;  nachge- 
tragen sei  noch:  russ.  gre6a^  grecu^ha^ 
grecichüy  kleinruss.  hrecka^  walach.  hrisk^ 
magyar.  haricska.  Hehn,  Kulturpflan- 
zen etc.    Vierte  Aufl.,  S.  416. 

Grffe,  /.,  s.  Grope  N. 

griflachtig,  nach  Gordack  adj.  und 
adjo.  von  griflachen. 

origgeln,  sw.^  s.  v.  a.  kriggeln. 

Grindmagen,  m.,  Pflzn.,  Klatschrose, 
Papaver  rhoeas  Z/.,  auch  Himschal.  Ost- 
preufzen.     Pritzel,  263. 

Srinzen,  sto.,  grinsen. 
iripsch,  m.,  s.  V.  a.  Grips  in  beiden 
Bedeutungen .     Oberland. 

grtseln  (253b).  Die  S.  254  mitge- 
teilte Redensart  auch:  Der  Tod  läuft 
übers  Grab. 

gilsmaulen  (254a),  zu  ergänzen: 
schmollen.     Elbinger  Ndrg. 


Gritschan  (254  a),  das  Gebäck  wird 
auch  einfacher,  ohne  Korinthen  und 
Zucker  bereitet. 

Grompel  (s.  Grumpel^  257a),  die  pltd. 
Form  Grompel  tritt  auch  hchd.  auf. 
Davon  gromplig,  adj, 

Grope,  /.,  die  Stelle  am  Schiffe,  wo 
der  Vordersteven  an  Deck  kommt  (jetzt 
Sponung),  Rodergat  (s.  d.)  u.  Sponung 
zusammen  heifzen  die  beiden  Griten. 
Hirsch,  265. 

Grofzschlunk,  pltd.  Grötscblunk,  m,, 
Mensch  mit  groizem  Schlünde,  Vid- 
fresser. 

grofzspOrig,  adj.y  von  Spur  =  Geleise. 
Ein  gro/zspuriger  Mensch,  der  grofz 
thut,  sich  breit  macht. 

orottig,  adj,  von  Grott  (s.  d). 

GrUnkraut,  n.,  grünesKraut,  das  Grane, 
das  man  in  Sup])en  nimmt.  Gern  ose. 
Davon  GrUnkrauthändlerin  =  Grünfrau 
(s.  d.). 

GrOs  (258  a)  ist  provinziell  hoch- 
deutsche und  plattdeutsche  Form. 

Grlitzblume,/.,  gemeines  Täschelkraut, 
Capsella  bursa  pastoris  Mnch,  Saal- 
feld. 

Grlltze,  /.  1.  nach  Pritzel,  298, 
Name  für  Buchweizen  in  Ostpr.  aas 
1590.  Vgl.  Grick.  2.  rote  Chüize. 
Amarant,  Amarantus  speciosus  Sims., 
wohl  weil  der  Same  dem  Bachweizen 
ähnlich  ist.     Treichel,  Volksth.  HL 

GrUtzschlunk,  pltd.  Gröttschiunlc,  «t., 
Vielfresser.    Elbii^er  Ndrg. 

Guldenklee,  m.,  gebräuchlicher  Stein- 
klee, Melüotus  officinaUs  Desr,  Os^r. 
Pritzel,  233. 

Gutfreund,  w.,  als  Erkennungs-,  Lo- 
sungswort (Parole).  Begehrt  jemand 
abends  klopfend Einlalz  in  eingeschlosse- 
nes Haus,  so  wird,  bevor  die  Ö£Fnang 
der  Thür  erfolgt,  gefiragt:  Wer  daf 
Lautet  die  Antwort  y^Gutfreund!^  so 
wird  der  Bekannte  eingelassen. 


H. 


haben  (261b),  Prät.  ich  hät(^  Part,  sich  geltend  zu  machen  suchen  und 
gehatt.  Ich  häi£  grojze  WäscK,  Vgl.  dabei  sich  albern  benehmen.  Hab*  did 
können,   sich  haben  auch  =  sich  zieren,    doch  nicht! 


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Haber  —  Hangenblum. 


627 


Haber  (262  a),  m.  Langer  Haber ^  die 
Pferdepeitsche.   Treichel,  Volksth.  IL 

Hacke  r263b)  =  Ferse  und  Absatz: 
Sich  (nacn  einer  Stelle)  die  Hacken  er- 
laufen. Sich  (beim  Gänsemarsch)  die 
Hacken  abtreten.  Der  Hackenlose  be- 
kommt  kein  Vesperbroty  sagt  der  Volks- 
mun^. 

Hadderkraut,  Pflzn.,  Labkraut,  Galium. 
Die  Hausfrauen  kochen  damit  die  Ge- 
fai'ze  aus,  in  denen  Milch  aufbewahrt 
wird.     Saalfeld. 

Haferschleim,  m.,  s.  Schleim. 

Haferwcijhe,  /.,  sie  wird  am  zweiten 
Weihnachtsfeiertage  in  den  katholischen 
Kirchen  des  Ermlandes  durch  den  Prie- 
ster vorgenommen.  Der  geweihte  Hafer 
wird  in  kleinen  Portionen  unter  anderes 
Getreide  gemischt  und  dadurch  Mifz- 
wachs,  Unkraut  etc.  verhütet.  Volks- 
kal.,  22. 

Hahä  (266  b).  In  die  Bdba  gehen  ist 
berlinisch  allgemein. 

Hahnenbalken,  m.,  s.  v.  a.  Keichel- 
balken. 

Hainbuche,  /.,  nach  Pritzel,  83,  der 
ostpr.  Name  für  Carpintis  betaim  L. 
Vgl.  Heibuche. 

haisch,  Zuruf  an  Zugvieh,  s.  heitsch. 

Hakehverk,  n.,  Stadtteil  von  Danzig, 
ursprünglich  Ansiedelung  polnischer 
oder  danziger  Fischer.  Der  deutsche 
Name  Hakdwerk  scheint  nichts  anderes 
als  tabema  Emg  zu  bedeuten;  jedenfalls 
gab  es  in  jenem  polnischen  Orte  nur 
ein  einziges  Grundstück,  und  dieses 
scheint  Hakelberg  geheifzen  zu  haben. 
S.  Genaueres  Hirsch,  8.  Vgl.  Lö- 
schin,  45. 

Halbkännche(n),  n.,  halbes  Kännchen, 
zur  Bezeichnung  eines  kleinen  Schnapses. 
Oberland. 

halbwachsen,  pltd.  half-  u.  hallwa8se(n), 
adj.^  noch  nicht  völlig  reif,  unausge- 
wachsen.    Ein  haUwassener  Mensch. 

halsen  (269  b).  ^S^  halsen  und  küssen 
sich^  sie  umhalsen,  umarmen  sich. 

Halwander,  m.,  s.  Halbander. 

Hälzkäpple,  plur,^  Holzäpfel  =  Hölz- 
chen.    Oberland. 

Hambott  (269b),  im  Oberlande  Ham- 
botk. 

Hamm  (270a).    Hamm  heüzt   auch 


der  eiserne  Bing,  der  die  Sense  mit 
dem  Sensenbaum,  kurz  Baum^  ver- 
bindet. 

hanbuchen  (270  b),  auch  hanbUchen. 

Händelkraut,  Hendelkraut,  n, .  dreiblättri- 
ger Ehrenpreis,  Veronica  triphyUos.  L. 
Ostpr.     Hagen,  29.     Pritzel,  433. 

Handelsknecht,  t».,  Handelsgehilfe, 
Eommis;  auch  Brotknecht  und  Geselle. 
Danzig.     Ordenszeit.     Hirsch,  226. 

Handgemahl,  n.,  s.  Merke  N. 

Handschke  (271a),  auch  Handschk. 

hanebüchen,  hanebUchen,  adj.  Ein 
hanebüchner  Kerl^  ein  grobgebauter 
Mensch,  wie  aus  Hainbuchen  gezimmert. 
Vgl.  Heibuche.* 

hängen,  sf.,  Prät.  hang.  Das  Hemd 
hang  auf  dem  Zaun. 

hantleren,  sw.^  laut  und  lärmend  sich 
zu  schaffen  machen.  Beleg  unter  stracks. 

Hardel  (273  a),  nach  Sacks  Mitteilung 
nicht  die  Oberhaut  am  Flachsstenge^ 
sondern  der  Stengel  überhaupt.  Wenn 
der  Flachs  lang,  dick,  gerade^  ohne 
Seitensprossen  gewachsen  ist,  dann  hat 
er  schme  Hardels. 

harmon&re(n),  sw.,  harmonieren,  über- 
einstimmen. Der  Plattdeutsche  braucht 
für  diesen  Begriff  nur  das  Fremdwort. 
V.  Auer. 

Harsch,  w.,  s.  v.  a.  Harres.  Viol^t, 
178. 

Harztanne,  f..  s.  Tanne. 

Haselblume,  /.,  gelbe,  gelbe  Osterblume, 
Anemone  ranunculoides  Z/.,  auch  gelbe 
Waldviolen.  Hagen,  569.  Pritzel, 
30.    S.  Aprilblume. 

Hasenkohl,  m.,  nach  Hagen  (481. 
804.  831.)  Name  für  den  gemeinen 
Sauerklee,  Oaalis  acetoseUa  L.,  die  gem. 
Gänsedistel,  Sonchus  oleraceus  L.  und 
den  gem.  Rainkohl,  geoi*  Milche,  Lamp- 
8anaco?wwi^n«5;nachTreichel,  Volksth. 
HI,  im  Weichseldelta  für  die  krause 
Malve,  Malva  crispa  L. 

Hasenpappel,  /.,  rundblättrige  Käse- 
pappel, Malva  rotundifolia  L.  Hagen, 
722.    Pritzel,  229.    S.  KatzenkSs, 

Hasenwurz,  Pflzn.,  Haselwurz,  Asarum 
europaeum  L.    Gortzitza. 

hauen,  sw.,  part.  gehaut  statt  gehauen. 
Er  hat  ihn  gehaut. 

Haugenblum,  /.,  s.  Romei. 


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528 


Hauhau  —  hinschmiereu. 


Hauhau,  m.,  Klaogwort,  der  Hnnd. 
Der  Hauhau  wird  dich  beifzen! 

Hausmarke  (277  b),  s.  Merke  N. 

heben,  «^.,  Prät  hob  (o  kurz). 

heddern  (279  a),  davon  Hedderei,  /. 

Hede,  /.,  s.  Klunker  N. 

HMechs, /.,  s.  V.  a.  Heidechs. 

HeibSk  (280a),  pltd.  auch  EäbeL 
Weichseldelta.  Treichel,  Volksth.  III. 

Heiche,  n ,  s.  SprSfze. 

Heideldei  (280  a).  Da  kommt  die  ganze 
Heideldei  an^  die  eanze  Sippschaft. 

Heidnäglein,  n.PflzD.,  Feldnelke,  Dm^ti- 
thu8  deltoides  L.  Pritzel,  134.  S. 
JungfemSgelchen. 

heil  (281b),  die  pltd.*Form  hei  auch 
hchd. :  aus  heier  Haut  Zur  1 .  Bedeu- 
tung: Man  verkaufte  (in  Danzig  zur 
Ordenszeit)  im  Grofzhandel  das  Ttu:h 
in  der  Regel  in  ganzen  (^helen^)  oder 
halben  Stücken,    Hirsch,  250. 

Heilbaum,  m.,  Heilblatt,  n.,  s.  Hoffnung 
und  Liebe  N. 

Heinrich,  stolzer^  Pflzn.,  nach  Hagen, 
280,  Chenopodium  bonus  Henricus;  nach 
Treichel,  Volksth.  HI,  bunte  Garten- 
Lupine,  die  im  Poln.  Stolzer  Andreas 
heii'zt.  Im  Oberlande  heifzt  der  stolze 
Heinrich  auch  Stolzheinrich  und  Hochnas. 

heischen  (283a),  Z.  8  v.  o.  1.  Ver- 
käufer. 

heifzen,   sf.,  mit  dem  part.  gehie/zen. 

helfen,  st  1.  als  Drohung  mit  Strafe: 
Ich  werd^  euch  ungezogenen  Jnngen  hei- 
fen!  Wenn  du  das  noch  ein  einztgesmal 
thust^  dann  werd^  ich  dir  helfen,  dafz 
du  nicht  weifzt^  wo  du  hin  sollst!  2. 
eine  Behauptung  ablehnen,  zurück- 
weisen. Ich  kann  dir  nicht  helfen^  es 
ist  falsch^  was  du  sagst 

Helling,  (?),  von  Hirsch,  260,  unter 
den  Rauch-  und  Lederwaaren  ange- 
führt.    Ordenszeit. 

Hempsaat  (284b),  auch  Hemfsaat. 

Hendelkraui  n.,  s.  Handelkraut. 

herauskahnen,  sw,,  s.  kahnen. 

herauskomfeien,  sw,^  s.  komfeten 

Herbstaster,  /.,  Chrysanthemum  indi- 
cum  L,  Weichseldelta.  Treichel, 
Volksth.  III. 

Herbstflieder,  w.,  '  Phlox  panniculata 
var,  hybrida  Hort  Weichseldelta. 
Treichel,  Volkstk  HI. 


Herbstnelke,  /.,  gebrauchliches  Seifen- 
kraut, Saponaria  ofßcinalis  L.  Trei- 
chel, Volksth.  m. 

HSrmoos  (285  b).  Die  dem  Vieh  schäd- 
lichen Arten  von  Equisetum  (nament- 
lich pcUustre)  heifzen  Hermus  u.  Her- 
mus^  die  unschädlichen  Kuhmus.  Trei- 
chel, Volksth.  HL  Daselbst  ist' Her 
=  Herde  gedeutet,  weil  die  Pflanze 
dicht  verbreitet  vorkommt. 

hernacher  (286  a),  auch  hemä. 

Herr  (286  a).  Nach  dem  ostpreoCzi- 
schen  Kalender  föllt  Bonifacius  (Märt) 
auf  den  14.  Mai;  die  drei  gestrengen 
Herren  folgen  somit  unmittelbar  auf- 
einander. 

Herrgottswundenkraut,  n.,  s.  Chrisü- 
wundenkraut. 

heiTJeche  (286  b).  Für  die  Deutung 
{je  =  i  geh  sprechen  die  weiteren  For^ 
men:  ägeh  und  ei  gehl  Alle  drei  drack^i 
nicht  sowohl  Staunen  und  Bewonderung, 
als  Ablehnung  aus. 

Herrmohn,  m.,  Elatschrose,  Popooer 
rhoeas  L.  Weichseldelta.  Treichel, 
Volksth.  III. 

henimstofzen,  sichy  keine  bleibende 
Stätte  haben.  Er  hat  sich  in  der  Wdt 
herwmstofzen  müssen^  es  ist  ihm  nie  gut 

fegangen,  er  hat  nie  ein  eigentliches 
[eim  gehabt. 

herumtrossen  (287  a),  L  s.  trossen. 

Herzisse,  /.,  Narzisse. 

Herzspann,  /.,  s.  Hartspann. 

hetzen,  sw.  Er  ist  mit  allen  Hunden 
gehetzt    Sprw.  I,  1716. 

Hijezint,  /.,  Hyacinthe. 

HimmelsschlUssel,  Pflzn.,  Gebirgs-Fett- 
henne,  Sedum  fabaria  Koch,  Weiclisel- 
delta.  Treichel,  Volksth.  IIL  V^ 
HimmeischlUsselchen. 

hinge(n),  adt?.,  hinten. 

hinhauen,  sw.^  mit  Vehemenz  fallen, 
hinfallen;  ebenso  hinsausen.  Vgl  hin- 
schmieren. 

hinplästem,  str.,  sich^  sich  breit  hin- 
setzen; namentlich  von  Frauenzimmern, 
die  sich  beim  Sitzen  mit  ihien  Rock^ 
weit  ausbreiten.  Sie  safz  da  hinge- 
plastert     Vgl.  Pläster. 

hinsausen,  sw.,  s.  Iiinhauen  N. 

hinschmieren  (290a),  in  2.  Bed.  etwas 
schlecht  hinschreiben. 


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Hmtergesäiz  —  hoBten« 


529 


Hintergesäfz  (290b),  Z.  2  1.  Gesäfz, 

Himschal,  /.,  Pflzn.,  s.  Grindmagen  N. 

Hirschhorn,  n.,  Pflzn.,  s.  Skorpionkraut 

Hirschtalg,  m.^  Medik.,  Sebum  ovil- 
lum. 

hHzen,  «iü.,  heizen.  Beleg  s.  absund  N. 

HSbbely  m,y  s.  v.  a.  Hubbel,  Ober- 
land. 

Hochnase,  /.  1.  Mensch,  der  die  Nase 
hoch  trägt,  Hochmütiger.  2.  tlochnaa, 
Pflzn.,  s.  stolzer  Heinrich  N. 

Hoffnung  und  Liebe,  Pflzn.,  Steinbrech- 
art, Saaifraga  sarmentosa  L.,  weil  das 
Blatt  auf  einer  Seite  grün,  auf  der 
andern  rot  ist.  In  der  Saalfelder  Ge- 
bend auch  Heilbaum,  Heilblatt:  die  äufzere 
haarige,  gröne  Seite  wird  zum  Heilen, 
die  innere  rotliche,  nachdem  sie  ein 
wenig  geschabt  a.  rauh  gemacht  wurde, 
zum  Ziehen  aufjgelegt.  Treichel, 
Volksth.  III. 

Hofmarke,  /*.,  s.  Merke  N. 

HSfner,  tt»..  Mann  vom  Hofe,  Herren- 
hofe. Herbeiaeritten  kam  ein  junger 
Hof  er  Vom  nofe^  Betrachtete  die  Hof- 
nerin^  die  junge^  Im  Hofe.  Nsslm., 
Dainos,  72. 

hOg,  adj.^  hoch.     Der  hoge  Baum. 

Heike,  (?),  von  Hirsch,  261,  unter 
den  Waffen  der  Ordenszeit  aufgeführt. 

Holke(295a),  bei  Hirsch,  263,  der 
Holk. 

holl  (295  b),  auch  Imperativ  von  hal- 
ten: holt  op^  halt  auf! 

HolIHnderei  (295  b).  Auch  bei  Willen- 
berg ^ebt  es  eine  Hollanderei  u.  zwar 
ganz  m  der  Weise,  wie  sie  Bock  be- 
schreibt, etwa  eine  halbe  Meile  sich 
hinziehend.     Gortzitza. 

Holzmesser,  m.,  Auf  messer  von  Brenn- 
holz; früher  vereidigter  Aufseher  beim 
Verkaufe  von  Brennholz.  Hirsch,  219. 
.  Hopfen,  77».,  wilder^  hopfenartiger 
Schneckenklee,  Medicago  lupuUna  L. 
Ostpr.     Pritzel,  231. 

Hopfenkuhn,  Pflzn.,  s.  Nesselhopfen. 

Horscht,  m.  Horst;  ebenso  horsehten, 
horsten. 

Hotz  (299  b),  zu  2:  ein  besonders  in 
Schaf-  und  Pferdeställen  dicht  unter 
der  Decke  angebrachtes  Bett  für  den 

PriMhbi«r,  WArtorboch  U. 


Schäfer  oder  Knecht,  zu  dem  man  aaf 
einer  Leiter  aufsteigt     Schippenbeil. 

Hub',  /:,  die  Hufe 

HubsChlag,  m.,  kleine  bäuerliche  Be- 
sitzung.   Saalfeld. 

Hüft,  /.  Du  setzt  mich  auf  die  Hüft 
und  pust  mich  in  die  Luft.  Reim,  den 
Yernachlälzigte,  Zurückgesetzte  an- 
wenden.    Kgsbg. 

Hut  (302  a),  auch  Huinase. 

Hummel  (303  a),  ursprünglich  wohl 
das  bekannte  Insekt  Hummel  (Bombus). 

Hund  (303  b).  Hündchen^  als  Schmei- 
chelwort zu  Kindern.    Mein  Hundchen  i 

hundemüde,  adj,^  müde  wie  ein  Hund. 

hunderackermUde  (304  b):  müde  wie 
ein  Hunderacker y  wie  ein  Racker,  der 
die  Hunde  fängt.     Gortzitza. 

hundsgemein,  adj.^  sehr  gemein. 

Hundsjung,  m.,  als  Schimpfwort  hchd. 
u.  pltd.  Wo  de  Hundgung  bhfz  mag 
stocke  f 

Hundsknoten,  pZur.,  s.  v.  a.  Hunds- 
noten. 

Hundskott,  /.  1.  Kotte  der  Hündin. 
2.  nach  Viol^t,  178,  grober  Kleider- 
sto£P  älterer  Zeit. 

Hundskrät,  /.  u.  w.,  Schimpfwort  S- 
Krät 

Hundsmiloh,  /.,  Pflzn.,  Wolfsmilch, 
Tithymalus  Scop.^  nach  dem  bittern 
Milchsaft.  Ostpr.  Hagen, 501.  Pritzel, 
404. 

HundstUrkei  (305b),  nach  v.  Auer 
auch  in  Ostpr.  Bezeichnung  für  einen 
unfruchtbaren  Distrikt 

HundwUrger,  m.,  Pflzn.,  Knäuel,  Sele- 
ranthus  L,  Ostpr.  Pritzel,  367. 
Nach  Hagen,  450,  Hundwirgel.  Auch 
SL  Johannisblut 

huppaschen  (306  a),  gewöhnlich  hüp- 
fen. 

Hurenwirt,  m.,  beim  Kegelspiel  der 
Schütze,  der  auf  101  „Holz"  zu  stehen 
kommt;  auch  die  Zahl  selbst. 

hurr  (306  b).  Sehr  beliebt  ist  auch 
Hurrgott. 

Husch  (306  b),  plur.  HOscher. 

hinten,  »w.  Emem  etwas  husten^  ihm 
das  Erbetene  oder  Gewünschte  nicht 
gewähren. 

84 


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530 


i  —  Jungfer. 


I  (308)  wird  in  Imperativen  e\  Us 
lies,  nehm  doch  nimm  doch,  seh  sieh, 
stech  stich,  sterb  stirb ,  werf  wirf!  Be- 
fehl ihm  doch!  Erschreck  man  nicht 
Efz  doch  noch  was!  Flecht  mir  einen 
Kranz!  Fr  efz  nicht  zu  viel!  Helf  mir 
auf!  Mefz  mal  die  Höhe!  Scheit  ihn 
ordentlich!  Schmelz  die  Butter!  Sprech 
lauter!  Treff  gut!  Trei  mir  nicht  auf 
den  Fufz!  Verderb  uns  nicht  die  Freude! 
Vergefz  uns  nicht!  Erwerb  erst  mein 
Vertrauten  !  Empfehl  mich  ihr  !  v.  A  u  e  r. 

Ilske  (310b),  auch  llzke. 

indem,  adv.^  in  diesem  Aogen blick, 
sogleich.  Er  mufz  indem  kommen^ 
warte  doch! 


ineinSy  adv.^  anunterbrochen.  Sie 
mu/z  den  ganzen  Tag  ineins  kalbekem. 

instrujieren,  pltd.  mstrujftre(n),  sta., 
instruieren. 

Intresse,  n.,  Interesse.  Ebenso  in- 
tressant,  intressieren. 

is  =  ist.  Is  was  is!  gewöhnlich  mit 
dem  Zusätze:  der  Mensch  freut  sich  dochj 
auch  eine  kleine  Gabe,  einen  geringen 
Verdienst  empfangt  der  Dankbare  freu- 
dig.    Sprw.  1,  1811.     S.  just  N. 

itftges  (:^l2b)  aus  hdu  tagu  an  diesem 
Tage  =  ahd.  hiutu,  hiuto^  hiuta^  ncüid. 
Mute  heute.    Vgl.  Schade,  403. 

Ittemessel,  /.,  s.  Dottemessei  N. 


jabbern,  sw.^  s.  ichabbem. . 

Jagehen  y  n.,  you  jagen^  Kinderspiel, 
s.  V.  a.  Greif chen.  Wir  wollen  Jagehen 
spielen! 

jagen  (314  a),  im  Prat.  statt  jagte 
auch  jyg. 

Jakobsholz,  Pflzn.,  Mandelweide,  Salix 
amygdalina  L.,  auch  Maiholz.  Hagen, 
1015.    Pritzel,  354. 

Jankel  (315),  s  Joschel. 

jedwede,  jedwide,  zählendes  Adjektiv- 
pronomen,  jedweder,  jedermann,  ver- 
stärktes jeder.   Saalfeld.    Vgl.  jiiw§der. 

Jerusalem,  m.  1.  Pflzn.,  gemeiner 
Friedlos,  L/ysimachia  vulgaris  L,  als 
Gartenpflanze.  Rauschen.  Samland. 
2.  Der  Jerusalem  auch  Name  eines 
Hügels  in  unmittelbarer  Nähe  der  Stadt 
Lyck.     Gortzitza. 

Jesnitz,  Fischn.,  s.  v.  a.  Gfse.  Dzg. 
Nhg.    Viol^t,  187. 

Jesuwundenkraut,  n.,  s.  Christiwunden- 
kraut. 

jetsch,  interj.^  Abscheu  ausdrückend. 
Gordack.   Verstärkung  von  je  (s.  d.). 

JTper,  m.,  s.  V.  a.  Gfper. 

Johannisblume,  /.,  s.  Rindsauge. 


Johannisblut,  St,  n.,  s.  HundwDrger. 

Johannisfeuer(317b),  nach  Gortzitza 
bei  Lyck  noch  ganz  gewöhnlich. 

Johannisroggen,  m.,  gemeiner  Roggen, 
Seeale  cereaU  L.  Man  säet  ihn  um 
Johannis  oder  Jakobi.  Hagen,  137, 
Pritzel,  414. 

Jopenbier  (318b),  s.  SchOpe. 

Joschel,  Joschke,  m.,  jüd.  Vom,  Joseph, 
zugleich  s.  v.  a.  Jude.  Man  ruft  diese 
Namen,  wie  aach  Jankel,  Hzig,  SchmOl 
den  Juden  nach. 

Judenmyrte,  /.,  kleines  Sinngrän,  Vmca 
minor  L.  Weichseldelta.  Treichel, 
Volksth.  m. 

JOdke,  w.  Vom,  s.  JSke. 

Jung  (320b),  plwr.  Jungen»^  Jungem 
Nackte  Jungem,  Klöfze  aus  zerriebenen 
Kartoffeln,  auch  Elöfze  überhaupt,  in 
Milch  gekocht.     Saalfeld. 

Jungfer  aus  dem  Busch,  Pflzn.^  weiden- 
blättrige Spierstaude,  Spiraea  salid- 
folia  Lt.  Weichseldelta.  Treichel, 
Volksth.  IIL 

Jungfer  kick  Ubern  Zaun,  Pflzn.,  dass. 
-was  Kick  lAem  Zaun  (8.d.).  Treichel, 

Volksth.  n. 


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Junker  —  kaldops. 


531 


Junker  r321a).  Nach  Sack  (Die 
Neue  Welt.  Uiustr.  Unterhaltungsbl. 
Stattgart  1883,  S.  600,  in  dem  Artikel 
„Preulzisches  Wörterbuch")  werden  von 
den  „gemeinen  Leuten"  in  Preufzen 
die  Sohne  adeliger  Gutsherren  aus- 
scfaliei'zlich  Junker  angeredet.  Die 
Dienstleute  auf  dem  Lande  mutzten 
noch  vor  wenigen  Jahrzehnten  eine  be- 
stimmte Titulatur-Ordnung  genau  beob- 
achten. Der  adelige  Rittergutsbesitzer 
mul'zte  gnädiger  Henry  seine  Gemahlin 
gnädige  Frau^  die  Tochter  gnädiaes 
Fräulein^  der  Sohn  gnädiger  Juriker 
genannt  werden;  der  bürgerliche 
Rittergutsbesitzer  mulzte  hochgeehrter 
Herr^  die  Gemahlin  hochgeehrte  Frau 
oder  Madam,  die  Tochter  Mamseücheny 
der  Sohn  junger  Herr  angeredet  werden. 
Da  auch  „gewöhnhche  Frauenzimmer" 
sich  MamseUchen  nennen  liefzen,  und 
die  bürgerlichen  Gutsbesitzerdamen  den 
adeligen  nicht  nachstehen  mochten,  so 
wurde  wenigstens  für  die  Töchter  das 
Fräulein   angenommen.    Das    Beiwort 


gnädig  wurde  noch  vor  dreifzig  bis 
zwanzig  Jahren  in  bürgerlichen  Fa- 
milien mit  richtigem  Takt  als  eine 
Albernheit  erachtet.  Der  bäuerliche 
und  k  öl  mische  Gutsbesitzer  hieiiz 
geehrter  Herr  oder  auch  blofz  Herr^ 
pltd.  meistens  Herrke^  die  Frau  Madam^ 
Madamke^  die  Tochter  Mamsell,  Mam- 
seUke.  Den  Bauer  nannten  die  Dienst- 
leute Wirty  die  Frau  Wirtin,  in  man- 
chen Gegenden  auch  Bür  und  Bursche. 
Der  Gärtner  (Instmann)  wurde  vom 
Scharwerker,  den  er  halten  mufzte,  He, 
Hei  -  Er,  dessen  Frau  Se,  »^ei  =  Sie 
genannt.  Die  Söhne  der  Bauern  wer-  . 
den  mit  den  Vornamen,  die  Töchter 
mit  den  Vornamen  in  der  Deminutiv- 
form angeredet:  Hannke,  Ghisike  etc. 
Die  Titulatur-Ordnung  wurde  den  Dienst- 
ienten vorgeschrieben. 

Junkerstrafze,  Strafzenname  in  Königs- 
berg, s.  Burgfreiheit  N. 

junicheln,  sw.,  s.  bonicheln  N. 

just,    interj,  (321b).     Ist   all!  klingt 
echt  preui'zisch:  is  all! 


Kabuse  (323  a),  L  s.  Kabtse. 

Kachel  (323a).  Beleg  zm  ^:  Du  büt 
meine  alte,  gute  Kachel  —  rnein  trautstes 
Kachelchen  I 

kadftkschen,  s.  v.  a.  kadäksen,  von  dem 
Rufe  kadaksch!  den  die  Henne  hören 
läfzt,  namentlich  wenn  sie  ein  Ei  ge- 
legt hat  Übertragen:  das  Geschrei 
eines  erregten  Weibes.  Kadaksch  doch 
nicht  so!  ruft  der  Mann  zur  Beruhi- 
gung. 

Kaddig  f324a).  Pritzel,  196,  führt 
als  entstellte  ostpr.  Namen  noch  Kadr 
dichnestrattch  und  Kattick  an. 

Kaffe  (e  kurz),  m.,  Kaffee. 

kagtnen,  sw.,  s.  kajTnen  N. 

kahnen,  sw.,  in  einem  Kahn  fahren^ 
gewöhnlich:  Kahnche  fahren,  Bootehe 
fahren,  Zusammensetzung:  herauskahr 
nen,  in  übertragener  Bedeutung:  mit 
einem  Löffel  etwas  aus  der  Suppe 
schöpfen.  Er  kahnt  sich  alle  Keilchen 
'raus! 


Kahntrupp,  m.,  s.  Trupp. 

kajinen,  kagtnen,  sw.,  winseln,  winselnd 
klagen,  auch  s.  v.  a.  mtfen;  zunächst 
vom  Hunde.  Oberland.  Erweiterungen 
des  JVortes  sind  kajinken  (I  326  a),  Ao- 
ßnken  (siehe  N.)  und  kujienen  (I, 
433a). 

Kalb  (327  b).  Das  männliche  Kalb 
heii'zt  zunächst  Bullenkalb ,  pltd.  Bolle- 
kalWy  erst  wenn  es  kastriert  ist,  nennt 
man  es  Ochsenkalb. 

kalb§ken  (327  b).  kalbekem  nicht  nur 
in  Westpr.,  sondern  auch  im  Oberlande. 

Kälberbraten,  m.,  Kalbsbraten. 

Kälbersprock,  m ,  Pflzn.,  Kälberkropf, 
Chaerophyllum  L.     Saalfeld. 

Kalbsbrägen,  m.,  -geschling,  n.,  -gesicht, 
».,    -köpf,   m,,    beliebte  Schimpf-  und" 
Scheltwörter,  zunächst  auf  dumme  oder 
für  dumm  gehaltene  Menschen. 

kaldups,  kftidups,  Elangwort  zur  Be- 
zeichnung stofzweiser  Bewegung.  Auf 
holperigem  Wege,  oder  wenn  man  einen 

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532 


Eal^k  —  Karate. 


unebenen  Abhang  hinunterrutscht,  geht 
es  kaldups,  kaldups.    Schmidt. 

KaICk,  Tl.,  s.  Y.  a.  Kalet 

Kalftr,  /.,  Kouleur,  s.  KoWr. 

kaieschen,  aw.^  prügebi. 

KalfOnje  (329  b),  auch  KalfOnjum. 

Kaitn,  w.  Vorn.,  Karoline. 

Kalinchen8trauch(329  b).  Nach  P  ri  t  z  e  1 , 
435,  in  Ostpr.  auch  Kalinichen  u.  Ka- 
ninchenbaum.  Der  pol.  Name  Kaiina 
vielleicht  von  kalKoi^  Schlamm,  Pfütze: 
die  wilde  Schlinge  pflegt  an  feuchten 
Stellen  unter  Gebüsch  und  in  Laub- 
wäldern    zu      wachsen.       Treichel, 

.Voiksth.  m. 

Kalmus,  w.,  fdUcher^  roter^  s.   Teich- 


Kaluppe  (330b),  auch  Chaluppe,  wie 

schon  126  a  aufgeführt. 

Kalos,   /.,    Gefängnis.    Litauen.     S. 
Klose. 

Kammftdje,  /.,  Komödie,  Theater.    Ich 
geh  heute  in  die  Kammedje, 

Kammer,  /.,  Kontor  zur  Ordenszeit. 
Hirsch,  231. 

Kämmerer  (331a),  gekürzt  wohl  all- 
gemein Kämmer,  selbst  Stahlkammer. 
Auf  groi'zen  Gütern  ist,  nach  einer  Mit- 
teilung von  Sack,  die  Rangordnung 
des  Personals  folgende:  der  Merr^  der 
Inspektor  oder  Wirtschafter;  der  Kämr- 
mer;  der  Vorarbeiter;  die  Arbeiter  (Gärt- 
ner^ InsÜeute^  Knechte^  Scharwerker). 
Wenn  auf  dem  Hauptgute  ein  Kämme- 
rer angestellt  ist,  fehlt  gewöhnlich  der 
Vorarbeiter.  Der  Kammer  vertritt  den. 
Inspektor,  beaufsichtigt  eine  Arbeits- 
kolonne, arbeitet  nicht  mit  und  trägt 
vor  den  Leuten  hohe  Stiefel,  wie  der 
Herr  und  der  Inspektor.  Der  Vorar- 
beiter  trägt  (trug?)  keine  Stiefel,  führt 
auch  Aufeicht,  mufz  aber  mitarbeiten, 
beim  Mähen  als  Erster;  sonst  geht  er 
grölztenteils  mit  den  Scharwerkem.  Auf 
nicht  zu  groi'zen  Vorwerken  sitzt  in  der 
Regel  ein  Kammer;  hier  darf  er  ein 
Reitpferd  halten,  und  hier  kommt  es 
auch  manchmal  vor,  dafz  er  unverhei- 
ratete Knechte  zu  speisen  hat.  Der 
Kammer  gehört  zu  den  sogeoannten 
Deputanten  (Handwerker,  Gärtnierer, 
Kutscher  —  wenn  er  verheiratet  ist  — 
Schäfer,  Brenner  etc);  sie  haben  einen 


besseren  Lohn  als  die  Gärtner  und  Inst- 
leute, die  besten  Wohnungen,  brauchen 
oft  keinen  Scharwerker  zu  stellen,  ihre 
Frauen  gehe'h  nie  zur  Arbeit,  sie  dür- 
fen zwei  Kühe  auf  Kosten  des  Be- 
sitzers halten  und  was  dergleichen  Vor- 
teile mehr  sind.  Der  Vorarbeiter  ge- 
hört nicht  zu  den  Deputanten;  er  hat 
weniger  Lohn  als  diese,  wenn  auch 
mehr  als  die  Gärtner,  mul'z  einen  Schar- 
werker  halten,  und  seine  Frau  hat  manch- 
mal auch  mit  in  die  Arbeit  zu  gehen, 
namentlich  hat  er  nur  eine  Kuh  frei. 
Sparsamere  ^Besitzer  scha£Pen  darum  den 
Kämmer  ab  und  suchen  mit  dem  Vor- 
arbeiter auszukommen. 

kammOd,  adj,^  bequem,  das  franz. 
comTnode,     Dato   os  he  vel  to  kammod! 

Kampe,  Kämpe  (332  a).  Das  Gitat 
aus  Bock,  Nat.  HI,  1022,  ist  Beleg 
zur  fehlenden  3.  Bedeutung:  aus  einem 
Bruche  hervorragendes  festeres  Erd- 
stück. 

Kampf erfolium,  Pflzn.,  Geisblatt,  Lo- 
nicera  caprifolium  L.  Weichseldelta. 
Treichel,  Voiksth.  HL 

Kandftt,  Kundftt,  ^n.,  Kandidat. 

Kanditer  (332  b),  auch  Kanditter. 

kantfffeln,  sw.^  (333  a),  auch  von  den 
Pferden,  wenn  sie  sich  gnappend  jucken. 

Kantholz  (334a),  nach  Sack  vierkan- 
tig beschlagenes  Holz:  Balken,  Sparren, 
Riegelholz. 

Kaplan,  m ,  allgemein  übliche  Kürzung 
von  Kapellan, 

KapOse  (336  a),  kurz  KapOs,  die  unter 
Kappe  (335  b)  beschriebene  UUmisehe 
Mütze,  Nach  Sack  wird  in  Preuü.- 
Litauen  die  Kapuse  niemals  Kappe  ge- 
nannt; Kappe^  gewöhnlich  im  Dem. 
Käppchen,  neifzt  nur  das  KUUchen; 
selost  die  Mütze  ohne  Schirm  erbllt 
nie  den  Namen  Kappe,  Ein  Kdppchen 
mit  einer  Troddel  heilzt  Troddelklpp- 
chen,  -klutchen. 

Karäkul,  m.,  s.  Rackdpel  N. 

Karamaus,  9n.,  s.  v.  a.  Karmaus. 

karass&re(n) ,  pltd.,  das  frz.  care&er, 
den  Hof  machen. 

Kar§te  (338  a),  in  der  Elbinger  Ndg. 
auch  ein  zerbrechliches  Fuhrwerk;  in 
der  Saalfelder  Gegend  KarSt,  /.  u.  w., 
altes  Möbel  etc. 


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Karr  —  Er. 


533 


Karr,  /,  Karre,  Spinnrocken.  Saal- 
feld.   Vgl.  Spinnkarre. 

karrjos,  adj.y  kurios,  seltsam. 

Karecht,  Korecht,  Kruscht,  /.,  Kruste, 
s.  Kirete. 

ka§chel§re(n),  ka§choliere(n),  sw.^  lieb- 
kosen, franz.  cajoler.     v.  Au  er. 

Käschenkraut,  n.,  übersehene  Käse- 
pappel, Malva  neglecta  Wallr.  Weichsel- 
delta.   Treichel,  Volksth.  IH. 

Kaschinnitz,  Pflzn.,  s.  Kattschinneck  N. 

katehoiiere(n),  sw,,  s.  ka§chel§re(n). 

Katerlischen  (345  a)  1.  KaterlTschen. 

katern,  sw,^  von  Kater  =  coire. 

Katsch  (345  bj,  auch  käUch  als  Zuruf 
an  die  Enten,  wenn  sie  fortgetrieben 
werden.  Saalfeld.  KaUchke  werfen. 
S.  Kaschke. 

Katsche,  Pflzn.,  weifze  Seelilie,  Nym- 
phaea  alba  Z/.,  wohl  weil  die  schöne 
weilze  Blume,  der  Ente,  poln.  kaczka^ 
gleich,  auf  dem  Wasser  schwimmt. 
Weichseldelta.  Treichel,  Volksth.  HI. 

KatterechTnchen,  n.,  s.  y.  a.  Kataschfn- 
chen. 

Kattschinneck,  Pflzn.,  Schweinekraut, 
Caüa  palustris  L.,  auch  Kaschinnitz,  be- 
liebtes Schweinefutter.     Saalfeld. 

Katze,  /.,  als  Schmeichelwort  zu  Kin- 
dern, namentlich  kleinen  Mädchen. 
Kleine  Katze!  Mein  Katzchen! 

Katzenschwanz,  Pflzn.  1.  gemeiner 
Weiderich,  LylhrumsaUcariaL,  Weich- 
seldelta. Treichel,  Volksth.  III.  2. 
Ackerklee,  Trifolium  arvense  L,  Ostpr. 
Pritzel,  407.    Vgl.  Katzenzagel. 

KatzeiVBteig(347  b),  auch  =  heimlicher, 
versteckter  Weg  für  gefällige  Frauen- 
zimmer. 

Kaudelgarn,  n.  Flachs,  Hanf,  Kabel- 
gam  und  Kaudelgarn,  das  nach  Danzig 
gebracht  vnrd,  soll  zur  Brake  und  zur 
Wage  konvmen.  Alte  Willkur.  Hirsch, 
218. 

Kaiffgesell,  pltd.  KOpgesell,  m.,  Hand- 
Inngsdiener,  Kommis.  Litauen.  Vgl. 
kaisem. 

Kaufmannsmerke,  -marke,  /.,  s.  Merke. 

Kaulchenmacher,  m.,  s.  Kaul. 

KaulpOrechk,  m.,  s.  POrschk. 

Kavallierchen,  n.,  s.  Mtltze. 

•ke,  Deminutiv-Endung,  im  Pltd.  von 
vielen  Wörtern  fast  untrennbar:  de  Uwe 


Gottke,  Freileinke,  Madamke^  Hdfke, 
Hemske,  Höltkey  Häske^  Kruschke,  Duwke, 
llske. 

Kehrwiederstrafze,/.,  früherer  Strafzen- 
name  in  Königsberg,  s.  Burgfreiheit. 

Keichel  (351a).  Kekhelhraten  mit 
gestowten  Christorbeeren,  gebratene  Hüh- 
ner mit  Stachelbeer-Kompott. 

Kennung,  /.,  s.  thalem. 

Keps  (355  a),  auch  Kepse,  plur.  Kepse 
und  Kepsen. 

Kereei,  m.,  nach  Hirsch,  251,  zur 
Ordenszeit  in  Danzig  =  Kergei. 

kibbicken,  sw,,  durch  leisen  Stofz, 
freundschaftliches  Kneifen  oder  sonsti- 
ges Angehen  machen,  dal'z  jemand  sich 
re^t,  ihn  reizen,  kitzeln,  necken,  sich 
mit  ihm  zergen;  aus  dem  gleichbed. 
lit.  kibbinti.  Junge  Burschen  und  Mäd- 
chen kibbicken  sich.  Einen  phlegmati- 
schen Ehemann  neckt  man  mit  den 
Worten:  Dt  mot  de  Mutter  (Frau)  wol 
ommer  erseht  e  bö/zke  kibbickef  Litauen. 
Sack. 

kickein,  ktkeln,  sw.,  mit  zusammen- 
gekniffenen Augenlidern  sehen,  wie 
solches  Kurzsichtige  thun. 

Kicks,  m.,  Klangwort,  Fehlstofz  im 
Billardspiel,  der  nur  den  Ball  streift. 

Kienapfel  m.,  Tannapfel,  Samenzapfen 
der  Kiefer.  Kienapfel  und  Kühnappel 
(Mörder  des  Bischofs  v.  Hatten)  auch 
Personennamen  in  der  Provinz. 

ktkeln,  sw.,  s.  kickein  N. 

Kinderfrag  (362  a).  Das  ist  man  Kin- 
derfrag,  die  Frage  läCzt  sich  mit  Leich- 
tigkeit beantworten ;  die  Sache  ist  leicht 
=  kinderleicht 

Kindke  (362  a),  auch  hchd. :  er  wiü 
sich  lieb  Kindche  machen. 

Kindskopf,  m.y  Schimpfwort  für  einen 
einfaltigen,  albernen  Menschen.  Gort- 
zitza. 

Kindsmargell,  /.,  Margell,  Mädchen, 
zur  Aufsicht  über  die  Kinder,  Kinder- 
mädchen. 

Kfpenkerl,  m.,  s.  PIttnder. 

kippig,  adj.  u.  adv.,  von  Kippe,  kippen. 
Das  Glas  ist  sehr  kippig,  —  der  Tisch 
steht  kippig  =  steht  auf  der  Kippe, 
ist  dem  Umfallen  nahe. 

KTr,  /.,  Einzahl  von  Ktre  (364a),  auch 
ungeduldiges    Wesen;    Laune.      Herr 


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534 


kiren  —  klingern. 


Gott,  wcLB  giebst  du  blofz  für  Ktren  an^ 
eK  du  einen  Löffel  Medizin  nimmst! 
Was  du  auch  alles  für  Kiren  hastt  nun 
setzt  du  dir  gar  den  Hut  verkehrt  auf, 
Saalfeld. 

ktren,  «t^?.,  von  Ktr^  ungeduldig  sein, 
übele  Laune  zeigen.  Wenn  die  Kinger 
Zdhnches  kriege^  kiren  sie  in  eins.  Saal- 
feld. 

Kirsche,  /.,  spanische,  Name  für  jede 
Sülzkirsche. 

Kiichak,  n.,  Pferd,  namentlich  kleines, 
junges.  Der  gewöhnliche  Lock-  und 
Schmeichelruf  für  Füllen  ist:  Kisch, 
Kisch!  aulzerdem  die  Deminutivbildung 
Kischchen.  Masuren.  Gortzitza.  S. 
Kiichlak. 

ki§cheln  (364  b),  auch  schlecht  kochen. 
Sie  küchelt  -alles  ab,  da/z  maris  kaum 
zur  SeeV  binngen  kann.  Saalfeld.  Auch 
in  Natangen  kUcheln  =  kochen,  und 
Kiichel,  m,,  ein  stark  eingekochter 
Brei  aus  Brot  und  Milch. 

kttem  (365  b).  Sie  hat  die  Schwelle 
bekttertj  sagt  man,  wenn  die  jüngere 
Schwester  vor  der  älteren  heiratet. 
Werder. 

kfwig,  adj,,  auch  kühn,  keck,  feurig. 
Sich  klwig  machen,  dreist  auftreten, 
wichtig  thun.     Oberland.     Vgl.  ktfen. 

Klackern  (367  a),  Z.  1  1.  klackem. 

Klafter,  n.  statt  f    Das  Klafter  Holz. 

klämerig,  adj.  Es  geit  klämerig,  es 
geht  fast  schlecht,  noch  trüber  wie 
mittelmäfzig;  wohl  von  klamm.  Elbin- 
ger  Ndrg.     Vgl   klämerig. 

klammheimlich,  a(/;'.  Zusammensetzung 
aus   klamm   und   heimlich.     Sie  safzen 

i)anz  klammheimlich  zusammen.  Ober- 
and. 

Klapka  (368  b).  klapka  poln.  auch 
Brettchen.  B}r  hat  eine  Klapka  zu  viel 
vielleicht  analog:  Er  hat  einen  Sparren 
zu  viel,  verwandt  mit:  Er  hat  ein  Brett 
vorm  Kopf,     Gortzitza. 

klappern  (369  b).  Klappern  gehört 
zum  Handwerk,  Reklame  muiz  gemacht 
werden.    Vgl.  klippern. 

Klapperwagen  (369b),  federloser  Wa- 
gen, der  beim  Fahren  klappert.  Er 
ist  nicht  nur  durch  Seitenleitem,  son- 
dern auch  durch  Vor-  und  Hinterleitem, 
die    sich  beim  Abladen  leicht  heraus- 


heben lassen,  abgeschlossen;  diese  sog. 
Leitern  haben  volle  Flächen,  während 
die  beiden  Seitenleitem  des  Leiterwa- 
gens wirkliche  Sprossenleitern  sind.  Die 
Klapperwaaen  nahen  stets  Beschlag- 
räder, während  die  Leiterwaaen  aach 
auf  JPüf rädern  gehen.  Trägt  der  Klap- 
perwagen Tritte,  so  heifzt  er  Spazier- 
wagen; hat  er  statt  der  Leitern  ein 
Geflecht,  so  nennt  man  ihn  KortmageiL 
Sack. 

Klatschkasten,  m.,  s.  SchrobretL 

Klatschrose,  f,  s.  BijOn  N. 

Kletten  (372  b).  Die  Klunkern  2  (s, 
d.)  heifzen  im  Weichseldelta  auch  Klag- 
ten; daraus  Klattgäm,  Klattlauend.  Aas 
Klattgam  werden  auch  Lichtdochte  ge- 
dreht, daher  heifzt  es  auch  Dochtgam, 
pltd.  Dachtgäm.    Tr eiche  1,   Yolksth. 

Klatterkamm  (372b).  Der  Kamm  mit 
engen  Zähnen  heii'zt  dichter  Kamm. 
Lauskamm  wird  nur  in  grober  Sprache 
und  als  Ekelwort  gebraucht     Sack. 

Klauen  (373  b),  auch  Klaun,  m.,  und 
Klein,  /.,  Dem.  das  Klaunche,  Kleinche. 

Klebstake,  /.,  s.  Lehmstake. 

Kleck  (373  b),  auch  n. 

Kleiderrump,  m.,  s.  Rump. 

Kleidrock,  KIMrock,  m.,  Rock.  So  'n 
Kledrock  haV  ich  auch  mal  gehctU. 
Saalfeld. 

Klein,  n.,  s.  Klauen  N. 

Klein-SchSllkrauty  n.,  s.  Gesselblume  N. 

Kleister  (376  a).  Diha  i^M.  Küster  vsi 
auch  ins  Hochdeutsche  gedrungen. 

klemmen  (376  a),  das  2.  part.  gewöhn- 
lich geklemmt 

Klesemes,  (?),  ein  Pelzwerk.  Das 
Tausend  1422  52  Mark.   Hirsch,  260. 

Kletsche,  /,  im  Oberlande  s.  t.  a. 
Klitsch. 

Klimbim,  771,  Unsinn.  In  Berlin:  Mach 
keenen  Klimbim!  Nach  Schmidt  auch 
Musik. 

Klimmer,  plur.,  die  Finger.  Schüler- 
ausdruck. Er  hat  auf  die  Klimmer  be- 
kommen, Hiebe  auf  die  Finger.  Königs- 
berg. 

kifn,  klinn,  adj.,  klein.  Davon  KAmt, 
Klfnerchen,  n.y  kleines  Eind.    Obeiland. 

klingem    (378  a).    Sie  kUngem 
klingelt^  läutet 


es 


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Elinkerbau  —  Enopfchen. 


535 


KlinkerbaUy  m.y  Aurzenbekleidung  des 
Schiffes,  bei  welcher  die  Bretter  mit 
den  Säumen  über  einanderfassen. 

Klipp  (378b),  gewöhnlich  im  Dem. 
Wir  wollen  Kltppche(n)  spielen!  Das 
Hokchen,  woraui  geschlagen  wird,  ist 
vierkantig  und  zugespitzt,  die  vier  Sei- 
ten sind  auch  numeriert 

Klipping,  (?),  von  Hirsch,  260,  un- 
ter den  Kauch-  und  Lederwaren  auf- 
geführt; 1428  ein  Hundert  5  Mk. 

klTstrig,  adj.  von  Kltster^  Kleüter. 

Kitler  (373  a),  plur.  Klttem,  wird  auch 
in  Ostpr.  neben  Klunkern  gebraucht, 
aber  in  etwas  verschiedener  Bedeutung: 
jene  sind  fest,  diese  weich.  Gort- 
zitza. 

KISbe,  /.,  das  mit  einem  Hobeleisen 
für  die  Drehbank  zugehackte  Bernstein- 
stück, woraus  Perlen  oder  Korallen  ge- 
dreht werden  sollen.  Elebs,  Gewin- 
nung etc.  des  Bernsteins,  32. 

Moppem,  Str.,  von  Klapper^  klopfen. 
Wer  klappert  daf 

klugkolken,  sw.^  s.  kolken  N. 

Klunker  (383b).  Wenn  der  Flachs 
durch  die  Hechel  gezogen  wird,  dann 
fallt  Hede  (l,  279 b^  ab.  Bede  wird 
in  eigentümlicher  Weise  aufgeschüttelt 
(Hed  8cheddre\  in  zwei  Sorten  geschie- 
den und  zu  dicken  Rollen  zusammen- 
äethan.  Aus  der  bessern  Sorte  wer- 
en  Kratzen  (I,  424a)  gemacht,  wie 
man  auch  die  auf  dem  Kamm  befind- 
liche Hede  nennt;  der  Rest  von  diesen, 
der  beim  Abspinnen  auf  der  Eratze 
liegen  bleibt,  heii'zt  Klunker:  er  wird 
abgenommen  und  im  Klunkersack,  auch 
Klunkerkrepsch,  angesammelt.  Ist  eine 
genügende  Menge  von  Klunkern  bei- 
sammen, so  werden  sie  gekämmelt  (wie 
WoUe)  und  versponnen,  häufig  auch 
mit  Wolle  vermischt.  —  Beim  Schwin- 
gen des  Flachses  (mit  dem  Schwing- 
messer auf  dem  Schwingblock)  giebt's 
auch  Hede:  die  Schwingelhede  (II,332a); 
sie  ist  die  schlechteste  Sorte.  Nach 
der  Güte  des  Gespinstes  unterscheidet 
man  absteigend:  Flachsgam^  Kratzen- 
gamy  Hedgam^  Klunkergam  u.  Schmnr- 
gelhedgam;  ebenso  ordnet  sich  das  Ge- 
webe als  Leinwand.     Sack. 


Klutchen    (384b),    vorletzte   Z.    des 
Artikels  1.  bäwe. 

Klute  (385a),   Z.  3  v.  u.  L  Klüten- 


Kluwander  (385  b).  Dasselbe  Spiel 
(mit  einigen  Abänderungen)  lernte 
Bezzenberger  in  Gropischken  (Li- 
tauen) kennen  und  beschreibt  es  in 
den  Lit.  Forsch.,  S.  205.  Der  Ruf 
lautet:  kltüdovhiderä. 

KIDwe,  /.  Hirsch,  252,  führt  „Mützen 
mit  4  und  2  Kluwen^  auf;  erstere 
kostete  1426  2  Mk.  6  sc,  letztere  12  sc. 

knacksen  (386a).  Nach  dem  scher- 
zenden Volksglauben  hat  man  so  viele 
Bräute,  als  man  Finger  zum  Knacken 
bringen  kann. 

Knagel,  Knaggel^  m,,  s.  KriwQle. 

knarren  (387  b).  2.  Bedeutung  = 
gnarren. 

Knarrholz,  n.,  nach  Hirsch,  254, 
s.  V.  a.  Klappholz. 

Knasterbart,  -blank,  -gold  u.  knftstem 
(388a),  auch  mit  geschärfter  erster 
Silbe:  Knasterbart  etc. 

knauen  (388  b),  gleichbed.  m\i  gnatien. 

Knebel  (388  b).  4.  Griff  am  Sensen- 
baum, den  die  rechte  Hand  falzt  5. 
Pflzn.,  s.  Knirkraut  N.  u.  Wasserperlen. 

Knecht  (389  aj,  dekliniert  im  Sing, 
schwach:  des^  dem^  den  Knechten,  Gort- 
zitza.  Vorletzte  Z.  1.  Eönigsberger 
Brauer. 

KnMchen,  n.,  s.  Knopfchen  N. 

Knieling,  m.,  von  Hirsch,  260,  unter 
den  Rauch-  und  Lederwaren  zur  Or- 
denszeit aufgeführt.  Nach  Grimm, 
Wb.  V,  1429,  Kniebekleidung  von  Tuch 
oder  Leinen. 

Knipsgroschen,  m.,  von  knipsen  3, 
s.  V.  a.  Marktgroschen. 

Knirkraut,  n.,  Feldspark,  Spergula  ar- 
vensis  L,  Samland.  Auch  Knebel,  Ma- 
rienspark  u.  Futterspark.    Hagen,  492. 

KnSbel,  tt?.,  s.  v.  a.  Knebel  1. 

Knochenbrechen,  n.,  Krankheit,  Glie- 
derschmerzen im  Fieberfrost.  Ich  haV 
solch  Knochenbrechen. 

Knop  (p  kurz),  7».,  hchd.  Form  für 
Ejiopf,  namentlich  im  Oberlande. 

Knopfbinse,  /.,  s.  Rutsche. 

Knopfchen,    Knftfchen,    pltd.    Knopke, 


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536 


Knorrke  —  Korke. 


Dem.  von  Knopfe  Enopfchen,  Gesamt- 
name für  Pflanzen  mit  knopfartigen 
Bluten  oder  Samenkapseln.  Aach  Name 
für  die  Samenkapseln  allein.  Die  Kncf- 
chen  von  AlchemiUa  vulgaris  (s.  krause 
Marie)  werden  gern  gegessen;  ebenso 
sind  aie  Knefchen  von  Malva  rotundi- 
folia  eine  beliebte  Leckerei.  Vgl.  Gold- 
knSpfchen  N. 

Knorrke,  m.  u.  n.,  pJur,  Knorrhen^  in 
der  Gegend  von  Insterburg,  Darkeh- 
men,  Nordenbarg  die  Steinchen  oder 
Knöchel,  mit  denen  die  Kinder  fangen. 
S.  knocheln  2.  Das  Spiel  heifizt  dort 
Knorrkespiel:  Wir  wollen  Knorrke  spie- 
len! Sack.  Knorrke  wohl  Dem.  von 
Knorren  =  Knoten,  Knöchel. 

Knuiel  (397  b),  gleichbed.  mit  Gnuiel. 

kochendig,  adj,y  kochend,  siedend. 
Kochendiges  Wasser. 

Kegel,  /.,  eine  Art  Mutze,  Kappe, 
Kapuze.  Ordenszeit.  Hirsch,  z52. 
Vgl.  Grimm,  Wb.  V,  1578. 

Kehlen,  sw.^  albernes  Zeug  reden,  von 
iLoA/= langweiliges,  dummes  Geschwätz. 
Vgl  Weigandl,  835. 

KOhlerblume.y.,  Schoten  weiderich,  Efpi- 
lobium  angustifolium  L.y  weil  sie  sich 
auf  alten  Kohlenbrennstatten  häufig 
findet.     T  r  e  i  c  h  e  1 ,  Volksth.  11. 

Koike,  Pflzn.,  Fichte,  Pinus  Towm., 
von  dem  poln.  choyka^  choina  (Stamm 
choja)  Fichte.    Treichel,  Volksth.  IIL 

kejinken  (o  kurz),  winseln.  Elbinger 
Ndrg.    S  kajfnen  N. 

kOkeln,  sw.^  mit  dem  Licht  oder  Feuer 
spielen.  Wer  abends  mit  dem  Licht 
hSkelt,  piCzt  nachts  ins  Bett.    Schmidt. 

KOIke  (403  b),  ^uch  kurz  die  K6lk, 
Auch  im  Oberlande  wird  die  Krank- 
heit auf  ein  im  menschlichen  Körper 
lebendes  Tier  zurückgeführt:  es  ist 
von  grauer  Farbe  und  mit  Fingern  aus- 
gestattet    Saalfeld. 

kelken  (403  b),  in  erweiterter  und  wohl 
modemer  Bedeutung:  unaufgefordert 
seine  Meinung  abgeben,  namentlich 
beim  Spiel;  auch  klugkolken  =  klug- 
kosen  (s.  d).     Schmidt. 

Kolkknecht,  m.  Seit  1421  waren  auf 
dem  Ar tushojf^e  dienend  thätig:  ein  Keller- 
meister mit  seinem  Knechte^  ein  Bank- 


meister^  zwei  Knechte^  vier  Junam^  ein 
Kolkknechtundein  Thorwächter.  Hirscl^ 
206. 

KOImerUndy  n.,  Tochter  eines  Kilr 
mers  (s.  d.).  Ein  kolmisck  Kind  tder 
Kölmerkind  ist  bei  den  Bauern^  iMinn 
es  sich  ums  Werben  und  Heirathen  han- 
delt^ ungefähr  das,  was  man  in  anderem 
Kreisen  als  Goldfischchen  beseichneL 
Voss.  Ztg.,  No.  397,  Sonntags-Beilage 
No.  34.  1883,  bei  Besprechong  des 
„Preufz.  Wörterbuches**. 

KoHung,/.,  der  WeichseJzopt  Saal- 
feld. Es  ist  das  pohi.  kohun^  kass. 
klatan, 

Kommersch,  m.,  Kommers. 

KSnigsblume,  /*.,  Königskerze,  Verbat- 
cum  L, 

KOnigsgarten,  m.,  Name  des  ^izten 
und  schönsten  Platzes  in  Königsberg, 
jetzt  Paradeplatz.    S.  BurgfreiheÜ 

KonsistorialvQgely  m.^  s.  v.  a.  Kaum 
(s.  d.).  Der  nächste  Ursprung  des  Na- 
mens ist  auf  die  Inspektionsreisen  der 
Konsistorialräte  zurückzuführen. 

Konstantinopel,  Pflzn.,  Türkenbund- 
Lilie,  Läium  martaaon  L.  Weichsel- 
delta.    Treichel,  Volksth.  III. 

Konz,  m.  Vom.,  Konrad,  s.  Konert 

Kopfschuster  (408  a),  gewöhnlich  Kopp- 
schuster, nach  Schmidt  auch  Bezeich- 
nung für  einen  Lehrer. 

KorallenblUmchen,  n.,  Sommer-Tenfels- 
auge,  Adonis  aestivaUs  L.  Weichfld- 
delta.     Treichel,  Volksth.  III. 

Korallenkraut,  n.,  gemeiner  Spargel, 
Asparagus  officinalis  L.  Hagen,  367. 
Pritze'l,  47. 

Korallenweide,  /.,  s.  Zahnweide. 

Korell,  Korelle,  /.,  Perle.  Von  KaraOt. 
Saalfeld. 

Korinthen,  plur.^  wilde,  Pflzn.,  Gebires- 
Johannisbeere,  Ribes  alpinum  L.  Ha- 
gen, 263.  Nach  Pritzel,  336,  die 
rote  Johannisbeere,  Ribes  rubrum  L 

Korke  (409  b).  Korke  ist  nichts  wei- 
ter als  der  edlere  Name  für  Schlomi 
darum  nennt  man  zum  unterschied  von 
den  rein  ledernen  Schlorren  die  Schlo^ 
ren  mit  ledernem  Oberteil  und  höker- 
nen  Sohlen  Khtzhyrken,  Bolzkorken, 
Klotzschlorren  etc.    Durch  VorsteheDdes 


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Eorkhok  —  Kreide. 


537 


wird  die  Dicht  völlig  zutreffende  Be- 
zeichnung (Z.  31  V.  o.):  ^Pantoffeln 
von  Holz"  präzisiert. 

Korkholz  (410a).  Nach  einer. Mit- 
teilung  von  Sack  werden  Korken  aus 
Eichenholz  nie  gefertigt,  schon  weil 
dieses  zu  schwer  ist.  JDas  beste  Kor- 
kenholz  liefern  Linde,  £rle,  Weide;  wo 
dieses  nicht  zu  haben,  nimmt  man  Es- 
penholz. 

Kornette,  /.,  s.  Mtltze. 

Kornzwiebel,  /.,  s.  Saatknoblauch. 

Korscht,  /.,  Kruste,  s.  Kirste. 

koscher  (o  kurz},  s.  v.  a.  kauscher. 

Koschgeng,  773.,  m  früherer  Zeit  Rock 
aus  hellbraunem  oder  blauem  Tuche, 
der  bis  an  das  Knie  reichte.  Der  Koschr- 
gena  hatte  keinen  Kragen,  engan- 
schliefzende  Ärmel  mit  groizen  Auf- 
schlägen, auf  der  Brust  zwei  Reihen  (je 
9)  grofze  silberne  Knöpfe,  bei  den 
Armeren  besponnene;  auf  beiden  Seiten 
waren  Taschen  mit  groizen  Patten  an- 
gebracht, welche  obäi  mit  Franzen  be- 
setzt waren.  Unter  jeder  Patte  be- 
fanden sich  drei  silberne  Knöpfe;  auch 
die  Aufschläge  waren  mit  Knöpfen  be- 
setzt.    Dzg.  Nhg.     Vioi^t,  170. 

Kofehlaren,  plur,^  Landleute,  z.  B.  in 
der  Neidenburger  Gegend,  die  aus  Bast 
geflochtene  Schuhe  tragen.    G o  r tz i  t  z a. 

Koichlerk,  m.,  s.  Kuschlark  N. 

kowmei,  kownel,  Zuruf  an  Schweine. 
Saalfeld. 

krachein,  str.,  viel  husten.  Vgl.  krak- 
keln. 

Krähenbeere,  Krtlnbeere,  /.,  Pflzn., 
schwarze  Rauschbeere,  Empetrum  ni- 
orumL.  Hagen,  1036.  Pritzel,139. 
Nach  Hagen,  415,  auch  die  Moos- 
beere, Schollera  oaycoccos  Rth. 

Krämpel  (420a).  Der  Krdmpel  gefällt 
^*^i  —  fangt  mir  an  zu  gefallen. 

Kränbeere,  /..  s.  Krähenbeere  N. 

klinken,  sw.  Einen  um  eine  Mark 
kränken^  ihm  eine  Mark  im  Spiel  ab- 
nehmen.   Vgl.  anspafzen  N. 

kränkerlich,  adj,^  kränklich. 

Kraschel,/.,  die  Kinderklapper.  Ober- 
land. 

Krftten  (423  b),  nng,  Krate,  /.,  Sprosse, 
Gitterstange,  Gitterstab. 


Kratze  (424  a),  plur.^  Kratzen  und 
Kratzengam,  n.,  s.. Klunker  N. 

kraulen  (424  b),  krabbeln,  'romkrau- 
len, umherkrabbeln.     Elbinger  Ndrg. 

Kraut  (425  a).  3.  Man  wirft  auch 
den  aus  neunerlei  Kraut  gewundenen 
Kranz  auf  einen  Baum.  Bleibt  er  beim 
ersten  Wurf  hängen,  so  heiratet  man 
noch  io  demselben  Jahre;  jeder  mifz- 
lungene  Wurf  bezeichnet  ein  Jahr  des 
Wartens. 

KrawDI  (425  b).  Z.  7  ist  nach  „nach 
dem  Abendbrote  zusammen^  einzu- 
schalten: „schleifzen  Federn  und"  etc. 
Der  Kravräl  beginnt  am  ersten  Abende 
nach  den  Weihnachtsfeiertagen  (28.  De- 
zember) und  endet,  wie  die  Zwölften, 
mit  dem  Dreikönigstage:  am  Sylvester- 
abende wird  vorzugsweise  Gluck  ge- 
griffen. Das  Schlul'zstück  des  Krawuh 
ist  das  Begräbnis  des  Königs.  Vor 
Mittemacht  wird  ein  Bursche  als  Kö- 
nig gewählt.  Er  stirbt,  und  nun  trägt 
man  ihn  in  feierlichem  Zuge  zur  Be- 
stattung hinaus:  die  ganze  Krawul- 
gesellschaft  folgt.  Vor  dem  Dorfe  wird 
er  in  Schnee  gebettet,  wobei  man  na- 
mentlich das  Gesicht  überdeckt.  Alle 
umgehen  den  Begrabenen.  Auf  einmal 
spnogt  dieser  auf,  die  Gesellschaft  stiebt 
schreiend  auseinander,  und  jeder  läuft 
nach  Bause.  Damit  hat  der  Krawul 
sein  Ende  erreicht.  Gegend  von  Ger- 
dauen. Sack.  Zur  völligen  Richtig- 
stellung der  Schlul'zsätze  des  Artikels 
sei  darauf  aufmerksam  gemacht,  dafiz 
in  vielen  Gegenden  die  Dori^ugend  sich 
nur  ungern  an  den  Abenden  der  Sonn- 
tage und  zweiten  Feiertage  das  Ver- 
gnügen des  Tanzes  entzieht,  an  solchen 
Orten  wird  an  diesen  Abenden  selbst- 
verständlich kein  Krawvl  stattfinden-, 
die  Hauptzeit  für  die  Ejrawule  sind, 
wie  das  auch  am  Anfange  angegeben, 
die  Zwölften. 

Kreide  (426a).  Zu  Förstemanns 
Bemerkungen:  In  Frankfurt  a.  M.  nennt 
man  unsere  Kreide  2  Latwerge  y  auch 
rheinisch  Krauts  am  Rhein  nur  Kraut 
Es  wird,  namentlich  im  Winter,  den 
Kindern  und  Dienstboten  auf  Brot  (statt 
Butter)  gestrichen.    Sack. 


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538 


Kreier  —  Eamik. 


Kreier,  m.^  Seeschiff,  kleiner  als  die 
Holke.  In  Seekriegen,  in  denen  die 
Kreier  den  Friedenskoggen  die  Lebens- 
mittel nachfahren,  z.  B.  1398,  erhalten 
sie  eine  Besatzung  von  10  Gewappne- 
ten, während  die  Friedenskoggen  selbst 
40  bis  100  Gewappnete  auJzer  dem 
Schiffsvolk  fassen.    Hirsch,  264. 

Kreolfn,  /.,  Krinoline. 

Kreuzbaum,  m.,  gemeiner  Schindel- 
baom,  Pfaffenhütlein,  Evonymus  euro- 
paem   L.     Weichseldelta.     Treichel, 

voiksth.  m. 

Kreuzblume,  /.,  breitblättriges  Knaben- 
kraut, Orchia  laüfoUa  L.  Hagen,  913. 
Vgl.  auch  Vogeiszung. 

Kreuzholz,  n.,  Pflzn.,  gemeiner  Kreuz- 
dom, Rhamntcs  cathartica  L,  Hagen^ 
257.    Pritzel,  329. 

Kreuzkttmmel  (428  b),  Z.  5.  1.  quer- 
mnzeli^en  Samen. 

Kreuznessel,  /.,  s.  Sauknoten. 

Krillvogel,  m.,  nach  Bujack,  382, 
s.  V.  a.  Grillvogel. 

Kristtnenkraut  (431b),  auch  Kerstini- 
kenkraut,  KrSstinkenkrauL  Pritzel,  191. 

Kroll,  /,  Kralle,  Nagel  an  Hand  oder 
Fufz.     Saalfeld. 

Kronsbeere,  /.,  rote  Heidelbeere,  Vac- 
.  cinium  vitis  idaea  L.     Hagen,  418. 

KrStenkraut,  n.,  s.  Jungfergras. 

Krücke  (434  b),  auch  kurz  Kruck,  und 
in  dieser  Form  Schimpfwort  auif  ein 
altes  Weib:  alte  Kruck! 

Krude  (435  a),  /.,  eine  Art  von  Ge- 
vmrzkuchen  (holL  kruid  Gewürz),  ge- 
würztes Zuckerwerk,  Konfekt^  welches 
die  Apotheker,  Krudener,  bereiteten.  Es 
gab  Kubeben-y  Koriander-^  Anis-,  Kor- 
demonv-  und  Kanel-Krude  ohne  bedeu- 
tenden Unterschied  des  Preises.  Man 
verkaufte  sie  pfundweise  oder  in  Laden, 
deren  jede  \  Pfund  wog.  Ordenszeit. 
Hirsch,  244. 

Krullmull,  n.,  ein  Durcheinander.  Saal- 
feld.   Vgl.  Schorrmorr. 

Krunk  (436  b).  Das  Krunkspiel  wird 
auch  im  Oberlande  von  Knaben  ge- 
spielt. Die  von  einem  Knndholze  ge- 
schnittene Scheibe  wird  durch  Wurf 
ins  Rollen  gebracht  und  von  der  Ge- 
genpartei durch  Schlag  oder  Stofz,  wie 


sonst  Schlag-  oder  Wurfball,  aufgehal- 
ten oder  zurückgetrieben. 

Krunkeln,  Pflzn.,  s.  GoldknOpfchen. 

Kruschke,  /.  Man  verlud  das  Wadi 
nach  Danzig  nickt  nur  in  gereinigtem 
Zustande,  sondern  auch  in  rohem  Zu- 
stande in  j^Kruschken^  oder  y^Stocken*'. 
Hirsch,  166.  In  einer  Note  spridit 
Hirsch  die  Meinung  aus,  dafz  mit  die- 
sen Kruschken  der  litauische  Honig 
{Lippitz  oder  LindenJumig  —  s.  lAp- 
piz)  nach  Danzig  gekommen  sein  wird 

Kruscht,  /.,  Kruste,  s.  Kirsie. 

Kruschdks  (438  a),  vielleicht  richtiger 
von  KrifS  =  Krug. 

Kruzeck,  w.,  die  Wasserkäfer  JEFvdro- 
philus  piceus  und  aterriTnus  JEkeL 
Gortzitza. 

Kubbus,  m.,  Flachsknoten  mit  abge- 
rissenem Stengelende.  Gegend  von  Zin- 
ten.     Gordack. 

kubem,  sw,,  kränkeln,  s.  köbem. 

Kuddeln,  plur,,  Kutteln,  Gedärme. 

kuddlich  (440  b),  in  2.  Bedeutung: 
leicht  erregt.  Ein  kleiner,  leicht  auf- 
gebrachter, zu  Streit  geneigter  Mann 
ist  ein  kuddlicher  Kerl    Insterburg. 

Kuhfladen,  m.,  die  Kotmasse  des  Kin- 
des auf  Weiden  und  Wegen. 

Kuhmus,  Pflzn.,  s.  HCrmoos  N. 

KUhnblUmen,  plur.,  s.  MUnchshaupt  K 

Kuhweizen,  9n.,  s.  Tag  und  Nacht 

kujonieren,  kujonieren,  andere  Formen 
für  kuijonieren  (443  a).  Ich  wer^  schon 
halten,  was  ich  versprochen  hab',  ober 
kujenier  mich  nicht! 

Kulas,  m,,  Knüttel,  krummer  Haken- 
stock, im  Masurischen,  aber  auch  im 
Deutschen  gebraucht.  Da€s  en  guiff 
Kvlas!    Gortzitza. 

KDIke,  /.,  s.  V.  a.  KSlke  (s.  d.). 

Kullrad  (444  a),  auch  Kullerrad. 

Kundat,  m.,  Kandidat,  s.  KandftL 

Kupscheller  (448a),  nach  Sack  aach 
in  Litauen  Pferdehändler. 

Kurnik,  w.,  von  dem  poln.  Annwi 
Hühnerhaus,  Huhnerstall,  ein  Schlag- 
spiel für  zwei  Parteien.  Jede  hat  ihre 
fünf  Klötze,  Hühner  vorstellend,  welche 
mit  einem  Stocke  in  mannigfachem 
Wechsel  aus  den  fingierten  Ställen  ge- 
schlagen werden. 


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kuschen  —  lichten. 


539 


kuschen  (451  b),  Z.  7  v.  u.  1.  poln. 
kuczec,  kuczyc  hocken,  sitzen. 

Kuschinne,  /.,  s.  v.  a.  Kuijelfichte^  s. 
kui. 

Kutehlark,    Kotehlerk,   m,,   Eahpilz, 


Boletus  bovimis  L.   Auch  P^mke.   Ober- 
land.   S.  Glattling  u.  Kozelarke. 

Kutka  (451b),   auch   Kurtka   und   in 
beiden  Formen  auch  /. 


Zum  zweiten  Bande. 


L. 


Ladder  (4  b),  n.  1.  bautartiges  Fleisch. 
Was  soll  ich  mit  dem  Ladder^  gieb  mir 
doch  toenigstens  ein  Stück  Fleischt 

Lad§chohr,  n.  u.  ?n.,  Tier,  namentlich 
Pferd,  mit  hängenden  Ohren;  Schimpf- 
wort auf  einen  lässigen,  unansehnlichen 
Menschen.    Vgl.  Latsche  etc. 

Lahmschink,  m,.  Hinkender.  Ma- 
rold. 

lakeien,  Sfv.,  einem  Lakai  gleich  sich 
dienstwillig  zeigen.  Marold.  S.  ia- 
keidem. 

Lämmerblume,  /.,  s.  Gesselblume. 

Lappen,  plur.  =  Koddem  (s.  d.),  Klei- 
der. Die  Lappen  vollaeschmiert  bekom- 
men^ ausgehauen  werden. 

Lasten,  plur ,  Wieselpelze .  Hirsch, 
260. 

Lauser  (13b),  in  2.  Bedeutung  von 
lausem:  langsamer  Mensch,  der  mit 
seinen  Arbeiten  nie  zur  rechten  Zeit 
fertig  wird. 

Lausewenzel,  m.  =  Lauswemeh  Vgl. 
Dränpsel. 

Leberblume,  /.  1.  weifze^  Sumpfherz- 
blatt, Pamassia  palustris  L,  Hagen, 
345.  Pritzel,  266.  2.  braune,  s^ytum- 
würz. 

Leberkletten,  Pflzn.,  gemeiner  Oder- 
mennig, Agrimonia  eupataria  L.  Ha- 
gen, 513.    Pritzel,  13. 

Lebkraut,  n.  =  Lebenskraut 

leckerig,  leckrig,  adj,,  lecker,  lecker- 
haft 


7n.,  8.  V.  a.  Laband.   Litauen. 
Schmidt.     Lit.  Ugotas  Lümmel. 

Leib  und  Leben.  Über  Leib  und  Le- 
beny  über  den  ganzen  Körper. 

Leiterwagen,  im  Oberlande  Letter- 
wagen, m.,  s.  Klapperwagen  N. 

Leitsmann,  Lotsmann,  m.y  Lotse. 
Hirsch,  265. 

Leken,  m.^  Leck  im  Schiffe.  Hirsch, 
265. 

lell,  adj.^  s.  telL 

LCn  (22  a),  auch  L§ne. 
.   LenOr  (22  a),  auch  LenOre. 

Les-chen,  n.,  von  lesen,  der  kleine 
Topf,  den  die  Beerenleser  vor  sich  in 
einem  Gürtelbande  tragen,  die  gepflück- 
ten Beeren  hineinzuthun.  Die  Leschen 
werden  in  die  grofzen  abseits  stehenden 
Gefafze  entleert.  Die  heimkehrenden 
Beerenleser,  meistens  Kinder,  singen: 

TrtUl,  trtdl,  wer  hat  nich  voUf 

Dem  schei/zt  der  BoU  das  Lesche  voll! 
Oberland. 

Letzte  (23b).  2.  Der  Schlag  wird 
auch  begleitet  von  dem  Rufe :  Anschlag, 
Anschlag  ohne  WiderschUig!  Statt  des 
Rufes  Anschlaa  hört  man,  wenn's  am 
Abend  geschieht,  auch  den  Ruf:  Abend- 
schlag l  und  darauf  bezüglich  den  höh- 
nenden Ruf  des  Getroffenen:  Awendr 
schlag^  Awendschlag  —  Biet  de  Katt 
den  Zagel  af!    Marold. 

lichten  (25  b).  Vorletzte  Zeile  des 
Artikels  lies:   Sieh  im  lichten  stehen. 


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540 


lichtzieher  —  Mfiaslein. 


Lichtzieher,  971.,  Spottname  f&r  ein 
Eind,  dem  die  Nasenflussigkeit  ans 
der  Nase  hervorhängt. 

Lieberchen,  n.  u.  m,^  vertraulicbe  An- 
rede. 

Liebrose,  f.^  roter  Fuchsschwanz, 
Amarantus  caudatus  L,  Da/z  wei/z  ich 
würde  Und  roth  von  Antlitz,  Gleichtme 
meines  Vaters  Liebrose  blühet  Nsslm., 
Dainos,  194. 

lilla  (28a).  Zur  Bezeichnung  ge- 
schmackloser Farbenzusammenstellung: 
lilla  und  kumst/arben. 

Lischke  (30 a).  Auch:  Kopf  ab,  Za- 
gel  in  die  Lischke,     Sprw.  1.  2139. 

Loch,  n.y  Gefängnis,  davon :  einlochen, 
sw,^  ins  Gefängnis  stecken.  Sie  haben 
ihn  eingelocht     S.  KalDs  N. 

Lodderinski,  m.,  von  lodderig  mit  poln. 
£ndnng. 


LOpäwer,  /.,  s.  Schrotsuppe  N. 

Lorblätter,  pltd.  Lorbläder,  plur.^  Lor- 
beerblätter. 

Lott,  w.  Vom.,  Charlotte.  Dicke  Loü: 
die  Zahl  88;*  namentlich  beim  Kegel- 
spiel. 

LSwenfufz,  m.,  Pflzn.,  gemeiner  Bär- 
lapp, Lycopodium  clavatum  L.  Ostpr. 
Pritzel,  226.  Nach  Hagen,  178, 
heifzt  Lowenfu/z  der  gemeine  Sinnaa, 
Alchemilla  vulgaris  L. 

Luck,  n.,  s.  Schlipp  N. 

Ludd  (39b),  auch  Name  für  jeden 
in  seiner  Kleidung  nachlässigen,  io 
seinen  Bewegungen  linkischen,  dazu 
einfältigen  und  beschränkten  Menschen. 
Das  ist  ein  rechter  Ludd 

lupsen,  sw.^  rupfen,  s.  belupsen  N. 


M. 


Mädchenkrallt,  n.^  echtes  MädesQfz, 
Spiraea  ulmaria  L.,  auch  wilder  Flie- 
der. Saalfeld.  Nach  Pritzel,  387,  in 
Ostpr.  Medkraut  (Mddkraut). 

Magdblum,  /.,  s.  Romei. 

Maihoiz,  n.,  Pflzn.,  s.  Jakobsholz  N. 

Mandierung,  /.,  s.  einmandieren. 

MantelOrrock,  m.,  mantelartiger  Rock. 
Marold.     Vgl.  RocklOr. 

Maraun,  Pflzn.,  Mutterkraut,  Chrysan- 
themum parthenium  Bernh.  (3stpr. 
Pritzel,  95. 

MargenrOslein,  n.,  s.  Christäuglein  N. 

Margenwerder,  Ortsn.,  Marienwerder. 

Margret,  schöne ^  Pflzn.,  griechisches 
Heu,  Triqoneüa  foenum  graecum  L, 
Ostpr.     1590.     Pritzel,  409. 

Mariendorn,  Pflzn.,  Hundsrose,  Rosa 
caninaL.  Pritzel,  339.  Auch  Frauen- 
rose  (s.  d.  N.). 

Marienkolben,  m.,  s.  Seekolben. 

Marienspark,  ?/}.,  s.  Knirkraut  N. 

Marke,  /.,  s.  Merke  N. 

Markt  (ö2b).  Z.  1  ist  die  Ziffer 
zu  streichen. 

Marktknecht,  m  ,  Aufseher,  Ordner, 
•auf  dem  Fiscbmarkt,  ursprQnglich  Fisch- 


marktswächter.  Danzig.  Ordenszeit 
Hirsch,  210. 

MarlTse,  w.  Vom.,  Marie  Elise. 

Marl,  m ,  der  Marder.  Elbinger  Ndrg. 
Vgl.  marüg 

Martin  (Ö3b).  Der  Martinsta^  ist, 
nach  Gortzitza,  der  Tag  des  Dienst- 
Wechsels  auch  für  städtisches  Gesinde; 
er  heü'zt  gewöhnlich  Martini.  Vorname 
auch  Martin, 

Maschlaber,  Maschleber,  Pflzn.,  nadi 
Pritzel,  226,  in  Ostpr.  Name  ßr 
Lycopodium  selago  L.    S.  Mirsemau. 

masrig,  adj.^  elend  leidend.  Saalfeld. 
Gewöhnlich  mi§rig  (s.  d.). 

Masseln  (54  b).    Z.  6  1.  Wundmal. 

Mattwisch,  Pflzn.,  s.  Zwalchweizen. 

Matz  (54b).  Eine  beliebte  Zusam- 
mensetzung ist  noch  Schei/zmatz, 

Matzebill,  /.,  Schimpfwort  für  eine 
schwerfallige,  korpulente  Frau.  Saal- 
feld. 

Mauerschirk  (57  b),  das  Wort  hat  a 
a.  O.  ein  c  zu  viel. 

Mauseratzefaller,9n.,  Zusammensetzang 
aus  Mause-  und  Ratze f aller. 

Mäuslein,  n.   Daß  dich  das  MäusUm 


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MäusschwänzleiD  —  Münchshaupt. 


541 


beifzt!  als  Ausruf  der  Verwunderung, 
des  Staunens.     Sprw.  I,  2589. 

Mäusschwänzlein,  Pflzn.,  Myosurm  mi- 
ntmus  L,     Ostpr.     Pritzel,  241. 

Mauter,  Pflzn.,  Mutterkraut,  Chrysan- 
themum parthenium  Bemh,    Saalfeld. 

Medewachs.  m.  Bei  Hirsch,  256, 
unter  den  Wald  waren  aufgeföhrt. 

Meerbrackdistel,  /.,  s.  Mannstreu. 

Meergrasblume,  -nägelchen,  s.  Seegras. 

Meerwurzel,  /,  s.  Mannstreu. 

Meyenscheln,  m.,  Pflzn.,  knollentragen- 
der Steinbrech,  Scudfraga  granulata  L. 
Ostpr.    Pritzel,  364. 

Melifz,  Melisse,  Pflzn.,  einjähriger 
Ziest,  Stachys  annua  L,  Pritz*el,  387. 
Hagen,  626. 

Menken,  plwr.  Bei  Hirsch,  260, 
unter  den  Rauch-  und  Lederwaren  auf- 
geführt. 

Mennig  (61a).  Marold  hat  die  Form 
Menning  für  Honigkuchen  im  Yolks- 
munde  häufig  gehört. 

Mense.  /.,  Behältnis  für  Wachs.  Vgl. 
Stroe.    Hirsch,  255. 

Merke,  /.,  auch  angeborenes  Zeichen, 
Hofmarke,  ursprünglich  Handgemahl,  aus 
einfachen  geometrischen  Strichen  zu- 
sammengesetzt, als  Besitzzeichen  ange- 
wandt, aber  auch  auf  das  bewegliche 
Eigentum  übertragen.  Sie  ging  später 
vom  Grundbesitzer  auf  dem  Lande  auf 
den  Bürger  und  Kaufmann  über  und 
wurde  zur  Haue-  und  Kaufmannsmerke, 
-marke.  In  Preufzen  war  nach  einer 
alten  Rechtsgewohnheit^  die  man  auf  ein 
ausdrückliches  Gebot  des  Hochmeisters 
Winrich  zurückführte,  jeder  Kaufmann 
verpflichtet,  seine  „Kaufmannsmerke^  in 
einem  Ringe  eingegraben  bei  sich  zu 
führen.     Hirsch,  223. 

Messer,  m,j  der  Messende.  In  den 
pölzen  Städten  gab  es  und  giebt  es 
Äom-,  Holz-  u.  Kohlenmesser.  Danzig. 
Hirsch,  219. 

Metbrauer,  m ,  Brauer  von  Met. 
Hirsch,  305. 

mt,  adv.,  mehr.  Immer  mt,  immer 
mehr.     Saalfeld. 

MichU  (63  b),  in  1.  Bed.  mehr  noch 
Michel;  auch  zur  Bezeichnung  eines 
dummen  Menschen:    er  ist  ein  Michel^ 


—  ein  dummer  Michel  Als  Kalender- 
tag auch  sehr  gebräuchlich  Micheli. 

Mike  (64  a),  wohl  Kürzung  von  dem 
pltd.  Martke. 

Milchblume,  /.,  s.  d.  und  Vogelszuna. 

Milchkraut,  n.,  gemeine  Bachburgel, 
Peplis  portula  L.  Ostpr.  Pritzel, 
267.  Nach  Hagen,  389,  auch  Zlpfel- 
krauL  Unser  lieben  Frauen  Milchkraut 
ist,  nach  Pritzel,  319,  in  Ostpr. 
das  gebräuliche  Lungenkraut,  Pulmo^ 
naria  officinalis  Li^ 

Millionendamm,  m.,  früher  St^-afzen- 
name  in  Königsberg,  jetzt  neue  Dammr- 
ga>sse,  weil  der  Damm  aus  dem  Schutte 
des  ffrofzen  vorstädtischen  Brandes  1769, 
welcner  Millionen  verzehrt  hatte,  auf- 
geschüttet war.  Hoffheinz,  Strafzn. 
605. 

Millkohl,  m.,  Gemüse  von  Mül^  Melde. 

MTs  (65  b),  auch  Mise  u.  Ml2e. 

Miser  (66  a),  in  der  Gegend  von  Nor- 
denburg auch  Miseritz  u.  Miseritzki. 

Mtte  (67  a),  auch  Name  für  Gruben 
zur  Aufbewahrung  von  Kartoffeln  imd 
Gemüse. 

Mitteltrupp,  m.,  s.  Trupp. 

MTze,  w.  Vorn.,  Marie;  auch  Katze. 
S.  Mfs. 

Mompitz,  Mumpitz,  m.,  wertlose  Sache, 
inhaltsloses  Geschwätz,  Unsinn.  Das 
ist  Mompitz.    Kgsbg. 

MOnkezebrer,  m.,  s.  v.  a.  Molkentewer. 
Oberland. 

Montwurm,  m.,  s.  v.  a.  Moltwurm. 
Oberland. 

Moppchen  (72  a).  Mopkeis,  wo,  wenn 
man  nich  hat,  auch  Bimstein  nehmen 
kamt. 

Moppe,  Mopp,  /.,  Ohrfeige:  einem  eine 
Moppe  geben.     Gortzitza. 

jnttrderlich,  adj ,  s.  v.  a.  mords,  mords- 
mäfzig.  Das  ist  mörderlich  viel,  eine 
grofze  Menge,  auch  ein  sehr  hoher 
Preis. 

mOrdem  (72b),  auch  morderieren. 

Motte,  /.,  als  Drohung:  Da/z  du  die 
Motten  kriegst!  Du  sollst  die  Motten 
kriegen!   Sprw.  I,  2665. 

muckstill  (75  a),  auch  muckchenstill. 

Mttnchenhof  (79a),  Z.  4  1.  Thum. 

Milnchshaupty    Pflzn.,    gebräuchliche 


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542 


mnracben  —  nuzand. 


Euhblame,  Taraxacu/m  officinale  Wd) ; 
auch  KtthnblUmen.  Ostpr.  Pritzel,  396. 

murachen,  sw.^  s.  y.  a.  marachen. 

MursemaUy  Mttrsemau,  Pflzn.,  andere 
Formen  für  Mmemau (s.  d.).  Pritzel, 
227. 

Muskat,  /l,  krause,  Topfoflanze,  Pelar- 
gonium  radula  roseum  W     Saalfeld. 

mUssen.  Ich  müfzte  noch  auf  ^n  Sack- 
heim gehn^  ich  hatte  noch  ein  notwen- 
diges Geschäft  auf  dem  Sackheim  ab- 
zumachen. '   * 

mutbarschen,  sw.^  sich,  im  Oberlande 
=  mOdbarschen. 


Mutter  (82  a),  zu  den  Schmeichel- 
formen noch:  Muttretzchen^  Muttrmir 
chen. 

Mutterkraut  (82  b),  nach  Pritzel, 
432  f.,  in  Ostpr.  auch  Veromca  chamae- 
drySy  laüfoUa^  teucrium  u.  prastrata  L 

mutzen  (84  b),  in  der  Bedeutung  maa- 
lend  trotzen  auch  bei  uns:  Warscht  w' 
woU  noch  vH  mutze  ^  wirst  wohl  noch 
aufbegehren!  Sack. 

Mutzkopf  (84b),  auch  aus  mutzen '\si 
vorstehender  Bedeutung:  er  ist  ein  Mut- 
kopfy  begehrt  leicht  auf,  mault,  räson- 
niert. 


N. 


n  (84).  Beispiele  für  die  "Vertau- 
schong  des  n  mit  m:  samft  sanft, 
Zumft  Zunft,  Sdmfte  Sänfte,  Sem/ 
Senf,  Einkumfte  Einkaufte,  Ankumft 
Ankunft,  Zukumft  Zukunft,  fumf  fünf, 
Fümßel  Fünftel,  fumf  zehn  fünfzehn, 
fumfzig  fünfzig.  In  den  beiden  letzten 
Wörtern  wird  das  n  auch  ausgelassen: 
fufzehn,  fufzig,  ja  sogar  mit  o  ver- 
tauscht: fofzehn^  fofzig. 

Nachtskann'  (87  b),  die  Redensart 
auch:  Die  Nachtskann^  hat  ein  Ohr  be- 
kommen (zu  dem  eigenen,  das  ihr  schon 
der  Töpfer  gegeben). 

nachw§fzageln,  verstärktes  nachzageln 
(s.  d.).    Vgl.  auch  weifzageln. 

nachzockeln,  sw,^  s.  v.  a.  näsockeln^ 
s.  socken. 

Nadelöhr,  Natelohr,  n.,  Nadelöhr. 

Naxkopf,  m.,  verstärkter  Ausdruck 
fQr  Trotzkopf.     Gortzitza. 

nei  (94  b),  auch  =  nicht.    S.  aber  N. 

-ner  (94  b),  auch  hchd.  ein  Tagner 
acht  etc. 

N§schken  (95  a),  mehr  wohl  Umbil- 
dung des  plur,  von  Neige  ^  pltd.  Nege, 

Nessel,  /.,  tote,  s.  Tannnessel. 

Niff  (99b),  Z.  7  1.  Nif  ist  etc. 

nurgeln  (103  b),  in  3.  Bedeutung  auch 


coire.  In  1.  Bed.  auch  übertragen: 
nurgeln  und  pur g ein,  fortwährend  in 
jemand  um  etwas  bittend  eindringen. 
Oberland. 

nuscht  (104b),  Z.  4  lies:  hchd.  miki 
nicht. 

Nufzschlagen,  n.,  froher  beliebtes  Ena- 
benspiel.  Jeder  Enabe  hatte  durch- 
bohrte Haselnüsse  auf  eine  lange  Schnur 
fezogen,  deren  Enden  geknotet  waren. 
!ine  Nufz  wurde  an  den  vordem  Kno- 
ten geschoben,  die  übrigen  Nüsse  gegen 
den  untern.  Diesen  Teil  der  Schnnr 
wickelten  die  beiden  Gegner  um  die 
Hände.  Es  galt  nun  mit  der  vorderen 
Nufz  die  (auf  einer  Büchertasche  oder 
einem  Stuhlpolster  liegende)  Nufz  d^ 
Gegners  mit  einem  Hiebe  zu  zcrscUa- 

fen;   gelang*s,    so  war  der  Kern  der 
lohn. 

nuzund  (105b),  bezeichnender:  Bil- 
dung wie  jetzund  aus  nun  und  und  mit 
Eintreten  des  z  aus  jetz.  Gortzitxa 
sieht  darin  ein  Analogen  der  Bildung 
von  iiirjx€ti>  nach  oixhi.  Eine  ähn- 
liche Bildung  ist  Saunigel,  Sauigel 
durch  das  eingeschaltete  n,  das  sich  ans 
Schwein  (Schweinigel)  hinverirrt  hat. 


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Peischel. 


543 


0. 


0  (105  a).  Beispiele  für  die  Dehnung 
des  kurzen  o:  Pforte  Pforte,  Dr6fzel 
Drossel,  erdröfzeln  erdrosseln,  Lorbeer^ 
hläUeTy  Antwdrt 

Oben,  m.y  Ofen,    Beleg  unter  abmnd 

Obenrtthr,  /.,  Ofenröhre,  Wärmloch 
in  der  vordem  Ofenseite.     Oberland. 

0b80iv6re(n),  pltd.  Form  von  obser- 
viereo,  beobachten,  wahrnehmen.  Dat 
hS  ich  noch  nich  obsolvSrt.     v.  Au  er. 

oder  (107  b).    Beliebt  auch  als  Vor- 


wort bei  Anreden.  Oder  Herr  Leitnant^ 
uns  Rapp  will  nich  fressen, 

oderkauen,  sw.^  s.  v.  a.  dderkauen. 

Ofen,  m.  Der  Ofen  ist  eingefallen^ 
die  Frau  ist  entbunden. 

Ohr  (108  b),  auch  s.  v.  a.  Öhr, 

OhrwUrmchen  (109  b).  Der  Mangel 
an  Aufrichtigkeit  liegt  nicht  notwendig 
in  der  Freundlichkeit  des  „Ohrwürm- 
chens^. 

Ort  (o  lang),  m.,  Pfriem,  Ahle.  Zu 
Ort  (111b). 


Padöllak,  Podöllak,  m.,  ungeschickter, 
plumper  Mensch.  Von  padölch,  podölch 
(s.  i). 

Palte  (1 18a),  auch  bei  uns  als  grofzes 
Stock,  namendich  grofzes,  unförmliches 
Fleischstttck.  Das  Schwein^  das  wir 
gestern  schlachteten^  hat  gehörige  PaUen, 
Saalfeld. 

Panitschken  (I19b),  das  Wort  ent- 
spricht mehr  noch  dem  poln.  panicz 
junger  Herr,  Junker. 

panjebrfttsch  (119  b),  in  beiden  For- 
men auch  mit  kurzer  letzter  Silbe,  wie 
das  schon  aus  dem  Beispiel  hervorgeht, 
das  den  Sinn  hat:  er  sagt  zu  jedem 
gleich  panie  bracie. 

pApem  (120  b),  in  gleichem  Sinne 
wie  Pwper  paper  im  ersten  Beispiel, 
auch  Pdpertapdp  und  Paperlapap 

päppeln  (121  a),  kann  als  härtere  Form 
für  babbeln  angesehen  werden. 

Parchem  (121  b),  auch  Parchim. 

Partick,/.,  Perücke. 

Paslack  (124a),  Z.  5  v.  u.  1.  poslan- 
nik. 

Pasbimgas,  9n.,  wohl  aus  dem  poln. 
postronek  Strang,  zur  Bezeichnung 
übermäTzig  langer  Gegenstande.  Ein 
zu  langer  Faden,  oder  auch  Stock  ist 
ein  langer  Pastrangas,    In  zweiter  Be- 


deutimg auch  penis.  Schmidt.  YgL 
Postronke. 

Patschak,  Patschsack,  m.^  einer  der 
patscht.    Schmidt.    Vgl.  patschen. 

Patschorken,  plur,^  die  von  den  Geist- 
lichen abgehaltenen  Gebetverhöre,  poln. 
paciorki,     Gortzitza. 

Paukenstock,  m,,  Schinken  der  Gans; 
nach  der  Ähnlichkeit. 

Pausch,  m.  In  Pausch  und  Bogen^ 
allgemeiner:  in  Bausch  und  Bogen  im 
grolzen  u.  ganzen,  alles  in  allem.  Vgl. 
Weigand  I,  Ul. 

Pazuren,  Pazoren  (128b),  nach  Gort- 
zitza auch  Pasuren,  Pasoren. 

peddeln,  sw,^  you  paddeln^  mit  den 
Fül'zen  kratzen,  wie  das  Hühner  thun: 
sie  zerpeddeln  ein  Beet. 

Peddig  (129  a).  4.  der  unreine  Rest 
von  Flüssigkeiten,  z.  B.  von  Bier  im 
Glase;  auch  die  Flüssigkeit,  die  sich 
beim  Rauchen  einer  Pfeife  vom  Tabak 
in  der  Schwammdose  ansammelt.  Gort- 
zitza. 

Pedehaken  (129  b),  auch  Name  für 
die  Zahl  77,  weil  sie  zwei  (umgekehrten) 
Pedehaken  gleicht;  beim  Eegelspiel. 
Vgl.  pucklige  Freundschaft. 

Peischel,  m.,  Strohbündel  zum  Dach- 
decken.     Schirwindt.       Lit.    paiszlaSy 


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544 


Pemke  —  plumpen. 


nach  Nsslm,,  Wb.  281a,  die  kleinen 
Strohbündchen,  welche  die  Dachdecker 
bei  dem  Decken  eines  Strohdaches  zur 
Befestigung  der  First  längs  derselben 
anbringen.  Vgl.  Bammluck  nnd  SchC- 
felN. 

P^mke,  m.,  s.  Kuschiack  N. 

Perpelitze  (134a),  poln.  przepiörka^ 
przepiöreczka. 

Pelerzölge  (136  a),  auch  Peterzilge, 
Petersilge. 

Petition  (136  a)  in  Masuren  ganz  ge- 
wöhnlich, aber  nicht  für  alle  Kaiende, 
sondern  nur  für  das  zu  liefernde  Ge- 
treide.    Gortzitza. 

petschen,  pltscheln,  sw.,  s.  tetschen. 

petzen  (136  b),  davon  der  Petzer. 

pf  (136  b),  es  wird  nicht  blofz  plattd., 
sondern  auch  hochd.  fast  regelmäl'zig 
durch  pp  oder  f  ersetzt. 

Pfarrin,  /.,  Pfarrerin,  Pfarrfrau. 

pTkfein,  adj.,  hoch  fein,  vorzüglich. 

pillem,  8w.,  von  Piller  (s.  d.),  coire. 

Pillkauer  (143b),  Druckfehler  für  Pill- 
kaner. 

Pilz  (144  a),  im  plur.  auch  Pilsen. 

pimpeln  (144b),  Z.  2  v.  u.  1.  Fimpel- 
Itse. 

Pinkerling,  m.,  s.  anschmeifzen  N. 

Pinokel,'  beliebtes  Kartenspiel,  dem 
66  ähnlich.     Lötzen.     Schmidt. 

Pint  (146  a),  auch  Schimpfwort,  ver- 
stärkt Dammelpint 

PTphahn  (147  a),  auch  hchd.  PTpan. 

Pirägoe  (148a),  nach  Gortzitza  Pje- 
rogge,  Quarkflinze. 

pKchen  (149  a),  auch  Piichutt  machen^ 
PiichtUlchen  mcLchen. 

Pi§cher  (149  a).  Fischer  u.  Fischer- 
chen  auch  Namen  für  kleinere,  im 
Wachstum  zurückgebliebene  Bäumchen. 

Pischkachel  (149 a),  zwar  Schimpf- 
wort, doch  nicnt  übel  gemeint.  Nach 
Gordack  rührt  der  Name  daher,  dafz 
solch'  junge  Mädchen  auf  dem  Lande 
eine  Ofenkachel  als  Nachtgeschirr  be- 
nutzen. 

PTsker  (150a),  Z.  3  1.  Auch. 

Ptfzen,  7».,  Bissen,  Stück.  Ein  Fi/zen 
Brot    Memel. 

Plachanske,  n.,  kleines  Schnapsmaiz 
von  Blech.     Insterburg. 


pladdern  (151b),  statt  abpladdem  auch 
auspladdem. 

plarrig,  oe^*.,  grofz  und  unförmlich, 
von  plärren  2.    Eine  plarrige  Schleife. 

Platz  (154  b),  m.  u./  Im  Oberlande 
flache  Roggenmehlkuchen  in  nuider 
Form,  hin  und  wieder  mit  Salz  be- 
streut, beim  Bäcker  käuflich.  Das  ist 
80  sicher^  wie  beim  Bäcker  die  Platz^ 
zunächst  mit  Bezug  auf  den  festen 
Preis  einer  Ware.  Das  gejit  wie  beim 
Bäcker  die  Platz^  die  Ware  hat  schnellen 
Absatz.  Vgl.  Sprw.  I,  225.  Nach 
Sacks  Mitteilung  Flätzchen,  pitd. 
HätzkeSy  ganz  kleine,  sehr  dünne  Kacfaen, 
die  zum  Kaffee  oder  Thee  gebacken 
werden.  —  Flätzchen^  Flätschkes  nenoen 
in  der  Insterburger  Gegend  die  Kinder 
auch  die  flachen  Scherben,  Späne  eto, 
welche  sie  mit  Wurf  von  der  Wasser- 
fläche wiederholt  aufprallen  lassen : 
Flätzche^  FläUchke  icnmei/zen.  Vgl. 
Butterbrot  1. 

Plemper,  Plimper,  PISmper,  PlUroper, 
m.,  dünnes  Getränk,  dünne  Suppe.  S. 
plOmpem. 

Plenps', plur. ,  Hiebe.  Zu  Hause  giebfs 
Flenps.     Oberland. 

Plick  (157b),  nach  Gortzitza  auch 
kahle  Stelle  auf  dem  Schädel.  Lit 
plikas  kahl.    S.  plicken. 

plicken  (157  b)  sich.^  sich  ranfi^ 
schlagen,  pflücken.  Eine  gate  Mutter 
sagte  beim  Abschiede  zu  ihrem  Sohne, 
einem  strammen  Studenten  mit  vielen 
Schmissen:  Aber  Faulche^  pKck  dir  mck 
mehr!  Schmidt. 

plinken,  plinkem  (158  a).  Beliebte 
Unterhaltung,  namentlich  unter  Kindern, 
ist  es,  den  andern  darauf  scharf  anzu- 
sehen, wie  lange  er  die  Augenlider 
offen  halten  kann,  ohne  zu  plintoen  oder 
plinkem. 

plinzen  (158a)=die  Augen  verdeck«!, 
auch  in  Masuren.     Gortzitza. 

PIfske  (159a),  Z.  2  1.  Dönh.  statt 
Dähn. 

Pludderhose  (160a),  auch  Pllldde^ 
bttxen,  pltd.  Fludderboae. 

plumpen  (161a),  auch  stark  regnen. 
Da8  plumpt  gut  Es  regnet,  da/z  es  man 
80  plumpt 


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Plrnnpsack  —  Putzscbere. 


545 


Plumpsack  (161b).  Mit  dem  Plump- 
sack  mvA  bei  maDchen  Spielen  aach 
auf  Schultern  und  Rücken  geschlagen. 

pluschen  (163  a).  plauschm  ist  wie- 
nerisch: plauscherCs  nit  so  g^schwoUen, 
Wander,  Sprw.-Lex.  V,  1660. 

Poch  (163  b).  Niedliche  junge  Schwein- 
chen nennt  man  PocheU  I^ochelche^  pltd. 
Pochelke,  Auch  zu  Kindern  sagt  man 
kosend:  Mein  Pochelke^  mtn  Pochelke! 
namentlich  dann,  wenn  sie  sich  der 
Mutter  zärtlich  mit  unsauberm  Gesichte 
nahen. 

Podöllak,  m.y  s.  Padöllak. 

Polen  (166a).  Polen  ist  offen!  dröckt 
wohl  ursprünglich  die  Freude  aus, 
welche  sicn  äufzert,  wenn  die  Grenz- 
sperre gegen  Polen  aufgehoben  oder 
gemildert  wird.     Gortzitza. 

pOlsch  (167  b),  auch  polsch  (kurzes  o). 

Pompex  (168  b).  Der  Name  ist  in 
Ostpr.  allgemein  bekannt. 

ponteheln,  sw.^  s.  v.  a.  bonichein. 
Oberland. 

POrschke,  w.,  s.  v.  a.  Barsch;  ebenso 
KaulpOrschk,  Kaulbarsch.  Oberland.  S. 
KQIbärsch. 

Pösew  (170  b),  in  2.  Bedeutung  auch 
in  Masuren  sehr  gebräuchlich.  Gort*' 
zitza. 

Post,  f.,  (170a).  Gortzitza  macht 
für  die  Herleitung  auf  das  näher  lie- 
gende  poln.  poici6  fasten  aufmerksam. 

Potrschebowskiy  m.,  einer,  der  oft;  in 
Verlegenheit  ist  und  Hilfe,  namentlich 
Geldhilfe  braucht;  von  dem  fohLpotTze- 
bowac  bedürfen,  notig  haben,  brauchen. 
Masuren.     Gortzitza. 

Power  (173b),  nicht  blofz  im  Sam- 
lande. 

Pracherchen,  phtr.^  Deminutivform 
von  Pf*acher  =  Bettlerchen ,  zur  Be- 
zeichnung der  Luftbläschen,  die  in 
gutem  Bier  aufsteigen.  Neidenburg. 
Gortzitza. 

Präs^pche,  Pres6pche,  Prosipche,  /.  u. 
n.,  von  dem  lat.  praesepe  Krippe,  Stall 
etc.,  Bett;  Gefängnis,  in  die  Präsepche 
gehen  j  zu  Bett  gehen.  >St^  gehen  mit 
ihm  ins  Prosepche^  ins  Gefängnis. 

Fctoelibi«r,  Wömrimek  II. 


praten  (177  a).  prdtschen  yerstärktes 
brdschen. 

Prech,  m.  u.  /.,  verstärktes  Breche 
s.  BrSch.  Die  Prech  thut  mir  wehy  ich 
habe  Leibschmerzen.  Willst  schon  wie- 
der was  in  die  Prech  haben^  willst  schon 
wieder  essen?    Oberland. 

Pres^pche,   f.  u.  n.,  s.  Präsäpche  N. 

prickeln  (180  a).  Als  Ausgestaltung 
der  3.  Bedeutung:  beim  Dominospid 
solche  Steine  zurückbehalten,  die  es 
dem  Gegner  unmöglich  machen,  die 
seinigen  anzulegen.     Kgsbg. 

Prinzessinstrafze,  /.,  Strai'zenname  in 
Königsberg,  s.  Burgfreiheit  N. 

Prissely  /.,  Zweig  von  Pinm  silvestris^ 
Kieferzweig.     Saa&eld. 

Prifz,  /.,  schlechter  Kuchen.  Das  ist 
blofz  e  Prifz.     Kgsbg. 

Prosfipche,  /.  u.  n.,  s.  Präsepche  N. 

fröst  (182b).  Pröst  de  MäUtt  auch 
d.  und  zwar  in  der  Form:  proste 
Mahlzeit!  als  wäre  'oröste  ein  Adjektiv 
=  dem  damit  wecnselnden:  aesegnete 
Mahlzeit^  korrmximeTt  gesehnte  AfaMzeit^ 
Sehntemahlzeit^    Sintemahlzeit!   Gort- 

Pulle  (187  a),  letzte  Z.  1.  Buddel 

puistrig,  oc^'.,  verstärktes  buhtrig^  s. 
bultrig. 

Puppe  y  /.  Die  Puppe  nehmen  und 
nach  Hause  geheUy  erzürnt  sich  ent- 
fernen.   Es  geht  über  die  Puppen. 

purgeln,  m.,  s.  nurgeln. 

purr  (190  b),  auch  Purrchen,  Purr- 
pferdchen. 

Pilrzelftfohe,  /,  s.  v.  a.  Perzelaiche, 
auch  als  Gangart  des  Pferdes.  Dojs 
Pferd  hat  eine  gute  PurzelaSche. 

Puichel  (191b).    2.  auch  Puicheiltse. 

Puschnägelchen,  n.,  Pflzn.,  bärtige 
Nelke,  Dianthus  barbatus  L    Saalfeld. 

PQster  (193b),  auch  Benennung  für 
den  Feuerrost,  unter  dem  eine  nach 
aui'zen  führende  Ö£Euung  den  Luftzug 
für  das  Feuer  vermittelt.     Marold. 

Putzruger  {g  weich)  statt  Putzru^cker 
unter  pulerig. 

Putächere  (195  b),  auch  Putscher  (e) 
gesprochen. 

36 


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546 


Qoackeler  —  Rntscb. 


Q 

Quackeler   (196  a).    Ziffer  1.   ist   za  questen    (203  b).      Ziffer    1.    ist    za 

streichen.  streichen. 

Quassement  (199  b).    Z.  3  1.  Verla  Quitsche  (205  b),  Z.3  y.  o.  1.  QuHscheL 

dungsschein.  Quitsche  auch  =  Qtdtschenbaum. 

Quatsch  (200a),  in  2.  Bedeutung  /. 


R. 


Rftdbeily  /.,  bösartige  Beule,  grofzes 
Geschwür,  namentlich  skrofulöses  äulze- 
res  Halsgeschwür,  dos  in  den  meisten 
Fällen  geschnitten  werden  mufz.  Ober- 
land. 

Ragnit  (210  a),  im  Volksmunde  auch 
Rangnitz. 

Rahmen,  m.,  Rahmen,  s.  Räm. 

Raköpel,  m.y  Küchenschabe,  Blatta 
orientalü;  auch  Kardkul.  Masuren. 
Gortzitza.    Vgl.  Franzosen. 

Ramft,  m.,  Dem.  Ramftchen,  n.,  erster 
Schnitt  vom  neuen  Brote,  das  Köpfchen. 
Oberland.  Das  ahd.  ramft^  mhd.  ranft^ 
nhd.  Ranft.    Vgl.  Sohnchen. 

Rapünzchen,  n.,  Pflzn.,  s.  Gesselblume 
N. 

Rassel,  m.,  Rausch.  Er  ist  im  Rassel. 
Oberland. 

Ratzkefaller,  m.,  s.  v.  a.  Ratzifaller. 

Raubritter,  m ,  zur  Bezeichnung  eines 
kleinen  Gutsbesitzers,  der  sich  aus 
bäuerlichem  Land  sein  Gutchen  gebil- 
det und  meistens  unsicher  in  seiner 
Existenz  ist.     Gortzitza. 

raug,  pltd.  rOg,  adj.^  rauch  ^  rauh. 
Rarige  Batiken.  Ein  rauges  Oesicht. 
Gortzitza. 

Regimentsbefehl,  m.,  Geldtaschchen, 
welches  der  Soldat  laut  Regimentsbe- 
fehl an  einem  Bande  unter  dem  Rocke 
auf  der  Brust  zu  tragen  hat. 

regnen,  sw.    Es  regent »  regnet 

reifzen  (221b).  RU  dem  Kaihrtnke! 
noch  gewöhulicher  Rltem  etc.  gespro- 
chen. 


Relfzung  (222  a),  auch  hcbd.  =r  Risse, 
Hiebe:  es  giebt  Reifzung. 

Rheinfahrt,  Pflzn.,  s.  Schlagwasser 
N. 

Ribbas,  m.^  s.  y.  a.  Rahbas  (s.  d.). 

ROhrOm,  /.,  s.  Schrotsuppe  N 

Rosemöck  (233a).  Gortzitza  haX 
als  Kind  in  Neidenbnrg  Rosemöck  oder 
vielmehr  Rosemockchen  in  ganz  anderer 
Weise  kennen  gelernt.  WiUst  du  Ro^e- 
mockchen  sehen?  wurde  gefragt.  Na- 
turlich wollte  man  es,  wenn  man  mit 
der  Sache  noch  nicht  bekannt  war. 
Dann  wurde  eine  Schüssel  mit  Wasser 
hingestellt,  und  die  Neugierigen  mofzten 
sich  berumstellen  und  tief  gebückt  hin- 
einsehen, um  die  Rosemodkchen  za  er- 
blicken. Der  mit  der  Sache  Bekannte 
machte  dann  allerlei  Manöver  ood 
schlug  endlich  scharf  in  das  Wasser 
hinein,  dafz  alle  bespritzt  wurden.  Der 
Name  Rosemockchen  für  diesen  Schoz 
findet  seine  Erklärung  in  poln.  oder 
masur.  rozmoknqS  nafz  werden,  durch- 
weichen. 

Roserock  (234  a),  auch  das  poln.  rot- 
ruch  wird  unverändert  gebraucht. 

Rotzkodder,  n.,  Taschentuch. 

RotzlOffel,  97».,  Schimpfwort  auf  an- 
reife und  vorlaute  junge  Leute,  auf  on- 
ördentliche  Menschen. 

'nimwanken,  9m.,  s.  wanken. 

Rutsch,  /.,  Bett  In  di4  Rutsch  gekem. 
Oberland. 


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Scherdeltuch. 


547 


8  (240a).  8  klingt  oft  fz^  z:  em/zig 
emsig,  Perfzon  Person,  grinzen  grinsen. 
^  Sack  (242b).  Zur  Ergänzung:  1. 
Sprichwörter:  Er  klopß  auf  den  Sack 
und  den  Esel  meint  er.  Die  Katze  im 
Sack  kaufen.  4.  als  Schimpfwort: 
Bössacky  Fuppsack^  CHßsack,  Granssack^ 
Patschsacky  Quarrsack. 

SackMger  (243  b).  2.  Sack  hat  hier 
die  Bedeutung  scrotum. 

saggeln,  sw,j  mit  stumpfem  Messer 
sägend  schneiden.     Schmidt. 

Saloppe,  /.,  s.  Y.  a.  Salupp,  Gort- 
zitza. 

safzen,  sich,  s.  v.  a.  sassen.  S.  an- 
säfzig  N. 

SauerfTst  (249  b),  Z.  4  L  mlphur a- 
tum. 

Sauerkohl  (249b),  Z.  3  ist  hinter 
Brassica  das  Komma  zu  streichen. 

Saunigel  (248b.  250b).  Über  die 
Bildung  des  Wortes  s.  nuzund  N. 

Schabbel  (251a).  Schabbein,  plur., 
für  Schabbeibohnen  auch  in  Ostpreulzen 
ganz  gewöhnlich. 

schabbeln  (251a),  beim  Schreiten 
andere  mit  den  FQi'zen  stolzen,  sie  be- 
lästigen oder  gar  verletzen;  davon 
SchabbeHufz  (u  auch  kurz)  u.  Schabbel- 
frib. 

Schabraky  m. ,  Mensch,  der  dummes 
Zeug  schwatzt.  Sperber,  40.  Poln. 
zabrac  glos  das  Wort  nehmen,  anfangen 
zu  sprechen.     Ygl.  fehabbem. 

Schaff  (253  b),  auch  E/zschafi  und 
Wäschschaf.  Für  Speiseschaff  auch 
Speischaf. 

SchappkenmIHze  (257  b),  Z.  3 1  Gegen- 
satz zur. 

schattern  (261a),  in  2.  Bed.  in  Ver- 
bindung mit  4chcJ>bem:  Sie  hat  unauf- 
hörlich zu  schattem  und  zu  dchabbem. 

-sehe  (263  a).  -sehe  tritt  bei  pol- 
nischen Namen  auf  -ski  an  dessen  Stelle: 
die  Brodowsche  für:  die  Brodowski. 
Gortzitza. 

^Chebraky  m.,  Bettler,  das  gleichbed. 
poln.  zebrak.     Sperber,  40. 

Scheck,  Pflzu.  Die  Pflanze,  welche  ich 


in  Rauschen,  wo  mir  der  Name  zuerbt 
entgegentrat,  nicht  habe  erhalten  können, 
soll  dem  Mir^chemau  (s.  d.),  Bärlapp, 
ähnlich  aussehen.  Sie  heilt  Wunden 
an  Menschen  und  Vieh,  ist  selten  und 
mufz  sofort  gepflückt  werden,  wenn 
man  sie  sieht;  gebt  man  vorüber  und 
wendet  sich  nachträglich,  um  sie  zu 
pflücken,  so  ist  sie  nicht  mehr  zu  fin- 
den. 

scheffeln  (264a),  auch  intransitiv.  Das 
Getreide  scheffelt,  giebt  reichen  Ertrag. 
S.  schütten  2. 

Scheifz,  w.,  Scheifze,  /.,  pltd.  Schlt, 
m.  u./..  Dem.  Scheifzche,  pltd.  Schttke, 
als  Wort  der  Verneinung,  Zurückwei- 
sung, Bekräftigung,  des  kurzen  ^Ent- 
schlusses, der  Kesignation,  des  Über- 
drusses; auch  blolzes  Flick-  und  Füll- 
wort. Schei/z!  Ach  was,  Scheifz!  Schei/z^ 
komm!  Sqheifz,  ich  geh  heuC  ins  Thea- 
ter! Das  ist  eine  Scheifze,  einerlei. 
Beliebt  auch  im  Hochdeutschen  ist  das 
pltd.  Schitke.  Haben  vdr  heute  Kar- 
tofelfinzenf  ^Ja,  Schttke^.  Euphe- 
mistisch: Scheibe!  Ja  Scheibe!  Scheibe! 
sagt  Neumann.  Von  Schei/z:  Scheifzer, 
m.  Alter  Scheifzer,  alter,  schwächlicher 
Mann.  Scheifzerei,/,  Diarrhöe.  In  Zu- 
sammensetzungen: Scheifzdreck,  Scheifz- 
haus,  Scheifzkeri,  Scheifzmatz  etc.  s.  264  b. 
Vgl.  Klugscheifzer. 

SchCmschblätter,  plur.,  s.  v.  a.  Semsch- 
blatter.     Oberland. 

ochem§che,/.,  Binse,  Juncus  L.  Ober- 
land. 

Schftmschleder,  n.,  s.  sämisch. 

schenken  (267  a),  Z.  2  1.  lautet  das 
part  auch  geschonken. 

Scherdeltuch  (267  b).  Für  den  Zu- 
sammenhang des  Wortes  mit  Tuch 
sprechen  die  reinhochd.  Zusammen- 
setzungen, namentlich  das  westpreufz. 
Schwrztuch,  wie  denn  auch  die  Schürze 

§oln.  fartuch=  Vortuch  heifzt,  und  für 
as  verwandte  Schurzfell,  poln.  szurcfal 
{dkVLcAx.  fartuch  sk&rzany  Schürze  von  Le- 
der) das  Grundwort  ebenfalls  dem  Deut- 
schen entlehnt  ist. 


35* 

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548 


Sch^s  —  Schrotsuppe. 


Sehte  (268  b),  s.  Dsohtee  N. 

fehibberig  (269V),  auch  Gortzitza 
kennt  nur  schieberig. 

Schiebern  (269b).  2.  reflexiv:  sich 
schicfiem, 

sehiehrig,  adj,^  s.  v.  a.  schuchrig. 

sehief  (270b),  auch:  Er  üt  schief  ge- 
vrickelt. 

Sehinnkaule  (274  a),  auch  Sehinder- 
Icaule  und  Aasicaule. 

sebipp  (274  b),  auch  tsebipp.  Vgl. 
Volksr.,  32,  122:  Schipp^  schipp^  mein 
Hahnke^  hchd.  mein  Hahnchen, 

sehirlcen  (276  a),  auch  tsebirlcen. 

Scbi8ehl(enl(opf,  •l(opp;  m.,  Kopf  mit 
wirrem  Haar,  wie  er  aussieht,  wenn 
man  das  Haar  durch  hineingeworfene 
Klettenköpfe  (s.  Schischke)  verfilzt  hat. 
Oberland. 

Sehlaebnijtl(e  (278  a),  1.  Sehlaebuntke. 

Sehlaggwetter  (280  b),  auch  Schlaelcer- 
wetter. 

seblagrUbrend.  Sich  schlagrührend 
ärgern, 

Schis^wasser,  Pflzn ,  gemeiner  Rain- 
farn, Tanacetum  vulgare  L. ,  auch  rö- 
miseh  Rheinfahrt    Samland. 

Seblaios  (281a),  nach  Gortzitza 
auch  SehlftlO. 

Sehlensak  (285  b),  in  Neidenburg  in 
Gortzitzas  Kinderzeit  ein  sehr  be- 
liebtes Backwerk,  das  nicht  die  Form 
des  Zwiebacks,    sondern   eines  Oblon- 

fums  hatte  und  auch,  ja  fast  gewöhn- 
ch,  Sehlinsalc  genannt  wurde. 

Sehliehtmebl,  n.,  Mehl,  in  dem  die 
Kleie  zurückgeblieben  ist;  daraus  be- 
reitet man  Sehliebtbrot,  Sebliehtmus. 

8ehliel(em  (286  a),  auch  schlicker  di 
schlacker, 

Sehlipp  (287  a).  Im  Oberlande  auch 
Sehlupp,  von  schlüpfen^  und  Luel(,  n., 
vreil  durch  das  Au&iehen  des  Baumes 
oder  Brettes  im  Zaun  eine  Lücke  ent- 
steht. 

Sehlorrchenglitschen  (288  a).  l)as 
Schlittenfahren  am  Fastnachts- Diens- 
tage auch  in  Masuren  üblich^  der  Name 
dafür  nicht.     Gortzitza. 

Sehlorre  (288  b),  Z.  6  1.  Sehlurre.  S. 
Korl(e  N. 

Schlosse,  /.,  Schlofze. 

Sehlumpscbufz  (290  b),  im  deutschen 


Billardspiel  der  Stofz,  mit  dem  man 
gleichzeitig  die  Karoline  und  den  fol- 
genden KarambolbaU  in  das  Mittelloch 
und  das  Eckloch  macht.  Nach  der  bei 
Schlumpschiag  angegebenen  Bedeutong 
wäre  es  also  =  Glücksschu/'z.  That- 
sächlich  ist  es  freilich  nicht  ein  solcher; 
denn  geschickten  Spielern  gelingt  er 
recht  oft.     Gortzitza. 

Sehlupp,  m.,  s.  Sehlipp  N. 

Sehrnfteben  (291b),  auch  Sehmascli- 
ehen. 

sehmaekostem  (292a).  Das  Begiefzen 
mit  Wasser  ist  auch  in  Masaren  üb- 
lich.    Gortzitza. 

Sehmaekosternite  (292  b).  Das  Aus- 
grünen  der  Ruten  ist  allgemein  üblich. 

Sebmäker,  m.,  Schmöker,  s.  Hite  2. 

Sehmandengel,  m.,  Mädchen  in  weifzem 
Kleide,  Knabe  in  weifzen  Beinkleidern 
(s.  SchmandbOxen), 

Sehmelebenzagel  (296b),  1.  SchmH- 
ebenzagel. 

sehmieren  (297b),  auch  schlecht 
schreiben. 

sehmurgeln,  sw.,  s.  v.  a.  schmirgeln, 

sehnarren  (302a^.  He  geht,  dcu  de 
Hacke  schnarre.    Elbinger  Ndrg. 

sehnlben,  sw,^  s.  v.  a.  schn&u^en  und 
reflex.  sich  schneuzen.     Oberland. 

sebniekem,  sto.,  s.  y.  a.  schnippsein. 

Sehnipp-sebnapp-sebnurr  (305b),  in 
Neidenburg  für  Baselorum  auch  Basi- 
lurr, 

sebniwen  (306  b),  auch  s.  v.  a.  sdmft- 
wen. 

Sebnuppen,  m.,  Schnupfen. 

SehnQt  (309a).  Schnütchen  als  Kose- 
wort auch  sonst  gebräuchlich. 

SehOllkraut  {Klein-),  n.,  s.  Geesel- 
blume  N. 

sebVnen  (310b),  auch:  das  Water 
schont  sich  auf, 

Sebretsuppe,  /.,  Wassersuppe  aus  Rog- 
gen-Schrotmehl mit  etwas  Milch  oder 
etwas  Fett  abgemacht.  Ist  sie  sehr 
dünn  gekocht,  so  heilzt  sie  Rohrömy 
Rubrum,  dick  gekocht  Sch/ruddel  (s.  d.); 
zwischen  beiden  Arten  steht  als  Zx^ 
äwer  (Laufüber)  die  mitteldünne  Schrot- 
suppe. Sie  f&hrt  ihren  Namen  daher, 
dal'z  sie  beim  Kochen  leicht  überläuft, 
da  den  Leuten  meist  Zeit  zur  Auüaicht 


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schrumpen  —  Stolzheiorich. 


549 


in  der  Küche  fehlt.  Diese  Unterschiede 
gelten  in  Notjahren,  in  denen  die  Suppe 
wohl  täglich  in  dreierlei  Gestalt,  wie 
angegeben,  morgens,  mittags  und  abends 
von  den  armen  Leuten  bereitet  und  ^e- 

5 essen  wird.  In  besseren  Zeiten  wird 
ie  Suppe  etwa  drei-  bis  viermal  wöchent- 
lich gekocht     Gerdauen.     Sack. 

schrumpen  (318  b),  Z.  7  1.  t'hopge- 
schrumpelt. 

schüchtern  (319  b),  Z.  5  1.  zum  an- 
dern fahrend. 

Schuprtne  (323  a),  auch  Tschuprlne. 

Schufehelkopfy  m.,  s.  v.  a.  RtUchelkopf, 
Oberland.    S.  verschufeheln  N. 

fehOfehen  (324a),  nach  Gertz itza 
auch  ^chuschen  {u  scharf). 

^hQfehkehmen  (324  a),  kein  fingier- 
ter Ortsname,  wie  irrtümlich  angegeben, 
sondern  ein  wirklicher  und  S.  389  b  un- 
ter Szufzkehmen  richtig  aufgeführt.  Die 
mitgeteilte  Redensart  ist  durchaus  im 
Schwang. 

^h0ichfi(324a),  wicliSchuicMy  Schu- 
4ckuchen  machen  =  schlafen.  S.  fehQ- 
fehen  N. 

Schusterplatz y  ^.,  im  Oberlande» 
Schusterjunge.    Vgl  Platz  N 

Schulzweide,  /.,  s.  Zahnweide. 

Schoteen),  st.^  schiefzen,  engl,  to  shoot 
Gordack. 

SchUttel  (325  a),  so  richtig  ätatt  Schöt^ 
teL 

schwaddem  (326a),  Z.  11  1.  värto- 
schwaddre. 

Schwammklopper  (327  b),  politisch  in- 
differenter Mensch.  Das  Wort  ist  in 
der  ganzen  Provinz  bekannt. 

schwappendi^  r327b).  Auch  das  Verb 
schwappen  übhch,  besonders  im  Eom- 
pos.  überschwappen,  wie  das  Simplex 
sowohl  transitiv,  als  auch  intransitiv. 
Gortzitza. 

schwarken  (327  b),  das  j>art.  auch  be- 
sckworken. 

Schwingen,n.,  Schwingblock,  ^.,-messer, 
n .,  8.  Klunker  N. 

Sechser  (334a),  Z.  11.  Einfanfzehntel. 

Sechserbrot,  n.,  ImblTz  um  die  sechste 
Abendstunde,  s.  v.  a.  Schweinevesper, 

Seele,  /.  Zur  Seet  bringen  können  = 
geniel'zen  können,  s.  kifoheln  N. 

Sehntemahlzeit,  /.,  s.  pröst  N. 


seigen,  sw.^  s.  v.  a.  seaen  1. 

Setzhin  (339a),  Z.  3  I.  nemorosa. 

Siebenzägliger,  m.,  Peitsche  mit  sieben 
Zägeln,  siebenschwänzige  Knute,  auch 
Ende  Tau  oder  Strick  als  Prögelinstru- 
ment.  Kriegst  mit  dem  Siebenzägligen  I 
Oberland. 

Siel  (340  b).  In  die  Eintersielen  kom- 
men^ im  Geschäfte,  in  der  Wirtschaft 
zurückkommen.    Sjprw.  II,  1209. 

Sielenstrick,  n.,  Strick  an  deii  Sielen. 
Im  Oberlande  als  Schimpfwort:  du 
Selenstrick! 

Sintemahlzeit,  /.,  s.  prOst  N. 

Sommerung,  /.,  s.  v.  a.  Sommerkom. 

Spann,  /.,  s.  anschmeifzen  N. 

Spanschferkel  (a  =  a),  n.,  Spanferkel,^ 
noch  saugendes  Ferkel.     Oberland. 

sparteln  (347  b),  reflexiv  sich  sparteln^ 
sich  absparteln. 

Spazierwagen,  m.,  s.  Klapperwagen  N. 

Speckbrüch,  m.,  s.  BrSch  N. 

Spei,  m.,  Speichel.    Vgl.  Spuck. 

Spicker  (350a),  im  Oberlande  l^ek- 
ker^  plur.  Speckers;  davon  speckem  = 
spickem:  es  speckerty  spickert 

Spickpfahl,  m.^  spitzer  Pfahl,  der  in 
die  £rde  getrieben  wird.  Von  spicken^ 
Oberland. 

spikelTren  (351a),  auch  im  Hchd.  in 
der  ursprünglichen  Form  spekulieren. 

Spind  (351b),  auch  Efzspind. 

Spinnwocken  (352  b);  Rocken. 

Spirkucks  (353  a),  auch  Sperekucks. 

splinter  (354  b).  splitterfasemackt  auch 
in  unserer  Provinz  nicht  ungewöhnlich. 
Gortzitza. 

Stadtkämmer,  m.,  s.  Kämmerer  N. 

Stallengasse,  /.,  Strafzenname  in  Kö- 
nigsberg, vorzugsweise  mit  Pferdeställen 
bebaut:  1.  auf  der  Laak;  2.  auf  der 
Burgfreiheit(s,d,'N,).  Letztereheifzt  jetzt 
Kasemengasse^  weil  später  eine  Schwa- 
dron Kavallerie  daselbst  ihre  Ställe 
hatte.    Vgl.  Hoffheinz,  Strafzn.,  601.  * 

Steckel  (364b).  Ich  mtifz  ihm  ein 
Steckelchen  spielen  j  einen  Possen  thun. 
Oberiand. 

stfb,  od)'.,  steif,  s^ti  s^A^n,  steif  stehen. 
Oberland. 

Stiealitzk  (371b),  nach  Gortzitza 
auch  Stiglitz. 

Stolzheinrich,  m.,  s.  Heinrich  N. 


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550 


StcHX^hkUpper  —  verkloppeo. 


StorchMapi^r  (376a),  L  EqwUetum 
vulgare. 

Streichbolzen,  m.,  Streichholz.  Berli- 
nisch. 

Strippe  (381b),  auch  an  BeinkleiderD 
zum  ätraffziehen  derselben. 

StUck  (383  b),  plur.  auch  Stückner, 
Stückne.  Ein  Stuckner  drei.  Hatten, 
da/z  die  Stücke  fliegen.  Gro/ze  Stücke 
auf  einen  halten. 


Stwnskehumpel,  m.,  kleise  imusehn- 
liehe  Person.  Schmidt.  Vgl  Hwm^ 
pel. 

stürzen,  9w.,  umlegen,  z.  B.  ein  Schi£F; 
auch  bragen.    S.  Bragebank  N. 

Stuterei,  /.,  Gestüt. 

SUbholz  (388  b).  Sü/zholz  raspeln. 
Sprw.  II,  2618.    S.  raspeln. 


Talglicht,  n.  Reden  wie  ein  Endchen 
Talglicht.     Vd.  Sprw.  I,  3082. 

Tambor,w.,  Trommelschläger;  Spritz- 
leder am  Wagen.    S.  Tambour. 

tapsig,  adj.,  s.  V.  a.  fabrtg  (s.  d.). 

Taschengebäude  (395a),  auch  sonst, 
nicht  blolz  in  Danzig  üblich. 

Thres  (400  b),  auch  Threse. 

Thunichgut,  m.  =  Thunuschtgut 

Timpf  (402a),  in  2.  Bed.  auch  in 
Ostpreufzen  üblich  gewesen. 


Tipp  (402  b)  und  die  Nebenformen 
Name  und  Lockruf  nicht  bloiz  far  das 
Huhn,  sondern  überhaupt  für  Vögel. 

Tobak  (403  a),  o  lang  und  kurz. 

Trog  (412  b),  auch  grolze  Mulde  zum 
Brotbacken:  Backtrog. 

tschapsen,  sto.,  s.  y.  a.  schapsen. 

Tschippe,  /.,  Dem.  Tsckippchen,  Vogel, 
preul'z.-poln.  czykka.  Mein  Tick^ppchen! 
ochmeichelwortzuKindem.  Gortzitza. 
Vgl.  Tipp. 


ü. 


U  (417  a).  Gedehntes  u  wird  im  pro- 
vinziellen Hochdeutsch  zuweilen  kurz: 
Betrug  statt  Betrug,  Grufz  statt  Orvfz 
{plur,  Grüfze);  kurzes  lang:  Geburt 

U  (417  b).  Langes  ü  wird  bin  und 
wieder  kurz,  kurzes  lang  gesprochen: 
Büste  (kurz),  Luke  statt  lÄcke. 

überschwappen,  sw.,  s.  schwappendig  N. 


Umlauf,  'm.,  Anschwellung  am  Finger^ 
Fingerwurm. 

unberufen,  st,  s.  v.  a.  unvemifen. 

unllbel  (424  b).  Das  ist  gar  nicht  «m- 
übel  =  nicht  übel. 

Utfehek  (425b),  auch  Utscheck  ge- 
sprochen. Einen  Utscheck  machen,  weg- 
laufen.    Masuren.     Gortzitza. 


Vaterche  (426  b),  auch  der  Vaterche. 

verbohren  (428a),  auch:  im  Arsch 
verrückt 

verdienen,  sw.  Der  hafs  heute  ver- 
dient, sagt  man,  weon  man  für  jemand 
ein  Stück  Brot  schneidet  und  das  Messer 
tief  in  das  Brot  hineinfährt;  geht  der 
Schnitt  nach  oben  hinaus,  so  hat  der 
Betreffende  es  nicht  verdient 


Verdung (429b),  auch:  arbeiten  wie  ver^ 


verglaffen,  sw.,  sich,  sich  vergaffea, 
verlieben.     Er  hat  sich  in  sie  verging 

verhauen  (432  a),  bildet  das  2.  parL 
stark. 

verjüngen  (432  b),  auch  verjüngen. 

verkloppen  (433b),  auch'^^  verspiel^i, 
durchbringen.     Gortzitza. 


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verloch  —  worgeln. 


551 


verioch,  Ruf  der  am  Male  angelangten 
Kinder,  in  dem  Sinne :  ich  bin  am  Mal, 
in  Sicherheit.  Gortzitza.   S.  verbieten. 

verrDgen,  sw.^  rich^  im  Oberlande  =^ 
nich  verrohen. 

verschuicheln,  sw.^  s  v.  a.  verruicheln. 
Oberland. 

verschwingen,  st ,  verschwinden.  Ober- 
land. 


vertobbern,  «w?.,  verleiten,  verführen, 
verlocken;  von  tobbem  1.  Einen  zum 
Kartenspiel  vertobbem.  Elbinger  Ndrg. 
Vgl.  vertoppen. 

verwimmem,  sw,^  verwachsen,  ver- 
heilen.    Saalfeld. 

YOn§n  (447  b),  im  Oberlande  auch 
entzwei. 

Vorarbeiter^  m.,  s.  Kämmerer  N. 


W. 


Wabbel  (450  a),  früher  auch  Name 
für  junge  Leute,  die  von  Gymnasien, 
mitunter  von  Tertia,  abgegangen,  nach 
kurzer  privater  Vorbereitung  die  Ma- 
turitätsprüfung vor  einer  Universitats- 
Kommission  machten,  während  der  Vor- 
bereitungszeit. Die  Anforderungen,  die 
diese  Kommission  stellte,  waren  weit 
geringer,  auch  Unterschleife  leichter; 
davon  war  auch  das  Wort  wabbeln  « 
als  Wabbel  sich  vorbereiten,  üblich. 
Mit  dem  Aufhören  dieser  Kommissions- 
prOfungen  mag  auch  der  Name  WMel 
aufzer  Gebrauch  gekommen  sein,  wenn 
er  nicht  etwa  noch  üblich  ist  für  Schu- 
ler, die  sich  privatim  zum  Abiturienten- 
examen vorbereiten,  das  sie  dann  bei 
einem  Gymnasium  machen.  Gort- 
zitza. 

Waclie,  /.,  Woge,  Welle.  De  Kt^ockent 
schockelt  op  de  Wachen,  Dorr,  21. 
Vgl  Wadite. 

Waddig  (451b).  Zusammenstellung: 
Waddig und.  Wehdaff*,  Wehtage.  Gort- 
zitza. 

Waldviolen,  gelbe,  s.  Haselblume  N. 

Weggeleiswasser,  n.,  s.  GKdwasser  N. 

wealegen,  nr.,  verlegen,  auf  die  falsche, 
onrecnte  Stelle  legen.  Die  Hühner 
haben  die  Eier  weggelegt. 

W8r,  /l,  8.  V.  a.   Warre,    Oberland. 

WMke,  n.,  das  Wertchen,  Wertvolle, 
kleiner  Blumenstraulz,  den  Landfrauen 


zur  Kirche  mitnehmen.  Das  Wertchen 
wird  in  gefalteten  Händen  auf  dem 
weifzen  Taschentuch,  unter  dem  das 
Gesangbuch  ruht,  getragen.  Mtn  Sahn, 
ISp  ön  e  Garde  an  mak  ml  e  WSrtke! 
Samland. 

Wessel,  m.,  einfaches  Subst.  zu  ver- 
wesseln,  verwesselter,  verwahrloster 
Mensch. 

Wichöpjln,  m.,  vielleicht  richtiger  Wi- 
köpjen,  beim  Brotbacken  ein  Brötchen 
aus  den  Teigresten;  wohl  von  poln. 
wyhopac  aus  dem  Brottrog  ausgegraben, 
zusammengegraben.  Neidenburg.  Gort- 
zitza. 

Wickhaus,  eigentlich  Wfkhaus,  ein  der 
Stadtmauer  angebautes  Hinterhaus. 
WUchävser  gab  es  und  giebt  es  viel- 
leicht noch  in  Neidenburg.  Gortzitza. 
Ahd.  vxighäs,  wtch&s,  mhd.  i/ötchüs,  pro- 
ptignactdum,  Bau  oder  Turm  zur  Be- 
festigung und  Verteidigung.  Schade, 
1149  b. 

W?k  (469),  ist  /.  u.  n.  Das  Fiitziger 
Wtk  heifzt  auch  Pauzker  Wik. 

winken  (471b).  4.  einen  Schlafen- 
den durch  besondere  Manipulationen 
dahin  bringen,  dafz  er,  ohne  aufzu- 
wachen, sich  erhebt  und  schlaftrunken 
herumwandelt.     Gortzitza. 

Witze,  /.,  Rute,  Zweig,  s.  Rtze  N. 

worgeln,  «tr.,  s.  v.  a.  wirgeln. 


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552 


zecken  —  zusteckein. 


zecken,  sw,j  zucken.     Saali'eld. 

zeisen  (490a),  Z.  6  1.  zeisen  st.  zinsen. 
Hennenberger  Landt,  52. 

zerrackern,  sw.,  sich^  sich  zerarbeiten, 
durch  Arbeit  aufreibcD.     Vgl.  rackern. 

zerschnippsein,  sw.^  verstärktes  schnipp- 
sein. 

Zigeunerkraut  (493  a),  I.  Hyoscyamm, 

Zipfelkraut,  n.,  s.  Mllchkrairt  N. 

zubein,  adv,,  s.  Bein  N. 

zudach,  adv,,  in  zttdach  kommen^  nahe 
konunen  mit  dringendem  Anliegen,  zu- 
dringlicher Bitte,  unverschämtem  Ver- 


langen. Damit  konim^  mir  nickt  zw- 
dach!  Saalfeld. 

zumessen.  Ihnen  nicht  zugemessen, 
pltd.  enne  nich  togemete^  als  abwehrende 
Formel,  wenn  von  einer  Krankheit  die 
Rede  ist.    Vgl.  nebbig. 

ZupafZy  adv.^  passend,  gelegen,  ange- 
nehm. Das  kam  mir  recht  zupafz,  VgL 
pafzmat 

zusamsty  auch  zesamst,  adj,  u.  präp.^ 
zusammen;  mit.     Vgl.  mibamts. 

zusteckein,  zustecksein,  sw.^  mit  einem 
Stecket  oder  Stecksei  verschliefzen. 


Nachtrag  zu  den  Abkürzungen. 


Hirsch*  DaDzigs  HaDdels-  and  Qewerbs- 
gescbichte  unter  der  Herrschaft  des  deutseben 
Ordens.   Von  Theodor  Hirsch.   Leipzig  1858. 

Klebs.  Der  Bernstein.  Seine  Gewinnung, 
Geschichte  und  geologische  Bedeutung.  Er- 
läuterung und  Katalog  der  Bernstein-Sammlung 
der  Firma  Stantien  u.  Becker.  Von  Richard 
Elebs     Königsberg  i.  Pr.  (1880). 

Gewinnung  und  Verarbeitung  des  Bern- 
steins. Mit  22  Licbtdrnckbildern,  1  Lithographie 
und  3  Holzschnitten.  Von  Dr.  Rieh.  Elebs. 
Königsberg  1888.  [Zur  Erinnerung  an  das 
fnnfundzwanzigjährige  Geschäfts -Jubiläum  Ton 
Stantien  u.  Becker.  Königsberg,  den  16.  Mai 
1883.] 


MfiUer.  Über  die  mitteldeutsche  poetische 
Paraphrase  des  Buches  Hieb.  Ein  Beitrag  sur 
Geschichte  der  Sprache  und  Literatur  des 
Deatschordenlandes  von  Dr.  W.  Müller.  Halle 
1883. 

K*    Nachträge  und  Berichtigungen. 

Nsslnu,  Dainos.  Dainos.  Litauische  Volks- 
lieder übersetzt  von  G.  H.  F.  Nessel  mann. 
Berlin  1853. 

PrltieL  Die  deutschen  Volksnamen  der 
Pflanzen.  Neuer  Beitrag  zum  deutschen  Sprach- 
schätze. Aus  allen  Mundarten  und  Zeiten  zu- 
sammengestellt von  Dr.  G.  Pritzel  und  Dr. 
G.  Jessen.    Hannover  1882. 


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8chlu£zwort. 


JDlwafi  später,  als  im  Prospekt  versprochen,  habe  ich  das  Preufzische 
Wörterbuch  zum  Abschlüsse  bringen  können.  Die  Abonnenten  auf  das 
Werk  werden  diese  Verzögerung  wohl  gern  entschuldigen,  da  sie  dem  Buche 
zu  gute  gekommen:  —  es  hat  durch  die  während  des  Druckes  eingegangenen 
Ergänzungen  an  Vollständigkeit  und,  wie  ich  hoffe,  auch  an  Wert  gewonnen. 
Dem  gröfzern  Umfange  nach  konnten  diese  Beiträge  in  das  Werk  hinein- 
gearbeitet werden,  und  nur  ein  verhältnismäCzig  kleiner  Toil  davon  hat  in  den 
Nachträgen  seinen  Platz  erhalten. 

Ein  aufmerksamer  Blick  in  das  Werk  wird  darthun,  dafz  ich  vielfach  mit 
grofzer  Hingabe,  Ausdauer  und  Sachkenntnis  unterstützt  worden  bin.  Für 
diese  Unterstützung,  wie  für  jede  der  Sammlung  zugewandte  Förderung,  spreche 
ich  allen  Freunden  derselben,  den  neuen  wie  den  alten,  noch  besonders 
meinen  herzlichsten  Dank  aus.  Im  Laufe  der  Jahre,  von  Beginn  meiner  Samm- 
lungen bis  in  die  neueste  Zeit,  erhielt  ich  für  meine  Arbeiten  Beiträge  von 
folgenden  Herren  und  Damen: 

Lehrer  Albien  in  Hohenbcrg,  Kr.  Ragnit.  Lehrer  Alkewitz  in  Alt- 
Eattenau,  Kr.  Stallupönen.  General  v.  Auer  in  Goldschmiede  bei  Königsberg. 
Rabbiner  Dr.  Bamberger  in  Königsberg  (Erklärung  jQdisch- deutscher  Aus- 
drücke). Lehrer  A.  Blau  in  Kreuzburg.  Professor  Dr.  F.  A.  Brandstäter 
in  Danzig.  Lehrer  Brehm  in  Angerburg.  Lehrer  Browleit  in  Alienburg. 
Lehrer  BrQfz  in  Neudorf  bei  Graudenz.  Lehrer  Cabjolsky  in  Romeyken, 
Kr.  Stallupönen.  Lehrer  Denskufz  in  Seikwethen,  Kr.  Niederung.  Ober- 
lehrer Dr.  R.  Dorr  in  Elbing.  Lehrer  Dröse  in  Marienwerder.  Emeritus 
in  der  Gegend  von  Konitz.  Pfarrer  Fabricius  in  Barenhof  im  Gr.  Werder 
(durch  Herrn  Oberlandesgerichtsrat  Passarge).  Lehrer  Festerling  in  Stab- 
lauen,  Kr.  Pillkallen.  Freiherr  Fragstein  v.  Niemsdorf,  Königl.  Hoflie^- 
rant  in  Königsberg.  Lehrer  H.  Freytag  in  Mewe.  Dr.  Ludwig  Freytag 
in  Berlin  (für  die  Nachträge.  Die  letzte,  nach  Beendigung  des  Satzes  ein- 
gegangene Sendung  konnte  leider  nicht  mehr  verwertet  werden).  Lehrer 
Gall  in  Jerrentowitz  bei  Briesen  Westpr.  Fräulein  Alma  Gänike  aus 
Silberbach,  Kr.  Mehrungen,  jetzt  in  Liebstadt.  Lehrer  Gast  inKjlabitsch  auf 
der  Danziger  Nehrung.  Lehrer  Julius  Gehrmann  in  Königsberg,  ans  Liebe- 
mübl.    Elantor  Gerhard  in  Ragnit,  früher  in  Königsberg.    Lehrer  Gerfz  in 


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554  Scblufewort. 

Seehesien,    Kr.    Sensburg.     Lehrer    Gohr    in  Danzig.     Sprachlehrer  Walter 
Gordack  in   Königsberg.     Gymnasial-Professor  a.  D.    W.  0.   Gortzitza  in 
Lyck,   geb.  Dezember  1811,    Neidenbarger  bis  £nde   1823.     Kantor  Gntzeit 
in   Sensburg.     Lehrer   Harnack   in   Burgersdorf  bei    Wehlau  f  (Manuskript 
durch   Herrn   Tribunalsrat   Dr.  R.  Reusch).     Privatgelehrter  Robert  Hein 
in  Berlin,  geborener  Danziger.    Direktor  der  stadtischen  höheren  Töchterschule 
Heinrich   in    Königsberg    (Sammlung   aus    Tiegenhof  im    Werder).     Lehrer 
Hetz  in  Rominten,  Kr.  Goldap.    Kantor  Hilberger  in  Dönhoffstadt  f.    Lehrer 
Hildebrandt  in  Schönau  bei  Marienburg.    KQster  an   der  Ober-Püarrkirche 
zu  St.  Marien  A.  Hinz  in  Danzig  f.     Geheimer  Medizinalrat  Prof.  Dr.  med. 
G.  Hirsch  in   Königsberg.    Privatgelehrter  Eduard  Hubaczek  in  Königs- 
berg f.    Fräulein  Anna  Jacobi,  Lehrerin  an  der  stadtischen  höheren  Tochter- 
schule in  Königsberg.     Lehrer  Jasch  in  Wittenberg,   Kj.  Pr.  Eylau  (Manu- 
skript   durch  Dr.  R.  Reicke   in  Königsberg).     Buchhändler   Paul   Jensen, 
früher  in  Königsberg.    Lehrer  Aug.  Kahler  aus  Nordenburg,  jetzt  in  Königs- 
berg.    Lehrer   Kalepky    in   Wehhau.     Karl  Käs  wurm   in  Darkehmen   (for 
die  Kreise  Stallupönen,  Gumbinnen,  Insterburg  u.  Darkehmen).     F.  Kersten 
in  Braunsberg.    Lehrer  Kerwien  in  Plimballen,  Kr.  Ragnit.    Lehrer  Kirbufz 
in  Plehneo,    Kr.   Rastenburg.     Kaufmann  Rud.  Knoppke   in  Königsberg  f. 
Lehrer  Kobbert  in  Insterburg.     Dr.  G.  Kossinna   in  Halle   a.  S.    (für   di« 
Gegend  von  Tilsit).     Lehrer  K rafft  in  Rominten,  Kr.  Goldap.    Schuhmacher- 
meister Kratz  in  Königsberg.    Buchhändler  Eduard  Krause  in  Königsberg, 
aus  Dogehnen  im  Samlande.     Lehrer  Krömke  in  Neuendorf,  Kr.  Pr.  Holland. 
Lehrer  J.  Kutschki  in  Tolkemit.     Lehrer  Lau  in  PiUau.    Kaufinann  Ernst 
Lau  aus  Königsberg  (das  Manuskript  erhielt  ich   aus  Telok  Betong   auf  der 
Insel  Sumatra).     Regierungs-Sekretär  0.  A.  Laudien  in  Königsberg.    Fräulein 
Elisabeth  Lemke   in    Rombitten    bei    Saalfeld    Ostpr.     Rechtsanwalt  Otto 
Lewald   aus   Königsberg,   in    Berlin  f.     Seminarlehrer   G.   Liek   in    Löbaa 
Westpr.,    früher   in  Königsberg.     Lehrer  Löhrke   in  Flatow.    Dr.   Wilhelm 
Mannhardt   in   Danzig  f.     Rektor   Marczowka   in   Grabnick   bei   Lötzen. 
Gymnasiallehrer   Dr.   C.  Marold    in  Königsberg.    Frau   Eveline  MatterD 
in  Rauschen,  Kr.  Fischhausen.    Justizrat  H.  Meier  in  Königsberg  f.     Haupt- 
lehrer R.  Meier   auf   den   Hufen    bei  Königsberg.     Dr.   W.  H.  Mielck  in 
Hamburg.     Lehrer  Milke  in  Mockrau   bei   Graudenz.     Besitzer  Minuth  in 
Rauschen,  Kr.  Fischhausen.     Hauptlehrer  Rud.  Morre  in  Königsberg.     Lehrer 
Mortzfeld  in  Thiergart.    Rittergutsbesitzer  Muller  in  Bergfriede,  Kr.  Allen- 
st^in.    Buchbinder  Fr.  Münch  in  Königsberg.    Herr  Paul  Muscate  in  Br(w- 
berg.     Landes  -  Hauptkassen  -  Rendant   K.   Nagel   in  Königsberg,    früher  in 
Marienwerder.    Professor  Dr.  G.  H.  F.  Nesselmann  in  Königsberg  f.    Leh- 
rer Nippa  in  Budweitschen,  Kr:  Goldap.    Kantor  Panzer  in  Tenkitten,  Kr. 
Fischhausen.     Oberlandesgerichtgl'at   Louis  Passarge  in  Königsberg.    Maler 
Petzenburg  "in  Königsberg.    Stadtschulrat  Dr.  O.  Pfundtner  in  Königsberg 
(für  Gumbinnen).     Lehrer  Po  lenz    in  Angerburg.     Fräulein  Elise  Prill  in 
St.  Lorenz,  Kr.  Fischhausen.     £d.  Putzrath  in  Tolkemit.     Rittergutsbesitzer 


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Schlufzwort.  555 

Reitenbach-Plicken,  Kr.  GumbinneD.  Lehrer  Reiter  in  Godrienen,  Kr. 
Königsberg  f.  Haupllehrer  Reiter  in  Friedland  Ostpr.  Lehrer  Rettig  in 
Petereitschen,  Kr.  Pillkallen.  Tribunalsrat  Dr.  R.  Reusch  in  Königsberg  f. 
Lehrer  Rogalla  in  Piet»onken,  Kr.  Lötzen.  Kantor  und  Lehrer  Ed.  Rohr 
in  Korkehnen,  Kr.  Fischhausen.  Redakteur  der  Frankfurter  Zeitung  in  Frank- 
furt a.  M.  Eduard  Sack,  früher  Lehrer  in  Listerburg  und  Königsberg.  Leh- 
rer Sakowski  in  Scheufelsdorf  bei  Passenheim,  jetzt  in  Rogehnen  bei  Pr. 
Holland.  Hilfsarbeiter  im  Reichspatentamt  Seh  ad  will  in  Berlin,  früher 
Lehrer  in  Pr.  Holland  (für  die  Gegend  von  Heiligenbeil,  Zinten,  Mehlsack). 
Lehrer  Schimmelpfennig  in  Fischhausen,  früher  in  Alt-PiUau.  Gymnasial- 
lehrer Dr.  C.  Ed.  Schmidt  io  Lötzen.  Gymnasial  -  Direktor  Dr.  Schott- 
müller in  Berlin,  früher  in  Bartenstein.  Inspektor  Schwarz  in  Korschen 
bei  Schippenbeil.  Lehrer  Seeligmann  in  Wphlack,  Kr.  Rastenburg.  Fräulein 
Elise  V.  Seydlit;?  in  Königsberg  (für  die  Gegend  von  Schippen beil).  Mühlen- 
besitzer Sellnick  in  Rauschen,  Kr.  Fischhausen.  Lehrer  Sembritzki  in 
Marggrabowa.  Pfarrer  und  Schulinspektor  Dr.  Stadie  in  Graudenz.  Lehrer 
Otto  Teige  in  Einlage  bei  Elbing.  Lehrer  Wilh.  Tiedtke  in  Sensburg. 
Lehrer  Tobias  in  Elbing,  früher  in  Wilgaiten,  Kr.  Fischhausen.  Kitterguts- 
besitzer A.  Treichel  in  Hoch-Paleschken  in  Westpreui'zen.  Lehrer  Unthan 
in  Sommerfeld,  Kr.  Pr.  Holland.  Lehrer  Warlies  in  Pillkallen.  Lehrer 
Weidmann  in  Gerdauen.  Lehrer  Wirtson  in  Sluzen  bei  Trakehnen,  Kr. 
Stallupönen. 

Manchem  der  vorstehenden  Namen  habe  ich  ein  f  beifügen  müssen,  und 
wohl  manch  anderer  noch  —  mir  fehlt-  die  Kunde  —  schläft  von  den  Freun- 
den, die  für  mich  gesammelt.     Sie  ruhen  in  Frieden! 

Um  wiederholt  aufgetretener  Mii'zdeutung  zu  begegnen,  erlaube  ich  mir 
die  Bemerkung,  dafz  der  Orts-,  resp.  Landschaftsname  am  ScÜasse  eines 
Artikels  den  Fundort,  jedoch  keineswegs  die  ausschlief'zliche  Heimat  des  be- 
treffenden Wortes  anzeigt  Dieses  hat  vielfach  weitere,  ja  oft  allgemeine  Ver- 
breitung in  der  Provinz. 

Zum  Schlüsse  sage  ich  noch  besondem  Dank  dem  Eustos  der  hiesigen 
Königlichen  Bibliothek  Herrn  Dr.  Rudolf  Keicke  für  die  Liebenswürdigkeit, 
mit  welcher  er  mir  die  Benutzung  verschiedener  Werke  ermöglicht  hat 

Und  so  möge  denn  das  Preufkische  Wörterbuch  eine  Grundlage  sein  für 
weitere  wissenschaftliche  Sammlung  und  Behandlung  heimischer  Spraehe  und 
Sitte!  Möge  es  zu  den  vorhandenen  Freunden  neue  in  reicher  Zahl  ge- 
winnen! 

Königsberg,  12.  Dezember  1883. 

H.  Frischbier. 


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Druck  nn  Qtbr.  Ongtr  (Tb.  Orlnm)  in  Berlin  8W.,  8eti6Beb«rger  StrMM  17ft. 


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