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HARVARD UNIVERSITY
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JOHN B. STETSON, Jr.
OF PHILADELPHIA
DElHJSlTEn IK THE COIXEGS LIBRARY
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\
PREUSSISCHES WÖRTERBUCH.
OST- UND WESTPREUSSISCHE PROVINZIALISIilEN
IN ALPHABETISCHER FOLGE.
VON
H. FRISCHBIER.
ZWEITER BAND.
L — Z. Nachträge und Berichtigungen,
BERLIN 1883.
VERLAG VON TH. CHR. FR. ENSLIN.
(RICHARD SCHOETZ.)
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Coogl
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I, Schmelzlaut, behält fm Plaltdeutsch
an-, in- und auslautend hochdeutschen
Klang; nur bleibt es zuweilen vor «
weg: als oa.
Laaky /., Strafze in Königsberg am
rechten Pregelufer. Estn. lagge^ finn.
laaka flach, holstein. Laah Pfütze,
Lache; in Hafliburg in gleicher Bedeu-
tung Lake^ in Brem. dasselbe, doch
besonders niedrige sumpfige Wiese, mnd.
Uxke Lache, seichte Stelle. Vor- ihrer
Bebauung war die Königsborger Laak
flaches Wiesenlalid. S allmann, 24.
Schützen, 1. Richey, 146. Brem.
Wb. III, 5. Mnd. Wb. 11, 613b. S.
Uke.
Lftb, Läf, Laf, n. 1. der vierte Magen
des Rindes. 2. die sauer gewordene
und geronnene Feuchtigkeit • in dem
vierten Magen eines Kalbes, die Käl-
bermagensäure, welche man benutzt,
um frische sülze Milch gerinnen zu
machen. Das Lab ist nur von solchen
Kälbern brauchbar, welche gesogen und
noch nicht gefressen haben. 3. Laf^ in
der Danziger Qegend magerer frischer
Käse. W.Seidel, 32. In Brem. Le66^,
mnd. hf, holl. Uby lebbe, lubbe^ schwed.
Kp^. Brem*. Wb. in, 28. Vgl. Bock,
Nat.I, 260.
Lab, m. jud. Vom., s. Leib.
Labach, Labbacb, m,, s. Läband.
Labagienen^ Ortsn., Fischerdorf bei
Labiaa mit Fischguano- und Knochen-
*PriMhbi«r, W&rtwbnch IJ.
mehl-Fabrik; daher im Volke: Laba-
gierten ist eher zu riechen aU zu sehen.
Läband^ m., grofzer (langer) träger,
unordentfi eher Mensch, Nichtsnutz, Tau-
genichts, arbeitsscheuer Herumtreiber.
Als Schimpfwort, namentlich auf halb-
wüchsige Jungen. In Berlin Laban\
in Konitz Labaschy im Ermlande und in
Elbing Labach; sonst auch noch Laias.
Treiehel hat für Westpr. noch Lu-
batsch, Labdnd wohl Anlehnung an
den biblischen Laban. Vgl. Büch-
mann, Geflügelte Worte. 12. Aufl. S. 5.
Die Verwandtschaft mit Lorbas^ Lai-
dak^ Loditfhak^ Ludschak, Leichak^ welche
alle gleiche- Bedeutung haben, ist er-
kenntlich. Von allen Wörtern werden
Adjektive auf ig gebildet.
Labas, m., s* das vor.
Labascb, m. 1. s. v. a. Laband, 2.
Scheltwort 'auf eiDen Jungen, der sich
herumgetrieben. Aber^ klienei^ Labba^sch^
wie hotir sich wödder abgeröcht Schal tj.
3, 4.
labascbjg, adj, von Labasch. En gro-
ter labascKger Bengel. Dorr, 1. Wie w.,
126.
Labber, m, u. /., weiches, schwam-
miges Fleisch, Hautfleisch, fleischige
Haut. Kalbfleisch hat viel Labber —
ist (oft) die reine Labber. Vgl. Ladder.
labberig, adj., e. labbrig.
labbern, sw., s. labbern und sabbern.
labbern, Jobbern, IQbbern, libbem, sw.,
1
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Läbberscholdeti — Lachel.
nippend trinken, in verschiedenen Ab-
sätzen und kleinen Zögen trinken, zö-
gernd and mit Unlust Speise oder Trank
genielzen; lecken, schlürfen; auch lek-
kern. Frauen labbern das Bier^ den
Wein. Bock, 31, u. Hennig, 147:
löbbeim^. lubbem; Schemionek, 23:
Jobbern. Holl. labberen schlappen, dän.
labe lecken, schlurfen, mhd. lafien^ ahd
laffan^ lat. lawhere lecken : labium Lippe.
Vgl. Schade, 530b. Mühling hat
labbern^ labbern zunächst in der Be-
deutung: saugen; Gordack labbern u.
lebbem schlurfend und zögernd essen.
Sich labbern^ sich in kleinen Posten,
kleckweise mehren. Das labbert sich
zusammen^ aus Pfennigen werden Tha-
ler. Kleine Schulden, die allmählich
bei verschiedenen Gläubigem gemacht
\vurden, sinjd Läbberscbulden^ Flick-
schulden. Statt labbern u. in allen Bil-
dungen auch läppern; bei Schmeller
II, 486, u. Vilmar, 247: leppem. au8-
läbbem, etwas labbernd ausessen. Einen
Teller mit 'Suppe ausläbbem, M &h 1 in g
hat noch als Erklärung für ausläbbem:
kindisch zu sein aufhören; zu küssen
aufhören. ' verläbbem, leckemd und für
Kleinigkeiten sein Geld verschwenden.
Läbberscbuiden, plur.^ s. das vor.
labbrig, labberig, adj, 1. von Speisen:
flau, fade, weichlich, ungesalzen, sül'z-
lich und darum für den, der an kräf-
tige Kost gewöhnt ist, widerlich. Dojs
Essen ist mir zu labbrig. Bock, 30.
Hennig, 140. Schemionek, 22.
Nach Gordack adj. von labbern. Im
Götting. labberigy latowerig; auch: en
labberig Minsche^ ein schlaffer Mensch.
Schamb., 117a. 2. von der Wärme:
flau, mäfzig, von geringer Höhe. Das
war ein labbriger Winter. Dän. in der
Seemannssprache Idber schwach, leise,
mäfzig, holl. lahber schwach, von der
Kälte. 3. vom menschlichen Befinden:
Mi ÖS labbtig to Mod^ mir ist flau zu
Mute.
labfiren, sw.^ umherschweifen, ^rum--
laberin^ sich umhertreiben. TreicheL
Im Brem. Wb. HI, 2: labben plaudern
gehen, holl. lafen; bei Frisch, Wb.
I, 563 c: laferen^ lafem schwatzen.
Lablau, Ortsn., Kreisstadt an der
Deime. Er kommt an wie der Hund
von Labiau. Sprw. I, 83.
Lablaugken, Name eines Waldgebietes
im Kreise Darkehmen. S. Kogge, 4.
Vgl. Gifnig.
Labommel, nach Treichel Labummel,
m., von bammeln bummeln, also Bumm-
ler; doch- zunächst grolzer, geil auf-
geschossener, schlottriger ^nger Mensch,
abgerissener Nichtsnutz; zur Verwandt-
schaft der Ldbande und Lorbasse ge-
hörig. Bock, 30. Hennig, 140.
Sperber, 42. Schemionek, 22.
Davon: labommeln, sw.^ bummeln, sich
zwecklos herumtreiben, labommelig, adj.^
wie ein Labommel sein.
Labskaus, m., Gericht: Stockfisch mit
Kartoffeln. Danzig.
Labummel, m.y s. Labommel.
Lacbader, /. i%m ist die Lachader
geplatzt^ sagt man scherzend von dem,
der sich im Lachen nicht zu mäi'zigen
vermag. Sprw. I, 2266.
Lacbaim-taufe, jüd. - deutsch. Trink-
spruch. Sperber, 44. Rein hebräisch :
Vchajim tauvim zu einem guten Leben
= vivat. Allgemein gebräuchlich«
Lache, /., s. Lake.
Ucbel, Lecbel, Lifchel, Ugel, Legel,
Dem. Lächelke etc. w., Fäfzchen, das
gewöhnlich an einem Riemen getragen
wird. Es schickte Herr . . . einen Bohten
mit einem Legel nach Gr.-LichtenaUj
vor sich gute reine Butter-Milch zu hoh-
len. Hartwich, 524. Dabey ein gut
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lachen — Lachsangel.
3
Lfägel mit Bier. Pierson, Matth.Prator.,
83. Geht auch mit dem Lägel herum
und theilt einem jeden was davon mit
Ibid., 89. Scheinionek, 23: Lägel^
ein Viertelankerfalz, auf's Feld mit-
zunehmen. Ahd. lagellä^ mhd. lagel^
taget, leget, mnd, lage^ lechelen^ legelen^
lechelken, lat.^ mlat. lagena^ lagellym^
aleman. logel^ lit. u. lett. legir^^ poln.
lagiew\ dän. leget, schwed. Idgeh In
Hessen LegeL Vilmar, 240. Brem.
Wb. m, 36. Mnd. Wb. II, 612b. 642a.
Vielfach ist das Leget so eingerich-
tet, dalz es beim Trinken an den Mund
gesetzt werden kann. Sallmann,
36 b.
lachen^ bw,^ in Redensarten: Er ku^ht
wie ein Spitzbubey er freut sich über
die Verl^enheit oder den Unfall eines
andern. Er lacht mit dem ganzen Ge-
sicht, ist seelenvergnügt. E* lacht sich
die Faust voll — in^s Fäustchen, Er
lacht sidh zum Spdnchen, er lacht ohne
Aufhören. Er lacht sich einen Puckel
wie eine grofze* graue Erbse, Ös noch
wit vom Lache, sdd Jen Make on gren.
Er hat Lachen und Weinen in einem
Sack. Sprw. I, 2267 flf.
Ucbengeschworener^ m., s. Lftke.
lachem, sw., zum Lachen geneigt sein,
lächeln, aus Wohlbehagen, innerm Gluck,
Zufriedenheit, aber auch aus Verlangen.
Dat lacherd mienem Ohm en- bat (dai'z
seine Tochter schön gefunden wurde).
Dorr, 15. Em lächert de Bart nau^m
Posske, er hat Verlangen nach einem
Külzchen.
Lacherty m., lautes Lachen. Bir kriegt
den Löchert, er bricht in lautes Lachen
aus. y. Auer.
Lachmann, m. jQd. Vom. Flatow.
Schmitt, 112.
lachrig, od;., zum Lachen geneigt.
Mir ist UH>1 nicht lachrig, ich bin nicht
in der Stimmung zu lachen. Soph. R.
VI, 231.
lächrig, adf/., s. lifcberig.
Lachs, pltd. Las, ?n. 1. der bekannte
Fisch salmo: Trutta solar L, Man
unterscheidet: Silberlachs, der heller ge-
färbte weibliche Fisch, Hakenlachs, Fisch
mit hakenförmig gebogener Schnauze,
Schwarzlachs, Strandlachs. Die beiden
letzten Namen bezeichnen den dunklem,
sterilen Lachs, der nicht in die Flüsse
aufsteigt, sonc(ern an der Seeküste ver-
weilt und hier ziemlich viel gefangen
wird ; den Namen Silberlachs führt auch
eine gleiche Form der Meerforelle (s.
Lachsforelle). Altpr. lasasso, lit., kur.,
laszis, mas., kass. losos, laususz. Lit.
heifzt der Jffakenlachs woszis, der ma-
gere, vom Laichen zurückkehrende
Lachs kargisy kleine Lachse heifzen
gleich der Meerforelle trump, trumpis.
ßenecke, 157 flf. Der Länge üach in
Streifen, Streimel, geschnitten, wird der
Lachs geräuchert und als Streimellachs
verkauft. 2. Redensart: Der Lachs ist
mitzunehmen, ein augenscheiulicher,
bedeutender Vorteil. Sprw. I, 2275.
3. Danziger Lachs, stark abgezogener
Branntwein. Klein I^ 2(58. Er gähnte,
sah in die Uhr^ nahm einen Schluck
Laichs etc. Soph. R. I, 44. Nun ein
Schnappschen Lachsf Ibid. IV, 71. Der
danziger Lachs und sein KrambambuU
sind beinahe in der ganzen Welt be-
rühmt. Bock, Nat. I, 655; III, 650.
(Der jfLachs^ war ursprünglich die
Firma der Destillation in Danzig,) Vgl.
Danziger.
Lachsangel, /., Ajigel zum Lachs-
fange; man unterscheidet an ihr drei
Stücke: das SteIntau mit der Boje, die
Lenkleine mit der Lenk und den Vorlauf
mit dem Angelhaken. Beschreibung
uud Abbildung in Benecke, 401 f,
1*
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•Lacbsfang — laden.
Lacbsfang, m.y Falle, in welche def
Lachs hineinspringen muiz und in der
er, teils wegen der geringen Wasser-
tiefe, teils weil er nicht stromabwärts
springt, gefangen bleibt. In den klei-
nen Flüssen, welche dem Putziger Wiek
zuströmen. Benecke, 400.
tacbsf^ren, m., s. Lachsforelie.
Lachsforelle, /., Sifberlacbs, m,, Lacbs-
faren, wk, die Meerforelle, Trutta trutta
L.; lit., kur. trump, trumpis, Silber-
lachs heifzt der ungeflectbe Fisch. Be-
necke, 161. Bujack, 392.
. Lacbslanke, f., s. Lacbsnetz.
Lacbsnetz, n.y Netz, zum Fang der
Lachse. Dreüzig solcher in gerader
Linie vor Pricken aufgestellter Netze
bilden eine Lacbsl^nke; jedes dieser Netze
ist 15 bis 18 Klafter lang. Die Maschen
der Netze und Säcke enthalten 3 Zoll
im Quadrat. Die Lachslankenßscherei
wird wie die Stdknetzßscherei ausgeführt.
Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff, § 31. Sper-
ber, 20.
Lachsstelle, /., Stelle, d. i. Netzauf-
stellung aus Streichtuch und Säcken
bestehend, zum Fang der Lachse. Be-
schreibung und Abbildung in Benecke,
394 f.
* Lachstaparre, /., Fischn., s. DTbel.
Lachswadegam, n., Wad^gam inm
Lachsfange. S. Benecke, 355.
lachtlg, adjektivisches Cl^rundwort in
Zusammensetzungen , aus schlachten
schlagen, ähneln, nacharten. Es deutet
an, dafz die im Bestimmungswort ge-
nannte Eigenschaft annähernd erreicht
wird und entspricht den Endungen ^,
lich^ licht RSdlachtig ist alles, was
ins Rote schlägt; ebenso gelblachtig^
graulachMg^ grünlachtig^ weifzlachtig^
was ins Gelbe, Graue, Grüne, Weifze
fallt. , . . die Land-Hdufz- Mutter sa-
gende: Dafz die Bleyfarbe Leinwand
ehe weifz tvürde ab die wei/zschlachte,
Linem., Qq la. Äufzer Farben: kühl^
lachtig^ trüblachtig^ dicklachtig^ dünn-
lachtig^ altlachtig, bei Mi e Icke II, 22b;
altldchtig. Vgl. scblachten.
Lack, m. , Siegellack; ostindischer
Harzsaft zum Firnissen. Lit. IcJids^
poln. laky laka. Doch glavb ich^ wenrCs
(das Kloster) auch war mit Lack und
Peck versiegelt^ So schleicht des Mönchen^
Lieb doch durch die Seufzer ein. Carm,
nupt. II, 170 c. Er ist im Lack —
ist lackiert^ ist angetrunken.
lackieren, sw,, s. das vor.
Lädeben, n.. Dem. von Lade^ kleiner
Kasten.
Ladder, (?), das weiche Fleisch im
Gegensatz zum Kernfleisch. Sche-
mionek, 22. Vgl. Labber.
Lade, pltd. Lad' (a =-- d), /. . 1. Kasten,
Truhe, kistenförmiger Behälter; mhd.
lade^ poln. lada, lit. lode^ schwed. lada,
Gewerkslade, Lade zur Aufbewahrung
der Dokumente, Bucher und Gelder
des Gewerkes. Sie wird nur bei Ge-
werksversamndungen, Quartalen, unter
althergebrachten Ceremonien geöffnet.
2. Decke, Deckel, Flügel, eigentlich der
Laden: Fensterlade,/, hölzerner Flügel
zum Verschiufz der Fenster über Nacht.
Einem die Fensterladen anhalten^ ihm
•die Äugen blau schlagen. Sprw. I,
831.
. laden, pltd. lade(n) (a = ä\ st 1.
einladen. Ahd. laddn; laden^ mhd. Za-
den^ goüi, lathon. Schade, 530a. Hei
lädH de ganze Welt 6k. de witt %obbel^
er ladet eine groize Gesellschaft ein.
Sprw. I, 2276. 2. aufladen, abladen,
einpacken, auspacken. Ann^ du hest
et nich mehr schwoar. Du hodst dat
letzte Moal dit Joahr. Dorr, 44. Bild-
lich: Er hat gut — er hat schief gela-
deny er ist betrunken.
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Ladenschwengel — Läk^.
Ladenschwengel, m., verächtliclie Be-
nennung eines Handlungsgehilfen, La-
dendieners.
Lader, pltd. Lader (« = «), -w^., von
laäen 2, der Auflader, Ablader bei den
Feldarbeiten, in der Ernte.
Laderin, pltd. Laderscbe (a=^a), /.,
von Lader. Die Laderin ferkelt^ wenn
ihr beim Einfahren des Getreides einige
Garben vom Wagen fallen. Sprw. I^
2278.
Lädings, Leidings, nach Sperber, 21,
Leidtng u. Lttding, m., Netzwand zwischen
zwei Säcken oder Wentem. S. Streicb-
tuch.
ladscbig, adj,, s. latschig.
Ladung, pltd. Ladung (a = a), /. Seine
Ladung voll haben^ genug getrunken
haben, angetrunken sein. . Wenn nun
ein jeder seine Ladung voll hat, gelten
sie von einander und machen ein Ende
dieses Trauermahls. Pierson, Matth.
Prätor., 105. . .
'Ladwich, m. Vorn., Ludwig. Hart-
wicb, 54. . .
Lftf, Laf, n., s. Lab.
Lafferei,'/., albernes, dummes Wesen,
Possen, Narrenzeug. Muhling. Grimm,
Wb. VI, 57, hat nur einen Beleg des
Wortes aus Herders Schriften,. ein Be-
weis, däCz das Wort provinziell.
lag, adj\, s. Kg.
LMgel, n., s. Lächel.
Lagerbruder, pltd. Lagerbröder (a=äX
m^ Bruder vom Lager, Gelage, Säufer.,
Mühlin^, Sprw. I, 2281.
Lagerkom, pltd. Lagerkörn (a = a),,«.,
Roggen, der sich, meist in Folge hef-
tiger Regengüsse, legt, lagert
Lagerstock, m., s, Lieger. .
lahm, pltd. iSm Ca==ä)y adj.^ krank,
beschädigt, verletzt. Man spricht vom
lahmen Kopf,, Auge, Puckel etc.: es
kann jeder. Körperteil lahm werden.
lahm drückt überhaupt eine Beschädi-
gung, einen Fehler aus. Ahd. ,u. mhd.
lam, engl, lame, schwed., dän. u. holl.
lam, altnord. lami lahm; lit. Imna»
lahm (an den. Händen), altpreufz. lim-
twei brechen, poln. lamai brechen, zer-
brechen. Vj^. Adelung 11, 1873.
Grimm, Wb. VI, 72. Ns^lm. Th.,
93. Scherzweise heifzt es von einem
Hinkenden : Hei ös lahm on hinkt dabt,^
Bei Jeroschin bildlich: sigis lam wer-
din 76d. Pfeiffer, 185.
lahmen, pltd. lame(n) {a=^ä), sw.,
lahm gehen, hinken. Er lahmt auf
ein&m Fufz.
Labmpot', m., Mensch mit lahmer
Pfote, gelähmter, kranker Hand. Trei-
chel.
Laichfisch, pltd. Lfikfifsch, m., die
Quappe, Gadus Lota, weil die Fischer
glauben, dafz alle übrigeri Fische sich
im Laichen nach der Quappe richten.
Bock, Nat. IV, 552.
Lalchgam, pltd. Lfikgarn (a^a), n.,
Fischemetz zum nächtlichen Fang der
Brassen wahrend der Laichzeit. * Bock,
Nat. IV, 696, u. Hennig, 80: Leicb-
garn.
Laidak, gewöhnlich Leidak, m., lieder-
licher, nichtsnutziger Mensch, Tauge-
nichts, Bummler. Aus dem gleichbed.
. poln. tajdak, und dies vielleicht zurück-
zuführen auf das lit. Uidmi^ UidaUy
leisii etc. einer Sache ihren Zug lassen;
erlauben, zulassen, gehen lassen; flöfzen,
und in sonst noch vielgestaltiger Be-
deutung, woraus auch leidikkas Holz-
flösser. S. Nsslm.Wb., 360a. Schmitt,
107; Westpr., 166. Sperber, 38.
Lftke, Liebe, /., plur. Laken, Lachen.
1. die kleinen 'natürlichen Abflüsse der
Niederungen: die Jung f ersehe Lache;
die Seelake, wie die kleine Schwente
anfänglieb heifzt; aber auch die zahl-
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6
lakeidern — Land.
reichen künstlich hergestellten Kanäle,
welche nach den natürlichen Wasser-
zügen geleitet sind. Endlich ist auch
der Bruch in dem Damme der Jung-
f ersehen Lache gefangen. Kgsbg. Hartg.
Ztg. 1871. No. 89. 1. Beilage. Wenn
toi nu (im Winter auf dem Eise) flitzen
frank on frt Op Look on Haf, op
Schwönt (Schwente) on. Ti (Tiege):
Dorr, 16. Mit der Beaufsichtigung
dieser Vorfluten sind die Laken-, Li-
eben-oderScblickgeschworenerr beauftragt,
welche aus dem Stande der Besitzer
gewählt werden. Prov. Preufz., 474.
Bei Hartwich finden sich S. 320,
auf'zer den Ldk- und Schlickgeschworenen
noch Scbwentgeschworene, welche ihren
Namen wohl nach dem .Schwenteflnfz
haben. 2. Pfütze. Ahd. lacha, rahd.
lache Pfütze; schwed; lag Feuchtigkeit,
Wasser, See, lat lacus^ ital. lago^ franz.
lac. Hennig, 141, Vgl. Laak.
lakeidern, sw,y zwecklos hin und her
rennen, fahren; bummeln. Mühlin g.
Laken, Laken, pltd. Lake(n) (a=^a),
n. 1. zunächst Tuch (von Wolle), dann
aber auch Gewebe aus Linnen und
Seide. Ahd. lahhan, lachan, mhd. lachen^
alts. lacan^ mnd. laJcen^ holl. laken.
Schade, ö31a. Ein läkener Rock.,
ein Tuchrock. Ein Schneider brauchet
EW und Lacken. Carm, nupt I, 250.
Da hett he lang' on körte (Röcke) vom
schönste Laketieg Lhrztg. 4, 355 b. 2.
Decke, Spreittuch, Betttuch. Bettlaken
oder Leildken, Leilach^ d. i. Leiniaken,
pr.-poln. ptachta. Der Kranz wird mit
einem weifzen bunten Leylach bedeckt^
welches von beiden Seiten und hinien
herab hanget. Pierson, Matth. Prätor.,
83. S. das. S. 87. NachVilmar, 245,
ist Leilaken aius Uh (Leich corpus) und .
Iake7i zusammengesetzt. Tischlaken
Tischtuch. Henuig, 141.
Lftk-, Läkengeschworener, m., s. Lake.
Lakenwall, m.. Wall, Damm, der die
Laken einschlieTzt. öck keem moalvon
der Jagd Den LoakenwaU io goan\
Dorr, 24.
lakömscb, adj.^ lecker, naschhaft wäh-
lerisch beim Essen. Er ist ein lakom-
scher Kerl^ ein Feinschmecker, Gour-
mand. Westpr. Von dem poln. fafe)-
mic si§ lecker oder gierig auf etwas
werden oder sein, woraus das Adj.
lakomy gierig, begierig, naschhaft, lecker.
Mrongo V. I, 190a. Schmitt, 108,
und Westpr., 166, hat aus gleicher
Wurzel lakummig, adj,., geizig, gierig,
habsüchtig.
Läks, Ortsn., Dorf in den Laukschen,
dem Grafen Dohna-Schlobitten ge-
hörigen Gütern. Spott: Wenn's botterty
denn bottert's^ on morge bottre se on
Läks, Sprw. I,-508.
lakummig, adj., s. lakömscb.
lammen, sw.., zunächst ein Lamm ge-
bären; dann überhaupt gebären. So
schwär., OS wenn de Bock lamme wöU.
Sprw. I, 3452. Vgl: bocken.
LämmerbUpfen^ n.y das Hüpfen der
Lämmer, zur Bezeijchnung des Tanzes
der Backfische. Treichel.
Lämmerscbwänze, plur., Pflzn., Segge-
arten, Carea Mich. Saalfeld.
Lampe, /., bildlich: Kehle, Hals,
Schlund. Einen (Schnaps) auf die
Lampe giefzen. Sprw. I, 1532.
Land,'/». 1. neues, das sich neu bil-
dende Terrain am Ausflusse d^r Nogat
und Weichsel, aus Sumpf, Land und
Wasser bestehend, mit seiner amphi-
bienartigen Halbnatur einen scharf aus-
geprägten Gegensatz gegen die Niede-
rung des kleinen und grofzen Werders
bildend. ^^Neues Land^ nennen es die
Bewohner der altem AUuvionen und
blicken darauf mit einer Art von Ver-
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Landbote — lang*
achtungj vyie die romischen Patrizier auf
.die yyhamin^ novi\' Passarge, 204.
2. In Redensarten: Wer Land hat^
mu/z eine Hand haben, sonst bringt es
ihm keinen Vorteil. Wer Land hat^
hat Streit, mit den Nachbarn. Noch
ist Land! noch ist die Gefahr nicht zu
grofz, noch bleibe ich Herr der Situa-
tion. Etwas ans Land ziehen. Zunächst
wörtlich von den Bewohnern des Ost-
seestrandea. In .manchen Sta^andkirchen
wurde früher sogar Gott um einen „ge-
segneten Straiid" angefleht Sprw. I,
2284. Yon heiratslustigen Mädchen
heifzt es: Et ös nich blofz e Hand voU^
et OS dat ganze Land voll. Ibid., 2286.
Landbote, m., Titel für den Schreiber
des Deichgräfen,
Landbringgeldy n., es ist ein zwei-
faches: das des Schiffers und das
der Papiere. Ersteres wird gezahlt,
wenn der Kapitän eines auf der Reede
vor Anker liegenden Schifies mit dem
Lotsen ans Land kommt (1 Thlr.);
letzteres, in gleichem Betrage, mtifz
entrichtet werden, wenn der Kapitän
das Schiff nicht verlassen kann und
dem Lotsen die Schiff und Ladung be-
treffenden Papiere zur Aushändigung
an seinen Mäkler übergiebt. Pillau.
Pr. Prov.-Bl. XVH, 51.
Landchen/ n., blaues^ Name der Kreise
Neustadt und Berent in Westpreufzen.
Mnhling.
Landding, n.^ zur Ordenszeit das Land-
gericht in Angelegenheiten des Grund-
besitzes, mnd. lantdink Land-, allge-
meines Gericht Es bestand als stehen-
des Gericht aus einem Landrichter und
gewöhnlich 12 Schoppen aus dem Stande
der Ritter oder vornehmer Lehnsleute.
Appellation^ - Instanz war der Hoch-
meister. Das Land war in verschiedene
Gerichtsbezirke geteilt, deren jeder
ein Landding hatte. Mühling. Mnd.
Wb.II, 621b.
Landgarn, n., s. Wade- u. Windegarn.
Landgarnfisclierei, /, s. Wade- u. Wind-
garnfiscberei.
Landkomtur, m., s. Komtur.
landsch, adj\, ländlich, im Gegensatz
zu städtisch. Sie ist ganz hübsch^ aber
gräfzlich landsch^ sie haf sich an städ-
tisches Leben und Wesen noch wenig
gewöhnt. Substantivisch die Landschen.
Die Landsche haben 'ne annere M6d^
als jenne in der Stadt.
landtagen, sfW,^ herumlandtagen, sich
unbeschäftigt umhertreiben, bummeln.
Sprw. I, 2291.
Landverzehrer, pltd. Landvertfirer^ m,,
die Wucherblume, Chrysanthemum se-
getum L, S. Bankrottblume.
Landwehr, /., Wehr, Verteidigung des
Landes; Einrichtung, Befestigung zur
Verteidigung eines Landes. Bei Je-
roschin'. der meistir — zusamme brachte
ein michil her haltinde kegn in lantwer
121a. zuhant nach disen zttin wurdin
zu Ragntten in eine lantwer gesant dt
brudremh. Pfeiffer, 186. Grimm,
Wb. VI, 149.
lang, adj. u. adv. 1. longus. Sprw.:
Wer lang hat^ läfzt lang hängen, zum
Wohlhabenden, der Aufwand machen
kann. Hennig, 141, meint, dafz die
langen Gewänder der reichen Vorvor-
dem die Entstehung des Sprichwortes
veranlafzt haben. Das ist so lang, so
breit, es ist völlig gleich — wie ich
z. B. eine Sache ausführe. 2. zähe;
von Speisen und Getränken. Das Essen
wurde mir so lang im Munde, 3. dünn,
wässerig; von Brühen, Suppen. Das
ist eine lange Suppe, 4, entlang, längs.
di littouwsche äit gesezzin di der Memil
lanc, Jeroschin, 139b Pfeiffer,
186.
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8
Langbaum — Lanke.
Langbaum, pltd. Langböm, ^., Badm,
der die Vorder- und Hinterachse eines
(Leiter-) Wagens verbindet. '
Langbrot, n., nach Hennig, 142, ein
kleines längliches Brötchen, welches
1 SchilÜDg kostete. Jetzt als beson-
derer Brotname nicht mehr üblich.
längdaus, adv,^ der Länge nach. Längd-
aus gehen — Ibauen (mähen).
langen, sw, 1. reichen, erreichen, der
Länge nach ausreichen. Der Rock
langt bis ans Knie. Lan^ das Glas
her. Ich kann nicht langen^ ich bin zu
klein, um den hoch stehendeo Gegen-
stand erreichen zu können. 2. aus-
reichen, auf die Länge aushalten, zu-
reichen. Das Tuch langt nicht zum
Rocke ^ langt nicht aus, reicht nicht
hin. Das bijzchen Mehl langt nicht zu
einem Brot Das langt nicht hin, nicht
her, ist unzulänglich. Das Geld langt,
ist ausreichend, hält für bestimmten
Zweck vor. Nach Treichel beim
Kartenspiel beim Uberstechen : das längt
= langt nicht!
Langgassenti^ger, plvr.^ zu Hennigs
Zeit Eckensteher, Arbeitsleute, in Kö-
nigsberg, so genannt, weil sie sich vor-
zugsweise in den drei Langgassen Kö-
nigsbergs aufgestellt hatten. Hennig,
142.
Langhals, auch Pfeilschwanz, Tn.^Spiei'z-
ente, Anas acuta, Drausenseö. Müh- •
ling, Tiem., 174.
Langhans, m,, langer Hans, auQh
Langmann, langer Mann; in der Kinder-
sprache der Mittelfinger. In der Ge-
gend von ToUmingkehmen heifzt er als
Nachbar des Goldfingers: Goldaper mit
Hinblick auf die Stadt Goldap.
Langkohl, m., langgeschnittener Weiiz-
kohl, den man in Fleisohsuppen kocht.
Langmann, m., s. Langhans.
Langschnabel, m., s. Kneifer.
längst, praep. u. adm, längs. Längst
der Wand — dem Zaun gehen.
Langstroh, pltd. Langströ, -strau, n., '
langes, ungeknicktea Roggenstroh, wie
man's zum Dachdecken gebraucht, ge-
wöhnlich Richtstroh (s. d.).
Langut, w., von dem poln. lan Hufe,
Lehngut in Westpreufzen und Ermland
zur Zeit der polnischen Herrschaft, das
bei einem allgemeinen Aufgebot einen
völlig ausgerüsteten und in den Waflfen
geübten Krieger zu J'ufz zu stellen
hatte, sonst aber von allen weiteren
Abgaben und Lasten befreit war. Zur
Entstehung der Langüter gab die Er-
richtung einer regulären Lifänterie un-
ter König Stephan Veranlassung, indem
von demselben mit ^Zustimmung des
Reichstages verordnet wurde, dafz in
den Königlichen Dom ainen gutem jede
erledigte zwanzigste tarifmäfzige Hufe
— deren jede aus einer Hufe in allen
drei Feldern, folglich aus drei Hufen
kulmisch bestand — unter der oben
angeführten Bedingung vergeben wer-
den sollte. Die übrigen 19 .Hufen
mufzten die sonstigen Abgaben und
Lasten übernehmen. . Später, bei Ein-
führung eines stehenden Heeres, wurde
dieser Naturalkriegsdienst in eine Geld-
abgabe (^Lanowe) verwandelt, anfanglich
100 Gulden poln., später 16 Thlr. 60 Gr.
preulz. List, Contributions-Verf^sung *
in Westpr. und Ermland. Beitr. z.
Kde. Pr. IV, 342.
Langzung, Langtung, m., Schimpfname
für einen VerleumdeTr, Zänker, Läste-
rer. Hennig, 142.
Lanke,/. 1. eine Netzreihe, bestehend
aus einem Sack, einem Tuch und wie-
der einem Sack. Es müssen zidischen
den sogen. Lanken, sowie zwischen den
einzelnen Stak- und Kaulharsnetzen Öff-
nungen von 20 RtUen zum Durchgang
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Lapatte — läppern.
der Fische und zur Schiffahrt offen
bleiben. Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff § 37.
Nach Benecke, 376, bilden 20 Stör-
netze, zusammengefügt, eine Lanke. 2.
Busen des karischen Haffes^ • Fisch. -
Ord. f. d. kur. Haff § 12. Nach Grimm,
Wb. VI, 187, ist Lanke^ die Seite, eins
mit Flanke^ «ahd. hlancha, lancha, mhd.
lanchcy lanke,
Lapatte,/., Dem. Lapatchen, Lapatke,
Lopatke,, n. 1: Schulterblatt, Schulter-
stück, besonders vom Hasen und Reh,-
doch auch von andern Tieren, wie
Hammel und Schwein; nach Hennig,
• 142, das Vorder viertel vom gjBschlach-
teten Vieh. „Nach dem Kulifaischen
Privilegio mufzte eine' Lapatte jedes-
mal an die Herrschaft gegeben werden.
Die alten Litauer beurteilten aus den
Knocbet der Sehweinelapatte das Wet-
ter des künftigen Jahres." Hennig,
a. a. O. Erl. Pr. I, 133. Lit. lapatka,
poln. u. russ. lopatka Schulterblatt, wohl
Dem. zu lit. lopetä, poln. u. russ. h-
päta Schaufel; im pri'z. Voc. ist Ippto
(548) Spaten, pette (104) Schulter und
peUü (106) Schulterblatt. Nsslm.,
Forsch. 2; Th., 89. Schmitt, 108;
Westpr,, 166. Pierson, Lit.-Aeq., 20.
2. Sperber, 38: die Lopatt und Lapatt
*der Lauf des Hasen. Schemionek,
23: Lapattken di^ Vorderbeine vom
Hasen oder Wild. Hier das franz. la
patte 'Pfote. Daher auch übertragen
die Hand. Enem bt de Lapattkes nehme^
ihn bei den Hunden ergreifen.
Lapitschkeschwenker, m., Slovake, der
mit Mausfallen etc. umherzieht, Töpfe
mit Draht bestrickt. Aus dem poln.
lapica Falle, Mausfalle, und dem deutsch.
9chwenken\ letzteres wohl besonders in
Bezug au^ den Draht. Westpr.; sie
heifzen hier nach Treichel auch La|^ki.
Man nennt diese Leute häufiger: Rat2l-
faller, Mausefaller.
Lapitzer, m., s. Lappjuch.
- Lapki,- m., s. Lapitschkeschwenker.
Läppchen, pltd. Lappke, n.. Dem. von
Lappen^ ein biCzchen, ein wenig. En
Lapke Heu. Treichel.
läppen, sw,, schwatzen, albernes Zeug
reden, wobei Aufschneiaerei und Löge
mit unterlaufen. Summa, welcher Na-
tivitetsteller am hurtigsten läppen kan,
ist der beste und wertheste Mann.
Linem., T la. Schmeller II, 486,
führt aus dem Jahre 1618 das Sprich-
wort auf: Thaler klappen^ Wort läppen^
dicta non sonant
Lappen, m., in der Jägersprache die
Zeugflicken, welche an langer Schnur
ein Jagdrevier umschliefzen, um das
Wild voii dem Durchgange abzuhalten.
Bricht es dennnoch aus dem Revier,
so ist es durch die Lappen gegangen.
Lost Tner nich des memste Wild dorch
de Lappes gehn! Hott, Driewjagd.
Hiervon bildlich^ von einer Person, die
entkommen, oder einer Sache, die ver-
loren gegangen: sie ist durch die Lap-
pen gegangen. Gegenteils im eigentlichen
wie bildlichen Sinne: belappen, belapsen.
Hennig, 142. Sprw. I, 2300. Sper-
ber, 20. Schemionek, 23.
. Lappen jagdy/., Jagdreiten ähnlich der
Schnitzeljagdy wobei die Wegstationen
durch LappcA bezeichnet sind. Trei-
chel.
Lapperei, /., von Lappen, 1. das Zer-
lappte, in Lappen Au%elöste, Plunder.
2. eine unwichtige, unbedeutende Sache,
Kleinigkeit. Mancher .möchte wol sehr
weitlich lacjicn, warumb ich mit solcher
läpperet/ zu marckt käme.- Linem.,
Uu4b.
läppern, sw., s. labbern.
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10
Lappjuch — lassen.
Lappjuchy m., abgerissener, in Lappen^
Lumpen, gehender Mensch, Herumtrei-
ber; ein solcher, der überhaupt nichts
auf sein ÄuTzeres hält. Auch Lapiber,
m. Mühling. Lctpitzer könnte wohl
von poln. iapica Falle abgeleitet sein.
Vgl. Lapitschkeschwenker.
Lappländer, v»., ein in Kleidern her-
untergekommener Mensch, der in Lap-
pen umhergeht; von dem Bewohner
Lapplands ist nur des Scherzes halber
der Name geliehen. Sperber, 44,
schreibt LappUnder.
Lappsack, nn., annseliger Mensch;
nach Mühling auch ein alberner, also
soviel wie LapB.
Laps, m., läppischer, alberner, un-
gehobelter Mensch; nach Treichel
auch Laphans, in den Gedanüm. Flaps.
Es ü ein rechter Lapa. Du wärscht e
Laps^ du bo8t e Laps on warscht e
Läpske bliwe, Sprw. I, 2304. He, rep
de SpeJ'zmann: Oler Laps, nomm^ doch
e Schnaps! Firmenich III, 116a. Bei
Bernd, 153: der Läppsch; bei S all-
mann, 18b: Laps Kind. Davon lap-
sig, ac^\, läppisch, albern, unreif an
Gestalt und Wesen. Er ist lapsig —
sieht lapsig aus.
lapsen, sw., entwenden, stehlen; auf
Exekution kommen. Davon Lapser, m.,
Dieb, im Ermlai^de mehr noch Exeku-
tor, lapsersch, a(^\y diebisch; im Erm-
lande mehr abdringend, quälend, zwin-
gend. Mühling.
Lapshans, m,, lapsig, ^adf., s. Laps.
Larbe, /., Larve. Man kennt den
Falcken an der Färb So hat sein (des
Bräutigams) Wahdel keine Larb, Carm,
nwpt I, 262.
Lärm, m., zunächst Lärm, dann, da
es auf Hochzeit oder Eindtaufe mun-
ter und laut herzugehen pflegt, Uoch-
zeits- oder Eindtaufsschmaus. Will bei
solchen Fest^ die Munterkeit nicht
recht aufkommen, so fiagt man: Ös
hier Zarm oder Lärm f Samland. Zarin
(s. d.) = Festmahl beim Begräbnis.
Lärmstange, /., grofzer Mensch, na-
mentlich grofzes Frauenzimmer. Sie
ist eine wahre Lärmstange,
Las, m., s. Lachs.
lasch, adj., lässig, träge; feige, mut-
los, schlaff, matt; mnd. la>s, lasch; franz.
lache. En lascher Lakai g§ft *nen
frischen Tapper (Zapfer). Dorr, 1.
Wiew., 18. Sperber, 44.
Lasclie, Latsche, /. 1, ein als Keil,
Streifen oder Zwickel angesetztes Stück,
besondeis an Kleidungsstücken. Die
Latsche im Hemd, Keil im untern Teile
des Ärmels; sie heifzt auch WInnlatsche,
weil durch sie die Weite des Ärmels
gewonnen wird. Mühling. Klein
II, 233, hat für Danzig Windlatsche.
Die Latsche am Rock, die Platte an
der Seitentasche. Vgl. Adelung II,
1910. Grimm, Wb. VI, 210. 2. Strei-
fen, Lappen, Fetzen überhaupt, er wart
alsS zuhouiüin, daz man mochte schou^
win im hengin von dem libe bloz man-
chin vleischis laschin gröz. Jeroschin,
99c. Pfeiffer, 186. Vgl. latschen.
laichftr, adj,, leicht, bequem, unge-.
zwungen, das franz. Uger. Sperber,
44.
Lasker, m. jüd. Vom. Lascaris. Fla-
tow. Schmitt, 112.
lassen, pltd. late(n) (a = a), st. 1.
sinere. 2. mögen, sollen.* Lafz er man^
mag er doch! Lajz er man kommen!
Lafz ihn man reden! Lafz er das
nicht noch einmal ihuni Lafz er doch
gehen! Ldt em manrtde. Volksr., 38,
^147. 3. kleiden, aussehen, sich machen,
sich geziemen, scheinen, das Ansehen
haben. Dat lett em e mal stramm, das
kleidet ihn einmal schön! 4. aulzer
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Last — Latsche.
11
sich sein; sich nicht bergen, retten
können, öck wüst mt nich to lote ver
Lache. Dat measchte hicckt he (der
Späfzemacher) dem Lehra op^m Ledda^
de sock ganich to löate tcust Boldt,
7. Ahd. Idzan^ Idzeriy mhd. lazen. Vgl.
Sprw. n, 1658 f. *
Last, /., Zusammenfassung von 60
Scheffehi (Getreide) zu einer Einheit.
Bjin Schiff von x Last^ zur Bezeich-
nung der Gröfze des Fahrzeuges Vgl.
Wispel.
LastadiC, Lastadje, /., Ladeort an den
Flulizufem von Handelsstädten. Die
LastcuUe {Lästadiengasse) in Königs-
berg — in Danzig. Mnd. lastadie^ holl.
lastadje. Nach Adelung 11, 1919, aus
dem von Last geformten mit. lastadium
und lastagium Ballast, Schiffsfracht,
frnz. lestage^ engl lastage.
Lasterbalg, m.^ Schimpfwort schon zu
Jeroschins Zeit. . . . ein engistliche
vahcheit^ in der sich mit gelübede walk
zuzin sus der lasfirbcdk 41b. kegn des
tuvik lastirbalc 46 c. Pfeiffer, 186.
In jetziger Zeit ist Balg in diesem
Sinne sachlichen Geschlechts.
Lafzbauer, tn., Bauer, dem Land und
Inventarium seiner Besitzung nicht
eigentümlich gehörten, sondern von
der Gutsherrschaft nur belassen wa-
ren; er konnte mithin sie auch nicht
vererben. Die weitere Vergebung der
Besitzung an einen der Angehörigen
blieb ein Vorrecht des Gutsherrn. Im
öffentl. Anzeiger des Amtsblattes der
Eönigl. Regierung zu Königsberg, 1840,
Nr. 35, S. 280, wird von Seiten des
Land- und Stadt-Gerichtes Wormditt
der adliche Lafzbauerhof ThaWach
Nr. 4, zum geistlichen Stifte Krossen
bei Wormditt gehörig, zum Verkaufe
ausgeboten. Muhling.
Lafzbauerhof, m., Hof eines Lafzhauem.
S. das vor.
LafzdUnkel, w., eingebildeter Mensch.
Dieses sei zu gefallen dem Einfältigen^
auch wol vielleicht einem und dem an-
deren La/zdünkel angezeiget. Linem.,
S2b.
tat, adv.^ spät. En bei to lat^ is vel
to lat^ ein bilzchen zu spät^ ist viel zu
spät. Gr. Werder. Free^' op de Been^
on lat pit Bedd. Dorr, ]. Wiew., 27.
Leewer dree Stunden to free}^ as eene
Minut to lat Ibid,, 50. In Hessen .
Ute spät am Tage^ zur Abendzeit.
Vilmar, 237. Vgl. löt*
|.atallitZy m., dämonisches Wesen, dem
Alf (s. d.) gleich^ schwarz mit feurigem
Schweife, der den Seinen durch den
Schornstein die Kisten und Kasten mit
Schätzen füllt. Er hat den Latallitz^
ihm gedeiht alles. Mewe. Berent.
Carthaus. Treichel. Vgl. Parok.
Latke, Latkeblatt, Pflzn., s. Lottchen-
btatL
Latsch, f. Bei Pr.-Eylau Name für
ein Wäldchen : die krumme Latsch. Mnd.
fo», laschcj keil- oder zwickeiförmiger
Streifen; Gehre. Mnd. Wb. H, 630a.
Vgl. Lasche.
Latsche, LAtsche, /. 1. plumper,
grofzer Fufz; Latschen, plur., auch weij
ausschreitende Beine. Sperber, 42.
2. schlechter . niedergetretener aus-
schlüpfender Schuh. In Hessen Datsche,
Latschen, Latsche der aus Lumpen oder
Salbenden zusammengenähte oder zu-
sammengeflochtene Schuh (wohl unsere
Wu^cfien) ärmerer Leute, zumal der
Frauen; von Tatze. Vilmar, 66. 238
In Posen Latsche in ihrem Anzüge
nachlässige Person, namentlich weib-
lichen Geschlechts. Ich bin ein Loht-
schel gewesen, desto besser kann ich jetz •
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12
latschen — laufen.
wirihschaften, Sophi R. .1, 634. 3.
Federbüschel an den Füfzen der llüh-
ner und Tauben: Latschfüfze^ Latsch-
kühner , Latschtatiben. •
latschen, sw.^ auch Ifttechen, in Lat-
schen gehen; schlürfend, schleifend
gehen, als trüge man Latschen. In Est-
land litsch-latsch lautnacbahmend vom
schleppenden Gang. Sallmann, 70a.
veriatechen, Schuhe schief treten, aus-
treten, zu Latschen machen; auch aU8-
latschen, henimlatechen, latschend um-
hergehai, in latschigem Schuhwerk
gehen. Marold hat für latechen und
die Komposita laiitschen, Treichel
.IA$chen; auch: Eine'runtei*lätschen^&\VL^
Ohrfeige austeilen.
latschig, Ifttschig, adj, von latschen,
nachlässig, ohne Halt; von der Klei-
dung, vom Gange. Südlich und Iaht-
schig bei zunehmendem Mangel. Soph.
R. III, 231. Die des morgens recht
lahischig aussehen. Ibid. VI, 477.
Schemionek, 23: Jadschig. Vgl.
schludrig.
Lattenzaun, pltd. LattetOn, m.^ Zaun
aus Lattenstäben oder Staketen, daher
auch Staketenzaun.
Latze, /., Klappe oder auch (neuer-
dings) Spalte an der Männerhose; sonst
allgemein der Latz. Vgl. Brustlatz. S.
Grimm, Wb. VI, 282.
lau, adj.y mild. Laues Wetter; lauer
Winter, Schoil bei Jeroschin: Nu
was der vAnür cUso Id 70b. Pfeiffer,
185.
Lau, ?7i., der Leu, Löwe. In Danzig
heifzen Speicher: der goldene, der rote
Lau (Pas&arge, 112); in Königsberg
.giebt es einen Latcen-Krug:
Laube, im Ermland LSwde, /, be-
deckter, vorn und an den Seiten offe-
ner Vorbau, von Säulen getragen. Bei
den Häusern um den Markt in Marien-
burg und in' den ermländischen Städ-
ten, wo die an einander hängenden
Lauben einen . verdeckten . Gang die
ganze Marktstrafze entlang oder den
Markt umschliefzend bilden. In den
Lauben, im Volksmunde Lewen^ Löwen,
Lewden, bieten Kleinhändlerinnen ihre
Waren feil. An den vereinzelt stehen-
den Landhäusern nennt man di^e Vor-
hallen Vorlauben (s. d ). Schlecht ver-
hochdeutscht von dem altpr. lubboj
Zimmerdecke, Bretterlage über den
Balken, lit. lubä, gew. im Plur. liibos;
im Lett. ist luhba wie oben Laube.
Zu vergleichen poln: lub Wagendecke,
'russ. pa-luba Schiffsdeck. Nsslm.
Thes., 97. In Posen Lowe, Lobe. Bernd,
158.
Lauben, m,, Fischn., s. Häsling.
Laubenkraut, n., gemeiner Teufels-
zwirn, Lycium . barbarum L., weil es
als Zierstrauch zu Lauben herangezo-
gen wird. Treickel, Volksth. IL
Lauchel, Pflzn., Knoblauche-Hederich,
Erysimum aUiaria L. Hagen, 694.
Lauenbetg, Wald zwischen- Herms-
dorf und Zinten. Gd na Laueberg Zege
hede. Zum alten Junggesellen, zur alten
Jungfer. Sprw. I, 1146.
Lauend, /, s. Leinwad.
lauem, pltd. IQre(n), sw., harren, war-
ten. Lät ons nich lang Iure, Det Bor
vmrd ons versure! Volksr., 225, 12. . S.
belauem.
laufen, pltd. löpe(n), st 1. in Redens-
arten: Ihr läuft sich die Beine ah —
lauft sich das Genick ab — er bemüht
sich eifrig, namentlich durch' viele Gänge
um eine Sache. Er läuft, dafz ihm
die Hacken fliegen, sehr schnell. -&*
läuft vne ein Fafzbinder '- — wie die
Katz von Sinnen (?). He lept mot de
Las öm € Wedd. Wer läuft, ist gut
jagen. Hei lept ivie de Filzlm op de
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Laufschwarke — Lauser.
13
geteerte Presenning, Lat em Upe, os
nick ans Foss. Vgl. Sprw. I, 2318 fif.;
II, 1661 ff. 2. von Gefafzen, die leck
sind: der Eimer — die Wassertonne
lauft,
Laufschwarke^ /., die laufende, d. i.
schnell ziehende Schwarke (s. d.) =
Regenwolke. Hennig', 142.
Laiifspule, pltd. Löf-, Löp8pöl(e% /.,
grol'ze Spule^ worauf das* zur Scherung
gehörige Garn von der Garnwinde mit-
tels des Spulrades (mit breitem Lauf)
gewunden wird. Die Zahl d^r Lauf-
spulen betragt gewöhnlich 20, oft noch
einmal so viel. Auf jede Spule mufz
das gewisse Garn, die bestimmte An-
zahl Stücke, Gebinde kommen. Das
Wirkgesteil, 126.
Lauftagel, m., bei Stein, Peregrinus
III, 7, unter res nauticae. Tagel (s. d.)
s. V, a. Strick. -
Laura, blaue, Pflsjn., Winde, ConvoU
vutu8 tricolor L. ' Weichseldelta. Trei-
chel,.Volksth. m.
Laurin, Pflzn., gemeines Tausend-
güldenkraut, Eftyihraea centaurium L.
Hagen, 255. Hennig, 143.
Laus, pltd. LQs, /. Vielfach in Sprich-
wörtern und Redensarten. Er hat sich
eine Laus in den Pelz gesetzt Wenn
de Las ut em Schorf gehawe ward, denn
ward se schäftig, E Lm ön e Körnst
os beter als gär kein Flesch, Wenn der
Junge die Mütze abzunehmen vergifzt
(beipi Grnfz oder Eintritt ins Zimmer):
Jung^ hast Angst, dat di de Lues ter-
trete. Vgl. Sprw. I, 2324 ff. Studen-
tischer Ausdruck: Nicht die Laus, rn^^i
. das Geringste. Der Mensch, verglichen
mit der Lavjsx Wie eine Laus kriechen ;
— geschäftig — karsch — lustig —
schäftig sein; wählig sein wie eine Laus
ini Schorf; — sich pflegen — den eige-
enn Willen haben tvie eine Laus im
Schorf; — karwendig - — luchter sein
toie eine Kleiderlaus; — einem auf dem
Hake sitzen wie eine LaUs. Korrespbl.
Ili, 52. •
Lausangel, pltd. LQsangel, tt»., Schimpf-
wort; dem eigentlichen Sinne naeh zer.-
lumpter, lausiger Kerl, „gleichsam eine
Angel für die Läuse". Spetber, 20.
Das Brem. Wb. I, 18, weist für die
Herleitung auf die. alten Angeln hin,
„welche (ihrer Seeräubereien wegen)
vielleicht bei den übrigen Sachsen im
Übeln Ruf gewesen als heimtückische
und garstige Leute..., so dafz man
einen verhafisten Menschen einen An-
gel genannt hat''. Da auizer Laus--
angel (hier übrigens Lau-sangel ge-
sprochen) anderweitig noch "weitere Zu-
sammensetzungen mit Angel auftreten,
wie: Netangely der Nisse, Lauseier hat,
Fretangel Fresser, Fletangel Grobian,
Zotenreifzer, Glür^ oder Lurangel heim-
tückischer, lauernder Mensch^ Spudd-
angel Schmutzfink u. al, so deutet das
Mnd. Wb. I, 88b an, dafz An>gel sich
vielleicht auf oäighe (j=hanghe) Natur,
Wesen, Gewohnheit (bei uns auch
Angewohnheit) zurückführen lasse.
Lausbart, pltd. LQsbart (a = a), m.,
Kerl, der im Bart Läuse hat; Schimpf-
wort
Lauschenknicker, pltd. LAskeknttcker,
Läuseknicker, in der Kindersprache der
Daumen. Volksr., 32, 124.
lausen, pltd. IQse(n), m. 1. nach Läu-
sen suchen. 2. einen züchtigen, durch-
prügeln. Öck V?ar dt luse! als Drohung.
3. betrügen, ausbeuteln. Se' hebbe mt
göt gelust •
Lausepulver, n., s. Kuckuckssaat.
* Lauser, pltd. LQser, m., Mensch, der
»Läuse hat. Bei Stein, Peregrinus
XIII, 88, unter den Schimpfwörtern
neben Lausbart Das. 90: Laushund,
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14 lausern — lawen.
Lauspungel als Schimpfwort unter Ehe- wie Boldt dm Landgräwe^ er kommt
leuten. W. Mtsbl. VI, 159. 173. nicht zum Ziel. Danzig. Sprw. I, 2339.
lausern, pltd. UMerOy 8u?., lauernd zö- Hennig, 143.
gern, zaudern, verziehen, saumselig Lftwä, /., s. Lftwe.
warten, langsam sich fördern^ langsam Lftwe, Lftwd, Lobe, Löbde, LOwd, /.
arbeiten. Latiser nicht so lang! 1. Verlobung, die im Ermlande feier-
Lausetag, pltd. LQsdag, m., Tag, an lieh durch den Geistlichen geschieht,
dem den Kindern die Läuse abgekämmt Item^ WannLobde geschieht^ dazu sollen
werden, der Sonnabend. Vgl. Kamm- personen vber fünf nicht komenj den
tag. Breütigam mit ein gerechent Kleider-
Lausharke^ /., Harke, Rechen, für Ordnung in Königsberg. N. Pi:. Prov.-
Läuse, Umschreibung für Kamm. Volks- Bl. a. F. VH, 374. De Lowd on de
ausdruck? Kesting koste foats e poa Hundat Ermld.
Laushundy m., Schimpfwort, s. Lauser. Freisch., 10. 2. der Schmaus nach der
lausig, pltd. IQsig, adj., mit Läusen Verlobung. Ermland. Mnd. lovede,
* behaAiet. Beliebtes Schimpfwort: lau- lovete^ lofte. Nsslm., Forsch. 2, fuhrt
siger Keti — Hund etc. die Formen Ldwe^ Löbe^ Lobde auf
Lauskamm, m., Kamm für Läuse, das Altpr. zurück; sie gehören nach
dichter Kamm. Vgl. klatterrt u. Nm(z- seiner Angabe augenscheinlich der Wur-
kamm. zel an, *yon der wir im Katechismus
Lauspungel, m., Schimpfwort, s. Lau- Ipbnigs^ lubeniks der Kopulierer, lyü-
ser. laiskas Traubuch, Trauformular, sa-lu-
Lauswenzel y m.^ schlechter Rauch- ban^ salauban Ehe, sa^lubsna Trauung
tabak, Tabak, an dessen Rauch selbst haben. Lit litibyju^ liübyti gern haben,
Läuse zu Grunde gehen. He schockt lieben, stisi^liubyti sich lieben, Neigung
mt na e Packke vom dtre LuswenzeL haben einander zu heiraten. Vgl auch
Kgsbg. Firmenich I, 102b. Nsslm. Th., 97.
laut, pltd. IQty adj. laut werden — . Lftwegeld, Lobegeld, n., Abgabe, welche*
vom Hunde, der auf der Fährte des bei der Verlobung eines Paares zu
Wildes anschlägt. Wenn §k dittmal entrichten war. Wir heben auf und
lud warr^ on §k heww keene Spar (Spur, todten in ganz Preussen alle üngelde^
Fährte), denn trut mi miendag nich Accisen, Läwegelde etc. Begnadigungs-
' meh\ Dorr, 1. Wiew., 101. scferift des Polenkönigs Wladislaw Ja-
lauten, pltd. Ittdde(n), »t(?., läuten. Die gello v. J. 1410. Verschieden im Sinne
Glocken lauten: ist das Lobegeld der älteren dputschen
lautschen, mo.^ s. latschen. Rechtssprache, lat. laudemium. Vgl.
lavieren, pltd. Iaw6re(n), b/w. 1. hin Adelung II, 2082. Nsslm., Forsch,
und her segeln, um gegen Wind vor- 2. • Hennig, 143.
wärts zu kommen. 2. bildlich: widri- Lawelbler, pltd. LawelbSr, n., mnd.-
. gen Verhältnissen durch Abwarten und hveJber^ Gastmahl bei der Verlobung,
geschicktes Entgegenwirken vorbeugen, Verlobungsfeier. In der Landesordnung
entgegen arbeiten, Umwege, Umschweife des Siegfried von Feuchtwangen, Art.
machen, wenn man auf geradem Wege 12. Hennig, 143. Vgl. Klndelbier.
picht zum Ziele gelangt. He lawert Iftwen, sw, 1. loben, preisen. 2. dem
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Lebas — Lebenskraut.
15
Werte nach schätzen, veranschlagen^
den Preis angeben. Wat läwe se dat
Topgike^ was loben sie das Töpfchen,
was soll es kosten? 3. verloben. , Das
ahd. lob&n^ lopön u. loben^ wie das mhd.
loben haben auüzer der Bedeutung un-
ter 1, auch noch die von geloben und
versprechen. Ygl. LAwe.
Lebas, m., fauler, träger Mensch.
Treichel. Wäre das Wort gleichbed.
mit Dummkopf, so würde es zurück-
zuf&hren sein auf das poln. leb Eopf
in verächthchem Sinn. Mrongov. I,
193a. Vgl Lorbas.
lebbem, aw.^ s. labbern.
leben, pltd. Iewe(n), «to., in zahlreichen
volkstümlichen Redensarten und Sprich-
wörtern: Er lebt auf Regiments Un-
kosten — vogn Winde — von Essen und
Trinken — vne Gott in Frankreich —
ufie die Made im Speck — vne ein Ma-
tador. He lewt üt Solt on Wäter^ sehr
elend — wie Forschte Suon e Sesswäke^
es geht ihm sehr gut. Er lebt wie der
Bauer auf seinen Hufen — vne der
Bauer Kiewit in Lohherg — vne der
Papst von Lenzen — he lewt so as Bo-
napat cm (am?) Heckeposte. Jerrento-
witz. Er lebt auf seine eigne Hand und
kocht sich selber. Je länger da/z man
lAty je mehr einem widerfahrt. Pannke
fett leben. Wi lewe rtw on nich e Jahrke
so lang. Warscht lewe^ warscht sehne —
war wie lewe^ war wi sehne u. a. Se
lewe vom Profit on fbhre Stät vom Be-
drSge. Dönh^ Vgl Sprw. I, 2346 «F.;
n, 1674 ff.
Leben, pltd. Lewe, in der Dzg. Nhrg.
LBwen, n. Viol^t, 102. 1. in Sprich-
wörtern und Redensarten: E Lewe ohne
Lew ÖS wie e Hund ohne Zdgel — vjie
e Hund fer e Orosche. He freU sock
dat Lewe af er verzehrt sich in Gram.
Fer solk Lewe schon lewer verheiratet
sön, Dat ÖS e Lewe vne öm Lehm. Das
Leben ist jetzt Gras^ es geht damit zu
Ende, ist in Gefahr; auch als scherz-
hafte Drohung. Vgl. Sprw. I, 234Öff.;
II, 1671 ff. 2. lautes, unruhiges We-
sen, Lärm. Mach nicht solch ein Le-
ben! ruft man dem lärmenden Knaben
zu. Fjt macht von der Geschichte ein
so grofzes Leben, d. i. Aufheben, spricht
viel darüber.
Lebensbaum, m., wuchernder Stein-
brech, Saaifraga sarmentosa L., auch
Schusterblume, (?). Treichel, Volksth.,
II, 20.
Lebensgeist, pltd. Lewensgeist, m., Zu-
sammensötzung aus Geist und Ldfen.
He heft Lewensgeister^ er ist ein geistig
begabter, geweckter Kopf.
Lebenskraut, pltdi LewenskrOt, n., Fett-
henne, Sedum telephivm L. Der Name
rührt daher, dal'z die Pflanze, in fi'eier
Luft hängend, zu vegetieren fortfahrt
und, nach der Volksmeinung, Leben
und Tod anzeigt; daher heilzt sie nach
Mühling in der Gegend von Rössel
auch Leben und Sterben. Hagen, 478:
Wenn sie in einer Stube, worin ein
Kranker ist, unter den Balken gescho-
ben, auswächst, so zeigt dieses die
Wiederherstellung des Kranken an; ge-
schieht dieses nicht, so hält man ihn
für verloren. Nach Hagen, a. a. O.
schleicht sich auf dem Lande das un-
verheiratete Gesinde in der Johannis-
nacht, wenn der Hahn zum erstenmal
kräht, auf das Feld und sucht die
Pflanze auf. Diese wird den folgenden
Tag zwischen 11 und 12 Uhr mittags
unter einen Kreuzbalken versteckt und
täglich besehen. Hält sie sich bis den
zwölften Tag frisch, so bekommt die
Dirne in dem Jahr einen Mann und
der Knecht eine Frau. Verdorrt sie
dagegen, so bedeutet dieses Böses
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16
Leben — Lecks.
und wohl gar den Tod dessen, der eine -
fröhUcliere Vorbedeutung erwartete.
In ^er Gegend von Saalfeld wird als
Lebenskraut Sedvm maocvmum unter
die Stubendecke , gehängt „f ör jeden,
wo (den) man will: für Vater, Mütter,
Schwester etc." Abgekochtes Sedum
max. liefert einen heilsamen Ti^nk.
Auch benutzt man nach Treichel im
Weichseldelta als* Lebenspflanze den
Gartenkohl, Brassica oleracea L., indßm
man am Johannisabende einzelne Pflan-
zen fär die Angehörigen einpflanzt.
Weil die Pflanze in der Johannisnacht
gesammelt wird, heifztsie auch Johahnb-
kraut Vgl. Volkskal., 113.
. Leben und Sterben, Pflzn., s. das vor.
Leberwurst, pltd. LSwerworscht, /. 1.
Wurst von Leber. 2. Name im Volks-,
witz: Hans Hans Lcwerworschtj Uwt
dtn 61 Wtw nochf Ja^ ja, se lewt noch^
liggi öm Bed on zabbeli noch.
Lechel, n., s. LächeL
lecken, pltd. Hicke(n), sw. 1. rinnen,
triefen, tropfenweise flieizen. Der Eimer
leckt, er hält nicht dicht, ist verspakt.
Hennig, 144. Die Nase leckt ihm,
er hat starken Schnupfen. Das Blut
leckte ihm man so aus der Nase, ihm
blutete die Nase heftig. Bildlich: Es
leckt ihm in die Bude, er hat Schaden,
Unglück. 2. wenig, oder mit Unlust,
langen Zähnen essen. Vom Lecken wird
keiner fett, 3. trinken. Hestu mt sehne
locke!' d,i. mit Begierde und Wohl-^
behagen trinken. Carm, nupt I, 282,
15. 4. küssen. In ihrem (der Nadrauer)
Ehestande wird man aber nicht g^ajir,
dass sie sich so of entlich leöken, als man
wohl bei den jungen deutschen Eheleuten
stehet. Pierson, Matth. Prätor., 93.
Das viele . Lecken setzt blau£ Flecken,
die Zärtlichkeit während der Braut-
schaft schlägt in der Ehe oft in ihr ■
Gegenteil um. Wenn man en Possken
von crem Fell on Leppen leckt, Carm.
nuptl, 298. 5. sich sauber und-rein-
lich »kleiden. Sie ist wie vom Bullen
geleckt, namentlich, wenn das Haar glatt
und glänzend gemacht ist.
Lecker, m, 1. Appetit, lebhafite Be-
gierde, heftiges Verlangen. Sich den
Lecker stillen — vergehen lassen. Der
Schmecker verdirbt den Lecker, zu Kiii-
dem, wennsie sich etwas „zuschoaecken"
erbitten. 2. die Zunge.' Sich den Lecker
verbrennen. Sprw. I, 2379.
leckem, sw., naschen, für Süfzig-
keiten das Geld verthun; liebeln. S.
lOffeln.
teckgut, n. t%er die Schweinsborsten
haben die Konigsbergische Bürstenbinder
ein Privilegium, dafz kein sogenanntes
Leckgut, welches weifze auserlesene Bor-
sten sind, ohn ihre Marke im Handel
vertrieben werden kann. Bock, Nat.
IV, 248.
Leckkuchen, m., Lebkuchen, Honig-
kuchen. Thomer Leckkuchen. Bock,
Nat. I, 269.
leckmaulen, pltd. liickmQle(n), sw., das
Maul, die Lippen lecken, nach etwas
starken Appetit haben. He leckmült
as Lemke's Bock ncÜm Arftestroh. He
löckmillt wie de Domnausche StadtboU.
In Domnau hat man einst den Stadt-
bullen an einer um den HaJs gelegten
Schlinge aufs Stadtthor ge.wunden, da-
mit er das dort wachsende Gras ab-
weide. Als das in der Luft schwebende
Tier, dem Ersticken nahe, die Zunge
zum Rachen herausstredkt, schreien, die
Domnauer fröhlich: Seht, seht, nun
leckmault er schon nach dem Grase!
Vgl. Sprw. I, 2381.
Leckmeritzensaft, m. , Lakritzensaft,
su^cus
Lecks mir am langen Widerhaken, Me-
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. Leckwerk — leg. 17
dikament. Eliadr ad longam vitam. mlat* leudum Währgeld. Vgl. Lein-
Konigsberg. kauf.
Leckwerk, n., Med., Electuarium e Lftdwasser, n., Wasser im L<?d, Glied,
Senna, Gliedwasser, Eiterwasser unter der Haut
LM, n. 1. Lied. 2. Leid. Mtn's bei Wunden. Ln Brem. Wb. III, 64:
ffröten Leds! ist nach Bock, 31, und Ledewater.
Hennig^ 144, durchgängig die Aus- ISdwSg, KdwSgig, adj\, in Königsberg
rufungsformel bei Schreck oder Ver- auch ISgwClig, wackelig, gebrechlich,
wunderung, oder auch, wenn man etwas ohne Festigkeit und Halt in den Glie-
Ubles befürchtet. Nach dem Preufz. dern oder Fugen. Von Möbeln und
Archiv I, 530, lautet der Ausruf: Meins anderen Sachen, aber auch vom Men-
gro/ze Leds! Er hat sich ein Leid ge- sehen. Das Rad am Wagen ist led-
thatiy er hat sich ums Leben gebracht, wegig. Ein ledwegiger Stuhle Tisch —
3. Glied. Vgl. LSdwasser. ein ledwegiger Mensch^ ein lang auf-
L6de, /., wüst liegendes Land, na- geschossener Mensch ohne Festigkeit,
mentlich in Niederungen ; von Z^^ (s. d.). Halt und Kraft. In Hamburg und
Es ist sehr wahrscheinlich^ dafz hieselbst Bremen ledeweek, Brem. Wb. III, 64.
nach 20 oder 30 Jahren keine Brücher ^ Der erste Teil des Wortes ist Led^
Leeden und ungebauete Felder dürften Lid, Glied, der zweite in dem ham-
angetrofen werden; die wenigen aus- burg-bremischen ledeweek: wek weich.
genommen, so einer Verbesserung un^ Hennig, J44.
fähig sind. Bock, Nat.I, 639. Grimm, Leffel, pitd. L6pel, m.y s. Löffel.
Wb. VI, 537: Lehde. leffeln, pltd. ISpeln, sw., s. Ittffeln.
Leder, n, Haut des Menschen. Einem Kg, lag, adj, 1. niedrig, seicht; ahd.
Ott/« L^cfer^^A^w, ihm mit Prügel drohen, ^^, mnd. lech, lege, ags. Iah, hoU.
ihn durchprügeln. Sprw. I, 1. Enem laag, heg, dän. lao. Der Stuhl ist lag,
op^m Ledder hucke^ ihn belästigen mit niedrig. Der Bach ist lag, seicht. Det
Besuchen, Aufträgen, Späl'zen etc. laje Föld öm Woater steit Dorr, 18.
Ledering, /., s. Gadder. In Elbing giebt es eine hohe und eine
Ledermab, pltd. Leddermatz, tw., fe^^rg Brücke, letztere stromabwärts von
Schimpfwort: er ist ein rechter Leder- erste rer gelegen, in Danzig ein hohes
matz, Gedanism. und ein Uges Thor, auch eine lege Stadt,
Lederung, /., s. Gadder. * Niederstadt, als Stadtteil. Als Sub-
ledig, pltd. leddlg, adj. 1. ledig, leer, stantiv LSg, /., niedrige Fläche, Thal.
De Buk ÖS leddig, der Bauch, d. i. der Der Weg in der Leg ist recht schlecht
Magen, ist leer, ich bin hungrig. 2. Saalfeld. Auch auf Personen ange-
on verheiratet öck st noch leddig. Se wandt: Hoch on Leeg bedreegen, Rick
ÖS en leddget Fruenzömmer. Schon bei on Arm^ hoch und niedrig betrügen,
Jeroschin: do quam ein ledic vroutoil reich und arm. Dorr, 1. Wiew., 22.
gdn 64 b. Pfeiffer, 186. Ludewig Napolejohn, so'n Kerl, so leg
LMkauf, LTdkauf, m., eigentlich Leidr on wenig. Volkslied: Dat Danziger
kauf, das festgesetzte Reuegeld, das VoUblod. 2. abgeschrägt, abfallend zur
beim Rücktritt you einem Kaufe zu Niederuug. lAn Gtrabenufer ist leg, es
zahlen ist. Hinzuweisen ist auf das schrägt sich zur Tiefe ab. Vgl. Brem.
PriMbbUr, Wörterbacb IL ■ * 2
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18
Legan
lehren.
Wb. III, 4: laag. Schützeil, 19 u.
Dä4iii., 271a: leeg. Hennig, 144.
Sperber, 21. Schemionek, 23.
Grimm, Wb. VI, 58.
Legan, d. i leg ai^, macl^e Halt, Name
für Gast- und Wirtshäuser. Yor dem
Stemdammer Thor Königsbergs gab es
ein Wirtehaus Legan^ das durch den
Festungsbau beseitigt ist, während das
benachbarte Sprechan^ d. i. sprich an,
noch heute besteht. In Danzig ein
Legan an der Weichsel. Hennig,
144.
Ugde, /., s. Uge.
Lege, pltd. Legg, Legge, /, von legen,
der Hintere der Hühner, weil sie aus
demselben die Eier legen. De Legg
heft sock schon ganz verändert, de Höh-
ner wäre bald' legge. Übertragen auf
den Podex des Menschen. Er hat eine
gute Lege, Ihm reifzt die Legge aus,
er läfzt einen fahren. Samland (Eor-
kehnen).
L6ge, LSgde, /., von leg, lag, niedrig
gelegene Stelle, Vertiefung in flacher
Gegend. Mühling.
LSgel, n., s. Lächel.
ISgwSlig, adj,, s. IgdwCg.
Lehmblätter, Pflzn., grol'zblättriger
Huflattich, Ttissilago petasites L, S.
Lottchenblatt u. Pestilenzwurzel. Hagen,
867.
Lehmdiele, pltd. Lehmdei, /., Scheu-
nendiele, Tenne, weil der Fufzboden
aus festgeschlagenem Lehm besteht.
Lehmkaule, /, s. Kaal.
Lehmpatze, /., Ziegel aus Lehm, iu
der Luft getrocknet, also ungebrannt.
Lehmstftke, /., Fachwerk mit hölzer-
nen Sprossen (Stäken), welche mit Lehm
ausgeklebt sind. * Mühling. Nach
Treichel Füllung in Wänden, wozu
Stücke Ziegel nebst Lehm und Stroh
verwandt sind ; auch Klebstäken. Nach
dem Mnd. Wb. H, 662b, lemstaken
Flechtwerk von Zweigen und Pfähjen
mit Lehm dazwischen.
Lehne, /., Pflzn., s. Leinbaum.
lehnen^ lenen, leinen, sw., leihen, bor-
gen. Lehn mir doch dein Messer!
Ebenso in Liv- und Estland. Hupel,.
141. Mnd. lenen, lehenen, leinen. Da-
von ablehnen, weglehnen.
Lehnsleute, plur., Bezeichnung für
alle diejenigen, welche in der. alten
Verfassung bei den Anstalten, ^m Han-
del beschäftigt waren, .als die Korn-,
Holz-, Herings-, Gewürz-, Flachskapi-
täne, die Messer, Braker etc. Sie
wurden mit ihremi Amte vom Magistrate
belehnt und eingeschworen, bildeten
eine Körperschaft und konnten ihr Lehn
auch an andere Personen verkaufen.
Danzig. W. Seidel, 32. Vgl. Be-
lehnter.
Lehr, f.^ Lehre. 1. Unterweisung in
den Fertigkeiten eines Handwerkes.
Er ist beim^ Uhrmacher in der Lehr,
2. Unterricht der Konfirmanden in der
Religion durch den Geistlichen, und
dann gewöhnlich Kinderlehre (s. i).
Sie geht in die Lehr, Oberland. 3.
Unterricht überhaupt. Hei ös schlecht
ön e Lehr, vom Schüler, der Lehre
und Unterricht nur schwer zu fassen
vermag.
lehren, pltd. I6re(n), oberländisch ITren,
sw,, Verwechselung mit lernen, wie
lernen mit lehren. De Jung lehrt nuscht
ön e Schdl, der Junge lernt nichts in
der Schule* De Mansch ward ölt wt
e K6 on lehrt (lernt) ömmer mehr dato.
Sprw. I, 44. Gä ön de Schul on lehre
wat Volksl., 25, 16, 3. Zum Lehrer,
dem die Mutter das Söhnchen zuführt:
Lernen sie ihm doch inan gut. Wer
hat dir das gelernt? Ebenso schwed.
löra lehren und lernen, holl. leeren.
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Lehrkind — Leibstuck.
19
Bei Jeroschin (3070. Strehlke): Di
Juddn — bt in (den Heiden) strtUn
lerten urfd dt lere kertin vurbaz ouch
an ire kint ' S. ablehren.
Lehrkindy n., Eonfirmande.
Leib, pitd. Uw, n., Leib, Bauch, Ma-
^«n.^ Ins Leib schlagen^ essen. E
Schdlche (Schälchen) was Warmes ins
Leib. Das Leib thut mir weh. Ich
h<ä> ein schlimmes Leib^ Durchfall mit
Leibschmerzen verknüpft. Die schmerz-
lose Diarrhöe bezeichnet man mit
böses, offenes Leih, Sie hat sich den
Leib vollgeärgert, ist schwanger gewor-
.den. In der Zusammenfügung mit Le-
ben: Bei Leib und Leben nicht, durch-
aus nicht. Es frw mich über Leib
und Leben, am ganzen Leibe. Dat ös
hei mot Ltw on Lewe, das ist er, wie
er leibt und lebt. Hebb eck mtns Ltwsr
Lews Dag solk Tttoerdrtw gesöhne!
Carm. nupt. I, 282, 9. Hennig, 144.
Leib, m. jüd. Vom., Levi. Auch
Leibusch, Lab^ Löbel. Flatow. Schmitt,
112.
Leibchen, pltd. Llwke, n., Dem. von
Leib,, pltd. Ltw, Frauen jacke ohne
Ärmel, Mieder, Weste, Joppe.
Leibchenkraut, pltd. LTwkekrüt, Pflzn.,
domige Hauhechel, Ononis spinosa L.,
also Leibeskraut, Kraut für den Leib.
Es dient mit vielen anderen Pflanzen
präpariert als Mittel gegen Schwind-
sucht. Der Name hängt wohl zusam-
men mit der poln. Bezeichnung babie
drzewo = Frauenbaum. Treichel,
Volksth. '
Leibgericht, pltd. Ltwgeriicht, n., Ge-
richt, das man gern ifzt, das dem Leibe
lieb ist Beute hat die Mutter mein
Leibgericht gekocht Gliek bringt em de
Afutschke ok hiede sien Liewgeröcht
Boldt, 19. Das Leibgericht wird dem
Kinde gewöhnlich zum Geburtstage be-
reitet.
Leibkuchen, pltd. LTwköke, m., kreis-
runder, aus Butterteig gebackener Keu-
chen, der vorzugsweise an Festtagen
beliebt ist. Zu Bocks und Hennigs
Zeit pflegte man am Neujahr recht
groize Leibkuchen zu bereiten. S. auch
Bock, Nat. 1, 270. Bock, 30, erzählt
noch, dalz abergläubische Leute auf die
Neujahrs-Lei bkuchen vor dem Backen
die Namen der Personen kleben liefzen,
an welche sie dieselben verschenken
wollten. Derjenige, dessen Kuchen ge-
borsten war, mufzte, nach ihrer Mei-
nung, in dem Jahre sterben. Der Stamm
des Wortes ist wohl das goth. hiaifs,
hlaibs Brot, ahd. leib^ leip und hlaiba,
laiba, mhd. leib Laib, geformtes Brot;
ags. hldfy engl, haf, schwed. lef, böhm.
chleba, poln. chleb, serb. hlab. Schade,
404b. S. Adelung H, 1997.« Hen-
nig, 144. Sperber, 20, erklärt L^ii-
kuchen als Lebkuchen, was, wenn da-
mit der Pfefferkuchen gemeint ist, we-
nigstens für Königsberg unrichtig ist.
Sperbers Erklämng als berechtigt an-
genommen, wäre das Wort auf das lat.
libum Kuchen, Opferkuchen zurückzu-
führen.
Leibrock, pltd. Llwrock, m., Frack.
Zieh den Leibivck an, zieh den Leib-
rock an, am Sackrock sind nicht Knöpfe
dran. Dönh. Sprw.H, 1693. S.Sper-
ber, 20.
Leibschneidung, pltd. LTwschnTdung, /.
u. n., Leibschneiden, Schneiden, Schmerz
in den Eingeweiden. Öck hebb so'n
Ltv)schntdung.
LeibstUck, pltd. Ltwstttck, n., Rumpf,
torso; Kleidungsstück, Weste. Rock
on kein Liefstöck dran. Volksl., 87,
22. Junge Frü möt dem öle Ltwstöck,
2*
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20
Leibtage — Leinkäfer.
als neckender Zuruf an Mädchen und
Frauen, ist doppelsinnig.
Leibtage, jpZwr., Tage meines Leibes;
in* der Zusammenziehung mit Lebtage^
Tage meines Lebens. Gedrungen! 7nein
leibundlebtagef Soph. R. YI, 325.
Leibwehtage, /., s. Wehtage.
Leichentrilger, pitd. LTkedräger, m. Er
üt besoffen wie ein Leichenträger. Königs-
berg.
Leichterkahn, m,, s. Lichter.
Leidak, m., s. Laidak.
Leiden, n. Er ist im Leiden^ er hat
einen Rausch. Tiegenhof.
leiden, sw, L leiten, führen. 2. ge-
leiten, begleiten. In erster Bedeutung
pltd. ledde(n)^ ahd. leitan^ mhd. Uiten^
alts. Icdjanj in zweiter pltd. leide(n)^
ahd. Itdan^ Uden Itdin^ mhd. Itden einen
Weg nehmen, gehen, fahren. Schade,
545 a. 553 a. Dat Perd to leid^ spanne^
das Pferd als leitendes spannen, als
Leitpferd, Leinenpferd, Sattelpferd.
leidem, sw.^ klagen. Hei leidert noch
emmer dm das schöne. Geld^ das er dum^
mab (damals) verlor, Saalfeld.
Leidings, m,, s. Lädings.
Leidomassis, (?), Zugnetz. Zu dem
Ende (Fischerei mit Kähnen) können
sie einZugnetz^Leidomassis oder Tinklas-
Leidzamaszis) und ein Vorstellnetz {Ate-
tomage oder Tinklas^-Mettomaszis) zu
Hülfe nehmen. Fisch -Ord. f. d. kur.
Haff §23. Sperber, 40.
Leie, w. jüd. Vom., Lea. Flatow.
Schmitt, 114.
leiern, sto., von Leier ^ zunächst die
Drehorgel, die Leier, spielen. Von
deren stetem Einerlei: I. dasselbe fort
und fort wiederholen, ein Musikstück,
ein Lied, eine Rede, einen Vers, einen
Satz. etc. Leier' nicht immer dasselbe!
Das ist ja die alte Leier. 2. langsam,
schläfrig fahren. Er leiert so langsamche
fort. Ebenso: langsam arbeiten. 3.
ohne gute Betonung reden, namentlich
deklamieren. In ähnlicher Bedeutung
in Liv- und Estland und weiter. Hu-
pel, 141. Grimm, Wb. VI, 686.
Leim, w., Lehm, Töpferthon. Der
geObte Bawherr giebt auch wol Acht^
dafz auch der Leim aus seiner Gruben
nicht anders als bey oder neben dem
Newen Licht möge gegraben werden.
Linem., Mm 2a. Soll sich attch keiner
unterstehen, Leim oder Sand . . . zu
graben. Hart wich, 331. . . ein sehr
strenger Leime tregt nicht leichüich
Rocken^ Gersten^ Heydenkom etc. H e n -•
nenberger, \.
Leim'd, /., Leinwand, s. Leinwad.
leimen, sw.^ gliemen, stänkern, sich
unmanierlich auffuhren; betrugen.
leimem, adj. von Leim^ lehmem, thö-
nern. Das ,,Kind der Sorge" nennt
Herder ein leimemes Bild.
Leinbauär, m., Bauer, der vorzugs-
weise Lein oder Flachs anbaut. Die
Leinbquern im Ermlande.
Leinbaum, LTnbaum, Linbaum, m.^ spitz-
blättriger Ahorn, Acer platanoides und
campestre //. Der Baum heifzt auch
Lehne^ Lenne^ Lönne. Hageo, 1075.
Hennig, 330. Vgl. Brillenbaum,
leinen, sw., s. lehnen.
Leinenochse, m., s. das folg.
Leinenpferd, pltd. LTnepSrd, n., eigent-
lich leitendes Pferd, das, weil es vom
Kutscher gefuhrt wird, das Nebenpferd
leitet; daher gewöhnlich Leitpferd.
Wird das Gespann vom Wagen aus
durch die Leine dirigiert, so ist das .
Pferd links vom Fuhrmann in eigent-
lichem Sinne das Leinenpferd. Ebenso
Leinenochse. Vgl. leiden.
Leinentänzer, pltd. LTnedanzer, m.,
Tänzer auf der Leine, Seiltänzer.
Leinkäfer, m., Maikäfer. Oberland.
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Leinkauf — Lelek.
21
Leinkauf y pltd. Lfnköp, m., Trunk,
Schmaus nach abgeschlossenem Ver-
kauf, Kauf-, Vertragstrunk, den in der
Regel der Verkäufer bezahlen mufz..
In manchen Gegenden pflegt man bei
Viehverkäufen die Neige des Trunkes
rückwärts über den Kopf zu giel'zen,
damit das Gekaufte gedeihe. Statt
Leinkauf hört man auch MagrieUch
(s. d.). Das polu. liiikup ist ein Ger-
manismus und hat auch die Bedeutung
von Handgeld, mnd. Istkop^ likop. Vgl.
über Leinkauf Haupts Zeitschr. f.
deutsch. Altei:th. VI, 269 ff. Der Lein-
kauf wird schon im pomesanischen
Recht etwa um die Mitte des 14. Jahrh.
erwähnt La band, Jura Prutenorum
1866, p. 12. Altpr. Mtsschr. HI, 691.
— Im Ravensbergischen heiizt nach
Klein H, 232, das Handgeld Wim-
koop^ Weinkauf. Das Wort ist zurück-
zuführen auf die allgemeine deutsche
Sitte, erst nach dem Gelage wichtige
Beschlüsse zu fassen, ja selbst die be-
deutendsten Kaufverträge abzuschliei'zen.
Leinwad, Linwad, Linwand, /., Lein
wand. Alle Ausdrücke sind veraltet,
dagegen hört man im Ermlande Leim'd,
Leiwind, Leiend, Leuend, und überall
pltd. Lfinwand. Die beiden letzten
Namen und Lauend auch in der Elbin-
ger und Danziger Gegend. Jle hadd
'nen langen Mantel von witter Lauend
omnamen. Dorr, Driewjagd. Bre-
misch-nds. Lewend. Brem. Wb^ HI,
60. , . , da die Stadt-Frawe verdrufz
hatte über ihre schwartze oder BUyfarbe
Linwad, . . . Nun ists bekand^ je stär-
cker die Sonne wircket auf der Linwand
je geschwinder wird sie trocken. L i n e m. ,
Qqla.
Leinwandsbaum, pltd. Ltfnwandsböm,
m., im Webestuhl der Querbaum, vom
unten gelegen, auf den das fertige Ge-
webe, die Leinwand, gerollt wird, in-
dem sie über Brustbaum und Kni^-
baum sich hinwegzieht. Vgl. Das'Wirk-
gestell, 124.
Leinwebergasse, pltd. LVnnewewergass',
StraCzenname in Königsberg, Straf'ze, in
der Leinweber wohnten.
Leis, Leise, n., Gleis, Geleise, Spur. '
Gewöhnlich in der Zusammensetzung:
Wagenleis, Ahd. leisa, mhd. leise^ leis.
Schade, 543b. Hennig, 331.
leisen, sw.y fest im Leise^ Geleise,
bleiben. Zunächst vom Wagen, der
in seinen Rädern fest ist, nicht schwankt.
Mühling.
Leiser, m. jüd. Vom., auch Lesser,
Loser ^ Löser^ Less, Les-che, Elieser.
Flatow. Schmitt, 112.
Leisten, LiestSn, ListSn, Ortsn., Löwen-
stein, Kirchdorf im Kreise Gerdauen.
Dönh.
Leifzienen, Ortsn., Dorf im Kreise
Wehlau. Vgl. Schallen.
leit, 3. Person des Präsens von
liegen und legen, Ermland. Ober-
land. Da leit er^ da liegt er, der Ge-
fallene. He leit (legt) sick längs de
Awebank. Volksl., 32, 21, 2.
Leiter, Leitfisch, pltd. Ledder, Ledd-
fttsch, w., ein Rastard des Brassen oder
des Gieben; von den Fischern des
frischen Haflfes so genannt. S. Be-
necke, 125.
Leitpferd, n., s. leiden und Leinen-
pferd.
Leiwind, /, Leinwand, s. Leinwad.
ICIcen, sw., laichen, schwed. leka. De
Schölmeister leke^ sie gehen in der Fe-
rienzeit auf Reisen. Sprw. I, 3421.
Lelek, w., nach Mrongov., Wb. I,
194a, der Waldkauz, Stria aluco; nach
Treichel der Tagschlaf oder Ziegen-
melker, Caprimulgus europaeus. Der
Name ist rein polnisch.
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22
lölos — lesen.
I6I08, adj,^ wackelig, von altem Haus-
gerät, s. y. a. ISdwSg.
Lemmel, m. jüd. Vom., Lemael. Fla-
tow. Schmitt, 112.
L6n, w. Vom, Helene, Magdalene.
Hartwich, 55.
lenen, m,^ s. lehnen.
L6nei% m. Vom., Leonhard. Hart-
wich, 54.
Lenewen, (?),. alter Kleiderstoff. Vio-
l^t, 178.
Lenk, /., s. Lenkleine.
Lenkleine, pltd. Lenklfn, /*., Leine mit
Flotthölzera, am pberen Ende des Stein-
taues befestigt und in die Lenk, einen
als Boje dienenden Holzklotz, endigend;
sie lenkt, leitet, führt und hält die
eigentliche Angelschnur mit dem Lachs,
der daran gebissen. S. ßenecke, 402..
Vgl. Lachsangel.
Lenne, /., s. Leinbaum.
Lenör, w. Vom., Eleonore. Hart-
wich, 55.
lensen, sw.^ Schifferausdruck, ein
leckes Schiff durch pumpen flott er-
halten. Treichel. Dan. lense^ holl.
lenzen leeren.
Lenzen, Ortsn., Dorf, ly, Meilen
nordöstlich von Elbing, in der Nähe
des frischen Haffes, bekannt und. be-
sucht wegen der weiten und herrlichen
Aussicht von den dortigen Höhen. Der
Name ist eine Verstümmelung des altpr.
lansania^ lanzania^landesanum^landesen.
S. Nsslm., Thes, 89.
Lenzstange, /., s. Lindstock.
L6pe,./., Milchnapf. Dönh.
Lepek, ?»., penü. Sperber, 38.
Lerchen, plur. von Lerclie^ bildlich
für Geld. ^Er läfzt Lerchen fliegen^ er
giebt viel Geld aus. Vgl. LCwark.
Lerchenklau', Pflzn., Feld-Rittersporn,
Delphinium conaolida L, Pritzel, 132.
Lerchentriller, ?n., ^Benennung für einen
süfzen Schnaps.
Lerke, /., s. LSwark.
■ lernen, sw.^ s. v. a. lehren (s. d).
Lesbrett, Lesebrett, n., etwa drei Fin-
ger breites Brettchen mit Handgriff,
das an jeder Seite 20 Löcher hat, durch
welche beim Abwinden des Games von
der Scherleiter die Fäden der einzelnen
Spulen geführt werden, wodurch beim
Scheren das Verlesen der Fäden er-
leichtert wird. Vjgl. Das Wirkgestell,
127.
Leichak, m., Faulenzer^ zu allem un-
lustiger Mensch. Poln. lezuch Faulen-
zer, laz^ga fauler Schleicher, Land-
streicher, langsamer Kriecher, leiak
Lagerholz, liegender Bienenstock, Lager-
stock.' Vgl. Nsslm., Forsch. 3; Th.,
93. Altpr. Mtsschr. XV, 582. Nach
den Gedanüm. soll poln. l^'ctk der
Pfahl heilzen, den maix auf Weiden
einschlägt, damit daran das Vieh sich
reibe; gewöhnlich heil'zt dieser Pfahl
Schubbjak (s. d.). Die Annahme von
Schmitt, 107 (Westpr. 166), dafz Le-
schak nach d^ra Poln. Leichtfulz be-
deute, ist nicht nachweisbar. Nach
dem Wb. von Mrongov. H, 483b,
heil'zt Leichtfulz trzpiot^ rozstrzepaniec.
leichaken, s^., von Lekhak^ sich fau-
lenzend iherumtreiben , unbeschäftigt
die Zeit verbringen. Westpr. Sprw. I,
2291.
L6s-che, m. jüd. Vom., s. Leiser.
Lesebrett, n., s. LesbretL
Lesebuch, pltd. LSsbök, n., kirchliches
Gesangbuch. Westpr. Hintz, JBl.
leselkes, ad}., s. Iftslich.
lesen, s^., sammelnd aufheben, nach-
einander aufnehmen. Ähren, Kartof-
fein etc. vom Felde lesen. Er kanr^
Erbsen atis der Schüssel lesen, der un-
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löslich — Letzte.
23
tüchtige Leseschüler, — belesen, das
Fleisch mit dem Munde vom Enoöhen
abnagen, den man in den Fingern
hält. Sperber, 21. Vgl. pQien.
Itolich, Kselkes, adj, u. adx^.^ leise,
behutsam, sanft, gelind.. Gah loslich,
Fat et man leselkes an^ behutsam, da-
mit es nicht zerbrochen werde. Er
ist leslich mit ihm umgegangen^ er hat
ihn sanft, milde, schonend behandelt.
Hennig, 148, schreibt ittslich; mnd.
losUken, adv. Bei Jeroschin: dazwas
bl der sumirzit als das wetir toarmin
pfltt und dt kelde wesit Its 138a. Pfeif-
fer, 189.
Lespler, m.^ Lispeler. Bei Stein,
Peregrinus XII, 82, als Ekelname und
Schimpfwort. W. Mtsbl. V, 191.
Less, Lesser, m. jüd. Vorn., s. Leiser.
Lesung, /., s. v. a. Eknlesung (s. d.).
leterbängig, adj.^ lehmig, thonhaltig,
zäh ; vom Acker. la der ersten Hälfte
des Wortes Anklang an Letten,
I§terb8nig, adj,^ gedrückt, trübselig.
Uastenbnrg. In Hessen letterbenig eigen-
sinnig, übel zu lenken, störrig, unge-
horsam, zumal von heranwachsenden
Knaben, welche in die sogen. Flegel-
jahre getreten sind. Vilmar, 248.
LStharl, Ltttharl, -hardei, Pflzn., aus-
dauernder Lolch, Loliv/m perenne L,
Mühling.
Lettauen, n., s. Litauen.
Lettauer, m., s. Litauer.
lettisch, adj,^ von Lette^ zur Bezeich-
nung der Sprache. Die lettische Sprache
ist von der litauischen nur unwesent-
lich unterschieden, daher lettisch oft
gleichbed. mit litauisch. Auf der ku-
rischeq Nehfung nennt man das Let-
tische kurisch, LetSsch Farkel^ Dftsch-
terdarwer^ zu einem das Deutsche rade-
brechenden Litauer. Sprw. I, 836.
Letz, w., Lektion. Ahd, Jictjd^ mhd.
lecze,, letze,, f.
O lieber Meister und tnein Herr^
Möcht ich doch allen Flei/z ankehm^
Di/z Letz die ist mir viel zu schwär,,
Ich lehr (lerne) sie nicht in Hundert
Jahr,
Hart wich, 299, aus einem Gesprächs-
liede. Vgl. Fftm.
Letzte, m. 1. in Sprichwörtern und
Redensarten: Den Letzten btten deUuing.
Elbingc Ndrg. Allgemein hchd. : Den
Letzten beifzen die Hunde Der Letzte '
der Fettste. De letzte Schwtn krtge den
dickste Drank, 2. als Kinderspiel. Wenn
die Kinder aus der Schule oder vom
Spielplatz nach Hause kehren, so giebt
dieses oder jenes mit dem Rufe: Den
Letzten! dem andern einen Schlag und
läuft davon. Der Geschlagene eilt dem
Gegner nach, um diesem ^den Letzten^
zurückzugeben, was sich so lange wie-
derholt, bis einer y^den Letzten^ zu-
frieden mit nach Hause nimmt : er hat
den Letzten, Zu seiner Beruhigung und
dem Gegner zum Hohn ruft er diesem
zu:
Letzte — fettste Duweschlag,
Biet de Katt de Zägel af!
otler: (Oberland.)
Letzte — fettste Awendschlag^
Scheller mttcker Dcw! (Samland.)
In Königsberg ruft der Schlagende:
Letzter — fettster Kringeldieb!
Der Geschlagene antwortet:
Ich nshni den Letzten vorlieb.
Du bist ein Kringeldieb!
oder: '
Wer den Letzten giebt,
Ist ein Kringeldieb!
{Ist dem Bäcker sein Kringeldieb!)
Als triumphierende Rückantwort hört
man noch:
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24
Letzthol er — Lewark.
Wer den Letzten geben kann,
0 das ist ein braver Mann!
Vgl. Sprw. I, 2404. Volksr , 91, 385,
In Berlin heifzt dies Kinderspiel Zeck
Letztholer, pltd. Letzthaier (a = a), m,.
Holer des Letzten. Bei den Mälzen-
bräuem in Königsberg derjenige, welcher
das Letzte von den Trabern abholt und
dafür nicht nur das nasse Stroh, son-
dern auch eine Viertel tonne Tafel bier
obenein bekommt. Hennig, 145.
Leuchterknecht, m., s LichterknechL
Leuchting, /., s. Lichting.
Leuend, /., Leinwand, s. Leinwad.
Leute, pltd. LU'd, plur., Dem. LU'dkes.
1. in gewöhnlicher Bedeutung in Sprich-
wörtern und Redensarten: Alte Leuf
sind wunderlich. Ole Lüed sönd wun-
derlich^ wenn se ete, wolle se ok kacke
— wenn se kacke, wolle se ok pösse —
wenn se gegete hebbe^ wolle se ok drinke.
Junge Lüed de speie g(rn, ohle LOed
de bromme gem. Junge Landburschen,
welche gern zur Stadt mit möchten,
fragt man zurückweisend: Wat wölkt
da, wölUt Lüed' grrte (grü(zen) on
St^ner stPtef Schöne Leute haben sclione
Sachen; auch mit dem Zusätze: wenn
sie sie nicht luiben, lassen sie sich machen.
Öck von Lüedkes on Lüedkes von mi,
eine Hand wäscht die andere. Einen
mank (unter) die Leute bringen, ihn
ins Gerede bringen, schlecht machen.
Vgl. Sprw. I, 2406 ff.; Sprw. H, 1705 ff.
2. Gesinde. Ldt »de Lüed tom Ete
käme. De LUedstftw, Leutestube. Bat
LUedbrot, das Brot für die Leute. 3.
das Brautpaar, junge Ehepaar. Nu,
Gott behöd ju junge Lüed. Carm. nupt.
I, 282, 17.
Leute , plur. , kalte , kleine , • farbige,
weifze, nach dem Volksglauben Wür-
mer, Kobolde, welche den Menschen
in seinem Innern plagen, quälen und
allmählich verzehren. Den Frauen
ziehen diese Würmer bisweilen während
ihrer Periode in den Unterleib. Streut
man Asche — Zwölftenasche, d. h. in
den Zwölften gebrannte Asche — um
den Kranken, so weichen sie aus dessen
Körper, ja man sieht dann sogar ihre
Fufzspuren. Li der Wehlauer Gegend
nennt man kleine Leute Schmerzen im
Kopfe, mit denen ein Stechen verbun-
den ist. Poln. kraszno lutki u. biale
ludzie. Genaueres über diese Leute,
wie deren Erkennung und Vertreibung
s. Toppen, Abergl, 22 ff. Hexspr.,
74 ff
Lewark, Lewerk, Lewrik, Lewrink, LVrk,
Lttrke, Lerke, nach Treichel Lewak,
in Westpr. auch Lorch, im Oberlande
Lirch, /. u. w., Lerche, Alauda arven-
sis. Ahd. lerahha, amhd. lewerch, mhd.
lerche, mnd. lewerike, lewerke, ags. Za-
verce, schott. laveroc, engl, lark, hoU.
lewerik (auf leeuw Löwe gedeutet), dän.
larke. S. Schade, 549b. Hennig,
144. So lange die Lerche vor Licht-
mel'z (2. Februar) singt, so lange mufz
sie nach Lichtraefz schweigen. Wenn
de Lewark singt ver stne Ttd, so mot
he schwige ön stne Ttd. v. Au er.
Samland. Wenn die Lerche vor Petri
Stuhlfeier (22. Februar) singt, so mufz
sie nach diesem Tage unter dem
Schlitten singen (der „Gesang" des
unter dem Schlitten pfeifend knirschen-
den Schnees soll damit angedeutet wer-
den), und zwar für jeden Tag vorher
eine Woche. Dönh. Wenn aber die
Lerche dauernd sin^, so will die Ar-
beit in der Stube nicht mehr behagen:
De Lewark singt,
De Wocke stinkt.
Li Natangen auch: Der Lewark singt.
On Icwd (das Schneiderlein) mot e (der
Prinzessin) vagnegt wi e Löwrik'un^am
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L^wd — lichten.
25
Himmel. Rastenbtirg Firmenich I,
110b. Den Gesang der Lerche hat
das Volk mannigfach in Worte über-
tragen. Er lautet:
Drtwy Peterke^ drtw drtw! .
Hast e gode Wertlt,^ denn bltw bliw^
Ös hei scfilömm denn teh wtt wU wtt
weg weg weg! Samland.
Weitere Varianten des Gesanges s.
Volksr., 68, 260. Der Mensch, ver-
glichen mit der Lerche : Wie eine Lerche
munter sein; — vtsene wt e drachige
Lörch. Korrespbl. 111, 52. Brem. Wb.
III, 59 auch: Leverke. .
Uwd, /., s. Löwd.
Uwde, /., s. Laube.
LSwen, in der Dzg. Nhg. Löwen, n.,
Leben.
Lewendel, m., Lavendel, Lavandula.
Lewerengs, Lttwerenz, /., Korrumpie-
rung 'von Reverenz. Eck maakt en
l.&werengs^ on böckd mi qua7it8wis dep.
Cann, nupt I, 282, 10. So mahckt eck
lAmcerengcks on hoeckt mie schrecklich
doehp. Ibid. 111, 77c. S. Lorenz.
LÄwerk, LSwrik, L^wrink, /'., s. Lewark.
Iftwthulig, iöwthuiig, adj.^ in Liebe zu-
gethan, zuthunlich, anhänglich. Sche-
mionek, 23.
libbem, sw.^ s. labbern.
licht, ad/., hell, offen, frei und un-
behindert in der Aussicht. So dan£
wt bei tom lichte Morge. Volksl. 45,
28, 6. E lichte Staw^ eine helle, freund-
liche, der Sonne zugekehrte Stube. De
Schtoaw (Stube) Ö8 man e böske licht.
Boldt, 14. Ein lichter Wald^ ein we-
nig bewachsener Wald. Eine lichte
Stelle im Walde. Vgl. Lichtung.
Lichtchenschwemmen , pltd . Lieh tke-
SChwemme, n., Sylvesterbelustigung. Für
jedes Familienglied wird ein Endchen
Wachsstock auf ein Eartenblatt oder
in eine Walnnrzschale geklebt, ange-
zündet und in eine Schale mit Wasser
gesetzt. Wessen Licht zuerst erlischt
oder untergeht, der mui'z im kommen-
den Jahre sterben. Auch werden nur
zwei solcher Lichtschiflehen auf das
Wasser gesetzt, das eine nach einem
Jüngling, das andere nach, einem
Mädchen benannt. Treffen die Schiff-
chen zusammen und schwimmen ver-
eint, so wird sich das Paaf heiraten.
Samland. Volkskal., 28.
Lichtchenträger, pltd. Lichtkediüger, m.,
Irrlicht. Natangen. Et ös eene grote
Sing (Sünde), kleene Kinga ongedeept
(ungetauft) schtoarwe to late. De Geista-
kes (Geisterchen) motte sea lang as
Lichtkedrdgasch oppe Sörnp römhöpse
(ailf den Sümpfen umherhupfen). Boldt,
10.
Lichtchentröpfen, pltd. Lichtkedrttppe(n),
-drippen, n., als das Schicksal befra-
gende Belustigung .in der Sylvester-
nacht. In das Wasser einer Schussel
läl'zt ein Braut- oder Liebespaar Talg-
oder Wachstropfen eines brennenden
Lichtes fallen. Kommen die nach dem
Paar benannten Tropfen zusammen, so
vermählt sich dasselbe in dem neuen
Jahre. Vgl. Lichtchenschwemmen, s.
GlUck.
Lichtdieb, pltd. LichtdSw, m., in frühe-
rer Zeit, als Talglichte gebrannt wur-
den, übUcher als heute: Dochtknoten,
der starker und mit Funken brennend,
den übermäfzig geschmolzenen Talg
zum Uberfliel'zen brachte.
Lichtdrippen, n., s. Lichtchentrttpfen.
lichten, sw. 1. leichter machen, ent-
lasten. Ein Schiff lichten^ es ausladen.
Oft geschieht dies nur teilweise, damit
das Schiff geringem Tiefgang erhalte
und auch den FluCz befahren könne;
so wurden Seeschiffe, welche nach Kö-
nigsberg sollen, in Pillau gelichtet.
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26
Lichter — licken.
Kähne^ mittels deren man Seeschiffe
lichtet-, heifzen Lichtet' oder Lichter-
kähne. Bei Jeroschin: sich der Sün-
den entlichten, ich mac nicht irsterben
— ich enhabe e gebtcht und allir sun-
din mich inütcht 112 B,, Pfeiffer, 144.
(Wir sprechen: bichten — entlichten),
2. leuchten. Ldcht em de Trepp ^run-
der. Bildlich: Enem e ^rütlichte^ —
ihm heimlhcchten^ ihn mit harten Wor-
ten oder gar Schlägen zum Hause hin-
ausweisen. 3. blitzen, engl.' to lighten,
' S. Lichting. 4. im Kchten: a) zur Be-
zeichnung der Weite eines umgrenzten
Raumes. „Eine Stube hat 12DFurz
im lichten^ d. h. sie ist 12 Fufz lang
und ebenso viel Fufz breit,, die Mauer
mag übrigens so viel Fufz einnehmet,
als sie will^. Hennig, 145. HolL
ligten^ von ligt leicht, hello, b) Sich
im lichten stehen^ sich irren, unerwartet
Nachteil haben.
Lichter, Lichterkahn, auchLeichterkahn,
w., im Weichselgebiet Lidgan, m., klei-
neres Fahrzeug zum Lichten gröfzerer
Schiffe. Engl. lighter\ lighterboat, holL
ligter^ poln. lichtan, lichten.
Lichterknecht, m., Knecht, der die
Lichtstümpfchen trägt, Einsatz für den
Leuchter, auf dessen Zacken der Stumpf
gespiefzt wird; er heii'zt auch, recht
bezeichnend, Profitchen, poloüisiert pro-
filka, Bock, 24. Hennig, 126. . .
lichtfärig, acj?., leichtfahrig, wie ein
leicht gehender Wagen, leicht zu Fufz,
schnell, leicht fertig, leichtfertig. M ü h -
ling.
Lichting, t/i., in der Saalfelder Gegend
auch Leuchting, /., der Blitz; der Teu-
fel. Gott» Ldchting! nu ginget avUt
Schmerlexen. Parad., 49. Dat dt de
Lichting! Fluch: dafz dich der Blitz
erschlüge! Rol ihn der Lichting! im
Sinne von: Hol ihn der Kuckuck, der
Teufel. Fahr^ zum Lichting! Das
Wort tritt auch adjektiv auf, go in dem
Fluche: lichtingsch Owedder (Unwetter),
wobei an Blitz und Donner zugleich
gedacht ist. Westpr. Donner on Lich-
ting^ wenn §k noch mal jung iceer^ dat
Schwert suU mi helpen, D o r r , 1. Wiew.,
4. Schlag on Lichting^ dat da §k. Ibid.,
6. .Lichting noch eent^ wat heww §k
vergeten! Ibid., 29. 50. Botts Lichting
= Gottes Blitz: Ibid., 78. Hai em de
Lichting! Ibid., 69. Du Lichting! auch
als Scheltwort. Treichel. — Lichting
a. s. ü'.'Lichtujig (s. d.).
lichtingsch, adj,, von Lichting, blitz-
artig, teufelmäfzig. Für die erstere Be-
deutung s. Belegstelle unter flitzen. He
es ganz lichtingsche kasprat daräwer,
dat se §m §nt Water schmeeten. Dorr,
1. Wiew, 88.
Lichtingszeug, pltd. Lichtingsttg, n.,
Blitzzeug, Teufelszeug; als Schimpf-
wort. Dat Ldchtingstieg schmeet mi. §n
dat Water, Dorr, 1. Wiew., 81.
lichtlich, adj. u. adv,, auf leichte Weise.
J«roschin:dA burc sövestewas, duz man
in lichtlicher Schicht ir gewinnin Tnochte
nicht 53 b. want er nu Itchtlick hefte
n£min da das huis gewunnin 157 a.
Pfeiffer, 189.
Lichtschwemmen, n., s. Lichtchen-
schwemmen.
Lichtung, /., lichte, ausgehauene Stelle
im Walde, Aushau, Waldblöfze; auch
Lichting. Vgl. licht
licken, sw,, ostpr. pltd. glike(n), glei-
chen, gleichkommen, ähneln, nach-
schlagen (s. schlachten). Send uk noch
andre scheen^ Wer lickent dif Dorr,
37. Dat lickent nich na em, nich nä
er, Einlage bei Elbing. Sprw. II,
1716. Das likentihm nicht, kommt ihm
nicht gleich. Schemionek, 23. Dat
ji dem Kneebands-Ring denn lichten ganz.
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liddern — Lilach.
27
Dorr, 1. Wiew., 121. Im Brem. Wb.
JII, 70: liken, bei Schamb., 124b:
Itken,
liddern, si«7., s. beliddern.
Itden, 8ty dulden, ertragen, aushalten.
Se mot dat alles Itden. Bei J eros c h i n :
cUt von er diz nicht lange leit IIb.
Pfeiffer, 189.
Lidgan, m., s. Lichter.
Liebe, pitd. Lew', /. 1 . amor. 2. Name
eines FlüJ'zchens bei Marienwerder. Die
IJebe geht durch Sorgen in die Not.
Wortspiel. Das Flüfzchen. Liebe geht
durch den Sorgen-See in die alte'No-
gat (Noacht, fast wie Not gesprochen).
In gleichem Wortspiel sagt man auch:
Bei Marienwerder hört die Liebe auf,
3. w. jüd. Vorn., auch Lippe, Flälow.
Schmitt. 114. 4. brennende LUhe^
eine Verbenenart mit brennend schar-
lachroten Blumen.
Liebhaberei, /., Liebe. Abei^ habt ihr
auch Liebhaberei für da» Mäche f Dorr,
1. Wiew., 13. S. Uebiichlceit.
Liebldnd, pltd. L6fl(ind, n., nicht Kind
der Liebe, sondern Kind, das geliebt
wird. Sich Liebkind machen^ sich durch
Schmeichelei bei jemand in Gunst
setzen. Bock, 31. Hennig, 145.
Uebiichlceit, pltd. LIflichkeit, /., Liebe.
Ihr möfzt ons heilig vers§chern^ ob ihr
Leeflichkeit fai* er ibbrig habt. Dorr,
L Wiew., 13. S. Liebhaberei.
liebstes, pltd. Ifiwstet, Superl. von
lieb^ adj.^ Zärtlichkeitsausdruck, Schmei-
chelwort. Liebstes, goldensteSj rosenstes
Mutterche!
Liebstock, Pflzn., gebräuchlicher Lieb-
stöckel, Levisticum oßicinale Koch.
Weichseldelta. Der provinzielle Name
ist ans dem allgemein deutschen und
dieser aus dem lat. Leoisticum entstafi-
den. Treichel, Volksth. ID.
Liederjftn , m, , wörtlich . liederlicher
Johannes; zur Bezeichnung eines lieder-
lichen, durchtriebenen Menschen, aber
auch eines Taugenichts. Vgl. Ausbund.
liederlich, od;., aufzer den gewöhn-
lichen Bedeutungen: fröhlich, munter,
durchtrieben, zu Scherzen geneigt.
M uhling. Er ist ein liederlicher Strick
— liederlich vne ein Strick. Das ist
'Tnal eijie liederliche M arg eil! aber das
Wort hat, lächelnd ausgesprochen.^ gar
keine üble Nebenbedeutung, Rosen-
kranz, Kgsbg. Skizzen I, 145.
liegen, pltd. ligge(n), st 1. sich zeit-
weise, vorübergehend an einem Orte
in der Provinz aufhalten, wie das von
fremden Kaufleuten geschieht. Davon
Lieger, w., Vertreter einer auswärtigen
Firma, der auf gewisse Zeit d^ese in
einem Orte vertritt. Für solche Lieget'
stellte die Weit- und Ltegerordnung
in betreff des Handeln das Genauere
fest. S. wetten. Vgl. Hirsch, 227. 2.
verweilen, die Zeit zubringen. Viel
auf der Ldndstra/ze liegen.
Lieger, m. 1. s. das vor. 2. lagern-
der Bienenstock, liegende • Klotzbeute ;
daher auch Lagerstock. Ist der Stock
aufrecht gestellt, so heiizt et Ständer.
Bock, Nat. V, 205.
Liegerordnung, /., Ordnung, (besetz
für die Liege)\ S. Wettordnung.
Liepe, Dorf in der Nähe von Königs-
berg. Einem etwas vom Liepschen
Schmied erzählen^ ihn durchprügeln.
Sprw. I, 1.
Liepmann, m. jüd. Vom , auch Lipp-
mann a. Uppme. Flatow. Schmitt,
112.
Liestln, Ortsn., s. Leistin.
Lietke, m. Vom., Elias, s. Elies.
Lilach, w., Voc 491: Lylach deut-
scher Ausdruck für das altpr. Ploaste
Betttuch, Bettlaken. Nsslm., Thes:,
132.
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28
Lüge — lindem.
Lilge, Lilje, rein pitd. Lttige, /., Lilie.
Lilienkonfalge, Liiienkafalge, -kumfalge,
pltd. Lttigekaf aige, Maiblume, Convallaria
majalis L. Korrumpierung des syste-
matischen Namens; ebenso poln. kon-
walia. V. Auer deutet lilia cumJoliöQ)
Ruf der Landfrauen in den Stralzen:
Frffsy Lölgekafalge! Gegenruf der
Stralzenjungen: Du Rackerkanalge (Ka-
naille)! Kgsbg.
liiia, ITia, *adj, 1. zur Bezeichnung
der Farbe läa. 2 bildlich: Er ist et-
was Ulla — fo'/a, er ist angetrunken.
Mt ÖS ganz liUa^ mir ist unwohl, katzen-
jämmerlich zu Mute. Bartenstein.
Limone, /., Kürbis, Cucurbita L.
Weichseldelta. Treichel, Volksth.,
m.
Limpe, /. Eine Ldmpe ziehen^ die
Unterlippe vorscbieben als Übergang
zum Weinen; namentlich von kleinen
Kindern. Westpr. Treichel. Mud.
eine lipe (Lippe) machen. Mnd. Wb.
n, 701b. Vgl. SchUbbchen.
LTn, /., Leine, langer Strick aus llanf
oder Flachs. Jagltne, -leine, /., Leine
zum Jagen, Fahren, namentlich bei
vierspännigem Fuhrwerk die Leine,
mittels deren man die Vorderpferde
regiert; Leine am Jagnetz, KiSderitn,
WaschlTn, Kleider-, Waschieine, /., Leine,
woran man Kleider und Wäsche zum
Trocknen aufhängt. Ahd. Und^ mhd.
Un£.
Lina, hchd. Linau, Flülzchen im groi'zen
Werder. Ahd. u. mhd. d als zweiter
Teil von Flufznamenj aus aha^ afie, /.
Passarge, 351. Schade, la.
Ltnbaum, Linbaum, m., s. Leinbaum.
lind, fing, adj. 1. gelind, mild. Et
ÖS lind Loft 2, lose,, wenig dicht.
Vgl. lindem. Bei Jeroschin: mild,
nachsichtig, nachgiebig, den undirtä-
nin swvnde und kegn den vtnden linde
112d. Pfeiffer, 189.
Lind, /., Linde. Hei ös nakt mt e
Ldndy welcher die Rinde abgezogen
ist.
Linde, /., gewöhnlicher Heilige Ldnde,
ehemaliges Kloster im Kr. Rastenburg,
in der Nähe der Stadt Rössel. Was
ich var dem vortrefflichen Marienbilde
im Kloster Linde empfand. Soph. R.
VI, 526. Über die heilige Linde s.
Näheres Preufz. Land- und Volksk.,
509 f.
Lindendraschke, m,y s. Draschke.
Linderende, n., s. lindern.
lindem, ungern, sw,^ hlngem, ver-
längern. Der Aufzug eines Gewebes
(die SchenTig) endet in dem sogenann-
ten Linderstock, Lingerstock, der durch
die Enden der aufgezogenen Fäden
geht. Die.ser Stock ist mit dem Linder-
Strick, Lingerstrick, verbunden, welcher
sich um den Garnbaum windet. Reicht
der Aufzug nicht mehr vom Garnbaum
bis zum Kamm^ so mufz er gelinderty
gdingert^ d h. durch Abwinden des
Ldngerstricks verlängert werden. Statt
des L>ingerstrickes näht man oft auch
ein Tuch an den Aufzug, das Lindei^-
tuch, Lingertuch, oder zieht mehrfach
Schnüre um den Linderstock; diese
ganze Verlängerung des Aufzuges heilzt
das Linderende oder Lingerende. Auch
nennt man das nach dem Lindem ge-
webte Endje eines Leinwandstuckes das
LinderendCy Lingeretule^ weil es linder,
linger, loser^ nicht so dicht in der Fa-
denlage ist als das übrige Gewebe.
Der Aberglaube fordert, dal'z das Lin-
derende sofort abgewebt werde; bliebe
die Leinwand, nachdem nachgelindert
ist, noch über Nacht auf dem Web-
stuhle, so würde das nächstgebor eue
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Linderstock — Lis.
29
Kind sich einst aufhängen. Vgl. Hexspr.,
126. Das Wirkgestell, 127.
Linderetock, -strick, m., -tuch, n., s.
lindem.
Liirdstocky tti., langer Stock, Stange,
ruhend auf der Wagenachse. An den
Lindstöcken werden die largen Leitern
der Erntewagen befestigt. Kr. Berent.
Sie heilzen im Ki:. Neustadt Lenzstan-
gen, und wird dort die Fertigstellung,
das Langmachen des Erntewagens das
Auslenzen genannt. Treichel.
fingen, sw^ tauen, abtauen; von be-
frorenen Fensterscheibeo. Die Fenster
lingen^ sie tauen ab^ das Eis auf den
Scheiben löst sich in Wasser auf/ Ling
= lind (s. d.). Ermland.
linger, comp, von lang u. ling (lind)^
länger^ linder, loser, lockerer. S. lin-
dem.
Ungerende, -stock, -strick, -tuch u. lin-
gem, sw.^ s. lindem.
Ltnje, /., Linie,
Ltnjai, n., Lineal.
Linkpöt, m , einer, der die linke Pfote,
Hand, zur Arbeit gebraucht. Schimpf-
und Scheltwort. Ebenso in Liv- und
Estland. Hupel, 143.
Linksanwalt, m., im, Gegensatz von
Rechtsanwalt zur Bezeichnung eines
schlechten Katgebers.
linksctl, adj,y von links. Er ist linksch^
arbeitet mit der Linken.
Linnen, pltd. LVnnen, n., Leinwand.
Auch Linnenzeug, pltd. Lttnne(n)tTg, n.
Sie hat schönes Linnen, Se. heft scho-
net Lönnettg. Lit. Unnas ein Flachs-
stengel, linnai Flachs, Lein. Nsslm.
Wb., 369b. Hennig, 146.
Linnenschaff, n.. Schaff, Schrank^ zur
Aufbewahrung von Linnenzeug. Hen-
nig, 146.
Unnenzeug, n., s. Linnen.
Unnewille, /., Zusammensetzung aus
Linnen und WolU^ Gewebe aus Leinen
und Wolle, woraus ärmere Leute ihre
Kleider verfertigen. Hennig, 146.
Ilnsch, adj,, s. lUnisch.
Lint, Linte, /. 1. leinenes Band, auch
seidenes Hut- u. Armband, Zier band
der Platzmeister bei Hochzeiten, Schleiff ,
Bandende. Lettst du recht lang dei
Linte flattre. Nowack, 61. Mnd. Zm^
plattes Band, holl. lint Band, Borte,
lit. linta Zierband, Hutband. Nsslm.
Wb, 370a; Forsch. 2. Hennig, 146.
2. Quersaum, Quarder, Querdel.
Lintrock, m , Rock mit Linten besetzt.
He heft sine Moder ehr' Lintrock an^
,Ös keen HaaU noch Öse dran, Volksr.,
275, 961.
Linwad, /., s. Leinwad.
Lipp, m. Vorn., Gottlieb. In der Dzg.
Nhg. Lieper. Viol^t, 102.
Lippe, w. jüd Vorn., s. Liebe.
Lippiz, Lippit, m., weifzer Met, der
aus Lindenblutenhonig gekocht wird.
Bock, 31. Hennig, 146. D^ hdl-
gelbe Meih^ so von dem wei/zesten Honig
bereitet wird^ Jieifzet Lippitz und mrd
vorzüglich in und um Kauen gehrauet
Bock, Nat. I, 276. Auch jetzt noch
kennt man hier Lippiz- Honig ^ der aus
polnischen Lindenwäldern eingeführt
wird Der Stamm des Wortes ist altpr.
lipe (Voc. 601), poln. lipa, lit. Upa^
lett. leq>a Linde. Nsslm. Forsch., 2;
Th., 94. Lit. Aeq., 20: Uppit
Lippmann, Lippme, m. jüd. Vom., s.
Liepmann.
lirumlarum, interj,^ zurückweisend, in
dem Sinne: dummes Zeug. Er kann
nicht lateinisch lesen, Lirum larum,
versetzte Hen* Puf, er wird sie deutsch
curiren, Soph. R. I, 362.
LTS, LTse, w. Vorn., Elisabeth.
Lis, LOfz, /., auch Lisstock, LVfzstock,
m., am Leiterwagen eine der* vier ge-
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30
Lisch — Lischke.
krümmten starken Stwigen, Stämm-
leisten, welche auf den Achsen in dem
Achsennagel ruhen und mittels des
Lisringes oder der LiswMe die Leitern
tragen. Ihnen parallel gehen aus den
Achsenpolstern oder Krängein durch die
Leitern diö vier Rungert, Wagenlehnen;
sie tragen den zweiten King des Lm-
nnges, Grimm, Wb. VI, 1020: Ldese^
aus mhd. liuhse.
Lisch, w., Pflzn., stinkender Schwer-
tel, Iris foeUdisfdma L, Hagen, 46.
Lische, /., s. das folg.
Uschke, pltd. LOschke, /. 1. Kober
oblonger Gestalt, aus Bast, gespaltenen
Weidenruten, Rohr, Wurzeln etc. ge-
flochten, in welchem Feldarbeiter und
Reisende ihren Mundvorrat mit sich
zu fahren pflegen. Die Lischke .wird
an einer durch die hervorragenden Ran-*
der der schmalen Seiten des Hauptkör-
pers und des Deckels gezogenen Schnur,
an welcher der Deckel auf- und nie-
dergeschoben werden kann, über der
Schulter getragen. Nsslm. Th., 95.
Dmmach gehen sie in* einen Krug^ der
ihnen gelegen ist, die Männer setzen sich
sonderlich^ die Weiher dergleichen, und
haben Paudeln und Lischken mit Fischen^
Gebratenes und Gesottenes, Von den
alten Sudauen etc. Erl. Pr. V, 718.
Jn einer Urkunde der Haushaltungs-
visitatoren des Oberlandes von 1615
(im Magistrats-Archiv zu Passenheim)
wird der Herrschaft „das kleine Markt-
recht, als hölzerne Eimer, Schaufeln,
Töpfe, Lischken und Besem und an-
dere dergleichen kleine Waare in's
Amt Ortelsburg zu nehmen" Vorbehal-
ten. Toppen, Altpr. M. IV, 149. Bg
dem Hüttel' onn Pqlmschen Eochtiets-
feste wuü dat Brut-Paar onn gesammte
Gäste so good als he vermocht beehm
onn dit 'klon Löschkke Riem verehm.
• Carm. nupt V, 220 a. In Westpreufz.
(Schmitt, Westpr., 166. Klein 1,
248 für Danzig) Luschke; es treten
dort auch die Namen Lusch, Lische u.
Liske auf. Möt Pannkook ward de Lusch
geföllt. Dorr, 19. 2. Lischke und.
Liske auch Namen von Ansiedelungen
um eine Ordensburg, welchen, noch
* nicht das Stadtrecht beigelegt war. Sie
bestanden zum grofzen Teil aus sogen.
Kretzem (Voc. 382 kccixzemo\ d. i. aus
Schank- und Höker wirtschaften, aus
welchen die Burgbewohner sich ver-
proviantierten. Der Name in diesem
Sinne hat sich noch erhalten in Lisca-
Schaaken^ Dorf in der Domäne Schaa-
k^n, Kr. Königsberg, Liesken, Vorwerk
bei Bartenstein, Lisken, zwei Dörfer
in den Kreisen Lyck und Johannis-
burg, u. in Lieskendorf bei Nprdenburg.
La Urkunden begegnen wir dem Namen
öfter: Barthen die lyschke hat 9 krecze-
mer, iczlicher czinset 3 mark, die zu
Limenburg (Leunenburg) vs der lyske, die
gehören dem pfleger, Rat, scheppen und
die gemeyne der lyschken czur llaw (Pr.
Eylau) . . . huldigten . , , am Sontage
nach Petri ad vlncida etc. Vgl. die
ausführliche Abhandlung von Toppen:
Über preufzische Lischken, Flecken u.
Städte. Altpr. M. IV, Sil ff. u. 621 ff.
Nsslm. Forsch., 2; Th., 95, macht
darauf aufmerksam, daiz beide Bedeu-
tungen des Wortes Verwandtschaft zei-
gen, indem Lischke 1. für das Lidivi-
duum dasselbe ist, was Lischke 2 für
die Bewohner einer Ordensburg war,
nämlich der Verwahrsam für den Mund-
vorrat. Toppen (Altpr. M. IV, 149)
wie Nessel mann (Altpr. M. VI, 317)
weisen für die Ableitung des Wortes
auf das altpr. listis (Voc. 412) Lager,
Heerlager hin, ersterer mit Hindeutung
aut' das lit. lizdas Nest, letzterer mit
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Lischkener — Litauer.
31
der Annahme einer falschen Schreibung
statt liscis. Mit dieser Annahme wäre
jedoch nur Lischke 2 erklärt; für 1.
bietet sich das von Toppen a. a. O.
genannte lisa^ liska^ lisicuy das in ver-
schiedenen slavischen Sprachen in der
Bedeutung von crates^ a^aticula ge-
flochtener -Korb, Hürde, Gitterkasten
vorkommen soll, und das poln. luszczka
Hülse, Samenbehältnis, hohles Behält-
nis, Schale bedeutet. Mrofigov.- H,
415b; I, 202b. N. Pr. Prov.-Bl. a. F.
VII, 108. — Scherzweise bezeichnet
man mit Lischke 1 auch den Bauch,
Magen: Er hat seine Ldschke gut voU-
gepackt^ er hat tüchtig gegessen. Sprich-
wörtlich : Kopp af^ Zägel ön de Losch,
Elbinger Ndrg Öck Herr^ du Eerr^
2cer ward Löschke drdgef Wat Gott
gofty dat stock ön e Löschke. Sprw. I,
1586. 1354. Bock/ 32^. Hennig,
148. Schmitt, 108. Sper.ber, 40.
Schemionek, 23.
Lischkener, ?n., pltd. LOschkener, nach
Uennig, 149, Postbote, weil ein sol-
cher die Briefe und kleineren Pakete
in einer Lischke mit sich trug. Nsslm.
Th , 95.
Lischkenkicker, pltd. LOschkekicIcer, m.,
dex in die Lischken kuckt, sie revidiert,
der Steuer -Kontrolleur. Vgl. Sack-
spicker.
LTse, /., w. Vorn., Elisabeth, als
dumme Ltse das Seitenstück zum dum-
men Hans.
Ltsen, Ft\S$en, plur.f, Fett des Schvjfei-
nes am Bauche, s. v. a. Schmer. Müh-
ling.
Liske, /, s. Lischke.
Lisring, ?/»., gebogenes Eisenband mit
zwei Endringen, in welchem an Lis-
stock u. Runge die Wagen leiter ruht.
An einfachen Leiterwagen, naqientlich
in Masureu, ist das Band aus festen
Wurzdn gedreht und heil'zt dann Lis-
W§de, /., Lisvveide; Weide ^ Rute.
Letzterer Name vielfach auch über-
tragen auf den (eisernen) Lisring.
Lisse, w. Vorn., Elisabeth. Engeseg-
net' lieft de Paster Jan on Lissen en de
Tru. Volksl , 42, 27, 2.
Lisstöck, m.y s. Lis.
ListSn, Dorfname, s. Leisten.
Li8w6de, /., s. Lisring.
Lit, Litt, pltd. L»tt, n. 1. .Schenk-
bank, Ladentisch, . Kmmertisch, ge-
wöhnlich Tonbanky T&mbänk^ /. In
ihr befindet sich eine Klappthür^
welche den Verkehr zwischen Verkäu-
fer und Käufer ermöglicht. Ouch alte
dy do byi' schenken^ dy sullen einen ke-
gyl*vff ir lyt setczen by XXXV l schit.
Willkür der Stadt Marien bürg von 1365.
Voigt, Gesch. Maiienburgs, 528. Bei
Jeroschin auch in der Bedeutung von
GUied, Teil, Abteihing: -al stne lit ir-
qudmin 54 a. cfe?^ lidir ardenuTige 2 c.
Pfeiffer, 189. 2. Gelenk am Deckel
eines Trinkgeschirres. • Hennig, 146.
Ahd. lity lith^ lid^ mhd. lit Deckel oper-
cuLwm^ ahgs. hlid^ n. Deckel, Thür,
engl, lid Deckel, altfr. AZwjZ, lid dass.,
altnord. hlidh Thür, dän. led Zaunthür.
Schade, 4Ö7a.
Litauen, Uttauen, pltd. Lettaue(n), n.,
Ländername. Das preul'z. Litauen um-
fafzt d^s Gebiet zwischen den Flüssen
Deime, Pregel, Angerap und Goldap.
Litauer, Littauer, phd. Lettauer, ?n.,
Bewohner von Litauen. Ausführhches
über ihn enthalten: Lepner, Der
preusche Littauer etc. Danzig 1744.
Pierson, Matthäus Prätorius' Delicia^
Prussicae etc. Berlin 1871. Bock, Ver-
such einer wirtlischaftlichen Natur-
gescMchte etc. Dessau 1782. 1, 154 ff.
Preuiz, Preulzische Landes- u.- Volks-
kunde. Kgsbg. 1835. S. 224 ff. Ihre
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32
Litewka — Lob.
eigentumlichen "Volkslieder, Dainos^ fin-
det man in: Dainos oder litthauische
Volkslieder, gesammelt etc. von L. J.
Rhesa. Kgsbg. 1825. Nesselmaun,
Littaaische Volkslieder, gesammelt,
bearbeitet und übersetzt Berlin 1853
Lit. Volkslieder und Mitteilungen über
deren Wesen bieten ferner die N. Pr.
Prov.-Bl. I, 230. II, 261. 321. HI, 80.
V,59. 88. 344. VI, 16. 190. 199. VIII,
401.411.416. X, 321. 323. XI, 88.
97. 240. N. Fr. Prov.-Bl. a. F. XII,
356. 421. Ebenso enthalten dieselben
vielfache Mitteilungen über lit. Sprache,
Sagen, Sitten und Gebräuche. Vgl. III,
367. IV, 144. 209. 173. V, 232. VII,
456. 463. VIII, 73. 75. 469. Die
Sprache der Litauer fixierten die V^^ör-
ter bucher von Ruhig, Königsberg
1747; Mielcke, Königsberg 1800;
Nesselmann, Kgsbg. 1851; Kur-
schat, Deutsch-lit. Wb. Halle 1870 ff.
2 Bde.; Kurschat, Grammatik der
lit. Sprache. Halle 187(). A. Bezzen-
bergers lit. u. lettische Drucke des
16. Jahrh. Göttingen 1874 ff. u. dessen
Litauische Forschungen. Ebd. 1882.
Von beachtenswerter Bedeutung sind
auch die Mitteilungen der (1879 ge-
stifteten) litauischen litterarischen Ge-
sellschaft. Heidelberg 1880 ff. — Der
Litauer im Sprichwort: Der Litauei*
ist keinem Deutschen treu und wenn er
bis Mittag schläft — und wenn er mit
ihm in einem Bett schläft Der Litauer
läfzt seine Nicken nicht. Der Litauer
kommt Tfiit dem Zaume auf die Welt,
ist ein guter Reiter. Der Litauer rei-
tet in den Wald und kommt zu fahren
heraus^ er ist ein guter Schirrarbeiter.
Vgl. Sprw. I, 2442 ff. Der Litauer
nennt sich einen Ochsen^ den Szameiten
einen Pfahle den Juden einen Strick
(zum Anbinden des Viehes)^ den Polen
grünes Gras^ den Deutschen eine Rose.
Passarge, Balt, 140.
Litewka, /., kurzer Männerrock,
Waffenröck der Invaliden aus den
Freiheitskriegen. Tapiau. Poln. litewka
Litauerin.
Litt, n., s. Lü
Littauen, n., s. Litauen. *
Littauer, m., s. Litauer.
Litter, /., Leiter. Oberland. Erm-
land.
Litze, /., dünne runde Schnur. Ver-
gnUgte mich an der künstlichen Ver-
schränkung dei* Lizen in der Decke des
obem (Kutschen-) Bodens. Soph. R.
IV, 441. Vgl. Grimm, Wb. VI, 1072.
Litzenpulver, auch Mützen-, MUtzchen-
puiver, n., Medik Pulvis albißcans.
Lizent, m, 1. Abgabe für ausgeführte
Waren, Seezoll, Zoll, Accise überhaupt.
Von dem lat. licentia, 2. Gebäude,
worin derLizent erhoben wird. . . . dafz
die Visitators im Thor und auf dem
Licent jedermann durchsuchen. Soph.
R. II, 16. Wer die ganze Einrichtung
des Licents nv ht leiden kann^ der kann
auch keinen der beim Licent angesetzten
Officianten ausstehn. Ibid., 315.
Lizentschreiber, m., Schreiber auf dem
Lizept. Herr Licenischreiber^ lassen Sie
ihn doch rufen . . . Herr Licentschr eiber ^
sie soll atich kommen. Soph. R. VI,
536.
Lizentträger, pltd. Lizentdräger, m.,
Arbeiter auf dem Lizen t-Packhofe.
böb, pltd. Lob, n.. Ruf, Führung; das
den Dienstboten ausgestellte Zeugnis,
es sei lobend oder tadelnd, ja sogar
in der Verbindung schlechtes Lob. Sich
nach dem Lob erkundigen; — ncu^h dem
Lob fragen, bei der bisherigen Herr-
schaft des Dienstboten über dessen Be-
tragen und Aufführung Erkundigung
einholen.
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Lobatech — Loddert.
33
Lobat8€hy m., roher^ uDgeschlachter
Mensch. Treichel. Vgl. Labasch.
ISbbem, sw., s. labbern.
Lobde, Lobe, /., s. Uwe.
Ubenicht, pltd. LVwnicht, LOwnick, m,,
Stadtteil von Königsberg, früher selb-
ständige Stadt Der Lobenicht hat
wahrscheinlich seinen Namen von dem
Flüfzchen Lobe mit der Endung nich
welche zar Bezeichnung der an einem
Orte wohnenden Ansiedler oft vorkommt
(Wolittnick an der Wolitte). Der Or-
den und die deutschen Einzöglinge
mochten die neu erbaute Stadt im
Gegensatz zur Altstadt Neustadt nennen
(Hennig, 147); man wäre aber kaum
auf den Gedanken gekommen, für diese
Neustadt den Namen Lobenicht zu er-
finden, wenn Qicht schon vorher eine
Ansiedelung gleicher Benennung an
dieser Stelle vorhanden gewesen wäre.
Das Flüfzchen Liebe bei Marienwerder
hie(z altpr. lywa^ li/va^ lyve (Nsslm.
Th, 95), von den Deutschen in den
für Flüsse sinnlosen Namen Liehe um-
gewandelt. (Flüfzchen mit dem Namen
Liebe giebt es noch bei Liebemühl^
Liebstadt, Barten). Einen solchen Na-
men hat nun wohl auch das Flüfzchen
geführt, welches von oben her an der
Stelle des später angedämmten Schlofz-
teiches flofz, und sodann an der Grenze
des Lobenicht» (heute der Ka^bach) in
den Pregel mündete. Der daran liegende.
Ort hiefz nun Lywenick^ Löwenick^
vhchd. Lobenicht Hoffheinz, Strafzn.,
599 £
Uchel, n., s. Uchel.
LVchelbinse, /., Waldbinse, Scirpus
$ilvaticu$ L. Hagen, 58.
Wcherig, gewöhnlich Ittchrig, lächrig,
adj.y kritisch, bedenklich, verwickelt.
De Sach os löchrig^ sie hat ein Loch.
Mühling. Nach Treichel l»€l(erig
PrlMkU«, WSrtorbaeh U.
löcherig. Mir ist so löckerig im Magen^
ich fühle Appetit: lockerig im Magen
und leckerig auf der Zunge.
Locke,/., Flocke von Wolle, s. Flusch,
Treichel. Ittckerig, adj., s. löcherig.
Lockrinskiy m., von locker mit poln.
Endung, lockerer, leichtfertiger Mensch.
Schemionek, 23.
Loddchen, Pflzn., s. Lottchenblatt
lodderig, gewöhnlich loddrig, adj. 1.
von hddemy in allen Bedeutimgen. 2.
unordentlich in der Kleidung, schlotte-
rig, ohne Halt, lose, nachlässig; nach
Gordack auch unzuverlässig. Ahd.
fotor, mhd. tofer, htter locker, leichtfer-
tig; nichtsnutzig; gauklerisch. Schade,
571b. In Hessen noch lotterig u. hd-
dericht. Vilmar, 254. Bock, 31.
Hennig, U7. Nsslm. TL, 218. Sper-
ber, 21.
Lodderjftn, w., wörtlich loddriger Jo-
hannes, S. Loddert.
loddem, sw, 1. mül'zig gehen, fau-
lenzend die Zeit totschlagen. Er lod-
dert den ganzen Tag umher, 2. ohne
Anstrengung, träge, mangelhaft, lang-
sam und schlecht arbeiten. Hiervon
das Subst. Gelodder, n. Das ist ein
reines Gehdder und keine Arbeit, 3.
mit dem Seinigen unwirtlich umgehen,
es verbringen, verkommen lassen: ver-
loddem. Es ist bei ihm alles verloddert.
Er ist ganz verkoddert und verloddert^
in Kleidern und Wesen herunterge-
kommen. In Hessen laddem. Vi 1 m ar ,
234. Für Liv- und Estland bei Hu-
pel, 144. Sallmann, 74. Vgl ver-
ludern, ioddrig.
Loddert, m.y schmutziger, unordent-
licher, verlodderter Mensch, Taugenichts,
MuTziggänger. Unter den Schimpf-
wörtern bei Stein, Peregrinus XII, 82.
W. Mtebl. V, 191. Mhd. loter, htter,
lockerer, leichtfertiger Mensch, Tauge-
3
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34
Loden — löfsch.
nichts; lit. Idtras^ Spitzbabe. Schade,
571b. Ebenso Lodderjan. In Hessen
Ladderham. Vilmar, 234. Vgl. Lie-
derjan.
Loden, plur.^ alte, wertlose Kleider.
Sie hatte nur die paar Loden auf dem
Leibe, Treichel. Ahd. lodo, ludo^
ags. häay altn. lodi grober Mantel, zot-
tiger Überwurf. Vgl. Weigand I,
960. Grimm, Wb. VI, 1116.
loden, 9w,^ BettfederD in die Ein-
schüttung (s. Mnlatt) füllen.
Lodiksblatt (o kurz), n., Pflzn., ge-
bräuchliche Klette, Lappa of/icinalis
AU,; wohl von dem poln. lodyga Sten-
gel. Die Pflanze heil'zt auch Pfaffen-
knOpfe, j^Zur. Kr. Carthaus. Im Weichsel-
delta Kiettenbusch, Klattbosch, von Klette
oder Klatten = Klunkern (s. d.). Trei-
chel, Voiksth. I u. m.
Lodichak, m., verlodderter Mensch,
ohne Haltung, in unordentlich hängen-
den Kleidern. Davon iodichakig, adj.
Nsslm. Th., 96. Vgl. lodderig, Loddert,
Leichak, Laband.
Lodiche, /., Weichselkahn, flaches
Flulzschiff, nach Schemionek, 23,
offenes flachgehendes Frachtschiff für
den Drausensee. Poln. tod£^ russ. hd'ja,
böhm. lodj Boot, Kahn, Schiff; in Est-
land ^Lodge Lichterschiff. Nsslm
Forsch. 3. Pierson, A. W., 24. Sall-
mann, 13. Nsslm. schreibt auchLod-
dije, S. Lit-Aeq., 20.
Lttffel, Leffel, pltd. LSpel, m. Bei
Jeroschin: leffil. Pfeiffer, 186. 1.
in Redensarten: Den Löffel fallen lassen
— hinlegen — weglegen — umdrehen^
sterbeu. Et heft weddei* ener den L'epel
hengeleggty sagt man, wenn die Sterbe-
glocke geläutet wird. Einen über den
Löffel barbieren, ihn betrugen. Sie
essen mit (aus) grofzen Löffeln, es geht
bei ihnen hoch her. Er ifzt heute mit
dem grofzen Löffel, befindet sich in
voruehmer Gesellschaft. Er ist dicht
beim silbernen Löffel, ist seinem Ziele
sehr uahe. Den Löffel umkehren, hat
aber auch eine rein wörtliche Bedeutung.
Wer bei der Mahlzeit, namentlich bei
einem Gastmahl, den Löffel umgekehrt
auf den Teller legt, deutet damit an,
dafz er von der genossenen Speise zur
Genüge habe. 2. Ohr, zunächst des
Hasen, dann aber auch des Menschen.
Es ist ihm auf die Löffel gefallen, er
ist schwerhörig, taub. Vgl. Sprw. I,
2453 ff.; II, 1734 f.
LOffelgardist, LSpelgardist, m., Spott-
name für einen, der sich mit Unrecht
rühmt, Soldat gewesen zu sein; auch
scherzhafte Benennung für einen Knar
ben.
UffelkOSt, pltd. LSpelkost, /. (in der
Dzg. Nhg. mit kurzem e), Speise, die
mit dem Löffel zu essen ist: Vorspeise,
Suppe. Ejs war nichts als Löffelkosty
zur Bezeichnung einer dürftigen Mahl-
zeit. Hennig, 147 f. Scherzweise:
Flcsch ÖS de beste L^peUcost Sprw. I,
904. Für Liv- und Estland bei Hu-
pel, 144. Vgl. hö Janen.
löffeln, leffeln, pltd. lüpeln, sw. 1. mit
dem Löffel essen. Ist es nicht geschef-
felt, so ist es doch geUffelt, als Aus-
druck der Genügsamkeit. Übertragen:
Es löffelt sich so sachtche fort^ man
kommt allmählich vorwärts. Treichel
hat noch vor- und nachlVffeln, im Trin-
ken vor- und uachkommen. 2. schmei-
cheln, schön thun. Sich gelöffelt füh-
len, sich geschmeichelt, geehrt fühlen.
Erinnert an Löffel = Ohr (Hase). Eu-
len, Löfflen^ schertzen. Leckem, schos-
siren, coi'tesiren, kützeln, streichlen. Rei-
sen, küssen, Possen. Stein, Peregrinus
Xm, 1. W. Mtsbl. VI, 111.
Ittfsch, l§f8Ch, IVpsch, I»w8ch (Vokal
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löften — Lomse.
35
lang), adj.^ läofisch, brünstig; von der
Höndin; übertragen auf mannstolle
Frauenzimmer. De Zock ös löfachy die
Hündin verlangt nach dem Hunde.
Bock, 32. Hennig, 148.
IVften, 9w,^ s. lüften.
ISflig, adj., von laufen, pltd. I6pe(n),
lofen^ flink, schnell, munter. Leute^
sdd he, heite seid mer mal hipach löftig
ze Bein, Dorr, Driewjagd.
lohnen, sw. 1. befriedigenden Ertrag
gewäliren. Der Roggen hat in diesem
Jahr gut gelohnt 2. von Erfolg be-
gleitet sein. Das lohnt schon. Dem
ein gutes Wort zu geben, lohnt nicht,
es wäre vergeblich. Im ersten Sinne
aach bei Hupel, 144.
Lohnhofmann, -hömann, m., s. Hof-
loi, adj.y lau, saumig, lalz, träge.
Dönh. Friedland Ostpr. HoU. lui
trage. Davon loien, sw. Von Pferden,
welche nicht mehr ziehen wollen oder
können, sagt man, sie loien.
loien, 9w., s. das vor.
Leilattch, m., aus loi und latsch von
latschen (s. d.) zusammengesetzt , trä-
ger, matter, abgespannter Mensch, der
nicht vorwärts will oder kann.
LAk, Pflzn., Sumpf- Brachsenkraut,
Isoetes lacustris L,, wohl nur der pltd.
Lauch, mit welchem das Brachsenkraut
Ähnlichkeit hat. Treichel, Yolks-
thümliches U.
|j5iapp(olang), 97}., Nichtsnutz, Leicht-
fufz. Lafz den Lohlapp, den Schuh,
fahren. Soph. R VI, 123.
UHge, /., LiUe, s. Ulge.
Lomme, kurz Lomm, auch wohl Lumme,
/., nach Nsslm. Forsch. 3, und Th.,
218, kleiner flacher Handkahn, Boot,
dessen sich die Jäger bei der Enten-
jagd bedienen, dann Entenlomm ge-
nannt. Der Jäger legt sich der Länge
nach in das Boot, die Flinte neben
sich, und sucht sich mittels ganz kur-
zer schaufelartiger Handruder dem En-
tenvolke unbemerkt zu nähern. Der
Name tritt jedoch allgemein für Boot,
Kahn auf. Nach W. Seidel, 32, ist
Lomme ein Flu(zfahrzeug, dessen sich
die Nehrunger zum Transport von Ge-
treide und Vieh bedienen. Auf dem
frischen Haff heifzt Lomme ein flach
gebautes kleines, offenes Segel- und
Ruderboot, ja selbst ein grölzeres Fahr-
zeug zum Transport von Steinen, die
es selbst mittels Hebevorrichtung aus
der Tiefe emporhebt. De Lomm ward
tdrt (geteert) on värgesocht, zur Zeit
des Eisganges. D orr, 18. Vgl. Sicke u.
Angelsicke.
Lommenreeder, m., Spitzname für einen
Fischer, der ein kleines Boot oder einen
kleinen Kahn besitzt und sich daher
mehr dünkt als seine Nachbarn; über-
haupt ein reicherer Fischer.
LVmpen, plur., unterer Teil der Bein-
kleider, etwa von der unteren Wade
abwärts. Hosen hadd^ he ohne Lompen.
Dorr, 63. VolksL, 16, 8, 6. Nicht
bloi'z unten zerzauste und abgerissene,
sondern auch aufiaUig kurze Bein-
kleider nennt man Hose ohne Lompen.
Lomse, /., Stadtteil in Königsberg auf
dem westlichen Ende der Insel zwi-
schen dem alten und neuen Pregel. An-
fänglich war diese Gegend mit Baum-,
Hopfen-, Kohl- und Küchengärten,
Scheunen, Speichern und Ställen be-
deckt, und noch im Jahre 1535 ver-
pflichteten sich die Einwohner der Alt-
stadt durch einen Vergleich mit den
Kneiphöfem, hier keine Wohnhäuser
und Keller zu erbauen. Faber, 138.
Eine Deutung des Namens Lomse ist
bis jetzt nicht gelungen. Die mir aus
kaufmännischen Kreisen gemachte An-
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LönDe — Loröl.
gäbe, dalz Wittinniker, Schimken, von
Lomza an dem Narew, welche Stadt in
alter Zeit mit Königsberg lebhafte
Handelsverbindang hatte, hier ihre Ge-
treidelager aufgeschichtet, ihre Quaran-
täne gehalten und sich eine ähnliche
Stätte hergerichtet, wie die Flissen auf
der Przerahka in Danzig, läl'zt sich
nicht begründen.
Lttnne, /., s. Leinbaum.
Lopatke, /., s. Lapatte.
Lttper, m., Läufer, Zugleine mit Stroh-
wiepen oder Strohbündeln besetzt, zum
Aufscheuchen der Fische. Putziger
Wiek. Vgl. Wischleine.
Loppen, m.y Haufen; vom Heu in der
Menge, wie man es den Pferden in die
Raufe wirft. De Peerd gehregen fresche
Streu Un enen degen Loppen Heu,
Viol^t, 102. 194.
IVpsch, adj., s. fOfsch.
Lbrbas, m., Lieblingsschimpfwort in
Ostpr., besonders in Kgsbg., auf einen
rohen, rüden, flegelhaften Menschen,
namentlich auf einen ungeschlachten,
halbwüchsigen, bengelhaften jungen
Burschen, in dem Sinne von Lümmel,
Taugenichts. Aus dem gleichbed. lit.
lurbas^ lett. lurbU dummer^ gedanken-
loser Mensch. Li Estland Lurjes Schlin-
gel, Lotterbube, Lümmel, lurfus
Taugenichts, von lurjama unnütz um-
herschlendem ; isL Zwrt, schwed. lurk
Schlingel; erinnert sei an das pltd.
lüren^ lauem, lungern, faulenzen. In
der Saalfelder Gegend auch L^basch,
Im Brem/ Lobbea, Nsslm. Wb. 376a;
Forsch. 2; Th., 96. Pierson, A. W.,
24. Lit-Aeq., 20. Brem. Wb. IH,
77. Sperber, 21. Schemionek, 23.
Hupel, 147. Sallmann, 53b. Da-
von das Adj. forbassig. Tgl. Laband.
Lorbe, /., Keil, den die Brettschnei-
der von den Stützen ihres Gerüstes in
die Erde einschlagen, damit diese nicht
ausgleiten. Ermland. In der Gegend
von Nordenburg Lork, Mühling, N.
Pr. Prov.-Bl. a. F. III, 440. Lork, m.,
Lorke, /., ist zunächst der Keil, mit
welchem die Brettschneider den Schnitt
erweitern, um der Säge leichte Bahn
zu machen. Die Lorke schlagen^ den
Keil weiter auf die Säge zu treiben.
Lorchy /. u. m., Lerche, s. Lftwark.
Lore, Ldr, /., Dem. Lärchen^ w. Vorn.,
Leonore, Eleonore. Ich that Lorchen
meinen Antrag. Soph. R. 11, 170.
Lorenz, m. Vom,, Laurentius. Hart-
wich, 54.
Lorenz, m., krummer^ Reverenz, und
wohl nur Korrumpierung dieses Wor-
tes, Visite. Einen krummen Lorenz
mcLchen, einen Glückwunsch darbrin-
gen, durch einen Besuch Ehrerbietung
bezeugen. Sprw. I, 2460. Op der du
Feu' an Brochmansche Kesting wuU
sienen krommen Lorentz maacken ön
truhartger Buhr. Titel eines Hoch-
zeitskarmen. Königsberg, 1722. Carm,
nupt I, 282. Vgl. Uwerengs.
Lorenzer, Sandy plur.^ Bewohner von
St. Lorenz^ Kirchdorf im Samlande,
Kr. Fischhausen. Der Volkswitz nennt
sie Schnodderschmiter (-schmeifzer),
spricht ihnen also den Gebrauch des
Taschentuches ab. Vgl. Sprw. I, 2461.
Lork, m., Lorke, /., s. Lorbe.
L»rk, LBrIce, /., Lerche, s. Lewaric.
Lorice, Lurice, /., Schelte, Verweis.
Er hat Lorken bekommen. Einem Lor-
ken anhängen, Bock, 32. Hennig,
148. Poln. burka dass. In Bayern lurken
auch : verächtlich reden. S ch m eller II,
489.
LorVI, LorVlje, n., Lorbeeröl, mhd.
lorole. Hennig, 148.
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lorpsen — lossen.
37
Ittrpseriy sw,^ rülpsen, wohl nur Eor-
rtunpienmg dieses Wortes* Friedland
Ostpr.
los, adj, 1. locker. Bei Jeroschin
auch noch in der Bedeutung von ver-
änderlich: want vü veste und nicht los
was 8in seligir wüU 64d. Pfeiffer,
190. Er Idfzt nicht loa und hcker^ er
ist ein fester, energischer Charakter.
Vgl. Losbäcker. 2. unangebunden, frei.
Er hat ein loses Maul^ redet unumwun-
den, rücksichtslos.
losackem, sw.^ etwas durch anhalten-
des^ bestürmendes Bitten erlangen. Das
hat was gekostet, bis ich das losgeackei*t
habe. Vgl. loseisen unter eisen.
Losbäcker, m., Bäcker losen, lockeren
Brotes, des Weifzbrotes, im Gegensatz
zu Fastbäcker (s. d.). Hennig, 148.
losbändig, adj,^ ungebunden, unver-
heiratet, locker. Sehern ionek, 23.
Losbrot, m. 1. losgebackenes Brot,
Brot vom Losbäcker. 2. Spitzname
fär einen schwachen und schlechten
Arbeiter. Er ist ein Losbrot^ eigent-
lich Losbrotesser, Sprw. I, 2465.
Lösch,/., Laterne. Mühling.
LSsch (o lang), n., das Schilf, wel-
ches von den Böttchern zum Verdich-
ten der FaCzdauben gebraucht wird.
Muhling.
loich§re(n), sw.^ pltd., wohnen, frz.
loger. Wo Mchert de Herr? Du h-
scherst ganz nett,
LBschke, /., s. Uschke.
LSschkener, m.^ s. Lischkener.
loseisen, sw,^ s. eisen u. losackem.
Loser, Liiser, m. jud. Vom., s. Lei-
ser.
Losgänger, m,y der los geht, frei und
nicht gebunden, unverpflichtet ist, un-
abhängiger und unverheirateter Arbei-
ter. Uennig, 148. Vgl. Losmann.
Losleder, m., beliebtes Schimpfwort.
Nach Klein I, 286, der nur den Plur.
anführt, in Danzig Leute, welche sich
mit keinem ordentlichen Gewerbe be-
schäftigen, Umtreiber; scherzweise auch
unverheiratete Personen. Sperber, 21,
der für die Etymologie auf hs u. ledig
hinweist, erklärt: sanguinischer, leicht-
sinniger Mensch; Schemionek, 23:
„Mensch, dem die Kleider vom Leibe
fallen", also los auf dem Leder sitzen.
Du Losleder^ wie kannst du so faul
sein! Davon
loslederig, adj,^ unordentlich. Als
Schimpfwort: losled'riger Hund!
Losleiite, plur, von Losmann (s. d.).
lOslich, adj, n. adv,^ s. I§8lich.
Losmann, m., plur, Losleute, Leute,
die los = frei sind, Tagelöhner, die in
keinem dienstlichen Verhältnis stehen
und unabhängig zur Miete wohnen.
Nach Hennig, der nur die Mehrzahl
hat, sind die Losleute unverheiratet,
also auch nach dieser Richtung hin los
und frei, was jetzt nicht stets der Fall
ist. Sie werden auch Losgänger ge-
nannt. Von den Handwerkern ^ Po-
wirpen^ Hirten^ Loosgängem und Ge-
sinde soll der Decem treulich eingebracht
werden, Insterbg. Kirch.- Visitat.-Ord-
nung II, §6. Hennig, 148. Li Liv-
und Estland nennt man Lostreiber bäuer-
liche Tagelöhner, Häuslinge. Hupel,
144. Sallmann, 70a. Mnd. lösjun-
gere Hörige, die in keiner Genossen-
schaft stehen. Mnd. Wb. H, 729a.
Vgl. Freimann, Hochmieter u. Inglleute.
losschielzen, sw,^ plötzlich hervor-
brechen; mit der Rede herauskommen.
Schief ze hs! zum Kinde, das reden soll.
lossen, sw, 1. entlasten, ausladen,
lichten. Ein Schiff lossen^ jetzt löschen.
2. s. V. a. aufmerken, achten, hören.
Kommt, last uns eilig lossen (: Possen)
Und sehn, wer Bräutgam ist, Carm,
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38
Losshaken — luchsen.
nupt. II, 280 d. 3. kaufen und ver-
kaufen, also lo9en, Vonn Füchtrogenen
zu lassen. Es soll kein Mann umb die
Fischtroge auf der Füchbrucken ge-
legen^ lassen^ es sey den das er ein Mit-
bürger ist und habe der Fischer Guide.
Kgsbg. Willkür von 1394. Benecke,
272. Vortmehr soll niemandt anders uf
der Fischbrücke loszen vmb die Fisch
tröge und um die Lachs bencke^ den die-
ser Aldenstadt eintoohner und mitbürger
und die dieser Fischer gilde haben. Der
Kgsbg. Fischer Rolle 1538 § 6. Be-
necke, 287.
Losshaken, m., Haken am frischen
Haff. Eine Laichstelle in demselben
reicht vom Losshaken quer über die
Bucht bei Haffstrom.
lossprechen, pltd. losspr6ke(n), st, frei-
sprechen. 1. Lehrlinge werden losge-
sprochen, d. h. vor der Gewerkslade
aus der Jnngenschaft entlassen und zu
Gesellen erklärt. 2. Konfirmanden wer-
den vom Unterricht durch die Einseg-
nung losgesprochen, befreit. Danzig.
Klein 1,286. E. Förstern. Anton,
9, 18.
lost Es lost nichty es lohnt nicht.
Ermland. Sperber, 21. Der Infinitiv
losten tritt nicht auf.
L»(z, /., Ufzstock, m., s. Lis.
löty adj. u. adv., spät. Marienbg.
Ndrg.
Lot, n., Richtung, Ordnung. Es alles
§m Loth, ist alles in Ordnung? Dorr,
l.Wiew., 126.
IStabengig, IStarbengig, ISterbengig, adj.,
nach Mühling in der Gegend von Bar-
ten s. V. a. unbändig, aus Rand und
Band; bei Schippenbeil u. Bartenstein
weichmütig, nachgiebig, gleich zu Thrä-
nen gerührt. In der Gegend von Döoh.
blöde, ängstlich, weichmütig. bengig
würde die Doppelbedeutung bängig (von
Band u. bange) haben; Mühling deu-
tet die erste Hälfte des Wortes Iota etc.
= los.(?)
Uthardel, -hari, Pflzn., s. Uthari.
Lött, n., s. Litt
Lottchenblatt, pltd. Lottkeblatt, n., ge-
wöhnlich im plur, Lottchenblätter, nach
Mühling auch Loddchen, Pflzn. 1 . Huf-
lattich, Tussikigo farfara und petasites
L. IjOttcken, auch Latke, ist Korrum-
pierung von Lattich, In der Gegend
von Friedland und Saalfeld Ostpr. auch
Latkeblatt und Brandlottchenblatt. Die
Blätter des gemeinen Huflattichs dienen
den Kindern als Sonnenschirme, die
von T, petas, gebraucht man als Haus-
mittel auf Wunden und Geschwüre.
Hagen, 867. Sperber, 21. 2. grol'zer
Wegerich, Plantago major L. Die Blät-
ter werden als kühlendes u. zusammen-
ziehendes Wundkraut gebraucht. Dat
Lottkeblatt helt, kelt on titt de Hott af,
es heilt, kühlt und zieht die Hitze ab.
S. Leunis, 896. 956. Vgl. Lehm-
biatter.
IVtwenig, adj,, los, locker, ein wenig
los. Pillau. Mühling.
LVwd (o lang), /., s. Uwe.
löwen, sw., zieren, besonders beim
Essen Low dt man nich, ziere dich
nur nicht! Samland.
LSwen, n., s. Leben.
LVwenhagen, Ortsn., Dorf (Bahnhof)
im Kr. Königsberg. Schimpf: Ön Lowe-
hage ös e Knäke to gnäge fer e Hund.
LSwerengs, LVwerenz, /., s. Lewerengs.
ISwsch (p lang), adj., s. ISfsch.
LowTs(e), w. Vom., Luise.
Hfwthulig, adj., s. lewthulig.
luchsen, luxen, auch lugsen, sw., wie
ein Luchs verfahren, scharf lauernd
sehen, im günstigen Moment schnell
zufahren und stehlen, stehlen überhaupt.
In Zusammensetzungen: abluchsen, be-
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Lubatsch •—• Lüedbrot.
39
luchsen. In der SchreibuDg lugsen ist
an lugen gedacht Vgl. Grimm, Wb.
VI, 1223.
Loibatsch, m., s. LAband.
Lubbe, /., Pflzn., Gartenmalve, Lava-
tera trimestrü L. Mühling. Dönh.
lubben, sw.^ verschneiden, entmannen,
kastrieren; schinden, abschinden. Mnd.
u. holl. Itibben dass. ; lit. Itippu^ Iwppau^
lüpsUy lüpti schälen, schinden. Bock,
32. Hennig, 149. 331. Nssim. Wb.,
S76a.
lUbbem, sw., s. labbern.
Lucht, /., Bodenraum, Söller. Ostpr.
In Westpr. ßon, Bän. Liccht = hviit ;
dän. u. engl, loft Boden, Söller, in Liv-
und Estland Lucht und Luft Fenster,
Fensteröfinung. Auf der luftigen Lucht
wird Wäsche getrocknet. Auf der Lucht
wohnen^ im höchsten Stockwerk woh-
nen. Er ist von der Lucht gefallen^
hat sich die Haare verschneiden lassen.
Brem. Wb. UI, 31. Bock, 32. Hen-
nig, 149. Sallmann^ 37.
Luchte, f.y s. LQke.
Luchtenknaster, m.^ Knaster, nur auf
der Lucht zu rauchen, zur Bezeichnung
einer schlechten Sorte Rauchtabak.
Auch Loichtländer, aus dem Luchtlande.
Vgl. Drängsel.
■lichtem, adj. 1. munter, freundlich,
hell, leuchtend, lebhaft, keck, feurig.
Bjin luchtemes Mädchen. Was hat die
für luchteme Augen ! Diese guten Eigen-
schaften in der Entartung: durchtrie-
ben, pfifSg, listig, verschlagen (Müh-
ling), leichtfertig (Schemionek, 24),
begehrlich, lüstern (Sperber, 21). Se
pUnkt mi to on kickt mi von der Sied
so luchtem (begehrlich) an. Dorr, 1.
Wiew., 20. Der Stamm des Wortes ist
Licht ^ goth. liuhtjany ahd. liuhtan^
mhd. Uuhten leuchten, Licht verbreiten.
Schade, 566a.
Luchtländer, m., s. Luchtenknaster.
Loicke, /., s. LQke.
lUcke, lücky adj.y glücklich. Je sehe-
wer je lücke^ je me' (mehr) de lAied
dana kicke. Jerrentowitz. Im Brem.
hiky im Götting. Ulcke^ im Rein. Vos
lucke^ Tl., das Glück, holl. luk, engl.
luck. Brem. Wb. III, 96. Schamb.,
127 b.
Ludd, m. Vorn., Ludwig.
Luder, n. 1. Fleisch. Das Pferd be-
kommt Luder auf die Knochen.^ es wird
fett. 2. Aas. Das stinkt unterm Lu-
der, ärger als Aas. 3. altes, mageres
Pferd. 4. Schimpfwort, auch in scher-
zendem Tone: Er ist ein dammligeSy
ein verdrehtes Luder. Sprw. I, 2471.
5. Bei Jeroschin Spiel, Verlockung,
Nachstellung, Lockfalle. Pfeiffer,
190. 6. Haut, zur Bezeichnung der
Faulheit. Dingsdag lig ock op dem LS-
der {Luder) y auf der faulen Seite.
Sprw. I, 2653.
Luderbude, /., im Volksmunde Bude,
in der abgekochtes kaltes Fleisch feil
gehalten wird. Eine solche stand in
Königsberg an der Holzbrücke.
Luderjftn, LUderjftn, m., verluderter,
verlodderter Mensch. Vgl. LodderL
Luderkaule, pltd. LQderkOI, /., Grube
für das Luder, Aasgrube. Dat stinkt
mi ön e Luderkül.
lodern, sw. 1. faulenzen, tagedieben.
Er ludert den atcsgeschlagenen Tag herum.
Mhd. luoderen, hiodem schlemmen, ein
lockeres Leben führen. Schade, 578a.
2. Luder fressen; von Tieren. Bei
Jeroschin: verlocken, reizen, da mite
st in lüderin (ibrüderin) woldin vf des
todis ds 84 d. Pfeiffer, 19L
LUding, m., s. Lädings.
Ludichak, m., Taugenichts^ s. v. a.
Letehak.
Lüedbrot, n., LUedstftw, /., s. Leute.
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40
lüften — LuUeL
lUften, pltd. Ittfte(n), 9w. 1. befreien,
öffnen, aufmachen und dadurch der
Luft Zugang verschaffen. Das Zimmer
lüften. Schoten lüften — auslUften,
aufmachen, enthülsen, die Erbsen aus
den Hülsen nehmen. Engl, to lif%
schwed. lyfta^ dän. hfte^ franz. Uter^
lat. u. itaL Uvare, Sperber, 21. 2.
Platz machen, Bahn dfhen. Eck achreg:
Wech! Platz gelöft! Cann. nupt I,
282.
LUfUing, m., windiger, leichtfertiger
Mensch.
Liittpulver, pltd. Loftpolver, n., graues,
pulverisierte Radix ipecacuanha, M u h -
ling.
Lufttropfen, pltd. Loftdroppe, plur.^
Medik. Spiritus aethereus.
lugen (u kurz), sw.j lugen, lauem,
ahd. luogen^ mhd. luogen aus einem
Verstecke hervorsehen. In Masuren
(Bialla) nennen die Kinder im Versteck-
spiel das verstohlene Sehen durch die
Finger der die Augen bedeckenden
Hände luggen. Du mufzt luggen! d. h.
dir die Augen zuhalten, sagen die
Kinder, welche sich verstecken wollen,
zum „winkenden^ Kinde. Vgl. plinzen.
LUgensacky pltd. Legesack, m., zur Be-
zeichnung eines Menschen, der gleich-
sam einen Sack voll Lügen mit sich
fdhrt, eines grol'zen Lugners.
lugsen, sw.^ s. luchsen.
LukafZy m., Klotz, auf den ehemals
die Verbrecher behufs der Auspeitschung
gelegt wurden. Von dem lit. iükoszus.
Sie (Wahrsager u. Zigeuner) sollen von
Anfang zum wenigsten mit dem Ge-
fängnis und der Lukafzen gezüchtigt
und gestraft werden, Insterb. Kirchen-
Visit.-Ordg. Hennig, 149. Nsslm.
Forsch. 2; Th. 97.
Luke, hin und wieder auch Lucke, /.,
fensterartige, jedoch unverglaste Öff-
nung in Speichern und Bodenräumen,
die mit einer Lade geschlossen werden
kann, auch in Kellern, die jedoch meist
offen bleibt und als Luftloch dient;
Eingangsloch in den Verdecken der
Schiffe, das eine Fallthur schlielzt.
Vgl. ahd. luog^ luak, mhd. luoch, luoc
Loch etc. Schade, 578b. Die Luke
zumachen^ sie mit der Lade schliefzen.
Kickst du mt üt de Lukef wenn man
die Schliche eines andern duichschaut
Treichel. Der Tod safz auf dei*
Keüerlak\ d. h. in der Öffnung selbst
auf dem Lukenbrett. Volksr., 121. 511.
In Hessen der Luken. Vilmar, 254.
Brem. Wb. HI, 97. Dähn., 288a.
Danneil, 129a. Hupel, 147. Sall-
mann, 37. Hennig, 150. Vgl. LuchL
Lukfichte, /., Pflzn., schlechte Fichte,
vom poln. wlokno Faser. Schmitt,
We8tpr.,166. Treichel, Volksth. Vgl.
Fichte.
Lukrinski, m.^ aus lukrieren mit poln.
Maskulinendung gebildet, ein Mensch,
der seinen Vorteil zu ergattern ver-
steht. Gortzitza.
Lulch, m.j PflzD., Schafschwiugel,
Festuca avina L. Bock, Nat. IH, 279.
Auch Lolch, Lolium perenne L.
Lullchen, pltd. Lullke, n. 1. kurze
Tabakspfeife. Dat ös geroad genog^
mien Lullke antostöcke. Carm, nupt I,
282, 3. On ok mien körtet Lullke (nam
eck mie mot). Ibid. VI, 242 b. Auch
Lull, Lulle, /., im Flatowschen Lulk,
korrunip. Nulk, von dem gleichbed. poln.
lulka. Soll nach Förstern ann türki-
schen Ursprungs sein. Schmitt, 108.
2. Säugling. Beides von lullen sau-
gen. 3. Nach Bock, 32, auch Schimpf-
name. Hennig, 150.
Lullei, m., Tölpel, den man zum besten
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lallen — Luntrus.
41
hat . . . TTMkt mi to^m LuUei on drieft
hmenSpa/z m§t mi. Dorr, 1. Wiew.,
71.
lullen, 9w, 1. saagen, an der Brust.
2. rauchen, weil der Rauchende saugt.
Davon einlullen, ein saugendes Eind in
den Armen schaukelnd einschläfern,
wobei man sein Gesicht auf das des
Kindes druckt und dabei leise singt.
Lumme, /., s. Lomme.
LUnunel, m, 1. zur Bezeichnung eines
unnützen Knaben, nichtsnutzigen Jun-
gen. Unterdessen liefz sich der Lümmel
im Hause herumtragen und schrie aus
Leibeskräßen. Soph. R. VI, 525. LOm-
mel ab flegelhafter Mensch, Tauge-
nichts, ist allgemein. Vgl. Grimm,
Wb. VI, 1289 f. %penis. Seinen Um-
mel anbringen, coire.
Lumps, m.y schlechter, grober Mensch,
Lump. Treichel.
- Lundris, Loindrus, m., Taugenichts.
In Danzig und in Westpr. überhaupt
ist Lundris ein ebenso beliebtes Schimpf-
wort, wie in Königsberg u. in Ostpr.
Larbas.
Lungerbank, /., Bank, auf der man
lungert^ Faulbank. Mühling.
Lungerer, m.y Faulenzer.
hingem, sw. 1. faulenzen, muizig
gehen. 2. bettelnd etwas zu erlangen
suchen, s. v. a. lunkem (s. d.). Davon
benimlungem, sich bettelnd herumtrei-
ben*
IHnisch, lUnsch {ü lang), ITnsch, adj,,
und meist in letzterer Form auftretend,
tückisch, versteckt, falsch, hinterlistig;
in der Bedeutung verwandt mit glupsch.
Es ist das im BegrifP verstärkte Zau-
nisch^ pltd. lunisch^ und wird von heim-
tückischen Hunden und Menschen ge-
braucht. Nach Marold in der Gegend
von Kreuzburg dummdreist, von einem.
der, dickhäutig, sich überallhin erst
treiben läTzt. Bock, 32. Hennig,
150. Schemionek, 24: lunsch (wohl
lünsch).
lunkem, sw., mit Augen und Gebär-
den nach etwas lugen und langen,
streben, begehren, gierig verlangen;
durch Schmeichelwort das Erstrebte zu
erlangen suchen: das verstärkte lungern.
Pierson in den Lit Aeq. weist auf das
lit. lunginti schmeicheln hin; Nsslm.,
Forsch. 3, bezeichnet als näher liegend
lüngurti in derselben Bedeutung, und
das substantivische lunguro zödzei
Schmeichelworte, lett. lunkis Schmeich-
ler, Fuchsschwänzer, lunkains gelenkig,
schmeichlerisch, und mit Übergang des
k in z lunzinaht sich anschmiegen wie
eine Katze, ee- und pee-lunzinatees sich
einschmeicheln. In Zusammensetzun-
gen: ablunkem (s. d.), durch Scbmeichel-
wort und Schmeichelblick oder durch
List etwas erlangen, gewinnen, abneh-
men ; in Posen abluchem. In gleichem
Sinne eriunkern. Bock, 33. Hennig,
150. Brem. Wb. UI, 99; Yl, 189.
Sperber, 5. Nsslm» Forsch. 3; Thes.,
218. Bernd, 2. Anton, 9, 19.
lUnsch (ü lang), adj., s. lUnisch.
Hinsehen, sw., nach Mühling bos-
haft, mürrisch aussehen. Wohl mit
lünisch verwandt.
Lointenpuster, m., Anblaser der Lunte,
Spitzname für einen Artilleristen.
Mühling.
Lointer, m., unter den Schimpfwörtern
bei Stein, wohl = Luntrus, Pere-
grinus XH, 82. W. Mtsbl. V, 191.
Luntrus, m., Schimpfwort in dem Sinne
von Lorbas (s. d.). Lit. Idtras Tauge-
nichts, Spitzbube. Auch in gemüt-
lichem Sinne: /, he kleener Luntru/z,
he! vyie hot Iie sech wedder zugericht!
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42
luntrassig — Machandel.
Schaltj., 1, 437. Ermland. Elbing.
Pierson, A. W., 25. Lit. Aeq., 20.
Sperber, 42. Schemionek, 24.
luntrussig, adj.^ von dem vor.
Lunz, m,^ Lappen, Lumpen; als
Schimpfwort, üt miener Dar, ji Hex^
ji Aa»^ ji Lanz^ ji Elk,ß Flerr! Dorr,
1. Wiew., 100.
LQr, m,f hinterlistiger, tückischer
Mensch. Eck «y on gooder Btmr^ findst
du dat nick by my^ so seggi eck sy ön
Lahr, Carm. nu/pt, V, 190 b. Von dem
pltd. lüren lauern, hinterlistig auf-
passen, sich tückisch zurückhalten; da-
her Lürangel tückischer Mensch. Brem.
Wb. m, 101 f.
Lurche, /., schlechter KaflFee. Trei-
chel.
lare(n), sw., s. lauem.
Lurke, /., s. Lorke.
Luseh, /., s. Lischke.
Luiche, w. Vom., Luise. Davon das
Dem. Luschcfien. GordackhältZ/w«^A-
clien für Abkürzung von Karltischchen^
Dem. von Karl, Danzig. In Ostpr.
ist Luschchen Tändelname für Personen
beiderlei Geschlechts.
Luschke, /., s. Lischke.
Lust, pltd. Lost, /. Sie ifzt mit Lust^
ist schwanger, nach der Wahrnehmung,
dal'z Frauen in diesem Zustande ab-
sonderlichen Appetit empfinden. Bock,
33. Sprw. I, 2490.
Lustbude, pltd. LostbÖd, /., Uarten-
haus, Gartenlaube. Mühling.
Lustgärtnierer, m., s. Gärlnierer.
lustig, pltd. festig, adj. Er ist lustig,
ist angetrunken.
lutschen, sw.y anhaltend, ausdauernd
saugen. An einem Stück Zucker — an
der Mutterbrust lutschen. Vgl. ablut-
schen.
Lutschpummel, m., s. das. folg.
Lutschpungel, n., Lutsch-, Saugbeutel
zur Stillung kleiner Kinder. In Westpr.
auch LutschpummeL Treichel. Vgl.
Pungel.
Lutter, m.j der durch Feuer abgetrie-
bene Branntweinstoff. Mühling. Von
lüttem. Vgl. Grimm, Wb. VI, 1354.
lüttem, sw. 1 läutern, abklären, ab-
gielzen. Mühling. 2. lodern. Ver-
grabenes Geld luttert zuweilen, es lodert,
brennt. Treichel, Volksth. III.
Lux, m. Vom., Lukas. Hartwich,
54.
luxen, sw., s. luchsen.
M.
m, Schmelzlaut, hat als Anlaut im
Plattdeutsch gleichen Klang mit hchd.
m, als Auslaut tritt es oft statt n auf:
Fadem Faden, Bessern Besen, Bossem
Busen, Spadem Spaten, Jumfer, Jam-
/er Jungfer. Lehmann, Volksmd.,
29.
mä, adj., s. mär.
Mäagt, /., Magd. Dzg. Nhg. Vio-
l^t, 102.
Machandel, m., Wachholder, Junipe-
rus; Wachholderbranntwein, holl. Ge-
never^ engl. GHn. Er wird oft mit
Zucker versüCzt getrunken und dann
in einem Glase mit einem Stäbchen
zum Umrühren vorgesetzt. Daher for-
dert man : Machandel mit dem Knüppel
und M. ohne Knüppel. Danzig. El-
binger Ndrg. Sprw. I, 1532. P as-
sarge, 220. Auch in Bremen Machan-
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M&che — maddern.
43
&/ Wachholder, MachandelbeerenWsLch'
holderbeeren. Das Wort ist durch
Wechsel des M mit W gebildet, ßrem.
Wb. m, 108. Ebenso bei Schatze
in, 70. Danneil, 130a. In Göttin-
gen itfacÄawrf^feij.JtfacÄoW^^. Scham b.,
128a.
Mftche, Mäche, Mächen, pltd. Make, n.,
Mädchen. Ennland. Elbing. Nu wäar es
doch och Zait, dafz wa^s Mache wo kunne
unjahränge, Ermländ. Freisch., 5. An
der See sack he en Mächen. Elbing.
Schaltj.^ 3, B. Könnt ihr verspreche
dem Mäche Gutts ze thue? Dorr, 1.
Wiew., 13.
Macheier, m., wollener Kleidersto£P
alter Zeit. Kleider-Ordnung v. 1529.
Frisch I, f;30c. Vgl. Durant
MachSle, /*., cunma^ vulva. Friedland
Ostpr. Vgl. MechTle.
macheln, 8w,y aufhetzen, verleumden;
betrugen; betteln. Mühlin g Davon:
Machler, tw., Ränkeschmied, Verleum-
der, Betrüger. Machlerei, /., Verleum-
dung , Klatscherei , D urchstecherei.
machlerisch, adj.^ zum Hetzen geneigt etc.
Nach Treichel hat macheln auch die
Bedeutung essen, wohl von dem hebr.
ochal essen, ma-achol Speise, also Speise
zu sich nehmen.
machen, pltd. makeCn) (a = ä\ sw. 1.
ccujore^ in der Kindersprache. Mach
doch! Mast schon gemacht? A-a ma-
chen, 2. atcs sich etwas machen, auf
sich halten, sich geltend zu machen
wissen ; gcgenteils : atcs sich nichts ma-
chen. Sich breit machen, hoffartig thun.
* Hennig, 320 f. 3. sich machen, pltd.
sock make, sich darstellen, ausnehmen.
Es macht sich gut, sieht gut, d. h. ge-
fallig, ansprechend aus.
Mächen, n., s. Mftche.
machhaftig, adj,^ angänglich, möglich,
ausführbar. Das §s nich machhaftig,
dafz das Concü von einem Ofrohr ze
höre kriegt. Dorr, 1. Wiew., 4.
Machhurtig, m,, Diarrhöe, s. DUnne.
Machfle, m., s. MechTle.
Machler, m,, Machlerei, /., machlerisch,
adß., s. macheln.
mächtig, adj, u. arft?., aufzer der üb-
lichen Bedeutung: sehr, ausnehmend,
besonders : mächtig grofz, mächtig reich,
mächtig kalt. Hennig, 151. In gleichem
Sinne früher grofze Macht, Das Auf-
gebot zur Heeresfolge an die Freien
auf Samland vom Jahr 1464 schliefzt,
nachdem alle Forderungen genau ge-
stellt und die Mahnung, denselben mit
FleiCz nachzukommen, ausgesprochen,
mit den Worten: denn unserm ganzen
Orden und uns allen mit einander ist
grofze Macht daran gelegen. Beitr. z.
Kde. Pr. I, 352.
Mächtiger, m., nach Klein II, 4, ein
Danziger Ausdruck für Advokat, gleich-
sam Bevollmächtigter. Scheint in die-
ser Bedeutung untergegangen. E.
Forst em. In Pommern ebenfalls in
der Bedeutung: Bevollmächtigter.
Dähn., 292b.
mack, adj,, s. mak.
mackeln, sw., wohl Dem. zu machen,
daher etwas im geheimen thun. Klein-
liches vorhaben. Marold.
Mädchenmutter, /., s. Mägdemutter.
Mädchens, im Ermlande Mäches, pltd.
Makes, plur, von Mädchen. Die Mäd-
chens vom Hofe, Vgl. illa.
maddern, sw. 1. unbefugt mit einem
Gegenstande sich zu thun machen.
Man ruft Kindern, welche sich mit
Sachen viel zu schafiPen machen, die
sie verderben könnten, zu: Lafz stehn,
madder nicht! Was madderst du an der
ührf 2. probieren, versuchen, mit
dem Nebenbegrifife des Ungeschicks,
stümperhaft mit einer Sache umgehen.
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44
Madel — Magritsch.
Wie lange maddert er denn! Maddem
koaft Geld. 3. etwas stümperhaft aus-
führen, arbeiten, obenhin verrichten.
Das ist man gemaddert und nicht gear-
hdtettBock, 33. Hennig, 151. 289.
Davon Madderei, /., annütze und un-
befugte Beschäftigung, schlechte, stüm-
perhafte Arbeit, Stümperei. In Pom-
mern Madderij u. Afaddtoark. Dähn.,
291b. Madrak, m., Madderer, Stüm-
per etc. Sperber, 38. vermaddem,
durch ungeschickte Behandlung ver-
derben, in Unordnung bringen. Es ist
alles vermaddert. Lit madaröti raad-
dem, imnütze Dinge vorhaben, mada-
r&nka^ m, u. /., Nichtsnutz, Sudeler,
madaras schlechte Arbeit, Sudelei; poln.
Tjiadrowac pfuschem. In Hamburg u.
Bremen maddeln für martern und übel
handhaben. Nsslm.Wb., 378a; Forsch.
3; Th., 218. Altpr. M. VIII, 366.
Pierson, A. W., 25. Mrongov. II,
580a. Brem. Wb. III, 108. Für Liv-
und Estland Hupel, 148. S allmann,
37a.
Madel, m. j üd. Vom. Flato w. Schmitt,
112.
Madenscheifzer, pltd. Madeschtter (a=a),
m. 1. grofze Fliege, Schfüeii'zfliege,
Aasfliege. Nach Mühling, Tiern-, 174,
auch Madenträger. Wt e Madeschtter
bromme — kräle. Korrespbl. HI, 52.
2. ein Reicher. Ös wedder e Mädescht-
tet* (auch MädesacK) gestorwe, Kgsbg.
Vgl. Bratenfresser.
madig, adv.^ in madig machen^ aus-
schimpfen. Du half emal den Mundy
so madig lafz ich mich nicht machen,
Madrak, m., s. maddern.
Maffetchen, n., kleiner Witz, Streich.
Mafettchen macfien^ Streiche machen.
Sperber, 46.
Magantsch, m., s. Magrltsch.
Magd, pltd. Magd (a = a), in der Dzg.
Nhrg. Mäagt, plur. Mägdl^ im Gegen-
satz zu Knecht jeder weibliche Dienst-
bote. Von dem, der einen fettigen
Mund hat, sagt man: Du kannst got
Magd mede (mieten).
Mägdemutter, /., früher Bezeichnung
für eine Gesindevermieterin. Danzig.
W. Seidel, 32. Klein II, 4, hat:
Mädchenmutter. Auf der Dzg. Nhg.
Mägdmöder. Viol^t, 102.
mägen, Präs. mag{ch\ Imperf. mogt^
muchty Part, gemocht^ mögen, können,
wollen, begehren. Wet^t mach^ de
machte wert nich mach^ de mach't vx>l
nich mögen. Dorr, 79. Wat öck nich
mach^ dat drägt de Schlag. Sprw. I,
2646. Mach et att, sei es!
Magenschraper, pltd. Mageschraper^
m.y was den Magen schrapt, den ver-
dorbenen Magen wieder in Ordnung
bringt. Alter Wein ist ein guter Ma-
genschraper. Hennig, 246. Vgl. schrft-
pen u. Schrflper.
Magenwehtage, /., s. Wehtage.
Magerkraut, n., wohlriechender Wald-
meister, Aspei'tda odorata L. Uagen,
156.
Magge, /., s. Nage.
Magistratsdroschke, /., Deckelwagen,
in welchem Trunkene oder Renitente
von der Stralze fortgeschaflFt werden;
auch Nasenquetscher. Königsberg.
maglich, adj., s. maklich.
Magrltsch, MagarTtsch, Margrttsch, m.,
Vertragstrunk, Kauftrunk, Schmaus,
den nach abgeschlossenem Kaufgeschäft
gewöhnlich der Verkäufer dem Käufer
und den Zeugen des Handels giebt.
Etwas zum Magrttsch geben. JNu mot
wt 6k noch Magrttsch drinke. Hennig,
leitet es von merga Maid, Magd, her
und meint, anfanglich sei das Geld da-
runter verstanden, welches man den
Mägden beim Mieten auf die Hand
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mablen — mak. 45
gab. Lit. magaryczos^ magryczosj russ. Weide, Salix amygdalina L. Hagen,
mogarycZy magarycz. Nsslm. Forsch. 1015. Pritzel, 354.
2;Tli., 98. Hennig, 151. 331. Sper- Maikaize, pltd. Maikatt, /., Katze im
ber, 41. Vgl. Leinkauf. Mai geworfen. Die MaUcatzen ersäofb
mahlen, part, gemahlen^ wühlen, gra- man, weil sie nicht gut mausen und
bend Erde aufwerfen. Der MoUumrm viel schreien.
(Maulwurf) mahlt Maikiick, Maikreck, m, u. /., Eiiäk-
Mahlgasty pltd. Malgast, m., Kunde ente, Anas querquedula, Bujack, 388.
in einer Möhle, der daselbst regel- Mühling.
mäfzig sein Getreide mahlen läfzt. In Malte, w.jüd. Vom. Flatow. Schmitt,
früheren Zeiten waren gewisse Dörfer 114.
gewissen Mühleli durch obrigkeitliche Maizauken, /., Pflzn., gemeine Mai-
Anordnung zugeteilt; es bestand somit blume, GonvaUaria majalü L. Hagen,
Mahlzwang, Vgl Grimm, Wb. VI, 368. In Schwaben Maienzacken.
1456. Pritzel, 107.
Mahipfennlg, m., Zins, den der Orden Mftk, Mike, /. 1. die Mache, das
von den Mühlen einzog, von 5 bis auf Machen, Fertigschaffen eines Dinges.
60 Mark. Mühling. Dat Kled ös ön e Mdk^ ebenso hchd.
Mahlzeit, pltd. MaltTd (a => a), /., Hoch- das Kleid ist in der Mache. 2. bildlich:
zeitsroahL Zur Hochzeit bist du doch Einen in der Mdk haben — t&n in die
nicht geladen^ sondern nur zur Mahl- Make nehmen, ihm zusetzen mit Hieben,
zeity sagt man zweideutig scherzend, Verweisen, Spott etc. Er sieht aus,
wenn jemand von seiner Einladung als hatten ihn die Blähen in de Mdk
zor Hochzeit spricht. gehabt, abgerissen, unordentlich in den
MBhr, Mähre, /., Möhre, gelbe Rübe, Kleidern. Sprw. I, 194. Hennig,
Daucus carota L, 150.
Maiaffe, pltd. Maiflp, m., Schimpf- mak, mack, adf. 1. matt, abgemattet,
wort. Na solke Maidpe! müde, abgetrieben, erschöpft, verzagt,
Maibaum, Maien, m.y weiize Birke, geduldig, fiiedsam, zahm; von Tieren
Betula alba L. Hagen, 1002. und Menschen und namentlich von sol-
Maiblltter, pltd. Maibotter, /l I.Butter, chen, die zuvor wild und unbändig
die im Monat Mai bereitet ist. Ka- waren. Nur abei' Aug und Haupt im
rauschen mit Maibutter, Karauschen in NoihfaU gut verhüllet. So wird das
Maibutter zubereitet 2. Medik. Un- Thierchen mack, das sonsten rüllt und
guentum Majoranae. brOUet. Carm. nupt. I, 264. Ihr^ und
Maie, /. u. m., junger Ast vom Map- die so mack und kirre^ Die so verliebt
bäum, Birkenzweig. Zu Pfingsten dort stehn im Kranz. Ibid. II, 232 f.
werden Häuser, Zitnmer, Baugerüste, Engl, meek^ isl. miuk, in Bremen, Dit-
Pferde etc. mit jungem Birke^ube, mars., Osnabrück, Holstein mak. Brem.
den sogen, itfat^, geschmückt. Volks- Wb. IH, 113. Schütze 111,72. Dan-
kalender, 101. neil, 130a. Hennig, 152. 2. wohl,
Maien, m.y s. Maibaum. behaglich, zufrieden; Gegensatz unmak,
Maihob, n., Pflzn., mandelblättrige onmak. Et os gewefz keen dommer
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46
mäkeln - — malen.
Schnack, Ek fehl mi hier (in der Neh-
rung) gewaltig mack Viol^t, 194.
mäkeln, sw, 1. Kleinigkeiten tadeln,
Fehler aufsuchen, namentlich an den
Speisen einen Makel finden. Er hat
immet was zu mäkeln. S. bemäkeln.
2. sich mit dem Verkauf geringer Dinge
abgeben, Kleinhandel treiben, oder auch
das Amt eines Mäklers verwalten. Hen-
nig, 153. Vgl. Grimm, Wb. VI,
1489.
makhaft, adj.y machhaft, d. i. vortreff-
lich. He w<yrd fm Drunk gemakt, §s
dat nich en makhafter Humor? Dorr,
1. Wiew-, 19.
Mäkler, m. 1. Tadler, tadelsiichtiger
Mensch. 2. Kommissionär, Unterhänd-
ler, Verkäufer.
maklichy adj. u. adv. 1. mächlich,
gemächlich, bequem, leicht, muhelos.
Maklich sitzen^ bequem, unbeengt sitzen.
Maklich geseten pn langsam gegeten^ ji
glewen nich^ Li'dkes^ wat de Mensch
denn verdragen kann. Eibin ger Ndrg.
Das kann er maklich verrichten^ damit
kann er ohne grofze Anstrengung fer-
tig werden. Wir können maklich hivr-
komm£n^ bequem, bei guter Zeit ück
weer de Anbarg nich to steil, an so kann
ek ganz macklig opwarts stiegen. Dorr,
Driewjagd. Auch vom Winde: ein
mäkliger Wind, ein leichter, gelinder
Wind. Marienbgr. Ndrg. onmaklichy
unbequem; unwohl. Dzg. Nhg. Vio-
l^t^ 103. 2. behaglich, gemütlich, woh-
lig, lieblich. Ein reicher Bauer sagte
zu seinem Grast: Wenn se sech nu was
metgebracht hädde, konnte wt da^ ganz
m^iklich verzehre. Den Schhappölz an,
de Piep öm Muul, Wenn't buten stormt,
dais maklich fuul. Dorr, 16. Wenn
wiet de Schwoan trock äwert Land,
Wat weer dat maklich scheen Ibid. 48.
Vgl. Richey, 73. Brem. Wb. IIF,
114. Hennig, 153.
mäklig, adj. von mäkeln, wählerisch.
JEr ist sehr mäklig im Essen.
Makuwken, ^^Zt^r., Mohn; Mohnkuchen.
Flatow. Schmitt, 108; Westpr., 166.
Treichel, Volksth. Poln. mak der
Mohn, makowka Mohnkopf, makowy
placek Mohnkuchen. MrongoviusI,
205b.
Mal, pltd. Mal (a = a), n. 1. Flecken,
besonders Zeichen auf der Haut; wenn
angeboren, so heifzt es Muttermal. 2.
bezeichneter Mark-, Grenz- u. Sicher-
heitsort bei Knabenspielen. Von. dem
Male wird ausgelaufen, wer das Mal
unbehindert erreicht, dftrf nicht mehr
angeschlagen, ergriffen werden. Hier
ist das Mal! Ich bin im Med! In Po-
sen heifzt es: Hier ist Pax! wohl noch
das übrig gebliebene Latein der Eloster-
schulen. Bernd, 204. Hennig, 153.
malaasig, adj., rein pltd. mäläsig, von
dem franz. malaise Unbehäglichkeit
spüren. Mt ös so mäläsig to MSd, mir
ist übel zu Mute. v. Au er.
. mal auf mal, pltd. mal op mal, ein-
mal nach dem andern. So auch in
Estland. Sallmann, 70a.
Maldeninker, Maldininker, m., s. Surin-
klmininker.
Maldeuten, Ortsn., Dorf bei Saalfeld
Ostpr. Spott: Von Maldeutenf Leck
mir im A. von aW beid^ Seiten. Sprw.
I, 2524.
Maie, pltd. Male {a^ä). Dem. Mal-
cheny Molke, w. Vorn., Amalie. Neck:
Male, Male, Pepermähl, Dine Kinder
freie veel. Alle Dag* e Dittkebroty Nömm
e Kiel on schlag' se dot! Königsberg.
Volksr., 79, 313.
malen, pltd. male(n) (a = a), siw., pin-
gere. MaP dir was, siehe zu, wo und
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MlUgen
mang.
47
wie du etwas herbekommst! Häafig
die Verwechselung mit molere. Der
MüUer hat gemalt — der Maler ge-
mahlen. Der kleine Junge hat eine Lo-
komotive gemahlen,
Mftigen, plur,, die silbernen Hefte,
womit man ehemals in Preofzen die
Halsbinden zosammenknapfte. Hen-
nig, 153.
Malinchen, n., Fischn., s. Moderlies-
ch6n.
Malinenbaum, m.^ wilder Schneeball,
Vtbumum optdus L. Hagen, 341.
Vgl. Kalinchenstrauch.
Maiinne, /., Frucht von RiUms idaeus^
Himbeere. Von dem gleichbed. poln.
malina.
Malke, w. jud. Vom., Fem. zu Mei-
lechy Königin. Flatow. Schmitt, 114.
Mallftr, n., Unannehmhchkeit, das frz.
malheuT,
Malm, 7n., zerriebener, in Staub zer-
witterter Körper, Grus, Stauberde. Bei
Jeroschin Malm^ nds. mnd. m£lm
Staub, schwed. malm Sand, ital. melma
Kot Vgl. Molm u. MUH. Wurzel von
Malrn^ Molm^ Mull ist mahlen molere^
woraus malmen, zermalmen, zu Malm
werden, machen. Vgl. Adelung UI,
39. Frisch I, 637c. S. ausbicken.
Malter, n, u. m., gröfztes Getreide-
mafz, 12 Scheffel umfassend. 2 Malter
= 1 Wispel, 5 Malter = 1 Last.
Malutcben, Malutschchen, n., Kosewort,
Kleinerchen, von dem poln. maty klein.
Nach Sperber, 38, sowohl von Per-
sonen wie Sachen gebrauchlich.
mälzen, »w,j Malz bereiten, Gerste
zu Malz machen. Vilmar, 268, sehreibt
melzen,
MUzenbräuer, pltd. MSItebrUer, m.y aus
Malz und brauen zusammengesetzt,
Bierbrauer. Bei Frisch I, 638 a, Mal-
zen- Brauer. Die Mälzenbräuer ge-
hörten zu den Grofzbürgern u. hatten
auf ihren Grundstücken die Brau-
gerechtigkeit. In Königsberg wohnen,
mehr noch wohnten, sie gröGztenteils
im Löbenicht. Von ihnen galt das
Sprichwort: Aut miles, aut monachus,
aut Mälzenbräuer im Löbenicht Vgl.
Sprw. I, 2634. Die Zünfte, 8 ff. Hen-
nig, 153.
Malzer, Mälzer, pltd. MVHer, 7n., Be-
reiter, Dörrer des Malzes, Brauknecht
Kgsbg. Nach Hennig, 153, bildeten
sie eine besondere Zunft. Mhd. mal-
zaere Brauer. In Danzig die Mälzer"
ga^sse. Förstemann, Stral'zn. VgL
SchmellerH, 574.
Malzsack, m., s. Moltwurm.
mammedrachtig, mammeldrachtig, adj.
u. adv. Ick scUa (schlage) di mam-
Tnedrachtig. Schippenbeil.
man, adv, u. conj,^ nur, allein; aus-
schliefzlich; aber. Komm man her!
Lafz man sein! Ich hab^ man wenig
gegessen, öck mhi man so. Kommen
sie doch man recht gut nach Hause!
Man nich zu viel! Das ist man nichts!
ist gar nichts, wertlos, dummes Zeug.
Öck wöU tidlewens dinem Name man
före. VolksUeder, 62, 40 IH, 8. Ich
wei/z wohly man ich sag^ es nicht. Hei
woü woüy man Iiei kann nich. Zur
Verstärkung tritt bei und bhfz hinzu:
Das ist man bei gut^ das ist nur gut,
dal'z es so ist. Man blo/z so tkun. Es
ist man blofz einer. Vgl. Brem. Wb.
III, 121. Schütze m, 75. Dan-
neil, 13la. Mi, 53. Hupel, 149.
Sallmann, 37a. S. bei.
Mandel,/., polnische. Sie hat 16 Stück.
Treichel.
Mandelblume, /., Ackerwinde, Ctm-
volvulus arvensis L, Sie heÜ'zt in der Ge-
gend von Saalfeld auch Gotteshemdchen.
mang, mank, prcg[>, u. adv.y unter,
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48
Mangel — Mann.
darunter, zwischen, mit dem Begriff
des Vermengtseins; zur Verstärkung
damank, darmank, dermank (s. d.), mank-
ander. mengen ist die Wurzel, daher
die Schreibung mang die richtigere,
wenngleich stets mank gesprochen wird ;
mnd. mank^ manket^ mankent^ mangen^
alts. mengian^ angs. amang^ ^Qgl- cmumg.
Bei Jeroschin mang^ mancy inmanc,
Pfeiffer, 178. 193. Mang die Füfze
kämmten. Er klemmt den Zagel mang
die B^ne und schiebt ab. Sprw. I, 4133.
Einen mang die Leute bringen^ ihn ins
Gerede bringen. Sich manck die an-
dren Geste setzen. Die Zünfte, 11. Brot
ess' ich nichts da is Mehl mang. War
de Wulf mank de Schopf iVa, de
Schdp wäre doch nich mank de Wulw'
sön. Litauen. Firmenich III, 118a.
A stungd mangk e Karassta. Ermländ.
Freisch. N. Pr. Prov.-Bl IX, 398. Es
war viel Krdkzeug mankander^ viel Pö-
bel danmter. Hennig, 154. 331.
Sperber, 21. Brem. Wb. III, 128.
Schamb., 130a. Danneil, 131. Sall-
mann, 37a. Mi, 53a.
Mangel, /., Mange, Glättrolle für
Wäsche; zunächst grofzer mit Steinen
beschwerter Kasten, der von mehreren
Personen über zwei Glättrollen hin und
her gezogen wird. Sie ist zum grofzen
Teil verdrängt durch die Drehmangel,
ihehroUe. Wird das Mangelbrett von
einer Person über eine Rolle hinweg-
geführt, so heifzt die Mange Hand-
mangel. Davon: mangeln, sw.y Wäsche
auf einer J/aTi^^i rollen, glätten. Mangel
ons beide nett de Eemde. Volksl., 45,
28, 2. Wer Gott vertraut, der mangelt
nichts sagte ein witziger Faulpelz, den
man an eine Mangel stellen wollte.
Mangelfrau, /., Frau, die Wäsche glät-
tet.
Mangel, m., inopia^ defectus, nach
Hennig, 154, vom Volke im „gegen-
seitigen Verstände" gebraucht, beson-
ders wenn von Krankheiten die Rede
ist. Er hat Mangel am Fieber, er ist
mit dem Fieber behaftet. Er hat Man-
gel am Höchsten, er hat die Epilepsie.
Ist in diesem Sinne von mir nicht ge-
hört.
mangeln, sw., s. Mangel.
man ichts, adv.y nur soeben. On
wie de beed Verliebte das man ichts
merkten^ da fallen se zehof dem Kenik
vor de Fi/z. Schalt]., 3, 7. In der
Gegend von Saalfeld man krads soeben,
nur gerade noch zur Zeit. Vgl. ac-
crftd.
ManM, Menist, m., Mennonit. plur.
Manisten, Manister, Manistersch, Me-
nisten,Menistery Menistersch, Mennonisten.
Die Mennoniten wohnen vorzugsweise
in den Niederungen und Werdern. Sie
unterscheiden sich im Werder in grobe
und feine. S. Hartwich, 276 flf. Vgl.
Kldrken. Rtk wt e Monist. Dat geit
so sacht, as wenn de Monist ön de
Dragkip fakrt^ wenn eine Sache luig-
samen und unmerklichen Fortgang hat.
Mockrau. Wo de Queckstert kann stane^
kann de Menist wäne. Sprw. I, 3109.
2608.
mank, mankander, präp. u. ad^., s.
mang.
Mänkekapp, Pflzn., Männchen-, viel-
leicht auch Mönchenkappe, Sturmhnt,
Eisenhut, Aconitum Toum. Weichsel-
delta. Treichel, Volksth. III.
mankig, adj.^ nebelig, trübe, bewölkt.
Mühling.
man krads, adv.y s. man Ichts.
Mann, m. 1. vir. Hur. Manns, Män-
ner, besonders Landarbeiter, Instleute.
Sind die Manns schon alle daf Aue
Manns siUle op't Fold! Den Mann»,
gewöhnlich verheiratet, steht entgegen
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Manna — Mantelgeld.
49
das Welbercolk. S. Sperber, 21. Vgl.
Knecht^ Jung^ Margell. 2. m, jüd. Vom.
Flatow. Schmitt, 112.
Manna, n. 1. flutende Schwaden,
Glyceria fluitans R. Br, Hagen, 91.
2. Schwadengrutze. Poln. u. Ut. eben-
falls manna. Nach Bock, Nat. I, 262,
wird aus dem preiifzischen Manna „ein
sehr woiilschmeckendes Backwerk" be-
reitet Manna als Handelsartikel:
Bock, a. a. 0., 580. S. auch Bock,
Nat ni, 282. Hennig, 154.
Männchen, Männchen, pltd. Mannke, n.
1. Dem. von Mann, 2. possierliche
Gebärde. Er macht allerhand Mann-
chen^ auch Männchens^ er macht selt-
same Bewegungen mit dem Kopf und
denH&nden. Der Hase macht ein Mann-
cheny wenn er sich aufrichtet. Hen-
nig, 154.
Nttnning, m,^ der verschnittene Kater.
Manns, plur.^ s. Mann.
Mannsarbeit, /. 1. Arbeit, die dem
Manne z\x\Lommi.2. Mannsarbeit machen^
Männerkleider anfertigen, daher Manns-
arbeiter, TT»., Schneider, der nur Männer-
kleider arbeitet
Mannsbild, m,y Mann./ Da/z es vor
eine grofze Sünde daselbst geachtet werde^
so ein Manns-Büd einer Jungfrauen
Gesichte sehen looUte, Carm, nupt IV,
92c. Vgl. Weibsbild.
mannsdoil, adj.^ männertolL
Mannsieute, plur., s. Mannsvollc
Mannstage, plur,, Arbeitstage der
Männer, im Gegensatz zu den Frauen-
tagen; es wird an ihnen ein höherer
Lohn gezahlt MQhling.
Mannstreu, Seemannstreu, Pflzn., Meer-
strands - Männertreu , Eryngium mari-
timum L. Auch Meerwurzel, Meerbrack-
cBsiel Hagen, 301. Pritzel, 146.
Mannsvoilc, auch Mannsleute, pltd.
Mannslü'dy sing. u. plur., mnd. man-
volk^ Mannsleute, Männer, im Gegen-:
satz zu Weibervolk^ pltd. Wtwervolkj
Fruenslüedy Frauen. Mehr Glocken lau-
teten jetzt, und das Mannsvolk ging zur
Kirche hinab, Soph. R. IV, 451. Wenn
twe Mannsvolk (Mannslüed) tosamTne
danzCy dat sit ut, als wenn söck twe
Bare ränge. In Pommern u. Mecklbg.-
Vorpommern: Mannsminsch; Manns-
lüde u. Mannsvolk nur im Plur. D ä h n.,
298a. Mi, 53.
Mansch, m.. Mansche, /., s. manschen.
manschen, sw, 1. mit den Händen
in einer Flüssigkeit spielend röhren; sie
durcheinander rühren. 2. mengen, mi-
schen. Ebenso in Bayern: durchein-
ander mengen, besonders flüssige Spei-
sen; schlecht kochen, also s. v. a. un-
ser matschen — daher auch manischen^
mauntschen. Schmeller II, 600. Da-
von: Mansch, m.. Mansche, Manscherei,
/., das Durcheinandergerührte von Spei-
sen, Getränken, Flüssigkeiten. Von
Manscherei im Essen wufzte man nichts,
denn man wufzte ja nichts von frarir-
zosischen CHßmischem. Soph. R. I,
391 f. Gordack erklärt manschen: mit
vollen Backen kauen, so dafz ein schnal-
zender Ton entsteht (vgl. schmatzen).
Nach Treichel, Mansch u. Mansche
auch flüssiger Straizenschmutz. S.
Matsch u. MotL
Manschette, /. Er hat Manschetten,
— das Manschettenfieber^ er hat Furcht.
Mantel, m., spanischer, Strafinstrument
früherer Zeit. „Ein starkes rundes Ge-
fafz von Eichenholz, unten ganz offen,
oben aber mit einem engen Loch, so
dafz man den Kopf durchstecken kann.
Es wird dieses Gefafz zur Strafe je-
mandem wie ein Mantel angelegt, und
mui'z er solchen durch einige Strafzen
hindurch tragen.** Hennig, 155.
Mantelgeld, n., noch zu Hennigs
4
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50
mantechen — Märchen.
Zeit das Geld, ,,wa8 einem Kandidaten,
wenn er zum Predigtamt kommt, von
der Kirche, wohin er berufen wird,
zur nothdurftigen Kleidung ausgezahlt
wird**. Es betrug gewöhnlich 33 Thb.
30 Gr. Hennig, 155.
manischen, sw., s. matschen.
Manze, /., Fischemetz, s. Herings-
manze.
Mftr, Mart (a = a), m. u. /., Alp, Dä-
mon, incubus. Es giebt Menschen-,
Pferde- u. Vogelmäre. Der Mar plagt die
Geschöpfe, indem er sie nachts drückt,
und so das sogen. Mär- oder Alp-
drücken verursacht, daher auch Nacht-
mir. Em drockt de MäH. Werder.
Elbinger Ndrg. Wenn einen der Mär
druckt, so sage man: „Komm' morgen
zum Frühstuck und bring' dir einen
Löffel mit!*^ Wer dann am Morgen
zuerst ins Zimmer tritt, ist der Mar.
Man kann ein Kind zum Mar machen,
wenn man als Taufzeuge, während der
Geistliche den Taufnamen des Kindes
verkündet, leise Mar sagt. Masuren.
Gordack. In Bremen mocr^ nagt-
moor^ mnd. Twar, ags. u. schwed. war«,
engl nigkfrmare^ holl. nagt-^marrie, frz.
cauchemar. Brem. Wb. III, 184. Im
Götting. Tndrte^ nachtmarte, Schamb.,
131a, in Pommern nagtmare. Dähn.,
322b. Hennig, 152. Hexspr., 71.
mär, mä, mttr (Vokale lang), ac^. u.
iwfo., mürbe, weich, morsch, locker.
Das Fleisch ist mär, es ist weich ge-
kocht. Das Eis ist mär^ es ist mürbe,
bricht leicht. Der Kuchen ist märy er
ist locker gebacken. Ich werde ihn
dbch endlich mar kriegen^ ihn mürbe
machen, nachgiebig stimmen. Ahd.
maro^ mara/wi^ mhd. mar; angs. maerwa^
mearUy mearwa^ franz. meur, holl.
morw, murw; bei Jeroschin mwrwe:
hl von d6 der Memlen is was murwe
unde dunne^ 138a. Pfeiffer, 198; in
Bayern mar^ maf\ marw. Schmeller
II, 608, in Bremen mm (aber auch,
wie holl, mofe). Brem. W. IQ, 186.
121. In Göttingen mJor. Schamb., 138a.
Hennig, 152.
Mara, /., dummer, unbeholfener, zag-
hafter Mensch, unentschieden wie die
„weifze Salbe**. Sperber, 38.
marachen, sfw,^ angestrengt arbeiten,
sich abquälen, durch harte Arbeit ent-
kräften. In der Altpr. M. VIII, 366:
marachden. Stamm ist das alts. und
ahd. marg^ marag^ marc Mark. Hen-
nig, 156, und das Brem. Wb. lU, 129,
leiten es von marahj mar ach Pferd ab;
es bedeutete dann: durch schwere Ar-
beit, Pferdearbeit, ermüden. In Ham-
burg und Bremen maracken, im Hol-
steinschen marachen, ebenso in Pom-
mern, Posen etc. S. Brem. Wb. HI,
129. Schütze, III, 80. Dähn., 298a.
Bernd, 2. Danneil, 132. Hupel,
150. Sali mann, 48a. Hennig, 156.
In Zusammensetzungen: abmarachen:
ich bin ganz abgemaracht^ entkräftet
zermarachen, sich, sich bis zur Auf-
lösung abquälen. Wie abmarachen auch:
abmergeln.
Marakel, n., Mirakel. On wtM sock
ansehri dxU grote Marakel, Volksl , 38,
25 H, 1.
Marast, m.^ Morast. Davon marastig,
adj.
Maraun, m., Pflzn., Mutterkraut, Py-
reihrum parthenium Sm. Auch Mar-
tern, Mertem, Mettram. Hagen, 892.
Märbraten, m., s. Märchen.
Märchen, n., Märbraten, 7/1., Lenden-
braten, mehr noch das zarte Fleisch,
welches unter den Nieren am Rück-
grate der Rinder und Schweine sitzt;
daher Rindermärchen, Schweinemarchen.
In Bremen, im Holsteinischen und in
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Marcht — Marginne.
51
Pommern Morbrade. Von mar mürbe.
Das Märchen wird aach Häschen Häs-
chen genannt. Brem. Wb. III, 187.
Schützern, 111. Dähn.,311a. Hen-
nig, 152.
Marcht, Mftrcht, m., Markt, Markt-
platz und Marktverkehr. Der Marcht-
\b%j Tag an dem der Markt abgehalten
wird, ist in kleinen Städten ein halber
Feiertag.
Marczeczank, m,^ Pflzn., Feldkümmel,
Thymus serpyUum L. Mühling. Von
dem poln. macierzanka. Hagen, 633.
mAren, sw, 1. wühlen, herumkramen
and dabei das Geordnete in Unordnung
bringen. Sie mdrt in der Kommod-
schiAlade herum. Sei heft dat alles
vermärt on vei^mdsert, 2. sich unruhig
bewegen, zwecklos umherirren; nament-
lich von Kindern. Wat märt dei doch
Smmer herom, 3. Nach Mü.hling auch
unermüdlich in der Wirtschaft arbeiten
und schafiPen. Der Stamm ist Mär.
MaretiW, /., s. MftrzHze.
Margell, auch, jedoch seltener Mer-
geil, /., plur. MargelleSy Margeüen(s).
1. Mädchen; meistens in geringschätzi-
gem Sinne von dienenden Mädchen,
aber auch in zutraulichem und herz-
lichem von Kindern als Deminutiv.
Das Jungfervolk ^ die man Margellen
nennetj haben statt der Hauben schlichte
SammetimgeL Pierson, Matth. Prätor.,
113. Gvtts Schlang! §s dat en Margell-
ken^ dat Annken. Dorr, 1. Wiew., 29.
Es ist eine tüchtige Ma/rgeU — eine
trautste — eine hübsche Ma/rgeU! Mein
einiges Margeüchen! Von dem lit. mer-
gile^ Dem. von merga Jungfrau; im
al^)reuiz. merga^ tw^^o Jungfrau (Vocab.
192), mergü^ (Katedi.), mergus (Grü-
nau) Magd. Nsslm., Forsch. 2; Th.
101. 103. Pierson, A. W., 25. Sind
die Margellen ländliche Dienstbotinnen,
so stehen sie im Gegensatz zu den
Knechten und Jungen. De Knechts on
de Mergelles mäkte sock äwer den Späfz^
utgekammde Här önH Ftr to schmite.
Samland. Firmenich I, 104a. In
Zusammensetzungen : DIenstmargell,
Dienstmädchen, Kindermargell, Kinder-
mädchen, Milchmargell, Mädchen, das
Milch zum Verkauf herumträgt In
Posen MargeUe schimpfende, spottende
Efenennung eines alten Weibes. Bernd,
168. 2. nach Bock, 33, u. Hennig,
155, in Brauhäusern „das Hölzchen,
auf welches man das Licht zu stecken
pflegt, vielleicht, weil es die Dienste der
Magd verrichtet, die sonst das Licht
halten mülzte."
Margen, Marjen, in Zusammensetzun-
gen = Marien^ daher die unten ge-
nannten Pflanzennamen im Yolksmunde :
Margenblume j -gras^ -nessel^ -röslein^
'Schuhchen^ -spark. In Bayern Margen^
Mergen. SchmellerU, 615.
Margenblatt, n., Marienblatt, Morgen-
blatt, Tanacetmn balsamita L.
Margenburg, Ortsn., Marienburg. Bim-
der^ sist (siehst) de Margeborg nichf
Sprw. I, 3465.
Margendreher, Pflzn., Nestwurz, Neot-
tia {Epipactis) nidus avis L. Hagen,
926.
Margengras, Mariengras, n., wohl-
riechendes Honiggras, Holcus borealis
(pdoratus) L. Hagen, 1061.
Marginne, /., ein National-Kleidungs-
stück der Litauerinnen. Es besteht aus
einem rotgestreiften wollenen Gewände,
welches von der linken Schulter bis zu
den FüTzen herabhängt und an den
Hüften von einem Gürtel zusammen-
gehalten wird, während der rechte Arm
frei bleibt Von dem lit margas bunt,
buntgestreift Nsslm.Wb.,383b. Liebe
Tochter y Simonene^ Worin wirst du ihn
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J
52
Margritsch — Marmel.
(den Knaben) einhüllen? Mutter^ Mut-
ter y meine Ehre^ In den Flügel der Mar-
ginne. Rhesa, Dainos, 243. Vgl.
auch das. S. 322. Marginne dient
auch zur Bezeichnung des bunten Wei-
berrockes überhaupt. MeleteUe der Far-
bengott über die Farbenkräuter^ damit
sie ihre Marginnen^ d, i, ihre Kittel
färben, Pierson, Matth. Prätor., 32.
Die eigentliche Marginne kommt immer
mehr aus dem Gebrauch. Hennig,
155.
Margrttsch, m., s. Magrttsch.
Marie, krause, Pflzn., gemeiner Sinau,
AlchemiUa vulgaris L. Saalfeld.
Marieige, /., Margellchen, Name eines
alten Tilsiter Bieres. Vgl. Bier.
Marienblume, /., ausdauernde Mafz-
liebe, Bellis perennis L. Hagen, 888.
Mariengras, n., s. Margengras.
Mariennessel, /., gemeines Eatzen-
kraut, Nepeta cataria L. Bock^ Nat.
m, 442. Hagen, 601.
Marienrttslein, -chen, n., gemeine Licht-
nelke, Lychnis dioica L. Hagen,
485.
Marienschuh, m., -chen, n., gemeiner
Frauenschuh, Cypripedium calceolus L.
Hagen, 933.
Marienspark, n., Pflzn., Feldspark,
Spergula arvensis L. Hagen, 492.
Pritzel, 385.
Marjen, Gen. von Maria, s. Margen.
Markenthor, n., das Marktthor, der
Uhrturm in Elbing. Schemionek,
24.
Mftrklatt, Märiclatte, /., Weichselzopf,
plica Polonica. Zusammensetzung aus
Klatte und Mary also das von dem Mar
verwirrte Haar. Vgl. Mftrzopf. Nach
Treichel, Volksth., auch Pflanzen-
name.
Markopeczei, Markopeten, plu/r., Nacht-
gesponster. Hennig, 156, leitet es
her von dem wend. mrok Abenddäm-
merung und pece Geschäftigkeit; das
Wort bezeichnet also Wesen, „die des
Abends zu wandern anfangen und ge-
gen Morgen wieder in ihre Wohnung
zurückkehren." Bock, Nat. I, 111:
Martopeten, Martoputen, kleine Erd-
menschen. Vgl. Untererdschken.
Marks, m. 1. Mark; Gehirn. 2. Bild-
lich: Verstand; Kraft. Er hat Marks
im Kopf, er ist ein verständiger Mensch.
Ei* hat Marks in den Knochen, er ist
ein stai*ker, kräftiger Mann. 3. Pflzn.,
kriechender Hahnenfuiz, Ranuncuius
repens L. Weichseldelta. Vielleicht,
weil der Genufz der Pflanze beim Vieh
Marky Kraft, erzeugt, oder weil sie im
Futter das Mark ist. Treichel,
Volksth. ni. 4. Kürzung des m. Vom.
Markus. Hartwich, 54: Marx.
Markt, /. 1. Marke, Zeichen. Geben
Sie mir sechs Markten. Ebenso schwäb.-
augsb. Birlinger, 329a.
Marktgroschen, m., beschönigende Be-
nennung für das von Dienstmädchen
bei Einkäufen auf dem Markte unter-
schlagene Geld. Sie hat sich einen
schönen Marktgroschen gemacht. Dzg.
Klein n, 7. Auch Knipsgroschen.
marktsgang, odf;., mittelmäf'zig, ziem-
lich. Mühling. Zusammensetzung aus
Markt und gehen, also wohl von Gegen-
ständen, die auf dem Markte als Durch-
schnittsware noch Abgang finden.
Mariein, Mariing, Meriein, pltd. Maritn,
m,y starke hänfene Schuur zum Binden,
starker Bindfaden. Mnd. marlink^ hoU.
mariing, in Bremen Mariinen, MarreU
linen. Brem. Wb. IH, 133. Hennig,
156. Vgl. SchnUriing.
Marmel, Murmel, m. u. /., kleine runde
Schnellkugel, als Kinderspielzeug, ur-
sprünglich Schusser. Der Stamm ist
Marmor. Vgl. Weigand H, 28 f.
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Marmoos — Mdrzaum.
53
Marmoos^ n., Bärlapp, s. Morzeböb.
marmdlsch, murmdl8ch,murmüli8ch, adj,^
unfreundlich, verdriei'zlich. Lit. mur-
rneti brummen, murmulys mürrischer
Mensch, Brummbart. Bock, 34. Hen-
nig, 156. Nsslm., Wb., 411a. Pier-
son, A. W., 27.
Maropeten, -pQten, plur., s. Markopeczei
u. Untererdschken.
Mftrsch, pltd. Marsch u. Menchy wi.,
Arsch, Podex. Ebenso Ndrsch (s. d.).
MarschraL „Dieses Wort kommt vor
in der Begnadigungsschrift, welche [den
Preufzen Anno 1410 von dem Könige
in Pohlen angeboten worden, wo es § 4
heilzt: „Die Schazzung Marschrat ver-
bieten wir ganz und kein gut Mann
soll das mehr fordern noch geben zu
ewigen Zeiten.* Der bekannte Preul'zi-
sche Schriftsteller Grunow macht da-
bei folgende Anmerkung: Marschrat
war eine Geldgebung von jeglichem
Uberhandel, als liel'z sich ein Burger
einschreiben in die Zech der Schuster
und wollte gleichwohl mit zulegen im
Kauftnannshandel y so mulle er ein
Jahr geben 50 Mark der Stadt. Allein
Hesius in seiner lateinischen Anfuhrung
dieser Stelle nennt es porcarium^ auf
deutsch Schwein- oder Saugeld. In
dem Hauptvergleiche der Preui'zen mit
den Pohlen vom Jahre 1454 wird da-
her auch dieses Geldes in folgenden
Worten gedacht: item in terra Ponie-
ranicte exactionem^ quae porcm^ alias
Narzafzj veteri institutione ducum Po-
hniae vocabatur^ regia munificentia toi-
limus. Ebenso heiil es auch in einer
alten Urkunde vom Jahr 1175 in Ma,
Rangonis Originibus Pömeranids S. 155,
da die Geistlichen zu Camin freige-
sprochen werden ab omni exactione^
insuper Naraz etc. Eben daher scheint
auch die Leseart: Das Ungeld Nar-
zafz, welche in einer alten Abschrift
gefunden worden, die ächte zu sein,
woraus andre Abschreiber Marschrat
gemacht haben. Siehe Pr. Sammlun-
gen, S. 244 u. 752.« Hennig, 156 f.
Martche, w. Vom., Dem. von Martha,
verstummelt aus Marthachen.
Martern, m., Pflzn., s. Maraun.
martig, adj.^ faul. Du bösi so mao^^tig,
Elbing. Dzg. Nhg. Viol^t, 102.
Martin, m. Vom., aus Mars (Pott,
45); Tag des h. Martinus, 11. Novem-
ber. Der Martinstag ist der Tag des
Dienstwechsels für das ländliche Ge-
sinde.
Martlnspungel, n., Pungel, Bündel, das
das Gesinde amMartinstage beim Dienst-
wechsel schnürt. Nimm dein Martins-
pungel und geh zum Geiei*! Da geht
er (der Knecht) mit seinem Martins-
pungel, mit dem Bündel, das sein Hab
und Gut enthält.
Martzsche, /., Braut, doch mehr noch
die Neuvermählte im Hause der Schwie-
gereltern, die Schwiegertochter, die
Schwägerin. Hennig, 157, schreibt
Marzsche, Von dem gleichbed. lit. marti,
Nsslm. Wb., 384b.
Maruschken, Maruschke, w. Vorn. 1.
Mariechen, poln. Marysza. Marie^ Marie^
Maruschkaka! Volksr., 40, 152. 2.
nach Klein n, 8, Maruschke in Dzg.
Bezeichnung für die polnischen Weiber,
welche kommen, um den Bauern in der
Ernte zu helfen. In Westpreufz. auch
Maruske.
Marx, m. Vom., s. Marks.
Mftrzaum, pltd. Mftrtöm, m., Zaum der
Mar, Die Mar drückt auch die Pferde
und flicht dabei aus den Haaren der
Mähne eine Art Zöpfe, welche man
Mdrzäume nennt. Die Haare sind der-
art durcheinander gezogen und ver-
wirrt, dafz man sie nicht auseinander
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Märzblume — Masseln.
zu lösen vermag und den ganzen Mar-
zäum wegschneiden mufz. Samland.
Märzblume, /. 1. Leberblume, Hepa-
tka triloba GUI. 2. gelbe Osterblume,
Anemone ranunculoides L. Mühling.
S. Aprilblume.
Marzene, /., nach Simon Grünau,
Tract. I, cap. III, eine in Preufzen vor-
kommende Fischart; vielleicht Marane?
Benecke, 285.
Märzhase, m., Hase, der im März ge-
boren ist. Er üt verrückt icie ein März-
hase. Hei ös e Märzhäske^ ein schwäch-
licher, kränklicher Mensch. Vgl. Herbst-
kelchel.
Marzipanblume, /., fleischige Porzellan-
blume, Hot/a camosa R, Br.^ wegen
des sülzen Tropfens in der Blüte.
Weichseldelta. Treichel, Volkth. III.
MftrzHze, pltd. MftretStt, /., Brustwarze
der Jl/or, der Donnerkeil, Teufelsfinger,
ein bekannter Belemnit. Die Litauer
nennen ihn Laumis pdpas Brustwarze
der Laume (Mär). N. Pr. Prov.-Bl. II,
380.
Märzkater, t^., Kater, im März ge-
worfen. I}r ist verliebt wie ein März-
kater. Sprw. I, 3905.
Marzopf, Marezopf, pltd. Märzopp, m.,
Weichselzopf, poln. koitun. Auch Mar-
flechte, Mdrklatte, Mahrlocke (Hupel,
148), Mahrflocke (Sallmann, 37a).
Vgl. Ad elu n g III, 35. Es schlich sich in
meine Familie die Weicliselzopfkrankheit
— Mahrezopf ^ kottun — ein. Aus dem
Briefe eines Lehrers im Kreise Alien-
stein. Marzopf ist die Verfilzung des
Menschenhaares und wird hier, ebenso
wie die unlösliche Verwirrung des
Pferdehaares beim Märzaum der Mär
zugeschrieben; doch auch der Märzaum
hieihi Märzopf . Gordack teilt folgen-
des Heilmittel mit: Nimm zwei Steine
von dem Rasenstück, welches durch* die
Kreuzung der Wege in der Mitte
bleibt (?), lege einen Stein unter den
Zopf und mit dem andern klopfe auf
den Zopf, bis er abfallt Masuren.
Märzschaf, n., s. Merzschaf.
Marzsche, /., s. Martzsche.
Märzschein, pltd. MarzschTn, m., klarer
Sonnenschein von Mitte Februar an.
Dönh.
Maschlaber, Pflzn., sprossender Bär-
lapp, Lycopodium annotinum L, Hen-
nig, 158. Hagen, 1086.
maserig, adj, 1. von Maser ^ fleckig,
wolkig im Holze. 2. fleckig, finnig im
Gesichte. 3. in Westpr. kränklich, ver-
kommenjämmerlich aussehend,sch wäch-
lich, angegriffen. On das jüngste^ das
Mächen, wo7*d ganz masrig vor Betritt-
heit Schaltj. 1, 441. Mühling. Sche-
mionek, 24.
Maskopie, Maschkopie, /., Maskopei,
Gesellschaft, Handelsverbindung, welche
gemeinsam Gewinn wie Verlust des
Unternehmens teilt. Schwed. matsköpi,
hoU. maatschappye^ mnd. mätschop^ ma-
schop^ (matschopie)^ maschupie^ maskopeiy
in Bremen Maatskuppijcy MaskuppijCy
in Pommern Maschopij^ bei Frisch I,
647b, Maschopey. Mnd. Wb. IH, 45 f.
Brem. Wb. HI, 136. Dähn., 300b.
Es stammt also von Mät^ Geselle, Ge-
nosse und Mätschaft^ Gesellschaft, Ge-
meinschaft. Maschkopl os Schtteriy ist
nicht viel wert Sprw. I, 2552. Hen-
nig, 158.
Masse, /., langer Stab in Gestalt
einer Schaufel, um damit beim Billard-
spiel den Ball fortzustofzen. Lassen
Sie uns Billard spielen, mit der Masse
kann ich noch ohn Unbequemlichkeit
spielen. Soph. R. IV, 373. Hier ward
sie so vmihend, dafz sie die Masse gegen
ihn aufhob. A. a. 0.
Masseln, plur.^ Masern, Einderkrank-
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Massüfzel — Matkrillis.
55
heit mit Ausschlag und roten Flecken.
Hennig, 158. 331. Das Kind hat ge-
packt und gemasselt^ die Einderkrauk-
beiten überstanden. Scbemionek, 24.
Abd. mdsdy mhd. mase, /., Wundmaul,
Narbe, entstellender Flecken, mnd. mase;
engl, measles Masern, Finnen, scbwed.
jnassel Kratze, Mäsling Blattern; in
Bremen Masel, MaasseU mnd. masele^
massele, rrmselen, massein, Adelung
m, 93. Brem. Wb. IH, 135. Mnd.
Wb. in, 41.
MassUfzel^Pflzn., gemeine Kugelblume,
OlobtUaria vtügaris L. Hagen, 148.
Mast, /., Eicheln, als Schweinefutter.
Es gäbe dies Jahr keine Mast (d. h.
doch^ une Sie wissen: keine Eicheln für
die Schweine). Soph. R. VI, 230.
Mastelle, /., schlanker Baum als Trä-
ger des Baugerüstes, Fahnenstange.
Mastschabander, m., Mastochse. Dan-
zig. Mühling.
MafZy n, 1. Zu Mafz kommen, zu rech-
ter Zeit kommen. Wer langsam gekt^
kommt auch zu Mafz, Zum Essen zu
Ma/z kommen^ in fremder Haushaltung
erscheinen, wenn gegessen wird; man
sagt dann scherzweise: Da komm ich
zu Ma/z. Der ist cmch zu Ma/z ge-
kommen (als die Nasen ausgeteilt wur-
den), sagt man von dem, der eine grofze
Nase hat Wer unbeabsichtigt in eine
Schlägerei gerät, kommt eben zu Ma/z.
Ee kommt so to Mdt vne jenne txfm Vir
8Üpe. Sprw. I, 2556. Wer zu einem
Termin, einer Andacht etc. zu spät
kommt, kommt nicht mehr zu Ma/z. 2.
Mit Malzen trinken, mäfzig trinken; aber
auch scherzweise: viel trinken, indem
darauf hingewiesen wird, dafz der
Trunkenbold mit (d. i. aus) Ma/zen
trinkt. Hennig, 158. 3. Das Mafz ver-
lieren. Krankheit. Unter Ma/z wird
hier die Übereinstimmung der Dimen-
sion von Fingerspitze zu Fingerspitze
bei gerade ausgebreiteten Armenjmit
der Länge des Körpers vom Scheitel
bis zur Sohle, oder von der linken
Schulter zum rechten Fufz, mit der von
der rechten Schulter zum linken Fufz
verstanden. Bei Krankheiten, welche
man nicht sofort erkennen kann, heifzt's:
Er hat gewi/z das Ma/z verloren^ imd
beginnen sofort die Messungen. Ver-
lust des Mafzes deutet auf Verlust des
Lebens. Das verlorene Malz, oft durch
„Verbrechen" beim Heben schwerer
Lasten erzeugt, kann wiederhergestellt
werden durch das sogenannte Ziehen
oder durch Verbrennen des Mafzunter-
schiedes unter gewissen Spruchformeln. .
Vgl. Hexspr., 78. Sprw.1,2555. Hintz,
118. Bock, Nat. I, 278. — Der Schnei-
der hal^sr Ma/z verloren, wenn er ein
Kleidungsstück zu weit oder zu enge
gefertigt hat. 4. kulmisches Mafz^ s.
kulmisch.
Maty m., Geselle, Genosse, Gehilfe
bei einer Arbeit, Kamerad. HoU. maat^
engl. mate. Davon das Dem. Mdtke,
nach Bock, 34, holländischer Schiffer.
Mat, /., Metze, als Mafz. E Mat
Grupj eine Metze Graupe. Samland.
Mater, Materkraut, Pflzn., Mutterkraut,
Matricaria parthenium L. Mühling.
Treichel, Volksth. IIL
Materialsalbe, Med., Merkurialsalbe,
Läusesalbe, Unguentum mercuriale di-
lutum. Ungt, pedicuiorum.
Materie, /., Eiter in Geschwüren und
Wunden.
Matgetreid, Metzgetreide, rein pltd.
Matgeträgd (ä lang), n.y Koggen und
Gerste durcheinander gemengt; von den
Metzen, welche der Müller von dem
Getreide der Mahlgäste nehmen darf.
Samland.
Matkrillis, m., Wassertreter, Wasser-
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Matsch — Matz.
läufer, Totanus Bechst, Nsslm. Th.,
219.
Matsch, Matsche, m, u. /. 1. durch
Zerquetschung oder Fäulnis entstande-
ner dickflüssiger Brei. Die Birnen
sind eine Matsch, Einen zu Matsch hatten.
2. breiig gewordener Strafzenkot. Das
ist ein rechtei* Matsch. Vgl. MotL 3.
die durch Gehen und Fahren zer-
quetschte wässrige Schnee- u. Schmutz-
masse. Man nennt sie gewöhnlicher
Patsch; Quatsch, m. Ebenso in der Alt-
niark. Danneil, 133a.
Matsch, m. Matsch maclien, im Kar-
tenspiel sämtliche Stiche machen.
Mfttschaft, /., Gesellschaft, Gemein-
• Schaft im Handel, Maskopie. Von MdL
Dafei'n nach Verfliefzung der Dienst-
jähre ein Gesell bei seinem Broihenm
länger bleiben und mit ihm in Matschaft
ti'eten wollte^ stehet solches zu beider Ver-
gleich, Wettordnung von 1715. Art.
XVII. Hennig, 158. Auf Heia heilzt
eine Genossenschaft der Fischer Mftt-
schappie. Benecke, 425.
matschen, sw, 1. durcheinander men-
gen, mischen, manschen; besonders Ge-
tränke. Bier^ Wein vdrd gematscht^
d. i. durch Zusätze von Wasser ge-
fälscht. 2. im Wasser oder in einer
andern Flüssigkeit, im Strafzenkot man-
schen, wühlen; dieses aber auch pat-
selten, Matsch nich ön e süre Komst,
de Mutter heft em gekäkt^ lafz' die Sache
auf sich beruhen. Sprw. I, 2559. Matsch
nich^ ÖS Mos (Mus). Vgl. manschen. 3.
sich nafz, schmutzig machen. Ich mu/z
immer im Kot matsclien und patschen.
In Zusammensetzungen: abmatschen,
eine Speise übel zubereiten. Bildlich:
eine Rede, einen Vortrag schlecht und
unverständlich, obenhin halten, be-
matschen, sclmiutzig, unsauber, nafz
machen; auch reflexiv, zermatschen,
zu Matsch machen, zerquetschen; zer-
fetzen, verwunden, übel zurichten. Da^
Fleisch zermatschen. Der Verwundete
war zermatscht. Für diese Bedeutung
pafzt das holl. matsen matzeln, worauf
H e n n i g rücksichtlich der Abstammung
hinweist. Bock^ 34. Hennig, 4.
159.
matschig, adj, von Matsch. 1. halb
flüssig, breiig, zergangen, kotig. Die
Ütrafzen sind matschig, 2. regneiisch,
feucht^ nafzkalt. Das ist ein tnatschiges
Wetter. Ebenso patschig.
Matschkedeiser , ( ? ) , Heuschrecke.
Mühling.
Matte, /., Decke, gewöhnlich aus Fa-
denbast geflochten, daher meist Bast-
matte^ Bastematte. In Danzig heifzt
eine StraCze Mattenbuden ^ weil man
hier früher die Matten, mit welchen
das aus Polen gekommene Getreide be-
deckt war, oder die hier von Matten-
bindem eigens angefertigt wurden, zu
verkaufen pflegte Lösch in, Danzig,
43.
Matterwendel, m., auch Natterwendel,
Wendehals, Jynoj torquilla. Mühling.
Vgl Drehhals.
Matth6s, m. Vom., Matthäus u. Mat-
thias. Vom Aposteltage Matthäus
(24. Februar) heilzt es: Matthes Bricht
Es^ Hat er ke*s^ Macht e Es. Hennig,
159. Sprw. L 2558. Im Werder: Mat-
thies Brecht fs, Fingt he keens^ Meckt
he eens. Böbel, Haus- und Feld-
weisheit etc., 14. Je zum schweren
MattJiys^ rief er, hier ist was zu Fabeln!
Soph. R. m, 221.
Matz, 1. m. Vorn., Matthäus, Mat-
thias. 2. einfältiger Mensch, Mensch,
den man hänselt. Von dem mlat. mat-
tus, ital. matto Narr. Er ist ein rechter
Matz. Er ist Matz in aüen Gassen.
Äs mienen Matz war §k ju emmer an-
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Mau — maulen.
57
sehnen. Dorr, 1. Wiew., 123. Ich
wol Matz hei/zen^ loo dieses zu ent-
decken jemand^ der sonsten Wei/zheit
Eymer-weise von sich schwitzen kann^
sich unterstehen dörfe, Linem., D4a.
In Zusammensetzungen: Hampel-j Plun-
der ot atz. Vgl. Sprw. I, 2560. Anton,
10, 6. Adelung III, 113. 3. Name
und Lockruf füi* Schaf und Lamm;
für letzteres mehr noch das Dem. Mätz-
chen. Volksr., 64, 242d.
Mail, Maue, plur. Mauen, Dem. Mau-
chen^ pltd. Mauke und so in Königs-
berg und Ostpreufzen überhaupt meist
genannt. Kurzes Yorärmelchen zur
Warmhaltung des Pulses und daher
^ auch Pulswärmer, eine Art Manschette
aus Wolle gestrickt, seltener von Pelz-
werk. Die Mauchen werden bei Kälte
über die Hand gestreift und umschliefzen
wärmend die Handwurzel u. den vordem
Teil des Unterarmes. In Westpreufzen
MaUy Mauen, {Mäuschen ist mir dort
nicht entg^engetreten) Ärmel, Hemd-
ärmel; auch (Gegend von Marien werder)
Magen, So reiten die Frauen Mit ihren
weiten Mauen! Volksr., 36, 187. Jack
fuxdd he ohne Mauen, Dorr, 63. Volks-
lieder, 16, 8, 5. In Brem. Moue, in
Hamburg Maue, mhd. mouve^ mnd.
mauwe^ mowe^ mau?e Ärmel, besonders
der weite Ärmel, hoU. mouw, mou Är-
mel, Manschette, plmr. mouwtjes, woraus
Mufe entstanden. Lit. ist mdujuy mduti
streifen, aufstreifen, worin Nsslm,
Forsch. 2; Th. 219, die Wurzel des
ostpr. Mauchen vermutet. In Liv- und
Estland Mav£^ wie unser Manchen^ ein
Handmüffchen und ein Halbärmel oder
Überärmel von feiner Leinwand, auch
Haibfnaue genannt Hupel, 150. Bei
Stein: maulschmiren ^ ermel ansetzen^
auf die mawen binden = Lügen auf-
binden, Nasen drehen, betrügen. Pe-
regrinus XH, 14. W. Mtsbl. V, 188.
S. Hennig, 159. Frisch I, 649b.
Grimm, Kleine SchriftenHI, 108. Eine
zweite Bedeutung s. Puichmau.
Mauchen, n., s. das vor.
mauen, sw.^ miauen.
Mauerblume, /, gewöhnlich im Dem.
Mauerblümchen, Dame im Tanzsaal^
welche zum Tanze nicht aufgefordert
wird u. die Mauer ziert Treichel,
mauern, sw,, mit guten Karten passen.
Mauersalat, m., Mauer- Lattich, Lac-
tuca muralis Less. Hagen, 809.
Mauerschirck, pltd. MQ'rschSrk, m.,
Holzwurm, der pickt und zirpt. Wer
den Mauerschirk schreien hört, stirbt
bald. Nach der Volksmeinung ist er
der Tod selber. Saalfeld. Vgl. Schirk.
Maul, pltd. MQI, n., Mund. Einem das
Matd vei^gonnen^ ihn um etwas bitten.
Vgl. Hund, Fettes^ blankes Mavl^ zu-
nächst wörtlich, dann aber auch zur
Bezeichnung eines Schmauses, Festes.
Hide gofft et e blanket MüL Öck hadd
noch nuscht gekrägCy ock mend doch 6k
davon en fettet Mal to drdge. Carm,
nupt I, 282, 13. Wt he sock frl en
blanket Mül vml maken. Ibid., 298.
Maulchekoser, m., maulchekosen, sw.^
s. maulkosen.
mauldrang, pltd. mOldrang, adj.y maul-
faul. Von einem, der sich drängen
lälzt, das Maul zu gebrauchen. Müh-
ling.
maulen, pltd. mQle(n), sw.j das Maul
aufsetzen, schmollen, mucken, verdrießs-
lich sein Ungezogene Kinder^ denen
das abgeschlagen wird^ was gesittete be-
kommen^ und die jetzt matden und ihre
glücklichem Brüder lächerlich machen.
Soph. R. I, 37 f. Und ich unleidliche
Creatur — prügeln möchte ich mich! —
ich maulte. Ibid., 163. Elent geew dem
andre na^ muhlt jo keinmahl tohop.
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58
Maulgesperr — Mauseschwänzchen.
Carm.nuptY,264:C. Bock, 34. Hen-
nig, 159. Sperber, 21, hat matden
in der Bedeutung: das Maul gebrau-
chen, widersprechen. Wortspielend sagt
man in Königsberg von einem schmol-
lenden Kinde: Es ist nach Maulen ge-
fahren. Maulen, Dorf bei Königs-
berg. Sprw. I, 2580.
Maulgesperr, pltd. MQlgesparr, n., Auf-
sehen, Aufheben. Das macht ein zu
gro/zes Maulgesperr, Mach nicht solch
ein Maulgesperr von der Geschichte! Aus
Maul und sperren gebildet; Neugierige
pflegen den Mund aufzusperren.
maulkosen, maulchekosen, pltd. mOlke-
kösen, sw,^ zu Maul, zu Munde reden,
schmeicheln. YgLkösen. Ein Schmeich-
ler heil'zt Maulkoser, Maulchekoser, pltd.
MQIkeköser. Hennig, 159.
maullos, pltd. mOllos, adj., abgemattet,
entkräftet, namentlich von Pferden,
wenn die Zügelführung wirkimgslos
wird, sodann von Tieren überhaupt.
Friedland Ostpr.
Maulschelle, /., Gebäck aus Weizen-
mehl, etwa 3 Finger breit und 6 Zoll
lang, viereckig imd dickblätterig.
Maultachtel, f.y Maulschelle, Ohrfeige.
Davon das Verb.
mauliachteln, pltd. mQltachfle(n), sw.
Mutdtachtelt rechts y stömöckselt links
(von der Ostsee ist die Rede), Dat ös
denn doch e ander Dings. Reusch,
Pltd. Ged., 21.
Maulwerk, pltd. MQlwark, n. Sie hat
ein gutes Maidwerk^ sie ist gewandt im
Sprechen. In Pommern Mundtüg^ Mund-
ledderj Mundwark. Dähn., 316 a.
Maus, pltd. MOS, /. 1. Geschwulst an
der Seite tragender Kühe in der Gröfze
einer Maus^ die sich schnell hin und
her bewegt. Kommt die Maus bis an
den Hals, so mufz die Kuh sterben.
Mittel: Man durchsteche die Maus mit
einem Pfriem. Man ziehe dem kran-
ken Stück Vieh schnell die Zunge aus
dem Maul und beifze die Spitze ab.
Dönh. 2. cunnuSy vtdva. Kleinen Kin-
dern, welche sich das Rockchen auf-
gedeckt haben, schlägt man dieses schnell
zurück und ruft: De Mus, de Mus!
Sprw. I, 2586. 3. Geschichten, Hän-
del, Sorge, Kummer. (Sie) macht den
Elteim so viel Mäuse^ da/z sie sie ins
Kloster sperren. Soph. R. HI, 138. Vgl.
Pogge.
Maus, /., Mehlsuppe, s. MQs.
Mausbraten, rn., in Sahne aufgebrate-
ner Schinken. Mühling.
Mausch, w.Vom., Kosename für Marie.
Treichel.
Mauschel, auch Mausche, m., Jude;
von Mosche Moses. Vgl. Bernd, 172.
Davon mauscheln, m. 1. jüdisch, oder
so unverständlich und wortreich wie
ein Jude reden. 2. handeln, schachern,
mit dem NebenbegriflP der Unredlich-
keit. Daraus Mauschelei, /., in beiden
Bedeutungen, vermauscheln, verkaufen,
verschachern. Mensch^ was willst du
dann nun noch vermauschelnf Soph. R.
I, 397.
Mausefaller, m., Slovake, als Verfer-
tiger der Mausefallen. Vgl. Lapitschke-
schwenker.
Mäuseholz, Pflzn., Nachtschatten, So-
lanum. Treichel.
mausen, pltd. mQse(n), sw. 1. Mäuse
fangen. Die Katze Id/zt das Mausen
nicht. 2. heimlich und mit List steh-
len. Sie haben ihm alles gemaust Bei
Jeroschin müsen: mit dem vuchse
konde ermusen^ 112d. Pfeiffer, 198.
ausmausen, auslesen, aussuchen.
Mausepeter, m., Katze, namentlich je-
doch Kater, der ein guter Mauser ist
Mauseschwänzchen, n., Pflzn., s. Peri-
blUmchen.
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Mausezahn — Mehlbaum.
59
Mail$ezahn, pltd. MOstan, m.^ Milch-
zahn. Die Kinder werfen den aus-
gezogenen Zahn auf den Ofen und
sprechen dabei : Nüske^ Mvske^ göf mt
e tseme Tän^ öck gew dl e knäkeme!
Volksr., 94, 397.
mausig, pltd. mOsig, adj,, keck, grofz,
stolz thun. Er macht sich mausig. Cu-
pido kanns nicht leiden^ dafz dieser
Kriegesgott sich hier so mausig macht
Carm, nupt II, 277 b.
Mauskopf, m., s. Klosterwenzel.
mauskopfig, pltd. mOskäpsch, adj., die-
bisch. Egsbg. Vgl. mausen.
Mauzenkraut, n., stinkender Gänse-
falz, Chenopodium olidum Gurt Ha-
gen, 287.
Mayen, plur.^ Krieger, welche im
14. Jahrh. dem deutschen Orden von
den Städten gestellt wurden. Ihre
Hauptleute wurden aus dem vorneh-
mem Bürgerstande gewählt. Müh*
ling.
Mayerke, /., Meine Mütze. Auf dem
Haupt eine Mayerke (Mützchen) von
Filz mit rauhen Fasern durchstochen,
Pierson, Matth. Prätor., 112.
Mazze, /., plur. Mazzen, Mazzes^ un-
gesäuerter Osterkuchen der Juden;
hebr. mazzo, Schmitt, 110. Sper-
ber, 44.
Mechtle, Mechtio, m., der Hintere,
Podex; von dem hebr. w^cAiWb Höhle,
Höhlung. Vgl. Machele.
Meckerziege, /*., Pleonasmus für Ziege,
weil sie meckert Treichel.
medäl, adv.y gar nicht. Der Tag ist
medal licht, er ist gar nicht hell, er
ist trübe. Dönh. Mühling schreibt
medcUl und erklärt: mein Lebtag, alles
mit allem.
Medaschke, Pflzn., Nachtviole, Hespe-
ris matronalis L, Dönh.
I, Pflzn., Windhalm, Apera
Spica venti P. B. Treichel, Volksth.:
Meddeln, wohl aus dem poln. mieüica,
und daraus verplattet in Merdel.
Medder, /. 1. Mutter. Im Oberlande
Anrede Unverheirateter an verheiratete
Frauen. Vgl. Moder und Vedder, Zur
Medder werden^ zur Mutter werden, zu
Falle kommen. Bock, 34. 2. Fru
Medder^ /., Libelle. Sie heifzt auch
verwünschte Jungfer. Die Kinder sin-
gen sie an: Fru Medder, Seit ju
nedder! Volksr., 60, 230. N. Pr. Prov.-
Bl a. F. I, 69. Vgl. Feddernedder.
Medenau, Ortsn., Kirchdorf im Kr.
Fischhausen. Die Bewohner verspottet
man mit dem Zuruf: Drink ut on göf
noch ene!
Meder, w., Mieder, Frauenjacke. So
vermak öck gegen dt: . . . miner Modersch
Meder. Volksl., 15, 7, 3.
Median, m., der Milan, FoUo müvusf
Vgl. Kohl.
Medicinapotheke, /., s. Apotheke.
Medritze, /., s. Metritze.
Meerbrackdistel, /., s. Mannstreu.
Meergans, /., als Ekelname u. Schimpf-
wort bei Stein; ebenso Meerkatz. Pe-
regrinus XII, 82. W. Mtsbl. V, 191.
Meergrasblume, -nelke, /., gemeine
Grasnelke, Armeria vulgaris WiUd.
Auch Seegrasblume. Hagen, 346.
Meermannstreu, /., s. Mannstreu.
Meersalzkraut, n., krautartiges Glas-
schmalz, Salicomia herbacea L. Ha-
gen, 1.
Meerschwein, n., Fischn. bei Hennen -
berger, Anhang, 29.
Meerwurzel, /., s. Mannstreu.
m6gen, sw.^ söck^ s. mlihen.
Megerkraut, n., s. Meierkraut.
Mehlbaum, m., nach Hennig, 160,
Hagedom, gemeiner Weilzdom, Mespi-
lus oayacaniha Gärtn. Hagen, 515, hat
noch Mehlbeere^ -dom, -platten.
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60
Meier — Melk»
Meier, roter^ auch rote Mtre, Acker-
gauchheil) AnagalUs arvensis L, Ha-
gen, 221. Vgl MlPe.
Meier, m. jüd. Vor- und Mannesn.,
der Leuchtende, hebr. Mdr. Flatow.
Schmitt, 112.
Meier-, Megerkraut, n., Pflzn., Wald-
meister, Asperula odorata L. Hagen,
156. Vgl. Meske.
meiern, ßw.j anführen, übervorteilen,
zum besten haben. Den haben sie gut
gemeiert Sperber, 21.
Meilech, m. jüd. Vom., von dem hebr.
7?i^fecA König. Flatow. Schmitt, 112.
Meinchen doch, Beteuerungsformel. Ei
Meinchen doch! Sie sind doch nicht
etwa der Prediger^ dem sie , . . das Körb-
chen gegeben hat? Soph. R. IV, 266.
meindag, rein hchd. meintage, pltd.
mtnddgy doch stets verneinend: meindag
nichts adverbial im Sinne von niemals,
nimmer. Das geschieht meindag nicht,
d. i. so lange meine Tage währen,
mein Leben dauert. Sticht man sie
(Vergleich ungen), so tatigen sie mein
Tage nichts. Soph. R. I, 371. Predi-
gen habe ich meintage nicht gewollt.
Ibid. II, 482. Wenn ihr ein gut Ge-
loissen habt^ tveint ihr fneintage nicht.
Ibid. VI, 217. Rätsel: Ver Jungfre
gripe sock on krtge sock mtndag nich.
Die Wagenräder. Nach dissem Stocks-
ken tߧll §k mi miendag nich mehr be-
supen. Dorr, 1. Wiew., 11.
meiner, meine, Fron, poss., Manu,
Frau. Dat tvär minem stne Mutter^
das war die Mutter meines Mannes.
Dat OS mtner ehr Doky das ist meiner
Frau Tuch. Ebenso in der Oberlausitz.
Anton, 2, 11. In der Gegend von
Saalfeld meiner auch gleich mein. Mei-
ner Mann is krank,
meins, pltd. mlns, statt meinet ^ in
meinshalben, -wegen, -gefallen, meinet-
halben etc. Miens/ialwe kann dei Scfidn-
derie Op ons nu gohne toie nach nie!
Nowack, 67. MeinsgefaUen kann er
dableiben.
meinst, adv.^ meistens. Saalfeld.
Meiran, w., Majoran, Origanum tna-
jorana L.
Meiser, ?»., Mörser. Dzg. W. Sei-
del, 32.
meist, adv.y wohl, vielleicht; beinahe,
fast. Das konnte meist wahr sein. Das
ist meist zu grofz. Im Engl, repräsen-
tiert most den ursprünglichen, almost
den späteren Begriff; auch das deutsche
fast in seiner Lutherschen Bedeutung
(fast schön = sehr schön) und in seinem
jetzigen Sinne ist ein ziemlich analoger
Fall. E. Förstern. Vgl. sacht
melden, sw. 1. verraten, angeben, an-
zeigen. So schon bei Jeroschin: da
melte er bi namin alle dt da hdten uf
dt valscheit geraten 141b. Pfeiffer,
196. Wer meld't, der prellt. Volksr.,
116, 484. 2. sich melden, anmelden.
Nach dem Volksglauben zeigt der Ver-
storbene fernen Verwandten und Freun-
den seinen Tod an, indem er ein auf-
fallendes Geräusch verursacht, einen
Gegenstand auf unerklärliche Weise zu
Falle bringt etc. Dat kann de Jung
bt Gott 6m Himmel nich afbede (ab-
beten), dat hei sock nich gemelkt heft!
Es knackste so in der Wand. Herr GoUy
es mel^t sich wer an! In Hessen nennt
man dieses Melden sich äugen (eigen).
Vilmar, 19.
Mfilhafter, m., Möwe, Haffmöwe. Na-
tangen.
Melk, /., Milch. Bock, 34, ver-
zeichnet den Strafzenruf: Melk kep!
den in Egsbg. die Milchmägde er-
schallenlassen; heute YfivdmxrrSchmand!
Schmand! zum Verkaufe ausgerufen,
und die Milch nebenbei verkauft.
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Meli — Merzschaf.
61
Meli, m. u. /., PflzD., s. Mill.
Mendel, id. jüd. Vorn., Emanuel.
Flatow. Schmitt, 112.
mengelleren, pltd. mengeKre(n), sw.,
mengen, mischen, vermischen, und in
letzterem Sinne auch vermengelieren.
Tabak mengelieren. Wa;8 soll ich mich
in die Geschichte mengelieren. Die Worte
vermengelieren^ verworren reden. Vgl.
Danneil, 136b. Anton, 2, 11. Mi,
54 a.
menger, pronominales Adj., mancher.
Meniet, m., s. Manist.
Mennig, 7n., dünner viereckiger Honig-
kuchen, Pfefferkuchen. Ist er mit Ge-
würz vermischt, so heifzt er GewUrz-
mennig. ßock, 34. Hennig, 160.
Hennig hält Mennig für eine Zusam-
menziehung aus mengen und Honig^
oder für eine Korrumpierung yon Manna^
und weist auf das poln. minija hin, das
jedoch nur die Mennig-Farbe bezeich-
net Das Wort ist für Honigkuchen
heute wohl kaum noch im Gebrauche.
mennigmal, cufo., manchmal.
Mennonitenblume, /., s. Teerblume.
Mensch, pltd. MSnsch, 1. m., Knecht,
Diener, Kutscher, Magd, Dienerin.
Möhling. Vors erste dem Mensch (so
nandte er auf schlesisch eine Magd)
fünf Ghroschen für Papier, Soph. R. I,
628. Schleufzerin heißt ein Mensch,
Ibid. HI, 248 (es ist von S*n — Schle-
sien — die Rede). 2. n., plur, Men-
scher^ Frauenzimmer, in gutem und
verächtlichem Sinn. Von der Euphrasia
wird folgendes geschrid>en: Es vmrddifz
iunge Mensch . . . dahin getrieben etc.
Carm. nupt U, 143b. Will einem Gott
zur EK ein schönes Mensch zuschantzen^
So ist es Danckens werth. Ibid. III,
86 c. Et ose abscheulich, kübschet Monsch^
ein sehr hübsches Mädchen. Wa;s das
Mensch sich einbildet! Das Mensch geht
wol gar in Seidef Soph. R. V, 568.
Als Schimpfwort auch in der Ver-
stärkung: Saumensch, namentlich, wenn
die so benannte Person zugleich sich
unsauber hält. Vgl. Frauensmensch.
Menschenfett, n., Medik., Walrat.
Menschenfresser, pltd. MSnschefrfiter,
w., Fischn., Gründling, Gobio fluviati-
lis Cuv,
Menschenhilf,/.^ zur Bezeichnung eines
Kindes, das sich mitzählt, wenn die
Zahl der Menscheo in einer Gesellschaft
festgestellt werden soll: Du bist man
Menschenhilf. Dönh.
menschenmSglich, pltd. mSnschemäg-
lich, adj. Ist das menschenmöglich^ ver-
mag das ein Mensch?
Menschheit,/., Menge von Menschen.
Nei^ was da für e Menschheit war!
Danzig. W. Seidel, 32. Schemio-
nek, 25. Danneil, 137b. Anton,
2, 11.
Mentel, w., Mantel. Danzig.
Merakel,(?), Plackerei, Quälerei, Um-
stände. Marold. Vgl. Marakel.
Mer6ns, w. Vom., Emerentia. U art-
wich, 55.
Mergeil, /., s. Margell.
Meritz, /., s. Metritze.
Merlein, m., s. Mariein.
Merreddig, Merreth'g, w., MeerretticL
Mfirsch, m., s. Marsch.
merstenteils, pltd. merschtendfils, adv,^
meistenteils.
Mertern, m., Pflzn., s. Maraun.
Merlin, Martin, M«rten, m. Vom., Mar-
tin; Kalendertag: 11. November.
MerUnsgans, /., Martinsgans. Gans-
braten, der am Martinstage auf den
Tisch kommt. Dat Gänsken . . , dat
stnen Namen as man sieht^ von dem
Sanct Mertenfohret, Carm. nupt 1, 298.
Merzschaf, falschlich Märzschafy n.,
das ausgemerzte Schaf.
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62
Mesch — Met.
Mesch, m. Vorn., Michael. Hart-
wich, 54.
meschant, adj.y bösartig, boshaft,
schandlich, niederträchtig; das franz.
mSchant
meschugge, meschugger, adj,^ verrückt;
von dem gleichbed. hebr. mesckuffa,
Aoch betrunken. Frisch, gesund und
meschugge. Sprw. I, 998.
Mtee, M88e, /. 1. Mütze, Mine Mos
ÖS weg. 2. cunnus^ vulva. Diese im
Kr. Neustadt auch Mos. Treichel.
Meselain, m.^ Kleiderstoff älterer Zeit
Violöt, 178.
Mteke, MVske, Mtek, M88k, m., /. u.
n. 1. Meise, Parus, Volksreim: Es
sa/z ein Meske an jenem Sprink; es war
kein Meske, es war ein Fink. Dönh.
Angs. masa, mnd. mese, me8eke(n\ hoU.
meeSy meeze, engl. UtmousCy franz. m^-
sangcy holstein. Meesch, in Pommern
Meseke. Brem. Wb. ÜI, 149. Schütze
111,93. D ahn., 304b. 2. w.. Schwäch-
ling. Hei os en echter Meske.
Mtoke, Pflzn., Waldmeister, A^eruia
odorata L. Bock, Nat. IIl, 310:
Meeskcj mnd. mdseke. Hagen, 156:
Mee/zke.
Mtekefeuer, MVskefeuer, n. 1. kleines
Feuer, von nur wenigen Stückchen Holz
unterhalten. 2. Lichtschein des faulen
Holzes in der Finsternis. Bock, 35.
Hennig, 163. Bock schreibt auch
Mäuschenfeuer und deutet rücksichtlich
der Herleitung auf Maus, irrms; Hen-
nig dagegen leitet es von Mos „Ge-
müse, Mehlsuppe, wegen Ähnlichkeit
der Farbe, weil ein solch kleines Feuer
nur blafz brennt. Daher nennt man
ein blal'zes Gesicht irgend eines kränk-
Uchen Menschen MSskengesicht^. Im
Brem. Wb. IH, 189, dem Hennig
hier folgte, ist Moskengerigt ebenfalls
unter Moaken, Dem. von Moos, Mehl-
suppe, Pappe für Kinder, gestellt. Die
Aussprache des Wortes ist jedoch all-
gemein Meske, und könnte man wohl
an die weifzen (leuchtenden, bleichen)
Backen des Vögleins denken, vielleicht
mehr noch an eine Verwandtschaft mit
miSrig (s. d.).
NKskeirVster, m,, von Meske Meise,
elend aussehender, leidender Mensch.
Davon das Adjektiv mfesketrösterig.
Natangen.
Messekom, n., Abgabe an Korn und
Hafer, je ein Scheffel von der bebau-
ten Hufe, für die vom Orden neu-
errichteten Pfarreien. Mühling.
Messepfennig, m., zur Ordenszeit Ab-
gabe von 1 Schilling von jedem Hin-
tersassen an den Geistlichen. Müh-
ling.
Mestel, /., Mistel, Viscum alJbum L.
In Natangen WSsp, Wespe, im Samlande
Wispe; auch Unruh. S. NisteL Unter
den Bäumen, auf welchen die Mistel
wächst, ruhen, der Volksmeinung nach,
grofze Schätze verborgen. Mühling.
Reusch, Sagen, 66.
mestnafz, adj., s. mistnafz.
mlTzig, adj. 1. mäTzig. 2. freundlich.
Hei ÖS mefzig, er ist freundlich wie
ein Meske.
Mefzkere,/., nach Mühling Aalangel,
bestehend aus langen Schnüren mit
zal^eichen Angelhaken; nach der
Fisch.-Ord. f. d. kur. Haff § 36 Mefz-
kern die Haken an der Aalschnur. Lit.
miszkere die Angel.
Met, m., Honigtrank. Über die Be-
reitung dieses in Preuizen einst sehr
beliebten Getränkes, das auch jetzt
noch gebraut wird, s. Bock, Nat. I,
275 ff. und Der pr. Sammler I, 509.
Mhd. mite, mit, ahd. mitu, mito, mnd.
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metche — Mietefrau.
63
mede; lit. medüs^ altslav. med'^ russ.
miod der Honig. Weigand II, 83 f.
HeDnig, 331.
metche, plur. des pronominaleD Ad-
verbs manche. Metche Menschen. Saal-
feld.
Metke, m. 1. Wann am Angelhaken.
2. penü^ namentlich in gewöhnlichem
Zustande. 3. kleiner Gegenstand über-
haupt Treichel.
Nletofflage, (?), s. Leidomassis.
Metritze, Medritze, /., trichterförmiger
Netzsack, daher aoch blofz Sack,
kass. maeia; auch Meteritze^ Mettritze,
and der MetritZy lit. metrizes, metfryczia.
Welcher an sein Windgajm eine un-
gewöhnlich enge Medritzen gd/raucht^
dem soll die Medritz genommen und
dazu um 30 Mark gestraft werden.
Fischerordnung v. J. 1640. Hennig,
159. Bock, Nat IV, 696. Die Fisch.-
Ord. £ d. kar. Haflf vom J. 1845 schreibt
stets Mettritze. Am Meteritz sind un-
ten Leinen angeschürzet^ und wird die-
ses von bastenen Leinen gedrehete Stack
des Netzes Spann genannt. Bock,
a. a. 0. 714. Nsslm. TL, 104, fahrt
noch die Metritz oder Metritz-Kampe
an der Nogat, oberhalb Marienbarg,
an.
Mette,/., Frühpredigt in evangelischen
Kirchen an Sonn- und hohen Feier-
tagen. Jetzt nicht mehr üblich. Ahd.
nuUtinaj metttna, mhd. metttnCy lat
(Aoro) matutina. Schade, 596b.
Mettomaseis, (?), VorsteUnetz. Sper-
ber, 41. S. Leidemassis.
Mettram, m., Pflzn., s. Maraun.
Mettritze, y., s. Metritze.
Metz'y /., im Oberlande Anrede der
Mädchen unter einander, ohne die ent-
ehrende oder beschimpfende Bedeutung
von Metze «» Hure. Sperber, 21.
Über die ursprünglich reine Bedeutung
dieses Wortes s. Weigand H, 85 f.
In dem deutschen Brevier des 14. Jahrh.
in der Giefzener Handschrift (s. Haupt,
Zeitschr. VI, 484) liest man: Wer ditz
buch lese der bite (bitte) vor einer metzen
s^le.
Meusch, (?), s. Hahnchenbier.
Michel, Micheiis, m. Vorn. 1. Michael.
2. Michaelis, Kalendertag (29. Septem-
ber).
Michel, m.y scherzweise Benennung
für ein grol'zes Trinkgefäl'z. Adh michü^
michel^ mhd. michel^ goth. miküs^ angs.
mikä groiz. Schade, 698b. Hen-
nig, 332.
mickem, mlickem, auch miggem, mlig-
gern, muckern, sw. 1. kränkeln, ver-
kümmern, im Wachstum, in der Ent-
wickelung zurückbleiben. 2. krank-
haft wimmern, stöhnen. De Kltne
(Kleine) is so elendiglich auf de Zdhnche^
se mickert den ganzen Tag. Saalfeld.
Davon vermickem etc., und als Adj.
mickrig, mUckrig, muckrig, migg'rig, miigg'-
rig, kranklich, verkümmert, elend; in
der Saalfelder Gegend auch mockrig.
He hefft en kleenet mv^ckriget Ges§chtken.
Dorr, 1. Wiew., 23. S. Sperber, 22.
W. Seidel, 32. D&hn., 314a. Vgl.
misem und muggem.
mickt, präs. 3. Pers. sing, von mäken
machen. Denn mickt (macht) dir das
nichts. Gordack.
mienen, sw.^ bieten auf Auktionen.
Wahrscheinlich daher, dalz man, an-
statt laut zu bieten, solches durch eine
Miene, Gebärde that, wie das auch
jetzt noch beim Ausrufe oft genug ge-
schieht. Dzg. W.Seidel, 31. Klein
n, 16, hat nur: etwas im öffentlichen
Ausrufe an sich bringen.
Miete, /., s. Mite.
Mietefrau, pltd. MfitsfrO, /., Vermieterin
weiblichen Gesindes. Ygl. Mägdemutter.
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64
Mietsgärtner — minder.
Mietsgärtner, m., s. Gärtner.
Mietspfennig, m., Mietsgeld.
Mietsvater, pltd. Metsväder^ w., Ver-
mieter männlichen Gesindes.
mtfen, sw, 1. winseln, verhalten hen-
len; zanächst vom Hunde, dann aber
auch von Kindern. 2. hinterher sein,
nachgehen , umschwänzeln : vorzugs-
weise Mädchen, um deren Gunst zu
erlangen. Sperber, 22. Schemionek,
25.
miffem, sw.^ den Wind lassen. Sper-
ber, 46.
Migg',Migge, MUgge,/, Mücke. Migge-
spritsclier, Mückenspritzer heifzen die
Bewohner von Fischhausen (s. d.).
Migge, Mfge, plur.^ Mädchen. Miffge
{Mtge), gilt ligge! Volksr., 122, 515.
Miggengreifen, pltd. Miggegrtpe(n), n.
Er hat das Miggengreifen^ das Greifen
nach Mücken, zur Bezeichnung eines
hohen Grades von Trunkenheit, Deli-
rium. Sprw. I, 445.
migg'rig, adj., s. midcern u. miirig.
MTlce, /, w. Vom., Dem. Mikchen^
Marie. Hartwich, 55. Geh mit der
Miekey geh. Soph. R. V, 459. Miekgen^
die um ein Jahr oder so dUer war als
Carl, Miekgen blieb. Ibid., 595. Vgl.
MTtscIi.
Milciiblume, /., gemeine Kreuzblume,
Polygala vulgaris L, Hagen, 731.
milciien, sw., melken. Ebenso in Liv-
und Estland. Hupel, 153. Sall-
mann, r26a.
Milclifrau, pltd. MellcfrO, /. Frau,
welche Milch zum Verkauf nach der
Stadt bringt Vgl. Sclimandmann.
Milciigras, Pflzn., Wollgras, Eriopho-
mm polystachyum L. Spec. Plant, im
poln. mlodketa; giebt Milch (poln. mleko)
den Kühen vor J ohanni, wenn's scholzt.
Treichel, Volksth. Nach Hagen,
61, ist der poln. Name webuanka szero-
kolüciowa,
Milciilculi, pltd. MelldcÖ, -Icau, /., scherz-
hafite Bezeichnung für einen kathoL
Priester. Man sagt von dem, der einen
solchen zum Verwandten hat: Eir hat
eine schwa/rze MUchkuh, Sprw. I, 2633.
milgebrig, mildgebrig, adj., aus geben
und mild gebildet, mild und zum Geben
bereit, weichherzig. He schenk gleich
was den Armen, denn he war sehr miU-
gebrig. Schaltj. 3, 8. Saalfeld.
mtlings, aJj., sanft, lieblich, hold,
angenehm. Lit. mielas, poln. mdio.
Mühling.
Mill, MUH, pltd. Meli, m. u. /., Pflzn^
guter Heinrich, Chenopodium bonus Hen-
ricus L., und die Gattung Gänsefofz,
Chenopodium j überhaupt; ebenso die
Gattung Melde, Atriplea Toum. Die
schmalblättrige Melde, Atr. angusti-
folium Sm.j heifzt in der Gegend von
Friedland Ostpr. MVII, auch ScheirzmBli,
pltd. SchftmVIl. In Natangen ist Schei/z-
mell Atr. hastatum L. S. Lhrztg. 1880,
S. 243b. Nach Hagen, 1068, ist
Müll die Gartenmelde. Nach Hagen,
280, heifzt der Gute Heinrich auch
Stolzer Heinrich, Schmerbel, Hacken-
schar j Wilder Spinat
Mill, n., s. MUn.
milzen, sw., sich die Milz durch äuTzem
Druck beschädigen und daher kraftlos,
atemlos werden. Der Hirsch war auf'
gelaufen und hatte sich gemilzt
mind, adj., billig, gering, wenig. Na-
tangen. Im Ermlande der Eompar.
minder, billiger, geringer, weniger. Ein
Scheffel minder eine Metz, also 15Metzen.
Sperber, 22.
Mindel,w.jüd.Vom. Flatow. Schmitt,
114.
minder, adj., s. mind.
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mindern — Mi8ekatz(e).
65
mindern, pltd. mingem, at^., munter
werden, zu Kräften kommen, aas einer
Ohnmacht erwachen; .gewöhnlich re-
flexiv 9ich ^-, tennindem^ er-, termin-
gem. Hei Urmingert sock aUwedder^
ermuntert sich, giebt Lebenszeichen,
erholt sich. Sanüand. Hennig, 161,
hat: Man hat ihn gemindert^ er ist
wieder zu sich selbst gekommen.
Mtne, /., w. Vom., Wilhelmine. Min\
steck Schwtn! S. Volksr., 79, 314.
minen, «ü., s. mienen.
Minutenkraut, Pflzn., Adler-Saumfam,
Pteris aqaiUna L., weil es nur eine
Minute blühen soll Treichel, Volks-
thOmliches.
Minutensalbe, /., Medik., Emplastrum
MeUloti.
mtr, adj,^ mehr. Saalfeld.
Mlrey/., gemeines Yogelkraut,/S^22arm
media Vill. Auch Vogelmeier, Hühner-
darm. Hagen, 344. S. Meier.
niMg, adj. 1. schmutzig, elend, er-
b&rmlich, gemein, unanständig, ekel,
geizig. Ein miriger Kerl. Er sieht
fmrig aus. Es geht ihm mirig. 2, Einen
mtrig machen , ihn ausschelten, be-
schimpfen, ihm derbe Wahrheiten sa-
gen. Engl, mire Schmutz. Vgl. mis-
rig. Sperber, 22. Schemionek,
25.
nrirksen, mr., in Absätzen, Pausen
aa£seu&en und wimmern. Saalfeld. Im
Samlande blinzen.
MlrlyW.jöd. Vom. Flatow. Schmitt,
114.
mimieln, atü., marmehi, marmorieren,
bunt wie Marmor machen. Mnhling.
Davon das Adj. gemirmeU. Dönh.; in
Königsbg. gemarmorierty pltd. gemar-
merert.
mir nicMt dir nicMt, geradezu, ohne
weiteres, selbstverständlich; teilnahm-
Priiebblcr, Wftrurboeh U.
los, gleichgültig. Das scheint gut Glück
genug zu sein^ da/z ich das Engelkind,
die Sophie, vneder hier habe: dafz sie
aber thut als mir nichts dir nichts, das
ist der Kukuk! Soph. R. V, 581. Für
Liv- und Estland bei Hupel, 153.
Mirsemau, Mirichemau, MVrsemau, Mur-
ichemau, m. 1. Pflzn., Tannen-Bärlapp,
Lycopodium selago L. Hagen, 1088.
Nsslm. TL, 219. Pierson, A. W.,
27. Nach Bock, Nat. I, 281: Mwrse-
m^au, Lycop. clavatum, poln. morzybob.
Vgl. Treichel, Volksth. IL S. Morze-
l>6b. 2. MiricfiemaUy in der Farbe un-
bestimmt, gemischt, auffölhg. Ein der-
artig gefärbter Kleiderstoff ist Mirsche-
mau mit Bremsen besetzt
mls, adj.j wohl Kürzung von miser,
betrübt, traurig, schlecht, unwohl, weh.
Mir ist recht mts zu Mute, In Est-
land mts vom Wetter: schlecht. Sall-
mann, 126a, fragt: Abkürzung von
miserabelf
Mts, MtZ, /., Name und Lockruf für
die Katze, nach ihrem Geschrei, na-
mentlich in der Kindersprache; span.
mizy ital. muccia. Frisch I, 667a.
Dem. Mischen, Mtzchen, Mizel; die bei-
den letztem aber auch Schmeichelnamen
für Marie. Auch MTselcatz. Im Gott,
ist der Lockname der Katze Minse,
Minseken u. MOseken. Schamb., 136a.
140b. Vgl Danneil, 138a. Anton,
2, 12. Sperber, 22.
mis, prdp., mit. Dönh.
Mischpöch', Mischpölce, /., auch Musch-
pölce, von dem hebr. mischpocho, Fa-
milie, Verwandtschaft; übertragen auch
Gesellschaft. Die ganze MischpSche.
Sperber, 44.
misdrStschy adj., falschgedreht, wider-
haarig; von Fäden, vom Haar.
Mt8el(afa(e), /., s. Mts.
6
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66
Miser — Mistkäfer.
Miser, m., elender, yerkommener, ver-
kümmerter Mensch. Polonisiert Mise-
rinski. Sperber, 42.
miierig, adj,^ s. miirig.
Miserinski, m,, s. Miser.
Miserist, 7n., derjenige, der im Boston-
spiel misere ansagt. Sperber, 44.
misem, sw,j sich^ sich quälen. Er.
Neustadt.
misern (i kurz), sw.^ kränkeb, ver-
kümmern, s. V. a. mickem (s. d.); von
dem lat miser. Selbst die Lampe mi-
sertj wenn sie trübe brennt. Davon
vermisem, verkommen etc. Vgl. mu~
sem.
mtskeprTstrigy adj.y elend, kränklich
aussehend. Dönh. Pr. Holland. Vgl.
miirig.
Mispel, /., Mistel, Vücum album. So
schon Voc. 646.
miirig, miierig, adj., von müem^ ver-
kümmert^ kränklich, schwächlich, elend,
erbärmlich, jämmerlich, miserabel; von
Tieren und Menschen, üt em mi^ge
Farkel ward manchmal e däger Borg.
Sprw. I, 825. In gleichem Sinne auch
mickrig etc. unter mickem^ mtUlig und
nach Schemionek, 25, mtserig mit
der Nebenbedeutung verdriefzlich. Sper-
ber, 44.
MisrUck, n., Ackerbeet, das beim Säen
irrtümlich ausgelassen wurde. Müh-
lin g. . Der Sämann, der ein Misrück
hinterläizt, stirbt in demselben Jahr.
Hexspr., 136.
Miss, /., Messe, missa. Regnet es un-
ter der Dliss, regnet es Wach' über ge-
m/z. Sprw. I, 3105.
Miss, /., Bodenvertiefung, selbst wenn
sie mit Wasser gefüllt ist. Westpr.
Tn Hoch-Paleschken : dieweifze^ schwarze^
die Pavel-y die Fichtmiss. Treichel.
Mist, pltd. Mest, m. 1. Nebel, Nebel-
dunst. Ebenso engl. u. hoU.; angs.
mist Dunkelheit. Brem. Wb. HI, 167.
Schütze in, 103. Schamb., 136a.
Vgl. Dftk. 2. Dünger. Den Mist auf
den Acker fahren. 3. Gemischtes,
Mengsei, Zusammengebrachtes und
kaum Zusammengehöriges , mixtum ;
auch Durcheinander, Unsinniges in
That und Rede. Er spricht lauter Mist.
Treichel.
Mist, pltd. Mest, n., vom vorigen, be-
liebtes Schimpfwort auf ein Frauen-
zimmer. Ölet Mest^ altes Mist!
Mistadel, m., s. Misisftdel.
Mistelfuhr, /., s. Mistfuhr.
Mistelzeit, /., Zeit des Mistfahrens,
s. Mistfuhr, Ein Taglöhner soll haben
in der Mistel-Zeit 6 bis 7 Gr. Hart-
wich, 353.
misten, sw.j cacare. Klein Vieh mist' t
auch gut.
Mistfink, m. 1. Bauer, Gutsbesitzer;
auch Mistkäfer. 2. unsauberer Mensch;
in diesem Sinne auch Mislhammel,
Mistforke, /., s. Forke.
Mistfuhr, pltd. Mestför, im Ermlande
Mistelfuhr, /., Zeit des Mist--, Dünger-
ausfahrens. Op Föschhauser Mestför
von sewe Hüper^ scherzhafte Antwort
auf die Frage nach dem Alter. Doch
lett Gott mihnen Sohn de Mestfohr man
erlehwen^ eck Scheck em en de Schohi,
dat he darop stodehrt. Carm. nupt. HI,
50 d. On de Gritche woa on a Mostel-
fua (Mestelfu^) von fünbezwanzig. Ermld.
Freisch., 9.
mistig, pltd. mestig, adj. von Mist. 1.
nebelig, trübe, feucht. Vorzugsweise
in der Fischer- und Schiffersprache.
. . . bei gelindem Wetter so stehet die
Stadt im Rav^ch^ gleichsamb in einem
mistigen Dunstrevier ^ oder im Nebel.
Linem., Yylb. Vgl. dUdg. 2. dfin-
gerartig, schmutzig: ein mistiger Weg.
Mistkäfer, m., s. Mistfink.
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Miötkaule — Mitsch.
67
MMkaule, pltd. MestkQI, /., DOnger-
grabe. S. Kaui.
mislnalz, pltd. mestnatt, auch zur Hälfte
pltd., zur Hälfte hchd. mestnafz, adj.^
nebelig, feocht, stark angefeuchtet; vom
Wetter, von der Wäsche. Hennig,
160. Vgl. misfig.
Miabfldel, Miatadel, pltd. Mest&ädel, m.,
Mistwasser, Mistjauche. S. Adel.
Mistus, m.y LatinisieruDg von Müt^
Dünger. Wo Mistus^ da Christus^ wo
Dünger im Acker ist, da ist auch Se-
gen. Sprw. I, 2635. Wo ni ü Mütua^
«8 ok ni Christus, Eonitz.
MMwetter, n., von Mist 1, Nebel wetter.
Vgl. mistig, mistnafz.
mtewringrig, adj.^ aus mts (weh) und
wringen (winden, drehen), übel, wehe.
Ml OS so miswringrig^ mir ist so un-
wohl zu Mute^ als wolle sich alles in
mir umdrehen. Elbing. Die Aussprache:
mimoTvngrig erinnert an Mü^s Maus,
womit das Wort selbstverständlich nichts
zu thun hat. Im Brem. Wb. Hl, 200,
findet sich eine ähnliche Zusammen-
setzung: muuhorängisch^ unwillig zum
Reden.
mit, pltd. mVt, 1. präp. im Accus.
Mit die Kinder. 2. nach Hennig, 332,
auch adj, = recht gelegen, wohlgefällig.
Es ist ihm nicht mit^ es ist ihm nicht
gelegen. 3. mit oder ohne? Gekürzte
Frage: Trinken Sie den Kaffee, Thee,
mit oder ohne Schmand?
mitdniitter, pltd. mVtdrunder, ado. 1.
mitten darunter, vermengt, gemischt,
doch mit dem Nebenbegriff der Ver-
einzelung. In der Mus ist hin und
wieder ein Spirkelchen mitdrunter. 2.
mitunter. Afitdrunter ins Theater gehen.
Vgl. mittendamanic
HTte, /., kegelförmig aufgeschichteter
Haufe von Getreidegarben, Heu, vor-
zugsweise jedoch von Kartoffeln. West-
preufzen. Das angs. mtthan bedecken
dürfte die Wurzel sein; in der Bedeu-
tung überein stimmt das lat. meta^ das
jede pyramidenförmige Höhe bezeich-
net. Ebenso in Bremen u. Pommern.
Brem. Wb. HI, 168. Dähn., 308b.
Im Holsteinschen bez. Mite einen vier-
eckigen Misthaufen. Schütze UI, 99.
Sonst nennt man in der Provinz diese
Haufen auch Stftken.
Mite, Miete, /., Milbe, acarus. Franz.
u. engl. mite. Das Wort ist verwandt
mit Made u. Motte. Ebenso im Brem.^
im Holsteinschen. Brem. Wb. HI, 168.
Schützein, 99. Hennig, 160.
Miteban, (?), Gefängnis. Kulmisches
Recht, Buch H, Kap. 21. In den Lit.
Aeq., S. 20, wird die Vermutung aus-
gesprochen, daiz das Wort vielleicht
zusammenhängt mit der lit. Wurzel
met werfen, von welcher uzmetiklis der
Riegel an der Thür. Hennig, 161.
mithalten, pltd. mVthöle(n), st., an
einer Sache sich beteiligen, teilnehmen.
Vgl. Gill.
mithecliten, sw., mithalten, gleich-
kommen. Er mochte §em mithechteny
aber der Geldbeutel {die Gesundheit) ver-
bietefs ihm. Treichel.
mttig, ad^.y voller Mieten. Der Käse,
das Mehl, das trockne Obst ist mttig.
Hennig, 161.
mitrig, adj,, elend. Saalfeld. Vgl.
miirig.
mitsamts, pltd. mVtsamts, adv,, mit-
samt. Ich schmeifz dich mitsamts der
MargeU ins Wasser.
MTtschy /., w. Vorn., Dem. Mitschr
chen, Marie. Hartwich, 155. Dzg.
Nhg. Viol^t, 102. 194. Dorr, 42:
On Mitsch Marie, Nu bliew bi mi!
Auch Spottname für eine einfaltige
5*
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68
mitschen — Modder.
Frauensperson. Geh^ du dumme Mitsch.
Ndmke ös Nämke^ wenn dat Jungke 6k
MiUchke het Vgl. Mtke.
mitschen, sw.^ mantschen, patschen.
Ygl. matschen.
Mttschört, w. Yorn.^ Zusammenziehang
der Namen Mttsch (Marie) und Ort
(Dorothea). Dönh.
Mittag, pltd. MVddag, n, 1. Mittags-
essen, -mahlzeit. Das Mittag üt schon
mehrmals kalt geworden^ sagt die Haus-
frau zum verspätenden Manne. 2. Mit-
tag essen^ zu Mittag essen. Wir woUen
Mittag essen. Ebenso in Estland . S a 1 1 -
mann, 126a.
Mittelbauch, pltd. MVddelbQk,m., zweite
Abteilung in einem Sack oder Wenter.
mitteldamank, adv,^ s. mittendamank.
Mittelknecht, m., s. Knecht
Mittelkranz, pltd. MVddelkranz, m.^ die
mittlere Abteilung der Metritze des
kurischen Wadegams.
Mittelmagd,/., analog nach Atittelknecht
gebildet, ältere und in der Stellung be-
vorzugtere Magd. Wo ÖS denn de Mod-
delmägdf de den Foss von de Gänse
jagtf Volksr., 44, 169 u. S. 278. Volksl.,
46, 29, 2.
Mittelrock, pltd. MSddelrock, m., die
mittlere Abteilung des Keitelgams, lit.
middraks. S. Keitel.
Mittelschlag, pltd. MVddelschlag, m.,
das die Mitte Haltende, die mittlere
Art oder Gattung. Die Leinwand ist
Mittekchlag^ sie ist weder fein, noch
grob. Pferde, die weder vorzüglich
grof'z, noch sonderlich klein sind, sind
guter Mittelschlag, Hennig, 161. Ade-
lung HI, 248.
mittendamank, gewöhnlich mittelda-
mank, adv,, mitten darunter. Die Mar-
gell ist immer mitteldamanky sie ist viel
und gern unter den Knaben.
Mittfach, pltd. MSdfach, n.. Mittelfach
der Scheune^ Raum über der Dresch-
tenne, dessen Grundlage Querbäume
oder Querstangen bilden. Dat Mfd ös
em wt e Schoppehch on de Möge wt e
Mödfach^ er ist unersättlich. Me rekt
vom Mödfaxih to frete^ ein Mensch, der
besonders grolz gewachsen ist. Sprw.
I, 2571. 3112. De Buk e Schtn, de
Mdge e Mödfach, Wunsch eines starken
Essers. Sprw. II, 271. Hennig, 332.
Mtz, f., s. Mts.
mVbeln, sw.y s. vermVbeln.
Mocke, Name und Lockruf für das
Kaninchen. Volksr., 64, 242 f. Vgl.
Tnisch.
Mockerau, Ortsn., Kirchdorf in der
Nähe von Graudenz. Nach Mockerau
reisen y sterben. Vielleicht hangt die
Redensart mit den Revuen zusammen,
welche unter Friedrich H seit 1772 in
jener Gegend öfter, und unter seinen
Nachfolgern noch von Friedrich Wil-
helm n (zweimal) und Friedrich Wil-
helm ni (dreimal, zuletzt 1804) ab-
gehalten wurden. Pr. Land.- u. Volksk.,
421. Sprw. I, 115.
mödbarschen, gewöhnlich zer- u. ter-
mödbarschen, sw.^ sichy sich abquälen,
abmüden, auCzer Atem arbeiten, meist
mit dem Nebenbegriff der unnützen
Thätigkeit; auch abmödbarschen. Das
Wort ist aus mod Mut und barschen,
barsten bersten zusammengesetzt. In
Hamburg und Bremen moodbarsten.
Brem. Wb. III. 172, im Holsteinschen
moolbarsten, Schütze III, 115.
Moddel, n. 1. das Modell. 2. das
Obstlager im Heu oder Stroh zum Nach-
reifen des Obstes. Dönh.
M Vddelenttwei , m, , Mittelentzwei .
Mensch ohne Haltung, Labommel
(8. d.).
Modder, m,, Moder, Schlamm, Sumpf,
Morast, Strafzenkot. Davon moddrig,
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Moder — Möglichkeit.
69
adj,^ modrig, was aus Moder besteht,
Moder enthält, nach Moder riecht.
Hennig, 161. Vgl MolL
Moder, MSder, Medder, /. 1. Mutter,
wie hchd. Frau, Gattin, Hausfrau, da-
her auch Hausmutter, pltd. HQsmöder.
Sihn Huufz'Moder sehd: Mann! dat
motst du nich lüden. Carm, nupt IH,
50b. Mooder^hüP nich! Elbing. Spook,
471. 2. Anrede des Gesindes an die
Hausfrau; auch Herzmöder, neuerdings
gens Frflke. Vgl. Vader.
Müder {ö lang), n., Mieder, leinenes
Wams, kurzes Halbhemde. In der Ge-
gend von Konitz: Meidet Bock, 35.
Hennig, 161. Mhd. muodei*, altnd.
müder, S. Genaueres Weigand H,
90.
Moderlieschen, n., Fischru, Spierling,
LeucaapiiLS delineatus Lieb. (Ch/printts
aphya L.) auch Name für junge Fische
aller Art. Das Fischchen heil'zt auch
Afutterloseken^ AJuUlosen (Voc. 580),
Mudchen^ Muttchen^ Modke^ Malinchen^
alipr. blingo. Benecke, 131. Bujack,
339. Bock, Nat IV, 662: Die Mm-
gen gemeinen Leute nennen ein Meines^
längliches^ gründelartiges ^ imncUiches
Fischchen, das sich unter dem eigent-
lichen Stint einfindet und mit demselben
gefangen wird, ein Moderliefzken. Der
Name Mutterloseken, pltd. Moderloseken,
Mut(ter)losen, Moderlieschen, rein pltd.
Moderltsken, soll, nach Mühling, Tiem.,
175^ daher kommen, weil man ehemals
glaubte, der Fisch entstehe ohne Vater
und Mutter, allein durch Fäulnis. Die
Namen Mudchen und pltd. Modke, viel-
leicht auch Malinchen = Mutterchen.
Im Holsteinschen ehenisHs Moderloseken,
Moderli/chen, mit gleicher Erklärung
über die Entstehung des Namens.
Schatze IH, 105. In Pommern Mo-
derloseken. Dähn , 310a. In Estland
Moderlieschen Schlammpeizker, Cobitis
fossilis. S allmann, 126 a.
moderselig, moderwind allein, s. mutter-
modes, adj., vernünftig, gut. Dat ös
e Tnodesser Monsch. Natangen. Von
modestus?
Mödge, Ortsn., Modgen, Dorf im Kreise
Pr.-Eylau. Es heil'zt von den Be-
wohnern neck weise: Hei os üt Mödge,
wo de Lüed M6d (Mott?) UTidre Näs
hebbe.
Modke, n., Fischn., s. Moderlieschen.
mOffig, adj., s. mllffig.
mttg (p lang), 3. Fers. sing. präs. von
mögen: er mag. Er mog wohl reich
sein? Oberland.
Mogelike, /., s. Mogille.
mögein, sw., übervorteilen, betrügen,
durch Betrug überlisten, namentlich
beim Kartenspiel, daher häufig bemo-
geln. Sperber, 22. Danneil, 138b.
In Estland mogeln heimlich aus dem
Wege räumen, meucheln. Sallmann,
37a. Von mogeln: Mögelant, Mögeier,
771., Betrüger, Fälscher, namentlich fal-
scher Spieler. Mogelei, /., Betrug etc.
mögen, sw.^ sock, s. mühen.
Mogille, /., Dorfkirchhof, Nebenkirch-
hof, verschieden von dem für ein Kirch-
spiel gemeinsamen Friedhof des Kirch-
dorfes. Lit. mogilla, poln. mogiia Hü-
gel, Erdhügel, Grabhügel, aber auch
Steinhaufe, russ. mugilni. Es steht
jeder Ortsgemeinde frei, eine Mogille
anzulegen; auch tritt der Name nicht
ausschliei'zlich in Litauen und Masuren,
sondern auch sonst in der Provinz auf.
Vgl. Hintz, 70. Nach Treichel Mo-
gelike, altpreuf'zischer Grabhügel, sogen.
Hünengrab.
Möglichkeit, pltd. Mäglichkeü, /. Is
das die Möglichkeit! als Ruf des Er-
staunens. Bis in die aschgraue Mog-
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70
Mohnkanne — molsch.
lichkeit^ zur Bezeichnung des Unbe-
grenzten.
Mohnkanne, pltd. Mänkann^ f,y der
wie eine Kanne gestaltete Mohnkopf.
Mohnkeilchen, pitd. Märüctlke, plur.^
Keilchen in Milch mit geriebenem Mohn.
Fastnachtsgericht. S. Keilchen.
Mohnnudeln, pltd. Mdnnüdle, plw\,
Nudeln in mit geriebenem Mohn abge-
kochter Milch. Fastnachtsgericht.
Mohnsens, m., kleiner Mohnkuchen,
der vorzugsweise in der Fastenzeit ge-
backen wird. Nach Bock, 35, und
Hennig, 162, die Mohnaanse schrei-
ben, auch „kleine Fladen, die mit Ho-
nig bestrichen und mit fein geriebenem
Mohn bestreut sind." Wenn öck war
na Guttstadt käme^ war eck di e M&n-
sens kepe.
Mohnstritzel, pltd. Mänstrotzel, w.,
Stritzel mit Mohn. Der Mohn wird
zur Entfernung des bittem Geschmak-
kes gebrüht, gerieben und unter Zuthat
von Eiweil'z und Citronenöl auf den
ausgerollten Teig gethan, wodurch er
in dem fertigen Gebäck eine reihen-
weise Lage erhält. Fastnacht und Pfing-
sten. Ostpr. Treichel, Volksth. HI.
Mohring, Ortsn., Mehrungen. Herder
ist in Mohring geboren.
Meidet, n., s. MVder.
Mokkakäfer, m, Mit der Geschwindig-
keit eines Mokkakäfers, Treichel.
mölen, sw.^ in Unordnung bringen,
durcheinander werfen; auch vermttlen.
Treichel.
MolkebrOch, m., Bröch, Bauch, der
von Molken stark geworden. Wat stdl
se mot dem Molkebrochf VolksL, 60,
40 1, 6. Vgl. BrSch.
Molkenschubber, m., s. das folg.
Molkentewer, pltd. Molketewer, m.,
Kohlweifzling, aber auch jeder andere
Schmetterling, jede gröfzere Motte,
jeder Nachtschmetterling. Aus Molken^
mhd. auch Milch, und tewem hexen,
zaubern, zusammengesetzt, also wört-
lich: Milchverhexer. Sie heifzen auch
Molkendfive, Molkendiebe, nach Muh-
ling, Tiern., 174, auch Molkenschub-
ber; in Elbing Molkenzfiber. En Mächen
so sehen . . . vne so'n recht bunter Mol--
kenzeber, Schaltj., 3, 6. Schemionek^
25, schreibt Molkenzöber^ in Bremen
Mtdkentdve7\ Brem. Wb. III, 144; in
Pommern Molkendeev, Dähn., 311b.
Die Volksjugend singt den Schmetter-
lingen zu:
MolketeweTy seit dl,
Gew dt e Stöckke Butterbrot! etc.
Vgl. Volksr., 60, 233. N. Pr. Prov.-Bl.
a. F. I, 69. Bock, 35. Hennig, 162.
Moll, Molle, /., s. Mulle.
MVII, n.y s. Müll.
mollen, sw., sichy sich wohlbehaglich
wälzen, rollen, sich einnisten.
mollig, adj.^ weiche wohl, behaglich.
Es ist hier ganz mollig.
MSIIHz, Fischn., s. Forelle.
Molm, Mulm, m., trockene, lockere
Stauberde, Fäule im Holz, Wurmmehl.
Ahd. molt^ molta^ mhd. molte Staub,
Erde. Schade, 619b. HoU. mx>lm.
Bei Jeroschin: der michs — ofte scha-
din groz vorsieht dt vM er schirrit in
dem molt Pfeiffer, 197. Vgl. Malm.
Sali mann, 37 u. 75, yerzeichnet das
Adjekt. mulmig. Vgl. olmig.
molsch, adj,j morsch, angefault, wund.
Molsches Holz — Obst Molsche Fü/ze,
Fufze, die stark schwitzen, wund sind.
Bayr. maischet. In der Saalfelder Ge-
gend molsch auch sumpfig. Vgl Mulscfi.
und mär. 2. faul, trage, unlustig zur
Arbeit, übermüdet, angegrifiPen. Öck
st hOde ganz molsch. molsch und mar
sind wohl gleichen Stammes; ob dieser
jedoch, wie Bock, 35, und Hennig,
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molscheii — Moorente.
71
162, meineD, das lat. mollis weich,
bleibe dahingestellt. Nach Sperber,
22y nennt man, wohl in studentischen
Kreisen, den, der an Katzenjammer lei-
det, ihn ironisch adelnd, MoUch von
Gestern.
mobchen, mulschen, »w. 1. molsch
werden, anfaulen, faulen. 2. faulenzen.
3. prQgeln. WennH nich pi der Kiark
wesen weer^ so hadd §k em gemoUcht^
oder he hadd mi gemolscht Dorr,
1. Wiew., 126 f.
Molt, n., Malz. Ags. mealt^ engl.
malt, hoU. mout. Brem. Wb. III, 182.
Im Götting. Malt Schamb., 129b.
An dem ös Hoppe on Molt verl&i'e.
Sprw. I, 1653.
Moltdieb, m., Malzdieb. Schimpfwort
auf den Muller: De Melier, de Meiler,
de Moltkedew. Volksr. 14, 65.
Molterbeere, Multbeere, /., Sumpf-
brombeere, Rubtia chamaemorus L.
Hagen, 529.
Moltsacky m., Malzsack; auch zur Be-
zeichnung eines korpulenten Menschen.
Vgl Mdlzsack unter Moltwurm.
MoHwurm, Moltworm, MoHwurf, Mftlz-
sack, m,, Maulwurf, talpa. Der Molt-
wurm malt In dem ahd. molt, molta
Staub, Erde, ist der Stamm zu suchen ;
es tritt noch heute auf in MoU, Mull,
Molm, Mulm. Der Moltwurm ist also
der Erdwurm, der Moltworf der Erd-
werfer, Erdauf werfer, Erdwuhler. In
Mdlzsack ist deutlich malen, wühlen, zu
erkennen. Ahd. multumrf, ebenso mhd.,
aber auch moltworf, moltwerf u. molt-
werfe. Vgl. Schade, 625 a. In Bayern
Mälwurf, Mdlvmlf, Maurafy Moltwerf,
Modwerf Schmeller 11, 566. 609.
572. Birlinger, 332a. 337b. InHam-
borg und im Holsteinschen Mviworp,
in Bremen Winworp, holl. molworp,
moUcorm. Brem.Wb.III, 199. Schütze
m, 118; in Pommern Mullworm. Dähn.,
315 b, im Göttingenschen MuUworp,
Schamb., 139b. Mühling, Tiem.,
174.
molum, adj., lustig, angetrunken. Er
ist molum.
Mommel, /., Pflzn., s. Mummel.
Monat, n. Er hat das Monat 15 Thaler
Gehalt
MSnch, 9n., schmaler, überliegender
Hohlziegel, der den unten liegenden,
die Nonne, an den Kanten überdeckt.
Hennig, 162. S. Adelung IH, 267.
mUnchen, sw., verschneiden, kastrieren,
besonders Tiere männlichen Geschlechts.
Vgl. nonnen. Hennig, 162.
MSnchenhof, m., s. Münch.
Mondschein, m. 1. früher Name für
eine ünterhaube,, die von ihrer Form,
welche dem Halbmond glich, den Namen
führte. S. Schauer. 2. Glatze. Hen-
nig, 332.
Mönkengasse, pltd. Mänkegass, f.,
Strafze in Königsberg, nach Hennig,
162, eigentlich Mönchengasse, „weil un-
weit davon im Papstthum ein Mönchen-
kloster soll gestanden haben." Ebenso
Faber, 134. Hoffheinz, Stral'zn., 604,
hebt hervor, dalz auf dem Behring-
schen Plane von Königsberg 1613 diese
Sti'afze gar nicht vorhanden: „Wenn
nun, wer weifz um wie viel später, das
Bedürfnis einer StraTsenanlage entstand,
so war die Erinnerung an ein Kloster,
selbst wenn ein solches vor der Refor-
mation dort gestanden hätte, viel zu
sehr erloschen, als dafz man davon
hätte Änlafz zur Namengebung nehmen
können." Hoffheinz meint, die Strafze
habe ihren Namen von irgend einem
Manke (Personenname, der hier häufig
auftritt), woraus Manke- und nhchd.
Mönkengasse entstanden.
Moorente, /., weifzäugige Ente, Ana»
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12
Moorkrick — Morgengratzchen.
leucophihalmu». Drausensee. M ü h -
ling, Tiem., 174.
Moorkrick, Pfeifente, Anas Penelope.
Mühling, Tiern., 174.
Moosblume, /., s. Kuhblume.
Moosbude, /., s. Mostbude.
Moppchen, pltd. Mopke, n. u. m., hart-
gebrannter Ziegelstein, sonst Klinke)*
genannt; Ziegelmehl als Putzpolver:
Putzpulver üt^ vde^ wo^ wenn man nicht
huty nimmt man Mopke, In Danzig
Moppe. Holl. mop. Der Sorquittische
T/um giebt Iiolldndische Ziegel oder
Moppen, Bock^ Nat. 11,57. Altpr. M.
VIU, 366.
mopsen, sw.^ von Mops, 1. Ich werde
dir was mopsen^ als Zurückweisung.
2. übervorteilen, betrügen, stehlen.
Westpr. Treichel. Ygl. bemopsen.
3. sich mopsen^ sich langweilen. Ei*
mopst sich^ wie der Furz im Tisch-
kasten.
mBr {ö lang), ad/., s. mär.
morasten, sw. He mot noch ön e
Welt moraste lehre^ stark arbeiten, aber
auch Gutes thun lernen. Für die Ab-
leitung wäre sowohl Morast^ als das
lat. mores zu beachten.
morben, sw,^ mürbe werden, faulen;
vom Obst. Er verhindert, da/z Baum
noch Apfel mögen morben, Carm.
nupt n, 32.
Morche, /., eine in Preufzen vor-
kommende Fischart. Simon Grünau
Tract, Ij cap, III,
morcheln, sw,^ mit den Händen viel
und stark betasten, durch handgreifliche
derbe Liebkosungen quälen. Kinder
morcheln gern junge Tiere, Vögel etc.
Morchel nicht die Katz! Bock, 36.
Hennig, 163. Treichel hat murcheln,
Marold norcheln, wohl nur abweichende
Schreibung von nörgeln (s. d.). In der
Altmark in gleichem Sinne madddn^
maggeln, Danneil, 130a.
Mord, w., wilder, wüster Lärm, der
schlimmstenfalls zum Morde führen
könnte. Da giebis Mord wnd Totschlag!
Sein sie ruhig^ Tod und Mordschlag
tüird^s nicht geben, Soph. R. IV, 556.
Mordax, Murdax, m., kleiner Hund.
Saalfeld.
mOrdern, »w, 1. totschlagen, toten.
2. stark schlagen, so dafz der Tod er-
folgen könnte. Sie haben ihn rein ge-
mordert. Bei Jeroschin das adj, mort-
lieh, Pfeiffer, 198.
mordiönsch, 0(2;., s. mords.
mords, adj,, auizerordentlich, gewaltig,
stark, grolz, ungewöhnlich, tüchtig, aus-
gezeichnet. Mn mords Kerl — Tnords
Frauenzimmer — mords Hase etc. Ein
mords Fresser sein, mords Hunger haben,
Mords Heu batien, vorzügliches Heu
und reichlich davon ernten. In weiterer
Ausgestaltung und Bildung: mordiönsch,
mordsmäfzig, ersteres auch in der Be-
deutung martialisch: ,,.'ne mordionsche
Positur önnehme. Dorr, Driewjagd.
Ygl.pomale. ImGötting., inMecUbg.-
Vorpom. mordsch, in Hessen mordsch,
Schamb., 138a. Mi, 56a. Vilmar,
271. Auch bei uns tritt mordsch au^
jedoch mehr in der Bedeutung martia-
lisch, wie denn auch in Hessen mor^
dalisch als Bezeichnung der gröfzten
Verwunderung gebraucht vnrd. Sau
maackt noch grötre Ärgemos my noch
darto ons mortscher Teppei\ Carm. nupt,
V, 216 b. m^yrds auch substantivisch
in: Mordskerl^ Mordsluxse^ MordsheUj
Mordshafer etc.
Mordschlag, m., Totschlag, s. Mord.
mordsmäfzig, ad^'., s. mords.
Morgengrätzchen, n., die blaue Libelle.
Dönh.
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morgenl&ndeni — Mo8ke(o)bade.
73
morgenländem, sw.^ betrugen im Kar-
tenspiel; auch mit guten Karten zum
Nachteil des Mitspielers passen, also
gleich matieim (s. d.). Treichel.
Morgensegen, m., Schelte der Haus-
frau am frühen Morgen. Das davon
betroffene Gesinde sagt: Se trampelt
den Morgesegen. Im Holsteinschen
heifzt es: Nu himmt dat Morgengebedd.
Schütze, m, 112.
Morgensprache, /., die durch Gesetz
geregelte Zusammenkunft der zünftigen
Bürger aus dem Kaufmanns- und Mälzen-
brauerstande unter Assistenz von De-
putierten des Rates und Gerichtes auf
dem Junkerhofe. Eigene Angelegen-
heiten der Zünfte bildeten den Gegen-
stand der Verhandlungen, und selb-
ständig strafte die Morgensprache Ver-
gehen gegen die gesetzlich feststehende
Ordnung in Hof und Garten. Der
Name erklärt sich aus dem Umstände,
dafz die Versammlungen am Vormittage
(Morgen) stattfanden. Aufzerordentlich
einberufene Morgensprachen hiefzen
Beimorgensprachen. Vgl. Die Zünfte,
41 ff. Hennig, 163. Frisch I,
670b.
Morichey /. Nach Simon Grünau,
Tract. I, cap, UI, ein Fisch in Preufzen.
Moritz, m. Vom., Mauritius. Hart-
wich, 54.
Moritz, korromp. aus dem lat. mores.
ök war di Moritz lere^ ich werde dich
Sitte lehren. Bei Mi, 56a: Moritzen
Uhren.
MVnnelmaiis, auch Würmelmaus, pltd.
-mflS, /., der Maulwurf. Natangen.
Mormel wie Würmel sind wohl Aus-
gestaltungen von Moll^ Molm, Mulm.
Vgl. Moftwurm.
mfirschen, (o lang), sw.y von Morsch^
Marsch^ Arsch^ unruhig sitzen, auf dem
Sitz hin- und herrücken; auch liebkosen,
da Liebkosende selten ruhig sitzen.
Se tnörsche sock. Kgsbg.
mttrschlig, adj'.^ auffällig bunt mar-
moriert. Mühling. S. Mirichemau 2.
MOrsemau, m., s. Mirsemau.
Mortche, Motje, m. jüd. Vorn., von
Mardochai, Flatow. Schmitt, 113.
mortiälsch, odf;., martialisch.
mörtig, adj., faul, s. mottig.
Morzeböb, Pflzn., Tannen -Bärlapp,
Lycopodium selago L., poln. morzybob.
Dem Klange nach aus dem Deutschen
ins Polnische herübergenommen und aus
Mdrmoos =Hexenmoo8 verderbt. Trei-
chel, Volksth. II. Vgl. Mirsemau.
Mö8, /., s. MQs.
Mos, /., s. Mfise.
Mösbude, /., s. Mostbude.
Mosch, n., Fünf blatt, Kartenspiel, bei
welchem 5 Blätter in der Hand des
Spielers sich befinden. Man darf die
nicht ansprechenden Karten weglegen
und andere dafür yfzaufen^. Es wird
oft um hohen Einsatz gespielt. Nach
Sperber, 38, kommt der Name von
dem poln. moze er kann. Auch: Flipp-
chenziehen (s. d.).
Mosch, Mosche, /., s. Musch.
Mo§che, /.^ altes Mädchen. &e ös *ne
olle Molche. Friedland Ostpr. Sonst
Mttschey YPeibsperson, die sich hingiebt.
S. Weigand, II, 159.
MVse, /., s. M6se.
MSsel, (?), wohl Dem. von Mas^ Mus,
Milchmus aus einem flüssigen Teig von
Weizenmehl und Eiern. Litauisches
Gericht in der Gegend von Memel.
Bock, Nat. 1,264.
mo§ig, adj.^ krafüos, matt, schwach.
Ein momger Kopf. Vgl. mo§lig.
MSsky MVske, m.y f. u. n., s. M§ske.
Moske(o)bade, /., s. Muskebade.
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74
Möskengesicht — Muckel.
MSskengesicht, n., s. Mtekefeuer.
moslig, adj.^ klein, unaDsehnlich. Ein
mosliger Junge, Vgl. Gno§el u. mo§ig.
Mostbude, /., Bude, in der Most ge-
schenkt wurde, Landhaus, Gasthaus bei
Königsberg vor dem Sackheimer Thore;
jetzt verschwunden. Wir fuhren nicht
nach der Kirche^ sondern — nach der
Mostbude. Soph. R. V, 272. In meiner
Enabenzeit Moshude und Moosbude,
Möt, w. Vom , Erdmut. Dzg. Nhg.
VioUt, 102.
Moteres, /, s. Muturas.
Motje, m. jud. Yom.^ s. Mortche.
MVtke, n., s. HStke.
Motty m.^ Strafzenkot, zäher Schmutz,
Moor, Moder. Bei Jeroschinst. Neu-
trum: und da dt heidin durch das mot
(: 6t) wolhab gehrochin hdtin sichy 48 c.
so lange treib s^t disin strtt um er stürzte
in daz mot {:got) lOOd. Et ös aller
en Mott on Blott. Mnd. mode^ mudde^
engl. TWttrf, holl. modder^ dän. mudder^
schwed. modd^ modder^ ital. mota. In
Bayern Mott Moorerde, die, ausgegraben,
in Häufchen ausgebrannt und mit zum
Dungen der Felder und Wiesen be-
nutzt wird. Schmeller II, 653. Vgl.
Adelung III, 256. Frisch I, 671a.
Bock, 36. Hennig, 163. Pfeiffer,
198. S. Modder.
Mott, /. Es darf nur auf der Tiefe
des Haffes^ in dem Strom oder der Mott
mit dem Rerbstgam gefischt werden^ ohne
die Seh aar en und fia^hen Stellen zu be-
rühren. Benecke, 344.
Mottblume, /., s. Kuhblume.
Mottet, (?), Einhüllung, Bedeckung,
Verwahrung, Versteck, worin Obst oder
andere El'zwaren vor Kindern oder
Dienstboten heimlich aufbewahrt wer-
den. Muhling. In Baiem maucken,
f. u. m., mauten^ /., Schmeller II,
548. 647.
Mottenkraut, n., Schabenkraut, Verbas-
cum blattaria L. Hagen, 245.
MottflUgel, m., Lederflugel über den
Hinterrädern des Wagens, welche das
Aufspritzen des Mottes verhindern.
Mühling.
Motthund, m.^ Schimpfwort auf einen
schmutzig geizigen Menschen. Müh-
ling.
motUg, adj, von Mott^ kotig, schmut-
zig, schlammig. Nach Mühling auch
faul. In letzterem Sinne in der El-
binger Gegend mörtig (das 6 = od).
In Hessen motig. Vilmar, 278.
mottkalt, adj.^ nafzkalt, s. v. a. dreck-
kalt{s.i.). Bock, 36. Hennig, 163-
mucheln, sw.^ vermucheln, abthun^ um-
bringen; eine Karte im Spiele stechen;
mehr können, wie ein anderer. Trei-
chel. Verwandt mit meucheln.
muchlich, adj.^ s. munklich.
muchtig, adj.^ modrig, stinkend, ver-
dorben. Mühling. Vgl. mllfflg.
Muck, auch Mucks, m., vereinzelter
Laut, der sich halb unterdrückt, als
Y^iderspruch hören läfzt; von Menschen,
Hunden. Und sagt er Muk^ so werde
ich noch einmal den Pukel ihm aus-
walken. Soph. R. I, 508. Noch unter-
wegs kam immer der Muk. Ibid. IV,
349. Vgl. mucken und mucksen.
Mucke, /., üblicher der Plur. Mucken,
s. mucken.
MUcke, /. Mücken fangen, Grillen
fangen; eine gewöhnliche Sache, ge-
mein wie die Mücke; auch ironisch eine
seltene Sache: die Mücke, ein rares
Insekt. Treichel.
Muckel, m., kleiner Mensch, auch
Dummkopf. Verwandtschaft mit mü^
ckem, 8. mickem; vielleicht auch An-
klang an Michel. Treichel. Beliebter
zur Bezeichnung der Kleinheit ist
Nickel und Nuckel.
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muckelke — muffeu.
75
Muckelke, n., Kürzeben.
mucken, sw., in halblaaten, verein-
zelten Tönen übele Laune zeigen,
trotzig, nickisch sich gebärden, maulend
und grollend im Eigensinn beharren.
Kinder, die ihren Willen nicht bekommen,
mucken. Ebenso mucksen, doch nähern
die trotzigen Töne sich mehr dem
Schluchzen. Davon das Subst Mucken,
p/ur., dessen Einzahl kaum gebraucht
wird. Er hat Mucken im Kopf. Einem
die Mucken vertreiben^ ihn durch Hiebe
zur Raison bringen, muckisch, mucksch,
€uij. Er ist mucksch. Vgl. Schütze
III, 118. Schamb., 139a. Anton,
10,11. Danneil, 140a. Hupel, 156.
Sperber, 22. Weigand II, 142.
MUckenfetL n., Medik., Schweinefett.
MUckenkraut, w., Wasserpfeffer, Poly-
ffonum hydropiper L. Hagen, 424.
Pritzel, 298.
MUckenpritscher, -Spritzer, m., einer,
der nach Mücken spritzt. 1. Schimpf-
wort auf Kahnschiffer, weil sie sprit-
zend die Segel netzen. Spitzname auf
die Bewohner von Fischhausen (s. d )
Mucker, m., der Hase.
muckem, sw,, s. muggem.
mOckem, sw.^ s. mickem.
RMickisch, adj., s. mucken.
muckrig, adj., s. mickem.
mucjcscli, adj.^ s. mucken.
mucksen, sw.^ s. v. a. mucken (s. d.).
mudtftill, adj.y still darz man auch
nicht einen Muck hören läl'zt. Bh* ist
muckstUL Schemionek, 25.
MOckus, (?), von Prätorius imter den
Fischen Preul'zens aufjgeführt. Pier-
son, Matth. Prätor., 15. Vgl. Mulkus.
Mudchen, (o kurz), n.^ s. Moder-
liasdien.
HMiddeln, «u?., schmutzig sein, im
Schmutze arbeiten. Treichel. Vgl.
MUesög,n., Kellerassel, Oniscus aseUus.
He krüpt as eMües6g (Mausauge). Ko-
nitz. Sprw. II, 1595.
Muff, /., Muffe, s. Mau.
muff, interj.y zunächst zur Bezeich-
nung des kurzen Hundeanschlags. Er
kann nicht muf sagen, er vermag aus
Dummheit, Befangenheit oder Schuld-
bewufztsein nichts zu sagen. Sprw. I,
2668. Verwandt mit Muck (s. d.)
muffelig, adj., s. muffeln.
muffeln, mUffeln, sw. 1. mit geschlos-
senen Lippen mühsam und langsam
kauen, besonders mitdenYorderzähnen.
Von alten zahnlosen Leuten sagt man :
Sie mufeln ihr Stückchen Brot. Doch
auch mit Behagen trocken Gebäck essen.
Da sötzt je der kliene Jung on muffelt
am Franschbrot. Schalt). 3, 4. Nach
Hennig, 163, auch heimlich, unbemerkt
essen. In Hamburg, im Holsteinschen
und im Göttingenschen muffeln^ in
Bremen mummeln. Schütze III, 177.
Brem.Wb.III, 194.201. Schamb.,139b.
In Bayern murfein, morfeln, mumpfeln.
Schmeller II, 615. 576. Birlinger,
340 a. In Pommern muffen. Dähn ,
315a. Bei Bernd, 183: mum/eln. In
Hessen Mumfel, /., ein Mundvoll.
Vilmar, 274. S. noch Anton, 10,
12. Sallmann, 37b. Weigand II,
145. 2. vor sich her brummen, murren,
maulen, ein abstöfziges Wesen zeigen.
Hiervon muffelig, adj., unliebenswürdig.
Treichel. Vgl.pUffelig. S. Weigand II,
145: muffen.
mUffen, sw., übel riechen, wie ver-
dorbenes Fleisch; nach Schimmel oder
Moder riechen. Es mufft. HoU. muffen,
bayr. muffen, mOecheln, maucken und
ähnlich, in Bremen muffen, im Götting.
und in Posen muffen. Brem. Wb. IH,
195. Schamb., 139a. Bernd, 182.
In Hessen der Muff Schimmel, Moder;
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76
muffig — Muhme.
Mordgerach; muffen^ muffen^ nUffen^
müffzen^ müfem^ müffzening, V ilmar ,
273f. Hennig, 163.
muffig, mSffig, auch mufflig, adj.^ dum-
pfig, angekommen, stockig, nach Ge-
ruch und Geschmack; von Fleisch,
Getreide, Getränken. Hennig, 163.
Schemionek, 25. Sperber, 22.
Vgl. Dähn., 313f. Danneil, 140a.
Mi, 56b.
Muffmuff, m.^ schlechtere Sorte Rauch-
tabak. Treichel. Auch Muffmaff und
dann Zusammensetzung aus muff und
maff^ Interjektionen nach der Bewegung
der Lippen beim Rauchen, ähnlich ge-
bildet, wie fiff'paff^ kliffklaff etc. Nach
Weigand II, 146, bezeichnet Muff-
maff einen unfreundlichen, brummenden
Menschen.
MUgge, /., Mücke, s. Migg'.
Mugger, //<., verkommenes Geschöpf,
Mensch oder Vieh, besonders elendes
Fohlen. Treichel. S. Muckel.
muggem, muckem, m.y stolz weise
schmerzen; von den Zähnen. Der Zahn
mu^ckert immer noch. Treichel. Vgl.
mickern.
Muh, /., Name und Lockruf für die
Kuh, nach ihrer Stimme; auch Mu§che-
muh. Vgl. Mu§ch.
mUhen, pltd. mfigen, mOgen, m. 1.
Schmerz, Mitgefühl empfinden, be-
dauern. Wl mt de Männkes mege!
Samland. Firmenich III, 499a. Ahd.
muojan^ mhd. müejen^ mOewen, rnüen
beschweren, quälen, beunruhigen, be-
kümmern, ärgern, verdriefzen. Bei
Jeroschin müunn: iz müwit im und tet
im we, 90a. Pfeifer, 198. Schade
Wb., 627b. 2. »ich mühen^ megen^
mogen^ sich grämen, härmen. Dem
Schuster os de Kobbel dot^ Hei darf sock
gar nich mege etc. Volksr., 83, 337.
Hennig, 332.
MUhlchen, pltd. M6lke, n,, Einderspiel,
bei welchem in den 9 Räumen der
nachfolgenden Zeichnung # Nullen
und Striche oder kleine „Holzsteinchen^
von zwei Spielenden wechselweise so
lange hin und her gesetzt, oder hin und
her geschoben werden, bis einer 3 in
eine Reihe gebracht hat Sie sprechen
dabei : Ich lösch' mein Nullchen (Strich-
chen — Einschen) ab und setz' es hier
hin! oder: Ich heb' mein Steinchen
auf etc. Nach Bock, 36, heifzt das
Spiel anderwärts Tripp trapp trulL
Ilennig, 164.
MUhlenjunker, m., ehemalige Bezeich-
nung für den Inspektor der groEzen
Mühle. Dzg. W. Seidel, 32.
MUhlhausen, Ortsn., Städtchen an der
Ostbaha, das zweite Abdera der Pro-
vinz Ostpreul'zen neben Domnau. Die
MOMhausener haben einen großen Krebs
im Teiche an einer grossen Ketten liegen^
der ihnen die Stadtmawren VTnbgefressen
habe. Es werden aber ins wasser ge-
worffen,^ die ihn sehen looüen, H enn en -
berger, 321. In Mühlhau^en^ wo sie
die grofzen Keilchen koclien und die
lange Suppe machen. In Mühlhausen^
wo sie mit dem Langholz querüber her-
einkommen. Dat gölt (gilt) ön Mül-
huse. Sprw., I, 2670—72. 1225. Die
Mühlhdusener schieben ihr Rathaus im
Winter auf Erbsen^ im Sommer auf
dem Pelz umher. Sprw. H, 1881.
MUhlkoppe, MUllerkoppe, m., Fischn.,
Eaulkopf, Cottus gobio. Benecke, 68,
Muhme, /., Dem. Mumche^ Muhmke.
1. Tante; aber auch Cousine und Seiten-
verwandte überhaupt. De Muhm lät
de Muhm grüsse on de Muhm fräge^ op
de Muhm to Hus ös^ wenn de Muhm
to Hus blifty ward de Muhm de Muhm
besike. Sprw. I, 2673. . . . hergegen
mufz die Braut den Bräutigam auch
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Muiche — muUem.
77
nicht kränken, wenn er mit Schwester-
chen und Muhmchen schone thut Carm,
nupt I, 128. Meine liebste Jungfer
Muhm, Gott allein gebührt der Ruhm,
Ibid. in, 65d. Ahd. muomd, mhd. muo-
mCj im Bremischen maie, moje, holl.
moei^ moeye. Schade, 628a. Brem.
Wb. III, 180. 2. Frü Muhmke, Anrede
för die Hausmutter. Üblicher Moder,
Ulriche,/., plwr. MuicheSy kleine Fliegen,
die in die Augen fliegen. Mühling,
Tiem., 174. Von dem poln. mucha
Fliege, altpr. musa, muso^ lit muse, lett.
muicha. Nesslm. Forsch. 3; Th.,
107.
muMig, adj.^ s. munklig.
Mttl, n., und Zusammensetzungen,
8. Maul.
Mulkus, Fischn. MtUckus unter den
preufzischen Fischen bei Hennenb er-
ger, Anhang, 20. Vgl. MUckiis.
Mull, m. 1. Staub, Erde. S. Molt-
wurm. 2. Maulwurf, der Mull auf wirft.
Flatow. Dat di de Mull abasst, dafz
dich der Maulwurf anbellt. Dat dt de
Mnü basst (\>t\üi)\ Firmenich 1, 119.
3. Mühling, Tiem., 174, hat: MuU,
Rotbart, eine Meerbarbe (?).
Mull, Dem. MuUchen^ weibl. Vom.,
Emilie.
MDIi, Pflzn., 8. Mill.
MBH, pltd. MSII, Gemüll, pltd. GemttJI,
n. 1. Staub, Schutt, Kehricht, zer-
riebener Unrat aller Art, lockere Erde,
Strafzenschmutz. Üblicher ist GemOU,
Fleddermvs fegd! üt dat Eüs On drog
6k dat Gemöll kerut Volksr. 4, 13.
Ahd. molt, moltay goth. mulda, ags.
imfl, mold, isl. mal, moldy engl, mould^
dän. muldy holl. mul, molm, gemul.
In Baiem müllen zerreiben, zerquet-
schen, GemüU, das durch Zerreiben,
Zermalmen Entstandene; ebenso 9?}u//i?m,
mülfem, Gemvlfer. Schmeller II,
569. 570. In Bremen, im Holsteinschen
und in Pommern MvlL Brem. Wb. HI,
198. Schutzein, 118. Dähn.,315a.
Hennig, 83. Weigand II, 150.
2. auf der Dzg. Nhg. auch die vom
Meere zusammengespülten und aus-
geworfenen Holzstuckchen, Schilf- und
Wurzelreste, Tangföden etc., worin sich
Bernstein findet. Man fischt nach die-
sem MüU mit Eäschem. Violöt,
94.
Mulle, Mull, pltd. Moll, /. 1. Mulde.
Im Brem. Wb. III, 182: Molde und
Molle, bei Schamb., 137b: MoUe, bei
Danneil, 139: MoU, Es regnet {^ieJzC)
wie mit MuUen (Mollen). Backmull,
Mulde, worin das Mehl angeteigt, und
der Teig zum Bäcker getragen wird.
Fleischmulle, Mulde, worin Fleisch ge-
tragen wird. 2. Schnur mit 600 Haken /
der Aal- und Dorschangeln. S. Aal«
mullen, »w., wie der Mull, Maulwurf,
wühlen, MuU aufwerfen. Nach T rei-
ch el auch eine muldenf5rmige (s. Mulle)
Vertiefung herstellen, einmullen, sich,
sich einwühlen, einnisten, z. B. in die
Betten.
MUller, phd. Meiler, m. 1. In der
Kindersprache der Maikäfer, wenn er
mit weiizlichen Haaren bedeckt ist und
wie mehlbestaubt aussieht Mühling.
Er heü'zt auch MUllergesell. Vgl. Rot-
gerber und Schuster. 2. Name eines
Fisches inPreufzen. Hennenberger,
Anhang, 29.
MUllerkoppe, Fischn., s. MUhlkoppe.
mullem, sw., sich, sich einwühlen,
in die Erde, ins Lager. Das Schwein
muUert sich in den Schmutz. Davon:
aufmullem, den Schmutz aufwühlen, auf-
rühren. Das Wasser aufmullem, es
trübe machen, mit einem Stecken den
Grundschmutz aufrühren. Treichel.
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78
MuUgeld — Mummeltäucher.
MUllgeld, n.^ Abgabe, welche f&r die
Wegfuhrimg des Strafzenschmutzes ent-
richtet wird. Dzg. Klein II, 16.
MUllhaufen, GemUllhaufen, pltd. RMII-,
GernttllhOpe, m., Haufen von Müll, zu-
sammengefegt oder au%eschüttet.
RHUlkasten^Tn., MUllkist, /., Gemüllkasten,
m., Kasten oder Kisten, in welche das Müll
geschüttet wird. In gröf'zeren Haus-
haltungen heiizt ein kastenartiger Ver-
schlag auf dem Hofe so. Für Danzig
Klein n, 17: Mülki&% -häufen.
mQllos, adj.^ s. maullos.
Mulm, m,, s. Molm.
Multbeere, /., s. Molterbeere.
multem, sw,^ (s. mullen^ mullern)j
wühlen, besonders in der Erde. Saal-
feld. Nach Mühling auch verfaulen,
in Staub zerfallen, zu Muü werden.
muHrig, adj.^ verfault, schimmelig
(Mühling), s. V. a. müßige dumpfig.
Auch als Schimpfwort: Er ist ein mul-
triger Kerl! In der Oberlausitz eben-
falls mtUterig. Anton, 10, 12. In Bre-
men, in Estland, in der Altmark mul-
sterig. Brem. Wb. III, 200. S all-
mann, 37b. Danneil, 140a. Bernd,
183.
muKum^ acfo., viel, reichlich; das lat.
multum. Es gab Hiebe multum. Eben-
so in Hessen. Vilmar, 274.
MuluSy m., das lat. mvlus Maulesel;
studentisch : Abiturient, noch nicht im-
matrikulierter Student.
mumy interj.j zur Bezeichnung unent-
schiedener, unklarer, murmelnder Rede.
Niemand will mit der Wahrheit herauss^
sondern nur unter dem bart mit mum^
mum^ mum. Stein, Peregrinus XV,
23. W. Mtsbl. VI, 186.
Mumm, ?»., s. v. a. Gimm (s. d.).
Verlangen, Begehr, Appetit etc. T rei-
ch el.
Mumm, /., Muhme. S. Knftsterbart.
Mummatsch, m.^ von mwmmen^ der
Vermummte als Kinderschrecker. Trei-
chel.
Mummel, pltd., Mommel, /., weiTze und
gelbe Seerose, Nymphaea^ alba und
lutea L. Hennig, 164.
MUmmel, /., MemelfluTz. Da/z du
verlast den schonen Pregel Und an der
Mümmel streichst die Segel Carm, nupt
I, 232.
mummeln, sw.^ auch, jedoch selten,
bloi'z mummen, einhüllen, bekleiden, ver^
mummen; von Mumme (verlarvte Per-
son) Verkleidung. Hiervon bemu/mmdnj
einmummeln (s. d.). In gleichem Sinne
mutteln, pummeln, pumpein, und hiervon
wieder be-, ein-, vermutteln, -mummeln
etc. Mühling hat als Gegensatz von
einmummeln: ausmummeln, enthüllen,
ablegen^ worin man eingemummelt
war. In allen Formen auch reflexiv.
Vgl. Weigand II, 151: die Mumme.
mummeln, sw.^ leise, undeutlich spre-
chen, unter dem Barte reden, murmeln,
nicht recht mit der Sprache heraus-
wollen. Er verga/z auch tool sein Ver^
bum und mummelt oho das erste beste
in den Bart. Soph. R. IV, 309. Man
mummelt so lang von einem ding bis es
ausbricht. Stein, Peregrinus XHI, 113.
W. Mtsbl. VI, 174. HoU. mommelen,
bayr. auch müemeln. In Bremen auch
mumpeln; in erster Bedeutung ist dort
mummeln was unser muffeln. Brem.
Wb. HI, 201. Vgl. Danneil, 141a.
mummelstutzig, adj.^ widerspenstig,
widerhaarig, unwirsch, aufsässig. Müh-
ling. Schemionek, 25. Aus mum-
meln (s. d.) und stutzen: mit kurzem
Stofze vriderstofzen (Weigand H,
851)^ also zunächst mit murrendem
Wort widerstreben.
Mummeltäucher, m.^ geöhrter SteiTz-
fufz, Podiceps auritus; auch kleiner
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mummen — munstern.
79
Steifzfdfz, P. minor. Er heifzt auch
Zerrbein. Mühlin g, Tiern., 175.
mummen, m,^ s. mummeln.
Mummenhaus, n., Hurenhaus.
Mummerlle, /., die Vermummte, Un-
bekannte, den Kindern Holde; eine
mythische Person, die den Kindern
„etwas mitbringt"; daher oft auch die
gute ,,Tante". Treichel. Allem An-
scheine nach Gegenperson zu Mum-
matxch,
MommpHz, m., Spai'z; vielleicht ver-
munmiter (verhüllter) SpaCz. Mache
doch nicht solchen Mummpitz! Trei-
chel.
MOnchenhof, m., Platz und Strafze im
Löbenicht zu Königsbergs so genannt^
„weil ein Mönchenkloster dicht am
Thurm zum heUigen Geist gestanden".
Hennig, 162. Hoffheinz, Strafzn.,
600. Die Münchenhofgasse hiefz früher
und heifzt auch jetzt noch im Yolks-
munde krumme Grube (s. d.). Vgl.
Rlonkengasse.
Mond. m. Einem den Mund vergön-
nen^ ihm von einer Sache Mitteilung
machen, ihn um Rat fragen, um etwas
bitten.
Munde, MUnde, Ortsn., früher Bezeich-
nung für den Ort der Mündung der
Danziger Weichsel; derselbe heilzt jetzt
gewöhnlich vollständig Weichselmünde.
Wir sind seit einer Stunde von der
Münde (der Weichsel) zurückgekommen.
Soph. R. IV, 589. In Pommern eben-
Ms Münde. Dähn., 314 a.
Mundlack, m., Oblate zum Briefver-
scblufz. Mit roihem MundrLack fest
verschUefzen. Carm. nupt H, 171b.
Nach Treichel auch Mundleckerchen.
Mundloch, n., das Rauchloch des Ofens.
Dönh.
m.j das für den Mund, zur
Nahrung Geraubte. Mundraub ist kein
Diebstahl. Dönh.
Mundvoll, n, u. m., so viel Speise,
dal'z davon der Mund voll ist, auch
übertragen zur Bezeichnung eines ge-
ringeren Quantums. Obwol ich damals
ein Mundvoll Latein weggekrigt hatte.
Soph. R. m, 215. WeigandU, 155.
Munk, n., dickes Zeug.
Munkefufz, m., Dickfuiz, Alensch, der
angeschwollene Füi'ze hat.
munkeln, sw. 1. heimlich, versteckt
mit andern sprechen, von einer Sache
leise, verblümt sprechen. Die haben
imTner etwas mit eirw/ader zu munkeln.
Im Dunkeln ist gut munkeln. Die Ma-
trone ßng auch an, davon zu munkeln
(da/z mir dann und wann einige Verse
entfahren sind), und ich hoffte kräftig-
lieh, da/z er mich bitten würde^ sie ihm
zu singen. Soph. R. IH, 305. 2. ver-
dächtig und gerüchtweise laut werden.
Es munkelt, es will verlauten. Davon
ist lange schon gemunkelt Aus beiden
Bedeutungen: Gemunkel, n. 3. merken,
erkennen: De Sesswekasche, de woal
mungkeld, wat de Mönsche so vei^stömmcC
makf, säd etc. Natangen. Firroe-
nich I, 111b.
munklig, adj., angekommen, dumpfig;
zur Bezeichnung der besondern, durch
dumpfigen Geruch und Geschmack her-
vortretenden Verderbnis der Speisen
für Menschen und Vieh. Getreide, Mehl,
Grützen, Heu, Futter etc. werden mit-
unter munklig. Angekommenes Ge-
treide riecht muffig (s. d.) u. schmeckt
munklig. Auch muMig; in Dzg. nach
W. Seidel, 32, muchlich. In Bayern
munkeln (vom Fleisch) übel riechen.
Schmellerll, 600. Hennig, 164.
Munkrock, m., Rock aus Munk.
munstern, sw., mustern, sich zur
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80
Munter — Musch.
Musterung behufs Anwerbung, Heuer,
stellen. Ebenso schon mnd. Mnd.
Wb. m, 134b. S. Belegstelle unter
Heier.
Munter, m., Hundename.
Munterbach, gewohnlich Schloß Mun-
terbach^ Name für ein schnell und leicht
gebautes Haus als Arbeiterwohnung.
Murdax, ^n., s. Mordax.
Murks, m. 1. unartikulierter gnurren-
der, grunzender Ton. 2. kleiner, un-
ansehnlicher, auch mürrischer Mensch.
S. Adelung HI, 320. Brem. Wb. HI,
205.
murksen, 8t(7. 1. vonifur^s, gnurrende,
mürrische Tone hören lassen, aus Un-
willen heimlich brummen. Hennig,
164. 2. mühsam arbeiten. Ich habe
den ganzen Tag murksen müssen. S.
nurksen. Im frank. Bayern murksen
grob schneiden. SchmellerH, 617.
InHessen mwrzeln kurz und ungeschickt,
mit stumpfem Instrument abschneiden.
Yilmar, 276. 3. nach Mühlingauch
schlachten, morden, ermorden, gewöhn-
lich abmurksen (s. d.). 4. nicht recht
gedeihen, so daTz Ungeziefer und Schmutz
sich einfindet. Davon murksig, adj.^
schmutzig. Mar o Id.
Murmel, m. u. /., s. Marmel.
murmdlisch, murmdlsch, adj.^ s. mar-
mdlsch.
Murr, /., Kraft (Mark?). Er hat noch
Murr in den Knochen. Treichel.
Murrian, Murrjan, tt»., mürrischer
Mensch. Treichel. Öfter noch Murr-
kater.
murrsch, od;., mürrisch. Doch mufz
die Frau nicht mursch^ noch wie Xan-
tippe sein. Carm. nupt. U, 22 c.
Murichemau, Mursemau, m., s. Mirse-
mau.
MQs, pltd. MOS, /. u. 971., Dem. MQs-che,
pltd. MOske, das Mus, eine Mehlsuppe.
Mus ohne Klunkern heifzt Schlicbfmfts,
mit Klunkern KlunkermQs. In We^tpr.
(Eonitz) Maus. In der Gegend yon
Saalfeld grtser Mus^ Mus aas grobem
Mehl. Vgl. Kleckermus u. Klttermus.
Vielfach in Sprichwörtern u. Redens-
arten: M6s makt lästig^ äwer schwach
op de Ben. Mos makt dat Ledder los.
Schwarte Mos on Bohne wäre oK nu;scht
done. M6ske öm Därmelj on Solwer
op em Ärmel Sprw. I, 2680 i. Er ist
80 dumm wie Mus. Ibid , 647. Eck
woer do so vergnogt^ as wen eck Mohs
plegdh ehte. Carm. nupt. HI, 77 c. Et
wd't 6k on onse Schal MSs regne^ auch
unser Glück wird blühen. Wehlau.
Bei Jeroschin tritt mus als Bestim-
mungswort in der Zusammensetzung
müshiis Speisehaus, Refektorium auf:
drte brudre stünden vf dem mushuse zu
Cristmemü, 182 d. Pfeiffer, 198.
MQsbauch, pltd. MOsbQk, m. 1. her-
vorstehender wohlgenährter, oder aut-
getriebener Leib, vorzugsweise bei Kin-
dern; man schreibt ihn der Ernährung
durch Mus zu. S. Volks!., 61, 40 H,
6. 2. übertragen auf eine starkleibige
Person. B}r ist ein Mvsbauch.
Mufeh, Muiche, auch Moich, Mofohe,
/., Dem. Muichche^ Moichche^ pltd.
Mukhke^ Moichke^ Schmeichelname und
Lockruf für die Kuh. Die Zärtlichkeit
in der Benennung verstärkt sich, na-
mentlich im Kindermunde, zu Musche^
kuhy Muichekuhche. Mühling hat noch
den Lockruf Muscher. S. Volksr., 63,
242b. Schwäb.-Augsb. Mutschel, Bir-
linger, 341a; Motschen^ Motschelein
das Kalb. Schmeller H, 658.
Musch, Muscha, Dem. Muschchen, w.
Vom., Marie. Liebes Muschcha^ gieb a
Kuschcha^ Dafz nich die Mutter sitt!
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Maschelmüs — mustern.
81
— „Wenn die Mutta nick wät sdne^
Wa ich dt a Kuschcha gdne (geben)."
Gattstadt.
MuichelmOs, /., ordinäre, aus gröb-
stem Mehl, das man zusammenmuschelte
(-kratzte), bereitete Mus. Vgl. Pracher-
muicheln, 9w. 1. arbeiten ohne be-
sondern Zweck, zweckwidrig arbeiten.
MQhling. 2. mischen, mengen, un-
sauber zusammenpatschen. 3. heimlich,
in der Absicht zu betrögen, verfahren.
Beim Kartenspiel wird gemuschelt. Vgl.
fuchem. In diesem Sinne auch in Hessen.
Vilmar, 277.
Muscber, /., s. Muteh.
MOich(e)rong, 9n. I.Pflaumen-Blätter-
pilz, falschlich Musseron, Agaricua pru-
nulus Scop. 2. cunnus^ vtUva.
muicheÜtern, mo., umhersuchen, um-
herschnüfieln. Was muichetitent du
dat TreicheL Vielleicht von dem
firans. mouche^ da die Fliege sich ja
gern auf alle Gegenstande setzt.
Muscbkebade, Miiskebade,Mo8ke(o)bade,
/., MoskoTade, Rohzucker, frz. mos-
couadej brauner Puder-, Streuzucker.
Miitchkedonner, m., Musketen, Mus-
kete, Flinte, namentUch älterer Art.
ön minem Müs lach 6k so en oüer
Aftuchkedonner,
Mlltchketier, m., Musketier.
inuichlich, adj,^ schmutzig, unordent-
lich. Danzig. W. Seidel, 32. S.
nnfoheln.
Mutchpöke, /., s. Mischpöch'.
Muiel, m. u. n., kleines, verkümmer-
tes Wesen — Tier oder Mensch. S.
lliam (u kurz) au?., sich^ sich er-
holen, kräftigen; gewöhnlich ausmuiem,
heraus-, rausmuiem. Er hat sich gut
auMgemuSertj ist nach seiner Krankheit
wieder zu neuen Kräften gekommen,
hat sich tüchtig ausgefüttert, sich aus
bescheidenen oder zerrütteten Verhält-
nissen emporgearbeitet. Das Wetter
hat sich ausgerrmiert^ aufgehellt, der
zuvor bewölkte Himmel ist klar ge-
worden. Davon muirig, adj,^ schwach,
elend, vor Frost zitternd, verkommen.
Das Gegenteil ist vermuiern, elend wer-
den, kränkeln; leiblich und geistig ver-
kommen; im Wachstum zurückbleiben;
in der Kleidung unordentlich u. schofel
werden. Mhd. sich müzen die Federn
wechseln; mausern; aus dem lat. mu-
tare. Schade, Wb., 633a. Müh-
ling, Proben, 436. Sperber, 22.
Bock, 36. fiennig, 164.
Musik, /., zur Bezeichnung irgend eines
aus verschiedenartigen Teilen bestehen-
den* Ganzen, immer in der Verbindung:
die ganze Musik; synonym: die ganze
Prostemahlzeit Wie dem letztern Aus-
drucke der Gedanke an die verschie-
denen Gerichte einer Mahlzeit zu Grunde
liegt, so mag man bei dem ersteren
an die mannigfaltigen Melodien einer
Musik denken. Die Herleitung von
3/o8at^ ist mehr als fraglich. E. Förste-
mann.
Musikantenknochen, m., Ellenbogen-
spitze. Treichel meint, weil man
leicht weint (Musik macht), wenn man
sich daran störzt. S. KUmmeleckclien.
Muskebade, /., s. Muschkebade.
muslig (s weich), adj,^ klein, unan-
sehnliche verkümmert; von Tieren, aber
auch von Menschen. Ein musliger Kerl.
Vgl. miirig.
mOspekerig, adj,y s. pfikerig.
muirig, adj\y s. mutem.
mustern, sw,<, putzen, mit dem Ord-
nen des Anzuges sich viel zu scha£fen
machen. Er mustert in einem fort an
seinen Kleidern. S. ausmustern.
mflstem, atr., heimlich besondere
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82 mSswringrig — mutterseelenallein.
Dinge treiben, murmeln, flüstern, lie- t^acA^klingtpoln. Bildung durch; Nsslm.
beln. TreicbeL Im Brem. Wb. III, Forsch. 3; Th., 107, hält Muttermch-
209: mustern^ lat. mussitare, chen für eine Verhochdeutschung von
mUswringrig, adj.^ s. mtswringrig. Moter-, Moderuschke und führt, nach
mOfzen, pltd. möfzeCn), aw.^ mit Mus Hennig, 165, an lit moterüzke Ehe-
überziehen. Betteinschüttungen werden weib, plur. moterüzkes die verheirateten
gemvfzt, d. i. mit einem bündigen Kraft- Weiber im Gegensatz zu den Männern
mehlkleister überstrichen, damit ihre auf der einen, und zu den Mädchen
Dichtigkeit verstärkt werde. Ermland. auf der andern Seite. S. Lit. Aeq., 20.
Mutka, m., der Stint, Osmertis eper- Sperber, 22. 42. Klein 11, 24. 2.
lanus; kass. Mutter vertrauliche Anrede des üe-
Mutsch, m., Kui'z. Dem. Mut&chchen^ sindes an die Hausfrau, vgl. Moder;
pltd. 'ke^ Küfzchen. CHeb mir ein ebenso an alte Frauen, an diese auch
MtUschcfien! Im Lett. giebt es eine Mutsch, Saalfeld. 3. die Mutter zur
härtere Form mutte Mund, muttite Schraube^ Schraubenmutter.
Mäulchen, Küfzchen, muttikt küssen, Mutterche(n), /., Mütterchen, s. das
und eine weichere muicha Mund, wiw- vor.
schin^ch Mäulchen, muschot küssen. MutterfUllen, -fohlen, n.. Füllen weib-
Nsslm. Th., 108. liehen Geschlechts. Hennig, 164.
Mutsch, /., s. Mutter. Muttergroschen, m.^ Groschen von der
mutschen, sw.^ von Mutsch^ küssen. Mutter, Reisegeld, Zehrgeld, Aasstat-
Mutschken, plur,^ zur Bezeichnung der tung, welche dem Sohne bei seinem
kleinsten Fische. Mühling, Tiem., Scheiden aus dem Elternhause mit-
175. S. auch Mutsch, m. u. /. gegeben wird. Er hat Mutterg^'oschen
Muttchen, /. u. n., s. Mutter u. Moder- zu verzehren.
lieschen. Mutterkraut, n., Chrysanthemum par-
mutteln, 8t^., einhüllen, sichmutteln^ ihenium Pers. Bock, 36. Hennig,
sich warm anziehen. Mühling. Vgl. 164. Auch echte Elamille, Matricaria
mummeln. chamomiUa L. Nsslm., handschriftl.
Mutter, /., ebenso pltd., aber auch Nach Hagen, 274, auch Glaux mari-
Moder, Möder^ Medder (s. d.), plur. tirna L.
Mutters^ch). 1. maier; in mehrfacher Mutterlamm, n., Lamm weiblichen Ge-
Deminution und Schmeichelform: Jl/t^^- schlechts. Hennig, 164.
chen^ pltd. Muttke; Mutterche, pltd. -ke, Mutterloseken, n., s. Moderlieschen.
Mutsch^ Mutschche^ pltd. -A^, Mutte- Muttermal, n., s. Mftl.
ruschche^ pltd. -ke, Mutt(^a)ru8chcfien^ mutterseelenallein, adv., zur Yerstär-
Mutterusche^ MuttruUchen^ alle zunächst kung des Begriffes allein: ganz allein,
/. Muttchen^ gieb doch e Stikkchen ohne jede Gesellschaft, verlassen, allein
Brot! Die Mutterche pucht^ schilt. Ein mit der Seele der Mutter, der seligen;
altes Mutterchen zvm EhgemaU zu neh- auch mutterseoligallein. Doar troUd ock
men. Carm. nupt. H, 85b. Mutterke mieenmoalganzmutterseelnaUeen.'DoTT^
heft e flassenet Hemd an, ist sonntäglich 26» Hei dravd sonst keinem nick, <ds
gestimmt, traktiert Sprw. I, 2690, In Mooder seeUch mie. Carm. nupt. IV,
den Schmeichelnainen auf sch^ usch^ 324c. Da neben der seligen Matter
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Mutterteil — Mütze.
83
oft auch der Wind dem Verlassenen
Gesellschaft leistet, auch mutterseelen-
windallein, miitterwind(8eelen)allein, pltd.
m6dermnd(ig)aUein. Wie der Prinz
80 muUerwindseelen alleen metten drein
(im Walde) wa)\ verbiestert he. Schaltj.,
3, 6. Vgl. Hennig, 164. Brem.Wb.
ni, 173. Schützern, 104. Dähn.,
309b. Bernd, 187. Danneil, 142b.
Mutterteil, pltd. Mutter-, MSderdel, n.
1. £rbteil von der Hinterlassenschaft
der Mntter. 2. wortspielend cunnus:
Se ÖS e riket Make, se heft er Mutter-
dcl.
Mutteruschchen, /. u. n., s Mutter.
mutterwindallein, adv,, s. mutterseelen-
allein.
muttig, adj,, abelriechend, dampfig.
Muhling. Treichel. Aach schmutzig
= mottig (s. d.).
MutUosen, n., s. Moderlieschen.
Muttrullchen, -ruschchen, /. u. n., s.
Mutter.
Muturas, /, Kopftuch der Litauerin-
nen, das sie fest und tief um den Eopf
gebunden tragen. Nsslm. Wb., 413a:
muturis, f., weifzleinencs Tuch, das der
jungen Frau am Tage nach der Hoch-
zeit um den Kopf befestigt wird, so
dafz der eine Zipfel hinten herabhängt;
auf dem Kopfe werden mehrere Wulste,
d h. Ausstopfungen von Hede ange-
bracht. Muhling hat für dieses Tuch
Moterei. Vgl. Passarge, Balt., 248.
Mutz, m., Schlag, Hieb, namentlich
der naturwüchsige: der Hieb an den
Kopf, Mutzkopt\ die Ohrfeige. Vgl.
Mz.
MUze, pltd. MVtz, Metz, /., bekannte
Kopfbedeckung, zunächst für Männer,
dann aber auch für Frauen. Unter den
Männermützen treten hervor: die Litaui-
sche Mutze (s. Kappe) und in der Dzg.
Nhg. die Verwatmetz (Viol^t, 172),
eine Art Pelzmütze, vom mit Pelz
verbrämt. Der Volksmund nennt jede
Frauenhaube Mütze; unter den Frauen-
mützen zeichnen sich aus: die Erm-
ländische Mütze, und in früherer Zeit
in der Dzg. Nhg. der Glvhskopei% die
hohe Mütze, das Kavaüierchen, die Kar-
nette. Violöt, 173 f. Die Ermiandische
Mutze ist aus wertvollem, oft kostbarem
Goldbrokat gefertigt; selbst die ärmste
Magd ersteht diesen ihren grölzten
Schmuck kaum unter 20 bis 30 Mark.
Der Bodeo, von breit ovaler Form,
bildet den grölzten Teil der Mütze und
trägt, je nach dem Werte, mehr oder
minder schön und reich ausgeführte
Stickereien. £ine rings um die Mütze
laufende, etwa handhohe, zierlich ge-
faltete, aufstehende Borte von Gold-
lahn, mit Spitzen überkleidet, giebt der
Mütze ihre Originalität. Feingefaltete,
meist weifzseidene Seitenbänder sind
unter dem Kinn in eine grofze Schleife
gebunden und flattern, gleich einer zwei-
ten, an dem Hinterteile der Mütze an-
gebrachten Schleife rauschend im Winde.
Vgl. das vom Prof. J. Heydeck ge-
zeichnete Bild eines ermländischen
Bauermädchens in meinen „Ansichten
aus demErmlande." (Der Feierabend.
Volks- und Familienblatt. Gotha 1857 f.
Bd. II, S. 21.) Die Mütze kommt mehr
und mehr aus der Mode. — Der Glubs-
koper war eine Art Kapuze, welche
sich eng um den Kopf schloi'z und nur
einen engen Qlvb (Ritze, ;Si)alte, zu-
nächst in der Wand. Birlinger, 197a.)
für Augen, Nase und Mund lieCz; sie
gewährte auf Reisen Schutz gegen
Schneegestöber und Staub. S. Abbil-
duDg bei Viol^t, 174. — Das Kaval-
lierchen, vielleicht von dem franz. cava-
lier kavaliermäl'zig, auch ungezwungen,
mit Uold und Silber und kostbarem
6*
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84 mutzen — Nabelkraut.
Pelzwerk verbrämte Mütze. — Die mutzen, sw.^ von Mutz. 1. stofzend
Kornette war beliebt bei den Frauen schlagen, an den Kopf schlagen^ ohr-
der Nehrung. Sie war eine kleine feigen. 2. mit stumpfer Schere gnap-
Mütze von schwarzem Sammet oder pend, struppig und ungleichmäfzig die
Seide, mit roter Ein&ssung, oben mit Kopfhaare verschneiden. In Hessen
schwarzen Spitzen und an den Seiten mutzen maulen, den Mund aufwerfen;
mit einem weifzen Spitzenstriche be- faulen, in Verwesung übergehen. Vil-
setzt. Von dem franz. comette Haube, mar, 278.
Spitzenhaube. — Tritt ein Gast in ein MUtzen> MUtzchenpulver, pltd. Mtttzke-
Haus^ worin eine Wöchnerin liegt, so potver, n., s. Utzenpulver.
nimmt die Hebamme diesem die Mütze mutzig, adj.^ au^enutzt, abgenutzt,
weg, welche er durch ein Geschenk aufgebraucht, kurz, stummelhaft.
einlöst. Wer die Mütze schief auf dem Mlitzkopf, pltd. Mutzkopp, m., Mutz,
Kopfe trägt, dem ist der Weizen gut Hieb mit flacher Hand an den Kopf,
geraten. Dem Übelgelaunten steht die Kop&uTz, Ohrfeige. Oi^ ihm doch
Mütze nicht recht. Einem auf die einen Mutzhopf! Davon
Mütze geben^ ihm die Wahrheit sagen^ mutzkopfen, sw.y wiederholt Mutzkopfe
ihn derb abführen. 0, bei meiner Mütze^ austeilen.
ich bin das Dings müde! Soph. R. VI,
208. Weitere Redensarten über Mütze
s. Sprw. I, 2693 ff.; II, 1905 ff.
N.
n, Schmelzlaut, klingt pltd. wie hchd. eine dringende Aufforderung ausdrük-
Es fallt in den Beugungssilben und kend, oft auch nur zur Markierung des
namentlich bei den Infinitiven weg: Anhaltens im Urteil, viel£Ekch auch An-
Qäwe Gaben, gewe geben, hSlCy hole fangswort in Ausrufen. Naf Na! Na
halten; in Westpreufzen, soweit hollän- vorwärts! Na so! JVa, wcts soll dasf
discher Einflufz reicht, besonders in Na Plümey wat 06ds^ na Pflaumen,
Danzig und Umgegend, wird es da- etwas Gutes! Vgl. Sprw. II, 1907.
gegen, wenigstens bei den Infinitiven, nft, präp.^ nach. Nah dree verflatfne
regelmäfzig beibehalten. Auch in an- Doge Schhg he sine Oge op. Werdersch.
dem Fällen fehlt das n am Ende: hinge Buur, 14, 5.
hinten, na nein; vor Konsonanten: os nä (a lang), ado,^ nein,
(aber auch on») uns. Über seine Ver- nabbelig, adj,y schmutzig. NahVlige
tauschung mit m im Auslaute s. m. MargeU^ schmutziges Mädchen.
Der Mehrzahl fügt es sich hin und nabbeln, sw.^ nagen. Wohl nur eine
wieder iberü^ssig an: Messemy Fenstern^ Kürzung von gnabbeln. Vgl. gnagen.
Stiefeln statt Messer etc. Lehmann, Nabelkraut, n., Pflzn., epheublättriger
Volksmd., 29. Gortzitza. Frauenflachs, Antirrhinum cymbalaria
na, interj., Verwunderung, Unwillen, L. Hagen, 652.
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Nabelloch «— NachhocEzeit.
85
Nabelloch, n., GesehlechtsoffiiaDg des
weiblichen Karpfens. Benecke, 492.
N&ber, N&wer, Nakver, Nokber, Nokwer,
fi>., Nachbar. Im Ermlande auch Nftkva:
Näk/a, ea könnt doch sckreme on laset
Firmenich III, 103a. De Nabersch
Friedy de Sckrtwer^ säd so to onse Wt-
wer: Der Wind jetzt anders bläst!
Lhrztf?. 4, 355 d. Ahd. ndhcapur^ mhd.
ndchgebur (auch nach dem adj. ndhj
mhd. nach: näher), bei Jeroschin
näkebur (Pfeiffer, 199), wendisch no-
her, aogs. nechebttra, nehbur, engl, neigh-
bourj schwed. nabo, Island. nacbuTy holl.
nabuur (zunächst kurz buur), abo
Nahebauer, Nahewohner. Schade,
635b. Brem. Wb. m, 211. Schamb.,
143b. Adelung III, 365. Im Marien-
burger Werder reden sich die Bauern,
Hofbesitzer, gegenseitig Näber an. In
Bayern Nachpe. SchmellerU, 689.
NSber, m., s. Nftbger.
Nftberin, /., von Näber , Nachbarin,
doch üblicher NäwerCy Näbersche, und
so in allen Formen: Näwersche, Noh-
bersche, NokwerschCy Näkvasche.
nftbem, nftwem, nokbem, nokwern, w.,
den Nachbarn besuchen. Ich homni
ein bifzchen nähern, fireundschafUich
plaudern. Am liebsten geht man wäh-
r^d der Dämmerzeit nähern.
Nabtrsche (a ^ a), /., s. Nftberin.
NIbger, Näber, Nebiger (s. Yoc. 535),
1»»., grofzer Bohrer, den man zur Aus-
bohrung der Nabe (ahd. naba, napa)
gebraucht; auch Bohrer überhaupt
DönL In dem hochmeisterlichen Auf-
gebot zur Heeresfolge „an^die Freyen
auf Samland vom J. 1464 wird unter
anderm angeordnet, dafz bei einem
itadichen Wagn sey ein guter Spaten,
ein Nebiger etc.^ Beitr. z. Ede. Pr.
I, 352. Ahd. nahagfrj napager, mhd.
nabegir, nebeger, verstellt nageber, um-
gedeutet negbor Bohrer, Nagelbohr.
Schade, 633 a. Im Ermlande nach
MüLling Nebia, Nfibiar, NAwia; in
Bayern Näbiger, Näbinger, Näber, Nei-
her, Nepper. SchmellerU, 669. Im
Bremischen Näviger, Neviger, Brem.
Wb. III, 225 ; in Pommern Näwiger.
Dähn., 321b; in der Altmark Neber,
Danneil, 145b. Ein kleinerer Boh-
rer heifzt Näwger.
nach, pltd. nfl. Er ist sehr nach sich,
pltd. Hei OS sehr nä sock, er sucht das
Gute und Meiste sich zuzuwenden.
nachbabbeln, pltd. nababble(n), sw.,
nachsprechen, die Worte eines andern
wiederholen. Wie ruichkatien. Vgl. bab-
beln.
nachdem, pltd. n&dem, acte., später,
nachher, sodann. Komm nachdem ! Erst
essen, nachdem trinken.
Mache, w. jüd. Vom., /. zu Nahum,
auch Noche, Nüeche, Nüechesch, Flatow.
Schmitt, 114.
nachgehn, pltd. n&gane, st, nahe gehn,
zu Herzen gehn, Trauer empfinden;
anstrengen. Der Todesfall geht mir
sehr nach. Die Arbeit geht ihm sehr
nach, sie erschöpft seine Kräfte. Hen-
nig, 165.
nachgerade, adv., s. gerade.
Nachharksel, pltd. Nftharksel, n., das
nachgeharkte Getreide, d. h. die Über-
reste an Getreide, welche, nachdem
abgeerntet, mittelst der Harke zusam-
mengebracht sind. Mühling.
Nachhochzeit, pltd. Nfthochttt, /., Nach-
feier der Hochzeit. In den Werdern
findet diese am Sonntage nach der
Hochzeit statt. Zu derselben werden
auf der Danziger Nehrung alle die-
jenigen eingeladen, welche wegen Man-
gel an Raum oder aus sonst einem
Grunde bei der Hochzeit nicht zugegen
sein konnten. Passarge, 216. Viol^t,
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86
nachkauen — Nachtag.
107. In Nalangen heifzt diese Nach-
feier auch Nachkl&tsch. S. Kl&tsch. Ygl.
nachkauen^ pltd. nftkaue(n), sw.^ die
Worte eines andern wiederholen, na-
mentlich zum Spott. Ebenso in Pom-
mern. Dähn., 322 b; im Göttingen-
schen nakaulen, nakawweln. S c h a m b.,
142b. Vgl nachbabbeln.
nachkicken, pltd. nakicke(n), sw., nach-
sehen. Substantivisch in der Redens-
art: Er hafs Nachkicken^ er hat nichts
von der Sache.
Nachklatsch, pltd. Naklfttsch, /., Nach-
fest, Nachhochzeit; wenn in unmittel-
barer Folge, verwandt mit dem studen-
tischen „Katerfrühstück", oft aber einige
Tage später. S. Klfttsch und Nachhoch-
zelt.
nachknftstern, sw., nachlaufen. S*
knastern 4.
nachlälzig, adj\, die ursprünglich rich-
tige Form des modernen nachläm^^
das hier nur selten gehört wird.
nachpfeifen, pltd. napTpe(n), st, ver-
loren geben. Kannst em naptpe, er
wird nicht wiederkommen. Wohl her-
genommen von dem vergeblichen Pfeifen
nach einem verlaufenen Hunde.
nachschlachten, pltd. näschlachteCn),
«tt?., nacharten. Dem Vater — der Mut-
ter nachscfdacfUen, die Eigenheiten des
Vaters — der Mutter haben, zeigen.
Nachschmack, m,, Nachgeschmack,
doch stets mit der Nebenbedeutung des
Unreinen, Herben. Das Bier — der
Kafee hat einen Nachschmack, Hen-
nig, 165.
Nachschräp, m., Nachschrapsel, n., das
Nachgeschrapte. Vgl. schrdpen, pltd.
schräpe(n). 1. Speisereste, die an dem
Innenrande der Kessel und Töpfe kle-
ben bleiben und sich nur durch Schra-
pen herausbringen lassen. In Pommern
NaschrapeU. Re kriggt man dat Na-
schrapels, das Beste haben andere be-
reits weg. Dähn., 324b. 2. Reste,
Überbleibsel einer Mahlzeit, eines Gast-
mahls. 3. Figürlich das — verspätet
eingetroffene — letzte Kind in einer
Familie. Das ist unser Na/ihschrdpset
4. geringere oder jüngere Personen,
welche aus verwandtschaftlichen oder
politischen Gründen in eine Gesellschaft
Vornehmerer gezogen worden sind.
Bock, 36. Hennig, 165.
nachschrftpen, sw.y nachkratzen, nach-
arbeiten, was ein anderer schlecht vor-
gearbeitet hat. Einer unordentlichen
Magd mufz man alles nachschrapen.
Hennig, 245.
Nachschrapsel, n., s. Nachschräp.
nachsich, pltd. näsVck, adj,, habgierig,
eigennützig. Er ist sehr nachsich^ er
sucht alles nach (an) sich zu reifzen.
nächst, adv.y zur Zeit, damals; bald
darauf, nachdem. Neckst, als der erste
Schnitt sich an die Halmen machte . . .,
da dacht ich, Carm, nupt, 125.
nachstäpeln, sw. 1. aus stappen, stapfen,
nachlaufen und zwar in unberufener
Weise. 2. in Westpr. nachgraben : Er
stielt Kartofeln nach, er gräbt auf
dem bereits abgeernteten Felde nach
den noch zurückgebliebenen Kartoffeln.
Mühling.
Nacht, /., freie, zur Bezeichnung freier
Weide für ein Stück Vieh. ^In vielen
Privilegien heifzt es: Das Grundstück
hat vier freie Nächte, es hat freie Weide
für vier Stück Grolzvieh. Solche Pri-
vilegien ruhen nur auf kleinen Grund-
stücken. Der vierte Theil dieser Nutz-
niefzung wird im Ermlande durch Fufz
bezeichnet." Mühling.
Nachtag, pltd. Nädag, m., Tag nach
der Hochzeit, oder acht Tage nach der
Hochzeit. Nachtag geben. Stein, Pe-
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nacht^isch — nackendig.
87
regrinu8 XIII, 1. W. Mtsbl. VI, lll.
Der Nachtag wird feierlich begangen
and ofib ,,ist die Gesellschaft alsdann
zahlreicher und das Gastmahl feier-
licher, als am Hochzeitstage.*' Hen-
nig, 165. Man unterscheidet lustigen
und stiUen Nachtag *^ auf ersterem wird
getanzt, auf letzterem nicht. Im Schwä-
bisch-Augsburgischen heifzt der Tag
nach der Hochzeit NaMwf, Birlin-
ger, 347 a. Vgl. Nachhochzeit, Nach-
kiatsch.
nachtSisch, richtiger pltd. nftttisch, adj.^
habgierig, eigennützig; also dasselbe
wie nachsich. Von ndteen nachziehen,
nach sich ziehen, an sich reifzen. Bock,
37. Hennig, 166.
nächtigen, nachtigen, sw,^ über Nacht
bleiben. Ich vjerde hiernachtigen. Ebenso
in Estland. Sallmann, 70b.
NachUcrailt, n., Pflzn., gebräuchliches
Glaskraut, Parietaria offidnalisL. Auch
PetersIcrauL Hagen, 1067.
Nachtliegegeld, n., Geld, das der Lotse
f&r jede Nacht, die er am Bord eines
Schiffes auTzerhalb des Hafens zubringt,
erhalt In Pillau beträgt dieses 3 Mk.
Pr. Prov.-Bl. XVH, 51.
Nachtiilie, /., zweiblättriges Knaben-
kraut, Orchis bifolia L. Auch Nacht-
schatten. Pritzel, 255.
Nachtmär, m. u. /., s. Mär.
Nacbtposten, m., Hure, die sich nachts
fiuf der Strafze herumtreibt. Bock,
37. Hennig, 167. In gleichem Sinne:
NacMvegel, m.
Nachfatüie, m. 1. Rohrdommel, Ardea
steUaris. Drausensee. Mühling, Tiem.,
175. 2. nach Hennig, 167, Nacht-
schwärmer.
nachtragerig, nachtragerisch, adf. von
nachtragen^ grollen, Beleidigungen nicht
vergessen können, bei passender Ge-
legenheit sich daför rächen.
nachtrecken, pltd. natrecke(n), »u?.,
nachziehen. S. trecken.
Nachtrecksel, n., das Nachziehende,
letztes Gefolge bei pomphaften Be-
gräbnissen. Gewöhnlich bildet das Ge-
sinde das Nachtrecksel: Nun kommt
das Nachtrecksel, Hennig, 279. S.
Trecksei.
Nachtrose, /., Pflzn., zweijährige Nacht-
kerze, Oenothera biennis L. Auch Nacht-
schlUsselblume. Hagen, 407.
Nachtschatten, m., weifzer^ zweiblättri-
ges Breitkölbchen, Piatanthera bifolia^
wegen der besonders des Abends wohl-
riechenden Blüten. Treichel, Volksth.
n. S. auch Nachtlilie.
nachtschlafend, adj^ zur Nachtzeit oder
doch spät am Abende. Einen bei nacht-
schlafender Zeit besuchen,
NachtschlUsselblume, /., s. Nachtrose.
Nachtskann', /., Kanne, Topf für die
Nacht, Nachtgeschirr. Die Na/:htskanne
hat zwei Ohren bekommen^ sagt man,
wenn jemand die Arme in die Seite
stemmt. Sprw. I, 2708.
Nachtvogel, m,^ s. Nachtposten.
NachtwSrtke, -wVrtke, Pflzn., nach
Hennig, 167, Orchis bifolia L., nach
Mühling Orchis Tnorio, Natangen.
Nachtzeche, /., Reihe, Ordnung der
Viehhut während der Nacht. VgL
Zech(e).
nachwesen, pltd. n&w§se(n). Das
Fleisch nachwesen^ Wasser nachgiefzen,
wenn die Suppe eingekocht ist.
nachzageln, mv.^ wie einZagel, Schweif,
nachschleppen, nachziehen, nachfolgen.
Kinder zagein der Mutter ncuih, Dürre
Äste, die sich in Frauenkleidem fest-
gehaftet^ zagein nach. S. zageln.
nachzoddeln, -zoddem, sw,^ nachzotteln,
s. zoddem.
nackendig, a(f;,. nackt. Er geht fast
nackendig^ ist schlecht gekleidet.
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88
Nadeld68(e) — Nahrstelle.
Nadcld«8(e,\ /., Nadelbüchse.
Nadelfisch, m., s. Homfisch.
NadelkSrfel, ^n., PAzd., Ackersinau,
Alchemüla arvensis Scop, Hagen, 178.
nadeln, st^., mit Nadeln heften, ge-
nadelt aeittj adrett und ehrbar in Hal-
tung und Miene. Welche Gründe hatten
Sie^ in der Frau E. Gegenwart immer
so — wie zage ich? — genadelt zu sein,
da/z die gute Frau Sie dann nur zum
erbaulichen Beispiel vorstellte f Soph.
R. IV, 37 f.
NadolMe, m,^ der Nächsttollste, I^est-
starkste. Er ist immer noch der Na-
dollste, Samland. Er. Neustadt, in
dem ein Dorf Nadolle belegen ist
Treichel. Das erste Glied der Zu-
sammensetzung na kann auch als die
poln. Vorsilbe zur Bildung des Super-
lativs angesehen werden.
Nage (a kurz, g nach j hinklingend),
auch Nage, Naginne, /., Schuh aus Eg-
gen^ Tuchecken; mit grober Leinwand
Qberzogener, besohlter Strumpf als
Schuh (Friedland Ostpr. Muhling);
nach Hennig, 166, Naginen^ Nagin-
nen besondere lederne Schuhe, welche
die Litauer nach Art der Paresken
(s. d.) anfertigen. Nach Rogge heifzen
die Schuhe Maggen; doch ist unter
allen Namen der erste der üblichere.
Von dem altpr. nage Fufz (Voc. 145),
poln. u. rass. n>oga; lit. nägint\ nagine
Sandale, wohl aus dem preufz. entlehnt.
Nsslm. Forsch. 2; TL 109. Pierson,
A. W., 27. Lit. Aeq., 20. S. Beleg-
stelle unter Bierhol. Seit 1724 wird
diese Mode {Paresken zu trafen) seltener
gesehen^ da durch eine königliche F^'-
ordnung sowol die Pareesken^ als auch
die Naggen oder lederne Riemen^ zu
(ragen verboten toorden, Bock, Nat. I,
132. Vgl. Wutehe.
Nagel, pltd. Nagel {a^ä), tti., die
Namen der verschiedenen Arten Nägel
s. unter Klammspeicher.
Nägelchen, pltd. Nagelke(n), n. 1. Dem.
von Nagel, Die Ta^ldnge auf ein Nä-
gelchen demonstriren^ auf das genaueste.
Linem., A3a. 2. Nelke, Nägelein.
Wenn Tulp, Bos\ Negelcke an Ihrem
Haupte stehn. Carm, nupt II, 165 b.
Ebenso Geumrzndgelchen, .
nagebi, sw.y coire,
nagelneu, pltd. nagelnil (a = ä), adj,,
neu, wie ein eben gefertigter Nagel. Ein
nagelneues Kleid. An de nagelnOe Brut^
Junfer Thrien Liefzke Bobindin. Carm,
nupt, V, 264d. Bock, 36. Auch nig-
gel- und nuggelnagelneu. Vgl. fiinkel-
hagelnagelneu.
Nagelwunn,m.,Finger-,Nagelgeschwür,
Umlauf, panaricium; auch blofz Wurm.
Mühling.
Nägerchen, plur.^ von nagen^ die an
den Knochen haftenden Fleischreste,
welche abgenagt werden. Sperber,
22.
Nag't (a -^ a), Flufzname, Nogat S.
Noacht
Nagwart, m., Pflzn., gemeiner Stech-
apfel, Datura stramonium L.; auch Igel-
kolbe. Hagen, 246.
Nftheit, /., Nähe, Nachbarschaft. . . .
so in der Naheit uH>hnen. Hartwich,
485.
nahrhaft, adj. Er ist nahrhaft^ er
versteht sich zu nähren.
nährig, ad/., nach der Nahrung, dem
Erwerbe sein, dem Verdienste nach-
gehen, haushälterisch leben. Ebenso
im Brem., Holstein., Götting, in Pom-
mern; in Estland dagegen s. v. a. wohl-
häbig. Brem. Wb. HI, 218. Schütze
III, 136. 140. Schamb., 144b. Dähn.,
320b. Sallmann, 75b.
Nahrstelle, Nahrungsetelle, /., Stelle,
die gute Nahrung, ein gutes Auskoxn-
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Nahrung — Narbe.
89
men gewährt. Eia stark besuchtes
Wirtshaus ist eine gute Nahrsielle,
Nahrungsstelle,
Nahrung, /. 1. Unterhalt, Auskom-
men. Er ist sehr nach der Nahrung, er
geht mit Eifer dem Verdienste nach.
Bei he/t sine gvde Nahrung^ sein gutes
Auskommen. Hennig, 166. 2. Be-
sitztum, Ackerland. In Bergshofehen
waren schon alle Nahrungen beurbart,
. . . Wenn Hausväter ihren Kindern die
Nahrungen übergaben . . . keiner der jun-
gen Matnner hatte eine eigenthümliche
Nahrung . . Geschunster^ die nach dem
Tode der Eltern ihre Nahrungen an-
genommen hatten. Anhang z. Soph. R.,
14.
Naht,/. Eine gute Naht saufen. Sprw.
I, 445. Er sitzt ihm auf der Naht^ er
beobachtet ihn scharf. Vgl. Heiduck.
naja, adv.^ meinetwegen, das kann
so sein.
näjfiy adv.^ nein.
Nftkver, w., Nachbar. Oberland. S.
Ndber.
NftI, NW, w. Vom., Komelia. Hart-
wich, 55.
Nälbaum, pltd. NälbAm, m., von nälen
zögern, warten. Vom Wählbaum fäUt
man auf den Nälbaum^ zu Mädchen,
die in betreff der Freier anfanglich
wählerisch sind, und später warten
müssen. Vgl. Sprw. I, 3961.
nälen (a lang), sw. 1. zögern, zau-
dern, saumselig und langsam eine Ar-
beit fordern, eine Sache zustande-
bringen. Herr Oott, wie lange näht
du bei der kleinen Arbeit ! In der Rede
ncUen, sehr langsam und mit grolzem
Umschweif reden. Bei der Arbeit nälen^
faul und langsam arbeiten. In der Ge-
gend von Saalfeld auch nillen. Davon:
NUer, m,y Zauderer, Zögerer, Faulpelz.
NBIerei, /., Saumseligkeit, näierfg, adj.
saumselig. In Zusammensetzungen : Nat-
hans, Nälpeter, Nälltse, Nältrtn. 2. lang-
sam trinken. In Bayern noUen^ nullen
saugen, trinken. Schmeller II, 689.
S. bcnälen. Das Brem. Wb. m, 233 ff.,
hat für zaudern neteln, notein u. nolen^
für Zauderer Neteler^ im Holstein.^ in
Pommern u. im Götting. nolen^ so auch,
nach Treichel, im Kreise Neustadt.
Schütze III, 152. Dähn., 330a.
Schamb., 146a. S. noch Sallmann,
37. Hupel, 169. Danneil, 144b.
Bernd, 188. Hennig, 166. Sperber,
23: neeUn. Vgl. banalen.
Name, NQme, w. jud. Vom., Naöma.
Flatow. Schmitt, 114.
namkilndig, adv.^ namhaft, dem Namen
nach bekannt. Eis soll hinfort keine
Beichte sein^ dadurch man schuldig wäre^
alle Sünden nahmkündig zu rnachen^.
(Aus einer Predigt des Bischofs Queis
in Riesenburg v. J. 1526.) Hartkn.
Hartwich, 65.
nanft, interj.y abwehrend und drohend.
Nana, man nich so heutig!
nanQ, intery., verstärktes na (s. d.).
Nanu, was soU dasf! Nanu — fahr du!
Elbing. Auch adverbial in der Be-
deutung: jetzt, nun eben. Nanu kann*s
losgehn! Nanu ne, jetzt eben nicht!
Dat war vehl behter (besser) als nanu.
Nowack, 5. Vgl. Sprw. I, 2721 f.
Napoleon, umgewandter, pltd. omge-
wendt Napoljum, auch angewandter N.,
Medik., Unguentum poptUeum.
Narbe, pltd. Narw, /., leichte Kruste^
die sich über sandigem, auch feuchtem
Boden, oder auf einer Wunde bildet,
in letzterm Sinne jedoch entschiedener
Rab. Man spricht von der erdartig
verhärteten (^Sandr) Narbe auf den
Dünen, von der Moosnarbe auf den
Brüchem. — Hiervon sich benarben.
sw.
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90
närgeln — Nasenpdpel.
närgeln, nergeln, nörgeln, sw., ver-
wandt mit nörgeln und nurgeln^ mäkeln,
kleinlich hadern, wiederholt kränken,
ärgern, quälen, verfolgen mit Tadel,
Schelte, Witzen, Neckereien, Spott,
durch wiederholtes Beruhren einer ab-
gethancn Sache. Sie haben so lange
genärgeU (y^turlupinei*^)^ bis der liebe
selige Mann darüber ins Crras beifzen
mufzU, SophKV, 588. NachGort-
zitza auch nirgeln; ebenso in der Saal-
felder Gegend, im Oberlande.
narnich, adv,, s. nSmich.
Narr, m. Mach dich nicht zum Nar-
ren, als Zurechtweisung an den, der
die Grenze des Hergebrachten und
Schicklichen überschreitet. Er hat einen
reckten Narren an ihm gefressen, ist
ihm in blinder Neigung zugethan. Hen-
nig, 168. S. Sprw. I, 2726 ff.
narren, sw. 1. narren, täuschen. 2.
sich nairen, lieben, auf Freiers Fufzen
gehen. Ameng (am Ende, vielleicht)
krtge wir bald Hochzeit ins Dorf, Seile
Tochter narrt soch all lang mot Schä-
fers Atcgtist. 0ns Herr geht auf die
Frei, er narrt sich all seit zejakr (vori-
gem Jahr). Saalfeld.
Narrenkolben, m., breitblältriges Kol-
benrohr, Typha latifolia L. Hagen,
944. S. Duderkeule.
Narrenzeug, pltd. NarretTg, Narrentäg,
n., dummes, albernes Zeug, närrische
Streiche. Vgl Schose.
Nftrsch, Narsch (a = ä), NArsch, Nftrsch,
Närs, m, 1. Arsch, Podex. Die reiche
Anwendung des Wortes in Sprichwort
und Redensart s. Sprw. I, 118 ff.; U,
119 ff. Vgl. Mftrsch. 2. Öhr der Na-
del.
narsch, adj\ 1. närrisch, komisch. Ein
nofrscher Kerl. Wollen wi noch eenmal
dat narrsche Wiefstöck de Hurtig, to
em schfcken. Dorr, 1. Wiew., 73. 2.
nett, niedlich, lieblich. Ein narsches
Kind, ein niedliches, liebliches Kind.
Dat let (liefz) ehr recht narsch, sah
niedlich aus, kleidete lieblich. Ebenso:
Dat ÖS narsch — os e narschet Ding
{Kind). Nach Gortzitza auch närrsch.
Vgl. pQdelnarsch.
nftrschen, sw., von Narsch, mit dem
A. rühren, sich röhren, thätig sein.
Man mot närsche, wenn man vorwärts
woll. herumnftrschen, unruhig sitzen.
Narzafz, s. Marschrat
naicheln, sw., naöchllg, adj., s. nuicheln.
Naschwerk, n., SOfzigkeiten, Konfekt
Brin^ den Kindern etwas Naschwerk
mit.
Nase, /., Fischn., Chondrostoma nasus
L. Im Yolksmunde NSsling, m., Quer-
maul, Erdfisch, Schwarzbauch, bei Heils-
berg Asche; mas. nos. Benecke, 142.
Nasedrippche(n), pltd. NäsedrSppke, n.,
das Tröpfchen an der Nase. Volksr.,
32, 122. Sperber, 22.
Nasenbaum, Nasenkneif erbaum, m., s.
Brillenbaum.
NasendrUcker, pltd. Näsedriicker, m.,
einfacher Brettersarg mit glattem
Deckel, der recht oft die Nase der Leiche
drücken mag. Auch Nasenquetscher, in
Bayern auch Nasenpatscher. Seh mel-
ier II, 706. Hennig, 168. Vgl. Not-
sarg.
Nasenfärber, Pflzn., Feuerlilie, Lilium
bulbiferumL. Weichseldelta. Treichel,
Volksth. III.
Nasenklemmer, m., Brille ohne Sche-
ren (Flügel), die man auf die Nase
klemmt, Pincenez. Nach Mühling
auch Nasenquetscher.
NasenpApel, m., verdickter Schleim im
lonem der Nase, den man durch pdpdn
(s. d.) herausfingert; auch bloiz PApei.
Nasenpopel auch zur Bezeichnung von
etwas Wertlosem. Um Nasenpopel spie-
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Nasenquetscher — Natterzagel.
91
fcn, um nichts, nur des Vergnügens
wegen, spielen. Treichel. Sperber,
23. 25.
Nasenquetscher, m., s. Nasendrttcker u
-Uemmer.
nasheberig, pltd näshSwerig, adj,, hoch-
mutig, stolz. Aus Nase und heben zu-
sammengesetzt.
Näskeknlperböm, m., s. Brillenbaum.
ndslang, pltd. näslang, adv., von der
Lange einer Nase, z. Bezeichnung eines
mehr oder minder längeren Zeitraums.
Alle ndslang ist er da. Alle ndslang
raticht er einen Zug.
Nasling, m., Fischn., s. Nase.
nassauern, sw,^ auf anderer Leute
Kosten leben. Studentisch.
Nastuch, pltd. Näsedök, Näsdök, n,
Taschentuch, Schnupftuch. Hennig,
168.
nafz, adv. fvT najz^ vor nafz = für
umsonst, frei. Er geht heute vor nafz
ins Theater. Treichel. Ygl. nassauern.
nalzkaK, pltd. nattkölt, adj.^ yom Wet-
ter bei kaltem Regen und schlaggigem
Schnee.
natänlsch, adj.^ eigennützig, habsüch-
tig. Mühling. Ebenso im Holstein-
8chen, auch neidisch, hinterhältisch.
NachRichey, 172, \onnateehn^ nach
sich ziehen. Schütze III, 135. In
Pommern natägsch. Dähn., 324b.
natansch, natangsch, adj,^ natangisch,
aus Natangen (s. Abkürzungen in I).
Ein natanscher Bauer.
Nate, Dem. Natchen^ w. Vorn., Re-
nate.
Nftfel, /., Nadel. Ich sitze wie auf
Nateln^ habe dringende Geschäfte und
mufz wider Willen sitzen. Das ist mit
der heifzen Natel genäht^ wenn ein
Kleidungsstück in den Nähten schnell
trennt Op Natle sitten on e Ptp To-
bak roken. Elbinger Ndrg. Hennig,
168.
Nation, /., Schimpfwort: Gesindel,
Pack. Auch Nationszeug. Es ist eine
rechte Nation — ein rechtes Nations^
zeug. On weil das Nationszeig docht^
der jingsten Schwester was zem Possen
ze thun, da nammen se de Hex gutt of.
Schaltj. 3, 11. Auch adjektivisch na-
tionsch: naHonsche Krätl Sprw. I, 2762.
Sperber, 44. Vgl. Gesipp.
Nätklas, w., Rias, Nikolaus, der Nät^
Nüsse, trägt, der Weihnachtsmann, heil.
Christ; auch Nikolaus. Westpr. Denn
drecht he Htu^kepack 'non groten Sack
voU Woary De NätKloas heft etschwoar.
Dorr, 4S. Vgl. Nickel.
Nätler, m. 1. Nadler. Die NeteUr zu
Lübeck haben ihre Statuten y. Jahre
1356. In Danzig die Nätlergasse,
Forste mann, Strafzn. 2. kleiner Krä-
mer, Hakenbüdner. In gleichen Be-
deutungen auch in Pommern. Dähn.,
321b.
Nätsch, ?n., Pflzn., steifes Borsten-
gras, Nardus stricta L.; auch Wolf.
Hagen, 62. Ibid., 981: spitzkantige
Segge, Carex acuta L.
Natterknotehen, n., Pflzn., Wiesen-
knöterich, Polygonum bistorta L. Müh-
ling. Nach Hagen, 422, NatterknVte-
rieh.
Nattermilch, pltd. Nattermelk, nach
Pritzel, 368, in Ostpr. auch Netter-
milich, /., Pflzn., niedrige Schwarzwurz,
Scorzonera humilis L. Auch Sohlen-
genmord. Hagen, 800.
Natterwendel, m., vielleicht verderbt
aus Nackenwender y Wendehals, Jynx
torquiUa. S. Drehhals.
Natterzagel, Pflzn., gemeine Natter-
zunge, Ophioglossum vulgatum L. Hen-
nig, 168.
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92 NaUirfagot — Negc.
Naturfagoty n. Er bläst Naturfagott^ euch nie!) eine schwere Krankheit ge--
entJäfzt hörbare Winde. habt S. Sprw. I, 2763.
Natzchen, pltd. Nafzke, n., Tröpfchen, Nebel, pltd. N(wel, m., litauischer^
Neige, kleiner Rest, ein weniges von scherzhafte Bezeichnung fQr einen all-
einer Flüssigkeit. Es ist nur noch ein gemeinen Landregen.
Natzchen im Glase. Neme se noch e Nebeneisen, n,, s. Zoch.
Natzke Kaffee; beim Nötigen. Nebenpferd, pltd. NSweperd, n., Hand-
nau, odv., gekürztes genau. Nau be- pferd, Pferd, das neben dem Sattelpferde
dingen on richtig betdien. Gr. Werder, geht. Mühling.
Nau namen (genau genommen) 6^f c^u Nebenverdienst, 7n., Nebendienst, durch
mien Bedeenter. Dorr, 1. Wiew., 15. den man neben seiner Haaptbeschäfli-
Auch im Dem. navJces. As ek mi dat gtmg noch etwas verdient, gewinnt, er-
ganz naukes bekickt hadd. Dorr, Driew- arbeitet,
jagd. NSbiger, m., s. N&bger.
Nauds, n., Gutes. An dem Menschen nSche, acfo.. Dem. von nr' (s. d.).
ist nichts Naudsy nichts Gutes. Lit. Saalfeld.
naudä Nutzen, Gewinn. Das s an Neckel, m. u. n., s. Nickel.
Nauds ist wohl deutsche Neutral- necksch, oc^'., s. nicksch.
endung. Hennig, 332 Nsslm. Forsch. nedden, adv.^ unten, niederwärts, cia^
3; TL, 110. warts. Dzg. Nhg. Viol^t, 102. Dat
nauen, »w.y s. v. a. knauen (s. d.); Is funk r^edden an to goanen. Dorr,
auch beengen etc. gleich benauen (s. d.). 19. In der Heilsberger Gegend nedda.
Hennig, 168. Ahd. nidana^ mhd. niden^ alts. nithanoy
naunehmend, adj.^ s. genaunehmend. hgs. Tieodhan^ altnoTä. nedhan. Schade,
näweddrig, adj., s. neweddrig. 648b. In Bayern niden. Schmel-
Nftwer, m.^ nftwem, sw.^ Nftwersche, /., 1er II, 681. Im Bremischen, Holstein-
s. Naber, nftbem^ Nftberin. sehen, in Pommern nedden. Brem. Wb.
Näwger, m,, s. Nftbger. lU, 227. Schütze III, 138. Dähn.,
nflzVcksch, adj.^ nachtragend; aus 325b.
Zock= Töck Tücke und na nach. Er nedder, octo., nieder. Neddermot em!
ist sehr ndzocksch. Elbing. De dltste Frü Medder^ sett jü nedder. Volksr.,
war ser häfzlich on von schlechtem Oe- 60, 230. In Bayern nider. Schmel-
mitt^ se war nahzocksch. Schaltj. 3, 6. 1er H, 681.
nS, adv.y nein, in Westpr. noch mit Nedd'fung, /., s. Niederung.
voraufgehendem Dem. neche ne. Es Nedd'runger, m., s. Niedeninger.
vondag (heute) keene School? Neeche Neden, plur.^ Netz als Eop^utz fQr
nee! Dorr, 1. Wiew., 88. Neke ne^ Frauen, alts. netti. Eauben^ Koller^
Herr Präger (Prediger)^ awerscht doch! Meder^ Hembd^ Krencken^ Neden u. a.
nebbig, oefe., jud.-deutsch, Ausdruck Hofart. Stein, Peregrinus XUI, 86.
des Bedauerns, der Teikahme, Wunsch; W. Mtsbl. VI, 159. S. Mnd. Wh. HI,
entstanden aus dem deutschen nie bei 180 a.
euch. Eine Herleitung aus dem He- Nfige, /., Dem. Negchen^ Negerchen^
bräischen ist nicht festgestellt. Ich Neige, Rest, besonders von Nahrungs-
hab\ nebbig (sie sei nie bei euch, treffe mitleln. Et geit op de NSg\ Das
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negedrahtsch — Nehrung.
93
Nehgchen toiU ich noch versüfzen. Soph.
R. VI, 317. Im Schwäbischen Neigele,
in der Oberlaus. Negel. Birlinger,
351a. Anton 2, 13.
nftgedrahtsch, adj., neundrähtig; über-
tragen: schlau, auf den eigenen Vor-
teil bedacht. Schemionek, 26. Vgl.
dreihärig.
nSgeklAky adj\, s. neunklug.
ii§ge(n), mo. 1. nähen. Du (PSchke-
tlraht)y Du negst so manche falsche
Naht Volksl., 25, 16, 2. Im Bremi-
schen naien^ neien^ im Göttingenschen
nefeny neieuy holl. naaijen. Der Stamm
ist das keltische nei% neut Faden. Brem.
Wb. m, 214. 229. Schamb., 144a.
2. neigen, ein Gef&fz beim Trinken etc.
NSge(n)6g, n., Neunauge, s. Pricke.
negem, adv, Saget^ dajz sie dero Ur-
sachen halber auf sie bekannt^ dafz sie
kennte zanzlen^ toeü sie am negem^ wie
ein Edelmann aUhier begraben worden.
Eonitzer Hexenproz. v. J. 1623. Pr.
Prov.-Bl.II, 117.
NeguSy m., Wein mit heilzem Wasser
and Zucker, genannt nach einem eng-
lischen General. Sallmann^ 126b.
nehmen 7 st. Einen nehmen^ einen
Schnaps trinken.
Nehmerche, pltd. NSmerke, m., der
Nehmende, im Gegensatz zu Oeberche
(8. d.).
Nehrung, /., durch wechselnde Schrei-
bungen Neringa, Neringia^ Nerigia^
Nergia^ Neria^ Nergie^ Nerige^ Nerge^
Nergya, Nerie^ Nerga^ im Volksmunde
Nehrbig, Nedderung, Name der langge-
streckten Halbinsek, welche die Ost-
see vom frischen und kurischen HafF
trennen, daher frische und kurische
Nehrung. Bei Jeroschin: man sach
ztn wol achthundirt man van Littouwin
dnurch ir erge ubir di kurische Nerge.
120d. er buite ungespart üf der kur-
schin Nerge vart einre vestin bürge clus.
P f e i f f e r , 201 . Die ursprüngliche Form
ist wahrscheinlich Nerie^ Neria. Das
Wort wird neuerdings (Nsslm., Forsch.
2; Th., 111) ausschlielzlich von der
Wurzel des lit. neriu^ n^rti tauchen,
untertauchen, isz-nh*ti, issfirnkrti hervor-
tauchen, abgeleitet; darnach wäre Ne-
ria^ Nergia soviel wie das abwechselnd
Auf- und Niedertauchende, das ver-
änderliche Land, welches, wie ein
Schwimmer, bald über dem Wasser
sichtbar, bald unter demselben ver-
schwunden ist. Das Verdienst die Be-
deutung des Wortes iVi^Arun^ als „Tauch-
land^, als ein durch flache Landforma-
tionen unterbrochenes Gewässer, gegen-
teils als ein der Zerschneidung und
teilweisen Uberdeckung durch Wasser
unterworfenes Land, zuerst dargethan
zu haben, gebührt F. Neumann. Vgl.
dessen gründliche Abhandlung über
den Namen Nehrung in den N. Pr.
Prov.-Bl. a. F. VI, 385 ff. (falsch pagi-
niert: S. 370—382). Als Ausgangs-
punkt seiner sprachvergleichenden Un-
tersuchung bietet sich ihm das sanskr.
ndra Wasser dar, dem sich zunächst
er. vaQog nafz, feucht, vrjQog fliefzend,
neugr. yij^ov Wasser anschliel'zen; doch
fehlen in seiner reichen Zusammen-
stellung von Namen auch die lit. naras^
narünas^ neras Taucher, nh'ti tauchen,
und die slaviscben gleichbedeutenden
Wörter nicht: poln, norek, nwrek^ russ.
nuirok^ böhm. noreky nurek^ norzec
Taucher, als Person und als Vogel;
lett. nirra Taucher oder Wasserhuhn;
russ. nuirfafy nuimuf^ serb. noriti sich
untertanchen; dass. lit. nardyUy poln.
nurzat^ nurzyc etc. — Durch diese
gründlichen Feststellungen sind die äl-
teren Erklärungen des Wortes Neihrung
antiquiert. Sie sollen hier der VolU
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94
Nehmnger — Neschintinnis.
standigkeit wegen dennoch aufgefohrt
werden. Nehrung wird (Voigt, Gesch.
Preufz. V, 190) für ein altprealiz. Wort
gehalten, so dafz neriga Zeme soviel
bedeuten soll, als ausgewühltes, von
den Meereswellen aufgeworfenes Land,
und daher Nering oder Nehring ge-
schrieben; oder es wird für eine deutsche
Bezeichnung angesehen. Als solche
leiten es die Einen ab von ner^ d. i.
zusammengezogen das Wort nieder y nd.
nedder und von inge^ ingen Erde, Land
(wie Groningen = Grönland, Bingen =
Inland), und schreiben es Neddering^
iVmn^ = Niederung (Wedicke, Be-
merkungen auf einer Reise durch einen
Theil Preufzens), oder von ner und
der Nachsilbe ing «= ung. Andere wol-
len den Stamm des Wortes im deut-
schen nähern (nahe kommen) finden,
und den Namen Nahrungen = An-
näherungen als eine passende Bezeich-
nung für Gegenden ansehen, welche
nur durch eine schmale Landzunge die
Vereinigung zweier grofzen Gewässer
verhindern und bei abnehmender Breite
das wechselseitige Nähertreten der-
selben befördern. (Pr. Prov.-Bl. V,
121. Preufz, Pr. Land.- u. Volksk^
10.) Hennig, 166, teilt noch die von
Bock (Vom preulzischen Bernstein,
S. 78) gegebene Ableitung von Neh-
rung mit; er meint: „diese Erdstriche
wären ehemals Sandbänke gewesen,
hätten sich aber nachher über die
Fluth erhoben und einigen Einwohnern
durch den neuen Land- und Ackerbau
Nahrung geliefert." Über die frische
Nehrung vgl. noch: M. Toppen, Die
frische Nehrung. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. I,
81 ff: Passarge, 336. Viol^t, Ne-
ringia, über die kurische Nehrung: L.
Passarge, Die kurjsche Nehrung. Zu-
stände und Wandelungen. Altpr. M.
VIII, 20 ff. Passarge, Balt., 94.
Nehrunger, m.^ Bewohner der Neh-
rung.
nei, ddv.y nein ; auch ne^ nu (s. d.).
neien, sw,^ wiehern. Engl, to neigh]
im Holsteinschen neitem. Seh ütze III,
144.
neinei, in der Kleinkinder- u. Idioten-
sprache = schlafen. Dritter Jahres-
bericht der Idioten- Anstalt zu Rasten-
burg, 1872. S. 29.
nein noch, nei noch, adv,^ noch nicht,
Ut. dar ne. Man hört auf die Frage:
Bist du schon dagewesen? die Ant-
wort: Nein noch. Hennig, 333.
Nei, w. Vom., s. NU.
Nelkenschmele, /., Pflzn., nelkenblättri-
ger Hafer, Avena caryophyUea Web.
Hagen, 83.
neppen, m,^ s. nippen.
•ner, Pluralendung: En Stuckner fünf,
En Tagner acht. En Wochner sechs.
n(re, nfirens, adv.^ nirgend^ nirgends.
Oberland. Ermland. S. nfimich.
nergeln, sw.y s. närgeln.
nerlcen, sw.^ necken. Schemionek,
26.
nernich, nfiming, narmich, ado.^ nir-
gend, nimmer, niemals. In der Dzg.
Nhg. narnich. Hastig gespoty ös nemig
— neming gSt. Sprw. I, 1497. Mi
wer narnich t6y mir war nirgend wohl,
recht behaglich. Dzg. Nhg. Violit,
195. Dat fr§schret Green man narr-
nich mehr kann sehnen. Dorr, 1. Wiew.,
121.
nerr, (r lang ausgehalten). Ruf, mit
dem bissige Hunde gereizt werden.
Neschintinnis, /., Wadegarn von un-
gleicher Flügelläoge (der kürzere Flü-
gel heiizt KrastegaUiSy /., der längere
Gebisses^ aüisy /., zum Fischfang in dei)
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N^schken — Neuesor^.
95
schnell strömenden Ausflüssen der Me-
mel, namentlich im Athmath- und Skir-
wiethstrom. Beschreibung und Abbil-
dung in Benecke^ 350 f.
Ntechken, NIschkes, plur.^ nichtswerte
Neigen^ dürftige Überreste; zusammen-
hängend mit ne und mischt Er ifzt
immer das Beste^ uns giebt er die Neschr-
kes. Treichel.
Nesselfeiier, pltd. NetteHUer, n., Nessel-
fieber, wobei stark gerötete Erhöhun-
gen auf der Haut hervortreten, als ob
sie mit Nesseln gebrannt wäre. Hen-
nig, 169.
Nesselhopfen, m., gemeiner Hopfen,
Humulus luptdus L. mos. Hagen,
1040. Vgl. Fimmelhopfen unter Flm-
lueL Nach Pritzel, 185, in Ostpr.
auch Hopfenkuhn.
NesselkVnig, m., Zaunkönig, Troghdytes
panmlus. Bujack, 373. Mühling,
Tiem., 175.
Nesselranken, plur., Fflzn., gemeine
Flachsseide, Cuscuta europaea L, Ha-
gen, 180.
Nesteling, NesUing, m., Fischn., Ucke-
lei, AÜmmus lucidus Heck. Mubling,
Tiem., 175. S. Ickelei.
Nester, m., der Nister, Nistende. Bei-
name für den Storcht Hadebär^ du
Nester^ bring* mt e junge Schwester!
Volksr., 50, 191. Rochholz, 87. S.
ROder u. Steiner.
Nesterpflanzungen, plur.^ die Anpflan-
zungen Ton Weidengesträuch zur Be-
festigung des Vorlandes (s. d.) der
Weichsel; sie bestehen aus kleinen im
Kreise gesteckten Ruten (den Nestern)^
welche meist schon nach wenigen Jah-
ren ein dichtes Gestrüpp bilden und
das Material zu den Faschinen liefern,
durch deren Legung man ein Abspülen
and Unterwaschen des Ufers oder Vor-
landes zu verhindern sucht. Passarge,
188; Balt, 101. Preufz, Pr. Land.-
u. Volksk., 25.
Nestkeichel, pltd. Nestkikel, Nestkuck-
chen, Nestkilken, auch Nesthäckchen und
Nesthuck, n. 1. das letzte u. schwächste
Küchlein. Oho ! warm (sitzen) toie ein
Nestküken. Soph. R. VI, 557. 2. das
jüngste Kind. 3. ein schwächlicher, ver-
weichlichter Mensch; daher auch ein
verzärteltes Kind. Er ist ein Nesir
keichel. Er ist ein rechtes Nestkuckchen,
Hennig, 169. Sprw. I, 2772. Vgl.
Keichel.
Nestiing, m., s. Nesteling.
Nftt, w. Vorn., s. Agn^
nett, adj. u. ado. 1. gut, lieb. Ein
netter Mensch; aber auch ironisch in
gegenteiliger Meinung. 2. sicher. Etwas
nett verwahren^ so, dafz man es selbst
schwer, der Fremde gar nicht zu fin-
den vermag.
Nettermilich, Pflzn., s Nattermilch.
Neubruch, m. u. n., der neugebrochene
Boden, die gerodete, urbar gemachte
Pakoe (s. d.). Vgl. Rode.
Neuesorge, /., früherer Name der Kö-
nigsstral'ze zu Königsberg, welche auch
die Gumbinnsche Stralze hiel'z. Die
Neuesorge ist erst zu Anfang des
17. Jahrhunderts zu bebauen angefiEui-
gen. Nach dem Erl Pr. I, 547, hat
sie ihren Namen daher erhalten, „weil
Bogislaus Uadzivil, Statthalter inPreufz.,
zu dessen Zeiten sie bebaut worden,
auf die Frage, wie die Stralze heü'zen
sollte, geantwortet haben soll: Aber-
mals neue Sorge, bei welchem Na-
men es denn auch nachgehends ge-
blieben*'. Hennig, 169. Faber, 119,
erklärt, dafz die Benennung Neuesorge
älter als die Anstellung des Fürsten
Radzivil als Statthalter; ebenso werde
die Annahme anderer, daiz ein FlüTz-
chen, die Sorge^ sich daselbst ergossen,
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96
Neuhänser — Neateich.
durch Akten, Urkunden oder Abrisse
nicht bestätigt.
Neuhäuser, See-Badeort auf der Pil-
lauer Halbinsel, in der Nähe von Pillau.
Der Name ist aus „neue Häuser" ge-
bildet.
Neujahr, pltd. NUejar (a = ä\ n., Dem.
Nü^ärke. Hei ös munter vne e Nüe-
järke. Sprw. H, 1892.
Neujahrgreifen, n., s. GlUckgreifen.
Neujahrsbock, m.^ eine maskierte Per-
son, welche am Sylvesterabende von
Haus zu Haus geht zum Schrecken und
Jubel von jung und alt. Das Haupt-
requisit der Maske ist gewöhnlich ein
umgekehrter Schafspelz.
Neujahrsheilgenabend, pltd. NUejars-
hVllgeawend, m.^ Sylvesterabend. An
diesem Abend herrschen mancherlei
früher abergläubische Gebräuche, die
jetzt vielfach nur den Charakter der
Belustigung tragen. Diese, an betrefFen-
der Stelle abgehandelt, sind folgende:
GlUckgreifen^ Zinngiefzen; Sc/dorrchen-
9€hmei/zen ; Lichtchenschwemmen; Haber-
schwemmen; Rosemock/agen. Weitere
Gebräuche, deren Anfuhrung aufzer
den Grenzen dieses Buches liegt, s.
Volkskal., 31—67. Über die F^ier des
Abends im Natangenschen s. Boldt,
16 f.
Neunaugenreuse, /., Reuse zum Fang
der Neunaugen. Beschreibung u Ab-
bildung in Benecke, 397 f. S. auch
Aalreuse.
Neunaugensack, m.,Sacknetz zumFange
der Neunaugen. S. Wenter.
Neunaugenwarte, /., Warte (s. d.) zum
Fange der Neunaugen. S. Benecke,
388.
Neunerlei Blumen, — Kraut, s. Kraut
— Gewürz, Medik., Tragea aromatica.
Pulvis aromaticus. Neunerlei Gewürz^
wie neunerlei Kraut wird beim Aus-
treiben des Viehes unter die Stallthür-
schwelle gelegt; das Vieh ist dann ge-
gen Behexen gesch&tzt.
Neunheil, n., Pflzn., keulenförmiger
Bärlapp, Lycopodium clavatum L. Ha-
gen, 1084.
neunklug, adf.^ üblicher pltd. nfige-
klAk, klug wie neun, überklug, altklug,
gerieben, pfiffig, vorlaut. Sprw. 1, 2777.
Bei Schemionek, 26: neegenkJug.
Davon
NeunMuger, pltd. NSgekMker, m., Pfiffi-
kus, Schlauberger etc.
Neunkraft, /., Pflzn., gebräuchliche
Pestwurz, Petasites officinalis Mnch.
Ostpr. Pritzel, 268.
Neunmal des Teufels, pltd. nege mal
det Diwels, Medik., Tinctura Asa foe-
tida,
Neunmannskraft-Tropfen, fJwr.y pltd.
Nigemannshraft - Droppe{s ) , Medik.,
Tinctura aromatica.
Neunspitzen, Pflzn., roter Gänsefulz,
Chenopodium rubrum L. Hagen, 282.
neuschTrig, rein pltd. ntschtrig, nttschtrig,
adj,^ neugierig. Ntschtrig wie e Nachts
gäl. Om se recht muschirig to meaken^
Bracht he eck Breaden. Dzg. Nhg.
Parad., 46. Ntschtrig war de Moder
drop. Samland. Firmenich III, 498b.
,..uis nigschtgy efte (ob er) nü de
Diwel seie wdt Konitz. Ibid., 637a.
Davon: der Neuschtr'ge und die Neu-
schtrigkeiL Väl NiescMage koame noa
Hus on hebhe nuscht geseene. Boldt,
12. Hennig, 170. Brem. Wb. HI,
240: nifsgirig; Dähn., 329a: nyUck;
Schamb., 145a: ntferig; Vilmar, 283,
und Anton, 10, 15: neuschierig; Dan-
neil: nischirig^ nitschirig. Sperber,
23, hat noch niglig.
Neu-StonupVhnen, Ortsn., s. Stonu»
pöhnen.
Neuteich, pltd. NUe^lTk, Ortsn., Stadt
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Neuzeugmacher — nichts.
97
im grofz. Werder. 6n Nüedik send de
arme Lüed nich rtk.
Neuzeugmacher, m., Yerfertiger fran-
zösischer (neuer) Tuche. Das Neu-
zeugmctchergewerk hat 1714 durch den
französischen Fabrikanten Neuville sei-
nen Anfang genommen. Bock, Nat.
V, 409.
nSweddrig, adj. 1. widerhaarig, wider-
setzlich, widerstrebend, widerspenstig,
ungehorsam, unliebenswürdig, einer, der
toedder on wedder ne (wieder und wie-
der nein) sagt. In dieser Bedeutung
auch ntweddersch und n6wenderig. 2.
verstimmt übel gelaunt, grämlich, ver-
driefzlich, unzufrieden, unlustig. Dzg.
W.Seidel, 32. Dzg.Nhg. Oberland.
Wer^noch so sehr nöwed'rich es, On-
mackUch on verstommt^ De ward glick
froh^ dat es gewefz^ Wennt Kwe Fer-
johr kemmt. Violöt, 197. So best ok
du (Napoleon) bt onsem Glock nckoedd-
rig stets gewese. Dat Danziger Voll-
blod. Schemionek, 26: neewiderig.
Vgl. Pierson, A. W., 28, wo auf gäl.
nuoidarrach hingewiesen ist.
Newod, nach den verschiedenen Schrei-
bungen noch Newot^ Niwad, Niwod^
Nnoat, Nywat^ Niewaty Niewody Nie-
woty Nisaty m, Name eines Fischer-
netzes, dessen Gebrauch bei Verleihung
von Fischereigerechtigkeiten häufig un-
tersagt wird. Nach Hennig, 171, das
gra&e Wintergam, womit in Preulzen
unter dem Eise gefischt wird; nach
Benecke, 360, das grolze Wintei^arn
der Binnengewässer, masur. nievxyd,
Niewod oder grofze Zuggame^ deren et-
liche 5, 6 bis 800 und mehr Klafter
hauen. Pierson, Matth. Prätor., 117.
Bei Hartknoch, 667, Newot; in dem
Privilegium der Stadt Elbing von 1248:
Niwad. Mm. hist Warm. I, 20. In
andern Urkunden Nywod, Nach Hen-
FrtechMw. WÖrurboch U.
nig wird das Netz in Waifzels pr.
Hist., löO, Nisat genannt; in einer ge-
schriebenen Chronik steht bei demsel-
ben Worte am Rande: Nywod heifzt
Liewad, ist ein grofz Wintergam. Man
findet es auch durch Störgam über-
setzt, weil damit die Störe gefangen
werden. Pisanski, De lingtui Polo-
nica Jwrisconsulto Prusdco utiUssimay
S. 4 u. 5. Lit. ist newddas das grofze
Netz, das von zwei Kähnen gezogen
wird; rass. nhoody ^poln. niewod iQi ehea-
falls das grofze Zaggam, die Wathe.
Nsslm. Forsch. 2; Th. 112. Lit. Aeq.,
20.
nibbeln, sw.y s. nippern.
nibber, adf., emsig, thätig, hurtig.
Dönh. Samland.
nibbem, sw.y s. nippem.
Nibrus, m.y Nashornkäfer, Oryctesnor
sicomis, lit. nibras. Mühling, Tiem.,
175.
nich, adv.y nicht. Noch nich. 2. wohl,
vielleicht, etwa. Kann ich nich(t) mit-
kommen? Kann ich nicht för 3 Pfen-
nig Zucker kriegen?
Niclitenschaft, /, Verwandtschaft im
weitesten Sinne des Wortes, von Nichte.
Wt son Nichte tohöp, wir sind Nichten
zusammen, zur Bezeichnung einer Ver-
wandtschaft, die sich nicht mehr nach
Graden bestimmen läfzt, bei Frauen
sowohl, als auch bei Männern. Pas-
sarge, 214.
Nichts, pltd. Nuscht, n., wei/zes, Me-
dikament, Nihil albumy Tutia alba
farinacea. Die bäuerischen Hausmütter
auf der Elbingischen Höhe bedienen sich
eines rothgelblichen Thons anstatt des
wei/zen Nichts bei den Kindemy wenn
dieselbige wund sind. Bock, Nat. H,
69 f. Auch wei/z Augennichts.
nichts. Schweinkraut fressen die
Schweine wie nichts — zu ergänzen
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98
Nicke — Niederung.
wäre: anderes gern = sehr gem. Saal-
feld.
Nicke, NUcke, /., plur. Nicken und
fast allein gebräuchlich, pltd. NScke,
üble, mürrische, boshafte Laune, Mucke;
Tücke, Groll. Er hat Nicken tvie ein
altes Postpferd. Sprw. I, 2780. Denn
du hast auch deine Nucken. Soph. R.
VI, 214 f. Hermes weist auf das frz.
petite tete hin. Er la/zt nicht von sei-
nen Nicken. Einem die Nicken aus-
treiben — vertreiben^ ihn durchprügeln.
Richey, 175. Brem. Wb. III, 251.
Vilmar, 286. Hennig, 172.
Nickel, Neckei, m. u. n., leichtsinniges,
feiles Frauenzimmer. Kommifznickel, m.,
Soldatenhure, gemeines Frauenzimmer
überhaupt. Zunächst ist Nickel ein
kleines Pferd, engl, nag^ holL negge^
die Bedeutung Hure würde übertragen
sein. Vgl. Brem. Wb. HI, 240. Ade-
lung ni, 489. In Pommern Hure.
Dähn., 329 b. Als wegwerfende Be-
zeichnung für ein Mädchen bei Her-
mes: Was der Nikel für ein ascendant
Ober die alte Frau gehabt hatf Soph.
R. V, 569. Bock, 37. Hennig, 168.
Bernd, 190. Anton, 10, 15.
Nickel, Nitteklas, woraus Nätklas, auch
kurz KI&8, Klaus, m. Vom., Nikolaus.
Hartwich, 54. Vgl. Nätklas.
Nickelsnih, /., Medik., s. Nicklasruh.
nickkSpfen, pltd. n8ckkoppe(n), sw.^
mit dem Kopfe nicken, sitzend schlum-
mern.
Nicklasruh, Nickelsnih, /., Medik., Re-
quies Nicolai^ Schlaftränkcheo, Ruh-
pulver, Beruhigungssäftchen, Opium
enthaltend. Vgl. Adelung lU, 480:
Neunerlei. Das sagt man überall, da/z
die Wärterin in der Doctorapotheke am
Ro/zgarten eine Dosis Nikekruh geholt
und . . . dem sei. Kinde als ein Schlaf-
tränkchen beigebracht hat, Soph. R. V^
488 u. 486.
Nicknelke, /., Pflzn., nickender Tau-
benkropf, Silene nutans L. Hagen,
464.
nicksch, nilcksch, pltd. necksch,nScksch,
adj.j nickisch, mit Nicken behaftet,
eigensinnig, launisch, heimtückisch. He
ÖS necksch as Kungen Kcbbely de wuU
nich Häwer freten. Sprw. I, 2782.
Hennig, 172. Im Bremischen miksk.
Brem. Wb. III, 251 ; in Pomm. näcksch^
nücksch. Dähn., 320a. 332a; im 6öt-
tingenschen nucksch^ nücksch. Schamb.,
146b.
Niedau, Ortsn., Dorf im preufz. Wer-
der, ön Niedau steht de KUvitt Sn de
Stakcj to März Idte se em herut, Sprw. I,
2784.
Niederholder, m., Zwergholunder. S.
Ackerholunder.
niederMchtig, adj. u. ado., herab-
lassend gegen Ärmere, leutselig. Da£s
enmäl en niederträchtger Herr^ ein Herr,
der mit dem Mann aus dem Volke
wohlwollend und leutselig verkehrt 0
tvie so niederträchtig kommst dUy Herr
Jesus Christ. Gesangbuchlied. Soph.
R. HI, 27. Ebenso bei Schütze HI,
147. Schamb., 145a. Vilmar, 283.
Danneil, 147a. Anton, 2, 14. Mi,
58 b. Vgl. gemein.
Niederung, pltd. Nedd'rung, f., das
Marschland des Weichseldeltas, w^en
der niedrigen Lage, der geringen Er-
hebung über den Meeresspiegel; auch
Werder (s. d.). In entschiedenem Ge-
gensatze zur Niederung rücksichtlich
der Erhebung wie des Ertrages steht
die HShe, nach den beiden Hauptorten
der Niederung unterschieden in Dan-
ziger u. EUnnger Hohe. Lewer an de
Neddrung vasüpe^ as op de Hög vadrege^
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Niederanger — Nilling.
99
lieber in der Niederang — bei den hin
and wieder sicK ereignenden Über-
schwemmungen — ertrinken, als auf
der Höhe vertrocknen — Not leiden
vor Dürre. Lieber in der Niederung
venaufen^ als auf der Höhe verhungern.
Sprw. I, 2787. Passarge, 238. —
Man bildet von Hohe das Adjektiv hS-
hitch (s. d.). Das Marschland des Del-
tas der Memel(Niemen) heilzt dieZ/ttom-
sche oder TUsiter Niederung. Vgl.
Nehrung.
Niederunger, Nedd'runger^^t., Bewohner
der Niederung.
niedlich, adj.^ freundlich, liebenswür-
dig. Das ist niedlich! also wollen Sie
bei der Frau E. ein gutes Wort s^echenf
Soph. R. II, 286. Aber auch, ironisch,
das GegenteiL Das (JJwrecht) soll ich
mir gefallen lassen? Nun, das wäre
niedlich!
Nierenkalb, m.y Fehlgeburt beim Rinde.
Der mit nierenartigen Knoten versehene
Fruchthalter kommt umgestülpt aus der
Scheide. Das nierenartige Aussehen
der Geburt hat zu dem Namen ge-
führt Mühling.
Niesekraut, Nieskraut, n., Pflzn. 1.
Sumpfgarbe, AchiUea ptarmica L. 2.
Sumpfwurz, Epipactis latifolia L. und
Serapias rubra L. Hagen, 899. 921.
925.
niesen, sw.^ hin und wjeder mit star-
kem Particip genossen. Treichel. be-
niesen, SU7., bestätigen, mit Eop^ Nase
and Hand, welche beim Niesen th&tig.
Er hat es beniest^ folglich mufz es wahr
sein^ wenn jemand eine unwahrschein-
liche Sache erzählt, und er selbst zu-
fallig oder ein Zuhörer boshaft dazu
niest Hennig, 170.
Nieskraut, n., s. Niesekraut
niet- und nagelfest, adj.^ das fest Ge-
nietete und Genagelte; daher in Woh-
nungen die Immobilien. Vor dem ist
nichts niet- und nagelfest. Im Bremi-
schen need' un nagel-vast Brem. Wb.
III, 226. Hennig, 171.
Niewod, m., s. Newod.
ntfen, sw.^ der eigentümliche pfeifende
Atem ton bei verschnupfter Nase. Müh-
ling.
Niff, NSff, auch Nui, /., Nase. Öck
gäw dt ent op e Niff — op e Nui. Hei
haud mie vor de Nöff^ dat mie de
Schvnem anquom. Carm. nupt. I, 282.
Angs. nd>b, engl. nt6, dän. näv^ holl.
neb Schnabel, Nase; im Bremischen
Nibbe. Brem. Wb.m, 236. iVi/is da-
selbst, 237, eine Naseweise; in Hamburg
Nüffe^ Nase; ebenso im Holsteinschen,
in Pommern. Schütze III, 155. Dähn.,
331b. Vgl. vemifflig.
nlfribldsch, oc^'., korrumpiert von neu-
fränkisch,
niggelnagelneu, ad^\^ s. nagelneu.
ntglig, adj.^ neugierig, s. neuschtrig.
Nignag, 9n., sehr schmutziger Mensch.
Mühling.
Nikolaiken, Ortsn., Städtchen in Ma-
suren, im Kr. Sensburg, das sich durch
Fischfang (Stinte) auszeichnet. Lokal-
spott: In Nikolaiken liegt ein Stint-
hengst an der Kette. Mühling. Sprw.
I, 2789. Vgl. Arys.
nTkonune, adj. De niekomme Zepter^
der neu angekommene Lehrer. Dzg.
Nhg. Viol^t, 98.
Nilk, m., s. Nilling.
Nill(e), /., auch Niller, m., penis.
Ebenso in Posen, in der Altmark.
Bernd, 191. Danneil, 147a.
nillen, sw.^ s. nälen.
Nilling, m., nach Treichel auch Nilk,
ntis. Ebenso in Posen und Oberlaus.
Bernd, 191. Anton, 10, 16. Bernd
weist für die Herleitung auf das schwed.
Uly illeTy isl. ilia, Ulr böse, woraus
7*
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100
Nimm — nischt.
üUngr lU-ing^ nebub. Dieselbe Her-
leitang s. auch Brem. Wb. II, 695.
Wird» dich denn bdfzen^ aufr^sen^ an-
Jumchen wie ein Nülling oder Wiesel?
Soph. R. I, 374. Vgl. Duck.
Nimm, von nehmen^ als EigeoDame.
Er ist vom Stamme Nimm, er ist ein
Geistlicher. Sprw. I, 2790. Von einem
Unverschämten sagt man: Hei ös vom
Stamm Nömm^ stn Väder het Drist
Kgsbg.
Nimmerdaun, pltd. NSmmerdOn, m.y
einer, der nimmer daun wird, ein Nim-
mersatt. Vgl. dOn.
nimmermehr = ganz und gar, rein.
Das ist nimmermehr wie Gold^ das ist
rein wie Gold. Marold.
Nimmermehrstag, Nimmerstag, m., Nim-
mertag. Er bezahlt s am Nimmermehrs-
tage, Mühling. Auf den heiligen
Nimmerstag. Mewe. Vgl. Pfingsten.
Nimmerstill , Pflzn. , Pfennigkraut,
Thlaspi; auch Schillinge, Taschendieb.
Saalfeld.
nTp, ebenso pltd., aber auch nep,
nepkes, adj. 1. genau; vom Sehen und
Hören. Er kann ntp sehen, scharf
sehen — ntp hören, scharf hören.
Hohe ma neppkes to. Jerrentowitz.
Volksr., 87, 366. 2. nahe. Sieh nicht
so ntp, du verdirbst dir die Augen, Ge-
wöhnlich vermischen sich beide Be-
griffe beim Sehen, und heifzt ntp sehen
mit Anstrengung und Aufmerksamkeit,
genau und nahebei mit niedergebeug-
tem Kopfe sehen. Ich habe mir zwar
den Kerl . . . nicht so nipp angesehn.
Soph. R. VI, 255. Hermes zieht das
frz. fixer quelqu'un an. Hennig, 176,
weist für die Ableitung auf das niederl.
nibben, nipken den Schnabel einstecken,
uneigentlich die Nase, das Gesicht nahe
an etwas bringen, was diejenigen thun,
die etwas genau besehen wollen. Im
Bremischen, in Hamburg, im Holstein-
seben, in Pommern nipp, nippe. Brem.
Wb.in,241. Richey, 174. Schütze
III, 149. Dähn., 329b. Danneil, 147a.
Nippchen, Nips, n., ein klein wenig,
ein Neigchen, ein bifzchen, ein kleines
Stück. Ein Nippchen — e Nips Brot
nippein, sw., s. nippem.
nippen, pltd. neppen, nSppe(n). sw.,
sitzend schlummern, wobei der Eopf
oft unfreiwillig nippt nickt; auch schlum-
mero überhaupt. Ich will noch ein bifz-
chen nippen. Bei Jeroschin nucken:
nü sul wir ht vorzuckin, dt rede Idzin
nuckin und abir her in vUchtin ein teil
von den geschichtin 39c. Pfeiffer, 201.
Mit dem Kopfe nicken heifzt in Bayern
gnavpen, bei Tage schlummern nau-
neln, leicht schlummern nwren, nardn^
nafzen. Schmeller, 699. 696. 704.
683. Birlinger, 348a. Im Göttin-
genschen ebenfalls nippen und Nip, m.,
ein Schläfchen. Schamb., 145 b.
Bock, 37. Hennig, 169. Davon ab-
nippen.
nippern, nibbem, sw., nippen, in wie-
derholten kleinen Zügen trinken. Hen-
nig, 172. Auch nibbeln und nippein.
benibbeln, sich, sich allmählich benip-
pen, betrinken. In Bayern nipfen,
nipfeln, Schmeller U, 700. Ebenso
in der Oberlaus. Anton, 10, 16. In
Mecklbg.-Vorpom. niwweln. Mi, 59b.
Vgl. labbern.
Nips, n., s. Nippchen.
nirgeln, sw.y s. nttrgeln.
Nts, m. Vom., Kürzung von Diony-
sius. Hart wich, 54: Nyfz. Vgl
Tennis.
Nisat, m., s. Newod.
NTs-chen, w. Vorn., Dionysia. Uart-
wich, 55. S. NTs.
nischlrig, adj,^ s. neuschtrig.
nischt, nichts, s. nuscht
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Nistel — Norce.
101
Nistely /., Pflzn., Mistel; Vücum aU
bum L. Vgl Mestel.
Nttelchen, Ntdelohen, pltd. Nltelke, Nf-
delke, n., zur Bezeichnang eines nied-
lichen Mädchens. Eck sack en Nie-
telcke von der Ddhr wegschUecke, Carm.
nupt. 1, 282, 2. S. Fiamiedel unter
fix.
nitsch, ad^. m ctdv,^ eifrig, tapfer. Efr
haut nttsch drauf los. Stamm ist das
ahd. nidy mhd. nit^ m., Anstrengnng,
Eifer; feindseliger Eifer, Erbitterang,
Unwillen^ Zorn, Ingrimm. S. Schade,
Wb., 648b.
Nittekias, m. Vom., s. Nickel
nitten, aw.^ netzen, spritzen und zwar
im Strahle. Kinder nehmen den Mund
voll Wasser und nitteriy d. i. yerspritzen
es durch die zugespitzten Lippen in
weitem Strahl. Treichel. Vgl. schnirk-
seiL
ntwer, o^'., lustig, munter, freund-
lich; artig, niedlich. Dönh. Friedland
Ostpr. Verwandt mit ahd. nim^ nmwi,
mhd. niwey ntuwe neu, frisch; ohne
Alter und Erfahrung^ sich immer wie-
der erneuernd, nie veraltend. S. Schade,
Wb., 655 b.
Niwod, m., s. Newod.
Niwolly /., Not, Elend; von dem poln.
niewola Zwang, Not, Knechtschaft.
Sperber, 38.
nix, nixt, unbestimmtes substanti-
visches Zahlpronomen, nichts. Was
hast du dal Nix. Daraus das Dem.
Niache, das Nichts-chen. Zu Mittag
ffiebfs ein silbernes Nixche und ein goldr
nes Warteweüche, Im Holsteinschen
ebenfalls nio;. Schütze III, 149. Vgl.
Nixe, /., kleine Kugel, mit welcher
die Kinder spielen. Gedanism. VgL
nixt, s. nix.
Noacht, Nagt (oa u. a = a), /., Flui'zn.,
Nogat. Dat Is ging af en Noacht on
Haff. Dorr, 41. Twoschen Wiessei on
Noacht Titel von Dorrs Plattdeut-
schen Gedichten. S. die Abkürzungen
im 1. Bande. Über die Herleitung des
Namens Nogat vgl. Neumann, Die
Namen Nogat und Weichsel. N. Pr.
Prov.-Bl. a. F. VI, 411 ff. S. ebend.
noch Vn, 301 ff., Vm, 55 ff. und
Nsslm., Th., 114.
Noahkasten, m., alte Kutsche. Müh-
ling.
Nobelskrug, m., richtiger wohl Nobis-
krug^ Schenke oder Wirtshaus des
Teufels, Hölle. Nach Nobelskrug rei-
sen^ sterben. Tilsit. Sprw. 1, 115. Über
Nobiskmg vgl. Grimm, Deutsche
Mythol. II, 954. Schwartz, Der heut.
Volksglaube. 1862, 125. Vilmar, 284.
Weigandll, 283. Mnd.Wb.ni, 190b.
Korrespbl. V, 28 f.
Noche, w. jüd. Vorn., s. Nache.
nScksch, adj.y s. nicksch.
N»ff, /., s. Nlff.
Nokb(w)er, m., nokb(w)ern, sw., Nok-
b(w)er8che, /., s. Nftber, nftbern, Nftberin.
Nonne, /. 1. eine verschnittene Sau.
2« wahrscheinlich die Eisente, Anas
glacialis. Mühling, Tiem., 175. 3.
eine Art tief gehöhlter^ schmaler Dach-
pfannen, wie man sie noch auf ganz
alten Kirchdächem findet. Die über
zwei Nonnen liegenden convexen Pfan-
nen heifzen Mönche (s. d.).
nonnen, sw.^ eine Sau verschneiden,
zur Begattung untauglich machen. Hen-
nig, 172. Vgl. mönchen.
nopper, adv., Kürzung des pltd. hin-
opper hinauf, nach oben zu. Müh*
ling.
Norce, Norcye, /., eine Art Pflug.
Stannen hat dV, Dienste und giebt vom
Dienste 1 Pfund Wachs . . . und pßu--
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102
norcheln — Nowia.
gen mit der norce. Prustenik hat 2
Dienste und giebt . . . und pßuget mit
der norcye, Zinsregister von Sehesten
1437. Toppen, Altpr. Mon. IV, 152.
Pierson in den Lit. Aeq., 20, hält
Norce für gleichbedeutend mit Norgel-
eisen und dem lit. nordgas Pflugschar;
später in Altpr. W. weist er auf das
estn.norX:^ Winkel bin, liest nor^^, wor^/ö
und erklärt es als Hakenpflug. Vgl.
Nsslm., Forsch. 2; Th., 114.
norcheln, sw.^ s. morcheln u. nörgeln.
Nordenburg, Ortsn., Stadt im Kreise
Gerdauen. Spott: Ftf os üt^ segge de
N6deborgef\ Bezieht sich auf ein Kar-
tenspiel, in welchem die Partei, welche
fünf Stiche macht, gewonnen hat. Sprw.
I, 1024.
Norderfahrt, /., der eigentliche, ab-
gedämmte AbfluTz der Weichsel nach
Norden. Passarge, 158. VgLWesler-
fahrt
Norgau, Ortsn., s. Klein-Norgau.
Norgel, Norgeleisen, n., Pflugschar^
das Spitzeisen am Pfluge, womit die
Erde aufgerissen wird; lit. nordgas, S.
Bock, Nat. ni, 665; Y, 514 (mit Ab-
bildung). Hennig, 172. . Nsslm ,
Forsch. 2; Th. 114. Pierson, A. W.,
28; Lit. Aeq. 20. Vgl. Norce.
nörgeln, «eo. 1. säumen, langsam bei
einer Sache sein. Bock, 38. 2. durch
vielen Gebrauch abnutzen, zerarbeiten;
daher auch abnorgeln (s. d). Hen-
nig, 172. Schemionek, 26. 3. durch
handgreifliches Liebkosen ermQden und
abquälen, durch ruhelose Einwirkung
bearbeiten, m&rbe machen, zu gewin-
nen suchen, unaufhörlich schieben und
drängen; lit. niürkytiy su-niürkgH quä-
len, zerquälen. Nsslm., Th., 219. Vgl.
morcheln. 4. brummen, knurren, ver-
driei'zlich sein; in Hamburg u. Bremen
nurken. Richey, 175. Brem. Wb. IH,
252. 5. s. V. a. ndrgeln (s. d.).
nSrgeln, sw.^ s. närgeln.
NSrgelpeter, -hana, m.y Krittler.
norkeln, «tc., s. nurgeln.
' nSrksen, sw.y s. nurksen.
nOrschy adv.y wenigstens, in dem Sinne
von bei 2. (s. d.). Marold.
no8 kennimus, warnender Zuruf: Deine
Gesinnnngsart ist mir bekannt! Sper-
ber, 46.
No8S-che, NOIzen, m. jQd. Vom.^ s.
NOfzen.
Not, w. Vom., Renate. Dzg. Nhg.
Viol^t, 102.
nSt (5 kurz), adj.^ nütze. Dat os
nuscht noty das ist nichts nütze, wert,
ist untauglich. ÄUa (EartofTeln) nuscht
not In der Gegend von Friedland
Ostpr. wird nuscht not zusammengezo-
gen zu nschtnSt
NOtel, /., schriftlicher Vertrag, Hei-
ratSYertrag; daher auch Helratsnötel.
Vom lat. noton^ notula. Ebenso in Bayern,
dort aber auch das Verb notdn.
Schmeller II, 720. Hennig, 172.
Notfi8Ch, 9a, die Schmerle, Ccintis
barbatuloy weil man sie nur in der Not,
d. h. wenn keine anderen Fische zu
haben sind, ifzt. Gegend von Fisch-
hausen, Grünhof, Zinten, Mehlsack.
Bujack, 395. Muhling, Tiem., 175.
S. Schmargel.
Notgroschen, ?n., Geldersparnis für
Notfalle. Li gleichem Sinne hier und
in andern Gegenden Notpfennig, Not-
schUling. Vgl. Brem. Wb. HI, 243.
Dähn., 331a.
NOts, substantivisches Adjektiv, in
Zusammensetzungen wie Nötafunge,
Junge, mit dem man seine Not hat
Ndtskerl Vgl. mords.
NOwia, m,y s, Nftbger.
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nschnot — nurksen.
103
nsehnOty adj,<, Abkürzung von nuscht
not e= nichts nütze, wertlos; s. nSt
nOy ndü.^ nan. Na nv! Wa£$ nü
wedder losf Ygl. na.
Nucke, Lockruf^ s. Nuckel.
NUcke, /., s. Nicke.
Nuckel, Dem. Nuckelchen, n. 1. zur
Bezeichnung eines kleinen Kindes, Tie-
res, namentlich herzliche Benennung
des kleinen Lieblings; auch kleines
Frauenzimmer. Mein trautstes Nuckel-
chen! Das ist ein Ntcckel — ein NuJu-
kelehe. Ygl. Kleinnutsch. 2. Lockruf zum
Schwein, namentlich zum Ferkel; auch
Nucke.
nuckelig, nucklig, adj. von Nuckel^
klein, zierlich, lieblich. Ein nuckliges
MargeUchen.
nOcksch, o^., s. nicksch.
nucksen, sw.^ Iterativ von nicken^ von
Pferden, die bei schwerer Arbeit bei
jedem Schritt mit dem Kopfe eine
nickende Bewegung machen; auch von
Manschen, die beim Ziehen von Lasten,
beim Gehen oder sonst mit dem Kopfe
nicken. Marold.
nudeln, sw. 1. mit Nudeln futtern,
mästen. Die Gans nudeln. 2. einen
reichlich pflegen, ihn hegen. M ühlin g.
Im Schwäbischen: ein Kind liebkosend
herumbalgen. Birlinger, 356a.
Nieche, w. jüd. Vom., s. Nache.
nüel, adj. u. adv.^ nieder, abwärts.
Wenn eine Nadel oder sonst anderes
kleines entfallenes Ding aufm floor oder
Bodem gesucht wird, mag solches niclu
MO behende gefunden werden, wenn man
nach selbigem gleich nieder ab oder nüd
scJucwet; denn ersiMch, so kan das Licht
van gesuchter Nadel in die Augen nicht
fallen oder reflectiren, angemercket dafz
einschräge einfallendes Licht auch schräge
von der Nadel weg prallet, fället also
bei solchem nilelen sehen die Nadel ins
Auge ohne Licht, we/zwegen sie nicht
mag gemercket werden, Line mann,
Bbbla.
nuggelnagelneu, adj., s. nagelneu.
nuggern, sw., Iterativ zu nagen, na-
gender Schmerz in den Zähnen. Der
Zahn fängt an zu nuggern, Trei-
chel.
Nui, /., Nase. Vgl. Hui u. Niff.
nuien, sw., zögern. Nui nich so lang!
Dönh.
Nulk, /., Tabakspfeife, s. Lullchen.
nullen, sw,, von 0 = Null, ein neues
Jahrzehnt des Lebens beginnen. Wie-
viel mal hast du genuUtf hört man
oft bei Aufiiahme der Klassensteuer-
Rollen fragen; auch als Frage an junge
Leute, um sie in Verlegenheit zu setzen.
Man nimmt in letzterem Falle nullen =^
coire. Vgl. Sprw. I, 2807.
NUlling, m., s. Nilling.
NOme, w. jüd. Vom., s. Name.
Nummer, /. Nummer sicher, Polizei-
gefangnis. Sie brachten ihn nach Num-
mer sicher.
nummem, sw., coire. Treichel.
Nuppen, n., s. Dreb.
Nurgel, m., Stock im Butterfasse; auch
Sturgel.
nurgeln, sw. 1. rütteln, wackeln an
einem Gegenstande, etwas hin und her
reiGsen, schieben, drehen, um es los
zu machen. Davon abnurgeln. Am
Schlosse nurgeln, daran zerrend arbeiten
um es zu öffiien. Mühling hat noch
norkeln, mit der Thür hin und her wak-
keln. 2. mit stumpfem Messer sägend
schneiden. Brot nurgeln. Vgl. murk-
sen.
nurksen, sw. 1. ab und zu ein Eiiur^
ren hören lassen. Marold. InWestpr.
nSrksen, zur Bezeichnung des ruckweisen
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104
Nurreck — Nufzschale.
Grunzens der Schweine. T reiche!.
2. angestrengt arbeiten; in beiden Be-
deutungen mehr wohl murhen (s. d.).
Nurreck, m, Nurrecks machen^ wie-
derholt beim Schwimmen untertauchen;
von dem poln. nurek Taucher, Colym"
bu8 L. Neidenburg. Gortzitza.
Nuichel, m., unsaubere, träge, un-
ordentliche Person. Couleur de Nuichely
Schmutzfarbe, Durcheinander von Far-
ben; nach den Gedanism,: Couleur de
Muschel.
nuteheln, 9w. 1. mit der Nase, poln.
no8, w&hlen; in Bremen nusselriy in
Pomm. nüscheriy in Bayern nueschen
(Nusch Schwein), engl, nuzzle. Brem,
Wb.m,252. Dähn.,332a. Schmel-
1er n, 712. 2. zaudernd, säumig, ohne
rechten Zweck arbeiten, eine Arbeit
unvollkommen, unordentlich, oberfläch-
lich verrichten. Sie nuschelt das so ab^
da/z es nach gar nichts aussieht Sie
nuschelt den ganzen Tag rum und bringt
nichts vor sich. Lett knuschinät^ nur
schellt nicht recht arbeiten. Pierson,
Altpr. M. Vm, 367; A. W., 29. Vgl.
nälen. 3. schmutzig, unsauber arbeiten,
Flecken in eine Arbeit bringen; in die-
sem Sinne auch naicheln und ab-, be-
nuicheln. Eerrjes-che^ vne hast du dein
Nähzeug benuichelt! Die Kleider he-
nuScheln. Auch leAexiv: sich benuscheln,
Sperber, 42^ hat in diesem Sinne auch
niicheln, beniicheln. 4. undeutlich, mit
Yerschluckung von Lauten sprechen.
Wer so liest vemvAchelt die Wörter.
vernuicheln auch verwischen, ver-
wuhlen. Im Götting. nuseln^ nuseln
näseln. Scham b., 146b. Vgl. Bock,
38. Hennig, 172. Danneil, 148b.
Anton, 2, 13. Hupel, 161. Sall-
mann, 37b. — Davon: nutehlig (naich-
lig), adj.y in allen Bedeutungen. Sie ist
ein nu4chliges Frauenzimmer. Nuichel-
nase, /., zur Bezeichnung einer säumi-
gen^ unfertigen, unsauberen und nicht
sorgfaltigen Arbeiterin. Hennig, 173.
Ebenso Nuichellise, -lotte; Nuichelhans,
-peter; Nutehler.
nltechlrig, adj.^ s. neuschtrig.
nuschnSfZy adj., s. nuschtnötz.
nuichrig, adj.^ nach Bock, 38, und
Hennig, 173, unsauber, unreinlich,
also s. V. a. nuschlig; nach Mühling
aber auch unansehnlich, elend.
nuscht, ni8chty nixt, nix, das unbe-
stimmte substantivische Zahlpronomen
nichts; auch als Substantiv. Zur Ver-
stärkung nuscht nichy hchd. nichts nich.
Es ist (im Glase) nuscht mehr ^ drin.
Nuscht on nei ös tweierlei. Von nuscht
OS nuscht. Keen Voagel^ keen nuscht
lett sock heare. Boldt, 10. Dat ös
man nuscht. VolksL, 7, 5 I, 2. 2ju
Mittag gid)€s bunte Nuscht mot gele
Feikes. — Nuscht mot ne on Salat dartö.
Sprw. I, 2640. Hei gew mt nuscht nich.
Ach dat schaät nuscht^ macht nichts
aus. Spook, 470. Peterke^wat schadet
dtf Rein nuscht nich. Volksr., 88, 370.
Vgl nfoc
nuschtnStz, adj.^ nichts nQtze, unnutz,
untauglich; auch nuschnSfz. Schemio-
nek, 26. Vgl. n8chnSt
nllssen, sw.j nach Nüssen suchen.
Wenn de Huingd maise (mausen) on
de Jägasch nösse, dann os es mot da
Jagd geschosse, Ermland. Sprw. I,
1741.
NOfzen, NOfzen, Noss-che, m. jüd. Vom.,
Nathan; auch Attan. Flatow. Schmitt,
113.
Nufzkamm, pltd. NStkamm, m., enger
Kamm zum Abkämmen der Nisse und
Läuse; daher auch Lauskamm.
Nufzkopf, pltd. NStkopPi und nur pltd.
als Schimpfwort, Kopf mit Nissen.
Nufzschale, pltd. Netschal, f. Er geht
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Nufz6chei(üzer — ö.
105
me auf Nufzichaien^ langsam, unsicher,
vorsichtig. Wie de Katt op Nätschäle
gäne^ so gehen wie die Katze, wenn ihr
NoTzschalen auf die Falze gesteckt wä-
ren, also unsicher.
Nufzscheiber, gewöhnlich nur pltd.
NSIschtter, m.^ Knauser, Geizhals. In
Pommern Netemchiter. Dähn., 328 a.
Nufzstrauch, pltd. NStstrOk, m., Hasel-
nuTzstrauch, Nul'zstaude, Haselstaude,
Coryliis aoeUana L. Hagen, 1007.
Nut, w. Vorn., Anna. Hart wich,
55.
Nttt, Nim, /., der Bedarf; das Not-
dürftige. Zur NüU haben, das Not-
durftige haben, zum eigenen Bedarf
haben, aber auch nichts darüber. Na-
tangen.
nutsch, adj.y klein, unansehnlich; auch
nutschig und als Substantiv Niltsch, n.
Aus mischt nichts. In der Zusammen-
setzung mit /dein: Kleinnutsch (s. d.).
In Westpr. Nutsch Name für ein klei-
nes Schwein u. Lockruf für Schweine
überhaupt.
nOzundy adv.^ jetzund, jetzt; Bildung
wie jetzund aus nun und und.
0.
Oy YokaL Das gedehnte o klingt
pltd. grol'zenteils gleich hchd. : Ndt Not,
Ros' Rose, wo wo, BSn' Bohne, grSt
grofz, rSt rot; seltener verkürzt es sich:
Hcn{n)ig Honig, Mos Moos, Bod(d)em
Boden. In Natangen und in Danzig
nebst Umgegend (sogar bei gebildeten
Danzigem) geht es in ein bald ver-
steckteres, bald ganz offenbares au
über: mu so, wau wo, frau froh, draue
drohen, während es in anderen Provinz-
teilen ein gedehntes ä {läwe loben,
bäwe oben, Äft Obst, Säl Sohle) und
auf der Danziger Nehrung sogar ein
offenes a wird (ßän, auch San Sohn,
wdne wohnen, Mdnd Mond) oder ein
a mit vorgeschobenem e (verleame ver-
lorne, he€u;h hoch). Li Samland, Li-
tauen und im Oberlande wird es häu-
fig ein « oder ä: Sen, San Sohn, vär
oder värr vor. In der Endung or wird
es ebenfalls e: Kanter Kantor, Pro^
fe$$er Professor, Rekter Rektor etc. —
Das geschärfte o bleibt pltd. häufig
das'^lbe: Dochter Tochter, Holt Holz,
Nord Nord (doch auch Ndrdemoind)^
grof grob, Sonri Sonne, oder dehnt
sich: Kn6p, Knöf Knopf, WoH Wort,
KnSke Knochen (solche Dehnung tritt
selbst hchd. auf: Osten, Ort [0 = <J]);
wird aber in einigen Gegenden ein a
(kurz oder lang): Dachter (Kulmerland)
oder Tachta (Ermland) Tochter, sali
soll, Kneake (Nehrung) Knochen, Glack
(Ermland) Glocke, oder wenigstens
ein äy besonders in Samland u. Litauen:
käme kommen, Knäke Knochen, äpe
offen, koke kochen, und dann sogar ein
tiefes u: TFwZ/Wolf, swH»^ sollst, kann
konnte. Es geht aber auch in die Um-
laute 0 und ä über, in den ersten be-
sonders bei den Samländem: wäUe,
wolle wollen, Wäk Woche, dräg, drog
trocken. Lehmann, Yolksmnd., 20 f.
S, Umlaut, klingt pltd. meistens wie
ein gedehntes e, mit Neigung zum a,
oder übergehend in ei (Danzig) und
ai (Natangen): sehen, schein, schain
schön, schwere schwören; Läpel Löffel,
Käksche Köchin, twelf zwölf, Krät, oder
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106
Obacht — Ocbß.
mit dem beliebten nachschleppenden
e\ jBrdi^ Kröte. Lehmann, Yolksmd.,
26. Die hchd. Aussprache des b ist
fast durchweg, und nicht blos von
weniger Gebildeten, e\ Kenig König etc.,
auch a: Es üt ein kastlich (köstlich)
Ding^ da/z das Herz fest werde. Soph.
R. VI, 144.
Obachty /., Acht, Achtung, Aufsicht,
Obhut. Obackt geben^ beaufsichtigen,
auf etwas achthaben. Etwas in Ob-
acht nehmen. Ebenso in Bayern, Meck-
lenburg-Vorpomm. Schmellerl, 21.
Mi, 60a.
oben, pltd. bawe(n) (a = a), adv,^ zur
Bezeichnung der ersten Etage im Hause.
Er toohnt oben. Gehe oben hinauf gehe
eine Treppe höher hinauf ! Vgl Hupel,
162.
Oberfischmeister, m. Es giebt deren
zwei; sie fuhren die Oberaufsicht über
die Fischerei in den HafPen und Haff-
Flüssen, sehen darauf^ daiz die Vor-
schriften der Fischerordnungen pünkt-
lich befolgt und Beeinträchtigungen der
Gerechtsame der Fischereiberechtigten
vermieden werden. Sie führen eine
rote Flagge, in deren weifzem Schilde
sich der preufzische Adler befindet, und
an ihrem Kahne einen Wimpel mit dem
preulz. Adler. Fisch.-Ord. f. d. kur.
Haff, §§ 61. 62; f. das fnsche Haff,
§§ 66. 67.
Oberkehr, /., Oberkehricht, die beim
Worfeln des Getreides von oben weg-
gefegten Spreuteile. Voc. 280: Ober-
ker^ altpr. aukleates. Nsslm., Thes.,
11.
Oberland, n, 1. OstpreuTzische Land-
schaft, s. die Erklärung in den Ab-
kürzungen. 2. im Weichseldelta die
Hohe im Gegensatze zur eigentlichen
Niederung.
Oberstauer, m.^ s. stauen.
Oberstübchen, n.. Dem. von Oberstube^
bildlich der Kopf. Es ist bei ihm im
Oberstübchen nicht richtig. Er hat das
Oberstübchen zu stark eingeheizt. Er
hat sein Oberstübchen verpachtet — ver-
mietet. In allen drei Redensarten ist
der Sinn: er ist irre oder betrunken.
Sprw. I, 2818 f. ... dafz wenn einer
verliebt toird^ es im Oberstübchen immer
ein bischen laut zu sein pflegt, Soph.
R. m, 36. Hennig, 173.
Oberwart, m,, s. WarL
Objekt, n., lat. objectum. Je mehr
Objekty je mehr et treckty das Gericht
nämlich: je grölzer die Hinterlassen-
schaft, je mehr zieht das Gericht an
Kosten. Alt-Pillau.
obmacken, sw,^ plätten, glätten. Ob-
macMser, n., Plätteisen. Dzg. Nhg.
VioUt, 102.
Oborre, /., Schweinezaun; von dem
poln. obora Gehöft, Viehhof. Flatow.
Schmitt, 180; Westpr., 166.
obschtemftt, adj,, s. obstemfttsch.
obsternfttsch, obschtemftt, adj,y wider-
spenstig, aufsätzig, eigensinnig, hart-
näckig. Auch obstimfttsch, obstinfttsch.
Von dem lat. obstinatus, frz. obsüni^
engl, obstinate. Ebenso im Holstein-
schen. Schütze HI, 159; in Berlin
obschtinat; in Hessen obstemdt. Vi 1 mar,
289. Vgl. Mi, 60a. Hupel, 163.
Wenn de Vater ehr was befahl^ denn
war se obstematsch on gab sehr brasiige
Wedderred. Schaltj., 1, 439.
Obststand, m., Obstgarten. Litauen.
Gehy Tochter^ in den Garten^ Geh in
den grünen Obststand. Nsslm., Dai-
nos, 23. 194.
och, interj,^ ach. Och ne, ach nein.
Ochs, pltd. Os, m, 1. bos. In Sprich-
wörtern und Redensarten: Den Ochsen
vor den Pßug^ den Schelm vor die Karre.
Jeder Ochs an seinen Strick Man kann
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ochsen — Ofenpäsrick.
107
vom Ochsen nicht mehr verlangen als
ein Stück Rindfleisch. Es verschlagt
ihm soviel wie dem Ochsen eine Blau-
beere u. a. Vgl. Sprw. I, 2822 £f.; II,
1971 ff. Dem Osse kann man wat ver
e Zagd legge^ dem Starken kann man
eine schwere Arbeit zumuten. Das
ist, als wenn man dem Ochsen ins Hom
kneift, vom unempfindlichen Menschen.
Schemionek, 26. 2. i&r bunte Ochse^
ehemals der mit Kränzen und Bändern
geschmöckte Jahrmarktsochse in Kö-
nigsbergs der nach feierlichem Umzüge
durch die Stadt im altstädtischen Jun-
kergarten ausgewürfelt wurde. Erl. Pr.
n, 504. Sprw. I, 1227. Bock, 38.
Hennig, 173. Er hieCz auch Jahr-
markbochsey Pfingstochse. 3. der Mensch
yerglichen mit dem Ochsen: Wie ein
Ochse dumm sein — arbeiten (doch auch
ironisch: arbeiten toie ein angebundener
Ochse); — kicken wie dei* Ochs in die
Bibel; — d^rop kicken as de Os op e
Dale; — bewundere as de Os de nOg*
Dissel; — sick bequeme as de Os op
dem Morgen Land; — tUsene wt e Jär*
marktsos. 4. Schimpfwort. Du Ochs!
ochsen, sw. 1. arbeiten wie ein Ochse.
2. studentisch: fleifzig studieren.
Ochsonbrech, Pflzn., domige Hau-
hechel, Ommis spinosa L. Hagen ^
736.
Ochsenbremse, /. 1. Rindsbremse, Ta-
banus bovinus. 2. Dasselfliege, Oestrus
bovis. Vgl. Biiwurm.
Ociisengedanl(en,j>;ur. Er hat Ochsen-
gedanken^ er verrat weniger dumme,
ab ungewöhnliche, mutwillige Neigun-
gen. Sprw. I, 283h Ochsengedanken
kriegen^ wild werden, weglaufen. Hei
krSg Ossegedanke on rennd ön e WSld.
Ochsongewonde, pltd. Ossegeweng, n.,
Gewende, das durch Ochsen gepflQgt
ist; auch zur Bezeichnung einer kur-
zen Wegstrecke. Et os man e Osse-
gewend. Hennig, 174. Vgl. Hundo-
blaff.
OchsenjOn, n., s. Mn.
Ochsenkalb, n., s. Kalb.
Ochsenklau, /., Ochsenklaue, Ochsen-
fui'z. Dei sengd (sengte) en Ossenklau.
Cai^. nwpt I, 282, 7.
Ochsenkopf, pltd. Ossekopp,^., Schimpf-
wort.
Ochsenpantoffel, m., Schimpfwort. Und
der Ochsenpantoffel steht und sperrt das
Maul auf. Soph. R. H, 356.
Ochsenpesrick, m., s. Pesrick.
ochsig, pltd. OSSig, adj. u. adv. 1.
plump, wie ein Ochse. 2. zur Steige-
rung des Begrifl^es: grofz, bedeutend.
Er ist ochsig dumm. Er kann ochsig
laufen. 3. grob. Das war ochsig.
Ochskroks, Ochsenkroksenpflaster, auch
Huxfrux, Medik., Emplastrum oxycro-
cewm,
Ockerasche, /., s. Okras.
Ookling, t»., von Ochs, zweijähriges
Ochskalb. Oberland.
Odel, m. jQd. Vom., s. Eitel.
oder, adßD.^ aber. Oder die Körbe,
too hast dief Oder so lafz mich in
Ruh! Die gleiche Yertauschung in
Hessen, in der Oberlausitz. Vilmar,
289. Anton, 3, 3. Schemionek^
26.
Oderkahn, m.^ flachgebautes langes
Flufzfahrzeug. Weichsel. Pregel. Vgl.
Dllbas u. Jadwige. Scherzweise sagt man
von groizen Überschuhen: das sind ja
reine Oderkähne.
of, präp.,^9XLi. Of e Lacht, auf dem
Boden. S. op.
Ofebänk, /., Ofenbank. Oberland.^
Ofengraps, m., pltd. Awegraps (A = Ä),
Striezel, den arme Leute backen. Gr.
Werder.
OfenpMsrick, m., s. päsem.
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108
Ofenstopeel — Ohr.
Ofenstopsel, m. 1. Stöpsel zum ScUofz
des Rauchloches ia alten Öfen, Bauch-
Stöpsel. 2. korpulenter, kleiner Mensch,
nach Hennig, 333, in Deutsch-Litauen
auch ein Mensch, der verräuchert aus-
sieht.
offenbar, od/., offen. Die offenbare
See. Eur. Nehrung.
Offizier-Komickel, w., wenige Stücke
Holz, wie man sie vom Höker für 10
Pfennige kauft. In Berlin 0;ö&t^-ri^-
tel Vgl. Komickel.
OgenSnzig, adj,y s. augeneinzig.
Oggaganten, plur,^ Falten in den Är-
meln früherer Frauenjacken, den sog.
Foderhemden. Dzg. Nhg. Viol^t,
172.
Ogl(e (0 ^ 6\ n.. Augchen, willfahrige
Geliebte. Treichel.
Ohm, w., gen. u. plur. Ohms, Dem.
Ohml(e. 1. Oheim, Onkel, des Vaters
oder der Mutter Bruder. Erseht Ohm^
danau Ohms San, der Oheim geht dem
Vetter vor, gewöhnlich zur Abweisung
der Kinder, die von einer Speise zuerst
verlangen. Ahnhch: Erseht Ohmke, denn
Ohms Sänke, denn du, min Jungke. Vgl.
Sprw. I, 2839. Suschen bleibt über Nacht
bei einem alten Herrn Ohmke, den sie
hier gefunden hat Soph. R. I, 66. 2.
wie Onkel Benennung der Kinder für
jeden Erwachsenen, der zum Besuche
kommt. Gof dem Ohm de Hand — e
Posske. 3. vertrauliche Benennung des
mennonitischen Gemeindelehrers. Isaak
Ohm seggt: Pause, stakt de Licht an,
de lewe Ohmkes käme. Die Gemeinde-
lehrer treten gemeinsam in die Kirche^
nachdem der Gottesdienst schon be-
gonnen hat. Sprw. I, 2840. 4. Herr
Ohm, Herr Ohmke, Anrede an den
Hausvater. Üblicher ist jedoch Väder.
In der Marienbg. Ndrg. auch Benen-
nung für einen bekannten, alten und
ehrwürdigen Herrn. 5. Dat bs en dick-
rigg^ger Ohm, ein Ohm mit dickem
Rücken, d. h. ein reicher Ijaudbesitzer.
Tiegenhof. Sprw. II, 1979. Dat os
Ohm Plüm, zur Bezeichnung eines
Menschen, den man nicht mit Namen
nennen kann. Sprw. I, 2838. 6. der
Abdecker, Racker. Da käme dem Onike
Sine Duwe, die Krähen. Sanüand (Wil-
gaiten). 7. nach Treichel früher in
Danzig die Abführer der Kloake.
Ohmlcraut, Pflzn., Feld-Sinau, Alche-
müla arvensis Scop. Hagen, 178.
Ohnblatt, Pflzn., s. Anblatt und Blatt-
los.
ohne, €uiv. Das ist nicht ohne, die
Sache macht sich, Iftfzt sich hören.
ohnig, Onig, adj. u. adv., von ohne^
frei, los, ledige s. v. a. dnig (s. d.). S.
Frisch II, 30c. Damach soll gleicher
massen genau observiret werden der Son-
nen Mittags Hohe in beyden Solstitiis,
da man aller refraction könne ohnig
sein. Linem., Ela. Ein Alter aber,
der gern ein Stück des Bartes allezeit
wollte geohniget sein, kan sein profyt-
liches Bartabnehmen erlangen, wenn der
Mond in abnehmendem Licht. Ibid.,
Mm 3a. Von solcher Hitze wissen nun
die Hennen nichts, als welche solcher
(lebhaften) bewegung (wie sie der Hahn
hat) geohniget seyn, und also auch nickt
eines Leschtrunckes durfftig werden. Li-
nemann, Bbb4a. Sie mufzte soviel
geben, dafz sie ganz ohnig (entblöfzt)
wurde. Mühling.
oho, interj. des Staunens, der Ver-
wunderung, Bewunderung. Klein, aber
oho, tüchtig. Treichel.
Ohr, n., auris. In Redensarten und
Sprichwörtern. Er ist hinter den Ohren
noch nicht trocken, zur Bezeichnung der
Unreife. Einen Oberes Ohr hauen, ihn
betrügen. Er hat Schlauben vor den
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Ohrbommel — Ökelname.
109
Ohren ^ er will nicht hören. Bhr hafs
hinter den Ohren. Er haiz faustdick
hinter den Ohren. Im Werder : He heft
et füstendick hinger de Ohren sitten.
Das kann er sich hinteres Ohr schreiben.
Es geht ihm zu einem Ohre hinein^ zum
andern heraus. Tauben Ohren predig
gen. Die Ohren spitzen. Ganz Ohr
sein. Die Ohren ankneifen^ Unbill still
ertragen. Die Ohren zeigen — sehen
lassen^ domm, eselhaft handeln. Einem
ein Loch ins Ohr schneiden^ ihm einen
Denkzettel geben. Sich bis über die
Ohren versaufen^ stark in Schulden ge-
raten. Auf dem Ohr hov^ ich nichts die
Sache beachte ich nicht, in die An-
gelegenheit mische ich mich nicht. He
kann sock sollest wat onH Ohr segge^ er
hat einen groizen Mund. Sich aufs
Ohr legen, schlafen gehen, aber auch
sterben. Vgl. Sprw. I, 2841 ff., II,
1980 ff. In welchem Ohr klingt sf Frage
beim Ohrenklingen. Erfolgt die rich-
tige Antwort, so ist das Gedachte wahr,
trifft das Gewünschte ein. Einem eins
vor die Ohren geben ^ ihn ohrfeigen.
Einem die Ohren rüffeln — die Ohren
Icmsen, ihm harte Vorwürfe machen,
Verweise erteilen, ihn ohrfeigen. Hen-
nig, 174.
Ohrbommely m. u. /., Ohrring mit
baumelndem Gehänge; in Danzig Ohr-
bockel. Gedanism. Bock, 39. Hen-
nig, 174. Vgl. bommeln.
Ohrbommelbaum, m., Fuchsienbaum;
nach den baumelnden Blüten. Saal-
feld.
Ohrenkneifer, m., s. Kntper.
Ohrfei(g), /., Ohrfeige. Er hat eine
gute Ohrfeig bekommen^ er hat im Ge-
schäft einen herben Verlust erlitten.
Bock, 39. Hennig, 174.
OhrpatMh, /., Ohrfeige, s. Patsche.
I mo.^ einem die Ohren riffeln,
ihn riffeln überhaupt, durch empfindliche
Verweise strafen. Hennig, 174,
Ohrtachtel, /., Ohrfeige, s. Tachtel.
OhrwUrmchen, n., Dem. von Ohrwurm.
Er ist so freundlich wie ein Ohrwurm-
chen^ er ist gegen jedermann dienst-
ergeben und dienstbeflissen, sucht sich
einzuschmeicheln, ohne aufrichtig zu
sein. Von den lebhaften Wendungen
des OAr^fei^/i?r« hergenommen. Bock,
39. Hennig, 175.
Ojanen, sw.^ gähnen, s. hOganen.
Okel (0=«o), /., gewöhnlich nur im
plur. Okeln. 1. der Raum unmittelbar
unter dem aufliegenden Dache, Boden-
winkel. Hei (ein Kobold) satt omm^ef*
op e Lucht under de Okle. 2. Lucht,
Bodenraum. 3. der höchste Raum im
Hause überhaupt. Er wohnt ganz un-
ter den Okeln, er wohnt im höchsten
Stockwerke. In den Lit. Aeq. Oken^
lit. auksztaSy in Bremen Oker. Brem.
Wb. ni, 261 ; im Holstein. Oke, 0km.
Schütze III, 171; in Pommern Oken.
Dähn., 336b. Bock, 39. Hennig,
175.
Okeln, sw. 1. nach einer Sache lan-
gen, reichen. Man dkelt mit einer
Stange nach einer hängen gebUebenen
Baumfrucht, nach einem zurückgescho-
benen Gegenstande unter Bett oder
Schrank. Von Okel^ also etwas aus
den Okeln hervorholen, daher hervor-
holen aus einem Schlupfwinkel. 2. in
der Verstärkung stehlen. Das hat er
geokelt — weggedkelt 3. nach Marold
auch humoristischer Ausdruck mit der
Bedeutung: prügeln.
ökelname, Ekelname, m.^ Spitzname,
Beiname als Schimpf oder zum Spott.
Mnd. ökelname^ im Bremischen Oeker-
name. Brem. Wb. III, 261. Hennig,
175. Stattliche Reihen solcher Namen,
meist wohl unserer Provinz angehörig.
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110 Okrae — Omacht.
sammelte Stein (Peregrinus Xu, 82; Olewnpopoleum, Medik., Unguentum
Xin, 88). Sie mögen hier, an be- poptdeum,
treffender Stelle besonders aufgefährt, ölgStze, m., dummer, tölpischer, witz-
vereint ihren Platz finden: ZitzematL- loser Mensch. Er sitzt da wie ein öl-
ger^ Enerps^ Knusel, kleine unnütze gotze. Ebenso in Pommern, im Götting.^
Krot^ Putzmänlein, Knießirtz, Glwper^ in der Altmark. D ahn., 334a. Seh am b.,
Glepaug, Schehmp, Schnufer, Schnofler, 147 b. D an n e i 1 , 149 b.
Lespier ^ Garrer^ Stamler, Stammerbock, öl je, /. u. n., öl, oleum, Baum-,
RotzVyffel, Schmodbot, MauLaf, Meer- Leinolje. Hennig, 175. Auch ölicht.
katZy Meerganss^ Krickendt, Hauskater, Saalfeld. 0 Öljeglas, de Lamp geit ut!
Hausmauser y Hausotter , Glomsneckel, Ausruf der Verwunderung. Kgsbg.
HausschUngel, Bengel, Rekel, Hauslüm- 0% m., lustiger Schmaus, Tanzver-
mely Pomochel, Wochentölpel, KnoU, gnugen. Das war ein gemütlicher Olk,
Rültz, Fütz, Tiltz, Ochss, Flegel, Esel, Jetzt wohl allgemeiner Ulk.
Enebel, Hans üngelenck, ungeschliffener olken, sw,, einen Olk mitmachen.
ungebackener ungesaltzener Kerl, Lauser, ölkohl, englischer, Pflzn., Feldkohl,
Lausbart, Lauspungel, Laushund, Schorb, Brassica campestris L. Hagen, 701.
Dreckharcker, Gnock, Schurck, Gnisck, Olle, m., auch blolz der OW, der Alte.
Gnuser, Gnegel, Gnorrer, Drückpfennig, S. Alter.
Schüsselpfennig, GritzenzeUr, HoUunck, Ollsch, /., auch die Oüsche, Olsche,
Hundsruias, Loddert, Lunter, Saalbader, die Alte, die Mutter. Doch siene Ohkche
Aalbander, Großsprecher, Brascher,Pra- (Mutter) quald em däglich. Nowack,
ler, Windhawer, Sechsgröscher, Schcerr- 30. On toi de Olsche dat vanem (ver-
hanss, Schindhund, Bluthund, Brotdieb, nahm). Volksl., 14, 6, 5. Grö/z' de
Feder außeser, Federn auffieser, Knap- Olsche, als Abfertigung. S. Alte.
Speiser, Knochenbeifzer, Krippenbeifzer, olmig, adß., faulig, in Verwesung über-
Gnatzer, Weäbergnager, Kinderplager, gegangen, vermorscht, verfallen. Dönh.
Hertzenfresser, Doddemaas, Kakehnatz, Das Stammwort Obn Holz, das anfängt
Plappermatz, Dreckhans, Misthammel, in Fäulnis überzugehen (Danneil,
Unflath. W. Mtsbl. V, 191; VI, 149b), Fädnis (D ahn., 338 a), vermag
159. ich für unsere Provinz nicht nachzu-
Okras, m,, eine Lauge oder Eraft- weisen; vgl. jedoch Molm, Mulm,
brühe, mittels welcher aus der gemeinen ölsamen, m,, Pflzn., s. Kpe.
Asche die Pottasche bereitet wird. In Olsche (0 ^ 6), /., s. Olbch.
der Gilgenburger Gegend, wo früher öbk, Ölske, m., Iltis, s. Duck.
Pottasche vielfach hergestellt wurde, Olt, adj., alt, und Znsammensetzungen
die Okrosa. Aus dem poln. okrasa, /., s. unter att.
Abmachsei, Fett zum Abmachen der Olwftde {0 = 6), /., Fischemetz, s.
Speisen. Nach Bock, Nat. HI, 189, Aalwftde.
auch Ockerasche, wohl nur Eorrump. ölwen, plwr., s. Hewelten.
aus Okrojsa. Hennig,' 175. S. Nsslm. ^m^präp., um, und Zusammensetzan-
Forsch. 3; Th., 115. gen s. unter um.
ölben, plur,, s. Hfiwelten. Omacht (0 = 6), f^ Ohnmacht Da^
OlelOrVI (0 = o), n., s. v. a. Alteloröl. von Omächtig.
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Omama — Ort.
111
Omamay /., Grorzmutter^ in der San-
dersprache; ebenso Opapa Grofzvater.
Omskeboll, m.y Bezeichnung für ein
Thalerstäck. Gegend von Elbing.
Onbandy Unband, m.^ wilder, unbän-
diger, zügelloser Mensch, namentlich
Junge.
Ondocht, vhchd. Undocht, m., Tauge-
nichts; doch auch in milderm Sinne:
Wüdfang, Unband. S. Sprw. I, 3865.
Ygl. dOgen.
Anig, adj. u. adv.^ s. ohnig.
Onkel, 9n., Oheim; aber auch jeder
Erwachsene den Kindern gegenüber:
Cfieb dem Onkel die Hand. S. Ohm 2.
onmak, onmaklich, oc^'., Gegensatz von
mak u. maklich.
OnnOsal, Onnflsel, m.^ unsauberer, un-
ordentlicher Mensch. Er ist ein rech-
ter OnnSsel Yhchd. UnOsel, Unflsel, in
Westpr. auch Unnus(8)el, holl. onnoozel,
adj.^ unschuldig, einfältig, ungestalt,
welches die ursprüngliche Bedeutung
des Wortes zu sein scheint. Sche-
mionek, 26: Onosel, Sperber, 32.
Hennig, 283. Vgl. bemussen.
onndselig, adj. u. adv.j unsauber,
schmutzig, unordentlich; in Dzg. auch
unnii8(8)lig. üennig, 283, hat das
hchd. untelich schändlich, einfaltig. Er
redet lauter unäslich Zeug^ d. s. grobe
Zoten.
Ofitfg, n., Unzeug, s. Unlust
Onwedder, n., onweddem, m.^ s. Un-
wetter.
op, präp.^ auf. Op em^ auf ihn!
Hetswort. Wenn op^ denn satt, Sprw.
I, 162. 155. Zusammensetzungen mit
ap suche unter auf. 2. nach: Man woü
tom Sinndag op SuUmien, zum Sonntag
nach Sullmin. Dzg. Bauernep , 2.
Opapa, m., s. Omama.
öpfel, plur. von Apfel. Kaufen Sie
doch schöne Öpfel! Kgsbg.
Spperscht, Spperst, adj. u. ado., oberst,
äuCzersL öch war ommer der öpperschte.
Denn s§nd ji op^t öpperste beschfmpt
Dorr, 1. Wiew., 94.
opstuings, adv.y zur Stunde, gegen-
wärtig, jetzt Sonst kunn ji opsttdngs
dorcKt Gitter kuckelwren. Dorr, l.
Wiew., 39. Ji s§nd s§lw8t en groter
Haudegen west^ wenn ji uk opstuings en
Fredensmann 8§nd. Ibid., 53. 70.
-or, Endung, wird er: Assesser ^ Doh-
teTy Kanter, Professer^ Rekter etc.
Orate, j^Zt^r., Morgenandachten in eini-
gen Gegenden Westpreufzens, welche
in der Adventszeit des Mittwochs, Don-
nerstags und Freitags bei hell erleuch-
teten Kirchen früh um 6 Uhr gefeiert
werden. Mewe. Hintz, 39.
Orban, m. Yom., Urban. H artwich,
54.
Order, /*., das frz. ordre. He wuM
partu nich Order parere, er wollte
durchaus (partout) nicht gehorchen,
auch: he umU rüch hore^ horche.
Orduine, /., „eine Pfeife von bieg-
samem russischen Holz^. Er schlug
mich mit seiner langen Orduine so ge-
waltig auf den Rücken, da/z ich die
Schwiele noch fühle. Soph. R. VI, 106 £
Organist, m., das Geld, als nervus re-
rum. Wo du nicht bist^ Herr Organist,
da schweigen alle Flöten — aUe Pfeifen — ,
da brummet keine Pfeife. Sprw. I, 2854.
Travestie des Liedes : Wo du nicht bist,
Herr Jesu Christ etc.
orgeln, sw. 1. die Oi^el spielen. 2.
coire. Im Augsburgischen txwn^«. Bir-
linger, 365a.
omdlichy adj., ordentlich.
Orscheit, m., s. Ortscheit
Ort (o kurz und lang), m.j Ecke, vor-
stehende Spitze, äuTzerster Punkt In
die5;em Sinne schon bei Jeroschin:
er buwete an des (gartins) orte eine kirch
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112
Ort — Osemnnd.
und ein spiUäly 7b. gip mir wäre totse
worty daz dich miner zunge ort lobe mit
getichte, Ic. Pfeiffer, 202. Oe als
Spitze, lebt in den Ortsnamen : Bruster-
ö7% Landsort ^ Schwarzort ^ Steinort.
Alle diese Ortschaften, deren Namen
mit langem hellen o gesprochen wer-
den, liegen auf einer in die See oder
das Haff geheoden Landspitze. Pas-
sarge, Bali., 156. Auch die Land-
spitze, welche durch zwei sich vereini-
geude Flösse gebildet wird, heüzt Ort (0
lang). Vgl. Birlinger, 365b. Brem.Wb.
m, 268. Schützern, 180. Dähn.,
339a. Vilmar, 292. Frisch II, 33b.
Hennig, 175.
Ort, Dem. Ortchen (beide 0 = S), w.
Vom., Dorothea, s. DorOt.
Ortband, n., Metallbeschlag um die
Spitze einer Degenscheide. Hennig,
175. Mnd. orlbant Mnd. Wb. IH,
239b. Bei Dähn., 339a.
Ortscheit, Orecheit» 9n., Schwengel an
der Bracke, kleine Bracke über der
Gabeldeichsel für einen Einspänner.
Westpr. Werder. Poln. orczyk; in Voc.
252: Orschyt für das altpr. walis,
Ortsschwager, pltd. Ortschwager (0=o),
m., Zuchteber; in manchem Dorfe wird
nur ein solches Tier gehalten. Elbing.
Vgl. Sprw. I, 2855.
Ortstein (0 = o), m., s. Eisensand.
Ortswftl(e, /., Wune (ausgehauenes
Loch) im Eise, End- und Wendestelle
beim Garnzuge unter dem Eise. S.
Winterfischerei.
tts, Sse, Sst (o lang), es, est, adj,,
weifz, zart, fein; von der Wäsche, vom
Brot, vom Mehl, vom Teint, von der
Leinwand etc. Dat ös öset — ostet
Mehl etc. So ös on rot wt Melk on
Bist. Sprw. 1,684. Nach Klein II,
39, in Danzig auch vom Fleisch^ be-
sonders Kalbfleisch, wenn es recht
weifz aussieht. "Von einem groben und
plumpen Menschen sagt man: Es ist
kein oser Bissen an ihm. Hennig, 56.
174.
ösbrot, Ösebrot (Ö lang), n., Brot
aus fein gebeuteltem Roggenmehl, im
Gegensatz zu Grobbrot Aus os und
Brot. Schemionek, 9: -EßsÄro^. Vgl.
Brot u. Wecl(.
Osch, adj.j schwer zu behandeln, aasig
(in schimpflichem Sinne), garstig, häfz-
Uch. Ästiges Holz, das sich schwer
spalten läfzt, ist osch. Ermland. Ver-
wandt mit ai/z (s. d.). Mühling,
Proben, 435.
Osche, Oschft, Osoher, Oschelce, /., in
der Kindersprache Grofzmutter. M u h -
ling hat Osche u. Oscher.
Oschfosch, m.y Phosphor.
Öse,/., Dem. ös'Chen. 1. Drahtöhr,
-Ringlein, in welches der Haken fafzt.
Haken und Ösen halten z. B. die Taille
eines Frauenkleides zusammen. 2. öhr-
artige Schlinge in Band, Schnur oder
Strick. 3. Knopfloch. S. Einosel. Im
Holstein. Oesche^ in Hamburg Oegeske,
Oeske. Schütze HI, 168. Richey,
176. Ahd. Örd, mhd. 6re, 6r Ohr, Öhr,
lat. auris, lit. atuiis^ poln. ucho. VgL
Schade, 666b. Hennig, 174.
8se, adv. u. adj.^ barsch, dem Ge-
schmacke nach. Es schmeckt ose. Müh-
ling.
ösebrot, n., s. Ösbrot
Oseln, sto., wühlen, sich balgend um-
herwälzen und dabei verunreinigen. Se
speie (spielen) öm Sand und dseln da
^rommer (undier). In gleichem Sinne
auch Ottern. beOseln, sich^ sich durch
Oseln beschmutzen. Na Jung^ du hast
dich wedder gut beoseU! Saalfeld.
Osemund, mnd. osemunt^ schwedisches
Eisen. 15. Jahrh. Danzig. Hirsch,
257. Mnd. Wb. HI, 242b.
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Ösen — Osterwaßser.
113
Bsen, 9W.J den Faden in die Öse, in
das Öhr ziehn, einfädeln, gewohnlich
einosen (s. d.). Hennig, 174.
Ssen, 9K7., den 'Abtritt reinigen. Dzg.
W. Seidel, 33. Mnd. osen schöpfen,
ausschöpfen. Mnd. Wb. III, 243 a. In
Bremen ist Oese die Dachtraufe ohne
Rinne, das unterste Ende des Daches;
oesen das Wasser ausschöpfcD. Brem.
Wb. ni, 273. 274. Holl. ist oose ein
Giefzer, Giefzschaufel. In Bayem Ösen
leer machen, aufbrauchen, erschöpfen.
Schmeller I, 121; in Ditmarschen
einenBrunnen reinigen, Wasserschöpfen.
Schützern, 161.
ösfafz, pltd. ösfatt, n., schaufelartiges
Schöpfgefafz zum osen, in Böten, auf
Kähnen; nach Schemionek, 26, Hand-
schaufel. Vgl. PBH.
Ssnasig (o lang), adj., feinnasig, em-
pfindlich; von ÖS,
OssepQper, w., der Wiedehopf, Upupa
Epops. V. Auer. Klingt wie eine
Korrumpierung des systematischen Na-
mens.
öster, /, plur. Östers, Auster, Ostrea
edulü, Holl oester, engL aister,, franz.
huttrey poln. ostrzyga, ost/ryga. Im Hol-
steinschen Auster, aber auch zäher,
dicker Auswurf. Schütze lU, 161.
Hennig, 175.
Osterblume, /., Wiesenkuhschelle, PuJr
satäla pratensis MilL Hagen, 566.
Osterei, n., Ei, das zum Osterfeste
farbig gekocht wird. Man kratzt den
Kindern kleine Bilder, Namen, Sinu-
spruche etc. in die Schale, oder ätzt
solche mit Scheidewasser aus. Volks-
tümliche Ostereier-Reime s. Volksr.,
227, 798. Nach Hennig, 176, sind
Ostereier die Eier, welche dem Pfarrer
und andern Kirchenbeamten zur Oster-
zeit als Kaiende gebracht werden.
PrUehbier» W$rt«rbaob II.
Osferfladen, 97»., Fladen, der zum Oster-
feste gebacken wird.
Osterkalb, n., s. OsterwoK.
Osteriakzie, Pflzn., Osterluzei, Ärisix>-
lochia clematitis L, Weichseldelta.
Treichel, Volksth. UI.
Osteiiamm, n., Lamm, aus Butter ge-
formt, in liegender Stellung, mit dem
die Handelsfrauen zu Ostern umher-
gehen, um Gaben einzusammeln. Yolks-
kalender, 95. In Bayern ist das Oster-
Icmblein Eierkäse in Form eines Lämm-
leins, welcher nebst den Ostereiern etc.
am Ostersonntag zur Weihe in die
Kirche gebracht wird Schmeller I,
126. Bei uns, wie auch in der Ober-
lausitz (Anton, 11, 6), sieht das Volk
das Osterlamm in der aufgehenden Sonne
hüpfen.
Osterlilie, /., gemeine Narzisse, Nar-
cissus pseudonarcissm L., weil die
Pflanze zur Osterzeit blüht. Sie heifzt
auch gelbe Narzisse. Treichel, Volks-
thümliches IH.
Osterlinge, plur,, alter Name für die
Bewohner Preufzens, als Volk, das ge-
gen Osten wohnt. Hart kn och. Hen-
nig, 176.
Ostern, n., üblicher Schmackostem
(s. d.).
Österschale, /., Austerschale, s. öster.
Osterwasser, n., Wasser, das in der
ersten Ostemacht vor Sonnenaufgang
aus einem Flusse geschöpft ist. Es
wird aufbewahrt und zum Waschen für
das ganze Jahr benutzt. Es soll die
Schönheit nicht allein erhalten, sondern
auch erzeugen, Sommersprossen und
alle Ausschläge vertreiben, auch gegen
alle Krankheiten dienen und nie fau-
len. Dafz Letzteres wirklich der Fall,
glaubt Mühling entschieden. Diese
Wunderkraft hat das Wasser jedoch
8
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114
Osterwolf :— paaren.
nur dann, wenn bei dem EBn- und
Rückgange, wie während des Schöpfens
kein Wort gesprochen wird; geschieht
dies, so verliert das Wasser seine heil-
same Kraft. Die Schöpfenden werden
von Mutwilligen und Schadenfrohen oft;
auf harte Proben gestellt Volkskai.,
84. Hennig, 176.
^erwolf, pltd. OsterwuK, m., grol'zer
alberner Mensch; in gleichem Sinne auch
Osterkalb, pltd. -kalw. Samland.
(Milzken, Ortsn., Dorf bei Tilsit. Es
ist ein Osti/zker^ er hält den Mund offen.
Er ist aus Osti/zken^ wo sie die lange
Kobbel haben. Man sagt den Bewoh-
nern des Dorfes neckcDd nach, dafz sie
ehemals nur eine Stute zum gemein-
samen Gebrauch gehalten. Sprw. I.
2857 a.
Ostrow, 9n., Insel in Flössen u. Land-
seen, Holm; ebenso poln. Westpr.
Schmitt, 165. In Masuren auch Halb-
insel. Gortzitza. Nach Sperber,
38, Ostruffy w., das Werder.
Ostseehering, m., s. StrBmIing.
öfzer, adv.^ als Beteuerung in dem
Sinne von wahrlich nicht; von dem
hebr. oswr verboten. VgL Sprw. I,
2851.
Otem (0 = o), m., Odem, Atem.
Otscb, m. Vom., Otto. Sperber,
23. Otsche, Dem. Otschchen, w. Vom.,
Ottilie.
Ottern, sw, 1. erwischen ^ erlangen,
erreichen; aber auch stehlen, öck heW
et endlick terottert^ ich habe es endlich
erreicht. Dat heß hei geottef% das hat
er gestohlen. Samland. 2. s. v. a Sseln
(s. d.).
OtterzHze, pltd. OttertBtt, /., Belemnit,
wie die Zitze der Euh gestaltet. Sam-
land. Vgl. Donneri(eii u. Pillerstein.
P.
p, Lippenlaut, bleibt anlautend im
Plattdeutschen: Probe Pr6wy Paar Pär^
Peitsche Pitsch; das auslautende (in
der Schrift b) geht gem in ein to oder
/ über : ab a/, gab gaf, Grab Graf,
blieb blew, grob grof; das inlautende
bleibt p oder wird b: Lappen Lappe,
Rippe Ribbe, doppelt dobbelt Lehmann,
Volksmund., 29.
paar, pltd. par {a = a), adj, u. adv.y
paarweise, gleich, in gerader Zahl; im
Gegensatze zu unpaar, Spiel um die
Zeche: Paar oder unpaar f in betreff
von Geldstücken, Schwefelhölzchen etc.,
welche man ungezählt ergreift. Für
Liv- u. Estland Hupel, 166. Sall-
mann, 50b.
Paarchen, pltd. Parke (a » a), n. 1.
Pärchen. Sie ist von einem Paarchen
entbunden worden, On schenk en Poorcke
ju op one hole Huhpe, Carm. nupt III,
77 d. 2. Brautpaar. Ich alter Narr
dachte, das müfzte und mufzte ein Pahr-
chen werden. Soph. R. Ü, 454. Was
unrd denn also aus euch beiden werden f
Ein Pahrchen, wie ich hoffe. Ibid. III,
167. Damit dies ein Pahrchen werdef
Ibid. IV, 346. Es hätte das können
ein gliickliches Pahrchen werden. Ibid.
V, 146.
Paarchentopf, m., s. Paartopf.
paaren, sw,, paarweise, je zwei und
zwei, zusammenthun. Paaren, wie der
Bauer die Drosseln, Die Drosseln wur-
den früher nur paarweise zum EAuf
angeboten, wobei stets eine grofze und
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Paarsemmel — Pademdonnek.
115
eine kleine zusammengebunden war.
Kgsbg. sich paaren^ sich paarweise
ordnen; sich geschlechtlich zu einem
Paare verbinden, verloben, verehelichen.
Steit frie^ dat eck en Dangs na miener
Buurart hömpelf Sa fraagd eck erseht^
dama paard eck mie met der Greet
Carm. nupt I, 282. 16. Ehrwürdiger
Bräutigam^ der sich heut paaren kann.
Ibid., I, 120. Die Vögel paa/ren sich.
Kinder^ paart jü ! Sprw. I, 2859. Hen-
nig, 178, hat die Redensart: Er ist
heute nicht gut gepaart^ ist bei übler
Laune, mürrisch u. unfreundlich.
Paarsemmel, /., Semmel, Weil'zbrot,
aus zwei Stücken zusammengesetzt, die
durch Bruch sich leicht teilen lassen.
Bock, 41. S. Pftmel.
Paartopf, auch Paarchenfopf, pltd. Par-
topp, Parketopp (pltd. a=^ä)y m., irde-
ner Doppeltopf mit Bügel, worin das
Essen den auswärts Arbeitenden zu-
getragen wird. Samland. Saalfeld. Dzg.
Nhg. Viol^t, 164. Sperber, 23.
Pachin', /., Marke, welche Chaussee-
oder Bahnarbeiter zur Bestreitungaugen-
blicklicher Bedür&isse als Yorschuiz-
zeichen auf ihren Arbeitslohn erhalten.
Sperber, 42.
Pacbiner, ^., Bettler, Landstreicher.
Sperber, 42.
Pachlander, m.^ Diener, der auf dem
Gefährt hinten aufsteht; von dem poln.
pachol§ Bedienter, Aufwärter, Bursche.
Schmitt, Westpr., 166.
Pachthofmann, -hömann, m.^ s. Hof-
Packamor, m., 8. Pakmör.
Packttche, /., Bagage; von lack in
doppelter Bedeutung: Gepäck; Gesin-
del, Pöbel. In Zusammensetzungen:
Huren-y Schelmenpackd^che.
PackmAr, m,, s. Pakmftr.
Packrant, /., die Böschungslinie im
Boden des kurischen HafFes, ehemaliges
Haffufer; auch (zwischen Memel und
der Windenborger Ecke) Krantas, m.
Nach Nsslm., Wb. 223b, ist lit kran-
tas Rand, Ufer eines Flusses, nicht
des Haffes oder der See; pakrantas «
Stelle oder Gegend am Ufer. S. Be-
necke, 223.
Padde, /., nach Sperber, 23, eine
Art Frosch; nach Treichel in Westpr.
Frosch überhaupt. In Ostpr. heifzt der
Frosch allgemein Pogge (s. d.).
Paddelboot, n., Boot, das durch Pad-
deln bewegt wird, Räderboot, dessen
Schaufeln durch die Hand gedreht wer-
den.
paddeln, sw. 1. mit kurzen Schritten
gehen, trippeln, watscheln. Im Brem.
padjen^ putjen^ im Osnabr. padken mit
kurzen Schritten laufen; Päd Fufzsohle.
Brem.Wb. III, 279. Lit. pddas, lett.
pehda Fulzsohle, Fufz, altpr. peadey
Socken. Voc. 482. Nsslm. Th, 122.
Danneil, 150b, bezeichnet als Stamm
Päd (Pfad), das Weg und Wasser zu-
gleich bedeutet, bepaddeln, betreten,
tretend beschmutzen, verpaddeln, zer-
paddeln, durch Paddeln etwas zertreten,
zerstören. Die Hühner — die Hunde
verpaddeln die Beete, Die Stube voU-
paddeln^ mit dem Schuhwerk Schmutz
hineintragen« 2. im Wasser gehen oder
hantieren, plätschern. Badende Knaben
paddeln im Wasser. Bock, 39. Hen-
nig, 176.
paddeln, peddeln, sw.y treten; begattend
treten; coire. In Westpr. auch pedden.
Ein dreger Hahn paddelt göt Dat die
de Hahn hackt on de Hang (Henne)
paddelt. Sprw. I, 1445 f. Die Enten
peddeln sich. Vgl. das vor.
Pademdonnek, m., Fulzfall. Eorrump.
aus dem poln. upadac do nög einen
Fufzfall thun. TreicheL
8*
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116
padolscli — Pakulks.
padölsch, podötecby oc^'., ungeschickt,
schwerfällige uDgefagig, grofz u. plmnp,
linkisch. Ein padoUacher Kerl bi
Mecklenburg p^do&cA. Mi, 62b. Von
podolüch, aus Podolien stammend: po-
dolüche Ochsen,
paffelhaftig, adj. n. adv. . . . sehet aufs
genaueste^ obs mügUch sei noch zur Zeit,
da/z man so genau und geuns den Effec-
tum oder das Gewitter (Wetter) treffen
konne^ ah wol mancher ihm (sicli) pafel-
hafftig einbildet, Linem., D4b.
paffen, sw.^ wiederholt einen Paff
(Knall) hören lassen, knallen; schnell
und hörbar rauchen. In der Verstär-
kung paffzen. Er paffzt die ganze Stube
voll, der starke Raucher, der scherz-
weise Paffzer genannt wird. Hennig,
176.
Paise, /., s. Peise.
Pajatz, Pojafz, nach Sperber, 44,
auch Pujafz, m., Bajazzo, Clown, Hans-
wurst. Jetzt komm ich^ sagt der Pajatz
— auch mit dem Zusätze: und springt.
pajen, sw.^ bepajen, mit grofzen, un-
förmlichen Händen jemand über das
Gesicht fahren. Elbinger Ndrg.
päkem, sw,, s. pekem.
Pakmör, Packmör, Packamor , in Ur-
kunden Podkamor^ Potkamo7\ m., Amts-
diener, Kämmerer auf den ehemaligen
Amtshöfen, der im Amtsbezirke die
niedere Polizei ausübte, die mündlichen
und schriftlichen herrschaftlichen Be-
fehle auf den Dörfern bekannt machte,
Gerichtsdiener, Landreiter. Lit. paka-
mörCy vom poln. podkomorzy Unter-
kämmerer, nach Mrongo V. I, 345a,
wohl nicht genau Kämmerer, Kammer-
herr. Toppen, Altpr. M. IV, 141,
bemerkt, dafz auf die beiden Formen
Podkamor und Packamor sich die be-
kannten Familiennamen Puttkamer und
Packmohr stützen. Nsslm. Th., 134;
Wb. 276a. Pierson, A. W., 34. Der
packmohr^ da/z ist der kmdtreuter. Aus
1520. Grünau, Prlz. Chron. XHI, 4.
§ 3. (In der gedruckten Ausgabe von
Perlbach steht, S. 627, im Texte,
wohl infolge falscher Lesung, „landt-
rickter^y in der Note „landtreuter^,)
Der Hochmeister Ulrich von Jungin-
gen zahlt zu Wohnsdorf : „/7 scot dem
packamar^^ desgleichen in Barten „//77
scot dem potkamor'^ und bei Leunenburg
y^Ifirdung dem poikamor mit synem com-
pan,"" 1409. Treslerbuch, 275d. 276a.
Es soll ihnen (den Litauern) zu ihren
Verlobnissen nicht mehr als eine Tonne^
zu den Hochzeiten aber nur vier Ton-
nen Aüaus zu brausen und auszutrinken
verstattet sein. Darauf denn die Land-
Schoppen durch die Pakmohren gute
flei/zige Aufsicht haben sollen. Inster-
burger Kirchen- Visit-Ordng. H en n i g ,
177. In Pisanskis Nachtr. Park-
mohr Landesbote, der von der Herr-
schaft mit Briefen verschickt wurde.
Es wird ihrer und der ihnen zu ver-
schaffenden öffentlichen Sicherheit ge-
dacht in der Willkür, die unterm Hoch-
meister Conrad von Jungingen abgefafzt
wurde. Pr. Landr. von 1685, Lib. I,
Tit. I, § 1, wo sie Packmohren heilzen.
Vgl. Freigut
Pakulks, Pakuls, Pokul8, Pokulks, auch
Pikeilus, m. In diesen Formen lebt
noch das altpr. pycuU Hölle (Voc. 10),
pickuls^ Gen. pickuUas Teufel, lit pg-
kulas Zorngott. Bock, 45: Man höret
noch zuweilen aus dem Munde der ge-
meinen Leute: Der Pokuüks (Pokuls)
toird dich nicht holen. Aus Korkehnen
im Samlande erhielt ich die Redensart:
HoFs der Pakulks. Sprw. H, 1225.
Auch hört man an einem Unglücks-
tage: Hü' de regert de PakuU. Heß m£
denn nu de Pokulls Hia na Schoppen^
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Pakullas — Palme.
117
pöUgedroffef Volksl., 67, 44, 10. Nach
Sperber, 41: Der PikeUus kommt.
Man schreckt mit diesem Rafe die
Kinder; in der Weihnachtszeit ver-
kleidet man sich in vielen Gegenden
als PikeUus^ um die Kinder zur Artig-
keit zu mahnen. Auch Gortzitza
kennt aus seiner in Neidenburg ver-
lebten Kinderzeit den PikeUus {Pik-
jeUus) als Knecht Ruprecht.
PakullaSy m.^ ein aus Klunkern ge-
drehter Strick. Mühling. Lit. pd-
kullay gew. im plur, pähUlos grobe
Hede , Schwingeihede , Klunkern.
Nsslm. Wb., 208b.
PakulSy m., s. Pakulks.
Päl, Dem. Pälchen, pltd. Pälke, n.,
Pfühl, Kopfkissen für zwei Personen.
In Bremen Pöl^ angs. pyle, engl. piUow^
holL peuluw. Brem. Wb. HE, 351. In
Pommern Pal u. Pol, Dähn., 342a.
Hupel, 169: Pe/Ue.
palabinken, sw.^ den Trank segnen.
Nadrauen: pdioftmft?. Vgl. das Genauere
bei Pierson, Matth. Prator., 52. 150b.
Kaum dass er einen Schluck gethan^
hebt er wieder an zu palabinken i, e.
den Trunk zu segnen und zu beten.
Ibid., 53.
Pälchen^ m. u. n., s. Pälke.
Paicbenkuchen, m., Kuchen für ein
Pälchen (s. Pälke).
palern, sw., reden^ schwatzeu. Einem
etwas vorpcdem. Mnd. palleren parlie-
ren, frz. parier. Mnd. Wb. III, 294 b.
Palttsch, /., s. Politsch.
Palke, /. 1. Prügel, Stock, Knüttel;
von dem poln. paika Keule, Schlägel,
Knüttel. Flatow. Schmitt, 108. 2.
a. Palken y «n., grofzes and einzelnes
Stück, ein Grofzes. Das ist ein Palken.
b. plur. von 1, längliche Spielmarken,
die nur 1 Point gelten. Treichel.
Paike, Pälchen, PUke, PBIke, PSIchen,
PBIcher, 7n., ehemalige Kupfermünze,
2 Pfennige an Wert; in Preufzen und
Polen. Vgl. Erl. Pr. V, 282. Öck heW
noch en kromnC Pelke, Dat wöll öck
gewe dL Kromni Pelke ös to wenig, E
Groschke ös to vel! Volksr., 238,840.
Die Bäcker sollen ein Pfund Speisebrodt
um einen Pelchen^ zwey Pfund aber um
einen Ghroschen geben und verkaufen.
TaxorduuDg vom J. 1633. Hennig,
190. Lit. peVÜcas, pellkis; nach Hen-
nig poln. pidki (bei Mrongo vius nicht
zu finden). Nsslm. Forsch. 2; Th.,
123. Pierson, A. W., 31. Vgl. Drei-
pBIcher.
Pälke, plur., nach Mühling über-
jährige Schweine.
Pälkekuchen, m., s. Pälchenkuchen.
Pälkelicht, n., Licht, das 1 Pälke
kostet, jedes dünne Talglicht überhaupt.
Er giebt keinem Deiwel ein Pälkelicht,
er ist sehr geizig. Er ist so dünn wie
ein Pälkelicht. Sprw. I, 1068. 670.
Palken^ m., s. Palke.
Pälkenagel, m., Nagel, der 1 Pälke
kostet. S. Klammspeicher.
Päiketopf, m, grolzer Topf. Der Vor-
satz ist hier wohl nicht Bestimmung
des Preises, sondern unbestimmte Be-
zeichnuDg der Gröfee. Marold.
Pälkezwerg, m., Zwerg (s. Dwarg),
der 1 Pälke kostet.
Pftikom, n., Rundgetreide.
Palmchen, n., Knöterich, Polygonum
Orientale L. Weichseldelta. Treichel,
Voiksth. m.
Palme, /., Zweig der Salweide (Sa-
lia caprea L.) mit Schäfchen, Blumen-
kätzchen, welcher in Stelle des wirk-
lichen Palmenzweiges am Palmsonntage
vom Priester geweiht wird (Ermland);
auch das Schäfchen allein. Wer am
Palmsonntage nüchtern drei (Sperber,
23: neun) solcher Palmenschäfchen ganz
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118
Palme — pämeln.
verschluckt, ist fCLr das folgende Jahr
gegen das kalte Fieber geschützt. S.
Treichel, Volksth. IH. Um die Pal-
men für den Palmsonntag zu haben,
stellt man Weidenzweige in Wasser
auf den wannen Ofen. In Bayern der
Palm. Schmellerl, 281.
Palme, /., Fischn., Barbe, Cyprinus
barbus L, (Barbus ßuviatilis Cuv.). Gu-
ber. Mühling.
Palme, /., s. Palwe.
pftisch, Zuruf an Zugvieh, wenn es
rechts gehen soll. Gumbiunen.
Palte, /., gew. plur. Palten, kantige
Rasenstücke. In Hamburg, im Hol-
steinschen, in Pommern sind Palten
abgerissene oder abgeschnittene Lap-
pen, Stücke, z. B. vom Kleide, vom
Brote, vom Fleisch. Richey, 180.
Schütze in, 188. Dähn., 343a. Im
Gottingenschen Palten^ Palken^ w., eine
groGze Schnitte, ein groJ'zes Stück.
Schamb., 151a. Vgl Kampe u. Pal-
ken2,
Paltrock, w., grober Überrock, Regen-
rock, mnd. palt-y pakrock. Mnd. Wb.
III, 295 b. Das Brem. Wb. lU, 287,
erinnert an das lat. paUa langes, wei-
tes Oberkleid, Mantel. Dähn., 343a,
erklärt: Rock mit Falten. Hupel,
167.
PaltrockwindmUhle, /., Windmühle, die
sich vollständig auf Walzen dreht, die
auf einem gemauerten Eranzfundament
auf Bohlen gehen. Ich beabsichtige
meine neue Paltrock^ Windmühle nebst
12 Morgen Land etc. zu verkaufen.
Kirchdorf Orlowen^ Kr. Lötzen. Kem-
mesies. Egsbg. Allg. Ztg. vom 12. April
1882. Beilage.
Palwe, /., ürland, Heideland, mit
moosigem Gras und oft noch mit nie-
drigem Gestrüpp, meist Kaddig, be-
standen, nur als (dürftige) Viehweide
benutzbar. Den Charakter der „aus-
gerodeten Waldfläche" (Nsslm.) zeigt
die Pahoe wohl höchst selten. Nament-
lich reich an Palwen ist das Samland.
Gebauer, Kde., 8. Bock, Nat. III,
767. Hennig, 177, hat in erster Reihe
Palme, welcher Name gegenwärtig fiir
Palwe nicht mehr gebraucht wird, je-
doch in Ortsnamen noch lebt: Palm-
nicken im Kr. Fischhausen, früher Pal-
weniken d. i. Leute auf der Palwe;
Palmnicken heifzt auch ein Etablisse-
ment bei Fürstenwalde in Brandenburg.
Hoppe, Altpr.M.XV, 582. Pierson,
Altpr. M. Vni, 367, weist auf lett. piawja
Wiese hin; Passarge, Balt., 29, auf
püvis Moorerde; Nsslm., Forsch. 3,
auf poln. pohwy, russ. polewyi^ adjek-
tivische Ableitungen von pole Feld,
Ebene, später, Th., 118, auf kslav.
pljewq, pljetiy poln. plewig, plewic aus-
roden, jäten, kslav. pljewelü, russ. pU-
web/, plur. Unkraut.
Palze, /., Zehe, poln. palec, plur.
palce. Sperber, 39.
Pftmel, Pommel, /., Dem. Pamelchen,
Pdmelkcy Semmel. Nach Bock, 40,
Brot aus Weizen und Butter, welches
entweder in Reihen an einander ge-
backen (also Senmiel) oder auch stück-
weise verkauft wird. Schemionck,
29:' Pohmel Butterstriezel mit Rosinen.
Pdmel dürfte eine Zusammenziehung
aus Paarsemmel sein. In Pommern
ebenfalls Semmel. Dähn., 343a. Kin-
derreim: Puschpusch, min Käterke, wo
wärscht duf „Ön Qrofzmuttersch Kä-
merke^. Wat deedst du daf y^Eet seete
Melk mot Pdmelke.'' Volksr., 31, 119.
De Kenik trunk just ZeffraJmsthee (Thee
mit etwas Saffran gemischt) on ds en
Pohmel derzu. Schaltj., 3, 7.
pftmeln, (a auch = ä), sw., mit vollen
Backen kauen, essen.
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pämmeln — Pankedorf.
119
pammelny sw.^ zimperlich thun, sich
zieren; verzärteln, verwöhnen. Wenns
(das Aufgebot) die ganze Gemeine mit
Ohren gekört hat: was hilft das päm-
melnf Soph. R. III, 220. Sorglose Er-
ziehung und das Pämm^ln und Hät-
scheln der Weiber thut dazu (daiz die
Empfänglichkeit fiir den Schmerz mit
den Jahren wächst) viel. Ibid. lY,
337.
pammlichy adj., dicht, dick, voll. Da-
foT es sien Bart uck pammUch^ Dei er-
sett dem käle Kopp, Nowack, 11.
Pampe, Pampel, /. u. m., Farns, m,,
Brei, dickes Mus; dicke Suppe, Breii-
ges überhaupt Die Erbsen('Suppe) sind
heute eine Pampe. Et ös reiner Pams.
In Bayern Pampf^ m, Schmeller I,
285. S.Sperber, 23. Danneil, 151b.
Mi, 61a.
pampelig, adj.^ breiartig, weich, dick-
PampelmQSy /., dicke Mus, s. v. a.
paropeln, sw. 1. zur Pampe machen,
feste Speisen mit flQssigen mischen,
mengen. Brot in die Suppe pampeln^
einbrocken. Semmel oder Kuchen ein--
pampeln^ in den Kaffee oder Thee tau-
chen. Bock, 40. Hennig, 177.
Schemionek, 26. 2. viel essen; dies
jedoch gewöhnlicher pampsen (s. d.).
3. verstärktes ampeln: im Schmutz pam-
peln. Vgl. paddeln.
pampsen, mo., viel essen; einstopfen:
zunächst in den Magen, aber auch in
Tasche oder Sack, dann einpampsen.
Lit Wurzel pamp schwellen, papampu
ich schwelle auf. Pierson, Lit. Aeq.,
9. In Bayern pamp/^m stopfen. Schmel-
ler I, 285.
Pampssattely Pamssattel, m., ordinärer,
hochgepolsterter Sattel, lit pampsas.
Vgl. das vor.
PampQiche, PapOiche, /., grofzer Filz-
schuh, Eggenschuh (s. Egge), beque-
mer und warmer Hausschuh überhaupt.
Schemionek, 26: Pammpuhsen. Poln.
paptU,, plu/r, papu^cie Oberschuh; in
Bayern Papotschen^ ungar. papvts (por
putsch),, im Holsteinseben Pampu^hers^
plur. Schmeller I, 291. Schütze
n, 188.
Pams, m, 8. Pampe.
Pamssattel, m., s. Pampssattel.
Pamuchel, m,, Dorsch, s. DBscb.
panibratsch, adj,^ s. panjebratsch.
Panitschken^ n., Herrchen. T reich el.
Im Fr. -Poln. panic junger Herr.
panjebratsch, panibratsch, adj., ver-
traut, familiär, du und du sein, sich
gemein machen. Er ist mit allen gleich
panjebratsch. AusMem poln. za panie
bracie z Jwm bic mit jemand vertraut,
wie Bruder und Bruder, leben; bracie
sich verbrüdem, Brüderschaft machen,
pan Herr. Mrongov. I, 320a. Sper-
ber, 39.
Pank, n., grofzes StQck, z. B. Brot,
Ladung Stroh, Holz. Treichel.
Panke, n., plur. Panken^ Herrchen.
In Masuren Anrede für den Hausherrn.
Aus dem poln. pan Herr, mit der pltd.
Dem.-Endung ke. In dieser Bedeutung
hat auch die Bezeichnung der kleinen
westpreufz. Edelleute als Panken ihren
Grund. Droysen, Leben Yorks!, 5:
Pancken, Hintz, 114. Nach Sper-
ber, 39, Panie^ Herr, als scherzhafte
Anrede auch bei den Deutschen der
halbpolnischen Gegenden gebräuchlich.
Pankedorf, n., Dorf, dessen Areal
Pankeherren besitzen. Es zerfallt in
zahlreiche kleine Anteile, die je als
besondere adliche Güter in dem betr.
Hypothekenbuche eingetragen stehen.
Diese Anteile haben oft kaum die Grölze
eines Bauernhofes. Pankedorfer findet
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120
Pankeherr — P&pesacL
man in Eassuben, speziell in den Krei-
sen Neustadt, Eartbaus, Berendt, Star-
gard, Eonitz und in Pommern hinein
bis Bütow. Mühling.
Pankeherr, m., wörtlich Herrchenherr,
kleiner westpr., namentlich kassubischer
Edelmann, oft so ärmlich, dafz er selbst
auf seinem kleinen Besitztum mitar-
beiten muüz und seine Einder die Herde
hüten. Erwachsen, dienen viele Ein-
der der Pankeherren als Knechte und
Mägde. Daher das kassubische Sprich-
wort: Ich bin Herr und du bist Herr,
wer wird aber die Schweine hüten, ja
pan i ty pan, akto z nas b§dzie Zwirne
paslf Mrongo V. I, 320a. Vgl. Panke.
pankritsch, adj.y listig; schadenfroh;
engherzig. Saalfeld.
panknitt, o^^'., bankrott.
panksen, sw,^ dumpf tönen bei einem
Stolze oder Schlage; schallnachahmend.
Das pa/nkste man so! Poln. p§kac knal-
len. Treichel.
Pann, Panne, /., Pfanne. Altpr. pant-
weko Tiegel (Voc. 352).
pannkefett, adv,^ aus fetter Pfanne.
Pannkefett leben^ schmausen, viel drauf-
gehen lassen, schwelgerisch, verschwen-
derisch leben. Auch: Pannkefett spie-
len. Sprw. I, 2356. In Hamburg und
Bremen bankefett speien schmausen^
lustig drauf los zechen. Richey,
355. Brem. Wb. I, 48. In Hessen
Pännchen fett. Vilmar, 294. Weitere
Znsammensetzungen mit Pann«, Pannke^
s. unter Pfanne etc.
Panse, ?n., erster Magen des Rind-
viehes; verächtlich auch vom Men-
schen: Hei mot den Panse ömmer voU
hebbe.
Pant, Pante, lit. j?anto, /., Verbindung
von zwei Säcken oder Wentem. Je
nach den Fischen, die mit der Pant
gefangen werden, giebt es Aal-, Hecht-
u. Schnäpelpanten. Nach Sperber, 23,
ist Pante der Stock an der Lachswehr.
Vgl. Sack u. Wenter.
Pantoffelwerfen, n., s. Schlorrchen-
schmeilzen.
Panisack, m., s. v. a. Pant^ Pante.
Pantsche,/., pantschen, sw.^ s. Patsche.
Pap, pltd. Pap (a = a), w., Geist-
licher, Pfaffe. De Pap es e Vaterunser-
krämer. Jerrentowitz. Wenn de Pap
lachtj es en de Hell Jahrmarkt. Dzg.
Nhg. Sprw. 1,2862. DaliggtdeDreck,
säd de Pap on let dat Kind falle. Ebda.,
2435.
Paparz, Pflzn., WurmfEum, Pdystir
chum filix mas Rth.^ poln. paprocz^
^t. papa/rtis. Hagen, 1098. Treichel,
Volksth.
Pap^ngelchen, n., Reim wort zu Enr-
gelchen: Engelke Papengelke^ Wer wat
göfft 08 Engelke ^ Wer nuscht göft, ös
Diewelke! Engelchen Popengelchen etc.
Volksr., 93, 393. 394.
pftpem, sw. 1. plappern, schwatzen.
Davon Gepftper, n. Paper paper! wcts
ist das gesagt? Soph. R. IV, 93. Pa-
per^ Paper, lederne Weisheit! Ibid. V,
11. Wccs Herr Puf das Paperpaper
der Gänse nennt Soph. R. V, 481.
Dafz man ihnen vom hübschen jungen
Bräutigam vorpapert. Ibid. VI, 418.
Julchen, wie wirst du also, alles dies
Gepaper kurz zusammengefafzt, deine
Kinder erziehen? Soph. R. H, 410. 2.
Nach Mühling im Ermlande: betteln,
bitten.
Pftpersch, auch PapSrflfige, Papfirflie-
gen, plur.y ganz kleine Mucken. Sam-
land.
Pftpesack, m., Pfaffensack. Pdpesack
hat keinen Bodden. Päpensa^ck on Mei-
lers Mät waren nich voU. Vgl. Sprw.
I, 2899 f. Paupesack wat nimme satt.
Eonitz.
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Papke — Pardel.
121
Papke, Pupke, m., Wasserhuhn, s.
Hurdel.
Pappe, /., Einderbrei, Mus, womit
man kleine Kinder, denen die Mutter-
milch versagt bleibt, ernährt. Ital.
papa, engl, pap^ in Bayern Papp^ m.
Schmellerl, 290; in Hessen Papp^
Bapps^ Piraps. Vilmar, 294. Anton,
3, 6. Mi, 61b.
päppeln, sw.y viel sprechen, ungereimt
und sinnlos sprechen, unverstaadlich
sprechen. Actij pappel nicht! Er päp-
pelt in einem fort. Hiervon: Gepappel,
n. In Bayern noch: pappelen^ pappem.
Schmeller I, 290. In Posen auch
popeln. Bernd, 199. Danneil, 152a.
Mi, 61b. Vgl. pdpem.
Pappelpoten, plur.^ s. Poten.
pappen, 9w. 1. ein Kind mit Pappe
speisen. Ebenso päppeln. Das Kind
majz auf gepappt (Hennig, 177), auf-
gepäppelt werden^ es erhält keine Mut-
termilch, wird mit Pappe genährt. 2.
ein Greschwar pappen, es durch warme
Umschläge von Pappe, Grützbrei etc.
erweichen. 3. essen. Pappe goty ddne
nusckty essen gut, thun nichts. Sprw.
1, 2864. Papp' BrStke mot, Üz das (in
die Milch) gebrockte Brot mit. Vgl
TiitU.
P^yphahn, m., Silbermünze, 8 poln.
Groschen an Wert (20 alte Pfennige).
Westpr. Thorn.
Pappstoffel, m., ungeschickter, unbe-
holfener, eckiger Mensch, Stoffel (Chri-
stoph), der eigentlich noch gepappt wer-
den müTzte. Treichel.
papsten, au?., cacare. Einen Papst
setzen. Treichel.
PapOiche, /., s. PampOiche.
Paradies, n., preu/zischesy ehemals die
Pillauer Halbinsel. Ist aber irgendwo
eine angenehme^ und mit unzehlichen
Veränderungen ausgeschmückte Gegend
in Preufzen anzutreffen; so ist es die,
in einem Haken von zwey Meilen be*
griff ene HaJh-Insuly welche den Weg von
PiUau nach Fischhatcsen ausmachet.
Nicht nur die unvergleichliche Lage die-
ser Oegendy sondern auch der ÜAerflufz
aller Sinn und Oemüth ergetzender Dinge
rechtfertigen ihre Benennung^ da man
sie absonderlich das Preuf zische Paradies
heisset. C. H. Rappolt, Von dem sog.
Preufz. Paradiese. Erl. Pr. V, 583.
Wöchentl. Königsbergische Frag- und
AnzeiguDgs-Nachrichten. 1738. No. 27.
Bock, Nat. I, 550. Sprw. I,* 2865.
Paradiesvogel, m,y Fichtenkernbeiizer,
FringiUaenucleatorM.Mahlingy Tiem.,
175.
parat, porat, adv,y bereit, fertig. Öck
st aU parat. Moak di OWr toW Reis*
poroat. Dorr, 41.
. Parcham, 7/^., Wallgang um das rechte
Haus der Marienburg, zugleich Be-
gräbnisstätte der entschlafenen Bruder.
Passarge, 267.
Parchem, m.^ Parchent, Barchent. In
Pommern Parcham^ n, Dähn., 344b.
pardauks, interj.y s. pardauz.
pardauz, pardauks, perdauks, perdauz,
perduz, pordauz, porduz, interj,^ schall-
nachahmend; zur Bezeichnung eines
Falles, namentlich eines Falles von der
Höhe. PardauZy da lag er, PerdautZy
so lach (lag) eck da, Carm. nupt, V,
190 d. Hioby hiob — perdauJssch! Volksr.,
35, 136; 37, 140. Porduz fiel es her-
unter.'^ ^, brdZy bumSyplaukschy schmauksy
schnipps, schnurr, schwapps. In Bremen
perduus! Brem. Wb. in,309. In Pom-
mern perduuz. Dähn., 347a. Lit.
4 padaukus eiti in Trümmer gehen. Lit.
Äeq., 20.
pardauzen, porduzen, sw.y fallen mit
Geräusch umstürzen. Hennig, 191.
Pardel, m. 1. gemeiner Kiebitz. Bu-
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122
Pardömpel — Parowe.
jack, 382. S. Kiwü 2. ein kleiner
Hering, eigentlich die Sprotte. Dzg.
Mühling. 3. Pflzn., Flachsseide, Cus-
cuta. Wohl von Pardel^ Perdel == Perle,
da die Bluten Perlknöpfchen gleichen.
PardVmpely m,^ Dümpel, Pfütze mit
schmutzigem Wasser. Da weer en
grofzer Pardempel met lauter Klieter-
Wasser^ an da mo/zt eck dorch. Schaltj.
1, 438.
PardOn, m., das frz. pardon. Pardon
gcwBy Quartier geben, das Leben des
Feindes schonen; verzeihen.
par§re(n), «w?., gehorchen, dem Be-
fehle Folge leisten, parieren, lat. parere,
S. Order.
parfisischy adj.^ von Pareske.
Partske, m.^ Bastschuh, Sandale aus
Lindenbast, auch heute noch von den
polnischen Flöi'zknechten vielfach getra-
gen. Litauen. Masuren. Schon die
alten Preufzen haben Paresken getragen,
V7enn das Bild eines Preulzen bei
Hartknoch zuverlässig ist. Markgraf
Albrecht pflegte scherzv^eise zu sagen,
er wäre so reich an Schustern, dalz
er allein im .Listerburgischen Sprengel
15000 habe, d. h. Leute, die ihre Schuhe,
Paresken, selber fertigen. Act. Bor. I,
549. Ein Edikt d. d. 1. August 1724
untersagte die Abschälung und Ver-
stümmelung der Bäume behufs Gewin-
nung des Bastes zur Anfertigung der
, Paresken. Auf die Reizken- Pilzken-
und Nüsseleser und Paresischen Bast-
holer sollen die Kirchenväter fleif zig Ach-
tunggeben. Insterburg. Kirch.-Yisitat.-
Ordnung. Die Strümpfe und Schuhe
oder Parrosken der Leute läfzt bald die
Wvrihin wegnahmen und aufheben. Pier-
son, Matth. Prätor., 55. Wo hast
du deine Paresken gelassen f Frage an
solche, die sich aus niedrigem Stande
emporgeschwungen und nun im Glucke
übermütig sind. Hennig, 78 f. Wenn
aus dem Paresken ein Schuh unrd^ dann
weifz er nichts wie er sich anstellen soll.
Über eine zu „dick" geratene Vorspeise,
Grütze, Mus etc., kann man mit Pa-
resken gehen — sie ist so dick uAe Pa-
reske. Sprw. I, 2866 f. In der Saal-
felder Gegend nennt man jeden be-
quemen, alten oder häfzlichen Schuh
der, ^uch die Paresk. Nach Mühling
heiizen diese Schuhe in Livland Pas-
sein; in Litauen heif'zen sie wyzios. Die
Wurzel liegt in dem preui'z. Verb rwf,
reist binden, im preulz. Katechismus
sen-rists^ part. verbunden, per-reist, inf
verbinden. Dem entsprechend hat das
Lit. m^M, rrszti^ auch paa^zH binden.
Nsslm. Forsch. 2; TL, 120. Bock,
40. Bock, Nat. I, 131; IH, 31. 126.
Vgl. Wuichen.
Par§8kenmacher, ?n.. Verfertiger von
Paresken. KomrfC mit mir nach Tilsit
herrain^ Allda wo die Pareeskenmacher
sain! Volksl, 65, 43, 7.
parforsch, perforsch, adv.^ aus par
force^ mit voller Kraft Fafzt e mal
alle mit parforsch an! Vgl. forsch.
PariskVrner , plur'. , Paradieskömer,
Grana paradisi. Mühling.
ParkmOr, m., s. PakmOr.
Parienke, /., s. Perlenke.
Parok, m., koboldartiges Wesen, wie
Alf und LataUitz (s. d.). Litauen. Ma-
suren. Treichel. Parok = Diener,
wie T. angiebt, nicht nachweisbar; da-
gegen poln. parobek Knecht.
Parowe, Porowe (zweite Silbe kurz),
/., Schlucht, Thal, Regenschlucht, Grund
im Walde, Waldschlucbt Von dem
poln. paroWy w., parowa, /., hohler
Grund, Schlucht, Defilee. Sperber, 39,
erklärt: längliche Bodensenkung im
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Parpel — p^em.
123
Acker. Schmitt, 108; Westpr., 166.
Pierson, Altpr. M. VIII, 367. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 120.
Parpel, m,j der Perpel, Älosa finta
CW., bei Hennenberger, 29, Porpel,
lit perpebj perple^ perpele. Benecke,
167. Pierson, Matth. Prätor., 15.
ParschbUchse,/., Pirsch-, Birschbücbse,
Jagdgewehr. . . . wenn beyde Augen das
Korn auff einer Parschbückien sehen, so
tsts unmügUch, da/z mit beyden Augen
der Zweck mag gerade ersehen werden
in einem Punct. Linem., Y la.
Parsche, /., Käsepreese. Werder.
parschen, sw., müi'zte, da Parsche die
Käsepresse ist, zunächst das Auspressen
des Eäsewassers bezeichnen; sodann:
Wasser heftig aosgieizen, vergielzen;
auch in der ZusammeusetzuDg: auspar-
SCben. Werder.
pirschen, sw., s. pfirschen.
Part, w»., Teil, Anteil, pars. Op min
Part keme iOO Däler, Wegen mein Part
kann er kommen oder dableiben = mei-
netwegen etc. Anpart, n., Anteil, Erb-
teil. Daran heft hei kein Anpart, dar-
an hat er keinen Anteil, darauf darf
er keine Ansprache erheben. Samland.
Partie, /., Partei, auch Teil. Auf
meine Partie. Bei Jeroschin: imjdre
1228 begundin in Italid dt parihten we-
sin sd OeJfin unde Gibbeltn 10 d. eine
partte (:drie) er kegn Masow sante 100a.
Pfeiffer, 203.
partA, adv., durchaus, uuter allen Um-
ständen, schlechterdings, frz. partout
Dat do ock partu. He wuU partu Sol--
ddt speUj er wollte durchaus Soldat
werden.
paniiehelig, a(f;., unordentlich, nament-
lich in den Haaren. Ein parv4chelges
Frauemirmner^ auch kurz Paruichel,
PaniseL Treichel.
Panisel, m,, Fladen, Flammwecke^
meist mit Schmalz abgemacht und für
gewöhnlich auf dem Herde und nicht
im Backofen gebacken. Mühling.
Nsslm. Forsch. 3; TL, 219. Vgl.
Flammfiaden, Flammwegg', Platz.
paschen, sw, 1. mischen, die Karten;
auch verpaschen. Sperber, 23. 2.
kein sicheres Spiel in der Karte haben,
nicht mitspielen, passen; frz. passer y
ital. passare. Nei! Nei, öck pasch daby^
öck wöU gar kein Gewonn. Carm. nvpt
IV, 59c.
Paschntr, w, Spange, Gürtelspange.
Wir wünschen dem Fräulein ein goldÜ-
nes Paschnir, Aufs andre Jahr 'nen
jungen Offizier. Aus einem Brumm-
topflied im Kr. Neustadt Treichel.
pascholl, adv,, vorwärts, weiter, fort!
als Zuruf. Russisch. Sperber, 45.
Sallmann, IIb.
Paschur, f., bedeckte Vorhalle an den
litauischen Wohnhäusern. Labiau.
Paserjunge, m,^ s. pftsem.
pftsem, päsem, pteem, pösern, pVsem,
sw. 1. mit Feuer spielen, im Feuer
wühlen, oder schüren, in einer Licht-
flamme „maddern". Se pesert mank
de Kohlen, Päser nicht immer im Lichty
du vnrst noch einpissen! Nach der
Volksmeinung pissen Kinder, wenn sie
mit Licht oder Feuer spielen, ins Bett.
Ich habe den ganzen Tag pdsem müssen^
am Feuerherd stehen müssen; nach
Hennig auch: in der Sonnenhitze ver-
brennen müssen. 2. Feuer anmachen
(Kohlen brennen?) auf dem Herd, im
Walde und auf dem Felde. Sintemal
auch aus dem ungebräuchlichen (unge-
bührlichen?) Posem viel Schaden ge-
schehen, und dadurch die Weide samt
den Heyden leztUch verwüstet werden^
so befehlen wir^ da/z sich hinfort nie--
mand nach PhtUppi und Jacobi amu-
fdhen^ bis auf Michaelis an einigen Ort
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124
Päslack — Piissenheim.
2U posem unterstehe. Landes -Ordg.
des Herzogth. Preufzen v. Jahre 1640.
Hennig, 179. 3. das Feuer schören
und unterhalten, heizen. In der Niede-
rung ist dazu ein besonderer Dienst-
junge: Paserjunge, der die Strohbundel-
chen, mit denen man das Feuer unter-
halt, einzehi in's Feuer, zu werfen hat.
Passarge, 220; auch OfenpMsrick, pltd.
Aioepäsrick^ wenn er das Geschäft des
Ofenheizens hat. 4. böswillig Feuer
anlegen. Er hat gepäsert Davon ab-
pOsern niederbrennen; in der Lötzener
Gegend abpftsern auch im Gesicht ver-
brennen, anpfisern, anbrennen, in Brand
stecken, verpteem, verbrennen. Sie
verpesert unnötig Höh. 5. einräuchem.
Em Schorsteen hangen se em (die Be-
wohner von Lichtenau den Mönch) op
On mooken Fiei' an bold derop^ Se pee-
serden em gruuUch sehr, as wenn hei
Worscht on Schinken weer. Dorr, 32.
Poln. pozar die Feuersbrunst, altpr.
panno das Feuer (Voc. 33): entstellt
liegt panno in lit. püszkinU verbrennen,
deutlicher in pdsem^ p6sem. Lit. Aeq.,
8. Nsslm., Th., 219, weist daraufhin,
dafz pdsem nahe anklingt an lit. pä^
zeriu, pazirti, Simpl. zeriü, zSrti in den
Kohlen, im Feuer schüren, womit auch
altpr. passortes Schürstange (Voc. 334)
zusammenhängt. Sperber, 24, erklärt
abweichend und im ersten Teile wohl
kaum zutreffend: pesem mit dem Fin-
ger oder einem anderen Glied hin- und
herfahren, namentlich sich in dieser
Weise mit Licht oder Feuer zu schaffen
machen. Vgl. Bock, 41. Hennig,
179. Schmitt, 108; Westpr., 166.
Pierson, A. W., 35.
Pftslack, m. 1. Mensch, der pdslackty
freiwilliger Diener, Dienstbeflissener,
dessen Hilfe andere gern und viel bean-
spruchen^ Packesel. Was fällt dir einf
Denkst du, ich bin dein Pdslack? Li
der Gegend von Saalfeld auch Passlack;
nach Mühlin g Passlack aufzer Diener:,
Aufpasser, Spion. Davon Pftslackerei,
/., beschwerliche Arbeit ohne Elntgelt;
nach G o r d a c k auch Lumpenwirtschaft,
Schlunzerei. Poln. poslac schicken, hin-
schicken, senden, poslaniec; poslannik
Bote, lit. pdslas. Schemionek, 27.
Sperber, 39. — 2. Anschnitt (Köpf-
chen) und Endrest des Brotes. Müh-
ling.
pftslacken, sw., umsonst und ohne
eigenen Nutzen sich für andere ab-
mühen, andern oft und ohne Dank Ge-
fälligkeiten erweisen, für andere gern
und meist ohne genügende Belohnung
kleine Arbeiten verrichten. Er pds-
lackt den ganzen Tag hei ihm herum.
Er mu/z für jeden pdslacken. In Pom-
mern in ähnlichem Sinne pdsein, posein.
Dähn., 356 a. Vgl. Pdslack.
Pasorren, plur., s. Pisorren.
passen, sw. 1. messen, im Mafz zu-
treffen. Die Schuhe passen nicht, sie
sind zu klein oder zu grofz. Das pafzt
auf ein Haar. Das pafzt wie die Faust
aufs Atige — toie der Hamen auf den
Nagel — tme Pint op Gret. Dat pafzt
wie fer Annke toWMötz. Sprw. I, 2870f.
3. reflexiv: sich schicken. Das pafzt
sich nicht, verstöfzt gegen die Sitte.
4. merken, aufmerken. Pafz Achtung!
Hennig, 179. 2. gefallen, anständig
sein. Das pafzt mir nicht, das sagt
mir nicht zu. Pafzt ml nich mdt aUer^
hand Mansche to verkehre, öck verdarw
mt de Kundschaft Sprw. I, 2876.
Passenheim, Ortsn., Stadt im Kreise
Orteisburg. Die Bewohner werden
spottweise Passenheimer Rüben genannt,
weil in der Umgegend djr Stadt von
Feinschmeckern geschätzte Rüben ge-
baut werden. Sperber, 27.
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Passlack — Patsche
125
Passlacky m., s. Pftslack.
Pasteln, plwr,^ eine Art Schulie, ähn-
lich den Paresken^ aber von Leder-
riemen geflochten; lettj^o^^o^. Nsslm.
ForscL 3; Th., 121.
Pasternak, m,^ Pastinak, Pastinaca
sativa L., poln. pastemak^ lit. paster-
nokas. Hagen^ 333. So nackt wie e
Pasternak. Sprw. I, 2710. Pasternak
auch als Familienname. Sperber, 39.
paswälken, mr., arbeiten.
pafZy a(ft7., recht, passend, zur Be-
zeichnung des Mafzes, der Zeit, des
Erfolges. Die Stiefel sind mir pa/z^
sie passen. Er kommt zu pa/z, er
kommt eben zu rechter Zeit. . . . wel-
ches aber der Nördlichen Dorfschaft
besser zu paskomet^ zu grofzerm Nutzen
und Vorteil gereicht. Linem., Zzla.
Vgl. pafzmat
Pafz, m, 1. Gurt, Leibgürtel, früher
die bei den Bauern übliche lange grüne
Schärpe um den Leib. Von dem poln.
pas Gürtel. Eine Pafz- oder Leibgür-
telfabrik ist 1777 in Stolzenberg an^
geleget, Bock, Nat. I, 680. Ist der
Gürtel bandartig, so heifzt er Pafzband,
n. 2. jeder gürtelartige Saum, nament-
lich der ÄrmelschluTz im Hemde am
Handgelenk, an Plätthemden die Man-
schette. Der Rockpafz^ Gürtel, Taillen-
band am Frauenrock. Sperber, 38.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 120. Hennig,
159. Vgl. Querdel.
PafzglaSy n., hohes cylindrischesTrink-
ge&Tz mit gleich weit von einander
angebrachten Reifen als Mafz. Aus
dem mnd. pcus^ m. MaTz. Vgl. Wei-
gandU, 311. Bock, 4L Hennig,
179.
pafzmtt, adv,^ eben recht, rechtzeitig
und genügend, zumafz, zupafz. Zur
Bezeichnung der rechten Zeit und des
rechten Malzes. Da kam ock pajzmat^
sagt man, wenn man während der
Mahlzeit in eine Stube tritt. Aus passen
und messen oder dem mnd. pas u. mät
Ebenso in Pommern. Dähn., 346 a.
Patengeld, pltd. PadegVId (a = a); n.,
das von dem Paten für den Täufling
eingebundene (dargebrachte) Geldge-
schenk, Pateugeschenk.
patern, sw.^ s. praten.
Paterswalde, Ortsn., Kirchdorf im Kr.
Wehlau. Vgl. Schallen.
Patron, 9n., Schimpfwort auf einen
durchtriebenen, verschmitzten, unnützen
Kerl oder Knaben. Warf er^ Patron,
ich werde ihn kriegen! Oft auch im
Dem.: Patronchen, ich kenne dich!
Patsch, m, 1. schlammiger Boden,
Schmutz, Strafzenkot, Blott (s. d.).
Aufbauender Schnee bringt grofzen
Patsch. Vgl. Matsch. 2. Patsch, /., Band,
s. Patsche.
Patsche, /. 1. unsauberes Wasser,
unreine Flüssigkeit, die man weggiefzt,
verdorbenes Getränk. Zur Aufnahme
der Patsche steht in der Küche als Pen-
dant zur Dranktonne, welche die noch
als Schweinefutter brauchbaren Speise-
reste aufnimmt, der unappetitliche Patsch-
elmer, dessen Inhalt in Königsbg. ge-
wöhnlich in den Rinnstein, die Gosse,
entleert wird. 2. mürbe Gewordenes,
stark Erweichtes, Verfaultes. Die Bir-
nen sind eine Patsche. Davon zerpat-
schen, sw., zu Patsche machen, zer-
drücken, zerquetschen, zerwühlen. 3.
bildlich: Verlegenheit, Verwirrung
(Bredouille), Verwickelung, Elend, Not,
üble Lage überhaupt Einen in die
Patsche bringen. Er steckt tief in der
Patsche.
Patsche, /., Dem. Patschchen, pltd.
Patschke. 1. Hand. Doch wie eck
em de Patsch wöU rehke. Nowack,
25. Grieb mir dein Patschchen! Geben
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126
Pat8cheiiTier — patzig.
Sie das PaUchgeriy geben Sie! Soph.
R. ni, 193 u. öfter: IV, 155; VI, 341.
527. 2. übertragen: Tatze, Fu(z. 3.
schallender Schlag mit flacher Hand,
nnd dann gewöhnlich Patsch,
Patscheimer, m., s. Patsche.
patschen, sw, 1. durch den Patsch
gehen; in der Patsche^ aber auch im
Wasser mit den Händen rühren; in
Speisen übersatt oder suchend herum-
wühlen. In Bayern bätzen^ in Hessen
bätscheUj im Holstein, patschen, in Po-
sen panschen^ in Estland panschen und
pantschen; so auch in der Niederlaus.
Schmeller I, 228. Vilmar, 27.
Schütze III, 187. Bernd, 199. Sali-
mann, 37b. Anton, 11,8. Hennig,
180. 2. mit den Händen schallend zu-
sammenschlagen, mit flacher Hand
schlagen, auf die nackte Haut klatschen.
Patsch in't Handke! Volksr., 29, 114.
3. mengen, mischen, manschen, Speisen
unappetitlich und unreinlich bereiten.
Vgl. matschen, 4. etwas in schlechter
Weise ausführen, schlecht herstellen,
fertigen. Sperber, 23. Über die ur-
sprüngliche Bedeutung von patschen
(fünfe zählen) s. Grimm, G. D. Spr.,
244. Rochholz, 136. Vgl. kttern.
In Zusammensetzungen: auspatschen,
5«^., Flüssigkeiten durch Patschen ver-
schütten; nach Mühling auch: aus-
baden, entgelten, was man verschuldet;
sich selbst aus einer Verlegenheit her-
aushelfen, also aus der Patsche ziehen.
bepatschen (s. d.). durchpatschen, durch-
wühlen, durchrühren; durch Schmutz
patschen, einpatschen, durch Patschen
mit den Händen vollschmutzen; zur
Patsche werden, verpatschen, wie am-
patschen in gewöhnlicher Bedeutung;
dann aber auch verderben, überflüssig
gebrauchen. Das ist alles verpatscht.
Butter verpatschen — Papier verpat-
patschenafz, adj,, ganz nalz, so nafz,
dafz man den patschenden Laut hört.
Ebenso in der Niederlaus. Anton, 11,
8. Auch patschnafz u. pKschenafz.
Patscherei, f, 1. Wühlerei in der
Patsche^ in Wasser überhaupt, und da-
durch Schmutzerei. Mache nicht solche
Patscherei! 2. Schmiererei; von schrift-
lichen Arbeiten, Malereien. 3. nach
Mühling ein ungesittetes, unpassen-
des Verfahren.
Patschfufz, m., Fufz der patscht; im
Tierräts., 80, Name der Gans: Patschr
fotke geit äwer de Brtyg, S. Plattfufz.
Patschhand, /., eigentlich Hand-Hand.
Dem. Patschhändchen^ n. Zu Rindern:
Gid) mir ein Patschhändchen! Vgl.
Patsche.
patschig, adj, 1. von Patsch, schmutzig,
kotig. 2. regnerisch. Das ist ein pat-
schiges Wetter, Ebenso matschig; vgl.
auch quatschig.
patschnafz, adj,,' s. patschenafz.
Patschwasser, n., patschiges, unsau-
beres Wasser; schlechter Kaffee. Vgl.
Kiichel- u. Ktterwasser.
Patweide, /, Weide an den Land-
wegen, deren Aste zu Zäunen und Fa^
schinen abgehauen werden. Westpr.
Niederung. Mühling. Pate^ f, «
Pfropfreis, junger Stamm, womit man
die Deiche bepflanzt; die abgehauenen
Äste dürften also mehr als Stecklinge
benutzt werden. Frisch, Wb. H, 41c
Patze, /., backsteinartiger Baustein
aus einem Gemenge von Lehm und
Grand zum Aufbau von Wirtschafts-
gebäuden; auch Lehmpatze. Treichel.
Patzern, m., alles, die Gesamtheit
Da hast dem ganze Patzern. Vgl. PrÄZ.
patzig, adj, u. ado,, kühn, keck, wich-
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Paudel — pauken.
127
tig thaend, übermütige aufgeblasen;
grob, trotzig, aufsätzig, widerstrebend.
Patzig gehen^ stolz, forsch einherschrei-
ten. Ich sah^ wie ich vor dem Johann
pazig wie ein umringter BeuteUchneider
vorbeiging. Soph. R. I, 449. Patzig
thun^ sich durch Gebärde nnd Wort
ein Ansehen geben. In Hamburg ^afei^,
in Augsburg und Hessen bazig^ batzig^
in Pommern paddsig. Richey, 192.
Brem. Wb. HI, 301. Birlinger, 50.
Vilmar, 27. Bernd, 204. Anton,
3, 6. Mi, 62a. Hupel, 169. Hen-
nig, 181. Vgl. Weigandn, 316.
Paudel, /., aus dem ursprünglichen
pltd. PQdel vhchd., Dem. Paudelche,
pltd. Pudelke. 1. kleine ungenagelte
Eiste, Schachtel, gewöhnlich aus Lin-
denrinde und Bast und alsdann Bast-
paudel; scbachtelartiges Gefafz von Holz
oder Blech überhaupt: Teerpaudel. Pob.
pudh^ lit pücUas; ahd. pütil Beutel,
Korb, Schachtel. 2. in früherer Zeit
Trinkgef&Tz, Bierglas. Stephan Schütz
wirdy weil er „ati88 mutwillen mitt den
feusten etliche paudeln zvirochen^ zu
ein halb last bier^ verurteilt (Morgen-
gensprache vom 19. Mai 1595.) Es
ketten die Eiter- und GarÜeuihe schon
den 10. Maß mit kannen vff die gösse
vnd mit pudeln zuschencken angefangen
. . . dass sie ehe vnd wann der Garten
recht geöffnet^ drittehalb wochen lang
mit Kannen auf die Gasse vnd mit
Pudelgläsem geschencket etc. (Morgen-
sprache Yom 13. Juni 1670.) Die Zünfte,
33. 29. 3. ehemals Gefäfz zum Wasser-
tragen bei Feuersbrünsten, Feuereimer.
Da/z ein jeder^ welcher Haus und Hof
halt, wenigstens zwei Paudeln bei der
Stadt Bu/ze haben^ und jeglicher Haus-
umih, wenn ein Haus anfängt zu bren-
nen, bey drey Schillinge Strafe Paudeln
mit Wasser das Haus zu loschen, dahin
bringen soll. Königsbergische Willkür
von 1394. Hennig, 180. In der
Landesordnung des Hochm. Eonrad
von Erlichshausen pawdelkromere. Ja-
cobson, Gesch. der Quellen des Kir-
chenrechts I, Anh. 293. Nsslm, Forsch.
2; TL, 144. Hupel, 181. Sallmann,
50b. Bock, 41. Hennig, 180. Vgl.
PQdel.
Paudel, (?), Fischerkahn mit Bebälter.
Drausensee. M ü h 1 i n g.
Paudelkrilmer, Paudelträger, m., ehe-
mals Händler, welcher Galanteriewaren
in kleinen Kasten (Paudeln) umher-
trug, Hausierer. Spottweise heifzt auch
ein kleiner Kaufinann Paudelkrämer.
Vgl. Putchenkrämer. Wir befehlen und
wollen auch, da/z sich aus Königsberg
und andern Orten unsres Herzogthums
keine Bömsteindrehery Krämer, Paudel-
träger an den Seestranden und dazu
gehörigen Dörfern auf Sarrdand an ir-
gend einem Orte finden lassen. Böm-
steins-Ordnung v. J. 1641. Hennig,
180.
Paudelmacher, m., Yerfertiger von
Paudeln.
Paudetechwarz, n., Kienrufz. Müh-
ling.
Paudelträger, m.^ s. PaudelkrHmer.
Pauer, m,, Bauer.
pauerklug, adj, u. adv., klug wie ein
Bauer, klüglich. . . . werden die grosse
Erdgewächs, ah obgedachte rothte Rü-
ben etc. mächtig starck ins Kraut schiessen^
we/zwegen sie leicht ins schassen gerathen,
wo ihnen nicht Paurklüglich begegnet
wird. Linem., Bbb3a.
Pauke, /., Schläge, Hiebe. Es giebt
Pauke, Hiebe, als ob auf die Pauke los*
geschlagen würde.
pauken, sw., auf die Pauke schlagen;
dann schlagen überhaupt, prügeln, und
dies auch in Zusammensetzungen: auf-
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128
Paukerei — Pechfister.
pauken, auspauken, durchpauken. Hen-
nig, 16, hat för aufpauken noch: je-
mand hart anlassen, ihm widersprechen ;
M ü h 1 i n g , för auspauhen ausschwatzen ;
duTckpauken auch: mit einem Schüler
eine Lektion grandlich durchnehmen.
einpauken ähnlich: eine Lektion ge-
dächtnifzmärzig feststellen. &ich zum
Eaamen einpauken. Fähnriche ein-
pauken^ zum Fähnrichexamen vorbe-
reiten.
Paukerei, /., Schlägerei, Prügelei.
Studentisch.
Pause, /., Absatz, der durch zwei
wirkliche Pausen (Ruhepunkte) begrenzt
ist. In drei Pausen läuten^ dreimaliges
Geläute. Marold. Vgl. Puls.
paustrig, adj., s. pQstrig.
Pauten, plur,^ die Hoden; lit. pautas
Hode, Ei. Marold.
Pautkenbeere, /, Fracht der falten-
blättrigen Brombeere, Rubus fructicosus
L. Die Lit. Aeq. versuchen die Zu-
rückführung auf das lit. pautas Ei; nach
Nsslm. handschr. Bemerkung ist das
Wort deutsch. Hennig, 180.
Paw, Bftw, m. u. /. 1. Pfau. Lat
pavo^ angs. pawa^ pawe, altpr. pcywis
(Voc. 773), poln. paw^ lit. pöwas^ lett.
pahws^ bayrisch Pfaw^ Pf ab, holl. paauw,
pomni. Pageluun, im Göttingenschen
päwelüney päwelüneke, pdgalün, pdge-
lüne, Schmellerl, 326. Schamb.,
152b. 2. Frosch. Die Kartoffeln sind
schorfig wie e Päw. Vgl. Pogge.
Pftwedtttke. Dat Pawedötke schlok sick
ömmer nöger her, Carm, nupt I, 282.
10. En Pawedetcken quam (aus der
Schaar der geputzten Hochzeitsgäste),
moackt my ön Lowerentz, Ibid. V,
190 d.
PftwefTst, Poggeffst, m., Bovist, Bo-
vista. Sperber, 44: Puhfiest.
Pawel, m. Vom., Paul. Hart wich,
54. Poln. pawel,
Pawese, (?), Schild, scutum. Müh-
ling.
Pawesen, Ortsn., Dorf im Kirchspiel
Niebudfzen, Kr. Gumbinnen. Ee 5s
üt Pawese, wo de Hund op Schlorre
gäne an mot 'n Arsch belle. Na nü
wird Tag in Pawesten — nü os Dag
ön Pawesel jetzt kommt er endlich zur
Einsicht. Sprw. I, 3697. Vgl. Per-
wutehe.
Pawirpen, plur., s. Powirpen.
Pawluner, ungeschicktes, zerflickertes
Schuhwerk, oder dergl. Handschuhe.
Marold.
PawnutZy (?), Dickmaul, angelaufene
Lippe. Mühling.
pawupps, intefj, zur Bezeichnung
schneller Bewegimg. Pawupps ön^tBedd,
Volksr., 92, 389. Vgl. wupps.
Pazuren, Pazoren, plur., verächtlicher
Ausdruck für die Finger; poln. pazur
Klaue, Kralle, Fingernagel. Sperber,
39.
Pechboden y m. An den Ufern der
Weichsel finden sich in grqfzerer Aus-
dehnung die schwereren Thonabtagerun-
gen vor, welche mit mehr oder weniger
Grand- und Sandbeimischung oft in
einem wenig humusreichen, sterilen und
deshalb schwer ackerbaren Lehmboden an
die Oberfläche treten und unter der orts-
üblichen Bezeichnung PecUboden bekannt
sind, Prov. Preufz., 470.
Pechftster, pltd. PSchftster, m., Spott-
name für den Schuster. Schuster, Poch-
fister, Drahtklemmer — schnwrrts! Kö-
nigsberg. Sprw. I, 3430. Schusta, Ka-
pusta, DrahtdreUa, Pochftsta — schnurz!
Samland. Schoste, Klaboste, Peckftste etc,
Jerrentowitz. Volksr., 82, 334. In
Augsburg Pechfisel, im übrigen Schwa-
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Pechhaube — Pedker.
129
ben Pechfidla^ im Hokteinschen jF^-
fiester. Im GötÜDgenschen Pekefkt^ Pek-
/hty in der Altmark Peckfister. Bir-
linger, 89a. Schütze III, 209.
Schamb., I53a. Danneil, 153b. In
Bremen heifzt der Schuster Pekedrcuiihü
and Meister Pekedraat. Brem. Wb. HI,
312.
Pechhaube, /., Perücke, welche die
jüdischen Frauen tragen. Wenn de
Hoor em ganz utgähne^ Seit hei sock e
Pechhaub op. Nowack, 11.
Pechhütte, /. Dein Freund bis in die
Pechhütte^ bis zum äufzersten, letzten.
Treichel.
Pechh'cht, n., Pechkerze, Kerze von
schwarzem ünschlitt, welches zu aller-
letzt aus den Grieben gebrannt wird.
Brem. W. III, 312. Er giebt keinem
Teufel ein Pechlicht — ein Endchen
Pechlichty er giebt auch nicht das G-e-
ringste, ist geizig. Sprw. I, 1068. In
Pommern Picklicht. Dähn., 349 a.
Pechtanne, /., s. Tanne.
pechteerechwarz, adj,^ zur Bezeichnung
tiefer Schwärze. Vgl. kohlrabenschwarz.
Peckel, m.y s. Pickel.
PM, Peed, Pflzn., Quecke, Triticum
repemL. Hoch-Paleschken. Treichel,
Volksth.
peddeln, sw.^ s. paddeln.
Pedder, m.^ Puder.
peddem, 9to., streuen, pudern. Sche-
mionek, 27 ipeddem stochern im Licht
oder Feuer, wohl Verwechselung mit
pdsem s. pdsem.
Peddig(k), Pedding, m. 1. Eiterstock,
Eiterstamm in Geschwüren. On schon
ömmer schAnt e Peddik 'rut (aus dem
Geschwür). Königsbg. Firmenich I,
102 a. Den Peddig herausdrücken. 2.
Mark, innerer weicher Eem^ Seele der
Pflanze, des Baumes. HoUunderpeddig.
Wie ein solches der poddick oder Marck
FrlMhbier, W6rterbach TL
des Baumes . . . augenscheinlich klar
machen. Linemann, Aaa4b. Lafz^
gro/zer Gott^ . . . dem Peddig^ Saftes
voü, der stärkste Frost nicht schaden.
Carm. nupt. II, 91 d. Man erfähret auch^
da/z sie (die alten Nadrauer) auf son-
derliche Art solche Lichte machen^ nemr-
lieh sie nehmen anstatt der Dacht den
Pöddig von dem Klettenstiel. Pierson,
Matth. Prätor., 83 f. 3. die röhren-
artigen Füllungen in faulen Kartoffeln.
Auch Pesrik; angs. pitha^ engl, pith^
holL pit^ in Osnabrück Piek^ im Hol-
steinschen auch Peddke und Petfk^ in
Pommern und Mecklbg. Paddik. Brem.
Wb.ni,301. Schützern, 199. Dähn.,
341b. Mi, 61a. Danneil, 154a.
Hupel, 169. Hennig, 18L 185.
P8de, /., Wassertrage, Eimertrage,
Tragholz auf den Nacken und über die
Schultern zu legen, mit herabhängenden
Stricken und Haken auf beiden Seiten,
um Eimer und Körbe zu tragen, sonst
Schanne. Ostpr.; in Westpr. Schande.
In Preufz.-Polen pedy^ sonst poln. na-
biodrki und sqdy. Wurzel das altpr.
ptd tragen. Nsslm. Forsch. 2; TL,
122. 128. Schade weist in den W.
Mtfibl. V, 56 ff. nach, dafz das ostpr.
Pede goth. paida ist. S. auch Schade,
Wb., 671b. Vgl. auch altpr. pette^
pÜCy lit. peüs Schulter. Pierson, A.
W., 32. Bock, 42. Hennig, 184.
PSdehaken, m. 1. der eiserne Haken
an dem Strick der PSde. Mtne Mut-
ter schleit mt Mot de Pedhäke langst
dem Krizknäke. Volksr., 266, 927 f.
2. bildlich eine krumme Nase. Der
hat einen guten Pedhaken im Gesicht.
Schimpfwort: Pedhakennase, pltd. Ped-
häkends.
pSdern, sw.y s. v. a. pasem^ päsem.
Oberland. Mühling.
Pedker, m. Stein m, 3 unter Nau-
9
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130
P^asus — Pichen.
tica: . . . Ober oder Hochbot»mawn^ Un^
terbotsmann^ Schrewein^ Constabel, Pedr
ker^ Schiffszimmerniann etc.
Pegasus, m,^ in der alten Scbulsprache
das Gestell, auf welchem ehedem in
den Schulen die Exekutionen stattzu-
finden pflegten. Auf dem Pegasus rei-
ten^ Prügel bekommen. N. Pr. Prov.-
Bl. VI, 146.
Pegftuter, m., s. Pijauter.
Peikatz, /., s. Ptkafz.
Peike, m.^ Kaulbarsch^ s. Pukis.
Peikethran, m., Thran aus Peiken^
Stinten u. a. kleinen Fischen. Eur.
Hafi". Mühling.
Peilchen-, Peilketafel, /, s. Pllketafel.
Peis, (?), Freiheit zu thun und zu
lassen, was man will. Nun hat er
recht Peis^ er kann nun thun, was er
will. Danzig. W. Seidel, 33. In
Bremen Peisy Pais Friede, Freundschaft
— das franz. paia^ engl, peace. Brem.
Wb. m, 283.
Peise, Palse, /., eckig gedrehte Haar-
locke am Vorderkopfe, wie sie na-
mentlich von polnischen Juden in Aus-
führung einer biblischen Anordnung
getragen wird. Allgemein jüd. Pai-^,
rein hebr. peia Ecke, plur. peiaus^ vulg.
peies Ecken, jetzt auch Locken. Sper-
ber, 44: Paissen.
Peisker, Fischn., s. Ptsker.
Peitschenstock, pltd. PKschestock, m.,
der dem Peitschenstock, der Peitsche
ähnliche Stab in einem Falz des Gam-
baumes, über den der Aufzug oder die
Scherung vor dem Aufbringen gezogen
wird. Die Schnur des Peitschenstockes
wird wechselweise durch die einzelnen
Fäden des Aufzuges gezogen, zur er-
sten Andeutung des Gewebes. Das
Wirkgestell.
Peitschschmand, m., gepeitschter
Schmand, Schlagsahne. Gedanism.
Peizker, m.y s. Ptsker.
Pek, /., die vorderste Spitze im Schiffe,
jetzt Vorspiek. Hirsch, 265.
P&kel, m. 1. Pökel, das Salzwasser
über dem eingesalzenen Fleisch, den
eingesalzenen Fischen. 2. bildlich: das
Kranken- oder Faulbette. Er Uegt im
Pekel. Sie liegt im Pekel^ sie liegt im
Wochenbette. Engl, pickle^ holl. pekeL
Bock, 42. Hennig, 181.
Pfikelhering, m., gepökelter Hering.
Vgl Sprw. I, 2641.
pSkeln, 8w.^ pökeln, einsalzen.
Pfikelzant, m., gepökelter Zander. Sei-
ner wird in der Fischerei-Ordnung v.
Jahre 1589 gedacht. Bock, Nat. IV,
696.
pSken, sw.^ picken, stechen, mit der
Gabel aufheben, klauben, kratzen. Er
lies sich nicht nothigen^ pehkte auch dann
und wann ein Schnittchen vom Salat
auf Soph. R. I, 377. Doch vielleicht
pehkt (hier höhnisch in Bezug auf den
Degen) auch das Jüngken wol zuf Ibid.
n, 483. In Hamburg pöken^ puken.
Richey, 190. 194; in Hessen und
Mecklbg.-Vorpomm. pecken. Vilmar,
295. Mi, 62a.
pfikerig, adj.^ genau, geizig, habsüch-
tig. Das ist ein pekriger Mensch. In
der Verstärkung mOspSkerig, mauspeke-
rig, filzig, in Kleinigkeiten peinlich
genau.
pfikem, pttkem, sto., Frequentativ von
peken. 1. mit etwas Spitzigem stochern,
wühlen, wiederholt stechen. Sich in
der Nase, in den Ohren, in den Zähnen
pekem; ein Oeschioür aufpekem. Engl.
topoke umrühren; mit Stecken, Sonde etc.
untersuchen, fühlen. In Pomm. pOkem.
Dähn., 362a. 2. coire. Ön Gedanke
pekWe söckde Müs\ Bock, 42. Hen-
nig, 181. Vgl. bakem.
Pfilchen, n., 8. PHIke.
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Pelk — Pelzmütze.
181
Pelk, /*., eine Art Obertorf. Kreis
Heydekrug. Mühling. Lit. peUcos
Torf; alt))r. pelky Bruch, Sumpfstelle
im Felde oder im Walde (Voc. 287),
lit. peUce dasselbe, lett. peJMs^ pelze
Wasserpfutze. Es treten heute noch
die Ortsnamen auf: Pelkeninken im Kj.
Wehlau, PelMack im Kr. Friedland
Ostpr., Popelhen im Kr. Labiau. Nsslm.
Th., 123. Altpr. M. IV, 154.
P8lke, m., s. Pälke.
Pelkegras, n., schlechtes, saures, kur-
zes Gras, das im Bruch, pelhy^ wächst
und vom Vieh nicht sonderlich gesucht
wird. Mühling.
Pellbulwen, plur.^ Kartoffeln in der
Pelle, Pellkartoffehi. Westpr. Mühling.
Ygl. Bulwe.
Pelle, /., Schale, ablösbare Haut,
namentlich von Kartoffeln, Äpfeln, Erb-
sen. Westpr. Einem nicht von der
Pelle gehen^ ihm stets zur Seite blei-
ben, nicht aufhören mit Antragen und
Bitten.
pellen, sw.^ schälen, die PeJle ent-
fernen, schinden^ das Fell abziehen,
abledern ; mhd. vUlen^ ahd. fiUen^ fiUan
die Haut abziehen, schinden.
PeHer. PeUer kriegen^ Schelte bekom-
men. Gedanhm.
Pelterelen, plwr., Pelze, Bälge. Alle
(Frauen) zogen mit dem Manne auf die
Jagd (bei den alten Preuizen), und
war der Handel mit Peltereyen inson-
derheit mit Marderfellen sehr einträglich.
Der preufis. Sammler II, 1245. In Bre-
men PeUerije. Brem. Wb. IH, 315.
Pelttche, f.y Pfizn., kicherartige Bä-
renschote, Astragalus cicer. Mühling.
Peluck, /., nach Mühling Peluch,
schlechtes Bette. Danzig.
Pelud, f.y kleiner Anbau neben de'r
Scheune. Öck ujSnschy dat mtn Mäge
e ScMnke war' ok noch e Peludd. Til-
sit. Sprw. I, 2514.
Pelull, m.y schlafmütziger^ beschränk-
ter Mensch, langsam in Gang, Rede
und bei der Arbeit. Er ist ein rechter
Pelull
Peluschke, /., ausgeartete polnische
Erbse. Treichel, Volksth. H.
Pelz, m. Einem auf den Pelz fahr-
reuy — steigen^ — ihm den Pelz aus-
Hopfen — auswaschen, ihn durchprü-
geln. Sprw I, 1. Myns grooten Pelszl
wat wart seck da ver Lärms erhewen^
als Beteuerung. Carm. nupt. HI, 133d.
Pelzblume, /., Wollgras, Eriophorum
L.
PelzbUrger, m., Kleinbürger, der als
Städter Landwirtschaft treibt. Früher
sah man die Pelzburger fast beständig
in Pelzkleidung (Jacke und Hosen);
daher sagte der Volkswitz von ihnen:
den Tag vor Johann ziehen die Pelz-
bOrger den Pelz aus und den Tag nach
Johann ziehen sie ihn wieder an. Müh-
ling.
PelzbUxen, plur.^ Pelzhosen. Von einer
Frau, welche leicht empfangt, sagt man:
Se brvkt hlofz möt e Paar Pohboxe ver
e Närsch to krtge^ denn ös se fertig.
Sprw. I, 2888.
pelzen, pltd. p9lze(n), sw. 1. den Pelz
bearbeiten, prügeln. In Bayern: Einen
pelzen^ ihm eins versetzen, ihn treffen
mit Schlag, Wurf oder Schufz; engl.
to pelt. Schmeller I, 283. 2. Es mag
sich so dahin flicken^ läppen und peltzen
biss an den jüngsten Tag. Stein, Pe-
regrinus IV, 13. W. Mtsbl. V, 95.
Pelzkosak, pltd. Pttizkosak, m., Kosak
im Pelz, scherzende Benennung kleiner
munterer Jungen. Kgsbg.
Pelzmütze, pltd. PSIzmStz, /., Mütze
von Pelz. Von einem, der nicht bei
9*
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132
Pelznelke — Perlenke.
vollem Verstände ist, sagt man: Er üt
mit der Pelzmütze geschossen und nicht
recht getroffen. Sprw. I, 2830. In
Hessen: Mit der Pelzkappe geschossen
sein: in lächerlicher Weise mutwillig
sein, sich närrisch anstellen. Yilmar,
295.
Pelznelke, /., echte Kranzrade, Vexier-
nelke, C!9r(maria<07»^w&)«a^.J5r. Weich-
seldelta. Treichel, Volksth. III.
Pemke, Pimke, m.^ Steinpilz, s. Glatt-
ling.
Pems (« weich), m., ordinärer Eäse.
Gordack.
Penk, m., Moorbruch. Ermland. Durch
Lautverschiebung aus PeÜc.
Pennunske, m,^ Pfennige lit. pinnin-
gas^ auch penningas^ poln. pieniqzeL
Ön dat Kodderke os e Pennunske. Pom-
merellen. Volksr., 265, 925.
penschen, pinschen, sw.^ anwerfen mit
ausgehöhlten (ausgebutterten) Knöpfen
oder Stückchen Stahlblech. Danzig.
Westpr. Kinderspiel. Von pantschen
anschlagen, anklatschen. Rochholz,
427, 45. S. anschmeifzen.
Penter, w.. Peitsche, Strick, ein wei-
cher Prügel überhaupt Er hat mit
dem Penter gekriegt Im Holsteinschen
heifzt ein rundes glattes Hölzchen mit
einem Stiele, womit in einigen Winkel-
schulen Hamburg^Altonas die Knaben
in die flache Hand geschlagen wurden,
Panter. Schütze HI, 191. Ebenso in
Pommern. Dähn., 844 a.
pentern, sw. 1. mit dem Penter schla-
gen, prügeln. 2. nach Treichel auch
coire,
pepeln, «to., sprechen, päppeln (s. d.).
Treichel.
PepSy m,, s. Pips.
P8r, /., Birne. Ermland. Sperber,
24.
perband, a<^\ u. adv.., schlecht. Gor-
dack.
perdauks, perdauz, interf.y s. pardauz.
Perdel, Fischn., Parpel, Pardel lit.
perpels, perple, perpele^ Alosa finta Cu/v.
Mühling, Tiem., 175.
perdeln, «w?., treten. Der Bahn per-
delt die Herme, Nehmt Vemonft an^
Herr^ on perdelt nich mienem goden
Humor op de Heehnerogen. Dorr,
1. Wiew., 10. Wie ek nu awer grad op
de Schneedeck medden tweschen de dree
Locher perdel. Dorr, Driewjagd. S.
Kofebock.
Perdickel, m., kleiner, untersetzter
Mensch. Natangen. Davon
perdicklich, adj.^ klein, untersetzt
Perdulge, /., s. Bredulge.
perduz, interj.^ s. pardauz.
P&rebÖm, m.y Birnbaum. Ermland.
Sperber, 24.
perforsch, adv.^ s. parforsch.
Pergamott(e), Pergemott, /., Bergamott-
bime, Pmis hergam/oüa Ruel.
Pergel, m.^ Kienspan zum Anzünden
des Feuers. Lit. pirksznis glühende
Asche, lett präuls Feuerbrand, von
prduUt glühen. Pierson, Altpr. M.
7ni, 367.
Pergemott, /,, s. Pergamott(e).
PerlblUmchen, n., Perlhyacinthe, /., Bi-
samhyacinthe, Muscari botryoides L.;
auch Mauseschwänzchen. Treichel,
Volksth. n.
Perlen, Perdeln, plur.^ Pflzn., rund-
blättriges Wintergrün, Pirola rotundi-
folia L. Auch Pflänzchen. Hagen,
439.
Perlenke, m. u. /. Der Danziger Co-
dex des kulmischen Rechts (s. Altpr.
M. IV, 137; Vn, 318) enthalt die äl-
teste Erklärung des angeblich altpr.
Wortes: Perlencke^ Ist ein gewohnheit,
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Perlenke.
133
der man nicht wiederstehen soll. Diese
rätselhafte Erklärung wird deutlicher,
wenn man ans späteren Belegen er-
kennt, daiz mit P^J^nA^ordnungsmäfzige,
resp. herkömmliche Benefizien bezeich-
net werden, die im Laufe der Zeit bis
zum Trinkgelde herabsinken. In dem
Ämterbuche des Hauses Marienburg
aus den ersten Jahren des 15. Jahrh.
(Provinzial-Archiv zu Kgsbg. A. 31,
fol. 137 a) bescheinigt der Gartenmeister
folgendes: Item habe ich im garthen
gelassen 17 tonnen czwebeln uffem soUer
und habe beczalt des meisters kochmeister
1 tonne und des conventes kochmeister
auch 1 tonne vor erer porlencken. In
den geschriebenen Amtsartikeln v. J.
1584, No. 140, heifzt es (Hennig,
191): Der Hattptm^ann^ Amtsschreiber
und alle Diener sollen sich keine Per-
lenk oder Zugänge zueignen. Das Pro-
tokoll der Eneiphöfschen Morgensprache
vom 21. Januar 1597 verzeichnet fol-
genden Beschlufz: Es hat die Morgen-
sprach auch geschlossen, da/z nur ein
Schenk, vmbzech an den die Ordnung
kompt 2 stof hier zu seinem perlencke,
vnd nicht mehr haben soU. Doch schon
am 30. April 1603 beschliefzt die „Er-
bar Morgensprach, da/z die perlencke
so die schenken biss anhero geruymmen,
gentzlich sollen abgeschafet sein, vnd an
jhrer besoldung sich genUgen lassen.^
In dem Protokoll der Morgensprache
vom 18. Februar 1713 findet sich fol-
gender Passus: Hierauf doliren die
Verwalter, da/z durch die vielen Per-
lencken und andere desordres, die Leute
abgehalten werden, Hochzeiten auf dem
Hofe zu halten^ bitten alle dergleichen
abusus abschaffen, auch zu veranstal-
ten, da/z die Diener des hervmbtragens
des Handwassers, in den winckeln sich
enthalten mögen; . . . Ward geschlossen:
Die Perlencken sollen von dato an, in
totum gehoben vnd abgeschaffet sein^ E. E,
Rahts Diener aber, das herumbtragen
des Handwassers, alter Gewohnheit nach^
gelassen werden. Die Zünfte, 32 f.
Toppen führt noch, Altpr. M. IV, 138,
aus dem Zinsbnche der Eomturei El-
hing aus der Mitte des 15. Jahrh. (El-
bmger Stadt-Archiv, Sehr. C. No. 18)
eine umfangreiche Notiz an, nach wel-
cher Perlenke auch die Verköstigung
war, welche bei grofzen herrschaftlichen
Gastereien der Dienerschaft verabfolgt
wurde, und welche namentlich bei Ge-
lagen des Hochmeisters gesetzlich ge-
nau bestimmt war; auch hier ist mit-
hin Perlenke = Beneficium. Dieser
Deutung widerstreben auch nicht die
von Bock, 45, und Hennig, 191,
gegebenen Erklärungen. Bock: „Por--
lenck, der Überrest von den Gastmalen,
die voi*mals bey den Collegien hier
Mode gewesen, davon einem jeden von
den Gästen sein Theil nach Hause ge-
schicket worden;" Hennig: y,Porlenk,
oder auch Perlenk, der Überrest von
den Gastmalen, den die Gäste mit nach
Hause bekoumien." Bocks Annahme,
Porlenk solle Portion heifzen, entbehrt
jeder Begründung; Hennig dagegen
leitet es wohl richtig von dem lit. per-
lenkis was einem zukommt, Gebühr,
gebührender Anteil, ab, und dies ist
ja eben das observanzmäfzige Bene-
ficium. Die in Urkunden vorkommen-
den Wortformen Pw^lenk, Porlenke sind
fehlerhaft. — Verwandt ist Parlenke, /.,
Zutrunk. Das ist einem eine gro/ze
Schaale zutrinken und wenns schier ausse
ist, das übrige in die Augen und die
Schaale ime auf dem köpf und darvon
mu/z keiner zomen. Mühlin g nach
den N. Pr. Prov.-ßl. ohne genauere
Angabe. Viol^t, 164, hat mit über-
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134
Pennochel — perzeln.
einstiinmender Erklärtmg: einen Par-
lenke zutrinken. Vgl. Toppen, Altpr.
M. IV, 137 f. Nsslm. Forsch. 1; TL,
125. Pierson, A. W., 32.
Permochel, m., Dorsch, s. Dttsch.
permucksch, acj^'. u. adv.y muckisch,
mürrisch, maulend. Wenn von der
bessern Kinderzuckt geredet wird., dann
sitzen die Frauen und sehn so permuksch
aw5, da/z man das Herz verliert, weiter
zu reden, Soph. R. III, 192. Vgl.
mucken.
permufZy adv., mit mufz, mit Gewalt.
Er kommt mit permu/z.
pemen, sw., j&R^n- P<?m' de Katt
'ruty jage die Katze hinaus. Samland.
Perpel, m,y Fischn., Alosa ßnta (Juv.
Benecke, 167. S. Perdel.
PerpelHze, /., Wachtel. Russ. p^e-
pel, perepWca, poln. przqnorka, przepo-
reczkaj illyr. perpelica. Nsslm., Thes.,
126.
Perpetuan, m., alter ordinärer Kleider-
stoff. Viol^t, 178.
Pfirechy 971., Barsch, Dem. PSnchke.
Hartwich, 44. S. Barsch.
pSrschen, pSrechen, sw., sich, sich
brüsten; sich viel dünken und einbilden
und dies zur Schau tragen, sich auf-
blähen, aufspielen, prahlen, prunken,
sich wichtig machen, „dicke thun". Na
persch dich man nich so! He peerscht
sik OS Finke Märten ön der Perddeck
— a» de Pogg on e Teerpudel, Dorr,
79. Sprw. I, 2881. Dregt (dreht) he
nich den Kopp §m Gngck on peerscht
sik bt^rn Gähnen. Dorr, L Wiew., 24.
Hennig, 181, leitet es von Persch,
Bersch Barsch, perca, ab, der seine
stachligen Flossen aufrichtet Piers o n,
Altpr. M, VIU, 367, weist auf lit. jj^s^;-
lys, pirszlys Brautwerber hin; ein sol-
cher mulzte, nach Lepner, sich aufs
Prahlen verstehen. In Posen porschen
emporstehen machen, sträuben, das
Bernd, 216, von por empor ableitet.
Bock, 42. Sperber, 25.
Perechke, m,, s. PSrech u. Barsch.
Pere&l, früherer Name für die bei
einem Ausrufe unter den Hammer kom-
menden Gegenstände. Dzg. W. Seidel,
33.
Perst, Pflzn., gemeine Bärenklau, He-
racleum SphondyUum L, Hagen^ 318.
Vgl. Bartsch.
Perwellberg, m., Name eines der fünf
grolzen Sandberge auf der kurischen
Nehrung bei Rossitten. Altpr. M. IV,
301. Vgl. Plick.
perwupps, interj,, s. wupp.
Perwutehe, Ortsn., Dorf Perwissau
im Kirchspiel Postnicken, Bj*. Königs-
berg. He ÖS üt Pervmiche, wo de Hun£
op Schlorre gäne. Sprw. I, 2892.
Perz, m.. Dem. Perzke, Furz, Fürz-
chen. Samland. De Märzke lett 6k
noch sin Perzke.
Perzel, PUrzel, m. 1. Bürzel, Steilz,
Podex. Mühling. 2. Gangart, nament-
lich des Pferdes; auch Krankheit des-
selben. Vgl. perzeln 2. 3. das viele
Hin- und Herlaufen, und daher auch
Diarrhöe. Er hat den Perzel. Er läuft
als ob er den Purzel hätte. Sprw. I,
2893. Bock, 42. Hennig, 183. Vgl.
Purzel.
Perzellaiche, /., Perzelage, von Per-
zel, afifektierter schwänzelnder Gang
eines Frauenzimmers. Schemionek,
27.
perzelriy pirzeln, pSrzeln, pUrzeln, sw.
1. oft aus der Stube gehen, geschäftig,
aber unnötigerweise im Hause hin- und
herrennen. In Posen und in der Nie-
derlausitz auch förzeln. Bernd, 65.
Anton, 1, 11. 2. mit Geziertheit, mit
kurzen Schritten gehen, dabei den Per-
zel hin- und herwenden ; von Menschen
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pe^chien — Pestilenzwurzel.
135
und Pferden. Pferde, welche nicht von
der Stelle wollen, statisch sind, perzeln^
haben den Perzel, Das in Grimm,
Wb. IV 2, 1579 angeführte hirzeln (des
Hundes) gehört wohl unter diese Be-
deutuDg. Davon: ausperzeln, auspirzeln^
die Stube durch vieles Pirzeln aus-
kühlen, perzelich, pirzelich, adj., zum
Hin- und Herrennen geneigt^ geziert
gehend; vom Pferde statisch. Wenn
ein Nachbar ein schnuppicht, krätzigt
oder pertzelicht Pferd hat und es ihm
im SchtUtzen- Gericht untersaget mrd,
dasselbe abzuschaffen , . . sondern last
es gehen^ so soU der Schultz Macht ha-
ben . . . dojs Pferd zu versäuffen oder
zu erschossen.^ Hartwich, 327. In
betrefif der Herleituug liegt Perzel am
nächsten^ auch für f orzein = den Hin-
tern (Förzer) oft aus- und eintragen;
68 wird jedoch auch porzeln^ portsein
(Anton, 3, 7) gesprochen und ge-
schrieben, und so erscheint auch, da
in dem Worte der BegriflP des öftem
öffiiens der Thür eingeschlossen ist,
die Herleitung von porta Pforte (Bernd,
206. Anton, a. a. O.) annehmbar.
Bock, 42. Hennig, 183. Sperber^
24. Vgl übrigens pttrten.
peichfen, sw,, s. pitehen.
Peichull, m,, s. Piichull.
Pesdricl^ Pesek, m., s. Pesrick.
Pesel, 971., Einfaltspinsel, langweiliger,
beschränkter Mensch. Gedanism. Ebenso
in Estland; eigentlich s. v. a. Pesrick.
Sallmann, 37b.
Peserbilte, /., Rohrkampe, die nach
der Ernte behufs eigener Düngung ab-
gebrannt wird. Zusammensetzung aus
pesem (s. pdsern) und Büte. Sche-
mionek, 27,
Peserick, m., s. Pesrick.
pSsem, sw.j s. pftsem.
Peslacky m., s. v. a. Pesel.
Pesrick, Peserick, Pesrich, Peserich,
Beserick, m. 1. Ochsenziemer, das Mem-
brum des Stiers, das getrocknet als
Peitsche dient, daher auch Bolle-, Ochsen-
peserik. 2. jede Peitsche, namentlich
die von Leder, die Earbatsche. Eck
bring denn met e Pdsrick m% On Pro-
gel krögst du wie noch nie. Nowack,
19. Nach Preulz, Lehrgang 221, be-
zeichnet Peserik ursprünglich den Stock
zum Nacbschüren des Feuers {pesem)
und, da man diesen auch zum Züch-
tigen gebrauchen kann, auch jedes an-
dere Züchtigungsinstrument. Aufi^lig
ist die Erklärung Gordacks: Rute
zum Bestrafen, auch Strauchbesen. 3.
penis. Er hat einen guten Peserik. Sprw.
I, 2894. Hoffheinz (Nsslm. Forsch.
2) giebt folgende Erklärung des Wor-
tes: pyza i. e. cunnuSj rik = riks i. e.
rea; peserik ergo est rex cunn% germa-
nice Mauskonig, quia penis cunnum in
potestate habet. Nsslm. a.a.O. fragt:
Sollte es etwa einem lit. pyzorrykszte
entsprechen, aus pyza cunnus u. rt/kszte
Rute? Pierson, Altpr. M. VIH, 367,
unterstützt Hoff heinzs Erklärung, in-
dem er darauf hinweist, dafz -^k das
hchd. -rieh (ursprünglich Herrscher,
Oberster, Fürst) ist, das übrigens auch
in dem Worte selbst auftritt, in Ver-
bindung mit lit. pyza cunnus. In Westpr.
und auch sonst noch in Niederdeutsch-
land Pesel, nach Gortzitza auch Pes-
drick, nach Sperber, 39, auch Pesek,
von dem poln. pezekj das sich bei
Mrongovius nicht findet; holl. pees^
engl, pizzle^ im Osnabrück. Pitte. Vgl.
Richey, 184. Brem. Wb. IH, 309.
Schützein, 205. Schamb., 154a.
Bock, 43. Hennig, 183. Sperber,
24
Pesrik, 7n., s. Peddig(k).
Pestilenzwurzely/., grcdzblättriger Huf-
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136 Petchen — Pfaffenrohrchen.
lattich, Tussäago petasites L. S. Lott^ womit Kleider zugeknöpft werden. N.
chenblaU. Hagen, 867. Pr. Prov.-BL a. F. II, 437. Poln. pfir
Petchen, n., penü des Knaben, lica^ p§telka Schleife, Schlinge, russ.
Gortzitza. pjeüja^ peüja Strick, Schlinge, Knopf-
Petenetten, j?fo«r., Kleinigkeiten; von loch, Y\i. pdnUs^ altpr. panta^ panto
dem frz. petdt Davon (Voc. 542) Fessel. Nsslm. Forsch. 2;
Petenettenkram, m., Ki^am mit Pete- Th., 127. Vgl. Podlitzen.
netten; auch Pipenet-, Puttenutten-, Putte- PStsch, m. Vom., Peter. Dzg. Nhg.
luttenkram. Viol^t, 103.
Petenettenki4mer, m., Händler mit Petscha, Petscher, (?), Weifzbrot
Petenetteny Hausierer. Vgl. Putchen- Ilastenburg. Mühling.
krämer. petschen, petscheln, pitscheln, petscht-
Peter, m., zur Bezeichnung eines nen, auch potschen, sw.y mit leisem,
dummen und gutmütigen Menschen, langsamem Stofze rudern, um das Boot
Knaben mit dem Vornamen Peter wer- nur schwach zu bewegen. DasRuder feilt
den geneckt: Pete^ scheet en e Wete^ leise patschend ins Wasser. Westpr.
scheet en e Kom&t^ dait so plompst! Treichel. Vgl. Potschfne.
Volksr., 76, 295. 2. der senkrechte petschfnen, ««?., s. das vor.
Fensterbalken, das Fensterkreuz; auch: Pettelkau, Ortsn., Dorf im Kr. Brauus-
Fensterpeter, Rätsel: Von bönne blanko berg. Spott: In Petteücau bellen die
von bute blanko ön e Modd e kolteme Hunde mit dem ZageL Vgl. Kraxte-
Peter damank. Das Fenster. pellen, PrObbernau.
Petermännchen, n., Fischn., der Stein- Petz, /., Hure,
picker, Cottus cataphractus L. Danzig. petzen, sw.^ angeben, anklagen, an-
Muhling. Nach Benecke, 67, 2Va- zeigen, denunzieren, wiedererzählen,
chinus draco L. einen auf den andern hetzen. Es ge-
Peterninken, Ortsn., Dorf bei Pillkal- schiebt vorzugsweise in der Schule,
len. Gä na Peteminke^ da krigst io pf ist pltd. ganz verschwunden und
ete on to drinke. Sprw. I, 1147. wird fast immer ein p : Perd Pferd,
Peterskraut, n., s. Nachtkraui Kopp Kopf, Topp Topf, kloppen klopfen,
Petersttl, n., Steinöl, oleum Petri. PZanfe Pflanzen; seltener ein/; Knof
Mühling. (und Enöp) Knopf, Far Pfarrer. Leh-
Peterzttlge, Peterzilg, /, Pflzn., Peter- mann, Volksmd., 30.
siüe, Petroselinum sativum Roffm, Kö- pf, Laut zur Bezeichnung des Blasens,
nigsberg. Im Ausruf der Gemusehänd- Hauchens. Pf^ Federchen ! sagte er^ in-
lerinnen: Petetzuljick. VgL Sprw. U, dem er blasend Jtdchen ihn (den Brief)
1636. hdnwarf. Soph. R. YI, 464.
Petetschen, plur.^ s. Potatschen. PfaffenknSpfe, plur.^ Pflzn., s. Lodiks-
Petitlon, /., nach Hennig, 183, in blatL
einigen Gegenden von Preufzen der Pfaffenläuse, plur.^ Pflzn., s. Pracher-
Kalendebeitrag, der von den Einge- läuse.
pfarrten abgefordert wird. Yon dem PfaffenrShrchen, n., Pflzn., Löwenzahn,
lat petitio. Leontodon taraxacmnL. Hagen, 110.
Petlltzen, plur,^ eme Art von Hefteln, Vgl. Butterblume.
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Pfahlgeld — Pfeflferstadt
137
Pfahlgeld, n., die yon eingebenden
Schiffen zu entrichtende Hafenabgabe.
Danzig. Passarge, 134. Hirsch,
213.
Pfahlkammer, /., in der alten Danziger
Verfassung die Behörde, bei welcher
die Seezölle erhoben wurden. W. Sei-
del, 33. Hirsch, 213.
Pfahlknechty ^n., Beamter älterer Zeit,
der mit dem Rafemjoärter das hölzerne
Bollwerk an der WeichselmünduDg in
stand zu halten und das Fahrwasser
oder Tief zu beaufsichtigen hatte. Die
P&hlknechte wurden aus den Einkünf-
ten des Pfahlgeldes bezahlt. Danzig.
Hirsch, 213.
Pfannchenfirtsch, m., s. Pfannchen-
schascher.
Pfannchenlecker, pltd. PannkelScker, m,
1. Lecker der Pfanne, Tellerlecker,
Schmarotzer. Brem. Wb HI, 290. 2.
in der Eindersprache der Zeigefinger,
mit dem man Teller oder Pfanne aus-
wischt u. ausleckt Yolksr., 32, 124. Im
Holsteinschen Puttjenlicker Töpfchen-
lecker. Schütze HI, 249.
Pfannchenschascher, pltd. Pannkescha-
tcher, m., Fladen aus Roggenmehl, in
einer mit Fett ausgeschmierten Plinsen-
p£anne gebacken. Auch Pfannen-, Pfann-
chen-, pltd. Pannkef utsch. Dönh. In Na-
tangen PfannenrSster.
Pfanne, pltd. Pann, /. 1. Abkürzung
für Dachpfanne, Dachziegel. 2. cunnus^
vuloa. Onse Hanne heft e Panne, Sam-
land.
Pfannenfutsch, -rOeter, m,, s. Pfann-
cbenschascher.
Pfannkuchen, pltd. Pannkoke, m., flacher
Kuchen, der in der (Pliusen-) Pfanne
gebacken ist, Plinse, Eierkuchen, also
Yöllig verschieden von den Pfannkuchen
der Konditoreien.
Pfannkuchspredger, m., Bezeichnung
für einen, der gern und viel über Sachen
spricht, die er nicht versteht. He ob e
PannkShspredger, Samland.
Pfarr, 1. /., Pfarre. 2. m., Pfarrer.
Sie geht zvm Pfarr^ sie erhält Kon-
firmationsunterricht. Saalfeld. Kann
denn der Herr Pfarr nicht steuemf . .
Ldeher Herr Pfarr ^ ich mochte gern fwr
das Begräbnis» dieses Mannes sorgen.
Soph. R. III, 64. 65.
Pfarre, /., in Danzig niemals eine be-
liebige unter den Pfarrkirchen der Stadt
oder Umgegend, sondern immer nur
die Oberpfarrkirche zu St. Marien. E.
Förstem.
Pfarrgebet, n., s. GebeiverhSr.
Pfarrwidem, /., s. Widern.
Pfeffer, m. Aus dem Pfeffer bekom-
men^ starke Hiebe erhalten. Vgl. Salz.
Pfefferklops, m., Scheiben von Rind-
fleisch in gepfefferter Sauce geschmort.
Vgl. Zodderklops.
Pfefferkraut, n., Gartenkölle, Satwrqa
Aor^^nsts L. ; auch Wurstkrairt. Hagen,
599. Pritzel, 364.
Pfefferkuchen, pltd. PSperköke, 9n., Leb-
kuchen. Unter die preufzischen Lecker-
bissen zählen mr die in Thom zuberei-
teten Pfefer- und Leckkuchen' Bock,
Nat. I, 269.
pfeffern, pltd. p8pre(n), sw, 1. mit
Pfeffer würzen, 2. bildlich: mit un-
angenehmen Empfindungen verbunden,
ubermäfzig teuer. Das ist gepfefef*t.
Pfeffersack, m.. Sack zur Ai^ewah-
rung des Pfeffers; bei Stein, Peregri-
nus XVI, 8, verächtliche Benennung
eines Adligen; in gleichem Sinne
Pfefferrtofzer. W. Mtsbl. VI, 187.
Pfefferetadt, /., in alten Handschriften
Pfefferetrafze, Stadtteil in Danzig, wohl
von der Niederlage ostindischer Ge-
würze, unter denen der Pfeffer obenan
zu stehen pflegte. Nach einigen auch
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138
Pfefferstofzer — Pfenniggras.
von den Pfeifern oder Musikanten,
welche hier gewohnt haben sollen.
Löschin, 44.
Pfefferstofzer, m., s. Pfeffersack.
Pfeffershibe, /., früherer Name für ein
Zimmer im dritten Stock auf der Nord-
seite des Schlosses zu Königsberg ^zur
Aufbewahrung ansehnlicher Verbrecher".
Hennig, 183. Bock, Nat. I, 61: die
Ffefferstube ein Gefängnüs fOr condi-
tionirte Personen.
Pfeife, pltd. P!p, /. 1. Pfeife; Tabaks-
pfeife. E lange Ptp on e schnoddrige
iVois, wenn unreife junge Leute den
Grofzen spielen. Em geit de Ptp ut^
die Geduld, das Leben geht zu Ende.
Sprw. I, 2907 f. 2. röhrenartiger Aus-
gufz an einem Gefaiz, namentlich an
einem irdenen; Brunnenröhre; Röhren-
brunnen. Der Röhrenbrunnen auf dem
alten Markte zu Elbing heil'zt Pfeife^
im Volksmunde Feif^ in Urkunden
Pfeifenbom , Pfeifenbrunnen. (Die
Schmerlen&nger müssen mit ihrem
Fange) J)ey dem Pfeifenbom umb bil-
ligen preifz markt halten^, Schmerlen-
fanger -Ordg. aus dem Anfange des
17. Jahrh. im Archiv der Stadt Elbing.
B e n e c k e , 300. Bayerisch Pipen^ engl.
pipe. Schmellerl, 291. Hupel, 170.
Schemionek, 27. 50. Hennig, 183.
pfeifen, pltd. pTpe(n), st, trinken, Spi-
rituosa. Einen pfeifen, einen Schnaps
trinken. Er pfeift gut — pfeift einen
Outen. Kgsbg. S. pTpen.
Pfeifenborn, -brunnen, m., s. Pfeife.
Pfeifengesteli, pltd. Pfpegestell, Ptpe-
stell, 7»., im Samlande, sonst auch SchSr-
leiter, pltd. SchSrledder, leiterartiges Ge-
stell mit wenigstens 20 beweglichen
Sprossen, worauf die Laufspulen (s. d.)
aufgesteckt werden, wenn das auf ihnen
befindliche Garn behufs der Schenmg
abgewunden werden soll.
Pfeifenkanne, pltd. PTpel(ann(e), /.,
Eanne mit einer Pfeife. Hennig, 183.
Pfeifenstäbe, plur., s. Ptpenstäbe.
Pfeifenstiel, pltd. PTpestSi, m., beim
Kegelspiel der einzeln fallende Eck-
kegel nahe der Bande. Der Kegel-
junge ruft: Pipestel, kosft nich vel!
Pfeiferbanic, /, Bank für die Pfeifer,
die Musikanten, Orchester. S. Die
Zünfte, 10.
Pfeifsacl(, m., Benennung für ein Kind,
das viel weint. Muhling.
Pfeiischwanz, m., s. Langhals.
Pfennig, m., zur Zeit der Kreuzherren
in den Privilegien Nummus. Drei
Pfennige gingen auf einen preufz. So-
lidum oder Schilling. ^60 Schillinge
machten eine Silbermark aus, die Mark
zu 16 Loth oder 24 Schottgewicht ge-
rechnet. Wenn nun ein damaliger
Schilling nach unserm jetzigen Gelde
ungefähr 12 hiesige Groschen ausmacht,
so würde ein solcher Pfennig 4 hiesige
Groschen gelten." Hennig, 183. Der
Pfennig galt also 1 Sgr. 4 Pfg., etwa
15 Pfg. nach heutigem Gelde. — Hei
Schott op en Pfennig on goß en fer e
Düttke ut, er ist sehr geizig. In gleichem
Sinn: Er scheifzt auf den Pfennig.
Auch mit dem Zusätze: dafz keine Zahl
zu kennen ist. Sprw. I, 2910 f. Bei
Jeroschin: üf den pfenninc sikoer =
habsuchtig, geizig. Pfeiffer, 204. —
Kuimischer Pfennig, s. kulmisch. Vierter
Pfennig, Abgabe, Zins, die sogenannte
Quarte. Vgl. StarosL
Pfennigblume, /., preuf zische, spitz-
früchtiges Silberblatt, Lunaria rediviva
L. Ostpr. Pritzel, 222.
Pfennigfuchser, m., Geizhals, Knicker,
Knauser. Davon pfennigfiicbserig, ad^.,
geizig. S. Fucliser.
Pfenniggras, n.^ Feld -Pfennigkraut
Thlaspi aroense L. Hagen, 668.
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Pfennigzins — Pflaster.
139
PfennigzinSy m., in der Danziger Ge-
richtsyerfassung das Kapital, welches
zur ersten Stelle auf ein Grundstuck
geliehen wurde und für welches nur
das Grundstock allein und nicht auch
das sonstige Vermögen des Schuldners
haftete. W. Seidel, 33. Nach Klein
II, 50, die Interessen eines Kapitals,
welches für ein dafür verpfändetes
Grundstück ausgeliehen ist: Auf dem
Hause stehn 12 000 Gulden zu Pfennig-
zins,
Pferdy pltd. P&rd, n. In Redensarten:
Ein gutes Pferd findet sich wieder. Ein
schlechtes Pferd^ das den Hafer nicht
frifztj der ihm vorgeworfen mrd. Wer
das Pferd kauft^kauft auch den Schwanz,
Auf die magern Pferde setzen sich die
meisten Mücken. Wer sich als Pferd
verdungen^ mu/z auch als Pferd ziehen.
Wenn de Perd got stäne on de Fruens
afgäne^ denn kann de Bür rtk wäre.
Sprw.I,2915ff;II,2031fiF. Der Mensch,
yerglichen mit dem Pferde: Wie ein
Pferd dumm — eigensinnig — statisch
sein; eigensinnig sein wie ein Droschken-
pferd — Kutschpferd; — ein Gedacht-
nis haben wie ein Pferd; — Nicken
haben wie ein altes Droschkenpferd; —
wie ein Pferd arbeiten; — gehen wie
ein Kürassierpferd; — einen Arsch haben
wie ein Achtzigihalerpferd. Korrespbl.
m, 53.
Pferddreckskafer, Pferdskäfer, m., Rofz-
käfer, gemeiner Mistkäfer, Scarabaeus
sterccrarius. In der Gegend von ßischof-
stem Scheib-, pltd. Schltwabbel. Muh-
ÜDg, Tiem., 175. Sprw. I, 2921. Vgl
Wabel.
Pferdefischerei, /., Fischerei in kleine-
ren Flössen, bei der die Fische durch
Reiter allmählich in ein quer ausge-
spAontes Netz getrieben werden. S.
FMzfiedierei. Vgl Benecke, 409.
Pferdeschwanzy pltd. Pfirdszagel {a-^ä\
m.^ Pflzn., gemeiner Tannenwedel, Hip-
puris vulgaris L. Hagen, 2.
Pferdezahn, m., weifzer^ Pflzn., Mais,
Zea mais L., weil die Fruchte pferde-
zahnähnliche Gestalt haben. Treichel,
Volksth. II.
Pferdsdreck, pltd. Perdsdreck, m., Ex-
krement des Pferdes, Pferdeapfel, ge-
meiner PfirdschiL Als ablehnende Ant-
wort: Ja, Perdschit!
Pferdseile, -eule, pltd. Pfirdsfl,/., Rofz-
egeL, Hirudo sanguisuga. Vgl. Eule.
PferdskHfer, m , s. PferddreckskBfer.
Pferdskastanie, pltd. Perdskastanje, /.,
Rofzkastanie, AcscuJms hippocastanumL.
Hagen, 405.
Pferdsliebe, /., plumper, ungeschliffe-
ner, zudringlicher Liebesbeweis. So
sagt man bei einer plump-zärtlichen
Umarmung : Dat os e Perdslew^ möt de
Bene öm e Hab. Vgl. Sprw. I, 2923.
Pfifferling, m. 1. der PfefiFerschwamm,
Agaricus piperaius. Nach Klein II,
51: Eot, Erdschwamm. 2. zur Be-
zeichnung von etwas völlig Wertlosem.
Das ist keinen Pfifferling wert. Auch:
Er ist etc. Er giebt keinen Pfifferling.
Ebenso in Bayern. Seh melier I, 307.
S. Frisch II, 53a Birlinger, 93a.
Pfingsten, plur.^ weifze^ zur Bezeich-
nung des Nimmertages. Vgl. Nimmer^
mehrstag, Pfiaumenpfingsten.
Pfingstochse, t»., s. Ochse.
Pfingstvogel, m., der Pirol. Ifingst-
vogel heilizt er, „weil er sich hier selten
eher als um Pfingsten sehen lallet^.
Hennig, 184. Vgl. Bierhol.
Pfiänzchen, n., Pflzn., s. Perlen.
Pflaster, n., goldenes, Menschenexkre-
mente. Auf ein goldenes Pflaster treten.
Ein goldenes Pflaster auflegen^ — ge-
schieht wirklich, indem man die Ex-
kremente in Leinwand schlägt und das
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140
Pflasterkasten — Pfandbude.
Präparat so auf die Wunde legt; die
flüssigen Teile sind das Heilende.
Pflasterkasten, m., Heilgehilfe, Chirar-
gas, aber auch scherzweise Bezeichnung
für einen Arzt überhaupt.
Pflatz, m. Und dafz zu Gottes Ehr
der Auffwacki Tnög gedeyen und jeder
Zweig und Pflatz sich wol gebildet zeig!
Carm. nupt, I, 39.
Pflaume, pltd. PIQm, Dem. Pflaum-
chen^ pltd. Plumke^ f, 1. Zwetsche,
Prunus domestica L.; auch Pflaum-^
Pfiawmenbavm^ pltd. Plümebom. 2. cun-
nus, Vulva,
Pflaumenkreide, /., s. Kreide.
Pflaumenpfingsten, /., zur Bezeichnung
des Nimmertages. Op Plumepingste.
Vgl. Pfingsten, wei/ze^ Nimmermehrstag.
Pfiaumenschlarze, /., Neck- u. Schimpf-
wort Du Plumeschlarze ut de Neddring.
Jerrentowitz. In der Niedenmg wach-
sen bekanntlich viel Pflaumen. Vgl.
Schlarze.
Pfl^O? /•> Pfl^^ Pension. Er ist bei
mir in I^leg^ in Kost, Pension.
Pfiicht, /., Tracht. Eine Pflicht Was-
ser. Marold.
Pfiinz, f.y 8. Flinze.
Pfiömen, m.^ s. Flöm.
pfiUcken, sw.j abzwacken. Sie haben
ihn gut gepflückt, er hat die gekauften
Waren sehr teuer bezahlen müssen; er
hat um eines geringen Vergehens willen
eine hohe Geldstrafe erlegen müssen.
Die tollen Federn sind ihm ziemlich
ausgepflückt^ er ist in strenger Zucht
gewesen. Ich habe noch ein Sühnchen
mit ihm zu pflücken, ich habe ihn zur
Bede zu stellen, zur Rechenschaft zu
ziehen. Bock, 43. Hennig, 184.
Pfiug, pltd. PIftg, m. Dat ös mtn Acker
on Plög — min Egf on Plög, mein
Beruf^ meine tagliche Beschäftigung.
Pfiuggewende, pltd. PIftggeweng, n^
Ackerstrecke von einer Pflugwende bis
zur andern, gewöhnlich ein Morgen
Ackerland. Natangen. En Ploggeweng.
Dzg. Nhg. Viol^t, 103. Keen Plog-
geweng (sal) mehr leddig liggen, See-
lenw., 112.
Pfiugkom, n., hämisches^ s. kulmisch.
Pfiugmann, pltd. Plögmann, m.. Pflüger.
Doch dePloochmann scAnar^(schnarcht)
nu schwoar. Dorr, 54.
Pfiugmarien, Maria Verkündigung,
25. März. In Westpr. beginnt an vie-
len Orten mit diesem Tage das Rech-
nungsjahr. Mühling. Ob an diesem
Tage dort zuerst gepflügt wird, ist nicht
angegeben.
Pfiugochs, Eggochs, m., in beiden Be-
deutungen =£gdochs. Mühling, Tiem.,
175.
pfiUmen, sw., s. v. a. fisten (s. d.).
Treichel.
pfropfen, pltd. prope(n), sw,, coire.
Treichel.
pfropfendig, pltd. proppendig, adj.^ ge-
pfropft. Es war pfropf endig voU, ge-
drängt voll. Von Pfropf Kork. Ebenso
im Holsteinschen und im Hollandischen.
Schützern, 235.
Pfuhlschnepfe, Mittelschnepfe Scolopax
media. Bujack, 383. Mühling,
Tiem., 175.
Pfund, pltd. Pund, n. 1. Gewicht die-
ses Namens. Rhetorisch: €rot gebe rf«r
czwey hundirt unde czwey phunt gudir
nacht. Liebesbrief eines Ritters aus
dem 15. Jahrh. Beitr. z. Kde. Pr. V,
184. 2. ein Quart Branntwein. Wir
hatten verschiedene halbe Pfundchen ge-
trunken. Kgsbg.
Pfundbude, /., ehemals Zollhaus un-
weit Pillau, wo, da die Tiefe noch bei
Alt-PiUau und dem Dorfe Wogram
vorbeiging, der Zoll von den einkom-
menden Schiffen gezahlt wurde. In
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Pfunde — piddlig.
141
der Pr. EammerordniiDg von 1648 wird
es das Pfundhaus zu Pillaa genannt.
Hennig, 184. Der Name rührt wohl
daher, dal'z die Waren nach Pfunden,
Schiffspfonden, in Berechnung kamen.
Vgl. Bock, Nat I, 551.
Pfunde, A Pflzn., Quellen-Ehrenpreis,
Veranica beccabunga L, Hagen, 19.
Pfundhaus, n., s. Pfundbude,
Pfundkirsche,/., s. Pungelkirsche.
Pfundschreiber, Pfundverwalter, m.,
Zolleinnehmer in einem PfundJum&e.
Pfundzoll, m,^ Zoll, welcher von den
Schiffsfrachten entrichtet wird. Nach
Mühling auch eine alte Abgabe an
den Orden, welche vom Lande bewilligt
wurde zur Säuberung der See von
Räubern. Sie betrug y, «/^ vom Werte
der eingehenden Waren und Ve Vo ^on^
Schiffe, das diese geladen hatte.
Phelp, m. Vom., s. Felp.
Phtchen, w. Vom., s. Rehen.
Phlipp, m., s. Flibb.
Pf, Lockruf für die Katze, der auch
neben: PTpt, Pichen, PTptchen, Name
für die Katze ist. Nach Klein II, 66,
heifzt in Danzig die Katze IH (wohl
nur Schreibfehler für Pm), verkleinert
Puike. Der lit. Schmeichelname für
die Katze ist jniüe. Vgl. Pikatz, Puich,
Mts, Mtz.
Piasek, m., Sand, das pohi. piasek.
Es üt der reine Piasek^ ein Landgut
mit sandigem Boden. Sperber, 39.
Piaten, Ortsn., Dorf im Kr. Inster-
borg. Qä na Fiate^ Dag anbreke. Geh
nach Piaten, Tage anbrechen! Sprw.
n, 2049.
Piauter, m., s. Pijauter.
Pichel, m. u. n., leinenes Yortüchlein,
das man kleinen Kindern unter das
Kinn bindet, damit sie sich beim Essen
und Trinken nicht beschmutzen. T rei-
ch eL Vgl. Schiabbe.
picheln, sto., trinken, saufen; vielfiEtch
mit dem Nebenbegrifi^ dafz solches mit
gewissem Eifer, unvermerkt und in der
Stille geschieht. Er pichelt ganz ge-
hörig. In Hamburg und Bremen auch
pegeln. Richey, 182. Brem. Wb. HI,
303. In Pommern pechein und pegeln,
Dähn., 346a. 347 a. In Posen: picheln
mit anhaltendem Fleifze und mit Ge-
duld etwas vorhaben, arbeiten; da-
g^en heiizt stark trinken pietschen^
von dem poln. pic trinken. Bernd,
207 f.
Ptchen, n., Katze, s. Pt.
Pichler, w., Trinker, Säufer.
Pickel, Peckel, m., Eiterbläschen, klei-
nes Hautgeschwur. Er hatPickel zwischen
den Fingern^ er hat die Krätze. Da-
von pickelig, adj.^ mit Pickeln behaftet.
In Hessen Pickel == Knoten, besonders
ein grofzer, aus einem stärkeren Seil
geschlungener oder geflochtener Knoten.
Vilmar, 302.
pickein, mo,^ scherzen, lachen, durch
alberne Streiche Lachen erregen. Hen-
nig, 186, leitet hiervon Pickelhering^
froher die lustige Person auf der Bühne,
dann Possenmacher Oberhaupt, her ; vgl.
jedoch Adelung ni, 767.
pickem, «i^., Frequent von picken.
Indem ich dies schreibe^ ist mir das
Pikem meiner Uhr hockst lästig. Soph.
R. Hl, 375. NachTreichel auch von
dem Picken des Küchleins im Ei.
picksen, au?., Frequent. von picken^
stofzend picken. Einen mit dem Stocke
picksen. Pickser, m., der Picksende;
aber auch der Gegenstand, mit dem
man pickst.
Piddak, m. 1. Prügel, Knüttel, Stock;
von dem poln. batog. Schmitt, Westpr.,
166. 2. nach Treichel auch penis.
piddlig, adj.^ kleinlich, übertrieben
akkurat, mühevoll. Schemionek, 27.
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142
Pietxker — Pilberg.
Piddlige Arbeit miDutiöse, die ihrer
EleiDheit wegen mühsam ist.
Piebker, m., s. Ptsker.
Pigg(e), PUgg(e), /., Jacke, Wams;
Frauenjacke ohne Scholi, Joppe. Dat
08 Jack wt Pigg'y völlig gleich. Sprw.
I, 1777. Pug^ on keine Ärmel dran.
Volks!., 87, 22, 2. Lit. pigffus leicht,
geschickt zu handhaben, wohlfeil. Inder
Dzg. Nhg. Pigk^ in Hamburg Peyy in
Bremen Pije^ in Osnabrück Pigge und
Pike. Brem. Wb. m, 310. In Pom-
mern Pije und Pige, Dähn., 348a.
Hennig, 186.
PijatZy PipatZy m., Bajazzo, auch Kunst-
reiter, Seiltänzer im allgemeinen. Aus
Bajazzo; poln. figlarz^ lit, piglorus Spafz-
macher, Possenreifzer.
Pijauter, auch Pegauter, m. 1. Arbei-
ter. 2. Fischer. Samland: Rauschen.
M ü h 1 i n g hat f ür Arbeiter Piauter. Vgl .
Plikauter u. Plauter.
Pijauterbauer, pltd. -bQr, m., Fischer-
bauer; Bauer, der neben der Landarbeit
Fischerei treibt. Rauschen.
pijailtem, sw,^ arbeiten.
PijÖn, /., Päonie, s. Bijön.
pTk, ddp u. adv. 1. vortrefflich, aus-
erlesen. Der Wein ist ptk. Das ist
pikfein. 2. scharf, heftig, strenge. Es
friert ptk. 3. viel. Der Kerl kann pik
saufen. HoU. puiky in Pommern pük.
Dähn., 348a.
Pikater, m., s. Pikatz.
Pikatz', f.y Katze, Zusammensetzung
mit dem Lockruf pi; auch Pipikatz,
Dem. Pipikatzchen. Pikatz toill mich
beifzen. Volksr., 11, 44. Pipikattke^
hast 6k e Zägelke^ zu dem, der nach
der Katze ruft. Sprw. I, 2943. Ebenso
gebildet Pikater, m. Mi eenen (Krin-
gel), di eenen^ Onsem graue Pikater ok
eenen. Volksr., 131, 547. Treichel
hat auch Peikatz. Pikatz^ auch ak zu-
rückweisendes Neckwort. Du dachest
wohl^ es giebt heu£ Kuchen? Ja Pikatz!
Hast du viel Geld? Ja Pikatz^ d. h.
mir fehlt eben Geld. Saalfeld. Sper-
ber, 24.
PTke, Ptk, /. 1. Stange mit spitzem
Stecheisen. 2. übertragen: Groll, Feind-
schaft Eine Pike auf jemand haben^
ihm feind sein, grollen, Rache begehren.
In Bayern: Einen Pick etc.^ in Hessen:
EinePikeetc. Schmellerl, 277. Vil-
mar, 301. Hennig, 184. 333.
Pikellus, m., s. Pakulks.
ptken, sw.^ mit einer Ptke^ in weite-
rer Bedeutung mit jedem spitzen In-
strument, selbst mit dem Finger, wie-
derholt stechen, stofzen.
pTkisch, adj., s. ptksch.
piksch, pikisch, adj.^ feind, nachtragend,
rachedurstig; von Pike. Er ist auf ihn
gewaltig ptksch. Vgl. falsch.
Pfkschlitten,m., Schlitten, der mit einer
Pike weiter geschoben wird. Pik-
schlitten fahren^ ein Knabenvergnügen.
Pikuritz, m., Korrump. aus Prokurist
Danzig. TreicheL
Rl, m., Pille, /, Piller, m., Dem. PiU-
chen^ Pillerchen, -ke. 1. penisy zunächst
zu Knaben und von Knaben gebraucht
In Masuren Pillack. Gortzitza. Über-
tragen: 2. Klöpfel in der Glocke. Hemp
on hott^ iseme Ptl on blecherne Kott.
Tierräts., 12. (Lösung: Kuhglocke.)
In Hessen die Biüe und der BiUer.
Vilmar, 37; im Göttingenschen Pily
Pük. Schamb., 154b. Sperber, 24.
Vgl. Pitter, Pimmel.
ptl, adv.y gerade, steil. Der Regen
korrtmt ptl von oben. Treichel. Ebenso
bei Mi, 62b. Danneil, 155a.
Pilberg, m., Schlotzberg, Bei^ mit
Schlofz, von dem altpr. pil^ pila^ piU,
pHle Berg, Burg, Schlofz. Nsslm. TL,
128. Die PUberge bei Kraam^ Lapsau.
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Pile — Pilwitten.
143
Reasch, Sagen, 64fiF. Doch heifzen
sie auch (anrichtig) PtUenberge: dei*
Pülenberg bei Puschkaiten (Domnau),
bei Pranüack (Schippen beil).
Pile) Bnftiame der Ente. Lit. yyle^
lett. pihle zahme Ente. Nsslm. Th.,
128. Doch klingt Buf und Name auch
kurz PiU XL. PiOe, Volksr., 64, 242 h.
In Hessen Btle^ wo zuweilen auch der
Enterich Btler heilzt. Vi 1 mar, 37.
PTIke, Pllken, (?), s. PTIketafel.
PTIketafel, /., bis 50 Fui'z lange, 2 Fufz
breite Tafel, die früher in den Gemeinde-
gärten aufgestellt war, worauf die Bür-
ger runde oder viereckige (Hennig
nennt die letztern allein; ich habe in
meiner Jugend nur mit runden „Stei-
nen^ spielen sehen) glatte Hölzer,
„Steine", im Spiele hin- und herscho-
ben. Die Spielenden standen an den
schmalen Seiten der Tafel einander
gegenüber. Die geschobenen Steine
durften die ungerandete Tafel nicht
verlassen und muTzten den Stein des
Gegners tre£fen. NachVoigt, „Fürsten-
leben auf den deutschen Beichstagen.
Baumer, Histor. Taschenb., 3. Folge,
2. Jahi^. 1850, S. 387, war die Tafel
mit einem Bande und mit Binnen ver-
sehen, die Steine waren numeriert und
kam es darauf an, dafz immer ein Stein
über (hinter, vom Werfenden aus) den
Stein des andern zu stehen kam, und
der Stein des Gegners so getroffen
wurde, dafz dieser durch eine der Öff-
nungen im Bande oder der Querleiste
der Tafel in die Binne hindurchging.
Hiemach entschied sich, nach mehr-
maligen Würfen Gewinn oder Verlust.
Es gab Tafeln von 46 — 50 FuTz Länge
und einer Breite von 10 Zoll bis 2 Fufz;
die Pilketafel des Altstadtischen Ge-
meindegartens ist gegenwärtig an der
Decke der Jubiläum-Halle in Königs-
berg zum Andenken befestigt. Lat
püa^ poln. püka^ lit. piUa der Ball.
Bei Adelung und Grimm Beäketafel;
sie heilzt auch Drucktafel^ in Nürnberg
Schie/ztafel Adelung I, 820. Bock,
43. Hennig, 185. Vhd. Peilke-, Peih
chentafel. Sie haben eintrechtigklich ge-
czeuget vnd bekant Das sie aempäich bey
der Peylkentofel gestanden. Morgspr.,
1532. Die Zünfte, 49 f. . . . hat zuge-
saget^ dafz er vier pilichentafeln woUe
zahlen, Morgspr., 1604. Vgl. Shak-
speare, König Heinrich der Vierte,
Akt 2, Szene 4. Das Spiel hielz auch
kurz Ptike, Ptiken.
Pillack, m.y Pille, /., penis, s. Pll.
Pillenberg, m., s. Pilberg.
Pillendrechsler, m. 1. Spottname für
den Apotheker als PiUendreber. 2.
Pillenkäfer, der von Mist Kugeln macht,
in die er seine Eier legt, ScarcAaeus
L.
Piller, 7»., penisy s. Pll.
Pillerstein, m., Stein, wie ein PiUer
gestaltet, Belemnit; auch Donnerkeil u.
Otterzitze (s. d.).
Pillkallen, Ortsn., Kreisstadt im Reg.-
Bez. Gtunbinnen. Die PiUkcdler wer-
den als Händelsucher u. arme Schlucker
gehöhnt. AtM PiOkaUen ungeschlagen
kommen^ ist ein Glücksfall. S. /n«ter-
burg. Die PiUkaUer stochern sich in
den Zähnen, wenn sie Mäch gegessen
haben. Sprw. I, 2941.
Pillkauer, 7n., in früherer Zeit Name
für die alten Fün/schiUinger. Neiden-
burg; entstellt aus PiUkaUer, Gort-
zitza.
Pilpe, /., Bückstand der Stärke.
Treichel.
Pilten, plur.^ s. Kampe.
Pilwitten, plur.^ eine Art Zauberer.
In den interpolierten Gesetzen des Hoch-
meisters Konrad von Jungingen von
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lU
Pilz — Pindel-
1394 (Jacobson I, Anh. 285) heiizt es
unter No. 7: Atu;h tvoüen undt gebie-
ihen wvr^ das alle Zauierer^ Weydeler^
Pthoüten, Schwarzkomüer undt wie diese
Chtteslesterer mögen genandt werden^ alle
sollen nach ernster vermahnung etc.
Nsslm. Forsch. 3.
Pilz, /., feiner auch die Pilze, ph/r.
Pilzen, der Pilz. Üblicher jedoch, und
nicht ausschliefzlich im Volksmunde,
ist die und der Pllzke, plv/r. Püzken u.
PUzkes. Die giftigen Pilze fafzt das
Yolk meist unter dem Namen Fliegen^
pilzken zusammen. Die beliebtesten efz-
baren Pilzken sind: der Steinpilz,
Boletus edulis BuU,^ das Gänschen,
CanthareUus cibarius Fr,y das Reizken,
Agaricus deliciosus L. Saalfeld. . . . tn-
dem ich die treuge saurre PüUzken für
ein unJwffliches Essen auch nicht schätzen
wiü, Linem., Sslb. Dafz aber die
Schwämbe oder Pültzken in der Menge
nachm feuchten Donner her für wachsen,
mag au/z vorigem leicht vernommen wer-
den. Ibid., Ss2a.
pllzig, adj. 1. aufgedunsen, ungesund
feist E}r hat ein pUziges Gesicht. S.
aufpllzen. 2. dem Pilze ähnlich. Der
Apfel — die Rübe ist pilzig, saftlos.
Hennig, 186. Vgl. Bock, 44.
Pllzke, m., s. Pilz.
Pilzkenkrug, m., einsamer, aber gern
besuchter Waldkrug in dem Buchen-
walde hinter Lochstädt auf der Pillauer
Halbinsel. Der ihm neu beigelegte
Name Waldkrug vermag nicht aufzu-
kommen.
Pllzkenschneider, pltd. Pilzkeschntder,
w., Glückspilz. He is e Pilzkeschntder.
Tiegenhol
Pimke, m., s. Pemke.
Pimker, Pflzn., rauher Röhrenpilz,
Boletus scaber Fr. Auch RotkVpfchen.
Treichel, Volksth. H. In der Saal-
felder Gegend PImpen. Ygl. Pemke u.
GlatUIng.
PImmel, m., penis des Knaben; wohl
= Bimmely der Baumelnde. Vgl. Plller,
Pitter.
Pimpek, m., eigentlich Nabel, von
dem poln. pipek, mehr jedoch penis.
Sperber, 39.
pimpelig, adj., PImpellTse, /., s. pim-
peln.
pimpeln, pltd. pSmpeln, sw., aus über-
grofzer Verzärtelung gegen Witterungs-
einflüsse empfindlich sein, über jede
Kleinigkeit klagen. Mühling. Ebenso
in Posen, in der Niederlaus. Bernd,
208. Anton, 11, 9. Verwandt mit
pumpein, pummeln^ mummeln. Davon
verpimpeln, verhätscheln, verzärteln, engl.
to pamper. Meine Kinder sind nicht
verpimpelt. Er ist ein verpimpeltes Mut-
tersöhnchen, pimplig, pimpelig, adj. ver-
weichlicht, verzärtelt, verhätschelt, ver-
wöhnt. Es ist gar nicht kalt, du bist
nur so pimplig, pimplig auch zimper-
lich, affektiert. Er thut so pimpelig.
PImpellTse, /., verweichlichtes Frauen-
zimmer; doch auch vom Mann: Er ist
eine rechte Pimpeltse. Auch Pimperltse,
-lotte, PVmpelpeter.
PImpen, plur., s. Pimker.
pimperlich, adf., nüchtern, flau, katzen-
jämmerlich. Mir ist ganz pimperlich
zu Mute; oft auch blofz pimplig. In
Dzg. pimpslich. Gedanism. Vgl. pim-
pelig unter pimpeln.
Pimperltse, /., s. pimpeln.
Pimperneil, Pflzn., gemeiner Stein-
peterlein, Pimpinella saai/raga L. Ha-
gen, 335.
pimplig, adj., s. pimpeln.
Ptn, w. Vom., Philippine. Hart-
wich, 55. Vgl Feiptn.
Pindel, Pingel, n., s. Pungel.
Pindel-, Pingeljude, m., s. PUngeljude.
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pindeln — pinseln. 145
pindeln, pingeln, sw.^ s. pUngeln. pinkem, sw,^ mit Enopfen anwerfen,
pinglig, a(^'., verdreht. Danzig. Trei- Ygl. anschmeifzen.
chel. Pinkfeuerzeug, n., s. pinken.
pingsem, m.^ s. pinksem. pinksen, sw,^ s. pinken.
Pinke, /., Schälchen, worin der Ein- pinksem, pingsern, sw.^ klimpern auf
salz bei manchem Kartenspiel gelegt dem Klavier, mangelhaft Klavier spie-
wird. In die Pinke setzen, Pinke ur- len.
sprünglich eine Art schneller Lastschiflfe, Pinne, /. 1. kleiner Pflock, Zapfen
engl, pink, franz. pinqtie, altskandinav. von Eisen, Zinn, Messing; Nagel von
jdnker. Brem. Wb. 111, 318. Ade- Holz, Schuhstift. Die Pinne an einer
lung III, 771. Schnalle. 2. das blecherne Röhrlein,
Pinkel, m., Urin, namentlich in der womit die Enden der Schnürsenkel ein-
Kindersprache. gefafzt sind. In Hessen eiserner Schuh-
pinkeln, sw.y pissen, vorzugsweise von nagel mit kurzer Spitze und breitem
und zu Kindern. Mama^ mich pinkelt! runden Kopfe; doch auch hölzerner
Er pinkelt alle Atcgenblick, Ins Bett Sclfühnagel. Vilmar, 302. Hennig,
pinkeln. Davon bepinkeln, einpinkeln. 186.
Ebenso inHamburg undPosen. Richey, Pinnholz, ^., Holz, woraus Pinnen,
185. Bernd, 209. In Bremen pin^ Schuhstifte, gemacht werden, z. B.
kein, inpinkeln den Bauch mit Speise Ahorn; nach Hagen, 258, auch Faul-
foUen, alles hinein essen. Brem. Wb. bäum, Rhamnus frangula L, Vgl.
in, 318. Hennig, 186. Vilmar, 302.
pinken, sw.y durch wiederholten, steti- pinnig, adj, u. adv.^ fleifzig. Dzg.
gen Schlag den Ton pink hervorbrin- Nhg. Viol^t, 103.
gen. 1^ hämmern, Funken aus Stahl Pinsch, Pintsch, m,, Feuerschwamm;
und Stein schlagen; in Verstärkung von dem altpr. pintys (Voc. 372), lit.
pinksen. Erinnert sei an die früheren pintis. Nsslm. Forsch. 2; Th., 129.
Pinkfeuerzeuge: Stahl, Feuerstein, Zun- Weil man auf den Feuerschwamm, den
der aus verkohlter Leinwand u. Schwe- man entzünden will, schlägt (mit dem
felfaden in einem Blechkästchen. 2. Stahl auf den Feuerstein). Pinsch auch
hämmern; schmieden, Funken schlagen, s. v. a. Prügel, Hiebe, Schläge. WöUst
Steinsprenger müssen das Bohrloch Pinsch f Kgsbg.
ou^nÄi^n, pinkend aushämmern. Pinke- pinschen, sw. 1. schlagen, prügeln;
pank, m,, Schmied. 0 nei, o nei, vom vor. 2. s. v. a. penschen (s. d.).
du Pinkepanky Du mäkst mt mtne Kopp pinschem, sw,, jagen, ursprünglich mit
so h^ank, Volksl., 26, 16, 5. Pinke- einem Hunde der Pinscherrasse; auch
panky heute noch Familienname, begeg- Mädchen nachstellen. Treichel.
net schon in Kellers Fastnachtsspielen Pinschklopfer, pltd. Pinschklopper, m.,
1,483, 15; 484, 20. 30. Frommann, Spitzname für Füsiliere.
d. Mundart. VII, 217. 3. in frei über- Pinsel, m., penis. Vgl. Pesel,
tragener Weise: zechen, stark trinken, pinselig, a^\ von pinseln.
Funken (s. d.) nehmen. S. bepinken, pinseln, sw.y stöhnen^ klagen über ver-
stch, meintes Unwohlsein, namentlich aber
PrfMhbier, WSmrbach U. « 10
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146
Pint — Pip€8tell.
aus^Geizfdaher geizen, knickern, knau-
sern, engherzig handeln, kleinlich um
eine, Sache dingen, feilschen. In Bre-
men pinsln. Brem. Wb. HI, 319. Hälh
ten Sie den Mann besser gepflegt^ hätten
Sie ihn nicht mit dem ewigen Pinseln
aber sein Bücherkaufen zutode gemar-
tert! Soph.ß.n, 177. Wollen Sie bei
einer Ausgabe von ein Duzend Dukaten
pinseln. Ibid. III, 208. Kannst du
denn nie das Maul aufthun^ one vom
Gelde mir etwas vorzupinselnf Ibid.,
599. Davon pinslig, pinselig, adj. Fina-
ler, m. Vgl. Bernd, 209. Danneil,
155b. Bock, 43. Hennig, 186.
Pint, m, 1. penis, engl, pinüe^ nach
dem Brem. Wb., 320, von Pint, Punt
= punctus; nach Mühling auch Spitze,
welches wohl die nächste Bedeutung.
Vgl. das \it pysyne, pissa cunnus, vulva.
2. scherzhafte Bezeichnung für einen
Gegenstand, der für den vorliegenden
Zweck unzureichend ist. Ein Topf, der
für eine vorhandene Flüssigkeit zu klein,
ein Kleidungsstück, , das zu kurz und
zu eng ist, ist ein Pint. Davon pin-
tig, pinterig, adj. Der Rock ist pintig.
Hierher gehört wohl auch Pinter, w.,
Spottname für den Kleinkrämer. Ma-
rold.
Pintsch, w., s. Pinsch.
PTp, PTps, w., piepender Ton, den
Kinder beim Piepsspiele hören lassen;
auch heifzt der Leiter des Spieles I^ps.
S. Volksr., 156, 662.
Pipatz, m., s. Pijatz.
Ptpe, /., Flüssigkeitsmafz, spanisches
Wein- oder Ölfafz. Brem. Wb. lU,
321.
PTpegestell, n., s. Pfeifengestell.
pTpeln, sw., s. pTpen.
ptpen, pTpeln, pTpsen, pTpseln, pTpsern,
sw. 1. pfeifen; ruckweise pfeifen; ruck-
weise leise pfeifen, wie es Hühner,
Küchlein oder kranke Vögel thun. 2.
mit hoher, schwacher und pfeifender
Stinmie sprechen. 3. kränkeln, stöhnen,
winseln, klagen. Er ptpelt immer, er
kränkelt und stöhnt fortwährend. Von
ptpen pfeifen, eine ganze Reihe adjek-
tiver Bildungen: pTpsig, pTpserig, pTperig,
pTplich, pTpselich, pTpslich, kränklich,
kränkelnd, unwohl, schwächlich, ver-
kommen im Wachstum, stets klagend
und stöhnend. Er ist recht ptpsig etc.
Mt OS ganz ptpserig to Mod, Öck st
ganz ptpserig. 3. ptpen trinken. Wi
wolle enen pipen, wir wollen einen
Schnaps trinken. Sperber, 24. Sche-
mionek, 27. Bock, 43. Hennig,
185.
PTpenbier, n., Ehrentrunk, den ein
Hochzeitszug in jedem Kruge, dem er
vorüberzieht, einnimmt. Samland. Müh-
ling.
Pipenetl(ram, m., s. Petenettenkram.
Ptpenstäbe, vbchd. Pfeifenstäbe, plur.,
gespaltenes Eichenholz, woraus die
Falzdauben zu den Pipen und anderen
Fässern gemacht werden. In Bremen
PipenstavCj Piepstave, in Pommern Pi-
penstawe. Brem. Wb. IH, 322. D äh n.,
350 a. 1777 von Memel ausgegangen:
eichene Piepenstäbe 3276 Stück. Bock,
Nat I, 608. Vgl. Klappholz.
Piper, m., von ptpen, Pfeifer. Im
Tierräts., 30, Name für die Maus, weil
sie pfeift: De Pipa on de Quara (der
Frosch), De ginge op ene Barg.
pTperig, adj., s. ptpen.
pTperlings, pTplings, adv., in dünnem
Strahl wie aus der Pipe (s. Pfeife)
flierzend. Die Thränen liefen ihm pt-
perlings. Der liegen kam pyplings von
seinem ganz durchgeweichten Überrock.
Soph. R. V, 96. S. Schemionek, 27.
Danneil, 155b.
Ptpestell, n., s. Pfeifengestell.
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Pipgessel — Piptrürig.
m
Ptpgessely Ptpsgessel, n. 1. ein Gmel^
das pipt 2. ein kränkelnder Mensch.
Er ist ein rechtes Ptpgessel, So ein Pihjh
ffOssel wiü ich nicht haben. Soph. R.
VI, 325. In Pommern PipgosseUcen,
Pipgoos. D ahn., 350b. In Posen JVp-
gänsel Bernd, 209. Hennig, 182.
Vgl. PTpsack.
Ptphacken, plur.^ verdicktes Gelenk
an den Beinen der Pferde, ein sogen.
Schönheitsfehler. Treichel.
Ptphahn, pltd. Piphan (a = a), w., pe-
nis. Ebenso in Holstein, Pommern; im
Bremischen auch Pülhaan^ im Götling.
Ptlhdn, PiUchdn. Schütze III, 208.
Dähn., 350b. Brem. Wb. IE, 314.
Schamb., 154b.
PTpT, /., Dem. Pipichen^ Katze, s. Pt.
PTpTkatz, /., s. Ptkatz.
PtpT machen, za Kindern für pinkeln,
pissen. Mach Ptpt — Ptptche! Ptpt!
Ruf der Kinder, wenn sie das Bedürfnis
zu pinkeln haben.
Ptpke, n., Dem. von PTpe, Pfeife,
V^eidenpfeife der Volksjugend. Sie
heifzt auch Plarr, Plärr, Plärre. Ein
möglichst starker Weidenast wird durch
Klopfen, „Schlagen", mit der Schale
des Messers von seiner Rinde befreit,
und wird die Rinde mit Zuhilfenahme
des nackten Astes zu einer Pfeife ver-
arbeitet. Damit die Lösung der Rinde
gelingt, sprechen die Kinder:
Ptpke^ Ptpke^ g^räd mt^
öck schlä dt op dtn Pälke^
öck schlä dt op dtn Hinderrädke
Bet dtn Pölzke affoUt Natangen.
Volksr., 61, 237.
Oder:
Saft Saft Wide,
Hund Schott Krtde^
Katt Schott Grade,
Dat mit Ptpke stdl gerade! Tapiau.
Vgl. Quarre.
PTpkrecky /., Pfeifkrecke, Krickente,
Anas crecca,
pTplichy adj.y s. pTpen.
pTplIngs, adv.^ s. pTperlIngs.
PTpop, m,, Pfeifauf; im Tierräts., 30,
die Maus. Ptpop on Quarrop Cringe op
ene Barg Wop, Vgl. Piper.
Pipp, /., penis, Jerrentowitz. In
Posen Fipe. Bernd, 209.
Pips, Pips, Peps, m, 1. Krankheit der
Vögel, namentlich der Hühner. Durch
Verstopfung der Nasenlöcher verhärtet
die Zungenspitze und entsteht auf die-
ser eine harte, weifze Haut^ der Pips.
Den Pips abziehn^ die Haut wegreifzen,
wodurch die Krankheit gehoben wird.
Wenn sie (die Henne) den Pips oder
Zips haty kan sie wol mehr zu solcher
zeit saufen ab nicht der Hahn, Li-
nemann, Bbb4a. Bei Adelung
hchd. P/ipps^ Zipps, schwed. pipp^ engl.
pip^ &anz. pepiCy span. peppita^ ital.
pipita, mlat. pipita. Adelung III,
732. Lit. pipsaSy in Bremen, Holstein,
Pommern Pipp. Wurzel für alle gleich-
klingenden Namen ist wohl p/p^Ti pfeifen,
da der kranke Vogel viel pipt. 2. bild-
lich von Menschen: an Gesundheit,
Vermögen oder Verstand Schaden neh-
men. Er hat einen Pips weg, Sprw.
I, 2891. Einem den Pips abziehn —
aufziehn^ ihn betrügen, ihn schlagen.
Hennig, 182.
PTpsack, TW., Pfeifsack, kränkelnder,
stöhnender, winselnder Mensch. Für
Posen: Bernd, 209. Vgl. Ptpgessel.
pipselich, adj., pTpseln, pipsen, sw,^
pfpserig, adj.y ptpsern, sw.^ s. ptpen.
Ptpsgessely n., s. Pipgessel.
pfpsig, pTpslich, odf/., s. pTpen.
PiptrQrIg, Pfeiftraurig, Name für
schlechte^ unansehnliche Besitzungen;
Spitzname für das Dorf Draupchen bei
Insterburg. Hei kömmt ut I^ptruiig^
10*
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148
Pirack — Pirt.
die Redensart wird zunächst zum Är-
ger der Bewohner von Draupchen an-
gewandt, aber auch gebraucht, um
einen Betrübten zu bezeichnen. Sprw.
1, 2939.
Piräcky m, u. /., s. Piräge.
Pirägge, Piräck, Pirogge, m. u. /. 1.
Weifzbrot, Fladen aus Weizenmehl.
Litauen. Hennig, 185. Lit. pyrdgas^
lett. pihrags^ russ. u. poln. pirog. Nsslm.
Forsch. 2; TL, 129. He sacht (suchte)
Pirock on heft dabt et (das) Brot ver-
löre. Tilsit. Wi fdre na de grote Stad%
Bringe for^t Lmschke Pirack satt. ToU-
mingkehmen. Volksr., 16, 69. Bei
dem Essen vnrd observiret^ da/z der Pirsz-
lys zween Kampen von Pyragen ( Weifz-
brot oder Stritzel) und Brot schnei-
det etc. Pierson, Matth. Prätor., 88.
2. Pirogge^ Pastete, Fleischklofz in Teig
geschlagen und gebacken; nach Sper-
ber, 39, Flinze mit gehacktem Fleisch
oder mit Quark gefüllt. Schemion ek,
28. In Estland: Fisch-y Fleisch-, Reis-
pirogge etc. Sallmann, 14a. Hupel,
172.
PTras, m., Regenwurm. Den Pihras,
der drauf (auf der Angel) stecken mu/z^
will ich besorgen. Soph. R. VI, 405.
Aus dem hoU. pier Wurm, Regenwurm.
Nach Treichel Ptratz.
plren, pUren, sw., im Gesichte feurig
rot sein, glühen. Das Gesicht ptrt ihm^
vor Zorn, Kälte oder infolge starken
Trinkens. Dat Näske ptrt dt 6k nich
vom Schemper. Hennig, 185, schreibt
fehlerhaft pieem und püem. Vgl. ver-
fUeren. S. pirren.
Pirgel, m., Branntwein. Einen Pir-
gel trinken y einen Schnaps trinken.
Samland (Korkehnen). Davon
pirgeln, sw., schnapsen, Branntwein
trinken. Er pirgelt gut.
Pirken, plu/r., frisch geräucherte Man-
delheringe (in der Mandelzahl käuflich).
Pohl, vulgär pirki. Westpr. Trei-
chel.
Pirks, m.y kleiner Eerl^ s. v. a. Knirps.
Nach Go r dack auch dummes Mädchen,
dumme Margell.
pirksen, sw., kraftlos und ohne Wir-
kung stofzen.
pirksig, ad/., klein, winzig; von Per-
sonen und Sachen.
Ptriing, m., eine junge Manns- oder
Frauensperson, die noch nicht ihr ge-
höriges Wachstum erreicht hat. Pi-
sanski, Nachtr. Hennig, 185, weist
für die Abstammung hin auf das lat
puerulus kleiner Knabe.
Pirogge, m. u. /., s. Pirack.
pirr, purr, interj., Ruf zum Pferde, zum
Zugvieh überhaupt, wenn es still stehen
soll. Vgl. burr.
pirren, pVrren, sw., auffordernd an-
treiben, anspornen. Kinder, welche die
Eltern, mit denen sie auf Besuch bei
Fremden sind, zum Aufbruche mahnen,
pirren. Auch piren. Herrgott, wat hew
Öck donn den Hingst gepiert, As ock
em nu de Spoaren geef. Dorr, 23.
Vgl porren.
Pirschiis, m., Freiersmann, Brautwer-
ber, der für einen andern um die Braut
anhält. Darzu denn auch etzliche Pirsch-
lis grofze Ursach und Anla/z geben.
Insterburger Kirch.- Visit -Ordg. Lit.
pirszlys. Hennig, 186.
Pirt, Birt, f. 1. Badestube. 2. Brach-
stube. Lit. pirtis in beiden Bedeutun-
gen. Es ist hier so heifz wie in der
Pirt. Sprw. I, 1555. 7Ärö (der Litauer)
Badstuben, so Pirtis hei/zen, sind in den
Jaugen und Gebäuden, da sie das Ge-
treide zum guten Ausdreschen tnusknen.
Lepner, 139. Als sie (die Nadrauer)
noch selbige (Steino/en) in ihren Pirten
d, i. Badstuben und Jaugen d. i. Dresch-
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pirzeln — Pishand.
149
hauiem gAnmchen. Pierson, Matth.
Prator., 109. Hennig, 187.
pirzeln, ati?., pirzelich, o^;., s. perzeln.
Pt8, Pjes, TTO., Hund als Schimpfwort;
von dem poln. pies der Hand. Rol dich
der Pis.
ptsacken, ^eo., peinigen, placken, quälen,
scharf zusetzen, schurigehi, ängstigen,
plagen, oft und stark prügeln. Hen-
nig weist f&r die Abstanunung auf das
lit piszti pflücken^ rupfen, an den Haa-
ren zausen. Schwed. püka peitschen;
daher pkacken vielleicht ein Vermächt-
nis aus dem 30jährigen Kriege, wo der
Schwede in seinen Quartieren oft von
der Peitsche Gebrauch machte. Maga-
zin f. d. Lit d. A. Jahrg. 1875, 12 a.
Eere Schwester pisackt on kUmptnigt se
fachen. Schaltj. 3, 6. Ebenso in Ham-
burg, Bremen, Holstein, Pommern, im
Göttingenschen. Bichey, 186. Brem.
Wb. m, 323. Schütze HI, 212.
Dähn., 351a. Schamb., 155b.
Püchan, m.y penü; von püchen pissen.
Treichel.
püchen, sw.^ pissen, harnen; auch
namentlich zu Kindern : pischten^ Fischt
machen^ Piichtche machen^ pUchuUen.
YgL Ptpt machen u. pittern.
Piicher, Piicherinsid, m. 1. Weichling,
Schwächling, ein Verzärtelter, poln.
pieszczeky pieszczoch. 2. ein gequälter,
armer Mensch; nach Mühling auch
ein elender, schwächlicher^ krüppel-
hafter Mensch.
Piichtche machen, s. piichen.
piichten, sw.y Pitehi machen, s. pi-
ichen.
Pisch-, Pifzkachely /., Schimpfwort auf
ein unreifes Mädchen. Sie ist man noch
e Pi/zkachel
PKch-, Pifzkaulchen, n., Kaulchen,
kleine Grube, Loch, in das gepifzt wird.
PUchkaulchen spielen^ Kinderspiel, wo-
bei Knaben und Mädchen um das Kaul-
chen sitzend in dieses hineinpissen.
Pischke, /., Graupe, besonders grobe
Gerstengraupe; poln. pyszka, p§cak,
El binger Niederung. Westpr. Schmitt,
108; Westpr., 166. Nsslm., Forsch.
2; Th., 129. Sphemionek, 28.
Pi8Chkei(rauf, Pflzn., Kronwicke, Co-
roniUa varia L, Treichel, Volksth.
Pischkenstampe, /., Handmühle zum
Mahlen der Graupe; s. QuTre.
Pi§chull, Pi§chulle, /*., schlechtes Bier,
aber auch jedes andere abgestandene,
fade, dünne, schlechte Getränk, z. B.
sehr schwacher Kaffee. Bei Stein,
Peregrinus (s. Bier^ Bd.I, 82 a): Pisul;
bei Nowack, 71, für Kaffee Pe§chull.
Nsslm., Forsch. 3, Th., 129, hält Pir
schulte für ungenaue Aussprache von
pywczuMej vom altpr. piwas (Voc. 383:
piwis) lit. pywas^ poln. piwo Bier.
Bock, 43. Hennig, 185. Nach Sehe-
rn ionek, 28, auch wässerige Suppe.
Sperber, 42, schreibt PizuU (z=kh\
erklärt das Wort zunächst als Harn
und bezeichnet damit auch schlechte
Tinte.
pitehullen, sw. 1. s. v. a. piichen. 2.
nach Sperber in übertragener Bedeu-
tung: einen mäüzigen Schluck nehmen,
ein wenig trinken. Trinkspruch des
Bierkomments der Königsberger Stu-
denten: Wie heifzt der Postmeister von
Elbingf „Schwerin.*^ Soll er bluten oder
piSchtdlenf Antwortet der Gefragte
Jbluten^^ so hat Fragesteller einen Gan-
zen zu trinken; lautet die Antwort:
püchuHen^ so trinkt Fragesteller einen
einfachen Schluck. Sperber, 42.
Pisda,/., cunnus; von dem pohi. pizda^
lit pyzday pissa. Sperber, 39.
Plse, /., s. Pu§che.
Ptshund, 7/1., Schimpf- und Schelt-
wort; wörtlich Hundhund; poln. pies
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150
Pisian — Piabock.
Hund. Hol dich der Ptshund! Sprw.
I, 2940.
Pisian, m.^ s. Ptsjftn.
Pfsjftn, Pisian, m., Schimpfwort: Dum-
merjan, Dummkopf, Einfaltspinsel, wil-
lenloser, unentschlossener Mensch ohne
Energie und Charakter, Schwächling,
Feigling, Memme. Wohl von dem
lit. pyzda cunnus und zugleich Feig-
ling. Tu pyzda ne zmogtis du bist eine
Memme, aber kein Mann. Pierson,
Lit. Aeq., 20. Nsslm., Forsch. 3; TL,
129; Wb. 293b. Die oft gehörte Ab-
leitung von dem franz. paysan^ Bauer,
hat wohl nichts weiter als den Klang
für sich, was wohl auch von dem Hin-
weis aurdie Zusammensetzung aus Jan^
Jobann, und dem poln. pieSj Hund, gilt.
Pisk, /. u. m.j Maul, Fresse; von
dem poln. pysk Maul, Schnauze, Fresse.
Hol de Pisk, halte das Maul! Der Teu-
fel haut dem Schmied eins vor die Piesk.
Schottmaller, 3. Vgl. Sprw. 1, 2572.
2577.
Ptsker, Peisker, Pfzker, Peizker, m.,
Schlammpeitzger, Cobitis fossilis L.
Bujack, 395. Auch Schlammpiezker
und Wetterfisch, lit, kur. piplys^ mas.,
kass. piskorz^ pchieskorz. Benecke,
143. Mühling, Tiem., 175. Er ist
glatt wie ein Plzker, Sie fragt viel^
aber ich tvickle mich so umher wie ein
Peizker. Soph. R. Hl, 134. Nach
Sperber, 24, Piezker auch ein kleiner,
unansehnlicher Mensch; Familienname
Pietschker.
Pisorren, Pasorren, plur.^ Pantoffeln,
Korken. Mühling.
pi§rig, adj.^ mühselig, elend. Das
Licht brennt piirig. Vgl. mi§rig. Nach
Gordack: winzig, unzureichend, dünn,
dünn bewachsen.
Pissa, /., QuellflüTzchen des Pregels,
woran Grumbinnen liegt. Lit. pissa^
pyzda cunnus. Die Gumbinner nennen
die Pissa gern Pregel.
Pissely m., kleiner, dünner, unbedeu-
tender Gegenstand. Es ist nur ein
PisseL Treichel.
pisserig, cuij. von pissen^ das quälende
Bedür&is zu pissen bezeichnend. Nu
rennt a e romma vne e possaga Huingdy
nun rennt er umher wie ein pifzriger
Hund. Ermld. Freisch., 12.
Pifzkaulchen, n., s. Pi§chkaulchen.
Pifzpot, m.y Nachtgeschirr, Nachttopf.
Mühling.
pTtscheln, sw., s. petschen.
Pitschen, j)Zt^r., grofze, plumpe Schuhe,
namentlich Filzschuhe, aber auch ver-
ächtlich von Schuhen überhaupt. Sper-
ber, 24.
pitschenafz, oc^'., völlig durchnäfzt
vom peitschenden, pltd. pitschenden^
Regen. S. pat8chena(z.
Pttscher, w., Trinker, von dem poln.
pie trinken. Schmitt, Westpr., 166.
Das Vorhandensein des Verbs pitschen
ist vorauszusetzen.
pitschi patschi, aus pitschen (peitschen)
und patschen (erzählen); wenn jemand
die Auseinandersetzungen eines andern
wiedererzählt, im Erzählen die Aus-
führlichkeit als unnötig erkennt und
nun abbrechend schliei'zt: pitschi patschi.
Kgsbg.
Pitter, m.y penis eines Knaben. Vgl
Piller, Pimmel.
pittern, sw.^you Pitter, pinkeln, pissen.
Treichel.
Ptze, /, weibliche Brust. An die
Pizen fassen. Poln. piers die einzelne
Brust, plur. piersi.
PTzker, m., s. Ptsker.
Pjes, m., s. Pts.
Piabock, Plebock, m., grober, püffel-
hafter, nichtsnutziger Mensch. Kreis
Neustadt. Treichel. Poln. plAejusz
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Plachander — pladdern.
151
Plebejer, Unadliger. MrongoviusI,
335a.
Plachander, m. 1. Herumtreiber,
Zwischenträger, Verleumder. 2. Lum-
penkerl. Flatow. Schmitt, 108;
Westpr., 166. Im Ermlande Plakander
a. Plakftder, m, Mühling. Ein der-
artiges Frauenzimmer Plachandersche,
Flachanderin. Poln. ptdchta Laken von
grober Leinwand.
plachandem, sw.^ von Haus zu Haus
gehen, um zu erzählen und zu hören,
auch um hie und da etwas zu lukrie-
ren, schänden, verleumden, Hetzereien,
Zwischenträgereien machen. Sie pla-
chandertj sie schändet, geht von Haus
zu Haus, um Neuigkeiten zu bringen
und zu holen. Nu plachandert enmal
ene Hex an der Gegend heröm. Schalt].
3, 11. Davon plachand'rig, adj. Sie ist
ein reckt placharuüriges Frauenzimmer,
Placht,/., Taschentuch; von dem poln.
plachta Laken. Flatow. Schmitt,
108; Westpr., 166. Li Bayern die
Flachen^ Stück grober Leinwand.
Schmellerl, 333. Verwandtschaft-
lich anklingend ist das altpr. ploaste
(Voc. 491) Betttuch, Bettlaken, lit.
plö$zte\ russ. poln. plaszcz Mantel.
Nsslm., TL, 132.
Plack, m., Schlag auf die Hand oder
mit der Hand, daher auch Handplack.
Lit plakü, plakU schlagen, mit Schlä-
gen züchtigen, peitschen, pUkis Hieb;
lett plakich zur Bezeichnung des Schal-
les, der entsteht, wenn man mit der
flachen Hand aufs Wasser schlägt.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 130. Lit. Aeq.,
20-
Plack, Placken, m., Fleck, Flecken,
Mal. -Er hat einen Hack im Gesicht.
Op em Kind da ob e Flack^ Eier e
JPlaci on da e Hack. Pflzräts. 34.
^ach Mühling Hacken auch Fehler,
Verstofz. Vgl. Plarr. In Bremen noch:
Stück, sowohl abgerissenes, als ange-
setztes oder angeklebtes (Flick) ; flaches
Stück Land, Blachfeld, plaga. Angs.
plaec^ plaeca. Brem. Wb. HIj 325.
placken, sw. 1. Frequentativ von pla-
gen^ hart plagen, quälen, zusetzen, aus-
saugen, mit Abgaben, geforderten
Leistungen empfindlich drücken. Da-
von Placker, m.^ Plager, Dränger, Quä-
ler, Leuteschinder. Bauemplacker^Leute-
placker. Grüfzen Sie mir den Bauern-
placker. Soph. R. VI, 342. 2. von
Plack = Fleck, flecken, Flecken machen,
Flecken bekommen, fleckig werden, in
der Farbe verschiefzen ; daher ab- und
ausplacken auch in dieser Bedeutung.
Das Kleid plackt^ fleckt, ist in der
Farbe nicht echt. HeM Tü'g (Zeug)
plackt leicht. Vgl. Brem. Wb. HI, 326.
Davon plackig, adj.^ fleckig. Die Kar-
tofeln sind plackig ^ sie sind auf der
Schale gefleckt, „schorfig**. Mühling
hat plackerig; ebenso im Brem. Wb.,
327. S. blecken.
Placker, m., plackig, adj.^ s. das vor.
pladäuksch, plädäuksch, nach Ger-
da ck auch pladäutsch, interj.^ zur Be-
zeichnung des Schalles beim Wurf eines
Steines ins Wasser, beim Fall von
Fläche auf Fläche. On remi äwer Äcker
on äwer Wees\ Hädauksch — do Idhg
eck denn op de Nähs. Nowack, 12.
Pladder, m.^ das glatt daliegende
Flüssige, Weiche: ein Hadder Schleim^
Auswurf Brustkranker; der KuhpladdcTy
Kuhfladen, Kuhmist. Für Posen bei
Bernd, 210.
Pladderei, /., s. pladdern.
pladdern, sw. 1. plätschernd giefzen,
stark regnen, dafz die Tropfen mit Ge-
räusch aufschlagen. Es regnet, dafz es
man so pladdert. Davon Gepladder, n.
u. Pladderei, /. Hört der Regen auf^
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152
Pläderkasch — Plarr.
so hat es abgepladdert, S. abpladdem.
bepladdem, beregnen, begiefzen, be-
spritzen. Du hast dich gut bepladdert.
verpladdem, vergiefzen, verschütten (zu-
nächst Flüssigkeiten), eine Sache ver-
derben. Verpladder nicht so viel Wasser!
Das KindeVner ist verpladdert, die Frau
hat abortiert. In der Zusammensetzung:
pladdernafz, völlig durchnäfzt, so dafz
das Wasser von den Kleidern pladdert.
Vgl. Sallmann^38a. Danneil, 156a.
Bernd, 210. In Mecklenbg.-Vorpom.
pliddem. Mi, 63b. Bock, 43. Hen-
nig, 187. 2. in übertragener Bedeu-
tung: laut, viel und unnütz schwatzen,
plappern. Davon ebenfalls Gepladder
u. Hadderei. Vgl. plätem.
Pläderkasch, /., s. plätem.
plädem, sw.j s. plätem.
Pladrätsch, m. u. /, s. Plftr.
plagen, sw. Plagt er dich? Plagt dich
der Teufelf Sprw. I, 2952.
Plagge, f., flach abgestochenes Rasen-
stück, zum Belegen der Stalle, Grä-
ber etc. benutzt. Mühling. Ebenso
in Hamburg, Bremen, Pommern. Ri-
chey,186. Brem Wb. IH, 325. Dähn.,
351b. Danneil, 156b. Dan. ßagge
Scholle, Fläche. Nach Sperber, 25.
Eampe, Bilte.
plaggen, sw., Haggen abstechen.
Plakäder, Plakander, m., s Plachander.
Plampe, /. 1. breiartiger Schmutz;
2. Mehlbrei, dicke Suppe, s. v. a. Pampe
(s. d.). Davon plamperig, plemperig,
adj. Treichel.
plampen, sw., in der Plampe, im
Schmutze, wühlen, waten.
Planet, m., die Nativität, die das Volk
auf Märkten oder von Hausierern für
wenige Pfennige als fliegendes Blatt
kauft.
Planke, /., Bohle, dickes Brett. Lat.
planca, celt. plange, engl. u. hoU. plank,
franz. planche. Brem. Wb. HI, 328.
Plankenschreiber, m., Aufseher über
die von den Eaufleuten aufgekauften
und gelagerten Flanken, Stab- und
Klapphölzer. Dzg. W. Seidel, 33.
planschen, sw., manschen, mischen,
mengen. Bier — Wein planschen, mit
Wasser oder geringeren Sorten mischen.
Sperber, 35. Vgl. patschen 3.
pläntern, sw., in leiser, wenig hör-
und bemerkbarer Weise mit Wasser
spielen, spritzen; geschieht dies ge-
räuschvoll und wird dabei Wasser ver-
schüttet, so wird aus dem pläntern ein
plantschen, s«^. Treichel. Marold.
Vgl. piaischen u. patschen.
Planwagen, m., Wagen mit einem
Plane, einem Verdeck, von Leinwand.
Plapper, /., Mund; von plasppem. Hol
de Plapper, halte den Mund! In Dan-
zig giebt es eine Plappergasse, die je-
doch mit plappern nichts zu thun hat,
sondern eigentlich Plappartsgasse heifzt
{Plappart Personenname). Löschin,
46.
Plapperltse, -lotte, /., allgemeine Na-
men für plapperhafte Frauenzimmer.
Für geschwätzige Männer:
Plappermatz, -maul, -sack, m.
Plapperwasser, n., Wasser, das plap-
pern macht, Branntwein. Vgl. Krftl-
wasser.
Plär, Plarr, m. u. /., Plärren, w.,
Ansammlung vergossener Flüssigkeit,
grofzer nasser Schmutzfleck, kleine
Pfütze. Bluih, Tinten-, Qualsterplarr.
Ech stolpt den Schmandtopp öm, un da
war gleich so 'ne grofzmach£ge Plarr.
Saalfeld. In Natangen auch Pladrätsch,
m. u. /.; in Hessen Plärje, m. Vil-
mar, 30. Hennig, 333.
Plarr, Plärr, Plärre, /. 1. Maul, be-
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plärren — plätem.
153
sonders grofzes Maul, als Werkzeug
des Plärrens. Adelung III, 782. 2.
Weidenpfeife, welche die Kinder sich
selbst fertigen, weil sie schreit u. plärrt.
Vgl. Quarre, Pipke.
plärren, sw. 1. viel und laut reden,
fleifzig die Plärre brauchen. Hieraus
Geplärr, n., Gerede, Geschwätze. Von
dieser Circtäsdistantz machen die Ubelli
Sphaerici viel geplarres. Linem., R 4a.
2. ausfleihen, ausbreiten. Die Wäsche
hervarplarren, die beiseite gelegte
Wäsche wieder auflegen.
Plärren, w., s. Plftr.
plärren, sw.^ laut, schreiend weinen,
singen. Gelerntes hersagen.
pläfehfirllch, adj.y vergnüglich, lustig.
Von dem &anz. plaisir,
Plaschkinnis, /., ein dem Keitel ähn-
liches, aber viel kleineres, durch einen
runden Bügel offen gehaltenes Netz,
lit. pldszkinnis. Die Plaschkinnisfische-
rei ist auf dem ganzen kurischen Haff
untersagt. Fisch.-Ordg. f. d. kur. Haff,
§20. S. Benecke, 341. Sperber,
41.
Pläster, n. 1. etwas Hautartiges, dünne
Oberhaut, z. B. die Haut, welche sich
auf der Sahne, der Milch, einer Wunde
absetzt. 2. lappiges, aufgeblasenes
Fleisch, besonders vom Kalb u. Schöps.
3. Schimpfwort für ein unsauberes, un-
sittliches Frauenzimmer. 4. nach Müh-
ling Schmutzflecken. Davon piftsterig,
adj,^ häutig. Pldstriger Kaffee^ Eitffee
mit Milchhaut; pldstriges Fleisch.
Pläster, Pltoter, auch Pllister, n. 1.
ungeschlacht Grofzes, Schwerfälliges,
Monstrum, in den Gedanism. Plest Lit
plestu^ plesti breit werden, iszpUsti sich
ausbreiten, lett pfesfee». Nss Im. Forsch.
3; Th., 181. Dat os en Plaster von
Schaf (Schrank). Dafs e Ploster von
Stock Veih. 2. ein grofzes ungeschick-
tes, unsauberes und unsittliches Frauen-
zimmer. Vgl. Pläster.
plästern, sw, 1. prügeln. Tn Bremen
plustern von plüsen, plusen faseln, zau-
sen. Brem. Wb. III, 346. Einen durch-,
ver-, zerplästem, ihn derb abprügeln.
Hennig, 187. 2. ausspielen die Karte.
Pläster em ruter^ spiele die Karte aus.
Marienbg. Ndrg. 3. nach Mühling:
misten; vom Vieh. Gegend von Dreng-
furt. 4. nach Treichel auch über-
treiben, etwas ins Grofze ausmalen.
Der kann gut plästem.
plästrlg, adj, von Pläster^ grofz, plump,
ungeschlacht, ungeschickt, unförmlich,
dick; aufgeblasen (von Fleisch). Du
plästrigerwatriger Kerbs (Kürbis) ! Dorr,
1. Wiew., 67. Dat he so plästrig ^ siener
Eifersocht weer. Ibid., 73.
PIät, /., Platte. Setz" das Essen auf
die Plä% damit es warm bleibt^ auf die
Platte des Herdes, auf den Herd.
Platendienst, m., Dienst, welchen die
Kölmer dem deutschen Orden zu leisten
hatten. Er bestand in Ausrüstung eines
Reiters mit Harnisch, Eisenhut, Helm,
Schild und Speer und leichtem unbe-
wehrten Rosse. Der Platendienst steht
in gewissem Gegensatz zum Ro/zdienst.
Gebauer, Kde., 60. Von JXafe Brust-
hamisch, eiserne Brustplatte, Panzer.
Sie gehörte mit zum Heerge wette: sine
Platten^ sin Grusener, Schilt und Kra-
gen, sein Brusthamisch, sein Waffen-
rock, Schild und Kragen. Isl. plata.
Brem. Wb. UI, 332.
plätem, pletern, plädern, sw.^ viel re-
den, schwatzen; schänden, Geklätsche
machen. Im Rein. Vos (V. 4146) plei-
teren prozessieren; vom franz. plaider.
Im Holsteinschen, in Pommern, im
Bremischen ebenfalls ^Za^m». Schütze
m, 216. Dähn., 351b. Brem. Wb.
HI, 324. Davon pläterig, adj,y schwatz-
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154
Platsche — Platz.
haft, zum Schänden geneigt. Pläter-
kasch, -iTSy /., schwatzhaftes Frauen-
zimmer; ebenso Pläderkasch, -Its. Vgl.
pladdern 3.
Platsche, /., grofzer platter [Klofz,
Eeilcben. Auch: Platschkeilchen, pltd.
Platschktlke. Vgl. Keilchen.
platschen y 9w. 1. klatschend, plät-
schernd im Wasser patschen, es ver-
giefzen, ausgiefzeu, durchwaten; auch
putschen. Er geht durch die Pfütze^
dafz es Tnan so platscht. Da ös ön
Wiefj do geit ver Ohle^ dey plitscht on
platscht väl Water uth, Carm. nupt. V,
216b. 2. stark regnen, dafe die Tropfen
tonend aufschlagen. In Hessen pletschen,
platschen. Vilmar, 304. Sperber,
25. Ygl. plantschen u. patschen.
Plätschken , Piätschchen , Pletschken,
-chen, plur.y die jungen Hülsen der
Garten- und Felderbsen, die zunächst
nach der Blüte sich ansetzen, aber noch
keine Kerne gebildet haben. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 219. Hennig, 188,
schreibt ungenau Plezschen und erklärt
zunächst: kleine Schoten, die noch nicht
völlig reif sind.
platt, ad;, u. adv. 1. ohne Umschweif,
geradezu, schlechtweg. Der Mann ist
ganz platte er redet und beträgt sich
ungekünstelt. 2. völlig, gänzlich. Ich
hob's platt vergessen. Ich hab's platt
verloren^ — es ist mir platt von Hän-
den gekommeriy es ist gänzlich weg. 3.
niederdeutsch. &ie redet mit dem Ge-
sinde platt. Hennig, 187. Franz. u.
holl. plat flach, engl, flat^ schwed. flaa%
isl. fla, flatur. Brem. Wb. III, 331.
Platteis, pltd. Plattts, Scholle, Pleuro-
nectes platessa. Auch Scholliken (bei
Simon Grünau), Glattbutte, Goldbutte.
Benecke, 96. Bujack, 396.
Plätteisen, pltd. PiaddTse(n), n., Eisen
zum Plätten, Glätten, der Wäsche,
Bügeleisen.
plätten, su;., platt machen, eben machen,
glätten, die Wäsche bügeln. Engl, flat
und plat. Brem. Wb. IH, 332. Hen-
nig, 187. Platthemde^ Plattwäsche.
PlattfufZy 971., im Rätsel Name der
Gans. Dorr, 78, 14. S. Patschfufz.
Plattmann, m.^ Schiflerknecht auf einer
Platte, Plätte, einem Wasserfahrzeug
mit plattem Boden. Weichsel. Würde
ein Steuermann oder Plattmann abrün-
stig ohne redliche Ursache so soll dem
Steuermann der Ralfz, dem Plattmann
die Hand abgehauen werden. „Landes-
Wylkore zu Marienbarg" aus 1420.
Bei Frisch H, 62c: Plaikenknecht
Vgl. Weigand H, 360: Platte. Zer-
necke, Thomische Chron., 39.
Platz, m.y plur. Plätze u, Platzen. 1.
Fladen, flacher dünner Kuchen. Altpr.
plinxne (Yoc.342, als Erklärung Hetcze),
lit. plyckas, plyskas, poln. placek. Nsslm.
Th., 131. Lit. Aeq., 10. Butterplatz,
Fladen mit Butter abgemacht. Flamm-
platz = Flammfladen (s. d.). Kartoffel-
platZy Flinze von Kartoffeln. Westpr.
Vgl. Flinze. In Bayern Platz, Plätzen,
in Hessen Blatz. Schmeller I, 340.
Vilmar, 40. Vgl. Anton, 11, 10.
Bernd, 212. Sperber, 24. 2.in über-
tragener Bedeutung : unbeholfener, phleg-
matischer Mensch, Tölpel, Klotz. Wenn
ich denk\ ich haV einen Schatz, Hab'
ich nur einen groben Platz. Volksr.,
242, 853.
Platz, m., knallender SchalL beson-
ders Peitschenknall, davon platzen.
Platz, m. Etwas zu Platz bringen,
etwas zuwege, zum Vorschein bringen.
Wi weeten nich, wat alles uinger dem
Deckmantel von dem Wahrsegergewarw
to Platz brockt ward. D orr, 1. Wiew., 100.
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Platz — Plauksch.
155
Platz, m., Fischn., s. Plötz.
platzdrachtig, adj, 1. hoch trächtig,
trächtig bis zum Platzen. 2. üch platz-
dracktig ärgern^ sich bis zum Platzen
ärgern.
platzen, sw, 1. von dem Geräusch, das
fallender Regen^ fallendes Wasser ver-
ursacht. Es regnet^ dafz es platzt Platz-
regen. In Bremen plastem. Brem. Wb.
m, 329. 2. knallen, mit der Peitsche.
3. schnell und mit Geräusch in eine
Wohnung dringen, in eine Stube tre-
ten. jEr platzte in die Stube. Bei Je-
roschin: do platzten st ouch in daz
hüs zu Puteninken tougenclich 183 c.
4. feindlich auf jemand eindringen.
Jeroschin: mit den stnen platzte er
ungewamit üf dt schar 111b. d6 quam
uf 8t der vinde schar geplatzit unge-
wamit dar 115c. Pfeiffer, 205.
Platzer, 7n., die Schmitze, das Schnür-
chen an der Peitsche, das beim Schwünge
platzt = knallt.
Platzmeister , m. , Hochzeitsbitter,
Brautführer und Festordner bei der
Hochzeit. Die Platzmeister* sind junge,
unverheiratete Bursche, welche auf dem
Lande das Amt der Hochzeitsbitter
bekleiden, dem Brautpaare das Geleite
zur Kirche geben (Marschälle) und
demselben während der Trauung zur
Seite stehen; auch haben sie bei der
Mahlzeit die Honneurs zu machen. Sie
werden von den Brautjungfern mit
künstlichen Blumen und bunten Bän-
dern grell herausgeputzt^ und ebenso
schmücken sie ihre Pferde. Bei dem
Bitt- (Einladungs-) Umzüge reiten sie,
wenn ii^end angänglich^ bis in die
Stube und halten vom Pferde herab
ihre Einladungsrede. Der Platzmeister
von Seiten der Braut wird der erste
oder älteste genannt. Sowohl in ihrer
Eigenschafi als Hochzeitsbitter vne als
Begleiter des Brautpaares führen sie
tüchtige Knallpeitschen, in deren Hand-
habung sie aufzergewöhnliche Virtuo-
sität beweisen. Sie sind also Meister
im Platzen, d. i. im Knallen mit der
Peitsche. Doch kann man zur Er-
klärung ihres Namens sie auch als
Meister vom Platze ansehen. Toa Korch
foare uta de BruÜied blosz twe Brut-
jungfere on twe PlatzTneistaschj twe gode
Menna on twe gode Wiewa; oawasch
toa Moaitied weare woall an achtig bett
nagentig Mansche geböde. Boldt, 6.
Vgl. Hintz, 66. 67. Toppen, Abergl.,
84 f. Volksr., 244. 856. Die Platz-
maister waren ehemals im Salzburger
Gebirge die Vortänzer auf Hochzeiten;
in Bayern ist der Plazmaister Regler
und Ordner des Tanzes; er holt die
Mädchen ins Wirtshaus, wirbt Tän-
zer etc. Schmeller I, 340. In Hessen
heifzen die Festordner bei der Kirmes
Platzbursche, Platzknechte. Vilmar,
62. 303. Hennig, 187.
Platzmeisterspruch, m.. Rede des Platz-
meisters, oft gereimt, doch auch viel-
fach in Prosa, mit Reimen untermischt.
Die Rede ist Einladungsrede oder Tisch-
rede. Solche Reden sind mitgeteilt in:
N. Pr. Prov.-Bl. IV, 48 (aus demErm-
lande); V, 232 (aus Lijauen, lit und
deutsch); a. F. XII, 105 (Natangen).
Volksr., 244ff., 856. 857. 858. 861. 862
(aus Westpreufzen u. Samland). Top-
pen, Abergl., 87 (aus Masuren).
plauksch, interj.^ schallnachahmend;
zur Bezeichnung des Tones, den ein
ins Wasser fallender Körper oder eine
mit einem Gufz ausgeschüttete Flüssig-
keit verursacht. Plauksch fiel er hinein.
Poln. chbisty plusk. Vgl. brdz, bums,
pardauz, schmauks, schnipps, Schwapps,
Hennig, 238. Davon
Plauksch, m.^ Gulz, Regengulz. Mit
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156
plaukschen — Pl^kott.
einem Hauksch gie/zen. Das war ein
gehöriger Plauksch Regen,
plaukschen, 9w.^ mit Schall aasgiefzen,
gafzweise spritzen, übergiefzen, stark
regnen; poln. chlustac^ pluska6. Vgl.
Schwauks.
Plailter, ??»., Strandbewohner, der ver-
pflichtet ist, bei Unglücksfallen auf der
See Hilfe zu leisten. Strandordg. vom
Jahre 1728. Mühling. Vgl. Pijauter.
Plaulz, Plautze, pltd. Plüz, /., das Ge-
schlinge, die Luftröhre eines geschlach-
teten Tieres nebst Lunge, die Lunge
allein. Weibern, welche andern durch
Klatscherei schadeten, wurde im 17.
Jahrh. das Maul mit Plauzen gedroschen.
Notizen aus Konitz. Pr. Prov.-Bl. 11,
209. Mir quiUt die Plautze^ hört man
den sagen, der in Zorn gerat. Die
Plauz lauft ihm bald Über^ er wird
leicht zornig. Sich die Plautze voll är-
gern, Sprw. I, 2958. Man mufz sich
die Plauz aus dem Leih ärgern. Sich
ärgern^ dafz einem die Plautze platzt.
Du kannst ärbeide^ dat dt de Plüts ver
e Fei ßUt etc. Kgsbg. Firmenich
I, 101a. Schloog em dot^ Dat de Pluz
em ruter flog, Volksr., 130, 546. Altpr.
plauti Lunge (Voc. 126), lit plaüczei^
lett plauzes^ phrnschi^ poln. ptuca.
Nsslm. Forsch. 2; Th., 130. Bock,
44. Hennig, 189. In Danzig giebt
es eine Plautzengasse, in der man früher
die Ealdaunen geschlachteter Tiere,
namentlich PZat^&se^i, feilbot. Löschin,
44.
plairtzig, pltd. piQzig, adj. von Plautze,
aufgedunsen wie die Lunge, schwam-
mig dick, völlig und rund im Gesicht.
Er hat ein plautziges Gesicht — plautzige
Ränd\ Li Hamburg plOssig^ im Brem.
plutzig. Richey, 189. Brem.Wb. HI,
347.
Plairtzmauly pltd. PIQzmQI, n., Mensch
mit dicken hängenden Lippen; aber
auch ein unfreundlicher, mürrischer
Mensch.
Plawnika, /., Staknetz zum Fange
der Heringe. Putziger Wiek. Benecke,
380.
Pleban, w., Pfarrer. Werder. Von
dem gleichbed. poln. pleban. Sie schick-
ten nach ihrem Pleban, da/z er doch
bald zu einem Krancken in den Krug
kommen und ihn berichten solte. H art-
wich, 523.
Plebb, /., eine Art efzbarer Pilze,
den Steinpilzen ähnlich. Dönh. Nach
Mühling auch Schlicker.
Plebock, m., s. Piabock.
Pleckbaum, m., plecken, sw.^ s. plicken.
Pieckfink, m.^ Heringssalat. Danzig.
W. Seidel, 33.
plempen, «w?., im Wasser arbeiten,
hantieren. Vgl. plUmpem.
Plempern, plur., die Blätter von Me-
nyanthes nymphaeoides L, Frische Neh-
rung. Die Blätter werden im Sommer
als Viehfutter verwendet.
plempern, sw.^ s. piVmpem.
plengen, sw,^ schänden, klatschen, ver-
leumden, Erzähltes weiter tragen; ur-
sprünglich wohl: mischen, rühren, durch-
einander mengen. Mnd. Wb. UI, 345 b.
Li Bremen schleppen, schwere Arbeit
thun. Brem. Wb. HI, 337. Davon
Plengerei, /., Geklatsche, Verleumdung.
Bock, 43. Hennig, 188.
Ple§chtr, PlesTr, pltd. PlesSr, n., Ver-
gnügen, Lustbarkeit, gewöhnlich PU-
ichlr- oder Plestr- Vergnügen. Das ist
mein PUstr - Vergnügen. Das franz.
plaisir.
PISse, /., Öse von Schnur oder Tuch
zum Knöpfen. Schemionek, 28.
PlesTr, n., s. Pletehlf.
PIfiskott, /., häfzlicher, ungeschick-
ter Mensch, Tolpatsch. Treichel.
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ple88ere(n) — Plickschulden.
157
ple886re(n), ««?., blessieren. Eei ob
geplessert geworde. PlessQr, /., Blessur.
Plesi, Pl§ster, n., s. Piaster.
pletem, »w,, s. plätern.
Pletschken, Pletschchen, pZur.^ s. Plätsch-
ken.
Pletüng, (?), ehemaliger ordinärer
Kleiderstoff. Viol^t, 178.
Pletz, m., Platze, /., s. PWtz.
Pletzentuchgam, n., s. PIStzentuch.
Pletzenzug, m,, s. PIStzentuch.
Plezschen, plu/r., s. Plätschken.
Plibischken, Pliwischken, Ortsn., Kirch-
dorf bei Wehlau, in ostpreufzischem
Kindermunde wohlbekannt: Unser
Herr Kantor von JPltbüchken ht geritten
nach det* Stadt, Graue Ei^baen in der
(in zwei) Lischken ^ Die er selbst ge-
droschen, hat Statt KanUyr auch Prä-
zentOTy Pfarrer^ ja sogar Amtmann,
Volksr., 272, 943 f. Sperber, 40. Eine
noch ungedruckte Yariante des Kinder-
reims lautet: Unser Herr Pfarrer aus
Plibischken Ist gefahren in die Stadt,
JEr hat Eier in der Lischken^ Die er
selbst geleget hat Über ein Gewehr
aus der ROstkammer in Plibischken, wo-
mit schlechte Wehr und Waffe bezeich-
net wird, s. Sprw. I, 1262. Hennig,
215.
PHcM,/., Tracht Schläge, Hiebe. On
heft doch solwst en sienem Lowe So'm
Junge manche Plicht gegäwe, Lhrztg.
1881, S. 92a. Vgl. Pflicht.
Piichtau, n., in Stein, Peregrinus HI,
3 unter res nauticae.
Plidc, bei Hennig, 188, Pllk, (?),
Kleinigkeit, kleines Stück, Teil. Da-
von: plickweise, pltd. plockwis, in ein-
zelnen kleinen Posten, Partien. Pllck-
fchlriden, phir., heute FUckschulden, ein-
zelne kleine Schuldposten. Bei Dus-
barg PUca Barthe, bei Jeroschin
PUcke Bartin Klein Barten. Lit. Aeq.,
20. Nsslm. Forsch. 3; Th., 131. PUk
Kleinigkeit ebenMls im Brem. Bi Plik
un bi Plak bei Kleinigkeiten. Dat Geld
kamt bi Plik un bi Plak in, in kleinen
Posten, aber nach und nach bei Heller
und Pfennig ein. Brem. Wb. IH, 328.
In Pommern tritt Plick, n., in Zusam-
mensetzungen als Bestimmungswort auf
und drückt ebenfalls eine Verkleinerung
aus: Plickkroog, Plickschoole, Plickschul-
den, plickwisey adv, Dähn., 353a.
Plick, w., Kopf. Dönh.
Pllck, /. Lange Plick, Name eines
der fünf groGzen Sandberge auf der
kurischen Nehrung in der Gegend von
Rossitten. Altpr. M. IV, 301.
Plickaly Plickas, plur., handgrofze Fla-
den aus einem Gemische von geriebe-
nen Kartoffeln und Mehlteig, entweder
gebacken oder in Wasser gekocht. Ge-
richt am Palmsonntag. Litauen. Lit.
plyckas, plyskas. Nsslm. Wb., 309a.
Volkskal., 78.
plicken, piecken, im ostpr. Pltd. plScke,
sw. 1. pflücken, abpflücken; einen
Baum abschälen, der Rinde berauben.
Ein derartig abgeschälter Baum heifzt
Pleckbaum, Hennig, 188. plicken ist
wohl nichts weiter als verderbt hchd.
pflücken. Nsslm., Forsch. 3; Th., 131,
denkt an eine Abstammung aus dem
Lit. und weist darauf hin, dalz von
dem lit. pUkaSy kahl, sich bilden die
Verba plik^ti, plikünti kahl machen,
rupfen, plinkU, pVtkti kahl werden. 2.
stopfen, zustopfen, und daher auch ver-
plicken, Öffnungen genau und sorgfaltig
verstopfen. Döhn. Brem.-nds. Plugge
Pflock, pluggen mit einem hölzernen
Nagel (Pflock) befestigen, pluggen un
to prinen schlecht zustopfen. Brem.
Wb. in, 341.
ClicHcschuideHy plur., plickweise, ad}.,
s. Plick.
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158 Plikauter — plirren.
Plikaufer, plur,^ nach Hennig, 188, weint, heifzt Hinzkaihrin\ Da die
armer Mensch, der wenig hat, im Nach- Kinder beim Weinen oft die Hände
trage, 333: der wenig auf seinem Leibe über die Augen decken, was auch beim
hat, von dem lit. pDkas kahl, nackt. Versteckspiel der thun mufz, der die
Im Sinne von Plikauter lett. plikka- Versteckten zu suchen hat, so heifzt
dihdis. Nsslm , Forsch. 3; Th., 131. auch dies spielende Verdecken der Augen
Bock, 44. Mühling hat neben Hi- plinzen. Samland. Elbing. Schemio-
kauter Pojauter, wohl ^ Pijauter (s. d.). nek, 28. In Königsberg winken, inMa-
Vgl. auch Plauter. suren luggen.
Plimme, /., s. anschmeifzen. PiTraffe, m., s. PItrauge.
plimpern, m., s. plumpem. PITrauge, pltd. PiTrOg, n. 1. Auge
Plinder, Plinger, m. n. f. u. Zusammen- mit Pltren; aber auch entzündetes,
Setzungen s. PlUnder. rotes, triefendes Auge. In Bremen
plinken, pllnkern, sw?., blinken, die ßfe^ogr«. Brem. Wb. I, 99. 2. Schimpf-
Augen in schneller Wiederholung, wort auf einen, der entzündete Augen
krankhaft oder aus Angewohnheit, hat, oder der schlecht, wenig, sieht
schliefzen, blinzeln, mit den Augen In diesem Sinne auch: PiTraffe.
winken, zuwinken, durch Blick zustim- pitraugig, pltd. piTrOgig, auch pltr-
men. Ds^unzupUnkenyZuplinkem, Welche augsch, pltd. pltrögsch, arf/., triefäugig,
wenn sie was reden oder hören mit den engf. blear-eyed. Beliebtes Schimpfwort.
äugen plincken, die stim runtzeln^ die PUraugsche MargeU!
nas^ das mavl krümpffen^ und gnfflachen^ PiTre, /., die zähe Schleimmasse (Ma-
sind ge7neiniglich falsche leu% zusammen- terie), welche kranke Augen aussondern.
heitzer und betriger. Stein, Pere- Sie sammelt sich vorzugsweise in den
grinus XI, 84. W. Mtsblät. V, 191. Augen winkehi an. Bock, 44, u. Hen-
Se plinkt mi to. Dorr, 1. Wiew., 20. nig, 189, schreiben PlUren.
HoU. pinken, pinkoogen, engl, to pink, pltren, sw. 1. Pltren aussondern.
blink j schwed. blinka, in Pommern Die Augen pltren mir. 2. Die Augen-
plinken^ plinkem^ plinkogen, Brem. Uder zusammenziehen, um genau zu
Wb. m, 338. Dähn, 353a. Hen- sehen; nach Bock, 45, mit halbge-
nig, 188. schlossenen Augen sehen, zielen, mit
Pllnke(n)fUhrer, m, s. PlUnderfUhrer. den Augen blinken, nach Hennig,
Plinkerling,(?), Knabenspiel, s.v. a. an- 189, die Augen wegen anhängender
plimmen. Tilsit. S. anschmeilzen. Feuchtigkeit oft zusammenziehen. In
plinsen, st^., s. plinzen. Bremen plüren, in Hamburg* pltren^
Plinz(e), /., s. V. a. Flinze. Saal- engl, blear. Brem. Wb. IH, 346. Dan.
feld. . plire blinzeln. 3. weinen. Saatfeld.
plinzeln, ««;., blinzeln. Treichel. Nach Treichel auch in Westpr., hier
plinzen, plinsen, sw , laut weinen; wei- auch plirren.
nen überhaupt. Er plinzt über jede pitrig, adj. 1. mit Pltren behaftet,
Kleinigkeit. Se plinzt seck oft de Oge pliräuglg; nach Treichel auch ver-
roh. Nowack, 36. Mien Sähn^ doa weint, in den Augen krankhaft aus-
wascht doch nich foaz plinse. Boldt, sehend. 2. trübe, Saalfeld.
20. Ein Frauenzimmer, das leicht plirren, sw.^ s. pltren.
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Plirte — plömpern. 159
Plirte, /., schlechter Kaffee. Trei- Auch Pittholz, Plltttiolz; in Bock, Nat.
chel. I, 585: Plytten. Vgl. Pleckbaum unter
piTsem, 8w. 1. faseln, zupfen, abrei- plicken. 2. alter Foliant, altes un-
fzen, zerzupfen, zerpflücken, zerzausen, brauchbares, zerlesenes Buch. Bock,
H'ser nick das Picket (Bouquet) 2u 44. Hennig, 188.
schänden {entzwei)! Saalfeld. Am PRtholz, w., s. Pille.
Brot plfsem^ naschend Bröckchen da- pIKschen, siö,, s. platschen.
von abreifzen. Der Wind pltsert das Plitte, /., s. Bleide.
Dach, Den Weihnachtsbaum pltsem^ Plitte, PlUtte, /., kleine Pfütze,
plündern, was den Kindern zu Neujahr, Treichel.
hin und wieder auch zu heilige drei Plitten, plur.^ kleines Gesindel. (?)
Könige gestattet wird. Sperber, 25. Mühlin g.
In der Zusammensetzung ab- ver- u. Plittholz, n., s. PlTte.
zerpITsem, pltd. a/-, ver- u. terpltsreCn). PlOggeweng, n., s. Pfiuggewende.
Die Haare verplisem^ zerzausen. Der PlOgmann, m., s. Pflugmann.
Sturm zerplisert das (Stroh-) Dach, plOmerant, n., plUmerant.
In Bremen plusen, in Hamburg plüsen. Plompart, w., s. PlumparL
Brem. Wb. III, 346. 2. mit Mühe Plumpe, /., Plempe, Plämpe, Seiten-
auseinanderfalten, Verzaustes aufwirren, gewehr, Säbel.
Unebenes glätten. Die zusammengefdeb- plOmpem, plempern, plumpem, plimpem,
ten Blatter eines Bicches auseinander sw,^ giefzen, im Wasser patschend
pUsem, Die Ohren aus einem. Bu/;he spielen, es vergiefzen; hörbar tröpfeln,
pltsem. Vgl. aufpiTsem. plätschernd tröpfeln; giefzend und mit
PIlBke, (?), Knöchelspiel der Kinder. Geräusch regnen; giefzend mischen,
Dähn. Poln. pliszki^ plur.^ ein gewisses manischen. Das Ruder plömpert^ wenn
Spiel kleiner Kinder (welcher Art nicht es ins Wasser gesenkt wird. Kinder
angegeben). Mrongov. I, 336a. plimpem in der Suppe^ indem sie diese
PiTske, 7»., der Übergufz auf den schöpfen und wieder aus dem Löffel
Feiertagsfladen. Er besteht aus Butter, plimpend fallen lassen. Öm Harwst
Mehl, Safran, Anis und Gewürz, plömpert et manchmal von bäwe raf,
Samland. Litt, plyskas^ plyckas dünner wat vom Himmelke käme kann. Kgsbg.
Fladen, am Palmsonntag üblich. Rag- Firmenich I, 101a. Das Bier ist ge-
nit Vgl Nsslm., Wb. 309a. pK7wp^<=^^^aw/Tf, verdünnt, mit Wasser
PllSkesonnabend, m., der Sonnabend versetzt. Zusammensetzungen: abpltfm-
vor Ofttem, an welchem Pltsken ge- pern (s. d.), bepltfmpern, begiefzen, be-
hacken werden. Samland. Vgl. Blau- regnen. Die hat sich gut beplömpert^
llMNltag. nafz gemacht. verplOmpem, vergiefzen.
Pllte, /. 1. abgestandener, abge- Verplömper nicht so viel Wasser! ver-
schälter Baumstamm; Holzfloiz. Die plömpern, verplempern aber auch Geld
FUten kommen als mit Waren belastete verthun, durchbringen. Sichverplempem,
Holztraften aus Polen nach Preufzen. sein Herz verlieren, sich verlieben; einen
Pohl, ph/t Floh, pfe^Flofz, Flofzstamm, Fauxpas thun: eine falsche Karte aus-
Flofzbaum, vonpZyM7a?n,j?iyw7acschwim- spielen und dadurch den Gewinn ge-
men. Nsslm. Forsch. 3; Th., 132. föhrden, übereilt aus der Schule schwatz
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160
Plön — pluddem.
zen etc. Bei Dorr, 65, findet sich für
pKm/pem noch die Bedeutung: im Leibe,
in den Gedärmen rollen, rumoren: On
ock drink ommer Schomper (Schemper),
Dat deit mi öm Buk rcympWmpern,
Bock, 44. Hennig, 189. Sper-
ber, 35.
PlOn, m. 1. die letzte Garbe. 2.
Emtestraufz, Erntekranz. Poln. phn
Ertrag, Segen, litt, plönis Ernte-
kranz. Vgl Hexspr., 16. 3. Kranz -
hier, das den Überbringern des Ernte-
kranzes zur Stelle gereicht wird, auch
Emtemahlzeit, Ernteschmaus, Ernte-
bier, Austbier. Altpr. M. VIII, 70.
Sperber, 39. Nsslm. Forsch. 2;
TL, 132.
pltfrren, »w.^ plärren, schluchzend
weinen; lat. phrare^ frz. pleurer. Vgl.
blarren.
PIOS, Plose (o kurz), /., plur.^ der
besonders gebräuchlich, Plosen. 1.
Fetzen, Lappen, Kodder und, wie letz-
teres, auch altes Kleidungsstück. Er
reifzt ihm die Ptosen vom Leibe^ zerrt
ihm an den Kleidern. 2. dürftig aus-
gestattetes Stück Federbett, in Danzig
Pluchen (W.Seidel, 33). E Pias Bett.
Natangen. Samland. Vgl. Nsslm.
Forsch. 3; Th, 132, wo die Verwandt-
schaft zwischen Plosen u. Pluchen nach-
gewiesen, und das erstere als die echt
preufzische ältere Form bezeichnet wird.
PlUsch, (?) Stör on Posch, Wäter on
Plösch, Plösch on Wäter, Mus on Kater.
Volksr. 149, 637.
PlOSSen. „Darumb hob ich...dreyer'
ley meylen müssen setzen, sonsten hette
ich einen schändlichen plossen gelegt
Hennenberger, S. 9.
PlOt, (?), ausgehöhlter Baumstamm,
der als Kahn benutzt wird. Tiegen-
hof.
PISter, m.j ärmlicher Mensch. Er
ist man so'n Hoter. Davon pltffrig,
od/., ärmlich, elend. PWtrig sein —
sich pWtrig machen. Pltfterei, /., Ar-
mut, Elend. Da herrscht grofze Plö-
terei. plOtern, sw., wie ein PWter leben,
wirtschaften. Treichel.
Plotz, m., s. Plutz.
Pl»tz(e), /., Leuciscus (JJyprinus) ru-
tHus. Auch Platz, Pletz, Pletze, lit
bruiszis, brunszis, kur. brunscha, brunsze,
mas. kass. ptotka, ptoc, ploczieczka, ph-
cica. Simon Grünau, Tract, I, cap.
III, hat im Plural: phczenn. Benecke,
136. Bujack, 394. Schmitt, 108;
Westpr., 166. Mühlin g, Tiem., 176.
PIStzentuch, Pletzentuch, Pletzentuch-
garn, pltd. Pletzendok, -gäm, n., auch
Pletzenzug, m., Abteilung am Flügel des
Herbstgams mit Maschen weite von 1cm.
Es heiizt auch Staggerhich. Das Pletzen-
dooksgam wird von der schlecktesten
Heede, au^h dicker wie das übrige, ge-
wonnen. Bock, Nat. IV, 716. Sper-
ber, 25. S. Windegam.
PlOtzenzeug, n., s. PIStzentuch.
PIStznetz, w., a. bewegliches. Netz zum
Fang von Plötzen und ähnlichen Weife- ^
fischen, aus nur einem Flügel und einer
Metritze bestehend. Es heiizt auch
Drehnetz, weil der Flügel im Kreise
um die mit einer Pricke befestigte
Metritze geführt wird. Lit. svMnn^,
bristinnis. Beschreibung und Abbildung
in Benecke, 344. b. Staknetz ohne
Gaddem, lit. bristinnis, bruiszinnia.
Benecke, 375.
Pluchen, plur., s. Plos.
Pludderhose, /., Pluderhose, weites,
faltiges Beinkleid. Im 15. Jahrh. plo-
derhosen, im 16. u. 17. Jahrh. Bluder-^
Bioderhosen. Weigand II, 364. Poln.
pludry, weite, bis auf die Ferse gehende
Hose. S. pluddem.
pluddem, sw., weUig, bauschig herab-
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pluddrlg — plums.
16]
fallen und dabei raaschend tonen. Das
Wasser phiddert aufs Mühlrad, Die
wehende Fahne pliidde9't Die pluddemde
Hose, s. Hudderhosen. Davon pluddrig,
o^*., lose, weit; von Kleidungsstücken.
Aach abgetragene Kleider nennt man
pluddriff, und klingt das Wort in die-
ser Bedeutung an Plunder an. In wei-
term Sinne: dünn, wässerig. Die Suppe
ist pluddrig. In Bayern phdem^ plu-
dem nicht anschliefzen, Falten werfen;
von Kleidern. Schmellerl, 334. Nach
Treichel piudem eine Sache ohne
eigentliche Aufmerksamkeit behandeln.
pluddrig, adj.y piudem, sw.j s. das vor.
PlOm, /. 1. Pflaume. 2. cunnus.
PlOmeflp (a^ä)^ m., PflaumenafPe
Schimpfwort.
plUmerant, pISmerant, blümerant, blü-
merant, adj,^ unwohl, schwindelig, zur
Bezeichnung des Zostandes, in dem es
bunt vor den Augen flimmert Mir ist
ganz plümerant vor Augen — zu Mute,
mir ist es „grOn und gelb" vor den
Augen, ich bin einer Ohnmacht nahe.
Von dem franz. bleu-mourant blafzblau,
wasserblau; dän. plumre trüben, trübe
machen. Bei Danneil, 21a, blomrant
auch: bunt, blnmenartig gezeichnet.
Plumpart, Plompart, m. (von plum-
bumf). Bleibe doch nicht allein bei
einem dickriechendem Physischem oder
Plompartschen Sphaerischen Tracktat . . .
Nun bedencke ein Nachsinnender Phy^
sicus^ denn auf die plumparts sehe ich
nicht. Linem., Pp3a.
Plumpe, pltd. Plomp, /. 1. Pumpe;
Brunnen. 2. s. Pumpe.
phimpen, pltd. plompe(n), sw.^ pum-
pen.
Plumper, pltd. Plomper, m.. Pumper.
Plumper, m., scherzhafte Bezeichnung
fÄT einen Fischer. Von plumpen, in-
dem der Fischer plumpend die Netze
FiiKbl»i«r, WSrtwImch IL
ins Wasser wirft, oder mit der Plumpe.
Pumpe, die Fische durch Plumpem
scheucht. Ein Fischer, ein PlümpeVy
wann er nichts fängtf ein armer Stüm-
per, Carm. nupt, I, 292. Vgl. Pum-
pen,
plumpem, sw., s. plumpem.
Plumps, m., plumps, interj,, s. plums.
Plumpsack, Plumsack, m., zusammen-
gedrehtes Taschentuch, worin ein fester
Knoten geknüpft ist. Mit dem Plump-
sack wird bei den bekannten Spielen
auf die Hände geschlagen. Der Plump-
sack geht herum, drum keW sich keiner
um! Vgl. die Plumpsackspiele in den
Volksr., 174, 687 f. Er heifzt auch
Glumsack, pltd. Glomsack, bei Hennig,
125, wahrscheinlich nach Hermes,
auch Klumpsack. Mir ward zuerkannt
Klumpsack zugeben . . . denken Sie selbst
wie sanft ich schlug. Soph. R. IV, 249.
Ebenso in Estland. Sallmann, 34b.
Plumpschufz, m., Masse, Menge von
einer Sache. Einen Plumpschufz Holz
in den Ofen schieben, Friedland Ostpr.
plumpsen, sw., plumpen, mit dumpfem
Geräusch fallen, namentlich ins Wasser.
Ist ein Judü ins Wasser gefallen,
Hab^ ihn koren plumpsen,
Wdr^ ich nicht dazu gesprungen.
War* der JucP ertrunken.
Volksr., 43, 164.
In Bayern und Schwaben pßumpfen,
pflumpsen. Schmeller I, 334. Bir-
linger, 96a. Engl, to plump in the
water.
Plumpshecht, m., schwimmendes Stück
Menschenkot, das ins Wasser plumpste.
Königsberg. Stammt aus der Zeit, in
welcher noch öffentliche Abtritte über
dem Pregel standen.
Plumpstock, m.j s. Pumpe,
plums, plumps, interj., sohallnnch-
ahmend, zur Bezeichnung eines schwe-
ll
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162
Plumsack — plurkschen.
ren Falles. Flvms da lag er! Aach
als Sabstantiva, welche den plumpsen-
den Schall ausdrücken: der Flums,
Phimps. Ebenso zur Bezeichnung eines
plötzlich eintretenden Ereignisses: Es
ist zwar. wa(h)r^ da/z es Licht werde^
ehe die Sonne aufgehet: Aber das Licht
kan nicht der Tag genant werden^ so
man nicht plumbs- weise davon reden
woUe. Linem., A3a.
Plumsack, m., s. Plumpsack.
Plunder, m., wertloses Gerät, Zeug,
Trödelkram. Das ist man alles Flun-
der. Vgl. das folg.
PIttnder, pltd. Plttnger, Plinger, m. u.
f,, gewöhnlich nur im Plural Mündern^
pltd. Plündre^ Plüngre, Flingre. 1.
Lumpen, Hadern. Koddre on Plündre!
Ruf der Glocken der litauischen Kirche
in Tilsit. Volksr., 269, 937 b. Der
Sammler der Plündern ist der PlUnder-,
Plinger-, in Westpr. auch Plinge- und
PHnkefUhrer, resp. -lesen; er sammelt
suchend Plündern^ oder tauscht sie ge-
gen bleierne Ringe, Schmucknadeln,
kleine Bilder, Planeten u. a. unbedeu-
tenden Kram ein, mit dem er auch
gegen bar handelt. Nach Treichel
nennt man diese hausierenden Krämer,
namentlich wenn ihr Geschäft über die
Plündern hinaus sich auf Eier, Butter
und Hühner erstreckt, in Westpr. Klpen-
kerls, weil sie ihre Ware in einer Ktpe
führen; auch Schatomiks. Schatomik
ist offenbar poln. Ursprungs, durch das
Wb. vonMrongov. aber nicht nach-
weisbar. Ist der Hausierer ein Jude,
so heil'zt er PlUnder- etc. Jude, welcher
Name zugleich Schimpfwort auf jüdische
Kleinhändler ist. Hin und wieder nennt
man den Lumpensammler auch PlUn-
dermatz. Im Brem. Wb. HI, 345: Plun-
neu; bei Schütze HI, 222: Plünnen.
2. Kleider. Die Plündern kosten Oeld.
Vgl. Kodder. Weitere Zusammensetzun-
gen: PlUnderltse, /., in Kleidern ab-
gerissenes Frauenzimmer. PlUnderpim-
gel, n., Puogel (Bündel) mit Plündern,
mit wertlosem Kram. PlUnderseller, m.,
Trödler, der mit Plündern^ mit alten
Kleidern, handelt. Vgl. Selier. PlUnder-
staaty m., Plunderstaat, Flitterstaat, wert-
loser Putz. In gleichem Sinne auch PlUn-
derwerk, n. Vgl. Pracherstaat Alle Zu-
sammensetzungen auch mit Plünger und
Plinger.
Plundrigkeit, /., Lumperei, lumpiges
Wesen.
Plunk, m.y verwandt mit Münder^
Plunder y Plünderwerk. Deine Kleider
sind latUer Plunken. Saalfeld.
Plunschy m., s. Plurksch.
pluppem, sw.y plätschern, pantschen.
Es pluppert im Teich. Der erste Wäch-
ter hört etwas pluppem im Teich und
eilt hin, zu sehen, was da pluppert. Aus
einem Volksspiel.
Pluraffe, m., finsterer, heimtückischer
MenscL Vgl. PlTraffe u. PITrauge.
PlUre, /., plUren, sw. etc., s. Pl!re etc.
plOren, sw., greifen, fassen, zausen.
Vaude Fritz, deiwüsscP tau pktre^: Bure),
Wo Noth e dety brauv i de Hau (Haar).
Flatow. Firmenich I, 120a.
Plurksch^m. 1. schallnachahmend: das
Klatschen einer mit kurzem Schwünge
weggegossenen Flüssigkeit; Gufz der
Entleerung beim Durchfall, Regengoiz,
poln. plusk. Lit. plurziti pladdern,
plurszkejimas Durchfall. Er gie/zt einen
Plurksch Wasser in den Kessel. Das
war ein guter Plurksch, ein tüchtiger
(Regen-) Gul'z. 2. schlechter Kaffee,
dünnes Bier, fades Getränk überhaupt,
wert, mit einem Plurksch weggegossen
zu werden. Nach Mühling Plltrks,
nach Sperber, 43, auch Plunsch.
plurkschen, rno. 1. giefzen mit einem
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pluseben — Poch.
163
Piurksch. 2. mischen, mantschen, mit
Wasser versetzen. Das Bier ist ver-
plurkscht verplurkschen auch vergiefzen.
3. stark regnen, so dafz die grolzen
Tropfen hörbar aufschlagen. Das
plurkscht gut,
pluschen, sw,j nach Bock^ 44, s. v. a.
plengen^ also schänden, klatschen etc.,
nach Hennig, 189, unordentlich ver-
worrenes Zeug reden, also unüberlegt
schwatzen. Lit. plikdza Schwätzer,
plüdzu^ plüsti und pbiszkiü, pluszkiti
schmatzen, poln. plot§^ ple^c. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 132. Hingewiesen sei
auf hchd. plauschen^ vertraulich kosen,
wie das Liebende thun, das ich in den
mir zugänglichen Wörterbüchern nicht
finde. In einem Männergesange, der
ein Liebespärchen und einen Horcher
vorführt, spribht letzterer: Mufz doch
lauschen^ was sie plauschen!
pluserig, adf.y zottige aufgeraucht
Mühling. Ebenso in Liv- u. Estland.
Hupel, 174.
piustem, pltetem, sw, 1. zausen,
reifzen, zerreilzen, in Unordnung brin-
gen; also ähnlich wie pltsem. Der
Wind plustert das Dach. Davon ab-
plustem, kratzend abreüzen: den Schorf
von der Wunde etc. In Bremen beim
Durchsuchen vervrirren. Brem. Wb. DI,
347. In Estland plOstem zerzausen,
zerwühlen; ausgelassen tollen. Sall-
mann, 38a. S. auch Danneil, 158b:
plusn u. plustern. Nach Marold phi-
Stern von den Vögeln, wenn sie ge-
räuschvoll mit den Flügeln herumarbei-
ten. 2. beschwerlich waten. Mühling.
3. im Bade plätschern und schnaufen.
Friedland Ostpr. 4. sich plustern, von
Vögeln, die sich in den Federn auf-
daunen, s. aufplustern,
plvstrig, adj., angeblasen, aufgedaunt,
aufgebauscht. Plustriges Schöpsenfleisch
— plustrige Vögel — plustrige (wirre)
Haare. Ein stark gesteiftes Kleid sitzt
pltcstrig.
Plutz, Plotz, m. Etwas auf den Plutz
thun — machen, es augenblicklich, ohne
Verzug und Aufschub ausführen. De
Medeztn pleggt op em Plutz to helpe,
auf der Stelle, sofort. Es geschieht alles
auf den Plutz, im Augenblick. Es kam
mir auf den Plotz, in der Eile, Ge-
schwindigkeit. DiesesBeispiel bei Hen-
nig, 333; heute hört man fast aus-
schliel'zlich Plutz. Mühling hat noch
Blutz und verweist auf das verwandte
Blitz. Plotz mit Schall aufschlagender
Fall, der geschwind und unerwartet,
im Augenblick kommt und einen Augen-
blick währt. Das Wort ist der Stamm
von plötzlich. Vgl. Anton, 11, 12.
WeigandH, 363.
plUtzig, adj., nach Boc^, 44, und
Hennig, 189, s. v. a. klitschig und
plautzig.
pIQzig, adf., s. plautzig.
Pobethen, Ortsn., Kirchdorf im Kr.
Fischhausen. Spott: s. Kragau.
PobHzke, /., kleineres Weichselfahr-
zeug. Von dem poln. pobitka Regen-
dach über einem Flulzfahrzeuge. Vgl.
Gefäfz.
pSblig, adj., pöbelhaft, grob, unge-
schliffen. Ist das ein pöbligei' Mensch!
Treichel.
Poborren, plur., Steuern, bei Hart-
wich, S. 51, Brotgelder. Von dem poln.
pobor Steuer, Abgabe.
Poch, Pochel, Pocher, n., Lockruf und
Name für das Schwein, Pochel beson-
ders für das Ferkel; für dieses auch
Pochla. Ermland. Angerburg. Sam-
land. Vgl Volksr., 64, 242c. Vgl.
Posch.
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164
pochwollerig — Pogegen.
pochwollerig, adj.^ roh, lärmend, grob.
Schemionek, 28. Poln. pochwaika
eine ausgestofzene Drohung.
Pockenstein, m., Stein von verschie-
dener Farbe mit pockenartigen Knöpf-
chen. Vgl. Bock, Nat. II, 370.
Pock(e)ram8che, /., fingierter Name
für ein klatschsüchtiges Weib, fär ein
Weib, an das man unbrauchbare Ar-
beiter weist. Du kannst to'r Pockramsche
gäne. Königsberg.
Poddente, /., Pfütze. Danzig. W.
Seidel, 83. In den Gedanism. Podente.
Nach Schemionek, 28, Podempel
Sumpf, Pfütze, Podromp Dümpel, Mist-
pfütze.
Poddik, Puddik, m., Pudding. Hen-
nig, 189.
Podest, m., der Auftritt an den Fen-
stern. Gedanüm, W. Seidel, 33.
Podlm, m.y Dem. Podtmke, das Eisen-
band, welches die beiden Homer der
Zocke verbindet; nach den N. Pr. Prov.-
Bl. XI, 74, Podiemke das kleine Eisen
am Hom der Pflugschar. NachMielcke
Wb.n, 372b, lit. podyme PAugiT^sslm.
Th., 133, erklärt dies Wort jedoch für
nicht litauisch, sondern als wahrschein-
lich aus der altpr. Sprache eingedrun-
gen. In dieser ist pedan (Voc. 245)
Pflugschar. Vgl. Zoche.
Podlmke, m., s. Pudlnke.
Podtmkenstock, m., findet sich ohne
Erklärung inNsslm. Wb., 294b. Viel-
leicht die Zunge worin das Podtmke
hängt.
Podlmkenstrick, w., s. v. a. Podhnkette,
aus einem Strick bestehend.
Podlmkette, /., Kette, vom Podim aus-
gehend und die Gabel mit dem Zoch-
bäum verbindend. Sie hängt in der
Zunge. Vgl. Zoch.
PodTmne, /., Rauchfangssteuer; ehe-
mals in WestpreuTz. üblich; aus dem
gleichbed. poln. podymne. Mühling.
Poding, w»., eiserner Halter des Streich-
brettes an der Zoche (s. d.).
PodTnke, m., s. PudTnke.
Podlitzen, plur.^ Borten, Troddeln am
Kleide. Russ. podol^ poln. podolek^ pa^
dolek^ böhm. podolek Saum des Kleides^
Rockschofz. Nsslm. Forsch. 3; Th.,
134. Podrrtzenmacher, jpZur., frühere Be-
zeichnung für die Bortenwirker, Posa-
mentiere, welche die von den Polen zu
ihren Kleidern gebrauchten Schnüre
und Troddeln verfertigten. Dzg. W.
Seidel, 33. Vgl. Peöltzen.
podtfisch, o^/., s. padtflsch.
Podromp, m.y s. Poddente.
Podwody /., Scharwerksdienst, Frohn-
fuhre. Dzg. Werder. W. Seidel, 33.
Nach Klein n, 61, eigentlich Vor-
spann, welchen in Polen die Edelleute
und Bauern bei Extraposten geben
müssen (muTzten); daher denn über-
haupt auch Frohndienst, wie in Flatow.
Schmitt, 108. Poln. und russ. päd-
fjoöda Frohnfuhre, Vorspann, Spann-
dienst Nsslm. Forsch. 3; Th., 134.
Hupel, 175. Podwood on Scharwerk
hord stracks op. Seelenw., 105. VgL
Robot
podwoden, sw.y von Podwod^ Vorspann
geben, Frohndienste leisten. Klein II,
62: podwodden. Vgl. scharwerken.
POfel, P»fel, w. I.Pöbel. Erl. Pr.II,
321. Hennig, 189. Auch GepOfel.
Bei Jeroschin potnl. dS wart dazpo-
vil zechen uf ktrc 186b. Pfeiffer, 206.
In Bayern Pofel, Pofel für popuJus,
Seh melier I, 279. 2. Ausschufz,
schlechte Ware. Davon pOfelig, pOflig,
adj.
PSffel, m., s. Pttffel.
Pogegen, Ortsn.^ Dorf im Kr. Tilsit
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Pogge — Pogiften.
165
Ön Pagege, tco't »päd dägt. Wenn de
Polomper bottem^ denn dagt et ön Po-
gäge: Polompen^ Dorf bei Wilkischken
im Er. Tilsit, liegt östlicher als Po-
gegen.
Pogge, /. 1. Frosch; nach Mühling
in manchen Gegenden auch die Kröte.
Die Poggen haben das Wassei* ausge-
sofen, wenn in der Wassertonne das
Wasser ausgegangen ist. Wenn die Pog
getreten wird^ so quarckt sie. Stein,
Peregrinus Xn, 119. W. Mtsbl.V, 192.
De Pogg* kroggt Oge^ ein Schweigender
spricht endlich, ein Langweiliger wird
munter. Angsf dt nich ver e Pogg^ ös
6k e Vägelf äwer 6ne Zdgel. Sprw. I,
2964. Das Wort ist ursprunglich fin-
nisch-estnisch: poeg; von hier über-
kamen es die Schweden (poike Knabe,
Bursche, pige Mädchen), dann die Dä-
nen (pog) und Engländer (fioy, für Ko-
bold fWA;); dabin gehört auch das lit.
pukis Kaulbarsch und Kobold, und das
altn. puki böser Geist. Passarge,
handschr. Als m. auch im westfälischen
Hessen und in Westfalen. Vilmar, 305.
2. kleiner Mensch; vgl. das schwed.
poike. Von einem stolzen Menschen,
der sich brüstet, sagt man: Erperscht
sich wie eine Pogge. Hennig, 190. 3.
Geschwulst am Unterleibe tragender
Kühe und Stuten. Auch nennt man
die Krankheit des Rindviehes so, bei
welcher der Leib stark aufbläht Rate-
formehi gegen die Pogge s. Hexspr.,
80 f.
Poggenffst, im Ermlande Poggenfeist,
m., Zusammensetzung aus fisten und
Pogge. 1. Froschlaich. 2. Bovist Vgl.
PaweffiL
Poggenfufz, pltd. PoggefOt, m., ein
kleiner, unansehnlicher Mensch. Ktihm
had eck dat gedacht^ so quam en Pogge-
foth^ de haud mie vor den Barth. Carm.
nupt IV, 324 d. De Dtwel suü se häle^
De öle Poggeföt. Volksr., 238, 840.
Vgl. Pogge 2. In Hamburg und im
Holsteinschen Pajefoot einer, der mit
breiten Fülzen weite und langsame
Schritte thut Richey, 180. Schütze
lU, 187. Hennig, 190.
Poggengras, n.y Krötenbinse, Juncus
bufonius L. Hagen^ 385.
Poggenhechty 77»., Märzhecht. Müh-
ling.
Poggenknie , Pflzn. , ausdauernder
Knäuel, Scleranthus perennis L. Na-
tangen.
Poggenlaichsalbe, pltd. PoggelTksalw,
Medik., ünguentum cerussae.
Poggenpfuhly m.^ Stral'zenname in Dan-
zig, auf die frühere schlechte Beschaffen-
heit hinweisend, schon 1368 in einer
Verschreibung erwähnt. Löschin, 45.
Hirsch, 21.
Poggenritzer,m., stumpfes, abgebrauch-
tes Messer. Marc Id. In Friedland
Ostpr. Poggenschlitzer.
Poggenschalen, plur.^ Muschelschalen^
die man im Eaes findet und die aus
zwei fest aufeinanderliegenden Klappen
bestehen. M a r o 1 d.
Poggenschnodder, m., Schnodder (s. d.)
der Poggen, Froschlaich. Vgl. Poggen-
flsL
Poggerams, (?), „saures Essen^ so man
den Tag nach gehaltenem Schmaus
vorzusetzen pflegt." Hennig, 190.
Wohl aus dem lit. pdgirios der Nach-
rausch, die Unbehaglichkeit infolge
eines Rausches, pagiriomas, adj.^ im
Nachrausche befindlich. Kurschat,
lit.-deut8ch. Wb., 285 b. Poggerams ist
also ein „Kateressen".
Pogiften, Pugiften, Pogifken, plur. Bis
in die Pogiften etc., bis zum äufzersten.
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166
Pogitschken — Polk.
Der Berliner sagt: Bü in die Pappen!
Sprw. I, 2966. Sperber, 46.
PogHschken, plur.y Johannisbeereo,
Ribes rubrum L. Fr. Prov.-Bl. XXVII,
10. Poln. porzeczka,
Pojatz, TTO., s. Pajatz.
Pojauter, m.^ s. Plikaiiter.
Pak, POkerling, m., kleiner Stofzdegen,
Dolch. Es soll kein Scholar keine Weh\
es sey Schwerdt^ Dolch^ Pok^ Pokerling etc.
tragen. Fundat acad. leg. 1541. Hen-
nig, 190. Holl. jpoo* Dolch, lat. ;wf^.
In Hessen Pok jetzt stumpfes Messer.
Vilmar, 305. In Hamburg und MoX-
siempöken stechen, eine Wunde stechen,
daher P6k auch : Stich, Wunde. R i c h e y,
190. Schutze III, 226. Im Braun-
schweigischen ist Pook auch ein schwa-
cher, unvermögender Mensch. Brem.
Wb. HI, 349.
pükem, 8U7., s. pCkem.
Pokulks, Pokuls, m., s. Pakulks.
Pol, pltd. Pal (a^oi), m., Dem. Polchen,
pltd. PäUce, das Innere der Pflanze, der
Blätter- und Blutentrieb. Piepte, Piepke,
^ra£ (gerate) mi, Öck schlä di op din
Pahlke, beim Klopfen des Weidenastes
zur Pfeife. Volksr., 61, 237. Vgl Herz-
polchen.
Ptfichen, n., s. Pälke.
Poiek, m., s. Polk.
Polen, n. Das Nachbarland Polen
tritt mehrfach auf in despektierlichen
Redensarten: In Polen ist nichts zu
holen. Hier ist Polen offen, in ejner
schlechten Wirtschaft; besonders von
einem schlechten Wege. Schemionek,
29, hat diese Redensart als Ausruf der
Freude, wenn etwas wieder in Gang
kommt; auch in der Niederlaus, zeigt
dieselbe an, dalz eine aufgeregte Stim-
mung verbreitet ist, bei Freude oder
Schrecken. Erinnert an die Ausge-
lassenheit und Zügellosigkeit der pol-
nischen Reichstage. Anton, 11, 12.
Dat OS tot on Pale, wo de olste Lus op
em Awe sott, e Ptp Toback rokt on to-
sitt, wt Streu gemdkt ward. Sprw. I,
2967 f. Vgl. Pollack.
Polink, m., s. Polk.
Polttsch, Palttsch, /., das über dem
Reithom aufwäits gekrümmte Streich-
brett, von Eisen oder Ahornholz, an
der Zoche; lit. palgczia. Vgl. Zocbe.
polttsch, adj., politisch, schlau, gewitzt,
gerieben, pfiffig, verschlagen. Das ist
ein polttschei^ Racker. Schrtwe on rekne
nuschty awer polttsch. In Bayern: höf-
lich, fein, auch polizeilich. S ch mel-
ier I, 280.
Polizeiaugen, plur., grofze Schaum-
blasen auf dem Bier. Das Bier hat
Polizeiaugen. Sprw. I, 356.
Polk, Polke, /., Poiek, Pollak, Polling,
Pollink, m., Neige, Rest, besonders der
im Kruge gebliebene Rest. Wenn ein
Preu/z die Polk austrinkt, er soll zum
ersten vom /tischen ttinken. Landes-
Ordg. des Hochm. Siegfried von Feucht-
wangen. Hennig, 190. Vgl. Trink-
recht Poüak, wohl durch willkürlich
eingeschobenes a aus Polk gedehnt, ist
speziell der unverbrannt gebliebene Ta-
bakrest im Pfeifenkopfe. Polling, Pol-
link = Polk, doch auch in erweiterter
Bedeutung das letzte Kind in der Fa-
milie. Da hast du den Polling, wenn
man einem das letzte Stuckchen des
Brotes etc. reicht. Es ist unsei* Polling,
unser letztes Eind, dem wohl keines
mehr folgt. Letztere Form schlieizt
sich auffallend leicht an das altpr. po-
linka er bleibt, polynku sie bleiben
(im Katech.) an; der Infin. lautet im
Katech. polaikt, gedehnt aus poUkt.
Diesem preufz. poUkt entspricht lit. pa-
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polk — polnisch.
167
llkH^ lett. pa/ite, daraas bildet sich lit.
pdlaikaSy lett. pcUiks^ paleeh Kest, Über-
bleibsel, lit. paUkiSy paWce Waise. Aas
diesen Wörtern oder ihrem preafzischen
Äquivalent konnten sich mit Elision
des i sehr leicht die Formen Polk^
Fölke bilden. Nsslm. Forsch. 2; Th.,
136. Vgl. Pierson, Lit. Aeq., 20;
A. W., 34. Auch in Bayern (Franken.
Rhein) ist der Foläk Überrest eines
Trunkes im Glase. Schmeller I, 280.
polk, adv.y vollends, vollständig. Er
zerbricht den (bereits geknickten) Stock
polk, ganz und gar. Verdarw dl de Oge
nich polk. Hei oa polk verdorwe^ er ist
ein Taugenichts. Et dürd nich lang^
so wurd öck polk ok alles los. Cami.
nupt I, 282, 1. In gleichem Sinne auch
poiling(k). Es ist polUng auf^ es ist
alles aufgegessen. Der Strick zerreij'zt
poüing. Etwas poüing machen^ es voll-
ständig machen, vollenden. Vgl. Polk.
Polke, /., s. Polk.
Pttiko, m., s. Pälke.
polkon, atü., pellend ab- oder heraus-
ziehen. Sich in der Nase polken —
den Schorf von der Wunde polken, ab-
polken. Treichel. Vgl. pQien.
Polks, wi.,grolzer Klacks (s. d.). Trei-
chel.
Pttll, /., unverhältnismäfzig groi'zes
Trinkgei^'z, z. B. Schüssel statt Tasse.
Schemionek, 29.
Pollack, Pollak, m. 1. Pole, meist in
verächtlichem Sinn. Moder, wenn de
PöUak keine Wittönne mer schockt, motte
wi alle op Stromp on Stel käme, Kö-
nigsberg. Firmenich 1, 101b. Öck
koffdC (kaufte) se (die Pfanne) vom Pol-
lacke. Volksl., 56, 38, 2. Die Polen
brachten in früheren Jahren irdenes
Geschirr, das für vorzüglich gehalten
wurde, auf ihren Wittinnen nach Königs-
berg. E Pollack blowt e Pollack on
wenn hei bet Möddag liggt, dem Polen
ist nicht zu trauen. Schei/a^y Preufz,
Poüackfrifzt alles, zur Bezeichnung un-
aufrichtiger Devotion. Masuren. Sprw.
I, 2973. 3008. 2. eine Art Schnupf-
tabak. 3. verkohlter Tabakrest im
Pfeifenkopf, s. Polk.
Polle, /., Stütze an der Schanzklei-
dung der Schiffe, woran man die Taue
befestigt.
P»lle, Pille, /., Dem. PöUke, Pulke,
bauchige Kanne. Er hat die Poüe im-
mer vor sich stehen, er liebt den Trunk.
Wie faake hebb öck da manch Pollke
Beer gesaape. Carm. nuptl, 282, 1.
Hennig, 191, weist für die Ableitung
hin auf das lit. pillu ich giefze, fülle
ein. Bock, 45. Vgl. Pulle.
PoUholz, n., Zopfholz, Yon Poll, Polle
Kopf, Zopf, Wipfel. Brem. Wb. III,
351. Auch PollsOrenholz, wipfeldürres
Holz. Mühling. In Hamburg soor
dürr, trockeu, saftlos; holl. zoor. Ri-
chey, 279.
Polling(k;, m., poling(k), adj., s. Polk
u. polk.
Pollschäwer, m. u. n., poil de chhre,
ein Kleiderstoff.
PollsOrenholz, n., s. Pollholz.
polnisch, pOlsch, adj., auf Polenart,
ebenfalls wie Polen in verächtlichem
Sinne: polnisclie Wirtsclt^üft, polnische
Sawwirtschaft. Mit polnischem Ab-
schiede weggehen, ohne Abschied, oder
mit Hinterlassung von Schulden sich
in der Stille davon machen. Hennig,
5. Sprw. I, 18. Polnische Butter,
Salz ; gequetschte Kartoffelo mit Zwiebeln
gemischt. Polnischer Hecht, polnisches
Butterbrot, Brot mit Salz bestreut. In
Masuren ist polnisch = katholisch, im
Gegensatz zu deutsch = evangelisch.
Im pölschen Bogen berechnen, nach un-
gefährem Überschlage, obenhiu, ober-
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168 Polt — Ponjer.
flächlich berechnen, zu viel^ falsch Zeichnung eines dummen Menschen.
rechnen. Wohl korrump. aus Bauach Treichel.
und Bogen, In Bayern polisch =» pol- pommem, «it., bitten, betteb. Pommer
nisch, seltsam, sonderbar: Das kommt nich ömmer weg, Samland.
mir polisch vor. Schmeller, I, 280. Pomöchel, m., Dorsch, s, Dtfsch.
Polt, Polte, m. Vom , Leopold. PomOkes. plur,^ lustige Streiche, über-
PSit, /., Schaufel zum Ausschöpfen mutige Einfalle. He bringt ere Pomokes
des Wassers aus den Fischerböten; ^ Schioung, Dorr, 1. Wiew., 63. S.
auch ösfafz. Samland. Bomftchen.
. Polterkammer, pltd. Bullerkflmer, /, PompbUxen, /., s. Pumpbttxen.
Kammer, Raum, zur Aufbewahrung ptfmpeln, sw.^ s. pimpeln«
alten Gerätes, Rumpelkammer. Holt Pompex, w, allitterierender Scherz-
man einen Gegenstand aus derselben name: Paul Peter Pompex, Königs-
hervor, so ist das ohne Gepolter kaum berg.
angänglich. S. Gertfllkammer. Pomdchel, m,, Dorsch. Westpr.;
pomade, adv.^ pomadig, adj. u. adv,y poln. pomu^hla^ lit. pomükelis, S.
gemächlich, langsam; von pomale DSsch.
(s. d.). Pomuchelskopf, m. 1. Dorschkopf.
Pomager, m. 1. Hilfsarbeiter: Ar- Er glänzt vne ein Pomuchelskopf im
heiter im Stall zur Unterstützung des Mondschein. Sprw. 1,1281. 2. Dumm-
Kutschers. W. Seidel, 33. Klein köpf, Dickkopf. £r ist ein rechter Po-
II, 63. Brennknecht. Schmitt, 108; mucheUhopf — ist so dumm wie ein
Westpr., 166. Brauknecht. Poln. po- Pomuchelskopf, Sprw. I. 647. Im
magaiy russ. pomogä^ helfen, unter- nördlichen Norwegen bezeichnet man
stutzen. Nsslm. Forsch. 3; Th. 137. einenDummkopf mit den Worten: Han
2. nach Bock, 45, Knicker, Knauser, er en Torsk, Schmidt, Bilder aus
Grutzzähler. 3. nach Hennig, 191, dem Norden. Jena 1851, 193. 3.
eine Art Seefisch. Wohl Verwechselung Spitzname für die Danziger. Auf Dan-
mit Pomuchel, Vgl. Nsslm. Forsch. 3: zigs fiHhes Emporkommen scheint der
Pomuchel. Dorsch nicht ohne Einßu/z gewesen zu
pomäle, adj. u. adv., von dem poln. sein^ und die Scheelsucht der Nachbarn
pomahi^ langsam, gemach, allmählich, mag wohl den Provinzialnamen desselben
sachte, sanft, schonend. Nur pomale^ Pomochel zum Schimpfnamen für die
nur gemach, nicht so hitzig! GehnSie Bewohner gestempelt haben, Bujack,
also ganz pomale zu wei*k, Soph. B. 344.
VI, 370. Dat mordiomche Veeh (ein Pomuchelsteine, plur., Kopfknochen
Hase) schoof ganz pomale de Hingerpoot des Dorsches, die früher zu nieder-
ut der Schling herut. Dorr, Driew- schlagenden Pulvern angewandt wurden,
jagd. Bujack, 396, Note.
Pommel, /., s. Pftmel. Pomuggel, m, Pomuchel, s. Dusch.
PommerCnke, m., ein Pommer, meist Ponjer, m. 1. Mensch, der nicht das
mit dem Nebensinn eines praktisch richtige Auskommen hat. 2. unvoll-
klugen Menschen; doch auch zur Be- ständiges, imbrauchbares Ding: ein ab-
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Ponke — p5rten.
169
gebrochenes oder stumpfes Messer ist
ein Ponjer,
Ponke, n., cunnus, Jerrentowitz.
Papel, m., s. NasenpOpel.
pApeln, 9w. 1. mit den Fingern in
der Nase wühlen. 2. coire, Sperber,
25.
Poptogelchen, n., s. Paptogelchen.
pOplig, adj,^ ärmlich. Pdplig ange-
zogen» Treichel. Vgl. pdflig unter
POfel.
Popo, m.^ Podex. Ich hav! dir den
Popo voll! Kann der nicht auf seinem
p. 0, po sitzen^ der alte schwache Mann?
Soph. R. VI, 137. Nach Treichel
auch POx.
Poppllcl(pfla8ter,n.,Medik.,i^p/a«^m7/)
cerussae.
porat, adv., s. parat
Porbe, /. Nach Simon Grünau ein
Fisch in Preufzen: die Barbe, Barbus
fluviatUis Cuv.
Porchel, n. 1. ein kleines, dickes
Schwein. 2. ein gleiches Mädchen.
Natangen.
pordauz, porduz, interf. s. pardauz.
porduzen, sw,, s. pardauzen.
PorHz, m.j Kaufherr, reicher, ange-
sehener Mann. Er ist ein gro/zer Poritz.
Er ist der Poritz von N. Kgsbg. Das
Wort ist wohl russisch.
Porkan, /.. s. Burkan.
Porlenk, m. u. /., s. Perlenke.
Porobek, m., kleiner ausgebauter Be-
sitzer im Walde. Treichel. Poln.
parobek Knecht; vielleicht auch ver-
wandt mit dem poln. bör Wald.
Porowe, /., s. Parowe.
Porpel, m., s. Parpel.
P8rr, /., unsauberes Frauenzimmer
mit wirrem Haar. Schemionek, 29.
Vgl. FIdrr.
porren, vhchd., purren, «o., anregen,
antreiben, spornen, mahnen, stacheln,
reizen, hetzen, aufscheuchen. Zma Auf-
bruche porren^ was z. B. Ejnder thun,
die aus einer gröfzeren Gesellschaft
nach Hause möchten. .,.wenn nich de
Dschtn onruig geworden wer on tom
Gdnen getribulei*d on geporrt on ge-
drollt hadd, Elbinger Höhe. N. Pr.
Prov.-Bl. a. F. IX, 243. Firmenich
ni, 495a. Einen aus dem Bette porren^
ihn aus dem Bette treiben. Du brauchst
gar nicht so zu purren^ ich werd^ schon
zur Zeit fertig werden. In Zusammen-
setzungen: anporren, aufporren. In
Bayern aufboren^ welches Schmeller
I, 192, fraglich mit aufheben übersetzt.
Es dürfte porren mit beren = heben,
verwandt sein. Bock, 45. Hennig,
191. In gleichem Sinne ptfrren und
pirren (s. d.).
Porsch, 7/1 , auch Porsch-, Porstkraut, n.y
Sumpfporst, Ledum palustre L. Hagen ,
435. Pritzel, 206. Gleiche Kraft
soll haben ein Kraut Jodzell^ das hat
Blatter vne Barsch und trägt schwarze
Beeren etc. Pierson, Matth. Prätor.,
115. In Liv- und Estland P(yrs. Hu-
pel, 176.
pSrscheny sw.^ sich^ s. pCrschen.
Ptfrschke, m., s. Barsch.
Ptfrschken, Ortsn., Kirchdorf im Kr.
Heiligenbeil. Mann Gottes aus Porsch-
ken. Über die Entstehung dieser Redens-
art s. Sprw. H, 1774.
Porsch-, Porstkraut, n.^ s. Porsch.
Port, Port, /., Pforte, Thür. R&teel:
Ös ener vor de Port, Heft nich gesün-
digt^ nich gemordet — kann hei passerei
(Der Furz). Elk ju schmieten ut de
Port achtkantik. Dorr, 1. Wiew., 28.
Portei, n., das fettig-milchige Wasser
im frischen Käse. Es wird durch
starkes Pressen mit der Parsche ent-
fernt. Werder.
pürten, sw.y die Pforte, die Thür öff-
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170
Portken —• Posew.
Ben, also pförtnen. Wenn die Kinder
viel aus- und einlaufen, so heii'zt es:
P5rt nick so vell Samland. Vgl.
perzeln.
Portken, plur, 1. Hosen. 2. Der
Hintere. Einem die Portken versohlen,
ihm einiges auf die Hosen zählen. Von
dem poln. por^' Hosen. Im Göttingen-
schen Purtje. Schamb. 161b. Bock,
45. Hennig, 191.
porzägeln, sw.y purzeln, umfeJlen,
stürzen, dafz das Unterste nach oben
kommt Die Treppe herabporzageln.
Hennig, 191. In Danzig porzekeln.
Gedanism.; Schemionek, 29: porztf-
keln; Sperber, 26: purzekeln.
Porzel, POrzel, /. u. n., Schmaizkuchen.
Nach Schemionek, 29: Pörzeln,
Pfannkuchen ohne Füllung in Schmalz
gebacken. Belegstelle unter Bab.
Porzellanbllimey /., Begonia semper-
florens, Lmk. Treichel, Volksth. III.
pSrzeln, sw., s. perzeln.
Posamentkerl, m., Mann, der mit Po-
samenten, Borten, Schnüren etc. besetzte
Kleider trägt, Gaukler. Hoffjecken,
Hoffschrantzen, gtUdene verbremte Posa-
mentkerL Stein, Peregrinus XV, 25.
W. Mtsbl. VI, 186.
Posch, Dem. Poschchen, plld. PoscIJce.
1. Name und Lockruf für Schwein u.
Ferkel. Zu Kindern, welche sich be-
sudelt haben : Du bist ein kleines Posch-
chen, Hennig, 192. 2. Poschchen
Tannenzapfen; dafür jedoch üblicher
Schischke (s. d.).
poicheien, puteheien, sw,<, streicheln,
streichelnd liebkosen. Das Kind po-
4cheit der Mutter die Backe. Pu^chei mt
doch! sagt die zärtliche Mutter zum
kleinen Liebling. Wie liewt se met de
griese Klaue De schmale Backe em po-
scheit Nowack, 35. Ygl. puichen.
Poschen, plur.^ Bügelröcke. Sehn Sie
jene schlanke Ghiechin im Tanz, und
setzen Sie unser schlankstes Mädgen
in Poschen, in Schnürbrust und in spit-
zen Schuhn mit hohen Absätzen da-
neben. Soph. R. IV, 460.
Poschitschkebeere, f., Beare vom
schwarzen Nachtschatten, Solanum ni-
grum L. Auch: Johannisbeere und
Bergkrausbeere. Poln. porzeczka Kraus-
beere, Ribes. Mühling.
Ptfschken, Ortsn., Dorf bei Pillkallen.
Gä na Pöschke, Ktlkes sprenge. Über
die Entstehung der Redensart s. Sprw.
1, 1148.
Pose, /. 1. Federkiel, Federspule,
Flügelfeder der Gans zum Schreiben.
Gewöhnlich Federpose, auch Pösenfeder.
Vor Einführung der Stahlfeder gab es
besondere Posenhändler. Hennig, 192.
2. Knallbändchen an der Peitsche.
Dönh.
Posen, plur.y Federn, Federbett, poln.
posciel. In die Posen gehen — nocA
Posen reisen (wortspielend), zu Bette
gehen.
Posenfeder, /., -händler, m., s. Pose.
Posengel, m., nach Hennig, 192;
nach Bock, 47, Pusengel, Spott- und
Schimp&ame auf ein schmutziges, ge-
meines Frauenzimmer. Man nennt je-
doch auch ein vollwangiges Mädchen
oder Kind Posengel, und dürfte in dieser
Bedeutung das Wort Abkürzung von
Posaunenengel sein, der ja mit vollen
Backen bläst Vgl. Pilichel.
Posenocke, /., Überziehsocke, Pa-
rSske. 2. kleiner Kinderschuh. Sam-
land.
pOsern, pSsem, sw., s. pflsern.
Pösew, m., Verweis, Rüge, RuffeL
Kr hat einen guten Posew bekomimen,
2. im Flatowschen Kreise auch Vor-
ladung; von dem poln. pozew^ russ.
j^ozyu? gerichtliche Vorladung. Schmitt,
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Posnäk — poswollen.
171
108; Westpr., 167. Nsslm. Th.,
138.
PosnSky w., Bosnier.
P0886kel, m., grofzer Schmiedehammer.
Lit. posikelü^ poln. posiekac zerhauen,
zerhacken. Der Possekel heifzt pöln.
duhf c%§zki mlot Hennig, 192, weist
far die Ableitung auf das mhd. bozen^
ahd. pGzan stofzen, schlagen hin. Pos-
sekel tritt auch als Familienname auf.
Nsslm. Forsch. 2; Th , 138. Altpr.
M. XV, 583.
Possen, m,y neckischer Streich, Schel-
menstreich, Scherz, Schabernack, Ärger,
Kränkung, Tort. Einem einen Possen
spielen — ihm etwas zum Possen thun.
Denn sonst kann ja dei* Mann sich ve?*-
schreiben^ oder aus Possen es gesagt
haben. Soph. R. III, 29. 0 hei woll
man Kortwü dritoe. Sine Posse kenn*
öck schon. Volksl., 7, 51, 4. Zunächst
wohl von Posse. Vgl. Adelung III,
812. Poln. psota.
possen, sw.j einen Po/z geben, küssen.
Hennig hat noch pussen. Streicheln,
Belseny küssen, Possen. Stein, Pere-
grinus XIII, 1. W. Mtsbl VI, IJl.
Awer doch nicht junem Jäga^ siene
Dochter gepost. Dorr, 1. Wiew., 8.
Bock, 45. Hennig, 192.
Possenlied, n., Spottlied. Elwen, singt
en Possenleed on kniept em omzech.
Dorr, 1. Wiew., 122.
Possjehann, m., Kufzjohann. Einer,
der gern Mädchen kufzt. Vgl. PTsjan.
PossStz, m., Station, Ruhepunkt, Halte-
platz. Schemionek, 29. Poln. od-
poczqc ruhen.
Post, n. I.Denkmal, Grabstein; von
Postament. Auf das Ch'ab ein Post
setzen. 2. /. Ortstafel; Wegweiser.
Post, /., der Freitag als. Tag des
Fastens, des Aufgebens, Fahrenlassens
der Fleischspeisen. ^o\n.pusci6 fahren
lassen, loslassen, odpuicic erlassen, yer^-
geben, odpust der Ablafz. Nach Ab-
stofzung der Vorsilbe ist aus pust das
deutsche Post geworden. Treichel.
Posten, m., Pfosten, Pfeiler. Beleg
s. unter entfallen. Vgl. Ständer.
Postronke, m., von dem foln. posironek
Strick, Tau, Strang, u. zunächst wohl
mit diesem gleichbedeutend. 1. eine
in früheren Zeiten übliche Prügelstrafe,
in Schlägen auf den Hintern mit einem
Strick oder Tau bestehend. Bock,
45. Hennig, 192. Er hat Postronken
bekommen. Friedlich Wilhelm /, der
die Schonung der Lindenbäume und den
Verlust an der Ledersteuer im Auge
hatte, verordnete 1. Aug. 1724: gegen die
Paresken Postronken und, da dej* Lit-
tauer sich aus Stockhieben wenig machte,
29. Aug. 1125 Karrenarbeit. Rogge,
19, Note. 2. Ruckgrat und das daran
sitzende Fleisch, hier Rückstrang ge-
nannt, und somit dem poln. postronek
entsprechend. Besonders heifzt in Na-
tangen und in der Bartener Gegend
Postronke, in der Elbinger Niederung
Rückstrang das Gericht, womit am
Abende des Schweineschlachttages
Hausgenossen und Gäste bewirtet wer-
den, und welches aus den frisch ge-
bratenen Stücken des von Speck und
Rippen befreiten Rückgrats besteht.
Dönh Nsslm. Forsch. 2; Th., 139.
Postweiuk, m., dicker Stock, Knüttel,
Prügel. Warte, ich komme mit dem
Postweiuk. Kr. Neustadt. jTreicheL
Bei Mrongo w. nicht aufzufinden.
Poswailak, m., ein Mensch, der sich
alles gefallen läfzt; von dem poln. poz-
waUac erlauben, bewilligen. Schmitt,
108; Westpr, 167.
poswollen, sw., gehen, zur Arbeit
schreiten. Wi motte man wedder pos^
wolle. Samland. Von dem poln. poz-
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172
Pofe — Potlitzen.
walac erlauben, bewilligen, heiizt das
Fat. pozwol§,
Pofz, m., Dem. Pofzchen, Pofzke,
Kufz. En Pofz ÖS en Stoffe wer'n nich
Itden kann^ wascht em af. Dorr, 79.
Göff ml e Pofzke! E Pofzke möt Sopp
erhält man von einem Kinde mit un-
sauberer Nase. Ahd. ctis^ chus^ mhd.
kus Kufz, ahd. ctissiny chtissin, mhd.
küssin küssen, litt, biiczkis Küfzchen,
Imczuti küssen, lett. butichoht küssen,
poln. buzia^ buziak Kufz, Küfzchen.
Nsslm. Th., 219.
P8(zbott, m, Pifztopf, Nachtkanne.
Potabely m , „ehemals in Litauen die
Kirchenbedienten, welche den deutschen
Kirchenvätern Hilfe leisteten. Ihr Amt
war, die Glocken zu läuten, Wein und
Oblate zu besorgen, Kirche und Kir-
chengeräte rein zu halten, den Kling-
säckel zu tragen, auf die unfleifzigen
Kirchgänger zu merken, die Ungehor*
samen ins Halseisen zu stellen, den
Predigern aufzuwarten, wenn sie zu den
Kranken gehn mufzten, oder Taufen zu
verrichten hatten; auch hatten sie bei
der Dezems-Einnahme gegenwärtig zu
sein, die Bauten zu besorgen und den
Predigern beim Ackerbau behilflich zu
sein. Für diese Bemühungen wurde
ihnen der halbe Zins für die Kirchen-
hufe, auch alles andere Scharwerk er-
lassen. 1724 wurden die Potabek auf-
gehoben. Insterb. Kirch en-'Visit. d. a.
1738." Hennig, 192f. Einer von mei-
nen gewesenen littauischen Kirchen-Auf-
wartem^ die man Potabel nennt etc.
Pierson, Matth. Prätor., 12. Für
die Ableitung weist Hennig auf die
Zusammensetzung aus po und Tabel
hin, „weil sie mit den Tafeln in der
Kirche das Geld sammeln, oder an der
Tafel (Altar) beim Abendmahl stehen
raufzten.** Genaueres über den Potabel.
s. Kogge, 31ff.
potfttsch, adj.^ prahlerisch. Mit Ver-
stärkung: grofzpotdtsch, was man häu-
figer hört.
Potafschen, Petefschen, plur. Fleck-
fieber, jeder lebensgefahrliche Haut-
ausschlag. Anno 1716 krankten die
Leute hin und wieder an der Potatschen.
Hartwich, 518. Gr.-\eii. petechiae^ ital.
petecchie, poln. petecie, petocie^ bayerisch
Petecken^ Pedecken. Schmeller I, 301.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 139.
P«t(e), /., Dem. Potchen, Pfote,
Hand. Oieb mir die Pot — dein Potr-
chen! Er hat auf die Pöten bekommen.
Er mufz Pöten saugen^ leidet Not,
ist ohne Beschäftigung (das Bild ist
vom Bären hergenommen). Ein ge-
sundes drelles Mädgen^ mit ein paar
weifzen niedlichen Pöhtgen. Soph. R.
IV, 138. HolL poo% frz. patte^ engl.
paw,
Pote, Pott, m,y Steckling. Pappel-
poteny Stecklinge von Pappeln. Pott-
weiden^ Stecklinge von Weiden. Sche-
mionek, 27. 29.
Poteige, /, Bouteille, Flasche.
poten, Sfw,^ mit den Pfoten ergreifen,
krallen. Das Kätzchen sollte dich noch
einmal pöten und dann dich wegschleu-
d^mf Soph. R. VI, 419.
Potenge, /., Pflzn., Betonie, Betonica
officinalis L. Bock Nat. HI, 443.
Hagen, 621.
Pottfchen, n., durch List oder auch
durch Ränke erworbener Vorteil. jBr
weifz sich viele Pottfchen zu machen.
Korrump. Dem. Yon Profit Bock, 46.
Hennig, 193.
Potkamor, tt»., s. PakmOr.
Potlitzen, plur.^ s. Petlitzen und Pod-
iitzen.
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PotrimmeD — Powunden.
173
Potrimmen, Orten., Dorf bei Tilsit.
Kannst trumpfe bet Potrimm. Sprw. I,
3846.
putschen, sw,^ s. petschen.
Potschtne, /., groCzes Ruder auf den
Holzflöfzen und Gallerten. Danzig.
W. Seidel, 33. Lit. poczjfna^ poczyne^
puczyncis^ folü.paczyna, N s s 1 m. Forsch.
2; Th., 140.
Pott, m, 1. Topf, Urne. Die Urnen
der Hünengräber nennt das Volk in
Westpr. oUe PoU. Treichel. S. BoU.
2. Schmorpfanne. Samland. Engl.,
franz. und hoD. pot^ dän. potte^ in Bre-
men Pott^ in Hamburg Pütt, Brem.
Wb. m, 355. 3. s. Pote.
Pttl, PUtt, Putte, f., Pfätze, nament-
lich eine solche im Fahrwege. Es hat
fache geregnet^ dafz abe too e Pott stehe
bleibt^ 08 nich. Oberland. Da war
sane tiffe PoU. Schaltj. 3, 4. Der
Wagen fiel in die Pütt. Engl, pit^
angs. pyt, hebr. botz Kot. Brem. Wb.
III, 385. Hennig, 199. 334.
Pttt, /., Bütte. He heft HoU on PoU
vofl, er hat Hütte und Bütte, d. i.
Haus und Keller voll. Sprw. I, 1776.
Potta, /., Butter. Ermland. Im
Werder Potter. Davon pottem, ato.,
buttern.
Pottafrau, f, Butterfrau. Liebes,
Mchdnes PoUafrauche, Gant (gebt) mer
Eure Trud'! Volksr., 236, 833.
Pottaklatscher, m., s. Birtterklatscher.
pSttem, sw , Pötte, Töpfe, zerschlagen,
zerbrechen, besonders irdenes Geschirr.
Was hat er denn schon wieder gepottertf
TreicheL
Pottbimd, m, s. pottig.
9^^9 ^", geizig, filzig. Hennig,
193; h< es für eine Zusammenziebung
▼on PoU und dicht; es würde also diese
Eigenschaft einemMenschen zukommen,
der seinen Topf für andere dicht, fest,
verschliefzt. Man nennt einen solchen
Geizhals auch: einen rechten Potthund.
Bock, 46.
Pottok, m., Morast, Sumpfloch. Trei-
chel. Poln. potok Bach, Feldflut.
Pottweide, f., s. Pote.
Pötz, /., tonnen- (pott-) artiges Ge-
fal'z zum Ausschöpfen des Wassers aus
den Schiffen. Pillau.
Power, n., Joppe, Jacke für Frauen.
Samland.
power, adj\ u. adv,, arm. Einpowrer
Mensch. Poxiore Ttt, armselige, teuere
Zeit. Er ist power dran. Power on
patzig. Es ist das franz. pawyre^ lat.
pauper.
Powirpen, Pawirpen, plur., Losmann,
Freimann, Tagelöhner, keinem ver-
pflichteter Arbeiter auf dem Lande.
Und soll ein jeder Handwerker jährlich
Decem geben 30 fzl.^ ein Pomrp 15/zl.
Insterb. Kirchen-Yisit. v. 1604. Hen-
nig, 181. Eine zweite Belegstelle
unter Losmann. Vgl. auch Freimann,
Lit paunrpas. Das Wort ist identisch
mit dem im Eatech. vorkommenden
altpr. powirps frei. Nsslm. Forsch. 2;
Th., 140.
Powunden, Ortsn., Kirchdorf im Land-
kreise Königsberg, von Cranz etwa
eine Meile entfernt. Der Name ist
eine Zusammensetzung der beiden alt-
preufz. Wörter po bei, und wundan
Wasser (lit, wandu, dän. vand). Po-
vmnden ist also der bei oder an dem
Wasser (kurisches Haff) gelegene Ort.
Vgl. Nsslm. Th., 213. Die Sage
deutet den Namen sinnig. Sie erzählt
von der Tochter eines preufzischen
Häuptlings, der bei dem Einfall des
Ordens gegen denselben ins Feld ge-
zogen war, dafz sie durch wandernde
Apostel mittlerweile zum Christentum
bekehrt und deshalb von dem rQck-
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174
Pox — prachern.
kehrenden Vater ermordet worden sei.
„O Wunden! (nämlich Jesu Christi)
soll sie sterbend gerufen haben; daher
der Name: (P)owunden. Passarge,
Balt, 117 f.
POX, ?»., 8. PopO.
pr, tnterj., Zuruf an Pferde, wenn sie
halten sollen.
Prä, Prft, n., Vorzug, Vorrang, Ober-
hand, prae aliis. Er mu/z immei* das
Prähaben. Ebenso in Bayern. Schmel-
1er I, 341.
Pracher, w., Bettler, Armer, Ver-
armter. Poln. pracharz Bettler (M r on -
gov. II, 587 b), lit. prazqs Bittsteller,
dan. prakkery schwed. prackare Bettler,
engl, prog etwas zu essen suchen, praetor
vulgär Bettler, irländ. proghain Kum-
mer, Sorge. Brem. Wb. III, 357. In
Holland ist Prachei* Geizhals, Schinder,
Wucherer; in Hessen ein Dürftiger,
häufiger fast: ein knickeriger Mensch
(Vilmar, 305). Pierson, Lit. Aeq.
20, hält Pracher gleichen Stammes mit
dem Schimpfworte iVöy, mit welchem
in Danzig 1525 die Lutherische Partei
belegt wurde. Sei dienstbar allen Leuten^
so wirst du ein Pracher bei Zeiten, Sprw.
I, 583. Der Praclier hat Hochzeit^
wenn überflussigerweise zwei Lichte
brennen. Wenn de Pracher Onglöck
heft,, verlort he 6k den Prachersack.
Wenn de Pracher wandre toöll, flockt
hei den Sack, Heft de Pracher 6k e
Bedenterf wenn ein ins Zimmer Treten-
der die Thür offen läfzt. Vgl. Sprw.
I, 2987 ff.; II, 2091 ff. Pracherke mtn
Bröderke^ zur Bezeichnung schlechter
Vermögenslage. Über die Entstehung
dieser Redensart s. Sprw. II, 2093.
P6lsch Pracher^ Gesellschaftsspiel. Be-
schreibung s. Volksr., 199, 735. Hen-
nig, 194.
Pracherei, /. 1. Bettelei. 2. zur Be-
zeichnung des Armseligen, Unzuläng-
lichen, Ungenügenden. Dat os Prachert.
Ich hab mich bei ihm in die Bettelei/
und Pracherey gesteckt Stein, Pere-
grinus XIII, 87. W. Mtsbl. VI, 159.
Poln. prachßrstwo; lit. praszimas die
Bitte.
Pracherfitzelband, n., grau und schwarz
gemustertes Fitzelband, aus alten Zwim-
abgängen gefertigt. Dzg. Nhg. Viol^t,
103.
Pracherherberge, /. 1. Herberge der
Pracher. 2. elendes Gasthaus, armse-
lige Wirtschaft, Hungerort. Das ist
hier tote in der Pracherherberge. Das
geht zu wie in de7 Pracherherbei^ge. Poln.
pi^acharska.
pracherig, adj.^ bettelhaft, ärmlich.
Et geit ml pracherig^ es geht mir
schlecht. Ebenso in Hessen. Vilmar,
306.
Pracherjagd, /., Jagd auf Pracher:
die jährlich zweimal unangemeldet ein-
tretende Haus- und Landes-Visitation,
bei welcher Bettler, Vagabonden etc.
aufgegriffen werden. Mühling. Jetzt
wohl abgeschafft.
Pracherkirchhof, w., Armenkirchhof.
Sie fahren ihn auf den Pracherkirchhof
(in der Pracherpitsche). Königsberg.
Pracherläuse, pltd. PracherlUs, plur.
1. Pflzn., gemeine Spitzklette, Xanthium
sti'umarium L. Hagen, 992. Nach
M&hling auch Pfaffenläuse. Auch Sa-
men der Hundszunge, Cynoghssum ofß-
cinaleL. In Schlesien heiJ'zt der Same
von Beiful'z, Artemisia vulgaris L.,
Bettelmannsläuse. Treichel, Volksth.
2. Med. Sem. Staph. agriae {Flor. iSf-
rethri rosei pulv.)
prachern, sw. 1. betteln. Und wenn
ich prachern gehen sollte! Mit dem
kann man prachern gehn^ so gutmütig
ist er. Dicktliun ist mein Reichtum^
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Pracherpack — Pragge.
175
Prachem mein Handwerk. Kgsbg.
Wi mufzte prachere gäne^ Wt Bure aU-
tomal. Lhrztg. 4, 355c. 2. anhal-
tend, liebkosend bitten. Er prachert
tote ein Hund. Die Kinder practiem.
Lit. pra8z^ bitten, prasziniti betteln,
oft bitten.
Pracherpack, n., Bettelpack, armseliges,
elendes Gesindel.
PracherpHsche, /., früher Name für
den Armen-Leichenwagen. Da kommt
die Pracherpüsche. Kgsbg.
Pracherpitscher, m. 1. Bettelvogt, der
wahrscheinlich eine Peitsche führte. Die
Prac?ierpeitscher hatten auCzer ihrem ei-
gentlichen Amte währen d des Gottesdien-
stes an den Kirchtüren zu stehen und
„die Hunde oder trunkene, unsinnige
Men8chenu.dgl. abzuwehren.^ Hennig,
194. 2. Führer (Kutscher) einer Pra^
eherpüsc/ie. 3. jetzt Spottname für
Knaben, welche gern die Peitsche
führen.
Prachersack, m., Bettelsack.
Pracher8che, /., Pracherin, Bettlerin.
Pracherstaai m., Flitterstaat, Bettel-
pracht, Ausputz, der wenig kostet.
Pracherstolz, m.^ Bettelstolz, Stolz bei
Armut
Pracherstube, /., Stube eines Prachers.
Hier öe et so warm^ wt on e Pracher-
Btawy von einem gegen Wind und Wetter
möglichst geschützten Orte im Freien.
Sprw. I, 2998.
Prachersuppe, /., gebrannte Mehl-
sappe. Eine pommersche Gel»*anntmehl-
8uppe schickt eich heute gut, Soph. R.
IV, 255. Vgl Schmirgel.
Prachenerreifzer, pltd., Pracherterrlter,
m., Spottname für die Bewohner des
ELirchdorfes Goldbach bei Tapiau. Der
Sage nach sollen sie einst ruhig zu-
gesehen haben, wie ihre Hunde einen
Bettler zerrissen. Noch jetzt haben sie
„Flicker" von den Kleidern des zer-
rissenen Bettlers zwischen ihren Zähnen.
Die Neigung zur Klatscherei wird ihnen
von den Nachbarn nur zu bereitwillig
zugesprochen. Sprw. I, 2999.
Pracherzitz, /., Zitze des Prachers,
Lutschbeutel. Schemion ek, 29.
Prtldden, plur.^ Name eines Teiles
der Sandhügelkette bei Kossitten auf
der kurischen Nehrung. Volksschulfr.,
77.
Prägel, m , durch p'ojr^Zneingekochter,
dicker Brei, s. Brägel.
prägeln, prSgeln, sw. 1. kochen,
braten, schmoren, sieden, rösten, dörren
durch Feuer oder Sonne. De Sonn
prägelt goty et gewt Gewitter ^ wenn
bei aufsteigenden Gewitterwolken die
Sonne stechend brennt. Bei solcher
hitzigen und dürren Zeit hat die Sonne
gar sehr den oberen Theil des Erdbodens
durchgepregelty oder durchgebraten und
gekochet Linem., Aaala. 2. sich
prägeln, sich am Feuer quälen und er-
hitzen, sich von der glühenden Sonne,
dem heifzen Ofen mit Behagen durch-
wärmen lassen. Die Kochin prägelt sich
beim braten. Der Alte prägelt sich in
der Sonne — am hei/zen Ofen. Sche-
mionek, 29, unterscheidet prägeln bei
gelindem Feuer braten, und präkeln
in der Sonne schmoren. Poln. prazyc
prägeln; in Bayern bregeln ein Geräusch
machen, wie etwas, das brät oder ge-
lind aufkocht; gelind braten oder ko-
chen. Schm eller I, 256. Vgl. das
identische brägeln, s. etnprilgeln.
Prager, m.. Mann aus Prag. Prager
Musikanten (Kgsbg.), auch Prager Stu-
denten(Dzg.) heii'zen die herumziehen-
den Musikanten, früher meist böhmische
Bergleute, nach ihrer Zahl, auch sieben
Brüder.
Pragge, /., grofzer gefüllter Klofz,
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176
Prahlsacht — praseln.
Piragge. Gewöhnlich sind in die Prag-
gen Spirkel eingebacken ; sie wurden in
früherer Zeit nach Beendigung des
Dreschens den Leuten vorgesetzt. Sam-
land. Im Ennlande heii'zen sie FUlle-
keilchen.
Prahlsacht, Prahlsack, n., Gewebe aus
einem Gespinst der Haare von Rind-
vieh, Pferden, Ziegen u. a. als Ein-
schlag, und aus Hedegam als Aufzug.
In vielen Städten des polnischen Natan-
gen ioird ein Haaremeug^ Prahlsachty
häufig und in Angerburg allein in ei-
nigen tausend Stücken, jedes zu 40 EUen^
jährlich verfertiget, Bock, Nat. I, 654.
PraJdsacht os 6k Ttg^ äwer et holt nich
lang, Sprw. I, 3002. Prahlsack os ok
von Lowand. Dönh. Prahlsack scheint
jetzt der volkstümliche Name zu sein.
Hennig, 194, meint das Zeug habe
seinen Namen daher bekommen, dafz
man schlecht damit prahlen könne.
Prahm, m. u. /., s. Prftm.
Prallauge, pltd. PrallOg, n., grolzes,
starrschauendes Auge; auch Person mit
solchem Aage.
Prftm, Prahm, m. u. /. 1. plattes
grofzes Fahrzeug auf Flüssen, Fähre
zum Übersetzen. HoU. praam^ engl.
pramcy poln. pram, prom. Für Liv-
und Estland bei S allmann, 38a,
Hupel, 178. 2. kubisches Mafz für
Kalksteine und Gips. Ein Prdm Kalk-
steine -■ 10 Fulz lang und breit und
3 Fulz hoch - 300 Kbkfu/z. Ein Prdm
Gips = 21 Fufz lang, 7'/, Fufz breit,
27« Fuiz hoch ^ 393»/4 Kubikfufz.
Mühling.
Prftmgeld, n., Fährgeld.
Prftmspritze, /., Feuerspritze auf ei-
nem Pränty schwimmende Saugspritze.
Königsberg.
pramatieren, sw.y sich aufspielen, sehen
lassen, dicke thun. Jetzt da der L ,,l
sich dick gefressen habe^ käme er und
pramstirte, und hätte noch Reckt übrig.
Soph. R. I, 255.
Prangel, m., Knüttel, Prügel, Stange.
Pranke, /., Tatze, Klaue; vom Tier
auf den Menschen übertragen: Fufz.
Der hat gehörige Pranken, Denn voll
Arger on voll Boo/z Stuart hei met dei
grote Pranke Op dat Beerbüffettke los.
Nowack, 40.
pranzelieren, sw,, von pranzeln^ viel
reden, das grofze Wort haben, führen.
Danzig. Klein H, 65. Schemio-
nek, 29.
pranzeln, sw., reden, schwatzen, na-
mentlich breit, umständlich und eifrig
reden, schelten; „sich mit Worten un-
nütz und mausig machen^. Bock, 46.
Hennig, 194. Sie pranzelt in einem
weg. Nehmt an de triehe Wongsch.
On dat eck noch dabie Önt Ohr Juprantzle
wehl tom Wongsch on groth Geschrie:
Juhn Früh etc. Carm, nupt. III, 77d.
Wi motten de Lied prantzebi loten.
Dorr, 1. Wiew. 27. Sperber, 25,
hat (berechtigt?) pranzeln = betteln,
unaufhörlich bitten, also s. v. a.
prachem.
prftschen, sw,, laut und viel reden,
lärmend schwatzen, prahlen, grol'z thun.
Mühling. Gewöhnlich brftschen. JEJr
prahschte noch immerfort mit seiner
Wissenschaft, Soph. R. IV, 165. In
Posen auch subst. Prasch m., groliees
Geräusch laut Sprechender, Schreien-
der; Lärm. Bernd, 218. In Hessen
Prasch^m., Frahlereij praschen, pratschen
prahlen, grol'z thun. Vilmar, 306.
Vgl. auch Anton, 11, 13.
pra§eln, sw,, braten; nach Schmitt,
108; Westpr., 167, von dem gleichbed.
poln. prazac (findet sich bei Mron-
govius nicht; wohl prazyc = prägein,
dörren, rösten).
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Praske — preck.
177
Praske, /., Knüttel. Dat es 'ne dicke
Ptadce^ de uingen 'ne üerbeschlagene
Spetz heft. Dorr, Driewjagd.
Prassel, auch Prftfzel, /., Pflzn., Gar-
tenerdbeere. Elbing. Danzig. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 220. Treichel, Volks-
th&mliches II. Nach Mühling in der
Tilsiter Gegend Prasse. In der Natan-
ger Gegend ist Jhrassel die Knackel-
beere, Fragaria coUina Ehrh. Nsslm.
a. a. 0.
Praiun, m.^ nach Mühling in der
Gegend von Konitz und Tuchel ein
Mehlbrei; nach Schmitt, Westpr., 167,
eine Art Eierkuchen. Poln. prazony,
pari, geröstet, gekriUt von p'ozycy s.
pra^eln.
Prftfzely /., s. Prassel,
prftt, adv.y von dem lat. pctratus^ be-
reit, fertig, gerüstet. Holt ju hier ne-
wenbi fm Bruhtts prat Dorr, 1. Wiew.,
66.
prtten, prfttem, sw,^ viel reden, in
wohlgefälliger Breite schwatzen. Hen-
nig, 194, hat auch pfttem; in Westpr.
prfttschen: er prdtscht gro/z. HoU. praa-
ten^ engl to prate u. pratüe. In Bre-
men und Hamburg praten und davon
Prdt Geschwätz, Prdtgenmdker Schwät-
zer, pratelUy prdteln plaudern^ plappern,
Pra<tffMauL Richey, 191. Brem.Wb.
m, 359. Vgl. Mi, 65a. S. brä-
schen.
prfttSy interj.y s. prTz.
Pratz, /, s. Präz.
pratzig, adj,^ stolz^ hochmütig. Ver-
stärkung von patzig. Ebenso in Ham-
burg, Bremen, Holstein, Posen^ Liv-
und Estland. Richey, 192. Brem.
Wb. III, 359. Schutze, III, 232.
Bernd, 219. Hupel, 179.
prflz, interj., s. brSz n. prfz.
Priz, Pratz, /. 1 . grofze, unförmliche
Hand^ grofzer Fuüz; ist der letztere
FriMkbi«, Wörttrbach U.
gemeint, auch Prftzfufz, Brfttschfufz. S.
brätschig. Das ist 'ne gehörige Prdz,
In der Elbinger Ndrg. heifzt die un-
förmliche Hand PrTtze, woraus prttzen,
sw.^ maulschellieren. In Hessen Bratze.
Vilmar, 52. Grimm, Wb. II, 313.
2. Schlag mit der Ptdz^ nach Bock,
46, u. Hennig, 194, auch mit dem
Stocke. Er bekam prtz prdz. Ich geV
dir 'n Prdz. Poln. prasky interj. un-
serm prdz entsprechend, auch Klaps.
Pierson, A. W., 37. 3. Menge, alles
Vorhandene, und dann m. Der ganze
Pratz. Vgl. Patzern.
Priteel, m., Bauch. Hei heft e gode
Prdzelj er ist gut beleibt
Präzentor, auch Priteeptor, 9n., das lat.
praecentOTy Kantor, erster Lehrer einer
Kirchschule in Litauen. Im Holstein.
Prdseptor und Prdzepter Schulmeister.
Schützern, 231. S. Pliblschken. Vgl.
Zepter.
Prflzfufz, m., s. Prftz.
prftzig, adj.y grofz, plump, ungeschickt,
s. brätschig.
Prft, n., 8. Prä.
Preblau, Ortsn., Dorf im Kr. Grau-
denz. (?) Er ist von PreblaUy wo de
Hund" met dem Zagel uyrebU. Jerren-
towitz.
Prechsen, m.y Brassen, s. Bressem.
Preck, Prek, Prick, pltd. PrBck, w.,
Punkt. Angs. prikkay d&n. priky in
Hamburg, Bremen und Holstein eben-
falls Prik; in Bremen auch PUk. üp-
pen Prik ganz genau. Richey, 192.
Brem.Wb. IH, 362. Sc hütz e III, 233.
Hennig, 165. Davon:
preck, prek, prick, prik, adj. u. adv.y
genau, präcis, deutlich, bestimmt bis
auf den Punkt. Er kennt ihn preky
sehr gründlich und genau. Ein piicker
Kerly ein Kerl auf dem rechten Fleck
und Platz. Das kann man nickt so
12
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178
Preckel — premsen.
prick wissen. Ich kann noch ganz prik
sehen. Der kleine Junge merkte das
recht prik; er kam^ küfzte ihre Hand,
Soph. R. III, 93.
Preckel, m., s. Prickel.
predigen, sw,^ viel and überflüssig re-
den. Hei predigt mt to vcl. Ebenso
im Holstein sehen. Schütze UI, 232.
Predrin, w., ein 186 Ful'z hoher Dü-
nenberg auf der kur. Nehrung in der
Gegend von Rossitten. Altpr. M. IV,
301.
prSgeln, sw., s. prägein.
Pregelwasser, n., Wasser im und aus
dem Pregel, letzteres zur Bezeichnung
des sog. weichen Wassers. Mit Pre-
gelwasser kochen. Wir sind alle mit
Pregelwasser getauft, Königsberg. Der
Pregel hieCz altpr. Pregora^ Pregore^
Pregor, Prigora, Prigore, Nsslm. Th.,
142. Passarge, Salt., 304: In Preg-el
steckt vielleicht der Name Alle {lU^ li-
ier etc.).
Prell, Ortsn. 1. Krug im Kirchspiel
Wargen, Kr. Fischhausen, seiner hüb-
schen Lage wegen von Königsbergem
gern besucht. Am Anfange dieses
Jahrhunderts mit seinem imitierten alt-
preuCzischen Opferhain und den zahl-
reichen provinziell patriotischen Ge-
denktafeln, von denen Überreste noch
heute vorhanden, der Königsberger
Schuljugend ein beliebter Wallfahrtsort.
In dem weUig wallartigen Terrain läi'zt
sich dessen ehemalige kriegerische Ver-
wertung vermuten, und das Auftreten
des Namens als Appellativum unter-
stützt diese Annahme: Der Preü —
über den Preü gehen ^ fahren — im
Preüy auf dem Preü gewesen sein, 2,
Dorf im Kirchspiel Nidden, Kr. Me-
mel.
Preise, /., Saum, Besatz, Einfassung,
besonders vom am Ärmel und am Halse
des Hemdes. Weigand II, 386. Die
Fra/wen trugen (Ende des 15. Jahrh.)
enge Röcke, von färben braun vnd rot,
die hetten Ermel, daran Preysen genant^
an welchen bis an den Elenbogenl sil-
berne vnd güldene knopffe waren, diese
Preysen macht ma/n mit einem senckel
anbinden, Hennenberger, 279.
prek, adj, u. adv,, s. preck.
prellen, sw, 1. stille Bi&hungcn ent-
lassen, ftsten (s. d.). In der Bander-
sprache: Wer meldet, derpreUt^ wer an-
zeigt, dafz es übel riecht, der hat den
üblen Geruch auch verursacht. Volksr.,
116; 484. 2. schlagen mit Schwung.
Preller, w., von prellen. 1, Blähung.
2. Hieb, Schlag, Ohrfeige. On stellt
de schelmsche Död nd jünem trütsten
Lewen, So mot jü em vor't Mül en dege
Preüer gewen, Carm, nupt, VI> 230 d.
prellig, adj., eilig, schnell. Müh-
ling.
Prftm, m., Pfriem. Dai's g'räd so,
als wenn de Meiler mot 'm Prem Mehl
sackt, die Arbeit fördert sich nicht.
Sprw. I, 1-228.
prSmen, sw,, s. pilmen.
Prtmke, n., s. Prtmchen.
premmen, sw., s. premsen.
Prems, m,, s. PrOms.
premsen, sw, 1, dicht einstopfen,
drücken, drängen^fest zusanmienpressen,
etwas gewaltsam in einen engen Be-
hälter drängen, hineinzwängen. Nach
Treichel auch premmen und promsen.
Wasche, Kleidungsstücke in einen Kofer
premsen, As §k (FalstafiE) so §n den
Korf gepi*emst weer etc, D o r r , 1. Wiew.,
85. Lat. premere, in Bremen prammen,
prampen, in Holstein pramsen, Brem.
Wb.ni,358. Schütze III, 231. Hen-
nig, 195. S. einpremsen. Bei Jero-
schin: premezen = coercere. er nam vor
dl hungiimöt nicht wen wazzir unde brot
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Premser — Pricke.
179
unde prempzte alle zu daz vleisch mit
abstinenzien vü. 174d. Pfeiffer, 206.
2. coire,
Premser, m., Einzwänger; nach Müh-
ling der Exekutor.
PrSintabak, m., 8. Pilmtabak.
prtpeln, sw.^ wenig essen. Treichel.
prepsch, prKpsch, adj, u. adv,^ frech,
rücksichtslos, grob, trotzig, widerspen-
stig, naseweis, schlagfertig. Eineprepsche
Margell. Prepsch antworten. Samland.
Natangen. Elbing. Hennig, 195.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 220. Sche-
mionek, 30.
presch, adj. u. ado.^ zusammengeprefzt,
gedrängt. Da» Theater war presch voll.
Kgsbg. Vgl. das folg.
preschen, 9w. 1. pressen, zusammen-
pressen durch Druck oder Schlag. 2.
tüchtig zuschlagen, daher auch prügelo,
pferchen, einpferchen. Auf die Pferde
preschen^ einpreschen, mit der Peitsche
knallend auf sie einschlagen, daiz
sie scharf anziehen, wobei sie sich
presch gegen einander drängen. Viele
Schafe in einen Stau preschen, 3. sich
preschen, sich drängen, entgegenstem-
men. Presch' dich nicht so an den Glas-
schrank! Das Nebenpferd prescht sich
an das Leinenpferd, anpreschen, in
schnellstem Laidfe angefahren oder an-
geritten konunen. Er kam angeprescht^
dafz es man so sauste. Für Posen:
Bernd, 220. In Mecklbg.-Vorpomm.
preschen auseinanderstieben. Mi, 65b.
Presenning, m., s. Bresenning.
pressflren, «tr., pressieren,, pressen,
drängen, dringlich bitten, durch Worte
gleichsam erpressen; das lat. pressare,
franz. presser. Et pressOrt je nich sau,
die Sache ist ja nicht so dringlich, hat
nicht solche Eile.
Prebüng, Pflzn . Knackelbeere, Fra-
garia collina Ehrli, Pritzel, 154.
preusch, adj,, preufzisch. Preusch
Eylau, Preusch Holland, Preuschmark,
Jeroschin hat prazsch : dl pn'/zche dtt
10 a. und ouch dt andrin prüzchen lant
104c. Pfeiffer, 207.
Preufzisch-Freier, w., Stammpreufze,
eingeborener Preufze. Auch rnanchen
eingeborenen preu/zischen Grundherren
war das Recht verliehen worden, die
Grüter mit Bauern zu besetzen, und zwar
jure perpetuo haereditario ctUmensi gegen
Zins und Dienstleistungen, wodurch die
sogen. Preufzisch - Freien entstanden.
Prov. Preufz, 424 f. Vgl. KOImer.
prewungem, sw., bitten. Se prewun-
gerä! so sehr, sie bat so sehr. Natan-
gen.
Prtzel, Brtzel, Brfitze, /. u. m., Hals-
schmuck, aus aneinander gereihten sil-
bernen Brezeln (Kringeln) bestehend,
Halsschnalle, Tachnadel, Fibula, in
Brezelgestalt. Zum achten sollen Bretzen
etc. gentzlichen verboten sein. Kleid.-
Ordg. N. Pr. Prov.-Bl. a. F., 373
eine (Decke) auf einei*, die andre auf
der andern Schulter, und mit einem stZ-
bemen Pretzel zusammengeheftet. Pier-
son, Matth. Prätor., 112. Bock, 46.
Hennig, 195.
prf, interj. des Argers. So ein Ben-
gel, Brausewind! Prf! Soph. R. U,
454.
Prich, m., s. v. a. Brich Bauch. Sper-
ber, 39. S. Brtfch.
Prtchen, (?), Chor in einer Kirche.
Mühling.
prick, adj. u. adv., s. preck.
Pricke, pltd. Pr»ck(e), /. 1. Stange,
vermittels welcher der Sack oder Wen-
ter befestigt wird. Zu einem Sacke
werden 6 bis 7 Pricken gebraucht. Bei
allen Sackfischereien müssen die Pricken
die Hausnummer des Eigentümers
tragen. Fisch.-Ord. f. d. kur. Haff. § 53.
12*
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180
Pricke — Principalealbe.
Niemand soll Pricken im Hof stehen
lassen^ sondern seihige zugleich mit den
Säcken und Netzen ans Land nehmen,
FischerordnuDg von 1738. Bock, Nat.
rV, 700. Lit. p^os Bootshaken. Hen-
nig, 195, schreibt Pröke, Nsslm.
Forsch. 2. Lit. Aeq., 21. Vgl. Sack.
2. Stecken mit Eisenspitze, oder spitzer
Stab, mit dem die Pflagochsen ange-
trieben werden, lit. prtkelis. Vgl. Prickel.
3. kleiner Schuhnagel, der in den Ab-
satz geschlagen wird. Treichel.
Pricke, /., das Flufzneunauge, Petro-
myzon fluviatilis L.y pltd. NSge(n)Og,
lit. nege^ demnakis, kor. negis^ mas.^
kass. minoga. Benecke, 196.
Prickel, pltd. PrVckei, Preckel, m.,
eigentlich Dem. von Pricke Stange. 1.
Stachel, zugespitztes Stockchen, über-
haupt alles, womit man prickelt; lit.
prikelis. Die Wurstenden werden mit
Prickeln geschlossen, die Leinwand
auf der Bleiche damit festgesteckt, der
Pfeifenkopf wird mit einem Prickel ge-
reinigt. 2. spottweise der Infanterie-
säbel; ein schlechtes Messer. Vgl. Keil-
chenprickel. Bock, 46. Hennig, 159.
3. kurzer, dicker Mensch. In Ditmarsch.
und in Holstein ist Prickel eine Kröte,
Brem. Wb. HI, 363. Schütze IH,
234.
prickein, pltd. prVckein, preckeln, m.
1. mit etwas Spitzigem wiederholt
stechen. (Das Stachelschwein) hat mei-
nem Wachtel die Nase geprickelt. Soph.
R. IV, 155. 2. das brennende Stechen
der Sonne. Die Sonne prickelt sehr. 3.
bildlich: kitzeln, innerlich erregen. Einen
prickeln, ihn mit VS^orten reizen, durch-
hecheln. Die Sache prickelt ihn, wurmt
ihn, macht ihn verdriefzlich. 4. mit
engen Stichen fest, kaum trennbar
nahen.
pricken, pltd. prVcken, precken, sw. 1.
stechen, mit einer Pricke antreiben;
daher antreiben überhaupt. Er mu/z
zur Arbeit geprickt werden. Da kann
man ömmer pröcke^ gedäne ward doch
nuscht Bei Jeroschin: er reiste mit
in vort in daz lant zu Medeniken unde
wolde iz aber priken in vtenütchir ub-
birlast 171a. Pfeiffer, 207. 2. mit
Pricken befestigen, anpricken.
prik, adp u. adv., s. preck.
prim, adj., s. prVm.
Prtmciien, pltd. Prtmke, PrSmke, n.,
kleiner Ballen Kautabak, den man in
den Mund steckt; holl. pruimpje eigent-
lich Pfläumchen. Stoppt sock e Premke
Toback brit Mul. Königsbg. Firme-
nich I, 103a. Kopf weg^ e Premke
ßUt vom Dack! Von de linke Std e
Premke^ von de rechte Std e Plp To-
ba^k on ön e Modd besape. Sprw. I,
2140. 3482. Schamb., 160b.
Pilmelclien, n., Himmelsschlüssel, iVi-
mula veris L. Hennig, 195.
Prfmeni w., Pfriem, Pfriemen. Muh-
ling.
prtmen, pltd. prfime(n), sw. 1. ein
Primchen im Munde haben, Tabak
kauen, kauen überhaupt. 2. ungeschickt,
schlecht nähen, zunähen, flicken, gleich-
sam als wäre es mit einem Primen ge-
näht Hennig, 195. Schemionek,
30: priemen auch schlecht stopfen. S.
prQmen.
Priml2, /., primitiae, das erste Mefz-
opfer eines neugeweihten katholischen
Priesters. Er halt heute seine Primtz.
Ermland. Wohl in allen katholischen
Ländern. Schmellerl, 343.
Prtmke, n., s. Prtmclien.
Prtmtabak, pltd. PrSmtabak, m., Kau-
tabak.
Principaisalbe, /., Medik., ünguentum
Hydrargyrum alb. Auch Principitat und
Prinzmetallsalbe.
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Prinz — prfz.
181
Prinz y m., ehemals in Königsberg
Bezeichnong för den Stadtmusikos, im
Gegensatz zu seinen ^Gesellen^. Von
dem lat. princeps. Hennig, 196.
Prinzessin, /., zur Bezeichnung eines
Mädchens, das sehr gefahrlich thut,
leicht etwas übel nimmt. In Danzig:
Primemn Perlepomse. Gedanism.
Prinzmetallsalbe, /., s. Princlpalsalbe.
Prinzregent, m., als Bezeichnung einer
Schnupftabakssorte. Königsberg. Ygl.
Sprw. II, 2099.
priicheln, «to., s. v. a. brUcheln und
verwandt mit krischeln.
Prtse, /. Eigene Prisey Frauenzimmer,
mit dem schwer umzugehen ist. Sche-
mionek, 30.
Pilse, /., lange Stange mit KrQcke,
die gegen die Achselhöhle gestemmt
wird, zum Weiterschieben der Kähne
und Flöfze, lit. ptysas. Nsslm. Forsch.
3; TL, 143. Lit. Aeq., 21.
Priiel, Prissel, m. 1. ein wenig, ein
bifzchen. 2. Schmutzerdc. Treichel.
priiellg, adj.^ zimperlich, aber auch
kurz angebunden. Friedland Ostpr.
Prfsellauch, m., s. Prfsloch.
pilslich, adj.y preis würdig. Bei Je-
roschin: daz wtsit manche gröze tdt^
dl er prisUch begangin hat^ 25 b. Pfeif-
fer, 207.
PrTsloch, PrtSlauch, m., Schnittlauch,
geschnittener Knoblauch, AUium schoe*
noprcavm L, v. Auer. In Friedland
Ostpr. auch PriseUauch; im Weichsel-
delta Preulauch^ pltd. PreseUak Klein
geschnitten streut man den Lauch in
Prisen auf Butterbrot oder nimmt ihn
als Gewürz an verschiedene Speisen.
Sperber, 25.
Prissel, m., s. Prifol.
Pristanlen, Ortsn., Dorf am Mauersee
im Kr. Angerburg. Hei haut cn wt
de Pristanier on de Stint Sprw. I,
712.
Pritke,/. (Pricke.?),Stangeim(frischen)
Haff zur Bezeichnung der Fahrrinne.
Schemionek, 30.
prlts, interf., s. prfz.
pritsch, selten pnitsch, schallnach-
ahmendes Adverb, verloren, fort, weg ;
vielleicht: schnell dahin wie der Gufz
einer Pritsche Spritze; poln. precz. Die
Sache ist pritsch. Die Flöte ist pritsch,
wie meine Geige; es kam einmal Noth
an Mann: da ging sie flöten, Soph.
R. 1,629. Vgl. Bernd, 220. Anton,
11, U.
Pritsche,/. I.Spritze. Hennig, 196.
Das kommt wie am der Pritsche, kräf-
tig, in schnellem ErguTz. 2. Lager-
statte, namentlich der Soldaten auf der
Wache, aus Brettern bestehend und
auf niedrigen Pfosten ruhend. Im Brem.
Britze. Brem. Wb. I, 141. 3. Flinte:
Hei hadd de 61 Pritsch 5m, er hatte die
alte Flinte um.
Pritschen, sw. 1. spritzen. 2. ange-
führt werden, Verlust erleiden. Er ist
gut gepritschty tüchtig angeführt, be-
trogen. S. pritsch. Allgemein bekannt
ist der gepritschte Europäer, Vgl. A d e -
luDgl, 1201: pritschen, britschen mit
der Britsche schlagen, klatschend schla-
gen. . . . dafz kein Mensch mehr zu mir
schickt, und ich gepritscht bin. Soph.
R. VI, 557. S. Bernd, 221.
Prttze, /., prttzen, sw,, s. PrSz.
pil2, in Verbindung mit prSz, auch
pilts, prftts, interj,, nachahmend den Ton,
den fallende Schläge erzeugen. Er be-
kam priz prdz, er bekam Ohrfeigen
rechts und links. Prihts, prahts! —
Ich fuhr hier wieder auf meine Bank
und krigte unterwegs noch so einige
Schmisse. Soph. R. IE, 218. Vgl. rtz
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182
Pröbbernau — Prostemahlzeit.
raz u. Ti*dz, In Posen priz-praz die
Thiir oft und geräaschvoU auf- und za-
machen, gleich unserm bribraz.
PrVbbernau, Ortsn., Dorf auf der Süd-
ecke der eigentlichen Danziger Neh-
rung. In Pröbbernau ist die WeÜ mit
Brettern verschlcigen. Zu Pröbbernau^
wo's Ende der Welt ist. In Pröbbernau,
wo die Hunde mit dem A, bellen. Vgl.
Sprw. I, 3012.
Probe, /. Nicht die Probe^ als Zu-
rückweisung.
Probenreiter, w., Musterreiter, Commis
voyageur.
Probenträger, plur,, Leute, welche von
dem zu Lande ankommenden Getreide
die Proben umhertragen und es den
Kaufleuten zum Kauf anbieten. Dzg.
W. Seidel, 33. — Li Kgsbg. heifzen
sie Verkäufer.
probott, od;., reinlich, propre. Muh-
ling.
Probet, m., ehemals in Königsberg der
Ökonom, der die Mahlzeit der Alum-
nen besorgte. Von dem lat. praepositus;
holl. proost Bock, 46.
PrVch, m., s. Bruch.
PrOck, m., s. Preck.
prOck, flwf;., eifrig, versessen. Er ist
darauf pröck Vgl. preck.
PrVcke, /., s. Pricke.
PrHckel, m., s. Prickel.
prOcken, su),^ s. pricken.
Profitchen (i lang und kurz), n., s.
Lichferknecht.
Prökel, (?), dürres Holz. Treichel.
PrBl, w., April. De März tieft kein
Herz^ on de Pröl deit 6k noch^ wat hei
wöU.
prHien, sw ^ s. v. a. krftlen.
prom, prBm, prim, adj,, aufgeblasen,
keck, stolz. Mühling. He sott prom^
er sitzt gravitätisch. Nach Gordack
s. V. a. prepsch.
prVmen, sw.^ sichy sich zieren; be-
sonders von Frauenzimmern. Danzig.
Klein ü, 67.
PrVmmel, m., Bauch, namentlich star-
ker, dicker Bauch. Hei heft e gSde
Prömmel, er hat einen starken Bauch.
prOmmlich, arf/., erregt, aufgebracht;
maulig, maulfaul. Se ös gVk prömmlich,
Friedland Ostpr.
. PrKms, Prems, f., Mus, Mehlsuppe.
Nsslm, TL, 220. Pierson, A. W.,
37: gäl. Kleienmehl, Speise.
promsen, sw., s. premsen.
proper, prOper, adj,^ propre, rein, rein-
lich, eigen, sauber, nett
Propfen, pltd. Proppe(n), Dem. Prop-
chen^ pltd. Propke, w., Pfropfen. Davon
der Propfenzieher. 2. Propke, kleines,
dickes Kind, das wie gepfropft ist.
Treichel.
proppen, sw.y pfropfen; übermäCzig an-
füllen; coire,
proppendig, adj,^ gepfropft. Proppen-
dig voll^ gedrückt voll. Vgl. Danneil,
161a.
prVpsch, adj. u. adv.^ s. prepsch.
proschen, sw^ betteln. Prosche fa ne
Grosche^ fa ne Döttke dremal. Jerren-
towitz. Von dem poln. prosi<i^ Pr&s.
p'osz§ bitten.
prOst, das lat. prosit^ wohl bekomm's,
zur Gesundheit. Wunsch beim Niesen,
beim Zutrinken, bei der Mahlzeit. In
gebildeteren Kreisen beim Zutrunk:
Pröstchenl I¥6sty Vada^ Jost! Prost,
gröfz' dm Vadder Jost! Sprw. I, 3017.
Pröst de MältH, prosit die Mahlzeit!
Prost Neujahr! der kürzeste uod be-
liebteste Neujahrsglückwunsch. PrSst
öm de Hälft, det Ganze krtg öck nich
mehr, wenn man während des Essens
in ein Zimmer tritt. Sprw. 11, 2105.
Prostemahlzeit, /., s. das vor. und
Musik.
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Prostemahlzeitogesicht — prusten.
183
PrtotemahlzeHsgesicht, n., feistes, volles
Gesicht Man schreibt es Pastoren und
Prälaten zu. Sprw. I, 3019.
proster, prosto, adv.^ geradezu; von
einem dreisten^ kecken Benehmen. Er
redet prosto weg. Das poln. prosto ge-
rade. Im Samlande proster aufgeblasen^
stolz.
PrVfz, (?), Fladen von grobem Mehl.
proter, adj.y trotzig. Natangen.
protzig, adj.^ eigensinnig, halsstarrig,
mürrisch, trotzig, und aus letzterm wohl
verderbt. In Liv- und Estland: patzig.
Hupel, 180. Anton, 3, 8.
prowjeiten, sw,^ schimpfen. Saalfeld.
PrUch, m., s. BrVch.
Pruddel, m., pruddeln, m,, Pruddler,
w, s. PrOdel etc.
PrOdel, Pruddel, m., auch Bruddel. 1.
Fehler in einer Näh- oder Strickaibeit,
Fehler überhaupt.^ Dummheit. Er hat
einen guten Bruddel gemacht. Sprw. I,
474. 2. nach Mühlin g Dunst, der aus
Flüssigkeiten aufsteigt, Brodem.
prOdeln, pruddeln, brOdeln, bruddeln,
9w. 1. schlecht, ungleich, kraus, dicht,
fest nähen oder stricken. Vgl. prickeln
4. 2. angestrengt und fleifzig nähen,
ohne lohnenden Erfolg. Sie prudelt den
ganzen Tag und bringt nichts vor sich.
3. liederlich, schlecht und obenhin ar-
beiten, pfuschen, abpfiischen; daher
auch abprOdeln etc. In dieser Bedeu-
tung in Liv- und Estland brudeln.
Hupel, 35. Bock, 46. Hennig, 4.
196.
prudeln, pruddeln, bruddeln, sw.^ bro-
deln, kochend aufwallen, langsam kochen.
Vgl. WeigandH, 400 f. Brem. Wb.
m, 365. Schützern, 236.
PrOdler, Pruddler, m., emer, der pru-
delt; auch Spottname für den Schnei-
der, verstärkt: BUxenprOdler, pltd. BOxe-
Letzteres auch allgemein als
Schimpfwort. So sagt ein Bauer zu
seinem Knecht: eck rahd et dy, sy stöll,
du Böckse-Pruddler du! Carm. nupt. V,
190c.
prOmeln, prUmeln, m,, s. prOmen.
prOmen, prUmen, prQnen, prUnen, sw.^
frequent. prOmeln, prUmeln, schlecht nä-
hen, stricken, arbeiten, wie prüdeln;
aber auch wie dieses fleifzig nähen. S.
Brem. Wb. m, 364. Schütze HI, 237.
Mnd. Wb. m, 382. Vgl. prtmen.
prQnen, prUnen, sw., s. prümen.
Prunzel, /., Falte.
prunzeln, sw. 1. schlecht nähen, na-
mentlich in der Naht kraus und faltig.
2. coire. Memel.
prunzen, sw.^ s. v. a. brunzen (s. d.).
Als wenn se seck alla hadde beprunzt.
VolksL, 37, 25, 2.
prunzlig, adj.^ kraus, ungleichmäfzig,
faltig; von einer Naht.
Prusantel. ImTierräts. 108: die Fliege,
heifzt es von dieser: Kam a Ke'l (Kerl)
ve (von) Prusely Hadd na Mantel ve
Prusantel. Konitz.
prusch, interj. u. adv., von pruschen
u. prusten, Pi^usch fing ich hier an zu
lachen^ prustend lachte ich los. Soph.
R. V, 520.
prUicheln, sw^ arbeiten, fleifzig und
thätig sein. Mühling.
prQschen, prOsen, sw., s. prQsten.
prUieln, sw., bei Bock, 46, u. Hen-
nig, 196, prüfzeln^ s. v. a. briSeln und
pasem.
Prussel, n., unsauberes, namentlich
in den Haaren unordentliches Mädchen.
Schemionek, 30. Vgl. Putehel.
prQsten, auch prQsen u. prQschen, sw.
1. stark niesen, brausend schnauben,
voll und stark atmen. Dem Niesenden
ruft man pröst^ prust = prosit zu. Onse
Katten de pruuse. Dorr, 70. Volksr.,
10, 42. Wenn man zu Gast fährt und
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184
prutsch — pucklich.
die Pferde pruschen, so kommt man an-
genehm, Treichel. 2. ein Lachen nicht
mehr unterdrücken können, sondern
plötzlich und mit Heftigkeit loslachen.
Einem jns Gesicht prusten — 'ausprOsten
— aufprOsten — losprOsten. Erpruhschte
los vne ei* neben mir hinging. Ich hörte^
da/z es ein Lachen war; aber ich über-
redete mich, es sei ein Niesen, Soph.
R. I, 444. Lieschen pruhschte los; denn
das Ding mu/z lachen. Ibid. lU, 239.
Alle pruhschten los^ wie jährende Bier-
flaschen den Pfropfen werfen. Ibid. IV,
481. 3. gereizt entgegnen, trotzen, sich
widerspenstig zeigen. Prust ml man
nich gltk brit Gesocht Die Katze prustet
den Hund an. De ward schon pruste^
wird erzürnt, böse werden. Von pru-
sen^ 6ratt«^»= Geräusch, Getöse machen.
Bei Jeroschin: prusen. Pfeiffer,
207. Hennig, 196.
prutsch, adv,, s. pritsch.
Przerabka, mundgerechter Pscherapka,
Scherapke,/., Platz zum Umarbeiten des
Getreides. Danzig. Poln. przerabka
Umarbeitnngsplatz, przerabiacf rxmeLrhei-
ten, durcharbeiten, umschaufeln. Mron-
go vi us I, 399 b. Schmitt, Westpr.
167.
Pschakreff, Fluch, poln. psia ki^ew
Hundeblut. Der Deutsche gebraucht
dies sehr gewöhnliche Fluchwort mei-
stens nur scherzhaft. Sperber, 39.
Pscherapka, /., s. Przerabka.
Pschibörowe, (?), Trinkgeld bei der
Holzabnahme. Elbing. Poln. przyb&r
Aufnahme. Schmitt, Westpr., 167.
pQ, interj,^ in der Eindersprache Nach-
ahmung des Schalles, den ein Schufz
hervorbringt
Puch, Puche, /., s. puchen.
Puche, /., Deckbett, von dem poln.
puch Dune, Flaumfeder; meist bei Ju-
den gebräuchlich. Flatow. Schmitt,
108; Westpr., 167. *
puchen, Str. 1. pochen, schelten; trotzen,
trotzig drohen. Die Mutter puchtj sie
sagt den Kindern strafende Worte. Da-
von auspuchen, aufpuchen, ausschelten,
schmähen. Davon Puch, Puche, /.,
Schelte. Er hat Puch gekriegt 2.
brechen, den Flachs. Flachs puchen
— zuerst mit der grofzen Brache, dann
mit der Schabbi^ache. Das zweite Puchen
ist also ein Schaben. Natangen. Auf
Samland nennt man das erste Brechen
des Flachses: stoken {Stofzbrache). In
beiden Bedeutungen ist das bremische
pu^cken pochen, klopfen, schlagen und
puJcen klauben, z wacken, schaben, kratzen
verwandt. Brem. Wb. HI, 370. 371.
S. Weigand II, 366: pochen.
puchratem, sw.^ unaufhörlich puchen,
ausschelten. Schemionek, 30.
Puck, m. 1. Hundename. 2. kleiner
Mensch. Wohl von dem schelmisch
neckenden Nachtgeist Puck. Weigand
II, 403.
Puckel, m, 1. Buckel, RQcken. Einem
auf den Puckel steigen — ihm den Puckel
besehen ihm den Puckel auswalken, ihn
durchprügeln. — Legen Sie sich aber
nur ein Buch Loschpapier auf den Pukel,
denn ich schlage dreimal auf eine Stelle.
Soph. R. II, 461. Einen krummen
Puckel Tnachen, eine dienstliche Visite
machen. Hei os dm (pp em) Puckel
verröckt. Puckel, hol' (halte) h£r, os
kein Dreschdal da, wenn's Hiebe giebt.
Dönh. Sprw. I, 487f. 2. Höcker, Aus-
wuchs des Rückens. Puckel, Buckel
von biegen. Grimm, Wb. H, 484.
puckeln, sw.y mit Anstrengung auf
dem Rücken tragen. Er hat sein gut
Päckchen zu puckeln,
pucklich, adj., buckelicht. Ich lache
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Pucklinski — Püffel.
185
mich pucklich. Wir hätten uns mögen
buklicht lachen. Söph. R. V, 146.
PucMinski, m., der Buckelige. Der
Name ist mit polnischer EndoDg ge-
bildet.
Puddel, w., Dem. Puddelke^ kleines,
dickes Kind, korpulentes Mädchen. In
Pommern und in der Altmark Puddelke
ein solches, das zu gehen an&ngt.
Dähn., 361b. Danneil, 162a. Vgl.
Pummel.
puddeln, sw., scharren. Die Hühner
puddeln im Sande, einpuddeln^ sich,
sich einscharren, wie solches die Hühner
thun; wühlend sich in Weiches, Flocki-
ges, in Betten hüllen. Sich zurechiptui-
delny durch hin- und herzausen der
Betten sich in eine behagliche Lage
bringen. Marold.
Puddik, m., s. Poddik.
puddlig, adj., rund und voll in der
Körperform, fleischig. Ein puddliges
Mädchen. Im Brem. puddig. Brem.
Wb. III, 368. Vgl. Puddel.
POdel, /., s. V. a. Paudelj und ist Pur-
del das ursprüngliche Wort.
Pudel, m. 1. Fehlschufz, Fehlwurf,
Fehler, Versehen überhaupt. Einen
Pudel schie/zen, die Scheibe fehlen, —
werfen, beim Kegelspiel keinen Kegel
treffen. Vhchd. selten: Wo sie nicht
das WHdprät kennen. Und ihr (der
Jäger) Schu/z vom Paudel frei, ist ihr
Jagen Hudelei. Carm. nupt I, 71.
Hennig, 196. 2. nach Klein II, 68,
in Danzig beim Bankerott die Masse,
welche für die Gläubiger übrig bleibt.
Wohl aus dem holl. boedel, gesprochen
budely Erbschaft, Hinterlassenschaft. 3.
nach Sperber, 25, der übelriechende
Schmutz zwischen den Zehen unsaube-
rer Füfze.
pudeldick, adv. Er ist pudeldick be-
soffen, so stark betrunken, dafz er nicht
stehen kann. In Bremen puddeln, pu-
dein im Gehen wackeln. Brem. Wb.
ni, 368.
Pudelmutze, pltd. PudelmOtz, /., Mütze
aus Pudelfell, aber auch Pelzmütze,
ja Wintermütze überhaupt. Vgl. Schapp-
kenmUtze.
pudeln, sw., einen Fehlschufz, Fehl-
wurf thun.
pudelnarsch, adj., pudelnärrisch, ko-
misch, in Bewegung und Manier spafz-
haft wie ein Pudelhund. Das liefz ihr
pudelnarsch. Vgl. narsch.
pudelnafz, adj., nafz wie ein (bereg-
neter) Pudel.
Puder y m., feingestofzener Ingwer,
zu Puder zerriebenes Gewürz. Puder-
zucker. Er hat Puder und Pfeffer be-
kommen, harte Vorwürfe, Verweise.
Bock, 46. Hennig, 197.
Pudtmke, m., s. d. folg.
Pudtnke, Pudtmke, auch Podtnke und
Podfmke, m. 1. kurzer, dicker Mensch.
Hennig, 197. Vgl. poln. poddymac
das Feuer von unten djxkAdk^eHypoddymka
Feuerwedel, daher preufz. pudiemke
ein Mensch, der von unten ins Feuer
bläst: auch pflegen kurze dicke Men-
schen leicht stark zu blasen und zu
pusten. Nsslm. Forsch. 3; Th., 144.
Pierson, Lit. Aeq., 21, zieht in Ver-
gleich lit. pudyne Milchtopf, und in
den A. W., 34, zu Podtnke dynia Kür-
bis. 2. Der Stern Alcor, das Reiter-
chen, gewöhnlich Dümeke (s. d.). Bock,
46. Hennig, 197. Nach einer Mit-
teilung aus Pillau nennen dortige Schiffer
das Sternbild Fuhrmann Podtmke.
Pttffel, POffel, m. 1. Büffel. 2. ro-
her, ungeschliffener, ordinärer, unge-
bildeter Mensch; Arbeiter. Er ist ein
rechter Püffel, ein Mensch ohne alle
Manieren. Wenn nun ein stoltzer Phy-
sischer Püffel diesem widersprechen witt.
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186
püffelig — Pularbeit.
so lerne er allererst die Trigonometrische
Leiter atcs der spitzklugen Geomettria
anzusehen, Linem., Rr2a. Dennoch
weifz ich^ da/z starcke Träge7'püfel(L2iSt-
träger) sich mehr beklaget haben über
das Gewicht einer Thonnen Wasser^ als
über das Gewicht einer Thonnen
Schwartzbier. Linem.^ Ee 4b. 3.
dicker Rock. Sperber, 25.
pUffelig, piffr(e;lig, adj., von Füfel,
grob, uDmanierlich, von rohem Wesen,
angeschliffener Manier. Vgl. pofelig
und muffelig.
pUffeln, bUffeln, sw?., von Püffel, Büffel,
hart, angestrengt, wie ein Büffel ar-
beiten. Ich habe heute hart püffeln müs-
sen. Hennig, 334.
puffen, Sfw, 1. knallen, mit Puff schal-
lend fallen. Er fiel hin, dafz es puffete.
2. mit der Faust stolzen, in die Seite
stofzen, bayr. und nds. buffen. Puffen
und knuffen. Schmeller 1, 157. Brem.
Wb. I, 156. Schamb., 35b. 3. be-
ben, klopfen. Das Herz pufft. Davon
verpuffen, in puffenden Enall auflösen,
leichtfertig durchbringen, sich entkräf-
ten. Pulver — , Geld — , Kraft ver-
puffen.
Puffer, m. 1. einer, der puffl. 2.
Schlusselbüchse, Terzerol. DieEjiaben
fertigen den Lauf ihres Puffers aus
einem hohlen Schlüssel. Im Volks-
munde heifzt diese Schlusselbüchse ge-
wöhnlich Puffert, holl. poffer. Woher
kombts, dafz eine Kugel so aufzm Puffer,
oder Fewrrohr geschossen, in der nähe
ein Brett durchgehet etc. . . . Hergegen
im Fewerrohr oder Puffer wird über-
lounden die Gewalt des Triebes^ von der
Gewalt des durchbrechens. Linem.,
Ee 2b.
Puffrad, n., Wagenrad ohne Eiseribe-
schlag. Ein Wagen mit unbeschiagenen
Rädern heiFzt Puffwagen, ein unbeschla-
gener Schlitten Puffschlitten.
Puffs, m, 1. Puff, Stofz. Er kann
einen guten Puffs vertragen, er hält was
aus, ist ein tüchtiger Trinker. S.
Knuff, Knuffs. 2. zur Bezeichnung
eines Zeitraumes. Einen Puffs abschla-
fen. Mühling.
PQffst, m., s. Pftweftst.
PUgg, Pügge, /., s. Pig.
Pugicliel, m., ungeschickte, unsaubere
Dienstmagd. Elbing. Schemionek,
30. Vgl Prussel u. Puidiel.
Pugiften, plu7\, s. Pogiften.
Pul, /., Dem. Puichen, pltd. Puike,
Katze. Als Schmeichelwort auch Puja
u Puje; in der Zusammensetzung: Pul-
katz'. Du schmengst (naschest) wie ne
Puikatz'. Saalfeld. Gedanism. Sper-
ber, 39. Vgl. Pt, Ptkatz' u. Puteh.
Pulkatz', /., s. das vor.
pulngem, sw., coire. Westpr. Vgl.
das lat. pungere stechen.
Puja, /., s. Pui.
Pujatz, f., s. Pajatz.
Puje, /., s. Pul.
Pujenge, /., s. Bujenge.
Pukis, m., 1. Kaulbarsch. Er stremmt
sich wie ein Pukis. Spillen. Sprw. 11,
2598. Stint on Puke! Klang der Glo-
cken zu Karkeln und Lise bei Tilsit
Volksr., 270, 937. Nach Mühling
auch Peike. 2. drachenartiger Kobold,
der im ganzen nördlichen Teil unseres
Litauens wohl bekannt ist. Lit pitkys
in beiden Bedeutungen. Bezzenber-
ger, Lit Forschungen, 61 ff. Vgl. Alf.
PQlarbeit, /., Arbeit, bei der viel zu
pulen ist; mühsame feine Arbeit, die
mit grofzer Genauigkeit und Geduld
ausgeführt werden mufz. Mühling.
Ebenso in Bremen. Brem. Wb. III,
373. Sie heilzt auch KntwelarbelL
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pulen — pummfzig.
187
pOlei), «to., mit den Fingern an einem
Dinge zapfen, herum arbeiten, etwas
los- oder heraasklauben; auch mit den
Zähnen zapfend nagen; in weiterer
Bedeutung langsam und mühsam ar-
beiten. Kartoffeln pülen^ einzelne Knol-
len aus der Erde herauswuhlen, ohne
der Staude zu schaden. Bohnen^ —
Erbsen pulen^ aushülsen. Die Braut
safz und puhlte an ihren Kleidern, toie
eine Gans, die sich baden vnll. Soph.
ß. ni, 242. Sich in der Nase pulen,
mit dem Finger in der Nase wühlen.
Am Knochen pulen — ihn bepQlen, das
daran befindliche Fleisch nagend los-
lösen. Das Brot bepulen. Den Kern
aus der Nufz pulen — aiispQlen. Eben-
so: abpQlen, aufpQlen. Vgl. kntweln mit
dem es dem Begriffe nach verwandt
ist. Engl. ptUl. In Hamburg, Bremen,
Holstein ebenfalls piUen. Brem. Wb.
III, 372. Schütze, III, 240. Sche-
mionek, 30. Sperber, 25.
pQlig, adf. Yon einer Arbeit, an der
viel zu pülen ist.
pulkem, sw., im Erdboden scharren,
kratzen. En r^ndlichet Kind sali nich
pulkem. Dorr, 1. Wiew., 89. .
Pulle, Bulle, /., Flasche, in Bremen
auch Kanne mit dickem Bauch. Lat.
ampulla, engl, bowl, holl. puU, angs.
boUa, isl. boUi, Bol, btd hat überhaupt
den Begriff des Runden, Bauchigen.
Brem. Wb. III, 373. Vilmar, 307.
Vgl. Bnddel u. POIIe.
pullen, sw,, rudern, wobei man die
Rtmen (Ruder) kurz einsetzt. Samland.
In Litauen auch auf pullen. Gordack.
Engl, to pvU ziehen, reifzen.
Pulpeinen, auch BarkhOlzer, plur., die
über dem Wasserspiegel hervorragen-
den, horizontal gelegenen Planken des
Schiffes. Hirsch, 265.
Pulswärmer, m., s. Mau.
PulterstUck, n., tüchtiges Fleischstück
aus dem vollen Schinken. Mühling.
Vgl. Palte.
Pulver, n, 1 Schiefzpulver, in über-
tragener Bedeutung. Er hat sein Pulver
verschossen, ist impotent. 2. vor Ein-
führung der Schnellfeuerzeuge der
Zunder aus verkohlten Lumpen. Er
hief'z in Danzig nach Klein U, 70,
Pulvertuch. Vgl. Pinkfeuerzeag. Bock,
47. 3. Staub, Asche. Da» Holz war
wie Pulver,
Pulverzeug, n., Feuerzeug mit Pulver
(Zunder), Stahl, Stein und Schwefel-
faden, gewöhnlich Schwefellicht ge-
nannt. Aufzer Gebrauch. Es hiefz
auch Pinkfeuerzeug. S. pinken.
Pum, /., cunnvs, vulva. Dzg. Klein,
H, 70.
Pummel, /., Dem. Pummielchen, und
dieses gewöhnhch zur Bezeichnung eines
pfannküchenartigen Gebäckes, ähnlich
den Kröpfen. S p e r b e r , 25. InMcklbg.-
Vorp. Semmel, in der Altmark FummH
breites dickes Weizenbrot an beiden
Enden zugespitzt. Mi, 66b. Danneil,
163 c.
Pummel, n. 1. etwas Umwickeltes,
Bepummeltes, s. pummeln, 2. kleines
dickes Kind, kleiner dicker Mensch.
Kreis Neustadt. Treichel. Vgl.
Puddei und Pumpel.
pummeln, sw., s. v. a. mummeln, doch
mit dem Nebenbegriff, dafz das Ein-
hüllen und Umwickeln unordentlich
und eilig geschieht, wodurch der um-
wickelte Gegenstand unförmlich wird.
Pummfufz, pltd. PommfOt, m., Klump-
fufz, unförmlicher Fufz, von Natur oder
durch plumpe Fu(zbekleidung. Ma-
rold.
pummfzig, ad^\, unförmlich, plump,
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188
Pumpbüxen — Pangel.
klumpig. Dicke unförmliche Wollen-
strümpfe sitzen pummfzig. Marold.
Vgl. pumpelig.
PumpbUxen, pltd. PompbOxen, /., weite
Schifferhosen. Pomp als natürlicher
Ausdruck einer aufbauschenden, lockern
und weiten Sache, welcher Begriff auch
in dem lat. pompa der herrschende ist.
Adelunglll, 808. In Bayern Pumpf-
hosen. Schmellerl, 285. Vgl. Plüdder-
hose.
Pumpe, /. 1. lange Stange, an deren
Ende eine Art hölzerner Traube, oder
ein steifes Leder befestigt ist, welche,
oft noch mit einer Anzahl grofzer an
Schnüren sitzender Holzkugeln oder
eiserner Ringe ausgestattet, bei ihren
Bewegungen ein rasselndes Geräusch
verursacht. Fischgerät zum Scheu-
chen der Fische, dem sog. Pumpen,
Es heifzt auch Pumpstock, Plumpe
u. Plumpstock^ in Bremen auch Plumpe-
küle. Brem. Wb ILI, 345. 2. Brunnen,
Pumpbrunnen, üblicher jedoch Plumpe,
3. Borg, Kredit. Auf Pump nehmen.
Er hat bei ihm Purripe.
Pumpely m. 1. kleiner, im Wachs-
tum zurückgebliebener Mensch. Pill-
kallen. Vgl. Pummel. 2. Person, die
viele Kleider unförmlich über einander
gezogen hat. Vgl. mummdn. Daher
verpumpeln = vermummen. Samland.
3. Bündel. Vgl. Pungel.
PUmpel, m., Tölpel. Ich dummer
Pimpel bedachte nichts dafz die Moden
sich ändern. Soph. R. VI, 556.
Pumpelflitze , m. , verweichlichter
Mensch, der bei geringer Kälte sich
zu warm bekleidet, bepumpelt Trei-
chel.
pumpelig, adj. 1. weichlich, schwäch-
lich, kränklich. Mir ist so pumpelig
(auch pumpelig) zu Mute. In der Ober-
laus, schwach, nicht recht fest, ent-
kräftet Anton, 3, 8. 2. unförmlich,
uneben, faltig. Der Rock sitzt pump-
lig. Vgl. Pumpd.
pumpein. sw.^ einhüllen etc., s. mum-^
mein.
Pumpen, n. Das Pumpen und Jagen^
lit. spuriM, besteht darin, dafz mit
langen, besonders eingerichteten Stan-
gen, den ^og. Pumpen (s. d.) ein star-
kes Getöse im Wasser verursacht wird,
um die Fische in aufgestellte Netze
hineinzutreiben. Diese Art des Fisch-
fanges untersagt die Fisch.- Ord. f. d.
fr. HaflF unbedingt (§ 46), die für das
knr. Haff gestattet sie nur ausnahms-
weise bei der Dobenfischerei (§ 45).
ÄUo dafz kein Fischer . . . au^h der
Pompen in keinerley Fischerei gArauchen
sollen. Landesordnung von 1498.
Bock, Nat IV, 694. Vgl Benecke,
410. Hennig, 197. Sperber, 25.
S. Bullern.
Pumpskeule, /., s. Duderkeule.
Pumpstock, m., s. Pumpe.
Pundel, PUndely n., s. Pungel.
Punder, tw., wohl von Fund Pfund,
vereidigter Wäger. Bei Hirsch, 218,
der Stadth Punder,
Pungel, PUngel, Pingel, PUndel, Pindel,
auch Pumpel, n. n.m. 1. Bündel, kleines
Pack, Dem. Pungelche, pltd. Pungelke
etc. Ein Kerl mit einem gro/zen Pun-
gel. Öch ha mor aus Elwing on
Pungel Bett geholt Spook, 474.
Ganze Pingel von dem Beste^ Schockt
dem Pastor man to Neste. Volksl.,
43, 27, 8. Eck sach von wiedens af sei
noch nich Pungel droge, ob sie noch
nicht die Packe mit den Hochzeits-
geschenken brachten. Carm. nupt. I,
282, 12. Pungel machen^ nach Hoch-
zeiten, Gebetsverhören und anderen
Festlichkeiten die Reste von Speisen,
namentlich von Gebackenem^ in Tücher
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Pängeljude — püpen.
189
binden, um sie als Geschenk für die
Daheimgebliebenen entweder selbst mit
nach Hause zu nehmen, oder ins Haus
nachgeschickt zu erhalten. Hennig,
197. Eck haJd den Kostings-Schmaufz,
oock Dangs^ oock Pingel en, Carm. nupt
in, 133d. Pungel und Pack^ alles
Tragbare. Mit Pungel und Pack ab-
ziehen. 2. Menge, Haufe. Uin Pungel
Leute. Sie stehen alle auf einem Pun-
gel Ein Pungel Geld. 3. bildlich:
Bürde, Last, schwere Sorge. Bei heft
Sin Pungelke to drdge. Er hat sich ein
gutes Pungel auf den Rücken gebunden,
er hat sich eine schwere Sorge aufge-
laden. Sprw. I, 3035. 4. nach Müh-
ling auch in der Bartener Gegend
eine Quantität Garn von 15 Gebinden,
ein sog. Funfzehner. Angs., schwed.
u. dän. bung^ pung^ mlat. bungeUus, bun-
dela, bundella^ im Bremischen Pung^
Punge^ Pungel^ in Posen Pingely PüngeL
Brem. Wb. HI, 377. Bernd, 208.
PDngeljude, Pingel-, Pindeljude, m,
jüdischer Hausierer, der seinen Eram
in einem Pungel auf dem Racken
trägt.
Pungelkirsche, /., Doppelkirsche, wel-
che mehrere, ein Pungel, Kirschen an
einem Schafte trägt. In Westpr. Pfund-
kirsche. Mühling.
pungeln, sw., s. pUngeln.
pUngeln, pingeln, pungeln, pindeln, m.^
1. Pungel machen; Kleinigkeiten aus-
und einpacken. 2. langsam mit den
Fingern etwas lösen oder binden; beim
Ankleiden langsam sein, sich verweilen,
aufhalten, daher verweilen und auf-
halten überhaupt. Pungel nich so lang\
mache nicht so lange. Er hat immer
was zu püngeln, er hält sich stets auf,
kommt vor Beschäftigung mit Kleinig-
keiten nicht zu einer ernsten und ge-
regelten Thätigkeit. Hennig, 198.
anpingeln, anpindeln, sichy sich anklei-
den. Endlich häbV wi em beschwabbeU
(beschwatzt), Dat he seck häwt ange-
pindelt Nowack, 41. bepingeln, warm
einhüllen in Tücher, Kleidungsstücke.
Punke, /., Knallbuchse, von dem
poln. 'p§kac knallen. Schmitt, West-
pr., 167.
punken, sw.., dumpf tönen, tönen.
Trampeln, dait punkt Schlochau. S.
juch.
Punschkanne, /., Scherzbezeichnung
für das Nachtgeschirr, die Nachts-
kanne.
Punfschke, m., Pfannkuchen; von dem
poln. pqczek, zunächst Knospe, dann,
nach der Form, Kröpfen, Pfannkuchen.
Schmitt, 108; Westpr., 167.
Punz, /., der gebräuchlichste Name
für cunnuSj vulvaj Dem. Punzchen,
Pünzchen, pltd. Punzke, Im östlichen
Hessen und sonst in Deutschland in
gleichem Sinne Bunze, Bunz, in Dzg.
auch Pum, im Samlande Pus, in Bre-
men und Pommern Puse, isl. puss, lit.
pissa, pisse, pyze, pyzda. Vilmar,
62. Brem. Wb. HI, 381. Dähn,
364 b.
punzem, sw., coire. Einlage bei £1-
bing.
punzmaulen, pltd. punzmDle(n), sw,,
gram sehen, griesmaulen. ömmerpunz-
mvle kmvrC wt nich. Einlage bei El-
bing.
PDp, PDps, m.. Dem. PDpke, PDpske,
w., Furz. Er hat einen Pap gelassen.
Er schldchft (ahnt) nd m Pnpke. Das
(er) ist unterm Püpke, Sprw. I,
3037.
pDpen, pDpsen, sw., feinere Bezeich-
nung für furzen, pedere. In Bremen,
Holstein, Pommern auch purten. Brem.
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190 Püpke — Piftch.
Wb. III, 380. Schütze III, 246. Zeichnung eines kleinen Kindes. Die
Dähn, 364 a. In Posen auch noch Prenzefz freit sich grausam sehrchens
punipsen, Bernd, 224. iber die beeds Ideene Purksen (die von
POpke, w., Wasserhuhn, s. Hurdel. ihr geborenen Zwillioge). Schaltj. 1,
Puppenwerk, n., Spiel mit Puppen. 440. In Mcklbg.-Vorp. kleiner Mensch.
Indessen höret man, da/z auch die Klei- Mi, 67 a.
nen lieben, Und an dem Poppenwerck Purmallen, Ortsn., Gut bei Memel.
schon ihre Neigung üben. Carm, nupt. He ös ut Purmeile, wo de Hund* mot
I, 286. dem A. heüe. Sprw, I, 3038.
puppern, puspem, sw.^ schnell klopfen, purr, intety., Zuruf an Pferde, wenn
ängstlich schlagen; vom Herzen. Mir sie im Gange anhalten sollen; auch
puppert das Herz vor Angst. Wie burr. Daher heifzt das Pferd in der
pupert mer des Hart. Dorr, 1. Wiew., Kindersprache Purrche, pltd. Purrke,
56. In Hessen poppem. Yilm., 305. Purrpferdche, pltd. Purrpftrdke.
In Posen: schnell, mit gewissem dum- purren, sw., s. porren.
pfem Laut oder Gefühl hin und her Purrhaber, m., Rauhhafer, Avena
bewegt werden; in der Bewegung ein strigosa Schreb. Hagen, 120.
dumpfes, schnell wiederholtos Geräusch purzekeln, sw., s. porzägeln.
hören lassen: Der Wind puppert im Purzel, m. 1. der Purzel, B&rzel.
Ofen. Bernd, 224. Verwandt mit 2. kleiner, dicker Kerl, Knorz. I^Pur^
bibbern. zel, du wöUst ons zom Beste hole. Erm-
PQps, m., s PDp. land. Firmenich I, 115. In die-
pQpsen, sw., s. pDpen. ser Bedeutung auch in Posen. Bernd,
pOr, adj, u. adv., rein, lauter^ unver- 224. Purz^ Pürz^ Bürz, Bürzel; in
mischt; von dem lat. purus, pure. Hessen Bürzel. Vilmar, 62. Bre-
Pure Schmand, reine Sahne. Sön dat misch Purrel. Brem. Wb. III,
nich man pure Schosef Carm. nupt 379. Engl, burly dickleibig. 3. ein
I, 241. Das hat er aus purer Bösheit in Schmalz gebackener Pfannkuchen
geihan. Pur junge Herrschaf ty lauter ohne Füllung, beliebtes Neujahrsge-
junge Herrschaft. Seelenw., 81. On backe; auch Pörzel, Porzel (s. d.)
plapperd pure schneaksch£ Seaken. Dzg. Dzg. W. Seidel, 33. Natangen. Ober-
Nhg. Parad., ,45. Bei Jeroschin, land. Nsslm. Forsch. 3, Th. 220.
56b: der bischof ^ den tötin hertecUch Sperber, 26.
beswür^ daz er im mit ivortin pur der PDrzel, m., s. Perzel.
wdrheit seite mere. Pfeiffer, 208. S. Purzelbaum, m., Burzelbaum, s. Kops-
pOrig. kegel.
pureheln, sw., drücken. Mühling. purzeligya(^'.vonPti9!e6Z2, klein und dick.
Wohl soviel als morcheln. pDrzeln, sw., s. perzeln.
pDren, sw., s. pTren. Purzknochen, m., Steifzbein. Er hat
pOrig, adj. von pur und im gleichen sich den Purzknochen verstaucht.
Sinne. Das purige^ reine Wassery zur PDs, /., cunnttö, s. Punz.
Bezeichnung eines wässerigen Ge- Pusch, m., Dem. Puschschen^ pltd.
tränkes. Puschke. 1. Busch, Gebüsch, kleiner
Purks, m.y Knirps, namentlich zur Be- Wald. E Pusc/ike Wold. 2. Strauch.
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Puöch — puscheln.
191
. . . wenn man den Fuchs belauert: Man
leget mancherley auf das gehöhlte Grab
an Posch und Stratcchwerk hin, Carm,
nupty I, 1. Jeroschin: beide durch
pusch und durch wald 132 b. er trat
in einen pusch bestt 169d. st müstin
sich behaldin in bruche, puschin^ wal-
An 102b. Pfeiffer, 208. Die An-
muth ziehet fort aus Gärten^ Pusch und
Auen. Carm. nupt. 11 1, 233 b. 3.
Straafz, Zweig mit Blättern oder Blü-
ten. Ein Pusch Blumen. Ein Posch-
chen Flieder. 4. Zusammengebundenes,
das einem Busche ahnt. Ein Pusch
Federn^ Federpusch. Da/z sie sich von
dato an keineswegs unterstehen . . . Pü-
scher an den Ohren zu tragen. Kleider-
ordnung V. J. 1684. Hartwich, 51.
5. der obere Teil des Wockens, der
die Spule trägt und vermittelst einer
Schraube höher oder tiefer gestellt
werden kann. Ahd. busc^ boscy mhd.
buschy puschy boschy dän. busk, schwed.
buske, engl, bushj holl. bosch^ ital. bosco.
span. bosquCy im mittlem Latein, boscus,
buscus^ franz. bois Gehölz. Adelung,
I, 1273. Weigand, I, 258.
Puich, Pufehe, auch PDiche, PDse,
Ptee, /., Dem. Ponchchen, pltd. Puichke,
Ruf- und Schmeichelname für die Katze.
Onse Katt dei PÜdchs (:ichu^che).
Volksr., 10, 40. Engl, puss, holl. poes,
lit. puii, putze, puz, im Brem. Puus,
in Hessen Posse. Brem. Wb. III, 381.
Vilmar, 307. Vgl. Pul. Der Kater
wird Puicher, w., gerufen. Volksr.,
64, 242e. Bock, 47. Hennig,
198.
puicbauen, sw., s. puicheien.
Pufehchen, n., s. Puich und Puich-
mau.
puicheien, pltd. pufehTen, sw., strei-
cheln, liebkosend streichen, besonders
Wangen und Schultern (Oberarm); von
Pouche Katze, die sich gern streicheln
läfzt und streichend anschmiegt. Auch
pu§chen, puichaien, pu§chanen ( Sche-
mion ek, 30), pu§chkatten, puichkatem.
Schlügst den Wulf 6k f Na, puscheie
war öck em doch nich. Volksr., 262,
912. Ver Freide pu^cheid hei dem
Meister de Backe. Kgsbg. Firmenichl,
103a. Hennig,199. puSchkattenkommt
nach Bock, 47, von einem Spiel her,
mit dem Wärterinnen die Kinder unter-
halten: sie betrachten die Händchen
der Kleinen als die Pfoten der Katze
und streicheln die Wangen des Kin-
des.
Puschel, (seh scharf), m.^ von Ihisch
= Busch, Straul'z, Helmbusch, Feder-
busch.
Puichel, m. 1. Magd, der die nie-
drigste Arbeit obliegt; nach Marold
auch junges, schwaches Dienstmädchen,
das die Arbeit noch nicht recht ver-
steht. Das ist der Poichel. Schemio-
nek, 30. 2. unsauberes, schmutziges
Frauenzimmer überhaupt. Sie ist ein
reiner Pu4chel. Auch Puiel; ebenso in
Pommern. Dähn, 346b. Nach Trei-
chel Poiely w., kleines, dickes, liebes
Mädchen, Rufwort für solches, aber
auch für Hunde, und selbst Hunde-
name. Vgl. Prussel und Posengel.
Puichelarbeit, /., unsaubere Arbeit,
Scharwerksdienst. Vgl. puicheln.
puicheln, sw., verwandt mit nu4cheln,
1. langsam, obenhin aber stetig arbeiten,
tbätig sein,, doch ohne rechtes Ergeb-
nis. Sie ist in einem Puicheln. Er
pu^chelt den ganzen Tag, und wenn
der Abend kommt, ist nichts zu besehen.
2. träge, unordentlich, unsauber arbei-
ten. 3. schmutzige Arbeiten verrichten,
von welchen sich jeder gern fern hält
Schemionek, 30. 4. mit einem wei-
chen Gegenstand oder mit der Hand
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192
puscheien — Pästbacke.
über etwas leicht bin- und herfahren,
also verwandt mit puscfieien. Pusckel
mir doch nicht im Gesicht herum! 5.
coire. Ich haV einen Mann^ Der mich
rulcheln und pmcheln kann. Tierräts.
103. Hin und wieder namentlich in
Westpr. auch puieln. Davon Gepuichel,
n. Bock, 47. Hennig, 198. Vgl.
Brem. Wb. IH, 353. Dähn. 364b.
Danneil, 164a. Mi, 67a. Sali-
mann, 48.
puichen, m., s. puicheien.
Puichenuckel, Pusenuckel, m., kleines,
unansehnliches erwachsenes Mädchen.
Vgl. Nuckel.
Pu§chkaterchen , m, , schmeichelnder
Eater. 1. Name des Katers. Pusch-
käterke, wo wärscht duf Volksr., 31,
119. 2. zur Bezeichnung eines lieb-
. kosenden, schmeichelnden Knaben. Du
host en Puschkaterke! Vgl. Puch-
kabe.
puichkatem, pu§chkatten, sw., s. pu-
icheien.
Putehkatze, /. 1. Schmeichelkatze,
Katze. Mi ene (Kringel), dtene^ onaePusch-
kattdkene. Volksr., 36, 138. 2. schmei-
chelndes Mädchen, kleiner Liebling.
Schlap^ mtn kiener Puichkatt. Volksr.,
8. 34. Vgl. Pufehkater.
Puschlag, w., Spreu; von dem poln.
^/Zad Hintergetreide, Spreu. Schmitt,
Westpr., 167.
puichlich, adj, von puicheln, unordent-
lich, unsauber in Arbeit und Kleidung.
S. buichlich.
Puichmauy Buichmau, /., auch Pu§ch-
chen, Mauchen, n., ct^T^Tit^s = Kätzcheu^
Mäuschen. Vgl. Pasch u. Mau,
Puichmenky /., kleine Kapelle an der
Landstrafze. Von dem poln. boza m§ka
Gottes Leiden. Sperber, 39.
PuichrOnke, /., buntgestreifte Lein-
wand. Litauen.
PDse, /., s. Puich.
Pu§el, m., pu§eln, 8ii\, s. Pu§chel etc.
Pusengel, m., s. Posengel.
Pusenuckel, m., s. Puichenuckel.
puterig, adj.^ unordentlich, kränklich,
aufgeraucht, in den Haaren oder Federn
nicht glatt; von Menschen und Tieren.
Davon Putzruicher, m. in allen Bedeu-
tungen. Marold.
Püske, /., s. Puste.
PDskedDdel, m., auch PDstke-, Putzke-,
dQdel, PutzkedDl, kleiner, korpulenter
Mensch, Knirps; in der Saalfelder Ge-
gend auch ein solcher, der viele Klei-
der über einander gelegt hat und da-
durch unförmlich geworden ist.
Puskuijel, m., Halbkuijel, Eber mit
einer Hode. Lit. pus halb. Vgl. Kul-
jel u. Imktippel.
puspern, sw.^ s. puppern.
Pusrad, n., ist wohl Zusammensetzung
mit dem lit. pus halb, also halbes, un-
vollständiges Rad. De ös rund wt e
Pusrad, zur Bezeichnung eines kräf-
tigen, festen, draUen Mädchens. Weh-
lau.
pussen, sw., s. possen.
PDst, m.j Hauch, Atem; Luftzug,
Wind. Hol Pust^ halte Pust, übereile
dich nicht! Arbeiten — laufen, da/z
einem der Pust vergeht. Dabei geht ei-
nem der Pust aus, Damöt verging mi
de Puust Spook, 473. Wenn §k
Pust genog hadd, en Gebed to spreken,
so wuU ik miene Sinden berien. Dorr,
1. Wiew., 111. Ihm ist der Pust aus-
gegangen; er hat den Pust verlai^en, er
ist gestorben; nach Rosenkranz,
Kgsbg. Skiz. I, 215: er hat den I\i8t
aufgegeben, Dat ös hü^de düchtiger
Pust, starker Wind. Vgl. Sprw. I,
3029f.
PQstbacke, /., Pausbacke, aufge-
pustete, aufgeblasene Backe.
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Pastblume — Pustonen. 193
Ptotblume, /., Löwenzaho, I^onto^fon Schmeller, I, 323. Hennig, 198.
taraxacum L. Kinder yersachen die In Zusammensetzungen: anpQsten, an-
Samenfahnchen in einem Zuge wegzu- blasen: das Feuer. aufpQsten, durch
pusten. Vgl. Butterblume. Pusten ausdehnen, aufblasen, aufblähen:
Pusttiraten, m, aufjgepusteter Braten; die Schweinsblase, das Schöpsenfleisch
übertragen : Mensch, der sich at(^:m8^, etc. Hennig, 16, hat, nach alten
aufbläst, aus Hochmut oder Zorn. Fleischertaxen, das vhchd. aufpausten.
Hennig, 198. sich aufpusteUy aufgeblasen und stolz
Puste, Pustke, /., abgelegene Ansiede- auftreten, grofz thun. Er pustet sich
long; nach Treichel Puske, Ausbau gewaltig auf. Ich fing an zu lachen^
im Walde. Poln. fusbg wüst, leer, weH mein Guimann sich so aufpustete.
herrenlos, russ. puxtip. leer, lit. püstas^ Soph. R. Y, 520. auspQsten, ausblasen :
lett. pohsts wüst, öde, altpr. paustas das Licht, bepusten, behauchen. Ein-
wild, nicht gezähmt, nicht kultiviert der, welche sich gestofzen oder sonst
In Danzig Pustkowe wüste Baustelle, leicht weh gethan haben, beschwichtigt
poln. pusikowie; von Schmitt, 108; man mit der Aufforderung: Kormri her^
Westpr., 167, Pustkowie ebenfalls als ich werd! pusten — bepusten! und
abgelegene Ansiedelung erklärt Vgl. haucht dann auf die schmerzende Stelle.
Mrongov. I, 426a. Ksslm. Th., verpflsten, verschnaufen, durch Ruhe
121. wieder Ihiat gewinnen; ausruhen. Die
pDsten, sw. 1. stark hauchen, blasen. Pferde verpusten lassen. Sich verpusten^
In den Löffel pi/sten^ dafz die Suppe ausruhen, in der Arbeit eine Pause ma-
erkaltet Kannst nicht pusten ! TuStm^n chen. Wie mir mehr daran lag^ ein
Kindern zu, welche klagen, dafz Trank Augenblickchen anzuhalten^ um mich zu
oder Speise zu heil'z. Ich werde dir verpuhsten, Soph. R. V. 114.
was pusten j als Zurückweisung. In PQster, m., einer, der pustet, Bläser^
übertragener Bedeutung: Der Wind Blasebalg. Mühling. In Bremen
pustet, bläst stark. Der Ofen pustet, und Hamburg Püster kleiner Blase-
strahlt starke Wärme aus. 2. laut u. balg und Blaserohr. Brem. Wb. UI,
lebhaft atmen, schnaufen, schwer und 382.
kurz (asthmatisch) atmen, atmen über- pDstTg, adf., au%eblasen, keck, frech,
haupt Puste nicht so! zu laut atmen- Mühling. In Bremen pusig und pun-
den Kindern. De (Frau Page) schweet stig, in Hamburg und im Hannöver-
<m pust, an sitt ganz verunllert ut, sehen püstig au%eblasen von Luft, win-
Dorr, 1. Wiew., 69. Wozu sie aar- dig, kolikalisch. Brem. Wb. IH,
heibet, dafz sie pusten mufz, das macht 383.
ich wissen, Soph. R. V, 585. Mein Pustke, /., s. Puste.
Pferd schnob und blies und brumnnte. PQstkedOdel, m., s. PQskedOdel.
y^Pukst du nur, sagte ich. Ibid., 122. Pustkowe, Pustkowie, /., s. Puste.
Er kann kaum noch pusten, der Kor- Pustkuchen , m,, mit Pust gefülltes,
pulen te. Angestrengte, Kranke etc. lufÜges Gebäck, Windbeutel.
Vgl. Sprw. I, 3032 f. Mnd. pusten, Pustonen, plur, bei den heidnischen
holl. poesten, schwed, pusta, dm, puste, Preulzen die Priester, welche durch
lit pusti, bayerisch pfausen, pfausten. Anhauchen Wunden und andere Krank-
FriMhbler, Wörtorboeh n. 13
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194
pdstrig — patsen.
heiten heilten. Lit. pusti blasen, we-
hen. Hennig, 199.
pQstrig, paustrig, od/., erzürnt, aufge-
bracht, ärgerlich, mürrisch. Er ist
gleich patiatriffy er bläst, pustet sich
gleich auf. Hennig, 198, schreibt
puhstricht und paustrich.
PQstrohr, n, ßlaserohr.
Put, Pütt, Putte, /., Dem. Putchen, pltd.
Putke, Name und Lockruf für Küchlein
undHuhn; Schmeichelwort für Mädchen.
Lit. put put Lockruf für die Küchlein.
In Bayern lockt man die Hühner: Pul
Pul, in Bremen und Göttingen die wel-
schen Hühner Pul Pul. Seh melier
1,281. Brem. \Vb.ni,393. Schamb.,
162 a. Putchen, Putke als Verkleine-
rungswort überhaupt: kleiner Junge;
Putchenkrämer, m., Kleinhändler. Put-
junker, kleiner Edelmann. Hennig,
197.
Putcher, mehr noch Putker, m, 1.
kleiner Mensch, Knirps. 2. Klein-
händler, Krämer. Bock, 47. Hen-
nig, 199. Nach Gortzitza auch
Putschker.
POte, /. 1. welsches Huhn. 2 über-
tragen: dummes Mädchen. Sie ist die
reine Pute.
pfltenrot, adj.y rot wie eine Pute.
He ward puterroth em Gesecht Dorr,
Driewjagd.
Putke, n. u. 97)., zur Bezeichnung des
Kleinen, s. Put. Putken kleine Jun-
gen; Schiffsjungen. Hirsch, 265.
Putkenkriimer, m,, s. Put
Putker, m., 8. Putcher.
Putpurlüt, /. 1 . Name für die Wachtel.
2. Spottname für liederliche Dirnen.
Marold.
Putschker, m,, s. Putcher.
PUtt, Putte, /., s. Pött
Puttelutten-, Puttenuttenkram, m,, s.
Petenettenkram.
putten, 8w.y mit Knöpfen anwerfen.
Alt-Pillau. S. anschmeifzen.
puttern, sw,, reizen, treiben, antreiben,
anhetzen, und dann anputtem. Bock.
47. Hennig, 199.
Putlhahn, m., -huhn, n., in der Kinder-
sprache jeder Hahn und jedes Huhn,
nicht blofz das welsche.
Puttjunker, m, s. Put
putz, interj.^ Hetzruf an Hunde. Vgl.
putzen.
Putz, m, 1. der Abputz eines Ge-
bäudes. Der Putz ist abgefallen, 2.
m. u. /. der verkohlte Teil des Dochte«
in einem Lichte. 3. nach Mühling
in früherer Zeit auch Keller, finsterer
Ort überhaupt.
Putzaus, 971., Ausputz, Schmuck. Das
ist hier ein hübscher I\ttzaus, das Haus
oder Zimmer ist festlich geschmückt.
Der ganze PtUzaus ist nicht einen Gro-
schen wert, der Flitterstaat eines
Frauenzimmers. Sie denkt nur an den
Putzaus.
PutzdVckchen, n. Dem. von Putzdocke,
Putzpüppchen Docke = Püppchen.
Grimm, Wb.H, 1208. Und das Putz-
dockchen^ seine Frau, . . konnte auf keine
bessere Weise gedemüthigt werden. An-
hang z. Soph. R., 40.
Putzelied, pltd. PutzelSd, n., lustiges
Lied. Dzg. Nhg. Viol^t, 103.
putzen, sw. 1 . rasieren . Ich habe mich
noch zu putzen — ich habe mir noch
den Bart zu putzen 2. reinigen; vom
Getreide. Mühling. 3. tüchtig essen.
Der kann gut putzen. 4. derbe Ver-
weise geben. Der hat ihn gut geputzt
— verputzt Ebenso in der Niederlaus.
Anton, 11, 14. In Zusammensetzun-
gen: ausputzen, sich (s. d.), auch auf-
putzen, beputzen, sich, sich mehr als
satt essen. Sperber, 26. verputzen,
1. verspeisen, aufessen, verzehren. Wir
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putzig — qaabbeln. 195
haben schon alles verputzt. 2. Einen jen ein wenig trinken, schmecken,
verptUzen, ihm derb die Wahrheit sa- Pütkeamt Schenkenamt, officium prä-
gen^ ihm harte Verweise geben. In ffustatoris. Brem. Wb. III, 384. Bock,
Bayern Geld und Gut durchbringen, 48 Hennig, 199.
verschwenden. Schmeller I, 303. Putzmesser. w., Messer zum Putzen,
Bock, 48. Hennig, 198. Rasiermesser. Vgl. putzen.
putzig, adj\, possierlich, sonderbar, PutzmUhle, /., Windharfe, Drehma-
muDter. Das ist ein putziger Kerl, schine zum Reinigen des Getreides.
Sein Sie nur immer so puzig v^ jetzt, Hennig, 200.
so wünsch ich keine bessere QeseUr Putzriemen, m., Riemen zum Strei-
schafterin. Soph. R. III, 166. Holl. chen des Putzmessers. Vgl. putzen.
poetsig, potsig. Im Bremischen Putze Putzru§cher, m., s. puierig.
Possen, SpaCz, Scherz, lustiger Streich. Putzschere, /., Lichtschere, heute
Brem. Wb. III, 386. In Posen putzig^ aul'zer Gebrauch. Er ist so nett —
putzelig klein, unansehnlich. Bernd, ts^ geschniegelt und gebOgeÜ loie ^ne
226. Vgl. Anton, 11, 14. Hennig, Putzscher. Bock, 48. Hennig, 200.
199. Schemionek, 31.
PutzkedOdel, -dOl, m., s. PQskedOdel. Putzseife, /., Seife zum Putzen, Bart-
PutzJceJceller, m.^ Bierkeller för kleine seife. t
Leute, wohl s. v. a. PutkekeUer (vgl. Putzzeug, n., Zeug, das zum Putzen,
Put). Im Brem. putten schöpfen, pütt- zum Rasieren gehört.
Q
q, qu, Doppelkonsouant, stets nur als hervorstehendes Fett Mähling. Eben-
Anlaut, im Klange kw, in manchen so in Bremen. Brem. Wb. HI, 388.
Wörtern verwandt mit d: Dwarg — quabb(e)lig, ac^'., s. quabbeln.
Quark, dwer^ dwarsch — quer. quabbeln, sw.^ beben, schaukeln vor
Quabbe, pltd. Quabb, /. 1. Quappe, Fettigkeit oder Weichheit. Er quabbelt
Gadus Lota L., Lota vulgaris Cuv. von Fe% er ist sehr fett. Gallerte^
Altpr. wilnis i^vnlmsf), lit. kupa^ kwa- Mehlspeise (^Wackelpeter) quabbeln. Der
pa, kur. kwape, mas. kas. nientusz. moorige Boden quabbelt, wenn er bei
Benecke, Fische, 89. Hennenber- jedem Tritte in zitternde Bewegung
ger, Verzeichnis der Fische, 29. Er gerät; daher nennt man einen solchen
ist so fett, vn^ne Quabb. Vgl. Aal- Quäbbe, Quebbe, /. In Bremen, jedoch
quappe. 2. Wamme. In Bremen weniger als quabbeln gebräuchlich, auch
Quabbe o, Quabbel Wamme, aber auch wabbeln. Brem. Wb. HI, 388. Vgl.
Fett- und Fleischhöcker. Brem. Wb. das ahd. weibon, weipdn schweben,
III, 387. schwanken und das mhd. wobeien in
Quäbbe, /, s. quabbeln. Bewegung sein. Schade, 1113a,
Quabbelfett, n., lockeres, wackelndes, 1071a. In Bayern ^tkid^^n. Schmeller
18*
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196
Qaackelei — Qualm.
n, 402. Vgl. Weigand II, 410.
Davon: quabb(e)lig, adj. 1. was sich
fett und weich anfQhlt, vor Fett zittert
und bebt, was weich wie eine Quabbe
oder Wamme ist. Engl, squab aufge-
dunsen, fett, feist. Ein quabbliges
Frauenzimmer, Am Eyter (Euter) ist
es (das Tier) auch recht quablich^ dick
und fett. Carm, nupt III, 203 d. öhn
paar qwaablich£ Häng (Hände). Ibid.
V, 48 c. In diesem Sinne in Posen
quatschelig, Bernd, 228. Hennig,
200. Sperber, 26. 2. flau, übel. Mir ist
so quabbelig ums Herz^ mir ist übel bis
zum Erbrechen. In diesem Sinne auch
wabbelig,
Quackelei, /., unnützes, unbedachtes
Geschwätz; von quackeln,
Quackeler, m. 1. Schwätzer, unzu-
verlässiger Mensch überhaupt; von
quackeln,
quackeln, sw,^ Frequent. von qua^ken^
verwandt mit kakeln^ Unnützes, Unbe-
deutendes schwatzen; leichtfertig und
endlos reden. Im Holstein, quackeln
unbeständig sein. Schütze III, 254.
Nach Bock, 48, und Hennig, 200,
auch quacksalbern.
Quackop, m., der Quackauf^ im Volks-
rätsel der Frosch. Tierräts. 30. Vgl.
Quarrop.
Quaddel, Quiddel, /., Blatter, Nessel-
brand, kleine Pustel. Die Beulen beim
Nesselfeuer heii'zen (Quaddeln und Quid-
dein, Mühling. Ebenso in Bremen;
in Hamburg Quarl^ im Ditmars.
Quiddel^ alts. cwydele. Es scheint zu
kiddeln kitzeln zu gehören, wegen des
Juckens, das eine solche Blatter ver-
ursacht. Brem. Wb. IH, 390.
Quadder, m.y flüssiger, weicher Stra-
fzenschmutz. Ebenso Schwadder. Das
ist lauter Quadder und Schwadder,
quaddem, sw, 1. mit Geräusch sie-
den, brodeln. Das Wasser kocht, da/z
es man so quaddert. Nach Mühling
auch quiddern. 2. zur Bezeichnung der
quatschenden Töne beim Kneten des
Brotteiges, Hennig, 200. 3. der eigen-
tümlich gequetschte kollernde Ton des
Atmens im Todeskampfe. In Bremen
quatschen, manschen, kneten; es wird
als mit quetschen verwandt bezeichnet
Brem. Wb. HI, 390.
Quader, m. u. n. 1. Kader (s. d.).
Schemionek, 32. 2. s. v. a. Quarder
(s. d.).
Quadrillenschwenker, tt»., s. KadriUgen^
schwenke.
Quadrupel, m., s. Korduppel.
quftfen, sw.^ gären. Er qudft von Un-
geziefer, er ist stark damit besetzt, es
kribbelt und wibbelt auf ihm. DieWunde
qudft, wenn sie unterkötig und reich
mit Eiter angefüllt ist. Mühling.
«quäken, sw,, mit schwacher schriller
Stimme reden. Von qtiacken,
Quäker, m., Bergfinke, Fringiüa mon-
tana, Mühling, Tiem., 176.
Quakreiher, m., Nachtreiher, Ardea
nycticoraa. Mühling, Tiern., 176.
Quälgeist, m., Kind, das mit Bitten
nicht aufhört. Vgl. Quälholz.
Quälholz, n. 1. „das Holz, das die
Maurer auf den mittelsten Schlulzziegel
eines Bogens auflegen und womit sie
denselben fest eintreiben." 2. „ein
Kind, das nicht abläi'zt, die Eltern um
etwas zu bitten." Du bist ein rechtes
Quälholz, Hennig, 201. Vgl. Quälr
geist
Qualm, m. 1. Rauch, Dampf, Bro-
dem. Holl. wcUm, angs. wi^lm, schwed.
qvalm. Von wallen, 2. bildlich: Täu-
schung, Lüge, Windbeutelei. Einem
Qualm vormachen, ihm Unwahres be-
richten. Er macht davon grofzen Qualm,
viel Aufhebens. In Bremen bezeichnet
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qualmen — quan^^weise.
197
Qualm in figürlichem Sinne alles, was
Unlust und Qual y er ursacht. Brem.
Wb. III, 393. Ilennig, 201.
qualmen, mjo. 1. dampfen. 2. starken
Dampf beim Tabakrauchen aufsteigen
lassen. Re qualmt^ ah wenn de arme
Mann (de Bür) Brot backt 3. aus-
dünsten. Er qualmt von Branntwein^
der starke Trinker, der nach Schnaps
riecht. Hennig, 201. 4. bildlich:
Dampf machen, aufschneiden, lögen,
Windbeuteln.
Qualster, m. 1. ausgeworfener zäher
Schleim. 2. die Baumwanze, stinkend,
von gelblich grüner Farbe. Eei stinkt
wteQuabter, Dönh. Mühlin g, Tiem.,
176. ßrem.Wb.in,393. S.dieSchaum-
cikade. Samland. Von 1: Qualsterer,
m.^ bei Stein, Peregrinus XIII, 44,
alter Qualster^ zur Bezeichnung eines
alten hustenden und Schleim auswerfen-
den Mannes. W. Mtsbl. VI, 128. In
der Verstärkung: Spitalqualst'rer.
qual8t(e)rig, adj.^ wie Qualster aus-
sehend.
qualstem, sw,^ Qualster auswerfen,
laut husten und dabei viel und un-
appetitlich ausspucken — kölstem; auch
verstärkter Ausdruck für spucken. Wer
hat hier hingequahtertf Bequalster die
Tafel nicht so! zum Schüler, der die
Schrift von seiner Schiefertafel abwischt.
Hennig, 201. S. kOistem.
quamen, st, prät. quam^ s. kommen.
quängeln, sw., unzufrieden sein, mä-
keln.
Quante, /., grofzer ungeschickter Fuf'z.
V. Au er.
quantschen, sw.j vergeuden, durch-
bringen; gewöhnlich verquantschen.
TreicheL
quantsweise, pltd. quantswTs, quanswTs,
adv.^ zum Schein, pro forma, gleich-
sam, ab ob, nicht im Ernste. Quants-
wis, dat de Bür ntischt merkte — dat
de Mü's mischt merke. He ging quam-
wis weg op de Herberg on sull noch
wedderkame. Königsbg. Firmenich I,
103b. Drop geit he qvantzwiefz weg^
syn Warck ön acht to nehme. Carm.
nupt IV, 59b. Wie au/z solchem Irr-
ihuTnh dieses Eyfz da/z Grundeifz ge-r
nennet wird^ weil es Quants weise im
Grunde soll formiret oder entstanden
seyn. Linem , Q4a. Ich habe so
quanmoeise gehorcht^ ob Julchen nach
Danzig schreiben wird, Soph. R. IV,
348. Neben quantsweise tritt, jedoch
nicht in der Umgangssprache Ost- und
WestpreuCzens, gewandsweise in vielen
deutschen Gegenden in gleichem Sinne
auf, und wenn Herder, der Ostpreufze,
letztern Ausdruck gegen Lessing („Les-
sing nahm vieles^ was er für schadhaft
erkannte, gewandsweise — d. h. zum
Schein, in schalkhafter Ironie — in
seinen Schutz". Campe, Wb.ll, 359b)
gebraucht, so ist diese Form nur ein
Produkt der Accommodation. Die Her-
leitung des Wortes ist vielfach versucht.
Holl. hjoansvnjs^ kwansuis, mittelhoU.
quansts^ dän. qvantsmis^ schwed. qvans-
wis; im Holl. ist kwant, quant lustiger
Bruder, Bube, Schalk; nahe liegt das
lat. quasi {quamsi). Richey, 198,
teilt mit, dal'z G. Tuinman in seinem
zu Middelburg 1726 gedruckten „Oor-
sprong en Uytlegginge der Neder-
duitscheSpreekwoordenl, 180" der Mei-
nung ist, dalz quanswys ein in der Aus-
sprache verändertes quam et sus anstatt
als quam et sus =^ 2\s käme es sonst,
sei; er selbst schlägt die lat quantus
und quasi vor. Sandvoss (Korrespbl.
VI, 30) glaubt, der Ausdruck sei auf
Wahn zurückzuleiten, also: in wdnes
wtse, S. W^eiteres in: Richey, 198 f.
Brem. Wb. HI, 394. Anton, 11, 15.
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198
Qaappenrüse — quarsch.
Weigand II, 414. Korrespbl. V, 20ff.;
VI, 30. 55; Vn, 31. Müller, Paraphr.
des Buches Hiob. Halle 1883, 41.
QuappenrDse, /., Reuse, Netz, Behäl-
ter für Quappen. D6 sack man vischin
uf der grünt vil manchin Polen in der
atunt, des buch in dem gesprvse wart
eine quappinrüse, Jeroschin, 54d.
Pfeiffer, 180.
Quappenwarte, /., Warte zum Fange
der Quappen. Beschreibung und Ab-
bildung s. Benecke, 395. Vgl. Warte.
Quardel, m, u. n., s. Quarder.
Quarder, Querder, Quardel, Querdel,
Quedder, Quader, Quoder, m. u. n., Gür-
tel an Frauenröcken, Schürzen; Quer-
saum, Linte, Band als Einfassung an
Frauenröcken, Hemden, Unterhosen;
der Qtuirder umschliefzt Leib oder Hals
und trägt das Kleidungsstück. Die in
Ostpr. üblichste Form ist Querdel. In
Danzig Quedder Hemdekragen. W.
Seidel, 34. Böxequarder^ obere Ein-
fassung, Gürtel, woran die Hose sitzt.
Hemd kadd he oahne Quoader. Dorr,
63. VolksL, 16, 8, 2. JEr steckt bü
an den Querder drin^ er befindet sich
in grofzer Verlegenheit, in stark ver-
zwickter Lage, „es geht ihm an den
Kragen **. Sprw. I, 3590. Stamm des
Wortes ist quer; die Säume fassen der
Quere nach die Kleidungsstücke ein,
und könnte man sie auch als den Quer-
dely Querteil, derselben bezeichnen;
doch erinnert das Wort auch an Gür-
tel^ ahd. gurtü^ altfr. gerdeL Hennig,
202. Vgl. Unt u. Pafz.
quarken, sw,^ s. quarren.
quark8en,d«/?.,in bequarksen,von^arA;,
eine Sache als einen Quark ansehen,
sich nichts daraus machen. Die ganze
Geschichte ist bequarkst^ es ist nichts
los damit. Treichel.
Quarre, /., von quarren. 1. quarren-
des Kind. Erst die Pfarre, dann die
Quarre. Hennig, 201. 2. platte Wei-
denpfeife aus dünner frischsaftiger Rute
mit quarrendem Ton. Bei ihrer An-
fertigung singen die Knaben, mit der
Messerschale auf den Zweig klopfend:
Quarrksy Quarrke^ g^räd (gerate) mll
S Volksr., 61, 237.
quarron, sfus. 1 quacken wie ein Frosch.
2. aus ünzufiriedenheit weinen, weiner-
lich murren, brummen; nach Treichel
auch quarken. Quarren in hoher Ton-
lage, namentlich von Kindern, heil'zt
quirren. Wenn die Pog getreten wird,
so quarckt sie. Stein, Peregrinus XII,
119. W. Mtsbl. V, 192. 3. klagen,
stöhnen, wimmern. JEJr quarrt den gan-
zen Tag. Doch wenn he quarrt, denn
wohnt §n sienem Fleesch §n sindget Hart.
Dorr, 1. Wiew., 122. Vgl. gnarren.
4. zur Bezeichnung des blähenden Gur-
rens im Leibe.
Quarrer, m., einer, der quarrt; im
Tierräts., 30, der Frosch.
quarrig, adj. von quarren, weinerlich
sein wie ein kleines Kind, grundlos
klagend, über Kleinigkeiten ächzend,
stöhnend.
Quarrmatz, m., quarrender Mann. Vgl.
Matz.
Quarrop, m,, der Quarrauf, Aufquar-
rende, oder der Quar r6p(er), Quarr-
rufer. Im Tierräts., 30, der Frosch;
auch Quackop Quackauf.
Quarrpupp,/., Puppe, die quarrt, wenn
sie gedrückt wird, Schreipuppe.
Quarrsack, m., viel quarrendes Kind,
Schreihals. Es ist ein rechter Quarr-
sack. Vgl. Gnarrsack.
quarsch, adv. Hei geit äwer quarsch,
er geht zurück. Tiegenhof. Vielleicht
= aber quer.
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Quartal — Quaste, 199
Quartal, n., vierteljährlicher Gewerks- Boldt, 20. Davon: Gequa^el, n, Qua-
tag mit Schmaus verbundcD. Heute selei, /., Albernheit, Thorheit, vorzugs-
Jiaben du Maurer Quartal. weise in der Rede. Quaseler, m., Mensch,
Quartier, n., der vierte Teil eines der ohne Überlegung redet oder han-
Stofes (Quartes). Aus dem lat. quar- delt. In gleichem Sinne im Götting.
tu». Ein Halbquartier ist der achte Schamb., 163b.
Teil eines Quartes. E Halbqtcartierche quftsen, auch quOsen, sw.^ schwelgen,
Schnaps, schlemmen, übertrieben reich speisen
QuftS, m.^ Quftserei, /., auch Queste- und trinken; vergeuden, verthun in der
rei, /. und QuOs, m.. Schwelgerei, Wirtschaft, mit Vorräten verschwen-
Schlemmerei, Völlerei-, Festlichkeit, derisch umgehen, sie in Nachlässigkeit
Schmaus, Gastmahl, namentlich eip verderben lassen, und dann gewöhnlich
solches, bei dem es verschwenderisch verquasen. Mit dem Gelde qttasen. Die
hergeht. Sie leben beständig in Quds Butter verquasen^ sie überreichlich zur
und Fra/z. Ach, et wäre wohl zu stra- Abmachung von Speisen verwenden.
fen, dajz etliche von den Gebietern gar Bei denen verqudst, veraast und ver-
unordentliche Questereien anstellen etc, west alles,
unterweilen vmeinesWdbeswiUenTnachen Quaserei, /., s. Quas.
sie einen gro/zen Quaos y/nd das ist qua§lig, adj., ästig, verwachsen. Dcts
wider alle Redlichkeit etc. Aus dem sind quasiige Bäum\ Bäume mit dicht
Briefe des Mönches Hänr. Borringer verschlungenen Ästen. Gordack.
an den Hochmeister. 1428. Waissel. Schemionek, 31: qmisselig.
llennig, 202. Am Sonntage oder hei- Quassement, n., verdreht aus Kon^
ligen Tage so ir begengni/z geschyt mit nossementy dem franz. Connaissement
dem nachfolgenden einen Taße sollen sie Frachtbrief, Vorladungsschein. Dzg.
ihr quatembergeld hohen, Raihenschaft Treichel.
ihuen vnd ander notdw]ft wandeln und Quast, m. 1. Keil. Auf einen groben
keinen weitem quas der bruderschaft Ast gehört ein grober Quast. Mielcke
zcw schaden darohir halten. "Willkür II, 43 b. 379 b. 2. Hans Quast, wun-
der Stadt Marienburg. Quds ist nicht derlicher, seltsamer Mensch. Hans
nur im Klange, sondern auch dem Sinne Quast, öck bödd^ di to Ga^st. Volksr.,
nach verwandt mit Frafz und weist 245. 858.
ebenso auf Kost (Kest) hin. In Bre- Quäst, /., s. QuesL
men Quas, in Hamburg Quast, slay. Qua8t(e), /. 1. Bündel, Büschel von
Ä?M7{ws Hochzeit, Gastmahl, Schmause- Fäden aus Seide, Wolle, von Haaren etc.,
rei. Adelung III, 886. Brem. Wb. s. v. a. Troddel; Bündel belaubter Bir-
111,397. Richej, 200. Hennig, 202. keumten: Badequast (s. d.). Brem. Wb.
Vgl. Gequase. III, 406. 2. Bandschleife. 3. Schürze,
Quas, m., s. Kwas. die Blöfze zu decken. Se bunde Vogel-
quaieln, quafeheln, mjo.^ unnützes Zeug UeedunmakedenQueste. Niederd. Bibel
reden, ohne Überlegung reden oder von 1520. 1. Mose 3, 7. Hennig, 202.
handeln. Quaschel doch Ttuin nich so 4. bei den Fischern Reisigbündel. In
dammlich. Nowack, 11. Oawasch Bremen Quest. Vgl. Quaste.
hwaschel doch nich so dwatschet Tieg. Quaste, Queste, /., loses Strauchbün-
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200
qaästeD — quatschig.
del, das man mit Steinen beschwert
vor Pricken ins Wasser legt, um darin
Aale zu fangen, welche in die Quasten
gern hineinkriechen. Wegen des grofzen
Schadens, der dadurch den jungen
Aalen geschieht, sind dieselben seit
der Fischereiordnung von 1589 wieder-
holt verboten worden, werden aber
noch immer heimlich gebraucht. Be-
necke, 410. Bock, Nat. IV, 726:
Queste, Fisch.-Ord. f. d. kur. Haff. § 45;
f. d. fr. Haff. § 46.
quästen, mo. 1. mit einem Badequast
peitschen. 2. erbetteln, erbitten, s.
questen.
QuastmiHze,/., Motze mit einem Quast
Und die grojze Quastmütze . . . wieder
etwa» hoher über die Stirn schob. Soph.
R. IV, 256.
Quaswurm, m.^ Schwanzwurm, Ge-
schwür im Schwänze des Rindviehes.
Mühling, Tiern., 176. Adelung III,
886.
Quat, Quafe, n., Böses. Doch sollten
die Mannisten alles Quote bei Seite
setzen. Mühling. HolL quade^ adj.
böse.
Quatsch, m. I.Bezeichnung des Schalls,
den ein weicher nasser Körper bei sei-
nem Fall verursacht. 2. völliges Er-
weichtsein saftiger Früchte oder weicher
Gegenstände: de Bere^ de Kleder etc,
sond ene Quatsch; in diesem Sinne auch
Quutsch. Sind ^m doch de Steebeln
(Stiefel) ene Quatsch. Schaltj. 3, 4. 3.
Schmutz: Et os e reine Quatsch on
Quitsch, 4. unnützes und ungeregeltes,
unsmniges Gerede: auch Gequatsch. Vgl.
Matsch u. Quutsch.
Quatsch, /. 1. Eruprock, Staubhemde,
Bluse. 2. nach Bock, 49, und Hen-
nig, 203, ein korpulentes Fraueo-
zimmer.
Quatschbier, n., ehemals ein beliebtes
Bier. Gebratene warme Äpfel wurden
ins Bier gedrückt, Zucker un<? Gewürz
hinzugesetzt und alles „wcfal durch
einander gerührt^, gequetscüit und ge-
patscht. Bock, Nat. I, 274 f. Bock,
49. Hennig, 203.
Quatsche, /., „grofze, ireite Bohne,
so in den Gärten gesäet wird*. Hen-
nig, 203; nach Mühliig die Schwert-
bohne. Natangen. Pierson, Lit.Aeq.,
21, meint, es sei die Zierbohne (Dan-
zig) und weist auf «as verwandte lit.
kwaczummas Prahlerei hin. Qimtsch
hat zunächst die Bedeutung breit, vgl.
Quatschfufz.
quatschen, sw.^ von QtuttscL 1. zur
Bezeichnung des Lautes, den eine feuchte,
weiche Masse lören läCzt, wenn man
in derselben geht oder hantiert; auch
des Tones, den ein weicher, stark fal-
lender Körper hervorbringt. Der feuchte
Lehm quatscht — übemasses und de-
fektes Schulwerk quatscht und quutschty
ja quitschJt, wenn der Ton hoch und
pfeifend ist. Er fiel, da/z es nur so
quatschte, 2. nach Bock, 49, u. Hen-
nig, 203, den Saft ausdrücken, von
quetschen, 3. viel reden, ungewasche-
nes Zeug reden, schwatzen. Onsonn
quafsche. Nowack, 68. In Bremen
quatsken. Brem. Wb. HI, 398. Vgl.
queddem u. quutschen.
quatschenafz, adj., s. quatschnafz.
Quatschfufz, m., Breitfufz, PlattfuCz.
Der hat gute Quatschfüfze, Füfjse, mit
denen sich's gut quatschen läfzt.
quatschig, adj. von quatschen. 1. über-
feucht, durchnäfzt, kotig; vom Wege.
Bock, 49. Vgl patschig. 2. quabbe-
lig, rund und voll in der Körperform;
vom Menschen. Ach Gott, aber wie
mager! vx> sind die quatschigen Armef
Soph. R. VI, 211. Hennig, 203. 3.
dumm, unsinnig in der Rede.
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Quatschkowski — Queif. 201
Quatschkowski, m., polonisierter Name Goth. qiihan, alts. quethan^ ahd. que-
für einen dummen Schwätzer. Vgl. dan^ mhd. qu£den sagen, sprechen.
Dwatsehkowski. Schade, Wb., 691. Jeroschin: Mtn
quatschnafz, quatschenafz, quatschen- ist d' räche, er da qutt (:ztt) = quidet.
nafz, ad/.^ nafz bis zum Quatschen, Pfeiffer, 181. Vgl. quatschen.
triefend, durch und durch nai'z. Wo queicheln, sw. 1. hätschebi, pflegen,
hot he denn gestoche, da/z em de Stebeln zärtlich behandebi,liebkosen. Die(Frau)
quaUchnafz sindf Schalt) 1, 437. In versteht ihren Mann zu queicheln und
Bayern j?/wfecA7ia/i, in Seh wabenj^cA^ ihm zu schmeicheln. 0, vde wohl ist
pfatsche nafz; in Hessen putschnafz^ der zu preiseriy der ihm wählt ein Schon--
pütschna/z, so nafz, als wenn man in heit-Bild, das mit Tugend angefüUty die
einer Pfütze (Putsche) gelegen hätte, dem, Mann nach allen Weisen weifz zu
Schmellerl, 326. Birlinger, 93a. queicheln Herz und Muih. Cai*m.nvpt.
Yilmar, 301. Bei uns auch quutsche- I, 55. Sie wird seine Noth versüssen
nafz, nach Schemionek, 31, auch und ihn recht zu queicheln loissen. Carm,
quatechendnafz. Vgl. pladdernak unter nupt. I, 176. Niemand isty der ihn
pladdern. recht queicheU Und mit zarter sanfter
Quax, n , Quark, nichts, nichts Ordent- Hand ihm vergnügt die Wangen streik
liches. Qaax lere se (in der Schule)! chelt Carm, nupt II, 136. Niemand
Ermland. Firmenich IIT, 104b. war^ der dich im Bett in reiner lAeh
Quebbe, /., Moorboden mit begraster geqveichelt (gepflegt) hau. Ibid. III,
Kinde, sumpfige Stelle, Boden mit ver- 330c. 2. durch gute Wartung und
steckten Quellen; auch Gequebbe (s. d.). Pflege kränkliche Kinder grofz ziehen;
Den (Hahn) eck om Nest do fund op überhaupt weichlich erziehen, verzär-
jenner grooten Quebb. Carm, nupt V, teln. Er hat in seiner Jugend sehr ge-
190 c. Vgl. quabbeln. queichelt werden müssen. In diesem
quebben, queppen, sw.^ zur Bezeich- Sinne auch auf queicheln. Es ist ein au f-
nung der wippenden Bewegung der gequeicheltes Kind^ es verträgt keine
(^uebbe^ wenn man darauf tritt, ihres harte Speise, ist überhaupt verzärtelt
Wasserinhaltes. Der Weg queppty ist verqueicheln, verzärteln, verweichlichen,
stark von Regen durchnäf'zt. verwöhnen durch Speise und Kleidung,
quebbig, adj, von Quebbe, morastig, sich selbst oder andere, namentlich
. . . weil das Ellemholiz allein in den Kinder. Der Mensch ist ganz verquei-
Wasserichten^ quebbichten und MarrasHn chel% verweichlicht, vermag Wind und
gen Oertem seinen richtigen Wachsthumb Wetter nicht zu ertragen. Verqueichie
habe, Linem., Tt2b. In Danzig dich doch nicht so! Stamm ist das nd.
quibbig, durchnäTzt. W. Seidel, 34. quei sanft, gelinde, mürbe. Brem. Wb.
In der Gegend von Saalfeld queppen- III, 398. Bock, 49. Hennig, 203.
dig. Der Regen hat mich queppendig queichlich, adj. von queicheln y ver-
na/z gemacht zärtelt, verweichlicht
Quedder, m. u. n., s. Quarder. Quetf, m, Heiy wat kort hei von Oe-
queddern, sw , plaudern, schwatzen^ spenster, Mäkt mi keinen Quaif, Yolksl.,
plappern, unnütz sprechen. Mühling. 64, 42, 7. Nach dem Brem. Wb. III,
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202
Qu^k — quer.
399, Qaeif Vorwand, Entschuldigung;
hier wohl dumme Hedensart, dumme
Geschichte.
Ou§k, QuSke, /., Quecke, Triücum
repens L., mehr noch die sich weit
verzweigenden Wurzeln. Nach Ha-
gen, 144, auch (iueckweizen^ Queckgras.
Die Quek'Wurzelu werden verbrannt
Von qtieck lebendig, lebensfrisch, mun-
ter, sehr regsam, mhd. qtiec^ kec^ ahd.
queh^ quec. S. Weiteres bei Wei-
gand II, 416.
quiken, sw,^ geil und reichlich fort-
wurzeln, fortwachsen, sich vermehren,
wie die Queke. Der Acker ist ganz
verquekty er ist von Unkraut durch-
zogen. Hennig, 203.
QuSkspOn, m., s. SchwenkspOn.
Quekstelz, m. u. /., s. QuIksterL
Quikstert, Quiksterz, m. u. /. 1. Bach-
stelze, MotaciUa, Der Name ist Zu-
sammensetzung aus queck (s. Quek) und
Stert Steil'z, Schwanz, den der hüpfende
Vogel lebhaft bewegt. Auch: Qulk-
sterz, wohl nur Verhochdeutschung von
Quekstert, Quikstelz, Nachbildung von
Bachstelze, Wippenzagel, Wippzagel, pltd.
Wöppzagel; nach Mühling, Tiem,
176, auch Wippquecksterz. De Adebar
bringt de Quekstert op 'm Zägel mot^
die Bachstelze kommt gleich nach dem
Storche zu uns. Dönh. Vgl. Manist
2. nach Mühling auch, übertragen,
ein lebhafter, unstäter Mensch. Im
Brem Wb. HI, 403, in beiden Bedeu-
tungen Quiksteei't
quellen, sw,, Gemüse, Hülsenfrüchte,
Reis in Wasser kochen lassen, ge-
wöhnlich aufquellen. Vgl. auch kel-
len.
Quellerke, n., Pfropfen. Von quellen^
st^ da der Kork im Wasser quillt.
Quellkorn, n., ein Korn, das quillt
oder zu quellen hat. Beim Verspeisen
von Reis ruft man Mädchen scherz-
weise zu, sich vor dem Quellkom in
acht zu nehmen: ein beim Kochen nicht
gut aufgegangenes Korn müsse im Ma-
gen nachquellen. Sie hat ein Quellkom
bekommen — hat ein Quellkom ver-
schluckt^ sie ist schwanger. Sprw. I,
69.
Quellung, /. Steigt die Fluih über das
Vorland, dann sickert das Wasser dwrch
den Deich und sammelt sich in der so-
genannten QueUung an. Passarge,
188.
Quempas, m , Weihnachtsgesang beim
Frühgottesdienste am ersten Festtage.
Mewe. Es ist der Anfang des alten
lat. Liedes Quem pastores etc. das in
Mewe noch gesungen wird. Hintz,
45.
Quengelei, /. von quengeln. 1. alber-
nes Klagen, Stöhnen, unnötiges Wim-
mern. 2. Betrug, List, Täuschung. Er
macht allerhand Quengeleien. Müh-
ling.
quengeln, sw. 1 . unberechtigt klagen,
stöhnen, fromm weinerlich reden, un-
bestimmt und in Ausflüchten reden,
albern thun. Ihre Frömmigkeit hatte
jenen quengelnden Ton^ de>* in einigen
Gegenden Deutschlands herrscht. Soph.
]{. VI, 28. 2. s. V. a. krängein. 3. tau-
schen, Windbeuteln, betrugen. Kinder^
das Quengeln ivill ich nicht. Gehorsam
ist besser denn Opfer. Soph. R. IV, 156
Davon quengelig, adj.
queppen, sw^ s. quebben.
queppendig, adj., s quebbig.
quer, pltd. dwer, ad;, u. odt?., ange-
trunken, betrunken. Er ist quer., sein
Weg lenkt in die Breite und verkehrte
Richtung. Dat qvöhm mie ön de qvähr^
ich wurde davon trunken. Carm. nupt.
I, 282, 15. Substantivisch: Es liegt
aües die Kreuz die Quer^ in höchster
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Querdel — questen.
203
Unordnung. Einem in die Quere kom-
men^ seine Angelegenheit störend, hin-
dernd durchkreuzen. Mi geit alles de
Quer, verkehrt, gegen meine Absicht.
Qiierdel, m. u. n., s. Quarder.
Querdel, Quirdel, Quirl(e), /. I.Hand-
* mühle. Mühling. Der alte Rabe sitzt
auf der Quirl und spielt den Bafz,
Masur. Volkslied. Goth. qaimus, ahd.
quim^ mhd. kum^ kume Mühlstein,
Handmühle, Mühle. Vgl. Schade,
Wb. II, 690 a. 2. Quirl, Stäbchen mit
aufstehenden Zweiglein unten, das zwi-
schen den Händen gedreht wird. Drellst
di rund röm wie e Querdel. Volksr.,
' 252, 877.
querdeln, quirdeln, sw., auf einer Hand-
muhle mahlen, mit einem Quirl um-
rühren, quirlen.
Querder, plur., wurmähnliche Larven,
aus den Eiern der Neunaugen entstan-
den, im Schlamm- oder Lehmboden
der Flüsse lebend; sie entwickeln sich
zu vollkommenen Neunaugen. S. ße-
necke, 194 ff.
Querder, m. u. n., s. Quarder.
Querfil, QuirftI, /., grundlose Klage,
Gezänk, Unfriede. Er macht überall
Querel, Stänkerei, stiftet Unfrieden,
♦ klagt laut und viel ohne rechten Grund.
Es ist das lat. querela. Davon: Que-
rSler, m., Zänker, Stänker, Friedens-
störer, querfilen, sw,^ grundlos klagen,
Unfrieden stiften.
Quermaul, n , Fischn., s. Nase.
Querrkranky /., eigentlich Quarrkrank
von quarren, Krankheit, die sich durch
Quarren und Stöhnen äul'zert, dauern-
des Unwohlsein. Dzg. Nhrg. Sprw. I,
f 3526. Vgl. soddem.
. Quersteg, pltd. Querstech, m., Teil der
I Zock (s. d.); er verbindet die Homer
des Pflugbaumes und ragt über das
rechte Hom als Griff hinaus.
Qu68(e), /., Dem. Queschen, Bläschen
auf der Haut, kleines Hautgeschwür,
kleine Pustel. £V hat das Gesicht voll
Quosen, Pierson weist vergleichsweise
auf das lit. kwetka Blüte. Lit. Aeq.,
21. Vgl. jedoch das ahd. angweiz^
ancweiz Pustel. Schade, Wb., 20a.
Schemionek, 31: Quose, Hennig,
204.
Quesenkopf, m. 1 . Himkrankheit der
Schafe. 2. närrischer, eigensinniger
Mensch, Querkopf. Mü hling. In bei-
den Bedeutungen auch in Bremen; im
Holsteinschen und im Göttingenschen
nur in 2. Brem.Wb. HI, 407. Schütze
III, 261. Schamb., 164b.
qufisig, adj, voll Quesen.
Quest, Quast, /., Gang, Fahrt nach
Almosen, Bittgang überhaupt; Besuch
bei Befreundeten oder Verwandten in
der Absicht, Unterstützung oder Ver-
pflegung auf längere Zeit zu erhalten.
Er geht auf die Quest, er geht sehen,
wo er etwas erlangen kann. Jetzt sagt
man's vorzugsweise vom Bettler, ur-
sprünglich galt's von den Bettelmönchen.
Ermland. Nach Hennig, 204, hieCz
ein solcher Questa,- m. Mit Aufiiören
der Klöster ist der Name für die Bettel-
mönche aulzer Gebrauch, Quest für den
Bettel jedoch geblieben. Poln. kwesta
das Almosensammeln, die Kollekte,
kwestarz Almosensammler. N s s 1 m.
Forsch. 2. Vgl. das lat. quaestor,
Questa, m., s. das vor.
Querto, /, s. Quaste.
questen, quästen, sw. 1. von Quest,
bittend etwas abquälen, erpressen : ab-
questen; quälen, drücken, belästigen.
Einen questen, ihm zusetzen, ihn drän-
gend bestürmen, bis er das Gewünschte
giebt. In Pommern quästen, in Bayern
quesfem hin und her gehen, laufen.
Dähn., 366b. Schm eller II, 404.
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204 Questerei — Quinzillge.
Questerei, /., s. Qu&S. kelt. cwin Klage, das Weinen, nmd.
Qufttschen, /., kleiner Kohlkopf. DöDh. quin Abnahme. Brem. Wb. IIL 408.
quibbig, adj,^ s. quebbig. Mnd. Wb. III, 496 a. Im Holsteinschen
quick, adj, u. adv,^ ruhrig, munter, auch queenen, Schütze III, 261.
lebensfroh. Er ist noch ganz quick zu Hennig^ 204. In Zusammenset-
wege. Treichel. Vgl. Quftk. zuogen: aufquimen, aufquinen, an der
quickem, sw.^ s. quTken. Auszehrung, Zehrkrankheit, allmählich
Quiddel, /., s. Quaddel. sich auflösen ; in gleichem Sinne ver-
quiddem, m., s. gniddern u. quaddem. quimen und verquinen, auch von Tieren
Quik, //., Vieh. Westpr. Mühling. und Pflanzen.
Im Brem. Quek^ Quik^ mhd. quec. Brem. quinkelieren, sw,^ hoch und fein, ge-
Wb. lU, 399. Schade Wb., 693b. künstelt singen. Nach Treichel in
quTk, interj,^ auch tw., zur Bezeich- übertragener Bedeutung auch: Aus-
nung des hellen, schneidenden Tones,« Stellungen machen, Redensarten aus-
den ein Ferkel hören läizt. sprechen, die zu nichts führen. In
quTken, sw. 1. in hohen Tönen hell Bremen quinkeln^ quinkeleren, im Göt-
schreien: vor Lust, infolge des Kit- tingenschen quinkelcreUy hoU. hjoinke-
zelns, vor Schmerz. 2. zur Bezeich- leren^ schwed. qvintiUera, Wohl von
nong des Tones, den Schweine hören quinteren^ quinteleren auf der Quinte
lassen, namentlich beim Schlachten, eines Saitenninstrumentes fingern. Brem.
In Samland quickern. Mühling. Engl. Wb. III, 408. Schamb. 165a. Hen-
t0 9queak^inB9i.yttiiquickezen. Schmel- nig, 204. Vgl. quintelierert
1er II, 402. Bock, 49. Hennig, Quinkschlag, m , feiner, listiger Streich,
204. Pfiff. Mühling. Ebenso in Bremen und
Quiksand, m, Scheuersand odei* feiner Hamburg. Brem. Wb. HI, 408. Ri -
weißer und geMicher schar fer Quiksand chey, 201.
ßndet sich an einigen Orten des See- Quinte, /. 1. auf Saiteninstrumenten
Strandes. Bock, Nat. H, 36. die fünfte und feinste Saite. Wenn
Quiksterz, m. u. /., QueksterL jemand sehr hoch singt, sagt man
quilen, »w,,, speien. Westpr. Müh- warnend: Die Quinte mrd pkUzen. 2.
ling. Finte, listiger Streich, Pfiff. Ur nutcht
quTmen, sw.^ s. quTnen. Quinten^ spielt arglistige Streiche. Bir
quTnen, quTmen, sii;., kränkeln und hat Quinten im Kopf^ er ist voller
daher kümmerlich sich entwickeln, da- Ränke, auch: plagt sich mit Grillen.
hinwelken, langsam dahinsiechen; von Bock, 49. Hennig, 204.
Menschen, Tieren und Pflanzen. Eck quintelieren, sw ^ weinen. Natangen.
qoiehnd gerats am Lieff^ ich hatte Leib- S. quinkelieren.
schmerzen. Carm. nupt IH, 77c. Quintenmacher, m, Ränkeschmied,
Echt was e trueg^ du umt e kränk, Intriguant, Pfiffikus. Ebenso in Bre-
quind no e Pde Wake — da stuf e. men, in Osnabrück Quintenfdnger.
Konitz. Firmenich HI, 637b. Lit. Brem. Wb. HI, 409.
kwitauti\ angs. quanian, cmnan^ hoU. Quinzillge, f. 1. cunnus, vulva. 2.
kwijnen^ quenen^ dän. quime^ isl. kueina, Schimp&ame für ein Weib, das bei
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Quirdel — Qaütsch.
205
jeder Gelegenheit weint. In Hessen
and Posen Quintipse, Vilmar, 310.
Bernd. 231. 414
Quirdel, /., s. Querdel.
quirdeln, sw, s. querdeln.
QuTre, /., veraltete Handmühle von
Holz zum Zerkleinem des Getreides
mittelst zweier quer gehender Mahl-
steine. Die Grrützqutre giebt Grütze,
die Crraupenquire Graupe; letztere heilizt
auch Pischkenstampe. T reich ei. S.
Pischke.
Quirei, /., s. QuerSI.
quirksen, quirkschen, sw. 1. zwit-
schern, zur Bezeichnung der ersten Ge-
sangsübungen junger Vögel. 2. quar-
rende, schrille Töne hören lassen.
3. die ersten Übungen auf der Geige
anstellen. Wohl von ^t^trr^n. In Bayern
qwit&chen^ qwitschem. Schmeller H,
404. Vgl. schirgeln.
Quirkser, Quirkscher, m., einer, der
qutrht^ namentlich Anfänger im Geigen-
spiel.
Quirl(e), /., s. Querdel.
Quirop, m. 1. die quikrufende Maus.
Im Volksrätsel: De Quirop on de
Quarrop (s. d.) 2. unartiges Kind.
Samland.
Quiirdips, m., der Podex beim Geflügel.
Friedland Ostpr. Vgl. Dups.
quirrelieren, pltd. quirreieren, sw,,
querulieren, gern oder häufig klagen,
unbegründete Beschwerde fuhren.
quirren, 9w,, s. quarren.
Qui8pely(?), etwas Zusammengedrehtes.
Natangen.
Quitt, /, Vergeudung. Ahd. quist
Vernichtung, Verderben . SchadeWb.,
696 a.
qutsten, sw., vergeuden, verschwenden,
verschleudern, verthun, durchbringen.
Ur verquistet und verqudst alles, Goth.
qistjan, ahd. quistan, ckwistan verder-
ben, vernichten. Schade, 691a. HoU.
quisten vergeuden.
Quitsche, /., in der Saalfelder Gegend
auch Quitschke, nach Treichel, Volks-
th., Ouitschel, Beere der Eberesche, Sor-
bus aucuparia L. Von quitschen quet-
schen: die Beeren werden gequetscht.
Sperber, 37, schreibt Ewitsche und
leitet den Namen von dem poln. kwiat
Blüte ab; der poln. Name für Quitsche
ist jedoch jarz§bina. Der Baum selbst
heifzt Quibchenbaum etc. Hennig,
204.
quitschen, sw, 1. quetschen. 2. s.
V. a. qutken; pfeifend und quikend,
mit kindischer Stimme sprechen. Wie
du von ihrer Stimme^ dieser mir quit-
schenden Stimme, bezaubert gewesen bist?
Soph. R. IV, 240. Das wäre ober doch
verflucht impertinent, quitschte ein junges
Ding. Ibid. V, 162. Sperber, 35.
3. s. V. a. quatschen,
Quitschenbaum, pltd. -böm, m., s.
Quitsche.
Quitschke, /, s. Quitsche.
quitschnafz, adj., naCz, dafz es quitscht.
Saalfeld. S. quatschen.
quittem, sw., leise lachen. Saalfeld.
Vgl. gniddem.
Quöder, m. u. n.y s. Quarder.
quöken, sw,, bebend schaukeln, zittern.
Die Kampen eines Moores quöken,
QuöS, m. 1. Schmutz, durchgearbei-
teter Lehm oder Thon; Jauche. Da-
von quösig, adj,, jauchig, von Jauche
durchzogen. Der quosige Misthaufen.
Friedland Ostpr. 2. s. Quds.
quösen, sw., s. quftsen.
quösig, adj., s. Quös.
QuQtsch, m. 1. Hieb, Schlag, Prügel.
Quütsch geben, prügeln. Vgl. Knutsch.
2. Schenke, Krug, in dem es oft Quütsch
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206
Quutsch — rabbeln.
giebt. In Pillaa auf der sog. Holz-
wiese wird eine Kneipe Blotquütschj
Blutquatsch, genannt. Samland.
Quutsch, (u kurz), 7»., Nässe, Schmutz,
Stral'zenkot. Die Strafze ist ein Quutsch
LautnachahmeDd von dem quutsch-
Ton, den stark durchnäiztes defektes
Schuhwerk in durchweichtem Boden bei
jedem Schritte hören läfzt. In Bayern
Pfutsch, Schmeller I, 326.
quutschen, sw.^ von Quutsch. Das
Wasser in den Schuhen quuischt^ durch-
weichter, lehmiger Boden quutscht bei
jedem Tritte. Davon quutschig, adj. Der
quutschige Weg. quutschenafz, quutschend
nafz^ triefend nafz, s. quatschnafz.
R.
r, Schmelzlaut, verschwindet im Platt-
deutsch auslautend: mt mir und mich,
wt wir, Väda und Väde Vater, maschi-
ren marschieren, Quatier Quartier ; auch
in Vorsilben: vo oder va vor (vagete
vergessen).
Raap, m., s. Räp.
Rftb, Raf, Rabe, Rape, m. 1. erster,
junger Schorf einer Wunde. Ahd.
rafjan^ raphen sich schliefzen, verhar-
schen, Schorf bildung zeigen. Schade,
697 b. Im Hannöv. Robe^ in Bremen
Rave^ in Hessen Rop, Brem. Wb. III,
440. Vilmar, 330. 2. Rinde, Kruste,
Decke überhaupt. Es lag ja nur ein
kleines Räbchen Schnee auf der Treppe.
Hennig, 205.
'rab, pltd. Va/, Waffer^ adv., herab,
hinab. Komm 'rab! On 'raf, Vo^,
erafer. Dorr, 1. Wiew., 24. Gegen-
satz: 'rauf (s. d.).
Rabacl(,(?), Klapperei, eine alte, nichts-
nutze Sache. Mühling. In Bremen:
Een oold Rabak ein altes verfallenes
Gestell, Haus etc. Brem. Wb. HI, 413.
Wohl verwandt mit Kabache,
rabacken, sw.^ rasseln, rumoren, klap-
pern. Mühling. Ebenso in Bremen.
Brem. Wb. III, 413. In Posen rabat^
zen. Bernd, 231. Vgl. rabasteln.
Rabant, (?), Peitsche, Kantschu. Da-
von rabanten, sw.y auspeitschen. Thorn-
sche Chronik, 199. Mühling.
rabasen, rabosen, sw. 1. tollen, ra-
sen, lärmen. 2. rauben, stehlen. Müh-
ling. In zweiter Bedeutung also
übereinstimmend mit rabuschen (s. d.)
rabasteln, auch rabasseln, sw.^ ge-
räuschvoll hantieren, lärmend herum-
wirtschaften, rasselnd arbeiten, mit Ge-
räusch aufräumen. Se spenkerf und
schmefz em (um) sich^ on raba&teW met
Tesch on Stuhl. Schaltj. 1, 439. Re
hadd dat wohl gefeehlt^ wie em wat
Weeket an de Been rabastelt weer. Dorr,
Driewjagd. sich rabasteln^ sich beim
Liegen oder Sitzen hin- und herwer-
fen, um eine bequemere Lage zu fin-
den, oder sich zu erheben: sich auf--
rabasteln, Marc Id. Vgl. basteln und
brasteln.
Rabäu, m.j s. Radäu.
Rabbas, Rabbax, m., Stolz, Schlag,
Hieb. Öch ha a och all mänge Rabbas
ver e Bloss gegjane. Ermland. Firm e-
nich 111, 103b. Auch bildlich. Er
hat einen guten Rabbas weg^ einen em-
pfindlichen Schaden gehtten. Poln.
rabac hauen, raz Hieb, Schlag.
rabbeln, räbbeln, sw.^ sich bemühen,
nach einer Sache emsig bestrebt sein.
Mühling. In Bremen ist rabbeln ge-
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Rabbeltasche — Racker.
207
schwind und uDbedachtsam plaudeni^
im GöttiDgenschen raiuweln^ holl. rab-
belen. Brem. Wb. III, 413. Schamb.,
169 a. Vgl. rappeln.
Rabbeltasche, /., Plappermaul. M u h-
ling. Ebenso im Holsteinschen, im
Götting. Ravxweltasche. Schütze III,
268. Schamb., 16i)a Vgl. rabbeln.
Rabe, /., s. Rab.
Rabheler, m, s. Dannecker.
rabiönsch, adj,, habsüchtig, geizig.
rabosen, m.^ s. rabasen.
rabotten, sw., s. robotten.
Rabsgras, n., Rasenschmeie, Aira
caespitosa L. Hagen, 81.
Rabunek, m.^ poln., Raub, PlQnderung.
Auf Rabunek gehen, Sperber, 39.
rabunten, sw. rabunten gehen, böse
Wege wandeln, herumschwärrnen. Vgl.
Brem. Wb. lU, 413.
RabÖSCh, m., s. Rabüscher.
raböschen, raböschem, sw., rauben,
stehlen, überhaupt etwas ohne Recht
und Berechtigung sich aneignen. Poln.
rabfM der Rauber, rabowa6 rauben,
plündern. Vgl. rabasen.
Raböscher, m, von rabuschen^ Dieb,
ein Mensch, der alles sich anzueignen
versteh t. Am Ostseestrande Arbeiter,
der auf eigene Hand, also gesetzwidrig,
nach Bernstein gräbt. Auf dem Rück-
wege nahmen ihm verschiedene Maro-
deurs — Rabuscher von den Landleuten
genannt-- sein weniges Geld ab. (1807.)
Lehrerz. f. Ost- und Westpr. 1880,
S. 242a. Sperber, 39: Rabusch Räu-
ber, verwilderter Mensch.
rachaideln, rachheideln, sw,^ coire.
Klingt jüdisch, stammt jedoch nicht
aus dem Hebr, wird auch nicht von
Juden gebraucht, ist vielmehr Nach-
bildung des an ei und oi reichen jü-
dischen Jargons.
Rachenputzer, tt»., Schnaps, der den
Rachen reinigt. Vgl. Schmeller
III, 10.
rächfär, adj. u. adv,, s. r&kf&r.
rachgierig, adj., habgierig, habsüchtig,
eigennützig. Ebenso und rachig in
Hessen, woraus hervorgeht, daiz das
Volk an Rachen (Jaux) denkt. Vil-
mar, 312. Mühling hat in gleichem
Sinne noch rachsüchtig; Schemionek,
31, rachhalsig; Hennig, 334, hat raff-
gierig, von raffen, als den edleren Aus-
druck — „der gemeine Mann sagt
rachgierig,^ ,
rachhalsig, adj.^ s. das vor.
rachheideln, sfm,, s. rachaideln.
rachsüchtig, adj,, s. rachgierig.
Rachuli, Rachuller, m,, rachullen.
rachullen, sfw., gierig verlangen, an
sich reilzen. Er rachullt- tiberall herum^
er sieht zu, wo er etwas ergattern, ge-
winnen kann, sucht nach Beute. Auch
hier wird, wie bei rachgierig, an Ra-
chen gedacht; doch liegt wohl das
poln. rachowad rechnen, zählen, näher,
dessen Präs. rachvj§ lautet. Davon
Rachull, Rachuller, m., Habgieriger, Un-
ersättlicher. rachull(e)rig, adj,, gierig,
habsüchtig, sehr ^nach sich". Sche-
mionek, 32: rachhultrig, Sperber,
26. Schmitt, Westpr., 167.
rack, adj.y straff, steif. Zudem ist
der nüchterne Leib, wegen der gleichsam
erstorbenen Geisterlein, gleichsamb rock,
Star und kalt Linem , Dd Ib. De
Hans was rack on möd von allem Peper-
stampe. Carm, nupt. I, 282, 7. Vgl.
Schmeller III, 38.
racken, sw,, s. raggen.
Racker, m. 1, Schinder, Abdecker,
Henkersknecht; von raggen , racken.
Ebenso engl., holl. und schwed. £t
föllt göt, seggt de Racker, Schlechte
Ttt, seggt de Racker, et folU nuscht,
2. Bezeichnung für einen Pfiffikus,
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208 Rackerei — radbrechen.
Schelm. Er üt ein geriebener Racker, tick rackermod onmatt. Nowack, 42.
3. Schimpf- und Schmeichelwort, je Vgl. pack.
nach dem Geschlecht: der Racker^ die rackem. 9w.^ angestrengt arbeiten,
Racker, Du Racker^ cP denkst^ cP kannst sich abmühen, namentlich wenig loh-
alUen scheten, Soph. R. III, 382. Kamt nende, schmutzige Arbeit verrichten.
m^t^ §k war ju dolhte Geschichten van Wer de ganze Wäk (Woche) gerackerty
dissem Racker^ dem Forth^ verteilen. Dem es de Stäw denn vehl to eng.
Dorr, l.Wiew., 116. 4. Racke, Mandel- Nowack, 36. Vgl. raggen^ rocken^
krähe, Coracius garrula. Muhling, Racker, abrackern, sich^ sich abarbei-
Tiem., 176. Die Krähen überhaupt ten, durch angestrengte Arbeit müde
nennt der Volksmund: dem Racker sine machen. Sperber, 5. anrackem. Sich
DuwCy die Tauben des Rackers. Racker einen Bund anrackem^ ihn mit An-
im Sprichwort s. Sprw. I, 3050 ff. strengung und Mühe an sich gewöhnen.
Vgl Bock, 49. Hennig, 206. Ri- Dönh. verrackem, sichy sich überar-
chey, 204. Brem. Wb. III, 425. beiten.
Vilmar, 313. Sallmann, 38b. Rackerzeug,pltd.Rackerttg,n., Gesindel,
Rackerei, pltd. RackerT, /. 1. Woh- Geschmeifz, böse Brut. Schimpfwort,
nung des Schinders. 2. Schwere, ab- oft auch in gemütlichem Sinn. S. Be-
mattende Arbeit, Quälerei, Plage. Es leg unter EUc.
ist eine reine Rackerei. 3. Unreinigkeit, Rackopill, /., Schabe. S. Franzosen.
Schmutz. Backs, m.. Stich. Er hat ihr einen
Rackerhund, m.^ Hund des Rackers; Rcu:ks beigebracht. Friedland Ostpr.
beliebtes Schimpfwort In Hessen ist racks, interj ^ schallnachahmend, zur
Racker zunächst bissiger Hund. Vil- Bezeichnung eines Bruches ^^huicks.
mar, 313. Rcu^ks^ brach der Wagen! Treichel.
rackerig, rackrig, adj., schmutzig, sehr racksen, sw.^ Iterativ zu rocken^ gleich-
beschwerlich, ermüdend. Eine racke- bedeutend mit rackern^ angestrengt ar-
rige Arbeit Nach Mühling auch: auf- beiten. Treichel.
gebracht, erzürnt; in diesem Sinne auch Räckske, n.. Röckchen,
in Posen. Bernd, 232. raden.«K7., roden, ausrotten. Hennig,
Rackerkarre, /., Karre eines Rackers. 205.
Rackerkaule, /*., Raule, Grube, worin räd on rund, adv.y s. rM.
der Racker die Reste der abgethanen Radäu, Rabäu, m., Lärm, Geschrei,
Tiere vergräbt Nach Mühling der Spektakel, Unfug.
Platz, auf welchem er sein Geschäft Radaune, /., Flufzn., s. RadQn.
betreibt, Schindanger. Ebenso auch ridbrechen, rftdebraken, pltd. rädbrä^
im Bremischen. Brem. Wb. HI, 425. fo(n), st. 1. mit dem Rade zerbre-
Rackerknecht, m. 1. Knecht eines chen, rädern. 2. verstümmelt sprechen,
Rackers, Schinderknecht. 2. Schimpf- also beim Sprechen die Worte zer-
wort. brechen, wie es kleine Kinder thun,
rackermilde, adj.^ rack und müde, die zu sprechen beginnen, oder Leute,
steif und müde, sehr müde. In der die eine fremde Sprache schlecht spre-
Verstärkung: hunder ackermide. Wurd chen. Do« Kind rddbrdkt schon. Er
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Radbrecher — raggen.
209
rddbrdkt im Deutschen^ Holl. rad-
hraken^ raJbraken^ im Göttingensclien
rabrakm. Vgl. Adelung HI, 912.
Scham b., 166a. Hennig, 334. Da-
von:
Rftdbrecher, pitd. RädJbräker^ m.^ einer,
der rddbrächt.
Rftde, f.y Kornrade^ Affrostemma gi-
thago L. RM und Tresp Hält den
Bauer fest; Aber Schmel und Klapper
Jaget ihn vom Acker. Samland. Sprw.
I, 3054. Hennig, 205.
rftdebraken, m.^ s. r&dbrechen.
Radel, n., Waldläasekraut, Pedictdaris
silvatica L. Bock, Nat lU, 455.
Hagen, 650: Rodel. Nsslm. Th., 220:
Rodelj Sompfläusekraat, Ped, palvr-
stris L.
Raderiaichen, m., richtiger Räderku-
chen ^ längliches Schmalzgebäck zum
Kaffee, dessen Teig durch ein sporen-
artiges Rad der Länge nach zerschnit-
ten ist, wodurch der Rand gezackt er-
scheint. Durch einen Einschnitt in der
Mitte wird das Gebäck knotig geschürzt
und heifzt daher auch Schllrzkuchen.
Samland.
Radheuer, m,y auch Ratteier ge-
schrieben, Arbeiter, der zum Pflügen
(ftlrs Rad) geheuert wird. Treichel.
Radikalacker, m., der eingewurzelte,
erbliche Acker, der ohne den dazu ge-
hörigen Hof nicht verkauft werden
durfte. S. Behnisch, 76f.
radlich, adj.^ weit auslaufend. Von
den Wurzeln der Kartoffeln. Dönh.
Radnelke, /., Kornrade, Agrostemma
gühago L. Hagen, 482.
RadSI, Pflzn., lanzettlicher Wegerich,
Flantago lanceolata L. Hagen, 170.
Radom, /., Rohrdommel. Samland.
Radschen, Ortsn., Dorf im Kirchspiel
Küssen, Kr. Pillkallen. Du boat woJd
von Radache, wo se de Flinse op ene Sid
FriMhbitf, W6rt«rbaeh IL
backe — wo se de Wagens op ene Sid
schmerey so sagt man, wenn jemand
eine Arbeit linkisch oder nicht voll-
ständig macht. Das Dorf ist so ge-
baut, dafz alle Gebäude auf einer Seite
der LandstraTze stehen. Sprw. I,
3055.
RadQn, /. 1. sumpfige, nasse Stelle
im Acker, auf dem Felde. Treichel.
2. nach Hennig, 205, ursprünglicher
Name des Flufzcheus Radaune in Dan-
zig. Hennig folgt fQr die Herleitung
des Namens der Sage, nach welcher
er von Rettung, pltd. Reddung, ab-
stammt, weil ein Missethäter sich durch
Anlage der Mühlenwerke, welche die
neue Radaune treibt, das Leben ge-
rettet haben soU.
R&f, m. u. n., s. Rflb.
r&fen, sw., Sahne, Rahm bilden: Die
Milch will nickt rdfen, oder: rdft gut.
Hennig, 205. Vgl. Rdb.
Raffel, m., s. Räpel.
Rafferin, /., von raffen, die hinter
dem Schnitter herschreitende Binderin
des Getreides. Hinter mir sputet sich
die Raff eriny aufnehmend, greifend bin-
det sie Oarben. Aus einem masurischen
Liede.
raffgierig, adj., s. rachgierig.
rftgbar, adj., s. rftkfär.
rftgen, »w., s. rflken.
Itagge, /., Körper, vielleicht mehr
noch Rücken. Dei Ragge voüschmere,
durchprügeln. 2. Pferd. Dei heft e
Paar gode Ragge. Samland. Vgl.
Kragge.
raggen, racken, sw., mit Mühe und
Anstrengung vom Schmutze reinigen,
aus dem Grunde reinigen, Unflat aus-
räumen, Unsauberes waschen, scheuem,
überhaupt angestrengt bei einer un-
saubem Arbeit beschäftigt sein, ab-
raggen, ausraggen. Einem die Läuse
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210
ra^endigyoll — rfikfär.
ahraggen. Es ist nickt <mszuraggen^
der Schnmtz ist nicht wegzubekommen,
es ist nicht rein zu bekommen. S.
beraggen. Hennig, 206. Ygl. rftken.
raggendigvoll, adj.^ überaus schmutzig,
so unsauber, daiz der Schmutz nicht
zu raggen^ auszuraggen ist.
Ragnit, Ortsn., Kreisstadt im Reg.-
Bez. Gumbinnen an der Memel. Lebt
in der Redensart: Äük/nt^ (bei Bock,
50 und Hennig, 206, RangniUer\ ma-
chen^ Verbrecher gefängUch einstecken.
In dem alten Schlosse der Stadt be-
findet sich eine Provinzial- Straf -An-
stalt. Sprw. I, 3056. Vgl. Nsslm.
Th., U5. Altpr. M. XV, 583.
Bahn, Rohn, m., Bahne, /., Bahnen,
m.j Stück Bauholz, noch unbeschlage-
ner Baumstamm. Lit rönas ; ahd. rono^
mhd. rone^ ron umgestürzter Baum-
stamm. Denn wenn der Rahnen 9o ge-
schnitten mrd, da/z auf einer Seite
allein feste Dielen ^ auf der andern
Seiten allein schwammichte und fosche
Dielen entstehen, so etc. ... aber leicht^
fertige falsche Dielen entstehen^ wenn
ein Rahn anders geschnitten wird, Li-
nem. Tt 2a. Brettschneider so: Fichte-
rone, FichterönCy Schnitt fer Schnitt e
Achtehalber l Kinder-Neckreim. Kgsbg.
Nsslm. Forsch. 2; Th. 146: Rdne,
Rdnen. Vgl. Altpr. M. XV, 584. Mnd.
Wb. m, 504b.
Rahnenschneider, m., Schneider des
Rahnen, Brettschneider. . , . ein Hau/z-
vater und Bawherr den Rahnen- oder
Bretschneidem einzurahten hat, wie er
die Dielen abschneiden soUe,. Linem.,
Tt 2a.
Bainfurt, Pflzn., gemeiner Rainfarn,
Ta/nacetwm vulgare L. Dem gesunden
Vieh giebt man die Pflanze, klein ge-
schnitten und mit Salz, „fürs Ge-
schmack'^, d. h. damit es gut früzt,
dem kranken mit Bier gekocht.
Bajöle,/., Rigole, Rinne, Abzugsgraben.
HoU riool, frz. rigole.
rajölen, sw,^ rigolen, umgraben, um-
kehren, den unten liegenden Boden eines
Ackers oder Grartens nach oben schaf-
fen. Nach Überschwemmungen in der
Niederung wird, wenn der Sand nicht
gar zu hoch die Fruchterde überdeckt,
der Acker rajolt Passarge, 341;
Balt, 195. Franz. rigoler, poln. ry}§,
das Präs. von ry6 wühlen, die Erde
umgraben, slavon. ruju furchen, auf-
wühlen. Frisch H, 122a: riolen. Hen-
nig, 206.
Bäkel, m., s. Bftkel.
rftkeln, sw,, sich, sich dehnen, behäbig
sich einrichten, breit, unnütz machen.
Fast gleichbedeutend mit rekeln, Trei -
chel.
rftken, 8t^., treffen, rühren, berühren, al-
terieren, interessieren, reichen, ausrei-
chen, verschlagen. Gortzitza schreibt
ragen. Das rdkt ihm nicht, sagt man,
wenn einen Reichen ein Verlust getroffen,
der von ihm ertragen werden kann.
Wa^ rdkt dem ein Puckel voU IVügelf
Dat rdkt nuscht^ verschlägt nichts.
Es rdkt ihm nichts^ es beunruhigt ihn
nicht, interessiert ihn nicht. Pr. Ar-
chiv I, 526. La/z seyny dafz Hetzen
auch nicht reine Kömer'mcMen, Wo»
geht das Jungfern an, was rakt es die
Vestalen. Carm. nupt I. Dei fehlt
(beim Schielzen nach der Scheibe), an
raackt gewifz ant Schwarte nich henan.
Ibid. 133 c. HoU. raaken. Verwandt
mit reken reichen. Brem. YH). IH, 422.
Mühling hat raken auch in der Be-
deutung von schaden. Hennig, 205.
rftkfftr, rokfar (a = a), rftchfftr: nach
Schemionek, 31, auch rftgbar, adf.
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rallen — rampen.
211
and cuh.^ ge&hrlich, milzlich, be-
denklich. Es ist rdkfdr^ auf schwa-
ches Eis zu ffeherij — mit Licht
sich leicht entzündbaren Stoffen zu
nahen. Einen Handel mit wenig gang-
baren Waren zu beginnen — ist eine
rdchfdre Geschichte, Et os fäke ser
rokfär^ es ist häufig sehr gefahrlich.
Die erste Silbe weist auf das alts. raka^
«hd. rahha, rahcha^ racha^ Rede, Re-
chenschaft; Sache. Schade, 699 a.
In Pommern ist das Sahst. Rake/aart,
n,y ein Ungefähr, ein Zafall, der viel
einbringt: dat was so'ne Rakefaart.
Dähn., 372b. Hennig, 205.
rallen, sw. 1. laufen, sich jagen,
balgen, rasen, tollen, sich wälzen vor
Lust, Possen treiben. Tobenden Kna-
ben wird zugerufen: RaUt nicht so!
Die Jugend aber rallen, tanzen, spielen
wie sie können, Pierson, Matth. Prät,
82, 86. Denn war zwee Tag* hinter
enander en Gejuchtz on en Rallen on
Dollen on ommer Musick. Schalt). 3,
9. In Bayern rallen herumlaufen.
Schmeller III, 79. Im Götting. raln
ken sich hin und her wälzen. Scham b.,
167 a. rallen in Verbindung mit dallen
s. dollen. Bock, 50. Hennig, 206.
2. ooire; von Schweinen.
Räm, m., auch RämstUck, n., von Rah-
meny Balkenlage auf der Mauer, wo-
rauf das Dachgerüste ruht Oberland.
Auch Rahmen, Einfassung, Umgebung
überhaupt; in Danzig ist Rom oder
Rämel Name einer Strafze, die früher
zur Umgebung des Schlosses gehörte.
Löschin, 45.
ramasselriy ramasteln, siw., geräusch-
voll thätig sein, rasseln, klappern,
hämmern und klopfen. Hennig, 206.
Rambau, m., Strafzenname in Danzig,
richtiger Rafmmbau, da der sumpfige
Boden durch eingerammte P&hle und
Steine befestigt werden mulzte. Lö-
schin, 45.
rämen, sw.y nach Mühling: über-
wältigen, bezwingen, ringen; bei Je-
roschin: zielen, ins Auge fassen, au&
Korn nehmen. Er rdmte stn so lange,
unz er in durch ein wange mit eine^
spere gestach, 56a. Pfeiffer, 304.
Und jagen es (das Wild) par force ins
flache Feld hinein. Dann geht» ans
Rahmen, da/z die Wolle davon stäube,
Carm, nupt. IV, 56b. Vgl. Frisch II,
85a. 2. tre£Pen, antreffen, begegnen
und dann auch anrämen; zur rechten,
gelegenen Zeit kommen. Ich rdmd ihn
schlecht, ich traf ihn bei schlechter
Laune. Ich hatte eine schlechte Zeit ge-
rdmt. Die Arbeit rdmt nicht, es ist
wenig Arbeit anzutreffen, sie ist schwer
zu finden. Natangen.
rammdäsig, -dSsig, adj., zum rammen
däsig, 80 borniert, dafz man den Dumm-
kopf als Ramme gebrauchen könnte.
Treichel. Vgl. däsig.
rammeln, sw,^ sich begatten; zunächst
von Kaninchen, Hasen, Katzen, Schafen,
dann aber auch von Menschen. Von
Ramm Schafbock. Vgl. Brem. Wb. HI,
431. Davon Rammelei, /., Rammelzeit,
pltd. RammeltTd, f,
Rammklotz, m. 1. Klotz, mit dem
gerammt wird. 2. bildlich zur Be-
zeichnung eines korpulenten, kräftigen
und behäbigen Menschen. Er ist ein
rechter Rammklotz, Er ist so dick wie
ein Rammklotz, Sprw. I, 5*70.
Ramp, m.y s. rampen.
rampen y rumpen, rllmpen, rümpfen,
rllmpfen, pltd. rVmpe(n), sw,, in Bauscl^
und Bogen kaufen. Namentlich wird
auf Jahrmärkten Töpfergeschirr gerampt,
gerumpß etc. Ein Einzelner kauft den
ganzen Rest der Töpferware, sucht dann
Abnehmer und teilt nun den Vorrat
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212
Ramsch — ranzeonere(n).
in 80 viele Haufen, als er Teilnehmer
gefunden, auf jeden Haufen das ihm
übergebene Pfandstück des neuen Be-
sitzers legend. In anderm Falle setzen
auch die Töpfer selbst am Schlüsse
des Jahrmarktes den Rest ihrer Vor-
räte in Haufen und verkaufen oder ver-
losen diese kleinen Ramj>e an einzelne
Liebhaber. Nach Mühlin g werden
die Töpfe ihrer Gröfze nach in Reihen
gestellt, und hat jeder Käufer eine ganze
Reihe gleichartiger Töpfe zu überneh-
men. DtT ganze Rest oder jeder ein-
zelne Haufe, jede Reihe ist ein Ramp,
Rump, RUmp, Rumpf, R8mp, auch Rummel
und Ramsch, daher das Verkaufen im
Ramsch^ ohne Auswahl, auch ramschen
genannt wird. In Bremen heifzt der
ganze Haufe Rummel^ im Osnabrück-
schen Rämtery franz. ramm^ hoU. rom-
melzoo, Brem. Wb. lU 431. 553.
Ramsch, m., ramschen, sto., s. rampen.
Ramskopf, m., Ramsnase, /., Pferd mit
Kopf, Nase, wie sie der Ramm^ der
Schafbock, hat.
rftn, o^;., s. rank.
'r&n, 'ranne, 'ranner, adv,, heran. De
Moddag kommt Wanne, Volksl. 35,
23, 3.
Ranche, Pflzn., Rainfarn, Tanacetum
L. Rössel. Mühling.
Rand, m, 1. die äul'zere Einfassung.
Ati8 Rand und Band sein. Das ver-
steht sich am Rande^ ohne weitere Be-
merkung, von selbst. 2. der Mund.
Halte den Rand!
Rand&l, m., Lärm, Skandal. Randdl
machen^ Randdl schlagen, Skandal
machen. Zur Verstärkung: Heidenran-
d&l. Davon: rand&len, randalieren.
Randnetz, n., s. Klippe.
Rftne, /., Rftnen, m., s. Rahn,
Ranefenblume, /., s. Romei.
rangeln, sw,^ s. rangen.
rangen, sw.^ sich, ringen, im Ring-
kampfe die Kräfte prüfen, in Danzig
rangeln. Die Jungem rangen sich. Dat
sit üt, als wenn sock twe Bare ränge,
wenn zwei Männer sich küssen. Ja,
ere twei op enem! säd de Diwel, wl hei
sock mSt dem Knecht rangd! on dei rSp:
Help de lewe Gottke! Sprw. I, 3744.
Vgl. Schützern, 273. Bernd, 233.
Bock, 50. Hennig, 206.
Rangnit, Ortsn., s. RagniL
rank, adj., schlank, dünn und lang,
schmächtig. Ein rankes Pferd. Ironisch
sagt man über den Wuchs ein«s Men-
schen: So rank on schlank tm e Wage-
brett. Sprw. I, 3060. Da sech ock en
ranket fixet Offztrken. Elbinger Höhe.
N. Fr. Prov.-BL a. F. IX, 245. Fir-
menichin, 496a. Mühling hat rftn;
holl. ran, rank, engl. u. schwed. rank,
ebenso in Bremen. Brem. Wb. III,
433. In Bayern rdn, ranig. Schmel-
1er III, 92.
rankein, sw,, ranken, hoch u. schlank
aufschiefzen, drehend sich winden, lok-
ken. Die Bohne — das Haar rankein
sich. Mühling.
ransenieren, sw., s. ranzeonftre(n).
Ranze, m., s. Ränzel.
' Ränzel, m., Dem. von Ranzen, Bauch.
Er hat seinen Ränzel voll, er hat sich
satt und voll gegessen. Bkik frat den
Rentzel voll. Carm. nupt. I, 282, 14.
Drinke, singe, danze, VullscMon mine
Ranze fSchlochhVL. Firmenich 1, 118b.
Volksr., 222, 790. Hennig, 211.
ranzen, sw. 1. heftig anfahren, aas-
schelten. Mnen anranzen. 2. sich nachts
liederlich herumtreiben. Mühling.
ranzeon6re(n), sw., sich, sich ranzio-
nieren, in der Bedeutung von einrich-
ten. Hei wet sock to ranzeonere, er ver-
steht sich einzurichten. In Westpr.
auch ranseneren. Treichel. In der
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R&p — Rapunzel
213
gewöhnlichen Bedeatong: loskaufen, hat
Hennig, 207, nach Schütz, Preufz.
Chron., 326, ranzQnen. Vgl. Brem. Wb.
ni, 434.
Rftp, R&pen, Rappe, Rftpe, m,, der
Rapfen, Aspius rapax^ altpr. rapw, kur.
rap£u/r. Nach Mühling, Tiem., 176,
auch Rapan, sonst noch Rohrkarpfen,
Alat, Raubalat, Frefzalat, Salat, Zaiat,
Alant, lit. salatiSy celatos^ salote, kur. so-
latej nhd, alunt Benecke^ 130. Bock,
Nat. IV, 659. 670.
Räpel, Raffel, m., Rftpe, /., hölzerner
Flachskamm zum Abreilzen der Samen-
knoten des Flachses. Er besteht aus
dem Räpelbaum und den Regeln; erste-
rer ist auf der Dreschdiele in Quer-
lage angebracht und hat eingestemmte
öfinangen, in welche die Räpel wie
Zähne gesteckt werden. Durch diese
werden die Stengel hindurchgezogen
und die Samenknoten abgerissen. Vgl.
Brem. Wb. III, 482. Mi, 69a.
räpeln, 9w.y mit einem Räpel die Sa-
menknoten des Flachses abreifzen. Im
Holstein, rapeln. Schütze III, 307.
Ittpeltän, m, 1. Zahn, Zacke eines
Rapeb. 2. zur Bezeichnung eines Men-
schen, der andere gern neckt und durch
die Zähne zieht. In Pommern Schelt-
wort auf häfzliche alte Weiber und
Mägde, denen die Haare ums offene
Maul hängen. Dähn., 372 a. Im 6öt-
tingenschen repeltm der Raffzahn, der
stark hervortretende Vorderzahn bei
Menschen; der Mensch mit einem solchen
Zahn. Schamb., 171a.
Räpen, Rappe, m., s. Rftp.
Rappel, m,y momentaner Irrsinn. Er
hat einen Rappel. Vgl. Raps.
rappelkSpsch, -kSpfig, adj.^ leicht er-
regt, aufbrausend, jähzornig. Eopf, in
dem es schnell rappelt . . . dafz^ da
9ie stolz und mein Bruder rappelköpßsch
isty die Sache hof entlich auseinander^
gehn kann, Soph. R. V, 605.
rappeln, sw, 1. rasseln, klappern. 2.
bildlich : dem rappelt's im Kopfe^ er ist
nicht bei gesundem Verstände, bei„ruhi-
ger Überlegung. Nun, weiVs rappelte,
Soph. ß. n, 420. Rappelf 8 f werden Sie
sagen. Ibid., 482. 3. — sich^ sich auf-
raffen, emporrichten, zusammennehmen,
herausarbeiten. Sich in die Höhe rap-
peluy das Tier z. B. aus einem Sumpfe,
in dem es steckt, der Mensch aus einer
üblen Lage, in der er sich befindet.
In letzterm Sinne auch aufrappeln.
rappelndig voll, bis zum Überlaufen
voll. Treichel.
rappen, sw., zahlen, in berappen, be-
zahlen. Hast all berapptf Nun hei/zt
es berappen!
Rapphenn', /., Rebhuhn. Saalfeld.
rapplig, cuif» von rappeln^ nicht recht
bei Sinnen.
Raps, m.y Sparren im Eopf; wunder-
licher, fast irrsinniger Einfall, plötz-
liche dumme Neigung; Rausch. Er
hat einen Raps, er ist nicht bei vollem
Verstände. Hei^ rep he^ wat schadet
mt e Rapsf Man noch e Schnaps l
Samland. Firmenich HI, 115b. Man
hört auch das allgemein gebräuchliche
Raptus.
rapsen, sw. 1. mit Geschwindigkeit
und heimlich raffen, widerrechtlich an
sich reiizen. Vgl. ripsraps. 2. von
Raps. Es rapst bei ihm^ er handelt un-
sinnig. Treichel.
raptim-zaptim, adv., eilig, im Moment,
im Handumdrehen. Das ging raptim-
zaptim. Sperber, 43.
Rapuck, /., Wrucke, s. Brflke. Ma-
rold.
Rapunzel, Pflzn. 1. gemeine Winter-
kresse, jBarÄaro^atn^amiJ.jBr. P rit-
ze 1, 54. 2. Teufelskrallen, Phyteuma
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214 rapzig — rasen.
L. Hagen^ 236 f. 3. franzSsischer Ra- sagen'. Die See raret^ welches memem
punzely aach RUbrapUnzel, zweijährige Bedünken nach heissen soll, sie raset.
NAciiikeTze^ Oenothera biennis. Hagen, Bock, Nat. I, 391. (Mt (Strom und
407. Eis bei der Überschwemmung) roart
rapzig, adj. yon RapSy plötzlich un- on bröUt wie Ongewitter. Dorr, 19.
sinnig, von falschem Gelüst ergriffen. 2. laut weinen. 3. im Todeskampfe
Sie tvurde rapzig und wollte nach der röcheln. 4. in der Trunkenheit röchelnd
grofzen Stadt. lallen. Er rdrt nur noch. Sprw. I, 445.
rftr, adj.^ aus dem lat rarus^ selten. Engl, to roar^ angs. raran, holL reeren^
wertvoll, trefflich, vorzüglich, ausge- franz. r^, im Elsaiz rören. Brem. Wb.
zeichnet. Das Geld ist rar. Ein rarer HE, 437. Ahd. reren, mhd. reren; in
Besuch. Ein rares Essen. Et kosft Bayern reren. Schmeller HI, 120.
v)ol zwar, äwer et schmeckt 6k rar. Bock, 50. Hennig, 207.
Sprw. I, 2153. Dat lett em rar, das Rftrer, m. von raren, Schreier, Brül-
kleidet ihn gut Dat ös wat Rärschy 1er, zur Bezeichnung eines Kindes, das
mtn Dochter, e Schntder! Dönh. Wat ohne Aufhören schreit; auch Rftrhals,
es Rohret denn to sehnef Nowack, Schreihals.
39. Aber auch in ironischem Gegen- rasaunen, sw., geräuschvoll thäiig sein;
satz: ^n rar^Ä<?rZ, ein schlechter Kerl, von Frauenzimmern. Sie rasaunt im
Vgl. Brem. Wb. III, 437. Schmeller Hause umher. Nsslm. Forsch. 3; Th.,
111,120. Vilmar, 315. Hennig, 207. 220. Nach Marold in weinerlichem
rareifen, sw., lärmen, schreien. Wer Tone sich unausgesetzt entschuldigen
nach der letzten Glocken von Bier gehet oder etwas zu erlangen suchen; er weist
oder in andere Häuser, der soll ohne auf raisonner hin.
alles Säumen heimgehen und nicht auf Rasch, m., ein leichtes Wollgewebe;
den Gassen gehen rareifen. Heilsberger in der Eleid.-Ordg., 370, Harres. Man
Willkür, 56. Vgl. rftrert unterschied Raschmacher und Zeug-
rftren, pltd. rare(n) (a = a), sw. 1. macher. Du muttst vom Pährd, du magst
tosend brüllen, stark schreien; zunächst TOchmaker sin edde Raschmaker, da
vom Rindvieh, dann von der See. Er mulzt vom Pferde, du magst Zeugmacher
rdrt wie ei7i Stück Vieh. Aach saget sein oder Raschmacher. Soph. R. HI,
die Hoffmutter von Korunenen noch cid- 382. In Westpreussen waren ums Jahr
licher aus, da/z vergangenen Donnerstag 1778 86 Rasch- und Zeugmacher und
in der Nacht gleichfalls ah wenn einem von denselben 78 in den combinirten
Kalbe der Hals abgeschnitten würde, so Städten vor Danzig. Bock, Nat. I,
gerahret, und wie sie darnach gesehen, 679.
sei nichts gewesen. Inquisitions-Rezefz Raschel, m., Rausch. Hei os öm Rak-
ete. Beitr. z. Kde. Pr. IV, 60 f. Heir schel, er ist angetrunken, hat einen
(höre) mal to, wo de Kerl (der Hahn) RauscL Samland.
rärt! Tierräts. 39. Das Getose der Raschewill, m., s. Rilichewill.
aufgebrauchten Fluth ahnt dem Todes- Raschwalzer, m., Schnaps, der rasch
brüllen eines Ertrinkenden — er (die durch die Kehle walzt. Sprw. I, 1532,
Ostsee) rakrt. Pr. Prov.-Bl. XXVI, raieln, sw., s. rotein.
429. Hexspr., 156. Die Strandbewohner rtsen, sw., vom Zittern der Fenster
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Raape '— ratzekahl.
215
bei DoDBersclilägen oder sonst merk-
licher Erschütterung des Hauses. El-
binger Ndrg.
Raspe, /. So viel Kömer y so viel
Scheffel^ So viel Ri^en^ so viel Raspen!
Eratespruch. Volksr., 229, 803. Ahd.
raspön, mhd. raspen u. raspelen, eilfertig
sammeln, zusammenra£Fen. Schade,
701a. Vgl Schmellerlll, 141.
Raspelbrot, n.y kleines rundes Bröt-
chen aus Weizenmehl mit rauher Binde.
Es wird besonders auf Hochzeiten den
Gästen vorgelegt Hennig, 207. Nach
Adelung IH, 944, hart gebackenes
Weizenbrot, woran die Kinde mit einer
Kaspel abgerieben worden.
raspeln, sw.j schön thun gegen Mäd-
chen : Sü/zholz raspeln. Du kannst dat
Rasple läte. Nowack, 37.
rasselig, adj.^ halb verrückt, über-
geschnappt. Er ist rasselig. Sprw. I,
3062.
Rastenburg, Ortsn., Kreisstadt im
Beg.-Bez. Königsberg. Sprw.: Erglüht
wie Rastenburg, er ist erhitzt oder be-
trunken. Siehe das Genauere in den
Sprw. 1,1318. Die Bastenburger hei/zen
auch Kapusendiebe.
Rasumöck, m., s. Rosemöck.
Ratai, Ratteier, tt»., Arbeiter, der auf
einem Gute gegen mäfzigen Lohn an
Geld und hin und wieder auch etwas
Acker zur Nutzung als Pflüger dient
und auf Scheffel - Tantieme drischt.
Hennig, 334, schreibt Retay. Ober-
land. Poln. ratay Gärtner, Besitzer
eines Gartengrundstückes ohne Acker-
land; nach MrongoviusI, 430a, zu-
nächst ein zum Kriegsdienste verpflich-
teter Landmann, im Pr.-Poln. Ganz-
bauer, Ganzhöfner. Nsslm. Forsch. 3;
Th., 146. Schmitt, 108; Westpr., 167.
Förstemann, 424.
Ratefonnel, /., Segensspruch, Spruch,
der beim Baten „gebetet" wird. Vgl.
raten. Eine Sammlung provinzieller
Bateformeln enthält: Hexenspruch und
Zauberbann etc. von S. 27 ab.
raten, sw. 1 . Bat erteilen. 2. Hilfe in
Krankheit bringen durch Hersagen eines
ßegensspruches (einer Besprechungs-
formel) und durch besondere Hand-
lungen und Zeichen. Sich raten lassen^
sich in angedeuteter Weise von Krank-
heit heilen lassen. Solches heifzt auch
besprechen, besegnen. Genaueres in
Hexspr., S. 26ff. Hennig, 207.
ratlich, adj.^ sparsam sein, mit dem
Seinigen zu Bäte zu gehen wissen. He
OS rätlich as Schmedts Kätei*, de fratt
dat Licht op on satt om Dtstem. Dzg.
Nhg. Sprw. I, 3065.
räts, interj.y s. rtts.
Ratteier, m., s. Radheuer u. Ratai.
rattern, rattern, rettern, sw.., polternd
rasseln, knarrend prassebi. Über Stein-
pflaster rollende Wagen, explodierende
Feuerwerkskörper rattern und rattern,
On de Polverböaen rettern. Dzg. Nhg.
Viol^t, 188. Volksl., 42, 27, 2. Vgl.
Brem. Wb. HI, 439. Schütze III, 277.
Dähn., 372a. Hennig, 207.
Ratz, Ratze, /., Hatte. In Verbin-
dungen: Schlaf-y Spieb^atZy wobei das
Volk kaum an den Ratz = Haselmaus,
Murmeltier, Iltis, denkt.
Ratze, /., Bifzwunde, also = Bitze.
Treichel.
Ratzefaller, m., s. Ratzenfalle.
ratzekahl, ratzenkahl, adv., ganz und
gar, völlig, mit Stumpf und Stiel; Kor-
rumpierung von radikal. Er hat alles
ratzekahl zerschlagen. Die pltd. Form
rattekdl habe ich nie gehört; das Volk
scheint also zu fühlen, dafz es einem
Fremdworte gegenüber steht. In Hessen
rattekahl und zwar inllem Sinne: kahl
wie ein Battenschwanz. Vilmar, 316.
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216
ratzen — räum.
ratzen, sich, 8W, 1. angestrengt ar-
beiten, sich mit Arbeit abquälen: sich
abratzen, verratzen. Nein^ was mu/z
man sich verratzen! 2. zanken^ strei-
ten, sich mit einem ratzen^ herumratzenj
sich mit ihm streiten, zanken, balgen,
reifzen und schlagen. Davon Ratzerei,
/. und Geratz, n., angestrengte Arbeit;
Gezanke, Balgerei, Prügelei.
Ratzenfalle, /., Falle zum Fang der
Ratten. Die slawischen Verfertiger von
Rattenfallen heifzen Ratze-, RatzKaller.
Vgl. LapHschkeschwenker.
Ratzerei, /., s. ratzen.
Ratzifaller, m., s. Ratzenfalle.
Raubalat, m, s. Räp.
räubern, sw.^ Lügen erzählen, auf-
schneiden. Eine unwahre Erzählung
ist eine Räubergeschichte.
Raubritter, m., Besitzer eines kleinen
neuentstandenen Gutes problematischer
Existenz. Gortzitza.
Rauch, m, 1. in Redensarten: Sich
aus dem Rauch machen, sich aus dem
Staube machen. Der Bischof von HeHs-
berffj sagten die Einen^ ist eigentlich^
was lange kein Mensch gewu/zt hat^ im
Banny und vm/zte kein besseres Mittel^
den Bann los zu werden^ als dieses^ da/z
er sich an den Kaiserhof schicken lie/z
und hat sich so aus dem Rauch gemacht.
Aus einem Briefe des Hochmeisters
L. von Erlichshausen, d. d. Marienburg,
Dienstag nach Bamabä 1453. Voigt,
Gesch. der Eidechsen-Gesellsch. in den
Beitr. z. Kde. Pr. V, 222. Sprw. I,
3068. Er hat sich Rauch um die Nase
gehen lassen^ er hat etwas durchgemacht,
ist ein erfahrener Mann. 2. Herd. Eigner
Rauchy eigener Herd.
Räucherbude, /., Bude zum Räuchern
der Flundern. Kurische Nehrung. Im
Dorfe Sarkau befinden sich mehrere
Räucherbuden. Passarge, Balt., 299.
Räuchergans, pltd. Rfikergans, /., ge-
i^ucherte Gans.
Räucherkaule, /., Eaale, Grube, in
welcher Fische geräuchert werden. Ku-
rische Nehrung.
Rauchhaber, m.. Rauh- oder Sand-
hafer, Avena sirigosa Schreb. Hagen,
120.
Rauchhaus, n., Haus ohne Schorn-
stein. Die Fischerhäuser auf der kuri-
schen Nehrung sind Rauchhäuser.
Rauchlinde, /., langgestielte Ulme, Ul-
mus efusa Willd. Hagen, 293. Der
Name rührt von den am Rande zottig
gewimperten (rauhen) Früchten her.
Rauchstopsel, m. 1. aus Thon gefer-
tigter Stöpsel zum Verschlufz des Rauch-
loches im Ofen, Rauchröhrenstein. 2.
kleiner Mensch. Vgl. Ofenstopsel.
Rauchzahl, /. u. m., Zahl der Rauche^
Rauchfange, wie Mühling erklärt, oder
Abgabe von jedem Rauchy von jeder
Feuerstätte, von jedem Wohnhause. Vgl.
Rauhe. Die Tanseer haben allein die
Unkosten (zum Kirchen- und Schulbau)
vom Rauch-Zahi zusammengelegt. H ar t -
wich, 167.
'rauf, pltd. rop^ ropper^ adv.^ herauf,
hinaul Hochd. auch 'raufert. Kommen
Sie 'raufertl Schemionek, 32. VgL
'rab.
Rauhe, plur.y nach Hennig, 208,
Landleute, die ein eigenes Häuschen
nebst Garten, aber keinen Acker be-
sitzen. Es soUeny damit bei der Decems--
Einnahme nichts zurückbleibe^ die be-
setzte und unbesetzte Euben^ Vorwerke^
die Rauhe und Instleute und Eigen--
thümer so nicht auf Hüben sitzen, in
der Rechnung richtig specifidrt werden.
Instrukt. z. Kirch.- Visit, de anno 1609.
rauhen, sw.^ ruhen.
räum, pltd. rflm, adj, u. ad^. 1. ge-
i^umig, ausgedehnt, unbeschränkt, un-
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Raom — rebbeln.
217
begrenzt, weit, frei, ahd. riim% mhd.
rume^ rum. Ein raumer Platz, Die
räume See. Strauch oder Baum^ der
im räumen stehet, Linem., Cc la.
Rum geseten on langsam gegeten^ man
glowt nichy wat man beharharge kann,
Werder. Sprw. I, 764. 2. nach Klein
II, 82, in Danzig: völlig, reichlich. Es
ist raimn ein Jahr. Vgl. Adelung III,
978.
Raum, m. 1. Abkürzung far Holz-
raum, d. i. der Platz, auf welchem die
Bäcker und Brauer das ihnen gehörige
Hok stehen haben. Dzg. W. Seidel,
34. 2. Er kann nichts zu Raum brin-
genj er vermag in der Rede nicht vor-
wärts zu kommen. Hennig, 208.
Sprw. I, 3072. Er kommt nicht zu
Raum^ er wird nicht fertig, kommt
nicht aus. 3. in früherer Zeit Mafz
für Fische. 1 Raum= IV« Ausschlag
= 7Vt gehäufte Sehe fei Fisch. -Ordg.
von 1589, Artikels. Benecke, 295.
räumen, suj.^ denken, raten, ergrübein.
Mühling.
Raupen, plur. Er hat Raupen im
Kopf, dumme Streiche, überspannte
Ideen, ist hochmutig.
Raupengras, Böhmers Lische, Phleum
Boehmeri Wibel Hagen, 66.
Raupenscheirzer, pltd. RQpeschtter, m.,
Schmetterling, namentlichNachtschmet-
terling. Vgl. dräwen.
'raus, 'rauber, adv.y heraus, hinaus.
S. 'rein.
Rauschbach, Ortsn., Dorf zwischen
Heüigenbeil und Mehlsack. Du hast
e anschlägt ge Kopp^ dei mot nau Rusch-
heck on e Fleschkorw. Sprw. I, 2135.
Raute, pltd. ROt', /., Fensterscheibe.
Rauten einsetzen. Hennig, 208.
Rautele, m. u. n., s. Forelle.
Rautenberg, Ortsn., Dorf im Kreise
Ragnit, im Yolksmunde PUistenen Phi-
listerland.
Rawau, m., s. Karmaus.
Rebarber, w., Pflzn., gemeine Berbe-
rize, Berberis vulgaris L. Mühling.
Rebbel, m., Rest, Überbleibsel;
Menge, Schwärm, Haufe, mit dem
NebenbegriflF des Wirren, ungeregelten.
Nimm den ganzen Rehbel. Wir fahren
heute den ganzen Rebbel ein. Mühling.
Einger em her e ganzer Rebbel von siene
Kornraden. Dorr, 1. Wiew., 84. Lafz
den ganzen Rebbel sein^ gieb die Sache
auf. Sperber, 26.
rebbeln, sw., auffasem, in Fäden auf-
lösen, los- und abwickeln — ein Ge-
webe, Gestricktes, dessen Maschen aus-
einandergezogen werden oder sich von
selbst auflösen; daher gewöhnlich auf-
rebbeln, ausrebbeln. Den Strumpf auf-
rebbeln — ausrebbeln; Sperber, 5, hat
hierfür auch abrebbeln, abribbeln; doch
bezeichnet man mit diesen Ausdrücken
gewöhnlich nur das teilweise Aufrebbein.
Bildlich: sich aufrebbeln, sich stark er-
eifern, eine Sache mit übergrolzem
Eifer betreiben^ sich ungebärdig stellen,
als wolle man sich — wie ein Gewebe
— selbst auflösen. Na^ rebbel dich nur
nicht aufl Hei rebbeü sock op wl e 61
Twemsock^ wie eine alte Zwirnsocke.
Sprw. I, 166. Er hat sich für ihn rein
aufgerebbelt^ für ihn ein lebhaftes In-
teresse gezeigt, unendlich viel für ihn
gethan. Se umllt sech foorts om se of-
rebbelCy on macht sich bei ehr lieb Kindche.
Schaltj. 1, 441. sich zerrebbeln, in
gleichem Sinne wie das vorige, dann
aber auch: sich so gebärden^ als wolle
man bis zur eigenen Auflösung arbei-
ten, thätig sein, sich mit einer Sache
zu schaffen machen. In Bremen reffeln^
in Pommern rabbeln^ holL ravelen^
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218
Rebbes — recken.
engl, ravel: to ravel out sich zerfasern,
to unravel sich ausfasern; alem. reble
sich kraftlos hin und herbewegen. He-
bel, alemannische Ged., 168. Hen-
nig, 208. Brem. Wb. HI, 464.
Dähn., 370b.
Rebbes, m., Profit; aus dem aramäi-
schen ribbis Zins, Wucher.
Rebeller, tw., Rebell, v. Auer.
Rechet, tw., Rechen, Harke. Ennland.
Mühling.
recht, adj.^ überaus beliebtes Attribut.
Er ist ein rechter Narr^ ein rechter Lor-
bas, ein rechter Labommel^ ein rechter
Rarer etc. Sie ist eine rechte Schlunz^
eine rechte Kläterlts etc. Nach Klein
n, 83, hört man's bei Scheltworten
hintenan: du Spitzbube rechter. Es
drückt somit das franz. que vous etes,
auf ähnliche Weise gebraucht, aus.
Adverbial: in die recht bringen^ in den
richtigen, normalen Zustand versetzen.
Sperber, 46.
HecMj n,j preu/zisches. Hennig, 208,
führt dreierlei preufzisches Recht an,
von dem das zweite ein Späfzchen:
1. unverzogen Recht, d. h. unverzöger-
tes Recht, Gastrecht, das dem Fremden
ohne die sonst üblichen Weitläufig-
keiten des Prozesses schleunigen Schutz
und Sicherheit gewährte. 2 JPreusch-
markisch Recht. Nach diesem behält
man, was man bekommen hat, auch
die Prügel und die Beleidigung. S. das
(sagenhafte) Genauere: Bock, 51. Hen-
nig, 208. Sprw. I, 3076. 3. Preufzi-
sches Trinkrecht. Es basiert auf einer
(apokryphen) Festsetzung des Hoch-
meisters Siegfried von Feuchtwangen
(f 1311) zum Schutze der Deutschen
gegen die der Giftmischerei beschul-
digten Preui'zen, welche anordnet : Wenn
ein JPreus die Polcke oder Neige des
Tranckes austrinke^ er solde au^h zue
Erstem vonn dem Frischenn irincken.
Später ward es zur allgemeinen Ge-
wohnheit, dafz, wer die Neige getrun-
ken, auch zuerst vom Frischen trinke,
die heute noch bei dem schlichten
Mann als Form der Höflichkeit besteht,
indem er den ihm dargebotenen vollen
Krug mit den Worten: „Steht in gu-
ter Hand!" dem Spender zum An-
trunke zurückweist. Vgl. Altpr. M. HI,
56 ff. Sprw. I, 3835. 4. Kuimisches
Recht. S. KSImer.
Rechte, m., der Richtige, Geeignete,
aber auch ironisch: der Unrechte, un-
richtige. Ungeeignete. Du bist mir der
Rechte! S. Rechfschuldiger.
rechthaberig, adj., unfugsam, starr-
köpfig. Das ist ein rechthaberiger Mensch,
ein Mensch, der in allem die richtige
Ansicht zu haben meint und diese stier
behauptet
Rechtpfarrer, w., der rechte Pfarrer,
der oberste PfarrgeisÜiche. Hennig,
209.
Rechtpredigt, /., die rechte Predigt,
Predigt am Vormittage. Hennig,
209.
rechtschuldig, ad;., richtig, zuverlässig,
geeignet. Das Auge allein wird ein
rechtschuldiger Meister seyn, welches
nebenst der Vernunft uns der Farben
Natur entdecken kan. Linem. Oo4a.
Rechtschuldiger, m. 1. der von Rechts
wegen Schuldige, der Richtige. Sie
wird schon heiraten, wenn der Reckt-
schuldige kommt 2. ein solcher, der
seine Sache aus dem Grunde versteht,
oder — in ironischem Gegensatze —
auch nicht versteht. Er ist der Recht-
schuldige. Nun bin ich an den Recht-
schuldigen gekommen. Spöttisch: Ja,
du bist der Rechtschuldige!
recken, sw., sich, sich mit aasgebrei-
teten Armen dehnen, strecken. Da-
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rM — Regimenter.
219
von reckerig, adj. Mir ist so reckerig
zu Mute^ ich bin schläfrig, unwohl,
möchte mich strecken, dehnen und
gähnen.
rfidy ad},^ bereit, fertig, parat. Ich
bin red^ bin fertig, bereit. Wenn du
red bist^ komm! Der Rock ist redy ist
fertig, red und rund, ganz und gar.
De BoUer os red an rund vertilgt
Nowack, 49. Hennig, 209, hat:
Er zehrt von reeden, d. i. (elliptisch)
von reden Dingen , fertig liegenden
Gutem. Man sagt es von einem sol-
chen, der sein Vermögen allmählich
aufbraucht. Engl, ready, holl. reedy
gereedy isL radan^ in Bremen reed^ rede;
in Pommern reed^ reede^ im Götting.
reie^ in Hessen reide^ rede, Brem.
Wb.m,452. Dähn.,376a. Schamb.,
169b. Vilmar, 320.
reddeln, sw., eigentümliches Ver-
fahren die Kartoffeln mit dem Pfluge
zu reinigen; von dem poln. radlic z wie-
brachen, mit dem Hakenpfluge in die
Quere pflügen. Flatow. Schmitt,
108; Westpr., 167.
Reddig, m., preu/zischer , schwarzer
Rettich, Raphanus aativua L.
rfidick, adv,y nach Schemionek, 32,
der rehdick schreibt, übervoll, z. B.
Baum mit Früchten stark besetzt.
RedtSy (e kurz), Radieschen, Strafzen-
ruf : Frü's Zelät^ Redh, Frauen, Salat
und Radieschen! Kgsbg.
rtds, adv.y s. rtts.
redselig, adj. Er ist redselig^ spricht
sehr viel; ist betranken. Sprw. I,
445.
Rftf, m., s. R6p.
rtf, adv,y s. rUw.
Refe, /., Voc. 403, deutscher Aus-
druck für das altpr« dongo. Nach
Krug, Glas, Becher als letztes Wort
unter den dem Worte Kretzem subsu-
mierten Begriffen; wahrscheinlich Ge-
stell für Schenkgeräte, Gläser- oder
Tellerbrett In Bayern, in der Schweiz
das auch der Ref^ Reft das Gestell
für den Rücken, worauf Lasten ge-
tragen werden. Schmeller III, 61.
Vgl Nsslm. TL, 31.
Reff, n., alte, namentlich weibliche
Person. Ein altes Reff. Treichel.
Bildliche Übertragung von Reff^ Ge-
stell, in seinen verschiedenen Bedeu-
tungen.
RSfschläger, m., s. R6per.
rtg, adj.y rein. Wat sin mu^ mut
sin: Sünndags a bits Flesch un a regen
Hemd. Konita. Sprw. II, 2467.
RegftI, RogftI, n., Repositorium.
Bücher- y Teller-y Topfregdl. Stamm
ist wohl das pltd. rege Reihe. In Bre-
men heii'zt das Regal Rak^ engl, rack^
holl. rak, rek. Brem. Wb. HI, 426.
Vgl. Anton, 12, 6. Hennig, 210.
rfigen, sw.^ reihen, in Reihen stellen.
Daraus anrSgen, anreihen, in eine Reihe
bringen. Hennig, 210.
R6gen, m., Fischrogen. Hennig,
213, schreibt Rogen; Hupel, 185:
Ragen. Vgl. RSgel.
Regengalle, /., s. Galle.
Regensbogen, m., Regenbogen.
Regenswurm, m., Regenwurm.
reggen, od;., roggen, von Roggen-
mehL KUke möt regge AI schmeckt
goty Wortspiel; eigentlich; Keilchen
von Roggenmehl mit Aal schmecken
gut.
Reggen-. ReggekISmpe, plur.y Klöfze
aus Roggenmehl. Vorigen Sinndag eet
hei noch Bi mi swre ReggeTMÖTnpe.
Volksl. 5, 41, 5.
Regge(n)mehl, n.^ Mehl aus Roggen.
Regimenter, m., Obmann, Anführer,
Leiter, der über eine Schar Arbeiter
das Regiment hat. Der Regimenter der
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220
Register — rein.
Holzfäller etc. Kr. Neustadt Trei-
chel.
Register, n. 1. Verzeichnis. Öck ge-
hdr^ mH öle Register^ auch hchd. ich
gehöre ins alte Register^ ich darf mich
nicht mehr zur Jugend zählen. 2. zur
Bezeichnung eines Menschen. Langes
Register — altes Register. Ebenso im
Holstein. Schütze HI, 284.
Rehbock, m. 1. Ruf des Eegeljungen,
wenn die, Kugel die Kegel fehlt, oder
einen Sprung über diese hinwegmacht.
Hennig weist für die Herleitung auf
die „krummen Sprünge der Rehböcke"
hin. Übertragung: 2. Einen Rehbock
schie/zen, einen Fehler, einen ärger-
lichen Streich machen. 3. dreispitziger
Baumast, der als Dreibein aufgestellt
wird und nach dem die Kuaben mit
Holzstück oder Stein werfeo. Er
heifzt auch Zibock. Gambinnen.
Rehbraten, pltd. Rehbräde, m Ge-
segneten Rehbraten! Abschiedswunsch
vor der Mittagsmahlzeit.
Rehehir8Chen,fPflzn., gemeines Spring-
kraut, Impatiens noli tangere, Ostpr.
Pritzel, 190. Auch Springkraut, Spring-
samenkraut, Waldwolfsmilch, RUhr mich
nicht an. Hagen, 272. Vgl. Hirsch-
melde.
Rehheide, Pflzn., besenartige Pfriemen,
Spartium scoparium L. Hagen, 732.
rehrkes, adv.^ s. r§rkes.
rehrzageln, sw.^ s. r§rzageln.
Rehwalde, Ortsn., s. Golombiewo.
Rehzimmer, m., Elehziemer.
Reibach, m,^ Gewinn, besonders un-
verhoffter. Aus dem hebr. rewach
Raum, Rettung; davon Vorteil. Er
TMLcht heut seinen Reibach. Davon:
reibachen, sw.^ gewinnen^ gut ver-
dienen, seinen „Schnitt** machen. T r e i -
chel.
Reibbrot, n., altgewordenes Weifzbrot,
das zerrieben in Klops- oder Wurst-
fleisch gemischt wird.
ReichbauersShnchen, n., Kartenspiel.
Verspielt ein Bagatellchen von 500 Du-
caten bien-cordonnis (zum Sohn: und
worinnf in Pharonf oder in Rykbuhrs-
söhnkenf) Soph. R. HI, 495.
reichverarmt, adj. Hei ös rikverämU.
Ahnlich wie das mhd. edelarm. Schade,
123 b.
Reif, m.^ s. R6p.
Reiferbahn, /., Reifschläger ^ m.^ s.
R6per.
reihern, sw.^ wie der Reiher thun,
der, wenn er auffliegt (nach Trei chel),
exkrementiert; auch erbrechen, vomie-
ren, sich bereihem, sich im Rausche
bespeien; concacare.
Reihzaun, m,^ GrrenzzauD^ der von den
Eiusassen eines Dorfes der Reihe nach
gesetzt und unterhalten werden mulz.
Westpr. Mühling.
rein, pltd. rein und rfin, adj. und ado.
1. rein, purus^ im Gegensatze zu un-
rein. Reine Wäsche. Reine Hände;
dieses auch bildlich: ehrliche, schuld-
freie Hände. 2. frei, leer, ledig. Rei-
nen Tisch machen^ alles Aufgetragene
aufessen; sein ganzes Vermögen ver-
schwenden; das Gesinde plötzlich gehen
lassen. Hennig, 210. rein ab! rufen
die Kinder bei Greif- und Anschlag-
spielen^ wenn sie das Spiel aufgeben
oder wenigstens durch diesen Ruf sich
vom Anschlage befreien wollen. Volksr.,
210, 783. Im gleichen Sinne hört
man; Ich verbiet^ ! Jetzt bin ich rein^
ich habe alle Schulden bezahlt. 3. un-
vermischt, lauter. Der Weg ist reiner
Drecky nichts als Dreck. 4. untaug-
lich. Von einer untauglichen Ware
sagt man: sie ist reiner Dreck^ reiner
Juxy oder noch derber. 5. durchaus,
ganz und gar, völlig. Es ist rein so^
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'rein — Reil^knocheD.
221
a& wenn ich beheast btUy beim Mifz-
lingen einer Sache trotz aller Bemühung.
Er ist rein dwaUch — rein toU — rein
rasend — rein von Sinnen^ er ist ganz
and gar onzorechnongsfahig and wü-
tend. Er hat sich für ihn rein auf-
gerebbel% er ist mit Aafopferang in sei-
nem Interesse thätig gewesen. Es ist
reim aller, es ist völlig verbraucht, es
ist ganz and gar nichts mehr von der
Sache vorhanden. Met ju §sH rein ut
Dorr, 1, Wiew., 70. Er rennt mich
rein um. Rein nuscht sagen, völlig
schweigen. Ihm fehlt rein gar nichts,
renches nuscht nich, gar nichts. (Saal-
feld). 6. wahr: reines Wunder, Et
weer en reinet Wunder, dat mi nich
ganz de Pust verging. Dorr, 1. Wiew.,
86. 7. ähnlich, fast echt: das ist rein
loie Gold, es sieht dem Golde täaschend
ähnlich.
'rein, ado., aach 'reiner, 'rin, 'rinner,
herein, hinein. Gegensatz; 'raus.
Reinfall, m., Name des Weines von
Bivoglio in Istrien, vinum rifolium, bei
den Alten vinum Pucinum, der am Hofe
der Hochmeister gern getranken warde.
Mühling. Bei Schmeller HI, 95,
Rainfal.
Reiniger, m. Yom., Reineras. Hart-
wich, 54.
Reinstoff, m., s. KIftrken.
reisch, adj. Ihr (der Braut) unbe-
grif'ner Gürtel Fleckt darumb nicht,
ob ihre Arme fuHt Ein reischer Falck.
Carm. nupt I, 264.
Reise,/. l.Gang,Fahrt. JederGepäck-
träger nennt seinen Geschäftsgang eine
Reise; ebenso jeder Droschkenkutscher
seineFahrt. öcksoUioolommer deschlechte
Reis hi>be. Egsbg. Jeroschin nennt
Feldzag, Eriegszug eine Reise: den
Albrecht man sach mit andrin brudrin
reise vom 129a. und öfter. Pfeiffer,
209. 2. Piüausche Reise, Diarrhöe.
S. DUnne.
Reisekahn, m., Flufzfahrzeug mit fla-
chem Boden, 30—70 Fulz lang und
12-22 Fufz breit. Die Reisekähne
tragen 15 — 60 Last und gehen 2 — 7 Fufz
tief. Pregel. Deime. Gr. Friedrichs-
graben. Grilge. Niemen. S. Hirsch,
Danzigs Hdlsgesch., 163.
reisen, sw., gehen, ziehen. Nu woU
wi man reise, nun wollen wir nur ge-
hen. Mhd. zu Felde ziehen. Bei Je-
roschin: si mustin alle remn in tSt-
lichin vreisin nach iren hergeseUin an
undirldz zur hellin 37 d. also st hin
reisten in der Pogezenin lant 103 d.
Pfeiffer, 210.
Reifzaal, plt. Rttaal, so aber auch von
Hochdeutschen gebraucht, m. 1. ge-
rissener und geräucherter Aal. Hen-
nig, 212. 2. Prügel Mn^em Rttaal
geben, ihn durchprügeln, ihm etwas
aberreifzen,
reifzen, st. 1. schleifzen. Federn
reifzen. 2. stechen beim Kartenspiel.
Rtt dem Kathrtnke! ruft der Stechende.
3. schlagen mit Stock oder Peitsche:
einem eins reifzen, auch überreifzen. 4.
sich reifzen, sich mit Eifer um eine Sache
oder Person bemühen. Wie hat der
sich nach ihr gerissen!
Reifzer, m. 1. Person, die zurei/zen^
an sich zu bringen versteht; Eommis,
der Käufer von der Straize in den
Laden lockt und zieht Nach Trei-
chel auch ein Eaufmann, der viel aus
einer Ware herausschlägt. 2. Tafel-
ente, Aruusferina. Drausensee. Müh-
ling, Tiem., 176.
Reifzfisch, m., Fisch, der gerissen,
gespalten wird, s. Bressem.
Reirzlaiochen, m., Brustbein des Ge-
flügels. Es heifzt deshalb so, weil es
bei Tische von zwei, namentlich jungen
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222
Reüznieder — R^el.
Personen, gern zerrissen wird. Jede
der reichenden Personen denkt sich da-
bei etwas; die erlangte gröfzere Hälfte
des Knochens bürgt für die Erfüllung
des Gedachten.
Reifznieder, m., volkstümliche Be-
nennung für Branntwein, weil er zu
Boden wirft.
Reirzteufel, pltd. Rttdiwel, m,, s. Rtte-
spirt
Reifzung, pld. Ritung, RTting, /., das
Reifzen, Rheumatismus. Ich habe Ret-
Jzung in allen Gliedern. He schrocht
mt de Ore voll äwer Rtting öm Krtz.
Kgsbg. Firmenich I, 102a. RfUnff
auch Risse, Hiebe: et wart lool Rtting
gewe. Ibid. 102 b.
Reiteisen, w., die Schar an der lin-
ken Gaffel des ostpreufzischen Pfluges,
der Zoch (s. d.), weil sie auf der Seite
des Reitochsen liegt.
reiten, st, equitare. In Redensarten:
Der Teufel reitet ihn. Mt rött dat On-
glöck. Einen zum Waxser reiten. Trink-
art im 15. Jahrhundert. Eine Schale
Bier steht mitten in der Stube. Einer
stellt sich auf alle Viere, ein anderer
besteigt ihn als Reiter und treibt ihn
zur Tränke. Der Kriechende hat die
Schale zu leeren. Mühling.
Reiter, m. 1. spanischer Reiter^ frü-
her Bezeichnung für den Kunstreiter.
Die spanischen Reiter kommen! Kgsbg.
Vgl. die spanischen Reiter unter ICappel.
S. Fuhrmann. 2. Boje aus einer etwa
6 m langen Stange bestehend, die in
der Mitte mit Korkholz umgeben ist,
an der Spitze ein Fähnchen trägt und,
an einem Steine verankert, senkrecht
auf dem Wasser schwimmt. Sie dient
als Marke für die Lage des Netzes.
S. Benecke, 379. 403.
Reitersalbe, pltd. Rltersalv, /., auch
spanische Reitersalbe^ Medik., Ungtien
tum pediculorum.
ReHersl(raiit,Pflzn., aloeblättrige Krebs-
schere, Stratiotes aloides L. Hagen,
1050.
Iteithom, n., die linke Gaffel an der
Zochj weil sie auf der Seite des Reit-
ochsen liegt.
Reitochs, pltd. Rtdos, Hennig, 212:
Rietofz^ der Leinenochse, der vom Pflü-
ger links gehende Ochse. Der Name ist
analog dem Pferdegespann gebildet
S. Zoch. Reitochs sonst unverschnitte-
ner Stier; Zuchtbulle. Frisch II,
109a. Adelung HI, 1078.
Reitschlitten, plt. RTdscIilSde, 9n., im
Voc. 305: Ryetslete^ leichter Schlitten.
Einspänner, in dem man reitend sitzt.
Reitwagen, m,, leichte Droschke (s.d.)
in der man rittlings sitzt, gegenwärtig
aufzer Mode; in älterer Zeit Reisewa-
gen, Packwagen, Kriegswagen, ahd.
reitwagan^ reitwagen^ amhd. reitwagen.
Schade, 710a.
Reizehe, n.^ s. Rfzchen.
reizen, sio, im Kartenspiel durch
herausforderndes Ausspiel nach der
Farbe fragen.
Reizice, n., s. RTzclien u. Pilz.
Rejadel, m., nicht mehr gebräuchliche
Benennung für den Gerichtsdiener,
Wachtmeister. Ermland. Mühling.
R§kel, m. 1. fauler, unfeiner Mensch,
der sich reckt und dehnt, langsam sich
bewegt, mit Unmanier sich setzt,
flegelhaft sitzt. Davon RIkelei, f., r6-
kelhaft, adj., r§keln, sw. 2. Spottname
für die Bewohner von Barten. Barten-
scher R6kel. Am Bartner Amt, einer
alten Ritterburg, befindet sich auf einer
wallartigen Erhöhung, nahe dem Haupt-
gebäude, ein roh gearbeitetes Steinbild,
das Brustbild eines Mannes darstellend:
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R^m — Rßper. 223
der Bartemche Rekel Man sagt, es langt. Die erste Bedeutung wurzelt
solle das Bild des Erbauers der Burg in rennerij die zweite wohl in dem ahd.
sein. Behnisch, 16, leitet Üä^Z her t^jr^nTio, mnwo etc. Hengst: in Pommern
von dem in preufzischen Urkunden tarenschen, im Brem. wrendcen wiehernd
vorkommenden ryfe, rekiSy reyks^rex, nach der Stute verlangen. Dähn,
N. Pr. Prov.-Bl. IH, 123. Sprw. I, 558b. Brem. Wb. V, 297. Schade,
247. 248. Vgl. BarUl 3. Rabe. Ei, 1202a. Schemionek, 32. Hennig,
Rekel, spring' brav! Säd de Kreeg nu 112.
io dem Raw. Yolkr., 113, 548. rentlich, adj., reinlich. Ein rentlicher
Mm, RSmen, n., rlmen, sw., s. Rt- Mensch.
Dien. R6p, R6f, Reif, m. u. /., Leine, Seil,
Remei, Pflzn., s. Romei. Strick, Tau; ahd. u. mhd. reif, engl.
remmer, rimmer, rSmmer, rummer adv., rope, schwed. rep, dän. reeb, hoU. reep^
herum. Remmer etc. rennen. f. Brem. Wb. IH, 480. Schade,
remören, sw., rumoren, spektakeln, 708a. . . . zween Schlitten^ zwo Winden,
herumpolteru. die Leinen oder Reepen, die an jeder
rempeln, sw., in anrempeln, anrennen, Seite 200 Faden halten . . . Die ange-
anlaufen mit Stofz. Studentisch. zeigten Leinen oder Reepen dürfen nicht
Remter, m., Bock, 50 u. Hennig, von einerlei/ Dicke und Stärke 8eyn.
206, schreiben Äawfer, grofizer Saal in Bock, Nat. IV, 716 f. Das Netz wird
den Gemeindegärten. In Königsberg an einem Reef von 90 Klaftern in eine
besteht nur noch der Löbenichtsche Rem- Wune unter das Eis gelassen und mit-
ter als Tanzsaal. Da es sich in der telst einer Winde wieder aufgezogen.
Zeit treffen mochte, dafz der (Kneip- Fisch.- Ord. f. d. fr. HaflF, § 38. Auch
höfische) Rembter an Leinentdnzer, Co- das Ende Tau am Gram- oder Netz-
moedianten vnd dergleichen, vermietet flügel, woran die eigentlichen Refe be-
würde etc. Morgenspr. in 1678. Die festigt werden, heif'zt Ref. Henuig,
Zünfte, 35. Die Festsäle der Marien- 211.
borg heifzen ebenfalls Remter: der reparSre(n), sw., reparieren, aus-
grofze, der kleine Remter. Das Wort bessern.
ist wohl eine der zahlreichen Entstel- R6pe, /. 1. Raufe. Frisches Heu in
langen von refectorium: in Hamburg die Repe werfen. De kann met de
Reventher, in Holstein Revente^, in Schap ut eene Reep freie, der elend
Bayern Ref enter, Rebenter, Revent etc« Aussehende, Kränkliche. Sprw. I, 3239.
Brem. Wb. HI, 477. Richey, 210. 2. s. v. a. Räpel (s. d.) Hehnig,
Schütze m, 289. Schmeller IH, 211.
61. Frisch H, 95a. RIper, RSper, Rfipschläger, RIfschläger,
rtn, adj. u. adv., s. rein. Reifschläger, m.^ Seiler, Verarbeiter des
RInfisch, m., Rheinfisch, s. Bressem. Hanfes und Flachses zu Stricken und
rennen, st, rinnen, fliefzen. Das Schiffstauen ; von iJ^, ä^/, Ä^/. Reep-
Wasser rennt. schlagerbahn, lang sich ausdehnender
rennsch, adj., vom Pferde^ das sich Platz zum Seil- und Taumachen, in
der Lenkung entzieht und durchgeht; Danzig (seit 1390) und Elbing; in
vom Hengst, der nach der Stute ver- Königsberg Reperbahn, hchd. Reifer--
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224
Repetschke — Retchen.
bahn (alte und neue), jetzt auch Stra-
fzen, die neue vollständig; in Danzig
Röperffosae (seit 1357); in Königsberg
Reif Schläger"^ pltd. RepscJdägergasse.
Hirsch, Dzgs. Handelsgesch., 324.
Schemionek, 32. Frisch 11, 104c.
Brem. Wb. III, 481. Hennig, 211.
Repetschke, m., Frosch. Gegend von
Wehlao, Labiau. In ersterer scheint
der Name auch ein koboldartiges We-
sen zu bezeichnen, indem es von einem
Ackerbesitzer, dessen Land durchaus
nichts tragen will, heifzt: De tieft Re-
petachke op em Land, Wäre für die
Herleitung des Wortes an das lat. re-
pere^ reptare kriechen, zu denken?
reppen, sw.^ berühren mit Worten, in
Anregung bringen, etwas fast Verges-
senes wieder aufrühren. Wo aber jmant
die (durch Vertrag abgeschlossene) sa^h
reppen oder gedencken wurde - oder vn-
billiger fwmemen wü man den vbertreter
stroffen, Gartenbuch: in 1539. Die
Zünfte, 51. Mnd. Wb. III, 465a, rep-
pen^ reperiy ropen rühren, anrühren, be-
wegen.
rfir, adv.^ s. rUr.
rfirkeSy rehrkes, a<fo., von reren rüh-
ren. Wi he reehrkes stell darsatt^ wie
er ohne sich zu rühren, zu bewegen,
still dasafz. Dorr, Driewjagd. Bi
Noaber Freesen gink ock reehrkes stall
verbi, ohne Geräusch zu machen, ruhig.
Dorr, 26.
rtrzageln, sw,, s. rllhrzageln.
r§sch, rSsch, adj. u. adv,^ hart ge-
backen oder gebraten, croquant, stark
geröstet, knusperig, so daTz das Ge-
bäck oder der Braten beim Brechen,
Anschneiden oder Beifzen rauscht und
kracht. Resche Zwieback. Nach Gor-
dack auch resches (von der Sonne ge-
dörrtes) OraSy Heu. Das Wort ist schall-
nachahmend. In Posen reesch. B ern d.
236; bei Frisch H, 122b, mcA. Bock,
52. Hennig, 213.
rfischen, rVschen, sw.^ r^ch machen;
nach Mühling auch frieren.
re8Chpekt§re(n), aw,^ achten mit dem
Neben begriff des Farchtens. v. Au er.
R68ke, m., Leisten. De Schuster lieft
Ledder^ keen Reesken darto. Dorr,
68. Volksr., 7, 30.
re80nn8re(n), sw,, räsonnieren, murren,
brummend Einwendungen machen; das
frz. raisonner.
Rest, 9n., Ende. Einem den Rest ge-
beUy ihn völlig zu Tode bringen. Um
gänzlich zu Grunde richten. Das hat
ihm den Rest gegeben,
rfisten, sw,^ Flachs rösten. Sperber,
26. S. rtten.
Bester, Rtfster, in Westpr. auch Rlster,
n., Lederflick, mit dem das schad-
hafte Oberleder des Schuhwerkes aus-
gebessert wird. Hennig, 211, weist
für die Abstammung auf das nd. rehen
reihen hin. Lit. riszü binden, usrai-
szytqjis ein Flicker. Lit. Aeq. , 21.
In Hamburg und in Bremen auch
Reister. Richey, 209. Brem. Wb. HI,
467.
ristem, rtfstem, rTstem, aw.y ein R&ter
auflegen. Den Stiefel berestem lassen.
NachTreichel übertragen: eineSache
wieder in Gang bringen; so nament-
lich ausrTstern.
' Resun, /. 1. Matador beim Solo-
spiel. Natangen. 2. bei den Seeleuten
die Menage, also Ration. 3. Raison.
Retai, m., s. Ratei.
Ritchen, n., Rietchen, spanisches
Röhrchen. Strafinstrument in Schulen.
Er hat mit dem Retchen bekommen. Es
ist das Dem. von Rtih Ried, Schilf-
rohr, angs. hreody engl, reed^ hoU. riedy
franz. roseau. Vgl. das lat. reta (retare
einen Fluiz vom Rohr reinigen). In
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R^te — Ribbengasse.
225
Bremen Rei% Reety Riet Brem. Wb.
m, 467. Hupel, 189. Hennig,
334.
R§te, RVte, RSfze, /. 1. die Röste,
Ort in einem Flusse oder Teiche, in
welchem Flachs geröstet wird. Den
Flacki in die Rete legen. In Bremen
Rate die FäolnÜz, das Verrotten^ auch
der Ort, wo etwas fault. Brem. Wb.
III, 439. In Bayern Äo/i, Seh melier
m, 138. Hennig, 214.
rftten, rVtten, reuten, m., den Flachs
rösten. In Bremen raten rotten, ver-
rotten, faulen, engl, rot^ angs. rotan^
rotian. Brem. Wb. HI, 438. In Bayern
rofzen^ auch rötzen. Schmeller IH,
138.175. Im Götting. ro^&n. Schamb.
175a.
reter6re(n), «tc., von dem firz. retirer
zurückgehen, sich zurückziehen, in
Sicherheit bringen. Öck umU ml mit
min KoK (die auf der Weide krank
geworden war) to HtU reterere. v.
Au er.
Reticamm, Rftkammy m., Eamm, etwa
von der Länge des Gambaumes, mit
Holzzähnen, durch welche je ein hal-
ber ^Gang," d. h. 10 Fäden des Auf-
zuges gezogen werden, damit diese
regelrecht neben einander zu liegen
kommen und gleichmäfzig aufgezogen
werden. Ret^ Rei% Rtt Rohr, woraus
ursprünglich die Webekämme gemacht
werden. Brem. Wb. UI, 468. Vgl.
Das Wirkgestell, 128.
rtts, rfiz, rtzersch, rtzach, adv., jetzt,
eben, soeben, plötzlich. Eck kenn mank
gaudet Wiefj de aüe Dage toottert on
denckt: o wenn eck doch reeds man noch
Junfer weer! Cojrm. nupt V, 264 b.
Denn lafz es aU rets (eben) geschdne.
Ermland. Reez (plötzlich) kämm V
aber an 'ne See. Schalt). 3, 6. Er
kam rez (plötzlich, schnell) um die
Pritchbier, Wörtorbneb IL
Ecke. In Natangen auch: früher, ehe-
mals, vormals; in Pisanskis Nachtr.:
schon, bereits und dann gewöhnlich
r§d, rids, alr§d, alrfids, engl, already,
hoU. reedsy alreede, Lehwster Gott! Se
iss wol rehts krank? sagte sie bewegt
Soph. R. IV, 450. Hermes übersetzt:
Lieber Gott! Sie sind wohl krank?
Vgl. Brem. Wb. UI, 453. Dähn., 376a.
Hennig, 209.
retten, redden, sw.^ stehlen. Redden
heet dat bi ons noble Lied! Stehlenf
pßii! Dorr, I. Wiew., 19.
rettern, sw., s. rattern.
reuten, sw., s. rtten.
r§w, adv.y s. rllw.
rewalgen, sw.^ gehen, wallen, wan-
deln. Wt m^otte rewalge^ wir müssen
gehen. Wo m^e dei nü rewalge, wo
mögen die sich jetzt aufhalten, wandeln?
Samland. Vgl drawalgen.
rtz, rizasch, rizersch, adv. s. r6t8.
Rhabarberbeeren, plur. s. d. flg.
Rhebarber, m., Berberize, Berberis
vulgaris L. Bock, Nat. IH, 177. Auch
Rhabarberbeeren. Pritzel, 57.
Rheinfisch, m., s. Bressem.
Rl, /. 1. schmale Wiese, die sich
an einem Bache hinzieht; auch Bruch:
EUeri = EUerbruch. Öck hebb uk
nuscht gefangen öm Brak on ön der Rt.
Dorr, 27. 2. Begraster Rand, Ab-
hang eines ehemaligen Grabens: Wir
haben nur noch die Rt zu hauen.
Ribb, Ribbe, /. 1. Rippe. Dojs schlägt
an die Ribben^ macht fett. Das geht
an die Ribben^ greift an, mattet ab.
2. Rdbbe als Handelsartikel: Ribben
(eine Art Holz) 1476 Stück (aus Me-
mel ausgegangen). Bock, Nat. I,
608.
Ribbenfett, n., Rippenfett. Es giebt
Ribben/etty es giebt Prügel.
, jetzt Rippengasse, /.,
15
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326
Ribbsp^ — Rick.
Straize in Königsberg. Sie hat ihre
Benennung von „einer Ribbe, die an
eines Leinwebers Valerii Geifzlers
Hause, etwan acht Ellen lang gehangen,
und von demselben nachmals auf die
Lastadie verkauft worden". Erl. Pr. I,
549. Hennig, 211.
RibbspSr, Rippspfir, n., Rippenbraten,
namentlich gebratene Schweinerippen,
welche hohl zusammengenäht und (ge-
wöhnlich mit Pflaumen) gefüllt werden.
Schwed. reßenaspjäll. Hennig, 112.
Rieht, Richte, pltd. RScht, /., gerade
Richtung; Direktionslinie, der geradeste
und kürzeste Weg. In die Rieht gehen^
einen Umweg vermeiden, den kürzesten
Weg gehn. Es ist über Schaber au in
die Richty zur Bezeichnung eines be-
deutenden Umweges, einer unnützen
Arbeit. Von Tapiau nach Wehlau
führt über Feld ein Richtweg, von dem
man sehr leicht ab in die nach dem
Dorfe Schaberau führende Strafze kom-
men kann; man macht alsdann einen
weiten Umweg nach Wehlau. Sprw. I,
3230. Einem in die Richte kommen^
gerade auf ihn zugehen ; ihm entgegen-
kommen, zuvorkommen; seinen Aus-
flüchten vorbeugen. Rieht über^ in ge-
rader Richtung gegenüber. In der
Saalfelder Gegend nichts, adv.^ gegen-
über. Brem. Wb. HI, 448. Schmel-
1er HI, 31. Bock, 52. Hennig,
211. Vgl. gericht
Richte, /. AtLch soll er (der ZAinftr-
Bruder) nicht Macht haben^ einen alten
Zug zu belegen, mit der Richte und ei-
nen neuen aufzusetzen etc. Rolle d.
Kgsbg. Fischergilde v. 1662. Bock,
Nat. V, 563.
richten, sw, 1. etwas in die gerade Li-
nie bringen, nach einer geraden Linie
arbeiten; übertragen auf den Menschen:
E}r kann nichts mit ihm richten^ nichts
mit ihm anfangen, ihn nicht auf den
richtigen, geraden Weg führen. 2. auf-
richten. Ein Haus richten^ das Zimmer-
werk auf den Mauern zusammensetzen
und aufrichten, so daCz das Haus seine
volle Gestalt gewinnt. Dasselbe was
beren. Goth. raihtjan^ ahd. rihtan^
mhd. rihten, alts. rihtjan, schwed. räto,
rätta in die Höhe richten. Vgl. das
lat. erigere und erectio. Adelung IH,
1100. Schade, 714b. Hennig, 212.
Richtholz, n., Kichtscheid, Handwerks-
zeug der Maurer and Zimmerleute.
nichts, ado,, s. Rieht
Richtschmaus, m., Schmaus, den der
Bauherr nach dem Richten des Gebäudes
den Bauhandwerkem giebt
Richtsteig, Richtweg, m.^ Fufzweg, der
in die Richte geht, die Bogenumwege
der Landstrafzen abschneidet; gerader
kürzerer Weg überhaupt. . . . dafz eine
solche mächtig grofze und unglaubliche
Reyse durch einen sehr bequemen^ kurt-
zen und der Natur gantz ähnlichen Rieht-
steig möge verrichtet werden. Linem.,
M2b.
Richtstroh, pltd. RVchtstrau, n., Stroh,
welches die Richte, Richtung hält, al-
so gerade und ungeknickt ist. Es wird
vorzugsweise zumDachdecken gebraucht.
Vgl. Langstroh und Krummstroh.
Richtweg, m., s. Richtsteg.
Ricic, RUclc, n. u. m., lange Stange,
langer Ast, Latte. Wann einer wird
über die Berge zeunen oder rücken^ so
wird er mehr Pfäle und Ricke bedürfen^
als in der Ebene. Linem., Ss 4b.
Bohnenrick^ Bohnenstange. Zaunrick,
Ast oder Sprosse eines Rickzaunes^
Er ist trocken wie ein Rick. Ein em^
rickiger Zaun, Zaun mit einem Rick.
Li Bayern ist Rick eine fortlaufende
Reihe (Steinrick) oder ein Gestell, um
etwas der Reihe nach daran, darauf
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ricken — Rtmen.
227
za hängen, zu stellen. Schmeller III,
42. Von recken ausdehnen. S. Ha-
gen.
ricken, rücken, pltd. rVcken, m., einen
Zaun aus Ricken setzen.
Ricken-, RUckenzaun, m., s. Rickzaun.
Rick-, RUckstamm, 9n., Holzstamm^ aus
welchem Ricken geschnitten werden.
Rick-, Rickenzaun, Rück-, RUckenzaun,
m., Zaun aus Ricken. Seine Haupt-
stützen sind Fichten-, Tannen- oder
Eichenpfähle; Äste, Latten, Schwarten
bilden die Verkleidung oder den SchluCz.
Vgl. Stackelzaun, Strauchzaun.
RTdel, «i., Spaten, Grabscheit. Von
dem gleichbed. poln. rydel, Passenheim.
RTdos, m., s. Reitochs,
riechen, s^., aufzer der gewöhnlichen
Bedeutung: 1. merken, wissen, voraus
wissen. Das kann ich nicht riechen^
ich hohe' keine Eundsnase. 2. stinken.
Pfui^ tme riecht das hier!
Riecher, pltd. RTker, m. 1. Nase. In
einem Volksrätsel: Op em Lecker steit
e Rtker. 2. Bildlich: Er hat einen gu-
ten Riecher y er kommt zu einer An-
gelegenheit rechtzeitig, wie gerufen.
Sprw. I, 3140.
Riechsei, plid. Rtksel, n., etwas, das
gut riecht, ein ßlumenstraufz u. dgl.
In Pommern Rüke^ n. Nach Müh-
ling auch das einmalige Riechen.
Riefholz, n., bei Stein III, 3, Rief-
hoUer unter res nautic(xe*
Riemchenschneider, m,^ ein auf seinen
Vorteil bedachter E^einigkeitskramer.
Treichel. Verwandt mit dem folg.
Riemchenstecher, m. 1. Riemenstecher,
Gaukler, der einen Riemen so ge-
schickt in mannigfache Krümmungen zu
rollen verstand, dafz, stach man in
eine derselben hinein, der Stich immer
neben dem Riemen hinging. Frisch
n, 119c. Später Spiel der Schuljugend.
2. Freund des schönen Geschlechtes;
von Riemen = penis. Vgl. Sprw. I,
3142.
Riemen, m. 1. Ruderholz, Ruder.
Hirsch, Dzgs. Handelsgesch., 254.
W. Seidel, 34. S. RTmen. 2. penis.
Riementräger, j^Zt^n, in Dzg. eine Zunft,
welche die aus den Schiffen ausgelade-
nen Waren auf Tragbahren fortschaffte.
Ihre Mitglieder zeichneten sich dadurch
aus, daCz sie über ihren Kleidern weüze
Hemden und schwarze Schurzleder tru-
gen. W. Seidel, 34.
Riene, /., Rinne. Die drei Überfälle
sind der Mcmenburger Überfall^ die EU-
binger Reihen^ Riene genannt^ und der
Rodacker Überfall, Königsbg. Hartg.
Ztg. 1875. Nr. 30. Abend-Ausg.
Riesenburg, Ortsn., Stadt in Westpr.
Er ist ein Riesenburger, ein riesiger
Mensch. Simon Grünau in seiner
Chronik meldet, „dalz 5 Ellen hohe
Männer die Stadt Riesenburg mit dem
Schlofz gebauet hätten, welche Burg
der Rieben von dem deutschen Orden
zerstöret worden." Der pr. Sammler H,
1243. Sprw. I, 3146.
Riesenglocice , Pflzn. , breitblättrige
Glockenblume, Campanula latifolia L.
Auch grofze Waldglocice. Hagen, 231.
Rige, Rlje, /., Darre, Trockenscheune,
lit. r^^, lett. W/a, russ. riga, Nsslm.
Forsch. 3; Th, 148.
rTgeln, mJO,y nach einer Ursache zum
Zanke suchen. Friedland Ostpr.
Rigg, n., s. RUcIcen.
RTice, w. Vom., Kürzung von Frie-
derike.
Rtmen, Rftmen, R6m, m., langes Ruder,
lat. remus., franz. rame. Bei Jeroschin,
88 d: rtmen unde stiUr Riemen und
Steuerruder. Pfeiffer, 228. Unsere
15*
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228
rimmer — nts.
Schiffer sagen statt Rtmen und Steuer:
Rimen und Ruder. Davon rTmen, r§-
men, sw,y radem.
rimmer, adv.^ s. remmer.
'rin, adv., s. 'rein.
Rinderweizen, 9n., s. Tag und Nacht
Rindicest, /., s. KesL
Rindsauge, Pflzn., weifze Wucher-
blame, Chrysanthemum leucanthemum
L, Auch Johannisblume. Hagen, 889.
ringer, ocfo., geringer, wohlfeiler im
Preise, weniger. Ringer kann ocKt nich
lätey wohlfeiler vermag ich's nicht zu
verkaufen.
ringem, «tr., geringer machen, ver-
ringern, im Werte herabsetzen.
Rinnbahn, /., Zwischenraum zwischen
den Flügeln des Wenters, d. h. der
Raum, den die Fische benutzen können,
um in den Wenter hinein, ('rfw) zu ge-
langen. Benecke, 384.
Rinne, /., das Gerinne, Kanal zwischen
den Kampen,
'rinner, adv.^ s. 'rein.
Rinnstein, pltd. Rennstln, m., das Ge-
rinne im Strafzenpflaster, das sich den
Häusern entlang zieht. Ebenso in der
Niederlaus. Anton, 12, 9.
rintlich, pltd. rVntlich, adj.^ reinlich.
Er ist ein rintUcher Mensch.
Rippentriller, m., Stolz in die Rippen.
Sidl öck dt e Rippeträler gewe. Königs-
berg.
Rtps, m.y Pflzn., Kohlraps, Raps, Bras-
sica napus L. Nach Hagen, 702, auch
RUbs, RUbsamen, Ölsamen.
ripsraps, interj. zur Bezeichnung eili-
gen Zugreifens; vgl. rapsen. Ripsraps^
da war's aller — da waren die Kir-
schen auf. Auch ripschrapsch. Yolksr.,
127, 532. Bock, 52. Hennig, 212.
Vgl. Weigandll, 479.
riieln, sw,^ rieseln. Es rüeU mir durch
Mark und Bein.
rTsen, sw.^ sich^ sich aufrichten, er-
heben; daher gewöhnlich aufrtsen, sich
in die Höhe richten. Das Pferd rht
sich, es erhebt sich auf den Hinter-
beinen. Ris' dij min Sahn, stehe auf!
In Hessen hat rtsen die gegenteilige
Bedeutung: sinken, fallen: das reife
Obst rist. Vilmar, 328. In beiden
Bedeutungen ist es mhd. rtsen y ahd.
rtsan sich von oben nach unten oder
von unten nach oben bewegen, fallen,
steigen, alts. rtsan aufstehen, sich er-
heben, goth. reisan. S. Schade, 718a.
Hennig, 216.
Riss', Risse, plur.^ Hiebe, Schläge,
Prügel. Es giebt Risse. GHeb ihm einen
Ri/z! Wie woa nach ön de Schul gingCy
da gabs dach all foat Ro/z^ dafz wa
ons de Hose voll schösse. Ermland.
Firmenich m, 103b. Hennig, 212.
Rtster, n , s. Rteter.
Rttaal, m., s. Reilzaal.
Rttdlwel, m.y s. RttespITL
RTtespiTt, m.y zur Bezeichnung eines
Menschen, namentlich eines wilden Ena-
beo, der seine Kleider schnell zerreifzt.
Er ist ein rechter Rttespltt Aus riten
reifzen und sputen spleifzen tautologisch
gebildet Man nennt einen wilden Jun-
gen, der die Kleider rasch auftragt,
auch Reilzteufel, pltd. RItdIweL In Ham-
burg Rietenspliety Rietup. Brem. Wb.
ni, 507. In Pommern Ritsplüt auch
ein solcher, der aUes an sich reifzen
will. Dähn., 383a. Danneil, 173a.
Hupel, 190: Rei/zspleis. Hennig,
212.
Ritkamm, m., s. Ritkamm.
Rftnagel, m., s. Splltnagel.
rits, interj. schallnachahmend, ge-
wöhnlich in Verbindung mit rftts, zur
Bezeichnung des Tones, der beim Wer-
fen, Ausschütten, Schlagen etc. gehört
wird. RttSy seggt de Bür on sckott ön
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Ritt — Rocklor.
229
e Arfte. RttsrdtSj schott de Bar ön e
Ar/te. Sprw. I, 274. Ritsrdts, da hatte
er die Ohrfeigen weg,
Ktt, m., ^wird von jeder Handlung
gesagt, die kurz, aber mit Beschwerde
vollbracht worden ist. Es kostete drei
Ritt^ bis icKs zu Stande gebracht^.
Hennig, 334. Dat ös e Rött^ seggt de
Schmödt^ on titt de Kobbel den Worm
ut e Näsch^ dat se schott. Kreuzburg.
Rött kann hier durch Rifz, von reifzen,
und Ritty von reiten, übersetzt werden.
In Pommern Ritt, n. In enen Ritt,
auf einmal. Dähn., 383 a.
Ritter, arme, Semmelschnitte, über
welche Eier geschlagen sind, in Butter
gebacken. Bock, 152, und nach ihm
Hennig, 212, erzählen, dafz zu der
Benennung ein armer Ritter Veran-
lassung gegeben habe, der mit diesem
Gebäck seine guten Freunde bewirtete
und sich entschuldigte, wie er als ein
armer Ritter ihnen nichts Besseres
vorsetzen könne. Nach Mühling hört
man in Deutschland noch den Zusatz:
in Elendsfett gebacken. Denn seine Sonn-
tags-Kost heist Stint und arme Ritter.
Carm. nupt. U, 199c. Vgl. B ock, Nat.
I, 266.
Ritterkreuz, Pflzn., Wiesensalvei, Soi-
via pratensis L. Hagen, 37.
Ritwurm, m., s. Schrotwurm.
Ritze, /., Spalte überhaupt; Spalte in
der Bretterbekleidung des f ufzbodens.
Er ist in die Ritze gescharrt^ wenn je-
mand nicht sogleich aufzufinden ist.
Auf die Ritze hauen^ Glück im Karten-
spiel haben. Um zu erproben, ob je-
mand angetrunken ist oder nicht, läfzt
man ihn auf der Ritz' gehen. Sprw. I,
3149 ff. Sperber, 27.
Rttzice, m., s. Rfzchen.
MW, adv,y s. rUw.
RixhSft, Landspitze am An&nge der
Landzunge Heia. Hoft = Haupt, Spitze,
Landspitze, Vorgebirge; Riahöft = des
Reiches Spitze. Vgl. Spruner, Histor.
Schulatlas, Karte 3.
RTzchen, pltd. RTzIce, auch Reizehe,
Reizice, n. u. tti., ei'zbarer Schwamm,
Reizker, Rietschling, Agaricus delicio-
sm L. Poln. rydz, rydzek. Nach Bock,
Nat. UI, 617, unterscheidet man in
Preufzen: Steinreizke, Kemling oder
Bruchreizke und Birkling oder Birken-
reizke. Bock, 53. Hennig, 216.
rlzraz, interf.^ s. rtts.
Robött, Robötte, w., Frohndienst,
Scharwerk, Hand- und Spanndienst,
schwere Arbeit überhaupt. Poln. ro-
bota^ russ. raböta Arbeit, lit. rabatä
Arbeit, Mühe, Plage; russ. rab Sklave,
Leibeigener. Nsslm. Forsch. 3; Th.,
149. Schmitt, 108; Westpr., 167.
In Bayern Robat^ Robold^ Robald^ f.
Schmeller HI, 9. Davon Roböttbauer,
m,y Scharwerksbauer. Mühling.
robötten, gewöhnlich rabötten, sw.y
stark und angestrengt arbeiten. Ra-
bötten gehen^ zur Arbeit gehen. Ich
habe den ganzen Tag zu rabötten.
ROch, m. 1. Rauch. 2. Rauchfang
und daher Herd. Neben dem soU jeg-
licher Wirth^ soiDohl die vom Adel^ als
Freyen oder Pauren von jedem Roch
aber den jetzt gedachten Decem 8 Schill.
Sckulergeld jährlich zu geben schuldig
sein. Orub.Corp.Const.PrutenP.LN.1.
Von Erwehlung der beyder Bischof
Samlandt und Pomezan im Herzogthum
Preufzen, d. anno 1568, pag. 10. Hen-
nig, 212.
Rociceliceim, Ortsn., Dorf im Kjeise
Wehlau. Vgl. Schallen.
Rocken, m., Roggen, Seeale cereale
L.; üblicher Kern. S. Hagen, 137.
Rocklör, m.j mantelartiges Kleidungs-
stück. Von demselben hielz es: Vere
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230
Rodacker — Roggenwolf.
e Schnob on hinde e Singohr^ vorDe
eine Schnippe und hinten ein Singohr(?).
Wehlau. In Natangen ein Überrock.
Franz. roqaelaure nach dem Herzog
von Roquelaure (f 1738), der diesen
Mantel einführte. Weigandll, 483.
ROdacker, w., gerodeter Acker.
Roddog, Roddow, n., s. Rotauge.
Rode, /., die gerodete, urbar gemachte
Palwe; auch Neubruch, m. u. n. Bock,
Nat. in, 767. Weigandll, 483: das
jRod, der angerodete Boden, ausgereu-
tete Plat?.
Rdde, /., lange Stange, die bei der
Fischerei unter dem Eise gebraucht
wird. , , . die Gabeln^ womit (bei der
Winterfischerei) die Stangen unter dem
Eise fortgeschaft werden, die hier Boo-
den hei/zen und 60 bis 70 Fujz lang
sind. Bock, Nat. IV, 717.
Rodel, n. 1. Ruder. Denn schmiet
wi Roodel on Lamm ant Sied (an die
Seite). Dorr, 21. 2. s. v. a. Rodel
(s. d.).
roden, sw. , gewöhnlich in der Zu-
sammensetzung ausroden, pltd. utrOde(n),
sw,^ ausreuten, Baumstumpfe, Gestrüpp,
Unkraut mit der Wurzel aus der Erde
herausarbeiten. Hennig, 18,213. Wei-
gandll, 483.
ROder, ?n., der Ruderer, Beiname für
den fliegenden Storch: Hadebär, du
Roder ^ Bring' mt e junge Bröder. Volksr.,
50, 191. Rochholz, 87. S. Nester u.
Steiner.
ROdergat, n, älterer Name für den
Kucker, die Öfihung, wo das Steuer-
ruder am Hintersteven an Deck kommt.
Hirsch, Dzgs. Handelsg., 265.
rOdlachtig, adj., s. lachtig.
Rdfe, /., Raufe, Futterleiter.
RogftI, n , s. Regftl.
Rogfttsch, m , Pflugsterze, auch Zoch-
baum, lit. ragöcze^ ragöczus^ ragözius^
poln. rogacZy wohl von ragis^ lit. rdgas,
poln. rog Hom, nach der Gestalt be-
nannt. Nsslm. Forsch. 2; TL, 149.
Lit. Aeq., 21. Hennig, 213. Vgl.
Zock
RSgel, m., Fischrogen. Mühling. S.
rSgeln, sw.^ den Rögel entlassen, lai-
chen. Mühling.
Roggelmoggel, n. Beim Schlachten
schickt man jemand, um ihn zu hän-
seln, zum Nachbar und läfzt um das
Roggelmoggel bitten. Der Nachbar füllt
eine Lischke mit Steinen oder Erde, so
dai'z der Genarrte schwer zu tragen hat.
Elbiüg. Sprw. I, 3156.
Roggen, m.<^ volksüblich, wie auch
anderwärts (Bayern: SchmellerHI, 71.
Hessen: Vilmar, 320), ist dafür Kom.
In Zusammensetzungen wechselt Roggen
und Kom: Roggenmehl, pltd. Regge-
mehl^ ReggektVce^ Kombranntweiny pltd.
KSmbrannwtn.
Roggenblume, mehr jedoch, &st über-
all, Kornblume, /., Centawrea cyanus L.
Hagen, 903. Pritzel, 86.
Roggenbrot, n., s. Brot
Roggenhund, m., mythisches Wesen,
das sich in Roggenfeldern aufhält. Vgl.
Roggenwolf.
Roggenmuhme, -mutter, /., s. Kom-
mutter.
Roggenschlunk, m., Yielfral'z, Nimmer-
satt, auch Geizhals, geldgieriger Mensch.
Er ist ein rechter Roggeschlunk. Sprw.
I, 3157.
RoggenwoK, m, 1. mythisches Gre-
bilde von Wolfsgestalt und wölfischem
Gebaren, das sich im Roggenfelde auf-
hält und namentlich Kindern gefährlich
wird. Man warnt die Kinder, ins Kom
zu gehen, da lau're der Roggenwolf,
Über ihn und den Roggenhund s. Mann-
bar dt, Roggenwolf und Roggenhand,
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Rohleder — RoUing
231
Beitrag zur Gennanischen Sittenkunde.
Danzig 1865. 2. Übertragen: Mensch,
der alles an sich reiizen will, nie ge-
nug bekommen kann. Praust bei Dan-
zig. Vom gefräfzigen Menschen heiCzt
^si er frifzt wie ein Roggenwolf, Mann-
hardt, a. a. 0., 11. Sprw. I, 968.
Rohleder, m.^ von der rohen, unge-
gerbten Haut übertragen auf den rohen,
unmanierlichen, ungebildeten Menschen.
Bir ist ein rechter Rohleder.
Rohn, 771, s. Bahn.
Rohrdommel, m, Spitzname, den die
Litauer den Deutschen geben. Müh-
ling.
Rohrdrummel, -drump, -dump, /., Rohr-
dommel, Ardea stellaris. Lett. dumpis,
Möhling, Tiem., 176. Vgl. Ipnimp.
RVhre, /., gewöhnlich RShr, viereckige,
tiefe, mit Kacheln ausgelegte Höhle im
Kachelofen der Wohnstube, mit ab-
schlielzender Thür, zur Warmstellung
von Speisen etc. Nicht zu verwechseln
mit der Ofenröhre = Rauchröhre. Apfel
in der Röhre braten. Stell den Eafee
on de Röhr!
Rehreif, m., s. Rohrreif.
Rehrglanz, Pflzn., rohrartiges Glanz-
gras, Phalaris arundinacea L. Hagen^
63.
— Rohrkampe, /., Kampe, die mit Rohr
bewachsen ist. Das Rohr wird ge-
wöhnlich im Winter abgehauen. MQh-
ling.
Rohrkarpfen, m., s. Debel, Dibel und
Rftp.
Rohrreif, pltd. Rdrrlp, RöerTp, m., auch
Rohreif, der eisige Reif» der sich bei
Nebelfrost an die Zweige der Bäume etc.
ansetzt, Rauhreif, Raachfrost. Der
Rohrreif aber entstehet alfzdann^ wenn
bei Nebelickter Constitution des Gewitters
(Wetters) es sehr kalt etc. Linem.,
Xx 4a. Davon rohrreifen, rohreifen, pltd.
r6rripe(n), r6ery(>e(n)^ rörrtfen. Krüp
unne, Uwe Ltse^ et het rdrrtft. Nach
der Volkserfahrung hört die Kälte drei
Tage nach dem Auftreten des Rohr-
reifes auf. Ygl. Aufhang.
Rohrsperling, m,, Rohrammer, Embe-
riza schoeniclus. Da er im Rohre mun-
ter zwitschert und schreit, so heifzt es
von einem lebhaft streitenden Menschen:
er schimpft wie ein Rohrsperling.
Rohrwrangel, m., kleiner Rohrsänger,
Sylvia arundinacea. Bujack, 373.
Muhling, Tiern., 176.
rojftlsch, adj.j kolossal, stattlich, be-
sonders vom Frauenzimmer. Schemio-
nek, 32.
rokfar (a = ä), adj.^ s. rftkf&r.
rokOsen, sw.^ zur Bezeichnung des
rockenden Trommeins der Tauben.
RoW, Rolof, m. Vorn., Rudolf. Hart-
wich, 54.
Roll, (?), Gericht aus Hafergrütze,
Pflaumen, Rinderfleck und Sirup. Ma-
rienburg.
Rollberg, m., Strafze in Königsberg
auf dem Steindamm. Sie hat ihren
Namen nach einem normannischen Her-
zog Rollo, der eine Zeitlang daselbst
gewohnt. Hennenb erger, 43. Sie
hiefz früher Olappenberg ^ nach dem
Erl. Pr. II, 842, von dem daselbst
gehängten ermländischen Heerführer
Glappo. Hoffheinz, Strafzn., 604,
meint, der Name könne auch vom Volks-
witz gebildet sein, der hier manches
Fuhrwerk bergab rollen sah.
rollen, sw. Einen rollen, ihn im Kampfe
niederwerfen, besiegen.
Rolling, Rollinge, Rollung, /., die in
regelmäl'zigen Intervallen rollenden Wel-
len der bewegten See, auch der HafiFe.
Es ist zuviel RoUing, wir köfinen nicht
in die See hinaus, sagen die Fischer
am Ostseestrande. Die Fischerfahr^
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232
Rollo — Roratenbruder.
zeuge des kwrüchen Haffes werden nur
mit ganz flachem Boden und äusserst
geringem Tiefgang gebaut^ trotzdem segeln
sie vortre flieh und sind ganz besonders
in der auf dem kwr. Haffe sehr gewöhn-
liehen kurzen RoUung etc. äusserst tuchn
tig. Benecke, 223 f. An der Nord-
see bezeichnet raüen das Überlaufen
der Wellen über einen seichten Grund
oder den Anlauf derselben gegen eine
Fläche hinauf. Brem. Wb. lü, 426.
Vgl. Schftlung u. Wachte.
Rollo, n,y Rouleaux.
Rollung, /., s. Rolling.
Rolof, m. Vorn., s. Rolf.
RVIps, m,^ Rülps, laut aufstofzende
Magenblähung. Eck loht en RöUpSy
möt Cronst! eck kun en nich verhöhde.
Carm. nupt I, 282, 14. Davon rVIpsen,
sw.j rülpsen.
Rdm, m,, Rufz, jeder Schmutz, der
schwärzt. Davon berftmen, sw.^ sich^
sich anschwärzen, beschmieren. Wer-
der.
Romei, m.^ Pflzn., echte Kamille, Ma-
tricaria chamomiüa L., lit. ramüne.
Hennig, 213. Hagen, 894. Nach
Pritzel, 93, in Ostpr. auch Remey,
Raneyenblume (P fehlerhaft für Rameien-
blume), Haugenblum und Magdblum. YgL
Hundsromei.
Rominte, /., Nebenflufz der Pissa, in
lit. Liedern viel genannt und oft be-
sungen. Lit. Rominta, Der Name deu-
tet auf ein schnelles, eiliges Dahin-
wandem. Der Flufz heii'zt an seiner
poln. Quelle Blandianka, in PreuTzen
anfänglich Bllndeflufz, von dem ]it. blinde^
Salweide, die dort an seinen Ufern
wächst. S. Passarge, Balt., 311.
Rominten, Ortsn., Dorf an der Ro-
minte im Kx. Goldap. Oä na RomintCy
Zigge opschwänze. Über die Entstehung
der Redensart s. Sprw. I, 1 149.
rommeldOn, adf\ s. dOn.
rommein, sw.^ binden, pfänden. Ein
Gebrauch der Brautleute ^ „da sie die
Fremden, so an das Brautfeuer treten,
zu binden pflegen, und von ihnen zur
Auslösung ein Geschenk abfordern^.
Bock, 53. Hennig, 213. Auch das
piandende Binden überhaupt. Öck rom-
mel enne op ene grene Platz! Aus einem
Spruche beim Binden auf dem Emte-
felde. Volksr., 233, 814,
rommen, sw. 1. räumen, aufräameu,
wegräumen. 2. etwas durchsuchen.
Engl, rummage. Davon aufrommen,
aufräumen; verrommen, etwas verlegen,
verkramen,, so daTz es schwer zu fin-
den ist.
rVmmer, ado.y s. remmer.
RVmpy 971., rVmpen, sw.y s. rampen.
Ron, m.y s. Rahn.
RSnne,/., schmale, vielfach gekrümmte
Rinne, Fahrstrafze im kurischen Haff
längs der Nehrung. S. Benecke, 223.
Auch das frische Haff hat eine R&nne.
In der PiUauer Haff-Ronne hat sich
wählend der Winterstürme eine wenig
umfangreiche Sandbank gebildet, welche
dem Schifffahrtsnerkehr nach Königsberg
sehr hinderlich ist Egsbg. AUg. Ztg.
1882. Nr. 74. Abend-Ausg.
Rontfischy m. Nach Simon Grünau,
Tract I, cap. UI, „ein treuger fisch aas
der pomuchil^.
RSper und Zusammensetzungen s.
rSppschlagen, st 1. zur Bezeichnung
übergrofzer Magerkeit und Elraftlosig-
keit: die Rippen schlagen gleichsam
zusammen. 2. stark anstrengen, bis
zum Zittern, Rippenbeben.
rVr, adv.y s. rllr.
Roratenbruder, m. Die Roratenbru-
der sind eine kirchliche Sängerzunft
im Ermlande. Aulzer in der Kirche,
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rorreifen — Rosenwinkel.
233
singen sie auch bei feierlichen Begräb-
nissen Yor dem Sterbehanse und bei
den Vigilien. Stamm ist das lat. ro-
rcare. Der Volkswitz nennt sie rare
Brüder^ auch Rdrbrüder (vgL rar und
rdren). Mühling.
rftrreifen, sw.^ s. Rohrreif.
Roiaky m, 1. Rucken. Op em Roiak
gewe^ Hiebe auf den Rücken geben.
Samland. 2. Prügel, Hiebe. Et göfft
Roiak. Friedland Ostpr. Sprw. II,
2211.
Rofonke, Rossanke, (?), zur Bezeich-
nung eines schlechten Bieres. Nach
Mühling eine Art Weifzbier, das im
Anfimge des 17. Jahrh. in Angerburg
gebraut wurde. Vgl. Bier.
rSsch, adj.^ s. rfisch.
Roschbocic, 97»., Rehbock. Saalfeld.
röschen, mr., s. rtechen.
ROschke,/., Schnupftabaksdose, eigent-
lich: Tabakshom. Kr. Neustadt. S.
Kyrb.
Roseiy m., Gemisch von Zucker, rotem
Sandelholz und Zimt, womit der Milch-
reis bestreut wird. Schemionek, 32.
Milchbrei mit Rosei. Of*m andren End
(der Tafel stand) ganz dick ausgequoU-
ner Rei$ möt reener Atölch gekocht on
dick mot Rom bestreet, Schaltj. 3, 9.
roieln, rafeln, mo., rasen, toben, wild
leben. In der Jugend mu/z man ailS-
roieln, austoben, ßeisa^ Mutter^ räsel
nichl Zuruf an Stolpernde. Dönh.
Sprw. I, 3163.
Rosemöck, Rosemöck, Rosumöck, Rasu-
mdcky m. 1. fingierter Spuk. Den Rose-
mock jagen^ beliebter Sylvesterscherz.
Einen unerfahrenen Burschen stellt man
am Sylvesterabende mit einem groizen
Sack unter die Treppe oder an die
Leiter, die zur Lucht (Boden) führt
and weist ihn an, den Sack aufzuhal-
ten und gut aufzupassen, damit er den
Rosemock^ der da oben sich versteckt
habe und mit Knütteln heruntergejagt
werden solle, gewifz fange. Die an-
dern gehen nun in das Haus, auf den
Boden, und machen einen Lärm, als
ob sie wirklich jemand jagten und
immer weiter vorwärts trieben. Wäh-
rend der Sackhalter draui'zen oder
unten sorgsam auf die Ankunft des
Rosemock wartet und sich alle Mühe
giebt, den Sack so zu halten und zu
wenden, dafz der Rosemock ihm ja
nicht vorbeischlüpfe, wird ihm selbst
von oben her ein Topf oder gar ein
Eimer Wasser über den Kopf gegossen.
Samland. Litauen. Yolkskal., 30.
Lit. heiizt dieser Spuk razurnükaSy wohl
Dem. zu razumaSj poln. rozum^ russ.
räzum Verstand, Witz, poln. razumek
(verächtlich) vermeinter Verstand, Aber-
witz; aber poln. rosomakay russ. rosa-
macha^ rosamak der VielfraCz, ürsus
gulo. Nsslm., Forsch. 3; TL, 150.
2. unruhiger, unstäter Mensch, auch
ein in Kleidern zurückgekommener
Mensch. Dat ös e rechter Rosemock.
Er sieht aus wie ein Rosemock^ auch:
wie ein Rosemock popobki. 3. der Viel-
frai'z, ürsm gtdo,
rosemöcken, sw.^ zappeln, trampeln,
mit Händen und Füizen lebhaft arbei-
ten; übermütig munter herumi*asen.
Auch rosmöcken, nismöcken. Vgl. das
vorige.
rosensteSyOC^'., Superlativ von ros^n (ro-
sig), Schttieichelwort. Rosenstes Mutsch-
chen^ rosigstes Mütterchen. S. h'ebstes.
Rosenwinkel, m., Raum in dem Saale
des Kneiphöfischen Junkerhofes, der
den Kaufleuten als Vereinigungspunkt
diente; ihn schmückte das Wappen der
Kaufmannschaft: eine weilze Rose mit
kleiner vergoldeter Ejiospe. Die Zünfte,
10.
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234
Roserock — Rozmok.
Roserock, m., Getümmel, Lärm,
VerwirruDg, Aufruhr. Von dem gleich-
. bedeutenden poln. rozruch,
Rosinenkringel, m.^ Kringel, in den
Rosinen eingebacken sind ; beliebtes Ge-
bäck in Königsberg.
Rosmöck, m., s. Rozmöck.
rosmöcken, m,, s. rosemöcken.
Rost, TW., Flufz im Kopf = Rotz. S.
Frisch II, 129b. Eck roock noch nich
den Braade^ dut maackt, eck hadd den
Schnopp, myn Kopp wafz voller Rost.
Cann, nupt V, 190 b.
Rttst, /., 8. RUst
rostein, sw, 1. sich rühren, sich zu
bewegen anfangen. Eei rösteld sock
(im Bette), er röhrte sich, machte Miene
aufzustehen. 2. sich rüsten, fertig ma-
chen.
Rüster, RUster, /., ühne, ülmus com-
p^tris L. Hagen, 291.
Rüster, n., s. Rteter.
Rosumdck, m., s. Rosemöck.
Rttfzchen, n., Dem. von Rol'z, Libelle.
Mühling, Tiem., 176.
Rofzdienst, m.j der von den reichen
adligen Gutsbesitzern dem Orden zu
leistende Dienst. Der zu stellende
Reiter mul'zte in voller Eisenrüstung
auf einem starken, mit Panzerdecke
versehenen Streithengst erscheinen.
Gebauer, Kde., 60.
Rttrze, /, s. RMe.
Rofzgarten, m. 1. eingehegter Weide-
platz, nicht ausschliei'zb'ch für Pferde.
2. Stadtteil in Königsberg, der ursprüng-
lich Roi'zgarten gewesen. Neulich, wie
es auf dem Rofzgarten brannte, Soph.
R. in, 104.
Rttfzkaule, /., Grube, Pfütze, in wel-
cher der Flachs geröstet wird. Ober-
land. Hennig, 214.
Rotauge, pltd. RotOg, n., Fischn.,
Scardinvus eryihrophihalm%is L. Auch
Roddog, Roddow, Rotfeder, Rotflosser, lit
rudakis, rudawa, rtidusziSy kur. inidaus^
rudusch, rudaney, mas. sdrena, czerwone
oko, kass. radowka. Benecke, 134.
Bujack, 394. Mühling, Tiem.,
176.
RSte, /, s. RMe.
Rotenkurz, m., s. Kasper 2.
Rotfeder, /, Fischn., s. Rotauge.
Rotflosser, m., s. Rotauge.
Rotflofz, Rotflofzgiester, m, s. Gieb.
Rotgerber, m , Maikäfer in gewöhn-
licher brauner Farbe. Vgl. Müller
und Schuster. Mühling, Tiem.,
176.
Rotkttpfchen, n., Pflzn., s. PImker.
Rotstür, m. 1. Pflzn., stumpiblättri-
ger Ampfer, Rumea obtusifoUus L.
Friedland Ostpr. 2. Rauchtabak aus
Pflanzenblätteru, worunter die von Erd-
beere und Kirsche. Samland.
Rott, m., von rotten fauleu, Fänküs.
, . .sie zeigen nicht ow, wie der Olantz
im faulen, mürben und in Rott eer-
fallenden Eoltz entstehen könne. Line-
mann, Z 4b.
Rottanne, /., s. Tanne.
rotten, sw., s. rfiten.
Rottscher, m., Stockfisch. Bock,
Nat. I, 593. Mühling, Tiem., 176.
Bei Simon Grünau Tract. I, cap. HE,
im Plural: rottscheren.
Rotzbartel, m , Schimpfwort auf einen
Menschen mit rotziger, unsauberer Nase,
Ebenso; Rotzlöfel (Stein, Peregrinus
Xn, 82. W. Mtsbl. V, 191), Rotz-
maul, Rotznase, Schnodderbartel.
Rotzberger, m., s. Dreckhäuser.
rStze, adj\, etliche. De Lowd on
Kesting koste rötze P6a Hundat. Erm-
läudische Freisch. Manuscript.
Rozmok, Rosmock, m., eingelegter
Brassen. Die in dem polnischen Di-
strikt um grofze Seen wohnende LancU-
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rubbeln — rucksen.
235
leute legen die Bressen in Essig und
Gewürz und nennen diese wohlschmeckende
Speise Rozmock. Bock Nat, IV, 678.
Nach Bujack, 393, ist Rozmok ein in
Bier gekochter Bressem. Poln. roz-
moczy6 aufweichen, durchweichen. Bock,
53. Hennig, 214.
nibbeln, sw.y Frequentativ von reihen:
reiben, scheuern, namentlich Unebenes;
ebenen, glätten, glatt machen. Nach
Mühling auch hin- und herrutschen.
abnibbeln, abreiben, mit Anwendung
von Kraft mittelst eines Lappens, einer
groben Bürste, eines groben Hobels.
Dreck abrubbeln. Lo/z dich ehrscht deeg
abrubbeln. Schaltj. 3, 5. Die Kar-
toffeln abrubbeln^ sie vor dem Kochen
in einem Kübel mit Wasser mit strup-
pigem Besen durch einander rühren
und 80 von der auf der Schale sitzen-
den Erde reinigen. Ein Brett ab-
rubbeln^ es obenhin glatt hobeln. Über-
tragen: zausen, prügeln. Sprw. I,
1498. Sperber, 5.
nibbllg, adj,^ uneben, rauh. Das Reib-
eisen ist rubblig — ein pockennarbiges
Gesicht HolL robbeligy in Bremen
und in Pommern rubberig, Brem. Wb.
III, 537. Dähn. 387b.
RUbchen, n., Dem. von Rübe. Rüb-
chen schaben, Neckerei der Kinder, wo-
bei sie mit dem Zeigefinger der rechten
Hand den Zeigefinger der linken scha-
ben, sprechend: Schäm' aus, schäm'
aus! Im Holstein. Rövken schrapen^ in
Bremen auch ütslipen (ausschleifen,
auswetzen) aushöhnen: Slip üt^ sltp üt!
Schütze III, 310. Brem. Wb. IV,
833.
RUbe, /., Passenheimer^ s. Passen-
heim.
RUbonhahnenfufz,m., knolliger Hahnen-
foiz, Ranunculus bulbosus L. Hagen,
583.
'ruber, a<fo., herüber, hinüber.
RUbs, RUbsamen, m., s. RTps.
RUck, m, s. Rucken.
Rucken, tt»., Ruck, kurzer, kräftiger
Stofz, meist mit Geräusch verbunden.
Plötzlich ertonte durch die stille Luft
des Abends ein Krach^ wie wenn in
weiter Feme eine Kanone abgeschossen
wü/rde. Mein Wi/iik sagte^ es gebe an
Sormnerabenden^ wenn See und Haff
ganz ruhig^ oft einen solchen Rucken,
Ich glaube, er rührte von einer Schaar
ziehender Vogel her^ welche bei plötz-
licher Schwenkung diesen seltsamen Laut
erzeugen. Passarge, Balt., 177.
Rucken, m. Einem den Rücken mes-
sen — waschen, ihn durchprügeln. Mit
dem Rücken herhalten müssen^ Prügel
bekommen.
Rucken, RUggen, pltd. RUck, Rigg, m.
1. Ackerbeet, Beet. 2. Zaunstecken
und dann gewöhnlich Rüggen, Riggen^
Röcke(n). He (der Schulmeister) leep
bet an e Röcke, Da bleef Jiei stocke.
Volksr., 112, 464. Ein aus solchen
Stecken zusammengesetzter Zaun heilzt
RUckenzaun.
RUckgarben, Ortsn., Dorf beiSchippen-
beil. Hei heft et önnerlich wt deRöck-
garwsche Kinder. Sprw. I, 1806.
RUckgesäfz, n., Rücksitz, Hintersitz
im mehrsitzigen Wagen. Setz dich aufs
Rückgesä/z. Auch Hintergesäfz; beides
im Gegensatz zu Vordergesäfz, Vorder-
sitz.
Rucks, 971., Stofz, heftige, kurze Er-
schütterung durch Stofz. Dat gew e
gSde Rtccks, das gab einen guten Stofz.
Mei heft e Rucks weg^ er hat Schaden
genommen, leidet an Gesundheit oder
Vermögen. Nach Treichel hat man
für einen verstärkten Rucks Runks. Vgl
Drucks.
rucksen, sw.^ Frequent. von rucken^
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236
Ruckstau — rollen.
ruckweise etwas Schweres stofzen,
schieben, ziehen, reifzen, fortbewegen.
Einen zmammenrucksen, ihn gehörig
durchschütteln, indem man ihn beim
Eragen fafzt. Bildlich: einen tüchtig
zusammennehmen, vermahnen. Ma-
rold.
RUckstau, m., das Haff- und Flofz-
wasser, welches durch starken Wind
stromaufwärts getrieben, angestaut wird.
Der Rückstau aus dem Haff erzeugt bei
anhaltendem Seewinde den tief in's Land
dringenden fliegenden Strom. Werder.
Passarge, 205.
RUckstrang, m. Einem den Rück-
strang messen^ ihn durchprügeln. M ü h -
ling.
Ruckum, 97»., schlechteste Getreide-
sorte, letzter Abfall des geharften Ge-
treides. Samland.
ruckweise, adv.^ in einzelnen Rucken
oder Stolzen, Absätzen. S. Sprw. II,
2218.
rOdeln, sw.^ Bewegliches hin und her
rollen, wälzen, schieben, dafz es Ge-
räusch giebt; besonders einen wackligen
Tisch oder Stuhl, so dal'z es knarrt.
Auch ruppeln. Marold.
Rudnick, Ortsn., Dorf bei Graudenz.
Od na Rudnick, Koie opsclmänze,
Sprw. I, 1150. Vgl. Rominten.
Rufen, n., Glockengeläute, durch wel-
ches die Leichen ertrunkener Fischer,
die das Meer behalten, ans Land ge-
rufen werden sollen. Nach der Volks-
meinung wirft das Meer nach diesem
Geläute die Leichen aus. Samland:
Kauschen.
ruffen, sw. 1. raufen. 2. heftig krat-
zen. Er ruft sich^ ein Zeichen, dafz
er Läuse hat.
rOgen, sw.^ sich^ sich ruhen, aus-
ruhen.
rügen, ruggen, str., mit Ruck heben.
Dönh.
RUggen, m., s. RUcken.
rühr, adv, s. rUr.
Rühren, w., das Pflügen des Acker-
landes in die Quere. Bock, Nat. m,
681.
Ruhrlinie, /, Berührungslinie, Tan-
gente Ziehet femer im Sinne ein Ruhr-
linien oder Tangant^ so da de)' Sonnen
und der Erden Cörpere berühre^ welche
so weit lauffej bifz solche RÜhrlinienj
diejenige Linie, so da durch die Mittel-
punkte der Sonnen und der Erden gehet^
durchschneidet. Linem., Ss 2a.
Ruhr mich nicht an, n., s. Rehehir-
schen.
RUhrnftrsch, pltd. Rohmarsch, m.,
einer, der viel mit dem A. rührt, un-
ruhig sitzt, auf einer Stelle nicht lange
Ruhe hat.
rUhrsam, adj,^ beweglich; von alten
Leuten, die noch regsam und rührig
sind. Vgl. berUhrsam.
rUhrzageln, pltd. rerzägeln^ sw., mit
dem Zagel (Schweife) rühren, wedeln
vor Lebenslust und Mut, oder auch vor
Bangigkeit und Furcht; in letzterem
Sinne übertragen auf den Menschen:
demütig thun, kleinlaut werden. Denn
solle mlne Kegkes rerzägeln! sagte der
Bauer, als er den Hafer nicht teuer genug
verkaufen konnte und daher beschlol'z,
seine Kühe damit zu tüttem. Tiegen-
hof. Sprw. II, 2226. Ek w^ em dar-
to bringen (dal'z er gute Worte giebt),
oder he sali reehrzageln. Dorr, 1.
Wiew., 54.
rujenieren, sw.^ ruinieren. Die Kleider
rujenieren.
RQIchen, pltd. RQIke, Dem. von Ru-
dolf:
rUIlen, sw. So unrd das Thierchen
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Rulz — Runge.
237
mack^ das sonsten rüUt und brüllet,
Carm, nvpt I, 264. Vgl. mak.
RUiZy 7», roher, ungesitteter Mensch,
gleichbedeutend mit dem allgemeiner
üblichen Rülps, Bei Stein Rültz als
Schimpf- und Ekelname. Peregrinus
XII, 82. W. Mtsbl. V, 191. Wir
haben auch solche ungeschliffene Rül-
tzen in diesem gro/zen Marjenbv/rgischen
Werder^ die der Teufel also eingenommen^
dafz sie ungescheut sagen dürfen: Wer
einmal todt ist, der wird wohl todt blei-
ben etc. Hartwich, 529.
Yum, adv.y herum, 'rumaasen, -bochr
ten, -dammelny ^doseln^ -flankieren,, -flit-
zen, -jacheln, -jachem, -karjolen, hrdfn-
geln, -zo4eln. S. remmer.
'lumalken, pltd. romalken, sw., lär-
mend umher, tollen; von Kindern. El-
binger Ndrg. Vgl. alken.
Rummel, m, 1. Gesamtheit von
Gutem und Schlechtem, namentlich aber
altes Gerät, Warenreste, bunt durch
einander, als Ganzes. Den gan^zen
Rummel nehmen. Was kostet der Rum-
melf AuchRumpel, m.. Hennig, 214;
Rummelei, /. Gleichbedeutend mit Ram/p,
Rump etc. s. rampen. 2. Verständnis,
Geschick zur Wahrnehmung des eige-
nen Vorteils. Er hctt den Rummel
*raus — versteht den Rummel, Nach
Weigandn, 502, die Zahl der gleich-
£arbigen Karten im Pikett- Spiel. 3.
dumpfer Ton. 4. Verkaufsmaiz für
Gartensaat, etwas mehr als eine Prise,
d. h. soviel, als man zwischen zwei
Finger fassen kann. Treichel.
Rummelei, /., s. das vor.
rummer, adv., s. remmer.
Rump, m, 1. Rumpf. Oänserump,
Schiffsrump, Kleiderrump, zusammen-
geheftetes Kleid, dem noch die Ärmel
fehlen. Hennig, 215. 2. im Erm-
lande auch Rumpf Bienenstock, zunächst
der aus einem Klotze gefertigte. Im
Ermlande mufzte 1526 vom Rum/pfe
5 Grosch. Abgabe an Polen gezahlt
werden. Mühling. 3. s. v. a. Ramp,
s. rampen,
RUmp, m,, s. rampen.
Rumpel,97i. 1. Erhöhung, Hügel, Erd-
kloiz. Mühling. Vgl. Humpel, Kum-
pel. 2. s. V. a. Rummel,
rumpelig, gewöhnlich rumplig, adj.,
uneben, höckerig, holpericht. Der Weg
ist rumpelig, Bock, 53. Hennig,
214.
Rumpelkammer, /., Kammer, Raum,
Gelafz für allerlei Gerumpel.
Rumpelkasten, m, 1. Kasten, Lade
für allerlei altes Gerät. 2. Kasten-
artiges überhaupt. Auf den alten Rum-
pelkasten (eine Laute ist gemeint) dürfte
er sich auch nichts einbilden, Soph R. I,
255. Ein altes Klavier heil'zt ebenfalls
Rumpelkasten; ebenso auch eine alte,
unförmliche Kutsche. Bernd, 239.
rumpeln, pltd. rempeln, sw,, rollend
poltern; stofzend erschüttern. Der Wa-
gen rumpelt auf unebenem Wege, auf
schlechtem Pflaster.
rumpen, rllmpen, m., s. rampen.
Rumpf, Rümpf, m.y rümpfen, rllmpfen,
sw,, 8. rampen.
rumplig, adj., s. rumpelig.
Rumpschlump, m., eine Menge von
Dingen ohne Auswahl, alles durch ein-
ander. In gleichem Sinne wie Rumfp
und Rumvmel, Mühling.
rumtreiben, st, s. umtreiben.
Rumtrift, m., s. Umtreibor.
Ruhdsel, n., Randteil, Rondel, kreis-
förmige Figur. Mühling.
rOnen, Sfw., raunen, flüstern. Serune
sock on de Ore. Ahd. rünen, mhd.
rünen.
Runge, /., aufrechter Stab in dem
Ende der Krängel eines Arbeitswagens
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238
rungenfaul — ruschebüschig.
zur Stütze der Leitern oder Seiten-
bretter des Wagens; mhd. runge^ ahd.
rumga^ von dem goth. hnigga Stab.
Schade, 426b. Pierson (Altpr. M.
Vin, 367) weist auf lett. runga Fuder-
stütze, Enuppel hin. Sonst krig eck
bohl de Rung onn schlag dy an de Ohre.
Ca/rm. nupt V, 190c. Da die Runge
sich leicht aus dem Erangel ziehen läi'zt
und handlich ist, so dient sie häufig
als Prugelinstrument. S. Sprw. I, 129.
Vgl. U8.
ningenfaul, adj,^ faul wie eine Runge,
die sich allein von allen Teilen des
Arbeitswagens nicht bewegt, sehr faul,
sehr träge. Hennig, 334.
Runkel, Pflzn., Bete, Bäta vulgaris L.
Gericht; Gehackter Kohl mit Runkeln.
Saalfeld. Im Weichseldelta, Treichel,
Volksth. III, auch IVoUius europaeusL
Vgl. Bete und Zwickel.
Runks, m., s. Rucks.
Runkunkel, /., altes^ mürrisches Weib.
Mühling. Ebenso in Posen und in
Hessen. Bernd, 240. Vilmar, 333.
'runter, adv,^ herunter, hinunter.
ruppeln, sw., s. rOdeln.
flippen, ««r.,«tcA, sich fördern, eine Sache
rasch beenden. Mühling. In Bremen
rapen raffen, reppen bewegen, hurtig
bewegen, rühren, rap schnell, hurtig,
geschwind. Brem. Wb. HI, 434.
435.
ruppig, adj\ u. adv. 1. zerrupft, lum-
pig; armselig in weiterer Bedeutung.
Das ist ein ruppiger Kerl^ ein Kerl, der
in schlechten Kleidern und unsauber
erscheint. 2. geizig, filzig, unanstän-
dig. Er nahm sich recht ruppig. 3.
uneben, rissig, rauh. Er hat ein rup-
piges Gesicht. In Bremen rwppen rup-
fen. Brem. Wb. III, 560. Hennig,
215.
Ruppsack, 97»., ruppiger, unanständiger,
filziger Mensch. Sperber, 27.
Rups, 97»., rascher Griff. Mühling.
Vgl. flippen.
rUr, rllhr, pltd. r»r, rSr, odr., dicht,
nahe, zum Berühren nahe. Dat os
ror dran^ es ist dicht daran. BXn
Nachbar wohnet rühr an dem andern.
Lepner, 73. Ebenso auch in Bremen.
Brem. Wb. III, 527.
rllrkSlen, 8to., unruhig sit.zen, sich auf
einem Sitze viel rühren. Westpr.
rusch, adj. u. adv. 1. rasch, schnell,
eilig; zeitig, früh. Öck wer rusch e
Wtw geworde. Sprw. I, 4158. öch sei
so ruscher da^ ich bin so schneller,
früher da. Heilsberg. Im Brem. Wb.
DI, 560: Ruus eine Weile, Zwischen-
zeit. Bock, 53. Hennig, 215. 2. ver-
derbt für russisch E ruscher Schlitten.
RUsch, /., Halskrause von Tüll, MuU,
Band, als Garnitur des Frauenkleides.
nischbusch, ruschebusche, adv. auch
Subst. 1 . zur Bezeichnung einer hastig,
eilig, überschnell ausgeführten Hand-
lung. Es ging ruschiusch rasch (rusch),
über Hals und Eopf, wurde in Bausch
und Bogen abgemacht; daher auch:
etwas in Rusch und Busch nehmen, in
Bausch und Bogen abmachen. Sprw.
1, 3174. Hennig, 215. 2. unordent-
licher, verwilderter Mensch. Er ist ein
rechtei* Ruschehusch. Vgl. Ruschewill.
Ruichebuiche,/., Unordnung, Unruhe;
mit dem vor. identisch. In Bremen
Rus^mse grol'ze Unordnung, die von
einer Menge Sachen verursacht wird.
Brem. Wb. HI, 562. Vgl. Ruiche-
muiche.
rOichebOichig, adj.^ windig, stürmisch:
rüichebuschiget Wedder. Elbinger Ndi^.
Vielleicht aus: raschen^ rauschen, und
Bu^sch
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ruschelig — Rutsch. 239
niichelig, ruichlig, adj,^ unordentlich, RQse, /., Grube zur Aufbewahrung
wirr in den Haaren. Er hat einen von Gemüse, Kartoffeln etc. während
ruschligen Kopf. des Winters. Sie wird mit einem
Ruichelkopf,m., Kopfmityerruschelten, Hügel überschüttet. Lit. rum und
wirren Haaren. rusis.
niicheln, sto., rascheln, rauschen, sich rQsen, sw, 1. eine Rvse graben. 2.
rühren. Schusche Patntschey wat rvr- Gemüse, Kartoffeln etc. in eine Bv^
ichelt om Stroh etc. Volksr, 7, 30. zurÜberwinterungeinschliefzen: letzteres
Heut abends mrcPs unter dem Kopf- auch verrüsen.
lassen trmner mit der Frage ruschein: rüsig, adj,^ grausig, ungestüm; vom
ist's auch recht? Soph. R. IV, 91. Ein Wetter. Wohl nur Abzweigung von
seidenes Kleid ruSchelt^ rauscht rascheln grusig gTa.\xsig.
und puächeln. Vgl. puscheln 5. In rusken, adv.y s. nischkens.
Bremen rusken^ ruusken rauschen. rusmöcken, sto., s. rosemöcken.
Brem. Wb. IH, 563. Davon: aufru- Russen, pit^., weiize Schaben. Müh-
§cheln. Die Ecuire aufruscheln^ auch ling.
verruicheln, in Unordnung bringen, auf- Russenrad, n., Rad eines russischen
rauhen. Wagens, dessen Felgen aus einem
Ru§chelpu§chel, n. Ich begegnet' einem Stücke bestehen. Elbing. Sprw. I,
schwarzen Geschelein^ Das bot mir Rvr- 653.
4chelptcschel an etc. Tierräts. 103. S. RUst, Röst, /., Ruhe, Rast. De Uwe
puteheln. Sonne geit toW Rüst^ sie geht zur Ruhe,
Ruichemuiche, /., Unruhe. Von dem geht unter. Besacht, besacht! sprok et
poln. rozmqcic aufrühren. Schmitt, Sehnt dake (zum Bären), öck kann dt
108; Westpr. 167. Vgl. Ruichebuiche. noch toRöst bringe. Rastenburg. Fir-
Ruichewill, m. u. /., s. Ruichwill. menich I, 109b. Goth. und ahd.
nischkens, adv.^ sehr. De Lewark rasta, mhd. ra;ste^ altnord. rds% alts.
singt zeddergister so nachkens schmeck resta^ holl. mst^ in Bremen Rust. Brem.
ibtbowen en de Loßy die Lerche singt Wb. III, 560. Jeroschin hat sundir
seit gestern so sehr schön dort oben rastin ohne Aufenthalt.
in der Luft. Dzg. Nhrg. Viol^t, 98. Rüster, /., s. Röster.
Im Werder: rusken. Aksies gaf öck 'rOt, adv., heraus, hinaus.
von miner Waar^ So rusken wennig det Rute, /., Querholz über demWasser-
ganzeJahr. Testament vom rieke Buure. spiegel zur Verbindung des Lachswehrs.
N. Pr. Prov.-Bl. II, 346. Die Ruten heii'zen auch Scheren, lit.
ruichlig, adj.y s. ruichelig. kikstis. Benecke, 381. Vgl. Winter-
Ruichwill, Ruichewill, m. u. /., unru- fischerei.
higer, flatterhafter, verwilderter Mensch. Rutsch, /., Reise, Fahrt, Sturz; von
Es ist ein rechter Runchwill. Sie ist rutschen. GlOckliche Rutsch !b\s Wunsch
eine rechte RtufchunU. Man hört auch beim Abschiede. GlöckUche Rutsch^
Raschewill. Es ist also rusch rasch auch e Pdr Pareske op e Weg! Glockliche
hier für die Bedeutung herbeizuziehen. Rutsch ön e erschte Grawe, möt dem
Zusammensetzung aus rasch und unldf Kopp unde^ mot de Fot bäwe. Scherz-
Vgl. niichbuteh. hafte Gluck wünsche auf die Reise. Vgl.
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240
Rutsche — 8.
Sprw. I, 3178f. Jeroschin: ms —
was er genesen von dem sweren gevelle
der rutschdn in dt heüe 103b. Pfeiffer,
213.
Rutsche, RUbche, /., FuTzbank. Von
rutschen. Und haben die jetzige Jans--
seny die damals drei Jahr alt gewesen
sein mag^ auf einem Rutschchen zu den
Fü/zen sitzen gesehen. Soph. R. III, 107.
Ra riRutschy wir fahren in der Kutsch!
Einderreim. In Sachsen Rutsche^ in
der Niederlans. Rutsche. Anton, 3,
11.
Rutsche, /., Pflzn., geknäaelte Binse,
Juncus conglomeratus L, auch Sende,
Knopf binse, Dochtbinse. Hagen, 373.
rutschen, sw.^ gleiten, gleitend sich
fortbewegen; auch aaf den Knieen and
dem Hintern. Bildlich von der on-
schmackhaften, unbeliebten Speise: die
Erbsen wollen nicht rutschen.
Rutscher, m., Tanz. Komm^ toir wol-
len ^nen Rutscher machen. Treichel.
Rutschholz, n., Teil des Wagens^das
unter dem Langbavm rutschende, die
Deichselarme verbindende Holz, auch
der SchwenkspOn.
Rutschpartie, /., Partie im Rutschen:
Fahrt einen Abhaog abwärts, auch
Fall. Wir haben (hen eine RutschpaHie
gemacht^ sind hingefallen. Vgl. Sper-
ber, 27.
Ruttich, m.s Pflzn., gemeiner Knöte-
rich, Polygonum perncaria L. Hagen,
426.
rOw (u lang), llw, rtf, ado. 1. sorg-
los, unbekünunert, verschwenderisch,
üppig. Er y>t rüw in den Tag hinein.
Er lebt allzu rüw, er l&fzt viel dranf-
gehen. On wiel §k riew weer m§t dem,
wat §k hadd etc. Dorr, 1. Wiew. 76.
Wi lewe riw on nich e Jahrke so lang.
Obberland. Engl, rife, holl. ryf, ryve
überflüssig, in welcher Bedeutung rvoe
auch in Bremen auftritt Brem. Wb.
III, 508. Im Holstein, rieve freigebig,
milde, verschwenderisch. Schütze HI,
295. Hennig, 216. 2. adj., rüde,
roh, grob Dat ös en rtwer Kerl, ein
Grobian. Pillkallen.
Ruzen, (u kurz), m.y Fischerhamen.
... nicht zu gedenken, da/z dieser nähr-
reiche Ort (Memel) aUerhand Fische
hervorgiebt, die von den hiesigen Fischern
mit Netzen, Angeln, Ruzzen, Wadden,
Wentres sowohl in der See als Curschem
Haff gefangen werden. G. Reimer,
Merkwürdigkeiten der Stadt und Fe-
stung Memel, § VII. Hennig, 294.
Henni gs (S 216) Ableitung des Wortes
von dem hchd. Reuse zweifelt Nsslm.
an: Forsch. 3; Th., 220. Vgl. Erl. Pr.
IV, 245.
s.
s, Sauselaut, ist im Plattdeutschen
anlautend vor t und p -■ seh, wie auch
im Hochdeutschen: Stöl {SchtSl) Stuhl,
Spräk (ßchpräk) Sprache; ebenso auch
vor k: Slüäw (ßchJdäw) Sklave; sock
sch/datoe sich sklaven. Es lautet häufig
seh auch zwischen r und t: erseht erst,
Firscht Fürst, Ddrscht Durst, Worsckt
Wurst, Forsche Forst, Borscht(e) Borste,
Garscht, Gerscht(e) Gerste, Oberscht
Oberst. Das auslautende s bleibt bei
Substantiven und Adjektiven hinter
einem Vokal geschärft: Hüs Haus, Mus
Maus, krüs kraus, geht aber bei ande-
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S — sabbern.
241
ren Wörtern io t über: dat das, üt
aus, et es, so auch hinter einem Konso-
nanten: Krewt Krebs. Hinter r wird
auch das auslautende 8 wie seh gespro-
chen: annenchj andersch anders, Bü-
erschniann Bauersmann, Ackerschmann
Ackersmann; eigentümlich ist die Bil-
dung Awt^ Owt aus Obst. Lehmann,
Volksmd., 32. — Häufig tritt s als
Pluralendung auf, hochdeutsch wie
plattdeutsch: Kerls Kerh^ Kinderchens
Kinderkes^ Jungens Junges^ Mädchens
Makes y Margellens Margelies; ebenso
schliei'zt es sich Infinitiven an: er schlief
im Stehens, — a/z im liegens, — redete
im Schlafens. — ««, J'z bleibt in weni-
gen Worten: Gass^ Gasse, gröfze grü-
fzeriy und geht meistens in t über:
groter grölzer, satt salz, ete essen, motte
müssen, lät lal'z, schmite schmeii'zen,
auch mit Dehnung des vorangehenden
Vokals: Wäter Wasser, en betke (auch
be/zkey bö/zke) ein bil'zchen. Lehmann,
Volksmd., 33.
S, aus Holz geschnitzt, Zeichen der
Schulzenwürde. Ward es von dem
Schulzen im Dorfe umhergesandt, so
erschienen die Geladenen sofort zur
Gemeindeversammlung oder auch zum
Einzeltermin im Schulzenamte. Werder.
Mühling. Vgl. KrtwQle.
Saat, /., in Danzig in kaufmännischen
Kreisen auch n. 1. Same, der ausge-
säet wird ; vorzugsweise in Zusammen-
setzungen: Aussaat, Sommersaat^ Win-
tersaat etc. Bildlich: Die Saat wieder
haben, beim Kartenspiel den verlorenen
Einsatz zurückgewonnen haben. 2. das
aus dem Samen erwachsene, auf dem
Halm stehende Getreide. Die Kinder
sollen nicht in die Saat gehen,, sonst
kommt die Kommutter. 3. Die Hand-
lung des Säens. Gödet Wedder tSr
Saat.
FriMhbi«r, WorUrbaeb U.
Saaifahr,/., das Pflügen, welches un-
mittelbar vor dem Säen stattfindet, das
Saatfurchen; nach Bock, Nat. IH,
681c zur Saat pflügen. Vgl. Adelung
m, 1234.
Saatknoblauch, m., Ackerlauch, AUi-
um vineale L. Auch Komzwiebel und
Weinlauch. Hagen, 357.
Saatkorn, n., -roggen, m., Roggen zur
Aussaat.
Sabarje. Auf Sabarje ringen, in der
Art ringen, dal'z man sich gegenseitig
an die Zipfel der Rockkragen falzt.
Westpr. Von dem poln. za hinter
und JarA Schulter. Schmitt, Westpr.,
167.
Sabber, m., Geifer, namentlich von
Kindern und Greisen. Davon:
sabbern, sw. 1. geifern, den Speichel
fliefzen lassen^ nach Treichel auch
labbern. 2. viel und unnütz reden: die
Worte fliefzen lassen wie den Speichel.
In diesem Sinne jedoch mehr schabbem
und schiabbem. Im Bremischen sabben,
sabbeln, sabbern, in Hamb.^ im Hol-
steinischen und in Pommern sabbeln,
im Götting. saweln, in Hessen auch
selbem, sebbern. Brem. Wb. IV, 568.
Richey,221. Schütze IV, 4. Dähn.
395a. Schamb. 179b. Vilmar, 335.
380. Bock, 54. Hennig, 216. S.
besabbern. — In Zusammensetzungen:
Sabberbart,?/».,Sabberfre88e,/.,ingleichem
Sinne wie Sabbermaul (s. d.) — Sabber-
lappen, m., s. V. a. Sabberschiabbe.
Sabbermaul, pltd. SabbermQI, n. 1. Maul
voll Sabber, das sabbert. 2. Benennung
für kleine Kinder und alte Leute, auch
für Personen, welche Tabak kauen.
3. Plappermaul, Schwätzer. In allen
Bedeutungen auch Sabberbart, Sabber-
michel und in der Verstärkung Sabber-
fresse, pltd. SabberML — Sabberregen,
m,j feiner, sabbernder Regen, Staub*
16
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242
Säbelki-aut — Sackbuxen.
regen. Mühling. — Sabbertchlabbe,
Sabberschlappe, /., gewöhnlich im Dem.
Sabberschlabbchen^ Brustlätzchen (s.
Schlabbe)^ das man kleinen Kindern um-
bindet, damit der Sabbei' nicht das
Kleid beschmutze und nässe; auch
Sabbertuch, Sabberlappen. — Abgeleitet:
sabbrig, sabberig, adj,, voll Sabber^ be-
geifert, geifernd. Der aabbrige Mund.
Säbelkraut, n., s. Wassersäge.
Säbeln, ph/r., Zobelfell. Hirsch,
261.
Sabul, m.y komische Verdrehung von
Säbel. Und wenn gleich der SabtU
bricht.
sach, Prät. von sene^ sehen. He scLch
nich^ er sah nicht.
sacheikes, adv.^ s. sachtchen.
sacht, sachte, adj. und adv. 1. leise,
sanft, gelinde, langsam.^ nicht heftig.
Sacht sprechen^ leise, langsam reden.
Geh nur aacht^ geh nur langsam, tritt
nicht hart auf, gehe nicht ungestüm.
Man sachte! nur nicht heftig, nicht so
hastig. Man sachte! sagte der Regere
wurm zum Hahn, als dieser ihn fra/z.
2. leicht, beinahe, wohl. Ich kann es
sacht thun, ich kann es leicht, mit
Leichtigkeit ausfuhren. Ich kann sacht
dahin gehn^ kann heifzen: ich kann
langsam dahin gehen, oder: es macht
mir keine Schwierigkeit dahin zu gehn.
Ich habe sacht genug, ich habe beinahe
genug, eigentlich: mehr könnte mir
schaden. Das kann sacht so sein, das
kann wohl so sein. Bock, 54. Hen-
nig, 217. Vgl meist
sachtchen, sachtchens, phd. sachtke,
-kens, auch sacheikes, adv.y Deminutiv-
form von sacht, leise, behutsam, sanft,
glimpflich, langsam^ gemächlich. Er
ging sachtken sachtken auf meinen Thee-
tisch zu. Soph. R. I, 238 f. Na, na,
man sachtken, gemach, nicht hitzig!
Man sacJUcheny — sachtke! Aufforderung
zur Behutsamkeit, z. B. beim Verbin-
den einer Wunde, beim Passieren eines
schmalen Weges. Wi wolle sachtke gäne,
— krupe! Mahnung zum Aufbruche.
Gät man, ök kam sacheikes na, geht
nur, ich komme sachtchen nach.
Sachtleben, m., stiller, schlichter
Mensch; auch wohl Einfaltspinsel.
Mühling. Sprw. I, 3183.
sachtmUtig, pltd. sachtmOdig, acy.,
sanftmütige leutselig; wenig unterneh-
mungslustig.
Sack, m. 1. saccus. Vielfach in Sprich-
wörtern und Redensarten: Ein lediger
Sack kann nicht aufrecht stehn. Er
klopft auf den Sack und meint dem
Malier. Das bleibt nicht im Sack, es
wird bekannt, hört auf Geheimnis zu
sein. Hand vom Sack ! Hand vorn Sack,
ÖS Häwer bon! wenn jemand eine Sache
anfassen will, die er nicht berühren
soll. Die Katze im Sack haben, jemand
in seiner Gewalt haben. Ich hab^ ihn
im Sack, ähnlich wie: ich haV ihn in
der Handy — in der Tasche, er ist in
meiner Gewalt; von einem Schuldner.
Düster wie im Sack. Hei stockt em üt
6k ön e Sack. Bock, 54. Hennig,
218. 2. Fischnetz, sackartiges Netz^
Wenter (s. d.). Nach dem Wasser, in
welchem die Säcke angewandt werden,
unterscheidet man Haff- und Stromsäcke;
nach den Fischen, die damit gefangen
werden: Aal-, Brassen-, Neunaugen-, Stich-
lings- und Zandersäcke oder -wenter.
3. scrotum. Sock an e Sack seiche,
sich selbst anführen, selbst betrügen.
Hau em, dat em de Sack woppt! Wem
de Sack jtickt, dem läwe de Makes. VgL
Sprw. I, 3184 ff 4. Schimpfwort: Da-
melsack, Diebssack, Fre/zsack, Glüpsack,
Ruppsack, Saufsack.
Sackblixen, pltd. SackbVxe, j>^»*., Bein-
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Säckel — Sackträger.
243
kleider yon Sackleinwand, Klonkerlein-
wand; auch weite ^ sackartig sitzende
Hosen.
Säckel, m., Dem. von Sack^ Klingel-
beutel. Soph. R. YI, 144. Vgl. Kling-
boutel.
Säckelkraut^ n., s. Wassersäge.
Säckeln, sw,y den Sack, Beutel, die
Börse fallen. Der sich in Reckts-Hän-
del lafzt ein^ Mufz aUenthalben ge-
seckelt sein; Mit ün/oerschämt der erst
sei gefüllt^ Der andr mit Geld^ der dritt
mit Gedtdt. Deckeninschrift der (1624
erbauten) Börse in Kgsbg. Erl. Pr. III,
487. Sprw. I, 4368.
sacken, sw. 1. in Säcke füllen, ein-
messen: Getreide y einstecken: Geld.
Nach Treichel einsacken auch ins Ge-
genteil verkehrt : Sie hat sehr eingesackt,
gealtert. Ej* hat eingesackt, Geld im
Spiele verloren. 2. sich sacken^ wie ein
Sack hängen, Falten werfen. Der Rock,
das Kleid sacken sich, Hennig, 218.
Die Tücher sollen . . .in der Schau un-
tersucht werden . . . ob die Fäden aus-
gesprungen, ob das Tuch Säcke oder
Tauchen habe u. der gl. Bock, Nat. I,
646. 3. sich anhäufen, stopfen, fest
stopfen durch R&tteln und Schichten.
Der Rufz sackt sich in der Ofenröhre
— Die Rohre ist versackL Das Wasser
in Strafzendrummen sackt sich, wenn
der Durchlaß verstopft ist. Rirkhebrei
sacke dt. Sprw. I, 1627. Efz langsam,
es sackt sich besser.
sackerieren, pltd. -firen, m., fluchen,
wettern; frz. sacrer.
Sackfischer, Sackner, m., Fischer, der
mit einem Sacke oder Wenter fischt.
Auch darf kein Sackfischer gleichzeitig
mehr ah 16 Säcke oder 8 Tücher oder
8 Netze ausstellen. Fi8ch.-Ord. f. d. fr.
HaflF, §4. Benecke, 312. 319.
Sackheim, m., Stadtteil in Königsberg,
ursprünglich ein Dorf; er soll jedoch
schon 1326 eigene Gerichtsbücher ge-
habt haben. Gerichtssiegel: weifzes
Lamm mit roter Siegesfahne. Faber,
122. Nach dem Erl. Pr. I, 672, hat
der Sackheim seinen Namen daher ^be-
kommen, „weil er im Grundrii'z einem
langen Sacke gleichet, der unt^n, näm-
lich am Löbenicht^ schmal und enge
zugehet". Hennig, 218.
sackig, adj., gesackt, faltig.
Sackleinwand, /., grobe Leinwand,
woraus Säcke gefertigt werden. *
Sackluchty f., Lucht, Bodenraum in
der Mühle, auf welchem das Getreide
aufgesackt, oder in Säcken aufgeschich-
tet wird, der Schüttungsboden.
Sacknadel, /., Fischn., s. Seenadel.
Sackner, m., s. Sackfischer.
Sackpreis, pltd. Sackprts, m., Fang,
Gewinn bei der Fischerei mit Säcken.
Hennig, 217.
sackstdegrob, ad^\, zur Bezeichnung
höchster Grobheit; Säcke näht man
nicht mit Stde (Seide).
Sackspicker, m., der in die Säcke
spickt, sticht, der Steuerkontrolleur.
Vgl. Lischkenkicker.
Sacksprielz, m,, Sacksprosse, lange
Stange zum Befestigen der Säcke (Wen-
ter), Pricke. Auf welchen kann dar-
gethan werden, dafz er Sackq>riefzen
habe stehen lassen, soll 6 Mark ver-
fallen haben. Fisch. -Ord. v. 1640.
Hennig, 217.
Sackträger, pltd. Sackdräger, m. 1.
Korporation von Arbeitern, deren Ge-
schäft es ist, das Getreide in Säcken
aus den Speichern in die SchifFe und
aus den SchifFen in die Speicher zu
tragen. Ihr Vorsteher führt den Titel
Vorläufer, m., Läufer, der die Spitze
hat, weil die Träger mit ihrer Last in
kurzem Laufe sich bewegen. Egsbg.
16*
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244
Saokträgerherberge — salben.
Dzg. Vgl. Träger. 2. scherzhafte Be-
zeichnung für den Mann. Dtn Väder
ÖS e Sackdräger! neckt sich die Volks-
jugend.
Sackträgerherberge, f.. Schenke, in der
die Sackträger verkehren.
Säd, Send, /. 1. Futterkorb, Kiepe.
2. die zur Sättigung eines Pferdes,
eines Rindes gehörige Portion Futter;
auch der Futterinhalt einer Säd. Göff
em noch e Sdd Häcksel. Dönh. Fried-
land Ostpr. Für die Abstammung sei
hingewiesen auf ahd. satald^ satUd, /.,
Trockenfruchtmafz, ahd. satta^ mhd.
satUy /., Art Korb far Speisen, aus
dem bibl.-lat. mlat. satum^ bibl.-gr.
oaxov^ vom aramäischen sota, S cha de,
745 b.
Sadebaum, m., wüder^ vielgabliger
Bärlapp, Lycopodium complancUum L,
Auch Waldcypresse. Pritzel, 226.
Hagen, 1085.
Sftdel, 7». 1. Sattel 2. Jauche, Mist-
jauche, Dünger. Dönh.
SadelstrauchyT/}., europäisches PfaflFen-
hütchen, Efoonymus europaea L,; auch
Zwickholz.
Sadelzeif, pltd. Sadetttt, nach Sche-
mion ek, 33, Satelzeit, /. 1. die Saat-
zeit, Zeit zur Saat. Kömmt TU kommt
Rät, kömmt Sädelttt kömmt Sät. Dorr,
79. Sprw. I, 4163. Es ist jetzt die
beste Sddelzeit Er wunderte sich^ dafz
die Sattelzeit im Sambländischen bey
gar nahen Dbrffem nicht gleich fielen.
Linem., Yy4b. Hennig, 217. 2.
Zeit der Mistfuhre. Von Sadel 2. Dönh.
Sadrach, m,^ Satansdrache: böses
Weib; Teufel. Wie führt denn der Teu-
fel diesen Sadrach in die Küche! Soph.
R. 1, 213. Wo führt der Sadrach den
hei^?
Sadschirken, Sadscherken, SadschSrken,
plur.^ s. Satschirken.
Safrankuchen, pltd. SafrankOke, m.,
fladenartiger Kuchen mit Safran, früher
auf den Königsberger Jahrmärkten sehr
beliebt. Vgl. Rosenkranz, Kgsbg.
Skizzen I, 199.
Safransblume, /., Cacalia sonchifoUa
L. Weichseldelta. Treichel, Volks-
thümliches III.
saftig, adj.^ derb, unzüchtig, zotig,
unflätig; von der Rede. Dos war recht
saftig. Bock, 55. Hennig, 217.
Säg, Säj, /., die Sau, das weibliche
Schwein. Westpr. La, Mutter^ de Säj
öfz loahm. Dorr, 69. In Ostpr. pltd.
Sn.
Sage,/., Säge. Jeroschin:c2i (Bäume)
durchsnitten si gar mit sagen al durch
dm kern 187a. Pfeiffer, 213.
Sägekraut, n., pltd. Pflzn., Krebs-
schere, Wassersäge, Stratiotes cdoides
1/ , weil beliebtes Futter für die Schweine
(^Säge = Säue). Treichel, Volksth.
III.
SagelspAn, SagespOn, m., plur.. Saget-
späne^ -spener^ Sägespan. Hennig,
217.
Sagelstern. Asa foeOda, Treichel.
sagen, sw., sägen. S. aufsagen.
SagespOn, m., s. SagelspAn.
' Säj, /, s. Säg.
Saye,/., dünnes Wollenzeug, 1 5. Jahrh.
Danzig. Hirsch, 253.
Saker, w., mhd. sackers^ Art gerin-
ger Falken, frz. sacre. Schade, 737 b.
S. Kohl.
säkerig, adj.^ s. sftkerig.
Säl, Tl., Säle, /., s. Siel.
Salat, m., Fischn., s. Rftp.
Salbe, pltd. Salw, /., Medik. 1. ^i^-
tischcy ünguentum aeruginis. 2. alte
Schadensaibe^ Altschadensalbe, üngt. ex-
siccans sive calamfmae.
salben, pltd. salwe(n), sw.^ schmieren^
sudeln, schmutzen, verunreinigen, na-
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salen — Salzkraut.
245
menüich reflexiv in be- und einsalben.
Hennig, 218.
seien, sw.^ reden, salbadern. Trei-
chel.
seien, sftien, sTien, sUien, sw.^ sich. 1.
sich wälzen; sich im Kote wälzen, an
unsauberen Gegenständen besudeln.
Wolln ons uf Blome sälen un lache.
Dorr, 1. Wiew., 56. Das Pferd stlt
sich, wälzt sich auf dem Rücken. B^
säU sich überall hervm^ reibt, wischt
Qberall an undmachtsich dabei schmutzig.
Wo hofr sich denn heramgeseeüf Schaltj.
3, 4. Davon absäien, absTien, besäien,
besTien, in Westpr. auch zusäien, sich^
sich beschmutzen. Neie Bexen^ dafz
du se wedder so ztiseelen kannst! Schaltj.
3, 5. Vgl. alts. stdjan besudeln, ahd.
bemlfanyags.syljan^seljan dass. Schade,
891a. sich besäten^ beselen^ auch: sich
einen Rausch antrinken. Er hat sich
rechtschaffen besäü. Hennig, 254. 269.
Vgl. Sftiader, Silschurz. 2. sich den
ganzen Tag mit schwerer Arbeit be-
schäftigen, plagen. Nach Bock, 55,
und Hennig, 219, von dem Pferde-
geschirr, den Sielen^ hergenommen,
also: wie ein Pferd angestrengt in den
Sielen liegen. *
Saierei, Stierei, SIeierei, /., Quälerei,
zur Bezeichnung eines mühseligen, durch
schwere Arbeit angestrengten Lebens.
Hennig, 219. Vgl. säien.
Saijett, Salwjett, Siiwette, /., Serviette.
Seim, w. Vom., Salome. Hartwich,
55.
Saiupp, /., kurzer, mit Pelz besetzter
Überwurf für Frauen. Schemionek,
33.
Salwei, m.^ Salbei, Sahna L.
Saiwjett, A s. Saijett
Salz, pltd. Seit, n. In Redensarten:
Bei der Arbeit ist nicht das Sah (zu
verdienen). Etwas ganz aus dem Salze
inach£n^ „es ganz aus (auTzer) der Weise
machen, unleidlich werden^. Ik aus
dem Salze bekommen^ heftige Schläge
erhalten. Die Hiebe aus dem „Pfeflfer''
sind schärfer. Bock, 54. Hennig,
219. Sprw. 1, 3198 ff. Salz und Brot
bringt man gern Neuvermählten beim
ersten Besuche.
Saizbinse, Saizgras, Pfizn., Sumpf-
Dreizack, Trighchin palustre L. S.
Harmus.
Salzburger, yn., Nachkomme der ein-
gewanderten Salzburger. Er ist ein
Salzburgef\
Salzburgerchen, n., frühere Winter-
kleidung der Eönigsberger Frauen. „Sie
bestand in einem kurzen Pelz ohne
Ärmel". Der Name stammt von den
Salzburgern ab, an denen man „diese
Tracht bemerket". Hennig, 220.
salzen, pltd. soite(n), sw. Das ist hier
alles sehr gesalzen, sehr teuer. Hen-
nig, 2 19. versalzen, ungeniefzbar machen,
verderben. Einem ein Vergnügen ver^
salzen.
Salzfladen, pltd. SeHflade (a ^ a), yn.,
Salzkuchen. Neckreim: De Schuster
Magun Sott op em Tun On frett sock
an Soltfläde dick on dün. Kgsbg. Vgl.
Schusterjunge.
Saizfladenl(Vnlg,9n., Spitz wort auf einen
Bäcker, Brothändler. Egsbg.
Saizgras, n., s. Salzbinse.
Salzhäufchen, pltd. ScithOpke, n. Am
Sylvesterabende stülpt man mit einem
Fingerhute so viele Häufchen Salz auf
den Tisch, als Familienglieder vorhan-
den sind. Diese Häufchen läl'zt man
über Nacht stehen: wessen Häufchen
am Neujahrsmorgen versehrt ist, der
stirbt in dem neuen Jahr. Samland.
Volkskai., 31.
Saizi(raut, n., Meerstrands- Milchkraut,
Olatuc maritima L. Hagen, 274.
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246
Salzpaudel — Sandkaul.
Salzpaudel, pltd. SoHpfidel, /., Käst-
chen von Holz oder Blech, worin in
der Küche das Salz aufbewahrt wird.
Hennig, 219. Vgl. Paudel.
Salzplab, pltd. SoHplab, m. 1. Salz-
fladen. Vgl. Platz, 2. Schimpfwort.
Du ongerädner Soltplatz^ du ungerate-
ner, unnützer Mensch. Sprw. I, 3204.
Salzseiler, m.^ Kleinhändler mit Salz.
Hennig, 219. Jetzt wohl kaum noch
gebräuchlich. Vgl. seilen.
Salzstapler, m., „in Königsberg ein
geschworener Belehnter, der die Salz-
fasser auf- und hernnterstapelt^. Hen-
nig, 219.
Samaiten, das litauische Niederland
nördlich der Memel und die Bewohner
dieses Landes. Was man in Samaiten
(und Litauen) findet und nicht findet,
erzählen Verse, mitgeteilt im Erl. Pr.
I, 142, und in den Sprw. I, 3206. IHe
Samaiten kommen! sagt man, wenn die
Kinder sich schläfrig zeigen. Vgl. Sand-
mann.
Sämann, m., gelbe Bachstelze, Mo-
tacüla flava. Mit ihrem Erscheinen
beginnt die Saatzeit. Dönh.
Sämekomft, /., Zusammenkunft, Ver-
sammlung. Gr. Werder. In Bremen
Sambtkome^ Sambtkumat^ Samtkumst
Brem. Wb. IV, 588. In Bayern Sarn-
nunffy Sammung y /., in der älteren
Sprache Verein, Korporation, Konvent.
Schmeller IH, 244.
Samen, m., zur Bezeichnung von
Karpfenbrut. S. Benecke, 494.
Samenwicke, Futterwicke, Vicia sa-
iiva L. Hagen, 754.
Sftmerladen, plur.y Sommerloden, die
jungen klebrigen Blätter derErle, welche
auf Wunden gelegt gut thun.
Sämerung, /., periodische Trocken-
legung und Beackerung der Karpfen-
teiche. S. Benecke, 272. 501.
Samft, m., Sammet, s. Sanft
Sämig, adj., s. seimig.
sämisch, sSmisch, adj, 1. fettgares
Leder. 2. übertragen: sdmischer Mensch^
— Junge^ „in Natangen ein fauler, tra-
ger Mensch, der sich immer zieht, dehnt
und reckt". Hennig, 253.
Samland, n., Landschaft zwischen dem
kurischen HaflF, der Ostsee, dem frischen
Haff, dem Pregel und der Deime.
Samländer, m., Bewohner der Land-
schaft Samland, De Samländer freie
de Schaf ruck op on denn schtte se fer
de Natanger Pölz"! Alt-Pillau.
Samlod, Samlot, Samlotten, Pflzn.,
Grundheil, Peucedanum oreoselimim%
Mnch. Hagen, 313. Pritzel, 269.
Samolsin, Versammlung, Sammelplatz.
Er ist zu Samolsin gegangen, er ist ge-
storben. Pierson, Matth. Prätor., 7.
Sampanter, m., aus cl:^m Poln. stam-
mende scherzhafte Benennung des
Schnupftabaks, von sam (selbst), pan
(Herr) und ter oder tari (er rieb), also
den der Herr selbst gerieben hat.
Mrongov. Wb. I, 464b.
samst, adv.^ samt, zusammen, mit.
Ich samst de Eltern, Auch: mit samst,
Sandat, m., Fischn., s. Zant
Sandblatt, PlOzn., Huflattig, Tussüago
farfara L, Weichseldelta. Treichel,
VoUwth. m.
Sanddorn, m., roter^ weidenblättriger
Seedom, Hippophae rhamnoides L.
Auch Seekreuzdom, Stechdorn, Haftdom,
rote Schlehen. Pritzel, 182. Hagen,
1038.
Sandhaber, m., Sandhaargras, Mymus
arenarius L. Auch Sandweizen, See-
gras, Seehaber. Hagen, 136.
Sandhuhn, n., lerchengrauer Regen-
pfeifer, CÄararfnu«0«Kcn^mw8L. Thora.
Mühling, Tiem., 177.
Sandkaul, /., Sandgrube. S. KauL
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Sandkicher — Sarkau.
247
Sandkicher, Pflzn., Sand-Bärenschote,
Astragalua arenoHus L. Hagen, 768.
Sandmann, m., der Schlaf, der sich
den Kindern naht Sie reiben in schläf-
rigem Zustande die Augen so, als wäre
ihnen Sand hineingestreut. Der Sandr
mann kommt, — ist da, — streut Sand
in die Augen. In Bremen Sandsaier^
in Pommern Sandsaijer^ im Götting.
Sandman. Brem. Wb. IV, 589. Dähn.,
396b. Seh amb., 179a. Hennig, 220.
Sprw. I, 3205.
SandpOper, m.^ kleines kurzbeiniges
Frauenzimmer mit hängendem Hintern.
Vgl. pQpen.
Sandregeiiein, n., Sandläufer, Wasser-
schnepfe. Mühling. Wahrscheinlich
der Zwergstrandläufer, Actodroma mi-
nutcu
Sandspirring, m,y gemeiner Sandaal,
s. Suter.
Sandstein, ^n., schlechtere Sorte Bern-
stein. Bock, Natn, 217. 218. Vgl.
Stein.
Sandweizen, m., s. Sandliaber.
Sandwerft, Pflzn., geöhrte Weide,
Scdio! aurita L. Hagen, 1031. Auch
Salia arenaria, Ibid, 1024.
Sanft, Samft, m., Sammet. Sprw.
Sanft am Kragen^ Klei im Magen.
sanftlich, oc^'., leise, mild, glimpflich.
Schemionek, 33.
Sänge, /., Zustand des Roggens, wenn
er nach der BlQte anfängt Körner an-
zusetzen. Daz Korn ist schon in der
Sänge, Nsslm. Wb., 509b.
Sangel, /., Ähre, Ährenbuschel. Po-
trimpo war toie ein junger Man^ ohne
bartj gekrönt mit Sangelen. Hennen-
berger, 465. Vgl. Schmellerlll,
270. Birlinger, 384a. Dähn., 397a.
sangein, sangem, mr., vom Roggen,
wenn er, nach yollendeter Blute, Kör-
ner ansetzt. Das Korn sangelt — san-
gerL Hennig, 220.
sangein, sengein, sw.^ ein wenig sen-
gen, anbreunen. Das Essen schmückt
gesangelt^ ist angebrannt. Wenn die
Suppe angesangelt ist, will die Köchin
freien. Vgl. ansangein. Davon
sangerig, sangrig, adj.,, sengerig, ge-
sengt; angebrannt von Speisen. Bock,
55, Hennig, 220: sangricht
sangern, sw,, s. sangein.
Sängern, sw.^ sengen, brennen, prickeln,
stechen. Mühling. Bei Richey, 224,
ist sangem das prickelnde Brennen und
Stechen in Händen und Fiilzen, wenn
sie nach heftiger Erkältung wieder zur
Wärme kommen.
SanktomSI, m., s. Senktomersch.
Sannat, m., Fischn., s. ZanL
Sannchen, Sannke, w. Vom., Dem.
von Sänne, Kürzung von Susanne.
Hartwich, 55.
Sappen, sw.^ plump und schwerfallig
gehen, namentlich im Kote mit hör-
barem Laut. Ebenso mhd., in Bremen,
im Göttingenschen, in Bayern. Brem.
Wb.IV, 590. Schamb., I79a. Schmel-
1er IIJ, 275. Hennig, 221, erklärt:
saftig sein, einen Saft von. sich lassen,
im klebrigen Safte oder im Kote hör-
bar rühren. Die Schuhe sappen, wenn
das Regenwasser in dieselben eindringt
und beim Gehen eigentümlich quutscht.
Vgl. Suppen.
sappig, adj., saftig, kotig, schmutzig;
von Sappen. Es ist sappig zu gehn, der
Weg ist kotig. Hennig, 221.
Sappust, /., Fastnacht; von dem
gleichbed.poln.2:apMs^y. Schmitt, 109;
Westpr., 167.
Sarkau, Ortsn., Fischerdorf auf der
kurischenNehrung. Gä na Sarkau, Krige
btte. Sprw. 1,1151. Vgl. Krähenfresser.
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248
Sarrast — Sau.
Sarrasty m. 1. Rest. Nom den ganr
zen Sarrcuty nimm den ganzen Rest
Samland. Wohl aas poln. zaraz mit
einemmal, aaf einmal. 2. Knüttel. In
diesem Sinne vielleicht gleichbed. mit
Sarras Degen, nach W ei g and II, 526,
scheinbar aus poln. za für, bei, an, and
raz Hieb, Stofz; nach Adelung III,
1281, verwandt mit poln. zaraz in der
Bedeutung gleich, sogleich, alsbald.
Sarg, n., der Sarg. Das Sarg ist
viel zu teuer, Egsbg.
Sarturrock, m., langer Rock, fast bis
zur Erde reichend, mit sehr hohem Kra-
gen und so langen Armein, dafz man
nur mit Hilfe eines andern in dieselben
hineinkam. 18. Jahrh. Danziger Nhg.
Viol^t, 176. Nach Schemionek, 33,
Safairrock Überzieher, frz. surtout Wie
och dein Satuhrrock aussitt! Schaltj.
3,4.
SBS$et\jSw.^ sich festsetzen, einen festen
Wohnort nehmen. Davon
safzhaft, ad/.y ansäl'zig, wohnhaft.
Mühling.
SatelzeK, /., s. SftdelzeiL
Satschirken, plur.^ Klümpchen von
Mehl und Wasser zur (Mehl-) Suppe;
Mehlsuppe, Mus. Von dem gleichbed.
poln. zacierki, plur. von zacierka. Auch
Sadschirken, Sadscherken, Sadschttrken.
Satt, /., Milchnapf. Dönh.
SattelhauSy n., zur Ordenszeit das Ge-
bäude, worin die Ausrüstung für die
Pferde aufbewahrt wurde. Bruder vom
Sattelhause hiefz der Ritter, dem die
Aufsicht über Sättel, Zäume, Gurte,
Halfter etc. anvertraut war. Hart-
knoch II, 614. Hennig, 221.
Sattelholz, Pflzn., gemeiner Spindel-
baum, Evonymus europaeus L. Müh-
ling. S. Hahnenkitttchen.
Sattelpferd, n., ursprünglich das Pferd,
welches den Sattel trägt, aUgemeiner
jedoch das links der Deichsel gehende
Wagenpferd, selbst wenn es keinen
Sattel trägt; das auf der rechten Seite
der Deichsel schreitende Nebenpferd
heifzt Handpferd.
Sattelzeit, /., s. SftdelzeiL
Sattin, m,y nach Hennig, 221, ein
ehemals beliebtes Wollenzeug. Die
Weiber und Tochter der Freyen und
Schulzen mögen zu Ehren hündische^
oder sonst von schönem Gewände^ auch
Sattin und halbzahne Rocke tragen.
Kleiderordg. vom J. 1640. In Pommern
Satiin. Dähn., 397a. Jetzt ist Satin
Seidenzeug, Atlas, feiner Glanzkattun.
Saturrock, m., s. Sarturrock.
Satz, m, 1. Gesetztheit, Ernst. Ma-
rc 1 d. 2. Karpfenbrut. B e n e c k e , 494.
Sau, pltd. SQ,/. 1. weibliches Schwein,
und davon beliebtes Schimpfwort in
mannigfacher Zusammensetzung: Sau^
aas^ -bär^ -besen^ -hund^ -läppen^ -leder^
-magen^ -mensch^ -michel, -pelz^ -nigel
(Sauigel), 'trommele -zahn^ -zeug. 2.
Glück, tautologisch SauglUck. Er hat
ein Saugluck, Vgl. Schwein 2. 3.
Fischerboot mit durchlöchertem Fisch-
kasten zum Aufbewahren der gefange-
nen Fische: Sau, Saw, Szaw, Seue,
Sewe, Zeuwe (1491 : Szaw-KewUl), 1402:
Fohrt mehr gönnen wir Ihnen vnsern
Mohlgraben aus vnd einzufahren vnd
sie Ihre Sewe mit Ihren fischen darinnen
behalten vnd auf beiden vberen frey an--
halten vnd Ihre Fische daselbst verkaufen,
Danzig. Hirsch, 307. Würde es sich
begeben^ dafz von den Brüdern einer
seinen Knecht oder Sohn mit der Saw
hinausschickte ^ der soll etc. Rolle der
Kgsbg. Fischergilde von 1662. Bock,
Nat. V, 563. Wenn eine Sau im Pre-
gel zu Grrunde gehet^ der soll sie nicht
länger liegen lassen als bis an den drit-
ten Tag und sie alsdann herausziehen
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Sauball — Saufgroschen.
249
lassen bey Strafe, Städte- Willkür vom
J. 1394. Bock, Nat. IV, 693. Vgl.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 220. Benecke,
273. 277. 283. Jetzt heilist das Boot
Seige and Sicke, /., Sicken, n., nach
Hirsch von seihen = sickern, (?) Hen-
nig, 253, hat Seechen, Seeken, für „ein
ganz kleines Fischerboot", welche Na-
men ebenfalls hierher gehören und
wohl dasselbe Boot bezeichnen. Vgl.
Seuner.
Saubail, w., ein Treib-Ballspiel. Her-
nach ward SavbaU geapielt. Soph. R.
HI, 237. Nach Treichel heilzt dies
Spiel auch Surrchen.
Sauborg, m.^ verschnittene Sau. Trei-
chel.
Saubrot, Pflzn., gemeine Schuppen-
wurz, haihraea squaTnaria L. Ostpr.
Pritzel, 203. Vgl. AnblatL
Sauchelocker, m., s. Koschkelocker.
Sauchen, pltd. SQke, Dem. von &au^
Fischn., s. Ba/rbe. Auch kurze Benen-
nung für Sauball.
Saudistel, f., s. StechwarL
sauen, pltd. sQe(n), sw, obscön reden
oder handeln.
Sauenkohl, m., Pflzn., Saudistel, Son-
chus L, Ist in seinen hiesigen Arten
als gutes Schweinefutter in Verwendung.
Treichel. Volksth. IH.
sauer, pltd. sQr, adj. Das kannst du
dk sauer kochen! als Zurückweisung
einer unbrauchbaren, unnützen Sache.
Sauer und süfz kochen^ eine Speise mit
gesüfzter saurer Sauce bereiten, z. B.
graue Erbsen, Bohnen, Linsen, Eeil-
chen (Klöfze). Sür on sot, wi de Uwe
Ehstand. Sprw. H, 2264.
Saueramp, Sauramf, pltd. SQramp, m.,
Pflzn., Sauerampfer, Rumea acetosa L,
Nach Mühling auch SchnitL In Pom-
mern Str, Sur. Treichel, Volksth.
Sperber, 27.
Sauerei, pltd. SQert, /., meist wohl
absichtliche Korrumpierung von Soiree.
Sauerftst, pltd. SQrftst, m. Barsche
Surftst vom öle Sätan^ Medik., Baka-
mumsulphuris terebinthinatiim, {Oleum
terebinth. sul^huratum.)
Sauerkohl, m., Sauerkraut, n., gewöhn-
lich saurer Kumst, pltd. süre Komst,
Kopfkohl, Brassica^ oleracea L, var.
capitata. Namentlich als Gericht. S.
Kumst.
Sauerling, m.^ Pflzn., gemeiner Sauer-
klee, Oxalis acetosella L. Hagen,
481.
Sauermaul, pltd. SQrmQI, n., zur Be-
zeichnung eines Menschen mit sauerm
Maule, finsterer, verdriefzlicher Miene,
eines unfreundlichen Menschen über-
haupt. Üblicher Sauertopf, pltd. SQr-
top, bei Mühling noch Sauerzapp.
Davon: sauermaulsch, -topfsch, -zappisch,
adj.^ unfreundlich, finster, mürrisch.
sauem, sauren, pltd. 8Qre(n), sw. 1.
sauer sein oder werden. Mühe machen.
M^at nich suert^ dat soft 6k nich^ was
nicht sauer wird, das süfzt auch nicht,
was nicht mit Anstrengung erreicht
wird, das macht auch nicht die rechte
Freude. Sprw. I, 3221. 2. gären,
in aussauem, aussauren. Die Krank-
heit mufz aussauren^ sie mufz ihre Zeit
der Gärung haben, damit sich alle „Un-
lust'' aus dem Körper scheide. Un-
bestimmtes Wetter mufz ebenfalls aus-
sauemy dann wird es hell und freund-
lich. Bock, 55. Hennig, 221. Bei
Jeroschin siWen in dem Sinne von
sauer sehen, eine saure Miene machen :
nickt sach man st trurin noch murmeln
noch sMn. Pfeiffer, 230. Ebenda
auch sfireny n. u. surkeit^ f.
Saufgroschen, pltd. SQpgrosche(n), m.,
Geld zum Versaufen, Er hat sich einen
Saufgroschen gemacht^ er hat Geld durch
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250
' Saufra(z — Schaaken.
Verkauf von Sachen oder sonst wie zu
erlangen gewuizt.
Saufrafz, m, Frafz, Fressen, Speise
für eine Sau, zur Bezeichnung schlechter
oder schlecht zubereiteter Speisen.
Säugemutter, f., s. Taufmutler.
saugen, pltd. 8Qge(n), sw.^ stark trin-
ken. Der saugt gut S. besaugen.
SaugfUllen, pltd. Sogfälle, n., Fallen,
das noch saugt. Hei ös muntei* ivie e
SogfäUe. Sprw. I, 2675.
Sauglocke, pltd. SQklock, /. Die Sau-
glocke ziehen^ scherzweise die Bewegung
des Läutens roachen, wenn in einer Ge-
sellschaft eine obscöne Redensart ge-
fallen, tki Suh-Klock (Unflat) afz hei
was^ brukt keinen bätren KnäpeL Carm,
nupt I, 282, 8.
SauglUck, n., s. Sau.
Saugzagel, m., Zagel, Schwanz, der
gesogen wird oder saugt: 1. kurze Ta-
bakspfeife; 2. der Raucher einer sol-
chen. Treichel.
Sauknoten, m.^ Pflzn., Wasser-Braun-
wurz, Scrophularia aquatica L. Auch
Kreuznessel. Hagen, 658. Pritzel,
368.
Saukraut, pltd. SQkrQt, n., schwarzer
Nachtschatten, Solantmi nigrum L.
Hagen, 253.
Saulapp, -läppen, m,y Schimpfwort.
Sauloch, n., Loch fär eine Sau, zur
Bezeichnung einer schmutzigen Woh-
nung. Ebenso Saunest Für Posen bei
Bernd, 245.
Saulocker, Sauchelocker, m., s. Koschke-
locker.
SauIVffel, m., Pflzn., schwimmendes
Samkraut, Laichkraut, Potamogeton na-
tans L. Hagen, 182.
Saumagen,pltd.SQmftge(n),7n.,Schimpf-
wort für einen schmutzigen, unflätigen
Menschen. Er ist ein rechter Sow-
magen.
Saumeister, m., Meister einer Sau^
eines Fischerbootes (s. Sau 3), Führer
des Bootes, Fischerknecht. Einem Saw-
meisten*, so lang er fähret^ wöchentlich
3 Mk, Gotte^fennig 2 Mk. 10 Gr.
Rolle d. Kgsbg. Gildef. V. 1662. Bock,
Nat. V, 559.
Saumensch, n., Schimpfwort, s.
Mensch.
Saumichel, 7n., Schimpfwort
Saunickel, m. 1. Pflzn., europäischer
Sanikel, SanictUa europeaL.^ auch Scher-
näkel, Schemeckel. Pritzel, 362.
Bock, Nat. in, 347. Hagen, 303.
2. unreinlicher, säuischer Mensch =
Sauntgel.
SaunTgel, m. I.Sauigel, Schweinigel,
Erinaceus. 2. ein in hohem Grade un-
sauberer, oder ein in seinen Reden ob-
scöner Mensch.
Sauramf, m.^ s. Saueramp.
sauren, sw,^ s. sauem.
Sausack, m. 1. schmieriges, schmut-
ziges Frauenzimmer. 2. stupider, maul-
fauler Mensch.
Sautod, m., Pflzn., unechter Gänse-
fufz, Chenopodium hybridum L. Die
Schweine sterben davon, selbst wenn
er ihnen gekocht unter das Futter ge-
mischt wird. Hagen, 285.
Sauwetter, n., regnerisches, stürmi-
sches Wetter, bei dem selbst Säue,
Schweine nicht im Freien aushalten.
Sauzahn, m., Schimpfwort: Grobian.
Saw, /., s. Sau 3.
Sawatzki, Sawatzke, /. Einem eins
vor die Sawatzki geben^ ihm eine Maul-
schelle, eins an den Kopf geben. Poln.
zawadzic anstofzen, zawadza<f komu im
Wege stehen, hinderlich sein.
Scaprich, Pflzn., Schachtelhalm, Equp-
setum L. Pritzel, 141.
SCh lautet pltd. stets wie hchd.
Schaaken, Ortsn., s. Schaken.
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Schabander — schabbig.
251
Schabander, m., Ochse. On wenn eck
enmal schlachten wöU Een groten fetten
MojitichabanderQILiiSiochs&i), Seelenw.,
73f.
Schabbel, m. 1. Säbel; von dem
poln. szabla^ russ. säblja^ lett. schablis,
lit. szöble dasselbe. Nsslm. Forsch. 3;
Th., 162. 2. Bohne, gewöhnlich
Schabbeibohne, nach der säbelähnlichen
Gestalt, Schwertbohne, Schneidebohne.
Er liefz sich Schabbeibohnen mit Carinii
nat za/recht machen. Soph. R. I, 399.
In Westpr. Schabbein. Schmitt, 109;
Westpr., 167. Viol^t, 104. Treichel,
Volksth. II. Schemionek,33. Sper-
ber, 40. Bock, 55. Hennig, 222.
Schwabbelbohne bei Pritzel, 273, ist
fehlerhafte Bildung. In Posen auch
Schappel. Bernd, 248.
Schabbelfufz, pltd. Schawwelftt, m,,
Fufz, der schabbelt; auch Schimpfwort.
S. schabbeln.
Schabbeihesse, /., s. v. a. Schabbelfu/z.
Vgl. Eesse und schabbeln.
SChabbelTg, adj. 1. vom Holz: ge-
wunden, gedreht, schief, dem Schabbel
ähnlich. 2. vom Menschen, wenn er
schiefe (krumme, Säbel-) Beine
hat und in seinem Gange unsicher und
langsam ist. Mühling.
schabbeln, schawweln, sw, 1. unsicher,
schwankend gehen; vom Menschen.
2. über die Deichsel treten; vom Pferde.
Mühling.
Schabbeln, plur. von Schabbel (s. d.)
Schabbeischoten, plur,, Schabbelboh-
nen.
SchabbelQn, /., Schablone, Formbrett,
Muster, Vorbild. Mühling.
Schabber, /., Maul, Mund ; von Schab-
bem. Die Schabber nicht halten können.
In der Zusammensetzung tautologisch
Schabberfresse, -maul, Schwätzer, na-
mentlich ein solcher, der ihm Anver-
trautes weiter erzählt; polonisiert Schab-
berinski.
Schabberhans, -michel, -peter, m.,
-Ilse, -lotte, /., Schwätzer, Schwätzerin.
§chabberig, §chabbrig, adj. von Ma&-
bem, schwatzhaft, plapperhaft. Sie ist
ein ichahberiges Frauenzimmer. Wenn
de Uwe Gott nich noch e Wort beschert,
denn kam öck nich möt dem ichabbrige
Mul tSrecht, sagt die Schwätzerin.
Dönh.
§chabbem, sw., viel schwatzen, reden,
plappern. JEr Schabbert in einem fort.
Er schabbert seinen Stiefel weg. Vgl.
sabbern, schlabbern, schwabbeln. Davon:
Geichabber, n., Geschwätz. Es war ein
Gezabber, ein Geschrei, da/z die Hunde
drob anfingen zu heulen. Soph. R. V,
590. Hermes übersetzt Gezahber mit
dem fi'z. riote (er wählte zur Bezeich-
nung des /cA-Lautes das poln. z). Auch
jabbern. Jabber doch nicht! Trudehen,
trautstes, erbarm* dich was jabbei^st du!
Vgl. jabbeln.
Schabbernack, m., s. Schabernack.
Schabbes, m., Sabbat, das hebr.
schahbos.
Schabbesdeckel, m., Sabbat-, Sonntags-
hut, zur Bezeichnung eines schlechten
Hutes. Sperber, 45.
Schabbesglitschen, n., das Gleiten,
Schurren, auf der Eisbahn am Sabbat;
da dieses aber verboten ist, eine be-
sondere exquisite Art des Gleitens der
jüdischen Jugend, namentlich in Polen.
Schabbesglitschen, haste gesehn! Nach
Treichel Redensart beim Kartenspiel,
wenn unvermutet noch ein Trumpf
ausgespielt wird. Der Trumpf erscheint
also unerwartet und in gewissem Sinne
unberechtigt wie ein Glitscher am
Schabbes.
schabbig, adj,, übel, elend, leidend,
kränklich, angegriffen; abgegriffen, ab-
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252
Schabbrache — Schacktarp.
geschabt, abgerissen. Ji sehnen recht
schabUg ut Dorr,l. Wiew., 31. Nach
Schemionek, 33, auch von schlechtem
Wetter. Bhi schahbiger Rock. Vom
Rock auf den Mann übertragen : Bah
schabbiger — schabiger Kerl, ein Kerl,
verlumpt im Charakter.
Schabbrftche, /., die Brache, das Bre-
chen des Flachses durch Schaben. Vgl.
puchen 2.
schaben, »w. 1. prügeln. Ermland.
Mühling. 2. geizen, schinden, hart
bedrücken und ausbeuten. Vgl. schin-
gen.
Schaben, f.^s. Schäwen.
Schabernack, pltd. Schawernak, m.,
arglistiger Possen, böser, heimtückischer
Streich; mutwilliger Scherz, verdrielz-
liche Neckerei. Einem etwas zu/m Scha-
bemack thun. Das ist Schavemack^
Necken ist das. Soph. R. VI, 459.
Naber, du saht 6k sehne^ wo di de
Schawemak gespeelt os. Hexspr., 145.
Vgl Weigand U, 535. Hennig,
222.
SchaberUbchen, n. 1. Rübe, welche
zum Kochen geschabt wird: Gelbmöhre
oder Steckrübe. 2. Kindemeckerei,
bei welcher das Schaben derart nach-
geahmt wird, dalz man mit dem Zeige-
finger der rechten Hand den Zeige-
finger der linken mit höhnender Ge-
bärde streicht (schabt). Gewöhnlich
ruft der Schabende dem Gehöhnten zu:
Scham' aus! Hennig, 223.
schäbig, adj., s. schäwig.
SchabrQn, Dem. Schabrflnchen, s. Schu-
prtne.
Schacherjude, m., Jude der schachert,
Handelsjude. Knaben bei ihren Kuppel-
oder Tauschgeschäften nennen den un-
reellen Kameraden Schacherjud.
Schachermachai. Kinder schreien den
jüdischen Hausierern höhnend nach:
Judehe, Schachermachai! Der Zuruf ist
entstanden aus dem alten hebräischen
und biblischen Grufz: Schalaum, achai
Friede, meine Brüder! Man begegnet
auch dem höhnischen Zurufe: Scho-
lemachai.
Schacht, Schecht, m., in der Gegend
von Friedland Ostpr. auch /. 1. Schaft,
langer und dabei ziemlich dicker Ast,
Stange. Bohnenschacht^ Bohnenschecht,
Stange, um welche die Bohnen sich
ranken. Deckelschecht (s. d.) Alth.
scaft, angs. sceaft, hoU. scheucht und
Schaft, engl, shaft. Brem. Wb. IV,
616. Lit. sz<zkä Ast. 2. da der Ast,
Schaft etc. auch als Prügelinstrnment
dient, Schacht auch s. v. a. Prügel,
Hiebe. Es giebt Schacht. Krigst Schacht
nach Note! Volksr., 89, 373d. Vgl.
Schicht. 3. penis des Hengstes; davon
ausschachten. 4. Stiefelschaft, welcher
Schienbein und Wade umschlieizt, mehr
jedoch Schecht (s. d.)
schachteln, sw., in übertragener Be-
deutung tüchtig und mit Appetit essen ;
auch einschachteln.
schachten, sw , von Schacht 2, prügeln.
Öck war dt schachte!
Schachtwurm, m. 1. Idothea entomon.
Ostseestrand. Die Strandbewohner nen-
nen das Tier wegen seines verborgenen
Aufenthalts in der Tiefe des Meeres
Schachtwurm. Siebold, Zur Fauna
Preufzens. N. Pr. Prov. Bl. VH, 183.
Mühling, Tiem., 177.
schacksen, sw. 1. schäkern, lustig
lachend spielen. Das Kind mag gern
mit andern schacksen. Friedland Ostpr.
2. nach Mühling hinkend gehen. Vgl.
schapsen.
Schacktarp, Schaktarp, m., die Zeit, in
der nach den Herbst- und Frühjahrs-
überschwemmungen das sich bildende
oder abziehende Eis den Verkehr in
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schaddern — schäffern.
253
den litauischen Niederungen vollständig
aufhebt; lit. azaktarpas. Der Schach-
tarp kommt S. die genauere Schilde-
rung Sprw. II, 2273.
schaddern, 9w.^ viel und unnQtz spre-
chen. Mühling.
schaddern, sw.y schuttein. Hd lacht,
dat hei sock schaddert.
schade, pltd. SChftd (a - a), adv. zuschade.
Der Rock ist zu schade^ alltags getra-
gen zu werden^, er ist noch zu gut da-
zu.
schaden, sw.^ fehlen. Was schadet dir,
was fehlt dir, worüber klagst du?
Schad^ man dafür! in dem Sinne von:
Was wirst du nicht? Du wirst das
schon riskieren.
Schadenkauf, m.y Diskonto. 1472
wird in Danzig eine Wechselschuld,
deren Valuta der Gläubiger schon vor
der Verfallzeit zu haben wünscht, an
einen Dritten, der dafür gegen einen
Abzug, den sich der Inhaber des
Wechsels gefallen läf'zt, sogleich Zah-
lung leistet, übertragen, und dieses Ge-
schäft wird ein Schadenkauf genannt.
Hirsch, 238.
Schäder, m,^ Mensch, der andern
Schaden und Arger verursacht. Müh-
ling.
SChadem, sw, schadem gehen, Eier
der Raubvögel ausnehmen gehen und
so Schaden vorbeugen. Dorfknaben,
die solches thun, erhalten von den
Wirten als Lohn für jedes Raubvogel-
ei, das sie abliefern, ein HühnereL
Ermland. Mühling.
schädem, sw., Schabemak machen,
Possen treiben. Ermland. Mühling.
Schäfchen, pltd. Schftpke ((i=a), n.. Dem.
von Schaf, pltd. Schdp, plur. Schaf-
chens, Schapkes. 1. kleines Schaf.
Bildlich: Er weifz seine Schafchens
gut zu scheren, seinen Vorteil wahr-
zunehmen. Er hat seine Schafchens
schon ins Trockene gebracht, seinen
Vorteil eingeheimst. 2. Schmeichel-
wort für kleine Kinder. Du bist mein
trautes kleines Schafchen, 3. Schaum-
welle der See. R(de heft de See schone
Schapkes. Samland.
Schaff, nach T reich el in Westpr.
auch Schapp, n,. Schrank, Schrein,
Spind. Bücher-, Kleider-, Essen-, Speise-,
Küchen-, Topf-, Wäscheschaf. Glas-
schaf , Schrank mit Glasthüreo. Poln.
szafa, szafka wohl aus dem Deutschen.
Wenn man nicht Küch, nicht Schaf,
nicht Keller kann bespüren. Carm.
nupt II, 22 b. So kann' au/ih sie das
Geld ins Schaf zusammenlegen. Ibid.
S. Hagen, Norika. Leipzig, 1872,
S. 84. Bock, 55. Hennig, 223.
Über Schaf als oben offenes Gefölz,
Faf'z, Becken s. Weigand II, 539.
Schade, 778b.
schaffen, st u. sw. 1. machen, herbei-
bringen, hejrbeiholen, besorgen, an-
schaffen. Das mufzt du mir schafen!
Schaf 'mir ein Pferd — Geld etc.!
Air diese Sachen hob" ich mir geschaft
2. wirken, nützen, fordern, vorwärts
bringen, vorwärts kommen. Das schaft
= fordert, wirkt, hilft! Das schafft
nichts! Die Maschin^ schaft was.
Schäffer, m., Schaffner, Verwalter,
Aufseher, Wirtschafter,namentlichGuts-
verwalter, Inspektor. Von schafen; in
einigen Gegenden Deutschlands un-
mittelbar Schafer. Hennig, 224.
schäfferieren, sw., s. schäffem.
Schäfferin, Schäffersche, /., Schafiherin,
Wirtschafterin. Hennig, 224.
schäffem, sw., von schaffen, sich zu
schaffen machen: 1. befugt und dann
s. V. a. im Hause eifrig herumwirt-
schaften. 2. unbefugt in anderer Leute
Sachen sich mischen oder unter ihrem
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254
Schäffersche — Schalbelehiiter.
Haasgerate sich zu schaffen mach^i.
Was hast du hier zu schäffemf Bock,
56. Hennig, 224. In beiden Bedeu-
tungen auch schäfferieren. Vgl. käm-
mem.
SchSffersche, /., s. Schäfferiru
SChäffrig, adj, von schäffem.
Schafscher, Pflzn., Schafgarbe, Achü-
lea miUefolium L. Friedland Ostpr.
Treichel, Volksth. HL Nach diesem
heilzt die Pflanze im Weichseldelta
pitd. auch Schftpscharwel. Beide Namen
erklären sich daraus, dalz die Blüten
der Pflanze aus der Feme aussehen,
als wären sie Stücke der geschorenen
oder gescharwten (s. scharwen und
Scharwel) WoUe des Schafes.
Schaf shusten, m., Husten eines Schafes;
zur Bezeichnung eines kurzen trockenen
Hustens.
Schafskopf, m, 1. Kopf eines Schafes.
2. Schimpfwort für einen dummen Men-
schen. ESchäpskopp kosft tteDäler —
wenn du tvolkt^ denn kep. Der Schafs-
kopf als Injurie ist gemeint. Sprw. I,
3243. Ebenso Schafsnase, Schafszagel.
3. beliebtes Volks-Kartenspiel.
Schafskot, m., Pflzn., s. Kaffeebohne.
Schafsnase, /., -zagel, m., s. Schafs-
kopf.
schäftig, adj.y grob, frech, trotzig in
Rede und Gebärde; keck, forsch, vor-
witzig, redefertig und geschäftig im
Wesen. Sie hat ein schäftiges Maul.
Sie war noch schäftig^ sie behandelte
uns grob, schrie uns an. Sei man noch
schdftigj frech, unverschämt ! geschäftig
ist eine moderne und in der Bedeutung
abgeschwächte Abzweigung. M ü h 1 i n g
fuhrt noch die Bedeutung: thätig, ar-
beitsam an, die wohl die ursprüngliche
ist, aber gegenwärtig provinziell kaum
üblich sein dürfte. Sie findet sich
noch in Luthers Bibel: Spr. Sal.
14, 4: Wo der Ochse schäftig ist^ da
ist viel Einkommens. Bock, 55. Hen-
nig, 223.
schaggern, sw.^ etwas lose auf ein-
ander schichten, hauptsächlich Dinge,
die nicht fest sich zusammenlegen, wie
z. B. Strauchwerk. Marold.
Schftk, m., dünne Leine an dem Ende
der Treibleine des Braddengams, die
während des Fischzuges neben dem
Steuer des Braddenkabns festgemacht
wird. Benecke, 337.
Schftke, /., Glied einer Uhrkette.
Treichel.
Schaken, Schaaken, Ortsn., Kirchdorf
im Kreise Königsberg. Die Schakener
ziehn sich Paresken an^ gehn zur Kirche
und singen: Ein Wohlgefallen Gott an
uns hat, Samland.
Schäker, m., nach Hennig s. v. a.
Schacher, kleiner, hagerer, kränklicher
Mensch. Er sieht aus wie ein Schäker,
In Hamburg und Bremen Schräket.
Brem. Wb. IV, 689.
Schakerillenbork, Schakrillenbork, Scha-
krill, /., Medik., Cortex cascarillae.
schäkig, adj,^ scheckig, bunt. (?) De
Fiebel had (eck) derchlehrt on umste op
en Haar Dat schehckge ABC dabie de
andre Siehde. Carm. nupt III, 77c.
Schaktarp, m.^ s. Schacktarp.
SChakDterig, cuij.^ zum Herumtreiben
geneigt, unstät: ein schaküteriges fVauen-
zifjwner.
Sch4l, /. u. m,, Shawl.
Schalbelehnter, m., ein mit der Schale^
Wagschale, Belehnter; vereidigter
Wäger bei den städtischen Wagen.
Königsberg. Danzig. £benso Schal-
knecht, w., Aufsetzer der Gewichte bei
den öffentlichen Wagen. Dzg. W.
Seidel, 34. Heute heilzen in Kgsbg.
Schalhelehnte die Aufsetzer der Ge-
wichte.
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Schfilber — Schallen.
255
Schälber, m.^ schälbern, sw., s. Schei-
ber etc.
Schälblatter, /., Blatter, die sich
schält, „abschälwert", Hitzblatter. Wir
bitten Mütter^ bei deren Kindern die
sogen, Schehlblattem sich nicht finden^
aufmerksam zu sein. Soph. R. IV, 335.
SchAldiele, /., Diele zum Verschalen
des Daches; man benutzt dazu gern
die sog. Schwarten.
Schale, /. 1. Schüssel, Napf. 2.
kalte Schale. KaHschftl, /., Getränk,
Schale mit Bier, seltener mit Wein,
worinSchifEiszwieback gebröckelt, Zucker,
Zitrone etc. hineingethan wird, ^n
Glas Kaltschdl. Hennig, 224.
Schäle, pltd. Schell(e), plur. Schälen,
Schelle(n), /., Schale. Kartoffeln mit
Schalen, in der Schale (Pelle). Hen-
nig, 229.
schälen, gewöhnlich verschälen, sw.
1. schal werden, Geist und Kraft ver-
lieren; von Getränken. Das Bier ist
verschalt. 2. die Fläche des Daches
mit Brettern Qber kleiden, daher üblicher
verschälen, also mit einer Schale, HüUe^
bekleiden. Im Holsteinschen: cJ^ifos^
verschalen, ihn unten mit Holzplatten
einschliefzen; in Pommern: Das Ufer
schalen, verschalen, ein Ufer mit Bret-
tern verkleiden. Schütze IV, 20.
Dähn., 400a. Hennig, 224. 290.
schälen, pltd. schellen, m. 1. der
Schale entledigen. Kartoffeln schalen.
2. schuppen, abschuppen; von der
Haut, die sich in kleinen dünnen
Schuppen ablöst. Gewöhnlich schauern,
schähoem. 3. spülen; vorzugsweise von
den Wogen des Meeres, welche sich
am Ufer brechen. Das Ufer, der Damm
wird loeggeschaU. Das Getreide schalt,
es wogt gleich den WeUen. Die Wäsche
schälen, sie durch Hin- und Her-
schwenken im Wasser spulen, reinigen.
4. mit der vorigen Bedeutung verwandt:
schnell flielzen. Das Wa;ssei* schält
man so. Nach Muhling in diesem
Sinne auch schTnen. abschälen, in den
Bedeutunp;en 1 bis 3. Hennig, 225.
229. Vgl. schelen.
schalig, adj. von schal, kraft-, ge-
schmack-, geistlos.
Schäling,/., s. Schälung.
Schalk, w., verwilderter SchöJzling
kohlartiger Pflanzen. Weifzkohl, Wruk-
ken, Kohlrabi, Runkelrüben etc. sind
zweijährig und bilden nur im ersten
Jahre brauchbare Köpfe, resp. Wurzeln,
aus denen im zweiten Jahre Blüten-
und Fruchtstengel treiben. Wenn sie
nun (ausnahmsweise) bereits im ersten
Jahre Stengel treiben, so kommen die
brauchbaren Köpfe und Wurzeln nicht
zur Ausbildung, und die Pflanzen hei-
Tzen alsdann Schälke, Schalken, lit.
szaVm, Nsslm. Forsch., 3; Th. 220.
Im Götting. ist schalkkdl ebenfalls
gleichsam betrügerischer Kohl, d. i.
Kohl, der keine Köpfe oder Bollen
bildet. Schamb., 180a. Vgl. KumsL
Schälkartoffeln, plur,, Kartoffek in der
Schale (PeUe).
Schalknecht, m., s. Schalbelehnter.
Schallen, Ortsn., Dorf im Kirchspiel
Allenburg, Kreises Wehlau. Als die
Chaussee-Verbindung zwischen Allen-
burg und Wehlau noch fehlte, führte
eine gewöhnliche Landstraize alter Art
von Allenburg nach Wehlau über die
Orte Schallen, Leil'zienen, Rockelkeim
und Paterswalde. Den Zustand dieser
Landstrafze schildert der nachfolgende
Volksreim: Körnst du na Schalle,
warscht du motte knalle, Ön Lei/ziene
warsckt du motte grtne, Awer ön Ro^
ckelkeim, da schlag dcU Wedder drein I
Bet du körnst nä PäterswSld, heft de
Dtwel alles geholt. Sprw. I, 3244.
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256
Schalm — Schande.
Schalm, m. 1. Waldstück, Waldteil,
Streifen Waldes, besonders abgegrenzt.
Öck hebb en ganzen Üchalm gehofft 2.
Holzstrecke. Q) Godrienen. 3. Rain,
Grenze, besonders im Walde. Natan-
gen. 4. Marke in Waldbäumen; vgl.
schalmen.
SChalmen, sw, 1. Bäume im Walde
durch Abschälen oder Abschlagen eines
Stückes der Rinde zeichnen, entweder
als Grenzmarke oder als zum Fällen
bestimmt. 2. eine Grenze im Walde
schlagen; einen Wald durchhauen, ab-
SChalmen in der Bedeutung 1 und, nach
Hennig, 5, einen Teil des Waldes
einhegen als Weide oder Schonung.
Vgl. Grimm, Wb. I, 95.
Schalt, m., Appellationsbericht, Be-
schwerdeschrift an das Obergericht
über ein Urteil des Untergerichts.
Bone, Beitrag z. preufz. Seerecht, 26.
Ein Urteä 5cÄa/few= appellieren. Hen-
nig, 225.
schalten und walten = handeln, thun.
Er schaltet und waltet hier, wie er
tciU.
SchaltenöSy m., Pirogge, ausgerollter
Mehlteig, der, zusammengelegt, in fei-
neren Häusern mit Konfitüren, in
schlichteren Haushaltungen, namentlich
in Litauen, mit Glumse gefüllt und
dann gebacken wird. Die Glumse wird
häufig mit Honig oder Zucker sülz ge-
macht und mit fein geriebenem Zimmet,
englischem Gewürz, etwas Safran und
kleinen Rosinen durchgeknetet. Der
Name des ursprünglich litauischen Ge-
richtes ist die Zusammensetzung aus
lit. zdlti frieren (szalias kalt) und nosts
Nase, bedeutet also „kalte Nase**. In
anderen Gegenden der Provinz heifzen
diese Piroggen Glumskeilchen, im Erm-
lande FüUekeilchen, Vgl. Bock, Nat.
I, 264.
Schalung, /., Verschalung, Verkleidung
mit Brettern. Der Polier hat nicht an-
geordnet^ die Steifen fortzuschlagen, son-
dern nur die Schalung zu lichten, Egsbg.
Hart. Ztg. vom ll.Oktbr. 1873. Nr. 239.
Abd.-Ausg.
Schälung, Schällng, /. 1. die leichte
Brandung der See, das Anspülen und
Zurücktreten der Wellen. 2. der be-
spülte Rand des Meeres selbst. An vie-
len Stellen schief zet das Seeufer so aümdh-
lich ab, dafz man mit Kutsch und Pfer-
den bis in die Scheelung ganz gemäch-
lich herabfahren kann, Bock, Nat. 1,
447f. Vgl. RoUing.
Schaiuppendauk, n., Umschlagetuch.
Treichel.
SChalusch, adj,, hinterlistig, auf eige-
nen Vorteil bedacht. E schaluscher
Kerl
schälwern, sw., s. schelbem.
Schamel, m,, Schatten des Menschen.
Saalfeld.
schämmem, sw,, s. schimmern.
Schämmerstunde, /., s. Schimmening.
schampeln, sw,, s. schompeln.
schampleren, svo., entstellen, verun-
zieren. Schntd öck mi de Näs af,
schanvper öck min Oesocht.
Schftn, m. Vom., Abkürzung für
Christian. Hartwich, 54: Szan,
Schdnke, bed" nau, Christianchen, bete
nach. Samland. Sprw. I, 30. Wenn
eck man wufzd, wt öck dem Schdn, mv-
nem Uwe San, helpe kunn. Königsberg.
Firmenich I, 102a.
Schandär, m,, s. Standär.
Schande, /., Wassertrage, Pede. E.
F erstem, erinnert zur Ableitung, dal'z
früher in Nordhausen und wohl auch
an anderen Orten Huren vor dem
Rathause die „Schandsteine*' tragen
mui'zten, die an Stricken über die Schul-
ter hingen. In Pommern (Stettin)
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schänden — Schappkenmntze.
257
moTzte der Verbrecher die Schandsteine
um den öfiPenÜichen Markt tragen und
auf den Kaak oder Pranger niederlegen.
Dähn., 401a.
schänden, sw.^ Schandhaftes nachsa-
gen, verleumden, beschimpfen; schim-
pfen, schelten, Verweise austeilen,
dann gewöhnlich: ausschSnden; über-
haupt über jemand sprechen. SchätuT
jü aUwedder? In gleichem Sinne schan-
tieren, pltd. 8chandfire(n). Hingegebe dem
Schandeei'e on dem KickeVcackeL Dorr,
I. Wiew., 125.
%t!lnmAw}MJS\A^T.Schanderbander schlagt
sich^ Schanderbander vertragt sich. Kö-
nigsberg. Soviel als Pack, aus Schande
und Bande zusammengesetzt. Sprw. II,
2289.
Schandfleck, m. u. /. 1. Schand-
flecken, wie allgemein. 2. harte Schelte^
Schimpf rede. Dat gew e Gerocht Schand-
fleck^ das gab tüchtige Schelle. Einefn
ein Gericht Schandfleck anhängen,
Schandfleck wird wortspielend mit Ge-
richt in Zusammenhang gebracht, da
Fleck eine provinzielle Lieblingsspeise
ist. For e Grosche Schandfleck! fordern
SpaJ'zvögel in Königsberg von den
Marktfrauen, und sie erhalten Schioipf-
worte reichlich zugemessen. Für Posen
bei Bernd, 247.
schändlich, adv.^ zur Verstärkung im
Sinne von sehr. Er ist schändlich reiche
— hat schändlich viel Geldy — schüt
schändlich,
Schandmaul, n. 1. loses, schmähsüch-
iiges Maul, Lästermaul. 2. Person, die
ein solches Maul hat. . . . da/rauf dies
Schandmaul geantwortet: Mein lieber
HerVj ich frag* den Teufel nach der
Busse, Uartwich, 528. Hennig,
225.
schandshalber, schanshalber, adv,,
schandenhalber, anstandshalber, ehren-
PriMbbier, Wörttrbneb U.
halber etwas thun oder lassen, weil
man sich sonst zu sehr schämen
müfzte, nicht aus innerem Antriebe.
Schmeller ID, 370.
Schäne, /., schänen, sw., s. Schtae.
ichanfire(n), sw.^ sich^ sich genieren,
blöde sein. Ee schanert sock man,
Behang, n.. Wollenzeug, einfach ge-
wirkt, wie Linnen; also nicht Drillich
oder Halbdrillich.
Schank, m. u. /., Schenke. Biet'-
schanky Bierschenke.
Schankateh, /*., s. Schenkäich.
schänken, sw.^ Schanker, m., Schän-
kersche, /., s. schenken etc.
Schankrels, n., Zweig vor einer
Schenke. Um die Quirl und Schank-
reiser zusammen zu bringen^ werden die
muntersten und besten Fichten und Tan-
nen nicht verschonet. Bock, Nat IH,
33.
schanshalber, adv,, s. schandshalber.
schantleren, sw,^ s. schänden.
schanzen, sw.j mühsam und ange-
strengt arbeiten. Ich habe den ganzen
Tag schanzen müssen. Vgl. zuschanzen.
Schanzenläufer, Schanzeläufer, m., kur-
zer Frauen-Überwurf. Schemionek,
33.
Schäpel, m,y von Sperber, 27, kurz
als „eine Fischart** bezeichnet. Wohl
fehlerhaft für Schnäpel (s. d.).
SChäpen, sw,^ schifPen, zu Markte fah-
ren und zwar per Achse. Getreide schä-
pen. Gr. Werder.
Schapp, n., s. Schaff.
schappieren, pltd. schappfire(n), auch
eschappfire(n), entgehen, entschlüpfen,
franz. icha/pper. Hei es schappert.
V. Auer.
Schappke, n., Käppchen. Gr. Wer-
der.
SchappkenmIHze, pltd. SchappkemSb,
fy wörtlich Eäppobenmütze, leichte
17
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258
Schapscharwel — Scharre.
Sommermütze, im Gegensat zzur Pudel-
mutze ^ Pelzmütze, Wintermütze. Gr.
Werder.
Schapscharwel (erstes a » a), Pfizn.,
s. Schabcher.
SChapsen, sw,^ gehen, laufen, schaps
man af^ mache, daCz du fort kommst.
Vgl. schacksen 2.
Schar, /. u.m., 8 — 12 m breite streifen-
artig sich hinziehende Bodenfläche in
den Hafien nächst der Packrant (s. d.),
mit plötzlichem Abfall des Grundes.
Wesentlich für die Schar ist der plötz-
liche Abfall des Grundes, wo ein sol-
cher nicht vorhanden ist, giebt es keine
Schar. Man unterscheidet harte und
teeiche Schar^ je nach der Beschaffen-
heit des Grundes. Benecke, 228.
Innerhalb dieser Grenzen dürfen nwr
die zur Dorfschaft Alt^PUlau gehörigen
Fischer unter der Bedingung^ da/z sie
die Schaaren, den Kessel und den Strom
beiPiUau vermeiden^ ihre bisherige Fische-
rei mit dem Strandgame ausüben, Fisch.-
Ord. f. d. fr. Haff, § 13. Vgl. Mott, /.
schär, adj.^ schräg, schief. Natangen.
Schärbock, Schttrbock, m., Scharbock,
Skorbut. Worauf er hernach metrk-
Uchen frisch sich befunden ha% nach-
dem er vor weniger Zeit einen starcken
anstosz von Schorbock gehabt, Linem.,
Zz3a. Nds. scharbuk, hoU. scheurbuik^
schwed. skörljuggy engl, scurcy^ woraus
das neuere lat. scorbutus. über die Ab-
leitung s. Adelung Ili, 1360. Wei-
gandll, 548.
schären, sw,y schüren. Juhn Find
verlahm y wenn hei seekt Onglock anto-
schare. Carm, nupt I, 282, 17. Juhn
Fingdt verlohm^ verkrom^ de Ju wat
schlehms to schare, Ibid lU, 77 d.
Schärfe, /., verschärfte Strafe, höhe-
res Strafmal'z; vielleicht auch eine be-
stimmte Strafe, vnd ob sie (die Her-
ren der Morgensprache) woll gnugsame
vrsache jhn hajrt zustraffen gehabt, haben
sie jme dennoch die scherfe erlassen,
1549. Die Zünfte, 46.
Soharfischerei, /., Fischerei, welche
nur auf den Scharen ausge&bt werden
darf. Sie wird mit dem Schargam be-
trieben, das mit dem Windegam gleiche
Einrichtung und gleiche Maschenweite
hat, jedoch bedeutend kleiner ist. Auch
bei dieser Fischerei dürfen weder Ruder
noch Segel angewandt werden, nm das
ausgebreitete 6am in der Länge vor-
wärts zu ziehen. Sie heil'zt auch Som-
mergamfischerei.
Schargarn, n., Garn^ Netz, zur Fische-
rei in der Sommerzeit auf den tiefen
Scharen des frischen Haffes; es heiizt
auch Sommergam. S. Benecke, 344.
Schärker, m., s. Hahnenpfote.
Schamiachergasse, /. Danzig. Förste-
mann, Straizn. , 15, fragt: Ist dab^
an Verfertiger von Pflugscharen zu
denken? oder von Schirmen? schwer-
lich an die Scbarwache.
Scharmull, m., s. Krälzei.
scharmutzieren, sw\, schön thun, lie-
beln, mit Mädchen tändeln. Gleichbed.
mit Scharmützeln von Scharmützel Klein-
gefecht
schamig, adj.^ fett, gemästet. Im Göt-
tiug. schamefett zum Schlachten fett,
sehr fett; von Tieren und Menschen.
Schamb., 181a. Lit. szeriu^ szSrii
futtern, nuszeriu mästen. Lit. Aeq., 21.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 163. Hennig,
226.
Scharp, Scharpvogel, m., Schnarrwach-
tel, Crex pratensis; nach dem Geschrei
scha/rp scharp. Vgl Grasser.
Scharre, /., Fischn., s. Flinder.
Scharre, /., Scharren, m., Bank, Tisch,
auch Lokal, Gebäude, zum Kauf und
Verkauf von Brot oder FleiscL Fleisch-
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scharren — Scharwerk.
259
schcareny Fleischbank. Brotscharren
Brotbank. In Hamburg Schrange^ in
Braunschweig und in Pommern Schar-
ren ^ im Götting. schäm , in Bayern
Schrann^ Sch^annen. Richey, 241.
Dähn., 401a. Schamb., 181a.
Schmellerlll, 512. Hennig, 226.
Vgl. WeigandH, 550.
scharren, sw., kmtzen, hervorkratzen.
Kartoffduschan^en^ aus der Erde kratzen.
S. Mauen.
scharrewarre, adc.y unordentlich und
verworren durcheinander liegend. Doi
lisgt alles schairewarre. Wohl aus dem
frz. charivari Gezaok, Lärm; Katzen-
musik; im Kartenspiel alle vier Damen
in einer Hand. Hennig, 226.
ScharrfufZy m , Kratzful'z, Verbeugung,
Kompliment, Visite. Ich mu/z ihm mei-
nen Schan^fujz machen. Eck dankt met
fehl Complent an makt em doehp Schar-
Foth. Carm. nupt HI, 77c. Hennig,
226. Vgl. Kratzfüfz.
Scharrhans, m., Hans, der scharrt,
einscharrt, zusammenrafft: Geizhals,
Filz. Schimpfwort. Stein, Peregrinus
XU, 82. W. Mtebl. V, 191.
Scharriwarri, /., „lange Beinkleider,
die man auf Reisen oder zu Pferde
tragt, um sich nicht zu beschmutzen;
eigentlich wol persische Beinkleider.
Ein altes persisches und sehr in fremde
Sprachen gedrungenes Wort (S. Ro-
landi Diss. de veteri üngua Pers, voc.
Sarabara.y Dzg. Klein H, 107.
scharrjäken, »w.^ rasen, tollen, wild
und unordentlich sich benehmen. Müh-
Hng.
Scharrkiichen, pltd. Scharrköke, m,
letzter Fladen (Kuchen), zu dessen Her-
stellung die Teigreste zusammenge-
scharrt wurden.
Schart, m.y kleiner Napf zur Auf-
nahme des Katzenfiitters. TreicheL
Scharugge, /., altes Pferd. Treichel.
Vgl. Kracke.
Scharwel, m., s. Scherbel u. seharwen.
scharwen, su?., schneiden, schrapend
schneiden. Wer de längste Bart heft
(beim Essen am meisten den Mund be-
schmiert hat), mufz op e Sinndag Kohl
scharwe. Elbing. Sprw. 1, 246. Da-
von Scharwsel, Scharwel, n., das Ab-
geschnittene: Kaiix>ffehcharwseL Schäp-
schai*wel^ die abgeschorene Wollflocke.
Vgl Schafecher.
scharwenzeln, scherwenzeln, sw., schmei-
chelnd dienstwillig, um jemand sich
viel zu schaffen machen, ihm Ergeben-
heit beweisen, mit dem Beigeschmack
des Unstäten und Mülzigen. Nach
Gortzitza auch scharwenzen. Von
Scharwenzele w.. Unter (Bube) im gleich-
namigen Kartenspiel; Allerweltsdiener;
dienstbeieitester Bückling mit Scharr-
fufz. Weigand H, 552. Ihr scher-
icenzelt stets um ihn herum. Nu kam
emal W mdchfge Fee bei er, on om die
schai^wenzeW (fehlerhaft steht schwar-
^enzeK) se herom. Schalt). 1, 441.
Komm^ §k kann mch scharwentzeln.
Dorr, 1. VView., 68. iVo bleibt ehr (der
Erde) da noch Zeit om de Sonn' rum-
mer ze scherwenzeln. Schalt). 1, 442.
Scharwerk, pltd. Schftrwark,n., Diensi-
arbeit, verpflichtetes Tagewerk. Ins
Scharwerk gehn^ zur verpflichteten Dienst-
arbeit gehn. Der Begriff Frohndienst,
Frohnarbeit. der früher mit dem Worte
verbunden war, ist in demselben gegen-
wärtig nur noch in soweit lebendig,
als die Verpflichtung zum Scharwerk
für eine durch Übereinkommen festge-
setzte Zeit besteht. Vgl. Scharwerker.
Aus Schär^ mhd. schar^ ahd. scara
Heeresabteilung, Haufe, Menge, zuge-
teilte, der Reihe nach zu leistende
Dienstarbeit; polonisiert szarwark,
17*
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260
scbarwerken — Schatofz.
Hennig, 225. "Vgl. Weigand II,
552.
scharwerken, «(7. 1. Scharwerksdienste
leisten. Do gab er (Meinhardt von
Querfurt) den Pauem fünf gantze Jahr
frey^ dafz sie nicht dorfen schössen noch
schorwercken. Hartwich, 6. So müssen
sie doch dem Schio/z und dazu gehöri-
gen Grptem zur gewissen Zeit schaar-
wercken. Denn wenn zu Schlofz etwas
gAauet oder repariret wird^ mimen sie
alle Materialien und Zubehör beiführen.
Ibid., 55. Nach Gordack bezeichnet
man mit scharwerken auch die Thätig-
keit der sog. „Zweiten" in der Köche,
des Nachharkens auf dem Felde. 2.
arbeiten, ohne sonderlich dafür belohnt
zu werden. Ich habe den ganzen Tag
zu scharwerken und verdiene doch so
gut vyie nichts. Ich mufz ihm viel schar-
werken. 3. sich abarbeiten, quälen. —
In Pommern schaarwarken geschäftig
sein, Verkehr und Gewerbe betreiben.
Dähn., 398b. Hennig, 225.
Scharwerker, m.^ ein zum Scharwerk
verpflichteter Arbeiter, meist unverhei-»
ratet. Auf den Gütern sind die Inst-
leute verpflichtet, eine bestimmte An-
zahl Scharwerker zu halten, mit welchen
sie auf Erfordern des Gutsherrn in die
Arbeit rücken müssen. Sie zahlen den-
selben einen bestimmten Tagelohn; nach
Sperber, 27, zahlt diesen die Guts-
herrschaft. Dvmm^ faul und gefräfzig
giebt einen gurten Schainjoerker, Fül on
e gödet Mül goft e gode Scharwerker,
Er geht wie ein Scharwerker^ er geht
sehr langsam.
Scharwerksbauer, m., Bauer, der zum
Scharwerk verpflichtet ist; im Gegen-
satz zum Zinsbav£r oder Hochzinser.
. . , da man dort (in England etc.) keine
Sehaarwerksbauem wie in Preufzen hohe.
Bock, Nat I, 629 u. 171. Vgl. Schar-
werksdiensL
Scharwerksdienst, m., Verstärkung von
Scharwerk, Manche Grundstücke müssen
(bei einem Dammdurchbruche) aufzer
den Geldbeiträgen noch Arbeiten^ ,^Schar-
werhsdienste^ ^ leisten^ — sogenannte schar-
werkspflichMge Hufen. Passarge, 195.
Schasch, Schaschk, auch Schaschke u.
Schatschke, ^., Bernstein. Nehrung.
Samland. Tolkemit. Man unterscheidet
Underschaschke, Stücke unter 1 u über
I Lot, und Bftwerschaschke, Stücke über
1 Lot bis \ Pfund schwer. Das Brauns-
berger Kreisbl. 1864, No. 37, möchte
Schasch etc. auf orientalischen Ursprung
zurückführen, durch jüdische Bernstein«
händler eingeschmuggelt
Schascha, m., Mehlfladen, in einer
Pfanne oder auf dem blofzen Feuer-
herde gebacken. Mühling. Nach einer
Mitteilung aus Eorschen Schascher =^
Funsen.
SchäSChe, /., Schüssel. Mühling.
Schascher, (?), s. Schascha.
Schaschke, in Dzg. Scharschke, m. 1.
Spitzname für einen Infanteristen; von
dem russ. schaschka kurzer Säbel. 2.
Bernstein, s. Schasch.
Schäse, /., Verdeck wagen; frz. chaise.
SChSsen, SChtoen, sw.y tanzen; gehen.
Wir haben gestern auf dem Bau tüch-
tig geschdst. Nu wöll wt man schäse^
nun wollen wir nur gehen, machen,
dafz wir vorwärts kommen, ück eck
schehst ihligst hinderher. Nowack, 51.
schassen, sw.^ fortjagen, entlassen;
frz. chasser. Sie haben ihn gescha/zt,
Schätel, Schättel, /., Schüssel.
Schatomik, m., Hausierer, s. PlUnder.
Schatofz. üeber (unter?) ein Wand-
brett nagelt der Tischler eine Stütze^ die
er Schatofz nennt Kgsbg. Hart» Ztg.
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Schatschke — Schaube.
261
vom 12. Dezbr. 1872. No.292. Haupt-
blatt.
Schatschke, m. 1. alte, gebrechliche
Person. 2. Bernsteinstück. S. Schasch.
Schättel, /., 8. Schätel.
Schatten, m. Schatten machen^ nach
Sperber, 27, in der Gaunersprache:
einen beabsichtigten Diebstahl ver-
stecken^ kaschieren. Mehrere Gauner,
die z. B. einen Laden betreten, be-
schäftigen das Personal, „machen Schat-
ten^, während andere den Diebstahl
auszuführen suchen.
Schatten, Schatter, Schetter, m, 1.
Durchfall, Diarrhöe. Das Wort ist ton-
malend. Vgl. DUnne. 2. das Exkre-
ment selbst Wek tot Schauer.
Schätter, Schatter, Schätterkott, -iTse,
-lotte, -trtn, /., plapperhafles Frauen-
zimmer. Man bezeichnet mit diesen
Namen auch schwatzhafte Männer. Das
Geschwätz solcher Personen nennt man
fieschatter, n., Schätterei, /.
schätterig, schatterig, schetterig, adj.
1. wie Schatter beschaffen. 2. viel be-
schäftigt thun, schnell von Natur sein
oder sich so stellen; schnell laufen,
wie einer^ der den Schätter hat; gern
und viel umhergehen. Er rennt sich
schätterig. 3. plapperhaft, verleumde-
risch. Rosius^ der Bischof zu Heibperg
gewesen^ hat Jesuiten gen Braunsperg
gesetzty die da eine Schule halten vnd
mit ihrer Reucheley vnd glatten warten
vielf auch im Fürstenthum jrre machen^
sonderlichen mit /rem schetterischenHahn^
den sie Wetterhan nennen^ welchen sie
a. 1590 alda mit schöner schriffty auf-
legen vnd nachtrucken lassen. Hennen-
berger, 485.
Schättoriing, m., einer, der schättert.
Ueidt^ frevi dt! Schätterling woU dame.
•chittern, schattem, schettem, sw. 1.
d&nn ezkrementieren. Von Schätter.
Hiervon übertragen : 2. oft und unnütz
hin und her laufen. On alles schettert^
weil keiner ruhig wachte woU. No-
wack, 24. S. perzeln. 3. viel und
uunütz schwatzen, schänden, verleum-
den. In dieser Bedeutung auch schmat-
tern. Sie hat in einem fort zu schattem,
sie hört nicht auf zu reden, leidet an
der Maul-Diarrhöe. verschättem, leicht-
fertig ausgeben, verbringen. Geld ver-
schättem.
Schatullbauer,9n.,scharwerkspflichtiger
Lehnsbauer, der gerodetes Land be-
safz und dessen Abgaben der könig-
lichen Schatulle zufielen. Vgl. Bock,
Nat I, 170.
Schatullgut, n., Gut, dessen Erträge,
resp. Abgaben der königlichen Scha-
tulle zufliefzen.
Schafalllkttllmer, m., nicht zum Schar-
werk verpflichteter Eölmer etc. Vgl.
Schatullbauer. Bock, Nat. I, 174.
Schau, /. 1. Besichtigung, mit ge-
wissen Förmlichkeiten vorgenommen.
Bie7*schaUy BrautschaUy WoUschau. Auf
die Schau gehn, von Dienstboten, die
sich zeigen, um sich zu vermieten. Dzg.
Klein n, 108. 2. firüher „ein solches
Kollegium hier zu Königsberg, welches
den Fabrikanten, die auf den Markt
kommende Wolle aufkauft, sie prüft und
nachher in kleinen Quantitäten wieder
verkauft«. Hennig, 226 u. 336.
Schaube, /., mantelartiges Oberkleid
für Frauen und Männer. Zum vierden,
Sol eine yede ehrliche frauw vber y
marck lotiges schwer an yhren rocken
oder schauben sylheme koUer nickt tra-
gen bey fünf marck bues, so oft sie
mit eim vbrigen beschlagen. Kleider-
ordnung a. d. J. 1529—1553. Pr. Prov.-
Bl. a. F. VII, 372. Latinisiert schuba,
ital. giubba, franz. jupe Weiberrock;
]it szubäyszübas kostbares Kleid^ Frauen*
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262
schaubeu — achfiwig.
pelz, lett. schuhbe Sommerkittel, poln.
Bzuba ein mit Pelz gefätterter Ober-
rock, russ. ^zuba Pelz. Schmeller Ilf,
306. Weigandll, 554. N98lm,Th.,
221. Hennig, 226.
Schauben, pltd. 8ChQwe(n), st, schie-
ben. Wir wollen Kegel schavhen. sich
schauben^ mehr pltd. sock schvwe^ aas
Faulheit träge gehen, vorwärts kommen.
Na schuw dl doch e betke! Se sckofft
sock^ wl dat natte Wedder, Hennig,
227. 250.
Schaublade, pltd. SchQf-, SchOwlad (a
= a), /., Schublade. Ein Schaf mit
Schattblahden. Die Zünfte, 12. Nach
Sperber, 27, auch Schauflad'.
Schauer, pltd. SchOr, m. u. n. 1. ein
nicht lange anhaltender Regen, Hagel,
Schnee, Sturm. Regenschauef* etc. Hei
Jeroschin wiederholt schür u. schüre
als starkes Fem. Vgl. Pfeiffer, 217.
Bildlich : Sie hat ein Schauer abgetveint^
sie hat ihre reichlich fliefzenden Thrä-
nen bald gestillt. Es war nur ein
Schauer, die heftige Scheltrede nahm
schnell ein Ende. 2. Wetterdach, Re-
gendach, Schuppen; auch Scheune. Und
wie der Nachbar oft auf unsre Schau-
ren zielt Cai'm, nupt II, 35 c. Ein
Wagenschatier, Schuppen zur Unter-
bringung der Wagen, Wagenremise.
Seine Margelle ist alle Augenblicks un-
term Schatcer und bringt Briewe gebrocht
Soph. R. I, 260. In Königsberg hat
man unter die Schauer vieler Häuser
Mauern gezogen, „wodurch die Strafzen
sehr enge worden, dcch nennt man die
Dächer solcher ausgerückten Gebäude
(die Vorbauten, welche gegenwärtig
eingezogen werden) annoch Schauer^.
Hennig, 227. 3. ehemals eine schauer-
artig das Gesicht überragende Unter-
haube des weiblichen Gesindes. Das
Schauer erhielt seine Festigkeit durch
einen gebogenen -Draht; man nannte
diese Haube ihrer Gestalt wegen auch
Mondschein, m. Einen Schür über die
Augen haben, mürrisch, finster aus-
sehen, trübe Augen haben. Bock, 62.
Hennig, 249. Sprw.I, 3422. 4. Schirm
an der Mütze. Metz on ken Schüerke
dran. VolksL, 34, 22, 2. Vgl. Brem.
Wb.IV,717. Dähn.,418b. Schamb.,
187b. Schmeller HI, 386. Vilmar,
573. Anton, 12, 14. Hupel, 202.
Schauer, m., s. Stauer.
Schauertuch, n., Tuch, das als Schauer
zum Schutze des Gesichtes und Kopfes,
besonders im Sommer, getragen wird.
Ermland. Litauen. Die Arbeiterinnen
setzen etwas darin, das Tuch so weifz
und fein als möglich zu haben. Müh-
ling.
Schauflad', /., s. Schaubltde.
Schauken, sw., bellen; sohallnach-
ahmend. Saalfeld.
Schaumseher, m., bei den heidnische»
Preufzen Puttone, Zauberer, welcher
aus dem Schaume wahrsagte. Die I\it-
tonen setzten eine Schale mit Bier auf
die Erde und verkQndeten aus dem
auf demselben stehenden Schaum, an
welchem Orte das gestohlene Pferd
oder gestohlene Gut zu suchen sei.
Pierson, Matth. Prätor., 43. Hennig,
227.
Schäwe, Schabe, Sch«we, Schtfe, /.,
Rest, Splitter, Abfall des Flachses beim
Brechen desselben; Abgeschiefertes
Oberhaupt Vgl. Schinn. Von schawen,
schaben. In Hessen Schübe, Schebbe^
Schuwe. Vilmar, 348. Hennig,
228.
schaweln, sw,, s. scheiweln.
Schawemak, m., s. Schabernack.
Schäweschtter, m., SchäwenscheiCzer,
alter, gebrechlicher, geiziger Mensch.
•ehlwig, schäbig, scbtwig, adj^ Schi*
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scbawitern — SchM'el.
263
wen enthaltend. Der Flach» ist schatuig
geblieben. Vgl. gnittig.
schawitern, sw.j plappern, schwatzen;
besonders von Frauen. Dzg. W. Seidel,
34.
sehe, interj.^ Scheachru£, namentlich
zu Hühnern, Federvieh überhaupt. Lit
82€^ szia. Nsslm., Wb., 520a. Ru hig,
lit. Lex., hat diesen Ruf auch zu Hun-
den. S. Volksr., 64, 242i. Vgl. Flan-
dern. In Litauen ist SChS anspornen-
der Zuruf zum Kinde. Volksr., 63,
242 b.
•sehe, weibliche Endung -m, auch
bei Eigennamen. Judsche^ Kadreiersche,
Käkschey Kaselatenche, Kamödiantsche
(Schauspielerin), Schaff einsehe ^ Sehen-
kersche^ de Frn Graf sehe (Frau Gräfin);
de Wittrinsche (Frau Wittrin), de Sack-
rausche, de Atidehmsche, de Katrimsschc^
de Brasäfsche, de Sipplietsche. Zugleich
zur Illustration der Eigentümlichkeit
der litauischen Namenbildung wie des
Volkscharakters der Litauer diene der
nachfolgende Reim aus Eieselkehmen,
Kr. Gumbinnen (vgl. Korrespbl. V, 49):
Wet 8^, Schwester Robeleitschej
Gistem — bt de Merteneitsche —
Un da wer de Abromeitsche,
BibereUsche^ Butgereüsche^
Christcypeitsche^ Danieleitsche^
Ehrenteitsche^ Grigoleitache^
Mischereitschey KennigkeiUche,
Kämmerettschej Losereitsche,
Skribuleüsche, Schneidereitsche
Un de schwarte Jodeleitsche —
Wet scj on de Merteneitsche^
Ingesüpe, un wat deit sef
Up de Jodeleitsche geit $e
Mot dem ölen Bessern, schielt se,
Bet de Standdr (Gendarm) kömmt un
leit se
In de Kalüs; em Tarkies geit se,
JSinner dren de Abrameüsche,
Bibereitsche, Butgereitsche (u. s. w. wie
oben bis)
Un de schwarte Jodeleitsche,
Wet se, Schwester Robeleitsche,
Schande hadd da de Merteneitscfie!
Schecht, Schechte, m, u. /. 1. Stiefel-
schaft, gewöhnlich im Plur. Scheehten.
Hohe — kurze Scheehten, Scheehten-
Stiefel, Hennig, 228. 2. Schaft, Stange,
8. Schacht
Schechtchen, n., Dem. von Schechte,
Schechtchen schlagen, tanzen, weil oft
der lustige Tänzer mit den Stiefeln zu-
sammenschlägt Samland.
schachten, sw., schnell laufen, hurtig
geben, kräftig ausschreiten, die Scheeh-
ten rühren. Der kann gut scheehten,
ausschechten, davonlaufen, „ausreifzen^.
wegschechten, heimlich sich aus dem
Staube machen. Hennig, 228.
Scheddeldraf, auch Schedder- und
Schetterdraf, m,, Schutteltrab, kurzer
Trab. Eei geit e Scheddeldraf, er be-
eilt sich. Friedland Ostpr.
scheddeln, scheddem, schiddern, »w,,
schuttein, wackeln. Er scheddelt —
scheddert mit dem Kopf. Er schiddert
sich vor Frost.
Schedderkopf, Schidderkopf, m., aus
scheddem und Kopf zusammengesetzt.
1. alter Mann, der schon mit dem
Kopfe wackelt. Er ist ein alter Sched-
derkopf 2. Gefängnis in Danzig. Sie
gehen mit ihm in den Schedderkopp,
Vgl. Sprw.I, 159. 1132.
scheddem, «tr., s. scheddeln.
SchMelfahrt, pltd.SchMeffar(t) {a=ä\
/.. Scheidefurche, weil sie Stücke Lan-
des scheidet, trennt. Mühling.
SchSdelzaun, SchStelzaun, pltd. Schfidel-
tfin, m , Scheidezaun, Grenzzaun. Hen-
nig, 335. Vgl. das vor.
Sch&fely /., Strohbündel zum Dacb-
decken. Schirwindt.
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264
Scheffelkopf — Scheiber.
Scheffelkopfy pltd. Schfipelkopp, m.,
Kobold mit scheffelgrolzem Kopfe, mit
dem man Kinder ängstigt. De had Oge
wt Senfschetäe (Senfschüsseln) on Täne
wt Leddersprete (Leitersprossen) on sat
ommer an 6U Hüser op e Lucht under
de Okle. Kern nu ener rop, on de Ko-
bold sack op ent möt stnem grote Kop
undev^t Schurmur ver^ denn war got to
gruse. Awerscht hei dSd nascht, man
de Jdene Kinder Ihot hei to buichre^ dat
se wit Bedd ginge. Daher sagt man
noch jetzt zu einem Kinde, das nicht
rahig schlafen will : Wacht, de SchepeU
kopp kommt! N. Pr. Prov.-Bl. II, 378.
ScheffelmeMer, m., s. KornmeMer.
scheffeln, pltd. 8chfiple(n)y sw., scheffel-
weise messen, reichlich zuteilen. Isfs
nicht gescheffelt^ so isfs doch gelefelt^
drückt die Zufriedenheit mit dem aus,
was das Schicksal zugeteilt hat. Pltd.
os^t nich to scheple, osH doch to Idple,
ScheffelplatZy m., ausgerodete Acker-
fläche in einer Forst, die einen oder
mehrere Scheffel Aussaat aufnehmen
kann. Mühling.
Scheibchenwerfen, n., s. ButtertiroL
Scheibe, /., s. SchTwe.
scheibeln, sw,, s. schehfveln.
Scheibenreitergasse, /., Strafzenname
in Danzig; auch Scheibenrittergasse.
Nach unsicheren Yermutungen soll sie
einst Sammelplatz einer Gesellschaft
gewesen sein, die sich mit ritterlichen
Übungen beschäftigte. Löschin, 44.
Scheibring, Pflzn., knotenblütiger
Scheiberich, Sium nodiflorum L, Ha-
gen, 323.
Scheide, /. 1. Teil des Wirkgestells,
Webestuhls. Vier Scheiden halten die
beiden Seitenstücke des Gestells oben
und unten zusammen, resp. geschieden.
S. Das Wirkgestell, 124. 2. Maul, lo-
ser Mund. Wenn die weiber Schwerter
im maul führen und weidlich herumb-
hawen, so krigen sie eins auf die scheid.
Stein, Peregrinus XIII, 91. W. Mtsbl.
VI, 173.
Scheiice, /., kleine Wittinne.
8cheiiar8chen, scheinärechen, sw., s.
aufscheilärschen.
scheilen, sw,, scheinen lassen; schie-
len.
SCheiren, sw., scheuern. Zinnerne oder
kupferne Gefäfze mit Ziegelstaub blank
putzen. Bock, 56.
ScheilzmSII, pltd. Schttmeil, Pflzn., s.
Mill.
Scheffzreicel, -regei, -reger, -rfgei, m.,
grauer Reiher, Ardea cinerea. Er nimmt
zu, vne der Scheifzregel im Abnehmen-
licht, Sprw. I, 4185. Mühling, Tiem.,
177.
Scheit, Pflzn., spitzkantige Segge,
Carex acuta L.
Scheiwei, n., s. scheiweln.
schehfveln, scheibeln, »w,, schleppend,
watschelnd, unsicher imd ungeschickt
gehen, so dafz man öfter mit den Füfzen
zusammenschlägt und sich dadurch die
Beinkleider beschmutzt; die Stiefel
schief gehen. Auch Pferde scfieiwebi,
wenn die Hinterbeine am Knie anein-
ander reiben. Auch schweimeln, schwa-
mein; nach Mühling auch schftweln.
bescheiweln, durch Scheiweln sich die
Kleider, namentlich Beinkleider, be-
schmutzen. Davon: Scheiwel, m., einer
der scheiwelnd geht. Ol Scheiwel! Vgl.
Batehel. Bock, 56. Hennig, 229.
Scheiber, Schälber, Schuber, pltd.
Schelwer, /., Dem. ScheJberchen, Schd-
werchen. 1. Schuppe, Plättchen, Blätt-
chen, das von der heilenden Wunde
sich abschält, ablöst. 2. Blättchen,
das sich vom Anputz der Wand, vom
Blätterteig etc. loslöst. 3. Scheiben-,
schuppenartiges Stückchen. Ein Schd-
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schelberig — Schemper. 265
berehen Brot — Fleisch, Von schelle französischen. Nach Klein II, 140,
Schale, Hülse, engl, shell; angs. scylle in Danzig Schollen.
Schuppen, holl. schelfer^ schüfer. Im Schellenberg, Ortsn., Dorf im Kreise
Götting. schihoer, schilfere^ schelwere, Gerdauen. Die Bewohner werden mit
Brem. Wb. IV, 631. Schamb., 183a. ihrem Wirkmuster geneckt. Schwärt
schelberig, schilberig, pltd. schelwerig, on witt ös rodbunt, dat scheüebargsche
adj,^ schieferig, blätterig, schuppig. Moster. Sprw. I, 3434.
ScheUoerige Haut. Im Götting. schil- Behellig, ad;., wütend, wild, aufge-
werig, Schamb., 183b. bracht; unsinnig tobend. Ist Clement
SChelbem, schilbem, pltd. schelwem, schelUgk worden vnd vbel geflucht vnd
sfw,^ schiefern, abblättern, in kleinen ein brotmesser genonmien heimlich vom
Blättern, Platten, Schuppen, Schalen, Tische vnder dien Rogk etc. Aus 1532.
sich ablösen; wie schälen 2, daher Die Zünfte, 50. Vgl. Mnd. Wb. IV,
auch schalbem^ schälwem; in der Zu- 66 b.
sammensetzung abschälbem, abschilbem. schellig, adj, von Schelle y Schale.
In Bremen schelfern^ schilfern^ schulfem^ In Zusammensetzungen : dichscheUig^
im Götting. schäwem^ in Hessen schdl- donnschelUg^ mit dicker, dünner Schale.
bem^^ in Posen schtdfem^ in Bayern Schelmvolk, -zeug, pltd. Schelmttg, n.,
«cÄ^Z/^. Brem. Wb. IV, 631, Schamb., durchtriebenes, unnützes Volk, Pöbel,
183b. Bernd, 277. Schmeller III, Pack, vei^sapnet Schelmenvolk. Dorr,
356. Vilmar, 348. Hennig, 229. 1. Wiew., 11. Schelmzeug schlägt sich,
Scheldök, n., s. ScherdeKuch. Schelmzeug verträgt sich. Sprw., I,
SChSlen, sw.^ unterschieden sein, un- 3279.
gleich sein, diflTerieren. Es schelt nicht Schelwer, /., schelwerig, adj., schel-
viel^ gewöhnlicher: Es verschilt nicht wem, sw.^ s. Schelber etc.
viel., es ist kein groCzer Unterschied, Schehvip, m.., Ekelname nnd Schimpf-
es fehlt zur Sache nicht viel. Davon wort. Stein, Peregrinus XH, 82.
VerschW, Verschiil, m., unterschied, W. Mtsbl. V, 191.
Differenz. Holl. scheelen^ schulen unter- Schemmer, m. 1. Schimmer. 2.
schieden sein, d&n. sküle, angs. scylan^ isl. Schatten. Es graut ihm vor seinem ei-
sküia « distinguerCy discemere. Brem. genen Schemmer. 3. s. v. a. Schimme-
W. IV, 628. Hennig, 225. 290, rung.
schreibt schälen^ ebenso Richey, 225, Schemper, m., Dünnbier^ Nachbier,
Schütze IV, 21, Dähn., iOS^y schelen Halbbier, zweiter, selbst dritter Absud
und schälen, Schamb., 182a, schalen, des Malzes. In manchen Gegenden
S. Verschiil. auch selbständiges Gebräu aus Wa-
Schellak, m., Kalb, von dem poln. cholder, Wacholderbeeren, Malz und
cielak Bullenkalb. Sperber, 39. Sauerteig; oft nur Wasser auf Brot
Schelle, /., Waldglockenblume, Cam- gegossen. Pierson in den Lit. Aeq.,
panula persicifoKa L. 21, leitet das Wort von 2^emberys (der
schellen, sw.^ s. schälen u. schSllen. Erdbestreufr), dem heidnischen Erd-
Scbellen, /., Figur in der deutschen gott, ab, zu dessen Festen um die Oster-
(polnischen) Spielkarte, Garrean in der zeit ein ihm geweihtes Bier, iernberin-
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26^
Scheniperdienst — schenen.
rm alui^ getrunken wurde. Dies Bier
war aus verschiedenem zusammenge-
worfenen Getreide gebraut, jedoch so,
dafz die Gerste überwog; da nun san-
berti zusammenwerfen heifzt, so ver-
drängte diese Ideenverbindung die ur-
sprunglich mythologische. Daher findet
sich fQr das Emtefestbier auch sanbe-
ritmü alu8. So klar nun die Abstam-
mung des Wortes erscheint, so ist sie
es doch nicht. Zemberinnü alua hat
seinem Gehalte nach mit dem Schemper
keine Ähnlichkeit, jenes ist ein kräf-
tiges Bier, dieses ein fader Absud.
Dazu kommt das Auffallende, dai'z der
Litauer für den wirklichen Schemper
zwei andere selbständige Namen hat:
skmskisy m, und girrä f.; er scheint
also wenigstens Scheu gehabt zu haben,
den Namen der Gottheit für das elende
Getränk zu verwenden. Aber auch
das gute Bier nennt er nur alu» Der
Pole dagegen hat das Wort Schemper
übernommen und in $zemper sich mund-
gerecht gemacht, während der eigent-
liche polnische Name für dies Getränk
cienkusz ist Mrongovius U, 644b.
In den Prcnerb, comm, 411: scherpbier.
Hoffimann von Fallersleben, Tunnicius^
150, Nr. 585. Bock, 56, Bock, Nat.
I, 271, und Hennig, 229, sehen
Schemper als Schaumbier an, weil
Schemper „die letzte Kraft des Malzes
ist und vom Bier fast nichts mehr
als der Schaum übrig geblieben^. In
den Histor, morbi academ. Regiom.
1649 von Bekherr findet sich der Name
Schenkbier, flennig a. a. 0. Eine
handschriftliche Anmerkung in meinem
Exemplar von Bock, Nat. I, 271, über-
setzt: ScA^mp^mitScheinbier, welcher
Name auch in Steins Peregrinus (III,
3) auftritt: Schemper vel Scheinbier,
Da das Getränk moussiert, so liegt es
nahe, Schemper scherzweise durch
Champagner zu erklären, wie solches
Pas sarge, Balt, 160, thut. Gericht:
Schempermppe mit grauen Erbsen, v.
Au er. Schemper mit Meerrettich! ruft
man, wenn im Solospiele bei der Frage
zu einer schlechten Farbe ein schlechtes,
d. h. ein anderes als Treff-As gerufen
wird. Treichel.
Schemperdlenst, ?n, Pfarre mit ge-
ringen Einkünften. Hennig, 229.
Schemperfreude, /., Freude von kur-
zer Dauer und kraftloser Wirkung, an
Wert dem Schemper vergleichbar.
Bock, 56. Hennig, 229.
Schempergaase, zu Hennigs Zeit
korrumpierter Name für die Schön-
bergergasse in Königsberg. Hennig,
229.
S^Aen, n., Kuchen in Form der Ma-
juskel S. Danzig. Treichel.
SchSne, Schäne, SchSne,/. 1. Schiene,
Schienbein. Angs. scyne^ scinban^ ^i^gl-
shin, dän. skinne, schwed. skeen^ holl.
scheen. In Bremen Schene^ im Hol-
steinischen Scheen^ in Pommern Schene^
im Götting. scherte^ im Osnabr. schenne^
in Bayern Schin^ lit. szyna^ szhm, pohi.
szyna, Brem. Wb. IV, 634. Schütze
IV, 30. Dähn., 403b. Schamb.,
182b.^ Schmeller III, 367. 2. alles,
was Ähnlichkeit mit einer Scherte hat.
Die Schene am Rade. Die Schene auf
der AchsCy das Achsenblech. Die zwei
Schenen, Schienen^ am Wirkge$teU; sie
halten die Fäden des Aufzuges in wech-
selnder Lage und regeln die gleich-
mäi'zige Hebung und Senkung der Fä-
den. Das Wirkgestell, 125. Voc. 361:
Vuerschene Feuerschene, das Nsslm.,
Thes. 191, mit Feuerschaufel, Feuer-
schirm übersetzt Hennig, 230.
schftnen, schlnen, sw.y schienen, et-
was mit Schenen versehen, einen Arm-
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Schenk&sch — Scherdeltuch.
267
oder Beinbruch durch augelegte Schie-
nen verbinden und befestigen. Das
Bein war nicht gut geschmt^ wenn die
Heilung der Knochen nicht glatt erfolgt
ist. Hennig, 230.
Schenkftich, Schani(&feh, /., Geschenk,
Schenkung, Trinkgeld, Biergeld. Wat
gevft Schankdichf Eck bedank^ mt fa
de Schenkorsch. Jerrentowitz. Volksr.
83, 339. Auch adjektiv: hei öa schan-
kaick^ er ist freigebig. Von schenken^
mit franz. Endung: c^e. Bei Yilmar,
346: Schenkäsche.
Schenke, Schenk, /., Speiseschrank;
Schrank, worin irdene Geschirre, Glä-
ser etc. aufbewahrt werden. Muh-
ling.
schenken, eigentlich ein schwaches
Verb, doch lautet das part, geschonken.
Er hat mir'a geschonken. 1. schenken,
donare. Schenken und schei/zen wird
mit einem (Anfangs-) Buchstaben ge-
schrieben^ als ablehnende Antwort auf
die Bitte um ein Geschenk. Spr. I,
3283. 2. schenken, Schinken, Getränke
verkaufen. Bier schenken Bier ver-
kaufen. S. einschenken. Hennig, 230.
Schenker, Schanker, m. 1. Geber ei-
nes Geschenkes. De Schenker ös ge-
storwey de Gewer ös verdarwe^ als Zu-
rückweisung einer Bitte um ein Ge-
schenk. Sprw. I, 3284. 2. Schenk-
wirt, Gastwirt. Bierschenker^ Bierwirt,
Bierhöker. Hennig, 230.
Schenkersche, Schänkersche, /., Schen-
kerin, Kellnerin. Schenkersche^ noch e
Glas Bier!
SchSnnagel, Schtn-, Schinnagel, m.,
Nagel in der Radechiene. Vgl. SchSne.
schtp, o^r'., schief. Saalfeld.
Schepp, Scheppe, SchSpfe, /., Dem.
Schopf chen^ Scheppche^ Scheppke Löttel^
kleines Schöpfgeftlz von Holz oder
Blech mit Stiel Na nü noch tackten-
tig Scheppkens Grott^ jetzt (nachdem die
Hauptspeise verzehrt) noch 80 Lö£Fel
Grütze als Nachspeise. (Das Volk
pflegt die Suppe zuletzt zu essen).
Sprw. T, 3389. Vgl. SchÖpe, auch
Stippel.
Scheps, m.^ Schöps; das Tier, aber
auch bildlich der Mensch. Öck armer
Scheps!
Scherapke, /., s. Przerabka.
Scherbel, pltd. Scharwel, m. I.Scher-
ben. Oawasck denn fleege Depp (Töpfe)
on Scharwel an de Schtoaw. Boldt,
12. 2. irdenes Geschirr, namentlich
Teller, weil es leicht in Scherben bricht,
daher auch Scherbelzeug, pltd. Scharwel-
ttg, n. Eine kostbare Tasse ist ein teures
Stück Scherbelzeug. Auch ein bereits
beschädigtes Geschirr heifzt Scherbel.
Ein Scherbel halt länger als ein Topf.
3. alte, kränkliche Person, m. wie w.
Geschlechts. E 61 Scharwelke. Sche-
mionek, 36: Schörbel.
Scherbelkopf, m.^ Schimpfwort. De
Diwel soll se hale^ De öle Scharwelkopp!
Aus einem Volksreim.
Scherbelzeug, n., s. Scherbel.
Schfirboot, n., Eüstenboot. Gustavus
Adolphus ging von Tt/genhof durch die
Tye und Haf mit etUchen Scheer-Böten
und Galeen ungehindert nach PiUau.
Hartwich, 377f.
SChfirdäiSCh, adj.^ widerwillig, dumm,
nicht anstellig. Schemionek, 34.
Scherdeltuch, ScherKuch, pltd. Scherdel-
dök, ScherldÖk, n., SchOrze, lit szerdo-
kas^ serdokas Brustlatz. Nsslm., Forsch.
2, meint, daüs bei dem Dök auch nicht
entfernt an Tuch zu denken sei. Man
hört auch SchddÖk und vhchd. ScbVrtel-,
SchSrdeltuch. Natangen; im Ermlande
SchUrteltuch; in Westpr. Schurztaich; in
einigen Gegenden des Werders ScheitM-
dAk; in der Dzg. Nhg. ScherUftack: en
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268
schüren — Schettel.
koltdrfickschet Scherlddcick (Schürze von
blaagefarbter Leinwand mit weifzen
Blumen bedruckt). VioUt, 178. Hen-
nig, 248, schreibt SchUlituch. Klein
IT, 139, hat für Dzg. SchSddeldÖk,
SchVridÖk und SchSrteldÖk. Stund em
(dem Adebär) nich stn Schardeldök sau
schön? Volksr., 52, 196. Ygl. SchSdel.
Se drägt wcct ungerm Scherdeldok^ sie
trägt etwas unter der Schurze, sie ist
schwanger. Sprw. I, 69.
SChSren^ st 1. kahl schneiden, mit
Messer oder Schere. Das Schaf schert
5 Pfund^ die von ihm bei einer Schur
gewonnene Wolle beträgt 5 Pfund.
Marold. 2. in übertragener Bedeu-
tung: übervorteilen, prellen. Hei (der
Gastwirt) schert stne Gast, dat enne
de Oge äwergäne. Er versteht den Beutel
zu scheren, 3. zum besten haben, auf-
ziehen. 4. sich scheren. Ich habe mich
den ganzen Tag geschoren^ ich habe
mich den ganzen Tag ruhelos gequält.
5. Seile, Leinen, von einem Orte zum
andern spannen, um etwas darauf zu
hängen. 6. das Oam scheren^ den Auf-
zug, die Kette, die Schering machen.
7* schüren. Fewi* zu fewr thun^ Oel zu-
gissen, zuscheren^ zusammenhetzen^ übel
erger machen. Stein, Peregrinus XII,
123. W. Mtsbl. V, 192. Brem. Wb.
IV, 639 «. Bock, 56. Hennig,
230.
SchSrheck, n., SchSring, /., s. SchS-
nmg.
Scherke, /., s. Schirke.
scherken, sw., s. schirken.
Scheridöky -tueh, n., s. Scherdeltuch.
SchSrIeiter. /., s. Pfeifengestell.
Schemäkely -neckel, Pflzn., s. Sau-
niekel.
Scherp, m.^ Yogeln., s. Scharp und
Grasser.
Scherpenter, m. Er ist ein elender
Scherpenter^ ein armer Teufel. Stein,
Peregrinus I, 6. W. Mtsbl. V, 94.
Vgl. Schorb. Bei Schmid, 459: Scher-
pfer Gerichtsdiener, Scherge; bei
Schmellerin,403:ScA^^=Schmied.
Hingewiesen sei auf engl, carpenter^
franz. charpeniier Zimmermann.
SchSrrahmen, m., s. SchSrung.
SchSrung, SchSring, m., auch das
SchSrheck, der SchSrrahmen, pltd. SchSr-
rftme(n), das Gestell, worauf das auf
den Laufspulen befindliche Garn für
den Aufzug gewunden, geschoren,
d. i. geschart, in Gänge geordnet wird.
Vgl. Das Wirkgestell, 127, wo sich
auch die Beschreibung des Gerätes be-
findet. In früherer Zeit wurden die
Haspel und Scherrahmen jährlich re-
vidiert. S. Bock, Nat. I, 646. Sehe-
rung^ Schering und Anschfining sind
auch Namen für den Aufzug (s. d.).
Hennig, 231.
scherwenzeln, sw,^ s. scharwenzeln.
Schto, 77». u./., Milchnapf. Sensburg.
Bei Saalfeld Schtoch, /., in Natangen
SchSfohe, /., Milchtopf ohne Henkel,
Milchschüssel. Natangen. Nsslm. Th.,
220. Pierson, A. W., 40. Mit poln.
czasza Napf, Schale verwandt.
Scheschice, 9n., Hänfling, s. Tschezke.
schtoen, sw.y s. schäsen.
SchSske, n., s. SchSfzchen.
schMeln, schSteln, sw.^ scheiteln. Von
scheden scheiden, teilen. Hennig, 231,
335.
Schttelzaun, m.^ s. SchSdelzaun.
Schetschke, m., Hänfling, s. Tschezke.
Schettel, SchStel, /., in der Eonitzer
Gegend Sch8ttel,Dem.£l(rA^^2^,Schüssel,
Teller. Jeder schrdpt stn Schettelke alr-
Un^ jeder hat mit sich zu thun. RSle
Schettel on warme Teller. Antwort auf
die Frage: Was gab's? wenn man Ton
einem Besuche zurückkehrt und schlecht
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Schettelbfink — scbichern.
269
oder gar nicht bewirtet worden ist.
Sprw. I, 3429. Häl (hole) e Schettel,
de Darmeh käme^ komischer Schreck-
trost, wenn ein Kind sich in die Finger
geschnitten hat. Memel. Königsberg.
Vgl. KrOs.
Schettelbänk, /., Schfisselbank, Bank,
Schrägen zar Anfstellung der Schusseln
und Teller, 'ne Schettelbänk opsetten^
verdriefzlich die Unterlippe vorschieben,
roirzmütig anssehen, schmollen. £1-
bing.
Schetter, tt»., und Ableitungen s.
Schätter etc.
Schetterdraf, m., s Scheddeldraf.
Scheucher, m., der Scheuchende. S.
Flotterer.
Scheuchsei, n., Vogelscheuche. Von
scheuchen, Natangen.
Scheuersonnabend y pltd. ^hlrsonn-
ftwendy m., Sonnabend in der Karwoche,
weil an ihm die Wohnung gründlich
gescheuert wird. Vgl. Blaumontag.
Scheundiele, pltd. SchTndifl, /., Tenne.
Scheune, /., pltd. Schtn, allein üblich
für Scheuer, Gebäude zur Au&ahme
von Gretreide, Stroh, Heu.
Scheusei, m., hoch aufragende, körner-
lose Ähre. Und ist noch das Sprich-
wert under de Nadraven: Roggsa (Rag-
gas) tarp pupu keip welnas^ wenn sie
einen Scheusei, der vor dem Getreydig
hervcrrcyet^beschreibenwoUen. Pierson,
Matth. Prator., 12.
SchSwe, /, schSwig, adj., s. Schäwe
etc.
Schlbbel, m., pems. Ermland: Gut-
stadt, Wormditt. Mühling.
^hlbber, m, 1. langer Kienspan,
Splitter aus glatten, fetten Fichten-
scheiten zur Leuchte. Nach beendigter
Feldarbeit werden sie vorrätig gespal-
ten. Hennig, 335. 2. kürzere, der
Länge nach blätterartig geschnittene
Holzstücke zum Anbrennen beim Hei-
zen. 3. Holzsplitter überhaupt, selbst
der kleine Splitter, den man sich in
die Haut reifzt. Für 1 und 2 lit.
ziburys. In Bayern Scheiben spalten,
klieben (tias Holz), engl, shiver Splitter.
Vgl. SchmellerHI, 310. ßrem. Wb.
IV, 649. Vilmar, 207.
ichibberig, auch ichtbrig, adj.^ em-
pfindlich, leicht gekränkt, verdriefzlich,
mürrisch; auch frostig, Frost verur-
sachend. Mühling schreibt schieberig.
Vgl. schubberig.
fohibbem, sw, 1. Schibber spalten,
schneiden. 2. schlecht leuchten. Das
Licht schihbert nwr^ es brennt trübe,
leuchtet mangelhaft wie ein Sckihber,
SchTbe, /., s. SchTwe.
schTbelig, schTbelicht, pltd. schTwelig,
adj.^ einer Scheibe gleich, scheiben-
artig, kreisförmig, rund. Jeroschin:
nach schtbelechtir crwmme, Pfeiffer,
215. Der schibelichte Turm^ ehemals
Volksname des Buttermilchturmes in
Marienburg, von seiner runden Gestalt.
Vgl. Buttermilchsfairm.
schTbrig, adj,^ s. tehibberig.
Schieber, m, 1. Hintergetreide, die
leichten Körner, welche beim Ausharfen
des Getreides abfallen. Dönh. Von
schichem^ weil die Kömer vom Zug-
winde geschichert werden. Gewöhnlich
nennt man dies Getreide Hinterst, m.
2. nach Mühling Frauenhut oder
Haube mit grofzem Strich, d. i. Borte,
Besatz. Wohl weil ein derartiger Kopf-
putz geeignet ist. Scheu zu erregen.
Schiebern, schichtem, schlichtem, sw.
1. scheuchen, jagen, verjagen, Angst
machen. Die Hühner aus dem Garten
schichem. Die Diebe sind verschicherty
verjagt worden. Sperber, 27: wr-
schickem. Hennig, 247. 2. sich
scheuen, fürchten. Vgl. schUen.
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270
Schich'rer — SchieDEprägol.
Schich'rer, Schlleh'rer, m., einer, der
schachert^ scheucht.
Schicht, /. 1. von schickten teilen,
Teil einer Erbschaft, aber auch Hand-
lung des Teilens. Nach Absterbung
eines Ehegattens soll das verbliebene
Theil nicht eher die Schicht und Thei-
hing zu ihun schuldig seyn^ bis nach
verflossenen 6 Wochen, Hartwich,
331. 2. Bei Jeroschin: Einteilung,
Anordnung, ob in sinir schichte ei-
schit dizgetivkte 3a. dt burc gewandiU
m der vrist wart an der büunge schichte
dt stat^ unde doch der name nicht 31b.
Pfeiffer, 215. 3. aufhören zu arbei-
ten. Schicht machen^ fertig machen,
mit der Arbeit ein Ende machen. In
der Oberpfalz auch: Ordnung machen,
Ruhe herstellen. Schmcller III, 317.
4. Prügel, Hiebe, Schläge. Es giebt
Schicht, es giebt Hiebe. Er hat Schuht
bekommen. Hans, min San, du kröchst
e Schicht. Volksr., 256, 886. Nach
Adelung lU, 1434 ist Schicht ur-
sprünglich das Intensivum von schehen,
schechen und ahmt eigentlich den Laut
einer schnellen, gelinden Bewegung
nach. Vgl. Schacht,
schichten, aw. 1. einteilen, abteilen.
Jeroschin: ouch so hiz er in schichten
dt lant in vtr bischtüme 42 a. nach
predigeres sitte, der sin rede in stucke
Schicht 2c. Pfeiffer, 215. 2. Dinge
in Ordnung über einander legen. Das
Höh wird geschichtet
Schiele, pltd. SchVclc, n. Er ist wie-
der im Schick, er ist wieder in Ord-
nung, in betreff der Gesundheit oder
der geschäftlichen Einrichtung; nach
Schemionek, 34, betrunken. im
Schick sein auch fertig, bereit sein.
schickem, sw., s. schichem.
Schicksei, n., Dem. Schichtelche,
Judenmädchen, Gheliebte. Er hat e
Schickselche. Ebenso in der Oberlaus.
Anton, 12, 15. In Süddeutschland
das nichijüdische Mädchen. Ursprüng-
lich voD dem hebr. srhekez wovor man
Widerwillen, Grauen hat. Vgl. Wei-
gand II, 570.
Schidderkopf, m., s. Schedderkopf.
schiddem, sw., s. scheddeln.
Schfder, n., Scheit, Holzklobeo. Von
scheiden trennen, spalten. Hennig,
231.
schieberig, ad}., s. tehtbberig.
Schiebeschräg, /., s. SchTweschräg.
schief, adj. E}r ist schief, — hat
schief geladen, ist angetrunken.
Schielbock, m., Mensch mit schielen-
den Augen. Bockchen, Bockchen, schiele
nicht! beliebtes Gesellschaftsspiel.
Sperber* 28.
Schiene, /., s. Schtne.
Schieriing, m., Hunds -GleiTze, Äe-
thusa cynapmm L., also mit dem Namen
von Convum L. Weichseldelta. Trei-
chel, Volksth. IH.
schiefzen, pltd. schMe(n), st. 1. ei-
len^ schleunigst sich fortmachen. Sei
kom as wie e Wingd bett on de KSch
geschahten. Carm. nupt. I, 282, 6.
Lot se scheeteny bring se op den Draf.
Dorr, 1. Wiew., 18. 2. au%eben,
fallen lassen, die Freundschaft kün-
digen. La/z ihn doch schiefzen! 3.
stehlen. En Häske schete(n)y ein Häs-
chen schielzen, einen Kloben (ein
Scheit) Holz entwenden.
Schiefzhund, m., Hund, der das an-
geschossene Wild aufisusuchen hat,
Hühnerhund, Jagdhund. Vom auf-
merksamen Menschen: Er pa/zt auf
tüie ein Schiefzhund. Sprw. II, 158.
Sperber, 28.
Schiefzprllgel, m., Flinte. Den Schiefz^
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Sohiefsstuhl — Schill.
271
prügel nehmen und auf die Jagd gehen.
Ebenso in Liv- and Estland. Hupel,
205.
Schiefzstuhl, pltd. Schötstöl, m.^ trans-
portabler Stuhl, der (wohl nur von
Sonntagsjägern) mit auf die Jagd ge-
nommen wird. He stund eegenüich nich^
ne he satt uinger ^ner graten Beek op
so ^nem Scheeistool^ vne se dat nennen.
Dorr, Driewjagd.
Schtfe, /., s. Schäwe.
Schtfer, m. Er hat einen Schifei*;
Stein, Peregrinus XVllI, 17, neben:
Er hai einen Sparren zu viel^ er ist
nicht bei rechten Sinnen. W. Mtsbl.
VI, 190.
Schiffbier, Sch'rffsbier, n., Bier, das
ins Ausland verschifft wurde, zweiter
Name des Danziger Jopenbieres (s. d.)
Schon 1379 genannt. Hirsch, 245.
306.
Schiffel, Schttffel, rein pltd. SchVffel,
f.y Schaufel, poln. szufla^ lit. szüpele.
Aus schieben^ pltd. schwwen. Davon:
scbiffeln, sohUffeln, schSffeln, sw.,
schaufeln. Hennig, 231. 247. Kin-
der sckifelny auch schuf eln^ beim Bohn-
chenspiel mit dem gebogenen Zeige-
finger die Bohne ins Loch.
schiffen, sw. 1. Getreide fahren, sei
es zur Einschiffung in den Kahn, sei
es zur Ablagerung in den Speicher.
Der dazu besonders eingerichtete starke
Wagen heil'zt Schiffwagen. Werder.
Nach Passarge, 220, auch zu Markte
schiffen^ selbst wenn es zu Wagen ge-
schieht. Ursprünglich mochte solches
zu Wasser geschehen sein. 2. harnen,
urinieren.
Schiffer, m. Er fahrt für Schiffer,
er kommt in seinem Geschäft vorwärts,
68 gläckl ihm in seiner Nahrung. Hen-
nig, 231.
SeMffennUtzcben» Pflzn., Ackerwinde,
Convohmhis arvensis L, Er. Bereut.
Weichseldelta Treichel, Volkstb. IH.
S. Mandelblume.
SchiffprUgel, m., Nachtgeschirr. S.
schiffen 2.
Schiffsabrechner, -agent, m., s. Ab-
rechner.
Schiffsbier, m., s. Schiff hier.
Schiffskinder, plur,, die gesamte Mann-
schaft eines Schiffes. Danzig. Hirsch,
265.
Schiffsmalder, m, s. Abrechnen
Schiffsreedebringgeld, n., die Abgabe,
welche Schiffe entrichten, die zu tief
liegen, um mit voller Ladung ein-
oder ausfliei'zen zu können. Sie be-
trägt in Pillau 2 Mk. Pr. Prov.-Bl.
XVII, 51. Heute aufzer Gebrauch.
Schiffwagen, m.. s. schiffen 1.
Schtflftd, /., s. Schublade. Saalfeld.
ichlggeln, sw,^ kratzend hin und her
fahren: beim Geigen mit dem Bogen,
beim Schneiden mit dem Messer.
Schigger, m, Pflzn., gelbe Segge,
Carex ßava L,
schigger, schiggerig, adj., betrunken;
unwohl, kränklich, elend; verruckt, nicht
recht bei Sinnen. Et* ist schigger, er
ist betrunken. Das ganze Jahr schigger
und Purim nOchtem. Jüd.- deutsche
Redensart. Sprw. I, 3290. Er sieht
schiggerig auSy er sieht leidend, kränk-
lich aus. Von dem hebr. schickor be-
rauscht.
SchlldkrSte, /., gemütliches Schimpf-
wort. Mufz nicht die Schildkröte mich
verraihen haben, die Marie f Soph. R.
VI, 323.
Schiffblume, /., Wasser- Seh wertUlie,
Iris psetulacorus L, Weichseldelta.
Treichel, Volksth. III.
Schill, Schill, /., Name und Lockruf
för die Ente; 2i,xjLc\iSch%iierschel Volksr.,
64, 242h. Nsslm., TL, 220.
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272
Schillebold — schimmern.
Schillebold, m., Libelle. Mühling.
Ebenso in Bremen, in Brandenburg.
Brem. Wb. IV, 653.
Schillerhaus, n., Schilderhaus.
schillern, sw,, schildern: 1. warten,
wachend arbeiten. Ich habe den ganzen
Tag — die ganze Nacht schiUem müs-
sen. 2. Schildwache stehen. Hennig,
231.
SChillgemal , adv. , verschiedenemal,
wiederholt. Das hat dieser alte Kopf
viel schillgemal erlebt Soph. R. IV,
162.
Schilling, m. 1. preul'zische Münze
seit 1351 bis ins 18. Jahrhundert hin-
ein, in der Gröfze des alten 5 Groschen-
stückes, also etwa der heutigen Mark.
Ihr Silbergehalt war ursprünglich —
25 Pfjg., wurde aber successive ver-
ringert und fiel bis auf 5 P^. Vgl.
Hörn, Vom preuü. Gelde. Aitpr. M.
V, 51. 2. späteres Geldstück im Werte
eines Pfennigs. S. Wertvergleichungs-
tabelle vom 15. November 1821 (Ge-
setz-Samml. 1822, S. 2 ff.). FUnfschil-
iinger, ursprünglich = 5 P%., hatten
einen Wert von 7 alten Pfennigen.
Der Schilling gilt nirgend so viel, als
wo er geschlagen ist. Wer zmn Schil-
ling geschlagen ist, tüird kein Grroschen
toerden. Er treibt^ schleicht, stofzt —
sich herum wie ein schUmmer (falscher)
Schilling, Er ist bekannt vne ein schUm-
mer Schilling, SchoUing^ stä op on
tat dem Grosche sötte. Sprw. I, 3292 f.
Hennig, 23, Sperber, 28.
Schillinge, plur., Pflzn., s. Nimmerstill.
schilpem, schimpem, sw.y schwankend
nberflielzen. Übervolle Schüsseln schilt
pem, laufen über. Nimm dich in acht,
da/z du nicht schilperst. Treichel.
Für Estland bei Sallmann, 39 b.
Schimannsgarn, n , Shipmannsgam,
Garn des Schiffers, Kautabak, nach
der schnurartigen Gestalt seiner Ver-
arbeitung. Treichel, Volksth. 11.
^himke, oft Dschimke geschrie-
ben, w., polnischer Flofzknecht, Wit-
tinneuknecht. Poln. ziemek^ ziomek,
russ. zemljak^ lit. ieminlnkas Lands-
mann. Nsslm., Forsch. 3; Th. 164,
meint: wahrscheinlich haben diese
Leute hier im fremden Lande sich
gegenseitig ziemki^ Landsleute, ange-
redet, woraus die der polnischen Sprache
unkundigen Bewohner der Stadt Kö-
nigsberg und Provinz Schimke gemacht
und dies Wort irrtümlich als Standes-
bezeichnung gebraucht haben. Vgl.
Bock, 56. Hennig, 232. S. FITs.
Schimmelreiter, m., Sylvesterbelusti-
gung. Um den Schimmel zu bilden,
wird ein Pferdekopf auf eine Stange
gesteckt, auf der ein Knecht, mit wei-
i'zen Tüchern bedeckt, reitet; hinten
wird an die Stange statt des Rofz-
schweifes ein Bündel Flachs angebun-
den. Der Schimmel schlägt entsetz-
lich aus, d. h. sein Reiter hat einen
Stock in der Hand und prügelt alle
Mädchen, die sich blicken lassen, ohne
Barmherzigkeit. In der Gesellschaft
des Schimmelreiters befinden sich ge-
wöhnlich ein Bock und ein bucklichter
Kerl. Der Bock ist ähnlich wie der
Schimmel hergestellt, nur sitzt der Rei-
ter auf einer Forke, deren Zinken die
Homer des Bockes vorstellen. Na-
tangen. Oberland. Volkskai., 55. Ge-
naueres giebt Treichel in Verhandlun-
gen der Berlin, anthropol. Gesellschaft
V. 20. Januar 1883.
schimmerieren, sw.y schattieren, schim-
mern, schillern. Dctö schimmerief*t in
allen Farben. Saalfeld.
Schimmerliclit, n., s. v. a. Schimme-
rung (s. d.)
schimmern, sdiummem, plt. scbeni-
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Schimmerung — Schine.
273
8w.y dämmern. Zur Bezeich-
nung des Lichtes nach Sonnenunter-
gang und vor Sonnenau^ang; in über-
tragener Bedeutung: klar werden. Es
schummert mir^ ich fange an, mich der
Sache zu erinnern, sie taucht in mei-
nem Gedächtnis wieder auf. Sche-
mionek, 37. Sperber, 29. Vgl.
Schimmening.
Schimmening , pltd. Schemmerang,
Schemmering, /. 1. Dämmerung, Däm-
merlicht. Es ist zwar wakr^ dafz es
Ldcht toerde^ ehe die Sonne aufgehet^
aber das Licht kann nicht der Tag ge-
nannt werden^ so man nicht plumbs-
toeise davon reden tooüe: Sondern Mor-
gen- und Abend- Schimmerung^ weü das
rechte physische Licht in der oberen
Welt noch nicht aufgestecket ist Line-
mann, A3a. 2. Dämmerstunde, Zeit
während der Schimmerung, und wohl
ausschliefzlich der Abend-Schimmerung,
daher SchimmerstundOy Schummerstunde^
Schimmer-, Schummerzeit, pltd. Sehern-
merstund, -tTd, gewöhnlich im Dem.
Schimmerstundchen etc. Es ist die ge-
mütliche Plauderstunde, in der man auch
gern Besuche macht. HoU. schemering^
schemerstond^ scheTnertgd. 3. glitzerndes
Glänzen, Schimmern, ... ob wenn die
Sonne auff einen Stern viel Straten wer-
ffey und dannenhero umehlig viel Durch-
schneidungen derselben entstehen^ welche
in unsere Augen fallen und alsdann in
selbigen eine GUntzerung oder Schimme-
rung verursachen selten. Linemann,
Lla.
Schimmerzeity /., s. Schimmerung.
schimmrig, schummrig, adj. von schim-
mern^ dämmernd, dämmerig; verworren,
unklar. Li zweiter Bedeutung beson-
ders schummrig. Sperber, 29.
schimperig, ac^.y dem Schemper ähn-
Piitchbl«r, W5rt«rbnoh II.
lieh, dünn und schlecht ; von Getränken.
TreicheL
tchimpern, sw.y s. schilpem.
Schimpf, /., Schelte. Nu kri un aller
Schfnvp, Dorr, 1. Wiew., 24.
Schimsche, /., eine Binsenart im Na-
riensee.
^chTn, /., w. Vom, s. ^chfne.
schinden, schingen, st, aus der ur-
sprünglichen Bedeutung des Abziehens
der Haut: 1. quälen, hart anstrengen,
pisacken (s. d.); durch harten Druck
ausbeuten, in Handel und Wandel das
Mafz der Billigkeit arg überschreiten.
Schinge on Schav)e gofft doch mehr wie
Haue on Grawe, Sprw. I, 3299.
2. auf andererLeute Rechnung geniefzen.
BieVy Cigarren etc. schinden, sich frei-
halten lassen.
Schinder, Schinger, im Ermlande auch
Schwidda, Schwidder, m., Abdecker,
Racker; Teufel. Dem Schinder die
Keule abkaufen, etwas zu teuer bezah-
len. Mewe. Sprw. H, 2328. Den
holt der Schinder nicht, er hat sich gut
eingewirtschaftet Ihn hat der Schin-
der geholt, er ist zu Grunde gegangen.
Sprw. I, 3300 f. Na wS/z de Schinga
dis Joa wd wa, denk?, kSne Wingta
kr ige. Ermländ. Freisch., 12. / wo
Schinder, des ös je domm! Schaltj.,
3, 5. I wo Schinder! ist ein gewöhn-
licher Ausruf der Überraschung, des
Ärffers, der Zurückweisung.
SchTne, ^htn, w. Yom.^ Regine.
Samland. Hopp, Ann-Schinke, hüpfe,
Anna Regine! Auch Zuruf beim Auf-
heben einer Last, um die Gleichzeitigkeit
des Hebens zu bewirken. Vgl. Sprw.
I, 91. Ja, ächin, de Tide untre von
Jär to Jär schlechter. Firmenich I,
101 a. Broder Frtd on Schwester DschSn
son tom Markt na der Stadt gekämen.
18
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274
schinen — Schippenbeil.
ElbingerHöhe. N.Pr.Prov.-Bl.a.F.IX,
241. Firmenich III, 493a.
schfnen, sw.y schnell flieüzen; s. schä-
len 4.
schingen, st^ Schinger, m., s. schin-
den etc.
Schinkenbruder, m., s. Schinicenschwa-
ger.
Schinicenschneiden, n., Pfiandaaslösong:
Ich steh' und schneide Schinkeny Wen
ich lieb hab\ werd' ich winken. Volksr.,
201, 742.
Schinicenschwager, m., derjenige, der
mit der Frau eines andern geschlecht-
lichen Verkehr hat. In Friedland Ostpr.
Schinicenbruder.
SchinJcenschwester, /., Eonkabine.
Sprw. I, 3303.
Schinl(envetter,m., nach Hennig, 233,
derjenige, der statt eines andern die
Patenstelle vertritt Bock, 57, erklärt:
derjenige, dessen Ehefraa bei jemand
die Patenstelle vertreten.
Schinicraiit, Schinnlcraut, n.^ Schell-
kraut, Chelidonium majus L. Bock
Nat. 111,423. Hagen, 546. Hennig,
232. Pritzel, 90.
Schinn, m,^ die kleinen Schuppen,
welche sich von der Haut, namentlich
Kopfhaut, ablösen. Ursprünglich Schmn
Haut, Fell, wie noch jetzt engl, skin^
isl. skinn, dan. skind, Brem. Wb. IV, •
654. Nach Sperber, 28, der Kopf-
grind. Vgl. Schäwe.
SchTn-y Schinnagel, m., s. Sch6nnagel.
schinnig, adj. 1. mit Schinnen be-
haftet; von der Haut, auch von einer
heilenden Wunde. Vgl. schelberig. 2.
räudig. Schinnig und schawig^ räudig
und krätzig. Hennig, 232.
Schinnicaule, Schinngrube, /., Schind-
grube. Solche Oerter (wo sich Irrlich-
ter zeigen) sind ingemein srnnpffige und
mar astige Plätze^ KvrchJioffe^ Schinn-
grvheny oder wie unsere Preussen es
nennen^ Schinkaulen^ Galgenplatze etc.
Linem., Uu2a.
schfns, adv,y gerade, aufrecht Dat
Korn steit schtns.
schipp, eine Art Interjektion. Schipp^
schipp^ was Net^s vom Jahr ! sagt man,
wenn ein Gericht zum erstenmal im
Jahre auf den Tisch kommt, während
man den Tischnachbar am vordem
Haarzipfel zupft. Das poln. czub Schopf,
klingt an. Vgl. SchuprTne.
Schippe, /., richtiger Schuppe^ Schaa-
feL Ein Schippchen ziehen^ — machen
kleine Kinder, wenn sie, dem Weinen
nahe, die Unterlippe schaufelartig vor-
schieben. Treichel. Nach den Ge~
danismen bezeichnet Schippe auch eine
einfältige, dumme Person. Vgl. Schöpf.
schippen, «to., sto&end werfen, schie-
bend fortschnellen, werfen überhaupt.
Pen BaU schippen. Bohnchen schippen,
Einderspiel mit Bohnen, wobei es dar-
auf ankommt, die eigene Bohne durch
geschickten Stofz des gekrümmten Zeige-
fingers schiebend nach einer gemein-
samen Grube zu schnellen. Die kleinen
Gegner suchen das Gelmgen des Wur-
fes durch die Zauberformel: Hexe p^o^
fexe^ e Krtz vev^t Loch! zu verhindern.
Wehlau. In Hessen nennt man dies
Spiel bonsen^ bunsen. Vilmar, 48.
Schippenbeil, Städtchen am Einflüsse
der Gnber in die Alle, Kr. Friedland.
Der älteste Name des Ortes ist Schiffen-
bu/rgy woraus sich Schippenburg, Schip-
penpil (püy altpr. Burg, Berg) und
/SerAtpp^^allmählich bildeten. Voigts
(Gesch. I, 495) Erklärung des Namens
als „Wohnburg der Richter oder Schop-
pen", die Preufz (Landes- u. VolksL,
513) wiederholt, ist unzutreflFend. VgL
Liek, 11 £F. Die Bewohner von Schip-
penbeil heifzen spottweise Erbsen-
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Schipper — Schirk.
275
schmecker. Die Lokalsage erzählt von
ihnen, dafz sie einem Bauern eine
ganze Fuhre Erbsen, die er nach der
Stadt zum Verkaufe brachte, in ent-
nommenen Probeu aufgeschmeckt haben.
Das Erbsenschmeckerlied erzählt hier-
von ausführlicher. N. Pr. Prov.-Bl. I,
15flF. Volksl., 66, 44. Sprw. I, 744.
Die Schippenbeiler heiizen aber auch
noch Bärenstecher, weil sie, wie die
Sage erzählt, ihren Bürgermeister, der
in Königsberg sich einen Bärenpelz
angeschafft hatte und in dem neuen
Winterkleide prangend heimkehrte, für
einen Bären ansahen und mit Spiefzen
und Stangen überfielen. Reu seh, Sa-
gen, 114. Sprw. I, 744. Liek, 283.
Schipper, SchVpper, m., Schiffer, Eahn-
führer. . . . das au/z des Monds auf
und Untergang von den Schippem Ta-
bulen gemacht fjDorden. Linem., Aa2a.
Aho dafz die Schipfer gewisse Regeln
darOber (über Ebbe und Flut) verfer-
tiget haben. Ibid., Aa 1 b. Im Werder
und auf der Danziger Nehrung Schöp-
per die Aufkäufer von Obst oder Päch-
ter der Obstgärten. Sie werden ScÄ^^
genannt, weil sie das Obst in Kähne
verladen und in diesen zum Verkauf
in die Städte führen. Vgl. Violöt, 90.
SchoppeTy SchoppeTy ül om Mast^ hol
de Katt htm Zägel faxtl Neckreim.
Volksr., 84, 344.
SChippig, adj,^ dumm, einföltig. Gre-
danismen. VgL Schippe.
Schipprfn, Dem. Schipprinchen, s.
SchuprTne.
schipsen, sw.^ dem Tone nachgebildet,
deu Küchlein hören lassen, die man
danach auch Schipser nennt. Friedland
Ostpr.
SChTr, adj. 1. 4m vermischt, lauter,
klar, hell, rein, glatt Schtrer Speck.
Schtres Fleisch, Fleisch ohne Knochen;
auch tautologisch: das reine , schiere
Fleisch. Schiren Hafer füttern, reinen
Hafer, ohne ihn mit Häcksel zu ver-
mischen. Der Hafer steht recht schtr,
recht rein, ohne dafz er mit Gras durch-
wachsen ist. Schire Butter essen, wört-
lich reine, klare Butter essen; doch
hört man die Bedensart schon, wenn
die Butter dick aufs Brot gestrichen
ist Das sind ja schire Knochen, lauter
Knochen, sagt die Köchin zum Fleischer,
um das Fleisch im Preise zu drücken.
Ein schtres Brett, glatt gehobeltes, ast-
freies Brett Sie hat eine schire Haut,
eine glatte und weifze Haut ohne
Flecken. 2. glatt und gerade, hart und
fest gewachsen. Schtres Holz, schtres
Stroh, Holz imd Stroh, das die an-
gegebenen Eigenschaften hat. Alts.
sktri, skir, ags. sctr, engl. shee9\ altfr.
sktre. Vgl.Brem.Wb.IV,659.Schamb.,
184a. Vilmar, 350. Schade, 798a.
Hennig, 252. 336.
schtr, adv., beinahe, öck st schir
verhungert, öck wet schtr nich utnoch
on. Mhd. schir; s. Schade, 791a.
Schtr, m., feine, lose gewebte, klare
Leinwand, feines Kammertuch. Die
Wohlhabenden tragen von Schier aus
dem Krahm ihre Schleyer. Lepner, 66.
Von schtr 1. Das lit szyras feine Lein-
wand ist aus dem deutsch. Schtr ge-
bildet; sie heii'zt sonst szydas. Mi elcke,
411a. Unter Schiertuch verstand man
aber auch das grobe Kanmiertuch, durch
welches man Flüssigkeiten filtrierte.
Brem. Wb. IV, 660.
schirgeln, sw., zur Bezeichnung 1. der
ersten Gesangsübungen junger Vögel,
2. der ersten Übungen im GeigenspieL
Vgl. quirksen.
Schirk, m., Schirke, Scherke, SchSrice, -
f.y auch Tsch anlautend, 1. Hausgrille,
Heimchen, Gryllus domesiicus. Lit.
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276
schirken — Scbilz.
iirhe^ letLzirzenSy poln. hnercz^ itüierszcZy
sunerszczeky böhm. cwriek^ russ. swer^
czök. Nsslm. Forsch. 3; Th., 164. Das
Volk schont diese Tierchen, weil sie
dem Hause Segen bringen. Bock,
61. Hennig, 243. Mühling, Tiern.,
177. S. Mauerschirk. 2. kleiner, schwäch-
licher Mensch. Pierson, Altpr. M.
Vm, 367. In Friedland Ostpr. Schirks.
schirken, schirksen, scherken, schVrken,
SiT., schvi% schirks hören lassen, schril-
len, zirpen; von dem eigentümlichen
Ton, den Grillen und Heuschrecken,
hin und wieder auch die Sänger unter
den Vögeln hören lassen. Den un-
melodischen Gesang der Vögel nennt
man vorzugsweise schirksen. Lit. czlrsz-
kiaj czirkszti^ lett. tsckirkatekt. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 164.
SchirkSy m., s. Schirke.
schirks, interj.^ der zirpende Ton
der Grillen und Heuschrecken, des Fin-
ken, Kanarienvogels u. a. Sänger. Vgl.
schirken.
schirksen, sw,y s. schirken.
Schirrarbeiter, m., Arbeiter, welcher
Geschirre: Wagen, Leitern, Pflüge etc.
fertigt und auszubessern hat. Er heiizt
im Netzedistrikt Schirrknecht
schirren, sw,^ das Geschirr den Pfer-
den auflegen, überhaupt das Fuhrwerk
bereit machen. Bildlich: sich reisefer-
tig machen. Ihickt sock en Dickkopp
op^ so kannst dt^ Bür^ Toan schorre^ Gä
afy renn stramm Galopp. Lhrztg. 4,
355a.
Schirrhtfiz, n.^ Holz, aus welchem die
ländlichen Geräte gefertigt werden. Hier-
nächst iheilet man es (das Holz) in Battr-
holz ,..\in NutZ'y oder Wirk- und Schirr^
holz^ so von Müllern, Böttchern^ Tisch-
lern. Schirr- und Rademachem, Drechs-
lern u. d, g, verarbeitet wird, Bock,
Nat. m, 23.
Schirrkammer, /., Kanamer, in welcher
die ländlichen Geräte (Geschirre) ge-
arbeitet oder aufbewahrt werden.
Schirrknecht, m., s. Schirrarbeiter.
Schirrmacher, m.. Verfertiger der länd-
lichen Geschirre, Geräte = Schirrar-
beiter.
Schiich, /., weibliche Haube, s. Hifoh.
Schischke, auch mit T anlautend
Tschischke, m. u. /., Tannen- oder Fich-
tenzapfen, Kienapfel. Poln. szyszka^
russ. szlszka, böhm. ssysska, wend. Sifkay
lit. czyszka^ czeczka. Nsslm. Forsch.
3 ; Th., 164. öck war dt lere op Schischke
danze! als Drohung. Sprw. I, 2387. Im
Oberlande Schischken auch die hakigen
Samenköpfe der Kletten.
Schischkebauer, m., Spottname für
einen Bewohner des Dorfes Metgethen
im Samlande. Er ist ein Schischke-
bauer, ist aus Metgethen. Vgl. Kar-
toffeihengst
Schischkeficht', /., verkümmerte Kie-
fer. Sperber, 43.
Schischkewasser, n., unreines Wasser.
Dorr, 1. Wiew., 67: Du schmoddliget
Schischkewater! als Schimpfwort.
Schischmen, plur., ungarische Halb-
stiefel. Mühling.
Schisser, m., s. Schifz.
Schifz, w., Yon schei/zen; übertragen:
hochgradige Bangigkeit, Besorgnis,
Angst, Furcht. Er hat Schi/z, hat
solche Angst, dafz er sich fast in die
Hosen macht. Davon: AnschHz, m., Be-
trug, arge Täuschung; nach Treichel
auch Moralpredigt, ernstes Wort. Es
gab einen gehörigen Anschi/z, einen
Wischer, anscheifzen, st, täuschen, be-
trügen, und wohl auch in zweiter Be-
deutung. Verschifz, m., Miizachtung, Ver-
ruf. Verschifz machei}, Fiasko machen.
Er ist in Verschi/z erklärt Sperber,
33. Schisser, m., ängstlicher Mensch,
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Schüzmagratzki — Schlabber.
277
Mensch, der dem Leben abgestorben
ist. Bierschisser, m.^ der beim Bier in
Verschife erklärt ist. Treichel. schifz-
rig, od/., furchtsam, ängstlich. Sperber,
28. Die meisten dieser Wörter sind
Studentenansdrücke.
Schifzmagrabki. ErütSchi/zmagratzki,
in Verlegenheit, weifz sich nicht zu hel-
fen. Gilgenburg. Sprw. I, 3305. Viel-
leicht aus dem poln. mokrzyc harnen,
von mokro nafz: die gröfzte Verlegen-
heit ist wohl, von solchem Bedürfiiis
gequält zu werden.
schifzrig, adj,, s. SchHz.
Schitte,/., WeberschifiFchen, s. Schutt.
Schittermus, /., Milch- oder Wasser-
suppe mit Weizenmehl. Sperber, 35.
Schtttobje. Schtttobje ü e Walfkchl
beim Überstechen einer Karte; auch
als Zurückweisung einer Behauptung.
Das Wort ist Zusammensetzung aus
dem deutschen &chH und dem poln.
dohit vollends totschlagen, den Rest
geben: dohit w grze überstechen im
Kartenspiel. Sprw. I, 3306.
Schttwabbely m., Roi'zkäfer, s. Wabbel.
SchTwe, Schtw, SchTbe, Scheibe, Scheib,
/., Dem. ScMwkCy Schtwchen etc. 1.
alles Flache und Runde. Schie/zscheibey
Apfelscheibe^ Wurstscheibe etc. 2. Tel-
ler, weil er flach und rund ist. Der
hchd. Ausdruck Scheibe für Teller ist
ungewöhnlich, wo er gebraucht wird,
geschieht's irrtümlich, indem mwoilSchiwe
für pltd. hält. Lit sz^i^e^ um Memel
sk^e. So schone Schtwkes^ blotzeblank^
On Teppkes^ Pannkes klene. Samland.
Firmenich UI, 177a. Scheibchen, auch
TeUerchen werfen = Butterbrot (s. d.)
werfen. Im Werder Schtwe auch Tasse :
e Schiwke Koffee, 3. es verliert sich
der Begriff des Runden und bleibt nur
noch der des ausgedehnt Flachen:
Fensterscheibe. Nsslm. Forsch. 2; Th.,
165. Hennig, 228.
schTwelig, ädj\ s. schTbelig.
Schtweschrilg', /., schiefe u. schräge,
d. i. geneigte Ebene im elbing- ober-
ländischen Kanal; es giebt deren fünf.
Dönh. Schemionek, 34: schi^e
Schräg,
ichiwo, adß.y lustig, flott, munter, poln.
iywo. Er lebt ichiwo.
Schlabftk, Schlabauks, Schlabauchs, m,y
Nichtsnutz, Taugenichts, Tölpel, Herum-
treiber, ungeschickter, ungeschlachter
Mensch ; auch blofzes Schimpfwort für
einen lümmelhaften, unreifen, hoch auf-
geschossenen Burschen. Das ist ein
rechter Schlabdk. In Westpr. auch
Schlabacks. Bock, 57, Hennig, 233:
Schlabatcchs. Gleich im Begriffe sind
Schlabammel , Schlabommel , Schlftlos,
Schlftzu, m., und die unter Laband auf-
geführten Namen. HoU. slabakken träge
sein.
schlabaksch, schlabauksch, schla-
bauchsch, adj. von Schlabäk etc., was
einem solchen eigen in Wesen, Haltung,
Sprache; namentlich von lotterigem
Gange. Potz klofft! öhst (ist es, das
Buch) wo Lecktins (lateinisch), ok idoU
Schlabaacks geschrehwenf Carm, nv/pt
m, öod.
Schiabbe, seltener Schlappe, /. 1. Vor-
tuch, Latz, Serviettchen, das man Kin-
dern umbindet, damit sie sich beim
Essen nicht beflecken und gewöhnlich
im Dem. Schlabbchen, n. Sperber,
28: Schlappchen. 2. Schürze. Dönh.
Im Oberland heifzt eine Schürze mit
Latz Schlappschurze, SchlappenschUrze.
Holl. slabdoeky slabberdoekje^ in Pommern
Slabtasche. Dähn., 425b. Brem.Wb.
IV, 795. Bock, 57. Hennig, 233.
Schlabber, m. 1. flüssiger, breiartiger
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278
Schlabberlise — schlackern.
Stra£zeü8chmatz. 2.sclileimartigerSpei*
chel, Geifer. Der Schiabber hängt ihm
zum Maul heraus. Holl. dabber. In
ersterm Sinne noch: Schlabjunter,
Schmadder, Schlonter, Schlubber, m. 3.
schlaffes, weiches, haatartiges Fleisch.
Der reine Schiabber. 4. Mund, Maul;
in Posen Schiabber Schlappe. Bernd,
258. Davon 8Chlabb(e)rig, adj. in allen
Bedeutungen; von 4: schwatzhaft. Ein
ichlabVriges Weib.
SchlabberlTse, -michel, m., Schwätze-
rin, Schwätzer.
Schlabbermaul, m., Tautologie für
Schwätzer. Vgl. Schiabber 4.
schlabbern, sfw. 1. mit hohler Zunge,
läppend und schlürfend saufen oder
eine flüssige Speise genicEzen; zunächst
von Hunden, dann aber auch vom Men-
schen. Ei gab viel zu schlabbern. Schiab-
ber die Suppe aus! Hans, komm Botte-
melk schlabbre! Volksr., 263, 916. 2.
geifern; beim Essen das Genossene aus
dem Löffel oder aus dem Munde fliefzen
lassen. 3. schnell und gexlankenlos re-
den, schwatzen, plappern. Das schlab-
bert er nur so hin. In Bremen, Ham-
burg, Pommern 1. slabben von labbere
lecken, im Götting. slabbem, in Bayern
schlappen; in den andern Bedeutungen
slabbem. Holl. slabben, slabberen, engl.
to shbber nafz machen, begeifern. Brem.
Wb. IV, 794. Richey, 256. Dähn.,
425b. Schamb., 192b. Schmeller
in, 454. Vilmar, 351. Bock, 57.
Hennig, 233. Vgl. sabbern u. tehab-
bem.
Schlabjunter, tt»., s. Schiabber.
Schlablauer, w., Weste. KL Werder.
Schlabommel, m. In gleichem Sinne
wie Labomm£l und Schlabäk. Davon
8chlabomin(e)lig, adj.
Schlachnutke, m.^ Bauch. Treichel.
schlachten, su?., ähneln, ahnen, nach-
arten, nachschlagen, gleichen. Das Kind
schlachtet nach dem Vater. Em Figur ^
die den Kenik vorstellt on och ganz na
em Schlacht. Schal^. 3, 10. He Schlacht
em, wt e Molketewer dem Henerhäwke.
Kgsbg. Firmenich I, 103a. Er (es)
schlachtet nach dem Klaffkey sieht hä(z-
lieh aus. Ahd. slahta, mhd. slcJUe
Geschlecht, Herkunft; Gattung, Art.
Schade, 818a. Schlachten hat also
zunächst die Bedeutung: verwandt sein,
in die Art schlagen. Was aus der Art
schlägt, ist ungeschlacht. Bock, 57.
Hennig, 233. Vgl. schlagen; auch
lachtig.
Schlachtwurin,9n.,eine Assel (Oniscus)-
Art, die den Fischen gefahrlich sein
soll. Danzig. Bock, Nat. IV, 736.
Schlack, 97»., schlacken, sw.^ schlackig,
adj.^ Schlackwetter, n., s. Schlagg etc.
schlackeldem, schladelkern, sw.^ unstät
umhergehen, in weiten, schwingenden
Eieidem; vielen Raum beanspruchend
hin und her spazieren. Oberland. Vgl.
schlackern 2.
Schlacker, /. 1. Raum eines Baner-
wagens hinter dem Gesäfz, Packraum.
Einen in die Schlacker laden, ihn in
den Hinterteil des Wagens aufnehmen.
In Bayern der Schlotter. Schmeller
in, 461. 2. flüssige Speise, die sich
schlackern läfzt. Schlackergrütz, eine sehr
wässerige Grütze. 3. flüssiger Strafzeü-
schmutz, dasselbe was Schiabber. Von
schlackern.
8chlack(e)rig, adj., schlaff, schlapp,
ohne Halt. Schlackerig gehn. Es sitzt edles
schlackrig an ihm, seine Kleider hängen
weit und schlaff um seinen Körper.
Nach Mühling auch SChläkerig, nach
Bock, 58, schlekrig, nachlässig. Von
schlackern.
schlackern, sw. 1. schaukelnd wackeln,
schwanken, schüttelnd etwas bewegen^
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schlackig — Schlafsteller.
279
schlenkern. Die Teerpavdel schlackert
am Wagen, Mü dem Kopfe schlackern^
schütteln. Arme und Beine schlackem^
hin und herwerfen. Die Medizin in
der Flasche schlackern ^ durchschütteln.
Vgl. schlickern. 2. zwecklos gehen. Er
schlcu^kert hin und her — schlackert die
Straf ze auf und ab. Besondersch Mede
micht eck geemCy du schla^kerscht met,
Nowack, 60. 3. essen, meist mit
schlürfendem Ton. Die Mus schlackern.
abichlackern, abschütteln. Der nasse
Hund schlackert sich ah. Sich eine
Tracht Prügel abschlackem. aU88Chlak-
kem, 1. ausschütteln. Einen Staub-
lappen aiusschlackem, 2. die Suppe
ausschlackem. Wie schlackern 3. be-
schlackem, dch (s. d.). verschlackem,
durch Schlackern eine Flüssigkeit ver-
schütten. Bock, 57. Hennig, 234.
Sprw. II, 1294.
schlackig, adj,^ s. schlaggig.
Schlacknik, (?), eine Art Ealteschole
aus dem grünen Kraut des Dimke^ aus
Blättern von frischen roten Rüben oder
Sauerampfer. Litauen. Bock, NatI,
273; er schreibt Chlacknik.
schlacksch, adj. u. adv., s. schlagsch.
schladeikem, 9w,y s. schlackeidem.
Schlafblume, Pflzn. 1. Frühlings-Euh-
schelle, PuUatiUa vemaUs MiU.^ wahr-
scheinlich, weil sie ihren Kelch zur
Nacht schliefzt. Soll nicht ins Haus
gebracht werden, wenn die Gänse brü-
ten, weil sonst die Embryonen im Ei
ersticken würden. Wahlendorf. Trei-
chely Yolksth. 2. Wiesenschaumkraut,
Cardamine pratensis L. Friedland Ost-
preuTzen. Kgsbg. Mühling.
schlafen, st schlafen schlief ich nicht
— eine preuf zische Redensart für die
nichts bessere: schlafen that ich nicht.
Soph. R. VI, 346.
Scblaffke^ m.^ s. t. a. Bressem (s. d.).
Schlafittchen, n., Zipfel des Kleides,
Rockes, Ärmel, Kragen, in Litauen so-
gar die BefiPchen der Prediger. Einen
beim Schlafittchen kriegen^ ihn am Rock-
zipfel, Ärmel etc. festhalten. Wenn du
nicht gleich artig bist^ nehm' ich dich
am Schlafittchen und werf dich hinaus!
Richey, 57, erklärt zutreffend Slafittje
mit Schlag-Fittich^ Flügel mit den Schlag-
oder Schwingfedem. Vgl. Brem. Wb.
1,385. Dähn.,426b. Mi, 79b. Bernd,
259. Anton 12, 16. Schmeller III,
444. Vilmar, 351. Danneil, 194a.
Abweichend von Schlagfittichy erklärt
Sallmann, 39b: Schlafvtt Schulter.
S. Klafittchen u. KlaffSz.
Schlafl(Omode, /., Kommode, die aus-
einandergeklappt als Bettgestelle dient.
Schlafkunz, auch kurz Kunz, m., apfel-
artiger Auswuchs auf Hagebutten und
wilden Rosen, verursacht von Schlupf-
wespen. Mühling. In Bayern der
KuenZy Schlafkuenz Schlafapfel. Man
legt ihn dort unter das Kopfkissen, um
den Schlaf zu befördern. Schmeller
n, 314.
Schlaflaus, /., Laus, die den Schlaf
bringt. De Schläplües btte^ sagt man
zum schlaftrunkenen Kinde. Sprw. I,
3205.
Schlafratz, /., zur Bezeichnung eines
Menschen, der gern und viel schläft.
Schlafratz ist ursprünglich ein Name
des Murmeltieres oder auch der Hasel-
maus, welche beide ihres langen Win-
terschlafes wegen bekannt sind. Vgl.
Ratz.
Schlafstelle, /l, Stelle zum Schlafen,
Nachtquartier. Unverheiratete Arbeiter
und Handwerker mieten bei kleinen
Leuten eine solche Stelle zur Nacht-
herberge. Kgsbg.
Schlafsteller, m., Inhaber einer Schlaf-
stelle. Sie haben ihre Wohnung noch
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280
Schlag — Schlakanter.
an drei ScMafsteller vermietet. Vgl.
Betistater.
Schlag, 97»., Donner, Donnerschlag;
aber auch Schlagflafz. Wat Schlag on
lAchting ofz datfer enLarmf Spook,
470. In interjektionalen Ausrufen, Er-
staunen und Überraschung ausdruckend,
und in Flüchen, im Sinne von Donner-
wetter. Chtt's Schlag^ Friede wo kommst
du herf! Ertz Schlag! Wat Schlag!
Schlag! dacht he, wat böst du fa e domme
Kbt(z)! — Schlag! de Bä' ös hinga
OTW, on woU di häle. Rastenburg. Fir-
menich I, 109b. Wir Schlag! Schlag
noch ent! In Zusammensetzungen:
Schlagmargell, Schlagkerl, Schlagbhkrät,
ähnlich wie Blitzmädchen, BUtzkerl,
Blitzkröte. Auch in dem Sinne von
Henker, Teufel: Oaut mi no'm ScMctg
m>et jvgem Theebü, geht mir zum Hen-
ker mit eurem Theebau. Deutsch-
Krone. Firmenich HI, 501b. Wat
ock nich mag, dat dräggt de Schlag, wat
öck begehr, dat kommt nich her. Sprw.
I, 2646.
Schlage, f., Behälter, worin Kalk oder
Lehm zum Bau präpariert wird.
schlagen, st, ähneln, nacharten =
schlachten. Hei schleit na stnem Väder,
er schlägt nach seinem Vater. Tiegen-
hof.
Schlagg, Schlack, m., nasser Schnee-
fall, Schneeregen. Ncuih dem Donner,
Blitz und Regen, nach dem Hagel,
Schlagg und Schnee geht die Sonne auf.
Carm. nupt. I, 176. Die Zwölften sind
in lauterem Schlagge zu Ende gelaufen.
Linem., B 3 b. Im December haben wir
insgemein unbeständiges Wetter, viel Re-
gen, Schlacke, westliche Sturme etc.
Bock, Nat. I, 315.
schlaggen, schlacken, sw., schneien und
regnen zugleich. Es schlaggt. Hen-
nig, 234.
schlaggig, schlackig, adj. von schlag-
gen. Es ist schlag^ ges Wetter. In den
Zwölften finden sich bisweilen gantz
schlaggigtCj bisweilen gantz schone Tage.
Linem., B3a. In Hessen ist solch
Wetter schlackerig. Vilmar, 352.
Schlagg-, Schlack-, Schlackenwetter, n.,
Wetter mit Schlagg. In Hessen Schlak-
kerwetter. Vilmar, 352.
SChiägig, adj. von schlagen. Einschlä-
giger Weg, Weg mit ausgefahrenen
Löchern, in die der fahrende Wagen
schlägt oder stöfzt, v. Au er.
Schiagios, m., s. Schiaios.
SChlagsch, adj. u. <zdü., ungewöhnlich,
absonderlich, sehr; Mühling erklärt:
ungeheuer, erschrecklich. De Kröga
mach schlaggsche Oge gemäkt h&bbe, ah
he opwächt, Natangen. Firmenich I,
110 b. Dat hebbe de schlagsch Kinder
gedäne, sagt man, wenn man eine Schuld
von sich abwälzen will. Dönh. He
säd: Wt send doch schlagschen domm.
Dzg. Nhg. Farad., 28. Es is schlagsche
warm. Ermland. Schemionek, 34,
hat für Elbing: schUicksche kalt. Das
is schUicksche viel, ist sehr teuer. Wie
ons Frind onnet Hoachtietshus keem, geit
et aU schlagsch lostig to. Boldt, 6.
Schlagtot, pltd. Schlädöt, m., grolzer,
plumper und fauler Mensch. Ebenso
in Liy- und Estland. Hupel, 206.
Schlagtuch, n, s. Slagdök.
Schlagwachtel, y., Wachtel, Perdia
cotumia. Bujack, 380. Mühling,
Tiem., 177.
Schlagwasser, n., Medik., Wasser ge-
gen den Schlag, A^pm aromaticcL
Schläjän, m., Johann, der schlägt^
täppischer Mensch. TreicheL
Schlakanter, m., Herumtreiber, Mensch
in schmutzigen, zerrissenen Kleidern.
Mühling. Davon schlakanterlg, adj.
und schlakantem, sw. Wohl von schlah^
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schläkerig — Schlampe.
281
kern in der Bedeutung hin und her
gehen. Vgl. schläkern.
schläkerig, adj., s. schlackerig.
schläkern, sw.^ nachlässig gehen, über-
haupt nachlässig hin und her bewegen.
Marold. YgL schlackern.
SChiftkzig, adj.^ ohne Haltung. Geh
nich 80 scJddkzig! Saalfeld.
Schlftlos, m.^ buchstäblich ein Schlag-
fo«, roher, plumper, ungesitteter Mensch,
Nichtsnutz, Taugenichts, Herumtreiber,
der sich, nach Bock, 57, ^weder durch
Schläge noch durch Worte bessern
läfzt, der gleichsam los von aller Zucht
ist, bei dem, wie man hier sagt, Hop-
pen und Malz verloren ist*. Davon
schiaioslg, adj., schiaiosen, m. In glei-
chem Sinne Schlftzu, Schlädöt, Schlagzu^
Schlagtot S. Schiajän u. SchlQlos.
Schlammkasten, m. 1. Kasten an den
Ausgängen der Kinnsteine, der, mit
einem Rost versehen, den Schlamm
zurückhält und nur das Wasser ab-
fliefzen läfzt. 2. Nach Mühling der
Abguiz an der Tabakspfeife. Dieser
heifzt jedoch gewöhnlicher Schwamm-
dose.
schlammottig, adj.^ schmutzig. S ehe-
rn ionek, 34. Tautologie aus Schlamm
und Mott,
Schlammpiezker, -pelzker, m,^ nach
Sperber, 28, die Kaulquappe, doch
auch jedes in schlammigen Gräben
lebende Amphibium, oder jeder der-
artige Fisch. Vgl. PTsker.
Schlammsack, tt»., s. Schnappsack.
Schlamp, m., Schlamm, Strafzen-
scbmutz, flüssiger Kot, Schleim im
Halse: Er rrmjz soviel Schlamp aus-
»pucken.
Schlampamp, m. 1. ekelhaftes Ge-
menge von Speisen. Den Schlampamp
kamn Sek nich ete, 2. Strafzenschmutz,
Schlamm. Das ist guter Schlampamp.
In Pommern und im Götting. slampamp.
Dähn., 428a. Scham b., 193a.
Schlampampe, /., zunächst wohl
Frauenzimmer, das seinen Besitz ver-
prafzt hat; doch auch altes Weib. Ein
Hospitalsmütterchen nannte sich selbst:
alte Schlampampe.
schlampampen, sw. 1. schlemmen,
prassen, gut und reichlich essen, schwel-
gen, verschwenderisch leben. Aus
schlemmen und pampeln. Dat heet ik
schlampampt^ rnaer betaalt sali et wer-
den^ das heifz' ich geschwelgt, aber be-
zahlt soll es werden. Soph. R. Ill,
486. Er hat alles verschlampampty er
hat das Seinige verschwelgt, durchge-
bracht. In Bremen, Holstein, Pommern
slampampen^ in Bayern schlampampen.
Brem. Wb. IV, 800. Schütze IV,
113. Dähn., 428a. SchmellerlH,
450. Hennig, 234. 2. durcheinan-
der rühren, z. B. Speisen, s. Schlam-
pamp 1.
Schlampamper, 9^., Schwelger, Schlem-
mer.
Schlampamperei, f. 1. Schlemmerei,
Schwelgerei. In Bayern Schlamp.
SchmellerlH, 449. S. Geschlampamp.
2. ünreinUchkeit. Mühling.
schlampampig, adj. 1. schwelgerisch.
Nach Schemionek, 35: schlampam-
puserig. 2. schmutzig, unreinlich, un-
ordentlich.
Schlampe, Schlampe, f, 1. dünne,
schlechte Suppe. 2. Branntweinspülicht.
Von Schlamp. 3. nachlässige, unor-
dentliche, schmutzige Frauensperson.
Mühling. In letzter Bedeutung auch
in Bayern. SchmellerlH, 449; in
Hessen. Vilmar, 353. Vgl. Schlumpe
u. Schiunze. In 1. u. 3. Bedeutung auch
in Posen. Bernd, 261.
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282
schlampen — schlarren.
schlampen, sw,^ schliDgend, schlürfend,
mit Geräusch essen. Davon au88€hlain-
pen.
Schlampern, aw,^ im Schlamp, Kot,
schlenkern, nachlässig gehen, so daTz
man sich die Kleider beschmutzt. Aus
Schlamp und schlenkern zusammenge-
zogen. Lett. HcJdampokt^ auch ichlimpu
schiampu eet dasselbe; schlampa einer,
der also im Schlampe, Kote geht; lit.
szlapüa feucht, nalz, szlampu^ szläpti
nafz werden, Mampöti im Sumpfe wa-
ten, kUmpstUj kRmpti in weichem Bo-
den einsinken. Nsslm. Forsch. 3; Th.,
165.
schlampig, ctd/. von Schlampe^ dünn,
schmutzig, nachlässig; im Aui'zern un-
ordentlich. Mühlin g.
Schlampumper, m., weites Morgen-
kleid, bequemer Hausrock. Er geht
den ganzen Tag im Scfdampumper um-
her. Friedland Ostpr.
8Chlampumpem,«ti'., unordentlich,nach-
lässig gekleidet gehen. Yon ScMam-
pumper.
Schlänge e), /., schlängen, 8w.^ s.
Schienge etc.
Schlangenäuglein, Pflzn., liegendes
Scharfkraut, Asperugo procumbem L.
Pritzel, 47. Garcke, 275. Hagen,
207: Schlangenauge.
Schlangenfett, n., Medik., Oleum Je-
caris flamim.
Schlangenmord, m., Pflzn., s. Natter-
milch.
Schlängtuch, n., s. Schiengtuch.
SChlanIcweg, adv.y ohne Hindernis.
Den Weg kannst du schlankweg fahren.
Sa^ es nur schlankweg^ ohne Besorgnis,
dafz ich's übel nehme.
schlapp, ad^. u. adv. 1. schlafiP, welk,
weich. Schlapper Hut. Oldy kold, slapp
onm§twedderlichemSchmeerlmk. Dorr,
l Wiew., 125. 2. flau; vom Wetter.
Woher ist vergangener Winter so gar
schlapp und Regenhaft gewesen? Li-
nemann, Ii4b. Ist also . . . daraus
ein schlapper Winter zu prognosticiren
gewesen. Ibid., Kk 1 a.
Schlappchen, n., Schlappe, /., s.
Schiabbe.
schlappen, sw., schlurfen, lecken wie
ein Hund. Davon ausschlappen.
Schlappen-, SchlappschUrze, /., s.
Schiabbe.
Schlapper, m.j Würfelbecher, weil er
meist aus Leder gefertigt ist und durch
den Gebrauch schlapp wird.
Schlapperment, Fluchwort, als Ent-
stellung und Yerhüllung von sacramen-
tum^ allgemein üblicher Sapperment,
Sackerment. Du warst potz schlapper--
ment veM nües von Er höre. Carm.
nupt. V, 48 d. Potz dusendfelte Schlap-
perment! Ibid., 145 b.
Schlappermentstag, m. 1. der 31. Mo-
natstag, für welchen das Militär kein
Traktament erhält. Der Geldbeutel ist
an diesem Tage schlapp^ er ist im Ge-
gensatze zu den Traktamentstagen ein
Schlappermentstag^ an dem man „auf
dem Ladestock pfeift^. 2. Übertragen:
jeder Tag, an dem man knapp und
kärglich leben mufz. Heute ist Schlap-
permentstag.
Schlaps, m., grofzer, unbeholfener,
namentlich junger Mensch. Treichel.
In Bedeutung und Klang verwandt mit
Flaps u. Laps.
schlapsen, sw.^ mit Geräusch essen.
Der Hund schlapst sein Futter. Vgl.
schlauksen.
Schlarr(e), /., s. Schlorre.
schiarren, sw.j schleifend, schlarfend
gehen; namentlich in losen, niederge-
tretenen Schuhen, PantofiFeln, Schlorren;
auch schlorren und schlurren. In Bre-
men und Hamburg slarren^ im Hol-
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Schlarrfatz — Schief.
283
steinschen slaareny in Pommern slar-
pen, im Götting. ilarweUy in Bayern
schlarfen^ tchlärfen^ schlärfeln^ schlar-
pfen. BrenL Wb. IV, 816. Richey,
260. Schütze IV, 114. D ahn., 428b,
Schamb., 193b. SchmellerUI, 457.
Bock, 57. Hennig, 234. 236. S.
Schlorre.
Schlarrfatz, /., aus Schlarr' = Schlorre
(s. d.) nnd Fatz (s. Fdts) zusammen-
gesetzt, Schimpfwort für das weibliche
Geschlecht Ennland. Sperber, 28*
Schlarze, /., Schimp&ame för ein
nachlässiges , unordentliches , träges
Frauenzimmer. Von scMarren. In
Bremen Slarrhacke^ Slärke^ Slartge,
Letzteres im Hannöv. auch eine Kuh.
Im Götting. slarzy m. ein sehr schlech-
tes Stück Zeug, ein Lumpen. Brem.
Wb.IV, 816 Schamb., 192b. Vgl.
Pflaumenschlarze.
Schlasak, m.^ s. SchlSsak.
Schlaube, pltd. SchlQw(e), /, Hülse,
namentlich die grüne Schale, worin die
Erbsen, Bohnen, Nüsse etc. sitzen.
Nach Sperber, 28^ auch die Schalen
der Kernfrüchte. Er hat Schlaaben
vor den Ohren^ er will nicht hören.
Sprw. I, 2842. Zu dem, der über je-
des kleine Unwohlsein Klage erhebt,
sagt man ironisch: ü hat sich ihm
(beim Erbsenessen) eine ScUavbe vors
Loch gesetzt, Jerrentowitz. Schlaube
und Schimoe als Bemsteinsorte, s.
Stein 2.
schlauben, pltd. schlQwen, sw.^ die
Frucht aus der Schlaube nehmen, ent-
hülsen. De Schuhlke schluhwd de Mang-
deUKarmel. Carm. nupt I, 282, 7.
ausschlauben, dasselbe. Die Erbsen —
Bohnen ausschlaubenj sie aus den
Schlauben auslösen. . . . Dat ek mi den
Handschke utschJuuwd, eigentlich die
Hand aus dem Handschuh zog. Dorr,
Driewjagd.
Schlauberger, m, zur Bezeichnung eines
schlauen Menschen.
Schlauderpreis, m,, Schleuderpreis,
von schleudern, unter dem Preise ver-
kaufen.
Schlaufen, sw.^ streifen, etwas Weites
überziehen, aufziehen, aufstreifen: ei-
nen Schiauf, d. i. eine Hülle, Decke
etc. überziehen. Schlaufelelen, Geschirr^
das den Pferden leicht aufgelegt wer-
den kann. Mühling.
Schlauks, m., einer, der durch Dick
und Dünn geht. Von schiauhen 2.
schlauksen, sw. 1. schlampen, flüs-
sige Dinge mit ausgestreckter Zunge
massig hineinschlingen, so dai*z die
Speise umherschlägt und die Thätig-
keit des Essens hörbar wird. Zu-
nächst von Hunden, dann aber auch
von Menschen^ welche flüssige Speisen
mit Geräusch verzehren. Das Wort
ist schallnachahmend. Vgl. schlapsen.
2. durch eine Pfütze kräftig waten,
so dafz das Wasser umherspritzt nnd
ein platschender Ton hörbar wird.
Schl&zu, 97»., s. Schlabik.
schlecht, adj,j krank, stark unwohL
Mir ist so schlecht, ich fQhle mich sehr
unwohL Er ist schlecht^ ist sehr krank.
Schlecker, m., fette^ schlüpfrige Thon-
erde, Schlick. Hennig. 235. Davon:
schleckerig, adj,^ schlüpferig.
Schledtehak, m,, s. Schlesak.
SchlSf, Schleif, m. u. /. 1. grofzer
hölzerner Kochlöffel , Aufschöpflöffel.
Sie (die Kaufzeln) werden gefällt mit
dem Schlaf oder Schöpflöffel, Pierson,
Matth. Prätor., 51. Darauf nimmt er
einen Schlaf . . . und schlagt den Hahn
. . .damit todt Ibid., 62, S. 75 u. 95:
Schleef MargeUes son de gelegne Pöppes^
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284
Schlehen — Schiengtuch.
Jungem sön de Teerschleefs. Volksr.,
49, 186. S. daselbst 87, 365: Grött- '
zchleef. Wir vnmschen der Köchin 'ne
eiserne Schleif, da/z sie kann rühren die
Knochen zu Fleisch. Volksr. 213, 785.
In Westpr. auch SIeif, holl. slef. 2.
jedoch nur in der plattdeutschen Form:
Schimpfwort auf einen einföltigen, trä-
gen, unbeholfenen Menschen. Angs.
slaeto, slow, sleaw faul, träge, engl
slowy holl. sloef; im Götting. sleif.
Brem. Wb. IV, 819. Schamb., 193b.
Schlehen, rote, Pflzn., s. Sanddom.
Schlei, SchlT, Sly, Schley, Schleie, Tin-
ca vulgaris, die Schleihe. Altpr. Unis,
lit. kur. lynas, mas. kass. lien, lin.
Benecke, 111.
Schleicher, m., schleichender Bauch-
wind, Flst. Das soUte ein Schleicher
werden und wurde ein Qaarrer, Sprw.
I, 3333.
schleierhaft, adj., unklar, verborgen,
gleichsam verschleiert. Die Sache blieb
schleierhaft.
Schleif, 771. u. /., s. Schief.
Schleifbaum, pltd. SchKpböm, m, zwei-
beiniges, zirkelartiges Gestell mit Deich-
sel, auf welchem der Pflug zum und
vom Acker geschleift wird. Dönh.
Auch Deichsel der Schleife. De BuW
de kommt, denSchlepebom nömmt Volksl.
36, 23, 4.
Schleife, pltd. SchlCp, /., niedriger,
unbeschlagener EufiEschlitten. In Bre-
men Sleep, Slepe, im Götting. Slepe,
poln. szlufa. Brem. Wb. IV, 823.
Schamb., 194a.
schleifen, st 1. schärfen. 2. ge-
winnen. Hier ist nichts zu schleifen,
3. schleppen, etwas auf einer Schleife
fahren. 4. Den Fuchs schleifen, Trink-
art in der Danziger Nehrg. Viol^t,
164.
Schleifer, m., alter Tanz, bei dem
man sich schleifend fortbewegte. Ge-
Schwindschleifer ^ Hopsaschleifer (s. d.).
Schleifern, sw., einen Schleifer tanzen,
machen, tanzen überhaupt.
Schleifhamen, 9?»., Fischergerät. Pier-
son, Matth. Prätor., 117.
Schleim, m,, zähe, leimige und schlüpf-
rige Grütze: Schleimgrütz, Haferschleim,
Hafergrütze.
Schleimer, m., jüd. Vorname, Schlaume
= Salomo.
Schleimgrtttz, /., s. Schleim.
schlekrig, adj,, s. schlackerig.
Schlemper, m,, Schlemmer, schlem-
pem, sw.y schlemmen. Treichel.
Schieng, /., ein Stück Wiese zwi-
schen zwei Gräben. Marold. Nach
Sperber, 28: imErmlande eine Furche
in der Wiese.
Schienge, Schlänge, /. 1. Schlmge.
Der Vogelsteller wird in Schlengen seihst
bestrickt Carm, nwpt, I, 288. 2. eng-
maschiges Netztuch, das eigentliche
Netztuch im Eurrennetze, lit. anka. Die
ScAfen^^istlänger als ihre beiden iSfwwn^
(s. d.) und liegt zwischen den beiden
Gaddem in lockeren Falten. Schlenge
auch hier = Schlinge, da die Fische
in den zusammengezogenen engen Ma-
schen wie in einer Schlinge gefangen
werden. S. Benecke, 373. Vgl. Blatt
und Gadder.
schlengen, schlängen, sw,, schlingen,
umschlingen, mit einer Schlenge oder
Schlinge umspannen. Bauhandwerker,
Feldarbeiter u. a. schlengen Fremde,
welche den Bau oder das Feld betreten,
um dieselben in Augenschein zu neh-
men. Gewöhnllich halt der Schiengen-
de dabei eine Anrede. Vgl. binden.
Hennig, 335.
Schlengtuch, Schlängtuch, n, Tuch, das
man um den Hals schiengt, schlingt,
Halstuch. Qedanism,
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schlenkern — ScW^tel.
285
schlenkern, aw. 1. unregelmäTzige
schlingende Bewegungen mit Armen
oder Beinen machen; schlotterig gehen^
schlendern, mufzig gehen. Er kan
nicht mehr ah die . gomen und pflaster
treten^ schlenckem gehen etc. Stein,
Peregrinos XIII, 87. W. MtsbL VI,
159. 2. schleudern. Schlenker^ /.,
Schleuder. Jeroschin: otu^h sul vnr
eine alenkir hdn ob vnr zu atrtte woUin
gdn 20a. Pfeiffer, 220. Muller,
Paraphr., 43. Vgl. Brem. Wb. IV,
822. Schmeller IH, 453. Vilmar,
355. Sallmann, 39b. Weigandll,
588.
Schlensak, m., s. Schiesak.
Schlenter, m, 1. langer, schleppen-
der Rock. Danzig. W. Seidel, 34.
2. Haut, welche sich auf der Milch etc.
absetzt. Gedanism.
schlentem, schlentrieren, st^., schlen-
dern, mufzig und gemächlich in den
StraTzen umherspazieren. !ßock, 58.
Hennig, 235.
Schiep, /., 8. Schleife.
Schleppchen, n., eine Art Kopfbe-
deckung im 16. Jahrhundert. Sameten
Schlepchen vnd Mardeme Mützen. Kld.-
Ordg., 370. Vgl. Adelung Hl, 1523:
Schleppe. Frisch H, 193b: Schlappe.
schleppen, sw. Sich mit einem kran-
ken Leibe schleppen — sich mit dem
Fieber schleppen, die Krankheit, das
Fieber nicht los werden. Sich mit ei-
ner Person schleppen^ mit einer Person
andern Geschlechtes in • unerlaubtem
Verkehr stehen, aber auch eine lange
Brautschaft haben. Bock, 58. Hen-
nig, 235.
Schlepplose, n., das gemähte Getreide,
welches auf dem Felde ungebunden
liegen geblieben ist und geholt wird,
nachdem schon alles in Garben ge-
brachte Getreide eingefahren ist. Saal-
feld.
Schleppsack, m.^ ein Mensch, der im
Gehen nicht recht fort will oder kann
und sich gleich einem Sack schleppen
läfzt. Bock, 58, und nach ihm Hen-
nig, 235, haben in gleicher Bedeutung
Schleppschink, m., „der nicht so wohl
geht, als die Schinken nach sich
schleppet."
Schleppschink, m. 1. Klätscher,
Ohrenbläser. Samland. S. Schwellen-
schlepper. 2. nach Muhling das Schin-
kenfleisch an einem Gansfufze.. Vgl.
auch Schleppsack.
Schleppsel, n., was sich auf einmal
schleppen, tragen, oder fahren läfzt,
eine kleine Last, ein kleines Fuder.
Ein Sleppsel Sprock — Heu — Holz.
Von schleppen. Hennig, 335.
SChlSren, sw.^ zu vorteilen suchen,
sich bereichem, an sich raffen, viel
Geld einnehmen. Natangen. Franzos^
Kujon^ wt käme schon! Wt wäre di
schon lehrcy to schiieke on to schleere.
Volkslied: Wat de lettausche Dragoner
dem Franzos verteilt, 1870. Fliegendes
Blatt Reyländer, Tilsit.
Schltoacl^ Schiensack, m., eine Art
Gebäck in Zwiebackform, ursprunglich
schlesisch. Von dem poln. üqzak
Schlesier. Schmitt, 109; Westpr.,
167. In der Gegend von Kreuzburg
und Zinten Schlasak, bei Sperber,
40: Schlunsak, Schllnsak, bei Sche-
mionek, 35: Schledichak.
Schlesinger, m.y Schlesier, ursprüng-
lich der schlesische, jetzt fetst jeder
herumziehende (Leinwand-) Händler.
Schiet, n., Zaun, Gatterthor. Muh-
ling. Von scUeten schliefzen.
SchlStel, Schltttel, /., Stange zum
Deckenbelag des Stall- oder Schoppen-
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286 schietsam — schlingen.
raumes, worauf Heu, Stroh etc. ge- N. Pr. Prov.-Bl. V, 187. 2. ab und
lagert wird. Dönh« Friedland Ostpr. zu einen Schlack nehmen.
schletsam, c^,^ gelassen, phlegmatisch. Schlicl(ge8chworenery9n.,Geschworener,
Dzg. W. Seidel, 34. vereidigter Aufseher in den Niederon-
Schleuse, /*., groi'ze Menge, lange gen, dem die Beaufsichtigung der La--
Reihe. Mühling. ken zugewiesen ist. Von Schlick =
Schley, Schlf, /*., s. ScMei. Schlamm. Der ScMickgesckworene bat
Schlibb, /., der durch Aufziehen eines also vorzugsweise darauf zu sehen,
der Bretter hergestellte Durchlafz in dafz die Ldken nicht verschlammen,
einem Bohlenzaun, speziell das Brett Vgl. Lftke.
selbst, welches aufgezogen wird. Sper- schlickrig, ad;.^ nicht bindig; von Saa-
ber, 28. S. Schlipp. cen. Schemionek, 35.
schlicht, ad/, u. adv, 1, eben, glatt, schliddern, sw., schlittern, auf der
ohne Höcker. Angs. slithy schwed. Eisbahn hingleiten. Treichel. Vgl.
slaet^ dän. slett^ altfir. sliueht^ hoU. schorren.
shMk. Schlichtes Ma/z, nicht gehäuftes, schliefzen, st. , schleiTzen. Federn
glatt abgestrichenes Mafz. Schlichte schliefzen^ die Fahne in kleinen Flock-
Haare^ ungekräuselte Haare. 2. ein- chen vom Schafte abstreifen: geschhs--
fach. Er trägt sich schlicht^ — trägt sene Federn. Ebenso in Hessen. Yil-
ein schlichtes Kleid. Er ist ein schUchn mar, 355.
ter Mann, ein Mann, der schlecht und Schltker, m., Schleicher,
recht lebt. Hennig, 235. schlimm, adf. u. ado. 1. böse, er-
SChlichten^ sw., das Garn des Auf- zürnt. Die, Mutter ist schlinm,, sie ist
zuges steifen (mit Schlichtmus). aufgebracht und schilt Er sieht so
SchlichtmflS, f. 1. dfinnes Mus, das schUrnm aus, er macht stets eine em-
num zum Steifen des Games gebraucht, ste Miene. Sonst ward erVader schlimm!
2. Mus ohne Klunkern. S. MQs. Dorr, 1. Wiew., 80. Leefster Gorg,
Schliclc, m., s. Schluclc. si nich scMfinml Ibid., 127. 2. un-
SchKcIcer, (?), Pilzart, s. Plebb. wohl, übel, zum Erbrechen geneigt
Schliclcermilch, /*., geronnene, sauer Mir wird so schlimm. 3. falsch, un-
und dick gewordene Milch. Nach echt Ein schlimnner Schilling.
Treichel auch Schlippermilch. S. d. Schlingelreck, m., Rock ohne Elap-
folg. pen, mit einer Reihe von Knöpfen.
schlickern, sw. 1. schaukelnd hin Mühling.
und her baumeln, s. v. a. schlackern. schlingen, 8^., abschwellen, abnehmen.
Auch nennt man die schaukelnde Be- allmählich schwinden, sich verringern,
wegung der dicken Milch schlickern schlanker werden. Die Geschwulst
und schlippem. Quid est vita humanaf schlingt — ist schon sehr geschlungen;
Was is menschlich Lebbenf Menschlich auch vom geschwollenen Körperteile
Lebben is Theerpudel am Wagen: schlik- selbst: Der Fufz ist geschlungen,
ker un schlacker, schlicker un schlacker: — In Pommern stinken vom au%egange-
bumsl liegt auf der Erde. Aus der nen Teige, der wieder dichter zusam-
Leichenpredigt des Pfarr. Pogorzelsld. men&Ut Dähn., 430a.
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Schliokschlank — Schlodderkopf.
287
SchlinkscMank, m. 1. Faulenzer,
MüTzigganger, nachlässiger und lang-
samer Mensch. Hennig, 225. Es ü
ja uncmsstehlickf da/z der . . . polizierte
Student ein SchUnkscldank wird. Soph.
R. I, 406. Sperber, 28, schreibt
ScMingschlangxxxiA&t^Vkrii unersättlicher
Mensch, VielfraTz. In Königsberg
auch gierig schlingender Hund. In
Bremen, Hamburg, Pommern, Posen
im Sinne Hennig s SUnkfis% SUnk-
fUteTy in Bayern Schlank oder SMan-
ien, m. Brem. Wb. IV, 832. Ri-
chey. 262. Dähn., 430b. Bernd,
264. 416, Schmeller IH, 453. 2.
schlankes Frauenzimmer. Natangen.
schlinkschlanken, mjo.^ faulenzen, mfi-
fzig gehen. S. d. vor.
Schlipp, n., Schlippe, /., aufsiehbares
Stück eines Rickzaunes, loser Baum im
Rickzaun, durch dessen Verschieben
eine Durchfahrt nach Belieben herge-
stellt werden kann; LattenthOr, Gatter-
thür, durch lose, verschiebbare Zaun-
bretter geschlossene Durchfahrt. In
Westpr. Schlepp, bewegliches Heck,
nach Schmitt, Westpr., 168, von dem
poln. 9iwp Säule. Das Schlipp aufma-
chen — zumachen. In Dönh. auch
Schlippbaum, m. Von schlupfen.
Sdilippe, /., Faltung des Frauen-
rockes, hervorgebrachtdnrchZusammen-
nehmen der vorderen Rockbreiten, na-
mentlich beim Sitzen. Auf die Schlipp
pe geben^ Hochzeitsgebrauch. Vor Be-
ginn des Brauttanzes nahen Bräutigam
und andere junge Leute und werfen,
sich überbietend, der Braut Geldge-
schenke in die Schlippe^ den Schofz,
wodurch sie die Ehre des nächsten
Tanzes erlangen. Treichel.
schlippem, mo., s. schlickern.
Schlippke, plur.y die Augen. Dönh.
schllprig, adj.^ elend, klagend. Saal-
feld.
schürzen, sw.^ s. schnurzen.
SChlitt, 3. Pers. des Präs. von scAZo-
gen. He schlitt mir fast de Ogen aiu/im
Kopp, Oberland.
Schlittmann, plwr. SchlittmannSy m.,
Fischer, welcher bei der Winterfische-
rei das Garn auf dem Schlitten führt
und zugleich darauf zu sehen hat, dafis
es ordentlich ins Wasser gelassen wird.
Bock, Nat. IV, 717.
Schlitze, /., der Schlitz im Frauen-
rock ; Schlitz, Rifz überhaupt. Spottend
nennt man Mädchen Schlitzdragcner,
-husaren.
SchlTus, m., Schnaps. Einen ScJUtus
trinken. Tiegenhof In Ostpr. Schnt-
bus.
Schiocker, Schlockerl, m.^ langsamer
Mensch von schlotternder Haltung.
Unjger der GarcP hebben se ut dem grSt
Schiocker en hObschen Monachen gemäkt.
Elbinger Höhe. N. Pr. Prov.-BL a. F.
IX, 241. Firmenich III, 493b. Du
langer Schlockert! Oberland.
schlodderig, adj.j schlotterig, los, welk,
schlaff, nachlässig. Schloddrig in der
Kleidung sein. Schloddrig stricken^ los
stricken. Ygl. schludderig.
Schlodderkopf, m.^ ein Mensch, der
mit dem Kopfe schloddert. Der sam-
ländische Bischof Nikolaus von Schö-
neck, um 1460, hiefz der aUe Schlodder-
kopf^ weil er aus Alterschwäche mit
dem Kopfe wackelte. „Er wuTzte die-
sen Beinamen sehr wohl, daher er nach
Paul Polens geschriebener Chronik
p. 277, Öftmals, wenn er von Fisch-
hausen nach Königsberg gereiset, und
in der Haide still halten lassen, zu
seinen Dienern gesagt: Hela^ heia!
lieben Kinder j wie werden die Komga-
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288
echloddem — SchloÜEhond.
bergischen Frcmen sagen: da kommt der
alte Schlodderkopy vnrd aber eine neue
Zeysse (Accise) aufbringen. Hennig,
236.
schloddem, sw.^ schlottern; los und
schlaff hin und her schwanken. Ihm
schloddem die Kniee — schloddert der
Kopf. Die Kleider schloddem am Leihe.
Auch schlorren. Verhungert sond ju^
dadrum schhrrt orrit lere Ltw de Weste!
Volkslied: Wat de lettausche Dragoner
dem Franzos verteilt. 1870. Fliegen-
des Blatt. Reyländer, Tilsit.
Schlomski, m., s. Schlumski.
Schlonter, m., s. Schlabber.
schlontern, sw.^ sohlendem. Dönh.
Schlepp, n., s. Schlipp.
SchlorrchenglHschen, n. Am Fast-
nachts-Dienstage wirdnachmitt. Schlorr-
chen geglitscht oder gefahren^ damit der
Flachs gut gerät, d. h. es wird eine
Spazier&hrt, namentlich des Gesindes,
veranstaltet. Litauen. Volkskal., 74.
Schlorrchenschmeirzen, n., das Schick-
sal befragende, in Ostpreufzen und Li-
tauen allgemein beliebte Sylvesterbe-
lustigung. Man setzt sich mit dem
Rücken gegen die offene Thür auf die
Erde, steckt eine Schlorre, einen Pan-
toffel, an den Fufz und wirft ihn über
den eigenen Eopf hinweg. Kommt der
Pantoffel mit der Spitze gegen die
Thür zu liegen, so kommt die Person,
der das Orakel gilt und die vorher be-
stimmt sein muf'z, im Laufe des näch-
sten Jahres aus dem Hause: sie stirbt
oder heiratet. Fällt der Pantoffel jen-
seits der Thürschwelle nieder, so stirbt
dieLihaberin; ist die Hacke aber nach
der Thür gerichtet, so bleibt sie im
Hause. Zeigt die Spitze des Pantoffels
nach dem Ofen, so wird die Person
jahrüber frieren oder überhaupt frosti-
ger Natur sein; steht sie gegen das
Bett, so droht ihr Ejrankheit Um
die Zukunft so genau als möglich za
erfahren, wirft man für jede Person
dreimal. YolkskaL, 26.
Schlorre, /*., Dem. Schhrrchen^ pltd.
Schlorrke. 1. Pantoffel, namentlich alter,
ausgeweiteter; auch niedergetretener und
so zum Pantoffel gestalteter Schuh, Ut.
szlure. Man hört, jedoch selten, auch
Schlarre, in Westpr. auch hchlurre.
Pantoffeln aus Holz mit Oberleder hei-
fzen Klotzschlorren. Ach Herrje^ tot
geit et nü^ Wat sond dat fer Tidef
Kein Mansch lett mer Schhrre mäke^
Wat heft dat to bedide! . Aus einem
Yolksreim. Dönh. Hennig, 236. Auf
die Frage: Was giebt's zu Mittag? er-
halten Kinder zur Antwort: Frikassee
mit Schlorren (statt der fettreichen Halb-
mondkuchen). Überland. S. Korke.
2. übertragen: Schimpfwort auf Frauen-
zimmer. Alte Schlorr!
schlorren, sw.^ in Schlorren schleifend
einhergehen, gewöhnlich «cÄiarre» (s.d.).
Die Schuhe anscUorren, die Schuhe los
anziehen, ohne dalz die Ferse fest drin
sitzt und so schleifend gehen. Hen-
nig, 236. Eine zweite Bedeutung 8.
schloddem.
Schlorrenkonzert, n., Konzert, das die
Schlorren durch ihr Lärmen machen;
auch schlechte Tanzmusik.
Schlorrenschlepper, ?n., einer, der die
Schlorren herbeischleppt, was das Kind
gern dem Vater thut, wenn er die
Stiefel ausziehen will. Hei os dem IS-
toe Herrgott stn Schhrreschleppery der
Liebling Gottes. Sprw. 1,3343. Auch:
Schlorrenverschlepper, also einer, der
die Schlorren verschleppt, gern Schaber-
nack macht. Listerburg. Tilsit
Schlttfzer, m., Schlosser.
Schlofzhund, 9n., Hund von einem
Schlosse, herrschaftlicher Hund. Aus-
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Schlötel — Schlüder.
289
sehen tote ein Schlo/zhund^ auffällig er-
scheinen. Korrespbl. III, 51.
SchIVtel, /., s. Schietel.
Schlotterblume, /*., gemeine Küchen-
schelle, Pukatilla vulgaris MilL Ha-
gen, 565. Nach Pritzel, 29, Schlot-
tenblume,
8Chlöwei(Zy adj., ganz weifz, rein weil'z,
weiiz wie die Scblehdornblüte, wie
Schlössen, schnee weifz. In Bayern
schlotteweifz (Schlotter-Miich^y in Posen
schlorwei/Zy im Götting. slätewitty slStewitt
weifz wie Schlössen, ebenso in Hessen
schlo/zweifz. Schmeller HI, 461.
Bernd, 264. Schamb., 193b. Yil-
mar, 357. Anton, 12, 18. Dan-
neil, 196a.
Schlubber, m., Dem. Schlubberchen,
pltd. Schlubberke, Schluck, Schlückchen,
was man mit einem Zuge einschlürft.
Ein Schlubberchen Branntwein^ — Grütz^
— Mus.
8chlubb(e)rig, adj\j schmutzig; vom
Wege. Vgl. schlabberig.
SChlubbem, sw.^ schlurfen, Dünnes
essen; wie schlabbetm 1. In Bremen,
Hamburg, Holstein slubbem. Brem.
Wb.IV,795. Richey, 264. Schütze
IV, 122. In Zusammensetzungen auf-,
ausschlubbern. Schlubber die Mus aus!
Vgl. schlabbern, schlurpsen.
Schluchter, m., ein kurz anhaltender
Regen, Regenschauer. Mühling.
Schluck, 9n., auch Schlick, schlechter,
unreiner Bernstein. Bock, Nat III,
218. Hennig, 236, schreibt Schluk.
S. Stein.
schlucken, sw,^ schluchzen, wiederholt
aufstofzen. öck mot schlucke^ wer mag
an ml denket Ach^ ock mot schlucke^
min lewer Schon ward an mi denke.
Kgsbg. Firmenich I, 102b. Nach
der Volksmeinung ist das Äuüstofzen
Fritchbier, Wort«rbocb IL
ein Zeichen, dafz eine dem Schluch-
zenden werte Person ^an diesen denkt.
Rät man die betreflfende Person, so
hört das Schluchzen augenblicklich auf.
Schlucker, Schluckert, im Oberlande
auch Schnucker, m.^ wiederholtes, krank-
haftes Aufstofzen, Schluchzen, verur-
sacht durch krampfhafte Zusammen-
ziehung des Zwerchfelles. Öck hebb
den Schlucker(t), Im Götting. der
Stücken. Schamb., 196a.
Schluckerfafz, n., Gefäfz, in welchem
sich das Wasser zum Anfeuchten des
Wetzsteines, behufs Schärf ung der
Sensen befindet. Mühling. In Hes-
sen Schlotterfafz. Vilmar, 357.
Schlucks-chen, pltd. Schluckske, n..
Dem. von Schluck. En Schluckske
Finkeljochem her! Carm. nupt. I, 282.
15.
Schludder, m., s. SchlQder.
schludd(e)rig, schlQdrig, adj. 1. schlot-
terig. Sie geht scMudderig^ ihre Klei-
der sitzen nicht fest an. 2. los, nicht
fest und dauerhaft: von einer Hand-
arbeit, einem Zeuge. 3. unordentlich,
nachlässig in der Arbeit. Die Magd
ist scMudderig^ sie ist in ihrer äufzeren
Erscheinung unordentlich und verrichtet
ihre Arbeit nur obenhin. Und macMs
ein Kerl allzu schludrig: tant pis pour
lui! Soph. R. I, 621. Ich habe welche
(Jungfern) gekannt^ die des morgens
herzlich schludrig^ ja recht latschig aus-
sehn. Ibid. VI, 477. Die Oper ging
im übrigen recht schludrig. L. Köhler,
Königsberger Hartg. Ztg. 1874, Nr. 262.
Abendausgabe. In Bremen shdderig^
sludderig schlotterig, faul, träge. Brem.
Wb. IV, 839. Bock, 58. Hennig,
236. Vgl. schlodderig u. schlunzig.
schluddem, sw.^ s. schlOdem. In zwei*
ter Bedeutung schorren.
19
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290
scblüdem — Schlank.
SchlQder, Schludder, m,^ loser, schlecht
gewebter StofF. Das Zeug ist ja rei-
ner ScJdudder. In Bremen Slodde ein
Lumpen. Brem. Wb. IV, 838. Nach
Treichel auch abgetragenes Kleidungs-
stück. Vgl. schlodderig.
schlOdem, schluddern, sw. 1. fl&chtig,
liederlich, nachlässig und schlecht ar-
beiten. Die Arbeit ist geschituldert, sie
ist nicht fest und dauerhaft gemacht.
In Bremen ähnlich huldem. Brem.
Wb. IV, 839. Vgl. schloddem. 2.
eine Ware unter dem Preise verkaufen,
verschleudern. In diesem Sinne vor-
zugsweise schludern^ in Bayern schtati^
dem, Schm eller HI, 433. Bock,
58. Hennig, 236. 3. sich herum-
treiben. Er schludert den ganzen
Tag herum, s. v. a. schländem und Zu-
dem,
SchlOderprels, m., Preis unter dem
Werte, Schleuderpreis. Von schtü-
dem 2.
Schlirff, bei Hennig, 236, Schlup,
blauer Thon, Töpferthon; schlechter,
undurchlassender Erdboden. Davon
SChluffig, adj,
SchlQlos, m. Herumtreiber, Tauge-
nichts. Davon schlQlosen, sw. Vgl.
Schiaios.
Schlummerkopf, m., Kopf, der schlum-
mert, Dummkopf. Schimpfwort.
Schlummerpunsch, m., Punsch, den
man vor dem Schlafengehen trinkt, der
den Schlummer herbeifuhrt.
Schlump, m,, Haufen, Menge, z. B.
reicher Fischfang. Schemionek, 35.
Schlumpe, /*., nachlässige, unordent-
liche Frauensperson; wie Schlampe.
Vgl. Schiunze.
schlumpen, sw., in abgerissenen Klei-
dern, lumpig und schmutzig einher-
gehen.
Schlumper, m., alter, bequemer Rock,
Hausrock, Schlafrock. In der älteren
Sprache ein weibliches Schleppkleid.
Adelung IH, 1545. Übertragen:
nachlässiges Frauenzimmer. Sie ist ein
rechter Schlumper — eine rechte Schlum-
perlise.
schlumpig, schlumprig, schlumpsig, adj,,
n&chlässig, unordentlich in der Klei-
dung; zerlumpt.
Schlumpschlag, m., Zufall, ungefährer
Schlag. Mühling. In Bremen Slump^
m., Zufall, ungefährer Glficksfall; eben-
so Slumpdag^ m, Dat was so in Slump-
slag, das glückte einmal so. Brem.
Wb. IV, 848. Dan. u. schwed. eben-
falls slump. In Bayern scMumpsweis
zufälligerweise. Schm eller HI, 450.
Schlumpschufz, m., im ScMumpschu/z^
im grofzen und ganzen, nach unge-
fährer Berechnung, ohne Genauigkeit.
TreicheL Gortzitza.
SchlumsM, Schlumpski, auch Schloms-
kl,m., Schlauberger, dreihäriger Mensch.
Auch Kosewort: Na^ kleiner Schbimskiy
was willst du aUwiederf In der Ge-
gend von Friedland Ostpr. Schlumske
dummer, einfältiger Mensch.
Schlumsltly /., schlunzige Lise, un-
ordentliches Frauenzimmer.
Schlunk, Schlung, m. u. f. 1. Schlund,
Bachen, Hals, Maul, Gurgel. Scham
dt on dine Schlunkl De ScUunk 6s
mi angeschwoUe. Wenn so de BoU üt
stnen Schlung Met Snmal an to reden
ßing. Seelenw., 71 f. Ooff em ent un-
dre Schlung! 2. gefräfziger Mensch,
und zwar in den Zusammensetzungen:
ZwttHschlunk, pltd. Twelfschlunk, der für
zwölf ifzt und DracMscMunk. Nach
Mühling statt Schlunk audi Schlurk
und Schlurks. Jeroschin hat slu/rc,
Pfeiffer, 221. In Bremen Shike,
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SchluDte — Schm&chen.
291
Sloke von schlucken. Brem. Wb. IV,
846. schlingen und schlucken sieht das
Volk als die Wurzel Wörter an.
Schlunte, /., s. Schlunz.
schlunterig, adj,, s. schlunzig.
schluntem, sw.^ s. schlunzen.
Schlunz, f. u. m., anordentlicher, un-
sauberer, nachlässiger Mensch, nament-
lich eine Frauensperson^ und dann mehr
Schiunze. Nach Mii hlin g auch Schlunte,
/. In Bremen, Hamburg und Holstein
Sluntje nachlässiges, schmutziges Weib,
imGötting. slunz^ m., holL sluns, engl.
sluU. Brem. Wb. IV, 849. Richey,
265. Schütze IV, 125. Schamb.,
196a. Hennig, 236.
Schlunz, /., in der Soldatensprache
die FrQhstückssuppe in der Kaserne,
die Schlichtmus^ kleisterartiges Mus, in
den Lazaretten; auch die Kaserne selbst.
Königsberg.
schlunzen, nach Mühling auchschlun-
tem, aw.y wie ein Schlunz leben, sich
zeigen, verechlunzen, Kleidungsstücke
in nachlässiger Weise verderben, zu
Grunde richten; sich selbst vernach-
lässigen und verloddem. Er ist — hat
sich ganz — verschiunzt. In Hessen
schlunzen in tadelhaftcr Weise müTzig
gehen, nachlässig gekleidet gehen ; ver-
schlunzen zunächst: die Zeit unnütz,
mit Müfziggang verbringen. Vilmar,
357.
schlunzig, adj.j unordentlich, unsau-
ber, nachlässig in der Kleidung. De
KSnigin hefft dat schlunzge Volk nich
geem. Dorr, 1. Wiew., 121. Müh-
ling hat noch schlunterig. Von Schlunz,
Schlunzmichel, m,^ Unteroffizier der
Küche. Kasemensprache.
Schlup, m., s. Schluff.
SChlQpen, sto., schlüpfen, verzögern,
verweilen, verschleppen. Die Sache
schläft sich van einer Zeit zur andern.
sie verschleppt sich, zieht sich lange
hin. Bock, 58. Hennig, 236. S.
durch- und verschlQpen.
Schlupp, n., Dünenschonung. Trei-
chel.
Schluppenkohl, m., fester, strunkiger
Kohl (Brassica); von dem poln. stup
Säule. Schmitt, Westpr., 168.
Schlurk, Schlurks, m., s. Schlunk.
schlurken, schlurteen, sw, mitOeräusch
trinken, schlürfen. Mühling. Nach
Treichel bezeichnet schlurksen auch
das Geräusch, das Schuhe verursachen,
wenn sie nalz oder zu weit sind. Vgl.
schlurpsen.
SChlurpsen, sw., mit Geräusch Flüs-
siges essen, schlurfen. Lit. szlwrpti.
Vgl. schlabbern, schlubbem, schlurken.
schlurren, s«o., s. schlarren.
schlQsen, aufschlQsen, sw.^ die Ohren
aufrichten und spitzen. Marold.
SchlQsohr, m. u. ti. 1. Tier, nament-
lich Pferd, das die Ohren spitzt. 2.
Mensch, verstellt schwerhörig, schlau,
driftig, verschmitzt, dickfellig, abge-
brüht. Im Samlande korrump. auch
SchnOsohr. Aus dem nds. s/oü, schlü
schlau, klug, verschlagen, verschmitzt,
holl. sluw, engl. sZy, schwed. shig,
Brem. Wb. IV, 841. Davon schlQs-
Ohrig, adj. Das ist ein schlusohriger
Racker,
Schlüssel, pob. kluc^ Gerät bei der
Winterfischerei in Masuren = Zo/zhaken.
S. Winterfischerei.
Schlüssel, 9n., penis. Er hat sich den
Schlüssel vei^dreht^ er ist syphilitisch.
SchlQwe, /., s. Schlaube etc.
Schmächen, SchmAschchen, SchmAsche,
SchmAse, SchmAschke, nach Uennig,
218, SchmAske, n. u. /., fein zugerich-
tete Felle von ungeborenen Lämmern
mit fein gekräuselter Wolle und ge-
wöhnlich perlgrau. In Westpr. auch
19*
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292
Schmacht — Schmackosterrute.
SchmOchen, SchmOsH^hen, SchmOtschke,
Schmätschke, in Danzig im 15. Jahrh.
SmAs-chen, Schmö8-chen. Schmitt, 109;
Westpr., 168. Hirsch, 260. Poln.
smtmky smusyk, smuszek. In Bremen
smaaskeriy in Pommern smaschen. Brem.
Wb. IV, 859. Dähn., 433b. Bernd,
266.
Schmacht, /., taubes, schlechtes Ge-
treide. M ü hlin g mit der Bezeichnung :
altpreuTzisch.
Schmachtlappen, m. 1. Hungerleider.
2. kleinlich Eigennütziger. 3. schmach-
tender Liebhaber. Mühling. In Bre-
men und im Götting. nur in der er-
sten Bedeutung. Brem. Wb. IV, 856.
Schamb., 196b.
schmack, adj., s. schmock.
Schmacke, Schmake, /., kleines Schiff
von etwa 50 bis 80 Last. Es hat ei-
nen hohen Bord, einen Mast ohne Korb,
Bugspriet, flachen Eiel, runden Hinter-
teil, bauchigen Vorderteil, ein kurzes
Gebäude, höheres Verdeck und ein
breites, schweres Steuerruder. Mron-
govius II, 658a. Schmake findet sich
inPisanskis Nachtr. Über die Schma-
ken s. Bock, Nat. I, 586. In Bremen
Smack, in Hamburg Smacke^ holL und
engl, smacky angs. Bnaccay isl. sneckiay
poln. azmaka. Brem. Wb. IV, 856.
Hennig, 237.
Schmackedutschke, Pflzn., Eolbenrohr,
Typha. Trcichel, Volksth. U. Vgl
Duderkeule.
Schmackenfahrer, -reeder, m.^ Schiffer,
Reeder einer Schmacke.
SChmackostern, <tc., eine ziemlich all-
gemein verbreitete Sitte, die darin be-
steht, daf'z am Morgen des zweiten, in
manchen Gegenden des ersten Oster-
feiertages die jungen Bursche die Mäd-
chen, und umgekehrt diese die jungen
Leute im Frühschlafe überraschen und
mit eingegrünten Birkenruten, den sog.
Schmackosterruten^ schlagen. Auch in
den Familien ist die Sitte des Schmack-
ostems allgemein : die Hausfrau streicht
mit der Rute Vater und Kinder, Kinder
schmackostem Vater und Mutter, ge-
hen auch wohl Onkel und Tante
oder die Paten etc. 8chm<icko9tem. Arme
Kinder und alte Frauen machen da-
raus ein Bettelgewerbe, indem sie in
die Häuser schmackostem gehen. Die
Schmackostemden erhalten als Ge-
schenke: Fladen, Speck, Eier, oft bunt«
gefärbt und gekratzt, oder Geld. Der
Gebrauch wird als ein symbolischer
dahin gedeutet, dalz in der neu er-
wachenden Natur auch der Mensch aus
dem Schlafe zu erwachen habe, resp.
zu erwecken sei. Reim beim Schmack-
Osteom: OstrCy schmackostre, g^*en Ostre^
ftf Fldde^ sefz Eier^ e Stock Speck^ denn
gd ock glik weg! — Schm^ackostre^ gren
OstrCj fif EieTj sefz SchoUing^ e Stock
Speck etc. Hennig, 175, schreibt
Schmeckostem, Nessel mann schmag-
ostem, Treichel schmagustem. Lit.
smagoti^ smögii^ poln. smagac^ lett.
schmaugt schlagen, peitschen. Unser
Schmackostem heü'zt poln. szmigusy smig-
usa dawacj eigentlich mit Wasser be-
giefzen. Mrongov. H, 658a. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 220. Volkskal., 94.
Volksr., 226, 797. Pierson, Altpr.
M. Vm, 367. Sperber, 28. Auch
in der Niederlaus, ist der Gebrauch
des Schmackostems wie der Name
(Schmeck-y Schmackoster) bekekuni. An-
ton, 12, 20.
Schmackostemite, /, Rute aus ein-
gegrünten Birkenreisem zum Schmack-
ostem. Die Schmackosterruten werden,
wenn Ostern früh fallt, Ton Landfrauen
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Scbmacks — schmalhansen.
293
iD \variner Stube künstlich ausgegrünt
und auf den Eönigsberger Märkten zum
Kauf ausgeboten.
Schmacks, m.^ Schmatz, Kufz.
schmacksen, sw, 1. beim Essen mit
dem Munde schmatzen. Auch schmack-
schen, SChmacken. 2. mit einem Schmatz
küssen; gewöhnlicher schmatzen. In
Bremen smacken^ smaksen^ im Götting.
smackeUj in Bayern schvKickezeny polo.
smoktac. Brem.Wb. IV, 857. Schamb.,
197a. Schmellerlll, 463. Mron-
go vi us U, 658 a.
Schmadder, w., dickflüssige ünreinig-
keit, Schmutz, Strafzenschmutz. Im
Götting. STnadder; in Hessen Schmadder^
Schmetter, Schmatter. Schamb., 197a.
Yilmar, 359. S. Schlabber.
Schmadderbuch , n. , Schmierbuch,
Kladde. Mühling.
8Chmadd(e)rig, arf/., weich, zu dünn-
flüssig; schmutzig, schmierig; von
Schmadder. Die Butter — der Brei —
der Weg ist schmadderig. Im Götting.
vom Wetter: schmutzig, kotig; in Pom-
mern sudelig, schmutzig überhaupt.
Schamb., 197a. Dähn., 433a.
Schmadderkatze, /. 1. unreinliche, in
den Kleidern schmutzige Frauensper-
son. Mühling. In Bremen Schmad-
dergreetje. Brem. Wb. IV, 854. 2. dün-
nes langes Talglicht. Auf dem Tisch
stand ein Ldchtlein . . ., so recht eine
Schmedderkatze^ die man bei uns (in
Pommern) Fisselbrümmken nennt Soph.
R. I, 397. Hennig, 335, hat Schmad-
derkatz.
schmaddern, mo.y verwandt mit mad-
dem u. schwaddem, 1. in einer Flüssig-
keit zwecklos rühren, umherwühlen und
diese dabei vergieizen. ImEssen schmad-
dern, mit der Speise spielen. Im Licht
schmaddern, im Talg des Lichtes rQh-
ren. Nach Hennig, 237, schmaddern:
unnötigerweise im Fett rühren und
sich dabei beschmutzen. 2. stark reg-
nen; in diesem Sinne doch mehr schwad-
dem, 3. liederlich schreiben, schmie-
ren, sudeln. 4. auch s. v. a. schmaden
(s. d.). S. abschmaddem. ausschmaddem,
ausschmieren. Mühling.
Schmadderwerk, n., schmieriges,
schmutziges Werk, Schmiererei, Sude-
lei, Schmutz, schlechte Speise. Müh-
ling.
schmaden, sw.^ jüdisch-deutsch, tau-
fen; das hebr. schmadden taufen. Er
hat einen geschmadten Kopf, er ist ein
getaufter Jude, der zu der ihm ange-
borenen Schlauheit sich noch die Elug-
heit des Christen angeeignet hat. Sprw.
I, 212. Auch schmaddern.
schmäg, schmfig, adj, u. adv., abge-
dacht, schräg, geneigt. Ein Feld liegt
schmag ab, es dacht sich nach einer
Richtung hin ab. Natangen.
schmählich, adj. in der Bedeutung
überaus, sehr, sehr viel, grofz. Dos ist
in diesem Jahr ein schmähliches Korn,
der Roggen ist gut geraten. [Wort-
spielend (mit Schmele) nennt man in
Ostpr. mit Unkraut durchsetzten Rog-
gen: schmähMches (schmeliges) Korn.
M a r 0 1 d.] Er hat schmählich viel Geld.
Das war ein schmähliches Vergnügen,
Schmftke, /., s. Schmecke.
SChmäker, adj,^ schlüpfrig, zweideutig;
von der Rede. Samland. Mühling.
Schmalbier, n., das englische smaU-
beer, schwaches Bier, Covent, Schem-
per.
Schmale, Schmäle, /., die Schmale.
In einem Tiergespräch ist Frau Schmäle
die Schlange. Sprw. I, 687.
Schmalecks-chen, n., s. Schmerlecks.
schmalhansen, mo., von Schmalhans^
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294
Schmallecks-chen — Schmarge.
dem personifizierten HuDgerleider(Hen-
nig, 237. Sprw. I, 3350), hungern,
darben. Er mujz schmaUiansen.
Schmallecks-chen, Schmalecks-chen, n.,
s. Schmerlecks.
Schmalz, w., Fett, Vorteil. Der hat
das Schmalz abgeschöpft^ das Beste von
der Sache genommen.
Schmalzbengel, m.^ Bengel, der das
Schmalz hat, Spitzname für den Köl-
mer (s. d.). Dönh.
Schmalzblume, /., s. Kuhblume.
Schmalzkeilchen, n,^ s. Schmalzkuchen.
Schmalzkuchen, m., runder Pfann-
kuchen (grofzer Kugelklofz), in sieden-
dem Schmalz gebacken. Beliebte Fast-
nachtsspeise. Er heifzt auch: Schmalz-
keilchen u. Porzel. S. Voikskal., 70.
Schmand, Schmant, m, I.Sahne, Rahm.
Bock, 59. Hennig, 237. Im Göt-
tingenschen «wand die Sahne; in Bayern
Schmand auch dicke Milch. Poln. smie-
tana^ ^ietanka^ lit. smantas Sahne.
Schamb., 197a. Schmeller III, 471.
Mrongov. II, 658b. Pierson, Altpr.
M. VIU, 367. Schmand und Glumse
sind ein provinzielles Lieblingsessen.
Wie einigen andern der Schmant und
Glums schmeckte. Soph. R. III, 237.
Vgl. Glums. 2. nach Klein II, 126, in
Dan zig auch Stralzenkot, wenn er recht
weich und tief ist. Es ist ein Schmant
auf der Gasse; auch: es ist sehr schman-
tig. Ebenso im Götting., s. Schamb.,
a. a. O. S. abschmanden.
SchmandbUxen, plur,, Buxen, weifz
wie Schmand; zur Bezeichnung einer
weifzen Sommerhose.
Schmandfische, plur,^ Gericht, Schleie
in Schmand, Dill und Butter gekocht.
Ostpr. Treichel.
Schmandfrau, /., s. Schmandmann.
Schmandhexe, /., wei/'zer Nachtfalter.
Vgl. Hexe u. MolketSwe .
schmandig, schmantig, ad}, 1. fett,
rahmig; von der Milch. 2. kotig. S.
Schmand.
Schmandkasten, m., Kasten, in dem
Schmand aufbewahrt wird. Er sitzt
am Schmandkasteny an der Quelle, es
fehlt ihm nie. Sprw. I, 3508.
Schmandkuchen, m., kleines Törtchen
mit Schmand-Creme. Liegt diese oben,
so heifzt er ofener Schmandkuchen;
umschliefzt der Teig die Creme, so ist
das Törtchen ein zuener Schmand-
kuchen.
Schmandmann, m., Mann, der Milch
und Schmand zum Verkauf nach der
Stadt bringt. Ebenso: Schmandfrau.
Schmandtopf, m., Topf zum Schmand;
er darf zu einem vollständigen Ka£Fee-
und Thee-Service nicht fehlen.
schmängelieren, sto.^ s. v. a. schmän-
gen^ naschen. Samland.
schmängen, schmengen, sw, 1. den
Schmand abschöpfen, abrahmen. Die
Müch schmängt schlecht^ sie hat wenig
Sahne abgesondert. 2. naschen, herum-
lecken, abessen. Die Katze schmengt
gern den Schmand weg. Er schmängt
üierail herum^ er nascht überall, schma-
rotzt; auch: freit umher, sucht Umgang
mit dem andern Geschlecht. In zwei-
ter Bedeutung auch schmängem, schmen-
kem. In dem Sinne von 1. auch ab-
schmängen. Nach Mühling dieses auch:
sich einen Vorteil zuwenden. Bock,
60. Hennig, 237.
schmängig, schmängerig, adj,^ nasch-
haft; wollüstig.
Schmant, m. etc., s. Schmand etc.
Schmardel, m , s. Schmargel.
Schmarge, /., kurzer Frauenmantel,
Pelzmantel, der, um den Hals befestigt,
bis an die Taille faltig herabhing. Sache
und Name sind heute aulzer Gebrauch.
Hennig, 237. ÄctBorJ^mL Nsslm.
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Schmargel — Schmeckbraten.
295
Forsch. 3; Th., 221. Und Out mehr
bey solcher Zeit (im Winter) einer Frawen
das Polnische Schmarchen als bei dem
Mann ein unterzogenes Futterhembd.
Linem., Nn2a.
Schmargel, Schmardel, Schmerling,
Schmarling, m,^ Schmerlein, n., die
Schmerle, Cobitis barbaiula L. Auch
Notfisch (s. d.). Bujack, 395. Be-
necke, 145. Mühling, Tiem., 177.
Schmarlecks, m.^ schmarlecksen, sw.^
s. Schmerlecks.
Schmarling, m., s. Schmargel.
Schmarting, n., Segeltachhülle um ein
Ankertaa an der Stelle, wo es die
Reibung zwischen Schiff und Bollwerk
auszuhalten hat. Pillau.
schmarotzen, sw,^ klatschen, yerleum-
den. Saalfeld. Davon Schmarutzer, 9n.,
verschmanitzen, sw.
Schmftschchen, n., Schmftsche,
Schmftschke, Schmftse, Schmflsken,
Schmatschke, /., s. Schmftchen.
schmastern, mo., laut plappern, schwat-
zen. Mühling. Nordenburg.
Schmastersack, m., Schwätzer.
schmattem, sw.^ s. schattem.
schmauchen, pltd. schmOke(n), schmtt-
ken, sw. 1. Tabak rauchen und zwar
mit sichtlichem Behagen. Er schmaucht
sein Pfeifchen, schmöken mehr in West-
preu£sen. Schmokten Toback^ cUten Fläde.
Ward. Buur, 7, 5. 13, 2. ük bruk wl
ni mä Tabak kSpe, Wt könne Tuffke-
blöder schmöke. Flatow. Firmenich
I, 120a. 2. räuchern. Da/z die Pe-
tersche dahin gekommen und mit Eraut
geschmocket^ dasey es (das Viehsterben)
stracks aufgehöret, flexenprozelz zu
Konitz im J. 1623. Pr. Prov.-BL II,
107. 3. mittels Rauches einen Misse-
thäter ersticken, und dann schmauchen.
Frisch II, 205c. Anno 1637 ist ein
grosser Jung zu Undenau geschmäuchet
worden, darumb, dafz er 2 Hofe muih-
toiUiger Weise . . . angestecket hatte, des-
wegen das Stück Acker, loo er ist ge^
schmauchet worden noch bis auf den
heutigen Tag genennettoird,der Schmauch-
PaM". Hartwich, 529. Hennig,
238.
Schmauchfeuer, n., Feuer ^ welches
keine Flamme, aber Schmauch, dicken
Rauch, entwickelt.
Schmauchpfahl, m., Pfahl^ an den der
Verbrecher gebunden wurde, der zu
Tode geschmäuchet werden sollte.
schmauks, interj., schallnachahmend;
zur Bezeichnung des Tones, den ein
flacher Schlag, namentlich eine Ohr-
feige, verursacht. Schmauks da hat er
eins. Bock, 59. Hennig, 238. Da-
von Schmauks, m., Hieb, Schlag. Es
gab Schmauks. Mühling.
schmausieren, sw., schmausen. Hen-
nig, 238.
Schmeckbier, n. 1. das zur Probe aus
den Brauhäusern geholte Bier. 2. „die
Mahlzeit, welche ehemals die Landes-
herrschaft zum Andenken des Hans
von Sagan (s. Hans) dem kneiphöfschen
Schuhmachergewerk jährlich am Him-
melfahrtstage auf dem Schlosse an-
richten lassen.^ Hennig, 36. Der
Orden soü geben allein Jährlich auf
Himmelfahrt zu trinken Dcui Schmeck-
bier nebst viel Kost und Schinken. Erl.
Pr. 1, 637; s. auch ebd. 639. In bei-
den Bedeutungen jetzt auCzer Gebrauch.
Schmeckbraten , m. , Rinderbraten,
welcher guten Freunden zur Probe vom
eingeschlachteten Vieh vorgesetzt wird.
Er geht heute auf Schmeckbraten, er
geht in eine Gesellschaft, in der man
den Braten vom neugeschlachteten
Ochsen kostet. Dzg. Klein H, 127.
Diese (Familien) hauen fest zusammen,
sprechen plattdeutsch und gAen Fami^
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296
Schmeckwarst — Schm^rapfel.
lienschmätcsey die im Herbst Schmeck"
braten heifzen^ und in welchen die Spei-
sen in Partechaisen zusammengetragen
werden. (Danzig.) Soph.R. III, 348.
Schmeckwurst, /., Wurst, welche oach
dem Einschlachten und Wurstmachen
Freunden und Bekannten ins Haus zum
Schmecken geschickt wird.
Schmedderkatze, /., s. Schmadder-
katze.
Schmeer, n., s. Schmfir.
8chm6g, adj, u. adv.^ s. schmäg.
schmeidig, schmtdig, schmeifzig, adj. 1 .
geschmeidig, biegsam, weich. Die But-
ter ist schmeidigy sie läfzt sich leicht
schmieren. . . . das Eysen so lang es
noch wegen des Fewers schmeidig ist etc.
Linem., Oo3a. Bildlich vom Men-
schen: sanftmütig, nachgiebig, demü-
tig nach gebrochenem Starrsinn. Er
ist so schmtdig geworden, da/z man ihn
um den Firiger wickeln kann. 2. schlank
und doch kräftig gewachsen, gelenk^
biegsam, beweglich; von Stammen der
Gesträuche, Bäume, vom Menschen.
Eine schmeidige Wide, eine biegsame
Rute. Eine schmei/zige Tanne, eine
schlanke Tanne. Ein schmei/ziges Kerl-
chen, ein gelenker, beweglicher junger
Mann. Da hot so e be/zche lang* Nas,
addamansonst eschmeisja Kardel. Ermld.
Freisch. Manuskript, schmeifzig tritt
nur in der Bedeutung 2. auf. Nds.
smtdig, smtig, smtg, smedig, smeig, angs.
smethe, holl. smijdig, smedig, dän. smi~
dig, engl, smooth, Brem. Wb. IV, 864.
Schamb., 198a. Hennig, 238 f.
Schmeidigkeit, /. , Geschmeidigkeit.
Von schmeidig.
schmeifzen, st. 1. werfen. On dann
schmiet schwarte Wasch bawenop. D orr,
1. Wiew., 70. Die Teller hinschmei/zen.
2. schmieren, schlagen. Wat golt, et
fingt seck wei\ de die den Puckel schmeist.
Carm. nupt IV, 324 c. 2. mit Wurf
trinken. Einen schmeifzen, einen Schnaps
trinken. Sprw. I, 1532.
schmeifzig, adj., s. schmeidig.
Schmeifzigkeit, /., Geschmeidigkeit
Von schmeifzig. Vgl. schmeidig.
Schmfil, Schmfile, Schmtl, m. u. /.,
Dem. Schmekhen, pltd. Schmelke. 1.
Grashalm überhaupt. 2. Aira cristata
und fleaniosa L. ; auch Perlgras, Melica
caerulea; Acker windhalm Agrastis spica
venti L. Friedland Ostpr. Ihm geht
keine Schmtle — kein Schmtlchen mehr
in den Arsch, so fett ist er. Sprw. I,
127. Altmhd. smelehe, nd. smele, in
Bayern Schm£lchen (hier werden scherz-
weise dünne Beine Schmekhen genannt),
im Alemannischen Schmehk, lit smil-
gas, poln. smiatek. Schamb., 197b.
Schmellerlll, 469. Hennig, 335.
Vgl. Rade.
Schmeichenzagel, pltd. Schmfilkezagel
(a = a), m., hagerer, elender Mensch.
2. Pferd mit dünnhaarigem Schweif.
Schmelzer, m., Wachsschmelzer, der
das nach Danzig gebrachte rohe Wachs
zum praktischen Gebrauche zubereitete.
15. Jahrh. Danzig. Hirsch, 324.
schmengen, schmenkern, sw., s. schmän-
gen.
Schmlr, vhchd. Schmier, n. 1. Schmer,
das Fett auf dem Bauche und an den
Gedärmen, der Talg; es wird zu Schmalz
ausgeschmolzen. . . . und haben (die
Schweine) einen geschicinden Fhc/z des
Fetten ade?* des Schmieres. Linem.,
Tt4a. 2. dickliches Fett, das zum
Schmieren der Wagen gebraucht wird,
Wagenschmiere. 3. Prügel. Et gew
SchmSr. Übertragen aus 1. in gleichem
Sinne: Es gab Jackenfett.
Schmfirapfel, m. 1. Bratapfel; von
schmoren. 2. Apfel, der fettig anzu-
fühlen oder ölhaltig ist. Hennig, 238.
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Schmerbel — schmieren.
297
Schmerbel, m., Pflzn., s. Mill.
Schmergel, Schmirgel, m., Pflzn. 1.
Feigwurzel, Ranunculus ficaria L., poln.
szmerffiel Hagen, 580, 2. Feldspark,
Spergtüa arverms L. Nach Hagen,
492, Spergel.
schmergeln, sw.^ s. schmirgeln.
SchmfirhSker, m.y Höker, Händler,
mit Schmer; nach Mühling Yiktnalien-
händler überhaupt. Hennig, 238.
Schmfirkram, m.^ Kram, Handel, mit
Schmer und fetten Waren überhaupt.
Hennig, 238.
Schmerlecks, Schmarlecks, m., ge-
wöhnlicli im Dem. Schmerlecks -chen^
Schmarlech-cheUj Leckerbissen, wohl-
schmeckender Imbifz als unerwartete
Zugabe zur Mahlzeit. Da kost du ein
Schmerlecksclien. Es ist aber nur ein
Schmerleckscheny nur ein Weniges zum
Schmecken. Das gab heut bei Tisch
ein Schmerlechchen, eine kleine Näsche-
rei als Dessert: etwas Mehlspeise, Eis
etc. Tor Ttd mot klene Brocke an
klen Schmerlecksert dod man em (den
Lehrer) vnederiocke, Lhrztg. 4, 355 b.
Schemionek, 35: SchmaUeckschen^
von schmal und lecken y Bissen zum
Kosten, z. B. Probewurst. In der Ge-
gend von Saalfeld Schmaleckschen. Vgl.
Schmerlecksen.
Schmerlecksen, schmarlecksen, sw.,
leckern, von einer kostbaren Speise
(ein wenig) geniefzen; nach Mühling
in der Danziger Gegend schmausen,
gut leben. Gotts Lichting! nu ginget
cait SchmerUxen. Dzg. Nhg. Parad.,
49. Wt viätert mt dat Mül^ ön bdtke
to schmarleae! Carm. nupt I, 282, 14.
In Bayern Schmarren^ w., Brocken,
Stück, Bissen (Geiler von Kaisersb.).
Schmeller in, 472. Es würde mit-
hin Schmerlecksen bedeuten: ein Bröck-
chen, einen Bissen geniefzen.
Schmerlein, Schmerling, m., s. Schmar-
gel.
Schmfirpaudel, /., Pandel, welche die
Wagenschmiere enthält, s. v. a. Teer-
paudel. Von Schme7\
Schm§rsel, n., s. SchmierseL
schmerzlich, adv., bedeutend, gewaltig,
ungeheuer. Er ist schmerzlich reich —
hat schmerzlich viel Geld. Natangen.
Schmicke, /., s. Schmitze.
schmtdig, ad;., s. schmeidig.
Schmied, m. 1 . faber ferrarius. Nach
ihm sind genannt in Königsberg die
Schmiedebrücke y die Schmiedestrafze;
eine solche giebt es auch in Elbing,
während Danzig eine Schmiedegasse
hat. 2. Strich, den man beim Scheren
auf die Kette des Garnes (den Rand des
Aufzuges), von 8 zu 8 Ellen meistens
mit Kohle macht; er dient als Marke
und beii'zt seiner Schwärze wegen der
Schmied. Nach Marold heilzen die
Striche im Aufzugsgarn Schmitze und
stehen in Entfernungen von je 5 Ellen.
3. als MaTz: Leinwandlänge von 8 Ellen
(von Schmied zu Schmied) oder Stock.
Die Wirkersche hat schon 3 Schmiede
(gesprochen Schmidte) abgewebt. Fünf
Schmied machen ein Stück.
schmieg, schmtg, adj., schräge, schief.
Marold.
Schmier, Schmiere, SchmSr, /. I.Prü-
gel, Schläge. Schmier bekommen^ —
besehen^ — kriegen. Es liegt bei die-
sen, wie bei andern Prügelwörtem, wie
z. B. gerben^ wichsen^ der Gedanke zu
Grunde, als bearbeite man ein abge-
zogenes Stück Leder und nicht einen
lebendigen Körper. E. Förstern.
Schmier&§ch, /., Schmiere (zum Ein-
schmieren von Stiefeln, Wagen, Ma-
schinen); nutz-, wertlose Sache. Sper-
ber, 45. Vgl. SchmierseL
schmieren, pltd. schmSren, sw. l.li-
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298
SchmierliAus — Schmifz.
nere. Ein Butterbrot schmieren. 2. be-
stechen. Du motst em man g6t achme-
ren. Das Sprichwort: Wer gut schmSrty
der gut fä/irt, bringt die Erfahrung für
die Richtigkeit der Bedeatongen 1. u.
2. zum Ausdruck. 3. prügehi, schla-
gen. In diesem Sinne schwed. »möra.
zerschmieren, einen durchprügehi; ebenso
ab-, auf-, aus-, durchschmieren. Hen-
nig, 238.
Schmierhaus, pltd. SchmfirhQs, n. 1.
Ejrankenhaus, namentlich die Abtei-
lung eines solchen, in Welcher an der
Erätze und Yenerie Erkrankte mittels
der sog. Schmierkur behandelt werden.
Von Schmiere^ Schmer Salbe. 2. Sauf-
haus, Schnapskneipe. Von Schmtr
Trunkenheit.
Schmieroteic, m., unsauberer Mensch.
Gedanism.
Schmierpisel, m., ein in hohem Grade
schmieriger Mensch. Ebenso Schmier-
pott u. Schmutzpfisel, m. Mühling.
Schmiersei, pltd. Schmersei, n. 1. Salbe,
die zum Schmieren, zu Einreibungen
gebraucht wird. 2. Wagenschmiere.
Vgl. Schmer 2. Von schmieren. Hen-
nig, 238. Vgl. Schmierftich.
schmTg, o^?'., s. schmieg.
SchmTl, m. u. /., s. Schmfil.
Schmtr, m.^ Trunkenheit. Er ist im
Schmtr. Preufz.-poln. szmyr Dusel,
szmer Sausen im Kopfe. Davon Schmtr-
bruder, m., Trunkenbold. Vgl. SchmOr
und schwTsen.
Schmirgel, Schmergel, SchmSrgel, m.
1. ein Stück Speck, das schmirgelt.
Im Samlande Spirkel, im Ermlande Kri-
ichel; sonst auch Schurr, m. 2. eine
geschmirgelte Sauce aus Mehl^ Wasser
und etwas Speck, welche zu KartofiPeln
gegessen wird. Sie heifzt auch Pracher-
suppe. 3. nach Sperber, 28, Schmir-
gel auch die Tabaksjauche im Pfeifen-
abgufz.
schmirgeln, schmergeln, schmVrgeln, sw.
1. Schmer, Fett, Speck in der Pfanne
schmelzen, braten lassen, wobei der
eigentümlich zischende Laut zu hören
ist; daher auch in Fett braten, braten
und schmoren überhaupt. Sie hat den
ganzen Tag zu schmorgeln. 2. nach
schmirgelndem Fett riechen. Wenn ein
Scherben Fett einzieht^ so schrmrgeU er^
wenn er auch alt ist Sprw. U, 3144.
Davon schmirg(e)lig, im Samlande auch
schmurg(e)lig, adj,^ nach Schmirgel rie-
chend. 3. sich schmirgeln^ am heifzen
Ofen sitzen und sich den Rücken wär-
men, einprägein. Oes hier kein Funkke
Füer^ dabt öck schmörgle kannf Carm.
nupt, I, 282. Hier wohl auch s. y. a.
schmauchen. 4. Schemionek, 35:
schmorgeln^ beschmVrgeln, sich, trinken,
sich betrinken, aufschmirgeln, aufbraten.
ausschmirgeln, ausbraten, einschmirgeln,
ein braten lassen, verschmirgeln, ver-
braten. Im Götting. smorgeln schmo-
ren, in Bayern schmirkeln nach Fett
riechen, ranzig sein. Schamb., 198 b.
Schmellerlll,475. Bock, 60. Hen-
nig, 239.
schmirksen, sw., klecksend schmieren,
schmutzen, namentlich in beschmirksen,
beschmutzen.
Schmtrl, m., kleinste Falkenart, Zwerg-
falke, Falco aesalon. Nach Bujack,
367, auch Smirill, Schmerl; nach Bock,
Nat IV, 279, Schmirle; ahd. smirl,
mhd. smirlinc, smirltn. Schade, 834a.
Vgl. Kohl.
Schmirring, m., der gelbfüfzige Strand-
läufer, Sandläufer. Mühling. Der
System. Name ist nicht angegeben.
Schmilz, m. von schmelzen. 1. Hieb,
Schlag. Es giebt Schmisse. Ich habe
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Schmitz — schmorgen.
299
ihm auch so ein Dutzend Schmisse zu-
zählen lassen. Soph. R 11, 356. Und
kriffte unterwegs noch so einige Schmisse.
Ibid. m, 218. Hennig, 239. 2.
Währungseinheit beim Enopfspiel An-
schmeifzen (s. d.) der Knaben. Der
einfachste Knopf gilt 1 Schmifz, und
so giebt's nun, je nach dem Werte der
Knöpfe Zwei- bis ZwSlfschmisse, jedoch
nur in geraden Zahlen steigend. Der
ausgehöhlte Knopf, mit dem angeworfen
wird, heifzt Anschmifz, Au88chmifz.
Schmitz, m.^ Schlag, kurzer Schlag
auf die Fingerspitzen.
Sclimitze, /. 1. Schmicke, Klatsch-
ende der Peitsche. 2. nach Marold
s. V. a. Schmied 2.
schmitzen, sw. 1. mit der Peitsche
klatschen, knallen. 2. eine Belustigung,
bei welcher man gegenseitig mit den
Spitzen der gestreckten Zeige- und
Mittelfinger auf die ebenso dargehalte-
nen beiden Finger des Gegners schlägt.
Vgl. Volksr, 205, 762.
schmock, sdimack, adj.^ schmuck,
hübsch, zierlich. Das steht schmock^
das läfzt schön, kleidet gut. Hier kommt
de schmocke Jtmfer Anne. Dorr, L
Wiew., 14. So'n schmocket Feld. Dorr,
13. Mi Dochter^nugoaschmock (hübsch,
adv.) to Bedd. Ibid., 66. Geht Glöck,
gy Kwe Kästings- Gäste ^ eck seh ju
schmackcke (Dem. von schmack) oppet
beste. Carm. nupt V, 145 c. Engl.
smug^ wendisch smuc^ dän. smuk. Brem.
Wb. IV, 872.
ScIimOdlHrt, m.y schmutziger, unsaube-
rer Mensch; Ekelname, Schimpfwort.
Stein, Peregrinus XII, 82. W. MtsbL
V, 191. Vgl. SchmftdsaciL
sdimoddelig, adj., s. schmuddelig.
SChmSdigen, mo., „lindem, besänftigen,
schmeidig machen. Die Salbe schmo-
digty sie macht die verwundeten Glie-
der weich und gelenk^. Hennig, 239.
Vgl. sclimeidig.
SchmOdkoch, Schmuddeilcoch, m., un-
sauberer Koch; Mensch, der mit Speisen
nicht reinlich umgeht. Hennig, 239.
SchmOdsack, m., unsauberer Mensch,
namentlich ein schmutziges Frauen-
zimmer. Bock, 60. Hennig, 239.
Schmod Schmutz, in Bremen smitte^
engl, smuty holl. smette. Brem. Wb. IV,
867.
SClimOlen, sw.^ sich in der Stille über
etwas freuen, schmunzeln, lächeln. Sei
schmdld en bo/zken. EngL to smilcy
schwed. smäle^ mhd. smielen,
SChmSlen, sw.^ mit Rauch und ohne
Flamme brennen, gewöhnlich schwelen.
SchmOr, m., Trunkenheit. jE%* ist im
SchmoTy er ist betrunken. Vgl. SchmTr.
ScIimOrbraten, m., gedämpftes Fleisch,
das nachträglich noch gebraten vnrd.
S. Schmorfleisch.
SchmOrbmder, -finic, m., Saufbruder,
Trunkenbold.
schmoren, sw. 1. dämpfen, Fleisch in
verschlossenem Topfe kochen. 2. sich
stark erhitzen. In der Küche schmoren
müssen, am Herde die Hitze aushalten
müssen. Er schmort gu^, ein solcher,
der am Herdfeuer steht oder warme
Kleider in der Sonnenhitze trägt. Sich
am hei/zen Ofen schmoren, 3. kneipen,
saufen, stark Schnaps trinken. Er
schmort gut, — hat sich beschmort, ein-
geschmort. 4. stark Tabak rauchen.
Sperber, 28. Bock, 60. Hennig,
239. Vgl. schmirgeln.
Schmorfleisch, m., Fleisch, das ge-
schmort ist.
SchmOrgel, m., schmSrgein, sw., s.
Schmirgel etc.
schmorgen, sw., s. sich, sich Sorge
machen, vor Sorge abzehren. T rei-
ch el.
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300 Schmdrpfamie — schmostern.
Schmorpfanne, /., Pfanne, worin Piasmacher. Mühling. Von Schmü.
Fleisch geschmort wird. Von achrnd- In Bayern Schmicser. S ch melier UI,
ren L 477.
SchmOs-chen, /„ s. Schmftchen. Schmunzel, /., Braut, Geliebte.
Schmü, m., Vorteil, Nebengewinn, Schmunzelmus, /., dünnes, mit Speck
Profit, Lohn für eine Unterhandlang, abgemachtes Roggenmus. Nordenbarg,
mit dem Nebenbegriff der Unredlich- Vgl. Schmunzelsuppe.
keit. Von dem hebr. schmuah Gerücht, schmunzeln, schmuzeln, m. 1. wohl-
eitle, alberne Rede, in der Bedeutung: gefällig lächeln. In den Bart schmun^
was kommt dabei heraus. Sich einen zeln. Beim Wart Liebeshistörchen schmt^
Schmu machen. In Danzig: einen Sch/nül zelte sie. Soph. R. IV, 130. 2. lieb
machen; in Bayern Schmus. Schmel- haben, lieben. Sie schmumein sich^
1er HI, 477. sie lieben sich. Samland. Schmel-
SchmQchen, /., s. Schmftchen. 1er III, 479: schmutzein.
Schmuddel, m., Schmutz, Unreinlich- Schmunzebuppe, /., Suppe, die man
keit; unreinliche, schmutzige Person, lieb hat, die man gern ii'zt; Fettsauce.
Für Posen Bernd, 269; für Oberlaus. Von schmunzeln 2. Samland. Vgl.
Anton, 12, 20. Schmunzelmus.
Schmuddelbart, m., Scheltwort auf ein schmurgelig, odf/., s. schmirgeln.
Rind, das nach dem Essen ein be- Schmurl(S,9n.,dereinzelne£ntleerungs-
schmierte$ Gesicht hat. Du bist ein schul'z bei Diarrhöe. Das Wort ist
kleiner Schmuddelbart. tonnachahmend. Davon schmurksen,
Schmuddelei, /., Unsauberkeit, etwas sw.
milder als Schmuddel. schmQscheln, schmQsern, sw.^ s. schmü-
Schmuddeler, m., schmutziger, unsau- stem.
berer Mensch. Mühling. SchmQs-chen, m. u. /., s. Schmftchen.
schmuddelig, adj.^ schmutzig, sudelig, schmllserig, adj.^ mühselig, elend,
unsauber, unordentlich. Schmtcddlige Mühling. Vgl. misrig.
Hände. Ein schmuddeliges Frauenzim- SchmQsterke, w., das Lächeln. Hei
mer. Eine schrmiddelige Wirtschaft. Ut en Schmvsterke^ er lächelte ein-
In Westpr. auch schmoddelig. Wacht mal.
man^ du schmoddliget Schischkewater ! sehmüstert2iChen,sw.=8chmifStem.OheT'
Dorr, 1. Wiew., 67. Nds. smvMelig^ land. Mühling.
\u ^omm&cn muddelig. Brem. Wb. IV, schmQstern, schmQfzem, schmOsem,
871. Schamb., 198b. Dähn.,313b. schmQscheln, 8tc., mit Wohlbehagen und
Schmuddelkochy 971., s. SchmOdIcoch. Selbstgefälligkeit lächeln, in sich hin-
schmuddeln, sw.^ schmutzen, sudeln, ein lächeln, schmunzeln, besonders über
Davon verschmuddeln, beschmuddeln. eigenen Vorteil. Im Dustem ist gut
Schmul, Schmll'l, Schmfl. 1. m. jud. schmustem. Se deed, as heerd se nich
Vorname, der sehr häufig auftritt = en Woort^ On schmusterd doch mench-
Samuel^ nach jüdischer Aussprache rnoal. Dorr, 23. Vgl gtmen. In
Schmuel. 2. zur Bezeichnung für einen Bremen smunstem^ smunsterlachen, in
Schacherjuden. Holstein smustem^ smusterlac/ien^ in
SchmQmacher, ?/}., Gewinnsüchtiger, Fornmernsmustemundsmüstem. Brem.
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Scbmütschke — Schnappsack.
301
Wb. IV, 873. Schutze IV, 133.
Dähn., 435b. Hennig, 240.
SchmOtschke, n. und /., s. Schmft-
chen.
Schmubhammel, m , schmutziger, un-
reinlicher Mensch.
schmuzeln, m., s. schmunzeln.
schnabbeln, sw.y eigentlich schnäbeln
von Schnabel; auch schnibbeln. 1. es-
sen. Habt ihr was zu schnabbelnf
Das ging schnibbel, schnabbel^ da war
die Schüssel leer. Vgl. Sprw. II, 2386,
2. reden, sprechen. Er schnabbelt in
einem wegy er plappert unaufhörlich.
Sich verschnabbeln, sich in einer Rede
versprechen, etwas Verkehrtes sagen;
wider den eignen Willen ein Geheimnis
ausplaudern. In der Bedeutung von 2
auch: schnobbeln, verschnobbeln, ver-
schnabbelieren, verschnubbeln, verschnap-
pen. In Pommern snvhbeln straucheln;
stick versnubbeln einen Fehler im Spre-
chen machen. Dähn., 439b. Bock,
75. Hennig, 24L 291.
Schnabel, m., Mund. Er redete wie
ihm der Schnabel gewachsen ist
schnab(e)lieren, auch schnabulieren,
SU7., zunächst von der Ente und an-
dern Vögeln, welche beim Fressen
gierig und hurtig den Schnabel be-
wegen; übertragen: schmausen. Do he
met Appetit dat Gdn/zken schnabbeleret
Carm. nupL I, 298, 1. Hei kann hier
manchet svhnabelekrej wat hei so ßen
noch norgends sähch (sah). Nowack,
72. Hennig, 240.
Schnabelkraut , n. , rundblättriger
Storchschnabel, Geranium rotundifolium
L. Auch schierlingsblättriger Reiher-
schnabel, Erodium cicutarium UHirit
Hagen, 718. 709.
SChnäblig, adj.j vorlaut, zudringlich,
seinen Schnabel in fremde Angelegen-
heiten stecken. Friedland Ostpr.
schnabulieren, sw.^ s. schnabelieren.
SChnacIcsch, ad)'., possierlich, wunder-
lich, lustig, seltsam; von Schnack
Scherzrede, lustiger Einfall, Posse.
Ejin schnackscher Mensch. Dat sit
schnacksch vt Ich bin eine Canaille^
wo das nicht schnackisch war. Soph.
R V, 146. Et oj'z verwahrlich recht
met ju en srhnackschet Wesen, Carm.
nupt. lU, 50d. On plapperd pure
schneaksche Seaken. Dzg. Nhg. Parad.
45. Hennig, 240: schnakisch.
Schnaic, (?), Schlange. Treichel.
In Bremen Snake, engl, snc^j dän.
snog. Brem. Wb. IV, 873.
Schnalle, /., Hure.
schnallen, sw.^ übervorteilen, prellen.
Mühling. Auch schnellen.
Schnäpel, m.^ einer, der seinen Schna-
bel überall hinsteckt, überall mitredet,
ein Grünschnabel, Gelbschnabel. Im
Götting. snappenlicker^ m, Schamb.,
199 a.
Schnäpel, Schnepel, Snepel, bei Hen-
nenberger, 29, Schneppel, m., der Ost-
seescbnupel, Coregonus lavaretus L.;
auch Seemaribie, lit., kur. sykas^ kass.
brzona^ brzoL Benecke, 150.
Schnäpelpant, /., Pant zum Fange der
SchnäpeL Kurisches Haff. Beschrei-
bung und Abbildung in Benecke, 393 f.
Fisch. -Ordnung f. d. kur. Haff § 28:
Schnepelpant.
schnappein, sw.y verstärktes schnabbeln^
mit dem Schnabel durchsuchen. Die
Enten durchschnappeln den Sumpf.
Schnäpper, m., s. Schnepper.
Schnappern, sw,^ die Spitze der Gänse-
kielfeder abknipsen, abschnappen. Im
Rätsel sagt der Gänsekiel von sich:
Man schnippert mich, man schnappert
mich. Tierräts. 86.
schnapps, interj., s. Schwapps.
Schnappsack, m., Brotbeutel, Ränzel,
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802
Schnapshöker — Schnaazhahn.
Reisesack zur Aufbewahrang trockener
Speisen. Einderreim: A^b ab^ mtn
Schnappsack etc. Volksr., 112, 466.
Im Samlande Schlammsack. Vgl Kos-
sack.
Schnapshäker, m, Höker mit Schnaps,
Spitzname für den Apotheker. Trei-
chel.
SChnarken, 9W, 1. schnarchen. 2.
schwatzen, s. v. a. schnarren 2. Da-
von: Schnarker, m., Schnarcher; leicht-
fertiger Schwätzer. und ward der
Schnarcher seinen armen und betrübeten
Nachbahm^ nach vieler Müh und Ar-
beit^ gleich recht. Linem., Kk 3a.
Schnarkerei, /., Geschnarche, leichtfer-
tige Rede, Schimpfrede. Aufz dem
Cholerisc?ien temperament entstehen Ey ff er ^
Jäher Zorn: . . aufz diesen entstehen alle
Effecta Cholerica, als Krieg^ Empörung^
Tyranneyy Trotz, Widersetzlichkeit,
Schnarckerey, Stoltz, übermuht etc.
Linem., Aaa 2b.
Schnarp, m., s. Grasser.
Schnarraback, m., im Volksrätsel der
Storch. S. Tierräts. 90.
Schnarre, /. 1. Knarre der Nacht-
wächter. Zu Hennigs Zeit wurden
in Königsberg mit der Schnarre noch
die Standen angezeigt, jetzt wird diese
nur bei entstehendem Feuer in Bewe-
gung gesetzt. Hennig, 240. 335.
2. Er hat sich die Schnarre eingeuyichst
— gut geschmiert, er hat sich einen
Uausch angetrunken Sprw I, 445.
In gleichem Sinne: Er hat die Schnarr
im Gang. Tiegenhof.
schnarren, sw. 1 . eine Schnarre in lär-
mende Bewegunp^ setzen. 2. laut und
viel reden und dabei lärmen wie eine
Schnarre; über eine Sache sprechen,
die man wenig oder gar nicht versteht.
^ ist ein Schnarrhans, ein Schwätzer.
Welches dann nicht anders, als durch
die Edle Trigonometria und Geometria
mag verrichtet werden, so mancher
Sphaerische Schnarrhans nicht einsten
von aussen angesehen. Linem., R 4a.
Linemann hat für schnarren 2 auch
schnarken. Oder welcher (Landmesser)
sich keiner justen und genawen Instru-
menten und Ketten gebrauchet, und den-
noch schnarchende sich vernehmen lasset.
Er habe das seinige gar genaw und
accurat verrichtet. A. a. O, Yy3a
Schnarrwachtel,/., s. Grasser.
Schnäsel, m., junger au%eblasener
Mensch; ebenso Stisel. Kr. Neustadt.
Treichel.
Schnatter,/., Mund, Maul; you schnat-
tern. Die Schnatter halten.
Schnatterhans, -maul, -Ilse, etc.,
Schwätzer, Schwätzerin. Vgl. Bernd,
271.
schnauben, pltd. schnüwen, st, schnup-
fen, eine Prise Tabak nehmen. Schnif-
ke schnüwe schnöfft hei nich, man Brann-
wtn supe soppt hei sehr. Wer schnSppt,
der soppt, der Schnupfer ist ein Trin-
ker. Sperber, 29, hat für schnupfen
schnoben. 2. schneuzen. Schnaub ein-
mal! Schnaub dir doch die Nase.
schnausen, pltd. schnflse(n), sw. 1. zur
Bezeichnung des eigentümlichen Sau-
sens der Luft, das durch eine schnelle
Bewegung hervorgebracht wird. Das
ging, da/z es man so schnauste. 2. nach
Mühling s. V. a. schnaufen.
schnauben, sw., von Schnauze, grob
anfahren, daher gewöhnlich anschnau-
zen, mit harten und heftigen Worten
jemand anfahren. Ich schnavzte sie an:
y,Sie sind vielleicht Braut oder so wasf*^
sagte ich. Soph. R. I, 638. Hennig,
241.
Schnauzhahn, m., junger Bengel mit
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Schnecke — Schnepfe.
803
grober Schnauze, GTobian,Grün8chnabel,
Gelbschnabel. Pr.-pob. mosek^ miokos,
Mrongov. II, 662b.
Schnecke, /. 1. Wasserschraube.
2. in der Niederung Windmühle zum
Abmahlen, d. i. Ausschöpfen des Was-
sers mittels einer Schnecke. Pas-
sarge, 222.
Schneeblume y /., gemeines Schnee-
glöckchen, Galantkus nivalis L. Auch
Schneetropfen. Hagen, 354. Im
Weichseldelta Schneeguckerchen, -kucker-
Chen. Treichel, Volksth. IIL
SChneeen, sw,, schneien. Es schneet.
Es hM diese Nacht tüchtig geschneet
Es ist alles verschneet,
Schneeguckerchen, n., s. Schnee-
blume.
Schneesieber, m., Mensch, der den
Schnee siebt, Bummler. Treichel.
Schneevogel, Schneeammer, Emberiza
nivalis. Bujack, 376.
Schneffei, m., Hornhecht. Danzig.
S. Homflech 2.
Schneidebraten, m.^ Braten aus der
Garküche. Ehedem hieizen die Gar-
köche Bratenschneider. Danzig. Klein
H, 134.
schneiden, pltd. 8chnTde(n), st 1.
lügen. Der schneidet gut. Davon auf-
schneiden. He schnitt möt dem Cfren-
schälge, er schneidet mit dem grünscha-
ligen (Messer), d. h. er lügt. Sprw.
I, 3368. 2. sich schneiden^ täuschen,
irren, übel anlaufen. Der hat sich ge^
wältig geschnitten,
Schneiderabend, m., s. Schneider-
stunde.
Schneiderfisch, m., s. GSselitz.
Schneiderkarpfen, m., Hering, weil
ihn arme Schneider häufig zur Mahl-
zeit haben.
Schneiderkourage, /., Krätze. In ei-
nigen Gegenden des Königr. Sachsen
heifzt sie heimliches WoMlAen. Müh-
lin g.
schneidern, sw,y „als Schneider arbei-
ten, ohne das Meisterrecht zu besitzen.**
Hennig, 241. schneidern gehen^ von
Nähterinnen, die in Familien Frauen-
kleider anfertigen, Wäsche nähen oder
ausbessern.
Schneiderstunde, /., Dämmerstunde,
s. y. a. Schimmerstunde. Sie heiizt
auch Schneiderabend. Mühling.
Schneiderzeche, /., die Zeche zu glei-
chen Teilen bezahlen. Wir wollen keine
Schneiderzeche machen, sagt derjenige,
welcher für die ganze Gesellschaft die
Zeche bezahlt.
Schneidung, Schneiding, /., schmerz-
hafte Empfindung des Schneidens.
Leibschneidung ^ Leibschneiden. Schnei-
ding in den Augen^ Augenschmerzen.
Schneiz, /., ein durch den Wald ge-
hauener Weg. Samland.
SChnfilcem, sw.^ in allen Ecken, an
allen Enden umhersuchen Er schnikert
überall ^rum. Treichel.
Schnellemachfort, /., Diarrhöe. S.
DUnne.
schnellen, sw,, s. schnallen.
Schnellerung, /., Beschleunigung (der
Bewegung, Fallgeschwindigkeit). Auch
mag solche Schnellerung nicht gefunden
werden im Dinge, das beweget wird,
Linem., I 2b. Weil nun zur Schnel-
lerung eines fallenden Gewichtes etwas
eufzerliches zustofzen müsse etc, . . .ich
spreche, dafz im Luft-Revier eine
Schnellerung der Bewegung vorhanden
sei etc. Ibid., I3a u. ö.
Schnepel, Schneppel, m., s. Schnäpel.
Schnepfe, Schneppe, /., Hure, die auf
der Strafze Kundschaft sucht. Früher
die Schnepper der Schnappgalgen; Hu-
renschneppe (später l^urzweg Schneppe)
besonders deshalb, weil Huren an den
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304
Schnepper — Schnifchen.
Schnappgalgen vorzagsweise zu kom-
men pflegten. Vilmar, 362. In Zu-
sammensetzungen: Schnepfenjagd, -strich,
-zug.
Schnepper, m. 1. Werkzeug zum
Aderlassen. 2. schnappender Thürver-
schlufz^ Riegel über dem Schlofz. 3.
Schlüssel zur Öffiiungdieses Verschlusses.
Poln. sznyper^ szneper,
Schneppern, S2I7., schnappend schliefzen.
Die Thür schneppert gtit^ fallt passend
ins Schlolz. Es hat geschnepperty hat
gut gepafzt.
schneppsch, adj. u. adv.^ s. schnippsch.
Schnerz, m., im Yoc, 749, Snerker
für altpr. droansey Schnarrwachtel, s.
Grasser.
Schnewe, /., Kunde, Witterung. Von
etwas Schnewe kriegen, etwas verlauten
hören, von einer Sache Wind, Witte-
rung bekommen. Altpr. sinnat, lit.
zinötiy lett. sinnahty poln. znacy russ.
znaf wissen, kennen; poln. znawca
Kenner. Nsslm., Forsch. 3; Th.,
166.
Schnibbe, pltd. SchnUbb, Schnebb, /.
1. Schnabel, Muod. Halt die Schnibb\
halte den Mund! 2. Nase. Er mufz
seine Schnibb überall haben. 3. die
vordere schnabelartig auslaufende Tail-
lenspitze an Frauenkleidem. 4. früher
„ein spitzig herablaufendes Läppchen
von Flor oder feiner Leinwand, auf
Drath gezogen, welches das Frauen-
zimmer in tiefer Trauer vor der Stime
trägt*^. Hennig, 241. Im Winter tru-
gen früher die Frauen der Dzg. Nhg.
Schneb on Kappy Schnibbe und Kappe,
auch Stimtuch genannt. Violöt, 173.
Li Bremen Snibbe, Snippey in Pommern
Snippy im Götting. snippe^ holl. snebbe^
in Posen Schnippe. Li Hessen Schnippe, '
f. u. m.y Vorderteil des Kopfes, Ober-
teil der Nase bei Tieren. Brem. Wb.
IV, 889. Dähn., 438b. Schamb.,
200a. Bernd, 27L Vilmar, 363.
Schnibbel, m. 1. Schnabel. 2. penis
kleiner Knaben.
schnibbeln, sw,y s. schnabbeln.
schnibbem, sw. 1. umherriechen; die
Nase voraus, dem Gerüche nachgehn,
spürend suchen, schnüffeln. 2. Bild-
lich: sich in alles mischen, sich um
alles bekümmern^ die Nase überall ha-
ben, alles besehen und untersuchen
wollen. Er schnibbert überall umher —
schnibbert alles durch. Auch: SChnip-
pern, schnllppern, schnOpem. Hennig,
241. beschnuppern, beriechen, beschnüf-
feln, neugierig besehen.
Schntbe, /., Schnupfen, s. SchnTwe.
schntben, schnTfen, sw.y s. schnOwen.
SchnTbus, m., Schnaps. Vgl. Schlhis.
Schnifchen, pltd. Schntfke, Schnllwke.
1. m. Schnupftabak. Hol mir für'n
Groschen Schniefke. Schntfke schnüwe
schnöfft hei nich = er schnupft nicht,
ist kein Schnupfer. On Schniefke
schnwioCy schnuw* ock oh Volksl. 56,
38, 5. Erseht Näs' denn Schntfke.
Sprw. I, 2754. Ootts Schock Schntfke!
scherzhafter Fluch. 2. n., eine Prise
Tabak. Und nun nahm Herr Z. ein
Schniefchen. Schaltj. 1, 438. Zahl-
reich in volkstümlichen Redensarten:
E Schntfke on e Schnaps, dat os Hand-
werker Maner. Sprw. I, 3376 ff. Bock,
60. Hennig, 242. 3. Gifthahnenful*z,
Ranunculus sceleratus L. Dönh. In
Zusammensetzungen: Schntfkebart, m.,
Bart in dem Schntfke sitzt, auch auf
die Person übertragen. SchnlfkedOs, /.,
Tabaksdose. Schntfkenas', wie Schntfke-
bart. Schnffkefarbe, /., Farbe mit der
des Schnupftabaks übereinstimmend.
SchnTftabak, m.y Schnupftabak. Heft
de Näs voU Schnieftabak. Volksr., 240,
846.
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Schnife — Schnipp-schnapp-scbnurr.
305
Schnife, /.., schnlfen, sw.^ schntfig, adj.,
s. SchnTwe etc.
Schntfke, m. u. n., s. SchnTfchen.
schnigger, acfy\ u. adv, 1. hurtig,
munter, lebhaft, schnell, schlank.
E Bchniggre Jungfer. Schnigger gehn.
2. nett. Ein schnigger Mädchen^ ein
nettes Mädchen. Das läfzt ihr schnigger^
das steht schön. Hennig, 241. In
Bremen snigger^ im Götting. snicker^
snecker reinlich, sauber, in Osnabrück
snogger^ hoU. snogger und anugger^ in
Pommern mOgger. Dan. mög hübsch,
artig. Brem. Wb.lV, 892. Schamb.,
200a. Dähn., 440a.
SchnTpel, w., Frack, von den schnabel-
artig auslaufenden Schöfzen.
schntpeln, sw.^ sichj den Frack an-
legen, überhaupt sich festlich kleiden«
Schnippergeld, n., Schnippchen, Hohn,
Spott. Und ob die Tage gleich viel
kürtzer als die Nacht, Will er bey trü-
ber Nacht doch süfze Stunden zehlen.
Doch wer zu ndschrich ist, bekommt oft
Schnipper-Geld. Wer um ein Mädchen
wUl wie auf dem PferdrMarckt dingen^
und die Verpflichtungen en bagateU
nur hält, Den pfleget man, so wie die
Katz vom Speck zu bringen. Carm.
nupt. III, 61c.
schnippern, sw. 1. in kleine Stück-
chen schneideu, s. v. a. schnipseln (s.
d.). Vgl. Schneppern. 2. s. v. a. schnib-
bem (s. d.).
schnippe, interj.^ schallnachahmend ;
zur Bezeichnung des kurzen, schnippen-
den Tones, den ein Schnitt mit der
Schere verursacht. Ein Messer her,
ich schneide das Band schnips ent-
zwei! Soph. R I, 349. Schnips war
der Nagel weg. Vgl. brdz, bums, par-
dauz, plauksch, schmauks, schnurr,
schwaps.
Schnipps, m., Dem. Schnipps-chen,
Fritcbbler, WörtOTboeb O.
Schnipsel, in weiterer Verkleinerung
Schnipselchen, kurzer Schnitt; von der
Interjektion schnipps. Ein Schnips und
die Geschichte ist ah. Ein Schnipschen
Band, Zeug, Brot Auch zur Bezeich-
nung eines kleinen Restes: Ein Schnips-
chen Licht. Ein Schnipselchen Papier,
Vgl. End' 3.
schnippsch, auch schnibbsch (Hen-
nig, 241), schnSppisch, pltd. schneppsch,
SchnVppsch, adj. u. adv., schnippisch,
vorweg spitzig kurz, keck, frech in
Rede und Geb&rde; vorzugsweise von
Mädchen und Frauen. Sie ist ein
schnippsches Ding, — hat ein schnipp-
sches Wesen, — antwortet schnippsch.
Schnöppisch mit dem Maui, sonst stin-
kend faul. Die junge Frau, die frei-
lich etwas schnippsch ist, konnte das
Crichem nicht lassen. Soph. R. HI,
386. Die schnippsche Frau Malgri.
Ibid. VI, 535. Wortspielend sagt ein
Mädchen, dem eine Prise Tabak an-
geboten wird: Ich bin nicht schnippsch,
soll heifzen : ich schnupfe nicht. Sprw.
I, 3381. In Berlin heifzt's in diesem
Falle: Ich bin nicht schnuppsch. Vgl.
Brem. Wb. IV, 881. Dähn., 438b.
Schamb., 199b. Bernd, 273. Wei-
gand n, 620.
Schnippschen, n. 1 . Dem. von Schnipps
(s. d.) 2. Nasenstüber, Enipschen.
Den Lorbeer für das Haar und Schnipps-
chen für du Nase. Soph. R. I, 238.
Vgl. Knips.
Schnipp-schnapp-schnurr, n., Karten-
spiel, namentlich im Kreise von Kin-
dern, nach der Formel: Schnipp!
Schnapp! Sclmurr! Baselorum! Die
niedrigste Karte der niedrigsten Farbe
(die Sieben in Karo) wird mit dem
Rufe Schnipp ausgespielt; die Acht
sticht mit Schnapp; sie wird gestochen
mit Schnurr; mit Baselorum wird der
20
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306
Scbnippsel — schnfwig.
Stich eingezogen. Zar ersten Tour
sind somit die Karten Karo 7 — 10
verbrauclit; för die zweite folgen Bube,
Dame, König, As. So hat jede fol-
gende Farbe (Coeur, Pik, Treff) ihre
zwei Touren. Der Hauptreiz des
Spieles liegt in der Schnelligkeit, mit
der ausgespielt, gerufen und gestochen
wird. Sieger ist, wer die meisten
Stiche hat, oder seine Karten zuerst
los ist. Die niedrigste Zahl der Spie-
ler ist vier. Basdorum ist eine Kpr-
rumpierung von Apoatolomm; das Spiel
ist mithin das Schnipp- Schnapp-Schnurr
der Apostel, welche zunächst als die
Spielenden gedacht sind. Sehr oft
hört man noch hinter Schnvar das (un-
gehörige) Eleimwort Bwrr^ durch dessen
Einfägung die Regelmäfzigkeit der Tou-
ren unterbrochen wird. Vgl. Vilmar,
363, unter Schnipp. Weigand II,
620.
Schnippsei, m. u. n., Dem. von
Schnipps (s. d.), Schnitzel.
schnippsein, «to., schnitzeln, nament-
lich mit der Schere in kleine Stücke
schneiden: abschnipseln. Nd. mippeln^
mippem, holl. snippelen^ mipperen. In
Bayern schnupfen, achnipfeln auTzer
dieser Bedeutung noch: mit leichter
flinker Bewegung nehmen, entwenden;
mit kurzen Z&gen trinken. Brem. Wb.
IV, 893. Schmeller III, 493.
schnirgeln, »w.^ saufen, beschnirgeln,
sicA, sich betrinken, berauschen. T rei-
ch el.
Schnirkel, m., unzuverlässiger Mensch,
der „bald so, bald so^ ist, der im
Schnörkely in gewundener Linie, geht,
handelt.
schnlrkeln, «to., Schnörkeln, Schnörkel
machen.
schnirksen, schnitzen, sw,, Wasser
durch die Zähne schnellen, s. v. a.
nitten (s. d.). Treichel.
schnlrzen, 8to., s. d vor.
Schnitt, 77}., Rausch. Er hat einen
Schnitt, Sprw. I, 445.
Schnitt, Pflzn., s. Saueramp.
Schnittchen, pltd. SchnSttke, n. 1. Dem.
von Schnitt (schneiden), 2. nach Möh-
ling ein Backwerk von Blätter- oder
Butterteig, das in länglich- viereckige
Form geschnitten ist. Dasselbe bei
Schemionek^ 86: Schnödchen, VgL
Kränzchen.
Schnittgras, n., spitzkantige Segge,
Carex acuta L. Hagen, 981.
Schnittke, /. 1. rote Rübe, Bartsch
(s. d.) Schnittkensuppe, /, Bartsch-
suppe, auch Bfitensuppe, Zwickehuppe,
BotschwTn. Nsslm. Th., 166, fragt:
etwa zu russ. snit, poln. hUika Aego-
podium? Vgl. Schnitzel.
Schnittloch, n., Schnittlauch. S. Prts-
loch.
Schnitzel, plur.^ zerquetschte Reste
der Runkelrübe, ein gutes Viehfut-
ter. Treichel, Volksth. HI. VgL
Schnittke.
Schnitzger, m.^ Tischler. Dzg. W.
Seidel, 34.
Schnitzker, pltd. SchnStzker, m.^ Messer
des Böttchers. Oberland.
SchnTwe, Schntbe, Schnffe, Schnttf
(statt t auch w), /., Schnupfen; Rotz-
krankheit der Pferde. Hennig, 242:
^chnüve. Er hat die Schnüve. In Pom-
mern Snowe^ Snäwe zunächst der Ge-
ruch. Dähn., 439 b.
schnTwen, schntben, schntfen, sw.^ mit
pfeifendem Tone atmen, schnaufen.
Von Schnifjoe.
schnlwig, schntbig, schnffig, adj, von
Schniwe^ verschnupft; bei Pferden rotzig.
In Pommern möwsch. Dähn., 439b.
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SchDobbd6k — Schaubbeltuch. 307
Schnobb-y SchnobbeldOk, n., s. Schnub- eine überflüssige, dumme Bemerkung
beltuch. etc.
schnobbeln, sw.^ s. schnabbeliu SchnVf, m.^ Schnupfen, s. Schnlwe.
schnoben, sw., s. schnauben. SchnSffel, m. etc., s. Schnllffel etc.
Schnodder, m,y Nasenschleim, Rotz. schnOpern, sw.y s. schnibbern.
Er weint Schnodder und Rotz. WSsch SchnVppeldock, n., s. Schnubbeltuch.
dt den Schnodder von de Back^ sonst schnoppratzig, od)'., naseweis. Ma-
denkt de Bür, et glddtst Sprw. 1, 285. rold.
Ausruf: Schnodder und Rotz! in dem schnSppsch, adj.^ s. schnippsch.
Sinne von: Donnerwetter! Königsberg. Schnorgel, SchnVrgel, Schnurgel, /.,
Nds. Snotte^ angs. snot, engl. u. hoU. Nase, Mund, Schnauze. H61 de Schnor-
snot^ dän. snat^ snot^ in Pommern gel^ halte den Mund! Bock, 60. S.
Snodde, Snodder. Brem. Wb. IV, 899. beschnorgeln. Vgl. Schnllffel.
Dähn., 4:39a. In Posen der Schnuder. Schnorgel, w., unreife, vorlaute Per-
Bernd, 273. Bock, 60. Die Göttin son, welche überall die Schnorgel hin-
Snotrc^ die Geschneuzte. Simrock, einsteckt, mitredet.
Mythologie, 5. Aufl., S. 400. Grimm, schnorgeln, schnVrgeln, schnurgeln, sw.,
Myth. II, 843. durcfi die Nase laut atmen; mit der
Schnodderbartel, m,^ s. Rotzbartel. Nase den Schnodder hochziehen ;schnar-
Schnodderdorf, Ortsn., s. Brandwe- chen; nach Sperber, 86, schnurfein,
then. nach T reiche! auch schnorken. Vgl.
Schnodderhyazinthe, /., Stemhyazinthe, schnüffeln 1.
Endymion non scriptus Garcke^ wohl der schnorren, «to., schnurren, umherzie-
weil'zen Blüte wegen. Er. Neustadt, hend bettehi. Davon Schnorrer, m.,
Treichel, Volksth. III. Schnurrer. Klingt, als stamme es aus
Schnodderjan, m., Schimpfwort. dem Hebr., rührt jedoch nicht daher;
Schnodderlappen, m., Schnupftuch, es kommt nach der Ansicht vieler
Mühlin g. daher, daTz die polnischen Bettler ihren
SChnoddem, sw., den Schnodder aus- Wohlthatem „Schnurren** zum besten
werfen; damit besudeln; mit einer vol- gaben und deshalb Schnurrer ^ Schnot*-
len, schnupfigen Nase Geräusch ma- rer^ genannt wurden,
chen. schnSrren, schnurren, sw., schrumpfen,
Schnoddemase, pltd. -näS, /., unsau- faltig oder uneben sich zusammenzie-
bereNase; aber auch Schimpfwort auf hen, durch flitze, Dürre, Alter. Gr-
einen vorlauten, mokanten Menschen. schnörrtes Obst Der Alte ist recht zur
SChnodderrotzfett, oc^'., zur Bezeichnung sammengeschnurrt,
grofzer Fettigkeit. Kgsbg. SchnSrrhitze, pltd. -hStt, /., glühende,
schnoddrig, ac^. 1. voll Schnodder, druckende Hitze, welche den Boden
rotzig. 2. übertragen zur Bezeichnung ausschnörrt. Elbinger Ndrg.
eines unreifen^ naseweisen Menschen. schnUrzen, sw.^ s. schnurzen.
Er ist ja man noch ein schnoddriger Schnttrzkuchen,?^., pfannkuchenartiges
Junge. 3. verwerflich, überflüssig. Gebäck. Vgl Kröpfen, Porzel, Bah.
Eine schnoddrige BeTnerkung^ Redensart, Schnubbeltuch, pltd. SchnobbeldOk,
20*
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308
sohnubbern — Schmirgel.
Schnobbdök, n., Schnapftach, Taschen-
tuch. In der Dzg. Nhrg. SchnVppeldock.
Viol^t, 104. Hennig, 242.
schnubbem, sw.^ schnuppem.
schnucken, schnucksen, sw.y krampf-
haft schluchzen, aufstofzen, schlucken,
den Schlucker haben. Mielcke II,
212b. Schemionek, 36.
Schnucker, m.^ s. Schlucker.
SchnQdely m,y Dem. Schnüdelchen^
Kosewort für Hunde und kleine Kin-
der. Nach Sperber, 29, auch SchnQ-
ter und SchnOterchen. Vgl. SchnQt,
Schnlife. /., Schnupfen, s. Schnlwe.
Schnufer, m.y Ekelname und Schimpf-
wort. Stein, Peregrinus XII, 82. W.
Mtsbl. V, 191. Vgl. Schnüffler. ^
Schnliffel, pltd. SchnVffel, m. 1. Nase.
Er mu/z seinen Schnüfel überall haben.
Er hat überall den Schnüfel voran.
2. Mund. Halt' den Schnüfel! 3. eine
Person, welche schnüfelt; namentlich
ein unreifer junger Mensch, der vor-
laut und altklug in der Gesellschaft
älterer Personen aufbritt. Das ist ein
rechter Schnüfel! Vgl. Schnorgel.
Schnllffelmarkt, m.^ Platz in Danzig,
auf dem früher Schaufeln^ pltd. Schuf el^
verkauft wurden. Löschin, 43.
schnüffeln, pltd. schnüffeln, sw. 1.
schnaufend atmen. In diesem Sinne
auch schnorgeln^ schnorgeln, schnurgeln.
2. herumriechen, oft und viel riechen,
wie Hunde solches thun; die Nase über-
allhaben, spionieren. Davon aus-, durch-,
herumschnüffeln. Hennig, 231. Er
schnüfelt überall herum^ er forscht und
wühlt in zudringlicher Weise, sucht
nach Heimlichkeiten. Eck schnofeld
driest herom as wie de Muhs na^m
Schwoart. Carm. nwpt I, 282, 14.
Bücher dwrckschnüfeln^ sie durchstö-
bern.
Schnüffler, pltd. Schnüffler, m., einer.
der schnüfiPelt. Ekelname und Schimpf-
wort; bei Stein^ Peregrinus, neben
Schnufer.
SchnQfkatt, /., dünnes Licht von or-
dinärem Talg mit Gamdocht. Hen-
nig leitet den Namen von dem schnau-
benden Geprassel her, den dieses Licht,
brennend, hören läfzt: es gleiche einer
schnaubenden Katze, oder, wie er sagt,
einer Katze, die den Schnupfen hat.
Der Name ist auch noch heute üblich.
In Pommern ist Snwokatt (auch Snwc-
rott) Schimpfwort auf ein vorwitziges
Mädchen. Dähn., 441a. Bock, 60.
Hennig, 242.
schnupfen, sw.^ schluchzend weinen.
Da ist nun das Hertzeleid recht unter
ihnen (den Frauen) angegangen^ haben
gen Himmel geseuftzet, ihre Hände ge-
rungen, geschnupft^ und öfeniUch mit
grossem Wehklagen ihre Noht beweinet.
Act. Bor, I, 183. In Bremen, im
Holstein., in Pommern, im Göttin^.
mucken, Brem. Wb. IV, 900. Schütze
IV, 148. Dähn., 440a. Schamb.,
200b.
schnuppen, sw,^ schnupfen. Tabak
schnuppern, «ti?., s. schnibbem.
schnuppig, adj,^ schnupfig; rotz-
krank.
Schnupptuch, pltd. SchnobbdOk, n.,
Taschentuch. Euphemismus für A. wisch.
Vgl Sprw. I, 2871.
schnüren, siw. 1. mit einer Schnur
umspannen, binden. Zimmerleute bin-
den den Fremden, der einen Neubau
betritt, um ein Trinkgeld zu erhalten.
Hennig, 335. Schemionek, 36.
2. eine Schnürweste anlegen. Sie ist
nicht geschnürt^ sie hat kein Schnürleib-
chen an.
schnurfein, sw.y s. schnorgeln.
Schnurgel, /., etc. s. Schnorgel etc.
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Schnürling — Schobbjack.
309
Schnlirling, tn., SchnürfiEiden, Marlein,
auch Schnllrlein. Die Schnürlingsgraben-
gösse in Königsberg; froher der Schnür-
leinsdamm in der vorderen Vorstadt.
Bock, Nat. I, 62. Vgl. Mariein.
Schnlirpinne, /., Stahbiadel mit stum-
pfer Spitze und sehr breitem Öhr, durch
das man Band zieht, mit dem man
die Bezüge der Betten beschnürt;
Pinne (s. d.) an den Enden des Schnür-
senkels. Schlank wie 'ne Schnürpinne,
Sprw. 1, 3331. In Bremen Snörpipe^
in Hamburg Nestelpipe. Brem. Wb. III,
321. Richey, 185. Hennig, 186.
Schnurr, /., von schnurren^ umher-
ziehend betteln, buhlen. Auf die Schnurr
gehen; von Mädchen, welche zur Spinn-
stube gehen, wo die Wockenräder
schnurren, aber auch von solchen, die
an den Abenden auf der Strafze nach
dem Manne suchen. Sprw. I, 1189.
schnurr, schnurz, interj.^ schallnach-
ahmend; zur Bezeichnung des Tones,
den das Zerreüzen eines gewebten
Zeuges verursacht. Schusta^ Kapusta^
Drahtdrella^Pochfista — schnurz! Volksr.,
334.
Schnurre, /. 1. lustiger Einfall, Posse.
2. kleiner Rausch. Er hat eme Schnurre^
er ist ein wenig betrunken. Hennig,
242.
schnurren, m.^ s. schnurren.
Schnürsenkel, ^n. u. n, s. Senkel.
schnurzen, schnurzen, «u?., von schnwrz^
schnurrend reifzen. Das gerissene Sei-
demeug schnurzt. Ihm schnurzen die
Büaen, er l&fzt einen fahren. In Westpr.
in beiden Bedeutungen auch schürzen.
Treichel.
SchnOsohr, m. u. n., s. SchlQsohr.
SchnQt, Schnitt, /., Schnautze, Mund.
Auf die Schnute bekommen. Sonst kreag
he är stracks bi ne Schnüt Parad., 9.
Das Dem. SchnQtchen ist in Danzig
Kosewort für Lieblinge. Gedanism.
Vgl. SchnQdel.
SchnQfer, m., s. SchnQdel.
schnQwen, schntben, schntfen, sw,,
schnupfen, Tabak schnupfen. Schntfke
schnilwen, sw,^ schnüffeln, beschnll-
wen, beschnüffeln: So let he alles em
beschnüwen. Dzg. Nhg. Parad., 62.
sehe, interj.^ Scheuchruf; üblicher
sehe.
Schcbbel, fy Dem. Schobbelke, Fufz-
bank. Dzg. Nhg. Viol^t, 103. Gr.
Werder. Schieben^ pltd. schüwen ist
die Wurzel.
Schobben, vhchd.schubben, st«?., krauen,
kratzen, wobei mit der Hand, den Fin-
gern, schiebend und schabend hin und
her gefahren wird (s. schauben). Den
Hund^ das Pferd schobben. Sich schob-
ben^ mit Griff in die Kleider die Haat
schaben, oder an einem Gegenstande
juckende Körperteile reiben, sich
scheuem. Der Lausige schobbt sich.
Das Schwein schobbt sich an einem Pfahl.
Führ, schobb dt! Sprw. I, 812. Wem't
jäkt^ dei schobb sock. Nds. schubben.
Brem. Wb. IV, 701. Hennig, 243.
Schemionek, 36. Sperber, 29.
Schobbig, adj.j schäbig, unordentlich^
unsauber. Schobb'ger Kerl. Verhchd.
Schubbig.
Schobbjack, Schubbjack, Schubjack, m.
1. in Kleidern nachlässige, bettelhafte
männliche Person, Lump; schlechter^
sittlich verkommener Mensch überhaupt,
selbst wenn er gut gekleidet ist; nach
Schemionek, 36^ auch ein Mensch,
der jedem im Wege steht, an dem man
sich also unfreiwillig reibt. Er ist ein
rechter Schobbjack. Zunächst wohl Zu-
sammenziehung aus schobben u. Jacke,
also ein Mensch, der sich infolge der
Unreinigkeit beständig mit seiner Jacke
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310
Schobbig — Schönfeld.
schobbt. 2. Pfahl, den man in baum-
armen Gegenden auf der Weide in den
Erdboden schlägt, damit das Vieh sich
daran schobben kann, Danziger Nhg.
Viol^t, 104. Weichselniedrg. Pas-
sarge, 221. Sperber, 29. 43. Ein
Küster hatte eine Injurien klage ange-
strengt, weil er „Schabjack der Fröm-
migkeit^ genannt worden war.
schobenweise, adv., s. schöwweise.
Schock, n , eine Zahl von 60 gleich-
artigen Stücken. Ein Schock Eier etc.
Ein Schock -= 4 Mandel ä 15 Stück.
Schockel, /. a. m., schockein, s.
Schuckel.
schocken, «U7., laufen. Treichel. Vgl.
socken.
Schockschwerenot, /., Fluch.
SChodder, Zuruf an Zugtiere, s. schwod-
der.
schttddern, sw., s. schuddern.
SchVdel, /., Schürze. Danzt, dat Rock
on Schödel schwunkt! Schlochau. Fir-
menich I, 118b. Volksr., 222, 790.
Vgl. Scherdeltuch.
Schöf, /., n. u. m.y s. Schöw.
Schöfelzeug, n., von schofely armseliges
Volk, Pack, Plebs, ungesitteter Pöbel.
Schofl, Värschoft, f., Vorderteil, Brust-
kasten; beim Vieh. De Os fät (fafzte)
ons K6 under de Vänchoft on schmet
er 6k gltk op de Riigg, auf den Rücken.
Schollen, /., s. Schellen.
schVIlen, schellen, 8t, prds, scholl;
prät schall (^scholl); part geschoüe^
schelten. Madamke^ schölle se nich^
schelten sie nicht, werden sie mir nicht
böse. Herrke^ wt se woUe^ wenn se man
nich schölle. Dei sock schöUe^ dei sock
wolle. Sprw. I, 3280.
Scholler, /., Schulter, pltd, SchuUer.
Saalfeld.
Scholliken, n., Scholle, s. Platteis.
Schob, m., Schulze, Ortsvorstand.
Ermland.
schompeln, schampeln, schumpeln, sw^
unbehilflich langsam, schleppend, lahm
gehen; vor Alter oder Schwäche. Vgl.
hVmpeln. Er schompelt nur noch herum^
es geht mit ihm nur sehr langsam.
schumpeln ist nur Verhochdeutschung.
Schemionek, 37.
SchVnbergergasse, Strafze in Königs-
berg, in welcher „der blinde Magister
Schönberger gewohnt haben soll, dessen
merkwürdigen Lebenslauf Hartknoch
in seinem A. u. N. Preufz., 401, aus-
führlich erzählt*'. Hennig, 229.
Schone, /. Nach Simon Grünau,
Tract I, cap. III, ein Fisch in Preufzen.
SchVne, /., s. SchSne.
SchSneberg, Ortsn. 1. Dorf bei Mühl-
hausen a. d. Ostbahn. Er hat die
Schoneberger Universität besuchty sagt
man von Menschen, welche eine über-
spannte Meinung von ihren Kenntnissen
haben. Gelehrt tjoie ein Schoneherger.
Tolkemit Sprw. I, 3387. 1222. 2.
Dorf an der Weichsel, durch Tabaks-
bau bekannt Der Spott nennt den
dort gebauten Tabak Schönberger Gra-
benkant Elbing. Tiegenhof. Vgl.
Drängsei.
SChVnen, sto., schön werden ; vorzugs-
weise in der Zusammensetzung mit auf:
aufschVnen, vom Wetter. Das Wetter
schönt aufy der Himmel wird klar. Bei
Jeroschin schönen schön machen, mit
waz ztrheit suln geschönt di meide von
dir werdin? 24c. Pfeiffer, 216.
schönerig, adj,^ zum Schonen geneigt,
sparsam. Der Junge ist sehr schönerig.
Schttnfeldy Ortsn., Dorf im Oberlande.
Hei ÖS wt de Bure üt Schönßld. Man
sagt diesen neckend nach: Haben die
Schönfelder die Scheunen voll, so sitzt
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Schonferfzel — Schorr. 311
jeder auf zwei Stühlen; sind die Scheu- sich dazu der Koscher^ die an langen
neu nur halb gefüllt, so sitzt jeder auf Stangen befestigt sind« S. Bock, Nat.
einem Stuhle, sind sie leer, so sitzen 11^ 169.
zwei auf einem Stahle. schttppen, »w.^ verkaufen. Dzg. Nhg.
Schonferfzely n., Schönfahrsegel^ das Viol^t, 104.
Grofzsegel am Hauptmaste. 15. Jahrh. Schoppenbraiiery m.y s. SchOpe«
Hirsch, 265. Schoppenbull, m , Bulle, der im Schop-
SChVn machen, sich^ sich in günstiges pen steht, dem es an guter Nahrung
Licht stellen, sich von der besten Seite nicht fehlt. De Brock stund mi so
zeigen, sich rein brennen von einer stramm as wie en Schoppen-BoU. Carm.
Schuld. Er toeifz sich stets schon zu nupt I, 282, 14.
machen. Bei Jeroschin: sich schöne Schttpper, m.^ s. Schipper.
machin. Pfeiffer, 216. Schüpsenkeule, /., Ärmel im Frauen-
SChVnner, adf;., comp, von schon. Da£s kleide älterer Zeit, dem Hinterschenkel
noch schonner. eines Schöpses ähnlich; sie hiel'zen
SChOnst, cuiv.^ schon. Ich war schonst auch mit der franz. Bezeichnung Gigof-
da. Vgl. allschOnsL ärmel. Yiolöt, 177.
SchÖpOy Schöp, /., kleine Schaufel. SchVpsnase, /., Nase des Schöpses,
Gr. Werder. Nach Hennig, 243, ist zur Bezeichnung eines naseweisen Men-
Schope eine „Schöpfkelle, womit man sehen.
beim Bierbrauen das Wasser in die SChoräwer, adv.^ gegenüber.
Pfanne schöpft*. In Danzig hiefz der Schorb, m. Armer teüfel^ elender
eigentümliche Schöpftrog, dessen sich Schorb und Scherpenter. Stein, Pe-
die Brauer zum Ubergiefzen des heifzen regrinus I, 6. W. Mtsbl. Y, 94. Wohl
Wassers über das Malz bedienten, s. v. a. Schorfe vielleicht auch verwandt
Schliffe, Schuppe, Schippe. Unzweifelhaft mit Scherbel 3.
nach diesem Gefäfz hiefzen die Brauer, SchVrbel, 9n., s. Scherbel.
welche das nach dem Auslande gehende Schttrbock, m., s. Schttrbock.
Schi£fsbier fabrizierten, Schupen- oder schorcheln. sw., s. schurgeln.
Schoppenbrauer; ihr Fabrikat hiel'z Scho- SchVrdeltuch, n., s. Scherdeltuch.
pen- oder Jopenbier und wird noch jetzt SchOren, /., die durch andere Farbe
in Danzig gebraut. Hirsch, 305. des Wassers auffallende Stelle einer
Nach Hennig, a. a. 0., hielzen Scho- „Untiefe^ d. h. einer grol'zen Wasser-
penbrauer „diejenigen, die den Brauern tiefe. Nariensee. Auch wohl sonst im
um einen gewissen Lohn beim Brauen Oberlande gebrauchlich. Da ist die
helfen; sie machen hier in Königsberg Schoren^ da ist, beginnt, die Tiefe,
eine besondere Zunft aus". Dieser SchorfkrBt^/., schorfige Kröte, Schimpf-
Name ist in Königsberg nicht mehr wort. Sich auß>lasen wie eine Schorf-
üblich; die Braugehilfen heifzen hier krdte. Vgl. !^orrespbL HI, 52.
gewöhnlich Helfer (s. d.). Vgl. Scheppe. Schorfrabe, m.^ junger Schorf auf einer
Schopenbler, n., -brauer, m., s. das Wunde. Ygl. Rab.
vor. SchSrke, /., s. Schirke.
SchVpfguty n., Bernstein, der durch Schurken, sw.^ s. schirken.
Schöpfen gewonnen wird. Man bedient Schorr, Schorre, /., s. Schorrbahn.
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312
Schorrbabn — schoseln.
Schorrbahn, selten vbchd. Schurrbahn,
/., Bahn zum Schurren, Eisgleitbahn.
Die Kinder stellen sich die Bahn her
aof dem Eise, auf zugefrorenen Rinn-
steinen, beeisten Strafzen, durch wieder-
holtes Schurren. Sie heifzt auch Schorr,
Schorre (Eönigsbg. Samland), Schurgel
(Ermland), /. Komm op de Schorr!
schorren, yhchd. schurren, 9w. 1. glei-
ten mit eigentOmlich scharrendem
Rauscheu^ mit scheuerndem Geräusch
sich bewegen. Der Schnee scharrt vom
Dache, Mühhteine schurren^ — laufen
schurrend. Die Jugend scharrt (gleitet)
auf dem Eise. Für diese Winterbe-
lustigung der Jugend ist das hchd.
schurren, wenigstens in Kgsbg. kaum
gebrauchlich. JSr kann nach nicht ein-
mal scharren. Dieses Gleiten heifzt hier
auch schluddern, schurgeln; in Schlesien
kdscheln, in der Mark schUttem^ slid-
dem, in Mecklenburg schliddem, in
Pommern slidderken und gliddem, glad-
dem, glidderken, gladderken, in West-
falen schiindem, am Rhein Bahn schla-
gen, Bahnchen schlagen^ im Götting.
schurren, in Posen schundem (die Bahn
Schunder), in Hessen gldnem, glängeln,
glanzem, schuhen, schaweiten, schabeiten,
schaweien, scharweiden, r eidein, rlten,
rtden. Vgl. Dähn., 430a und 153.
Schamb., 187b. Bernd, 278. Vil-
mar, 128 flf. 2. bildlich: von einer
Speise, die nicht recht munden will.
Sie will nicht recht scharren, gleiten,
rutschen (zum Magen hinab). Bock,
61. Hennig^ 244. abschorren, -schur-
ren. 1. abgleiten; sterben. Er ist oJ-
gescharrt. ausschorren, ischurren, aus-
gleiten; zu scharren anfangen.
Schorrmorr, Schurrmurry m., altes aus-
rangiertes^ durcheinander geworfenes
Gerät, in Kammer oder Bodenwinkel
zurückgestellt Bock, 62, u. Hennig,
249, schreiben Schurre murre. Vgl
Krftfzel u. Scheffelkopf. S. W. Seidel,
34. Schemionek, 36. Nsslm., Th.,
221.
Schorschf, m., Schornstein; Eamin-
ofen, in welchem gekocht wird. Saal-
feld. Auch Schoretein, und davon Schor- -
steinfeger.
SchSrteltuchy n., s. Scherdelfuch.
Schttsche, /., irdene Milchschussel.
Schemionek, 36.
Schöse, /, gewöhnl. plur. Schösen,
Späfze, alberne Scherze, Possen, das
franz. chase. E lausige Keerl, sane
Schosen an Narrenstdg ze machel Dorr,
1. Wiew., 75. Sand dat nich man pure
Schasef Carm, nupt. l, 2AI. Dromwull
ack man an MuhÜce voll mot enne davan
garen kose, van ähren dämme, dwatsche
Schase, Ibid. V, 216 b. Was ist denn
das? „Körbchen mit Rosen.^ Das sind
nur Schosen. Volksr., 200, 736.
Schtfsel, m., Mensch, der Schosen
macht, schöselt; loddriger, alberner,
dummer, halb verrückter Mensch. Sper-
bers Erklärung, S. 43: „unanständiger,
ruppiger Mensch** trifft nicht zu. In
Danzig Schdsel; in Bayern die Schaf zel^
Geschofzel eine allzu lebhafte und dabei
gedankenlose Person und schofzeln ge-
dankenlos hin und her rennen, die
Schufzel eine übereilt handelnde Per-
son, schufzlig voreilig. Schmeller III,
411 f. Vgl. Bernd, 279.
Schöselei, /., dummer, läppischer,
närrischer Streich; auch Geschtfsel.
SChtfseln, sw., dumme, alberne, när-
rische Streiche, Schosen y machen. In
Danzig schdseln. Wat sull dat Renne
an dat Döslef Man plegt je hier nich
so to schösU. Volksl, 29, 19, 2. From-
mann YU, 218. Davon schösligy schfis-
lig, adj., albern, läppisch, närrisch, ver-
wirrt, dumm. Ist das ahei' 'ne schösUge
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schosieren — Schotte.
313
A/argelly ein dummes, verwirrtes Mäd-
chen! Was son sciumliger Gelehrter
nicht schwaddert. Die Sach is ganz
andersch. Schaltj. 1, 438.
schosieren, «to., mit Frauen schön
thon; liebeln; von dem franz. choser.
Er ist ein gewaltiger Schofz^ ein grofzer
Scho/zbartel und Schofzna/rr^ der allent-
halben schossiret Sie schossiren nwr mit
einander. Stein, Peregrinus XIV, 14.
16. W. Mtsbl. VI, 184 f.
schöslig, od)'., s. schtfsen.
schössen, wo , Geld freiwillig zasam*
menschieizen, zusammenlegen; von
Schofz Geldabgabe, Steuer. WoUen wir
schössen^ wollen wir auf gemeinschaft-
liche Kosten etwas trinken, geniefzen?
schossieren, sw.^ s. schosieren.
Schob, 971., Menge. Da steht e Schofz
Leute. Saalfeld.
Schofz, Schufz, 97», Neigung, Liebe.
Der Schofz und die unzeitige Lieb hat
ihn gar eingenommen. Er hat ein Schofz
zu ihr und sie zu ihm. Stein, Pere-
grinus XIV, 14. 15. Sie sind in ein-
ander verschossen. Vgl. schosieren.
Schofzbalg, m., Balg, Holle des Schos-
ses, des Triebes; beim Getreide. S.
Bremsenl(opf.
Schofzbartel, m., Weiberfreund, der
zum schosieren neigt; auch einfältiger
Mensch, der zu Possen geneigt ist. In
Oberhessen Schasterbartel. Vi 1 mar,
374. S. Schmellerlll, 411.
SchVfzchen, pltd. Schvrzl(e(n), plur.j
die Kockschölze, namentlich am Frack.
Rock cn kein Schofzke dran. Volksl.,
88. Nach Schemionek, 36, nennt
man die Spediteure, welche die an
Land steigenden Schiffskapitane zu ka-
pern suchen, ScMfzIcengreifer.
Schofzforke, /., s. Forke.
Scholzkelle, /., s. Kelle.
Schorznarr, m., s. y. a. Schofzbartel.
Schote, /., die Hülse, der Balg, wo-
rin die Erbse sitzt, aber auch die Erbse
selbst. Schoten pulen, Erbsen lüften.
Nach Klein II, 140, heil'zen in Dan-
zig die frisch gelüfteten, grünen Erb-
sen Schotenl(Vmer, die getrockneten aus-
schliefzlich Erbsen. Letzterer Name
ist für die getrocknete Erbse allgemein.
Schotengemilse, n., grüne Erbsen, oft
noch mit zerschnittenen Gelbmöhren
gemischt. Königsberg.
SchStelfahr, /., Scheitelfahr, Scheide-
furche, Grenzfurche, auch Grenzrain.
Samland. Natangen.
schVteln, sw.y s. schSteln.
SchVtelzaun, 7n., Scheidezaun, Grenz-
zaun. Hennig, 335.
Schotengemilse, -Idimer, s. Schote.
SchStt, /., Weberschiffchen, s. Schutt
Schotte, Schottenicrämer, m., Hausie-
rer, herumziehender Krämer, der mit
seinen Waren namentlich die Jahr-
märkte in kleinen Städten besucht.
Ebenso in Pommern, in der Neumark,
in Bayern, Tyrol. Lit. szdtas Hausie-
rer, wandernder Krämer, russ. szatäju4^
szatäfya umherlaufen, sich umhertrei-
ben, szalun Umherläufer, Vagabund.
Bei Danzig Dorf Schottland, von dem
Hennig, 244, den Namen dieser Hau-
sierer irrtümlich ableitet; wahrschein-
licher ist's, dafz die dort ansäTzigen
Hausierer (Schotten) dem Orte den
Namen gegeben. Auch im Kr. Königs-
berg, bei Neuhausen, giebt es ein
Etablissement Schottland, und an der
Weichsel im Kr. Marienburg, desgl. im
Kr. Kulm einen Schottenkrug. Dähn.,
412b. SchmellerUI, 416. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 167. Hirsch, 230,
erwähnt die Schotten neben den Nüm-
bergern und Spaniern als sogenannte
Landfahrer unter den mit Danzig han-
deltreibenden Fremden. Wir woUen,
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314
Schottenfrau — Schräge.
dafz die fremden Krämer^ dergleichen
Schotten^ die aUhie im Lande sa/zhaf"
tiffj 80 sie in eine Stadt ankommen^ nach
Gelegenheit der fümehmen Markte, wie
es in der Stadt gebräuchlich^ ihre Waa-
ren öf entlich und ungehindert feil haben
sollen und mogen^ mit diesem Bescheide,
da/z sie über solche Zeit aufzerhalb der
geordneten Jahrmärkte, in derselbigen
Stadt keinen of entlichen Markt halten
sollen. Im Oberland aber und nach
der Masaw soll den Schotten ihre Waa-
ren allenthalben feil zu haben unver-
boten sein, LandesordDang von 1640.
Warte, bis die Schotten kommen, d. h.
bis es Gelegenheit giebt. Op em Sämer
op em Sinndag, wenn de Schotte käme,
Samland. Sprw. I, 3532. Morgen kom-
men die Schotten, als Trost, aber aach
als Aufmunterung, das Heute zu ge-
niefzen.
Schottenfrau, /., Frau eines Schotten,
doch auch jede Hausiererin.
Schottenhandely m,, Handel^ den die
Schotten treiben, über den in früherer
Zeit, namentlich von den Eaufleuten
Danzigs, grofze Klage geführt wurde.
Hennig, 244.
Schottenhändler, m, s. v. a. Schotte.
Schottenkram, m., Kram eines Schot-
ten,
Schottenkrämer, m., s. Schotte.
Schotter, m,, s. SkotL
Schottk, Pflzn., Silbergras, Weingärt-
neria canescens Bemh, Treichel,
Volksth.
SchöWySchOf,/. u.n. I.Schar, Schwärm,
Haufe. E Schöw wilde Gäns\ Am
End kämm he an eenen See, of dem
eene grofze Schoow schlohweifze Schwan^
herommerschwomm. Schaltj. 1, 439. E
SchSw MargeUens. Schemionek, 50.
Na, vyraftig, en godet Schof, . ., ^ lad
jucUlerfn, Dorr, 1. Wiew., 63. Bock,
61. Hennig, 245. 2. Schaub, Bund
des besten Strohes, das zum Dach-
decken benutzt wird. Aus schob, dem
Prat. von schUhen, also s. v. a. (Zu-
sammen-)Greschobenes. H en n i g , a. a. O.
Weigandn, 554.
SChOwweise, schobenweise, adv., scha-
renweise, in Haufen. Don ginge schSw-
wts Gast ndr Staaw on Taafel hen.
Carm. nupt I, 282, 13. Da waren veele
hundert Menschen gebeten; se kämmen
ömmer schobenweis\ Schaltj. 3, 9.
schrackeln, sw., s. schraggeln.
schrftd, schrftds, schrftts, schrOts, adj.
u. adv,, schräg, schräg gegenüber, in
diagonaler Richtung. En schrdder Weg.
Schrdds äwer, Mühling hat in glei-
cher Bedeutung noch schräm, 8chr§m.
Wenn aber das Eysen schrats oder queer
glOende ins Wasser geschossen wird etc.
Linem., Oo3a. Wer eine hochrothe
Farbe gerade ansiehet, wird befinden,
wenn er sie bey gleicher Erleuchtung des
Bildes schrats oder Schräge anschawet,
dafz sie braunlicht fallen wird. Ibid.,
Oo 4 b. In Bayern schräm, schrem, ac^,
schräge, schief, nds, schrem. Seh mel-
ier m, 510. Brem. Wb. IV, 695. ab-
schrftdsen, sw., abschrägen, schräg, in
halbem rechten Winkel abschneiden,
abhobeln. Hennig, 245. Nsslm.
Forsch. 3; TL, 221.
Schrädsel, n., s. SchrOdsel.
Schradsweg, m., Nebenweg, der quer
über Felder und Wiesen geht Hen-
nig, 245.
schrftdwärts, schrädswärts, adv , schräg
gegenüber. Mühling.
Schräge,/., Schrägen, m. 1. hölzernes
Gestell mit drei oder vier Fülzen, worauf
Waschgefalze, Backtröge etc. gesetzt
werden; das Stangengestell über Ofen,
auf welchem nasse Wäsche oder nasses
Holz getrocknet wird. 2. der Schrägen
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Schraggel — Schraper.
315
die Bank. Einen am (auf dem) Schra-
ffeUj den andern am Kragen^ sagt die
Witwe. Sprw.l, 3393. Hennig, 245.
Fleüchschragen Fleischbank, Fleisch-
bude.
Schraggel, ttz., Dem. Schraggelchen^
pltd. SchraggeVcej Schritt. Fahr Schräg-
gelke^ fahre in langsamem Schritt.
SchraggeHufz, pltd.-föt, m., gemütlicher
Spottname, yorzngsweise fQr einen alten
Mann oder ein kleines Eind. DuSchrag-
gel'Foot wötst vehl^ wat eck my hebb er-
kohre. Carm. nupt. V, 190 c.
schraggeln, schrackeln, sw. 1. mit ge-
spreizten Beinen unsicher gehen, schlep-
pend, schwankend gehen, mit der Nei-
gung, die Arme und Hände zur Hilfe
zu nehmen. Kleine Kinder^ alte Leute
schraggeln. Etwas beschraggeln und
bekraggeln^ auch begraggeln^ es mit allen
Vieren (von Kragge Pferd?) unter sich
kriegen und an den Erdboden drücken.
Oberland. In Bayern schrackeln^ schräm
geln^ schregeln, SchmellerlU, 509.
In Hessen schrägein, Vilmar, 367.
Vilmar halt schraggeln für eine Ver-
balbildung von schräg = schrägein schräg
gehen. Bock, 61. Hennig, 245. 2.
langsam und ungeschickt tanzen. Eck
9U/ng an schrackeld doch, Carm, nupt I,
282, 16. 3. beim Nähen weite und un-
gleiche Stiche machen.
Schraitser, Schraiter, m,y Abart des
Kaulbarsch. Bock, Nat IV, 576.
schrtm, adj,, s. schrftd.
schrliiien, schrSmen, sw.^ schrägen^
schräge machen, hauen, schneiden.
Mühling. Ebenso in Bayern und im
Nds.; in Bayern noch scAraTTi^n. Schmel-
1er m, 510.
Schranel, /., Dem. Schranelchen. Altes
Schranelchen^ kleine alte^ zusammen-
geschrumpfte Frau mit trippelndem
Ghmge. Gordack.
Schranitz, Pflzn., s. Sbidenfennelke.
schränken, schrenken, ^., kreuzen,
kreuzweise über einander legen. Die
Beine schrenken. Bei Jeroschin: des
heilegin crüzis zeichin (st) mit andacht
vor sich schrenktin 152a. Pfeiffer,
216. Ahd. screnchan^ mhd. schrenken.
Die Säge schränken^ die Zähne einer
Säge kreuzweise richten. Das dazu
gebrauchte Instrument von Eisen heifzt
Schränkeisen.
Schräpe, /., Werkzeug zum Schaben
und Kratzen, namentlich Pferdestriegel;
mhd. schrapfey poln. szropa. Wir wün-
schen dem Jungen eine Schrape in die
Eand^ dafz er kann schrapen den Schim-
mel blank, Samland. Hennig, 245.
Mühling hat noch die Bedeutung:
schlechtes Saiteninstrument.
schrflpen, sw. 1. mit festem Drucke
kratzen, schaben, abschaben^ abkratzen,
Gefafze durch Eratzen rein ausscheuem,
putzen. Kartoffeln schrapen^ von rohen
Karto£feln die Schale abkratzen. Poln.
skrobad^ pr.-poln. szropowac konie. In
gleichem Sinne: ab-, aus-, ein-, nach-,
zusammenschrflpen. Er hat Geld in
Menge eingeschrapt Er hat sich ein
hübsches Vermögen zusammengesckräpt
2. bildlich: einem durch List und
Betrug Schaden zufügen. Den hat er
gut geschrapt. Hier giebfs nichts zu
schrapen. 3. schlecht geigen. Hen-
nig, 245.
Schraper, m., einer der schrdpt: un-
geschickter Barbier, schlechter Geiger.
Schraper^ Stümper und Vaganten tau-
gen nicht zur Liebesmusik. Carm, nupt.
I, 112. Bock, 61. Hennig, 245.
Schräpsel, n. 1. das als Kest Zu-
sanmiengeschrapte: daher Überrest über-
haupt. Abschrftpsel, n., Ausschrapsel,
das Abgekratzte, Ausgeschabte; bild-
lich: das Er vorteilte. Im Oberlande
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316
Scbrilpsel — Schriofen.
nennt man aach das letzte Kind AtM"
schrapael^ namentlich wenn es schwäch-
lich and unansehnlich ist. Vgl. Nach-
SChrap. 2. Ein Schrdpsel Kartoffeln,
eine Quantität Kartoffeln, welche mit
einemmale geschrapt und gekocht wird;
8. V. a. Kochsei (s. d.).
Schrats, adv.^ s. schrftd.
Schraube, /., aUe^ zur Bezeichnung
einer alten Jungfer, eines alten Weibes.
schrecklich, adf. \l adv,, zur Bezeich-
nung eines Steigerungsgrades. Das ist
ein schreckliches Geld! Er ist schreck-
lich reich. Er schreit schrecklich.
Schreckpulver, n., Medik., Pulv. tem-
perans.
Schreckwasser, n., Medik., Aqua aro-
mat.
schrfigen, schrSgen, sw., sengen, dör-
ren, durch Hitze zusammentrocknen.
Hennig, 246, schreibt schrSjen. Er
hat sich die Handj den Finger geschregt,
die Haut versengt; daher gewöhnlicher
verschregt. Davon SChrSg, adj.y ver-
trocknet, ausgedörrt, so daTz die Ober-
fläche Runzeln hat. In Bremen und
Pomm. schreien^ im Osnabrück, schrog-
gen^ in Hessen schroggeriy verschroggen^
hoU. schroeyen^ engl, sear^ scorch. Brem.
Wb.IV, 698. D ahn., 415a. Vilmar,
370.
schreiben, pltd. schrtwe(n), st. Er
schreit sich Neumann = er heilzt N.
schreien, pltd. schrte(n), st^ laut wei-
nen. Nu schreit die MargeU schon tvie-
der, Ygl. brUUen^ greinen.
Schreier, pltd. Schrter, m., Choralist
im Dome zu Frauenburg. Handwerker,
welche im Dome den lateinischen Cho-
ralgesang zu absolvieren haben und dies
gewöhnlich in lauter und roher Weise
thun, werden vom Volke die Schreier
genannt. Sprw. I, 3403.
Schrein, 97»., Dem. iScAmncA^n, Schach-
tel. Bock^ 6L Hennig, 246. In
dieser Bedeutung von mir nie gehörL
schrell, odf/., scharf von Geschmack.
Weiny Bier und Obst sind schreU^ wenn
sie die Zunge scharf angreifen. Hen-
nig, 246.
schrSm, adj.^ s. schrftd.
schrSmen, sw.^ s. schrftmen.
schrenken, «tr., s. schränken.
Schrewein, m., bei Stein, Peregrinus
in, 3, unter den Namen für Seeleute.
Ygl. Pedker.
Schricht, n., s. GeschrichL
Schricke, /., Pfahl von 12 bis 16 FuTz
Länge^ zunächst ein solcher, welcher
auf den Holztraften mitgefiihrt wird,
um diese beim Anhalten daran zu be-
festigen. Die Schicken werden zu dem
Zwecke in das Ufer eingeschlagen. Mhd.
schricken springen, ist noch heute See-
mannsausdruck. Vgl. Breusing, 17.
Die Schricken machen wohl^ wenn sie
durch Hiebe losgeschlagen werden, einen
Sprung.
Schrickzaun, m., Zaun aus Schricken^
Palissadenzaun. M ü h li ng.
Schrtkachel, /., Kachel mit unglasier-
ter Aul'zenfläche. Muhling.
Schrile, /., Fischemetz, dessen Be-
nutzung in der Fischerordnung von
1589 verboten war. Vgl. Aalwftde.
schringen, sw.^ schmerzhaft brennen;
von heilenden Wunden, zersprungener
hellender Haut. Es schringt man noch
sOj es schmerzt nur noch ein wenig,
wenn man sich leicht verbrannt hat
und der Schmerz fast verschwunden
ist. Oberland. Wohl aus schrinden
aufspringen, berstend Risse bekommen.
Vgl. Brem. Wb. IV, 697. Schmel-
ler HI, 517. Vilmar, 370. Anton,
12, 22.
SchrTofen, m, Ofen aus Schrtkacheln,
unglasierter Ofen. Mühling.
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Schrittschuh — schroden.
317
Schritbchuh, pltd. SchrSttschau, imWer-
der SchrHschö, m., der richtige Name
far den jetzt allgemein gewordenen
Schlittschuh, Hennig, 246.
Schrobbel, m. u. /. 1. Wollkratze,
Kardätsche. 2. nach Mühling die
Lage Wolle oder Hede, welche mit
einemmale geschrohbelt wird.
schrobbeln, vhchd. schrubbein, sw.^
mit einer Schrobbel Wolle kämmein.
Vgl. kämmein.
schrobben, vhchd. schrubben, in Dan-
zig Schrubbern, sw.^ mit einem Schrob-
her den Fulzboden scheuem. Das
Wort ahmt den eigentömlichen Ton
nach, den das Scheuem mit steifer
Bürste hervorbringt. Reiben ist als
ursprüngliche Wurzel anzusehen. Den
Mägden kommet zu das Stuhcken^ Schrob-
ben, Bohnen. Carm. nupt 11, 266 c.
De Keke schirt dem Kätel blank On
schrobbt det ganze Hus entlang. Volksr.,
225, 796. In Hessen schruppen, schrob^
ben, Bchruwwen. Vilmar, 371. Engl.
scrub, schrub, holl. schrobben, schwed.
skrubbay irländ. scriobam. Brem. Wb.
IV, 698. Adelung IH, 1667. Hen-
nig, 246. Danneil, 187b.
Schrubber, vhchd. Schrubber, im Yolks-
munde (Königsbergs) allgemein Schrob-
bert, m., und so auch bei Hennig,
246, Scheuerbürste, Scheuerbesen. Der
richtige Schrobbert ist an langem Stiele
befestigt
Schrobbhubel, /., Hobel, womit das
Holz aus dem Groben behobelt wird.
Hennig, 246. Von schroden und da-
her richtiger Schrodhobel Schrothobel.
Schrobbkodder, n. Eodder, Lappen,
zum Scheuem, Scheuertuch. In Dan-
zig FeideUuch (s. d.)
Schrobrett, n., „auf die StraTze hin-
ausgeschobener unbedeckter Sommer-
aufenthalt vor dem Wohnhause, mei-
stens von Bäumen überschattet und
durch ein Geländer eingefafzt). Die
Schrobretter sind der Stadt Marienburg
eigentümlich (ich habe sie auch in
ermländischen Städten gefunden, nur
ist hier für diese Einfriedigungen der
Name nicht üblich) und sind von
Fremden Erbbegräbnissen verglichen;
Einheimische nennen sie auch Klabch-
kasten (weil man in ihrem kastenartigen
Raum zum Plaudern — vgl. klatschen —
sich zusammenfindet). Vielleicht kommt
der Name von Schaubrett her.** Ostpr.
Ztg. vom 16. April 1872. Nr. 88. Bei-
lage. Die aus dem Morgenschlummer
gestörten Bürger, welche zuerst neugie-
rig die Köpfe zu den kleinen Fenstern
der Hängeboden und Laubenstuben her-
ausgestreckt hatten, erschienen im Fest-
anzuge in den Sckrobrettem und auf
der Stra/ze (bei der Occupation West-
preuGzens, in Marienburg). Ibid.
SchrOde, Schrote, /., Schnitt oder
Stück Fleisch, wie es die Fleischer
zum Verkauf schon zugeschnitten ha-
ben. Danzig. Klein H, 143. In
früherer Zeit mufzte eine Schrote Fleisch
ein Pfund wiegen. WeU man en Schrot-
ken holen — de Flescher schnitt so
locker op. Volkslied. N. Pr. Prov.-Bl. a.
F. XI, 159. In Bayern der Schrot.
Schmeller III. 520.
schroden, schroten, sw. 1. schroten,
schneiden, in Stücke teilen. Ebenso
in Pommern, Bayern. Dähn., 415a.
Schmeller III, 520. Bei Jeroschin
verschroten in Stücke hauen: ik unl
üwir lebin dne vrist voi'schrötin. der
rittir was in nStin 70d. mit tode —
man daz lebin im vorschrit 112 c.
Pfeiffer, 259. 2. stark essen. Der
kann gut schroden — schroten. 3.
wälzen, schieben, rollen. Davon der
Schröder^ Bierschröder, Weinschröder,
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318
Schrodsel — Bchrumpeln.
weil er die Fässer in die Keller und
aus denselben schrotet. Vgl. Ade-
lung III, 1665. Weigand II, 643.
Hennig, 246. 335.
Schrodsel, Schrftdsel, n., geschrotetes
Getreide för das Vieh. Hennig,
246.
schrSgen, sw,, s. schrSgen.
Schrolle, Schrulle, /., wunderlicher
Einfall, verkehrte Ansicht, manische
oder böse Laune, Grille, fixe Idee, An-
fall von Verrücktheit. Er hat SchroU
Im im Kopf^ er hat wunderliche Ein-
falle, die er eigensinnig festhält Er
kriegt wieder seine SchroUen^ er wird
närrisch, wunderlich. Wenn de öle
Schrolle käme^ denn ös alle Freud be-
näme. Samland. Ek mucht sone Schrol-
len nich em Kopp hebben. Dorr, 1.
Wiew., 74. Hennig, 246. Nach
Treichel ist Schrulle auch ein altes
und wohl auch meist wunderliches Mäd-
chen. Vgl. Fiage.
Schrompei, m., s. Schrumpel.
schrompen, schrompein, «to., s. schrum-
pen.
Schrote, /., schroten, sw., s. Schrö-
de etc.
Schroter, m., Schneider. Danzig.
14. Jahrh. Hirsch, 326.
Schrttter, m., s. schröden.
Schrots, adj, und adv.^ s. schrftd.
Schrotschwein, n., einjähriges Schwein,
das beim Schlachten schon geschrotet^
in Schrote zerstücket wird. Vgl. BrUh-
ling.
Schrotte, /., Spitze, „oder was aus-
geschnitten isf. Weil auch in weni-
gen Jahren die grofzen Gekröse sehr
eingerissen, so soll allen Dienstmägden
die grofzen Gekröse von Schrotten gänz-
lich verboten seyn, Landordnung von
1640. Von schröden schroten, schnei-
den. Hennig, 246.
Schrotwurm, wi., Wurm, der die (Wur-
zeln) abschrotet, abnagt, Maulwurfs-
grille, Gryüus GryUotalpa. Sie heifzt
auch Erdkrebs^ Ritwurmy Werre^ Twerre,
Warre, Werl, Worbel. Vgl. Bock,
Nat. V, 64.
schrubbein, sw., s. schrobbeln.
schrubben, sw., Schrubber, m., s. schrob-
ben etc.
Schruckigwerden, n., s. Dreb.
schrucksen, sw. 1. gewinnen, im
Einderspiel. Der schruckst seine Boh-
nen, seine Kmpfe etc, zurtkk. 2. einen
tüchtigen Schritt gehen^ schnell gehen.
Der schruckst seinen Stiefel 'runter.
Übertragen: sich fördern, vorwärts
bringen. Nordenburg.
Schruddel, /., dickes Roggenmus, Klun-
kermus, mit Milch oder auch mit Speck
abgemacht. Nordenburg.
Schrugge, /., Pferd. Gr. Werder.
Se geewen de Schruggen de Sparen, on
weg weeren se. Dorr, 1. Wiew., 110.
Schrulle, /., s. Schrolle.
Schrumpel, pltd., aber auch von Hoch-
deutschen gebraucht, Schrompel, /. 1.
Kunzel, Falte, namentlich Falte im
Gesicht. Alte Leute haben Schrompein
im Gesicht Welke EartofPeln haben
Schrompein, Ebenso in Posen und in
Hessen. Bernd, 276. Vilmar, 370.
Hennig, 247. 2. alter, zusammenge-
schrumpfter Mensch. Er ist ein alter
Schrompel.
schrumpelig, pltd. schrompelig, adf.,
runzelig, faltig, zusammengeschrumpft.
Ein schrumpeliges Gesicht. Ein schrum-
peliger Apfel
schrumpeln, sw., s. schrumpen.
schrumpen, schrumpeln, pltd. schrompen,
schrompein, sw, 1. schrumpfen, ein-
schrumpfen, zusammenschrumpfen; in
letzterer Bedeutuog gewöhnlich ver-
schrumpeln, verschrompeln. En ohl ver-
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Schrutz — schachtern.
319
BchrompeU Wiew, Carm, nupt. VI, 242b.
. .bit ^ so fhopgesehrumpelt toeer^ wie
'ne gedreegde Ber. Dorr, 1. Wiew.,
III. In Bremen und Pommern auch
schrumperiy dän. skrumpe. Vgl. krum-
pen. 2. schrumpeln auch schlecht ge-
hen, schwach auf den Falzen sein.
Alte Leute und Kinder schrumpeln. In
Bremen schrumfumfeln. Brem. Wb.
IV, 700.
Schnitz, /., alte Stute. Friedland
Ostpr.
SChOy adj, scheu. Ein schüer Mansch^
ein blöder, schüchterner Mensch. On
schu dat Wild vom Brak opßicht
Dorr, 34.
SchQ , « SchOschQ , SchQdel , SchOter,
SchQtsch, SchQtscheck, m., Schmeichel-
name und Lockruf für den Hund. Der
Anlaut klingt auch Tsch. Dem. Schü-
che^ Schuhe etc. Lewer os vor'n WStDer,
Hüz OS vor'n Schütsch. Sprw. I, 2370.
Lit szü Hund. Vgl. sehe.
Schltbbchen, n. Een Schübbc/ien
ziehen^ 8. v. a. eine Lmpe (s. d.)
ziehen.
Schubbe, /., Schuppe. Hennig,
247.
Schubben, sto., s. schobben.
schubberig, adj. 1. frostig, kühl;
vom Wetter. EjS ist ein schubbriges
Wetter. 2. fröstelnd, jämmerlich, er-
bärmlich, elend; vom Menschen. Mir
ist ganz schvbberig^ ich fröstle. Mir
ist ganz schubberig zu Mute^ ich fühle
mich sehr unwohl, fiebere. Vgl. hub-
berig u. schibberig.
Schubbjack, m., s. Schobbjack.
Schubii m., s. SchuwuL
Schubrfln, n., s. SchQpilne.
Schubs, Schups, m. 1. Schopf, pobi.
czuby Haarbüschel auf der Stirn, Feder-
basch auf dem Kopfe, Haube, daher
SdNlbilerche, Haubenlerche, Alauda
aistata. Vgl. Bock, Nat. IV, 408.
S. Schuprtne. Schemionek, 37:
Schups Abgufz an Topf oder Kanne.
2. schiebender Stofz. Einem einen
Schubs geben — auch Schups geben.
3. Nach Mühlin g auch kurze Strecke,
Ende Weges, kleines Stück von einer
Sache.
Schubsch, 9n., Dem. Sihubschchen^
Schluck. Lafz ihn ein Schubschchen
trinken. Friedland Ostpr. Aus Schui
von schieben.
schubsen, schupsen, sw.^ mit Schub
fortstofzen. Sie schupsen ihn umher^
wie einen schlimmen Schilling. In die-
sem Sinne auch blofz schuppen, ab-
SChupsen. 1. abstolzen. Er schupst ihn
von steh aby stöizt ihn zurück. 2. ab-
gehen, abziehen. Er hat abschupsen
müssen^ er hat un verrieb teter Sache
abschieben, abziehen müssen. 3. steh-
len; in dieser Bedeutung doch mehr
beschupsen. Sie haben ihn gut be-
schupst
Schubslerche, /., s. Schubs.
Schubut, m.j s^ Schuwut
schuch, interj.j Scheuchruf zum Schaf.
Samland.
Schuch, /., der Fichtenzapfen. Saäl-
feld.
Schuchchen, n. 1. wolliges Blüten-
kätzchen, Blütenschäfchen mancher
Bäume, z. B. der Weiden. 2. Schmei-
chelwort für ein Schäfchen. Dönh.
schilchem, sw., s. schichem.
SchUch'rer, m., s. Schich'rer.
SChuchrig, ad).y scheu, ängstlich, ver-
schüchtert
Schuchter, m. 1. Regenschauer, kur-
zer Regen. Dcu war nur ein Schuchter.
Mühling. 2. grobes Brot. Saalfeld.
schuchterig, adj.^ s. schüchtern.
schüchtern, adj. u. adv. 1. schüch-
tern, scheu, blöde. Das Pferd ist
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320
schüchtern — schüen.
schüchtern. 2. flatterhaft, flfichtig, qd-
stät, wild, wie gescheucht hin and her,
von einem Ort zum andern fahren. In
diesem Sinne Bock, 61, und Hen-
nig, 247, auch schuchtrig. Vgl. schuch-
rig.
schüchtern, sw.^ s. sehichem.
Schuck, m., Dem. Schuckchen^ Ruf-
und Lockname für den Hund. Von
dem poln. suka Hündin.'^
Schucke, /., Schucken, plur. 1. Kar-
toffeln. Ermland. In der Gegend von
Tolkemit schon Schocke (bei Frauen-
burg noch Schlicken); ebenso bei El-
bing. Auf der kur. Nhg. Schocke,
Erdschocke. De dommst Lau hae de
schönste Schucke, die dümmsten Leute
haben (bauen) die schönsten Kartoffeln.
Ermland. Komm* Schocke pelle!N6lksT.^
73, 276. Min Mutter gaf mi Schocke
on let de d6dge Sü räwer renne^ sie
gab mir Kartoffeln mit Spirkeln, ge-
bratenem Speck. Einlage bei Elbing.
Vgl. Bullen u. Tuchlen. 2. nach Sper-
ber, 41, Schocken auch die Kätzchen
der Erlen und Weiden. Vgl. Schuchchen.
Schuckel, Schockel, /., Schaukel.
Schuckel, ^chuggel, m., Dem. SchuckeU
chen, -ke^ Schuggelche^ kurzer, leichter,
schaukelnder Trab; daher auch Schu-
ckeltrab, -draf, ^chuggeldrab. Fahr
Schlickelke. Die Königsberger Drosch-
ken fahren meistens im ächuggel,
schuckelig, od)'., schaukelig, wacke-
Hg.
schuckeln, schockeln,^. 1. schaukeln,
wackeln. 2. in kurzem leichten und
schaukelnden Trabe reiten, fahren. In
letzterem Sinne auch ichuggeln. Lafz
die Pferde man blofz (nur) ichuggeln.
Lät (die Pferde) sachtkes ichuggle^ fahre
in langsamem Trabe. Der Kerl (Po-
stillion) i«t kiei' heut ohne Gesang^ ohne
Klang durchgezuckelt, Soph. R. III,
43. Übertragen auf den Menschen:
wackelnd laufen, eilig gehen, nachlau-
fen, folgen. Sie kommt angeschuckelt.
Der Magister zu^ckelte Tag und Nacht
umher. Soph. R. V, 586. Lieschen
zuckelt allenthalben hinterdrein. Ibid.
VI, 230. Vgl. die Bemerkung über
8ch und z unter ichabbem.
^chudy Schutt, auch Szud, /., Dem.
Schudchen. 1. w. Vorname, Elisa-
beth, s. Eis. 2. einfaltiges, dummes
Frauenzimmer. (Schemionek, 37)
überhaupt Mensch ohne Witz, Einfalts-
pinsel. Na so'ne dämliche Schutt.
Geh, geh, du dumme Schutt, Volksr,
227, 798.
schudder, Zuruf an Zugtiere, s. schwod
der.
Schuddergaffel, /., s. Schllttergaffel.
Schudderkopf, m, 1. alter Mann,
dem vor Schwäche der Kopf wackelt.
2. Name eines Gefängnisses in Danzig.
Wann Ihr Mann jemals wieder klagte
so lafz ich ihn in den Schüdderkopp
setzen, Soph. R. III, 125. Hennig,
247.
schuddern, schliddern, pltd. schVddem,
sw.^ schuttein, schüttern, beben, erzittern,
erschüttern; umschütteln, aufschütteln.
Mit dem Kopf schuddern. Er schlagt
die Thür zu, da/z das ganze Haus
schuddert. Schodder nich mot dem
Dosch! Er schuddert vor Kälte, Das
Stroh aufschOddem^ nach dem Dreschen
es mit einer Schuddergabel schütteln,
damit die ausgedroschenen Kömer auf
die Tenne fallen.
SchQdel, m., s. SchQ.
schQen, schllen, schilwen, sw., scheuen,
furchten, Bangen oder Ekel haben.
Sock vorm Dod schuen. Dorr, 54.
He schüet sock sSy wt de Fracher ver'm
Achtehalwer. In der Gegend von
Insterburg in gleichem Sinne auch
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schnerig — Schulz.
321
schltchern. He schüchert sich wt de
Pracher ver e Lus. Hennig, 250,
hat 8ChQv6n, das sich bei Jeroschin
ebenfalls findet: daz werdin Uckte
schüwin an nch dt ungeirumn, und
akS dt erge Idn 135c. Pfeiffer,
218.
schlierig, schUwerig, adj, scheu, furcht-
sam, ekel. Sie ist sehr schikorig —
thut sehr schüwrig^ sehr wählerisch, es
steht ihr nicht leicht etwas an. Hen-
nig, 250.
Schliffe, /., 8. SchOpe.
SchUffel, /., s. Schiffel.
schuffeln, schltffeln, sw., s. schiffein.
SchQflad, /., s. Schublade.
schuften, sw.^ mit Anstrengung ar-
beiten.
Schufut, m., s. SchuwuL
Schuggel, Schuggeidrab, m., s. Schuckel.
Schuhsenkel, m, u. n., s. Senkel.
Schuhwisch, m., Lappen, Strohwisch
zum Reinigen der Schübe. Er behan-
delt die Leute toie Schuhwische^ sehr ge-
ringschätzig.
Schulung, /., Schutz. Hier gah §k
(Falstaff umarmt Frau Forth) uinger
Schuüingy hier schätze ich mich. Dorr,
L Wiew., 119.
^hQI, Depi. ächüUcey w. Vorname,
Ursula. Ermland. Werder. Hart-
wich, 55. Vgl schlauben.
Schulchenläufer, m., Schüler, der die
Schule schwänzt, Schwänzer überhaupt
Vgl. schalen.
Schule, plur.y Schwämme, aphtae^
Bräune. Soph. R. IV, 335.
schalen, sw., lauem, lauschen, von
der Seite, mifztrauisch oder verstohlen
nach etwas spähen oder horchen, schie-
lend sehen. Nhd. schulen verborgen
sein, lauem, holl. schuäeny engl sculky
schwed. skiolkay dän. skulke. Im Alt-
friesischen ist schialcj sctUcy schule ein
PriKbbi«r, W6rt«rbaeh 11.
Obdach, eine Hütte. Schulen laufen^
in ein Versteck laufen, sich verber-
gen, schwänzen und zwar zunächst die
Schule. Die Redensart ist also ur-
sprünglich nicht von schola herzuleiten.
Bei uns gewöhnlich Schulchen laufen^
im Götting. schulen gdn die Schule
schwänzen, in der Mark schtdaiken,
bei Minden schütken. Brem. Wb. IV,
708. Schamb., 186b. Hennig, 724f.
Schulidnts, m. Sie (die Nadrauer)
machen auch ein Gerichte von Haber-
grütze^ so gemoMen und mit Wasser
eingeruhret unrd^ so sie Czulkinys nen-
nen. Pierson, Matth. Prätor., 110.
Nach Nsslm. Wb., 166a, bei den Li-
tauem ein Gericht von gekochten Erb-
sen und Mohn, die zusammengestampfb
und dann als Brei gegessen werden.
Schulmeister, 97». I.Lehrer. 2. dreieck-
artig auslaufendes Endnetz an jedem
Flügel des Eurrennetzes^ lit sztdmis-
reis. S. Beschreibung und Abbildung
in Benecke, 334f.
Schulz, Schulze, pltd. Schutte, m.y
Vorsteher der Dor%emeinde. In Dör-
fern, die deutschen Einzöglingen ihren
Ursprung verdanken, war das Amt
erblich, und gehörten 2—5 Freihufen
dazu. Der Schulze war der erste
richterliche und polizeiliche Beamte des
Dorfes und vertrat die Rechte und
Angelegenheiten der Gemeinde bei der
Landesherrschaft und gegen die Nach-
barn; er nahm den Zins der Bauern
ein, erhob und führte den Zehnten ab^
übte die niedere Gerichtsbarkeit, von
der er, so wie auch von der hohen,
obgleich er sie nicht selbst verwaltete,
den dritten Teil der Gefälle erhielt
Für seine Person leistete er den Lehns-
dienst auf einem Elosse. In den preu-
fzischen Dörfern dagegen verwaltete
die PoUzei ein Kämmerer, der über einen
21
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322
Schalzenbock — Schuppinne.
gewissen Distrikt gesetzt war; er er-
hob den Zehnten und sorgte f&r die
Erfüllung aller übrigeu Leistungen.
Gottschalk, Preufz. Gesch. I, 144;
vgl. auch das. S.84. De Schult mot stne
Näs allenthalwe voran hebbe. Vgl.
Scholz.
Schulzenbock, -keule, -zeichen, s.
KriwQle.
Schulzenbott, pltd. SchuHenbott, m.,
Versammlung der Dorfeingesessenen,
auf Bott (Ladung) des Schulzen. Gr.
Werder. Vgl. KrIwQle u. verbotten.
Schulzenhirfe, /., die zum Schulzen-
amte gehörige Freihufe.
Schulzenstab, m., Amtsstock des
Schulzen, aus Rotbuchenholz, 4 Fufz
3 Zoll lang, mit grofzem neusilbemen
Knopfe, auf welchem der Name der
Ortschaft eingraviert ist, und mit
schwarz weilzen Schnüren und Quasten
umwickelt. Als Zeichen der amtUchen
Würde, bei festlicher oder amtlicher
Veranlassung vom Schulzen getragen.
Dzg. Nhg. Viol^t, 38. Vgl. KriwQle.
Schulzenzettel, m, in der Dzg. Nhg.
der Zettel, vermittelst dessen die Ge-
meindeglieder ins Schulzenamt vorge-
laden werden. Er enthält den Zweck
der Versammlung. Viol^t, 37.
Schulz von Tharau — Thierau — Tiro,
Name des Pirols. Mühling, Tiem.,
177. S. Bierhol.
^humm, 97»., Dusel; vom poln. sznm
Saus, Sausen, Brausen, und dieses von
dem dtsch. summen (sausen). Schmitt,
110. Er ist im ockwmm. Auch adj,i
er üt ichurmfi,
Schummel, /., Schmeichelname für
ein wildes, listiges Mädchen, wie Hum-
mel^ das sich kein Gewissen macht,
allenfalls auch zu schummeln, Trei-
chel.
schummeln, sw,^ trügen, betrügen. Ge-
wohnlich beschummeln. Davon Schum-
meiei, /., listiger Betrug, Falschheit.
Schummler, m., Betrüger, namentlich
im Kartenspiel. Vgl. fuchem.
Schummer, m. 1. Schimmer, Glanz.
2. Dämmerung: Schummerstunde. VgL
Schimmerung.
schummrig, ad/., s. schimmrig
schumpeln, sw.^ s. schompein.
Schupaul(, 7n., kleiner, dummer Junge.
Ermland. Mühling.
Schupenbrauer, m., s. SchApe.
Schupertn, /, s. Schuprtne.
ichupp, interj,^ schallnachahmend, zur
Bezeichnung eines schnellen Ruckes;
eines kurzen, kräftigen Sprunges,
schneller Thätigkeit; auch ichupptig.
On schupp! tom Fenster 'rut Volksl.
14, 6, 6. Das geht so schupp khupp^
sehr schnell.
Schuppe, /., s. SchApe.
Schuppen, /., s. Schuppinne.
schuppen, sw,^ die Schuppen des
Fisches schabend entfernen. Davon
ein rohes Kinderspiel: der entblöfzte
Arm des Gegners wird mit scharfer
Handkante als Fisch geschabt und ge-
schlagen; letzteres soll die Zerlegung
andeuten. Samland (Wilgaiten). Vgl.
schupsen.
Schuppenbrei, m., Brei aus weilzen
Erbsen mit der Schuppe, Hülle. Vgl.
Schuppinne,
Schupphan, m.. Wams. So wahr^ as
dit min Schupphan ^. Dorr, 1. Wiew.,
10.
Schuppinne, m., Brei aus weiTzen
Erbsen und Graupe oder Grütze; er
wird mit gebratenem Speck und Zwie-
beln und einem besonderen Aufgusse
gegessen. Besonders als Fastnachts-
gericht üblich, doch an einigen Orten
auch als Ernte -Festessen. Der Ut.
Name ist szuppinys, m. Si fdie Na-
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^chnptig — ^chnjche.
323
draaer) haben auch ein E»Mn^ 90 sie
Szuppinnen nennen^ wird gemacht von
Erbsen^ Speck und Gerstengrütze. Pier-
son, Matth. Pr&tor., 110. Vgl. Bock,
Nat I, 267. Pisanski in den Nachir.
nennt das Gericht Schuppen. Vgl.
Schuppenbrei.
ichupptig, intery., s. ichupp.
Schuprtne, Zuprtne, /., Dem. Schuprin-
cheny auch bloiz Schupp, m., Haarbü-
schel, Haarschopf am Vorderkopf,
Stimschopf, lit. czurprifna^ czuprynas^
pohi. czupryna^ mss. czuprün; poln.
czub Schopf, Federbüsch^ lett. tschuppis^
zuppis Zopf. In Polen bestand früher
die Sitte, das Haar bis auf diesen
Büschel abzuschneiden, der dann czu^
prina ordintka Hordenschaprine hiefz,
weil man ihn nach Art der tartarischen
Horden wachsen liefz. Lelewel,
Gesch. von Polen. Schmitt, 109.
Einen leim Schuprtnchen kriegen^ wört-
lich: ihn beim Schopf fassen, übertra-
gen: ihn gefangen nehmen. Im Sam-
lande auch SchupefTn; sonst noch Schi-
prtn, Schabrfln, Schubrfln. Nsslm.,
Forsch. 2; Th., 168. Bock, 62.
Hennig, 248. Vgl. Bernd, 254.
Anton, 12, 22.
Schups, m., schupsen, m., s. Schubs
etc.
SchOr, m. u. n., s. Schauer.
schOrtgelny «r., schurigeln.
Schüreky m., der Fliegenschnäpper,
Muscicapa grisola. Pierson, A. W.,
40, h< den Namen fQr onomatopoe-
tisch, nach dem Geschrei des Vogels;
Nsslm., Th., 168, fragt; etwa scherz-
hafte Benennungvon poln. ft2t«re£ Schelm-
chen?
Schurgely/, Eisbahn. Sperber, 36.
schurgeln, sw. 1. scheuem, hin und
her reiben. Mit den Fü/zen schurgeln^
auf dem Boden geräuschvoll hin und
her fahren. Davon: Geschurgd, n.
Nach Treichel auch schorcheln. 2.
s.v. a. schorren (s.d.). Schemionek,
37. Sperber, 36.
Schurk, m., Hundename. Treichel.
Schurkenbauer, m. Wer nicht ganze
Halben und Stöfe auf einmal aussaufen
kann^ der ist ein Sckurkenbav^r^ der
mufz hinter der ThOr sitzen bleiben,
Werder. 17. Jahrhundert. Passarge,
218.
Schlirliuch, n., s. Scherdeltuch.
Schurr, m. s. Schmirgel.
Schurrback, m., Fastnachtsgebäck.
Herzensmutte^ hoe^ Däu de Deg to (?&,
Mutst uns Schurrback make. Schlochau.
Firmenich I, 118a. Volksr., 222,
790.
schurren, sw. etc., s. schorren.
Schurren, plur. Der Obriste Fititghof
postirte sich mit 1000 Musquetiren und
1000 Schurren in Grofz- Lichtenau.
Hartwich, 381.
Schurrmurr, m., s. Schorrmorr.
Schlirteltuch, n. s. Scherdeltuch.
SchUrwurz,Pflzn., Blutwurz-Gänserich^
TormentiUa erecta L. Auch Dormentill.
Hagen, 542.
Schürze, /., zu Hennigs Zeit in
Königsberg Name für eine Vereinigung
von Mälzenbräuem, die einander bei
ausgegangenem Biervorrat aushalfen.
In der Schürze sein^ dieser Vereinigung
angehören. Ich habe aus der Schürze
das Bier genommen^ ich habe dem
Schenker nicht von meinem Gebräu
geben können, sondern mulzte das
Bier f&r ihn von einem Mitgliede der
Schürze entnehmen. Hennig, 248.
Schlirzkuchen, m., s. Raderkuchen.
Schurztuch, n., s. Scherdeltuch.
^uiche. Dem. I^chuschelke, w. Vom.,
Susanne. Drock an^ mtn Schaichelke^
posse war ock di wol. Dönh.
21»
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324
gchüschen — Schufzwasser.
ichOichen, sw.^ schlafen, sanft schla-
fen. Vorzugsweise in der Sprache zu
Eindem. Kindchen wird nun Schü^chen
gehn — Schüichchen macfien^ sich schla-
fen legen. Wenn das Kind nicht
schlafen will: Schüsch^ de Bär kömmt!
Statt ichüichenj jedoch selten, auch
sOsen. einichOichen, sw., einschläfern,
durchsingen eines Schlummerliedes oder
auch nur des Wörtchens schü oder
4chüich^ oder schüsche^ süse ein Kind
in den Schlaf bringen. Vgl. die mit
diesen Wörtern beginnenden Wiegen-
lieder in den Volksr., 31 ff.
ochOtehkehmen, fingierter Ortsname
mit der provinziell üblichen Endung
kehmen aus ichüichen. Nach Sckmchn
kehmen reisen^ schlafen gehen.
SchQichd,/., Wiege, Kinderbett über-
haupt. Vgl. Hahä, Wiiche.
SchOschQ, m., s. SchQ.
Schdsel, m., schdseln, m., schdslig,
adj.^ s. Schtfsel etc.
Schlisseldainniy 9n., Strafzenname in
Danzig, eigentlich S(7Atf«e/ (aufgeschüt-
teter) 'Damm, Löschin, 45.
Schlisselpf ennig^m., Geizhalz. Schimpf-
wort. Stein, Peregrinus, neben Drück-
Pfennig (s. d.)
Schustak, m., ehemaliges Zwei-Silber-
groschenstück, Sechser. Das poln.
szöstaL Die beiden Arbeitsleute^ die sie
gebraucht hatte y federten jeder zwei
Schustak. Soph. R. I, 17.
Schuster (u kurz), m, 1. Schuh-
macher. Neckreime auf ihn s. Volksr.,
82, 334 f. Sie hat ihm den Schuster
gegeben y den Abschied. Lieber dem
Schuster als dem Apotheker. Sprw. II,
2431. 2. Maikäfer, Mehlantha vulga-
ris, wenn er schwärzlich gefärbt ist.
Ist er rotbraun, so heii'zt er Rotgerber;
Müller wird er genannt, wenn er weiüz-
lich aussieht und mit feinen weiiizlichen
Haaren bedeckt ist. Mühling. 3.
Schabe, Schwabe oder Franzose.
Sohusterblume, /., s. Lebensbaum.
Schusterjunge, m,, Salzfladen, das or-
dinärste Fladengebäck zu einem Pfen-
nig. Der Name rührt wohl daher,
dafz es von Schusterjungen vorzugs-
weise gekauft wurde (wird?) Königs-
berg.
schustern, sw, 1. als Schuster arbei-
ten. Nach Hennig, 249, noch mit
dem Zusätze: „ohne das Meisterrecht
gewonnen zu haben.^ 2. durch Flicken
und Zusammenstecken ein Gerät fertig
machen; daher oft auch zusammenschu-
stem. 3. Einen schustern, ihn bald
hierhin, bald dorthin schicken. Ma-
rold. 4. nach Mühling schlecht fort-
kommen, sich stümpern, Verlust haben.
Daher: einschustem. Brem. Wb. IV,
667. In Hessen zuschustern Zubufze
thun. Vilmar, 375.
SchusterOrt, m,, Schusterpfriem.
Schusterstuhle, plur., die mit der
Sen^e abgemähten Stiele der Binse,
Junctcs L, Treichel, Volksth. HI.
Schusterwurzel, /., Wurzel von Bal-
drian, Valeriana (offvcmaüsf Hennig,
249, hat süvestris, welchen Namen
Garcke und Leunis nicht auffahren).
Schufz, m. 1. Rausch. Er ist im
Schuf z, er ist betrunken. Er hat einen
Schufz weg, dasselbe, oder auch: er ist
nicht bei gesunden Sinnen; er ist ver-
liebt. Er nahm die Tochter mit, und
das war sehr gut; denn ich glauhe^ dafz
ich schon im vorigen Jahr einen Sckus
weghatte. Soph. R. I, 645. Vgl. Schofz.
2. Schufz und los, mache, dafz du end-
lich zustande kommst! Bildlich für:
Gieb einen Schulz ab und dann laufe.
Treichel.
Schu(zwasser, n., Medik., Mixtura
vulnerum a,cida.
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schüte(n) — schwabbendig. 325
SChOtefn), üblicher 8ChSte(n), 8f., schie- noch hiefz der Gefängniswärter Schütze.
fzen, engl, to shoot Gordack. Bock, 61. Hennig, 250.
Schoter, m., s. SchQ. schQwen, schüwen, sw.^ s. schOen.
schutem, »w., tauschen, kuppeln (s. d.) schUwerig, adj., s. schüerig.
SchQtsch, 971., s. SchQ. Schuwit, m., s. Schuwut.
Schutt, /., s. $chud. Schuwut, Schufut, Schuwit, Schubut,
Schutt, Schutt, Schutte, Schitte, SchVtt, SchubK, m, Eule, vornehmlich der
SchUtz,SchUtze,/., Weberschiffchen. Von Uhu, Stria BubOy firanz. chouette. Vgl.
schiefzen. Bock, Nat. IV, 280. Nsslm. F. 2,
SchVttel, m.^ das kalte Fieber, nach fragt: Etwa zum poln. sowa^ russ.
Mühling die Epilepsie. Da/z dich sowä Eule gehörig, mit einer der lit.
der Schüttel schände ! Hennenberge r. - wfe*, -yU entsprechenden Deminuti v-
In Bayern Schüttler. Schmeller III, Endung? Nach Hennig, 247, Schti-
420. but auch ein in den Kleidern unordent-
schtttten, pltd. schVdden, sw. 1. Ge- lieber, häMicher Mensch,
treide auf den Fruchtboden, in die Schwabbelei, /., Geschwätz; unver-
Schüttunffj bringen. 2. zur Bezeichnung standliches, unnützes, weitschweifiges
desKömerertrages: der Roggen schüttet Gerede. Von schwabbeln.
in diesem Jahre gut. Schwabbelhans, m.^ Hans, der schwab-
SchUtter-, SchUdder-, Schuddergaffel, belt, Schwätzer. Von schwabbeln.
/., aus Holz gearbeitete Strohgabel. S. schwabbelig, adj. 1. schwatzhaft. Von
Gaffel. schwabbeln. 2. zitterig, bebend. Von
schuttern, ato., schütteln. Feststehen- »cAmjoJä^. NachMühling auch unwohl,
des in zitternd schwankende Bewegung Mir ist so schwabbelig. Vgl. wabbelig,
bringen. Am Tisch — mit dem Tisch schwabbeln, 9w. 1. schwatzen, viel
ichüttem. und dabei meist Dummes reden, unver-
SchUttung, /., das Au%eschüttete; in ständlich und weitschweifig reden. Dem
Speichern und Scheunen der Raum, in Sinne nach verwandt mit ichabbem^ sab-
dem man das ausgedroschene Getreide bernySchlahbernySchwaddern.hesc\(tl9k\i^\t\,
aufschüttet. beschwatzen. Endlich hebV toi en be^
Schutz,/., s. Schutt schwabbelt. Nowack, 41. 2. Flfissig-
SchUtze, /., s. Schutt u. Schutzerei. koiten überlaufen lassen. Schemio-
SchUtze, /., das Schützbrett, durch nek, 37. 3. s. v. a. schwabben.
das man das Wasser in einem Gerinne schwabben,8ti7., beben, zittern, schwan-
staut oder abfliefzen läfzt. Die Schütze ken, dem Druck nicht widerstehen; von
an Mühlenschleusen. fetten, weichen, feuchten Körpern, sum-
SChUtzen, sw.^ das Wasser in einem pfigem Boden. Mühling. Er hat in
Gerinne anstauen, andämmen. diesem Sinne auch schwabbeln. In
Schutzerei, /., früher ein Gefängnis Bayern schwatten^ schwattig, schwättig.
in Königsberg, nahe am Nord westturme Schmeller UI, 552.
des königlichen Schlosses. Es hiefz schwabbendig, adj.j voll bis zum
80, weil ursprünglich Hakenschützen Überlaufen; von Flüssigkeiten. Der
dort die Wache führten; auch später Eimer ist schwabbendig voll.
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326
schwach — Schwager.
tdiwachy adj.^ unbemittelt Dato si
ock to sckuKLchy das geht über mein
Vermögen, das kann ich mir nicht an-
schaffen.
SChwachöwo, polonisiertes schwach.
Das ist man schoacMwo,
Schwad, Sohwat, m. u. n., der Schwa-
den. 1. so viel Gras oder Getreide,
als mit einem Sensenhiebe gemäht wird.
2. die niedergelegte Reihe von Gras
oder Getreide^ welche dem Mäher zur
linken Hand zu liegen kommt. Das
Oras liegt auf dem Schwad, Er mdkt
ein tüchtiges Schwad^ er ist ein tüch-
tiger Mäher. Wenn ein solcher die
Binderin seines Vordermannes über-
holt, so röU hei e BoU op. Vgl bullen.
3. die Breite, die der Schnitter beim
Mähen mit der Sense bereichen kann.
— Übers Schwad hauen^ über die Schnur
hauen, in der Rede aus Übereilung zu
weit gehen. Im Götting. swad und
siwed; im Nds. ist siwade eine Sense.
Brem. Wb. IV, 1107. Schamb., 220a.
Hennig, 250.
Schwadder, m., der durch Regen
gebildete flüssige Straizenschmutz. Vgl.
Quadder.
schwaddem, 9w, 1. überschwanken,
überfliefzen, vergiefzen; von Flüssig-
keiten. Davon Über-, verschwaddern.
Geschwadder, n. -2. stark regnen.
Es schwaddert nur so^ es regnet hef-
tig, giefzt. 3. unüberlegt schwatzen^
schwadronieren, unnützes Zeug reden.
Doch worto schwadder eck von dynar
Lotke hy? Carm. nupt V, 48c. öhner
kroch om Huy flux Lost dissem hübsche
Paar wat västoschwaddre. Ibid. 145 a.
In Bayern in der Bedeutung von 1
und 3: schwadern^ schwedem^ schwidem.
Schmeller III, 529. Bock, 62.
Hennig, 251.
Schwaddemarsch, m.y Narsch, Arsch,
der schwaddert. Schimpfwort. Schwad-
demärsch os min Sinndagsword. Weh-
lau.
Schwade, Zuruf an Zugtiere, s. schwod-
der.
Schwaden, m. 1. Samen des Enten-
grases, Poa fluitans L. 2. das Gras
selbst Der Same wird, mittels eines
Siebes, geschöpft, gereinigt und zur
SchwadengriHze gestampft. Bei Volks-
fesüichkeiten (Hochzeit, Eindelbier,
Zarm) war früher dickgekochte Schwer
dengrütze mit Eaneel und Zucker all-
gemein stehendes Gericht; jetzt ist, in-
folge der Trockenlegung der Sümpfe,
in denen der Schwaden vorzugsweise*
gedeiht, die Schwadengrütze knapper
geworden, und nehmen Gerstengrütze
und Reis ihre Stelle ein. Poln. heilzt
der Schwaden manna^ lit soras. Hier
ist nicht vorbei zu gehen das Manna
Prussicumy so man preussisch mannu
oder Schwadengrütze nennt. Pierson,
Matth. Pr&tor., 111. ... die nahrhafte-
sten Klee- und Grasarten und darunter
die Schwade als das preussische Manna.
Bock, Nat I, 534. Hennig, 250.
tchwadig, schwatb'g, a(^'., einen Schwat
breit. Yon Schwad d. Nach Mühlin g
gehört zur Stadt Graudenz ein Acker-
feld^ das die Elfschwatten heiTzt, also
eine Breite von 11 Schwat hat. In
dortigenSubhastations-Anzeigen(Quelle
nicht angegeben) heüzt es : Ein Grundr-
stücky bestehend aus einem Hause^ einem
Stalle^ einem Ackerstücke in den Elf-
schwatten^ soU etc.
Schwager, m. 1. Postillion. Auch
hat der Schwager {denken Sie! so nennt
man den Pöstillon) seinen Achtehalber
richtig verzehrt, SopL R. I, 5. 2.
Kmßlewr mÜm Schwager. Beim Karten-
spiel, wenn der Eouleurspieler sich
Pik-As zu Hilfe ruft. TreicheL
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schwäken — Schwärm.
327
schwäken, «u?., schwanken, unsicher
und schwankend, wie ein Kranker, ge-
hen. Er schwäkt,
Sphwalbenäugchen, pltd.Schwalmögken,
Pflzn., Stiefmütterchen, Viola tricolor
L. Treichel, Volksth. IIL Na-
tangen.
Schwalbenkraut, n., kleines^ stmkender
Storchschnabel, Oeranium robertiammi
L. Hagen, 720.
Schwalbenzagel, pltd. Schwftlkenzagel,
w., unechter Ehrenpreis, Veronica
apuriaL. Hagen, 16. NachPritzel,
433, auch V, spicata L.
Schwftlchen, pltd. Schwaike,n., Schwal-
be. Im Samlande und in Westpr. auch
Schwalm, Schwalmke. In Bayern eben-
falls SchwcUm. Schmeller UI, 536.
De Schwälke drog dm Dreck herüL
Volksr., 52, 198. Vergnogt de Schwalm
sickbut Viol^t, 197. Volksl., 1, 1, 3.
Eck halb de SchwohÜces flöge sehn\
Nowack, 82. Ahd. swalawd^ swahoä^
mhd. dwalewe^ swalwe. swal, angs, swale-
we^ engl, swallaw^ holl. zwaltiWy dän.
Stulle^ schwed. swala, Brem. Wb. IV,
1110. Schade, 900b. Bock, 62.
Hennig, 251.
Schwalk, m.y Schwärm. Sperber,
29.
SChwalken, «r., wallen, umherziehen,
sich aufhalten. Wo mögen die jetzt
sckwaXkeriy wo mögen die jetzt umher-
ziehen, sich aufhalten? PiUau. Bei
Jeroschin «rafc, m. = Welle, fluctus,
undae. Pfeiffer, 230.
Schwalm, m, 1. Schwann. Bienen-
schwalm. Ebenso in Bayern. Schmel-
ler UI, 536. 2. Schwalbe, s. Schwal-
chen.
SChwalmen, «r., schwärmen. Dönh.
Schwalmke, n., s. Schwftlchen.
schwameln, schwammeln, sw.^ s. schwei-
meln.
Schwammdose, /., Abgufz an der Ta-
bakspfeife. Vgl. Schlammkasten.
Schwammklopper, 9n., Klopfer des
Feuerschwamms. Scherz- und Neckwort.
Königsberg.
Schwanz, wi., Teil der Zoche (s. d.)
schwänzen, sw.^ betrügen. Bock, 62.
Sohwanzkowski, m, mit poln. Endung
gebildeter Name für einen einfältigen,
albernen Menschen.
schwappendig, adv. Schwappendig voU^
voll bis zum Uberfliefzen ; auch schwab-
bendlg,8chweppendig,schwibbendig, schwip-
pendig. Vgl. rappelndig.
Schwapps, interj.^ schallnachahmend;
zur Bezeichnung des Tones, den ein
scharfer kurzer Schlag hervorbringt;
schnell, hurtig, behende. Schwapps
bekam er eins hinter die Ohren, Schwapps
schlug er ihm die ThO/r vor der Nase
zu. Hennig, 238, bezeichnet das Zu-
fallen des Schlosses durch die Inteij.
schnapps (von schnappen). Schnapps
war die Thür zu.
Schwark, Schwärk, Schwärke, Schwerk,
/. 1. dunkle Wetterwolke, Regen- oder
Gewitterwolke, namentlich eine plötz-
lich aufsteigende, lit. szwerkis. Ge-
witterschwark; Windschwark; Laufechwark,
eine eilende Regenwolke. On weinich
schint de Sinnke dorch de Schwärke.
Königsberg. Firmenich I, 101a.
Lät de Schwärke undergäne, Lat de
Sonnke wedderkäme! Volksr., 48, 184.
Bock, 62. Hennig, 251: Schwärke.
schwarken, schwärken, schwerken, sw.
Es schwarkt^ es ziehen sich Schwärke
zusammen, der Himmel bewölkt sich
und droht mit Regen.
Schwarkenschieber, m.^ wie Wolken-
Schieber^ zur Bezeichnung eines hohen
Cylinderhutes,eines unförmlichenFrauen-
hutes. Oberland.
Schwärm, m.y Bienenschwarm. Ein
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328
Schw&rte — Sckwauks.
Schtoarm im Mai gleicht einem Fuder
Beu^ ist ein Fuder Heu wert Ober-
laiid/4
Schwarte, /. 1. dicke Haut, nament-
lich der Schweine: Schweineschwarte.
Bei Jeroschin auch Menschenhaut:
üf des houbtis swarte 128d. Pfeiffer,
231. Hauen^ dafz die Schwarte knackt.
2. die schmalen, plan-konvexen Seiten-
bretter eines der Länge nach zerschnit-
tenen Baumstammes. Lit. szvxyrta die
Brettschwarte. 3. Rinde. Ji Keesschwart
(Käseschwarte)! Dorr, L Wiew., 8.
schwarz y adj.^ unrein, unsauber.
Schwarze Wäsche^ unreine Wäsche.
Schwarzbail, m., Kienrufis. Nach
Mühling auch Paudelschwarz, n.
Schwarzbauchy m.^ Fischn., s. Nase.
Schwarzbier, n., s. Bier.
Schwarzbrachen y n., eine wiederholt
durch Haken und £ggen vorgenommene
Bestellung des Ackers in der Niede-
rung, wodurch das sich zeigende Gr&n
entfernt wird und der Boden in reiner
Schwärze erscheint. Vgl. Bock, Nat.
m, 1012.
Schwarzbrot, n.y s. Brot
Schwarzgrundel, /., Oobius niger L.
Schwarzhaus, m.^ der vom Rauch ge-
schwärzte geräumige Hausflur in den
alten Häusern der Litauer, denen meist
der Schornstein fehlt. Der Raum dient
im Sommer als gemeinsamer Aufent-
halts- und Speisesaal. Vgl. Haus 1.
Schwarzldimmel, m., gememer Küm-
mel, Carwm carvi L. Hagen, 334.
Schwarzlachs, m.^ s. Lachs.
Schwarzört, Dorf auf der Spitze der
kurischenNehrung; wörtlich: schwarze
Spitze, von dem dunkeln Kiefemwalde.
Vgl. Ort.
Schwarzrock, m., Spottname für den
Geistlichen, nach der Farbe der Klei-
dung gewählt. . . . und ich bin der
Schwarzrock^ den dies Hohngelachter un-
fehlbar treffen würde. Soph. RH, 150.
Qut^ gut: der Schwarzrock . . . Ibid. V,
161.
Schwarzsauer, pltd. SchwartsOr, n., Ge-
richt, Gänseklein mit Keilchen (Klöfzen)
in Gänseblut gekocht; man bereitet es
auch aus dem Geschnörr der Enten.
Attrap^^ Monsieur Schwarzsauer! Kö-
nigsberg. Diese Redensart, die hin
und wieder noch gehört wird, basiert
auf folgender Erzählung. Zur Zeit des
unglücklichen Krieges wurde in der
Provinz einem Franzosen ein Gericht
Schwarzsauer vorgesetzt, das man aus
dem Keller herau%eholt hatte. Auf
seine Frage nach dem Namen der
Speise, er&hrt er denselben. Während
des Essens hüpft ein Frosch, der in
die Speise geraten und völlig über-
schwärzt war, ans derselben hervor.
Der Franzose, fürchtend, dafz ihm ein
fetter Bissen entwische, gabelt den
Flüchtling mit den Worten: Attrap^,
Monsieur Schwarzsauer!
Schwarzsonnabend, m., der Sonnabend
vor Ostern. Wahrscheinlich, weil er
der letzte Tag ist, an dem Altar- und
Kanzelbekleidung schwarz sind. An
diesem Tage werden alle Hausgeräte
gereinigt. (Im kathol. Ermlande ge-
schieht solches^ oft mit Ostentation ge-
gen die Protestanten, am Karfreitage.)
Vgl. Blaumontag.
Schwarztanne, /., s. Tanne.
Schwarzwurzel, Pflzn., Wallwurz, Sym-
phytum officinale L. Treichel, Volks-
thümliches.
Schwat, m. u. n., s. Schwad.
schwattiQ, adj., s. schwadig.
Schwäbchen, n., von schwatzen^ Plau-
derei, gemütliche Unterredung. EXn
Schwätzchen machen. Treichel.
Schwauks, ^., Golz, der mit gewissem
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schwauksen — schweinigeln.
329
Schwange und plötzlich fällt. Stöfzt
man an einen gefüllten Wassereimer,
so überstürzt sich ein Teil des Wassers
mit einem Schwauks. Das Wort be-
zeichnet den eigentümlichen Ton, den
eine derart vergossene Flüssigkeit her-
vorbringt. Vgl. Plauksch.
schwauksen , m , Flüssigkeiten im
SchwavJcs vergiefzen. Ebenso Über-,
verschwauksen. Ein ungeschickter Was-
serträger schwankst^ verschwaukst
Schwebsely n., die im ausgedroschenen
Getreide zurückgebliebenen Stroh-,
Ähren-, Hülsen-, Mutterkomreste. Sie
werden zunächst mittels einer Harke
entfernt und heilzen dann auch Ab-
harksel; die feineren Überbleibsel sind
das eigentliche Schwebselj weil sie mit
einem gestielten Gänseflügel abgeschwebt^
leicht abgefegt werden. TreicheL
Scliwedenschanze, /., wallartige Er-
höhung, die irrtümlich den Schweden
zugeschrieben wird. Von slav. svet,
lit szventas heilig. Vgl. Passarge,
Balt., 28.
Schwefellichty n , Licht von Schwefel,
Schwefelfaden zum Anzünden des Lich-
tes. Als noch die Pulverzeuge (s. d.)
in Gebrauch waren, wurden di^iSchwefeU
lichte in Königsberg auf den Strafzen
ausgerufen. Aus jener Zeit stammt der
nachfolgende Reim:
SchwefUchtj Schweflicht^ Wockesetdey
Schweflickt, SchwefUchtj Htagerat!
HaM ock nich e Mann genäme^
Brükt ock nich möt Schwe flicht gäne,
Schwe flicht, Schwe flicht, Wockeseide!
SchwUspön, 7n., s. SchwenkspOn.
Schweike, /., Pferd; Stute? 1401 eine
Schweyke 3 ML 1408 ein Hengst 16 Mk.
Hirsch, 259.
schweimeln, 9w.^ s. scheiweln.
Schweinier, m., Vogebame, s. Kohl.
schweinedreist, pltd. schwTndrtst, adj.,
dreist wie ein Schwein. Dat ob Schwing
dristigkeit^ das ist rücksichtslose, un-
verschämte Dreistigkeit
schwelnedumniy adj,, dumm wie ein
Schwein. Zur Bezeichnung groi'zer
Beschränktheit.
SchweinegraSy n., Vogelknöterich, Po-
lygonum avictUare L. Treichel, Volks-
thümliches H.
Schweinejagdy /., das Marktrecht für
den Auftrieb von Schweinen zum Ver-
kaufe. Treichel.
Schweinekest, /., s. Kest.
Schweinenlisse, Pflzn.^ Knollen an der
Wurzel von Equisetum palustre und
arvense. Sie werden ihres sülzen Ge-
schmackes wegen vonEandem gegessen;
auch die Schweine^ welche sie durch
den Geruch unter der Erde entdecken
sollen, sind darnach begierig. Hagen
hält die Nüsse für eine Art von Trüf-
fehi. S. Hagen, 1080. Treichel,
Botan. Not. H; Volksth.
Schwelnepriester, m. , Schimpfwort
Treichel.
Schweinevesper, /. u. n., Imbii'z zwi-
schen Vesper und Abendbrot, etwa um
die 6. Stunde, in welcher die Schweine
vom Felde nach Hause getrieben wer-
den. Einen zum Schweineoespei* be-
suchen,
Schweinhund, m., Schimpfwort
Schweinichen, Pflzn., s. Gänsichen.
Schweinigel, m, 1. Sauigel, Erinaceus.
2. Stachelschwein, Hystrix, 3. ein in
hohem Grade unreinlicher, unsittlicher
Mensch. Sich zum Schweinigel machen,
sich betrinken. Als Schimpfwort be-
liebt; ebenso: Schweinhund, Schwein-
pelz. Vgl. SauntgeL
schweinigeln, sw., wie ein Schweinigel
thun^ obscön reden, Zoten reifzen.
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330
Schweinkrant — Schwenker.
Schweinkraiity n., Calla palustris L.,
weil es von Schweinen gern gefressen
wird. Hagen, 406. Pritzel, 73.
Schweinsbohne, /., Vida faba L, Man
steckt am Neujahrstage zwei Schweine-
bohnen für sich und die Geliebte des
Herzens (oder das Mädchen für den
Liebhaber) unter den Balken der Stu-
bendecke. Grünen beide aus, so folgt
Hochzeit; verdorren beide, so tritt der
Tod zwischen das Paar; grünt eine
aus, und die andere verdorrt, so stirbt
einer, der andere aber heiratet ander-
wärts. Volkskal., 49.
Schweinsdrecky m., Exkremente des
Schweines. Put^ Pui^ Schwtnadreck!
Besegnende Redensart bei herannahen-
dem Wirbelwinde, wobei man ausspeit.
Im Wirbelwinde fahrt nach dem Volks-
glauben der Teufel und bringt allerlei
Krankheiten mit; durch obigen Zuruf
verekelt er sich an dem Ausrufenden
und läfzt ihn unbelästigt Vor Schweine-
dreck soll der Teufel überhaupt Furcht
haben. Es existiert der Glaube noch
vielfach; dafz Nervenfieberkranke vom
Teufel besessen seien. Man lege nur
Schweinedreck ins Krankenbett und der
Teufel wird weichen. Sprw. I, 3448.
Sohweinskopf , m. 1 . Kopf eines Schwei-
nes. Zu Fastnacht Mittag giebt's ge-
räucherten Schweinskopf mit Sauer-
kraut. 2. Dummkopi 3. Rausch. Ei*
hat sich einen Schwemskopf gekauft, er
hat sich einen Rausch angetrunken.
Sprw. I, 445. 4. bei Stein, Peregri-
nus UI, 3, ist Schweinskopf unter den
musikalischen Instrumenten aufgeführt.
Schweinstall, m. Der SchweinstaU ist
offen^ wenn die Hose vom offen steht;
namentlich in früherer Zeit üblich, als
man die schmale Klapplatze trug.
Schwelbblut, n., s. SchweizbluL
SohweKzwurzel, Pflzn., grolzblättriger
Huflattich, Tussilago petasites L. Vgl.
Lottchenblatt. Hagen, 867.
Schweizblut, richtiger wohl SchweKz-
blut, n., das geronnene Blut, welches
man beim geschlachteten Schwein in
der Nähe des Herzens findet.
Sohweizertuch, n , angeblich Tuch,
wie es die Schweizer tragen; dreiecki-
ges, rotes, bedrucktes Halstuch, das im
Werder von den Mädchen getragen
wird, das Schtotzerdok.
SChwSken, su?., schwanken, wanken,
taumeln. Schweken^ as wenn he besä-
pen es. Dorr, Driewjagd.
SchwSkspön, m., s. Schwenkspön.
schwfilen, sw. 1. glimmen^ versteckt
glühen, ohne Flamme brennen, s. v. a.
schmölen. Lit swilinti. In den Räucher-
kaulen auf der kurischen Nehrung wer-
den Fische über schwelenden Kiefer-
zapfen (ßchüchken) geräuchert. 2. trin-
ken und trunken sein. jEJr schwelt,
glüht trunken. Hennig, 251. 336. 3.
im Geiste dämmern, hell werden. Et
schwelt em. Auch in dem Sinne : bange
sein, anschwfilen, zu schwelen beginnen,
zu glimmen anfangen.
Schwellenschlepper, m., Klätscher, der
Tagesgeschwätz von Haus zu Haus
trägt. Auch: Schleppschink.
schwellenschlepperig, adj., klatschhaft.
Schwellenschlepprige Sau! Schimpfwort
auf ein klatschsüchtiges Weib, oder auf
ein solches mit übermäfzig grofzen
Brüsten, die gleichsam bis auf die
Schwelle reichen und nachschleppen.
Königsberg.
Schwellinen^Ortsn., Vorwerk im Kirch-
spiel Mühlhausen, Kr. Pr.-Eylau. He
ÖS de Farr von Schwelitne, als Fopp-
wort gegen eingebildete und wichtig
thuende Leute.
Schwenker, m., von schwenken^ einer,
der schwenkt oder das, was geschwenkt
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Schwenkspdn — Sckwim.
331
wird. In letzterer Bedeutung ein Klei-
dungsstuck für Frauen und Männer.
Der Frack heifzt im Yolksmunde Qua-
driUenschwenker. Auch zu den Con-
tuschen und Schwenkern (muTz noch
Zeug zugekauft werden), denn sie sind
jetzt kürzer in der Taille und im Gan-
zen eine gute Eüe langer. Soph. R.
VI, 560. Für Posen s. Bernd, 282.
Vgl. Flatterer.
SchwenkspAn, SchwfikspAn, QufilcspAn,
SchwSwspdn, Schwtopon, m.^ der schwen-
kende, schwebende Span, Teil am Wa-
gen: der die Enden der Deichselarme
verbindende Holzarm, welcher unter
dem Langbawn die nach rechts und
links schwenkenden Bewegungen der
Deichsel regelt. Weil er dabei hin
und her rutscht, heifzt er auch Rlitsch-
holz.
Sohwentgeschworener, m., s. Lftke.
schweppendig, adv.^ s. schwappendig.
schwer, pltd. schwär (a = o), adv. u.
adj.^ sehr, erheblich, bedeutend. Er ist
schwer betrunken. Ich werde mich aber
schwohr wachten (sehr hüten), ihm mor-
gen vor Augen zu kommen, Soph. R. V,
612. Dat deit ml schwär let Königs-
berg. Firmenich I, 102a. Et ös all
schwoa sea lang Aa, es ist all schwer
sehr lange her. Boldt, 10. Wat for
ne schwere (grofze) Meng von garstgen
Fehlem. Dorr, 1. Wiew., 77.
Schwereangst, /., schwere Angst^ als
Ausruf der Verlegenheit, Verwunde-
rung. Ebenso: Schwerebrett, Schwere-
not Schwere Not in Hessen die Epi-
lepsie. Vilmar, 378.
Schwerenöter, m., Person, die einem
schwere Not gemacht hat, Taugenichts,
mis^able, Ists denn aber nun mit dem
Sckwemoiher zu Endef Soph. K. VI,
212. Meist doch in scherzendem und
wohlwollendem Sinne von einem Mun-
tern, Anstelligen, Kunstfertigen.
Schwerenotnägel, plur.y als Fluch.
Den Schlüssel her, und den Augenblick,
oder die schwerenrnothndgel sollen . . .!
Soph. R. VI, 208.
Schwerk, /., schwerken, sw,, s. Schwark
etc.
Schwtopön, m., s. Schwenkspön.
Schwetz, Ortsn., Stadt an der Weich-
sel mit einer Irren-Heilanstalt. Er ist
reif für Schwetz. Sprw. I, 3113.
Schwfiwspön, m., s. Schwenkspön.
schwibbendig, adv., s. schwappendig.
Schwibschen, n., s. Schwipps.
Schwidda, Schwidder, m., s. Schinder.
schwieren, sw., s. schwtren.
Schwierigkeit, m., s. das folg.
Schwierllchkelt, Schwierigkeit, /., Mög-
lichkeit, Vermögen, IKraft, Eönneu.
Aber ich fege sie (die Advokaten) nach
der Schwierlichkeity nach der Möglich-
keit. Soph. R. V, 583. Nach der
Schwierigkeit essen, trinken, tanzen, sich
amüsieren.
SchwTm, SchwTmely m. 1. Schwindel,
Ohnmacht. Schwtm haben. Em kern
de Schwtm an. S. Niff. Einen SchwU
mel bekommen, 2. Trunkenheit. Im
Schwtm sein — einen Schwimel haben,
beschwimeü sein, betrunken sein, aber
auch: ein Schwtmel sein, ein liederlicher
Mensch, ein Säufer sein. In diesem
Sinne auch SchwTmler; in gleicher Be-
deutung SchwTmelfritze. Davon schwT-
melig, adj., schwindelig. schwTmen, sw.,
matt, kraftlos, wankend, halb ohnmäch-
tig einhergehen; in Ohnmacht fallen,
letzteres gewöhnlich beschwTmen, be-
SChweimen. In erster Bedeutung auch
SchwTmeln; dieses doch auch: wie ein
Schwimel liederlich und ausschweifend
leben. YerschwTmeln, sein Geld mit
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332
Schwimmbaum — schwirbeln.
Schwtmeln dorchbringen; durch Schwi-
meln herunterkommen, verderben. Er
ist ganz versckwtmelt
Schwimmbaum, m., schwimmender
Baumstamm, Rundholz, am Lachswehr^
der die obere Simme des Netzes tragt
und worüber die Fahrzeuge mit Leich-
tigkeit hinweggehen. Benecke, 381.
Schwimmbrflch, m., schwimmender
Bruch, wandernde Insel aus leichtem
Erdreich, „die aus Wurzeln, Sprock,
Schilf, Rohr, Blättern, Gras und allerlei
Vegetation, aber aus wenigem Erd-
stoff zusammengesetzet ist^ Bock,
Nat. I, 423.
schwTmschlachten, m,y s. schwTmschla-
gen.
Schwtmschlag, m. 1. Schwindel, Tem-
mel^Schwtm. 2. Mensch, zur Ohn-
macht geneigt, vom Schwindel befallen,
schwankenden, taumelnden Ganges. 3.
Trunkener. Er geht im SchmmscfUctg,
schWTmschlagen, 8w,^ nach Gordack
auch -schlachten, schwindelig oder trun-
ken hin und her wanken, in Ohnmacht
sinken. Ok schwimscfdägt de arme Jung
cmmer hen on her. Kgsbg. Firme-
nich I, 102 a. In der Gegend von
Saalfeld schwTmschwanken.
schwTmschlagig, adj,^ vom vor. Auch
schwTmschlagerig. Mi os so schwtmschia-
gerig to Mod. Hennig, 252: schwimm-
schlagig.
SchwindeIhSde, /., s. Schwingeihfide.
Schwinge, /., flacher, länglicher, offe-
ner Futterkorb. Schemionek, 38.
Schwingel, /., Flachsschwinge, Gestell
mit messerartigem Schwingholz zur
Flachsreinigung.
SchwingeIhSde, /., die gröbsten Teile
des geschwungenen Flachses, Werg.
Auch SchwinghSde und SchwindeIhSde.
Sie haben statt Betten ein Bund Stroh
und von grober Schvnndelheede ein La-
ken und eine Zudecke. Pierson, Matth.
Prätor., 113.
schwingein, sw.^ von schwingen: den
Flachs mit der Schwingel schlagend
reinigen.
SchwinghSde, /, s. SchwingeIhSde.
schwippen, sw,^ wippen, elastisch be-
ben; vom Boden. Das Moor schwippt,
schwippendig, adj.^ s. schwappendig.
schwipps, interj,^ schnell, behende,
geschickt. Vgl. schwapps.
Schwipps, m,y Dem. Schwippschen^
kleiner Rausch. Er hat einen Schwipps^
ein Schwippschen, Bock, 63, u. Hen-
nig, 251, schreiben Schwibschen.
Schwipser, m,^ Fehler. Sckwipser
machen,
SchwTr, m, 1. Wendung, Schwung;
sehr häufig aber gewöhnlicher Gang
einer Sache. Einer kommt hinter den
Schwtr, er lernt den gewohnlichen
Gang der Geschäfte kennen, gewinnt
Routine. Er hat seinen eigenen Schwir
in einer Sache^ er hat seinen eigenen
Gang, seine eigene Methode und Wen-
dung, z. B. beim Elavierspiel, im Tan-
zen. Danzig. Klein II, 150. In
gleichem Sinne in Bremen Swier^ holl.
zwier, Brem; Wb.IV, 1124. 2. Rausch.
B}r ist im Schwir, er ist trunken. Vgl.
schwtren 2. Im Holstein, ist Schwtr
ein Trinklied. Schütze IV, 238.
SchwTrbel, m. 1. Wirbel, verworrene
Menge, Schwärm, konfuser Lärm. 2.
Rausch. Et ist schon wieder im Schwir^
bei. Vgl. Schmeller HI, 548.
schwirbeln, sw, 1. wirbelnd, in wirrer
Menge sich bewegen. In einer unru-
higen Schulklasse schwirbeln die Kinder
umher. Ihm schwirbelfs im Kopfe, seine
Gedanken bewegen sich wirr durch-
einander, er ist konfus, weifz nicht aus
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schwirbelig — schwul.
333
nochein. 2. tranken umhiersch wärmen. In
Bayern auch schtoürbeln. Schmeller
m, 548.
schwirblig, adj. vom vor., wirr, wild,
konfus, trunken, schwindelig.
SchwTrbruder, m,, s. SchmTr und
SchwTrer.
8chwTren,8chwUren,siü. 1. seitwärts glei-
ten ; vorzugsweise vonSchlitten auf glatter
Schnee- oder Eisbahn. Der Schlitten
schwtrtj schleudert seitwärts in fluchtigem
Schwünge. Fischerkdhne schwtren^
schwüren^ wenn sie mit vollem Segel
oder Winde fahren und das Eeitelnetz
ziehen. Vgl. Keitelfischerei. 2. herum-
schweifen^ schwärmen, von Wirtshaus
zu Wirtshaus taumelnd ziehen. Er
hat diese ganze Woche geschwtrt. Vgl.
SchwTr. Lit. swyruju, »wyiüti schwan-
ken, taumeln ; holl. zmeren schwärmen,
dän. svire, in Bremen, in Pommern,
im Götting. swiren. Brem. Wb. IV,
1125. Dähn., 480b. Schamb., 223a.
Nsslm., Forsch. 2. Bock, 63. Hen-
nig, 252.
SchwTrer, SchwTrbruder, m., Schwär-
mer, Bummler, Saufbruder. Müh-
ling hat auch ScbwTrgeist Von sckuxt-
ren 2.
SobwTty f.i, Menge, Masse, frz. mite.
Es ging uns gestern eine ganze Schwtt
(Menschen) vorbei. Eine Schwtt Tau-
ben etc.
schwitisieren , sw.^ suitisieren, flott
leben, tolle Streiche machen. Aus der
Studentensprache; ebenso SchwHjeh, m.^
Suitier^ Kneipgenie, Durchgänger.
Sperber, 46.
schwitzen, «tr., im Gefängnisse sitzen.
Für den rotken Hahn sollt Ihr mir
noch ein Jährchen langer schwitzen.
Marsch ins Zuchthaus! Soph. R. I,
616f.
schwodder, schwoddeySchwod^schwudde,
in der Elbinger Niederung SChodder,
in Masuren czoder, nach Hennig, 251,
auch Schwade, Zuruf an Zugtiere, wenn
sie sich links wenden sollen; ebenso
I(s6, zi. In der Niederlaus, schwoide.
Anton, 12, 26. Vgl. hol
SChwSgen, sw. 1. plaudern, klatschen,
übermäfzig loben. Die vier Weiber
schwogen da was rechts über das gtUe
Aussehen des Magisters und Ober Kikel
und über Kakel Soph. R. V, 587 £
2. stöhnen, klagen, hin und her schwan-
ken. Muhling.
schwollen, sw. Bost du verrockt om
Kopp? wat schwelst, eck soch em an,
hei had ön Arfte-Topp, onn fratt so
braw darop. Carm. nupt. V, 190 c.
SchwornigatZy Orten., Dorf im Kreise
Eonitz. Spott: Gä na Schwangatz,
Rinne foUe. Sprw. I, 1152.
Schwuchtbruder, m., Saufbruder, Säu-
fer, Bummler. Von schwuchten. Vgl.
SchwTrer.
schwuchten, su?., saufend und schwel-
gend umherziehen, ein liederliches Le-
ben führen, durchgehen, beschwuchten,
sich, sich betrinken, verschwuchten,
durch Schwuchten vergeuden. Vgl
schwtren 2.
SChwudde, Zuruf an Zugtiere, s.
schwodder.
schwuddem, sw., nach Treichel s,
V. a. schwtmeln.
SChwflIy adj., schwül; vom Wetter,
von der Gemütsstimmung. Schwule
Luft. Den 10. Julii {1636) die Nacht
zuvor hat es sehr geregnet, worauf den
Tag aber klares und schwules Wetter
gefolget, den 11. und 12. JulU war es
sehr klar und heftig schwul etc. Line-
mann, E2b. Mir ist schwul wms
Herz, ich fühle mich beklommen, ich
fürchte ein Unheil. Hennig« 252.
Vgl. Brem. Wb. IV, 1127. Schütze
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334
schwulen — Seekatz.
IV, 240. Dähn., 480b. Schamb.,
223a. Weigand H, 673,
schwulen, sw.^ von der Seite sehen,
scheel sehen. T reichet.
Sohwulstfresser, m.^ Fresser, der bis
zum Schwellen, Platzen frifzt, Vielfrafz,
Friait (frefzt) dän Schwollst an june
Möge! Pr. Prov.-Bl. XXVH, 51.
Volks!., 99.
Schwung, m. 1. Eommis. S. Ladens
Schwengel 2. Einen auf den Schwung
bringen^ ihn gründlich abfertigen. Sper-
ber, 29. Berlinisch.
schwüren, sw.^ s. schwTren.
se, pron.^ sie. Boren se mal! WoWn
se »ich nich setzen?
si (e kurz), imperativisch: nimm
hin, da hast! Wenn man einem andern
etwas darbietet. Ebenso in Bayern.
Schmeller lU, 180. Das lit czk da,
hier, klingt wohl nur zufällig ähnlich.
Sfi, /., das Vogelweibchen, s. Sie.
Sealschmer, m., Seehandschmer. Im
15. Jahrh. Handelsartikel in Danzig.
Hirsch, 248.
Sech, /., Pflugmesser, s. Zech.
Stehen, n., Fischerboot, s. Sau 2.
Sechser, pltd. Sesser, m„ Einfonftel-
Thalerstück, so genannt, weil es 6 Vier-
pfenniger (24 alte Pfennige) galt. Durch
Gesetz vom 30. September 1831 all-
mählich eingezogen. (Vgl. Achtzehner,)
E Messer kosft e Sesser^ als Antwort
auf die Bitte um ein Messer. Sprw.
1, 2628.
Sechsgr)fscher,m., Schimpfwort. Stein ,
Peregrinus XH, 82. W. Mtsbl. V,
191.
SechsknSpfer, m. Denn haben Sie
eine Thorheit gethan^ Sie haben bei den
Sechsknöpfem Dienste genommen^ ohne
mit edlem Stolz eine Stelle bei der Oarde
begehrt zu haben, Soph. R, I, 550.
sMen, Süden, st.^ sieden, ütgesädnet
Fleschy ausgesottenes, durch Sieden ent-
kräftetes Fleisch.
Seebär, m,j Schimpfwort. Er ist ein
Seebär — ein alter Se^är. Er brummt
wie ein Seebär.
Seebak, (?). Nach Hennig, 252,
Name für eine Gattung von Steinen,
die lat. Alga marina petrefacta heifzen.
Helwing, Lithogr. Angerb. H, 94a.
Seebeck, Ortsn.^ Seeburg, Stadt im
Ermlande, Er. Rössel. Da Schnaps
ÖS von Seebeck vom ahle Gräwna. Erm-
ländische Freisch., 7. Said ea aus da
seebecksche Gegend, Ibid., 6.
Seebull, m., s. DonnerkrVte.
Seechen, n., Fischerboot, s. Sau 3.
Seedistel, Pflzn., Erebsscheere, Stra-
Uotes aloidesL, Er. Lauenburg. Trei-
chel, Volksth.
Seegras, n., auch Seegrasblume und
Meergrasblume, gemeine Grasnelke, Ar-
m^ria vulgaris WiUd. Pritzel, 39.
Hagen, 346. Nach Hagen auch
nochMeergrasnelke^Meemägelcheny Berg^
nelke^ GrasblumCy Seenelke^ Wiesenkraut
Seegras s. auch Sandhaber.
Seehaber, m., s. Sandhaber.
Seehahn, m., Fischn., Cottus scorpius.
Hennenberger, 29. S. DonnericrVte.
Seehase, m., Fischn., s. Bauchsauger.
Seehund, m., Schimpfwort. Alter See-
hund.
Seehundsfett, n. Fett vom Seehunde
wird als Medikament in den Apotheken
gefordert; dafür wird Schweineschmalz
gegeben.
Seejumfer, Seejungfer, /., s. Jungfer.
Seekalb, n., Schimpfwort auf einen
dummen jungen Menschen.
Seekante, /., Seeküste, Strand. Das
Dorf Uegt an der Seekante. Hennig,
253. Bei Stein, Peregrinus UI, 3,
kurz Seekant.
Seekatz, /. u, m.^ der Seehund in der
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Seekaulbarsch — S^.
335
Fischersprache. Königsberg. Vgl. Ro-
senkranz, Egsbg. Skizzen I, 201.
Seekaulbarsch, m., s. Bauchsauger.
Seekolben, m., Pflzn., Eolbenrohr,
Tjfplia L., auch Marienkolben. Ostpr.
Pritzel, 418. Vgl. Duderkeule.
Seekreuzdorn, m., s. Sanddorn.
Seelader, n., s. Sfilader.
Seele, /., die cylindrische Blase im
Hering, Strömling. Sie wird an die
Zimmerdecke geworfen, wo sie kleben
bleibt. Natangen.
Seelengreifer, pltd. Seelegrtper, m,,
einer, der die Seelen greift, Frömmler,
Mucker; namentlich von Geistlichen.
Dat ÖS e rechter Seelegrtper. Wehlau.
In gleichem Sinne Jesugreifer.
seelengut, pltd. seelensgöt, adj., von
Seele, von Herzen gut. Es war ein
seelengutes Kind, Soph. R. HI, 134.
Seelenkleister, m.^ grober Mehlbrei.
Et gef hyde Seeleklister.
SeelentSter, m., s. Seelenverkäufer.
SeelentrVster, m , Tröster der Seelen,
als Bezeichnung für Branntwein. Frötz^
möt de blanke Mötz^ bring" mt den
Seelentroster möt. Kgsbg.
Seelenverkäufer^ m., kleiner Kahn,
aas einem Baumstamm gehöhlt, Ein-
baum. Die polnischen Flöizer, ^chim-
ken, bringen diese Seelenverkäufer mit,
in welchen die Fahrt nicht ohne Ge-
fahr ist. Königsberg. In Danzig heifzt
ein solcher Kahn SeelentVter, in Elbing
schneller Tod. Gedanism. Schemio-
nek, 36.
Seelenwärmer, m., gestrickte wollene
Frauenweste.
Seelglocke, /., das Läuten in der Yer-
scheidestunde. Westpreufzen, nament-
lich in der Gegend von Danzig. Die
Gemeinde soll durch das Läuten zur
Färbitte för die Seele des Verstorbenen
aufjgefordert werden* Hintz, 83.
seelzagen, pltd. seeHftgen, »w,, in den
letzten Zügen liegen. Er seehagt schon^
er ringt mit dem Tode. Hennig,
253, erklärt nach dem Brem. Wb. IV,
748, tagen = ziehen, die Wohnung ver-
ändern, so dafz seeltagen den Zustand
bezeichnet, in dem die Seele bereit ist,
ihre bisherige Wohnung zu verlassen.
Näher liegt die Zusammensetzung aus
Seele und zagen^ wie denn auch die
heutigen weitem Bedeutungen des Wortes
das Verzagtsein der Seele bezeichnen;
Mühling erklärt: grofzen Kummer
haben; doch drückt das Wort über-
haupt Sorge, Besorgnis, Bangigkeit,
Bedrängnis, ja sogar Verlegenheit aus
Gordack bezeichnet mit s^^feojrw den
Zustand, in dem man nicht aus dem
Schlafe sich zu ermuntern vermag,
nicht aufwachen kann, auch den, in
dem man schlafen möchte, aber aus
Schicklichkeitsgründen nicht schlafen
darf. Nu (nach dem Tode des Mäd-
chens) seehagt^ de Frau Motter sehr^ on
ehr ward bang, dafz das Prenzche och
drufgehe mucht. Schaltj. 1, 441. Für
Liv- und Estland bei Hupel, 216.
Seemannstreu, /., Pflzn., s. Mannstreu.
Seemaräne, /., s. Schnäpel.
SeemSve, /., Möven, die sich an der
See aufhalten, Lams. Vgl. HaffmVve.
Seenadel, /., Fischn. 1. die grofze
Seenadel, Syngnathus typJde L., lit. kur.
juros adata. 2. die kleine Seenadel, S.
ophidion L., auch Sturmflsch, lit. kur.
ebenfalls juros adata. Benecke, 1 89f.
Bujack, 391, hat noch eine dritte Art,
S. acus L.y die in der Provinz auch
Sacknadel heifzen soll. Vgl. Mühling,
Tiern., 176.
Seenelke, /., s. Seegras.
Seepuppe, /., Seerose, Nymphaea.
Seequappe, /., s. Aalquappe.
S6g, SVg, /., Sau, das weibliche
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336
Sega — Seifenwurzel.
Schwein. He spetzt de Ohren wi de
Seg ön de Arftm. Sprw. I, 2849.
Vgl. Brem. Wb. IV, Schamb., 201b.
Sfiga, m,, s. seger.
segeln, «to., in Zusammensetzungen:
absegeln, abreisen, abziehen, eine
Sache au%eben, von ihr lassen; sterben.
drauf los segeln, einer Sache oder Person
geradezu und unbeirrt entgegentreten.
sSgen, bw. 1. seihen, durchseihen,
ahd. sthan^ mhd. sthen. 2. säen, ahd.
sdjan^ mhd. sciejen. Wi^ hebbe geseegt^
frösch Hawersaat Volksl., 61, 40 III.
In dieser Bedeutung auch seien. On
wenn de Bwr heft utgeseit Seelenw.,
107.
seger, Sega, SSger, m,, Seiger, Uhr.
De Sega acfUog ent. Volksr., 101, 450.
De Seger ös e Lüedbedreger. Sprw. I,
3462. Wteveel mach doch de Seegei'
8onf Volksr., 264, 922. Möt Hot on
Tascheseger De Lehrer vär di steit
Lehrztg. 4, 355 b. Nu geit de Seger
rechte wenn etwas verkehrt ausgeführt
wird. Wie der Seger gehet, so gehet
das Regiment Stei n, PeregrinusXVII,
14. W. Mtsbl. VI, 189.
Segg, Segge, /., Mund, Mundwerk,
Redefertigkeit. He heft ne gSde Segg^
er versteht fliefzend zu reden. Von
Seggen sagen. Vgl. Sprw. 11, 2458.
Segg, /., das Yorschneidemesser an
dem Werderpflug. Dieser hat ein
Vordergestell, auf welchem der Balken
ruht, mit dem Vorschneidemesser und
einem langen, weniggewnndenenStreich-
brette. Prov. Prfz., 478.
Seheke, /., Dem. von die Sehe, Pu-
pille. Dönh.
sehr, adv,^ findet im Pltd. nur be-
schränkten Gebrauch; man sagt zwar:
en sehr gSder Herr^ viel lieber jedoch:
en gewaltig etc.
sehrchens, adv.^ verstärktes sehr in
Deminutivform. Die älteste war sehr-
chens hd/zlich . . . , die jüngste aber war
sehrchens hübsch. Schaltj. 1, 439.
Sehr chens gutt. Dorr, 1. Wiew., 58.
Sehrkerl, m., vorzüglicher Mensch, gan-
zer Mann. So ein Sehrkerl bin ich nun wd
nichts da/z ich der würdigste Mann heifzen
konnte. Soph. R. III, 23. Es gehört
ganz gewi/z das Herz eines Sehrkerls
dazUy mit einer Schwiegermutter es zu
wagen. Ibid., 383.
Sei, /:, s. Sie.
sei, 1. Person des Präs. Indik. von sein^
bin. Ich sei em nichts schuldig. Erm-
land. Ich sai ja von Pöss' (Pissau) da
Graif. Erml. Freisch., 6.
Selche, /., Urin.
seichenfSeahenySw.^mingere, beseichen,
sich. Und für grossem Leid beseycht
sie (die Braut bei den alt«n Sudauejn,
wenn sie in ihres Vaters Hause von
allem Lieben Abschied nimmt) sich^
und wenn^s die Freunde sehen^ so um--
pfahen sie die Braut und sprecheni
OhOy mein liAes Freundlein^ mühe dich
nicht so fast und hart, siehe^ dein Blas-
lein möchte dir zerbersten^ da/z du nicM
tüchtig wärest deinem Männlein. Von
den alten Sudauern und ihrem Bock-
heiUgen. Erl. Pr. V, 714.
Seichsack, m.^ Sack, der seicht; als
Schimpfwort. Kgsbg.
seien, sw.^ s. sSgen.
selem, st^., lebhaft und viel sprechen,
namentlich klagend, scheltend. Vgl.
Geseier.
Seifenwurzel,/., Wurzel des gebräuch-
lichen Seifenkrautes, Saponaria offi--
cinalis L., weil sie zum Waschen von
buntem Zeuge verwendet wird. Trei-
chel, Volksth. III. Nach Hagen,
452, das langstielige Gipskraut, Gypso^
pkila fastigiata L., weil die Wurzel
bei der Wäsche als Seife dienen soll.
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Seige — Seiler.
337
Seige, /., s. Sau 3.
Seigner, m., s. Seuner.
Setke, n., das SiechcD, s. Sie.
Seil, n., LängeDmaCz, 10 Ruten ent-
haltend. 10 Mefzruihen machen ein Seil,
Bock, Nat. I, 688. Man soll toissen,
dafz die gemeinen offenbaren Mafze^ die
wir gebrauchen im Lande Preu/zen zu
messen den Acker seind Seil^ Ruthen^
EUen^ Fu/ze und Handbreit mit ihren
Stücken. Pr. Prov.-Bl. VIII, 357.
Die Entfernungen für die Arbeiten am
Damme werden meist nach Seilen^ sel-
tener nach Ruthen bestimmt Passarge,
340.
Seilenschlissen, (?), bei Stein III, 3,
anter res nauticae,
seimig, sämig, sSmig, adj.^ dickflüssig
wie Honigseim, bindig, schleimig, bei
Saucen und Suppen. Die Obstsuppe ist
so seimig,
sein, sind. Lassen sie mich sein^
lassen sie mich in Ruhe, in Frieden!
ruft ein Mädchen dem zudringlich Zärt-
lichen zu. Du lä/zt mir sind!
seindäg, seintäg, pltd. sTndäg, sVnndäg,
adv,j während seiner Tage, während
seines Lebens. Das geschieht seinddg
nichts niemals. Rätsel: Vor Jungfern
gripen sick dagdäglich on kriegen sick
sienddg nich. Die vier Mühlenflügel.
Viol^t, 199. S. anmuten. Vgl.
meindäg.
Seine, pltd. Stne, /., seine Frau.
Stne woU je nich^ seine Frau will ja
nicht. Ebenso in der Oberlausitz.
Anton, 12, 26.
Seite, /. Auf die Seite gehn^ sich
entfernen, um ein natürliches Bedürfnis
zu befriedigen.
SSIce, /. 1. seichte Stelle im Wasser,
Untiefe, lit. sekis^ sekU^ seklis^ let. sekls;
lit. senku, skkti seicht werden; nd. sek
Privebbler, Wörterbuch 11.
seicht. Auf den flachen Stellen des
Haffes, den (Seeken) . . . darf keine Art
von Segelßschereibetrieben werden, Fisch.-
Ordg. f. d. kur.Haff § 17. Vgl. Fläche.
2. nach Hennig, 253, SSIcen, SSchen,
ganz kleine Fischerböte, s. Sau 3. 3.
nach Mühling SSIc, Stic, /., kleine
Pfütze. Vgl. Nsslm., Forsch. 3; Th.,
158.
Sfil(e(n,) sw,y suchen.
sSIcerig, od/., nafz; vom Holz. Seke-
riges Holz. Samland (Korkehnen).
Der Einsender deutet auf „sickern^ hin
und schreibt Sälcerig.
S8I, n., s. Siel.
Sfil, gewöhnlich sVlle, adv,^ selten.
Doch o/z et mehr als wahr, dat sock
sehl Lydkens finde^ by welken Erbarkeit
de rechte Wahnung holt. Carm. nupt.
IV, 59 c.
SSIader, n., Küchenschürze; Scheuer-
tuch, Wischlappen. Westpr. Lo/z dich
ehrscht mot dem Seelader deeg ahiibbeln.
Schalt). 3, 5. Brin^g se' waschend e
Seelader rauffert Schemionek, 52.
Vgl. Seiscliurz. S. Sälen.
selbstmachend, adj, von selbst machen.
Selbstmachendes Zeug, im Hause ge-
webter Stoff zum Kleide. Der Rock
ist aus selbstmachendem Zeug gemacht.
Marold.
sSlen, sw.y schelten, aussfilen, aus-
schelten. Dönh.
sSlen, sw,^ sich^ s. Sälen.
selig, adj.j trunken, betrunken. Er
ist selig. Vgl. Sälen.
seilen, sw.^ Trödclhandel treiben, trö-
deln; engl, to selly schwed. säya^ dän.
saelge. verseilen, verkaufen, Kleinhandel
treiben. Über die Verbreitung des
Wortes s. Korrespbl. II, 28. 59. Hen-
nig, 253.
Seiler, m., von seilen^ Trödler. Kleider-
22
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338
Seilerbude — serig.
seller, Händler mit alten Kleidern.
BUcherseller, Antiquar.
Sellerbude, /., Bude eines Seilers,
Trödlerbude.
Seilerin, /., Trödlerin. Bock, 63.
Hennig, 253.
SSISChurz, /., Schürze mit Brustlatz,
der durch eine Halsschnur festgehalten
wird, Küchenschurze, die zum Schutz
des Kleides getragen wird. Natangcn.
Vgl. Seiader u. sälen.
semig, adj,^ s. seimig.
sSmisch, adj.^ s. sämisch.
Semkuhnen, Ortsn., Dorf bei Inster-
burg. Semkahnet\ de Fupp brennt!
Sprw. I, 1026.
Semmelkrifst, w., Verunstaltung von
Seminarist. Pr. Eylau.
Semschblätter, plur.^ Sennesblätter.
Semse, Pflzn., Simse, Juncus L.
Send, /., s. Säd.
Sende, Pflzn., s. Rutsche.
Senf, in.y Ansicht, meist verkehrte.
Nun giebt er seinen Senf dazu. Du
motst 6k noch dtnen Senf dato gewen.
Einen langen Senf machen^ von einer
Sache viel, aber Unbedeutendes sagen.
Von der aus den Körnern des Senfes
bereiteten breiartigen Tunke zum Fleisch.
H en n i g, 253. Wilder Senf, Raukensenf;
Sisymbriv/m sophiaL. Die Samenkörner
werden gegen Übelkeit eingenommen.
Saalfeld.
sengein, sw.y s. sangein.
sengen, sw,^ schlagen, daCz es schmerzt,
brennt. Einem eins sengen, ihm eine
Ohrfeige geben. Sprw. I, 3485. Vgl.
brennen.
Senk, /., von senken, Vertiefung im
Acker; Thal; flache Stelle in einem
Gewässer. Im Ermlande Sitting, Stting,
Sttig, /., von sid (s. d.). Sperber, 29.
Vgl. Soll u. STdnis.
Senke, /., s. Senknetz.
Senkel, m. u. n. 1. Schnur mit Metall-
spitze; Riemen, gewisse Kleidungsstücke
damit zusammenzuschnüren. Daher
Schnürsenkel, Schnur zum Verschlusse
des Frauenmieders, poln. zankiel. Hen-
nig, 253. Schuhsenkel, Schnur zum
Zuschnüren der Schuhe. 2. Schnur an
ländlichen Thürklinken, woran diese
aufgezogen werden. Über Nacht zieht
man den Senkel ein. 3. Figürlich:
dünner, junger Aal, Senkelaal. Er ist
so dünn rvie ein Senkel.
Senkelaal, m., s. Senkel 3.
senken, sw., beim Kartenspiel: 1. das
Spiel eines andern umwerfen. 2. statt
der aus dem Talon (Skat) gekauften
zwei Karten zwei andere fortlegen;
dies auch senkenbergem. Treichel.
Senker, m., Senkgam, n., -harnen, m.«
s. Senknetz.
Senknetz, Senkgam, n., auch der
Senker, die Senke, das Hängenetz oder
Hebenetz, einfaches Netztuch, das mittelst
eines hölzernen Kreuzbügels oder Rah-
mens ausgespannt erhalten wird. Es wird
freihändig oder mittelst einer Hebel-
stütze ins Wasser gesenkt und aus
demselben gehoben. Der Senkhamen,
auch Setzhamen in den lit. Binnenge-
wässern hat gröfzere Dimensionen.
Bock, Nat. IV, 726. Benecke, 362f.
Senktomfirsch, m., Schnupftabak aus
den Fabriken in St. Omer in Frank-
reich; auch Sentemftr, SanktomSI. So
lai ock mi doch Senktomersch Woll ut
de Stadt mötbringe. Volksl., 56, 38, 5.
Sensendraht, m., Pflzn., s. Harmus.
SentemSr, m., s. Senktomersch.
§eparere(n), sw. 1. sich trennen, von
Eheleuten. Se hebbe sock geseparert 2.
ausscheiden aus der Bodengemeinschaft.
Das franz. Sparer.
sSrig, adj., schmerzhaft, empfindlich;
schwärig. Mühling. Bei Jeroschin
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Sesser — Sicherheitskommissarius.
339
ser^ adj,^ wund, «Ä'cfe, Bcre Versehrung,
Schmerz. Pfeiffer, 219. Im Brem.
schmerzhaft, verletzt an der Haai, ver-
wandet, grindig. Von seer^ m.y Schmerz,
Haatverletzang,Aus8chlag, Grind. Angs.
sar^ isl. und dän. saaTy schwed. sär^
holl. aeer. Brem. Wb. IV, 754.
Sesser, m., s. Sechser.
sefzhaft, adj., von der Se/z Sitz,
Wohnsitz, Besitztum. Es üt ein sefz-
haftet ManHy ein Mann mit Grundbe-
sitz in seinem Wohnorte. Hennig,
254.
Sftterke, n.« das Süi'zerche, Suize, ein
Bonbon. Wenn ock nau de Stadt fär^
war ock di ok e Seterke moibringe.
Sprw. I, 3505.
Sett, Sott, w., Sitz. De Hohner sond
schon op de Sett^ gah Ugge! zu Kindern,
welche nicht zu Bett wollen. Von
setten^ sotten sitzen.
Setthen, Pflzn., s. Setzhin.
setzen, sk?., prüfen. „Der Weinver-
kauf war in Danzig bestimmten Be-
schränkungen unterworfen. Wer in
der Stadt Wein verkaufen wollte, raufzte
ihn zuvor auf das Rathhaas bringen
und dort setzen^ d. h. prüfen und seinen
Preis feststellen lassen^. 15. Jahrhundert
Hirsch, 261.
Setzh&men, m., viereckiges, tuchartig
geformtes Netz, an dessen Ecken sich
über Kreuz Bandstöcke befinden, die
es gespannt halten. Die Mitte der
Bandkreuzung ist an einer langen und
festen Stange befestigt, die von einem
Fahrzeuge aus mit dem Netze ins
Wasser gesenkt wird. Der Setzhamen
wird vorzugsweise bei der Flufzfischerei
benutzt. S. Senknetz.
Setzhin, gewöhnlich pltd. Setthen,
Pflzn., Setze dich hin, Buschanemone,
Anemcna nemorasa L. Dönh.
Setzling, m. 1. junger Fisch, der zum
Auswachsen in den Teich gesetzt wird.
2. junge Bäume, die aus der Baum-
schule versetzt werden. Hennig,
254.
Setzzeit, /., Zeit, in der Hühner,
Enten, Gänse und wilde Vögel nisten,
brüten. Die Jagd dieser Vögel ist
während dieser Zeit verboten. -Bock,
63. Hennig, 254.
Seue, Sewe, /., Fischerboot, s. Sau 3.
Seufzer, w»., Blähung. Einen Seufzer
fahren lassen. Stille Seufzer fahren
lassen.
Seuner, Seugner, Seigner, STgner, m.,
von Seue etc., Fischer. Die Ufer der
Kadaune in Danzig, an welchen die
Seuner wohnten, werden noch jetet die
jS^^ genannt. Hirsch, 307. Klein
II, 154: Siegner ^ Seugnei\ Karpfen Ver-
käufer Vgl. Karpfenseugner.
ST, Sieh, /., Seihe, Milchseihe. Da-
von sten, sw.y seihen.
sibberig, adj^ s. sibbem.
sibbem, sw 1. sickern, durchtröpfeln,
Feuchtigkeit absetzen. Die Wunde
sibbert^ sie setzt das sogenannte Glied-
wasser ab. Sibbriges Wetter^ nebeliges
Regenwetter. Leck gewordene Gefalze
sibbem. Nds. sipen^ sipem^ zvpem.
Brem. Wb. IV, 792. Dähn., 424b.
Schamb., 192b. Vilmar, 385: sip-
pem. Bock, 68. Hennig, 279. Beide
schreiben sUbbem, und Hennig bat
noch: 2. in kleinen Zügen trinken, im
Trinken oft absetzen. Sie sibbert nw\
sie leckt nur vom Getränke. 3. sachte,
bei Nebel regnen: ein solch leichter
Regen heilzt Sibberregen. Es sibbert so
tceg. 4. s. v. a. sabbern (s. d.)
SIbnis, n., s. Stdnis.
Sichelkrallt, n., s. Wassereäge.
Sicherheitskommissarius, m., einer, der
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340
sichten — Sielennagel.
in seinen Untemehmongen sehr sicher
gehen will, alles sehr genau überlegt.
sichten, sw,^ sieben, vermittelst eines
Siebes reinigen. S. absiebten.
sichtig, pltd. süchtig, adj. und ado,
1. sichtbar. Ein sichtiger Schaden^ eine
dchtige Wunde. Sichtiges Fett^ Fett,
das sichtbar, sichtlich zerfliefzen möchte.
2. nal'z. * Ein sichtiger Boden^ ein nasser,
sprindiger Boden, ein Boden, auf dorn
man das Wasser sieht. VgL sUchtig.
siehtlleh, adj. von die Sicht^ Wahr-
nehmung mit den Augen. Er vdrd . . .
vor meinen sichtlichen Augen das Mäd-
chen so einnehmen^ da/z ich lieber nicht
daran denken mag, Soph. R. IV, 555.
Sicke, /., Fischerboot, s. Saw3. Be-
necke, 373 und Schemionek, 38,
haben Siclcen, n. Das Sicken folgt den
treibenden Netzen langsam rudernd nach,
Gamsieice, Sicke, welche das Fischer-
garn, das Netz trägt.
STd, Sit, adj, und orft?., niedrig, tief
gelegen, seicht; dän. sid. Stdet Land^
sidet Weiter^ en stder Stol. Öck huck
stdj ich sitze niedrig. De Born hat
site Äst\ Das Dach ist zu std^ es ist
zu niedrig, zu flach, nicht steil genug.
In Hessen stde, Vilmar, 383. Sttig,
/., Vertiefung, s. Senic. Hennig, 270.
STde, /., Häcksel. Netzedistrikt. Stde
schneiden, Treichel.
STdnis,/, Niederung, niedrig gelegene
Stelle im Felde, Thal. Von std. Nach
Treichel: nasse Ackerstelle (die Nässe
hält sich der tieferen Lage wegen);
auch STbnis. Hennig, 270. Vgl.
Senic.
Sie, pltd. Sei, SS, /., Dem. Siechen^
pltd. Seike^ Seke. 1. Frau, Hausfrau,
Frauensperson überhaupt. 2. Vogel-
weibchen. Gewöhnlich im Deminutiv
Kanarjensie^ Sperlingssiechen. Isfs ein
Hähnchen oder ein Siechen f Nabersch
S/, Nabet'sch Eän^ Gingen on onse
Garden, Volksr. 53, 201.
Siebengestim, n., grofzes, Sternbild
des grolzen Bären.
Siebenmonatsicind, pltd. SSwemonftts-
icind, ein von der Mutter nur sieben
Monate getragenes Kind. Vgl. FrUhicind.
Siebensinn, pltd. SewesVnn, m , Mensch
mit sieben Sinnen, zur Bezeichnung
eines Überklugen, Verschmitzten,Schlau-
en, doch oft auch eines eingebildet
Gescheuten, eines Kribbelkopfes. Du
wedderhoorger Sdwesänn! Nowack,
19. Auch Siebensinniger, und davon
siebensinnig, adj, Dat ös e Sewesonnger^
den bedregt (betrügt) man nich.
Siechen, n., s. Sie.
Siegelgam, n,, Bindfaden. Gedanism,
Sieh, /., s. St.
Siel, STI, pltd. SSI, Säl, n., Siele, /,
gewöhnlich im Plnr. Sielen, pltd. SSIen,
und Sielenzeug, pltd. SeietTg, n., Ge-
schirr, Riemenwerk, fOr Zugvieh, ahd.
silo^ mhd. sile, sü. Gleichen Stammes
mit Seil Vordersiele, pltd. VärsSI, /.,
Siele für ein Pferd des Vordergespanns.
Hintersiele, pltd. HindersSI, /., Siele für
ein Pferd des Hintergespanns. Hals-
Siele, pltd. HalssiSI, /., Siele um den
Hals, s. HalseL TragsSI, n., Tragriemen,
Traggurt, den Lastträger über den
Schultern haben. Bildlich in Redens-
arten: Man kommt den ganzen Tag
nicht aus den Sielen. He m/ot öm7ner
ön e Säle ligge. Vgl. Brem. Wb. IV,
582. SchmellerHI, 229. Vilmar,
385. Hennig, 252.
sielen, sw^^ sich., s. sälen.
Sielennagel, pltd. SUenagel, m. 1.
Nagel, Stift in den Sielen. 2. Sielenstrang,
der das lederne Brustblatt an den
Schwengel heftet. Samland(Wilgaiten).
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Sien — Sipkathrin.
341
Vgl. Sprw. I, 3948. 3. Nagel im
Stolle, woran die Sielen aufgehängt
werden.
sTen, sw., s. ST.
Stgner, m., Fischer, s. Seuner.
Slk, /., s. Seke.
Sil, n. 1. Schleuse, Abzugskanal.
Vgl. Richey, 254. Brem. Wb. IV,
786. Vilmar, 385. 2. s. &iel
SilberblUmchen, n., Bertramgarbe,
AchiUea ptarmica L. Weichseldelta.
Treichel, Volksth. III,
Silberkrallt, n., gemeiner Gänserich,
PotentiUa anaerina L. Ostpr. Pri-
tzel, 304. Nach Hagen, 536, P. ar-
gentea L, Vgl. Grumsing.
Silberlachs, m.y s. Lachs- und Lachs-
forelle.
sTIen, 8w,^ sich^ 8. Sälen.
Silla, Silier, m., s. SVIIer.
Silwette, /., s. Saljett.
Simme, /., starke Leine, früher aus
Lindenbast, jetzt gewöhnlich aus Flachs
gefertigt, als Einfassung der Flügel des
Fischemetzes. Nach Adelung IV, 38,
Seime, /., Leine, as. stmo^ m,, Strick,
Seil, Fessel, Schlinge, ags. stma; ndfs.
sem Band, Schnur, altn. stmi^ dän.
sime. Schade, 764b.
simmelieren, pltd. sVmmeKre(n), auch
sinnieren, pltd.sVnn§re(n),8t£7., nachsinnen,
sinnend erwägen, grübeln. Wie öck
6k simmeler^ öck krieget nick rüt S§''
m§leert de ftde Kopp, Dorr, L Wiew.,
123. En rtker Spotzbub^ wo dräwer
sömmelerty vrie hei de LSd aiwert Ohr
haue kann. Königsberg. Firmenich I,
101b.
SimmelsArie, /., s. v. a. das allgemein
verbreitete tSammeUüriumi^ Simmekam-
Tneküriumj Mischmasch, Gemenge,
Durcheinander.
Sincben, w. Vom., Reginchen. Hart-
wich, 55. Vgl. ^Tne.
sTndag, adv.^ s. seindftg.
Sindau, m., Pflzn., Sonnentau, Dro-
sera rotundifolia L, Die Pflanze heifzt
auchSonnenISffeL Hagen, 351. Pritzel,
138.
Sinde, Singde, m., Sonntag, öm Sinde,
am Sonntag. Samland.
Singbeutel, pltd. SingbUdel,m., Rausch;
Delirium tremens. He heft den Sing-
büdel
Singde, tt»., s. Sinde.
Singe, /., lange Angelschnur zum
Aalfang. Hennig, 255. Vgl. Aalwftde.
Davon:
singen, sw,, mit der Singe Aale fangen.
Singer, conj., sondern. Mir langfs
Geld nich zum Jehannsche Markig singer
ich bleiV noch in deiner Schuld, Saal-
feld.
singerlich, adj, u. adv.^ einzeln^ ab-
gesondert. Mühling.
SinggVrge, m,^ Werwolf. Samland.
Natangen.
Sinnasium, n., Korrump. von Gymna-
sium. Sperber, 45.
sinnen, s^., träumen. Schloap scJieen
gesund on sonn sehr nett. Dorr, 66.
sinnieren, sw., s. simmelieren.
sinnlich, od/., äufzerst reinlich, lün
sinnlicher Mensch^ ein solcher, der
sehr auf Reinlichkeit hält. Eine sinn-
liche Farbe^ eine solche, welche sehr
zart und leicht zu beschmutzen ist.
Man braucht auch Sinnlichkeit statt Rein-
lichkeit Dzg. Klein II, 156.
sintern, sw.y sickern, langsam tropfen-
weise rinnen. Schemionek, 38.
sTpen, 8117., weinen. Er sipt aUwieder.
Er kann nichts als stpen, Bock, 68,
und Hennig, 270: sUpen. Vgl. gran-
sen.
STpkathrfn, /., Katharina, die stpt,
zur Bezeichnung einer weinerlichen
Person, auch männlichen Geschlechts.
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342 sipp — socken.
Er ist eine rechte Stpkathrin, In gleichem der neben dem Fischerkalin schwimmt
Sinne Stpkessel, pltd. -kMel. und in dem man die lebendigen Fische
sipp, adj., zierlich, zimperlich, affek- mit sich fuhrt. Ragnit. Litauen. Nsslm.
tiert. Mühling. Wb., 475a.
Sirach, m,^ Brauch, Herkommen, Ge- Skorpionkraut, n., gemeines Salzkraut,
wohnheit. Das ist Werderscher Sirach^ Sa&oZa Ä:aZi L.; auch Hirschhorn. Ostpr.
Werderscher Usus. Pritzel, 357. Hagen, 289.
Sirm, 971., s. Zarm. Skott, Skotter, Schotter, m.^ alte pren-
STöng, /., 8. Senk. fzische Rechnungsmünze, Vsi der eben-
Sitt, 7n., Sitz der Hühner, Hühner- falls nicht ausgemünzten Mark, letztere
stiege. entsprechend dem Werte eines halben
SitHng, /., s. Senk. Pfundes Silber. Hochmeister Winrich
sitzen, «t., in Haft sein, Gefängnis- von Kniprode (1351 — 1382) liefz J?aÄ-
strafe verbüfzen. Er m^fz sitzen, schotter = V45 Mark ausprägen, im hea-
Sitzleder, n. Er hat kein Sitzleder, tigen Werte von etwa 35 Pfg. Hörn,
er sitzt nicht gern lange auf einer Stelle, Vom preul'z. Gelde. Altpr. Mtsschr.
bei der Arbeit. V, 50 f. Hennig, 255.
SitzstUck, 7)., Ursitz, alter Besitz- SlagdOk, n., Schlagtuch, wollene Hülle,
stand vor den Gemeinheitsteilungen. S. Decke, worin jedes aus der Fremde
Dorfslage. kommende Stück Laken oder Tuch
Sjärtel, (?), Rinde des frischen Flach- eingeschlagen sein mufzte. Danzig.
ses. Dönh. Barten. Mühling. Hirsch, 250.
sk wird anlautend schJc: Schkandal^ Slappholt, n., hölzerner Efzlöffel. Vgl.
Schkrupel, Schkelett, Schkribent Schlfif.
Skalichenhof, pltd. Kalixtenhof, m., SIeif, m, u. /., s. Schleif.
Grundstück auf dem Tragheim in Kö- Slusim, Slusym, Slusem, Sluszen, (?),
nigsberg, in dem der fürstliche Rat Dienstgeld, Dienstgut. In Urkunden
Paulus Scalichius gewohnt, der den eine Abgabe zum Zweck des Kriegs-
Herzog in Preufzen, Markgraf Albrecht, dienstes. Top pen, Altpr. Mtsschr. IV,
durch Schwindeleien zu täuschen und 150 f. Altpr. schlüsit dienen^ schlusien
so für sich einzunehmen verstand, dafz Dienst, lit. sluziti dienen, sluzma Dienst.
er ihm nicht nur den Hof auf dem Lit. Aeq., 21. Nsslm. Forsch. 2.
Tragheim, sondern auch die Stadt Sly, /., s. Schlei.
Kreuzburg mit vielen umherliegenden SO, odr., ungefähr, etwa; in der Weise.
Gütern geschenkt. Hennig nach So gegen Abend. So um neun Uhr,
Hartknoch, Preufz. Kirchen-Histor., S^ os so, sie ist so = schwanger. Sprw. I,
dessen Alt. u. Neu. Preufzen und den 69. 80 wie SO. Ich kormne so vne so
Act Bor, I. Der Name verschwindet sclum, unaufgefordert. Ich mufz so wie
mehr und mehr; ich habe in meiner so (pflichtschuldigst) dort hingehen,
Jugend noch Kalitzkenhof gehört. Sobiechen, Ortsn., Dorf im Kreise
skaluren, sw,^ lärmen, spektakeln. Angerburg. He ös ut Sobtchcy wo se
Westpr. Mühling. den Dag mot Stange anbreke. Sprw. I,
Skiaure, /., kleiner durchlöcherter 3523.
Fischkasten in Gestalt eines Kahnes, socken, szt*., laufen, gehen, abziehen,
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Sod — Soll.
343
sich auf die Socken^ auf den Weg
machen. Er kann gut socken^ tüchtig
l&ufen. Auch SOCkeln. Ehfiem nasockeln^
ihm nachgehen. Nowack, 51. Vgl.
absacken.
SOd, m. 1. die brennende Empfindung
im Schlünde, welche von verderbter
Magensaure herrührt, gewöhnlich das
Sodbrennen genannt, mhd. söte^ m. Man
kann einem Kinde gar keinen Begriff
davon geben^ und doch klagt' s^ ihn brenne
der Sod. Soph. R. IV, 333 f. lchh(d)e
Sodbrennen. Hennig, 265. 2. Brun-
nen, namentlich Ziehbrunnen. 3. bei
Jeroschin: Lache: do er lac bemkoit
tot in stnis blutissudde 125d. Pfeiffer,
230. 4. in dem Sinne von Gebrechen,
Elend bei Hermes: So lasse man die
Provinz in ihrem Sode, Soph. R. VI,
549.
SOddem, sw.y fein regnen. Es soddert^
der Hegen fallt fein wie Staub. Davon
Sodderregen. Sodderregen, Kleckerschul-
den und Querrkrank sönd dre Ding^ de
man schlemm los ward. Westpr. Dzg.
Nhg. Sprw. I, 3526.
Söddistel, /., s. Stechwait
SOdd'rig, adj. von soddem^ zur Be-
zeichnung naliskalten, regnerischen Wet-
ters. Danzig. W. Seidel, 34.
SOde, /., ausgestochenes Rasenstück;
in der Elbinger Ndrg. Erdscholle.
sSden, St., s. sSden.
SVdhering, m.y ausgewässerter, gekoch-
ter Hering. Von söden. Hennig, 255.
SVfiski^ m., Söffling, von Soff mit
poln. Endung.
Sog (das g = ch)^ m. 1. Säugemilch,
Nahrung. Die Amme hat einen guten
Sog^ sie hat gesunde und reichliche
Milch; auch vom Vieh. 2. das Saugen
selbst, der saugende Zug. Vom sau-
genden Kinde, Tier; auch von dem
Wellenzuge der See nach der Höhe.
Hide he/t de See e starke Sog, sie zieht
nach sich, in sich. In Zusammen-
setzungen: Sogfohlen, -füllen, pltd. Sog-
fälle, n., Füllen, das sich noch von der
Muttermilch nährt. He os munter une
e Sogfälle. Ebenso Sogferkel, Sogkalb.
Hennig, 256.
Sog, /., s. Seg.
SVger, m., s. SSger.
Sohnchen, pltd. Sänke, t».. Dem. von
Sohn^ San. 1. Söhnchen. 2. oberer
Abschnitt des Brotes, das Köpfchen,
Käppchen. Das Sohnclie kriegt di^ Frau.
Sprw. I, 3528. Vgl. Kampen.
Soi, n., Zeug von Halbwolle, s. Zftg.
solche, Pronominaladj. in der Bedeu-
tung grol'z, stark, heftig. Ich hatte
solche Kopfscivmerzen., — solche grofze
Zahnschmerzen. Vgl. sOne.
Soldaten, plur.^ im Kindermunde die
Blutenkolben von Plantago L. Saal-
feld.
Solders, (?), in früherer Zeit in Dan-
zig ein besonderes Malz für Salz, pltd.
Soldy das in Verlots (Verlöt wäre pltd.
für Vierht) und Bullen geteilt war.
15. Jahrh. Hirsch, 120
sOlen, sw.y lügen. Treichel.
Solge, /., s. Soll.
Solinger, m.^ Stahl warenhändler aus
Solingen, der hausierend umherzieht;
doch auch jeder andere hausierende
Händler mit Stahlwaren.
Soll, /., nach Treichel w.. Dem.
Solche, Solke, /., tief und na(z gelegenes
Wiesenstück, umgrünte Vertiefung im
Acker, worin sich das Regenwasser
ansammelt Samland. Natangen. West-
preulzen. Nach Nsslm., Th., 221, in
Natangen Solge, wohl nur Deminutiv-
form von SoU. In Pommern stehendes
Wasser in Vertiefungen auf Kornfeldern.
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344
Soller — Sonnabendseife.
Dähn., 443a. Abd. sol, mhd. sol^ söl,
n. u. m., Kotlache. Schade, 842 a.
SVIIer, m. 1. Bodenraum, Lacht, in
Westpr. Bon, Bän. Rätsel: Eh' de
Vdder jung ward, sott de San op em
SöUer. Im Ermland: Silier, Silla. Yil-
mar, 387: Solder. 2. kleines Regal
nahe der Stubendecke. Gordack.
Söllern, «w?., auf den Söller bringen,
aufspeichern; daher auch aufsVllem.
Bas Getreide soUem. HoU. zolderen.
Hennig, 256.
Solo, n., beliebtes Yolks-Eartenspiel,
gewöhnlich: Solo- Vierzig genannt.
Sommer, ^n. 1. St Marien-Gam, u. dann
auch fliegender Sommer. Von welchen
Fäden man pflegt zu' sagen, dafz sie
im Vorjahr (Frühling) den Sommer
bringen; im Herbst aber, dafz der Som-
mer mit ihnen wegfliege . . . sonsten halt
man es für ein Gifft, welches wenn es
die Kühe häuffig fressen, sie kranck
machet und ertödtet Linem. , C2b.
Diese jetzt als unschädlich erkannten
Fäden heil'zen auch Altweibersommer,
weil sie gewöhnlich in schönen, den
alten Frauen angenehmen Herbsttagen
fliegen. Doch versteht man unter Alt-
weibersommer späte warme und schöne
Herbsttage überhaupt. Es kommt noch
der Alteweibersommer, Im Engl, heifzen
diese Fäden samar Schleppe, Schlepp-
kleid, gossamar Gottes Schleppkleid,
was Weigandl, 38, zu der Frage
veranlafzt: Alteweibersommer gleichsam
Schleppe für alte Weiber? 2. Säure,
Schalheit des Bieres. Bas Bier hat
den Sommer^ es fängt an matt und
säuerlich zu werden, was früher im
Sommer bei grofzer Hitze, da man das
Bier nicht mit Eis behandelte, leicht
geschah. Hennig, 256.
Sommerfeld, n. Sie ist ins Sommer-
feldgesprungen, ist vor der Ehe schwan-
ger geworden. Sprw. I, 69.
Sommergam, n., Zuggarn zur Fischerei
während der eisfreien Zeit, des Som-
mers; es heifzt auch grofzes Klapp- oder
Kleppnetz, poln. kleppa, auch Wfite,
Wethe,/. Masuren. S. Benecke, 352.
Vgl auch Schargarn.
Sommergerste, /., zweizeilige Gerste,
Hordeum distichum L. Auch Flitter-
gerste. Hagen, 1064.
Sommerkom, n., Getreide, das nicht
in der Erde überwintert, sondern im
Frühling ausgesäet wird.
sommern, sw., schimmern, aufdäm-
mern, klar, erinnerlich werden. Ja, nu
sommert et mi. Dorr, L Wiew., 24.
Sommervogel, m., der Schmetterling;
nach Treichel auch die Mücke.
Sommerwall, m., niedriger Damm in
den Weichsel-Niederungen, der nur ge-
gen das Sommerwasser Schutz gewährt
Er heifzt auch Stauwall. Vgl. Bnlage.
SVmpelfrag' /., Simpelfrage beim Solo-
spiel; jede Frage, die nicht in Treflf ist.
sOne, Pronominaladj. = solche. Es
giebt sone, auch sone Menschen, solche,
auch solche: im Charakter verschiedene.
En Mensch Idwt noch enmal so froh Bi
sone leckre Traktenienten. D«g. Nhg.
Parad., 53. Auch in der Bedeutung:
stark, heftig. Sone Zahnschmerzen, —
sone Leibschmet*zen. Bas sind sone Blu-
men, Blumen, deren Namen man nicht
kennt. Min Jahn lacht äwe?' sonem
Schnak. Seelenw., 25.
Sonnabendseife, pltd. Sönnawendsfip,
/., grüue Seife, welche Dienstmädchen,
Kinder und schlichte Leute an Sonn-
abenden in den Gewürzläden sich zur
Sonntagswäsche erbitten und auch ein-
halten. Empfangt der Einzelne auch nur
ein kleines Quantum^ so verursacht
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sönndag — Spachheister. 345
diese Sitte in grofzen Geschäften nicht gleichem Sinne bei Jeroschin wieder-
unbedeutende Ausgaben. holt sör und versoren dürr werden, ver-
sOnndftg, adv., s. seindftg. trocknen. Pfeiffer, 222. 260. In
Sonnenblume, /., einjährige Sonnen- Pommern auch mr,^ im Götting. sdr
rose, Helianthus annuus L. Auch Son- und sdr^ hoU. zoor^ angs. sedr, Brem.
nenglanz, m. Treichel, Volksth. UI. Wb.IV,924. Dähn.,443b. Schamb.,
SonnenlVffel, m., Pflzn., s. Sindau. 179 a. SchmelUrlU, 280.
sonnentrocken, od;., die durch die sOren, sw.y nach Hennig, 256, in
Sonne, eigentlich die Luft, erzeugte alten Urkunden s. v. a. einen unfrucht-
Trockenheit. Die Flundern werden erst baren Wald ausroden, aushauen. In
an der Luft getrocknet-— sonnentrocken Nds., Pomm., Götting., Bayern: ver-
— und dann geräuchert^ weil sie sonst trocknen, dürr werden. Von s6r.
leicht zerfallen. Passarge, Balt., 299. Sorge, /., Pflzn., blaue — , unnütze
Sonnenwirbel, w., Pflzn., rundblättri- Sorge^ dreifarbiges Veilchen, Viola tri-
ger Storchschnabel, Geranium rotundi- cohr L, Hagen, 271. Nach Pritzel,
/o/mTwL. Hagen, 718. Nach Pritzel, 441, in Ostpr. 1654 frembde Sorge.
163, für Ostpr. Ger. columbinum L. Die Pflanze heifzt hier auch Stiefmutter-
Hagen hat Sonnentoirbel noch für das chen und GodenlcblUmchen. Pritzel u.
gemeine Rapünzchen, Fedia olitoria Hagen, a. a. 0.
Vahl.j die kleine Wiesenraute, Thalic- Sorge, /., neue^ s. Neueoorge.
trum minus L., und den binsenartigen SorgetuhJ, m., Stuhl, in dem man die
Krümling, ChondiiUa juncea L. Ha- Sorgen vergessen soll, bequemer Polster-
gen, 41. 571. 808. stuhl mit Rücklehne und Armlehnen;
Senntag, wi., grofzer^ der Sonntag, an beliebtes Geschenk für Jubilare. /cA,
welchem das heilige Abendmahl ge- mit grofzter Höflichkeit p^äsentire ihm
nossen wird; kein allgemeiner Eom- den Sargstuhl. Soph. R. II, 455. Heu-
mnnionstag, sondern jeder benennt den nig, 256.
seinigen so. Jungfer bei Elbing. Auch SOrte, /., Sorte. Von dieser S6rte.
der Trinitatissonntag. Schippenbeil. Sortement, n., in Bezug auf den
Paaris. Trunz. EHbing. Eintz, 31. 53. Bernstein, sortiertes, ausgewähltes, vor-
Op em grote Sinndag^ wenn twe on zügliches Stück; daher auch Sortoments-
eTiem sön^ als Versprechen ins Unge- stliclc Vgl. Stein.
wisse. Natangen. Sprw. I, 3531. SVster, m.^ schadhafte, fehlerhafte
$önt, pron.y solches, dieses, das, so Stelle in einem Gewebe, entstanden
was (etwas). Sont kann eck gar nich durch ein falsches oder mangelhaftes
lawen. Seelenw., 50. Wenn soont sick Einziehen der Fäden in den Eamm.
mdgUch ku7in gebaren^ wenn so was SBster, /., Schwester. De Brooder
sich möglicherweise könnte zutragen, ofz buuten^ De Soster to kleen. Dorr,
Ibid., 68. De Uwe Gott nennt sont un- 38. In Ostpr. überwiegend Schwester,
schuldig. Dzg. Nhg. Parad., 29. Woü SVbling, m., Sechspfenniger, halbes
jü sont emmersch eok geneten. Ibid., 65. Düttchen. So/zUng, std up^ Idt Dütken
Vgl. sOne. Sitten. Danzig. Sprw. I, 3294.
Sflr, odf/., dürr, trocken, saftlos, ver- SVtt, m.^ s. SetL
dorrt, abgestorben. Mühling. In Spachheister, m. 1. Elster, und in
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346
Spachtel — Spalk.
diesem Sinne auch Spochheigster. Spachr
heister mit dem langen Schwanz^ Bracht'
der Braut einen gelben Kranz. Volksr.,
57, 2 1 8. 2. hagerer, langbeiniger Mensch.
Er ist ein rechter Spachheister^ — ist
hager wie e Spachheister. Bei diesen
Redensarten denkt das Volk zwar an
die Elster; doch ist Spachheister Zu-
sammensetzung aus spach von mhd.
spache aus ahd. spachd^ spachha, spacho
Reis, Holzspan, Holzstecken, in Bayern
Spac/ien und Spachten^ m. u. /., Holz-
span stärkerer Art, wie sie z. B. in
Zäune geflochten werden, und Jieister,
hester, mnd. junger Baum, namentlich
von Eichen und Buchen. Schade,
846a. Schmeller IH, 553. Mnd.
Wb. n, 228b. Ein Spachheister ist
mithin ein Mensch, dürr wie ein Holz-
span und aufgeschossen wie ein schmäch-
tiger junger Baum. Mehr noch tritt
diese Bedeutung bei dem Adj. spach-
heisterig hervor, womit man schlanke,
geil in die Hohe geschossene Bäume
und Menschen bezeichnet, letztere na-
mentlich, wenn sie knöchern oder ver-
magert sind.
Spachtel, /., Spatel — des Apothe-
kers, des Farbenreibers, spatula^ böhm.
spachtle, Schmeller HI, 554.
Spachtelfarbe, /., schnell trocknende
Farbe, welche, stark aufgetragen, der
eigentlichen (Deck-) Farbe untergelegt
wird.
spachteln, sw.^ mit einer Spachtel auf-
heben, rühren, thätig sein; Spachtel-
farbe auftragen, aufspachteln, auf die
Spachtel nehmen, mit der Spachtel auf-
legen. Einem etwas aufspachteln, ihn
durchprügeln.
Spachtfaden, Spochtfaden, m., Spagat,
Bindfaden. Mühling. Nach Treichel
auch Spaggeit
spack, adj,, s. spftk.
spaddeln, sw, 1. den Mund auf und
zu machen, jappen. 2. sich sträuben,
sperren, widerstreben. Der Vogel spad-
delt^ wenn er zur Verteidigung den
Schnabel sperrtund das Gefieder sträubt.
Vgl. sparteln.
Spftde, Spadem, pltd. SpOdem, m., Spa-
ten, Grabscheit, Werkzeug zum Graben.
Hennig, 256.
Spaggert, m,, s. Spachtfaden.
Spftk, Spek, ?n., Stab zum Drehen
der Winden. Kgsbg.
spftk, in Westpr. auch spack, adj.,
leck vor Dürre, Trockenheit. Tonnen
und Fässer, Eimer und Kübel werden
in der Sommerhitze rissig und leck,
spftk, spftken oder verspftken, sw. Bild-
lich : Ich bin ganz verspäkt^ ich bin sehr
durstig. Davon: spftkig, adj., leck, aas-
getrocknet, rissig, zerborsten.
spftkbelnig, odS/., dünn- und langbeinig.
Schemionek, 38. Vgl. Spachheister.
spftken, sw., spftkig, adj,^ s. spftk.
Spal, Spall, n., durch sors, pars, do-
natio übersetzt. Vgl. Monum. histor.
Warmiensis H, S. 208: Verschreibung
von 1354, und S. 332: Handfeste von
1361. Nach dem Brem. Wb. ist Spal,
Spall ein gewisser Teil, ein gewisses
Mafz Landes. In einigen Gegenden
des Herzogtums Bremen sind die Län-
dereien in durchstreichende Spall Lan-
des eingeteilt. Dazu gehören auf der
Geest 21 Himpten Saatland, in der
Marsch für eine Kuh Weide, auf den
Wischen 6 Fuder Heu, in den Gemein-
heiten die Viehtriften mit Pferden, jun-
gem Hornvieh, Schafen, Schweinen
und Gänsen, und ferner ein Gewisses
in Heide, Weide und Moor, nichts aus-
genommen. Brem. Wb.IV, 932. Nsslm.
Forsch. 2. Altpr. Mtsschr. VIH, 367.
Spalk, m., Lärm, Rumor. Mühling.
Nach Kichey, 280, und dem Brem.
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spalken — sparteln.
347
Wb. IV, 932, noch: ungestümes Ge-
schrei, Gepolter; in Pommern: Streit,
hitziger Wortwechsel. Dähn., 444b.
spalken, no., scherzen, lastige Streiche
angeben. Im Nds. lärmen, toben. Brem.
Wb. IV, 933. Bock, 63. Hennig,
256.
spallern, sw,, voneinander spalten.
Treichel.
Spann, n. u. w., Teil der Metritze
(s. d.).
Spannbetty n., zusammenlegbares Bett-
gestell, Bettlade ohne Matratze mit aus-
gespanntem Leinwandboden. S. Ha-
gen, Norika. Leipzig, 1872. S. 84.
Spannfil, w., kleiner Mensch von
schmächtigem Körperbau und windiger
Natur. Elbinger Ndrg.
Spannsei, n.. Seil, Strick, womit die
Vorderföfze des weidenden Viehes ge-
koppelt werden. Von spannen.
spannsein, «m?., Pferde, Vieh, mit einem
Spannsei koppeln.
spflnsch, adj., spanisch, ungewöhnlich,
seltsam. Das kommt Htm spanisch vor.
Vgl. böhmisch.
sparbtster, adj,^ zur Verstärkung von
btster (s. d.).
sparen, sw.y schnell und mit Erfolg
arbeiten; überhaupt etwas schnell thun
und dabei vorwärts kommen. Diese
Arbeit spart gut Dem ^arfs^ dem
geht seine Arbeit schnell von der Hand.
Dir sparfs nichts du kommst nicht vor-
wärts. Das Ersparte ist wohl die Zeit.
Scherzweise sagt man auch von dem
Schnellesser: dem sparfs. Oberland.
Sperber, 29: Es spart = es geht nicht
viel drauf, oder: es geht nur langsam
vorwärts.
tpargeln, sw., spreizen, gewöhnlich
in der Zusammensetzung auselnander-
spargeln. Marold. Vgl. sparteln.
Sparkalk, m. Nach Hennig, 256,
aus Gips gebrannter Ealk, oder solcher,
in den viel Sand gemischt wird. Aus
sparen und Kalk zusammengesetzt.
sparken, sw.^ sprühen, Funken stäu-
ben. Mühling.
Sparnas, m.^ Flügel am Sacknetz oder
Wenter, lit. Flügel überhaupt. Nach
Sperber, 29, Sparnay.
sparr, adj., weit geöfihet, aufgesperrt.
Sparre Augen. Hennig, 257. Vgl.
Sparren.
Sparre, /., Pflzn., doldenblütige Spurre,
Holosteum umbellatum L. Hagen, 147.
Sparrei, w., kleines Hühnerei. Nach
allgemeinem Aberglauben bringt es
dem Hause Unglück; man steckt das
Ei daher, um das Unglück zu bannen,
unter einen Sparren; daher der Name.
Mühling.
Sparren, »w.^ sperren, aufsperren; s.
sperr.
Sparmnaul, n., s. Sperrmaul.
sparrweit, adv., sperrweit, angelweit.
De Dähr steit spamctd äpe.
sparteln, sparteln, sperteln, in der Saal-
felder Gegend auch sperkeln, sw., sich
sträuben, sperren, zappeln, mit Händen,
namentlich jedoch mit Füfzen, unfüg-
sam widerstreben. Von sperren^ ahd.
sparran^ sperran^ praet. sparta^ sparte.
In Hamburg spaddeln^ sparreln^ spatteln.
Richey, 280. Re spartelt sock wie e
Pogg on e Teertonn. Sprw. I, 3548.
Se quiekt on sparteld seck. Carm.
nupt. I, 282, 5. absparteln, ^., ab-
zappeln, das Deckbett abwerfen. Sich
absparteln y sich durch Widerstreben,
Sträuben mit Händen und Füfzen ab-
mühen, ermüden. Nsslm., Th., 173,
weist vergleichsweise hin auf lit. spdrdyti^
lett. spahrdiht mit den Füfzen schlagen,
lit. »piriü, sptrtu, lett spert, sich gegen
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348
Spatz — Speilenbrof.
etwas stemmeD, mit den FüTzen schla-
gen. Bock, 63. Hennig, 257: spar-
teln.
Spftfz, m. Auf Spa/Zy im Scherz,
ohne ernste Absicht. Knaben, welche
sieb balgten, sagen, die Unart beschö-
nigend: Es war ja man auf Spafz.
In diesem Sinne spaben, sw., tändeln,
nicht ernstlich handeln. Er spa/zt ja
man blofz,
Spätlinde, /., kleinblättrige Linde,
auch Winterlinde, Tilia microphyüa Vent.
Hagen, 555.
spazifizieren^ sw.^ scherzende Konump.
von spazieren.
SpScher, w., Schimpfwort auf einen
dürren, magern Menschen. Sperber,
30.
Spechtholz, Speichtholz, n., kleine Äste
und Zweige. Mühling.
Speck, n., der Speck.
Specicboden, t/»., Boden wie Speck,
fruchtbarer Boden.
Speckfink, 9n., verächtliche Bezeichnung
eines Adligen. Stein, Peregrinus XVI,
8. W.Mtsbl.VI,187. In gleichemSinne
Speckhecker, ein Besitzer, der mit Speck
hökert, oderSpeck heckt, d.h. Schweine-
zucht betreibt.
Speckflinder, /., fette, speckige Flun-
der, doch richtiger: geräucherte Flunder*
S. spick.
Speckhecker, m., s. Speckfink.
Speckkäfer, m,, reicher und behäbiger
Landwirt. Er ist ein Speckkäfer.
spSgen, sw„ spähen.
SpeibUtte, /., Butte, in die man speit,
Spucknapf. Gedanism,
"Speichel, Pflzn., Knäuel, Scleranihus
L. Treichel, Volksth.
Speicherdohle, /., Spitzname für ein
Mädchen, das auf Speichern arbeitet,
namentlich für ein solches, das dabei
gelegentlich unsittlich ist. Treichel.
Speicherratte, /., Ratte im Speicher;
Speicherdieb. Eine Speicherratte fan-
gen, einen Speicherdieb ergreifen, einen
Schlaukopf überlisten.
Speichtholz, n., s. Spechtholz.
speien, pltd.spTe(n),92£7., yomieren. Über
die Zung' speien. Bei Jeroschin:
spien: . . . also vol trankis^ daz $t spten
28 d. Pfeiffer, 223.
Speile, SpAle, pltd. SpTl, /., Holzstift,
wie ihn die Schuhmacher gebrauchen,
Schuhzweck; zugespitzter Pflock zum
Verschlufz der Wurstenden, zum Äus-
einandersperren der Därme beim Wurst-
stopfen, des Rachens geschlachteter
Tiere; erster zarter Federkiel junger
Vögel, oder im Fleische zurückgeblie-
bener Kielrest eines gerupften Vogels;
Spreusplitter. Die Gänse bekommen
Speüen^ wenn einem jungen Manne
die ersten Barthaare wachsen. Hen-
nig, 258.
speilen, pltd. spTlen, sw.^ doch tritt
die pltd. Form sptlen auch hchd. auf.
1. etwas mit einer Speile aufsperren,
auseinander bringen. 2. aufsperren,
spreizen überhaupt. Der Notleidende
mufz die Zähne in die Sonne speilen.
He sptlt de Täne vxi e Werwidf. Wenn
de See de Täne sptü^ lieft se den Rache
äpe, von der stürmisch bewegten See.
Sprw. I, 3269. aufspeilen, ad^sperren.
Den Mundy — die Augen aufspeilen,
weit auireiizen. ausspeilen, ofien zei-
gen, entbloi'zen: den Busen, die Zunge,
den Hintern. Se sptlt alles üt, vHit se
heft^ sie trägt sich stark entblöfzt.
Hennig, 258, heii sich sjnelen, atisspie-
Z^n= spiegeln, „wenn sich Frauenzimmer
oft an der Thür oder am Fenster zei-
gen, um sich sehen zu lassen, oder
sich sonst unanständig entblöfzen.^
Speilenbrot, n., Brot mit Speilen. S.
Brot.
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Speilflick — spick.
349
Speilflick, pltd. SpTiflSck, n., Leder-
fleck, der dem Absatz der Stiefel oder
Schuhe mit Speilen angeheftet wird.
Ein Speilflick auflegen lassen,
Speilzahn, SpTIzahn, pltd. SpTttän, m.,
einer^ der die Zähne speüt^ fletscht.
1. Schreckgestalt für Kinder. DeSptU
tan kommt! Vgl. Koimmutter. 2.
Spötter, Witzling, der andere gern
neckt, hänselt, hechelt, durch die Zähne
zieht. Erst Ohm^ on denn Ohm Sähn^
on denn du Sptltän. Elbinger Ndrg.
Hennig, 258: Spielzahn. Davon:
speilzahnen, »w. und speilzahnig, adj
Worbi he mi grad so lestig ankickd,
OS wenn Schmedts Chrestian spieltdhnen
deit Dorr, Driewjagd.
Speischal, pltd. SpTschftl (a = a), /,
Spucknapf.
Sptk, /., Speiche; Stab zum Drehen,
s. Spak.
Spell, /., Stecknadel. Wer Strtt sekt,
fingt de Spell em Feder Heu. Gr.
Werder.
Spendierhosen, pltd. Spenderböxe,;7Zur.
Die Spendierhosen anhaben^ traktieren,
frei halten.
spengem, »w^ s. spenkern.
spenkem, spengem, sw.^ j^g^n, fort-
jagen, vertreiben, verscheuchen. Die
Hühner aus dem Ga/rten spenkem. Ich
werd! dich spenkem! als Drohung, ailf-
spenkem, aui^agen, aus der Ruhe auf-
stören. Die Kindei* aus dem Bette auf-
spenkem^ sie unsanft zum Aufstehen
nötigen, herausspenkern, polternd mit
Stock oder Peitsche hinaustreiben, her-
umspenkem, mitGepoItcrin allenWinkek
umherfahren; einen andern umherjagen;
Sachen unwirsch umherwerfen, letzteres
jedoch mehr spingem (s. d.) Er spen-
keH überall herum. Se spenkeri und
schmefz emm sich. Schalt). 1 , 439.
wegspenkem, fortjagen. Hennig, 257.
Spennenftrsch, m., s. Spinnenarsch.
Spftr, w., Zeiger an der Uhr. Von
Speer^ Spiel'z.
Sperenzchen, Sprenzchen, pZur., Um-
stände, Weitläufigkeiten, ablenkende
Albernheiten und Scherze, hinhaltende
Winkelzuge. Mach keine Sperenzchen!
Auch Sperenzen^ Sperenzien^ im Ober-
lande Sporenzches^ bei Weigand II,
759, Speranzien. Aus mlat. sperancia,
sperantia Hoffnung^ von sperare hoffen.
Spergel, m., Pflzn., s. Schmergel.
Sperkel, m., s. Spirkel,
sperkeln, sw., s. sparteln.
Sperkucks, m.^ sperkucksen, sw., s.
Spiiiucks etc.
Sperlingsschlucker, plur., Spottname
für die Eönigsberger. Vgl. Japper.
Sperrhaken, m., Haken, der die auf-
gesperrten Fenster festhält. Hennig,
257.
Sperrholz, n., -stock, 7n., Holz oder
Stock, mit dem die ausgeweidete Bauch-
höhle und die Hinterbeine eines ge-
schlachteten Viehs auseinander gehalten
werden. Hennig, 257.
Sperrmaul, Sparrmaul, n., aufgesperrtes
Maul. Ein Sparrmaul machen^ mit
offenem Munde neugierig dreinschauen.
Vgl. Maulgesperr.
Sperrstock, m., s. Sperrholz.
sperteln, mr., s. sparteln.
Spftt, m., Spielz, Speer, spitzer Stab,
Wo hei schity let hei stn'n SpH. Vom
Vergel'zlichen. Sprw. I, 3273. Fisch-
spet, pltd. FSschspet, spitzer Stab an
dem man die Fische aufspiefzt und
zum Trocknen oder Räuchern aufhängt.
HeikespM, m., Spiefz an der Heike (s. d.)
SpetftI, n., Spital, Hospital. Öm
Spetal nä Bräde fragen^ Vergebliches
thun.
Speznickel, m., s. Spitznickel.
spick, adj,^ geräuchert; von Speisen.
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350
spicken — Spiefzmann.
Von mir nur in Zusammensetzungen
gehört: Spickgans^ Spickaal^ Spickfiun--
der, gewöhnlich Speckflunder genannt,
wenn sie recht fett ist. In Pommern
auch Spickhering. D äh n. , 447 b.
Dan. spikken gesalzen.
spicken, pltd. 8pöcke(n), sw. 1. ste-
chen; stofzen. Mit der Nadel spicken.
Mit Fü/zen spicken. Es spickt mir im
Auge. Mühlin g hat auch spTken. an-
spicken, anstechen, aufspicken, aufste-
chen, durch Stich öffnen, t^n Geschwür
auf spicken. ausspicken, ausstechen.
Spock dem lewe Gottke nich de Ogkes
ut! sagt man zu dem Kinde, das nach
den Sternen zeigt, einspicken, einste-
chen. Ein Loch einspicken, zerspicken,
mit Stichen durchlöchern; ein Blatt
Papier zei*spicken; erstechen, durch
Stich töten. Loat doach nich den Mann
taschpöcke! Bold t, 6. 2. schnell lau-
fen oder reiten: Dei spöckt got. Jung,
geh, lauf, renn, spick so doli als du
kannst! Sperber, 30. Nach Müh-
ling im Samlande auch s. v. a. her-
ausschütten. 3. Bildlich: durch Ge-
schenke und Geld jemand zu gewinnen
suchen (wie man den Hasen mit Speck
spickt). Seit der Zeit ist das ganze
Haus voll Advokaten, und die werden
geschmeichelt, gespikt, angebetet. Soph.
R. V, 583.
Spicker, Spickert, m., allgemein ein
spitzes Instrument, mit dem man spik-
ken, stechen kann; scharfe Eisenspitze
an Piken, Schultintenfässern etc. Nach
Hennig, 258: SpTker, eine Ai-t klei-
ner Nägel, auch Klammspeicher (s. d.)
Mühling hat neben Sptker noch
SpTkerL
Spickflunder, -gans, /., s. Spick.
Spick«!, SpIkVI, SpicknardenSI, n.. Med.,
Oleum spicae.
spidderig, adj., s. spillerig.
Spiel, n., Satz als Malz. Ein Spiel
Stricknadeln = 5 Stück.
Spielbier, n., Bier, das den Spielleuten,
Musikanten, für ihr Spiel gespendet
wird; in früherer Zeit in Königsberg
ein bestimmtes Deputat an Bier, das
in den Höfen und Gärten den „Instru-
mentisten" zu liefern war. S. Die
Zünfte, 29.
spielerig, pltd. spöllerig, adj., spiel-
lustig, zum Spiel aufgelegt, zu mun-
teren Streichen geneigt und sie aus-
führend. Junge Hunde sind spielerig.
De Schpook (Spuk) wea mankmoal so
schpölle7*ig, dat he dam MargeUke den
Todeck wech riete wuU. Boldt, 12.
spielrädig, adj., von einem regendurch-
weichten Wege, welchen ^die Räder
gleichsam spielend schneiden**. Müh-
ling.
Spielratze, f., zur Bezeichnung eines
leidenschaftlichen Kartenspielers.
Spielschule, /., Schule, in der eigent-
lich gespielt werden sollte, Kleinkinder-
Bewahranstalt. Sie ist schon in die
Spielschule gegangen und kann schone
Gebete. Königsberg.
Spieltag, m., Tag zum Spiel, ganzer
oder halber Ferientag. Haben wir
morgen, — heute Nachmittag Spieltag f
fragen die Schüler den Lehrer. Erm-
land. Herr Direktor, ich mache ihm
einen demütliigen Fujzfall, er wolle dem
Grobianchen Spieltag geben. Lustspiel.
Spielverderber, m,, Störenfried. . . . keen
Klatschmvl, keen Sp§lverdarwer. Dorr,
1. Wiew., 23.
Spielzahn, m., s. Speilzahn.
Spielzeug, pltd. SpSItTg, n., Klavier.
Gr. Werder.
Spiefzmann, m.y Spiei'zbürger. JE
Spesmann hadd sock schons de Hut
Ganz erlich voll gesäpe. Samland.
Firmenich HI, 115b.
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Spielzmöwe — Spinkelwinkel.
351
SpiefzmVwe, f.^ die schwarzgraue See-
scbwalbe, Stema nigi*a, Muhling,
Tiern., 177.
Spikant, Pflzn., nördlicher Rippenfam,
Blechnum boreale Sw. Hagen, 1106.
spikelTren, sw., höhnen, spotten, sti-
cheln. In Posen spikliren, Bernd,
288. Spikeleer nu nich^ Pistol. Dorr,
1. Wiew., 20. Vgl. spuingen.
Sptker, Sptkert, m.; s. Spicker.
SptkVI, n., Medik., s. SpickSI.
SpTle, /., spTlen, sw., s. Speile etc.
Spill, n., Spiel; auch, nach Sper-
ber, 30, häufiger Familienname.
Spille, pltd. Spöir, /., gelbe, frühreife
Pflaume, Sommerpflaume; nach T rei-
che 1, Yolksth. II, auch die Schlehen-
pflaume, I^^nus insitiiia L. Auch
nennt man den Spillenbaum kurzweg
SpiUe. Nds. Spelje, Spelt, Speltje,
Brem. Wb. IV, 941, das den Namen
von der Spalte herleitet, welche diese
Pflaume hat. Hennig, 258. Vgl.
Agtapfel.
Spiller, 7n., Dem. SpiUerchen. 1. un-
bedeutender, dünner, schwanker Zweig,
wenig versprechender SchöfzUng. 2.
hagere Person.
8pill(e)rig, adj,, hager, dürr, mager,
spindeldürr, namentlich von Armen
und Beinen. Nach Gordack auch
geil angewachsen. Was hat der für
spiUrige Beine! Was spiUerig ist, toird
schwer fett. In Nds. spille die Spindel ;
ebenso in Posen. Brem. Wb. IV, 950.
Bernd, 288. In gleichem Sinne auch
spidderig.
spillern, verspillem, sw , verschwenden.
Dönh.
spillig, adj., leicht spaltbar. Zwei-
spillig, vierspillig, zweigespalten, vierge-
spalten. Von Holzstammen, die in
zwei oder vier Stücke gespalten sind.
Hennig, 336.
SpTizahn, m., s. Speilzahn.
Spinal, m., Garn zum Stiumpf-
stricken. Dzg. W. Seidel, 34. Im
Augsburgischen der fein gesponnene
Faden. SchmellerHI, 570.
Spinat, m., wilder, s. Mill.
Spinatwachtel» /., altes grimmig aus-
sehendes Weib. Danzig. Treichel.
Spind, n. Schrank. Bücher-, Essen-,
Kleiderspind.
spingem, sw., poltern, lärmen, umher-
fahren, kleine Gegenstande im Eifer,
in Erregung und Ärger umherwerfen,
namentlich wenn man nach einem Ge-
genstande sucht. He spingert wat he
find, an hefft den Kopp voll GröUe.
Carm. nupt. IV, 59 b. -S^Cdie Magd)
spingert as wie doli, on well eck eer dat
leggen, so pi*ust se stracks herut, den
Deenst my optoseggen. Ibid. V, 264b.
Auch spinken: aber de älste Schwester
spinkt on schmofz, weil se keene Kinder
krähk (kriegte). Schalt)., 3, 9. Sche-
mion ek, 38. Lit. spengiu, spingti und
spengeti gellen, klingen. Nsslm.
Forsch. 3; Th, 173. Bock, 64. Hen-
nig, 258.
Spinke, /., Sommerfleck, Sommer-
sprosse. Entspricht dem poln. piega
Sommersprosse (das s ist vorgesetzt).
Nsslm. Forsch. 3; Th., 173.
Spinkelwinkel, n., Versteckspiel der
Kinder. Eines der Kinder winkt, d. h.
stellt sich, die Uände über die Augen
deckend, in eine Ecke (einen Winkel)
des Males oder gegen dasselbe; die
übrigen suchen in der Nähe des Spiel-
platzes Verstecke. Auf den Ruf der
Versteckten: Ist all! oder Kuckuck!
verläCzt der Winkende das Mal und
beginnt die Genossen zu suchen. Diese
bemühen sich, von den Verstecken aus
das Mal zu erreichen. Der zuerst Er-
griffene hat bei Wiederholung des Spiels
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352
spinken — Spirkel.
zu winken. Dies. Winken heiCzt auch
lugen und plinzen (s. d.). In der
Schweiz heifzt das Spiel Gugehtein^
Anschlagigs , Blinzimüs. Rochholz,
403 f. Sie spielen mit einander Spinkel-
winkele Versteckens, wollen sich nicht
Yerstehen. Königsberg. Volksr., 191,
713. Bock, 64. Hennig, 258.
spinken, m., s. spingern.
Spinne, pltd. Spenn, /. Wat Spenn!
als Ausruf der Verwunderung. Carm.
nuptY^ 190 d. Pfui Spinne! Abscheu
ausdruckend.
spinnefeind, adj. u. o^fe., stark ver-
feindet, feindlich gesinnt wie gegen
eine Spinne. So /ordert Ihr von mir^
ein frohes Lied zu singen^ So Spönne-
feind und gram mir meine Muse ist.
Carm. nupt. I, 125. So spricht der
Zagende: Gott sei ihm Spinne-feind.
Ibid. m, 282c.
spinnen, pltd. spenne(n), 8p»nne(n), st.^
essen. Der spinnt gut^ i/'zt tüchtig.
Spinnenarsch, pltd. Spennenarsch (a=a),
m., Podex der Spinne, zur Bezeichnung
eines alten, hageren Mannes.
Spinnenfresser, pltd. SpennefrSter, m.,
Kleiiiigkeitskrämer. Spinnen fressernnmi'
ten die Insassen eines Hospitals den
Direktor der Anstalt, weil er bei seinen
Besuchen es zunächst auf die Spinnge-
webe abgesehen hatte.
Spinnensommer, pltd. Spennesamer,
(a = a), m., die Zeit kurz vor dem
Alteweibersommer, wenn die Spinnen
ihre Fäden über die Stoppeln gezogen
haben.
Spinnhaus, n., Zuchthaus, namentlich
für weibliche Verbrecher. Veraltet.
Spinnkarre, pltd. Spennicarr, /. u. m.,
Spinnrad. Bim Spenkar set de Mitsch
on spennt. Dzg. Nhg. Viol^t, 194.
^ Spinnstocic, wi., Stock im Wocken,
Uberwocken. In einem masur. „Gespräch
zwischen vier Ehefrauen", das mir aus
Marggrabowa eingesandt ist, heifzt es:
Gestern gab er (der Mann) mir eins
mit dem Spinnstock (jprz§iUcd) in den
Fufz.
Spinnwoci(en, m., jedoch meist nur
Wocken (s. d.), Spinnrad.
spinterig, ac^'., hager. Schemionek,
38.
spintisieren, spintesSren, sw., grübeln,
nachdenkend auf Spitzfindigkeiten ver-
fallen, ersinnen, erklügeln, ausdüfieln.
Auch ausspintisieren, herausspintisieren.
Hennig, 258.
SpTr, m. u. n., Dem. Sptrchen^ pltd.
Sptrke. 1. Spitze, besonders Gras-
oder Komspitze, die aus der Erde
kommt; aber auch ein vollständiger
Halm, mehr jedoch Hälmchen. 2. ein
Weniges, Geringes von einer Sache.
Nicht ein Sptr Schnee. Ein Spirchen
HolZy ein Sptrchen Milch. Herr^ wo
Sophie ein Spihrchen Liebe gegen Ihn
hat^ so bin ich ein Schelm! Soph. R.
II, 459. Vgl. Richey, 282. Brem.
Wb. IV, 954. Schamb., 205a. Mi,
85a. Danneil, 204a. Vilmar, 393.
Anton, 13, 3. Hennig, 258.
spTrig, adj.^ dnnn wie ein Halm; auch
vom Menschen. Von Sptr.
Spirl(el, pltd. Sperkel, SpVrkel, in
Westpr. auch Spörke u. Sprelcel, m. 1.
gebratenes Stückchen Speck, das zu
Klöfzen, Brei, Kartoffeln, in Mus etc.
gegessen wird. Wenn mtne Motter
Spörkel brät^ denn laicht mt de Bart.
Ommer von bäwe drop^ KUke kein*
Spoj'kel drop. Sprw. I, 2816. Dat ös
e goder Spörkel ön e Pann^ von einem
Korpulenten. De geit^ as wenn de Dtwel
Spörke frett. Mockrau bei Graudenz.
Auf der Dzg. Nhg. Sprekel. Sprw. I,
1166. Lit. spirgas^ poln. szperka das-
selbe und auch Griebe (s. d.) Hen-
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spirkeln — Spitzkopf.
353
nig, 257, schreibt Spärkel 2. Schorf-
pastel, weil sie einem Speckspirkel ähn-
lich sieht. Er hat Spirkel gegessen^ er
hat einen aasgeschlagenen Mund.
spirkeln, »w,^ Speck braten; Speisen
mit Spirkeln abmachen. Mühling.
Lit. fyfhrginti^ wpirgyti, Nsslm. TL,
173.
Spirioioks, Sperkucks, SpOrkucks, m.,
ein Überall und Nirgend, Pfiffikus,
Schlauberger, der alles sieht^ merkt,
sp&rt; in der Elbinger Niederung win-
diger, kleiner und schmächtiger Mensch;
auch Schmeichelwort für kleine muntere
Kinder. Spürkuch^ merkst du watf
Sprw. I, 3582. Hingewiesen sei auf
den Spirüks der Litauer, ein drachen-
artiges Wesen, das, durch die Luft
fliegend, Getreide und Geld eines an«
dem den Seinen zuträgt. Bezzen-
berger, Lit. Forsch., 65.
spirkucksen^., aufmerken,ausschauen,
nachspüren.
SpiieüquaM'rer, m., s. Qualster.
spttig, adj.f keck, widersprechend,
höhnisch, spottsüchtig, boshaft, geärgert,
stichelnd. Nds. sptt Hohn, Spott,
Kränkung, Yerdruiz, den man andern
anthut, oder der uns angethan wird,;
9pitig yerdriefzlich, was kränkt. Brem.
Wb. IV, 954 f. Vgl. spHsch.
spHsch, cuij. u. adv.y spitz in der
Rede, spöttisch, schnippisch, kurz an-
gebunden, frech, naseweis. Er kam
mir 9pit8cky d. i. höhnisch. In Danzig
spTtsch; in Nds. spitsky in Pommern
tpüüky 9pit8ch^ im Götting. tpttsch.
Brem. Wb. IV, 955. Dähn., 449a.
Schamb., 205a. Hennig, 259. Vgl.
spttig.
Spittakel, m., Spektakel.
Spittelbroty n., Brot, Speisung im
Spiitely Hospital. Über dem Thor des
Löbenichtschen Hospitals in Königs-
Pritchbior, W$rt«rbach IL
berg standen ehemals unter andern fol-
gende Reime: AUe^ die nach Gottes
Willen Durch Spittelbrot ihren Hunger
stiUen, Sollen vor die, so sie speisen,
Täglich beten^ Gott loben und preisen.
Hennig, 259.
Spittelhahn, m., s. SpVttelhahn.
Spittelkorb, m., Fischergerät. Pier-
son, Matth. Prätor., 117.
SpitUer, w., zur Ordenszeit ein Auf-
seher über ein Hospital. Hennig,
259: „Nach Waisseis Chronik setzte
der zwölfte Hochmeister Siegfried von
Feuchtwangen einen OberspitÜer, der
die Aufsicht über die gemeinen Spittler
hatte und ihnen vorschrieb, wie sie
die Einkünfte der Hospitäler am be-
sten verwalten sollten. Er war unter
den Grofzgebietigem im Lande der
dritte und hatte seinen Hauptsitz ge-
wöhnlich in Elbing. In der Folge
wurde ihm ein Unterspittler zugeordnet,
der theils die Reisen im Lande über-
nehmen, theils in des Oberspittlers
Abwesenheit die Amtsverrichtungen
bestellen mufzte."
SpHz, m.. Dem. Spitzchen, Rausch.
Er hat einen Spitz — er hat ein kleines
Spitzchen, Sprw. I, 445. Bock, 64.
Hennig, 259.
spitz, adp u. adv, spitzig; frostig.
Ich kann die Sache nicht spitz kriegen,
ich kann damit nicht zum Ziele, zum
Zweck kommen. Hennig, 259.
SpHzbubentag, m. Einen Spitzbuben^
tag leben, einen Herrentag leben, ein
gutes Leben führen. Königsberg.
Spitze, /., satirische, beifzende Rede.
Ich danke für die Spitzen. Dei Spötze
kannst dt an e Underrock nege, Sprw.
I, 3578. Davon spitzen u. spitzeln.
spitzkfug, adj., scharfklug. Beleg- 4
stelle unter Püffel,
Spitzkopf, m. 1. spitzfindiger Kopf.
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354
Spitznickel — Splitterkopf.
2. Im Brtfsbartspiel Ereuzdame, in der
deutschen Karte mit spitzem Hat.
3. Spottname . für den Gendarm. 4.
die Haubenlerche, Alauda crütata,
SpHznickel, pltd. Sptttznttckel, m. 1.
junges Mädchen (Kind) als Braut-
führerin an der Spitze des Hochzeits-
zuges. N. Pr. Prov.-Bl. lY, 51. Nach
Bock, 63, hiefzen ursprünglich Spitz--
nickel die Jungfern, die bei dem Trauer-
gefolge in dem ersten Paare gingen.
In der Niederlaus, heifzen diese Trauer-
mädchen Spitzemädchen. Anton, 4,
12. In den Lit. Aeq., 21, wird auf
die Ut. Wurzel «p«Y, specz^ umringen,
umgeben (nämlich die Braut) hingewie-
sen. Hennig, 257, schreibt SpeznickeL
2. unerwachsenes, niedliches Mädchen
überhaupt 3. die Haubenlerche. 4.
Nymphaea lutea u. alba. Drausensee.
Mühling. Vgl. Nickel.
spiftren, sw.y sperren, aufsperren, ge-
wöhnlich aufspiftren. SpUr^ den Mund
auf! thue den Mund auf. Der Vogel
»pldrt den Schnabel auf. Die Tkür
aufsplaren. Als Gegenteil verspiftren.
Den Weg verspldren. Davon in der
Zusammensetzung :
splftrweit, adj. und adv.y sperrweit,
au%esperrt. Die ThUr stand spldnoeit
offen^ sie war weit geöflnet. T rei-
che!
spielten, st^ s. spllten.
spietig, adj.y grobfaserig; vom Rind-
fleisch, Fleisch des Aales. Müh-
ling.
Splint, m. u. n. 1. plattes Eisen mit
einer Feder, das man durch Riegel
oder Bolzen steckt, um dieselben fest-
zuhalten. 2. Span, Splitter, nament-
lich wenn ein solcher gleich einem ei-
sernen Splint gebraucht wird. Engl,
und schwed. spUntj hoU. splenter^ splin-
ter^ dän. spunde. 3. das weiche, erste
Holz zwischen Rinde imd Kern.
splinter, adj.y ganz, völlig. Als erstes
Glied in der Zusammensetzung: splinter-
nackt, ad^.<, so nackt wie Holz, dem
die Rinde abgezogen ist, wie ein Splitter.
Wt OS so splontemäkt er Lif^ De nich
mal Hemdkes drege! Samland. Fir-
menich III, 499a. In Pommern auch
mddemake% nackt, wie ein Kind vod
der Mutter kommt. Dähn., 309 b.
Hochd. hört man gewöhnlich: splitter-
nackt. Vgl. spönnackt In Posen spUth
terfa;semackt Bernd, 290. Hennig,
259. Bock, 64, hat auch splintemeii.
Ijin splintemeues Kleid.
splissen, spiTfzen, sw.^ ein Tau durch
Zusammenflechten der zerrissenen Teile
ausbessern. Schemionek,38. Brea-
sing, 19.
SpiTfz, m., s. SpITte.
Spitte, Splitt, m. u. /. l. Spalte, Rilz,
Schlitz, Ritze. 2. ein zerspalteaes
Stück, ein Holzscheit, Span. Nach
Mühling ein Dachspan, den man
bei Biberschwanzdächem unter dieFu-:
gen in Kalk legt Im Nds. Splete;
im Götting. splete Splitter. Brem. Wb.
IV, 958. Schamb., 205a. Hennig,
260.
spITten, spielten, st.^ spleifzen, spalten;
sich spalten, abtrennen; reifzen, zer-
reifzen. Das Holz splttet gut^ läizt
sich gut spalten. Federn splUen. Ldk^s
wt ut em Ei geypleite, so zart und weilz.
Dönh. Engl. ^Ut^ schwed. ypUtay hol).
splijten. Oft mit riten verbunden. Hei
mot alles terrtte on terspltte. Hennig,
260.
SpiTtnagel, m., Nietnagel, Niednagel;
Hautsplitter, der sich abgetrennt, ab-
gesplietet hat; er heifzt auch RTtnageL
Splitterkopf, pltd. Spitttterkopp, m..
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Splittholz — Spreh.
355
Schreckgestalt far Kinder, mit einem
Kopf aus Splittern. S. Kornmutter.
SplittholZy n.y 1777 von Memel /los-
gegangen : Splittholz 291 Faden. Bock,
Nat. I, 608. ■
spluderig, adj.^ andicht, dünn, unvoll-
kommen. Muhling. Wohl dasselbe
was schluderig.
Spochheigster, m,^ s. Spachheister.
Spocht, m, 1. gemeine Taube, Feld-
taube; nach V. Au er auch Specht.
2. hagerer, dürrer Mensch. Hennig
hat für diese Bedeutung SpuchL Sie {er)
ist ein reiner Spocht, — mager vne ein
Specht Er hat Beine tvie ein Spocht^
dünne Beine. Das Brem. Wb. IV, 977,
welches Spu>gt schreibt, erinnert für
die Ableitung auch an das nds. Spook
Gespenst und an Spacht und Spagen
Bindfaden. In der Gegend von Fried-
land Ostpr. ist Specht wirklich = Spok^
Spuk, Gespenst. Hennig, 261.
spochteln, sw.^ mit Behagen speisen,
• löffeln, von einer Lieblingsspeise essen,
^ Was giehis zu spochtelnf Friedland
Ostpr.
Spochtfaden, m., s. Spachtfaden.
SpVckelerbse, /., s. krellen.
Spök, tn. u. w., Spuk, Gespenst. Öm
blingen Brooks Da wankt dat Spook.
Spook, 471. Auch Gespdk (s. d.) Da-
von spöken, sw., spuken.
SpOn, w., plur. Sponer^ Spener^ Span.
Mit Spon hobeln^ in der Richtung ho-
beln, wie das Holz spaltet Über Spon
hobeln^ gegen die Spaltrichtung hobeln.
In Zusammensetzungen: spönnUchtem,
spOnnackt, s. v. a. vollständig, also
völlig nüchtern, ganz nackt
Spond, m., Pflock.
Spönkalby n., Kalb, das noch saugt.
Spön^ Zitze des Kuheuters. Brem.
Wb. IV, 963.
Spönklappe, /., s. Gomolka.
Spore, /., ein zur Gattung Karpfen
gehöriger Fisch, der sich vorzugsweise
im kurischen Haff findet, die Zope,
Abramis ballenis, lit sparis, sporis^ kur.
sjiare. Bock, Nat IV, 682. Be-
necke, 122.
Sporenzches, plur.y s. Sperenzcehn.
Sporgeln, Ortsn., Dorf im Kr. Fried-
land Ostpr. Spott: Du kannst gäne
bt 'ne Sporgelsche Kuijel ! zu einem, der
wegen Untauglichkeit von einer Be-
Bchäftigung fortgejagt wird.
Sptttt, w, Spiel'z? Sonst kommt de
Schmodty Schielt jü mot dat Spott.
Volksr. 136, 564.
Spttttelhahn, Spittelhahn, m., untaug-
licher Hahn, Hühnerzwitter. Hei kregt
wt e Spöttelhahn^ er spricht (scheltend)
mit hoher Diskantstimme.
spottleicht, ad/.^ sehr leicht, den Spott
herausfordernd leicht. Die Rechnung
ist spottleicht.
spVttsch, adj,^ spöttisch, rauh. Glup^
scheSy spettsches Wedder^ un&eundliches,
rauhes Wetter. Dorr, 1. Wiew., 58.
Sprachheistern, sw.^ über einen Dritten
im geheimen sprechen, schänden, ihn
verleumden. N ordenburg.
sprachlos, adj.^ baufällig, dem Zu-
sammenstürzen nahe; auch von einem
Menschen, der durch Krankheit ge-
beugt seinen Körper schwer aufrecht
erhält. Marold.
Sprechan, d. i. sprich an, Name für
ein Gasthaus vor dem Steindammer
Thor. Königsberg. Vgl. Legan.
sprCen, sprCgen, sw.^ sanft regnen.
Es hat ein wenig gespret^ es hat sachte
geregnet. Henn ig, 260, schreibt «pro^
Bock, 64, spreen.
Spreh, Sprehe, Sproh, /. 1. Star,
stumu>s, Ahd. sprd^ holl. spreuw. Im
23*
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356
sprehhalterig — Si'rind
Samlande auchS|pr^n. Mühling^Tiem.,
177. 2. ein hagerer Mensch. Hei os
verdregt wi'n Spreh.
sprehhätterig, adj,^ hager, dünn, lang.
Mahling.
Spreite, Sprftte, pltd. SprMe, f., von
sp'eiteriy Ausbreiten des Flachses zum
Trocknen, wenn er aus der Rete kommt;
Trockenboden. Was sagte det* Hopfen^
Liegend auf der Sp'eitef Nsslm.,
Dainos, 142.
spreiten, sprftten, pltd. sprftden, sprS-
sen, sw,y etwas seiner ganzen Flächen-
ausdehnung nach ausbreiten, hinlegen.
Wäscht au f die Bleiche spreiten, Nsslm.,
Dainos, 194.
Spreittuch, n., s. Sprfttuch.
Sprengsei, m., Heuschrecke, weil sie
springt Kr. Bereut. Treichel.
Sprenzchen, plur.^ s. Sperenzchen.
sprftsen, sw., s. spreiten u sprftfzen.
Spreize, Sprftse, /, Spreize, Strebe-
holz, Strebepfeiler, Stütze. Eine Spre/ze
untersetzen. Die Spre/ze einer Brücke
— eines baufälligen Hauses. Hennig,
260. Ahd. spriuza\ mhd. spriuze.
Schade, 858b. Spi^efzen heii'zen auch
die gespreizten Arme der Deichsel
und des Langbaumes am Wagen ; diese
im Oberlande auch Heichen. S. Spriese.
sprftfzen, sprisen, sw.^ Sprefzen setzen,
stützen. Ahd. spriuzan.
SprMe, /., spreten, sw,, s. Spreite etc.
Sprfttucli, Spreittuch, n., groi'zes, vier-
eckiges wollenes Tuch von grüner
Farbe (nach Hennig aus weifzer Lein-
wand), einst beliebter bequemer Über-
wurf füi* Frauen, namentlich Dienst-
botinnen während des Spreens (s.
spreen). Es hing in der Gesindekammer,
und wer der schützenden Hülle be-
dürftig war, langte, danach. Der Schirm,
der sonst nur das Haupt der Herr-
schaft deckte, hat das Spr6tuch in Ver-
gessenheit gebracht J. F. Lausons
„Erster Versuch in Gedichten" (Kgsbg.
1753) enthält eine Apostrophe auf das
Spretuch^ welche dasselbe als einen
Deckmantel der Unordentlichkei t,Leicht-
fertigkeit und Hinterlist bezeichnet; sie
beginnt: Da fast die halbe Stadt in
einem Spreetuch gehty Kein Wunder ^
wenn es av^h in meinen Versen steht.
Der zweite, später auftretende Name
ist aus spreiten und Tuch zusammen-
gesetzt, bezeichnet also ein Tuch, das
man über (sieb) spreitet, umwirft. Das
Spretuch lebt jetzt noch im Sprichwort:
WenrCs Mod! ist^ so geht auch die Katze
im Spretuch. Wenris arg kommt, so
gehen die Katzen mit SpretOchem her-
um. Es geschieht^ wenn die Katze ein
Spreittuch trägt Vgl N. Pr. Prov.-Bl.
U, 361. Sprw. 1, 2644. 1236. Hen-
nig, 260.
Spreubauer, m., Bauer, der in der
Stadt Spreu kauft; oft mit übeler Neben-
bedeutung, indem statt der behandelten
Spreu betrügerisch Getreide eingesackt
wird. Kgsbg.
Spreuferkel, pltd. Sprtfarkel, n , Ferkel,
das mit Spreu (Hinterst, Hintergetreide)
gefüttert, also nicht auf die Mast ge-
stellt wird. Es wird zum Faselschu?ein
grolz gefüttert. He os dem Uwe Gottke
sin Sprtfarkel. Sprw. 1, 1352.
Spriese, Spriefze, /., Sprosse, Stange,
womit der Sack oder Wenter ira Wasser
befestigt wird, Pricke. Welchem kann
dargeihan werden^ dafz er Sackspriesen
habe stehen lassen^ soll bestraft werden.
Haff- und Fischerordnung v. J. 1640.
Bock, Nat. IV, 696. Benecke, 295.
Sprind, Springd, Spring, Sprinl(, n. u.
w., Quelle. Ahd. spring^ mhd. sprinc^
engl, spinng. Der Sprint in dem Amte
Friedrichsbeiy . , , Jühret zwar kein stark
mineralisches, aber doch schweifztreiben-
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sprindig — Spudder.
357
des^ klares Wasser . . . Noch beträcht-
licher ist der Sprint bei Kiauten etc,
Bock, Nat. I, 604. Wer den Magnet
vnU haben und einen sufzen Sprindy den
matten Geist zu Iahen ^ sticht beedes in
der Grub! Carm. nupt II, 80 d. Vgl.
Mteke.
sprindig, springdig, springig, adj.^ quel-
lig, qaellreich. Sprindiger Boden^ nasser,
feachter Boden. In Westpr. auch sprin-
kig. Es kommen aus einer sprinkigen
(d. h. quelligen) Stelle ei^t die Köpfe^
dann das ganze übrige Gerippe der
Pferde zum Vorschein. Treichel, See
bei Alfc-Grabau. Verhandlg. d. Berlin,
anthr. Ges. 1881, S. 399.
Sprindwasser, n., Quellwasser, hartes
Wasser, Trinkwasser.
Spring, Springd etc , s. Sprind etc.
Springicraut, Springsamenlcraut, n., s.
Rehehirschen. Hagen, 500, hat auch
für die kreuz blättrige Wolfsmilch,
Euphorbia lathyris L., deren Samen-
kapseln mit Heftigkeit aufspringen, die
provinziellen Namen Springkraut, Spring-
kVmer.
sprlslich, adj.y empfindlich, leicht ge-
reizt, aus Eitelkeit, Überspanntheit.
Ein sprisliches Mädchen. Friedland
Ostpr.
Sprtt, m.y Baum oder Stange, die ga-
belig gewachsen oder gespalten. Har"
kensprtt^ Stiel an einer Harke. Hen-
nig, 260. Vgl SprSrze.
Spribenholz, n., beiPrätorins^^^ruts;^-
holtz unter den Gesträuchen Preul'zens.
Pierson, Matth. Prator., 13.
Sprock, n. u. m. 1. Leseholz, ver-
dorrte Banmäste, welche sprock, leicht
zerbrechlich, sind. Sprock lesen^ dürre
Äste im Walde sammeln. Sprockholz,
dünnes Astholz, im Gegensatz zu La-
gerholz. Sprockholz nennt man auch
die ausgebaggerten Holzreste und Bor-
kenstückchen, welche die nach Bern-
stein schöpfenden Bagger mit zutage
fördern. Schwarzort. Elebs, Gewin-
nung etc., 19. 2. zur Bezeichnung schlech-
ter Ware, des Ausschusses einer Ware.
Die Ware ist lauter Sprock Hennig,
260.
sprock, adj^ spröde, brüchig, mürbe.
Sprttckelerbse, /., s. krellen.
Sprockheister, 9n., Strauchelster, grauer
Würger, Lanius excubitor. Na^ du
kleener Sprockheister ^ wat bringst du
Niet? Dorr, 1. Wiew., 66. Vgl. Kad-
digheister.
Sprockhömske, /., Sprockameise, weil
sie Sprockrestchen trägt. Saalfeld.
Sprockwurm, m., Larve der rauten-
fleckigen Köcherjungfer, Fhrggaena
rhomboida. Sie wohnt in einem Ge-
häuse von holzigen Stümpfchen; daher
der Name. Mühling, Tiem., 177.
sprVen, sw.y s. sprften.
Sproh, /., s. Spreh.
Sprott, wi, Überfracht, welche auf
Schi£Pen durch betrügerische Mittel
(Annässeh der Ladung etc ) erzielt wird ;
sie heifzt in der SchiflFersprache auch
der Oberkahn. Mühling.
SprUtzem, m., Faulbaum, Rhamnus
frangula. Hagen, 258.
Spucht, m.y s. Spocht
spuck, m.. Spucke, /., Speichel. NOchr
temer Spuck hält gut Man giebt scherz-
weise den Rat, etwas Zerbrochenes mit
nüchterner Spucke zu kleben. Davon
spucken, sw , speien.
Spucklocke, /., gekräuselte Haarlocke
in der Nähe des Ohres. Sperber,
30.
Spuckschale, /., Schale, in die man
spuckt, Spucknapf.
Spudder, m., schwächlicher, dabei
hoch aufgewachsener Mensch. Nordeq-
burg.
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358
spudderig — Stab.
spudderig, adj.^ dünn, schlank, ma-
ger.
spOden, 8w.^ spaten, eilen, etwas schnell
und geschwinde besorgen. Sich spuden,
sich beeilen. Spud dich^ beeile dich!
Öck hebb mt deg gespöt, ich habe mich
sehr beeilt. Hastig gespdt ös nemig got,
Sprw. I, 1497 ff. 3584. Vom Spuden ist
die Katz ffestorben, Entschuldigung des
Langsamen.
spQdig, spOtfg, adj, von spuden, eilig,
schnell. Mühling.
spuingen, sto., zanken, aasschelten.
Se hefft so doli m§t ere Lied gespuingt.
Dorr, 1. Wiew., 83. Se spunjgen ju
on spikeleem. Dorr, 14.
spOken, sw. 1. unstat umherwanken
wie ein Spttk, keine Rahe finden. Er
spukt immer herum. 2. unrichtig im
Kopfe sein, falsche Ansichten haben.
Bei dir spvMs wohlf Herr, in seinem
Kopf spuhkt es! Soph. R. 11, 459. 3.
über Zukünftiges in Yorahnung sprechen,
Böses durch Erwähnung desselben her-
beirufen : vorspQken. 4. Mit Fetter spu-
ken, mit dem Feuer unvorsichtig um-
gehen. Hennig, 261.
Spülung, /., das regelmäTzige Wogen
des Meeres am Strande, anschwellend
und weichend ; das überspülte, zum Gehen
feste Strandufer. Wir verlassen nicht
gern die Spülung, weichen den Wellen
aus und sehen lächelnd, wie unsere Fu/z-
stapfen verloscht werden. Passarge,
Balt., 98.
Spülwasser, n. 1. Spülicht. 2. schlechte
Brühe oder Suppe; fades Getränk.
Das ist Ja reines Spülwasser, Hennig^
261.
Spundgeld y n.^ Trinkgeld, das den
Brauknechten, die das Bier in Fässern
anfahren, von den Gastwirten gegeben
wird.
Spundmichel, m., Fafzkelhier, der den
Spund, den das Spundloch verschliefzen-
den Zapfen, aus dem Fafz schlägt.
Spur, /. Nicht die Spur, nicht das
geringste.
spfiren, sw., die Spur suchen, ver-
folgen, der Spur nachgehen; zunächst
in der Jägersprache. Ein guter Jäger
spürt genau, Mädchen in dem Rüre,
Lasse dich nicht spure, Der Jäger schief zt
dich! Volksr., 207, 768. Auch ver-
spüren. Vgl. erspüren.
Spürfrafz, m,, Mensch, der im Essen
verwöhnt ist und vieles nicht mag.
Marold.
Spürkucks, m., spürkucksen, sw., s.
Spirkucks etc.
. Spüt, /., Eile, Geschwindigkeit. Hast
und Spüt thut niemals gut, Sprw. I,
1496. Engl, speed, holl. spoed,
sputig, adj., s. spudig.
SrasI, poln. zrazy, poln. Nationalessen,
gerolltes PfefFerfleisch , Pfefferklops.
Sperber, 40. Mrongov. I, 663b.
srafzen, sw., in den poln. Gegenden
Westpr. für cacare, von dem gleichbed.
poln. srac,
Srogen, Ortsn., s. StonupVhnen.
staatsch, pltd. staisch (a = ä), adj. a.
adv., stattlich, ansehnlich, prächtig,
mit schönen Kleidern geputzt, im Staat.
Sie geht sehr staatsch. Es geht in dem
Hause sehr staatsch zu, es wird vor-
nehm gelebt. Mien Nahber Japp de
mohnt, et rook noch von der Klaatsch^
De hei en Pingste gaw. Dat was wol
alto Staatsch! Carm. nupt. IV, 324b.
Hennig, 263.
Staatsschlitten, pltd. Stadsschlede, m.,
Schlitteo, mit dem man Staat macht,
Spazierschlitten. S. Arbeitsschlitten.
Stab, pltd. Staff, m. 1. Stiel. Flegel-
staff, Stiel am Dreschflegel. 2. Eisea-
stange. Ein Stab Eisen. 3. Fafzdanbe.
Hennig, 261. S. PTpensttbe.
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stabig — Stakbalken.
359
stäbig, adj.y s. stSwig.
Stachater, m,^ grofz gewachsener
langbeiniger Mensch. In früherer Zeit
auch Spitzname fQr den Exekator und
Gerichtsboten. Daron stachatern, sw.y
aufklettem^ suchend umhersteigen. Kin-
dern, die auf Stühle und Tische stei-
gen, ruft man zu: Stachater nicht!
herumstachatem, vom Langbeinigen^ der
geschäftig umherläuft, stachatrig, adj.^
lang- und steifbeinig. Schemionek,
38.
Stachbetel, Stachelbauch, m., s. Stach-
linski.
stacheln, »w^ quälen, pisacken; auf-
hetzen, aufstacheln durch Reden. Dar-
aus atachftlen. Treichel.
Stachelschwein, pltd. -schwtn, n., ge-
meiner Igel, Erinaceus eu/ropaeus,
Mühling, Ticm., 178.
stachelschweinig, adj.^ mit Stacheln,
wie ein Stachelschwein, ausgestattet.
Stark mit Ästen besetztes Holz, na-
mentlich von der Kiefer, wird von
Holzhändlem stachelschweinig genannt.
Treichel.
StachM, n.y 9. Stakftt
Stachgarn, n., Fischemetz. Pierson ,
Matth. Prätor., 117.
Stachlin8ki,Stichlln8kl, Stuchlinski, Stech-
beutel, Stichbeutel, SteckbOdel, Steckbedel,
Stachbetel (Ermland), Stftkbedel, Stech-
bUttel, Stechbuttel, StechbUgel, Steigbügel,
Stechert, Stecherling, Stachelbauch, m.,
der gemeine Stichling, Gasterosteus ocvr
leatus^ lit u. kur. stegis, siregis^ masur.
stacklack^ katty kass. stekbydel. Hen-
nenberger, 29, schreibt Steckbtttel.
S. Benecke, 73. Mühling, Tiem.,
178. Bujack, 398, hat noch als pro-
vinziell Wolf. Vom leicht erregten Men-
schen: Er ist borstig wie e Steigbügel.
He OS krOs wt e Stachünski,
Stack, adj. Selbige {Körper^ so da
neben der Durchsichtigkeit farbicht oder
gefärbt fallen) wenn sie zerstossen oder
zermalmet werden^ zeigen sie sich in der
Stackesten Farbe weifzy so dafz die weisse
Farbe die andern überwindet. Linem.,
Ii3a.
stackern, sw,^ s. stftkem.
stäckern, sw,^ s. stftkem.
Stacknetz, n., s. Stftknetz.
stacksen, sw.^ stolzen, niederstofzen,
zurech tstofzen. Treichel. Ygl. stuck-
sen.
Städ', Stade, /., s. Stftd.
Stadjosus, Staziosus, m., Studiosus.
Königsberg.
Stadöll, Stodöll, /., Einfahrt am Dorf-
kruge, in welcher Pferde und Wagen
der Reisenden Obdach finden. Lit.
stadoU^ lett. staddeleSy poln. böhm. sta-
dola^ abd. stadal Scheune. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 174.
Stadtkind, n., Person, die unter Vor-
mundschaft der Stadt steht Der Aus-
druck: jemand wird pro prodigo erklärt,
lautet in Danzig gewöhnlich: jemand
wird zum Stadtkind gemacht. Klein
II, 166.
Stagge, Staggin, /., letzte Abteilung
eines Sackes oder Wenters.
Staggertuch, n., s. PIVtzentuch.
Staggin, /., s. Stagge.
Stagutt, m., von dem lit. staguttas^
in.y ein bei Memel gebräuchlicher Pflug.
Vgl. Bock, Nat. in, 668, wo das Wort
n.; Bd.V, 512f.: die Stagutt. Daselbst
ist eine Abbildung dieses Pfluges ge-
geben.
Stak, m., s. Stake.
Stakbein, Stakelbein, Stakerbein, Stecker-
Hein, n. u. m.y Bein, so dann wie ein
Stecken. Spitzname för einen lang-
beinigen, hagern Menschen; auch Name
für den Storch. Von Stdk^ Stake,
Stakbalken, m., Bodenraum, in wel-
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360
stakbeinig — Stiknetz.
chem Stroh und Heu aufgestakt wird.
Er reicht vom Stdkbalken Heu zu fressen,
er ist sehr grofz. Jerrentowitz. Sprw.
n, 2173.
stakbeinig, stäkelbeinig, stftkerbeinig,
Steckerbeinig, adj., lang- und d&nnbeinig.
Stake, /., Staken, auch kurz Stak, m.
1. Stecken, Stab, Stange, dünner Pfahl,
Zaunpfahl,gespaltenes Holzscheit,Pflock.
Ahd. steccho, stecko, stecho^ mhd. stecke^
angs. sta4:a u. sticca, engl. u. schwed.
st€tkejh6ü..staak. Richey, 285. Brem.
Wb. IV, 985. Schamb., 207a. Vgl.
Lehmstake. 2. nach Hennig, 261, in
figürlichem Sinne eine hagere grofze
Frauensperson. Bock, 65, hat für
hagere Personen überhaupt Staks.
Stake, /., Berg von Getreidegarben
oder von aufgeschütteten Kartoffeln.
Westpr. Vgl. MTte u. Niedau.
Stakel (a kurz, auch lang), m., Tan-
nen- oder Fichtenast, den man als Zaun-
stab benutzt. Zäune aus solchen Sta-
kein heiTzen Stakelzaune, Stakenzaune,
Steckerzaune.
Stakelbein, n. n, m^ s. Stakbein.
stakelbeinig, adj,^ s. stakbeinig.
Stakelzaun, m.^ s. Stakel.
Staken, m., s. Stake.
staken, sw. l. mit einem Staken ar-
beiten: stolzen^ stechen, schieben, rei-
chen. Daher auch reichen überhaupt.
Heu stäken^ Garben staken^ mit einer
Stdkfoi'ke die Bündel vom Wagen auf
den Boden oder umgekehrt reichen,
auf-, abstaken. Wi stoaken boold de Oole
(s. Alte 3.) ah. Dorr, 44. 2. auf-
schichten, Getreide, Kartoffeln in Sta-
ken bringen. 3. ausstaken. Zäune aus
Stäken, herstellen, mit Stäken ausbes-
sern; auch Stäken (Pricken) stecken,
wie es die Fischer thun. 4. s. stan-
kern.
Stakenzaun, 9n., Zaun aus Stäken^ s.
StakeL
Staker, m. 1. Mann, der stäkt, Gar-
ben, Heu- oder Strohbündel ladet -
2. YT^erkzeug, mit dem man stäkt; der
Stocher. Tänstdker, Zahnstocher. Nor
die zweite Bedeutung hat Hennig,
262. 3. nach Treichel alter, gebrech-
licher Mann.
Stakerbein, n. u. m., s. Stakbein.
stakerbeinig, adj., s. stakbeinig.
stakerig, adj,, wackelig, lose; nach
Mühling auch dünnbeinig. Das ist
ein Stäkeriffes Dinff^ z. B. eine Kiste,
die nur lose zusammengestiftet ist.
stakern, stackern, sw. 1. stochern,
stochernd suchen, stochernd nach einer
Sache langen, gleichviel ob mit oder
ohne Stäken. Ek segg juy vri stakem
den Foss ut dem Bu rut. Dorr, L
Wiew., 72. 2. zu erreichen suchen, stre-
ben, forschen. Danach hob' ich Umg
gestäkert, das habe ich lange zu be-
sitzen gewünscht, durchstakem, sw^
mäkelnd wühlen, durchsuchen, durch-
schnippem, forschen, klauben. YgL
stänkern.
StakM, Stachst, n. 1. gewachsener
oder geschnittener Zaunstab, Latten-
stab; nach Hennig, 262, Steckstaken.
2. Zaun aus Lattenstaben, gewöhnlich
Stakfttenzaun, StachUenzaun. Ans Stäke 1 .
Stakforke, /., Forke zum Staken. S.
Forke.
Staknetz, n., Netz^ von gleicher Ein-
teilung und Einrichtung wie das Treib-
netz, nur mit engeren Maschen. Diese
dürfen jedoch in der Ledering nicht
enger als 4.^ Zoll und in der Schlänge
nicht enger als 1^ Zoll im Quadrat
sein. Die Stäknetze werden wie die
Kaulbarschnetze vermittelst Stangen,
Stäken, Pricken ^ in gerader Linie auf
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Staks — ständig.
361
einer bestimmten Stelle festgesetzt und
bleiben sodann mehrere Tage stehen,
bevor sie aufgezogen und gelichtet wer-
den. Fi8ch..0rd. f. d. £r. Haff, § 25.
Die Fisch.-Ord. f. d. kur. Haff giebt
(§ 26) die Länge des Stdknetzes auf 12,
die Breite desselben auf 2 Faden an.
S. auch Bock, Nat IV, 722 f, wo es
stets Stacknetz heiTzt Ygl. Benecke,
373.
Staks, 971., Stich. StcJes gä>en^ stechen.
Stakse, plu/r.^ heifzen die feinen Gräten
der Fisdie, namentlich der Kaulbarsche.
Auch kleine Fische selbst nennt man
Stakse, Stakswerk.
Staks, m, u. /., s. Stftke.
Staksei, ^., s. Stecksei.
Stackswerk, n., s. Staks.
Stallbruder, m., Genosse, Kamerad.
Mühling.
stallen, mo. 1. in den Stall thun, ein-
stellen. 2. stehn bleiben; harnen. Die
Pferde stauen^ sie stellen den Lauf^
Gang ein, bleiben stehn, harnen. Bei
Jeroschin: stne ras und sinepfert Uz
er zu den statin staUin 57a. Pfeiffer,
224. Ahd. staüjanj stellany as. steUjan,
mhd. stellen eine Stelle geben, stellen,
einstallen, zum Stehen bringen, im
Laufe innehalten. Schade, 862 b. Vgl.
Schmeller III, 627.
stallen, sw,^ sich^ sich stellen, sich ver-
tragen, friedlich verkehren. Sie stallen
sichy sie leben friedlich mit einander.
Hennig, 262.
Stallratz, /., verächtliche Benennung
eines Landedelmannes. Stein, Pere-
grinus XVI, 8. W. Mtsbl. VI, 187.
stftmerig, adj.^ s. stimem.
stftmem, stanrniem^ sw.^ stammeln,
stottern. Hennig, 262. Davon stft-
merig, adj.^ stotternd. Stftmerer, Stftm-
ler, Stftmerbock, Stainmerbock,m., Stamm-
ler, Stotterer. Bei Stein Stammerbock
unter den Ekebamen. Peregrinus XU,
82. W. Mtsbl. V, 191.
stammern, sw.y s. das vor.
Stammklotz, 9n., Klotz, aus der Mitte
des Stammes geschnitten. Von einem
kräftigen, kernigen Mann sagt man:
Das ist ein echter Stammldotz. Sprw. I,
3588.
Stampelken, Ortsn., Dorf im Kreise
Wehlau. Er ist aus Stampelken^ wo
die Hunde mit dem A. bellen. Vgl.
AugstupVhnen.
stampen, sw., stampfen, stofzen. Pfef-
fer stampen. Mit den Fü/zen stampen.
Stamputt, m. Er ist ein Stamputt;
vom kleinen drallen, kräftigen Kinde.
Samland (Korkehnen).
Stand, m.y Stelle, Platz. Stand in
der Kirche^ fester Sitzplatz in einer
Kirchenbank, für den man eine jähr-
liche Miete zahlt; diese wird nach
Hennig, 262, Standgeld genannt.
Standftr, m.y Gendarm. Do wäre je
of mänge Darper solch abgetakelte Stan-
dars Schuhnostasch, Ermland. Fir-
menich lU, 103 b. Auch Schandftr.
Nu mufzt dat groad so treffeUj dat en
Schandar doar reet (ritt). Dorr, 27.
Standart, Pflzn., s. StandharL
Stande, /., Voc. 394, altpr. standis
Stellfafz; lett. standa. Nsslm , Th.,
175.
Sttnder, m. 1. Statze, Balkenpfeiler.
. . . zwei fast in der Mitte des Schul-
zimmers befindliche Stander. Lhrztg.
1871, 196a. 2. stehender Bienenstock.
S. Lieger. 3. Bein. Sie hat ein Paar
gute Stander am Leibe.
Standgeld, n., s. Stand.
Standbart, Standart, Pflzn., zweiblätt-
riges EüQabenkraut, Orckis bifolia L.
Auch Nachtlilie, Nachtschatten. Pritzel,
254 f. Hagen, 907.
ständig, oc^'., beständig, stets. Eirist
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362
stiinesfods — stapeln.
standig auf der Strafzey er ist selten
zu Hause, viel auf der Strafze, auf
Reisen. Hennig, 262.
stänesfödSy adv.^ stehenden Fufzes,
sofort. Du 8UÜ8t stanesföds käme.
stangeln, sw. 1. verstärktes angeln^
nach einer Sache eifrig streben, trach-
ten. Nach einer Stelle^ einem Ehren-
poaten stangeln, 2. s. v. a. ampeln (s. d.).
Mit den Beinen stangeln, Treichel.
Vgl. stänkern.
Stankarius, m., latinisiert aus Stank^
Stanker, Stankerer, Person, die Un-
wahrheiten aussprengt, Thatsachen ent-
stellt und dadurch Stank, Verdrufz,
Unannehmlichkeiten verursacht.
Stänker, m., Birkenteer, weil er stinkt.
Vgl. *Dagget.
stankerbfinsch, adj.^ stankerbeinig,
schlackerbeinig, schlotternd im Gange.
Elbinger Ndrg. Vgl. stäkbeinig.
stänkerig, ad^\ u. adv, von Stardn. 1.
stinkend. 2. verdriefzlich, unangenehm,
verwickelt. Die Sache sieht stänkerig
au8, läfzt einen übeln Ausgang be-
fürchten, stänkerig in erster Bedeutung
gilt beim gemeinen Mann als sehr be-
liebtes Schimpfwort: stankeriges Aas
— Gerippe^ stänkeriger Kerl etc.
Stänkerkäse, 9n., stinkender Käse,
barscher Zwerg, Bierbruder. S. Katzen-
fisch.
stänkern, sw. 1. steigen, aufsteigen,
klettern. Stanker nicht! ruft man Kin-
dern zu, die auf Stuhl, Bank oder
Fenster steigen wollen. 2. mit den
Beinen zappeln, stofzen. sich abstan«
kern, sich im Bette durch Zappeln ab-
decken. Vgl. stangeln und ainpeln. 3.
nach etwas eifrig streben, begehrlich
verlangen, sich um eine Sache bemühen,
sie gern erreichen wollen, verwandt
mit jankem (s. d.). E/r stänkert nach
einem Mädchen — ruich Geld — nach
einem Orden. Nach dem Konzert hob
ich schon immer yestankert. In diesem
Sinne nach Treichel auch stäken. In
Bayern ankern. Schm eller I, 83.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 175, weist auf
das lit. stSngiu^ stdngti sich anstrengen
hin. In Zusammensetzungen: aufstan-
kern, aufspüren, aufsuchen, ausstankem,
durch Suchen ermitteln, ausfindig ma-
chen. In Posen ausstankem ausspüren,
auskundschaften, „gleichsam durch den
Stank (Geruch) geleitet. ** Bernd, 10.
durchstankem, sw.^ durchsuchen, durch-
forschen. Eine Bibliothek^ ein Kabinet
durchstankem. — herumstankem, «c.,
müfzig umhergehen oder laufen, omher-
suchen. Bock, 65. Hennig, 262.
stänkern, sw. 1. einen übeln Geruch
von sich geben, Gestank machen. Stwi^
ker nicht! ruft man Kindern zu, welche
z. B. Papier oder Späne anbrennen.
Von stinken. Hennig, 262. 2. Hän-
del, Verdriefzlichkeiten bereiten. . aos-
stänkern, nach Mühling mit Gestank
erfüllen; ausspionieren, aufsuchen, oft
aus blolzer Neugierde; auch durch Ge-
stank vertreiben.
Stanze, w. Vom., Eonstanze.
Stänzel, m., hoher Leuchter von Holz,
auf den Fufzboden zu stellen. Natan-
gen. Im Nds. stensel Stütze, FuTz,
worauf etwas steht, holl. steuTisel, Brem.
Wb. IV, 994.
Stänzeh, sw. Einen stänzeln^ ihn derb
abführen.
Stapel, m. Auf den Stapel setzen^
schwängern. Hei heft er wat op en Sta-
pel gesett.
stapeln, sw. 1. in geordnete Haufen
legen, aufspeichern. 2. nachgraben.
Kartoffeln stapeln^ nach beendigter £mte
nach den im Acker zurückgebliebenen
Kartoffeln graben, was arme Leute
thun . Westpr. Mühling.
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stappen — stauen.
363
stappen, aw.^ stapfen, schreiten, gehen.
Stoppt dwer^ Frü^ schreitet dai*Qber
hinweg, Frau! Dorr, 1. Wiew., 31.
Ek stappd op den Wittmantel to. Dorr,
Driewjagd. Nu mo/z vnr man stappen.
Oberland.
stapsen, sw.y druckend stolzen, mit
der Nase auf oder in etwas stofzen,
wie man junge Hunde, die zur Rein-
lichkeit erzogen werden sollen, ehe
man sie hinauswirft, in den eigenen
Urin etc. stapft. Treichel.
starchelig, adj.^ ungeschickt, langsam,
in Absätzen, vorsichtig suchend gehen.
Treichel.
st&rfastig, adj.^ aus starr und fest,
unbeweglich, stumm vor Schreck.
Schemionek, 38.
Stärke, /., junge, ein- oder zweijäh-
rige Kuh, die noch nicht tragend ge-
wesen. Nach Hennig, 263, auch
Starke.
starken, stärken, sw., stark, d. i. steif
machen. Die Wäsche starken, sie mit
Erafbnehl, Stärke, steifen. Bock,
65.
Starost, m., poln. und russ. starosta.
Die Starosten waren die Beamten der
Krone in Polen in einem bestimmten
Distrikte, Starostei, für die Polizeiver-
waltuDg und die Erhebung der öffent-
lichen Abgaben in demselben. Sie er-
hielten dafür lebenslänglich den Nielz-
brauch gewisser Güter gegen Abgabe
des vierten Pfennigs, Quarte, vom Er-
trage, welcher bei jeder Besitzverände-
rung, in der Folge aber periodisch er-
mittelt und festgestellt (lustriert) wurde.
Bei der Wiederbesitznahme von Westpr.
wurden die vormaligen starosteilichen
und geistlichen Güter eingezogen und
daraus königliche Domänen -Vorwerke
gebildet. Beitr. z. Kde. Pr. IV, 839.
Start, Stat, Stftrt, ?»., Sterz, Schwanz,
Steifz, Hinterer. In Nds. steerd, in
Pommern start, im Götting. stert, angs.
steort, holl. steert, staart, schwed. stiert
Brem. Wb. IV, 1028. Dähn., 458a.
Schamb., 210a. Denn one Homer,
Klauen, Start, Sat he em Garden en-
gespart Parad., 19 f.
Stäs, m. Vom., Stanislaus, s. Stenzel.
statisch, stätsch, stMsch, adj.; von
Reit- und Zugtieren, wenn sie nicht
von der Stelle zu bringen sind. Er
ist stätsch wie ein Pferd, der eigensin-
nige Mensch. Im Nds. stedig, stedisk,
stäisk, in Pommern steedsch, in Bayern
stettig, stettisch, holl. stedig, Brem. Wb.
IV, 1012. Dähn., 458b. Schmeller
III, 672. Hennig, 263: stätig und
stätsch,
stattfinden, st, stehen, eine Stelle,
Stätte finden oder haben. Ich erinnere
mich, dafz im Garten des zweiten Pre-
digers der Altrossgärtschen Kirche im
Jahr 1762 zwei sehr starke MandelbäuTne
(Amygdalus communis) stattfanden, die
eine solche Menge Früchte trugen, dafz
sie täglich m£hrere Finger hoch an der
Erde angehäuft lagen, Beitr. z. Kde.
Pr.I, 158.
statts, präp,, statt. Das habe ich
statts Dank,
Stau, m., die Hemmung, der Aufent-
halt; das Anschwellen, Steigen des
Wassers. Vgl. Rückstau.
stauen, sw. 1. hemmen, stehen ma-
chen. Hennig, 263. Zunächst vom
Wasser; doch sagt man auch: Die
Menschen stauen sich, wenn bei grofzem
Gedränge das Vorwärtskommen ge-
hindert wird. Dat Woater staut noch
ommer op. Dorr, 20. 2. anschwellen,
steigen, wie das gestaute Wasser; da-
her gewöhnlich anstauen. 3. kunstrecht,
fest und gedrängt verpackeu, nament-
lich Schi£PsladungeD. Die Lohnarbeiter,
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364
Stauke — SteckseL
die aas dem vorschrifts- und ordnangs-
mäfzigen Beladen der Schiffe ein Ge-
werbe machen, heifzen Stauer und bil-
den gewöhnlich eine Genossenschaft
unter Führung eines Oberstauers oder
StauerkapitänSy der auch den Stauerlohn
mit den Schiffseignem akkordiert und
an die Stauer auszahlt. Die Gehilfen
der Stauer heifzen Schauer. Egsbg.
Muhling.
Stauke, pltd. Stake, /., Stauche,
Flachsbundel mit kopfartigem Knoten,
das mit dem offenen Ende ausgebreitet
aufgestellt wird^ damit der trocknende
Wind es gehörig durchziehe. Muh-
ling. Im Brem. Siüke Haufe, Bünd-
lein, z. B. Stäke Torf; im Holstein,
wird der gemähte Buchweizen in jS^-
ken zum Trocknen gesetzt. Brem. Wb.
IV, 1075 f. In Hessen Stauche, Vil-
mar, 396.
Stauken, sw.y s. stQken.
staukem, sto., s. stQkem.
Staukkartoffeln, plur., s. Dulkskar-
toffein.
Stauwall, 772., s. Sommerwall.
Stauwasser, n., gestautes Wasser. Im
Ptegel ist jetzt viel Stauwasser, durch
starken Wind gegen den Strom auf-
gestautes Wasser. Hennig, 263.
stäwig, stäbig, adj.y stämmig, kräftig,
steif wie ein starker Stab. Ein stä-
wiger Kerl, ein kräftiger Mann.
Staziosus, m., s. Stadjosus.
St£bel, 7n., Stiefel, s. Stiebel.
stöbern, sw., s. stftwern.
StechbOgel, -beutet, -buttel, -bUttel, m.,
s. Stachlinski.
Stechdom, m., s. Sanddom.
stechen, st, mit spitzem Instrumente
eindringend fassen, halten. Den Bern-
stein stechen, mit langen Stangen^ an
denen zwei krumme Zinken sich be-
finden, die Steine auf dem Meeresgrunde
umkehren (uod den darunter liegen-
den Bernstein mit Drahtkeschem schöp-
fen). Vgl. Pas sarge, Balt., 373.
stechen, st, stecken. Das Schnupf-
tuch in die Tasche stechen. Wo hot he
denn gestoche, dafz em de Boxen so ju-
xig sind? Scbaltj. 1, 437. anstechen,
anstecken, anzünden: das Licht, ein-
stechen, einstecken: das Geld, ver-
Stechen, verstecken, verbergen: einen
Gegenstand oder sich selbst. Ih* ver-
stach sich im Strauch, Gegen den mufz
er sich verstechen, vermag er nicht auf-
zukommen. Hennig, 263.
Stecherling, Stochert, m., s. Stach-
linski.
Stechwart, Stichwurz, gemeine Eber-
wurz, Carlina vulgaris L. Dönh.
Hagen, 847. Pritzel, 82. Nach
Hagen auch: Dreidistel, unlder Feld-
safran, Saudistel, Söddistel.
Steckbedel, -bVtel, -bUdel, m., s. Stach-
linski.
Stecket, m,, s. Stecksei.
stecken, sw, 1. heimlich hinterbrin-
gen, verraten. Das war ihm schon ge»
steckt worden. 2. Ich stecke nicht drin,
— kann nicht drin stecken, Entschuldi-
gung des Verkäufers einer schlechten
Ware. Ebenso in der Oberlausitz.
Anton, 13, 6. 3. stechen; doch in
dieser Bedeutung mehr spicken (s. d.)
Steckerbein, n, u. m,, s. St&kbein.
Steckerzaun, m., s. Siakel.
Stecksei, pltd. StVcksel, auch Steckel,
Sticksei, Stäksei, m,, kleiner Riegel von
Holz oder Eisen, den man vor die
Krampe einer Thür steckt, uro diese
zu schliefzen. Davon steckseln, stfck-
seln etc., mit einem Stecksei ver-
schliefzen; nach Treichel auch coire,
'nen Steckel värschuwen, einer Sache
entgegentreten, ihre Ausführung unmög-
lich machen. Dorr, 1. Wiew., 50.
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Steckstaken — Stein.
365
öck wa (werde) ßi e Steckelke stockU^
da suU ju to klaue hebbel als Drohung
mit Hache, Zauberei. Natangen. Hen-
nig, 264.
Steckstaken, m., s. Stak£L
St£d, StMe, auch Städ, Sttde, /. 1.
Statte, Platz, Stelle. Ek hedd H (das
Haus) op ^ne faUche Stdd hensett. Dorr,
1. Wiew., 47. Bettetede, Bettstelle. 2.
Amt, Stellung.. Ene gode Sted — e
gode Brotsted^ eine einträgliche Stelle.
Hennig, 263.
Stfidegeld, n., Stättegeld, Standgeld,
Zins für eine Stelle, auf der Waren
feil gehalten werden. Hennig, 264.
Sttder, Stehder, StOder, m. 1. Stück
Rundholz von etwa 2 m Länge an der
Schlufzschnur des Achtergarns (s. d.),
das als weithin sichtbare Boje schwimmt,
wenn das Netz ausgeworfen ist. Be-
necke, 372: Stoder. Er zeigt die
Sted^ Stätte, an, wo das Netz sich be-
findet 2. schwerer Stein zum Fest-
stellen der Pricke am Kaulbarsch-
netz (s. d.)
Stfidigkeii/., Stätigkeit, Beständigkeit,
Ausdauer. Er hat keine Stedigkeit^ er
hat bei der Arbeit keine Ausdauer, Ge-
duld. Hennig, 263.
stftdsch, adj.^ s. statisch.
Steffen, m. Vorn., Stephan. Hart-
wich, 64.
Stehboje, /., Flottholz von Flaschen-
form am Storgarn, dessen dickeres
Ende durch eine Schnur an der Simme
befestigt ist. Benecke, 377.
Stehder, m, s. StMer.
stehen, st 1. von fliefzenden Ge-
wässern, wenn sie sich mit Eis bele-
gen. Der Pregel steht — die Weichsel
steht. E. Förstern. Klein H, 169.
Vgl. gehen. 2. von der Euh, wenn sie
keine Milch giebt, weil sie trächtig ist.
Starwt de Fru on steit de Koh, kommt
ömmer mehr dato. Sprw. I, 947.
Steiem, pltd. StTren, StUren, n., ver-
botene Art des Fischens, auch Intern
(s. d.) genannt. In der Fisch. -Ord.
f. d. kur. Haff, §. 46, heifzt diese Fang-
art das Streben, Streven, Streiven, Streu-
ven, StrOven. Vgl. Benecke, 410.
Steig, pltd. St?g, m. 1. Steg. Der
Steig über den Graben^ Bohlenweg. 2.
treppenartige Leiter, gewöhnlich pltd.
Stlgi Hehnersttg^ Hühnersteige.
Steigbügel, m,, s. Stachlinski.
Stein, m , plur. Steiner. 1. Felsstück.
Er schmeifzt immer mit Steiner. — 2.
volksubliche und amtliche Bezeichnung
des Bernsteins, den die Ostsee als
Strandsegen auswirft, welchen man
durch Schöpfen fischt, durch Stechen
(s. d.) hebt, durch Graben und berg-
männische Anlagen zutage fördert.
Die Sonderung des Bernsteins geschieht
heutzutage zunächst in reine und in
Stucke mit fremden Beimengungen.
Die ersteren werden dann nach der
Struktur in kernigen, Kemstein, und in
schalig geflossenen Bernstein, Schlauben
(SchlQwen), geteilt. Der Kemstein zer-
fallt nach "der Gestalt in Stücke zur
Cigarrenspitzenfabrikationgeeignet: Flie-
sen und Platten; zur Perlenfabrikation:
Bodenstein, Rund, Grundstein, Knibbel.
Aus diesen Suiten stellt man nach
Gröfze und Farbe eine Menge Unter-
abteilungen her. Als Stamm des Bern-
steins ist der klare Stein, das Klar, an-
zusehen; der getrübte heifzt BastarL
Erscheint die Trübung im Innern des
klaren Harzes als feiner Staub, nicht
in rein gesättigter Farbe, so heifzt der
Stein flaumig (flomicht^ Flömiger^ Flö-
ming); je nachdem das Ausgangsmate-
rial für die weiteren Umänderungen
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366
Stein.
ein wBSserheller oder gelber Bernstein
war, erhielt auch der Bastart verschie-
dene Nuancen: in ersterem Falle Perl-
farbe, im andern Kumstfarbe. (Vgl.
Kumst). Je nachdem einerseits trübe
und klare Flüsse vermischt mit ande-
rerseits trüben allein abwechselten und ,
durcheinander geschoben und gerollt
wurden, entstanden die Farben, welche
wir als wolkigen Bastart bezeichnen.
Eine andere Zersetzung des Bernsteins
ist der undurchsichtige und je nach
dem Grade der Zersetzung weniger
politurfö,hige Knochen, bei dem man
reinen und schaumigen (diesem Stein
von geringer Härte fehlt die Politur-
fähigkeit ganzlich) unterscheidet. Durch
die zufälligen Kombinationen der vor-
her aufgezählten Sorten erhält man
bei der Knochenbildung eine grolze
Alannigfaltigkeit von Bernsteinfarben,
die unter dem Namen buntknochiges
Klar und buntknochiger Bastart zusanmien-
gefafzt werden und wobei oft präch-
tige Interferenzerscheinungen entstehen.
Bernstein im Mittelstadium zwischen
Bastart und Knochen nennt man Halb-
bastart. Bernstein, welcher fremde Bei-
mengungen enthält, sowie ^le^ rissige,
wird gehackt und zersprengt, bis nur
gesunde und reine Ware übrigbleibt,
die man den entsprechenden Handels-
sorten zuteilt. Viele Stücke sind jedoch
so von eingeschlossenem Mulm und
Erde durchsetzt, dafz sie durchweg
schwarz erscheinen; dieser sogenannte
Schwarzfimis sowohl, als auch die Ab-
gänge und die von vornherein durch
Siebe getrennten kleinsten Stücke,
Grlltzstein genannt, werden in verschie-
dene Fimissorten geteilt, deren Verwen-
dung zu Räucherpulvern und Lacken
bekannt ist (Nach Richard Elebs^
Der Bernstein. Königsberg 1880. Ge-
winnung und Verarbeitung des Bern-
steins. Königsberg 1883). Ausschliefz-
lich nach der Farbe imterscheldet man
in absteigender Güte: Kumstfarbe,
Kirschfarbe^ gelben Steifiy grünen Stein
(im Volksmunde auch Kuhscheifzfarbe),
Die General- Strand- und Bernstein-
Ordnung von 1693 unterscheidet nach
der Güte: 1. Hauptstein; 2. klarer
Stein; 3. weifzer Stein; 4. weifzer Ba-
Start; 5. Kumstfarbe; 6. Wolken/arbe;
7. wei/zbunter Stein; 8. Bastart; 9.
Drehstein; 10. gemeiner Stein. Später
unterschied man 6 Klassen: 1. Sorte-
mentstück; 2. Tonnenstück; 3. Knebel
oder Knöbel; 4. Fimisstein; 5. Schluck
oder Schlick (Bastart); 6. Sandstein.
Eine noch spätere Einteilung begnügt
sich mit 5 Stufen: 1. Sortement (kein
Stück unter 8 Lot); 2. Tonnenstein; 31
Firnis; 4. Sandstein; 5. Schluck. Vgl
Bock, Nat. II, 216ff. Grundstein ist
der in der blauen Erde liegende Stein ;
der in der See gefundene Stein keiCzt
Seestein, der bei Brüsterort gewonnene
Seestein wird Riffstein genannt^ und den
fern von der Meeresküste mitten im
Lande gefundenen Bernstein bezeichnet
man als Acl(erstein. — 3. Bidcelstein, m.,
Stein, der mit der Bicke aus dem
Boden gehauen werden mufz^ grolzer
Stein. Ich reise und wenris Bickel-
steine regnet. Treichel. — 4. Borsten-
stein, 971., grofzer, geborstener erratischer
Block in der Nähe des Strandes bri
dem Bade Neukuhren, auf dem Wege
nach Tikrehnen. Er wird von den
Neukuhrener Badegästen fleifzig be-
sucht. Nach der Sage barst der Stein,
weil ein Mädchen, welches bei demsel-
ben Treue geschworen, diese nicht ge-
halten* S. Reusch, Sagen, 105. —
5. Brotstein, m., Stein, der vormals
Brot gewesen. Man zeigt solche Steine
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SteinbeifJz — Steinpietzker.
367
in der Marienkirche zn Danzig nnd in
der Kirche des Klosters Oliva. Die
daran sich knüpfenden Sagen s. Tet-
tau und Temme, 208 f. — 6. Der
heilige Stein. Groizer erratischerBlock
im frischen Haff in der Nähe von Tol-
kemit, etwa ISFufz lang und eben so
breit. Passarge, ßalt. 87, meint,
der Stein habe seine Bezeichnung als
„heiliger^ wahrscheinlich davon, dafz
die alten Preolzen auf demselben ihrem
Gotte Kurche die Erstlingsopfer des
Fischfangs brachten. Die Regierung
hat jede Beschädigung des Steines aus-
drucklich untersagt. An den heiligen
Stein knöpft sich folgende Sage: In
jener Zeit, als Riesen die Erde be-^
wohnten, hauste einer derselben auf
der frischen Nehrung, ein zweiter am
gegenüber liegenden Ufer des frischen
Haffes bei Tolkemit. Beide hatten
nur ein Beil, welches sie sich zum
Fällen des Holzes gegenseitig zuwarfen.
Als einmal der auf der Nehrung woh-
nende Riese das Beil haben wollte, der
andere aber sich weigerte, es ihm zu
geben, ergriff jener den mächtigen Stein
und warf nach diesem. Der Stein
glitt aber an dem Daumen um etwas
ab, und so erreichte er nicht ganz
das diesseitige Ufer. Passarge, a.
a. 0. — Ein anderer heiliger Stein
lag auf dem Rombinus, einer Anhöbe
am Memelufer, der Stadt Ragnit gegen-
über. Als ehemaliger Opferstein war
er den Litauern wert nnd teuer. Nä-
heres: Tettau und Temme, 162 ff.
Über die heiligen Steine vgl. Grimm,
Mythologie I, 611. — 7. TeufelsstelnBy
d, h. Steine, welche Ab- oder Ein-
drücke von Gliedern des Teufels tragen,
giebt es in Ost- und Westpreul'zen ver-
schiedene: im Samlande bei Kraam,
Lapöhnen, in der Wamicker Forst,
bei Schlakalken, Tenkitten; in Westpr.
bei Marienburg, bei dem Dorfe Gr.
Stoboy unweit Elbing. Vgl. Reusch,
Sagen, 94 f. Tettau und Temme,
212. 199. Über die Teufelssteine s.
Genaueres Grimm, Myth. H, 974.
Steinbeifz, Steinbi(zl(er, Steinpietzicer,
m^ Steinbeifzer, Cofntis taenia L. Bu-
jack, 385. Benecke, 147.
steinbrUcken, m.j s. brücken.
SteinbrUcker, t/z., Handwerker, der die
Straize mit Steinen brückt, pflastert.
Steinchrist, pltd. SttokrOst, m.^ zur
Bezeichnung eines kerngesunden Alten.
He 08 e oW Stenkrost Sprw. I, 3621.
Steineiche, /., gemeine Eiche, Quer-
em robur L Auch Wintereiche, Trau-
beneiche, Viereiche. Hagen, 999.
Steiner, m., der Stehende, Beiname
für den Storch, weil er vorzugsweise
der stehende Vogel ist: Storch^ Storch
Steiner, Mit de lange Beiner! Volksr.
50, 192. Rochholz, 85. Vgl. Röder
u. Nester.
Steinfischer, m., Fischer nach Steinen.
Knrisches Haff. Die Steinfischer holen
mittelst einer Art Zange die Steine herauf,
welche auf dem Damm zwischen Ros-
sitten und der Windenburger ^cke in
reichlicher Zahl abgelagert ruhen. Vgl.
Passarge, Balt., 188.
Steinfletscher, Steinpatscher, m , Stein-
schwätzer, Saadcola. Nach Bujack,
373, der schwarzkehlige, nach Müh-
ling, Tiem., 178, der braunkehlige.
Steinkraut, pltd. StCnkrOt, n., scharfe
Fetthenne, Sedum acre L. Samland.
Auch Ohnblatt, BlatUos. Vgl. Anblatt.
Steinobel, m., grofzer Stein, Stein-
haufe. Treichel.
Steinpatscher, m., s. Steinfletscher.
Steinpicker, m., Fischn., Agornu caUi-
phractus L. Benecke, 72.
Steinpietzker, m., s. Steiij{>eif£
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368
Steinpomuchel — Stepke.
Steinpomuchel, m,, Fischn., Dorsch,
der sich unter Steinen aufhält. Bu-
jack, 396.
Steinreizke, n. u. m., s. Rlzchen.
Steintafely /., Schiefertafel, vie sie
ßchüler gebrauchen.
SteintaUy m,^ Tau mit Ankerstein und
Boje als Zentralteil der Lachsangel (s.d.).
StekbMel, m , s. Stachlinski.
stfikem, stVkem, 9w.^ stochern, mit
einem Stecken, Stocke, einer Stange
stolzen, stelzend stechen, schlagen. Da-
von abstfikem, durch stekem abstofzen,
abschlagen, abschütteln, z. B. Obst
von einem Baum. Im Götting. afsid-
keln, Scham b., 5a. In zweiter Be-
deutung: mit einem Stocke ani^agen^
jagen, forttreiben. Davon aufstfikem.
Treichel hat in dieser Bedeutung
sttckern, stVkern = stochernd Schmutz
entfernen, ein Geschwür öffiien^ die
Erde los machen (durch den PflugstSker);
auch=c^r^. Vgl. pfikem.
Stell, auch Wirkstell, Wirkgestell, n.,
Weberstuhl. Sie hat ein schönes Wirk-
gestell Das Stell wirkt (webt) gut
Hennig, 264. Vgl. Stellwark.
Stell, m. ... Zwei sämische Beutel^
unter toelchen einer einen Stell (wahr-
scheinlich eine Art Schlofz) gehabt
Konitzer Hexenprozefz v. Jahr 1623.
Pr. Prov.-BL 11, 121. Ebendaselbst
unten wird Stel geschrieben, S. 127
wieder Steel.
Stellaiche, /., Gestell, Gerüst für
Handwerker, die in der Höhe arbeiten;
Gestell als Ersatz fQr eine Bettstelle;
Staffelei etc. Von stellen. H enni g, 264.
Stelle, /, Gestell, Aufstellung. S.
Lachsetelle.
Stellfischerei, /., jede Art der Sack-
fischerei, bei welcher Pricken gestellt
werden.. Mühling.
Stellstätte,/., durchgeschalmter Wald-
weg, Schlag, Jagen; im westlichen
Deutschland dieSchneuse, Hennig, 336.
Stellwark, n., Webstuhl. Natangen
Ön düsem Ogeblock schpringt e schwaä
Katt vom SchteUwark op de Eady dat
et knallt Boldt^ 14.
Stemmring, w., hoher, schwarzer Hut.
Sett sock dei Erat dem Stemmring op^
an denn steit hei wie en Ap. Egsbg.
stempeln, sw.^ zu etwas bestimmen,
überreden, f^ie haben den Zeugen ge-
stempelt^ ihn bestimmt, zu ihren gunsten
auszusagen.
Stfinbott, Bott, /., Steinbutte, Rhombus
mcudmus. Lit. atis^ kur. ate^ kass.
skarp^ stenbuta. Benecke, 93. Bu-
jack, 396.
Stengel, m. Vom Stengel fallen^ über-
rascht, erstaunt, yerwundert sein.
Stengelein, n.. Dem. yon Stengdy
Trinkart in der Danziger Nehrung.
Violöt, 165.
Stenzel, StSs, m. Vorname, Stanislaus.
Hartwich, 54.
stenzen, sw.^ unterweisend zustutzen,
drillen, eintrichtern. Der Rekrut wird
gesternt Sien Frind, de Luddwig^
mufztem Sterne^ Wie man als Koopmann
seck bedräggt (beträgt). Nowack, 36.
Stenzmarie, Medik., Stincus marinus.
Stenzmarietropfen, Medik. ^ Tinctura
aromatica.
Stepke, m. 1. Amtsvogt, Büttel,
Profofz, Bettelvogt, Ratsdiener, Polizei-
diener. Pohl, stopka Profofz, von stopa
Fufzsohle, weil der stopka^ Stepke, den
Schelm dreimal mit dem Fufz vor den
Hintern schlägt. Mrongovius H,
591a. Poln. stepke, das Nsslm., Forsch.
3; Th., 176, vor stopka anfuhrt, ist
nicht nachweisbar. In Danzig ist
Steppke Bettelvogt (Altpr. M. XV,
585) ; nach den Oedanism. heifzt Steppke
8^n= jemand antreiben, hinter einer
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steppen — Sternicksel.
869
Sache her sein. Die oetpreolzischen
Soldaten nennen auch den Feldwebel
Stepke, Om Stepke ommer voran^ unser
Feldwebel immer vorauf, an der Spitze!
Erinnert werde, dafz Stepke^ Stopke
euphemistische Benennung für Teufel
ist, io der Gaunersprache Steppche^
Stepches in der Maingegend Stebchen,
Stäbchen^ obersächsisch Stebgen^ Stob-
gen etc. Vgl. Grimm, Myth. II, 955.
In Hessen Stappchen^ n., halb scherz-
hafi;er Name des Teufels. Vilmar,
395. — Der Stepke als Vogt lebt noch
heute in dem Stepkespiel^ das in Ostpr.
Herr Amtmann genannt wird. In dem-
selben werden durch die Karte Amt-
mann (Pik-König), Dieb (Pik-As),
Stepke (Pik-Bube) und Klager (Karo-
Acht) bestimmt; die übrigen Mit-
spielenden sind Bauern. AUe halten
die ihnen zugeteilten Karten verdeckt,
nur Amtmann, Stepke^ der einen Plump-
sack führt, und Kläger legen die ihrigen
auf. Der Kläger beginnt:
Herr Amtmann^ ich hmmi Idagen,
^Über was dennf
Über ihre schelmischen Bauern.
^Was haben sie denn gethanf*
Sie halben mir (ein Lachen erregen-
der Gegenstand wird genannt) ge^
stöhlen.
''Sollte das unter meinen ehrlichen
Bauern seinf
Ich hof es.
^StepkCy ruf die Bauern ins Amtf
(Stepke mit dem Plumpsack aufschla-
gend.)
Bauern, ins Amt! Bauern, ins Amt!
Alle schieben die Karten nach der
Mitte des Tisches und rühren sie durch-
einander. Der ELläger hat das Recht,
drei Karten aufzudecken. Findet er
den Dieb (Pik -As), so erhält dieser
die vom Amtmann oder von der Ge-
Frtochbier, Wörtarbncb 11.
sellschafl ihm zuerkannten Hiebe; ent-
gegengesetzten Falls bekommt diese
der Kläger für die unerwiesene Be-
schuldigung. Die Stärke der Hiebe
bezeichnen die Bestimmungen : Aus dem
Schmalz — aus dem Salz — aus dem
Pfeffer. — Die Karten werden von
neuem gemischt und ausgegeben und
so zur Wiederholung des Spieles die
Würden neu verteilt. In diesem Spiele
ist der Stepke, ebenso wie der Amt-
mann in seiner ursprünglichen Würde
geblieben : er ist der Amtsvogt, Büttel
etc. Der Stepke des Spiels klopft mit
dem Plumpsacke au^ wie das derPro-
fofz mit dem Stabe that und teilt auch
wie dieser die Hiebe aus. Vgl. Volksr.,
204,759. Korrespbl. V, 32. 51 f. Trei-
chel, Verhandl. d. Berl. anthrop. Ges.
V. 20. Jan. 1883. 2. kleiner Junge.
Na du Stepke, vne geh£sf
steppen, sw., stopfen, zustopfen.
Strümpfe steppen, die Löcher darin
stopfen, stopfen.
sterbendes, adj, in sterbendes Wort.
Dafz bis diese Stunde ich kein ster-
bendes Wort davon gewufzt habe, Soph.
R. IV, 155.
Stern, m,, zum, als Beteuerung,
Fluch. Und zum Stern, Juichen, jetzt
fällt mirs ein, Soph. R. VE, 454. Vgl.
Frauensmensch.
Stemchekicker, m., Sterngucker, zur
Bezeichnung eines Überklugen.
stemdicky adj. Er ist stemdick be-
trunken, zur Bezeichnung eines sehr
hohen Grades der Trunkenheit. Müh-
ling. In Posen stemvoU. Bernd,
293.
Sternicksel, Stomicksel, Stumicksel, m.
1. Stofz ins Genick. Er gab ihm einen
Sternicksel, er stiefz ihn ins Genick,
dafz der Kopf nach vom schnellte.
On oft ward em (dem Rekruten) de
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370
Stert — Stichlingsklippe.
Donstkopp wann Van dei Stomiaeb erit
Genoch Nowack, 33. Hennig,
264: StemicheL Sperber, 43: Stur-
nicksei. Davon stemickseln, sw,, Ge-
nickstölze austeilen. 2. nach Müh-
ling die Brombeere, Rubus caesiusL.;
nach einer Mitteilung aus Dönh. die
Erdbeere. Stomichelkraut Erdbeer-
kraut.
Stert, m.y s. Start.
Stert, /., Dem. Stertke, Sturze auf
Topf oder Pfanne. Jedet Topke krigt
sin Stertke. So Topke^ so Stertke (das
altrömische: Dignum pateUa opercidvm).
Sprw.I, 3804. 3806. Bei Jeroschin:
Sturze, Pfeiffer, 229. Mühling nennt
eine Sturze von Eisenblech Stritze.
Sterzen, plv/r,^ die beiden aufrecht
stehenden Gabelhömer des preufzischen
Pfluges, auch HVmer genannt. S. Zoch.
stetssÜlndig, adj. u. o^i?., fortwährend,
ausdauernd. Natangen.
stetswährend, adj, u. adv, 1692 hat
der Ehrbare Hans Grofzke unserer
Kirche auf der Kamel einen messing-
sehen gegossenen Leuchter zum stetweh^
renden Gedachtni/z verehret, Violöt,
140.
steuern, steuren, pltd. 8tUre(n), sw,^
gehen, weggehen. Nun woWn wir nur
steuern. Auch hin und her schwanken,
einem Schiffe gleich. Mühling.
Steven, m.^ Fafzdaube; nach den Ste-
ven des Schiffes benannt. Oberland.
st&wen, stowen, sw.^ stauben, s. st&-
wem.
St&wer, StVwer, StVber, m., Abstauber,
Werkzeug zum Abstauben. Hennig,
265.
st&wem, stVwem, stebern, stöbern, sw.^
von stewen. 1. stauben; Staub machen;
vom Staube reinigen: ab-, aasst&wem.
Rogge sege^ dat hei stewt, Koggen soll
in trockenen, staubenden Boden aus-
gesäet werden. Sprw. 1, 3155 ; ü, 1937.
Dat geity dat et stewert on rokty eine
schnelle Fahrt. Einem die Jacke cna-
stewem, ihm Stockprugel geben. Bild-
lich: prügehi; einen wegtreiben durch
Schläge, wie man den Staub wegklopft,
kurz und scharf zurück weisen. Öck wardi
stewre^ ich werde dich abführen! Noch
letztens proberd öck (um ein Mädchen
anzuhalten) — se stewerde mi! Tilsit
Firmenich I, 106b. 2. sich schnell
fortmachen, fortlaufen, aus dem Staube
machen. Da stewert hei hen^ da jagte
er hin, fort. Don stootod sei as en
Blocks davon. Carm, nupt I, 282, 6.
3. suchen, nachforschen, durchsuchen,
wobei es ebenfalls stäubt; gewöhnlich
herumst&wem. Er stewert überall her-
um^ durchsucht alle WinkeL 4. fein
regnen. Es stöbert^ stewert eU^.^ es fallt
ein Staubregen oder feiner Schnee.
Bock, 67. Hennig, 264.
sttbHzen, strtbHzen, strebitzen, sfw.^ li-
stig und gewandt, stehlen. B€m
Striebitzen mook heH wie en ongesch^ckter
Songer, he hüd nich Takt. Dorr, 1.
Wiew., 19. ab-, wegstTbitzen, wegsteh-
len. On se hotten em (dem Monat Fe-
bruar) noch keenen Tag nich abstibitzt
(er hatte noch 30 Tage). Schaltj. 1,
440. wegstibitzen auch: schnell weg-
laufen, was Diebe gewöhnlich thun.
Davon Sttbitzer etc., w., Dieb.
Stich, m.. Auf den Stich kommen^
plötzlich, unangemeldet kommen. Müh-
ling.
Stichbeutel, m., s. Stachlinski.
Stichkraut, n., Berg- Wohlverleih,
Amica montana L, Gegend von La-
biau. Sonst in Ostpr. auch Wolffelein
(1590), Wolferley und bei Danzig Wolv.
Pritzel, 40.
Stichlingsklippe, /., -sack, -wenter, m.,
Gerät zum Stichlingsfange.
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Stidilinski — Stim.
371
SttchlinsM, m., s. Stachlinski.
Stichwurz, /., Pflzn., s. Stechwart.
sticken, »w,y ersticken. Ik ist zum
Sticken. Qedanism.
sticksein, »w., s. Stecksei.
Stickstack, m.^ Fachwerkbau, bei wel-
chem die Fächer mit darin befestigten
Stecken und Lehm, worin Stroh ge-
knetet^ ausgefällt werden: die Fächer
werden verstickstackty die Füllungen sind
StichtacL
SUebel, Stiefel, pltd. StSwel, m., plur.
Stiebeln^ Stiefeln, pltd. Stewle. Er kann
einen guten Stiefel trinken — vertragen.
Es ist bei dieser Redensart an den
Schaft des Stiefels zu denken, der eine
lange Röhre bildet und einem hohen
Trinkgefäfze gleicht. YgL StVber. Ähn-
lich: Eine Stange Bier^ worin ebenfalls
das Hohe, Lange ausgedrückt ist.
stiebein, stiefeln, pltd. 8tfiwle(n), m.,
schnell gehen. Von Stiefel. Er kann
gut stiefeln. Drop treck ock mie den
Trurock an, Mott nah de Pölzmotz fate^
On stewel watt ock stewle kanny Kam
just noch recht to Mate. Lehrztg., 1878,
S. 57 a.
Stiebet-, Stiefelschecht, m., Schecht,
Schaft eines Stiefels. Vgl. Schecht.
Stieber^, StUbemase, /., Nasenstüber.
Kgsbg.
stief, pltd. st&f, (U^.j hchd. nur noch
in Zusammensetzungen lebendig: Stief-
vater etc. Hier in einer Redensart:
Stef OS nich lev, Sprw. I, 3630, aber
auch wohl nur als Ablösung zu be-
trachten.
Stiefmütterchen, n., Pflzn., s. Sorge.
Stiege, Stige, /., zur Bezeichnung von
20 Stück gleichartiger Gegenstände,
z. B. Lachsangeb, Garben. Jedes Boot
nimmt gewohnlich im Winter 15 bis 20^
im Sommer 30 Stiegen Lachsangeln an
Bord. Benecke, 401. Eine Stiege
Roggen = 20 Garben. Vgl. Brem. Wb.
IV, 1033.
Stieglitzk, m. 1. Stieglitz, Distelfink,
FringiUa carduelis. Sperber, 30. 2.
in früherer Zeit Stieglitz Spottname für
die Königsberger Stadtsoldaten, nach
den gelbroten Kragen, die ihre Uniform
hatte.
stier, od;., betrunken. Er ist stier^
weil der Trunkene stier vor sich hin-
blickt.
Stift, m.j Kautabak. Einen Stift neh-
men, ein Priemchen nehmen. Sperber,
30.
stiften, sw. 1. Tabak kauen, priemen.
Vom vor. 2. coire.
Sttg, 7n., s. Steig.
Sttge, /., s. Stiege.
stillchen, pltd. stSlike, Dem. von still,
Aufforderung zum Schweigen.
Stillfreitag, pltd. StVIlfrtdag, m , der
stille Freitag, Karfreitag.
Sthn, seltener StUm, m., Unwetter, in
welchem der Wind den losen Schnee
wild umherfegt und umherschlägt. Ott
wör en Stüm^ a/z wenn onser Herr Gott
dm Himmel de Bedd utschödden leet.
Spook, 472. S. stTmen. Das engl.
steam Dampf, Brodem, Dunst, gehört
nicht her; berechtigt wäre dagegen
vielleicht Jeroschins steim und sttm
heranzuziehen. Nu wart nach des stri-
tis steim (abo nach des Kampfes wil-
dem Wetter) brudir Ludewic von Bal-
dinsheim meistir ubir Prüzinlant 87 c.
Pfeiffer, 224.' Die Änderung, Ver-
hochdeutschung, steim aus Stim (man
hört in der Provinz nur Sttm) ist, wie
augenfällig, nur des Reimes (: BalcUns-
heim) wegen geschehen. Sus ist üch
offinbdre wfwrdin der materien sttm (:rim)
2d. Zur Erklärung dieser Stelle ist auf
die vorhergehenden Verse Rücksicht zu
nehmen. Jeroschin erklärt, dalz er
24*
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372
Stirnen — StintheDgst.
den „vierten Teil'' seines Werkes ^wZ
mischin den andren teilen zwischin in-
hant der rede ein stucke viechlinde in
ein hicke^, und wenn er in seinem Vor-
trage auch y^än gever^ die chrono-
logische Folge der Thatsachen einhal-
ten werde, so solle andererseits durch
solche Mischung auch wieder „offen-
bar" werden ^der materien sttm^^ die
Verteilung des Stoffes, ungleichmälzig
und ungeregelt wie die der Schnee-
masse beim Sttmwetter, welche eben-
falls „Lucken" ausfüllt. Für Liv- und
Estland bei Hupel, 228: Steim; bei
Sallmann^ 130a: Stüm, — In über-
tragener Bedeutung: im Sttm sein^ stark
angetrunken sein. In dieser und mehr
noch in der von Schemionek, 39, an-
geführten Redensart Sttm geben^ Dampf
geben, auf jemand losgehen, ihn in Wor-
ten anfahren, auch ausreü'zen, liegt das
engl, steam zu Grunde.
sHinen, seltener stiimen, sto., schneien
bei starkem Winde, wobei der oft regen-
feuchte Schnee das Gesicht peitscht;
Aufjagen und Hin- und Herfegen des
trocknen Schnees durch heftigen Wind,
wodurch oft gewaltige Schneehaufen
zusammengejagt werden. Davon ver-
stTmen, seo., durch zusammengejagte
Schneemassen versperren. DieWegesind
versttmt^ sie sind an einzelnen Stellen
durch Schneewälle unpassierbar, wäh-
rend andere Strecken vom Winde völ-
lig kahl gefegt sind, einsttmen, aw.^
mit Schnee überdecken. Das Garten-
haus ist eingestimt. Auf der kurischen
Nehrung nennt man auch das Peitschen
des Dünensandes durch den Wind stU
men. Wie heifzt jener Bergf fragte ich
einen der Schiffsleute. y^Die stiemen
immer hoher .'" lautete die Antwort. P a s -
sarge, Balt, 125.
Stimm', /., Melodie. Das lAed hat
e hübsche Stimm. Saalfeld.
stimmowabchen, sw.^ stimmen, in der
Rechnung richtig sein. Das stimmo-
watscht. Komponiert aus stimmen und
der poln. Verbalendung, also: stimmo-
vac. Treichel.
Sttmwetter, n., stiemendes Wetter,
Schneetreiben. Wer im Norden gAoren
ist, der toei/z, was ein Schneesturm, ein
sogenanntes Stiemwetter ist Der Reisende^
selbst sein Pferd wird mit vollkommener
Blindheit geschlagen, denn der liegende
Schnee fährt wie Stecknadeln in sein
blinzelndes Auge. In wenigen Minuten
ist jeder Pfad, jede Spur verweht etc.
Passarge, Balt., 65.
Stink, m., s. Stint
Stinicflieder, Pflzn., schwarzer Holun-
der, Samiucus nigra L. Weichseldelta
Treichel, Volksth. HI.
Stinioiessel, /., s. StUcioiesseL
Stinicpeter, m., Pflzn., Goldlack, Chei-
ranthus Cheiri L. Gedanism.
Stinl(romei, m., stinkende Hundska-
mille, Anthemis cotula L. Hagen,
896.
Stint, Stink, m., Osmerus eperlamui L.,
altpr. malkis, lit. stinta, mas. stinka,
kass. stjfnt, mutka. Der Litauer unter-
scheidet: kleiner Stint, grofzer Stint,
Seestint: mazoji stinta, didcji stinta^
ju/rosstinta. Benecke, 155. Hennig,
264.
Stintgam, -keitel, -klippe, n., Netz zum
Stintfange. S. ßenecke, 341. 379.
Stinthengst, m., zur Bezeichnung eines
besonders grolzen Stintes. Wenn du
nicht gehorchen unüst, kriegst du so wie
der Stinthengst von Nikolaiken! Anger-
burg. Treichel, Preußs. Vexirfiabeln.
Verhandig. der Berl. anthropol. Ges.
1881, S. 26. Vgl. Sprw. I, 3789. 524.
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Stintring — Stobbling. 373
Stintring, m., Fang des Stintes in Säps (sixich Stipp) kornmen. 2. unreifer^
einem Kreise (Ring) unter dem Eise, vorlauter junger Mann. Treichel.
wo der Fisch gerade in Menge steht, stipsen, sw,y fein und listig stehlen,
mittelst der Stintklippe. Der Ring wird S. bestipsen.
durch Löcher, die ins Eis gehauen Stipstap, MediL, üngumium pedicu-
werden, markiert. S. Benecke, 361. lorum. Togemäkt (zugemachter) Stip-
Stintstecher, pltd. StintstSIcer, m. 1. stap Das Gleiche fordert man auch
Fischer in der Nähe der beiden HafFe. als togemäkt Stoffsaat
2. Spottname für den, der mit seiner stfren, sw,^ s. stUren.
Kraft prahlt und ein Schwächling ist. Stirnen, plv/r, . . . man soll weder zu
3. Spitzname für die Bewohner von den Korken noch zu den Trippen „Styr-
Tolkemit. Sprw. I, 3640. Vgl. Tollce- nen^ verarbeiten, Rolle der Kork- und
mit Trippenmacher aus 1439. Dzg. Hirsch,
Sttp, Sttpe, StUpe, /., Schelte, Schimpf- 317.
rede. Er hat Sttp bekommen, ist hart Stimtuch, pltd. StVmdöl(, früherer
ausgescholten worden, ursprünglich Kopfputz der Frauen auf der Dzg. Nhrg.
stupe Schandpfahl, auch Rute zur öffent- Violöt, 173.
liehen Züchtigung, Staupenschlag. Brem. StTsel, m., s. Schnäsel.
Wb. lY, 1080. Weigandll, 803. Stobbekopf, Stobbenl(opf, Stubbenl(opf,
Voigt, Gesch. der Marienburg, 525. w, stumpfer, stubbenharter Kopf, der
8tTpen,8tUpen,sto., stäupen; schimpfen, schwer begreift. Davon 8tobbel(Opf8Ch,
schelten. S. ausstfpen. -kopsch, adj., hartköpfig, schwer von
Stipiter, n., pltd., das franz. chapüre Begriff. Vgl. Stobben.
Kapitel, Rede, Materie. Op dat Stipp- Stobben, Stubben, 7n. 1. Stumpf» Stock,
ter heft mt recht dat gnadge Freiletnke Stammende eines gefällten Baumes.
gebrächt, v. Aner. Angs. steb, stybbj engl, stub, schwed.
Stipp, 7»., s. Stips. stubbe. Verwandt mit Stoppel, stumpf.
Stippel, pltd. StVppel, m., kleines hol- Adelung IV, 461. Solte (soU) aber
zemes Gefäfz mit aufrechtstehender der Baum einen Stobben über der Er-
Handhabe zum Wasserschöpfen; in den. lassen, als wirds nothig sein etc.
ärmlichen Haushaltungen auch Nacht- Linem., Cc3b. 2. zur Bezeichnung
geschirr. Von stippen. Bock, 66. eines unbeholfenen, wortarmen Men-
Hennig, 264. Sperber, 30. Nsslm. sehen. Er ist ein rechter Stobben —
Forsch. 3; TL, 177. In Königsberg steht da ^oie ein Stobben. Richey, 297.
giebt es eine Stippelgasse, in der in Brem. Wb. IV, 1074. Vilmar, 405.
früherer Zeit wohl die Stippelmacher Bock, 67. Hennig, 264.
wohnten. stobbig, adj. von Stobben, mit Stob-
stippen, sw., tippen, tupfen; tunken, ben bestanden. Einen stobbichten Acker
eintunken, tauchen, eintauchen, auf zu roden haben sie an einigen Orten
und niedertauchen. Nach Treichel m«^«<;w«^-4r^j^ttgr. Pierson, Matth.
zur Verstärkung stUppen. Die Wäsche Prätor., 117.
Mppen. Stobbling, m., kleiner Pilz mit weifzem
Stips, m. 1. das plötzlich Auftretende, Hut, der an Stobben wächst. Muh-
nur kurze Zeit Andauernde. Auf den ling.
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374
Stober — st6feo.
StSber, m. 1, Er kann einen guten
Stober vertragen^ er kann tüchtig trin-
ken. Mühling. Vgl. Stiebet. 2. s.
Stfiwer.
stVbem, m,^ s. stiwem.
Stock, 971., Stab, Stecken. Mit dem
Stock kriegen, eine Einladung znr Über-
nahme eines Patenamtes erhalten. Müh-
ling.
Stock, 7n. 1. früheres Längenmafz in
Preofzen: zwei Stock ungefähr eine
Elle. Erl. Preufz. III, 438. Im Volks-
monde ist Stock die Länge zwischen
den beiden Bäumen des Sch^rhecks,
2 Ellen. Dam, Make, danz, Wt Wage-
geld dl dtn rodet Rockke, Flf Ehe 6k e
Stockke, Dam etc. Volksr., 42, 163,
Var. 2. Gefängnis; Retirade. Das
Beste war oho, die drei Granden in den
Stock werfen zu lassen. Soph. R. I,
617. ... derselbe (Freund) wunderte
sich, wie das Haufz Balga sehr schoen
gebawet, und da/z in Sonderheit der Stock
(wird das vomembste und festeste letz-
tere Gebäwde genennet, kante wol die
reterade geheissen werden) so glat und
sauber gemawretwere. Linem., Zz2b.
3. die Schütze an der Schleuse, oft
auch die Schleuse selbst. 4. die Nässe
an und in den Wänden; Schimmel,
Moder. S. Peitschenstock.
Stockbreity n., englisches Tuch. Ein
1430 von Danzig nach Reval verlade-
nes Schiff enthielt unter anderm: eng-
lische Laken, Stockbreit, Hosen, Lein-
wand etc. Hirsch, 197. 253.
stocken, sw., feucht, naCz und faul
werden. Es stockt in dem Hause^ die
Wände sind feucht und nalz. Davon
stockig, adj. Ein stockiges Zimmer, an-
stecken, verstecken, durch Feuchtigkeit
verderben. Die Leinwand ist verstockt,
verrottet. Hennig, 264.
Stockfisch, m. 1. einfaltiger, dummer
Mensch, wobei an den gedorrten Kabel-
jau gedacht ist. 2. Prügel, Hiebe mit
dem Stock, Stecken. Es gab Stock-
ßsch\ Vgl. laoppfische.
Stockgerste, /., sechszeilige Gerste,
Hordeum hexastichon L. Auch Winte^
gerste. Hagen, 1063.
Stocklitauer, -pole,^., Mensch, der keine
andere Sprache als die litauische, pol-
nische kann und versteht. Der letztere
heifzt gewöhnlich Stockpollack.
stockrig, adj. 1. holperig. Oberland.
2. stammelnd, stockend in der Rede.
Mühling.
Stockrose, /., Gartenmalve; Eibisch,
Alihc^a L.
stVcksinnig, ad^\, starr-, eigensinnig.
Elbinger Ndrg.
Steder, StVder, m., s. Stehder.
Stodöll, /, s. Stadöll.
Stöf, pltd. Stöp, n., HohlmaTz, der
90. Teil einer Tonne, der 120. eines
Ohms, ungefähr ein Liter. Unsre
Brauertonnen sollen sein 92 Stauffe,
und die Vafze zweimal so grofz. Wer-
den sie kleiner befunden, man soü ihnen
den Boden ausschlagen. Danziger Will-
kür von 1369 und 1455. Bock, 67.
Hennig, 265. Si Staufe soU eine
Tonne Bier halten, aber 96 Staufe eine
Tonns Meih und 132 Staufe ein Rhei-
nisch Fa/zWein. Landesordnung(1307).
Bock, Nat I, 688. Ahd. stouph^ stouf,
stauf, mhd. stouf Becher, angs. stec^,
altnord. stäup, hoU. stoop, engl, stoop,
schott. stoup, in Thüringen Stubchen.
Vgl. Schade, 876b.
stOfen, stowen, sw., Früchte oder Ge-
müse dick einkochen; Fleisch dämpfen,
oder in zugedecktem Topfe in eigener
Brühe einkochen; schmoren; nach
Schemionek, 39, und Sperber, 30,
auch Obst einmachen. Qestöfte Bmr
ken, — Mohreny — Pflaumen mit Bind-
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Stoff — Storbude.
375
fleisch. Oestofte Zwiebeln^ — PreifzeHr
beeren. Als scherzhaftes Mittagsgericht:
Oestöwte Nachtwächter mit gehackten
Fensterladen. Sprw. I, 2640c. Hen-
nig, 265. Hupel, 229. Sallmann,
41b.
Stoff, m., leichtes Zeug aus Wolle,
Seide, Halbseide, vorzugsweise zu
Sommerkleidern benutzt Die Nimphen-
schaaTy so sich gezieret mit Flor und
Stoff. Carm. nupt. H, 117 b. Vgl. Brem.
Wb. IV, 1040.
Stoffsaat, /., s. Stipstap.
stOkem, sw.^ s. st&kem.
Stollen, m., feiner Kuchen mit Ro-
sinen in Brotform. Treichel.
Stolbchwamm, 9n., Hornwarze am
Schenkel der Pferde in der Nähe des
Knies. Gegen Zahnschmerz hilft:
Katzendreck mit Dagget und yom renn-
schen Pferd vom Stollschwamm. Ran-
tau, Dorf im Barchspiel Pobethen, Kr.
Fischhausen.
StelpertrTn, /., Trine, Katharine, welche
stolpert, zur Bezeichnung eines unge-
schickten Menschen.
stolz, adj.j von der Butter, wenn sie
im Winter, steif geworden, sich schwer
streichen läfzt. Bock, 67. Hennig,
265.
StSIze, /., spannende Holzstelze zu
beiden Seiten des Einganges am Keitel-
netz, lit botelUs. Benecke, 339. Vgl.
Keitel.
StonupVhnen, Ortsn., Dorf im Kirch-
spiel Friedrichswalde, Kr. Pillkallen,
im Volksmunde Srogen. Lit. sragtis
grimmig, grausam; poln.sro^'. Nsslm.,
Wb., 496 b.
stOpeln, 8w,y studentischer Ausdruck:
einen Paukanten wegen Feigheit oder
inkommentmäfzigen Betragens von der
Mensur verweisen. Sperber, 30. ^n^n
stopelny ihn fortjagen, aus seiner Stel-
lung entlassen.
stopfen, stoppen, letztere Form auch
pltd., ^w. 1. stark und viel essen. 2.
aufhören vorwärts zu gehen, anhalten,
und in dieser Bedeutung vorzugsweise
stoppen y engl, to stop. Stopp = Halt!
Die Fahrt stoppen^ anhalten.
Stopfzu, Stuppzu, rein pltd. Stopptö,
m.y Ackerklee, Trifolium arvense L.
Hagen, 779. Wegen seiner konstrin-
gierenden Wirkung.
Stoppelgans, /. 1. Gans, die auf den
Stoppeln weidet. Doch kein' Stopfelr
Gan/z Er wehU^ Die im freien. Feld
verwädet. Carm. nupt. I, 205. De Lied
(Leute) krien äre (ihre) Stoppelgans.
Dorr, 16. 2. Gastmahl, das zum £mte-
abschlufz den Knechten und Mägden
an einem Sonntage gegeben wird. Nach
dem Hauptgerichte genannt. Westpr.
Hintz, 136.
Stoppelhengst, m. 1. Hengst, der auf
den Stoppeln weidet. 2. in Pr. Eylau
Benennung der Seminarzöglinge, an-
geblich^ weil sie Michael, zur Zeit der
Stoppeln, in die Anstalt eintreten.
stoppeln, sw.y von Stoppely zusammen-
tragen, legen in wirrem Durcheinander,
daher gewöhnlich zusammenstöppeln.
Stöpsel, m., Stöpsel; auch kleiner, un-
geschickter Mensch.
Stop'sloch, m.y rundblättriges Hasen-
öhrchen, Bupleurum rotundifolium L.
Hagen, 219. Vgl. Stopfzu.
StSrbude, /., in früherer Zeit Häus-
chen zu Alt-Pillau, in dem der Stör ma-
riniert, und sein Rogen zu Kaviar ver-
arbeitet wurde, den man nach Frank-
reich, England, Litauen und RuTzIand
ausführte. Stein, Peregrinus. Act.
Bor.Iy200. Benecke, 302. Hennig,
265.
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376
Storchblume — Str&k.
Storchblume, /., Wasserliesch, Buto-
mu8 imbeUatus L., wohl weil die Dolde
von einem langen Stiele getragen wird.
Weichseldelta. Treichel, Volksth.m.
Nach Hagen, 568, heifzt die Busch-
anemone, Anemone nemarosa L., Storch-
blume.
storchen, 8w.y einhergehen wie ein
Storch, mit langen Beinen vorsichtig
oder suchend einherschreiten.
Storchenfett, n., s. y. a. AdebarfeU.
Storchklapper, /., Schachtelhalm. Nach
der Mitteilang aas Dönh. Equüetum
vulgaris^ bei Garcke und Leunis nicht
za finden, also wohl arvense,
Storchschnabel, Pflzn., GOrtel-Eranich-
schnabel, Pelargonium zonaleW. Weich-
seldelta. Treichel, Volksth. III.
Stordel, m., s. Sturgel.
StSrgarn, n., Garn zum Störfang. Es
werden dazu grolze Netze von starkem
Bindfaden (Marling) gebraucht, welche
mit Pricken in der Tiefe des Ha£fes
au%estellt werden, und deren Maschen
nicht enger als 6 Zoll im Quadrat sein
dürfen. Fisch.- Ord. f. d. fr. Haflf § 35.
Benecke, 376.
Storge, /., unnütze Grille, sonderbarer
Einfall. Er hat rechte Storgen — wahre
Storgen. Ermland. Mühling. Von
storgen.
Storgel, m., s. Sturgel.
storgen, aw.^ ungestüm anklopfen,
Lärm verursachen. Ermland. Müh-
ling. Ahd. storyan^ störran^ storan^
mhd. stoeren^ zerstreuen, zerstören, un-
terbrechen, stören. Schade, 876a.
StSrIanke, /., s. StUrlanke.
Stomicksel, tt»., s. Stemlcksel.
slorr, adj.^ s. sturr.
Stofz, pltd. StSty Stut, w., als Zeit-
und Wegbestimmung. Wi apele no e
StSty wir spielen noch eine kurze Zeit,
Wi welle en StSt gdn^ wir wollen eine
Strecke gehen. Werder.
Sto(zbrache, /., Brache des FUchses
durch Storzen. S. puchen.
Stofzbrot, n., durch Stofzen verklei-
nertes Brot, das gleich dem Reibbrot
in Klops- oder Wnrstfleisch gemischt
wird.
Stofzkante, /. 1. der kantig hervor-
stehende Rand an einem Schiffe, durch
den dasselbe bei einem Stoß:e gesichert
wird. 2. die innere untere Randein-
fassung an Frauenröcken. Hennig,
265.
Stotterbock, m.^ Stotterer, Stammler.
Als Einderschimpfwort. Ygl. sttmem.
stOwen, m.^ s. stiwen, u. stöfen.
StOwer, 971., stSwem, m , s. Stfiwer etc.
stracks, strack, adv.y sogleich, unver-
züglich, sofort, gerades wegs. Komm
stracks wedder^ komm ohne Aufenthalt
zurück. Se antwdrd stracks. Mt as,
as suUd ock stracks vergane. VolksL,
4, 411, 1. Ech mu/z stracks reite.
Ermland. Freisch., 9. Ek gleew^ ji beid
wudden ju strack wedder befrien (ver-
heiraten). Dorr, 1. Wiew., 62. De
lewe Sonnke ward stracks undergäne.
Bei Jeroschin strac als adj.i mit
strakin eidin. Pfeiffer, 226. Wat
hanthert he da straks; 'ka doch hie fool
staonf Soph. R. IV, 450£ Hermes
übersetzt: Warum lärmt er gleich? ich
kann doch wohl hier stehen? Schwed.,
dän. u. holL strawj stracks^ engl, straight^
mhd. strac. Vgl. Weigand 11, 828.
Hennig, 265.
Strafer, m., Bettler, der nicht abzu-
weisen ist. Nu kommt wedder e Strafer.
Samland.
StriU(, m. 1. Strich, Streifen, Lage.
Dat Fold liggt on drei Sträk. Dat Be-
tog (der Bezug, Überzug, des Bettes),
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Sträk — Strandreise.
377
heft drei Strak. 2. Dohne. Sträk'
stellen^ Dohnen zum Yogelüang auf-
stellen. Ygl. Strtk.
Sträk, n., Streicher zum Wetzen der
Sense. S. Strich 5.
strftken, atr., streichen. Davon stra-
keln, streicheln.
Sträken, pZur., die Saugwarzen,
Zitzen, am Euter der Euh. Marold.
StrSm, m,y Strich, Strieme. Strom
halten^ Strich, Richtung halten. Vadder
Vofz^ hSl Sträm ! Zuruf an einen Tran-,
kenen.
stramm, adß, 1. straff, gespannt, fest
angezogen. Stramme Böae^ straffe,
enge Beinkleider. JEHne Saite^ ein Seil
stramm ziehen. Stramm gehen, in stei-
fer Haltung gehen. Hennig, 265.
Sich stramm halten^ sich gut halten,
sich anstrengen, seine Kräfte anspannen.
2. wohlgebaut, schmuck, hübsch; aus-
geschmückt; aufgeputzt En strammet
MäkCy ein schmuckes, hübsches Mäd-
chen. Sie hat stramme Kleider, wohl-
schmückende. Dat lett em stramm, das
kleidet ihn gut. Dat sond stramme
Flddeny gut geratene, wohlschmeckende.
Ein strammes Pferd. Wer wöU stramm
rtde, de mot 6k lide, zu Kindern, welche
beim Kämmen klagen, dafz es weh
thue. Wer woU stramm gäne, mot vel
ütstäne. Stramm on barwt, stolz und
barfufz. Sprw. I, 36541 Vgl. Belege
zu Brach, Butzer und schirren. 3. schnell,
sofort, stracks. Gd af (BauerJ, renn
stramm Galopp. Lhrztg. 4, 355 a.
strammbulstrig, adj.^ widerspenstig,
ungebärdig, aufsässig, schwer regierbar,
eigensinnig. Nach Mühling und
Sperber auch: angeblasen; nach er-
sterem noch geckenhaft, übermäGsig
geputzt. Er ist gleich strammbulstrig.
Doch wenn du (Napoleon) so strambuL-
strig best, Met luter Krieg on Löge,
Dann warst du dl, dat glSw du fest,
Am Ende solwst hedroge. Dat Danziger
Yollblod. Wohl Zusammenziehung aus
stramm (stremmen) und balstürig. Im
Götting. strambulsterigyevstbTt, verwirrt,
schlaftrunken, unwohl. Schambach,
212. Schemionek, 39. Sperber,
31.
Strammbiixensaat, /., Saat, aus der
stramm sitzende Büxen erwachsen.
Man schickt danach am 1. April. Sam-
land. S. Blauzwimsaat
strampeln, sw,, die Füfze lebhaft tre-
tend bewegen, was im Auftreten, aber
auch im Sitzen und Liegen geschehen
kann; kurze Tritte machen. Das Kind
strampelt im Bette — auf dem Mutter-
schofz. Vgl. ampeln.
Strandamt, n., früher Amt am Strande,
auf welchem der am Strande gesammelte
Bernstein aufbewahrt wurde. H e n n i g ,
266.
Strandbauer, m., Bauer, der am
Strande wohnt. Hennig, 266, hat
noch den Zusatz: und den Bernstein
schöpft.
Strandboot, n., scharf auf Kiel ge-
bautes Boot für den Fischfang am
Strande.
Strandgam, n., das an unserem See-
strande gebrauchte, grofze Wadegam
(s. d.). Beschreibung s. Ben ecke,
254.
Strandinspektor, m,, Oberaufseher über
den Seestrand und den gesammelten
Bernstein. Hennig, 266. Veraltet.
Strandlachs, m., s. Lachs.
Strandrecht, n.^ das Recht, nach wel-
chem die gestrandeten Güter dem Be-
sitzer des Strandes zufallen. Hennig,
266.
Strandreise, /., Reise durch Samland
nach und längs dem Ostseestrande zu
Fuiz und zu Wagen. Es liegt in dieser
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378
Strandreiter — strebig.
Freude der Städter^ die sich durch eine
zweitägige Strandreise für die Entbehrung
des ganzen Sommers entschädigen^ ein
eigener Reiz, Passarge, Balt., 32.
Strandreiter, 9n., Aufseher zu Pferde,
welcher den Strand, bereist, um die
Unterschlagung des aufgefundenen Bern-
steins zu verhinderD. Hennig, 266.
Veraltet. Vgl. Bock, Nat. II, 222.
In Estland berittener Soldat zur Äb-
wehrung des Schmuggels. Sali mann,
72b.
Strandsegen, m^ der in losgerissenen
Tangmassen (s. Kraut 1) durch die
Wellen ans Ufer getragene Bernstein
des Ostseegrundes.
stranzen, sw.^ sich, sich dehnen, auf
der Lagerstätte wälzen (aus Faulheit).
In Bayern: sich ranzen und stranzen,
Schmeller HI, 687.
strapzieren, sw.^ strapazieren, durch
andauernde Strapazen ermQden; ge-
wöhnlich abstrapzieren, abmatten, ab-
quälen, müde machen. Seine Pferde
stra/pzieren — absin^apzieren. Sper-
ber, 5.
StrafzenkSter, m.y grofzer Hund, der
viel auf derStrafze liegt. Nach Müh-
ling auch: Strafzenhure.
Stralzenräuber , m. , Haubenlerche.
Älauda cristata.
Straubhuhn, n., s. Kraushuhn.
Strauch, pltd. Strflk, Staiick, m. u. n.,
Reisig. Strauch lesen, Reisig sammeln.
Einem Strauch zu riechen geben, ihn
durchprügeln. Sprw. I, 1.
Strauchbesen, ?n., Besen ans Birken-
reisem. Er sieht wie ein Strauchbesen
aus, hat wirres Haar, ist ungekämmt.
strauchig, adj., strauchartig. Stravr-
chiges Haar.
Strauchschlepper, pltd. StrQkschlepper,
w., langsamer Walzer. Mvsekante,
speit e mal den Strükschlepper: Dafzs
im Wald dunkel ist! Samland.
Strauchteufel, m., Teufel, der im Ge-
sträuch auf Beute lauert (wieiS^ottcA-
dieb^, überhaupt wilder und in den
Kleidern abgerissener Mensch. B}r sieht
aus wie ein Strauchteufel.
Strauchzaun, m., Zaun aus dem Ab-
fall von Ästen und Zweigen gefällter
Bäume hergestellt; doch verwendet man
zu dem Flechtwerke oft auch junges
Gezweig von Fichten, Tannen, Birken,
Espen und Erlen.
Straulzklang, pltd. StrQ(zklang, m., klin-
gender Straufz, ein mit bunten Bändern,
Papierstreifen, Knasterblank (Rausch-
gold) etc. beputzter kleiner Tannenbaum.
Die Tannenhändlerinnen führten ihn.
Gaben sammelnd, in der Fastenzeit
und begleiteten damit, ihn rhythmisch
bewegeod, ihren Gesang: Lop an de
Ldnge, de Strüfzklang^ klinge etc. Sam-
land. Vgl. Volksr. 225, 796.
Streben, StrSwen, w., eine besondere
verbotene Art der Sommerfischerei, bei
welcher das Garn von zwei vor dem
Winde segelnden Böten an den Enden
desselben mit gröfztmöglicher Geschwin-
digkeit durch das Wasser gezogen wird.
Der Fang ist zwar auf diese Weise
beträchtlicher, als geschähe er vor fest-
liegenden Böten, die mitgefangenen
kleinen Fische aber finden keine Ge-
legenheit zu entweichen und werden
durch den starken Druck getötet. Bock,
Nat. IV, 720. 742. Benecke, 410.
strebig, str&wig, adj., kräftig, straiT,
ziemlich grolz, rüstig, strebsam, aufstre-
bend, widerstandsfähig. Ein strebiger
Hecht. Ein strebiger Junge, ein kräf-
tiger, starker Junge. Ein strewiger
Mensch, ein strebsamer Mensch, der
eifng um sein Fortkommen bemüht ist.
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strebitzen — Streimel.
379
Bei Jeroschin: streweny «w., in dem
Sinne von kräftig und mutig vorwärts-
dringen: si strewin vor sich sam di le-
win. Pfeiffer, 226. Strebiges Haar^
hartes Haar, das sich nicht leicht kräu-
sehi läfzt. Hennig, 266, schreibt
strebicht Von streben^ womit strafe
strauben etc. verwandt.
strebitzen, sw.^ stehlen, s. stibitzen.
Streck, m., auch Strecker, m.^ zur
Bezeichnung von Karpfenbrut. S. Be-
necke, 494.
Strecke, /. 1. Werkzeug zum Strek-
ken; in früherer Zeit die Folter. 2.
gröfzerer, sich in die Länge erstrecken-
der Raum. Im Löbenichtschen Hospital
zu Königsberg heilzt das längste und
gröfzte Gebäude, in dem sich nur zwei
grolze Säle für die Kranken befinden,
die Strecke: die Männer- und die
JFrauemtrecke. Non strecken. Hennig, ^
266.
Streckteich, m., Teich, in den junge
Karpfen eingesetzt werden, um sich
zu strecken^ d. b. heranzuwachsen. S.
Benecke, 493. Vgl. Streck.
Streckung, Sfreckungswake, /. s. Winter
fischerei.
Stregfische, plur. Item man fürt aus
Preussen mancherlei fische yn fessir ge-
salizeny getreuget von oelCy von stOre,
van Icucin^ von heringen^ von hechtin^
von rontfischen und von bressem und
diese nennett man stregfOsse von der
Stelle^ da man sie erst hott in der luft
getreuget Simon Grünau, Tract. /,
cap.IV. Perlbach, 47.
Streichbrett, n., Teil der Zoch (s. d.).
Streichbnit,/., Karpfenbrut Benecke,
494.
streicheln, sw. Einen streicheln^ ihn
plügeln.
streichen, sfalchen, st^ laichen, im
Laichen begriffen sein.
Streichteich, 9n., Laichteich, Teich zur
Vermehrung der Karpfen.
Streichtuch, w., kurz Tuch, Netztuch,
längs dem die Fische hinstreichen, das
Verbindungsnetz zwischen den Säcken;
es heifzt auch Leidings und Lüdings. An
der Öffnung der Säcke befinden sich
zwei wenigstens drei BLlafter grolze
AufhaitflUgel. Fisch.-Ordg. f. d. fr. Haff
§ 28. Vgl. Wenter.
streifen, pltd. str§pen, sw, 1. abziehen,
abstofzen, schioden: die Haut, den Bast
etc., dann gewöhnlich abstreifen; auf-
schlagen, zurückschlagen: den Ärmel,
aufstreifen. 2. überziehen. Einen Rock
— eine Bluse überstreifen. Eine weite
Leinwandsjacke, die bei der Ernte
über die leichte Kleidung gezogen wird,
heifzt nach Müh ling StrSprock, Streif-
rock. 3. hart behandeln, als wolle man
die Haut abziehen. . . ,june kattestree-
perge EeerU, Dorr, 1. Wiew., 8.
Manche Herrschaß streift das Gesinde —
mancher Fuhrmann die Pferde^ er über-
lastet sie, verlangt von ihnen mehr,
als sie nach ihren Kräften leisten kön-
nen. Sind schwere Abgaben zu zahlen,
so hört man die Klage: Da word man
je gltk gestrept Hennig, 267, hat
noch als Frequent. von strepen: strippen,
oh durch die Finger ziehen.
Streif er, pltd. Strfiper, m., einer, der
streift, Schinder, Tyrann. Er ist ein
Pferdestreifer — ein Menschenstreifer^
er behandelt Pferde und Menschen
hart. Von streifen. Hennig, 267.
Streimel, Strtmel, pltd. Strfimel, m. u.
•w.. Dem. Streimelchen^ StremeUce. 1.
langer, schmaler Streifen; kleines Stück
als Abschnitt, Ende. Ein Streimel
Papier — Tuch — Leder — liand.
Ein Streimel Wurst Vom Mond ist
nur ein Streimel zu sehen. Ein Streimel
Aalj — Lachs (s. d. folg.). Hennig,
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380
Streimelaal — Streumaiz.
266. He sack doch mot der Tiet so
enen daher kahmen^ de hingen op dem
Rigk en schwartet Streimel drooch (einen
Advokaten). Carm, nupt. III, 60 b.
2. 5 Gebinde E^unkergam. Natangen.
3. ein Stück Leinwand.
Streimelaal, m.^ der in Streimel ge-
schnittene und dann geräucherte Aal.
Streimellachs, m. Die Lachse von
mittlerer Grofze werden hier im Lande
aufgeschnitten^ ausgenommen^ in schmale
Stücke (Streimel) von Kopf bis zum
Schwanz in die Länge zertiieäet^ besaU
zen und einige Tage geräuchert, welche
Stücke Striemellachs hei/zen und unter
diesem Namen in Königsberg auf den
Stra/zen häufig zum Kauf angei>*agen
werden, Bock, Nat. IV, 591. Bock,
67. Hennig, 266.
strelplich, od^'., sterblich. Veraltet.
Mühling.
StreKzel, /., s. StiKzel.
Streitvegel, m,j s. Brausehahn.
Streiven, n., s. Stelem n. Streben.
Str&k, m. u. n., Strich, Stück unbe-
arbeitetes, rohes Ackerland. Vgl.
Sträk 1.
StrSmchen, n.. Striemchen, Streimel-
chen. Streifchen; ein wenig, etwas.
Haben etwa die grofzen offenen Augen
da durch ein Strehmchen Gold sich blenden
lassen? Soph. R. HI, 221.
stremmen, sw. 1. drängen, mit Kraft
entgegenstemmen. In Königsberg:
Bohnke, stremm dl! InDanzig: Karlke
— Anton^ stremm dt! als anspornender
Zuruf. S. Sprw. 1, 418. 2. sich stremmen^
sich stramm halten, stemmen, mit An-*
strengung nach etwas streben. Stremm
dichj nimm dich zusammen! Sperber,
31. 3. coire.
Strempely m.^ Dem. Strempelcheny
Stumpf^ kurzes abgebrochenes^ abge-
schnittenes oder übrig gebliebenesEnde ;
holziger, oder verholzter, mit der W^urzel
zusammenhängender Stengelteil , ver-
trockneter Wurzelrest. Auch Stmmpel
und Stummel. Mn Strempel — Stummel
lAcht — Zahn etc. Scherzweise auch
von untersetzten alten Personen: cUter
Strempel.
etrempeln, sw.y Arme und Beine leb-
haft und unregelmäfzig bewegen, wie
ampeln; davon: thätig sein, sich gegen
die eindringenden Widerwärtigkeiten
stremmen, vorwärts zu kommen streben.
Du armer Bür blowst Bür^ du magst
dt noch so strempeU Mot Kraß on mot
Bravowr. Lhrztg., 4, 354. Vgl. strem-
men.
streng, adj.^ vom Boden, lehmig.
Der Boden ist sehr streng^ hat harten
Lehm.
Strenz, /., hageres, langes Frauen-
zimmer. Wenn es sich „schlecht nnd
schmutzig trägt^, wie Hennig, 266,
anführt, auch Strunz, Strunze. Alte ge-
sellen^ alte Jungfern^ alte bock, alte zigen,
alte pferd und alte strenzen sind w
gleichem wert. Stein, Peregrinus XIV,
9. W. Mtsbl. VI, 184. Man nennt
auch hagere männliche Personen, na-
mentlich lange, hagere Jungen Strenze.
In Bayern Strenz stolze, &ule Dirne,
Strenzen faule Weibsperson. Schm el-
ler UI, 688. In Hessen Stenz, wu,
groizer, unbehilflicher, plumper Mensch.
Vilmar, 399. Vgl. BakbteL
Strenzel, m., Pflzn., s. GSrech.
8tr§pen, sw., Strfiper, m.^ StrSprock, m.,
s. streifen.
Streuma(z, n., dieVei^tung, welche
dem SchiflFer bei Getreideladungen be-
willigt wird; sie beträgt pro Last ge-
wöhnlich ^ Scheffel, und wenn die
Reise ausnahmsweise lange gedauert
oder die Ungunst der Witterung eine
besonders sorgfaltige Bearbeitung des
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Streupulver — StriCzel.
381
Getreides erheischt hat, sogar einen
ganzen Scheffel pro Last. Altpr. Mtschr.
IV, 346.
Streupulver, n., s. Blitzpulver.
Streusel, m. u. n. 1. was gestreut,
aufgestreut wird. Gestofzener Zucker,
Kanel etc. sind Streusel, Mühling.
2. nach Gordack im Oberlande Rute,
mit der Kinder gestraft werden.
Streuven, Streven, n, s. Steiern und
Streben.
Strewe, /., seitwärts gestellte Stütze,
die entgegenstrebende. Die Strewen^
lit. szarp kula% des Lackswehrs. Be-
necke, 381.
strftwig, o^^'., s. strebig.
Strftwzargke, n. Aus strmen streben
und Zargen zärgen, necken, zusammen-
gesetzt. Strewzargke reifzen^ den Gegner
an den in einander gehakten Fingern
(einhändig oder zweihändig) ziehen;
als Kraftprobe.
stribitzen, sw.^ stehlen, s. sttbHzen.
Strich, m, von streichen, 1. Borte,
Besatz. Der Strich an Hauben und
Frauenkleidem. 2. die Laichzeit, die
Zeit des Streichens der Fische, auch
Strfch. Eine Tonne der besten Fische
soll Ihewrer nicht denn 6 Mark^ und
da es gtUer Fang wäre^ darunter^ und
im Strieche halb so viel. Prfz. Fisch-
ordnung, 16. Hennig, 267. 3. Name
f&r junge, höchstens einjährige Karpfen;
auch Streck u. Brut Benecke, 494. 4. In
Redensarten: Au f den Strich gehen^ am
Abende Mädchen nachstellen. Noch
auf dem Strich gehen können^ auf der
Dielenritze, zum Zeichen, daTz man nicht
betrunken ist. Das Gehen geschieht,
indem man dicht Fufz vor Fufz setzt.
Mit einem Strich halten^ Gleiches leisten,
z. B. im Marschieren, Trinken. Einen
auf dem Strich haben^ ihn scharf beob-
achten, ihn hänseln, scheren. 5. Werk-
zeug zum Streichen, Brettchen mit
Teer und Sand bestrichen, zum Schär-
fen der Sensen, auch Streich, Sträk ge-
nannt. Muhling. Schemionek, 39.
strichen, sw.^ s. streichen.
Strick, n., durchtriebener, munterer
Mensch. Ein lustiges Strick. Vgl. Gal-
genstrick, Er ist besoffen wie ein Strick.
Strickdreller, m,, Strickdreher, Seiler.
Ermland. Mühling.
Striffel, m, u. n., s. StrSffel.
Strtme, /., s. Strtp.
Strtmellachs, m., s. Streimellachs.
Strink, m., Strunk, kurzer dicker
Stengel. Davon strinkig, adj.^ strunkig,
bolzig, zähe Ruben^ Spargel sind oft
strinkig^ strunkig,
Strtp, 771., Streif, namentlich ein sol-
cher, der durch Schläge mit einer Rute,
Peitsche etc. auf dem Körper entstanden.
Auch Strtme, /. Op jedem Hei e Strtp,
auf jeden Schlag eine Strieme. Davon
strtpig, gestreift. Stripige Leinwand,
Vgl. streifen.
Strippe, /., Schleife zum Anziehen
an Stiefehi. Hennig, 267.
strippen, sw., s. streifen.
Strips, m., kurzer streichender Schlag,
Rutenhieb. Es gab Stripse, Hiebe auf
den Hintern. Davon stripsen, sw,
Strtfzel, Streifzel, /., Strtfzelstock,
Drtfzelstock, DrSIzeMock, m., aus Ruten
gedrehter oder geflochtener Peitschen-
stock. Gewöhnlich vrird eine junge,
gerade gewachsene Eiche bis auf den
als Handgriff bestimmten Teil der Länge
nach in dünne Ruten geschnitten, und
diese v^erden alsdann zusammengedreht.
Besteht die Strtfzel aus 12 Ruten, so
heifzt sie ZwSlf-, pltd. Tweffdrtfzel.
Strtfzel ist wohl verwandt mit Straufz,^
Dem. Sträufzely pltd. Stnifzel; Drifzel
dürfte zur Wurzel drehen haben. Vgl.
Schmeller UI, 691. Vgl. Stritzel.
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382
Stritse — stmllen.
Sfritze, /*., 8. Steil
Stritzel, m.^ längliches, brotförmiges
Gebäck aas feinem Weizenmehl, in
Schlesien Strützel^ in der Niederlaus.
Striezel^ in Bayern Strtzel^ Strüzel, mhd.
strutzel. Anton, 4, 14. Schmeller
III, 691. S allmann, 48. S. Wei-
gandll, 838. Kanfilstritzel, Stritzel mit
Kanel bestreut. Butterstritzel, Stritzel
aas Batterteig. In der provinziellen
Geschichte berOhmt sind die 8 grolzen
Königsberger Stritzel, deren jeder
4| Ellen lang war und welche, neben
6 runden Kringeln von entsprechender
Gröfze, von den Bäckern im Jahre 1601
in feierlichem Aufzuge durch die Stra-
fzen der Stadt getragen wurden. Das
Quantum des Hehles, das zu diesen
Gebacken erforderlich war, betrug
12 Scheffel. Erl. Prfz. I, 29. Hen-
nig, 267. Vgl Strtfzel
stritzlig, adj,y steif und teilnahmlos.
Schemionek, 39.
sblzen, sto,^ scherzhafter Ausdruck
für stehlen. In der Verstärkung weg-
strfzen. Sperber, 31.
Stroe, auch Mense, /., Behältnisse für
rohes Wachs. 14. u. 15. Jahrhundert.
Danzig. Jedes dieser Gefalze enthielt
mehrere Fastagen oder Bodeme^ in
welchen das Wachs in grolzen Stücken
lag. Hirsch, 255.
Strofen, plwr, Feb^ Strofen, Klip-
pen im Meere, Stein, Peregrinus,
3. Teil, 3.
Strttffel, m. u. n.. Strich, Landstrich,
Gegend. Ef wor 5n dem Ströfel, es
war in der (bezeichneten) Gegend. Bei
MuhlingStriffel, Streifen, länglich ge-
formtes Stück, und StrUffel, dasselbe
und auch StraTze. Letzteres im Erm-
lande üblich.
Strohkobbel, /., grolzes, häusliches
Frauenzimmer. Samland.
Strohwischrecht, n. Es vertrat in der
alten Danziger Gerichtsverfassung die
Subhastation. Es wurde nämlich, wenn
der Pfennigzinsschuldner (s. Pfemmg-
zins) nicht zahlen konnte, vom Gericht
auf Aussteckang des Strohwisches er-
kannt, und wenn der Strohwisch vor
dem Hause eine gewisse Zeit ausge-
steckt hatte und dennoch nicht bezahlt
war, der Gläubiger ohne weiteres in
den Besitz des Hauses gesetzt. W.
Seidel, 34.
Strom, 77t., Name des Tiefs bei Pillaa.
StrSmling, m. 1. der Hering, Clupea
harengvs L., auch Ostseehering; altpr.
syUcke^ lit. kur. silke^ kass. sledz^ üec^
sledziky estn. säk. Benecke, 169.
Sallmann, 130a. Geräuchert heifzt
er BSckling. 2. eine Uckeleiart, Attnimus
bipunctatusL. Heilsberg. Benecke, 128.
3. Bildlich : langer, hagerer Mensch. Er
ist ein rechter Strömling. Hennig,
267.
strompeln, strumpeln, sw.^ straucheln;
durch Straucheln fallen, auch hinfallen
überhaupt. In letzterer Bedeutung ge-
wöhnlich hinstrompeln. Der strompelte
fftU hin. HolL strompelen. Bock, 67.
Hennig, 267.
strompig, strumpig, strumplig, adj.,
struppig. Ein atrompiger^ — sirtump-
liger Besen, ein fast aufgebrauchter
Strauchbesen.
Stromsack, m., das im Strome^ Flusse,
benutzte Sacknetz; auch Flulzsack,
Strom- u. Flu(zwenter. S. Haffsack.
StrSven, n., s. Steiem u. Streben.
Stnickgaleer^ /., ein grofzer Kahn.
Elbing.
stnif, ad^\y s. stniw.
Strilffely m, u. n., s. Strttffel.
StrOje, /., s. StrOse.
stmllen, sw. 1. von Flüssigkeiten,
die mit Geräusch und im Strahl laufen.
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Strumpel — Stück.
383
Die Milch struüt atts dem Euter der
Kuh. Strully sirull^ struU^ struU den
Stippel vuU! Alter Reim. 2. pissen;
nameBtlich in der Eindersprache. Strahl
und Strudel klingen in dem Worte
durch.
Strumpel, m,^ s. Strempel.
strumpelig, adf,^ uneben, rauh, s. v. a.
rumpelig. Muhling. S. strompig.
strumpeln, sw.^ s. strompeln.
strumpig, strumplig, adj. s. strompig.
Strunz, Strunze, /., s. Strenz.
Struschke, n., Bach^ Fliei'z, kleines
Flül'zchen; von dem gleichbed. poln.
struga. Treichel.
StrOse, StrOje,/., flaches, plattes FluTz-
fahrzeug für den Transport von Ge-
treide, Holz, Sand, Steinen etc., be-
sonders in Ruizlaud in Gebrauch. Die
Sirvsen laden 60-lOOLast ä 60Schfl.
bei 3—5 Fufz Tiefe. Ihre Länge be-
trägt 170 Fufz, die Breite oben 25,
unten 24 Fufz, die Höhe 5—6 Fufz. In
Ostpreufzen nennt man derartige Fahr-
zeuge Witinnen (s. d.) Russ. strug^
poln. strug^ struch^ lett. struhja. N s s 1 m .
Forsch. 3. Bock, 67. Hennig, 268.
Bock, Nat. I, 585. Hirsch, 163.
FürLiv- und Estland bei Hupel, 231.
Stnitz, m., Blumenstraufz. Trei-
chel.
strOw, struf, adj.^ spröde, rauh, hart,
struppig. Struwe Haar^ — Haut
Hennig, 268.
StrUzem, Pflzn., gemeine Lonitzere,
Lonicera jylosteum L. Auch Zäunling
und Zaunkirsche. Hagen, 240.
Stubben, -köpf, m., s. Stobben etc.
StubbttrSCh, pltd., Pflzn. für Stub(beny
ÄarscÄ, Wasserdost, ÄicfenÄL. Weichsel-
delta. Das Wort erscheint als Zu-
sammensetzung von Stubben u. Barsch:
das Volk hat die Widerhaken des
Stammes der Pflanze zu den Stacheln
der Flofzen des Barsches in Beziehung
gesetzt Treichel, Volksth. IH.
Hagen, 848: StubVrsch, Bidens trvpar-
tita L. Nach einer Mitteilung aus
Dönh. auch Stukbfirsch. Mühling hat
Stuckborsch.
Stubchen, pltd. Stawke (a=a), n.. Dem.
von Stube. Spiel: Stubchen zu ver-
mieten? — Das Stubchen hinter dem
Ofen^ der Raum hinter dem Ofen, zwi-
schen Ofen und Wand, als Wohnung
für den Altsitzer oder Äusgedinger (s. d.)
Vgl. Kachel 3.
Stubchenvater, m.^ s. Altsitzer.
Stube, grofze^ /., bestes Zimmer,
Prunkzimmer. Hier §s siene grote Staw
etc. Dorr, 1. Wiew., 107.
Stubengebäude, n., Hofgebäude, Wohn-
haus, Herrenhaus. Es Stowegebaid hot
a man ver e p6a J6a gebaut. Ermländ.
Freisch., Manuskript.
Stubenknochen, m.^ Zimmergenosse.
Schulausdruck.
Stubenmädchen, n., Dienerin, welche
die Zimmer des Hauses — im Gegen-
satz zur Köchin — unter sich hat. Vgl.
Kleinmädchen.
Stubenwaschtag, m., Tag, an dem die
Stuben gewaschen, gescheuert werden.
Es sei morgen Stubemoaschtag. Soph.
R. HI, 248.
StUbernase, /., s. Stiebernase.
StubVrsch, Pflzn., s. StubbVrsch.
Stuchlinski, m., Fischn., s. Stachlinski.
StUck, w., plur. Stücker^ Dem. Stucker-
chen. Ein Stücker fünf; auch von
Menschen. Vgl. Jahr, Das Glas ist
in Granatstücker zerbrochen . ... es (das
Schiff) müste denn in Stück stücken zer-
brochen werden. Linem., H 3b. zu
Stück gehn^ in Stücke gehen, zerbrechen,
zerreilzen (s. ühland, das Glück von
EdenhaU, letzte Strophe: Die Steinwand^
spricht er^ sprifigt zu Stück); ebenso
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384
Stückborsch — stüken.
zu Stuck machen. Davon: zustOcken,
adj. Em zustückenea Kleid^ ein zerris-
senes Kleid. Sperber, 31.
StUckborsch, Pflzn., s. StubbVrsch.
StUckdorech, pltd. StVckdersch, m.,
nach Bock, Nat. IV, 547, der besal-
zene und aasgenommene Dorsch; doch
auch blofz der ausgenommene. Die
Königsberger Handelsfrauen rufen ihn
aus: Frm^ Stockdersch!
stucken, »w., s. stQken.
stuckern, sw., s. stDkem.
Stuckerwagen, w., Wagen ohneFedem,
der stuckert. Gedanism. In Ostpr.
Klapperwagen.
Stucknessel, StUknessel, Stinknessel, /.,
Wald-Ziest, Stachys sylvatica L. Ha-
gen, 622. Pritzel, 388.
Stucke m.y Stofz.
StUcks-chen, pltd. StVckske, n., Dem.
von Stück^ Lied, Arie. Das ist ein
hübsches Stückschen,
stOckseln, sw,^ zerstückebi; daher auch
zerstUckseln.
stucksen, sw.^ stofzend niederdrücken,
zornig ducken, fortstofzen. Saalfeld.
Sperber, 36, schreibt stuksen.
Student, m., ein abgelöschter Feuer-
brand, der von den Brauern Königs-
bergs ausgesetzt wurde, wenn sie noch
Tafelbier zu verkaufen hatten. Hen-
nig, 268. Veraltet.
Studentenblume,/., spitzblättrigeMalve,
Malva alcea L. Hagen, 725.
Studentenfutter, n , -haber, m., Rosinen
und Mandeln. Hennig, 268.
Studentennelke, /., Tagetes patula L,
In der Saalfelder Gegend auch Schranitz.
Studentenrose, /., Tagetes erecta L,
Weichseldelta. Treichel, Volksth. III.
stuf (u kurz), adj,^ stumpf, abgestutzt.
Im Nds. stuuf. Eine stufe Nase^ eine
kleine, stumpfe Nase. Stufnase, eine
Stutznase, aber auch Mensch mit
stumpfer Nase. Hennig, 168: Stuo-
nase.
Stufe, /., Dem. Stufchen, Überrest
von einem Stücke Tuch, Zeug, Lein-
wand. Hennig, 269: Stuve. Üblicher:
Stufende (u gewöhnlich kurz), die Stufe,
der Rest von einem Stücke Zeug, auch
Best eines der Länge nach mefzbajren
Gegenstandes überhaupt. Söht da! en
Stuwengd hund (Lunte). Carrn. nupL
I, 282, 3. Hennig, 269. 59.
Stuff, m., eine Art WoUenzeug, das
früher sehr beliebt war. Stuffkleid, tti.,
Kleid aus Stuf.
Stufnase, /., s. stuf.
Stuhlschreiber, w., eine Art halbamtr
lieber Notar, der auf dem Artushofe
über die gemachten Geschäfte schrifik-
liche Verträge, Wechsel und Urkunden
ausfertigte und von denselben Abschrif-
ten in seinem Amtsbuche niederlegte,
welche im Falle eines Prozesses vor
Gericht Glauben fanden. 15. Jahrii.
Danzig. Hirsch, 231.
Stuhlträgerin, /., Begleiterin der Heb-
amme, die ihr „den Stuhl nachtragt,
der bei Entbindungen gebraucht wird*.
Hennig, 268. Jetzt begleitet die
StuMträgerin mit dem Stuhle (Fufz-
bank) die Hebamme in die Kirche zur
Taufe des Kindes.
Stukbfirsch, Pflzn., s. StubbVrsch.
stOken, übel vhchd. stauken, auch
stucken, sw.^ stauchen, wiederholt ab-
wärts stolzen, drücken, stampfen. Einen
mit der Nase auf den Tisch stäken.
Kartoffeln stuken, zu Brei drücken. Die
Wäsche stükeny sie durch Stauchen rei-
nigen, sie ausstOken. einstOken, unreine
Wäsche einweichen in Lauge. Den
Mägden kommet zu das Stuhcken, ScAroft-
ben, Bohnen. Carm. nupt. 11, 266 c
Die Hand voll Wäsche, welche ge-
stuckt wird, heilzt Stflksel, n. Bock,
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Stükerfaiz — sturen.
385
67. Hennig, 268. Sperber, 36.
Schemionek, 39.
StOkerfafZy n., hölzernes Gefafz mit
Wasser und einem StQck Sandstein
oder Glimmerschiefer zum Schärfen der
Sensen, das in manchen Gegenden bei
der Mahd an einem um die Hüften
gehenden Riemen über dem Hintern
getragen wird. Von stukem.
stOkerig, stuckerig, adj.^ holperig, das
was stukert. Der sti/kerige )iVeg — aber
auch der stukerige Wagen^ Wagen ohne
Federn. Ygl. Stuckerwagen.
stOkem, stuckern, abgeblafzt yhchd.
Staukem, auch stuckern, Frequent. von
stäken^ durch Stofz gestukt, erschüttert,
gerüttelt werden. Manches Pferd stu-
kert. So geschah es beim Stukem des
Wagens. Soph. R. VI, 525. Die Me-
dizin stukem^ sie durchschütteln. In
der Zusammensetzung: durchstOkern.
Schemionek, 39: stuckern stofzen im
Fahren; auch wenn es mit etwas ha-
pert. Bock, 67. Hennig, 268. Sper-
ber, 36.
StUknessel, /., s. StUcknessel.
Stflksel, n., s. staken.
stuksen, sw,^ s. stucksen.
Stulpe, /. 1. gewölbter Deckel zum
Zudecken von Gefäfzen, s. v. a. Stürze
(s. d.). £ine Schussel mit derartigem
Deckel heifzt StUlp-, Stulpschlissel. 2.
Stulpe: Manschette; steifer oberer Teil
des Stiefelschaftes.
stülpen, sw. 1. eine Stülpe auf etwas
legen oder decken: zustUlpen, aufetUlpen.
Die Terrine zusttUpen^ einen Deckel
darauf legen. Den Hut aufsttUpen^ ihn
lebhaft und mit Druck aufsetzen. 2.
umkehren, umwenden das Unterste zu
oberst: umstülpen. Den Top f umstülpen^
wobei der Inhalt verschüttet wird. Die
Kafeemaschine umstiUpeny damit das
siedende Wasser über den Kaffee laufe;
Frifehbier, WÖrtorbooh n.
daher Stiilpmaschine. In diesem Sinne
auch umstürzen, umfallen, mit einem
Fuhrwerk umwerfen. Mit einem Fuder
Kamst umstülpen. Vgl. Sprw. I, 2147.
3. zurückschlagen: aufstülpen, abstUlpen.
Die Manschette^ den Kragen auf- oder
abstülpen. Hennig, 268.
Stttm, m., s. StTm.
Stump, m.y Dem. Stumpchen, Stumpf,
unteres Beststück. Zahnstump^ Stump-
chen Licht. Bei Jeroschin strumpf
= truncus. Pfeiffer, 227. Eogl. u.
schwed. stump^ hoU. stompy dän. stumpe.
Hennig, 269.
stump, stumpig, adj.^ stumpf, abge-
nutzt. Mn stumpes Messer. Ein stum-
piger Besen. Hennig, 269: stumpicht.
stOmpern, sw,^ sichy sich elend durchs
Leben schlagen. Man stümpert sich so
durchy ist ein elender Stümper.
Stumpfschnepfe,/., s. Fledermaus.
stumpig, adj., s. stump.
stumfzen, sw.^ schupsen, stolzen.
stunden, sw.^ Glockengelaute von der
Dauer einer Stunde; auch substantivisch
das Stunden. Das erste und eigent-
liche Stunden geschieht unmittelbar
nach dem Yerscheiden, das andere und
letzte bei dem Begräbnis. Der Arme
kann dem Verstorbenen nicht stunden
lassen. Er lä/zt sich nicht stunden^ es
wird ihm nicht nachgeläutet. Hen-
nig, 269.
StUpe, /., stUpen, sw.^ s. StTp etc.
stUppen, sw., 8. stippen.
Stuppzu, n., Pflzn., s. Stopfzu.
stOr, adj.j s. sturr.
Stur, m., Pflzn., gemeiner Amarant,
Amarantus bUtum L. Ostpr. Pritzel,
23.
Sturak, m.y Branntwein, Schnaps.
Sprw. I, 1532.
atUren, stTren, sw. 1. steuern, lenken.
2. wehren, beschwichtigen, beruhigen.
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386
Stargel — StuseL
Dem Unheil stiren. Er ist gar nicht
zu stiren^ za beruhigen, zu lenken.
Bei Jeroschin sturen, Pfeiffer, 228.
Ebenso besteuern, besttren, beetUren.
I^ lafzt sich schwer besteuern^ besänf-
tigen, beruhigen, verstfren, beunruhigen,
belästigen, stören. Möt Gonst^ myn
löwer Herr Afcath^ myn WoU ös nich,
en to verstyrey wiM hey hyd Kästing
heft to fyre. Carm, nupt. V, 216 b.
Muhling hat zersttren, bewältigen, be-
zwingen, zu Stande bringen, beseitigen.
Sturgel, Sturi, Storgel, Stordel, m., Stab
mit einer Scheibe oder einem zucker-
hutförmigen Knopf am Ende. Der
Scheibensturgel ist der Stab im Butter-
fafz, derEnopfsturgel dient den Fischern
zum Aufscheuchen der Fische aus dem
Uferversteck. Nsslm., Forsch. 2; Th.,
178, vermutet in Sturgel und Sturl
preuizische Wörter. Vgl. auch Nurgel.
Sturgel, m.j nach Schemionek, 39:
plötzlicher Anreiz, Anstofz, Verlangen
wonach. In der Elbinger Niedrg: Ee
krigt den Sturgel^ er wird staiT, stör-
risch, eigensinnig.
sturgeln, sw. 1. mit einem Sturgel
stolzen, stofzend auf und ab fahren.
YgL kleppem. 2. unsicher gehen, be-
sonders von kleinen Kindern gesagt,
die das Gehen erst lernen. Marold.
StQrkopf, m., s. Sturrkopf.
Sturl, m.y s. Sturgel.
StUrlanke, /., eine Art Fischemetz,
von B e n e c k e , 269, Störlanke genannt,
findet sich erwähnt in dem Gründungs-
Privilegium der Stadt Fischhausen vom
Jahre 1305 (Voigt, Cod. dipl. Pruss.
II, 60), das den Bürgern freie Fischerei
im Haff und in der See verleiht: ea-
cepto tarnen reihi quod Nywat vtUgari"
ter nuncupatur^ et praeter reihe quod
Sturl anke dicitu/r. Lit. Idnkas Reifen,
Bügel. Nsslm., Th., 179, möchte
SturUlanke lesen, um eine Zusammen-
setzung aus Sturl (ßturget) und lönkas
zu erhalten, Stwrüanke wäre somit Stofz-
Bügel zu übersetzen. Vielleicht ist
Stiir die Stammsilbe von Slüren^ Steism,
der noch heute verbotenen Art des
Fischens. S. Intern.
Sturmfisch, m., kleine Seenadel, Syng-
nathus ophidion. Beneck e^ 190.
Stumicksel, m., s. Stemicksel.
sturr, stDr, adj.^ starr; steif. JEin star-
res Gemüty ein störrisches, eigensinniges.
Starres Zeug^ sturre Leimoandy steif
gummiert, gestärkt. Nach Marold
auch storr. Treichel hat: still tmd
stur dasitzen^ still und stier, unbeküiH-
mert dasitzen. Davon shirrig, adf\ Vgl
stursch.
Sturrkopf, Stttrkopf, «i»., Starrkopf,
Eigensinniger. Von sturr.
stursch, stQrsch, adj. 1. stönrisch,
widerhaarig. Er hat recht sturscke$
Haar^ struppiges, hartes Haar, das sich
schlecht glätten läi'zt. Er ist ein ttwr-
scher — sturscher Mensch ^ er hat ein
störrisches Gremüt, ist mürrisch, gräm-
lich. Der Eigensinnige hat einen stur-
sehen Kopf. 2. herbe, hart, starr, steif;
von Getränken und 2ieugen. Stursehet
Wandy ein hartes, grobhaariges Ge-
webe; ebenso stursche Leinwand
Sturzacker, m., Acker, der gestürzt
worden ist. S. stürzen.
stürzen, tt»., den Acker mittelst der
Pflugschar umkehren. . . . so wie man
(in Preussen) das Stürzen nennet, toenn
man das Land (im Herbste) ump/mget^
welches in demselben Jahr Feld/rüdUe
getragen hat. Bock, Nat III, 680t
Die Braacke stärtzen^ die Brache stür-
zen. Hartwich, 329.
Stusel, m., Stofz; vom Winde. E
Stusel Wind ret emden Hot af. Fried-
land Ostpr.
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stutörsen — Sumpfaloe.
387
staittrsen, «tr., s. kaisern.
StutZy 77», kleiner^ niedriger Becher.
Mübling.
stutzen, 810, 1. tauschen. WöU wt
stutze^ wollen wir tauschen? Im Han-
del hat man das bemercket^ Da/z Stutzen
sehen Vorteil bringt. Carm. nupt, IT,
238c. Hennig, 269. 2. passen, über-
einstimmen, harmonieren. Zu den Per-
gamentbänden^ die ihr fder Studenten)
Handwerkzeug sind, stutzt mir die seidne
Jake nicht so recht, Soph. KI, 176.
Die übrigen Bedeutungen wie hoch-
deutsch: Das Pferd stutzt^ es bleibt,
durch eine äuTzere Einwirkung befrem-
det, stehen. Eck war hier ganz ver-
narrt^ wie sei so köstlich stutzt^ wie sie
so köstlich prangte. Carm, nupt I,
282, 11. Den Hut stutzen^ ihn steifen
und ihm neuen Glanz geben; daher
auch putzeu überhaupt, ausstutzen, aus-
putzen, ausstaffieren; nach Mühling
auch aufhören zu tauschen. Das Haar
stutzen — einem Hunde den Schwanz
stutzen^ kurz schneiden. Der gestutzte, d. i.
gestofzene Kose, Vgl. Stiitzchenzwerg.
Stutzchenzwerg, pltd. Stutzkedwarg, m.,
ein cylinderformiger Zwerg (Quarkkäse),
dessen Enden durch stutzen, stolzen,
platt gedrückt sind. Vgl Dwarg.
sUbbem, sw., s. sibbem.
Suchel, /. 1. Blüte des (roten) Klees.
2. kurze Pfeife.
suchein, sw.. s. suckeln.
Sucht, /. 1. Krankheit, von siechen.
Die fallende Suchte Epilepsie, die GeU>-
sucht, Schwindsucht, Wassersucht. Vgl.
SchmellerlU, 195. 2. von saugen.
Die See hat heute groj'ze Sucht, zieht
in sich hineiu.
sUchtig, pltd. süchtig, adj., schwärig,
eiterig, schwer heilend; von der Haut.
Ejt hat eine süchtige Haut, eine solche,
die bei leichten Verwundungen schwärt.
eitert, schlecht heilt. Wir (Kinder) sind
alle süchtig, leiden an Ausschlägen.
Ebenso süchtige Wunde, eine schwer
heilende Wunde. Von Sticht In Bayern
süchtig, ansteckend. Schmellerlll,
195.
Suck, /., Hündin, s. Zock.
suckeln, suchein, sw., dangen, an den
Fingern saugen; auch rauchen, weil
man dabei auch saugt; darben, Not
leiden. Vor euem (der Lehrer) Petitio-
nen bekam Mühler Respekt, ging fort
und läfzt uns weiter suckeln. Lhrztg.
f. d. Prov. Preufz. 1872, S. 76a. In
Bayern, im Göttingenschen suckeln,
sukeln saugen, im Nds. auch kränkeln.
SchmellerHI, 198. Schamb., 218a.
Brem. Wb. IV, 1090. Vilmar, 407.
SOdel, m., das galgenartige Gestell
am Ziehbrunnen, durch welches das
Schöpfen des Wassers ermöglicht wird.
Von Sdd Brunnen.
sUlen, sw, s. Sälen.
SUIzfulz, m., s. Knisch.
SUme, /., Fischer- Kolonie. An den
Strömen und Küsten des frischen Haffes
und der Ostsee hatten sich (zur Ordens-
zeit) Fiscfier-Colonien, Sümen genannt,
angesiedelt, die jedes Jahr vom Orden
ihre KeutelJbriefe kauften und darauf
ihr Gewerbe betrieben. Voigt, Gesch.
Pr. VI, 636. Benecke, 267.
Summkauf, m.^ Aufkauf, Ankauf eines
ganzen Vorrates. In der Landesard-
nung von 1640 ist bestimmt, dafz der
Summkauf erst gegen SchluCz des
Marktes erfolgen darf. Mühling.
Summs, m., von summen. 1. Ort,
wo lautes Wesen, Getöse herrscht,
schlechterer Verkehr stattfindet, s. v. a.
Bums. 2. Wortschwall, überflüssiges
Gerede, unwillkommene Rede. A^f
den Summs höre ich nicht. Treichel.
Sumpfaloe, /; s. Wassersäge.
2ö»
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388 Sumpffeder — Szfiken.
Sumpffeder, f^y Pflzo.^ aach Wasser- surmeln, m.^ summen. Marold.
garbe,Sumpf-Hottonie,J?o^^onea ^aZt/s^m Surrchen, n., Treibballspiel, s. Sauchen.
L. Hagen, 216. Pritzel, 185. Sünis, m., grofzer Käse, hart und
Sumpfiilie, /., s. Teichlilie. stark gesalzen, lit. züri^. Litauen.
sündigen, «ii^., üch mit jemand sün- Bock, Nat. I, 268.
digeriy sich mit jemand berumärgem Susannenkraut , n. , breitblättriger
müssen. Treichel. Ehrenpreis, Veronica latifoUa Z/., auch
SUng, /., Sunde. Mina Süng, meiner Acker -Yergilzmeinnicht, Myosotis ar-
SuDde! als Beteuerung, Fluch. S. vensis L. Hagen, 25. 197.
Volksl., 68, 44, 11. Suse, /. 1. weibl. Vom., Susanne.
* sUnnen, sw,^ sonnen, an die Sonne 2. langsame, unpraktische, träumerische
legen. Die Betten sünnen. Hennig, Person, auch mäonlichen Geschlechts.
270. -Er ist eine rechte Susey — eine Klatsch-
sUpen, 8w.y s. sTpen. suse.
Suppe, /. 1. rote Supp\ Blut. sOsen^ sw, 1. sausen. Hennig, 270.
Sperber, 27. 2. in übertragener Be- 2. schlafen, einschläfern. Vgl. ichlitehen.
deutung: Verlegenheit, Klemme, Nach- SQsewind, 9n., Sausewind^ Windbeutel,
teil. Er sitzt in der Suppe^ in der Hennig, 270.
Patsche. Er mu/z die Suppe bezahlen, Susirlnkimininker, m., s. Surinkimininker.
er hat den Schaden. SUSt, adv., sonst. Sust kam ock na
Suppen, sw. 1. Suppe essen. Wer Stis to spade. Volksl, 7, 51, 2.
lang suppt, lebt lang, zu Kindern, welche sUfz, adj., s. sauer.
die Suppe nicht essen wollen. Dönh. SUfzholz, n., wildes^ süCzholzblättrige
2. stark träufeln, sich in Tropfen er- Bärenschote, Astragalus glycyphyUos L.
giefzen, triefen. Dos Blut suppt ihm Hagen, 767.
aus der Nase. Durchnäfzte Kleider- ^ ^uter,Sütter, Dem. Swfe^-cÄ^, Suferik,
suppen. durchsuppen, durchtriefen, ein- Sutterke, w., Sandaal, Ammodytes tch
regnen. Vgl. Sappen. bianus und A, lanceolatus. Lett. suüis
Supptopf, m. 1. Topf zur Aufnahme Aal, «wttim Neunauge. Der Swfer heifzt
der Suppe. 2. unfreundlicher, finsterer auch Tobies, Tobieschen, lit. und kur.
Mensch, mit der Nebenbedeutung der tubis, poln. tobijak, auch Seepeitzkif
Beschränktheit. Er ist ein rechter Supp- und , nach B u j a ck , Sandspirring.
topf. Vgl. Sauertopf, Sauermaul. Hennenberger, Anh. 29. Benecke,
Surinkimininker, Susirinkimininker, m., 99f. Bujack, 397. Nsslm. ForscL
wörtlich die Versammelten, Kon ventikler, 3; Th., 182. Vgl. Gru.
von surinldmaSy Versammlung, Konven- Sutergarn, n., s. Hauschnur.
tikel^ Mitglied einer religiösen Sekte in Sutter, m.^ s. Suter.
Litauen. Spottweise heifzen die Su- Szäken (0 = i), Ortsn., Dorf bei
rinkimininker auch Maldininker, Malde- Tilsit. Er ist aus Szäken, wo der He-
ninker, Beter, von dem lit. maldä Bitte, ring an der Kette liegt. Für samt-
Gebet. Hintz, 20, Anmerkung: über liehe Bewohner des Dorfes war, wie
die Maldeninker. Näheres in den Pr. der neckende Volkswitz erzählt, ein
Prov.-Bl. VI, 204 £F. Vgl. auch Pas- Hering angeschafft, der im Schulzen-
sarge, Balt., 261. hause an der Kette hing. Um die
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Szaw — Tabbert.
389
Mittagsstunde yersammelten sich die
Haasfrauen cmd machten an ihm ihre
Kartoffeln ab. Sprw. II, 2619.
Szaw, /. s. Sau 3.
Szente, m^ Schwiegersohn^ von dem
gleichbed. lit. zentas. 2kc Zeiten wird
ohne Ndthj aus Faulheit zu arbeiten und
ihre Wollust und Kurzweil zu treiben^
gemacht^ dafz sie (die Litauer) entu)eder
eine Martzsche (s. d.) oder einen Szen-
ten vor der Zeit auf etliche Jahr ins
Haus und Geschäfte nehmen. Kirchen-
Visitat. Insterburgschen Amtes. Hen-
nig, 270.
szingerschy adj, s. zings.
szings, szingersch, adv.^ augenblicklich,
soeben. Rastenburg. Vgl. Singer.
Szittkehmen, Ortsn., Dorf im Er.
Goldap. Nach Bock, Nat. V, 392,
von dem poln. zyto Roggen, „weil da-
selbst vorzüglich der reineste Roggen
wachset"
Szud, w. Yom.. s. ächud.
Szupone, f., Frau. Von dem lit.
Zupone vornehme Frau. Nsslm. Wb.,
550 b. Gefallen Dir denn die Szuponen
Eie (in der Gegend von Tilsit) besser
als sonst andeinverts. Carm, nupt I,
232. Szupone, dat ös Früke. Volksr.,
114, 477.
Szufzkehmen, Ortsn., Dorf im Kirch-
spiel Nemmersdorf im Kreise Gnm-
binnen. Er geht nach Szufzkehmen^ er '
schläft ein, geht sphlafen Von der
Ähnlichkeit des Klanges mit schmchen
schlafen. Sprw. I, 3205.
t, harter Zungen- oder Zahnlaut, fallt
in der Mitte der Wörter und auslautend
im Plattdeutschen^ besonders hinter Z,
häufig ganz weg: es und ös ist, nich nicht
As Axt, 61 und oll alt, öler alter, hole
halten, selle^ solle selten, schelle, schölle
schelten, spöle spalten; oder bleibt auch
am Ende: deit thut, heft hat, wird abe^'
dann doch gern nahe dem d gemildert.
rod, roty bred breit. Inlautend wird es
d: stride streiten, selbst in der Verdop-
pelung bleibt es ein einfaches d und
der vorhergehende Vokal verlängert
sich: Bläder Blätter. Sonst geht tt in
dd über: bedden^ bödden bitten, Bedde
Betten, Gevadder Gevatter, redde retten,
h€ulde(n) hatten. Anlautend wird es
regelmäi'zig ein d: drägt^ drächt trägt,
drifty dröft treibt, Düwel Teufel, döne
thun, dal nieder, zu Thal; selbst im
ausgearteten Hochdeutsch z?igt sich
diese Umlautuug: dausend Dahler^
Deiwely doli, dichtig (tüchtig). Hinter
n klingt es, wie auch das d, gleich dem
Nasenlaut in Natangen und den Nie-
derungen: hinge hinten; dagegen in
Samland, Litauen, Oberland etc. eben-
falls wie ein d: hinde hinten. Die zuerst
bezeichnete Bequemlichkeit, das auslau-
tende t wegzulassen, zeigt sich auch im
Hochdeutschen, indem gesprochen wird:
isy nich, Ax statt ist, nicht, Axt. Leh-
mann, Volksmd, 32.
ta-, Vorsilbe, er-, s. ter.
tä (a lang), adj , zäh, s. tftg.
Tabarre, /., Fischn., s DIbel.
tabbern, ^., s. tobbem.
Tabbert, m., in früheren Zeiten ein
Schleppkleid für Frauen. Möhling.
In Hessen: Tabart^ Daphart, Tapport
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390
Tabelle — Tfigel.
im 14. und 15. Jahrhundert als Be-
zeichnung eines langen Gewandes. V i 1 -
mar, 408.
Tabelle, /., Fischn., s. DTbel.
tab'rig, adj.^ ungeschickt, plump, zu-
tappend, unnütz. Davon Tab'rigkeit, /.
Tach, tw., Decher, mhd. techer^ aus
dem lat. decuria Zehent: 10 Stuck
Felle. Mühling. Weigand I, 311.
Tächerwerk, n., s. Däkerwerk.
lacht, locht, Dacht, m. u. n., Docht,
Leuchte. Im Augenblick meines Falb
war das kleine Tacht umgefallen und
gab nur ein ganz schwaches Ldcht
• Soph. R. I, 73 f. Sperber, 30.
Tacht, /, Prügel. Saalfeld. Davon:
Tachtel, /, im Samlande Hieb, Schlag,
aber auch, wie andemorts,Ohrfeige. Brem.
Wb. V, 3. Schamb., 223b. Dähn.,
481b. Hupel, 285. Sallmann, 42a.
Bernd, 36: Dachtel
tachteln, sw,^ von Tachtely ohrfeigen,
prügeln, schlagen überhaupt. S. mauf-
tachteln.
tachtentig, num,^ achtzig. Ek hetmo
nu all tachtentig Jahr on mehr op dem
Riggen. Dorr, 1. Wiew., 58.
Tachter, m,y s. Taten.
Tacket, m , s. Teckel.
Tafef^ /., in der Schulsprache die
Schiefertafel.
Tafelbier, n,^ zweiter, auch dritter
Absud des Bieres, Dünnbier. Auch
Schemper und Trinken genannt (s. d.).
Ebenso in Bremen und in Pommern.
Brem.Wb. V, 4. Dähn., 483a. Vgl.
Bock, Nat. I, 271. Hennig, 30. 271.
In Königsberg auch Tafeltrinken, also
ein Bier, das an der Tafel armer Leute
getrunken wird. In Danzig gab es
zur Ordenszeit drei Arten von Bier:
Joppen- oder Schiffbier ^ gewöhnliches
Bier und TafelMer oder Covent.
Hirsch, 245. Der Rheinsche Wein,
der war vor ihm zu achten wie geringei
TafeJbier^ darnach nicht viele trcu^fäen,
Carm, nupt. IV, 13 b.
Tafellftken, n., Tafeltuch, Tischtuch.
Tafefstein, wi., Schieferstein, Schiefer-
stift. Mühling.
Tafeltrinken, n., s. Tafelbier.
Tafelzeug, n., Tischzeug, Tischwäsche.
Hennig, 271.
Taft, m., Taflfet. Vgl. Sprw. I, 3688.
3354; II, 2366.
Tag, pltd. Dag, m., plur. Tagner. Se
ÖS möt gode Däg^ sie ist mit guten
Tagen, ist schwanger. Sprw. I, 69p.
Es ist nicht aüe Tage Sonntag. Ab-
lehnend: In den ersten Tagen nächster
Woche^ entweder Freitag oder Sonnabend.
Am hellen Tag Dicht brennen. Dorr,
I. Wiew., 32. Vgl. Sprw. I, 3690 ff.;
II, 2622 ff. Ein Tagner zehn.
tftg, % adj,^ zähe. Tages Fleisch.
Täet Holt^ zähes Holz. Der Aal hcU
ein täges Leben^ ein zähes Leben. Auch
vom lehmigen Wege. Vgl. blottig.
Angs. toh, engl tough^ hoU. toot, ditm.
taag^ im Götting. td, brem. taa^ tae.
Hennig, 306, hat auch vhchd. zage.
Brem. Wb. V, 1. Schamb., 223a.
Danneil, 220a. Mi, 91a. Hennig,
271.
tag, ad^'.y tüchtig, s. dSg.
Tagbalg, m., Balg^ der tag ist; von
einem unfolgsamen, ungezogenen Kinde.
Davon : tagbalgig,adf;., ungezogen, schwer
lenksam. Ein tagbalgiges Kind. Nach
Hennig, 271, dickhäutig, wörtlich nnd
bildlich.
Tage, /., nach Treichel eine Art
Schwengel = Bracke (s. d.).
T&gel, m. 1. Zagel, Schwanz, engL
tail. Da auch penis Zagel, Tagely hcifzt,
und die getrocknete Rute des Ochsen
als Prugelinstrument dient (vgl. Peserüi)^
so ist Tagel der Ochsenziemer, aber
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tagein — Tag und Nacht.
391
auch die aas Lederriemen geflochtene
Peitsche, das zum Prügeln dienende
Taaeiide, der kurze Strick. 2. Hiebe,
Schläge, Prügel. Aus der ersten Be-
deutung.
tftgeln, »w.^ mit einem Tdgel schlagen,
aber auch prügeln überhaupt, abtflgeln,
abprügeln, durchprügeln; ebenso auf-
tageln. Vgl. tachteln.
tagen, tagem (a kurz)^ sw.^ sichy sich
zanken, reiben, streiten. Er tagertsich
mit andern^ fangt mit ihnen Zank und
Streit an. Bock, 68. Hennig, 271.
Nach Bock wird es auch „von Per-
sonen beiderlei Geschlechts gesagt, die
sich mit einander wohl verstehen und
gerne leiden können": — was sich ta-
gert (neckt), das liebt sich. Vgl. tar-
gen unter zargen.
Tagg, /., das Schaf. Westpr. (Jer-
rentowitz.)
tagger, adj. u. adv,^ tapfer, tüchtig,
wacker, rührig, rüstig, ausdauernd, em-
sig, flei/'zig, hurtig, lebhaft, munter.
Er hat »ich tagger gwpuit^ er hat etwas
hurtig, eifrig und schnell ausgerichtet.
Er ist tagger bei der Arbeit Dat geit
mot em noch ganz tagger^ er ist noch
recht rüstig und kräftig, trotz seines
Alters. Als Zuruf: Na^ tagger^ tagger!
Man immer tagger! Tagger drauf los!
Vgl. tanger.
Täglichneu, Pflzn., zweijährige Nacht-
kerze, Oenothera biennis L. Auch Wein-
blume. Hagen, 407.
TagnSt, im Volksmunde Königsbergs
und Danzigs Tangnfit, m. u. /., nach
Hirsch, 211, in Danzig 1416: Tendete,
Verkaufsstelle für alte Kleider und
altes Hausgerät, Trödelmarkt. Ich gab
denn also einen Rubel auf den Hut zu^
, den ich auf dem Tagnet um einen hal-
ben Oulden haben konnte, Soph. R. V,
115. Das Danziger Dampfboot, Jhrg.
1833, No. 20, S. 112, fuhrt Tagnet auf
das franz. vendre verkaufen zurück.
Hiervon zunächst la vente der Verkauf,
davon das Dem. la vendette der Klein-
verkauf, Trödel. „So finden wir noch
in den alten hiesigen Concessionen der
Trödler: und sollen dieselben mit ihren
Waaren nirgends anders als auf der
Vendette aussitzen. Aus Vendette macht
der Pole wendeta und aus diesem das
gebräuchlichere tandeta^ aus tandeta
aber macht der Kassube, seinen häufi-
gen Nasentönen gemäfz, tangneta. Letz-
teres hat der Plattdeutsche angenom-
men und daraus Tangnete gebildet**.
Auch Nsslm. Forsch. 2; Th., 184, ver-
mutet in beiden Wörtern eine Umge-
staltung aus dem poln. tandety tandeta
in derselben Bedeutung, von tani, tania
wohlfeil, oder eine Entlehnung aus dem
mlat tenda^ tendeta und weist auch
vergleichsweise auf kslav. tenüta^ tenta^
ngr. tevza tentorium hin.
Tagnfiter, Tangnfiter, w., Trödler, An-
tiquarius, poln. tandeciarz, tandetnik.
In Danzig giebt es eine Tagnetergasse,
Löschin, 43. Klein H, 185.
Tagneter-, Tangntterbude, /., Trödler-
bude.
tagnfitem, tangnStem, sw.^ mit alten
Sachen handeln. Klein U, 185, der
sich allein für die letzte Wortform er-
klärt.
Tagschlaf, m., Tagschläfer, europäische
Nachtschwalbe, Caprimulgus europaeus\
auch Hexe und Grofzmaul. Bujack,
369. Mühling, Tiem., 178.
tagtäglich, adv., als Verstärkung von
täglich, jeden Tag, wiederholt, unaus-
gesetzt, ohne Unterbrechung. D(zs Lded
hört man tagtäglich.
Tag und Nacht, Pflzn., Hain-Wachtel-
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392
Tähnkefuhrer — Talk.
Weizen, Melampyrum nemorosum L,
Aach Kuhweizen und Rinderweizen.
Pritzel, 232. Hagen, 645.
Tähnkefuhrer, m., s. FähnkefUhrer.
Tftk, m., Narr. Dzg. Nhg. De Mensch
blef awerscht doch en Teak, Parad., 80.
Täk, Täig, plur.^ Streiche; wohl von
Tdk. Ek donen nik leewen dee Täk
(solche Streiche). Dorr, 1. Wiew., 24.
Wenn ju miene domme Täig besehnen.
Ibid., 46.
Tftkel, n. 1. Tauwerk eines Schiffes.
2. Gesindel, Pöbel; als Verstärkung in
diesem Sinne: Tftkelzeug. Solch Tdkel!
Das ist einmal rechtes Täkelzeug! Doch .
auch gemütlich als Menge, Volk: Dat
war to schue düsend Spa/z^ Sech mal
dat losfffe Takel. Samland. Firme-
nich III, 498b. Hennig, 271.
Tftkel, /., Lachsangel. Danzig. Von
pommerschen Fischern seit etwa 10 Jah-
ren an unserer Ostseek&ste eingeführt.
Benecke, 401.
tftkeln, sw.^ ein Schiff mit Tau werk
versehen. Holl. takel Zugrolle, engl.
tackle. Zusammensetzungen: betftkeln,
auftakeln, abtakeln. Letzteres auch in
dem Sinne von blofzstellen, herunter-
machen. Er hat ihn gut abgetakelt^ er
hat ihn scharf ausgescholten, ihm kein
gutes Haar gelassen. Er ist abgetakelt^
er ist heruDtergekommen, unbrauchbar
im Dienste geworden, auftakeln, sich^
sich auffallig, überladen herausputzen;
namentlich von Frauenzimmern. Sie
hat sich gewaltig aufgetakelt. Einem
etwas auftakeln y ihn durchprügeln.
Sprw. I, 1.
Takelware,/., schlechte Ware ; schlechte
Menschen. Mühling.
Takelzeug, n., s. Takel.
takfir, adv.y der Quere nach. Taker
gäncy in die Quere gehen; auch weinen,
lamentieren.
TakTsch, Takisch, Takischa, /. u. m.,
das Lachswehr, lit. tcJcisza. Skirwieth«
Beschreibung und Abbildung in Be-
necke, 380 ff. Fisch. -Ord. f. d kor.
Haff § 23. Sperber, 41.
Tal, (?), Wurm am Finger, Panari-
dum, Mühling.
Tale, /., s. Talke.
Talghacker, m.^ Meise. Auch Talg-
mVske, Talgmeise.
TalglUmmel, m., Schimpfwort für einen
groben und rohen Menschen. Bock,
68.
Talj, »., s. Tall.
^ Talk, w., Talke, /. 1. freiwillige Hilfe-
arbeit, die man dem Nachbar leistet
und welche nicht mit Geld, sondern
mit Speise und Trank und schlieMich
mit einem gemeinschaftlichen Schmaase
vergütet wird; daher auch 2) ein der-
artiger Schmaus, wobei der Tanz nicht
zu fehlen pflegt. In der Landesordnang
des Hochmeisters Eonrad von Erlichs-
hausen von 1450 heilzt es: Ouch sal
man am ßertage ume talke oder bete
(Bitte, Einladung) ntcA^ ari^ä^^^n. Geb-
ser u. Hagen, Gesch. d. Domkirche
I, 297. Komtalk, Arbeit in der Roggen-
ernte und Festschmaus nach Beendigung
derselben. Federtalk, ReiCzen der Fe-
dern auf Talky gewöhnlich in der Zeit
der Zwölften. Ebenso: Kartoffeltalk,
Flachstalk. In diesem Kirchspiel (Eürau-
pischken) ist ein Pawer gewesen ^ der
hat auf einen Sonnabent Talck gemacht^
das Holtz vom Rodtacker aizureumen.
Hennenberger, 63. In den Taft
gehen y i tölkq eüti, zu einer derartigen
Zusammenkunft gehen. Lit. talkä^ lett
talka^ talksy daher lit taVdnlnkaSy lett
talzineeks ein solcher Hilfsarbeiter, lit
sU'tMkti die Nachbarn zu solcher Arl>eit
zusammenbitten; poin. Üvka £mte-
schmaus^ dagegen tbka^ russ. ioloka
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Talke — Tannnessel.
393
Scfaarwerk, Erohndienst Nsslm. Forsch.
2; Th., 184. Sallmann, 19a, hat für
Estland Talhn bäuerliches Erntefest.
Mahling hat das Wort auch in ad-
verbialer Bedeutung; die Ermländer
sagen: ich tau ihm talk^ ich fahre ihn
umsonst. Hennig^ 272.
Talke, Tale, /"., Dohle, Corvus mme-
dtUa. Dei' Redner theurste Worf ein
Vortrag nur der Thaalen, Carm. nupt
Iir, 8c. Hennig, 272.
talken, sw., im Talk arbeiten, Hilfs-
arbeit leisten; in der Deklaration des
Herzogs Albrecht von 1564. Hennig,
272.
Tall, n, Mafz für Garn, Wolle: 10
Gebinde ä 40 Fäden. 2 Tall machen
1 Stück Garn (i 20 Gebinde). 2 Strei-
mel machen 1 Tall. Von tdlen^ teilen
zählen. Nach MQhling hört man im
Ermlande die Redensart: Die Sache ist
über TaU^ sie ist unnütz, überflüssig;
also: über die Zahl, überzählig. Sehe-
rn ionek, 40, hat Talf, von Zahl: Zähl-
stück vom Hundert oder Schock.
Tallpat, m,, tallpattisch, adj., s. Toll-
patsch etc.
talpsen, «t/;., s. v. a. tapsen ^ unge-
schickt, schwer, plump auftreten. T r e i -
chel. Vgl. irappsen.
falterdequalter, adv., das lat. taUter
qualiter. Et geit so talterdequalter^ es
gehtsoso. Auch: halterdequalter. Westpr.
Sprw. I, 1137.
Tambour, m,^ feste Lederdecke an
Halbwagen und andern Fuhrwerkenzum
Schutz der Beine Wegen der Ähn-
lichkeit mit einer Trommel, auch Trom-
mel genannt. Hennig, 336.
ta-mü ~ mit einemmal, plötzlich; ist
wohl Kürzung von da mit {einemmal).
Es ist aUes schon und gut . , . ich seh
meine Kinderchen um mich her; ich
mach Suppe^ Thee^ Caffe^ was ich bei
der Seele habe, Ta-^t geht der Tanz
(der Streit) los. Soph. R. V, 589.
Tamre, w. jüd. Vorname, Thamar.
Flatdw. Schmitt, 115.
Tannapfel, m., Tannenzapfen. S.
Schischke.
Tangelholz, n., Holz mit Tangein,
Nadelholz.
Tanger, w., Fichtenwald. Ich sah mit
herzlichem Verlangen nach einem Tan-
ger hiny dessen Säuseln mich aufs sanf-
teste einlud. Soph. R. IV, 509.
tanger, adj., frisch, hurtig, gesund.
Bei Jeroschin zanger tapfer, was un-
ser tagger: ein man zu strtte zangir 49 a.
Pfeiffer, 285. Ein tanger Kind^ ein
munteres, gesundes Kind. Ebenso im
Brem., in Pommern; im Götting. auch
danger. Brem. Wb. V, 23. Dähn.,
484b. Schamb., 39a. 224b. Hen-
nig, 272. Vgl. tagger.
Tangnet, /. etc., s. TagnM etc.
Tank, tw., Tang, Seegras.
Tankgabel, /., gabelartiges Fischerei-
gerät. Aus Tang Zange u. Gabel (?).
S. Winterfischerei.
Tanne, /., Fichte, Pinus abies L. Ich
bemerke noch, da/z man in Ostpreussen
die Fichte stets Tanne nennt und die
Kiefer immer Fichte. Passarge, Balt.,
109. Nach Hagen, 1010, auch Rot-
tanne, Schwarztanne, Pechtanne, Harz-
tanne. Vgf. Fichte.
Tannenklee, w., gemeiner WaJdklee,
Anthyüis vtdneraria L. Tr ei chel,
Volksth. IL
Tannenweib, pltd. Dannewiw, n., Weib,
das Tannenlaub zum Verkauf ausbietet.
Ihr Ruf durch die Strafzen ist: Danne,
recht grene Danne! Kgsbg. Der Fast-
nachtsgesang der Tannen£rauen und
Kinder, jetzt nicht mehr klingend, fin-
det sich in den Volksr., 224, 796.
Tannnessel, /., weifze Taubnessel, La-
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394 Taote — tarren.
mium aünm L. Saalfeld. Nach Ha- Tapp in die GrUtz, m. Hei os e Tapp-
gen, 612, auch tote Nessel und Wurm- Sn-de-Orött, ein Einfaltspinsel. Sprw.
nessel. I, 3705. In Hessen Tapch, Dapch,
Tante, /., allgemeine Benennung für plumper Mensch. Vi 1 mar, 409.
erwachsene, namentlich Bespekts-Per- taprig, (xdj, yon Taper^ ungeschickt,
sonen weiblichen Geschlechts in Fa- unbeholfen. Sperber, 31.
milien. Oieb der Tante die Hand! Taradei, Taraday, Tarradei, /., Spazier-
Mach der Tante einen Knicks! Vgl. wagen, welcher vor den Thoren von
Onkel. Nach Treichel: Tante Meier Danzig zur Miete bereit steht; an-
= Abtritt. dere Wagen werden nicht so benannt.
Tanz, pltd. Danz, Dangs, w., Dem. Klein H, 186. W.Seidel, 35. Pas-
Damke, Dangdce, Beliebte Tänze frü- sarge, 142. Nach Treichel auch
herer Zeit waren: Kingei\ jagt de KU im Dem. Taradelke. Vgl. DUttchenposL
kel üt dem Dömpel. Carm, nupt ly 2S2^ taradeien, 9w.j von Taradei^ ange-
16. De Katt klaut an e Haibek, Pro- strengt arbeiten. Ich habe die gcmze
vinzielle Tanzreime vgL Volksr., 271, Woche getaradeit^ nun mu/z ich dafür
940 ff. auch eine Bairische im Jdschkenthale
Tanzmeister, j>Zur., in früherer Zeit bei trinken, Danzig. Passarge, 142.
Hochzeiten die von dem Bräutigam mit Tarant, m.y Pflzn., gemeiner Enzian,
der Auffuhrung der Tänze be^tuftragten Gentiana pneumonanthe L, Bock,
Personen; sie hatten allein das Recht, Nat. III, 344. Hagen, 296. Pritzel,
Frauen und Mädchen zum Tanzen auf- 162. Bock, 68. Hennig, 273. Das
zuf ordern. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VII, Kraut wird Kindern in die Wiege ge-
377. legt, um sie g^en das Behexen zu
Tapar, m., Fischn.^ s. DTbel. schützen. Vgl. auch Hexspr., 10. Nach
Taper, ?n., ungeschickter, unbeholfener Bock, Nat. UI, 345, heüzt auch 6^7»-
Mensch. Sperber, 31. tiana campestris Tarant In der Ge-
Tapiau, Ortsn., Stadt am Pregel mit gend von Saalfeld Dorant
einer Korrektions- Anstalt. ^ ist reif tSren, tfiren, sw.y s. dftren.
für Tapiau. Targ, m., Wochenmarkt; von dem
Tapis, n., Tapet, Teppich, gewirkte poln. targ Markt, Marktplatz. Sper-
Tischdecke. Etwas aufs Tapis (Tct- ber, 40.
pet) bringen^ vortragen, zur Sprache targen, «to., vhd. zargen (s. d.).
bringen. Du siehst, wenn von solchen Tarn, Tohi, /., Kreislauf, Reihenfolge,
Dingen was aufs Tapis kommt, so freund- tumus. In der Seemannssprache. Wenn
Uch aus, Soph. R. V, 3. mM Tarn ward son, wenn ich an die
TappebTter, m., s. Zapfenbeifzer. Reihe komme. Pillau.
tappeln, sw,, häufig gehen; von dem Tarradei, /., s. Taradei.
onomatop. tap tap, Marold. Tarras, t/»., dicker, klebender Schmatz,
Täpper, Tepper, wi., Töpfer. Stralzenkot. Danzig. W. Seidel, 35.
ttppern, teppem, sw,^ irdenes Ge- Die Hosen sind ein Tarras, sie sind
schirr, Töpferzeug, zerschlagen; zer- voll dicken, klebenden Schmutzes. El-
schlagen, zerbrechen überhaupt. Sper- hing. S. Schaltj., 3, 4. Oberland,
ber, 31. tarren, sw., mit Handstreicbeln hin
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Tarterich — Taubenkraut.
395
und wieder Gesicht oder Leib über-
fahren; necken, narren. Treicliel.
Tarterich, m.^ s. Tattrich.
TartHze, /., Fackel. . . . darnach zwi-
sehen aehten vnd neünen rrdt vier vnd
nicht darüber^ yhrer eygnen tartitzen
zuhaws gebracht Kleid. -Ordg., 376.
In Bayern Tortzen gewundene Fackel,
Pechfackel, ital. ü torchiOy franz. la
torche^ span. antorcha. Schmellerl,
458.
Tarfajffel, TartUffel, /., Kartoffel. A
propos bei Kartoffeln: wie heifzen denn
die Dinger recht . . . hier sagten die
Leute Tartüfeln. Soph. R V, 330. S.
Knollen.
Taschy m. Vom. Tasch, Peter, Gre-
ger mag dabei. Was Schiapperment, was
ist dasf sagen. Carm. nwpt V, 26 b.
Tasche, /., die Brust einer Säugen-
den. Daher tftschen, sw.^ säugen. Dzg.
Klein II, 186.
Tasche, /. 1. kleine, einem grofzem
Hause angebaute Wohnung, Taschen-
gebäude, Danzig. Klein II, 186. 2.
sackartige Falte.
Taschendieb, Pflzn., s. Nimmerstill.
Taschengebäude, n., s. Tasche.
tassen, sw.y das Getreide oberfläch-
lich, d. h. nicht ganz rein ausdreschen,
vorklopfen, vorschlagen; es in die
Fächer, Tasse, legen. Mühling.
Tafz, m., Fach in der Scheune, wo-
hin das unausgedroschene Getreide ge-
legt wird. Mühling.
Tatft, Täte, Tati, m., Vater, in der
Kindersprache. In Natangen auch:
Telta. Poln. tata. In Posen der Täte.
Bernd, 307 ff.
Tatarek, m., s. Täter.
Täter, m. 1. wilder, frecher Mensch;
ungeschickter Mensch. Von Tatar
(Tartar), spät-mhd. tciter^ thater, that-
ter, tatter, tarier. Vgl Weigandll,
879. Wi de Täter on't Land kern, on
wl et Kringel regend^, zur Bezeichnung
einer längst vergangenen Zeit. Wehlau.
2. Prügelinstroment von zusammenge-
drehten Stricken, geflochtenen Riemen
etc., Tauende, auch Ochsenziemer und
Peitsche. De Täter ward wanken^ es
wird Hiebe geben. Sost, wenn dat vor
den Voader kömmt, Denn weetst, dat he
den Toater nommt. Dorr, 67. Volksl,
13, 5, 4. De Schwtnjung dröft met st-
nem Tater Pur junge Herrschaft ut dem
Stall Seelen w., 80 f. Im Oberlande
auch Tatarek. & giebt mit dem Tata-
rek. Nach Mühling in dieser Bedeu-
tung auch Tacliter, von Tacht.
täterig, tatrig, ad/., zum Prügeln ge-
neigt; in der SaaKelder Gegend unge-
schickt.
tätem, sw., von Täter, schlagen, prü-
geln.
Tati, m., s. Tatä.
Tattridi, m., das Zittern der Hand
eines Branntweintrinkers. Er hat den
Tattrich, Sperber, 31. Nach Trei-
chel Tarterich.
tätzen, sw.^ laufen, öck sich (sah)
em tätze. Von Tatze? Samland.
Tau, m. Vor Tau und Tag^ frühzei-
tig. Königsberg.
Tau, /., Bracke (s. d.) mit zwei
Schwengeln. Gr Werder.
tau bang. Ruf, durch den das Vieh im ^
Stalle auf den Platz gewiesen wird;
also soviel als: auf den Platz, in die
Bahn, in die Bande! — oft auch zu
den Kindern in ärgerlichem Ton^, wenn
sie in Unordnung gekommen.
Taube, w. jüd. Vom., Übersetzung
des gleichbed. hebr. Jonaf Flatow.
Schmitt, 115.
Taubenkraut, Pflzn., gebrauchhcher
Eiaenh^xt^VerbenaofficinidisL. Pritzel,
431.
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396
Taubenmajor — Taxbier.
Taubenmajor, m.^ zur Bezeicbnong
eines Taubenliebhabers und Tauben-
Züchters, der diese Vögel mit Eifer
zum Fliegen antreibt. In Posen Tau-
benfeester. Bernd, 312.
Taubenschmied, 971., ironisch ein Über-
kluger, ein Pfiffikus, der allenfalls als
Schmied geschickt genug wäre, den
Tauben Hufeisen aufzulegen. Trei-
chel.
Taubenschnabel, Pflzn.,Tauben-Storch-
schnabel, Geranium coluwbinwm L.
Hagen, 716.
Tauberty Täubert, m., die männliche
Taube. Sperber, 31. WeigandU,
881. Vgl. DIffert
Taubhaber, Pflzn. 1. taube Trespe,
Bromuc sterilis L. 2. Flughafer, Avena
fatua L. Hagen, 116. 124.
Täubrich, m., zur Maskierung des Wor-
tes Teufel. Hol mich der Tau- brich!
SopL R. VI, 210.
taubschlaubig, adj., s. döwschlQwig.
taubschneidig, adj.y Messer, Schneide-
werkzeug überhaupt, mit zu weicher
Schneide, die beim Gebrauche sich
leicht umbiegt. In der Rastenburger
Gegend auch soviel als taubschlaubiff.
Taude^ /., s. Tüde.
tauen, sw. 1. gehen, fahren, reisen.
Nä Heilsbeck taue^ nach Heilsberg
gehen etc. Sich hintauen sich hinbe-
^ geben, hingehen. Ermland. 2. eilen,
Tau dl! beeile dich, spute dich. Sam-
land. Hide tau dt^ morge rau dt^ heute
beeile dich, morgen ruhe. Sprw. I,
3708. Vgl. tau bang.
tauen, sm?, gerben, Leder bereiten,
Leder tauen. Engl, taw^ angs. tawian
bereiten, hoU, touwen gerben, bereiten.
Tauer, Ledertauer, m., Gerber. Hen-
nig, 273.
Taufeltem. In Masuren die beiden
Eheleute, welche bei der Taufe als
Zeugen gegenwärtig sind. Aufzer ihnen
ist nur noch ein dritter Taufzeuge, ein
jQngling oder eine Jungfrau, geladen.
Hintz, 76.
Taufmutter, /., die Frau Patin, welche
den Täufling in die Kirche und wieder
zurück ins Haus trägt; sie heifzt aoch
Säugemutter. Hintz, 76.
Taugras, Pflzn., gemeiner Windhalm,
Agrostis spica venti L. Auch grofze
Ackerschmele. Hagen, 74.
Taurel, (?;, Trinkgeföl'z, Trinkhom.
Aufzerdem haben sie (die Nadrauer)
Homer oder Taurelen^ die sie insgemein
von Leinbaumholz machen. Pierson,
Matth. Prätor., 111.
Tauschnarre, /., Vögeln., Wasserralle,
Rallus aquaticus. Bujack, 384. Nach
Mühling, Tiern., 178, auch der Wiesen-
schoarrer, Crex pratensis.
tausend ja, Ausruf der Verwunderong,
des Staunens. Er hat dafür 2000 Mk.
bekommen. y^Tausendja^ das ist viel!''
TausendschSnchen, n., Pflzn., aus-
dauernde Mal'zliebe, Bellis perennis L,
Hagen, 888. Vgl. Marienblume.
Tautudel,m., lüstiger,munterer Bursche,
der seine Umgebung durch pfiffige und
schlaue Ein&Ue unterhält. Nordenburg.
tauzen, sw. Ein Töchterlein^ Das
stoltz geht hrein^ Ihr Eltern fromb^
Anstehet krumb^ Schimpflich anscknautzt^
Auch ofmals tuutzt, Viel klappern kan^
Da ist nichts an^ Dafür sich hütte jeder^
man. Ambr. Lowasser. Hennen*
berger, 360.
tftwem, sw.^ zanken, streiten, lännen.
tawill, tawills, adv.^ derweil, derweilen.
Tawillzwea de Erat (Kröte) vasckumnge.
Natangen. Firmenich, lila.
Taxbier, n. Bier, das, weil es um-
geschlagen oder sauer geworden, um
geringeren Preis verkauft wird. Heu-
nig, 30. Jetzt aulzer Gebrauch.
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U — teU.
397
16, präp.^ s. z£.
te- (Vokal kurz), Vorsilbe er-,
8. ter.
T8, (?). Sunst ging öck äwer He on
Te^ On was doch stet» vei^gnöglich,
Samland. Firmenich, III, 116 b:
^über alle Berge." Wohl richtiger:
über Höhe and Thal.
techrig, adj , leicht gebaut, zerbrech-
lich. Elbinger Ndrg. Vgl däkerig.
Teck, (?), Zieh -Leine. Ungewohnt
(ist es dem Toaristen in Antwerpen)
die zweispännigen Wagen mit nv/r einer
Leine — in der Elbinger Niederung
nennt man sie ^ Teck^ — lenken zu sehen.
Hausburg, 31.
Teckel, Tekeljäckel, Däckel^m., Dachs-
hund.
Teerblume, /., gemeine Pechnelke,
Lychnis viscaria L., auch Teemelke und
Mennonitenblume. T reich el, Volksth.
III. Hagen, 484.
Teerbott, w., Teerbutt, PUunorectes
passer. Danzig. Mühling, Tiern.,
178.
TeerfUhrery w., Hausierer mit Teer.
Hennig, 336. Ebenso: Teerjude.
Teemelke, /., s. Teerblume.
Teerpaudel, /., Behälter für den Teer,
der an Frachtwagen unter der Hinter-
achse hängt Vgl. schlickern.
teerschwarZy adj,^ schwarz wie Teer,
tiefschwarz. Zur Verstärkung noch:
pechteerschwarz.Hennig,336. Vgl.kohl-
rabenschwarz.
Teerwasser, n., figürlich: schlechte
und unreine Brühe, schlechter Kaffee.
Hennig, 336.
tehöp, zuhöfy adv,^ zusammen, zuhauf,
En mienem Lewen lach §k nich so^ as
wenn §k m§t dem Mäken ihop n. Dorr,
1. Wiew., 29. Vgl. vonta.
Teichert, w., Teufol. Dafy da Tai-
chat mufz hole^ 's Färd steht noch ömma
an a Dachlotta, Ermld. Freisch., N.
Pr. Prov.-Bl. IX, 397.
Teichgräber, m., Gräber, Arbeiter mit
dem Spaten, vorzugsweise ein solcher,
welcher Gräben auswirft und instand-
hält. Mühling.
TeichlUie, Pflzn., Wasserschwertel,
Lis pseudacorus L. Auch Sumpfiille
und roter oder falscher Kalmus. Ha-
gen, 45.
Teichrohr, pltd. Dikrohr, w, gemeines
Rohr, s. Deckrohr. Hagen, 127.
Teichwasser, n, Wasser in und aus
dem Teiche, letzteres zur Bezeichnung
des sog. weichen Wassers.
Teidung, /., Ansicht, Meinung. Zum
andei^ sprechen sie (die Gegner der
Rotationslehre): wegen solchen sehr ge-
schwinden Laufs (der Erde) würden
die Thürme und Häuser umgeworfen
werden^ die Thier und Menschen würden
den Schwindel kriegen^ die Vogel würden
ihre Nester nicht wieder finden. Aber
zur Antwort auf diese und dergleichen
einfältige Teidungen kann etc, Linem.,
N3a. Vgl. Schmeller I, 428 f.
teig, adj.y mehlig. Eine teige Birne,
Treichel.
Teigaffe, w., pltd. Degdp, Spottbe-
zeichnung für den Bäcker.
Telne, /., s. TTne.
Teita, m^ s. Tatft.
Tekel, m,, s. Teckel.
T8le, /., s. TBIe.
Teige, /., Ast, Zweig. Dzg. W. Sei-
del, 35. Angs. telga^ hoU. telg^ fries.
tulg u. telge, nds. telge. Brem. Wb. V,
51.
teil, adj. yyEs ist nicht tell^ nicht leU,
sagt man in Preufzen, wenn man auf
eine A\ifrage eine Antwort erhalten
hat, die nichts in sich enthält." Hen-
nig, 273. Hennig weist auf das nds.
teilen schwatzen, plaudern und auf lallen
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Tellelks — Terling.
hin, ^ySodafz es also ein onyerstandliches,
nichts enthaltendes Geschwätz anzeigt.^
S. 303 schreibt Hennig toU und loU
und erklärt in Parenthese: „vielleicht
nicht taUtei\ nicht qualiter.^ Sprw. I,
3712. In Estland: er vei*steht nickt
Näl noch Till, d. L gar nichts. Sall-
mann, 112b.
Tellelks, TVIIelks, m. 1. eine Art sehr
fetter Kuchen, heute nicht mehr be-
liebt. Ein grofzes Stück Butter wurde
wie ein Braten an einen hölzernen
Spiel'z gesteckt, bei einem gelinden
Feuer geschwbde umgewandt und
im Umwenden schnell und ausreichend
mit geriebenem Weilzbrot bestreut 2.
Schimpfwort auf einen Menschen, der
wenig Witz, Verstand und Manier be-
sitzt. Bock, 69. Bock, Nat. I, 265.
Hennig, 277.
Tellergeldy n., die Gabe, welche bei
Eindtaufen dem Prediger oder Or-
ganisten auf einen Teller gelegt wird.
Hennig, 274.
Teh, /, Ortsn., Tilsit. E Schal-
meister st eck en Teh en de Stadt
Firmenich I, 106a.
temide, o^/., timide, verzagt, nieder-
geschlagen.
Temlitz, /., s. Temnitz.
Temnitz, Timnitz, TemlHz, TVmlitz, /.,
Gefängnis, besonders in den Dörfern.
Sie gehen mit ihm in die Temnitz. Al-
lein Jagal habe seine Bojaren gefangen
genommen, si mit wasser gemardert, si
in Eisen geschmiedet und in Temeniczen
gesetzt Voigt, Gesch. Pr. V, 534.
In der Willkür der Stadt Marienburg
von 1365 im Plural: iymmeniczen.
Voigt, Marienburg, 525. Bei Gebser,
Gesch. d. Domkirche I, 143, 'ty^ntcze;
bei Stein, Peregrinus XVI, 12: Tem-
niss. Lit temnyczäj teminyczä, kslav.
timinica, russ. temnkca, poln. ciemmca,
magyar. tSmlocz; von kslav. thna, rass.
fma, böhm. tma, poln. cma^ sanskr.
tamas Finsternis, kslav. Üminu, ross.
thnnifi, böhm. temnij, poln. demmy fin-
ster, lit. Umsta, tSmo, t^mti finster wer-
den, tamius finster. Nsslm. TL, 187.
Bernd, Einl., 29, fordert die slavi-
schen Wörter als germanische zurfick,
denn ags. ist dim (thimm), ddma, dm-
gend, dimlic, engl, dim, isl. dimmr noch
jetzt dunkel, finster, und ags. dimna,
isl. dünna Dunkelheit, Finsternis, vo^
mals auch im Deutschen Thimstenrnte
etc. Vgl. auch Schade, 99 a, unter
demerunga. In Braunsberg gab es
fraher eine TymmenytzcegoMe, Gefang-
nisgasse. Braunsberger Ereisbl. 1864,
Nr. 19. Sprw. I, 1132.— Temlitz auch
s.^ V. a. Gericht, Richterstuhl. Ek IM
ihn vor mien gerechte Temlitz fordden
s. die Stelle vollständig unter kreppetC).
Tendele, /., s. TagnfiL
Tennenklatsche, /., s. Klatsche.
TennTs, TVnnigs, Dens, NTs, m. Vom.,
Dionysius. Hartwich, 54.
Tepper, m., teppem, sw,, s. Täpper etc.
ter-, Vorsilbe er-, oft auch ta und te.
terfrOsen, st, erfrieren, s. frisen. te^
futtern, sw,, ernähren. Möt wat ter-
futtei^ mt sockt Volksl. 3, 3, 4. te^
kOwem, sw., s. erkowem, terkriegen, ^.,
sich, s. erkriegen. terlfiwen, «tr., er-
leben, termindern, termingem, sw,, siA,
sich erholen, s. mindefin. temähreiif
8w?., ernähren, terobem, sw., erübrigen,
ersparen, s. erobern, tafahren, sU, er-
fahren, Kenntnis sammeln. Na, säd
de Mutta, gah ok hen. Denn warsckt ä
U)oll te fahre. Lhrztg. 1878. S. 57 e.
tfiren, sw., s. dfiren.
Terling, m., Ballen Tuch. Das Tud
kam aus der Fremde in grojzen Pa-
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T^rloch — töwern.
399
ieten^ welche Terlinge hie/zen. Danzig.
Hirsch, 250. Terling, Terlink zu-
nächst Würfel. S. Mnd. Wb. IV, 635b.
Tfirloch, n.y Zehrstelle im Eise. El-
binger Niederang.
temen, 9w,^ ein Holzflofz (auch eine
Wittinne) mit dem Tempfahl ankern,
anhalten; lit. temauti. Ein Schiffer
springt mit dem durch ein Tau an das
Floiis befestigten Tempfahle ans Land
und stofzt die Spitze desselben in den
Boden. Nsslm. Wb., 10a. 97b.
Terner, Holztemer, plw,^ Ankerleute,
die föi' die Sicherheit der Holzflöl'ze zu
sorgen haben. Sie begleiten die Traft en,
haben bei dem Transport derselben für
die Sicherheit der Schiffbrücke bei Til-
sit zu sorgen und schliefzlich die Flol'ze
Yor ihrem Eingange ins Haff hafftüch-
tig zu machen. .Vgl. Kgsbg. Hartung-
sche Ztg. 1866. Nr. 211, Hauptblatt.
Tempfably m., Pfahl zum Temen. In
Danzig Wurfpfabl.
Tfirsch, Tftrsche, /., Hexe. Alte Ter-
sehe. Vgl. tftwem u. TSwerhexe.
terschaken, »u;., durchprügeln. Bock,
69. Hennig, 274. Vgl. dreschaken.
terwachten, sw.^ erwarten. S. ver-
wachten.
Teschacke, /., Taschenpistol, Terzerol.
Es soll kein Scholar auf der Oasse oder
in den Schulen keine Wehr, es sey Te-
Schaken, Rappier, Dolch etc. tragen, bei
Verlust der Wehr. Fund. d. Kgsbg.
Akademie . vom 24. Oktober 1541.
Gleiche Benennung hatten auch die in
Teschen gefertigten Büchsenröhren :
Teschinen oder Teschinken. Hennig,
274. Adelung, IV, 658.
Test, m., Milchnapf. Saalfeld.
TetIg, n., s. Theezeug.
tttscheln, sw., in Zärtlichkeit strei-
cheln. Er hetschelt und tetschelt das
Kind zu sehr, verwohnt, verzärtelt es.
Treichel.
tfitschen, sw., ein Boot durch sanften
Itoderschlag fortbewegen; auch putschen,
pStscheln Wohl onomatop. Bildungen.
Treichel.
Tfifschk, Pflzn., s. Tutscbk.
Teufelsblume,/., grofzblumiges Vogel-
kraut, StellaiHa holostea L. Pritzel,
389.
Teiifelshand, /., Pflzn., OrchdsmaaUata
L. S. Gotteshand.
Teufelskind, n., Iltis, Mustela jmtxyrius.
Hennig, 275. Für Liv- und Estland
Hupel, 237.
Teufelskralle, /., Werkzeug zum Ste-
chen des Bernsteins, lange Stange mit
kräftiger eiserner Eralle.
Teufelszujager, m., einer, der dem
Teufel Seelen zujagt. Hei ös Dtweh-
tojäger, Sprw. I, 3751. JSr hat Teufels-
zvjager, Helfershelfer.
Tftwe, Fif, /., Hündin. Ebenso in Nds.,
hoU. teef, schwed. täfca; im Götting.
tifte, tiffe, die Hündin, tewe der Hund.
Brem. Wb. V, 57. Schamb., 229b.
230 a. In Hessen ZivHve; im Fulda-
schenZ^pp. Vilmar, 471. Vgl. Zock.
tfiwen, sw., s. tVwen.
TSwerhexe, /. 1. Hexe. 2. altes,
hexenartiges Weib. Da qvöhm en
Tover-Hea tom Onglock en den Wech.
Carm. nwpt, I, 282, 5. Komm ^runder,
du Teewerhex, du schlechtet Wie f stock!
Dorr, 1. Wiew., 100. Auch Tewersche,
Tfirsche. Kinder jagt man mit dem
Rufe in Furcht: Die alte Tersche kommt!
Bock, 68. Hennig, 274. Sprw. H,
2641. Vgl. Volksr., 181, 694. .S.
MoVcentSwer,
tftwem, sw., zaubern. Er kann te-
Moem, er versteht zu zaubern? Se g^
sik m§t Teewem, m§t Beschuoärenj m^t
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400
TÖW8 — Thunuscht.
TaJdenberehning on sone Konststockskes
af. Dorr, 1. Wiew., 100. Holl. tooveren.
Bock, 68. Hennig, 274. Davon: be-
tiwern, behexen.
T&W8, m. Vorn., Matthäus. Hart-
vich, 54. £rmlan(l.
thalern, «w., dem Vieh eine Kennung^
Erkennungszeichen, Marke, selbst ein-
brennen ; vielleicht weil die Marke un-
gefähr von Thalergröfze ist. Tr eichel.
Tharau, Ortsn., Kirchdorf im Kreise
Pr. Eylau. Bekannt durch „Ännchen
von Tharau. " S. Annke.
Theaterspiel, n., Theatervorstellung,
Theater. Wie et nu Oawend wea^ doa
warre de grote Frind möU dem MeUa
Pölz goane dat Theoataschpöll beseeke.
Boldt, 6.
Thebald, m. Vorn., Theobald. Hart-
wich, 54.
Thechen, pltd. Theke, w. Vom., s. DorOt
Thedor, m. Vom., Theodor. Hart-
wich, 54; doch ist die Kürzung all-
gemein.
Thee, m. Er ist im Thee, hat einen
Rausch.
Thee, m.y wilder^ gebräuchlicher Stein-
same, Liihospei^mum ofßcinale L, Ha-
gen, 199.
Theebrett, w., Präsentierteller, Ta-
blette.
Theezeug, pltd. Tfitfg, n., Tassen.
Dzg. Nhg. Viol^t, 104.
Thirsche, /*., s. Tfirsche.
ThSs, m. Vom., Matthias, s. Thl8.
Thierenberg, Ortsn., Kirchdorf im
Kr. Fischhausen. Hei steit hinde toerst
op tjoi de Thörenbarger. Sprw. I, 3759.
Die Thierevbei*ger stehen hinten zuerst
auf. Das Rindvieh (Thiere) erhebt
beim Aufstehen den Hinterteil zuerst,
welche Eigentümlichkeit der Lokalspott,
durch den Nameu veranlafzt, auf die
Bewohner von Thierenberg überträgt.
ThTs, Thto, m. Vom., Matthias. Hart-
wich, 54. In der Danziger Nehrong
auch Tlzen.
ThOms, Toms, m. Vom., Thomas.
Thorn, Ortsn. Bei Jeroschin: To-
run: eine hure Torun genant^ 25 d.
Pfeiffer, 233. Glühen me die roten
Dächer von Thom. Müller, Handb.
d. Prov. Preulz., S. 85.
Thorwagen, m., Joumaliere, welche
an den Stadtthoren hält und für ein
Billiges nach den vor der Stadt ge-
legenen Vergnügungsorten fahrt. Kgsbg.
Danzig. Vgl. DUttchenpost, Taradei.
Thorweg, n Das Thorweg steht offen.
Thrftn, Thrftne, /., Dem. Tkrdnehen^
Thräne, Tropfen, Fettauge. Auf der
Suppe ist kein Thrdnchen Fett zu sehen.
Mühling. Bei Jeroschin: trän^ m.
Vgl. Pfeiffer, 236. .
Thran, m. Im Thran sein^ betrunken
sein. In kühner Metapher das Ein-
schmieren der Stiefel verglichen mit
dem ^Einschmieren der Gurgel*. Da-
von thranen, sw,y flei/zig dem Glase zu-
sprechen; bethranen, sich^ sich betrin-
ken.
Thrantrichter , m, , Thränentrichter,
schwarzer, hoher Hut.
Thrftn-TrTne, /., Thränen-Katharine,
Spitzname für ein weinerliches (larmo-
yantes) Frauenzimmer. So sali sehr
frintlichy kehn Trahn- Thrin^ daby hübschj
rieck on wortlich syn. Carm. nupt V,
145c.
ihres, Trfts, w. Vom., Therese.
Thum, m.y Dom, s. Tum.
thun. Man mu/z etwas dafür thun^
gegen die Krankheit ein Heilmittel an-
wenden. Einem etwas thun = leihen.
Thu mir dein Messer, Treichel.
Thunuscht, m.y der Thuenichts, Faul-
pek, Müfziggänger. In Posen JSkc-
nischt Bernd, 314.
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Thunuschtgut — tUlern. 401
ThunuscMgirt, m.^ der Thoenichtsgat, Wb. Y, 63 Heonig, 275. Dftyon:
Tangenichte. afitfdem, vhchd. anzeidern, bw
Thllrgericht, n., Thürger&st, ThQr- TTding,/., Nachricht; Zeitaog. Dzg.
pfosten. .,,die Bände und Krampffen Nhg. Violöt, 104. De ded wol 80,
sind von den Thwrgerickten abgesprun- cw wenn he fittig on den Ttdingen IIb,
gen gewesen. Linem., E 3a. Elbinger Höhe. N. Pr. Prov.-Bl. a. F.
Tt, /., Name des Flafechenö Thiene IX, 243. Firmenich III, 494b.
in der Elbinger Ndrg. Tief, pltd. Dfip, n., Durchbrach der
Tibberangel, /., ans Blei geformtes Nehrung, durch welchen das Haff mit
Fischmodell mit 2 Angelhaken. Die der Ostsee in Verbindung steht, Wasser-
blankgeputzte Angel tihbert den Fisch, strafze. Es giebt in der Provinz deren
d. i. reizt ihn, lockt ihn herbei. zwei: das Pillauer und das Memeler
tibbem, «(?., reizen, ermuntern. Einen Tief. Preufz, Pr. Land.- u. Volksk.,
ScMummemden auftibbem. 11. 35. Hennig, 275, hat noch das
Tick, 1»., Eigensinn, Grille. Er hat Wogrammsche Tief. Da» Tief (d. i.
seinen Tick. Davon tickisch, o^., eigen- die Einfuhr aus der Ostsee ins frische
sinnig. YgL Sallmann, 42a. Haf) bey Lochstadt erfüUete sich und
Ttder, Tttder, vhchd. Zeider, /., Strick die See eröffnete ein anderes bey dem
an kurzem Pflock, womit man Yieh Schlo/z Balga. Bock, Nat. I, 689.
und Pferde an einem Fufze auf der Tiernägeldien, -nägelein, n., Pflzn.,
Weide fesselt, damit sie nur eine be- rauhe Nelke, Dianthus armeria L. Ha-
stimmte Strecke im Kreise abweiden, gen, 457. Pritzel, 133.
Nds. auch tier^ engl, tedder^ holl. und Tif, /., s. TSwe.
fnea.tudder. Brem. Wb. V, 63. Hen- THfert, m., Täuber. Schemionek,
nig, 275. 40. S. DHfert
ttdem, tUdem, vhchd. zeidemy sw. 1. ttkerily sw.^ suchend, prüfend fühlen,
ein Tier mittels einer Ttder anpflöcken, mit einem Stocke : der Blinde thut's'
Nds. auch ttren und tuddem; in Han- stets, der Sehende im Finstem. Fried-
nover toddem. 2. verwickeln, verwir- land Ostpr.
ren. Der Zwirn ist ganz verttdert, die Tilk, m. u. /., Pfütze, auch kleiner
Fäden sind wirr verwickelt 3. fest Landsee mit geringem, schlammigem
stricken. Du hast wieder gut gettdert, Wasser. In Schlesien eine Tiefe, ein
4. wegschieben. Er ttdert die Läuse enges Thal. Mühling. In Posen
weiter^ sagt man in Natangen, wenn Tüke^ f Bernd, 315.
jemand sich am Leibe kratzt. Samt- Tilken, plur.^ Hintergärten, von dem
liehe Bedeutungen lassen sich auf Ttder poln. ^Hinterteil, Rücken. Schmitt,
zurückf&hren: das getiderte Tier ver- Westpr., 168.
wickelt sich leicht in der I%der (2), Tille , w. Vom., Mathilde; w. jüd.
vertfdert, verzeidert sich^ zieht sie, so- Vom. Flatow. Schmitt, 115.
bald es den ihm zugänglichen Kreis Tiller, m., penis. Vgl. Piller.
abgegrast, stra£P (3) und strebt über tlllem, sw.^ die Füfise viel und oft un-
die Peripherie des Kreises hinwegzu- willkürlich bewegen; sich selbst hin
kommen (4). Im Götting. toder in in- und her bewegen. Davon aus beideii
toder verwirren. Schamb., 231a. Brem. Bedeutungen:
Priaehblw, W«rUrboek IL 86
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402
tillfüfzen — Tischbier.
tillfUrzen, pltd. tiltmuten, m,, mit den
Fafzen tillem; taumeln, torkeln. Trei-
chel.
Til8, Tilse, Tilsit, Ortsn., Stadt an der
Memel, von dem Flüfzchen Tilse be-
nannt, lit. TUze, So ist es wenn man
Tik mit Koenigsberg vergleicht Carm.
nuptYL^ 203 c. Wol dir^ du schönes
Tüfzl Ibid., 231b. über Tilsit ist
cnich der Himmel schwarz. Schleicher,
Lit Märchen etc., 182. Sprw. I, 3763.
Nsslm., TL, 188.
Tilz, m., Ekelname, Schimpfwort.
Stein, Peregrinus Xn, 82: Tiltz. W.
Mtsbl. V, 191.
Timmbrett, n., von den zwei oder drei
zusammengeschlagenen (gezimmerten,
pltd. getimmerten) Seitenbrettern des
Arbeitswagens das gröizere. Trei-
chel. S. Tunl(brett.
Timnitz, /., s. Temnitz.
Timpf, m. 1. Nasenstüber. 2. Ein-
fünftel-Thalerstück, Achtzehner (s. d.).
Der Name ist in Westpreufzen und in
Polen üblich und rührt daher, dafz
diese Münzsorte von einem Münzpäch-
ter Andreas Ti/mpf zuerst geprägt wor-
den ist. Bock, Nat. V, 383. So wel
ek üt miner langen Fiken Enen Timpf
herüter riken, Volksr., 277, 966. Be-
käme sie gleich tausend Timpf en. Carm,
nuptl^ 127. Unterm Timpf mrd nicht
geblasen = billiger ist's nicht. Elbinger
Ndrg. Vgl. Soph. R. I, 18. 167 und
öfter.
Tin, TTne, vhchd. Teine, /., hölzerne
Bütte, Kübel, Wanne. Waschtine^Wasser-
ttne. Die Brunnen und Wassertienen,
welche mit Wasser bestandig aujzer im
Winter angefüllt stehen müssen . . . sof-
len . . . im guten Stande erhalten wer-
den. Feuerordnung vom Jahre 1719.
Bock, 69. Hennig, 275. Nds. ttne,
lit. ti/ne, schwed. tina, ital. tino. Brem.
Wb. V, 71. Lit. Aeq., 21. Adelung
IV, 604.
TTne, w. Vom., Christine, Emestine.
Tinl(, /., Zinke. Marketinke, die Zin-
ken, Zähne eines Rechens. Eggetinke.
Tinldas-Leidomassis, -Mettomassis, Q\
s. Leidomassis.
TinldasCzaunamassis, (?), Netzwand bei
grofzen Lachswehren ; die Maschen dür-
fen in derselben nicht enger als 3 Zoll
im Quadrat sein. Fisch.-Ord. f. d. kur.
Haff, § 23. Lit iinklas Fischemetz.
Nsslm., Wb., 105b.
Tinicleitis, /., Netz zur Sonmier- and
Winterfischerei im kurischen Haff^ erst
seit etwa 40 Jahren eingef&hrt, von
einer Länge bis zu 30 m. Vgl. Be-
necke, 375.
Tipp, Name und Lockruf f&r das
Huhn; auch Tippa, Tschipp, Tsdiippa,
Tscliippclien, Tscliippeclc Volksr., 64,
242i.
rippel, m., Dem. Tippelchen^ Tüpfel,
Punkt. E Farkel mot e witte TippeL
He trefft em gräd öm TippeL He hefft
den Imktippel getrofen, er hat den rich-
tigen Punkt berührt, den Nagel auf
den Kopf getroffen. Spr^'. I, 3823.
1801. Hennig, 276.
tippeln, sw., Tippel machen, punktie-
ren. Getippelte Leinwand.
tippen, sw. 1. tupfen, tupfen. Mü
dem Einiger tippen, 2. picken. Die
Hühner tippen. Daher tipp tipp! als
Lockruf für Hühner. Hennig, 276.
Nach Treichel auch: auf eine Karte
setzen, wohl weil dabei mit dem Fin-
ger darauf getippt wird, und coire,
Tiptam, Medik., Radix Dictamnu
Tiras, m.y Hundename.
tirren, sw., zerren, reifzen. Tr ei chel.
tisch, interj., Scheuchruf zum Feder-
yieL Litauen. Volksr., 242 i.
Tischbier, n., s. Scliemper.
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Tid — locken.
403
TW^ /., s. Tüte.
Titte, /., Zitze. 1. die Warze an
der Brust, Brustwarze, Mutterbrust. 2.
die Brust selbst. Ahd. tuttd^ tutä^
tutto^ tuM^ mhd. tutte^ tute. In der
Kindersprache Fitf. Qieb ihm die Titi,
Schwed. dia saugen, isld. UUa.
Uzen, m. Vom., s. ThiS.
Tobaky m,^ Tabak; scherzweise auch
Tobich. Nach Tabak reiten, in kurzem
Trabe reiten. Einem solchen Reiter
rufen die Jungen nach: Nä Tobctk!
Nä Tobak! Dm ist von Anno Tobaky
aus alter Zeit, die sich nicht feststellen
l&lzt. Sprw. I, 90.
tobbem, taibbem, sw. 1. anreizen, an-
regen durch Zureden; beunruhigen,
aufstören durch Stolzen; stolzend an-
treiben. Daher auch antobbem, airtub-
bem; — auftobbem^ auftubbem. Müh-
ling hat in gleichem Sinne auch tab-
bem. 2. In Natangen auch: aufhalten,
zur&ckhalten in oder bei einem Unter-
nehmen. Friedland Ostpr. In Ham-
burg und Bremen tobben und toppen
zupfen, ziehen. Brem. Wb. V, 83. Vgl.
turiieren von demlat. turbare. Bock,
69. Hennig, 276.
Tobian, m., von toben gebildet, wie
Grobian von grob^ Tobender, Wüterich.
Treichel.
Tobiatfisch, m., Tobias, m., Tobiescben,
n., s. Suter.
Tobich, m., s. TobalL
Tobiet-chen, pltd. XobTsIcen, nach Hen-
nig, 276, Spottname fOr die ehemaligen
Memeler Stadtsoldaten, weil sie kleiner
als die Feldsoldaten waren; nach dem
Tobiasfisch. ♦
Tobies-chengarn, n., Garn zum Fang
der Tobieschen. S. Benecke, 356.
tobig, adj. von toben: tobiges Wetter^
ein tobiger (tobender) Mensch. Trei-
chel.
Toboiize, /., Tasche. Wer ouch stylt
eynem ledigen knechte^ der an wip isi^
US syner tobolizen^ daz istsyne tasche . . .,
daz her dar vnne hat^ her buszet ouch
XII marg. Volckmann, Ütest poln.
Rechtsdenkmal, 13. Kslav. toboUci ^
saccusy poln. und böhm. tobota^ tobolka
Ranzen, Reisetasche, lit. töbelis^ tobnycza
Klingsäckel. Nsslm. Forsch. 3; Th.,
189.
Toches, m., der Hintere. Jüdisch-
deutsch. ,
Tocht, m., s. Tacht
TochU)in80, /., geknäuelte Binse, Jun-
cus conglomeratus L. Das schwammige
Mark dient als Lampendocht. Hagen,
373.
Tocic, m., Tocice, f., Dem. Tockchen,
Töckehen. 1. Flachspuppe am Rocken.
2. kleines Gebinde Baumwolle, Zwirn,
Seide. Hole ein Tockchen Seide! Ahd.
tocchdy mhd. tocke Puppe, walzenför-
miges Stück Holz, Zapfen (so bei Je-
roschin: tocke. Pfeiffer, 233); nd.
docke^ schwed. docka^ dän. dukke. Vgl.
Schmellerl, 356. 3. Puppe, zur Be-
zeichnung eines Frauenzimmers. Ich
hob im Haus gefiihret mein eigen J7n-
gUkk^ ein Spielvogel, Spielpop zu tisch
und zu bedt, hofertige Tock die alles in
die neue Muster, Hauben, Koller, Me-
der, Hembd, Krencken, Neden und an-
dere Ho fort steckt Stein, Peregrinus
Xm, 86. W. Mtsbl. VI, 159.
tocl(en, sw., ziehen, zupfen, zucken;
locken, lockend ziehen. Möt klene
Brocke . . . död man em wtdertocke^ wei-
terziehen^ Lhrztg., 4,*355b. Aus dem
Prat. von tene ziehen, tog, engl, tug,
isl. toka. Brem. Wb. V, 77. Ii#Hessen
eigentlich : Fäden ausziehen, beim Spin-
nen; gewöhnlich aber gebraucht f&r:
Fäden verwirren. Vilmar, 413. Nach
Marold bildlich auch: einen bearbei-
26*
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404
Tockenwerk — Tolkemit.
ten mit Scheltworten oder mit Schla-
gen.
Tockenwerk, n., Pappen werk, Spiel-
werk; von Tocke. Welty die du närrisch
liebst der Ehrstichi Tacken- Werck! Ccurm.
nupt m, 182c.
Tod, m. In Redensarten: E}r sieht
ausy wie der Tod von Dirschau^ — vne
der Tod von Kiewten^ — wie der Tod
von Warschau^ — wie der Tod von
EylaUy — wie der Tod von Guntau^
alle zur Bezeichnung . eines kranken,
hagem und geisterbleichen Menschen.
Das Genauere s. Sprw. I, 202—204;
n, 207. 208. Hennig, 276. — D^
Tod läuft über mein Orab^ — über den
Rücken^ ein Schauer überläuft mich.
Er hat dem Tod ein Paar Schuhe ver~
vprochen^ ist von schwerer Krankheit
genesen. Enr ist gut nach dem Tode zu
schicken^ er kommt, wenn er fortge-
schickt wird, gar nicht oder sehr spät
wieder. Er trägt den Tod Huckepack^
auch: Der Tod sitzt ihm auf dem (im)
Nacken^ — auf der Zunge^ er ist ein
Todeskandidat Für den Tod kein
Kraut gewachsen ist. Des einen Tod,
des andern Brot. Tweierlei Dod! kann
m>an nich sta/rwe, öck hadd mt eher
den D6d vorgestellt^ wenn etwas uner-
wartetes geschieht, ömmer mehrl seggt
de Dod. Vev^m Dod ös kein KHit ge-
wasse. Sprw. I, 3773 ff; II, 2688 flF.
Tod, schneller, s. Seelenverkäufer.
Toddehase, m,^ nach Hennig, 276,
ein nachlässig gekleideter Mensch, dem
„Hosen und Strumpfe herabhängen^.
Schemionek, 10: Toddhaas, Lum-
pazivagabundus, Strolch.
toddeln, sw., zögern, langsam handeln.
Ygl. zoddeln. Davon Todderei, /.
Todesgeruch, Dodesgeruch, m., Geruch
nach dem Tode^ nach Leichen, zur
Bezeichnung eines heruntergekomme-
nen, verödeten Geschäftes; Hier ist
Dodesgeruch.
todreif, adj.j s. tot.
Toff, Ortsn., Tiegenhof im Werder;
Kürzung des Namens.
Toffel, m. Vom., Christoph. Auch
blofz Toff: Der Tof hat je doch aüe
Jähr Gebortstag. Schaltj. 1, 438. Vgl.
Tusch.
tohOp, adv.j wörtlich: zuhaof^ dem
Sinnenach: zusammen, insgesamt. Aüe
tohSp, alle insgesamt. Ee hett mot der
Wedfru sock iohöp verspräke^ verlobt.
Vgl. versprechen.
tojahr, adv., im yorigen Jahr, s. ze>
Jahr.
TVIe, T6le, /., Hündin; aber aach
Hund.
Tolk, Tolke, m., Dolmetscher im bür-
gerlichen und kirchlichen Dienst in
frühester Ordenszeit und später; auch
Mäkler. Das Wort ist altpr. Ursprungs,
lit. tulkaSy lett. UUks, tulkatnis^ esto.
iulk, schwed., isländ., dän., holt, tolk
Dolmetscher. Das Wort ist erhalten
in Ortsnamen: Tolks, Tolksdorf, Tol^
keim, ToVdauken, und als Personen-
name. Vgl. Toppen, Einige Reste der
altpr. Sprache. Altpr. Mon. IV, 147 1
Nsslm. Forsch. 2; Th., 189. Bock,
69. Hennig, 276.
Tolkemit; Ortsn., Städtchen am fri-
schen Haff. Spott: B}r ist aus Toüce^
mit am frischen Haff^ alhoo der ~^Aal
an der gro/zen K§tte liegt. Tolkemit^
ein Steddein im Hockerland, da man
den fOrwitzigen Leuten den gefangenen
Ael an der Ketten im Haff weisset.
Hennenberger, i63. In Tolkemit
wohnen 99 Topf er, wenn der hundertste
jung wird, stirbt einer. In Tolkemit
liegt ein grofzer Stein, und wenn der
Hahn kräht, rührt er sich (nämlich der
Hahn). De Tolkemitta sene sua üt —
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tolken — Topf.
405
sagt man in Frauenburg, wenn im
Westen der Himmel sich bewölkt.
Sprw. I, 3788ff.--Tolkemit, Mühl-
hausen und Domnau sind die ost-
preufzischen Rivalen Äbderas. Höhnend
spricht man vom Tolkemiter „Hafen'',
vom Kirschbaum auf der Kirche, vom
Aal an der Kette, von der Beligerung
Tolkemits durch ein Heer von Stinteu.
Seit dem siegreichen Kampfe mit die-
sen Fischen heifzen die Tolkemiter
StinUtecher. Der Aal aber bedrohte
eiust die Stadt und muGste^ damit er
sie nicht ins Verderben brächte, von
derselben gut gepflegt werden. Als
man ihm aber von dem Tolkemiter
Bier (es hiefz Borkatter^ Rarkater, also
Brüllkater, s. Bier) gab, starb er daran
und wurde jubelnd an die Kette ge-
legt.
tolken, sw.^ dolmetschen; nach Müh-
ling auch hehlen und stehlen.
Tolker, m,y s. Holker.
toll, adj,^ stark, schön, brav, vorzüg-
lich. Mühling.
Tolle, f.y Dem. ToUchen. 1. kleine
Quaste von Wolle, Seide etc^ Die Tol-
len aneinerPfeifenachrmr. sock, 69.
Hennig, 277. 2. quastenartig aufge-
rollte oder natürlich gekräuselte Haar-
locke. 3. Krause an der Halsöffiiung
des Frauenkleides. 4. beim Schwein
die quastenf&rmigen Warzen am Halse.
Vgl tullen.
TiHleiks, m., s. Tellelks.
tollen, «U7., s. dollen.
Tollkraut, n., s. DollkrauL
Tollpatsch, Dollpatsch, Tallpat, m.^ der
Fehlgreifende, Linkhändige, Unge-
schickte, TölpeL Rochholz; alem.
KinderUed, 137. Nach Weigand H,
910, Tolpatsch zunächst ungarischer
FuTzsoldat; aus ungar. taipas breit-
füfzig, von Ungar, talp Fuizsohle. In
Posen Talpatsch. Bernd, 304. Da-
von:
tollpatschig, dollpatschlg, tallpattisch,
adj. u. adv*^ linkhändig, ungeschickt,
plump.
Tollterrollter, w., s. v. a. Tollpatsch.
Friedland Ostpr. S. Tolterjan.
Tollvater, m., s. Dollvater.
tifllvVten, sw., in Schmerzen liegen.
Dzg. Nhg. Violöt, 104.
Toloster, m., ungeschlachter Mensch,
der mit der Thür ins Haus fallt. Sche-
mionek, 40.
toHerig, adj., s. toltem.
Tolterjan^ m., ungeschickter, plumper
Jan, Tollpatsch. Samland.
toltem, sw.y ungeschickt, plump sich
bewegen, unsicher und polternd gehen,
taumeln. Davon tolterig, toltrig, adf.
Samland. Vgl. holterig,
TOmbank, TOnbank^ /., Ladentisch^
Zahltisch, Krämertisch, auch Ldty Litt
(s. d.). Von dem holl. toonen zeigen,
weisen, sehen lassen. In Hessen Don-
bank. Vilmar, 78.
TVmlHz, /., s. Temnitz.
Toms, m. Vorn., s. Thoms.
TOn, m. Vom., Anton, Antonius.
Ermland.
TOnbank, /., s. TOmbank.
Tonnchenfurzer, m., Schimpfwort. El-
bing.
Tonnenband, m., s. Band.
Tonnengut, n., altes Getreide^ das als
Gut in Tonnen verschifft wurde. Bock,
Nat. I, 689.
Tonnenstein, m., TonnenstOck, n.y Bern-
stein besserer Softe, der nach dem Ton-
nenmalz verkauft wird. Bock, Nat. H,
218. Vgl. Stein.
TVnnigs, m. Vom., s. Tennis.
Topar, 97»., Fischn., s. Dtbel.
Topf, m., Malz beim Flachsbinden,
Bündel von 40 bis 60 Händen voll. Es
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406
Topfchenkicker — tot.
soll eigentlich heiTzen: ein Zopf Flachs.
Hennig, 277. Vgl. 6lage.
Topfchenkicker, m., einer, der ins
Töpfchen gackt, ein Kleinigkeitskrämer,
der sich um alles kümmert, ein Ktck-
ifinden-Topf. Sprw. I, 3807.
TVpfergut, n., Töpferwaren: Töpfe,
Schüsseln, Teller etc.
TVpferlatein, n.^ in D^^. Topperiatein,
in Kgsbg. Tepperlatein, pltd. Tepper-
lattnsch, Sprache der SchaljogCDd, in
der es auf ein eigentümliches Buch-
stabieren ankommt, wobei jeder Kon-
sonant vor und hinter ein kurzes o
gesetzt wird, während der Vokal dem
Klange nach angegeben wird. Mein
Name z. B. wurde wie folgt gerufen:
fof rar i schosch hob % rar. Das
Topferlatein wurde in meiner Schulzeit
yon der Königsberger Volksjugend mit
grofzer Geläufigkeit gesprochen, scheint
jetzt jedoch verklungen.
tttpfem, pltd. teppem, ^., irdenes Ge-
schirr zerschlagen.
Topfflicker, m., einer, der Töpfe flickt,
ausbessert, mit Draht beskickt; als
Schimpfwort Was bütu anders ab ein
elbingscher baUnrer vnd ein Dopfflicker
vnd ein verlofner Danzker. Morgspr.
anno 1532.
toppen, SW.J wetten^ von der Interj.
topp == es gilt. Nach flennig, 277,
auch tauschen. (?) Bei Hermes topp-
machen wetten: Und nun... wäre denn
Ihre Wette verloren^ wenn Sie hatten
toppmachen looüen, Soph. R. III, 22.
Toppkestricker, m., Slovake, der Töpfe
mit Draht bestrickt. Vgl. Lapitschke-
scbwenker.
Topptuch, m., Lappen, mittels dessen
man den Kochtopf vom Feuer hebt.
Torbe, /., Tasche, Bettelsack. Von
dem gleichbed. poln. torba.
Tordel, m.j Skudel, Wasserwirbel.
Mühlin g.
tordeln, sw.^ vom Wasser, wenn es
sich wirbelnd dreht. Mühling.
Torf, m. Bei Torf sein, bei Verstand
sein. Treichel.
Torfschwein, n., Glück. TreicfaeL
Torfttecher, pltd. TorfstCker, m., Spott-
name für Kinder, deren Nase durch
erhärteten Nasenschleim schwarz ge-
ärbt ist Oberland.
Torkel, Türkei, m. 1. Taumel, Zu-
stand der Trunkenheit; Yon torkeln. Er
ist im Torkel. Bei Jeroschin: der
Iure. Pfeiffer, 236. 2. Branntwein,
weQ er torkeln macht Ös denn gcer
kein Twkd (yp em Doschf 3. Glück,
das, nach der Volksmeinung, dem Trun-
kenen günstig ist. Er hat heute den
Torkel, Glück im Spiel. Sprw. I, 3808.
torkeln, turkeln, sw.y taumeln, wanken^
meist aus Trunkenheit Ebenso in
Bayern. Schmellerl, 456.
iorleiden, sw., jemand abführen. Dzg.
Nhg. Violöt, 105. fe«fen=leitai:
jemand zum Thor leiten, ihn dorthin
ins Gefa^nis führen, das sich oft in
dem StacRthore befindet (?).
Tom, /., s. Tarn.
Tornister, n. Das volle Tornister.
torOm, adv.y zu Raum, zum Vorschein.
To rSm kommen^ hervorkommen. Na-
tangen.
torschen, sw.^ dürfen, wagen, sich ge-
trauen. Wenn ich man torsckt! Ober-
land.
Tort, m. Im Tort sein, betranken
sein. Oberlaud. Verwandt mit TorkeL
Tosch, m. Vorn., Christoph. Dönh,
Mien Broda wor mie goth, wie Krögers
Tosch der Öw (Eva). Carm. nupt. HI^
77 c.
tot, adv., total, völlig. Da» Korn iti
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Totenblume — tralfien.
407
totreif y ist völlig reif. Dönh. Marold
schreibt todreif,
Totenblume, /., Faulbaum, Prunus
padus L. Treichel, Volksth. IIl.
Totensand, 97»., Sand vom Begräbnis-
platze.
Totenstroh, n., Stroh, das bei Begrab-
nissen an der Grenzmarke yom Leichen-
wagen geworfen wird, damit darauf der
Tote, wenn er sein Heimatdorf besuche,
ausruhe. Öm blingen Brock Da wankt
daC Spook^ Da sott et op em Dooden-
stroh On acknört ju aWn de Gorgeln to.
Elbing. Spook, 471.
Totenwache, /., Wache zur Ehre eines
Verstorbenen am Abende vor dem Be-
gräbnis. An dem mit brennenden Ker-
zen umstellten Sarge werden Sterbe-
lieder gesungen, später giebt es Trank
und Speise. Hennig, 293.
totfUttern, pltd. dOtfiittre(n), sto., zu
Tode futtern. Hei latt sock dötfuttre^
er lebt im Ausgedinge, erhält Nahrung
und Kleidung bis an sein Lebensende.
Towappen, 2>Zttr., nach Bock, 70, u.
Hennig, 278, eine Anzahl beladener
Frachtwagen. Lit. tawoorä^ tawöras^
russ. poln. towar Ware. Nsslm. Forsch.
3; Th., 190.
tttwen, tiwen, sw.y warten, verweilen,
verziehn. Eck kann nich länger töwen,
ich kann nicht länger warten. Täw%
Racker^ warte, Racker! On wer met
syner WaM plegt aUolang to thowen^
Dey will bohl dit bohl dat Ca/rm. nupt
III, 133 b. Nu teewt man bätonschunet
man 8töü. Dorr, 60. Volksl., 97, 39,
1. Im Götting. toiwen^ hoU. toeven,
schwed. töfva. Schamb., 231b. Hen-
nig, 277.
tttwem, 8w,^ s. tfiwern.
Trabant, m., wilder, unn&tzer Junge.
Er iit ein rechter Trabant.
Traber, 97»., s. Dreher.
trachaideln, 8t(7., zwecklos herumziehen,
sich herumtreiben; daher auch herum-
trachaideln. Friedland Ostpr. Vgl.
rachaideln.
Tracht, /., s. DrachL
Trachtschlunk, m.y s. Drachtschlunk.
Traft, /., s. Drift
Tragband, m. u. w., Hosenträger.
Trilger, plur., zur Ordenszeit eine be-
sondere Zunft. In Danzig unterschied
man die Kohlenr^ Bier-j Salz- u. Kam-
oder Sackträger. Sie galten als „ge-
schworene" Leute, besorgten den Trans-
port der Waren unter Garantie und
vermittelten wohl auch als Mäkler Ge-
schäfte. Hirsch, 219. 328.
Tragheim, m., Name eines Stadtteils
von Königsberg, der im 14. u. 15. Jahr-
hundert noch ein Dorf war. Vgl. Ge-
naueres bei Faber, 111 ff.
TragsSI, n., s. Siel.
Trftkel, /., weiter Stich beim trfticeln.
Trftkelfaden, m., langer Faden, mit
dem man trdkeU^ Heftfaden. Den Trd-
kel faden ausziehn; es geschieht, wenn
die Nähterei fertig ist.
trftkeln, sw.^ mit weifzem Faden die
Richtung der Naht vorzeichnen; mit
weiten Stichen das Futter an das Ober-
zeug, oder einzelne Stücke einer Nähte-
rei zusammenheften; nach Adelung
lY, 644, hchd. anschlagen. Engl, to
trace^ schwed. träckUiy dän. trohle. an-
trftlcein, mit Trakelstichen anheften.
Trakeletich, 97»., Stich beim Trakeln.
Traldat, n. u. m.^ Traktament, Gast-
mahl, Schmaus. B}r hat ein grofzes
Traktat ausgerichtet^ ein grofzes Gast-
mahl gegeben. Auch Traldement
Tralft, n.j Aufheben, Gerede. Wo»
machst du fu/r ein grofzes Trald von
der Sache! Vgl. Trararum.
traläen, «0., trala singen, trällern,
lustig und munter sein; viel reden.
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408
Trafen — trauken.
Traljen, plur.^ eingemauerte Eisen-
stäbe Yor den Fenstern der Gefängnisse
und Kassen.
Trame, /., Leitersprosse. Treichel.
Der Tram Balken, mhd. drdme^ trdme.
Vgl. Weigand II, 918.
trampeln, sw^ trampen, mit den Fü-
fzen stampfen, stampfend aufb*eten.
TraTTvpeC mir nickt auf die Fü/ze; Bei
Jeroschin als starkes Neutrum: do
wart 80 luite ir gd>rach unde ir tram-
peln da vor 137c. Pfeiffer, 234. In
Bayern (rappeln, treppein und trippeln.
Seh melier I, 497. betrampeln, ..be-
lächelte er gar höhnischer Weise, da er
sähe, da/z die Fischer Knechte jhre nasse
Oewand- Handschuhen in dem Schnee
starck betraten und (wie unrs zu nennen
pflegen)betrcmpelten. Wann aber dienasse
Handschue in dem Schnee betreten oder
betrampelt worden, so ziehet sich ...das
Wasser aus denHandschuen inden Schnee.
Linem., Ttla. Nach Mühling hat
betrampdn auch die Bedeutung: über-
treffen, gewinnen ; also einen unter die
Füfze bekommen, herumtrampeln, viel
umhergehen. Ich bin heut viel herum-
getrampelt. S. Küken, zertrampeln, zer-
treten.
Trampeltier, n., Schimpfwort auf einen
plumpen^ ungeschickten Menschen mit
groCzen FüTzen.
Trank, m., s. Drank.
Tranktonne, /, s. Dranktonne.
Transch, TrantBCh, m., Schelte, Vor-
wurf in scharfer längerer Rede. Einem
einen Transch blasen — machen. Trei-
chel.
Trappe, /., Tritt, Fulzspur, von trap-
pen treten. Ich will aber auch aUhie
den Trappen folgen und Augenschein-
lich erweisen etc. Linem., U3a.
trappeln, sw, von trappen treten, oft
auf etwas treten. Hennig, 278.
Trappen, m., Muster, Schema. Ver-
altet. Mühling.
Trappier, Trappirer, m., der vierte unter
den obersten Grebietigem des deutschen
Ritterordens, der die MontieruDg der
Ordensbrüder verwaltete. Wir Bruder
Günther von Schwarzburg, Obriater
Trappirer. Franz. drap Tuch. Hen-
nig, 278.
trappsen, pltd. drafeen, sw., beim Ge-
hen stark auftreten. Von trappen. Im
Götting. draffen. Schamb., 46 b. In
Hessen trappchen und trassen. Yil-
mar, 414. abtrappsen, abgehen, ab-
laufen. De Schoh aftrappse, ablaufen«
auftrappsen^ stark auftreten.
Traratrum, w., Theater. Doa wea ok
so e grotet Traratrum errecht (errichtet);
hier s. v. a. Kanzel. Volksl. 36, 251,
1. Vgl. Trijater.
Traranim, m, der ganze Kram; grofe
Geschrei über etwas erheben. Sche-
mionek, 40. Ygl. TralL
Traste, /., Witinne, langer flache-
Kahn.
Tratel, Treitel, m. jüd. Vom. Flatow.
Schmitt, 113.
trittschen (ä lang), trfitschen, sw. 1.
viel, lebhaft und breit über eine Sache
reden. 2. klatschen, schänden. Da-
von : Trätscher, m., Schwätzer, Klatscher.
Getrtltsch, n.
Trau, pltd. TrQ, /., Trauung. Enge-
segnet hefft de Paster Jan on Lieüen
en de Tru. Dzg. Nhrg. Viol^t, 188.
Gr. Werder.
Traubchen, Pflzn., Muscari Tm.
Weichseldelta. Treichel, Volksth. III.
Traubeneiche, /., s. Steineiche.
Traufkraut, n, gebräuchliches Glas-
kraut, Parietaria offuAnaiis L. Ostpr.
Pritzel, 265.
trauken, sw., zieh^ sich mühsam
fortschleppen, faul einhergehen. Sam»
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traumnasig — Treibnetz.
408t
land. Mit trecken verwandt. Davon
irauUsch, adj. Er hat einen trauhchen
Gang, Mühling.
traumnasig, pltd. drOmnäsig, a2^.7«6hlli-
ferig im Wesen. Natangen.
Traut Babichen sieh micli an, Pflzn.,
gemeine Mondraute, Boirychivm lunaria
Sw. Ostpr. Pritzel, 61.
trautst, adj\ Schmeichelwort, traut,
wert, innig geliebt. Traut8ter Vater!
Trütstet Mutterke! Mein trautstes Mar-
geüchenl Awer Mannke trütstet, Herrke^
trütstet^ kepe se doch! Auch substan-
tivisch: AüerUebstes^ Trautstes! was ist
Ihnenf Soph. R. I, 348. Aber mein
Trautster — meine Trautste! Trauster-
cheny wie kannst du glauben etc. Hen-
nig, 278.
trawalgen, sw., nach Schemionek,
40, schwer arbeiten; s. jedoch dra-
walgen.
Treclc, 97»., Zug, das Ziehen, Schleppen.
Von trecken,
Tredd^anlc, /., Reckbank, Folterbank.
M&hling. Von trecken,
Trecicelband, n., G&ngelband. Von
trecken. Mühling.
trecl(en, sw. 1. ziehen. Die Bauern
sahen mit Staunen und Schrecken die
arme Frau Wirihin (vom Teufel) von
dannen trecken. Schottmüller, 7b.
Draht trecken^ schnell fortlaufen. El-
binger Ndrg. Vom Ledder trecken^ das
Schwert ziehen. Dorr, 1. Wiew., 53.
2. eine neue Wohnung beziehen. Marbg.
Ndrg. antrecicen, austrecicen, eine Woh-
nung beziehen oder verlassen, aber auch
ankleiden, auskleiden, weil man hier-
für auch an' und ausziehen hat —
abtredcen, abziehen, aufirecicen, au&iehen,
naditredcen, nachziehen. Hew nü
schwärt mt angetrocke. Ward. Buur,
5, 5. 3. sich in der Rede keinen
Zwang anthun, scharf dreiu fahren.
Wenns manchmal ausrei/zt, so treck ich
losy da/z es eine Art hat. Soph. R. VI,
534. Hennig, 278.
Tracleer, m., eine Person, die etwas
zieht, oder ein Instrument, mit dem
man etwas zieht. Ein Bärentrecker,
ein Mann, der einen Tanzbären hinter
sich herzieht, leitet. Proppetrecker^
Pfiropfenzieher.
Treci(pott, m., s. Trecldopf.
Trecicsage, /.»Ziehsäge, welche von zwei
Personen gehandhabt wird. Mühling.
Trecicsel, n., das hinten Nachgehende
oder Nachgezogene. Ein TreckselLeute —
ein Trecksei Heu. Hennig, 279. Vgl.
Nachtrecicsei.
Trecldopf, pltd. Trecldopp, m., die
Theekanne, weil in ihr der Thee trecken^
ziehen mufz. Dzg. Gr. Werder, Hen-
nig, 279: Treckpott.
Treibbaum, m.^ der treibende, span-
nende Holzstab, der als Sprosse zwi-
schen die beiden Stolzen (s. d.) ge-
stemmt, dem Eingange des Eeitelnetzes
Spannung und rechtwinkelig-ovale Form
giebt Lit boms,
Treibkeil, pltd. DrfwkTI, m., zunächst
Keil, der treibt, dann auch zur Bezeich-
nung eines durchtriebenen, aufdring-
lichen Menschen. Hei os Steffen Drtwktl,
Treibleine, Dripleine, Dilwleine, /., lange
Zugleine an den Fischernetzen, die
diese treibt.
Treibnetz, n., Netztuch, das von Wind
oder Strömung getrieben wird. Es be-
steht aus einem dreifachen, 12 EQafber
langen und 4 Fufz breiten Netze, an
welchem sich an der oberen Simme
viel Flofzwerk, an der untern kleine
Steine oder Bleistücke befinden. Das
Flofzwerk erhält die Obersimme auf
dem Wasser, die Steine oder Blei-
stücke spannen das Netz gegen die
Tiefe. Die Maschen in den beidep
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,410
Treibnetzfischerei — Trent.
äuizeren Netzen, die Laderufig, auch das
Geleite, dürfen nicht kleiner als 6 Zoll
und die in dem mittleren Netze, Schlänge,
nicht enger als 2^ Zoll im Quadrat
sein. Jedes Ende des Netzes ist mit
einem hölzernen Qotze (Boje) ver-
sehen. Fi8ch..0rd. f. d. fr. Hafif § 24.
Treibnetzfischerei, /., Fischerei mit
dem Treibnetz^ wobei man die durch
Senker und Flotthölzer in senkrechter
Stellung schwimmend erhaltenen Netz-
tücher von Wind oder Strömung län-
gere Zeit forttreiben läfzt, um die ihnen
begegnenden Fische darin zu verstricken.
Diese Art Fischerei wird in unseren
Provinzen nur in beschranktem Mafze
ausgeübt. Nach der Fisch.-Ord. f. d.
fr. Haff, § 24, vnrd sie auch mittelst
zweier Eähne und eines Games, ähn-
lich dem Keitel^ ausgeführt; doch dürfen
beim Betriebe dieser Fisdierei keine
Segel, sondern nur Ruder gebraucht
werden. Die Treibnetzfischerei heilzt
auch Brassen- oder Bressenfischerei.
Treibstange, /., poln. chochla^ Gerät
bei der Winterfischerei in Masuren =
Rute auf den Haffen. S. Winterffscherei.
Treideldamm,77»., angeschütteter Damm
an den Ufern schiffbarer Flüsse, wo-
rauf die treidelnden Menschen oder
Pferde einherschreiten. S. treideln.
Treideler, m., s. treideln.
Treidelmarkt, m., Trödelmarkt, Markt
der Trödler. Ihre (armer Leute) hoff-
art komt zu kauffen auff den Treidel-
markt mit hauffen. Stein, Peregrinus
X, 13. W. Mtsbl. V, 158.
treideln, «u;., ein Schiff an einem
Seil ziehen. Nach Hennig, 280, auch
trtfdeln. Nds. treueln^ holl. treylen. Da-
von Treideler, m. Nach Marold treir
dein auch ohne Grund und Ziel lang-
sam umhergehen; hierfür üblicher trtf-
deln. Ygl. triddeln.
Treidelweg, m.^ Weg längs ein^i
Flulzufer für die Treidelnden.
treife, adj.^ unrein; von dem hebr.
trefa, Schmitt, 111.
treig, treug, adj.^ trocken; hager.
. . ,do es 80 getammet ward, und cü
Werder treuge worden. Hart wich, 6.
. . . indem ich die treuge Mfvore Puttzkm
für ein unhoffiiches Essen auch nidu
schätzen will, Linem., Sslb. EA
hat a ja mot, wt wa em traige Wal nä
Achtelholz füre. Ermld. Freisch., 7.
Hennenberger redet S. 412 von einem
treugen Johr. Se ös wie 'ne treuy
Zäri^ ein hageres Mädchen. Sche-
mionek, 40.
Treiltn, /., Leine zum Treideln; bei
Stein, Peregrinus III, 3: Treyün.
Trels (s ^fz\ /., als Zeitbezeicbnung.
Er mufzte eine Treis viel arbeiten^ zu
einer gewissen, nicht näher bestimmteo
Zeit. Friedland Ostpr.
Treitel, m. ]üd. Vom,, s. Tratel.
treitschen, sw. 1. Wasser verspritzeB,
spritzen. Es regnet^ dafz es treiitck,
dafz das Wasser in Pfützen von des
Regentropfen umhei^espritzt wird, be*
treitschen, bespritzen. Ich wurde vom
Wagen betreitscht^ mit Stralzenscbmatz
besprengt Bei Bock, 70, in dieses
Sinne betreuschen. Ygl. treuscben. i
schänden, Geklätsche verbreiten, idsc
= tratschen,
Trent, m, nach Hennig, 279, Ge-
gend, Schritt, Gang, Gewohnheit, k
diesem Trent hoff icKs verloren — ff
wohnt in diesem Trent, in dieser Ge-
gend. Er bleibt bei seinem Trent^ be
seiner Gewohnhiet Als Adverb hat es
Mühling für: draufzen, au&eriudb:
ebenso, vom Raum auf die Zeit über
tragen, ist das Wort noch in Naiangec
gebräuchlich: trent Pfingsten^ trent «/«-
kobij d. h. ungefähr um die Pfingstieii I
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trenteln — Trinkemedder.
411
k>
etc. In adverbialer Form und in der
Bedeutung von ungefähr auch bei
Linemann: Da Jems wmb trent (wie
wir bei uns zu reden pflegen) 30 Jahr
alt war^ mehr oder weniger^ da/z also
daraus keine Oeim/zheit des 30. Jahres
mag gesMossen werden. Linem., LI 3a.
Hennig, 883, scBreibt umtrent = un-
gefähr, beinahe: Es ist umtrent sechs
an der Uhr. Das Wort hat sich auch
im Lit. erhalten; man sagt um Tilsit:
i tq trentq (statt des Lokativs) in der
Gegend. Nsslm., Forsch. 2.
trenteln, sw.^ sich mit unerheblichen
Beschäftigungen abgeben, zaudern, zö-
gern. Hennig, 337. Bei Adelung
IV, 646, trändeln^ bei Schmeller I,
493, trendein. Vgl Weigandll, 925.
Treppe, /., Teil der Zoche (s. d.),
stufenartig gesägtes Eisenband am vor-
deren Ende des Pflugbaumes, zur Ein-
stellung des Joches.
Trte, w. Vom., s. Ihres.
trescbaken, sw.^ s. dreschaken.
Trtekammer, m., s. Drtokammer.
Tresler, m.y der Schatzmeister des
deutschen Ritterordens. Über die Ab-
stammung vgl. Dreskammer.
Tresp, Dresp. wi., Trespe, Bromus;
auch Taumellolch, Lolium temulentum.
Bock, Nat. m, 297. Hagen, 135.
Dresp holt den Bär fest. Awer Schmel
schmett em von e DSL
tre8P>9) (^j- ^ odo.y s. drespig,
Tressen, plur.^ Korrump. von Inter-
essen, Zinsen. Wenn och min Qold
op Tresse gaff. N. P. Prov.-Bl. H,
347.
Tressenherr, m., in Danzig der Real-
gläubiger, der die Zinsen erhält W.
Seidel, 35.
tressieren, sw.^ mit Härte behandeln,
prügeln. Er hat die Frau so tressierty
hart behandelt Nu wird er die Pferde
schon tressieren^ die ihn abgeworfen, er
wird's ihnen mit der Peitsche vergelten.
Aus dressieren.
trfitschen, sw., s. tratschen.
treuartig, pltd. trllartig, odf/., von
treuer Art. En trOartger Mönsch.
treug, adj. s. treig.
treuschen, sw.^ stark und hörbar
regnen. Es regnet^ dafz es treüscht^ so
stark, da(z man den Schall davon hört.
Holl. druisschen rauschen, summen.
Bock, 70. Hennig, 279. Davon
nach Bock, a. a. O. betreuschen = be-
treitschen. Vgl. treitschen.
tr^NlIieren, sw.^ dringend und an-
haltend um etwas bitten, mit Bitten
quälen; aus dem lat tribfdare. Im
Samlande auch trimulieren.
Trichterkuchen, m,^ eine Art Napf-
kuchen. Vgl. Porzel.
triddeln, sw., zögern, lausern. Saal-
feld. S. treideln.
Trieltrappe, /., Zwergtrappe, Otis te-
traa. Bujack, 380. In Mühling,
Tiem., 178, fehlerhaft Triebtrappe.
Trift, /., s. Drift.
triftig, adj., s. driftig.
Trijftter, n., Theater, Buhne, Orgel-
chor, S. Volksl. 38, 26 II, 2. Vgl.
Traratrum.
trillen, »w., s. drillen.
Trimmel, w., Trommel. Er blast auf
dem Trimmel, sagt mau, wenn jemand
prahlt Kgsbg.
trimpeln, pltd. trtfmpeln, sw., trippelnd
gehen; auch: viel gehen.
trimulieren, sw., s. tribulieren.
Trtn, Trine, /., Dem. Trtnchen, Trinke,
w. Vom., Eatharine. Dumme Trtn.
Trtn, häl de Ltn! Volksr., 74, 283.
Jy Jungfer Trihncke on gy Ldescke sen
to kloock. Carm, nupt. III, 136d.
TrTnkemedder, /., Tante Trinchen,
Gr. Werder.
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412
Trinken — Trompetertisch.
Trinken, pltd. DrTnke, n. 1. Getränk
überhaupt. 2. Tafelbier, Schemper
(s. d.). HoV Trinken! Sie spricht: Er
gebe mir^ mein Schatz^ doch einen Trunck^
so tritt er gleich her für ^ und mrd ihr
gantz mbmiss ein Gläschen Trincken
bringen, Carm. nupt I, 128. Auf den
Eönigsberger Jahrmärkten rufen Kinder
dies Bier aus: Na Luedy Drinke, wem
derscht (wen dürstet), Drinke^ Drinke!
Hennig, 279.
Trinkrecht, n., preufzisches^ s. Recht
TtlnlTsCy w. Yom., Zusammenziehung
der Vornamen Trtne und Ltse, Ka-
tharina Elisabeth. Nun wandte ich
mich an die aüe Trinlise, Soph. R. IV,
151. HansheftdeTrtnlükelef. VolksL,
21, 13, 1.
Trinort, w. Vom., Zusammenziehung
der Vornamen Katharina und Dorothea.
Dönh.
trippen, «0., das vhchd. drippen (s. d.).
Trippenmacher, m., Verfertiger von
Trippen^ Pantoffeln mit Holzsohle und
ohne Hackenleder, in der Provinz
Klotzkorken genannt Mnd. Wb. IV,
613 a. Sie bildeten zur Ordenszeit mit
den Korkenmachem eine Zunft. Die letz-
teren scheinen (Hirsch, 317) ihre
Pantoffeln aus Korkholz, gewöhnlichem
Holz und Leder gefertigt zu haben,
dürften jedoch vorzugsweise Verfertiger
von Lederkorken gewesen sein. Vgl.
Korke.
Trippstrill, m., 8. Dripsdrill.
Tripptrapptrull, Medik., Unguent. Hy-
drargyri rubrum.
Tripviole, /., Pflzn., Lupine, Lupinus
L. Friedland Ostpr.
tllseln, sw.y quälen. Treichel.
Tritt, m. Er ist hn Tritt^ ist be-
trunken.
Trttze, /., Rolle, Winde, zum Heben
von Lasten. Auch die Hewelten am
Webstuhl hängen in Trüzen und wer-
den mittelst dieser gehoben. Altn.
tryss. Hennig, 280. Sallmann,
51b.
trttzen, sw, 1. an einer TrUze auf-
ziehen, aufwinden. 2. Bildlich: im
Preise in die Höhe treiben, steigern.
EiTien in der Miete tritzen. 3. ein-
sammeln^ koUektieren: Dann tritzd
he (der Lehrer) stne Flade^ WorsdUy
Eier 6k daM. Lhrztg. 4, 355a. va^
tritzen, im Gegensatz von 3: Geld leicht-
fertig verthun. ErhatseinOeldvertritzL
trO, num. = frz. trois drei. Soio
en trS.
TrSchel, Trilchel, m., der hocli auf-
getriebene Unterleib kleiner Kinder;
wohl Dem. von Trog, Friedland Oslpr.
Trockenwäscherin, pltd. Dreg8wSache^
sehe, /., scherzhafte Bezeichnung für
eme Wäscherin. Sprw. I, 3839.
Troddel, /., Büschel herabhängender
Fäden von Wolle, Seide etc.,, oben
knopfartig zusammengebunden. Die
Troddeln an der Pfeife. Die Troddel
an der Mütze; daher auch TroddelmlHze,
Schlafinütze mit Fadenquaste. Hen-
nig, 280.
trSdeln, sw.^ s. treideln.
Trog, m.y Behältnis ffir Schweine-
futter.
trogschnautzlg, pltd. trogschnOtzigy «u^^,
zudringlich, frech in Rede und Wesen,
dreist wie die Schweine, welche mit
der Schnautze voraus, gierig sicli zum
Troge drängen. Samland.
Troine,m.jud.Vorn. Flatow. Schmitt,
115.
Trommel, /. Er os de Drommel cm-
gehängt^ sie ist geschwängert.
trSmpeln, sw.^ s. trimpeln.
Trompetertisch y m., eigentlich Tisch
fOr den Trompeter, und da den Mu-
sikern allein gedeckt wird, auch der
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Trömsn&s — trumpfen.
413
Tisch, den man neben einer grofzeren
Tafel aufgestellt hat. Er mufz am
Trompetertisch sitzen. Kinder gehören
an den Trompetertisch.
TrSmsnftS, /., träumerische Nase,
Träumer, Kopfhänger. Schemionek,
41.
Tronig, m. „Tronig hiefz vor 200 Jah-
ren der beste M^th.** Pisanski,
Nachtr. t
Trope, /., s. Aaltrope.
TrVpfe, /., Traufe. Die dem regen
enüauffen wollen kommen gar in die
tr&pff. Stein, PeregrinusXIV, 6. W.
Mtsbl. VI, 184.
Trosse, /., dicker Strick, mittels des-
sen die Holztraften und Galler am
Ufer befestigt werden. Dzg. W. S e i d e 1 ,
35. Die Trossen der Witinnen (s. d.)
sipd ans Weidenzweigen gewundene
Taue. Vgl. abtrossen.
trossen, .herumtrossen, sw. 1. sich
auf den Strafzen herumtreiben. In
Bayern trosaiiren^ hemmtrossiren^ herum-
ziehen, herumgehen^ der Liederlichkeit
nachgehen. Seh melier I, 500. In
der Pfalz: schlecht reiten. 2. ziehen.
Bock, 70. Hennig, 280.
Trost, m.y Yerstand. Er ist nicht recht
bei Trosty es fehlt ihm am Verstände,
er ist nicht recht gescheut. Hennig,
280.
trVstefly sw,y abtrOsten, einen Bitten-
den zurückweisen, mit (leeren) Worten
abfinden. Er Idfzt sich nicht so leicht
abtrosteny er ist dreist, if^ederholt sein
Anliegen mit Energie.
TrVster, m. 1. altes Buch, Schmöker.-
2. scherzweise jedes Prügelinstrument.
Der Troster kommt! ruft man unge-
zogenen Kindern drohend zu.
trO, adf.^ treu. Wie heft den OUen
se geplackt (gepflegt). Wie hariUch on
wie tru. Dorr, 30. Nu lacht se tru
on grell. Ibid., 15.
Trllbetilmpel, m.y trüber Tümpel;
bildlich: unklarer Eopf, konfuser Mensch.
Jcy Puf^ du Trübetümpel ., .ich dachte
in der Verwvrrung\, ich hätte schon alles
mit ihm cAgemacht. Soph. R. VI, 137.
TrUchel, m.y s. Trttchel.
Trud, Tnide, w. Vom., Gertrude*
trudeln, au?., regellos und ohne jeg-
liche Ordnung gehen, rollen. Der eine
trudelt hier hin^ der andere dort hin.
Da trudeln sie^ sagte der Bauer, als
er ein Gefafz mit Kohlrüben umwarf,
und die einzelnen Häupter fortrollten.
Trüffel, /., s. Tuohel.
TrUffeleiche, /., Traubeneiche, Quer-
cus sessHiflora Sm. Bock, Nat. III,
67.
Trull, Truller, (?), Benennung für
5 Gebinde Klunkergam. Mühling.
Trumme, /., s. Drumme.
Trumpf, m.y korrump. aus Triumph.
1. die siegende Farbe im Kartenspiel.
2. die tuschartige Chormusik, welche
in kathol. Kirchen ertönt, wenn der
Priester die Monstranz erhebt. Erm-
land Nach Firmenich I, 113: der
Marsch, welcher am Schlufz des Gottes-
dienstes während des Verlasseng der
Kirche geblasen wird. On an aKerch
könne se nech e mol Trumpf machcy
wenn da Mechel nich Trompet blast.
Ermld. Freisch., 7.
trumpfen, sw.^ Trümpfe ausspielen,
damit stechen; in Worten aufbegehren,
laut auf seinem Rechte bestehen, einen
beleidigen und kränken. Heut habe
ich einen Kranken erquickt^ den Laste-
rangen geti^impft. Soph. R. I, 366.
Doch fem sei es, dafz ich hier trum-
pfen wollte. Ibid. VI^ 395. abtrumpfen,
durch derbe Antwort zum Schweigen
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414
trnndeln — Tode.
bringen, aasschelten, durch energisches
Auftreten abfertigen. Sperber, 5.
antrumpferiy Trumpf anziehen, auftrum-
pfen, mit kräftigen Worten für eine
Sache eintreten, wobei oft, wie beim
Ausspielen der Trümpfe, auf den Tisch
geschlagen wird. Sperber, 6. aus-
tnimpfen, Trumpf ausspielen, aber auch
Trümpfe abholen.
toindeln, sw., sichy sich drehen, um-
herdrehen, wälzen, besonders von kor-
pulenten Personen; auch beim Tanze.
Treichel.
Trunkelbeere, /., s. Drunkelbeere.
TrunkelpfeHe, /., Pflzn., s. Drunkel-
pfeHe.
Trunichel, m., Bauch. Samland.
Trilnz, ^•, Abtritt Ermland. Müh-
ing.
Trupp, m.j je zwei miteinander ver-
bundene Netzhälften des Ziegennetzes.
Gewöhnlich werden drei Trupps aus-
geworfen, die man als losgelassenen,
Ifitte^ und Kahntrupp bezeichnet, der
letztere deshalb so genannt, weil an
seinem Ende der Kahn liegen bleibt,
der den Gang der Netze beobachtet.
Eurisches Haff. Be necke, 372.
truppen, sw.^ s. abtruppen.
TnmhyTniiche, Truichel, pltd.Trufehke,
n., Kaninchen. Alle Namen auch als
Lockruf. Lit. truazkas^ trüszke; lett.
^n^cAm/c^ Eichhörnchen. Die gemein-
same Wurzel liegt wohl in rnss. truszu^
trüsif feige, bange sein, poln. tntSj
trusia^ truika feiger forchtsamer Mensch,
auch: unschuldiges Geschöpfchen, liebe
Unschuld. Nsslm., Forsch. 3; Th.,
191. Vgl. Mocke.
Tschappel, ^., /., Fischteiher, poln.
czapla. Er. Neustadt.
Tschezke, m , Hänfling, FringiUa can-
nabtna, Poln. rass. czeczotka. Pi-
sanski, in den Nachtr. 8<^tf^bt
Tschetzke. Bock, Nat. lY, 429: TM«-
tzschke; in Litauen mundgerechter
Schetschke und Scheschke. Hennig,
280. Nsslm., Forsch. 2; Th., 191.
Möhling, Tiem., 178.
Tschlmscherim^ m., mühseliger^ elend«*
Mensch. Mühling.
Tschipp, Tschippt, s. Tipp.
Tschlrk, m., f schirke, /., s. Schirke.
TschQ, TschQschQ, s. SchQ. *
Tschuprtne, /., s. Schuprfne.
Tubbas, 9n., grolzer Kahn = Dtänu
(s. d.). Elbing.
tubbem, sw.^ s. tobbem.
Tuch, n., s. Sfrelchtuch.
Tuch auf Stutzen, pitd. Dock op StBtIen,
in früherer Zeit Halstuch der Frauen,
das sie beim Tragen so geschickt in
Falten legten, dafz das gefaltete Tuch
weit vom Halse abstand und das 6^
nickstück (s. N.) sehen liefz, wahrend
zwei Ecken des Tuches auf die Bmä
und eine auf den Rücken niederfielen,
woselbst sie befestigt wurden. Dzg.
Nhg. Viol^t, 176.
Tuchel, Tuffel, /., Kartoffel. TtuMe
scharreriy Kartoffeln graben» In Na-
tangen auch TrUffel. In Westpr. TH-
ken, (Flatow. Firmenich I, 118 ff.)
und Tuften (Treichel, Volksth. II).
Tuck, m, 1. schmerzhaftes Zacken.
2. ruckweiser Einzellaut. Er sofft nicht
Muck, nicht Tuet Treichel. Vgl
hamni.
tucken, tuckern, tucksen, sw.^ zacken.
Der Puh tuckt, — der schmerzende
Zahn, — die Wunde. Hennig, 281.
Schemionek, 41.
tUcksch, pltd. tScksch, ad^., tückisch,
voll Tücke, Tücke ausübend. Tückseher
Mundy auch als Schimpfwort.
Tode, Töte, /., vhchd. Taude, Dem.
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Tfider — tuntelo.
416
TQdche, TQdke, Dute. Nds. Tute, in
Haniburg Tüte. Brem. Wb. V, 134.
Bock, 70. Hennig, 280. Davon:
TOtchendreller, pltd. TQdkedreller, m.,
Dütchendreher. Spottbeneiinung für
einen Gewürzkramer. Auch TOtchen-,
TQdkeffster.
TUder, /., tildem, m., s. Tider.
Tuflel, /., TUffken, Tüftm, plur., s.
Tuchel.
Tugend, w., Vieh, Rindvieh. Der
Mann hat strammes . Ttigend, er hat
gutes Vieh. Wonnditt. Mähling.
Tulla, Kosename, den Hebammen
Säuglingen gegenüber gebrauchen.
Sperber, 40.
Tullack, m.y Landläufer, Herumtreiber;
von dem gleichbed. poln. tutacz, tuiak.
Flatow. Schmitt, 109; Westpr., 168.
Tülle, /., Name für ein feiles Frauen-
zimmer: Das ist seine Tülle. In zweiter
Bedeutung s. Tolle.
tldlen, tUllen, sw.y mit einem durch
einen glühenden Bolzen erhitzten, run-
den Eisen, dem sog. Tulleisen, TUlleisen,
die Bänder und Spitzen einer Haube
runden und steifen. Vgl. Tolle 3.
Tulpanenschuster, m., Glückspilz. Tie-
genhof.
Tulpok, m., s. V. a. ToUpatschy Fleskott.
Tum, Thüm, m., Dom. Der Guttr
stadter, der Frauefnimrger Thum. Der
Thum zum heiigen Geist . . . den 5. Maij
in der Kneiphoffschen Thüm Kirchen
ehrUch zur Erden bestattet worden.
Linem., Oo3b.
TQmherr, ThQmherr, m., Domherr. Bei
Jeroschin: tämherre. Pfeiffer, 236.
Tummelchen, n., Dem. von Tümmler,
kleiner Becher in Form einer Halb-
kugel, der sich schwankend selbst be-
wegt, taumelt.« Engl, timbler. Hennig,
337.
Tümmler, m, 1 . Kriegswerkzeug nach
Art der alten Ballisten, Schütz, Pr.
Chron., 76. Hennig, 281. 2. Seil-
tänzer. Im selben Winter vor Fastelr
obendt spute ein Tumler zu Dantzke auf
dem König Artus hofe im foUen Rar-
nisch bei Obents Zeüen; vor dem Rat-
stul sprang er den Mordsprung und bey
Lichte von einer Tafeln vnd hatte 2 De-
gen auf seiner Kehle. Ein Holander ,
der ihm^zusach, der besch/weimte. Kaspar
Weinreich. Passarge, 68.
Tundel, m. Tundel kriegen, im Kopfe
verwirrt werden. Treichel.
Tunk, Tunke, /., Sauce, in die man
tankt, eintaucht.
Tunkbrett, n., Teil des Wagens, hchd.
Ausdruck im Voc. 304: Tunkbret. Nach
Nsslm. Thes., 52, bewegliches Seiten-
brett im Bretterwagen. S. Timmbrett
Tunke, /., s. Tunk.
tunken, sw., tauchen, eintauchen; in
Berlin stippen.
TOnkeschltker, m., Zaunschleicher^
Zaunkönig. Natangen.
TQnpe8t,^/t«r.,Zaunpfosten,Zaunpfähle.
Schemionek, 41.
Tunte, /., s. Tuntel.
Tuntel, /. 1. Nase, namentlich wenn
sie grofz ist Er hat eine gute Tuntel.
Er hat sich die Tuntel begossen, hat
sich betrunken. 2. altes, plapperhaftes
Frauenzimmer; auch Tunte, bei Müh-
ling Duntel.
Tunteldose, /., Zunderbüchse. Ja,
ja! sehr och ok on grep na mtner Tunj-
teldos. Awer da war wat to tunjteln!
Plp on Toback on Dös, alles xjoor weg.
Spook, 474. Engl tinderbox, holl.
tondeldoosje. Nds. tunder, Zunder.
Brem. Wb.V, 130. Bock, 70. Hennig,
281.
tunteln, sw. 1. verwickeln, in ein-
ander schlingen. 2. sich aufhalten,
zögern. 3. Tabak schnupfen . 4. trinken,
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416
Tuntelstock — Twöduster.
sich betrinken, die Tuntel^ (Nase) be-
gie£zen: «k?Abetunteln. verhintelriy auchbe-
tunteln, sich heimlich verloben. Sie hat
sich vertunteüy sie hat sich heimlich
verlobt. Hennig, 281.
Tuntelstock, m.^ Klöppel. MQhling.
Vgl. Brem. Wb. V, 133.
Turin, Turrtne, /., Terrine.
Turk, m.y Hundename. Turk^ ner»
dat Lamm! Volksr., 143, 602.
Türkei, m., turkeln, «t^., s. Torkel etc.
Türkischer Bund, Pflzn., Türkenbund,
Lüium martagon L, Hagen, 360.
Turkopelier, m., beim deutschen Orden
der Oberste über diejenigen Brüder und
Soldaten, die nicht Ritter waren. ,^Guir
bertusy lib. 3. HierosoL c. 8 nannte des
Kaisers Aleaü familiarea milites (Leib-
garde) Turcopolos.^ Hennig, 281.
Turm, m. 1. blauer^ ehenmls stadti-
sches Gefängnis im Kneiphof zu Kö-
nigsberg. Er geht wie der Bauer in
den blauen Turm. Sprw. I, 1106.
2, grüner^ Turm des grünen Thors im
Kneiphof zu Königsberg, im «Jahre
1864 zur Erweiterung der Passage ab-
gebrochen. Hei kickt em an^ toi de
Kau dat grene Dor. Sprw. I, 93.
Hennig, 275.
Turmeule, /., Schleier -Kauz, Strix
flammea. Bujack^ 369. Mühling,
Tiem., 178.
Turre, /., älteres, widerspenstiges
Frauenzimmer. Sie ist 'ne alte Turre.
Treichel.
Turrfne, /., s. Turfn.
Tusch, Dem. Tuschchen, pltd. Tuschke,
Tuichel, w, Yom., Dorothea; auch Ka-
tharina. Schulte Tuschy du trütstePbpp!
Volksr., 236, 832. Seh onse Tuichel
Ohrt on onsen Tafel an. Carm.
nt^tIV,324b. Bock, 70. Hennig, 281.
tuscheln, sw.y heimlich flüsternd mit
einem andern sprechen. Auch von
Friedrich Wilhelm I. gebraucht S.
Gartenlaube 1863, S 442. Von tuschen
zum Schweigen winken und rufen. Y{^
betuschen.
Tote, /., s. Tode.
tutschen, »w.y sich anschmiegen. Das
Kind tutsckt sich an die Mutter. Nad
Treichel aach lutschend, allmählich
trinken. Er hat sich einen (Rausch)
Tutschk, Pflzn., Schweinekrant, Calk
palustris L. Kr. Garthaus. Aach
Tetschk (Wahlendorf). Treichel,
Volksth.
tuttem, sw,y liebkosen, herzlich und
mit zärtlicher Ängstlichkeit behandelo.
Kinder tuttemy an ihnen herumiuttem^
ängstlich besorgt sie pflegen.
TutU, n., in der Kindersprache: d^s
Trinken. Tuttiy Tutti! ruft ein kl^es
Kind, das zu trinken begehrt. Immer
Tuttiy Tuttiy äwer pappe nuschty zun
Trinker^ der gewöhnlich wenig ifzt
Sprw. I, 3848. Vgl pappen.
Twalch, m.y s. Dwalch.
twalisch, adj.y s. v. a. d^ali»chy s.
dwalen.
Twarg, m., s. Dwarg.
twatsch, adj.y s. dwatsch.
Twfidtster, TwBdttster, n., Schimme^
stunde. Dzg. Nhg. VioUt, 104. Aus
dem Zwielicht ist ein ZwiedOster ge-
worden.
Twelfschlunk, m., s. ZwBHschlunk.
Twelfstrffzel, /., s. Strffzel.
twfir, adj. u. ado.y quer, s. dwAr.
Twerg, w., s. v. a. Dwarg (s. d.).
Twerre, /., s. Schrotwurm.
TwSdUster, n., s. Twfidtster.
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a — über
417
u.
II, Vokal. Das gedehnte u wird platt-
deatsch am häufigsten ein gedehntes o,
zuweilen ähnlich dem ä: Bok Buch,
Sckol Schule, Staw Stube, god gut,
Br6der Bruder, FSt Fufz, Scho Schuh,
Stol Stuhl, DSk Tuch, Rtkddm Reich-
tum, Bl6t Blut; auch mit einem leisen
Anstrich von vorgeschobenem u: fftwt
gut; selten ein geschärftes: Bossem
Busen; zuweilen geht es dann wieder
in au über (besonders in und um Dan-
zig) : Schau (auch im Samlande) Schuhe
Faut Fufz, und in Natangen mit vor-
geschobenem j: fjttut; oder in den
Umlaut ö: soke suchen. Endhch geht
es auch in ei über: deist thust, deit
thut. Sehr selten bleibt es ein u: du
du, nu nun. — Das geschärfte u bleibt
in: bunt^ Hund^ hungre hungern, hun-
nert hundert. Stund Stunde, gemndj
unde oder unge unten, rund^ gefunge
gefunden, gemnge^ geymmge^ geUunge^
überhaupt vor nd^ nt und vg mit we-
nigen Ausnahmen (pn und); geht aber
sonst meist in ein geschärftes o über:
jBo^^Butter, dommAxxmm^ Storm Sturm,
Po/z Kufz, Fafz Fuchs, Torrn Turm,
Wonckt Wurst, Uym zum, dorch durch,
CM (auch w) uns (in Natangen auch
mit vorgesetztem u: t<on«^ unser); zu-
weilen auch in ein gedehntes: MSder
Mutter, F6der Futter. In einigen we-
nigen Wörtern hört man statt desselben
ein e oder e (a): derch durch, dersckte
dursten, oder auch o, besonders in der
Vorsilbe wn: aimoende umwenden, om-
stölpen umstülpen. Die in der Volks-
sprache sehr seltene Endung ung hat
ein i: Nehring Nehrung, Wandering
(gewöhnlich Wandenchaff) Wanderung,
Fritebbier, WörUrbook iL
HandUng^9XiA\xm^. Echt ermländisch
ist Blitt Blut. Lehmann, Volksmd.,
22 f.
U, Umlaut von u^ wird plattdeutsch
häufig e oder o: Fet^ ^o^Füfze, Bcker^
Baker Bücher, aet^ sot süfz, bleje blü-
hen, lege lügen, röre rühren, ewer über,
Schetel (in Königsberg S^rA^tt^Z) Schüssel,
Strompe Strumpfe, und klingt auch dem
ä ähnlich oder gleich: Idäl Mühle,
Fallen Füllen, Berscht Börste, Glacke-
tärmke (Ermland) Glockentürmchen,
Nät Nüsse, däg tüchtig. Selten wird
es ein i; beim Num. fünf geht es in t
über: ftw^ ftf^ ,bei den Zusammen-
setzungen mit fünf entweder gleichfalls
in i: f t/hundert^ fifdusend^ oder in e
und o: foffUen^ fefftien fünfzehn, föfftig^
fefftig fünfzig, also nach der Analogie
des Hochdeutschen. Zuweilen vnrd es
o: motte müssen, und im Natangischen
sogar au: -Füm^Füfze, däutsvSz, Leh-
mann, Volksmd., 26. — Im Hoch-
deutschen wird ü meist % gesprochen:
Mein erst OefiJd etc.
Obelheit, /., Übelkeit, Neigung zum
Erbrechen. Bock, 71.
Übelnehmen, st^ leicht erzürnt, erregt
werden, etwas „krumm^ nehmen. Da-
von das Adj. Ubelnehmerig. He söhost
wea oawasch sea äwelnAnerig. Boldt,
12.
Über, pltd. äwer (ä lang), präp.^ adv.
1. aber und über, pltd. äwer on äwer^
auch über un duber^ äwer on däwer^
vollauf, mehr als zu viel. Das iatübe^
un düber genug^ dem Worte völlig ent-
sprechend. Er rennt ihn über und
über^ über den Haufen. 2. voraus.
Öck si dt äwer, ich bin dir voraus, bin
27
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418
uberärsch — Überläster.
über dich. Äwer den ock kann^ sl Sek
Mann. Sprw. I, 3849. 3. Abkürzung
von: vorüber, vorbei. Es ist all über,
es ist schon über: die Übelkeit, das
Unwohlsein, die Ohnmacht ist über-
standen. 4. elliptisch: der Kranke ist
übeTy er ist über die Krankheit hin-
über, ist aui'zer Gefahr.
Uberärech, pltd. äwerärsch, adv., ver-
kehrt, umgekehrt. Den Sarg äwerärsch
stellen^ das Fufisende dahin stellen, wo
das Kopfende stehen soll.
Uberbollärschen, sio., rasen, tollen,
sich übereinander werfen. Müh-
ling.
UberdUmpeln, pltd. äwerdVmple(n), sw.,
einen dahin bringen, dal'z er unserem
Willen folgt. In Pommern dwerdum-
fein. Dähn., 334 b.
Ubereins, adv.^ überein. Sie sind
Übereins gekommen.
Oberfähr, Überfahre, /., Fähre, Boot,
zum Übersetzen über einen Flulz; auch
die Stelle, wo diese Fähre liegt: an
der Überfähr.
Übergang, pltd. Xwergang, m.^ kleine,
nicht sonderlich Besorgnis erregende
Krankheit. Das vdrd wohl nur ein
Übergang sein^ Herr Doktor, Dat ös
man so 'n kleener Äwergang^ säd de
FoSy tote se em dat Fell ckore Ohre
streepte. Sprw. I, 3850.
Übergeben, adj.^ eingebildet, hoch-
mütig, anspruchsvoll. Ein Obei^gebener
Kerl — ein übergebenes Fratiemimmer^
Personen, die sich über Vermögen,
Wert und Können geben.
Übergeben, st.^ sich^ sich erbrechen.
Obergufz, m., aus Obergie/zen. Das
kommt mit dem übergu/z^ eine heftige
Rede voll Zorn und Galle. Hennig,
282.
Oberh&bschen, plur.^ die Bewohner
jenseits des Haffes, die über dem
Haffe wohnen. Von den Keuteln sollen
nicht allein die üeberhaabschen, sondern
auch die Vitien 20 Mark Zinsen. Fischer-
ordnuDg von 1640. Hennig, 282.
Vgl. Haff.
Uberhapsen, sw.<, voll und schleunig
mit einem Haps (s. d.), etwas abbeifzen,
abmachen. Das Stück Fleisch wen' so
gro/z^ da/z er's kaum uberhapsen konnte.
Ich machte gern noch einmal uberhapsen^
einen kurzen, tüchtigen Schlaf thnn.
Treichel.
Überhaupt, ocfo., in Danzig und an
vielen anderen Orten nicht da gebraucht,
wo man vom Speziellen aufs Allge-
meine übergeht, sondern gerade umge-
kehrt den Übergang zum Speziellen
bezeichnend, wird also dadurch synonym
mit vorzüglich und besonders: er ist seit
langer Zeit krank, überhaupt seit drei
Tagen. E. F erstem. Das Getreide
ist gut geraten^ überhaupt das Kern,
Überholen, sw.^ übersetzen über einen
Flufz. Man ruft dem Bootsmann zu:
Hol über! Hennig, 103. 282.
Oberkahn, m., s. SprotL
Uberlangs, adv.^ einige Zeit nachher,
später. Hennig, 337. Schemionek,
41.
Uberlangs, ocfo., nach der Länge. Edi
drängd rme äwerlangs dortau. Carm.
nupt. I, 282, 7. Oeck must mie dag to-
schleppe^ bet eck mie äwerlangs schof na
de groote Poort. Carm. mq>t VI, 242b.
Oberlast, /., unbillige Belastung, Be-
drückung, zuviel Last, Ungerechtigkeit,
Unrecht. In der Saalfelder Gegend
auch Oberlafz. öck woU keinem Äwer-
last dSnCy ich will keinem Überlast thun.
Bei Jeroschin: ubirlast Pfeiffer,
238.
Oberläster, m., seidenartiger Stoff von
seh warzer, glänzender Farbe. V i o H t ,
170.
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überlaufen — Udram.
419
Überlaufen, pltd. äwerlOpe(n), über-
kommeo, überfallen. Der Ärger ^ Zicym
überlief mich^ ich wurde heftig, aus-
fahrend.
Uberlei, ado,^ übrig, überflüssig. Es
ist von der Speise rwch viel Oberleib noch
viel übrig geblieben. Ei* hat noch Recht
Überlei y noch Recht übrig. Hennig,
337.
Übernehmen^ st^ überwältigen, über-
mannen. Ich wollte ein bischen von
der L^>er wegreden^ aber es Obeimahm
mich; mein Herz wollte nicht so wie
ich, Soph. R. VI, 417.
Uberreiben, st, s. reifzen 3.
Uberschlächtig , adj, , oberschlächtig ;
von Wassermühlen, bei denen das Was-
ser von oben treibend auf das Rad
ßült. Aus aber (ober) und schlagen zu-
sammengesetzt. Treibt das Wasser das
Rad von unten, so ist die Mühle un-
terschlächtig. In Pommern öwerslägtig.
D&hn., 335b.
Überschlagen, «t, überdenken, beden-
ken, überlegen. Ich werde mir die Sache
noch überschlagen.
Überschnappen, sw., den Verstand ver-
lieren, närrisch werden. Der wird noch
überschnappen. Er ist etwas überge-
schnappt Davon das Adjektiv Über-
geschnappt, verrückt, närrisch. Hen-
nig, 282.
Oberschte, Oberste, pltd. Xwerschte,
m.j der Erste. Er ist der Überschte in
der Klasse — de Äwerschf. Vgl. ba-
werste anter bawen, auch Spperscht
Uberschwaddem, sw,, s. schwaddern.
Uberschwauksen, sw.y s. schwauksen.
Übersichtig, pltd. äwersSchtig, adj., über
sich sehend, zur Bezeichnung eines
Augenfehlers: schlecht sehen oder
etwas gar nicht sehen^ aus Eurz-
sichtigkeit, Flüchtigkeit oder Unauf-
merksamkeit. Er ist übersichtig y pltd.
Hei ÖS äwersöchtig, er übersieht Nahe-
liegendes. . . . mafzen die Ldebe gemei-
niglich übersichtig, oder, wie sie gemahr-
let wird, blind ist Carm, nupt I, 183.
Uberspirkeln, sw., mit Spirkeln be-
legen. Bildlich: Mnen Schnaps uber-
spirkeln, ordinären Schnaps mit besserm
oder mit Rum v.ersetzen.
überstudierter, m,, einer, der zuviel
studiert hat und dabei etwas überge-
schnappt ist.
Oberwams, pltd. Xwerwams, n., Ober-
wams, blaue Tuchjacke mit blanken
Knöpfen. Dzg. Nhg. VioHt, 177.
Überwendlich, adv. überwendlich nahen,
mit engen, in einander geschlungenen
Stichen nähen, schürzen.
überwicht, /., das Übergewicht. Die
Wagschaal wolte schon auf jene Seite
schlagen . . . Die schone Kienderin
(Name der Braut) macht itzt die Ueber-
wicht Carm, nupt I, 158.
überwocken, m., der obere Teil des
Weckens; der Wockenstock. Vgl. Spinn-
stock.
Uberwuichen, Uberwutschen, sw., s. wu-
schen.
Überziehen, st Einen überziehen, ihn
über das Knie, über die Bank strecken
und ihm den Hintern klopfen. Einem
eins überziehen, ihm einen Hieb über
den Rücken geben.
Uckel, Ukel, /., im Oberlande, Erm-
lande und in der Elbinger Gegend =
Okel (s. d.). Saalfeld. Schemionek,
41. Sperber, 46.
Uckelei, Ucklei, m., Fischn., Ukelei,
s. Ickelei und Nesteling.
Udas, (?), s. Dalkis.
Udram, Uderam, w., Pflzn., Gunder-
mann, Glechoma hederacia L. Hagen,
610. Pritzel, 166. Bock, 71. Hen-
nig, 282. im Samlande auch Undram.
Nach Mühling auch Udramb; ebenso
27*
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420
Ukel — umschichtig.
in: Maller, Bilder aas Masaren. Volks-
schulfreund 1873, S. 190 b. S. Gunde-
ram.
Ukel, /., s. Uckel.
Ul (u lang), /. 1. Eule, striay ahd.
ütüäa, mhd. iuwel^ iule. Das ist 'ne Ul. Hei
ÖS wi de Ul mank de Krege^ wie die
Eule unter den Krähen. Wat dem ene
stn Ul OS, OS dem andre sirC Nachtgäl,
Sprw. I, 771; II, 676. 2. Larve der
Neunaugen. Die Qtierder (s. d.) des
Bach- und Flussneunauges werden in
unseren Provinzen als Uhle, Angeritze^
VingiUe bezeichnet. Benecke, 199.
Mnhling, Tiem., 178.
QlepiQstrig, ad)'., pausbackig, ange-
blasen, wie eine Eule(C7fe) aufgeplustert.
Dönh. Mühling hat ullenplustrig.
Ulespfigel, m., Eulenspiegel, im Erm-
lande Name für den Teufel.
Ulk, m., Iltis, Marder, s. Duck.
Ulke, JOIke (17= ö), w. Vorn., Julie.
Hartwich, 55.
ullenplustrig, adj., s QlepIQstrig.
ulmig, adi, alt, verwittert. Danzig.
W. Seidel, 35.
Ulrich, m. Vom., Huldaricus. Hart-
wich, 54.
Umbitter, m., in den Werdern der
Bote, welcher die in Form einer Kur-
rende abgefafzte Einladung zu einer
Hochzeit oder einem Begräbnisse herum-
trägt. Die Einladung zur Hochzeit be-
wahrt er in einem Futteral von bunter
Farbe, die zu Begräbnissen in einem
schwarzen Futteral. Passarge, 216.
Umgelder, plur,^ in der alten Danziger
Verfassung Bezeichnung für die direk-
ten Abgaben. W.Seidel, 35. Klein
II, 205: Umgeld oder Ungeld heil'zen
alle Abgaben, welche die zu Schiffe
ankommenden oder abgehenden Waaren
zu entrichten haben. Der Abnehmer
fuhrt sie in seiner Rechnung unter der
Rubrik: Umgelder, Danzig.
umgewandt, pltd. omgewendt, a/^.,
Korrump. von unguentum in den Na-
men der Medikamente: UngenL pbm-
bicum^ Napoleon etc.
umherfliteen, sw., s. flitzen.
umhSren, sw., sich^ sich erkundigCD,
umfragen, umher hören, wie es um eine
Sache steht. Danau mot ock ml noch
erseht omhore.
umkampeln, -kantem, sw.y s. kantem.
umkeKeln etc., au?., s. keifein.
umMaftem, sw.^ mit ausgestreckten
Armen {Klafter) umfassen, umannen.
umkrämpeln, sw.^ s. krämpeln.
umkrUcken, sw.^ mit einer Krücke,
Ofenkrücke, umrühren.
umlangs, pltd. omiangs, o^fo., so weit
als man langen oder reichen kann, als
man mit einem Gange umgehen kann;
rings umher. Es ist umlangs kein Bier
zu haben^ es ist ringsum, in der gan-
zen Nachbarschaft, kein Bier zu haben.
Hennig, 282. Darbi §s he met siene
Fusten so fluck bi der Hand, wie om-
lang urschend wer. Dorr, 1. Wiew.,
24.
Umläufer,m.,Mond. Sie müssen henmb
laufen lassen .... den Jovem mit sei-
nen vier Umbläufem etc. Linem.,
Mlb.
Umläuflein, n., in alten Verschreiban-
gen ein kleiner See oder Teich, den
man in kurzer Zeit umgehen (umlaufen)
kann. Hennig, 282.
umpummeln, «ti;., umwickeln, einhüllen,
s. pummeln.
umschichtig, pltd. omschichtig, ac^.,
Schicht um Schicht, eins um das an-
dere, wechselweise. Umschichtig eine
grö/zere Arbeit ausfuhren lassen. Aß
fro7* so gruMgy dat mi de Tdhnen dm
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amdchlagen — un beschrieen.
421
Mul klapperden on ek amschichtig op
dem eenen on dem andern Been huppsen
deed. Dorr, Driewjagd.
umschlagen, st 1 verderben; von Ge-
tränken: Bier, W^in etc., wenn sie
säuerlich werden. 2. im Preise fallen,
zar&ckgehen. Der Kaffee üt umge-
schlagen — das Getreide.
umschmeifzen, umwerfen, st, umfallen;
auch bildlich. Der Wagen wirft um.
In der Rede, im Gesänge umwerfen,
stecken bleiben. Wie ich denn im Fran-
zosischen manchmal umschmei/ze, sogings
auch hier. Soph. R. I, 385. Im Ge-
schäft umschmei/zen, Bankerott machen.
Gewann Thaler auf Thaler und —
schmi/z um. Soph. R. VI, 556.
Umstand, m., anderer, zur Bezeich-
nung der Schwangerschaft. Sie ist in
andern Umstanden.
umstechen, st, durch Stechen um-
wenden, das au%espeicherte Getreide
mit Schaufeln umwerfen.
umstülpen, »w., s. stUlpen.
umtreiben, gewöhnlich rumtreiben, pltd.
r5mdilwe(n),romdrtwe(n),8^., sich, zweck-
los herumschlendern; in bösem Sinne:
vagabondieren. Gewöhnlicher: sich
herum^eiben. Denken sie mir doch dran,
dafz ich ihn frage, wo er sich gestern
umgetrieben hat Soph. R. Hennig,
283.
Umtreiber, Umtrift, Rumtrift, pltd. Rom-
drBft, m., Herumtreiber; Yagabond.
Du heegsche (höhischer, von Höhe)
Romdr§ft, du! Dorr, 1. Wiew., 10.
Hennig, 283.
umtrent, adv., beinahe, ungefähr. Es
ist umtrent sechs an der Uhr. Holl.
omtrent, ontrent Hennig, 283. Vgl.
trent
Umtrift, m., s. Umtreiber.
umwerfen, st, s. umschmeifzen.
umzech, pltd. omzech, adj. u. adv,,
der Reihe nach, abwechselnd einer nach
dem andern. Umzech hüten. Wir wach-
ten (wachen bei dem Kranken, warten
seiner) umzech. Elwen kniept em om-
zech! Dorr, 1. Wiew., 122. 123. Auch
sollen die verordenten tentz{-) oder platz»
meyster die frawen vnd iungfrawen vmbt-
zecht vfzuziehen schuldig sein. Kleid.-
Ordg., 377. Gortzitza hat umzeigs.
Hennig, 283, schreibt umzechig. Sper-
ber, 32, erklärt umzech als Zusammen-
setzung von um und zechen, im Kreise
herum trinken.
Unart, pltd. Onart {,a^ä), m., Mensch
ohne Art, ohne Anstand. Sie sind ein klei-
ner Unart, sagt das zudringlich zärt-
lich behandelte Mädchen, dem derartige
Aufmerksamkeiten aber nicht unange-
nehm waren. Sei kein Unart! zum
Kinde. Vgl. Unband, Undocht Hennig,
283.
Unftsel, m., s. OnnOsel.
undsiich, adj., s. onnOselig.
Unband, m., s. Onband.
unbändig, pltd. unbändig, adj. u. adv.
1. ausgelassen, lustig, zügellos, unge-
zogen, aus Rand und Band. Es ist
ein unbändiger Junge. 2. sehr, sehr
viel. Er hat unbändig zu ihun. In
diesemSinneauch: ausbUndig. Mielcke
n, 56 b.
unbebott, adj., ungeladen, uneingela-
den, unberufen. Mühling. Vgl. ver-
botten.
unbegamsch, adj., ungeschickt, unbe-
holfen, tölpelhaft, unangemessen. Müh-
ling, der es von gehen, begehen her-
leiten möchte.
unbeholfen, adj., unbehilflich^ unfähig
sich selbst zu helfen. Ein korpulenter
Mensch ist unbeholfen. Hennig, 283.
unbeschrieen, adj. l.untadelhaft, recht-
schaffen, lobenswert. Mühling. 2.
nicht zu verrufen. S. unverrufen.
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422
und&r — unlieb.
undfig, adj, u. adv,^ Gegenteil von
deg (s. d.), untüchtig; krank, unpäCz-
lich. In der Saatfelder Gegend auch
substantivisch in allen Geschlechtern
ündSff, das Ungesunde. Hennig, 284,
hat undägsch.
Undererdschke, -firske, -hätschke,
-hVtschke, n.y s. Untererdschke.
Underpigge, /., Unterjacke; vgl. Pigge.
Underechaschke, m., s. Schasch.
undersSken, sw., s. untersuchen.
Undocht, m, s. OndochL
Undram, m., s. Udram.
unenglich, adf/., verdriefzUch, unauf-
geräumt, mürrisch. Bock, 72. Hen-
nig, 284.
Unfall, pltd. Onfall, m. Se ös td On-
fall gekame^ sie ist schwanger. Sprw.
I, 69.
unflätig, pltd. onflätig, adj., von un-
gewöhnlicher Länge, Gröfze, Stärke.
Ein unflätiger Kerl^ ein hochgewachse-
ner Mann. Ebenso in der Niederlaus.
Anton, 5, 9.
unfrödsch, unfrOtsch, adj,^ dumm, un-
verständig, unklug. Ermland. Müh-
ling. Vgl. frAden.
ungatUlch, adj.^ was nicht zusammen-
pafzt, nicht von einer Gattung ist. Un-
gatäiche Randschuhe — Strümpfe —
Schuhe. Hennig, 284.
ungebacken, adj , roh, unmanierlich,
ungeschliffen, gemein; vom Menschen.
Ebenso ungehobelt, ungesalzen. Stein,
Peregrinus XII, 82: ungeschliffener^ un-
gebackener^ungesaltzenerKerl. W.Mtsbl.
V, 191.
unger, a<fo., unter, drunter, ünger
on ewer^ drunter und drüber. Dzg. Nhg.
Viol^t, 105.
ungesalzen, adf/., s. ungebacken.
Ungeschickt, m.y aus ungeschickt per-
sonifiziert. Ungeschickt lä/zt grüfzen,
wenn jemand etwas fallen läfzt oder
ungeschickt ausführt.
ungeschmack, adj., schlecht schmek-
kend. Mein Vater ungeschmack, die
Mutter, so mich zeugt j Schmeckt allen
trefflich wohl. Carm. nwpt I, 225.
ungewaschen, adj. 1. nicht gewaschen.
2. Ungewaschenes Zeug sprechen, zur Be-
zeichnung eines unklaren, unlogischen
Geschwätzes.
ungewiegt, adv., ohne Wiege, ohne
gewiegt zu werden. Ich werde heute
ungewiegt schlafen, ich werde vor Mü-
digkeit leicht einschlafen und so bald
nicht aufwachen.
Unglück, pltd. Onglttck, n. 1. das
Höchste, die Epilepsie. 2. ein krank-
licher, elender Mensch. Dat ös en wah-
ret Hüpke Onglock, ein wahres Häuf-
chen Unglück.
ungut, pltd. ongOt, adj. u. adv., böse,
schlecht, übel. Nichts für ungut! als
Entschuldigung in dem Sinne: um Ver-
zeihung!
unkäsch,a4;., krank, unpäizlich. Bock,
72.
Unke, /., Spinne. Mühling, Tiem.,
178.
unklar, pltd. onklar (a = ä\ adf.^ un-
aufgeklärt, zweideutig. Die Sache tat
unklar, in sich nicht richtig, nicht ehr-
lich gemeint. Hennig, 284.
Unland, pltd. Onland, n., unberührt
gebliebenes, unfruchtbares, schwer kul-
tivierbares Land. Mag sie (die saoi-
ländische Ebene) nun Heide genannt
werden oder Palwe, immer ist es das-
selbe triste, undankbare Land, dessen
Humussäure nicht zu vertilgen, das der
Landmann mit dem einen köstlichen
Namen j^Unland^ bezeichnet. Passarge^
Balt, 29.
unlieb, pltd. onlSf, adv., übel. Nehmt
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Unlust — Untererddchken.
423
et nichfor onUefj nehmt, deatet es nicht
Übel. Dorr, l. Wiew., 12 f.
Unllrät, pltd. Onlost, /. 1. Eiter in
Geschwüren uod Wunden. Die Un-
lust mufz heraus. Aach Unzeug, pltd.
OntTg. 2. Unwohlsein, Krankheit aber-
haapt. Die Hochzeit in dem Herbst ist
zelten reckt vergnOgt, Weü dessen Witte-
rung viel Unlust mit sich führet Carm.
nupt I, 243. Die (Braat) so Leid cds
Unlust stillt Ibid. II, 4 c.
Unlust, 9n., Kehricht, Schmatz. Den
Unlust aus dem Hause schaffen. Bock,
72. Hennig, 284.
unmaky unmaklich, adj., unwohl, un-
behaglich, das Gegenteil von mak und
makUch
unmanierlich, adj. u. ad».^ ohne Ma-
nieren. Sich unmanierlich aufführen^
Blähungen enüassen.
unnot, oc?;., unnötig, ungern.
UnOsel, Unftsel, Unnosel, Unnii8(8)el, m,^
s. OnnAsel.
unnuselig etc., adj.^ s. onnOselig.
unpaar, adj. u. ocfe., in ungerader
Zahl, ungleich. S. paar.
unpaarig, adj.^ nicht zu einem Paar
gehörig: unpaarige Strümpfe. Ebenso
in Estland. Sallmann, 131a.
Unrat, m. 1. allerlei schlechtes Haus-
gerät. 2. Überflufz in Speisen und
Getränken. Auf der Hochzeit herrschte
(war) ein reiner Unrat 3. zur Be-
zeichnung der Unrichtigkeit einer Sache,
oder der Ahnung einer Ungehörigkeit,
eines bevorstehenden Übels. Sie sa/z
auf einer Bank vor der Thür und schien
Unrath zu merken^ sobald sie mich kom-
men sah. Soph. R. IV, 150. Dafz nicht
ein Kluger unrathmerken soUte. Ibid.
V, 486. Hennig, 285.
unraumsch, ac^.j unan^eräumt. Ma-
rold.
unrecht, oc^'., falsch, unrichtig. Etwas
in die unrechte Kehle bekommen^ in die
Luftröhre. Es ist ihr unrecht gegangen^
sie ist vor der Ehe schwanger gewor-
den. Stein, Peregrinus XIII, 48. W.
Mtsbl. VI, 157. In dieser Bedeutung
auch unrichtig. Hennig, 285.
unrUchtbar, adj.y untadelhaft, von gu-
tem Ruf. Landesordg. von 1640. Müh-
ling.
Unruh, /. 1. Balancier der Uhr; auch
zur Bezeichnung eines unstäten Men-
schen, wilden Kindes. Er ist die Un-
ruh am Seger. 2. Pflzn., s. Mestel.
unses = unser. Ach du, kick (sieb),
das is ja unses Hennch^ (Hühnchen)!
Saalfeld
unstUrig, adj., unruhig. Er schläft
unstürig, er wirft sich im Schlaf von
einer Seite zur andern. Bock, 73.
Hennig, 285.
unterbodmen, sw., besohlen, einen
neuen Boden unter die Stiefel legen.
Sperber, 46.
Unterdach, n., Obdach. Marold.
Untererdschken, Unterfirsken, pltd. Un-
ierenke(n)y plur. 1. die Unterirdischen,
Erdmännchen, Heinzelmännchen, Ko-
bolde, die unter der Erde, oder unter
dem Herde ihren Sitz haben. Bei den
alten Preufzen als Hausgötter gedacht
und gepflegt und Markopfiten, Marco-
peczei (Bock, 71, hat Marcopelen, der
preuCz. Sammler II, 1243: MaropSten
oder MaropQten), auch Koitki und Bar-
stucken genannt. Heute auch: Unter-
firdschen, Unterherdschken, UnderStschken,
Underhatschken, Underhtttschken. Btdem
fröere Kreger Hans ön Aleawange . . .
hadde sock de Underhordschkes ange-
wennty ere Teppkes op e Herd to stelle.
Samland. Firmenich I, 104a. Die
Untererdschken vertauschen gern ihre
Wechselbälge gegen neugeborene Kin-
der der Menschen, können dies aber
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424
QDterfadsen — Unzucht.
nur, so lange die Kinder ungetauft sind.
Vgl. Pisanski, Überbl, §5. 2. BUd-
lieh: ein kleiner Mensch. Er ist ein
ünderftschke,
unterfassen, pltd. underfate(n), sw.j
unter den Arm greifen, sich jemand in
den Arm hängen. Er fajzte sie unter^
er ergriff ihren Arm. Sie fa/zten sich
unter, sie gingen Arm in Arm. Scherz-
weise auch unterhaken.
unterhollig, ad)'., hohl Muhling.
Unterkaufy tw., Vorwegkauf, Ankauf
von Waren, auf welche bereits ein an-
derer Kaufmann Vorschilsse gemacht
hat. Zur Ordenszeit. Danzig. Hirsch,
167.
unterkStig, pltd. underkStig, adj., eiternd,
schwärend von innen heraus^ von einem
Geschwür unter der Haut. Die Wunde
ist unterkotig. Doch sind auch Torf-
wiesen und Moore unterkotig, wenn ihre
Kruste über Sumpf (Kot) steht. Nach
Schemionek, 41, morsch bei Eis-
und Landweg. Bildlich von einer Sache,
die bedenklich, nicht anständige ge-
heuer, die faul und schmutzig bestellt
ist. Hennig, 285.
unterkraufen, st, s. krauten.
unterkriegen, adv,, unterbekommen,
niederbekommen. Ek war den Tolpatsch
uingerkrien. Dorr, 1. Wiew., 49.
unterkrttig, adj., fraglich, gefahrlich.
Treichel.
unterliegen, pltd. underligge(n), st,
sterben, dem Tode erliegen. Er ist un-
terlegen, gestorben. Natangen.
Untermittag, m., Zeit während der
Mittagsarbeitspause. Treichel.
untemäsig, unternasig, adj,, die Nase
herabhängen lassend ^ krank, mutlos.
Einen untemäsig machen, ihn in Furcht
jagen, mutlos machen. Im Ermlande
unganäsig, Hennig, 285.
Unteroffizier, m., Frau, Gattin; als
Scherzbezeichnung. Mein Unteroffizier
ist mit,
unterschlächfa'g, adj,, s. Ubersctilächfig.
untersetzt, adj., klein von Wuchs. Ein
untersetzter Mann,
Unterspann, n , der vierte Teil eines
Tagewerks. Man unterscheidet: erstes
und zweites Unterspann, am Vormittage,
drittes und viertes Unterspann am Nach-
mittage und Abend. Hennig, 285.
untersuchen, pltd. under-, ungerseke(n},
sw., besuchen. Undersek mt doch e moL
Samland. Herr Marizio . . . wad uol
nuscht dawedder hebben, wenn wi enop
en Glas Win unjgerseken. Elbinger
Höhe. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. IX, i41.
Firmenich Hl, 493a.
Unterwart, m., s. Wart
Untier, pltd. Ondfir, Ondfirt, n , WoH
Ermland. ^Man soll den Wolf nicht
beim Namen nennen, sonst kommt er",
sagt das Sprichwort, daher nennt man
ihn Untier, Vgl. Mühling, Tiem.,
178. BJk war ju en Ondeert toiesen.
Dorr, 1. Wiew., 64.
unllbel, pltd. onäwel, ady\, übel, weh.
Mir ist so unübel, ich verspüre Neigung
zum Erbrechen.
unverrufen, pltd. onverrOpe(n), st^ als
dem Zauber wehrendes Wort. Lobt
nian ein Kind, so hat man zu sagen:
es ist unverru/en gesund, stark, grofz etc.
Unterbleibt dies, so murmelt oder denkt
die besorgte Mutter: Unoerrufen, Enob-
lauch, gestern war es besser! Oder: Un-
verrufen, Knoblauch, Zunebeln und Mohr-
rüben. Gedanism. über das Verrufen
s. Hexspr., 3 ff. Vgl. unbeschrieen.
unverzogen Reclit, n., s. Recht.
Unwetter, pltd. Onwedder. 1. sehr
schlechtes Wetter. 2. Gewitter. Da-
von Unwettern, pltd. onweddem.
Unzeug, n., s. Unlust
Unzucht, m., das verhochd. Undockt
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Ur — Utschek.
425
Du bist ein ümuckt. Aach: Ungezo-
genheit. Se beschweade seck moa solk
üontuacht Natangen. Firmenich I,
110a. Vgl. Ondocht
Ur, m.y s. Eisensand.
Uren, m. jud. Vorn., s. Aarndt
urgend, adv., s. urschend.
Urinar, m.^ Brandstifter, Mordbrenner.
In dem Zeugenverhör über die 1331
von dem Ordensheere in Polen ver-
übten Gewaltthätigkeiten (Script rer.
Pni88. II, 728) heil'zt es : Quidam cru--
cifer presbyter propria manu incendebat
domus et ponebat ignem in eis in Pisdr
(Stadt Peisem), dictus Jacobus^ et ex»
iunc vocatus est per omnes Vrinar^
quod dicitur latine incendiarius. Nssim.,
Th., 22 J, weist auf das lat. urere^ ver-
brennen, hin, woran ürinar stark an-
klingt, floffheinz, Forsch. 3. (Altpr.
M. Vm, 691) giebt dem Worte eine
ganz andere Deutung; er sagt: y,urinar
wahrscheinlich aus dem hebr. ^ur =
igniSy incendium. £s scheint dieses
Wort im mittelalterlichen Latein eine
Rolle gespielt zu haben. In der von
Tempelherren gegründeten Hauptkirche
zu Hannover findet man unter der Or-
gel eine Tafel mit folgender Inschrift:
Turris principium tria CCC nuTne-
rant L et aevum
Chratia romana fuit et pestis triduanna
Funera flens polis haec tria mülia
'tnensibus in sex
Tunc Stimulus Stoicos fuit VR tar-
quem et Hebraeos.
Das VR ist hier Feuer, Scheiterhaufen
(Verfolgung der Templer und Juden,
welche verbrannt wurden), und es ist
etwas Mystisches im Gebrauch dieses
grofz geschriebenen Bibelwortes. Bei
Vrinar ist auch der grolze Anfangs-
buchstabe auffallend. Wahrscheinlich
fallt beides in eine Zeit. Es ist nicht
zu vergessen, dafz auch der Plural
^urtm gebraucht wird.**
urschend, adv. 1. exprefz, eigens,
besonders, einzig um deswillen. Weil
mein Mann Fleisch essen wolK^ mujz(
ich urschend zur Stadt laufen. Eck st
urschend dato hergekamen. Auf der Dzg.
Nhg. urgend. YioUt, 105. Sonst auch
urschends. 2. sofort, unverzüglich, so-
gleich. Du geist urschend in de Stadt!
Ehr werdt es U9*schent heere^ ihr werdet
es sofort, sogleich hören. Schaltj. 1,
440. Oberland. Werder. Elbing. 3.
irgend, urschend ener^ irgend einer.
Denn w§Wk er frien^ wenn dat urschend
vemon/tig §s. Dorr, 1. Wiew., 13. Ek
kri darbi so leicht Strietj as urschend
eener. Ibid., 16. Vgl. umlangs,
-uschke, -USChe, Endung, welche eine
Verkleinerung ausdrückt: Mutteruschke^
Mutterusch£y Kleinuschke, kleinusches
Kind. Diese Deminutiv -Silben sind
wohl aus dem poln. ös und ösia ent-
standen; vgl. jedoch auch nutsch.
U(zbadd08| plur,, kleinere Pfahle im
Lachswehr. Lit Benecke, 381.
Ufzgirren, Ortsn., Dorf im Kirchspiel
Friedrichs walde, Kreis PiUkallen, im
Volksmunde Ganderkemen Storchdorf:
Lit gandras der Storch.
Uterspann, n., Gespann^ welches die
arbeitenden Pferde ausspannt, ablöst.
Uterspann bringen^ neue Pferde bringen.
Beim Pfluge arbeitet das Viergespann
immer nur vier Stunden. Die Redens-
art wird aber auch figörlich gebraucht
Niederung. Passarge, 221.
Utkick {U=^ü), m., Altan; der Aus-
kuck, Platz, von dem man auskuckt,
Aussicht hat. Dzg. Nehrg. Vi o 16 t,
105.
Uticheky m., ein Reifzaus. Von dem.
poln. uciekac entfliehen, davon laufen.
Flatow. Schmitt, 109; Westpr., 168.
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426
üzen
ver-.
Qzen, sw.y necken, verhöhnen, vexie- II, 983, aas dem gaunerischen und or-
ren, zum besten haben, foppen. Ebenso sprQnglich j&d. uze^ aus hebr. üz enge
in Bayern, Hessen etc. Schmellerl, sein, einen drängen.
134. Vilmar, 428. Nach Weigand
V, hchd. mit / gleichklingender Laut,
wird pltd. in- und auslautend sanft
gleich w gesprochen, anlautend stets
wie /: Pohoer Pulver, brawer braver,
Väder Vater. Lehmann, Volksmnd.,
30.
Vadder, Vader, m. 1. Gevatter. To
Vadder stän^ zu Gevatter stehen. Ge-
genstande, die man in Versatz gegeben,
stehen auch Vadder. Hennig, 286.
Angs. cumpaeder = compateTy nmd. vad-
dere^ schwed. fadder^ nds. vadder, Brem.
Wb.I,330. Scbamb., 255a. 2. freund-
schaftliche Benennung jeder männlichen
Person. G6den Dag, Vadder ^ wt geit
etf Eiy Vader Josty dat os endSnt
Seelenw., 85.
Vadderbrief, m., Gevatterbrief, Ein-
ladungsbillet zum Patenstande.
Vadderkosen, n., Geplauder über gleich-
gültige Dinge, „wie gemeine Weiber
bei Eindtaufen in der Wochenstube zu
thun pflegen.^ Hennig, 286.
Vadderschaft, /., Gevatterschaft. Dat
Kind OS döt^ de Vadderschaß lieft e End
— liggt öm Dreck. Sprw. I, 1991.
Vaddersche, /., Gevatterin; auch Ge-
vaddersche, Göde Morge, trütste Ge-
vadderschey wi geit etf Kgsbg. Fir-
menich I, 101a.
vader, Vader (a = a). Dem. Väderke^
m. 1. Vater. Das kann Vater und Sohn
essen^ zur Bezeichnung eines guten Ge-
richtes. 2. Anrede des Gesindes an
den Hausvater; auch, veredelter, VAder;
sonst noch Herzvdder, Hartoäder^ HarZ'
vader. Diese Anreden sind vielfach
schon durch das gens Herrke, gnädiges
Herrchen, verdrängt. Vgl. MOder.
Vagäs, 777., s. Fagäs.
Vagotze, /., P'otze, cunnus. Er. Neu-
stadt.
vanSr, adv.^ wann. Fots oder vaner^
sofort oder wann? Oberland. Vgl.
fOrts u. wennfir.
värfots, färfots, verfautsch, adv., sofort,
ohne weiteres. Nomm man vär/ots weg,
nimm von vorne herein, gleich vor der
Hand weg.
Väriew, /., 8. Vorlaube.
Värschoft, /., s. SchofL
Vaterche(n), n., Väterchen; s. Mutte^
che(n).
Vatsch (a = a), VÖtsch, w., Vater, Vä-
terchen. De Lott säd: Vätschy den wdl
ock nichl Volks!., 19, 10, 8.
Vedder, w., Vater. Anrede Unver-
heirateter an Verheiratete. Oberland.
Vgl. Medder.
VeigeL Vogel, m. jud. Vorn. Flatow.
Schmitt, 115.
Veit, Vorname; Teufel. Bruder Veit
nimt es weg. Stein, Peregrinus VIU,
32. W. Mtsbl. V, 142.
VejOle, /., Pflzn., Waldanemone, Ane-
mone süvestriä L,
ver-, Vorsilbe in der Bedeutung fort,
weg, hin, verloren; daher auch als Ad-
verb: Das ganze Spiel ist ver (zu er-
gänzen: leren), ver tritt jedoch auch
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veraasen — verbeutein.
427
als er auf: verhiizen^ verkaUeny vermü"
den, verschrecken, versparen^ vertränken^
verzählen etc. statt erhitzen etc.
veraasen, sw.y s. aasen.
veraffenthalen ^zweites a=ä), «w?,
einholen, erreichen. Ee ward em schon
verafenthälen. Pregelniederung.
verallmachten, sw., in Unordnung brin-
gen, veraasen. Die Betten veraUmach-
ten^ was Kinder thun, die im Bette
sich balgen.
verändern, «w?., «tcA, sich vei^heiraten,
den Zustand der Ehelosigkeit ändern.
So wiltUj mein Jonathan^ jetzt dich ver^
ändern? So wiüttu erwählen die EKf
Carm. nupt III, 189 a. In Hessen sich
verändern^ andern. Vilmar, 11. Hen-
nig, 286.
verankern, 8«^., Balken and Mauern
mittels eines Ankers fest zusammen-
fugen. Vgl. Anker.
verarbeiten, sw.^ einem eine derbe
Lektion geben mit Worten oder mit
der Faust. Der Geistliche hat ihn ver-
arbeitet^ ernstlich und nachdrucklich
vermahnt. Hennig, 286. Den haben
sie gut verarbeitet^ von dem, der nach
einer Prügelei Beulen und Wunden im
Gesichte tragt.
veräschem, sw., sich^ mit Anstren-
gung, aber ohne Erfolg arbeiten, sich
unnötige Mühe geben, sich atemlos
laufen oder arbeiten. Nu Iiebb öck mt
so veräschert on ös doch nuscht drut ge-
toorde. Vgl. abäschem.
verbaggem, sw.y zusammenbacken oder
zusammenkleben; eigentlich verbackem.
Haare, welche lange nicht gekämmt
sind, verbaggem; der Weichselzopf ist
verbaggertes Haar. Schadhafte Wände,
welche nur oberflächlich ausgebessert
wurden, sind nur etwas verbaggert oder
zusammengebaggert. Bock, 73. Hen-
nig, 286.
verbauen, sw.^ den Ballen des Falzes
beschädigen^ drücken, daCz ein Hinken
eintritt; von Pferden. Das Pferd ver-
baut sich auf hartem Boden, indem der
gedrückte oder beschädigte Ballen sich
entzündet und anschwillt. Friedland
Ostpr.
verballem,8t(7. 1. zerschlagen, und zwar
im Gesicht. Dem haben sie die Augen
verbaUert^ blau geschlagen. Der ist gut
verballert, im Gesicht zerschlagen und
zerschunden. 2. schwängern. Sie ist
verballert worden. Vgl. verarbeiten.
verbammeln, verbummeln, sw., durch
unordentliches Wesen verlieren, durch-
bringen. Für Estland bei Sallmann,
105 a.
verbasein, sw., verwahrlosen. Sche-
mion ek, 41. Vgl. verwessein.
verbei, adv., vorbei. E>f ist verbei mit
ihmj er mulz sterben.
verbeifzen, pltd. verbTte(n), st 1. einen
Imbifz nehmen, eine kleine Neben-
mahlzeit , geniefzen. Wt wolle e betke
verbtte. Verbeif£ ein Bifzchen! zum
Gaste, dem man einen Imbifz yorsetzt.
Es gab Brot und Heringe zum Ver-
bei fzen, sonst aber keine Speisen. E.
Wiehert, Heinrich v. Plauen I^ 109.
2. unterdrücken. Den Schmeiß — Ver-
drufz iM'beifzen, nicht merkeu lassen;
ein hartes Wort, das man aussprechen
wollte, zurückhalten. Bock, 73. Hen-
nig, 286. 3. reflexiv: in Streit, Un-
einigkeit, geraten, sich in Worten über-
werfen, nach Mühling auch ver-
beifzem.
Verbesserung, /., Benennung derjeni-
gen Kapitalien, welche nach dem Pfen-
nigzins auf ein Grundstück geliehen
wurden und welche zur zweiten und
folgenden Stelle standen. Dzg. W.
Seidel, 35.
verbeutein, sw.y durch Unachtsamkeit
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428
verbiegen — verbüffeln.
verlieren, nicht ausschliefzlich vom
Gelde. Vgl verbuttern.
verbiegen, at. s. verbohren.
verbieten, st 1. ein Kinderspiel, na-
mentlich Greif chen^ durch den Ruf:
Ich verbief! aufheben. Gewöhnlich als
letzte Rettung, wenn der Greifende ge-
fährlich nahe ist. Vgl. rein ab! unter
rein. 2. Einem den Mund verbieten^
ihm das Reden verbieten, Schweigen
auferlegen.
verbTstern^ m., s. bTstern.
Verblasen, st.^ sich, in gewöhnlicher
Sprache sich veiyusten^ verschnaufen,
durch Ruhe wieder gleichmalzigen Atem
gewinnen. Er kam, oder vielmehr sein
Wanst kam vor ihm, ins Zimmer . . .
Er verblies sich, zündete sich eine Pfeife
an etc. Soph. R.. VI, 31. Nach Ma-
rold sich Verblasen, gewöhnlich scherz-
haft verblosen (p kurz), sich unmöglich
machen.
verblecl(en, sw., s. blecl(en.
verbochten, sw., s. bochten.
verbohren, sw., falsch bohren, durch
Bohren etwas verderben. Bildlich: Er
ist verbohrt, er ist nicht recht bei Sin-
nen. Derb und vielleicht studentisch:
Er ist im Arsch verbohrt, er handelt
verdreht, unsinnig. In diesem Sinne
auch: er ist im A, verbogen.
verbolgen, sw,, böse machen, erzürnen.
Mühling.
verbollärschen, sw., sich, sich bei
mühevoller Arbeit abquälen. S. boll-
ärschen.
verbolh¥erl(en, sw.^ verhauen. Trei-
chel.
verbolzen, sw., s. bolzen.
verbifmen, sw., anfaulen, verstecken.
Nur von vegetabilischen Körpern ge-
braucht. Mühling.
verbotten, sw.y verboten, durch Boten
vorfordem, vorladen, entbieten, citie-
ren. Der damit Beauftragte heiizt Ver-
botter. Man findet Verbotter nur noch
bei den Gewerken, und ist dies ge-
wöhnlich ein Junggeselle resp. Jung-
meister. Do aber Dtisingk vorbotet ist
worden zur Morgensprach. Die Zünfte,
27. Auch bebotten. Vbrtmehr wenn die
Adlerleüte die Companey bebotten. Der
(Königsberger) Fischer Rolle. Be-
necke, 288. Hennig, 287.
verbrämen, sw., s. brämen.
verbrechen, st, sich, durch Heben
schwerer Lasten sich verrenken, ver-
heben, einen Bruch erleiden. Sperber,
32.
verbrennt, adj. u. adv., von brennen^
entbrannt, sehr begierig sein. Er ist
wie verbrennt aufs Kartenspiel, erpicht
darauf. Hennig, 337. Nach Müh-
ling nichtswürdig; gottlos, durchtrie-
ben. (?).
verbruddeln, verbrQdeln, sw. 1. durch
Ungeschick verderben, verpfuschen, za
schlechtem Ende fuhren. Schemio-
nek, 42. Nach Treichel auch ver-
brüdern. Das Spiel ist verbrudert. 2.
sein Geld verthun. Ygl. prfldeln und
pruddeln.
verbrühen, pltd. verbrege(n), sw.^ s.
brühen.
verbubanzen, sw., schwängern. Sie
ist verbubanzt, geschwängert. Sprw. I,
69. Nach Treichel im Kr. Neustadt
auch überhaupt: etwas in Unordnung
bringen.
verbuddeln, »w., verlegen, durch Un-
ordnung abhanden kommen lassen.
Mühling. Nach Sperber, 45, ver-
graben, verbummeln, verderben. Vgl.
buddeln.
verbüffeln, verpUffeln, verpVffeln, sw.^
zum Büffel, Tölpel, werden, verbauern,
rohe Manieren annehmen. Bock, 73.
Hennig, 287. Schemionek, 43.
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verbumfeien — Verdang.
429
verbumfeien, aw., s. verhimfeien.
verbumffdeln, sw.^ schwängern. Sie
üt verbumftdelt Aach: verfumfTdeln,
verfomfTdeln n. verfomfldeln. Friedland
Ostpr.
verbummeln, sw,, s. verbammeln.
verbürgen, verbürgen, sw. verbürget
oder verbürget nehmen: fest halten und
nur gegen gestellte Bürgschaft vorläufig
frei lassen. Die Eiter- und Gertleute
sollen den hof vnd Oai^ten alssbalde
schliessen vnd solche vnruMge leute vnd
verbrechere verbürget nehmen^ auff dass
sie femer in gebührliche strafe genom-
men werden. Abschied der Morgspr.
im Kneiphof v. J. 1608. Die Zünfte,
26. Do aber Jorge sost des anderen ta-
ges dy beyden hot wollen vorburgt nemen
vnd vor den alterman vorbothen lassen^
haben sie keine Bürge setzen tooüen,
Konsultum aus 1531. Ibid., 27.
verbuttern, sw, 1. durch unordentliche
Wirtschaft, unordentliches Wesen ver-
lieren, einbälzen. Er hat alles verbut-
tert. Den Verlust in beschranktem!
Sinne druckt einbuttern aas. Ygl. ein-
buddeln. 2. verkümmern, versiechen,
elend werden. Mähling. TreicheL
verdäbbeln, verdebbeln, »w., durch-
bringen, verschwenden. Hennig, 287,
schreibt verdöbbeln. S. däbbeln.
verdämmern, sw.^ durch Dämmern,
Lärmen, Geräusch betäuben. Mir ist
der Kopf ganz verdämmert, benommen,
mir ist ganz wüst im Eopf^ auch wenn
dieser Zustand von Dunst, Schnupfen
etc. herrührt. Hennig, 287, schreibt
verdamem und verdommem, Bock, 74,
verdrSmmem.
Verdarf, m., Verderb, Verderben, Un-
glück. Dat OS stn Verdarf. HoU. ver-
darf schwed. fordet f.
verdebbeln, sw,. s. verdäbbeln.
Verdeck, n., schützendes Lederdach
über elegante Wagen und Schlitten:
Verdeckwagen, -schUtten. Für Liv- und
Estland bei Hupel, 246.
verdeffendieren, verdiffendieren,siü., sichy
sich verantworten, verteidigen, aus dem
lat. defendere. Da hebb öck stracks mi
opgemäkt, Om hier vär disem hochweise
Rat . . . Dem Adebar to verdeffendere.
Aus einer Verteidigungsrede für den
Storch in der Sitzung des Tierschutz-
vereins zu Kgsbg. am 4. Mai 1877.
Kommunalblatt 1877, No. 105. Ver-
diffendier dich man noch! Sperber,
45: verdeffentieren; ebenso in Posen.
Bernd, 374.
verdöden, vertoten, sw., absterben, ein-
schlafen. Da» Bein ist mir verdSt
verdoktem, sw., Geld für Arzt und
Medizin ausgeben. Er hat einen Hau-
fen Geld verdoktert, Arzt und Apothe-
ker haben ihm bedeutendes Geld ge-
kostet. Vgl. doktern.
verdVmem, verdVmmem, sw., s. ver»
dämmern.
verdonnern, sw. 1. verurteilen. Er
ist zu drei Jahren 2kichthaus verdonnert.
2..adj. u. adv. als Verstärkung: Das
ist verdonnert teuer. Ein verdonnerter
Kerl. Mühling. Letzteres auch in
Posen. Bernd, 334. In Estland auch
ausschimpfen. Sallmann, 105b.
verdrehen, sw., verdrehen. Den Schlüs-
sel verdreUen. Sich den Fu/z verdrellen.
De Mensche (werden) vfln Joa ze Joa
vadreUta on gättbsa. Ermland. Fir-
menich HI, 104b. Davon, nach Trei-
chel, verdrellig, adj.y verdreht.
verdrVmmern, sw., s. verdämmern.
Verdrufz, w., Buckel. Er hat (trägt)
einen kleinen Verdrufz.
verduften, sw., verschwinden.
Verdung, Verdungs, m., Akkord; von
verdingen. Arbeiten toie auf Verdungs.
Memel.
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430
yerdu^cbeln — verfiimfeien.
verdufoheln, verduseln, str., verwirrt,
verdreht sein oder werden. Mühling.
S. dvseln.
verdOstem, »w ,verdunkeln^ verfinstern.
Mühling.
verdwas, adv,, quer. Treichel. Vgl.
dwarsch.
verdwfir, adv., s. verquer.
verehren, sw. Einem etwas vei^eh/ren^
ihm eine Ohrfeige geben, überhaupt:
ihn schlagen. Dan. foraere,
verewigen, m.^ sich, auf Reisen, Fahr-
ten, Spaziergängen seinen Namen auf
Wände, Tische, Stangen etc. schreiben.
Schuler vereungen sich dadurch, dafz
sie ihre Namen in die Schultische ein-
schneiden.
verfahren, sw,, sich, lügen, sich durch
Unwahrheit in der Rede festfahren.
verfassen, plid. verfftte(n), sw., sich,
sich fassen, sammeln, zusammennehmen.
öck stell mt nü so recht, on verfät ml,
on zieP on zieF modden on de Schtw
henen, Pommerellen.
verfautsch, adv., s. värfots.
verfiren, sw., s. verfeuern.
verfeuern, pltd. verfUren, verfTren, ver-
ffiren, verfVren, in Pommerellen auch
verfifrden, sw., sich, vor Schreck oder
Scham erröten, sich verfärben; kurz:
erschrecken. Sie verftrt sich on sagt
nuscht Schaltj. 3, 7. Daräwer matt
he sik gewaltig verfeehren. — Wenn he
sik uk nich verfeehrt, gehuigt ward he
doch etc Dorr, 1. Wiew., 118. Da
flogen de Raphoner op, on ock verford*
mt so, dat öck ganz bedämelt stund.
Die pltd. Form ist fast ausschliefzlich
im Gebrauch. Aufzer auf i^<?t^^ dürfte
für die Abstammuog auf das ahd. fd-
ren, furchten, hinzuweisen sein. Hen-
nig, 287. Sperber, 32.
verfinstern, sw,, s. finstern.
verfinzeln, sw., s. verfuntscheln.
verfipsen, sw., s. fipsen.
verfiren, »w., s. verfeuern.
verflogen, part. von ve^^iegen. Nach
Mühling: verflogenerweise etwas thun,
auf verstohlene, listige Weise.
verfomndeln, -ff dein, sw., s. verbum-
fTdeln.
verfVrdem, verfVren, sw., s. verfeuern.
verfressen, st 1. verprassen durch
Fressen und Saufen. Er hat edles ver-
fressen. 2. verfressen sein^ stark, viel
essen.
verfrieren, st.y erfrieren. Da alsdann
die Ackersleute sich befürchtet, das die
Blühte vom Schnee würde verfrieren.
Linem., Ccc2a. Particip der Verg.
=» frostig. Ein verf romer Mensch, ein
solcher, der keine Kälte zu ertragen
vermag. Du bist ja ganz verfroren.
verfuchsschwänzen, sw., verleumden.
Sie hohen ihn gut verfuchsschwänzt, arg
verleumdet. Das Verbum fuchsschwänr
zen ist hervorgegangen aus der alten
Redensart: Einem den Fuchsschwanz
streichen, eigentlich: Einen mit dem
Fuchsschwanz streichen, d. i. ihm eine
wohlthuende Empfindung machen,
schmeicheln, zu Gefallen reden. Wei-
gand I, 501 f.
verfucl(ern, sw., Brot oder Braten un-
gleichmäi'zig schneiden. Treichel.
verfumfeien, sw., verpfuschen, verder-
ben, verhunzen. Die Sache ist verfum-
feit, unrecht angefangen, schlecht fort-
geführt, so dai'z sie schwer oder gar
nicht mehr in Ordnung zu bringen ist.
Hennig, 287. Bei Schemionek, 42,
verbumfeien, ebenso in Estland. Sall-
mann, 42b. 105a. In Hessen vei*fvmr
feien, verbombeisen u. vefpöpeizen. Vil-
mar, 111. 47. 305. Vgl. Weigand
II, 992. Im Brem. Wb. I, 467, wr-
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verfumßdeln — Terhageln.
431
fwnfeUn bei Tanz und Musik vertän-
deln; wollüstig verschwenden; durch
Unbedachtsamkeit um etwas kommen.
verfumfTdeln, m.^ s. verbumfTdelru
verfuntscheln, verhinzeln, verfinzeln, «w.y
zu klein, zu kurz machen, verschnei-
den. Das Kleid ist verfuntschelt etc.
Treichel. Üblicher ist verfipsen. S.
fipsen.
verfUren, sw.y sich, s. verfeuern.
Vergftderung, /., kirchliche Versamm-
lung der Mennoniten in den Werdern.
Und demnach tat es auch geschehen^
da/z sie (die Mennoniten) nicht allein
in Dantzig und Marjenburg^ sondern
auch in den Werdern ihre freye Vergas
derung oder Versammlung jetzo haben.
Härtwich, 279. S. auch 290 u. f.
Von dem holl. vergaderen versammeln.
vergaloppieren, sw.y sich, sich in der
Rede vergessen; etwas sagen, was man
eigentlich verschweigen wollte; über-
haupt sich versehen, irren.
vergatteriiy «tr., vergittern, etwas mit
einem Gatter einschliei'zen. Hennig,
288. Vgl. Gadder.
vergeben, pltd. verg6we(n), st 1. etwas
Falsches, Unrichtiges statt des Richti-
gen geben. 2. vergiften. Er mSchte
ihn mit einem Löffel Wasser vergeben,
so hal'zt er ihn. Dat schmeckt Katt on
Hund to vergewe. Sprw. I, 3352. 3.
übertragen^ verleihen, an jemand geben.
Die Stelle ist bereits vergeben.
vergehen, st 1. ergehen. Sich etwas
vergehen, sock e bttke vergäne, der Ge-
sundheit halber sich Bewegung machen.
2. durch Gehen etwas los werden, be-
seitigen. Sich die Grillen vergehen.
vergessen, pltd. vergMe(n), st In den
Tod etwas vergessen, gar nicht daran
denken. Vergi/z dein Wort nicht! wenn
man die Rede eines andern unterbricht.
Sich vergessen, sich unmanierlich auf-
führen, pedere.
verglschen, sw., s. gischen.
verglären, sw., verglühen, allmählich
in der Glut ersterben. Die Kohlen ver-
glären. Nach Hennig, 337, dem glä-
ren = glühen, fehlt; nds. ^fotr^ glühen
wie Kohlen, ohne Flamme. Brem. Wb.
n, 515.
vergniddem, sw. Er ist vergniddert
und vergnatzt, griesgrämig. Treichel.
S. gniddern.
vergnurren, sw., sich, sich erzürnen,
knurrend schelten. Treichel. S. gnor-
ren.
vergolden, sw. Du kannst deine Hände
vergolden lassen I zum Ungeschickten.
Lat di doch vergolden on ent Glasschaff
setten! zum Arbeitsscheuen, Zimperlichen.
Elbinger Ndrg.
vergreKen, st 1. einen falschen Griff
thun. Sich die Hand vergreifen, eine
Muskel der Hand verrenken. 2. re-
flexiv: eine Respektsperson angreifen.
Er hat sich an seiner Mutter vergriffen.
vergretzen, sw., s. gretzen. Aui'zer
der dort angegebenen Bedeutung auch:
sich vergretzen, sich durch Zank ver-
feinden, einärgern, das Leben verbittern.
Schemionek, 42.
verhabbern, verhappem, sw., &. hab-
bern.
verhackstecken, sw,, verabreden. He
heft wat to verhackstecken, Tiegenhof.
verhäddem, sw., s. häddem, heddem.
verhftden, verhftten, vahftte (a » a), sw.,
verzehren, verbrauchen. Du kannst de
Kartoffle nich verhate, nicht in deiner
Haushaltung verbrauchen. Mühling
hat nur verhftden und erklärt: zu sich
nehmen, verdauen, beherbergen kön-
nen.
verhageln, sw. Das ist ein verhagelt
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432
verhappern — Verkaoterung.
Stück Arbeity ein schwieriges, verzwei-
feltes Stück Arbeit. Mühling.
verhappern, m., s. v. a. verhabbem.
verhaspeln, sw. 1. mit einer Haspe
verschliefzen Hennig, 288. 2. den
Faden falsch auf die Haspel winden;
daher bildlich: den Faden der Rede
verlieren, sich in der Rede verwickeln,
konfus sprechen. 3. sich verhaspeln^
sich entzweien, erzürnen. Sie haben
sich verhaspelt,
verbaten (a^ä), sw., s. verhftden.
verhauen, sw. Er hat ein verhauenes
Maid — eine verhauene Schnauze^ ist
frech, beifzig, rücksichtslos im Reden.
Hennig, 288.
verheddern, sw, s. heddern.
verheuern, sw,, vermieten, s. heuern.
verhitzen, sw.^ erhitzen. Sich ver-
hitzen. Verhitzen, n., Pferdekrankheit,
erzeugt durch Erkältung nach voran-
gegangenem Erhitzen. Mühling.
verholen, sw ^ sich, sich erholen, aus-
ruhen, Luft schöpfen. La/z die Pferde
sich ein bi/zchen verholen!
Verholgeld, n., Abgabe, welche ein
Schiff entrichten mufz, wenn es seinen
Ort im Hafen mit einem andern ver-
tauscht, sei es freiwiUig, sei es auf Be-
fehl der Behörde. Pr. Prov.-Bl. XVH,
49.
verholzen, sw,, tüchtig durchprügeln.
Sie haben ihn gut verholzt
VerhVr, n , auf dem Lande Benennung
des Eonfirmations- Unterrichtes. Danzig.
W. Seidel, 35.
• verhucken, sw,^ sich^ versitzen, zu an-
haltend sitzen, sich steif und müde
sitzen. Öck hebb mi ganz verhiu:kt.
Vgl. hucken.
verbuddeln, verhOdeln, sw.^ Zeit ver-
trödeln. Vgl. buddeln.
yerhundasen, pltd. verhungflsen, bw.,
eine Sache verderben, durch Nachlässig-
keit zu schänden, unbrauchbar machen^
sie gleichsam auf den Hund bringen,
zum Hundaase machen. In gleichem
Sinne verhunzen.
verbutzeln, sw,, s. hutzeln.
verlfern, sw y vereifem. Er ist drau/
sehr vertfert.
verjachern, sw.y sich, sich durch Um-
herlaufen erhitzen; s. jachem.
Verjähr, n., s. Vorjahr.
verjappen, sw. Er sieht verkappt aus,
von einem Menschen, der von grolzer
Anstrengung abmagert und elend wird.
Mühling.
verjSschen, sw.y s. gischen.
verjuchen, verjucheln, sw., nach Trei-
chel auch verjucken u. verjuppen, leicht-
sinnig das Seine durchbringen. In Est-
land verjuckem, S allmann, 106a. S.
juch.
verjüngen, sw,, sich, Junge werfen;
bei Katzen und Hunden. Schemio-
nek, 42.
verkabbeln, sw,, sich, sich entzweien,
s. kabbeln.
verkacheln, sw,y schwängern, s. ka-
cheln.
verkälten, pltd. verkiile(n), verklllleff^
sw., sichj sich erkälten. Davon Ver-
kältung, pltd. Verkillung, Verkttllung, f.,
Erkältung. Zu sehr erhitzt kam er nach
Haus, Verkdltung folgte drauf. Aas
einer Grabschrift auf dem Kirchhofe
zu Angerburg. "N^l. killen.
verkantem, sw,, von kantem (s. d.).
Vgl. auch das folg.
Verkanterung, /., Veränderung, Wand-
lung. Vgl. kentern. Auf gleiche Art
zeigete er (der Mond) durch solche
Scheins Veränderung die andere helft
seines Laufs, und solches that er Jahr^
lieh 12 bis 13 mcM, worau/z nothwen-
digst eine seh* ordentliche verkanterung
in dem Lauf des Eiinvieh . . . konni£
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verkäscbem — verknösen. 433
geschlossen werden. Linem., 6g 3a. verkhmmen. Bernd, 335. Schemio-
In Danzig Verkanterung früher die Ver- nek, 8, hat derklftmen. Hennig, 288.
taaschong der Ämter und Funktionen, Vgl. kiflmen u. klamm. S. Weigand II,
welche die Mitglieder der drei Ord- 996: verkl&men.
nungen jährlich vornahmen. Davon verklarren, sw.^ verklieren, Papier ver-
verkantem. Klein II, 213. schreiben, verschmieren. Vgl. klarren.
verkäschem, sw.^ mit einem Koscher verkleckern, sw. 1. verschütten; von
jagen, durch käschem vertreiben, daher dickflüssigen Speisen. S. kleckern. 2.
überhaupt verjagen, vertreiben. sein Geld durch Anschaffung unnützer
Verkehr, m,^ s. verkehren. Kleinigkeiten verschwenden. Was willst
verkehren, sw,, Umgang haben, Ka- du mit dem Geld^ du verkleckerst es ja
meradschaft unterhalten. In einem doch man. Er hat all das Seinige ver^
Hause verkehren, als Hausfreund aus- kleckert. Bock, 74. Hennig, 288.
und eingehen. Ich verkehre nicht mehr verkleiden, pltd. verkl6de(n), sw.^ sich,
mit ihm, ich habe meinen Umgang mit sich maskieren. Die Schauspieler ver-
ihm abgebrochen. In diesem Sinne kleiden sich.
Verkehr, m., nach Hennig, 338^ n. Er verkloppen, sw., verkaufen = verkeilen.
hält starkes Verkehr, bei ihm ist starkes verklunkern, sw., Garn oder dergl. in
Verkeha\ er liebt Umgang und Gesell- Unordnung bringen, verwirren, sich
Schaft, oder er hat als Geschäftsmann vet^klunkem, sich zu Klunkern ballen,
zahlreiche Kundschaft. wie das schlecht gehaltene Betten thun.
verkeilen, sw., sich, sich verlieben. Er Ygl. klunkem.
hat sich in sie verkeilt. Die andern Be- verknacksen, sw., s. knacksen.
deutungen s. unter keilen. verknallen, sw., durch Knallen ver-
verkicken, sw. 1. versehen, sich durch puffen. Sein Pulver verknallt haben,
Sehen, namentlich in der Dämmerung, zur Bezeichnung der Impotenz. Sie ist
die Augen verderben. Verkiek dir man verknallt, geschwängert. Vgl. knallen 2.
noch die Augen! Ygl. kicken. 2. sich verknautschen, sw., s. verknOtschen.
verlieben. Hei heft sock on er vei'kickt; verkneifen, st, unterdrücken, zurück-
auch hchd. halten. Das Lachen verkneifen. Sich
verkille(n), sw., s. verkälten. einen Wunsch verkneifen.
verkifohein, sw., s. kiicheln. verkniddem, sw., verknittern, zerknit-
verkttem, sw., s. kttem. tem, falüg zusammendrücken. Sall-
verklAmen, sw., erstarren vor Kälte mann, I06b. Hupel, 247: verknud-
oder Nässe, namentlich an Händen und dem.
Fülzen. Ich bin ganz verkMmt. Mi verknillen, sw., s. knllllen.
sSnd de Fingre verklämt, vor Kälte verknippeln, sw., zusammenknüpfen.
steif, ungelenk geworden. Ei* ist ver- Das ist zu sehr verknippelt, verknotet.
Udmt wie ein Schneider. Sprw. I, 3371. verknllllen, verknillen, sw., s. knllllen.
Woraus denn folget, da/z die Kälte an verkniiicheln, sw., s. v. a. verknOf»
die Fäuste der Fischerknecht gelangen sehen.
kan, und also dieselben erstarrend und verknQsen, sw., ertragen, dulden, aus-
verldamend machet. Linem., Tt la. halten, leiden; vorzugsweise in der
Holl. verlUeumen erstarren. In Posen Verneinung. Ich kann das (erhttene
FriMhbl«r, WörMrbaeh U. 28
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434
yerknütschen — Verlafe.
Unrecht) gar nicht verknusen. Ich kann
den Kerl nicht verknusen^ nicht leiden,
ausstehen. De Fnieslied, de können se
äwerhaupt nich verknusen. Dorr, 1.
Wiew., 16. Dan. forknuse; im Götting.
verknusen auch verdauen im eigentl.
Sinne; in Estland bildlich. Schamb.,
263a. Sallmann, 106a. Vgl. Vil-
mar, 213.
verknOtschen, sw.^ durch unregelmäfzi-
gen Druck faltig machen. Die Wäsche
verknütschen, Yerhchd. verknatltschen.
So in Posen und verknütschen. Bernd,
335. Vgl knOtschen u. knUllen.
verkoddem, sw., s. koddem.
verkolken, sw.y stark kolken (s. d.).
Ich bin verkalkt^ mir ist schlecht zu
Mute. Treichel.
verkommen, ae., an Geld und Gut,
Gesundheit und Kraft, Fröhlichkeit und
Munterkeit abnehmen; verwahrlosen.
Der arme Kerl verkommt ganz^ er nimmt
augenfällig ab^ vermagert etc. Ehr ist
ein verkommener Mensch^ ist verwahr-
lost. Bock, 74. Hennig, 288.
verkoppeln, sw.^ verwirren, verknüpfen.
Mühling.
verkramen, sw.y s. kramen.
verkiibnpeln, sw.y s. krilmpeln.
verkrängeln, sw.^ s. krilngeln.
verkraufen, pltd. verkrOpe(n), st, sichy
sich verkriechen. Vgl. krauten.
verkrauten, «u?., voll von Kraut wer-
den. Der Schlo/zteich ist dieses Jahr
ganz verkrautet. Königsberg. Vgl aiis-
krauten.
verkrttcheln, sw.y verbraten, zu stark
schmoren. Vgl. krifoheln.
verkrTschen, sw.y verkaufen, nament-
lich heimlich. Heft hei e Pehrd v'leicht
schlecht verkrieschtf Nowack, 55. Der
Dieb hat die gestohlenen Sachen alle
verkrtscht. Ygl. verkeilen, verkloppen.
verkrTseln, 8w.y durch kreisendes Dre-
hen andere oder sich selbst schwindlig
machen. Packt em hindCy packt em
vore, Bott mien Frötzke ganz verkriesdL
Nowack, 42. Der kleine Zant(¥\sc\i)y
uH)l eine halbe Meil mit dem Keutel im
Wasser herumb gezogen^ wird dadurch
im Kopfe verkrOselt und mu/z zu nicht
gehen. Beschwerde der Sackfischer
über die Keutelfischer aus d. 17. Jahrh.
Benecke, 303. Kinder, welche sich
auf der Ferse drehen, verkrtsdn sich
den Kopf. Auch sagt man, wenn der
Kopf durch Lärm und Geräusch „be-
nommen^ ist: ich bin ganz verkrisdL
Bock, 74. Hennig, 288. YgL krei-
seln.
verkrümeln, sw.^ s. krümeln.
verkrummen, sw.y krumm werden. Ich
wül verkrummen und verlahmen! als
Beteuerung.
verkrunkeln, verkrunscheln, verkrunzeln,
sw.y s. krunicheln.
verkuddeln, sw.y kuddlich (s. d.) wer-
den, s. V. a. verkkmkem.
verkOmmeln, siw.y s. kUmmeln.
verkuppeln, sw. 1. veriiandehi, ver-
tauschen; namentlich von den Tausch-
geschäften der Kinder. 2. die Ver-
heiratung einer Person vermittehi, wo-
bei * meist nicht ganz redliche Mittel
angewendet werden. . . . das will auch
Syrach nickt haben, dass EUem ihre
Tochter öffentlich Schaufvhreny ausbie-
iheny verkuppeln etc. Carm. nupt I, 190.
In Posen verkaupeln. Bernd, 335.
S. kuppeln.
verkupschelle(r)n, sw., s. kupscheUen.
verläbbem, sw.y s. labbern.
verlahmen, sw.y lahm werden, matt
und müde werden, erlahmen. YgL ver-
krummen.
Verlafz, pltd. Veriftt, m., Zuverlässig-
keit, Vertrauen. Op dt os kein F3sr-
Idt.
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verlatschen — yermadderiu
435
verlatschen, sw, s. latschen.
veriftwen, veriVwen, st/?., verloben. He
sett OS e verldwte Brut Sprw. I, 3517.
Ygl. Iftwen.
vfiriftwen, aw.^ s. vorioben.
Veriftwnis, VerIVwnis, /., Verlöbnis,
Verlobung. S. Läwe.
veriebbem, m.^ s. labbern.
verifiden, adj. u. ado., letzt verflossen,
unlängst, neulich. Verledenen Harfst
(Herbst) wr 'nem Jahr. Dorr, Driew-
jagd. Ich bin^verleeden in der Stadt
gewesen. Hennig, 338.
VeriM,>. 8. VerWf.
veriehnen, pltd. verline(n) n. veriTen,
»w>., verleihen,! ausleihen. Er )fiat aW
sein Geld verlehnt Vgl. lehnen.
verlenzen, sw. 1. etwas verderben.
2. schwängern. Er. Neustadt. Trei-
chel.
verlesen, st^ durch Lesen aufrufen.
Die Arbeiter^ Schüler verlesen^ ihre An-
wesenheit durch Aufruf feststellen.
Wäsche verlesen^ die Richtigkeit der
abgelieferten Wäsche nach dem Wasch-
zettel prüfen; nach Hennig, 289, diese
in Ordnung bringen und gehörig zu-
sammenlegen; letzteres wohl infolge der
Prüfung.
verliegen, pltd. verligge(n), st., sich,
durch Liegen versteifen, in den Glie-
dern absterben. Kranke verliegen sich.
verlTsen, st, \ verlieren. Ermland.
Sperber, 46. Li Natangen verIVsen.
S. Beleg unter Büaenhaken. Die erm-
ländische].Form stimmt überein mit dem
mhd. verliesen^^dem alts. u. ahd. farlio-
San verlieren.
verloddem, sw., durch Faulheit und
Nachlässigkeit verderben, zu Grunde
gehen. Er fängt an zu verhddem, lie-
derlich zu werden. Vgl. loddem.
VerlBf, VerIM, m., Erlaubnis. Mot
VerVof^ mit Erlaubnis. Drcm ging och
mit verVShf na hinge. Carm. nv/pt I,
282, 15. Eck wöU Dy mött Verlöw man
welke Lehre gäwe. Ibid. V, 48c. Hen-
nig, 289.
verlVsen, sw., s. verltsen.
Verlot, n., s. Solders.
verIVwen, sw., VerlVwms, n., s. ver-
Iftwen etc.
verlDd'em, sw., eine Sache oder sich
selbst durch Trägheit, Nachlässigkeit
zu Grunde richten, gleichsam zu Lu-
der werden lassen. Vgl. IDdem.
verluntrussen, sw., von Luntrus (s. d.^,
ein Taugenichts werden, verkommen.
verlustieren, sw., belustigen, amüsie-
ren; auch reflex. Lat dat geile Ver-
losteem! Dorr, 1. Wiew., 123. Wie-
der (weiter) fehlt uk nmchty om dat
Verlosteem an Romdriewen ^ ganzen
Köninkrick op den Hund to bringen.
Ibid., 125. Ich habe mich gut ver-
lustiert.
verlufz, prät von verlassen, verliefz.
Da verlu/z ihn das Fieber. Und da
verlussen sie ihn. Treichel.
Vermach, m., Verschlufz^ Raum, den
man vermacheny verschliefzen, kann.
vermachen, sw. 1. verschliefzen, ein-
schlielzen, einsperren. Sie haben ihn
in der Kammer vermacht, ihn einge-
schlossen. 2. sich vergnügen. Danzig.
W. Seidel, 35.
vermackeln, sw., verwirren, absicht-
lich oder unabsichtlich. Marold. Vgl.
nrmckeln.
vermaddem, sw. 1. etwas durch Mad-
dem verderben, aus der richtigen Lage,
Stellung bringen; verderben überhaupt.
Er hat seine Uhr vermaddert. Du weerst
vermaddert all em Mutterliew. Dorr,
1. Wiew., 122. 2. Geld für resultat-
lose Versuche ausgeben. Er hat viel
Geld vermaddert und doch nichts zu-
recht gebracht Bock, 74. Hennig,
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436
Yermahner — vermnntern.
289. 3. Sich vertnaddem^ sich albern,
läppisch betragen. Vermadder dt doch
nich so! Vgl. maddern.
Vermahner, m., früher Bezeichnung
for den mennonitischen Prediger. Dzg.
W. Seidel, 35. „Woraus zu ersehen
isty da/z die Mennoniten in den Wer-
dem .... auch ihre absonderliche Ver-
sammlung und Aeltesteny welches die
Vermahner sind, haben halten können,^
Hartwich, 278 f.
vermantenieren, sw.y sich^ sich (mit
Worten) verteidigen. Gedanism. W.
Seidel, 35.
vermftsem, sw, 1. in Unordnung brin-
gen, verwühlen, verwirren, verzausen.
Ihm sind die Haare ganz vermasert^
verwühlt oder gar durch Unreinlichkeit
zusammengefilzt. Ygl. mftren und ver-
miisem. Übertragen: unklar, unrichtig,
nicht ganz in der Ordnung, schwer zu
entwirren : De Sach de mot gi wo em
Afokat vehrbringen^ dat Ding komt my
verwort an sehr vermaasert vehr. Carm.
nupt ni, 50 b. 2. vermaserty stark mit
Atasem durchsetzt; vom Holz. VgL
maserig. Schemionek, 42, erklart t>^-
masem = herunterkommen. VgL Bock,
74. Hennig, 289.
vermatschen, sw,^ durch Matschen (s. d.)
. verderben.
vermauscheln, sw.^ s. mauscheln.
vermetzen, sw. 1. mit einer Hetze
(Mafz) messen. Auf der SacUucht wird
das Oetreide vermetzty gemessen und
aufgeschüttet. 2. mit einer Metze vom
Sche£Fel den Müller bezahlen, statt des
Mahlgeldes. Oberland.
vermickem, vermifckem, vermickert etc.,
s. mickern.
vermtsen, sw,^ von mis (s. d.), trau-
rig stimmen, betrüben, einem die Freude,
den „Kram" verderben. Treichel.
vermlsem, sw.^ s. misem.
vermissen, sw., verfehlen, irre gehen.
Den Weg vermissen. So dammlich mufzt
ock sond: mtn Gold vergräwe^ de SteU
vermossCj kein Pal bischläne. Alt-
Pillau. Er hat e Rüggi* vermi/zt^ beim
Säen ein Ackerbeet aus Versehen über-
sprungen, ausgelassen.
vermifzquimen, sw., aufdunsen, sich
künmierlich entwickeln. Er ist ganz
vermifzquinU. Ygl. quTmen.
vermSbeln, sw. 1. Möbel verkaufen,
überhaupt Sachen verkaufen; verbrin-
gen. Er hat alles vermöbelt. 2. aas-
schelten, durchprögeln. Er hat ihn gut
vermöbelt. In der Niederlaus, mobein.
Anton, 2, 12. 3. durchbringen, ver-
schwenden. Geld vermöbeln. Sperber,
32.
vermockeln, sw.j verschimmeln, ver-
modern. Samland.
vermödbarschen, «tr., sichy s. mOd-
barschen.
vermoddem, «tr., zu Moder, Schlamm
werden. Ygl. IModder.
vermoden, sw.^ vermuten, erwarten.
Dat weer mien Hasken sik denn dodi
nich vermoden getoest. Dorr, Driew-
jagd.
vermSlen, sw,. s. mSlen.
vermolschen, sw., verfaulen, s. mobch.
vermordsptpeln, sw,^ verderben, ver-
lieren. Treichel.
vermören, sw.y zu Grunde richten.
Schemionek, 43.
vermotteln, sw.^ heimlich aufbewahren.
S. Mottel.
vermUden, sw.^ ermüden.
vermummeln, sw^ dicht einhüllen; re-
flexiv: sich maskieren. Hennig, 289.
Vgl. mummeln.
vermuntern, sw.^ ermuntern, erholen,
zur Besinnung, in den alten Zustand
kommen. Ehr ek mi awer so wiet ver-
muntert^ dat ek (nach einem Fall) cp
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vermusern — verplankschen.
437
de Sneeen to Uggen keem. Dorr,
Driewjagd.
vermuforn, sw., s. muiem.
vermutbareny 8w.j des Mutes bar wer-
den durch angestrengte Arbeit, sich
überarbeiten. Schemionek, 43.
vermirtzen, 9w. 1. uneben und kurz
verschneiden. Der hat ihm das Haar
ffut vermutzt 2. einen derb abfertigen,
ausschelten, zur Rede stellen. Er hat
ihn gut vermutzt, 3. ohrfeigen. Hiebe
an den Eopf geben. Vgl. Mutz.
vernagelt, adj. von vernageln. Er ist
vernagelt^ beschränkten Verstandes.
vemaggen, «to., verkommen, ver-
schmutzen. JSei 08 ganz vemaggty ver-
saut.
vernälen, aw.y durch Nälen (s. d.)
versäumen, vergessen.
vemegieren, sw.^ s. vemeugieren.
vemehlen, «u;., nicht verzehren. Dzg.
Nhg. VioUt, 105.
vemeugieren, vemegieren, sw.y erneuern,
ausbessern, renovieren. Der Altar mu/z
vemegiert werden. Nach Schemionek,
43, sich verändern, etwas Neues ver-
suchen.
veraifflig, cuf/., naseweis, übermütig,
mit der Niff-j der Nase, voraus.
Vernimm, m.. Verstand, Fassungsver-
mögen. Er hat einen guten Vernimm.
Hennig, 289. In Mecklbg.-Vorpom.
und in der Altmark als Adjektiv: ver-
ständig, klug. Mi, 102a. Danneil^
238b.
VemStUng, /., Vernietung, feste, un-
lösliche, Vereinigung, Verknotung („ Ver-
knotigung.^ Herder.) Krankheit^ Ver^
fälgung^ Bedröfnos on Pihn^ Sau uns-
rer Love Vemottinge syn. Simon D ach,
Anke von Tharaw. VolksL, 27, 18, 5.
Vemumft, /., VemunfL
vemuicheln, «u;., s. nufoheln.
verolmeni «to., verrotten, vennorschen.
F^ro27n^(abgestandener)£at«m. Sche-
mionek, 43. Vgl. olmig.
verpaddeln, 8to., s. paddeln.
verpaschen, sto., s. paschen.
verpftsern, «to., unwirtlich verbrennen.
Viel Holz verpasem. Vgl. p&sem.
verpassen, sto., Kleidungsstücke un-
passend anfertigen. Der Schneider hat
den Bock verpa/zt. Hennig, 289.
verpatschen, ato., s. patschen.
verperzeln, sto., s. verpirzeln.
verpfisem, «to., s. pflsem.
verpetzen, ato., anklagen, s. petzen.
verpicht = erpicht, auf eine Sache
mit Leidenschaft bestrebt sein, voll
Eifer losgehen. Er ist aufs Lernen
verpicht. Eigentlich zweites Part, des
Verb, verpichen mit Pech überziehen.
Vgl. Weigandl, 409. Bock, 74.
verpimpein, verpUmpeln, verpSmpeln,
«to., verweichlichen, verwöhnen, s. pim-
peln.
verpirren, pltd. verpSrren, «to., vor-
bauen, verhindern, hintertreiben, ver-
wehren, verschliefzen, versperren, etwas
in den Weg legen, verderben. Ich
werde ihm das schon verpirren^ ich werde
seine Absicht zu vereiteln wissen. Das
Vergnügen habe ich ihm verpirrt. Nds.
verpurreny durch purren, d. i. Stechen
und Bohren, machen, dalz etwas ver-
stopft oder verderbt wird. Brem. Wb.
ni, 380. Pierson, Lit Aeq. 9, weist
als verwandt auf das altpr. persüanstan
Fensterladen hin. Schemionek, 43.
Sperber, 24. 42. Hennig, 289.
verpirzeln, verperzeln, «to., verderben,
verhudeln; namentlich von Kleidungs-
stücken. Das Kleid ist verpirzeltj es
ist zu kurz und enge gemacht. Vgl.
verfipsen, verpassen.
verpladdern, «to., s. pladdem.
verplämpem, sw.^ s. verplempern.
verplaukschen, «to.^ vergielzen, Flüssig-
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438
verplempern , — verquer.
keiten mit einem Plauksch verschütten.
YgL plaukschen.
verplempern, verplämpem/yerpllmpem,
sw, 1. Flüssigkeiten vergiefzen. Wasser
verplempern. 2. Geld leichtfertig und
unnütz ausgeben. Se hätten den schee-
nen Enups Geld, den se vom AUen
hätten^ schon meist verplempert. Schalt).,
1, 441. 3. schwängern. Sie ist ver-
plempert. Vgl. pUmpem, 4. sich ver-
plempern^ sich in ein [geheimes Liebes-
verhältnis ^einlassen , sich heimlich ver-
sprechen, zu früh und übereilt verloben.
Was soll nun der machen^ welcher sich
schon, wie man sagt^ heimlich verpläm^
pert hätte? Soph. R. I, 551. Ebenso
auch im Holst., in Posen, in der Nie-
derlausitz, in Estland. Schütze UI,
218. Bernd, 337. Anton, 14, 13.
S allmann, 107 b.
verplengen, «u;., durch FUngen Schän-
den, Verleumden, zwei Personen gegen
einander erzürnen. S. plengen.
verplicken, sw,, s. plicken.
verplimpern, si^., s. verplempern.
verpITsem, sw.^ etwas zerzausen, zer-
zupfen. Vgl. pITsem.
verpIVmpem, sw., s. plifmpem.
verplurkschen, sw.^ s. plurkschen.
verpVffeln, sw., s. verbUffeln.
verpVmpeln, sw,, s. verpimpeln.
verpompen, sw., in alten Landesver-
ordnuDgen zu Zeiten des Ordens von
Kleidern gebraucht, welche man aus-
besserte und nachher für neu verkaufte.
Pisanski, Nachtr.
verposamentleren, sw., leichtfertig Geld
ausgeben, durchbringen.
verprachem, sw.^ verarmen, zum Pra-
cher (s. d.) werden.
verpmdeln (u kurz u. lang), sw. 1.
unordentlich nähen, ein Kleidungsstück
schlecht passend anfertigen. Dojs Kleid
ist ganz verprudelt. Hennig, 289. 2.
übertragen: eine Angelegenheit dumm
ausführen, in der Behandlung ver-
pfuschen.
verprDmen, sw.^ nach Schemionek,
43, schlecht stopfen und nähen, ver-
derben; also gleich dem vorigen. Vgl.
prQmen.
verprunzeln, sw. 1. zusammenschrum-
pfen, alt und schwach werden. Er ixt
schon recht verprunzeü. 2. vermuckem,
überfromm werden; namentlich von al-
ten Betschwestern.
verpUffeln, sw,, s. verbUffeln.
verpummeln, sw.^ s. v. a. bepummebi
(s. d.).
verpiimpeln,7[st(7., sich, sich vermum-
men. Vgl. Pumpel 2.
verpUmpeln, sw., s. verpimpeln.
verpUngeln, sw., s. bepUngeln.
verpQsten, sw., sich, s. pOsten n. Ver-
blasen.
verputzen, ^., s. putzen.
verquackeln, sw. 1. mit seinem Yer^
mögen nicht haushälterisch umgehen,
es durchbringen, verthun. Holl. qucJD-
ken, quaJckelen wankelmütig verschleu-
dern, verthun; vom Wetter: veränder-
lich sein. 2. sich wider den Willen
der Angehörigen heimlich verloben, ver-
kuppeln. In Bremen: sich unbedachtsam
und leichtsinnig ip eine Ehe einlassen.
Brem. Wb. in, 391. Bock, 74. Hen-
nig, 290.
verquantschen, sw., s. quantschen.
verquasen, sw., s. quasen u. qufsten.
Nach Hennig, 290, verqucaen, reflexiv,
durch Trunk und Völlerei sich zu
Ghrunde richten.
verqueicheln, sw., s. queicheln.
verqufiken, sw., voll Quecken wachseiu
Der Acker ist ganz verquekt, von Quek-
ken durchwurzelt YgL qufiken. Hen-
nig, 290.
verquer, verdwfir^ ad^., quer, ia die
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verquimen ^— verschätteiTi.
439
Quere, verkehrt Mir geht aUea ver-
dwer. Verquer auf dem Pferde sitzen.
verquimen, verqutnen, «u?., s. quTnen.
verqüMen, sw., vergeaden. S. ver-
verräben, aw., gewöhnlich beraben
(s. d.).
verrackem, aw.^ sich^ s. rackern.
verrammelny aw. 1. verrammen, ver-
sperren , verschlie£zen , onzaganglich
machen. 2. in Unordnung bringen.
Betten verrammeln. 3. schwängern. Sie
tat verrammelt. VgL rammeln.
verratzen, aw.y aich^ s. ratzen.
verreden, aw.y durch Drehung des
Gespräches eine Angelegenheit unbe«
sprechen lassen, etwas zu besprechen
vergessen.
verrommen, aw.y s. rommen.
verrostem, aw.y verrosten.
verrotten, aw.y verfaulen, vermodern,
verstecken. Verrottete Leinwand. VgL
RotL
vemibbeln, «tr., scharf tadeln; von
rubbeln.
verrücken, aw. 1. durch einen Ruck
erschüttern, von der Stelle bringen. 2.
scharf und eindringlich zur Rede stel-
len, Vorwürfe machen. Den hat er
(der Vorgesetzte) gut verruckt
verrufen, at. 1. in schlechten Ruf
bringen. 2. behexen, bezaubern. Ge-
naueres s. Hexspr., 1 £F. Vgl. Sprw. I,
3907. Hennig, 290. S. unverrufen.
verruhen, aw., ausruhen. 2ki Eauae
angelangt, verruhten wir una.
verrummen, aw., verrammen. Vgl. ^«r-
rammeln.
verrungenieren, aw., nunieren, ver-
derben, zu Grunde richten. Ea mu/z
aüea verrungeniert werden I
verruicheln, aw.. Glattes in Unordnung
bringen, namentlich Haare. Er hat
einen verruichelten Kopf. Hennig, 290.
Vgl. ruicheln.
verrQsen, aw,, s. rQsen.
versäbeln, aw., mit dem Säbel verar-
beiten; mit gutem Appetit etwas ver-
speisen (das Messer als Säbel); nach
Mühling verschmeifzen, verlieren.
versacken, sw., aich, sich verstopfen;
s. sacken.
versäen, aw.y beim Säen ein Acker-
beet, oder auch nur ein Stück dessel-
ben auslassen. Wem das passiert, der
stirbt in dem Jahre. Hexspr., 136.
versauern, aw., Sauerwerden; davon:
1. nicht vorwärts kommen: Der Beamte
veraauert auf aeiner Stelle. 2. unver-
heiratet bleiben: Die kann veraauem.
Bock, 75. Hennig, 290.
versaufen, pltd. versQpe(n), at, er-
saufen, ertrinken. Er iat veraofen, er-
trunken.
versaufen, pltd. ver86pe(n), aw., er-
säufen; ertränken. Bei Jeroschin:
veraoufen. Pfeiffer, 260. — Die jun-
gen Katzen veraoufen. Junge Huing
veraepen. Dorr, 1. Wiew., 81.
Versäumereien, plur. von Veraäumerei.
Man hat ao viele Veraäumereien, wird
angehalten, von dem eigentlichen Ge-
schäfte abgezogen.
verschälen, aw.y s. schälen.
verschalken, aw., zum Schalk werden,
sich zu mutwilligen, bösen Streichen
verbinden. Mühling.
Verschalung, /., s. Schalung.
verschampfieren, verschampieren, auch
verschumpfieren, aw., beschimpfen, ver-
unstalten, entstellen, verunzieren. Der
Hut verschampfiert dich Ihr Gesicht
verachampieiii mir die ganze QeaeUachaft.
Wer aich die Naae abachneidet, ver-
achampfiert aich das Gesicht.
verschättem, sw., s. schättem.
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440
Verschal — verschmoren.
Verschei, m., s. Verschilf,
verschfilen, sw. 1. differieren, unter-
schieden sein. 2. verschiefzen, abneh-
men in Farbe und Glanz. Selbst Glantz
und Licht verschelt. Carm, nupt. III,
8 b. Vgl. 8ch§len u. Verschill.
verschichern, verschlichem, bei Sper-
ber, 27, auch verschickern, sw. 1. ver-
scheuchen, fortjagen. 2. einschüchtern,
Scheu einflöfzen, schüchtern machen.
JA motte man nich de Hener verschicKre.
Königsberg. Ich hoif ihn vei*schicher%
ich habe ihm Furcht eingejagt und ihn
vertrieben. Der Junge kriecht venchichert
der Hütte zu. Vgl. schichem.
verschiefzen, pltd. verschfiten, st 1.
in der Farbe ausbleichen. Das Tuch
ist verschossen. 2. versiegen, zu fliefzen
aufhören, verschwinden; von der Milch
nährender Frauen. Ihr ist die Milch
verschossen. Bock, 75. Hennig, 291.
3. verschnaufen, den Atem verschiefzen
lassen, verpusten lassen. Lafz die
Pferde ein Bi/zchen verschie/zen^ halte
stille, fahre laugsam.
Verschilf, Verschfif, m.^ Unterschied,
Differenz. Ob schon bi/zweHen die Ostern
newes u. altes Calenders auf einen Tag
einfallen^ so feilet dennoch auch ein Ver-
schill oder eine Diferentz ein der alten
undnewen Ostern^ bi/zweilen auf 4 Wochen
etc. Linem., N3b. . . . ist ein ver-
schiel auff vier Jahr^ dafz der Herr
Chistus ehe gebom isty als wie es die
gemeine Jahr Christi^ deren wir uns ge-
brauchen, geben. Ibid. LI 2 b.
Verschifz, m., s. Schifz.
verschfabbem , sw.^ sichy sich ver-
sprechen, etwas Unrichtiges wider Wil-
len sagen. Von schlabbern 3.
verschlackem, sw.^ s. schlackern.
Verschlag, m. u. n., Wirkung, dauern-
der Nutzen, Zuträglichkeit. Das Geld
hat bei ihm keinen (auch kein) Ver-
schlag^ er versteht es nicht zusammen-
zuhalten^ zu sparen. Vgl. verschlageiL
verschfagen, st. 1. anschlagen, ver-
fangen, vorhalten^ lohnen, von Wirkung
sein. Die Butter verschlagt nichts, halt
nicht vor, macht nicht gut ab. Das
verschlagt ihm soviel, wie dem Elefanten
eine Himbeere. Vgl. Sprw. I, 2827.
2. von leicht erwärmten Getrank^i.
Lasse da» Bier etwas verschlagen, stelle
es in die Ofenröhre, damit es die Kel-
lerkälte verliere.
verschfagsam, adj.^ von Kraft, Nach-
druck, Wirkung; kompakt ^ nahrhaft.
Alte Butter ist verschlagsamer als frische,
macht gut ab und halt darum länger
vor. Verschlagsame Mus, dick gekochte,
mehlreicbe. Hennig, 290.
verschfampampen, sw., durch Schlem-
merei verschwenden, durchbringen. S.
schlampampen.
verschliclcen, sw., mit Schlick über-
decken. Die Dämme werden verschUckL
Westpr.
verschlucken, sw., etwas Speise in die
Luftröhre kommen lassen. Ich hob* mich
verschluckt. Vgl unrechte Kehle.
verschlQdem, verschluddem, sw., ver-
lumpen; verschleudern; verschwenden.
Vgl. schlQdem.
verschlunzen, sw., s. schlunzen.
verschlQpen, sw.^ verschleppen, Ter-
zögem. Der Prozefz verscidupt sich
von einem Jahr ins andere. Bock, 75.
Hennig, 290. Vgl. schfQpen.
verschmftden, sw., verschmähen, ver-
achten. Hennig, 291. Nds. versma-
den, smade, die Schmach, holL versmae-
den. Brem. Wb. IV, 853.
verschmanitzen, sw., s. schmamtzen.
verschmieren, sw.^ den Ofen von innen
mit Lehm ausschmieren.
verschmirgefn, sw., s. schmirgein.
verschmören, sw. 1. zu stark sckmo-
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verschmaddeln — versitzen.
441
ren. 2. vor Hitze fast ersticken, ge-
schmort werden. jEb ist heute rein tsum
Venchmoren. 3. durch Kneipen sein
Greld verthun. Vgl. schmoren.
verschmuddeln, m.^ s. schmuddeln.
verschnabbeln, -schnabbelieren, -schnap-
pen, 8«r., s. schnabbeln. '
verschneeen, «to., s. schneeen.
verschnippem, Yer8Chnip(p)8elny^., zer-
schneiden, in kleine Stackchen zerschnei-
den, zerschnitzehi; vernichten, verder-
ben. Papier verschnipperfiyverscknipseln.
Eij den schonen Margen mir so zu ver-
schnippem! Soph. R. IV, 70. Vgl.
schnippem n. 8chnip(p)8eln.
verschnobbelny -schnubbeln, sw.^ s.
schnabbeln.
verschonen, sw. Wenn ich nicht mehr
verschon\ hau ich Ihnen eine Ohrfeige!
verschorren, verschurron, ^., aus der
richtigen Lage weichen, sich schieben,
verschieben; von schorren. Das Hemde
ist verschorrt Vgl schorren.
verschossen sein, s. Scholz.
verschrecken, st u. su?. 1 . erschrecken.
Pui^ ißas haV ich mich verschrocken!
2. von einem Vorrate mehr als nötig,
mehr als vermutet, abnehmen, ver-
brauchen, auch diebischer Weise ent-
wenden. Nay ihr habt das Brot gut
verschrocken^ ihr habt tüchtig davon ge-
gessen. Die BtUtei* ist ziemlich ver-
schreckt^ es ist mehr davon gebraucht
worden, als erforderlich gewesen wäre.
Ebenso: Der Knecht hat den Hafer
verschreckt. Hennig, 338.
verschrtgen, sw.^ versengen^ ausdör-
ren, anbrennen. Holl. verschroeijen. Ich
hob mir de Hand verschrit^ verbrannt.
De Kartofle sein rein verschrtty das
Kraut ist in der Sonne gänzlich ver-
dorrt. Sperber, 46. Schemionek,
43. Rein, Vo8,V. 6640. Vgl. schrtgen.
verschrompeln, -schrumpeln , sw.y s.
schnimpen.
verschUchem, sw.^ s. verschlchem.
verschumpfieren, sw.j s. verschampfie-
ren.
verschurren, sw,y s. verschorren.
verschwaddem, sw.^ s. schwaddern.
verschwauksen, sw,, s. schwauksen.
verschwfilen, sw,^ vom Holze, das ohne
Flamme glüht und unter starkem Rauche
verkohlt. Von schwelen (s. d.).
verschwTgSy verschwings, ocfo., viel
weniger, geschweige denn. Dat hebb*
öck noch sinn Dag* nich gesehne^ ver-
schvyiegs gegStCy das habe ich noch nie-
mals gesehen, geschweige denn ge-
verschwhneln, sw.y s. Schwfm.
verschwingSy adv.y s. verschwTgs.
verschwTren, sw.y mit Schwlren durch-
bringen. Er hat aU sein Geld ver-
schwtrt Er sieht verschwtrt aus. Von
schmtren 2.
verschwitzen, «to., vergessen. Ich hob'
alle Geschichtszahlen verschuoitzty sie sind
meinem Gedächtnis entfallen.
verschwuchten, sw.y s. schwuchten.
versehen, a&, sich Sie hat sich ver-
sehen: 1. sie hat sich mit einem Manne
abgegeben, ist geschwängert. Für Liv-
und Estland bei Hupel, 249. 2. sie
hat in der Schwangerschaft sich über
Mifzgestaltetes erschreckt, entsetzt, und
dadurch dem Kinde, das sie trug, den-
selben körperlichen Fehler angeheftet
verseilen, sw.^ s. seilen.
versitzen, st 1. durch langes Sitzen
steif werden. Vgl. verhiicken. 2. nach
Bock, 75, und Hennig, 291, von
Mälzenbräuem, wenn sie das ganze
Jahr über ihre volle Zahl nicht aus-
brauen können. Sie haben zwei-y drei-
mal versessen.
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442
versohlen — versuchen.
versohlen, sw.^ prügeln. Einem den
Puckel^ — das Fell vei^sohlen.
versöreriy 9w^ vertrocknen, absterben,
verdorren. Mühling. Ebenso bei
Jeroschin: 6 irdischiz paradtSy wi gar
ist dtner vmnnen prts varsehüit (be-
schmutzt, verwelkt) und vorsorit und
jemirUch zust6rit 149d. Pfeiffer, 260.
Vgl. $ören.
versorgen, sw.^ verheiraten. Die äl-
teste Tochter ist versorgt, ist verheiratet.
verspftken, sw., s. spftk.
verspflren, sw., verstärktes sparen, auf-
heben, bewahren, aufschieben. Das ver^
spar ich mir auf morgen.
V6rsp6ger, m., von spegen, spähen,
Vorspäher, Verräter. De Verspeger
schleppt nich, Samland. Sprw. II, 2793.
Vgl. Kläffer. S. Mnd. Wb. IV, 454a.
verspielen, sw. 1. verlosen durch eine
kleine Lotterie. Es vrird eine goldene
Uhr verspielt. Ebenso ausspielen. 2.
verlieren, unterliegen. Die Franzosen
haben anno 1870 u. 71 verspielt. Einen
Proze/z verspielen. Der verspielt, der
sich erh^t. Carm. nupt. TV, 44 b. Ge-
gensatz: gewinnen.
Verspielung, /., Verlosung. AufVer-
spielung gehn^ zu einer Verlosung gehen.
Oft giebt es nach derselben noch Tanz.
Königsberg.
verspiHem, verspiltem, sw., unnütz ver-
thun, verschwenden, sein Vermögen
versplittem. Hei heft edles verspälert.
Hennig, 291. So (sie) schlachte beyds
nah ähre ÖUre, dey opp wat rönlichs
Gold verspoUre. Carm. nupt. V, 216 d.
S. spillern u. schlachten.
verspiben, sw., sich, auf eine Sache
mit Gewifzheit rechnen. Sich auf eine
Erbschaft verspitzen. Bock, 75.
verspüren, sw., s. spiflren.
verspQren, sw., s. spQreo.
Versttksel, n., s. Vfirstecksel.
Verstand, m., scherzweise für Haare.
Er hat sich den Verstand abschneiden
lassen.
verstandewD? scherzhafte französierte
Frage: verstanden {verstandez-vous^f
Sperber, 45. *
Verstandskasten, m., Eopf. Er hat sich
den Verstandskasten gestofzen.
verstauken, sw., s. verstOken.
Verstechche, n., s. Versteckchen.
verstechen, st, s. stechen.
Versteckchen, Verstechche, pltd. Ver-
stVckke, n., Versteckspiel der Kinder.
Wir wollen Versteckehe spielen! Sper-
ber, 33. Hennig, 291.
Virstecksel, Vfirstäksel, n., weifze, ge-
stickte Bettdecke. Dzg. Nhg. Viol4t,
105. Im Gr. Werder Bettdecke über-
haupt. Aus vorstecken.
versteigen, st, sich, sich betrinken.
Er hat sich verstiegen, sich betrunken.
versteinern, sw., versteinen, wie zu
Stein werden. Ich bin wie versteinert!
durch eine unerwartete Nachricht.
verstellen, sw., sich, sich äuTzerlidi
anders zeigen, als man denkt und em-
pfindet. Warum, wie man hier m
Preufzen sagt, warum verstellen Sie 8tc&
atu;h sof Sie sind aufgeboten, und da^
mit holla. Soph.R.ni, 220. Vgl. {An-
meln.
verstickstacken, sw., s. Stickstack. •
verstTmen, sw., s. stfmen.
verstTren, »w., s. stUren.
Verstopfung, /. Verstopfung im Kapfy,
Schnupfen. Kgsbg.
verstQken, sw., verstauchen, verrenken.
Sich den Fu/z verstüken. In Liv- und
Estland verstucken. Hupel, 250.
verstUmpeln, sw., verstümmeln, ver-
derben. Mühling.
versuchen, pltd. vers.§ken,8U7., besuchen.
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yersudeln — verwennen.
443
Nu honrC wi oUe Frind verseeken On
Tnoal e khoketWoortken spräken. Dorr,
13.
versudein, s/m,^ versäameD, aufhalten.
Dat versudeU aock^ versäumt sich, hält
sich auf.
versusengen, sw.^ Geld verthun. T r ei -
chel.
vertestamentieren, sw,^ sich^ sich ein
gegenseitiges Testament machen. Die
beiden (^Eheleute) haben sich verteatafnen-
tiert. Hennig, 291.
vertfdem, sw.^ s. tfdem.
vertoppen, sw.^ jemand verleiten. Dzg.
W. Seidel, 35.
vertrackt, adj. 1. unangenehm, böse,
verworren. Dojs ist eine vert9*cu:kte Ge-
schichte. 2. verstockt. Er hat ein ver-
tracktes Herz, Dönh. Nach Mühling
durchtrieben, gottlos. Nds. vertrecken^
verziehen, verzerren, mhd. hin u. her
zerren, durch Zerren absdbwächen. Vgl.
Weigandll, 1008.
Vertrag, pltd. Verdrag, w., Eintracht,
Friede. Es ist kein Vertrag unter ihnen^
sie leben in ünfirieden. Kein Verdrag^
kein Verschlag. Sprw. I, 3919.
vertragen, pltd. verdräge(n), st. 1. er-
tragen, aushalten^ dulden. Das kann
ich nicht vertragen. 2. reflexiv: sich
vertragen, sich verdingen, durch einen
Vertrag binden. Er hat sich als Knecht
vertragen. Treichel.
vertreten, sty sichj sich ergehen, gehend
Bewegung machen. Sich ein bi/zchen
vertreten — die Fü/ze vertreten, ein we-
nig umhergehen, wenn man lange ge-
sessen hat
vertrinken, st. 1. ertrinken. Er ist
vertrunken. Schon bei Jeroschin: in
der vlvt st vortrunkin 140a. Pfeiffer,
311. 2. verheiraten und zwar beim
Trinken. Mich hat man jung vertrun-
ken. Litauen. Nsslm., Dainos^ 119.
vertritzen, sw., s. tritzen.
vertlintein, sw., schwängern. Auch im
Sinne von betunteln, sich heimlich ver-
loben. Vgl. tuntein.
vertuschein, sw., s. vertuschen.
vertuschen, sw., verheimlichen, ver-
schweigen, eine Angelegenheit durch
Schweigen unterdrücken, verhehlen,
vergessen zu machen suchen. He (der
Lehrer) lewd blofz von Geschenke, —
dat het (hat) man so vertuscht. Lhrztg:
4, 355a. Schemionek, 43, hat ver-
tuschein als Frequentativ. In Hessen
verdutscheln heimlich etwas *thun; etwas
verbergen; etwas heimlich vernaschen.
Vilmar, 81.
verunwiiiigen, sw., in Unfrieden, Zank
und Streit geraten, entzweien. . . . dafz
sie sich unter einander verunwilliget vnd
geschlagen. Morgspr. 1608.
veruraksen, sw., s. wurachen.
verwachten, sw., erwarten. Ich kann
ihn nicht verwachten, auch: terwachten.
Mühling.
verwandt, adj. Zur Bezeichnung weit-
läufiger, kaum nachweisbarer Verwandt-
schaft: Verwandt sein auf dreitausend
Meilen (Kgsbg.), — durch Cfrofzvaters
Peitsche (Samland), — durch drei Schef'
fei {Erbsen-) Aussaxit (Westpr.), — ofus
der hundertsten Tasche (Sprw. II, 2813).
Er ist das zehnte Wasser vom Kissel
(s. d.), — die neunte Kachel vom Ofen
(Kgsbg. SprW. n, 1361).
verwarken, st, verweben, von wirken,
warken (s. d.). Sie hat viel Garn ver-
worken.
VerwatmUtze, pltd. Verwatmetz, /., s.
Mutze.
verweilen, sw., sich, sidi die Zeit ver-
treiben, verkürzen. VerweiT dich mit'm
StOckche Brot! Saalfeld.
verwennen, sw., verwohnen. Se hebbe
dat Kind got verwennt.
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444
verwengt — Vesperkost.
verwengty adj.y umgewendet, verkehrt.
B}r gab ihm eins mit venoengter (ver-
wendeter) Hand^ mit der Ruckseite der
Hand.
verwerfen, s^., etwas durch Werfen
schliel'zen, ausbessern, ergänzen. Das
Dach verwerfen^ den losgebröckelten
Kalk durch Anwerfen neuen Mörtels
ersetzen. Lass es (das Haus) bessern^
verwerfen und teeren^ e es sinckt, durch-
^eichtig und durchsichtig wiü werden»
Stein, Peregrinus XI, 13. W. Mtsbl.
V, 159. Bock, 75.
verwessein, sw.^ verwahrlosen. 1. von
Personen: aus der Art schlagen, aus-
arten, in Sitte und Wesen zum Nach-
teil sich verändern. Die Kinder sind
ganz verwesselt 2. von Wunden : durch
nachlässige und unsaubere Behandlung
eine Wunde verschlimmem. Ebenso
vergrätzen. Der Stamm ist nach Hen-
nig, 291, wechseln oder zoes«» verwesen.
Lit. weisle Gattung, Art, Rasse, lett.
waisla Art, Zuwachs, Zuzucht, vom
Vieh, is-waishtees aus der Art kom-
men. Nsslm. Forsch. 3; Th.221.
verwichsen, sw.^ s. wichsen.
verwicicen, sw.^ s. wicicen.
verwiliert, adj. u. adv.^ verwildert. Ver-
mllert aussehen. S. pusten.
verwissen. sich nicht venoissen, von
Schreck oder Überstürzung so verwirrt
sein, dai'z man* nicht im vollen Besitze
seiner Verstandeskräfte ist. Marold.
Mhd. verwizzen. ahd. farwizan wissen,
reflexiv bei Verstandeskräften sein«
Schade, 169b.
verwOgen, sw.^ verwegen. Verwogen
wie ein Stint, — une ein Leiermann.
Sprw. I, 3921.
verzabbein, sw., s. zabbein.
verzählen, sw.y erzählen. Was nun
läervon meltr zu verzeMen, achte ich
nicht noUg, Linem., £ 3a. Selbiger
(Plato) verzehlet im Namen Crüiae ek
sehr Uhr alte Histariam. Ibid., Aa4b.
Auch heute noch: Verzähl doch em
Märchen!
verzecicelty adj., s. zidceln.
verzeidem, sw., s. tfdem u. zeidem.
verziciceit, adj., s. zicicein. .
verziehen, st, die Wohnung oder den
Wohnort wechseln.
verzipst, adj.^ übertrieben ängstlich,
blöde, allzu verschämt^ kindisch, prüde,
zimperlich. Mühlin g. Vgl. Zippel-
zfirlce.
verzoddem, sw.y s. zoddem.
verzUmen, pltd. vertBme(n), sw.j erzQr-
nen. Sie haben sich verzümt, entzwät
Ek mucht mi om aüet'Ofld pi der
Welt m§t er nich verteemen. Dorr, L
Wiew., 63. Davon: verzümtj pltd. ver-
temt als adj. . . . toenn se nich gAadei^
haddy doch man nich vertemt to sen,
Elbinger Höhe. N. Pr. Prov.-BL a. F.
IX, 244. Firmenich m, 495b.
verzussein, w., s. zusseln.
verzwiclcen, sw., die Fugen und Kitzen
in Mauern fest zustopfen. Von Zwidu
Zwecke. Bock, 75. Hennig, 291.
verzwicicty adj., verwickelt, verwirrt,
kritisch. Das ist eine verzwickte Ge-
schichte.
verzwimen, sw., sich, sich erzüraen,
veruneinigen. Scherzweise gebraucht
Sie haben sich verzwimt Ebenso in
Posen, in der Niederlaus. Bernd, 339.
Anton, 15, 4.
Vesperbrot w. 1. Brot, das zur Vesper
genossen wird. 2. Bündelchen mit Stei-
nen an einer Schnur, die an der Mitte
der Schienen des Webestuhls befestigt
ist Das Vesperbrot verhindert das Rat-
schen der Schienen gegen die Eounm*
lade. S. Das Wirkgestell, 125.
Vespericost, /., Speise, welche man
am spätem Nachmittage, um die Vespe^
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Vibranze — Vij61che(n).
445
zeit gemerzt, Vesperbrot. Essen Sie s(r
spät Ihre Vesperhostf sagte ich. y^Abend-
essen wollen Sie sagend antwortete die
Mutter. Soph. R. ü, 181. Läfzt die
Weberin bei der Arbeit die Schütte
faulen^ so sagt man: De Vesperkost os
weg, Dönh.
Vibranze, m., s. Wibranze.
Vieh, n., kurze Bepennong für Rind-
vieh.
Viehgras, n., einjähriges Rispengras,
Poa annua L. Hagen, 94.
Vieisamen, Pflzn., vielsamiger Gänse-
fvSz^Chenopodiumpoh/spermumL. Ostpr.
Hagen, 288. Pritzel, 92.
Vierchen, n., geprägte Ordensmünze
aas der letzten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts, der vierte Teil (daher der
Name) eines Halhschotters^ der 180. Teil
einer Mark, im Silbergehalte von etwa
10 Pfennigen. Genaueres s. Hörn,
Vom preufz. Gelde. Altpr. M. V, 51.
Vgl. SkoiL
Vierdener, Vieriner, auch Firdener, tt».,
Beamter, der von den zum Fischmarkte
kommenden Verkäufern die Abgabe des
Vierten einzutreiben hatte. Ordenszeit.
Hirsch, 8. 210. Die vierte Tonne soll
allerwege der Stadt abgesetzet und dem
Vierdtner gelte ferty von selbigem der Stadt
zu Qutt verkauft werden» Elbinger
Verordg. von 1578. Benecke, 292.
Vierdung, m., RechnungsmüDze in
Preufzen zur Ordenszeit, der vierte
Teil der Mark. Vgl. SkotL
Viereiche, /., s. Steineiche.
Vierkant, pltd. Vftrkant, n., Geviert,
Quadrat. Am andern Ende aber ist
aufgerichtet insgemein ins Vierkant . . .
ein dichtes Schürtzwerk etc. Pierson,
Matth. Prätor., 107.
vierkantig, pltd. vfirkantig, adj.y vier-
eckig; übertragen: vierschrötig, derb.
auffallig, augenfällig. • . . damit ich ein
vierkantiges Exempel bringen möge. Li-
nemann, G 2a. ^ne Verkanfge! zur
Bezeichnung einer vierkantigen Flasche.
Danzig.
Vierklfiwer, m., s. iOewer.
Vierräuberessig, tt»., Medik., Acetum
aromaticum ( Vinaigre de quatre voleU/rs).
vierspiflig, adj.^ s. spilfig.
Viertel, n, als Hohlmafz der vierte
Teil eines Scheffels. Der Scheffel soll
haben 4 Viertheile^ ein Viertheü 4 Hetzen.
LandesordnuDg (1307). Bock, Nat I,
689. Auch Holzmafz : vierter Teil vom
Achtel (s. d.).
Viertner, m., s. Vierdener.
Vierzehntageuhr, /., Uhr, die nur alle
14 Tage aufgezogen werden darf.
Vierzigerleinwand, /., Leinwand von
40 mal 20 Fadenbreite. Vgl. Gang.
Viferitze, /., s. Fiberitze.
Vigeletten, plur.^ Levkojen. Gr. Wer-
der.
VigeletvergnUgen, n., Tanzvergnugen;
von Vigelin: Es ist ein VigeletvergnUgen.
Kgsbg.
Vigelin, ViglTn, /., Violine. Dat Sehnt-
dake häld e Vigltn ungdm Rock vS.
Rastenburg Firmenichl, 109b. Auch
VijOI, Dem. VijSlke. Dat es e wahret Lw-
den^ wenrCt VijSlke nich geity wenn ein
Werk nicht gelingt, keinen guten Fort-
gang hat. Mockrau bei Graudenz. A
kann Vijol speie on Waldhorn. Ermld.
Freisch. Manuskript.
Vlj«Iche(n), auch Vijeiche, Pflzn., Veil-
chen, viola. Doch nennen die Land-
leute oft auch jede Frühlingsblume Vi-
jolche: das Gänseblumchen, Bellis pe~
renniSy die Vogelmiere, Stellaria media.
Achy das sein wohl schon von de Vijol-
chenf Saalfeld. Im Weichseldelta Vio-
lettenj Vijoletten^ pltd. Vigeletten: Chei-
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446
yij61en — Vogelszung.
ranthus' Arten. VioOce Goldlack, Ch.
Cheiri. Treichel, VolksÜi. IH. S.
Violen.
vijOlen, sw. 1. verlangend sich auf
etwas freuen, auch überhaupt sich freuen.
Ihm vijdlt der Bart. Sohd^ wie vijoJdd
mie dau de Baartf Carm. nupt. I, 282,
14. De Näs vtfdlt em^ er verlangt nach
einer Prise Tabak. 2. glühen. Ihm
mjolt die Nase, demTrimkenhold. Bock,
75. Hennig, 292: vielen.
Vijuchei, m. etc., s. Fijuchel.
vijuchelig, adj., s. jacheln.
Vingille, /., s. Ui 2.
Violen, plwr.y blaue, Leberblümchen,
Anemone hepatica L. Ostpr. Pritzel,
28.
Violen, sw., s. vijOlen.
Violenrumor, Med., Theriaca. Müh-
ling.
vir ■■= vier, in Zusammensetzungen:
virzehn, virzig, Virtel
vislntieren, pltd. vi8Tnt6re(n), w., visi-
tieren, durchsuchen, untersuchen.
Vitte, kurz Vitl, pltd. VBtt, /., ursprüng-
lich am Seestrande abgegrenztes Fischer-
lager, das zur Zeit des Fanges der
Fische (Heringe) die Gestalt einer An-
siedlung gewann, diese mit der Zeit be-
hielt und sich hin und wieder allmäh-
lich zum festen Wohnorte ausbildete.
Die ältesten Vitten (der Hansestädte)
lagen auf Schonen; die preufzischen
Städte gewannen hier 1368 Grund-
eigentum zur Anlage einer Vitte. Die
Vitte bei Memel, ursprünglich nur von
Fischern, später noch von Lotsen be-
wohnt, hat sich zu einem Teil der Stadt
ausgebildet. Die Schaakemche Vitt.
Schwed. vitte Ufer, Spitze. S. Hirsch,
143. Passarge, Balt, 133. Voigt,
Gesch. Pr.V, 221. D ahn., 530a. Mnd.
Wb. V, 263b. Nsslm. Forsch. 3,
schreibt Witt, Witte und erklärt nach
Hennig, 292: Bucht, Hafenbucht, am
kurischen HafF gebräuchlich.
Vittner, m., Bewohner einer Vitte.
Vitze, /., Rute, Zweig.
VIftt, FIM, n., Holzflofz, nur zur Thal-
fahrt geeignet und meist belastet mit
andern Holzstücken, oder Asche, Peeh,
Teer, Getreide. Ordenszeit Die da-
mals leibeigenen Führer der Vlete hielzen
Vleter Flöfzer, jetzt Flissen. Danzig.
Hirsch, 173.
vodder = vorder. VodderhattSy -stuhe.
Voder-, Foderhemde, n., eine Art Jacke
mit kurzen, spitz zugeschnittenen fal-
tenreichen Ärmeln, über der Brust
wurde diese Jacke mit einer sübemen
Eette^ an deren Ende eine Schnfir-
nadel von gleichem Metall befestigt
war, oder mit einer seidenen Schnur
zusammengeschnürt. Die Schnümadd
wurde dann an einem Häkchen au^
hängt, welches an der rechten Schulter
angebracht war. Sechs Rosetten von
dem StofiPe des Foderhemdes schmück-
ten die Seiten und den Rücken der
Jacke, die jetzt aufzer Mode. Dzg.
Nhg. Viol^t, 182. Vgl. Oggagaiiten.
Vogel, m. De heß e Vogel, er ist über-
spannt, hat einen Nagel. Elbing. Im
Plur. Läuse. Er hat Vögel, Sprw. I,
3933. 3930.
Vogelbahn, f., Milchstrafze, weil die
Zugvögel nach ihr in der Nacht ihren
Flug richten. Dönh.
Vogelfufz, -klaue, Pflzn., kleine Klauen-
schote, Omiihopm perpudUm L. Ha-
gen, 763.
Vogelmeier, Pflzn., s. MTre.
Vogelmilch, gelbe, Pflzn., gelber OfoliL"
siem, Omdthogalum luteum L. Hagen,
361.
Vogelszung, Pflzn., gemeine Kreuz-
blume, PolygcUa vulgaris L. Auch
Milchblume (s. d.). Pritzel, 295. Nadi
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Vogeltrittgras — vor.
447
Hagen, 430, ist Vogelzunge derHecken-
knöterich, Polyg<mum^ drnnetorvm L.,
Vogeizungenbaum heifzt die gemeine
Elsche, Fraasinus eacekior. Hagen,
1077.
VogeHrittgras, -wegtritt, Pflzn.^ Yogel-
knöterich, Polygonum cmcidare L, Ha-
gen, 427. S. JungfemtritL
VogeltritUiolz, n., jedes Holz, weil der
Vogel jedes Holz betritt. Auf die Frage
nach der Holzart hört man scherzweise :
E» ist Vogeltrittholz. Ghün Holz^ rot
Höh, VogeÜrittholz. Volksr., 150, 640.
Nach Treichel, Volksth. H, 8, bezieht
sich der Name besonders auf Faulbaum,
Rhamnus frangula L. Auch: Vogel-
bauertrittholz.
VSgeizeK, /., Zeit, in der die Vögel
im Herbste von uns ziehen. B}r ist in
der Vogelzeit entwohnt, er hat ein un-
stätes, flüchtiges W^esen. Das Volk
entwöhnt Kinder in der Zngzeit nicht,
da diese den erwähnten ungünstigen
EinfluTz auf die Kinder ausüben würde.
Hennig, 292.
Vogeizunge, /., -zungenbaum, m., s.
Vogebzung.
voll, adj, u. adv. 1. bis zum Rande
gefüllt. 2. auf den Menschen über-
tragen: betrunken. Eck was von erst
noch rommelduhn on voU. Carm. ntupt.
\y 282, 2. 3. unsauber, unrein, schmutzig.
Ich habe mir die Hände voll gemacht
Du hast dir dein Kleid voll gemacht.
VOliäddich, adj., mit Eiter angefüllt.
Nu OS et e grotet Geschwür, ganz klar
on voüäddich. Kgsbg. Firmenich I,
102a.
Vollbort, n., s. VollworL
vollbrUetig, adj., stolz. Von Menschen,
die sich brüsten. Hennig, 292.
Vollhofer, m., s. Hofer.
vollkaddem, sw., beschmutzen, beson-
ders Zeug, Wäsche. Mühling. Vgl.
kaddem.
VOllkantig, adj., von einem scharfkan-
tig zugehauenen Bauholz, im Gegensatz
zu Icmmkantig (s. d.). Hennig, 292.
vollkommen, adj., völlig, weit, lang;
von Kleidern. Der Rock ist ein H/z-
chen voUkommen. •
vollmachen, sw., s. voll.
vollschlagen, sty sich. Sich das Leib
vollschlagen, übermäfzig essen. Sper-
ber, 33.
Vollwerk, n., Vorwerk, Nebengut.
Vollwort, n,, Zustimmung, Einwilli-
gung. Einem Vollwort geben, ihm zu^
stinunen, ihn in seinen Ansichten be-
stärken. Hennig, 338. Sprw. I, 3937.
Ouch sali keyn aldirman vorbafzmer
macht hohen jn sunderheit gerdeleute czu
sich czu kifzen ane wissen vnd volborth
cforoi^Ta^^cÄr. (geschriebenen) A^rw. Aus
der Morgenspr. von 1492. Die Zünfte,
28.
von, präp., die häufig mit dem Ak-
kusativ gebraucht wird. Er ist vons
Land — vons erste Regiment.
vondag, vondäg, adv,, heute. Dzg.
Nhg. Viol^t. Im Werder vondogn.
Ek kam noch von Dag, m§t et* fhop.
Dorr, 1. Wicw., 29. On von dag sölTn
toi Bescheed krien. Ibid., 64. Es von-
dag keene Schoolf Ibid., 88. Sche-
mionek, 44, vondag gestern. (?)
VOnSn, adv,, auseinander. Schemio-
nek, 16. 44.
von weitem, adv,, ausholend, neben-
bei, scheinbar absichtslos. Er kommt
so von weitem. Er wird auch von weitem
fragen nach ihrem Leben seine Freunde,
die die Magd kennen. Pierson, Matth.
Prätor., 70.
vor, präp., für. vor mir, für mich^
meinetwegen. Vor mir kanvis geschekn.
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448
Vorarbeiter — vorkriegen.
Ebenso in der Niederlaositz. Anton,
15, 5.
Vorarbeiter, ?»., Arbeiter, der an der
Spitze der Arbeiter als erster thätig ist.
Vorderbauchy m., erste Abteilang eines
Sackes oder Wenters.
Vordergesäfz, n., s. RUckgesäfz.
« Vordergesteil, n., der vordere Teil des
Wagens, die Vorderachse.
VorderkranZy m., vorderste Abteilung
der Metritze des karischen Wadegams.
Vordersiele, /., s. Siel.
Vorderstttbchen, n., cunnus. Sie hat
ihr Varderstübchen zur Miete gehen^ ist
eine Höre. Sprw. I, 3938.
Vorderteil, n., vorderster Abschnitt des
Eeitelgams. S. Herd.
Vorderzeug, n., Vorderbüste ' der
Fraaen. Sie hat ein gutes Vorderzeug^
einen voUen Basen. Allgemeiner: Sie
hat einen guten Vortrag. Sprw. I, 3939.
Vorflucht, /., s. VorfluL
vorflunkern, -fluntem, m.y s. flunkern.
vorfluntem in Natangen.
Vorflut, aach Vorflotl, /., Abflafz, Ab-
leitung der Flut, des Wassers. Klein
II, 221, hat Vorflucht: die Ableitung
des Weichselwassers im Werder. Weü
atu;h der Vorflott halben grofze Irrunge
und Spaltungen sich oft erregen^ so
wollen wir^ da/z hinführo ein Nachbar
dem andern unweigerlichen die Vinflott
zu räumen schuldig sey. Landesordnung
von 1640. Hennig, 338.
vorhalten, st.^ ausreichen, hinreichend
sein, von Dauer sein. Das Essen hält
vor, liegt lange im Magen. Das Zeug
halt vor, ist stark und dauerhaft. Hen-
nig, 95.
Vorhängeschlofz , n. , Vorlegeschlofz.
Vgl. Knippschlofz.
Verhaube, /., Fischergerat. Pierson,
Matth. Prätor., 117.
Vorhauer, m,, der Vorhauende. Zween
(Fischer) müssen die grofzem und klei-
nem Eiswuhnen' mit den Eisäxten haiuen
und werden Vorhauer genannt, Bock,
Nat IV, 717. Dem Hausknecht, Vor-
häuer, Ze/zer, Schlede-Leute und Bof-
knecht jedem wöchentlich 2 Mk. 10 Gr,
Pr. Rolle d. Kgsbg. GUdef. von 1662.
Ibid. V, 559. Auch der erste Mäher
in der Reihe der Schnitter heifzt Vor-
hauer.
vorigt, adj,, vorig. Vorigte Woch, w-
rigtes Jahr.
Vorjahr, pltd. Verjähr, n., Frühjahr,
FrüUing. Ist es gewifz, wie viel unter
den Gelehrten meinen, dafz die Welt im
Vcyr^ahr erschafen. Carm. nupt I, 139.
Auf diese Gedancken bringet mich eines
Theüs die liebliche Vorfohrs-ZeiL Ibii,
141. De Verjoahrschbft toeiht Und vd
an. Dorr^ 41. ... vermeinen aus einer
Schwalben, so irgends ohngef ehr gesehen,
ein Vorjahr zu erjagen. Linem., HSa.
vorkftkeln, vorkäkeln, swo., dummes, un-
nützes, albernes Zeug schwatzen. Vgl.
kftkeln.
Vorkäufer, m., Käufer, weldier eine
Ware ersteht, bevor sie zu Markte
kommt, hoU. voorkooper. Der Vorkauf
geschieht vor den Thoren, indem die
Vorkäufer die zu Markte kommenden
Vorräte (namentlich Getreide) schon
hier für ihre Auftraggeber kaufen. Kö-
nigsberg. Hennig, 339. VgL Proben-
träger u. Buxer.
voridaneien, sw.^ s. Uaneien.
VOrkolzen, sw., vorschwatzen^ vorreden.
Mühling.
Vorkost, /., Suppe als Vorspeise. Bei
Adelung IV, 1276, Speise, wdche nach
der Suppe, vor dem Fleische gegessen
wird, adso das Gemüse.
vorkriegen, sw., eine Sache oder Per-
son ; sich mit ihr beschäftigen, sie mit
Worten oder mit der That angreifen.
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Vorland — yorspüken.
449
Ich mujz Ihnen sagen ^ da/z ich- diesen
Manny wenn ich lustig bin, oft vorkrige.
Soph. R. I, 377.
Vorland, n., das vorliegende, äuCzerste,
vordere Land; das Land zwischen den
Dämmen (Deichen) und dem Strom-
bette <ler Weichsel. Durch Anlage von
Querdämmen, den sog. Buhnen^ oder
durch Legung von Faschinen sucht man
ein Abspülen und Unterwaschen des
Vorlandes zu verhindern. Passarge,
187. Das Vorland wird aufzerdem noch
durch Nesterpflanzung von Weiden-
strauch befestigt, und Gleiches geschieht
auch mit den Strominseln oder Kam-
pen.
vorlangs, vorlängst, adv., nebenbei.
Treichel.
Vorlaube, pltd. VärlSw, /., Vorbau auf
Ständern (Pfeilern) an der Vorderfronte
der Wohnhäuser in der Niederung; die
Ständer reichen bis zur Hö}ie des
Daches, mit welchem die Vorlaube un-
mittelbar in Verbindung steht. Vgl.
Passarge, 237. Viol^t, 87. De
SchwcUmkes on derVarleew buu^n. Dorr,
58. S. Laube.
vorlaudem, sw. Sie laudert mir er-
schrecklich viel vor (rompre les oreilles
ä force de prihes\ von Sophien nicht
abzustehn. Soph. R. VI, 229.
Vorlauf, w., der dem Angelhaken vor-,
d. i. voranlaufende Teil der Lachsangel,
die eigentliche Angelschnur, oberhalb
des Angelhakens mit kleinem Bleige-
wicht beschwert. S. Benecke, 402.
Vorläufer, w., einer, der vorläuft, er-
ster Sachräger (s. d.).
vorliden, adv.^ vordem, einstmals.
Schemionek, 44.
Vorlegeschlob, n., Vorhängeschlolz.
Bjin Vorleeg^Schlo/z kan zwar jedermann
zudrücken und zuschUefzen^ aber er hat
PriMhbier, Wörterbaeh II..
nicht sogleich den Schlüssel es tüieder
aufzumachen, Carm, nupt III, 11c.
Vgl. Knippschlofz u. Vorhängeschlofz.
Vorlegpferde, pbir., Pferde, welche
man vor ein Fuhrwerk legt, wenn die
bereits vorgespannten Pferde allein den
Wagen nicht fortzuziehen vermögen.
Nach Mühling im Samlande Vorleig,
Verleig, n.
vorloben, pltd. verlftwen, lobend an-
preisen. Öck woü ju de gode Gawe
(Erbsen), De mi Gott gegewe heft^ Ju
cUs Nawersch nich verldwe. Volksl., 67,
44, 7.
Vonneister, w., Meister vorauf und
voran, einer, der überall dabei sein
mufje. Er ist ein Hdnschen Vormeister,
Danzig.
vorpalen, vorpalern (Hennig, 339),
89v.^ s. palem.
Voreatzfenster, n., s. Voreetzfenster.
Vorechnur, /., die eigentliche Angel-
schnur an den Dorschangeb. S. Vor-
lauf.
Vorechubnetz, n., vorgeschobenes Netz,
lit. tinklaSy am Lachswehr. Zu seiner
Befestigung dienen die Vorschubpricken
und die Ansteckpricken. Vgl. Benecke,
381.
Vorechubpricke, /., Pricke zur Befesti-
gung des Vorschubnetzes,
Voreetzfenster, w., inneres (Doppel-)
Fenster, das man während des Win-
ters dem eigentlichen Fenster vorgesetzt
hat; auch Vorsatzfenster.
Vorepfiger, m., s. VSrspfiger.
Voreprung, m., das beste Getreide,
welches, beim Reinigen durch Werfen,
auf der Tenne seiner Schwere wegen
am weitesten fliegt, vorspringt. Trei-
chel.
VorepDk, m.^ Vorzeichen, Omen.
VOrspDken, sw.^ vorher spuken, „auf
29
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450
Vorstellnetz — Wachmeister.
eine ongewöhnliche Art etwas Künf-
tiges voraus merklich machen." Hen-
nig, 339. S. spuken 3.
Vorstellnetz, n., das quer über den
ganzen JFlufz vor-, d. h. unterhalb des
Wehrs gestellte Netz, Ut. tinklas metta-
maszü oder uszmettomage^ früher beim
Lachsfange angewandt. Benecke,
382.
voretofzen, «^., vorragen, hervorragen..
Das vorgestofzene Netz^ in der Fischer-
sprache die Netzwand in dem grofzen
und festen Lachswehr der Flüsse. Die
in einiger Entfernung von dieser Wand
aufgestellte zweite Netzwand ist das
ausgeworfene Netz. Vgl. Vorschub- u.
Vorstellnetz.
Vortrag, m., s. Vorderzeug.
voter, m., s. Vftder.
VOtsch, 7n., Vater. Dzg. Nhg. Vio-
l^t, 105.
W-
W, aus u hervorgegangener Halbvokal,
klingt plattdeutsch wie hochdeutsch.
Wabbel, m,, s. Wabel.
wabbelig, adj, 1. flau, widerlich weich,
ungewürzt; von Speisen. Eine wabb-
lige Suppe. 2. unwohl, übel, flau. Mir
üt 80 wabbelig ums Herz^ mir ist flau
zu Mute, ich spüre einen Reiz zum
Erbrechen. 3. schlotterig, weich, schlapp,
flaccidus. Bock, 76. Hennig, 293.
Vgl. quabbelig; auch schwabbelig.
wabbeln, sw.^ schlottern, beben, wie
es weiche oder fette Körper thun. Vgl.
Brem. Wb. IV, 158. Hennig, 293.
Vgl quabbeln.
Wabel, Wabbel, m, 1. Käfer, in Li-
tauen jedes kriechende Insekt. Ahd.
wibil, wvpü^ mhd. vnbel Käfer, Kom-
wurm; in Bayern wibel^ vnbbel^ altpr.
webil (Voc. 781), lit. wdbalas, lett wab-
bob. Schmeller IV, 8. Nsslm.,
Forsch. 3. Mühling, Tiem., 178.
Schttwabbel, m., Scheii'zwabbel, in der
Bischofsteiner Gegend der Rofzkäfer,
der allgemeiner Pferddreckskäfer heifzt.
2. nach Gordack Wabbel s^nch junger^
halbreifer Bursche.
Waohabend, m.^ Abend, an dem ge-
wacht wird, an welchem die Leiche,
eingesargt, in Parade steht Die Ver-
wandten und Nachbarn finden sich ein^
um den Verstorbenen zum letztezunal
zu sehen. Im Samlande steht dicht
neben ^em Sarge ein Stuhl leer, wo-
rauf der Geist des Verstorbenen aus-
ruhen kann. Vgl. Totenwache.
WachbUdner, m., Inhaber einer Wach-
bude, bestehend aus Wohnhaus und
Stall (zur Aufnahme verschiedener Gre-
rätschaften), der für die Zeit der £is-
wachen oder so lange am Damme ge-
arbeitet wird, die Verpflichtung hat,
Ausschank und Hökerei zu betreiben.
Passarge, 196. Vgl. Elswaohe.
Waohe, /. Einem die Wache ansoffen^
ihn zur Rede stellen, ihm mit Strafe
drohen. Sprw. I, 3950. Wohl aus
militärischen Kreisen: mit einer Straf-
wache drohen.
waohen, sw.^ s. waohten.
Wachmeister, m. 1. Wachtmeister;
Exekutor. Hei nommt em wie de Wad^
m^eister deWorscht. 2. Wiedehopf Upupa
Epops. Mühling, Tiem., 179. 3. Kefl
der Brettschneider, der auch
heii'zt. Mühling.
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Wachdblome — W°arn.
451
Wachsblume, /., pfirsichblättrige
Glockenblume, Campanula persicifolia
L. Weichseldelta. Treichel, Volks-
thüznliches III.
Wachsgiefzen, n., das Gierzen ge-
schmolzenen Wachses ins Wasser, um
aas den zufällig entstehenden Figuren
das Schicksal zu enträtseln. Nach
Hennig, 293, bei den alten preufzi-
schen Heiden beliebt; er schreibt TTac^-
schmelzen. Vgl. Zinngieben.
Wachte, /., Sturm welle in der See.
Samländischer Ostseestrand. Das waren
keine Wellen mehr, wie wir sagen^ oder
Wogen, sondern Wachten^ voie sie die
Schiffer hier nennen, wuchtende Wasser-
mausen, die nicht in den regelmäfzigen
Linien der Rollinge an das Strandufer
schäumen. Pas sarge, Balt., 374.
wachten, sw. 1. warten, verweilen,
verziehen; in der Saalfelder Gegend
auch wachen. Wachf ein Weilchen, öck
kann nich so lan^ wachte, Wach£ man,
ock war dt schon kr ige! Wackf man,
wachf, seggt jen Jung, ons K6 ward 6k
starwe, dann war ock jüne Hund 6k
davon wegjage, Sprw. I, 3952. Wach'
doch, ich mufz dir noch was sagen! De
Gäste kerne bold hervor On lete nich
hng^ wachte. Samland. Firmenich
ni, 499 b. Lat ons nich lang waschte,
Wi motte htr verschmachte! Volksr.,
226, 14. 2. beaufsichtigen, pflegen:
Kinder, Kranke; auch abwachten. ab-
wachten auch in dem Sinne von er-
warten. He kann de Ttd nich afwackte,
er kann — vor Ungeduld — die Zeit
nicht erwarten. 3. sich hüten, in acht
nehmen. Ich werde mich aber schwohir
wachten (sehr hüten), ihm morgen vor
Augen zu kommen. Soph. R. V, 612.
Hennig, 293.
WKchter, m. 1. grauer Würger, La-
nius eacuhitor; auch Würgengel. Bu-
jack, 370. Mühling, Tiem., 179.
Vgl. Kaddigheister. 2. Wächter auch
Hundename.
Wachtgeld, n,, s. Wartgeld.
wacky od;., feucht, weich; vom Ge-
treide. Mühling. Sc4iemionek, 44.
wackeln, sw., s. waggeln.
Wackelpeter, m , Pudding von feinem
Buchweizen- oder Grickenmehl, der
bei leichter Erschütterung wackelt.
V. Au er.
Wackelstein, m., kleiner Fluizstein.
Hennig, 66. Vgl. Feldwftke.
wacker, adv., viel wacker tanzen, —
trinken, viel tanzen, trinken. — wacker
deg, s. deg.
Wad, m,, s. Wand.
Wadbaum, m,, hölzerne Walze am
Ende des Flügels der Wadnetze, an
der man das Netz aus dem Wasser
zieht Vgl. Bock, Nat. IV, 715.
Waddik, Waddig, Weddik, /., Molken,
Eäsewasser; nach Hennig, 294, auch
das Wässerige in nicht genügend aus-
gedrückter Butter. Im Brem. Waddik,
Wattke, im Holstein, auch Wa^'e, im
Osnabr. Wacke, im Götting. wdke, f,,
angs. hiwaeg. Brem. Wb. V, 161.
Schamb., 284a. Man bestreicht mit
WaMik oder auch mit Schlichtmus
Bündel von BeifuTz, die man an die
Stubendecke hängt, um darin Fliegen
zu fangen; bei der Abnahme werden
die Bündel mit einem Sacke überzogen.
Waddras, m., Widerrist des Pferdes.
Ermland. Mühling. Wohl nur mund-
artliche Eorrumpierung des hochd.
Widerrist.
Wade, Wade, /., s. Wftdegam.
Wadegarn, Wätegam, n., auch Wade,
Wade, Wate, Wathe, lit. watalus, f., Zug-
netz aus zwei Flügeln und einer Me-
tritze bestehend, das vom Lande aus,
oder, wo sehr seichtes Wasser dies un-
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452
Wadegarnfischerei — Wählbaam.
thanlich macht, von im Wasser wa-
tenden Leuten oder auch von fest-
liegenden Kähnen aus aufgezogen wird;
in See heifzt es Strandgam. Das Wade-
gam des kurischen HafiFes heifzt auch
Zuggarn und Zugnetz, das des frischen
Landgarn und Ziehnetz; das Wadegam
heiizt auch Klappe, Kleppe, Klippe, Soni-
mergarn, Schargam Bei Prätorius:
Wade^ die zweierlei^ ohne oder mit dem
Sack. Pierson, Matth. Prätor., 117.
Die Wate ohne Sack ist auch jetzt noch
im Gebrauch. Bei dem Fischen auf
den Landteichen bedienet man sich der
Klappen und eines Sacknetzes, das man
in Preussen eine Wathe nennet. Bock,
Nat. IV, 711. S. Benecke, 348. 356.
Die Kassuben nennen die Wate woadtka.
Fisch.-Ord. f. d. kur. HafiF, § 33; f. d.
fr. Haff, § 27. Hennig, 294.
Wädegarnflscherei, /., Fischerei mit
dem Wadegam, Sie heil'zt auch: Land-
gamfi8cherei,Strandgarnfi8cherei,Ziehnetz-
fischerei. Vgl. Wädegarn.
Wadely m 1. VoUmondszeit, auch
der Vollmond. Ahd. wadal^ wadil, mbd.
wadel Phasen des ab- und zunehmen-
den Mondes, Vollmond. Schade, 1071a.
Vgl. Adelung IV, 1329. 2. Zeitraum,
zur Fällung des Holzes am geeignet-
sten: 1. Oktober bis 1. April. Holz,
aufzer dieser Zeit geschlagen, ist als
Brenn- und Bauholz untauglich, wird
vom Wurm angefressen. Mühling.
Wäden, waten, sw., mit Waden fischen.
Wädmann, m,, s. Wand.
Wadsack, m. 1. Sack zum Fischen,
Wadegam, 2. Felleisen, Ränzel. Müh-
ling. 3. korpulenter Mensch.
Wäfel, Wftpel, /., Waffel, dünner, wa-
benähnlicher Kuchen, zwischen zwei
Eisenblechen, dem Waffeleisen, gebacken.
Hennig, 294.
Wage,/., s. Bracke.
Wagen, m,, Sternbild des grofzen Bä*
ren. Es heifzt auch der grobe, der
schiefe Wagen, das grofze Siebengestim.
Wagenschauer, n., Wagenschuppen.
Wagenschofz, m. \. Planke und dicke-
res Stuck aus astfreiem Eichen-Stamm-
holz von 10—18 Fufz Länge und bis
30 Zoll Durchmesser, frei von dem in-
nem weichem Kern (Seele, Peddik)
und richtspaltig; engl, wainscot-log^.
Die beiden gangbarsten Artikel des Don-
ziger Holzhandels in der Ordenszeit waren
Wagenscho/z und Klappholz. Hirsch,
215. 2. zehnzoUige eichene Diele in
der Starke von 7« his zu einem Zoll,
zum Bootsbau und zu Verkleidungen
verwendet. Hirsch, a. a. O.
Wäger, m., vereidigter Beamter, d»
den Stadtwagen vorsteht. Im Dienste
der Wäger stehen die Schdlhelekaten,
Schalknechte, Königsberg. Danzig.
waggelig, adj, s. waggeln.
waggeln, sw. 1. wackeln. Davon
waggelig, adj. Der Tisch waggeU, -
ist waggelig, steht nicht fest Er wag-
gelt, er geht wankend. Danz\ Make,
dan£^ wie waggelt di din rodet Rockkil
Volksr., 42, 163. 2. prügehi. Bamh
auswaggeln, durchwaggeln, gewöhnlicher
durchwackeln ,, ihm etwas aufwackeln,
auswackeln, ihn tüchtig durchprQgeln,
so dafz er wackelt. Allitterierend mit
wiggeln: wiggeln und waggeln. In den
Eönigsberger Zeitungen Uest man oft
Gratulationen, so herzlich gemeint, dafz
Straüe und Wohnhaus des Beglück-
wünschten y,wiggeln und waggeln^ sollen.
abwaggeln u. abwaciceln. 1. wackebd
abgehen. 2. einen durchprügeln.
Wälilbaum, 971. Vom Wählbaum cm f den
Faulbaum fallen, auch: vom Wdhlbaum
auf den Nälbaum, vom Ndlbcmm auf
den Faulbaum, durch langes Prüfen und
Zögern (s. nälen) bei der BraatwaU
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wählig — wälig.
453
schliefzlich unglücklich trefiPen, „hinein-
fallen". Sprw. I, 3961. Davon Wähl-
bäumen, sw. Er wehlbäumt vom wehU
bäum auf den faulbaum. Die viel wehU
bäumen bekommen hernach die ergste.
Stein, Peregrinus XIV, 6. W. Mtsbl.
VI, 184.
wählig, adj.j s. wälig.
Wahre, /•, Wahrheit. Andere haben
die Ursache gesucht und auch vermeinet
die Wahre gefunden zu haben^ wenn sie
des Monds Licht bi/z an die Fixsterne
geschicket. Linem., Aa2b.
während, adv. Es regnet in einem
währendy ununterbrochen. Kgsbg.
Wahrschauen, sw.^ verwarnen, in der
früheren Gerichtssprache Danzigs. W.
Seidel, 35.
Wahrwolf, m., s. Werwolf.
Waidehnen, Ortsn., s. iwenberg.
Waidelei, Weidelei, f., Zauberei. (tJin
Weib in Wankallen) war eine Bauch-
rednerin und gebrauchte diese Kunst zur
Waideleiy wie ich sie seiher davon über-
führet. Pierson, Matth. Prator., 18.
Waideier, Weideier, m., s. Waideiotten.
waidein, weidein, sw.^ zaubern. Im
altpreui'z. Katechismus, in der Luther-
schen Erklärung des zweiten Gebotes,
steht, keinem Worte des deutschen Tex-
tes entsprechend, das Verbum waid-
leimai wir waidein. Nsslm. Forsch 3.
Abstammung unter Waidelotten. Vgl.
burten.
Waidelotten, in deutscher Bildung
Waideier, Waidler, auch Weidelotten etc.,
plur.^ Priester der heidnischen Preulzen.
. . . vmb vnd vmb woren hübsche tuchir
vorgezogen ein schrit aber 3 von dm*
eichen wol 7 elen hoch^ do mocht nie-
mandt eingehen^ ag der kirwaito vnd
die obirsten waidolotten. Grünau, Tract.
n, Kap.V. Perlbach, 78. Hennig,
295. Weideier oder auf Preusch Wei-
dulli oder Weidulutten. Pierson, Matth.
Prätor., 43. Hennig, 295, weist für
die Abstammung hin auf das preuiz.
waidu Wissenschaft, waidas Gesicht,
weizdzu ich sehe, waydis Seher; Nsslm.
deutet auf die preul'z. Wurzel toid wis-
sen, hin: waidy Verbalstamm von der
Wurzel und, davon waist, Infin., wissen,
waiseij waisse du weifzt, waidimai wir
wissen, waiditi ihr wisset, auch Imp.
plur. wisset. Der Zusammenhang mit
dem sagenhaften Waidewut ist unver-
kennbar. Vgl. Nsslm. Forsch. 3; Th.,
195. Hartknoch, A. u. N. Preufz.,
149 ff. 2. Waideier und Waidier später
auch s. V. a. Zauberer.
Waidler, m., s. das vor.
Waiting, m.j s. WTting.
Wäke, /. 1. ein ins £is gehauenes
Loch, also gleichbedeutend mit Wune
(s. d.); doch heil'zen mehr noch die
natürlichen Öfinungen im Eise Wdken^
gewöhnlich Windwftken, weil der Wind
ihr Zufrieren (bei nicht auizergewöhn-
lichem Froste) verhindert. Solche Stel-
len heifzen auch Blanken (s. d.). 2.
kleiner Feldstein. Vgl. Feld wäke.
Waldburg, Ortsn., s. Kapustigal.
Waldcypresse, Pflzn., s. Sadebaum.
Waldgänger, m., im Volksrätsel der
Jäger. Pflzräts., 8.
Waldglocke, Pflzn., s. Riesenglocke.
Waldheelin, Pflzn., weLze Osterblume,
Anemone nemorosa L., auch Waldviolen
und Augenwurz. Pritzel, 28 f. Nach
Hagen, 568, Waldhähnchen.
Waldläufer, m., s. Wart.
Waldviolen, Pflzn., s. Waldheelin.
Waldwart, m., s. Wart
Waldwolfsmilch, Pflzn., s. Rehehirschen.
walgern, sw., im Boot hin und her
schaukeln. Treichel.
wälgem, sw.^ s. wSItem.
wälig, wählig, wSlig, adj. 1. jugendlich
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454
Wfiligkeit — Wandpek.
übermütig, matwillig, fröhlich und aus-
gelassen vor Wohlgefuhl; von jungen
Leuten und Tieren, namentlich von
Pferden. Angs. welig^ ahd. welaky md.
weUcj im Brem. Wb. V, 223, loeUg^ bei
Schamb., 284b, wälig^ in Hessen ge-
weUg heiter, munter, umgänglich. Vil-
mar, 447. Holl, weelderig. 2. wähle-
risch, mäkelnd im Essen. Er üt
Behr wohlig im Essen und Trinken^ er
ifzt und trinkt nicht alles, was ihm vor-
gesetzt wird. Von wählen. Hennig,
295.
Waiigkeit, /., von wälig, Wohlgefuhl,
Wohlbehagen. Er wei/z vor Wdligkeit
nichts was er angeben soll.
Walky 771., Pflzn., eine Art Trespe.
Mühling.
walken y sw. 1. prügeln, einer Walke
gleich jemand mit den Fäusten bear-
beiten. Philipp^ komm und walk mir
diesen Nichtstciirdigent Soph. R. VI,
111. Einen auswalken, durchwalken, ihm
etwas aufwalken. Ich werde ru>ch einmal
den Puckel ihm auswalken. Soph. R. I,
508. In gleichem Sinuc: Einen in die
Walke nehmen. Bock, 76. 2. nach
T reiche! ein Spiel^ in welchem meh-
rere Paare, die sich mit verschlungenen
Händen nebeneinander aufstellen, je-
mand in die Luft prellen und wieder
auffangen, wobei sie siogen: Komm\
wir wollen wölken^ Brüderchen^ waVc !
Wallkasten, m., in der alten Danziger
Verfassung die Fortifikationsbehörde.
W. Seidel, 35.
Wallrutscher, m., gemeine Hure, Sol-
datendime. Königsberg. Danzig.
Walm, /., in Bayern der Wdlben, die
Einbiegung des Daches schief herab an
der Giebelseite des Gebäudes. Schmel-
1er IV, 61.
WaHelle, /, s. Handkahn.
wältem, sw.y s. wSItem.
walzen, sw.^ fechtend, bettebd reisen;
auch sich auf den Weg machen: mm
wollen wir nur walzen.
Wams, n., Jacke, Eamisol der Män-
ner und Frauen, Ärmelweste. Im Wer-
der die Weste meistens von dunkel-
blauem Tuch mit Ärmeln aus blauer
geblümter Leinwand oder hellblauem
Flanell. HoU. wambes^ wambais^ ahd.
wambeis aus wamba Bauch. Dat d$ e
ander Wams^ dat heft Schofzkes. Sprw.
I, 3969. Der das Wambs bey nacklr
licher kühler Luft anbehält^ verhindert
diewarmeAufzdünstungaufzdemfnensd^-
liehen Leibe^ weil das Wambs^ wegen da
dichten Anliegens gar keinen^ oder ja
gar zu einen kleinen Platz der Au/z-
dunstung verleihet Linem.^ Nn Ib.
Hennig, 296.
Wamse, /., Prügel. Es giebt Wamse,
Mühling. Einem das Wams ausklopfen
— ausstewem, ausstäuben, ihn durch-
prügeln. Bernd, 343, schreibt Wamfze
und wam/zen.
wamsen, sw.^ aufs Wams klopfen, prü-
geln. In Zusammensetzungen: ab-, aflS
aus-, durchwamsen. ...um Ihnen na/A
Herzenslust den Pelz auszuwamsen. SopL
R. II, 460. Wie manch ehrlich Mutter-
kind er durchgewamst hat. Ibid. V,
285. Bock, 76. Hennig, 296.
Wand, Want, m. u. n., auch Wftd, WM,
wollenes Gewebe, grobes litauisdies
Tuch. In den Ordenspapieren wird
Wand stets als aus England eingefühlt
bezeichnet. Hirsch, 253. Nach Müh-
ling auch Wark, nach Hennig^ 297,
auch Wädmann. Mnd. wand^ wanL
Tom Bock kep di Wandy
Denn blofst bt Verstand;
To Boxe kep dt Ledder^
Denn krogsi dtn Oöld du wedder.
Kgsl^.
Wandpeiz, m.^ Wandrock mit Pdz-
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Wandrock — WardSrer.
455
kragen und Pelzeinfassung. Nebstdem
gebrauchen die Weiber im Winter einen
ziemlich langen Wand-Pelz, da die Kan-
ten mit Mardern oder Fuchs benäht sind.
Pierson, Matth. Prätor., 112.
Wandrock, m,^ Rock aus Wand.
Wand-, Wantschaf, n. 1. Schaf, aas
dessen Wolle Wand gewebt wird. M ü h -
ling, Tiem., 179. 2. nach Hennig,
296, adjektiv wandschaffen für grob und
ungeschlifiFen, dtSkWandschafe die gröbste
Wolle haben. Es ist dies wohl das nd.
wänachdpeny adj. u. adv,, mhd. wdn^
Schafen, wahnschaffen, mifzgestaltet, in
der Bedeutung: 1. einfältig, albern, thö-
richt, stumpfsinnig; 2. häfzlich, unor-
dentlich. Schamb., 286a. Mi, 105a.
Danneil, 244b. Schemionek^ 44,
hat wandschaffen = unförmlich , unbe-
holfen.
Wandatreicher,?»., vereidigter Beamter,
der die Aufsicht über alle Gattungen
Tuch (Wand, Laken) und Leinwand,
die in der Stadt angefertigt oder von
der Fremde her eingeführt waren, führte.
Die Wandstreicher mufzten zum Ab-
schlüsse jedes Tuchgeschäftes im grofzen
hinzugezogen werden; die Richtigkeit
der von ihnen geprüften Stoffe bezeich-
neten sie mit dem Stadtsiegel. Ordens-
zeit. Hirsch, 219.
Wange, /., schlecht bestandener Eich-
wald, halb ausgerodete Waldfläche; von
dem gleichbed. altpr. wangus = Da-
merau (s. d.). Häufig in einfachen u.
zusammengesetztenLokalnamen: Wange,
Wangen, Wangeninken, Wangenkrug,
Wanghusen, Wangitt, Wangnivk, Absch-
wangen, Aleawangen, Kaltwangen, Kin-
wangen, Porwangen etc, Nsslm. Th.,
199.
Wangeiatein, m., behauener Stein, wel-
cher den Rand, die Wange eines Bau-
werkes bildet. Die Beischläge in Dan-
zig waren gegen den Graben hin durch
eine niedrige Mauer von Wangelsteinen
in zierlicher Form begrenzt Passarge,
52.
wanken, sw., zunächst schwanken;
dann sich bewegen, gehen, herumwan-
deln, meist ohne Ziel und Zweck. Es
hat noch nichts gewankt auf der Strafze.
Hier wankt selten einer. Er wankt über-
all herum, geht suchend, prüfend, spio-
nierend umher, — geht ruhelos aus einer
Stube in die andere. Gespenster wan-
ken. Der Tater wird wanken, er wird
über die Unnützen geschwungen wer-
den. Elbinger Ndrg. Eine Krankheit
wankt, zeigt sich hier und da herr-
schend. Hennig, 296.
Wankerblume, /., s. Wucherblume.
Wanne, /, Waschkübel, Bütte. Ist
sie völlig rund, so heilzt sie auch TTne,
Teine. Ostpr. Li Westpr. Balge (s. d.).
wannehr, adv,, s. wennSr.
Wanst, m. 1. der Pansen, Rinds-
magen; auch£a7i5^n. 2. Bauch, Schmer-
bauch. Dem ohne gefft se wat an sinem
Wan/z to fohle, Carm. nupt IV, 59c.
Want, m., s. Wand.
Wanzen, sw,y als überflüssiger Mann
ratend beim Kartenspiel sitzen. T rei-
ch el.
Wanzke, Wanzk, /., Wanzker, m,, Wanze.
Das eine Haufz kann sich von den Wantz-
ken nicht erretten, das andere Häu/zchen
aber wei/z von keiner Wandlau/z zusagen.
Linem., Uu3b.
WanzkebrVch, m., s. Bruch.
Wapel, /., s Wafel.
Warder, n., s. Werder.
Ward&rer, m., Pfleger, Würdiger,
Wertschätzer; Nachbildung von War-
dein, Dem Wardeerer von de platdütsche
Mundaart dem Herrn Gemnasial- Di-
recker Lehmann to Marjewerder den
6. Februarji 1842 äwerrekt. Titel eines
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456
wardiiren — Warteweilchen.
pltd. Widmongsgedichtes v. Almonde:
Fliegendes Blatt. 3842.
wardTren, pltd. wardere(n)y sw.^ prüfen,
schätzen, dem Werte nach würdigen.
Vgl. das vor. Bleibet also die ürsach
solcher Grofze (der zu verschiedenen
Tageszeiten verschieden scheinenden
Grofze der Sonne), die faha aestimatio^
oder die falsche Schätzung oder War^
dirung der Grofze. Linem., S 1 b.
Warfauf, m.^ s. Werfauf.
Warky n., s. Wand.
warken, w., s. wirken.
Warkgestell, n., s. Wirkgestell.
warklich, adj.^ wunderlich, absonder-
lich; aber auch einfältig. Ein wark-
licher Mensch. Mutter ( Vader\ st doch
nich so warklich^ sei doch nicht so wun-
derlich. Böst warklich? bist dumm,
einfältig, verrückt? Zur Verstärkung
auch grundswarklich.
Warkstell, n., s. Wirkgestell.
Warmien, Warmia, n., ursprünglicher
Name des Ermlandes. Vgl. Preufz.
Land.- u. Volksk., 65. Toppen, Hist.-
comp. Geogr., 16. S. Ermland.
Warpenwagen, m.y Wagen^ der von
den Erbkrügen (Kreczem) zum Trans-
port von Kriegsgerät gestellt werden
muTzte. In des „Ambtes Sehestinn
Jahres-Rechnungk . . . Abgehört Königs-
berg den 31. July 1655 heifzt es: An
ErbkrOgem sind ihrer 14 und müssen
einen Warpenwagen halten und 104 Mk.
^ zahlen,^ Das lit. wärpa^ lett. wahrpa
Ähre, dürfte auf die Erntewagen deu-
ten, ■ welche sich zum Transport von
Kriegsgeräten wohl eigneten. Vgl. N.
Pr. Prov.-BL a. F. HI, 265. Nsslm.
Forsch. 2; Th., 201.
Warpoten. Des so solleh sie uns von
jeglichem Krezmer mit seiner Hufe jähr-
lich auf lAchtmeJz zinsen und geben
3 Mark gewöhnlicher Münze^ und darzu
warpoten und beleiten ah andere unsere
Erezmer zu Ilaw und lAinenburg thun.
Primordial- Verschreibung von Sehesten
von 1401. Toppen, Altpr. M. IV,
513. Nsslm. Forsch. 2; Th., 201.
Warre, Werre, /., im Samlande auch
Warwel, m.^ Maulwurfsgrille, Oryüus
Cfryllotalpa.
Warrkeil, m., s. Wachmeister 3.
Warfzke, (?). Sie (die Nadrauer) ge-
brauchen auch noch ein Essen War/zke
genannt, welches ist saure geronnene
MUch^ gepresst mit Salz, Coriander^
Senf etc. und einigem Schmand. Pier-
son, Matth. Prätor., 110.
Wart, TW., Wärter, Wächter, Hüter,
Aufseher, in WaldwarL Man unterschei-
det Ober- und Unter(wald)warte (Ober-
und Unterförster) und nennt die letz-
tern auch Waldläufer. Mühling.
Wärt, m,f Enterich, mit elidiertem r
auch Wä't Wdt, wat da wäi! seggt de
Wä't on treu de Eenn. Sprw. I, 4030.
Ebenso: Ward, wat ward, wat wwrd^
wird, was wird, etwas wird. Kgsbg.
Vgl. Wedik u. Erpel. S. Korrespbl. VI,
39. 51. Mujiling, Tiem., 179. Hen-
nig, 296.
Warte, /., neben einander aufgestellte '
Fischsäcke oder Wenter. Wohl von
dem lit. wartas Thor, warte Pforte (pa-
warte Nebenthor, Pforte neben dem Hof-
thor). Nsslm. Wb., 54b. Man unter-
scheidet, je nach den Fischen, die man
mit Warten fangt^ Neunaugen- u. Quap-
penwarten.
Wartenburg, Ortsn., Stadt im Kreise
AUenstein. Er ist ausWhrtenburg, ist
ein Langsamer.
Warteweilchen, n.y das Warteeinweil-
chen. Auf die Frage des Kindes: Was
giebt es zu Mittag? heifizt es: SUbema
Niache (Nichtschen) und goldenes Warte-
Weilchen. Sprw. II, 1854e.
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Wartgeld — Wasser.
457
Wartgeld, Wachtgeld, n., Abgabe zur
Ordenszeit. Es wurde von jedem Pfluge
erhoben und diente ursprünglich zur
Unter haltong von Wachen an der litaui-
schen Grenze.
Wftrtklatte/.,wahrscheinlichWeichsel-
zopf, Kopfgrind. Muhling.
Warwely m. 1. Wirbel. 2. s. v. a.
Warre.
was, 1. pron,^ fragend = wie. Auch
Deminutiv was-che^ was-chen = wie sa-
gen Sie, wie meinen Sie? Sehern io-
nek, 44, hat: was denn! als Entgeg-
nung: wie kann es anders sein. 2. Prät.
des Hilfsverbs sein == war. Ech was
dorty ich war dort. Vgl. Weigand II,
686. 3. Adv. von was (wovon) wurde
gesprochen? zu was (wozu) brauchst du
das? Vgl. was = etwas unter Wärt.
Wasche, Waschke, /., kleiner Wagen
oder Schlitten ohne Eisen beschlage;
nach Bock ist der letztere aus breiter
Baumrinde verfertigt. Am kurischen
Haff nennt man Wasche auch einen auf
ein Schlittenuntergestellgesetzten Kasten
zom Transport von Waren und anderen
Gegenstanden. Vgl. lit. wdzis kleiner
einspänniger Schlitten für eine Person;
preui'z. Voc. b08 wessis Spazierschlitten,
lett waschus Kinderschlitten, 9ioas€hini
Kinderwagen. Nsslm. Forsch. 2; Th.,
201. Nach Muhling versteht man
gegenwärtig unter Waschen grofze un-
beschlagene Frachtschlitten, welche, mit
vier Pferden bespannt, vorzugsweise
zum Getreidetransport gebraucht wer-
den. Bock, 76. Hennig, 297.
waschen, st. 1. schwatzen, unnützes
Zeug reden. y,Da/z Eltern ihre Töchter...
nicht verzärteln oder verziehen^ nicht zur
Ueppigkeit^ Roffart und Faulheit^ nicht
zu/m Naschen^ Spielen und Waschen etc.
Carm. nupt. 1, 190. 2. prägein. Er
hat ihn tüchtig gewaschen. Ich werd^
dir gleich eins um die Ohren waschen?
auswaschen, durchwaschen, ausprugeb,
durchprügeln. Davon:
Waschhaftigkeit, /., Schwatzhaftigkeit.
. . . das verhafzte Laster der Waschhafüg-
keit. Carm. nwpt. I, 183.
Waschholz, n.^ platter Holzschlegel
mit Griff zum reinigenden Klopfen der
nassen Wäsche. Am Sylvesterabend
schlagen heiratsfähige Madchen mit dem
Waschholz an einen Zaun und achten
genau auf die Richtung, woher der
Schall kommt ; von ebenda kommt auch
der Bräutigam. Ermland. Volkskal,
48.
Waschke, /., s. Wasche.
Waschkodder, n. I.Waschlappen. Nu
ÖS negemäl rund, nü ös am Waschkodder^
beim Kartenspiel^ wenn eine Pause ein-
treten soll, in welcher die Kreideauf-
zeichnungen vom Tische abgewischt
werden. Vgl. Sprw. II, 2230. 2. Mensch
ohne körperlichen oder moralischen Halt ;
Schwätzer, Zuträger. ImSamlande heifzt
ein klatschhaftes Weib Waschkodder-,
Waschlappenschlepperin. Sprw. I^ 3978.
Vgl. Kodder.
Waschleine, pltd. WaschlTn', /., Leine,
woran Wäsche zum Trocknen gehängt
wird. Der schlechte Reiter sitzt zu
Pferde, vne die Klammer auf der Wasch-
leine. Kgsbg.
Waschschild, n., Bretter (zwei), zwi-
schen welchen die unsaubere Wäsche
rein geschlagen wird. Samland. Muh-
ling.
Waschttne, /., Ttne, worin Wäsche
gereinigt wird. Vgl. Wanne.
waser, pron^ zusammengezogen aus
was für einer. Aus waser Macht fragen
Sief Soph. R. V, 7.
Wasser, m., Hundename. Hei mot op^
wt Heidmanns Wasser. Alt-Pülau.
Wasser,n.,8cA/m7/)e8, böses^ den Fischen
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458
Wasserbekicker — Wassersage.
gefährliches Wasser, speziell Wasser
des Drausensees gegen den Winter hin.
Die üaulenden Wasserpflanzen im See
schädigen den Gehalt des Wassers und
nötigen die Fische zum Abzüge (nach
dem HaflFe). Sobald das schlimme Was-
ser eintritt, verstellen die Fischer den
Ausgang des Sees mit Netzen. Müh-
ling.
Wasserbekicker^ m., Wasserbeschauer,
Arzt, welcher aus dem Urin Krank-
heiten erkannte und heilte. Op een
Wort^ Herr Waterbekicker. Dorr, 1.
Wiew., 53.
Wasserblume, /., doldenblütige Schwa-
nenblume, Butomtis umbeüatus L. Saal-
feld.
Wasserbreeh, m., Wasserdurchbruch,
Wasser, das den Damm durchbricht.
Westpr. Niederung. Mühling.
Wasserfenchel, Pflzn., Wasserhahnen-
fuTz, Ranunctdus aquatilis L, Ostpr.
Pritzel, 324.
Wassergarbe, Pflzn. 1. Tausendblatt,
Myriophyllum Xj. Ostpr. Pritzel, 242.
2. Sumpf-Hottonie, s. Sumpffeder.
Wasserherzgespann, Pflzn., gemeiner
W oUstrHf^^ Lycoptis europaeus L. Ha-
.gen, 36.
Wasserhundy m., Tauchkäfer, Dyticus.
wasserkalt, adj^ von der Kälte des
Wassers. Dat os so wätekSlt segt jenner
an steckt bet an e Hah am Somp. Jer-
rentowitz. Sprw. IE, 2861.
Wasserkunst, /., Springbrunnen, Fon-
täne, künstliche Wasserleitung. Auf
dem Altstadtischen Markt ist eine Wasser-
kunst. Die Historiker zweifeln trotz des
noch stehenden mächtigen Tkwrmes an
dieser „ Wasserkunslf^ (Hebung des Was-
sers aus dem Baudekanal auf die Höhe
des Domberges zu Frauenburg), denn
sie finden darüber nichts in den Urkun-
den. Passarge, Balt, 74.
Wassertnutler, /. I.Libelle. DeWoa-
termoodem greepen Sik op der Moarm
Floot Dorr, 24. 2. ein mythisches
Wesen, wie die Kommutter. DieWättr-
mSder zieht Kinder ins Wasser.
wasserpafz, adj\ horizontal, wasser-
recht. Und schneidet den Strauch reck
Horizontal und Wasserpas in der miüi
abe. Linem., Cc la. ... darnadi w
mufz auch der Platz (zum Visieren)
Wasserpafz genommen (gewählt) werdm.
Ibid., Cc 3b. Es stehet eine stardu
Fichte oder Banne an einem Berge der
steil 18^, säget jhn ab Wajsserpafz^ so be-
findet jhr die wäre grosse seiner TTocfa-
stdte. Ibid., Ss4b.
Wasserperlen, plur., Pflzn. 1. gememe
Flachsseide, Cuscuta europaea L. Ha-
gen, 180. 2. Feldspark, Spergula ar-
vensis L.; auch Knebel u. Marienspori
Ostpr. Pritzel, 385.
Wasserpole, Wasserpollak, m., polni-
scher Ruderknecht, Flölzknecht. Man
schimpf hinführo nicht so auf die Wat-
ser-Pohlen, Carm. nupt. IH, 118d. Ikr
Idiom nennt man im Gegensatz zam
Hochpolnischen das Wasserpolnisch, wo-
mit man jedoch auch das ordinäre Pol-
nisch (PreuJlz.-Poln.) bezeichnet, das in
den Provinzen geredet wird. S. Bock,
Nat. I, 122. Vgl. ^hiihke, FITs.
Wasserpollei, Pflzn , rundblättrige Ly
simachie, Lysimachia nummularia L
Ostpr. Hagen, 220. Pritzel, 227.
Wasserrecht, n., das zu Wasser gül-
tige Recht, im Gegensatze zum Laixl'
recht. Nach demselben wurden ge-
richtet: aUerley scheüng tuschen Sdutp-
pem Copluden vnd Schepeskindem t?ö»
fracht und van hwre^ von formge^ pöb
Inschepinge vnd vtschepinge. 15. JiÜ
Hirsch, 77.
Wassersäge, -segen, -sichei; Pflzn.,aloe
blättrige Krebsschere, Straiiotes oM»
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wasserstriemig — Wedendunk.
459
L. Hagen, 1050. Pritzel,391. Nach
Hagen auch: Säckelkraut, Sumpfaloe;
nach Mühling Säbelkraiit und Sichel-
krauL
wasserstriemig, adj, u. ado. 1. wasser-
streifig; vom unausgebackenen Brot. 2
weich, mQrbe,- geröhrt, attendrir. Ich
wiü mir das Herz nicht loieder wasser^
striemig machen. Soph. R. YI, 247 f.
Wassertanne, /., gemeiner Tannwedel,
Hippuris vulgaris L. Hagen, 2.
Wasserteufely m,^ das BläOchuhn, Fu-
lica atra, Möhling.
Wafze, /., Dock am Lande, auf wel-
chem die Schi£Pe ausgebessert werden.
Hirsch, 265.
Wafzen, Watten, (?), ein Fischermaiz^
das zwei Ausschlage (s. d.) enthält =
zwei Eäscher voll. Hennig, 297.
Wftt, m. u. n., s. Wand.
Wft't, m, s. wart
Wftte, /., Wfttegarn, n., s. Wftdegam.
wftten, sw.y s. wftden.
Wathbaum, m., s. Bottknllppel.
Wathe, /., s. Klippe u. Wftdegarn.
Watten, (?), s. Wafzen.
Wattendistel, /, Sumpf- Eratzkraut,
CnicuspabistreL. Hagen, 839. Leu-
nis, 922.
Wauwau, m.^ Hund in der Kinder-
sprache.
Wechseiniederung, /., der Teil der Til-
siter Niederung, welcher sich bei feuch-
ter Lage hoch genug befindet^ um ge-
gen Sommerstau geschützt zu sein. Der
Name deutet die eigentümliche Wirt-
schaftsweise an, welche in beliebigem
Wechsel dieselben Stücke zeitweise als
Acker und wieder als Wiese nutzt. Vgl
Prov. Preulz., 293,
Weck, m., Wecl(e, Wegg, Wegge, /.,
keilf&rmiges Weizengebäck, SemmeL
Nach Hennigy 298, eine Art Weizen-
brot in der Gestalt eines Sternes oder
Kreuzes. Wecke ist ein kleines Weizen-
brodtf so an den vier Ecken vier Zipfel
hat In vorigen Zeiten wurde jedes Weifz-
brodty das insgemein Oesd/rodt hei/zt^
Wecke genannt Bock, Nat. V, 390.
Weck ursprünglich: Keil. Das gilt —
steht fest — ist^ wie beim Bäcker die
Wegg. „Die Wecke behielt immer einer-
lei Preis, daher man von allen Dingen^
die einen festgesetzten Preis behalten,
sagt: es gilt, wie beim Bäcker die Wecke."
Bock, a. a. O. Sprw. I, 225. Kukuk
stäl Wegge^ Nachtgal wfdl segge, Volksr.,
56, 213. Öck ete Wegg" on drinke Win.
Ibid., 243, 854.
Wädasche, /., Waidasche, Asche von
gebrannten Weinhefen. Brem. Wb. V,
207. Unbrauchbare Stamme (von Fich-
ten und Tannen) konnten zu Pott- und
Weydaschbrennerey genützet werden.
Bock, Nat. I, 626.
wedderig^ ad^\y von Stammholz, das
sich seiner ästigen und gewundenen Tex-
tur wegen schwer spalten und schneiden
läfztrf Von wedder wider. Ermland.
Mühling.
Weddil(, m., s. Waddilc
W»de, /., s. Weide.
Wededung, Pflzn., s. Wedendunk.
WSdehut, m.j Junge^ der das Yieh
hütet 15. Jahrh. Er bekam jährlich
3 Vierdung Lohn. Landes-Willk. vom
J. 1420. Aus weden weiden und hüten
zusammengesetzt. Mühling.
Wedem, /. u. m , s. Widdern.
wftden, sw.y Unkraut ausziehen, jäten,
angs. loeodian; engl, weed Unkraut.
NachTreichel auchwSten, wtten. aus-
wMen, ausjäten, ausreut^n, nach Hen-
nig, 298, auch ausweiden, das Einge-
weide herausnehmen.
Wedendunk, m., Pflzn. 1. giftiger Was-
serschierling, Cicuta virosa L.; auch
Bärstkraut und Witscheriing. Ostpreufz.
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460
Wederik — Weibervolk.
Pritzel, 99. Hagen, 326: WUbchep-
ling. Nach Mühling im Ermlande
auch Weding. WiUcherling heil'zt auch
die Hund?gleifze, Aethtcsa cynapium L,
Vgl. Grofzwedendunk. 2. Kleinwedendunk,
Pferdekammel, Oenanihe pheUandrium
Lmk. Ostpr. Pritzel, 250.
Wederik, m.^ s. Wedik.
Wedewing,Wedwing,W&dwinde,/.,PflzD.,
Weiden winde, Winde, die sich um
Weidenruten windet (s. Weide\ Acker-
winde, Convolvulus arvensis L. Sam-
land. Friedland Ostpr. Auch Feld-
winde, Windenkraut, Anisblume. Hagen,
222.
Wedik, Wed'k, Wederik, m., Ente-
rich. Lit. wedlkas Führer; im Erm-
lande auch Wedig. Nsslm. Forsch. 3;
Th., 202. Vgl. Wart u. Erpel.
WSdwinde, Wedwing, /., s. WSdewing.
WM, /., wMen, sw., s. Weif.
wSfzageln, sw., s. weifzageln.
weg, adv,, hin. wegbleiben, in Ohn-
macht faQen. Er war ganz weg^ er
war aufzer sich, besinnungslos. Hen-
nig, 298 S. bleiben.
Weg, m. Der Weg geht mit, wenn er
so erweicht ist, daiz er an den Rädern,
am Schuhwerk festsitzen bleibt. Müh-
ling.
Wegblatt, Wegebfatt, n., Pdzn., grofzer
Wegerich, Plantago major L.; auch
WegetritL Hagen, 168. Hennig,
298.
wegbleiben, st^ s. weg.
wegen, präp, mit Dat. wegen mir kann
das geschehen, wegen meinthalben, pltd.
wegen mtndalwen. Elbing. Vgl. meine.
Wegetritt, m,, s. WegbfatL
Wegewirt, m., Landwirt, der durch
stärkere Düngung seiner Acker an den
Wegen hier einen bessern Stand der
Saaten erzielt, also weniger rationell
als blendend wirtschaftet. Treichel.
Wegg, Wegge, /*.. s. Weck.
Wegkost, /., Zehrkost, Mundvorrat,
den man auf die Reise mitnimmt
weglehnen, sw,, wegleihen, s. lehnen.
wegpQsten, sw;., wegblasen; weg-
schiefzen; wegstehlen. Hennig, 198.
S. pQsten.
wegschechten, sw., s. schechten.
wegstrtzen, sw, s. strTzen.
wegwutschen, wegwuichen, sw.^ s. wih
§chen.
Wehlau, Ortsn., Kreisstadt am Ein-
flüsse der Alle in den Pregel. Sprich-
wort: Wer nicht wagt, kom/mt nidU
nach Wehlau, Die alte Wehlauer Brücke,
im Jahre 1807 von den Russen, abge-
brannt, galt als überaus gefahrliche
Passage und war dies namentlich in
den Tagen des grofzen Wehlauer Som-
mermarktes. S. N. Pr. Prov.-Bl. I, 399.
Sprw. I, 3955. Im Gegensatz zu die-
sem Sprich Worte heil'zt es: Wer zu vid
wagt, kommt nach Tapiau (s. d.).
Wehtage,2>Zt^r.,pltd . Weiddg*,Schm.eTzen^
sowohl am Leibe als an der Seele. Er
hat Wehtage. Er geht mit Wehiagen
herum^ er ist kummervoll, verstimmt,
quält sich mit Sorgen. Er hat md^
Angst als Wehtag*, ein Knabe z. ß., der
sich einer kleinen Operation unterwerfen
soll und vor Angst schreit. JEk' hat
Leibwehtage^ er hat Bauchschmerza[L
Ebenso: Kopp-, Magen-^ ZahnweJitage;
bei Linem., Ebb 3a auch OichtwA-
tage. Rein. Vos, 5230. 5672. SinguL
nicht üblich. Vgl. Wohltage.
Weibergnager, m., Schimpfwort auf
einen bösen Ehegatten. Stein, Pere-
grinus Xm, 88. W. MtsbL VI, 159.
Weibertr98ter,m. Er, ist ein alter Weiber-
troster^ ein weibischer alter Mann.
Weibervolk, n., Weiber in der Mehr-
heit, doch auch die einzelne Frau, Ar-
beiterin, das Mädchen. Dat WiwervoUc
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Weibsbild — weilerweig.
461
(die Arbeiterinnen) geit op^m KartofeU
acker! D6r geht en Weibervolk^ da geht
eine Frau. Oberland. AUa^ was e
Watwavolk könne sull^ kann se^ sie ver-
steht jede weibliche Arbeit. Ermländ.
Freisch., 7. Vgl. Frauenvolk u. Mann.
Weibsbild, n , Mädchen, Frau, Frauen-
zimmer. Ich denk immer, die beiden
Weibsbilder haben mich zum Narren!
Soph. R. VJ, 121. Wie denn die Weibs-
bilder, wenn sie auf die Gassen kommen
(in Algier), das Angesicht mit zwey
Tücher bedecken. Carm. nupt IV, 92 c.
Ebenso WeibsstUck, n. . . . allein er (der
Vater) vnrd sich wegen des Weibsstuckes
(es ist die zu wählende Braut des
Sohnes gemeint) nicht sonderlich be-
mühen, Pierson, Matth. Prätor., 70.
Datnarrsche Wie f stock. Dorr, 1. Wiew.,
73. Vgl Mannsbild.
weich, od/., gelinde, milde; vom Wet-
ter. Et ward weket Wedder. Vgl. kol-
ken. Vom Wasser: Flul'zwasser, im
Gegensatz zu hartem (sprindigem, Quell-)
Wasser. Vgl. hart
Weichselkahn, m.y Kahn, Schiff, das
die Weichsel befahrt; im 15. Jahrb. die
groi'zen Kähne, welche von Danzig Salz
nach Kauen (Kowno) führten. Sie wur-
den auf dem Weichselkahnfeld auf der
Lastadie gebaut. Hirsch, 164. 269.
Weichwanne, /., Wanne, worin die
Wäsche erweicht, eingeweicht wird. Er
Mül krüsd sock bt'm Knäkebesuge^ als
wärdeWekwannvoüEtikgewese, Egsbg.
Firmenich I, 103b.
Weide, WTde, WMe, /. 1. salia. Die
hohen Weiden heifzen Sturmweiden;
die buschartigen Steckweiden; die ge-
köpften Koffweiden ; die 8 bis 10 Fulz
hohen Setzlinge Pottweiden, T r e i c h e 1 ,
Volksth. III. 2. dünne geschmeidige
Rute, weil sie am häufigsten von der
Weide geschnitten wird. Bei Jero-
schin trufe, nach Pfeiffer, 279, aus
Baumzweigen gedrehtes Band, als Strick
zum Hängen gebraucht, auch wit. Ibid.,
283. Vgl. LiswSde. In Hessen Wide,
WiddCy zu einem Strang gedrehte Gerte,
mit welcher Reisigwellen, Getreidegarben
u. dergl. zusammengebunden werden.
Vilmar, 452. 3. In der Bedeutung
von Baum: Langwtde (Voc. 301: ar-
warbs = Languyt), Langbaum, Lang-
wagen. Vgl. Nsslm. Th., 8.
WeidedrCsch, n., Unland, das «nur als
Viehweide benutzt wird. Vgl. drftsch.
Weideiei, /, Weideier, m, weidein, sw.,
Weidelotten, plur,, s. Waidelei etc.
Weidenl(afer, m,, Maikäfer. Müh-
ling.
WeidenrSschen, n., Schotenweiderich,
Epilobium L, Hagen, 408 ff.
Weif, Weife, WM, /., Drehhaspel, Hand-
haspel. In Bayern Waif Haspel.
SchmellerlV, 35.
weifen, wSfen, «w., schwingen, drehend
schwenken; haspeln, Garn auf die Weife
winden.
weifzageln, wCfzageln, sw., wörtlich:
mit dem Zagel (Schwanz) weifen, wie
es der Hund thut, wenn er verlangend
die Hundin umkreist, schweifwedeln;
daher bildlich : sich um eine Sache oder
Person viel zu schaffen machen, sie in
ängstlicher Erwartung und eifriger
Spannung verfolgen. Sie hat ihn gut
weifzageln lassen — ehe sie ihm Gehör
schenkte. Geschlechtlich begehren ;
auch: wehklagen. Nun kann er weif-
zageln gehen — wenn die Frau krank
ist. He weifzagelt wie de Kuigel ön de
Se/zwdke, Sprw. I, 4008. Schemio-
nek, 44: wefzägeln.
Weih, w., Hühnergeier. Schemio-
nek, 44.
weilerweis, adt?., zeitweise, auf Augen-
blicke. Ich habe Kopfschwindel und
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462
weimerD — WeituDg.
Ohrenbrattsen, «?, da/z weilerweü die
Augen finster werden. Egsbg.
weimeiHy sw.^ wimmern, wehklagen,
jammern. Vielleicht aus dem jüd. o
wcd o weh.
Weinblume, /., s. Täglichneu.
Weinborner,Weinbumery9n. Im 15. Jhrh.
dürften in Danzig vier Weinbomer ge-
brannten Wein feil haben, und schei-
nen diese damit eine Art ärztlicher
Praxis verbunden zu haben. Hirsch,
262. Daselbst 303 heifzt es in dem
Abschnitt „Barbiere": die weynbumer
sollen niemand verbinden^ wenn sie nicht
Werkgenossen smd^ und keine Salbe ver^
kaufen.
Weindienst, m., nach Hennig, 298,
„eine sehr einträgliche Pfarre, wobei
man auch ein Glas Wein trinken kann".
Weinick, im Yolksmunde Name für
das Vorwerk Wangnicky zu Prassen (bei
Schippenbeil) gehörig. Dönh.
Weinlauch, m,, s. Saatknoblauch.
Weinmann, m., Weinhändler. Danzig.
15. Jahrh. Hirsch, 261.
WeinschrSter, m., s. echrOden.
weisen, pltd. W!Se(n), st.^ zeigen. Weis'
mir doch deinen schlimmen Finger.
Weiser, pltd. WTser, WSser, m., die
Uhr, aber auch der Zeiger an der Uhr;
yon weisen. Wieviel ist der Weser f Ober-
land. Vgl. Säger u. Klock.
weifz, pltd. Witt, ac^. u. ado. 1. rein,
sauber, unbefleckt. Ein toei/zes Tisch-
tuch — wei/ze Wasche. Sich wei/zbren-
nenj sich entschuldigen, schuldlos hin-
stellen, rechtfertigen. 2. unentschieden,
charakterlos. Er ist die reine weifze
Salbe.
Weifzbauch, m., Name der Pfeifente,
Anas Penelope. Mühling, Tiem., 179.
Weifzbrot, n., Brot aus Weizenmehl,
Weizenbrot; Semmel^ Zwieback^ Krin-
gely Frambroty MUchbrot^ Anisbrotehen,
Mundbrötchen^ Weck. S. Brot
Weifzdienstag, m., Dienstag in der
Karwoche. Vgl. Blaumontag.
Weifzfisch, m., der Gieben. M ü hling,
Tiem, 179. S. Gieb'.
weifzfTsterig, adj., s. fM'rig.
Weifzl(Opf, Pflzn., Acker- Steinsame,
Lithospermum ai'vense L. Weichseldelta.
Treichel, Volksth. HL
weifzlachtig, adj., s. lachtig.
Weilzling, m., s. WitHing.
weifznasig, pltd. wTsnäsig, wittnäsig, ad^^
naseweis. In Hamburg und Bremen
wtsndsed, Brem. Wb. V, 272. Hen-
nig, 298: weisnasig.
Weilznichts, n., Medik., Nihilvm air
bum.
Weifzzopf, m., Name für eine weifz-
geschopfte wilde Ente, wahrschräiUd
Mergus aJbeUus. Müh ling, Tiem., 179.
weit, pltd. Wtt, adv. Öck «I so wtt,
ich bin so weit, sagt die schwimgere
Frau. In gleichem Sinne: Se os so wit,
ah de Mutterke säd.
Weitetuch, n., das weite Tuch, Ab-
teilung am Flügel des Herbstgams mit
Maschen von 9 bis 10 cm im Quadrat
S. Windegam.
Weiting, m., s. Witing.
Weitung, /., von weiten^ aosdehneiL,
Raum geben, lassen, freier Raum. In
Bartenstein hiefzen die innerhalb an
die Stadtmauer gebauten Hauser die
Weitung, wie noch jetzt, nach dem
Plane der Stadt zu Behnisch' Ge-
schichte von Bartenstein, der grölzte
Teil der alten Ringstral'ze. Da die
BOrger die Stadt mausten, da Ue/zen
loir die Stadt weiten mit der Mauer^
und dieselbe Weitunge geben tmür, imd
verleihen zu Hülfey der Stadt. Privi-
legium von 1359 von Jo. Schind^ikop,
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Weiz — WengtiDer.
463
Komtur zu Balge und Yogt zu Na-
tasgen. Behniscfa, 80. 503.
Weiz, /., der Weizen. Danzig. ur-
sprünglich ist dieser Ausdruck ein apo-^
kopierter Plur. masc, wie man kauf-
männisch sagt die Tuche, die WoUen etc. ;
dieser Ursprung wird aber später ver-
gessen und das Wort mit dem Siugul.
konstruiert, z. B. die Weiz ist gefallen,
E. Förstern.
Weich, 77»., Fischn., s. Weiz.
welclie, pronominales Adj., etliche.
Welche Bäume sind ausgegangen. Welk
ole Wiewa sckoddere mott dam Kopp.
Boldt, 8.
wSlen, sw.^ nicht völlig trocknen; da-
von wSiig, adj.: weüges Gras^ nur etwas
gedörrt, welige Wäsche^ halb trockene
Wäsche, auch beweit. Dat Heg (Heu)
08 weidreg =■ welk trocken. Im Brem.
welen welk werden. Brem. Wb. V, 224.
Vgl. Dähn., 544b.
wSiig, ad/., s. wäiig u. das vor.
Welice, Wellt, /., Pflzn., Wollkraut,
Verba^scum thapsm L. Hagen, 241.
Pritzel, 430. Hennig, 299. Nsslm.,
Th.r 202, meint, der Name w^de mehr
auf Wolfskrauty Sedum telephium L. hin-
weisen: von poln. «Tttt, lit. toilkas Wolf.
Der ostpr. Name für die letztere Pflanze
ist nach Hagen, 478, und Pritzel,
371, Wolfsbohnen.
weiien, sw., kochend aufwallen, auf-
sieden lassen. Gewelltes Fleisch^ das
nicht völlig gar gekocht ist. Angs.
toellan^ vylan^ holl. weUen^ schwed.
waeUa. Brem. Wb. Y, 225. Hennig,
299, auch verweilen.
weiilcomm = wiUkomm, willkommen.
Na^ seie se wellkomm! Oberland.
.weischen, sw.^ wechseln, tauschen.
Sich einen Thaler welschen^ sich für
einen Thaler Scheidemünze einwechseln.
Bock, 76, hat als Beispiel: Der Hut
istverwehcht^v&ciAXischi. Hennig, 299.
Weischiing, m. 1. Wechselbalg; von
welschen. 2. kleines E^ind, das sehr
viel schreit. Nach Mühling auch ein
verweichlichter Mensch. Ahd. unhseling.
Grimm, Myth., 437. Hennig, 299,
schreibt Wesiing; Bock, 77: Wefziing.
Weiz, WSIz, nach Mühling, Tiem.,
179, Weich, m., Wels, Süurus glands.
Altpr. kaliSy lit. szamaSy kur. szams,
mas. kass. szum^ poln. sum. Benecke,
103.
wems = wessen. Wems Tochterche bist
duf ^Ich bin dem Muschiin seine. *^
Wems Messer ist dasf Auch : Wem seine
Mütze ist dasf
Wendfahr, /, das Wendefahren, das
zweite Umpflügen des Ackers der Quere
nach. Weil der gute (gestürzte) Acker
bald mit Unkraut bmvdchset, so erfolget
nach vier Wochen das Wenden oder das
Pflügen des Ackers in die QuerCy welche
zweite Fahre man in Preussen die Wendr-
fahre nennet. Bock, Nat HI, 680.
wendig, adj. von wenden^ munter, ge-
schäftig, geschickt. Für Liv- und Est-
land bei Hupel, 262. Vgl. karwendig.
Wendum, m., von wenden^ umwenden.
Du verdreiter Wengum^ du verdrehter
Wendum, du Ungeschickt!
wengen, st.^ wenden. As hei den
Braadewengd. Carm. nupt ly 2S2. Vgl.
hot.
Wenger, m., Rungstock am Wagen,
der Wender. Mühling.
Wengschemei, m., die Unterlage des
Wagenkorbes auf der Vorderachse, mit
dieser nur durch den Spannnagel ver-
bunden, um den die Vorderachse nach
beiden Seiten durch die Deichsel ge-
wendet werden kann. Marold.
Wengttner, WenirtTner, m.^ umherziehen-
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464 wenner — Werk.
der Handwerksbursche, Bettler, Strolch, sich verhüllen, weeplis üuüe. Nsslm.,
Landstreicher. Sehe mionek, 44: W^<?n- Th., 203. Die Weiber (in Zalavofiien)
tiner, von wankt einer? gebraiichen Wepen^ das sind getoorkene
wennSr, wennehr, wannehr, fanCr, vanCr, wei/ze Decken^ die sie auf die Schuüer
ado.j wann. Hennig, 57. 299: wenn hangen^ so da/z eine auf einer ^ die an-
eher. Wennehr soll ich kommenf Ein dre auf der andern SchuUer^ und mü
oberländischer Knecht, der einen Auf- einem silhemen Pretzel zusammengehe fut,
trag ausrichten sollte, fragte: Fots oder hänget Pierson, Matth. Prätor., 112.
faner ^ sofort oder wann.'' Das holl. Weppsterz, m.^ Bachstelze. Oberland.
wanneer^ altholl. hoenee9\ Schemionek, 44: Weppstorz. S. Qufik-
Wennik, Wenning, Wennig, m., kurzer sterL
Rock, Jacke, nach Schemionek, 44, wer, pron.^ jemand, einer. Es ist wer
Jacke ohne Ärmel, Dzg. Nhg. Wer- da, es ist jemand da.
der. Elbing. Violöt, 177. werden, st Wir werden heute nadi
Wenter, ?»., der Fischsack, daher Juditten (zu ergänzen: gehen, fahren),
auch kurz Sack genannt, lit wdntaras^ Ich wer (werde) dir was braten. Du
wdntarisj wdnteris (poln. vn§cierz Fisch- wirscht (pltd. warscht) zu Hause bleiben,
reuse)^ ein im wesentlichen cylindrisches Werder, pltd. Warder, n.^ das Marsch-
Netz, das klingbeutelartig über 3 bis land des Weichseldeltas, bei Jeroschin
4 Bügel ausgespannt ist, mit einer odfer w?^dir und «^«r^ (Pfeiffer, 278). Mhd.
zwei trichterförmig gestrickten Ein- wert^ werd, shd. warid^ werid erhöhtes,
kehlen (s. d.), die in einander gehen, gegen Überschwemmung und Feuch-
und zwei vor dem ersten Bügel senk- tigkeit geschütztes Land in Flüssen oder
recht stehenden Netztüchern, den Flu- zwischen Sümpfen, auch im oder am
geb, Spamay. Es wird an drei Pricken Meere, Werd, Insel. Schade, 1098h
befestigt. Der zwischen dem ersten Vgl. Schmeller IV, 144. Brem. Wb.
und zweiten Bügel liegende Netzteil V, 236. 307. Prov. Preuiz., 470. Eine
heifzt Vorderbauch, lit. pryszekkis, der Insel im Geserichsee heifzt das heilige
zwischen dem zweiten und dritten ge- Werd£9\ weil hier die heidnischen
legene Mittelbauch, lit. vndmanta^ der Preufzen noch lange nach ihrer sog.
Rest Stagge, Staggin, lit. stagginnisy auch Bekehrung den alten Götzendienst heim-
Kull, Kulle, lit. kullys. Die Stagge ist lieh fortsetzten. In alten Handschriften
an ihrem Ende mit einer Schnur zu- werden die preufzischen Werder intulae
gebunden, nach deren Lösung die Fische Prussiae und Marienwerder insula Mo-
hier ausgeschüttet werden. Werden riana genannt. Mühling.
mehrere Wenter durch SlreichlUcher Werfauf, pltd. Warpop, Wappup, m., nn
verbunden, so heifzen sie Panten, Tierräts. 30 der Maulwurf, als Erd-
Wenterpanten. Benecke, 383. Fisch.- aufwerfer.
Ord. f. d. kur. Haff, § 27. Nsslm., Werft, w., Salweide, SaUx caprea L
Forsch. 3; Th., 203. Hennig, 299. Bock, Nat. IH, 134.
Wepe, /., Decke, die von Frauen in Werg, w., nach Schemionek, 4L
Stelle eines Mantels um die Schultern der Werch schreibt, gezupftes altes Tao-
gehängt wird. Voc. 494 zur Erklärung werk zum ^Deichten** der Schiffe,
des altpr. pasta. Lett. weepe dass., v)eept Werk, w., Handwerk. „Die Bürger-
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Werkgeetell — Wette.
465
Schaft in Danzig sonderte sich in zwei
Klassen, in die Ämter und Werke^ d. h.
die Handwerker, und in die gemeine
Bürgerschaft^ d. h. die Kaufleute'' -
15. Jahrh. Hirsch, 202.
Werkgestell, Werkstell, n., Webstuhl,
s. Wirkgesteli.
Werl, m., s. Schrotwurtn.
Wermutbier, n., Getränk aus Wermut
bereitet. Bock, Nat. I, 271.
Werp, w., Wurf. In den Fischer-
dörfern am Strande üblich: 3 Fische =
1 Werp, 20 Werp = 1 Schock.
Werp, n., Zeug aus Wolle und Garn.
Nwr des einzigen Wunsches war ich /a-
hig,,.^ an diesem geliebten TJfer^ in
Werp gekleidet^ bald wieder zu sitzen,
Soph. R. IV, 481.
Werre, /.^ s. Schrotwurm.
Wirbche, /, Wirtio, Wirtschafterin.
Die uf 'ne Art seine Amme §s^ oder
seine Raksche^ oder Weerihsche, Dorr,
1. Wiew., 17.
Werwolf, To. 1. Mensch, der in einen
Wolf verwandelt worden ist, oder sich
in einen Wolf verwandelt hat. Die
geeignetste Zeit zu solcher Wandlung
sind die Zwölften (s. d.); Menschen,
welchen ein kurzer Wolfsschwanz zwi-
schen den Schultern gewachsen ist sind
Werwolf e, H e n n i g , 295, schreibt Wahr-
wolf, Das Wort ist zusammengesetzt
aus ahd. u. alts. wer^ goth. to^, ags.
ver Mann, Mensch (lat. wr), und aus
Wolf Genaueres über den Werwolf s.
Grimm, Myth., 1048 ff. Pr. Prov.-Bl.
XXVI, 436. 2. BildHch: ein starker
Esser. Er ist ein rechter Werwolf —
frifzt wie ein Werwolf Auch: böser,
erzürnter Mensch. Hei! da war er (der
Hofineister) wie ein Wärwolf Soph. R.
IV, 221.
Werz» Werze, /., s. Hahnchenbier.
Wtebaum, m., s. Wlsbaum.
PriMkbiw, Wftrtttbaeb IL
WSsehundy -wolf, m., Nachtfalterraupe.
wSsen, sw, 1. nicht fest schlafen^
schlafen und doch glauben, man wache.
Ich habe nur gew€s% ich habe halb ge-
schlafen, halb gewacht. 2. dümmer,
schlechter werden; von Speisen. Dönh.
Vgl. nachwteen. 3. verwesen, in Ver-
wesungübergehen. Der Tote west schon.
Hennig, 339.
Wesen, n. 1. nach Klein II, 231, in
Dzg. zur Bezeichnung eines weitläufigen
Gebäudes, mit welchem eine Art von
Hantierung verknüpft ist Er hat ein
Wesen in dem und dem Dorfe^ er hat
eine kleine Landwirtschaft. Er hat ein
Wesen^ eine Gastwirtschaft. — Nach
E. Förstern, ein gröfzeres Grundstück
mit Nebengebäuden, Hof, Garten etc.
Das Schmidtsche Wesen^ das Grundstück
des Schmidt. Dähn., 547, giebt aus
Vorpommern die Redensart: De hett een
groot Wesen unner sikky er verwaltet ein
grofzes Gut. 2. Gerücht. S. aufbringen.
3. böses Wesen^ s. HSchste.
wesenbar, adj.^ wesentlich. Das ist
ein wesetAarer Unterschied. Treichel.
Wesling, m,, s. Welschiing.
Wespe, /., Pflzn., s. Mestel.
wesseln, sw,^ s. verwessein.
Wtst, /., s. Wiste.
Westerfahrt, /., Fahrstrafze zur See
südwestlich der Westerplatte. Pas-
sarge, 158. Vgl. Norderfahrt.
Wefzling, m., s. Welschiing.
wetche, pronominal. Adj., etliche,
einige, manche, welche. Weiche trinken
das (z. B. Absud von Schafgarbe) sehr
= mit gutem Erfolg. Saalfeld.
Wettdiener, m., s. Wette.
Wette, /., in der alten Danziger Ver-
fassung diejenige Behörde, welche das
Polizei- und Handelsgericht vorstellte.
Eigentlich hieiz es Wettgericht, doch
war die Abkürzung volkstümlich. W.
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466 wetten — Wiehert.
Seidel, 36. Hirsch, 202. Dayon: Arbeiten bei dem Wiederaufbau dersMen^
Wettdiener, m., Diener der Wette, nie- war die Kupferbelegung des Wetterbodena
derer Polizeibeamter. Da aber E. K an vielen Stellen schadhaft geworden,
Raht zu Dantzig solche Unbilligkeit er^ dafz alle Nachhülfe den Belag nicht
fuhr^ hat er durch den Wett-Diener die mehr wasserdicht machen kannte, das
Butter wiegen lassen, und befunden^ dafz GebaÜce darunter und der Glockenstuhl
sie nicht voll Gewicht hatte etc. Hart- selbst fingen an zu leiden. Behnisch,
wich, 541. Wettherr, w»., Gerichtsherr, 320.
Rat aus dem Polizei- und Handels- Wetterfisch, m., der Ptsker (s. d.), weil
gericht der Wette, der die Aufrecht- er nahendes Gewitter durch unruhiges
erbaltung der Wettordnung zu über- Aufsteigen vom Grund^ des Wassers
wachen hatte, nach welcher Fremde anzeigt; er wird deshalb vielfach in
ihre Waren nur an Einheimische ver- kleinen Gläsern als Wetterprophet ge-
kaufen durften. Schmerler^fänger dür- halten. Benecke^ 145.
fen die Fische nicht ohne Erlaubnis des Wettgericht, -Herr, -Ordnung, s. Wette.
Wettherm von der Stadt fortbringen, wibbeln, sw., wimmeln, haufenweise
Schmerlenfanger-Ordg. aus 1601—1610. sich lebhaft regen und schnell bewegen.
Benecke, 300. Vgl N. Pr. Prov.-Bl. Der Käse vnbbelt von Maden. Es mb-
M, 349. beU von Menschen. Er kribbelt und
wetten, <u^., handeln, Handel treiben, wibbelt voller Läuse. In einigen 6e-
Die Wett- und Ldegerordnung galt als genden Deutschlands noch Wibbel Käfer,
Gesetz für einheimische Eaufleute und ahd. wifü, unbil^ mhd. vnbeL Ade-
Ldeger (s. liegen). lang IV, 1530, hat wiebeln. In Hessen
Wetter, n. Vielfach in Sprichwörtern wibbeln und wkmoeln. Vilmar, 45L
und Redensarten: Es giebt gut Wetter, Bock, 77. Hennig, 299.
die Kälber spielen, wenn Erwachsene Wibranze, m. 1. Zeit- odw Erbp&ch-
sich kindisch gebärden. Um schon Wetr ter Ton kleineren Besitzungen und Gö-
ter bitten, um Nachsicht^ Verzeihung tem in Westpr. und Ermland zur Zeit
bitten. Dem guten Wetter ist nicht zu der poln. Herrschaft. Von dem poln.
iirauen. Es wird schlecht Wetter, die wybraniec der Auserwählte, weil die
Sau trägt Lager. Wedder wi Speck^ Wibranzen von den Geistlichen und
fruchtbares Wetter. Elbinger Ndrg. Starosten zu diesen Besitzungen ans*
Wir werden schlecht Wetter bekommen, ersehen wurden. S. Genaueres über
die Krähen schreien. Friedland Ostpr. die Wibranzen (Vibranzen) in den Beitr.
Mench ener ging bim schenen Wedder z. Kde. Pr. IV, 342 flF. 2. nach Hen-
üt on kern bt Regen na Hus, Elbinger nig, 299, die Landmiliz, weil wybramec
Ndrg. Schlecht Wetter ist besser vne gar auch Rekrut heifzt, im Plural aosge-
keins. Sie ist auf ander Wetter, ist hobene Mannschaften, «oy&rar, rass. «ey-
schwanger. Über das kurische Wetter brat\ vybriaf auswählen. Sache and
s. KQre. Vgl. Sprw. I, 69. 4037 ff; H, Wort gegenwärtig außser Gebraach.
2895 ff. Nsslm. Forsch. 3; Th., 222.
Wetterlioden, m. Seit der Entzündung Wiehert, m., nach der Volksmeinong
der Thurmspitze (in Bartenstein) durch böses Wesen im Drausensee, das die
den Blitz 1815 und besonders dwrch die grolzen Bisse im Eise verursacht. Es
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Wichse — Wickelpappe.
467
ist nur zu baoDen, wenn man, sobald
es losbricht, kreuzweise Löcher dorch
das Eis schlägt. Der Wiehert ist wohl
nichts anderes, als die gasartige Luft,
welche sich in dem moorigen Grande
des Drausen entwickelt und gewaltsam
darch das Eis bricht. Der so gebildete
Rifz friert nicht mehr fest zu. Müh-
ling nach den N. Pr. Prov.-Bl. ohne
nähere Angabe.
Wichse, /. Es giebt Wichse, Prügel.
Denn bei solcher Gelegenheit habe ich
einst gar weidliche Wixe gekrigt Soph.
R. I, 369. Vgl. Schmier* Hennig,
304.
wichsen, sw. 1. reichlich Hiebe aus-
teilen, prögeln. Einen vnchsen. Ja, du
sollst geunat werden, nach der Schwier^
Uchkeit! Soph. R. H, 483. In gleichem
Sinne in Zusammensetzungen: ab-, auf-,
aus-, durch-, verwichsen. Dafz ich den
Burschen nicht abgeunat habe, das thut
mir leid. Soph. R. I, 176. aufwichsen
auch: gut und reichlich bewirten, auf-
tischen. Er hat heute tüchtig aufge-
wichst, gute Speisen und Getränke vor-
gesetzt; vom Glanz hergenommen, den
die Wichse erzeugt, verwichsen auch
durch glänzendes Prassen seine Bar-
schaft, sein Vermögen durchbringen.
Er hai (dl sein Geld verwichst 2. re-
flexiv: onanieren. Er toichst sich, ist
Onanist.
Wicht, /., Gewicht Der Pelz hat eine
gute Wicht; ebenso Wucht Beides von
wiegen. Hennig, 300. 339. Danzig.
W. Seidel, 36.
Wickel, m. 1. das Gewickelte, das
mehrmals um sich selbst Gewundene.
Ein Wickel Flachs, Hede — der um
den Wockenstock gewundene Flachs etc.
2. der Gegenstand, auf den etwas ge-
wickelt wird. Mach' mir einen Wickelt
Greschieht am einfachsten, wenn man
etwas Papier zusammenfaltet, oft aber
werden die Wickel kunstvoll aus Pappe
etc. geklebt: Wickehteme. Ahd. toichüi,
toiccheli, mhd. toicheltn, wickel eine Hand
voll, pensum, manipulus. Schade,
1154b. 3. Schopf, Kragen, Kopf. Einen
beim Wickel nehmen — kriegen.
Jdkt mt de Puckel, bött mi e Lus,
Krieg ock em bt'm Wockel an sckmiet
em arit Hüs!
Er ist nicht recht beim Wickel^ er ist
nicht recht im Kopfe, bei Verstand.
Vgl. Sprw. I, 490. Bock, 77. Hen-
nig, 300.
wicl(ein, sw. 1. winden, drehen — einen
Faden, eine Schnur; aber auch bild-
lich Rede und Verhältnisse, indem man
durch Worte oder Thaten aus einer
verwickelten Lage, aus einer Verlegen-
heit sich zu befreien oder in schweren
Lebenslagen sich fortzuhelfen sucht.
Der versteht gut zu wickeln — heravs-
zmüickeln. Der hat sich gut herausge^
wickelt, er hat durch geschickte Reden
sich aus einer kritischen Lage heraus-
gearbeitet. Ich mufz mich sehr wickeln,
um edlen Menschen gerecht zu werden,
ich mufz mir's bei der Arbeit recht
sauer werden lassen und mich in mei-
nen Ausgaben sehr einschränken, um
mein Fortkommen und keine Schulden
zu haben. In gleichem Sinne: Ich
mu/z mich durchwickeln. 2. Einen wickeln^
zunächst ihn fassen und niederwerfen,
dafz er sich auf dem Boden windet und
dreht; überhaupt: ihn stofzen, schlagen,
zum Hause hinauswerfen. 3. schief
gewickelt sein^ eine falsche Ansicht von
einer Sache haben, sich in einer An-
gelegenheit auf falschem Wege befin-
den.
Wickelpuppe, /., Flachspuppe am Wok-
ken ; scherzweise auch kleines Windel-
oder Wickelkind.
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468
Wicken — Wiesenblume.
Wicken y plur. In die Wicken gehen^
verloren geben. Das Spiel (in der
Karte) geht in die Wicken. Treichel.
Vgl. WTke 1.
WTcken, WTken, Wieken, Pflzn., rüster-
blättrige Linde, Tilia ulmifolia Scop.
Ostpr. Pritzel, 403. Nach Hagen,
293, Wieken die langgestielte Ulme, Ul-
mti8 efusa WÜI4.
Wicken, verwicken, sw,^ erzeugen.
Wickenholz, n., von Pratorias unter
den Bäumen Preufzens aufgezählt.
Pierson, Matth. Prätor., 13. Vgl.
WTcken.
Wickerbrunn, m.^ wippender Sumpf-
boden. Treichel.
Widdern, Widern, Widim, pltd. Wedem,
WVddem, /., die zu einer Pfarrkirche
gestifteten nutzbaren Gründe, der Pfarr-
hof, das Pfarrhaus, daher auch Pfarr-
Widdern ; auch Haus für die Pfarrer-
witwen, gewöhnlich Pfarrwitwenhaua.
Ahd. widamo^ widemo^ widiTOO^ mhd.
fjoidemey widern. Schade, 1137a. Auf
den 8. Julii des 1706, Jahres in der
Atdowehnischen Widdern angestelltes hoch-
zeitliches Ehrenfest. Carm. nupt. 11^ 277 &.
Wie dies dir mag zu Herzen gehn^ Ob-
gleich die KircK und Widdern stehn (nach
einem Brande in der Stadt Dt Eylau).
Caann. nvpt. HI, 55 c. Bajz sich all
der Priester-Segen Mog um Eine Wid-
dern legen. Ibid. ni, 101 d. DöWöd-
dem steit my häter an^ da fing ock myhnen
reckte Mann. Carm. nvpt. V, 145 c. As
ock nu awer on de Woddem (hier Pfarr-
haus) kom^ on de Wollehrworden mi den
Breefreekt^ vmrd mi doch so aUerhanjd.
Elbing. Spook, 472. Mühling bat
auch Widum. Zfwr Widdern gehen ^ zum
Konfirmanden-Unterricht. Schemio-
nek, 44. Im Brem. Wedem^ in Po-
sen die Widemut Brem. Wb. V, 215.
Bernd, 350. In Estland Widme Yrd-
gut. Sallmann, 51b. Vgl. Heinel,
Einige Nachr., 225. Hartwich, 167.
172 u. ö. Hennig, 298.
WTde, /., s. Weide.
Widern, /., s. Widdern.
Widertod, Pflzn., Widerthon, Haar-
moos, Polytrichum L. Ostpr. Pritzel,
300. Auch Wiesenscliafheu.
Widerwort, n., Widerrede. Hei ffdwt
Wedderword^ ^ er widerspricht. Effen
hatf de Vater was befohlen^ forz gab u
Wedderwort. Schaltj. 3, 6. Schon bei
Jeroschin: dar an in genugete sundir
alle widirwort 120c. Pfeiffer, 282.
Widim, Widum, /., s. Widdem.
wie, im Volksmunde = als, das in
der Bedeutung von quum dem Volke
in Dzg. gar nicht, in dem Sinne von
quam nur wenig geläufig ist. Solcher
Gebrauch des wie tritt zuweilen auch
in der Schriftsprache auf. E. F 5 r s i em.
Fragend am liebsten im Dem.: ttnechen^
pltd. wUce = was sagst du? In dem
Sinne von: welcher, welche, vrelchcs,
was für einer etc. winer^ wtne., tclnes,
kürzer wtnSy in der Mehrzahl toine.
Oberland. Elbing. Wiens (welches)
§s dein Casus accusativusf Dorr, L
Wiew., 90.
Wiecicen, Pflzn., s. WTcl(en.
Wiedewol, m., Pirol, s. BierhoL
wiegeln, sw.^ wiegen, auf der Wage
die Schwere prüfen. Treichel.
Wiegemeister, m., s. Kommeisier.
Wieicen, Pflzn., s. WTcIcen.
Wienspamas, m., einflügeliger Sack
des kurischen Haffs. Litauen. S. Be-
necke, 389 f.
Wiese, /., in Egsbg. u. Danzig kurze
Bezeichnung für Holzwiese^ Stapelplatz
für Brenn- und Nutzholz. VgL H i rs ci,
216.
Wiesenbaum, m., s. WTsbaimu
Wiesenblume, /., geUbe^ s. KuhUiiiM.
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Wiesenkasper — Willfang.
469
Wiesenkasper, m.y s. Grasser.
Wiesenkraut, n., s. Seegras.
Wiesenschafheu, n., s. Widertod.
Wiesenschnarre, /., s. Grasser.
Wiesenwasser, n., Wasser auf der
Wiese. Wesewäter on Herregonst höh
nich stand. Dönh.
wiggeln, sw.y wackelnd hin und her
wiegen. Mit dem Stuhle vnggeln^ sich
auf dem Stuhle hin und her wiegen.
An einem Pfahl wiggeln^ ihn kräftig
hin und her ziehen, um ihn los zu
machen. In der Vereinigung mit wag-
geln allitterierend : wiggeln und waggeln.
Mühling hat Wiggelwaggel, 77»., eine
Person mit wackelndem Gange. jEV'
ixt ein Wiggelwaggel. Sprw. I, 4046.
In Hessen i(nc^ßn. Vilmar, 454. Bock,
77. Hennig, 300. Vgl. waggeln.
Wiggelwaggel, m.^ s. wiggeln.
WTk, /., Meerbusen, Bai, Bucht, alt-
nord. vik von v^A/o, nd. wtken weichen.
Da« Patziger Wth Blichen wir nach
Westen^ wo die yfickone Wyk^^ Fisch-
hausen und ein kleiner Saum des Mee-
res, das Auge er/reut Passarge, Balt ,
33. Vgl. Weigand H, 1114. Sali-
mann, 43b. 52a.
WTkbohne, /., Pflzn., Saubohne, Vicia
faba L. Hennig, 300.
WTke, /. 1. ein ins Eis gehauenes
Loch, eine Wake. Hennig, 300. 2.
Ulmus efusa^ s. Wicken.
WTkfischerei, /., Fischerei in den Wt-
ken^ besonders in denen des frischen
Haffes. Diese Fischerei wird verzeit-
pachtet. Bock, Nat. IV, 721.
wild, adj.^ davon das Wilde. Es geht
ins Wüde, ins Ungeheure, Unglaub-
liche.
Wildfeuer, n , wildes Feuer, Ausschlag
im Gesichte. Er hat Wüdfeuer. Müh-
ling.
Wildkatzenfett, n., Medik., Schweine-
schmalz.
Wildnisbereiter , m , Waldaufseher,
Förster. Der Titel Förster kam nach
Hennig 1739 in Gebrauch, „weil S.
Kon. Majestät keine Wildnis in ihren
Landen erkenneten *' Die studirten
Schulmeister sollten aufzerdem 4^^ die
andetm 3 Achtel Höh von den Wildnifz-
bereitem angewiesen und von den Kirch-
spielskindem angeführt erhalten. R o gg e,
Gesch. d. Diöc. Dark., 35. Hennig,
300.
WildschQr, /. u. m., der Wolfspelz,
Pelz aus Wolfsfellen. Das poln. unl-
czuray von unlk ^T^olf, sköra Haut, FeU,
Balg. Wie aber, wenn Tnan einen an-
genehmen und liebensumrdigen Mann im
Schlafrock oder im Wildschur sieht?
Soph. R. n, 154. Bock, 77. Hen-
nig, 301.
Wilge. /., Weide, salia. Ostpreufz.
Pritzel, 352.
Wilhellem, 7n., m. Vom., s. Willem.
Wilhelm, Pflzn., sprossende Felsnelke,
Dianthu^s prolifer L. Auch Kopfnelke.
Hagen, 458.
Wilkie, /., Wald bei Königsberg, fast
ausgerodet, der Wolfssitz; von lit. vU^
kas^ poln. urilk, lett wilks Wolf. Frü-
her begann hier die Wilkie^ der „ Wolfs-
wald^. Passarge, Balt., 20. Wilk
tritt hier noch öfter in Ortsnamen auf.
Vgl. Nsslm. Th., 205.
Wille, Will, /., Name und Lockruf für
die Ente. Lockruf auch: tüÄfet^'tt/ Vgl.
Volksr., 64, 242 g.
Willem, Wilm, W»lm, m. Vom., Wü-
helm, breit hochd. in Königsberg Wil-
hellem.
Willfang, m., Wildfang, wilder, ruhe-
loser Mensch, namentlich Junge. Bock,
77. Hennig, 301.
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470
Willkomm — Windekus.
Willkomm, m. 1. der Willkommen,
Grafz, die Begrurzang. 2. die Hiebe,
welche früher ein Verbrecher bei sei-
nem Eintritte ins Zuchthaus erhielt.
3. ein Trinkbecher, den man dem Gaste
darreicht. Im Kneiphöfischen Gemeinde-
garten wurde nach Hennig, 301, der
TriU^o?n7/i der Schützengilde aufbewahrt,
dessen Inschrift begann:
Dieier Wmkamm ist dem werthen
Schützenorden
Im Knevph/of Königsberg zu gut ge-
stiftet worden.
Willkür, /., Statut, Gesetz. Die Satzun-
gen der Willkür regelten namentlich
den Geschäftsbetrieb und enthielten die
dem lokalen Bedürfnisse entsprechen-
den Polizeigesetze. S. Hirsch, 201.
Hennig, 301. WiUkür der Stadt Kö-
nigsberg — die Damiger Willkür. Ahd.
churiy churej mhd. küre^ kür Prüfung,
Überlegung, Wahl.
WTIos, von poln. tcylos^ Name der
EinlafzöfiEhung bei der Winterfischerei
mit dem Niewod. Masuren. Benecke,
360.
Wimmerholz, /., Guitarre.
Wimmerkasten, m., Klavier.
wimmern, sw., die Nachbarschaft be-
lästigend singen oder ein Instrument
spielen.
Wind, m., Windhund, schneller Jagd-
hund. Vier Jagd-Hund und ein Strick^
gut eingehetzte Winde ^ Die sollen heute
Fuchs und Hasen gratisam sein . . . und
ihn der rasche Wind mit offnem Rachen
fängt. Carm. nupt lY, 56 b.
Windbarg, m.^ das beim Giebel eines
Gebäudes dem Strohdach vorgeheftete
Brett, die Windberge. TreicheL
Windegam, Windgam, n., Fischemetz,
bestehend aus einer Metritze von nicht
mehr als 16 m Länge und zwei Flü-
geln, deren Länge nicht über 180 m,
deren Höhe nicht mehr als 6 m be-
tragen darf. Nor zum Auswerfen des
Netzes sollen Kähne benutzt werden,
es ist nicht erlaubt, das Netz hinter
den Kähnen nachzuschleppen: die Be-
wegung des Netzes geschieht durch
den Wind; erst wenn die Kähne tot
Anker gegangen sind, dürfen die Zug-
leinen mit Hilfe von Winden einge-
holt werden. Das Windegam des ka-
rischen HafPes heifzt auch WindkarteH-
garn, -netz, lit. toinkarteüe^ das des
frischen Haffes FlUgeigam, Grorziandgarn
und Herbstgam. Jeder Flügel desHerbst-
games hat gewöhnhch Netztücher tod
vier verschiedenen Maschenweiten, und
unterscheidet man nach der Weite der
Maschen: das Weitetuch, das Stagge^
oder PlStzentuch, auch Pletzenzug, das
Fischertuch und das Daumentuch. Die
Metritze hat die Maschen weite des
Daumentuches von 2,5 cm bis auf das
letzte Dritteil derselben, die Häckdmj
oder den Häckel^ Häkel^ dessen Maschen
2 cm im Quadrat grofz sind. Beschrei-
bung in Benecke, 342 ff. Fisch.-Ord.
f. d. fr. Haff § 20. Hennig, 80. 302.
Winde-, Windgamfischerei, /., Fischerei
mit dem Windgam. Es dürfen bei
derselben weder Ruder noch Segel ge-
braucht werden, um das ausgebreitete
Garn in der Liuige vorwärts zu ziehen.
Auch darf dieselbe nur in der Tiefe
des Haffs stattfinden und weder die
Scharen und flachen Strecken dessd-
ben, noch die Laichstellen berühren,
auch nicht in den Bezirk der Sack-
fischerei eindringen, f isch.-Ord. t d-
fr. Haff § 20. Die Windgamfischerei
heifzt auch Grobland- und Herbstgvn-
fischerei.
Windel(ii8,Windilcil8,9n., windiger, leicbt-
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Windeltreppe — winken.
471
fertiger Mensch, Windbeutel. Im Ober-
lande windekuschy adj,^ flüchtig, unzu-
verlässig. Saalfeld.
WindeKreppe, /., Wendeltreppe. Da-
von das Adj. windeltreppig. Ei sey die
Bewegung spiralis (dafz ist einfältig zu
sagen ^ Windeltreppig wmb eine Kugel).
Linem., Pp3b.
Windenkrauty n., s. Wedewing.
Windfang, m.. Holzverschlag in Haus-
fluren und an Stubenthüren zum Ab-
halten des Windes und der Zugluft.
Hennig, 302.
Windfisch, m., s. Hornfisch 2.
Windgarn, n., Windgamfischerei, s. Win-
degarn etc.
Windhauer, m., eifernder Redner, leb-
haft gestikulierenderSchwätzer.Schimpf-
wort. Stein, Peregrinus XII, 82. W.
Mtsbl V, 191.
Windilois, m,, s. Windekus.
Windkarteligam, -netz, n., s. Winde^
garn.
Windkeitel, m., gröfzeres Eeitelnetz,
das vom Winde getrieben wird. Hen-
nig, 302.
Windkopf, m.^ Gebilde von Wolken,
woraus die Windrichtung des nächsten
Tages zu ersehen sein soll. Trei-
chel.
Windlage, /., überdeckter Vorbau im
Untergeschofz eines Kaufhauses, worin
die Waren 2um Verkaufe ausgestellt
wurden. Kein Kaufmann durfte mehr
als eine Windlage haben. Dzg. Ordens-
zeit. Hirsch, 232.
Windlasche, -latsche, /., s. Lasche.
Windmamsellen, plw.^ Medik., Morsuli
contra flattdentiam,
windrig, od;., was sich windet. Win-
drig Holz^ Holz, dessen Fasern nicht
gerade, sondern in Windungen gewachsen
sind; es spaltet daher schwer. Hen-
nig, 302.
Windsack, m., leichtfertiger, leicht-
sinniger Mensch, Verstärkung von Wind^
beutel. Ich weifz, da/z sie den Schulz^
den Windsacky Hafzt. Soph. R. V, 602.
Vgl. Windekus.
Windschwark, /., s. Schwark.
Windsutter, m., s. Hornfisch.
Windwftke, /., s. Wftke.
WTne,2>ittr., Weihnachten. GreneWine
— witte Ostre. Lichte Wine — düstre
Schüne. Helle Nächte in der Weih-
nachtszeit verkünden eine reiche Ernte.
Rauschen. Samland. Sprw. H, 2917f.
Vgl. ZwSlften.
Wingille,/., Querder, Neunaugenlarve.
Litauen. Bujack, 391: Vtngüle. Nach
Nsslm. Wb., 81 a, wingüMs Peizker,
besonders eine kleinere Gattung.
Winkel, m. 1. Platz, Raum, Abteilung
in den Junkerhöfen. Ihre Zusammen-
kunft halten sie (die Fischer) auf dem
altstadtischen Junkerhofe^ an welchem,
nicht nur Kaufleute und Mälzenbräuer^
sondern auch die Fischer einen Aniheil
oder^ nach der alten Sprache j ihren
eigenen Winkel haben. Bock, Nat. V,
554. Vgl. Hölkentüinkelj unter Holke^
und Rosemoinkel. 2. eckiges Stück
Land, Landstück überhaupt. Nach
Mühling hat das grofze Werder fünf
Winkel: den Montaner, Schönauer^
Lichtenauer^ Neuteicher und Lesewitzer
Winkel.
Winkelkrug, m., Wirtshaus, Gasthof
niederen Ranges, der gewöhnlich in
einem Winkel liegt. Kgsbg.
winken, sw.^ doch fehlerhaft auch st
1. ein Zeichen geben mit Hand oder
Auge (vgl. plinken). 2. Einem eins
winken^ ihm eine Ohrfeige, einen Hieb
an den Kopf geben. Scherzweise auch:
Er hat ihm eins gewunken. 3. beim
Versteckspiel (s. Spinkehmnkel) sich die
Augen zuhalten. Vgl. lugen u. plinzen.
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472
Winnlatsche — Winterfiecherei.
Winnlaische, /., s. Latsche.
winsch, adj,^ windig, ränkevoU. Wohl
ZasammenziehuDg aus windüch. En
Idoker Kopp^ en mnscher Brägen. Brie-
sen.
Wintereiche, /., s. Steineiche.
Winterfischerei, /. Zur Betreibung der
Winterfischerei mit grofzem Gezeuge
oder mit dem grofzen Wintergam ge-
hört zunächst ein mit Pferden bespann-
ter Schlittten zur Beförderung der Ge-
räte und Personen (15 bis 20). A. D as
Gerät 1. Das Garn (s. Wintergam),
2. Eisäxte und Eisstemmen zum Durch-
hauen und Durchstofzen des Eises. 3
Ruten, mindestens zwei, oder Vorschiebe-
stangen, lit parta^ lange Stangen zur
Weiterbeforderung der Leinen des Gar-
nes unter dem Eise. 4. Zofzgabeln,
lit. szahk^ eben&lls wenigstens zwei,
Holzstangen mit stumpfer Eisengabel
von zwei auswärts gebogenen Zinken
zum Wenden und Weiterschieben der
Ruten unter dem Eise. 5. Zofzhaicen,
lit. kabü^ zwei, Holzbügel mit eisernen
Endhaken. Sie werden gebraucht, um
die unter dem Eise in Verwirrung ge-
ratenen Gamflugel wieder in Ordnung
zu bringen und die Ruten und Leinen
aus dem Wasser zu holen. 6. Die
Tanicgabel, lit mina^ mineUa. Sie ist
von Holz und hat zwei nach auswärts
gehende in Eugelform endigende Zin-
ken. Beim Aufziehen des Garnes wird
mit ihr die untere Simme zusammen-
gehalten, damit die gefangenen Fische
nicht wieder entweichen. — B. Die
Ausführung der Fischerei. Das
erste Geschäft der Fischer ist, eine
groize Wune in das Eis zu hauen, den
sog. Einlafz oder das Einlafzioch, durch
welches später das Garn ins Wasser
gesenkt, eingelassen wird, lit. illata.
Rechts und links vom Einlafzloche wer-
den hierauf in der Entfernung je einer
Flügellänge des Games zwei kleinere
Wunen in das Eis geschlagen, die Orb-
Wftl(en. Zwischen den Ortswäken and
dem Einlafzloche werden sodann in
entsprechenden Entfernungen kleinere
Eislöcher aufgehauen, die man Zolz-
iScher nennt, lit. wakai. Diese Reihe
von Zoizlöchem nennt man dieStredoffi],
lit. strdhote^ die abschliefzenden Orts-
wäken auch Streclojngswftlcen, lit iOoi«
kampa». Ihnen gegenüber werden eben-
falls Wäken ins* Eis gehauen, die un-
gefähr rechtwinkelig den Streckungs-
wäken gegenüber liegen und Zukebmngs-
wftl(en, lit. üzfwdüeos kampas^ heifzen,
weil die arbeitenden Parteien sich von
hier ab einander zukehren. Die Strek-
kungs- und Zukehrungswäken werden
ebenfalls durch ausgehauene Zofzlöcher
mit einander verbunden, welche die
Wände heifzen^ und ist durch diese
Löcher die Regierung des Gamzoges
unter dem Eise ermöglicht. Am Ende
des Zuges, dem Einlafzloche gegenüber,
wird eine zweite grofze Wune in das
Eis geschlagen, die Holung, so genannt,
weil durch sie das Netz aus dem Was-
ser herausgeholt wird; im kurischen
Haffe der Auszug, lit iszwcUka. Die
Eisstrecke zwischen der Holung nnd
den letzten Ortswdken ist ebenfalls dordi
Zofzlöcher unterbrochen, welche die Zo*
kehrung heil'zen. Während dieser Vor-
bereitungen ist das Garn in das E^
lafzloch gelassen, und jeder Flügel des-
selben wird unter dem Eise in ent-
gegengesetzter Richtung durch je eine
Rute^ an der eine lange mit dem RÜ;
dem Ende des Garnflügels, verbundene
dünne Leine befestigt ist, vermitteb
der Zofzgabel^ von einem Zo/zloch zum
andern bis zu den ersten Ortswdkeng^
zo/ztj d. i. gezaust, gezogen. HiOTQ^
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WintergarD — Wippelstange.
473
wird auf jedem Flügel die Rute ver-
mittels der Zojzgabel Dach dem der
zweiten Oriswdke zulaufenden Zo/zloche
gewendet, und während in dieser Rich-
tung die Ruten von Zo/zloch zu Zo/z-
loch nach den zweiten Ortswdken ge-
zoi'zt werden, wird zugleich auch die
dOnne Leine erfiaTzt und so lange ans
I den ersten Ortswdken herausgezogen,
bis das Rif folgt Durch Menschen-
oder Pferdekraft wird sodann das Garn
gestreckt, so d^fz dessen Flügel in die
ersten Ortswdken treten. Bei den zwei-
ten Ortswdken wird ebenso verfahren
wie bei den ersten, und werden dem-
nächst die beiden Ruten^ die Leine^
die Refs und die hieran befestigten
Gamfiügel nach der Holung gebracht,
wo dieselben alsdann mittels einer an
einem Schlitten befindlichen Winde
herausgezogen werden, wobei mit der
Tankgabel^ lit. mina^ mineUa^ die un-
tere Simme des Games zusammen-
gehalten wird. Eurisches und frisches
Haff. YgL Beschreibung und^ild in
Benecke, 357 ff.
Wintergarn, n., Zuggam zur Fischerei
während des Winters, unter dem Eise;
es besteht aus zwei Flügeln und einer
Metritze. Fisch. -Ord. f. d. kur. Haff
§ 40; f. d. fr. Haff § 20. Es heifzt
nach Hennig, 80 u. 302, auch Stint-
garn, weil damit im Winter Stinte ge-
fangen werden. Das Wintergarn des
Putziger Wieks heifzt kass. jadro.
Wintergerste, /., s. Stocicgerste.
Winterlcraut, Pflzn., Preilzelbeere, Vac-
cinium Vitis idaea L., wohl weil es
beim Volke dem Sinngrün, Vinca minor
L.y gleich erachtet wird. Paleschken.
Treichel, Volksth. Vgl. Borowslci.
Winterlager, n., -teicti, m.^ s. Kammer-
tÜÜL
WintimiOliat, m.^ nicht einer der drei
Wintermonate, sondern der Dezem-
ber.
winterriesein, sw.y s. giftdeisen.
Winterung, /. 1. Wintersaat, das im
Herbst gesäete Getreide. Winterung
einstehe (einsteibe\ Sommerung einklebe
(einkleibe\ die Winterung gedeiht ein-
gestäubt, d. h. trocken eingesäet; der
Sommerung schadet es nichts, wenn
sie naiz eingesäet = eingeklebt, einge-
kleibt wird. 2. s. v. a. Kammerteich
(8. d.).
WTpe, /. 1. Strohbündel als Sitz im
Wagen. Ich war auf meinem Korb-
wagen und Strohwikpen sitzend^ ganz
stillschweigend dahin gefahren. Soph.
R. IV, 244. Hier ausdrücklich noch
als „Wagensitz von Stroh*' bezeichnet;
in Pommern nennt man auch die Fu-
sen XL Fauden Wipen. S. LBper. Vgl.
Dähn., 549b. 2. Hagebutte, Frucht
der weichhaarigen Rose, Rosa viUosa,
Hagen, 521.
Wippauf, pltd. Wippup, WVppup, m., im
Volksrätsel der Frosch, der Hüpfauf,
Hüpfer. Tierräts. 30.
Wippclien, pltd. WVppIce, n., Dem. von
Wippe ^ von wippen auf- und nieder-
schweben machen, Ausflucht, Zote,
dummes Zeug. Mach mir keine Wipp-
chen vory denn ich bin vom Schneider-
chor. Vgl. WeigandU, 1123.
Wippe, /., das wippende Ende (z. B.
eines Baumstammes); das Auf- und
Abschwebende, die horizontale Schau-
kel; diese auch Wippwapp. Auf der
Wippe stehen^ unsicher stehen, dem Falle
(Bankerott) nahe sein.
Wippelstange, /., Stange, die wippt
Öck set op ena Wappelstang^ Woppel-
stang wuU breke. Volksr., 120, 507. In
Danzig: Wippenstang \ inPommerellen:
Wipfelstang woü€ brechen. Volksr., 158,
669.
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474
WippeDzagel — Wirt.
C Wippenzagel, m., s. QufiksterL
wipperig, pltd. wSpperig, adj. von wvp-
peTL, wippen mit Zittern. Wdpperig 9in~
gm. VgL.Sprw. I, 1170.
wippqufiksterten^ 9w., s. wippsterten.
wippsen, «t^., von der gröi'zte Schnellig-
keit ausdruckenden Interj. wipps, 1. ent-
wischen. Schemiönek, 45. 2. be-
trügen, im Handel wie beim Karten-
spiel. Bock, 77. Hennig, 302.
Wippstange, /., s. Wippstock.
Wippstert, -sterz, m., Bachstelze. In
Hessen Wipstert Yilmar, 455. Da-
von:
wippsterten, wippqufiksterten, bk;., ruhe-
los sein, nach Art der Bachstelzen.
Müh;iing.
Wippstock, m., auch Wippstange, /.,
der senkrechte wippende Stock am
Wocken, der mit dem Fufztritt und
dem Rad in Verbindung steht und letz-
teres in Bewegung setzt. Ich werde
dir für den Wocken^ auch für den Wipp-
stock geben^ dir, was du verdient, mit
einemmale auszahlen (Schelte, Prügel).
Dönh. S. Wippelstange.
Wippwapp, /., horizontale Schaukel
primitivster Art, aus einem Brett be-
stehend, das über einen querliegenden
Gegenstand gelegt wird. Treichel.
Wipp-, Wippenzagel, m., s. Qufikstert
wirbelsUchtig, od/., verrückt Pi-
sanski, Nachtr. Nach Adelung IV,
1573, schwindelig.
wirgeln, wurgeln, m, 1. hin- und her-
drehend einen GegenstiOid losmachen,
herausziehen. Den Zahn — einen Stein
loswirgeln — auswirgeln. Nach Sper-
ber, 45, auswurgeln, einen Sto£^ z. B.
Butter, ausarbeiten. 2. wirgeln beim
Gange, den Hinterteil des Körpers auf-
fallig hin- und herbewegen.
wirken, pltd. warke(n), aw, u. ««., we-
ben. Wenn du den Faden knüptest, als
sie Leinwand wirkte. Soph. R. Y, 391.
Der Unterleib wird bedeckt mit zwei
roth und wei/z strichweise geworkenen
Decken. Pierson, Matth. Prätor., 112.
Du motst spönne on warke, On wastiu^
on brav starke. Volks!., 3, 3, 4. Im
Oberlande au£h wifrken.
Wirkgestell, Wirkstell, Warkgestell, Wark-
stell, Werkgestell, Werkstell, Stellwark,
Stell, n., Gestell zum Wirken, Web-
stuhl; er fehlt keiner landlichen Haas-
haltung. Die genaue Beschreibung des
Wirkgestells s. W. Mtsbl. VII, 124 bis
128: Das Wirkgestell und das Wirken
(vgl. Abkürzungen).
Wirrwarr, t»., unruhiger Kopf, koa-
fiiser Mensch, „einer, der im Reden
alles durch einander mengt^. Bock,
77.
Wirrwasch, w., wirres Gewäsche,
Klatscherei. S. Beleg unter Hüz^
patsch.
Wirt, pltd. Wfirt, m. 1. Vorstand einer
Gastwirtschaft 2. Vorstand einer länd-
lichen Besitzung, Bauer. In alten Za-
ten hießen die kleinen Landbesitze
Bauern^ dann kam die Bezeichnung
yfWirth^ auf; aber auch diese genOfl
heute nicht mehr und sie nennen siA
Gutsbesitzer^ oder doch etwas ver9chdmt
€hitseigenthüme7\ . . . Wirth ist nur der
Ewi'^ Zwei- und Mehrhüfene9\ Pas-
sarge, Balt., 39 f. Die Wirtin, nennt
man Wirtsche, pltd. Wfirtsche. Vgl. -«dk
3. Zeche, Bewirtungsbetrag. In diesff
Bey Morgensprache (8. Januar 1597)
hat sich erklaget Steffen HUdebrandt^
dohmab Gerthman^ wie er in den Rosei^
winckell mit dem Beuttel vmbgangen,
die Wirthe abzufordern^ habe Friedrich
von Ellen nebenst dem Wolf fruben vtä
ihme hader angefangen. In der Afor-
gen^ache am 18, Februar 1604 ist „«»-
heUiglich geschlossen j da/z ein IgUcker
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Wirtschaft — Wischwasch.
475
fwt seinen Wirih iczigei" teurer Z,eit vnd
gelegenheit nach drey groschen geben soll,
S. Die Zünfte, 30.
Wirtschaft, /., Hochzeit. Es soll auch
ein yedeTy der nicht zur wirtschafft ge-
laden . . ., sich derselbigen gentzlichen ent-
halten. Wirtschaft thun^ Hochzeit ge-
ben. Kleid.-Ordg., 376.
WTsbaum, WSsbaum, pltd. WTsbÖm, Wfis-
böm, m^ Baum, durch welchen das
aufgeladene Heu und Getreide in gera-
der EUchtung und Ordnung festgehalten
wird. Von wtsen weisen, in der Be-
deutung von dirigere^ conducere. Das
hchd. Wiesbaum erinnert an Wiese, und
erklärt daher Weigand H, 1115: Baum
für das Heimbringen des Ertrages der
Wiesen. Es wird aber auch Getreide
und Stroh durch den Wtsbaum zusam-
mengehalten. In Bayern heifzt das
Gängelband Weisband. SchmellerlV,
178.
Wisch, pltd. Wusch, m. u. n.y Dem.
Wischchen. 1. eine Handvoll, soviel,
als man mit einem Griff erwischen kann.
Ein Wisch Heu^ Stroh. Den Pferden
ein Wischchen Heu geben. Masurisches
Sprw.: Von den Erbsen ein Wisch (in
der Scheune), so sitze des Abends^ nach
der Erbsenernte beginnt die Abend-
arbeit. Sprw. n, 3055. Er hat ihm
ein Wisch Haare ausgerissen. 2. eine
gröfzere Menge, ohne dafz diese sich
gerade durch einen einfachen Griff er-
reichen läl'zt, doch ebenfalls von er-
wischen. Er hat mit seiner Frau einen
ganzen Wisch Geld milbekommen. —
Allgemein: Werkzeug zum Wischen,
Abwischen: Federwisch^ Wischtuch^
Wischkodder. Ebenso bekannt: Wisch
als Bezeichnung einer schlechten^ un-
bedeutenden Schrift. Bock, 78. Hen-
nig, 302.
Wttche,/., Wiege. Yonmichen. Nach
Bpck, 78, auch Wischice. Hennig,
303. Vgl. ^chuichO, Hahä.
wiichen, sw.^ einwiichen, einschläfern.
Schwed. vyssja. Aus dem einlullenden
wisch wüch der Mütter und Kinder-
wärterinnen entstanden. Mit dem Kinde
herumwiichen. Vgl. ichuichen.
wischen, pltd. wifsche(n), sw. 1. ohr-
feigen, prügeln. Einem eins wischen^
ihm kurzweg eine Ohrfeige geben. An
ihm wischt sich jeder die Hänä^ eine
verlassene Waise wird von jedem ge-
mifzhandelt. 2. schnell laufen; unbe-
urlaubt einen kurzen Besuch machen,
entwischen. Wenn de Deppke e Wielke
Tied haddy wöscht he bi sien Mutschke.
Boldt, 19. Renny Keerly w^ch^ bölk
on lärm. Dorr, 1. Wiew., 111.
wiichig, od;., kopflos, verwirrt, kon-
fus, vergefzlich, zerstreut. Er ist ein
recht wUchiger Mensch. Klein II, 234,
hat für Danzig noch herumwiichen, zer-
streut leben. Sperber, 43: loizig.
Auch Substantiv.: Wiichiicus.
Wischicewaschice, n., allgemein üblicher
Wischiwaschi^ leeres Geschwätz, Ge-
wäsche. Fhcgsdrink^öckmianSchnapske
satt, Stracks geit et wischke waschke.
VolksL, 57, 38, 7. Vgl. Kikellcfticel.
Bock, 78. Hennig, 303.
Wischlcodder, n., Wischlappen, s. Wisch.
Wischlcoff, m., Kragen, loses Kleidungs-
stück, Jacke. Einen beim WischkoU
kriegen, ihn beim Koller (Kragen) er-
wischen, überhaupt: ergreifen. Marold
erklärt: dichter Lockenkopf. Einen beim
WischkoU kriegen, ihm in die Haare
fahren. Vgl. Krafzfil, Krepscholi, Schla-
fittchen«
Wischleine, /., Leine an der Zeise
(s. d.) mit Strohwischen besetzt, durch
welche die Fische vom Meeresgrunde
au%escheucht werden. Ygl. Ufper.
Wischwasch, m.^ Gewäsche, Geschwätz.
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476
Wisnack — WitiDg.
Dies aües^ dünkt mich^ ist Wischwaseh.
Soph. R VI, 229. Vgl. Wischkewaschke.
Wisnacky m,^ Eirschmet, Eirschwein,
poln. vn^niaky von toiSn^ vnsnia die
Eirsche. Der polnische Kirschmeih, oder
Wisnack^ übertrifft alle fremde Getränke
an lieblichem Geschmack, Bock, Nat.
I, 677. Vgl. KirschmeL
wfsnäsig, adj,, s. weifznasig.
Wispe, Pflzn., Mistel, Viscum aUmm
L, Samland. Gewi/z ist da ein Schatz
verborgen^ wo ein Haselbusch Wispen
trägt. Keusch, Sagen, S. 66, Nr. 56.
Treichel, Volksth. Vgl. Mestel.
Wispel, m., Getreideeinheit von 24
Scheffeln; 12 Scheffel machen 1 Malter,
Vgl. Last
wissen, pltd. wfite(n). Wat rner nich
wet^ dat wet en andrer. Wat twee we-
ten, wet de Welt. Elbinger Ndrg. Wer
kann alles weifzen^ sagt der Maurer
und streicht mit Wasser. Eönigsberg^
Nicht aus (hinaus), nicht ein (hinein)
wissen. So richtiger als einvnssen (s. d.).
Sich vnssen. Mag er sich wissen^ sich
selbst raten und helfen. Sich mit je-
Tnand wissen^ in vertraulichem, nament-
lich geschlechtlichem Verkehr stehen.
Wissowatten, Ortsu., Dorf im Ereise
Lotzen. Die ßewohuer werden zum
Spott mit dem Rufe: Httsch! begruJzt
Über die Entstehung des Spottnamens
s. Sprw. I, 1611.
Wist, Wiste, pltd. WSst, f., Schnur-
leib, Eorsett, lit. wyste. Bock, 80, u.
Hennig, 306: Wüste. Nsslm. Forsch.
2; Th., 222. Sperber, 33.
Wtfzely /., poln. Wisla^ lat. Vistula^
Weichsel; bedeutet poln. hängendes
Wasser, von dem starken Gefälle in
ihrem obersten Laufe. Bei Jeroschin
Wizel. Vgl. Pfeiffer, 284. Titel einer
Sammlung plattdeutscher Gedichte von
Robert Dorr: „Twöschen Wiessei on
Noacht*' (S. Anmerkungen). Anno Eni,
as de Wtssel brennd! wenn jemand alte
Geschichten erzählt. Westpr.
Witfrau, pltd. WrtfrO, WfidfrO,/., Witwe
Witing, Weiting, Waiting, m.^ in älterer
Zeit im Lande, besonders in Samland,
ansässiger Stammpreufze, der wegen
seiner Treue gegen den Orden gewi^e
Vorrechte genofz; seit dem 14. Jahr^
hundert Ordensdiener oder Ordens-
beamter preufzischer Nationalitat. Die
Wttinge erscheinen als Wirtschafter,
Fuhrleute, Vorreiter, Boten^ Handwe^
ker (besonders Schneider), nehmen an
Eönigszügen, Verteidigung der Greni-
burgen etc. hervorragenden Anteil und
bilden im Felde abgesonderte Heeres-
teile mit eigener Fahne. In Ragnit er
scheint sogar ein Witingsherr^ der im
dortigen Ordenshause sein eigenes Ge-
mach hatte: „der Wittingsherm Ge-
mach". Vgl. Ausführlicheres bei Top-
pen, Altpr. Mtsschr. IV, 141ff. Neu-
mann in den Script, rer. Pruss. II,
p. 455, deutet witingy indem er auf Ut
uMti einem Gaste zutrinken, ihn will-
kommen heifzen, hinweist, als „will-
kommener Gastfreund"; Nsslm. Forsch.
2; Th., 197, verwirft diese Etymologie
und weist hin auf das poln. too^ (li-
tuanisiert waitas) Vogt, Schulze, Dorf-
richter, und auf das preulz. wcatidt re-
den, waite (vgl. wayde) Ansprache,
russ. vyetijä, witn Redner, so daCz irri-
ting (etwa in preufz. Form wcMnih)
derjenige wäre, der für die Gemeinde
oder in derselben das Wort fuhrt, der
Sprecher des Volkes. Über die WUinge
in ältester Zeit, in der sie als beTor-
zugte eingeborene Edle und Gutsherren
erscheinen, vgl. u. a. Voigt, Gesch.
Pr. III, 420ff. Gottschalk, Preui
Geschichte I, 82. Weitere Quellen fuhrt
Toppen, a. a. O. an. Bei Jeroschin:
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Witing — Wixe.
477
von der vestin sich her ab machte bru-
dir Conrdt Swdb^ genant von den El-
hinge ^ und mit im vü wiiinge 69 d.
Pfeiffer, 283.
Witing, m,y Fischn., s. Wittling.
Wifa'nne, WitUnne, /., flaches rohgeban-
tes FluCzfahrzeug bis 170 Fufz lang,
5— 6 Fufz hoch und von einer Ober-
breite von 25 Fufz. Memelflufz. Wilia.
Pregel. Weichsel, wo jedoch über-
wiegend die unter Gefä/z aufgeführten
Namen für derartige Kähne im Schwange
sind. Witinnen werden nicht zur Hei-
mat zurückgeführt, sondern vom Be-
sitzer als altes Holz verkauft, während
die Witinniker die Heimreise (früher
vollständig zu Fufz) antreten. Lit. un-
üne\ poln. wicina. In den Flüssen
aufzerhaJb des Landes haben sie die
Wittinnen, eine uralte Art von preu/zi-
schenSchiffen. Pierson, Matth. Prätor.,
118. Vgl. Nsslm. Forsch. 2; Th., 209.
Altpr.M.IV,324. Hirsch, 163. Bock,
Nat. I, 585 f. Bock, 78. Hennig,
303.
Witinnilcer, tw., Schiffer, Knecht, Füh-
rer einer Witinne. Vgl. Schimke und
FItS. Lit wiünininkas, abgek. tciänin-
kas. Vgl. Nsslm. TL, 209. Hennig,
304.
^^0\j (?)y Milchsuppe. Natangen.
Hennig, 304, hält das Wort für eine
Zusammensetzung aus witt weifz und
Jdl Suppe.
WHmann, m., Witwer. S. Witfrau.
witschein, sw, 1. wedeln. Der Hund
witscheU mit dem Zagel, 2. vor einem
andern hergehen, herzageln. Kinder^
witschelt mir nicht immer vor den Füfzen,
Saalfeld. In dieser Bedeutung gern in
Verbindung mit watscheln. Das Volks-
rätsel nennt die Gans Witschelwatschel.
S. Tierräts. 79.
Witscheriing, 9n., Pflzn., s. Wedendunlc
Witt, Witte, /, s. VitL
Witte, Voc. 305, hchd. Ausdruck für
das altpr. greanste (greauste) Strick von
zusammengedrehten Reisern. Nsslm.
Thes , 52.
Witteitag, m,, die kleine Ealende,
welche im Werder Geistliche und Schul-
lehrer erhalten. „Sie (die kathol. Kir-
chen) bekommen auch bis dato noch von
den Einwohnern (der Werder) ihren
gewissen Decem, Calend, und Witteitag,
wie auch alle Accidentien gleich den
Lutherischen Predigern etc. Hartwich,
59. J0if Ostern zum Witteitag dem
Pfarr-Rerm 15 Eyer und ein Haufz-
backen Brodt, dem SchuIrMeister 8 Eyer
und ein Brodt. Aus einem Instrument
V. J. 1677. Ibid., 93. Das Wort ist
wohl aus FJtoZis-Tag, Tag des heil. Vi-
talis (28. April) entstanden, an welchem
Tage ursprünglich die Osterkalende ab-
geliefert sein wird. Ebenso in Pom-
mern. Nach Dähn., 554 b, soll der
Tag von dem Dominica in aUns so ge-
nannt werden.
Wittewald, 97»., Pirol, s. Bierhoi.
Witb'nne, /., s. Witinne.
Wittice, 9n., Fisdin., s. Wittling.
Wittling, Weifzling, m., der Merlan,
Gadus Merlangus ; auf Heia Witing. B e -
necke, 88, schreibt Withing. Bock,
Nat. IV, 550. Ebd. S. 687: WitUing u.
Wittke Nunc für ein kleines Fischchen,
„das sich in den Earpenteichen von
selbst finden soll^. Mühling, Tiem.,
179: Weifzling, Witting.
Witz, m. Es ist heute gro/zer Witz^
grofze Gesellschaft, Versammlung.
Schmitt, Westpr., 168, leitet dies
Witz von dem poln. wiec Gerichtsver-
sammlung her; nach Mrongo v. I, 571,
ist wiecy Adelsgericht, jedoch eine Anti-
quität und jetzt unbekannt.
Wixe, /., wixen, sw.^ s. Wichse etc.
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478
wo — wohnen.
WO. 1. relatives Pronomen. DieFrau^
wo da geht. Das Geld^ wo sie heute
eingenommen haty verjvhelt sie auch,
Schwdgersch Jülke er Mann^ wo op de
Sptkersch to done heft, Kgsbg. Fir-
menich I^ 101b. Eigentümlich ist das
Aufbeten der Genitiv-, Dativ- »nd
Akkusativform: w6s^ w6m (der Dativ
wird oft, wie auch in dem folgenden
zweiten Beispiel, mit dem Akkus, ver-
wechselt), was der Deklination des engl.
Pron. relat.: who^ whose^ whom ent-
spricht. Se seggt, dat wer de Böhmsche
fdie Frau Böhm), w6s jEJwwr^ (deren
Eimer) ick stiü genome hebbe. Da ver-
teUde se ok von dem Mann^ w6m (dem
= den) se hadde hinderm Tun gefunde.
Gegend von Schippenbeil. 2. Adverb :
wie. Wo belewt^ wie beliebt? etwa,
vielleicht. Eck sehd de Nahbers an^
of hier wohr Kesting weerf Carm, nupt
IV, 324b.
Woche, /. Die stille Woche^ Karwoche.
Die Namen der Tage dieser Woche s.
unter Blaumontag, Vgl. Korrespbl. 11,
26. 66. 92. In die Wochen kommen;
in den Wochen liegen^ von der Entbin-
dung der Wöchnerin. Sie ist in die
unrechten Wochen gekommen^ hat ab-
ortiert.
WochenUlpel, m., Ekelname und
Schimpfwort. Stein, Peregrinus XII,
82. W. Mtsbl. V, 191.
WSchner^ m., der Geistliche, welcher
für die Amtshandlungen die Woche hat.
Er ist jetzt Wochner. Veraltet. Hen-
nig, 304.
Wocken, m.^ Spinnrocken, Rocken.
In Hamburg Wticken^ in Brem. Wocke^
im Götting. wocken, in Hessen Wocke
^ und Wocken. Vgl. das slav. wracac^
wrodc drehen, wickeln. Brem. Wb. V,
284. Schamb., 303a. Vilmar, 457.
Bock, 78. Hennig, 304. Vgl. Kor-
respbl. I, 77; II, 77. S. auch Frisch-
bier, Der Wocken und das Spinnen.
W. Mtsbl. VII, 205—207. Ftu möt e
Wocke^ Make mot dusend Locke, Volksr.,
136, 570. Mädchen, bist du drinnenf
Komm^ mit deinem Wocken Vau«, Wiü
dir helfen spinnen, Volksr., 235, 826.
WoGkenbrief, pltd. Wockebref, m., das
steife Papier, mit welchem der zu ver-
spinnende Flachs, die Flach9pfq>pe^
Wickelpuppe, umbunden wird. Vgl
Viol^t, 105.
Wodka, /., s. Wotke.
Wogram, Ortsn., Dorf bei Alt-PiDao.
Altpr. wogrym, wogrim (u:ogrin), wu-
geram, ein Wald auf der Nehrung.
Nsslm. Thes., 210. AU-PUlau und
Wogram bilden topographisch nur einen
einzigen Ort an der Spitze der Haff-
bucht, welche die beiden Halbinseln^ dar-
auf Pillau und Kamstigaü Uegen^ von
einander scheidet. Passarge, Bali., 57.
Tritt auch als Personenname in der
Provinz auf.
wohl, adv. Er wird wofd (mit der Zeit)
kommen. Er kann wohl (noch) Unarten.
Was werden wohl (doch) die Leute sa-
gen. Hat man wohl (jemals) dergleichen
gehört? Bock, 78.
wolilschlafend, adj., wohl zu schlafe.
Ich wünsche ihnen eine wohlscJdafendi
Nacht Vgl nachtschlafend.
Wohltage, plur,^ Tage, an denen es
uns wohl geht, Freudentage; Wohlbe-
hagen, Lust, Freude. Als mir vollends
Herr Gros mein Würmlein Jakob schichx^
da wufzte ich gar nichts was ich für
(vor) Wohldage beginnen sollte, Soph.
R. VI, 532. He kann de Woüdaf nid
verdrage, Elbinger Ndrg. Vgl
wohnen, sw, 1. verheiratet sein. Wir
wohnen schon sieben Jahr^ sind schon
sieben Jahre verheiratet 2. sich on-
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Woilak — Wolm.
479
terwegs lange aufhalten. Die bleibt gleich
wohnen y sagt man^ inrenn ein Dienst-
mädchen, das fortgeschickt wird, lange
ausbleibt. Hennig, 304.
Woilak, m,y wollenes Laken, Woll-
decke. Das poln. woyhk Filzdecke un-
ter dem Sattel.
Woifehe, /., s. Wuiche.
Wola, Woika, /., nach Sperber, 40,
Amtsfreiheit, freies Bauerngut; nach
Mrongo V. I, 580, icola Ansiedelung,
Kolonie, tfo2^ freies Eolonistendörfchen.
WoUa u. WoVca heifzen mehrere Dör-
fer, Vorwerke und Guter in den Re-
gierungsbezirken Königsberg und Gum-
binnen.
Wolf 9 m, 1. ein vom brennenden Licht-
dochte sich lösendes, gl&hend glänzen-
des Fädchen. Wannenhero das Licht
einen wolf überkommen kann. Linem.,
Uu4b. 2. ein Wurzelschöfzling oder
Wildling an einem Baumstamme, den
man entfernt, damit er der Krone die
Kraft nicht entziehe. 3. eine Haut-
entzündung, die in der Kerbe durch Rei-
bung vom Reiten oder Gehen entsteht.
Ich habe mir einen Wolf geritten. Bock,
78 f. Hennig, 304. 4. m. Vom., Wolf-
gang. Hartwich, 54. 5. Fischn., s.
Stachfinski. 6. Pflzn , s. Nätsch.
WOHen, sw., von Wolf^ hastig fressen.
Marold.
wSKen, abwttifen, sw,, die Wolfe (2)
abbrechen, entfernen. Mühling schreibt
abwBKten.
WoHeriei, Wolffelein, Pflzn., s. SÜGh-
kraut
WoHsbohne, f., groize Fetthenne, Se-
dum teUphium L., auch Bnichwurzel.
Ostpn Fritz el, 371. Hagen, 478.
Die Wolfnbohne sucht man, wenn in der
Johannisnacbt der erste Hahn kräht
und steckt sie anderen Tages unter den
Balken der Stubendecke. Wächst sie
aus und bleibt bis zum zwölften Tage
frisch^ so heiratet die betreffende Per^
son noch in demselben Jahre, ver-
trocknet sie aber, so ist der Tod der
Person gewifz. Volkskai:, 114. Nach
der ihr zugeschriebenen Kraft, Leben
und Tod zu verkünden, heifzt die Wolfs-
bohne auch Ld>endcraut (s. d.).
Wolfsdorf, Qr.y Ortsn., Dorf im Kreise
Rastenburg, führt den Namen nach sei-
nem Erbauer Konrad von Wolphes-
dorff (1361), Komtur des H^auses Leu-
nenburg bei Schippenbeil. Die Aus-
sprache der Einwohner von Gr. Wolfs-
dorf verspottend, ruft man ihnen nach:
Eingerer Dähd(r) 8tä(i)t e P(i)udel mot
Täiä(r)y haol se haä(r)y wt wolle de
Waage 8€hmä(t)rey wi wäre noa
Baor(i)te on e Jaohrmarkt faohre. Hinter
der ThOr steht eine Pandel mit Teer,
hol' sie her, wir wollen den Wagen
schmieren, wir werden nach Barten in
den (zum) Jahrmarkt fahren. (Die
eingeklammerten Buchstaben tönen nur
ganz kurz an). Dönh.
WSIger, Voc. 396, hchd. Ausdruck für
das altpr. noploz; nach Nsslm. Thes.,
114, wahrscheinlich Kollfafz, Fafz, das
gerollt wird. Wolger wäre sodann ver-
wandt mit wBltem, wälzen, rollen, wo-
für auch wälgem vorhanden.
Wolkenschieber, m. 1. ein hoher run-
der Hut, Cylinder. 2. Spottname für
die Musketiere. Das Volk nennt sie
Wolkeschüwerach.
Wolkenwender, 9n., ähnlich wie Wolken^
Schieber I, doch wird vorzugsweise da-
mit ein kleiner, niedriger Damenstroh-
hut bezeichnet.
Wolkog, m. Nach Simon Grünau,
Tract X, cap, IH, ein Fisch in Preufzen.
Wolm, m, 1. Geländer, Lehne. Trep-
penwolmy Brückenfvohn^ Wolm an den
sog. Bollwerken, Bock, 79. Hennig,
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480
Wölm — Wrack.
305. Wer das Wasser aus den Trogen
auf die Steinbrücken . . . giesset, und
nicht über den Wollm in den Pregel^
soll E. E. Rath 5 Mk abzugeben schul-
dig seyn. Rolle d. Kgsbg. Gildef. von
1662. Bock, Nat. V, 561. 2. Barriere
an den Dorfkrügen, woran die Pferde
angebunden werden. Öck bunk (band)
den Hingst doar fast am Wohn. Dorr,
22. 3. Vortreppe mit Geländer, in Dan-
zig Beischlag (s. d.). Die kneiphöfische
Langgasse in Königsberg hatte früher
vor allen Häusern Wohne. In der Sprache
der Bauleute heifzt der horizontale Ober-
balken eines Geländers Hohn. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 222.
W»lm, m. Vom., s. Willem.
WolmdrilGker, m., in Elbing die Ecken-
steher, weil sie meist auf den Brücken
an die Wohne gelehnt stehen. Sche-
mionek, 45.
Wolprecht, Wulprecht, w. Vqm., Wal-
pnrgis; Kalendertag der 1. Mai.
wBltern, »u?., wälzen, rollen. Er wol-
tert sich im Gh^asCj im Bette^ im Schnee^
wälzt sich darin umher. Hei woltert
sock vA Forschte Sü dm Lager. Sprw.
I, 2437. Ebenso in Hamburg, im Brem.
Wb. V, 173, waUern^ weitem^ woltem^
bei Schamb., 293b, weitem^ bei Vil-
mar, 446, weigern, hoU. u. vlaml. wen-
teleny engl, to weiter^ schwed. vältra.
Hennig, 296, schreibt wäHem, Müh-
ling wälgem.
Woiv, Pflzn., s. Stichkrallt
WVIz, m., s. Welz.
Wöne, /., s. WOne.
Wonzen, phir.^ wonzig, adj.y s. Wun-
zen etc.
Woraizker, 97»., zur Bezeichnung einer
schlechten Biersorte. Stein, Peregri-
nus HI, 3. Vgl. Bier.
Worbeiy m.^ s. Schrotwurm.
wSrken, sw., s. wirken.
Worm, n., s. Wurm.
Wormditt, Ortsn., Stadt im Kreise
Braunsberg. Die Bewohner heifzen spott-
weise: Fleckdrescher. Sprw. I, 900.
Worfzbote, /. . . . (das Kind) hcit sie
daseÜ>st unter eine Wor/zbote gestalten
und todthungem lassen, EonitzerHexen-
prozefz V. J. 1623. Fr. Frov.-BLH
116. Das. fraglich als Gefafz zum
Waschen bezeichnet
Wort, n., Wort Das ist doch en Wort,
das ist doch eine bestimmte, eine bin-
dende Erklärung! Hennig, 305^ hat:
Der Prediger predigt ein schönes Worty
er ist ein guter Redner.
worthaben, au?., für wahr halten, zo-
geben. Und dafz keiner derselben (der
Frediger) es worthaben loHL^ cUxs Ver-
derben sei so^ dafz ihm nun bcUd ab-
geholfen werden mu/z. Soph. R. ILL
68. Sie wollte das nicht worihaben^ dafz
sie unrecht gethan hatte. Ibid. IV, 349.
Womschken, plur.y eine Blätterpilzart,
in B o ck , Nat III, 622, Agaricus GeorgU;
auch, seines brennenden Geschmackes
wegen, Beifzerling.
WSsp, /, Fflzn., s. Mestel.
Wifspel, /., Wespe. Bie on WS$pd
söWn nich schwärmen. Dorr, 57.
Wotke, Wodka,/., Betschwester, Schein-
heilige.' Von dem gleichbed. poki. de-
wotka. Wieder nach einiger Zeit u^erden
noch einige Wodken (so nennen icir im
Ermlande die Betschwestern) beffnadet
Kgsbg. Härtung. Ztg. 1878. No. 6. Bei-
lage.
WOtschen, sw.j nachlässig und schlep-
pend gehen, so dafz die FuTzbekleidung
ruiniert wird. Davon: Wotscher, pbtr^
ausgetretene Schuhe oder Strümpfe.
Marold. Vgl. wutschen ju. Wiliche.
Wrack, n., Ausschulz einer Ware,
fehlerhafte, untaugliche Ware. Gewöhn-
lich Brack (s. d.). Hennig, 305.
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wrfiken — wuchten.
481
wrflken, »w?., s. v. a. brdken (s. d.);
davon Wrftker. Asche, Holz, wurden
gewrdkt. In Danzig hatte der Verkäufer
Hok auf der Wraker- Wiese zur Prüfung
vorzulegen und sodann y^geringet vnd
geioraket^ dem Käufer zu überliefern.
Ordenszeit. Hirsch, 178.
Wrang, /, Wrangel, m., s wringen.
Wrangen, plur.^ Schiffsräume zwischen
den Bodenhölzern. Hirsch, 265.
wrangen, sw.^ sich^ nach Treichel
s. V. a. rangen (s, d.).
Wratt, /., Warze. Heft de gnädge
Herr nich 'ne Wratt äwerm Ogf Dorr,
1. Wiew., 28. 29.
wrebbeln, str., wedeln. Die Hunde
vjrebbeln mit dem Zagel. Ygl. Preblau.
S. wribbeln.
wrSken, su?., schwanken. Mot dem
Stdl wreken. He heft sik den FSt ver-
torekty den Fufz vertreten, durch Fehl-
tritt ist der Gelenkknochen aus der
richtigen Lage gewichen. Elbinger
Ndrg. Treichel hat hierfür wricken,
umwricken: er wrickte mit dem Fufze
um und konnte lange nicht auftreten
und gehen. Im Brem. Wb. V, 298, und
VI, 422: wricken y wrickeln hin und
her drehen oder bewegen. Festes durch
Wackeln los machen; unser wiggeln u.
waggeln.
wribbeln, sw, 1. mit den Fingern an
einem Dinge zerrend drehen. Ich , . .
wribbelte unterdessen so lange an meinem
Hutknopf so in Gedanken^ da/z er ab-
sprang. Soph. R. I, 639. 2. nach
Treichel: vielfach hin und her bewe-
gen, namentlich Hände und Füfze; ein
kleines Eind, das stark mit den' Beinen
arbeitet, heifzt Wribbelmajor. Vgl wreb-
beln.
Wrimmel, Wnimmel, m., zusammen-
geballtes Papier. Treichel. In Meck-
rritchbler, W6rt«rbaoh H.
lenburg-Vorpom. Wriwwel kleines zu-
sammengedrücktes Stück. Mi, 109 b.
wringen, a^., ringen, ausHngen, dre-
hen. Das SchJo/z an der gro/zen StUr-
benthüre hatte er abgewrungen. Ko-
nitzer Hexenproz. v. Jahre 1623. Pr.
Prov.-Bl. II, 120. Die Wäsche vyringen.
Alts, loringan = easprimere^ engl, to
wring y holl. icringen. Schamb., 306a.
Die Kurbel einer Winde heil'zt Wrang,
f. (Dönh.), in Kgsbg. Wrangel, m.
WrOse, /., nach Treichel auch FrOse,
ein Stück ausgeschnittene Grasnarbe,
Rasenstück. Der kommt auch bald un-
ter die Wrosen^ ins Grab, das mit Ra-
sen überdeckt wird. . . . (das Geld)
vergraben^ und Strauch und Oras erst-
Uchy darnach auch eine Wrose darauf
geleget. Konitzer Hexenproz. v. J. 1623.
Pr. Prov.-Bl. H, 128.
Wrosen, (?), Heideland, von dem
gleichbed. poln. wrzosy. Schmitt,
Westpr., 168.
Wnicke, WrOke, /., Kohlrübe, s. BrOke.
Der Vollständigkeit wegen sei ange-
führt, dafz Wruke nach Leunis, 667,
von eruca abzuleiten ist: eruca ent-
weder von erugere^ dem Stamm worte
von eructare aufstofzen, rülpsen, oder
von eruere aufwühlen, oder erodere zer-
fressen. Ibid., S. 670.
Wucherblume, /., eigentlich Chrysan-
themum segetum L., neuerdings der sie
verdrängende Frühlings-Baldgreis Se-
necio vemalis W. K. Das Volk nennt
diese Pflanze Wankerblume, weil sie
wuchernd von einem Orte zum andern
wankt = wandert, durch ihren leicht an-
haftenden Samen. Treichel, Volks-
thümliches IH.
Wucht, /, 8. Wicht
wuchten, sw. 1. mit Kraft; wiegend
niederdrücken, durch Wucht, d. i. Ge-
31
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482
wacbtig — Wuppdich.
wicht, etwas aaf- und abschnellen. Ver-
wegene Jangen wuchten aof dem jun-
gen Eise, da;g, so lange es sich elastisch
auf- und abbewegt, Wuchteis genannt
wird. 2. eine schwere Last heben,
mittels eines Hebels machen, dafz die
Last das Übergewicht bekommt und
überschlagend sich selbst aus der Stelle
bringt. Grofze Steine werden hsge-
vmcktet.
wuchtig, adj.^ böse, gereizt, grob.
Wie kann man gleich so wuchtig sein!
Friedland Ostpr. Gewöhnlich fuchtig
(s. d.).
wuien, su?., wiederholt die Liteij. wui
ausstofzen^ klagen, wehklagen, jammern,
lamentieren. Er vmit den ganzen Tag.
Sie wuit um ihren Mann, De gnädüge
Frau wuit^ weil de Mangelwdsch nich
treig vnrd. Se füllen dem Konik zehof
vor de Fiss^ wuiten on gonselten so
lang etc. Schaltj. 3, 7. Selbst klagende
Tierlaute nennt man umien: de Kats^
wuit. Schwed. vqja seg^ engl. woe. Vgl.
achen.
Wulfen, sto., rauben, stehlen wie ein
Wulf Wolf.
Wulprecht, w. Vom., s. Wolprecht.
wunder, odi?., ironisch verstärkend:
er glaubt wunder wie viel gewonnen zu
haben. Ich dachte umnder wie schwer
das sein wird. Marold.
Wunderkorn, -weizen, vieljähriger Wei-
zen, Triticum compositum L. Hagen,
139.
wunderehalben, adv.y versuchsweise,
zur Probe. Natangen.
WOne, /., ein in das Eis der Seen,
Teiche und Flüsse gehauenes Loch,
Wasserloch, Loch zum Fischfang, Lufi;-
loch für die Fische. Zur Warnung um-
stellt man es gewöhnlich mit den aus-
gehauenen Eistafeln und errichtet da-
jieben die warnende Fihe. Hennig,
305, hat in erster Stelle WOffie. Ob
zur Erklärung des Wortes herbeizu-
ziehen lit. wandu^ dän. vandj lat. unda
Wasser? Vgl. Wftice u. Bfänlce.
wOnen, sw.^ Wunen ins Eis hauen^
das Eis aufwQnen.
Wunl(, m., scherzhafte Umbildung von
Wink. Einem einen Wunk mit dem
Zaunspfahl geben. Davon wunicen = win-
ken. Er hat mir gewunken. Er hat
mir eins gewunken (s. umken 2).
Wunzen, Wonzen, plur., Schnurrbart,
Barthaare bei Tieren, z.B. bei der Katze.
Hei grep na sine rode Wome undrt
Crurkenas. Eönigsbg. Firmenich L
103a. Altpr. UHxnso der erste Bart,
poln. wqs, lit. usai, lett. uhSa Schnurr-
bart. Im Flatower Kreise FunzeiL
Nsslm. Forsch. 2; Th., 210 (199).
Schmitt, 109; Westpr., 168. Hen-
nig, 305. In Posen: Wunze u. Wome,
f. Bernd, 355.
wunzig, wonzig,a^'. von Wt^n2^, Wanze,
bärtig, namentlich mit starkem Schnurr-
barte.
wupp, interj. u. stark, m. Als Inteij,
den Schall nachahmend, der entsteht,
wenn man mit einer Gerte kurz und
kräftig durch die Luft schlägt. Wupp^
da safz er, der Hieb. Als Subst. ein
kurzer, schneller Schlag, Stofz^ Ruck.
Das war ein gehöriger Wupp. Die In-
terjektion erhält noch die Endong h
und tritt dann in der Bedeutung von
schnell, geschwinde, hurtig etc. in ad-
jektivem i^inne auf, wobei allerdings
das Schallende der Bewegung bleibt
Gebet: Walte Gott^ Hebe Lott, Boxe af,
wupps orit Bedd, Volksr., 93, 391.
Zur Verstärkung noch: pawupps u. per
wupps. Volksr., 92, 389.
Wuppdich, Wupptich, m., ein Schnaps,
weil er mit einem Wupp getrunken
wird. Einen Wuppdich nehmen ^ einen
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würachen — Wurst
483
Schnaps trinken. Etwas mit einem
Wupptich herausrei/zen^ mit scharfem
Rack. In einem Wuppdich^ in einem
Na, im Moment. Sprw. I, 1532. Sper-
ber, 33, der erläatert: eigentlich fi?^'
dich = dreh* dich um. Vgl. Weigand
II, 1144.
wOrachen, aw. 1. angestrengt arbeiten;
nach Marold mit dem Nebenbegriffe
des Nichtfertigwerdens. Ich habe den
ganzen Tag gewüracht 2. mit dem
Pfluge tief in die Erde greifen, also
auch wieder mit Anstrengung arbeiten ;
eine Vertiefung oder Öffnung auswei-
ten* In Westpr, und Pommern, nach
Marold, davon: Wurach, m. Über-
tragen: 3. gierig essen, tief in die
Schussel fahren. Sperber, 43: yrnr-
rächen würgen; 'runterwurrachen hinab-,
hinunterwürgen. Treichel hat noch
veraraksen, wohl verwu/rachen^ mit An-
strengung vernichten, zerstören: die
Hühner haben aUes veruraht Kr. Neu-
stadt. Von 3. das Adj. wOrachig, gie-
rig. herauswQrachen, etwas mit An-
strengung aus der Tiefe bringen, z. B.
einen Stubben, eine Zahnwurzel.
wUrfeln, sw.^ worfeln, das Getreide
zar Reinigung mit der Wurfschaufel
gegen den Wind werfen. . . . da/z da-
durch der Wind eingehen kann^ wenn
sie das ausgedroschne Getreide aiMwO/rfeln
wollen, Pierson, Matth. Prätor., 107.
WurfnetZy n., kreisrundes Netztuch von
4 — 6 m Durchmesser mit starker Schnur
im Gentrum. Es wird mit besonders
geschicktem Wurf ins Wasser geschleu-
dert. Beschreibung und Abbildung in
Benecke, 368 ff.
Wurfpfahi, m.^ PMl, um den die
Schiffstaue geworfen werden, um die
Schiffe zu befestigen oder weiterzu-
ziehen. Danzig. Vgl Tempfahi.
wurgeln, sto., s. wirgeln.
* wUrgen, sw,^ mit Eifer essen, mit An-
strengung schlucken. Lotte wergt an
dei stibitzte Flinse. Nowack, 38.
Würgengel, m., s. Wächter.
Wurm, pltd. Worm, m., plvr. Werm,
Wermer. I.Eingeweidewurm. Der Wurm
hat mir das Herz bepifzt^ beim „Zu-
sammenlaufen des Wassers" im Munde.
2. Wurm am Finger, Finger- oder Nagel-
geschwür, Umlauf, Panaricium. Vgl.
Nagelwwrm, Gegen beide Arten TTwr-
m£r gab es früher den Wurmdoktor, der
vorzugsweise Besegnungsformeln an-
wandte. S. die Besprechungsformeln
gegen Würmejr in Hexspr., 97 ff. Rut
(heraus) motte sCy seggt de Wormdokter,
Sprw. 1, 1573. 3. jeder wirkliche Wurm,
jede Made, Larve etc. S. Kommade. 4.
kleines Kind und dann gewöhnlich n.
Das arme Wurm!
WUrmelmaus, /., s. MSrmelmaus.
Wurmkraut, n., eine gewisse Art von
Fetthenne, Sedum L.; es hält von Topf-
gewächsen, besonders Myrten, Blatt-
läuse (Würmer) fem, wenn man es in
die betreffenden Töpfe pflanzt. Trei-
chel, Volksth. III.
WumiDessel, /., s. Tannnessel.
Wurmwurz, Pflzn., gemeiner Wiesen-
knopf, Sanguisorba ofßdnalis L,; auch
schwarze Bibemelle, Blutkraut, BluttrOpf-
lein, braune Leberblume. OstpreoTzen.
Pritzel, 362.
Wurre, /., kleiner Kreisel, der am
einfachsten aus einem Knopfe gemacht
wird, durch dessen Mittelloch man ein
Pflöckchen steckt. Beliebtes Kinder-
spielzeug. Davon wiirren, nach Müh-
ling auch wurreln, sw.^ mit einer Wurre
schnurren, sie drehen.
Wurst, Wurscht, pltd. Worscht, /. 1.
zur Speiße gefüllter Darm. In der pro-
31*
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484
Wurotgicht — Wütscherling.
vinziellen Geschichte bekannt ist die
lange Wurst, welche von den Eönigs-
berger Fleischern 1601 gefertigt wurde;
sie war 1005 Ellen lang und wog 23
Stein und 30 Pfund. Sie wurde im
Festzuge aufs Schlofz und in allen drei
Städten von 104 Mann herumgetragen.
S. Erl. Pr. I, 847; III, 240. Act Bar.
II, 770. Hennig, 305. Vgl. StritzeL
Das üt mir man Wurscht^ zur Bezeich-
nung der Leichtigkeit^ mit der man
eine Arbeit etc. auszuführen vermag.
Die Wurst, die schmeckt nach Seife, eine
sonst gute, scheinbar günstige Sache
zeigt eine unerwartet unangenehme
Seite. 2. nach der Ähnlichkeit mit 1
penis. Auch eine Luthersche Wurst kann
in einer katholischen Pfanne gebraten
werden. Ermland. Sprw. I, 4130. 3.
Börse, Geldkatze, wenn sie gefüllt ist
Einem die Wurst anschneiden, ihm im
Spiel die Börse leicht machen. Ibid.,
4131.
Wurstgicht, f., Wurstsuppe, s. Gicht
Wurstkessel, m., Kessel, worin die
Würste gekocht werden. Er ist im
Wurstkessel, — ist in den Wurstkessel
gefahren, sagt man zu Kindern, wenn
sie ängstlich nach jemand fragen.
Wurstkraut, n^ s. PfefferkrauL
wurzeln, sw., ringend niederwerfen,
den Gegner gleichsam entwurzeln. Einen
hinwwrzeln, ihn zu Boden werfen.
Wuiche, f., ursprünglich aus Tuch-
kanten (Eggen = Ecken) geflochtener
Schuh, daher auch Eggenschuh, jetzt
auch weiter warmer Filzschuh; in der
Gegend von Friedland Ostpr. Woiiche.
Dem Laute nach wohl identisch mit
dem lit. wyzosy lett wiksas Bastschoh,
Par^ke; als vyzud auch ins Estnisdie
gedrungen. S. Nsslm. Forsch. 2; Th.,
213. Vgl. Nage.
Wuiche, /., Dem. Wutehchen, pitd.
Wuichke, Wufehel, Schmeichelwort for
Sophie und Luise. Vgl. Fuich u. Lukhe.
WUichen, WUtschen, sw,, eigentlich und
zunächst auf Wuschen gehen oder lau-
fen, daher leicht, leise, unhörbar gehen,
laufen, entwischen. Er wuichte zvm
Zimmer hinaus. M§t eenem mal detm
umtschen jenne ut ^ner Sandkd vor.
Dorr, 1. Wiew., 105. In Zusammen-
setzungen : durchwuichen , -wirtscben,
durchgehen ohne aufgehalten zu wer-
den, hinauswuichen, -wutschen. Iibe^
WUtschen, überspringen. Wutsch vber!
sagt man scherzweise zum schlechten
Leser, wenn er ein Wort nicht za be-
wältigen vermag. Hier seltener iber-
umsehen, wegwuichen, -wutschen, ent-
springen, entweichen, weglaufen.
wUst, oc^'. 1. schwindlig. Miristiif
Kopf ganz wüst. Die Alte ist all »
blind, da/z se ganz umst wird, weim ff
^rwmfuoankt 2. leer, öde. Eine maU
Stube.
wutsch, interj., schallnachahmend, zur
Bezeichnung einer leichten, kaum h^^
baren Bewegung (s. wuschen), aber
auch des stol2(ruck-)weisen Geräusches,
das ein rollender Wagen verursacht.
Mot de grote Fonsterktäsch, Denn gä
et ommer wutsch wutsch wutsch. Volksr^
120, 505.
wutschen, sw.^ s. wuichen.
WUtscheriing, Pflzn., s. Wedendunk.
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z — zagein.
485
z.
Z, es bleibt im Plattdeutschen in eini-
gen Wörtern: Zocker Zucker, Zippel
Zwiebel und Zipfel, 2!o€h Zeche, zart
zart, Zdgel Zagel, Zopp Zopf, Zeg Zi^e^
Motz Mütze; geht in andern Wörtern
in t über: to zu, tu^esche zwischen. Holt
Holzy Solt Salz, twe und twei zwei, tene
ziehen, Tett Zitze — hin und wieder
auch in d: Dwarg(ch) Zwerg; am Ende
wird es «: Kram' Kränze, Schwänse
Schwänze, Tänse Tänze. Lehmann,
Volksmni, 33.
zS, ze (Vokal kurz und scharf), Zu-
ruf an das Zugvieh beim Pflügen^ wenn
es links biegen soll; auch zä weg! Vgl.
ksä.
zabbeln, 9w.^ zappeln; mit kurzen, un-
sichem Schritten gehen, wie kleine San-
der. Bei Jeroschin: »t zabiltin und
krischin 11c. Pfeiffer, 284. abzab-
beln, das Deckbett durch Zappeln ab-
werfen. Hennig, 306. henimzabbeln,
zappelnd herumgehen, verzappeln, sichj
sich mit den Füfzen verfangen; aber
auch: in der Rede stocken, konfus wer-
den. Vgl. Hesse.
zachy adj. 1. zähe; nach Bock, 80,
und Hennig, 306, zage. Das Fleisch
ist zäh und zach, 2. zach zur Bezeich-
nung eines leichten Hinkens der Pferde.
Oberland.
zacheierriySto., streiten, zanken. Bock,
80. Hennig, 306. Vgl. zaggern.
Zachudel, tt»., unordentliches Frauen-
zimmer. Saalfeld. Schemionek, 45.
Zackerlot, allgemein üblich Saekerlotj
Fluchwort, nach Weigand H, 513,
Kürzung und Nachbildung des franz.
Fluches sacri nom de dieu.
Zackerment, als Fluchwort, entstanden
aus lat. sacramentum, S. Weigand
II, 513. Davon Zackermenter, w., ver-
fluchter, pfiffiger, geriebener Kerl, und
zackermentsch, adj. Ebenso Zapper-
ment etc.
zackrieren, sio., s. v. a. sackerieren.
Se zaknrf mit em (ihrem Mann) Tag
on Nacht Schaltj. 1, 441.
Zadd, Zadde, /., Garten; von dem poln.
sad Baumgarten, Obstgarten. Flatow.
Schmitt, 109; Westpr., 168.
zäen, sw,^ zäunen, einen Zaun setzen.
Natangen.
zag, adj., s. zagg.
Zftg, Zftge, n., Zeug, Wollenzeug;
dasselbe was Rasch; eigentlich Soi; da-
her Soimacher, Zagemacher, m.^ Ver-
fertiger von Soi oder Zage, Zeugmacher;
in Dzg. Zoimacher. W. Seidel, 36.
Vgl. Bock, Nat. V, 408. Bock, 80.
Hennig, 307.
zAg, zage, adj.^ s. tag u. zach.
Zagel, m.. Dem. Zagelchen, pltd. Zä-
gel, Schwanz, Schweif; jeder schweif-
artige Anhang, daher Skachpenis, Komm'
ich aber den Hund, so komm' ich atcch
über den Zagel. Sprw. 1, 1724. Strei-
chel man de Katt, gUk ringelt sei den
Zagel. Carm. nwpt I, 282, 6. Die
Sache hat einen langen Zagel, hat noch
viel im Gefolge, vdrd sich noch lange
hinziehen. Hennig, 307. Vgl. Tagel.
zagein, sw. 1. schwänzeln, wedeln.
2. viel hin und her gehen oder laufen.
Er zagelt in einem weg. Bei Jero-
schin als zogein langsam ziehen: des
drittin tagis si gesen wmrdin vurbaz zog-
len in das gebtt Eroglen 175 a. ver-
zogein hinziehen, in die Länge ziehen,
aufschieben. Pfeiffer, 286. 263. Da-
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486
Zagemacher — zannen.
von Gezagel, n. Was das für ein ewi-
ges Gezagel ist! ruft man Kindern zu,
die viel aus- und eingehen. Gezagel
a. s. V. als zahlreiches, überflüssiges
Gefolge. Da kommt sie mit dem gan-
zen Gezagel an^ eine Mutter mit all
ihren Kindern. Das ist ein langes Ge-
zagel^ ein zahlreiches Gefolge, ein lan-
ger Schweif, nachzageln, sw.^ nach-
laufen. Davon Zagelnach, pltd. Zägelnäy
m. Du bist ein rechter Zagelnachy sagt
die Mutter zum nachlaufenden Kinde.
herumzageln , zwecklos sich umhertrei-
ben.
Zagemacher, m.^ s. Zäg.
zager, zagger, adf,^ zag, zaghaft, mut-
los, niedergeschlagen. Er ist ganz zag-
gel* und wie auf den Kopf geschlagen,
Zagg, Zagge, /., altes Pferd, Pferd
überhaupt. De Sie Zagge tene (ziehen)
nusckt mehr^ weil sie zu kraftlos sind.
Et OS e dag* Zagg^ es ist ein tüchtiges
Pferd. Bock, 81, Henn ig, 307, haben
nur kraftloses Pferd. Ygl. Zock.
zagger, adj., s. zager
zaggem, sw.^ s. zargen.
zäglich, cuij.^ was wie ein Zägel, Zipfel
herabhängt. Das Kleid ist zaglich ge-
machty es wirft starke Falten, schleppt
nach. Bock, 80, und Hennig, 307,
schreiben zäglich.
zähbalgig, adj,^ Yerhochdeutschung von
tagbalgig, S. Tagbalg.
Zahlhecht, m.^ Hecht, der in seinem
Erlös der Herrschaft zu gute kam. Weil
aufs Hechtsalzen viel Unkosten gehen^
soll der ZaKUiecht frisch verkaufet wer-
den^ aufs theuerste Tnan kann, Amts-
artikel von 1642, No. 41. Bock, Nat.
IV, 697.
ZähnchenfUhrer, m,^ s. FähnkefUhrer.
zähnebrecherig, pltd. tänebrekerig, adj.^
spöttisch, ironisch, satirisch. Natangen.
Zahnensauger, m,^ alter Mann. Stein,
Peregrinus XIU, 44: alter Zanensaugff.
W. Mtsbl. YI, 128.
Zahnwehtag', p^r., Zahnschmerz. Vgl
Wehtage. Nach Mühling auch ZabA*
wttting.
Zahnweide, /., Purpurweide, Solu
pwrpureaL. Mühling. Nach Hagen,
1021, Zähweide, Schufzweide, Korall»
weide.
Zai, w., früherer Kleiderstoff. Dzg.
Nhg. Viol^t, 178. Ygl. Soi unter
Zdg.
Zaig, n., Zeug, das zur Ackenmg be-
nutzte Rindvieh in . der Gesamtheit
Ermland. Sperber, 33.
zakrieren, sw.^ s. saclcerieren.
Zaiat, m., Fischn., s. Räp.
zamattern, »m?., raisonnieren. Flatow.
Schmitt, 109, meint, es wäre vielldcht
korrumpiert aus dem gleichbed. pob.
zamarkotai, Mrongov. hat für rai-
sonnieren rezonowac^ rozumowai.
Zamel, m. Vom., Samuel. Hart-
wich, 54.
Zamm, Lockruf zu Sdiaf und Ziege
Yolksr., 64, 242 d.
Zander, m. Vom., s. Alex.
Zander, m., Fischn., s. ZanL
Zangen, n.. Emporheben der Steine
von dem Meeresgrunde mittelst Stw-
gen mit zangenartiger Eisenspitze.
Brüsterort.
Zanl(e, /., Kralle, Spitze, Zacke. Tier-
räts., 25: 2jwei Blanke, vier Zanke, ^
Bratspie/z. (Die Katze.)
Zanl(en,p2ur., Pfahle, auf welchenis der
Niederung die Wirtschafi;sgebäude ste-
hen, die an den Ufern der Hinnen He-
gen. Passarge, 236. Engl skori
Schenkel; in der Gascogne chanftß
die Stelzen; in der Divina commeda
von Dante zanche,
Zannat, m., Fischn., s. Zant
zannen, sw., unterdrückt weinen, per
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Zanner — Zarm.
487
nen. Gordack. Vgl. Schmeller FV,
263.
Zanner, w».. Grinser, Greiner, Weiner,
von zäunen. Ich frage dich^ du alter
Zanner. Nestler, Bijb.
Zant, Zander, Sandat, Sannat, in Danzig
auch Zannat, m.^ Sander, Ludoperca
Sandra, Altpr. starkis^ lit. st^kas^ kur.
sterks, starkisy mas. kass. sendacz. Be-
necke, 63. W. Seidel, 36. Bock,
Nat, IV, 652. Bujack, 397. Müh-
iing, Tiern., 179.
zanteln, zanzeln, sw,^ zaubern. Sam-
land. Natangen. zanzeln auch: viel
unnütze Reden machen (Gegend von
Schippenbeil). Mühling hat letztere
Erklärung ebenfalls und noch: durch
Besegnungsformeln heilen. Beide Er-
klärungen ergänzen sich: Beschwörer
machen gern viele Worte, bezanteln,
bezanzeln, bezaubern, behexen, beseg-
nen. Davon: Zantelei, Zanzelei, /., Zau-
berei. . , .als wird die Anna Bergan in
ihrer grausamen begangenen und aus-
geübten TeuffeUy und Zanteley halber
mit dem Feuer vom Leben zum Tode
•
condemniret und verdammet. Beitr. z.
Ede. Pr. IV, 69. Zanteler, Zanzeler,
m.y Zauberer, Wahrsager. Endlich hat
man auch bei dieser Visitation erfahren,
da/z die Ldttauer ihre Todten durch
Bracher oder Zanteler besingen lassen
und ihnen an Fleisch^ Brot, Getreide^
Kleidung u. a, Sachen mehr geben, ihren
Aberglauben zu starken, als sie dem
Schulmeister geben würden, wenn er sie
besingen u. belauten würde. Insterburg.
Kirchen -Recei'z. Vgl. auch: Grube,
Corp. Constit. Brut. 1, 72. Hennig,
308. Nsslm., Th., 222.
Zantklope, m., Klops von Zantfleisch.
Zantkopf, pltd. Zaittkopp, 97». 1. Kopf
des Zantes. 2. Schimpfwort auf einen
einfäl%en Menschen.
Zantneiz, -sack, Zandersack, m., Netz
zum Fange der Zander. S. Benecke,
392.
Zanzel, m.y Geronnenes, Hautartiges,
z. B. die Haut auf der gekochten Milch.
Treichel. Vgl. Pläster.
zanzeln, sw., s. zanteln.
Zapfenbeifzer, pltd. Tappeblter, Tappe-
bttä, m., Kreuzschnabel, Loada curvi-
rostra.
Zapfendezem, m., Dezem vom Zapfen,
den in früherer Zeit die Krüger an die
Kirche zu zahlen hatten.
Zapfenhopfen, m., weibliche Pflanze
des gemeinen Hopfens. Hagen, 1040.
Vgl. Fimmel.
Zapke, n., Bläfzhuhn, Fvlica uira,
Werder. Von Zapken on von Önten ver-
teUd he graulich väl. Dorr, 27.
Zapperment et<^., s. ZackermenL
Zargas, m., Wächter, Hüter, in den
Fischerdörfern die Schulzen. Litauen.
Mühling. Lit. sargas von sergeti be-
wahren, behüten. Wache halten.
Zargen, zergen, pltd. targen, sw.y zer-
ren, necken, durch Neckerei zum Är-
ger reizen; auch zaggem und im Ober-
lande zärgeln. Moder, Peter zargt mi!
Een driestet Buasähnke zarcht sock gean
motem. Boldt, 12. Bock, 81. Hen-
nig, 307. Vgl. Schmeller IV, 281.
Brem. Wb. V, 26. S. zacheiern.
Zftrke, w. Vorn., Sara. Hartwich,
55.
Zarm, m., Trauermahl bei Begräb-
nissen, Begrabnis-Schmaus, wobei es
schliefzlich oft munter und lustig her-
geht. Sie geben einen Zarm. Ich bin
heute auf Zarm. Bei {auf) dem Zarm
ging es sehr vergnügt zu. Den Zarm
begrabet ganz der frohe Mochzeitschmaus.
Carm. nupt, I, 125. Hier scheint Zarm
in dem Sinne von Harm (dolor) ge-
braucht zu sein. Wat os hier^ Zarm
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488
Zarmsuppe — Zaunrück.
oder Larmf Begräbnis oder Hochzeit?
Wenn es bei einer fröhlichen Gelegen-
heit still hergeht. Spi^'. I, 4145. Die
Begräbnis -Schmause, bei den alten
Preufzen sinnen, heiizen bei den Litauern
szdrmens, szkrmenys, sz^rmenea, nach
Passarge^ Balt., 264, bei den Euren
szvnninü. Item czu den sirmen, dy
die prewsen pflegen czu trinken (holden),
sal ufs hogeste nicht mehr denne eyne
tonne hier getrunken werden, Landes-
ordnung des Hochmeisters Konrad von
Erlichshausen (Jacobson, Gesch. der
Quellen des Kirchenrechts 1, Anh., 293.^
Vgl. Toppen, Gesch. des Heidenth. in
Pr. Prov.-BL I, 348. Altpr. M. IV, 27.
Nsslm.Forsch. 2; TL, 161.214. Nach
Mühling wird der Zarm nicht allein
am Begrabnistage, sondern oft den 3.,
6., ja wohl gar am 40. Tage darnach
ausgerichtet. &ie (die Nadrauer) hal-
ten solche jährliche Gedächtniss zmn we-
nigsten drei oder vier Jahre hernach,
da sie zu Hause Bier haben, bitten sie
ihre Freunde zuscmvmen und halten also
Szefrmines oder Trauermahl, als wie
zuerst beimBegrdbniss, Pierson, Matth.
Prätor., 100. Bock, 81. Hennig,
308. Auch Zärm (Oberland), Zerm
(Eibing). Schemionek, 45.
Zarmsuppe, /., Biersuppe, die bei
Leichenbegängnissen den Gästen vor-
gesetzt wird. Schippenbeil.
zarr, interj., schallnachahmend. Zarr!
schlug* s in den Baum, dafz die Stücken
und Splitter nwr so regneten, Soph. R.
IV, 163.
Zart, /., die Zärthe, Abramis vimba
L., altpr. szabre, lit. szobris, kur. sebre,
kass. certa. Benecke, 120. Hennig,
310: Zehrte.
Zäse, ZSse, f. 1. gekämmelte Wolle.
2. das ganze Schaf vliefz. Mühling.
Zaisen {zaesen), zaiseln zausen, zupfen,
besonders Wolle, ahd. zeisan, mhd.
zeisen. SchmellerlV, 287. Schade,
1241b.
Z&ster, m., Strick, Tauende, Peitsche
Den Zaster nehmen, Natangen. D&-
von: Zftstem, sw.y mit einem Zas^ prä-
gein. Poln. szastam, Prät. von szastac
peitschen.
Zatrei, Pflzn., Pfefferkraut, SoA«^
hortensis L, Hagen, 599.
Zatzken, Zdlken^plur,, alberneStreiche,
dumme Geschichten, Winkelzuge, Al-
lotria. Was sind das für Zatzken I Modi
keine Zatzhenl Vgl. Sperber, 43.
Zauberkraut, n., rauhhaariger Schotoi-
weiderich, EpHobium hirsutum L, Ha-
gen, 409.
zauen, sw., eilen, das vhchd. tanuih,
Ln Schmalkaldischen: zauen — za»
dich! Vilmar, 465. Vgl. Schmeller
IV, 209.
Zauke, /., Pflzn., LilienconvaUie, Om-
vaUaria majaMs L. Mühling.
Zaunblume,/., Graslilie, Anthmcm
L, Hagen, 365.
Zäunen-, Zaunchenschleicher, pltd. Tto-
keschltker, m,, Schleicher hinter Zäunen,
hinterlistiger Mensch, Spion; Zaun-
könig.
Zaunkirsche, /., Zäunllng, m,, Pflzn., s.
StrUzem.
Zaunmorchel, /., ein neben einem Zaon
hingesetzter Haufe Menschenkot. Trei-
chel. In Egsbg. Zaunroulade.
Zaunraute, Pflzn., Knöterich und zwar
Polygonum convolvulus und dmnetorvm
L. Der Same heilzt Dreikant Weichsel-
delta. Treichel, Volksth. HI.
Zaunrück, /., oberste Latte eines Bob-
lenzaunes, der Zaunrücken. Sperber,
33. Gewöhnlich Stecken eines Rücko-
zaunes. S. Blicken.
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Zaunschleicher — zeidern.
489
Zaunschleicher, m., s. TOnkeschltker.
Zaunwicke, /., Wiesen-Platterbse, La-
thyrus pratensis L. Hagen, 744.
z6y pltd. \6j prdp.<, za. Komm ze mir!
Ich bin zefrieden. Vgl. auch zä.
Z§b, Yoc. 346 Zeeb, als hchd. Aus-
drack für altpr. baytan^ ein Gebäck:
Wecke ^ Vlade^ Zeeb, Nsslm., Thes.,
14, vermutet, dafz die Brezel gemeint
sei, mit Hinblick auf kslav. czepi^ russ.
cjep' Kette.
Zebedäus, tt»., penis. S. Sperber,
45. Ebenso in Posen. Bernd, 359.
zlben^ «to., schelten, sackerieren (s. d.).
zebest, ad/o, 1. gut, best. Ich trag
diesen Rock zebest, als Sonntagsrock.
2. gern. Das Vieh frijzt den Sauer-
ampfer nich zebest Saalfeld.
Zechy Zeche, /., Reihe, Ordnung, in
der ein Geschäft abzumachen, nament-
lich das Geschäft des Hütens (vorzugs-
' weise während der Nacht); daher auch
Herde selbst. De füll bSl üt der Zech^
er fiel (kam) aus der Ordnung. Ca9'm.
nupt I, 282, 5. He mot bt de Zech
' stäne^ er mufz die Herde beaufsichtigen,
hQten. Bei Jeroschin: want in do
trat dt zeche an (die Reihe Wache zu
halten) 151d. Pfeiffer, 285. Hen-
nig, 346.
Zech, Sech, /. Im Voc. 244 hchd.
^ Ausdruck für Pflugmesser, altpr. wagniSy
das die Erdschollen vertikal schneidet.
I Nsslm., Th., 195. Heft kein Zech on
kein Schar On pUgt doch sin igen Fär.
Tierräts. 34.
\ Zechner, m., Aufseher über die Zeche.
t Mühling.
I Zecke, /., Zecke!, n., s. Zicke.
Zeddel, m., Zettel
zedder, adv,^ seit De Lewark singt
t zedder gister so ruschkens schmock ilst-
i bowen en de Loftj die Lerche singt seit
gestern so sehr schön dort oben in der
Luft. Dzg. Nhg. Viol^t, 98.
Zefog, m.y Pflzn., Wirsing-, Savoyer-
kohl, Brassica oleracea sabauda L.
Danzig.
ZSg, ZSge, /., s. Ziege.
Zeg&n, tt»., s. Zigftn.
Zeh, m., die Zehe. Mir ist der kleine
Zeh angefroren.
Zehenwaseer, n., schlechter Kaffee.
Oberland.
Zehlaii, /., Name eines grofzen Bruches
bei Friedland Ostpr., nach der Sage
Aufenthaltsort unverheiratet gestorbe-
ner Mädchen. Zu wählerischen Mäd-
chen sagt man warnend: Du wirst auf
die Zehlau kommen! Sprw. I, 4135.
Über die Zehlau vgl. S c h um an n , Geo-
logische Wanderungen durch Altpreulz.
Kgsbg. 1869, S. 96 ff.
Zehnebrot, n., Brot, das um 10 Uhr
(vormittags) gegessen wird, zweites
Frühstück, das man gewöhnlich um
10 Uhr geniei'zt. Mama^ gieb mir doch
mein Zehnebrot mit^ bittet das Kind,
das zur Schule will und sich für die
auf 10 Uhr fallende Zwischenpause
vorsieht
Zehrte, f., s. Zart
Zehse, f.y s. Zeise.
Zeichen, n., angeborenes^ s. Merke N.
Zeider, /., s. Tfder.
zeidern, sw. 1. zaudern, zögern, ver-
zögern, etwas in die Länge ziehen.
Gezeider, n., das unnütz in die Länge
Gezogene, Überflüssige, wie z. B. lange
Bänder, lange Kleider. Dat ganze Ge-
zeider os dwrig. 2. das vhchd. ttdem.
Davon: nachzeidem, nachgehen, wie
solches Einder thun. Was zeiderst du
mir allenthalben nachy sagt die Mutter
zu dem Kinde, das sich gleichsam an
sie antidert. In diesem Sinne bei Bock,
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490
Zeiger — zergreinen.
82, und Hennig, 310^ die zeudem
schreiben, verzeidem, sich in der Zd-
der verwickehi; auch s. v. a. verzod^
dem.
Zeiger, m., die Uhr, s. SIger.
zeihen, ein Tier an den HinterfüTzen
fesseln, also gleich zeidem^ ttdem.
Treichel.
Zeiner, tti., im 16. Jahrh. eine Art
Tanzes. Schmeller IV, 268. Hiemit
sollen auch die newen vngewordichen
tentZy ah Spizzenickel, Jeger, vnd zeü-
ner tentze^ neben dem au&haUendt gentz--
liehen . . . verboten sein, Kleid. - Ordg.,
377.
Zeise, Zise, /. 1. Eurzang von Ac-
cise, Steuer. S. Beleg unter Schlodder-
hypf. Vgl. ErL Pr. I, 69. Hennig,
310. Schemionek, 45: Zies. 2. s. v. a.
Zese (s. d.).
zeisen, sw. 1. zinsen, Zinsen zahlen,
von Zeke 1. Anno li39 vor Weihnach-
ten die Landschaß und die Städte des
colmischen Landes zum Colm versammelt^
sollten 10000 Fl. ungar. bis zu Ostern
Zinsen. Hennenberger Landt. 2. zev-
sen, s. 2:^8^71.
Zeisener, m., s. Ztoener.
Zeit, /. En Weaih üt Pobete (Pobe-
then) het enige mal vateUt, dat erü Magd
• . . tom Onfall gekäme on anno TU
wea^ und an der Zeit, d. h. der Nieder-
kunft nahe war. Natangen. Firme-
nich I, 110b.
z6jahr, pltd. töjahr, adv.^ im yorigen
Jahr. S. Beleg unter narren. Vgl.
Rein. Vos, 3438. 5628.
Zeie, (P), Seehundsfett. Hirsch,
134.
Zeileri, Pflzn., gemeiner Sellerie, Apium
graveolens L. Bei Trauungen trug und
trägt auch noch jetzt das Brautpaar,
um nicht verrufen zu werden, Wurzel
oder Kraut der Pflanze in Tasche oder
Schuh. Treichel, Volksth. H.
ZellzTre, /., Dem. ZelbsArchen, kleiner
Beisatzteller; nach Schemionek, 45,
Beisatzteller mit Abteilungen. Wahr-
scheinlich von Saladiere. On ofm Tosch
stunden eberall Scheiben on ZeUzeerchen
met Schnettchen on Kränzchen, Zepp-
chen^ Pohmely Pälchenkuchen^^Zämpd-
weckj kleene Zwieback, Butterplatz,
Christorbeeren, Äppel on Beeren (Bir-
nen). Schalt). 3, 9 f.
zemmein, sw., zaudern. Elbinger
Niederung.
Zempelpelz, m., s. Zimpei.
zimzu, adv., gerade über, gegenüber.
Ermland. Hennig, 310^ deutet auf
schremzu = schräge über, hin.
Zender, m. jüd. Vom., Alexander.
Flatow. Schmitt, 111.
Zenöge (beide e kurz), (?), altes schwa-
ches Pferd. Dönh.
Zeppchen, n., ein Backwerk. Bdeg-
stelle unter ZeUztre.
Zeppersamen, m., Zitwersamen. Obe^
land.
Zepter, m., Lehrer. De niekonme
Zepter het Abasch^ on es dertig Jokr
oUt. Danzig. Nhg. Viol^t, 98. In
Litauen Präzeptor.
zeracicem, sw., s. acicem.
zerarbeiten, sw.^f sich, sich abquälen.
Ich bewirthe sie, so gut ich kann, zer-
arbeite mich mit soviel Betten y Streu-
Stroh; thu, mache^ was ich kann. Sopb.
R. V, 589.
zerb&ren, sw., sich, s. biren.
zerbochten, sw., s. buchten.
zerbolzen, sw., s. bolzen.
zerdämmem, sw , s. dämmern.
zerfitzen, zerfitzeln, sw.y s. fitzen 4.
zergen, sw., s. zargen.
zergreinen, pltd. tergrtne(n), sw.^ sid^
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zerhaben — Z^e.
491
sich durch Weinen erschöpfen. Vgl.
greinen.
zerhaben, sw.^ sich^ sich für eine Sache
oder Person lebhaft interessieren. Ich
zerhaV mich so um das Viehzeug und
das ist mein Dank! Ygl. haben,
zerhacheln, syj-y s. hachein.
zerkeiien, sw,^ s. keilen.
zerkniddern, sw., faltig machen. S.
kniddem.
zerknüllen, aw.^ s. knUllen.
zerknOtschen, sw., s. knOtschen.
zerkoddern, sw., s. koddem.
zerkommen, st^ erholen, kraftigen, zu
Kräften kommen. Er zerkommt wieder^
erholt sich von seiner Krankheit.
zerköwern, sw., s. erkobern.
zerlaufen, pltd. terlftpe(n), sw.^ sich.
Der hat sich was zu zerlaufen^ er läuft
viel hin und her, ohne etwas zu stände
zu bringen. Marold.
Zerm, m.^ s. Zarm.
zermaddern, sw,^ an einer Sache so
lauge herumarbeiten, bis sie zunichte
ist.
zermarachen, sw.^ s. marachen.
zermatschen, sw.^ s. matschen.
zermödbarschen, sw.^ sich, s. m6d-
barschen.
zermUh'n, pltd. termSge(n), sw., sich,
sich krank grämen.
zerpaddeln, sw., s. paddeln.
zerpatschen, 9w., durch Patschen zei^
dr&cken, zerw&hlen. Reife Früchte wer-
den leicht zerpatscht Ygl. patschen.
zerplästern, sw., s. plästem.
zerpitsem, sw, 1. zerzupfen, zerpflük-
ken. 2. reflexiv: auseiuandergehen, sich
selbst zerzausen. Die Manschette hat
sich schon ganz zerplisert, hat sich an
den Rändern in Fäden au%elöst. Ygl.
pltsem.
Zerrbein, n., s. Mummeltäucher.
zerrebbeln, sw., s. rebbein.
zerreifzen, st, sich eifrig bemühen,
etwas mit grofzem Eifer betreiben. Er
zerrei/zt sich gleich. Ich kann mich doch
nicht zerreifzen, mehr vermag ich nicht
zu thun, ich kann nicht überall sein.
Ähnlich wie zerhaben u. zerwoUen,
zerschiefzen, pltd. tersch§te(n), st, er-
schiefzen. He heft sock terschäte.
zerschlagen, st., in Stücke zerbrechen.
Die Ostseeschiffer sprechen von einer
zerschlagenen See, wenn sich die Wellen
mit wildem Ungestüm in der Nähe des
Strandes unregelmälzig brechen. Ygl.
Pas sarge, Balt., 132.
zerschmieren, sw., s. schmieren.
zerspicken, sw., s. spicken.
zerstechen, pltd. terstike, tastike, st,
erstechen. Wie nu dat Theoataschpöü
lossgeit, doa ös omma so, als wenn eena
dam angere taschtäke twU. Boldt, 6.
zerstTren, sw ^ s. stUren.
zerstUckseln, sw., s. stUcksein.
zerstOken, sw., zerquetschen. Z^-
stukte Kartoffeln, Kartoffelbrei. S. stä-
ken.
zerstOkern, sw., durchrütteln. Im fe-
derlosen Wagen wird man zerstükert.
Ygl. stOkern.
zertäppern, -teppern, s. v. a. täppern.
zertragen, st, ertragen. Das werd* ich
schon zertragen! Das kann er nicht
zertragen, die Last ist für seine Kräfte
zu sqhwer.
zertrampein, sw., s. trampein.
zerwollen, sw. 1. in dem Sinne von
zerhaben: über die Kräfte hinaus wollen^
thätig sein. 2. einen durchprügeln, dafz
gleichsam die Wolle stäubt.
zerziehen, pltd. tert&ne(n), st, fort-
ziehen; einer Last, sie ziehend, Herr
werden. Ich kann es nickt zerziehn,
fortziehen.
zerzoddem, siw., s. zoddern.'
Zese, Zehse, Zeise, /., Netz zum Fisch-
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492 z^en — ziehen.
fang in der See, aus einer Metritze und sen als Tasche. Masor. Ratsei: Em
zwei Flügeln bestehend. Beschreibung Zicklein ohne Saum. Das Ei. S. Ha-
s. Benecke, 346 f. Nach Mühling igen,Norika. Leipzig, 1874, 84. Schc-
auch Zesse; vgl. Bock, Nat. V, 560. mionek, 46: Einem aufdieZüchege-
zisen, zeisen, m.j mit einer Zese 6^, ihm derb die Wahrheit sagen. Vgl
fischen. BUre.
ZIsener, Zeisener, auch ZIser, Zesser, Zick, m., Birkenteer, gewöhnlich Dag-
Zessener, m. 1. Fischer, der mit einer gert Treichel, Volksth. IL
Zese fischt. 2. nach Bock, Nat. lY, Zicke, Zecke, Zigge, ZSg, /., Dem.
717, derjenige Fischer, welcher bei der Zickel^ Zeckel^ Ziggel. 1. die Ziege. &«
Winterfkcherei (s. d.) die Stangen durch verdregt wt e Zigg. Sprw. I, 3920. 2.
die Wunen unter dem Eise fortschiebt. ZAcke und Zigge auch Perücke, weil
3. Fischer überhaupt, und dann auch man Perücken vorzugsweise aus Ziegen-
Zetter. Dzg. Nhg. Ee 5% besäpen as haaren anfertigte. Bock, 82. Ben-
en Zetter. Sprw. I, 445. nig, 311. Mtn Meister schJof de Zi^
Zfisenfischerei, /., Fischerei mit der op ene Std. Königsberg. FirmeDich
Zehse oder Zeise; sie liefert Vorzugs- I, 103a. Nach Mühling auch Schlaf-
weise Plattfische, in geringer Anzahl mutze. Ziggeversaler (a=d), m^ Spott-
auch Dorsche, Zärthen etc. Be necke, name für Perückenmacher.
347. Zickeln, sw.^ Junge werfen; doch nur
Zfiser, m., s. Zfisener. von den Ziegen, verzickelt sein^ ve^
ZIske, m.y kleiner Rausch. Er ist im liebt sein. Bock, 82, schreibt ve^
Zeske. Vgl. zTsen. zeckelt
Zesse, /., s. Ztoe. ZTdelbär, m., s. Ztselbär.
Zesser, m., s. ZIsener. Ziegebein, Pflzn., Eomblume, Cm-
Zefzloch, n., s. Zofzioch. taureacyanusL. Er. Bereut. TreicheL
Zetschke, m.^ Hänfling, s. Tschezke. Bei Pritzel, 87, für Schlesien: Ziegen
Zetter, m., s. Zfisener. bein.
zeudem, mv.^ s. zeidem. Ziegel, /., der Ziegel^ plwr. Ziegdn.
Zeug, Zeugs, n.. Unbrauchbares, Un- Ziegenbart, m., graues Silbergns,
nutzes aller Art. Das Zeug kann ich Aira canescens L. ( Weingaertneria can.
nicht brauchen! Was soll ich mit dem Bemh.) Hagen, 85.
Zeugs f Ziegenlauch, m., gelber Goldstern,
Zeuwe, /., s. Sau 3. Gagea lutea Schult. Auch ErdnlSl*-
zibb, od/., s. zipp. Ostpr. Pritzel, 156.
Zibbe, /., Mutterschaf; von dem poln. Ziegennetz, n.. Treib- und StakneU
cabanka schlechtes Schaf. Flatow. zum Fange der Ziege, Pelecus culbra^
Schmitt, 109; Westpr., 168. L., lit. oszkinnis^ von oszka Ziege. Be-
Zibbel, /., s. Zippel. Schreibung u. Abbildung in Benecke,
Zibock, m., s. Rehbock. 371 f. 375 f.
Ziehe, ZUche, /., Zieche^ Bezug, Über- Ziegenpeter, m., starke Anschwellung
zug eines Bettkissens, hin und wieder des Halses und Gesichtes. Sperber,
auch des Deckbettes. Die eigentliche 34.
2jiche brauchen schlichte Leute auf Rei- ziehen, st. Sich mit jemand s^ehe^
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Ziehgart — zimpelich.
493
ein lange währendes Verhältnis haben,
das keinen bräatlichen oder ehelichen
Abschlnfz findet Treichel.
Ziehgurt, 9n., Gurt, an dem die Zag-
leinen des WadegarDS gezogen werden;
sein Ende trägt ein kurzes Stück star-
ken Marleius mit ausgehendem Holz-
oder Bleiknopf^ das um die Zugleine
geschleudert wird und sich mit dieser
so fest verschlingt; dafz ein Mann mit
dem ganzen Gewicht seines Körpers
daran ziehen kann. Benecke, 349.
Der Ziehgurt an den Lachsnetzen von
Heia, poln. zelkaj besteht aus einem
handbreiten gekrümmten Stück Holz
und zwei Riemen, an welche sich ein
Strick mit der 3 — 4 Zoll grolzen Holz-
kugel anschliefzt. Benecke, 355.
Ziehnetz, n., s. Wadegam.
Ziehnetzfisclierei, /., s. Wadegam-
fisclierei.
Zielitag, m., Tag, an dem gezogen
wird, aus einer Wohnung in die an-
dere oder aus einem Dienst in den an-
dern. Ziehtage für den Wohnungs-
wechsel sind in Kgsbg. der 7. April
und der 7. Oktober. Für das unver-
heiratete Gesinde ist in Ostpr. Martin
(11. November), für das verheiratete
Michaelis (29. September) der Ziehtag;
in Westpreufzen zieht alles Gesinde am
Martinstage.
zielen, zTlen, sw,y schielen. Mit einem
Aug^ zielt er nach Speck^ mit dem an-
dem na^h Schinken. Einen Schielen-
den nennt man Zielkedreiaug, auch Zielke-
zimm. Vgl zfmen.
zieren, mc,^ sichy stolz thun, schon er-
scheinen wollen. Hennig, 311.
Zigftn, Zegftn, Zigfiner, m.^ Zigeuner;
poln. cf/ffOHy bohm. cykani^ ital. zingaro.
Vgl. Sprw. I, 1696.
Zigeunerlcraut, n., schwarzes Bilsen-
kraut, Hyosciamus niger L. Hagen,
247.
Zigge, /., s. Zicice.
Zikrfit, n., Sekret, geheimes Gemach,
Abtritt.
Zimbel, m.^ Zimbelblume, f., s. Zim-
pel etc.
zimen, sw., einen verstohlen von der
Seite ansehen, anschielen. Bock, 84.
Hennig, 311. Vgl. zielen.
ZTmen, m. Vom., Simon. Hart-
wich, 54.
Zimkerlitzchen, plur.y nach Marold
8. V. a. Kinkerlitzchen (s. d.).
zimmeln, sw.^ zaudern. Danzig.' W.
Seidel, 36.
Zimmer, m., Ziemer, Bürsch-, Reh-
rücken. Hennig, 311.
Zimmermannshaar, n., wörtlich das
Haar eines Zimmermannes, hier als
MaTz, scherzweise = 7 Fuü. Es stimmt
wm ein Zimmermannshaar ^ es stimmt
gar nicht. Sprw. I, 4174.
Zimpel, Zempel, im Ennlande Zimbel,
pltd. ZSmpel, m. 1. Zipfel. Ein Zim-
bel Land^ ein spitz zulaufendes Stück
Land. Ermland. ZimpelbrStchen, n.,
Zipfelbrötchen. Vgl. Kntst Zimpel-,
Zempelpelz, m., Zipfelpelz, Schafpelz,
an dem die Schwanzzipfel der Felle
als Schmuck hängen. Vgl. Volksl., 46.
30. Zimpelweck, /., nach Hennig, 311,
eine kleine Semmel von Weizenmehl
in Form eines viereckigen Sternes. 2.
penis. Vgl. Zagel.
Zimpeiblume,/.,ranunkelartigerFrosch-
löfiFel, Alisma ranunctUaides L. Hage n,
403: Zimbelblume.
Zimpelfi, Pflzn. , Dach - Hauslauch,
Sempervioum tectorum X/., Verplattung
des lateinischen Namens. Treichel,
Volksth. U. Vgl. Zippelfeig.
zimpelich, adf. u. adv.^ zimperlich.
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494
zimpelD — Zinten.
zimpeln, sw.^ s. zimpern.
Zimpelpelz, m., -weck, f., s. Zimpel.
zimpern, nach Mühling aach zim-
peln, 810,, zimperlich than, affektiert
niedlich, zartfühlend. Ich dachte es woH^
da/z sie nicht maulen oder zimpern wur^
den. Dous Zimpern und Blodetkun und
Verschämtsein, das ist mein Tod. Soph.
R. VI, 138.
zingern, sw.^ brennen, schmerzen, mit
Prickeln verbanden. Mühling. In
Hessen bezeichnet zingern^ auch mit-
unter zingelny das schmerzhafte Gefühl,
welches die in der Kälte erstarrten
Hände durchzieht, sobald sie plötzlich
in eine warme Temperatui* kommen,
oder wenn die Glieder „eingeschlafen**
sind. Vilmar, 470.
zingSyZingersch, zingerst, zUngerst, zingst,
flkfo. , vor einem Augenblick, soeben,
jüngst; auch sofort. Do hefft sock zun-
gerst late true on nommt. Pfarrs öhnzget
Kind tor Frue, Carm. nupt V, 145 c.
Awer Kinger, öt wor doch man zingst
Spok, 470. Zings gef öck em ent
Dönh. Natangen. S. szings.
Zinken, m., Mund, Nase. Zinken an-
ziehen! den Mund halten, schweigen.
Wehlau. Er hat einen guten Zinken,
eine tüchtige Nase.
Zinngiefzen, n., Sylvesterbelustigung,
s. Bleigiefzen u. GlUck.
Zinnober, m., im vorigen Jahrhundert
Name eines schwarzen Doppelbieres,
das in Insterburg gebraut und nach
auswärts verschickt wurde. Bock,
Nat. in, 698.
Zinsbauer, m., s. Hochzinser.
ZInse, /., Mietsgeld für Wohnungen
und Häuser. Die Zinsen von einem
Kapital heifzen Interessen. Klein II,
247. Dzg. Zinsmahner, m., Beamter,
der das Geld für die Wohnungsmieten
oder auch die Interessen ausgeliehener
Gelder einforderte. Hennig, 311.
Zinsekauf, m., wirklicher Kauf des Un-
terpfandes, der unter gewissen Bedin-
gungen auf Wiederkauf geschieht Ge-
naueres hierüber 8. in Pr. SammL, 131,
und Hennig, 311. Veraltet.
Zinten, Ortsn., Stadt im Kreise Hei-
ligenbeil. Zinten wird spottweise das
Ausland genannt, und seine Bewohner
hejfzen Ausländer. Nach der Konstitation
des Bischofs Moritz Ferber vom 22. Sep-
tember 1526 durften Nichtkatholikeo
nur vorübergehend sich im Ermlande
aufhalten, wie es hieCz, „kein volles
Jahr" dort irgendwo bleiben; noch
weniger war ihnen gestattet, Boden-
besitz zu behalten, zu kaufen oder ZQ
pachten. Dennoch hielten sich viele
protestantische Gewerbtreibende in deo
Städten und besonders in Braunsberg
auf, wo der Stadtprafekt Johann vod
Preuck, selbst heterodox, die Luthe-
raner unterstützte. Die Mandate des
Bischofs Hans Flachsbinder, tmd seines
Nachfolgers Tiedemann Gieses Laohät
änderten darin nichts; der Jesoiten-
freund Stanislaus Hosius lag mit den
Braunsbergem zeitlebens im Kampfe.
Man genügte der Konstitution znin
Scheine, indem die in der Stadt an-
gesessenen Nichtkatholiken, Hluldwe^
ker, Dienstboten etc. zu Weihnachten
in jedem Jahr nach dem Herzogtum.
gewöhnlich nach dem nahegdegeneo
Zinten reisten. Nach Neujahr kehrten
sie aus dem ^Äuslande^ zurück iin<I
waren kein volles Jahr im Ermlande
gewesen. Darum heifzt Zinten d«s
Ausland. N. Pr. Prov.-Bl. 3. F.X
160. Vgl. auch: Hartknoch, Kirch.-
Hist. Frankfurt a. M. u. Leipzig 1686,
1049. Pisanski, 3. Hennig, 17t
Sprw. I, 191. In Zinten bOen *
Hunde von hinten. Sprw. I, 4176. Kifl'
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zipen — Ziske.
495
derreim: Johann^ spanrC an^ Drei Katzen
vcran^ Zwei Ziegen (vier Hunde) nach
hinten^ Wir fahren nach Zinten. Volksr . ,
74, 281.
zTpen, 9W. 1. ziehen, zapfen. Wo;»
Neues im Jahrchen^ Zvp zip am Haar--
chen! Vgl. zubbeiru 2. quälen, peini-
gen dar<^ Ziehen und Zupfen. In die-
sen Bedeutungen auch zipsen, zupsen.
3. nach Schemionek, 45: zu weinen
anfangen. Ygl. sTpen u. zippeln.
zipp, adj. u. adv.^ zimperlich, affek-
tiert sittsam, prüde. Sie ist so zipp^
da/z sie unausstehlich wird, Schemio-
nek, 45: zibb, schüchtern, verschämt;
von Mädchen.
Zippel, /., Zwiebel; nach Hennig,
310, Zibbel, lit. cämle^ dbulis, poln. ce-
bula. Nach Sperber, 34, auch Zwtfel.
Er ist vyie eine Zippel^ zur Bezeichnung
hoher Trunkenheit. Eine Zwiebel setzen,
pob. cebiU§ sadzicy hinfallen. Die Re-
densart deutet auf das EUnhocken beim
Setzen der Zwiebeln. Treichel, Yolks-
thümliches II. Königsberg wird reich
mit Zwiebeln versorgt von den Zippel-
kOren. S. KQre.
Zippelfeig', Pflzn., Aloe. Als Heil-
mittel bei Verwundungen. Saalfeld.
Völlig pltd. Zippelftg, Zippelß^ so auch
im Weichseldelta. Das Wort ist Zu-
sammensetzung aus Zippel, Zwiebel, und
Ftg, Feige; die Aloe zieht wie diese
die Wundhitze aus. Treichel, Volks-
thümliches lU. Nach Schemionek,
45: Zimpelfeige. Vgl. Zimpelfi.
zippeln, sw., weinen; von Kindern.
W. Seidel, 36.
Zippelzlrke, /., affektiertes, geziertes,
zimperliches Frauenzimmer. Man sagt
von einem solchen: Sie thut verzipsL
Zippen, sw.j zurückhaltend und ver-
schämt thun, geziert, prüde sein; von
ztpp. Hennig, 312.
zipperig, o^'., zimperlich. Gordack.
Ebenso zipperlich.
Zipps, m., Zipfel. Davon das Dem.
Zippschen, ein Zipfelchen, ein bifzchen.
Ygl. Schnippschen.
zipsen, zTpsen, zupsen, sw. 1. ziehen,
zupfen, rupfen. Einen bei den Haaren
zipsen. Bildlich: betrügen. Er hat
ihn gut gezipst 2. zipsen, zupsen quä-
len. 3. sitzend schlafen, nippen, ßock^
84. Hennig, 312.
Ztrop, m., Sirup. S. Sprw. I, 3844.
ZTropshäker, m., Höker mit Sirup,
Schimpfwort, zimächst auf einen Ge-
wurzkrämer. y^Probehr bling Zierops-
Häker!^ Carm. nupt I, 282, 9. Gah
ZieropS'Häcker fcyrtl Ibid. V, 190b.
Zt8, /., s. Zeise 1.
Ztselbär, Zeiselbär, m., schwarzer Bär,
der zur Schau umhergef&hrt wird, Tanz-
bär. Weigand II, 1165, meint: Zeisel
= gezupft niederhängende Haarzotte,
von zeigen Verworrenes auseinander-
zupfen. Er sieht aus wie ein Ziselbär,
ihm hängen die Haare in wilder Un-
ordnung. Er brummt wie ein ZtseJhär,
der Mürrische. Die Köchin kam end-
lich; sie war erst uyie ein Zeiselbär und
ward wie ein Ohrwurmchen, als ich ihr
einen Guiden . . . insinuirte. Soph. R. I,
411. Grimmig wie der Zieselbär, wenn
er vom Honigbaum kommt her. Ibid. IH,
217. Bock, 83. Hennig, 312.
Ztseln, 8«^., körperlich und geistig
quälen. Er (der Stiefvater) hat mich
genug geztselt Treichel. Vgl. tilseln.
Ztsen, zfisen, sw., von ziehen, in lan-
gen Zügen trinken, stark trinken, na-
mentlich Berauschendes. Er zist gut,
er ist ein starker Trinker. Davon Ztser,
Ztoer, m., Trinker, und Zts, Zte, m.,
Rausch. He os öm Zes. beztsen, sich,
sich betrinken.
Ztske, m., Zeisig, altpr. czisia, poln.
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496
Ziske — Zoch.
czyiyk^ böhm. czizek^ mhd. ztse. Nsslm.,
TL, 214. Vgl. Schade, 1286b. Früher
hielzen in Egsbg. die Stadtsergeanten
Ztskes^ wegen ihrer buntfarbigen Uni-
form. Vgl. Stieglitzk.
Ztske, ^., kleine Wnrst, auch Ztske-
wurst; von Saucischen. Idel gebrädne
Ztskes^ Dat sond andre Müskes. Volksr.,
25, 95. Bock, 84. Hennig, 312.
ZHze, pltd. Tötl, /., Saugwarze, Mut-
terbrust; übertragen: Frauenzimmer,
namentlich altes. Hei grtnt wie e Tött^
wie ein altes Weib. Friedland Ostpr.
Zitzensauger, m.^ Ekelname, Schimpf-
wort. Stein, Peregrinus XII, 82. W.
Mtsbl. V, 191.
zSbem, sw.^ zaubern. Schemionek,
46. Vgl tlwern.
Zoch, Zoche, /., altpreufzischer, pol-
nischer Pflug, ohne Vordergestell (Ra-
der), gewöhnlich von Ochsen gezogen;
unter Pßty wird in Ostpreufzen nur
ein Raderpflug, von Pferden gezogen,
yerstanden. Russ. sochä Pflug, poln.
90cha Gabelholz, Pflugsech, Pflughaken.
Aus diesem socha klingt goth. hoha
Pflug, sanskr. hoka Wolf, eigentlich
Zerreifzer, in der Sprache der altind.
Veden auch Pflug (als Erdzerreifzer).
Vgl. Schade, 412b. Nsslm., Th.,
214. Das Volk der heidnischen Preufzen
war nicht blas ein tapferes^ es war ein
edles und fleifziges Volk, dem wir Ost-
preufzen das unvergleichlichste Acker-
instrument verdanken, von einer Genia-
lität der Erfindung, die selbst v/nsere
geistvollsten Techniker in Erstaunen
setzt, unsere — Zoche. Passarge, Bali,
8. — Beschreibung der Zoche: Pflug-
baum, Zochbaum oder Rogfttsch, lit.
ragöcze, ragöczus, ragözius, und Sterzen,
auch HSmer, bilden ein Ganzes, unter
einem rechten Winkel zusammen-
stolzend: ein junger Tannenbaum mit
zwei horizontal laufenden Wurzeb. Der
eigentliche Pflugkörper, die Gaffel, Ga-
bel, wird vermöge des Schwanzes in
eine am Winkel angebrachte ent-
sprechende ÖflFming des Pflugbaumfö
gesteckt und vermittels der Podlm-KeUe
am Pflugbaum befestigt. Abgesehen
von dem Winkel, welchen Gaffel und
Pflugbaum bilden, weicht die erstoe
auch seitlich von der Richtung des
letztem ab, so daü, wenn das hsfra-
m6nt arbeitet, der Pflugbaum nicht mit
der Pflugfurche parallel läuft, sondern
nach dem gepflügten Acker hinüber-
neigt. Es folgt daraus, dafz der NebeD-
ochse auf dem gepflügten Acker gebt
wahrend der Leinen- Ochse, Reltochse,
auf dem abzuschneidenden Erdstreifen
an der Kante der Furche schreitet
Prov. Preufz., 283. — Die Homer des
Pflugbaums sind oben durch den über
das rechte Hom hinausragenden Que^
Steg, der als Griff dient, verbanden.
Yon dem linken Hom geht zum eigent-
lichen Pflugbaum der BUgel, ein fester
gebogener Ast. An dem vordem Ende
des Pflugbaumes ist unten zur Ein-
stellung des Joches ein gesägtes Eisen-
band angebracht, die sog. Treppe. D»s
Joch besteht aus dem Jochbaum, den
beiden Kaibaken oder Jochviereckeo
(nach andern heifzen die untern, ge-
krümmten Jochhölzer Kaibacken, Kol-
baiken, Kolpalk, Kulpalk, lit kulhökm)
und der Jochkette. Die Gaffel ist ein
gabelartig ausgearbeitetes Stück Eichen-
planke von 3 Fufz Länge und 3 Zoll
Starke, auf deren Spitze die beiden
eisernen Pflugschare, Zocheisen, ^d-
gesteckt sind; häufig ist die Gaffel and
aus 3 durch Bolzen verbundenen Tei-
len zusammengesetzt, damit die Be-
schädigung eines Homes nicht die gan^
Gaffel unbrauchbar mache. Die Knkc
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Zochbaum — zoddern.
497
Gaflfelspitze heifzt Reithom, weil sie auf
der Seite des Reitochsen liegt, ihre
Pflugschar Reiteisen und das über dem
Hom aufwärts gekrümmte Eisen Pa-
iTtsch, Politsch, DachMitteiluDg ausDönh.
auch Kroilc. Die rechte Gabel ist das
Nebenhorn, ihre Pflugschar heifzt Neben-
eisen und das über dem Hom sich aus-
breitende gewölbte Eisen Sfareichbrett,
nach Mühling auch Budnick. Das
eiserne Band, welches Reithorn uud
Nebenhöra verbindet und mit einem
Haken über dem letztem endet, heifzt
der Podiem, Poding, auch das Podimke.
Die Podlmkette verbindet, wie schon
angegeben, Gaffel mit Pflugbaum und
hängt über letzterm in der sog. Zunge.
Ein unter diese getriebener Keil giebt
der Verbindung gröfzere Festigkeit. —
Die Zoche ist 15—17 Fufzlaog. Bock,
Nat. HI, 664 flF u. V, 502 ff, hat stets
der Zoch; s. das. Beschreibung und
Abbildung. Bock, 84. Hennig, 312.
Zochbaum, m.^ s. Zoch.
Zochbaumnetz, n., Netz mit zochbaum-
ähnlichen , schlittenförmig gebogenen
Bäumen als Grundlage, die an ihrem
antem Ende durch eine senkrechte
Stange im Scharnier verbunden sind.
Poln. kosa^ auch krzywutüy /., wörtlich
Krummhom, krummes Blasehom. Das
Zochbaumnetz wird vorzugsweise von
unberechtigten Raubfischem angewandt.
S. Benecke, 353.
Zocheisen, n., s. Zocli.
Zochschleife, /., Schleife (s. d.), wor-
auf die Zoche gefahren wird.
Zocl(, Zocl(e, Zogg, Zogge, in Masuren,
im Oberlande und Westpr. auch Zucl(,
Zucke, im Ermlande auch Sucl(, /., Hün-
din, poln. russ. mka^ mhd. zohe^ ahd.
zohd. In Bayern Zohe^ Zauch^ Zaup,
Zuppy im Götting tache^ im Fuldaschen
Fritchbler, WÖrterbaeh II.
Zopp. SchmellerlV, 218. 248. 277.
Schamb., 223a. Vilmar, 471. Vgl.
Nsslm. Forsch. 2. Sperber, 40.
Schemionek, 46. Schmitt, 109;
Westpr,, 168. Hennig, 312. Im Ober-
lande ist Zugg, Zucl( eine Art Hand-
schlitten. Vgl. Hund 4. Übertragen:
liederliches Frauenzimmer, Hure.
Zoddel, /, Zotte, Zottel. Davon:
Zoddelbär.
zoddeln, sw, Zodder, /. u. n., Zodder-
Idops, m,, Zodderl(opf, m.y s. zoddern.
zoddern, hin and wieder auch zuddem,
sw, 1 . zausen, zerren, reifzend pflücken.
Der Hund zoddert an der Decke^ — am
Rocky er zerrt ihn hin und her. Der
eine zoddert ihn hier^ der andere da.
Einen lierumzoddern, ihn hin und her
zerren, reilzen, ziehen, schlagen. 2.
durch Zerren und Zausen auflosen, zer-
reifzen, und dann gewohnlich zerzod-
dem. Schüler zerzoddem die Lösch-
blätter ^ Bücher, Der Unterrock ^ das
Hemde ist zerzoddert. Zodder, /. u. w.,
zerrissener Fetzen. Die Zoddern (eines
Kleides, Unterrockes) hängen beiher.
Zodder^ auch s. v. a. Kleidungsstück
(vgl.Kodder) und zähes, sehniges Fleisch,
an dem man beim Genüsse zoddern und
zerren mufz. Dflw Fleisch ist eine Zod-
der. In Zusammensetzungen: Zodder-
Idops, 771., geklopftes und dadurch zer-
rissenes Rindfleisch, gedämpft, mit ge-
pfefferter Sauce. Zodderkopf, Kopf mit
verzodderten Haaren. 3. verwirren,
verwickeln, verflechten, in verzoddem.
Der Zimm ist verzoddert^ die Fäden
sind durcheinander gewirrt und in sich
verflochten. Die Haare sind verzoddert,
in Unordnung. Im Götting. intoder.
S c h a m b., 92 b. 4. zögern ; zotteln, und
daher richtiger und auch häufiger zod-
dein. Wat zodder ji dennf Bringt dat
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498
zoddrig — Zotzhaken.
to der Waschfru. Dorr, 1. Wiew., 71.
Er zoddert auf der Straf ze^ treibt sich
herum. Daraus nachzoddem (nachzod-
deln), Dachzottehi, nachziehen, beim
Gehen zurückbleiben, aus Müdigkeit
oder Lässigkeit; vorzugsweise von Kin-
dern, zoddrig, adj., zerlumpt, voll Zod-
dem und Zotteln, in Unordnung. Zodd-
riges Saar. Bock, 84. Hennig, 312.
zoddrig, atf;., s. das vor.
zoff, adj,y betroffen. Natangen. Nach
Mühling ängstlich.
zogen, sw.y ziehen, flieizen. Das (ein-
gedämmte) Wasser kann nicht zogen^
nicht über die Dämme flieizen. West-
preufzen.
Zogg, Zogge, /., s. Zock.
Zoimacher, m.y s. Zftg.
zoings, adv,y sonnabends. Donh.
Zoller, m., Lutschbeutel, Brot und
Zucker in einen Leinwandlappen ge-
bunden, den man Säuglingen, um sie
still zu halten, an Stelle der Mutter-
brust in den Mund steckt; auch Zucker-
titt,/., Zuckerzitze. Marold. LaBayem
Zkller. SchmellerlV, 255. S. Zulp.
ZSis, m. Vom., Cölestin. Hartwich,
54.
ZSmpel, m. u. Zusammensetzungen s.
Zimpei.
Zopf, m. 1. Rausch. Einen Zopf ha-
ben^ einen Bausch haben. Sprw. I,
445. 2. beim Flachsbinden = Topf
(s. d.).
Zopp, Zupp, (?), Wasserhuhn. Na-
tangen. Lett. kuhpis dass., während
sonst umgekehrt preufz.- litauischem k
lettisches z zu entsprechen pflegt.
Nsslm., Th., 222.
Zoppe, /., Fischn., Zope, Abramis
baUerus. Dzg. Nhg. Viol^t, 187.
Sperber, 34: Zop'.
ZOppen, seltener zuppen, sw.^ zurück-
gehen, zurückschieben, zurückweichen.
Vielleicht mit zucken verwandt Mü
dem Fuhrwerk zoppen^ zurückzoppen —
es durch die Pferde rückwärts schie-
ben. Bildlich von einem Menschen,
der freiwillig oder gezwungen von sei-
nem Vorsatze oder Vorhaben abzustehen
im Begriffe ist. Er fängt an zu zop-
pen^ er macht Miene, von seinem Vor-
nehmen^ Vertrage etc. zurückzuweichei.
Er mufzte zappen, er mufzte nachgeben,
seine Absicht aufgeben. Zopp! als In-
terjektion. Zuruf zu den Pferden, zur
Bezeichnung der Ruckwärtsbewegong
überhaupt: De mot zopp zopp herwnier
von de Ledder, Seelen w., 64. Sper-
ber, 34. Bock, 85. Hennig, 311
Zo§e, /., zo§elig, adj., s. zoien.
ZSse, /., s. Zfise.
zo§eln, st(7., s. zo§en.
zo§en, zu§en, sw,^ zausen^ zerrend
ziehen und reifzen, ziehen, reifzen über-
haupt; auch zo§eln. In der Fische^
spräche zo§en, zofzen die Thätigkeit
durch welche bei der Winterfischoei
unter dem Eise die Flügel des Netz-
games (durch Ziehen) ausgebreitet wer-
den. Daraus: Zo§e, /., Faser, Zas^
eines au%ezausten, zerrissenen Gewebes.
Bildlich: ein unordentliches, abgerisse
nes Frauenzimmer. Mhd. Zuse Haiu^
locke. zo§elig, zo§lig, zuilig, adj,^ ze^
zaust, zottig, ungeordnet; vom Haar.
TFos, mit so zofzligem Haar willst d»
auf die Straf ze gehen! Hennig, 313:
zmen.
ZSser, m.. Zauser, Wollezupfer, von
zSsen zupfen. Kein Tuchmacher rnufi
dem andern die Woüleser^ Zoser, Kam-
meler und Spinner . . . (d)spänstig mada^-
Bock, Nat. V, 407.
Zofzgabel, /., gabelartiges Fischer-
gerät zum Zofzen.
Zofzhaken, m., Bügel mit eisernem
Haken, Gerät zum Zofzen.
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Zoüloch -— zuknefeln.
499
Zofzloch^ n , kleineres Eisloch, durch
welches die Ruten und Leinen der
Gamflügel weiter gezofzt werden. P a s -
sarge, Balt.^ 297, schreibt Zefzioch.
Vgl. Winterfischerei.
Zotlc, /., Tante. Westpr. Von dem
gleichbed. poln. ciotka,
ZU, pltd. tft, tau, als: geschlossen,
zugemacht, verschlossen; verstopft. Wir
fuhren im zunen Wagen^ im geschlosse-
nen Wagen. Die zune^ auch ztcene^
ja sogar zu^ge Thür. Znine Fenster, Zm-
ner Schmandkuchen. Er leidet am zunen
Leiby an Verstopfung.
zu (u lang ausgehalten), interj,^
Scheuchruf zum Schwein. Samland.
zubacl(en, sk?., s. backen.
zubbeln, sw.^ zupfen. Zubbel^ zvhbel
bt de Häry Wat Niet vom Jahr! Fried-
land Ostpr. Vgl. zTpen.
Zubehör, pltd. Tobehfir, n., das zur
Sache Gehörige. Dorr, 1. Wiew., 92.
zubiegen, s^., zuwenden, verdienen,
gewinnen lassen. Man mujz dem an-
dern auch etwas zubiegen. Treichel.
zubringen, a^., verbringen, verschwen-
den, verderben, vernichten. Ebenso in
Hessen. Vilmar, 472. zubringerig,
adj.^ verschwenderisch. Weil sie och eer
Mann sehr zuiringrich waren, hadden
se all veel von eerem Erbiheel dorch-
gebrocht Schalt). 3, 10. Schemio-
nek, 46: zubringrisch. Zubringer, m.,
Verschwender, Durchbringer. Er ist
ein gro/zer Zubringer, Spiler und Döb-
ler. Stein, Peregrinus XIU, 87. W.
Mtsbl. VI, 159.
Zubrot, pltd. Tobrot, n., Zuspeise, das
zum Brote Gehörige: Butter, Fleisch etc.
S. Brot
ZUche, /., s. Ziehe.
zuchen, m^., ziehen, empfindliche Luft-
strömung veranlassen. Es zucht. Da-
von ZUChig, adj. Es ist zuchig.
ZUchner, m., Weber. Ordenszeit.
Hirsch, 320.
Zucl(, Zucl(e, /., s. Zocl(.
zuckein, sw., s. §chucl(eln.
Zucl(erpuppe, /., Puppe aus Zucker,
auch beliebtes Schmeichelwort zu Kin-
dern.
Zucl(erlitt, /., s. Zoller.
Zuckung,/., Epilepsie, s. HSchste.
zuddern, sw., s. zoddern.
Zudeck, pltd. Taudeck, T6deck, m.,
Deckbett. Wer keinen Taudeck heft,
legg sock op em Buk on deck sock mot
em Arsch tau, Sprw. I, 4182.
zudecken, sw., s. decken.
zQen, ad^'.y s. zu.
Zug, m. 1. antreibender Zuruf: vor-
wärts; von ziehen. Zug^ Zug! Zug in
die Beine! Kgsbg. Sprw. II, 3014.
2. die Verschiffung des Getreides see-
wärts. Dzg. Klein I, 4. Vgl. Ab-
kunft 3. Stelle in Seen etc., an wel-
cher das grofze Garn eri'ahrungsmäfzig
gezogen werden kann, ohne an Steinen,
Holz oder dergl. hängen zu bleiben.
Sünsersee mit 16 zögen, Grossendoi^fsche
See mit 9 zögen, Rechnung des Amtes
Heilsberg von 1587. Benecke, 293.
Zuggam. n., s. Wftdegam.
Zugift, /., Zugabe. Die Zugift ist
bei den Bäckern abgehrrmnen, Bock,
85. Hennig, 313.
Zugleine, /., Leine an den Netzenden,
durch welche das Netz fortgezogen
wird. Sie heifzt auch Reef, n., kassub.
leper. Vgl. LSper.
Zugloch, n.y masur. worwaki, bei der
masurischen Winterfischerei das Zofz-
loch. S. Winterfischerei.
Zugnetz, n., s. Wftdegam.
zuhause kommen, s. Haus 4.
zuhAf, ad/o,, s. tohOp, teh6p.
Zukehrungswftke, /., s. Winterfischerei.
zuknefeln, sw,, zuknöpfen. Oberland.
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500
zaknippei) — Zuris.
zuknippen, sw.^ s. knippen.
zukösen, sw., zusprechen, ansprechen,
anreden. Ah Chim em togekoo8% on de
Affkaat vernahmen^ wie sine Sache stund,
Carm. nupt III, 50 c. S. kösen.
Zukost, pltd. Tokost, nach Bock, 85,
ZumQs, /., die Nebenspeise, sonst Vor-
kost, Vorspeise (Suppe), weil sie dem
Hauptgerichte zugegeben wird und in
vielen einfachen Familien heute noch
nach demselben genossei^ wird. Sche-
mionek, 46, erklart, allgemein ver-
standlicher, aber nicht zutreffend: das
Gericht, welches auf die Suppe folgt.
Hennig, 313.
zukrampen, m., s. krampen.
Zukumfty /., Zukunft.
zulacken, sto., mit Siegellack ver-
schliefzen, auch mit Oblate (s. Mund-
lack).
zulegen, sw, 1. anschaffen. Sich einen
Garten zulegen^ eine Frau zulegen. 2.
erziehen, grofzzieheh. Sich ein Kalb^
ein Füllen zulegen, es für den Gebrauch
grofzziehen.
Zuip, m.y Lutsch- oder Saugbeutel.
Gortzitza. Für Estland bei S all-
mann, 74b. S. Zoller.
Zumafz, pltd. Tomat, n., im Getreide-
handel MaTz von Geschäft zu Geschäft
in der Stadt, wobei das Maiz ein ge-
nau richtiges. Egsbg. Vgl. Abmafz u.
Aufmafz.
ZumAfz, adv. zumd/z kommen y zur
rechten Zeit, zu passender Gelegenheit
kommen. Afdinge kommt ommer tO'
mät
Zumft, /., Zunft.
ZUmpeln, sw., hinkend, schwerfallig
gehen. Mühlin g. Vgl. humpeln.
ZumOs, /., s. Zukost.
ZUndy adv,, jetzund, gegenwärtig. Ek
hol (haltft) zund blot (blofz, nur) noch
dree Mann on eenen Jung. Dorr, L
Wiew., 15.
Zunder, m,, von zttnden, Mut. Dti
hast 6k ken Zunder, du hast auch kei-
nen Mut. Elbing.
zQner, adj., s. zu.
zUnftig, pltd. zDnfb'g, adj. u. adv., eigent-
lich: zur Zunft gehörend, Zunfirecbt
besitzend; dann: gut, vollständig. J&
stammt zonftig^ es stimmt zünftig, d-L
auffallend gut, vollständig. EöDigs-
berg.
Zunge, /., Teil der Zoche (s. d.).
Zungenpeitsche, /., kletterndes Lab-
kraut, GaUum aparine L. Hagen,
166.
zungers, adv., besonders. Ermland. S.
Beleg unter frtdeln.
zUngerst, adv., s. zings.
zunicht, adv., zu nichts in dem Sinne
von entzwei, verderben, vernichten. Dff
Bengel schlägt alles zunicht. Die Evk-
ner haben das ganze Beet zunicht ge-
macht.
Zunzely /l, altes Weib. Treichel.
zupampsen, sw., mit Geräusch zufallen.
Treichel. S. pampsen.
zupllnken, sw.y s. piinken.
Zupp, (?), Vögeln., s. Zopp.
zuppen, sw., s. zoppen.
ZuprTne, /., s. Schuprfne.
zupsen, sw.y s. zipsen.
zurtlumen, sw., zuschliefzen, zumachen.
Es hat uns der Tag versäumt, Dff^
die Thür war zv^eräumt. Ao&chrifi ge-
täuschter Diebe auf eine Thor. Sper-
ber, 34.
zurichten, pltd. torSchte(n), sw., b^
schmutzen, die Kleider, Gesicht und
Hände. Wie hat er sich wieder zuge-
richtet? S. abrichten.
Zuris, m., eine Art groizer Zwerge
(s. Dwa/rg). Voc. 688: suris, lit surk
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znrückleraen — Zwäskezagel.
501
mss. poln. böhm. syr Käse. Nsslm.,
Th., 21. Hennig, 313.
zurUcMemen,si^7.,Rückscliribte machen.
Wie kann eine Stadt zweifeln^ ob ihr
Prediger zurücklemen mu/zy wenn er
vom Morgen bis zum Abend in der
Kirche zu sein, gezwungen ist Soph.
R. m, 475.
zurückzahlen, sto., heimzahlen, wieder-
vergelten. Wie sali §ck em dat trigg-
tahienf Defln betahlen w§U §k em dat
Dorr, 1. Wiew, 31.
zusäen, pltd. tosfigeCn), sw, 1. Die
Aussaat beenden. . . . tn Johannis, wenn
sie zugesäet haben, pflegen (sie) oben uff
einer langen Stange ein Posch von aller-
handt Kraut anzubinden, Pierson,
Matth. Prätor., 25. 2. schwängern. Bt
er ÖS togesegty sie ist schwanger.
zuäilen, sw., s. sälen.
zusammenbasteln, sw., s. basteln.
zusammenfuchsen, sw., s. fuchsen.
zusammenkrunzeln, sw., s. krunteheln.
Sich zusammenkrunzeln, den Körper in
eine Lage bringen, in welcher die
Glieder völlig eingezogen sind. Ma-
rold.
zusammenreifzen, pltd. tosamme(n)-
Plte(n), st 1. zur Bezeichnung von
Geschwurbildung, Vereiterung, Gicht-
knorren. Vgl. Reifzung. 2. in bösen
Streit geraten. Ich bin mit ihm heute
gehörig zusammengerissen.
zusammenstoppeln, sw., s. stoppeln.
zuschanzen, pltd. toschanze(n), sw.,
zuwenden (einen Kunden), zukommen
lassen (eine Arbeit).
zuscheln, sw., zischeb. TreicheL
Zuse, /., Nachtanz, Schlufztanz, der
gewöhnlich über Tische und ßänke
ging. Der Nachtantz, als die Zuse über
die Bäncke etc., sollen ziemlicher und
gebührender masse gehalten werden. Alt-
städtische Hofordnung v. J. 1544. Erl.
Pr. I, 497. Hennig leitet das Wort
von züsen, zausen, ab. Die Zuse hat
sich in dem Gro/zvatertanz („Als der
Grofzvater die Grolzmutter nahm etc."
Volksr., 273, 945) erhalten. Bock,
85. Hennig, 313.
Zuseher, m., Aufseher, welche schlechte
Ware aus den Bänken und von den
Märkten zu entfernen hatten. Hirsch,
310.
zu§en, sw., zu§llg, adj,, s. zo§en.
ZUSSeln, sw., aus zu^en zausen; nach
Treichel in thätlichen Streit geraten:
wenn sich zwei Frauen prügeln, so
zusseln sie sich. Davon Zusselei, /.^
Ärgernis, Zank, Streit verzusseln, sw.,
verzausen, in Streit geraten.
zustecken, sw., heimlich zuwenden.
Die Köchin steckt ihrem lAebhaber et-
was Braten zu. Bock, 85. Hennig,
313.
zustUck, zustUcken, adj., s. Stück.
zustUlpen, sw., s. stUlpen.
ZUWas, zu was, adv., warum, wozu.
Zuwas hast nickt gehört? Zuwas fragst
nichtf
zwacken, sw., .im Preise drücken. Ich
hob' ihm doch noch e halben Gulden ab-
gezwackt, ich habe die Ware um 50
Pfennige billiger gekauft.
Zwalchweizen, m., nach Pritzel, 68,
in Ostpreufzen auch Mattwisch, s. v. a.
Dwelch, Dwalch (s. d.). Nach Hagen,
135, Zwalchweizen Taumellolch, Lolium
temulentum L.
Zwasel (a kurz), m., Baumast, Knüt-
tel. S. Zwei u. Zwassel.
Zwäske, Zwteke, n., Pärchen, Zwillinge.
Dönh. InDitmarschen jr«(7e8<7Ä^. Quick-
born, 368.
Zwäskezagel, Zwtokezagei, m., Zangen-
käfer, Ohrwurm, Forflcula, nach der
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502
Zwassel — Zwölften.
Zange, die in ihren beiden Gliedern
ein Pärchen bildet, also eigentlich Par-
chenzagel. Donh.
Zwassel, m., kleiner und verwachsener
Mensch. Schemionek, 46. S. Zwasel.
zweispillig, adj., s. spillig.
Zwettritt, m., Tanz, bei welchem mit
jedem Fufz zweimal nacheinander auf-
getreten wird. MdkCy lät den Wocke
stanBy Komm^ wt wolle den Tweitrott
gane. Volksr., 236, 831.
Zwil, m.y Zweig, Ast. Natangen.
Nsslm. Forsch., 3. Vgl. Zwasei.
Zwlle, /., Handtuch. Hagen, No-
rika, 84. In Hessen u. Bayern Ztceihle^
ZweMey Handswehle, Vilmar, 474.
Schmeller IV, 304. Hierher gehörig:
Zwelingf Denkst noch an 'ne Zwelingf
De koaft mt manche Schelling, VolksL,
15, 7, 1.
Zwerg, m,, s. Dwarg.
Zwiske, n.^ s. Zwäske.
Zwtekezagel, m., s. Zwäskezagel.
Zwiebel, /., s. Zwickel.
Zwickel, hin und wieder auch Zwiebel,
/., rote Rübe, Runkelrübe, Beta vul-
garis L, Lit siDtklas (bei Pierson,
Matth. Prator., 149: czwikla)^ lett.
hnklsy poln. 6vnkla. Nsslm. Forsch.
3; Th., 214. Er hat Ednde wie 'ne
Zwickel y rot von Frost jEr ist von
der elften Zwickel die zwölfte Supp\
zur Bezeichnung entfernter Verwandt-
schaft. Oberland. S. Pritzel, 58.
Bock, .86. Hennig, 314. Vgl.
B§te.
zwicken, sw, 1. kneipen, einklemmen.
Jeroschin: und zubieten in (den Na-
bel) in denboumß2h. Pfeiffer, 290.
2. übervorteilen. Sie haben ihn gut
gezwickty ihn übers Ohr gehauen. 3.
nach Mühling mit klein geschlagenen
Steinen oder Ziegelstücken etwas aus-
füllen. Bock, 86. Hennig, 314.
Zwickholz, Pflzn., europäisches Pfaffen-
käppchen, Evonymus europaeus L. Aus
dem Holze werden Schuhnägel, Zwicken,
Zwecken verfertigt. Hagen, 259.
Bock, Nat. in, 176. Pritzel, 150.
Zwieback, m., Taschenuhr; Sehen-
bezeichnung.
zwiebeln, »w.^ peinigen^ plagen, quä-
len, wie die Zwiebel das Auge zu
Thränen reizt. Sie haben 'Um im Exama.
gut gezwiebelt Ich wiü die MeimgeH
so lange zwiebeln^ bis sie in memeh
Eigensinn einunUigen, Soph. R. VI, 214.
In Hessen auch zwibbeln. Vilmar.
474.
ZwiedUster, n., s. Twidfeter.
Zwifel, /., s. Zippel.
zwingen, se., überwältigen, Diede^
kriegen. Er zwingt ihn^ er wirft den
schwächern Gegner zu Boden; aack
bezwingen. Er hat ihn bezwungen. lA
kann es nicht (mehr) bezwingen^ als
Ablehnung beharrlicher Nötigung zirn
Essen.
Zwirn, m., blauer. Eombranntwein.
Eei di dittum^ blaue Twem^ böst ma
Mann^ on seh dt gern! Volksr., 251.
870. In gleichem Sinne auch im
Brem. Wb. I, 96, und bei SchützeL
112.
Zwirnsfaden, m., Zwimfaden.
Zwirnwurm, m., Fadenwurm, der das
Ansehen einer Darmsaite hat, daber
Saitenwurm, 6ortf«u8. Mühling, Tierm
179.
Zw8K8chlunk,pltd.Twelf8chlunk,Twelfb-
SChiunk, m,, Schlunk, Schlund, der für
zwölf schlingt, Vielfresser, Nimmersati
Vgl. Schlunk.
ZwBIfstrtrzel, f., pltd. TwelWilfzel,;;
s. Stiifzel.
ZwSlften, /., Zeit der zwölf Tage
zwischen Weihnachten und dem heil
drei Eönigstage, 25. Dezember bis
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Zwölfbenasche.
503
6. Januar. Nach der Volksmeinung
entspricht jeder dieser Tage der Witte-
rung eines Monates. Lichte Zwölften^
dunkle (volle) Scheunen; düstre Zwölf-
ten,'^: lichte (leere) Scheunen, In den
Zwölften darf nicht gesponnen, nicht
gemangelt, nichts geliehen werden, sonst
kommt der Wolf in die Herde; auch
darf der Dünger nicht aus dem Stall
und der Kehricht nicht aus der Stube ge-
schafFt werden (letzteres namentlich nicht
in dem Hause eines Hirten). Der Keh-
richt wird später zu Asche verbrannt,
und diese ZwVIftenasche ins Saatgetreide
gemengt, wodurch man eine gute Ernte
erzielt. In den Zwölften fahren auch
die Werwölfe aus. Wenn in den Zwölf-
ten in einem Dorfe jemand stirbt, so
sterben im Laufe des Jahres 12 Per-
sonen in demselben Dorfe. Es ist in
den Zwölften, man darf den Wolf nicht
nennen. Er hungert wie ein Wolf in
den Zwölften. Die Winterkälte treibt
die Wölfe aus den Wäldern in die
Nähe der Dörfer; doch treten sie gegen-
wärtig in unserer Provinz nur noch als
Gäste aus Polen und RuCzland auf.
Das erstere Sprichwort gebraucht man,
wenn man Scheu trägt, den Namen
dessen zu nennen, von dem man Scha-
den furchtet. Sprw. I, 1763. 4196. 4197.
N. Pr. Prov.-Bl. VI, 214. Hexspr.,
135. 143. Bock, 86. Hennig, 315.
ZwVIftenasche, /., s. das vor.
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Nachträge und Berichtigungen.
Zum ei*sten Bande.
a(la) klingt im provinziellen Hoch-
deutsch oft lang: drbeiteUy Arbeit^ arg^
drm^ Arm^ Arzt^ Arznei (davon ärzt-
lieh mit lanfifem a), barmherzig^ darben^
erbarmen^ Gdrbe^ Gdmy Gärten (Plural
Gärten^ auch Gärte — ä lang — ), Ge-
genwart^ Hdrm^ Gemach^ kdrg^ Narbe
etc. ; d klingt kurz in : schmal (schmall),
davon schmäller statt schmäler^ enchrack.
a, ä, interj,^ auch in Verbindung mit
wo: a WO, ä WO, Zweifel oder Verwun-
derung ausdrückend, in dem Sinne von:
ach warum nicht gar, nicht möglich?!
Üblicher jedoch i wo. Vgl. ä WO.
ä (1 b), wird hochdeutsch auch falsch-
lich lang gesprochen: sätigen statt sät-
tigen^ nachläjzig statt nachlässig^ ff^ff^^^
wärtig,
aalen, sw,^ sichy sich wie ein Aal
kräftig und wohlbehaglich winden und
wenden; s. ftlen.
Aalschnur, f. 1. Schnur mit Angel-
haken zum Aalfange. Vgl. Aalangel.
2. Exkrementhaufen. £h* hat Aalschnur
gelegt Sprw. I, 1098.
Aaskaule, /*., s. Schinnkaule N.
abarbeiten r4b), auch: eine schuldige
Summe durcn Arbeit abtragen. Ma-
rc Id. Vgl. abspinnen.
abbekommen, st, ausgescholten wer-
den. Die hat dafür gut abbekommen,
abbluten, pltd. afbHtde(n), m.^ ver-
bluten, veroluten lassen, schlachten.
öck war de Hener alik noch aßlodey
ich werde die Hühner gleich noch
schlachten, sagte eine Bäuerin zur Haus-
frau, als sie ihre Hubner verkauft hatte.
Kgsbg.
Abedlllendok, Med., Opodeldok.
Abendbrot (5 b), oft auch AbenbroL
Abendschlag, m., s. Letzte N.
aber (6 a), oft auch aberst, aberscM,
awerscht, awarscht. VerwechseluDg mit
oder (s. d.): Wirscht horchen aber nei^
wirst du gehorchen oder nicht! Finf
aber sechs Stück.
abgnupsen, sw., s. gnuffen.
abgVnsfa'g, adj,, abgünstig, neidisch.
abhalsen, sw.^ s. aufhalsen N.
abhauen, sw,y das Getreide mähen.
abkeilen, sw.^ Schülerausdruck: 1.
schriftliche Arbeiten absehen, abschrei-
ben. 2. Zeichnungen, Eartea durch-
drücken, durchpausen. Nach Schmidt
für 1 auch abklappen, abklopfen; nach
Frey tag für 2 abknllllen, durchknOHen,
durchknallen.
abkrilnzen, sw, 1. Böttcherausdrack:
den kranzartigen Bodenrand eines Holz-
gefaizes (Eimer, Tonne), der morsch
geworden, abnehmen, wegschneiden,
und den Boden etwas höher in einen
neuen Einschnitt einfufi;en; also s. t. a.
abkrösen (s. d.). 2. nach Marold auch
= abgrenzen (s. d.); doch dürffce in die-
sem*^ Sinne k wohl nur sehr vereinzelt
gehört 'werden.
abkratzen (8a), auch: beschämt da-
von gehen. Ebenso in der Niederlaas.
Anton, 7, 3.
abkündigen, sw., von der Kanzel herab
die bevorstehende Verbindung eines
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ablaufen — allschonst.
505
Brautpaares kund thun. Wann der
Breuügam nach alter loblichen gewonheit
ko9tunff machen vdUy sal er sich den
Sontag wann er abgekündiget vdrt dem
Bürgermeyster anzeigen. Kleid.-Ordg.,
375. Gewöhnlich aufbieten (%, d.).
ablaufen (9a), durch Lauten, zahl-
reiche und wiederholte Besuche, andere
müde machen, gleichsam abnutzen; für
sich etwas zu erreichen trachten. Er
läuft dem Teufel ein Ohr ab^ der Stellen-
jäger.
abmergeln (9 b), in der gegebenen
Bedeutung richtiger auf nd. merken
(Schamb., 138b) zurückzuführen. Vgl.
Weigandn, 77.
abpflsern, sw., s. pftsem.
abpfeifen (lOa), nach Marold über-
haupt die btunde durch Pfeifen an-
zeigen; in E^bg. jedoch nur in betreff
der letzten Stunde.
abplustem, sw., s. plustern.
abpochlonschen, sw.^ lungernd um
Speise betteln; von dem pom. pochhn
Yielfrafz. Oberland.
abratzen, sw,^ s. raben.
abrutschen, »w,^ sterben.
abschieben, sty s. v. a. abschauhen 2.
Er mujz abschieben^ unverrichteter Sache
abziehen. Schid) ab^ mache, dafz du
fortgehest!
abschinden, -schingen, st, sich, sich
eine Hautwunde zuziehen; sich abquä-
len. Vgl. schinden.
abschlubbem, sw., sich, sich abschüt-
teln, von sich schieben, fem halten.
Sich die Arbeit abschlubbem, sie von
andern ausführen lassen. Saalfeld.
abschrecken (Hb). Beleg zu 1: Die
Hühner vom Beete abschrecken, verjagen,
indem man sie erschreckt.
absolut, adv., durchaus, schlechter-
dings. Ee (der Eber) tmdl absolut nich
dm Stall rin, Samland. Vgl. partO.
abspinnen, st, 1. den Vorrat an Flachs,
Wolle etc. von der Puppe fertig spin-
nen. 2. durch Spinnen eme Schuld ab-
tragen. De lewe Gottke ward et betäle
on de Grofzmutterke af^pönne. Vgl.
abarbeiten N.
abstaken, sw., s. staken.
absund, adv,^ absonders, abgesondert,
besonders. Ich vmifz den Schorscht
(Eaminofen) un atcch den Oben (Zim-
merofen) absund hitzen. Saalfeld.
abtreiben (13a), nach Marold auch
intrans. schnell weggehen, also gleich
dem allgemein üblichen abziehen. Vgl.
abschauben.
Achtehalber (14a), oft auch Achthalber,
Achtalber.
Achtzehner (14 b), gewöhnlich Ach-
zehner. [Ebenso spricht man achzig
statt achtzig.]
Ackerpfriemen, m., Pflzn.,Färber-Wau,
Reseda luteolaL. Hagen, 497. Pritzel,
328.
Ackerschmele, /., grofze, s. Taugras.
adchS (16 b), gewöhnlich im Dem.
adcheche^ adgeche; in der Kindersprache
auch addd.
Adebar (16a), zu lesen ist: ahd. öde-
bero, mhd. adeberOy ahd. u. alts. beran.
aderkauen (17a), nach v. Auer im
Samlande auch oderkauen.
Adjudant, m., Adjutant.
adrett, adj., aus dem franz. adroit^
gewandt, wohlaussehend, propre, stranmi
gekleidet. Dat os e adretter Kerl.
Afkat, w., Advokat. Er spuckt vne
ein Afkäty der Verschleimte.
Ahlkirsche, /., s. Faulbaum N.
ahnden, »w.y ahnen. Das ahnd mir
schany da/z es so kommen vmrde Vgl.
Grimm, Wb. T, 193.
Akebosade, /., s. Argepassarge N.
akkedieren, sw., akkordieren.
alart, adj,, aus dem frz. alerte, be-
reit, auf dem Platze, zum Ausmarsche
fertig.
Alebasterpulver, Medik., Conchaeprae-
paratae.
alen (19a), 1. dien, pltd. dien.
Alkirschbaum, m., s. Faulbaum N.
allgewalt, adv., mit aller Gewalt, un-
ter allen Umständen, durchaus. Er
vmü partu un allgewalt ins Zimmer.
Saalfeld.
allmachten, sw., im Bett sich ruhelos
umherwerfen. Er hat die ganze Nacht
feallmachtety der Kranke, der keine
iuhe fand. S. verallmachten.
Allmodengasse, /., StraTzenname in
Danzig = neumodische Gasse, Strafze
ä la mode. Löschin, 47.
allschonst (20 b) steht fehlerhaft mit^.
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506
allweg — Apfeldumke.
allweg (21 a)^ auch: auf alle Fälle.
almodisch, adj. — ä la mode^ neumo-
disch. Bei Stein, Peregrinus X, 5:
cUmodische Jecken. W. MtsbL V, 158.
alskalbern (21 a), für die Ableitung s.
kalbern.
Alte (21a), für 1. aach Altche.
AltelOrSI, AntelOrVI, Medik., Oleum lau-
rinum unguinosum,
Alter (21b), als vertrauliche Anrede
der Frau an den Mann: Alterchen.
altem, sw.^ altem. Was sind sie ge-
altert!
amend (23 a), auch ameng.
ampeln (23 a). Nach etwas ampeln^
begierig nach etwas greifen, streben.
V. Au er. Vgl. angeln.
Amfzel, /., Vögeln., Amsel.
anbelken, sw.^ anbölken, laut mit hef-
tigen Worten anfahren = anbellen, S.
belken.
anbraten, st^ leicht braten lassen;
bildlich: etwas oberflächlich behandeln,
in eine Frage nicht gründlich eindrin-
gen. Schmidt.
angeben (24 a), auch toben, wüten.
Der giebt so an^ da/z es bis auf die
Strajz' zu hören ist Saalfeld.
Angeritze, f., s. Ul.
angewandt, im Volksmunde = unguen-
tum in verschiedenen Medikamenten.
anhaggem, sw., s. baggern.
Anhängsel, n.. Anhangendes, Gefolge.
Eine Witwe ohne Anhängsel, kinderlos.
AnisfTster, m.. Gewürzer. Schmidt.
ankolken, sw.y anreden; von einem
lästigen Menschen. Schmidt.
Ankumft, m.^ Ankunft.
anlaufen (27 a), ursprünglich militäri-
scher term. techn, für angreifen; Gegen-
satz ablaufen = zurückgeschlagen wer-
den. Freytag.
anleckern, sw,y sich, bestrebt sein, sich
einzuschmeicheln. Gortzitza.
anmachen, sw. 1 . anlehnen, zumachen,
schliefzen. Die Thür — die Fenster-
laden anTncujhen, 2. anzünden. Feuer
anrnachen, 3, herrichten. Salat an-
moichen.
anmandOren, sw., s. einmandtren.
anmelem, sw.^ s. bemelem N.
Annmarie, w. Vom., Anna Maria.
anno (27 b). Im letzten Beispiel 1.
Anno.
anpesern, sw., s. pftsem.
anpettem, anvettern, sw., sichy sich
einzuschmeicheln suchen. Marc Id.
anpindeln, -pingeln, sw., s. pUngeln.
ansäfzig, adj., die ursprünglich rich-
tige Form, ansässig. S. safzhafL
An$chlfz, m., anscheifzen, sw.y s. Schib.
Anschlag, m., s. Letzte N.
anschmeifzen (29a). Dies Spiel wird
in Königsberg mit Knöpfen und um
Knöpfe gespielt, wobei besondere Fest-
setzungen über den Wert der Abstände
bestehen: Spanne und Daumenbreite;
berühren zwei Kjiöpfe einander, so
brennt es, und der Besitzer des ge-
troffenen Anschmisses befindet sich in
gröfzerem Verluste. Stücke von Messer-
klingen sind in Königsberg zum An-
werfen nie gebraucht worden; auch ist
der Ausdruck anplimmen für dies Sj^id
hier unbekannt, Rosenkranz wird ihn
Yon seinen Studenten aus der Provinz
überkommen haben. In Gnmbinnen
wird (vgl. die Rezension der 1. Liefe-
rung des Wb. in der Kgsbg. Härtung.
Ztg. 1882. No. 55. Erste Beilage.) das
Anschmeifzen mit zerbrochenen Messer-
klingen genau nach der Angabe von
Rosenkranz gespielt: die Abstände
sind dort: Spann (die ausgespannte
Hand), Daumchen (Daumenbreite),
Drufke (eine Klinge hegt auf der an-
deren). In der Tilsiter Gegend heilzt
das von Rosenkranz anplimmen ge-
nannte Spiel Pinkerling (Kossinna), in
Westpr. pen$chen (s. d.).
anspafzen, sw. Einen anspa/zen^ ihn
um eine Kleinigkeit in Freundschaft,
aus Scherz bitten: um eine Cigarre,
ein Schnäpschen etc. Vgl. kränken N.
anstaffieren (30b), s. ausstaffieren N.
AntelOrVI, n., s. AltelOrVI.
Antoniuskrauty Sankt, Pflzn., schmal-
blättriger Schotenweiderich, Eptlobium
angusti/olitmi L., auch Weidenrttschen.
Pritzel, 139. Hagen, 408.
anvettern, sw., sich, s. anpettem N.
Äpfel, Appely Äppel,^97i., Apfel.
Apfeldumke, plur., ApfeUdöfze, KLöCte
worin zerschnittene Äpfel gethaii wex^
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äpfeldwatsch — aufreifzen.
507
den; sie werden, mit Zucker und Zim-
met überstreut, in zerlassener Butter
gegessen. Treichel, Volksth. HI.
äpfeldwatsch, pltd. äppeldwaisch, adj,,
nicht recht bei Sinnen.
Apotheke (31b), auch hchd. Aptheke;
ebenso Aptheker.
Appelquint, Medik., ColocyniJm.
Aprillen, n., auch Aprilschicken, April-
ßgen. Man erlaubt sich am 1. April,
n und wieder auch am 3., mehr wie-
der am 30., andern unglaubliche Dinge
mit der ernstesten Miene zu erzählen,
oder sie nach unmöglichen Dingen zu
schicken: der Pregel brenne; Mücken-
fett, Blauzwimsaat soll aus der Apo-
theke geholt werden etc. Der Ange-
führte wird mit dem Rufe geneckt:
Aprü^ April! oder April, April! Ich
kann dick narren^ wie ich tvill! Vor-
zugsweise in Kinderkreisen beliebt. Vgl.
Volkskal., 76.
Argepassarge, Medik., Arkebusade,
Mixtura vulneraria acida. Auch Ake-
bosade.
Arme, plur. von Arm. Mit blo/ze
Arme, v. Au er.
Armee (32 b). Zur grojzen Armee ae-
hen = sterben, wohl aus dem Jahre
1812, in dem la grande arm^e in Rufz-
land umkam. Frey tag.
Armesin, m., besserer Kleiderstoff in
älterer Zeit. Viol^t, 178.
arretire(n), sw,^ arretieren, festnehmen,
verhaften. Se hebbe em arretert^ nie:
se hebbe em verhafft,
Arschkerbe, /., früherer Strafzenname
in Königsberg, s. Burgfreiheit N.
Arwst, m., Herbst, engl, harvest Gor-
dack. Üblicher ist jedoch pltd. HarwsL
Asche, /., Fischn., s. Nase.
Aschenfett, n., Medik., Oleum Jecoris
Aselli ßavum.
Aschenpacker, m., nach Hirsch, 217,
wohl gleichbedeutend mit Aschbrftker.
Aschpflanze, /., Cineraria maritima L.
Weichseldelta. Treichel, Volksth. IH.
ätsch r34a) in 2. Bedeutung wird
vielfach kurz gesprochen.
attackieren, 9w.^ sich leidenschaftlich
benehmen, wüten; auf jemand einwir-
ken wollen. Saalfeld.
Attan, m. jüd. Vom., Natan. S.
Nüfzen.
au (34b): Z. 1 ist zu lesen: bleibt
im Plattdeutschen au.
aufbakebiren, aufpackebiren, sw,^ je-
mand eine Last aufnötigen. Saalfeld.
Vgl. Bakebiren.
aufbansen, sw,^ aufschichten; auch re-
flexiv: sich etwas aufbansen^ aufladen.
Vgl. Banse.
aufdrttseln, sw,^ s. v. a. aufdrisseln. Im
Oberlande auch auftrVddeln.
ailfdrUcken,8tü., durchprügeln. Schmidt.
Auferstehungsbaum, m,, versdiieden-
farbiges Schief blatt, Begonia discolor R.
Br. Treichel, Volksth. HI.
aufhalsen, ww.^ sich^ sich etwas auf-
bürden, auf den Hals laden. Da hob'
ich mir eine gute Geschichte aufgehalst.
Gegensatz: abhalsen, entlasten; ab-
streifen: das Pferd hat sich abgehakt^
den Halsriemen abgestreift;.
aufkepsen, sw.y in Kepse (s. d.) setzen,
häufen^ aufhäufen. Reps dir nicht so
viele Kartoffeln auf den Teller. Saal-
feld.
aufkniwein, sw.y durch Kntweln (s. d.)
Verwickeltes entwirren, einen Ejioten
auflösen. S. aufpUngeln N.
aufkommen, sty bestehen im Streit.
Mit dem kann er nicht aufkommen^ der
wirft ihn nieder, redet ihn nieder.
aufmachen, sw.^ herrichten, in Ord-
nung bringen. Ein Bett aufma^hen^
es für die Nachtruhe herrichten, wobei
das Deckbett zurückgeschlagen wird.
aufmintern, sw.y aumiuntem.
aufpackebiren, sw.^ s. aufbakebiren N.
aufpäppeln, sw,, s. pappen.
aufpIQstem (37 b), auch aufblasen : vom
Kalbfleisch etc. v. Auer.
aufpullen, sw., s. pullen.
aufpulstern, sw., s. v. a. aufplustern.
aufpUngeln (37b), nachMarold auch:
einen Knoten mühsam auflösen. Vgl.
aufkntweln N.
aufputzen, su?., s. putzen.
aufrabasteln, su?., s. rabasteln.
aufreifzen, st^ den Mund, das Maul
weit öffiien zu Schimpf- und Tadel-
reden. Er reifzt sich das Maul bis an
die Ohren auf
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508
aufhischeln — ausmergeln.
aufruteheln, sw., s. niicheln.
aufschmirgeln, sw., s. schmirgeln.
aufschSnen (38a), aach reflexiv: es
schönt sich heute noch auf.
aufstftken, sw.^ s. stftken.
auftonnen, sw,^ durchprügeln. Ich hab^
ihm gehörig was auf getonnt Darkeh-
men. Schmidt. Vgl. aufdrUcken.
auftrSddeln, sw.^ s. aufdrBseln N.
auftubbern, sw,^ nach Marold auch
== verzögern. S. tobbem.
Augenbran, /., Augenbraune. So schon
bei Herder. Vgl. Grimm, Wb. I,
804. Weigand I, 92.
Augennichb, n., s. Nichts.
Augenwurz, Pflzn., s. Waldheelin.'
ausarbeiten, sw.^ sich, sich müde ar-
beiten. Wenn der Mensch sich ausgear-
beitet haty so hat er au>ch Appetit zum
Essen.
ausbauem (40 b), im Ermlande und
Oberlande auspauern, abwirtschaften.
ausblasen, st^ s. ausklingem N.
ausbrllcken, sw.y pflastern. Den Stall
attsbrückeny ihn mit Brettern pflastern.
Vgl. Nsslm., Dainos, 196.
ausdrellen, sw.^ ausdrehen, auswinden,
ausringen, auswringen; düe Wäsche,
nasse Tücher.
ausfenstern (41a), zunächst jemand
aus dem Fenster Vorwürfe machen.
Vgl. den süddeutschen Gebrauch des
Fenstejms. Freytag.
ausfeuem, sw., schlafen, ausschlagen.
Pferde feuern aus. Ich werd! dir gleich
eins ausfeuem^ eine Ohrfeige geben.
Saalfeld. Von feuern 2.
ausflammen, «w., prügeb. Elbinger
Ndrg.
ausflitzen, sw.^ einen Ausflug machen.
Vgl. flitzen.
ausgeschlagen in ausschlagen (45a).
Nach Frey tag bezieht sich der aus-
geschlagene Tag nicht auf das Aus-
schlagen der Bäume, wie E. Förste-
mann meint, sondern auf das Aus-
schlagen der Turm- oder Wanduhr.
auspreifen, st., ein Mädchen lüstern
angreifen; auch exgreifen. Letzteres
ni<Sit speziell preui'zisch.
ausklären, ste^., sich^ sich aufklären,
heller werden; vom Himmel. Nu wird
das Wetter besser ^ es klärt sich so schön
^aus. Saalfeld. Vgl. klflren und auf-
schVnen N.
ausklauen, sw.^ die Klaue (s. d.) zum
Laufen gebrauchen, davonlaufen, ent-
fliehen. Der Spitzbube klaute aus^ ent-
lief dem ihn transportierenden Schutz-
mann. Egsbg.
auskleiden (43 a), nicht allein bei £1-
bing, sondern auch sonst in der Pro-
vinz gebräuchlich.
ausklingem, sw.y amtliche Verordnun-
gen dem durch eine Klinaer (s. d.) zu-
sammengerufenen Publikum bekannt
machen. Je nach dem Listrument heifzt
diese Art kleinstädtischer Bekannt-
machung auch ausblasen, austrommeln.
auskISkern, pltd. QtklVkere(n), sto., von
Iddk klug, ausklügeln, aushecken, aus-
düfteln (austüfteln). Bei Prozessen
kommt es auf richtiges Ausklökem an.
Darkehmen. Schmidt.
ausklQwen, sw.^ s. klQwen.
auskobem, sw.^ sich, s. v. a. erkSwem.
auskommen, st 1. entstehen, aus-
brechen; vom Feuer. Wie ist das Feuer
ausgekommen? 2. verträglich leben, zu
behandeln sein. Mit dem kann man
auskommen^ läfzt sich leben. jEs ist
kein Auskommen, oder AuskommeT^y mt
ihm.
auslatschen, -lautschen, sw., s. latschen.
auslecken^., sich. Nach dem Honde,
der seine Wunden durch Lecken heilt,
auch von einer zähen Menschennator,
die sich selbst hilft. Dem scheidet das
nichts, der leckt sich aus.
auslenzen, sw., s. Lindstock.
auslesen, st^ lesen. Ich kann das
nicht auslesen^ ein schwieriges Wort
nicht fertig bringen. SchüleraosdrucL
Lötzen. Schmidt.
ausmachen .(44 a). 3. ausschelten, aus-
schimpfen, Verweise geben (wie in Po-
sen). Öck mook er we so hafzUch ut^
As dat schwarte Taschendook. Dorr,
65.
ausmelden, sw., abmelden, entschul-
digen. Ein Schüler meldet den andern
aus, wenn dieser die Schule versäumen
muiz. Lötzen. Schmidt.
ausmergeln, sw., kraftlos machen: den
Acker, sich selbst. Das ist ein aus-
gemergelter Kerl. Vgl. abmergeln N.
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ausmastern — Bammlack.
509
ausmustern (44 a), ^h, sich erholen.
auspauem, sw.^ s. ausbauem N.
ausplatzen, sw.^^ schlagen, ohrfeigen.
Saalfeld. Erweiterung zu platzen 4.
ausilstem, sw,^ s. rSstem.
ausschachten, m.^ s. schachten.
aussHzen, se., einen Stuhl, ein Sofia
durch Sitzen bleibend vertiefen. Für
Liv- und Estland bei Sallmann,
92b.
aussptlen, sw.^ von ^peilen (s. d). Zum
kranken Kinde: &ptt doch dem Herrn
Doktor das Zungchen aus!
ausstaffieren, sw,^ mit Kleidern aus-
statten, zur Reise ausrüsten; auch re-
flexiv. Ebenso anstaffieren. Marold.
AusUetterwagen, m,y Erntewagen mit
hohen und langen Leitern. S. Leiter-
wagen N.
ausverschämt, odf;., unverschämt. Das
wäre zu ausverschämt,
auswundem, sw.^ sich^ sich wundem,
verwundem, nicht aufhören können sich
zu verwundem. Ich kann mich gar
nicht ausumndem, beruhigen.
Aufzennehrung, /., der aui'zerhalb der
Deiche liegende Teil der Nehrung. Die
auf der sogenannten Aufzennehrung^ im
Weichseldelta^ liegenden Dorfer hatten
von Versandungen viel zu leiden. Pas-
sarge, ßalt., 103. Vgl. Aufzendeich.
ä WC, intery, (47 b), s. a N.
Xx (47 b), auch ÄxL Oberland.
äxem, sw.y necken. Marold.
B.
b (47a) wird anlautend auch p:
Buckel Puckel^ Bündel Pandel^ Pungel,
baba (48 b), in der 2. Bedeutung ruht
der Ton auf der zweiten Silbe.
Babbichen. Traut Babbichen^ sieh mich
an^ nach Pritzel, 61, in Ostpr. Name
für die gemeine Mondraute, Botrychium
lunaria Sw,
Bacl(el (49 a). Berichtigend sei er-
wähnt, dafz Schabe und Kellerwurm
nicht zu den Käfem gehören; doch
werden beide Backel genannt.
bacicem (49 b), auch baicem, baicerig.
Badcmull, /., s. Mulle.
Badergasse, /., Stralze in der Alt-
stadt Königsbergs, in welcher vorzugs-
weise einst Bader, Barbiere, Chirurgen,
gewohnt haben mögen.
Bagaich (50 a), auch Pacicaiche (s. d.).
Bagatell, n., Kleinigkeit, ein Leich-
tes, das franz. bagateUe, Dat ös mt
man Bagatell; so stets und nie: das
ist mir ein Leichtes, v. Auer.
baggern, »m?., eine Wirtschafl nach-
lässig fuhren, so dafz sie in Verfall
gerät. Marold. Vgl. baggern unter
bacicem.
Balte (50 b). Zur Ergänzung der
Ortsnamen seien noch angeführt Baiten
im Kr. Memel und Baitkowen bei L^ck.
bald, adv.y beinahe, es fehlte nicht
viel daran. Ich war' bald diej Trepp'
^runterge fallen^ in einem Haare.
Baldgreis, Pflzn., gemeines Kreuz-
kraut, Senedio vulgaris L, Ostpreulz.
Pritzel, 374. Nach Hagen, 869,
Baldgreise.
Balditi, n., in der Fischersprache am
kurischen Haff das Klopfen, durch wel-
ches die Fische nach den Netzen ge-
scheucjüt werden; es geschieht mittels
der Rtmen oder Bootshaken, oder des
Baldas^ eines Stabes, der unten mit
einer Scheibe versehen ist. Lit. baldyti
stark stofzen, klopfen. Mühling.
Nsslm., Wb., 326a.
Baldrian, griechischer, Pflzn , blaue
Himmelsleiter^ Polemonium coeruleum
L, Pritzel, 294. Hagen, 224.
Balg (51b), in 2. Bedeutung auch
das Balg.
Balten, plur, von Balg^ die zur Orgel
gehörigen Blasebälge. Davon: Balgen-
veter.
Balinger, m., kleines Schiff zur Ordens-
zeit. Danzig. Hirsch, 264.
baller, als Teil von aller, s. aller-
baller.
Ballrose, /., Schneeball, Vibumum
opulus L. Weichseldelta. Treichel,
Volksth. HL
Bammluck (a = a), m., Strohbündchen
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510
Band — behitzen.
als Teil der untern (vordem) Lage des
Strohdaches. Schirwindt. Lit. bam-
belüka% bamblukai^ nach Nsslm. Wb.,
320b, die Strohbundchen, welche längs
der First des Strohdaches angebracht
werden.
Band (52b). Auch schlanke Birken-
äste werden zu Bandstocken gespalten.
Bank, /. AUe durch die Banky alle
ohne Ausnahme.
Bank, /., kleinere Genossenschaft in
der Artusbruderschaft Dauzigs. Die
Brüderschaft sonderte sich in den klei-
nen und grofzen Rof^ jeder von beiden
wiederum in Bake, Die Aufseher und
Diener der Bänke hiefzen Bankmeister.
Genaueres s. Hirsch, 202 fif.
Bär (54a). Peter Bär mit der langen
Scher scheint in der ganzen Provinz
bekannt zu sein.
Barabas, m,^ grofzer ungeschlachter
Kerl. Gortzitza. Vgl. Barabaus.
Baranken (54 a), poln. baran Schaf-
bock.
Barb (54 a), Kürzung von Barbe.
Barbuschchen, n., Name für die Käfer
der Familie Coccineüa^ namentlich C.
septempunctata. Gortzitza. S. buiche.
BarkhVIzer, plur., s. Pulpeinen.
barnausch, adj.^ nach Marold s. v. a
bemautsch (s. d.).
Bamkrauty Pflzn., gemeine Bärenklau,
Heracleum sphondylium L, Ostpreufz.
Fritz el, 180.
Barsch, m., Pflzn., Sumpf-Porst, Le-
dum palustre L. Rössel. Mühling.
barschen, barschen, st^., sick, s. pir-
schen.
Barse, /:, Schiff zur Ordenszeit, ur-
sprünglich von geringerer Gröfze.
Hirsch, 264.
Bärstkraiit, n., s. Wedendunk.
Barte! (56a), nach Gortzitza ßar^
schei' RekeL
Bartlomä, w., Kürzung von Bartho-
lomäus. Op Barüomä^ am 24. August,
dem Bartholomäustage.
basseln, sw,^ umherschlendern und
nichts Rechtes vorhaben. Wie ist es
blo/z möglich, so ^rum zu bosseln f Saal-
feld.
bateljOnsch, adj., auTzerordentlich, vor-
züglich. En bateljonscher Kerl^ ein
Mann, dessen Leistungen hervorragend
sind, der allen&lls allein leistet, was
sonst nur ein Bataillon ausfuhrt.
Batze (57 b), auch Patze (s. d.).
BauerknUppel, m., s. KnUppel.
Bau§chan(59a). Vielleicht Entstellung
von Sebastian.
beaaseln, sw.^ beschmutzen, s. beaasen.
bedaieln, sw,^ von Schlägen an den
Kopf (s. Dasei) betäubt sein.
bedeuten, sw,, deuten, deutlich machen,
erklären. Wart\ ich werd! diätes bedmr
ten^ sonst weifzt du vom hellen, Uchten
Tag nichts. Saalfeld.
bedrippt (60 b), in 2. Bedeutung auch
betreten, verlegen.
bedUstern, sw., Yom Düster, dem Abend,
der Finsternis erreicht werden. Wvr
müssen machen, da/z wir nach Hause
kommen, sonst bedüstem wvr noch,
befallen, st Sie ist befallen, geschwän-
gert. Sprw. I, 69 b.
befimmeln, von fimmeln, hin und her
fahrend mit den Händen betasten, strei-
fen, abstreifen. BefimmeV doch diese
Kornähren! Wenn der Roggen blüht,
soll man drei Ähren stillschweigend
pflücken und beßmmeln und das also
Gewonnene hinunterschlucken. Gut ge-
gen Fieber und Krankheit überhaupt
Saalfeld.
befingern, sw., s. fingern.
befleidern, st^., geschmacklos und über-
laden ankleiden. Saalfeld.
befreien (61a). Wovel Jahr war ed
noch bliwe onbef rieht (onbefrigt)f S.
Kucl(uck.
begegnen, sw,, mit dem Akkusativ:
Ich bin sie gestern begegnet
beglamsem, sw., Frequent. von b^lmr
sen, s. glamsrig N. Es tritt namentlicb
im partic. aui, auch in übertragener
Bedeutung: Sie haben ihn gut beglam-
sert, beschmiert, angeschmiert, betrogöt
beglarren, sw., mit grofzen, stieren
Augen besehen = beklaren. S. giarren.
begnupsen, sw., uneben, schlecht be-
schneiden, s. gnupsen.
begraggeln, sw., s. schraggeln.
begrofzaugen, au;., mit grol'zen Angen^
verwundert etwas besehen.
begrUfzen, sw., bestehlen. Marold.
behitzen, sw., hetzen, behetzen. Je-
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Bein — besalzen.
511
mand behitzen^ einen Hund auf ihn
hetzen. Oberland. S. hiben.
Bein, zuiein sein^ pltd. toben soriy auf
den Beinen sein. Dorr, Driewjagd.
Ehr ist noch gut zubein^ marschiert tüch-
tig-
Beinwell, Beiwahl, Pflzn., gebräuch-
liche Wallwurz, &ymphytum offidnale
L. Hagen, 205.
Beifzerling, m.^ s. Woraschken.
Beiwahl, Pflzn., s. Beinwell N.
beizu (65 a), auch im Oberlande.
bekttem, »w., s. kitern (365') und N.
beknappsen, sw.y durch Abknappen
etwas beiseite legen. Sie hat dabei
manchen Groschen beknappst
bekraggeln, sw., s. schragqeln.
bekrtechen (67 a), von dem in der
Pfanne kreischenden Speck: behreschte
Kartofeln. Bildlich: Er vyi/rd dich schon
bekreschen. Jetzt bist du gut bekrescht^
angeführt, schmerzlich betroffen.
belämmern (67 a). In der Bedeutung
3 auch von Gordack bestätigt: jemand
belästigen, bedrücken, quälen durch
umhalsen. Ebenso in Saalfeld: Kin-
der, belamnm^ (belästigt) mich nicht
immerwährend !
beleidem, sw,^ von Leid, Klage = be-
klagen. Sie haben ihn sehr beleidert.
Saalfeld.
belesen, st, s. lesen.
belupsen, »w., rupfen. Die Gänse be-
lupsen. Saalfeld.
Bemberlepp, /., s. Bimberlippe N.
bemeiem, anmeiem, sw., übervorteilen,
betrügen. S. meiern.
bBmenqen^sw.^sichySich hineinmischen,
in eine Angelegenheit, ein Gespräch.
bemerken, partic. von bemerken.
bemuttern, sw,, der Mutter gleich für
jemand sorgen, sich mühen.
benibbeln, sw,, sich^ sich benebeln, be-
trinken. S. nippem.
beniesen, sw.y durch Niesen bestätigen.
S. niesen.
benittem, sw., sich, sich beschmutzen,
beflecken. Wenn die Kinder Blaubeeren
essen, benittem sie sich das ganze Ge-
sicht.
benVtigen, sw., nötig haben, bedürfen.
Geld benötigen. Ebenso in Estland.
Sallmann, 97a.
bepajen, sw.y s. pajen.
bepladdern, sw., s. pladdern.
bepitsem, sw., bezupfen etc., s. pifsern.
bepIVmpem, sw., s. pIVmpem.
bepuffen, s<u7., mit Puffen aufbauschen;
schlagen, dafz es pufft. Mäk se sock
m>an op de Strompe, sonst bepuff öck er
(ihr) de Elorr! Aus einem Manuskript:
„Die Berliner in Königsberg.'' Schmidt.
beputzen, sw., s. putzen.
bequarksen, sw., s. quarksen.
Birapfel,^m., Bimapfel, eine Art birn-
förmiger Äpfel.
berappen, m,, s. rappen.
berdauks (71a), s. pardauz.
bereden, sw,, verleumden.
bereihem, sw., s. reihern.
b6ren f71a), sich, auch: schwer tra-
gen, engl, to bear. Sei bSrt sick met
dem Holt, sie plagt sich unter der Last
Holz ab. Gordack.
Berg, m., schiefer, Straizenname in
Königsberg, jetzt Bergstrafze.
Bergerfische, plur., Eische aus Ber-
gen, vfrelche zur Ordenszeit von dort
nach Preufzen eingeführt wurden und
deren es mannigfaltige Arten gab. Un-
ter einer Schiffsladung aus 1423 be-
finden sich folgende Bergerfische: Half-
wassen, Cropelinge, Lomfische, Langen,
Lubben, TSfdlinge, Rakelfische und Ore.
Danzig. Hirsch, 154.
Bergnelke, /., Pflzn., s. Seegras.
Bernstein (73 a), im Yolksmunde auch
Bimstein.
Bemsteindreher, m,, Bearbeiter,prechs-
1er des Bernsteins. In Danzig nach
ihnen genannt die Dreherga^e.
berschten, sw,^ bürsten; bersten.
Berstengras (73 a). Vielleicht s. v. a.
Bürstengras, da Kinder die Kolben, so
lange sie noch fest sind, als Bürsten
benutzen. Da für Typha nicht nach-
weisbar ist, dafz dessen übermäPziger
Genufz das Vieh zum Bersten bringe,
so könnte Berstengras wohl Name mr
den Wasserschwaden Glyceria aquatica
WhUbg., sein, der blähende Wirkung
hat und in der Niederlausitz Platzegras
heifzt. Treichel, Volksth. HI.
besalzen, pltd. besolte(n), m., mit
Salz bestreuen; doch auch ironisch:
das Brot ist gut besalzen, wenn man's
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512
besammeln — biizchen.
auf sandbestreuten Fulzboden hat fallen
lassen. Bildlich: Das ist ihm gut be-
sahen worden^ er hat für seine That ver-
diente Unannehmlichkeit gehabt.
besammeln, sw.^ benagen, abnagen:
das Fleisch von den Knochen.
beschämen, sw., vorhöhnen. Sie be-
schämten mich bei jedem, Tritte, N sslra.,
Dainos, 196.
beschicken, sw.^ besorgen, die Ge-
schäfte beenden; mit einer Sache schnell
fertig werden, sie schnell verbrauchen.
Hast all die Pferde beschickt^ bedient?
Das Kind beschickt sich bald mit seinem
Weihnachtsteller^ hatdie Näschereien bald
verzehrt. Sperber, 27.
beschlagen (74 a), in 2. Bedeutung
intrs.: sich mit Feuchtigkeit überziehen.
Die Fenster beschlagen.
Beschnitt (74 b), auch im Oberlande.
beschraggeln, sw., s. schraggeln.
beschneien (74b), in 2. Bedeutung:
bedrohen, zur Kühe weisen. Lärmende,
zankende Kinder werden vom Vater
beschrieen, wenn die Mutter sie nicht
mehr zu bewältigen vermag: Beschrt
se doch e betke!
beschwaddern, sw., sich, sich beim
Schwaddem begielzen.
beseichen, sw., s. seichen.
Besemer (75 b), auch Besmer.
bestoppen (77a), sich, sich langsam
und tüchtig vollessen.
Betengeher, pltd. Bedegäner, m., Kon-
firmand. Vgl. beten 2.
bethranen, sw.^ sich, s. Thran.
bethun (78a), pflegen, hegen. Ich
bethü' m^ine Kinder, wo ich nwr kann.
Saalfeld.
betoben, Sfw., betäuben, beruhigen.
Das Mittel half: die Schm^zen betobten.
Saalfeld. S. das folg.
betoten, pltd. bedOde(n), »w. l. ab-
sterben. Das Bein Jbetotet in unpassen-
der Lage, man kann beim Aufstehen
es kaum gebrauchen und fühlt darin
prickelnden Schmerz. Auch vertoten,
verdoden, gewöhnlich einschlafen. 2. zu
schmerzen aufhören. Zum Kinde, das
sich gestofzen hat: Lafz nur betoten (den
Schmerz aufhören), dann wird^s besser.
betrappsen (s. betrabbeln), einen bei
der That betreffen, erwischen, attrappie-
ren.
Beutelmehl, n., fernes Mehl, weil es
durch einen Beutel gegangen und so
von der Kleie getrennt worden ist
Beutelschneider, m., Schweinschneider,
Kastrierer; unter Beutel ist hier das
scrotum verstanden.
bewunderlich, adj., wunderbar.
Bezug, n., das Bett-, das Kissenbezug.
bezwingen, st.^ s. zwingen.
Bibernelle, /., schwarze^ s. Wurmwun
Bibi, m., Herrenhut, zunächst woU
Biberhut. Berlinisch.
Bierholtsche Gasse, jetzt BeerhoUbche,
Name einer Strafze in Danzig, die
Bierholtsche, Bierholtsche Gasse, in der
Bierschenken lagen. Jiöschin, 44.
Bierschisser, m., s. Scki/z.
BijOn (83 a), auch Bijone, Biene, im
Weichseldelta Bijonnie, sonst auch nodi
Klatschrose. Treichel, Yolksth. m.
billewT (83 b), halbpolnisch, nach poln.
byle jako erstwie. Damach auch Dille«
wer (83a) gebildet, wie poln. byle co.
Gortzitza.
. Bimberlippe, pltd. Bemberlepp, f Df
Bemberlepp opsetten, schmollen. Elbin-
ger Ndrg.
bimsen (83 b), in 2. Bedeutung haaen:
bims'' ihm eins! Kgsbg.
Bimstein, m., Bimsstein.
bin (83 b), auch im Oberlande darin,
drinnen. Du sollst bin (in der Stabe)
bleiben !
Bindfzunen, Ortsn., Dorf im Kr. Dar-
kehmen. Da kann einer Bind/zane^
sehen! von einer dünnen, wässerigen
Suppe, die man schöpft und langsam
aus dem Löffel fliefzen läfzt. Schmidt
Birkenreizke, Birkling, s. Rtzchen.
birschten, sw., s. bUrsten N.
bischke (84 b), von dem poln. b^
(byi) Ochse, also Zuruf an den Ochsen:
byika! Gortzitza.
btsen, sw., schnell eilen. Der tAS/m-
bahnzug bist. Wohl == bisen. Schmidt
bifzchen, adv. Das ist ein bifzckm
wenig, zum Verkäufer. Weitere De-
minutivbildungen von bi/zchen: bisml'
chen, bissuletzchen, bissuletzulchen, Jw-
sululchen. Gortzitza.
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Blangschett — Bordschaben.
513
Blangschett, n., Blankscheit, das franz.
planchette. Vgl. Weigand I, 203.
Blanke (86b), kurz Blank; im Ober-
lande aach die Eisfläche.
Blatt, w., 1. Blatt des Fufzes^ gewöhn-
lich in der Zusaromensetzong Fufzblatt,
die Oberfläche des Fufzes, der Sohle
entgegengesetzt. Die Stiefel sind im
Blatt zu eng, 2. Dativ Blade. Vom
Blade spielen.
Blaugerber, m., Scherzbenennung für
den Lehrer. Vgl. gerben.
Blech (88a). 1. dünn gescUlägenes
Geld. 2. alberne Rede. Der Begriff
des Dünnen, Geringwertigen ist das
tertium comparationis. Zu den dünnen
Geldblechen sind die Blockstücke der
Gegensatz. Frey tag.
Bleichblume, /., Pflzn., ausdauernde
Mafzliebe, Bellis perennis L., weil sie
auf Bleichen wäcnst. Saalfeld.
Blick (89 a). 3. falscher Blick, das
Schielen. Er hat den falschen Blick^
er schielt.
BItse, /., Windstofz; zugleich der von
stofzweisen Winden plötzlich gebrachte
und schnell vorüberziehende Regen-
schauer, oder ein derartiges Schneege-
stöber. Elbinger Ndrg. Wenn sich
eine Bltse erhebt, fliegt, nach der Volks-
meinung, der Teufel über den Schorn-
stein. Gordack.
blitzblau (89b). Z. 9 v. o. 1. Blitz-
blau.
blofz (90 b), auch zur Abschwächung:
Das ist blo/z ein Unteroffizier.
blubbern (90 b). Die ursprüngliche
Bedeutung von blubbern ist wohl der
eigentümliche Ton, der entsteht, wenn
ein Gegenstand ins Wasser geworfen
wird.
blühen (90 b). Man sagt von jedem
Wasser, es blühe y wenn es die grünen
Pflänzchen trägt.
Blutigel (91b), s. Eule N.
Blutkraut, -trSpflein, n., s. Wurmwurz.
Bobas, /., aus dem lit. bobä, Gen.
bobös. altes Weib. Wer zuerst fertig
ist^ ist Kaiser und Konig^ wer zuletzt
fertig ist, ist Bobas. Du bleibst Bobas,
als Letzter, Alte. Gumbinnen. Litauen.
Bock (92a). 4. s. Kriwflie.
Fritcbbler, WÖrterbooh U.
Bocksbeutel (92 b), in 2. Bedeutung
richtiger Boksbeutel, von Bok Buch.
BocKSpeterlein, m., gro/z, Pflzn., grofzer
Steinpeterlein, PimpineUa magna L.
Ostpr. Pritzel, 276.
Boddem, Bodem, m., Boden, der innere
Schiffsraum, in welchem sich die La-
dung befindet. Hirsch, 264.
Boddemwerk, n., ein Rauch werk.
Danzig. 1438. Hirsch, 260.
Bohne, /. Bohnen haben, Furcht haben.
Schwarze Bohnen, Gewehrkugeln.
BVIIan,m., Bauch. Masuren. Schmidt.
S. BrVch.
Bollard, m., gröberer Kleiderstoff.
Ordenszeit. Hirsch, 250.
BollebUdel (94 b). 2. Pflzn., gemeiner
Frauenschuh, Oypripedium Cdkeolus L.
Treichel, Volksth. HL
Bollen, Pflzn., Silber-Pappel, Populus
alba L. Ostpr. Bolle, Belle, Beiz,
wohl von. beilen =^ spalten, sansk. phal,
da diese Gattung das beste Spaltholz
liefert. Pritzel, 300.
Bollepeserick, m., s. Pesrick.
bVIsterig (95 a) kurz bVIstrig, steif,
hart, besonders von Zeugen, die, zu
Kleidern verarbeitet, bauschig sitzen;
verwandt mit starr.
Bolzen, m., s. Sfreichbolzen N.
Bombasseng (95b), bei Viol^t, 178,
Bomasin.
Bonnitke, /., eine Art Mütze. 1438
kostete 1 Dutzend davon 2 Mk. 12 — 18 sc.
Hirsch, 251.
bonfeheln (96 b), in der Elbinger Ndrg.
bunicheln und junteheln.
Bonske, Bunske, m., kleiner Kerl,
Zwerg. Oberland. Vgl. Bonsch.
Bootsmannsgasse , Strafzenname- in
Danzig, Gasse der Bootsleute.
Borchert, m., der Jahrmarkt acht Tage
vor Weihnachten, womit der gemeine
Mann den 24. Dezember bezeichnet.
Etwas auf dem Borchert gekauft haben.
Saalfeld.
Bordingsfeld, n., in Danzig auf der
Lastadie ein Feld, auf dem Bordinge
(s. d.) gebaut wurden. Hirsch, 212.
269.
Bordschaben (97 a), im Oberlande
Bordschoben, sing. Bordschob.
33
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514
Borg — Bröch.
Borg (97 b), plur. BVrge.
Borgemeister, m., Burgermeister.
Borschdorfer Apfel, m., Borsdorfer
Apfel; nach dem böhmischen Dorfe
Borsdorf, seiner wahrscheinlichen Hei-
mat.
BOshaken (99 a). Hände wie Bös-
haken haben, steif und blau gefroren.
BOssack, m., Zusammensetzung aus
Bös und Sack, wie Giftsack ^ s. v. a.
BofzhammeL
Botenge, /., Pflzn. = Potenge. Ostpr.
Pritzel, 387.
BoischwTn (100 a), auch Boischwin.
Bott (100a), nach Frey tag in Nord-
deutschland allgemein als Bezeichnung
für die Leine am Kinderdrachen.
Bottchen, n , kleiner Bottich zur Auf-
nahme des Spülichts. Oberland.
Brabank, /., s. Bragebank N.
Brache, /., in Branntweinbrennereien
die Maische, nachdem sie zu Brannt-
wein ausgenutzt, die Schlempe. Sie
wird als Viehfutter, namentlich zur Mast
verwandt. Sack.
Brackan, Brokan, m., nach YioUt,
172 u. 178, Tuchart früherer Zeit.
Bragebank, Brabank, /., Platz zum Um-
legen auszubessernder Schiffe. Danzig.
Die alte Willkür bestimmt: Niemand
8oU seine Schiffe Jyraam^ oder „stürzen^,
anders ak auf der 'Bragebank, die von
der Stadt dazu gemacht ist, bei 10 Mar-
ken. Hirsch, 212.
brftken (102a). In Danzig gab es
zur Ordenszeit folgende Brak-Institute :
EolzbrakCy Äschbrake, Teerbrake, Pech-
brakeyHopfenbrake; uneigentlich Flachs-,
Hanf-, Aabelgam-, Kaudelgam- und
Honigbrake. Die betr. BrftKer hatten
auf dem Platze, auf dem die Prüfung
geschah, ihre Amtswohnung, die Brftker-
bude. Hirsch, 215 ff.
Braksbrak (Brack 101 a), n., die schlech-
tere Sorte des ausgebrakten Holzes:
S,tes Holz, Brak und Braksbrak,
irsch, 216.
Brandlottchenblatt, n., s. Lottchenblatt.
Branilge, n., entstellt aus Brennöl.
Gortzitza.
brftschen (103 a), davon Brftschhans,
Schwätzer, Renommist Gordack.
Bräischchen, braischig (104b). Hei
geit brätschig, mit ausgebreiteten, ge-
spreizten Beinen: aus Schwachheit, wie
d!^as kleine Eind, das Brdtschchen, oder
aus Dummheit und Hochmut, wie der
sich überhebende Mensch.
Brausche (105 a), auch hchd. BrOsch.
Brach (106 a), als Scheit- u. Schimpf-
wort auf ungezogene Kinder auch im
Oberlande; ebenso Brich.
brechen (106a), sich, sich erbrechen.
Brechung, m,, Schimpfwort auf Kinder,
in dem Sinne von Sc;hmierfink; auch
Brtrmg.'Oberland. S. Brech, BrOeh und
BrUhling.
Breda (106b) nach Gortzitza Bre-
dack.
Brei, /., statt der Brei.
Bremsenkopf (1 07 a). Ehemänner,
denen die Kinder fehlen, mdke luUr
Bremsekctpp, machen lauter Bremsen-
köpfe. Sack.
brennen (107 b). Das Partie, zur Be-
ziehung der Innigkeit, heftigen Ver-
langens. Ich bin dir brennend gut
Das esse ich brennend gern,
Brennkraut (107 b), auch knolliger
Hahnenfufz, Ranunculus bulbosus L
Ostpr. Pritzel, 324. Nach Hagen,
583, auch Krähenfufz u. RUbenhahnenfiib.
Brennsuppe, f., Suppe aus Wasser and
gebrannten Mehlklümpchen; feiner zu-
bereitet, mit einigen wenigen Spirkd-
chen überbraten. Sie heil'zt gewöhnlicb
Prachersuppe.
Bresilgenholz (107 b), auch kurz Bre-
silge.
Brfling, m., s. Brechling N.
Brimm, Pflzn., Pfriemen, Sarothamtm
scoparius Koch. Westpr. Hier aadi
die Redensart: Auf den Brvmm gehen
— kommen, verloren gehen, d. h. aof
eine Stelle kommen, die solch schlechten
Boden hat, dafz nur der Pfriemen wächst
Treichel, Volksth. 11.
brtschen (108 b), in 2. Bedeutung
schlagen, ohrfeigen. S^g hei do(Ji<>
worom sien Ohhr em georieschtf No-
wack, 55.
BrBch (109 a), im Oberlande auch die
Prech. Die Frech thut mir weh. Willst
schon wieder was in die Prech habend
In Zusammensetzungen noch DickbrOcht
Speckbrttch. Der JXckbroch heifzt aacb
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Brocklosengasse — bürsten.
515
Br8€hling. Dat os e rechter Brochling.
Vgl. Brechung N.
BrocMosengasse, Straizenname inDan-
zig, von Br6k Hose, Beiokleid, also
die Sansculottengasse, wahrscheinlich
Spottbenennung. Lösch in, 46.
BrOk (109 b), Z. 3 bis Rock
Brokan, m., s. Brackan N.
brosch, oc?/., spröde, brüchig,|^ brockig
(s. d.); wohl aus brechen^ pltd. hr'eken.
Elbinger Ndg.
Brot (110 a), plur. Brode.
Brotknecht, m., s. Handelsknecht N.
browiren, sw?., aufbegehren, rasonnie-
ren, zanken; wohl von franz. braver
trotzen. Se (die Dienstleute) weeten
ntischty 09 bloot broweeren. Dorr, 14.
Ygl. bravieren.
BrQch, m., hchd. Form für BrOk.
Bruchreizke, n. u. 7n., s. RTzchen.
Bruchwurzel, Pflzn., s. Wolfsbohne.
BrOse, /., von brusen, brausen. Scheibe
aus einem Stück Schiefertafel [geschnit-
ten, in der Mitte mit zwei Löchern,
durch welche eine Schnur gezogen wird,
die man zusammenknüpft. Durch Dre-
hung und Zug bringt man die Scheibe
zu brausendem Kreisen. Spielzeug,
das die Volkskinder sich selbst fertigen.
Im Oberlande auch Bnifohe.
Brustlatz (114a). Viol^t, 171, hat
das Brusihpp^ Brostlapp^ westenartiges
Kleidungsstück ohne Ärmel und Kragen.
Brut, /., s. Strich 3.
bubenzen, sw.y schmollen, mucken,
bocken (Gordack), wohl auch buban-
zen, wovon das Adj. bubanzi^ (114 a).
Gordack erklärt noch: wie em Popanz
(Buhenz) in der Ecke stehen.
Bliche, /., Buche.
buddeln (115 a), in 3. Bedeutung von
Gortzitza oft gehört.
Budschwing, /., s. v. a. Botschwtn 2.
bUffeln, sw., s. pUffeln.
Bulle, /., s. Solders.
Bullebaus, 7n., ein der Figur nach un-
geschlachterpfensch. Gortzitza.
Bullenkalb, n., s. Kalb N.
bullern (117b), rollend poltern, ru-
moren. Das rollende Fa/z buUert. Es
buUert mir im Leib,
Bums (118 b), auch Bums-, Bomskeller.
Bundmacher, 7n., Kürschner, richtiger
Buntmacher. Hirsch, 318. Das Pelz-
werk wird unterschieden in Bunt- und
Grrauwerk,
bun^cheln, sw., s. bon^cheln N.
Bunske, m,, s. Bonske N.
Buntzeug, n., buntfarbiges Gewebe,
wie es namentlich zu Bettbezügen her-
gestellt wird. Gortzitza.
Burgfreiheit, /., Stadtteil in Königs-
berg, der zum Schlosse, der herzog-
lichen Hofburg, gehörte und aulzerhalb
der Grenzen der drei Städte: Altstadt,
Kneiphof u. Löbenicht, lag. Die Be-
wohner der Freiheit (s. d.) waren Be-
dienstete der Burg und hatten gegen
die Städte keinerlei Verpflichtung. Zur
Bwrgfreiheit gehörten: der Münzplatz \
die Junkerstrafze^ welche mit Einschlufz
der heutigen Poststi'a/ze bis an den
Steindamm reichte, als Wohnsitz der
herzoglichen Hof bedienten ; die Theater-
strafzCy in älterer Zeit, als ihr noch der
Ausgang nach dem Paradeplatz fehlte,
Kehrwiederstrafze^ vor 200 Jahren .4r8cA-
kerbe^ weil der Rinnstein in der Mitte
der Stral'ze lag; die franzosische Straf ze^
Ansiedelungderfranzösisch-reformierten
Flüchtlinge, welche am Ende des 17.
Jahrhunderts hier Auinahme fanden;
der Burakirchenplatz^ früher der refor-
mierte oder deutsch-reformierte Kirchen-
platz; die Kasemengasse^ {rüher Stallen-
fasse^ weil den Hofbedienten daselbst
Pferdeställe eingeräumt waren; der
Königsaarten (jetzt Paradeplatz) als
landesherrschaftlicher Garten, teilsLust-,
teils Hetzgarten; die Prinzessinstra/zey
in der die herzoglichen Damen ihre
Residenz gehabt haben sollen. Hoff-
heinz, Strafzenn., 601 f.
Burgkirche, /., die zur Bur^eiheit
gehörige deutsch-reformierte Kirche,
welche seit 60 Jahren den Namen Burg-
kirche auf hohem Befehl fuhrt. Hofl-
heinjz, Strafzenn., 601.
Burjack, m., hinterlistiger, falscher
Mensch. Königsberg.
burschtig, adf,y borstig, ärgerlich.
bUrsten (121a), auch bUrschten, birsch-
ten. Ich birschf ihm eins^ oder (aber)
da strompeli er auch forts.
33*
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516
Buse — Dasei.
Buse, /., eine Art Schiflf. 'Ordenszeit.
1430 wird eine Bvse für 66 Mark ge-
kauft. Hirsch, 264. S. Busse.
Busem, m.^ Busen.
Butte, w. Vorn , Kürzung von Bar-
bara. Vgl. Barb.
BUttelplatz, m.^ früher grofzer Platz
auf dem Steindamm, nach dessen Be-
bauung (seit 1811) nur noc"h als Reste
Heu- und Strohmarkt übrig geblieben
sind. Von Büttel^ Gerichtsdiener, Hä-
scher, Henker, Scharfrichter, da der
Platz ursprünglich der Scharfrichterei
diente. Hoffneinz, Stralzenn,* 603.
In Elbing giebt es eine Büttektra/ze,
Butterblume (123 a), vielfach auch
Name für gelb blühende Blumen über-
haupt*
Butterfrauentrab (123 b). Es ist der
wahre Butter fr atientr ab ^ wenn sie zu
Markte gehn, Shakespeare, Wie
es euch gefallt. Akt. 3, Sz. 2. Deutsch
von Schlegel.
Butterstaff, m,^ Stab im Butterfafz.
Buxftde, /. Einen in Btucdde jagen^
ihm Furcht einflöfzen == ihn ins Bocks-
horn jagen.
buxen (125 a), in 2. Bedeutung stofzen.
Schüler buxen einander in der Schvlr
bank^ geben sich PüfiFe. .
bllxen (125 b). jßr büate^ was er
büaen konnte.
c.
Ch (125 a), Z.l statt ^mundartlich" be-
zeichnender : plattdeutsch. .
Christäuglein, plur., wilde, Pflzn., ge-
meine Lichtnelke, Lychnis dioica L,
Auch MargenrSslein und weifze Raden.
Pritzel, 223. Hagen, 485.
Christenmensch (127 a). In Z. 2 ist zu
lesen: dies fast jeder. Dem angeführ-
ten Beispiel stellt sich entgegen die
Redensart: dös kann kein Jude aus-
halten.
ChristiwundenJcraut, Pflzn.,durchlöcher-
tes Hartheu, HypericuTnjperforatum L.,
auch Jesuwundenlcraut, Ünsers Herrgotts-
wundenicrauL Ostpr. Hagen ^ 792.
Pritzel, 187. Im Oberlande Chrmhis-
blut Die zerdrückte Blumenkrone färbt
rot. Vgl. Treichel, Volksth. HI.
Chrlstophelsl(raut, Pflzn., ähriges Ghri-
stophskrautj^cto^a spicatoL., auch Feue^
icraut Ostpr. Pritzel, 10.
Cikade (359 b), auch Ciicat.
D.
dabei sein, gegenwärtig, mit thätig
bei einer Arbeit, Sache sein. Ich bin
schon dabei geweseny als Ablehnung bei
Nötigung zur Teilnahme an einer Mahl-
zeit.
Dachreiter, m., s. Kappel.
Dachsfett,n.,Medik.,Schweineschmalz.
däl (129a). Setzen sie sich dal! Na
sett di dal! übliche Aufforderung an
den Gast, Platz zu nehmen.
Dftler, m., Thaler. Zehn Ddler,
Dalles (130a). Dalles heifzt in Frank-
furt a. M. der Platz, auf welchem sich
Arbeiter, namentlich die von auswärts
gekommenen, versammeln und warten,
bis sie jemand dingt; der Dalles ist
also hier der Armen-, der Arbeitennarkt
Sack.
Damaschke, Pflzn., gemeine Nacht-
viole, Eesperis matronalis L. Weichsel-
delta. Bei Vil m o ri n Damaskenbbime,
franz. Damas u. Julienne des Daum^
engl. Domes violet Treichel, Volksth.
iif.
Damenspiegely Pflzn., Coreopsis tincto-
ria DC. Weichseldelta. Treichel,
Volksth. m.
dämmern (131a). Mit der Tkür
dämmern, sie heftig zuwerfen.
Dammstrafze, /., s. Millionendamm N.
D&sel (133 b), auch mit kurzem a:
Da^el.
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dalz dich — Dormös.
517
dafz dich (134a), in dem Sinne von:
ich werd^ dich! Dich soll gleich! Wübt
du tvohl! auch als Ausruf der Verwun-
derung, des Unwillens zu fassen; in
letzterem Sinne ein abgebrochener
Fluch: da/z dich (zu ergänzen: der
Teufel hole)!
Daumchen, n., s. anschmeifzen N.
daweg, adv.^ dorthin. Saalfeld.
Däz (134b), auch DSz.
deicht (136 b). Leichter Kamm, KRmm
mit engen Zähnen.
Deiwel, Deuwel, m., Teufel. HoV ihn
der Deiwel!
Deh^elhol. Zur Bezeichnung eifriger,
aufreibender Thätigkeit. Auf Deiwel-
hol fahren, scharf zufahren, auf die Ge-
fahr, daCz die Pferde draufgehen, dalz
sie der Teufel hole. Ein Pfarrer, der
mehrere Brautpaare nach einander
kirchlich eingesegnet hatte, erklärte
sogar: auf Deiwelhol getraut zu haben.
Deiwelszeug, n., Teufelszeug.
deigen, sto., s. v. a. dalgen (s. d.).
Schmidt.
denken (137 a). Als Antwort auf
y^ich dachte^ auch: Ach was, Kurt
(Kalkun) denkt auch! oder Dachte sind
keine Lichte! S. Dacht
dennft (137a), auch dennfts. Dat
andre denna, später.
Deputant, m., s. Kämmerer N.
diren (137 b). Z. 6 ist das erklärende
„durfte** zu streichen, da durscht wobl
als Umbildung von tarste, dem mhd.
prät von turren aufzufassen ist.
DermVs (137 b), auch DormVs, im Ober-
lande auch cunnus. Ys\. MVse.
Desem (138 a). 2. Pflzn., Centaurea
maveolens Hort. Weichseldelta. Trei-
chel, Yolksth. in.
Diwken (138 b) nennt auch der Bött-
cher die Holznägel, welche die einzel-
nen Teile des Falz- oder Eimerbodens
zusammenhalten.
dick (138 b). Statt er thut sich dick
auch nur: ^ thut dick.
DickbrVch, m., s. BrVch N.
Dickerchen, n. u. m., s. Dickus.
Dickus (139 b), nicht blofz Gedanism.,
sondern allgemein.
Diebssack (139b). Gortzitza kennt
nur Dibsack (das i zwischen Kürze und
Länge schwebend) == Tasche.
Diener, m., Kompliment. Mach dem
Onkel einen Diener!
Dienergasse, /. Danzig. Elbing. Es
sind wohl die Ratsdiener gemeint, welche
ehemals in diesen Strafzen wohnten.
InHo^mhurgDienerreihe. Förstemann,
Strafzn.
Dingerchen, Dem. von Dinger, plur.
von Ding, zur Bezeichnung kleiner
Kinder. Das sind allerliebste Dinger-
chen.
Dings, n., Ding. Was willst du mit
dem Dingsf
disch, adj , müde, abgemattet; her-
unter, abgetragen. Ich bin ganz disch.
Der Rock ist disch. Gordack.
dischkorieren, sw., diskurieren.
disentieren, pltd. disentire(n), sw., aus-
reil'zen, fortlaufen, fr. ddserter.
Dfsling, /., Kopfschmerz. Saalfeld.
Vgl. dOseln.
disseits (i kurz), adv. u. prdp. dies-
seits.
Dochtbinse, /., s. Rutsche.
Dochtgarn, n., s. Klatten N.
DSIge (142a), in Mcklbg. Teige. Mi,
93 a.
doli (142 a). Das wird irrnner doUer.
Als es gerade am dolkten regnete.
Dollpunkt, m.^ Punkt, in dem man
toll ist oder wird, Kaprice. Das ist
sein DoUpunkt, darauf hat er seinen
Kopf gesetzt, das hält er eigensinnig
fest.
Donnernessel, /., Pflzn., zweihäusige
Nessel, Urtica dioica L. Ostpr. Ha-
gen, 991. Pritzel, 420.
doppelt (144a), auch hchd. dobbett.
Dorant, Pflzn., Andorn, Marrubiwm
vulgare L.; doch irrtümlich vom Volke
auch iuiLychnis gebraucht. Ein Büschel
Dorant wird am Johannisabend (23.
Juni) über die Hausthür gehängt, um
allem Unheil zu wehren; ebenso bringt
man's gegen Hexerei in die Ställe und
legt eine Handvoll davon in die Krippe.
Saalfeld. Hagen, 629. Vgl. Tarant
Dorfknllttel, m., s. KriwQle.
Dormentill, Pflzn., s. SchUrwurz.
DormVs, /., s. Dermtts N.
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518
dosig — duseln.
(144b), im Oberiande auch
dostig.
doSlig, adj.^ dumm, verwirrt, s. dOselig.
döty dödig, adj,^ tot. Eine dodige
Krähe. Man hört auch totig.
Dotternessel,/., Brennessel, Urtica
Urem L., auch Itternessel. Saalfeld.
S. Hedder- und Hettemessel.
DrShn (145a), in 3. ßed. Weile, an-
dauernde Zeit. BAnen guten Drohn ge-
schlafen haben^ eine lange Zeit.
drSmeln, aw., schlummern; s. drimmeln
und drifmeln.
dränen, sw.^ in der Gegend von Nor-
denburg s. V. a. drämeln^ drimmeln^
dromeln.
Dreckhauser (147 b), Z. 3 1. Rotzber-
ger.
Drehung, ?n., gedrehter Peitschenstock
aus jungen Stammchen der Hainbuche,
Hasel oder Eiche, welche in Strähnen
zerteilt werden, die man zusammen-
flicht, während das Stammende ganz
bleibt. Westpr. In Ostpr. Drt/zely
Geifzely Sti*t/zel.
dreibastig (148), dem Wortsinne nach
dreifach bastig (s. d^, also sehr grob,
plumi) (Kossinna, Gegend von Tilsit),
gewöhnlich jedoch in dem Sinne von
überklug, dummdreist = dreihärig und
Dreiblatt, n., Pflzn., dreiblättriger
Biberklee, Menyanthes trifoliata L.
Dreidistel, /., Pflzn., s. StechwarL
Dreikant, m., Knöterich-Same, s. Zaun-
raute.
dr§mlachtig, ad)'., gedankenlos, träu-
merisch ; von dremen. G o r d a c k. Vgl.
lachtig.
Dr§mshaube, /., s. Drlmskasten N.
DrCmskasten, m., Schlafmütze, Schlum-
merkopf, von dremen träumen, schlafen,
engl, tio dream. Auch Dr§mshaube, /.,
Gordack. Vgl. DermSs.
Dr§8Ch (149 b), auch im Oberlande
versteht man unter dieDmcA die Brache,
das Brachland.
Drossel (152 b), in der Elbinger Ndrg.
Drofel, Ende Band, Schnur.
Dniffke, n., s. anschmeifzen N.
Drummel, /., Trommel, davon drum-
meln.
Drunkelpfeife, pltd. DrunkelpTp, Pflzn.
(153 b), auch Wasserschachtelhalm,
Equisetum limosum L. Samland.
i)8chese, Dschls, DschSse, SchSse, /.,
Schussel, Gefal'z zur Aufnahme von
Milch. Gortzitza. Schmidt. S.
Sch§8 u. SchSsche.
Dschibber, m., s. v. a. Schibber.
DschSse, /., s. Dsch§se.
du, pron., Dem. du-chen, pltd. duke.
Du wird in anredender Frage häufig
fortgelassen: Verstehst? Na kommst
nicht? Weifztnoch? Wulst nickt? Gehst
schon? Bleibst nicht noch?
Ducker, w., ein Pelzwerk (vom Dud
litis?). 1435 ein Zimmer 6 Mk, Hirsch,
260.
Duderkeule (155 b), im WeichseldelU
auch Dfderkeule. Treichel, Volkstb.
III.
Dummbart, m., als gemütliche Anrede
bei Zurückweisungen 9 Ablehnungen.
Nein^ kleiner Dummbart, das geht nickt
Dummlak, m., s. v. a. Dammlak.
dUmpeln, pltd. dSmpeln,«ti7., im Wasser
plätschernd baden, untertauchen, hol).
dompelen. Im Sinne von übervorteilen,
schädigen, betrügen in bedümpeln.
Dunk, m. Ein Dunk Hede, wohl ein
nach Gedunken gegriffenes QuantunL
Die IJbetiieferung (eines Geistes) er-
folgte gewöhnlich in einem y^Dunk Eedif'
eingeiüickelt in einem Kober. T e 1 1 a q u.
Temme, 264.
dunnemals, adv., damals, ehemals.
Duntel, /., s. Tuntel.
durchknallen, -knUllen, sw., s. abkeüen
N.
durchsnppen, sw,^ stark durchsickern.
Vgl. suppen.
durchtrStschen, sw,, von tratschen.
Durchwachs, m., gelber, Rübenkohl,
Brassica rapa L, campestris. Ostpr.
Pritzel, 66.
Durscht, m.y Durst. Davon durschien,
sw., durschtig, adj.
duichig, adj.^ schläfrig, dumm, trän-
merisch ~ duichlig.
DUselkopf (160a), auch Dusdhfj-
0hl Dusselkopp, Bei bindt mi doch i
Mährke op! Nowack, 55.
dOseln (160a), auch unthätig die Zeit
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Düwke — einmandieren.
519
hinbringen, ohne Zweck handeb. Nach Dwatschhans, w., dwatscher, dummer
dem Frühstück düael ich so herum, Hans, SpaCzvogel. Er ist überall Dwatsch-
DQwke, Dem. von Düwy IMwe^ Taube, hans. Vgl. dwatech.
S. DifferL
E.
e (163 a). Zeile 4 statt „in der Mund-
art" bezeichnender: im Plattdeutschen.
Im provinziellen Hochdeutsch wird kur-
zes e hin jind wieder lang: jeglicher ,
jedweder^ Ele Elle, Ege Egge.
ebend, adv,^ eben. Ebend war er hier.
EbendsOy ebenso.
£gde (164 a), auch £gdy fge, davon
§gen, «r., £ger, m.
ehgestem, adv.^ efaegestem, vorgestern.
S. ehrgestem.
ehrpuichlig (165 a), nicht blolz in
Danzig, sondern auch sonst in der
Form ehrpuslig. Gortzitza.
ei (165a). Z. 1 bezeichnender „im
Plattdeutschen" statt „in der Mundart".
Ei, n. Ein Eichen legen^ Kinderspiel;
eigentlich nur episodischer Neck beim
Greifchenspiel. Höhnend rufen die
Freien, indem sie sich hockend nieder-
lassen, dem Greifenden zu: Ich leg'
auch noch ein Eichen^ pltd. Öck leg<f
6k noch e Eike! Kgsbg.
EierpISster, w., grofzer dicker Eier-
kuchen. Oberland. S. Plärfer.
eigen (165b). 1. penibel: er ist sehr
eigen, 2, sonderbar, wunderlich: ein
eigenen Mensch. 3. auffallend: das ist
eine eigene Art, wenn jemand sich auf-
fallend benommen hat.^ 4. schwierig:
dca ist eine eiaene Sache. Auch in der
Niederlaus. Anton, 8, 3.
einbrägen (166 a). Könnte das Wort
nicht auf Brägen zurück zufuhren sein
= in den Kopf bringen, klar machen?
Analoge Bildungen wären: einbanseny
einkacheln. Damit wäre eine recht
volkstümliche Vorstellung gewonnen,
während der Begriff „einprägen" mir
in dem Beispiel nicht recnt zur Sache
zu passen scheint. Gortzitza.
einbrocicen (166a). In 2. Bedeutung:
zu schulden kommen lassen, in der
Redensart: W(zs man sich eingebrockt
ha% mufz man auch ausessen. Sprw.
n, 615. Ebenso in der Niederlaus.
Anton, 8, 3.
einemweg (166 b), auch in der Aus-
sprache einemweck. Die Präp. in ge-
hört notwendig dazu.
Einer, Eyner, w., ein Schiff. E/ner
bringen 1444 Holz aus England. Hirsch,
264.
einfalTd, adj., invalid, arbeitsunfähig.
V. Auer.
einfeuern (167 a), in 3. Bedeutung
aus 1: behende machen, Furcht ein-
flöl'zen. Ich wercP ihm schon einfeuern^
er soll aus Furcht und Respekt das
ihm Aufgegebene schnell verrichten.
einfuppen (167 a), auch einfuppern.
Dar mucht woll eener von de Herren
Schützen^ de grote Jagdtaschen drogen^
dat Hasken enfuppert hebben. Dorr,
Driewjagd.
einbauen, sw.^ von dem militärischen
Angriff übertragen aufs Essen, tüchtig
essen.
einlcommen (168 a), in 2. Bedeutung
in den Sinn kommen, einfallen. Wir
reden^ vri^s uns einkommty ohne lange
Vorbereitung,
Einkrttmpfung, /., s. Icrumpen.
einlochen, sw.^ s. Loch N.
einmandieren, pltd. Snmandere(n), sw.y
einkleiden, mit vollständigem guten
Anzüge versehen; von montieren, öck
hebb* mt g6t onmandert^ sagt der Knecht,
der Bauer, wenn er sich für den Win^
ter einen tüchtigen Anzug angeschafft
hat. Ich hob den Jungen zur Einseg-
nung schon einmandiert. Marold hat
anmanduren = feine Kleidung anlegen,
stattlich ankleiden. Die Form Mandur
für Montwr tritt im Volksmunde wohl
nur sehr vereinzelt auf^ da man selbst
in militärischen Kreisen meist Montie-
rung braucht, das sich der gemeine
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520
einmullen — etsch.
Mann in Mandierang, pltd. Mandemng
mundgerecht macht.
einmullen, m,^ sichy s. mullen.
einschachteln, 8w.^ s. schachteln.
einschlafen, st, s. betoten.
einSQhustern (171 a), in der Bedeutung
einscbmeichebi nur: sich einschtcsteiti,
einseifen (171a), reflexiv: sich be-
trinken. Er hat sich gut eingeseift,
eintränken, sw. Das werde ich ihm
eintränken, zur rechten Zeit böse ver-
gelten.
eintrinken, st^ Medizin einnehmen.
Gegen Geschwulst werden einaetrunken
rosa Katzenpfötchen, Gnaphatium dioi-
cum Z/., mit sui'zer Milch. Saalfeld.
einwamsen, sw., von Wams, tüchtig
essen, unter das Wams bringen.
einwissen (172 a). Die Redensart lau-
tet auch: Nicht aus, nicht ein toissen.
In Zeile 1 ist „der" einmal zu streichen.
einzelnd, adv,, einzeln. Jeder einzelnde.
Eisblume, /., s. Feuerkraut N.
eiiche (172 a), auch eisä, mit dem
Ton auf aer zweiten Silbe.
eifzern, sw,, sich, sich graulen, grauen.
Vgl. aifzen.
eitsch, etsch, interj,, * s. v. a. heitsch,
Ekelname, m., s. Ökelname.
Eklepaich(e), /., Equipage, vornehmes
Fuhrwerk.
£lge u. Ölge (173 b) wohl allgemein
in der Provinz.
Elisabethkraut, n,, gemeiner Sonnen-
funsei, Helianthemum chamaecistus Miü,
lagen, 556. Pritzel, 178.
§litzig, ad}., ehelos, s. einlitzig.
Eltke, m., wilder Apfel, in vulgärem
Poln. eltka. Treichel, Volksth. IL Vgl.
Httlzchen.
£mer, m., Eimer, s. Emmer.
End' (174 a), Dem. auch Engehe.
EngelschwUrz, n., englisch Gewürz.
• Entenflott n75a), stellenweise in der
Provinz auch Entengrütze Treichel,
Volksth. II.
Entspekter, m., Inspektor.
entwutschen, sw,, entlaufen, mit Leich-
tigkeit, unhörbar weglaufen. Vgl. wut-
schen u. Wu&che.
entzwei (175a). Vorzugsweise pro-
vinziell sind die Formen inzwei, enzwei
und die Ableitungen entzweig, entzwein:
entzweige, entzweine Stiefeln; ebenso t«-
zweige, inzweine, enzweige, emweine.
Snzeg, adj., einzig.
enzwei, adv. u. adj., s. entzwei N.
-er, Endung. Falsche Mehrzahlbil-
dungen auf er: Steiner statt Si^
Stücker statt Stücke, Hüscher, Büscher,
Flicker, Ender, Spdner.
erbarm', von erbarmen (175 b), acch
als adj. sehr beliebt, namentlich im
Superlativ: erbarmster Himmel ! erbcrm-
stes Grottchen! Ebenso: erbärmlich =
aulzerordentlich, vorzüglich, absonder-
lich gut. Das ist erbärmlich viel Dan
ist erbärmlicher Weizen, ganz aulzer-
ordentlich gut geratener.
Erbse, pltd. Arft, plur. Arfte(n), /., die
der Provmz eigentumliche Pflanze, na-
mentlich als grau£ Erbse, JPisum qua-
dratum Miü. Die Frucht wird ve^
schiedenartig zubereitet: gekrillt und
mit Butter durchgeschüttelt: gestube
Erbsen; gekrillte trbsen mit Heringen
oder Spirkeln; in sauerer und suiicer
Sauce mit gebratenem Speck: sauir
und sufze Erbsen. Aui'zeraem werden
die grauen Erbsen in Biersuppe und
in Bouillon gegessen. Kinderoelusti-
gung: Sag* einmal: Grraue Erbsen mt
Speck! Während dies geschieht, wird
der Unterkiefer des Sprechenden auf
und ab gestolzen.
Erdnufz, Pflzn., s. Ziegenlauch.
Erdwender (176 b), auch Erdwenger.
ermindern, ermingem, sw., s. mindern.
ErmUndische Mütze, /., s. Mütze.
Erpel (177 b), Zeile 7 lies Wedik.
£richegrUtz, /., Hirsegrütze, s. tnt
erstens, adt?., vorhin, vordem, vo^
her. Wo bist du erstens gewesen f lA
war erstens (vorhin) auf dem Hof.
eschap§re(n), sw., s. schappieren.
Eselsmtthre, Pflzn., gememe Möhre,
Dau>cus carotaL. Hagen, 306. Pritzel,
131.
Esping, (?), die gröl'zte Schaluppe
eines KauffahrteischiflPes; eine solche
fafztl417 17 Mann. Danzig. Hirsch,
264.
estemere(n), estimSren, sw., franz.
estimer, für voll ansehen. Hei estemert
em ver gamuschU
etsch, interj., s. eitsch N.
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etzlige — Feuerflamme.
521
eblige, ebliche, pronominales Adj.,
etliche, einige.
eu (178 b). Zeile 1 ist hinter „wird**
anzufügen: im Plattdeutschen. Beson-
ders betont werde nach, dafz auch im
preufzischen Hochdeutsch eu = ei ge-
sprochen wird.
Eule (U8b). Schriftdeutsch Egel
(Blutegel); aus Egel wurde im Volks-
munde Igel (pluiigel)y welcke Form
jetzt, nach Weigand I, 212, die all-
gemein geläufige ist. Bei uns kürzte
sich Igel pltd. zu H (i lang), und aus
n bildete der Plattdeutsche, es verhoch-
deutschend,-ESfe=-EÄ^(-BZwfettfe). Dafz
er weder bei Igel an das Säugetier,
noch bei Ekde an den Vogel denkt,
ist selbstverständlich; ersteres nennt er
Stachehchwtn^ letztern Ul.
Ewigkeit, /., grüne^ besserer Kleider-
stoff älterer Zeit. Violöt, 178.
Exquerer, Exquirer, m, Mensch, der
durch unausgesetztes Bitten und For-
dern etwas erlangen will, das lat. ew-
quirere. Vgl. QuSIgeist
exter, adv.^ extra, aufzerge wohnlich,
besonders. Gieb ihm noch e Düttchen
exter. •
F.
Facice, /., der Fock- oder Vorder-
mast des Schiffes. De Facke felen^ das
Grofzsegel am Fockmaste fallen lassen.
Hirsch, 265.
FähnicefUlircr (180b), verderbt auch
FänIcefUhrer, die erste Silbe scharf ge-
sprochen. Neidenburg. Gortzitza.
Falbelan (181a), ^nch Falblan und
Fabian.
Färbe (181b), ^It allgemein.
Farsch (181 b), m Ostpr. Farscht von
First (gespr. 'Firscht), Farschtpfanney
Farschtein; letzteres Abschwäch ung von
Farachtstein (Farachtschtein),
Fasel (182 a). Der Lenz ist endlich
wieder neu für alles Fasel kommen . . .
Sieh^ Liebchen, bis die Frühlingszeit das
Fasel treibt zur Liebe. Liebeserklärung
eines kalekutischen Halmes an seine
Hennen in den Gedichten von Ulr.
Freihr. von Schlippen bach. Mitaa
1812. S. 107. 110. (Der Dichter hat
längere Zeit in Königsberg studiert.)
Vgl Grimm a. a. O.: Unter Fasel ver-
steht man hin und wieder das Feder^
vieh. Für Estland s. Sali mann, 49b.
Faselherrschaft, /. (182 a). auf dem
Lande die Hausbedienten im Gegen-
satz zu den Feldarbeitem. v. Au er.
Fastelchen, Pflzn., gemeine Schmink-
bohne, Phaseolus vulgaris L. Ostpr.
Pritzel, 271. Der daselbst für Preulzen
angegebene Name Schwabbelbohne ist
Schreib- oder Druckfehler für Schab-
belbohne.
Faulbaum, w., Vogelpflaume, Prunus
padm L. Auch Ahlkirsche, Alkirsch-
baum. Hagen, 507, Pritzel, 317.
Faxe (183 a), auch Fax,
fehlen, sw,^ als Ausdruck des Erfor-
dems, der Notwendigkeit. Die Fenster
fehlen reih zu machen, es ist nötig, sie
zu putzen.
feinscheifzerig, adj., übertrieben fein-
fühlig.
FeldkUmmel, FeldkUmmelkraut, Pflzn.,
Feld- Quendel, Thymus serpyllum L,
Hagen, 633. Pritzel, 401,' für Ost-
preuJ'zen : Feldkömelkraut, die pltd. Form,
richtiger FeMkamelkriH.
Feldsafran, m., toilder, s. StechwarL
Feldwinde, /., s. Wedewing.
Fensterkopf (185 a), man hört nicht
selten: das Fensterkopf.
Fensterpeter, m., aas Holzkreuz im
Fensterrahmen. '
Fernabuk (185 b), auch Femebock.
fCsch, adj,, adrett, fein gekleidet =
forsch 2. Ein fescher Kerl. Gordack.
Fettkausch, Pflzn., glatter Feldsalat,
ValerianeUa oUtoria Mnch. Hagen,
41. Pritzel, 427.
Feuer (186 b), leichte (unschädliche)
Entzündungen in der Mundhöhle und
im Gesicht.
Feuerflamme, Pflzn., Lychnis chalce-
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522
Fenerkraut — Friüs.
donica L, Weichseldelta. TreicTiel,
Volksth. m.
Feuerkraut, n., schwarze Niefzwurz,
HeUeborus niger L. Weichseldelta. Die
Pflanze heifzt auch Eisblume, weil sie
unter Schnee und Eis schon im De-
zember ihre weifzen Bluten entfaltet;
daher sonst auch Ckristrose. Treichel,
Volksth. ni. S. ChristophetekrauL
ficheln (187a), in 1. Bed. f&chehi,
wedeln.
fiddern (188 a), auch s. v. a. ärgern.
Das fiddert mich. Oberland.
fimmein (188b), auch suchen, wühlen.
Was fimmeht du immer in den Tauschen?
Saalfeld. S. befimmeln N.
Fingerling, w., wie Däumling gebildet,
Erdmännlein, anderer Name für die
üntererdschken u. Barstucken. S. Tet-
tau u. Temme, 157: Die Braut des
Fingerlings. Pierson (Ztschr. f. preufz.
Geschichte u. Landeskunde XIV, 1877,
S. 259) findet in Fingerling eine Er-
klärung des Namens Berstacken: dieses
sei verderbt aus pirstukas, Dem. von
altpr. pirstis (^pristis) Finger. Vgl.
Nsslm., Th., 129.
Fiölkebaum, m., die Palmweide. West-
preufzen.. Treichel, Volksth. III.
fipsig (189 b), auch fipsrig.
Firdener, m., s. Vierdener.
(Iren = fahren. Sie ftren Gerscht^ sie
fahren Gerste. Saalfeld.
fiilig, adj.^ zimperlich, penibel. El-
binger Ndrg. Vgl. ffselig.
fiirig, adj.y von Fis^ auch s. v. a.
piirig.
Fitke (in Fitkehalloh) = Hure. Kgsbg.
Fitz, /. Den Mund in die Fitz ziehen^
einen schnippischen Mundausdruck an-
nehmen. Elbinger Ndrg.
FHze, Vitze, WHze, /., Rute, Zweig.
Memel. T>&von ßtzen 3.
fitzendnafz, ad/., s. v. a. ßtzefasemafz.
Flabbe, /., feuchtes und nicht steifes
Zeug, schlappe Leinwand; davon flab-
big, schlafiF; engl, to flap. Gordack.
Flachspuppe, pltd. Flafzpopp, /., der
am Rocken zum Abspinnen aufgebun-
dene Flachs.
Flackfisch. w., Flachfisch, im Gegen-
satz zu Rund-(Voll-)fisch, Stockfisch.
Hirsch, 247.
Flammplatz, m., s. Platz.
flankieren (195 a). Er mufz überaä
^ rumflankieren.
flatt6re(n)y8t(7.,pltd., flattieren, schmei-
cheln.
Flausch (195b)^ zunä«hst das dicke
Wollenzeug, dann der Rock aus FUnt&c/u
Heckfieber, n. Er ist une ein Fleck-
fleber^ aufdringlich, schwer los zu wer-
den.
Fleischmulle, /., s. Mulle.
Flexibel, n., an den langen Tabaks-
pfeifen die biegsame (flexi bele) Röhre
zwischen Spitze und Rohr.
Flicht (197b) auch im Oberlande.
Flickhecht (195b), von FUck = Lap-
pen, Stück.
Flieder, m., wilder, s. Mädchenkrallt N.
fliegen, st, im Präs. flog (p kurz).
Flirr (199 a), im Oberlande auch nach-
lässiges, unordentliches Frauenzimmer.
fliben (199 b)^ auch tanzen.
Fludder, w., dünnes Tuch, leichter
Kleiderstoff. Der reine Fludder. Gor-
dack. In der Saalfelder Gegend auch
Lappen.
fluschen (202 a). Dat flusche bet^!
nach V. Auer in der Schlacht an der
Eatzbach (26. August 1813) Yon den
preui'z. Landwehrmännem gesagt.
foddern, sw.^ fordern.
Foderhemde, n., s. Voderhemde.
Forst, /. Die statt der Forst ist selbst
bei Gebildeten sehr gebräuchlich.
fo&eln = fosen. übertragen auf den
Menschen: er foielt rein auSy wird über-
lustig. Fosel man nich ut! wenn man
befürchtet, dafz jemand in seiner Laune
über das Schickliche hinausgehen könnte.
Frafz (204b). Gortzitza hörte in
der Rastenburger Gegend Frissation.
Frauenrose, /., Hundsrose, Rosa cch-
nina, und Weiurose, Rosa ruhigmosa
L. Ostpr. Pritzel, 338. 341.
Frauenstreit, m., Pflzn., Feld-Hao-
hechel, Ononis arvensis L. Ostpreufz.
Pritzel, 252.
f rischmilch (207 b), auch frischmilchend.
Wenn der kalte Herbst Schnupfen mit
sich führt, sagt man aaf dem Lande:
de Näs ward fröschmelk.
FriDs, Frü's, plur., Frauens = Frauen,
Hausfrauen. rJegeöge^ Friüs! Neon-
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Frose — Gelbchen.
523
äugen, (kauft) Frauen! Fru's, Rewe^
Gdmäre, Paatemack^ vrusche Reddia^
Zipple, PeUtzuljick! trauen, (kauft)
Rüben, Gelbmöhren, Pastinak, preufzi-
sche (schwarze) Rettige,* Zwiebeln, Pe-
tersilie! Königsberger Strafzenrufe der
Handelsfrauen {iGjuppelweiher), Vgl.
Weiteres Sprw. II, 1636.
FrOse, f., s. Wpöse.
Frü'8, plw.^ s. FriDs N.
Fuchszagel, pltd. Foszagel {a^ä),
Pflzn., Ackerscnachtelhalm, Equüetum
arvense L. Samland. Auch Drunkel-
pfeife u. Katzenzagel.
FUder, w., Fuder. Ein tucMges Fu-
der Heu, Oberland.
Fuhre, /., Furche, s. Fahr.
Fuppsack, m. 1. Tasche, Tautologie,
da jedes Wort der Znsammensetzung
Tasche bedeutet. De Rock ist so eng
wie e Fuppsack. 2. übertragen: Dieb,
der das Gestohlene einfuppt, einsackt.
Samland.
fUrmeinsparfy adv,^ für meinen Teil,
meinetwegen.
Fuich (211a), auch Fu&che.
Füse (211b). Nach v. Au er wurde
früher in Preufzen an die Fusenstange
aufzer dem Strohwisch noch ein Ton-
nenreifen und ein „KnippeP gehängt.
Das sollte andeuten: der Übertreter der
durch die Fuse ausgedrückten War-
nung müsse sich entweder mit einer
Tonne Bier auslösen, oder er werde
über ein Bund Stroh gestreckt und be-
komme mit dem Knüttel.
Fufe, /., s. V. a. Fo^e,
Fufzblatt, n,, s. Blatt N.
Fufzh'ng, w., Fülzling, Teil des Strum-
pfes, der oocke, der denFul'z umschliefzt.
Futtergerste, /., s. Sommergerste.
Futterhemde, n., Eamisol, früher Tracht
junger Männer in der Danziger Nhrg.
Viol^t, 175. Vgl. Voderhemde.
futtern, sw.^ füttern.
Futterspark, Pflzn., s. Knirkraut N.
G.
g (213 a). Z. 1 bezeichnender platt-
deutsch statt mundartlich.
GaidTs, 77»., Schimpfwort, das lit. gai-
dys Hahn. Schmidt.
Galeise, Pflzn., Färber-Ginst, Genista
tinctoria L.y auch Genst. Hagen, 733.
Pritzel, 128.
Galuschel, Pflzn., s. Gelbchen.
Gänschen, fettes, Sedum acre und S.
sexangulareL. Sie. liefern einen Thee für
Fieberkranke und werden, oft im Ver-
ein mit Sempervivum tectorum, auf
Gräber gepflanzt. Saalfeld. Gänschen
auch das Gelböhrchen (s. d. u. PUz),
GSnsestfZ, m., Eäfig zur Gänsemast.
Natangen.
Gast, w., Fremder. Theilweise als
gefährliche Nebenbuhler, fJieäweise wie-
derum als gemnnbringende Handels-
freunde standen den einheimischen Kauf-
leuten die Fremden oder Gaste zu/r Seite,
Danzig. Ordenszeit. Hirsch, 230.
gaunern, sw,, unerträglich betteln, un-
verschämt geilen (s. d.;.
geben, st^ im Ermlande und im Ober-
lande gft'e. Geben giebter nichts, aber
nehmen nimmt ei\ wo er kann. Eck
wer^s dir ge^e, ich werde es dir geben.
gebrauchen, sw, covre. Er hat sie ge-
braucht,
gefallen, st, sich. Wie gefällt er sich
da, wie behagt's ihm, wie geht es ihm?
gehen (222a). Geh' wir, gehen wir!
GehUsch, n,, Busch, Gebüsch. De
Vegel sunge im GehOsch, Saalfeld.
geilen (223a), auch im preufz. Hoch-
deutsch gflen.
Geiseler, m, Viehhändler, aber auch
Schlächter hielzen Geiseler, weil sie,
z. B. auf dem Geisselmarkte in Danzig,
geschlachtetes Vieh, das sie aber nicht
zerstücken durften, verkauften. Elbin-
ger Tagefahrt 24. Juni 1440: Geiseler
und Fleischer dürfen, um Vieh zu kaufen,
durch das ganze Land reisen, das Same-
land ausgenommen, S. Genaueres
Hirsch, 309.
Geizmagen, m,, Geizhals.
Gelbchen, GelbShrchen, GfilShrchen, auch
Galuschel, Pflzn., Pfefferling, Speise-
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524
Gelke — Olockchen.
Fs\tenschvf eanm^CanthareUuscibarius Fr.
Elbing. Kgsbg. Treichei, Voiksth.
II, 5. S.. Leunis, 1900.
Gelke (erstes e kurz), s. v. a. Crilke.
Pritzel, 72.
Gemächt, n., das männliche Zeugangs-
glied, namentlich die Hoden. Sr hat
ihm eins ins Gemächt gegeben^ bei einer
Schlägerei einen Stolz mit dem Fufee,
oder im Ringkampfe einen Druck mit
dem Knie.
GemUiihaufen, m., s. MUllhaufen.
Genickstuck, pltd. GnSckstSck, n., Hals-
schmuck früherer Zeit: Seiden- oder
Sammetband, woran hinten (im Genick)
eine silberne Platte und Schleifen von
demselben ßande angebracht waren.
Dzg. Nhrg. Viol^t, 176.
Genst, Pflzn., s. Galeise N.
GeprOdel, n., schlechte Näh- und
Strickarbeit; schlechte Arbeit über-
haupt, Pfuscherei. Vgl. prfldelfl.
Gepsch, /., 8. V. a. Geps.
Gepuichel, n., s. puicheln.
Gequafel, Gequatehel, n., s. qua§eln.
Gerift, n.^ Gerippe. Saalfeld.
Geroch, w., Geruch. Saalfeld.
Gerscht, /., Gerste.
GerUst, n , ßogen an der znm Mähen
ausgestatteten Sense, woran die fallen-
den Halme sich lehnen und in regel-
mäCziger Lage sich zu Boden senken.
Geschätter, n., s. Schatter.
Geselle, m,, s. HandelsknechL
Gesselblume, /., Feigwurzel, Ranun-
culus ficaria L. Auch Lämmerblume,
Rapünzchen, Klein-SchttllkrauL H age n,
580. Pritzel, 325.
Gftfzel, /., die Geifzel (s. d.). Ober-
land.
gewaltip (232 a). Gewaltig viele Men-
schen, Me schreg gewaltig. Ein gewal-
tiges Geld,
Gewimmer, n., Feldfrüchte von der
Gerste abwärts bis zu den ßohnen und
"Wicken, vielleicht für Gewimmel^ weil
sie, gemäht, unordentlich durcheinan-
derliegen und sich nicht in regelmäfzige
Garben binden lassen. Werder. N.
Pr. Prov.-Bl. H, 405.
Gework'ne, w., das Gewirkte, Gewebte,
vorzugsweise die Leinwand. Sie zeigte
mir ihr GeworUnes,
Gezarge, Gezärge, n., Neckerei, s.
zaraen.
Gezodder, n., das Yerzauste, Zer-
rissene
Gibbel (232 b), in 2. Bedeutung ma-
geres Pferd. Nordenburg.
Gibel, m., Fischn., s. v. a. Gieb'.
Gichtbeere, /. = Bocksbeere. Pritzel,
335.
Giftkraut, n., gröfzeres ScheUkraat^
Chelidonium majus L. Nach Hagen,
720, auch das Schwalbenkraut (s, d.).
Giftsack, m,, s. Bössack N.
Gigotärmel, m., s. Schttpsenkeule.
Gils, m. Vorn., Julius. Elbioger
Ndrg. Vgl. Gels.
girbeln, sw.^ den Köder der Angel
benagen, ohne anzubeilzen. Bt Tnt gir-
belt schon euer (ein Fisch). Vielleicht
verwandt mit gnibbeln. Kgsbg.
GTz (235a). Unter Geizen pltd. Gl-
zen, versteht man das Ausbrechen der
sich entwickelnden Seitentriebe der
Tabakspflanze (s. Leunis, 813). Giz
heiCzt zunächst der aus diesen onaus-
gewachsenen Trieben fabrizierte Tabak.
glamsrig (235 b). ghmsrig ist anch
glabbrig^ aber mit dem BegriflF des
Glänzenden, Blänkemden. Dai'z etwas
glabbrig ist^ fühlt man, dal'z etwas
glamsrig ist, sieht man. Ein fettiger
Mund, ein vom Nasenschleim über-
zogener Ärmel, den man als Taschen-
tuch gebraucht, ist beglamst, beglanh
sert. üngeräucherte Wurst, wenn sie
anfangt zu verderben, die wässerige
KartoflFel, die beim Druck aus der Pefie
gleitet, ist glabbrig^ glibbrig.
glftsaugen (236 a), auch mit verglasten
Augen sehen, wie sie das abgestochene
Tier im Verenden oder der mit dem
Schlafe ringende Mensch zeigt. VgL
glasen.
glau, adj ^ blank und voll. Wes^r.
Marold.
glauben, dran (236 b), d. h. an den
Tod, an das Ende; das dran^ daran,
träte so als Euphemismus au£.
Gl§dwasser, n., Gliedwasser, FlQssig-
keitsabsonderung bei Gelenk k rankhei-
ten; es heifzt auch Weggeleiswaster.
Oberland.
GISckchen, pltd. Klockke, n.^ N^^me
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Glockenblume — Grabesgrün.
525
für jede Pflanze mit glockenartiger
Blute, namentlich im Kindermunde.
Glockenblume, /., nach Pritzel, 415,
in Ostpr. TroUim europaetis L, S.
Kuoelranunkel.
Glubskoper, m., s. Mütze.
Gluch (238 a), auch bösartiger, rache-
brütender Mensch. Davon gluchsch,
adj. Et ist immer so gluchsch, Ober-
land.
Glück (238 a). Das Glück blüht, wenn
sith weilze Flecken in den Finger-
nägeln zeigen.
GlUhschlunk, m.^ Mensch mit glühen-
dem Schlünde^ Saufaus, Nimmersatt.
GlUhzecker (239a). Im Oberlande
Glühzeck ein racheschnaubender Mensch.
Vgl. Gluch N.
Glums (239 a). Schmand und Glumse
darf als provinzielles Lieblingsgericht
ohne jede Beschränkung bezeichnet
werden.
glOpsch (239 b). Wie man einem
glupsch etwas nimmt, so kann man ihm
auch glupsch d. h. heimlich, unbemerkt,
etwas zustecken, geben oder darreichen.
gnabbern (240 b;. Übertragen : in Be-
zug auf eine Arbeit, mit der man sich
ungern und stückweise beschäftigt : An
der Arbeit gnabberst du auch nur so
herum,
gnabbrig, adj.y benagt, uneben. Vgl.
gnagen.
gnSgeln (240a), auch aus dem Ober-
lande in der von Hermes angegebenen
Bedeutung bestätigt: unaufhörlich ta-
delnd Mil'zfallen und Unzufriedenheit
aussprechen.
gnarren (241 a), auch in wimmerndem
Tone immer dasselbe fordern, wie das
begehrende Kinder thun. Davon noch
Gegnarre, n, und Gnarrhans, m. Man
spricht auch von einemgnarrendenHusten.
Gordack.
Gnarrsack (241 a), Z. 2 lies Quarrsack.
gnatschen (241a). Die Schweine
gnatschen, wenn sie kauen, fressen.
Kinder, aber auch Erwachsene, die
ohne Lust, „mit langen Zähnen^ essen,
gnatschen^ wenn ihr Kauen gehört vnrd.
Vgl. ktlfretsch.
gneddem, «tr., s. v. a. gnoddem (s. d),
mit den Zähnen knirschen. zergneddeflUy
in kleine Stücke zerbeifzen^ mit den
Zähnen zerreifzen.
Gnick, n., Genick.
gnffsch(242b). Schimpfwort auf einen
Mann: gnttscher Hund^ auf ein Weib:
gnttsche Zock.
Gnitten, plur,, kleine Mücken, engl.
gnats, Gordack. Im Brem* Gntd.
Brem. Wb. II, 524.
gnlttern, sw.y nach Gordack s. v. a.
gnlddem.
Gnorpely m. , junger unausgewachse-
ner, nicht mannbarer Mensch. Gor-
dack.
Gnorpel, Gnurpel, m., Knorpel.
Gnofel, Gnuiel (244a). Vgl. poln.
anusny faul, träge, aasig, feige, nach-
lässig.
Gnuibock, m., kleiner, unschöner
Mensch = Gnusely GnoieL Oberland.
gOdengenOg (245a). göd-en-genog: en
= Verkürzung von und, wie z. B. in
Käsenbrot Vgl. Schweizerisches Idio-
tikon von Staub und ToblerL 323.
Goldblume, /., Saat- Wucherblume,
Chrysanthemum segetum L. Vgl. Gllke.
Goldchen, n. Mein Goldchen, mein
Trautster!
golden, adj. Mein goldener Junge!
Meine Goldene! Mein goldenes Herzchen!
Superlativ: goldenst
Goldkarosse, /*., Laufkäfer, Carabus
canceUatus lU. Gortzitza.
GoldknSpf chen , Pflzn . , kriechender
Hahnenful'z, Ranuncidus repens L. mit
gefüllter Blüte, in Gärten; im Weichsel-
delta Krunkeln. Treichel, Volksth.III,
Vgl. Knopfchen.
Gottesbäumchen, n., Pflzn., Eberreis,
Artemisia abrotanum L, Gottesbäumr-
chen, junge Eberraute, Wie wächst du
im Garten unter Rauten! Nsslm.,
Dainos, 29. 194.
Gotteshemdchen, n., Pflzn., s. Mandel-
blume.
Gottespfennig (247b). Nach Hirsch,
220, auch der gesetzliche Maklerlohn.
Danzig. Ordenszeit.
Gotfteil, Pflzn., gemeine Brunelle,
PruneUa vulgaris L. Ostpr. Pritzel,
69.
GrabesgrUn, Grabesruh, Pflzn., Fett-
henne, Sedum, weil man die Grabhügel
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526
Gramillje — haben.
damit besetzt. Weichseldelta. T rei-
che!, Volksth. III.
Gramillje, /. , unendliche Tiefe. (?)
Schirwindt.
Granssack, m., Koabe, aber auchMann^
der leicht granst. S. gransen.
Grasblume, /., s. Seegras.
Gratelierung, /., Gratulation.
grStig, adj.^ unnachgiebig, fest behar-
rend, ausdauernd im Widerstände ge-
gen die Meinung anderer. Klein abei*
grätig,
gratulieren, sw.^ mit dem Akkusativ:
Ich gi^ataUere Sie,
Grawenort (251b), richtiger Grawen-
orth, nach Sack älterer Name Draskin.
grftn (252a), auch hchd.: Mir wurde
ganz grün und gelb vor den Augen.
Grensel, Grinset, n., Gerinnsel, Ge-
ronnenes , Zusammengelaufenes. Die
Milch ist ein Grensel, Davon: grenslig,
Jrinslig, adi,^ unklar, trübe; von Flüssig-
eiten. Oberland.
Grick (252 b). Der Name bedeutet
griechisches Getreide, d. h. ein von
oüden gekoromenes, fremdes; nachge-
tragen sei noch: russ. gre6a^ grecu^ha^
grecichüy kleinruss. hrecka^ walach. hrisk^
magyar. haricska. Hehn, Kulturpflan-
zen etc. Vierte Aufl., S. 416.
Grffe, /., s. Grope N.
griflachtig, nach Gordack adj. und
adjo. von griflachen.
origgeln, sw.^ s. v. a. kriggeln.
Grindmagen, m., Pflzn., Klatschrose,
Papaver rhoeas Z/., auch Himschal. Ost-
preufzen. Pritzel, 263.
Srinzen, sto., grinsen.
iripsch, m., s. V. a. Grips in beiden
Bedeutungen . Oberland.
grtseln (253b). Die S. 254 mitge-
teilte Redensart auch: Der Tod läuft
übers Grab.
gilsmaulen (254a), zu ergänzen:
schmollen. Elbinger Ndrg.
Gritschan (254 a), das Gebäck wird
auch einfacher, ohne Korinthen und
Zucker bereitet.
Grompel (s. Grumpel^ 257a), die pltd.
Form Grompel tritt auch hchd. auf.
Davon gromplig, adj,
Grope, /., die Stelle am Schiffe, wo
der Vordersteven an Deck kommt (jetzt
Sponung), Rodergat (s. d.) u. Sponung
zusammen heifzen die beiden Griten.
Hirsch, 265.
Grofzschlunk, pltd. Grötscblunk, m,,
Mensch mit groizem Schlünde, Vid-
fresser.
grofzspOrig, adj.y von Spur = Geleise.
Ein gro/zspuriger Mensch, der grofz
thut, sich breit macht.
orottig, adj, von Grott (s. d).
GrUnkraut, n., grünesKraut, das Grane,
das man in Sup])en nimmt. Gern ose.
Davon GrUnkrauthändlerin = Grünfrau
(s. d.).
GrOs (258 a) ist provinziell hoch-
deutsche und plattdeutsche Form.
Grlitzblume,/., gemeines Täschelkraut,
Capsella bursa pastoris Mnch, Saal-
feld.
Grlltze, /. 1. nach Pritzel, 298,
Name für Buchweizen in Ostpr. aas
1590. Vgl. Grick. 2. rote Chüize.
Amarant, Amarantus speciosus Sims.,
wohl weil der Same dem Bachweizen
ähnlich ist. Treichel, Volksth. HL
GrUtzschlunk, pltd. Gröttschiunlc, «t.,
Vielfresser. Elbii^er Ndrg.
Guldenklee, m., gebräuchlicher Stein-
klee, Melüotus officinaUs Desr, Os^r.
Pritzel, 233.
Gutfreund, w., als Erkennungs-, Lo-
sungswort (Parole). Begehrt jemand
abends klopfend Einlalz in eingeschlosse-
nes Haus, so wird, bevor die Ö£Fnang
der Thür erfolgt, gefiragt: Wer daf
Lautet die Antwort y^Gutfreund!^ so
wird der Bekannte eingelassen.
H.
haben (261b), Prät. ich hät(^ Part, sich geltend zu machen suchen und
gehatt. Ich häi£ grojze WäscK, Vgl. dabei sich albern benehmen. Hab* did
können, sich haben auch = sich zieren, doch nicht!
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Haber — Hangenblum.
627
Haber (262 a), m. Langer Haber ^ die
Pferdepeitsche. Treichel, Volksth. IL
Hacke r263b) = Ferse und Absatz:
Sich (nacn einer Stelle) die Hacken er-
laufen. Sich (beim Gänsemarsch) die
Hacken abtreten. Der Hackenlose be-
kommt kein Vesperbroty sagt der Volks-
mun^.
Hadderkraut, Pflzn., Labkraut, Galium.
Die Hausfrauen kochen damit die Ge-
fai'ze aus, in denen Milch aufbewahrt
wird. Saalfeld.
Haferschleim, m., s. Schleim.
Haferwcijhe, /., sie wird am zweiten
Weihnachtsfeiertage in den katholischen
Kirchen des Ermlandes durch den Prie-
ster vorgenommen. Der geweihte Hafer
wird in kleinen Portionen unter anderes
Getreide gemischt und dadurch Mifz-
wachs, Unkraut etc. verhütet. Volks-
kal., 22.
Hahä (266 b). In die Bdba gehen ist
berlinisch allgemein.
Hahnenbalken, m., s. v. a. Keichel-
balken.
Hainbuche, /., nach Pritzel, 83, der
ostpr. Name für Carpintis betaim L.
Vgl. Heibuche.
haisch, Zuruf an Zugvieh, s. heitsch.
Hakehverk, n., Stadtteil von Danzig,
ursprünglich Ansiedelung polnischer
oder danziger Fischer. Der deutsche
Name Hakdwerk scheint nichts anderes
als tabema Emg zu bedeuten; jedenfalls
gab es in jenem polnischen Orte nur
ein einziges Grundstück, und dieses
scheint Hakelberg geheifzen zu haben.
S. Genaueres Hirsch, 8. Vgl. Lö-
schin, 45.
Halbkännche(n), n., halbes Kännchen,
zur Bezeichnung eines kleinen Schnapses.
Oberland.
halbwachsen, pltd. half- u. hallwa8se(n),
adj.^ noch nicht völlig reif, unausge-
wachsen. Ein haUwassener Mensch.
halsen (269 b). ^S^ halsen und küssen
sich^ sie umhalsen, umarmen sich.
Halwander, m., s. Halbander.
Hälzkäpple, plur,^ Holzäpfel = Hölz-
chen. Oberland.
Hambott (269b), im Oberlande Ham-
botk.
Hamm (270a). Hamm heüzt auch
der eiserne Bing, der die Sense mit
dem Sensenbaum, kurz Baum^ ver-
bindet.
hanbuchen (270 b), auch hanbUchen.
Händelkraut, Hendelkraut, n, . dreiblättri-
ger Ehrenpreis, Veronica triphyUos. L.
Ostpr. Hagen, 29. Pritzel, 433.
Handelsknecht, t»., Handelsgehilfe,
Eommis; auch Brotknecht und Geselle.
Danzig. Ordenszeit. Hirsch, 226.
Handgemahl, n., s. Merke N.
Handschke (271a), auch Handschk.
hanebüchen, hanebUchen, adj. Ein
hanebüchner Kerl^ ein grobgebauter
Mensch, wie aus Hainbuchen gezimmert.
Vgl. Heibuche.*
hängen, sf., Prät. hang. Das Hemd
hang auf dem Zaun.
hantleren, sw.^ laut und lärmend sich
zu schaffen machen. Beleg unter stracks.
Hardel (273 a), nach Sacks Mitteilung
nicht die Oberhaut am Flachsstenge^
sondern der Stengel überhaupt. Wenn
der Flachs lang, dick, gerade^ ohne
Seitensprossen gewachsen ist, dann hat
er schme Hardels.
harmon&re(n), sw., harmonieren, über-
einstimmen. Der Plattdeutsche braucht
für diesen Begriff nur das Fremdwort.
V. Auer.
Harsch, w., s. v. a. Harres. Viol^t,
178.
Harztanne, f.. s. Tanne.
Haselblume, /., gelbe, gelbe Osterblume,
Anemone ranunculoides Z/., auch gelbe
Waldviolen. Hagen, 569. Pritzel,
30. S. Aprilblume.
Hasenkohl, m., nach Hagen (481.
804. 831.) Name für den gemeinen
Sauerklee, Oaalis acetoseUa L., die gem.
Gänsedistel, Sonchus oleraceus L. und
den gem. Rainkohl, geoi* Milche, Lamp-
8anaco?wwi^n«5;nachTreichel, Volksth.
HI, im Weichseldelta für die krause
Malve, Malva crispa L.
Hasenpappel, /., rundblättrige Käse-
pappel, Malva rotundifolia L. Hagen,
722. Pritzel, 229. S. KatzenkSs,
Hasenwurz, Pflzn., Haselwurz, Asarum
europaeum L. Gortzitza.
hauen, sw., part. gehaut statt gehauen.
Er hat ihn gehaut.
Haugenblum, /., s. Romei.
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528
Hauhau — hinschmiereu.
Hauhau, m., Klaogwort, der Hnnd.
Der Hauhau wird dich beifzen!
Hausmarke (277 b), s. Merke N.
heben, «^., Prät hob (o kurz).
heddern (279 a), davon Hedderei, /.
Hede, /., s. Klunker N.
HMechs, /., s. V. a. Heidechs.
HeibSk (280a), pltd. auch EäbeL
Weichseldelta. Treichel, Volksth. III.
Heiche, n , s. SprSfze.
Heideldei (280 a). Da kommt die ganze
Heideldei an^ die eanze Sippschaft.
Heidnäglein, n.PflzD., Feldnelke, Dm^ti-
thu8 deltoides L. Pritzel, 134. S.
JungfemSgelchen.
heil (281b), die pltd.*Form hei auch
hchd. : aus heier Haut Zur 1 . Bedeu-
tung: Man verkaufte (in Danzig zur
Ordenszeit) im Grofzhandel das Ttu:h
in der Regel in ganzen (^helen^) oder
halben Stücken, Hirsch, 250.
Heilbaum, m., Heilblatt, n., s. Hoffnung
und Liebe N.
Heinrich, stolzer^ Pflzn., nach Hagen,
280, Chenopodium bonus Henricus; nach
Treichel, Volksth. HI, bunte Garten-
Lupine, die im Poln. Stolzer Andreas
heii'zt. Im Oberlande heifzt der stolze
Heinrich auch Stolzheinrich und Hochnas.
heischen (283a), Z. 8 v. o. 1. Ver-
käufer.
heifzen, sf., mit dem part. gehie/zen.
helfen, st 1. als Drohung mit Strafe:
Ich werd^ euch ungezogenen Jnngen hei-
fen! Wenn du das noch ein einztgesmal
thust^ dann werd^ ich dir helfen, dafz
du nicht weifzt^ wo du hin sollst! 2.
eine Behauptung ablehnen, zurück-
weisen. Ich kann dir nicht helfen^ es
ist falsch^ was du sagst
Helling, (?), von Hirsch, 260, unter
den Rauch- und Lederwaaren ange-
führt. Ordenszeit.
Hempsaat (284b), auch Hemfsaat.
Hendelkraui n., s. Handelkraut.
herauskahnen, sw,, s. kahnen.
herauskomfeien, sw,^ s. komfeten
Herbstaster, /., Chrysanthemum indi-
cum L, Weichseldelta. Treichel,
Volksth. III.
Herbstflieder, w., ' Phlox panniculata
var, hybrida Hort Weichseldelta.
Treichel, Volkstk HI.
Herbstnelke, /., gebrauchliches Seifen-
kraut, Saponaria ofßcinalis L. Trei-
chel, Volksth. m.
HSrmoos (285 b). Die dem Vieh schäd-
lichen Arten von Equisetum (nament-
lich pcUustre) heifzen Hermus u. Her-
mus^ die unschädlichen Kuhmus. Trei-
chel, Volksth. HL Daselbst ist' Her
= Herde gedeutet, weil die Pflanze
dicht verbreitet vorkommt.
hernacher (286 a), auch hemä.
Herr (286 a). Nach dem ostpreoCzi-
schen Kalender föllt Bonifacius (Märt)
auf den 14. Mai; die drei gestrengen
Herren folgen somit unmittelbar auf-
einander.
Herrgottswundenkraut, n., s. Chrisü-
wundenkraut.
heiTJeche (286 b). Für die Deutung
{je = i geh sprechen die weiteren For^
men: ägeh und ei gehl Alle drei drack^i
nicht sowohl Staunen und Bewonderung,
als Ablehnung aus.
Herrmohn, m., Elatschrose, Popooer
rhoeas L. Weichseldelta. Treichel,
Volksth. III.
henimstofzen, sichy keine bleibende
Stätte haben. Er hat sich in der Wdt
herwmstofzen müssen^ es ist ihm nie gut
fegangen, er hat nie ein eigentliches
[eim gehabt.
herumtrossen (287 a), L s. trossen.
Herzisse, /., Narzisse.
Herzspann, /., s. Hartspann.
hetzen, sw. Er ist mit allen Hunden
gehetzt Sprw. I, 1716.
Hijezint, /., Hyacinthe.
HimmelsschlUssel, Pflzn., Gebirgs-Fett-
henne, Sedum fabaria Koch, Weiclisel-
delta. Treichel, Volksth. IIL V^
HimmeischlUsselchen.
hinge(n), adt?., hinten.
hinhauen, sw.^ mit Vehemenz fallen,
hinfallen; ebenso hinsausen. Vgl hin-
schmieren.
hinplästem, str., sich^ sich breit hin-
setzen; namentlich von Frauenzimmern,
die sich beim Sitzen mit ihien Rock^
weit ausbreiten. Sie safz da hinge-
plastert Vgl. Pläster.
hinsausen, sw., s. Iiinhauen N.
hinschmieren (290a), in 2. Bed. etwas
schlecht hinschreiben.
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Hmtergesäiz — hoBten«
529
Hintergesäfz (290b), Z. 2 1. Gesäfz,
Himschal, /., Pflzn., s. Grindmagen N.
Hirschhorn, n., Pflzn., s. Skorpionkraut
Hirschtalg, m.^ Medik., Sebum ovil-
lum.
hHzen, «iü., heizen. Beleg s. absund N.
HSbbely m,y s. v. a. Hubbel, Ober-
land.
Hochnase, /. 1. Mensch, der die Nase
hoch trägt, Hochmütiger. 2. tlochnaa,
Pflzn., s. stolzer Heinrich N.
Hoffnung und Liebe, Pflzn., Steinbrech-
art, Saaifraga sarmentosa L., weil das
Blatt auf einer Seite grün, auf der
andern rot ist. In der Saalfelder Ge-
bend auch Heilbaum, Heilblatt: die äufzere
haarige, gröne Seite wird zum Heilen,
die innere rotliche, nachdem sie ein
wenig geschabt a. rauh gemacht wurde,
zum Ziehen aufjgelegt. Treichel,
Volksth. III.
Hofmarke, /*., s. Merke N.
HSfner, tt».. Mann vom Hofe, Herren-
hofe. Herbeiaeritten kam ein junger
Hof er Vom nofe^ Betrachtete die Hof-
nerin^ die junge^ Im Hofe. Nsslm.,
Dainos, 72.
hOg, adj.^ hoch. Der hoge Baum.
Heike, (?), von Hirsch, 261, unter
den Waffen der Ordenszeit aufgeführt.
Holke(295a), bei Hirsch, 263, der
Holk.
holl (295 b), auch Imperativ von hal-
ten: holt op^ halt auf!
HolIHnderei (295 b). Auch bei Willen-
berg ^ebt es eine Hollanderei u. zwar
ganz m der Weise, wie sie Bock be-
schreibt, etwa eine halbe Meile sich
hinziehend. Gortzitza.
Holzmesser, m., Auf messer von Brenn-
holz; früher vereidigter Aufseher beim
Verkaufe von Brennholz. Hirsch, 219.
. Hopfen, 77»., wilder^ hopfenartiger
Schneckenklee, Medicago lupuUna L.
Ostpr. Pritzel, 231.
Hopfenkuhn, Pflzn., s. Nesselhopfen.
Horscht, m. Horst; ebenso horsehten,
horsten.
Hotz (299 b), zu 2: ein besonders in
Schaf- und Pferdeställen dicht unter
der Decke angebrachtes Bett für den
PriMhbi«r, WArtorboch U.
Schäfer oder Knecht, zu dem man aaf
einer Leiter aufsteigt Schippenbeil.
Hub', /:, die Hufe
HubsChlag, m., kleine bäuerliche Be-
sitzung. Saalfeld.
Hüft, /. Du setzt mich auf die Hüft
und pust mich in die Luft. Reim, den
Yernachlälzigte, Zurückgesetzte an-
wenden. Kgsbg.
Hut (302 a), auch Huinase.
Hummel (303 a), ursprünglich wohl
das bekannte Insekt Hummel (Bombus).
Hund (303 b). Hündchen^ als Schmei-
chelwort zu Kindern. Mein Hundchen i
hundemüde, adj,^ müde wie ein Hund.
hunderackermUde (304 b): müde wie
ein Hunderacker y wie ein Racker, der
die Hunde fängt. Gortzitza.
hundsgemein, adj.^ sehr gemein.
Hundsjung, m., als Schimpfwort hchd.
u. pltd. Wo de Hundgung bhfz mag
stocke f
Hundsknoten, pZur., s. v. a. Hunds-
noten.
Hundskott, /. 1. Kotte der Hündin.
2. nach Viol^t, 178, grober Kleider-
sto£P älterer Zeit.
Hundskrät, /. u. w., Schimpfwort S-
Krät
Hundsmiloh, /., Pflzn., Wolfsmilch,
Tithymalus Scop.^ nach dem bittern
Milchsaft. Ostpr. Hagen, 501. Pritzel,
404.
HundstUrkei (305b), nach v. Auer
auch in Ostpr. Bezeichnung für einen
unfruchtbaren Distrikt
HundwUrger, m., Pflzn., Knäuel, Sele-
ranthus L, Ostpr. Pritzel, 367.
Nach Hagen, 450, Hundwirgel. Auch
SL Johannisblut
huppaschen (306 a), gewöhnlich hüp-
fen.
Hurenwirt, m., beim Kegelspiel der
Schütze, der auf 101 „Holz" zu stehen
kommt; auch die Zahl selbst.
hurr (306 b). Sehr beliebt ist auch
Hurrgott.
Husch (306 b), plur. HOscher.
hinten, »w. Emem etwas husten^ ihm
das Erbetene oder Gewünschte nicht
gewähren.
84
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530
i — Jungfer.
I (308) wird in Imperativen e\ Us
lies, nehm doch nimm doch, seh sieh,
stech stich, sterb stirb , werf wirf! Be-
fehl ihm doch! Erschreck man nicht
Efz doch noch was! Flecht mir einen
Kranz! Fr efz nicht zu viel! Helf mir
auf! Mefz mal die Höhe! Scheit ihn
ordentlich! Schmelz die Butter! Sprech
lauter! Treff gut! Trei mir nicht auf
den Fufz! Verderb uns nicht die Freude!
Vergefz uns nicht! Erwerb erst mein
Vertrauten ! Empfehl mich ihr ! v. A u e r.
Ilske (310b), auch llzke.
indem, adv.^ in diesem Aogen blick,
sogleich. Er mufz indem kommen^
warte doch!
ineinSy adv.^ anunterbrochen. Sie
mu/z den ganzen Tag ineins kalbekem.
instrujieren, pltd. mstrujftre(n), sta.,
instruieren.
Intresse, n., Interesse. Ebenso in-
tressant, intressieren.
is = ist. Is was is! gewöhnlich mit
dem Zusätze: der Mensch freut sich dochj
auch eine kleine Gabe, einen geringen
Verdienst empfangt der Dankbare freu-
dig. Sprw. 1, 1811. S. just N.
itftges (:^l2b) aus hdu tagu an diesem
Tage = ahd. hiutu, hiuto^ hiuta^ ncüid.
Mute heute. Vgl. Schade, 403.
Ittemessel, /., s. Dottemessei N.
jabbern, sw.^ s. ichabbem. .
Jagehen y n., you jagen^ Kinderspiel,
s. V. a. Greif chen. Wir wollen Jagehen
spielen!
jagen (314 a), im Prat. statt jagte
auch jyg.
Jakobsholz, Pflzn., Mandelweide, Salix
amygdalina L., auch Maiholz. Hagen,
1015. Pritzel, 354.
Jankel (315), s Joschel.
jedwede, jedwide, zählendes Adjektiv-
pronomen, jedweder, jedermann, ver-
stärktes jeder. Saalfeld. Vgl. jiiw§der.
Jerusalem, m. 1. Pflzn., gemeiner
Friedlos, L/ysimachia vulgaris L, als
Gartenpflanze. Rauschen. Samland.
2. Der Jerusalem auch Name eines
Hügels in unmittelbarer Nähe der Stadt
Lyck. Gortzitza.
Jesnitz, Fischn., s. v. a. Gfse. Dzg.
Nhg. Viol^t, 187.
Jesuwundenkraut, n., s. Christiwunden-
kraut.
jetsch, interj.^ Abscheu ausdrückend.
Gordack. Verstärkung von je (s. d.).
JTper, m., s. V. a. Gfper.
Johannisblume, /., s. Rindsauge.
Johannisblut, St, n., s. HundwDrger.
Johannisfeuer(317b), nach Gortzitza
bei Lyck noch ganz gewöhnlich.
Johannisroggen, m., gemeiner Roggen,
Seeale cereaU L. Man säet ihn um
Johannis oder Jakobi. Hagen, 137,
Pritzel, 414.
Jopenbier (318b), s. SchOpe.
Joschel, Joschke, m., jüd. Vom, Joseph,
zugleich s. v. a. Jude. Man ruft diese
Namen, wie aach Jankel, Hzig, SchmOl
den Juden nach.
Judenmyrte, /., kleines Sinngrän, Vmca
minor L. Weichseldelta. Treichel,
Volksth. m.
JOdke, w. Vom, s. JSke.
Jung (320b), plwr. Jungen»^ Jungem
Nackte Jungem, Klöfze aus zerriebenen
Kartoffeln, auch Elöfze überhaupt, in
Milch gekocht. Saalfeld.
Jungfer aus dem Busch, Pflzn.^ weiden-
blättrige Spierstaude, Spiraea salid-
folia Lt. Weichseldelta. Treichel,
Volksth. IIL
Jungfer kick Ubern Zaun, Pflzn., dass.
-was Kick lAem Zaun (8.d.). Treichel,
Volksth. n.
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Junker — kaldops.
531
Junker r321a). Nach Sack (Die
Neue Welt. Uiustr. Unterhaltungsbl.
Stattgart 1883, S. 600, in dem Artikel
„Preulzisches Wörterbuch") werden von
den „gemeinen Leuten" in Preufzen
die Sohne adeliger Gutsherren aus-
scfaliei'zlich Junker angeredet. Die
Dienstleute auf dem Lande mutzten
noch vor wenigen Jahrzehnten eine be-
stimmte Titulatur-Ordnung genau beob-
achten. Der adelige Rittergutsbesitzer
mul'zte gnädiger Henry seine Gemahlin
gnädige Frau^ die Tochter gnädiaes
Fräulein^ der Sohn gnädiger Juriker
genannt werden; der bürgerliche
Rittergutsbesitzer mulzte hochgeehrter
Herr^ die Gemahlin hochgeehrte Frau
oder Madam, die Tochter Mamseücheny
der Sohn junger Herr angeredet werden.
Da auch „gewöhnhche Frauenzimmer"
sich MamseUchen nennen liefzen, und
die bürgerlichen Gutsbesitzerdamen den
adeligen nicht nachstehen mochten, so
wurde wenigstens für die Töchter das
Fräulein angenommen. Das Beiwort
gnädig wurde noch vor dreifzig bis
zwanzig Jahren in bürgerlichen Fa-
milien mit richtigem Takt als eine
Albernheit erachtet. Der bäuerliche
und k öl mische Gutsbesitzer hieiiz
geehrter Herr oder auch blofz Herr^
pltd. meistens Herrke^ die Frau Madam^
Madamke^ die Tochter Mamsell, Mam-
seUke. Den Bauer nannten die Dienst-
leute Wirty die Frau Wirtin, in man-
chen Gegenden auch Bür und Bursche.
Der Gärtner (Instmann) wurde vom
Scharwerker, den er halten mufzte, He,
Hei - Er, dessen Frau Se, »^ei = Sie
genannt. Die Söhne der Bauern wer- .
den mit den Vornamen, die Töchter
mit den Vornamen in der Deminutiv-
form angeredet: Hannke, Ghisike etc.
Die Titulatur-Ordnung wurde den Dienst-
ienten vorgeschrieben.
Junkerstrafze, Strafzenname in Königs-
berg, s. Burgfreiheit N.
junicheln, sw., s. bonicheln N.
just, interj, (321b). Ist all! klingt
echt preui'zisch: is all!
Kabuse (323 a), L s. Kabtse.
Kachel (323a). Beleg zm ^: Du büt
meine alte, gute Kachel — rnein trautstes
Kachelchen I
kadftkschen, s. v. a. kadäksen, von dem
Rufe kadaksch! den die Henne hören
läfzt, namentlich wenn sie ein Ei ge-
legt hat Übertragen: das Geschrei
eines erregten Weibes. Kadaksch doch
nicht so! ruft der Mann zur Beruhi-
gung.
Kaddig f324a). Pritzel, 196, führt
als entstellte ostpr. Namen noch Kadr
dichnestrattch und Kattick an.
Kaffe (e kurz), m., Kaffee.
kagtnen, sw., s. kajTnen N.
kahnen, sw., in einem Kahn fahren^
gewöhnlich: Kahnche fahren, Bootehe
fahren, Zusammensetzung: herauskahr
nen, in übertragener Bedeutung: mit
einem Löffel etwas aus der Suppe
schöpfen. Er kahnt sich alle Keilchen
'raus!
Kahntrupp, m., s. Trupp.
kajinen, kagtnen, sw., winseln, winselnd
klagen, auch s. v. a. mtfen; zunächst
vom Hunde. Oberland. Erweiterungen
des JVortes sind kajinken (I 326 a), Ao-
ßnken (siehe N.) und kujienen (I,
433a).
Kalb (327 b). Das männliche Kalb
heii'zt zunächst Bullenkalb , pltd. Bolle-
kalWy erst wenn es kastriert ist, nennt
man es Ochsenkalb.
kalb§ken (327 b). kalbekem nicht nur
in Westpr., sondern auch im Oberlande.
Kälberbraten, m., Kalbsbraten.
Kälbersprock, m , Pflzn., Kälberkropf,
Chaerophyllum L. Saalfeld.
Kalbsbrägen, m., -geschling, n., -gesicht,
»., -köpf, m,, beliebte Schimpf- und"
Scheltwörter, zunächst auf dumme oder
für dumm gehaltene Menschen.
kaldups, kftidups, Elangwort zur Be-
zeichnung stofzweiser Bewegung. Auf
holperigem Wege, oder wenn man einen
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532
Eal^k — Karate.
unebenen Abhang hinunterrutscht, geht
es kaldups, kaldups. Schmidt.
KaICk, Tl., s. Y. a. Kalet
Kalftr, /., Kouleur, s. KoWr.
kaieschen, aw.^ prügebi.
KalfOnje (329 b), auch KalfOnjum.
Kaitn, w. Vorn., Karoline.
Kalinchen8trauch(329 b). Nach P ri t z e 1 ,
435, in Ostpr. auch Kalinichen u. Ka-
ninchenbaum. Der pol. Name Kaiina
vielleicht von kalKoi^ Schlamm, Pfütze:
die wilde Schlinge pflegt an feuchten
Stellen unter Gebüsch und in Laub-
wäldern zu wachsen. Treichel,
.Voiksth. m.
Kalmus, w., fdUcher^ roter^ s. Teich-
Kaluppe (330b), auch Chaluppe, wie
schon 126 a aufgeführt.
Kalos, /., Gefängnis. Litauen. S.
Klose.
Kammftdje, /., Komödie, Theater. Ich
geh heute in die Kammedje,
Kammer, /., Kontor zur Ordenszeit.
Hirsch, 231.
Kämmerer (331a), gekürzt wohl all-
gemein Kämmer, selbst Stahlkammer.
Auf groi'zen Gütern ist, nach einer Mit-
teilung von Sack, die Rangordnung
des Personals folgende: der Merr^ der
Inspektor oder Wirtschafter; der Kämr-
mer; der Vorarbeiter; die Arbeiter (Gärt-
ner^ InsÜeute^ Knechte^ Scharwerker).
Wenn auf dem Hauptgute ein Kämme-
rer angestellt ist, fehlt gewöhnlich der
Vorarbeiter. Der Kammer vertritt den.
Inspektor, beaufsichtigt eine Arbeits-
kolonne, arbeitet nicht mit und trägt
vor den Leuten hohe Stiefel, wie der
Herr und der Inspektor. Der Vorar-
beiter trägt (trug?) keine Stiefel, führt
auch Aufeicht, mufz aber mitarbeiten,
beim Mähen als Erster; sonst geht er
grölztenteils mit den Scharwerkem. Auf
nicht zu groi'zen Vorwerken sitzt in der
Regel ein Kammer; hier darf er ein
Reitpferd halten, und hier kommt es
auch manchmal vor, dafz er unverhei-
ratete Knechte zu speisen hat. Der
Kammer gehört zu den sogeoannten
Deputanten (Handwerker, Gärtnierer,
Kutscher — wenn er verheiratet ist —
Schäfer, Brenner etc); sie haben einen
besseren Lohn als die Gärtner und Inst-
leute, die besten Wohnungen, brauchen
oft keinen Scharwerker zu stellen, ihre
Frauen gehe'h nie zur Arbeit, sie dür-
fen zwei Kühe auf Kosten des Be-
sitzers halten und was dergleichen Vor-
teile mehr sind. Der Vorarbeiter ge-
hört nicht zu den Deputanten; er hat
weniger Lohn als diese, wenn auch
mehr als die Gärtner, mul'z einen Schar-
werker halten, und seine Frau hat manch-
mal auch mit in die Arbeit zu gehen,
namentlich hat er nur eine Kuh frei.
Sparsamere ^Besitzer scha£Pen darum den
Kämmer ab und suchen mit dem Vor-
arbeiter auszukommen.
kammOd, adj,^ bequem, das franz.
comTnode, Dato os he vel to kammod!
Kampe, Kämpe (332 a). Das Gitat
aus Bock, Nat. HI, 1022, ist Beleg
zur fehlenden 3. Bedeutung: aus einem
Bruche hervorragendes festeres Erd-
stück.
Kampf erfolium, Pflzn., Geisblatt, Lo-
nicera caprifolium L. Weichseldelta.
Treichel, Voiksth. HL
Kandftt, Kundftt, ^n., Kandidat.
Kanditer (332 b), auch Kanditter.
kantfffeln, sw.^ (333 a), auch von den
Pferden, wenn sie sich gnappend jucken.
Kantholz (334a), nach Sack vierkan-
tig beschlagenes Holz: Balken, Sparren,
Riegelholz.
Kaplan, m , allgemein übliche Kürzung
von Kapellan,
KapOse (336 a), kurz KapOs, die unter
Kappe (335 b) beschriebene UUmisehe
Mütze, Nach Sack wird in Preuü.-
Litauen die Kapuse niemals Kappe ge-
nannt; Kappe^ gewöhnlich im Dem.
Käppchen, neifzt nur das KUUchen;
selost die Mütze ohne Schirm erbllt
nie den Namen Kappe, Ein Kdppchen
mit einer Troddel heilzt Troddelklpp-
chen, -klutchen.
Karäkul, m., s. Rackdpel N.
Karamaus, 9n., s. v. a. Karmaus.
karass&re(n) , pltd., das frz. care&er,
den Hof machen.
Kar§te (338 a), in der Elbinger Ndg.
auch ein zerbrechliches Fuhrwerk; in
der Saalfelder Gegend KarSt, /. u. w.,
altes Möbel etc.
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Karr — Er.
533
Karr, /, Karre, Spinnrocken. Saal-
feld. Vgl. Spinnkarre.
karrjos, adj.y kurios, seltsam.
Karecht, Korecht, Kruscht, /., Kruste,
s. Kirete.
ka§chel§re(n), ka§choliere(n), sw.^ lieb-
kosen, franz. cajoler. v. Au er.
Käschenkraut, n., übersehene Käse-
pappel, Malva neglecta Wallr. Weichsel-
delta. Treichel, Volksth. IH.
Kaschinnitz, Pflzn., s. Kattschinneck N.
katehoiiere(n), sw,, s. ka§chel§re(n).
Katerlischen (345 a) 1. KaterlTschen.
katern, sw,^ von Kater = coire.
Katsch (345 bj, auch käUch als Zuruf
an die Enten, wenn sie fortgetrieben
werden. Saalfeld. KaUchke werfen.
S. Kaschke.
Katsche, Pflzn., weifze Seelilie, Nym-
phaea alba Z/., wohl weil die schöne
weilze Blume, der Ente, poln. kaczka^
gleich, auf dem Wasser schwimmt.
Weichseldelta. Treichel, Volksth. HI.
KatterechTnchen, n., s. y. a. Kataschfn-
chen.
Kattschinneck, Pflzn., Schweinekraut,
Caüa palustris L., auch Kaschinnitz, be-
liebtes Schweinefutter. Saalfeld.
Katze, /., als Schmeichelwort zu Kin-
dern, namentlich kleinen Mädchen.
Kleine Katze! Mein Katzchen!
Katzenschwanz, Pflzn. 1. gemeiner
Weiderich, LylhrumsaUcariaL, Weich-
seldelta. Treichel, Volksth. III. 2.
Ackerklee, Trifolium arvense L, Ostpr.
Pritzel, 407. Vgl. Katzenzagel.
KatzeiVBteig(347 b), auch = heimlicher,
versteckter Weg für gefällige Frauen-
zimmer.
Kaudelgarn, n. Flachs, Hanf, Kabel-
gam und Kaudelgarn, das nach Danzig
gebracht vnrd, soll zur Brake und zur
Wage konvmen. Alte Willkur. Hirsch,
218.
Kaiffgesell, pltd. KOpgesell, m., Hand-
Inngsdiener, Kommis. Litauen. Vgl.
kaisem.
Kaufmannsmerke, -marke, /., s. Merke.
Kaulchenmacher, m., s. Kaul.
KaulpOrechk, m., s. POrschk.
Kavallierchen, n., s. Mtltze.
•ke, Deminutiv-Endung, im Pltd. von
vielen Wörtern fast untrennbar: de Uwe
Gottke, Freileinke, Madamke^ Hdfke,
Hemske, Höltkey Häske^ Kruschke, Duwke,
llske.
Kehrwiederstrafze,/., früherer Strafzen-
name in Königsberg, s. Burgfreiheit.
Keichel (351a). Kekhelhraten mit
gestowten Christorbeeren, gebratene Hüh-
ner mit Stachelbeer-Kompott.
Kennung, /., s. thalem.
Keps (355 a), auch Kepse, plur. Kepse
und Kepsen.
Kereei, m., nach Hirsch, 251, zur
Ordenszeit in Danzig = Kergei.
kibbicken, sw,, durch leisen Stofz,
freundschaftliches Kneifen oder sonsti-
ges Angehen machen, dal'z jemand sich
re^t, ihn reizen, kitzeln, necken, sich
mit ihm zergen; aus dem gleichbed.
lit. kibbinti. Junge Burschen und Mäd-
chen kibbicken sich. Einen phlegmati-
schen Ehemann neckt man mit den
Worten: Dt mot de Mutter (Frau) wol
ommer erseht e bö/zke kibbickef Litauen.
Sack.
kickein, ktkeln, sw., mit zusammen-
gekniffenen Augenlidern sehen, wie
solches Kurzsichtige thun.
Kicks, m., Klangwort, Fehlstofz im
Billardspiel, der nur den Ball streift.
Kienapfel m., Tannapfel, Samenzapfen
der Kiefer. Kienapfel und Kühnappel
(Mörder des Bischofs v. Hatten) auch
Personennamen in der Provinz.
ktkeln, sw., s. kickein N.
Kinderfrag (362 a). Das ist man Kin-
derfrag, die Frage läCzt sich mit Leich-
tigkeit beantworten ; die Sache ist leicht
= kinderleicht
Kindke (362 a), auch hchd. : er wiü
sich lieb Kindche machen.
Kindskopf, m.y Schimpfwort für einen
einfaltigen, albernen Menschen. Gort-
zitza.
Kindsmargell, /., Margell, Mädchen,
zur Aufsicht über die Kinder, Kinder-
mädchen.
Kfpenkerl, m., s. PIttnder.
kippig, adj. u. adv., von Kippe, kippen.
Das Glas ist sehr kippig, — der Tisch
steht kippig = steht auf der Kippe,
ist dem Umfallen nahe.
KTr, /., Einzahl von Ktre (364a), auch
ungeduldiges Wesen; Laune. Herr
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534
kiren — klingern.
Gott, wcLB giebst du blofz für Ktren an^
eK du einen Löffel Medizin nimmst!
Was du auch alles für Kiren hastt nun
setzt du dir gar den Hut verkehrt auf,
Saalfeld.
ktren, «t^?., von Ktr^ ungeduldig sein,
übele Laune zeigen. Wenn die Kinger
Zdhnches kriege^ kiren sie in eins. Saal-
feld.
Kirsche, /., spanische, Name für jede
Sülzkirsche.
Kiichak, n., Pferd, namentlich kleines,
junges. Der gewöhnliche Lock- und
Schmeichelruf für Füllen ist: Kisch,
Kisch! aulzerdem die Deminutivbildung
Kischchen. Masuren. Gortzitza. S.
Kiichlak.
ki§cheln (364 b), auch schlecht kochen.
Sie küchelt -alles ab, da/z maris kaum
zur SeeV binngen kann. Saalfeld. Auch
in Natangen kUcheln = kochen, und
Kiichel, m,, ein stark eingekochter
Brei aus Brot und Milch.
kttem (365 b). Sie hat die Schwelle
bekttertj sagt man, wenn die jüngere
Schwester vor der älteren heiratet.
Werder.
kfwig, adj,, auch kühn, keck, feurig.
Sich klwig machen, dreist auftreten,
wichtig thun. Oberland. Vgl. ktfen.
Klackern (367 a), Z. 1 1. klackem.
Klafter, n. statt f Das Klafter Holz.
klämerig, adj. Es geit klämerig, es
geht fast schlecht, noch trüber wie
mittelmäfzig; wohl von klamm. Elbin-
ger Ndrg. Vgl klämerig.
klammheimlich, a(/;'. Zusammensetzung
aus klamm und heimlich. Sie safzen
i)anz klammheimlich zusammen. Ober-
and.
Klapka (368 b). klapka poln. auch
Brettchen. B}r hat eine Klapka zu viel
vielleicht analog: Er hat einen Sparren
zu viel, verwandt mit: Er hat ein Brett
vorm Kopf, Gortzitza.
klappern (369 b). Klappern gehört
zum Handwerk, Reklame muiz gemacht
werden. Vgl. klippern.
Klapperwagen (369b), federloser Wa-
gen, der beim Fahren klappert. Er
ist nicht nur durch Seitenleitem, son-
dern auch durch Vor- und Hinterleitem,
die sich beim Abladen leicht heraus-
heben lassen, abgeschlossen; diese sog.
Leitern haben volle Flächen, während
die beiden Seitenleitem des Leiterwa-
gens wirkliche Sprossenleitern sind. Die
Klapperwaaen nahen stets Beschlag-
räder, während die Leiterwaaen aach
auf JPüf rädern gehen. Trägt der Klap-
perwagen Tritte, so heifzt er Spazier-
wagen; hat er statt der Leitern ein
Geflecht, so nennt man ihn KortmageiL
Sack.
Klatschkasten, m., s. SchrobretL
Klatschrose, f, s. BijOn N.
Kletten (372 b). Die Klunkern 2 (s,
d.) heifzen im Weichseldelta auch Klag-
ten; daraus Klattgäm, Klattlauend. Aas
Klattgam werden auch Lichtdochte ge-
dreht, daher heifzt es auch Dochtgam,
pltd. Dachtgäm. Tr eiche 1, Yolksth.
Klatterkamm (372b). Der Kamm mit
engen Zähnen heii'zt dichter Kamm.
Lauskamm wird nur in grober Sprache
und als Ekelwort gebraucht Sack.
Klauen (373 b), auch Klaun, m., und
Klein, /., Dem. das Klaunche, Kleinche.
Klebstake, /., s. Lehmstake.
Kleck (373 b), auch n.
Kleiderrump, m., s. Rump.
Kleidrock, KIMrock, m., Rock. So 'n
Kledrock haV ich auch mal gehctU.
Saalfeld.
Klein, n., s. Klauen N.
Klein-SchSllkrauty n., s. Gesselblume N.
Kleister (376 a). Diha i^M. Küster vsi
auch ins Hochdeutsche gedrungen.
klemmen (376 a), das 2. part. gewöhn-
lich geklemmt
Klesemes, (?), ein Pelzwerk. Das
Tausend 1422 52 Mark. Hirsch, 260.
Kletsche, /, im Oberlande s. t. a.
Klitsch.
Klimbim, 771, Unsinn. In Berlin: Mach
keenen Klimbim! Nach Schmidt auch
Musik.
Klimmer, plur., die Finger. Schüler-
ausdruck. Er hat auf die Klimmer be-
kommen, Hiebe auf die Finger. Königs-
berg.
kifn, klinn, adj., klein. Davon KAmt,
Klfnerchen, n.y kleines Eind. Obeiland.
klingem (378 a). Sie kUngem
klingelt^ läutet
es
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Elinkerbau — Enopfchen.
535
KlinkerbaUy m.y Aurzenbekleidung des
Schiffes, bei welcher die Bretter mit
den Säumen über einanderfassen.
Klipp (378b), gewöhnlich im Dem.
Wir wollen Kltppche(n) spielen! Das
Hokchen, woraui geschlagen wird, ist
vierkantig und zugespitzt, die vier Sei-
ten sind auch numeriert
Klipping, (?), von Hirsch, 260, un-
ter den Kauch- und Lederwaren auf-
geführt; 1428 ein Hundert 5 Mk.
klTstrig, adj. von Kltster^ Kleüter.
Kitler (373 a), plur. Klttem, wird auch
in Ostpr. neben Klunkern gebraucht,
aber in etwas verschiedener Bedeutung:
jene sind fest, diese weich. Gort-
zitza.
KISbe, /., das mit einem Hobeleisen
für die Drehbank zugehackte Bernstein-
stück, woraus Perlen oder Korallen ge-
dreht werden sollen. Elebs, Gewin-
nung etc. des Bernsteins, 32.
Moppem, Str., von Klapper^ klopfen.
Wer klappert daf
klugkolken, sw.^ s. kolken N.
Klunker (383b). Wenn der Flachs
durch die Hechel gezogen wird, dann
fallt Hede (l, 279 b^ ab. Bede wird
in eigentümlicher Weise aufgeschüttelt
(Hed 8cheddre\ in zwei Sorten geschie-
den und zu dicken Rollen zusammen-
äethan. Aus der bessern Sorte wer-
en Kratzen (I, 424a) gemacht, wie
man auch die auf dem Kamm befind-
liche Hede nennt; der Rest von diesen,
der beim Abspinnen auf der Eratze
liegen bleibt, heii'zt Klunker: er wird
abgenommen und im Klunkersack, auch
Klunkerkrepsch, angesammelt. Ist eine
genügende Menge von Klunkern bei-
sammen, so werden sie gekämmelt (wie
WoUe) und versponnen, häufig auch
mit Wolle vermischt. — Beim Schwin-
gen des Flachses (mit dem Schwing-
messer auf dem Schwingblock) giebt's
auch Hede: die Schwingelhede (II,332a);
sie ist die schlechteste Sorte. Nach
der Güte des Gespinstes unterscheidet
man absteigend: Flachsgam^ Kratzen-
gamy Hedgam^ Klunkergam u. Schmnr-
gelhedgam; ebenso ordnet sich das Ge-
webe als Leinwand. Sack.
Klutchen (384b), vorletzte Z. des
Artikels 1. bäwe.
Klute (385a), Z. 3 v. u. L Klüten-
Kluwander (385 b). Dasselbe Spiel
(mit einigen Abänderungen) lernte
Bezzenberger in Gropischken (Li-
tauen) kennen und beschreibt es in
den Lit. Forsch., S. 205. Der Ruf
lautet: kltüdovhiderä.
KIDwe, /. Hirsch, 252, führt „Mützen
mit 4 und 2 Kluwen^ auf; erstere
kostete 1426 2 Mk. 6 sc, letztere 12 sc.
knacksen (386a). Nach dem scher-
zenden Volksglauben hat man so viele
Bräute, als man Finger zum Knacken
bringen kann.
Knagel, Knaggel^ m,, s. KriwQle.
knarren (387 b). 2. Bedeutung =
gnarren.
Knarrholz, n., nach Hirsch, 254,
s. V. a. Klappholz.
Knasterbart, -blank, -gold u. knftstem
(388a), auch mit geschärfter erster
Silbe: Knasterbart etc.
knauen (388 b), gleichbed. m\i gnatien.
Knebel (388 b). 4. Griff am Sensen-
baum, den die rechte Hand falzt 5.
Pflzn., s. Knirkraut N. u. Wasserperlen.
Knecht (389 aj, dekliniert im Sing,
schwach: des^ dem^ den Knechten, Gort-
zitza. Vorletzte Z. 1. Eönigsberger
Brauer.
KnMchen, n., s. Knopfchen N.
Knieling, m., von Hirsch, 260, unter
den Rauch- und Lederwaren zur Or-
denszeit aufgeführt. Nach Grimm,
Wb. V, 1429, Kniebekleidung von Tuch
oder Leinen.
Knipsgroschen, m., von knipsen 3,
s. V. a. Marktgroschen.
Knirkraut, n., Feldspark, Spergula ar-
vensis L, Samland. Auch Knebel, Ma-
rienspark u. Futterspark. Hagen, 492.
KnSbel, tt?., s. v. a. Knebel 1.
Knochenbrechen, n., Krankheit, Glie-
derschmerzen im Fieberfrost. Ich haV
solch Knochenbrechen.
Knop (p kurz), 7»., hchd. Form für
Ejiopf, namentlich im Oberlande.
Knopfbinse, /., s. Rutsche.
Knopfchen, Knftfchen, pltd. Knopke,
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536
Knorrke — Korke.
Dem. von Knopfe Enopfchen, Gesamt-
name für Pflanzen mit knopfartigen
Bluten oder Samenkapseln. Aach Name
für die Samenkapseln allein. Die Kncf-
chen von AlchemiUa vulgaris (s. krause
Marie) werden gern gegessen; ebenso
sind aie Knefchen von Malva rotundi-
folia eine beliebte Leckerei. Vgl. Gold-
knSpfchen N.
Knorrke, m. u. n., pJur, Knorrhen^ in
der Gegend von Insterburg, Darkeh-
men, Nordenbarg die Steinchen oder
Knöchel, mit denen die Kinder fangen.
S. knocheln 2. Das Spiel heifizt dort
Knorrkespiel: Wir wollen Knorrke spie-
len! Sack. Knorrke wohl Dem. von
Knorren = Knoten, Knöchel.
Knuiel (397 b), gleichbed. mit Gnuiel.
kochendig, adj,y kochend, siedend.
Kochendiges Wasser.
Kegel, /., eine Art Mutze, Kappe,
Kapuze. Ordenszeit. Hirsch, z52.
Vgl. Grimm, Wb. V, 1578.
Kehlen, sw.^ albernes Zeug reden, von
iLoA/= langweiliges, dummes Geschwätz.
Vgl Weigandl, 835.
KOhlerblume.y., Schoten weiderich, Efpi-
lobium angustifolium L.y weil sie sich
auf alten Kohlenbrennstatten häufig
findet. T r e i c h e 1 , Volksth. 11.
Koike, Pflzn., Fichte, Pinus Towm.,
von dem poln. choyka^ choina (Stamm
choja) Fichte. Treichel, Volksth. IIL
kejinken (o kurz), winseln. Elbinger
Ndrg. S kajfnen N.
kOkeln, sw.^ mit dem Licht oder Feuer
spielen. Wer abends mit dem Licht
hSkelt, piCzt nachts ins Bett. Schmidt.
KOIke (403 b), ^uch kurz die K6lk,
Auch im Oberlande wird die Krank-
heit auf ein im menschlichen Körper
lebendes Tier zurückgeführt: es ist
von grauer Farbe und mit Fingern aus-
gestattet Saalfeld.
kelken (403 b), in erweiterter und wohl
modemer Bedeutung: unaufgefordert
seine Meinung abgeben, namentlich
beim Spiel; auch klugkolken = klug-
kosen (s. d). Schmidt.
Kolkknecht, m. Seit 1421 waren auf
dem Ar tushojf^e dienend thätig: ein Keller-
meister mit seinem Knechte^ ein Bank-
meister^ zwei Knechte^ vier Junam^ ein
Kolkknechtundein Thorwächter. Hirscl^
206.
KOImerUndy n., Tochter eines Kilr
mers (s. d.). Ein kolmisck Kind tder
Kölmerkind ist bei den Bauern^ iMinn
es sich ums Werben und Heirathen han-
delt^ ungefähr das, was man in anderem
Kreisen als Goldfischchen beseichneL
Voss. Ztg., No. 397, Sonntags-Beilage
No. 34. 1883, bei Besprechong des
„Preufz. Wörterbuches**.
KoHung,/., der WeichseJzopt Saal-
feld. Es ist das pohi. kohun^ kass.
klatan,
Kommersch, m., Kommers.
KSnigsblume, /*., Königskerze, Verbat-
cum L,
KOnigsgarten, m., Name des ^izten
und schönsten Platzes in Königsberg,
jetzt Paradeplatz. S. BurgfreiheÜ
KonsistorialvQgely m.^ s. v. a. Kaum
(s. d.). Der nächste Ursprung des Na-
mens ist auf die Inspektionsreisen der
Konsistorialräte zurückzuführen.
Konstantinopel, Pflzn., Türkenbund-
Lilie, Läium martaaon L. Weichsel-
delta. Treichel, Volksth. III.
Konz, m. Vom., Konrad, s. Konert
Kopfschuster (408 a), gewöhnlich Kopp-
schuster, nach Schmidt auch Bezeich-
nung für einen Lehrer.
KorallenblUmchen, n., Sommer-Tenfels-
auge, Adonis aestivaUs L. Weichfld-
delta. Treichel, Volksth. III.
Korallenkraut, n., gemeiner Spargel,
Asparagus officinalis L. Hagen, 367.
Pritze'l, 47.
Korallenweide, /., s. Zahnweide.
Korell, Korelle, /., Perle. Von KaraOt.
Saalfeld.
Korinthen, plur.^ wilde, Pflzn., Gebires-
Johannisbeere, Ribes alpinum L. Ha-
gen, 263. Nach Pritzel, 336, die
rote Johannisbeere, Ribes rubrum L
Korke (409 b). Korke ist nichts wei-
ter als der edlere Name für Schlomi
darum nennt man zum unterschied von
den rein ledernen Schlorren die Schlo^
ren mit ledernem Oberteil und höker-
nen Sohlen Khtzhyrken, Bolzkorken,
Klotzschlorren etc. Durch VorsteheDdes
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Eorkhok — Kreide.
537
wird die Dicht völlig zutreffende Be-
zeichnung (Z. 31 V. o.): ^Pantoffeln
von Holz" präzisiert.
Korkholz (410a). Nach einer. Mit-
teilung von Sack werden Korken aus
Eichenholz nie gefertigt, schon weil
dieses zu schwer ist. JDas beste Kor-
kenholz liefern Linde, £rle, Weide; wo
dieses nicht zu haben, nimmt man Es-
penholz.
Kornette, /., s. Mtltze.
Kornzwiebel, /., s. Saatknoblauch.
Korscht, /., Kruste, s. Kirste.
koscher (o kurz}, s. v. a. kauscher.
Koschgeng, 773., m früherer Zeit Rock
aus hellbraunem oder blauem Tuche,
der bis an das Knie reichte. Der Koschr-
gena hatte keinen Kragen, engan-
schliefzende Ärmel mit groizen Auf-
schlägen, auf der Brust zwei Reihen (je
9) grofze silberne Knöpfe, bei den
Armeren besponnene; auf beiden Seiten
waren Taschen mit groizen Patten an-
gebracht, welche obäi mit Franzen be-
setzt waren. Unter jeder Patte be-
fanden sich drei silberne Knöpfe; auch
die Aufschläge waren mit Knöpfen be-
setzt. Dzg. Nhg. Vioi^t, 170.
Kofehlaren, plur,^ Landleute, z. B. in
der Neidenburger Gegend, die aus Bast
geflochtene Schuhe tragen. G o r tz i t z a.
Koichlerk, m., s. Kuschlark N.
kowmei, kownel, Zuruf an Schweine.
Saalfeld.
krachein, str., viel husten. Vgl. krak-
keln.
Krähenbeere, Krtlnbeere, /., Pflzn.,
schwarze Rauschbeere, Empetrum ni-
orumL. Hagen, 1036. Pritzel,139.
Nach Hagen, 415, auch die Moos-
beere, Schollera oaycoccos Rth.
Krämpel (420a). Der Krdmpel gefällt
^*^i — fangt mir an zu gefallen.
Kränbeere, /.. s. Krähenbeere N.
klinken, sw. Einen um eine Mark
kränken^ ihm eine Mark im Spiel ab-
nehmen. Vgl. anspafzen N.
kränkerlich, adj,^ kränklich.
Kraschel,/., die Kinderklapper. Ober-
land.
Krftten (423 b), nng, Krate, /., Sprosse,
Gitterstange, Gitterstab.
Kratze (424 a), plur.^ Kratzen und
Kratzengam, n., s.. Klunker N.
kraulen (424 b), krabbeln, 'romkrau-
len, umherkrabbeln. Elbinger Ndrg.
Kraut (425 a). 3. Man wirft auch
den aus neunerlei Kraut gewundenen
Kranz auf einen Baum. Bleibt er beim
ersten Wurf hängen, so heiratet man
noch io demselben Jahre; jeder mifz-
lungene Wurf bezeichnet ein Jahr des
Wartens.
KrawDI (425 b). Z. 7 ist nach „nach
dem Abendbrote zusammen^ einzu-
schalten: „schleifzen Federn und" etc.
Der Kravräl beginnt am ersten Abende
nach den Weihnachtsfeiertagen (28. De-
zember) und endet, wie die Zwölften,
mit dem Dreikönigstage: am Sylvester-
abende wird vorzugsweise Gluck ge-
griffen. Das Schlul'zstück des Krawuh
ist das Begräbnis des Königs. Vor
Mittemacht wird ein Bursche als Kö-
nig gewählt. Er stirbt, und nun trägt
man ihn in feierlichem Zuge zur Be-
stattung hinaus: die ganze Krawul-
gesellschaft folgt. Vor dem Dorfe wird
er in Schnee gebettet, wobei man na-
mentlich das Gesicht überdeckt. Alle
umgehen den Begrabenen. Auf einmal
spnogt dieser auf, die Gesellschaft stiebt
schreiend auseinander, und jeder läuft
nach Bause. Damit hat der Krawul
sein Ende erreicht. Gegend von Ger-
dauen. Sack. Zur völligen Richtig-
stellung der Schlul'zsätze des Artikels
sei darauf aufmerksam gemacht, dafiz
in vielen Gegenden die Dori^ugend sich
nur ungern an den Abenden der Sonn-
tage und zweiten Feiertage das Ver-
gnügen des Tanzes entzieht, an solchen
Orten wird an diesen Abenden selbst-
verständlich kein Krawvl stattfinden-,
die Hauptzeit für die Ejrawule sind,
wie das auch am Anfange angegeben,
die Zwölften.
Kreide (426a). Zu Förstemanns
Bemerkungen: In Frankfurt a. M. nennt
man unsere Kreide 2 Latwerge y auch
rheinisch Krauts am Rhein nur Kraut
Es wird, namentlich im Winter, den
Kindern und Dienstboten auf Brot (statt
Butter) gestrichen. Sack.
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538
Kreier — Eamik.
Kreier, m.^ Seeschiff, kleiner als die
Holke. In Seekriegen, in denen die
Kreier den Friedenskoggen die Lebens-
mittel nachfahren, z. B. 1398, erhalten
sie eine Besatzung von 10 Gewappne-
ten, während die Friedenskoggen selbst
40 bis 100 Gewappnete auJzer dem
Schiffsvolk fassen. Hirsch, 264.
Kreolfn, /., Krinoline.
Kreuzbaum, m., gemeiner Schindel-
baom, Pfaffenhütlein, Evonymus euro-
paem L. Weichseldelta. Treichel,
voiksth. m.
Kreuzblume, /., breitblättriges Knaben-
kraut, Orchia laüfoUa L. Hagen, 913.
Vgl. auch Vogeiszung.
Kreuzholz, n., Pflzn., gemeiner Kreuz-
dom, Rhamntcs cathartica L, Hagen^
257. Pritzel, 329.
Kreuzkttmmel (428 b), Z. 5. 1. quer-
mnzeli^en Samen.
Kreuznessel, /., s. Sauknoten.
Krillvogel, m., nach Bujack, 382,
s. V. a. Grillvogel.
Kristtnenkraut (431b), auch Kerstini-
kenkraut, KrSstinkenkrauL Pritzel, 191.
Kroll, /, Kralle, Nagel an Hand oder
Fufz. Saalfeld.
Kronsbeere, /., rote Heidelbeere, Vac-
. cinium vitis idaea L. Hagen, 418.
KrStenkraut, n., s. Jungfergras.
Krücke (434 b), auch kurz Kruck, und
in dieser Form Schimpfwort auif ein
altes Weib: alte Kruck!
Krude (435 a), /., eine Art von Ge-
vmrzkuchen (holL kruid Gewürz), ge-
würztes Zuckerwerk, Konfekt^ welches
die Apotheker, Krudener, bereiteten. Es
gab Kubeben-y Koriander-^ Anis-, Kor-
demonv- und Kanel-Krude ohne bedeu-
tenden Unterschied des Preises. Man
verkaufte sie pfundweise oder in Laden,
deren jede \ Pfund wog. Ordenszeit.
Hirsch, 244.
Krullmull, n., ein Durcheinander. Saal-
feld. Vgl. Schorrmorr.
Krunk (436 b). Das Krunkspiel wird
auch im Oberlande von Knaben ge-
spielt. Die von einem Knndholze ge-
schnittene Scheibe wird durch Wurf
ins Rollen gebracht und von der Ge-
genpartei durch Schlag oder Stofz, wie
sonst Schlag- oder Wurfball, aufgehal-
ten oder zurückgetrieben.
Krunkeln, Pflzn., s. GoldknOpfchen.
Kruschke, /. Man verlud das Wadi
nach Danzig nickt nur in gereinigtem
Zustande, sondern auch in rohem Zu-
stande in j^Kruschken^ oder y^Stocken*'.
Hirsch, 166. In einer Note spridit
Hirsch die Meinung aus, dafz mit die-
sen Kruschken der litauische Honig
{Lippitz oder LindenJumig — s. lAp-
piz) nach Danzig gekommen sein wird
Kruscht, /., Kruste, s. Kirsie.
Kruschdks (438 a), vielleicht richtiger
von KrifS = Krug.
Kruzeck, w., die Wasserkäfer JEFvdro-
philus piceus und aterriTnus JEkeL
Gortzitza.
Kubbus, m., Flachsknoten mit abge-
rissenem Stengelende. Gegend von Zin-
ten. Gordack.
kubem, sw,, kränkeln, s. köbem.
Kuddeln, plur,, Kutteln, Gedärme.
kuddlich (440 b), in 2. Bedeutung:
leicht erregt. Ein kleiner, leicht auf-
gebrachter, zu Streit geneigter Mann
ist ein kuddlicher Kerl Insterburg.
Kuhfladen, m., die Kotmasse des Kin-
des auf Weiden und Wegen.
Kuhmus, Pflzn., s. HCrmoos N.
KUhnblUmen, plur., s. MUnchshaupt K
Kuhweizen, 9n., s. Tag und Nacht
kujonieren, kujonieren, andere Formen
für kuijonieren (443 a). Ich wer^ schon
halten, was ich versprochen hab', ober
kujenier mich nicht!
Kulas, m,, Knüttel, krummer Haken-
stock, im Masurischen, aber auch im
Deutschen gebraucht. Da€s en guiff
Kvlas! Gortzitza.
KDIke, /., s. V. a. KSlke (s. d.).
Kullrad (444 a), auch Kullerrad.
Kundat, m., Kandidat, s. KandftL
Kupscheller (448a), nach Sack aach
in Litauen Pferdehändler.
Kurnik, w., von dem poln. Annwi
Hühnerhaus, Huhnerstall, ein Schlag-
spiel für zwei Parteien. Jede hat ihre
fünf Klötze, Hühner vorstellend, welche
mit einem Stocke in mannigfachem
Wechsel aus den fingierten Ställen ge-
schlagen werden.
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kuschen — lichten.
539
kuschen (451 b), Z. 7 v. u. 1. poln.
kuczec, kuczyc hocken, sitzen.
Kuschinne, /., s. v. a. Kuijelfichte^ s.
kui.
Kutehlark, Kotehlerk, m,, Eahpilz,
Boletus bovimis L. Auch P^mke. Ober-
land. S. Glattling u. Kozelarke.
Kutka (451b), auch Kurtka und in
beiden Formen auch /.
Zum zweiten Bande.
L.
Ladder (4 b), n. 1. bautartiges Fleisch.
Was soll ich mit dem Ladder^ gieb mir
doch toenigstens ein Stück Fleischt
Lad§chohr, n. u. ?n., Tier, namentlich
Pferd, mit hängenden Ohren; Schimpf-
wort auf einen lässigen, unansehnlichen
Menschen. Vgl. Latsche etc.
Lahmschink, m,. Hinkender. Ma-
rold.
lakeien, Sfv., einem Lakai gleich sich
dienstwillig zeigen. Marold. S. ia-
keidem.
Lämmerblume, /., s. Gesselblume.
Lappen, plur. = Koddem (s. d.), Klei-
der. Die Lappen vollaeschmiert bekom-
men^ ausgehauen werden.
Lasten, plur , Wieselpelze . Hirsch,
260.
Lauser (13b), in 2. Bedeutung von
lausem: langsamer Mensch, der mit
seinen Arbeiten nie zur rechten Zeit
fertig wird.
Lausewenzel, m. = Lauswemeh Vgl.
Dränpsel.
Leberblume, /. 1. weifze^ Sumpfherz-
blatt, Pamassia palustris L, Hagen,
345. Pritzel, 266. 2. braune, s^ytum-
würz.
Leberkletten, Pflzn., gemeiner Oder-
mennig, Agrimonia eupataria L. Ha-
gen, 513. Pritzel, 13.
Lebkraut, n. = Lebenskraut
leckerig, leckrig, adj,, lecker, lecker-
haft
7n., 8. V. a. Laband. Litauen.
Schmidt. Lit. Ugotas Lümmel.
Leib und Leben. Über Leib und Le-
beny über den ganzen Körper.
Leiterwagen, im Oberlande Letter-
wagen, m., s. Klapperwagen N.
Leitsmann, Lotsmann, m.y Lotse.
Hirsch, 265.
Leken, m.^ Leck im Schiffe. Hirsch,
265.
lell, adj.^ s. telL
LCn (22 a), auch L§ne.
. LenOr (22 a), auch LenOre.
Les-chen, n., von lesen, der kleine
Topf, den die Beerenleser vor sich in
einem Gürtelbande tragen, die gepflück-
ten Beeren hineinzuthun. Die Leschen
werden in die grofzen abseits stehenden
Gefafze entleert. Die heimkehrenden
Beerenleser, meistens Kinder, singen:
TrtUl, trtdl, wer hat nich voUf
Dem schei/zt der BoU das Lesche voll!
Oberland.
Letzte (23b). 2. Der Schlag wird
auch begleitet von dem Rufe : Anschlag,
Anschlag ohne WiderschUig! Statt des
Rufes Anschlaa hört man, wenn's am
Abend geschieht, auch den Ruf: Abend-
schlag l und darauf bezüglich den höh-
nenden Ruf des Getroffenen: Awendr
schlag^ Awendschlag — Biet de Katt
den Zagel af! Marold.
lichten (25 b). Vorletzte Zeile des
Artikels lies: Sieh im lichten stehen.
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540
lichtzieher — Mfiaslein.
Lichtzieher, 971., Spottname f&r ein
Eind, dem die Nasenflussigkeit ans
der Nase hervorhängt.
Lieberchen, n. u. m,^ vertraulicbe An-
rede.
Liebrose, f.^ roter Fuchsschwanz,
Amarantus caudatus L, Da/z wei/z ich
würde Und roth von Antlitz, Gleichtme
meines Vaters Liebrose blühet Nsslm.,
Dainos, 194.
lilla (28a). Zur Bezeichnung ge-
schmackloser Farbenzusammenstellung:
lilla und kumst/arben.
Lischke (30 a). Auch: Kopf ab, Za-
gel in die Lischke, Sprw. 1. 2139.
Loch, n.y Gefängnis, davon : einlochen,
sw,^ ins Gefängnis stecken. Sie haben
ihn eingelocht S. KalDs N.
Lodderinski, m., von lodderig mit poln.
£ndnng.
LOpäwer, /., s. Schrotsuppe N.
Lorblätter, pltd. Lorbläder, plur.^ Lor-
beerblätter.
Lott, w. Vom., Charlotte. Dicke Loü:
die Zahl 88;* namentlich beim Kegel-
spiel.
LSwenfufz, m., Pflzn., gemeiner Bär-
lapp, Lycopodium clavatum L. Ostpr.
Pritzel, 226. Nach Hagen, 178,
heifzt Lowenfu/z der gemeine Sinnaa,
Alchemilla vulgaris L.
Luck, n., s. Schlipp N.
Ludd (39b), auch Name für jeden
in seiner Kleidung nachlässigen, io
seinen Bewegungen linkischen, dazu
einfältigen und beschränkten Menschen.
Das ist ein rechter Ludd
lupsen, sw.^ rupfen, s. belupsen N.
M.
Mädchenkrallt, n.^ echtes MädesQfz,
Spiraea ulmaria L., auch wilder Flie-
der. Saalfeld. Nach Pritzel, 387, in
Ostpr. Medkraut (Mddkraut).
Magdblum, /., s. Romei.
Maihoiz, n., Pflzn., s. Jakobsholz N.
Mandierung, /., s. einmandieren.
MantelOrrock, m., mantelartiger Rock.
Marold. Vgl. RocklOr.
Maraun, Pflzn., Mutterkraut, Chrysan-
themum parthenium Bernh. (3stpr.
Pritzel, 95.
MargenrOslein, n., s. Christäuglein N.
Margenwerder, Ortsn., Marienwerder.
Margret, schöne ^ Pflzn., griechisches
Heu, Triqoneüa foenum graecum L,
Ostpr. 1590. Pritzel, 409.
Mariendorn, Pflzn., Hundsrose, Rosa
caninaL. Pritzel, 339. Auch Frauen-
rose (s. d. N.).
Marienkolben, m., s. Seekolben.
Marienspark, ?/}., s. Knirkraut N.
Marke, /., s. Merke N.
Markt (ö2b). Z. 1 ist die Ziffer
zu streichen.
Marktknecht, m , Aufseher, Ordner,
•auf dem Fiscbmarkt, ursprQnglich Fisch-
marktswächter. Danzig. Ordenszeit
Hirsch, 210.
MarlTse, w. Vom., Marie Elise.
Marl, m , der Marder. Elbinger Ndrg.
Vgl. marüg
Martin (Ö3b). Der Martinsta^ ist,
nach Gortzitza, der Tag des Dienst-
Wechsels auch für städtisches Gesinde;
er heü'zt gewöhnlich Martini. Vorname
auch Martin,
Maschlaber, Maschleber, Pflzn., nadi
Pritzel, 226, in Ostpr. Name ßr
Lycopodium selago L. S. Mirsemau.
masrig, adj.^ elend leidend. Saalfeld.
Gewöhnlich mi§rig (s. d.).
Masseln (54 b). Z. 6 1. Wundmal.
Mattwisch, Pflzn., s. Zwalchweizen.
Matz (54b). Eine beliebte Zusam-
mensetzung ist noch Schei/zmatz,
Matzebill, /., Schimpfwort für eine
schwerfallige, korpulente Frau. Saal-
feld.
Mauerschirk (57 b), das Wort hat a
a. O. ein c zu viel.
Mauseratzefaller,9n., Zusammensetzang
aus Mause- und Ratze f aller.
Mäuslein, n. Daß dich das MäusUm
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MäusschwänzleiD — Münchshaupt.
541
beifzt! als Ausruf der Verwunderung,
des Staunens. Sprw. I, 2589.
Mäusschwänzlein, Pflzn., Myosurm mi-
ntmus L, Ostpr. Pritzel, 241.
Mauter, Pflzn., Mutterkraut, Chrysan-
themum parthenium Bemh, Saalfeld.
Medewachs. m. Bei Hirsch, 256,
unter den Wald waren aufgeföhrt.
Meerbrackdistel, /., s. Mannstreu.
Meergrasblume, -nägelchen, s. Seegras.
Meerwurzel, /, s. Mannstreu.
Meyenscheln, m., Pflzn., knollentragen-
der Steinbrech, Scudfraga granulata L.
Ostpr. Pritzel, 364.
Melifz, Melisse, Pflzn., einjähriger
Ziest, Stachys annua L, Pritz*el, 387.
Hagen, 626.
Menken, plwr. Bei Hirsch, 260,
unter den Rauch- und Lederwaren auf-
geführt.
Mennig (61a). Marold hat die Form
Menning für Honigkuchen im Yolks-
munde häufig gehört.
Mense. /., Behältnis für Wachs. Vgl.
Stroe. Hirsch, 255.
Merke, /., auch angeborenes Zeichen,
Hofmarke, ursprünglich Handgemahl, aus
einfachen geometrischen Strichen zu-
sammengesetzt, als Besitzzeichen ange-
wandt, aber auch auf das bewegliche
Eigentum übertragen. Sie ging später
vom Grundbesitzer auf dem Lande auf
den Bürger und Kaufmann über und
wurde zur Haue- und Kaufmannsmerke,
-marke. In Preufzen war nach einer
alten Rechtsgewohnheit^ die man auf ein
ausdrückliches Gebot des Hochmeisters
Winrich zurückführte, jeder Kaufmann
verpflichtet, seine „Kaufmannsmerke^ in
einem Ringe eingegraben bei sich zu
führen. Hirsch, 223.
Messer, m,j der Messende. In den
pölzen Städten gab es und giebt es
Äom-, Holz- u. Kohlenmesser. Danzig.
Hirsch, 219.
Metbrauer, m , Brauer von Met.
Hirsch, 305.
mt, adv., mehr. Immer mt, immer
mehr. Saalfeld.
MichU (63 b), in 1. Bed. mehr noch
Michel; auch zur Bezeichnung eines
dummen Menschen: er ist ein Michel^
— ein dummer Michel Als Kalender-
tag auch sehr gebräuchlich Micheli.
Mike (64 a), wohl Kürzung von dem
pltd. Martke.
Milchblume, /., s. d. und Vogelszuna.
Milchkraut, n., gemeine Bachburgel,
Peplis portula L. Ostpr. Pritzel,
267. Nach Hagen, 389, auch Zlpfel-
krauL Unser lieben Frauen Milchkraut
ist, nach Pritzel, 319, in Ostpr.
das gebräuliche Lungenkraut, Pulmo^
naria officinalis Li^
Millionendamm, m., früher St^-afzen-
name in Königsberg, jetzt neue Dammr-
ga>sse, weil der Damm aus dem Schutte
des ffrofzen vorstädtischen Brandes 1769,
welcner Millionen verzehrt hatte, auf-
geschüttet war. Hoffheinz, Strafzn.
605.
Millkohl, m., Gemüse von Mül^ Melde.
MTs (65 b), auch Mise u. Ml2e.
Miser (66 a), in der Gegend von Nor-
denburg auch Miseritz u. Miseritzki.
Mtte (67 a), auch Name für Gruben
zur Aufbewahrung von Kartoffeln imd
Gemüse.
Mitteltrupp, m., s. Trupp.
MTze, w. Vorn., Marie; auch Katze.
S. Mfs.
Mompitz, Mumpitz, m., wertlose Sache,
inhaltsloses Geschwätz, Unsinn. Das
ist Mompitz. Kgsbg.
MOnkezebrer, m., s. v. a. Molkentewer.
Oberland.
Montwurm, m., s. v. a. Moltwurm.
Oberland.
Moppchen (72 a). Mopkeis, wo, wenn
man nich hat, auch Bimstein nehmen
kamt.
Moppe, Mopp, /., Ohrfeige: einem eine
Moppe geben. Gortzitza.
jnttrderlich, adj , s. v. a. mords, mords-
mäfzig. Das ist mörderlich viel, eine
grofze Menge, auch ein sehr hoher
Preis.
mOrdem (72b), auch morderieren.
Motte, /., als Drohung: Da/z du die
Motten kriegst! Du sollst die Motten
kriegen! Sprw. I, 2665.
muckstill (75 a), auch muckchenstill.
Mttnchenhof (79a), Z. 4 1. Thum.
Milnchshaupty Pflzn., gebräuchliche
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542
mnracben — nuzand.
Euhblame, Taraxacu/m officinale Wd) ;
auch KtthnblUmen. Ostpr. Pritzel, 396.
murachen, sw.^ s. y. a. marachen.
MursemaUy Mttrsemau, Pflzn., andere
Formen für Mmemau (s. d.). Pritzel,
227.
Muskat, /l, krause, Topfoflanze, Pelar-
gonium radula roseum W Saalfeld.
mUssen. Ich müfzte noch auf ^n Sack-
heim gehn^ ich hatte noch ein notwen-
diges Geschäft auf dem Sackheim ab-
zumachen. ' *
mutbarschen, sw.^ sich, im Oberlande
= mOdbarschen.
Mutter (82 a), zu den Schmeichel-
formen noch: Muttretzchen^ Muttrmir
chen.
Mutterkraut (82 b), nach Pritzel,
432 f., in Ostpr. auch Veromca chamae-
drySy laüfoUa^ teucrium u. prastrata L
mutzen (84 b), in der Bedeutung maa-
lend trotzen auch bei uns: Warscht w'
woU noch vH mutze ^ wirst wohl noch
aufbegehren! Sack.
Mutzkopf (84b), auch aus mutzen '\si
vorstehender Bedeutung: er ist ein Mut-
kopfy begehrt leicht auf, mault, räson-
niert.
N.
n (84). Beispiele für die "Vertau-
schong des n mit m: samft sanft,
Zumft Zunft, Sdmfte Sänfte, Sem/
Senf, Einkumfte Einkaufte, Ankumft
Ankunft, Zukumft Zukunft, fumf fünf,
Fümßel Fünftel, fumf zehn fünfzehn,
fumfzig fünfzig. In den beiden letzten
Wörtern wird das n auch ausgelassen:
fufzehn, fufzig, ja sogar mit o ver-
tauscht: fofzehn^ fofzig.
Nachtskann' (87 b), die Redensart
auch: Die Nachtskann^ hat ein Ohr be-
kommen (zu dem eigenen, das ihr schon
der Töpfer gegeben).
nachw§fzageln, verstärktes nachzageln
(s. d.). Vgl. auch weifzageln.
nachzockeln, sw,^ s. v. a. näsockeln^
s. socken.
Nadelöhr, Natelohr, n., Nadelöhr.
Naxkopf, m., verstärkter Ausdruck
fQr Trotzkopf. Gortzitza.
nei (94 b), auch = nicht. S. aber N.
-ner (94 b), auch hchd. ein Tagner
acht etc.
N§schken (95 a), mehr wohl Umbil-
dung des plur, von Neige ^ pltd. Nege,
Nessel, /., tote, s. Tannnessel.
Niff (99b), Z. 7 1. Nif ist etc.
nurgeln (103 b), in 3. Bedeutung auch
coire. In 1. Bed. auch übertragen:
nurgeln und pur g ein, fortwährend in
jemand um etwas bittend eindringen.
Oberland.
nuscht (104b), Z. 4 lies: hchd. miki
nicht.
Nufzschlagen, n., froher beliebtes Ena-
benspiel. Jeder Enabe hatte durch-
bohrte Haselnüsse auf eine lange Schnur
fezogen, deren Enden geknotet waren.
!ine Nufz wurde an den vordem Kno-
ten geschoben, die übrigen Nüsse gegen
den untern. Diesen Teil der Schnnr
wickelten die beiden Gegner um die
Hände. Es galt nun mit der vorderen
Nufz die (auf einer Büchertasche oder
einem Stuhlpolster liegende) Nufz d^
Gegners mit einem Hiebe zu zcrscUa-
fen; gelang*s, so war der Kern der
lohn.
nuzund (105b), bezeichnender: Bil-
dung wie jetzund aus nun und und mit
Eintreten des z aus jetz. Gortzitxa
sieht darin ein Analogen der Bildung
von iiirjx€ti> nach oixhi. Eine ähn-
liche Bildung ist Saunigel, Sauigel
durch das eingeschaltete n, das sich ans
Schwein (Schweinigel) hinverirrt hat.
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Peischel.
543
0.
0 (105 a). Beispiele für die Dehnung
des kurzen o: Pforte Pforte, Dr6fzel
Drossel, erdröfzeln erdrosseln, Lorbeer^
hläUeTy Antwdrt
Oben, m.y Ofen, Beleg unter abmnd
Obenrtthr, /., Ofenröhre, Wärmloch
in der vordem Ofenseite. Oberland.
0b80iv6re(n), pltd. Form von obser-
viereo, beobachten, wahrnehmen. Dat
hS ich noch nich obsolvSrt. v. Au er.
oder (107 b). Beliebt auch als Vor-
wort bei Anreden. Oder Herr Leitnant^
uns Rapp will nich fressen,
oderkauen, sw.^ s. v. a. dderkauen.
Ofen, m. Der Ofen ist eingefallen^
die Frau ist entbunden.
Ohr (108 b), auch s. v. a. Öhr,
OhrwUrmchen (109 b). Der Mangel
an Aufrichtigkeit liegt nicht notwendig
in der Freundlichkeit des „Ohrwürm-
chens^.
Ort (o lang), m., Pfriem, Ahle. Zu
Ort (111b).
Padöllak, Podöllak, m., ungeschickter,
plumper Mensch. Von padölch, podölch
(s. i).
Palte (1 18a), auch bei uns als grofzes
Stock, namendich grofzes, unförmliches
Fleischstttck. Das Schwein^ das wir
gestern schlachteten^ hat gehörige PaUen,
Saalfeld.
Panitschken (I19b), das Wort ent-
spricht mehr noch dem poln. panicz
junger Herr, Junker.
panjebrfttsch (119 b), in beiden For-
men auch mit kurzer letzter Silbe, wie
das schon aus dem Beispiel hervorgeht,
das den Sinn hat: er sagt zu jedem
gleich panie bracie.
pApem (120 b), in gleichem Sinne
wie Pwper paper im ersten Beispiel,
auch Pdpertapdp und Paperlapap
päppeln (121 a), kann als härtere Form
für babbeln angesehen werden.
Parchem (121 b), auch Parchim.
Partick,/., Perücke.
Paslack (124a), Z. 5 v. u. 1. poslan-
nik.
Pasbimgas, 9n., wohl aus dem poln.
postronek Strang, zur Bezeichnung
übermäTzig langer Gegenstande. Ein
zu langer Faden, oder auch Stock ist
ein langer Pastrangas, In zweiter Be-
deutimg auch penis. Schmidt. YgL
Postronke.
Patschak, Patschsack, m.^ einer der
patscht. Schmidt. Vgl. patschen.
Patschorken, plur,^ die von den Geist-
lichen abgehaltenen Gebetverhöre, poln.
paciorki, Gortzitza.
Paukenstock, m,, Schinken der Gans;
nach der Ähnlichkeit.
Pausch, m. In Pausch und Bogen^
allgemeiner: in Bausch und Bogen im
grolzen u. ganzen, alles in allem. Vgl.
Weigand I, Ul.
Pazuren, Pazoren (128b), nach Gort-
zitza auch Pasuren, Pasoren.
peddeln, sw,^ you paddeln^ mit den
Fül'zen kratzen, wie das Hühner thun:
sie zerpeddeln ein Beet.
Peddig (129 a). 4. der unreine Rest
von Flüssigkeiten, z. B. von Bier im
Glase; auch die Flüssigkeit, die sich
beim Rauchen einer Pfeife vom Tabak
in der Schwammdose ansammelt. Gort-
zitza.
Pedehaken (129 b), auch Name für
die Zahl 77, weil sie zwei (umgekehrten)
Pedehaken gleicht; beim Eegelspiel.
Vgl. pucklige Freundschaft.
Peischel, m., Strohbündel zum Dach-
decken. Schirwindt. Lit. paiszlaSy
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544
Pemke — plumpen.
nach Nsslm,, Wb. 281a, die kleinen
Strohbündchen, welche die Dachdecker
bei dem Decken eines Strohdaches zur
Befestigung der First längs derselben
anbringen. Vgl. Bammluck nnd SchC-
felN.
P^mke, m., s. Kuschiack N.
Perpelitze (134a), poln. przepiörka^
przepiöreczka.
Pelerzölge (136 a), auch Peterzilge,
Petersilge.
Petition (136 a) in Masuren ganz ge-
wöhnlich, aber nicht für alle Kaiende,
sondern nur für das zu liefernde Ge-
treide. Gortzitza.
petschen, pltscheln, sw., s. tetschen.
petzen (136 b), davon der Petzer.
pf (136 b), es wird nicht blofz plattd.,
sondern auch hochd. fast regelmäl'zig
durch pp oder f ersetzt.
Pfarrin, /., Pfarrerin, Pfarrfrau.
pTkfein, adj., hoch fein, vorzüglich.
pillem, 8w., von Piller (s. d.), coire.
Pillkauer (143b), Druckfehler für Pill-
kaner.
Pilz (144 a), im plur. auch Pilsen.
pimpeln (144b), Z. 2 v. u. 1. Fimpel-
Itse.
Pinkerling, m., s. anschmeifzen N.
Pinokel,' beliebtes Kartenspiel, dem
66 ähnlich. Lötzen. Schmidt.
Pint (146 a), auch Schimpfwort, ver-
stärkt Dammelpint
PTphahn (147 a), auch hchd. PTpan.
Pirägoe (148a), nach Gortzitza Pje-
rogge, Quarkflinze.
pKchen (149 a), auch Piichutt machen^
PiichtUlchen mcLchen.
Pi§cher (149 a). Fischer u. Fischer-
chen auch Namen für kleinere, im
Wachstum zurückgebliebene Bäumchen.
Pischkachel (149 a), zwar Schimpf-
wort, doch nicnt übel gemeint. Nach
Gordack rührt der Name daher, dafz
solch' junge Mädchen auf dem Lande
eine Ofenkachel als Nachtgeschirr be-
nutzen.
PTsker (150a), Z. 3 1. Auch.
Ptfzen, 7»., Bissen, Stück. Ein Fi/zen
Brot Memel.
Plachanske, n., kleines Schnapsmaiz
von Blech. Insterburg.
pladdern (151b), statt abpladdem auch
auspladdem.
plarrig, oe^*., grofz und unförmlich,
von plärren 2. Eine plarrige Schleife.
Platz (154 b), m. u./ Im Oberlande
flache Roggenmehlkuchen in nuider
Form, hin und wieder mit Salz be-
streut, beim Bäcker käuflich. Das ist
80 sicher^ wie beim Bäcker die Platz^
zunächst mit Bezug auf den festen
Preis einer Ware. Das gejit wie beim
Bäcker die Platz^ die Ware hat schnellen
Absatz. Vgl. Sprw. I, 225. Nach
Sacks Mitteilung Flätzchen, pitd.
HätzkeSy ganz kleine, sehr dünne Kacfaen,
die zum Kaffee oder Thee gebacken
werden. — Flätzchen^ Flätschkes nenoen
in der Insterburger Gegend die Kinder
auch die flachen Scherben, Späne eto,
welche sie mit Wurf von der Wasser-
fläche wiederholt aufprallen lassen :
Flätzche^ FläUchke icnmei/zen. Vgl.
Butterbrot 1.
Plemper, Plimper, PISmper, PlUroper,
m., dünnes Getränk, dünne Suppe. S.
plOmpem.
Plenps', plur. , Hiebe. Zu Hause giebfs
Flenps. Oberland.
Plick (157b), nach Gortzitza auch
kahle Stelle auf dem Schädel. Lit
plikas kahl. S. plicken.
plicken (157 b) sich.^ sich ranfi^
schlagen, pflücken. Eine gate Mutter
sagte beim Abschiede zu ihrem Sohne,
einem strammen Studenten mit vielen
Schmissen: Aber Faulche^ pKck dir mck
mehr! Schmidt.
plinken, plinkem (158 a). Beliebte
Unterhaltung, namentlich unter Kindern,
ist es, den andern darauf scharf anzu-
sehen, wie lange er die Augenlider
offen halten kann, ohne zu plintoen oder
plinkem.
plinzen (158a)=die Augen verdeck«!,
auch in Masuren. Gortzitza.
PIfske (159a), Z. 2 1. Dönh. statt
Dähn.
Pludderhose (160a), auch Pllldde^
bttxen, pltd. Fludderboae.
plumpen (161a), auch stark regnen.
Da8 plumpt gut Es regnet, da/z es man
80 plumpt
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Plrnnpsack — Putzscbere.
545
Plumpsack (161b). Mit dem Plump-
sack mvA bei maDchen Spielen aach
auf Schultern und Rücken geschlagen.
pluschen (163 a). plauschm ist wie-
nerisch: plauscherCs nit so g^schwoUen,
Wander, Sprw.-Lex. V, 1660.
Poch (163 b). Niedliche junge Schwein-
chen nennt man PocheU I^ochelche^ pltd.
Pochelke, Auch zu Kindern sagt man
kosend: Mein Pochelke^ mtn Pochelke!
namentlich dann, wenn sie sich der
Mutter zärtlich mit unsauberm Gesichte
nahen.
Podöllak, m.y s. Padöllak.
Polen (166a). Polen ist offen! dröckt
wohl ursprünglich die Freude aus,
welche sicn äufzert, wenn die Grenz-
sperre gegen Polen aufgehoben oder
gemildert wird. Gortzitza.
pOlsch (167 b), auch polsch (kurzes o).
Pompex (168 b). Der Name ist in
Ostpr. allgemein bekannt.
ponteheln, sw.^ s. v. a. bonichein.
Oberland.
POrschke, w., s. v. a. Barsch; ebenso
KaulpOrschk, Kaulbarsch. Oberland. S.
KQIbärsch.
Pösew (170 b), in 2. Bedeutung auch
in Masuren sehr gebräuchlich. Gort*'
zitza.
Post, f., (170a). Gortzitza macht
für die Herleitung auf das näher lie-
gende poln. poici6 fasten aufmerksam.
Potrschebowskiy m., einer, der oft; in
Verlegenheit ist und Hilfe, namentlich
Geldhilfe braucht; von dem fohLpotTze-
bowac bedürfen, notig haben, brauchen.
Masuren. Gortzitza.
Power (173b), nicht blofz im Sam-
lande.
Pracherchen, phtr.^ Deminutivform
von Pf*acher = Bettlerchen , zur Be-
zeichnung der Luftbläschen, die in
gutem Bier aufsteigen. Neidenburg.
Gortzitza.
Präs^pche, Pres6pche, Prosipche, /. u.
n., von dem lat. praesepe Krippe, Stall
etc., Bett; Gefängnis, in die Präsepche
gehen j zu Bett gehen. >St^ gehen mit
ihm ins Prosepche^ ins Gefängnis.
Fctoelibi«r, Wömrimek II.
praten (177 a). prdtschen yerstärktes
brdschen.
Prech, m. u. /., verstärktes Breche
s. BrSch. Die Prech thut mir wehy ich
habe Leibschmerzen. Willst schon wie-
der was in die Prech haben^ willst schon
wieder essen? Oberland.
Pres^pche, f. u. n., s. Präsäpche N.
prickeln (180 a). Als Ausgestaltung
der 3. Bedeutung: beim Dominospid
solche Steine zurückbehalten, die es
dem Gegner unmöglich machen, die
seinigen anzulegen. Kgsbg.
Prinzessinstrafze, /., Strai'zenname in
Königsberg, s. Burgfreiheit N.
Prissely /., Zweig von Pinm silvestris^
Kieferzweig. Saa&eld.
Prifz, /., schlechter Kuchen. Das ist
blofz e Prifz. Kgsbg.
Prosfipche, /. u. n., s. Präsepche N.
fröst (182b). Pröst de MäUtt auch
d. und zwar in der Form: proste
Mahlzeit! als wäre 'oröste ein Adjektiv
= dem damit wecnselnden: aesegnete
Mahlzeit^ korrmximeTt gesehnte AfaMzeit^
Sehntemahlzeit^ Sintemahlzeit! Gort-
Pulle (187 a), letzte Z. 1. Buddel
puistrig, oc^'., verstärktes buhtrig^ s.
bultrig.
Puppe y /. Die Puppe nehmen und
nach Hause geheUy erzürnt sich ent-
fernen. Es geht über die Puppen.
purgeln, m., s. nurgeln.
purr (190 b), auch Purrchen, Purr-
pferdchen.
Pilrzelftfohe, /, s. v. a. Perzelaiche,
auch als Gangart des Pferdes. Dojs
Pferd hat eine gute PurzelaSche.
Puichel (191b). 2. auch Puicheiltse.
Puschnägelchen, n., Pflzn., bärtige
Nelke, Dianthus barbatus L Saalfeld.
PQster (193b), auch Benennung für
den Feuerrost, unter dem eine nach
aui'zen führende Ö£Euung den Luftzug
für das Feuer vermittelt. Marold.
Putzruger {g weich) statt Putzru^cker
unter pulerig.
Putächere (195 b), auch Putscher (e)
gesprochen.
36
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546
Qoackeler — Rntscb.
Q
Quackeler (196 a). Ziffer 1. ist za questen (203 b). Ziffer 1. ist za
streichen. streichen.
Quassement (199 b). Z. 3 1. Verla Quitsche (205 b), Z.3 y. o. 1. QuHscheL
dungsschein. Quitsche auch = Qtdtschenbaum.
Quatsch (200a), in 2. Bedeutung /.
R.
Rftdbeily /., bösartige Beule, grofzes
Geschwür, namentlich skrofulöses äulze-
res Halsgeschwür, dos in den meisten
Fällen geschnitten werden mufz. Ober-
land.
Ragnit (210 a), im Volksmunde auch
Rangnitz.
Rahmen, m., Rahmen, s. Räm.
Raköpel, m.y Küchenschabe, Blatta
orientalü; auch Kardkul. Masuren.
Gortzitza. Vgl. Franzosen.
Ramft, m., Dem. Ramftchen, n., erster
Schnitt vom neuen Brote, das Köpfchen.
Oberland. Das ahd. ramft^ mhd. ranft^
nhd. Ranft. Vgl. Sohnchen.
Rapünzchen, n., Pflzn., s. Gesselblume
N.
Rassel, m., Rausch. Er ist im Rassel.
Oberland.
Ratzkefaller, m., s. v. a. Ratzifaller.
Raubritter, m , zur Bezeichnung eines
kleinen Gutsbesitzers, der sich aus
bäuerlichem Land sein Gutchen gebil-
det und meistens unsicher in seiner
Existenz ist. Gortzitza.
raug, pltd. rOg, adj.^ rauch ^ rauh.
Rarige Batiken. Ein rauges Oesicht.
Gortzitza.
Regimentsbefehl, m., Geldtaschchen,
welches der Soldat laut Regimentsbe-
fehl an einem Bande unter dem Rocke
auf der Brust zu tragen hat.
regnen, sw. Es regent » regnet
reifzen (221b). RU dem Kaihrtnke!
noch gewöhulicher Rltem etc. gespro-
chen.
Relfzung (222 a), auch hcbd. =r Risse,
Hiebe: es giebt Reifzung.
Rheinfahrt, Pflzn., s. Schlagwasser
N.
Ribbas, m.^ s. y. a. Rahbas (s. d.).
ROhrOm, /., s. Schrotsuppe N
Rosemöck (233a). Gortzitza haX
als Kind in Neidenbnrg Rosemöck oder
vielmehr Rosemockchen in ganz anderer
Weise kennen gelernt. WiUst du Ro^e-
mockchen sehen? wurde gefragt. Na-
turlich wollte man es, wenn man mit
der Sache noch nicht bekannt war.
Dann wurde eine Schüssel mit Wasser
hingestellt, und die Neugierigen mofzten
sich berumstellen und tief gebückt hin-
einsehen, um die Rosemodkchen za er-
blicken. Der mit der Sache Bekannte
machte dann allerlei Manöver ood
schlug endlich scharf in das Wasser
hinein, dafz alle bespritzt wurden. Der
Name Rosemockchen für diesen Schoz
findet seine Erklärung in poln. oder
masur. rozmoknqS nafz werden, durch-
weichen.
Roserock (234 a), auch das poln. rot-
ruch wird unverändert gebraucht.
Rotzkodder, n., Taschentuch.
RotzlOffel, 97»., Schimpfwort auf an-
reife und vorlaute junge Leute, auf on-
ördentliche Menschen.
'nimwanken, 9m., s. wanken.
Rutsch, /., Bett In di4 Rutsch gekem.
Oberland.
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Scherdeltuch.
547
8 (240a). 8 klingt oft fz^ z: em/zig
emsig, Perfzon Person, grinzen grinsen.
^ Sack (242b). Zur Ergänzung: 1.
Sprichwörter: Er klopß auf den Sack
und den Esel meint er. Die Katze im
Sack kaufen. 4. als Schimpfwort:
Bössacky Fuppsack^ CHßsack, Granssack^
Patschsacky Quarrsack.
SackMger (243 b). 2. Sack hat hier
die Bedeutung scrotum.
saggeln, sw,j mit stumpfem Messer
sägend schneiden. Schmidt.
Saloppe, /., s. Y. a. Salupp, Gort-
zitza.
safzen, sich, s. v. a. sassen. S. an-
säfzig N.
SauerfTst (249 b), Z. 4 L mlphur a-
tum.
Sauerkohl (249b), Z. 3 ist hinter
Brassica das Komma zu streichen.
Saunigel (248b. 250b). Über die
Bildung des Wortes s. nuzund N.
Schabbel (251a). Schabbein, plur.,
für Schabbeibohnen auch in Ostpreulzen
ganz gewöhnlich.
schabbeln (251a), beim Schreiten
andere mit den FQi'zen stolzen, sie be-
lästigen oder gar verletzen; davon
SchabbeHufz (u auch kurz) u. Schabbel-
frib.
Schabraky m. , Mensch, der dummes
Zeug schwatzt. Sperber, 40. Poln.
zabrac glos das Wort nehmen, anfangen
zu sprechen. Ygl. fehabbem.
Schaff (253 b), auch E/zschafi und
Wäschschaf. Für Speiseschaff auch
Speischaf.
SchappkenmIHze (257 b), Z. 3 1 Gegen-
satz zur.
schattern (261a), in 2. Bed. in Ver-
bindung mit 4chcJ>bem: Sie hat unauf-
hörlich zu schattem und zu dchabbem.
-sehe (263 a). -sehe tritt bei pol-
nischen Namen auf -ski an dessen Stelle:
die Brodowsche für: die Brodowski.
Gortzitza.
^Chebraky m., Bettler, das gleichbed.
poln. zebrak. Sperber, 40.
Scheck, Pflzu. Die Pflanze, welche ich
in Rauschen, wo mir der Name zuerbt
entgegentrat, nicht habe erhalten können,
soll dem Mir^chemau (s. d.), Bärlapp,
ähnlich aussehen. Sie heilt Wunden
an Menschen und Vieh, ist selten und
mufz sofort gepflückt werden, wenn
man sie sieht; gebt man vorüber und
wendet sich nachträglich, um sie zu
pflücken, so ist sie nicht mehr zu fin-
den.
scheffeln (264a), auch intransitiv. Das
Getreide scheffelt, giebt reichen Ertrag.
S. schütten 2.
Scheifz, w., Scheifze, /., pltd. Schlt,
m. u./.. Dem. Scheifzche, pltd. Schttke,
als Wort der Verneinung, Zurückwei-
sung, Bekräftigung, des kurzen ^Ent-
schlusses, der Kesignation, des Über-
drusses; auch blolzes Flick- und Füll-
wort. Schei/z! Ach was, Scheifz! Schei/z^
komm! Sqheifz, ich geh heuC ins Thea-
ter! Das ist eine Scheifze, einerlei.
Beliebt auch im Hochdeutschen ist das
pltd. Schitke. Haben vdr heute Kar-
tofelfinzenf ^Ja, Schttke^. Euphe-
mistisch: Scheibe! Ja Scheibe! Scheibe!
sagt Neumann. Von Schei/z: Scheifzer,
m. Alter Scheifzer, alter, schwächlicher
Mann. Scheifzerei,/, Diarrhöe. In Zu-
sammensetzungen: Scheifzdreck, Scheifz-
haus, Scheifzkeri, Scheifzmatz etc. s. 264 b.
Vgl. Klugscheifzer.
SchCmschblätter, plur., s. v. a. Semsch-
blatter. Oberland.
ochem§che,/., Binse, Juncus L. Ober-
land.
Schftmschleder, n., s. sämisch.
schenken (267 a), Z. 2 1. lautet das
part auch geschonken.
Scherdeltuch (267 b). Für den Zu-
sammenhang des Wortes mit Tuch
sprechen die reinhochd. Zusammen-
setzungen, namentlich das westpreufz.
Schwrztuch, wie denn auch die Schürze
§oln. fartuch= Vortuch heifzt, und für
as verwandte Schurzfell, poln. szurcfal
{dkVLcAx. fartuch sk&rzany Schürze von Le-
der) das Grundwort ebenfalls dem Deut-
schen entlehnt ist.
35*
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548
Sch^s — Schrotsuppe.
Sehte (268 b), s. Dsohtee N.
fehibberig (269V), auch Gortzitza
kennt nur schieberig.
Schiebern (269b). 2. reflexiv: sich
schicfiem,
sehiehrig, adj,^ s. v. a. schuchrig.
sehief (270b), auch: Er üt schief ge-
vrickelt.
Sehinnkaule (274 a), auch Sehinder-
Icaule und Aasicaule.
sebipp (274 b), auch tsebipp. Vgl.
Volksr., 32, 122: Schipp^ schipp^ mein
Hahnke^ hchd. mein Hahnchen,
sehirlcen (276 a), auch tsebirlcen.
Scbi8ehl(enl(opf, •l(opp; m., Kopf mit
wirrem Haar, wie er aussieht, wenn
man das Haar durch hineingeworfene
Klettenköpfe (s. Schischke) verfilzt hat.
Oberland.
Sehlaebnijtl(e (278 a), 1. Sehlaebuntke.
Sehlaggwetter (280 b), auch Schlaelcer-
wetter.
seblagrUbrend. Sich schlagrührend
ärgern,
Schis^wasser, Pflzn , gemeiner Rain-
farn, Tanacetum vulgare L. , auch rö-
miseh Rheinfahrt Samland.
Seblaios (281a), nach Gortzitza
auch SehlftlO.
Sehlensak (285 b), in Neidenburg in
Gortzitzas Kinderzeit ein sehr be-
liebtes Backwerk, das nicht die Form
des Zwiebacks, sondern eines Oblon-
fums hatte und auch, ja fast gewöhn-
ch, Sehlinsalc genannt wurde.
Sehliehtmebl, n., Mehl, in dem die
Kleie zurückgeblieben ist; daraus be-
reitet man Sehliebtbrot, Sebliehtmus.
8ehliel(em (286 a), auch schlicker di
schlacker,
Sehlipp (287 a). Im Oberlande auch
Sehlupp, von schlüpfen^ und Luel(, n.,
vreil durch das Au&iehen des Baumes
oder Brettes im Zaun eine Lücke ent-
steht.
Sehlorrchenglitschen (288 a). l)as
Schlittenfahren am Fastnachts- Diens-
tage auch in Masuren üblich^ der Name
dafür nicht. Gortzitza.
Sehlorre (288 b), Z. 6 1. Sehlurre. S.
Korl(e N.
Schlosse, /., Schlofze.
Sehlumpscbufz (290 b), im deutschen
Billardspiel der Stofz, mit dem man
gleichzeitig die Karoline und den fol-
genden KarambolbaU in das Mittelloch
und das Eckloch macht. Nach der bei
Schlumpschiag angegebenen Bedeutong
wäre es also = Glücksschu/'z. That-
sächlich ist es freilich nicht ein solcher;
denn geschickten Spielern gelingt er
recht oft. Gortzitza.
Sehlupp, m., s. Sehlipp N.
Sehrnfteben (291b), auch Sehmascli-
ehen.
sehmaekostem (292a). Das Begiefzen
mit Wasser ist auch in Masaren üb-
lich. Gortzitza.
Sehmaekosternite (292 b). Das Aus-
grünen der Ruten ist allgemein üblich.
Sebmäker, m., Schmöker, s. Hite 2.
Sehmandengel, m., Mädchen in weifzem
Kleide, Knabe in weifzen Beinkleidern
(s. SchmandbOxen),
Sehmelebenzagel (296b), 1. SchmH-
ebenzagel.
sehmieren (297b), auch schlecht
schreiben.
sehmurgeln, sw., s. v. a. schmirgeln,
sehnarren (302a^. He geht, dcu de
Hacke schnarre. Elbinger Ndrg.
sehnlben, sw,^ s. v. a. schn&u^en und
reflex. sich schneuzen. Oberland.
sebniekem, sto., s. y. a. schnippsein.
Sehnipp-sebnapp-sebnurr (305b), in
Neidenburg für Baselorum auch Basi-
lurr,
sebniwen (306 b), auch s. v. a. sdmft-
wen.
Sebnuppen, m., Schnupfen.
SehnQt (309a). Schnütchen als Kose-
wort auch sonst gebräuchlich.
SehOllkraut {Klein-), n., s. Geesel-
blume N.
sebVnen (310b), auch: das Water
schont sich auf,
Sebretsuppe, /., Wassersuppe aus Rog-
gen-Schrotmehl mit etwas Milch oder
etwas Fett abgemacht. Ist sie sehr
dünn gekocht, so heilzt sie Rohrömy
Rubrum, dick gekocht Sch/ruddel (s. d.);
zwischen beiden Arten steht als Zx^
äwer (Laufüber) die mitteldünne Schrot-
suppe. Sie f&hrt ihren Namen daher,
dal'z sie beim Kochen leicht überläuft,
da den Leuten meist Zeit zur Auüaicht
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schrumpen — Stolzheiorich.
549
in der Küche fehlt. Diese Unterschiede
gelten in Notjahren, in denen die Suppe
wohl täglich in dreierlei Gestalt, wie
angegeben, morgens, mittags und abends
von den armen Leuten bereitet und ^e-
5 essen wird. In besseren Zeiten wird
ie Suppe etwa drei- bis viermal wöchent-
lich gekocht Gerdauen. Sack.
schrumpen (318 b), Z. 7 1. t'hopge-
schrumpelt.
schüchtern (319 b), Z. 5 1. zum an-
dern fahrend.
Schuprtne (323 a), auch Tschuprlne.
Schufehelkopfy m., s. v. a. RtUchelkopf,
Oberland. S. verschufeheln N.
fehOfehen (324a), nach Gertz itza
auch ^chuschen {u scharf).
^hQfehkehmen (324 a), kein fingier-
ter Ortsname, wie irrtümlich angegeben,
sondern ein wirklicher und S. 389 b un-
ter Szufzkehmen richtig aufgeführt. Die
mitgeteilte Redensart ist durchaus im
Schwang.
^h0ichfi(324a), wicliSchuicMy Schu-
4ckuchen machen = schlafen. S. fehQ-
fehen N.
Schusterplatz y ^., im Oberlande»
Schusterjunge. Vgl Platz N
Schulzweide, /., s. Zahnweide.
Schoteen), st.^ schiefzen, engl, to shoot
Gordack.
SchUttel (325 a), so richtig ätatt Schöt^
teL
schwaddem (326a), Z. 11 1. värto-
schwaddre.
Schwammklopper (327 b), politisch in-
differenter Mensch. Das Wort ist in
der ganzen Provinz bekannt.
schwappendi^ r327b). Auch das Verb
schwappen übhch, besonders im Eom-
pos. überschwappen, wie das Simplex
sowohl transitiv, als auch intransitiv.
Gortzitza.
schwarken (327 b), das j>art. auch be-
sckworken.
Schwingen,n., Schwingblock, ^.,-messer,
n ., 8. Klunker N.
Sechser (334a), Z. 11. Einfanfzehntel.
Sechserbrot, n., ImblTz um die sechste
Abendstunde, s. v. a. Schweinevesper,
Seele, /. Zur Seet bringen können =
geniel'zen können, s. kifoheln N.
Sehntemahlzeit, /., s. pröst N.
seigen, sw.^ s. v. a. seaen 1.
Setzhin (339a), Z. 3 I. nemorosa.
Siebenzägliger, m., Peitsche mit sieben
Zägeln, siebenschwänzige Knute, auch
Ende Tau oder Strick als Prögelinstru-
ment. Kriegst mit dem Siebenzägligen I
Oberland.
Siel (340 b). In die Eintersielen kom-
men^ im Geschäfte, in der Wirtschaft
zurückkommen. Sjprw. II, 1209.
Sielenstrick, n., Strick an deii Sielen.
Im Oberlande als Schimpfwort: du
Selenstrick!
Sintemahlzeit, /., s. prOst N.
Sommerung, /., s. v. a. Sommerkom.
Spann, /., s. anschmeifzen N.
Spanschferkel (a = a), n., Spanferkel,^
noch saugendes Ferkel. Oberland.
sparteln (347 b), reflexiv sich sparteln^
sich absparteln.
Spazierwagen, m., s. Klapperwagen N.
Speckbrüch, m., s. BrSch N.
Spei, m., Speichel. Vgl. Spuck.
Spicker (350a), im Oberlande l^ek-
ker^ plur. Speckers; davon speckem =
spickem: es speckerty spickert
Spickpfahl, m.^ spitzer Pfahl, der in
die £rde getrieben wird. Von spicken^
Oberland.
spikelTren (351a), auch im Hchd. in
der ursprünglichen Form spekulieren.
Spind (351b), auch Efzspind.
Spinnwocken (352 b); Rocken.
Spirkucks (353 a), auch Sperekucks.
splinter (354 b). splitterfasemackt auch
in unserer Provinz nicht ungewöhnlich.
Gortzitza.
Stadtkämmer, m., s. Kämmerer N.
Stallengasse, /., Strafzenname in Kö-
nigsberg, vorzugsweise mit Pferdeställen
bebaut: 1. auf der Laak; 2. auf der
Burgfreiheit(s,d,'N,). Letztereheifzt jetzt
Kasemengasse^ weil später eine Schwa-
dron Kavallerie daselbst ihre Ställe
hatte. Vgl. Hoffheinz, Strafzn., 601. *
Steckel (364b). Ich mtifz ihm ein
Steckelchen spielen j einen Possen thun.
Oberiand.
stfb, od)'., steif, s^ti s^A^n, steif stehen.
Oberland.
Stiealitzk (371b), nach Gortzitza
auch Stiglitz.
Stolzheinrich, m., s. Heinrich N.
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550
StcHX^hkUpper — verkloppeo.
StorchMapi^r (376a), L EqwUetum
vulgare.
Streichbolzen, m., Streichholz. Berli-
nisch.
Strippe (381b), auch an BeinkleiderD
zum ätraffziehen derselben.
StUck (383 b), plur. auch Stückner,
Stückne. Ein Stuckner drei. Hatten,
da/z die Stücke fliegen. Gro/ze Stücke
auf einen halten.
Stwnskehumpel, m., kleise imusehn-
liehe Person. Schmidt. Vgl Hwm^
pel.
stürzen, 9w., umlegen, z. B. ein Schi£F;
auch bragen. S. Bragebank N.
Stuterei, /., Gestüt.
SUbholz (388 b). Sü/zholz raspeln.
Sprw. II, 2618. S. raspeln.
Talglicht, n. Reden wie ein Endchen
Talglicht. Vd. Sprw. I, 3082.
Tambor,w., Trommelschläger; Spritz-
leder am Wagen. S. Tambour.
tapsig, adj., s. V. a. fabrtg (s. d.).
Taschengebäude (395a), auch sonst,
nicht blolz in Danzig üblich.
Thres (400 b), auch Threse.
Thunichgut, m. = Thunuschtgut
Timpf (402a), in 2. Bed. auch in
Ostpreufzen üblich gewesen.
Tipp (402 b) und die Nebenformen
Name und Lockruf nicht bloiz far das
Huhn, sondern überhaupt für Vögel.
Tobak (403 a), o lang und kurz.
Trog (412 b), auch grolze Mulde zum
Brotbacken: Backtrog.
tschapsen, sto., s. y. a. schapsen.
Tschippe, /., Dem. Tsckippchen, Vogel,
preul'z.-poln. czykka. Mein Tick^ppchen!
ochmeichelwortzuKindem. Gortzitza.
Vgl. Tipp.
ü.
U (417 a). Gedehntes u wird im pro-
vinziellen Hochdeutsch zuweilen kurz:
Betrug statt Betrug, Grufz statt Orvfz
{plur, Grüfze); kurzes lang: Geburt
U (417 b). Langes ü wird bin und
wieder kurz, kurzes lang gesprochen:
Büste (kurz), Luke statt lÄcke.
überschwappen, sw., s. schwappendig N.
Umlauf, 'm., Anschwellung am Finger^
Fingerwurm.
unberufen, st, s. v. a. unvemifen.
unllbel (424 b). Das ist gar nicht «m-
übel = nicht übel.
Utfehek (425b), auch Utscheck ge-
sprochen. Einen Utscheck machen, weg-
laufen. Masuren. Gortzitza.
Vaterche (426 b), auch der Vaterche.
verbohren (428a), auch: im Arsch
verrückt
verdienen, sw. Der hafs heute ver-
dient, sagt man, weon man für jemand
ein Stück Brot schneidet und das Messer
tief in das Brot hineinfährt; geht der
Schnitt nach oben hinaus, so hat der
Betreffende es nicht verdient
Verdung (429b), auch: arbeiten wie ver^
verglaffen, sw., sich, sich vergaffea,
verlieben. Er hat sich in sie verging
verhauen (432 a), bildet das 2. parL
stark.
verjüngen (432 b), auch verjüngen.
verkloppen (433b), auch'^^ verspiel^i,
durchbringen. Gortzitza.
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verloch — worgeln.
551
verioch, Ruf der am Male angelangten
Kinder, in dem Sinne : ich bin am Mal,
in Sicherheit. Gortzitza. S. verbieten.
verrDgen, sw.^ rich^ im Oberlande =^
nich verrohen.
verschuicheln, sw.^ s v. a. verruicheln.
Oberland.
verschwingen, st , verschwinden. Ober-
land.
vertobbern, «w?., verleiten, verführen,
verlocken; von tobbem 1. Einen zum
Kartenspiel vertobbem. Elbinger Ndrg.
Vgl. vertoppen.
verwimmem, sw,^ verwachsen, ver-
heilen. Saalfeld.
YOn§n (447 b), im Oberlande auch
entzwei.
Vorarbeiter^ m., s. Kämmerer N.
W.
Wabbel (450 a), früher auch Name
für junge Leute, die von Gymnasien,
mitunter von Tertia, abgegangen, nach
kurzer privater Vorbereitung die Ma-
turitätsprüfung vor einer Universitats-
Kommission machten, während der Vor-
bereitungszeit. Die Anforderungen, die
diese Kommission stellte, waren weit
geringer, auch Unterschleife leichter;
davon war auch das Wort wabbeln «
als Wabbel sich vorbereiten, üblich.
Mit dem Aufhören dieser Kommissions-
prOfungen mag auch der Name WMel
aufzer Gebrauch gekommen sein, wenn
er nicht etwa noch üblich ist für Schu-
ler, die sich privatim zum Abiturienten-
examen vorbereiten, das sie dann bei
einem Gymnasium machen. Gort-
zitza.
Waclie, /., Woge, Welle. De Kt^ockent
schockelt op de Wachen, Dorr, 21.
Vgl Wadite.
Waddig (451b). Zusammenstellung:
Waddig und. Wehdaff*, Wehtage. Gort-
zitza.
Waldviolen, gelbe, s. Haselblume N.
Weggeleiswasser, n., s. GKdwasser N.
wealegen, nr., verlegen, auf die falsche,
onrecnte Stelle legen. Die Hühner
haben die Eier weggelegt.
W8r, /l, 8. V. a. Warre, Oberland.
WMke, n., das Wertchen, Wertvolle,
kleiner Blumenstraulz, den Landfrauen
zur Kirche mitnehmen. Das Wertchen
wird in gefalteten Händen auf dem
weifzen Taschentuch, unter dem das
Gesangbuch ruht, getragen. Mtn Sahn,
ISp ön e Garde an mak ml e WSrtke!
Samland.
Wessel, m., einfaches Subst. zu ver-
wesseln, verwesselter, verwahrloster
Mensch.
Wichöpjln, m., vielleicht richtiger Wi-
köpjen, beim Brotbacken ein Brötchen
aus den Teigresten; wohl von poln.
wyhopac aus dem Brottrog ausgegraben,
zusammengegraben. Neidenburg. Gort-
zitza.
Wickhaus, eigentlich Wfkhaus, ein der
Stadtmauer angebautes Hinterhaus.
WUchävser gab es und giebt es viel-
leicht noch in Neidenburg. Gortzitza.
Ahd. vxighäs, wtch&s, mhd. i/ötchüs, pro-
ptignactdum, Bau oder Turm zur Be-
festigung und Verteidigung. Schade,
1149 b.
W?k (469), ist /. u. n. Das Fiitziger
Wtk heifzt auch Pauzker Wik.
winken (471b). 4. einen Schlafen-
den durch besondere Manipulationen
dahin bringen, dafz er, ohne aufzu-
wachen, sich erhebt und schlaftrunken
herumwandelt. Gortzitza.
Witze, /., Rute, Zweig, s. Rtze N.
worgeln, «tr., s. v. a. wirgeln.
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552
zecken — zusteckein.
zecken, sw,j zucken. Saali'eld.
zeisen (490a), Z. 6 1. zeisen st. zinsen.
Hennenberger Landt, 52.
zerrackern, sw., sich^ sich zerarbeiten,
durch Arbeit aufreibcD. Vgl. rackern.
zerschnippsein, sw.^ verstärktes schnipp-
sein.
Zigeunerkraut (493 a), I. Hyoscyamm,
Zipfelkraut, n., s. Mllchkrairt N.
zubein, adv,, s. Bein N.
zudach, adv,, in zttdach kommen^ nahe
konunen mit dringendem Anliegen, zu-
dringlicher Bitte, unverschämtem Ver-
langen. Damit konim^ mir nickt zw-
dach! Saalfeld.
zumessen. Ihnen nicht zugemessen,
pltd. enne nich togemete^ als abwehrende
Formel, wenn von einer Krankheit die
Rede ist. Vgl. nebbig.
ZupafZy adv.^ passend, gelegen, ange-
nehm. Das kam mir recht zupafz, VgL
pafzmat
zusamsty auch zesamst, adj, u. präp.^
zusammen; mit. Vgl. mibamts.
zusteckein, zustecksein, sw.^ mit einem
Stecket oder Stecksei verschliefzen.
Nachtrag zu den Abkürzungen.
Hirsch* DaDzigs HaDdels- and Qewerbs-
gescbichte unter der Herrschaft des deutseben
Ordens. Von Theodor Hirsch. Leipzig 1858.
Klebs. Der Bernstein. Seine Gewinnung,
Geschichte und geologische Bedeutung. Er-
läuterung und Katalog der Bernstein-Sammlung
der Firma Stantien u. Becker. Von Richard
Elebs Königsberg i. Pr. (1880).
Gewinnung und Verarbeitung des Bern-
steins. Mit 22 Licbtdrnckbildern, 1 Lithographie
und 3 Holzschnitten. Von Dr. Rieh. Elebs.
Königsberg 1888. [Zur Erinnerung an das
fnnfundzwanzigjährige Geschäfts -Jubiläum Ton
Stantien u. Becker. Königsberg, den 16. Mai
1883.]
MfiUer. Über die mitteldeutsche poetische
Paraphrase des Buches Hieb. Ein Beitrag sur
Geschichte der Sprache und Literatur des
Deatschordenlandes von Dr. W. Müller. Halle
1883.
K* Nachträge und Berichtigungen.
Nsslnu, Dainos. Dainos. Litauische Volks-
lieder übersetzt von G. H. F. Nessel mann.
Berlin 1853.
PrltieL Die deutschen Volksnamen der
Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprach-
schätze. Aus allen Mundarten und Zeiten zu-
sammengestellt von Dr. G. Pritzel und Dr.
G. Jessen. Hannover 1882.
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8chlu£zwort.
JDlwafi später, als im Prospekt versprochen, habe ich das Preufzische
Wörterbuch zum Abschlüsse bringen können. Die Abonnenten auf das
Werk werden diese Verzögerung wohl gern entschuldigen, da sie dem Buche
zu gute gekommen: — es hat durch die während des Druckes eingegangenen
Ergänzungen an Vollständigkeit und, wie ich hoffe, auch an Wert gewonnen.
Dem gröfzern Umfange nach konnten diese Beiträge in das Werk hinein-
gearbeitet werden, und nur ein verhältnismäCzig kleiner Toil davon hat in den
Nachträgen seinen Platz erhalten.
Ein aufmerksamer Blick in das Werk wird darthun, dafz ich vielfach mit
grofzer Hingabe, Ausdauer und Sachkenntnis unterstützt worden bin. Für
diese Unterstützung, wie für jede der Sammlung zugewandte Förderung, spreche
ich allen Freunden derselben, den neuen wie den alten, noch besonders
meinen herzlichsten Dank aus. Im Laufe der Jahre, von Beginn meiner Samm-
lungen bis in die neueste Zeit, erhielt ich für meine Arbeiten Beiträge von
folgenden Herren und Damen:
Lehrer Albien in Hohenbcrg, Kr. Ragnit. Lehrer Alkewitz in Alt-
Eattenau, Kr. Stallupönen. General v. Auer in Goldschmiede bei Königsberg.
Rabbiner Dr. Bamberger in Königsberg (Erklärung jQdisch- deutscher Aus-
drücke). Lehrer A. Blau in Kreuzburg. Professor Dr. F. A. Brandstäter
in Danzig. Lehrer Brehm in Angerburg. Lehrer Browleit in Alienburg.
Lehrer BrQfz in Neudorf bei Graudenz. Lehrer Cabjolsky in Romeyken,
Kr. Stallupönen. Lehrer Denskufz in Seikwethen, Kr. Niederung. Ober-
lehrer Dr. R. Dorr in Elbing. Lehrer Dröse in Marienwerder. Emeritus
in der Gegend von Konitz. Pfarrer Fabricius in Barenhof im Gr. Werder
(durch Herrn Oberlandesgerichtsrat Passarge). Lehrer Festerling in Stab-
lauen, Kr. Pillkallen. Freiherr Fragstein v. Niemsdorf, Königl. Hoflie^-
rant in Königsberg. Lehrer H. Freytag in Mewe. Dr. Ludwig Freytag
in Berlin (für die Nachträge. Die letzte, nach Beendigung des Satzes ein-
gegangene Sendung konnte leider nicht mehr verwertet werden). Lehrer
Gall in Jerrentowitz bei Briesen Westpr. Fräulein Alma Gänike aus
Silberbach, Kr. Mehrungen, jetzt in Liebstadt. Lehrer Gast inKjlabitsch auf
der Danziger Nehrung. Lehrer Julius Gehrmann in Königsberg, ans Liebe-
mübl. Elantor Gerhard in Ragnit, früher in Königsberg. Lehrer Gerfz in
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554 Scblufewort.
Seehesien, Kr. Sensburg. Lehrer Gohr in Danzig. Sprachlehrer Walter
Gordack in Königsberg. Gymnasial-Professor a. D. W. 0. Gortzitza in
Lyck, geb. Dezember 1811, Neidenbarger bis £nde 1823. Kantor Gntzeit
in Sensburg. Lehrer Harnack in Burgersdorf bei Wehlau f (Manuskript
durch Herrn Tribunalsrat Dr. R. Reusch). Privatgelehrter Robert Hein
in Berlin, geborener Danziger. Direktor der stadtischen höheren Töchterschule
Heinrich in Königsberg (Sammlung aus Tiegenhof im Werder). Lehrer
Hetz in Rominten, Kr. Goldap. Kantor Hilberger in Dönhoffstadt f. Lehrer
Hildebrandt in Schönau bei Marienburg. KQster an der Ober-Püarrkirche
zu St. Marien A. Hinz in Danzig f. Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. med.
G. Hirsch in Königsberg. Privatgelehrter Eduard Hubaczek in Königs-
berg f. Fräulein Anna Jacobi, Lehrerin an der stadtischen höheren Tochter-
schule in Königsberg. Lehrer Jasch in Wittenberg, Kj. Pr. Eylau (Manu-
skript durch Dr. R. Reicke in Königsberg). Buchhändler Paul Jensen,
früher in Königsberg. Lehrer Aug. Kahler aus Nordenburg, jetzt in Königs-
berg. Lehrer Kalepky in Wehhau. Karl Käs wurm in Darkehmen (for
die Kreise Stallupönen, Gumbinnen, Insterburg u. Darkehmen). F. Kersten
in Braunsberg. Lehrer Kerwien in Plimballen, Kr. Ragnit. Lehrer Kirbufz
in Plehneo, Kr. Rastenburg. Kaufmann Rud. Knoppke in Königsberg f.
Lehrer Kobbert in Insterburg. Dr. G. Kossinna in Halle a. S. (für di«
Gegend von Tilsit). Lehrer K rafft in Rominten, Kr. Goldap. Schuhmacher-
meister Kratz in Königsberg. Buchhändler Eduard Krause in Königsberg,
aus Dogehnen im Samlande. Lehrer Krömke in Neuendorf, Kr. Pr. Holland.
Lehrer J. Kutschki in Tolkemit. Lehrer Lau in PiUau. Kaufinann Ernst
Lau aus Königsberg (das Manuskript erhielt ich aus Telok Betong auf der
Insel Sumatra). Regierungs-Sekretär 0. A. Laudien in Königsberg. Fräulein
Elisabeth Lemke in Rombitten bei Saalfeld Ostpr. Rechtsanwalt Otto
Lewald aus Königsberg, in Berlin f. Seminarlehrer G. Liek in Löbaa
Westpr., früher in Königsberg. Lehrer Löhrke in Flatow. Dr. Wilhelm
Mannhardt in Danzig f. Rektor Marczowka in Grabnick bei Lötzen.
Gymnasiallehrer Dr. C. Marold in Königsberg. Frau Eveline MatterD
in Rauschen, Kr. Fischhausen. Justizrat H. Meier in Königsberg f. Haupt-
lehrer R. Meier auf den Hufen bei Königsberg. Dr. W. H. Mielck in
Hamburg. Lehrer Milke in Mockrau bei Graudenz. Besitzer Minuth in
Rauschen, Kr. Fischhausen. Hauptlehrer Rud. Morre in Königsberg. Lehrer
Mortzfeld in Thiergart. Rittergutsbesitzer Muller in Bergfriede, Kr. Allen-
st^in. Buchbinder Fr. Münch in Königsberg. Herr Paul Muscate in Br(w-
berg. Landes - Hauptkassen - Rendant K. Nagel in Königsberg, früher in
Marienwerder. Professor Dr. G. H. F. Nesselmann in Königsberg f. Leh-
rer Nippa in Budweitschen, Kr: Goldap. Kantor Panzer in Tenkitten, Kr.
Fischhausen. Oberlandesgerichtgl'at Louis Passarge in Königsberg. Maler
Petzenburg "in Königsberg. Stadtschulrat Dr. O. Pfundtner in Königsberg
(für Gumbinnen). Lehrer Po lenz in Angerburg. Fräulein Elise Prill in
St. Lorenz, Kr. Fischhausen. £d. Putzrath in Tolkemit. Rittergutsbesitzer
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Schlufzwort. 555
Reitenbach-Plicken, Kr. GumbinneD. Lehrer Reiter in Godrienen, Kr.
Königsberg f. Haupllehrer Reiter in Friedland Ostpr. Lehrer Rettig in
Petereitschen, Kr. Pillkallen. Tribunalsrat Dr. R. Reusch in Königsberg f.
Lehrer Rogalla in Piet»onken, Kr. Lötzen. Kantor und Lehrer Ed. Rohr
in Korkehnen, Kr. Fischhausen. Redakteur der Frankfurter Zeitung in Frank-
furt a. M. Eduard Sack, früher Lehrer in Listerburg und Königsberg. Leh-
rer Sakowski in Scheufelsdorf bei Passenheim, jetzt in Rogehnen bei Pr.
Holland. Hilfsarbeiter im Reichspatentamt Seh ad will in Berlin, früher
Lehrer in Pr. Holland (für die Gegend von Heiligenbeil, Zinten, Mehlsack).
Lehrer Schimmelpfennig in Fischhausen, früher in Alt-PiUau. Gymnasial-
lehrer Dr. C. Ed. Schmidt io Lötzen. Gymnasial - Direktor Dr. Schott-
müller in Berlin, früher in Bartenstein. Inspektor Schwarz in Korschen
bei Schippenbeil. Lehrer Seeligmann in Wphlack, Kr. Rastenburg. Fräulein
Elise V. Seydlit;? in Königsberg (für die Gegend von Schippen beil). Mühlen-
besitzer Sellnick in Rauschen, Kr. Fischhausen. Lehrer Sembritzki in
Marggrabowa. Pfarrer und Schulinspektor Dr. Stadie in Graudenz. Lehrer
Otto Teige in Einlage bei Elbing. Lehrer Wilh. Tiedtke in Sensburg.
Lehrer Tobias in Elbing, früher in Wilgaiten, Kr. Fischhausen. Kitterguts-
besitzer A. Treichel in Hoch-Paleschken in Westpreui'zen. Lehrer Unthan
in Sommerfeld, Kr. Pr. Holland. Lehrer Warlies in Pillkallen. Lehrer
Weidmann in Gerdauen. Lehrer Wirtson in Sluzen bei Trakehnen, Kr.
Stallupönen.
Manchem der vorstehenden Namen habe ich ein f beifügen müssen, und
wohl manch anderer noch — mir fehlt- die Kunde — schläft von den Freun-
den, die für mich gesammelt. Sie ruhen in Frieden!
Um wiederholt aufgetretener Mii'zdeutung zu begegnen, erlaube ich mir
die Bemerkung, dafz der Orts-, resp. Landschaftsname am ScÜasse eines
Artikels den Fundort, jedoch keineswegs die ausschlief'zliche Heimat des be-
treffenden Wortes anzeigt Dieses hat vielfach weitere, ja oft allgemeine Ver-
breitung in der Provinz.
Zum Schlüsse sage ich noch besondem Dank dem Eustos der hiesigen
Königlichen Bibliothek Herrn Dr. Rudolf Keicke für die Liebenswürdigkeit,
mit welcher er mir die Benutzung verschiedener Werke ermöglicht hat
Und so möge denn das Preufkische Wörterbuch eine Grundlage sein für
weitere wissenschaftliche Sammlung und Behandlung heimischer Spraehe und
Sitte! Möge es zu den vorhandenen Freunden neue in reicher Zahl ge-
winnen!
Königsberg, 12. Dezember 1883.
H. Frischbier.
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Druck nn Qtbr. Ongtr (Tb. Orlnm) in Berlin 8W., 8eti6Beb«rger StrMM 17ft.
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Tr ^"'(ITIL
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