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Full text of "Prometheus, ein Beitrag zur griechischen Mythologie.: Ein Beitrag zur ..."

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PROGRAMM 



des 



GROSSHERZOGLICHEN GYMNASIUMS 



zu OLDENBTIEG. 



Ostern 1896. 



Inhalt: Abhandlung des Oberlehrers Dr. Karl Bapp: Prometheus. Ein Beitrag 
zur gi'iechischen Mythologie. 
Schulnachrichten. Vom Direktor Dr. H. Stein. 



1806. Progr. Nr. 686. 



Oldenbtirg. 



Druck von Gerhard Stalling. 

1896. Digitized by 



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Prometheus. 

Ein Beitrag zar griechischen Mythologie 

von 

Dr. E. Bapp. 



„l^^r fruchtbarste und tiefsinnigste Mytbus von allen theogoniscben, zu welchem religiöse 
Sage, Yolkssage und hoher Dichtersinn gleichmäfsig beigetragen haben*^ Mit diesen trefflich kenn- 
zeichnenden Worten beginnt in Prellers Griechischer Mythologie (4. Auli , bearb. von C. Robert, 
I S. 91) der über Prometheus handelnde Abschnitt. 

Den Anteil, welchen Volksglaube und Sage an der Gestaltung des Prometheusmythus 
haben, von den Erfindungen der Dichter und Deuter schärfer abzugrenzen, als es bei Preller und 
in der sonstigen mythologischen Litteratur geschehen ist, die Wurzeln des Mythus nachzuweisen, 
den Stamm und seine Verzweigungen von überwuchernden und verhüllenden, wenn auch an sich oft 
reizvollen, parasitischen Gewächsen zu befreien, das ist es, was die folgende Untersuchung bezweckt. 

Der tiefe, fast unerschöpfliche symbolische Gehalt unseres Mythus, der die Dichter aller 
Nationen, und gerade die bedeutendsten, immer wieder gereizt hat sich mit ihm zu beschäftigen (ich 
nenne nur Calderon, Herder, Goethe, Byron, Shelley), veranlafste einige Mythologen, die ganze 
Prometheussage ^) für relativ jung zu erklären, da sie einem Zeitalter von geringer Geistesbildung 
eine so sinnreiche Schöpfung nicht zutrauen mochten. Nun ist aber doch zwischen der reifen, ja 
überreifen Form der Sage, wie sie bei Hesiod vorliegt, und dem vielleicht sehr einfachen Kern, aus 
dem sie allmählich erwuchs, ein Unterschied zu machen. Wer freilich mit B. G. W eiske (Prometheus und 
sein Mythenkreis, Lpz. 1842) als das Älteste und Ursprüngliche im Prometheus den Begriff des 
„Denkkräftigen im Menschen** betrachtet, wer mit andern in dem promethoischen Feuer die Seele 
oder die Vernunft, in dem Feuerraub den Sündenfali der Menschheit versinnbildlicht glauben kann, 
mufs entweder der Jugendzeit des hellenischen Volkes recht altkluge Gedanken und eine kraftlose, 
nur zu Allegorien fähige Phantasie beimessen oder den Prometheusmythus zu den am spätesten 
entstandenen rechnen.^) Für ein sehr hohes Alter desselben spricht aber anfser vielem andern, was 



^) Dio Ansdrücko „Mythus** and „Sage'* werden im Folgendou in Bezug auf Prometheus ohne Unter- 
schied gebraucht. Es wird sich nämlich zeigen, dafd unser Mytbus sagenhafte Bestandteile enthält, indem 
Erinnerungen aus der Urgeschichte der Menschheit htneinspielen. 

') „Wir lernen immer mehr auch auf griechischem Boden die ans ältester Zeit erbaltenun Überreste 
einer stark sinnlichen, von aller abschwächenden Symbolik freien Auffassung des Geisterreiclis beachten; man 
wird auch die spätere Entwicklung zu einer geistigeren und abstracten Auffassung nicht recht verstehen noch 



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im Verlaufe unserer Untersuchung zur Erwähnung kommen wird, schon des Prometheus im Altertum 
nie bestrittene Zugehörigkeit zu den Titanen und sein namentlich bei Aescliylus so unverkennbarer 
Charakter als Gott (vgl. Aesch. Prom. 29 u. Soph. Oed. Col 65 6 iicüp<p6po? Oei? Titäv npojjLYjaeoc). 
Ein Mensch oder Heros ist Prometheus den Griechen nie gewesen, so wenig wie Japetos oder Atlas, 
aber auch keine allegorische Figur wie sein viel jüngerer Bruder Epimetheus. 

Die Annahme, dafs im Mythus von Prometheus „nicht einer der Yolksgötter, sondern eine 
personificierte Eigenschaft (die feuerentwendende Klugheit) das Handelnde'' sei, bildet den Ausgangs- 
punkt und zugleich den Grundirrtum des genannten Buches von Weiske, welches übrigens durch die 
vorangüschickte „Philosophie der mythischen Darstellung'^, durch die Schärfe, Klarheit und Behut- 
samkeit dei Methode und als reichhaltige Materialsammlung immer wertvoll bleibt. 

Auch Welcker, der in das Verständnis der erhabenen Ideen des Aeschylus mehr als irgend 
ein anderer eingedrungen war, versperrte sich den Weg zu den im Volksglauben liegenden Quellen 
des Mythus durch die Voraussetzung, dafs „die Grundidee der Prometheussage auf sittlichem Gebiete 
ruhe" (Götterl I S. 760). 

Die gegenwärtige Darstellung geht aus von einer vorurteilsfreien Feststellung der Namens- 
bedeutung und von den geographischen Verhältnissen der Stätten, an die sich Kult und Sage des 
Prometheus knüpfen. Sie bedient sich also in der Hauptsache derjenigen Methode, welche besonders 
von 0. Müller und H. D. Müller ausgebildet wurde und deren Grundsatz 0. Crnsius (Beiträge 
zur griechischen Mythologie, Lpz. 1886) kurz in den Worten ausspricht: „Der griechische Mythus 
ist durch tausend Fäden verknüpft mit dem griechischen Lande und mit der Geschichte des 
griechischen Volkes und seiner Stämme''. Allerdings sind die bisherigen Ergebnisse der Forschung 
über die Wanderungen der griechischen Stämme und ihrer Gottheiten grofsenteils wenig gesichert, 
und da die Gefahr der Zirkelschlüsse auf diesem Gebiete sehr nahe liegt, ist hier äufserste Vorsicht 
geboten. Auch darf bei der Menge von Faktoren, die zur Bildung der Mythen beitragen konnten, 
weder diese noch eine andere Methode als die allein berechtigte gelten. In grundsätzlicher Ent- 
fernung aber hält sich der hier eingeschlagene Weg von jener noch vielfach beliebten Weise der 
Mythendeutung, welche vorzugsweise die alljährlich oder täglich wiederkehrenden Naturerscheinungen 
in den Mythen dargestellt finden will und an Götter glaubt, die „im Frül^ahr aufleben, mit Winters- 
anfang sterben und dann allemal mit der Wiederkehr der ^besseren Jahreszeit wieder aufleben, bald 
darauf wieder absterben und so in infinitnm" (Erwin Rohde im Rh. Mus. 50, 4, 1895, gegen Ed. 
Meyer, der den Odysseus für einen solchen „Sommergott" hält). Gerade die regelmäfsig und häufig 
sich wiederholenden Naturereignisse werden die Phantasie am wenigsten angeregt haben, denn nicht 
nur die Philosophie, auch die Mythopöie hebt an mit der Verwunderung, das Alltägliche und Ge- 
wohnte aber verliert schnell die zur Deutung reizende Eindrncksgewalt und erscheint bald als selbst- 
verständlich. Gewifs giebt es Sonnengötter, auch Jahres- und Gewittermythen, aber sie stellen nicht 
sowohl den Wechsel der Erscheinungen als vielmehr das im Wechsel Dauernde dar, und mit ihnen 
ist der Reichtum der hellenischen Volksphantasie bei weitem nicht erschöpft. Mit Recht wendet 
sich Mannhardt (Myth. Forschungen S. 280) gegen die besonders von den vergleichenden Mytho- 

nach Verdienst würdigen kunnen, wenn man sie mit ihren Anfingen schon in die Uneit verlegt, der sie gänzlich 
fremd war." £. Rohde im Rh. Mus. 50, Heft 1 (1895). Was hier vom Geiaterreich gesagt ist, gilt von den 
mythischen Vorstellungen überhaupt. 



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logen vertretene », Modeansicht, nlafs mit geringen Ausnahmen die gesamte Mythologie in ein auf 
die Erde übertragenes Spiegelbild des gegenseitigen Verhaltens cölestischer Naturmächte sich 
auflöse." Nicht jeder Götterstreit ist ein Gewitterkampf, nicht jede wandernde und verfolgte Göttin 
ein Bild des Mondes.^) Unmöglich können jährlich wiederkehrende Frühlingsregengttsse die Ver- 
anlassung zu den griechischen Flutsagen gewesen sein, wie Härtung (Griech. Mythol. I 161, ähnlich 
II. D. Müller, Myth. d. gr. Stämme I 192) meint, sondern viel gewaltigere Naturphänomene müssen 
ihnen zu Gi-unde liegen. 

Die Voranstellung dieser Grundsätze wird im Einzelnen manchmal die Widerlegung ab- 
weichender Ansichten unnötig machen. In vielen Punkten konnte die Erörterung kurz gehalten 
oder ganz gespart werden, weil ein Hinweis auf den einschlägigen Artikel des trefflichen 
Bosch ersehen Lexikons genügte. Dies dem Mythologen unentbehrliche Werk war indes beim 
Abschluss der Arbeit erst bis zum Artikel Medeia vorgerückt. Eine umfassende Monographie über 
den Mythus vom Prometheus ist meines Wissens seit Weiske nicht wieder erschienen. 



I. Die Namen des Prometheus. 

Es ist anzunehmen, dafs derjenige Name einer mythischen Person, mit dem sie allgemein 
und dauernd genannt wird, falls er überhaupt bedeutsam ist, eine wesentliche Eigenschaft ausdrückt. 
Somit dürfen wir hoffen, wenn eine sichere Deutung eines solchen Namens gelingt, schon dadurch 
auch dem Wesen der mythischen Gestalt auf die Spur zu kommen. 

Der Stamm des griechischen Wortes OpojiyjOsüc ist jedenfalls die Silbe jjltjö, welche 
aufserdem noch vorliegt in den Wörtern TrpofiTj&TjC, irpcjir^ftsia, irpojiy]fteo[i.ai, irpo[i.7]fteüO{xai, irpo[iY]- 
Oixü)^, sowie in iTrtjiTj&T^^, iTrijjLTjOsia, iTrijjLTjOeojjiat, £7:i[irjOe6ojiflt, iTrifirjOixo)?, und überall ein 
sorgendes Denken bezeichnet. Durch das Präfix Trpo- erhält sie bald die Bedeutung der Fürsorge, 
bald die des Vorbedenkens (^rpojjLTjfti^? vorsorglich, z. B. zk xiv eireixa ßfov Plat. Lach. 188 b). In 
manchen Fällen ist kaum zu entscheiden, welche vgn diesen Bedeutungen anzunehmen sei, indem 
beide einen passenden Sinn ergeben.^) Dahin gehört die Stelle Aesch. Suppl. 666 (Kirchh.) irpo- 
jxaöebc eüxotv6[irjTi> apy«, die einzige, an der das Wort irpofnjfteüc adjektivisch gebraucht wird. 
(Bei Pindar Ol. VII 44 ist die Überlieferung unsicher, der Zusammenhang dunkel.) Als Appellativum 
kommt irpo[i.Y]Ö£ü;^ im Wortspiel neben dem Eigennamen vor im Prometheus des Aeschylus V. 85, 
wo Eratos höhnt: 

(};suou)VU[i.a>c ^3 Sarfiove; npo{X7]&sa 

xaXoGdiv aöiiv ^ap az Set 7:po{X7]&8(o;, 

0T({) Tpoirtp TTj;8' ixxüXiaftr^asi tixvT'jC. 

') Sogar die Buhlschaft des Ares mit Aphrodite ist als Gewitterinythus gedeutet worden von W. 
Schwartz, den deswegen K. Tümpel (Ares u. Aphrod., Jahrb. Suppl. 11, 8. 723) mit Recht ironisch abfertigt. 
Auch der Artikel Erinys in Roschers Lexikon ist ein Beispiel dieser Richtung, mit dessen Verfasser wir uns 
noch im Kapitel „Hephaistos** auseinander zu setzen haben werden. Hier wird Erinys nach Kuhns Vorgang als 
»(Stürmische Wetterwolke'* erklärt, während Max Müller und Curtius in ihr die Morgenröte sahen! Sogar die 
fallenden Blutstropfen dos Uranos und der Gorgo hat man für ^lit^e «usge^ebon (Bosch. Lex. I Sp. 1319, 20). 

^) Den gl^ich^n Poppelsinn hat auch Tipt^vooc, 



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Hier scheint mir das sich anschliessende Futurum zu fordern, dafs wir mehr an den „Yor sorger" 
als an den „Fürsorger" denken. Klarer liegt der Fall bei einem andern Wortspiel, das Aristo- 
phanes in den Vögeln Y. 1511 sich erlaubt: dort läfst der Zusammenhang keinen Zweifel, dafs 
irpo[Arj&txa)c ,,prometheu8-mäfsig", „nach Art des Prometheus" und zugleich ,,vor sichtig", ,,vor- 
sorglich" bedeutet. Der Titan ist nftmlich als Überläufer vom Olymp nach Wolkenkukuksheim 
gekommen und bittet nun den Pcithctairos einen Sonnenschirm über ihn zu halten, damit ihn Zeus 
nicht etwa von oben sehen könne; jener antwortet: so 7' iKtvorfla^ auTO xal irpo|j.rjfttxü}^ Ent- 
scheidend aber für die Frage, wie die Yorsiibc des Namens im gemeinen Dewufstsein der Griechen 
verstanden wurde, ist der Umstand, dafs man dem Prometheus einen Epimetheus als Bruder zur 
Seite stellte. Wie dieser in der Sage deutlich die Rolle des „Nachbedacht", des Unvorsichtigen 
spielt, so beziehen sich die Ausdrücke iin}jLT|fteta, äm[xT]0£ojiai und iirijxTjftsuoiAai, JiriiArjOt/Äc alle 
auf die verspätete Überlegung nach der That.*) Der Komiker bei Lucian Ilpo^xr^ueu? st § 2, 1, 
welcher den Kleon einen „Prometheus nach der That" nannte, sagte mit diesem Oxymoron nichts 
anderes, wie wenn er ihn als einen Epimetheus verspottet hätte. Andrerseits ist die Deutung des 
Namens Prometheus als „Fürsorger" von keinem antiken Autor ausdrücklich gegeben worden; man 
fand, wie Weiske richtig bemerkt, „das Walten für die Menschheit in seinen Thaten, nicht in 
seinem Namen." Aber auch die Thaten des Titanen rechtfertigen den Ehrennamen „Vorsorger" 
durchaus, denn vorsorglich erscheint er sowohl bei der Opferteilung (rpor^povi Oüjicp Ilesiod) wie als 
Feuerbringer, als Warner vor Pandora und als Berater des Dcukalion. 

Die Endung -eoc bezeichnet nach Weiske (S. 196) „ein in einer Thätigkeit oder Eigen- 
schaft beharrendes Einzelwesen." Sonach ist llpojjirjOsu; der ,, Vorbedenker", der ,, kluge Vorsorger". 
Der gut griechisch klingende Name des Helden eines von echt griechischem Geiste er- 
füllten Mythus hat, denke ich, damit eine durchaus befriedigende Erklärung aus griechischer Sprach- 
wurzel gefunden. Wie nun aber, wenn das Wort gar nicht griechisches Eigentum wäre, wenn die 
Gestalt des Prometheus und mit ihr der Name, wie mancher andere in Hellas verehrte Gott 
oder Halbgott, dem Orient entstammte? Dann hätten wir uns vergeblich bemüht, mit unserer 
Deutung des Namens eine Einsicht in das Wesen des Trägers zu gewinnen. Ad albert Kuhn, der 
auf dem Gebiet der vergleichenden Sprachforschung und Mythologie hochverdiente Gelehrte, hat 
bekanntlich in seiner 1859 erschienenen Schrift „Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks" 
den Namen Prometheus mit dem Sanskritworte pramantha in Verbindung gebracht. Dieses be- 
zeichnet den zur Feuererzeugung benutzten Drehstab, welcher, in die Höhlung eines anderen Holzes 
gesetzt, durch Reibung die Flamme hervorruft. Kuhns Hypothese, durch eine Fülle gelehrter und 
bestechender Argumente gestützt, fand zunächst aufserordentlich viel Beifall. Bald aber erklärten 
sich namhafte Forscher, wie Pott (Philol Suppl. II S. 286), H. D. Müller (Myth. d. gr. Stämme 
II 219 ff.), Härtung u. a. gegen ihn, und gegenwärtig wird es wenige überzeugte Anhänger dieser 
Erklärung mehr geben, wie man denn überhaupt auf dem Gebiet der klassischen Mythologie in der 
vergleichenden Heranziehung der indischen Göttergcstalten sehr vorsichtig geworden ist.^ So dürfen 
wir uns denn in der Besprechung der Kuhnschen Ansicht auf das Wesentlichste beschränken. 

«) Nur imixrfiiii bei Tbeocr. 25, 79 ist gleichbedeutend mit ^TrifjLcXi^c ; vgl. Welcker Tril. S. 20 Anm. 19. 

•) Vgl. Ousius Beitr. z. gr. Myth. S. 1, Gruppe in Bursians Jahresberichten, 1891 lieft 4 S. 61, und 

V. Wilamowitz im Vorwort zur 2. Bearb. Beines „Horakloa": „Ich vertraue, dafa die Zeit gar nicht fern ist, wo 



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M&tari^van, ein göttliches oder halbgöttliches Wesen der indischen Mythe, über das sonst 
wenig bekannt ist, holte nach indischer Überlieferung den Gott Agni, d. h. das Feuer, da er von 
der Erde verschwunden war und sich in einer Höhle verborgen hatte, von den Göttern zurück und 
verlieh ihn den Blirgu, einem der ältesten Priestcrgeschlechter, oder dem Manu, dem Menschen 
schlechthin oder dem ersten Menschen. Die That des Mätari^van nun wird stets mit dem Verbum 
matlindmi oder manthdmi erzählt, welches „schütteln, reiben" bedeuten kann, aber in den Veden 
auch ganz gewöhnlich ,, rauben** heifst. In dem Zusammenhang jener Erzählung die letztere Be- 
deutung anzunehmen nötigt aber der Umstand, dafs das Verbum hier zugleich von der Entführung 
des Somatrankes gebraucht wird (Kuhn S. 143 d. 2. Aufl.). Soll nun der Name Prometheus von 
dieser Wurzel manth stammen,*) so mufs er entweder den „Räuber** oder den „Reiber** des Feuers 
bezeichnen. Im ersteren Falle bleibt die Vorsilbe Tpo- (skr. pra in dem von Kuhn für seinen 
Zweck erst gebildeten pramdthyus) ganz unerklärt; im andern Falle wird dem Titanen eine Thätig- 
keit zugeschrieben, die weder von ihm noch vom Mätarigvan sonst irgend bezeugt ist. Kuhn möchte 
gar zu gern in dem vapOr^J des Prometheus (Hesiod. Erg. 52) das Reibholz, den pramantha, er- 
kennen, aber er mufs zugeben, dafs unter den zur Erzeugung des Reibfeuers dienenden Holzarten 
diese sich nicht befindet. Dennoch operiert er mit dem vap&7]S in diesem Sinne weiter und kommt 
so zu den überraschendsten Ergebnissen; aber das ganze kühne Gebäude beruht, wie gezeigt, auf 
einer sehr unsicheren Grundlage. Damit soll jedoch nicht geleugnet werden, dafs Kuhn im einzelnen 
manche scharfsinnige und glückliche Kombination gemacht hat. So stellt er wohl mit Recht die 
indischen Bhrgu mit den griechischen OXeYüsc zusammen. Aber gerade diese Parallele macht 
seine Deutung der Bhrgu als „Blitze** sehr zweifelhaft. Der indische wie der griechische Name 
geht jedenfalls anf eine Wurzel mit der Bedeutung „flammen**, „glänzen** zurück, bezeichnet also 
Feuerwesen. Das Feuer befindet sich bei den Bhrgu in einer Höhle. Diese denkt sich Kuhn 
sonderbarerweise als eine Wolkenhöhle, wie er denn bei jeder Gelegenheit gleich ki den Wolken 
schwebt. Der Verfasser des Artikels Hephaistos in Roschers Lexikon will die „Wolkenhöhlc des 
Rigveda*'^) sogar in dem Aufenthaltsort des vom Himmel gestürzten Hephaistos wiederfinden, der 
doch ein unterseeischer und keinenfalls ein himmlischer ist. Mit dem Hephaistos hat wieder der 
indische Cyavana, den Kuhn ihm zur Seite stellen will, nichts als den Sturz gemein. Das Wesen 
der Bhrgu bleibt trotz Kuhn in Dunkel gehüllt und seine Behauptung, dafs im Mythus von 
Mätari^van und den Bhrgu sowie in dem von Prometheus und Deukalion „die Erschaffung des 
Menschengeschlechts aus der Wetterwolke** ausgesprochen sei, eine abenteuerlich -phantastische 
Hypothese. 



man bei den Hellenen Anfragen wird, am zu lernen, was sie sich bei ihren Göttern gedacht haben.'* Rapp im 
Artikel Hephaistos in Roschers Lexikon stützt sich noch zu viel auf Kahn und gelangt daher zu nnbaltbaren 
Ergebnissen, wie wir im weiteren Verlaufe unserer Darstellung zeigen werden. 

*) Kuhn benutzt hier in wunderlicher Weise zur Vermittelang das griechische fAavddvu), welches aas 
nianlh „rauben'* hervorgegangen sei und „demnach als ein Ansicbreifsen fremden Wissens erscheine"! S. da- 
gegen Curtius Grundz. d. gr. Etym. * S. 311 ff. 

*) Für diese Vorstellung verweist Rapp aut Kuhns Ztschr. I S. 445. Hier findet man indes nur eine 
einzige Stelle aus dem Veda, wo es von Indra heifst, er habe „die fruchtbare Wolkenhöhle zerrissen". Von 
einer gelKufigen, allgemeinen Vorstellung kann also schwerlich die Rede sein, 



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Von sprachlicher Seite wandte Pott gegen die Ableitung des griechischen \nfi aus dem 
indischen mcUh oder manth die Inkongruenz von & mit skr. th ein, welches im Griechischen immer 
durch T ersetzt werde. Allgemeine Erwägungen, die gegen Kuhns ganze Methode, auch gegen ähn- 
liche Mythen-Deutungen Max Müllers u. a. gerichtet sind, findet man bei Härtung (Griech. Mythol. 
Bd. I, am Ende), der nicht mit Unrecht meint: „Soviel Lichtwesen diese Richtung auch entdecken 
mag, der griechischen Mythologie wird sie doch kein Licht bringen." 0. Gruppe, Griech. Kulte 
und Mythen in ihren Bez. z. Orient I (1887) gelangt nach einer eingehenden Prüfung der von 
Kuhn und seiner Schule aufgestellten Etymologieen zu dem Ergebnis: „Es giebt keinen gemein- 
schaftlichen Göttemamen in den indogermanischen Sprachen." Gegen die Gleichung pramantha 
= Prometheus erklärt er sich S. 131 ff. 

Viel verführerischer als der Anklang an das pramantha ist trotz Kuhns Warnung die 
Ähnlichkeit des Namens Prometheus mit dem indischen PramcUi, So heifst ein Abkömmling der 
Bhrgu, ein Sohn des Gyavana, und das Wort ist auch Beiname des Agni; es bedeutet nach Kuhn 
„Vorsorge", deckt sich also im Begriff mit Prometheus. Doch läfst sich auch hier nicht über eine 
blofse Möglichkeit hinauskommen. 

So kehren wir denn, um festen Boden unter den Füfsen zu haben, wieder nach Griechen- 
land zurück. Sollte der Keim der Prometheussage auch wirklich indogermanisches Gemeingut sein, 
so trägt doch kaum ein anderer Mythus in seiner Ausbildung deutlicher das besondere Gepräge 
hellenischer Geistesarbeit wie gerade dieser. 

Der Name npo{jki]&euc ist nach griechischer Etymologie ein offenbares, durchsichtiges 
Compositum. Nun bemerkt Weiske (S. 196), dafs „die ältesten griechischen Namen, z. B. die der 
grofsen Götter, die der pclasgischen Zeit, entweder einfache oder doch nicht mit deutlich erkennbarem 
Vorwort zusammengesetzte Namen sind." Er schliefst daraus auf ein relativ junges Alter des 
Prometheusmyjthus. Aber sollte ripcfir^Oeüc wirklich der eigentliche Name des Titanen sein und 
nicht vielmehr ursprünglich nur Beiname? Die Form auf -eöc widerspricht dem nicht, da sie auch 
a4jektivisch vorkommt und da ja auch iropxaeüc Beiname ist; die Thurier verehrten einen Zeo? 
Ilpo|jiav&e6c. Welches wäre dann aber der echte Name des Feuerbringers? Ist er verloren ge- 
gangen? Ich glaube, wir kennen ihn noch: Hesych hat ihn uns aufbewahrt in der Glosse: 'lUa?, 
6 TÄv TiTotvcüV x-fipoi npo[i.Y]fts6<;. Die Erklärung xT^poS, wenn anders dies eine Deutung des Namens 
sein soll, beruht wohl auf einer falschen, schon wegen des unmöglichen Ableitung von ievai. 
Ich stelle das Wort zu fftaivo|jiai, welches Hesych mit Oep|jiaivoftai erklärt und Curtius (Griech. 
Etym. * S. 225) auf einen aus a{&- verkürzten Stamm f&- zurückführt. Danach wäre 'I&ac etwa 
gleichbedeutend mit Aiftcov oder OXe^oac» der „Flammende". Aithon und Phlegyas sind Heroen 
des wilden, räuberischen Stammes der Phlegyer; ihnen nahe verwandt waren die Lapithen, bei denen 
sich der Name Kaiveo« findet, der doch wohl zu xaio) gehört. Prometheus sollte nach einer lokalen 
Tradition in Panopeus gewohnt haben, war also auch ein Phlegyer, einer der dtvBpwv ößptaxacov, 
0? Albe oüx dXiYovTSC äirl x^^^l vaietaaorxov (Hymn. in Apoll. Pyth. 100 sq.) Der Name 'Iftac 
reiht sich den andern für die feurige Wildheit des Stammes so bezeichnenden vortrefflich an, pafst 
zugleich aber auch für den Feuerdämon. 

Ein Beiname des Prometheus ist bekanntlich itop^pipo?. So nennt ihn Soph. im Oed. 
Col. 66 (6 iiop^popoc 6sic Tixäv npo(i.), und npOfiTj&eoc wüp^popo^ hiefs eines der Dramen in der 



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Promethenstrilogie des Aeschylus. Welcker hielt es für das Anfangsstück und erklärte, mit aas- 
führlicher Begründung im Nachtr. z. Aesch. Tril. S. 30 ff., icüp<p6poc als den „Feuerbringer, 
Feuergebe r^^ Ihm ist von R. Westphal und andern widersprochen worden, welche im irupcp^poc 
das dritte Stück, den „Fackelträger^*, sehen wollen, meines Erachtens mit unzureichenden Gründen. 
Für Welcker ist u. a. neuerdings Düntzer (Fleckeisens Jahrb. Bd. 143, Heft 11) eingetreten, welcher 
in der entscheidenden Stelle Schol. Prom. 94 ^v -fap tcp icup<p6p<p npo{jL7]&8r xpsT? {jLupiaSac <ptqcfI 
osSsa&ai auxov das (frfi( in dem Sinne: „er (der Dichter) nimmt an" versteht, wie es auch in einem 
andern Scholion (zu Y. 11) gefafst werden mufs, und damit die Hauptschwierigkeit hinwegräumt, 
welche sich der Welckerschen Ansicht entgegenstellte (Welcker las hier irrtümlich iv fdtp x^ 
XüOfxlwp np.). 

Der Beiname irupxaeu; gehört nur dem äschyleischen Satyrdrama^ nicht dem Mythus oder 
Kultus an, er hat uns daher hier nicht zu beschäftigen. 



n. Die örtllehkeiten des Kultus und der Sage. 

Nachdem wir im Bisherigen versucht haben, aus dem sprachlichen Ausdruck, welchen der 
Mythus in den Namen des Prometheus gefunden hat, eine vorläufige allgemeine Auffassung seines 
Wesens zu gewinnen, wollen wir nun der weiteren Untersuchung eine feste Grundlage schaffen, 
indem wir die Orte betrachten, an welche sich Prometheus-Kult und -Sage knüpfen. 

a. Kultstätten. 

Bei Panopeus, der von den Phlegyern gegründeten phokischen Grenzstadt (0. Müller 
Orch. S. 188) stand eine Kapelle mit der Bildsäule des Prometheus; hier zeigte man den Fremden 
eine Lehmhütte, in der einst der Titan seine Werkstatt gehabt, und riesige thonfiarbene, nach Fleisch 
duftende Fclsblöcke, die dort umherlagen, galten als Reste vom Urstoff der Menschenschöpfung. ^) 
Vielleicht war 'l&ac, wie wir oben gesehen, der Name, unter welchem Prometheus von den Phlegyern 
verehrt wurde. 

Wenige Stunden nördlich von Panopeus liegt das lokrische Opus, wo sich ein Grabmal 
des Prometheus befand. Auch die Argiver beanspruchten das Grab des Titanen zu besitzen, worüber 
Pausanias 2, 19 bemerkt: i^ Zk xou Upo\i.7fiimz xö (jiv^(i.a fjpa6y |i.oi Soxouoiv 'O^ouvxicov e^x^xa 
Xs^siv (ot 'Ap^eiot), Xi^oücyi S'Sfjicoc* Kurz vorher erwähnt Pausanias die Stätte, wo die Argiver 
dem Phoroneus ein Feuer anzündeten. Mit Grund vermutet Weiske, Sage und Denkmal des Pro- 
metheus seien nach Argos nur durch die Verbindung mit der dort heimischen Phoroneuslegende 
gekommen. Dafs Pausanias übrigens das lokrische Opus, nicht das elische meint, geht, wie eben- 
falls schon Weiske erkannte, daraus hervor, dafs Pindar das lokrische Opus den ersten Wohnsitz 
des Japetiden Deukalion nennt, welcher als Sohn des Prometheus galt. Der Hafen dieser Stadt, 
Kynos, enthielt das Grab der Pyrrha, als deren Gatte Deukalion, aber auch Prometheus genannt 
wird. In eine benachbarte Gegend weist uns die Angabe des Proklos zu Hesiod. Erg* 48, dafs 

') Pansan. 10,4,3. Einige er klärten die Figur für Asklejaos. Mit diesem Hauptgolt der Phlegyer 
zeigt Prometbens sich teilweise wesensverwandt. Vgl. Aesch. Prom. 481: ^yu) a^fatv ESet^a xpdaecc ';^i:(u>v dxedfAd- 
Ta»v. Auch der Mensohenfreund Askl. wird vom Zeaa wegen 5ßp(c bestrafti als er Tote anferweokt 



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8 

Prometheus ein Sohn der Flufsnymphe Asopis gewesen sei. Zq Opus bestand auch ein hervor- 
ragender Demeterkult (Preller-R. I. S. 763). In enger Verbindung mit dieser Göttin finden wir 
den Prometheus zu 

Theben. Pausanias 9,25,6 erzählt die Gründungslegende eines nicht fern von der Stadt 
gelegenen Heiligtums, in welchem geheimnisvolle Gottheiten, die Kabiren, Gegenstand eines 
Mysteriendienstes waren. An dieser Stelle sei einst eine Stadt gewesen und Männer 6vo{j.aCo}A£vou; 
Kaßsipoü;. Zum Prometheus, svl xcov KaßeipoDV^ und seinem Sohne Aitnaios sei Demeter 
gekommen und habe ihnen etwas anvertraut. An diese irapaxaTa&iQxi] habe sich der Geheimdienst 
angeschlossen. Pausanias will also hier unter Kaßeipoi einmal die Gottheiten, dann aber auch ihre 
Verehrer, die Einwohner einer Stadt, die wie jene in Pontus Kabeira geheifsen haben könnte, ver- 
standen wissen. Nun ist aber ein Volksstamm dieses Namens sonst gänzlich unbekannt, und es 
scheint daher, dafs diese ,,Kabiräer'' samt ihrer Stadt erst ans dem Vorhandensein des Kabiren- 
dicnstes abgeleitet worden sind, dessen Gründung man, wie aus den weiteren Worten des Pausanias 
hervorgeht, der ältesten, heroischen Zeit und einem später vertriebenen Stamme zuschrieb. Was 
jedoch den Prometheus anlangt, so stimmt zu seinem Erscheinen au diesem Orte merkwürdig die 
Notiz bei Steph. Byz. s. v. 6r^ß>], nach welcher der Titan Vater der Thebe gewesen sein soll. 
Zu den Stämmen, welche in alter Zeit in Böotien ansässig waren, gehörten, wie Pausan. 9, 3G 
bezeugt, auch die Phlegycr (Eurygane, die Gemahlin des Oedipus, war die Tochter eines Phlegyer- 
fürsten). Thebauer ist auch Herakles, der Befreier des Titanen, und dafs gerade in Böotien die 
Prometheussage volkstümlich war, beweist ihre mehrfache, eingehende Behandlung durch den Sänger 
von Askra. Indem wir nun das Verhältnis des Prometheus zu den Kabiren einer näheren Erörterung 
vorbehalten, verfolgen wir die Spuren unseres Helden weiter ins benachbarte Attika. 

In Athen wurde Prometheus mit Athena zugleich in der Akademie verehrt, wie Apollodor 
bezeugt: Schol. Soph. Oed. Col. 55 aüVTiftaxai Ss xal ev 'Axaoy^jita tr/ 'Aftr^va, xa&atrsp 6 "Hcpai- 
aro?, xal eorctv aÜTOü iiaXaiov Topufia xal ß(o[j.i> sv tä xz\Uvei ttjC Oeoö (röpoiACt ist wohl ,, Statue", 
.vgl. Weicker Tril. S. 121). Ferner war ihm sowie dem Poseidon der Boden von Kolonos heilig 
nach Soph. Oed. Col 54 ft: 

yTcopo; ]x6v lepo? icac oo eox * eyet oz viv I 

asjjLvic rioaeiocüv r^o' 6 irüp«opo; Dsi^ 

Tt-av npojiTjDsü; . 8v ö' STTiJ-csi^si; tottov 

j(8ovic xaXsttai Tr^csos. y^aX-xoTcoo; iöo?, 

epeiajx' 'Ai^TiVÄv 
Denselben Ort schildern die Verse 1590 ff.: 

direl o'dcpixTo xiv xaTappdxxr|V öSiv 

XaXxoi; pai)poi(jt ^r^ftev ipptCü>[Jisvov, 

eaiTj x3X&ui>(ov sv Tzokoayicrztsiv jtia 

xotXoü iriXa; xpair^poc, oS xä Qr^aiai^ 

lI&p(&ou xe xeixat mW ctel £uv&7]{j.axa. 
Hier also dachte mau sich einen Eingang zum Hades, mit ehernen Stufen versehen, durch welchen 
Theseus und der Lapithcnkönig Peirithoos zusammen hinabgestiegen sein sollten. Ein Heiligtum 
dieser beiden Heroen bei Kolonos erwähnt Paus. 1, 30, 4. Der xotXo; xpaxr^p, aus dem beim Ver- J 



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schwinden des Oedipus unterirdischer Donner erschallt (xiüicv)(J3 [i^v Zsü; yftovio^), war höchst- 
wahrscheinlich ein durch vulkanische Erschütterungen entstandener Erdspalt. Dazu stimmt die Ver- 
ehrung des Poseidon an diesem Orte, der ja nicht nur der erderschtttternde, sondern auch der 
erdbefestigende Gott ist {'^OLir^oyo^^ ftsjisXiouyo^, do^otXio^) und bei Erdbeben und vulkanischen Aus- 
brüchen um Schutz angerufen wurde. Im Durgfelsen zu Athen zeigte man bekanntlich die Spur 
seines Dreizacks. „Aus denselben Vorstellungen erklärt sich die Dichtung von den Pforten des 
Tartaros, die Poseidon gebaut" (Preller-R. I S. 583 flf.). Peirithoos, dessen Namen Usener auf 
den Stamm Tcsp „leuchten'* zurückführt (Rh. Mus. N. F. 23, S. 345), ist Sohn des Ixion, Enkel 
des Phlegyas. Als den Phlegyern angehörig erkannten wir auch den Prometheus. So ergiebt 
sich eine merkwürdige Doppelparallele: dem Nebeneinander der Gottheiten Poseidon und Prometheus 
entspricht die Verbindung des Poseidonsohnes Theseus mit dem Eeuerheros Peirithoos. 

Endlich ist noch des Fackellaufs zu gedenken, durch den Prometheus im Kerameikos 
gefeiert ward (Pausan. 1, 30, 2). Ob dieser Gebrauch an den Feuerraub erinnern sollte, ist sehr 
fraglich. Fackellauf im Demcterkultus erwähnen Statins Silvae 4, 8, 50 und Schol. Juven. Sat. 
16, 142 in templo 'Cereria sibi invicem facem cursores tradurU (vgl. Weiske S. 539 Anm. 8,9). 
Auch den Asklepieen fehlte der Fackelglanz nicht. Einen Tempel scheint Prometheus in Athen 
nicht gehabt zu haben. Wenigstens sagt Menander bei Lncian. Amores 3 : xal Yi^vexai auicp Xafitcac, 
aXXo 8' oö6^ SV d^aÖGv. 

„Mit Athene," bemerkt Weiske (S. 534) sehr richtig, „steht Prometheus zu Athen nicht 
in einem engeren, ausdrücklich beglaubigten Bunde, weder durch den Volksglauben und den Kultus 
noch durch eine mythische oder bildnerische Darstellung. Auch die Athene Tlpovota ist weder 
attisch, noch alt." 

b. Örtlichkeiten der Sage. 
Zu Mekone versündigte sich Prometheus gegen Zeus nach Hcsiod theog. 535: 

Kai 7ap 2x' dxpivovto Osol ftvijxot t avftpcoicoi 

MiQXtttviQ, tot' eicsixa jis^av ßoüv T:p6<ppovi &u{j.<p 

oadibtjxsvoc irpoü&Tjxs, Aiic voov iSaira^foxuiv. 
Mekone war nach Strabo VIII c, 6 ein älterer Name für Sikyon, nach Schol. Pind. Nem. 9, 123 
dagegen ein Ort bei Sikyon (sit'aüTTj^. Callim. Fragm. 195 nennt Mekone [laxotpcov fSpavov,*) 
Pindar a. a. 0. spricht von dem „heiligen" Sikyon. Das Schol. Hes. theog. 535 erklärt: Iv x^ 
Mrpiihv^ expivovxo, xivsc Osol xivot? dv&p(i>i7ouc Xaj^oisv jxsxi xiv ir6Xe[i.ov, d. h. nach der Titanomachie. 
Diese Erklärung des Scholiasten würde annehmbar sein, wenn die Schilderung oder Erwähnung 
des Titanenkrieges bei Hesiod unserer Stelle vorausginge, was nicht der Fall ist. Im Schol. lüad. 
15, 190 x^pos 6 jiufteüofisvo^ iv Sixuwvi xal Siaipeai? dosX^cov ist die Teilung der Welt zwischen 
den 3 Kroniden gemeint. Nach Schol. Aesch. Prom. 1021 fand zu Sikyon die Teilung eines Stieres 
zwischen Zeus und den Göttern statt. Die Beteiligung der Menschen in der hesiodischen Stelle 
bleibt demnach vereinzelt und unaufgeklärt. Auch Pindar Ol. VII 55 singt von der Zeit, wo 
Xftova oaxsovxo Zei? xs xal d&dvaxou Damals habe Helios, der gerade abwesend war, keinen 



j *) Als ein Sitz der Seligen galt auch die Kadnieta: O. Müller Orchom. 217. 

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10 

Anteil erhalten, sich aber zur Entschädigung vom Zeus das eben erst aus den Fluten auftauchende 
Rhodos ausgebeten. Um Bhodos trieben nach der Sage die Teichinen ihr Wesen, vulkanische 
Dämonen, die den Kabiren verwandt erscheinen.^) Teichinen gab es auch in Böotien, wo wir den 
Prometheus und die Kabiren fanden, und ^eX^tvia war ein alter Name für Sikyon, wo auch der 
Heroenname TeX)(iv vorkommt (Preller-R. S. 605). Vielleicht ist die Sage von der Teilung der 
Welt zu Sikyon mit den Teichinen nach Rhodos gewandert. Prometheus aber wird nach Sikyon 
auf demselben Wege gelangt sein, wie der Kult des ihm teilweise verwandten Asklepios, nämlich 
durch phlegy&ischen Einflufs. (Vgl. Roschers Lex. u. Askl. I Sp. 624 und über Phlegyas und die 
Teichinen Rohde Griech. Roman S. 506.) — Der Name Mekone wird daher geleitet, dafs D^£jneter 
den Sikyoniem den Mohn ((ir^xcov) gebracht habe. So finden wir auch hier wieder .diese Göttin, 
der im benachbarten Phlius Mysterien gefeiert wurden, in der Nähe des Prometheus.*) 

Während die Erzählung von dem Opfertruge gewifs nicht zu dem ursprünglichen Bestände 
des Mythus gehört, sondern vielmehr deutlich den Charakter einer ätiologischen Sage trägt, welche 
nur erfanden ist, um einen gewissen Opferbrauch zu erklären (vgl. Preller-R. I S 95), bildet da- 
gegen den Kern d es Prometheusmythus unzweifelhaft der Feuerraub. 

Woher holte Prometheus das Feuer? Cicero sagt in den Tusc. disp. II 10: Veniat 
Aeachylus — . Quo modo fert apud eum Prometheus dolorem, quem exqipit ob furtum L&mnium! 
Darauf folgen Verse aus dem Philoktet des Accius: Unde (auf den von Cicero weggelassenen Vers bezüg- 
lich: nemus exspirante vapore vides) ignis cluet mortalibus dam j divisus : eum doctus Pro- 
metheus I clepsisae dolo poenasque Jovi j faio expendisse supremo. Es gab also eine Über- 
lieferung, nach der Prometheus das Feuer, welches er den Menschen erteilte, von einer dampfen- 
den Stätte (nemus exspirante vapore) auf Lemnos geholt hatte. Ihr folgte Accius und wahr- 
scheinlich auch schon Aeschylus, denn diesem schlofs sich der römische Tragiker überhaupt mit 
Vorliebe und auch gerade im Philoktet besonders an^); auch konnte Cicero den Ausdruck Furtum 
Lemnium unmittelbar nach Erwähnung des äschyleischen Prometheus nicht wohl brauchen, falls 
nicht eben bei Aeschylus der Feuerraub auf Lemnos stattfand. (So urteilt auch Welcker Tril. Nachtr. 
S. 37.) Wenngleich die That, nach der Insel des Hephaistos verlegt, allerdings als ein Raub an 
diesem Gotte erscheinen mufste, so konnte der Dichter deshalb doch dem Hephaistos jene milde, 
mitleidsvolle Gesinnung gegen den ktthnef Menschenfreund geben, die er im „Gefesselten Prometheus^^ 
an den Tag legt. Aus der Werkstatt des Hephaistos und der Athena läfst Piaton im Protag. 321 
den Titanen das Feuer entnehmen; damit stimmt die Darstellung auf einem römischen Sarkophage 
(Müller- Wieseler D. A. K. II 65,839) überein. Bei Hesiod heifst es Erg. 51: Ali? itotpa jiTjTtoevToc, 
ev xotX(|) vapÖTjxi, Xa8<i)v Aia Tepinxspaüvov. Hier kann an den Olymp oder einen andern hoch- 
ragenden Berg gedacht werden. 

Ganz vereinzelt steht die Anschauung, welche man bei Serv. ad Verg. Ecl. VI 42 findet: 



') Lykos ist der Name eines Teichinen; ebenso hiefs ein Sohn des Prometheus. 

^) Dafs Prometheus in Pblias als Kulturheros verehrt wurde, wie Welcker Tri]. S. 69 annimmt, läfst 
sich aus Paus. II 14,3 nicht mit Sicherheit schliefsen. 

A) Yergl. Ribbeck Gesch. der röni. Dichtung I S. 179 u. Gesch. der röm. Tragödie S. 380: „Vielleicht 
hat Accius diese Beschreibung (von Lemnos) im Wesentlichen aus Aeschylus entlehnt, der geographische 
Ezcurse liebte." 



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Prometheus dicitur codum ascendüse et adhihita factda ad rotam Solis ignem ßiratue etc. 
Sie ist nach Welcker Trii. S. 72 eine Erdichtung der Sappho. Noch viel weniger darf man ans 
Lucret. Y 1090 fulmen dettdit in terram mortcdibus ignem primitvs, wo von Prometheus gar 
nicht die Rede ist, folgern, das Feuer des Prom. oder gar er selber sei der Blitz/) Dafs die Späteren 
sich den Hergang bald in dieser bald in jener Weise vorstellten und ausmalten, ist ja natürlich, 
und namentlich der Gedanke an den Blitz lag nahe genug fttr eine rein poetische Phantasie, die 
den lebendigen Zusammenhang mit dem Volksglauben verloren hatte. ^) Was aber die Frage be- 
trifft, welche Darstellung der echte, alte Mythus dem Feuerraub gegeben hatte, so stehe ich durch- 
aus auf Seiten Welckers, der im Nachtrag zur äsch. Tril. S. 39 bemerkt: „Nicht Sonnenfeuer noch 
Feuer vom Olymp hat Prometheus in die Ferulstaude gelegt, sondern Funken, die er bei Hephästus 
geholt, und da Herd und Esse noch nicht waren, so mufs er an einem Feuerberg sie entwandt 
haben. Lucian Prom. 5 wiederholt die Entwendung aus einem Feuerberg, welcher der Lage der 
Dinge nach nur der Mosychlos sein konnte'^ 

Von dem im Altertum berühmten Vulkan Mosychlos, dessen „emporwirbelnde Flammenglnt 
noch Sophokles kannte'' (Soph. Philoct. 800, 986), sagt AI. von Humboldt (Kosmos I S. 316 und 
IV 268 der Cotta'schen Ausg.), er sei samt der Insel Chryse nach Alexanders Zeit durch Erdstöfse 
zertrümmert und versunken. Nach Neumann-Partsch Phys. Geogr. v. Griech. S. 314 soll er kein 
eigentlicher Vulkan gewesen sein, sondern ein durch Gasausdünstungen genährtes Erdfeuer. „Da 
es aber auf der Höhe des Berges weithin sichtbar brannte, zog es in hohem Mafse die Aufmerk- 
samkeit auf sich und regte zur Mythenbildung an" (Röscher Lex. I Sp. 2076). 

Eine vulkanische Gegeifd ist es auch, in welche die Bestrafung des Prometheus von der 
Sage gesetzt wird. Der Kaukasus^ar als Ort der Fesselang bekanntlich von Aescbylus im Up. Xuo- 
(isvo? angegeben. Wo Pherekydes, der den Weg des Herakles zum Prometheus und weiter zu den 
Hesperiden beschrieb (Schol. Ap. Rh. 4, 1396), sich den Aufenthalt des Titanen dachte, ist nicht 
klar; Vermutungen findet man bei Weiske S. 484 ff. Bei Hesiod bleibt der Ort der Fesselung 
unbestimmt, die Späteren folgen dem Aeschylus. Merkwürdig ist, dafs die Bewohner Kaukasiens noch 
jetzt Sagen erzählen, die deutlich an Prometheus erinnern. Die Grusier glauben, ein Riese Amiran 
schlafe im Berge und komme bisweilen hervor, um zu sehen, ob die Felder noch grünen und 
blühen (Laistner „Das Rätsel der Sphinx^' I S. 31). Nach einer andern, von Mannhardt (German. 
Mythen 8. 88 Anm.) erwähnten Sage liegt ein Riese in einer Höhle des Elbrus gefesselt, ein Hund 
nagt an seinen Ketten, doch ein Schmied hämmert sie alljährlich wieder fest. Noch grösser ist 
die Übereinstimmung mit dem griechischen Mythus bei der von Welcker (Götterl. IS. 761) mitge- 
teilten Sage der Osseten, nach welcher ein Mann in einer Höhle an Ketten liegt, weil er die im 
Berge verborgenen Schätze zu stehlen versucht hat; ein Vogel besucht ihn, der an seinen Eingeweiden 
nagt. Hier werden wir sogar an den Feuerraub erinnert. Welcker glaubt, Aeschylus habe Kunde 
von dieser kaukasischen Sage gehabt. Besser ist Prellers Erklärung, der Kaukasus habe wegen 



*) Vergl. Freller-R. I S. 93 Anm., der als Beleg für diese Aoffusong nur die Darstellung auf einer 
einzelnen Gemme anzuführen hat. 

') Ein ganz ähnliches Verkennen der echten mythischen Anschauung war es, wenn die indischen 
Theologen darin, dafs die Vedadiehter den Indra die Flässe ans dem Felsen holen lassen, eine Symbolik des 
Gewitters sahen. Vgl. t. Wilamowitz Vorw. zur 2. Bearb. des Herakles 8. 10. / 






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12 

seines Reichtums an vulkanischen Erscheinungen^) „bei seinen Anwohnern gleiche Sagen von ge- 
fesselten Riesen erzeugt und dadurch den Prometheus dahin gezogen**. So finden wir im Kaukasus 
auch den Typhon wieder (TocpaovtT) icetpr] bei Apoll. Rh. II 1210), der vor dem Donnerkeil des 
Zeus dorthin geflohen sein sollte.®) Der Typhon ist, wie der Name (von tü^o; Qualm) deutlich 
zeigt, nichts anderes als die mythische Personifikation des Vulkanismus. AI. von Humboldt bemerkt 
im Kosmos (I S. 289, vergl. lY S. 368 ff.), die geognostische Beschaffenheit des Kaukasus mache 
es keineswegs unwahrscheinlich, dafs sich in den ältesten Sagen des Menschengeschlechts Er- 
innerungen an grosse vulkanische Erscheinungen hätten erhalten können. Jedenfalls wird die An- 
regung, welche die mythenbildende Phantasie der Griechen durch^vulkanischc 
Ereignisse empfangen haben kann und mufs, von manchen neueren Mythologen entschieden 
viel zu gering angeschlagen. So wirft z. B. 0. Crusius in seinen Beitr. z. griech. Myth. (S. 10 A. 4) 
einen verächtlichen Seitenblick auf Welckers und Prellers Ansicht, dafs | in den Kabiren die Dar- 
stellung vulkanischer Kräfte zu erkennen sei, und Rapp in Roschers Lexikon] I Sp. 2070, 14 behauptet, 
die vulkanischen Erscheinungen im eigentlichen Griechenland seien unbedeutend, gewesen", und hätten 
den griechischen Geist wenig beschäftigt. Bekanntlich ist die vulkanische Thätigkeit der Erde im 
Mittelmeer noch heutzutage sehr rege, aber auch im griechischen Festland war sie im Altertum 
keineswegs geringfügig. Preller-R. bemerkt (I S. 42), dafs „Griechenland und seine Inseln und 
Kleinasien in alter Zeit offenbar ein Schauplatz der gewaltigsten Ausbrüche vulkanischer. Kraft 
und ebenso gewaltiger Erdbeben gewesen sind'* (vgl. S. 5). „Griechenland hat mehr als irgend 
ein anderer Teil Europas durch Erdbeben gelitten" schreibt E. Curtius (Peloponnes I S. 42 ff.). 
Der hervorragende Geologe Suess in seinem grofsen Werke „Das Antlitz der Erde" handelt 
(I S. 437) von der prähistorischen Entstehung des ägäischen Meeres mit den Worten: „Sehr spät 
endlich bricht das ägäische Festland ganz zur Tiefe; wo hohes Gebirge war, ist nun tiefes Meer 
enstanden, und zwar erst in ganz junger, jedenfalls in postglacialer Zeit. Vielleicht war sogar der 
Mensch bereits Zeuge dieser Ereignisse." Demnach wäre es denkbar, dafs uraltej Überlieferungen der 
Urbewohner Griechenlands den Hellenen von jenen ältesten Katastrophen Kunde gaben. Derselbe 
Gelehrte spricht (a. a. 0.) von einer cycladischen Vulkanlinie, welche durch die Punkte Nisyros, 
Santorin, Milos, Porös, Methana und Aegina bezeichnet werde und auf welcher die Erd- 
erschütterungen und vulkanischen Ausbrüche bis zu dem heutigen Tage andauern. Die griechische 
Sage läfst denn auch die Insel Nisyros dadurch entstanden sein, dafs Poseidon in der Giganto- 
machie mit dem Dreizack ein Stück der Insel Kos abschlägt und auf den Riesen Polybotes, den 
„Brüller", wirft (Preller-R I S. 70). Über Santorin, im Altertum Thera, wo die vulkanischen Er- 
scheinungen „seit 2000 Jahren nicht aufgehört haben", berichtet Humboldt Kosm. I 172, auch 
Preller I Ö84 und Müller Orchom. 324. Die vulkanische Hebung des Hügels von Methone (jetzt 
Methana) auf der trözenischen Halbinsel im Jahre 282 v. Chr. beschreiben Strabo und Pausanias, 
und Ovid Metam. XV 296 — 306 giebt eine anschauliche poetische Schilderung dieses Ausbruchs. 
Strabo erzählt auch von einem Erdbeben auf Euböa in historischer Zeit, bei welchem sich Lava 
aus einer Spalte ergofs (Humb. Kosm. I 153). Helike'in Achaia wurde 2 Jahre vor der Schlacht 

*) Suess Antlits der Erde I B. 610 nennt den Elbrus und Kasbek „dem Kaukasus aufgesetzte Vulkane". 
^ Fherekyde« im Schol. Ap. Bhod. a, a. O. Dasselbe wird vo n Krono s berichtet, der auch sein Grab 
im Kaukasus gehabt haben soll (Roschers Lex. II Sp. 14T9). 



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13 

bei Leuktra durch ein furchtbares mit einer Sturmflut verbundenes Erdbeben verschlungen (Strabo 
VIII 384. Diod. XV 49. Pausan. VII 24, 5. Preller-R. I S. 576). Diese Beispiele, die sich leicht 
vermehren liefsen, zeigen hinreichend, dafs der Vulkanismus in Griechenland und auf den ägäischen 
Inseln bedeutend genug war, um eine starke Anregung zur Mythenbildung zu geben. Was ver- 
möchte aber mächtiger auf die Phantasie einzuwirken als gerade derartige Vorgänge, bei denen den 
Menschen ihre Ohnmacht gegenüber den unheimlichen Gewalten der Natur mehr als irgend sonst zum 
Bewufstsein kommt? „Je geringer die Kultur, um so tiefer prägt sich ein solches Ereignis in 
das Gedächtnis einfacher Menschen, die aufserdem keine Geschichte haben" (Diestel „Die Sin- 
flut" S. 19). 

Die Titanomachie ist, wie Preller mit Recht sagt (I S. 57), nur die malerische Aus- 
führung eines solchen alten Naturkampfes. „Die gesegnete Landschaft von Thessalien ist nämlich erst 
dadurch entstanden, dafs die Gewässer durch das felsige Tempethal und die Mündung des Peneios einen 
Abzug gewannen; und dafs dieses erst in Folge eines gewaltigen Erdbebens geschehen, lehrt nicht 
allein der Augenschein, sondern es hatte sich davon auch in den religiösen Überlieferungen der 
ältesten Bevölkerung ein Andenken erhalten." Die hier gemeinte Sage erzählt Athenaios XIV p. 
639 E. Während Preller diesen Gesichtspunkt bei der Behandlung des Titanen- und Gigantenkampfes 
überall festhält, erklärt er das Bergetürmen des Otos und Ephi altes nicht in dieser Weise, 
obwohl er selbst die Stelle des Apollodor (I 7, 4) anführt, wonach die Aloaden das Meer zum 
festen Lande und die Erde zum Meer machen wollten. Die Namen leitet er von (oftsw und 
scptaXXojAat ab und bezieht sie auf das Stampfen des Getreides und das Keltern der Trauben. Ich 
sehe in Otos den „Stöfser", in Ephialtes den „Aufspringer" (vgl. e^iotXTTjc incubus), und halte die 
beiden für Dämonen des Erdbebens. Für Unterweltsdämonen erklärt sie auch H. D. Müller Ares 
S. 64. Der Schauplatz der Gigant omac hie ist das Gefilde um Phlegra („Brandfeld"). Dieses 
zeigte man auf der macedonischen Halbinsel Pallene, welche „durch ihre Merkmale einer gigantischen 
Naturumwälzung den Volksglauben auch in späterer Zeit beschäftigte." Daher heifst Alkyoneus OXe- 
YpaToc. Philostrat berichtet von einem dort vernehmbaren unterirdischen Getöse (Preller-R. I S. 75). 
Pallene heifst im Mythus die Tochter des Alkyoneus, ihre Schwester ist Methone; auch dies ist, wie 
wir oben gesehen, der Name einer vulkanischen Gegend. „An denjenigen Orten, wo sich Lokalsagen 
von Gigantenkämpfen erhalten haben, lassen sich fast ausnahmslos vulkanisch thätige Kräfte oder 
Spuren derselben nachweisen" (Ilberg bei Rosch. s, v. Gig.). Über das attische Pallene und die 
Gorgo 8. Preller-R. I S. 76. 

Allgemein zugestanden ist wohl die vulkanische Bedeutung bei dem tobenden Enkelados 
und ebenso beim Typhon, den Humboldt (IV 219) „die mythische Bezeichnung der unbekannten 
Ursache vulkanischer Erscheinungen" und Preller „den mythischen Ausdruck für die feurigen Dämpfe 
des Erdinnern und ihre zerstörenden Wirkungen" nennt. Typhon findet sich nicht nur in Klein- 
asien, Sicilien und am Kaukasus lokalisiert, sondern auch in Böotien gab es ein To^aovtov,^®) und der 
thebanische Kadmos soll den Zeus im Kampfe gegen den Unhold unterstützt haben. Gerade Böotien 
war ein von Erdbeben und damit zusammenhängenden Fluten viel heimgesuchtes Land (Strabo IX 



'°) Hes. Bcat. 32. Hier sollte der flammenwerf<9n4e Typbou unter der Erde verborgen liegen. Schol. 
Find. Ol. 4, 11. 



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14 

406 a flF.), und geradezu vulkanisch unterminiert, worüber 0. Müller Orchomenos S. 36. 56. 61 f. 76 
ausführliche Nachweise giebt. 

Eine Tochter des Typbon ist nach Hesiod die Chimaira. Auch bei diesem Mythus gilt 
die Deutung auf ein vulkanisches Natursnbstrat als sicher. ^^) Chimaira hiefs eine öertlichkeit in 
Lykien, welche Humboldt (IV 214) als einen ,,perpetuierlichen Feuerbrunnen, eine durch die vul- 
kanische Thätigkeit des Erdinnem immerfort entzündete Gasquelle^' bezeichnet. Den befremdenden 
Umstand, dafs „die Gestalt einer Ziege verwandt wird, um das Schreckliche auszudrücken* S er- 
klärt Engelmann (in Roschers Lex.) wohl zutreffend aus der Beobachtung, dafs „im Süden die 
Ziege durch das Benagen der Rinde weit und breit den Baumwuchs hindert und dadurch die 
Verödung der Landschaft verschuldet'*.^') Hier haben wir nun auf den merkwürdigen Umstand 



^^) Roseber Lex. s. v. Chimaira. Im Artikel Bellerophon freilich macht Rapp den Versnob, die Ch. 
als ein Gewitterwesen bu erweisen. Ihre Ähnlichkeit mit dem Typhon, anf die er sich besonders stützt, beweist 
aber das Gegenteil, denn dieser ist gewiss nicht blofs ein „Wirbelsturm". Dafs die schon bei Homer vor- 
liegende Lokalisierang der Ch. in Lykien nicht Ursprünglich sei, ist eine ganz haltlose Behauptung. 

") Eine ganz ähnliche Verbindung von Vorstellungen liegt meines Erachtens dem Mythus vom 
EryHichthon zu Grunde. Der Älteste Zeuge, Hellanikos bei Athen. X p. 416a, giebt nur soviel: 'Epu9(/9ova 
Tov MupfAt^dvoc, &^i ^v oKkrflxoz ßopGcc, AC^oiva xXT)9i]vac • Durch die Angabe des Vaters wird hier schon 
Erysichthon als Thessalier bezeichnet. Aus der klassischen Zeit haben wir kein weiteres Zeugnis. Erst bei 
Kallimachos findet sich die Erzählung von dem Baumfrevel im Hain der Demeter, die den Thäter mit unstill- 
barem Heifshunger bestraft. Die Mestra-Episode kennt dieser Dichter nicht, sie scheint erst jüngeren Ursprungs 
zu sein. Die Deutungen von O. Müller (Mehltau, ipuafßTj), Preller, Welcker, H. D. Müller befriedigen nicht, 
sie machen den Mythus, wie Crusius (in Roschers Lexikon] mit Recht bemerkt, zu einer dürren, lehrhaften 
Parabel. Annehmbarer ist die schon von Crusius mitgeteilte Ansicht des Chloros, eines griechischen Forst- 
mannes: Erysichthon habe den Wald devastiert, Ceres räche sich durch Hungersnot, denn die Entwaldung schade 
der Landwirtschaft. Crusius selbst möchte glauben, dafs mit der ursprünglichen Sage, deren Kern Hellanikos über- 
liefere, in hellenistischer Zeit ein Nymphenmftrchen verbunden worden sei. Er übersetzt Erysichthon, wie Preller, 
mit „Erdanfreifser'* und sieht in ihm den Ackerbauer. Auch Lityerses sei Erfinder des Ackerbaus und zugleich 
Polyphag; es sei die Efslust der Erntearbeiter gemeint. Wo aber bleibt dann der Frevel und die Btrafe? 
Crusius ist genötigt, diese als mifsverstftndliche Weiterbildung zu erklaren. Wenn E. wirklich der Acker- 
bauer isty bleibt es Jedenfalls unverständlich, wie er lu dem Frevel an Demeter kommen konnte. Unmöglich kann 
das Aufreifsen der Erde als die Schuld gedacht sein, wie Crusius will, der ührigens selbst das Mifsliche dieser 
Annahme fühlt, wenn er die Rolle der Demeter dabei auffUlIig findet. Mir scheint, dafs alle Erklärer zu wenig 
den Namen Aithon beachtet haben. AÜ&uiv ist eigentlich der ,,Flammende, Feurige** ; so heifst eiit. Hofs ^es 
Sonnengottes oder desPluton, auch des Ares und Hector (etwa „Brandfuchs*'), ohfiSäO ller Adler^ der den Prome- 
theus quälte (vergl. aitxoi ai&u»v Hom. II. 15, 690), Aithon ist auch ein Beiname des Phlegyas, offenbar ein 
Synonymen zu diesem Namen, der ja eben den „Flammenden** bezeichnet ; X(fi6c at^wv „Heifshunger** (in einem 
Epigramm bei Aeschin, 3, 184 und Callim. in Cer. 67) wird von Suidas 6 ß^aioc erklärt. Ich glaube, dafs der 
„flammende Erdaufreifser*' nur durch eine falsche Auffassung des Beinamens AiHwv zu dem „Heifshunger'* ge- 
kommen ist. Er war ein valkanischer Dämon, der den Wald und die Fluren Thessaliens verheerte, ähnlich wie 
die Hexe Erichtho, von der Lucan Pharsal. VI 578 ff. berichtet : seminafeeundae »egetit calcata penusit. Die falsche 
Deutung von At&oov liegt schon vor in dem 5xi onXTjaToc tJv ßopac des Hellanikos, obwohl die Unersättlichkeit 
ganz gut zu einem vulkanischen Schlünde passen würde. Erysichthon heifst auch einer der felsenschleudemden 
Giganten auf dem pergamcnischcn Altarfries, und den gleichen Namen führt der Grofsvater des Bellerophon^ 
des Bezwingers der Chimaira. Der auf dem Donnerrofs Pegasos über dem lykischen Ungetüm im Kampfe 
schwebende Held wird von manchen als Gewitterheros angesehen; Gewitter sind bekanntlich mit den vul- 
kanischen Ausbrüchen häufig verbunden. 



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15 

hinzuweisen, dafs ei n Ly ko s und ein Chimaireus als Söhne des Prometheus genannt werden / 
(Tzetzes ad Lycophr. 132. 219). Von diesen Brüdern wissen wir nichts weiter, als dafs sie der 
Sage nach in der Troas begrahen lagen. Lykos scheint hier nur den Lykier zu bedeuten und dem 
Chimaireus nur zur Bezeichnung der Heimat zugesellt zu sein. Der letztere Name aber ist uns 
wichtig, weil in ihm die Beziehung des Prometheus zum Vulkanismus deutlich sich ausspricht. Dazu 
stimmt anch, dafs die Mutter der beiden Brüder p^^jyno heiXat. denn diese „Dunkle'* ist offen- 
bar eine Erdgöttin, wie Eurpja Jvon g^ty;^} ond Demeter Melaina. 

Unter all^n Gestalten aber, in denen die griechische Mythenphantasie die Erscheinungen 
des Vulkanismus dargestellt und versinnlicht hat, ist die hervorragendste der Fenergott Hephaistos, 
für unsere gegenwärtige Untersuchung um so wichtiger, als gerade er zum Prometheus in mehr- 
facher und bedeutungsvoller Beziehung steht. 

Bevor wir diesem neuen Teil unserer Aufgabe näher treten, haben wir im Rückblick auf 
das bisher Erörterte festzustellen, dafs an allen Orten, wo wir den Prometheus in Sage und Kultus 
gefunden haben, in Böotien und dem benachbarten Phokis, in Attika, in Sikyon, in Lemnos und 
am Kaukasus, der Vulkanismus eine wichtige Rolle spielt. 



III. Prometheus und Hephaistos. 

Hephaistos ist nach Welcker Gott des Erdfeuers und der Schmiede, nach Preller Gott 
des Feuers überhaupt, vorzugsweise aber des irdischen. Neuere, wie Steuding (Oriech. u. Rom. 
Mythol. S. 24, Bd. 27 der Sammlung Goeschen) und in Roschers Lexikon Rapp, behaupten dagegen, 
er sei ursprünglich Blitzgott. Rapps Meinung, die vulkanischen Erscheinungen in Griechenland 
seien unbedeutend gewesen, haben wir oben als irrtümlich erkannt. Wenn derselbe Gelehrte 
meint, die Vorstellungen von Hephaistos hätten sich „schon vor der Bekanntschaft der Griechen 
mit den Mittelmeervulkanen ausgebildet'^ so nimmt er einen proethnischen, indogermanischsen Hephaistos 
an, der erst nachzuweisen wäre. Dafs bei Homer die Werkstatt des Gottes sich im Olymp be- 
findet, ist ein ihm allein eigener Zug dichterischer Erfindung und fällt umsoweniger ins Gewicht, 
als Homer gerade Lemnos als die Lieblingsstätte des H. bezeichnet. Die gewöhnlichen Attribute 
des H. sind Hammer und Zange, aber niemals trägt er den Blitz. In der Gigantomachie, an der 
er übrigens erst nach späterer Sage beteiligt ist, wirft er {AuSpot; (Apoll. I 62, 2), also entweder 
als Schmied mit glühenden Eisenklumpen oder mit vulkanischen Glutmassen ((iuSpot Stairupot des 
Ätna bei Aristot. de mundo 4, 25). Der Blitz dagegen ist die Waffe des Zeus und wird diesem, 
dem eigentlichen Gewitter- und Blitzgott, von den Kyklopen oder von Hephaistos geschmiedet.^) 
Erschien aber der Blitz als die geschleuderte Waffe selbst oder als deren die Flugbahn bezeichnen- 
der Glanz, so konnte er gewifs nicht zugleich, wie Rapp meint, als unter dem Hammer des himm- 
lischen Schmiedes sprühender Funke aufgefafst werden. Noch bedenklicher ist die Annahme, auf 



^) Vgl. T. Wüamowits im Vorwort zur 2. Aasgabe von Eorip. Herakia«: „Für Jeden, der die Hellenen 
kennt, ist es eine ansgemaohte Thateache, dafs es nur einen Gewittergott giebt, eben den höchsten Himmelsgott 
und alleinigen Trilger des BUties, Zeus«. Ähnlich nrteUt H.D.Müller Philo!. XIV 115: „Dämonen des Donners 
und Blitzes hat die volkstümliche griechische Anschauung nie gekonnt'«. 



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^16 

welche die Lahmheit des Gottes die Erklärer geführt hat, H. seihst he deute den Blitz oder sei 
der persouificierte Blitz. Die Bedeutong des indischen Cyavana, der auch vom Himmel fällt, ist zu 
dunkel, als dafs er dem H. gleichgesetzt werden dürfte. Der Sturz des H. aher scheint erst er- 
funden, um seine Lahmheit zu begründen, als der eigentliche Ursprung dieses Zuges vergessen 
war, den wir mit Reuleaux (bei Koscher I Sp. 2040, 20) in dem Umstände erkennen, dafs bei den 
meisten Völkern anfänglich die Lahmen mit der Feuerbereitung betraut waren. ^) Auch der Schmied 
Wieland im germanischen Mythus ist lahm, und doch wird niemand ihn für den Blitz erklären 
wollen.^ Der in der Sage mit dem Sturz verknüpfte Aufenthalt des H. bei Thetis wird von P.-R. 
mit Recht auf unterirdischen Vulkanismus gedeutet.^) Die Mitwirkung des H. bei der Geburt der 
Athene aus dem Haupt des Zeus ist, wie aus Hesiod hervorgeht, diesem Mythus ursprünglich fremd 
und auch unwesentlich, ein poetischer, aber nicht mythischer Zug. Sie würde selbst dann für Rapps 
Auffassung nichts beweisen, wenn Athene hier v^irklich den Blitz und nicht vielmehr nur die aus 
Wolken hervorbrechende klare Himmelsbläue (Overbeck) bedeutete. 

Wir übergehen • die andern, noch schwächeren Beweisgründe Rapps und bemerken nur 
noch, dafs erst sehr späte Autoren (Heracl. Alleg. Homer., Gornutus, Tzetzes) das irdische Feuer 
vom Blitz herstammen lassen. Es liegt demnach kein Anlafs vor, die alte Welckersche Ansicht 
aufzugeben, wonach H. nur mit dem Feuer in und auf der Erde zu thun hat. Auch der römische 
Feuergott Vulcanus ist kein Blitzgott, dagegen erscheint er z. B. in seiner Verbindung mit Mala 
(Rosch. Lex. t Sp. 2236) deutlich als Gott der befruchtenden Erdwärme. 

In der Erzählung von der Geburt der Athene finden wir als den, welcher den Schlag auf 
das Haupt des Zeus führt, bei Euripides (Jon. 455) den Prometheus anstatt des H.; be- 
Apollodor 1, 3, 6^) wird derselbe neben und vor H. genannt. Mag dies nun die attische Tradition 
oder eine Neuerung des Euripides sein, jedenfalls haben wir liier einen Beleg für eine Wesensver- 
wandtschaft des Prom. und H., welche es gestattete, einen mit dem andern zu vertauschen. Und 
solcher Belege giebt es noch mehr. Beide sind Söhne der Erde: Pindar nannte den H. erdgeboren 
(nach Harpocr. s. v. aüto/Ocüv); des Prometheus Mutter ist Themis oder Klymene. H. hat die 
Menschen zuerst den Gebrauch des Feuers gelehrt nach Diod. V 74. Der 20. unter den home- 
rischen Hymnen feiert ihn ganz ebenso, wie Aeschylus den Prometheus, als den Begründer der Kultur, 
der die Menschen aus dem tierischen Zustande von Höhlenbewohnern emporgehoben habe. Beiden 
wurden im Kultus Fackelläufe veranstaltet, beide werden bisweilen als Fackelträger abgebildet. Nach 
Platou Polit. 274 c stammt das Feuer von Prom., die -zt/yai von H. Der Grund dieser Unter- 
scheidung ist vielleicht der, dafs jener dein Piaton als der ältere Gott galt. Bekanntlich war auf 
einem altertümlichen Sockel im t£|xsvo^ der Athene bei der Akademie Prometheus neben Hephaistos 
als irpÄTO^ xal itpsaßuTepo;, iv osQia (jxTJirrpov s^mv, 6 o^ ''Hcpaiaro; vio> xal Ssüxspo;^) dargestellt. 

'j Lahm ist daher auch des Hephaistos Gehilfe Kedalio», der vom blinden Orion getragen diesem den 
Weg zeigt. lu Boschers Lex. s. v. Kcdalion fehlt der Hinweis auf die Lahmheit. 

') Wenn Rapp bemerkt, dafs H. bisweilen fliegen könne, wie Daidalos und Wieland, »o ist hier 
au eiu Emporfliegen zu denken (ein Bild der Flamme). 

*) Li der litthauischen Sage unterhalt Bangputis ein ewiges Feuer auf dem Grunde des Meeres. 

*) UXi^i-avTo; auToO ttjv xe^pctX^v Tttkimti Ilp0[x7)i)^tt); -i^ xaJ^aittp dXXot Xiyooaiv, 'H^ofatou. 

^) Lysimachides heim Schol. Soph. Oed. Col. 66. Preller- U. I S. 102 A. 3 übersetzt unrichtig oder 
doch undeutlich: ,,p£om. u. Heph., dieser bärtig, jener jugendlich^'. 



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17 

Prometheas gehörte ja als Titan za den alten Göttern, und so erscheint er anch bei Aeschylus dem 
Hej)ha.istos gegenüber, der ihn^it ehrfürchtiger Scheu behandelt, als der Vornehmere. Ein Sohn 
des Prometheas hiefs Aitnaios,^ und mit ava^ AitvaTe wird Hephaistos bei Eurip. CycL 599 ange- 
rufen. Prometheus und Aitnaios sollen Kabiräer gewesen sein (s. oben S. 8). Dies führt uns auf 
die Frage nach den Beziehungen des Prom. zu den Kabiren, deren Hauptsitze die Hephaistosinsel 
Lemnos und das benachbarte Samothrake waren. Zuvor aber sei als Ergebnis unserer Betrachtung 
des Hephaistos festgestellt: Da H. nur Gott des Feuers in und auf der Erde ist, Prometheus aber 
ihm nahesteht (vgl. auch Aesch. Prom. 39 xi au-^^evec xoi Seiviv ^ 0' ojAiXta) oder auch an seine 
Stelle tritt, so ist anzunehmen, dafs auch dieser kein Blitzgott, sondern ein Dämon des Erd- 
feuers ist. 

Wir erinnerten oben beiläufig au den germanischen Mythus vom Schmied Wieland. Dieser 
ist lahm wie Hephaistos und Erichthonios, ein Bildner (er schafft die Figur eines Diebes, den er 
flüchtig gesehen, so ähnlich nach, dafs dieser entdeckt wird) und Baukünstler (das altnordische 
völundarhüa bezeichnet ein Labyrinth) wie Hephaistos und Daidalos, listenreich (sein Name von 
altnord. vela täuschen, vel List?) wie Prometheus. Mit letzterem zeigt eine viel gröfsere, z. T. 
höchst auffallende Ähnlichkeit der nordische Feuergott L o k i in seiner Abstammung von den Kiesen, 
in seiner Sonderstellung unter den Göttern, vor allem in der Art seiner Bestrafung: auch er wird 
an einen Felsen gefesselt, und wie jenen der Adler, so quält ihn eine Schlange, die ihr Gift in 
sein Antlitz träufeln läfst.^) Wenn der gefesselte Loki sich regt, so entsteht Erdbeben, wie bei den 
Zuckungen der gefangenen Titanen und Giganten. Wie Prometheus Menschen bildet, so nimmt auch 
der nordische Gott als Lodur Teil an der Schöpfung des ersten Menschenpaares, dem er das warme 
Blut und die blühende Farbe verleiht. Da aber im Übrigen die Verschiedenheit der beiden 
Göttergestalten zu grofs ist,^) als dafs man den Loki als eine nordische Metamorphose des 
griechischen Feuerdämons oder beide als differenzierte Entwicklungsformen desselben indogermanischen 
Urtypus betrachten dürfte, so sind jene merkwürdigen Übereinstimmungen nur daraus zu erklären, 
dafs in beiden Gottheiten die gleiche Naturkraft ihren mythischen Ausdruck gefunden hat, nämlich 
die des Erdfeuers. Loki, der dem Blitzgott Thorr feindlich gegenüber steht, lebt acht Winter 
unter der Erde (nach Weinholds Deutung Z. f. d. A. VII 11 die acht nordischen Wintermonate), 
wie Hephaistos in der Meerestiefe; er ist demnach die lebenspendende Wärme des Erdinnern. Als 
Ütgardloki, in einer Höhle gefesselt sitzend, stellt er „die vulkanische Thätigkeit in unwirtbarer 
Felsgegend an der Küste vor^' (Warnatsch, s. o. Anm. 9. Man denke an die Natur Islands mit 
seinem Hekla). So finden wir durch die Vergleichung der germanischen Mythen unsere Ansicht von 
dem Wesen des Hephaistos und Prometheus bestätigt. ^^) 



') Von al8(ü; über die Bchreibang At^a vgl. Weiske S. 466 A. 2. 

*) Hier offenbart sieh die gröfBere Gemütstiefe der germanischen Sagenpoesie in der rührenden Gestalt 
der treuen Sigyn. Solche Züge beweisen, dafs gerade das Beste in den nordischen Mythen nicht entlehnt oder 
nachgeahmt ist. 

") Wamatsoh Beitr. s. germ. Mythol. (Progr. von Beathen 1895) S. 10 geht entschieden za weit, wenn 
er den vdp^S des Prom. mit dem Mistelsweig des Loki in Verbindung su bringen sucht. 

^^) Auch Edm. Veckenstedt, der in der Zeitschr. lÜr Volkskunde I Heft 7 — 10 die »^Feuersagen 
der Arier'' behandelt und dabei die interessanten Überlieferungen der Litthauer heranneht, gelangt zu dem Er- 

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18 

IT. Prometheus und die Eablren. 

Wie Pansania8 IX 25, 6 erzählt, befand sich nahe bei Theben ein Hain der Axjjii^Yjp 
Ka^eipfa und der K^pY], nur den Geweihten zugänglich. Toutoo Sk toü oXaouc, heifst es dort 
weiter, STcra ttoü crcaSt'ooc täv Kaßetpcov xh tepiv dcpidTTjxev. OPcive? hi e?aiv o( Krfßetpot xal 
brcoid iomv aötoti xal rg jir^tpl xA Sp(u(ieva, ffio)Tci)v a-jfovti 6itkp auTÄv aüifYv<&ji>j irapA dvSpcov 
9iX7)x<a)v ecrco) jiot. ToaoÖTo 6i ÖYjXÄcjat {is xal ic äicavTac ixciXocjev oö8lv, ^vtiva Xsifouaiv oipxV 
o{ Or^ßatoi ifevfoftai toT? 8pa>{i.ivoic. OoXtv ^ap ttoxs 4v toüt<p cpaalv eTvai T(p X^P^*? ^®^ av8pa?, 
6vo{iaCojj.ivoüc Kapetpoüc, npop-TjOei 8i evl Tüiv Kaßetpcov xal AJtvafcp T(p npO{iif)&^a>c d<ptxo- 
jiivr^v Ai^jiTjTpa 4c TfvScJiv itapaxataöfoDai a<pt(Jiv . fjnc jjAv 6)j ^v -f) irapaxaTaÖTQXT] xal t4 Iq aötijv 
Ytv6{ieva, oüx icpatvexo fotov {lot ^pacpeiv Ai^{i7|tpo<; 8' o5v Kapetpoic 8(op6v ionv y) teXeti^, KaxA 
8i xijv 'Eiti"|f6va)v atpaxsiav xal Skmaiy xmv OijßÄv Äviörrijaav {liv öiti x&v 'Apifefcov ot Kaßeipoi, 
iSeXet^pÖY] 8i Jirl xpovov tivä y) xeXeTTQ. üsXapYiljv 6i ü(yxspov xi)v Iloxvlcttc xal 'I(yft|iia87)v IleXapY^ 
aovoixoüvxa xaxaax7|(;aa{>ai jjAv x4 opfia aöxoü Xf-^oüaiv iS ölpx^^' jisxsvsYxetv 6k aöxA iirl xiv 
ÄXeSiapoüv xaXoüjievov. Sv. hl xäv Spcov Ixxic Jjiüijaev y) IleXapY^] xäv dlpxocfü)v, TyjXc6v8y)c xal 
Saoi ']f^vouc xcov Kaßsrpcov iXetirovxo xax^X&ov aüdic i> t))v Kaßeipafav. 

C. Robert, welcher der neuen Bearbeitung des Prellerschen Werkes ein von ihm selbst 
verfafstes Kapitel über die Kabiren (als Anhang zum 1. Bande) beigegeben hat, ist der Meinung, 
diese Gründungslegende sei ziemlich jungen Datums und der eleusinischen Legende nachgebildet 
0. Crusius (bei Ersch u. Gruber im Artikel „Kabiren") bemerkt: „Die Namen Prometheus und 
Aitnaios scheinen aus der späteren lemnischen Kombination der Kabiren mit Hephaistos herüber- 
genommen, da Aitnaios Beiname des H. ist und Prom. bei Aeschylus Feuer aus dem Mosychlos 
holt". Nun aber findet sich diese Combination bereits in den ältesten Zeugnissen, die wir über 
die Kabiren besitzen: Akusilaos und Pherekydes (bei StraboX272) machenden Hephaistos zum 
Vater der Kabiren. Bei Photius s. v. Kaßeipoi werden sie *'H<pai(Txot, bei Hesych ^Hcpafaxoo icat8ec, 
bei Nonnos 8ai^}iovec i^x^pscovoc genannt. In geradem Widerspruch damit steht Boberts Behauptung, 
die Kabiren seien den griechischen Inselbewohnern von Anfang an in erster Linie Beschützer der 
Schiffahrt gewesen.^) Dafs bei seefahrenden Völkern „die grofsen Götter" wie in jeder andern Not, 
so besonders auch in den Gefahren des Heeres angerufen wurden, ist ja natürlich und beweist 
nichts für ihr ursprüngliches Wesen. Die Gleichsetzung der Kabiren mit den Dioskuren scheint 
erst in der Diadochenzeit aufgekommen zu sein (P.-B. I S. 863). Varro nennt auch die beiden 
Paliken auf Sicilien nautici dei, welche doch ohne Zweifel Dämonen der vulkanischen Spmdel- 
^ quellen dieser Insel sind (P.-R. I S. 182 A. 2 u. Bosch. Lex. s. v. Kronos II Sp. 1483). Bei den Kabiren 
finden wir überall eine Beziehung zum Erdinnern, zu Bergen, zu den chthonischen Gottheiten, mit denen 

gebnis, dafs alle diese Sagen ea Bimftckat mit der Entstehung des irdischen Feuers, dann mit dem Fener 
überhaupt und deshalb gelegentlich auch mit dem Blitzfeuer su thun haben, sodaTs letateres durchaus nicht die 
grofse Rolle spielt, welche ihm Kuhn und seine Schule anweisen wollten. 

') Gegen diese Ansicht erklärt sich auch Crusius Beitr. z. griech. Myth. S. 13 aus anderen Gründen« 
Der von Welcher versuchte Nachweis, dafs die vulkanischen Dämonen Ton Lemnos mit den samothrakischen 
Seefahrtsgötteru nichts als den Namen gemein hätten, gilt wohl allen neueren Forschem als mirslungen. Da- 
gegen spricht schon genügend der Umstand, dafs wir auf Imbros, wo nach Pherekjdes und Akusilaos die lem- 
nischen Kabiren verehrt wurden, den Kult der (AcydXoi %tQl und des Kasmilos inschriftUeh beaengt finden. 



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19 

sie frfth uad oft identificiert werden. An die Kabiren knüpft sich wahrscheinlich die samothrakische 
Tradition von nralten Erdrevolutionen in dieser (regend (Robert a. a. 0. S. 849 m. Anm.). „Der 
von den Eabiren-Göttern benannte Kdß8ipo<;-Berg in Phrygien (Strab. X p. 472) beweist, dafs der 
Kabireadienst hier die Form des altheimischen Höhenkultes hatte/*') Bei Photius s. v. Kapsipoi 
werden die Kabiren als Titanen bezeichnet, also zu den D&monen der unterirdischen Naturgewalten 
gezählt. Dafs die Kabiren nicht vulkanische Kräfte seien, soll Lobeck Aglaoph. p. 1249 gezeigt 
haben (P.-R. I 179, A. 2). Man findet indes an dieser Stelle nur einen Zweifel gegen die Beweiskraft 
der antiken Überlieferung ausgesprochen. Vulkanismus tritt allerdings weniger auf Samothrake, dem 
späteren Hauptsitz des Kultes, zu Tage, als auf Lemnos, aber wahrscheinlich ist der lemnische Kabiren- 
dienst eben der ältere, wie Robert S. 857 selbst darlegt Crusius thut demnach Welckem Unrecht, 
wenn er (Beitr. z. gr. Myth. S. 10 A. 4) dessen Auffassung der Kabiren als vulkanischer Kräfte den 
Forchhammerschen Mythendentungen an Wert gleichstellt. 

Auch die Ergebnisse der Aufdeckung des Kabirenheiligtums bei Theben, Aber 
welche 0. Kern im Hermes Bd. XXV berichtet, sind nicht danach angethan, uns Aber das Wesen 
dieser „Ungestalten^S wie Goethe sie im Faust genannt hat, neue Aufschlüsse zu geben. Wenn hier 
der Kabirendienst, wie die Funde zeigen, mit dem Kult des Lokalgottes Dionysos verschmolzen 
war, so erklärt sich eben hieraus sein dionysischer Charakter und darf nicht mafsgebend sein für 
unsere Anschauung von der eigentlichen Natur der Kabirenreligion, welche in Theben überdies noch .,/ 
d^rch orphische Einflüsse eine starke Fjitstellung erfahren hat. Als zum Wesen der Kabiren ge- /.^ ' 
hörig mufs unter den ans den Funden sich ergebenden Zügen die Beziehung zur Entstehung des 
Menschengeschlechts betrachtet werden, denn diese ist auch sonst mehrfach ausdrücklich bezeugt. 
, . An diesen Punkt hat die orphische Spekulation sich angeschlossen. Auf Lemnos hiefs der Kabir 
^.'VA^Äic xotXXtiratc, uad der iraic war jedenfalls ursprünglich nicht Dionysos, als welcher er in Theben und 
'i«,.«/. ^ »^bei späteren Autoren erscheint, sondern ein dem Kabir verwandtes Wesen, denn dem samothra- 
kischen Kult ist der dionysische Charakter ganz fremd.^ Über das Alter des thebanischen Kabiren- 
dienstes überhaupt lehren die Funde nichts, wenngleich die vorliegende dionysisch-orphisch gefärbte 
Form desselben erst in ziemlich junger Zeit sich gebildet haben kann. Vielleicht ist sie erst zur Zeit des 
Epaminondas (vgl. P.-R. S. 749 A. 5) eingerichtet worden, denn dafs der von Pausanias IV 1, 8 als 
Stifter genannte Methapos früher gelebt habe, läft sich, wie Kern a. a. 0. zugesteht, nicht beweisen. 
Mit unrecht polemisiert er daher S. 16 A. 1 gegen Preller. Dafs Methapos nun in Theben an 
einen uralten Mysterienkult anknüpfen konnte, bezeichnet Kern als „immerhin mögliches Er denkt 
dabei nur an einen Kult der Deiaetec^ warum sollte es aber nicht schon ein Kabirendienst ge- 
wesen sein, den Methapos nur erneuerte und reformierte? Berichtet doch derselbe Pausanias an 
jener Stelle, die wir oben unserem Kapitel vorangeschickt haben, von einem uralten Geheimdienst der 
kabeirischen Demeter bei Theben, der mit der Einnahme Thebens durch die Epigonen auf- 
gehoben, später aber durch eine gewisse Pelarge an einem aufserhalb der alten Grenzen des Weih- 
bezirks gelegenen Orte von neuem angeordnet, endUch durch Telondes und die noch übrigen 



*) Crnsins Beitr. s. gr. Myth. S. 28. Vgl. Acdas Pbiloct. fragm. II celta cabirum delubra. Der 
üekatedioDBt in der serynthiBchen Höhle: P.-B. 328, 4. Lob. 1215. Nonnos Dionys. 4, 183 <fvTpa Kaße(p(i)v. 

') Kern a. a. 0. Der orgiutiBohe Kabirendienst Ton Thessalonike ist nach Lobeok Agl. II p. 1256 
•charf von den samothr. Mysterien zu trennen, Yfß, H. D, Müller Pbüol. XIV S. 133. 

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20 

Eabiräer aaf das alte Gebiet zurückverlegt worden sei. Diesen Kult also, der sich so hartnilckig 
behauptet hatte, demnach offenbar tief am Orte eingewurzelt, wonicht altheimisch war, fand 
Methapos vor und frischte ihn auf durch dionysisch-orphische Elemente/) 

Als die Heimat der Kabirenreligion oder doch als der Ausgangspunkt, von wo sie nach 
den Inseln des ägäischen Meeres tibertragen worden sei, wird gerade Böotien von namhaften 
Forschern angesehen. Ich nenne nur 0. Müller (z. B. Orchom. S. 462), H. D. Mtlller, 0. Grusius. 
Auch darüber sind diese Gelehrten einig, dafs die eigentlichen Träger des Eabirendienstes, mag 
er auch teilweise semitischen Ursprungs sein, die Tyrrhener oder Pelasger gewesen sind. Für 
semitisch gilt den meisten Forschem zunächst der Name der Eabiren. Kaßstpot soll dem phöni- 
kischen Kdbhirim, d. h. „die Grofsen, Mächtigen^^ entsprechen. Robert geht indes wohl zu weit, 
wenn er meint, dieser Zusammenhang werde heute von keinem Urteilsfähigen mehr in Abrede ge- 
stellt.^) Man kann die Möglichkeit dieser Erklärung zugeben und ihre Richtigkeit doch als fraglich 
bezeichnen. 6eol^jjLeYa>.ot, Öeol Süvaxof, deol tojrupof werden allerdings die Kabiren häufig genannt, 
aber nicht nur sie, sondern auch andere griechische Gottheiten, namentlich die eleusia isohcn ■ und die 
Dioskuren; mit beiden sind die Kabiren oft von den Alten verwechselt worden. Der Name ,,die 
Grofsen^* ist in seiner Allgemeinheit für viele göttliche Wesen passend, und wir wissen durchaus 
nicht, ob diejenigen, welche von den Phöniziern mit diesem Beiwort ausgezeichnet wurden, den griech. 
Kabiren entsprachen.^) Dazu kommt, dafs die Kabirenreligion nichts enthält, was als semitisch be- 
trachtet werden mufs, wenngleich einzelne Elemente semitischer Herkunft sein können. Eine 
dem Kabirenkreise angehörende Gestalt, den Kadmilos oder Kasmilos, haben 0. Müller, Grusius 
u. a. dem thebanischen Kadmos gleichgesetzt. Die phönikische Herkunft des Kadmos wird nun von 
den neueren Mythologen bekanntlich stark bezweifelt. Jener Kadmilos ist nach Dionysodor beim Schol. 
Apoll. I 719 Hermes, über den ja allerdings auch nach Herodots Zeugnis in den samothrakischen 
Mysterien ein lepi? X^yo? erzählt wurde. Indes hat H. D. Müller (Myth. der griech. Stämme I S. 294 ff. 
und Philol. XIV p. 132) gezeigt, dafs dieser Kadmos-Hermes nicht von Haus ans zu den Kabiren gehört 
haben kann, „da der Gott und die Träger seines Kultus (der argivische Stamm) weit über das griechische 
Festland verbreitet sind, während die Kabiren samt dem tyrrhenischen Stamme hier nur in Böotien 
sich nachweisen las8en'^ Für Müllers Ansicht spricht auch das Fehlen des Kadmilos in einem der 
ältesten und wichtigsten Zeugnisse Aber die Kabiren, bei Pherekydes, sowie die Fassung des oben 
angeführten Scholions: „Die Kabiren, sagt Mnaseas, seien drei — . Einige aber fügen noch einen 
vierten hinzu, den Kasmilos."^ Im geraden Gegensatz zu H. D. Müller will Grusius ebendeshalb, 
weil Hermes sich tiberall da finde, wo die Kabiren verehrt wurden, diesen Gott in den Mittelpunkt 



') Vgl. Crasius Beitr. z. gr. Myth. S. 11 A. 2: „Die Zweifel, welche nach Lobeck neaerdingB Preller 
I 707 über das Alter des (thebischen Kabiren-) Kultes aus der Methapos-Legende abgeleitet bat, scheinen mir 
O. Müllers Aasfühmngen gegenüber nicht stichhaltig<^ 

^) £. Meyer Gesch. d. Altertums I S. 232 bemerkt gegen die Überschätzung des phönikisohen Einflusses 
Inder griechiscb. Mythologie u. a,: „Samotfarake, die ödeste, TöUig hafenlose Insel des AgiUschen Meeres, ist 
gewifs nie von den Phoenikem besetzt gewesen, sondern eine altthrakische Kultursttttte<^ 

^) Übrigens dürfen auch die phOnik. Kabiren nicht ohne weiteres als „Bchiffabrtsgötter'' bezeichnet 
werden. Den Chusor, der an ihrer Spitze stand, nennt Philo Hephaistos; er erfand die Bearbeitung des Eisens. 

^) Varro bezeichnet den Casmilus ausdrücklich als admiwter (Jim magnis, Opferdiener waren die 
*Ep(iaT zu Lebadeia im Kult des Trophonios: Paus. IX 30, 7, 



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der Eabirenreligion stellen. Aber die Anwesenheit eines so verbreiteten Gottes neben den Kabiren 
beweist eben noch nichts für einen engeren Zusammenhang. Damit fällt denn auch der Einwand, 
den Orusins gegen Welckers (auch von Usencr Bhein. Mus. 23 S. 330 A. 33 angenommene) Her- 
leitung des Namens Kaßeipo? von xaco erhebt. Die sich so ergebende Bedeutung („Feuerdäraonen") 
pafst vielmehr vortrefflich, wenn nicht Hermes, sondern Hephaistos oder ein ihm ähnlicher Gott der 
Kaßetpo? war, um den sich die Kabiren im weiteren Sinne (die ''Hcpaiorcot des Photius) scharten. Die 
Deutung der Kabiren als ,,grof8e" Götter müssen jedenfalls diejenigen verwerfen,^) welche wie 0. 
Kern die Meinung Lobecks teilen: sacra Samothracia a principio non Cabiris instüiUaj sed 
diis, quorum UM paredri crederentur, abolescente autem antiquitatis memoria ab his nomen 
tranalatum ad numina principalia. Denn nur Hauptgötter, nicht blofse Trabanten konnten die 
„Grofsen, Mächtigen** genannt werden. 

Die Namen der einzelnen Kabiren, wie sie im Scholion zu Apollonios unter 
BemfuDg auf den Alexandriner Mnaseas überliefert sind: Axieros, Axiokersa, Axiokersos, 
klingen jedenfalls nicht semitisch, wenn auch die Deutung aus griechischen Wortstämmen nicht 
sicher gelingen will. Den gemeinsamen ersten Bestandteil der drei Namen möchte ich trotz der 
scheinbaren Analogie des a&8 xaope nicht mit dem Adtjektivum „würdig'* in Zusammenhang bringen. 
Mir scheint es nicht blofser Zufall zu sein, dafs in der Gegend des makedonisch-thrakischen. Kabiren* 
kultus (Kreston, Thessalonike), welche nach Herodot I 57 noch zu seiner Zeit von Pelasgern be- 
wohnt war, der Strom Axios fiiefst und dafs einer der vom samothrakischen Dardanos abstammenden 
Priamiden Axion genannt wird (fiygin. fab. 90, Pansan. X 26). Bei xifatK und xlpaa ist wohl am 
besten mit Grusius (Beitr. S. 26), der auch KepaoßXeim)? vergleicht, an die italischen Götternamen 
Cerus, Ceres, das oskische Kerri zu denken, während 'Agf-spo^ vielleicht mit dem Stammwort von 
epaCs zusanmienhängt und eine Erdgottheit bezeichnet. 

Semitischen Ursprung der Kabiren könnte etwa noch eine Stelle des Herodot (III 37) 
zu bezeugen scheinen, aus der man auf die Grestalt der Kabirenidole hat schliefsen wollen. Dieser 
berichtet nämlich, das Bild des ägyptischen Hephaistos (also des Ptah) sei ähnlich denen der 
phönikischen Ilaxaixot, d. h. in>7{Aatou dvSpic fifjiTjotc; die Bilder der „Kabiren** aber glichen 
wieder dem des Hephaistos: tootoo oi cj^peac icai5a? Xi^oocji sTvai. Schon Welcker (AeschyL Tril. 
S. 259) hat bemerkt, dafs Herodot die Söhne des ägyptischen Hephaistos nur deshalb Kabiren 
nenne, weil bei den Griechen die Kinder ihres Hephaistos diesen Namen führten, und dafs deshalb 
ein Schlufs von diesen ägyptischen Gottheiten auf Gestalt und Herkunft der griechischen Kabiren 
nicht zulässig sei. Nur eines gewinnen wir in Bezug auf diese aus der Stelle: sie bestätigt uns, 
dafs im Mittelpunkt der Kabireu-iteligioa ein Gottes Feuers wie Hephaistos stand. 

Ist nun ein solcher unter den drei Kabiren des Mnaseas? Im Schol. Paris, zu Apoll Rh. 
I 913 heilst es: otc ii ftuouvxai iv Ila^Ao&p^xiQ Kaßefpou^ eTvai otjoi Mvaaiac xpeT*; Svxa<: xhv 
dptO{j.6v, 'ASfepov, 'A6t6x8paav, 'AStoxspaov* 'A&spov (liv eivai t^v AiQjj.Tjtpav, A£i6x8paav hh x^jv 
n&pa8(p6v7]v, ASioxepaov Sk t&v "ÄtSijv* Hier wird also neben zwei weiblichen Gottheiten nur 
ein männlicher Kabir genannt, denn der icpocctBIfievoc xsiapToc Kaa^iiXo? kann, wie oben gezeigt ist, 
nicht als echter Kabir gelten. £ine Reihe anderer Zeugnisse spricht von zwei männlichen Kabiren, 



*) Dm thut denn Mich Usener a. a. 0., nicht aber 0. Kern. 

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22 

einem älteren und einem jüngeren (vgl. Robert S. 850). Den älteren Eabir haben wir uns nach 
Robert als Gatten der von Mnaseas Demeter genannten Göttin und als ein dem Hephaistos ähn- 
liches Wesen zu denken. Der jüngere Kabir wäre dann AxiokersQs. Er ist ein chihonischer 
Dämon, dem Hades als solcher ähnlich, aber nicht Hades selbst, denn H. D.MflUer (Philol. XIY 183) 
bemerkt mit Recht, jene dem Mnaseas zugeschriebene Interpretation der Mysteriennamen sei von 
der unbegründeten Voraussetzung diktiert, dafs die eleusinischen Gottheiten mit den samothrakischen 
identisch wären; die eleusinische Göttergruppe aber habe sich durch bestimmte historische Ver- 
hältnisse gebildet, welche sich in Samothrake unmöglich in gleicher Weise wiederholt haben könnten. 
Dodi behält Mnaseas insoweit Recht, als die weiblichen Gottheiten in der That der Demeter und 
ihrer Tochter nahe verwandt gewesen sein müssen; wird doch die kabirische Göttin auch sonst 
Demeter (Kaßetpfa Paus. a. a. 0.) genannt 

Akusilaos und Pherekydes (bei Strabo X 472) noinen die Gemahlin des kabirischen He- 
phaistos Kaßeipcu. Nach jenem ist sie die Mutter des Kd(itXXoc9 des Vaters der drei Kabiren, nach 
diesem Tochter des Proteus und Mutter der drei Kabiren. Da der Kadmilos aus der Zahl der 
echten Kabiren jedenfaUs auszuscheiden ist, so verdient die Genealogie des Pherekydes den Vorzug 
vor der des Akusilaos. Beide stellen den drei Kabirensöhnen drei Genossinnen, y6(i<pac KaßatptSaCf 
zur Seite. Die Namen des Mnaseas können nun offenbar nur den Eltern dieser Hexas, also dem 
Hephaistos und der Kabeiro, sowie einer dritten, jenen sechs ebenfalls übergeordneten Gottheit 
zugehören, so dafs diese nur das Gefolge der grofsen Götter bilden.^) Der Umstand, dafs der 
Name Kabiren von den grofsen Göttern auf den sie umgebenden Schwärm niederer Wesen übet^ 
tragen wurde, gab Veranlassung zu der in den alten Zeugnissen so häufigen Verwechselung und 
Vermengung der Kabiren mit den Korybanten und Kureten. 

Sonach ergiebt sich für die Familie der „grofsen Götter' ' der folgende Bestand: An der 
Spitze steht der Urvater Proteus, ^<^) als dessen Gemahlin bei Steph. Byz. s. v. Kaßetpta Anchinoe 
genannt wird. Seine Tochter Kabeiro == Axieros ss Demeter ist die Gemahlin des Hephaistos, 
des älteren Kabirs, wie Axiokersa die Gattin des jüngeren, des Axiokersos. Ob der jüngere 
Kabir als Sohn oder Bruder des älteren zu denken sei, bleibt unklar, ist aber auch ohne Belang, 
denn das jüngere Paar ist, wie in so vielen mythischen Genealogien (vgl. H. D. Müller Myth. d. gr. 
Stämme II S. 95), nur eine Wiederholung des älteren. 

Ein weiteres Eingehen auf die Rätsel des Kabirendienstes erscheint für unsern gegen- 
wärtigen Zweck nicht notwendig. Leicht würden wir auch bei dem Versuche, in diesen Zauberwald 
tiefer einzudringen, den Pfad verlieren, und es könnte dem Gelehrten, der den Schleier von den 
Geheimnissen der grofsen Götter zu ziehen sich gelüsten liefse, ergehen wie denen, die ungeweiht 
den heiligen Hain bei Theben betraten: toöxotc irapacppovtjaaf te ouv^eaev a&tfxa xal dircuXovro. 

H. D. Müller erbebt am Ende seiner sehr beachtenswerten Recension von Neuhaeusers 
,Gadmilus' (Philol. XIV 137) die Frage: „Soll nun jeder Versuch, die Bedeutung der Kabiren und 
ihres Kultes zu ergründen, aufgegeben werden?*' und beantwortet sie dahin: „Allerdings, soweit es 
sich um den Charakter des Dienstes in historischer Zeit handelt Dagegen bleibt wenigstens eine 

*) Ähnlich sucht auch O. Müller Orchom. 8. 455 die Schwierigkeit so lösen. 

'®) Er hat mit dem Meergreis von Pallene wohl ursprünglich nichts kq thas, sondern Ist ■• npwToc, 
8. n. S. 26). 



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23 

MögUchkeit ftber die ursprangliche Idee des Kabirenkaltes Aofschlufs zu gewinnen, wenn es nämlich 
gelingt, in dem Stammsitz der Tyrrhener, in Böotien, einen Heroenmythus za entdecken, in 
dessen Holle der alte Kern in nnverfälschter Gestalt sich erhalten hätte. Ich habe schon Mythol. 
d. gr. St. I p. 297 leise auf den Oedipnsmythus hingedeutet.*' Nun ist aber Ja die Sage vom 
Oedipus eng verbunden mit den Schicksalen der Kadmeerdynastie und weder erweislich noch wahr- 
scheinlich, dafs sie urspranglich dem tyrrhenisch-pelasgischen Stamme angehürte. Anders steht 
es mit der Prometheus sage. Prometheus, der zu Panopeus Menschen bildete, gehört zu den 
Phlegyern. Diese aber waren nach 0. MttUer ein besonders kriegerischer Zweig des Minycrstammcs, 
welchen wiederum H. D. MttUer für pelasgisch erklärt. Hesione, die Ahnfrau der Minyer (0. MflUer 
Orch. S. 141) ist vielleicht identisch mit der gleichnamigen Gemahlin des Prometheus. Als Gattin 
(oder Mutter) des Titanen wird auch Klymene genannt: ebenso heilst die Tochter des Minyas. Des 
Prometheus Tochter Thebe ist Schwester des Pelasgos. Prometheus nun steht nach jenen Worten des 
Paasanlas, die wir an die Spitze dieses Kapitels gestellt haben, in einer merkwürdigen Verbindung 
mit den Kabiren. Dafs diese Gottheiten der Pelasger waren, hat nach dem Vorgang von 0. Müller^^) 
und H. D. Maller besonders ausfahrlich und abschliefsend 0. Crusius dargethan in seinen Beitr. z. 
gr. Myth. 1886. Diesen Gelehrten galt als sicherer Stützpunkt das ausdrückliche Zeugnis des 
Herodot II 51. Dagegen meint jetzt Robert (Gr. Myth. I 848), man habe das Gewicht einer Notiz 
überschätzt, die nur eine Hypothese sei und augenscheinlich dem Hekataios entstamme. Solange 
indes nicht mit sachlichen Gründen nachgewiesen werden kann, dafs Herodot bezw. Hekataios geirrt 
haben, wird man, denke ich, besser thun, auf ihr Zeugnis zu bauen, als auf die nicht einmal 
zweifellose Herkunft des Namens Kaßeipoc aus dem Semitischen. Die Möglichkeit orientalischer 
Beeinflussung können wir immerhin zugeben. — Der oberste Kabir war nun, wie wir gesehen 
haben, ein dem Hephaistos wesensverwandter Dämon. H. D. Müller^') bezeichnet den Hephaistos selbst, 
der ja wieder mit Prometheus so manches gemein hat, als pelasgisch, und nach Preller S. 176 u. 
178 A. 3 waren die Sintier, jene lemnischen Hephaistosdiener des Homer, Pelasger. Auf Lemnos 
finden wir auch die ebenfalls pelasgischen Minyer angesiedelt, unter ihnen den Phlegyer Euphemos. 
Mithin dürfen wir es wohl wagen, die bei Pausanias bezeugte und auch sonst, wie wir sehen 
werden, in mannigfachen Spuren hervortretende Verbindung des Prometheus mit den Kabiren 
schon deswegen als eine nicht blofs zufällige und künstlich hergestellte anzusprechen, weil beide 
Kulte dem gleichen Stamme, dem pelasgischen, vielleicht speciell dem minyäisch-phlegyäischen Zweige 
desselben, angehören. Einen zweiten Hauptgrund für die Echtheit dieser Verbindung entnehmen wir 
dem Wesen der in Bede stehenden Dämonen: Nachdem wir in den Kabiren Gottheiten des Berg- 
feuers erkannt haben, sind wir nicht mehr erstaunt, den Feuerspender Prometheus in ihrer Gesell- 
schaft zu finden, sei es bei Theben oder am Mosychios auf Lemnos. Bekanntlich hat schon 
Welcher die Verbindung des Prometheus mit den Kabiren für die Erklärung der äschyleischen 
Trilogie in geistvoller Weise benutzt (vgl. bes. Tril. S. 317: „Aeschylus entwickelt im Prometheus 
die Ideen der kabirischen Weihen von Lemnos ernst und tiefsinnig.*'X 



^*) Orch. 8. 462: „Der Kabirendienst Ton 8ainothr«ke ist Überrest einer pelasgischen Urreligion, die 
sich daselbst durch die Tyrrhener niedergelassen." Der Name der Kabirenpriesterin Pelarge (bei Paosan. a. a. O.) 
bedeutet die Pelasgerin. 

^') Historisoh-mythol. UnterBaohungen I: „Pelasger and Hellenen." 1892. 



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24 

Gehen wir nun den Sparen einer mythischen Beziehung des Titanen zu den Eahiren weiter 
nach. Bei Pansanias erscheint Prometheas als Einwohner der Kabirenstadt, als Freund der 
Demeter und Empfänger der mystischen Gabe, somit als Stifter des Dienstes der kabirischen 
Demeter. Die Beziehung des Prometheus zur kabirischen Demeter ist aber offenbar ursprünglich 
eine noch engere. Die samothrakische Legende berichtet (bei Diodor V 48): Ai^}i7]tpav 'laatcovoc 
ipaaÜMfXV T&v xapTriv toü aixou ooip-^aao&at. Jasion und sein Bruder Dardanos galten nach 
Schol. Apoll. I 913 auf Somothrake als Eabiren (vgl. Lobeck Agl. II 1220 und Preller-R. S. 854 ff.) 
Ebenso, wie nun Macn'oovt iüirXoxajioc Ay^r^xrif c|» dopip ei^aora {iqfY] cpiXotYjxt xal eöv^ vsi^ Ivi 
Tpi7r6X(p,^^) so mufs auch Prometheus als Gatte der kabirischen Demeter angesehen werden, also als 
Stellvertreter des Kabiren Hephaistos. Demeter ist zwar ErdgOttin, aber nicht ohne Beziehung zum 
Feuer. Wird ja doch die Fruchtbarkeit der Erde wesentlich durch die tellurische Wärme bedingt. 
So führte die trözenische Demeter nach Pausan. II 34, 6 den Beinamen dep^ATjata, und vielleicht 
stand sie dort in näherem Verhältnis zu dem Feuerbringer Phoroneus.^^) 

Auf eine Erdgöttin weisen fast alle jene Namen, mit denen die Gemahlin des Pro- 
metheus in der mythischen Überlieferung benannt wird. Pandora, die „Allgeberin" (= Anesi- 
dora, welche die Gaben aus der Tiefe emporsendet), ^°) Eelaino, die „Dunkle'^ Mutter des 
Chimaireus (s. o. S. 15), Pyrrha, die „Kote'* (ein alter Name Thessaliens nach Schol Apoll. III 
1090, vgl. Strabo IX 435 und 443, nach welchem ein Teil dieser Landschaft IlavScopa hiefs), 
Klymene, die Schwester des Unterweltsgottes Klymenos, der nach Preller „die schöpferische 
Macht der Erdtiefe als männliche Potenz'* darstellt, sie alle bedeuten ohne Zweifel die Erde. 
Pryneia ist nach Weiske = icopveii), von irup6?, icopvov, also ebenfalls eine Demeter. Auch Jo, 
deren Verhältnis zum Prometheus ursprünglich wohl ein engeres war, als bei Aeschylus, die 
Schwester des Phoroneus, ist nach H. D. Müller und Overbeck (De Jone non lunae sed terrae dea 
1872) eine Erdgöttin. Asia und Hesione (wohl = Asia, s. Röscher Lex. s. v.) werden zwar 
als Okeaniden bezeichnet, ihre Namen deuten aber vielmehr auf das feste Land.^^) 

Von besonderer und entscheidender Bedeutung für unsere Untersuchung ist aber der Name 
Axiothea ('A&o&&c), welchen die Gemahlin des Prometheus und Mutter des Deukalion nach 
Tzetzes ad Lycophr. 1283 führte. ^^) Dieser Name erinnert uns sofort an die drei Kabiren des 
Mnaseas: Axieros, Axiokereos und Axiokersa, umsomehr, als aufserdem nur noch ein einziger Name 
der griechischen Mythologie als ersten Bestandteil der Komposition den Stamm d^t-, d&o* aufweist 



^*) Hom. Od. £ 125. Auch das Schicksal des Jasion, der vom Zeus mit dem Blitz getroffen, aber 
doch zu den Göttern entrückt wurde {tU ^eou; (JirraaTdvTOC Diod. a. a. O.), erinnert an Prometheus. 

") Welcker Aeschyl. Trilogie S. 273. Bei Eurip. Phaetb. Fragm. 781 wird Persephone bei 
Feuersgefahr angerufen: ou ^, (u 7rup6c S£a;:oiva, A^fiT^rpoc x<5pT), "'HtpataTe i^ lere TtpEUfjieveic ifxoic Sojjloic. 
Der Gedanke an die kabirische Persephone des Mnaseas (s. ob. S. 21) liegt hier sehr nahe! 

^*) Vgl- Schol. Arist. Av. 971 = Heeych s. v. riavSc&pa* i^ y7), ^t ri itpo« to Cijv «4vta öcopeTrai drf o\i 
xaX Cc^^otpoc xal dvi]ai2(i>pa. Über ein Vasenbild mit der Figur der Pandora und der Beischrift [AJNEllAOFA 
s. Ed. Gerhard Festgedanken an Winkelmann, Berlin 1841 und Preller Philo!. VII S. 51. Diodor. Sic. III 56 
spricht von einer Rhea, die auch Pandora genannt werde. 

^*) Nach litthauiscber Sage ist die Erdgftttin Zemiua (»■ XafiuvT}?) Gemahlin des Feuergottes Ugnie- 
dokas; ihrem Bunde entstammen die Feuerriesen (Veckenstedt in Zeitschrift f. Volkskunde I 8. 305). 

") 'Aafac xal 'lairrroü npojjii^^euc xarETiifxrj^euc, ou npofX7}^^u>c xal 'Hcidvt^c ii^ 'Aii[o]%iai tzoSz AeuxaX^wv. 



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_25_ 

(eine Nymphe 'Act6}(y|). Sei es nan, dafs der Name Axiothea gleichbedeutend ist mit Axioker^ä, 
oder dafs wir darin ein viertes Glied dieses Götterkrclscs zu erkennen haben, jedenfalls drängt 
sich hier fast unabweisbar die Vermutung auf, als Gattin des Prometheus werde durch diesen 
mysteriösen Namen eben die kabirische Demeter bezeichnet. So erhält unsere Annahme eines 
intimeren Zusammenhangs zwischen Prometheus und den samothrakischen Dämonen eine merkwürdige 
Bestätigung.^«) 

Titanen und Eabiren scheinen sich überhaupt nicht fern gestanden zu haben. Sind 
doch beide, wie wir gesehen, die gewaltigen, bald segensreich, bald furchtbar wirkenden Mächte des 
Erdinnem. Photius s. v. Kaßetpoi bezeichnet die Kabiren geradezu als Titanen. Eine Inschrift von 
Imbros, wo nach Steph. Byz. s. v. Kaßsipoi die Kabiren verehrt wurden, lautet:^*) 6sol jie7aXoi, 
Osol 8i)vötTol, fcJ/üpol xal KacTfxstXs avaj, .... Koio^, Kpsio;, * TitspetoDv, EfotwsTO?, Kpovoc 
Hier haben wir also neben den ,,grofsen Göttern^^, den Kabiren, die hesiodischen Titanen und unter 
ihnen auch den Yater des Prometheus, Japetos. In Lebadeia, wo der Kult des Trophonios und 
der Demeter Europa (supcoroc, dunkel, nächtig) in manchen Zügen an den Kabirendienst erinnert, 
opferte man beim Hinabsteigen in die Höhle auch dem K^onps (0. Müller Orch, S. 154). Nach 
Job. Lyd. de mensibus 4, 54 p. 91 B ist der lemnische Hephaistos Sohn des Kronos. Rhea, 
deren Wesen mit der kabirischen Demeter mehrfache Berührungspunkte zeigt, wurde gewissen 
Spuren nach auf Samothrake tind Imbros verehrt (Preller-Robert I S. 649 A. 4, S. 653 A. 2). 
Sie ist wohl auch die jis^ocXt; ftso?, deren Kult die Pelasger nach Lemnos gebracht haben sollen 
(Pr.-R. I S. 313 A. 1). Mit der grofsen Göttermutter standen die Kabiren in naher Verbindung 
zu Pergamon und galten hier für Söhne des üranos, also für Titanen (Pr.-R. I S. 859). 

Die verwandtschaftliche Beziehung des Prometheus zu den Kabiren bestätigt sich uns auch, 
wenn wir gewisse mythische Genealogieen zum Vergleich betrachten und prüfen. Prometheus ist 
nach Euphorien beim Schol. Hom. S 295 ein Sohn des Gigantenkönigs Eurymedon. Nun finden 
wir bei Nonnos Dionys. 26, 14 flf. einen Kabiren Eurymedon, Sohn des Hephaistos und der 
Kabciro, Bruder des Alkon. Wahrscheinlich also verwechselt Euphorien den Kabiren mit dem 
homerischen Eurymedon. Genau entsprechend wird des Prometheus Gattin Klymene als Tochter 
der Euryanassa bezeichnet (Schol. Od. 11, 326). Ein Doppelgänger des Prometheus ist der argivische 
Feuerbringer Phoroneus, Seine Kinder Klymenos und Chthonia (= Klymene) stiften in Hermione 
ein Heiligtum der Demeter Chthonia. Diese ist offenbar ihre Mutter und die Gemahlin des Phoroneus. 
Chthonia heifst auch eine Tochter des Erechtheus, deren Schwestern Protogeneia und Pandora 
wohl nur andere Namen für dasselbe mythische Wesen sind. Protogeneia ist sonst die Tochter des 
Deukalion, der somit in Parallele zu Erechtheus tritt. Erechtheus aber ist nicht zu trennen von 
Erichthonios , dem Sohne des samothrakischen Dardanos und der Bateia oder Arisbe, welche 
0. Müller Orch. 460 der Kabeiro gleichsetzt.-^) Die Gemahlin des Dardanos heifst auch Chryse, ein 



**) Schon Völcker Myth. d. Japet. Geschl. S. 383 Bcheint die Axiothea den kabirischen Gottheiten 
beisaifthlen. Er hat auch die KtHnse und Ringe deti Prometfaeas mit ähnlichen Symbolen in Verbindung ge- 
bracht» die bei den samothrakitohen Weihen in Gebrauch waren ; ebenao dann Welcker die ftach. Tri!. Prom. 8. 50 ff. 

,**) Conzo Reise auf d. Inseln d. thiak. Meeres 91. Keil im Fhilol. Suppl. II 598 ff. 

'*) Strabo XII 604 vergleicht den athenischen und troiscben Erichthonios und schliefst auf alte Be- 
siehnngcn beider Völker. 



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26 

Name, der nicht nur einer Göttin aaf Lemnos oder aaf einem Inselcben bei Lemnos, welches unter- 
gegangen sein soll, eignet, sondern auch nebst den Ableitungen Chryses, Ghrysogone, Chrysogeneia 
eine Rolle in der Stammtafel der Minyer- und Phlegyerdynastie spielt. Xpoaii) ist ein gewöhn- 
licher Beiname der Aphrodite, aber auch der Demeter (vgl. die „goldne Geres*' Schillers^ Die 
Eltern des Dardanos und seines Bruders Jasion sind Elektra (die thebische, Schwester des Kadmos, 
Mutter der Harmonia?) und Atlas, der Bruder des Prometheus. So laufen aberall Fftden der Ver- 
wandtschaft zwischen den samothrakischen Gottheiten und den Japetiden. 

Ist nun also Prometheus ursprünglich nichts anderes als einer von jenen „grofsen Göttern** 
der Pelasger, vielleicht identisch mit dem kabirischen Hephaistos? Ich glaube nicht, dafs wir so 
weit gehen dOrfen. Doch gehört er bei seiner engen Beziehung zur kabirischen Demeter gewifs 
nicht zu dem Schwärm von niederen Dämonen, der diese, wie die Korybanten die Rhea, begleitete, 
und ebensowenig kann er als blofser Repräsentant der Kabiren Verehrer gelten. Jedenfalls war das 
Wesen des Prometheus ein derartiges, dafs er mit den samothrakischen Haupt-Gottheiten leicht in 
Verbindung treten konnte, ja vermöge einer Art von Wahlverwandtschaft beim Zusammentreffen 
mit ihnen notwendig in ihren Kreis gezogen wurde. 

Diese innere Verwandtschaft beruhte zunächst auf dem gemeinsamen Natursubstrat des 
Feuers, und zwar des unterirdischen Feuers. Dazu kamen aber noch zwei andere Punkte, in denen 
der Mythus vom Prometheus und der an die Kabiren sich knüpfende Vorstellungskreis einander 
begegneten. Prometheus ist bekanntlich nicht nur Feuerbringer, sondern spielt auch in den Sagen von 
der grofsen Flut und von der Entstehung bezw. Erneuerung des Menschengeschlechts 
eine wichtige Bolle. Diese Sagen aber standen auch, das läfst sich in all dem mystischen Dunkel 
noch deutlich genag erkennen, im Mittelpunkte der Kabirenreligion, waren ein wesentlicher Bestand- 
teil des (ep&c X670; von Samothrake. 

Dafs es eine samothrakische Geheimlehre Ober den Ursprung des Menschengeschlechts gab, 
geht vor allem hervor aus der merkwürdigen Stelle in des Bischofs Hippolytos Refutatio omnis 
haereseos p. 152, 82: iiapprfiT^y ^ap o( Zapi6&pq^xs? x&v 'ASä^ ixeivov irapaStSoaoiv iv tote piuGni]pfotc 
tote iirttsXou)i.^vou itap' a&xoTc dp;(av&pa>i;ov. Sati^xe hk difaX^aTa fiuo iv t<j^ 2!apio&p4xa)v dvax- 

TOpcp dvOp<una)V ']fupiva>v eix^ve? 6£ etat xä irpo8tpY]^£va difdXpiaxa xoo dpj(av&p<ttiroo 

xal xou dvaYsvva>}jL^vou icv8ü}iaxtxoü, xati irdvO' "äpiocuaiou ixeivcp xcp dvOpmico). Nach Abzug dessen, 
was hier der eigentümlichen Auffassungsweise des christlichen Kirchenvaters zuzuschreiben ist, bleibt 
als Kern die Thatsache, dafs es in den samothrakischen Mysterien eine Überlieferung vom Ur- 
menschen gab und dafs ein Bild desselben nebst einem ganz ähnlichen, welches doch wohl den 
Sohn dargestellt haben wird, im Heiligtum aufgestellt war. Erst durch die Beifügung des Sohnes 
war der dpxdvdpooico; als Vater, Stammvater der Menschheit, charakterisiert. Zu dieser Nachricht 
des Hippolytos stimmt flberraschend das Fragment eines Attishymnus (mitgeteilt im Philol. III 247 ff.): 
(^ah xaXouat) Zapio&paxec 'ASi^ aißdapiiov, Mai6vioi Kopußavia. Femer zeigen die Funde im 
Kabirion zu Theben, ttbcr welche Kern im Hermes XXV berichtet, mehrfache Beziehungen zur 
Entstehung des Menschengeschlechts; diese sind allerdings zunächst auf orphischen Einflufs zurück- 
zufOhren, aber Kern erinnert mit Recht bei dem auf einer dortigen Vase abgebildeten Pratolaos an 
den Proteus, den Vater der samothrakischen Kabiro, der offenbar nichts anderes bedeutet als 
icpSxo;, d. h. dpj^dvOpcoTro;. Dafs dieses anthropogonische Element nicht erst durch die Orphiker 



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27 

in den Kabirenkult eiQgefflhrt, sondern älter und ursprünglich ist, zeigt das bei jenem r selben 
Hippolytos im aCpfaewv Skf^x^ ^ P- ^^ ed, Miller (Bcrgk PLG III* S. 711 ff.) überliefertej 
höchstwahrscheinlich pindarische Hymn^nfragment, in welchem die Namen derjenigen aufgeführt 
werden, die den yerschiedenen Völkern als Autochthonen und als StammvAter der Menschheit 
galten. Dort heifst es: tj xaXXiicatSa AapiveK ipprjTcov it^xvoxje Kaßeipov ip^foov. Das Beiwort 
xaUdratc bestätigt die Annahme, dafs ein jüngerer Kabir neben dem älteren als dessen Sohn 
verehrt wurde. 

Es kann demnach nicht bezweifelt werden, dafs in den samothrakischen Mysterien eine 
Lehre vom Ursprung des Menschengeschlechts vorgetragen ward. Was nun den Prometheus anbe- 
langt, so haben manche seine Thätigkeit als Menschenschöpfer für eine spätere Zudichtung erklärt, 
die dem ursprünglichen Mythus vom Feuerbringer ganz fremd sei. Um hierüber zu entscheiden, 
müssen wir unsere Betrachtung zuvörderst den griechischen Sinflutsagen zuwenden.^^) 



y. Prometheus und die Slnflut. 

Die Sage von der Entstehung des Menschengeschlechts finden wir bei den Griechen fast 
immer eng verbunden mit der von einer grofsen Flut, und zwar entweder so, dafs das feuchte 
Element als der Urgrund alles Lebens gilt, wie in der Philosophie des Thaies, die von dieser 
mythischen Vorstellung ausgegangen zu sein scheint, oder so, dafs an die Vemiditung des vor- 
sinflutlichen Geschlechtes sich die Schöpfung eines neuen knüpft. Einen Beleg für die erstere 
Anschauung haben wir vor allem in dem homerischen Okeanos, 

Jlcirep '(ivtfSi^ icavieadt x^Xüxtat, 
aber auch in all den Fällen, wo ein Urahnherr als Sohn des Okeanos oder Poseidon oder eines 
Flufsgottes bezeichnet wird. So ist Phoroneus ein Sohn des Inachos (und der Nymphe Melia), 



*') Unmittelbar rot DracklegoDg meiner Arbeit erhielt ich noch durch die Güte des Herrn Rektor 
Prof. Dr. W. H. Röscher den Korrekturbogen des für das mythologische Lexikon bestimmten Artikels Meyc^Xoc 
Oeo{ (b- Kabiren) Ton Bloch. Zu meiner Überraschung und Freude fand ich die Ton mir gewagten Aufstellungen 
über Jene dunklen Gottheiten in allen Hauptpunkten in Übereinstimmung mit den Resultaten des Herrn Ver- 
faasers. Auch er lafst den Namen Kabiren als „unpassend fUr niedre Geister*' von den Hanptg5ttem auf die 
icp^icoXot übertragen sein und erklärt die griechischen Kabiren für chthonisohe besw. yulkanische Dämonen, in 
deren Mitte der lemnische Hephaistos stand und die erst dadurch, dafs die phönixisohen Gottheiten zu ihnen in 
Beziehung gesetzt wurden, fremden Namen und manche fremden Zflge erhielten. Auch er erkennt in dem 
dionysischen und orphischen Element des thebischen Kultus Zusfttze, die den ursprünglich chthonischen Charakter 
der Kabirenreligion entstellten. In Bezug auf die thebische Grfindungslegende hemerkt Bloch: ,yBüt der Erzählung 
Ton Prometheus und Aitnaios scheint Pausanias etwaa Ungehöriges eingemischt zu haben, einige Wissenschaft, 
die er über die Kahirenknlte der ihrakischen Inseln ergattert hatte. Prometheus und Aitnaios sind 
selbstyerst&ndlich nur andere Formen für Hephaistos und Kadmilos(?), eine heroische 
Zwischenstufe zwischen dem bald göttlichen bald menschlichen Kabiros und seinem Pais, auf welche man 
wohl besonders durch die spatere (?) Vorstellung des menschenbildenden Prometheus gebracht wurde." Nur über 
die Stellung des Kadmilos sowie über die Deutung der andern Kabirennamen und in einigen weniger wichtigen 
Punkten hin ich abweichender Meinung, 

4* 



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28 

Peteas, der „Lehm-mann^^ ein Sohn der Meergöttin Thetis. Ebendahin gehöil; der böotische 
Alalkomenens, von dem es in jenem vielleicht pindarischen Fragment heifst: 

Viel häufiger aber and ausgeprägter sind die Berichte von einer Ernenernng des 
Menschengeschlechts nach der Sinflnt. An Sagen von einer grofsen Überschwemmung, die fast 
alles Leben vernichtete, ist die griechische Mythologie sehr reich. Wir finden sie auf dem Festr 
lande in Thessalien, Böotieu, Attika, dazu auf den Inseln Samothrake, Rhodos, Keos. Der Schau- 
platz ist also immer inmitten des Meeres oder nahe der Meeresküste. Die meisten dieser Sagen, 
besonders aber die von Deukalion, zeigen in vielen Zflgcn eine auffallende Ähnlichkeit mit dem 
Sinflutberichte der Bibel und noch mehr mit der babylonischen Überlieferung, wie sie bei 
Berosos (c. 300 v. Chr.) und in ältester Gestalt auf den Keilschrifttafeln von Kujundjik vorliegt. 
Diese letzteren sind Eopicen, welche auf Befehl des Königs Asurbanipal um 670 v. Chr. von einem 
weit älteren, wohl mehr als 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung niedergeschriebenen Texte ge- 
nommen wurden. Sie lassen, wie der bedeutende Geologe Prof. Dr. E. Suess im ersten Bande 
seines grofsen Werkes „Das Antlitz der Erde** in scharfsinniger Darlegung nachgewiesen hat, keinen 
Zweifel, dafs wir es hier mit einem historischen Ereignis, und zwar mit einem vulkanischen, zu 
thun haben, bei welchem durch Erdbeben eine gewaltige Flutwelle, weit landeinwärts alles ver- 
heerend, das Euphratthal hinaufdrang. Auch der biblische Bericht zeigt noch deutliche Spuren dieses 
Sachverhalts. Die Arche wird „entgegen dem Gefälle der Flttsse vom Meere hinweg landeinwärts 
getrieben.'* Höchstwahrscheinlich ist also mit Suess in Genes. VI 17 u. YII 6 anstatt majim 
„Gewässer" vielmehr zu lesen mijam „vom Meere**. Wenn es ferner Genes. VII 11 heifst: „es 
brachen auf alle Brunnen der Tiefe**, ganz in Übereinstimmung mit jenem babylonischen Izdubar- 
Epos, so ist „dies Hervortreten grofser Wassermengen aus der Tiefe ein Phänomen, welches in 
bezeichnender Weise die Erderschütterungen in den Alluvialgebieten grofeer Flüsse begleitet.*' 

Was gewinnen wir nun von dieser Seite für das Verständnis der griechischen Flutsagen? 
Suess schliefst seine Darlegung mit den Worten: „Die Traditionen anderer Völker berechtigen in 
keiner Weise zu der Behauptung, dafs die Flut über den Unterlauf des Euphrat und Tigris hinaus 
oder gar über die ganze Erde gereicht habe.** Die Übereinstimmung mancher Züge der griechischen 
Flutsage mit der babylonischen beruht also entweder auf Entlehnung aus der semitischen Tradition, — • 
so findet sich z. B. die Aussendung einer Taube erst bei Plutarch (de sollertia animaL § 13), das 
Mitnehmen von Tieren in die Arche erst bei Lucian (de dea Syria c. 13) — , oder auf Gleich- 
artigkeit der örtlichen Verhältnisse, der Ursachen, welche die Überschwemmung hervorriefen, und 
der Umstände, welche sie begleiteten. Auch die Fluten der griechischen Sage waren fast alle mit 
vulkanischen Erscheinungen verbunden, so dafs man fast an eine Fortpflanzung der Erschütterung 
vom Euphratlande bis in das ägäische Gebiet denken könnte. 

Was zunächst die deukalionische Flut betrifft, so bringt ApoUodor ausdrücklich die 
Trennung der thessalischen Gebirge mit ihr in Zusammenhang. Damit stimmt die uralte Über- 
lieferung der Thessaler von der Gründung des Pelorienfestes (bei Athenaeus XIV p. 639 E) durch- 
aus überein: Si^it h x^ Atpiovif aeiafAwv ^iz-^i\aiv ^evcix^vcov paifsiY] xi TsfXTTY] opY] ävop.aCofitsva 
xal . . . T7)v irpoTspov XfjjLva^oücjav ytafav aizatsav ^sfujj.vcoa&ai xxX, 



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29 

Nichts anderes als mythische Darstellungen derselben' Erdrevolution sind die Titano- 
mach ie und Gigantomachie. Dem Kroilos und den andern D&monen des firdfeuers^) stehen auf 
Seiten des Zeus die Wassergottbeiten gegenüber: Okeanos, Poseidon, der dem Typboens den Drei- 
zack in die Brust stöfst, und die Hekatoncheiren.') In den letzteren hat man gewifs richtig die 
Brandung erkannt, die mit ihren hundert Annen raubgierig die Küsten zu erklimmen sucht (Preüer-R. 
I S. 49). Wenn Zeus dabei mit seinen Blitzen die Wälder in Brand setzt, so darf man deshalb 
doch nicht die ganze Erz&hlung ftkr einen blofsen Gewittermythus erklären, denn Gewitter sind 
eine gewöhnliche Begleiterscheinung vulkanischer Ausbrache. 

Als eine seismische Flut haben wir uns jedenfalls auch jene Überschwemmung des Kopais- 
sees zu denken, infolge deren die alten Städte Eleusis und Athenä versunken sein sollen. War 
doch der ganze Boden Böotiens, wie wir oben gesehen, vulkanisch unterminiert Vielleicht hing 
das Austreten des Sees mit jener thessalischen Umwälzung zusammen (Schol. in Plat. Tim. 23 ai 
irA AsuxaXta)V0C9 Sxe xax xä xaxä BsTta^tav opT] StsCTT) xal td ixih^ 'Ia&(ibu xal HeXoTrowi^aoo 
ejuv8x<>8>i ircvxa). Es [soll unter der Regierung des böotischen (bezw. attischen) Königs Ogyges 
stattgefunden haben. Ogyges ist Vater des Kadmos, dessen Drache wohl mit Recht als ein Symbol 
der verheerenden Überschwemmung angesehen wird. Man dachte sich die ogygische Flut demnach 
als ein historisches Ereignis, keineswegs als die Urflut, und zum „König der Götter und Menschen 
nach dem Gliaos'^ ist Ogyges jedenfalls erst durch Gleichsetzung mit Okeanos geworden. In den 
Sparten des Kadmos, welche an die Steinsaat des Deukalion erinnern, haben wir das neue Geschlecht 
zu erkennen, welches an die Stdle des in der Flut umgekommenen trat. 

Die attische Flutsage erzählt von einem Streit des Poseidon mit der Landesgöttin 
Athena um den Boden Attikas, bei welchem der Meergott mit seinem Dreizack den Felsgrund 
gespalten habe. Einen Erdspalt, in welchen sich die deukalionische Flut verlaufen haben sollte, 
zeigte man aal Olympieion, und dort wurden jährlich am Feste der Hydrophorien Totenopfer zum 
Gedächtnis der damals Umgekommenen gebracht Mit Recht bemerkt hierzu Maxim. Mayer (in 
Roschers Lex. II Sp. 1518): „Nur eine ganz veraltete Wassertheorie kann die hier lokalisierte Flut 
als Frtlhlingsregen umzudeuten versuchen; an solche Erdspalte hefteten sich von jeher die benach- 
barten chthonisehen Kulte.*' Nahe beim Olympieion lag ein Heiligtum des Kronos, den Mayer hier 
sehr überzeugend mit dem Zeus Meilichios, einer Gottheit von düsterem, chthonischem Charakter, 
identificiert (Nicht im Einklang damit steht es, wenn Mayer weiterhin den Kronos für einen 
Sonnen* oder Himmelsgott erklärt, wofür überhaupt die Beweise fehlen.) Wie in Attika Kekrops 
den Streit schlichtet^ so stiftet in Argos Phoroneus, jener Doppelgänger des Prometheus, Frieden 
zwischen Poseidon und Hera, die um den Besitz des Landes rechten. Kekrops ist ein altpelasgischer 



*) Kronos ist ein dem phönikfsohen Moloch verwandtes Wesen; vgl. Röschen Lex. II 8p. 1001 C und 
Härtung Mythol. der Griechen II S. 48. Eine Beteiligung des Hephaistos sn diesen Kämpfen findet sich erst 
spät und selten bezeugt; er mufate ihnen auch von Bechts wegen fem bleiben, denn er gehörte weder sn den 
Titanen, noch konnte er als Erdfeuergott gegen diese kämpfen. 

') ßo bei Hesiod. Die andere Aufikssung, der sufolge alle die rohen Katnrkrftfte den als geistige 
Potenzen gedachten Olympiern gegenüberstehen, ist natürlich die spätere. So ist Briareos in der kyklisohen 
Titanomaohio ein Gegner der Götter geworden. Ich bemerke dies gegen Maxim. Mayers AnsfUhrnngeu bei 
Röscher II Sp. 1454 (Art. Kronos). 



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30 

statnmheros, der ans Böotien nach Attika gewandert zn sein scheint. Der eigentliche Urkönig 
Attikas ist Erechtheus = Erichthonios. Er wird im Kampfe mit dem Sohne Poseidons Enmolpos 
anf Bitten des Poseidon von Zeus mit dem Blitz erschlagen.^ Es ist demnach wohl nicht möglich, 
ihn mit Preller -Rohert (S. 203 A. 2) als Vertreter des Poseidon zu fassen. Wenn der Name 
Erechtheus wirklich von ipiyfim abzuleiten und gleichbedeutend mit oetaixi^cDV sein sollte, so wäre 
dadurch der Gegner des Meergottes als ein Erdbebendämon charakterisiert. Unter seinen Töchtern 
werden Protogeneia und Pandora genannt, die bekanntlich auch Töchter des Prometheus heifsen 
und mit der Entstehung des Menschengeschlechts in symbolischer Beziehung stehen. 

Die Betrachtung der griechischen Fintsage fflhrt uns auch wieder nach dem geheimnisvollen 
Eilande Samothrake, das uns bereits im lY. Kapitel beschäftigte. Der Boden dieses „hoch aus 
dem Meer emporgetriebenen Felsrflckens*' (Preller) trägt deutliche Spuren einer Naturrevolution 
(vgl. Palmblad in Jahrb. von Jahn u. Klotz Suppl. XI S. 262). Diodor berichtet im 5. Buch Kap. 47: 
Ol 8e DafA^dpcfxec (otopouat vph ißv itapi toT(; aX^otc 7&vo(ilvtt>v xataxXoapiwv Sxepov ixet ^f^av 
Y&via&ai, xh (jl&v itpct»TOv xou irepl xic Koavia? (n6(Aatoc paY^vroc, \uxä fii xafha xoo 'EXXtj^it^vxoo. 
xi ^ip iv xip n6vxfp id\oL'^o<: • . . • Xaßpmc iS^eaev efe xAv *EXXi^(Jitovxov xal itoXXijv fiiv x^ 
'Acjfa; XTjC irap4 OötXaxxav iirixXoaev, o5x iU-^r^y ik xal rrfi iiaiziloo frfi iv x^ 2!a(AO&p4xi] ftaXaxxav 
iitoiTjOre. xoüc Sk icepiXetfd^vxa«; irpoaavaSpaiieiv ei; xouc 6^ii]Xox£pouc x^ vrfloo x^icooc, x^c U 
%akd(Sa7^i dvaßatvouarj? del (laX^^ov eo^ao&ai xoTc Oeotc xou; i'^yv^piou^*) xal 8iaao>&ivxa; xuxXqi irepl 
SXtjv x7}v vtjOov Spou; d^aftat xrfi awxYjpfac xal ßa>}jL0t>c tSpäoasBai if' «ov (x^xP^ '^^ ^^^ Oueiv. 
„Auf dieselbe Anschauung bezieht Preller mit Becht den nach Herodot YII 6 in den Weissagungen 
des Mnsaeos eingeschalteten Spruch: &c a( iicl Ai^(avou iirixeifievai vr^aoi äfavtCoiaxo xaxi rffi 
daX.acTcT>)c.'' (Robert bei Preller I S. 849 A. 1.) Ausgehend von dem alten Namen der Insel Samo- 
thrake, Leukonia, der an eine alte Benennung des Kopaissees „Leukon i^^^S so auffallend anklingt, 
bemerkt 0. Müller Orchom. S. 65: „Wie man auch immer Ober den gemutmafsten Durchbruch des 
schwarzen Meeres durch den Bosporos und Hellespont entscheide: so ist doch so viel gewifs, dafs 
sich sowohl bei den Böotem als in Samothrake die alte Lehre von einem periodischen Unter- 
gange des Geschlechts an bestimmte geschichtliche Erinnerungen einzelner Fluten geknüpft hatte: 
wie ja auch Saon, der der Flut entronnene Mysterienstifter von Samothrake, in dem Entdecker des 
Orakels von Lebadeia (unweit von Panopeus auf vulkanischem Boden: Orch. S. 87) auf die ttber- 
raschendste Weise wiederkehrt.** Dieser Saon galt als ältester Bewohner der Insel und als Sohn 
des jüngeren Kabiren (Pr.-B. I S. 850 ; vgl. Diodor a. a. 0. c. 48). Diesen Kabiren identifiderte 
man auch mit Dardanos, dem Ahnherrn des troischen Königshauses (Robert bei Preller I S. 855). 
Nach einer schon von Hellanikos vertretenen Überlieferung gelangte er von Samothrake auf einem 
Flofs nach der Landschaft Troas und gründete dort Dardania. So haben wir in diesen Geschichten 
von Saon und Dardanos unverkennbare Parallelen zur Deukalion-Sage.'^) 



*) So Hygin fab. 46; dagegen läfst Earipides im Jon. 281 den Poseidon selbst ihn mit dem Dreizack 
in die Erde stofsen. 

*) Hier ist wohl toTc if/mplon sa lesen; es sind die Kabiren gemeint. Vielleicht etkl&rt sich ans 
dem rettenden Eingreifen der Kabiren bei der grofsen Flut die AnmAing dieser Gottheiten in Seegefahr. 

*) Die Gleichsetznng des Saon mit dem Hermes Sdixoc» welche Tümpel in Rotch. Lex. U Sp. 1277 
yersachti scheint mir anstatt haft| weil beide, yon dem Namensanklang abgesehen, nichts gemein haben. 



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31 

Von Samothrake schweift unser Blick onwillkflrlich nach dem benachbarten und darch den 
Mysteriendienst engverbandenen Lemnos hinüber. Gab es auch hier eine Flutsage? Zunächst 
tritt ans eine solche in der lemnischen Überlieferung nicht entgegen. Aber prüfen wir diese einmal 
genauer. Es wurde auf Lemnos wegen des Mannermordes jährlich einmal eine Reinigung der Insel 
veranstaltet; dann leuchtete neun Tage lang kein Feuer, bis das heilige Schiff neues, reines Feuer 
von der Insel Dolos brachte (Philostrat. Heroic. 19, 14 [740]). In diesem Feste erkennt Welcker 
(Tril. S. 260) eine sichtbare Beziehung auf einen feuerlosen Zustand, also auch auf das Geschenk 
des Prometheus, und findet darin eine Bestätigung seiner Ansicht, dafs die ganze Prometheussage, 
wie sie bei Aeschylus erscheint, in Lemnos Wurzel gefafst habe. Was aber hat das Löschen und 
die Erneuerung des Feuers mit dem berflchtigten Männermorde zu thun? Das Fest galt dem 
Hephaistos, und nach Photius s. v. Kaßstpot verscheuchte der lemnische Mord die Kabiren von 
der Insel. Es handelt sich demnach doch wohl um etwas mehr als eine blofse Sühneceremonie. 
Die Königin Hypsipyle rettete ihren Vater Thoas vor der Ermordung dadurch, dafs sie ihn in 
einem Kasten dem Meere flbergab. Dann nahm sie den Argonauten Jason auf und ward seine 
Gemahlin. Jason aber ist schwerlich zu trennen von dem Kabiren Jasion, dem Bruder des Dardanos 
(0. Malier Orch. 265 ff., H. D. Maller Myth. d. gr. St. II 348 ff.). Er wurde auf Lemnos der Stamm- 
vater einer neuen Bevölkerung. Halten wir dies alles zusammen und versuchen nun den ursprüng- 
lichen Sinn der Sage vom Männermorde zu enträtseln, so liegt die Vermutung nicht fem, dafs es < 
sich ursprünglich um die Vernichtung nicht der Männer allein sondern der ganzen lemnischen 
Menschheit handle, und zwar durch eine Überflutung, welche vorübergehend den in der Tiefe 
hausenden Erdmächten den Besitz des Landes streitig machte. Ein kleiner Teil der Bevölkerung 
blieb erhalten und wurde der Stamm eines neuen Geschlechtes; die Kabiren kehrten zurück, und 
neu geschenkt wurde den Menschen das freundliche Lebenselement des Feuers.^ Ist unsere Deutung 



*) Bloch in Bosehers Lex. II 8p. 2Ö2&, 4 (s. oben S. 27 Anm. 21) bemerkt za der lemniBehen Geremonie 
der Feueremeaenuig : „Sicherlich steht dies mit der später auf Prometheus sorückgeführteu Schöplhng und 
Erneuenuig des Menschengeschlechts in Zusammenhang. Verwandt hiermit ist der iranische Brauch, nach 
einem Todesfall ffir neun Tage alle Feuer im Hause zu löschen und am zehnten neues, reines Feuer zurück- 
zuhringen.*' Diese Notiz yeranlafste mich eine auflinglich surückgedrftngte Vermutung zu aufsem, da ich sie 
hier auffallend best&tigt finde. Schon Welcker machte (Tril. S. 233 A. 417) darauf aufmerksam, dafs Origenes 
einmal in Bezug auf eine zoroastrisohe Lehre die Worte dno Ilepaöiv i^ Kaßefpuiv braucht and dafs ebenso bei 
Nicephorus Bryennius die Kdfßetpot neben Persern, Saracenen und Arabern genannt werden ; Hyde de roKg. Tel. 
Pers. p. 159 schlieTse daraus, dafs die Griechen den Namen Ton den Persern genommen hatten, doch sei dies 
nicht erwiesen. Nun heifien die Anhanger des altpersischen Feuerdienstes Q hebern. Dies Wort entspricht 
nach dem yon Lobeck Agl. II 1282 angefahrten Zeugnis eines gelehrten Orientalisten lautlich dem arabischen 
Kafir «B magnut und dem Sinne nach dem persischen Mag (Magus) und dem hebräischen JRMn, £ine heilige 
St&tte der Feueranbeter ist bekanntlich noch heute Baku am Ostende des Kaukasus (Brandberg, von xae, xau?), 
wo die leicht entzündlichen Napbthadftmpfe dem Boden entquellen. Den Kabirenkult fanden wir an vulkanische 
Gegenden geknüpft. An den kaukasische^ Prometheus erinnert der persische Zohak, der gefesselt im vulkanischen 
Demawend sitzt. Altpersischer Brauch war es, Tote, auch Schwerkranke, auf hohe Gerflste gelegt, den Geiern 
zum Frafs zu fiberlassen. Ist man nicht versucht, die Strafe des Prometheus und TityoA dMPit in Verbindung zu 
bringen? Die alteranischen Priester waren „Feueranzünder" (das bedeutet ihr Name atkarvan), Ärzte und 
Astronomen zugleich (E. Meyer Gesch. d. Alt. I 8. 524), ebenso der Prometheus des Aeschylus. Eine eigent- 
liche Flutsage findet sich zwar nach Spiegels Zeugnis in der eranischen Überlieferung nicht, aber ihr sehr Ahn- 



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richtig, 80 haben wir auch auf Lemnos eine Flutsage mit den gleichen Grondzügen wie auf Samo- 
thrake, zu denen aber noch das bedeutsame Moment der Feuerentbehrong und Feueremeuerang tritt. 

Zur Bestätigung wird eine Vergleichung der Sage von Rhodos dienen. Wie die Kabiren 
wegen des „Männermordes'* Lemnos verlassen, so sind es hier die Tclchinen, ebenfalls Dämonen 
des Vulkanismus, welche die bevorstehende Überschwemmung merken und sich von der Insel ent- 
fernen. Über die Bedeutung der Teichinen kann kein Zweifel sein. Die Insel ist häufig von heftigen 
Erdbeben heimgesucht worden; Pindar Ol. VII 54 weifs von einem späten Auftauchen der Insel 
aus dem Meer; bei Kallimachos Del. 31 schmieden die Telchineii dem Poseidon den Dreizack, dessen 
Stofs den Alten als Ursache der Erdbeben galt, Oberhaupt sind sie Erzarbeiter wie die Gesellen 
des Hephnistos; sie verheeren die Felder, indem sie die Wasser der Styx hervorbrechen lassen 
(Lob. AgI. p. 1191 sq.). Diodor berichtet von ihnen im Anschlafs an die samothrakische Flutsage 
V 55. Auf eine nähere Verwandtschaft der Teichinen mit den lemuisch-samothrakischcn Kabiren 
weist der Name eines weiblichen Wesens ka^stpce, welches nach Diodor ihnen zugesellt war 
(Welcher Tril. S. 184 setzt sie der Kapetpa gleich), sowie ihre Bezeichnung als t:po?r^«pot Sai'jiovsc, 
zusammengehalten mit Hesych s. v. ^cuoi* Osol oi ix ^pofi.oo {jL3taxo;iia&ivrs? th ^ocfxoftpaxTjv r^ 
Ayjfivov (corr. Lobeck Agl. p. 1284, cod. Xtjivsv).^) Sollte vielleicht hier an Stelle des merkwürdigen 
Ap<i}iou, welches auch in Roschers Lexikon unter Aooi noch nicht befriedigend erklärt ist, zu lesen 
sein: T68oü? Die CJorruptel wäre paläographisch leicht verständlich. Eine Schwester der Telcliincn 
ist Halta =: Leukothea, welche auch in Theben, Lemnos und Saraothrake verehrt ward.^) Nach 
dem Ende der Überschwemmung ergriff, wie Pindar erzählt, Helios Besitz von der Insel (d. h. die 
Sonne trocknete das Nafs auf) und erzeugte sieben Söhne, die sog. Heliaden, die von Diodor als 
Autochthonen, weil aus dem Schlamm entstanden, bezeichnet werden. So schliefst sich auch hier 
an die grofse Flut die Erneuerung der Menschheit. 

Unter den griechischen Inseln besafs endlich noch Eos eine Flutsage. Es ist dies die 
einzige, bei der man versucht ist au eine blofse Regenfiut zu denken. Auf eine solche weist der 
Name Hyas. Sein Sohn Merops sammelte die Geretteten um sich. Ist dieser identisch mit dem 
Äthiopenkönige, dem Vater des Phaethon, so wäre er auch Gemahl der chthonischen Göttin 
Elymene, wie dieser und wie Prometheus. (So ist Ogyges Gemahl der Da'ira = Pcrsephone.) Eine 



lieh ist, was Hartong Griecli. Mythol. I S. t63 aus dem Avesta (Spiegel I p. 69 ff.) anfUhrt: ,,Ahrimau brachte 
den Winter, die Waaserflaten, die Schlange n. s. w. in daj» Paradies des Yima; darum befahl Ornntzd dem Yima, 
einen Garten sn machen, dafs der Same alles Lobendigen erhalten werde." (Über Yima und Kronos vgl. unten 
Kap. YII A. b.) Noch alledem ist doch vielleicht die Möglichkeit eines Zusammenhangs der Kabiren religion mit 
dem Parsismus nicht so ganz von der Hand zu weisen, wie es Welcker und Lobeck gethan haben. Der eraniscbo 
Fenerdienst könnte, etwa durch die Pbryger vermittelt, von den Pelasgcrn weitergetragen (vgl. den Kap. VI A. t4 
erw&hnten pelasgischen Brauch) und mit dem Kult ihrer chthonischen Götter verbunden worden sein. Eine wie 
grofiie Rolle die Flamme im griechischen Kultus spielt, hat C. Botticher ausftihrlicb dargethan im Philol. XXV 
S. 22 — 42. — Die oben besprochene lemniscbe Fenervacanz hat eine Parallele in dem athenincben Fest der X'JTpoc 
oder Hjrdrophoria, welches als Totenfeier (tlr die in der deukal ionischen Flut Umgekommenen galt (s. o. S. 29). An 
lliesem Tage waren die Tempel geschlossen, die Altftre verlöscht. Vgl. Bötticber a. a. O. und Bosch. Lcy. II Sp. 1517. 

') Diese Stellen kombiniert auch Crusins Beitr. S. 22 A. 6. 

'^ Crusins a. a. O. S. 22. Eine Athene Telchinia in dem nahe bei Theben gelegenen Orte Tcnmessos: 
Lob. a. a. O. und Bnrsian Geogr. r. Griech. S. 225. Über die Teichinen in Sfkyon s. o. S. 10. 



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^ 



Tochter des Merops, Arisbe .oder Batieia, ist Gemahlin des samöthrakischen Dardanos. Ein akei* 
Name Toa Samothrake war Aithiopi^a, durchaus passend für die Kabireninsel, denn Aithiops ist 
Sohn 'des Hepbaistos nach Pün^ N. Bj 6, 187. Fflr Kos- ist dieser Name nicht bezeugt, wohl aber 
für Bhodob und Lesbos. 

Eine lesbisejie Flutsage nimmt E. Tümpel in Rosch. Lex. s. v. KaUone auf Grund 
der dortigen Wasseropfer ao. 

Überblicken wie nun die ganze 'Reihe dieser Flutsagen, so stellt sich» uns fast in allen die 
Katastrophe als ein Kampf der neptunischen und vulkanischen M&chte, des Wassers und 
des Feuers dar. Besonders aber tritt in der von uns rekonstruierten lemnischcn 3age das Erloschen 
und der Wiedergewinn des Feuers bedeutsam hervor. In der That wäre der Verlust des Feuers für 
den die Sinflut aberlebenden Teil der Menschheit m. schweres Verhängnis gewesen. Darum beging 
man auf Lemnos in dankbarer Freude alljährlich das Fest der Feuererneuemng, und darum feiert 
die Sage den Prometheus so hoch, der den -Menschen die WoUthat des Feuers vorsorglich erhielt, 
als der Himmel sie ikneo wieder zu entreifsen drohte. 

Als Zeus, nach Hesiods Darstellung in den „Tagwerken' S im Zorn den Sterblichen bitterste 
Leiden bereiten wiU, entzieht er ihnen das Feaer; Prometheus aber bringt es ihnen wieder 
(xpi<|;e. S& icup* rb \iky aixii,i\K icau 'lairstoto IxXs^j;' avdpdtiiroi?). Auch in diesem Punkte ist, 
wie im ganzen, die Fassung der Sage in den Tagwerken dem in der Theogonie gegebenen Berichte 
entschieden vorzuziehen, der es unklar läfst, ob die Menschen das Feuer vor der Entwendung durch 
Prometlieus bereits besessen hatten oder nicht. Die Worte Theog. 562: 

i% TooTOo St) liiBit«, S^Xou (ie(j.v7jfiivoc äelt 
oäx i&tiou (jLsXioion icop^ (livoc exxajAatoio 
können aber ebenfalls bedeuten: „Fortan gab er ihnen das Feuer nicht, während er es ihnen bis 
dahin gewährt hatte.*' Das blofse Vorenthaltai von etwas, dessen Wert die Menschen noch gar 
nicht kannten, darf jedenfalls kaum als eine Strafe gelten. Auch setzt ja die Stierteilung, bei der 
es sich doch wohl nur um ein Brandopfer handeln kann (vgl. V. 657 xoefooa' oox^a Xeuxa), den 
Gebrauch des Feuers voraus.^) Sonach berechtigt die für uns älteste Überlieferung 
überhaupt nicht zu der Annahme, welche dennoch die aligemein herrschende ist, dafs Pro- 
metheus den Griechen als der erste Feuerspender oder als Erfinder der Kunst des 
Feueranzündens gegolten habe. Aeschylus freilich scheint ihn als solchen anzusehn, aber er 
hat den Mythus mit der Freiheit des Dichters behandelt und geht im „gefesselten Prometheus*' über 
den Feuerraub selbst auffallend flüchtig hinweg. Dagegen hat er offenbar das Ursprüngliche be- 
wahrt, wenn er den Titanen sein Feuer dem Vulkan entnehmen läfst. Dafs dem Prometheus nicht 
mit Diodor (V c. 67) die Erfindung des Reibfeuerzeuges zugeschrieben werden darf, wurde schon 
oben bei Besprochung der Kuhnschen Hypothese gezeigt^®) Der Mythus hat aber auch zur Voraus- 



*) Sohr künstlich ist die Annahme Schömanns (De Pandora 1853), das Feaer sei den Menschen anfangs 
Ton den Göttern nur in jedem einzelnen Bedarfsfalle geliehen worden. 

>^ Dafs Hermes als Erfinder dieser Feuergewinnung gegolten habe^ pflegt man aas dem homerischen 
Hymnus auf den Gott zn entnehmen, doch ist die Stelle unklar and teilweise der Interpolation verdachtig. Die 
Bezeichnung der Eeibhölzer als 9^671« nupcta (Kahn 8. 62) zeigt, dafs die Erfindung nicht von den Griechen 
gemacht war. 



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34 

Setzung, dafs die Schützlinge des Japetiden die Reibhölzer fiberhanpt noch nicht kannten, denn dann 
h&tten sie sich ohne seine Hfllfe Feuer yerschaffen können. Der vap{h)£ hat mit dem Reibfeuer gar 
nichts zu thun; dagegen war er gerade geeignet, wenn es sich darum handelte, die dem Vulkan 
entnommenen Funken zu bewahren und sie auf eine weitere Entfernung hin den Bedürftigen unver- 
löscht zu flberbringen.^^) Indessen kann das Verdienst des Prometheus auch nicht etwa nur in der 
Anwendung des ydpbrfi gefunden werden. Nach einem Zustand der Fenerentbehrung kam es in 
erster Linie auf die Gewinnung, erst in zweiter auf die Bewahrung der Flamme an. Man denke 
sich nun, alles Feuer auf den Herden und Alt&ren sei plötzlich erloschen. Der Himmel ver- 
sagte seine Blitze. Woher sonst konnten in solchem Falle die Menschen das schmerzlich ent- 
behrte Element wiedergewinnen als aus der Erde selbst, aus der Esse des Hephaistos? Und hier 
entnahm es Prometheus. Dieser Weg der Feuergewinnung darf wohl fOr vulkanische Gegenden 
als der allerurspranglichste gelten. Eine Feuersage der Litthauer findet nach Veckenstedt Zeitsehr. 
fftr Volkskunde I S. 331 ihre Erklärung darin, dafs man mit einem Stab die Lavadecke durchstiefs, 
um so zu dem Quell des Feuers zu gelangen. F. E. Brandstftter teilt in einer Anmerkung zu seiner 
schönen, von echt hellenischem Geist erfüllten epischen Dichtung „Das Fest des Prometheus" 
(Hamburg 1890) Folgendes mit: „Die Einwohner in der N&he des Bromo-Vulkans auf Java bedienen 
sich keines Feuers, das nicht mittelbar oder unmittelbar von ihrem gewaltigen Nachbar herrOhrte. 
Sie entzttnden, sobald ein Ausbruch erfolgt, an der geschmolzenen Lava Spähne, um damit ihr 
Herdfeuer anzumachen, und lassen dasselbe Jahre lang nicht ausgehen." 

Wie nun aber hatte Zeus den Menschen das Feuer, welches bereits unter ihnen 
verbreitet war, entziehen können? Bei Hesiod und Aeschylus erfahren wir darüber nichts, und 
doch ist anzunehmen, dafs sich die sonst so sinnlich -bestimmte, klaranschauende Phantasie der 
mythenbildenden Griechen auch davon eine deutliche Vorstellung gemacht hatte. Diese konnte aber 
kaum eine andere sein, als die einer allgemeinen Überflutung durch Meereswogen und BegengOsse, 
die Vernichtung des Feuers durch seinen natariichen Feind, das Wasser.^*) Ein solches Ereignis 
mnfste aber zugleich die Existenz der Menschen selbst mit vernichten, und in der That spricht 
Prometheus bei Aeschylus von einer solchen Absicht des Zeus: 

dioxc&aac 7^voc 

xh itSv ixPTl!*^^ "^^ yixSaai viov. 

xal ToTatv ohteU Ävt£ßatv& icXi)v ipiou. 

irfdi V ix6\^7^<^' iCsXuaa(i.if]v ßpotobc 

xh (IT) Stappaiadivtac sie 'ätfiou pioXetv. 
Der Ausdruck Siappaio) darf hier natflrlich nicht wörtlich verstanden werden; ist doch auch das 
entsprechende deutsche Wort „zerschmettern*^ im allgemeinen Sinne des Vernichtens angewandt 
worden. Zu diox&aa^ vergleiche dcpavtaat bei Apollod. 1, 7, 1 (von der deukalionischen Flut), 



'') Nach Toarnefort Reine in die Levante I p. 377 (bei Marr die Pflansenwelt in d. gr. Myth. 1890) 
bedient man Bioh noch heute dort des Narthexstengela, um Fener von einem Ort siim andern m tragen, indem 
man das Mark in Brand setat, welcboa hierauf sehr langsam vom Feuer renehrt wird, ohne dafs die kräftige 
Rinde dadurch zerstört würde. 

**) Eine dunkle Erinnerung an den echten Mythus scheint sich bei Nonnos erhalten sn haben, welcher ers&hlt, 
Zeus habe nach Niederwerfung der Titauen den Weltbrand auf Bitten des Okeanos mit einer ungeheuren Flut gelösoht. 



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35 

W&hlte Zens^") irgend ein anderes Mittel als die Überflutung, so ist es gar nicht denkbar, 
wie Prometheus der Absicht des gewaltigen Himmelshcrm hätte „entgegentreten^^ können. Dagegen 
war es ihm wohl möglich, seine Schfltzlinge vorsorgend vor dem Untergange durch die Flut zu 
retten. Er konnte zunächst wie Noah eine Arche bauen. Eine Überlieferung, mit der wir uns im 
sechsten Kapitel näher zu beschäftigen haben, läfst ihn wirklich dem Deukalion diesen Rat erteilen, 
und auch Aeschylus erwähnt unter den Erfindungen des Titanen die des^ Schiffes. Den so Geretteten 
aber fehlte nach dem Verlust des Feuers die wichtigste Bedingung für ein behagliches Dasein und 
fOr die Entwickelung ihrer Fähigkeiten zu einer höheren Kultur. Auch dies hatte der Japetide 
vorbedacht und seine zweite Rettnngsthat bestand darin, dafs er den Menschen das Feuer wieder- 
gab. So helfet er bei Hesiod mit Recht dxtfxTjro, der „Leidabwender**. 

Als ein Strafgericht ttber die sflndige Menschheit wird die deukalionische Flut von Ovid 
und von Lucian (de dea Syria 12) dargestellt (vgl. Apollod. 3, 8, 2). Wahrscheinlich ist das durch 
diese Katastrophe untergegangene Geschlecht dem zweiten oder silbernen unter den hesiodischen 
gleichzusetzen,^^) von dem es in den „Tagwerken^' Y. 137 ff. heifst: 

to2k t^v liretta 

Zebc KpovföYjc ixpo^t xo^o^^C^voc, oovsx« tt(Aic 

o6x 48i8oüv jjiaxapsaai Ocot;, ol "OXojj-icov Ixoooiv. 

a^tip iicel xal loSto ^ivoc xati f ata xaXo^e, 

Tol (iiv 6icox&ivtot [laxape? ftvijrotc") xaX.fovTai. 
Die „seligen Unterirdischen'' — wer denkt da nicht sogleich an Kronos und die erlösten 
Titanen auf den Inseln der Seligen? ^^) So bestätigt sich die oben aufgestellte Vermutung, dafs 
die Titanomaclile nichts anderes sei als die mythisch - poetische Einkleidung derselben grofsen 
Erdrevolution, welche auch den griechischen Sinflutsagen zu Grunde liegt. Die Erd- und Feuer- 
dämonen unterliegen den Meeres- und Himmelsgewalten; Prometheus allein trotzt den Siegern, und 
mit ihm bleibt das freundliche Element des Feuers den Erdbewohnern getreu. Prometheus ent- 
nahm das Feuer dem Vulkan, das heifst: die wohlthätigen Wirkungen des Erdfeuers fiberdauerten 
die Sinflut. Dieser allgemeinste Grundgedanke des Mythus gewann allmählich immer bestimmtere, 
anschaulichere Gestalt. Der segenspendende Erdfeuergeist wurde zum Berater, Anwalt, Vorkämpfer 
der Menschen, und der feuergewährende Berggott vollbrachte endlich selbst die That 



") Da die echte PrometheaBsage sich gebildet haben mufs, bevor die Zeasreligion in GriecbenlaDd zur 
allgemeinen Hemchaft gelangte (vgl» unten 8. 44), so ist als Urheber der Flut wohl eigentlich der Meergott 
selber zu denken. Nor um die Darstellang zn Tereinfachen, behalten wir in diesem Zosammenhang den hesiodi- 
schen Zens bei. Vgl. Anm. 12 n. 8. 29 oben. 

**) Apollodor freilich nennt das eherne Geschlecht (1,7,2); doch die xdXxeioc bei Hesiod vernichten 
sich gegenseitig, wie die 8parten des Kadmos. Nach Ovid und Apollodor waren die Frevelthaten Lykaons und 
seiner Söhne die Ursache der Fiat; aber diese YerknUpfong ist gewifs erst spät eingetreten, denn dem Binnen- 
lande Arkadien war die Fiatsage von Haas aas fremd. 

*') Das fiberlieferte I^vi)to{ scheint mir anhaltbar, trotz der Verteidigang, welche diese Lesart durch 
E. Rohde Psyche 8. 94 gefhnden hat 

'*) Hesiod scheint in der That das silbeme Gesehlech^ i|i die ^t 4«0 K^ilos m «etsen; anders Ovid 
Met. I 113fi: Vgl. E. Rohde a. a. 0. 8. 95 A. 3, 



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des Fenorholens für seiDe Schützlinge.^^ Wie und wann diese That als ein Raub und 
Frevel aufgefafst werden konnte, wird im letzten Kapitel dargelegt werden. Znn&cfast mtifs uns aber 
die Fltttsage noch weiter beschäftigen. 



YI. Deukallon und Pyrrha. Pandora. 

Denkalion baute, so erz&hlt die Sage (Apollod. I 7, 2), auf den Bat seines Vaters 
Prometheus einen Kasten, in dem er sich mit seinem Weibe Pyrrha aus der Flut errettete. 
Auch Aeschylus hebt unter den Erfindungen, mit denen Prometheus die Sterblichen beglückte, die 
des Schiffes hervor: 

BaXaaa^irXaYxta $' ouitc aXXoc dvz^ ipLOü 

Xiviirrep' YjSpe vaüx^wv iyiT^[Laxa. 
Doch war ihm der Zusammenhang dieser Erfindung mit der Sinflut, wie wir ihn für den ursprüng- 
lichen Mythus voraussetzen müssen, nicht bewufst oder er liefs ihn absichtlich unberücksichtigt, wie 
denn überhaupt der ganze Hergang des Feuerraubes und der Menschenerrettung bei ihm in ein 
merkwürdiges Dunkel gehüllt bleibt. Scheute er sich etwa offen von diesen Dingen zu reden, weil 
sie Gegenstand der Geheimlehren von Samothrake und Lemnos waren? Oder wollte er nur nicht 
wiederholen, was schon im üpofjLifj&ebc irup<p6po> auseinandergesetzt war? Wie dem auch sei: um 
den anfänglichen Sinn und Zusammenhang der Prometheusmythen zu ergründen, müssen wir uns 
von der Dichtung des grofsen Tragikers, in der eine gewaltige Phantasie selbstschöpferisch und frei 
umgestaltend mit der Überlieferung schaltet, zurückwenden zu den Berichten des dem Volksglauben 
näher stehenden Hesiod und den Mythographen. 

Hesiod nannte im 1. Buch der xaxaXo'jfot ^üvaixcoy den Denkalion einen Sohn des Pro- 
metheus und der Pandora, ebenso Hellanikos in der A8uxaXia>ve(a (Schol. Apollon. Rhod. III 1086). 
Nach dem Schol. Pind. Ol. IX 68 waren Prometheus und Klymene die Eltern des Denkalion. An 
beiden Stellen wird auch Hellen als Sohn des Prometheus bezeichnet, dessen Mutter nach Hesiod 
Pyrrha, nach den Pindarscholion Klymene hiefs. Pindar selbst nennt 01.1X79 die Nadikonunen 
Deukalions Japetiden, auch ihm galt also DeukaUon als Sohn des Prometheus. Apollon. Rhod. III 
1087 singt: ' laicexioyföTjc i'^at^hv xjxe AeuxaXfoiva. Tzetzes ad Lycophr. 1283 giebt als Eitern des 
Denkalion den Prometheus und die Axiothea an (s. o. S. 24). Strabo IX p. 443 nennt die Mutter 
des Denkalion Pandora. 

In der gemeinen Überliefernng ist Pandora die Gattin des Epimetheus, Pyrrha ihre Tochter 
und Gattin des Denkalion. Vom Epimetheus bezweifelt wohl niemand mehr, dafs er dem Bruder 
keineswegs ebenbürtig, sondern nur das Erzeugnis eines etymologischen Spieles sei, indem man dem 
Namen des vorbedächtigen Titanen den Gegensatz „Nachbedacht" zur Seite stellte. Pandora ist 
jedenfalls viel älter als Epimetheus, und dieser also nicht ihr rechtmäfsiger Gemahl. Schon Weiske 
ahnte (S. 268), dafs Pandora wohl ursprünglich „in Bezug auf Prometheus gedacht 
und dargestellt" worden sei. Aber auch gegen die Verbindung des Denkalion mit der Pyrrha 



") Es bedarf wohl luiam des Hinweises, dafs diese Erklärung des Mythus von dem modernen Enheme- 
rismuB eines Andrew Lang weit abliegt. 



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37 

erheben sich Bedenken hinslchtliok ihrer mythischen Echtheit. Wenn Zeas dem Geretteten ans 
Steinen Nachkommen erweckte, so spielt die Fran dabei eine ganz massige Rolle. ^) Die Bolebaog 
der Steine hatte nnr dann einen Sinn, wenn Deakalion ganz allein gerettet war, und so wird die 
Sage zuerst erzählt haben. Das Werfen der Steine war nun gleichsam ein Säen, und so mochte die 
Erde als die Mutter des neuen Geschlechts gedacht werden»^ In diesem Sinne konnte man auch 
die Erdgöttin Pyrrha (vgl. über den Namen Pott Philol. Snppl. II S. 287) zum Weibe des Deukalion 
machen; aber dann durfte sie nicht an dem Werfen der Steine teilnehmen. Die überlieferte Sagen- 
form enthält somit einen unlösbaren Widerspruch. Nun gab es Yon Epicbarm ein Stück Iluppa v) 
npo^72&&u; (PoUux 10,83) oder Iloppa xal IlpojxTj&so; (Athen. III p. 86 a), worin die Entstehung 
von Menschen aus Steinen vorkam (SchoL Pind. Ol. IX 69 : o 'Eir^x^pfiroc dtsh xcov XfOcuv Xlotobc 
xouc 0X^00? ^7fl\v fovo(&el9&Qci). Hier steht also an Stelle des Deukalion Prometheus neben Pyrrha« 
War er auch hier nur Ratgeber des Sohnes oder war er der Gremahl der Pyrrha? Hesiod nannte 
den Hellen einen Sohn des Prometheus und der Pyrrha.') Diese ist als Erdgöttin identisch mit 
Pandora und Klymene, die sonst als Frauen des Prometheus gelten. Ob bei Epicharm auch Pyrrha 
an der Belebung der Steine beteiligt war, wissen wir nicht. Yon Prometheus aber ging bekanntlieh 
die (seit dem 4. Jahrh. bezeugte) Sage, dafs er Menschen ans Thon gebildet habe, und bei Panopeos 
zeigte man grofse thonfarbige Steine, die dort umherlagen und für Überreste aus der Werkstatt des 
Prometheus ausgegeben wurden. Die Vermutung liegt nahe, dafs die wunderliche Erzählung von 
dem Steinewerfen des Deukalion ond der Pyrrha in Anlehnung an diesen Zug der Prometheussage 
entstanden sei. 

Das ursprüngliche Verhältnis des Feuerdämons Prometheus zur Erdgöttin war gewifs ganz' ent- 
sprechend dem des Hephaistos zur Athena, die als Mutter des Erichthonios den fruchtbaren Boden des 
attischen Landes bedeutet^) Preller (im Philol. VII S. 15) giebt dieser Auffassung den zutreffenden 
Ausdruck: „Diese Sage von der Geburt des Erichthonios ist nur die kosmögonische Version derselben 
Idee, welche in der gewöhnlichen Prometheussage überwiegend dldaktisd^ie und theistische Gestalt an- 
genommen hat. Das Feuer, der bildende und schaffende Gott, befruchtet hier den Erdboden.^* So 
erscheint denn auch Athena als Gehilfin des Prometheus bei der Bildung der Menschen aus Thon 
in der Sage von Ikoninm, welche das Etym. Magnum s. v. 'Ixovtov aufbewahrt hat. Hier ist freilich 
wieder das mechanische Bilden an die Stelle der Zeugung getreten und damit die weibliche Mit- 
wirkung des ursprünglichen Sinnes verlustig gegangen. Wir haben also beim Prometheus wie beim 
Deukalion eine Verquickung verschiedener Darstellungsweisen. Mui konnte die Entstehung der 
Menschheit zunächst in zwiefacher Art mythisch zum Ausdruck bringen: Entweder war Prometheus 
Gemahl der Mutter Erde und durch sie Vater der Menschen; oder er allein bildete die Menschen, 
Männlein und Weiblcin, aus» Thon, wie der Komiker Philemon annimmt Durch Kombination ergieht 



') Pindar scheint diesen Widerspruch empfanden zu haben, wenn er Ol. IX 68 sagt: arsp tS c6väc 
6(AÖoa(AOv %ximdQ%a>t X(l^tvov ydvov. Bei ApoUodor 1 7» 2 heiftt es gleibh nach der Enählnng von demBteinwerfen: 
Yfvovrat hk i% liuf^pac ^cuxaXfcuvi irolSec "EXXi]v fA^v itp&Toc xtX. 

*) So oprioht das Orakel bei Ovid Met.- I 382 von den aaga maffnae ptxretUit. 

*) Bei Rnfin. recognit 10, 21 ist statt Helmetheos wohl Hellen an lesen. 

*) Vgl Apollodor 3, 14, 6: 'Epix&dvtov o? \ih ^H^aforou xal tljc KpavocoO ftoYorrpic *Axbi^oc «Ivat X^youaiv, 



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38 

sich aber eine dritte Möglichkeit: Prometheus bildete das erste Weib, sein Weib, und von diesem 
Paar stammten dann in natflrlicher Weise die Menschen ab. Aach von dieser Anschauung finden 
wir im Altertum wenigstens Spuren. So sagt Menander (fr. com. gr. Mein. 17 231) Ton Prometheus: 
fovatxot? SicXaasv, und bei Plotin Ennead. lY 3, 14 heilst es: x&v (iüdov, &^ icXdaavtoc xou IIpo- 
\i,7^bim<: T^v füvaixa iirex^afiijaav a&'rijv xal ol dfXXoi deot* . • • xal &vo(ia9at ix xoS St&poü xal 
icQ(VTO)v Ttt>v SsSoix^Tcov. IlavTsc 7Äp xo&vf föoaav tip itXaajiatt icapi icpo(ii)fteiac tiv^c ^evofiivtp. 
Wir haben es hier nicht mit einem Mifsverständnis, sondern mit einer genialen Deutung der hesio- 
dischen Erzählung zu thun. Nach Hesiod bildete Hephaistos die Pandora; aber wie Prometheus, 
der ältere Gott, anstatt seiner als Helfer bei der Geburt der Athena genannt wird, so niag auch 
^hl bei Pandora der Schmiedegott in die Rechte des Titanen getreten sein. Protogeneia, in 
der Erechtheus-Sage Schwester der Pandora, sonst Tochter Deukalions, wäre als Tochter des Pro- 
metheus (Schol. Pind. Ol. IX 64) und der von ihm gebildeten Pandora -Pyrrha^) in der That das 
„erstgeborene" Weib.') 

Welche dieser drei mythischen Darstellungen von der Schöpfung der ersten Menschen war 
nun die älteste, welche die jüngste? Mit dieser Frage hängt die andere aufs engste zusammen: 
Wann fibte Prometheus seine menschenschaffende Thätigkeit, nach der Sinflut oder 
vor ihr, im Anfang aller Dinge? Letzteres nimmt bekanntlich Ovid an (Metam. I 81). Die 
oben erwähnte Sage tou Ikonium behauptet dagegen ausdrücklich: nach der Flut (dva^Tjpav&efcnfjc 
hi x^ T^c). Zu dieser Meinung gab vielleicht das Wort injX^c den Anlafs, welches hier, wie auch 
sonst für den Stoff gebraucht wird, aus dem der Titan seine Geschöpfe bildete (vgl. üijXeü^, der 
„Lehmmann"). Es lag ja nahe, dabei an den Flutschlamm zu denken; heifst es doch auch von den 
rhodischen Heliaden, sie seien nach der Überschwemmung aus dem zurückgebliebenen Schlamm 
unter Einwirkung des Helios entstanden. In den andern griechischen Flutsagen handelt es sich 
aber, wie wir gesehen haben, niemals um eine gänzliche Vernichtung des alten und Erschaffung 
eines neuen Menschengeschlechtes. Auch in der Sage von Deukalion wird dieser nicht allein, sondern 
mit seinem Weibe Pyrrha gerettet, so dafs die Schöpfung einer neuen Menschheit durch göttlichen 
Eingriff gar nicht nötig war. Nur um die Erhaltung des Menschenvolks, um die Sicherung seiner 
Fortdauer handelt es sich hier überall, und das Verdienst sowohl des Prometheus als des Deukalion 
besteht eben darin, dafs sie der drohenden Gefahr gegenüber rechtzeitig vorsorgend die rettenden 
Mafsregeln ergreifen. Das bezeugen schon ihre Namen, denn AeoxaXfwv bedeutet genau das- 
selbe, was npo(i-y]fte6c besagt: den Vorsorglichen. Dies hat meines Erachtens überzeugend 
Unger nachgewiesen im 25. Band des Philologus (1870) S. 212. Er geht aus von den verwandten 
Namensformen KTjSaXfcov, 'Epeo&aXfcov und NTjcpaXfoiv. Wie diese sich von selbst zu xi^Sofjiat, ipz6bm 
und viljcpo» stellen,^ so erfordert Aet>xaK(cDV ein Stammverbum Seuxco. «Dieses bietet nun Hesych in 
der Form fieuxet mit der Erklärung: fpovxfCsi. Da aber cppovx(Cei wieder gleichbedeutend ist mit 



') Protogone und Protogonos sind Beinamea der Penephone, diese aber eine Tochter der Demeter-Pandora! 

*) Bekanntiich macht auch Qoethe in dem Fragment yon 1773 die Pandora in einem Geschöpfe des 
Prometheus, worin ihm Calderon und Voltaire vorangegangen waren, die den Titanen die von ihm gebildete 
Statne durch das Feuer beleben lassen; Ooetken sehwebte offenbar Pygmalion Tor. 

^ Ebenso Al%aklmw in oOofiat, 'ApSaX(a»v an dpS». Dagegen ist fOr lluTtAaXfaiv nach Movere und Unger 
semitischer Ursprung anzonehmen. 



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39 

icpopii]&ettat, so schliefst Unger mit Recht: „Wie der Vater, so der Sohn!'* Aach Denkalion- ist 
demnach ein Sorgender, ein Yorsorger. Eine Bestfttignng dieser Dentnng möchte ich auch in dem 
Schol. Thucyd. I 3 sehen, wonach Hekataios dem Denkalion einen Sohn IIp6vooc gab, den Vater des 
Hellen. Wenn sonst Denkalion selbst Vater des Hellen ist, so tritt er damit an die Stelle des 
Ilpovooct seines Synonymen. 

Wie die Namen des Promethens und Denkalion gleichbedentend sind, so haben sie aaeh 
in ihren Thaten and Verdiensten Wesentliches mit einander gemein. „Man könnte wohl,*' sagt 
Weiske, „durch die Gemeinsamkeit des Sohnes (Hellen), der Tochter (Protogeneia), der Gattin 
(Pyrrha) zu der Vermutung verleitet werden, Denkalion sei nicht nur gleichsam selbst Prometheus, 
sondern er sei wirklich, mit ihm nur eine Person zweier Namen.*' Während die Genealogieen oft 
auf Willkür beruhen und daher leicht irre fahren, weJrden wir sicherer gehen, wenn wir die geo- 
graphischen Anhaltspunkte verfolgen. Es ist anzunehmen, dafs die Heimat der Deukalion-Sage dort 
zu suchen sei, wohin die Sage die Ansiedelung der aus der Flut Geretteten verlegt. Nach Hesiod 
Fragm. 135 sind es die Leleger des Lokros, xou; pa imxt Kpov(Si]c Zebc • • • « Xexxobc ix Yafijc 
Xaol>{ ic6p8 AsuxaXtwvu Das lokrische Opus war nach Pindar de r erste Wohnsit z des De^alion, 
von ihm stammte das opuntische FOrstengeschlecht In Opus aber zeigte man auch das Grab des 
Pj[ogifithfi]is. Die lokrische Hafenstadt Kynos besafs ein Grabdenkmal der Pyrrha, denn auch hier 
sollte Denkalion gewohnt haben (Strabo 9, 4, 287). Die Landung des Rettungsschiffes erfdgte nach 
Pindar am Pamafs in Phokis, von dort stieg das Paar nach Opus hinab. Andre verlegen sie an 
den Othrys in Thessalien; das thessalische Phthia galt als Deukalions Reich, am pagasäischen Meer- 
busen lagen die Inseln Denkalion und Pyrrha. Aber Phthia ist auch das Reich des Hellen, dort 
lagen die Trümmer der Stadt Hellas, und es ist wahrscheinlich, dafs der Wohnsitz des DeakaUon 
erst dann hierhin verlegt wurde, als man ihn znm Vater des Hellen gemacht hatte. Die Vermutung 
des Aristoteles (MeteoroL 1, 14), dafs die deakalioniscbe Flut sich im ältesten Hellas, d. h. bei 
Dodona und am Achelous, ereignet habe, beruht, wie schon Weiske erkannte, auf falscher Etymologie 
(von !Xo?, Sumjrf) und Vermengnng der Hellenen mit den epirotischen ZiXXoi.^ So finden wir denn, 
dafs die Orte, an welche sich die Deukalionsage zunächst anschliefst, mit den Sitzen der Prome- 
theussage zusammenfallen.^) Eine Einwanderung der Deukalionsage nach Mittelgriechenland läfst 
sich nicht nachweisen noch wahrscheinlich machen. Merkwtkrdig ist auch, dafs sie mit andern 
Sagenkreisen als dem prometheischen, abgesehen von der genealogischen, dem eigentlichen Mythus 
fremden Ableitung der Stammheroen Hellen, Amphiktyon, Graikos, in keinerlei Verbindung steht. 

Alles bisher Erörterte -- Thaten, Name und Heimat des Denkalion — zusammengenommen 
drängt zu der Vermutung, dafs die Deukalionsage sich mit und aus dem Prometheus- 
mythus entwickelt habe. Sie wird als eine Abzweigung und Variante des letzteren anzu- 
sehen sein. Des Prometheus Verdienst war ursprünglich ein dreifaches: er war Menschenschöpfer, 
Retter ans dOT jJiBt und Feuerbringer zugleich. Im Laufe der Zeit verdunkelte sich das Bewufst- 
sein von dem Zusammenhang des Feuerraubes mit der Sinfint, und die Gestalt des grofsen Vor- 



*) Aach M. Mayer (Bosch. Lex. TL Sp. Iö37) hält an der Thatsaohe fest, dafs die Deakalionen Leleger 
waren. Dagegen ersobeint mir die unter „Denkalion*' in Boschers Lexikon gegebene DarstelloDg von dem 
Waadem der Deukalionsage nicht annehmbar, da sie die Hypothese des Aristoteles lur Grundlage nimmt. 

*} Auch in Athen aeigte man das Grab des Denkalion (Paus. 1, 18, 8). 



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4Ö 

sorgers spaltete sich in zwei Personen: dem Titanen und Feuerbringer trat als ein jüngerer, ver- 
menschlichter Rettangsheros der Flutmann Denkalion zar Seite. Wenngleich sich der vermutete 
Entvricklangsgang nicht mehr nachweisen Iftfst, so dürfte doch diese Annahme allein geeignet sein, 
das Rfttscl des merkwürdigen, zugleich sachlichen und örtlichen Znsammenhangs beider Sagen einiger- 
mafsen befriedigend zu erklären. Wer die Deukalion-Sage als etwas ursprünglich ganz Selbständiges 
ansieht und sie nur äufserlich durch eine willkürlich erfondene Genealogie mit dem Prometheus 
verknüpft glaubt, wie Weiske, verzichtet damit eben einfach auf die Lösung des Problems.^®) 

Erinnert die griechische Flutsage in mancher Beziehung an die biblische Erzählung von 
Noah, ohne dafs deshalb, wie oben gezeigt ist, ein gemeinsamer Ursprung angenommen werden darf, 
80 klingt besonders der Name, mit dem der Vater des Prometheus stets und allein genannt wird, 
Ja^etos, auffallend an den des Noachiden Japhet an. Manche Mythologen, wie Welcker,- Bntt- 
mann, Schömann und neuerdings Weizsäcker in Roschers Lexikon, haben daher den Namen Japetos 
für die hellenische Parallelform zu Japhet erklärt. Die Versuche anderer, ihn auf griechische 
Wurzeln zurückzuführen, haben nichts Befriedigendes ergeben. Nach Welcker (Oötterl. I S. 7Ö4) 
wäre anzunehmen, „dafs der Name den Griechen von Asien her bekannt geblieben od^r von Klein- 
asien her bekannt geworden sei." Dafs die Griechen die Flutsage schon aus Asien mitgebracht 
hätten, läfst sich nicht erweisen. Wollten sie die orientalische Überlieferung mit ihrer eigenen Sage 
nachträglich verbinden, so mufsten sie den Japhet und seine Flut vor die deukalioniscfae Katastrophe, 
die letzte auf griechischem Boden eingetretene, von der sie Kunde hatten, einordnen. So mag es 
gekommen sein, dafs Japhet als Japetos zum Vater des Prometheus -Deukalion wurde, seine Be- 
ziehung zur Flut aber in Vergessenheit g^iet. Konnte den Griechen somit Japetos als Stammvater 
der Menschen gelten, so war er ihnen doch nicht selbst ein Mensch, sondern göttlicher Art, wie 
er denn als Titan neben Kronos steht.^^) Jedenfalls haben wir, wenn im Japetos wirklich der 
biblische Flutmann stecken sollte, in seiner Verbindung mit Prometheus einen neuen Beweis, dafs 
die Beziehung des letzteren zur Sinflut ein wesentlicher Teil seines Mythus war. 

Die übrigen Söhne des Japetos und Brüder des Prometheus sind Atlas, Menoitios und der 
vereinzelt genannte Buphagos, Eponym eines arkadischen Flusses. In Atlas sehe ich mit Steuding 
(Roschers Lexikon II Sp. 2109, in dem verdienstvollen Artikel „Lokalpersonificationen") die Ver- 
körperung der den Himmel tragenden Berge. Der „Träger" (von xaX-, xXa-) wurde später, wie 
leicht begreiflich, zum büfsenden „Dulder", als welcher er bei Aeschylus neben Prometheus und 
Typhon erscheint. Während Menoitios offenbar für eine dichterische Schöpfung rein ethischen 
Gehaltes („der dem Geschick Trotzende") gelten mnfs, ist dagegen Atlas als Berggott der echte 
Bruder des Bergfeuordämons Prometheus, für den er auch als Gatte der Hesione (Schol. Eur. Phoen. 
1139) stellvertretend erscheint. Er ist wie Prometheus in Böotlen (Pausan. IX 20, 3) lokalisiert. 



*®) Ein „Retter" , wie Fromethens-Deiüuilioiiy Saon und Merops, ist auch Jasioti, deasen Namen von 
ictOjAai. abzuleiten sein wird. Von ihm heifst es im Schol, Uom. Od. 5, 125: xivU oi ^%ai fietd r^v xaTaxXua{i.av 
irapct fi($vq) 'Iaa(uivi on^pp.« Ttupöüv euped^vat. Über die Beziehungen des Jasiou zur Demeter nnd za den Kabiren 
s. o. S. 24 und 0. Müller Orch. S. 452. 

'<) Daher hat auch Buttmanns Annahme (Mythologns I S. 224) etwas für sich, dafs Ja-petos, der „Gott 
Vater'' (Zei>c icon^p)) von Klein asien her den Semiten bekannt geworden und in ihrem Mundo zum Japhet umge- 
formt, als menschlicher Stammvater der westlichen Völker neben Bern nnd Cham gestellt worden sei. 



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41 

aber knc% im Rnfecrsten Westeii, wie J ener im Osten am Kaakasas.^^ Setti fieiWort iXo^^ptttV 
erklärt Steuding a. a. 0. ansprechend aus der gefahrdrohenden Katar der Oebirge und vergleicht ihn 
mit Tantalos,^^) dem Gemahl seiner Tochter Dione, in dem vielleicht der bei vulkanischer Erschütte- 
rung Einsturz drohende Gipfel des Berges Sipylos verkörpert sei, der nach der Sage auf ihn ge- 
stürzt wurde. Zu den JEahiien^teht auch Atlas in Beziehung als Vater der samothrakischen Elektra. 
Als Eponym der Insel Atlantis und Besitzer der Hesperideng&rten (vgl. Bergk a. a. 0. S. 416 ff.) 
erinnert er an Kronos, den Herrscher des goldenen Zeitalters, mit. welchem von den Orphikern 1 
Prometheus gleichgesetzt wurde (Hymn. orph. 13, 7 a&|i.vi npo|i.i()&6S, an Kronos gerichtet). Wie 
Prometheus, ist auch Atlas sternkundig und gilt als Erfinder der Schifhhrt (Völcker Myth. d. japet. 
Oeschh S. 53. 56). 

Nachdem wir in Deukalion einen selbstAndig gewordeneu Teil vom Wes6n des Prometheus 
erkannt haben, ist es Zeit auf die Frage zurückzukommen: Wann schuf Prometheus Menschen? 
-— Bei der denkalionischen Flut handelte es sich, wie gezeigt^ nur um die Erhaltung eines Teils 
der Menschheit, nicht um Erschaffung eines neuen Geschlechts. Insofern also Prometheus Deukalion 
ist, kann er nicht Menschenschöpfer sein, d. h. wenn er Menschen bildete, so that er es nicht nach, 
sondern vor der Flut, im Anfang der Welt. Damals verband sich der Wärme und Leben spendende 
Feuergeist mit der Allmutter Erde (Pandora, Pyrrha oder Demeter Kabeiria) und erzengte die Erst- 
linge der Menschheit; oder in mehr versinnlichter Einkleidung: damals bildete der kunstfertige 
Prometheus mit Feuers^^) Hilfe aus Thon die erste der Frauen, Pandora, und dio ihm das Leben 
dankte, wurde sein Weib und die Mutter der Sterblichen. Solche Vorstellungen scheinen mir dem 
Mythus vom Menschenschöpfer Prometheus zu Grunde zu liegen, w&hrend die Annahme, dafs der 
Titan die ersten Mensehen und gar auch die Tiere aus Thon geknetet habe, wie ein Töpfer GebOd 
auf Gebild formt, wohl als eine Erfindung der Komiker anzusehen ist, bei denen sie zuerst uns 
entgegentritt. 

Ais Erdgöttin wurde Pandora schon von den Alten erkannt (s. o. S. 34 Anm. 15). 
Die mit aller Schönheit begabte, von Chariten und Hören geschmückte Wundererscheinung ist aber 
zugleich eine Verkörperung des höchsten weiblichen Liebreizes, ähnlich der meerentstiegenen 
Kypris.^^) Und gerade hierin erweist sich uns wieder Pandora als eine genau entsprechende 
Parallelgestalt zur kabirischen Demeter. Steht schon die Demeter der vulgären Mythologie 
als Gottheit der Befruchtung und Geburt dem Wesen der Aphrodite nahe, so gilt dies noch in 



>*) Nach Bergk („Die Geburt der Athene", Jahrb. 81 (1860) 8. 203) ist die S&ole, an welche Prome- 
theus bei Hetiod gefeaaelt wird, eine HimmelssEale; man atellle sich ihn also Tielleieht im fernen Osten dem 
Bruder gegenftberstehend vor, von dem es bei Aeschylns Prom. 348 f. heifst: irp^c iairipou; T^itou; I^ti^xc x(oV 
o6pavo*> Tt xal '/Bov^c &fAocc ipt^Sotv. 

'*) Ebenso M. Mayer Gig. u. Tit. 87 a. WUamowitz Herakl. II 130. 

^ Ober das Feuer als Symbol des Lebens und der Seele huidelt Bötticher im Philol. XXV (1870) 
S. 27ff. Macrob. sat. I 7 beteichnet es als altpelas gl sehen Braneh, dem Kronos und Dia an den SatnmaHen 
^eillü ad huirumam efßgiem arte nmulaia und dasn ein brennendes Licht als Zeichen der Hingabo von Leib 
nnd Seele lu weihen. 

^) Daher wird denn auch in der Theogonie and ebenso in den Tagwerken V. 70— 82 Aphrodite nicht 
anter den Göttinnen genannt» welche die Pandora schmücken. Die Verse Tagw. 60->69y in denen Aphrodite 
▼orkonimty sind ein zwar alter, aber störender und fiberflOssiger Zusats. 

6 



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42 

besonderem Mafse von der bOotlscb-samothrakiBcben Göttin. Schon Otfried Mttller erblidcte in 
Kersos nnd Kersa Hephaistos und Aphrodite, und ebenso nennt O. Crnsius die Kabeiro eine 
tyrrhenische Aphrodite. Diese Gleichung besteht durchaus za Recht, wenn wir nns die Gemahlin 
des Kabiren als ein Mittelwesen zwischen Erd- und LiebesgOttin denken. Die bei Homer nnd 
Apollonios Rhodins aberlieferte Eheverbindnng des msAigen nnd lahmen Schmiedegottes mit der 
Göttin der Schönheit nnd Liebe erschien vielen Mythologen so widersinnig nnd nn^rklirlicb, dafa 
sie ihr die mythische Echtheit absprachen nnd sie, wie z. B. K. TOmpel (Ares n. Aphrodite, Jahrb. 
Suppl. XI), für dichterische Erfindung ausgaben. Im Hinblick auf den lemnisch-samothrakischen 
Kultus verliert diese Verbindung alles Befremdliche. Die lemnische Aphrodite ist eben die kabirische 
Demeter. Aus der Doppelnatur dieser Göttin erklärt sich auch, wie auf Samothrake der Dienst der 
Rhea-Kybele so leicht Eingang finden und diese mit jener fast zn einer Gottheit zusammenfliefsen 
konnte, ein Vorgang, der dann die so h&nfig bei den alten Autoren nns entgegentretende Vermischung 
und Verwechselung der Kabiren mit. den Korybanten und Knreten zur Folge hatte. Fttr Samothrake 
ist durch eine Inschrift der Kalt einer Aphrodite KaXtocc bezeugt. Nach Plinius nat. bist XXXVI 26 
fertigte Skopas fOr diese Insel Venerem ei Pothon, qui Samothrace sanciissimis eaerimoniü 
ccluntur. Den Pothos setzt Crusius Beitr. 8. 15 vermutungsweise dem Hermes gleich. Obwohl 
mich die Gründe, welche er hierfür anführt, nicht überzeugt haben, stimme ich ihm doch darin bei, 
dafs er diese samothrakische Venus für eine Aphrodite -Demeter erklärt. Nach der Meinung des- 
selben Gelehrten (Beitr. S. 14) ist auch die Harmonia, welche zu Theben wie auf Samothrake, 
und nur an. diesen Orten, dem Volksglauben angehörte, nichts anderes als die Genossin des kabiri- 
schen Hauptgottes. Als solchen können wir allerdings den Kadmos- Hermes, welchen Crusius im 
Auge hat, nicht anerkennen (s. o. S. 20). Harmonia aber ist zu Theben Tochter der Aphrodite, anf 
Samothrake Tochter der Elektra und des Zeus oder Atlas und Schwester des Kabirenpaares Dardanos 
nnd Jasion. Sie gehörte also dem Kabirenkreise an, aus dem sie durch Kadmos entführt ward, 
weshalb man bei samothrakischen Festen die verschwundene Harmonia suchte. So spielt sie einer- 
seits neb^ der Kabirenmutter eine ähnliche Rolle wie Kora neben Demeter, andrerseits teilt sie 
mit ihr die Aphrodite-Natur, auf welche schon der Name hindeutet. Die verhängnisvollen Brant- 
gaben der Harmonia, der Feplos, den ihr Athena schenkte, und das von Hephaistos gefertigte 
Halsband, erinnern merkwürdig an die Ausstattung der Pandora mit ihren verderbenbringenden 
Reizen.^^) Hier offenbart sich eine dritte Seite an dem Charakter der in Rede stehenden Gott- 



**) Eine Tochter der oben besprochenen HarmoniA ist bekanntlioh InoLenkothea, die wie Jene in 
Theben, Lemaos nnd Bamothrake ungleich verehrt ward. Eine ^«göttin war sie nrsprüngUdi wohl nicht; riel- 
mehr gab erst die Sage von ihrem Sprang ins Meer VeranUssnng, sie als solche in Seegefahr anaamfen. Die 
Römer identificierten sie mit ihrer Mater Matnta (Röscher Lex. II Sp. 2464). Den rettenden Zanherschleier, 
welchen Odysseus von ihr erhielt, brachte schon Apoll. Rhod. I 917 mit den samothrakischen Pnrpnrhinden In 
Znsammenhang (Cms. Beitr. S. 23). Der Ino nnd- des Minyerltrsten Athamas Sohn ist P«laimon<'MeIikertes. 
ApoUodor I 9, 16 nennt einen Argonauten Palaimon Sohn des Hephaistos. Darf man die beiden Homonymen 
identiflsieren, so tritt dadurch luo in Verbindung mit dem lemnischen Feuergott, wie sonst Aphrodite. Die dem 
Palaimon zn Ehren gobräachlichen Kinderopfer erinnern an Molochdienst. (Nach ApoUod. 3, 4, 3 wirft Ino den 
Melikertes in ein glühendes Becken I). Crusius ist geneigt, die Ino der tyrrimnischen Aphrodite, also der Ka- 
beiro, gleichausetaen. Da nun der Palaimon gewöhnlich als ein wunderschöner Knabe dargestellt wird (Preller 
I 8. 605), so liegt die Vermutung nicht /ern, dafs Welleicht Jenes dem Kahir eigene Beiwort xaXX^Tratc aaf die 



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43 

hdten, die obthonkcbe, dem Hades zugewandte. Sie ist «deutlich' ausgeprägt im eleasiniscben Kalt 
und fiudet bei Demeter einen besonderen Ausdruck in den Beinamen Erinys, Herkyna, Melaina. In 
der/ schönen und tiefgebenden Abhandlung Ober „Kailone'* erklftrt Usener (Rh. Mus. 25 S. 823) 
die eamotlirakische Göttin fttr ein Mittelwesen zwischen Bbea und Hekate Chtbonia. Die auf 
Simothrake in der zerynthischen Höhle verehrte Hekate wird von Suidas s. v. Zijpov&fa der Aphro- 
dite gleichgesetzt. Usener sieht in ihr die aus einer verderbten Stelle des Aristophanes (Friede 
y. 278) von ihm erschloaseBe samothrakische Göttin KaX^^ovi} (es KaXX.fiTci)), welche Ahnlich der 
rhamnnsischen Nemesis eine Übergangsform abwischen Hekate und Aphrodite dargestellt haben mttsse. 
Diese Hekate-Kallone ist nach Usener (a. a. 0. & 364) eine der höheren Gottheiten, welche im 
Mittelpunkte des KAbirenkreises standen. Ein Zusammenhuig der Hekate mit Demeter zeigt sich 
auch sonst, wie denn z. B. Euripidfis die Hekate Ai^tiijTpo? Xaxptv (fr. 949 Nauck) oder auch Tochter 
der Demeter (Jon 1054 £) nannte. Beide galten als Herscherinnen der Unterwelt und hiefsen als 
solche XdovfK. So gkttbe ich auch Useners geistvoller Darlegung eine Bestätigung für die Gleichung 
Kabeiro ss Demeter + Aphrodite entnehmen zu dürfen, obgleich ich mich nicht ontschliefeen kann, 
mit ihm in Aphrodite eine Mondgöttin zu sehen. 

Die an der Heka te-Kallone wie an der rhamnnsischen Nemesis hervortretende düstere, 
Unheil bringende Seite im Wesen der Liebesgöttin wird es auch erklärlich erscheinen lassen, 
dafs Pandora, die Gattin des Prometheus und Urmutter der Menschen, unter verändertem ethischen 
Gesichtspunkt zum %akhv xax6v des Hesiod werden konnte.^ 



yn. Frerel und Strafe des Frometkeas. 

In der hesiodischen Erzählung schafft nicht Prometheus, sondern Hephaistos die Pandora, 
und z^ar auf Befehl des Zeus, der sie oytl ,irup6^, zum Entgelt für den Feußrräub, den Sterblichen 
als ein verderbliches Übel sendet. Der Mythus zeigt hier eine vollständige Verschiebung und Ver- 
zerrung, die nur durch das Eindringen neuer, seinem Wesen fremder Motive und Gedanken ver- 
anlafst werden konnte. Dahin gehört vor allem die pessimistische Auffassung vom Weibe als der 
Urheberin alles Unheils, die gewifs erst einer späten, nicht mehr naiven Zeit zuzutrauen ist.^) Das 
berüchtigte Pandorafafs ist höchstwahrscheinlich im Grunde nichts anderes als eine xi(Tn} myste- 
riösen Inhalts, wie sie in den Eleusinien und im Dionysoskult eine Rolle spielten, denn an eine 
solche haben wir offenbar zu denken, wenn Pausanias erzählt däfs Demeter dem Eabiren Prometheus 



Beiiehang des Hephaistos zum Palaimon hindeute (ygl. oben S. 19 u. 27). Damit würde die merkwürdige 
ZnsammonatrfluBg bei lihaniiu pro Aiiatoph. p. 447 (Lobeok AgL II p. 1294); Td datippijfza tmy (aifi^voiv, Td 
T^c 'Ivouc, xd Tou icaiioc, xd Kaße^piov, td A^tAt^xpoc ihre Erklänmg finden. Als Sohn des Athamas wird 
auch ein Leftkon geaaanlt dessen Maase nicht nur an die alte Beaeiohnnng des Kopaissees (Leokonis), sondern 
auch, wie Lenkothea selbst, an die Insel Leykoniii «*■ Samothral^A^emahnt, Die Matter des Leokou, Themisto, 
ist gewifs nicht verschieden von der Erdgöttin Themla (I{osch. Lex. II Sp. 1755: Themisto Langform IQr Themis). 
^^ Ein Jer Hekato ahnliehes Wesen .ist die Pandora ,der Orphiker (Orph. Argon. 977). 
*) In der hehcäisohen Enahlung von Adam und Eva ist ' der Mann nioht weniger soholdig als das 
Weib, nur dafs dieses als das sebwäcbere der Yersnohong saerst erliegt. Mao hat daher mit Unrecht in 
dieser biUischeD Qesehichie eine Parallele snr EpisAetheasdifBbtong $nd^.woUen. 

' 6* 



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44 

etwas Geheimnisvolles anveriraat habe ^^(vgl^eiske S. 460). Ein Zeugnis dafflr, dafs diese Kästchen 
auch dem Kabirendionst nicht fremd waren, haben wir in den Worten des Accins Pbiloct. fragm. 
II Ribb. : mywUria pristina cutis (so liest Bergk gewifs richtig fflr caUü) eaneepta sacris. Aach 
die Stiftnngsage des milesischen Kabirenknltns erwähnt die in einer Lade verborgenen Heiligtümer. 
Welcher (Trilog. 8. 285) sagt: „Erechthens in der xidm) ist dasselbe, was die kabirische Lade der 
Demeter enthielt" (ein Symbol göttlicher Zeugung). Die Thorheit des Epimetheus vergleicht Preller 
(Philol. VII 8. 51) mit dem Vorwitz der Kekropstöchter, welche den anvertrauten Korb mit dem 
kleinen Erichthonios darin trotz des Verbotes öffneten. 

Eine nicht geringere Umwandlung als Pandora hat Prometheus selbst in der hesiodischen 
Dichtung erfahren. Der kluge, rettende Feuerbringer ist zum betrflgerischen Räuber und Empörer 
geworden. Der Grund der veränderten AulEASsung ist ohne Zweifel längst richtig erkannt in dem 
Siege des Zeusdienstes aber die alte Naturreligion. Nach der Anschauung der ältesten Sage, wie 
sie z. B. in der thessalischen Überlieferung von der Grflndung des Pelorienfestes oder der Kpovt« 
vorliegt, *) ist das Recht im Kampfe der Naturgewalten auf Seiten der Feuerdämonon, und auch wo 
sie unterlagen, war ihnen die Sympathie des Volkes zugewandt. Als Urheber der Erdbeben und 
ihrer Schrecknisse galt auch später nicht sowohl Hephaistos als vielmehr der Mewgott. Vorzugs- 
weise also die wohlthätigen Wirkungen des Vulkanismus wurden den Erdfeuergöttern zugerechnet. 
Als nun die Zeusroligion in Griechenland mehr und mehr die Herrschaft gewann,^ sahen die be- 
siegten Träger des alten Ghiubens, welche im Herzen noch lange den altheimischen Göttern zugethan 
blieben,^) in den gewaltigen Katastrophen der Vorzeit, deren dunkle Erinnerung die Sage bewahrte, 
den Sturz der alten Erdgötter, der Titanen, durch die Olympier. So tief aber wurzelte bei ihnen 
die Dankbarkeit fflr die seit unvordenklichen Zeiten genossenen WoUthaten des Feuers, dafs sie 
nun den gestürzten Kronos, den guten Herrscher des goldenen Zeitalters, und die Seinen auf die 
Insel der Seligen versetzten.^) Die Anhänger des Zeus dagegen verbannten ihn und die Titanen 
in den Tartaros,^) und sie waren es, die in Prometheus den Empörer wider die göttliche Ordnung, 
den trotzigen Verteidiger des alten, dem Zeus mifsliebigen Geschlechts sahen. Ihnen galt die 



^ Zciic lleXfl^ptoc ist hier offenbar nicht orsprttDglich, sondern an die Stelle des Kronos getreten, denn 
das Fest hatte gana den Charakter der Satumalien (Athen. XIV 4&). — Ansprechend ist die Yermataiig Maxim. 
Mayers (in Boschere Lex« 8p. II 1537)| dafs man in der Ehrung der Sklaven bei den Kronien eine Bfloksicht gegen 
die Unterworfenen und ihre alten Qdtter au erkennen habe. 

*) Paasan. 8, 2, 2 ersAhlt, dafs Zeus mit Kronos su Olympia gerungen habe. Maxim. Mayer (Roschors 
Lex. II 6p. 1538) ist geneigt, den (attischen) Kronosknlt fUr pelasgisch su halten. 

^) Vgl. über das Fortleben alter Erdgottheiten (Zeus Trophonios, Asklepios n. a.) neben den Olympiern 
£. Rohde Psyche S. 117—110. 

^) Ebenso ist der vedische Jama and persische Jima Mtester Herrscher, Begrftnder der Kultur und an- 
gleich Kdnig der Toten. Ed. Meyer Gesch. d. Alt. I S. &39. 

*) Es lag nahe, den neuen Qfttterkönig snm Sohn des alten au machen« Daher heifst Zeus Kpov{Q>v, 
Kpov(ST)C. Dafs aber beide GMter deshalb dem gleichen Stamm angeboren mfifsten oder gar Kronos erst aus 
Zeus herrorgebildet sei, wie Welcker meinte, sind grundlose Annahmen. (Gute Widerlegung in Roschers Lex. II 
Sp. 1527«) •— Wie die Titanen, so waren auch die bösen Geister der persischai Mythologie, die Diws, ursprüng- 
lich gute GQtter {daina» Lichtgötter). Vgl. Spiegel Eran S. 242. — H. D. Müller sah in Prometheus den Re- 
präsentanten der attischen Hephaistosverehrer und €togner des eingewanderten achaisohen Zeus. Zu vergleichen 
mit der Stellung des Prometheus su den olympischen Göttern bt die des Loki, des Riesensohnes, au den Äsen. 



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46 

Erteilnug des Feuers 4in die Menschen als eiA Eingfifl iiv* die Recbtp des Zeus oder des loyaljen 
Feuergottes, Hep)iaistos. Frometbevs trat so.ii^ eine j^leihe mit den Frevlern Tantalvs uud Sisyphos» 
Gehörte er doch zu de^ .yfUden Stamine der Phlegyer, welche At6c oox aLU'xo:v'zzi; iicl x&ovl vauTa- 
acTxov (Hymn. in Apoll. Pyth. 100), d. h. welche Gegner des Zeusdienste§ und zähe Anhänger des 
alten Glaubens waren. Deukalion dagegen, der so wunderbar aus der Flut Errettete, konnte nur 
ein frommer Mann, ein Liebling des Zeus gewesen, sein; ihn wählten die eingewanderten Zeusdiener 
gern zum Ahnherrn, um ihren Anspruch auC den Besitz des Landes zu legitimieren. 

Fttr den Frevler mufste nun auch eine angemessene Strafe ersonnen werden. Wie Typhoeus 
und Enkelados in die Tiefen der Feuerberge eingekerkert wurden,^) so ward Prometheus an den 
vulkanischen Kaukasus geschmiedet.^) Dagegen ist die Zerfletischung seiner Leber durch den Adler 
schwerlich ein ursprünglicher Zug der Dichtung. Bei dem Biesen. Tityos, dem fast die gleiche 
-Strafe auferlegt wurde, weil er die fihre der Leta angegriffen hatte, ist die Strafe dem Vergehen 
entsprechend gewählt, den^ die Leber, galt als der Sitz i^t siivolichen, Begierde; nicht , aber beim 
Prometheus. Die Übertragung auf diesen aber konnte um so leichter stattfinden, als ja auch Tityos 
in Panopeus lokalisiert war, wo man seiu ungeheui^es Grab zeigte. Ein Phlegyer war auch Jxion, 
der undankbare Freund der Himmlischen, welcher sich nicht scheute der Gemahlin des Zeus selbst 
nachzustellen. Er umarmte statt der Hera ein vom Zeus geschaffenes Scheinbild, die Nephelc. Wer 
dächte . hier nicht .sofort an jenes andere trngvoUe GöttergebUd, die Fandofa der hesiodischen 
Dichtung? So haben denn spätere Mythcgrapheu auch dem Prometh^s ein straf liebes. Verhältnis 
zu einer Göttin .nachgesagt uqd dies als den Grund seiner Bestrafung angegeben (Duris im Schol. 
Apoll. Rhod II 1249). Hierbei mag eine Erinnerung an das znm Urbeataiide des Mythus j^ehörendie 
Verhältnis des Titanen zu der kabirischen Demeter -Pandora (vgL Demeter und Jasion) mitgewirkt 
haben; wenn jedoch Athena als GegCAstand seiner Liebei genannt wird, so handelt es sich offenbar 
wieder um eine Vertaqschung des JapeUden mit dein attischen Hepkaistqs, d^m Vater des Erichthonios. 

Die Auffassung des feuerbringenden Titanen als. eines IJmpiörers und trotzigen Verächters 
der Himmlischen li^ auch der gewaltigen Dichtung des Aescbylus zu Grunde. Aber obwohl der 
fromme Dichter den endlichen Sieg und das höhere Recht auf Seiten des 2^ns erblickt, so erscheint 
doch gerade bei ihm aueh der Standpunkt des Prometheus als ein nicht unberechtigter, und unsere 
S3rmpathie gehört mehr dem unerschrockonen Anwalt der Menschheit, dem gesinnungstreuen, durch 
keine Drohungen und Qualen zu beugenden Märtyrer, als dem unerbittlich strengen Hueucn Herrn^' 
der Welt Und so lebt denn Prometheus, von der ewig leuchtenden Poesie des gröfsten Tragikers 
verklärt, in den Gemütern der Menschen für alle Zeiten fort als Vertreter der unvertilgbaren 



') Das Erdinnere, ursprünglich die natürliche Wohnong der Feaergeister, erschien nun, da sie gestürzt 
und also Verbrecher waren, als Strafort. 

*) Der Ort der Fesselung ist bei Hesiod unbestimmt, bei Aescbylus im IlpofA. Xu<Sfievoc der Kaukasus. 
Hör. carm. II 13, 37 läfst den Prometheus in der Unterwelt büfson. Die endliche Befreiung und Be- 
gnadigung des Titanen war nur ein gezwungenes Zugeständnis, welches seiner Volkstümlichkeit gemacht 
werden mufste. Bezeichnend ist in dieser Hinsicht, dafs gerade der Zeussohn Heraklos die Befreiung zu voll- 
bringen hatte. Die Tbat gehört nicht sowohl der Prometheus-, als vielmehr der Heraklessage an. Vgl. Hesiod. 
Theog. b'dO: 6(f^ *HpaxX^oc Bv^ßa^ev^oc xX^oc tt-q irXe7ov xxX. — Das alte Uod, aus welchem Vers 616 mit dem 
Präsens ip6xet (so die Handschriften) stammt, wufste nichts von der Befreiung (Gruppe, Die griech. Kulte n. 
Mythen in ihrer Bez. z. Orient I 8. 579). 



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46 

Recbt^aiuprttclie des Menscbenhenens gegenttber einer in ihren Motiven nnversUbdlichen, daher 
scheinbar willkfirlicben nnd rttcksicbtsloaen höheren Gewalt In diesem Sinne hat Goethe die 
Gestalt des Titanen geschant nnd ihn mit der Macht seines Dichterwortes noch einmal in höchster 
Lebendigkeit vor aller Angen hingestellt: 

„Hier sitz' ich, forme Menschen 

Nach meinem Bilde, 

Ein Geschlecht, das mir gleich sei, 

Zn leiden, zn weinen, 

Za geniefsen und zn frenen sich 

Und dein nicht za achten 

Wie ich!" 
So sah auch Lord Byron in ihm den Kämpfer gegen „des Schicksals tanbe Tyrannei" nnd 
feierte ihn als das Sinnbild des in allem Elend nnbengsamen freien Menschengeistes: 

Triumph(»nt tohere ü dare$ itfy 

And making death a victory. 



Ton der ethisch tiefbedentsamen Gestalt des Titanen, wie sie ans den hellenischen nnd 
neneren Dichtem unserer Yorstellnng gel&nfig nnd lieb geworden, ist allerdings Jener schlichte 
Natnrgeist, der sich nns als Gegenstand des eigentlichen Mythns enthflUt hat, sehr verschieden; 
erkannten wir doch als Urbild des Prometheus einen älteren Hephaistos, einen Gott ^ des Erdfeners 
und Gemahl der Erdgöttin, dessen Knlt, wahrscheinlich von dem pelasgischen Stamm der Phlegyer 
nnd Minyer verbreitet, in Böotien nnd anf Lemnos mit dem nahe verwandten Kabirendienst in 
Verbindung trat. Wer indes bedenkt, wie tie^^fende Umwandlungen z. B. unser germanischer 
Nibelungenmythus in Sage und Dichtung erfahren hat, dem wird die vorgetragene Rekonstruktion 
des Promethensmythus nicht allzu gewagt erscheinen. Ohne einen gewissen Wagemut wird ja die 
Erneuerung uralter, halb vergessener Sage nie gelingen, denn um ein solches Erzeugnis des dichten- 
den Tolksgeistes wiederherzustellen, bedarf es neben der möglichst vollständigen und reinlichen 
Sammlung der disieeia membra auch der nachdichtenden Phantasie, welche sie organisch aneinander 
fflgt und zu neuem Leben erweckt 



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Sehulnaehriehten. 



A. LelirverfEifisung. 



I. Verteilung der Wochenstunden auf die Unterrichtsfächer. 

(Die •ingaUammerten Lektionen sind wthlber.) 





VI. 


V. 


IV. 


üin. 


oin. 


UU. 


OII. 


ÜI. 


Ol, 


zus. 


Beligionslehre 


2 


2 


2 


2 


2 


2 


2 


2 


2 


18 


Deotsch . . 














3 


3 


2 


2 


2 


3 


3 


3 


3, 


24 


Lateinisch 
















9 


9 


9 


8 


9 


8 


8 


7 


7 


74 


Griechisch 
















— 


— 


— 


7 


7 


7 


7 


6 


6 


40 


Französisch 
















— 


— 


4 


3 


3 


2 


2 


2 


2 


18 


Englisch . . 
















— 


— 


— 


— 


— 


2 


2 


2 


2 


8 


Geschichte . 
















— 


— 


2 


2 


2 


2 


2 


3 


3 


16 


Geographie 
















2 


3 


2 


2 


2 


— 


— 


— 


— 


11 


Mathematik . 
















~ 


— 


2 


4 


4 


4 


4 


4 


4 


26 


Rechnen . 
















4 


4 


2 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


10 


Physik. . 
















— 


— 


— 


— 


— 


2 


2 


2 


2 


8 


Naturkunde 
















2 


2 


2 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


6 


Schreiben . 
















'2 


2 


1 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


& 


Zeichnen . 
















2 


2 


2 






(2) 


8 


Tomen . . 
















2 


2 


2 


2 


2 


2 1 2 ' 


14 


Gesang . . 
















2 


2 


(1) 




(1) 


6 


Hebräisch. 
















— 


— 


— 


— 


— 


(2) 


(2) 


4 




























D 


gitized 


3y\j 


DOC 


[le 



48 



IL Verteilung der Lehrfächer auf die Lehrer 

im Sommerhalbjalir. 



Loliror «iid 
Ordinarien. 


Ol. 


Ul. 


OII. 


UIU. 


Ullb. 


Ollla. 


Olllb. 


UlUa. 


miib. 


IVft. 


IV b. 


V. 


VI. 


J' 


Direktor Dr. Nt«lB. 
Ol. UI. 


4 Griech. 
2 Horax 


4 Griech. 
2 lloras 
























12 


OII. 


2 Homor 


2 Homer 


ß Latein 
5 Griech. 




6 Griech. 


















20 


Profeuor 
BJIliBkr. 






2 GoMsh. 


2 Geschichte. 


2Gesrh. 
2 Geogr. 


2 Gesch. 
2 Geogr. 


2 Geschichte. 
2 Geographie. 


2 Geogr. 


2GeMsh. 
2 Geogr. 






22 


Oberlelirer 

Dr. Kf Ucrkeff; 

Ulla. 






2 Homer 


6 Latein 
W^. 


[ 2.ira»z,' 


S^riM^ 


9 i^n). 


' 


* 










21 


Oberlehrer 
Dr. Bf yeniorr. 


SDenUch 
2 Franx. 
2 Engl. 


2 Franx. 
2 Engl. 


2 Franx. 
2 Engl. 


2 Franx. 

2 Knglinch 


















19 


Obcrlohror 
KüklmaM. 

Ullb. 


2 Relig. 
5 Latein 


2 Relig. 


2 Relig. 


• 


8L4tein 
2 Homer 




• '. 


• 












21 


Oberlehrer Bolh. 


4 1liUb. 

2 Vbyrtlk 


2 Pb.Vfelk 


' 


t4>lfal|i. 
2 Physik 


1 


'i nath. 




4 Matir. 








•■ 




22 


Oberlehrer 

PoflMftkB. 

UUU. 






.. 




3 Dentach 




7 Griech. 


8 lAteln 
2 Deutsch 












20 


Oberlehrer 
Dr. Beegvr. 




4 Math. 


«Math. 
2 Phyfefk 


■ 


-4 Math. 
2 Physik 




4 Math. 




4 Math. 










24 


Oberlehrer 

BflaUrit. 

OUla. 


3 Geneh. 


3 Gesch. 








9 Latein 
2 Deutsch 








2 Gfsch. 








19 


Oberlehrer 
Dr. SefCkAie. 

Olllb. 




3 DeotAch 


2 Vorgll 


2 Homer 
2 Vergil 






9 Latein 
2 Deutsch 














18 


Oberlehrer 

Dr. AaiAiiB. 

Ulllb. 




5 Latein 








7 Griech. 






8 Latein 










20 


Oberlehrer 

Frerleks. 

IVa, 






3 Doiilach 










7 Griech. 




9 Latein 
2 Dontsch 








21 


Oberlehrer 

Dr. Bapy. 

IV b. 








3 DctiUch 










7 Griech. 




9 Latein 
2 Deutseh 






21 


Oberldbror 
Frlatlek. 

VI. 


■ 


1 




2 Religion 


2 Relig. 


2 Relig. 


2 Religion 

2 UenUch 








9 Latein 
ß Dcnuch 


22 


WlweiiMh. liniftl. 

Bles. 

V. 
















8 Franxösisch 


4 Frans. 


4 Franx. 


9 Latein 
3 Dentseh 




28 


1. Elementarlehrer 
LHbertBff. 


(2 Zeichnen) 


2 Zeichn. 
2 Naturk. 
1 Schreib. 


2 Zeichn. 
2 Natark. 
1 Bchraib. 


2 iSelchn. 
2 Naturk. 
9 8ebr«lb. 


2 Zeichn. 
2 Naturk. 
2 Schreib. 


24 


JMtieM. 




















2 Rel 
2Geom. 
2 Rechn. 


igion 
2Geon. 
2 Rechn. 


2 Rellff. 
4 Rechn. 
8 Geogr. 


2 Relig. 
4 Rechn. 
2 Geogr. 


27 


Geh. Kirchenrat 


(2 llebrElaeh) 


(2 nobriUMh) 


















4 


Mnalk-Dir. 
K^klmaaii. 


(1 Chor) 


(1 Knabenchor) 


2 Singen 


2 Singen 


6 


Tnrnlnhrer 
Wftektcaiorir. 


2 Turnen 


2 Tnrncn 


2 Turnen 


2 Turnen 


2 Tarnen 


2 1*nmen 


2Tnmen 


14 




23 (a. b) 


83 (tt. 6) 


34 (n. 5) 


34 (u. 6) 


34 (n. 6) 


33 (u. 3) 


SS (u. 3) 


32 (a. 3) 


32 (tt. 3) 


32(n.4^ 


%ia.^r 


^1^^ 


^^"" 





49 



IL Verteilung der Lehrfächer auf die Lehrer 

Im^WinterhalbJahr. 



Lehrer «Dd 
OrdloMien. 


Ol. 


ÜI. 


OII. 


ÜIU. 


Ullb. 


onu. 


Olllb. 


Ullla. 


unib. 


IVa. 


IVb. 


V. 


VI. 


1 


Direktor Dr. Stola. 
Ol. Ol. 


4Qrieeh. 
2 Bon» 


4 Qrleeh. 
2HerMi 
























12 


ProfeMor Uehtor. 

on. 


2 Homer 


1 Homer 


6 Latein 
5Qriech. 




SGriech. 


















20 


ProfeMor 
MliBke« 






2Geech. 






2 Gesch. 
2 Geogr. 


2 Gesch. 
2 Geogr. 


2 Geogr. 


2 Gesch. 
2 Oeogr. 






22 


Dr. KelleriT^r. 
Uli». 






2 Homer 
2 Frans. 


• Latein 
50riech. 


8 Frans. 
















20 


Prefeaior 
Dr. BeyeniorV. 


SDentMh 
2FrmM. 

2 Engl. 


SDentMsh 
2PranB. 

2 Engl. 


2 Engl. 


2 EngUeeh 


















18 


Oberlehrer 
KahlMMiB. 

UUb. 


»Laleln 
2 Beug. 


2 Bellg. 


2 Belig. 




8 Latein 
2 Homer 


















21 




4 Math. 
SPhyalk 


2P^alk 




4 Math. 
2 Pb 


jrik 


4 Math. 




4 Math. 












22 


PeelHfthB. 

Ullla. 










SDentech 




7 Grieeh. 


8 Latein 
2Deotaeh 












20 


Oberlehrer 
Dr. Seet«r« 




4 Math. 


4 Math. 
2 Phyelk 




4 Math. 




4 Math. 




4 Math. 










22 


Oberlehrer 

BelMhftTdl. 

OllU. 


3 GoMh. 


SGoKh. 








9 Latein 
2DentMsh 








2 Gesch. 








19 


Dr. Aaaaa. 
UlUb. 




6 Latein 








TOriech. 






8 Latein 










20 


Oberlehrer 

Fnriehi. 

IV». 






aDentMh 










7 Grieeh. 




9 Latein 
2Dentieh 








21 


'»'w'S"- 








SDeatMh 










TGrIech. 




9 Latein 
2Dentsch 






21 


Oberlehrer 
FriUitek. 

VI. 








2 Beligloa 


2 Belig. 


2 Belig. 


t Beligion 

|2De«tMh 








9 Latein 
gDentsch 


22 


Oberlehrer 

Biet. 

V. 
















8 Fransfieiaeh 


4 Frans. 


4 Frans. 


9 Latein 
gDentsch 




28 


WIieeBich. Httlfol. 






2 Vergll 


2 Homer 
2 Vergll 






9 Latein 
2Deotech 
8 Frans. 














20 


Literl». 


(2 Zeichnen) 


2 Belehn. 
2 Natnrfc. 
1 Bebreib. 


2Zelchn. 
t Natark. 
iSchralb. 


8 Zeichn. 
tNaMHt. 
2 Sehreib. 


2 Zeichn. 
2Ilatark. 
2 Schreib. 


84 






















8 Bei 
SOeom. 
2Beehn. 


igion 
2Geom. 
2Bechn. 


2 Relig. 
4Bechn. 
8 Geogr. 


8 Belig. 
4Bechn. 
2 Geogr. 


«7 


Geh. Kirehennu 
BMBMver. 


(2 Hebriiseh) 


(2Hobrilaeh) 


















4 


Moelk.Dlr. 
KahlMMi. 


(1 Ghor) 




2 Singen 


2 Singen 


• 


Tomlehrer 

WMhtoB4«ffff. 


2 Tomen 


STwnen 


2 Tomen 


2 Tomen 


t Tnmen 


2 Tomen 


2 Tomen 


14 




U (u. 6) 


38 (u. ft) 


M(«.5) 


»4 (n. 5) 


84 (n. 6) 


88 («. 8) 


88 (n. 8) 


82 (u. 8) 


82 (n.ö)K 


]\^i^^] 


«Uf^ 


ogl 


80 





60 

III. Die in den oberen Klassen geleseioen Autoren. 

DeiitttCli: OL Schiller: Schwierigere Gedichte; Don Carlos» die Braut von Mcssioa; Briofe 
über Don Garlos, fiber den Gebrauch des Chors in der Tragödie. — Goethe: 
Iphigenie, Tasso, lyrische Gedichte^ ans Dichtung nnd Wahrheit. 
UI. Elopstock: Oden. — Lessing: Philotas, Minna von Barnhelm, Emilia Galotti, 

Nathan der Weise, Laokoon, Stücke ans der Dramaturgie. 
OII. Mittelhochdeutsches Ennstepos nnd Lyrik, besonders Walther von der Vogel- 
weide (nach Hense Lesebneh I und Günther Walther von der Vogelweide). — 
Schiller: Spaziergang, Maria Stuart, Wallenstein. — Lessing: Minna von Barn- 
helm. — Kleist: Prinz von Homburg. — Shakespeare: Julius Caesar (häusliche 
Lektüre). 
Uli. a.b. Schiller: Wilhelm Teil, Lied von der Glocke und kleinere Gedichte. — Goethe: 
Götz, Hermann und Dorothea. — Nibelungenlied nnd Gudrun (nach Hense Lese- 
buch Teil I). 
Ijatetlltscll : OL Cicero: pro Ligario, pro Deiotaro. -— Tacitus: Agricola und Germania. 
Kursorisch nnd privatim: Abschnitte aus des Livius 3. Dekade. — Horatius: 
Auswahl. 
UL Cicero: de oratore I. — Tacitus: Agricola, Annalen IV. V. — Privatim: Ciceros 

Laelius und Livius XXII. — Horatius: Auswahl. 
OIL Sallust: Bellum Jugurthinum. — Auswahl aus Livius XXIII— XXVII (Vollbrecht). 
— Vergil: Aeneis IV. VI, und Auswahl aus Ovid, Tibull nnd Catull. — Privatim: 
Caesar de hello civil!. 
UILa. Cicero: in Catil.I — IV. — Livins: Auswahl nach Vollbrecht. — Vergil: Aeneis I. IL 
Uli. b. Cicero: pro Roscio Am. — Livius: Auswahl nach Vollbrecht. — Vergil : Aeneis I. II. 
Grteclitsch: Ol. Thukydides: Auswahl aus L IL — Sophokles: Antigene und Oedipus auf 
Kolonos. — Piaton: Phädon c. 1—44. 63—67. 
UI. Aeschylos: Prometheus. — Piaton: Protagons bis p. 338. — Sophokles: 
Oedipus Tyrannos. — Demosthenes: Olynthische Reden. — Herodot: Auswahl 
(privatim nnd kursorisch). 
011. Lysias cd. Rauchenstein I. — Herodot VIII. IX. — Homer: Auswahl ans Od. 

X-XIV. 
Uli. a. Xenophon: Anabasis I. II. V. VI. — Homer: Auswahl aus Od. V — VIII. 
UILb. Xenophon: Anabasis I. IL V. VI. — Homer: Auswahl aus Od. I — IX. 
VranzStiitiieli: OL Molifere: Le Misanthrope. — Mirabeau: Discours (Auswahl). 
UL Racine: Britanniens. — Mignet: Histoire de la revolntion fran^se. 
OIL Thiers: ßxp6dition d'Egypte. 
Uli. Erkmann-Chatrian : Linvasion. 
92li|;ll8€li: OL Dickens: A Cbristmas Carol in prose. 
UI. Macaulay: Lord Clive. 
OIL Lamb: Six tales fVom Shakespeare. 
Hebrftlseli: Ol u. UL Psalm 114-119, 6. 120—134. 136—150 (V. 1-5). 



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51 

IV. Themata der bearbeiteten deutschen Aufsätze. 

In Oberprima (Professor Dr. Beyersdorff). 1. Des Helden Name ist in Erz und 
Marmorstein so wohl nicht aufbewahrt als in des Dichters Liede. — 2. Die verschiedenen 
Entwicklungsstufen der Kunst nach Schillers „Die Künstler". — 3. Euch, ihr Gotter, gehöret 
der Kaufmann. Güter zu suchen geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an. 
(Klassenaufsatz.) — 4. Das Mittelmeer, der Schauplatz der alten Geschichte. — 5. Das Walten 
des Schicksals in Schillers Braut von Messina. — 6. Herders Einflufs auf Goethe in Strafs- 
burg. — 7. Es bildet ein Charakter sich in dem Strom der Welt. (Klassenaufsatz.) — 8. Ver- 
wicklung und Lösung in Goethes Iphigenie auf Tauris. 

In Unterprima (Oberlehrer Dr. Segehade). 1. Non solum ipsa Fortuna caeca est, 
sed eos etiam plerumque efficit caecos quos complexa est. — 2. Der nationale Gehalt von 
Lessings Minna von Bamhelm. — (Professor Dr. Beyersdorff). 3. Worauf gründet sich unsere 
Liebe zur Muttersprache? (Klassenaufsatz). — 4. Die Einheit der Handlung in Lessings Philotas. 
— 5. Durch welche Umstände wird in Goethes Egmont die Erbitterung der Niederländer gegen 
die spanische Herrschaft hervorgerufen? — 6. Die äufseren Lebensschicksale und die innere 
Entwicklung des Tempelherrn in Lessings Nathan. (Klassenaufsatz.) -— 7a. Gute Bücher sind 
Freunde. — b. Wem Gott will rechte Gunst cfweiscn, den schickt er in die weite Welt. 

In Obersekunda (Oberlehrer Frerichs). 1. Der Apotheker in Goethes Hermann und 
Dorothea. — 2. Gedankengang in Schillers Spaziergang. — 3. Welche Hoffnung auf Rettung 
der Heldin läfst uns der L Akt von Schillers Maria Stuart? — 4. Burleigh, Leicester und 
Shrewsbuiy. (Klassen aufsatz.) — 5. Vorfabel von Lessings Minna von Barnhelm. — 6. Auch 
der Krieg hat sein Gutes. — 7. Welche verschiedenen Ansichten haben die Hauptpersonen in 
„Wallensteins Lager" vom Soldatenlcben? — 8. Der Gang der Handlnng in Shakespeares 
Julius Caesar. — 9, Max Piccolominis Leben, eine Erzählung. (Klassenaufsatz.) — 10. Was 
spricht gegen, was für Octavia Piccolomini? 

In Untersekunda a. (Oberlehrer Dr. Bapp). 1. Das Gewitter in den bildlichen 
Ausdrücken und Redensarten unserer Sprache. — 2. Wi^ erklärt sich Weislingens Bückkehr 
nach Bamberg und sein Abfall von Götz? — 3. Vier Gemälde nach dem Waltharilied. -- 
4. Ursache und Veranlassung. — 5. Welchen Männern hat die Geschichte den Beinamen „der 
Grofse" gegeben und aus welchen Gründen? (Klassenaufsatz.) — 6. Der Vorgang des Glocken- 
gufses. — 7. Charakteristik Arnolds vom Melchthal. — 8. Dietrich von Bern im Nibelungen- 
lied. — 9. Die Erhebung der Schweizer in Schillers Teil und die französische Revolution. 
Eine Vergleichung. (Klassenaufsatz.) — 10. Was erfahren wir im 1. Gesang von Goethes Her- 
mann und Dorothea über Zeit, Ort und Personen der Handlung? 

In Untersekunda b. (Oberlehrer Poelniahn). 1. Zu welchem Zwecke unternimmt 
man Reisen? — 2. Was erfahren wir in den ersten Abenteuern des Nibelungenliedes über die 
Lage der Verhältnisse sowie über die Hauptpersonen? — 3. Charakteristik Siegfrieds nach 
dem 16. Abenteuer des Nibelungenliedes. — 4. Das Leben Hettels, nach dem Gudrunliede. 
(Klassenaufsatz.) — 5. Gedankengang in Schillers Gedicht „Klage der Ceres". — 6. Wie 
schliefsen in Schillers „Lied von der Glocke" die einzelnen Betrachtungen an den voranf- 
gehenden Meisterspmch an? — 7. Die Rettung Baumgartens durch Teil, erzählt vom Fähr- 
mann. — 8. Stauffacher, ein Muster von Besonnenheit. — 9. Mutter und Sohn im 4. Gesänge 

uigiiizeu uy 'v.j vjyt^pt l\^ 



52 

von Hermann und Dorothea. (Klassenanfsatz.) — 10. Der blinde König, Inhaltsangabe in Form 
einer Disposition. 

In Obertertia a. (Oberlehrer Reinhardt), 1. Mein Lieblingsspaziergang. — 2. Welchen 
Nutzen bringt die Hunte der Stadt Oldenburg? — 3. Der Lebenslauf des Häduers Dnmnorix. — 

4. Warum besteigen die Mensehen hohe Berge? — 5. Sabinus und Cotta. (Eine Vergleichung 
nach Caes. de b. G. V.) — 6. Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn ! (Elassenaufsatz.) 
— 7. Der Schenk von Edenhall berichtet den Untergang des Schlosses. — 8. Welche Boden- 
arten lernen wir bei einer Wanderung durch das Herzogtum Oldenburg kennen? — 9. Welche 
Bedeutung hatten die Druiden bei den Oalliem? — 10. Mit welchen Gr&nden läfst £k)hiller im 
^Eampf mit dem Drachen^ den Ritter seine That rechtfertigen? (Elassenaufsatz.) — 11. Welche 
Mafsregeln fordert Yercingetorix nach dem Falle von Noviodunum zur Vernichtung Caesars? 
(Direkte Sede.) — 12. ,Cura pii dis sunt, et qui coluere, coluntur^, nachgewiesen an Philemon 
und Baucis. 

In Obertertia b. (Oberlehrer Dr. Segebade). 1. Vorzüge des Lebens in der Stadt; 
Vorzuge des Lebens auf dem Lande. — 2. Welche Eigenschaften zeigt Taillefer in Uhlands 
Gedicht? — 3. Auf welche Weise können wir anderen unsere Gedanken mitteilen? — (Wiss. 
Hülfslehrer Künnemann.) 4. Ein romischer Eriegsrat (nach Caesar). — 5. Das Schicksal des 
Polykrates, verglichen mit dem des Erösus. (Elassenaufsatz.) — 6. Der Hund im Dienste des 
Menschen. — 7. Walther von Aquitanien (eine Charakteristik). — 8. Was veranlafste die 
Gallier im Anfange des Jahres 52 zum Aufstande gegen die römische Herrschaft? (Elassen- 
aufsatz.) ~ 9. Eine Jagd im deutschen Urwalde (nach Caesar bell. Gall. VI, 25—28). 

In Untertertia a. (Oberlehrer Podmahn). 1. Wie Roland den Riesen bezwang. 
(Nach Uhlands „Roland Schildträger**.) — 2. Die Verschwörung des Orgetorix. — 3. Der 
Regenbogen, Erklärung eines Rätsels. — 4. Ein Tag aus den Ferien. — 5. Welche Eigen- 
schaften zeigen die handelnden Personen in Uhlands Gedicht „Der blinde Eönig"? (Elassen- 
aufsatz.) — 6. Lebensgeschichte eines Thalers. — 7. Der gestirnte Himmel, Erklärung eines 
Rätsels. — 8. Die Verschwörung der Beiger gegen Caesar. — 9. Tod und Leben. Nach der 
Parabel von Rückcrt. — 10. Vergleichung der beiden (Gedichte „Der Sänger" und „Des 
Sängers Fluch". (Elassenaufsatz.) — 11. Die Peterstrafse in Oldenburg. — 12. Disposition 
und Inhaltsangabe von Caes. b. g. 15—28 (Unterwerftmg der Nervier). 

In Untertertia b. (Oberlehrer Früetück). 1. Der Marktplatz in Oldenburg. — 

2. Unrecht und Gewalt finden stets ein Halt. (Nach Uhlands Ballade „Der blinde Eönig".) — 

3. Das Schiff. Erklärung des Schillerschen Rätsels. — 4. Der Nutzen des Telegraphen. — 

5. Schlimmer Handel. Erzählung nach Chamissos „Böser Markt". (Elassenaufsatz.) — 6. Welche 
Eigenschaften besitzt der Ritter in Uhlands Gedichte „Schwäbische Eunde"? — 7. Robinson 
als Jäger und Fischer. — 8. Hammerfest. Beschreibung eines Bildes. — 9. Bericht Caesars 
an den Senat über die Unterwerfung der belgischen Stämme. — 10. Die sagenhafte Bekehrung 
Wittekinds. — 11. Wie durften die deutschen Fürsten den Grafen Eberhard von Württemberg 
als den reichsten preisen, dessen Land Edelstein trüge? Nachzuweisen aus Uhlands „Graf 
Eberhard der Rauschebart". (Elassenaufsatz.) — 12. Der junge Publius Crassus als Feldherr. 



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53 
Aufgaben für die schriftliche Priifang der Abiturienten: 

1. Im SommorseineBter. Deutscher Aafsats: Das Mittelmeor, d«r Schauplats der alten Gesohichte« — 
Übersetsnng ins Lateinisclie. — Übersetsung von Piaton Hippias Mai. c. 1 — 3. — Übersetsnng ins Fransösisohe. — 
Vier mathematische Anfgaben: 1. In einer arithmetischen Reihe von 4 Gliedern betrftgt der Quotient aus dem 3. und 
1. Gliede soviel wie die Summe aus dem 2. nnd 4. Welches ist die Reihe, wenn das 1., 2. und 4. Glied eine 
geometrische Reihe bilden? 2. In einem Trapes, dessen HBhe gleich der Hftlfte der kleineren Parallelen ist, hat 
man von den Endpunkten der letzteren die Henkrechten auf die gröfsere Parallele gef&llt. Das dadurch entstandene 
Rechteck ist */■ *^ grofs wie das Trapes. Wie grofs ist der Inhalt des Trapeses, wenn die Diagonale des Rechtecks 
SM d cm ist? 3. In einem gleichschenkligen Dreieck betrftgt der Umfang das Dreifache der Höhe, a^ Wie grofs 
sind die Winkel des Dreiecks? b. Wie grofs ist der Radius des einbeschriebenen Kreises, wenn die Basis c s» 
30,1569 gegeben ist? 4. Ein gerader quadratischer Pjramidenstumpf hat folgende Eigenschaften : die Differenz der 
unteren und oberen Gmndkanten betrftgt d, die Höhe des Stumpfes ist gleich der sogenannten Mittellinie in dem 
Trapez, welches die Seitenflftchen des Körpers bildet, und die Höhe des Stumpfes rerhftlt sieh zur Höhe der 
Ergftnzungspyramide wie 3:2. Wie grofs ist das Volumen des Stumpfes? 

Im Wintersemester. Deutscher Aufsatz: Gute Bücher sind Freunde. — Übersetzung ins Lateinische. 
— Obersetauiig tob Demosthenes de Halon. ] — 8. — Überseiimig ins FraasösiselM. — Viar math— atische Auf- 
gaben: 1. Ein gerader Kegel und eine Halbkugel haben gleiche Gesamtoberflftche. Die Grundflftche des Kegels ist 
halb so grofs wie diejenige der Halbkugel. Wie verhalten sich die Volumina der beiden Körper? 2. Von einem 
Dreieck ist gegeben eine Seite c, die Differenz der anliegenden « ß — oc i-> S und die Differenz der aus diesen 
Winkeln gezogenen Höhen lu — hb »■ d. Wie grofs ist der Radius r des umschriebenen Kreises? c i-> 211,211; 
d — 11,110; h •• 24* 24' 24". 3. Drei Zahlen bilden die Samme 14. Addiert man zur letzten 1, so hat man 
eine arithmetische Reihe. Addiert man aar letzten 1 und subtrahiert gleichzeitig von der mittleren 1, so entsteht 
eine geometrische Reihe. Welches sind die Zahlen? 4. Ein Kapital soll auf Zinseszinsen ausgeliehen werden. 
Wtlrde man es um a «^ vermehren und la p*/^ belegen, so wfirde es in n Jahren m derselben Summe anwachsen 
wie ein doppelt so grofses Kapital bei der Hftlfte des Zinsfnfsos in derselben Zeit. Wie. grofs ist das Kapital? 
a >» 5000; p — 4; n — 18. 



B. Chronik. 

Das Sommersemester begann am 22. April, das Wintersemester am 7. Oktober. 

An die Stelle des in den Yolksschnldienst zaräekgetretenen zweiten Elementarlehrers 
Böse trat beim Beginn des Schuljahres der bisherige Nebenlehrer an der Volksschule zu 
Sillenstede, Herr August Janssen. 

Am 13. August erlitt die Schule einen schweren, von Lehrern und Schfilem gleich 
schmerzlich empfhndenen Verlust durch den Tod des Oberlehrers Dr. Johannes Segebade. 
Oleich am ersten Hontage nach den Sommerferien, die er zu einer Erholungsreise in den Alpen 
und im Schwarzwald mit anscheinend günstiger Wirkung auf Gesundheit und Stimmung unter- 
nommen hatte, sah er sich durch „heftige Brustschmerzen und hochgradige allgemeine Mattig- 
keit^ gezwungen um einen dreitägigen Urlaub zn bitten; er hoffte bereits am Donnerstag 
seinen Unterricht wieder aufnehmen zn können. Aber das Leiden nahm so rasch zu, dafs er 
schon am Hontag der zweiten Schulwoche, nachmittags 6 Uhr, ungeachtet der sorgsamsten 
Pflege, die er im Eyangelischen Krankenhause genofis, der Gewalt des Fiebers erlag. Das 
plötzliche Hinscheiden des stattlichen Hannes in voller Blüte und reifer Kraft des Lebens — 
er zahlte erst 37 Jahre — machte einen weithin erschütternden Eindruck. In dem öffentlichen 
Nachrufe, welchen das Lehrerkollegium ihm widmete, heifst es: „Er bat am Gymnasium, 
dessen Zögling er einst gewesen, in mehr als dreizehnjähriger, treuer, unermüdeter Thätigkeit, 



54 

TOD der untersten bis zur obersten Klassenstufe, als Lehrer and Erzieher gewirkt. Gründliche 
und vielseitige Kenntnis, Freude an wissenschaftlicher Arbeit, gewissenhafte, nie sich genügende 
Fortbildung und Vorbereitung für die mannigfachen Aufgaben seines Unterrichtes, dabei eine 
tiefernste Auffassung seiner Berufspflicht, treue warme Sorge für seine Schüler, lauterste, aufs 
Ideal gerichtete Gesinnung, würdevolle Haltung in Amt und Leben, das waren die Eigen- 
schaften, die ihm die Verehrung und dankbare Zuneigung seiner Schüler, die Hochschätzung 
seiner Mitarbeiter in hohem Mafse erworben haben/' In rührenden Zeichen gab sich die all- 
gemeine Trauer um seinen Heimgang kund. Jede der dreizehn Klassen widmete ihm einen 
reichgeschmückten Kranz. An seinem Grabe sprach ihm Herr Pfarrer Wilkeus in ergreifenden 
Worten das Vale, der Gymnasialchor sang ihm das Abschiedslied. Sein Bild, von Herrn 
Zeichenlehrer Löbering nach einer Photographie in Kreide ausgeführt, schmückt das Konferenz- 
zimmer und erinnert die Kollegen täglich an den verlorenen Freund und Genossen. 



Durch das am 28. August erfolgte Hinscheiden Ihrer Königlichen Hoheit der Frau 
Erbgrolsherzogin Elisabeth Anna von Oldenburg, geborenen Prinzessin von Preufsen, wurde das 
ganze Oldenburger Land in tiefste Trauer versetzt 



Bei der Beisetzung am 5. September folgte das Lehrerkollegium im Trauerzuge. Sämt- 
Itcfae Klassen der Schüler waren mit ihren umflorten Panieren und Fahnen vor dem Schulhause 
am Theaterwall aufgestellt. 

Die oberlich genehmigte und bereits vorbereitete Feier der 25jährigeu Wiederkehr 
des Sieges bei Sedan ward am 2. September von Lehrern und Schülern mit der durch die 
Lage gebotenen Einschränkung begangen. Herr Professor Böhnke hielt eine Rede über Epochen 
der deutschen Kriegsgeschichte. Ein von ihm verfafstes Festgedicht ward von einem Schüler 
vorgetragen. 

Die durch den Tod des Oberlehrers Segebade erledigte Stelle im Lehrerkollegium 
ward durch Verfügung vom 9. September in der Weise besetzt, dafs der wissenschaftliche 
Hülfslehrer Ries zum Oberlehrer befördert, und der Kandidat des höheren Schulamtes Georg 
Künnemann als wissenschaftlicher Hfilüslehrer angestellt wurde. 

Am Schlnfse des dritten Quartals trat der zweite Mathematiker Herr Oberiehrer Dr. 
Seeger einen zur Herstellung seiner Gesundheit bewilligten dreimonatlichen Urlaub an. Da 
eine zureichende Vertretung nicht zu beschaffen war, so wurde, unter Vereinigung der drei 
Doppelklassen UUIa u. b, OHIa u. b, UHa u. b und Ausfall des physikalischen Unterrichts 
in den oberen Klassen, der ganze mathematische Unterricht von dem ersten mathematischen 
Lehrer, Herrn Oberlehrer Both, mit dankenswerter Bereitwilligkeit für die Daner des vierten 
Quartals übernommen. 

Am 17. Januar geruhte Seine Königliche Hoheit der Grofsherzog die beiden Oberlehrer 
Dr. Kellerhoff und Dr. Beyersdorff zu Professoren zu ernennen. 

Am 17. Januar starb in Hannover der seit dem Herbst des Jahres 1882 in den Ruhe- 
stand getretene frühere erste Oberlehrer des Gymnasiums, Herr Professor Dr. Karl Meinardus 

(s. Jahresbericht 1883 S. 35). C^r\r^n]t> 

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55 

In demselben Monat beging die Schule zwei Mal eine patriotische Feier mit Gesängen^ 
Reden und Deklamationen. Am 18. galt die Feier der Erinnerang an die vor 25 Jahren 
erfolgte Erneuerung der deutschen Kaiserwnrde und der Herstellung eines deutschen Reiches. 
In der Ansprache des Direktors würde die Lage Deutschlands am Ausgange des 19. Jahr- 
hunderts in Vergleich gestellt zu seinem Zustande am Ende des vorigen Jahrhunderts. Am 
27. wurde das Fest des Geburtstages Sr Majestät des Kaisers gefeiert. Herr Professor 
Kellerboff redete aber den Lebensgang Kaiser Wilhelms I. In Anschlufs an diese Feier wurden 
an der in der Aula angebrachten Gedenktafel der in den letzten Kriegen gefallenen oder ver- 
» storbenen Mheren Schttler des Gymnasiums die Lorbeerkrihoe -in faerkömnlielier Weise, untef 

Ansprachen des Direktors and eines Primaners, erneuert. 



m 



Am 2. Februar wurde unser teurer Landesherr, Seine Königl. Hoheit der Grolsherzogy 
das Grofsherzogliche Haus, und mit ihnen alle Bewohner des Oldenburger Landes durch das 
Hinscheiden Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Grofeherzogin Elisabeth von Oldenburg aber- 
mals von der schmerzlichsten Trauer betroffen. 



An der Beisetzung durften sich das LehrerkoUegium und die Schüler wieder in der 
oben bezeichneten Weise beteiligen. 

Am Morgen des 21. Februar fiel in Anlafs der Anwesenheit Sr Majestät des Kaisers 
der Unterricht aus. 

Die mttndllcbe Früfimg der AbiturienteB wurde zwei Mol, am 16. September unter 
Vorsitz des Herrn Geh. Oberschulrats Ramsauer, und am 28. und 29. Februar unter Vorsitz 
des Herrn Oberschulrats Dr. Menge, abgehalten. Im ersten Termine erhielt der eine Frqfling, 
im anderen erhielten 15 von 16, davon 4 unter Erlafs der mändlichen Prüfung, das Zeugnis 
der Reife. 

Mit dem Schlüsse dieses Schuljahres scheidet der unterzeichnete Direktor^ nachdem 
ihm Seine Königliche Hoheit der Orofsherzog die erbetene Versetzung in den Ruhestand durch 
Höchste Beschliefsung vom 6. Noyember, unter Verleihung des Titels eines Geheimen Schul- 
rats, gnadigst bewilligt hat, aus seinem hiesigen seit Ostern 1869 bekleideten Amte. Zu 
seinem Nachfolger ist Herr Direktor Steinvorth vom Marien-Gymnaäum in Jever ernannt, und 
in dessen Stelle unser Kollege, Herr Oberlehrer Kiihlmann, berufen. 



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56 



G. tJbersicht des Schulbesuchs 

Im Schuljahr 1895/9«. 



Schuljahr 1895/96 


Ol 


UI OII 


U 

a. 


11 

b. 


Ol 


II 

b. 


U] 

a. 


[U 

b. 


I 

a. 


V 
b. 


V 


VI 


zus. 


Schuljahr 
1894/95 


Zahl der Schaler am 
Schlosse des vorigen 
Schuljahres .... 


16 


24 


28 


15 


13 


24 


23 


24 


24 


21 


20 


40 


33 


305 


296 


Oi Teraetst (oder reif er- 
S kULrt' 

E abgegangen 


10 

u 


13 
3 


15 
4 


12 


12 
6 


18 
1 


15 

1 


18 
2 
3 


18 
2 


14 

1 
1 


15 
5 

1 


35 

1 
5 


31 
26 


226 
37 
36 


262 
30 
49 


Zahl der Schüler am 
Beginn des Sommer- 
Semesters 


18 


23 


27 


18 


18 


23 


23 


19 


19 


24 


23 41 


28 


304 


315 


A fc 'abgegangen 

1 g aufgenommen .... 
&W yersetit (oder reif erklärt) 


1 
1 


3 


1 


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2 
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16 
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^ tS aofgenommea .... 

-^ 1 

^ © abgegangen 


1 


1 
1 


1 


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1 


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1 


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1 
1 


1 4 


2 


12 
3 


7 

4 


Am Schlüsse dieses Schul- 
jahres (1. März) . . . 


21 


20 


25 


17 


20 


23 


22 


19 


20 


24 


24 


45 


31 


311 


306 



Von den 304 Schülern am Begiun des Schuljahres waren 

Ol UI 011 Ulla. b. OlUa. b. Ullla. b. IVa. b. V VI lui. 

a. aus der Sladt Oldenburg und 

Umgebung 13 18 19 13-t-13 17-f 17 15-(-lG 19+21 32 27 240 

b. ans dem Hertogtnm ... 4 5 8 4+5 6-f6 4-f3 

c. Anaw&rtige 1 — — 1-| — — j — — j — 



3+2 7 1 58 

2-j — 2 ^^^ 6 

Digitiz 



tizedby Google 



5? 



&B gingen ab: 



a) am Schlufs des vorigen Schuljahres (April 1895), 

aafser den im vorigen Jahresbericht S. 32 genannten 10 Abitarienton^ 

aus Ol 11. Wolfgang Kfinoldt (seitweise, wegen Krankheit). 

aas UI 12. Wilhelm Ahlhom (Landwirt), 13. Diedrich Groninger (Kaufmann), 14. Albert Meyer (auf das 

Gymnasium in IioerV 

aus OII 15. Heinrich Haye (auf ein anderes Gymnasium), 16. Johann Janssen (Kaufmann), 17. Wilhelm Knost 
(auf das Gymnasium in Vechta). — August Knoop. 

ans Uli mit der Reife für 011: 19. Ernst Böhme (Kaufmann), 20. Hayo Eilers (KunstgArtner), 21. Paul Litt- 
manu (Buchdrucker), 22. Hermann Probst (Buchhändler), 23. Gustav Reich (Buchhändler), 24. Jabbo 
de Vries (Landwirt). 

aus Olli mit der Reife für Uli: 25. Fritz Koppermann (auf. das Gymnasium in Schleswig). — Ü6. Karl 
V. Eckenbrecher (in ein Kadettenhaus). 

aus um mit der Reife für Olli: 27. Anton Hein (auf ein Gymnasium in Berlin), 28. Peter Holsberg (Kauf- 
mann), 29. Ernst Koppermann (auf das Gymnasium in Schleswig). — 30. Otto Stammer. 

aus IV mit der Rdfe für Ulli: 31. Hermann Francksen (Landwirtschaftsschule in Varel), 32. Ernst Heumann 

(desgl.), 33. Gustav Meyer (Landwirt), 34. Fritz Neumann (Kadett). — 35. Johann Siems (Landwirt), 
36. Johannes Friedrichs. 

aus y mit der Reife für IV: 37. Alexander Lyons (Kadett). 

b) im Laufe und am Schlüsse des Sommersemesters: 

aus Ol mit dem Zeugnis der Reife für akademische Studien: 

1. Frits Drewes, aus Bremen, geb. 1875 Februar 11. Studiert Jura, 
aus OII 2. Hans Fischer (auf eine Privatschnle). 
ans Uli 3. Fritz Petershagen, 
aus um 4. Max Niemöller (auf das Gymnasium in Vechta). 

c) im Wintersemester (bis Anfang März): 

ans Ul 5. Walther Jarosch (auf ein Gymnasium in Kassel), 
aus OII 6. Erich Kellner (auf das Gymnasium in Wiesbaden), 
aus IV 7. Arthur Ovye. 



Digitized by 



Gpogle 



58 



Oberprima. 

1. Dageud, Ernst. 

2. Weber, Erich. 

3. Weiobardt, Karl. 

4. Küuoldt, Woifgeng. 

5. HQttner, Max. 

6. Vellgatb» Leopold. 

7. Jaborg, Cbridtian. 

8. Henmann, Hermann. 

9. Goldflchmidt, Adolf. 

10. Lobae, Hans. 

11. Starklof, Frits. 

12. WilHcb, Ernst. 

13. Ibbeken, Karl. 

14. Francksen, Tbeodor. 

15. Thortsen, Axel. 

• • ♦ 

16. Meyer, Robert. 

17. WestbofT, Emil. 

18. Ratbe, Wilbolm. 
10. Göllricb, Karl. 

20. Schnmacber, Frits. 

21. Boscben, Oüntber. 

Untarprima. 

1. Ramsauer, Karl. 

2. Röwekamp, Waltber. 

3. Volkers, Jobannes. 

4. Ricbter, Hans. 

5. Ortli, Heinrieb. 

6. Rumpf, Max. 

7. Riobter, Waltber. 

8. Heintzen^ Kari. 

0. HornbOssel, Wilhelm. 

10. Menge, Fritz. 

11. Lüerssen, Heinrich. 

12. Grasborn, Panl. 

13. 8tmye, Fritz. 

14. Laeken, Emil. 

15. Gross, Wilhelm. 

16. Nolte, Paul. 

17. Hoffmann, Emil. 

18. Laeken, Karl. 

19. Wamslob, Otto. 

20. Schnitze, Julins. 

Obersakunda. 

1. Dugend, Engen. 

2. Ablhom, Waltber. 

3. V. Bodecker, Alfred. 

4. Willicb, Julius. 

5. Kreye, Louis. 



ScliUlerllstee 

Königer, Rudolf. 11. Pundsack, Karl. 



6. 

7. Willers, Hermann. 

8. Stoppenbrink, Franz. 

9. Schilling, Rudolf. 

10. Cropp, August. 

11. Wege, Rudolf. 

12. Böhlk, Kari. 

13. Neumann, Herbert. 

14. Buschmann, Wilhelm. 

15. Ahting, Emil. 

16. Ranafier, Hans. 

17. KOppcn, Kari. 

18. Fortmann, Albert. 

19. Dreyer, Karl. 

20. Hagena, Franz. 

21. Bartels, Erich. 

22. Meyer, Richard. 

23. Tantzen, Emil. 

24. Wege, Hermann. 

25. Cornelius, Heinrich. 

Untaraekunda a. 

1. Thorade, Friedrich. 

2. Propping, Karl. 

3. Neumann, Karl. 

4. Scbwarting, Heinrich. 

5. Hespe, Ernst. 

6. Roben, GusUv. 

7. StÖTer, Wilhelm. 

8. Klusmann, Heinrich. 

9. Boyksen, Georg. 

10. Langerfeldt, Karl. 

11. Brake, Ludwig. 

12. Presuhn, Wilhelm. 

13. Griepenkeri, Wilhelm. 

14. Tannen, Tönjes. 

15. Sobelin, Julius. 

16. Frerichs, Konrad. 

17. Ostermann, Hans. 

Untaraakunda b. 

1. Rathe, Bruno. 

2. Stöver, Dietrich. 

3. Helms, Oskar. 

4. Klingonberg, Elimar. 

5. Tannen, Ommo. 

6. Janssen, Karl. 

7. Lübben, Kari. 

8. Schnitze, Wilhelm. 

9. V. Negelein, Kurt. 
10. Heusmann, Ludwig. 



12. Bebrmann, Werner. 

13. Bischoff, Emil. 

14. Lübken, Hermann. 

15. Kellerboff, Eduard. 

16. Müller, Kari. 

17. Löbering, Panl. 

18. Haslinde, Heinrieb. 

19. Bebrmann, Paul. 

20. Müller, Ernst. 

Obartartia a. 

1. Thorade, Hermann. 

2. Hayen, Friedrich. 

3. V. Wedderkop, Magnus. 

4. Axen, Georg. 

5. Hock, Friedrich. 

6. Wiesel, Arthur. 

7. Heise, Friedrich. 

8. Syassen, Werner. 

9. T. Düffel, Peter. 

10. Janssen, Johannes. 

11. Segebade, Emil. 

12. Klingenberg, Waltar. 

13. Flor, Wilhelm. 

14. Willicb, August. 

15. Scblesack, Martin. 

16. Moran, Karl. 

17. Hartong, Franz. 

18. Unruh, Hermann. 

19. Ostersehlte, Enno. 

20. Meyer, GusUt. 

21. I^hmann, Otto. 

22. Mühring, Ludwig. 

23. Högl, Ernst. 

Obartartia b. 

1. Heye, Richard. 

2. Chemnitz, Erich. 

3. Boblmann, Ferdinand. 

4. Willers, Bernhard. 

5. Ballin, Otto. 

6. Rnschmann, Hermann. 

7. Heye, Günther. 

8. Roth, Johannes. 

9. Tantzen, Hugo. 

10. Müller, Johannes. 

11. Meyer, Erich. 

12. Stein, Karl. 

13. Riechmann, John. 

14. Sprenger, Otto. 



15. Lndewig, Heinrich. 

16. Feldbus, Gustav. 

17. Wempe, Ernst. 

18. Brinkmann, Johannes. 

19. Schanenburg, Fritz. 

20. Haslinde, Bernhard. 

21. von Koblinski, Günther. 

22. Silberberg, Theodor. 

Untertertia a. 

1. Bultmann, Fritz. 

2. Weber, Paul. 

3. GrAper, Franz. 

4. Richter, Wilhelm. 

5. Trouchon, Heinrich. 

6. Boyersdorff, Hans. 

7. Heye, Oskar. 

8. Litrmann, Adolf. 

9. Bebrmann, Waltber. 

10. Hanken, Ernst. 

11. Lobmann, Alexander. 

12. Leverkus, Wilhelm. 

13. Raker, Tbeodor. 

14. Rnschmann, Anton. 

15. Meyer, Hermann. 

16. Teerkom, Karl. 

17. Oldewago, Waltber. 

18. Mencke, Wilhelm. 

19. Martens, Gustav. 

Untartartia b. 

1. Jaentsch, Edwin. 

2. Renken, Wilbolm. 

3. Wellenberg, Fritz. 

4. Scheer, Kurt. 

5. Tillicb, Georg. 

6. Y.BoauIieu, Fritz August. 

7. Jaspers, Karl. 

8. Creutzenberg, Fritz. 

9. Böwcrt, Fritz. 

10. Fehl, Wilhelm. 

11. Krahnstöver, Heinrich. 

12. Noell, Otto. 

13. Zeidler, Otto. 

14. Bake, Fritz. 

15. Oetken, Werner. 

16. Andreae, Karl. 

17. Ruykhaver, Franz. 

18. Eggerking, Johannes. 

19. Biems, Magnus. 

20. Eibeui 

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"1 «•••B»»»««». 



59 



Quarta a. 

1. Labüch, Hermann. 

2. Harbers, Otto. 

3. Ohienbusch, Theodor. 

4. Boedecker, Johann. 

5. Eibon, Johanned. 

6. BchiAT, Erich. 

7. HQnecke, Bernhard. 

8. Wachowsky, Max. 

9. Ehlers, Fritz. 

10. Schnitze, Otto. 

11. Wulff, Hans. 

12. Fiernkranz, Karl. 

13. Kaase, Walther. 

14. Hoborst, Ernst. 

15. Scheer, Günther. 

16. LöHchner, Louis. 

17. Böckmann, Heinrich. 

18. Koeniger, Wilhelm. 

19. Fehl, EmU. 

20. Wegener, Franz. 

21. Haaber, Julius. 

22. Klingenberg, Karl Lud w. 

23. Hitzegrad, Franz. 

24. Hönicke, Wilhelm. 

Quarta b. 

1. Ehlermann, Hans. 

2. Wachowsky, Karl. 

3. Runde, Justus. 

4. Wfirdemann, Adolf. 
b. Ramsauer, Peter. 

6. Fimmen, Karl. 



7. Fortmann, Erleb. 

8. MflUer, Ernst. 

9. Buunies, Georg. 

10. Calberla, Wilhelm. 

11. Zeidlcr, Ernst. 

12. Kolluianu, Horst. 

13. Eltze, Karl. 

14. Y. Thünen, Hans. 

15. Abel, Karl. 

16. Wempe, Adolf. 

17. Oppermann, Werner. 

18. Richter, Heinrich. 

19. Eggerking, Friedrich. 

20. Meyer, Otto. 

21. Cropp, Hermann. 

22. Droescher, Rudolf. 

23. y. Kempski, Hans. 

24. Kaven, Otto. 

QuKita. 

1. Reinhardt, Reinhold. 

2. Lassen, Johann. 

3. Beyersdorff, Ernst. 

4. Ehlermann, Gustav. 

5. Lohse, Wilhelm. 

6. Merckens, Helmut. 

7. Heumann,* Eberhard. 

8. Eltze, Paul. 

9. Schleifer, Otto. 

10. Schröder, Paul. 

11. Siems, Burchard. 

12. Krapohl, Fritz. 

13. Hartong, Karl. 



14. Hoyer, Karl. 

15. Oldewage, Rudolf. 

16. Unruh, Fritz. 

17. Frank, Loouhard. 

18. Poppe, Erich. 

19. Meyer, Heinrich. 

20. Königer, Fritz. 

21. Tebbe, Heinrieb. 

22. Prollius, Hans. 

23. Fimmen, Reiuhold. 

24. Boscheu, Kurt. 

25. Penning, Rudolf. 

26. Kublmann, Fritz. 

27. Nntzhorn, Heinrich. 

28. y. Friesen, Karl. 

29. Heye, Ad(4f. 

30. Harms, Karl. 

31. Konow, Hans. 

32. Frese, Hermann. 

33. Bake, Rudolf. 

34. Lyons, Fritz. 

35. Dreyer, Max. 

36. Logemann, Karl. 

37. Bultjer, Hermann. 

38. Liecker, Albert. 

39. Bierhorrit, Paul. 

40. y. Friesen, Eduard. 

41. Ruischmann, Wilhelm. 

42. Bultmann, Rudolf. 

43. Goy, Kari. 

44. Hönicke, Fritz. 

45. Linke, Karl. 



Saxta* 

1. Kellerboff, Arthur. 

2. Muhrens, Heinrich. 

3. Röfer, Heinrich. 

4. Kaase, Herbert. 

5. Fasting, Eduard. 

6. Greve, Hans. 

7. Dippe, Ernst. 

8. Eiben, Hermann. 

9. Both, Otto. 

10. Mohaupt, Hans. 

11. Ovye, Reinhold. 

12. Sandmann, Wilhelm. 

13. Bremerkamp, Bernhard. 

14. Basing, Paul. 

15. yon Massen back, Ericb. 

16. von Mühlenfels, Otto. 

17. Hanken, Richard. 

18. von Puttkamer, Jesco. 

19. Bauer, Albert. 

20. Dieckmann, Rudolf. 

21. Rütbning, Burchard. 

22. von Bülow, Bernhard. 

23. Fimmen, Hermann. 

24. Geerdes, Enno. 

25. Beumelburg, Kurt. 

26. Hobelmann, Wilhelm. 

27. Meyer, Wilhelm. 

28. Becker, Hans. 

29. Weltzien, Wilhelm. 

30. Humann, Rolf. 

31. Ostermann, Wilhelm. 



D. Sammlimgen. 



Für die Lehrerbibliothek wurden, anfser den Fortsetzungen von Grimms deutschem Wörterbuch, 
Keschers Mythologischem Lexikon, mehreren wissenschaftlichen oder das Scbnlfach betreffenden Zeitschriften — 
darunter neu: Poskes Zeitschrift für den physikalischen und chemischen Unterricht — angekauft: Diophanti Alexandr. 
Opera omnia ed. Tannery, H. — Euripides Herakles erkl. von v. Wilamowitz-Moellendorff, 2 Bde. — Geoponica rec. 
Beckh, — Hippocratis opera rec. Kuehlewein, I. — Joseph! opera rec. Niese, Y. VI. — Mythographi Graeci H, 1 edd. 
Sakolowski- Martini. — Philodemi voll. rhet. ed. Sudbaus. Suppl. — Plutarchi Moralia rec. Bernardakis, VI. — 
Thucydides ed. van Herwerden, IH. lY, — Kirchhoff, Thukyd. und sein Urkuudenmaterial. — Catonis de agri 
cultura Über rec. Keil. -* Plant! Comoediae rec. Ritschi, lY, 5. — Plauti Comoediae recc. Goetz et Schoell, I. III. 
Y. YII. — Collitz, Sammig. der gr. Dialekt-Inscbriften, lU, 4, 2. — Freeman, Gesch. Siciliens unter den Phöiiik., 
Griechen u.« Römern. — Pauly, Real-Encyklop. der klass. Altertumswissenschaft, her. von Wissowa. 3. Halbbd. — 
Woelfflin, Archiv fQr lat. Lexikogr., I.— YHI. — Gebert, Pr^cis histor. de la littdrat. fran9aise. — Düntzer, Klop- 
gtocks Oden. — Bellermann, Schillers Dramen. — Schillers Briefe, von Jonas, Yf. — Yiehoff, Scliillers Gedichte '. 
— Frick-Polack, ans deutseben Lesebüchern, lY, 2. r~ Giesebrecbt, Gesch. der d. Kaiserzeit, YI. — Hänssor, deutsche 
Gesch. 4 Bde. ^ — Müller, Polit Gesch. der Gegenwart, XXU.— XXYUI. •— Wellhausen, Prolegomena zur Gcsch 



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60 

IsritelB \ — Ders.i Israelitische u. jüdisehe Gesch. *. -* Müller-Pouillet, Lehrb. der Physik n. Meteorologie» 3 Bde. 
— Müller, Lehrb. der kosmischen Physik ^ — Wislioeiius, Astronomische Clironologie. — Münch, Anmerkungen 
zum Text des Lebens. — Rethwisch, Jahresberichte! IX. u. a. 

An Geschenken empfing die Lehrerbibliothek u. a.: Von 8r. Königl. Hoheit dem Grofshcrzog: Zeit- 
fragen des Christi. Volkslebens, XIX, XX. — Vom »aturwissenschaftl. Verein sa Bremen: Abhandlungen, XIII, 2. 

Die Schul er bibliothek wurde um 37 Bände vermehrt. 

Für den erdkundlichen Unterricht wurden folgende Karton angeschafft: Kuhnert, Deutschland 
(physik.); R. Kiepert, Königreich Preufsen and Mittel-Europa. 

Für das physikalische Kabinett wurde angeschafft: ein Fernsprechapparat fQr zwei Stationen. 

Für den naturkundlichen Unterricht wurde von dem Direktor des Grofsh. Museums, Herrn Dr. 
Martin, eine Sammlung von 129 Konchylien überwiesen. 



E. StiftungeiL 

■• Sfiekularstlpendlunis-Fonds. jc 4 

a. Bestand des Vermögens am 1. Januar 1805 1. des Saekularstipendiums-Fonds . . . 5266 46 

2. der damit verbundenen v. Busseschen 

Stiftung 2400 — 

3. Kassebehalt aus voriger Rechnung . 242 27 

7908 73 

b. Zugang: 1. Zinserfrag aus dem Fonds der Saekularstiftung 190 87 

2. Zinsertrag aus der v. Busseschen Stiftung 87 32 

8186 92 

c. Ausgaben: 1. Stipendium 200 — 

2. Verwaltungsgebühr 23 65 

3. Sonstige Ausgaben 26 80 

250 45 

verbleiben 7936 47 j 

Bestand des gesamten Stiftungsvermögens am 31. Dezember 1895 A 

1. Kapitalvermögen 7881 93 

2. Kassebehalt 54 54 



Summa wie oben 7936 47 

■■• Herbart-Stiftuns. 

Einnahme. 

Jan. 1. Übertrag aus 1894: JC 4 

Gemeinsames Barvermögen 140 84 

Zugang: Kontokocrentzinsen ans 1894 .%..... 3 03 

Effektenzinsen in 1895 160 — 

Mai 6. Geschenk von Frau Geh. Ober-Finanzrat Janssen („N. N.^) 100 — 

Summa 403 87 
Ausgabe 142 90 

Bleibt Barbestand am 31./12. 95 260 97 

Effcktonbestand: 3700 JC 4Vo Darmstftdtor Stadt-Anleihe k 103 3811 — 

300 JC 47o Preufs. Bod.-Crod.-Pfandbriefo ä 101,507^ 304 50 

Summa total 4376 47 
Davon: 

a. gemeinsames Vermögen * • . 3722 15 

b, Ajiteil der Ober-J^ealschulu 654 '6% 

uigiiizeu uy ^ 



t 



oogle 



61 

Ausgabe. JC -^ 

Febr. 6. Vio ^®' Zinsen des gemeinsauien Vermögons zur stiftungggemftfBen Verwendong; 

a. an das Gyninasium 59 80 

b. an die Ober-Rcalsobole 59 80 

119 60 

^/jo der Zinsen des Anteils der Ober-Realschule ni deren Verwendung 21 70 

Sept. 1. Verwaltungskosten des Effektenbesitzes , 1 60 

142 90 
Von dem Zinserträge im Jahre 1895: 

Vio ^^^ zusammen JC 164,78 =» J6 146|30 wurden überwiesen am 15. Januar 1895 zur stiftungsgemäfsen 
Verwendung: 

a. an das Gymnasium 63 20 

b. an die Ober-Realschule 63 20 

c. an dieselbe besonders 21 90 

Summa JC 148 30 
Von dem auf das Gymnasium fttr 1894 entfallenen Zinsanteil von JC 59,80 und dem Restbestande und 
Zinsen aus 1894, zusammen JC 73,39, wurden verwendet auf Schulbücher Hir drei Schüler zusammen JC 47,12. — 
Für das Jahr 1896 sind yerfügbar an Zinsen aus 1895 JC 63,20, an Rest und Zinsen aus 1895 JC 26,89, zu- 
sammen JC 90,09. 



F. Öffentliche Tumprüfung. 

Freitag, deu 27. März, nachmittags 3—6 Uhr, unter Leitung des Turnlebrers 
Wachtendorff in der Turnhalle des Gymnasiums. 

Gleichzeitig im Zeichensaale, im obem Stockwerk des östlichen Flügels des Schul- 
hauses, links vom Eingang: 

Ausstellung der Zeiehnnngon, 

die von den Schalem im Laufe des Schuljahres angefertigt worden sind, zu deren Besichtigung 
ergebenst eingeladen wird. 



Gr. Entlassung der Abiturienten. 

Sonnabend, 21. März, morgens 11 Uhr, in der Aula. 
Es werden folgende fünfzehn Abiturienten entlassen: 

1. Ernst Dugend, aus Oldenburg, geb. 1878 März 2. Studiert Jura. 

2. Erich Weber, aus Oldenburg, geb. 1877 August 9. Studiert Philologie. 

3. Karl Weichardt, aus Oldenburg, geb. 1878 Februar 8. Studiert Philologie. 

4. Wolfgang Künoldt, aus Oldenburg, geb. 1877 Januar 7. Studiert Philologie. 

5. Max Hüttner, aus Oldenburg, geb. 1877 April 14. Studiert Jura. 

6. Leopold Vellguth, aus Ocholt, geb. 1877 Februar 15. Studiert Medizin. 

7. Christian Jaborg, aus Oldenburg, geb. 1876 Juni 29. Studiert Medizin. 

8. Hermann Heumann, aus Oldenburg, geb. 1878 April 30. Studiert Elektrotechnik. 

9. Adolf Goldschmidt, aus Brake, geb. 1878 Februar 28. Studiert Medizin. ^r^ci](> 



62 

10. JobanneB Lohse, aus Stollhamm, geb. 1877 Mai 6. Studiert Philologie. 

11. Ernst Starklof, ans Oldenbnrg^ geb. 1878 April 4. Stndiert Jnra. 

12. Ernst Will ich, aus Oldenburg, geb. 1877 August 22. Stndiert Maschinenbau. 

13. Karl Ibbeken, aus Oldenburg, geb. 1874 Dezember 6. Studiert Theologie. 
14.' Theodor Francksen, aus Oldenburg, geb. 187Ö April 2. Studiert Jura. 

15. Axel Thortsen, aus Oldenburg, geb. 1877 September 12. Wird Offizier. 

Von diesen halten Vorträge: 

Weber: Calamitas virtutis occasio (Seneca). 

Dngend: Gnillaume I le Grand. 

Weichardt: Die Liebe zu unserer Muttersprache. 

Gesänge des Gymnaslalehors : 

„Wie laut erschallt, o Herr der Welt'^ aus „SauP^ von Händel. 

„Singet dem Herrn ein neues JLiied'^ von G. Jansen. 

„Heil sei dem Nann,^^9j: Iren -und fest" aus ,^Saul" von Händel. 

Diese Schulfeier mit uirer Höchsten und geneigten Gegenwart zu beehren, 
werden Seine Königliche Hoheit der Orofsheriog, Seine Königliche Hoheit der Erbgrofs- 
herzog, sämtliche Staats- und Kirchenbehörden, der Magistrat und Stadtrat, die Herren 
Prediger und Lehrer, die Eltern unserer Schüler, so wie alle Freunde des Oyqinasiums 
unterthänigst und gehorsamst eingeladen. 



Das laufende Schuljahr endet Sonnabend, 28. März. 
-- Das neue Schuljahr beginnt Montag, 13. April. Die Aufnahme neuer Schüler geschieht 
Sonnabend, 11. April, morgens 9—1 Uhr, im Gymnasium. Dabei ist, aufser de» Schulzeug- 
nissen, der Kachweis über die stattgehabte erste oder zweite Impfung zu erbringen. Die für 
Sexta angemeldeten Schüler haben ihr letztes Rechen- und Schreibheft vorzulegen. 

Die Wahl und der Wechsel der Pensionen bedarf vorgängiger Genehmigung des 
Direktors. 

Dr. H. Stein, 

Direktor des Gyninasittms. 



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