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Full text of "Japanische Mythologie [microform] : Nihongi "Zeitalter der Götter." Nebst Ergänzungen aus andern alten Quellenwerken"

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MASTER 

NEGATIVE 
NO.  1996-1 224 


MICROFILMED  1996 

AMERICAN  THEOLOGICAL 
LIBRARY  ASSOCIATION 

EVANSTON,  ILLINOIS  60201 


DAY  MISSION 
MONOGRAPHS  ON 


MICROFILM: 


I 


A  JOINT  PRESERVATION  PROJECT  OF 

THE  AMERICAN  THEOLOGICAL  LIBRARY  ASSOCIATION  AND 

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THE  PEW  CHARITABLE  TRUSTS 

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would  involve  violation  of  the  Copyright  law. 


Author: 


Title: 


Japanische  Mythologie 


Place: 

Tokyo 

Date: 

1901 


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THE  STANFORD  JAPONICA 
COLLECTION 

Donated  from  the  Library  of  the 
Rev.  Arthur  Willis  Stanford,  1859-^9X1 
Yale  Divinity  Scbool,  1885 ;  Japan  Mission 
of  the  American  Board  of  Commissioners 
for  Foreign  Missions,  1886-1921. 


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ALLE    RECHTE    VORBEHAUTEN. 


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VOHWORT. 


SEIT  der  Drucklegung  meiner  Uebersetzung  und  Erläuterung 
der  zweiten,  kürzeren  Hälfte  des  Nihongi  („Japanische 
Annalen  "),  welche  die  Geschichte  Japans  im  siebenten  Jahr- 
hundert unserer  Zeitrechnung,  von  Suiko-tennö  bis  Jitö-tennö, 
behandelt,  ist  eine  vollständige  englische  Uebersetzung  des 
Nihongi  von  IV.  G.  Astoji  veröffentlicht  worden.  Obgleich  die 
vorliegende  Arbeit  im  grossen  und  ganzen  schon  ausgeführt 
war,  habe  ich  sie  mit  Benutzung  des  vortrefflichen  Aston'schen 
Werkes  noch  ein  Mal  durchgearbeitet,  und  ich  ergreife  diese 
Gelegenheit,  um  fiir  die  mir  dadurch  zu  teil  gewordene  Belehrung 
meinen  Dank  auszusprechen.  Selbstverständlich  sind  alle  her- 
vorragenderen japanischen  Kommentarwerke  zu  Rate  gezogen 
worden.  Während  Aston  sich,  was  Spezialkommentare  zum 
Nihongi  anbelangt,  im  allgemeinen  auf  die  Benutzung  von 
Kahamurd s  Shoki-shüge  (g  ipß  ^  ^)  und  Tanigahas  Nihon- 
SHOKi-TSÜSHÖ  (0  ^  $  16  M  W)  beschränkt  hat,  habe  ich  mir 
den  unschätzbaren  Vorteil  nicht  entgehen  lassen,  die  For- 
schungen der  letzten  Jahrzehnte,  welche  einen  sehr  bedeutenden 
Fortschritt  über  die  älteren  Werke  hinaus  bedeuten,  gebührend 
zu  berücksichtigen,  namentlich  Professor  Ihida's  (^  H  ^  0) 
NiHONSHOKi-TSÜSHAKU  (0  :2ti  §  jfö  M  W)>  ^en  bei  weitem  besten 
Kommentar  zum  Nihongi,  und  Shikida's  Nihongi-hyöchü  (H  ;4^ 
^  Wi  nt).  Ueber  diese  und  alle  anderen  erklärenden  Schriften 
vergleiche   man    meine    1892   veröffentlichte    Einleitung    zum 


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II 


VORWORT. 


NiHONGi,  Abschnitt  VIII.  Beim  Citieren  bediene  ich  mich, 
wie  früher,  der  Kürze  halber  folgender  Buchstaben  : 

A      =     Text  der  Ausgal)e  vom  Jahre  1610. 

0  =     Text  der  Ausgabe  Ohozeki's. 
Ts     =     TsvsHö  von  Tanifjaha. 

Sa    =     Shuge  von  Kahamura. 
H     =     HyöchD  von  Shikida. 

1  =     Thida's  TsOsHAKU. 

Motowori's  und  Hirata's  Schriften  sind  teils  direkt  eingesehen, 
meist  aber  nach  Citaten  bei  I  und  H  benutzt  worden.  Moribe's 
Meinungen  habe  ich  aus  Chamberlain' s  Kojiki,  diejenigen 
Siizuki  Shigetane' s  aus  Ihida's  Werk.  Abgesehen  von  den 
gedruckten  Kommentarwerken,  ist  mir  auch  mannigfache  För- 
derung in  mündlicher  Belehrung  von  einigen  japanischen 
Kollegen  zu  teil  geworden,  namentlich  von  den  Herren  Pro- 
fessoren Kuinazö  Tsuboi,  M.  Kurokawa,  T.  Ihida,  und  6".  Mikaini, 
sowie  von  meinen  Freunden  den  Herren  T.  Fujishiro  und  T. 
Takeuchi.  Herr  Prof  Kuviazö  Tsuboi  hat  ausserdem  mein 
Manuskript  einer  eingehenden  Durchsicht  unterzogen  und  eine 
Anzahl  von  wertvollen  Bemerkungen  dazu  gemacht,  für  welche 
ich  diesem  vortrefflichen  Gelehrten  zu  höchstem  Danke 
verpflichtet  bin. 

Zur  Anlage  meiner  Arbeit  bemerke  ich  folgendes  : 
Um  über  das  Jindai-ki  hinaus  eine  zulängliche  Anschauung 
der  alten  japanischen  Mythologie  zu  bekommen,  ist  in  den 
Anmerkungen  dem  Kojiki,  Kogoshüi  und  den  Norito  reichlich 
Aufmerksamkeit  geschenkt  worden ;  auch  das  Küjiki,  das 
freilich  in  seiner  jetzt  vorliegenden  Gestalt  seit  MotS^vori's 
Kritik  von  den  japanischen  Historikern  als  ein  späteres  und 
unzuverlässiges  Machwerk  betrachtet  wird — nur  die  Abteilung 
S  ^  4i^  fö  KuNi  NO  MiYATSUKO  HoNGi  wiU  man  einigermassen 


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VORWORT. 


III 


gelten  lassen — ,  wurde  gelegentlich  berücksichtigt.  Der 
Appendix  enthält  ferner  eine  Anzahl  von  wichtigeren  im 
NinoNGi  fehlenden  Mythen,  welche  dem  Kojiki  und  den 
echten  alten  Füdoki  entnommen  sind.  Obgleich  aber 
somit  in  diesem  Buche  ein  ziemlich  umfassender  UeberbHck 
über  das  älteste  authentische  Material  geboten  wird,  muss  dem 
tiefer  eindringenden  Leser  die  gleichzeitige  Benutzung  des 
C/ia7nderlain  sehen  Kojiki,  sowie  der  von  Sir  Ernest  Satow 
begonnenen  und  von  mir  fortgesetzten  Uebersetzung  und 
Erklärung  der  Ancient  Japanese  Rituals  (sämtlich  in  den 
Transactions  of  the  Asiatic  Society  of  Japan)  empfohlen  werden. 

Vergleichungen  mit  Mythen  anderer  Völker  sind  in  einer 
Reihe  von  Fällen  herbeigezogen  worden.  Leider  konnte  es 
nicht  im  wünschenswerten  ausführlichen  Masse  geschehen,  da 
mir  nur  eine  sehr  beschränkte  Anzahl  von  Büchern  aus 
der  grossen  Mythen-  und  Sagen  -  Litteratur  hier  zur  Ver- 
fügung steht. 

Ein  offenes  Wort  sei  mir  in  Sache  der  Etymologien,  welche 
keinen  unbeträchtlichen  Raum  in  der  vorliegenden  Arbeit 
einnehmen,  gestattet.  Ich  habe  die  feste  Ueberzeugung,  dass 
die  bisherige  Methode  der  Erklärung,  mit  der  Absicht 
alles  und  jedes  zu  erklären  und  jedes  Wort  immer  weiter 
in  sinnbedeutende  Elemente  zu  zerlegen,  des  Guten  zu  viel 
thut.  Es  wird  jetzt  vieles  erklärt,  was  von  einer  entwickel- 
teren kritischen  Wissenschaft  als  unerklärbar  einfach  aus  der 
Tagesordnung  gestrichen  werden  wird  ;  auf  der  anderen  Seite 
wird  die  vergleichende  Sprachforschung,  wenn  es  ihr  gelungen 
sein  wird,  die  japanische  Sprache  definitiv  in  die  altaische 
Sprachfamilie  einzureihen  rund  den  verwandten  Wortschatz 
klarzustellen,  zweifellos  sehr  vieles  umwerfen,  was  jetzt  als 
sicher  gilt.     Die    gegenwärtige   japanische    Sprachwissenschaft 


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IV 


VORWORT. 


ist  auf  rein  japanischer,  mithin  einseitiger  Grundlage  aufgebaut, 
und  es  kann  daher  billiger  Weise  kaum  mehr  von  ihr  verlangt 
werden,  als  sie  in  der  That  geleistet  hat.  Wenn  ihre  Leistungen 
auch  nicht  mit  denen  der  Inder  sich  messen  können,  so  bestehen 
sie  doch  mit  Ruhm  neben  denen  der  meisten  Völker,  welche  aus 
eigenem  Zeuge  schufen.  Wie  die  moderne  Indogermanistik 
in  dem  etymologischen  Wirrwarr  der  einzelnen  indogerma- 
nischen Sprachen  nur  durch  Vergleichung  der  Idiome  des 
ganzen  Sprachgebietes  Luft  und  Licht  geschaffen  hat,  so 
ist  eine  wirklich  zuverlässige,  wissenschaftliche  japanische 
Etymologie  auch  nur  unter  reichster  Benutzung  der  Resultate 
aus  einer  Vergleichung  des  Japanischen  mit  seinen  verwandten 
Sprachen  denkbar.  So  lange  uns  diese  Lichtquelle  verschlossen 
ist,  bleibt  freilich  weiter  nichts  übrig,  als  auf  dem  bisher 
betretenen  Wege  mit  möglichster  Umsicht,  Vorsicht  und 
Bedächtigkeit  weiterzuschreiten.  Nur  einen  Schritt  können 
und  sollen  wir  schon  jetzt  thun  :  die  Gestalt  und  Bedeutung  der 
mutmasslichen  Wurzeln,  die  Stammbildungen  und  die  Laut- 
gesetze der  japanischen  Sprache,  wie  sie  in  älteren  und  neueren 
Litteraturdenkmälern  und  den  gesprochenen  Dialekten  vor 
uns  liegen,  erforschen.  Es  ist  bis  jetzt  wunderbarer  Weise 
versäumt  worden,  auch  nur  die  einfachsten  Statistiken  zu 
diesem  Zwecke  anzulegen,  so  dass  wir  uns  beim  Et3^molo- 
gisieren  oft  in  unangenehmster  Unklarheit  darüber  befinden, 
ob  ein  Laut  oder  eine  Silbe  wesentlich  zum  Stamm  eines 
Wortes  gehört,  oder  ein  eliminierbares  Affix  ist,  oder  der- 
gleichen.*      Ich    habe    für    meine    eigenen    Bedürfnisse     eine 


*  Ganz  besonders  bedenklich  sind  die  zalilreichen  Erklüningen  aus  radi- 
kalen Abkürzungen  und  Kontraktionen,  z.  B.  !io  aus  oho,  ohonhi,  ho'ji,  u.  s.  w ; 
sa  aus  saka  (I,  Anm.  7);    koya  aus    koto    aya   (im    Namen    Koyane,    VI,    18); 


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VORWORT. 


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diesbezügliche  Erforschung  des  japanischen  Wort-  und  For- 
menschatzes unternommen,  bin  aber  noch  nicht  weit  genug 
damit  vorgedrungen,  um  die  sich  dabei  ergebenden  Resultate 
für  das  gegenwärtige  Buch  in  weiterem  Masse  nutzbar  machen 
zu  können.  Ich  bin  daher  fürs  erste  noch,  wenn  auch  mit 
einigem  Widerwillen,  in  die  Fusstapfen  meiner  Vorgänger 
getreten.  Im  allgemeinen  darf  ich  für  meine  Arbeit  wohl  in 
Anspruch  nehmen,  dass  ich  die  bei  der  Interpretation  und 
Erläuterung  aufstossenden  zahlreichen  Schwierigkeiten  zwar 
keineswegs  auch  nur  annähernd  gelöst  habe,  ihnen  aber  auch 
nirgends  aus  dem  Wege  gegangen  bin,  und  ich  gebe  mich  der 
Hoffnung  hin,  durch  Beibringung  reichlicher  Materialien  eine 
brauchbare  Grundlage  für  weitere,  eingehendere  Forschungen 
geschaffen  zu  haben.  Aus  den  vorliegenden  Rohstoffen  eine 
wirkliche  geordnete  japanische  Mythologie  zu  gestalten,  ist 
eine  Aufgabe  der  Zukunft,  die  jetzt  schon  zu  unternehmen 
noch  verfrüht  sein  dürfte. 

Die  Varianten,  welche  im  Originaltext  um  ein  Zeichen 
tiefer  stehen  (beginnend  mit  der  Floskel  ^  ^  H  „in  einer 
Schrift  heisst  es  "),  sind  vom  Text  durch  Einrücken  der  Zeilen 
unterschieden  ;  die  Glossen  sind  in  Kursivschrift  gegeben.  In 
der  Schreibung  der  altjapanischen    Wörter   berücksichtige   ich, 

um   FUHR   ETYMOLOGISCHE     ZWECKE     MOEGLICHSTE    GENAUIGKEIT 

anzustreben,  das  japanische  Kanasystem,  welches  den  I^ut- 
charakter  des  Altjapanischen  ziemlich  treu  bewahrt  hat.  Demnach 
unterscheide  ich  z.  B.  auch  gegenüber  den  stimmlosen  Konso- 
nanten sh  (in  shi,  aus  urspr.  si),  ch  (in  ehi,  aus  urspr.  //),  s 
(in  S7L)  und  ts  (in   tsii,  aus  urspr.  tii)  die  stimmhaften  Korres- 


Nahatoml  aus  Naha-tori-mochi  (VI,  19) ;    imi   (in   Imibe,    VI,    21)    von    ihahi ; 
shiho  aus  Mri-oJio  (Bucli  2,  Kap.  IV,  Anm.  103)  u.  s.  w.,  u.  s.  w. 


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VORWORT. 


pondenten  s  (si),  j  {j'i  aus  di),  a  {zu)  und  dz  {dzu  aus  dii), 
obwohl  man  neuerdings  in  der  Aussprache  meist  zi  von  ji, 
und  zu  von  dzu  nicht  unterscheidet.  Rationeller  wäre  die 
Schreibweise  stimmlos  si,  ti,  su,  tu,  stimmhaft  zi,  di,  zu,  du 
gewesen,  doch  zog  ich  vor,  mich  von  der  jetzt  allgemein 
üblichen  sog.  Hepburn'schen  Orthographie  nicht  mehr  als 
unbedingt  nötig  zu  entfernen.  Für  die  Aussprache  der  Japa- 
nischen Wörter  gilt  also,  dass  die  Vokale  wie  im  Deutschen 
(aber  ei  etwa  wie  e),  die  Konsonanten  ungefähr  wie  im 
Englischen  (aber  z  vor  i=j,  z  vor  zi=dz,  h  vor  i  etwa  wie 
ch  im  deutschen  icJi)  zu  sprechen  sind.  Wie  weit  die  jetzt 
gang  und  gäbe  Aussprache  von  der  Kanaschreibung  abweicht, 
mag  man  aus  der  folgenden  kurzen  Tabelle  ersehen : 


KANASCHREIBUNG. 

MODERNE  AUSSPRACHlli. 

Afumi 

Ömi 

Aha  (Ahaji,  ahamashi 

etc.) 

Awa  (Awaji,  awamashi  etc.) 

ahezu 

aezu 

awo 

ao 

Chi-gaheshi 

Chi-gaeshi 

hafuri 

hafuri   (od.   höri) 

Hahaki 

Höki 

harafee,  harahi 

harae,  harai 

he  (Seite) 

e 

hiki-matsufu 

hiki-matsü 

hiwe 

hie 

iha,  Ihare 

iwa,  Iware 

ihahi,  ihafu 

iwai,  iwö 

ihaho 

iwao 

ihi,  Ihida 

ii,  lida  (i,  ida) 

Isawo 

Isao 

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kawa,  -gawa 

kahi 

kai 

kohi 

koi 

kuhi,  -guhi 

kui,  -gui 

maguhahi 

maguwai 

mazinahi 

majinai 

mayu 

mai 

naho 

nao 

niha 

niwa 

nihi,  nuhi 

nii,  nui 

oho  (gross),  ohoshi 

ö,  öshi 

saha 

sawa 

sahi 

sai 

Sayeki 

Saeki 

shiho 

shio  od.  shiwo 

Sohori 

Söri 

Suminoye,  Suminowe 

Suminoe 

Susa  no  Wo 

Susanoo,  Susano 

tahi 

tai 

Taniha 

Tamba 

tomoye 

tomoe 

tsuwina 

tsuina 

Uha 

Uwa 

Unewo 

Uneo 

wadzurahi 

wadzurai 

wazahahi 

wazawai 

we 

e  (oder  ye) 

wi 

i 

wo     (z.  B.     wo-bashira,     woji. 

o    (obashira,    oji,    orochi,    Oto) 

worochi,  Woto) 

wo  (Objektspartikel) 

wo 

Wohari 

Owari 

ya-he 

yae 

ye,  yebi  etc. 

e,  ebi  etc. 

B- 


VIII 


VORWORT. 


KANASCHKEIBUNG. 

MODERNE  AUSSPRACHE. 

yosohi,  yosowohl 

yufu 

yuwe 

yosoi,  yosooi 

yü 

yue 

Es  ist  mir  schliesslich  eine  ehrenvolle  Pflicht  zu  berichten, 
dass  auf  Grund  eines  Gutachtens  der  Philosophischen  Fakultät 
der  Kaiserlichen  Universität  zu  Tokyo  über  die  vorliegende 
Arbeit  Seine  Excellenz  der  Herr  Unterrichtsminister  mir  den 
japanischen  Gelehrtentitel  '^^^'il  Biingaku-JiakusJd  ver- 
liehen hat. 


Tokyo,  im  Sommer  1899. 


E. 


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INHALT. 


IX 


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Ität 
nde 
den 
^er- 


NiHONGi,  Buch  I 
NiHONGi,  Buch  2 


APPENDIX: 


A. — Fragmente  aus  dem  Kojiki 

B. — Fragment  aus  dem  Küjiki 

C — N. — Fragmente  aus  den  Füdoki 

Synopsis  der  Göttergenealogie  im  Nihongi 

Vergleichendes   Namensverzeichnis   der  wichtigsten 

Naturgottheiten  .         .         .  . 

Nachtrae  .         .         .         .         •         ... 


Seite. 
I 

152 


Register  . 


25s 
275 

282 
309 

312 

319 
321 


TAFELN: 


19  Tafeln  mit  Illustrationen 
2     Karten  von  Idzumo 


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NIHONGI. 


Erstes  Buch. 


Des  Götterzeitalters*  erster  Teil. 


KAPITEL     I.  ^ 

[ANFANG    YOK    HIMMEL   UND    ERDE.       DIE   SIEBEN    GÖTTER- 
GENERATIONEN.] 

Vor  alters,  als  .  Himmel    und  Erde   noch    nicht  [von    ein- 
ander] geschieden,  und  das  weibliche  und    männliche  Prinzip  ^ 


KOMMENTAR. 


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Buch     I. 

*  Buch  1  und  2  des  Nihoxgi  enthalten  die  eigentliche  japanische  Mytho- 
logie und  weiden  gewöluilich  kollektiv  als  If  f^  J-ß  Jin-dai-KI  „Götter-Zeitalter- 
Annalen"  bezeichnet.  Das  erste  Buch  des  Ko.iiKi  und  ein  Teil  des  Küjiki 
bilden  das  Pendant  dazu  mit  vielerlei  Variationen.  Sie  zusammen  bilden  die 
Grundlage  der  Shintö-Eeligion.  Der  spezielle  Titel  von  Buch  1  ist  M  ^  -h 
Kami-yo  no  Kaml-tsu-maki  „  oberer  Band  des  Götterzeitalters." 

Das  Original  hat  keine  Kapiteleinteilung.  Aus  praktischen  Bedürfnissen 
ist  jedoch  liier  eine  solche  in  groben  Umrissen  vorgenommen  worden,  wie  in 
ähnlicher  Weise  Chamlierlain  im  Anschlus.s  an  Motowori  bei  seiner  Ueber- 
setzung  des  KoJiKi  getlian  hat.  Zur  Erleicliterung  des  Vergleiches  beider 
Werke  sind  gelegentlich  Verweise  auf  die  Chamberlain'sche  Kapiteleinteilung 
des  Kojiki  gegel)en.  Es  sei  bemerkt,  da&s  meine  Ueberschriften  der  Kapitel  den 
Inhalt  derselben  nicht  erschöpfen,  sondern  nur  im  grossen  ganzen  andeuten 
sollen. 


KAPITEL    I. 

1  Vgl.  Cliy.nib.  K.  sect.  I  und  IL 

"  p!«!    1^")    I'"i   iuilI  Yang   (jap.    me-vo  „^Ye'ih    und     Mann"    umschrieben) 
sind    das  sog.    veildiche   und   ■männliche   Prinzip   der    chinesischen    Philosophie 


2  „  AHhoiigi,"  Des  G'öttcrzeitalters  erster  Teil.      [kap.   i. 

nicht  getrennt  waren,  bildeten  sie  ein  Chaos  gleichsam  wie 
ein  Hühnerei,  und  in  ihrer  chaotischen  Masse  war  ein  Keim 
enthalten. 

Das  Reine  und  Helle  davon  breitete  sich  dünn  aus  und 
wurde  zum  Himmel ;  das  Schwere  und  Trübere  blieb  schwer- 
fallig zurück  und  wurde  zur  Erde. 

Bezüglich  der  Vereinigung  des  feinen  [Elementes]  war 
das  Zusammenballen  leicht ;  [dagegen]  das  Gerinnen  des 
schweren  und  trüben  [Elementes]  wurde  nur  schwer  voll- 
ständig zu  Stande  gebracht. 

Daher  ward  der  Himmel  zuerst,  und  erst  hiernach  nahm 
die  Erde  eine  bestimmte  Form  an. 

Hierauf  entstanden  zwischen  ihnen  göttliche  Wesen. " 


hervorgegangen  aus  dem  Urprinzip  Tai-fi'ih.  Vgl.  G.  von  der  Gabelentz: 
Tliai-kih-tbu,  des  Tscheu-tsze  Tafel  des  Uiprinzipes  mit  Tschu-hi's  Koninientar, 
Dresden  1876 ;  sowie  Mayers,  Chinese  Eeader's  Manual,  p.  293  No.  3. 

Die  Vorstellung,  dass  Hhiimel  und  Erde  ui sprünglich  nicht  von  einander 
geschieden  waren,  sondern  dass  sich  die  Trennung  ei^st  später  vollzog,  indem 
sieh  der  Himmel  nach  oben  verflüchtigte,  findet  sich  auch  in  anderen  Mytlien, 
z.  B.  in  der  Maori   Mythe,  allerdings  mit  anderen  Einzelheiten. 

s  Der  ganze  Eröflhungspassus  bis  hierher,  im  Originaltext  65  cliincsische 
Zeiclien,  gehört  niclit  der  echten  japanischen  Mythologie  an,  sondern  ist  von 
den  nach  gelehrter  rationalistischer  Darstellung  strebenden  Kompilatoren  des 
Nihongi  aus  chinesischen  Quellen  gezogen,  als  welche  von  den  Kommentatoren 
(siehe  die  Einzelangaben  in  SU  und  I)  das  i'^  ^  ^  HrAi-XAN-TSZE  von  Liu- 
ngan  (handelt  von  der  Lehre  vom  Tao  oder  Logos)  und  das  H  5.  /§  f  E  Sax-wu- 
I,i-Ki  citiert  werden.  Er  wird  daher  von  den  Shintoisten  der  strengen 
Schule  verworfen. 

Die  betreffende  Stelle  lautet  im  Küjiki  (Text  der  Kollektion  Koku-shi-tai- 
KEI  vol.  7,  Seite  173) :  ,,Vor  alters  war  die  Uressenz  eine  chaotische  Masse,  und 
Himmel  und  Erde  waren  noch  niclit  von  einander  getrennt,  sondern  waren  wie 
ein  Ei,  von  unbestimmten  Grenzen  und  enthielten  Keime.  Hierauf  stieg  die 
reine  Essenz  allmählich  und  breitete  sich  dünn  aus  und  wurde  zum  Himmel. 
Die  schwimmende  trübere  [Essenz]  sank  schwer,  setzte  sich  und  wurde  zur 
Erde.  Das  was  man  Land  {kuni)  nennt,  entstand  durch  Oeffnen,  Spalten  und 
Teilen  der  Erde,  wie  sie  dahinschwinnm.  Es  war  mit  dem  Schwimmen  eines 
spielenden  Fisches  auf  dem  Wasser  zu  vergleichen.  Der  Himmel  entstand 
zuei-st,  und   hiernach  wurde  die  Erde  bestimmt." 


ipilliiliiillpipliil 


KAP.    I.] 


Anfang  von  Himmel  und  Erde. 


Daher  heisst  es,  ^  dass  im  Anfang  der  Weltschöpfung  das 
Umherschwimmen  des  Länderbodens  zu  vergleichen  war  mit 
dem  Schwimmen  eines  spielenden  Fisches  auf  dem  Wasser. 

Nun  entstand  zwischen  Himmel  und  Erde  ein  Ding, 
welches  in  der  Form  einem  Schilf-Schössling  glich.  Hierauf 
verwandelte  es  sich  in   einen  Gott "'  mit  dem  Namen  Kuni  no 


**  Uebergang  zur  echten  japanisclien  Mythologie.  Das  „  daher "  soll 
fälschlich  den  Anschein  erwecken,  als  wenn  zwischen  dem  Vorhergehenden 
und  Folgenden  ein  Zusammenhang  bestände. 

5^  kanü.  Kami  heisst  ursprünglich  „oben,''  „Oljerer"  ganz  im  allge- 
meinen; deshalb  heisst  z.  B.  das  Haar  oben  auf  dem  Kopfe  himi  oder  l:ami  no 
fce,  die  Kegierung  o-kami  „das  geehrte  Obere ;"  der  Kaiser  in  der  Hofsprache 
o-kami,  d.i.  etwa  „Seine  Majestät;"  ^a)n^  =  „  oberster  Beamter,"  ,,Gouvernenr"' 
ist  in  den  letzten  Büoliern  des  Nihongi  oft  gebraucht.  Wenn  mit  dem 
Zeichen  |i^  geschrieben,  bedeutet  es  etwa  „höheres  "Wesen;"  unsere  ver- 
geistigte Idee  der  Gottheit  darf  niclit  hineingelegt  werden,  was  bei  der 
allgemein  üblichen  üebersetzuiig  durch  „  Gottheit "  wohl  zu  beachten  ist. 
Kami  kann  sowohl  eine  männliche  als  eine  veiblidie  (Gottheit  bezeichnen,  und 
das  Geschlecht  wird  meist  nicht  näher  bezeichnet.  Obgleich  daher  die 
Uebersetzung  „  Gottheit  "  am  rationellsten  wäre,  habe  ich  doch  Tielfach  die 
nähere  Bezeichnung  „  Gott "  oder  „  Göttin  "  vorgezogen,  um  dem  Leser  eine 
klarere  Vorstellung  zu  ermöglichen. 

Vielen  Philologen  ist  die  oben  gegebene  I-]rklärung  von  hami  zu  einfach 
und  natürlich  und  gemeinverständlich,  warum  sie  die  wunderlichsten  Hypo- 
thesen erfunden  haben.  So  erklärt  z.  B.  Shikida  (Verfasser  von  n.  d.  i. 
NiHüXGi-HYOciiu,  siehe  Einleitung),  dass  die  erste  Silbe  ka  von  dem  Adjektiv 
kashikoki  „  ehrfurchtgebietend  "  komme,  und  mi  gleich  dem  rai  in  den  Wörtern 
kimi  „Herr,"  omi  ein  Titel,  taini  „Volk"  ();u' =  Kiirper)  sei.  Hirata  versuchte 
kami  aus  ka  (Demonstrativpronomen)  und  Li  ,,  wunderbar,"  oder  aus  kribimoijc 
»spriessend  wachsend"  abzuleiten ;  etc.  etc.  Es  sei  hier  gleich  bemerkt ;  dass 
die  Auslegung  der  alten  2samen  von  Göttern,  Personen  und  Orten  oft  unüber- 
windbare  Schwierigkeiten  bietet,  und  es  oft  ebenso  viele  verschiedene  Inter- 
pretationen al«  Gelehrte  giebt.  Da  die  mei^^ten  Namen  im  Urtext  id'eiv 
graphisch  geschrieben  sind,  so  könnte  man  glauben,  dass  man  sich  nur  an  die 
Bedeutung  der  chinesischen  Cliaraktere  zu  halten  brauche.  Dies  wäre  jetlocli 
gänzlich  irreführend,  da  die  cliinesischen  S^chreibungen  'der  Xiunen  in  den 
Fallen,  wo  ideographische,  nicht  plionetisclie  Schreibung  beabsichtigt  ist, 
zwar  wohl  die  etymologischen  Deutungen  der  Verfasser  repräsentieren,  aber 
n.ur  zu  oft  willkürlich  angesetzt  sind,   worau   zum  guten  Teil  der  Umstand 


im 


4  „  Nihongi''  Des  G'öitcrzeitaltcrs  erster  Teil.       [kap.  k, 

Toko-tachi  no  Mikoto." — Das  Zeichen  ^  „  son  "  wird  [wie 
in  diesem  Falle]  gebraucht  in  Bezug  auf  Jemand  vom  aller- 
höchsten Adel;  für  die  Uebrigen  wird  das  Zeichen  •^  ,,mei" 
gebraucht ;  beide  Zeichen  werden  „  Mikoto "  gelesen.  Im 
folgenden  wird  es  immer  so  gehalten.— 

scJiuld  ist,  dass  den  Kompilatoren  des  Xihongi  (wie  des  Kojiki  und  KQjiki) 
selbst  in  vielen  Fällen  die  walire  Etymologie  der  Namen  unbekannt  war,  sie 
aber  trotzdem  immer  wie  mit  bekannten  Grössen  operierten.  Die  Aufgabe 
des  europäischen  Erklärers  geiit  vorläufig  im  allgemeinen  nicht  viel  weiter, 
als  aus  den  Hypothesen  der  japanischen  Philologen  die  wahrscheinlicheren 
auszuziehen.  Chamberlain  hat  in  seinem  Kommentar  zum  KoJiKi  der 
Kamenfrage  grosse  Aufmerksiunkeit  zugewendet  und  die  bezüglichen  Arbeiten 
der  älteren  Japanologen,  wie  Mabuchi,  N.  Mo'.owori,  Hirata,  JMoribe  etc.  sorg- 
fältig gesichtet.  Ich  habe  als  Ergänzung  dazu  die  oft  einen  grossen  Fort- 
schritt in  der  jap.  Altertumskunde  bezeichnenden  Arbeiten  aus  den  letzten 
Jahrzelinteu  von  Gelehrten  wie  Shikida  (H),  Ibida  (I),  Suzuki  Shujetane,  Motmcrl 
Toyokahi,  Kurokawa  Mayori  etc.  herbeigezogen. 

Die  von  Batchelor,  The  Ainu  of  Japan,  p.  248  f.  vorgebrachte  Hypothese, 
dass  das  jap.  kami  vom  Ainu  kanvui  „  Gott "  mit  der  Urbedeutung  "  he  who 
Covers,"  "  that  which  overshadows "  hergenommen  sei,  betrachte  ich  als 
höchst  unwahrscheinlich,  so  lange  die  von  mir  oben  angegebene  Erklärung 
nich"  durch  gewichtige  Gründe  entkräftet  werden  kann.  Da  der  Gleichklang 
des  jap.  und  des  Ainu  Wortes  kaum  auf  Zufall  beruhen  dürfte,  so  bin  ich  in 
der  That  geneigt,  dem  Ainu  kimui  jap.  Ursprung  zuzuschreiben.  Dass  wir 
es  in  dem  Worte  Ixuni  mit  einem  uralten  ural-altaischen  Worte  zu  thum 
haben,  wird  mir  durch  das  altmongolische  Wort  für  „Priester,"  auf  welches 
mich  Prof.  K.  Tsuboi  aufmerksam  machte,  fast  zur  Gewissheit.  Kami  ist 
nämlich  bei  den  alten  Mongolen  die  Benennung  für  „Priester"  (sonst 
fShaman  genannt).  Easched  ud-din  sagt  beim  Tode  Tuluis:  "Ce  prince  etant 
alle  voir  Ogotai  malade,  vit  aupres  de  son  lit  un  vase  de  bois  qui  conteuait 
ime  liqueur  avec  laquelle  les  Cctme-%  appelles  pour  guerir  le  Caan  par  leurs 
sortileges,  avaient  lunnecte  la  partie  douloureuse  de  son  corps."  etc.  (D'Ohosson, 
Histoire  des  Mongols.     Tom.  II,  Liv.  II,  Chap.  II,  p.  58,  Note). 

^Mikoto  besteht  aus  mi  „hehr,  erlaucht"  und  Imto  „Ding,"  also  =  „ hehres 
Ding."  Der  Zusatz  vo  Mihofo  (no  ist  Genetivpartikel)  ist  ein  ehrendes  Prädi- 
kat, welclies  an  die  Namen  von  Gottheiten  und  erlauchten  menschlichen 
Persönlichkeiten  angehängt  wird,  Tmd  lüsst  sich  etwa  durch  ,,  Seine  Hoheit, 
riire  Holieit "  wiedergeJben.  Das  in  der  Glosse  über  die  Schreibung  von 
Mikoto  Erwähnte  ist  eine  willkürliche  Unterscheidung,  welche  übrigens  nicht 
einmal  konsequent  durchgeführt  wird.      Im  folgenden  sind  phciietinclie  Glos 


üi 


mmmmm 


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KAP.    I.] 


Die  ersten   Götter o;enei^atioiieii. 


5 


Sodann  [kam]  Kuni  no  Sa-dzuchi  no  Mikoto, '  sodann 
Toyo-kumu-nu  ®  no  Mikoto  [zum  Vorschein],  im  ganzen  drei 
Gottheiten. "  < 


-welche  die  japanische  Aussprache  für  die  mit  chinesisclien  Zeichen  ge- 
schrieheiien  Wörter  geben,  überaus  zaldreich.  Da  sie  für  unseren  Zweck 
belanglos  siiid  und  wohl  auch  meistens  dem  Urtext  nicht  angehören,  sondern 
von  Späteren,  allerdings  in  der  Absicht  die  alte  ech(e  Leseweise  zu  retten, 
hinzugefügt  wurden,  habe  ich  sie  einfach  weggelassen. 

Kuni  no  Toko-tachi  no  Mikoto  ,,  Seine  Hoheit  der  auf  der  Erde  ewig 
Stellende."  kuni  „  Land  "  steht  oft  im  Gegensatz  zu  (une  „  Himmel  "  und  ist 
dann  etwa  im  Sinn  von  „  Erde "  zu  nehmen.  Toko  „  ewig,"  von  Motowori 
und  Hirata=.soAo  ,, Boden"  gesetzt.  I  toko=soko  ,,der  äusserste  Ort,  das  Aeus- 
serste;"  tachi  nicht  von  tatsu  „stehen,"  sondern  =^sMc/ti  (vgl.  weiter  unten),  ein 
Honorificnm  (ehrendes  Beiwort),  also  etwa :  „  der,  soweit  das  Land  reicht, 
herrschende  Altehrwürdige." 

"Nach  I:  sn  =  „  schmal,"  tsucJti  Honorificnm  (im  Kompositum  nigoriert 
zu  clsiichi).  Das  Zeichen  für  tmchi  ^,  welclies  „  Schlägel "  bedeutet,  ist 
jedenfalls  blos  als  Lautäquivalent  zu  betrachten;  vielleicht  ist  t<>uclii  „Erde" 
darunter  zu  vei-stehen:  „des  Landes  schmale  Erde."  Cliamberlain  folgt  N. 
Motowori:  m=saka  „Abhang,  Pass,"  dzi.i  =  tm  Genetiv  Partikel,  cA/  „der 
Alte "  (eider) :  "  der  Alte  der  Pässe."  Diese  Erklärung  von  .sa  halte  ich  für 
zu  gezwungen.  Aston  nimmt  xa  als  Honorificum  „just,  right,"  welches  er 
sieh  wohl  auch  von  sa  „  schmal,  klein  "  abstrahiert  denkt.  Ich  halte  dafür, 
dass  alle  sogenannten  Honorifica  auf  sinnfiilligere  Bedeutungen  zurückzuführen 
smd,  wenn  wir  auch  nicht  immer  mehr  im  Stande  sind,  jetzt  die  richtige 
Etymologie  aufzustellen. 

•■'  Toyo-kuinu-nu :  tmjo  „üppig,  reichlich;"  kiima  wohl  „sprossen,  spriessen,'' 
wozu  man  die  offenbar  als  Komposita  zu  betrachtenden  Verba  me-giiimi  und  tsuno- 
guinu  „sprossen,  keimen"  vergleichen  möge,  nn,  ist  entweder  „Gefild  " — im  Kojiki 
steht  dafür  das  Zeichen  ff  — ,  oder,  wofür  ich  mich  nach  Molowori's  und 
Hirata's  Ansicht  entscheide,  die  oft  gebrauchte  apokopierte  P'orm  von  nmlii  Herr, 
also:  „Ueppig-sprossender-Herr."  Aston's  rich-form-plain  scheint  mir  nicht 
empfelilenswert.  Auch  Mabuchi's  „  fest  gewordener-Sehlamm  "  geht  nicht  an. 
Die  Zeichen  g  |^  ?|:  bedeuten  „  reichlich-schöpfen-stehendes  Wasser."  Ln 
Kojiki  heisst  der  Gott  Toyo-kumo-nn  no  kann;  vgl.  Chamb.  png.  16,  Anm.  2. 

"  ^i  ;Tif  drei  Gottheiten,  umschrieben  durch  mi-Jiaf'him  no  kmii  drei  Pfeiler 
Gottheiten,  wobei  hashim  „  Pfeiler  "  ein  Zählwort  für  Gottheiten  ist,  analog 
unserer  Redeweise  „  hundert  Mann  Soldaten,"  „  zehn  Stück  Vieli "  etc.  Ich 
bin,  wie  Aston,  überzeugt,  dass  dies  eigentümliche  Zählwort  ein  Ueber- 
kommnis   aus   einer   Zeit   ist,   wo   die  Japaner,  wie  nocli  jetzt  die  Koreaner, 


6  ,,  Nihongi,"  Des  G'ötterseitalters  erster  Teil.      [kap.  i. 

Das    Prinzip    des    Himmels  ^^  flir   sich   allein    brachte    sie 
hervor,  und  daher  entstanden  diese  absolut-reinen  Männer. 

I. — In  einer  Schrift  heisst  es  :  ^' — Als  Himmel  und  Erde 
sich  zuerst  von  einander  trennten,  befand  sich  mitten 
im  Leeren  ^-  ein  Ding  von  schwer  zu  beschreibender 
Gestalt. 


Götzenbilder  besasseii,  die  in  einem  hölzernen  Pfeiler  mit  oben  ausgeschnitztem 
Kopf,  oder  grob  geschnitzter  ganzer  Menschengestalt,  bestanden.  Anch  im 
Amnrgebiet  sind  Pfeiler-Götzen  eine  ganz  allgemeine  Erscheinung,  wie  aus 
Kohn  u.  Andree's  Sibirien  und  das  Amurgebiet  hervorgeht.  Einen  solchen 
Pfeiler-Götzen  aus  Korea  kann  man  am  Treppenaufgang  im  Museum  von 
Uyeno  in  Tokyo  aufgestellt  sehen.  Aston  berichtet,  dass  die  als  Meilensteine 
dienenden  Pfosten  in  Korea  am  oberen  P^nde  die  Gestalt  von  Götzenbildern 
haben,  und  dass  diesen  pomph:ifte  Namen  gegeben  werden ;  ferner  dass  er  bei 
einem  Dorfe  in  der  Nähe  der  Hauptstadt  Soul,  am  Wege  nach  Wönsan,  etwa 
ein  Dutzend  solcher  Pfeiler-Götter  gesehen  habe,  welche  als  Beschützer  der 
Einwohner  während  einer  Pockenepidemie  dort  errichtet  worden  waren.  Der 
Sbintoismus  der  historischen  Zeit  besitzt  solche  Götzenbilder  nicht  mehr ; 
sonst  kennt  der  Shintoisnms  nur  wenige  in  Holz,  Stein  etc.  ausgeführte 
Götterfiguren,  wie  den  Innri-i<aiiia  (Reisgott,  ein  alter  Mann  mit  einem 
Keisbündel  über  der  linken  Schulter,  eventuell  auf  einem  weissen  Fuchse 
stehend),  die  beiden  geflügelten  Ti'ugv-.mma  (Himmelshunde,  mit  langen 
Nasen.  Nach  Professor  K.  Tsuboi's  Ansicht  sind  sie  wohl  aus  Indien  über- 
kommen; jedenfalls  sind  sie  auch  in  Tliibet  bekannt.  Vgl.  Waddell,  Buddhism 
of  Thibet.  Als  eine  Crestalt  des  llöllenteufels  erscheinen  die  Tengü  in 
religiösen  Komödien  des  I^amaismus),  den  Dönju-yaina,  den  iSui-tengü-mma 
(eine  Verschmelzung  der  Meergotter  von  Sumiyoshi  mit  dem  indischen  Meergott 
Suiten  d.  i.  Varuna,  dann  identificiert  mit  dem  jugendliclien  Kaiser  Antoku- 
tennö)  etc. 

i"  D.  i.  das  Yang-Prinzip.  Unjapanisch  I    ^'gl.  Anm.  2. 

1^  —  ^  0  aru  fuini  ril  ihahu.  Ueber  diese  Art  von  Glossen  habe  ich  im 
sechsten  Abschnitt  meiner  Einleitung  Seite  XII-XIV  .,  Glossen  und  Varianten 
im  Text  des  Nihongi "  ausführlich  gehandelt.  Sie  gehören  zum  ursprünglichen 
Text  des  Nihongi,  sind  aber  durch  die  Schreibweise  schon  äusserlich  gekenn- 
zeichnet, was  ich   durch  i^inrücken  der  betrefTenden  Stellen  nachgeahmt  habe. 

^-  )^  sora  oder  oho-zora  „das  Leere,  der  Luftraum  zwischen  Himmel  und 
Erde."  Der  eigentliche  Himmel,  das  Firmament  heisst  ame  oder  ama,  aus- 
führlicher tahtriia  {i\uä  tnka  „  boch,"  «»(o  „Himmel"  kontrahiert)  no  Itara  „das 
Gefilde  des  Hohen  Himmels." 


wmm 


«PHÜPHIPIIIPPP 


KAP.  I.]  -Die  ersten  G'öttergenerationen.  7 

Darinnen  entstand  von  selbst  eine  Gottheit,  mit 
Namen  Kuni  no  Toko-tachi  no  Mikoto,  auch  Kuni  no 
Soko-tachi^  no  Mikoto  genannt.  Ferner  Kuni  no  Sa- 
dzuchi  no  Mikoto,  auch  Kuni  no  Sa-dachi  '^  no  Mikoto 
genannt.  Ferner  Toyo-kuni-nushi  ^^  no  Mikoto,  auch 
Toyo-kumu-nu  ^^  no  Mikoto,  oder  auch  Toyo-kafushi- 
nu  ^^  no  Mikoto,  oder  auch  Uki-fu-nu-Toyo-kahi  ^'  no 
Mikoto,  oder  auch  Toyo-Kuni-nu  ^®  no  Mikoto,  oder 
auch  Toyo-kuhi-nu  ^^  no  Mikoto,  oder  auch  Ha-ko- 
kuni-nu ""  no  Mikoto,  oder  auch  Mi-nu  ^^  no  Mikoto 
genannt. 
IL — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Vor  alters,  zur  Zeit  da 
das  Land  jung  war  und  die  Erde  jung  war,  schwamm 
es  umher  etwa  wie  schwimmendes  OeL  Zu  dieser 
Zeit  entstand  im  Inneren  des  Landes  ein  Ding,  das 
an  Gestalt  wie  ein  Schilf-Schössling  im  Hervorspriessen 


3-5  f?ac/i/  von  tat&u  „stehen,"  oder  nach  H  Honorificum  wie  tsitc^d. 

^■*  „  Uejipig- Land-Herr  "  (Des  üppigen  Landes  Herr). 

15  Vgl.  Amn.  8. 

Iß  ,,Ueppig-wunderbar-Herr,"  nacli  H.  I  liest  Toyo-kafiMiu,  und  setzt  kafu 
=  kvmn,  was  er  wie  Motowori  erklärt ;  vgl.  Anm.  8.  Nach  den  Wichen : 
Toyo-k-a-fushi-nu  „  Üppig-Dufl-Glied-Gefild." 

^' uki  „Schlamm,"  fa  „enthalten,"  im.  „Herr,"  toyo  „üppig,"  hiJd  (^ 
kaufen)  H  „  Pfahl,"  I  kahi  =  kafu  mit  der  Bedeutung  von  kunm. 

1^^  „  Ueppig-Land-Herr  "  (Zeichen':  üppig-Land-Gefild). 

1^  „  üeppig-Pfahl-Herr,"  nach  l  =  Toyo-!xißi-nu.  Nach  den  Zeichen 
„  reichlich-beissen-Gefild." 

-^H:  „  Zuerst-gerinnen-Land-Herr,"  „Herr  des  zueret  geronnenen  (in 
festen  Zustand  übergetretenen)  Landes."  Nach  I  wäre  haka  aber  =  „  spriessen  " 
oder  „  enthalten.''     Die  Zeichen  sind  „Blatt-Baum-Land-Gefi Id." 

21  Mi-nu  „  hehrer  Herr,"  oder  „  hehres  Feld  "  phonetisch  M.W  „  sehen- 
Feld "  geschrieben ;  I  liest  im  Anschluss  an  das  Eikyö-bon  Msc.  g  Ä  if 
Kuni-mi-nu  statt  ^  gf  3Ii-nn  und  meint,  dass  mi  sich  eingeschlichen  und  es 
ursprünglich  Kuni-nu  geheissen  habe,  wobei  er  kvni  =  kumi  ^  setzt  (höchst 
unwahi-scheiialich !) ;  sonst  könnte  auch,  meint  er,  ^  statt  ^  verschrieben 
sein.     Ich  halte  eine  Emendation  für  überflüssig. 


8 


„  Nihongi,"  Des  Götterscitalters  erster  Teil.      [kap.  i. 


war.  Daraus  entstanden  durch  Transformation  Gott- 
heiten, mit  Namen  Umashi-ashi-kabi-hiko-ji  "^  no 
Mikoto,  ferner,  Kuni  no  Toko-tachi  no  Mikoto,  ferner 
Kuni  no  Sa-dzuchi  no  Mikoto. 

III. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Als  Himmel  und  Erde  in 
chaotischem  Zustande  waren,  da  waren  zuerst  gött- 
liche Wesen,  mit  Namen  Umashi-ashi-kabi-hiko-ji 
no  Mikoto,  und  ferner  Kuni  no  Soko-tachi  no 
Mikoto. 

IV. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Als  Himmel  und  Erde 
sich  zuerst  von  einander  trennten,  da  waren  zuerst 
gleichzeitig- mit-einander  entstandene  Gottheiten,  mit 
Namen  Kuni  no  Toko-tachi  no  Mikoto  und  Kuni 
no  Sa-dzuchi  no  Mikoto, 

IV  a. — Ferner  heisst  es  :  Die  Namen  der  auf  dem 
Hohen  Himmelsgefilde  -^  entstandenen  Gott- 
heiten    waren    Ama    no     Mi-naka-nushi  ^*    no 


--  „  Lieblich-Scliilf-Scliössling-wunderbarer  Sohn-traut."  Mit  vmu^hi  wird 
alles  bezeichnet,  was  den  Sinnen  geÜillt.  liiko  „  wunderbares  Kind,"  nach  I ; 
H:  hi-ko  „Sonnen-Solni."  jt  ist  eine  Art  Kofrewort  „traut,  lieb;"  von  I  als  ein 
son-shö,  d.  i.  auszeichnender  Ausdruck  bezeichnet.  Wahrscheinlich  ist  es  die 
nigorierte  Form  von  chi-  „  Alter,"  welclies  auch  in  chichi  ,,Vater,"  uv-ji 
„  Onkel  "  etc.  enthalten  ist. 

^>  Tahama  no  hir(i,   vgl.  .Vnm.   1 1. 

--•  H  liest  stets  ume  no  „  des  Himmels,"  wie  viele  andere  Japanologen 
thun,  während  im  Kompositum  die  Form  ama  gebraucht  wird,  (iegen  diese 
Aussprache  wendet  sich  jedodi  I  ganz  energisch  und  zeigt  an  vielen  Beispielen 
aus  alten  Büchern,  wo  das  "Wort  pliijuetisch  gesclirieben  ist  (|5pJ  jfji  ^g),  dass 
(tma  no  allein  bei  echtigt  ist.  Nur  im  2.  Band  des  Küjiki  findet  sich  einmal 
die  phonetisclie  Schreibung  päl  ^  g t  IS  Ä  -S  Ä  ^'»e  no  Kagu-yama,  eine 
Ausnahme,  die  er  nicht  anerkennt,  sondern  als  irrtümlicli  beseitigt  wissen 
will.      Vgl.  NiHOSSHOKI-TSCSHAKU,  vol.  1,   S.   104  ff. 

Ama  no  Mi-naha-avj<}il  „  Himmels-helir-Mitte-Herr."  Nach  J.  O'Neill, 
Night  of  the  Gods,  p.  '^'^'/■.ia  (citiert  von  Aston)  wäre  es  der  Polar- 
stern Gott. 


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mtm^mmmtfi^ 


KAP,    I.] 


Die  ersten  Götter srenerationen. 


Mikoto,  ferner  Taka-mi-musubi  ^'^    no    Mikoto, 

ferner  Kaniu-mi-musubi  -"  no  Mikoto. 

V. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Zur  Zeit  da  Himmel  und 

Erde   noch    nicht  entstanden    waren,   waren   sie   etwa 

wie    auf   dem  Meere   schwimmende   Wolken,    welche 

nirgends  einen  Stützpunkt  haben. 

Mitten  darinnen  entstand  ein  Ding  wie  ein  Schilf- 

Schössling,   der   zuerst  in  dem  Schlamm  wächst,   und 

wurde    durch    Transformation    zu    einem    [göttlichen] 

Wesen  mit  Namen  Kuni  no  Toko-tachi  no  Mikoto. 

VI. — In   einer  Schrift  heisst   es  : — Als  Himmel    und    Erde 

sich   zuerst    von    einander    trennten,    entstand    mitten 

im    Leeren    ein     Ding,    das    einem    Schilf-Schössling 

ähnelte,    und   sich  hierauf  in    Gottheiten  verwandelte, 

mit     Namen    Ama    no    Toko-tachi    no     Mikoto    und 

Umashi-ashi-kabi-hiko-ji  no  Mikoto.    Ferner  -^  entstand 

mitten  im   Leeren  ein  Ding,  das  schwimmendem  Ocle 

ähnelte  und  sich  hierauf  in  eine  Gottheit  verwandelte 

mit  Namen  Kuni  no  Toko-tachi  no  Mikoto. 

Sodann  waren  da  die  Gottheiten  U-hiji-ni  no  Mikoto  und 

Su-hiji-ni  ^^    no    Mikoto.     Man    nennt    sie    auch  U-hiji-ne  no 

Mikoto  und  Su-hiji-ne  no  Mikoto. — 


25  „Hoher -liehrer- Erzenger."  3Iumbi  aus  vmsu  „erzeugen,  werden, 
wachsen,"  aucli  erstes  Kompositionsglied  in  vuisu-fM  „Sohn,"  lumu-me 
„Tochter;"  hi  nigoi-ierte  Form  von  hi  ,,  wunderbar,"  vgl.  hl-ko,  hi-ine  (wohl 
ui-sprünglich  Jd  „  Sonne ").  Nach  anderen  ist  bi  die  Wurzel  des  Verbal- 
suffixes buru. 

-^  „  Göttlicher-hehrer-Erzeuger."     H  kontrahiert  in  Kami.-musitbL 

-'  X>  I  31^.  X  0  (Aston :  it  is  further  stated)  ist  eine  willkürliehe 
Aendernng  des  Textes  bei  SU. 

28  U-hiji  und  Su-hijl  bedeuten  nach  den  Zeichen  „  Schlamm-Erde "  und 
„Sand-Erde,"  und  zwar  hiessen  nach  Hirata  die  beiden  Gottheiten  so,  weil 
sie  die  Keime  dessen,  was  zur  Erde  wurde,  enthielten.  Diese  Interpretation 
scheint  die  beste.  Nach  H  aber  (im  Anscbluss  an  Mabuchi)  wären  die 
Schreibungen  von  ?t  und  su  nur  plionetisch  zu  nehmen,  nämlich  u  =  7(ki 
„schwimmend,"  und  .<«  =  „sinkend,"  also  „  Schwimm-Sehlamm "   und    „Sink- 


■^p^^niiHiipiii^^ 


lO 


„  Niho7tgi,"  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.      [kap.  i. 


Sodann  waren  da  die  Gottheiten  Oho-tono-ji  ^'  no  Mikoto — 
anders  heisst  sie  Oho-tono-be — ,  und  Oho-toma-be  no  Mikoto ; 
dieselben  heissen  aiich  Oho-tovia-hiko  no  Mikoto  nnd  Oho-toma- 
himc  no  ÄEkoto ;  auch  heissen  sie  Oho-tomu-ji  ^^  no  Mikoto 
und  Oho-tomu-be  no  Mikoto. — 

Sodann  waren  da  die  Gottheiten  Omo-taru""  no  Mikoto  und 
Kashiko-ne"^  no  Mikoto — man  nennt  [die  letztere']  auch  Aya- 
kasJiiko-ne  ''^  no  Mikoto,  oder  auch  Ayii-kashiki "'-  no  Mikoto,  oder 
auch  Awo-kashiki-ne  •''  no  Mikoto,  oder  auch  Aya-kashiki 
no  Mikoto. 

Sodann  waren  da  die  Gottheiten  Izanagi"''  no  Mikoto  und 
Izanami  ''"'  no  Mikoto. 

Sclilanim."  2si  ist  gleich  ne,  ein  Kosewort:  „lieb,  teuer;"  dasselbe  soll  aucli 
in  an'i  „  älterer  Bruder  "  enthalten  sein,  a-nl  =  „  mein  Lieber."  SLi-h{)i-ni  wird 
im  KojiKE  als  jüngere  Schwester  (oder  Weib ;  beide  AVörter  sind  im  Alt- 
japanischen identisch)  von   U-hlji-ni  bezeichnet. 

"'Nach  den  Zeichen  ;fz  oho  „gross,''  p  to  ,,  Thor,"  ;^  no  Gen.,  ^  ein 
„Weg;"  "J^  toma  ein  grobe  Mattenart,  ^  he  {he)  „Ort."  Doch  ist  diese 
Schreibung  teilweise  ph<  netiscli :  :^  oho  „  gross "  ist  nur  Honorificura,  tono 
{p  ;t)  =  ^  >'  Palast,''  ät  ■/  „  lieb,  traut ;"  toma  nach  H  =  ,,  Matte,''  nach  I  = 
tojiDi  C^)  weiter  unten,  welchem  Worte  I  auf  Grund  einer  keineswegs  über- 
zeugenden Argumentation  aus  verschiedenen  Stellen  des  Kogoshüi  die  Be- 
deutung ,,  Haus  ''  geben  will ;  be  =  ine  ,,  Frau,"  eine  ehi'ende  Bezeichnung  bei 
weiblichen  Gottbeiten,  wie  ji  bei  männlichen  Gottheiten. 

3U  tomu  C^]  nach  I  =  „  Haus,"  ob  die  Lesart  tomn  oder  fmni  besser  sei,  lässt 
er  dahingestellt ;  H  liest  toml  und  betrachtet  es  als  Kontraktion  von  toma-ami 
,;  Mattenfleehter  "  (phantastisch!).  Oho-toma-be  wird  im  KoJiKi  als  jüngere 
Scliwester  von    Oho-tono-ji  bezeichnet. 

•51  Onio-taru  ,,  Gesicht-vollkommen,"  d.  i.  vollkommen  schön.  H  omo 
,,  Ceremonie,"  taru  „  vollkommen." 

•"■- Kcishiko  „ehrfurchtgebietend;"  ;|g  7c  „Wurzel"  soll  nach  I  so  viel 
wie  ,, Schamteil"  bedeuten,  während  andere  es  als  Honorificum  (vgl.  Anm. 
28)  betrachten,  ^ya,  ayu  und  aim  sind  Interjektionen  der  Ueberraschung : 
all !  Kashlki  =  kashiko.  Meine  Lesung  Ayu-kas'tiki  ^  ^^M  ^  schliesst  sich  an 
die  Emendation  von  I  an,  welcher  ^  vor  ,gt  ergänzt,  ^  j^^  =  mju,  während 
,gt  allein  imi  „Vermeidung,  Abstinenz"  zu  lesen  wäre,  wie  auch  die  meisten  Texte 
thun.  ^  ist  aber  offenbar  im  Original  nur  durch  ein  Versehen  ausgefallen. 
'"'"' Izana-gi  und  hana-ml   sind   abgeleitet    vom   Verbum  izanafu  „einladen," 


KAP.  I.]         Sieben  Generationen  des  G'dtterzeitalters. 


II 


I. — In   einer    Schrift   heisst  es  : — Diese  beiden  Gottheiten 

waren  die  Kinder  von  Awo-kashiki-ne  no  Mikoto. 
II. — In    einer    Schrift   heisst   es  : — Kuni  no   Toko-tachi  no 
Mikoto    erzeugte    Ame-kagami  "^    no    Mikoto ;    Ame- 
kagami  no  Mikoto  erzeugte  Ame-yorodzu^  no  Mikoto; 
Ame-yorodzu    no    Mikoto    erzeugte     Awa-nagi  ^^    no 
Mikoto ;    Awa-nagi    no    Mikoto   erzeugte    Izanagi    no 
Mikoto. 
Im    ganzen    waren    es   acht   Gottheiten.      Sie    hatten    sich 
durch   gegenseitige    Verbindung    der    Prinzipien   des    Himmels 
und     der  Erde  transformatorisch  gebildet,  weshalb  diese  männ- 
lichen   und  weiblichen    [Gottheiten]    gebildet    wurden.  "''       [Die 
Gesamtheit    der  Götter]    von  Kuni    no    Toko-tachi    no    Mikoto 
bis   zu  Izanagi    no    Mikoto    und    Izanami     no    Mikoto     nennt 
man  die  Sieben  Generationen  des  Götterzeitalters.  ^'^ 


(jl  =  k'.mi  „Herr,''  v/u' verwandt  mit  i/((^  „Weib,"  also:  „einladender  (auflbrdern- 
der)  Herr"  und  „einladendes  Weib.  Erwähnenswert,  obgleich  unsicher,  ist 
die  von  Aston  vorgebrachte  Hypothese,  dass  Iz-i  oder  Im  ein  Ortsname  sein 
könnte.  Weiter  unten  wird  nämlich  ein  im  Himmel  gelegener  Isa  Brunnen 
erwähnt  O'-'-i^),  auch  giebt  es  einen  Ort  Im  in  der  Provinz  Hitachi  und 
einen  Im  no  jinja  (Shintotempel  von  Isa)  in  der  Provinz  Idzumo.  na 
Uiöclite  Aston  dann  als  eine  Variante  der  Genetiv  Partikel  no  betrachten.  N. 
Motowori  zerlegt  iz:uia  in  iz'x-izaimfn  _  und  na,  das  persönliche  Pronomen  der 
zweiten  Person,  also :  „  der  dich  einladende  Herr,"  ,,  das  dich  einladende 
Weib."  Die  obige  Erklärung  von  iz^ma  als  einheitliches  Wort  verdient  aber 
entschieden  den  Vorzug  vor  dieser  letzteren. 

^*  „Himmels-Spiegel." 

•*•',,  Himmels-Myriade.''  y'rodzu  =  „ze\\n  tausend,''  d.i.  unendlich  viel. 

"'ß  „  Schaum-Stille  "  (Meeresstille). 

=*"  Chinesische  Vorstellung. 

^s  Vgl.  Cliamb.  Kojiki  section  II.  Die  Traditionen  sind  überaus  konfus. 
Zum  Vergleich  habe  ich  im  Appendix  die  entsprecliende  Stelle  aus  dem 
Eingang  des  Küjiki  ( If -f^  ?ic  |E  und  |i$  ^  ;^  ^E)  mitgeteilt,  als  direkte 
Fortsetzung  des  Auszugs  in  Anm.  3.  Doch  sei  hier  gleich  bemerkt,  dass  die 
daselbst  in  intei-linearer  Version  gegebene  Erklärung  der  Xamen  zum  Teil 
höchst  problematisch  ist.  Manche  der  Gottheiten  sind  vielleicht,  wie  Aston 
meint,  auch  gar  nicht  japanisch,  sondern  koreanischen   Ursprungs,  und  einige 


■ililililiiiiliill^ 


mm. 


12 


,,  Niliongi,''  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.      [kap.  i. 

I. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Die  männlichen  und 
weiblichen  paarweise  entstandenen  Gottheiten  waren 
zuerst  U-hiji-ni  no  Mikoto  und  Su-hiji-ni  no  Mikoto ; 
sodann  waren  es  Tsunu  -  guhi  •'"  no  Mikoto  und 
Ikuguhi  ^"  no  Mikoto,  sodann  waren  es  Omo- 
taru  no  Mikoto  und  Kashiko-ne  no  Mikoto  ;  sodann 
waren  es  Izanagi  no  Mikoto  und  Izanami  no 
Mikoto. 


I 


werden  Ortsnamen  sein.  Satow  möchte  im  allgemeinen  Recht  haben,  wenn 
er  in  Ancient  Japanese  Rituals,  J.  A.S.T.  vol.  7,  pag.  ]21  sagt:  „Wir  sollten 
eigentlich  erwarten,  dass  der  allererste  Gott  Arne  no  Mi-naka-nushi,  und 
vielleicht  das  ihm  folgende  Paar  Taka-mi-musubi  und  Kami-musubi  eine 
grosse  Rolle  in  den  frühen  Sagen  der  Japaner  spielen  würden,  und  dass  auch 
Izanagi,  der  Erzeuger  der  Sonne  und  des  Mondes,  einen  wichtigen  Anteil  an 
der  Leitung  der  Ereignisse  haben  würde,  aber  in  Wirklichkeit  seilen  wir, 
dass  diese  Gottheiten  st'hr  wenig  zu  thun  haben,  mit  Ausnahme  des  Taka-mi- 
inusnbi,  welcher  gewöhnlich  als  die  Welt  zusammen  mit  der  Sonnengöttin 
regierend  dargestellt  wiid.  Izanagi  und  seine  Gemahlin  verschwinden  von 
der  Bildfläche,  sobald  als  sie  das  Land,  Meer,  die  Flüsse  und  Elemente 
gebtiren  haben,  und  des  Kind  Izunagi's  wird  der  Mittelpunkt  der  Mythologie 
und  Verehrung  der  alten  Japaner.  Man  kann  scliwerlicli  den  Gedanken 
unterdrücken,  dass  die  Sinne  die  erste  unter  den  vergötterten  Xatnrkriiften 
gewesen  ist,  und  dass  die  lange  Reihe  von  Göttern,  welche  ihr  Inder  Kosmo- 
gonie  des  Kojiki  und  Nihongi  vorhergehen,  und  von  denen  sich  die  meisten 
durch  ihre  Namen  als  blosse  Abstraktionen  erweisen,  erfunden  wurde,  um 
ihr  eine  Genealogie  zu  geben,  in  welclie  zwei  oder  vielleicht  mehrere  ihrer 
Attribute  als  besondere  Gottheiten  personificiert  mit  aufgenommen  wurden." 
Hiergegen  wäre  nur  einzuwenden,  dass  jedenfalls  Iz'xmujl  und  Izjnami  echte 
Gestalten  der  ältesten  Mythe  sind,  während  die  vier  ihnen  vorangehenden 
Paare  zweifellos  spätere  Erlindungen  der  Kosmogonen  sind.  Sogar  Hirata 
betrachtet  die  letzteien  nur  als  IJezeiehnungen  für  die  vei-schiedenen  Stadien, 
durch  welche  Izanagi  und  Izanami  hindurchgingen,  ehe  sie  zur  Vollkommen- 
heit gelangten. 

•'"  T'inim-guhi  „  Tlorn-Pfahl,"  nach  den  Zeichen  ;  Chamberlain  übersetzt 
nach  einer  landläufigen,  aber  wohl  mindestens  sehr  unsicheren  Erklärung 
„Keim  enthaltende  Gottheit"  (Geijn-Integrating-Deily). 

■*"  Iku-guhl  „  Lebender-Pfahl,"  in  Analogie  zum  vorhergehenden  Namen 
gewöhnlich  ,,  Leben  enthaltende  Gottheit.'' 


KAP.  II.]  Izanagi  und  Izanami  s   Veriuäldiing, 


13 


KAPITEL     IL 
[izanagi  und  izanami 's  vermaehlung  und  laenderzeugung.] 

Izanagi  no  Mikoto  und  Izanami  no  Mikoto  standen  auf 
der  schwebenden  Brücke  des  Himmels  ^  und  beratschlagten 
mit  einander  und  sprachen  :  ,,  Ist  unten  am  Boden  nicht  etwa 
gar  ein  Land  ?" 

Hierauf  stiessen  sie  mit  dem  himmlischen  Juwelen -Speer  ^ 


KAPITEL    II. 
Zum  Inhalt,  veegl.  Kojiki  skct.  3  bis  5. 

AiiHi  no  U/d-/iashi,  eine  den  Himmel  mit  der  Erde  verbindende  Brücke. 
Sollte  der  Regenbogen  Anlass  zu  dieser  Vorstellung  gegeben  haben?  Nach 
einer  alten  Ueberlieferung  soll  die  sogenannte  Amn  no  Hanhi-date  „  Himmels- 
standleiter "  in  der  Provinz  Tango   die  umgefallene   schwebende   Brücke  sein. 

Die  Avm  no  Hashi-date  i«t,  wie  mir  Professor  K.  Tsuboi  mitteilt,  eine 
schmale  Landzunge,  eine  Nehrung,  die  durcli  die  vereinigte  Kraft  des  Windes 
und  der  Wellen  aus  Sand  und  Steinchen  zi'sammengehäuft  wurde  (eme  andere  be- 
kannte 7ica<hiflate  oder  Nehrung  ist  die  in  der  Poesie  berühmte  Miho  no  Matsubam., 
der  Schauplatz  des  lyrischen  Dramas  Ilagoromo).  Die  bezügliche  Sage  lautet 
im  Takgo-füdoki  :  „  Im  nordöstlichen  Winkel  des  Yosa-gohori  gJebt  es  ein 
Sato  Namens  Haya-islii  no  Sato.  Im  Meere  dieses  Bezirks  erstreckt  sicli  eine 
lange,  grosse  Landzunge,  deren  Länge  2,229  Jö  (1  Jö  =  10  Fuss)  beträgt,  und 
die  an  einigen  Stellen  weniger  als  9  Jö,  an  anderen  Stellen  zwischen  10  bis 
20  Jö  breit  ist.  Früher  nannte  man  sie  Avui  no  Ilai-hi-daie,  später  Kn.'<hi  no 
Jlaiiia  (/(0/i(«  =  Strand).  Der  Grund  für  die  Benennung  ist  folgender:  Der 
lauderzeugende  grosse  Gott  Izanagi  no  Mikoto  baute  eine  I^iter  auf,  um 
darauf  gen  Himmel  zu  steigen,  daher  der  Name  Amn  no  ITashi-dafe  .,  Hiuunels- 
Standleiter."  Als  der  Gott  schlief,  fiel  sie  um,  und  das  ist  sonderbar  (jap. 
kn-'^hibi),  und  deshalb  nennt  man  [den  Strand]  Ku.'Jiibi  no  Hämo.  Den 
Zwischeurauni  dazwischen  nennt  man  K/ushi.  Das  Meer  östlich  davon  heisst 
YoHi  no  TJnil  „  Meer  von  Yosa,"  dasjenige  im  Westen  Aso  no  Umi.  In  bei- 
den Meeren  leben  allerhand  Fische  und  Muscheln,  aber  an  Hamagu: ' 
(Venusmuscheln)  fehlt  es." 

Die  Idee  dieser  Brücke  erinnert  .unwillkürlich  an  die  Himmel  und  Erde 
verbindende  Brücke  Bifröst  der  germanischen  Mythologie. 

-  Nii-boko   (oder   auch  tamu-boho],  ein  mit  Edelsteinen  geschmückter  Speer, 


... ,.  uim.mii'm^^m'nif^^ 


IPPHiliiP 


14 


,,  NiJiongi,"'  Des  Göttcrzeitalters  erster  Teil.     [kap.  ii. 


nach  unten,  und  als  sie  damit  herumtasteten,  fanden  sie  da 
das  blaue  Meeresgefilde.  ^  Das  von  der  Spitze  des  Speeres 
herabtröpfelnde  Meerwasser  gerann  und  wurde  eine  Insel,  ^ 
welche  den  Namen  Ono-goro-zima  •'  bekam. 

Die  beiden  Gottheiten  stiegen  hierauf  herab  und  wohnten 
auf  jener  Insel.  Demnach  wünschten  sie  miteinander  Mann 
und  Frau  zu  werden  und  Länder  zu  erzeugen. 

So  machten  sie  Ono-goro-zima  zum  Pfeiler  der  Land-Mitte," 

Er  wurde  von  Kami-musubi  dem  Iziuiagi  als  Symbol  seiner  Sendung  gegeben. 
Es  wäre  nielit  unmöglich,  dass  der  lut-boko  mit  dem  im  alten  Japan  so  sehr 
verbreiteten  und  noch  jetzt  nicht  ganz  ausgerotteten  Phalluskult  in  Ver- 
bindung gestanden  hat.  In  einem  bei  Ts  gegebenen  Citat  wird  der  tama-boko 
geradezu  als  die  ,, "Wurzel  des  Koitus"  bezeichnet.  Hirata  meint,  dass  der 
nii-bokn  die  Gestalt  eines  wo-bafhira,  lit.  „  männlichen  Pfeilers,"  gehabt  habe 
{vn-bashira  sind  die  End-  und  Schlusspfeiler  eines  Geländers,  einer  Brücke 
u.  s.  w.,  mit  einer  kugel-  oder  besser  eicheiförmigen  Mütze,  einem  Penis  niclit 
unähnlich),  also  eine  Phallusähnliche  Gestalt.  Interessant  ist  die  von  Aston 
oitierte  Hypothese  J.  O'Neill's  in  "  Night  of  the  Gods,"  wonach  dieser  und 
ähnliche  mythische  Speere  nur  Symbole  der  Erdachse  und  ihrer  Verlängerung 
wären,  was  sich  zugleich  auch  mit  der  phallischen  Interpi-etation  vertrüge. 
Für  unseren  Fall  aber  will  mir  diese  Theorie  nicht  einleucliten,  und  ich  ziehe 
die  ol;en  zueret  gegebene  einfache  Erklärung  vor. 

■'  Awo-niui-ham,  eine  stehende  feierliche  Floskel  für  ,,  ^feer." 

•^  Im  KoJnil  ausführlicher:  „.  .  .  .  und  rührten  damit  herum,  und  als 
sie  die  Salzflut  gerührt  hatten,  bis  sie  sicli  zäh  verdickte  und  [den  Speer] 
heraufzogen,  häufte  sich  die  vom  Ende  des  Speeres  herabtropfende  Salzflut  an 
und  wurde  eine  Insel." 

5  Die  Insel  Ono-yoro  ist  nach  gewöhnliclier  .Vnnahme  die  kleine  Insel 
dieses  Namens  im  S.W.  der  grösseren  Insel  -\.hnji  (siehe  unten).  Nach  I  aber 
läge  sie  im  S.  W.  der  Insel  Tomo-no-shima,  die  ihrei-seits  wieder  im  S.  W. 
der  Poststation  Kada  im  Distrikt  -\.ma  von  Kii  liegt.  Oiio-goro  bedeutet  .,  von 
selbst  verdichtet  oder  geronnen''  {ono  „von  selbst,"  torn  „gerinnen"). 

''  Hirata  giebt  an,  dass  man  in  uralter  Zeit  einen  Pfeiler  errichtete,  wenn 
man  etwas  vornahm,  und  dass  dies  wahi'scheinlich  auch  bei  der  Ilochzeits- 
ceremonie  statt  fand.  Im  KCjiki  wird  unter  anderem  berichtet,  das  Izanagi 
und  Izanami  den  nu-bolxi  zum  Mittelpfeiler  ihres  Hauses  gemacht  hätten. 
Hirata  meint,  der  nii-boko  sei  auf  der  Insel  Ono-goro  erriclitet  worden,  um 
die  Erde  zu  befestigen.  Nach  einer  alten  Ueberlieferung  wurde  aus  diesem 
Speer  als  Landpfeiler  ein  Hügel. 


KAP. 


II.] 


Isanagi  tirui  Izanami  s   Vermählun^ 


g- 


15 


worauf  die  männliche  Gottheit  sich  nach  Knks'  wendete  und 
die  weibliche  Gottheit  sich  nach  rechts  wendete,  und  sie  beide 
getrennt  um  den  Pfeiler  des  Landes  [in  entgegengesetzter 
Richtung]  herumgingen.  ^  Als  sie  auf  der  einen  Seite  ^  zusam- 
mentrafen, da  sprach  die  weibliche  Gottheit  zuerst  und  sagte  : 
„  O  wie  herrlich  !  Ich  habe  einen  holden  Jüngling  angetroffen !" 
Die  männliche  Gottheit  war  darüber  misgestimmt  und  sprach  : 
,,  Ich  bin  ein  Mann,  und  sollte  von  Rechts  wegen  zuerst 
sprechen.  Wie  kommt  es,  dass  du  als  Weib  im  Gegenteil 
zuerst  sprichst  ?  Das  war  keine  glückbedeutende  Sache.  Wir 
sollten  noch  einmal  herumgehen."  Hierauf  gingen  die  beiden 
Gottheiten  zurück,  und  als  sie  wieder  einander  begegneten, 
sprach  dies  Mal  die  männliche  Gottheit  zuerst  und  sagte : 
„  O  wie  herrlich  !  Ich  habe  eine  holde  Jungfrau  angetroffen  !" 
Dann  fragte  er  die  weibliche  Gottheit :  „  Giebt  es  an  deinem 
Körper    irgend     etwas     Geformtes  ?" '"      Sie    antwortete     und 


7  Die  linke  Seite  gilt  als  vornehmer  als  die  rechte,  deshalb  geht  der 
Mann  links,  das  Weib  rechts.  Für  ,,  männliche  Gottheit "  v:o-<jmni  nnd 
,,  weibliche  Gottheit "  me-gami  sind  die  an  die  chinesische  Philosophie 
anknüpfenden  Ausdrücke  |^  |f  „  Gott  des  männlichen  Prinzips  "  und  p^  ff 
„  Gott  des  weiblichen  Prinzips  "  gewählt,  was  den  Japanologen  vom  reinsten 
Wasser  wie  Hirata  u.  s.  w.  einen  Stich  in  die  Seele  versetzt. 

*  Das  Herumgehen  um  einen  Pfeiler  war  in  der  ältesten  Zeit  ein  wich- 
tiger ceremonieller  Akt  bei  Schliessung  einer  Ehe.  Wahi-sclieinlich  wurde 
auch  für  das  junge  Paar  stets  eine  besondere  Hütte  gebaut,  worin  sie  ilu-en 
ehelichen  Verkehr  pflegten.  Audi  für  Geburtszwecke,  und  wenn  Jemand 
starb,  wurde  eine  Hütte  errichtet.  Sollte  dieser  Pfeiler  der  Mittelpfeiler  der 
neu  errichteten  Vermählnngshütte  gewesen  sein  und  die  Ceremonie  zugleich 
die  Einweihung  des  Hauses  zu  seinem  künftigen  Zwecke  sein? 

9  D.  h.  auf  der  entgegengesetzten  Seite. 

**'  Lit.  „  Gew^ordenes."  Das  Kojiki  erzählt  das  folgende  Gespräch  etwas 
unverhüllter:  ),Da  fragte  er  seine  jüngere  Schwester  Izanami  no  Mikoto: 
„Wie  ist  dein  Körper  gebildet?"  Sie  antwortete  und  sprach:  „Mein 
Körper  M'ächst  und  wächst  [immer],  aber  eine  Stelle  ist  da,  die  nicht 
fortwährend  wächst.''  Da  sprach  Izanagi  no  Mikoto:  „Mein  Körper  wächst 
immer  und  wächst,  aber  eine  Stelle  ist  da,  die  im  rel)ermasse  wäciist. 
Daher  wird  es  gut  sein,  dass  ich  diese  im  Uebermasse  wachsende  Stelle  meines 


i6 


,.  NUionsrü'  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.    [kap.  ii. 


sprach  :  „  An  meinem  Körper  ist  eine  Stelle,  welche  der  Ur- 
sprung der  Weibheit  ist."  Die  männliche  Gottheit  sagte  :  „  An 
meinem  Körper  hinwiederum  giebt  es  eine  Stelle,  welche  der 
Ursprung  der  Mannheit  ist.  Ich  habe  den  Wunsch  die  Ur- 
sprungs-Stelle meines  Körpers  mit  der  Ursprungs-Stelle  deines 
Körpers  zusammenzubringen.  Hierauf  pflegten  die  weibliche 
und  männliche  [Gottheit]  zum  ersten  Male  geschlechtlichen 
Verkehr  und  wurden  Mann  und  Frau. 

Als  nun  die  Zeit  der  Geburt  herangekommen  war,  wurde 
zunächst  die  Insel  Ahaji "  als  Mutterkuchen  betrachtet,  und 
ihre  Gemüter  hatten  keine  Freude  daran.  Daher  erhielt  sie 
den  Namen  Ahaji  no  shima. 

Hierauf  wurde  die  Insel  Oho-yamato  no  Toyo-aki-tsu- 
shima  '^  erzeugt. —  0  ;$:  \_A^ipp07t\  zvird  hier  Yamato  ^'^  gelesen. 
Ebenso  in  allen  Fällen  zvcitcr  unten. — 


Körpers  in  die  nicht  beständig  wachsende  Stelle  deines  Körpers  hineinstecke 
'und  so  zeugend  Länder  hervorbringe ;"((  u.  s.  w.  Es  folgt  das  Heinimgehen 
lim  den  Pfeiler  mit  demselben  (iespriicli  wie  im  Nihongi;  die  eheliche  Ver- 
einigung, und  die  Zeugung  des  Blutegelkindes  Hiru-ko  und  der  Insel  Aha. 

"  Aha-jl  no  shhrui  ist  phonetisch  ^  J§^  „  Schaum-Weg "  geschrieben,  und 
wird  von  Motowori  als  ,,  der  Wog  nach  der  Schaum-Insel  (Aha-juna)  "  erklärt 
indem  die  Insel  auf  dem  Wege  vom  Hauptlande  nach  der  Provinz  Aha  (der 
Insel  Slukoku)  läge.  H  adoptiert  die  Erklärung  des  Kujiki,  nämlich  a-haji  meine 
Scham,  meine  Schande,"  aber  besser  ist  vielleicht  ahaji  auf  Grund  des  Zusammen- 
hangs der  Erzählung  als  Negativum  von  aj'u  zu  fassen :  ,,  die  nicht  zufrieden- 
stellende." Das  sind  jedoch  alles  nur  Volksetymologien.  Die  eigentliche 
Beleutung  von  Ahaji  ist  wahrcheinlich  „Iliree-Land." 

^'  „  Die  üppig-herbstliche  Insel  Gross  Yamato."  Icli  gebe  aki  die  Bedeutung 
„Herbst,  Ernte,"  tsu  Genetiv  Partikel-  Die  landläufige  Erklärung  von  Aki- 
f.-u--^Ii!ina  ist  akitsv-shima  „Libellen-Insel,"  mit  Bezug  auf  eine  Bemerkung  des 
Kaisers  Jimmu,  dass  das  Land  einer  I..ibelle  gleiche,  welche  ihr  Hinterteil 
let4;t  (vgl.  Buch  3,  Kap.  IX),  docli  ist  dies  nur  eine  wortspielende  Veränderung 
des  oben  gegebenen  echten  und  ursprünglichen  Sinnes.  Shima  hat  in  der 
arcliaisohen  Sprache  übrigens  iiiclit  luu-  die  Bedeutung  „  Insel  "  sondern  oft 
auch  „Land,"  wie  kuni. 

1"  Yamato  war  nach  Motowori  zuerst  nur  Name  eines  Dorfes,  dann  eines 
Distriktes,  und  endlich  wurde  ea  der  Name  der  ganzen  noch  jetzt  so  benannten 


KAP.  II.]      Izanagi  und  Izanamis    Länder zeugJing.  17 

Sodann  erzeugten  sie  die  Insel  lyo  no  Futa-na;"  sodann 
erzeuo-ten  sie  die  Insel  Tsukushi ;  ^^  sodann  erzeugten  sie  in 
Zwillingsgeburten  die  Insel  Oki '"  und  die  Insel  Sado. ''     Dies 


Provinz.  Schliesslich  bekam  auch  ganz  Japan  den  Namen  Yamato.  Die 
einfachste  und  plausibelste  von  den  vielen  Erklärungen  des  Wortes  Ymmdo 
(siehe  Chamberlain,  Kojiki,  pag.  23,  note  26)  scheint  mir  ,, Berg-Thor" 
yama-to  zu  sein.  (Es  sei  hier  bemerkt,  dass  der  Name  der  benachbarten 
Provinz  Yamashiro,  worin  Kyoto  liegt,  aus  Yama-ndiiro  ,, hinter  den  Bergen" 
zu  erklären  ist,  indem  diese  Provinz,  von  Yamato  aus  gerechnet,  hinter  einem 
Wall  von  Bergen  liegt).  0  ?JC  Nippoii  oder  Nikon  •'  Sonnenaufgang ''  als 
Bezeichnung  für  Japan  ist  erst  im  siebenten  Jahrhundert  nach  Chr.  auf- 
gekommen, den  Koreanern  als  officieller  Name  des  Landes  im  Jahre  670 
angekündigt.  Wahrscheinlich  rührt  diese  chinesische  Bezeichnung  ursprüng- 
lich gar  nicht  von  den  Japanern,  sondern  den  Koreanern  her,  für  welche 
Japan  in  der  That  im  Aufgang  der  Sonne,  d.  h.  im  Osten  liegt.  Unser 
,, Japan"  ist  eine  Korrumpierung  von  JSäppon,  oder  vielmehr  der  chinesischen 

V 

Aussprache   des   Wortes:   Zi-pön. 

14  D.  i,  die  Insel  SfiikofiM.  Fufa-na  (nach  den  Zeichen  Zl  ^  „  zwei  Namen'') 
wird  von  H  plausibel  als  ,,  zwei  Paare''  {na  —  nami  „ßeihe'')  erklärt.  Diese 
zwei  Paare  (von  Provinzen),  welche  die  Insel  lyo  bilden  {lyo  Ijezeichnet  hier 
die  ganze  Insel  Shikoku!),  sind  einerseits  Aha  und  Samiki,  andererseits  lyo 
(Piovinz)  und  Tom.  lyo  no  Fiüa-na  also  wörtlich :  „  die  beiden  [Provinzen-] 
Paare  der  [Insel]  lyo.'' 

'•''  Die  Insel  Kyüshü.  Das  Shaku-Nihongi  giebt  vier  Versionen  für  den 
Ursprung  der  Benennung  von  Tsukiishi:  1").  Das  Land  ähnelt  einer  Eule 
[Tniku  im  Japanischen)  an  Gestalt.  2")  Von  dem  den  ,,  Sattel  aufreibenden 
Passe"  {kvra  tsukmhl  no  mlca,  weil  der  Pass  sehr  eng  und  steil  ist ;  der  Pass  ist 
zwischen  Chikugo  und  Chikuzen,  die  beide  eine  Provinz  ausmachten).  3°)  Vom 
Namen  des  Gottes  Hito  no  InocJd  wo  Tsvkiidd  no  Kami  „  der  die  Menschenleben 
vertilgende  Gott.''  Er  war  ein  sehr  ungestümer  Gott,  und  die  Menschen 
wurden  von  ihm  massenhaft  getötet.  4"»)  Man  fällte  daselbst  zu  viel  Bäume, 
um  daraus  Särge  und  Bahren  für  die  Toten  zu  machen,  so  dass  die  Berge  dieser 
Gegend  von  Wäldern  ganz  entblösst  wurden:  bezüglich  der  Wälder  vertilgt 
(tmkmu  alle  machen).  Alle  vier  Versionen  sind  natürlich  weiter  nichts  als 
Volksetymologien. 

16  Oki  .,  hohe  See,"  so  benannt,  weil  die  Insel  weit  in  der  hohen  See,  im 
japanischen  Meere,  liegt. 

^~Sado  nach  H  „Zufluchtsort;"  nach  Motowori  „enges  Thor,''  weil  die 
Insel  vielleicht  Häfen  mit  engem  Eingang  habe. 


i8 


„  Nihongi,^^  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  ii. 


ist  das  Urbild  der  Zwillingsgeburten,  ^^  welche  manchmal  bei 
den  Menschen  dieser  Welt  vorkommen.  Sodann  erzeugten 
sie  die  Insel  Koshi ; "  sodann  erzeugten  sie  die  Insel  Oho- 
shima ; ""  sodann  erzeugten  sie  die  Insel  Kibi  no  Ko-zima  '^ 
Hieraus  entstand  zuerst  die  Bezeichnung  Oho-ya-shima  ^^ 
Land.  Hierauf  kamen  die  Insel  Tsushima,  ^^  die  Insel  Iki  ^^ 
und  die  kleinen  Inseln  der  verschiedenen  Orte  alle  durch 
Gerinnen  des  Meerwasser- Schaums  zu  Stande. — Es  wird  auch 
berichtet,  dass  sie  durch  Gerinnen  des  Schaums  von  Süsswasser 
zu  Stande  gekommen  seien. — 

I. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Die  Himmelsgötter  spra- 
chen zu  Izanagi  no  Mikoto  und  Izanami  no  Mikoto  : 
„  Es   giebt  ein  Land   Toyo-ashi-hara  no   Chi-i-ho-aki 


no  Midzu-ho.  -^ 


Du  sollst  dich  dorthin  begeben  und 


i  ■ 


1*  Nach  I  ist  jede  einzelne  der  beiden  Inseln  als  eine  Zwillingsgeburt  zu 
betrachten.  Die  Insel  Oki  wird  auch  oft  die  Drillingsinsel  mitsugo  no  shima 
genannt,  und  die  Insel  Sado  zerfällt  in  Oho-Sado  „  Gross  Sado "  und  Ko-Sado 
„  Klein  Sado."    Vergl.  aber  auch  Chamb.  Seite  22,  Anni.  11. 

19  Koshi  ist  keine  Insel,  sondern  die  weite,  den  ältesten  Japanern  nur 
.sehr  ungenau  bekannte  Länderstrecke  im  Nordwesten  von  Japan,  welche 
die  jetzigen  Provinzen  Etchü,  Echigo  und  Echizen  einbegreift.  Koshi  ist 
eigentlich  der  Name  eines  Distriktes  in  Echigo,  und  H  meint,  dass  der  Name 
von  dem  Distrikt  auf  den  ganzen  I.ünderkomplex  übertragen  wurde. 

20  Oho-shiina  ist  ein  zur  Provinz  Suhö  geliöriger  Distrikt,  ein  Insel  Distrikt 
(nicht  mit  0/(0-sÄtmo=Vries  Island  zu  verwechseln!). 

21  Kihi  no  Ko-zima  „die  kleinen  Inseln  von  Kibi"  ist  ebenfalls  ein  insularer 
Distrikt,  zur  Provinz  Bizen  gehörig.  Kihi  entspricht  den  jetzigen  Provinzen 
Bingo,  Bizen  und  Bitchü. 

22  Oho-ya-shima-kuni  „  das  Land  der  grossen  acht  Inseln  "  oder  vielleicht 
bes.ser  „  das  grosse  Land  der  acht  Inseln." 

23  Tsushima  „  Hafen-Insel,"  wohl  so  genannt,  weil  sie  einen  Haltepunkt 
für  den  Schiffsverkehr,  gerade  in  der  Mitte  zwischen  Japan  und  Korea,  bildete. 

-^  Iki  no  shima,  nach  H  „Schnee-Insel"  {iki=yuki),  weil  die  Küste  mit 
ihrem  weissen  Sande  von  ferne  aussieht,  als  sei  sie  mit  Schnee  bedeckt  (i 
wechselt  dialektisch  sehr  häufig  mit  yv,  z.  B.  auch  in  Tokyo). 

25  „  Des  üppigen  Schilfgefildes  frische  Aehren  von  tausend  fünfhundert 
Herbsten  (Ernten)."  Toyo  üppig,  ashi  Schilf,  hara  Gefilde,  chi  tausend,  i-ho 
fünfhundert,  aki  Herbst,  Ernte,  midzu  frisch   ho  Keisähre. 


KAP.  II.]  Izanagi  u.  Izanamis   Verm'Mitng.    Variante. 


19 


dort  Ordnung  herstellen.  "  Hierauf  verliehen  sie  ihnen 
den  himmlischen  Juwelen-Speer.  Darauf  stellten  sich 
die  beiden  Gottheiten  auf  die  schwebende  Brücke  des 
Himmels,  stiessen  den  Speer  nach  unten  und  suchten 
nach  Land.  Als  sie  dann  das  blaue  Meeresgefilde 
damit  rührten  und  ihn  hinauf  zogen,  da  gerann  das 
von  der  Speerspitze  herabträufelnde  Meerwasser  und 
wurde  zu  einer  Insel,  welche  Ono-goro-zima  genannt 
wurde.  Die  beiden  Gottheiten  stiegen  hinab  und 
wohnten  auf  jener  Insel  und  errichteten  einen  Acht- 
Klaftern- Palast.  -"  Auch  richteten  sie  den  Himmels- 
Pfeiler  auf  Die  männliche  Gottheit  fragte  die  weib- 
liche Gottheit :  ,,  Giebt  es  an  deinem  Körper  irgend 
etwas  Geformtes  ?"  Sie  antwortete  und  sprach :  ,,Mein 
Körper  ist  vollkommen  geformt  und  hat  eine  Stelle, 
welche  der  Ursprung  der  Weibheit  heisst.  "  Die 
männliche  Gottheit  sagte  :  „  Mein  Körper  ebenfalls 
ist  vollkommen  geformt  und  hat  eine  Stelle,  welche 
der  Ursprung  der  Mannheit  heisst.  Ich  hege  den 
Wunsch  den  Ursprung  der  Mannheit  meines  Körpers 
mit  dem  Ursprung  der  Weibheit  deines  Körpers 
zusammenzubringen."  Nachdem  sie  so  gesprochen 
hatten,  waren  sie  im  Begriff  um  den  Himmels-Pfeiler 
herumzugehen,  und  gaben  sich  folgendes  Verspre- 
chen :  -"^     ,,  Meine  Liebe,  -^  gelie  du  von  links  herum, 


^®  A  5  «i  ®  ya-hiro-do)io  „  Palast  von  aclit  (d.  i.  vielen)  Armspannweiten," 
(l.li.  ein  grosser  Palast.  Der  gleich  darauf  erwälinte  HimmeLspfeiler  ist  als 
in  der  Mitte  des  Palastes  errichtet  zu  denken.  Er  ist  identisch  mit  dem  Ama 
■no  Nu-hoko  „  himmlischen  Juwelenspeer." 

27  „Versprechen  "  oder  „  Gelübde  "  chüjiri,  kontrahiert  aus  ie-nigiri  „  Hand- 
Ergreifen."  Es  war  eine  uralte  Sitte  der  Japaner,  beim  Austausch  eines 
Vei-sprechens  sich  die  Hand  zu  geben. 

2S  Imo  (jüngere  Schwester)  ist  einfach  als  Kosewort  gebraucht.  In  der 
alten  Zeit  wurde  jede  Frau  mit  imo  angeredet,  und  eine  Frau  redete  jeden 
Mann  mit  e  oder  se  (Gemahl)  an.    Vgl.  auch  das  Shir-ha-shirim  (Hohe  Lied) 


20  ,,  Nihoiigi,"  Des  Götterzcitaltcrs  erster  Teil.    [kap.  ir. 

während  ich  von  rechts  herumgehen  will."  Hierauf 
gingen  sie  getrennt  [in  entgegengesetzter  Richtung] 
herum  und  trafen  zusammen.  Da  sprach  die  weibliche 
Gottheit  zuerst  und  sagte:  ,,Ach,  wie  schön!  ein 
lieblicher  Jüngling  !"  Die  männliche  Gottheit  antwor- 
tete darauf  und  sprach.:  ,,  Ach,  wie  schön!  Eine 
liebliche  Jungfrau  !"  Endlich  wurden  sie  Mann  und 
Frau.  Zuerst  erzeugten  sie  das  Blutegel-Kind, '"  das 
sie  sofort  in  ein  Schilf-Boot"''^  setzten  und  dahin- 
schwimmen Hessen.  Darauf  erzeugten  sie  Aha-shima.^* 
Auch  diese  schlössen  sie  nicht  in  die  Zahl  ihrer 
Kinder  ein. ''-  Daher  kehrten  sie  zurück  und  stiegen 
wieder   nach    dem    Himmel    hinauf,   wo   sie   von   den 


Kap.    4,  Yers    9,    10  und    12,    wo  ,,  Sc-liwester ''   für  Creliebte   und   Braut   als 
Kosewort  gebraucht  ist. 

-"'  Hirii-ko  .,  Blutegel-Kind,"  so  genannt,  weil  es  wie  ein  Blutegel  weicli 
(ohne  Knochen)  und  scliwach  war.  Später  wurde  lUrvko  mit  dem  Gott  Ebim 
dem  Schutzgott  des  Handels  und  dtr  Industrie,  einem  der  sieben  Gliicksgötter, 
identificiert.  Die  weiterhin  von  Hirata  versuchte  Identitikation  mit  Sukuim- 
hlko-na  (siehe  Kap.  VII,  Anm.  74)  wird  allgemein  als  unbegründet  verworfen. 
•*  Eine  Analogie  zur  Aussetzung  Moses',  zur  akkadischen  Sargon  Sage 
u.  s.  w.  Vgl.  John  O'Neill,  Night  of  tlie  Gods,  pag.  410. 

"''  Aha-^hiina  ^  ^j^  „  Schaum-Insel "  soll  ein  Inselchen  bei  der  Insel  Ahaji 
in  der  Provinz  Sanuki  gewesen  sein.  Shigetaue  erklärt  Aha-s\ima  für  den 
älteren  Namen  der  Insel  Ihmn  no  s'Iiima,  zur  Provinz  Kii  gehörig  (siehe 
I  pag.  215).  Die  Lage  der  Insel  wird  ungefähr  klar  aus  einem  Gedicht 
dos  Kaisei-s  Nintoku  (Ko.tiki,  sect.  122:  Oi'hi-teni  ya  etc.),  welches  derselbe 
dichtete,  als  er  von  der  Insel  Ahaji  aus  in  die  Ferne  schaute.     Es  lautet: 

,,Wenn  ich  nach  meinem  Lande  blicke, 

Nachdem  icli  aufgebrochen  bin 

Vom  wellenbcspültcn 

NaniJia  Kap, 

So  werden   [mir]  siclitbar 

Die  In^cJ  Ah((, 

Die  Insel  Onogovo, 

Und  die  Insel  Ajimasa ; 

"Wird  mir  sichtbar  die  Insel  Saketsu." 
,32  "Weil  auch  diese  wie  Iliru-Jco  als  Fehlgeburt  betracliet  wurde. 


KAP.  II.]  Isanagi  u.  hananiis   Veriiiliklung.    Variante. 


21 


Umständen  genauen  Bericht  erstatteten.  ,  Da  divinierte 
der  Himmelsgott  [Taka-mi-musubi  no  Mikoto]  darüber 
vermittelst  der  grossen  Divination  •'"'  und  belehrte  sie 
folgendermassen :  ,,  Wie  konnten  die  Worte  des 
Weibes  je  zuerst  gesprochen  werden  ?  Ihr  niüsst 
noch  einmal  dorthin  zurückkehren.  "  Nachdem  er 
hierauf  die  [geeignete]  Zeit  durch  Divination  bestimmt 
hatte,  Hess  er  sie  hinab  steigen.  Demgemäss  gingen 
die  beiden  Gottheiten  wieder  um  den  Pfeiler  herum, 
die  männliche  Gottheit  von  links  und  die  weibliche 
Gottheit  von  rechts,  und  als  sie  zusammentrafen, 
sprach  die  männliche  Gottheit  zuerst  und  sagte : 
,,  Ach,  wie  schön!  Eine  liebliche  Jungfrau!"  Da- 
raufhin antwortete  die  weibliche  Gottheit  und  sprach : 
„  Ach,  wie  schön  !  Ein  lieblicher  Jüngling  !■'  Hierauf 
nun  wohnten  sie  zusammen  in  demselben  Palaste  und 
erzeugten  Kinder,  deren  Namen  waren  :  Oho-yamato 
Toyo-aki-tsu-shima,  sodann  die  Insel  Ahaji,  sodann 
die  Insel  lyo  no  Futa-na,  sodann  die  Insel  Tsukushi, 
sodann  die  Drillings-Insel ''"'  Oki,  sodann  die  Insel 
Sado,  sodann  die  Insel  Koshi,  sodann  die  Insel  Kibi 


•5^  Futo-mani  „  grosse  Divination.''  Fulo  ist  hier  ein  blosses  Honorificum. 
Mani  „Divination"  erkliirt  I  als  ma-iü  „in  Gemässlieit  [mit  dem  göttliclien 
Willen]."  Anders  H;  er  betrachtet /(rfo  nicht  als  Präfix,  sondern  giebt  ihm 
die  Bedeutung  uragoto  „Weissagung;"  ma-iii  soll  nm-nini  ,,  wahrlich  ähneln" 
sein.  Die  älteste  Art  der  Divination  bei  den  Japanern  bestand  nämlich 
darin,  dass  man  das  Schulterblatt  eines  Hirsches  über  einem  Feuer  röstete 
und  je  nach  den  durch  die  Hitze  entstandenen  Kissen  prophezeite.  Diese 
Risse  entsprechen,  wie  H  etwas  phantastisch  meint,  dem,  was  man  wissen 
wolle,  sind  ihm  vollständig  ähnlieh,  woher  der  Name  nia-ni.  Wenn  über- 
haupt eine  Analyse  des  Wortes  berechtigt  ist,  so  ist  die  von  I  vorzuziehen.  Eine 
ausführliche  Besprechung  der  verschiedenen  Arten  der  Divination  bei  den 
alten  Japanern  siehe  in  f^atow's  Anoient  Japanese  Rituals,  T.  A.  S.  J.  vol.  7, 
part  4,  pag.  "425  ftl  Vgl.  auch  Bucli  2,  K;ip.  IV,  Anni.  Gö. 

^  Vgl.  Anm.  18. 


22 


„  AHhoiigi,"  Des  G'ötterzeitaltei's  erster  Teil.     [kap.  il 

no  Ko.  In  folge  dessen  nannte  man  sie  das  Oho-ya- 
shima  Land  [d.  i.  das  Grosse-acht-Inseln-Land]. 
II. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Die  beiden  Gottheiten 
Izanagi  no  Mikoto  und  Izanami  no  Mikoto  standen 
inmitten  des  Nebels  des  Himmels  und  sprachen : 
„  Wir  wollen  ein  Land  finden.  "  So  stiessen  sie  mit 
dem  himmlischen  Juwelen- Speer  nach  unten  und 
suchten  damit  umher,  als  sie  die  Insel  Ono-goro 
fanden.  Darauf  zogen  sie  den  Speer  zurück  und 
freuten  sich,  indem  sie  sagten:  ,,  Vortrefflich !  Es 
ist  ein  Land  da  !" 
In    einer    Schrift   heisst  es  : — Die    beiden    Gottheiten 


III 


Izanagi    no    Mikoto  und  Izanami    no    Mikoto    sassen 


auf  dem  hohen  Himmelsgefilde  und  sprachen  :  ,,  Es 
muss  sicherlich  ein  Land  geben.  '•  Hierauf  rührten 
sie  mit  dem  himmlischen  Juwelen-Speer  die  Inser 
Ono-goro  zusammen. 
IV. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Die  beiden  Gottheiten 
Izanagi  no  Mikoto  und  Izanami  no  Mikoto   sprachen 

zu  einander  und  sagten  :  ,,  Da  ist  etwas,  das  flies- 
sendem  Oele  ähnelt.  In  der  Mitte  davon  ist  vielleicht 
ein  Land.  "  Darauf  rührten  sie  mit  dem  himmlischen 
Juwelen-Speer  umher  und  formten  eine  Insel,  welche 
den  Namen  Ono-goro-zima  bekam. 
V. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Die  weibliche  Gottheit 
sprach  zuerst  und  sagte :  ,,  Ach,  wie  schön !  ein 
hübscher  Jüngling !"  Nun  aber  wurde  es  als  nicht 
glückbedeutend  betrachtet,  dass  die  weibliche  Gottheit 
zuerst  gesprochen  hatte.  Als  sie  zum  zweiten  Mal 
wieder  von  neuem  herumgingen,  da  sprach  die  männ- 
liche Gottheit  zuerst  und  sagte  :  ,,  Ach,  wie  schön  ! 
eine  hübsche  Jungfrau !"  Schliesslich  waren  sie  im 
Begriff  miteinander  den  Koitus  auszuüben,  aber  sie 
verstanden  die  Kunst  nicht.     Da  war  eine  Bachstelze, 


KAP.  II.]  Izanagi  u.  Isanami's    Länder zeugimg.   Varianten.      23 

welche  herbeigeflogen  kam  und  ihren  Kopf  und 
Schwanz  hin  und  her  bewegte.  Die  beiden  Gottheiten 
sahen  es  und  ahmten  es  nach  und  fanden  so  die 
Methode  des  Koitierens  heraus. 

VI. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Die  beiden  Gottheiten 
vereinigten  sich  miteinandef  und  wurden  Mann  und 
Frau.  Zunächst,  indem  sie  die  Insel  Ahaji  als  den 
Mutterkuchen^^  betrachteten,  erzeugten  sie  die  Insel 
Oho-yamato  Toyo-aki-tsu-shima ;  sodann  die  Insel 
lyo ;  sodann  die  Insel  Tsukushi ;  sodann  erzeugten 
sie  als  Zwillingsgeburt  die  Insel  Oki  und  die  Insel 
Sado  ;  sodann  die  Insel  Koshi ;  sodann  Oho-shima  ; 
sodann  Ko-zima.  ^" 
VII. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Zuerst  erzeugten  sie  die 
Insel  Ahaji ;  sodann  die  Insel  Oho-yamato  Toyo-aki- 
tsu-shima  ;  sodann  die  Insel  lyo  no  Futa-na ;  sodann 
die  Insel  Oki ;  sodann  die  Insel  Sado  ;  sodann  die 
Insel  Tsukushi ;  sodann  die  Insel  Iki  ;  sodann  die 
Insel  Tsushima. 
VIII. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Indem  sie  die  Insel  Ono- 
goro  als  Mutterkuchen  betrachteten,  erzeugten  sie 
die  Insel  Ahaji ;  sodann  die  Insel  Oho-yamato  Toyo- 
aki-tsu-shima  ;  sodann  die  Insel  lyo  no  Futa-na  ; 
sodann  die  Insel  Tsukushi,  sodann  die  Insel  Kibi  no 
Ko ;  sodann  erzeugten  sie  in  Zwillingsgeburt  die 
Insel  Oki  und  die  Insel  Sado ;  sodann  die  Insel 
Koshi. 

IX. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Indem  sie  die  Insel  Ahaji 
als  Mutterkuchen  betrachteten,  erzeugten  sie  die 
Insel  Oho-yamato  Toyo-aki-tsu-shima ;  sodann  die 
Insel  Aha-shima ;  sodann  die  Insel  lyo  no  Futa-na ; 


""  flä  2/e  (oder  yena).    Im  Küjiki  steht    an    der    betreffenden  Stelle  SL  V« 
„  älterer  Bruder,"  was  wohl  eine  irrtümliche  Auffassung  ist. 
»6  D.  i.  Kibi  no  Ko-zima,  Anm.  21. 


24 


X- 


,,  Nihongi,"  Des  Götterzeitalters  erster  Teil.   [kap.  iii. 

sodann  die  Drillingsinsel  Oki ;  sodann  die  Insel  Sado ; 
sodann  die  Insel  Tsukushi ;  sodann  die  Insel  Kibi 
no  Ko  ;  sodann  die  Insel  Oho-shima. 
-In  einer  Schrift  heisst  es : — Die  weibliche  Gottheit 
sprach  zuerst  und  sagte :  ,,  Ach,  wie  schön !  ein 
lieblicher  Jüngling  !"  Hierauf  nahm  sie  die  männliche 
Gottheit  bei  der  Hand  und  schliesslich  wurden  sie 
Mann  und  Frau  und  erzeugten  die  Insel  Ahaji  und 
sodann  das  Blutegel-Kind. 


KAPITEL     III. 

[GOETfERZEUGüNG.    SONNENGOETTIN,    MOXDGOTT,    BLUTEGELKIND 

UND     SUSA    NO     WO    NO     MIKOTO     GEZEUGT.     ZEUGUNG    DES 

FEUERGOTTES    U.  S.  W.    TOD    DER    IZANAMI    NO    MIKOTO.] 

Sodann   erzeugten   sie  das   Meer;^    sodann   erzeugten    sie 
die  Flüsse  ;  ^  sodann  erzeugten  sie  die  Berge  ; "  sodann  erzeugten 


li    ! 


KAPITEL    III. 

Zum  Inhai^t  vekgl.  Kojiki  sect.  6  und  7. 

'  Die  Götter  dex  Meeren  sind  gemeint,  wie  aucli  im  folgenden  ,,  Flüssfe," 
und  „  Berge  "  als  „  Götter  der  Flüsse  "  und  „  Götter  der  Berge  "  zu  verstehen 
eind.  Auch  bei  den  unmittelbar  folgenden  Namen  sind  die  I^pitheta  Kami 
„Gott"  oilev  Mikoto  ,,  Hoheit"  weggelassen;  der  ganze  Passus  ist  in  lakonischer 
Kürze  gegeben. 

Der  ,,Gott  des  Meeres"  ist  nacli  dem  Kojiki  Oho-tratn-tm-ini  no  K<uiii 
„  Gross-Ooean-Herr,"  als  oberster  Meergott ;  in  Variante  VI  wird  den  Meer- 
göttern überhaupt  der  Name  Wafn-tmc-mi  no  Mikoto  „  Meer-Herren  "  beigelegt. 

'^  D.  i.  die  Götter  der  Flüsse.  „  Flussgötter  "  üTa/ia  no  kmtii  werden  weder 
im  Nihongi  noch  Kojiki  mit  Namen  genannt,  aber  in  ersterem  ist  unten 
Variante  VI  von  „  (jöttern  der  Flussmündungen  (Wasserthore),  welche  Haya- 
aki-tsu-hi  no  Mikoto  hiessen  "  die  Rede,  und  in  letzterem  sect.  G  heisst  es  : 
„  sodann  erzeugten  sie  den  Gott  der  Flussmündungen  {minato  no  kumi)  Namens 
Haya-aki-tsu-hiko  no  Kami,  und  sodann  erzeugten  sie  seine  jüngere  Schwester 
Haya-aki-tsu-hime  no  Kami."  Diese  nihiato  no  kaini  kann  man  wohl  überhaupt 
als  „  Flussgötter  "  betrachten. 

^  Der  oberste  Berggott  fülirt  den  Namen  Oho-i/ama-tm-mi  no  kanii   „  (rross- 


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KAP.  III.]         Izanagi  ti.  Ismiamis  Götterzeiigung. 


25 


sie  Ku-ku-no-chi,  ■*  den  Ahnen  der  Bäume.^  sodann  erzeugten 
sie  Kaya-nu-hime/  die  Ahnin  der  Gräser  und  Kräuter,  die 
mit  anderem  Namen  aucJi  Nu-dzuchi'^  heisst. 

Hiernach  beratschlagten  Izanagi  no  Mikoto  und  Izanami 
no  Mikoto  zusammen  und  sprachen  :  ,,Wir  haben  nun  schon 
das  Land  Olio-ya-shima  nebst  Bergen,  Flüssen,  Kräutern  und 
Bäumen  erzeugt.  Warum  sollten  wir  nicht  Jemand  erzeugen, 
welcher  der  Herr  der  Welt^  sei?"     Hierauf  erzeugten  sie  mit- 


Berg-Herr,"  die  Berggötter  überhaupt  heissea  Yama4m-m,i.  Siehe  Variante 
VI,  sowie  Buch  2,  Kap.  III,  Anm.  18. 

4  Kuku-no-chi  etwa  „Vater  der  Baumstämme.''  Kuku  wird  gewöhnlich 
als  kukl  „  Stengel,  Stamm  '•  erklärt  {nach  I  ist  kuki  Verkürzung  aus  kukuk'i 
1^  :)^,  könnte  aber  auch  vokalliarnionische  Veränderung  von  ki-kl  oder  ko-ko 
,,  Baum-Baum  "  sein ;  no  Genetiv  Partikel ;  chi  ist  wohl  gleich  dem  modernen 
chi-chi  (Geniinierung  von  chi?)  ,, Vater,"  hier  als  Honorificum  gebraucht, 
etwa  „  der  Altehrwürdige,  Traute,"  wie  chi  in  tsuchi  (tm-chi).  Das  Honorificum 
ji  ist  liiei-mit  identisch,  nämlich  Nigorierung  von  chi.  Demnach  erscheint 
das  siifEgierte  Honorificum  chi  in  verschiedenster  Weise  grammatisch  mit 
dem  vorhergehenden  Namenskomplex  verbunden:  a)  ohne  verbindende 
Partikel,  z.  B.  Ashi-nadsu-chi,  Te-nadza-chi  (Kap.  7,  Anm.  4),  Umashi-ashi-kabi-hiko-ji 
(Kap.  1,  Anm.  22);  b)  mit  der  Genetiv  Partikel  no  Knku-vo-chi:  c)mit  der 
Genetiv  Partikel  tsu  [dzu]  als  ein  liäufig  vorkommendes  Suffix  tsu-chi  [dzu-chi): 
Kmii  no  Sa-chuchi  no  Mikoto,  Slüho-Uuehi  no  Kami  u.  s.  w. 

^  Ki  no  oya,  fast  gleichbedeutend  mit  ki  no  kami  „Baumgott;"  letzterer 
Ausdruck  in  Variante  VI. 

6  Kaya-nu-hime  ,,  Dachstroh-Feld-Prinzessin."  Kaya,  jetzt  gewöhnlicli  = 
,,  Schilf,  Kied,"  war  früher  ein  allgemeiner  Name  für  jede  Grasart,  welche 
zum  Decken  der  Dächer  benutzt  wurde. 

'  Die  Glosse  ist  in  A  mit  grossen  Lettern  wie  der  Text  geschrieben,  was 
auch  H  beibehält,  dagegen  haben  SU,  I  u.  s.  w.  sie  (wie  im  KüJiKi)  in  kleine 
Lettern  umgesetzt. 

JSfu-dzuchi  oder  Nu-tmchi  „  Feld-Altehrwürdige."  tsuchi,  dzuchi  ist  das  oben 
Anm.  4  besprochene  Honorificum ;  H  aber  betrachtet  dzmhi  als  ein  altes 
Wort  für  „  Schlange,  Drache "  und  sieht  in  dieser  Gottheit  einen  Schlan- 
gengeist. 

®  ?C  T  ienka,  ame  no  shita,  lit.  „  das  unter  dem  Himmel  Befindliche,"  ein 
Ausdruck,  der  bei  den  Chinesen  (und  dann  bei  den  Japanern)  einerseits 
die  ganze  Welt,  anderseits  das  im  wesentlichen  damit  identifioierte  chinesisclie 
(resp.  japanische)  Keich  bezeichnet. 


i^' 


26 


„  Nihongi,^'  Des  Götterzeitalters  erster  Teil.    [kap.  iii. 


einander  die  Sonnengöttin,  welche  Oho-hiru-me  no  Muchi  ^ 
genannt  wurde. — In  einer  Schrift  heisst  sie  Atna-terasii  Oho- 
\ini\-ka7Hi}^ — ht  einer  \anderei{\  Schidft  heisst  sie  Aina-terasu- 
oho-hiru-me  no  Mikoto.  " — 

Der  schimmernde  Glanz  dieses  Kindes  durchstrahlte  das 
ganze  Universum.^-  Daher  freuten  sich  die  beiden  Gottheiten 
und  sprachen:  „Obgleich  unserer  Kinder  viele  sind,  so  haben 
wir  doch  noch  keines,  welches  diesem  wunderbaren  Kinde 
vergleichbar  wäre.  Wir  sollten  sie  nicht  lange  in  diesem 
Lande  verweilen  lassen,  sondern  sollten  sie  selbstverständlich 
schnell  nach  dem  Himmel  schicken  und  ihr  die  Angelegen- 
heiten des  Himmels  ^'^  anvertrauen." 

Zu  dieser  Zeit  waren  Himmel  und  Erde  noch  nicht  weit 
von  einander    entfernt,  ^^    und    daher    schickten    sie    sie    durch 


lii: 


{ 


•;!!! 


fl  Oho-liini-me  no  Muchi  „  Grosse-Mittag- Weib-Edle."  hh-u  verhält  sich  zu  hi 
„Sonne"  wie  yoru  „  Nacht "  zu  yo  (im  Manyöshö  findet  sich  auch  yora  ^  ^) ; 
/«>?(=„  Mittag,  helle  Tageszeit,  Tag."  niuehl  ist  ein  suffigiertes  Epitheton  ornans 
zur  selben  Wurzel  gehörend  wie  mu'm,  niiäswmaslki  „  freundlich,  traut,"  und 
kann  als  Honorificum  durcli  ,1  Edler,  P^dle  "  wiedergegeben  werden.  Es  findet 
sich  noch  in  anderen  Namen,  wie  Oho-na-onuchi,  no  Kami,  Michi-mishi  no  Much, 
Man  liest  auch  muji.  Die  Erklärung  von  mvchi  =  mochi  „Besitzer"  ist  eine 
Volksetymologie. 

1**  Ainn-feraxii,  Oho-mi-kimi  ,,am  Iliininel  sclieinende  grosse  erlauchte  Gottheit." 
terasni  ist  ehrende  Causalivform  von  teru,  ohne  Causativbedeutung,=fen(  „schei- 
nen." Die  manchmal  gebrauchte  Lesart  A'ma-tentfiu  no  Oho-kami  ist  nicht 
empfehlenswert  und  wird  von  den  besten  Autoritäten  verworfen.  Die 
sin-jap.  Lesung  'Ten-xhö-dni-jin  ist  in  moderner  Zeit  sehr  2>opulär  (auch  2hi- 
shö-kö-dai-jin,  mit  Einfügung  von  ^  kö). 

11  „Ihre  Hoheit  das  am  Himmel  scheinende  grosse-Tages-Weib."  Derselbe 
Name  auch  im  Zimmu-ki  (Buch  3) ;  Manyöshü  Buch  2  findet  sich  auch 
Ama-ferasu-hiru-me  no  Mikoto. 

^2 :??  /g»  ;^  |?g,  lit.  innerhalb  der  6  Himmelsrichtungen,  nämlich  Norden, 
Süden,  Osten,  Westen,  Zenith  und  Nadir,  jap.  ame-tsii£hi  no  uchi  ni  gelesen. 

15  D.  i.  die  Regierung  des  Hohen  Himmelsgefildes;  vgl.  Maxyöshü  Buch 
2 :  Ama-ferasu  Uiru-me  no  Mikoto  ame  v:o  ha  nhiroshimesii,  io. 

i"*  Vgl.  den  Eingang  zu  Kap.  I.  Die  Vorstellung  gehört  wolil  nicht  der 
eigentlichen   japanischen    Mythologie    an.      Eine    ähnliche    Mvthe    bei    den 


KAP.    III.] 


Göttcrseiigung.  Sonne  u.  Mond. 


27 


Vermittlung    des    himmlischen    Pfeilers  '^    nach    dem    Himmel 
hinauf. 

Sodann  erzeugten  sie  den  Mondgott. — In  einer  Schrift 
heisst  er  Tsnki-yumi  no  Mikoto,  oder  Tsuki-yo-mi  no  Mikoto, 
oder  Tsuki-yomi  no  Mikoto}'^ — Sein  Glanz  kam  zunächst  hinter 
dem  der  Sonne.  Er  sollte  der  Sonne  zugesellt  werden  und 
[mit  ihr]  regieren.  Daher  wurde  er  ebenfalls  nach  dem 
Himmel  geschickt. 


Maori  (Lang,  Cnstora  and  Mytli,  pag.  45);  »Im  Anfang  waren  Eangi,  der 
Himmel,  und  Papa,  die  Erde,  der  Vater  und  die  Mutter  aller  Dinge.  In 
euen  Tagen  lag  der  Himmel  auf  der  Erde,  und  alles  war  Dunkelheit.  Sie 
waren  nie  von  einander  getrennt  gewesen." 

15  Der  „  himmlische  Pfeiler "  5c  Ö  c^'"«  'i''  mi-hashira  ist  nach  I  der 
Himmelspfeiler,  welcher  auf  der  Insel  Ono-goro  bei  Erbauung  des  Acht- 
Klaftem-Palastes  (Kap.  11,  Anm.  26)  errichtet  wurde.  Siehe  Kap.  II,  Anm.  6. 
Ha^hira  scheint  etymologisch  mit  hai-hi  „  Brücke,  I^iter  "  zusammenzuhängen, 
und  so  könnte  anm  no  mi-hciKJdra  auch  eine  „  Himmelsleiter "  sein.  Mehr 
beachtenswert  ist  aber  H's  Auffassung,  wonach  ama  no  mi-hashira  der  „Wind," 
oder  vielmehr  der  „Windgott "  ist.  Der  Wind  (Luft)  wird  nämlieh  als  Pfeiler 
zwischen  Himmel  und  Erde,  gleichsam  als  Träger  des  Himmels,  betrachtet, 
und  in  den  Norito  heisst  der  Windgott  Ama  no  Mi-hashira  vo  Mikoto,  Kuni  no 
Mi-haxhira  no  Mikoto  „  Himmels-Pfeiler,  Land-Pfeiler."  Vgl.  Satow,  Ancient 
Japanese  Kituals,  T.A.S.  J.  VII,  S.  418. 

1"  I  liest  überall  tsuku  statt  tmki  in  Compositis :  tsiiku^jumi,  tsuku-yo^ni, 
f-^niku-yomi.  Die  Etymologie  ist  nicht  ganz  sicher,  aber  am  plausibelsten 
ei-scheint  „Mond-Näohtler,"  wobei  ich  mi  wie  I  als  Epitheton  ornans  betrachte 
(nach  Mabuchi  mi=mochi  „Besitzer,"  wie  im  Namen  der  Meergötter  Wata-hVrnü 
„Herren  des  Meeres)."  l'mki  bedeutet  natürlich  „Mond ;"  ißimi  ist  ^  „Bogen" 
geschrieben,  yo-mi  ^  M,  „  Nacht-sehen,"  yomi  ^  „  zählen,  lesen."  I  versucht 
eine  geistreiche,  aber  wohl  unhaltbare  Erklärung  von  tsuku-yo.  Tmku-yo  soll 
nur  „  Mond "  bedeuten,  und  jedes  Element  für  sich,  sowohl  tsuki  als  yo,  diese 
Bedeutung  haben.  Wie  nämlich  hi  ursprünglich  „  Sonne  "  und  dann  „  Tag  " 
bedeute,  so  sei  yo  ursprünglich  „  Mond  "  und  dann  die  Zeit,  wo  der  Mond 
scheint,  die  „  Nacht."  Eher  möchte  ich  an  einen  Zusammenhang  von  yo 
„jSacht,"  wovon  2/ora  abgeleitet,  mit  yomi,  yomo  „Hades,  Dunkelheit"  (vgl. 
auch  yomosugara  „die  ganze  Nacht  hindurch")  und  ferner  mit  yami  „Dunkel- 
heit" (vgl.  die  Ausrufungspartikel  yo  und  ya)  glauben.  H  giebt  yomi  die 
Bedeutung  „  zählen  "  (Zählen  der  Tage),  meint  aber,  es  könne  auch  „  nächtlich 
ma-yo    „Augenbraue;"    die   Erklärung   von    yumi   als   „Bogen''   beruht   viel" 


i 


1:1 


28 


„  Ni/wngi,"  Des  G'ötterzcitalters  erster  Teil.    [kap.  iti. 


Sodann  erzeugten  sie  das  Blutegel-Kind,  welches  selbst 
nachdem  es  drei  Jahre  alt  geworden  war  noch  immer  nicht 
auf  den  Beinen  stehen  konnte.  ^'  Daher  setzten  sie  es  in  das 
himmlische  Fels-Kampferholz-Boot  ^'^  und  überliessen  es  den 
Winden. 

leiclit  iinf  einer  Volksetymologie,  welche  durch  die  bogenförmige  Gestalt  des 
Mondes  im  ersten  und  letzten  Viertel  anheim  gegeben  wurde.  ManyöshÖ 
sichtbar "  bedeuten.  Er  erwähnt  ausdrücklich,  dass  dies  yomi  von  yomi 
„Hades''  verschieden  sei.  ytuni  lialte  ich  für  eine  blos  phonetisclic  Veränderung 
von  yojiii;  analoge  Fälle  dazu  sind  z.  B.  ijnuic  oder  i/ome  „  Traum/'  ma-iju  oder 
Buch  7  kommt  tmki-yoiiü  gei'udezu  in  der  Bedeutung  tmki  ,,  Mond ''  vor: 
Uuki-yoiiii  HO  hiknri  snkuiidki  1/0  ha  fiikc  ni  t^iUm.  Der  Mondgott  ist  ein 
mäimlicher  Gott,  vgl.  Maxyöshü  Bucli  6  und  7  den  -Ausdruck  Unki-ijouü-irotoko 
(wntoko  „Mann"),  und  Bach  10  fmki-hito-irotoko  ^  A  ^-  I'^  *^ler  cliinesischen 
Mythologie  ist  umgekehrt  die  Honne  eine  männliche,  und  der  Mond  eine 
weibliche  Gottheit. 

Ich  bin  geneigt  i>iiiki  „Mond,  Monat''  mit  (oki  Zeit  (und  lerner  mit  ioki, 
toko  „lange  dauernd,  ewig")  in  etymologischen  Zusammenliang  zu  bringen; 
die  Zeit  wurde  nach  den  Mondzeitabschnitten  gerechnet,  und  so  ist  wolil  die 
Bedeutung  von  iuki  eine  sekundäre,  von  tsuki  abgeleitete.  Man  vgl.  hiermit, 
dass  in  den  indogeimanisohen  ^^pnlchcn  die  Wörter  für  „Mond"  und 
„Monat"  von  der  Wurzel  me  ,,  messen"  hergeleitet  sind,  also  der  Mond  als 
Zeitmesser  gedaclit  wai-.  (Sollte  auch  das  Verbum  t-^ukuiu  (jetzt  Uakiru'\ 
,,  erscliöpft  sein,  zu  Ende  sein"  zu  dieser  (irujipe  gehören? 

In  dem  von  H  citierten  Yamatoüime  Sei-ki  "^  jß-jH:  |£  wird  als  bildliclie 
Darstellung  des  Mondgottes  ein  auf  einem  Pferde  reitender  Mann  erwähnt. 
Woher  diese  Vorstellung  stammt,  vermag  icli  niclit  zu  entscheiden;  siclierlicli 
ist  sie  nicht  altjapanisch  und  muss  sc^hon  deshalb  mit  Vorsicht  aufgenommen 
werden,  weil  das  Yamato-biine  Sei-ki,  nach  K.  Tsuboi,  ein  erst  ungefälir  im 
Jahre  1129  in  Ise  entstandenes  Macliwerk  ist. 

1"  Sielie  Kap.  II,  Anm.  21). 

1''^  vl)/ia  no  iha-kuiu-bune,  ein  Boot  aus  felsenhartem  Kampferliolz.  Ilirata 
wagt  eine  phantastisclie  Erklärung  von  kitm  „  Kampferholz :"  es  soll  =  ^ 
ku-iu  „wunderbar"  sein,  weil  dies  wunderbare  Holz  im  Laufe  der  Jahre 
versteinere  !  In  Variante  II  wird  die  Zeugung  des  ,,Vogel-Felsen-Kan]pfer- 
holz-Bootes"  als  dritten  Kindes  erwähnt.  Das  KoJiKi,  sect.  ü,  zählt  das 
Boot  als  Gottheit  auf:  „Der  Name  der  Gottheit,  welche  sie  demnächst 
erzeugten,  war  Tori  no  Ika-kam-hu.ne  no  Kiimi  (die  Gottheit  Vogels-Felsen- 
Kampferholz-Boot),  mit  anderem  Namen  auch  Anm  no  Ti.ri-hiuie  (Himmlisches 
Vogel-Boot)." 


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KAP.  III.]     Götterzeiigung.  Blutegelkind,  Siisa  no  Wo.  29 

Sodann  erzeugten  sie  Susa  no  Wo  no  MikotoJ^ — In  einer 

3!'  8ma  (oder  auch  Äas«)  no  ^Yo  no  Mikoto  „  Seine  Hoheit  der  ungestüme 
Mann,"  mit  vollerem  Namen  Ihhe-Junja-s^vm  no  Wo  no  Mikoto  „  Tapfrer-schneller- 
ungestümer  Mann."  Sma  nach  gewöhnlicher  Herleitung  Stamm  des  Verbums 
simiimi  „  vorwärts  drängen,  ungestüm  sein ;  "  vgl.  auch  üuMmiasi/d  „  schrecklich  " 
Eine  geistreiche  Konjektur  bringt  Aston  :  er  möchte  nämlich  den  Namen  von 
dem  Dorfe  Su<a  Inder  Provinz  Idzumo  ableiten,  also  „  Mann  von  Susa."  Unter 
anderem  sagt  Aston :  ))  Man  wird  sich  erinnern,  dass  nach  einer  japanischen 
Ueberlieferung  Idzumo  die  Heimat  der  Götter  ist,  und  dass  mehrere  auf  sie 
bezügliche  Sagen  mit  dieser  Lokalität  in  Verbindung  stehen.  Es  ist  jedoch 
wahrscheinlich,  dass  die  ältere  Ableitung  wirklich  eine  Volksetymologie  ist, 
die  den  über  diese  Gottheit  erzählten  Geschieliten  Kolorit  verliehen  hat. 
Idzumo  ist  heutzutage  eine  Hauptstätte  der  Verehrung  Susa  no  Wo's.  Eine 
von  seinen  Frauen  hiess  Susa  no  Yatsu-mimi,  aber  es  ist  Niemand  eingefallen, 
aus  ihr  eine  ,,  ungestüme  Frau"  zu  machen.  ((  Dieser  Hypothese  stehen 
jedoch  einige  Bedenken  entgegen.  Siina  no  Yalsit-mim!  kann  nach  dem  Ort 
/S'hvö  benannt  sein,  olme  dass  deshalb  Susa  no  Wo  nach  demselben  benannt 
sein  müsste.  Ja,  das  lüZUMO-FÜDOKr,  woraus  Aston  die  Suggestion  zu  seiner 
Hyjjothese  geschöpft  hat,  behauptet  geradezu  das  Gegenteil.  Die  betreffende 
Stelle  lautet  nämlich  vollständig:  ,,  Dorf  Susa.  Neunzehn  Ei  we.-:tlich  vom 
Katliaus  des  Distriktes.  Kamu-Susa  no  Wo  no  Mikoto  sprach:  Dies  ist  zwar 
ein  kleines  Land,  aber  doch  ein  Kuni-dokoro  (d.  i.  ein  geschlossenes,  für  sich 
ein  Ganzes  bildendes  Land).  Deshalb  soll  niein  Name  nicht  an  Holz  oder 
Steine  angehängt  werden.  So  sagte  er,  und  liierauf  legte  er  die  erlauchte 
Seele  seiner  eigenen  Hoheit  zur  Ruhe  und  setzte  Oho-i-Tsn-da  (grosse  Susa 
Eeisfelder)  und  Wo-sum-da  (kleine  Sus-a  Reisfelder)  ein.  Dcslialb  licisst  [der 
Ort]  Susa." 

Die  landläufige  Ansicht  ist,  dass  Susa  no  Wo  ein  l)ö?er  Gott  sei,  wogegen 
ihn  Shigetane  verteidigt.  A^'enn  sein  Name  schon  etwas  Böses  bedeutete, 
meint  er,  wie  viele  sagen,  so  würde  er  ihn  nicht  den  Reisfeldein  beigelegt 
haben.  Man  hat  Susa  no  Wo  in  späterer  Zeit  sogar  mit  dem  Gott  Go-dzii 
"  Ochsehkopf,"  dem  ochsenköpfigen  Kerkermeister  der  buddhistischen  Hölle 
(gewöhnlich  werden  go-dzu  und  me-dzu  ,,  Ochsenkopf  und  Pferdekopf"  zusammen 
genannt;  sie  sind  nach  späterer  Vorstellung  Quälgeister  in  der  Unterwelt) 
identificieren  wollen,  was  natürlich  Unsinn  ist.  Auf  die  einzig  richtige 
Deutung  Susa  no  Wo'.s  aber  als  Sturmgott  scheint  keiner  der  japanischen 
Kommentatoren  verfallen  zu  sein.  Das  Verdienst,  diese  Deutung  zuerst 
gegeben  zu  haben,  gebührt,  glaube  ich,  E.  Buckley,  in  seinem  Aufsatz  The 
Shinto  Pantheon  (New  World  for  December,  1896),  woselbst  das  Nähere  auf 
S.  13  f.  nachzulesen  ist.  Diese  Deutung  erfordert  auch  die  Interpretation 
„  ungestümer  Mann "    für   den  Namen  Susa  no    Wo,   also   die   altüberlieferte, 


30 


,,  Nihongi,"  Des  G'öttcrzeitalters  erster  Teil.    [kap.  iii. 


Schrift  Jieisst  er  Kamu-Susa  no  Wo  ^^  no  Mikoto  oder  Haya-Susa 
no  IVo'^^  no  Mikoto. — Dieser  Gott  hatte  ein  ungestümes 
Temperament  und  grausamen  Sinn.  Ueberdies  hatte  er 
beständig  die  Angewohnheit  zu  weinen  und  zu  wehklagen. 
Daher  verursachte  er  vielfach  den  vorzeitigen  Tod  von 
Bewohnern  des  Landes.  Ferner  bewirkte  er,  dass  grüne 
Berge  dürr  wurden.  Daher  sprachen "  seine  Eltern,  die 
beiden  Gottheiten,  zu  Susa  no  Wo  no  Mikoto  :  ,,  Du  bist  ein 
ausserordentlicher  Bösewicht  und  darfst  die  Welt  nicht  als 
Fürst  beherrschen.  Wahrlich,  du  musst  dich  weit  weg  nach 
der  Unterwelt-"  machen!"  So  jagten  sie  ihn  schliesslich  von 
dannen. 


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und  erledigt  die  ^Vston'sohe  Ilypatliese.  Die  Entstehung  Sma  vo  Wo's  aus 
der  Nase  Izanagi's,  also  dem  Organ  des  Atmens  und  Sclinaubens,  hat  gewis- 
sermassen  eine  Parallele  in  der  Entstehung  des  Windes  aus  dem  Atem  des 
P'aii-ku  (vgl.  Mayers,  Chinese  Readei-s  Manual,  pag.  174).  Letztere  chinesische 
Mythe  wäre,  wie  Buckley  a.  a.  O.  S.  13  in  einer  Note  bemerkt,  nicht  klassisch 
chinesisch,  und  daher  wahrscheinlich  eine  Volkssage  der  l'reinwoliner  Chinas, 
welche  die  einwandernden  Chinesen  in  Ostasien  vorfanden,  weshalb  ilire 
Aehnlichkeit  mit  der  Shintö  Mythe  auf  Verwandtschaft  beruhen  kann  imd 
nicht  notwendig  Entlehnung  der  einen  von  der  anderen  voraussetzt.  Vgl. 
auch  Kap.  IV,  Anm.  G9.  Die  Angewoiniheit  des  Gottes,  zu  weinen  und  zu 
wellklagen,  ist  wohl  auf  das  Heulen  des  Sturmwindes  zu  deuten. 

Da.s  Gesciilecht  des  erblichen  Oberpriesters  des  grossen  Shintötempels  in 
Kidzuki,  des  Idzumo  no  Oho-yashiro,  leitet  seinen  Ursprung  von  Susa  no  Wo 
no  Mikoto  ab.  Das  gegenwärtige  Haupt  der  Geschlechtes  (Familie  Senge. 
Baronsrang)  betrachtet  sich  als  82.  direkten  Nachkommen  von  Susa  no  Wo. 
Der  Oberpriester  wird  vom  Volk  gewölmlicli  iki-gami  ,, lebender  Gott''  genannt. 

20  „  Der  göttliche  ungestüme  Mann." 

21  „  Der  rasche  ungestüme  Mann." 

22  ^  nori-tanuxhaku,  ein  Ausdruck  für  „  sprechen,"  welcher  bei  Fürsten 
gegenüber  den  Unterthaneia  gebraucht  wird. 

23  ;|g  g  ne  no  kuni  „Wurzel-Land, "  ein  anderer  Ausdruck  für  ^  ^  yomi 
„Hades,"  weil  er  tief  unten  gelegen  gedacht  wird.  In  den  Norito  ^e  no 
kuni  Soko  no  kuni  (Boden-Land)  genannt.  Im  12.  Nokito,  gelesen  beim  Ho- 
shidzume  no  Matsuri,  wird  uha-tm-kuni  „Oberwelt"  der  s-kita-tsii-kuni  „Unter- 
welt" entgegengesetzt.  Das  Herz  der  Erde  heisst  .■ioko-Uu-iha-ne  „Felswurzeln 
des  tiefen  Grundes.'' 


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KAP.    III.] 


G'ötterseußrunß^.    Varianten. 


31 


I. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Izanagi  no  Mikoto  sagte  : 
,,  Ich  wünsche  ein  herrliches  Kind  zu  erzeugen,  das 
die  Welt  regieren  soll."  Als  er  hierauf  in  seine  linke 
Hand  einen  Spiegel  von  weissem  Kupfer""'  nahm, 
kam  daraus  eine  Gottheit  zum  Vorschein.  Diese 
nannte  man  Oho-hiru-me  no  Mikoto.  Als  er  in 
seine  rechte  Hand  den  Spiegel  von  weissem  Kupfer 
nahm,  kam  daraus  eine  Gottheit  zum  Vorschein. 
Diese  nannte  man  Tsuki-yumi  no  Mikoto.  Ferner 
als  er  seinen  Kopf  umdrehte  und  nach  hinten 
blickte,  entstand  eine  Gottheit.  Diese  nannte  man 
Susa  no  Wo  no  Mikoto.  Nun  waren  Oho-hiru-me 
no  Mikoto  und  Tsuki-yumi  no  Mikoto  beide  in 
ihrer  natürlichen  Beschaffenheit  glänzend  und  schön, 
und  daher  liess  [Izanagi  no  Mikoto]  sie  auf  den 
Himmel  und  die  Erde  herabscheinen.  Susa  no  Wo 
no  Mikoto  dagegen  war  von  Natur  dazu  geneigt 
Schaden  und  Verderben  zu  stiften,  und  deswegen 
sandte  man  ihn  hinab  und  liess  ihn  die  Unterwelt 
regieren. 

II. — In  einer  Schrift  heisst  es : — Nachdem  die  Sonne  und 
der  Mond  schon  erzeugt  waren,  erzeugten  sie  zunächst 
das  Blutegel-Kind.  Als  dieses  Kind  das  Alter  von 
vollen  drei  Jahren  erreicht  hatte,  konnte  es  immer 
noch  nicht  auf  den  Beinen  stehen.  Der  Grund, 
warum  ihnen  jetzt  das  Blutegel-Kind  geboren  wurde, 
war   dass    im    Anfang,    als    Izanagi    no    Mikoto    und 


2*  So  nach  den  Zeichen  Ö  ^  ^  ;  aber  die  altüberlieferte  japanische  Lesung 
nm-sumi-kagami  „ganz  (oker  treffich)  heller  Spiegel"  möchte  vor  den  Zeiclien 
den  Vorzug  verdienen  und  die  echte  Ueberlieferung  repräsentieren.  Der 
Ausdruck  kommt  im  MAJsryöSHÜ  vor:  ma-somi-kagaml  und  ma-m-kagami ;  in 
NOKITO  27:  ma-sobi-kagami  {sobi= somi) ;  in  späteren  Gedichten  masu-kagami. 
Kagami  aus  kage-mi  „Eeflex-sehen."  Die  Spiegel  der  Japaner  waren  seit  der 
ältesten  Zeit  aus  Metall  gefertigt. 


32 


„  Nikongi,"  Des  Götterzeitallers  erster  Teil.    [kap.  iii. 

Izanami  no  Mikoto  um  den  Pfeiler  herumgingen,  die 
weibliche  Gottheit  zuerst  Worte  der  Freude  äusserte 
und  so  gegen  das  Prinzip  von  Mann  und  Weib 
verstiess.  Sodann  erzeugten  sie  Susa  no  Wo  no 
Mikoto.  Dieser  Gott  war  von  boshafter  Natur  und 
war  immer  zum  Wehklagen  und  Ergrimmen  geneigt. 
Viel  Volk  des  Landes  starb,  und  die  grünen  Berge 
machte  er  dürr.  Deshalb  sprachen  seine  Eltern  zu 
ihm :  ,,  Im  Falle  dass  du  dieses  Land  regiertest, 
würde  sicherlich  viel  Schaden  und  Verderben 
entstehen.  Darum  sollst  du  die  weit  entfernte 
Unterwelt  regieren."  Sodann  erzeugten  sie  das  Vogel- 
Felsen-Kampferholz-Boot.  -•'  Hierauf  nahmen  sie 
dies  Boot  und  setzten  das  Blutegel-Kind  hinein  und 
überliessen  es  der  Strömung  des  Wassers.  Hierauf 
erzeugten  sie  den  Feuergott  Kagu-dzuchi.  ■"  Dabei 
verbrannte  sich  Izanami  no  Mikoto  an  Kagu-dzuchi 
und  verschied  in  Folge  davon.  Während  sie  im 
Begriff  war    zu    v^erscheiden    und    darniederlag,    gebar 


2j  ToA  no  iha-kaKU-biine.  8ielie  Anni.  18.  Das  Beiwort  torl  no  „vogelgleich" 
ii^t  Jiacli  H  ge.setzt,  weil  das  Boot  wie  ein  Vcigel  (Wasservogel)  auf  dem  Wasser 
schwiiriint,  doch  gebeich  der  Erklärung  Motowori's:  „  schnell  wie  ein  Vugel  " 
den  Vorzug. 

2'"'  Karju-dsucu  „der  glühende  Altehrwürdige.''  knju  „glühen,  wie  Feuer 
leuchten "  ist  verwandt  mit  kcKje  „Licht,"  kKjayalru.  „glitzern,  leuchten'' 
n.  s.  w.  T'üichl  das  oben  besprocliene  ITonorificum,  von  H  hier  wieder  als 
„  Schlange "  erklärt.  Andere  Namen  des  Gottes  sind  Ilo-nnmihi  „  Feuer- 
Erzeuger  "  unten  in  Variante  III  und  im  12.  Noeito  zum  Ilo-sliidzume  no 
Matsuri ;  im  Kojiki  sect.  6  noch  ///  no  llaya-ynyl  (resp.  k:i()i)-n-o  no  Kami 
„Feuer-schnell-brennend  (leuchtend)-Mann,"  Hi  no  Kagn-biko  no  Kwni  „  Feuer- 
Ici'chtend-Prinz,"  und  Hi  no  Kagv-lxnchi  im  Kami  „Feuer-leuchtend-Altehrwür- 
diger."  Er  wurde  in  Xagusa  in  der  Provinz  Kii  verehrt.  Wie  der  japanische 
Feuergott  bei  seiner  Geburt  seine  Mutier  verbrennt  und  zum  Muttermörder 
wird,  so  wird  auch  der  indische  Feuergott  Agni  zum  Mörder  seiner  beiden 
I'vitem,  indem  er  die  beiden  Eeibhölzer,  welche  das  Feuer  erzeugen,  verzehrt. 
Vgl.  Rig-veda  X,  7,9. 


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KAP. 


III.] 


G'dtterzeugiing.    Varianten. 


33 


sie  die  Erdgöttin  ^"  Hani-yama-bime  ^  und  die  Was- 
sergöttin Mitsu-ha  no  Me.  ^^  Hierauf  nahm  Kagu- 
dzuchi  die  Hani-yama-bime  zur  Frau,  und  sie  erzeugten 


27  Tmchi  no  kami.  Unter  tmchi  „  Erde "  ist  nicht  die  ganze  Erde,  der 
Erdball,  zu  verstehen,  sondern  Lehm,  Humus  u.  dergl.,  woraus  die  Pflanzen 
wachsen  und  Thongefässe  hergestellt  werden. 

^s  Hani-yama-bime  „Prinzessin  Lehm-Berg."  Weiter  unten  Variante  VI 
heisst  sie  Hani-yam  no  Kami  „  Lehm-Klebende  Gottheit,"  wobei  hani-yasu,  aus 
hani-neyasiL  kontrahiert  ist.  Nach  Variante  IV  ist  sie  aus  den  Exkrementen 
der  Izanami  entstanden.  Das  KoJiKi  sect.  7  lässt  aus  ihren  Exkrementen 
zwei  Gottheiten  entstehen :  einen  Gott  Hani-yasu-biko  no  Kami  „Lehm-Klebrig- 
Prinz  "  und  eine  Göttin  Hani-yamt-bime  na  Kami  „  Ijchm-Klebrig-Prinzessin." 
Wie  man  sieht,  sind  die  Begriffe  Erde,  Lehm,  Dreck,  Kot  {kuso)  zu  einander 
in  Beziehung  gebracht. 

2!>  Mitsu-ha  ist  mit  den  Zeichen  ^  ^  chin.  wang-hsiang  geschrieben,  was 
Giles  No.  12512  erklärt :  „  ein  imaginäres  Ungetüm,  welches  das  Gehirn  der 
Toten  unter  der  Erde  verzehrt."  Nach  Ch'uang-Use  und  Huai-nam-tsze  lebt  es 
aber  im  Wasser ;  ebenso  nach  einem  Citat  in  den  Hausgesprächen  des  Konfucius 
K'ung-Uize  Kia-iü,  wo  noch  das  Epitheton  ^  lung  „Drache"  vorgesetzt  ist: 
lung-uang-hsiang.  Nun  findet  sich  im  Wamyöshö  die  Angabe :  «  S@  ^  wang-liang 
(Flussgeister;  Giles  12518  im  letzten  Beispiel:  spirits  of  river)  wird  im 
Nihongi  Wassergottheit  {jnidzu  na  kami)  genannt ;  der  japanische  Name  ist 
mi-tsu-ha."  In  dieser  Angabe  ist  offenbar  |g  @  mit  ^  ^  verwechselt,  was 
jedoch  nicht  viel  ausmacht.  Aus  den  oben  gegebenen  Citaten  glaubt  H  mit 
Sicherheit  feststellen  zu  können,  dass  wir  es  in  dem  ivang-hsiang  alias  müsuha 
mit  einem  Drachenschlangengeist  H  JtE  ^^^  thun  haben,  und  er  analysiert 
mitsuha  in  7I«  mi  ^  tm  jfg  ha  „Wasser-Schlange."  Zur  Begründung  dafür, 
dass  ha  „  Schlange  "  bedeute,  citiert  er  die  Stelle  aus  dem  Kogoshüi,  wo  ge- 
sagt wird,  dass  eine  grosse  Schlange  ^  i^  haha  genannt  werde ;  femer  citiert 
er  aus  einer  Reihe  anderer  ihm  zur  Verfügung  stehender  Beispiele  die  Namen 
zweier  Dörfer  im  Distrikt  Shibukaha  der  Provinz  Kahachi,  welche  l^i^^ 
Minami-ha-kusa{Siid  Schlangen-Kraut)  und  JtÜ&W  Kita-ha-kum  (Nord  Schlangen- 
Kraut)  heissen.  Der  Ansdiuck  wang-hsiang  (=Drache)  kommt  auch  im  SzE-Kl 
des  Sze-ma-tsien  vor,  und  möchte  wohl  von  da  aus  zu  den  Nihongi  Kompila- 
toren  seinen  Weg  gefunden  haben.  Nach  BE  würden  wir  also  Mitsu-ha 
no  Me  mit  „  Wasser-Schlangen- Weib  "  oder  „  Wasser-Drachen-Weib "  zu 
interpretieren  haben. 

Eine  andere  Ansicht  vertreten  Shigetane  und  I:  niäm='midzu  „Wasser,'' 
ha  =  ^  „entstehen"  (Äa  vielleicht  identisch  mit  Äa  „  Anfang,  Ende,  Extremität," 
was  möglicherweise  als  Wurzelelement  in  hashi  und  hazime  „  Anfang  "  enthalten 
ist ;  auch  haeru  „  wachsen  "  könnte  hierher  gehören).    Nach  dieser  Auffassung, 


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34  ,,  NiJiongi,''  Des  G'ötterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  iii, 

den  Waku-musubi.  ^°  Oben  auf  dem  Kopfe  dieser 
Gottheit  entstanden  die  Seidenraupe^^  und  der  Maul- 
beerbaum, ■'-  und  in  ihrem  Nabel  entstanden  die  fiinf 
Körnerfrüchte.  "'^ 

welche  freilich  besser  der  japanischen  Mythe  angepasst  scheint,  wäre  3Iitsu-ha 
no  Me  die  Göttin,  welche  das  AVasser  hervorsprudeln  lässt.  Ich  vermag  mich 
weder  für  die  eine  nocli  die  andere  Theorie  definitiv  zu  entscheiden. 

2"  Waku-musuhi  oder  Waka-muivbi  ., Jünger-Erzeuger."  Wahl  ist  eine  alte 
häufig  vorkommende  Form  für  xmka  „jung;"  die  phonetische  Schreibung  des 
KojiKi  giebt  ausdrücklich  ivaku.  Waku  ist  nach  H  in  diesem  Namen  nur  ein 
schmückendes  Epitheton ;  ich  glaube  aVjer,  dass  doch  etwas  mehr  darin  liegt, 
indem  es  auf  das  immer  wieder  neue,  frische  Aufspriessen  der  jungen  Saaten 
u.  s.  w.  hindeuten  wird.  Nach  Kojiki  sect.  7  ist  Waku-musubi  no  Kami 
ebenso  wie  MiUii-ha  no  Me  aus  dem  Urin  der  Izanami  entstanden,  und  die 
japanischen  Kommentatoren  haben  viel  diskutiert,  ob  diese  Version  oder 
diejenige  des  Nihongi  den  Vorzug  verdiene.  Offenbar  haben  wir  es  mit  zwei 
alten  und  deshalb  wohl  gleichwertigen  Ueberlieferungen  zu  tliun,  und  icli 
halte  dafür,  dass  wir  niclit  berechtigt  sind  die  eine  oder  die  andere  Version 
als  falsch  zu  verwerfen  und  wegzuiriter])retieren.  Die  japanische  Mythologie 
weist  auch  abgesehen  von  diesem  Falle  vielfache  Verwirrungen  und  Wider- 
.sprüche  auf;  sie  entbehrt  überhaupt  einer  festen  planmässigen  Entwicklung. 
Welche  reichere  Mythologie  der  Erde  wäre  aber  von  solchen  Defekten  ganz 
frei  ?  Eeichtum  an  Varianten  zeugt  gerade  von  immer  wieder  thätiger  mythischer 
Schöpferkraft  des  Volkes,  und  nur  der  kann  von  ihnen  unangenehm  betroflien 
werden,  welcher  die  Mythen  mit  ge,-chichtlicher  Wahrheit  verwechselt  und 
deshalb  nach  dem  Grundsatze,  dass  die  historische  Wahrheit  nur  eine  sein  kann, 
sich  immer  nur  für  eine  Fassung  erklären,  den  anderen  Fassungen  aber  als 
Fälschungen  am  Zeuge  flicken  will. 

Nach  dem  Kojiki  hiess  das  Kind  dieser  Gottheit  Tuyo-uke-lnme  no  Kami 
„  Reichliche-Nahrung-Prinzessin, "  die  Göttin  der  Erde  und  Nahrung  (siehe 
Kap.  IV,  Anm.  3).  Die  Bildung  des  Namens  zeigt  Analogie  zu  Taka-mi-muMibi 
und  Kami-mumih't. 

'■^^  Kahiko  „Seidenraupe;"  kalii  von  kafu  „halten,  züchten,"  ko  „Kind,"  so 
genannt,  weil  sie  von  den  Mensclien  gelialten  und  gepflegt  werden.  In  älteren 
Gedichten  heisst  sie  ^  g  kafu-ko  „  gehaltenes  Kind,"  auch  blos  ko  ,,  Kind." 
Noch  jetzt  ist  der  Ausdruck  o-ko-sima  „  geehrtes  Herr  Kind,"  besonders  bei 
den  Seidenraupenzüchtern,  üblich.  Vgl.  Anm.  106. 

S2  Dessen  Blätter  den  Seidenraui)en  als  Nahrung  dienen.  H's  Erklärung 
von  kuha  „  Maulbeer  "  als  Kontraktion  aus  kuld-lui  „  Ess-Blätter  "  scheint  nur 
plausibel. 

33  Die   „  fünf  Körnerfrüchte,"   go-koku  oder   itsu-kusa  no   tanatmmono,  eine 


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KAP.    III.] 


Götter zeugting.    Varianten. 


35 


ni. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Als  Izanami  no  Mikoto 
den  Ho-musubi  ^*  gebar,  wurde  sie  von  dem  Kinde 
verbrannt  und  verschied. '''"  Als  sie  im  Begriff  war 
zu  verscheiden,  da  gebar  sie  die  Wassergöttin  Mitsu- 
ha  no  Me  und  die  Erdgöttin  Hani-yama-bime.  Ferner 
erebar  sie  den  himmlischen  Kürbis.  "'" 

IV. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Als  Izanami  no  Mikoto 
im  Begriff  war  den  Feuergott  Kagu-dzuchi  zu  gebären, 
bekam  sie  Fieber  und  wurde  krank.  Infolge  davon 
erbrach  sie  sich,  und  dies  [Erbrochene]  verwandelte 
sich  in  einen  Gott,  welcher  Kana-yama-biko ''"  genannt 

cliinesische  Floskel,  sind  kome,  Reis,  imuji  Gerste  und  Weizen,  aim  Ilii-se 
(Milium),  hlhl  Mohrhirse  (Panicum  miliaceum;,  und  nuane  Bohnen  {letztere 
sind  zwar  keine  Körnerfrüchte,  wurden  aber  von  den  Chinesen  unter  sie 
gezählt).  Die  Erwähnung  der  Seidenraupe  und  der  fünf  Körnerfrüchte  deutet 
auf  verhältnismässig  späte  Entstehung  dieses  Teils  der  Mythe.  Vgl.  aucli 
Anm.  106. 

•■^■1  Ho-musubi  „  Feuer-Erzeuger."  Ho  lautet  auch  der  Xame  des  Gottes  im 
Norito  zum  Ho-shidztune  no  3Iafsuri. 

*'  1$  M  kanm-sar!->na>^hinn  „  ging  göttlich  von  dannen."  Eine  darauf  mit 
grosser  Textschrift  folgende  plionelische  Glosse  lautet :  „  Auch  heisst  es  ^f  ^ 
kamu-zakari-mmhinu  „  begab  sich  göttlich  fort." 

Dahinter  die  phonetische  Glosse :  "  ^  §  ;^  {ten-kitsn-kdsu)  wird  liier 
«ma  iio  i/osacfeüra  gelesen ;  man  liest  auch  yosuhura."'  Der  Kürbis  wurde  in 
alter  Zeit  zum  Wasserschöpfen  gehraucht ;  mit  dem  darin  enthaltenen  AVasser 
sollte  der  Feuergott  zur  Kühe  gebracht  (das  Feuer  gelöscht)  werden,  wenn  er 
sich  ungestüm  geberdete.  Im  Norito  zum  Ho-shidzume  no  Matsuri  „Fest  der 
Besänftigung  des  Feuere  "  (gefeiert  am  Abend  des  letzten  Tages  des  6.  und  12. 
Monats)  heisst  es  etwa  in  der  Mitte,  nachdem  Izanami  noch  einmal  aus  der 
Unterwelt  zurückgekehrt  war  (siehe  unten  IV,  Anm  31) :  ))Sie  gebar  vier  Arten 
von  Dingen:  die  Wassergöttin,  den  Kürbis,  die  Flussalge  und  die  Prinzessin 
Lehmberg,  und  unterwies  und  lehrte,  dass  die  Wassergöttin  mit  dem  Kürbis 
und  die  Prinzessin  I^ehmberg  mit  der  FInssalge  das  schlechtgesinnte  Kind 
[Ho-musubi]  gefälligst  zur  Ruiie  bringen  sollten,  wenn  es  sich  ungestüm 
geberden  würde.((  Im  Norito  heisst  der  Kürbis  hiiago;  die  Flussalge  kuha-na 
wurde  als  ein  Mittel  gegen  Brandwunden  gebraucht  {kc(ha-na=kaha-im-gusa 
Nuphar  japonicum ;  letzteres  im  KokinshD  erwähnt). 

37  „  Metall-Berg-Prinz,"  der  Erzgott.    Der  Name  deutet  auf  Bekanntschaft 
mit  Bergbau.    Im  Kojiki  sind  es    ein  Gott  und  eine  Göttin :    Kana-yama-biko 


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36  „  Nihongi,^''  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  iii. 

wurde.  Sodann  verwandelte  sich  ihr  Urin  in  eine 
Göttin  Namens  Mitsu-ha  no  Me.  Sodann  verwandelten 
sich  ihre  Exkremente  in  eine  Göttin  Namens  Hani- 
yama-bime. 
V. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Als  Izanami  no  Mikoto 
den  Feuergott  gebar,  verbrannte  sie  sich  und  verschied. 
Daher  wurde  sie  in  dem  Dorfe  Arima  in  Kumanu,  ^ 

no  Kami  und  Kana-yama-bime  no  Kami.  Diese  einfache  und  natürliche 
Erklärang  von  ^  Ul  haiui-yanm  befriedigt  Motowori  nicht :  er  lässt  es  aus 
kare-nayamasu  „  verwittern  und  leiden  lassen "  kontrahiert  sein.  Die  Ety- 
mologie ist  doch  manchmal  eine  verzwickte  Kunst ! 

^*  Kuma-nu,  nach  den  Zeichen  „  Bären-Feld,"  wäre  so  nach  einem  dort 
erschienenen  grossen  Bären  benannt,  meint  H :  I  dagegen  fasst  kuma  als 
„Winkel,  Wegkrümmung:"  der  Ort  sei  so  genannt,  weil  dort  die  Götter  wohnten 
und  die  Wege  für  die  Menschen  unzugängliche  Winkel  gehabt  hätten.  Kumanu 
ist  der  allgemeine  Name  einer  grösseren  Landschaft  im  Distrikt  Mure  von  Kii ; 
das  ganze  Meer  an  der  Südküste  von  Kii  führt  den  Namen  KumaiuMira 
„  Meerbusen  von  Kumano "  (Kumaiw  jüngere  Form  für  Kumanu).  Auch 
in  der  Provinz  Idzumo  giebt  es  eine  Landschaft  Kumanu  (von  I  ebenfalls 
als  Bl  £F  »  Winkel-Gefild  "  erklärt),  von  welcher  später  noch  die  Rede  sein 
wird.  Ueber  die  Lage  des  Dorfes  Ariuia  wird  im  Tama-katsxjma  (3E^^) 
Motowori's  berichtet,  dass  es  fünf  Ei  nördlich  von  ^  ^  Shingu  (Städtchen 
in  Kii?).  in  der  Richtung  nach  Ise  zu,  20  Ch5  südlich  (genauer  südsüd- 
westlich) von  dem  Orte  Ki-no-moto,  liege.  Dort  befindet  sich  ein  Shintötempel 
übuta-jinja  „  Geburlsfeld-Tempel  "  und  die  Höhle  Hana  no  ihaya  „  Blumen 
Felsenhöhle,"  worin  Izanami  begraben  sein  soll.  Die  Höhle  heisst  auch 
Ubu-fachi  no  ihaya  „  Gebären-Stelien-Felshöhle."  (Diesem  ubu-tachi  entspricht 
etymologisch  das  moderne  ubu-iate,  d.  i.  die  erstjährige  Geburtstagsfeier  eines 
Kindes,  dialektisch  in  obotate  korrumpiert.)  Die  dortigen  Bewohner  nennen  sie 
Daihannya  no  iJuiya  i:)^  j|ä  ^  €>  5^  d.  i.  Mahä-prajiiä  Höhle),  haben  sie  also 
mit  dem  Buddhismus  in  Beziehung  gebracht,  wahrscheinlich  weil  das  jap. 
Wort  hana  „  Blume  "  dem  bud.-sanskritischen  hannya  {prajnä )  ähnlich  klingt. 
Diese  Transformation  ins  Buddhistische  entspricht  ganz  dem,  was  wir  in  den 
Gegenden  der  Hauptwirksamkeit  Köbö-daishi's,  des  Gründers  der  schintöbud- 
dhistischen  Mischreligion  Eyöbu-Shintö,  erwarten  können.  Einer  anderen 
Ueberlieferung  zufolge  soll  der  Tempel  TIbuta-jinja  die  Begräbnisstätte  Izanami's 
sein,  und  die  „  Blumen  Felsenhöhle  "  die  des  Feuergottes. 

Das  KoJiKi  sect.  7  hat  eine  verschiedene  Version,  wonach  Izanami  von 
Izanagi  auf  dem  Berge  Hiba  an  der  Grenze  der  Provinzen  Idzumo  und 
Hahaki  (Höki)  begraben  wurde.    Näheres  im  Kojiki-den  Motowori's. 


fpmviii 


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KAP.    III.] 


Götter zeiigmig.    Varianten. 


17 


in  der  Provinz  Ki, "'"  begraben.  ^^  Die  Einwohner 
[dieses  Dorfes]  verehren  den  Geist  dieser  Göttin, 
indem  sie  zur  Zeit  der  Blumen  ihr  auch  Blumen  ^'^ 
opfern ;  ferner  verehren  sie  sie  mit  Handtrommeln,  ^^ 
Flöten,  Fahnen,  Gesang  und  Tanz. 


39  Bis  zum  6.  Jahre  Wadö,  d.  i.  713,  muss  man  stets  Ki^  nicht  Kl-i  lesen 
•obgleich  der  Nihongitext  die  Schreibung  Iß'gf  Kl-i  hat.  Ki  no  kuni  bedeutet 
■das  „  Land  der  Bäume  "  und  war  der  Sitz  des  Gottes  Idakeni,  welcher  Bäume 
anpflanzt.  Im  6.  Jahre  Wadö  wurde  ein  K«gulativ  erlassen,  wonach  in 
Anlehnung  an  chinesischen  Brauch  alle  Länder-  und  Distriktnamen  mit  zwei 
■chinesischen  Zeichen  geschrieben  werden  sollten.  So  wurde  Ki  durch  den 
phonetischen  Zusatz  i  zu  Ki-i    (vorher  pfc,  dann  ^E"^)- 

^  ^  mit  kakushi-matmiru  „  ehrfürchtig  verbergen "  umschrieben,  kakusu 
„  verbergen "  weist  auf  die  uralte  Sitte  hin,  die  Leichen  in  Felsenhöhlen 
u.  s.  w.  zu  bestatten.  Vornehme  wurden  in  der  ältesten  historischen  Zeit  in 
Steinsärgen  beigesetzt.  Daher  der  oft  gebrauchte  alte  poetische  Ausdruck 
„  das  steinerne  Schloss  "  für  das  Grab ;  iha-gakuru  „  sterben,"  lit.  "  sich  im 
Felsen  verbergen,"  Makyöshü  2  vom  Kaiser,  Noeito  12  vom  Sterben  der 
Izanami  gebraucht. 

41  Daher  die  in  Anmerkung  38  citierte  Benennung  der  Grabhöhle  als 
„Blumen  Felsenhöhle."  Die  Zeit  der  Blumen  oder  Blüten  ist  wahrscheinlich 
^er  Frühling,  namentlich  wenn  man  unter  den  hana  die  Blüten  par  excellence, 
die  Kirschblüten,  versteht.  Diese  Vermutung  wird  bekräftigt  durch  eine 
Angabe  in  emem  Werke  Namens  Na-chi-mi-maki  no  bumi  iP  *g  H  #  # 
wonach  em  Fest  ganz  derselben  Beschreibung  wie  im  Nihongi  im  Spätfrühling 
jeden  Jahres  bei  der  angeblichen  Begräbnisstätte  der  Izanami  in  Arivia  abge- 
halten wurde.  Nach  wieder  anderen  Angaben  (Ashikabi  ^  ^)  wurden 
der  Göttin  am  2/^  ^^^^  2/^^  jeden  Jahres  Blumen  der  Jahreszeit  geopfert ; 
«tatt  des  2/12  habe  in  noch  früherer  Zeit  der  2/g  gegolten.  Im  Nak-ki-mei- 
SHo-SHi  ^lE^^iS  schliesslich  wird  der  1.,  5.  und  9.  Monat  als  Zeit  der 
Blumenspenden  genannt.  Worauf  sich  diese  widerspruchsvollen  Angaben 
gründen,  ist  mir  unbekannt.  Ich  entscheide  mich,  wie  oben  angedeutet,  für 
den  Frühling. 

42  Tsudzumi,  ein  wahrscheinlich  onomatopoetisches  Wort. 


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38 


„  Nihongi,"'   Des  Götterzeitalters  erster  Teil,      [kap,  iv. 


KAPITEL     IV.      ' 

[weitere     VARIANTEX.     ZERHAUEN     DES     FEUERGOTTES.     IZANAGl'S 

FAHRT  IN  DIE  UNTERWELT.  RUECKKEHR.  REINIGUNG.  GOETTER- 

SCHOEPFUNGEN.    GOETTIN    DER    NAHRUNG]. 


Nachdem    Izanagi    no 


VI. — In    einer    Schrift    heisst    es 

Mikoto  und  Izanami  no  Mikoto  zusammen  das  Grosse- 
acht-Inseln-Land  erzeugt  hatten,  sagte  Izanagi  no 
Mikoto  :  ,,  Ueber  dem  Lande,  das  wir  erzeugt 
haben,  ist  nichts  als  Morgennebel,  ^  der  alles  mit 
seinem  Duft  erfüllt.  "  Hierauf  wurde  der  Atem,  mit 
Avelchem  er  [den  Nebel]  wegblies,  zu  einer  Gottheit 
mit   dem    Namen   Shina-tobe  ^   no   Mikoto.     Dieselbe 


KAPITEL    IV. 

Zum   I^-HALT   VERGL.   KOJIKI    SECT.   8   BIS    12   UND   SECT.    17    (TOETEX 
DER    ]^AHRUKGSGOETTIn). 

^  ^  f$  «sct-griri',  nach  Hirata  i<a-(j!ri  „  feiner  Nebel  "  zu  lesen. 

-  Im  KoJiKi  sect.  6  wird  nur  Shina-Uu-ldko  no  Kami  genannt,  aber  im 
Norito  zum  Fest  der  Windgötter  von  Tatsuta  ist  klar  und  deutlich  von  zwei 
Windgöttern,  einem  Gott  und  einer  Göttin  hiko-gami  und  hlme-gami  die  Rede, 
als  deren  Namen  uns  Ama  no  mi-hashira  und  Kunino  mi-hashira  genannt  werden. 
In  Tatsuta  sind  zwei  kleinere  Sclireine  dem  Taisida-hiko  und  der  Tatsuta-hime 
geweiht.  Wird  schon  hierdurch  der  Verdacht  erregt,  dass  die  beiden  Namen 
des  Nihongi  nicht  einer  einzigen  Persönlichkeit  angehören,  sondern  einer 
männlichen  und  einer  weiblichen  Gottlieit,  so  wird  die  Hypothese  fast 
zur  Gewissheit,  wenn  wir  die  Etymologie  der  Namen  näher  betrachten. 
S'hlna-tsu-hiko  ist  selbstverständlicli  ein  Mann.  Shi  ist  ein  archaisches  Wort 
für  kaze  „Wind,"  wie  es  in  ara-shi  „Sturmwind,"  ni-shi  ,, Westwind,"  oro-shl 
„Wind  aus  den  Bergen,"  kogara-shi  „Winterwind,  Herbstwind  "  u.  s.  w.  noch 
vorliegt.  (l  erklärt  sich  wie  Motowori  mehr  für  die  Bedeutung  iki  „Atem;" 
das  Wort  shi  kann  aber  sehr  wohl  beide  Bedeutungen  eingeschlossen  haben. 
Auf  letztere  gründet  sich  die  interessante  Erklärang  von  skinm-u  „  sterben " 
als  shi-inwu  „  abgehen  des  Hauches."  Erwähnen  will  ich  hier,  dass  iku 
„  leben  "    offenbar  mit  iki   ,,  Hauch,  Atem  "   verwandt   ist,  und   dass  man  das 


iplililiiiiilw^n 


mmm. 


KAP. 


IV.] 


'rGötterzeuß-uns;.    Weitere   Varianten. 


39 


heisst  auch  Shina-tsu-hiko  ^  no  Mikoto.  Es  ist  der 
Windgott.  Ferner  das  Kind,  welches  sie  zeugten  als 
sie  hungrig  waren,  bekam  den  Namen  Uka  no  Mi-tama  * 
no  Mikoto.  Ferner  erzeugten  sie  die  Meergötter,  welche 
Wata-tsu-mi  "*  no  Mikoto  hiessen  ;  und  die  Berggötter, 


Wort  inochi  „Leben"  als  Kontraktion  Yon  iki  no  uchi  „so  lange  der  Hauch 
dauert "  erklären  will).  Na  wird  wohl  richtig  als  apo kopierte  Form  von 
naga  „lang"  (auch  im  Nihongi  mit  dem  Zeichen  ^  geschrieben)  erklärt, 
shi-iui  also  „Atem-lang,  langatmig."  Demnach  heisst  Slii-na  tsu  hiko  „Atem-langer 
Prinz."  Die  Silbe  be  in  Shina-tobz  ist  augenscheinlich  die  häufig  vorkommende 
lautliche  Veränderung  von  me  „Weib ;"  to  könnte  entweder  die  Genetivpartikel 
t9u  sein  (vgl.  im  Maxyöshü  den  Wechsel  von  inato  und  matau  und  den  überhaupt 
häufigen  Wechsel  von  u  und  o)  oder,  wie  H  erklärt,  eine  Verkürzung  von  tozi, 
der  ehrenden  Bezeichnung  für  eine  Frau  (vgl.  Buch  29,  Seite  1,  Anm.  7),  tobe 
oder  tome  also  aus  iozi-me.  .Jedenfalls  scheint  es  eine  weibliche  Gottheit  zu 
sein.  Dieser  Meinung  ist  auch  Motowori  im  Yama-Kage,  wo  er  ausführt, 
dass  „  dieselbe  heisst  auch "  falsch  sei  statt  „  dieselbe  heisst  anders."  I  hält 
die  Erklärung  von  Shina-tobe  als  weibliche  Gottheit  zwar  nicht  für  unannehmbar, 
neigt  aber  mehr  dazu,  in  ihr  eine  männliche  Gottheit  zu  sehen,  indem  er 
dann  to  als  „Ort"  {=tokoro)  und  be  als  von  ml  abgeleitet  betrachtet — einerecht 
wenig  befriedigende  Analyse.  Aston  giebt  tobe  (er  liest  tohe)  die  Bedeutung  „chief, 
Häuptling,"  was  aber  wohl  hier  nicht  angeht,  to  und  be  müssen  von  einander 
getrennt  Averden,  wie  Shinato  no  kazz  im  Oho-harahe  und  Skinato  no  hara  in 
einem  späteren  Monogatari  beweisen.  Diese  beiden  letzteren  Ausdrücke 
scheinen  mir  H's  Erklärung  {Shinato=ShiRa-tozi)  als  die  wahrscheinlichere 
hinzustellen. 

'-  Uka  no  Ml-tama  „der  erlauchte  Geist  der  Nahrung."  TJka  oder  uke 
„  Nahrung "  ist  hier  mit  den  Zeichen  :]|"  ifg  „  Speicher-Eeis "  geschrieben. 
Der  gebräuchlichste  Name  der  Göttin  ist  Toyo-uJx-bime  no  Mikoto  „  Ueppige- 
Nahrung-Prinzessm ;"  im  Kojiki  seet.  5  und  6  auch  Oho-ge-tm-hime  ,,Prinzessin 
der  grossen  Nahrung."  oder:  „Grosse  Prinzessin  der  Nahrung"  (ge=ke  „Nahrung") 
genannt.  Sie  ist  die  Göttin  der  Nahrung,  Kleidung  und  Wohnung  und  wird 
im  Gekü  {To-tsii-miya  äusserer  Tempel)  von  Ise  verehrt.  Norito  17  und  21 
werden  im  loyuke  no  miya  {Toyuice  kontrahiert  aus  Tmjo-uke),  dem  Tempel  der 
Nahrungsgöttin,  d.  i.  dem  Gekü  von  Ise  verlesen.  Man  geht  wohl  nicht  fehl, 
diese  Göttm  anch  als  Göttin  der  (fruchtbaren)  Erde  zu  betrachten. 

4  Wata-tm-mi  etwa  „  Herren  des  Meeres."  Wata  ist  ein  uraltes  Wort  für 
,^eer,"  tm^  Genetivpartikel,  mi  dasselbe  Honorificum  wie  in  Tmki-yo-mi  und 
Yama-tm-mi,  welches  ich  aus  Mangel  einer  zuverlässigeren  Deutung  mit  „Herr  '' 
Übersetze,    ohne   gerade   von   der    Mabuchi'schen  Herleitung  von  mi  aus  mochi 


40  „Nihoiigi*-  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

welche    Yama-tsu-mi  ^  hiessen ;    und   die    Götter    der 
Flussmündungen, "  welche  Haya-aki-tsu-hi  ^  no  Mikoto 

„  Besitzer  "  überzeugt  zu  sein.  Hier  ist  icaia-isu-mi  mit  den  Zeichen  ^  ^,  im 
Jimmu-ki  Buch  3  ^  ^  „  Meer-Jungen,"  einer  spezifisch  chinesischen  Aus- 
drucksweise für  „  Meergötter  "  geschrieben  (im  Wen-siuen  ^^  =  ^  j^ßf).  H 
hält  mi  für  ein  altes  Wort  für  äfß  „  Schlange,"  und  begründet  diese  Bedeutung 
des  zweifelhaften  Wortes  durch  einen  Hinweis  auf  die  in  Buch  2,  Kap.  V 
enthaltene  Sage,  wonach  Toyo-tama-bime,  die  Tochter  des  Meergottes,  bei  der 
Geburt  ihres  Kindes  die  Gestalt  eines  Drachen  als  ihrer  eigentlichen  Gestalt 
annahm.  Diese  Hypothese  hat  gewiss  viel  für  sich  (vgl.  das  Buch  1,  Kap.  VII 
Anm.  89  Ausgeführte),  besonders  wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  weiter  unten 
(Text  zu  Anm.  26-28)  die  Berggottheit  Kura-yama-tsu-mi,  deren  Name  dasselbe 
Suffix  aufweist,  im  Zusammenhang  mit  Kura-Okami  und  Kura-mitsuha,  zwei 
unzweifelhaft  in  Drachen-  oder  Schlangengestalt  gedachten  Gottheiten,  genannt 
wird.  Wenn  die  Drachengestalten  nicht  alle  aus  der  chinesischen  Mythologie 
entlehnt  sind,  so  scheint  sich  zu  ergeben,  dass  die  ältesten  Japaner  einen  ziem- 
lich ausgedehnten  Schlangenkult  besessen  haben,  was  bei  dem  überaus  häufigen 
Vorkommen  von  Schlangen  in  dem  gebirgigen  Japan  auch  ganz  erklärlich  wäre. 
Was  aber  den  sprachlichen  Teil  der  Frage  anbetrißl,  so  hege  ich  die  aUerstärksten 
Bedenken  gegen  die  Annahme  so  vieler  Wörter  für  „Schlange"  wie  H  thut. 
Eine  Gottheit  kann  recht  gut  in  Schlangenform  oder  zum  Schlangen-  oder 
Drachengeschlecht  gehörig  gedacht  sein,  ohne  dass  wir  deshalb  in  ihrem 
Namen  mit  Notwendigkeit  ein  „  Schlange  "  bedeutendes  oder  darauf  anspielendes 
Element  finden  müssen,  oder  gar  einem  etwa  vorkommenden  unbekannten 
Bestandteil  eines  solchen  Namens  eine  derartige  Deutung  geben  dürfen.  Der 
Name  der  Toyo-tania-binie,  einer  eigentlich  drachengestaltigen  Gottheit,  der 
aber  keine  solche  Anspielung  enthält,  ist  eines  von  vielen  Beispielen  hierfür. 

5  Yama-t^u-mi  „  Herren  der  Berge. "  Zu  mi  siehe  Anm.  4.  Den  Berggöttem, 
resp.  dem  obersten  Berggott,  sind  viele  Tempel  geweiht,  z.  B.  der  Olio-yama- 
tsu-^mi  no  jhija  im  Distrikt  Ochi  von  lyo,  der  Idzu-mi-shima-j inja  im  Distrikt 
Kamo  von  Idzu,  u.  s.  w.  Der  im  Engi-gishiki-chö  genannte  Oho-yama-tm-mi 
no  Mi-oya  no  Mikoto  ist  wahrscheinlich  derselbe  oberste  Berggott. 

6  Minato,  lit.  „  Thor  des  Wassers  "  mi-na-to.  Wir  haben  ausdrücklich  den 
Plural :  Minato  no  Kami-tachi.  Es  ist  nämlich  eine  männliche  und  eine  weibliche 
Gottheit  zu  verstehen,  welche  in  Kojiki  sect.  6  Haya-aki-tsu-hiko  und  Haya- 
aki-tsu-hime  heissen.  Saya  nach  dem  Zeichen = „schnell;"  vielleicht  ist  aber  haya 
„  glänzend "  darunter  zu  verstehen ;  aki  ist  jf^  aki  „  Herbst "  geschrieben, 
was  aber  nur  eine  phonetische  Schreibung  sein  kann.  l  nimmt  aki  in  der 
Bedeutung  „  klar,  hell,"  wegen  der  im  Oho-hakahe  erwähnten  Thätigkeit 
(siehe  weiter  unten),  tsu  als  Genetiv partikel.  Nach  H  aber  ist  aÄi'-feu  =  pg^ 
„  ofiener  Hafen."      Hi  ist   das  in  hi-ko  und    hi-me  enthaltene  ehrende   Präfix 


,1,11 1 4,i.,.,iiaini.iipi||pipR! 


KAP.   IV.] 


G'ötterzeugung.   Weitere  Varianten. 


41 


hiessen ;  und  die  Baumgötter,  welche  Ku-ku  no  Chi ' 
hiessen ;  und  die  Erdgöttin,  welche  Hani-yasu  no 
Kami*  hiess.  Hierauf  erzeugten  sie  alle  Dinge  ins- 
gesamt. Als  es  dazu  kam,  dass  der  Feuergott  Kagu- 
dzuchi  geboren  wurde,  verbrannte  sich  seine  Mutter 
Izanami  no  Mikoto  [an  ihm]  und  verschied.  Da 
geriet  Izanagi  no  Mikoto  in  grimmen  Zorn  und 
sprach  :  „  Ach  dass  ich  für  ein  einziges  Kind  meine 
geliebte  jüngere  Schwester "  ausgetauscht  habe  !" 
Wie  er  nun  so  ihr  zu  Häupten  und  ihr  zu  Füssen 
kroch  und  weinte  und  wehklagte,  fielen  seine  Thränen 
herab  und  wurden  zu  einer  Göttin.  Es  ist  dies  die 
Göttin,  welche  in  Unewo  no  Konomoto  ^^  wohnt  und 


(wohl  ursprünglich  h,i  „  Sonne  "),  also  da-s  geschlechtsindifferente  Honorificum, 
welches  sowohl  hiho  als  Mme,  einschliefst.  Haya-aki-tsu-hi  bedeutet  demnach 
„Hellglänzend-Herrliche"  (I)  oder  „Glänzend  ( schnei l)-oflher  Hafen-Herrliche"  . 
(H)  oder,  wofür  ich  mich  erkläre  „  Schnell-  sich  öffnende-  Herrliche."  Im 
Oho-harahe  no  Kotoba  wird  nur  die  weibliche  Gottheit  Haya-aki-tm-hime 
genannt,  in  folgendem  Zusammenhang:  "Wenn  [die  Göttin  Se-ori-tsu-hime 
die  Sünden]  so  [in  das  grosse  Meeresgefilde]  hinaustragend  weggeht,  so  wird 
wohl  die  Göttin  mit  dem  Namen  Haya-aki-tsu-hime,  welche  sich  an  der 
Salzflut-Allzusammenflussstelle  der  vielhundertströmigen  vielen  Salzfiutströme 
der  frisch-salzflutigen  Salzflut  befindet,  sie  gluckgluck  hinuntertrinken." 

7  Ku-hi  no  Chi  „  Vater  der  Baumstämme,"  „  der  Altehrwürdige  der 
Bäume,"  siehe  Kap.  IH,  Anm.  4.  Auch  hier  steht  ausdrücklich  kami-tachi 
„  Götter,"  aber  I  meint,  dass  es  nur  einen  Baumgott  gegeben  habe  und  dass 
daher  das  Pluralsuffix  ^  tachi  hier  nicht  am  rechten  Platze  sei. 

«Nach  den  Zeichen  „Lehm-friedliche  Gottheit."  Vgl.  Kap.  IH,  Anm. 
28,  wo  ihr  anderer  Name  Sani-yama-bime  kommentiert  ist.  Hani^ama-biine 
ist  augenscheinlich  der  ursprüngliche  Name  der  Gottheit,  und  der  Name 
Hani-yam  scheint  von  dem  im  Jimmu-ki  Buch,  3,  Kap.  TV  erwähnten  Orte 
Mani-yam  („  Lehm-Euhe  "  oder  „  Lehm-kneten  "  Aani-we^/osM ;  möglicherweise 
liegt  ein  Wortspiel  zwischen  hani-yasu  und  hani-neyasu  vor)  auf  dem  Berge 
Kagu-yama  hergenommen,  also  ein  sekundärer  Name  zu  sein. 

9  Inw  bedeutet  sowohl  „jüngere  Schwester "  als  „  Gemahlin."  Vgl.  Kap. 
II,  Anm.  28. 

^^  UneiDo  no  Konomoto  (auch  Kinomoto).  Sowohl  Unewo  als  Konomoto 
Schemen  Ortsbezeichnungen  zu  sein :      „  Konomoto  in  oder  bei  Unewo."'     Nach 


42  j,  Niho7igi,"  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

Naki-saha-me "  on  Mikoto  heisst.  Schliesslich  zog 
er  das  umgegürtete  zehn  Handbreiten  [lange] 
Schwert  ^"  heraus  und  hieb  damit  den  Kagu-dzuchi  in 
drei  Stücke,  ^•'  deren  jedes  zu  einem  Gotte  wurde. 
Hiernach  wurde  das  von  der  Schneide  des  Schwertes 
herabträufelnde  Blut  zu  dem  fünfhundert  [-stückigen] 
Fels,  "  welcher  im  Bett  des   himmHschen   Acht-Strö- 

dem  ExCtI-Shiki  lag  im  Distrikt  TöchL  von  Yamato  ein  Shintötempel  Uneim 
Thidamoto  no  zivja,  und  im  Seishiroku  wird  ein  Geschlecht  Uneuv  no  murazi 
citiert,  das  seinen  Namen  wahrscheinlicli  von  dem  Ort  Uneim  lierleitete. 
Tsuta-moto  erscheint  somit  als  alternativer  Name  für  Konomoto.  Ko-no-moto 
lit.  „  unter  dem  Baum "  ist  ein  noch  jetzt  existierendes  Dorf  im  Distrikt 
Töclii  von  Yamato,  das  auch  im  Y''amato-shi  aufgezählt  wird.  Im  KoJiKi 
sect.  7  lieisst  es :  Kagu-yama  no  Uneim  no  Konomoto  „  Konomoto  bei  Unewo 
am  (oder  auf  dem)  Kagu-yama."  Auch  dieser  Berg  liegt  im  Distrikt  Töchi 
von  Y'amato.  Eine  andere  ältere  Interpretation  der  Stelle  im  Kojiki,  welche 
jedoch  jetzt  allgemein  verworfen  wird,  war  :  „die  Gottheit,  welche  unter  dem 
Baum  am  sanften  Hiigelabhang  (une-ico)  des  Kagu-Berges  wohnt." 

"  Ein  Kaki-saha-yashiTo  (Schrein)  liegt  nach  dem  Yamato-shi  im  Dorfe 
Konoraoto.  J^-  mha  „Sumpf"  oder  „Schlucht"  ist  zweifellos  phonetisch;  es 
könnte  saha  „  viel,  reichlich "  sein,  und  nie  wäre  dann  wie  das  Zeichen  ^ 
„Weib,"  also  „Weinen-viel-Weib,"  d.  i.  „  viel  weinendes  Weib."  H  betrachtet 
sahamc  als  verlängerte  Form  von  same,  welches  in  der  noch  jetzt  gebrauchten 
Phraf^e  mriic-ziuie  to  naku  „  unter  hellen  Zähren  weinen "  vorkommt ;  dann 
wäre  yaLi-s-ihame  no  j\Iikoto  =  „  die  unter  liellen  Zähren  weinende  Hoheit." 
I  endlich  nimmt  saha-nie  als  aa-nine:  ■•'a=ma  „recht,"  ame  „Regen."  Die 
Motowoii'sche  Erklärung  von  mha  —  kaha  von  isatim  ,,  weinen"  ist  laut- 
gesetzlicli  unniö^licli. 

^-  To-t^uka  no  T-umgi.  T-mka  oder  tmkaml  ist  eine  Handbreite,  die  Breite 
der  vier  aneinander  gelegten  Finger  einer  Hand.  Das  Längenmass  bezieht 
sich  auf  die  Klinge  {ml)  des  Schwertes.  In  den  Varianten  wird  auch  von 
dem  Schwerte  als  einem  neun  res]»,  acht  Handbreiten  langen  Schwerte 
gesprochen.  Es  hiess  Ama  no  Wo  ha-hari  cder  Itsu  no  Wo  ha-hari  resp. 
Itsu  no   Wo-bashiri,  worüber  vgl.  Buch  2,  Kap.  II,  Anm.  6. 

Im  selben  Kapitel  des  Kojiki  finden  wir  für  1^  JJ  ,, erlauchtes  Schwert" 
die  Lesung  mi-hakashi,  „das  erlauchte  Umgegürtete"  (auch  später  noch 
Jiakase  \on  liakni  „umgürten");  Analoga  dazu  sind  ini-tont.'ihi  „das  erlauchte 
Gegriffene "  =  „ Bogen,"  und  mi-keshi  „das  erlauchte  Angezogene "  =  „  Kleid." 

13  Kojiki  sect.  8  schneidet  er  ihm  nur  den  Kopf  ab. 

1-1 1-ho  tm  iha-mura,  d.  i.  unzählig  viele  Felsstücke,  i-ho  500  bedeutet  eine 
sehr  grosse  Zahl;    die  Version  des  Kojiki   hat  tjutm   „viele"   statt  i-ho.     Ich 


iiPiiiiiinpiiiiiiPiM 


KAP.    IV.] 


Zerhauen  des  Feiierzottes. 


43 


mungen- Flusses  ^°  liegt.  Derselbe  war  der  Ahn  von 
Futsu-nushi  no  Kami.  Ferner  spritzte  das  von  dem 
Stichblatt  ^'  des  Schwertes  herabträufelnde  Blut  weg 
und  wurde  zu   Gottheiten,  deren   Namen   Mika-haya- 


halte  es  für  ganz  ausgeschlossen,  dass  die  alte  Sage  unter  den  Felsstücken  die 
Sterne  (der  Milchstrasse)  verstanden  haben  soll.  Man  sah  in  der  Milchstrasse 
vielmehr  einen  echten  und  rechten  Fluss  des  Himmels,  voll  von  Steingeröll 
wie  alle  japanischen  Flüsse.  Das-j  im  Harima-füdoki,  im  Oho-kagami 
vol.  7  u.  s.  w.  (ähnlich  wie  bei  den  Chinesen)  vom  Herabfallen  von  Sternen, 
welche  zu  Steinen  wurden,  die  Rede  ist,  hat  für  die  vorliegende  Sage  von 
der  Milchstrasse  absolut  keine  Bedeutung.  Auch  war  den  alten  Japanern 
jedenfalls  nicht  bekannt,  dass  die  Milchstrasse  aus  Sternen  besteht.  Für 
hosld  „Stern"  hat  man  übrigens  eine  interessante  Etymologie  aufgestellt: 
hoshi='/^  ^  ho-shi  (ho-ishi)  „Feuer-Stein."  Ob  sie  annehmbar  ist,  kann  blos 
die  vergleichende  Sprachwissenschaft  lehren. 

''  ^  M  yasu-kaha  „  ruhiger  Fluss  "  ist  eine  Korrumpierung  von  ya-se-kaha 
„acht-Strömungen-Fluss"  vielströmiger  Fluss.  Im  Kogoshüi  3^  A  yJS  M  M  <^'"« 
no   ya-se-kaha-hara    „  Gefilde    des    achtströmigen    Flusses    des   Himmels."      Die 

Milchstrasse  ist  gemeint. 

^^  Futsu-nnshi  „  Zisch-Herr."  Futsu  ist  ein  onomatopoetisches  Wort, 
welches  etwa  unserem  „schnapp"  entspricht,  ein  Laut  der  beim  Zeireissen 
oder  Durchschneiden  u.  dergl.  entsteht,  hier  ein  sausend-zischendes  Geräusch 
repräsentierend  und  mit  dem  Zischen  des  Schwertes  in  Verbindung  gebracht. 
So  sagt  man  fut-to  kiru  {=fidsu  to  kb-u)  „mit  dem  Laute  fut  schneiden;"  das 
entsprechende  moderne  Onomatopoeticum  ist  putsuri,  z.  B.  ito  ga  pnisuri  to 
kireta  „der  Faden  ist  schnapp  zerrissen."  H  will  fidsu  mit  funi  (fnm) 
„(ein  Schwert)  schwingen"  identificieren,  was  aber  lautgesetzlich  unmöglich  ist. 

Das  KojiKi  weicht  von  der  Darstellung  des  Nihoxgi  unbedeutend  ab. 
nährend  in  letzterem  vom  Herabträufeln  und  Wegspritzen  des  Blutes  die 
xCede  ist,  entstehen  in  ersterem  die  Götter  aus  dem  am  Schwerte  anklebenden 
und  dann  wegspritzenden  Blute.  Die  weiteren  Abweichungen  sehe  man  in 
sect.  8  nach. 

^'  M  chin  hiün  „der  Knopf  am  Stichblatt  eines  Schwertes"  (Giles),  jap. 
tmmiha,  was  nach  dem  Wa-kun-shiwoei  aus  tsume-ha  g  Sl  anstanden  ist : 
tsume  vom  Verbum  tsumuru,  jetzt  tomem  „  fest  machen,"  ha  „Schneide,  Klinge 
des  Schwertes."  Aus  tsume-ha  ist  das  moderne  tsuba  „Stichblatt"  geworden. 
An  der  entsprechenden  Stelle  des  Kojiki  sect.  8  steht  /^  moto  „  der  obere 
Teil"  des  Schwertes. 


-44  ,»  Nihongi,^'  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

hi  ^'^  no  Kami  und  sodann  Hi-haya-hi  ^"  no  Kami 
waren.  Dieser  Mika-haya-hi  no  Kami  war  der  Ahn 
von  Take-mika-dzuchi ""  no  Kami. —  [Nach  einer 
anderen  Version]  hiessen  sie  auch  Mika-haya-hi  no 
Mikoto,  sodann  Hi-haya-hi  no  Mikoto,  sodann  Take- 
mika-dzuchi  no  Kami. —  Ferner  spritzte  das  von  der 
Spitze   des    Schwertes   herabträufelnde    Blut   weg  und 


IS  Mika-haya-ld  (oder  bi)  no  Kami  „  der  Klingeaglänzende  schnelle  wunder- 
bare Gott"  oder  „der  gewaltige  schnelle  wunderbare  Gott."  ^  rii'ika  „Krug" 
ist  phonetisch  gebraucht.  iVIotowori  erklärt  mika  als  identisch  mit  ika 
„  gewaltig "  (vgl.  ikamenhiki  „  gewaltig "),  was  mir  aber  verdächtig  ist,  so 
lange  als  für  den  Schwund  des  in  keine  überzeugenden  Gründe  vorgebracht 
werden  können.  Es  müsste  denn  aus  mi-ika  „  hehr  gewaltig "  kontrahiert 
sein.  Ich  neige  daher  mehr  zu  der  mich  allerdings  auch  nicht  ganz  befriedi- 
genden, aber  lautgesetzlich  plausiblem  Erklärung  von  I.  Danach  wäre  mika 
eigentlich  mi-hika  „  Klinge-glänzend  {hika  von  hikaru  ,,  glänzen ").  I  meint, 
dass  der  Felsen  als  Mutter  und  das  Schwert  als  Vater  zu  betrachten,  und 
daher  der  Name  mit  Beziehung  auf  das  Schwert  zu  erklären  sei.  hi  oder  bi 
ist  das  bekannte  Honorificum ;  vgl.  Kap.  I,  Anm.  25. 

19  Hi-haya-hi  (oder  6t)  no  Kami  „  Feuer-schnell-wunderbare  Gottheit."  Das 
erste  hi  ist  j^  chin.  han  „  rösten,  trocknen  "  geschrieben  und  am  besten  als  hi 
„  Feuer  "  zu  erklären,  was  ja  gut  daxu  stimmt,  dass  der  Gott  aus  dem  Blute 
des  Feuergottes  entstanden  ist.  l's  Erklärung  von  hi=mi  „  Klinge "  ist  mir 
unwahrscheinlich,  wenn  er  auch  einige  Wörter  anführt,  wo  hi  statt  mi  stehen 
soll:  Karasahi  no  tswiugi  und  Kwe  no  ma-sahi,  wo  sa-hi=sa-mi  „treffliche 
Klinge  "  sein  soll.  Lautgesetzlich  ist  die  Hypothese  allerdings  zu  rechtfertigen, 
da  hi — bi — mi  eine  zusammengehörige  Gruppe  bilden.  Bei  meiner  Erklärung 
habe  ich  nur  dass  Bedenken,  dass  ich  mir  nicht  erklären  kann,  warum  im 
NiHONGl  hi  mit  j^  „  rösten  "  und  im  KoJiKi  mit  1^  hi  „  Wasserrohre, 
Spund "  geschrieben  ist,  wenn  die  Bedeutung  eine  so  nahe  liegende  wie 
„  Feuer  "  ist- 

20  Take-mika-dzuchi  „Tapfrer  Klingenglänzender  Altehrwürdiger."  Erwähnt 
sei  hier,  dass  Shigetane  tsuehi  =  tachi  „Schwert"  setzt,  eine  Hypothese,  welche 
weitere  Untersuchung  verdient,  namentlich  in  Anbetracht  des  Unistandes,  dass 
tsuchi,  wie  schon  früher  bemerkt,  mit  dem  Zeichen  ig|  „  Schlägel "  geschrieben 
ist.  Zu  „  Ahn "  vgl.  Buch  2,  Eingang  zu  Kap-  H,  wo  folgende  Genealogie 
aufgestellt  ist :  Itm  no  Wo-bashiri,  dessen  Sohn  Mika-haya-hi,  dessen  Sohn 
Hi-haya-hi,  dessen  Sohn  Take-mika-dzuchi.  Im  KoJiKi  sect.  8  haben  wir  für 
ihn  die  Namen:  „Take-mika-dzuchi  no  Wo  mo  Kami  ('PP'b=„  Mann "),  mit 
anderem   Namen  Take-futsu  no  Kami   (Tapfer-zischend),   mit   anderem   Namen 


KAP.    IV,] 


Zerhauen  des  Feuergoiies. 


45: 


wurde  zu  Gottheiten,  deren  Namen  waren  Iha-saku^^ 
no  Kami,  sodann  Ne-saku  ^^  no  Kami,  sodann  Iha- 
tsutsu  no  Wo^  no  Mikoto.  (Dieser  Iha-saku  no 
Kami  war  der  Ahn  von  Futsu-nushi  no  Kami.  ^) — In 
einem  anderem  Bericht  aber  nennt  man  Iha-tsutsu  no 
Wo  no  Mikoto  und  Iha-tsutsu  no  Me  no  Mikoto.^* — 
Ferner  spritzte  das  Blut,  welches  vom  Knopf  ^^ 
des    Schwertes    herabträufelte,    weg    und    wurde    zu 


Toyo-futm  no  Kami  (Ueppig-zischend)."  Der  Fatsu-nushi  des  Nihongi  (siehe 
Anm.  16)  fehlt.  Betrachten  wir,  was  sehr  wahrscheinlich,  Take-futsu  und 
Toyo-futm  des  KoJiKi  als  identisch  mit  dena  Futsu-nushi  des  Nihongi  {Take 
und  Tuyo  sind  nur  Honorifica),  so  bleibt  noch  die  Verschiedenheit,  dass  nach 
ersterer  Quelle  Take-futsu  und  Toyo-futsu  alias  l<utsu-nushi  mit  Take-mika-dmehi 
identisch  sind,  nach  letzterer  Quelle  aber,  wobei  noch  besonders  Buch  2,  Kap. 
n  zu  vergleichen,  Futsu-nushi  und  Take-niika-dsuchi  verschiedene  Gottheiten 
sind.  Die  bessere  und  klarere  Ueberlieferung  wird  hier  auf  Seiten  des 
NiHONGi  sein. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  für  Take-mika-dsuchi  auch  der  Name  Take- 
ikadzuchl  no  Mikoto  etwa  „gewaltiger  Donner"  vorkommt,  was  für  die  oben 
Anm.  18  citierte  Motowori'sche  Erklärung  von  inika=ika  „gewaltig"  zu 
sprechen  sclieint.  Das  erwähnte  Bedenken  bleibt  aber  trotzdem  bestehen,  imd 
Take-ikadsuchi  könnte  sich  als  eine  volksetymologische  Umgestaltung  des 
Namens  erweisen. 

21  J/ia-saÄ;«  „Fels-Spalter,"  Ne-saku  „Wurzel-Spalter."  Ne  bedeutet  nach 
Motowori  auch  „Felsen"  (Felswurzel),  mdem  das  z.  B.  m  den  Noeito  oft 
gebrauchte  zÄa-n«  „Felswurzel"  in  seine  zwei  Bestandteüe  zerlegt  sei. 
Desgleichen  meint  H,  dass  ne  eine  Reihe  von  nebeneinander  liegenden 
Felsen  bedeute.  Shigetane  aber  versteht  unter  ?ie  „Baumwurzeln."  Für 
erstere  Theorie  spricht,  dass  Buch  2,  Kap.  H.  Iha-sak-u-Nesaku  no  Kami  eine 
emzige  Gottheit  ist,  also  JJia-sak-u  und  Ne-saku  thatsächlich  wie  die  Spaltung 
aus  emem  tautologischen  Iha-saku-Ne-saL-u=Iha-nesaku  aussieht. 

^Iha-tsulsu.  no  Wo  „Felsen-Altehrwürdiger  Mann."  tsutsu=tsuchiB:onovi- 
ficum;  nach  H,  gemäss  semer  Schlangentheorie,  =  „ Schlange"  wie  m  JVm- 
azuehi. 

V  gl.  Buch  2,  Kap.  II,  wo  Futsu-nushi  als  Sohn  von  Iha-tsutm-wo  und 
Ihn-tsutsu-ne,  den  Kindern  von  Iha-sak-u-Ne-saku,  aufgeführt  ist. 

24  JAa-teufeu  no  ife  „  Felsen-Altehrwürdige  Frau.« 

"^m  Takami,  ha  Kojiki-den  als  tsuka  „Griff"  erklärt  (ia=te  Hand,  kami 
Oberes,  also  oberer  Teü  für  die  Hand). 


^aa^i*ÄaK.Ä^^_w-^a       *- 15  JüA^^  ' 


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46  „  Nihongi,"'  Des  Götterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

Gottheiten,      deren     Namen     waren    Kura  -  Okami,  -^ 

"^  S  ^  Kura-Okami,  der  Gott  des  Regens  und  des  Schnees,  der  Kegengott. 
Die  Bedeutung  des  Xamens  ist  zweifelhaft.  Kura  ist  zwar  mit  dem  Zeichen 
„  dunkel  "  geschrieben,  wird  aber  allgemein  als  phonetische  Schreibung  für 
kura  ,,  Abgrund,  Tlial,  Schlucht "  genommen.  Die  einzige  Begründung  für 
die  Existenz  dieses  Wortes  scheint  aber  nur  Maxyöshü  17  zu  sein,  wo  man 
in  dem  Gedicht  Uguhlsu  no  naku  Kura-<hini  i'Jd  etc  kura-dani  als  einfach  tani 
erklärt ;  es  könnte  aber  ebensowohl  „  dunkles  Thal "  bedeuten.  Das  zweite 
Zeichen  wird  im  ^  ^  J^  0  g%  als  f|  „  Drache  "  erklärt,  und  im  BuxCtO-fudoki 
wird  für  ifB  §  „Schlangendrache"  die  Lesung  okami  angesetzt.  Hieraus  und 
aus  der  späteren  überlieferten  Vorstellung  dieser  Gottheit  ergiebt  sich,  dass 
wir  es  mit  einer  Draclien-  oder  Schlangengottheit  zu  thun  haben,  wenn  sich 
auch  okainl  nicht  mit  Sicherheit  analysieren  lässt.  Ich  halte  es  für  eine 
Variante  von  oho-kami  „  grosse  Gottheit,"  und  finde  eine  Stütze  dieser 
Hypothese  darin,  dass  im  Hitachi-fudoki  gleich  hinter  einander  -^  ^ 
,, grosse  Gottheit"  und  ';f^^  "grosse  Schlange"  okami  gelesen  werden.  Eine 
andere  Etymologie  versucht  1,  indem  er  okiuni  aus  ^  |g  7K  owi-kani-mi 
„  grosser  "Wasser-treiber "  (kam  „  treiben,"  mi  „  Wasser ")  erklärt  und  dazu 
den  im  Kojiki-den  citierten  Götternamen  Am''.-:-'hiru-kani-mi-tm-hiiae  5^  ^  äS  f!^ 
ü  S  ik  K  (sie  ist  die  Königin-Gottlieit,  d.  i.  Gemahlin  des  Erntegottes 
Oho-toshi  no  Kami)  herbeizieht,  als  dessen  eigentliche  ideographische 
Schreibung  er  j!^  ^  |g  7j<  ilß  „  Regen-regieren-Wasser  Treiben-I'rinzessin  " 
ansetzt.  Kam  „  treiben "  soll  sowohl  das  Hinauftreiben  der  Wasser  in 
Dunstform  nach  dem  Himmel,  als  das  Hinuntertreiben  der  Wasser  vom 
Himmel  in  Form  von  Regen  oder  Schnee  in  sich  schliessen,  nnd  l)eide 
Operationen  sollen  von  dem  Gott  ausgefülirt  wei-den. 

In  Maxyö.shC  2,  19,  welches  die  Fujiliara  no  Kisaki,  eine  Konkubine 
des  Kaisers  Tcmnm,  dem  Kaiser  als  Antwortsgediciit  (auf  2,  18)  widmet,  sagt 
die  Dame,  dass  sie  den  Gott  Okami,  welcJier  auf  dem  Hügel  bei  ihrem  Hei- 
matsdorf residiert,  gebeten  habe  Schnee  fallen  zu  lassen.  Nach  dem  ExGl- 
.SHiKi  befinden  sich  in  allen  Provinzen  dem  Gott  Okami  geweihte  Shintötempel ; 
im  Distrikt  Xiibari  von  Hitachi  liegt  nacJi  dem  WamyüSHö  auch  ein  Okami 
no  sato.  Variante  VII  wird  ein  Gott  laka-Okami  „  Hoher-Okami "  genannt, 
und  I  bemerkt,  dass  dieser  eine  auf  den  Bergen  residierende  Dracliengottheit 
sei,  während  Kura-Okami  die  in  den  Thalschluchten  wohnende  Drachengottheit 
■wäre.  Würden  wir  I's  luterpretation  acceptieren,  so  hiesse  Kura-Okami  also 
etwa  „der  grosse  [Regen] wasser-beförderer  in  den  Thalschluchten,"  und 
Taka-Okami  ,,  der  grosse  [Regen]  wasser-beförderer  auf  den  Höhen." 

Auch  im  Kojiki  sect.  8  entstellen  Kura-okami  und  der  weiter  unten 
(Anm.  28)  genannte  Kura-mitni-ha  aus  dem  Blut,  das  sich  am  Schwertgriff 
ansammelte,  mit  dem  Zusatz,  dass  es  zwischen  den  Fingern  Izanagi's  hin- 
durchrann. 


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HiPPWW'W^saiBi^r 


KAP.    IV.] 


Izanao;is  Fahrt  in  den  Hades. 


47 


sodann     Kura  -  yama-tsumi,^'^    sodann    Kura  -  mitsu- 
ha.2« 

Hierauf  folgte  Izanagi  no  Mikoto  [seiner  dahin- 
geschiedenen Gattin]  Izanami  no  Mikoto  und  trat  in 
die    Unterwelt"^    ein.     Als    er    sie    eingeholt    hatte. 

Die  oben  angezogeiae  Stelle  des  Buxgo-füdoki  lautet  im  vollen  Wortlaut : 
„  Nahori-gohori,  Kutami  no  Sato.  In  diesem  Dorf  ist  eine  Quelle.  Bei  dem 
Besuch  des  Kaisers,  der  im  Palaste  Makimuku  no  Tamaki  regierte  (d.  i.  Suinin- 
tennö)  Hess  der  kaiserliche  Truchsess  aus  der  Quelle  schöpfen,  um  dem  Kaiser 
einen  Trunk  vorzusetzen.  Da  war  eine  Wasserschlange — lies  okami.  Hierauf 
sprach  der  Kaiser :  j)  Sicherlich  wird  ein  Drache  dort  sein.  Man  lasse  nicht 
daraus  schöpfen  !  ((  Dalier  nennt  man  diese  Quelle  Kura-idzumi  (oder  Kura-michu). 
Daher  ist  es  zum  Ortsnamen  geworden.  Heutzutage  nennt  man  [diesen  Ort] 
Kutami  ho  Sato,  was  eine  korrumpierte  Form  ist  (d.  h.  Kutami  soll  aus 
Kuramidzu  korrumpiert  sein,  eine  wenig  überzeugende  Etymologie)." 

-'  Kw-a-yania-tsu-mi  „  Herr  der  dunklen  Berge  "  oder  „  der  in  den  Tlial- 
schluchten  [wohnende]  Herr  der  Berge,"  ein  Berggott.  Zu  tsu-mi  vgl.  Anm. 
4  und  5.  Nach  H  wäre  ?/cH?i«-/.si()»i= Bergschlange."  Im  Kojiki  wird  er  nicht 
im  gleichen  Zusammenhang  erwähnt,  sondern  etwas  weiter  unten  als  aus  dem 
Geschlechtsteil  des  Feuergottes  entstanden  aufgeführt. 

2S  Kura-mitm-ha  „  dunkler  Wasserdrache  "  oder  „  Thalschlucht-Wasser- 
tlrache."  Siehe  Kap.  III,  Anm.  29.  Nach  Motowori  eine  Wassergottheit  in 
den  Thälern.  Augensclieinlich  identisch  mit  3Iitm-]m  no  Jle  in  Kap.  III, 
Anm.  29. 

-9  Die  Charaktere  geben  die  spezifisch  chinesische  Bezeichnung  der 
Unterwelt  wieder :  ^  ^  hoang-tslmn  „  gelbe  Quelle."  Die  jap.  Lesung  ist 
Ymni-tm-kuni  oder  Ymno-Uu-huni  „das  Land  Yomi  oder  io//io."  Wie  schon 
Kap,  III,  Anm.  16  bemerkt,  ist  Yomi,  Yomo  möglicherweise  mit  yo  „  Nacht " 
m  etymologischen  Zusammenhang  zu  brmgen  und  dann  als  „  das  Land  der 
Dunkelheit"  auszulegen.  Andere  in  Kap.  III,  Anm.  23  erwähnte  Namen  des 
Hades  sind  iVe  no  kuni  „  Wurzelland  "  und  Soko  no  kuui  „  Boden-Land."  Ganz 
willkürlich  scheint  mir-  die  von  Shigetane  und  I  aufgestellte  Herleitung  aus 
mi  „  Verabscheuung,"  also  „  Land  des  Absehens."  Ofienbar  haben  sich  die 
alten  Japaner  von  der  Lage  und  Beschaffenheit  dieses  Landes,  wohin  alle 
Toten  gehen,  eine  sinnfällige  Vorstellung  gemacht,  wie  schon  aus  der 
Bezeichnung  .shita-tu-kuni  „das  Land  unten"  im  Gegensatz  zu  uha-tm-kiuii 
„Oberland,"  aus  der  bericliteten  weiten  Entfernung  (80  Wegkrümmungen)  von 
dieser  Welt,  dem  Eingang  zu  ihr  über  einen  flachen  Abhang  (hira-saka),  und 
anderen  Angaben  hervorgeht.  Die  80  Wegkrümmungen  erinnern  an  die 
zahbeichen  Schluchten  und  Höhlen,  die  zum  Eingang  des  Hades  der  Griechen 
uirten.    Eine  authentische   Ueberlieferung  darüber,   wo  man  sich  das  Land 


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48  „  Nihongi,"  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

sprachen  sie  miteinander  und  Izanami  no  Mikoto  sagte: 
„Mein  Herr  und  mein  Gemahl,  warum  kommst  du  so 
spät?     Ich    habe   nun    schon   von   Yomi's  Kochherd 

gelegen  dachte,  existiert  nicht,  und  die  Meinungen  der  Gelehrten  gehen 
auseinander.  I  meint,  dass  Izanagi  in  Kumanu  von  Ki  (vgl.  Kap.  III,  Anm. 
38)  den  Eingang  zum  Yomi-tsu-kuni  gefunden  habe ;  in  Arima  in  Kumanu 
ist  ja  Izanami  nach  Variante  V  begraben.  H  dagegen  verlegt  die  Unterwelt 
nach  dem  Westen  von  Japan,  und  soweit  wir  überhaupt  berechtigt  sind  der 
Frage  näher  zu  treten,  verdienen  seine  im  folgenden  wiedergegebenen  Aus- 
führungen die  meiste  Beachtung.  Im  Distrikt  Shimane  der  Provinz  Idzumo 
liegt  ein  Ort  Yomi.  Yomi  no  Sldma  ist  eine  Halbinsel  (eine  Halbinsel  heisst 
ja  auch  shima).  Nach  Prof.  K.  Tsuboi  scheint  es  wahrscheinlich,  dass  Yomi 
710  Shima  ein  Sandspit  ist,  wie  Ama  no  Hashidate,  Miho  no  Matsubara  und 
viele  Andere.  Nun  heisst  es  im  Idzumofüdoki  in  der  Sage  vom  Länder- 
ziehen :  „  Das  Land,  welches  herbeigezogen  und  angenäht  wurde,  war  der 
Vorsprung  3£iho.  Das  Seil,  womit  es  gezogen  wurde,  Lst  die  Halbinsel  Yomi 
{Miho  liegt  ebenfalls  im  DLstrikt  Shimane)."  Dann  heis.st  es  weiter  über 
die  Insel  Mukade:  „Von  dieser  Insel  aus  gelangt  man  zu  Yomi  tw  shima 
in  einem  Distrikt  der  Provinz  Hahaki  (sprich  Höki)."  Wenn  man  diese 
beiden  Stellen  zusammenhält,  sagt  H,  so  scheint  der  Name  Yomi  in  den 
ältesten  Zeiten  die  Seeküsten  von  Idzumo  und  Köki  bezeichnet  zu  haben, 
denn  dem  Distrikt  Shimane  von  Idzumo  gegenüber  liegt  im  S.  O.  jenseits 
des  Binnenmeeres  der  Distrikt  Ahemi  (Aimi,  =  Afumi)  von  Höki.  Dieses 
Binnenmeer  ist  im  Süden  vom  Distrikt  Nogi,  im  Westen  vom  Distrikt  Ou 
begrenzt ;  in  der  Mitte  liegt  eine  Insel,  welche  Oho-ne  :)z.  ifi  (Grosse-Wurzel) 
heisst,  und  die  jetzt  dem  Distrikt  Ou  zugehört.  Diese  Insel  ist  ohne  Zweifel 
die  Yomi  no  Oho-ne-shima  der  ältesten  Zeit.  Das  JVe  no  kuni  „Wurzelland" 
(vgl.  Kap.  III,  Anm.  23)  ist  diese  Oho-ne-shima  „  Gross-Wurzel-InseL"  Der 
Name  Ne  ow  Icatasu  kuni  im  Kojiki,  Sect  23,  bedeutet  wohl  das  Land  JVe 
an  der  Seitenecke,  weil  diese  Gegend  im  N.  W.  des  damals  bekannten  Kelches 
liegt  (toosM)rti=„ Seitenecke").  Weil  es  ein  weit  entlegenes  Land  ist,  so 
heisst  es  auch  Soko  no  Kuni  („das  ferne  I^and,"  soko  in  der  von  manchen 
Gelehrten  verlangten  Bedeutung  so-ko  „jener  Ort,  der  ferne  Ort"  genommen.) 
Der  im  Kojiki  (sect.  9)  erwähnte  Ifuya-zaka  (Ifuya-Pass;  die  Stelle  heisst: 
„Was  man  den  Yomi-tsu-kira-saka  d.  i.  den  flachen  Hügel  der  Unterwelt 
nannte,  nennt  man  jetzt  den  Ifuya-Pass  im  Lande  Idzumo ")  liegt  auch  an 
der  Seeküste  des  Distriktes  Ou,  und  das  Engi-shiki  nennt  einen  Shintötempel 
Ifuya-jinja  im  selben  Distrikte.  Der  Name  Ifuya  existiert  noch  jetzt  als  ein 
Dorfname,  von  den  Einwohnern  in  lya  korrumpiert.  Weiter  bemerkt  H, 
dass  die  oben  erwähnte  Insel  Mukade  wohl  der  Ort  sei,  wo  am  Kopfe  der 
grossen  Gottheit  sich  viele  Mukade  „  Tausendfüssler "  befanden  (ebenfalls  im 
Kojiki  berichtet). 


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KAP.    IV.] 


Izanasri  im  Hades. 


49 


30 


gegessen.""  Trotzdem  bin  ich  im  Begriff  mich  zum 
Schlafen  niederzulegen,^^  Bitte,  sieh  nicht  her!" 
Izanagi  no  Mikoto  hörte  jedoch  nicht  auf  sie,  sondern 


Im  Tö-GA  von  Arawi  Hakuseki  wird  Yonw,  Yomi  als  mögliche  Korrum- 
pierung von  Sanskrit  Yama,  dem  buddhistischen  Höllengott  (siehe  Eitel's 
Handbook),  bezeichnet.  Trotz  der  Aehnlichkeit  der  Namen  und  mancher 
Züge  in  der  betreffenden  Mythe  vermag  ich  mich  nicht  für  die  Annahme 
einer  Entlehnung  zu  entscheiden.  Wäre  es  wirklich  so,  so  müssten  wir  wohl 
Yonw,  Yomi  höchstens  als  später  hinzugekommenen  sekundären  Namen  zu 
einem  ursprünglicheren  Namen  wie  etwa  Ne  no  Kuni  betrachten,  denn  die 
Vorstellung  von  emer  Unterwelt  überhaupt  ist  zweifellos  schon  Eigentum  der 
ältesten  Japaner,  ohne  fremde  Beeinflussung.  Bej.  einer  etwaigen  Entlehnung 
würde  ich  auch  einen  Schluss  auf  die  Doppelform  Yomo,  Yomi  ziehen, 
nämlidi  dass  Yomo=Yama,  und  Yomi=Yavii,  die  assistierende  Schwester 
Yama's  in  der  Unterwelt,  ist,  so  dass  also  Yomo  die  Masculinform  und  Yomi 
die  Femininform  des  betreffenden  Sanskritnamens  repräsentierte.  Gegen 
Hakuseki's  Hypothese  spricht  ferner  der  gewichtige  Umstand,  dass  der  Name 
des  indischen  Schattenfürsten  Yama  in  der  Form  Emum  von  den  Japanern 
(im  Buddhismus)  übernommen  worden  ist. 

^"  D.  i.  in  der  Unterwelt  Nahrung  genossen,  g  he  fasst  I  als  „  Krug," 
aber  die  gewöhnliche  Erklärung  ist  „Herd,  Kochherd."  Wir  haben  hier 
einen  vielen  Mythen  gemeinsamen  Zug.  Zunächst  erinnere  ich  an  den  Raub 
de,  Froserpina,  der  Tochter  der  Ceres,  durch  Pluto.  Als  Ceres  erfuhr,  wer  den 
Raub  begangen  hatte,  erbat  sie  von  Jupiter  ihre  Tochter  zurück.  Dieser  aber 
gewährte  ihre  Bitte  nur  unter  der  Bedingung,  dass  Proserpina  mit  ihrem 
Munde  noch  keine  Speise  im  Orkus  berührt  habe.  Nun  hatte  aber  Proserpina 
mzwischen  einen  punischen  Apfel  gepflückt  und  dessen  sieben  Körner  genossen, 
was  bekannt  geworden  war  und  ihre  ßückkehr  nach  der  Oberwelt  für  immer 
unmöglich  machte.  Aus  der  indischen  Mythologie  ist  die  Geschichte  des  Naci- 
ketm,  womit  die  Katha-Upanishad  eröffnet,  herbeizuziehen,  wo  es  heisst: 
„  Drei  Näclite  bleibe  in  seiner  (Yama's)  Wohnung, 
Doch  koste  nicht  von  seinen  Speisen,  wenn  du  auch  sein  Gast  bist." 
Aehnliche  Vorstellungen  finden  sich  in  den  Unterweltsmythen  der  In- 
dianer, Melanesier,  Finnen  u.s.w.  Im  finnischen  Kalevala  besucht  Wäinämöinen 
den  Hades,  Tuonela,  hütet  sich  aber  etwas  zu  sich  zu  nehmen,  so  dass  er  auf 
die  Menschenwelt  zurückkehren  kann. 

Der  Satz  ist  in  diesem  Zusammenhang   ganz   smnlos.    H   schweigt   sich 

darüber  ans,  X  vei-sucht  eine   unannehmbare   Erklärung.    Wahrscheinlich   ist 

er  lext  korrumpiert.    Rosny's  Interpretation  "je  dois,  en  consequence,  aller 

me  hvrer  au  repos"   geht   nicht   wegen    das    Ü  ^   shikjredomo.     Das  KoJiKi 

^ct    9    hat    einen    besseren    Text.      Dort   antwortet   die   aus  dem   Thor    des 

a  astes  (der  Unterwelt)  heraus  getretene  Izanami  auf  Izanagi's  Aufforderung 


50 


Nihongi,''  Des  G'ötterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 


M 


nahm  heimlich  seinen  vielzähnigen  ^^  Kamm,  brach  den 
Endzahn  ^  davon  ab,  machte  daraus  eine  Fackel  und 
sah  nach  ihr.  Da  [sah  er,  dass]  eitrige  Masse  aufge- 
sprudelt war  und  es  von  Maden  schwärmte.  Dies 
ist  der  Grund,  warum  heutigen  Tages  die  Leute 
nachts  vermeiden  [nur]  ein  einziges  Licht  anzuzünden, 
und  warum  sie  ferner  nachts  vermeiden  einen  Kamm 

zur  Rückkehr:  „Wie  schade,  dass  du  nicht  früher  gekommen  bist !  Ich  habe 
vom  Kochherd  des  Hades  gegessen.  Trotzdem  aber,  da  ich  das  hier  Eintreten 
und  Kommen  meines  geliebten  Gemahls  Hoheit  zu  schätzen  weiss,  wünsche 
ich  [in  die  Oberwelt]  zurückzukehren.  Ausserdem  will  ich  mich  darüber  mit 
den  Göttern  des  Hades  genau  bereden.  Sieh  nicht  nach  mir."  Nachdem  sie 
so  gesprochen  hatte,  ging  sie  wieder  in  das  Innere  des  Palastes  zurück,  und 
da  es  sehr  lange  dauerte,  konnte  er  nicht  warten  etc.  Man  vergleiche  auch 
die  betreflende  Darstellung  im  jS^orito  zum  Ho-shidzume  no  Matsuri :  Ihre 
göttlichen  Hoheiten  Izanagi  und  Izanami,  zwei  Gottheiten  Frau  und  Mann, 
vermehrten  sich  und  erzeugten  80  Länder  von  Ländern  und  80  Inseln  von 
Inseln,  erzeugten  8  Millionen  Götter;  als  den  jüngsten  Sohn  gebar  sie  den 
Gott  Ho-musubi,  [wobei]  ihre  Scham  versengt  wurde  und  sie  sich  in  ein 
Felsen  [grab]  verlarg  und  sagte :  „Meines  verehrten  Gemahls  Hoheit !  sieh  micli 
doch  nicht  sieben  Nächte  von  Nächten  und  sieben  Tage  von  Tagen!"  Als  er, 
noch  ehe  diese  sieben  Tage  erfüllt  waren,  ihr  Sich- verbergen  seltsam  fand  und 
nachsah,  da  hatte  sie  Feuer  geboren,  wobei  ihr  die  Scham  verbrannt  wurde. 
Damals  sagte  sie:  „"Während  ich  doch  sagte,  dass  meines  verehrten  Gemahls 
Hoheit  mich  nicht  sehen  soll,  so  hat  er  mich  doch  entdeckt,"  und  fuhr 
fort :  „  Meines  verehrten  Gemahls  Hoheit  soll  die  Oberwelt  regieren,  und 
ich  werde  die  Unterwelt  regieren."  Als  sie  sich  in  dem  Felsen  verbarg 
und  an  dem  flachen  Hügel  des  Hades  ankam,  da  dachte  sie :  „  Auf  der 
Oberwelt,  welche  meines  verehrten  Gemahls  Hoheit  regiert,  habe  ich  ein 
schlechtgesinntes  Kind  geboren  und  gelassen  und  so  bin  ich  hierher  ge- 
kommen." So  sprach  sie  und  kehrte  zurück  und  gebar  wiederum  Kinder. 
Sie  gebar  vier  Arten  von  Dingen :  die  Wassergöttin,  den  Kürbis,  die  Flussalge 
und  die  Prinzessin  Lehmberg,  und  unterwies  und  lehrte,  dass  die  Wasser- 
göttin mit  dem  Kürbis  und  die  Prinzessin  Lehmberg  mit  der  Flussalge  das 
schlechtgesinnte  Kind  ehrfürchtig  zur  Ruhe  bringen  sollten,  wenn  es  sich 
ungestüm  geberden  würde."  u.  s.  w.   (Aufzählung  der  Opfergaben). 

32  Yutsu-tsuma  „  viel-zähnig ;"  nach  Hirata  aber  tmma  von  tminaru    ,,  dicht 
neben  einander  stehen,"   also   „  viel-  und  dichtzähnig." 

33  Wo-hashira,   lit.   „  männlicher  Pfeiler,"  der  grosse  dickere  Endzahn  auf 
beiden  Seiten  des  Kammes.   Vgl.  Kap.  II,   Anm.  2. 


KAP.    IV.] 


Isanagi  im  Hades. 


51 


wegzuwerfen.^"*  Da  war  Izanagi  no  Mikoto  im  höchsten 
Grade  überrascht  und  sprach  :  „  Ich  bin  unerwartet  in 
ein  pfui !  scheussliches,  schmutziges  Land  gelangt." 
Hierauf  ergriff  er  schleunigst  die  Flucht  und  machte 
sich  auf  den  Rückweg.  Da  erzürnte  Izanami  no 
Mikoto  und  sprach:  „Warum  hast  du  das  Aus- 
bedungene nicht  beachtet  und  mir  Schande  zugefügt P"""^ 
Damit  schickte  sie   die    acht    Scheusslichen    Weiber""* 


"^  Beide  abergläubische  Sitten  bestehen  noch,  namentlich  die  letztere, 
welche  z.  B.  in  der  Provinz  Kadzusa,  wie  ich  ans  eigener  Erfahrung  weiss, 
aufs  strengste  befolgt  wkd.  Im  Adzuma-kagami  wird  auch  der  Aberglaube 
berichtet,  dass  derjenige,  welcher  einen  weggeworfenen  Kamm  aufhebt,  in 
eine  andere  Person  verwandelt  wird. 

35 Im  Original  steht  „./e^sf  ('^)  bin  ich  beschilmt."  Ich  habe  aber  nach 
I's  Vorgang  -^  in  das  Kausativzeiclien  -^  emendiert.  Das  Verbot  der 
Izanami,  nicht  nach  ihr  zu  sehen,  welches  nadi  der  in  Anm.  31  citierten 
Kojiki-Version  eine  Vorbedingung  für  ihre  Rückkehr  in  die  Oberwelt  ist, 
erinnert  an  die  Bedingung  des  Pluto,  dass  Orpheus  sich  nicht  nach  der  ilim 
folgenden  Eurydice  umsehen  darf,  bis  sie  die  Oberwelt  erreicht  haben.  In 
beiden  Fällen  wird  das  Verbot  übertreten,  und  die  Folge  davon  ist  der 
endgültige  Verlust  der  Gemahlin,  ihr  Verbleiben  in  der  Unterwelt.  Die 
Geschichte  von  Hiko-hoho-demi  und  Toyo-tama-hime,  welche  in  Buch  II, 
Kapitel  5,  erzählt  wird,  und  in  der  die  Verletzung  einer  gewissen  Frauensitte 
den  Verlust  der  Gattin  zur  Folge  hat,  verdient  gleichfalls  schon  hier  einen 
Hinweis.  Die  Flucht  Izanagi's,  namentlich  das  dabei  stattfindende  Niederwerfen 
von  allerhand  Gegenständen,  die  sich  in  magische  Hindernisse  für  die 
Verfolger  verwandeln,  hat  seine  Parallele  in  vielen  Mythen  der  allerver- 
schiedensten  Völker,  z.  B.  der  Jason-Sage,  der  Sage  von  Siati  und  Puapae  in 
Samoa,  u.  s.  w.,  worüber  man  das  Kapitel  A  Far-travelled  Tale  in  Lang's 
Custom  and  Myth  (Seite  87  fl',  besonders  S.  92  ff.)  einsehen  möge.  Man 
vergleiche  auch  die  indische  Laghmänl  Sage,  welche  Grierson  in  der  Z.  D. 
M.  G.  vol.  54,  Seite  586  f.  mitteilt.  Eine  kannibalische  Schwester  will 
ihren  Bruder  fressen,  der  vor  ihr  entflieht  und,  um  die  Verfolgerin  auf- 
zuhalten, nach  einander  eine  Nadel,  Salz  und  ein  Stück  Seife  hinwirft,  die 
sich  jedesmal  in  einen  Berg  verwandeln,  den  die  Schwester  mit  Mühe 
übersteigt  und  die   Verfolgung  fortsetzt. 

^^  Shiko-me  „scheussliches,  hässliches  Weib."  Hi'^ame  nach  H  „Stirn- 
runzelnde Weiber,"  von    hisomu  „  [die  Stirif]   mnzeln,"  und  me  „Weib "   (so 


auch  Ts,  welcher  jedoch    me    in    der    Bedeutung    „A«ge"   nimmt).      Nach 


52 


,,  AHho7igi,"  Des  Götterzeitaltcrs  erster  Teil.     [kap.  iv. 


der  Unterwelt — \_die  Yomi  tsu  Shikoine\  auch  Yomi 
tsu  Hisaine  genannt — um  ihn  zu  verfolgen  und 
festzuhalten.  Izanagi  no  Mikoto  zog  daher  sein 
Schwert,  schwang  es  hinter  seinem  Rücken  ^®  *  und 
lief  davon.  Dann  warf  er  [ihnen]  seinen  schwarzen 
Kopfschmuck '"  hin,  worauf  sich  dieser  in  Wein- 
trauben "'*  verwandelte.  Die  Scheusslichen  Weiber 
sahen  sie  und  nahmen  und  assen  sie.  Nachdem  sie 
dieselben  aufgegessen  hatten,  nahmen  sie  die  Ver- 
folgung von  Izanagi  no  Mikoto  wieder  auf    Nunmehr 


einer  anderen  Ansicht  soll  h'mme  von  himiuu  ,,  sich  verborgen  halten" 
liergeleitet  sein  ;  dann  würde  es  „  die  sich  verborgen  lialtenden,  im  Hinterhalt 
liegenden  Weil)er  "  bedenten.  Erstere  Auftlissung  verdient  den  Vorzug.  Nach 
Hirata  sind  die  acht  ShUco-mi  aclit  verschiedene  Donnergottheiten.  Vgl. 
unter  Variante  IX.  Die  verfolgenden  Hcheusslichen  oder  Stirnrunzelnden 
Weiber  der  Unterwelt  erinnern  in  etwa  an  die  Erlnyen,  die  man  sich  ja  mit 
Sclilangen  im  Haar,  mit  Fackeln  oder  Schlangen,  GeLssel  oder  Lanze  auf  den 
Frevler  eindringend  voi-stellte. 

^^ *  Auch  das  Niederwerfen  des  Kopfschmucks,  des  Kamms,  u., s.w.  geschieht 
zweifellos,  ohne  dass  Izanagi  sich  nacli  den  verfolgenden  Dämonen  umschaut, 
Das  Sich-nichf-ttiiischaueu  bei  dergleichen  Handlungen  ist  ein  oft  vorkommender 
niythischer  Zug.  So  warf  man  den  unruhigen  Seelen  und  ihrer  Herrin 
Hekate  mit  abgewendetem  Gesicht  die  Ueberreste  der  Eeinigungsopfer  hin. 
l!m  sie  von  menschlichen  Wohnungen  abzuhalten ;  Odysseus  muss  beim 
Totenopfer  sich  äTiovoT^i.  ■zpxTti'jdoi.i.  (Odyss.  10,  528);  beim  Sammeln  der 
Zaubersäfte  wendet  Medea  die  Augen  eEottlo-o)  yipos ;  dasselbe  ist  Regel  bei 
Opfern  für  -/^ovi.ol  etc.  Siehe  Erwin  Eohde,  Psyche,  p.  376  f. 

"•'  Kadzura  „  Kopfschmuck,  Haarschniuck,"  ursprünglich  nur  ein  Haar- 
schmuck aus  Blumen,  Blüteii  oder  Blättern,  bezeichnet  später  jede  Art  von 
Ilaarschmuck.  Kachiira  oder  Kutsnra  ist  aus  Kami-tsura  „  etwas  an  das 
Haar  Befestigte,  ins  Haar  Gesteckte"  kontrahiert:  kami  „Haar,"  tmra 
Stamm  von  h-urammi  „anreihen."  Sowohl  Männer  als  Frauen  trugen  in  der 
ältesten  Zeit  dergleichen  Schmuck  im  Haar,  und  je  nach  ihrer  Beschaflei\heit 
sprach  man  von  It  S  fwina-kaf-mira  (Blumen-K.),  '^  ^  ^  aTjame-kab  ura  (Iris- 
K.),  M  M  yanagi-Icatmra  (Weiden-K.),  pfc  ifÄ  §  yvfu-katmra  (Yufu-K.),  5  ^ 
fc.ma-katmra  (Juwelen-K.)  n.  s.  w.  Worin  der  hier  genannte  itchvirzf  Haar- 
schmuck  bestanden   haben   könnte,    ist    unklar. 

3''^  Yfbi-kadzurn  wilde  Weintraube,  Vitis  Thunbergii.  In  einer  Zulu- 
Version    dieser    weitverbreiteten    Fluchtsage    (Lang    a.  a.  O.  S.  93)    wirft    das 


iL 


iiüp 


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KAP.    IV.] 


FliicJit  aus  dem  Hades. 


53 


VI  a. 


warf  ihnen  dieser  seinen  vielzähnigen  Kamm "'"  hin, 
worauf  sich  derselbe  in  Bambusschösslinge  ^"  ver- 
wandelte. Die  Scheusslichen  Weiber  rissen  auch 
diese  heraus  und  assen  sie.  Nachdem  sie  dieselben 
aufgegessen  hatten,  nahmen  sie  die  Verfolgung  wieder 
auf.  Hierauf  kam  auch  Izanami  no  Mikoto  selbst  und 
verfolgte  ihn.  Inzwischen  hatte  aber  Izanagi  no 
Mikoto  bereits  den  Flachen  Hügel  *^  der  Unterwelt 
erreicht. 

-Anderweitig   wird   berichtet,   dass  Izanagi  no  Mikoto 
gegen   einen   grossen   Baum    Wasser   Hess,    und    dass 


Mädchen  Sesam  auf  den  Boden,  um  dadurch  die  Kannibalen,  welche  ausser- 
ordentlich gern  Sesam  essen,   in   der  Verfolgung  aufzuhalten. 

^^  Den   er,   nach  dem  Kojiki,   aus  seinem  rechten  Haai-schopf  nahm. 

•*"  Takamu)ui,  lit.  „  Bambus-Spross-Kraut,"  taka,  take  Bambus,  nie  Spross, 
na  Kraut.  Zur  Sache  vgl.  Lang,  Custoiu  and  Myth,  pag.  92 :  „  Das  Hinter- 
sicli-werfen  eines  Kamms,  der  sich  in  ein  Dickicht  verwandelt,  ist  ein 
häufig  vorkommender  Zug."  In  der  Samoanischen  Sage  werfen  die  beiden 
Flüchtlinge  Siati  und  Puapae  einen  Kamm  nieder,  der  sich  in  einen 
Dornbusch  verwandelt  und  die  Verfolger,  nämlicli  den  Vater  und  die 
Scliwester  der   Puapae,  zeitweilig  hn  Nachsetzen  hindert  (Lang,  a.  a.  O.  S.  98). 

41  Der  Yoini  tsu  Hiramka  ;^  v^  ^  ^  „Flache  Hügel  oder  Ebne  Fass  der 
Unterwelt "  bildet  die  Grenze  zwischen  dem  Hellen  und  Dunklen,  der  Welt 
der  lebenden  Wesen  und  dem  Hades.  Hirn  könnte  auch  von  dem  Verbum 
hiraku  „  anfangen "  hergeleitet  sein,  und  dann  IJira-saka  die  Bedeutung 
-,,  Hügel  des  Beginnens,  Eiiiganfj.'^pciü'f "  haben.  Wie  aus  dem  folgenden  her- 
vorgeht, stellte  man  sich  den  Hiru-saka  selbst  oder  doch  wenigstens  den  Weg 
darüber  als  eine  Art  Engp;iss  vor,  den  Izanagi  mit  einem  riesigen  Felsblock 
zw  versperren  vermochte.  Nach  dem  Kojiki  haben  wir  uns  den  Pass  im 
Distrikt  Ou  der  Provinz  Idzumo  zu  denken,  vgl.  Anm.  29.  Zur  weiteren 
Charakteristik  der  Sage  führe  ich  noch  folgende  Stelle  aus  dem  Idzumo- 
Ff  DOKi  an  (Artikel  über  das  Uga  no  Sato  im  Distrikt  Idzumo) :  „  An  der 
nöi-dlichen  Seeküste  liegt  ein  Felsblock  und  auf  der  Westseite  ist  eine 
Höhlenthür,  Höhe  und  Breite  je  sechs  Fuss.  In  der  Höhle  ist  ein  Loch,  in 
das  Menschen  nicht  hinein  können  und  man  weiss  nicht,  wie  tief  es  ist.  W^er 
sich  im  Traum  nach  dieser  Felsenhöhle  begiebt,  der  muss  sterben.  Daher 
nennen  es  die  gewöhnlichen  Leute  von  Alters  her  bis  jetzt  Yonio-tmi-saka 
Ymuhtsu-ana  „  Hades-Hügel  [und  ?]  Hades-Loch." 


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54  „  Nihongi,"'  Des  G'öttcrscitalters   erster   Teil.     [kap.  iv. 

sich  dieses  hierauf  sofort  in  einen  grossen  Fluss 
verwandelte.'"  *  Während  die  Stirnrunzelnden  Weiber 
der  Unterwelt  sich  anschickten  über  diesen  Fluss  zu 
setzen,  hatte  Izanagi  no  Mikoto  bereits  den  Flachen 
Hügel  der  Unterwelt  erreicht.  Hierauf  nahm  er  nun 
einen  von  tausend  Menschen  zu  ziehenden  Felsen, 
verbarrikadierte  damit  den  Weg  über  den  Hügel, 
und  indem  er  mit  Izanami  no  Mikoto  Angesicht 
gegen  Angesicht  stand,  sprach  er  schliesslich  die 
Ehescheidungsformel  aus.'*"  Da  sagte  Izanami  no 
Mikoto:  ,,Mein  geliebter  Herr  und  Gemahl,  wenn 
du  solches  sprichst,  so  will  ich  die  Bewohner  des 
von  dir  regierten  Landes  erwürgen,  tausend  an  einem 
Tage.  "  Darauf  antwortete  Izanagi  no  Mikoto  und 
sprach  :  „  Meine  geliebte  jüngere  Schwester,  wenn 
du  solches  sprichst,  so  will  ich  in  einem  Tage 
ein  tausend  und  fünfhundert  Menschen  geboren 
werden  lassen."*'  Dann  sagte  er:  ,,  Komme  nicht 
weiter  als  bis  hierher  !  "  Dann  warf  er  seinen  Stock 
hin,    welcher    Funato  ^"'    no    Kami     genannt    wurde. 

•*!  *  In  der  Samoaniacliea  Sage  von  Siati  und  Puapae  werfen  diese  auf  der 
Flucht  eine  Flasche  mit  Wasser  hin,  die  sicli  sofort  in  ein  Meer  verwandelte, 
worin  die  Verfolger  ertranken. 

^^  ^  SS  $  ^  B  ^otodo  m  iratant,  I  kototo  uv  taUurii  oder  waiam  „den 
Vertrag  mit  dem  Weibe  auflösen."  M  und  Shigetane  meinen,  dass  die  jap. 
Phrase  kotodo  ni  ivataru  ursprünglich  „  nach  einem  besonderen  (anderen  koto) 
Orte  (do)  hinübergehen  (ivatam)  "  bedeutet  habe,  während  I  gesteht,  dass  die 
Urbedeutung  von  kototo  dunkel  sei.  Im  Shiki  des  Shakuxihongi  wird  als 
eine  alte  Lesung  dieser  Phrase  auch  kototo  taehlkl  „  löste  das  kototo  auf " 
gegeben.  K.  Tsuboi  hält  kototo  ebenfalls  für  ein  dunklet  Wort,  bemerkte  mir 
aber,  dass  koto  vielleicht  „  geschlechtlichen  Verkehr  "  bedeuten  und  kototo  dann 
als  Kompositum  mit  der  Bedeutung  ,,  Schlafgemach  "  gebraucht  sein  könnte. 

43  Im  KojiKi:  „so  will  ich  in  einem  Tage  ein  tausend  und  fünfhundert 
Geburtshütten  errichten  "  (so  dass  also  täglich  1500  Kinder  geboren  werden). 

"^Funato  „Geh-nicht-vorüber  Stelle,"  von  furu  „vorübergehen,"  na  prohi- 
bitive  Negation,  lo  „  Ort,  Stelle."     Ein  alternativer  Name  ist  Kiinato   „  komm- 


u 


■HP 


KAP.    IV.] 


Fbicht  aus  dem  Hades. 


55 


Ferner  warf  er  seinen  Gürtel  hin,  welcher  Naga-chi- 
ha  ^  no  Kami  genannt  wurde.  Ferner  warf  er  sein 
Obergewand  hin,  welches  Wadzurahi  ■*"  no  Kami 
genannt  wurde.  Ferner  warf  er  seine  Beinkleider"*^ 
hin,    welche    Aki-guhi**^   no   Kami   genannt    wurden. 

nicht  Stelle,"  von  kuru  „  kommen."  I  möchte  unter  dem  Stock  den  Speer  des 
Izanagi  verstehen,  aber  ich  begreife  nicht,  wo  dieser  auf  einmal  herkommen 
soll.  Es  sclieint  mir  natürlicher,  an  einen  wirklichen  Stock  zu  denken,  wie 
ihn  die  Bergbewohner  n.  s.  w.  brauchen,  zumal  da  aus  ihm  der  Gott  der 
Wege  wird.  Es  findet  sich  auch  die  Aussprache  Fanado  und  Kunado.  Im 
KojiKi  sect.  10  heisst  er  Tmki-tatm-funa-do  „  Aufrecht  [in  die  Erde]  stossen 
Geh-nicht-vorüber  Ort."  Der  Gott  hat  seinen  Namen  daher,  dass  er  an  der 
Grenze  zwischen  dem  Hades  und  der  Oberwelt  steht  und  die  Dämorien  ersterer 
vom  Eintreten  in  letztere  abhält.  Er  Ist  somit  ein  Schutzgott  der  Menschen 
gegen  die  bösen  Geister  der  Unterwelt. 

•'S  Naga-chi-ha,  im  KoJiKi  Michi  no  Naga-ehi-ha.  Nach  den  Zeichen 
„  Lang-Weg-Fels,"  doch  will  Moribe  ha  =  ma  „  Eaum,  Zwischenraum"  setzen: 
,,  Lange-Weg-Strecke."  Der  verbindende  Gedanke  zwischen  diesem  Namen 
und  dem  Gürtel  (obi)  scheint  zu  sein :  ein  Weg  so  lang  wie  ein  aufgerollter 
Obi  lang  ist.  Die  jap.  Gürtel  sind  nämlich  verhältnismässig  sehr  lang ;  ein 
Frauen-Obi  misst  jetzt  gewöhnlich  10  bis  12  Fuss.  H  nimmt  chi  und  ha  als 
„Schlange:"  :^||  Sffe- 

*>  Wadzurahi  no  kami  „  Gott  der  Leiden  oder  Krankheiten,"  im  KoJiKi 
Wadsurahi  no  Ushi  no  Kami  „  der  Gott  Herr  der  Leiden."  Eine  annehmbare 
Erklärung  seines  Zusammenhangs    mit    dem    Kleid    ist    noch    nicht    gefunden. 

•*"  Hakama,  eine  weitbauschige  Hose,  leitet  Shigetane  wohl  richtig  von 
hakl-mo  „  über  die  Beine  angezogenes  Kleid  "  ab  {haku  wird  blos  vom  Anziehen 
der  Bein-  und  Fussbekleidung  gebraucht). 

■♦•'*  Aki-guhi  no  Kami,  wahrscheinlich  ,,  Gott  des  Satt-essens."  Im  Kojiki 
entsteht  der  entsprechende  Aki-guhi  no  Ushi  wo  Kami  ans  der  Kammuri 
(Mütze)  des  Izanagi.  Ich  möchte  für  Aki-guhi  durch  Kombination  des  Kojiki 
und  NiHONGi  die  ideographische  Schreibung  fg  H  ansetzen.  Man  hat  auch 
kuM  mit  p  kmhi  „  Muud "  identificieren  wollen,  mit  Hinweis  darauf  dass  es 
im  Distrikt  Ohotori  von  Idzumi  einen  Shintötempel  P^  P  JE$  ^  Aki-guchi-jinja 
giebt  (im  Nihongi  steht  ^  für  aki),  doch  ist  dies  lautgesetzlich  unmöglich. 

Die  Version  des  Kojiki,  wonach  aus  der  Hose  der  Chi-ma.ta  no  Kami 
„Weg-Gabel-Gott,  Kreuzweg-Gott "  entsteht,  verdient  hier  entschieden  den 
Vorzug.  Der  Vergleich  zwischen  den  Hosenbeinen  und  einem  sieh  gabelförmig 
spaltenden  W^eg  ist  treffend.  Chi-mata  ist  wie  Fanata  ein  Wege-Gott :  er 
bewacht  die  Strassen  und  hält  die  bösen  Geister  fem.    Im  Norito  zum  Michi-ahe 


56 


„  Nihongi,"  Des  Götterzeitalters  erster  Teil.     {kap.  iv. 


Ferner  warf- er  seine  Schuhe^"  hin,  welche  Chishiki"'^ 
no  Kami  genannt  wurden. 
VI  b. — Einige  sagen,  dass  der  Flache  Hügel  der  Unterwelt 
überhaupt  kein  besonderer  Ort  sei,  sondern  nur  den 
Zeitraum  bedeute,  wo  beim  Herannahen  des  Todes 
der  Atem  ausgeht.  ''^ 

Der  Felsen,  womit  der  Flache  Hügel  der  Unter- 
welt versperrt  worden  war,  wurde  Yomi-do  ni 
sayarimasu  Oho-kami "'  genannt.  Ein  anderer  Name 
ist  auch  Chi-gaheshi  *'    no    Oho-kami. 


■no  Matsuri  (ein  Fest,  welches  die  Urabe  zur  Fernhaltung  der  Diiinoiien 
feiern)  sind  die  angerufenen  Schutzgötter  Ya-chimata-hiko  „Acht-Kreuzwege 
(Strassen )-herrlicher  Mann,"  Ya-chimata-hime  „  Acht-Strassen-herrliches  Weib," 
und  Kunado  (  =  Funado).  Die  für  uns  wichtigste  Stelle  daselbst  lautet : 
,,Ohne  mit  den  Wesen,  welche  aus  dem  Wurzelland,  aus  dem  Bodenland 
wild  und  feindlich  kommen  werden,  weder  Blicke  noch  W^orte  zu  wechseln, 
bewachet  gnädigst  und  bannet  gnädigst  durch  Wache  bei  Nacht  und  Wache 
bei  Tage,  indem  ihr  das  Unten  bewachet,  wenn  [die  Dämonen]  von  unten 
kommen,  und  das   Oben    bewachet,  wenn  sie  von   oben    kommen." 

■*9  Kutm.  In  der  älteren  Post-Nihongi  Zeit  finden  sich  sehr  viele  Arten 
und  Benennungen  von  Schuhen:  Hönukige-gutsu,  Momi-tahi,  Tare-^o  no  kutsu, 
Wara-yutsii.  u.  s.  w.  Von  letzteren,  den  Strohschuhen,  wieder  viele  Abarten: 
Kongö-wara-gutfu,  CMchi-vxiraji  u.  s.  w. 

^0  Chi-sJnki  no  Kavii  „auf  dem  W^eg  einholende  Gottheit;"  chi  „Weg," 
shiku  „einholen."  Im  Kojiki  sect.  9  wird  aber  dieser  Name:  (Jhi-shiki  no 
Oho-kami  ,:die  auf  dem  W^eg  einholende  grosse  Gottheit"  der  Izanwni  beigelegt, 
weil  sie  ihren  Bruder  verfolgt  und  eingeholt  habe.  Dort  wird  ihr  auch  der 
Beiname   Ycmo-tiM- Oho-kami  „Grosse  Gottheit  des  Hades"  zuerteilt. 

51  Ich  bezweifle,  dass  diese  rationalistische  Fortinterpretierung  schon  aus 
der  Zeit  der  Nihongiverfasser  herrührt  und  möchte  zuversichtlich  behaupten, 
dass  dieser  Passus  die  spätere,  wenn  auch  ziemlich  alte,  Interpolation  eines 
an  chinesischer  Philosophie  gesättigten  spitzfindigen  Kopfes  ist.  Bei  den 
strengen  Shintoisten  Motowori'scher  Schule  findet  die  Stelle  selbstverständlich 
ein  stark  verdammendes  Urteil,  aber  ich  denke,  wie  gesagt,  dass  sich  ihr  Zorn 
mit  Unrecht  gegen  den  echten  Text  des  Nihoxgi  wendet.  Schon  der  Umstand, 
dass  die  Glosse^n  ganz  unpassender  Stelle  eingeschoben  erscheint,  so  dass  sie 
den  einheitlichen   Fluss  der  Erzählung  unterbricht,  zeugt  für  ihre  Uneohtheit. 

•52  I  und  H  Yomi-do  ni  sayarimami  (Su  und  O  fusagariniasu)  Oho-kami 
„  die  das  Thor  der  Unterwelt  versperrende  grosse  Gottheit." 

53  „  Die  auf  dem  Weg  zurückschickende    grosse  Gottheit,"   weil    Izanami 


^lllpiippi? 


KAP.  IV.]  Rückkehr  a.  d.  Hades;  Reinigung. 


57 


Nachdem  Izanagi  no  Mikoto  zurückgekehrt  war, 
sprach  er  in  reuevoller  Erinnerung  :  „  Da  ich  vorher 
nach  einem  pfui !  scheusslichen,  schmutzigen  Orte 
gegangen  bin,  so  gehört  es  sich,  dass  ich  meinen 
Körper  von  der  Verunreinigung  reinwasche."  '^ 
Darauf  begab  er  sich  nach  dem  Ahagi  Gefilde  [im 
Osten]  von  Tachibana  bei  [dem  Flusse]  Woto  in 
[der    Provinz]    Himuka    auf    [der    Insel]  Tsukushi  *^ 


von  hier  wieder  auf  ihrem  Wege  zurückkehren  rcusste.  H  vennutet  den 
Felsen  zwischen  den  beiden  Distrikten  Ou  und  Nogi  von  Idzumo,  hält  aber 
weitere  Nachfrage  bei  den  Einwohnern  jener  Gegend  für  nötig.  Nicht 
unmöglich,  dass  sich  eine  bezügliche  Lokalsage  findet. 

'>*  Mit  einem  Toten  irgendwie  in  Beziehung  zu  kommen,  galt  und  gilt 
nocli  bei  den  shintogläubigen  Japanern  als  verunreinigend.  Im  Zustande  der 
Verunreinigung  darf  man  nicht  nach  den  Tempeln  zum  Beten  gehen.  Die 
Abstinenz  vom  Tempelbesuch  {sankel)  ist  z.  B.  vorgeschrieben :  während  der 
ganzen  Trauerzeit  um  Eltern  und  Verwandte;  an  solclien  Tagen,  welche 
Sterbetage  der  verstorbenen  Eltern  oder  des  Gatten  sind  (egenichi) ;  für  100  Tage, 
nachdem  man  dem  Begräbnis  eines  Verwandten,  für  7  Tage,  nachdem  man  dem 
Begräbnis  seines  Fremden  beigewohnt ;  für  '6  Tage,  wenn  man  in  ein  Haus  gegan- 
gen ist,  worin  ein  Toter  liegt,  desgleichen  wenn  man  etwas  isst,  was  in  einem 
solchen  Hause  gekocht  wurde;  für  100  Tage  jeder  Bewohnereines  Hauses,  bei 
dessen  Brande  ein  Mensch  oder  Tier  umgekommen  ist,  u.  s.  w.  Sogar  der  Tempel- 
grund gilt  als  entheiligt,  wenn  Jemand  darauf  starb;  es  durfte  dann  30  Tage 
lang  in  dem  Tempel  kein  Matsuri  (Götterfest)  stattfinden,  u.  s.  w.  In  der 
ältesten  Zeit  mussten  sich  alle  Glieder  einer  Familie,  in  der  ein  Todesfall 
vorgekommen  war,  ri/xch  den  Begrühn'is  mit  Wasser  (in  einem  Fliiss)  von  der 
Verunreinigung  rein  loa^ehen,  wie  ein  cliinesischer  Reisender  berichtet,  welcher 
Japan  in  den  ersten  Jahrhunderten  n.  Clir.  besuchte.  Die  Sitte  hat  sich  nicht 
erhalten,  wohl  aber  ein  Pendant  dazu :  Wenn  man  in  folge  einer  Verletzung 
mehr  als  3  Tropfen  Blut  verliert,  so  darf  man  an  dem  Tage  keinen  Tempel 
besuchen ;  waren  es  aber  blos  1  bis  3  Tropfen,  so  darf  man  gehen,  nachdem 
man  vorher  ein  Bad  genommen.  Die  Sitte  sich  nach  der  Berührung  mit  einem 
Toten  zu  reinigen,  ist  eine  weitverbreitete :  vgl.  Tylor,  Primitive  Culture,  vol. 
11,  pag.  435  fl",  Ovid  erzählt  von  der  Reinigung  der  Juno  nach  ihrem  Besuch 
der  Unterwelt. 

55  Oder  wenn  wir  wie  Motowori  und  I  Woto  nicht  als  Eigennamen 
nehmen, :  „  bei  Tachibana  an  der  kleinen  Flussmündung  in  Himuka  auf 
Tsukushi."     Ich   nehme   Himuka  als   die    Provinz   Hyüga   und    Ihikushi    im 


■;;' 
;;■ 


58  „  Nihoftgi,"  Des  G'ötterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

und    reinigte    sich.  °^     Als    er    schliesslich  im    Begriff 


weiteren  Sinn  als  Bezeichnung  der  ganzen  Insel  KyQshü  (Tsukunhi  im  engeren 

Sinn  sind  die  Provinzen  Chikuzen  und  Chikugo).      Im  Distrikt  Miyazaki  von 

Hyüga  liegt  ein  Tempel    Yeda-j inja,    welcher   nach    der   Schrift    Jum-päi-chö 

M  ^  ifeS  *l*^i^  Namen    Ahagi-hara-Yeda-jinja   führt.    Einer  Bemerkung  von  Su 

zufolge  scheint  dieser  geographische    Name    Aha<ji-hara    „  Gefilde  von  Ahagi  " 

noch  jetzt  zu  existieren.     Su  sagt:    „Hiinuka  no  Woto  no  Tachibana  no  Ahagi-hara 

gehört  den  zwei  Distrikten  Miyazaki  und  Naka  an.     Die   Gegend  ist  wie  ein 

Fächer  geformt  und  hat  auf  den  drei  Seiten  eine  Weite  von  je   drei   Ri.     In 

der  Mitte  zwischen  dem  Wege  nach  Nobe-woka  und  dem  Wege  nach  Satsuma 

ist  ein  Tachibana-gö  (Bezirk) ;    im  Süden  fiiesst  der  Fluss  Woto-gawa,  im  Ost«n 

des  Bezirks  Tachibana  liegt  eine  sandige  Strecke,  die  sich  drei  Ei  von  Süden 

nach  Norden  ausdehnt  und  Ahagi-hara  heisst."     Nach  I  liegt  Tachibana  an  der 

Flussmündung,    er   scheint   also  die  an  der  Spitze  dieser  Anmerkung  gegebene 

Uebersetzung  zu  verlangen.    Während  wir  im  Nihongi  die  Wortstellung  Woto 

no     Tachibana    haben,     hat   das    Kojiki    sect.     10    Tachibana     no     Woto    (an 

der   kleinen   Flussmündung    von  Tachibana).      H  citiert  eine   Stelle   aus  dem 

ZoKU-CHiKCZEN-FÜDOKi,  WO  es  heisst,  dass  in  einer  Entfernung  von  etwa  fünf 

Chö  im  N.  W.  von   Keya-inura   im  Distrikt  Shima   ein   Felsenvorsprung  sei, 

welcher  ::^  P^  ftj   Oho-to  no  saki  „  Kap  des  grossen  Thores  "  genannt  wird,  und 

dass  sich  unter  der  Anhöhe  eine   gegen   Norden  geöffnete   Felskluft  Namens 

;JZ  F5  Oho-to  „  grosses  Thor  "  befinde.    H  scheint  also  Oho-to  für  identisch  mit 

Wo-to,  welches  man  auch    „  kleines  Thor  "    übersetzen  kann,  zu  halten.     Dies 

Oho-to  liegt  jedoch    nic'.it   in    der   Provinz   Himuka,    sondern,    wie    gesagt,  im 

Distrikt  Shima  der  Provinz  Chikuzen,  uud  H  behauptet  daher,  dass  Himuka 

H    [pI     hier    gar    kein    geographi?cher    Name    sei,    sondern    einen     von     der 

Morgen-  und  Abendsonne   direkt  beschienenen  Ort  bedeute :    W\  Q  ^  Q  ^  ^ 

380  Bx-  D*s  Ahagi-Gefilde  von  Tachibana   liege   daher  in   Chikuzen,    Tachibana 

in  den  Distrikten  Kasuya  und  Ido    (an   der  Grenze  beider?),  und  Ahagi-hara 

sei  wohl  die  Gegend  des  jetzigen  Sumiyoshi.     Es    ist   zu   viel    Hypothetisches 

in   dieser  Darlegung,  als  dass  sie  annelimbar    wäre.     Nach  H  wäre  demnach 

zu  interpretieren :  „  nach  dem  Ahagi-Gefilde  bei   dem  der  Sonne  zugekehrten 

Woto  auf  [der  Insel]  Tsukushi." 

Tachibana  ist  eine  allgemeine  Bezeichnung  der  Orangenbäume  mit  kleinen 
dünnschaligen  Früchten.  Was  für  ein  Baum  die  Ahagi  war,  ist  unbekannt; 
nach  einigen  soll  es  Awoki  Aucuba  japonica,  nach  Anderen  Kashi  Quercus, 
wieder  nach  Anderen  die  Hagi  Lespedeza  bicolor  sein. 

5ß  Hai-ahi-mifogu.  Unter  misogi  versteht  man  die  sliintoistiscbe  Ceremonie 
der  Reinignng  des  Körpers  durch  Baden  in  kaltem  Wasser.  Die  Shintopriester 
haben  im  6.  Monat  (alten  Stils)  jeden  Jahres  sich  dieser  Ceremonie,  misogi  no 
haraki  „  W^asch-Reinigung  "  genannt,  zu  unterziehen. 


iniiii 


KAP.    IV.] 


G'ötterentsteJiiing  b.  d.  Reinigung. 


59' 


war,  die  Beschmutzung  seines  Körpers  wegzu waschen, 
erhob  er  seine  Stimme  und  sprach :  „  Die  obere 
Strömung  ist  überaus  rasch  und  die  untere  Strömung 
ist  überaus  schwach. "  Hierauf  wusch  er  sich  im 
Mittellauf.  Der  dabei  entstandene  Gott  hiess  Ya-so- 
maga-tsu-hi  ^'  no  Kami ;  sodann  um  diese  Uebel 
wieder  gut  zu  machen,  entstanden  Gottheiten,  welche 
genannt  wurden  Kamu-naho-bi  ^^  no  Kami  und  sodann 
Oho-naho-bi  '"'^  no  Kami. 

Ferner  durch  sein  Hineintauchen  und  Waschen 
auf  dem  Boden  des  Meeres  entstanden  Gottheiten 
mit  den  Namen  Soko-tsu-wata-tsu-mi  *^''  no  Mikoto 
und  sodann  Soko-tsutsu-wo  ®^  no  Mikoto.  Ferner  als 
er  in  der  Mitte  der  Flut  untertauchte  und  sich  wusch,, 
entstanden  Gottheiten  mit  den  Namen  Naka-tsu-wata- 
tsu-mi"^  no  Mikoto  und  sodann  Naka-tsutsu-wo  ^  no 
Mikoto.  Ferner  als  er  oben  auf  der  Flut  schwimmend 
sich  wusch,  entstanden  Gottheiten  mit  den  Namen 
Uha-tsu-wata-tsu-mi  "^  no  Mikoto  und  sodann  Uha- 
tsutsu-wo "''  no  Mikoto.  Im  ganzen  waren  es  neun 
Gottheiten.     Die    Götter   Soko-tsutsu-wo   no    Mikoto, 


•''''  Ya-so-m.atja-tsu.-'hi  „  Achtzig-Uebel  (Schmutzarteii)-Wanderbarer."  Unter 
ma(}a  ist  der  Schmutz  der  Unterwelt  zu  verstehen.  Der  Gott  heisst  so,  weil 
er  bei  der  Eeinigung  von  diesem  Schmutz  entstand.  Zu  M,  hi  vgl.  Kap.  I, 
Anm.  25. 

^*  Kuinu-imho-bi  „  der  Göttliche  wieder  gut  machende  Wunderbare",  von 
nahom  „  bessern,  wieder  gut  machen." 

^9  Ohomakhbi  „  der  Grosse  wieder  gut  machende  Wunderbare." 

60  Soko-tsu-wata-tsu-mi  „  Herr  des  Boden-Meeres,"  oder  nach  H  „  Boden- 
Meer-Schlange",  vgl.  Kap.  IV,  Anm.  4.  Boden-Meer = tiefster  Grund  des 
Meeres. 

61  Oder  Sokc-tmtsu  no  Wo  „  des  [Meer-]  Bodens  Altehrwürdiger  Mann," 
Vgl.  Anm.  22. 

62  2^aka-tsu-wafa-tm-mi  „  Herr  des  Mitt-inneren  Meeres." 

63  Oder  Naka-imtm  no  Wo  „  der  [Meeres-]  Mitte  Altehrwürdiger  Mann." 

64  TJha-tm.-ivata-tm.i-mi  „  Herr  der  Meeres-Oberfläche." 

65  Oder  Uha-t'mtm  no  Wo  ,,  der  Oberfläche  Altehrwürdiger  Mann." 


m 


l: 


6o  „  Nihongi,"  Des  Götterzcitalters  erster  Teil.     [kap.  iv, 

Naka-tsutsu-wo  no  Mikoto  und  Uha-tsutsu-wo  no 
Mikoto  sind  die  [drei]  Grossen  Gottheiten  von 
Suminoye. ""  Die  Götter  Soko-tsu-wata-tsu-mi  no 
Mikoto,  Naka-tsu-wata-tsu-mi  no  Mikoto  und  Uha- 
tsu-wata-tsu-mi  no  Mikoto  sind  die  Götter,  welche 
von  den  Adzumi  no  murazi "'  verehrt  werden. 

Hiernach  entstand  durch  Waschen  seines  Hnken 
Auges  eine  Gottheit  mit  dem  Namen  Ama-terasu 
Oho-mi-kami.  ''"^  Dann  entstand  durch  Waschen  seines 
rechten  Auges  eine  Gottheit  mit  dem  Namen  Tsuki- 
yomi  no    Mikoto.  "'*     Dann   entstand   durch    Waschen 


^  Smnl-ny-ye  ,1  Bucht  von  Sumi,"  tpäter  ÄMmt-T/osÄi  (angeblich  =  ,,  angenehm 
zu  bewolmen ")  genannt,  in  der  Provinz  Settsu.  Berühmter  Shinlotempel, 
oder  vielmelir  Gruppe  von  vier  Tempeln,  wo  auch  die  Kaiserin  Jingö  Kögu 
verehrt  wird.     Siehe  Satow,   Handbook,  2.  ed.  pag.  193  f. 

*•'  D.  i.  „  Volksgruppenherren  von  Adzumi."  Adzumi  ist  der  Name  des 
Geschlechtes,  der  Familie  (Uji),  wahrscheinlich  von  dem  Ortsnamen  Adzumi 
in  der  Provinz  Shinano  genommen. 

Murazi  von  mure  „  Gruppe,  Horde,  Vereinigung  (von  Leuten) "  und  zi 
„  Herr  "  (auch  ushi)  ist  eine  der  ältesten  Klassenverbands-Bezeiclmungen  oder 
Kahane.  Siehe  Buch  29,  Seite  59  und  60,  sowie  meinen  Aufsatz  „  Altjapanische 
Kulturzustände,"  Heft  44  d.  Zschr.  Solche  Titel  lassen  sich  etwa  vergleic^hen 
mit  unserem  Graf  von  Gleichen,  Fürst  von  Kudolstadt  etc.,  wo  Gleichen  oder 
Rudolstadt  das  Uji,  Graf  oder  Fürst  das  Kahane  bezeichnen.  Soll  eine  einzelne 
Person  des  Geschlechts  bezeichnet  werden,  so  wird  noch  der  JVa  Personenname 
(Kufname)  beigefügt,  z.  B.  Adzumi  no  murazi  Tmratari,  oder  mit  anderer 
Reihenfolge  Adzumi  no  Tsuratari  no  murazi.  Das  KoJiKi  charakterisiert  diese 
Verehrung  der  drei  letztgenannten  Götter  ausdrücklich  als  ein  Stück  Ahienkidt, 
indem  es  sagt :  „  Diese  drei  Meer-Herren  Götter  sind  die  Gottheiten,  welche 
von  den  Adzumi  no  murazi  als  ilire  Ahnengötter  verehrt  werden.  Die  Adzumi 
no  murazi  sind  nämlich  die  Nachkommen  seiner  Hoheit  Utsushi-hi-gana-saku, 
des  Kindes  von  [einer]  dieser  Meer-Herren-Gottheit [en]." 

"ä  D.  i.  die  Sonnengöttin,  siehe  Kap.  III,  Anm.  10.  Der  Vintritt  der 
linken  Seite  vor  der  rechten  ist  chinesische  Eigentümlichkeit. 

ß9  Der  Mondgott,  siehe  Kap.  III,  Anm.  16. 

Ich  vermute,  dass  wir  in  der  Anfang  Kap.  III  mitgeteilten  Erzählung  von 
der  Entstehung  der  Sonnengöttin  und  des  Mondgottes  die  ursprüngliche  japa- 
nische   Sage  besitzen,  während  wir  in  der  hier   gegebenen    Version    vielleicht 


HP 


iPiiiiinipiiii 


MPliPP 


KAP. 


IV,] 


G'ötterentstehung  b.  d.  Reinigimg. 


6r 


seiner  Nase  ™  eine  Gottheit  mit  dem  Namen  Susa  no 
Wo  no  Mikoto.  Im  ganzen  waren  es  drei  Gottheiten^ 
Hierauf  beauftragte  Izanagi  no  Mikoto  seine  drei 
Kinder,  indem  er  sprach :  ,,  Du  Ama-terasu  Oho- 
mi-kami  sollst  das  hohe  Himmelsgefilde  regieren  ;  du 
Tsuki-yomi  no   Mikoto   sollst  die    achthundertfachen 

chinesischen  Einfluss  erkennen  müssen,  nämlich  eine  Anpassung  an  die  Sage 
von  P'an-kii.  Vgl.  über  dieseii  Mayers,  Chinese  Eeader's  Manual,  pag.  173  f. 
wo  es  unter  anderem  lieLsst :  „  P'an-ku  entstand  in  der  grossen  Wüste — sein 
Anfang  ist  unbekannt.  Er  kannte  die  Wege  (Normen)  des  Himmels  und  der 
Erde  und  verstand  die  Wechselbeziehungen  zwischen  den  beiden  Prinzipien 
der  Natur  und  wurde  das  Haupt  der  drei  Potenzen.  Hierauf  begann  die 
Entwicklung  aus  dem  Cliaos  "  .  .  .  „  Durch  sein  Sterben  liess  P'an-ku  die  gegen- 
wärtige materielle  Welt  entstehen.  Sein  Odem  verwandelte  sich  in  Wind  und 
Wolken,  seine  Stimme  in  den  Donner,  -vein  linkes  Auge  in  die  Sonne,  sein  rechtes 
Auge  in  den  Mond,  seine  vier  Glieder  und  fünf  Extremitäten  in  die  vier 
Himmelsgegenden  und  die  fünf  grossen  Berge,  sein  Blut  in  die  Flüsse,  seine 
Muskeln  und  Adern  in  die  Erdschichten,  sein  Fleisch  in  den  Boden,  Bart  und 
Haar  in  die  Gestirne,  Haut  und  Härchen  darauf  in  Pflanzen  und  Bäume, 
Zälme  und  Knoclien  in  Metalle,  sein  Mark  in  Perlen  und  Edelsteine,  sein 
Körpersdnveiss  in  Regen,  und  die  Parasiten  auf  ihm,  vom  Wind  befruchtet,  in 
das  Meuschengesclilecht."  An  und  für  sich  ist  es  natürlich  nicht  ausgeschlossen, 
dass  die  Japaner  eine  älmliche  Sage  von  der  Entstehung  der  Sonne  und  des 
Mondes  hatten,  ohne  deslialb  von  den  Chinesen  geborgt  haben  zu  müssen  (vgl. 
Kap.  HL  Anm.  19).  Bietet  ja  auch  die  germanische  Mj'tliologie  eine  Parallele 
zur  P'an-ku  Sage,  indem  sie  die  Welt  aus  dem  Körper  des  getöteten  Biesen 
Ymh-  erscliaffen  sein  lässt.  Aber  die  Doppelforvi  der  Sage  scheint  mir  verdächtig. 
Hirata  ist  gegen  die  Entlehnungstheorie  wegen  der  schon  Kap.  III,  Anm.  16 
angezogeneu  Geschleclitsvei-schiedenheit  der  Gottheiten  von  Sonne  und  Mond 
hei  Chinesen  und  Japanern,  doch  ist  diese  Begründung  nicht  ausreichend,  da 
Beispiele  vorhanden  sind,  dass  selbst  nah  verwandte  Volksstämme  mit  Mytho- 
logie gleichen  Ursprungs  verschiedene  Geschlechtsanschauungen  von  der 
/^nnen-  und  Mondgottheit  haben.  Ausserdem  bandelt  es  sich  ja  keineswegs 
um  Entlehnung  der  Sonnenlegende  aus  Cliina,  sondern  nur  um  eventuelle 
Anähnlichung  eines  einzelnen  Zuges  aus  der  chinesischen  Mythologie. 

"0  Sil  citiert  hier  aus  dem  Komraentarwerk  NmojfGi-SAJfSHO  des  Fujihara 
Kaneyoshi  eine  seltsame  Stelle :  „  Die  Nase  ist  der  Anfang  des  Menschen.  Im 
Mutterleibe  entsteht  zuerst  die  Nase.  Daher  nennt  man  die  Nase  (^  hana) 
den  Anfang  (^  hana;  Wortspiel!).  Des  Menschen  Urahn  nennt  man  Nasen- 
Ahn."    Also  Kaneyoshi's  Nasen-Philosophie. 


r 
l' . . 


-^2  ,,Nihongi,''  Des    Götterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

Salzfluten  des  blauen  Meeresgefildes  regieren ;  du 
Susa  no  Wo  no  Mikoto  sollst  die  Welt  regieren  !"'"* 
Zu  dieser  Zeit  war  Susa  no  Wo  no  Mikoto  schon 
volljährig  und  hatte  ferner  einen  acht  Handbreiten 
langen  Bart.  Nichtsdestoweniger  aber  übte  er  die 
Regierung  der  Welt  nicht  aus,  sondern  weinte  und 
lamentierte  und  zürnte  und  wütete  beständig.  Daher 
fragte  ihn  Izanagi  no  Mikoto  und  sprach:  „Warum 
weinst  du  immerfort  auf  diese  Weise  ?"  Er  antwortete 
und  sprach :  ,,  Ich  möchte  meiner  Mutter  in  das 
Unterland  nachfolgen,  und  nur  deshalb  weine  ich." 
Da  verabscheute  ihn  Izanagi  no  Mikoto  und  sprach  : 
;,  Mach  dass  du  fortkommst,  so  wie  du  Lust  hast !" 
Hierauf  jagte  er  ihn  von  dannen. 
VII. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Izanagi  no  Mikoto  zog 
sein  Schwert  und  hieb  Kagu-dzuchi  in  drei  Stücke. 
Aus    einem    derselben    wurde    Ikadzuchi-gami,  '^    aus 


70*Yg]_  aber  Variante  XI,  wo  Ttmki-yo-mi,  der  Sonne  zugesellt  (vgl.  den 
Hauptlext  oben),  die  Angelegenbeiten  des  HimmelSi  Suui  no  TFo  aber  das 
Gefilde  des  Meeres  regieren  soll.  Dies  stimmt  mehr  zur  Darstellung  des  Kojiki 
(Sect.  11),  wo  der  Mondgott  das  Keich-der-Naclit  (yot-u-i\o-icosu-hmi),  Susa  no 
Wo  das  Meergefilde  von  Izanagi  angewiesen  bekommt.  In  der  Version  des 
Kojiki  überreicht  zudem  Izanagi  der  Sonnengöttin  sein  Juwelenhalsband : 
/))...  das  Juwelenband,  das  sein  erlauchtes  Halsband  bildete,  nahm  er  klingelnd 
ab  und  schüttelte  es,  und  überreichte  es  der  Ama-terasu-oho-mi-kami,  und 
sprach :  ,, Deine  Hoheit  soll  das  Gefilde  des  Hohen  Himmels  regieren."  Mit 
diesem  Auftrag  überreichte  er  es  ihr.  Nun  war  [aber]  der  Name  dieses  er- 
lauchten Halsbandes  Mi-kura-tana-no-Kami  (Erlauchter-Speicher-Sims-Gottheit).(( 
Dieser  Name  des  Halsbandes  soll,  nach  Motowori,  daher  rühren,  dass  die 
Göttin  das  überaus  kostbare  Schatzstück  auf  einem  Sims  ihres  Speichers  auf- 
bewahrte. 

'1  Oder  Ikadzuchi  no  Kami  „  Donner-Gott."  Nach  Hirata  ist  Ikadzuchi 
niclit  spezifisch  „  Donner,"  sondern  ein  Name  für  alle  gewaltigen,  fürchterlichen 
Wesen:  ika  =  mlka  „gewaltig,"  dzu  =  lsu.  Partikel,  mi  Honorificum.  Er  heLsst 
auch  Oho-tkadzuchi  no  Kmnl  „  grosser  Donner  Gott "  oder  Ama  no  Nur l- ikadzuchi 
no  Kami  „des  Himmels  tönender  Dopner  Gott."  Ein  ihm  geweihter  Tempel 
befindet  sich  z.B.  im  Distrikt  Ohotori  von  Idzumi,  der  Ohorikadzucki-gaini  no  jinja. 


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KAP.  IV.]        Varianten  z.  Zerhauen  des  Feuergottes. 


63 


einem  wurde  Oho-yama-tsu-mi  no  Kami,  '"  und  aus 
einem  wurde  Taka-okami.  '^  Ferner  heisst  es  :  Als 
er  Kagu-dzuchi  zerhieb,  spritzte  dessen  Blut  aus  und 
befleckte  die  in  der  Mitte  der  achtzig  Flüsse  des 
Himmels  befindlichen  fünfhundert  '^  Felsen  und  wurde 
zu  Gottheiten  mit  den  Namen  Iha-saku  no  Kami, 
sodann  Ne-saku  no  Kami,  und  deren  beider  Kinder 
Iha-tsutsu-wo  no  Kami  und  Iha-tsutsu-me  no  Kami, 
und  deren  beider  Kind  Futsu-nushi  no  Kami.  '"^ 
VIII. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Izanagi  no  Mikoto  zerhieb 
Kagu-dzuchi  no  Mikoto  in  fünf  Stücke,  deren  jedes 
sich  zu  [einem  der]  fünf  Berggötter  verwandelte. 
Das  erste,  nämlich  der  Kopf,  wurde  zu  Oho-yama- 
tsu-mi  ;  '*'   das  zweite,   nämlich  der  Rumpf,   wurde  zu 

72  Der  Berggütt.  Vgl.  Kap.  III,  Anm.  3  und  Kap.  IV,  Anm.  5.  Das  ExJi- 
JÖ-KOKU-SHI  hat  nur  jlj  y^  yama  no  kami  „  Berggott "  oder  „  Berggötter," 
welche  Lesart  H  und  I  annehmen,  weil  sie  ihnen  mit  der  Angabe  in  Variante 
VIII,  wo  5  Berggötter  genannt  werden,  mehr  konform  erscheint.  Da  wir  es 
aber  in  VII  und  VIII  mit  zwei  offenbar  verschiedenen  Traditionen  zu  thun 
haben,  so  sehe  ich  nicht  ein,  warum  wir  der  einen  Einfluss  auf  die  andere 
.gestatten  sollen.  Konformität  im  Niliongitext  herzuztellen  ist  eben  nicht 
unsere  Aufgabe,  wie  ich  sclion  Kap.  III,  Anm.  30  bemerkt  habe.  Ich  habe 
daher  hier  die  Lesung  von  A  beibehalten. 

'3  l'aJca-okami  ,,  der  hohe  grosse  Gott,  der  grosse  Gott  auf  den  Höhen," 
■oder  ,,  der  grosse  Regenwa-sser-beförderer  auf  den  Höhen,"  ein  auf  den  Bergen 
residierender  E«gengott  von  drachenförmiger  Gestalt.     Siehe  Anm.  26. 

'-*  „  Fünfhundert "  steht  für  eine  grosse  unbestimmte  Zahl.  In  ähnlicher 
unbestimmter  Bedeutung  der  Vielheit  finden  wir  gebraucht  8,  80,  180,  80000, 
«000000,  100,  10000  (letztere  beiden  unter  chinesischem  Einfluss?).  Die 
„  achtzig  Flüsse  des  Himmels "  sind  die  oben  Ama  no  Yasu-kaJta  genannte 
Milchstrasse.     Siehe  Kap.  IV,  Anm.  15. 

'5  Letztere  fünf  Namen  siehe  in  Anm.  16,  21,  22,  36,  24.  Hiernach  eine 
.grosse  phonetische  Glosse. 

'*„  Gross-Berg-Herr,  d.  i.  Herr  der  grossen  Berge = Herr  der  Berggipfel. 
Im  Gegensatz  zu  den  beiden  folgenden  hat  dieser  Name  hier  eine  besondere 
Bedeutung :  oho,  naJca  und  ha  sind  konti-astiert,  w^e  früher  uha,  luika  und 
soko.  Das  deutet  auf  bewusst  systematische  Mache  und  somit  einen  jüngeren 
Ursprung  der  Version. 


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64 


,,  Nihongi"  Des   Gdtterzcitaltcrs  erster  Teil,     [kap,  iv. 


Naka-yama-tsu-mi  ;  ^"  das  dritte,  nämlich  die  Hände, 
wurde  zu  Ha-yama-tsu-mi ; "''  das  vierte,  nämlich  die 
Hüften,  wurde  zu  Masaka-yama-tsu-mi ;  ^^  das  fünfte, 
nämlich  die  Füsse,  wurde  zu  Shigi-yama-tsu-mi.  ^^ 
Dabei  spritzte  das  Blut  aus  den  Schnittwunden  und 
befleckte  die  Felsen,  Bäume  und  Kräuter.  Dies  ist 
der  Grund,  warum  Kräuter,  Bäume  und  Kiesel  von 
Natur  Feuer  enthalten. 
IX. — In  einer  Schrift  heisst  es : — Da  Izanagi  no  Mikoto 
seine  jüngere  Schwester  zu  sehen  wünschte,  begab  er 
sich  nach  der  temporären  Begräbnisstätte.  '^^  Da  zu 
dieser  Zeit  Izanami  no  Mikoto  noch  immer  wie  bei 
Lebzeiten  war,  kam  sie  heraus  ihm  entgegen  und 
sie  redeten  mit  einander.  Hierauf  sprach  sie  zu 
Izanagi  no  Mikoto :  ,,  Mein  erlauchter  Herr  und 
Gemahl,  ich  bitte  mich  nicht  anzusehen."  Als  sie  so 
gesprochen  hatte,  wurde  sie  plötzlich  unsichtbar.  Es 
war  zu   dieser   Zeit   dunkel.     Da  zündete   Izanagi  no 


''  „  Mittel-Berg-Herr,"  d.  i.  Herr  der  Bergseite  oder  des  Bergabhangs. 
Für  Bergseite  gebraucht  man  auch  jetzt  Ausdrücke  wie  yama  no  miha-lutra 
„  Mittel-Bauch  des  Bergs,"  u.  s.  w. 

"*  ,,Herr  des  Bergrandes,"  von  ha  „Rand,"  Äa-?/ama= „erster  Anstieg  eines 
Berges." 

"•^  „  Steiler-Abhang-Berg-Herr,"  von  nui-saha  „  rechter  d.  i.  steiler  Abhang." 

^'*  „  Herr  der  dichten  (dichtbewaldeten)  Berge,"  von  shigl  „  dicht  [wach- 
sende] Bäume."  Noch  einige  andere  Namen  von  Berggöttern,  wie  „Herr  der 
tiefen  Berge  "  u.  s.  w.  siehe  KoJiKi  sect.  8,  bei  Chamberlain  pag.  33. 

^^^Wi  ^^  wofür  eine  alte  I^esung  so-no<m  no  tokoro  existiert,  die  jedoch 
unver.ständlich  ist.  I  liest  daher  mogari  no  tokoro  „  Stätte  des  temporären 
Begräbnisses."  Es  war  eine  alte  Sitte,  nach  dem  Tode  Jemandes  ein  Haus  zu 
bauen,  wo  die  Leiche  eine  Zeit  lang  vor  dem  Begräbnis  gehalten  wurde.  Vgl. 
damit  noch  in  Buch  29,  Seite  79,  die  Errichtung  eines  temporären  Begräbnis- 
palastes mogari  no  miya  für  den  verstorbenen  Kaiser  Temmu.  Die  temporäre 
Beisetzung  war  von  sehr  vei-schiedener  Zeitdauer,  sie  konnte  einige  Monate 
oder  einige  Jahre  dauern.  In  Gedichten  des  Makyöshü  ist  sie  oft  erwähnt, 
z.  B.  2,  76  gedichtet  von  Kakinomoto  no  Hitomaro  zur  Zeit  des  temporären 
Besfräbnisses  des  Prmzen  Hinameshi. 


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KAP.    IV.] 


Varianten  z.   Hadesmythe. 


65 


Mikoto  ein  einzelnes  Licht  an  und  sah  nach  ihr. 
Da  [sah  er,  dass]  Izanami  no  Mikoto  aufgedunsen 
und  angeschwollen  war  und  auf  ihr  die  acht  Arten 
der  Donnergötter  waren.  Izanagi  no  Mikoto  war 
erschrocken  und  entfloh  und  kehrte  zurück.  Da 
erhoben  sich  die  Donner  alle  und  kamen  in  Verfolgung. 
Nun  wuchs  an  der  Seite  des  Weges  ein  grosser 
Pfirsichbaum.  Daher  verbarg  sich  Izanagi  no  Mikoto 
unten  an  diesem  Baume.  Darauf  nahm  er  die  Früchte 
desselben  und  warf  sie  nach  den  Donnern,  worauf 
die  Donner  alle  sich  zurückzogen.  Dies  ist  der 
Ursprung  des  Gebrauchs  mit  Hilfe  von  Pfirsichen  die 
bösen  Geister  fern  zu  halten.  *^  Hierauf  warf  Iz  anagi 
no  Mikoto  seinen  Stock  hin  und  sagte :  „  Die 
Donner  sollen  nicht  weiter  als  bis  hierher  kommen !" 
Diesen  [Stock]  nennt  man  Funato  no  Kami ;  sein 
ursprünglicher  Name  war  Kunato  no  Kami.  ^^ 

Von  den  sogenannten  Acht  Donnern  hiess  der- 
jenige, welcher  sich  auf  ihrem  Kopfe  befand,  Oho- 
ikadzuchi  (der  Grosse  Donner) ;  deijenige,  welcher 
sich  auf  ihrer  Brust  befand,  hiess  Ho-ikadzuchi  (Feuer- 
Donner)  ;    derjenige,    welcher   sich   auf  ihrem   Leibe 

*-  Die  Chinesen  schreiben  dem  Holz  und  den  Früchten  des  Pfirsichbaunxs 
ganz  besondere  mystische  Eigenschaften  für  die  Vertreibung  der  bösen  Greister 
zu  (vgl.  Buch  30,  Seite  10,  Anm.  1),  und  ich  glaube,  dass  wir  es  hier  wieder 
mit  chinesischem  Einfluss  auf  die  japanische  Sage  zu  thun  haben.  Eine  Ver- 
treibung der  bösen  Geister  mit  Pfirsichen  findet  in  der  sog.  Tsutvhia  Ceremonie 
{^Oni-yarahi  „Teufelaustreibung-"  vgl.  Nachtrag  zu  Buch  30,  Seite  11,  Anm. 
1)  am  Sj'lvesterabend  statt. 

^  Siehe  Anm.  44.  Für  „  Gott  "  stehen  hier  die  Zeichen  M  S^  )>  Ahnen- 
Gott"  welche  ich  wie  H  einfach  kami  gelesen  habe.  Su  und  O  haben  oho-ji 
„  grosser  Alter,"  I  liest  sähe  no  kami  „  Abwehr-Gott "  (von  mfu  „  abwehren," 
nämlich  die  bösen  Geister  abwehren,  wekhe  aus  der  Unterwelt  heraufkommen 
und  den  Wanderer  belästigen).  Der  sähe  no  kami  „  Abwehrgötter,"  welche 
man  füglich  auch  „Weg-  oder  Eeisegötter  "  nennen  könnte,  sind  drei :  Yachi- 
mata-hiko,  Yachimata-hiine  und  Kunado.  Sie  werden  noch  jetzt  von  vielen  a'ber- 
gläubi'^chen  T^euten  vor  Beginn  einer  Reise  verehrt. 


66  „  Nihongi,"  Des  G'ötterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

befand,  hiess  Tsuchi-ikadzuchi  (Erd-Donner) ;  derjenige, 
welcher  sich  auf  ihrem  Rücken  befand,  hiess  Waki- 
ikadzuchi  (Junger  Donner) ;  derjenige,  welcher  sich 
auf  ihrem  Hinteren  befand,  hiess  Kuro-ikadzuchi 
(Schwarzer  Donner)  ;  derjenige,  welcher  sich  auf  ihrer 
Hand  befand,  hiess  Yama-ikadzuchi  (Berg-Donner); 
derjenige,  welcher  sich  auf  ihrem  Fuss  befand,  hiess 
Nu-ikadzuchi  (Feld-Donner) ;  und  derjenige,  welcher 
sich  auf  ihrer  Scheide  befand,  hiess  Saku-ikadzuchi 
(Spalt-Donner). 
X. — In  einer  Schrift  heisst  es : — Izanagi  no  Mikoto  folgte 
ihr  und  als  er  an  den  Ort  gelangte,  wo  Izanami  no 
Mikoto  sich  befand,  sprach  er  zu  ihr  und  sagte : 
„  Weil  ich  um  dich  trauerte,  bin  ich  hierher  gekom- 
men." Sie  antwortete  und  sprach  :  ,,  Verwandter  !  '^'' 
sieh  mich  nicht  an ! "  Izanagi  no  Mikoto  aber 
gehorchte  ihr  nicht,  sondern  sah  noch  immer  nach 
ihr  hin.  Daher  schämte  sich  Izanami  no  Mikoto, 
wurde  zornig  und  sprach  :  „  Du  hast  meinen  Zustand  ** 
gesehen.  Nun  will  ich  hinwiederum  deinen  Zustand 
sehen."  Da  schämte  Izanagi  no  Mikoto  sich  ebenfalls 
und  schickte  sich  an  aufzubrechen  und  zurückzukehren, 
aber  er  kehrte  nicht  ohne  weiteres  schweigend  zurück, 
sondern  er  that  einen  Schwur  und  sprach :  „  Die 
Verwandtschaft  wird  geschieden  werden  !"  '^''     Femer 


^  ]K  ugara,  was  aus  ucM-gara  |^  %  „  zum  selben  Haus  gehörend "  kontra- 
hiert ist.  Derselbe  zweite  Bestandteil  findet  sich  auch  in  den  Wörtern  yakara 
,,  Familie,  Verwandter  (ya  Haus) ;  harakara  „Geschwister,"  d.  i.  von  demselben 
Mutterleib  hara  Geborene ;  tomogara  „  Genossen  "  u.  s.  w. 

^  t^  von  I,  O  und  Sn  kokoro  „ Herz,  Gefühl "  gelesen,  H  ahare  „leider." 
Nach  einer  im  Yama-kage  aufgestellten  Interpretation :  „  du  hast  schon  mein 
Herz  vollständig  durchblickt  {nü-hate^-u)." 

^  Obgleich  der  chinesische  Text  ]^  1^  keine  Futurpartikel  aufweist,  geben 
sämtliche  jap.  Interpretatoren  der  Phrase  Futurbedeutung:  ugara  hararemu 
oder  hanarenamu.    Dies  soU  die  alte  Ehescheidungsformel  gewesen  sein. 


KAP.    IV.] 


Variauten  z.    Hadesmythe. 


67 


sprach  er :  „  Ich  will  einem  Verwandten  nicht 
unterliegen."  *'  Der  hierauf  von  ihm  ausgespuckte 
Gott**  wurde  Haya-tama  no  Wo*^  genannt;  sodann  der 
reinigende  Gott  wurde  Yomi-tsu-koto-saka  no  Wo  ^^ 
genannt.  Im  ganzen  waren  es  zwei  Gottheiten.  Und 
als  es  dazu  kam,  dass  er  mit  seiner  jüngeren  Schwester 
auf  dem  Flachen  Hügel  der  Unterwelt  stritt,  sprach 
Izanagi  no  Mikoto  :  ,,  Dass  ich  zuerst  um  einer  Ver- 
wandten willen  traurig  war  und  wehmütige  Sehnsucht 
empfand,  das  war  eine  Schwäche  von  mir." 

S7  Bezieht  «ich  auf  die  1000  Todesfälle  und  1500  Geburten,  obea 
Anm.  43. 

^  Meine  Interpretation  schliesst  sieh  an  den  chinesischen  Text  an.  I 
macht  einen  kleinen  Znsatz  und  liest :  „  Der  Gott,  welcher  bei  seinem  Spucken 
anstand,  hiess  Haya-tama  no  Wo  no  Kami;  sodann  der  Gott,  welcher  bei 
seiner  Reinigung  entstand,  hiess  Yomo-tsu-koto-saka  no  Wo  no  Kami."  H 
bezieht  das  Spucken  auf  Haya-tama  und  das  Reinigen  auf  Koto-toke  und 
bemerkt,  die  Ansicht  dass  diese  beiden  Götter  als  Kinder  Izanagi's  zu  be- 
trachten wären,  sei  nicht  richtig.  Er  interpretiert:  „Darauf  war  da  ein  Gott, 
welcher  spuckte  und  Haya-tama  no  Wo  no  Kami  hiess;  sodann  war  da  ein 
Gott,  welcher  reihigte  und  Yomi-tsu-koto-toke  no  Wo  no  Kami  hiess."  Das 
Ausspucken  Izanagi's  ist  wohl  einerseits  Ausdruck  des  Absehens,  anderseits 
aber  auch  eine  Art  Lustration.  Im  letzteren  Sinne  vergleiche  man  z.  B.  eine 
Sitte  der  Sekte  der  Messalianer,  welche  auszuspeien  und  sich  zu  schneuzen 
pflegten,  um  die  Dämonen,  welche  sie  etwa  mit  ihrem  Atem  in  sich  auf- 
genommen haben  möchten,  zu  entfernen  (Tylor,  Anfange  der  Cultur,  Bd.  I,  S. 
103 ;  andere  Beispiele  für  den  Speichel  als  Lustrationsmittel  daselbst  Bd.  II, 
S.  441  u.  443).  Das  von  Su  citierte  j£  Üf  ^  fS  bemerkt  in  naiver  Weise : 
„Dass  die  Leute  der  Gegenwart  beim  Anblick  von  etwas  Unreinem  ausspucken, 
hat  seinen  Grund  hierin  (d.  h.  in  dieser  Handlungsweise  Izanagi's)." 

*9  Nach  den  Zeichen  „  Schnell-Edelstein-Mann ;"  aber  H  möchte  recht 
haben,  wenn  er  taiiva  mit  dem  im  Wamyöshö  belegten  tanmhi  „  Erbrochenes '' 
zusammenbringt.  Dann  hiesse  der  Name  etwa  „  Schnell-Erbrechen-Mann." 
Tempel  von  ihm  im  Distrikt  Ou  von  Idzumo :  der  Haya-tanm-jinja,  im  Distrikt 
Muro  von  Kii :  der  Kumanu-Haya-taina-jinja  u.  s.  w. 

^  Yomi-tsu-koto-saka  no  Wo  etwa  „  der  bei  der  Ehescheidung  in  der  Unter- 
welt [entstandene]  Mann."  Koto  „Sache,"  sahi  von  sakciru  „trennen,"  koto-saJca 
nach  I  =  „Ehescheidung."  H  liest  toke  statt  saka,  von  toku,  „  lösen,  das  Herz 
von  Verwirrung  befreien,"  koto-toke  „  Sache-lösen." 


68  „  NiJiongi,^'  Des  G'ötterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

Da  sagten  die  Weg-Wächter  "^  der  Unterwelt : 
Wir  haben  dir  [von  Izanami  no  Mikoto]  folgendes 
auszurichten  :  „  Ich  und  du  haben  Länder  erzeugt. 
Warum  sollten  wir  wieder  welche  zu  zeugen  ''^  ver- 
langen ?  Ich  will  hinfort  in  diesem  Lande  bleiben 
und  darf  mit  dir  nicht  davongehen."  Zu  dieser  Zeit 
sagte  Kukuri-hime  '"*  no  Kami  ebenfalls  etwas,  was 
Izanagi  no  Mikoto  hörte  und  gut  hiess,  worauf  sie 
verschwand. 

Jedoch  da  er  in  eigner  Person  das  Land  der 
Unterwelt  besucht  hatte  und  weil  dies  unglücklich 
war,  gedachte  er  die  Verunreinigung  wegzuwaschen 
und  besuchte  das  Aha  Thor  *'  *  und  das  Thor  Haya- 
suhi-na-to,  ''^  Jedoch  die  Flut  in  diesen  beiden  Thoren 
war    überaus    schnell,    weshalb  er    nach    der    Fluss- 


■"  Yoml  tsn  C'hi-mori,  nach  H  „  Späher  der  Unterwelt."  >Shigetane  nimmt 
clil-mori  im  Sinn  von  „Grenzwächter,  Barrierenwächter "=  .saj/amnos«.  kaml 
„  Sperr-Gott,  Gott  der  Si)erre "  auf  dem  flachen  Abhang  der  Unterwelt.  Ob 
wir  nur  einen  oder  mehrere  Weg-Wächter  zu  verstehen  haben,  ist  zweifelhaft. 

''^  Ich  nehme  ^  im  transitiven  Sinne =iw?i«  „erzeugen."  H  aber  nimmt 
es  intransitiv  und  liest  iktmu,  was  folgenden  Sinn  giebt:  „Warum  sollte  ich 
wiederum  zu  leben  verlangen  ?" 

93  Kukuri-hime  „  die  Gehör  gebende  Prinzessin."  So  wenigstens  nach  der 
einzigen  von  Hü-ata  s'ersucliten  Erklärung:  kukuri  von  kiki-iru  {kiki-ireru)  = 
,.  durch  Hören  erfaliren,  Gehör  geben,  ein  Ohr  leihen."  Die  Göttin  soll  so 
genannt  sein,  weil  sie  zwischen  den  streitenden  Gottheiten  vermittelte,  der 
männlichen  Gottheit  die  Worte  der  weiblichen  zu  hören  gab,  und  die  weibliche 
Gottheit  die  Worte  der  männlichen  erfahren  Hess.  »Shigetane  meint,  das» 
kv-kiiri  überhaupt  nur  „hören"  bedeute. 

9'5  *  Aha  vo  mi-to  „Aha's  Wasser-Thcjr,"  d.  i.  der  Nanifo  Kanal  zwischen  den 
Inseln  Ahaji  und  Shikoku,  (Provinz  Aha),  unweit  Fukura,  berühmt  durch  die 
reissende  Strömung  seiner  Wasser.  Verbindet  das  jap.  Binnenmeer  (Inland  Sea) 
mit  dem  Stillen  Ocean.     Siehe  Murray's  Handbook,  3.  ed.  pag.  355  f. 

^*  Haya-mki-na-to  (H  Haya-m-na-to)  „  Schnell-saugendes  Thor."  na  ist  zwar 
^  na  „Xame"  geschrieben,  ist  aber  die  alte  Genetivpartikel,  wie  weiter  durch 
die  Sclireibung  j^  @  ^  P^  lluyu-suhi  no  To  im  Jhimiu-ki,  Buch  3.  bewiesen 
T.'ird.     Auch  Haya-tuhi   no   miimto  genannt.     Es   ist   die   Bungo   Strasse,   beim 


KAP.    IV.] 


Variante  s.  Reinigung. 


69 


mündung  von  Tachibana  ^^  umkehrte  und  sich  daselbst 
reinigte  und  wusch.  Als  er  bei  dieser  Gelegenheit 
in  das  Wasser  hineinstieg,  erzeugte  er  durch  Blasen 
den  Iha-tsuchi  ^  no  Mikoto ;  indem  er  aus  dem 
Wasser  herausstieg,  erzeugte  er  durch  Blasen  den 
Oho-naho-bi  ®^  no  Kami.  Als  er  noch  einmal  hinein- 
stieg, erzeugte  er  durch  Blasen  den  Soko-dzuchi  ^*  no 
Mikoto ;  beim  Herauskommen  erzeugte  er  durch  Blasen 
den  Oho-aya-tsu-hi  ^  no  Kami.  Als  er  nochmals 
hineinstieg,  erzeugte  er  durch  Blasen  den  Aka-dzuchi  '''*' 
no  Mikoto  ;  beim  Herauskommen  erzeugte  er  durch 
Blasen  die  verschiedenen  Gottheiten  des  Himmels, 
der  Erde  und  des  Meeresgefildes.  ^"^ 
XI. — In  einer  Schrift  heisst  es : — Izanagi  no  Mikoto 
beauftragte  seine  drei  Kinder,  indem  er  sagte:  ,,Du 
Ama-terasu  Oho-mi-kami  sollst  das  Gefilde  des  hohen 
Himmels   regieren ;    du  Tsuki-yo-mi  no  Mikoto  sollst 


jetzigen  Saga-iio-seki  im  Distrikt  Ama  (Umbe)  der  Provinz  Bungo,  von  wo 
man  nach  lyo  übersetzt.  Benannt  nach  der  schnelle»  Strömung  des  Meeres 
dort.  Im  Distrikt  Umbe  von  Bungo  liegt  auch  ein  Shintotempel  Xamens 
üaya-iuM-hime  no  jinja. 

95  So  nach  I,  vgl.  oben  Anm.  55.  Oder:  „nach  Woto  von  Tachibana." 
I  meint,  der  Flu&s  habe  Tachibana  geheLssen,  -weil  an  seiner  Mündung  viele 
Tachibana-Bäume  (Orangen)  gewachsen  wären. 

^  Iha-tsuchi  „  Felsen-Altelirwürdiger,"  identisch  mit  Iha-lnäsu  no  Wo, 
Anm.  22. 

9"  Siehe  Anm.  59. 

^^  Söko-dztichi,  Soko-tsiichi  ,,[^leer'\  Boden-Altehrwürdiger ''=/S'o/;ii-feitte(t  ?zo 
Wo,  Anm.  61. 

99  Oho-aya-tsu-hi  nach  I  gleichbedeutend  mit  Oho-hiaga-tm-hi  „  Grosse-Uebel- 
Wunderbarer,''  der  Gott  des  Uebels.  Aya  „  Uebel  „  (Zeichen  ^  „  Muster," 
steht  phonetisch)  ist  der  in  den  Verben  ayanuitsu  „  sich  vergehen,"  ayamuru 
„  verderben  "  (trans.)  enthaltene  Stamm.  Vgl.  auch  Anm.  57. 

lO"  Mit  dem  Zeichen  ^  aka  „  rot  "  geschrieben ;  er  ist  jedenfalls  identisch 
mit  J^aJca-tsidm  no  Wo,  Anm.  63. 

101  HC  verwandelt  5^  „Himmel"  m  ;;fz  „gross"  und  liest  oJto-lmchi  unabura 
„  grosse  Erde  (und)  Meeresgefilde." 


7©  „  Nihongi,^'   Des  GöttcTzeitalters  erster  Teil.     [kap.  vr. 

der  Sonne  zugesellt  die  Angelegenheiten  des  Himmels 
regieren ;  du  Susa  no  Wo  no  Mikoto  sollst  das 
Gefilde  des  blauen  Meeres  regieren." 

Als  nun  Ama-terasu  Oho-mi-kami  sich  im  Himmel 
befand,  sprach  sie  :  ,,  Ich  höre,  dass  im  Mittellande 
des  Schilfgefildes  [die  Göttin]  Uke-mochi  no  Kami  ^"^ 
ist.  Du  Tsuki-yo-mi  no  Mikoto  sollst  hingehen  und 
dich  nach  ihr  erkundigen !"  Als  Tsuki-yo-mi  no 
Mikoto  den  Befehl  erhalten  hatte,  stieg  er  hinab  und 
begab  sich  nach  dem  Ort,  wo  Uke-mochi  no  Kami 
war.  Uke-mochi  no  Kami  drehte  hierauf  ihren  Kopf 
und  wandte  ihn  nach  dem  Lande  hin,  worauf  aus 
ihrem  Munde  gekochter  Reis  herauskam ;  ferner  als 
sie  ihn  dem  Meere  zuwandte,  kamen  aus  ihrem 
Munde  breitflossige  Dinge  und  schmalflossige  Dinge ;  ^^ 
ferner  als  sie  ihn  den  Bergen  zuwandte,  kamen  aus 
ihrem  Munde  hartfellige  Dinge  und  weichfellige 
Dinge.  "''  Diese  verschiedenen  Dinge  wurden  sämtlich 
bereit  hingesetzt  auf  hundert  Tischen  und  [Tsuki-yo- 
mi  no  Mikoto]  wurde   damit  bewirtet. ""     Da  wurde 


102  Die  j,  Göttin  der  Nahrung,"  von  uke.  „  Nahrung,"  mocki  „  haltend, 
besitzend."     Siehe  Anm.  3. 

'^^  Alle  diese  Dinge  gehören  zu  den  Opfergesehenken,  welche  in  den 
NoRiTO  häufig  aufgezählt  werden.  Vgl.  z.  B.  im  Norito  zum  „Tatari-gami  wo 
utsushiyarafu  Matsuri "  (Feier  zur  "Wegtreibung  des  Fluchgottes) :  „  Mit  dieser 
Bitte  opfern  wir  ehrerbietigst  die  darzureichenden  Opfergeschenke,  nämlich 
.  .  .  und  sowohl  gehülsten  Keis  als  auch  ungehülsten  Keis ;  und  was  die  in  den 
Bergen  wohnenden  Dinge  anbelangt,  [opfern  wir]  Dinge  mit  weichem  Fell 
und  Dinge  mit  hartem  Fell ;  .  .  .  .  und  was  die  im  blauen  Meeresgefilde 
wohnenden  Dinge  anbelangt,  [opfern  wir]  Dinge  mit  breiten  Flossen  und 
Dinge  mit  schmalen  Flossen  ....  und  legen  [sie]  wie  einen  Querberg  auf 
den  [Opfer-]  Tischen  in  Fülle  hin  u.  s.  w." 

Hata  no  Hlrö-mo  „breitflossige  Dinge"  sind  Seefische  wie  Tai  Meerbrasse, 
Katamvo  Bonitus  u.  s.  w. ;  Hata  no  Sa-mono  „  schmalflossige  Dinge  "  sind  Awabi 
Seeohr,  Ebi  Krebs,  Iwashi  Sardine,  Ilca  Tintenfisch  und  alle  Arten  von 
Flussfischen  (gewöhnlich  Koi  Karpfen). 


KAP.    IV.] 


Moiidgott  tötet  Nahrungsg'öttin. 


71 


Tsuki-yo-mi  no  Mikoto  vor  Zorn  rot  und  sprach : 
,,  Wie  schmutzig !  wie  gemein  !  Wie  kannst  du  es 
wagen  mich  mit  aus  deinem  Munde  ausgespieenen 
Dingen  ^^  zu  bewirten  !  "  Hierauf  zog  er  sein  Schwert 
und  tötete  sie.  Darauf  kehrte  er  zurück  und  erstattete 
einen  Bericht  von  seiner  Mission,  indem  er  die 
Vorgänge  genau  mit  allen  Einzelheiten  erzählte. 
Da  wurde  Ama-terasu  Oho-mi-kami  überaus  zornig 
und  sprach :  „  Du  bist  ein  böser  Gott !  Ich  will 
dich  nicht  [länger]  von  Angesicht  zu  Angesicht 
sehen !"  Hierauf  trennte  sie  sich  von  Tsuki-yo-mi 
no  Mikoto  durch  einen  Tag  und  eine  Nacht  und  sie 
wohnten  von  einander  getrennt. 


Ke  no  Ara-mmio  „  hartfellige  Dinge "  sind  Inoshishi.  Wildschwein,  Usagi 
Hase,  u.  s.  w. ;  Ke  no  Nigo-mono  „  weichfellige  Dinge  "  sind  Gan  Wildgans, 
Kanio  Wildente,  Kiji  Fasan,  Hato  Taube,  u.  s.  w.  Durch  Einfluss  des  Buddhis- 
mus sind  später  die  hartfelligen  und  weichfelligen  Dinge  aus  der  Zahl  der 
Opfergaben  (sonahe-mono)  verdrängt  worden.  Die  „Opfertische"  haben  acht 
Beine  und  heissen  daher  Yalsu-ashi  „  Achtbein ;"  sie  sind  im  Durchschnitt  5 
Fuss  lang,  1  Fuss  breit  und  3  Fuss  hoch,  aus  Himki  Holz  gefertigt.  „Hundert" = 
„  viele." 

r^: 


Yatsu  -  ASHI. 

^w  Nach  der  Vei-sion  im  Kojiki  sect.  17  wird  der  Zorn  des  Bewirteten, 
als  welcher  dort  Susa  no  Wo  genannt  ist,  noch  erklärlicher,  denn  dort  „  nahm 
die  Göttin  Oho-ge-tsu-hime  allerhand  leckere  Dinge  aus  Nase,  Mund  und 
Hinterem  und  richtete  daraus  allerlei  her."  Die  Version  des  NraoNGi,  dass 
der  Mondgott,  und  nicht  Susa  no  Wo,  der  Uebelthäter  war,  ist  auch  durch  das 
KüjiKi  vertreten  und  ist  zweifellos  die  ältere  Fassung  der  Sage.  Sie  erklärt 
am  besten  den  Umstand,  dass  Sonne  und  Mond  nicht  zusammen  gesehen  werden. 


1 1  ;' 

I  I  :/ 


72  „  Nikongi,^^  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 

Hierauf  schickte  Ama-terasu  Oho-mi-kami  zum 
zweiten  Mal  [Jemand,  und  zwar  dies  Mal  den]  Ame- 
kuma-bito,  ^°^  um  zu  ihr  hinzugehen  und  sie  zu  sehen. 
Zu  dieser  Zeit  war  Uke-mochi  no  Kami  in  der  That 
schon  tot.  Jedoch  auf  dem  Scheitel  dieser  Göttin 
waren  das  Rind  und  das  Pferd  entstanden  ;  auf  ihrer 
Stirne  war  die  Hirse  entstanden ;  auf  ihren  Augenbrauen 
waren     Seidenraupen-Cocons  ^'^    entstanden ;    in   ihren 

Auch  die  Mythen  vieler  anderen  Völker  erzählen  vom  Antagonismus  der 
Sonne  und  des  Monds,  als  der  Gottheiten  von  Tag  und  Nacht ;  vgl.  z.  B. 
Tylor,  Anfänge  der  Kultur  I,  347  ;  II,  324  u.  s.  w.  Die  Sonnengöttin  und  die 
Nahrungsgöttin  sind  die  beiden  in  I?e  (Yamada)  verehrten  Hauptgottheiten, 
erstere  im  Naigü,  letztere  im  Geläl  Schrein  verehrt.  Näheres  über  sie  siehe  in 
Satow's  Handbook,  S.  175  f. 

^"^  3^  ^  A  Ame-kvma-biio,  oder  nach  Motowori  und  I  Amc-kuma  no  XJshi, 
indem  sie  :Ä:  A  statt  A.  lesen.  Nach  den  Zeichen  „Himmels- Bären-Mensch." 
Shigetane  hält  kuma  für  ein  Wert  mit  der  Bedeutung  „  Eeis  "  kerne.  In  einem 
Werke  (dem  Yamato-bime  no  Mikoto  Seiki)  komme  kimm  in  einem 
Zusammenhange  vor,  wo  es  nur  „  Keis "  bedeuten  könne :  kake-kuma  ni  kake 
matfuri  soniekl.  Kahe-lnima  darin =kake-chikara  „aufgehängter  Keis."  Shigetane 
sucht  hima  auch  etymologisch  aus  kuhi^ma  „  schmackhaft  zu  essen  "  zu  erklären, 
eine  phantastLsehe  Etymologie.  Nach  Anderen  soll  kuma= kurno  „  Wolke " 
sein,  indem  die  Wolken  als  Boten  der  Götter  betrachtet  würden.  Diese 
Analogie  zum  indischen  Megha-düta  (Wolken-Bote)  ist  aber  in  der  japanischen 
Mythologie  meines  Wissens  ganz  ungerechtfertigt.     Ushi=„  Herr." 

'••6  Dieser  Sagenzug  verdankt  augenscheinlich  seine  Entstehung  einem 
Wortspiel  zwischen  mayu  „  Augenbraue  "  und  mayu  (coli,  mai)  „  Cocon."  Die 
Volksetymologie  leitet  übrigens  letzteres  von  ersterem  ab.  In  dem  Bericlit 
über  Kaiser  Nintoku,  angeblich  im  Jahre  399  n.  Chr.  gestorben,  haben  wir 
im  KoJiKi  sect.  124  (Seite  279  bei  Chamberlain)  eine  Stelle,  welche  darzuthun 
scheint,  dass  die  damaligen  Japaner  mit  der  Seidenraupenzucht  noch  nicht 
bekannt  waren,  sondern  erst  durch  Vermittlung  von  Koreanern  Kenntnis 
derselben  erhielten.  Nach  einer  Ueberlieferung  hiessen  die  eingeführten 
Kaupen  oder  Cocons  Kara-mayu  d.  i.  koreanische  (oder  chinesische)  Cocons. 
Nun  giebt  es  auch  sog.  yanui-mayu  (yama-mai)  „  Berg-Cocons,"  d.  i.  Cocons  der 
wilden  Seidenraupe,  Antheraea  yamamai,  und  man  hat  daher  die  Hypothese 
aufgestellt,  dass  die  vor  Nintoku's  Zeit  erwähnten,  also  im  Jindai-ki  besproche- 
nen inayu  wilde  Cocons  d.  i.  yama-mayu  gewesen  seien.  Auch  die  wilden 
Seidenraupen  werden  gezüchtet,  können  aber  ihre  Cocons  auch  wild  bilden. 


KAP.  IV.]     Produkte  ans  Körper  der  Nahrungsgottin. 


n 


Augen   war   die  Hiwe  ^"'^  Hirse  entstanden  ;  in  ihrem 
Leibe  war  der  Reis  "*  entstanden ;   in  ihrer  Scheide 

Es  ist  nicht  leicht  mit  Sicherheit  zu  entscheiden,  ob  die  frühesten  Erwähnungen 
von  Seidenraupen  und  Cocons  im  Kojiki  und  Nihongi  in  einer  blossen 
Rückspiegelung  späterer  Zustände  auf  ältere  Zeiten  ihren  Ursprung  haben, 
oder  ob  man  wirklich  in  Japan  vor  Einführung  der  Kara-mayu  aus  China 
resp.  Korea  schon  Seidenraupen  und  Cocons  gekannt  und  deren  Gespinste  für 
Kleiderstoffe  verwendet  hat.  Der  ausgezeichnete  Kenner  des  jap.  Altertums 
Prof.  Kurokawa  ist  letzterer  Ansicht,  ich  kann  aber  nicht  umhin  zu  ersterer 
Hypothese  zu  neigen.  An  dieser  Stelle  können  wir  fast  mit  Gewissheit 
annehmen,  wie  ich  schon  oben  andeutete,  dass  ^  triayu  „  Cocon "  durch  das 
Streben  nach  einem  Wortspiel  mit  vuiyu  ,,  Augenbraue  "  in  die  Sage  verflochten 
wurde,  und  an  der  einzigen  anderen  Stelle  des  Jindai-ki,  oben  Variante  II 
{Text  zu  Anm.  31),  wo  die  Seidenraupe  ^  kahiko  erwähnt  wird,  geschieht  es 
in  einem  Atem  mit  den  ganz  unjapanischen,  spezifisch  chinesischen  „  fünf 
Körnerfrüchten."  Damit  ist  das  chinesische  Kolorit  dieser  Stelle  und  somit 
ihre  historische  Wertlosigkeit  für  die  Charakteristik  echter  altjapanischer 
Zustände  erwiesen.  Die  nächstälteste  Erwähnung  der  Seidenraupen,  Kojiki 
sect.  124  (oben  angezogen),  spricht  für  Import  aus  Korea;  die  demnächst 
folgende  im  Jahre  462  n.  Chr,  Yüryaku-ki  Buch  14  im  NiHONGi,  giebt 
ebenfalls  Zeugnis  dafür,  dass  man  erst  letzthin  mit  den  Seidenraupen  und  ilirer 
Verwendung  bekannt  geworden  war  (dies  ist  etwa  100  Jahre  später  als  die 
Zeit,  von  der  das  Kojiki  spricht!)  und  sie  zu  züchten  begann.  Alles  Beweise, 
dass  die  Seidenkultur  erst  anfing,  nachdem  man  schon  längst  mit  Korea  und 
somit  indirekt  auch  mit  China  in  häufigem  Wechselverkehr  gestanden  hatte. 
Mag  es  nun  in  Japan  von  jeher  Seidenraupen  gegeben  haben  oder  nicht,  so 
kann  es  nach  obiger  Darlegung  kaum  noch  einem  Zweifel  unterliegen,  dass 
die  Kultur  der  Seidenraupe  von  aussen  her  gegen  Anfang  der  eigentlich 
historischen  Zeit,  d.  i.  im  vierten  oder  fünften  Jahrhundert  unserer  Zeitrecii- 
nung,  importiert  worden  ist.  Alle  anderen  Angaben  sind  Anachronismen  und 
haben  nur  den  Wert  einer  Legende. 

1*^  Hiwe  (jetzt  Mye)  ist  die  Hahnenfusshirse,  vgl.  Kein,  II  pag.  59.  Die 
unmittelbar  vorher  genannte  „  Hirse "  ist  die  Kolbenhirse  oder  italienische 
Hirse,  jap.  aha  (awa).  H  leitet  aha  von  ahaki  „  schal  "  ab :  sie  sei  nach  ihrem 
«infachen,  schalen  Geschmack  so  benannt ! 

108  Jne  „  Keis,  Keispflanze  "  nach  Ts  aus  ihi-ne  enstanden :  IM  „  gekochter 
Eeis,"  ne  „  W^urzel."    Nicht  glaublich. 


s4 


74 


,,  Nihongi"  Des   Götterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  iv. 


111 


waren  Mugi,  ^"^  grosse  Bohnen  ^^^  und  kleine  Bohnen 
entstanden.  "^ 

Ame-kuma-bito  nahm  alles  an  sich  und  ging 
und  bot  es  [der  Ama-terasu  Oho-mi-kami]  dar.  Da 
freute  sich  Ama-terasu  Oho-mi-kami  und  sprach : 
„Dies  sind  die  Dinge,  welche  die  sichtbare  Menschen- 
rasse ""'  essen  und  [so]  leben  soll."  Hierauf  machte 
sie  die  Hirse,  die  Hiwe  Hirse,  den  Mugi  und  die 
Bohnen  zum  Samen  der  Trockenfelder,  und  den  Reis 
machte  sie  zum  Samen  der  bewässerten  Felder. 
Demgemäss  setzte  sie  ferner  einen  Mura-gimi  "*  des 
Himmels  ein.  Nachdem  sie  dann  den  Reissamen  zum 
ersten  Mal  auf  den  schmalen  Reisfeldern  und  den 
langen  Reisfeldern  des  Himmels  gesäet  hatte,  waren 
in  dem  betreffenden  [darauf  folgenden]  Herbste  die 
[von  ihrem  eigenen  Gewicht]  nieder  hangenden 
Aehren  von  acht  Handbreiten  [Länge]  nieder 
umgebogen  und  überaus  lieblich  [anzusehen]. 


i**"  Mit()i  ist  ein  KoUektivnanie  für  Weizen  und  Gerste.  Vgl.  Kein,  II 
pag.  58. 

""  Marne,  Soja  Bohnen.  Rein,  II  65  unter  Sojabohne,  Daidzu. 

^"  Adzvki,  strahlfrüchtige  Buschbohne,  Phaseolus  radiatus.  Rein,  II,  pag.  70. 

112  Mit  diesem  ganzen  Passus  vergleiche  man  die  oben  Anm.  69  gegebene 
chinesische  Legende  von  P'an-kii.  Aelinliches  findet  sich  auch  bei  vielen 
anderen  Völkern,  den  Indern,  Iraniern,  Chaldäern,  Troquesen,  Egyptem, 
Griechen,  Tinneh,  Manga.  Vgl.  Transactions  of  the  Royal  Asiatic  Society, 
Januar  1895,  pag.  202 ;  Lang,  Myth,  Religion,  Ritual  vol.  II,  pag.  246  (Citate 
nach  Aston). 

11'"  Utsiishiki  awo-hito-gusa.  In  dem  Ausdruck  mco-hito-gusa  „  das  grüne 
Menschengras  "  ist  das  Gedeihen  der  Menschen  mit  dem  Wachsen  des  Grases 
verglichen.  Nach  dem  Kojiki-dejj  wird  die  Phrase  auf  die  Mensclien  ange- 
wendet, wenn  von  dem  günstigen  oder  schädlichen  Einfluss  der  Götter  auf  sie 
geredet  wird.     Die  Phrase  ist  übrigens  chinesischen  Ursprungs. 

114  Muru-fjiml  &  :§"  „  Dorf-Herr,  Dorfechulze,"  identisch  mit  dem  im 
Suinin-ki  Buch  G  erwähnten  ^  ^  iimra-tmkasa .  Gemeiniglich  mura-wosa 
genannt. 


KAP.    V.] 


Feldprodukte.  Seidenraiipenziicht. 


75 


Ferner  nahm  sie  die  Seidenraupen-Cocons  ^^^  in 
ihren  Mund,  und  darauf  gelang  es  ihr  Fäden  von 
ihnen  zu  haspeln.  Damit  begann  die  Kunst  Seiden- 
raupen zu  züchten. 


KAPITEL     V. 

[SUSA   NO   WO'S   BESUCH    BEI    DER   SONNENGOETTIN.    ZEUGUNG 
MAENNLICHER   UND   WEIBLICHER   GOTTHEITEN.] 

Hierauf  bat  Susa  no  Wo  na  Mikoto  und  sprach  :  „  Ich 
will  jetzt  deiner  Unterweisung  gemäss  nach  dem  Unterlande 
gehen.  Daher  wünsche  ich  auf  kurze  Zeit  nach  dem 
Hohen  Himmelsgefilde  zu  gehen,  um  mit  meiner  jüngeren 
Schwester  zusammenzutreffen,  worauf  ich  auf  immer  weggehen 
will."  Es  wurde  ihm  die  Erlaubnis  dazu  gegeben,  und  er 
stieg  alsdann  zum  Himmel  hinauf 

Hiernach  baute  sich  Izanagi  no  Mikoto,  da  seine  göttliche 
Aufgabe  bereits  erfüllt  war  und  seine  wunderbare  Bahn  eine 
andere  Richtung  nehmen  sollte,  einen  Versteck-Palast^  auf  der 
Insel  Ahaji,  und  hielt  sich  dort  in  aller  Stille  für  immer 
verborgen. 


"■'5  Sielie  Anni.  100. 


KAPITEL    V. 
Zum  Inhat.t  dieses  Kapitels  vergl.  Kojiki  sect.  18  und  14. 

^  Ä  ^  kakure  im  miya,  nach  den  Zeichen  „  dunkler,  unsichtbarer  Palast, 
Palast  des  Dunkels."  Im  Dorfe  Ta^a  des  Distriktes  Tsuna  der  Insel  Ahaji 
liegt  ein  hiermit  identificierter  Shintötempel  Namens  Imnagi-jinja  „Tempel 
des  Izanagi,"  auch  ^  ^  ini-^ake  od.  kami^ake  „  Gottes-Haus  "  genannt.  Die 
irdische  Thätigkeit  Izanagi's  begann  und  endete  nach  der  Sage  somit  auf  der 
Insel  Ahaji.  Das  Kojiki  sect.  12  lässt  Izanagi  in  Taga  in  der  Provinz  Afumi 
{Afuml  von  Aha-mni  „  frisches  Meer,"  d.  i.  „  Binnensee,"  womit  der  Biwa  See 
gemeint  ist,  welcher  einen  grossen  Teil  der  Provinz  einnimmt)  residieren,  und 


IRIMi 


76 


„  Nihongi,"  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  v. 


a. — Ein  anderer  Bericht  sagt :  Nachdem  Izanagi  no  Mikoto 

seine  Aufgabe  erfüllt  hatte  und  auch  seine  Macht  gross 

war,   stieg   er   zum   Himmel   hinauf  und  erstattete   von 

seiner  Sendung  Bericht.  ^    Sodann  blieb  er  dort  wohnen 

im  Kleineren-Palaste  der  Sonne.  ^ 

Als    nun    zuerst  Susa  no  Wo    no    Mikoto   zum    Himmel 

hinaufstieg,    da  rollte    das   grosse    Meer    [wie    Donner]    und 

geriet    in    Bewegung,    und    die    Berge    und    Hügel    stöhnten 

laut;    dies    [alles]    in    folge    der    Heftigkeit    seiner    göttliche» 

Natur.     Als   Ama-terasu   Oho-mi-kami,   welche   die  Heftigkeit 

und  Bosheit    dieses    Gottes    von    früher    her    kannte,    die    Art 

und  Weise   seines   Kommens    hörte,    da   war   sie   erschrocken 

und  wechselte  die  Farbe   und  sprach  [zu  sich  selbst]  :      „Wie 

kann    mein    jüngerer    Bruder    [auf    diese    Weise]    mit    guten 

Absichten  kommen  ?     Ich    denke    er   wird   die   Absicht  haben 

mich  meines    Landes    zu    berauben.     Da    unsere    Eltern   allen 

ihren  Kindern   Auftrag    gegeben    haben,    so   ist    ein  jedes    im 

Besitz  eines  bestimmten    Gebietes.      Warum  dann  giebt  er  das 

Land,  wohin  er    gehen    sollte,    auf  und   wagt   es    diesen    Ort 

hier  auszuspionieren  ?"      Hierauf  band   sie   ihr   Haar  [wie    ein 

Mann]  zu  [zwei]  Schöpfen  auf'*  und   wickelte   ihren   [weitbau- 


i;. 


die  Leute  daselbst  sagen,  die  Stätte  sei  von  Taga  in  Ahaji  nach  Taga  in 
Afumi  später  verlegt  worden.  Ich  glaube  aber,  dass  dies  eine  auf  Verwechslung 
der  beiden  Taga  und  Adaption  beruhende  Verderbung  der  ursprünglichen  »Sage 
ist,  zumal  da  auch  das  Kujiki  Izanagi  in  Taga  von  Ahaji  wolmen  lässt. 

2  Der  HimmeLsgottheit,  d.  i.  der  Göttin  Amaterasu. 

'  H  ^  4»  ^  -Ht  no  vaka-miya,  so  genannt  im  Gegensatz  zum  Hi  no  miya 
„Sonnenpalast,"  welchen  die  Göttin  Ama-terasu  bewohnt. 

*  ^  ^^  ^  kanii  (oder  mlkuHhi)  wo  agete  midzura  ni  vaishi.  In  der  aller- 
ältesten  Zeit  trugen  die  Männer  ihr  Haar  nach  links  und  rechts  gescheitelt, 
und  die  Enden  der  Schöpfe  waren  zusammengewickelt ;  die  Frauen  aber  banden 
das  Haar  in  einen  Schopf  und  Hessen  es  hinten  über  Hals  und  Rücken 
herabhängen.  „  Das  Haar  aufbinden  "  hiess  kanii  wo  agurn  (ageni),  die  Schöpfe 
im  allgemeinen  hiessen  motodori  -j)^  ]{)(.  Xach  Tanigawa  (Ts)  wäre  der  spezielle 
Name  der  Motodori  bei  den  Frauen  kadzura,  bei  den  Männern  aber  midzura 
gewesen.     Daher    haben    wir    hier    auch    die    Lesung  midzura. 


ÜP 


KAP. 


V.] 


Amaterasu  tind  Siisanonvo. 


77 


schigen]  Frauenrock  zu  einer  Hose  zusammen.  °  Dann  nahm 
sie  einen  Faden  mit  daran  aufgereihten  fünfhundert  Yasaka" 
Juwelen  und  flocht  ihn  um  ihre  Haarschöpfe  und  um 
ihre  Handgelenke.  Ferner  hing  sie  sich  einen  tausend- 
pfeiligea  Köcher  und  einen  funfhundertpfeiligen  Köcher 
auf  den  Rücken,  und  am  Unterarm  befestigte  sie  ein 
gewaltiges    laut-tönendes  Rückschlagpolster.  '     Indem  sie    das 

''  ^9  ^  @  ^  mi-mo  ivo  hiki-nuämhite  halcama  ni  imshi.  Hikimatmxfu  (jetzt 
viatofu)  „zusammenwickeln;"  das  Zeichen  bedeutet  „fesseln,  festbinden."  Mo 
ist  ein  von  den  Lenden  herab  getragenes  ^leid  mit  einer  OefFnung,  sowohl 
von  Männern  als  Frauen,  aber  besonders  von  den  letzteren  getragen.  Bild  in 
Modzume's  Daijirin.  Zu  Hakama  siehe  oben  IV,  Anm.  47 ;  sie  wurde  und 
wird  von  Männern  und  Frauen,  vorzugsweise  aber  von  ersteren  getragen. 

"  Ya-saka  j\  ^  ist  ein  dunkles  Wort,  nach  den  Zeichen  „  acht  Abhänge»" 
im  KoJiKi  sect.  13  A  K^  »  acht  Fuss  "  gesehrieben.  H  erklärt  es  als  38  ?^  ?!^ 
ya  {iya)-.sa-afxi  „  immer  heller  und  röter,"  Saheki  als  3^  JJ^  |)|  ,,  höchst  trefflich 
hell "  (nach  Hirata).  Moribe's  Interpretation  siehe  bei  Chamberlain  pag.  46, 
Anm.  5 ;  vgl.  auch  Satow,  Rituals,  T.  A.  S.  J.  vol.  9,  pag.  128.  Ich  halte 
Ycisaka  „acht  Abhänge"  wie  Aston  für  einen  Ortsnamen  (kommt  als  solcher 
wied^holt  im  Nihongi  vor)  und  nehme  Yamka-nl  als  „  Juwelen  aus  Yasaka," 
„  in  Yasaka  geraachte  Juwelen."  Ni  ist  ein  altes  Wort  für  Juwel ;  im  Kojiki 
steht  maga-tama  „  krumme  Edelsteine."  Die  Maga-tama  waren  durchlöchert, 
mit  einer  Schnur  zusammengereiht  und  wurden  als  Armband,  Halsband, 
Fussschmuck,  an  Kleidern,  Schwertern  u.  s.  w.  getragen.  Noch  jetzt  tragen  die 
Shintopriester  bei  grossen  Festen  solchen  Halsschmuck  umgehängt,  genannt 
Kubikake  no  Magatama  „Halsband-Krummedelsteine,"  und  überhaupt  spielen 
die  Maga-tama  unter  den  sakralen  Geräten  des  Shintoismus  eine  grosse  EoUe. 
lieber  das  Material  und  die  Form  der  Maga-tama  siehe  Anm.  36. 

"  Tomo,  zum  Schutz  des  Armes  gegen  den  Rückschlag  der  Bogensehne 
am  linken  Elbogen  befestigt.     Zu  gleicher   Zeit  sollte  es  beim  Anschlag  einen 


Tomo. 


TOMOYE. 


78 


„  Nihongi,"  Des    G'ötterzeitalters  erster  Teil.      [kap.  v. 


Ende®  ihres  Bogens  [schussfertig]  emporschwang  und  den  Griff 
ihres  Schwertes  fest  anpackte,  stampfte  sie  auf  den  harten  Hof 
[boden],  so  dass  sie  mit  ihren  Schenkeln "  hineintrat  als 
ob  es  Schaum- Schnee  "  wäre,  und  trat  ihn  mit  Fusstritten 
auseinander.  Indem  sie  so  zu  gewaltiger  männlicher  Tapferkeit 
sich  anstrengte,  erhob  sie  ein  gewaltiges  Schelten  und  richtete 
direkt  gebieterische  Fragen  an  ihn,  Susa  no  Wo  no  Mikoto 
antwortete  und  sprach :  „  Ich  habe  von  allem  Anfang  an  kein 
schwarzes  Herz  gehabt.  Aber  da  ich  dem  ernsten  Geheiss 
unserer  Eltern  gemäss  im  Begriff  bin  auf  immer  in  das 
Unterland  zu  gehen,  wie  könnte  ich  da  mich  unterstehen 
aufzubrechen,  ohne  erst  meine  ältere  Schwester  von  Angesicht 
zu  Angesicht  gesehen  zu  haben  ?  Aus  diesem  Grunde  habe 
ich  die  Wolken  und  Nebel  zu  Fuss  gehend  überschritten  und 
bin  von  fern  her  hierher  gekommen.  Ich  hatte  nicht  erwartet, 
dass  meine  ältere  Schwester  im  Gegenteil  ein  so  ernstes 
Gesicht  machen  würde." 


lauten  Ton  von  sich  geben.  Bild  bei  Modzunie ;  konimaformige  Gestalt.  Anf 
dem  Tomo  befand  sich  die  rechts  abgebildete  Figur,  welche  deshalb  Tomo-ye 
„  Tomo-Bild  "  genannt  war  und  später  zu  einem  Familien- Abzeichen  (Ifon) 
wurde.  Zwei  kommaformige  Figuren  im  Tomoye  repraesentieren  in  China 
(und  Japan)  das  Yiu  und  Yant/  oder  weibliche  und  männliche  Prinzip,  drei 
Figuren  das  Yin,   Yang  und  Taikl  oder  Urprinzip. 

®  ^  31  Yu-hazu  „  Bogen-Kerbe,"  d.  i.  die  beiden  Kerben  am  Bogen,  an 
welchen  die  Bogensehne  befestigt  wird.  Die  Japaner  halten  den  Bogen  beim 
Schies.sen  vertikal  und  der  Pfeil  kommt  rechts  vom  Bogen  zu  liegen.  Beim 
Schuss  macht  der  Bogen  in  der  linken  Hand  eine  Eundschwenkung,  so  dass 
die  Sehne  aussen  an  den  linken  Arm,  wo  das  Tome  sitzt,  anschlägt. 

"  Muka-momo  „  Gegen-Schenkel,"  so  genannt,  weil  die  beiden  Schenkel 
einander  gegenüberstehen. 

!•*  D.  i.  Schnee  so  weich  und  duftig  wie  Schaum.  Dies  kräftige  Stampfen 
erinnert  lebhaft  an  Eustem's  Ueberkraft,  wie  sie  im  Shah-nameh  des  Firdusi 
beschrieben  wird: 

„  Es  hatte  Rustem,  sagt  man,  im  Beginne 

Durch  Gottes  Huld  so  grosse  Stärke  inne, 

Dass,  wenn  zu  fels'gem  Grund  den  Schritt  er  lenkte, 

Sein  Fuss  dort  einbrach,  weil  der  Fels  sich  senkte." 


m 


PlüiM! 


H^np 


KAP.    V.] 


Amaterasii  und  Siisanaivo. 


79 


Darauf  fragte  ihn  Ama-terasu  Oho-mi-kami  wieder  und 
sprach  :  „Wenn  dies  wirkHch  so  wäre,  wie  wolltest  du  dann 
dein  rotes  Herz"  klar  darlegen?"  Er  antwortete  und  sprach: 
„  Bitte,  ich  will  mit  dir,  meiner  älteren  Schwester,  ein  Gelübde 
thun.  Während  [wir  durch]  dieses  Gelübde  [gebunden  sind], 
werden  wir  sicherlich  Kinder  erzeugen.  Wenn  die  von  mir 
Erzeugten  Mädchen  sind,  dann  kannst  du  annehmen,  dass  ich 
ein  unlauteres  Herz  habe.  Wenn  sie  aber  Knaben  sind, 
dann  kannst  du  annehmen,   dass  ich  ein  lauteres  Herz  habe." 

Hierauf  Hess  sich  Ama-terasu  Oho-mi-kami  das  zehn 
Handbreiten  [lange]  Schwert  des  Susa  no  Wo  no  Mikoto 
geben,  zerbrach  es  in  drei  Stücke  und  wusch  sie  im  Treffliche» 
Brunnen  '^  des  Himmels  durch  Hin-  und  Herschwenken  rein. 
Dann  kaute  sie  dieselben  mit  knirschendem  Geräusch  und 
blies  sie  weg,  und  aus  dem  dichten  Nebel  ^^  ihres  Hauches 
entstanden    Göttinnen,   deren   Namen    waren :     Ta-gori-bime,  ^* 


11  Eotes  Herz = reine  aufrichtige  Gesinnung. 

^^  Ä  ^  ^  ma-^a-wi,  ma  „trefflich,"  nu  =  no  Partikel,  vi  „Brunnen."  Rs 
ist  kein  gewöhnlicher  Brunnen  gemeint,  sondern  eine  Stelle  des  himmlischen 
Flusses,  wo  man  Wasser  schöpft.  Wi  heisst  im  Altertum  überhaupt  jede 
Wasserschöpfstelle.  Motowori  und  Hii-ata  wollen  na  als  „Teich"  interpretieren : 
„  Trefflicher-Teich-Brunnen,"  doch  glaube  ich  diese  Auslegimg  als  unberechtigt 
zurückweisen  zu  können,  da  sich  das  Präfix  ma-na  auch  in  solchen  Zusam- 
mensetzungen findet,  wo  es  ganz  absurd  wäre,  7ia  durch  „  Teich  "  zu  übersetzen, 
sondern  wo  ma-na  einfach =»ia  ist,  z.  B.  Ä  jg  ^  tna-na-go,  )Bi  ^  |&  -T"  ma-na- 
otoko,  3(.  ^  ^  ma-na-dzuru. 

13  Sa-giri=ma-kiri  „  wahrer  d.  i.  dichter  Nebel." 

1*  Bl  •£»  iS  Ta-gori-hime.  Nach  Shigetane  ist  Ta-goi'i  aus  Tahe-gori 
„  tapferes  Herz "  herzuleiten,  doch  glaube  ich  mit  Bt,  dass  gori=giri,  die 
nigorierte  Form  von  hiri  „  Nebel "  ist,  wie  die  Göttin  denn  auch  im  Kojiki 
sect.  13  Ta-kiri-bime  heisst.  Ta-kiri  möchte  dann  entweder  aus  taehi-kiri  „auf- 
steigender Nebel,"  oder  tagi-kiri  etwa  „  Brausestrom-Nebel "  (von  tagitsu,  tagiru 
„brausend  und  schäumend  fliessen,"  noch  jetzt  vom  siedenden  Wasser  ge- 
braucht :  yii  ga  tagitta  „  das  Wasser  kocht ")  zu  erklären  sein.  Ein  anderer 
im  Kojiki  gegebener  Name  von  ihr  ist  Okl-fm-shüna-bime  no  lEkoto  „  Prinzessin 
der  Tiefsee-Insel." 


!M|H 


80 


„  Nihongi"  Des   Göiterzeifditers  etstei'  Teil.     [kap.  v. 


Im 


sodann   Tagi-tsu-hime,^^    sodann    Ichi-ki-shima-hime.*" 
ganzen  waren  es  drei  weibliche  [Gottheiten]. 

Hierauf  Hess  sich  Susa  no  Wo  no  Mikoto  den  von  Ama- 
teräsu  Oho-mi-kami  um  ihre  Haarschöpfe  und  um  ihre  Hand- 
gelenke geflochtenen  Faden  mit  den  daran  aufgereihten 
fünfhundert  Yasaka  Juwelen  geben  und  schwenkte  denselben 
im  Trefflichen  Brunnen  des  Himmels  aus.  Dann  kaute  er  ihn 
mit  knirschendem  Geräusch  und  bliess  ihn  weg,  und  aus  dem 
dichten  Nebel  seines  Hauches  entstanden  Götter,  deren  Namen 
waren :  Masaka-a-katsu  Kachi-hayabi  Ame  no  Oshi-ho-  ^'  mimi 
no  Mikoto  ;  sodann  Ama  no  Ho-hi  no  Mikoto  ^^ — dieser  ist  der 

'■'  ?^  V^  t6  Tafji-tw.-hime  „  die  Scliäumend-brausende  Prinzessin,"  nach  den 
Zeichen  „Wasserfall-Prinzessin."  Ihgi  von  tagit-m  „brausend  und  schäumend 
fiiessen,"  fmi  Partikel.  Die  Schreibung  ist  insofern  der  Etymologie  entsprechend, 
als  taki  „Wasserfall"  wahrscheinlich  mit  dem  Verbum  tagitm  zusammenhängt. 

i"  „  Prinzessin  von  Ichiki-shima."  Tchikishimn,  später  Ttmihi-shima  genannt, 
ist  eine  berühmte  heilige  Insel  in  der  sog.  Inland  Sea,  unweit  Hiroshima, 
eine  von  den  San-kei  d.  i.  drei  Sehenswürdigkeiten  von  Japan,  gewöhnlich 
Mlya-zimu  „  Tempel-Insel  "  genannt.  Sielie  Murray's  Handbook,  3.  ed.,  pag. 
364  f.  Icldki,  itsuku=  itmki  ,,  feierlich,  ernst,  prächtig,  lieblich,"  shinia  „Insel," 
also  „  Prinzessin  der  Lieblichen  Insel."  Ihr  alternativer  Name  Lst  Sa-yori-bhm 
no  Mik(^o  „  Trefflich-gute  Prinzessin." 

1"  Mamka  „  walirlich,"  a  „  ich,"  katm  und  Kachi  „  siegen,"  hayahl  von 
Imyahuiii,  „  sich  heftig  gebahren  "  (Chamb.  im  Kojiki  :  swifl  „  schnell ;"  die 
Deutung  „schnell-wunderbar"  wie  IV,  18  Lst  vielleicht  am  empfehlenswertes- 
ten), oshi  von  osu  „  drängen  "  oder  w^ofu  „  überwinden,"  nach  Motowori  aber 
von  ohoshi  „gross,"  was  aber  etwas  seltsam  ist,  da  auch  das  folgende  ho  von 
oho  „gross"  verkürzt  sein  soll;  ho  =  oho  „gross;"  mimi  entweder  mi-nii 
erlauchte  Person,"  oder  nach  'B.  =  mimi  „Olir."  Der  Zusatz  mimi  „Ohr"  in 
dem  Namen  soll  Sinnbild  der  Scharf  hörigkeit  und  Achtsamkeit  des  Gottes, 
dem  nichts  entgeht,  sein ;  grosse  Ohren  werden  als  glückbedeutend  angesehen. 
So  fiihrt  Prinz  Shötokn-taishi  den  Beinamen  Ya-tsu-mimi  no  Taishi  „  vielöhriger 
Kronprinz  (Buch  22).  Also  ))  Die  [mit  dem  liufe]  „Wahrlich  ich  siege" 
triumphierend  sich  heftig  gebahrende  [alles]  überwindende  grosse  erlauchte 
Person  des  Himmels.  (( 

1*  Unklar.  Nach  den  Zeichen  ,,  Himmels-Aehren-Sonne."  Vielleicht 
„  Himmels-grosser-Sonnenlierrlicher  ?"  Shigetane  möchte  ho-hi  von  ho-ihi 
„  Aehre-gekochter   Reis "   ableiten,   «nd   kt)mmt   auf  diese  Analyse,   weil  ein 


KAP. 


V.] 


Amaterasu  7ind  Susanowo. 


8i 


Ahn  der  Idziimo  no  omi  ^^  und  der  Hazi  no  viurazi  ^*' —  ;  sodann 
Ama-tsu-hiko-ne  ^*  no  Mikoto — dieser  ist  der  Ahn  der  Ohoshi- 
kafiichi  no   atahi'^^'  und  d£r    Yamashiro   no   atahi^ — /    sodann 

Sohn  dieses  Gottes  Oho-sa-hi-mi-kuma  no  [Mi  heisst,  d.  i.  „  Gross-trefflich- 
gekochter  ReLs  -erlaucht-Keis  (kunm  =  kuhi-uma,  vgl.  oben  Kap.  IV,  Anm. 
105)  -Herr."  Nach  H  wäre  ho  von  hogi  „  verehren,"  hl  nicht  erklärt.  Diese 
Erklärung  hat  eine  gewisse  Stütze  in  einer  weiter  unten  folgenden 
Stelle,  wo  es  heisst :  „  Arne  no  Ho-hi  no  Mikoto  soll  deine  Kultdienste 
verwalten." 

1"  Die  Omi  der  Provinz  Idzurao.  Omi  ist  ein  Kabane  (siehe  Kap.  IV, 
Anm.  67),  vielleicht  aus  oho-rni  „grosse  Person"  entstanden..  Vgl.  auch  Buch 
29,  Seite  60,  Anm.  22. 

2"  „  Ilazi-Volksgruppenherr."  Vgl.  Kap.  IV,  Anm.  67.  Statt  Hazi  spricht 
man  auch  Ha shi,  Hase  und  Hanishi ;  letzteres  wahrscheinlich  die  ursprüngliche 
Form  =  „  Lelim-arbeiter."  Buch  6,  im  32.  Jahr  Suinin,  wird  die  Entstehung 
dieses  Namens  mitgeteilt.  Ein  gewisser  Nomi  no  sukune  Hess  Lehmfiguren 
von  Pferden,  Menschen  u.  s.  w.  anfertigen  und  bewog  den  Kaiser  dieselben  als 
Substitute  für  die  Opfer  von  lebenden  Mensclien  und  Tieren  bei  Begräbnissen 
vornehmerer  Pei'sonen  einzuführen.  Nomi  wurde  darauf  zum  Haupt  der 
Ijehmarbeiter-Volksgruppe  gemacht,  bekam  den  Name  Hazi  no  omi,  und  seine 
Nachkommen,  die  Hazi  no  murazi  hatten  in  Zukunft  die  I^itung  bei  kaLserlichen 
Begräbnissen. 

-'  „  Himmlischer  lieber  Prinz."    Zu  ne  vgl.  Kap.  I,  Anm.  28. 

22  Ohoahi-kafiichi,  sprich  öshi-köchi  „innerhalb  der  grossen  Flüsse,"  älterer 
Name  der  Provinz  Kahachi.  Atahi  ist  ein  dem  Rang  nach  unter  den  Omi  und 
Murazi  stehendes  Kabane.  Im  Kojiki  sect.  14  führen  sie  das  Kabane  Kuni- 
iw-nüyatsuko ;  im  12.  Jahre  Teihmu  (Buch  29,  Seite  54)  erhielten  sie  das 
Kabane  Murazi,  und  im  14.  Jahre  Temmu  (Buch  29,  Seite  67)  das  Kabane 
Imiki.  Atahi  oder  Atahe  geht  auf  eine  ältere  Form  Atahiye  zurück,  die  im 
NiHONGi  öfters  vorkommt,  aber  die  Etymologie  des  Wortes  ist  unbekannt.  Der 
letzte  Bestandteil  möchte  ye  ^  „  älterer  Bruder  "  sein.  Das  Seishieoku  giebt 
für  atahi  die  Bedeutung  ^  kimi  „Herr,"  was  M'ohl  ungefähr  das  Richtige 
treffen  wird ;  YamasJnro  no  atahi  bedeutet  also  etwa  „  feudaler  Herr  in  der 
Provinz  Yamashiro." 

2='>  Im  KüJiKi  Yamashiro  no  Kuni-no-miyat.suko ;  im  12.  und  14.  Jahre 
Temmu  erhielten  sie  das  Kabane  Murazi  resp.  Imiki. 

Der  Name  der  Provinz  Yamashiro  ist  aus  Yama-^ushiro  ,, hinter  den  Bergen  " 
kontrahiert ;  sie  heisst  so,  weil  sie  hinter  den  Bergen  im  Norden  von  Yamato, 
der  eigentlichen  Haui)tprovinz,  liegt. 


[1 


:-;1J!      ?B-'- 


82 


„  Nihongi"  Des   G'ötterzeitalters  erster  Teil,      [kap,  v, 


f 


Iku-tsu-hiko-ne  -^  no  Mikoto  ;  sodann  Kuma-nu  no  Kusu-hi  ^^ 
no  Mikoto.  Im  ganzen  waren  es  fünf  männliche  [Gottheiten]. 
Da  sagte  Ama-terasu  Oho-mi-kami :  ,,Wenn  man  ihrem 
Ursprung  auf  den  Grund  geht,  so  [stammen  diese  männlichen 
Gottheiten  aus  dem]  Faden  mit  den  daran  aufgereihten 
fünfhundert  Yasaka  Juwelen,  welcher  mein  PLigentum  war. 
Daher  sind  jene  fünf  männlichen  Gottheiten  sämtlich  meine 
Kinder."  Hierauf  nahm  sie  dieselben  und  erzog  sie.  Ferner 
sagte  sie :  „  Das  zehn  Handbreiten  [lange]  Schwert  hat  dir, 
Susa  no  Wo  no  Mikoto,  gehört.  Daher  sind  diese  drei 
weiblichen  Gottheiten  sämtlich  deine  Kinder."  Hierauf  über- 
gab sie  dieselben  dem  Susa  no  Wo  no  Mikoto.  Diese 
[letzteren]  sind  die  Gottheiten,  welche  von  den  Munakata  no 
kimi  ^^  von  Tsukushi  verehrt  werden. 

I. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Die  Sonnengöttin,  welche 
von  allem  Anfang  an  die  heftig-wilden  und  eigen- 
mächtigen Absichten  des  Susa  no  Wo  no  Mikoto 
kannte,  dachte  während  seines  Heraufsteigens  bei 
sich :  ,,  Das  Kommen  meines  jüngeren  Bruders 
geschieht  nicht  mit  guter  Absicht.  Gewiss  will  er 
mich  um  mein  Himmelsgefilde  berauben."  Hierauf 
traf  sie   männliche    kriegerische   Vorbereitungen    und 


-*  „  Ivebens-lieber-Prinz." 

^  Kuma-nn  Oertlichkeit  im  Distrikt  Ou  von  Idzumo,  in  der  Nälie  von 
Suga;  vgl.  Kap.  IV,  Anm.  38.  Von  Kuma-nu  in  der  Provinz  Kii  zu  unterscheiden. 
Ku,su=kushi  „  wunderbar,"  auch  hi  soll  „  wunderbar  "  bedeuten.  Der  ganze 
Xame  bedeutet  also  uugefähr  .,  Seine  wunderbare  Hoheit  von  Kumanu." 
Nach  Hirata  wäre  er  identisch  mit  Ama  no  Ho-hi. 

-^  „  Herren  von  Munakata."  Munakata  ist  ein  Distrikt  in  der  Provinz 
Chikuzen.  Klmi  ist  Bezeichnung  eines  alten  Kabane  und  scheint  sich  von 
Kuni-no-miyalmho  „Provinzherr"  nicht  sehr  zu  untei-scheiden.  Tmkushl  kann 
hier  im  engeren  Sinn  als  Gesamtbezeichnung  der  beiden  Provinzen  Chikuzen 
und  Chikugo  gebraucht  sein ;  vgl.  Kap.  IV,  Anm.  55. 

Die  fünf  männlichen  und  drei  weiblichen  Gottheiten  werden  jetzt  zusam- 
men unter  dem  Namen  Hachi-ü-ji  „  die  acht  Prinzen "  verehrt. 


^if^mKmmmmimi^Kiim 


pppi 


iinmi«i,«»n«Lifl) 


KAP.    V.] 


Amaterasu  und  Siisanozvo. 


83 


gürtete  sich  mit  einem  zehnspannigen  Schwerte, 
einem  neunspannigen  Schwerte  und  einem  acht- 
spannigen  Schwerte.  Ferner  hing  sie  auf  den  Rücken 
einen  Köcher,  ferner  befestigte  sie  an  ihrem  Unterarm 
ein  gewaltiges  laut-tönendes  Rückschlagpolster.  In 
die  Hand  nahm  sie  einen  Bogen  und  Pfeil,  ging  ihm 
in  eigener  Person  entgegen  und  stellte  sich  zur 
Abwehr.  Da  sprach  Susa  no  Wo  no  Mikoto  zu 
ihr :  „  Ich  habe  von  allem  Anfang  an  keine  bösen 
Absichten  gehabt.  Mein  Wunsch  war  nur  meine 
ältere  Schwester  von  Angesicht  zu  Angesicht  zu 
sehen,  und  so  bin  ich  nur  auf  ein  kleines  Weilchen 
gekommen."  Hierauf  that  die  Sonnengöttin,  indem 
sie  Susa  no  Wo  no  Mikoto  gegenüberstand,  einen 
Schwur  und  sprach :  „Wenn  dein  Herz  rein  und 
lauter  ist  und  du  keine  Absichten  hast  eigenmächtig 
zu  rauben,  so  werden  die  von  dir  erzeugten  Kinder 
sicherlich  Knaben  sein."  Als  sie  so  zu  Ende 
gesprochen  hatte,  ass  sie  zuerst  das  von  ihr  umge- 
gürtete zehn  Handbreiten  Schwert  und  erzeugte 
[auf  diese  Weise]  ein  Kind  mit  dem  Namen  Oki- 
tsu-shima-hime.  ^^  Sodann  ass  sie  das  neun  Hand- 
breiten Schwert  und  erzeugte  ein  Kind  mit  dem 
Namen  Tagi-tsu-hime.  Sodann  ass  sie  das  acht 
Handbreiten  Schwert  und  erzeugte  ein  Kind  mit 
dem  Namen  Ta-gori-bime.  Im  ganzen  waren  es 
drei  weibliche  Gottheiten.  Darauf  nahm  Susa  no 
Wo  no  Mikoto  die  um  seinen  Hals  hängenden 
fünfhundert  zusammengefadelten  Juwelen,  schwenkte 
sie     im  Juwel  -  Brunnen  ^*    des    Himmels,    der     mit 

27  „  Prinzessin  der  Tiefsee-Insel,"  alternativer  Name  von  Ta-gori-bime. 
Siehe  Anm.  14. 

'^  Nu-na-wi,  ■vonnu=m  „Juwel,"  na  =  no  Genetiv  Partikel,  wi  „Brunnen.'' 
Motowori  sagt,  nu  sei  ein  allgemeiner  Name  für  jeden  Wasserbehälter  und 
nimmt  daher  nu-na-wi  einfach  als  „  Brunnen,  Wasierschöpfstelle." 


'I 


;! 


84  „  Nihongi,^^  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  v. 

anderem  Namen  auch  der  Reine  Treffliche  Brunnen^ 
heisst,  aus  und  ass  sie.  Hierauf  erzeugte  er  ein 
Kind  Namens  Masaka-a-katsu  Kachi-haya-bi  Ame  no 
Oshi-ho-ne  "''^  no  Mikoto,  sodann  Ama-tsu-hiko-ne  no 
Mikoto,  sodann  Iku-tsu-hiko-ne  no  Mikoto,  sodann 
Ama  no  Ho-hi  no  Mikoto,  sodann  Kuma-nu  no 
Oshi-homu  '^^  no  Mikoto.  Im  ganzen  waren  es  fünf 
männUche  Gottlieiten.  Als  daher  so  Susa  no  Wo 
no  Mikoto  den  Beweis  seines  Sieges  erlangt  hatte, 
so  erlangte  die  Sonnengöttin  erst  jetzt ''-  Kenntnis 
davon,  dass  Susa  no  Wo  no  Mikoto  von  allem 
Anfang  an  keine  schlechten  Absichten  gehabt  hatte. 
Die  von  der  Sonnen^öttin  erzeua;ten  drei  weiblichen 
Gottheiten  wurden  hierauf  von  ihr  [vom  Himmel] 
nach  dem  Lande  Tsukushi  herab  geschickt.  Sie 
sprach  deshalb  zu  ihnen  :  ,,  Ihr  drei  Gottheiten  sollt 
hinabsteigen  und  in  der  Mitte  der  Ländergruppe  "'* 
wohnen,  den  himmlischen  Nachkommen"'^  ehrfurchts- 

-'  Ä  ^  ^  Ä  ^  #  '•'<«  ('2'^')  «"  ma-na-wL  I  läa^t  ^  weg,  weil  es  auch 
im  EiKYü-BOX  und  KrjiKi  felilt.  Die  Interpretation  von  im  no  ist  sehr 
schwierig.  Niclit  ausgesclilossen  ist,  dass  Im  ein  Ortsname  wäre  (vgl.  Kap.  I, 
Anm.  32),  wie  Aston  es  nimmt :  tlie  true  well  of  Isa.  Aber  viel  wahrscheinlicher 
ist,  dass  wir  in  im  no  ein  schmückendes  Beiwort  haben,  nämlich  die  Wurzel 
des  Adjektivams  isafjiyo:<hi  ,.  rein,  klar,  lauter,"  oder  vielmehr  das  erste  Element 
des  Wortes,  denn  imfjiyo^ld  ist  zweifellos  ein  Kompositum,  aus  im  und  kiyohhi 
„  rein." 

"''  OiiM-ho-iie  ,,  [Alles]  überwindender  grosser  Teurer,"  vgl.  Anm.  17.  Sonst 
(J.-'lnhoiniim  genannt.  Vgl.  Buch  IT,  Kap  1,  Anm.  1  und  weiter. 

"1  Uomu  wohl  für  llo-mi  oder  Ifo-mi-mi  ,,  grosse  erlauclite  Person,''  resp. 
„  grosses  Ohr." 

•'- 1^  viasa  ni ;  Plirata  liest  hazimete  „  zuei-st,  gerade  jetzt."  Jedenfalls  ist 
es  ein  Adverb  der  Zeit. 

•'■■^  3Iichi  no  nakt.  Miclii  bezeichnet  eine  Provinz  oder  Gruppe  von 
Ä-avinzeo,  hier  Tsakuehi  gemeint,  und  Michi  no  nuki  entspricht  der  Provinz 
Chikuzen. 

•'*  D.  i.  den  Kaisern. 


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KAP.   V.] 


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Ainatcrasu  uiid  Susanowo. 


85 


voll  Beistand  leisten  und  von  den  himmlischen  Nach- 
kommen verehrt  werden." 

-In  einer  Schrift  heisst  es :— Als  Susa  no  Wo  no 
Mikoto  im  Begriff  stand,  nach  dem  Himmel  emporzu- 
steigen, da  war  eine  Gottheit  Namens  Ha-akaru- 
tama.'*  Diese  Gottheit  kam  ihm  ehrfurchtsvoll 
entgegen  und  überreichte  ihm  schöne  Maga-tama^ 
aus  Yasaka-Juwel.  Susa  no  Wo  no  Mikoto  nahm 
diese  Edelsteine  und  begab  sich  nach  dem  Himmel 
hinauf.  Zu  dieser  Zeit  argwöhnte  Ama-terasu  Oho- 
mi-kami,  dass  ihr  jüngerer  Bruder  schlechte  Absichten 


35  Ha-akarvAama  „  Glänzend-leuchtender  Edelstein."  Ha  (phonetisch  ^  Äa 
,1  Feder  "  geschrieben)  von  hm/t  „  Glanz,"  Verbnm  hayu  „  glänzen ;"  haye  findet 
«ich  auch  oft  lautgesetzlich  als  haya,  z.  B.  in  Haya-iama  no  Wo,  Kumanu  no 
Haya4ama  no  yashiro  u.  8.  vf,  wo  stets  Aaya  =„  gLinzend  "  ist,  obgleich  mit  dem 
Zeichen  für  haya  „  schnell "  geschrieben.  Diese  Etymologie  von  ha  iv-ird  über 
jeden  Zweifel  erhoben  durch  die  Namensvarianten  der  Gottheit  im  Kogoshüi 
und  KüJTKi,  wo  er  Kufhi-akai'u-iama  no  Mihoto  heisst  (fatsÄi  „wnnderbart 
herrlich ").  Es  existieren  noch  andere  Varianten  des  Xamens,  wie  Äma  no 
AkanUama,  Toyo4ama,  Tama-no-ya  na  Mikoto.  Es  ist  die  Juwelier-Gottheit  und 
Avird  von  den  Tama-isuhtri  „  Edelsteinmachem,"  welche  die  Maga-tama  u.  s.  w. 
für  die  Opferspenden  an  die  Götter  herstellten,  namentlich  von  den  Tama- 
tsukuri  der  Provinz  Idznmo.  als  ihr  Ahngott  betrachtet.  Bel^e  dafür  im 
KüJiKi,  KososHÜi  und  Seishirokü.  Vgl.  ferner  Kap.  VI,  Anm.  58,  wo  ich 
Beweise  beibringe,  dass  Ha-ahai-u-tanva  nicht  ein  Gott,  sondern  eine  Göttin  ist. 

36  2Iaga-iama,  auch  tnagari  no  iama  „  Krumme  Edelsteine "  aus  achatähn- 
liclien  Steinen,  von  meist  kommaförmiger  Gestalt.  Als  Material  dienten, 
nach  einer  Mitteilung  K.  Tsuboi's,  in  erster  Beihe  Jaspis,  Achat,  Mamwr 
(schlechter  Art),  Glas  (weiss,  blau,  gelb  oder  grün) ;  sodann  BtrgbristaJH,  Xephrit  ; 
und  in  sehr  seltenen  f^len  E-de,  gediegenes  Gold  und  vergoldetes  Kuj/cr. 
Magatama  aus  Serpentin,  Chaloedon,  Chrysopras,  welche  Materialien  Aston  a. 
a.  O.  I  49,  Anm.  1  erwähnt,  und  auf  die  sich  wohl  seine  Bemerkung  „  Some 
of  these  materials  are  not  found  in  Japan "  bezieht,  sollen  nach  Angabe 
Sachkundiger  noch  nicht  zum  Vorschein  gekommen  sein.  Es  darf  auch  nicht 
ausser  Acht  gelassen  werden,  dass  eine  grosse  Menge  von  in  neuerer  Zeit 
fabrikmässig  hergestellten  Magatama  existieren,  zu  denen  jederlei  Materialien 
benutzt  worden  sind.  Ueber  ihren  Gebrauch  als  sakrale  und  Schmuckgegen- 
stände siehe  Anm.  6. 


1^ 


•«VI«  ^^  I  ■ 


TTI 


^4 


,,  Niho}:gL;^  Des  G'öttcrzcitaltcrs  erster  Teil.     [kap.  v 


anderem  Namen  auch  der  Reine  Treffliche  Brunnen"'' 
heisst,  aus  und  ass  sie.  Hierauf  erzeugte  er  ein 
Kind  Namens  ]\Iasaka-a-kat.su  Kachi-haya-bi  Ame  no 
Oshi-ho-ne  •'"  no  Mikoto,  sodann  Ama-tsu-hiko-ne  no 
Mikoto,  sodann  Iku-tsu-hiko-ne  no  Mikoto,  sodann 
Ama  no  Ho-hi  no  Mikoto,  sodann  Kuma-nu  no 
Oshi-homu "'  no  Mikoto.  Im  ganzen  waren  es  fiinf 
männhche  Gottheiten.  Als  daher  so  Susa  no  Wo 
no  Mikoto  den  Beweis  seines  Sieges  erlangt  hatte, 
so  erlangte  die  Sonnengöttin  erst  jetzt  "'-  Kenntnis 
davon,  dass  Susa  no  Wo  no  Mikoto  von  allem 
.\nfang  an  keine  schlechten  Absichten  gehabt  hatte. 
Die  von  der  Sonnen^öttin  erzeusjten  drei  weiblichen 
Gottheiten  wurden  hierauf  von  ihr  [vom  Himmel] 
nach  dem  Lande  Tsukushi  herab  geschickt.  Sie 
sprach  deshalb  zu  ihnen  :  ,,  Ihr  drei  Gottheiten  sollt 
hinabsteigen  und  in  der  Mitte  der  Ländergruppe  •"' 
wohnen,  den  himmlischen  Nachkommen"'^  ehrfurchts- 


S  i! 


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^: 


-^  Ä  3K  .i  M-  ^  ^  i""  ('-'■',  "'*  iiui-na-vA.  I  lägst  ^  weg,  weil  es  auch 
im  EiKYü-noN  und  KrjiKi  fehlt.  IMe  Intcipretation  vin  l-a  710  ist  sehr 
sekwlerig.  Nicht  ausgesclihwsen  ist,  dass  /-«  ein  Ortsname  wäre  (vgl.  Kap.  I, 
Anni.  32),  wie  Aston  es  nimmt :  the  tnie  well  of  Tsa.  Aher  viel  wahrscheinlicher 
i-t.  dass  wir  in  /-■"  no  ein  schmückendes  Beiwort  liahen,  nämlich  die  Wurzel 
lie-  Adjektivnms  in'icjhjo^lii  ..  rein,  klar,  lauter,"  oder  vielmehr  das  erste  Element 
(h'-  A\  Ortes,  denn  If^nr/iiii/Mhi  ist  zweifellos  ein  Kompositum,  aus  /.-«  und  kiyi>hi 
„  rein." 

'■'"  O.fhi-ho-iK  ,,  [Alles]  üherwindender  grosser  Teurer,"  vgl.  Anm.  17.  Sonst 
O-^hlhoiniiiü  genannt.  Vgl.  Buch   II,  Kaj)  1,  Anm.  1  und  weit'-r. 

•"■••  IIoiivi  wolil  für  IL>-ini  oder  Ifo-ini-ini  ,,  grosse  erlauclite  Person,''  resp. 
,,  grosses  Ohr." 

'■'- ^  iiia-'a  ni ;  Ilirata  liest  liazhnetc  ,,  zuerst,  gerade  jetzt."  Jedenfalls  ist 
es  ein  Adverb  der  Zt-it. 

■"  Michi  no  naka.  Michi  })ezeic]inet  eine  Provinz  oder  Gruppe  von 
i*i-avinzen,  hier  Tsakiiehi  gemeint,  imd  Michi  m  nahu  entspriciit  der  Provinz 
C'hikuzen. 


•'•  D.  i.  dea  Kaisern. 


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jj.  ,.,y4Uia«J  a-IH^^^-PÄPSPPmppill 


I 

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KAP.    V,] 


Amotcrasn  uiid  Susanowo. 


85 


voll  Beistand  leisten  und  von  den  himmlischen  Nach- 
kommen verehrt  werden." 
II. — In  einer  Schrift  heisst  es: — Als  Susa  no  Wo  no 
Mikoto  im  Begriff  stand,  nach  dem  Himmel  emporzu- 
steigen, da  war  eine  Gottheit  Namens  Ha-akaru- 
tama.'^  Diese  Gottheit  kam  ihm  ehrfurchtsvoll 
entgegen  und  überreichte  ihm  schöne  Maga-tama'*^ 
aus  Yasaka-Juwel.  Susa  no  Wo  no  Mikoto  nahm 
diese  Edelsteine  und  begab  sich  nach  dem  Himmel 
hinauf.  Zu  dieser  Zeit  argwöhnte  Ama-terasu  Oho- 
mi-kami,  dass  ihr  jüngerer  Bruder  schlechte  Absichten 

^  Jla-akaru-tama  „  Glänzend-leuchtender  Edelstein."  IIa  (phonetisch  ^  ha 
„Feder"  geschrieben)  von  Äaye  „Glanz,"  Verbura  hayu  „glänzen;"  haye  findet 
sich  anch  oft  lautgesetzlicli  als  haya,  z.  B.  in  Ilaya-iama  no  Wo,  Kuinanu  no 
Ilaya-tania  no  yashiro  u.  s.  w,  wo  stets  haya=„  glänzend  "  ist,  obgleich  mit  dem 
Zeichen  für  haya  „  schnell "  geschrieben.  Diese  Etymologie  von  ha  •wird  über 
jeden  Zweifel  erhoben  durch  die  Namensrarianten  der  Gottheit  im  KoGOSHÜi 
und  KÜJIKI,  wo  er  Kushi-akaru-tama  no  JlifMto  heisst  {ku-shi  „  wunderbar, 
herrlich ").  Es  existieren  noch  andere  Varianten  des  Namens,  "wie  Aiim  no 
AfxDiir-iama,  ToyoAama,  Tama-no-ya  no  ^rJcoto,  Es  ist  die  Juwelier-Gottheit  und 
Avirdvon  den  Tama-tmhiri  „  Edelsteinniachem,"  welche  die  Maga-tama  u.  s.  w. 
für  die  Opferspenden  an  die  Götter  herstellten,  namentlich  von  den  Tania- 
tsukuri  der  Provinz  Idzumo,  als  ihr  Ahngott  betrachtet.  Belege  dafür  im 
KÜJiKi,  KoGOSHÜi  und  Seishiroku.  Vgl.  ferner  Kap.  VT,  Anm.  58,  wo  ich 
Beweise  beibringe,  dass  Ha-aJxLru-tama  nicht  ein  Gott,  sondern  eine  Göttin  ist. 

"6  2Iaga-iama,  auch  magari  no  iama  „  Krumme  Edelsteine "  aus  achatühn- 
lichen  Steinen,  von  meist  kommaförmiger  Gestalt.  Als  Material  dienten, 
nach  einer  Mitteilung  K.  Tsnboi's,  in  erster  Eeihe  Jaspis,  Äck<ü,  Marmor 
(schlechter  Art),  Glas  (weiss,  blau,  gelb  oder  grün) ;  sodann  BzrgJsrislaü,  Nephrit ; 
und  in  sehr  seltenen  Fällen  Erde,  gediegenes  Gold  und  vergoldetes  Kupfer. 
Magatama  aus  Serpentin,  Chalcedon,  Chrysopras,  welche  Materialien  Aston  a. 
a.  O.  I  49,  Anm.  1  erwähnt,  und  auf  die  sich  wohl  seine  Bemerkung  „  Some 
of  these  materials  are  not  found  in  Japan "  bezieht,  sollen  nach.  Angabe 
Sachkundiger  noch  nicht  zum  Vorschein  gekommen  sein.  Es  darf  auch  niclit 
ausser  Acht  gelassen  werden,  dass  eine  grosse  Menge  von  in  neuerer  Zeit 
fabrikmässig  hergestellten  Magatama  existieren,  zu  denen  jederlei  Materialien 
benutzt  worden  sind.  Ueber  ihren  Gebrauch  als  sakrale  und  Schmuckgegen- 
.stände  siehe  Anm.  6.  . 


II 


86 


„Niliongi,"  Des  Gotterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  v. 


habe,  machte  kriegerische  Anstalten  und  stellte  Fragen 
an  ihn.  Susa  no  Wo  no  Mikoto  antwortete  und 
sprach :  „  Der  Grund,  warum  ich  hierher  gekommen 
bin,  ist  wahrlich  nur,  dass  ich  wünschte  meine  ältere 
Schwester  von  Angesicht  zu  Angesicht  zu  sehen 
und  ihr  ferner  diese  prächtigen  kostbaren  schönen 
Maga-tama  aus  Yasaka-Juwel  überreichen  wollte.  Ich 
würde  mich  nicht  unterstehen  andere  Absichten  zu 
hegen."      Da    fragte    ihn    Ama-terasu    Oho-mi-kami 


1. 


s. 


6. 


1-4.  Magatama.     5.  KroATAMA  (Eöhrenjuwel).     6.  Aufgeschnürte  Juwelen. 


ÜMi 


iPPlIlHiilii 


ümiP 


KAP. 


V.] 


Amatenisu  und  Susanozuo, 


87 


wiederum  und  sprach  :  „Wodurch  willst  du  beweisen, 
dass  deine  Rede  Wahrheit  oder  Lüge  sei  ?"  Worauf 
er  antwortete  und  sprach :  „  Bitte  lass  mich  und 
dich  zusammen  einen  Eid  schwören.  Wenn  ich, 
während  [ich  von]  diesem  Eid'  [gebunden  bin], 
Mädchen  erzeuge,  so  halte  mich  fiir  schwarzherzig ; 
wenn  ich  aber  Knaben  erzeuge,  so  halte  mich  für 
rotherzig."  Hierauf  gruben  sie  an  drei  "^'^  Stellen 
Treffliche  Brunnen  des  Himmels  und  stellten  sich 
einander  gegenüber.  Darauf  sprach  Ama-terasu 
Oho-mi-kami  zu  Susa  no  Wo  no  Mikoto  und  sagte  ; 
„  Das  von  mir  umgegürtete  Schwert  will  ich  jetzt 
dir  geben  ;  gib  du  mir  die  Maga-tama  aus  Yasaka- 
Juwel,  welche  du  hast."  Nachdem  sie  so  miteinander 
ein  Abkommen  getroffen  und  gegenseitig  [die  be- 
treffenden Objekte]  ausgetauscht  hatten,  nahm  Ama- 
terasu  Oho-mi-kami  die  Maga-tama  aus  Yasaka-Juwel, 
Hess  sie  auf  dem  Trefflichen  Brunnen  des  Himmels 
schwimmen,  ^®  zerbiss  die  Kopfenden  ^^  der  Juwelen 
und  bliess  sie  [aus  ihrem  Munde]  heraus.  Die 
Gottheit,  welche  dabei  mitten  in  ihrem  Hauch  ent- 
stand, hiess  Ichiki  -  shima  -  hime  no  Mikoto.  Dies 
ist    diejenige     [Gottheit],     welche    in    Oki-tsu-miya  ^" 

•'''  Die  drü  Stellen  sind  in  iiusserlicher  Analogie  zu  dem  dreimaligen  Zerkauen 
der  Juwelen  gesetzt. 

^*  Uke-yosete ;  nach  einer  Erklärung  heisst  „  schwimmen  lassen "  so  viel 
wie  „  schwenken,  ausschwenken "  furisusugu  (lit.  schüttelnd  waschen). 

^9  Nach  I  aber  wäre  unter  dem  Kopfende,  Miitdteil  und  Schvxmsende  das 
obere,  mittlere  und  untere  Ende  der  Schnur  mit  den  daran  befestigten  Juwelen 
zu  verstehen. 

■*"  ^  8ß  lit.  „der  ferne  Ocean,"  ein  spezifisch  chinesischer  Ausdruck,  sich 
anlehnend  an  ^  ^  yingshou  „  Ocean-Insel "  =  Genienberg,  Feenland.  Die 
jap.  Lesung  ist  Oki-tsu-miya  „Tempel  in  der  hohen  See,"  im  KoJiKi  sect.  14 
der  Bedeutung  entsprechend  ^  ^  §  geschrieben,  davor  ist  aber  noch,  ebenso 
wie  vor  Naka-tsu-miya   und  He-tsu-miya,   Munakata  no  d.  i.  „  in   Munakata  " 


•3S 


::!  t 


Ü 


86  „  Nihongi,"  Des  Gotterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  v. 

habe,  machte  kriegerische  Anstalten  und  stellte  Fragen 
an  ihn.  Susa  no  Wo  no  Mikoto  antwortete  und 
sprach:  „Der  Grund,  warum  ich  hierher  gekommen 
bin,  ist  wahrlich  nur,  dass  ich  wünschte  meine  ältere 
Schwester  von  Angesicht  zu  Angesicht  zu  sehen 
und  ihr  ferner  diese  prächtigen  kostbaren  schönen 
Maga-tama  aus  Yasaka-Juwel  überreichen  wollte.  Ich 
würde  mich  nicht  unterstehen  andere  Absichten  zu 
hegen."      Da    fragte    ihn    Ama-terasu    Oho-mi-kami 


1. 


2. 


5. 


li{l 


% 


,1 


6. 


1-4.  iLvGAT.^MA.     5.  KuDATAMA  (Eöhrenjuwel).     6.  Aufgeschnürte  Juwelen. 


KAP.    V.] 


Ämafenisii  und  Susanoivo, 


87 


wiederum  und  sprach  :  „Wodurch  willst  du  beweisen, 
dass  deine  Rede  Wahrheit  oder  Lüge  sei  ?"  Worauf 
er  antwortete  und  sprach :  „  Bitte  lass  mich  und 
dich  zusammen  einen  Eid  schwören.  Wenn  ich, 
während  [ich  von]  diesem  Eid'  [gebunden  bin], 
Mädchen  erzeuge,  so  halte  mich  für  schwarzherzig  ; 
wenn  ich  aber  Knaben  erzeuge,  so  halte  mich  für 
rotherzig."  Hierauf  gruben  sie  an  drei  '^'  Stellen 
Treffliche  Brunnen  des  Himmels  und  stellten  sich 
einander  gegenüber.  Darauf  sprach  Ama-terasu 
Oho-mi-kami  zu  Susa  no  Wo  no  Mikoto  und  sagte  ; 
,,  Das  von  mir  umgegürtete  Schwert  will  ich  jetzt 
dir  geben  ;  gib  du  mir  die  Maga-tama  aus  Yasaka- 
Juwel,  welche  du  hast."  Nachdem  sie  so  miteinander 
ein  Abkommen  getroffen  und  gegenseitig  [die  be- 
treffenden Objekte]  ausgetauscht  hatten,  nahm  Ama- 
terasu  Oho-mi-kami  die  Maga-tama  aus  Yasaka-Juwel, 
liess  sie  auf  dem  Trefflichen  Brunnen  des  Himmels 
schwimmen,  ^*  zerbiss  die  Kopfenden "'''  der  Juwelen 
und  bliess  sie  [aus  ihrem  Munde]  heraus.  Die 
Gottheit,  welche  dabei  mitten  in  ihrem  Hauch  ent- 
stand, hiess  Ichiki  -  shima  -  hime  no  Mikoto.  Dies 
ist    diejenige     [Gottheit],    Avelche    in    Oki-tsu-miya  *" 


'•'■'  Die  drd  iStellen  .sind  in  äusserlicher  Analogie  zn  dem  dreinKiligen  Zerkauen 
<ier  Juwelen  gesetzt. 

■*  U/ce-yoKCte ;  nach  einer  Erklärung  heisst  „schwimmen  lassen"  so  viel 
wie  „scliwenken,  ausschwenken  "  _/M/-i'-s-!t.s»(/M  (lit.  schüttelnd  waschen). 

•'*•  Nach  I  aber  wäre  unter  dem  Kopfende,  Miüelteil  und  Schvjanze)ide  das 
obere,  mittlere  und  untere  Ende  der  Schnur  mit  den  daran  befestigten  Juwelen 
zu  verstehen. 

'^^  }M.Wt  lit-  „der  ferne  Ocean,"  ein  spezifisch  chinesischer  Ausdruck,  sicix 
anlehnend  an  ^  jj/tj  ying<hon  „  Ocean-Insel "  =  Genienberg,  Feenland.  Die 
jap.  Lesung  Lst  Oki-t^io-miya  „  Tempel  in  der  hohen  See ,"  im  KoJiKi  sect.  14 
der  Bedeutung  entsprechend  ^  ^  '^  gesclirieben,  davor  ist  aber  nocli,  ebenso 
wie  vor   Xaka-tsn-miya    und   He-tsu-miya,    Manakata  no  d.  i.  „  in    Munakata  " 


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■  a-  ; 


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88 


,,  Nihongi,"  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  v. 


wohnt.  Ferner  die  Gottheit,  welche  mitten  in  ihrem 
Hauch  entstand,  als  sie  die  Mittelteile  der  Juwelen 
zerbiss  und  herausbliess,  hiess  Ta-gori-bime  no  Mikoto. 
Dies  ist  diejenige  [Gottheit],  welche  in  Naka-tsu- 
miya  ^^  wohnt.  Ferner  die  Gottheit,  welche  mitten 
in  ihrem  Hauche  entstand,  als  sie  die  Schwanzenden 
der  Juwelen  zerbiss  und  herausbliess,  hiess  Tagi-tsu- 
hime  no  Mikoto.  Dies  ist  diejenige  [Gottheit], 
welche  in  He-tsu-miya  '*^  wohnt.  Im  ganzen  waren 
es  drei  weibliche  Gottheiten. 

Hierauf  Hess  Susa  no  Wo  no  Mikoto  das  von 
ihm  gehaltene  Schwert  auf  dem  Trefflichen  Brunnen 
des  Himmels  schwimmen,  zerbiss  das  Ende  des 
Schwertes  und  bliess  es  heraus.  Die  dabei  mitten 
in  seinem  Hauch  entstandenen  Gottheiten  hiessen : 
Ame  no  Ho-hi  no  Mikoto,  sodann  Masaka-a-katsu 
Kachi-hayabi  Ame  no  Oshi-ho-ne  no  Mikoto,  sodann 
Ama-tsu-hiko-ne  no  Mikoto,  sodann  Iku-tsu-hiko-ne 
no  Mikoto,  sodann  Kuma-nu  no  Kusu-bi  no  Mikoto. 
Im  ganzen  waren  es  fünf  männliche  Gottheiten.  So 
erzählt  man. 

(von  Chikuzen)  gesetzt.  Dies  OM-tsu-mlya  ist  identisch  mit  der  kleinen  Insel 
Oki-tsu-shima  „  Insel  in  der  hohen  See,"  welche  48  Ri  nordwestlich  von  Oho- 
shima  (siehe  Anm.  41)  liegt,  einen  Ei  Im  Umfang  hat,  mit  drei  ziemlich 
hohen  Peaks.  Darauf  liegt  ein  Tempel,  in  welchem  die  Göttin  Ta-gori-bime 
verehrt  wird.  Das  Nihoxgi  hat  also  hier  die  Residenzen  von  Ta-goriMim  imd 
Ichiki-shima-hime  mit  einander  verwechselt,  während  das  KoJiKi  sect.  14  die 
richtige  Angabe  hat.   Die  Eingeborenen  nennen  die  Insel  ]§,  ^  ^  0(ja  no  shnna. 

^1  Naka-tsu-miya  „  Mittel-Tempel "  ist  die  zum  Distrikt  Munakata  von 
Chikuzen  gehörige  Insel  Oko-shima,  drei  Ri  nördlich  von  dem  Orte  j^  ^ 
Kö-no-minato  in  Chikuzen,  von  etwas  mehr  als  drei  Ri  Umfang.  Auf  ihr 
liegt  ein  Shintötempel  Namens  3Iunakata-jinja.  Dort  werden  Tagi-tsu-liime, 
Ta-gori-bime  und  Ichiki-shima-hime  verehrt,  erstere  als  Hauptgottheit. 

■^  He-tsvr-miya  „  Ufer-Tempel,"  ist  die  Insel  E9  ,S  Tashima,  ganz  nahe  am 
Ufer  bei  Kö-no-minato  von  Munakata  in  Chikuzen.  Der  Name  „  Ufer-Tempel  " 
weist  darauf  hin,  dass  diese  Kultstiltte  dem  Lande  am  nächsten  liegt.  Auch 
hier  werden  alle  drei  Gottheiten  verehrt. 


HP 


1 


KAP.    V.] 
III.- 


Ainaterasit  und  Siisanowo. 


89 


-In  einer  Schrift  heisst  es : — Die  Sonnengöttin  stand 
Susa  no  Wo  no  Mikoto  gegenüber,  von  ihm  durch 
den  Achtströmigen  Fluss  des  Himmels  getrennt,  und 
that  mit  ihm  ein  Gelübde  und  sprach :  „Wenn  du 
keine  bübischen^'*  Absichten  hast,  so  werden  die  von 
dir  erzeugten  Kinder  sicherlich  Knaben  sein.  Wenn 
du  Knaben  erzeugst,  so  will  ich  sie  als  meine  Kinder 
betrachten  und  will  sie  das  Himmelsgefilde  regieren 
lassen.  "  Hierauf  ass  die  Sonnengöttin  zuerst  ihr 
zehn  Handbreiten  Schwert,  aus  welchem  ein  Kind 
wurde,  [nämlich  die  Göttin]  Oki-tsu-shima-hime  no 
Mikoto,  die  mit  anderem  Namen  auch  Ichiki-shima- 
hime  no  Mikoto  heisst.'*^  Wiederum  ass  sie  ihr 
neun  Handbreiten  Schwert,  aus  welchem  ein  Kind 
wurde,  [die  Göttin]  Tagi-tsu-hime  no  Mikoto.  Wie- 
derum ass  sie  ihr  acht  Handbreiten  Schwert,  aus 
welchem  ein  Kind  wurde,  [die  Göttin]  Ta-giri-bime  ""^ 
no  Mikoto.  Hiernach  nahm  Susa  no  Wo  no  Mikoto 
die  fünfhundert  angefädelten  Juwelen,  welche  um 
seinen  linken  Haarschopf  geschlungen  waren,  in  den 
Mund  und  legte  sie  [dann]  auf  die  innere  Fläche 
seiner  linken  Hand,  worauf  dieselben  zu  einem  Knaben 
wurden.  Darauf  hub  er  an  und  sprach  :  „Wahrlich, 
ich  habe  gewonnen !"  ^  Aus  diesem  Grunde  wurde 
[der  Knabe]  Kachi-hayabi  Ame  no  Oshi-ho-mimi  no 
Mikoto  genannt.  Weiterhin  nahm  er  die  Juwelen 
seines  rechten  Haarschopfes  in  den  Mund  und  legte 
sie  [dann]  auf  die  innere  Fläche  seiner  rechten  Hand, 

"*''  IT  fiS  kicanzoku  „  bübisch,  schurkisch,"  jap.  Lesung  ada  no  oder  adanafu 
„  feindlich." 

+•  Abweichende  Version,  vgl.  Anm.  14. 

••5  Ta-giri-bi»ie=  Ta-c/ori-bime,  Anm.  14. 

^•'  „  Mamha  !  Are  kachinu .'" 

4"  Vgl.  Kap.  IV,  Anm.  19.  Hier  ist  hinter  ^  hi  noch  die  Genetiv 
Partikel  ^  eingefügt;  infolgedessen  liest  I:  Hl  no  Hayabi. 


'iJL 


90  „Nihongi,''   Des   G'ötterzcitalters  erster  Teil.     [kap.  v. 

worauf  dieselben  zu  Arne  no  Ho-hi  no  Mikoto  wurden. 
Weiterhin  nahm  er  die  um  seinen  Hals  geschlungenen 
Juwelen  in  den  Mund  und  legte  sie  mitten  auf  seinen 
linken  Vorderarm,  worauf  sie  zu  Ama-tsu-hiko-ne 
no  Mikoto  wurden.  Weiterhin  mitten  von  seinem 
rechten  Vorderarm,  entstand  Iku-tsu-hiko-ne  no  Mikoto. 
Weiterhin  mitten  von  seinem  linken  Fusse  entstand 
Hi-haya-bi  *"  no  Mikoto.  Weiterhin  mitten  von  seinem 
rechten  Fusse  entstand  Kuma-nu  no  Oshi-homu  no 
Mikoto,  welcher  mit  anderem  Namen  auch  Kuma-nu 
no  Oshi-zumi  **  no  Mikoto  heisst.  Die  von  Susa  no 
Wo  no  Mikoto  erzeugten  Kinder  waren  alle  Knaben. 
Daher  erkannte  die  Sonnengöttin  erst  jetzt,  dass  Susa 
no  Wo  no  Mikoto  von  allem  Anfang  an  ein  rotes  Herz 
gehabt  hatte.  Hierauf  nahm  man  diese  sechs  Knaben 
und  machte  sie  zu  Kindern  der  Sonnengöttin  und 
Hess  sie  das  Himmelsgefilde  regieren.  Und  was  die 
von  der  Sonnengöttin  erzeugten  drei  weiblichen 
Gottheiten  anbelangt,  so  Hess  man  sie  [vom  Himmel] 
herabsteigjn   und   sie   in   Usa-shima  ^   im  Mittellande 


'^'^  (J.<hi-ziüni,  othi  wie  oben  Anni.  17;  ztimi  nadi  Motowori  von  zu  =  tsu 
Grenctiv  Partikel,  mi^hi  Honorificuni,  nacli  H  aber  =  .sM.s»,)/i('  ,,  vorwärts 
strel)On."     Also  etwa  „der  dr;infi;end  vorwärts  Strebende,"  d.  i.  „der  Ungestüme." 

*'  (Oder  Usa  vo  ahiiim  „  die  Insel  Usa ''  Kach  I  wäre  es  Uaa  im  Distrikt 
ITsa  der  Provinz  Bnzen,  und  zwar  keine  wirkliche  Insel  im  Meere,  sondern 
eine  von  zwei  Flüssen  umflossene  Landstrecke,  eine  Flussinsel  zwischen  den 
beiden  Flüssen  Moyori-rjaim  und  Oinono-gmm.  H  hält  es  für  Vxa  im  Distrikt 
Minunui  (Mitsuma)  von  Chikugo.  Dies  sind  aber  nur  unsichere  Vernmtungen. 
Prof.  K.  Tsuboi  macht  mich  dagegen  auf  einen  von  Kwan  Masatomo  in  No. 
48  der  ^  $  ?§  |J  „  Historischen  Zeitschrift  "  publicierten  Aufsatz  über  ^  fe 
^  Usa-ühinia,  welcher  die  Frage  eingehend  behandelt,  aufmerksam.  Ich 
citiere  im  folgenden  die  wesentlichsten  Punkte  nach  Tsuboi's  ßesümee : — Nach 
Kwan  wäre  ^  -fe  ^  nichts  anders  als  ^  lU  ^  „Insel  U-san"  der  alten  korea- 
nischen Gescliichte.  Diese  Insel  heissl  jetzt  M^^  Utm-ryö-tü  (Kor.  Aussprache 
Ul-löng^lo?)  bei  den  Koreanern,  und  fj- ^  Take-shima  „Bambus-Insel''  bei 
den  Japanern,  da  man  viel  Bambus  auf  der  Insel  findet.     ^  Ul  und  ^fe  sind 


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KAP.    V.] 


Amaierasn  und  Susanoiuo. 


91 


des  Schilfgefildes  wohnen.  Jetzt  befinden  sie  sicii 
inmitten  der  Meer-Nord-Region  ®°  und  heissen  die 
Michi-nushi   no   Muchi.  ^^     Dies    sind  die  Gottheiten, 

fast  gleichlautend.  Diese  kleine  Insel  bildete  in  allerältesten  Zeiten  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  eine  Seefahrtstation  zwischen  Shiragi  und  Idzumo, 
und  die  drei  Göttinen  verrichteten  gemeinsam  die  Aufsicht  über  die  Seefahrt 
vom  Norden  von  Shiragi  nach  Idzumo  via  Oki,  und  hiessen  deshalb  jE  .^  M 
„die  über  die  Seefahrtlinie  Aufsicht  führenden  Edlen."  ^  ^  „Nördlich  vom 
Meere  "  ist  der  Name,  womit  man  damals  die  koreanische  Halbinsel  benannte, 
weil  eben  diese  Halbinsel  im  Norden  von  Idzumo  liegt.  (Vgl.  die  Ausdrücke 
^  ^h  ^  j^  ^  Miyake  f/e?  Nordens  r.  Mezre,  ^:lt%'Y^W  95  Länder  des 
JS'ordens  vom  Meere,  beide  im  Sinne  der  koreanischen  Territorien  Japans).  Die 
alte  Usa-Insel  wurde  im  Jahre  512  A.D.  von  Shiragi  okkupiert  und  ist  seither 
immer  koreanisch  geblieben.  Der  Tempel  der  Seefahrtgöttinnen  wurde  natürlich 
darauf  zu  Nichte,  und  dieselben  wurden  weiter  im  Bezirk  Munakata  verehrt 
(siehe  Anm.  40  bis  42). — Diese  Hypothese  hat  zwar  wegen  ihrer  Einfachheit 
viel  für  sich,  scheint  niü-  aber  doch  nicht  recht  in  den  Zusammenhang  zu 
passen,  und  ich  bin  der  Meinung,  dass  man,  mag  Vsa-^hinm  ursprünglich 
gelegen  haben  wo  es  wollci  zur  Zeit  der  Aufzeichnung  der  Sage  an  Oertlich- 
kciten  im  eigentlichen  Japan  gedacht  hat.  Im  übrigen  scheinen  die  Kompila- 
toren  des  Nihongi  selbst  keine  klare  Auffassung  der  Sache  gehabt  zu  haben, 
und  haben  vielleicht  eine  ältere  und  eine  jüngere  Tradition  vermengt. 

^''  ^  4h  iM  't'  jap-  Una  {luni)  no  kita  no  michi  no  naka,  nach  I  „  inmitten 
der  Ländergruppe  am  Nordmeere."  I  nimmt  Umi  vo  kita  ,,  Meer-Norden  "^ 
im  Sinne  von  ,,  Nord-Meer ;"  diese  Stätte  läge  im  Norden  von  Kyüshü  an 
der  Seeküste,  wie  oben  Anm.  4.0  bis  42  über  die  Lage  der  drei  Inseln  Oki- 
tsu-miya,  Naka-tsu-miya  und  He-tsu-miya  ausgeführt  Lst.  H  dagegen  interpretiert 
„  inmitten  der  Ländergruppe  närdlich  vom  3Ieer,"  und  sagt  es  heisse  so,  weil 
im  Süden  de.->  Distriktes  Minuma  (wohin  er  auch  Um  verlegt)  Meer 
ist.  Er  bestreitet  die  oben  (von  I  u.  s.  w.)  gegebene  Ansicht,  wonach 
Usa  in  Bnzen  gemeint  sei,  indem  er  sagt,  Usa  von  Buzen  liege  ja 
südlich  vom  Meere ;  er  will  Usa  und  die  erwähnte  ,.  Ländergruj)pe  "  also  in 
eine  Gegend  verlegen.  Aus  dem  Text  geht  dies  allerdings  nicht  hervor.  Der 
Text  besagt  nicht  mehr  und  nicht  weniger,  als  dass  die  drei  Gottheiten  zuerst 
auf  Usa  herabkamen  und  dann  später  nach  einer  anderen  Stätte  übersiedelten. 

51  3Iichi-nushi  no  Muchi  „  Landes-Herr-Edle."  il/tcÄt  hat  wie  oben  in 
Mkhi-naka,  Michi  no  naka  die  Bedeutung  kuni  ,,  Land."  Nach  Shigetane 
besteht  zwischen  Michi-nushi  und  Kuni-nushi  ein  kleiner  Unterschied,  indem 
ersterer  ein  vom  Fürsten  eingesetzter  Landesherr,  letzterer  aber  der  natürliche 
angestammte  Herr  des  Landes  sei.    Zu  muchi  vgl.  Kap.  III,  Anm.  9. 


92  ,,  Nihongi"  Des  G'öttcrzcitalters  erster  Teil.      [kap.  vi. 

welche    von    den    Minuma    no    kimi  '^    von    Tsukushi 
verehrt  werden. 


KAPITEL    VI. 

[SUSA    XO   WO'S   GRÜBER   UNFUG.    VERBERGEN    UND    WIEDERER- 
SCHEINEN   DER    SONNENGO ETTIn]. 

Hiernach  war  Susa  no  Wo  no  Mikoto's  Betragen  überaus 
frech.  Denn  nachdem  Ama-terasu  Oho-mi-kami  die  himmlischen 
schmalen  Reisfelder  und  die  himmlischen  langen  Reisfelder  zu 
ihren  [eigenen]  erlauchten  Reisfeldern  gemacht  hatte,  übersäete 
Susa    no    Wo    no    Mikoto    im    Frühling    dieselben, '   zerstörte 

*52  3Iiniima  no  kimi  „  Herren  von  Minuma,"  liier  7^  ^  M  „Wasscr-Snnipf- 
Herr"  geschrieben,  im  KC'jiki  aber  7jt  ^  :g',  wobei  7lt  ^  wolil  als  plioiietisclie 
Schreibung  beabsichtigt  Lst.  Wie  der  Xame  besagt,  war  das  Gesclilecht  im 
Distrikt  Minuma  (jetzt  Mitswnn  H  M)  von  Chikugo  ansäs.sig.  In  einer  langen 
Note  sucht  I  pag.  617-620  nachzuweisen,  dass  die  Miimnui  in  verschiedenen 
Linien  in  Kyüsliü  verbreitet  gewesen,  also  nicht  notwendig  nur  im  Distrikt 
Minuma  gesessen  hätten.  Buch  7  im  vierten  Jahre  Keikö  wird  Prinz  Kuni- 
chi-wake,  Sohn  des  Kaisers  von  einer  Xebenfrau,  als  Ahn  der  Minuma  no  tcake 
genannt;  im  18.  Jahr  wird  ein  Agafaiiu>shi  von  Mmuma,  im  10.  Jahre 
YOryaku  (14.  Buch)  ein  Minuma  no  kimi  erwähnt. 


kapitp:l  vi. 

Zum  Inhalt  ver(;l.  Kojiki  sect.  15  bis  17. 

^  Einige  der  hier  aufgezählten  Bubenstreiche  Susa  no  Wo's  werden  auch  in 
dem  Norito  der  Grossen  Eeinigung  Oho-iiakahe  xo  KOtoba  wieder  genannt. 
Die  betreffende  Stelle  lautet  darin :  „  Was  die  mannichfachen  Sünden  an- 
belangt, welche  die  etwa  im  Lande  geboren  werdenden  himmlisclien  über- 
Älhligen  Leute  aus  Unachtsamkeit  oder  mit  Vorbedacht  begangen  haben 
mögen,  so  sind  als  Himmlische  Sünden  ausdrücklich  zu  unterscheiden  eine 
Menge  von  Sünden,  [nämlich]  das  Durchbrechen  von  Reisfelddämmen,  das 
Ver.stopfen  von  Gräben  [welche  das  Wasser  in  die  Reisfelder  leiten],  das 
Aufziehen    von    Schleussen,    das    üebei-säen    der    Saat,    das    Plineinstecken  von 


mmmmmmm 


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KAP.    VI.] 


StisajtozvJ' s  Bubenstreiche. 


93 


ferner  die  Dämme  derselben,-  und  im  Herbst  Hess  er  die 
himmlischen  scheckigen  Pferde "'  los  und  Hess  sie  sich  mitten 
auf  den  Reisfeldern  lagern.  Weiterhin  als  er  sah,  dass  Ama- 
terasu  Oho-mi-kami  eben  im  Begriff  war  den  neuen  Reis  zu 
kosten,^  Hess  er  heimlich  Kot'^  im  Palast  des  Neuen-Schmauses.'' 
Ferner  als  er  sah,  dass  Ama-terasu  Oho-mi-kami  gerade  Götter- 
Kleider  '  webend  sich  in  der  heiligen  Web-Halle  *^  befand,  zog 
er  einem  himmlischen  scheckigen  Pferde  die  Haut  ab,^  brach 
durch    den    Dachfirst^"    der    Halle    ein    Loch    und    warf   [das 

spitzen  Stäbchen  [in  die  Reisfelder],  das  Rückwärtsschinden  bei  lebendigem 
Leibe,  das  Lassen  von  Exkrementen  [an  ungehörigen  Orten]."  Das  nochmalige 
Uebei-siien  eines  schon  besäeten  Feldes,  wodurch  die  erste  Saat  in  Unordnung 
gebraclit  und  die  Ernte  unmöglich  gemacht  wurde,  scheint  in  Altjapan  ein 
nicht  selten  vorgekommener  Scliaberuaek  gewesen  zu  sein,  wodurch  man  an 
einem  nicht  gerade  geliebten  Nachbar  sein  Mütchen  kühlte. 

2  Jedes  Reisfeld  ist  mit  Erddämmen  umgeben,  welche  das  Wasser  darauf 
zurückzuhalten  bestimmt  sind. 

•>  Niclits  Näheres  bekannt  darüber.  Aston  bemerkt :  In  der  indischen 
Mythe  kommt  unter  den  himmlisclien  Gegenständen  ein  scheckiger  oder 
gefleckter  Hii-sch  oder  eine  solche  Kuh  vor.  Diese  Vorstellung  ist  wahr- 
scheinlich durch  die  Erscheinung  der  Sterne  suggeriert. 

■*  §§f  ^  oho-nihe  kikoshimesu.  Ueber  das  Oho-mhe  oder  Nihl-name  oder  Shin^ 
jü-sai   genannte  Shintöfest  vgl.     Buch    29,    Kap.    IV,  Anm.  Seite  20  ff. 

^  Vgl.  die  oben  Anm.  1  angeführte  Stelle  des  Oho-harahe  Rituals. 

c  Nach  den  Zeichen  ^  ^  „  neuer  Palast ;"  es  wurde  nämlich  für  das 
Fest  extra  ein  Palast  oder  Tempel  (miya)  mit  zwei  Hallen  errichtet.  Vgl. 
Buch  29,  Kap.  I,  Anm.  35  und  Kap.  IV,  Anm.  30.  Meiner  Uebersetzung  des 
Au(sdriicks  liegt  I's  Lesung  nihi-nahe  no  miya  zu  Grunde.  H  nihl-miya,  Su  und 
O  nUta-iiai  no  miya. 

^  JCf  SS  kamu-miso  Kleider  für  die  Götter,  nach  Shigetane  Kleider  der 
Sonnengöttin.  Kleider,  welche  den  am  Shin-jö-sai  beteiligten  Göttern  darge- 
reicht werden. 

^  ^  WiSst  imi-bata  (hata)-do)}o.  Das  Zeichen  ^  heisst  „Abstinenz,  Fasten," 
das  japanische  Aequivalent  imi  aber  ,,  Vermeidung  religiöser  Unreinheit," 
vom  Verbum  imu  „  vermeiden,  scheuen,"  in  dieser  Zusammensetzung  daher 
etwa :  religiös  lauter,  heilig. 

9  Wohl  dem  lebendigen  Tiere ;  vgl.  die  Stelle  im  Oho-harahe,  oben  Anm.  1. 

^^  ^  iraka  „  Dachfirst ;  oberster  Giebel  des  Hauses."  Giles  No  7784  : 
beams  inside  the  roof  of  a  house. 


94 


„Nihongi,"  Des  Götterzcitalters  erster  Teil.     [kap.  vi. 


geschundene  Pferd]  hinein.  Da  fuhr  Ama-terasu  Oho-mi-kami 
erschrocken  auf  und  verletzte  sich  mit  dem  Webschiff." 
Darüber  erzürnt  begab  sie  sich  hierauf  in  die  Felsen-Höhle 
des  Himmels  hinein,  schloss  die  Felsen-Thür  zu  und  hielt  sich 
darin  eingeschlossen.  Infolgedessen  war  das  ganze  Univer- 
sum '^  beständig  dunkel  und  der  Wechsel  von  Tag  und  Nacht 
war  nicht  [mehr]  zu  erkennen.  ^"' 

Hierauf  versammelten  sich  die  achtzig  Myriaden  Götter 
am  Ufer  des  Achtströmigen  Flusses  des  Himmels  und  berat- 
schlagten über  die  Art  und  Weise,  wie  man  sie  anflehen  solle. 
Omohi-kane  no  Kami  ^^  überlegte  daher  reiflich.st  und  dachte 
weithin  [über  die  Möglichkeiten  der  Zukunft]  nach ;  [als 
Resultat  seines  Nachdenkens]  holte  er  schliesslich  die  lang- 
krähenden-Hähne  der  beständigen  Nacht  ^^  zusammen  und  Hess 
sie    miteinander    lange    krähen.     Weiterhin    Hess    er    den    Ta- 

11  Wie  Domröschen  beim  Spinnen.     Im  Kojiki  sect.  15  lautet  der  Passus: 

brach  er  ein  Loch   oben  in  die  Web-Halle    und  Hess  da  hindurch  ein 

himmlisches  scheckiges  Pferd  fallen,  welches  er  rückwärts  geschunden  hatte, 
über  dessen  Anblick  die  die  himmlischen  Kleider  webenden  Frauen  so  er- 
schrocken waren,  dass  sie  impegerunt  privatas  partes  adversis  radiis  et  obierunt." 

12  Wörtlich :  das  Innere  der  6  Himmelsgegenden;  eine  rein  chinesische 
Phrase. 

!•'  Man  beachte,  dass  in  diesem  Mythus  die  Göttin  Ama-terasu  bald  als 
antkmpoHiorphe  Gottheit,  bald  als  Katurphänoimn  auftritt.  Aehnliches  findet  sich 
oft   im    Veda   und    in   den    Mythologien    anderer   Völker.   Vgl.   z.   B.    Muir, 

Original  Sanskrit  Texts,  vol.  5,  Seite    5:    „ das.selbe  sichtbare  Objekt 

wurde  zu  verschiedenen  Zeiten  je  nachdem  als  ein  Teil  des  leblosen  Universums 
oder  als  ein  belebtes  Wesen  und  als  kosmische  Kraft  betrachtet.  So  werden 
in  den  vedischen  Hymnen  die  Sonne,  der  Himmel,  und  die  Erde  in  verschiedener 
Weise  aufgefasst,  bald  als  von  besonderen  Göttern  regierte  Naturobjekte,  bald 
als  Götter  selbst,  welche  andere  Wesen  erzeugen  und  beherrschen." 

i"*  Omohi-kane  von  onwfu  „  denken,"  und  kanuru  „  in  sich  vereinigen, 
einbegreifen,"  also  :  „  die  Gottheit,  welche  die  Denkkraft  [mehrerer  Personen 
resp.  Götter]  in  sich  vereinigt." 

^^  '^  ffi  <i  S  1^  «^  toko-yo  710  naga-miki-tori,  H  nur  toko-yo  no  tori.  toko 
„ewig,  beständig;"  ^  yo  (Welt)  ist  hifer  phonetisch  für  ^  yo  „Nacht" 
gebraucht,  und  der  Ausdruck  bezieht  sich  auf  das  lange  tag-  und  nachtlose 
durch  das  Verschwinden   der  Sonne   bewirkte  Dunkel.    Dies  toko-yo  ist  nicht 


IIP 


KAP. 


VI.] 


Verbergen  der  Sonnengöttin. 


9S 


chikara-wo  ^®  no  Kami  sich  seitwärts  neben  die  Felsen-Thür 
stellen. "    Hierauf  gruben  Ama  no  Ko-ya-ne  ^*  no  Mikoto,  der 

mit  toko-yo  no  kuiii  „  das  Land  der  Ewigkeit,"  welches  z.  B.  in  der  Ballade  von 
Urashinia-tarö  in  Mänyöshu  Buch  9  erwälint  wird,  zu  verwechseln!  Die 
Schreibweisen  ^  7^  und  '^  ^  finden  sich  im  Kojiki  sect.  16  dicht  hinterein- 
ander gebraucht. 

Prof.  K.  Tsuboi  macht  mich  auf  einen  Bericht  des  chinesischen  Schrift- 
stellers ^  -i  ^  CJuM  Ch'ü-fei  aufmerksam.  Nach  einer  Angabe  dieses  Autoi-s, 
der  im  12  ten  Jahrhunderte  lebte,  nach  eignen  Beobachtungen  schrieb  und 
für  ganz  zuverlässig  gelten  kann,  gab  es  damals  in  ^  f3  (dem  jetzt  westlichen 
Teile  von  Yünnan)  und  den  Nachbarländern,  eine  Art  Hahn  von  niedriger 
Statur,  der  aber  kräftig  war,  glänzendes  Gefieder  und  eine  volle  Stimme  hatte, 
und  von  dem  ein  einmaliges  Krähen  eine  Stunde  dauern  sollte.  Diese  Hahnenart 
■wurde  ^^'^^  genannt,  d.  i.  „lang-krähender  Hahn."  Die  Uebereinstimmung 
der  Ausdrücke  ist  zwar  eine  frappante,  doch  möchte  es  wohl  zu  weit  ins 
Gebiet  der  Hypothese  führen,  einen  Zusammenhang  zwischen  ihnen  anzunehmen, 
wobei  man  natürlich  voraussetzen  müsste,  dass  den  Japanern  eine  ältere  analoge 
Angabe  aus  China  zu  Ohren  gekommen  sei,  und  wobei  man  dann  toko-yo 
vielleicht  im  Sinne  von  „Fremdland"  zu  nehmen  hätte,  üeber  diese  unsichere 
Etymologie  vgl.  Kap.  1,  Anm.  6,  und  besonders  Kap.  7,  Anni.  79. 

Dieser  Mythus  erinnert  in  manchen  Beziehungen  an  die  Einschliessung 
der  Gewitterwolken  in  einer  Felsenhöhle  durch  den  Dämon  Vritra  der  in- 
dischen Mythologie. 

lö  „  Hand-Kraft-Mann."  In  der  Provinz  Kii,  Distrikt  Muro,  befindet  sich 
ein  ihm  geweihter  Shintötempel  Namens  Ama  no  Ta-chikara-wo  no  jinja,  und 
im  Distrikt  Takata  der  Provinz  Idzn  ein  solcher  Namens  Hiki-ta-chikara  iw 
Mikoto  no  jinja.  Als  Ävui  no  Ta-chikara-wo  wird  er  im  Kojiki  sect.  16  erwähnt ; 
im  letzteren  Namen  ist  das  Praefix  hikl  „  ziehen  "  mit  Bezug  darauf,  dass  er 
(wie  weiter  unten  erzählt)  die  Göttin  bei  der  Hand  aus  der  Höhle  herauszog, 
gegeben. 

1^  So  dass  er  beim  Oeffnen  der  Tliür  von  Innen  nicht  gleich  gesehen 
werden  konnte. 

18  Die  Etymologie  von  Ko-ya-ne,  nach  den  Zeichen  ko-yaiie  ^  J§  „  Kind- 
Dach,"  ist  dunkel.  Das  Suffix  ne  ist  zweifellos  das  oft  voi-gekommene  Kosewort. 
Ko-ya  nach  N.  Motowori  „  winkender  Ahn,"  nach  Hh-ata  „  Herz  {kokoro)-Yiel," 
beide  Deutungen  gleich  unbefriedigend.  H's  Interpretation  kohi-oya-ne  „bittender- 
Ahn-teurer "  scheint  noch  am  wemgsten  verwerflich.  I  nimmt  es  als  koto-aya- 
ne  „(Im)  Wort-zierlicher-teurer ''  und  meint,  er  sei  so  genannt,  weil  er  vor 
der  Höhle  ein  Norito  in  zierlichen  Worten  hersagte ;  die  Kontraktion  koto-aya 
zu  ko-ya  scheint  mir  aber  allzu  künstlich. 

Auch  über  die  Abkunft  des  Gottes  herrscht  Konfusion.    Einerseits  soll 


fi 


96  „  Nihongi,"  Des  Götterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  vi. 

Urahn  der  Nakatomi  no  murazi,  ^^  und  Futo-tama  ^^  no  Mikoto, 


er  ein  Sohn  von  Kogoto-musubi  no  Mikoto  sein  (nach  einem  Bericht  im 
NiHoxai  selbst ;  über  letzteren  vgl.  die  Götter-Tabelle,  wobei  zu  bemerken  ist, 
dass  ^  bald  tama,  bald  tauHubl  gelesen  wird);  nach  dem  Seishiroku  ein 
Nachkomme  im  3.  Grade  von  Tsu-haya-musubi  no  Mikoto;  nach  dem  Küjiki 
ein  Sohn  von  Tsn-haya-mnsubi  no  Mikoto  und  jüngerer  Bruder  von  Kogoto- 
musubi  no  Mikoto. 

1"  Die  JS'akatomi  no  murazi  (seit  dem  13.  Jalire  Temmu  Nakatomi  no  usomi, 
vgl.  Buch  29,  Seite  Gl)  waren  ein  Geschlecht  mit  priesterlichen  Funktionen;  sie 
recitierten  das  Oho-harahe  Kitual,  und  auch  am  Tage  der  Thronbesteigung  eines 
Kaisei-s  recitierten  sie,  resj).  der  Chef  der  Familie,  das  Nakatomi  no  yügoto 
„  Glückwunsclnvorte  des  Nakatomi "  genannte  Norito  (Text  und  üebersetzung 
im  Appendix  zu  Buch  30).  Nakatomi  ist  kontraliiert  aus  Naka-tau-omi  „Omi 
der  Mitte,"  „mittlerer  Omi  oder  Minister,"  „Vermittler"  zwischen  dem 
Fürsten  und  den  Göttern.  Ilirata  leitet  es  von  dem  in  den  Norito  wiederholt 
vorkonunendcn  ^\usdruck  naka-fori-mnt'fu  ,,  [den  Speer]  in  der  Mitte  ergreifend 
halten"  ab,  welclie  Eedensart  daselbst  bildlich  gebraucht  wird  für:  zwischen 
den  Göttern  und  dem  Kaiser  vermitteln.  Doch  ist  die  Etymologie  nalca-tm-omi 
ihrer  grösseren  Einfachlieit  und  LautgesetzmUssigkeit   wegen  vorzuziehen. 

20  Nach  den  Zeichen  ^'^  futo-tania  oder /('?rt-(/o»io=„  grosses  Juwel."  H 
nimmt  jedoch  ta)na  im  Sinn  von  „  wahrsagen,"  also :  „  grosser  Wahrsager ;"  I 
schlie.sst  sicli  an  Motowori's  Interpretation  an,  wonach  tama  als  Abkürzung 
von  tainuke  „opfernd,  als  Opfer  in  der  Hand  haltend,"  zu  betrachten  Lst 
(kontrahiertes  iniike  wird  eigentlich  )ne].  Im  Seishiroku  und  KogoshOi 
Ama  no  Futo-dama  no  Mikoto  genannt.     Er  ist  ein  Sohn  des  Taka-mi-musubi. 

^^  /&.  mK  Tnm-be,  Inii-be  oder  verkürzt  Tinhi>,  von  imu  (Unreines)  „vermeiden," 
und  he  —  me  aus  mure  ,,  Gruppe  von  Leuten."  Nach  Angaben  des  KoGOSHÜi, 
welches  die  Traditionen  der  Imube  Familien  enthält  und  von  einem  gewissen 
Inmbe  no  llironari  807  verfaH.st  wurde,  waren  die  Imube  eine  erbliche  Klasse 
von  Priestern,  welchen  meist  die  niedrigeren  Funktionen  im  Shintödienst 
oblagen:  sie  stellten  die  dauorhafteren  Gegenstände  her,  welche  den  Göttern 
bei  den  IIauj)tfesten  dargeboten  wurden,  fällten  Bauholz  zur  Errichtung  von 
Shintütempeln  und  bauten  die  Tempel  selbst;  sie  lasen  auch  das  Norito  beim 
Oho-tono-hogahi  Fest  „Glückwünschen  im  grossen  Palaste"  (vgl.  Satow, 
Rituals  No  9,  T.  A.  S.  J.  vol  9,  p.  199  ff  und  vol  7,  p.  126).  Imube  Familien 
wohnten  in  vei-schiedenen  Provinzen,  in  Awa,  Sanuki,  Kii,  Tsukushi  und  Ise. 
Die  Schreibung  .g.  ^  wurde  später  in  ^  ^  verwandelt.  Hirata  will  nur  die 
Aussprache  Imihe  gestatten;  er  hält  imi  für  ursprünglich  identisch  mit  ihahi,  was 
aber  sehr  zweifelhaft  Lst.  Zur  Aufklärung  der  ui-sprünglichen  Funktionen  der 
Imibe  verweist  Aston  auf  eine  Stelle  aus  einem  bald  nach  Beginn  der  christlichen 
Aera  geschriebenen  chinesischen  Werke  [nämlich  dem  Hoit-han-shu,  vgl.  Ishö- 


ipül 


KAP.    VI.] 


Verbergen  der  Sonnengottin. 


97 


der  Urahn  der  Imube  no  obito,  ^  einen  fünfhundert  [zweigigen] 

nihonden  fol.  4  b],  worin  es  lieLsst:  „Die  [Japaner]  ernennen  einen  Mann,  den 
sie  einen  ))  Enthaltsamen  ((  nennen.  Er  darf  sich  nicht  die  Haare  kämmen, 
sich  nicht  waschen,  kein  Fleisch  essen,  keinen  Umgang  mit  Frauen  pflegen. 
Wenn  es  [den  Japanern]  gut  geht,  so  machen  sie  ihm  Geschenke;  aber  wenn 
sie  krank  werden  oder  wenn  ihnen  ein  Unglück  widerfährt,  so  schreiben  sie 
es  dem  Enthaltsamen  zu,  der  seine  Gelübde  nicht  gehalten  habe,  und  sie  alle 
zusammen  töten  ihn."  Zur  Vergleichung  zieht  Aston  ferner  die  vor  einiger 
Zeit  in  einer  AmerikaniscJien  Zeitung  publicierte  Geschichte  eines  unglücklichen 
Medizinmannes  herbei:  ,,Big  Bob  war  ein  hervorragendes  Mitglied  des  Stammes 
und  gab  sich  für  einen  ))  tenanimous  <(  Mann  aus,  was,  aus  dem  Chinook  über- 
setzt, einen  indianischen  Doktor  bedeutet.  Nach  ii^diauLschem  Aberglauben  ist 
ein  ))tenanimous((  Mann  dafür  verantwortlich,  wenn  den  Stamm  eine  allgemeine 
Kalamität  befällt.  Seit  einiger  Zeit  war  es  bei  den  Swinomish  Indianern 
nicht  beim  Rechten.  Es  herrschte  viel  Krankheit  unter  ihnen,  und  Big  Bob 
wurde  als  dafür  verantwortlich  angesehen.  Deshalb  wurden  in  einer  Versamm- 
lung des  Stammes  vier  Indianer  dazu  auserselien  ihm  den  Garaus  zu  machen. 
Am  Tage  des  Mordes  lauerten  die  vier  Mörder  dem  Big  Bob  auf,  packten  ihn, 
liielten  ihn  fest  und  schnitten  ihm  von  einem  Ohr  bis  zum  anderen  den  Hals 
durcli.  Die  Rothäute  wurden  arretiert  und  wegen  Mordes  dem  Friedensrichter 
von  Laconner  eingeliefert." 

Unter  Be  „  Volksgruppe  "  versteht  man  eine  Gruppe  von  Leuten,  welche, 
ohne  mit  einander  blutsverwandt  zu  sein  oder  sein  zn  müssen,  seitens  der 
Obrigkeit  (ev.  des  Kaisers)  zu  einem  bestimmten  Zwecke  vereinigt  und  meist 
an  einem  bestimmten  Orte  angesiedelt  wurden.  Sie  führen  ihren  Namen 
meist  nach  ilirem  Berufe:  Miya-bz  Palast-  und  Tempelbauer,  Kinu-nuhi-be 
Kleidermacher,  Ori^ie  Weber,  Makami-be  Friseure,  Tmki-tmkuri  Gefässmacher, 
Aya-be  Weber  von  gemusterten  Stoffen,  Anui-be  Fischer,  Tana-be  oder  Ta-be 
Eeisfeldbauern,  Osaka-be  StrafvolLstrecker  u.  s.  w.  Eine  besondere  Art  von  Be 
sind  die  als  Mikoskiro  und  Mina-shiro  (Stellvertreter  des  erlauchten  Kindes 
resp.  des  erlauchten  Namens)  eingesetzten  Volksgruppen,  über  welche  vgl. 
Buch  22,  Kap.  IG,  Anm.  1,  Seite  24  f.  Der  Name  der  Gruppe  wurde  häufig 
zum  Namen  des  Ortes,  wo  sie  ansässig  waren.  So  ist  z.  B.  der  Name  der 
Hafenstadt  Kobe  entstanden:  Kobe  ist  kontraliiert  aus  Kamu-be  „Götter-Volks- 
gruppe, Volksgnippe  eingesetzt  zum  Dienste  der  Gottlieit"  (von  Ikuta?).  Vgl. 
Aston,  a.  a.  O.  p.  43. 

Obito  ist  der  Name  eines  Kabane  aus  uralter  Zeit  her,  geschrieben  mit 
dem  Zeichen  "^  „Haupt,  Oberliaupt,"  und  vielleicht  von  oho-hito  „grosser 
IMcnsch "  herzuleiten.  jMan  liest  aucli  ofvto  re<p.  imfvto.  Im  Februar  680 
bekam  das  Haupthaus  (oho-vji)  der  Imube  das  Kabane  Murazi,  und  im  Januar 
685  das  Kabane  Sv.hme;  die  Zweighäuser  [ko-vji)  behielten  aber  noch  eine 
Zeit  lang  das  ureprüngliche  Kabane  Obito. 


U 


fir 


98 


„  Nihongi"  Des  Göttcrseitalters  erster  Teil.     [kap.  vi. 


trefflichen  Sakaki-Baiim  "  des  himmlischen  Kagu  Berges  ^'  aus, 
und  an  den  oberen  Zweigen  hingen  sie  einen  erlauchten  Faden 
mit  fünfhundert  Stück  Yasaka-Juwelen  auf,  und  an  die  mittleren 
Zweige  hingen  sie  einen  Yata- Spiegel. ^^ — Nach  anderem  Berichte 

,1 

Die  Bezeichnung  des  Kabane's  ist  übrigens  an  gegenwärtiger  Stelle  im 
Originaltext  A  nicht  gegeben,  sondern  später  ergänzt  worden. 

22  I-ho4sv^ma-sakaki  „  fünf-hundert-treffliche-Sakaki."  Motowori  erklärt  tsu 
als  „Zweig;"  es  ist  aber  nur  die  Genetiv-Partikel.  Der  immergrüne  Sakaki 
Baum  ist  wie  der  Hi-no-ki  der  heilige  Baum  par  excellence  des  Sliintöknltes. 
Bei  Shintöfeierlichkeiten  noch  jetzt  in  mannichfaltigster  Verwendung. 

23  Ama  no  Kagu-yama,  ein  Berg  in  Yamato.  Nach  Motowori  wäre  hier 
„der  Berg  Kagu  im  Himmel"  als  Gegensatz  zum  irdischen  Kagu  Berge  in 
Yamato  zu  interpretieren.  Es  ist  aber  wohl  anzunehmen,  dass  in  der  alten 
Mythologie  der  Berg  Kagu  in  Yamato  und  im  Himmel  als  identisch  betrachtet 
wurden.  Nach  einer  Ueberlieferung  soll  der  Berg  vom  Himmel  nach  der 
Erde  versetzt  worden  sein.  Ueber  die  Lesung  Ama  oder  Anie  vgl.  Kap.  T, 
Anm.  24. 

^'*  A.  ^  ^  ya-ta-kagami.  ya  „  aclit ;"  ta  vielleicht  =  fe„  Hand,"  nach  H  aber 
wäre  ya-ta  aus  ya-ata  (übrigens  eine  alte  Etymologie)  verkürzt,  und  dieses  ata 
soll  nach  ihm  aus  ani-te,  einem  liypothetischen  Wort  mit  der  Bedeutung 
„  Daumen,"  entstanden  sein,  also :  „  Spiegel  von  8  Daumen  Durchmesser." 
Motowori  nimmt  ata=atanui  ,,  Kopf"  und  bezieht  es  auf  die  achteckige  Gestalt 
des  Spiegels.  Das  Zeichen  j?R  bedeutet  in  China  ein  Längenmass  von  8  Sun 
(Zoll).  Die  im  Shintökult  verwendeten  Metallspiegel  sind  teils  rund,  teils 
achteckig;  letzterer  gewöhnlich  yatmc-hann  no  ykinkyö  genannt.  Ein  solcher 
von  1''  V^  Durchmesser  befindet  sicli  in  der  Shintökult-Sammlung  des  Museums 
für  Völkerkunde  in  Berlin. 


Kückseite.  Vorderseite. 

Y'ATSU-IIAXA   no    äHINKYÖ. 


11 


iiiiiliiilii 


HP 


KAP. 


VI.] 


Verbergen  der  Sonne ns['öttin. 


99 


heisst  er  ein  Ma-futsit-Spiegel}'' — An  die  unteren  Zweige  hängten 
sie  grüne  weiche  Opfergaben  ^®  und  weisse  weiche  Opfergaben.  -^ 
Dann  sagten  sie  miteinander  Gebete "'  her.  Ferner  nahm  Ama 
no  Uzume  -'^  no  Mikoto,  die  Urahne  der  Sarume  -^  no  kimi, 
einen  mit  Chi-Gras"'"  umwundenen  Speer  in  die  -Hand,  stellte 
sich  vor  die  Thür  der  himmlischen   Felsenhöhle  und  führte  in 


Ich  lialte  es  für  höchst  wahrsclieinlich,  dass  unter  ya-ta-hagami  ein  Spiegel 
von  ähnlicher  Form  zu  verstehen  ist,  und  dass  der  Ausdruck  etwa  durch 
„  aclithändiger  Spiegel,  Spiegel  mit  acht  Handhaben  "  wiederzugeben  ist. 

Der  lieilige  Spiegel  in  Ise  soll  mit  diesem  Spiegel  identisch  sein.  Vgl. 
Satow's  Handbook,  2.  ed.  p.  176. 

-''  Ma-fufm-kngami  „ trefflich-dicker-Spiegel ;  "  futsu=fiito  „dick,  gross." 
""  ff  W  ■^  aim-nigi-te:  airo  „grün"  oder  „blau;"  nigi  „weich,"  von 
einigen  als  „  versölmend  "  erklärt,  von  I  einfacli  als  elirendes  Präfix  aufgefasst. 
ie  scheint  eine  Kontraktion  aus  tahe  „  Tuch "  zu  sein,  wie  schon  Motowori 
vorgeschlagen  hat ;  dafür  spricht  auch,  dass  diese  ie  aus  Hanf-  und  Maulbeer- 
rindenzeug  bestanden.  Später  wird  te  überhaupt  im  Sinne  von  „  Opfergabe " 
gebraucht,  und  icli  vermute,  dass  wir  dasselbe  Wort  auch  in  mitegura  „  Opfer- 
gabe "  haben,  was  entgegen  der  von  mir  Buch  29,  Kap.  IV,  Anm.  31  (Seite  23) 
citierten  Mabuchi'schen  Hypothese  in  mi-ie-gura  zu  zerlegen  sein  dürfte.  Die 
gleiche  Auffassung  scheint  H  zu  haben,  indem  er  im  Kommentar  vol.  3,  p.  14  a. 
für  mitegura  die  Sclireibung  ^  ^  gg  mi-te-him  „  lielir-Seide-Sitz "  anwendet. 
I  jedoch  setzt  unser  te=te  „Hand"  und  meint  es  heisse  so,  weil  die  Gabe  mit 
der  Hand  überreicht  wird. 

Ö  W  ^  ifhira-nigi-te  „  weisse  weiche  Opfergabe."  Die  grüne  bestand  aus 
asa  „  lianfenem  Zeug,''  die  weisse  aus  yxfa  „  Papiermaulbeerbaumrindenzeug." 
Diese  Opfergaben  sind  das  Prototyp  der  GoJiei,  Stöckclien  mit  daran  hängenden 
zickzackförmigen  Papierstreifen. 

"''  Vielleicht  JSWito  gemeint. 

-^  Ama  no  Uzu-mc  no  Mikoto  „  das  schreckliche  oder  abschreckende  "VVeib 
des  Himmels."  TJzu  „  abschreckend  "  ist  mit  dem  Zeichen  gJJ  t'ien  „  Schmuck 
aus  Gold-  und  Silberdralit "  gesclirieben,  und  nacli  einer  anderen  Erklärung 
(von  Ts)  hätte  man  es  liier  mit  dem  "Worte  uzii  „  Kopfschmuck  "  zu  thun :  die 
Göttin  soll  dann  ihren  Xamen  von  dem  von  ilir  getragenen  Kopfschmuck  aus 
Spindelbaum-Blättern  haben,  vgl.  die  Angabe  des  Kojiki  sect.  16,  Chamberlain 
Seite  57.  §fl  uzu  ist  aber  offenbar  liier  nur  phonetisch  gebraucht. 

29  Saru-me  „  Affen-Weib."  Zu  Sarime  no  kimi  vgl.  Buch  2,  Kap  IV, 
Anm.  30. 

3"^  /<«(■(■,  jap.  chi,  eine  Art  Riedgras.  Xacli  t.  =  mge  eine  Carex  Binsenart. 
Aston :  Eulalia  grass. 


I 


I 


1 


I 


lOO  „A^ihongi,"  Des  Göttcrzeitalters  erster  Teil.      [kap.  vi. 

kunstvoller  Weise  eine    Pantomime    auf.  "^     Ferner    nahm    sie 
einen  trefflichen  Sakaki   Baum  des  Himmlischen  Kagu  Berges 
und  machte  sich  daraus  einen    Kopfschmuck  ;    aus   Keulenbär- 
lapp "-  machte  sie  sich  ein   Handstützband  ^"'   und  machte  \anf 
der  Feuerstätte']  Feuer  an ;  ''^  sie  stellte  einen  Trog   umgekehrt 


Uzi'ME. 

"'  Angebliclier  Ursprung  der  sog.  Kdfjiira  Tänze,  Pantduijinen  welche  bei 
(ielegenheit  von  Sliintöfesten  anf  einer  ständigen  oder  temporär  erricliteten 
(gewöhnlich  nach  drei  Seiten  oflenen)  erhöhten  Büline  {Ka(jnm-l)titai)  aufgeführt 
wei'den. 

"'-  Ü  hikagp,  oder  hihuje  no  hmhura  I^ycopodinni  davatum,  von  weisser 
Farbe,  wächst  an  der  Einde  der  Bäume  und  liängt  fadenförmig  lierab,  weshalb 
es  in  der  Provinz  Kii  auch  ki-huje  ,,  Baum-Bart"  genannt  wii"d. 

"'">  Tasuki  aus  te-miki  „Iland-üntei-stützung,"  ein  um  die  Scliultern  geschlun- 
genes und  zusammengeknoteteft  Band  zur  Stütze  der  Arme  und  Hände,  wenn 
man  einen  schwerei-en  Gegenstand  vor  sich  lialtend  trug.  Vgl.  im  Oho-harahe 
den  Ausdruck  Uts-nkl  htknru  toinonovo  ,,die  Ilandstützbänder  tragenden  [Küchen-] 
abteilungs-häupter."  "Was  man  jetzt  tcmiki  nennt,  ist  von  dem  alten  tamki 
wesentlich  vei-schieden ;  jetzt  vei-stelit  man  darunter  einen  ^Vermelaufschürzer, 
welchen  die  Frauen  um  die  Sclralter  sclilingen,  um  die  beim  Arbeiten  lästigen 
langen  und  weiten  Aermel  ihrer  Gewänder  an  die  Achsel  festzulegen  und  so 
den  Arm  frei  zu  bekommen. 

"'^  ik.^^  Jto-<lokoro  taki.  (oder  yaki).  Auf  den  ersten  Blick  erecheint  hier 
(ias  Zeichen  ^  tokoro  überflüssig,  da  einfacli  das  Anzünden  von  Feuern  ohne 
nähere  Ortsbestimmung  gemeint  ist ;  ho-dokom  (Feuer-Stätte)  ist  aber  als 
Eezeiclniung  für  dasjenige  Feuer  gebraucht,  welches  bei  Götterfesten  auf  dem 
Hofe  (mha)  angezündet  wurde.     Es  ist  identisch  mit  den    sogenannten   niha-bi 


KAP.    VI.] 


Verbergen  der  Sonne ngottin. 


roi 


mit  dem  Boden  nach  oben  hin,"'"'    und   gab  göttlich  inspirierte 
Worte  von  sich. '""' 

Nun  hörte  Ama-terasu  Oho-mi-kami  dies  und  sprach : 
„  Seitdem  ich  mich  in  der  Felsenhöhle  eingeschlossen  halte, 
sollte  meiner  Meinung  nach  doch  in  dem  Mittellande  des 
Ueppigen  Schilf-Gefildes  jedenfalls  beständige  Nacht  sein. 
Wie  kommt  es  daher,  dass  Ama  no  Uzume  no  Mikoto  so 
ausgelassen  lustig  ist?"  Hierauf  öffnete  sie  ein  klein  wenig 
mit  ihrer  erlauchten  Hand  die  Felsenthür  und  sah  hinaus. 
Da  ergriff  Ta-chikara-wo  no  Kami  sofort  Ama-terasu  Oho-mi- 
kami  an  der    Hand   und   zog   sie   ehrerbietig  heraus.     Hierauf 


,,  Hof-Feuern,"  die  schon  ini  KogoshOi  erwähnt  werden  (^  ^  =  ^  A  niha-Jti) 
und  auch  dem  späteren  Shintökult  angehören. 

35  Die  Darstellung  des  Nihongi  ist  hier  lückenhaft  verglichen  mit  der 
des  KoJiKi.  Es  sollte  angegeben  sein,  dass  die  Göttin  sich  auf  den  Trog 
stellte  und  durch  Herumstampfen  darauf  I^rm  verursachte.  Vgl.  die  Parallel- 
stelle im  KojiKi :  „  .  .  .  dann  legte  sie  ein  nke  (tönendes  Brett  ?)  vor  die  Tliür 
der  himmlischen  Felsenhöhle  und  stampfte  darauf,  dass  es  ertönte,  und  tliat 
als  ob  sie  eine  göttliche  Inspiration  habe,  zog  die  "Warzen  ihrer  Brüste  heraus 
und  zog  den  Saumbund  ihres  Gewandes  bis  an  die  Scham  herab.  Da  schütterte 
das  holie  Himnielsgefilde  und  die  achthundert  Myriaden  Götter  alle  zusammen 
lachten." 

•'c  D.  h.  sie  geriet  in  einen  Zustand  der  Verzückung  und  stiess  in  diesem 
Zustande  Worte  aus,  welche  als  Eingebungen  einer  Gottheit  betrachtet  wurden. 
Die  Stelle  ist  interessant,  da  sie  zeigt,  dass  die  religiöse  Ceremonie  des  sich  in 
einen  visionären  Zustand  Versetzens,  wie  wir  sie  noch  jetzt  häufig  bei  den 
Shintoisten,  sowohl  Priestern  als  Laien,  beobachten  können,  uralt  ist.  Näheres 
über  diesen  wichtigen  Bestandteil  des  esoterLschen  Shintoismus  siehe  in 
P.  Loivel's  Aufsatz  Esoteric  Sliintö,  in  J.  A.  S.  T.  vol.  XXII,  pag  1  ff.,  und 
des  gleichen  Autors  Buch  „  Occult  Japan."  Aston  a.  a.  O.  hat  folgende  Note : 
In  Hirata's  Version  der  alten  mythischen  Erzählung  führt  er  hier  eine 
Formel  ein,  die  nach  dem  Küjiki  von  der  Sonnengöttin  dem  Ninigi  )io 
Mikoto  gelelirt  wurde,  nach  dem  Kogoshüi  aber  ursprünglich  von  üzume  no 
Mikoto  herrühren  soll.  Es  besteht  aus  den  Silben  Hito-futa-mi-yo-iUiu-inu-nana- 
ya-kokono-fari,  aus  denen  Hirata  sich  grosse  Mühe  gegeben  hat  einen  Sinn  zu 
ziehen.  Hito  ist  nach  ihm  =  „  Mann,  Mensch," /«'a  =  „ Deckel,"  i.e.  die  Tliür 
der  Felsenhöhle,  «ii)/o  =  Imperativ  von  mini  „sehen,"  so  dass  diese  Plirase 
bedeute :  „  Selit !   ihr  Götter  an  der  Thür !"   n.  s.  w.    Dass  diese  Wörter  jetzt 


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I02  „  Nihotigi,^'  Des  Göttcrzcitalters   erster   Teil.     [kap.  vi. 

zogen   Nakatomi   no    Kami   und   Imube   no   Kami ""'   sofort  ein 
mit    den    Wurzelenden    verflochtenes    Seil  '"'^ — es  Jieisst  micJi    ein 


einfach  die  Zahlwörter  von  eins  bis  zelm  sind,  ist  unleugbar,  aber  nach  seiner 
Argumentation  soll  dies  eine  spätere  Verwendung  sein. 

3''  Xakaiomi  no  Kami  „  der  Gott  Nakatomi,''  d.  i.  der  Ahngott  der  Xakatomi 
Familie,  als  dessen  eigentlichen  Xanien  wir  oben,  Kap.  VI,  Anm.  18  Ama  no 
Kcnjane  no  Mikoto  kennen  lernten.  Lnvh:'.  no  Kami  „der  Ahngott  der  Imube 
Familie  "  ist  Fido-tama  no  Mikoto.  ^Vnch  in  einigen  anderen  Fällen  sind  diese 
beiden  Götter  nach  ihren  menscliliehen  Nachkommen  benannt.  So  giebt  es  in 
der  Provinz  Aha  einen  Imube-} inj«  ;  die  Benennung  Nakalomi  no  Kami  kehrt 
im  Keikö-ki  Buch  7  wieder,  ferner  im  GötternamenregLster  der  Provinz  Chikugo, 

(CinKUfrO-KOKU-NAI-Jiy-MEI-CIIö). 

■'*  ^  tJi  .21  M  ^hiri-kume-naha,  ein  Seil  aus  E^isstroh,  das  mit  den  Wurzeln 
ausgerissen  wurde,  die  am  Ende  des  Seils  herausstehen.  Jetzt  in  shime-nalm 
verkürzt.  Ist  noch  bei  vei-scliiedenen  Ceremonien  im  Gel)rauch.  Die  Zeichen 
bedeuten :  „  ein  Seil  mit  herausragenden  [Wurzel-]  Enden."  Der  japanische 
Ausdruck  wird  verschieden  erklärt:  Mabuchi:  shi ri-he-kagiri-me-naha  „nach 
hinten  abgrenzendes  Seil ;"  Chaniberlain  und  Aston  folgen  Motowori 
und  übersetzen  „  bottomtied-rope."  Es  Lst  wohl  abzuleiten  von  -s/n'//  „hinten," 
knnw  verwandt  mit  kuvm  ^£  ,,  zusammenbinden,  verflechten,"  naha  „  Seil :" 
„  hinten-spann-Seil."  Nach  Professor  IVI.  Kurokawa  wurden  in  ältester  Zeit 
die  Höhlen,  worin  die  Japaner  wohnten,  verlassen,  wenn  darin  Jemand 
gestorben  war  (also  dieselbe  Praxis  wie  bei  manchen  formosanischen  Stämmen 
mit  den  Sterbehäusern),  und  zum  Zi'ichen,  dass  die  Stätte  nunmehr  eine 
Grabstätte,  und  nicht  mehr  ein  Wolmort  für  Lebende  sei,  soll  ein  Sltiri-kume- 
ntfia  vor  den  Eingang  der  Ihihle,  hinter  den  hinausgezogenen  Lebenden, 
gespannt  worden  sein. 


SlIIRr-KUME-NAHA. 


mm 


KAP.    VI.] 


Wiedererscheinen  der  Sonneng'öttin. 


103 


linkes  Seil^^ — als  Grenzlinie  vor  [den  Eingang  zur  Höhle]  und 
baten  sie  nicht  wieder  hinein  zurückzukehren. 

Hierauf  schoben  alle  Götter  die  Schuld  auf  Susa  no  Wo 
no  Mikoto  und  erlegten  ihm  eine  Busse  von  tausend  Tischen  ^* 
[mit  Opfergaben]  auf  und  bestraften  ihn  schliesslich  [auf  diese 
Weise].  Sie  Hessen  ihm  auch  die  Haare  ausreissen  und  Hessen 
ihn  dadurch  für  seine  Schuld  Genugthuung  geben. 

Es  wird  auch  berichtet,  dass  sie  ihm  die  Nägel  an  seinen 
Händen  und  Füssen  ausrissen  und  ihn  so  Genugthuung  geben 
Hessen. 

Nachdem  dies  geschehen  war,  verbannten  sie  ihn  endlich 
mit  göttlicher  Verbannung. 

I. — In    einer    Schrift    heisst    es : — Hiernach    befand    sich 
Waka-hiru-me  no  Mikoto  ^'  in  der  heiligen  Webhalle 


Im  K(JGOShOi  wird  es  0  ^  ^  hi  no  mi-iuiha  „  der  Sonne  erlauchtes  Seil " 
genannt.    Vgl.  ancli  die  folgende  Anmerkung. 

:m  So  wegen  seiner  Flechtart  genannt,  M-eil  es  in  der  Richtung  von  rechts 
nacii  links  geflochten  oder  gedreht  wird.  Die  hervorstehenden  Strohhalme 
sind  büschelförmig  arrangiert,  in  regelrecliten  Zwischenräumen,  und  zwar  so, 
dass  das  erste  Büschel  3,  das  zweite  5,  das  dritte  7,  das  vierte  wieder  3,  das 
fünfte  ö,  das  sechste  7  Halme  u.  s.  w.  bis  zum  Ende  des  Seils,  hat. 

'*"  ^  ^  M.  ^  chi-kura-okl-do  ;  chi  1000;  kwa=harahe-tsu-mono  wo  suwu  kura 
„  Gestelle  oder  Tischchen,"  worauf  die  Bussgegenstäude  gelegt  werden ;  oki 
von  oku  „hinlegen;"  do  oder  to  wohl  „Ort,"  mcht=tan  Jg,  wie  Shigetane 
erklären  will.  Der  Parallelismus  mit  dem  Ausdruck  chi-kura  no  oki-kura  ni 
oki4arahashite  „  auf  tausend  Stück  Gestellen  [die  Harahe-tsu-mono]  in  Fülle 
hinlegend ''  im  Oho-harahe  bestätigt  diese  Etymologie.  Chi-kura-oki-do  also 
wörtlidi:  „der  tausend-gestellige  Hinlege-Ort,"  d.  i.  tausend  Tische  mit  dar- 
aufgelegten Bussgegenständen. 

Je  nach  der  Kleine  oder  Grösse  der  Schuld,  welche  man  auf  sich 
geladen  hatte,  wurde  vom  alten  sakralen  Strafrecht  eine  kleinere  oder  grössere 
Anzalil  von  zu  erlegenden  Harahe-tm-mono  „  ßussgegenständen  "  vorgeschrieben. 
Dieselben  wurden  in  einen  Fluss  geworfen  und  von  den  Göttern  mit  den 
daran  haftenden  Sünden  ins  Meer  und  von  da  in  die  Unterwelt,  von  wo  her 
alles  Böse  stammen  soll,  weggeführt.  Tausend  Tische  Bus.sgegenstände  sind 
eine  ausserordentlich  grosse  Busse,  der  grossen  Summe  von  Uebelthaten  des 
Snsa  no  Wo  entsprechend. 

'^  „  Junges-Sonnen- Weib."     Im  Küjiki  ist   sie   als  jüngere  Schwester  der 


mm 


104  „  Nihongi,"'  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  vi. 

und  webte  die  erlauchten  Kleider  der  Götter.  Als 
Susa  no  Wo  no  Mikoto  dies  sah,  zog  er  einem 
scheckigen  Pferde  mit  Rückwärtsschindung  die  Haut 
ab  und  warf  es  in  das  Innere  der  Halle  hinein.  Da 
erschrak  Waka-hiru-me  no  Mikoto,  fiel  von  dem 
Webstuhl  herab,  verwundete  sich  mit  dem  Webschiff, 
welches  sie  in  der  Hand  hielt,  und  verschied  göttlich. 
Daher  sprach  Ama-terasu  Oho-mi-kami  zu  Susa  no 
Wo  no  Mikoto  und  sagte :  ,,  Du  hast  immer  noch 
ein  schwarzes  Herz.  Ich  wünsche  nicht,  dich  von 
Angesicht  zu  Angesicht  zu  sehen."  Darauf  begab 
sie  sich  in  die  Felsenhöhle  des  Himmels  hinein  und 
schloss  die  Felsenthür  zu.  Hierauf  war  die  ganze 
Welt  beständig  dunkel  und  es  gab  keinen  Unterschied 
zwischen  Tag  und  Nacht  mehr.  Daher  versammelten 
sich  die  achtzig  Myriaden  Götter  auf  dem  Hohen 
Marktplatz  des  Himmels  ^^  und  hielten  Nachfrage.  ^" 
Nun  war  da  ein  Gott  Namens  Omohi-kane  no  Kami, 
ein  Sohn  des  Taka-mi-musubi  no  Mikoto,  welcher 
Talent  zum  Ausdenken  von  Plänen  hatte.  Derselbe 
dachte  nun  nach  und  sprach  :  ,,  Lasst  uns  die  Gestalt 
(ein  Bildnis)   jener   Göttin ""  verfertigen  und  ihr  Gebete 

Sonnengöttin  Ama-terasu  Oho-mi-kami  aufgeführt,  im  Shi-ki  aber  als  Tochter 
der  Ama-terasu  bezeiclinet.  Erstere  Aufikssung  verdient  den  Vorzug  und  ist 
allgemein  angenommen.  Sliigetani  und  I  verlangen  übrigens  die  Lesung 
Waka-hi-me  statt   Waki-hLiu-me. 

■*^  Ama  MO  taka-lchl  oder  iakecJä,  ein  Ort  am  achtströmigen  Flusse  des 
Himmels.  Der  Versammlungsort  der  Götter  ist  wohl  so  benannt,  weil  sie 
hier  wie  die  Leute  auf  einem  Marktplatz  aus  allen  Himmelsgegenden  zusam- 
menkamen. Man  beachte  auch,  dass  Takedd  „  hoher  Marktplatz  "  der  2same 
eines  Distriktes  in  der  Provinz  Yamato  ist! 

*  Wahrscheinlich  fragten  sie  den  Gott  Taka-mi-nmaiihl  no  Mikoto  um 
Auskunft. 

■"  D.  i.  der  Ama-terasu  Oho-mi-kami.  Es  handelt  sich  aber  nicht  um  die 
Gestalt  der  anthropomorplien  Göttin,  sondern  um  die  Gestalt  der  Sonne 
selbst  in  Form  eines  metallnen  Spiegels.  Vgl.  die  folgende  Legende,  sowie 
den  Ausdruck  H  ^  ;$:  H  j,  Sonnen-gestaltiger  Spiegel "  im  Kogoshüi. 


KAP.  VI.]  Var.  s.    Verbergen  der  Soniieng'dttiu. 


ia5 


darbringen." 


Sie  machten  daher  hierauf  Ishi-kori- 
dome  ^'^  zum  Verfertiger  [des  Bildnisses],  welcher 
Metall  ^'"'  vom  Himmlischen  Kagu  Berge  nahm  und 
daraus  einen  Sonnen-Speer  "•'  verfertigte.  Ferner  zog 
er  in  einem  Stück  das  Fell  eines  trefflichen  Hirsches  ^^ 

+^  Ishi-kon-domz  oder  li^hi-JMri-tome  (auch  tohe),  erkläre  ich  als  ishi  „  Steiix," 
hori  von  kom  „  hauen  "  (verwandt  mit  kiru  schneiden  ?),  also  ,,  Stein-Hauer." 
Wenn  dome=tome  „  alte  Frau "  ist,  so  handelt  es  sich  um  eine  weibliche 
Gottheit;  wenn  wir  aber  darin  1oim  =  tobz,  wie  es  in  den  Männernamen  Take-tome 
no  Mikoto,  KuhciHhi-tome  no  Mikolo  (KÜJiKl),  Naguna-tobe,  N'ishiki-tobe  (JiMMr-Ki), 
Iki  no  Kuni  no  Ara-kaha-tobe  (SCjix-ki),  Kamga  no  Takc-kuiu-kai<o-ioine  u.  s.  w. 
vorkommt,  erblicken,  so  müssen  wir  Ixhi-kori-donie  als  eine  männliche  Gottheit 
betracliten.  Ich  entsclieide  niicli  für  die  letztere  Annalime.  In  der  nächst- 
folgenden Variante  dieser  liegende  wird  ein  Gott  Ama  no  Nukado,  der  Urahn 
der  Kagaml-tsukuri  d.  i.  der  Spiegelmacher  (Xanie  einer  Volksgruppe  Be), 
an  Ithi-kori-doine's  Stelle  genannt.  (Xaeh  dem  im  Shaku-Xihongi  citierten  5^ 
^  ist  Tshi-kori<lome  der  Werk-Gott  des  Himmels  und  ein  Solin  von  Ama  no 
Nukado). 

Xach  den  Zeichen  bedeutet  der  Xame  ,,  Stein-gerinnen-alte  Frau,"  docli 
ist  diese  Schreibung  nur  plionetisch.  Motowori's  Interpretation  I-Hhiküi-tome 
„  wieder  sclimiedende  alte  Frau  "  mit  .Vnlehnung  an  eine  Tradition,  dass  der 
Spiegel  zwei  Mal  geschmiedet  worden  sei,  weil  der  erste  nichts  taugte,  ist 
gekünstelt  und  unannehmbar. 

■^  Was  für  ein  Metall  gemeint  sei,  ist  unklar.  I  denkt  an  Eken,  Aston 
übersetzt  geradezu  mit  Kupfer  (wohl  in  Anlehnung  an  das  KüjiKl).  Ersteres 
ist  walirsclieinlicher ;  Iceinesfalls  aber  ist  unter  ^  kam  hier  Gold  zu  verstehen. 

-•^  Dieser  Hi-hoko  „  Sonnenspeer  "  scheint  idoitisch  mit  dem  im  Haupttext 
erwälinten  chi-maki  no  hoko  „  mit  Chi-Gras  umwundenen  Speer  "  zu  sein.  Die 
Ausdrucksweise  des  XihonCtI  Lst  an  dieser  Stelle  sehr  plump.  Die  Figur  der 
Göttin  kami  no  mi-kata  (d.  i.  der  Spiegel)  und  der  Sonnenspeer  hiJmko  sind  zwei 
vei-scliiedene  Dinge,  welche  alle  beide  von  dem  Werkgott  liergestcUt  wurden. 
H  möchte  sich  aus  dem  Dilemma  dadurcli  Iielfen,  dass  er  B  ^  hi-hoko  für 
eine  Korruptele  statt  0  H  hi  no  mi-kata  „  Figur  der  Sonne  "  erklärt.  Durch 
Vergleichung  der  betreffenden  Stellen  im  Kojiki  und  Küjiki  ergiebt  sich, 
dass  ein  Gott  Xamens  Ama4su-mara  (d.  i.  himmlischer  Penis),  und  nicht 
Ishi-kori-dome,  den  hi-boko  verfertigte,  was  mir  H's  Hypothese  zu  stützen 
scheint.  Ist  in  diesem  von  einem  Gott  ,,  Himmlischer  Penis "  verfertigten 
„  Sonnen-Speer  "  ein  Bestandteil  des  alten  Phalluskults  zu  erblicken  ?  Vgl.  das 
oben  Kap.  II,  Anm.  2  über  nu-boko  „Juwelen-Speer"  Gesagte. 

■"'  Ma-na-ka.  ma  „  trefflich "  ist  nur  ein  ehrendes  Praefix,  na  Genetiv 
Partikel,  vgl.  Kap.  V,  Anm.  12.  Im  Kojiki  ma-woshika,  von  gleicher 
Bedeutung. 


io6 


„  Nihoiigi,"  Des  Göttcr::eitalters  erster  Teil.     [kap.  vi. 


ab  und  verfertigte  daraus  einen  Himmlischen  Blase- 
balg. ■*^  Die  mit  dessen  Hilfe  ehrfurchtsvoll  angefertigte 
Göttin  ■'"  ist  die  im  Lande  Ki  wohnende  Göttin  Hi 
no  Kuma  no  Kami.  '^^ 
II. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Ihre  Hoheit  die  Sonnen- 
göttin machte  ein  Himmlisches  umzäuntes  Reisfeld  '^ 
zu  ihrem  erlauchten  Reisfeld.  Da,  als  es  Frühling 
war,  verstopfte  Susa  no  Wo  no  Mikoto  die  Kanäle 
[der  Reisfelder]  und  zerstörte  die  Dämme,  und  ferner 
im  Herbst,  als  die  Körnerfrüchte  bereits  reif  geworden 

*'  ^  ^  ha-buki  „  Fell-Blaser,"  aus  einem  Fell  gemachter  Blasebalg,  ha 
ist  nach  Hirata=/;a  in  kahn  „Fell,"  indem  er  dieses  "Wort  in  ke-ha^^ 
„  Haar-Feder  "  zerlegt.  Die  Federn  ha  eines  Vogels  werden,  wie  er  ausführt, 
auch  ke  ,,  Haar "  genannt,  und  umgekehrt  nennt  man  die  Haare  ke  eines 
Vierfüsslers  {kemono  —  ke  tsu  mono  behaartes  Wesen)  auch  hu  „Federn."  buki 
von  fnkw  „  blasen."  Für  Blasebalg  existiert  auch  das  Wort  fuki-kaha  „  Blase- 
Fell." 

5"  Mit  Hülfe  des  Blasebalges  wui-de  die  Schmiedearbeit  vollzogen,  nämlich 
aus  dem  Eisen  vom  Kagu-Berg  ein  Spiegel  verfertigt.  Dieser  Spiegel  ist  die 
Göttin,  oder  vielmehr  deren  Bildnis. 

•''1  Man  sollte  nach  dem  Vorhergehenden  erwarten,  dass  diese  Göttin  die 
Sonnengöttin  Ama-te!:>.su  sei.  Die  Darstellung  des  Xihoxgi  ist  aber  richtig, 
obgleich  lückenhaft.  Die  entsprecliende  Stelle  im  Kogoshui  klärt  uns  über 
den  wahren  Sachverlialt  auf:  „  Hierauf  Hessen  [die  Götter]  im  Anschluss  an 
den  Plan  des  Omolii-kane  no  Kami  durch  Ishi-kori-dome  no  Kami  einen 
Sonnengestaltigen  Spiegel  giessen.  Der  das  erste  Mal  gegossene  gefiel  aber 
nicht  ganz;  dieser  ist  die  Göttin  Hl  no  Kuma  no  Kami  des  Landes  Kii. 
Der  das  zweite  Mal  gegossene  war  von  schöner  Beschaffenlieit ;  dieser  ist  die 
grosse  Göttin  von  Ise  [d.  h.  Ama-terasu  ( )ho-mi-kami,  deren  Hanpttempel  ja 
bekanntlich  in  der  Provinz  Ise  sich  befindet]."  Das  Xinoxfi^i  berichtet  uns 
hier  also  nur  von  dem  ersten  niisslungenen  Gusse,  ohne  des  zweiten  Erwäh- 
nung zu  thun,  wodurch  die  ganze  Darstellung  schief  wird. 

H  ^  ^  Hi  no  Kunm  no  Kami,  niclit  Hi  no  Mähe  no  Kami  zu  lesen. 
Der  Göttin  Lst  der  Tempel  Hi-iw-Kiuiui  no  miya  im  Distrikt  Xakusa  der 
Provinz  Kii  geweiht ;  für  den  Xamen  dieses  Tempels  B  Hil  ^  sind  jetzt  auch 
die  Aussprachen  Hi-no-mki  no  miya  und  sinico-jap.  Nichi-zen-gü  im  Gebrauch. 
I  bemerkt,  dass  der  Xame  JE  no  Kuma  no  Kami  sich  auf  den  Sonnenspeer 
und  Spiegel  bezieht:  beide  zusammen  sind  eine  Gottheit,  oder  vielmehr  deren 
Emblem.     Der  Spiegel  ist  am  Speere  aufgehängt. 

5^  Jg  H  kaki-da,  ein  mit  einem  Zaun  zur  Abwehr  der  Tiere  umgebenes 
Reisfeld. 


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wtmF 


KAP.    VI.] 


Var. 


Verbergen  der  Sonne ng'öttin. 


107 


waren,  zog  er  Abgrenzungsseile  rings  um  sie  herum.  '^ 
Ferner  als  die  Sonnengöttin  sich  in  ihrer  Webhalle 
befand,  zog  er  einem  scheckigen  Pferde  bei  lebendigem 
Leibe  die  Haut  ab  und  warf  es  in  das  Innere  der 
Halle  hinein.  In  allen  diesen  mannichfaltigen  Dingen 
war  sein  Betragen  im  höchsten  Grade  roh.  Trotz 
alledem  machte  ihm  die  Sonnengöttin  in  ihrer  gütigen 
und  freundlichen  Gesinnung  gegen  ihn  keine  Vorwürfe 
und  hegte  kein  Uebelwollen  gegen  ihn,  sondern 
ertrug  alles  mit  Gleichmut  und  Geduld. 

Als  die  Zeit  herangekommen  war,  wo  die  Son- 
nengöttin das  Fest  des  Neuen  Schmauses  halten  wollte, 
da  Hess  Susa  no  Wo  no  Mikoto  unter  dem  erlauchten 
Sitze  im  Neuen  Palaste  "^''  heimlich  Kot.  Die  Sonnen- 
göttin, welche  nichts  davon  wusste,  nahm  direkt  auf 
dem  Sitze  Platz.  In  folge  dessen  wurde  der  Sonnen- 
göttin überall  in  ihrem  Körper  übel.  Deshalb  wurde 
sie  zornig,  nahm  gleich  ihren  Aufenthalt  in  der 
Felsenhöhle  des  Himmels  und  verschloss  die  Felsen- 
thür  derselben. 

Da  waren  alle  Götter  darüber  betrübt  und  Hessen 
den  Gott  Namens  Ama  no  Nukado,  "  den  Urahnen 
der    Kagami-tsukuri     Volksgruppe,*'     einen    Spiegel 


*'  Die  Hill  die  Felder  gezogenen  Seile  waren  ein  Zeiclien  des  Besitzrechtes 
dessen,  \velc']ier  die  Seile  anfspannte.  Snsa  no  Wo  niasst  sich  also  hier  wider- 
rechtlich das  Besitztnni  der  Ama-terasn  an. 

"'''"'  Siehe  oben  Anm.  6. 

■^■'  Vater  des  oben  genannten  iHlii-kori-dome.  Die  Bedeutung  des  Namens 
ist  dunkel.  Die  Zeichen  "^^  p  „  Himmels-Hülse-Tlior  "  sind  ohne  Zweifel 
nur  phonetisch  gebraucht,  aber  nukado  bleibt  unerklärlicli. 

■''''  Kagami-hukuri  -no  Be,  das  Be  der  Spiegelmacher.  Vgl.  Buch  29,  Kap. 
XI  (Tenimu  10.  Jahr,  10.  Monat,  5.  Tag),  wo  erwähnt  wird,  dass  das  Uji  der 
Kagami-tsukuri  no  miyatsuko  das  Kabane  Murazi  erhielt.  Sie  müssen  an 
verschiedenen  Orten  gewohnt  haben,  wie  durcli  Dörfer  in  den  Provinzen 
Yamato,  Idzu  n.  s.  w.,  welche  ihren  Namen  tragen,  bewiesen  wird.  Auch 
nach  ihnen   benannte   Shintötempel  giebt  es,  nämlich  den  Kagami-tsukuri  Ita 


ao8 


,,  Nihongi,"  Des  Götterzeitalters  erster  Teil.      [kap.  vi. 

Urahnen    der 


Anfertigung    von 


machen ;    den    Gott    Futo-tama,    den 

Imube,    beauftragten    sie     mit    der 

[weichen]    Opfergaben    [aus    Hanf    und   Maulbeerrin- 

denzeug]  ;  "'   und  die  Göttin  Toyo-tama,  ''**   die  Urahne 

der  Tama-tsukuri  Volksgruppe,  '''^  beauftragten  sie  mit 

der  Anfertigung    von   Juwelen.     Ferner  beauftragten 

sie    den    Gott    Yama-dzuchi "" 


achtzig 


Tama-gushi  "^ 


no  jinja,  in  welchem  der  Gott  Islii-kori-tlome  no  Mikoto,  und  den  Kagami- 
tsnkuri  Maki  no  jinja,  in  welchem  sein  Vater,  der  Gott  Ama  no  Nnkado  no 
Mikoto,  verehrt  wird.  Die  Be  der  Kagami-tsukuri  müssen  etwa  im  8.  Jahr- 
hundert vei-schwnnden  sein,  denn  in  s})äteren  Gescliichtswerken  vom  Shoku- 
XiHOXGi  an  wird  ihrer  nie  mehr  Elrwälinnng  gethan,  aucli  sind  sie  im 
Seishirokü  nicht  mit  aufgeführt. 

5"  Siehe  oben  Anm.  2(5. 

^^  loyo-tama  „Ueppiges-Juwel,"  „Herrliches  Juwel;"  toijo  iat  Honorificum. 
Hkata  citiert  aus  dem  Ex(1i-shiki  den  Xamen  eines  Shintotempels  im  Distrikt 
Nakata  (jetzt  Myötö  und  Myösai)  der  Provinz  Aha  (Shikoku),  welcher  Ama  no 
jHhb-kado-ivaki-toyo-taina-hime  nojüija  heis'rt,  und  bemerkt,  dass  in  diesem  Tempel 
wohl  die  Gottheit  Toyo-tumu  verehrt  wurde,  deren  voller  Name  ,,Himmels-Stein- 
Thüi-öffnen-üppiges-Juwel-wunderbares  Weib"  auf  die  Kolle  hinweist,  welche  sie 
bei  Oefihung  der  himmlischen  P'elsenthür  spielte.  Aus  dem  Xamen  dieses 
Tempels  ergiebt  sich  ferner,  dass  Tmjo-tama  nicht  ein  Gott,  sondern  eine  Göttin 
ist,  was  durch  das  iHOX-KoGOSHfi  und  Jimmeihisho  bekräftigt  wird,  wo  es 
lieisst:  „  KuHltl-uhirv-tama  no  Mikoto  ist  eine  Tochter  von  Taka-mi-musiibi  no 
Kami  und  jüngere  Scliwester  von  Taku-hata-chi-chi-hime  no  Mikoto.  I  hält 
letztere  Angabe  für  falsch ;  da  er  aber  nicht  das  Geringste  beibringen  kann, 
wodurch  sie  widerlegt  werden  könnte,  so  müssen  wir  das  iveihliche  Gesclilecht 
der  Gottheit  als  erwiesen  betrachten. 

•''"  Tanm-t^iihiri,  H  Tuma-aiiri  „Juwelen-Macher."  Siehe  Kap.  V,  Anm.  35. 

"^  Ul  fl  Ydina-diuchi  oder  Ycuna-ckuchi  no  Kami  „  Berg-Edler  "  (Zeichen : 
,,  Bergdonner  ")  ist  identisch  mit  dem  Kap.  IV,  Anm.  5  genannten  Oho-yama- 
ifiii-mi  no  Kami,  dem  Berggott.  Die  Lesung  Yama-ikachnchi  ist  nicht  gut.  Es 
ist  dasselbe  ff  tsuchi  wie  in  l\ike-mika-clzuclii,  Itsu  no  Ka(ju-<lziLc'n,  lim  no 
Yamn-dzuchi  u.  s.  w. 

ßi  Sowohl  acJitziff  als  füiiffiiindeii  sind  als  unbestimmte  grosse  Zahlen,  im 
Sinn  von  „  viele  "  zu  nehmen. 

Mabuchi  versteht  unter  tama-gushi  3E  ^  einen  Bambus  oder  ein  Baunistück 
(Baumzweig)  mit  daran  gehängten  tama  „  Juwelen."  Er  gründet  seine  Ansicht 
auf  eine  Stelle  in  einem  Gedichte  des  Maxyöshü,  III  132,  welche  lautet: 
iva(ja  yado  ni  mi-nioro  wo  tatete  ihaJii-be  im  ^uhe  taka-daina  im  ma  nakii  nvki-tare 
u.  s.  w.  „  in  meinem  Hanse  riclite  ich  ein  erlauchtes  Gemach  her,  stelle  Opfer- 


llip 


■üpip 


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KAP.  VI.]  Var. 


Verdenken  der  Sonne7i";'dttin. 


109. 


von  dem  fünf  hundertästigen  trefflichen  Sakaki  Baum 
zu  beschaffen,  und  den  Gott  Nu-dzuchi"^  achtzig 
Tamagushi  von  dem   fünfhundertzweigigen  Nu-suzu"^ 


Krüge  hin,  und  Bambus-Juwelen  (taka-dama,  d.  i.  taina,  welche  an  Bambus  mit 
Schnüren  aufgehängt  sind)  durchziehe  ich  lückenlos  (dicht  an  einander  gereiht), 
[mit  einer  Schnur]  und  hänge  sie  daran."  Dies  ist  nach  Mabuchi  und  Hirata 
identisch  mit  unserem  tama-gushi,  etwa  „  Juwelen-[geschmückter]-Stock." 
Unter  ku-ffii  vei-steht  man  im  allgemeinen  einen  Gegenstand,  der  in  etwas 
li ineingesteckt  wird  (kushi  wa  mono  ni  sashi-tateru  wo  iu),  warum  ein 
Kamm,  der  ins  Haar  gesteckt  wird,  auch  /cushi  heisst.  Im  speziellen  ist  kushi 
ein  kleines  Sakaki-Stüek,  ein  Sakaki-Zweig  (oder  auch  ein  Susu-Zweig,  siehe 
Anm.  68),  den  man  irgend  in  ein  Behältnis  oder  Ständer  hineinsteckt  oder 
auch  in  der  Hand  hält,  im  Gegensatz  zum  grossen  mit  der  Wurzel  ausgegrabenen 
Sakaki  Baum.  Das  Tama-gushi  ist  ein  solches  ku«hi,  woran  durclibohrte  und 
mit  einer  Schnur  durchfädelte  Juwelen  angeliängt  sind.  Hirata  bemerkt,  dass 
man  wohl  die  Tama-gushi,  wie  dies  auch  später  geschah,  in  der  Hand  gehalten 
und  den  Göttern  dargebracht  liabe.  Aus  den  Ceremonienbüchern  (gi-sliiki-sho) 
zum  Shintö  Gottesdienst  erhellt,  dass  man  in  alter  Zeit  beim  Gottesdienst 
sowohl  im  3Iiya  als  an  den  Thüren  desselben  Sakaki  zum  Schmucke  hinstellte. 
Noch  jetzt  werden  beim  Matsuri  zwei  Sakakibäume  mit  den  Wurzeln  rechts- 
und  links  vt)r  den  Eingang  des  Tempels  gestellt.  Ferner  werden  beim 
Gottesdienst  von  den  Teilnehmern  an  der  Kultliandlung  Sakakizweige  darge- 
bracht. Auch  bei  der  Begrübnisceremonie  ist  es  üblich,  dass  man  vor  dem  Sarge 
achtbeinige  Tische  aufstellt,  und  dass  die  I^e idtragenden  darauf  kleine  Sakaki- 
zweige mit  dai-an  hängenden  Papierstreifen  (eigentlich  Streifen  aus  yufu  Papier- 
maulbeerrindenzeug)  als  Opfergabe  für  die  Seele  des  Verstorbenen  hinlegen. 

Motowori  will  tama  in  tama-gushi  als  eine  Kontraktion  aus  tamuke 
„  Opfer-  oder  Weihgeschenk  "  erklären,  was  aber  lautgesetzlich  unmöglich  ist. 
Die  Erklärung  tama  ,,  Juwel "  ist  dazu  so  überaus  einfach  und  plausibel,  dass 
man  doch  nicht  weiter  zu  schweifen  br'aucht. 

•'-  Nu-ihvchi  oder  Nu-tsuchi  „  der  Feld-Altehrwürdige,"  d.  i.  der  Feldgott. 
Vgl.  Kap.  ITI,  Anm.  7. 

*'•'  Nu-susu  oder  Nw-susu  „  Feld-Suzu  "  ist  eine  sehr  kleine  Bambusart,  eine 
Art  Shinome-dake,  von  schwarzer  Farbe,  die  noch  jetzt  in  den  Provinzen  Aha, 
Tosa  u.  s.  w.  Shsu  genannt  wird.  Auch  der  Name  Suzuki  findet  sich  dafür ; 
so  liest  z.  B.  das  Shi-ki  siizuki  statt  mi-siisu.  Su.su  soll  ein  onomatopoetisches 
Wort  sein,  indem  die  Blätter  im  Winde  ein  sausendes  Geräusch  hervorbringen, 
das  imgefähr  wie  su-su  tönt.  Sowolil  aus  *S*«Z;aÄ('-Zweigen  als  aus  Susu  wurden 
Ohc-iaiim-gudii  gefertigt  und  bei  -der  Divination  gebraucht,  doch  sind  die 
näheren  Umstände  ihrer  V^wendungsweise  dabei  nicht  mehr  bekannt.  Susu 
ist  wahi-scheinlich  mit  sasa,  Name  ehier  bekannten  kleinen  Bambusart  (Arun- 
dinaria  japonica),  etymologisch  verwandt. 


iiWiiiiillil 


lilililiill 


Jio  „AHhongi,"  Des  Göttcrscitaltcrs  erster  Teil.      [kap.  vi. 

zu  beschaffen.  Nachdem  alle  diese  Gegenstände 
sämtlich  zusammengebracht  worden  waren,  da  bat 
Ama  no  Koyane  no  Mikoto,  der  Urahn  der  Nakatomi, 
[die  Göttin  Amaterasu]  inständig  mit  göttlich  instän- 
diger Bitte.  "^  Hierauf  öffnete  gleich  die  Sonnengöttin 
die  Felsenthür  und  kam  heraus.  Bei  dieser  Gelegenheit 
schlug  der  Spiegel,  als  man  ihn  in  die  Felsenhöhle 
hineinthat,  gegen  die  Thür  und  bekam  einen  kleinen 
Sprung.  Dieser  Sprung  ist  heutigen  Tags  noch  vor- 
handen. Dieses  ^''  ist  die  in  Ise  verehrte  grosse 
Gottheit.  Hiernach  wurde  Susa  no  Wo  no  Mikoto 
für  schuldig  erklärt  und  es  wurden  von  ihm  Bussge- 
genstände ^^  gefordert,  und  zwar  [nahmen  sie]  die 
Enden  seiner  Hände  als  gute  wegzuwerfende  Dinge 
und  die  Enden  seiner  Füsse  als  schlechte  wegzu- 
werfende Dinge;"'  seinen  Speichel  wiederum  nahmen 


W  Sl 


Wi  WLWL  ^  kaiiui-hoHuki  hosakiki  homku  liat  jetzt  die  Bedeutung 
„  wiederholen,  dasselbe  wiederholen ;"  das  chin.  Zeichen  bedeutet  abei-  ,,  in- 
ständig bitten,"  und  diese  Bedeutung  will  auch  Ilii'ata  mit  homki  verbunden 
wissen.  H  dagegen  will  homki  als  Kontraktion  aus  der  kaum  möglichen  Ver- 
bindung g^  ^  hogi-saki  erklären.  Das  Praelix  kmnu  ,,  göttlich  "  steht  hier  wie 
in  den  analogen  Fällen  kaniu-tmidolil  „göttliche  Versammlung,"  kamu-hakari 
,,  göttliche  Beratung." 

"■5  D.  i.  der  Spiegel. 

"6  harahe-tsu-moiio,  wörtlich  ,,  ßeinigungsdinge,"  weil  sie  zur  Ceremonie  der 
Reinigung  verwendet  wurden. 

®'  S  ^  ^if  yo^hi-kir(ihl-)iiono  „  gute  wegzuwerfende  Dinge  "  sind  nach  Sliige- 
tane  die  Zeichen  oder  Merkmale  der  Reinigung,  welche  bei  jedem  Kuitusdienst 
vorgenommen  wird.  [Xj  ^  if^  ashi-kirahi-rnono  „  schlechte  wegzuwerfende  Dinge  " 
sind  nach  derselben  Autorität  die  Bussgegenstände  für  wirkliche  selbstbegangene 
Vergehen.  Beim  Reinigungsprocess  hamhe  werden  nämlich  zwei  Seiten  unter- 
schieden :  eine  gute  Seite,  bei  der  es  sicli  um  die  Herbeischaffung  von  Glück, 
und  eine  schlechte  Seite,  bei  der  es  sich  um  die  Hinwegschaffung  von  Unglück 
handelt.  Mehr  ins  einzelne  gejiend  werden  im  Rui-jC-sax-dai-kyaku  folgende 
vier  ,\.rten  von  haralie-tsu-mono  mit  Unterabteilungen  unterschieden: 

«   ^Wi^f^    -^'"    '"*    harahe-li^n-iaono    28    Sorten 

6    ±    „    „    ,,     Kami  no         „      „      „        26         „ 

''        ™       ))       )>        ))         -tVrtMt       ,,  ,,  ,,  ,,  -d-,  ,, 


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22 


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J^AP.    VI.] 


Var.  z.  Busse   Sitsanowd  s. 


III 


sie  als  weisse  weiche  Opfergabe,  und  seinen  Nasenfluss"^ 
nahmen  sie  als  grüne  weiche  Opfergabe,  und  damit 
war  die  Reinigung  zu  Ende  geführt.  Zuletzt  ver- 
bannten sie  ihn  gemäss  dem  Gesetze  der  göttlichen 
Verbannung. 
III. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Hierauf  hatte  die  Son- 
nengöttin drei  Reisfelder,  deren  Namen  waren  :  das 
Leichte  *"•  Reisfeld  des  Himmels,  das  Ebene  Reisfeld 
des  Himmels,  und  das  Dorf-nahe'"  Reisfeld  des 
Himmels.  Alle  diese  waren  gute  Reisfelder  und 
litten   niemals   Schaden,   auch    wenn   sie   von   langan- 

im  ganzen  also  96  Sorten.  Was  für  Gegenstiinde  dies  seien,  erfahren  wir  z.  B. 
aus  Temmu-ki  5.  Jahr,  S.  Monat,  16.  Tag  (Seite  18)  und  10.  Jahr,  7.  Monat, 
30.  Tag  (Seite  41).  An  letzterer  Stelle  werden  von  den  Kuni  no  miyatsuko 
Skiaren  als  Jutrcdie-tsu-mono  verlangt;  in  welcher  Weise  diese  aber  beim 
Keinigungsprocess  zur  Verwendung  kamen,  ist  nicht  ersichtlich. 

Die  oben  gegebene  Erklärung  von  yoshi-kirahi-mono  und  ashi-kirahi-mono 
stimmt  auch  zu  den  Anschauungen  Motowori's.  Dieser  versteht  unter  den 
guten  Reinigungsopferspenden  {Yo-'<hi-klrahi-moiw  =  yoshi  haralie,  mhi-kirahi-mono 
=  ashi-kimhe ;  kirafu  bedeutet  die  betrefienden  Gegenstände  verabscheuen  und 
wegwerfen)  die  beim  Eeinigungsritus  dienenden  sakralen  Geräte,  und  unter 
den  schlechten  Beinigungsopferspenden  die  Gegenstände,  welche  der  Sünder 
besessen  und  gebraucht  hat,  und  die  deshalb  als  verunreinigt  wegzuwerfen 
sind. 

Mit  den  „  Enden "  sind  die  Nägel  geraeint,  wie  aus  der  weiter  unten 
folgenden  Parallelstelle  hervorgelit.  Auch  im  Kojiki  wird  das  Ausreissen 
seiner  Finger-  und  Zehennägel  erwähnt.  Wie  Motowori  meint,  sei  das  Vergehen 
des  Susa  no  Wo  so  schwer  gewesen,  dass  die  Opferung  der  sonst  üblichert 
harahe-isii-mono  nicht  genügt  habe,  und  dass  deshalb  noch  seine  Fingernägel  und 
Zehennägel  unter  die  beiden  Arten  der  Opferspenden  mit  einbezogen  worden 
seien.  Vgl.  auch  Weipert's  Aufsatz  „  Das  Sliintogebet  der  grossen  Eeinigung  " 
in  Heft  58  der  Mittheilungen,  und  meine  Axcient  Japanese  Rituals,  T.  A.  S. 
J.  vol.  27,  part  1. 

CS  Yodari  nach  Vi  =  hanadarl  „  Xasenausfluss."  Jetzt  bedeutet  Yodari  nur 
Mundfluss,  Geifer,"  besonders  bei  kleinen  Kindern. 

69  D.  i.  leicht  zu  kultivierendes  Reisfeld. 

'ö  Mura-ahase-ta,  von  H  nach  Motowori's  Vorschlag  mura-yori-da  gelesen. 
I  schlägt  für  ^  auch  die  Lesung  nami  vor,  also  mura-ncmii-fa,  was  die  Bedeutung 
von  mura  ni  narahitaru  ta  haben  würde.  Die  Bedeutung  bleibt  im  wesentlichen 
dieselbe. 


112  „  Nihongi,"'  Des  G'ötte^'seitalters  erster  Teil.     [kap.  vi. 

dauerndem  Regen  oder  von  Dürre  betroffen  wurden. 
Nun  hatte  auch  Susa  no  Wo  no  Mikoto  drei 
Reisfelder,  deren  Namen  waren  :  das  Pfahl- Reisfeld  ^^ 
des  Himmels,  das  Fluss-nahe  '"  Reisfeld  des  Himmels, 
und  das  Mund-scharfe'^  Reisfeld  des  Himmels.  Diese 
alle  waren  unfruchtbare  Ländereien.  Wenn  es  regnete, 
so  wurde  [der  Boden]  weggeschwemmt,  und  wenn 
Dürre  herrschte,  so  war  er  ausgetrocknet.  Deshalb 
war  Susa  no  Wo  no  Mikoto  neidisch  und  zerstörte 
die  Reisfelder  seiner  älteren  Schwester.  Im  Frühling 
zog  er  die  Schleussen  auf,  verstopfte  die  Kanäle  und 
durchbrach  die  Reisfelddämme ;  ferner  übersäete  er 
auch  die  Saat.  Im  Herbst  steckte  er  spitzige 
Stäbchen  '^  [in  den  Boden  der  Felder]  und  Hess 
Pferde  darin  lagern.  Trotz  aller  dieser  Niederträch- 
tigkeiten, die  er  unaufhörlich  verübte,  machte  ihm  die 
Sonnengöttin   keine   Vorwürfe,    sondern    hatte   immer 


•pr 


<^-5. 


"^  I).  i.  ein  Feld,  wo  noch  zahlreiche  unausgerodete  .Stümpfe  das  Bebauen 
erschweren. 

'-  Welches  leicht  Ueberschwemraungen  ausgesetzt  ist. 

'■'  P  Ife  ffl  kiichi-to-da ;  I:  kaha-kuchi-to-cla,  Keisfelder  auf  welche  vom 
Flusse  her  das  Wasser  jäh  hereinstürzt.  H  entscheidet  sich  nicht  über  die 
Bedeutung  des  Ausdrucks,  meint  aber,  dass  vielleicht  solche  Reisfelder  gemeint 
seien,  worüber  viel  Streit  entsteht,  kuchi-to  im  Sinne  von  kuchi-toku  aramfu 
„  mit  spitzem  Munde  (spitziger  Eede)  streiten."  Eine  gewiss  mehr  originelle 
als  überzeugende  Hypothese ! 

"^  Damit  man  sich  die  Füsse  verletzen  sollte,  wenn  man  das  Feld  betrat. 
Die  vom  Shi-ki  gegebene  Erklärung,  d;uss  kushi  (spitze  Stäbchen,  nicht  Kämme) 
unter  Beschwörungsformeln  in  die  Eeisfelder  gesteckt  wurden,  damit  jeder, 
welcher  die  Reisfelder  unrechtmässiger  Weise  beanspruchte,  vernichtet  werden 
sollte,  kann  hier  wenigstens  nicht  in  Betracht  kommen.  Es  handelt  sich  hier 
nicht  um  Bestreitung  der  Eigentümerschaft  der  Felder,  sondern  nur  um 
groben  Unfug  und  Schabernack.  Das  Uebersäen  der  Saat  {nhtki-makl  wieder- 
lioltes  Säen)  eines  schon  bebauten  Feldes  soll  die  erste  Saat  in  Unordnung 
bringen  und  dadiu'ch  die  Ernte  vereiteln.  Man  vgl.  Loki's  Hafer.  Die  erstge- 
nannten fünf  bösen  Streiche  werden  auch  im  Oho-harahe  no  kofobu  als  „  himmlische 
«Sünden,"  weil  von  Susa  no  Wo  im  Himmel  begangen,  aufgezählt.  Vgl.  meine 
Ancient  Japanese  Rituals  in  T.  A.  S.  J.  vol.  27. 


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MiiP 


KAP.  VI,]  Vaj\  z.    Verbergen  der  Sonne iig'öttin. 


113 


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in  versöhnlichem   Sinne   mit  ihm  Nachsicht,  u.  s.  w., 
u.  s.  w.  , 

Als  er  dazu  kam,  dass  die  Sonnengöttin  sich  in 
der  Felsenhöhle  des  Himmels  einschloss,  da  schickten 
sämtliche  Götter  Kogoto-Musubi's  ''  Sohn  Ama  no 
Koyane  no  Mikoto,  den  Urahn  der  Nakatomi  no 
murazi,  und  Hessen  ihn  ein  Gebet  hersagen.  Hierauf 
riss  Ama  no  Koyane  no  Mikoto  einen  trefflichen 
Sakaki  Baum  des  Himmlischen  Kagu  Berges  mit 
den  Wurzeln  heraus,  und  an  den  oberen  Zweigen 
hing  er  einen  Yata  Spiegel  auf,  welcher  von  Ama 
no  Nukado's  Sohn  Ishi-kori-tobe,  dem  Urahn  der 
Spiegelmacher,  gefertigt  worden  war ;  an  den  mittleren 
Zweigen  hing  er  krumme  Edelsteine  '"  von  Yasaka 
Juwel  auf,  welche  von  Izanagi  no  Mikoto's  Sohn 
Ama  no  Akaru-tama,  dem  Urahn  der  Juwelenmacher^ 
gefertigt  worden  waren ;  an  die  unteren  Zweige 
[endlich]  hängte  er  Baum-Fasern,  "  die  von  Ama  no 
Hi-washi,  "'*    dem    Urahn     der     Imube     der    Provinz 


'^  Ko(jofo-m)i!^ubi  no  Mikoio  im  KÜJIKI  als  Enkel  von  Tsu-haya-musubi  no 
Mikoto  angegeben.  Vgl.  den  Appendix  (Küjiki). 

'*•  Magu-tama,  achatähnliehe  Steine  von  krummer  Gestalt.  Siehe  oben 
Kap.  V,  Anm.  6  und  36,  wo  Näheres  über  Form,  Material  und  Verwendung. 

'"  Aus  der  Einde  des  A'oj';'  Baums  (Pai)iermaulbeer)  gefertigt,  und  yufu 
genannt. 

'*  ,,  Sonnen- Adler  des  Himmels."  I  citiert  mehrere  Bruchstücke  aus  dem 
Aha  no  kcni  Imube  xo  keifu  (^Ih)  „  Stammbaum  der  Imube  der  Provinz 
Aha,"  einem  Werke,  das  er  übrigens  als  wenig  zuverlässig  -  erklärt.  Xach 
dieser  Schrift,  welche  die  Ahnensehaft  der  Imube  von  Alia  auf  den  Hi-washi. 
zurückführt,  soll  Hi-wa^ld  no  3Lkoto  einen  Sohn  Olio-ana-hiko  no  Mikoto,  und 
dieser  wieder  einen  Sohn  Yvfutm-nmhi  no  Mikoto  gehabt  haben.  Als  dieser 
letztere  Gott  nacli  den  östliclien  Ländern  (Ostprovinzen)  kam,  „  war  da  ein 
wunderbarer  Vogel  und  llog  am  weiten  Himmel.  Seine  goldnen  Flügel 
glänzten  vom  Sonnenlicht  und  salien  wie  Blitze  aus.  Sein  Geschrei  machte 
Berge  und  Flüsse  wiederliallen  und  die  Erde  beben.  Deshalb  fürchteten  sich 
alle  Leute  und  flücliteten  in  Verwirrung.    Yufutsu-nushi  no  Mikoto  hielt  ihn 

für  ein  wunderbares  Wesen vi.  s.  w.  Zu  jener  Zeit  erschien  einem  Menschen 

ein  Gott  und  teilte   ihm  mit :   Ich  bin  der   Gott   Hi-mi^d-lMlxru-ya  (Sonnen- 


1 14  „  Nihongi,"   Des  Götterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  vi. 

Aha, '"  verfertigt  worden  waren.  Dann  Hess  man 
Futo-tama  no  Mikoto,  den  Urahn  der  Imube  no 
obito,  [den  Sakaki-Baum]  in  die  Hand  nehmen  und 
mit  reichen  und  inbrünstigen  Worten  eine  Preisrede 
vollenden. 

Als  nun  die  Sonnengöttin  dies  hörte,  sagte  sie: 
„  Obgleich  in  letzter  Zeit  die  Leute  viele  Gebete  an 
mich  gerichtet  haben,  so  war  doch  keines  darunter 
von  solcher  Eleganz  und  Schönheit  der  Sprache." 
Darauf  öffnete  sie  ein  wenig  die  Felsenthür  und 
schaute  hervor.  Da  zog  Ama  no  Ta-chikara-wo  no 
Kami,  welcher  neben  der  Felsenthür  lauerte,  [die  Thür 
vollends]  auf,  ^^  und  der  Glanz  der  Sonnengöttin 
füllte  das  ganze  Universum.  Daher  waren  die  Götter 
alle  hoch  erfreut  und  erlegten  dem  Susa  no  Wo  no 
Mikoto  alsdann  eine  Busse  von  tausend  Tischen  [mit 
Opfergaben]  auf.  Die  Nägel  seiner  Hände  machten 
sie  zu  guten  wegzuwerfenden  Dingen,  und  die  Nägel 
seiner  Füsse  machten  sie  zu  schlechten  wegzuwer- 
fenden Dingen.  Dann  Hessen  sie  Ama  no  Koyane 
no  Mikoto  die  prächtigen  Ritualworte  mit  Bezug 
auf    seine    Reinigung  handhaben  *'    und    Hessen     ihn 


Adler-fliegender-Pfeil).  Ich  will  in  diesem  Lande  meinen  Sitz  aufschlagen — u. 
s.  w.  Hierauf  fühlte  Yufutsu-nushi  no  Mikoto  Ehrfurcht  vor  der  Macht  seines 

Ahnengottes .    Er  Hess   ihm   einen  Sitz    (Tempel)    herricliten   und   ihn 

verehren,  und  nannte  den  Tempel  Matsubara-jinja."  Da  I  nur  diese  Fragmente 
mitteilt,  lässt  sich  leider  der  Gang  der  Erzählung  nicht  ganz  klar  erkennen. 

'>^  Die  Provinz  soll  ihren  Namen  daher  haben,  dass  dort  viel  Hirse  aha. 
gedeiht. 

***  ^1  53  hiki-akwu  „aufziehen;"  die  Thür  ist  also  als  eine  Schiebethür 
gedacht,  wie  ja  in  Japan  fast  alles,  was  unseren  Thüren  und  Fenstern  entspricht, 
zum  schieben  eingerichtet  ist. 

81  So  ist  ^"X  %  M  -mt  W  ^  M  ^.  ^  iZ  W-  ^  ^ono  harahe  no  futo-norito-goto 

wo  shirashime  wörtlich  zu  übersetzen.     Aston   übersetzt  freier:    tliey  caused  A. 

o  take  Charge  of  his  Great   Purification    Liturgy.     Die   hier  erwähnten  futo- 

iwrito-goto    „  prächtigen   Eitual-Worte "   sind  allerdings  auch   nach   Shigetane's 


IHÜiii 


KAP.  VI.]       Var.  z.  Busse  21.   Verbannung  Susanowo' s. 


"5 


dieselben  recitieren.  Dieses  ist  der  Grund,  warum 
die  Leute  der  Welt  ihre  eigenen  Nägel  sorgfaltig  auf- 
bewahren. *^ 

Hierauf  machten   alle    Götter   dem  Susa  no  Wo 

no  Mikoto  Vorwürfe  und  sprachen  :  „  Dein  Betragen 
ist  im  höchsten  Grade  frech  gewesen.  Deshalb  darfst 
du  nicht  im  Himmel  wohnen.  Auch  darfst  du  nicht 
im  Mittellande  des  Schilfgefildes  wohnen.  Mache 
schleunigst  dass  du  nach  dem  Grund-Unterlande  ^ 
fortkommst !"  Damit  trieben  sie  miteinander  ihn 
nach  unten  fort.  Zu  dieser  Zeit  nun  gerade  fiel 
unaufhörlich  Regen.  Susa  no  Wo  no  Mikoto  band 
grünes  Gras  zusammen  und  verfertigte  sich  daraus 
einen  Regenmantel  und  einen  breiten  Hut*^  und  bat 
so  die  Götter  alle  um  Herberge.  Die  Götter  alle 
sprachen  :  „  Dein  Betragen  ist  schmutzig  und  böse 
gewesen,  und  darum  bist  du  verbannt  worden.  Wie 
kannst  du  von  uns  Herberge  verlangen  ?"    Schliesslich 

Meinung  in  den  Oho-harahe  no  kotoba  enthalten.  Seine  d.  i.  Susa  no  Wo's 
Keinigung. 

*2  Nach  1  ist  mit  diesem  Aufbewahren  das  Vergraben  in  die  Erde 
gemeint.  Von  abergläubischen  Sitten,  die  in  Japan  wie  auch  anderswo  an 
das  Schneiden  der  Nägel  geknüpft  sind,  erwähne  ich  noch  folgendes :  In 
einem  historischen  Werke  ^  H?  ^  M  ^Jin  M  /t^  Kö-yö-gun-kan-kichi-yö-hon 
wird  von  dem  Wegwerfen  der  Nagelabfälle  in  einen  Fluss  gesprochen.  Nach 
dem  TosA-KiKKi  werden  die  Nägel  nur  am  JVe-Tage  (Tag  der  Katte)  geschnitten, 
und  in  einer  Anmerkung  im  Shügaishö  heisst  es :  „  Am  Ushi-Tage  (Tag  des 
Ochsen)  werden  die  Fingernägel,  und  am  Tora-Tage  (Tag  des  Tigers)  die 
Zehennägel  geschnitten."  Ein  noch  jetzt  bestehender  Aberglaube :  Am  6.  Tage 
des  1.  Monats  wird  nadzuna  „  Täschelkraut "  gepflückt  und  unter  verschiedenen 
Ceremonien  zerliackt.  Am  folgenden  Tage  thut  man  das  gehackte  Kraut  in 
ein  Becken  mit  Wasser  und  taucht  die  Finger-  und  Zehenspitzen  beider 
Hände  und  Füsse  einmal  liinein.  Nach  Vollzug  dieser  Ceremonie  kann  man 
dann  das  ganze  Jahr  hindurch  unbescliadet  zu  jeder  beliebigen  Zeit  seine 
Nägel  schneiden. 

^  D.  i.  der  Hades,  das  Yomirim-kiini.  Das  „  Mittelland  "  scheint  die  Erde 
überhaupt  zu  sein,  als  zwisclien  Himmel  und  Unterland  liegend. 

^  Mino  „  Regenmantel "  und  kasa  „  breiter  Hut,"  aus  Suge,  einer  Art  Schilf- 
gras, oder  Eeisstroh,  noch  jetzt  bei  Eegenwetter  von  Bauern   u.  s.  w.  getragen. 


Ii6  „Nihongi,"  Des   Götterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  vi-. 

*  wiesen  sie  alle   miteinander  ihn  ab.     Obgleich   Wind 

und  Regen  fiirchterlich  waren,  stieg  er  deshalb,  da 
er  kein  Obdach  zur  Ruhe  finden  konnte,  schmerzlich 
betrübt  hinab.  Seit  dieser  Zeit  bis  zum  heutigen 
Tage  vermeidet  man  in  der  Welt  mit  einem  Regen- 
mantel und  breiten  Hut  bekleidet  in  das  Haus  anderer 
Leute  einzutreten  ;  •'*'  ferner  auch  vermeidet  man  mit 
einem  Bündel  Gras  auf  dem  Rücken  in  das  Haus 
anderer  Leute  einzutreten.    Demjenigen,  der  hiergegen 


Kasa. 


**•■  In  den  Dörfern  Dowi-niura  und  Kanda-mura  im  Distrikt  Abu  der 
Prcivinz  Xagato,  und  iu  dem  Dorfe  Oliokulx)  im  Distrikt  Kaiioashi  der  Provinz 
Iwami  gilt  es  seit  der  ältesten  Zeit  als  verahsclieuenswert,  das  Haus  eines 
anderen  mit  einem  s-mje-r/am  „breiten  Hut  aus  Sugescliilf"  und  einem  kahara- 
■jiiino  „Regenmantel"  (ebenfalls  aus  Sugeseliilf)  zu  betreten.  Dagegen  ist  das 
Betreten  der  Häuser  anderer  erlau])t,  wenn  man  mit  einem  take-gasa 
,,Bambus]iut  "  und  ivura-mino  „  ötrobregenmantel  "  bekleidet  ist.  Die  beiden 
letzteren  Fabrikate  scheinen  in  späterer  Zeit  erlaubt  worden  zu  sein,  um  die 
alte  rigorose  und  ziemlich  unbequeme  Sitte  eines  absoluten  Verbotes  zu 
mildern.  Auf  die  erwähnte  Sitte  bezieht  sicli  auch  ein  Gedicht  von  dem 
Dichter  Tame-ihe,  welches  lautet  : 

Anui  (jormno 

Kaaa  kite  uchi  he 

Im  koio  ha 

Kami-yaraJd  yori 

Imu  to  ifu  nari. 


J^^ 


IPP 


KAP.    VI.] 


Var.  z.    Verbannung.  Stisanozvo's. 


117 


verstösst,  wird  jedenfalls  eine  Busse  auferlegt.  ^  Dies 
ist  eine  Vorschrift,  die  von  der  allerältesten  Zeit  her 
auf  uns  überkommen  ist. 

Hiernach  sprach  Susa  no  Wo  no  Mikoto  :  „  Alle 
Götter  haben  mich  verbannt,  und  ich  bin  jetzt  im 
Begriff  auf  ewig  fortzugehen.  Warum  sollte  ich 
meine  ältere  Schwester  nicht  von  Angesicht  zu 
Angesicht  sehen,  sondern  eigenwillig  von  selbst  so 
ohne  weiteres  von  dannen  gehen  ?"  Darauf  stieg  er 
wiederum  zum  Himmel  empor,  und  machte  den 
Himmel  und  machte  die  Erde  [von  seinem  Geräusche] 
wiederhallen.  Als  nun  Ame  no  Uzume  ihn  sah, 
gab  sie  der  Sonnengöttin  davon  Nachricht.  Die 
Sonnengöttin  sprach :  „  Der  Grund,  warum  mein 
jüngerer  Bruder  heraufgekommen  ist,  liegt  wiederum 
nicht  in  guten  Absichten.  Sicherlich  will  er  mich 
meines  Landes  berauben.  Warum  aber  sollte  ich 
zurückweichen,  wenn  ich  auch  nur  ein  Weib  bin  ?" 
Hierauf  legte  sie  kriegerische  Rüstung  an,  u.  s.  w., 
u.  s.  w. 

Hierauf  that  Susa  no  Wo  no  Mikoto  einen 
Schwur  und  sprach  :  ,,  Wenn  ieh  Ungutes  im  Sinne 
führend  wieder  herauf  gekommert  bin,  so  werden  die 
von  mir  jetzt  durch  Kauen  der  Edelsteine  erzeugten 
Kinder  sicherlich  Mädchen  sein,  und  in  diesem  Falle 
sollst  du  die  Mädchen  nach  dem  Mittellande  des 
Schilfgefildes  hinabschicken.  Wenn  ich  aber  eiii 
lauteres  Herz  habe,  so  werde  ich  sicherlich  Knaben 
erzeugen,  und  in  diesem   Falle   sollst  du  die   Knaben 


„  Mit  einem  Regenkleid  und  einem  breiten  Hute  bekleidet  in  ein  Haus 
einzutreten,  vermeidet  man,  wie  es  heisst,  seit  der  göttlichen  Verbannung  [des 
Susa  no  Wo]." 

^  Eine  zum  Teil  noch  viel  später  erhaltene  alte  Sitte.  Vgl.  das  Buch  25, 
Kap.  ni,  Anm.  170  (Seite  34)  Gesagte. 


Ii8  „Nihongi,"  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.      [kap.  vi. 

den  Himmel  regieren  lassen.  Ferner  soll  es  ebensa 
diesem  Eide  gemäss  mit  den  [Kindern]  gehalten  werden,, 
welche  meine  ältere  Schwester  erzeugen  wird."  Hier- 
auf kaute  die  Sonnengöttin  zuerst  ihr  zehnspanniges 
Schwert,  u.  s.  w. ,  u.  s.  w. 

Susa  no  Wo  no  Mikoto  wickelte  dann  Windung 
für  Windung  die  Schnur  mit  den  daran  aufgeschnürten 
fünfhundert  Juwelen,  welche  um  seinen  linken  Haar- 
schopf gewickelt  war,  ab,  und  unter  dem  klingelnden 
Geräusch  der  Juwelen  spülte  er  dieselben  an  der 
Oberfläche  des  Himmlischen  Juwelen  Brunnens.  Dann 
kaute  er  die  Enden  dieser  Juwelen,  legte  sie  auf  seine 
linke  Handfläche  und  erzeugte  so  ein  Kind  [Namens} 
Masaka-a-katsu-kachi-haya-bi-ama  no  Oshi-ho-ne  no 
Mikoto.  Ferner  kaute  er  die  rechten  Juwelen,  ®^ 
legte  sie  auf  seine  rechte  Handfläche  und  erzeugte  so 
ein  Kind  [Namens]  Ama  no  Ho-hi  no  Mikoto ;  dieser 
ist  der  Urahn  der  Idzumo  no  omi,  der  Kuni  no 
miyatsuko  von  Muzashi,  und  der  Hazi  no  murazi.  ^ 
Sodann  [erzeugte  er]  Ama-tsu-hiko-ne  no  Mikoto ; 
dieser  ist  der  Urahn  der  Kuni  no  miyatsuko  von 
Ibaraki,  *"  und  der  Nukatabe  no  murazi.  ^  Sodann 
[erzeugte  er]  Iku-tsu-hiko-ne  no  Mikoto,  sodann  Hi- 
hayabi  no  Mikoto,  sodann  Kuma-nu  no  Oho-sumi  no 
Mikoto,  im  ganzen  sechs  männliche  [Gottheiten]. 
Hieraufsprach  Susa  no  Wo  no  Mikoto  zur  Sonnengöttin 

^"  D.  i.  die  in  seinem  rechten  Haarschopf  getragenen  Juwelen. 

**  Ueber  die  Einrichtung  des  Kabane  murazi  siehe  Buch  6  (Suinin-tennS). 
Im  13.  Jahre  Temmu  erhielten  die  Hazi  no  murazi  das  Kabane  sukune,  VgL 
Buch  29,  Seite  62. 

*ä  Die  verschiedenen  I^esungen  sind  Mubaraki  (Su),  Ubaraki  (H)  und 
Ibaraki  (l).  Jetzt  giebt  es  zwar  keine  Provinz,  aber  einen  Ken  (Regierung^ 
bezirk)  Ibaraki  (mit  der  Hauptstadt  Mito,  Provinz  Hitachi). 

^  Vgl.  das  Seishiroku.  Im  13.  Jahre  Temmu  erhielten  sie  das  Kabane 
mkune. 


Hilii 


ülip 


KAP. 


VI.] 


Var.  z.  Abschied  Susanowo's. 


119 


und  sagte :  „  Der  Grund,  warum  ich  zum  zweiten  Male 
gekommen  bin,  ist  der,  dass  ich,  nachdem  alle  Götte 
mich  in  das  Unterland  verbannt  haben  und  ich  jetzt  im 
Begriff  bin,  mich  nach  dort  fortzubegeben,  nicht  ertragen 
kann,  mich  von  meiner  älteren  Schwester  zu  trennen, 
ohne  sie  von  Angesicht  zu  Angesicht  gesehen  zu 
haben.  Daher  bin  ich  wahrlich  mit  lauterem  Herzen 
wieder  heraufgekommen.  Da  nun  jetzt  meine  Zusam- 
menkunft mit  dir  zu  Ende  ist,  bin  ich  im  Begriff, 
gehorsam  dem  Willen  aller  Götter,  von  hier  auf 
ewig  nach  dem  Unterlande  zurückzukehren.  Ich 
bitte  darum,  dass  du  meine  ältere  Schwester  leuchtend 
das  Land  des  Himmels  regierest,  und  dass  du  von 
selbst  glücklich  seiest !  ^^  Ausserdem  übergebe  ich 
meiner  älteren  Schwester  auch  die  von  mir  mit 
lauterem  Herzen  erzeugten  Kinder."  Hiernach  kehrte 
er  wieder  nach  unten  zurück. 


91  {^  pI  ^  3c  onodzukara  mkiku,  mashimaslie,  eiae  4-,bschiedsformel,  etwa 
„  lebe  wohl !  "  Aston  bezieht  die  Redensart  auf  das  Land  des  Himmels :  and 
that  it  may  spontaneouslj  enjoy  tranquillity,  was  den  Sinn  des  Originals  wohl 
nicht  genau  wiedergiebt. 


ü 


I20  „  Nihongi,"  Des  Götterzeüalters  erster  Teil.    [kap.  vii. 

KAPITEL    VII. 

[SUSA    NO    WO'S    NIEDERFAHRT   NACH    IDZUMO,    VEKMAEHLUNG 

UND     KINDERZEUGUNG.       DIE     ACHTGABLIGE     SCHLANGE. 

OHÖ-NA-MUCHI       UND       SUKUNA-BIKONA.  DAS 

MEERWUNDER.] 

Nunmehr  stieg  Susa  no  Wo  no  Mikoto  vom  Himmel 
herab  und  gelangte  an  den  Oberlauf  des  Flusses  Hi  ^  in  der 
Provinz  Idzumo.  Da  hörte  er  am  Oberlaufe  des  Plusses  eine 
laut  weinende  Stimme,  und  als  er  deshalb  nach  der  Stimme 
forschend  auf  die  Suche  ging,  fand  er  daselbst  einen  alten 
Mann  und  eine  alte  Frau.  ^  Zwischen  ihnen  in  der  Mitte 
befand  sich  ein  junges  Mädchen,  welches  sie  liebkosten  und 
beweinten.     Susa  no   Wo   no   Mikoto   fragte   sie   und   sprach : 


KAPITEL    VII. 

Zum  Inhalt  vergl.  Kojiki  Sect.  18  bis  20,  27,  28.  Mehrere  wichtige 

Sagen  und  Gedichte,  welche  das  Kojiki  in  Sect.  21  bi>?  25  bringt, 

haben  die  verfasser  des  nihongi  leider  unterdrueckt.  fueb 

DIESEN  Teil  der  Mythologie  hat  erstehe  Quelle  einen 

ungleich  hoeheren  Wert.  Siehe  den  xInhaxg. 

1  Der  Fluss  Hi  |g.  Nach  dem  Wamyöshö  gab  es  im  Distrikt  Ohara  von 
Idzumo  einen  Ort  H'd,  und  nach  dem  Jimjieishiki  im  selben  Distrikt  einen 
Hü-jinja ;  Hi  oder  HU  Lst  also  der  Name  eines  Ortes,  der  auf  den  dort 
fliessenden  Fluss,  den  Hauptfluss  Idzumo's,  übertragen  worden  ist.  Das 
Idzumo-füdoki  berichtet,  der  Ort  habe  den  Namen  Hi  ^  erhalten,  weil 
Hi-haya-hi'ho  no  Mikoto  {  =  Hi-Juiya-bi  i\o  Kami)  dort  geweilt  Jiabe.  Im  3.  Jahre 
Jinki,  d.  i.  726,  wurde  der  einsilbige  Name  Hi  in  den  zweisilbigen  Hii  ^  ■^ 
(ähnlich  wie  Ki  in  KU  etc.)  umgewandelt. 

2  Auf  etwas  verschiedene  Weise  wird  Susa  no  Wo's  Aufmerksamkeit  nach 
der  Erzählung  des  Kojiki  erregt :  Zu  dieser  Zeit  kamen  einige  Essstäbchen 
den  Fluss  herabgeschwommen.  Demnach  vermutete  Susa  no  Wo  no  Mikoto, 
dass  am  Oberlauf  des  Flusses  Leute  sein  müssten,  ging  auf  die  Suche  nach 
ihnen  den  Fluss  hinauf,  und  fand  dort  einen  alten  Manu  und  eine  alte  Fran 
u.  s.  w. 


ipiiiililiiii^^ 


KAP. 


VII.] 


Susanon'o  in  Idziimo. 


121 


„  Wer  seid  ihr,  und  warum  weint  ihr  so  ?"  [Der  Alte]  ant- 
wortete und  sprach:  ,,Ich  bin  eine  irdische  Gottheit''  und 
heisse  Ashi-nadzu-chi.  *  Meine  Frau  heisst  Te-nadzu-chi.  •* 
Dieses  junge  Mädchen  ist  unser  Kind  und  heisst  Kushi-nada- 
hime.  ^  Der  Grund,  warum  wir  weinen,  ist,  dass  wir  früher 
acht "   Töchter   hatten,   von   denen  in  jedem   Jahre  [eine]  von 

•'  ^  1$  kuni-tsu-kami  kann  auch  „  Gottlieit  des  Landes  "  bedeuten,  wird 
aber  oft  antithetisch  zu  „  Himmelsgottheit,  im  hohen  Himmelsgefilde  wohnende 
Gottheit "  gebraucht  und  ist  dann  am  besten  durch  „  irdische  Gottheit "  zu 
übersetzen,  d.  h.  eine  Gottheit,  die  auf  der  Erde  residiert. 

4  Ashi-nadz'i-chi  „  Fuss-streichelnder-Alter,"  Te-nadzu-dd  „  Hand-streichelnde 
Alte,"  mit  Bezug  auf  die  Liebkosungen,  welche  sie  ihrer  Tochter  angedeihen 
Jassen.  Ich  nehme  nadzu  als  Konipositionsform  von  nadzuru  „  streicheln," 
analog  zu  idzu  von  idzuru  in  Idziimo.  Andere  erklären  nadzu  als  Kontraktion 
aus  iiade  (Stammform  von  nadzuru)  und  dza  resp.  tü>i  (Genetivpartikel),  was 
gleich  möglich  ist.  H  sieht  auch  hier  Schlangengottheiten,  und  erklärt  chi 
als  Abkürzung  von  §  tsiichl  (wie  in  gf  ^  nu-dzuchi)  „  Schlange."  Da  also, 
wie  er  meint,  in  diesen  beiden  Gottheiten  Schlangenseelen  vorhanden  sind,  so 
wundert  er  sich  darüber,  dass  die  weiter  unten  erwähnte  grosse  Schlange  die 
Kinder  derselben,  also  Glieder  ihres  eigenen  Geschlechtes,  verschlingt.  In 
einer  der  folgenden  Varianten  wird  Aühl-nadzw-te-nadsu,  „  Fuss-streichelnd. 
Hand-streichelnd  "  zusammengefasst  als  Xame  des  alten  Mannes  gegeben,  und 
seiner  Frau  der  Name  Inada  no  Miya-nushi  Susa  no  Ya-tmi-minii  beigelegt.  Vgl- 
Anm.  23  und  24.  . 

5  Kushi-nidor-Mme  „  wunderbare  Inada  Prinzessin."  Kushl  ^  ist  ein 
Honorificum,  etwa  „  wunderbar,''  enthält  aber  wohl  zugleich  auch  eine 
Anspielung  auf  ihre  spätere  Transformation  in  einen  Kamm  kusld  0.  Xada 
ist  eine  Aphäresis  von  Ina-da  }@  H»  üt-  ,,  Reis-Feld,''  hier  aber  ein  Ortsname, 
wie  sich  aus  Inada-no-miya-nusJd  ergiebt.  Unhaltbar  ist  die  Moribe'sche 
Etymologie  JCu>ihi-itadaki-hime  10  3K  J6  »  "üß  *^  Kamm  auf  den  Kopf  genommene 
Prinzessin."  Später  heisst  sie  auch  nur  Inada-hiuie,  oder  auch  2Ia-kami-furu 
Kiishi-nada-hime.  Siehe  weiter  unten.  Nach  ihr  benannte  Shintötempel 
kommen  in  verschiedenen  Provinzen  vor,  z.  B.  in  Yamashiro,  Distrikt  Sagara 
ein  Take-Inadu-hiine-jliija,  im  Distrikt  Xoto  der  Provinz  Noto  ein  Kmhi-Inada-gi- 
hime-jinja  (nach  Shiki),  u.  s.  w. 

*•  Ya  „  acht  "  ist  vielleicht  hier  im  Sinn  einer  unbestimmten  Zalil,=„  viele," 
gebraucht,  was  wohl  überhaupt,  wie  auch  manche  jap.  Grammatiker  annehmen, 
die  Urbedeutung  des  Wortes  ist.  Für  den  Fall,  dass  sich  eine  Verwandschaft 
zwischen  Japanisch  und  Koreanisch  nachweisen  lässt,  würde  (wie  Aston  thut) 
das  kor.  yörö  ,,  viel "  und  yöl  „  zehn  "  zu  jap.  ya,  yatsu  zu  stellen,  und  auch 
jap.  yorodzu  „zehn  tausend"  in  diese  Wortfamilie  einzubegreifen  sein;  die 
Grundbedeutung  wäre  unbestimmte  Vielheit. 


^illp 


122  „Nihongi"  Des  G'ötterzeitallers  erster  Teil.     [kap.  vii. 

einer  acht-gabligen  grossen  Schlange"  verschlungen  worden 
ist,  und  jetzt  ist  die  Zeit,  wo  auch  dieses  junge  Mädchen 
verschlungen  werden  wird.  Es  giebt  keine  Möglichkeit  [für 
sie,  diesem  Schicksale]  zu  entfliehen,  und  darum  sind  wir  voll 
Kummer."  Susa  no  Wo  no  Mikoto  sprach :,  „  Wenn  dies 
so  ist,  willst  du  mir  deine  Tochter  geben  ?"  Er  antwortete 
und  sprach  :  „  Eurem  Befehle  gehorsam  will  ich  sie  Euch 
geben."  Daher  verwandelte  Susa  no  Wo  no  Mikoto  die 
Kushi-nada-hime  auf  der  Stelle  in  einen  viel-engzähnigen 
Kamm  *  und  steckte  denselben  in  seinen  erlauchten  Haarschopf. 
Dann  Hess  er  Ashi-nadzu-chi  und  Te-nadzu-chi  achtmal-gebrau- 
ten    Sake"   brauen,    errichtete    acht    erhöhte    Gestelle^"    neben 


''  Ya-mata  worochi.  In  diesem  Falle  ist  offenbar  ya  in  der  bestimmten 
Zahlbedeiitung  „  aclit "  aufzufa&sen.  Die  Schlange  hat  einen  Leib,  aber  acht 
Köpfe  und  acht  Schwänze.  Im  Kojiki  heissts  sie  die  achtgablige  Schlange  von 
Koshi,  wobei  Koshi  entweder  als  Name  des  grossen  nordwestlichen  Länder- 
komplexes  (jetzt  die  Provinzen  Ecliigo,  Echizen,  Etchü,  Kaga  und  Noto), 
oder  als  Name  eines  Ortes  im  Distrikt  Kando  der  Provinz  Idzumo  zu  nehmen 
ist.  Während  Motowori  Toyokahi  und  Saheki  in  ihrem  Kojiki-kögi  sich 
für  die  letztere  Aufia  wung  entscheiden,  stimmt  Shigetane  für  die  erstere.  Mir 
scheint  die  letztere  die  bessere  zu  sein.  Nach  I  wäre  die  Provinz  Nofo  unter 
Kanhi  zu  verstehen. 

Eine  vom  strengeren  etymologischen  Standpunkte  unlialtbare,  nichtsdesto- 
weniger aber  recht  interessante  Erklärung  giebt  H  von  imrochi  ,,  Schlange :  " 
110= „Schwanz,"  hier  in  den  Namen  aufgenommen,  weil  ihr  Schwanz,  worin 
das  Götterscliwert  gefunden  wurde,  ihr  bemerkenswertester  Teil  war ;  ro  ein 
Suffix,  wie  in  Manyöshü  Buch  14  iüo-ro=rt'o  ,,  Schwanz;"  cht  „Schlange,"  wie 
in  yama-hcKjachi  (Name  einer  grossen  Schlange)  u.  s.  w. 

s  Yiiiau-tsunm-gifihl,  yviau  „  viel,"  Uuma  ,,  dicht,  fein,"  kushi  „  Kamm." 

"  Sake  jg,  in  der  alten  Sprache  aucli  ke  oder  ki  (vgl.  mi-ki  „  erlauchter 
Sake,"  für  die  Götter),  gewöhnlich  durch  „  Keisbier  "  oder  „  Relsbranntwein '' 
übersetzt.  Näheres  über  seine  Bereitimg  siehe  in  Eein's  Japan,  vol.  II,  p.  112 
ff.  Ya-shiivo-xvon  no  sake  „  achtmal,  d.  i.  viele  Male  gebrauter  Sake."  Nachdem 
nämlich  der  Auspressungsprocess  beendet  war,  wurde  der  Best  weggeworfen, 
der  gewonnene  Saft  aber  beim  nächstfolgenden  neuen  Brauen  wieder  benutzt, 
und  so  wieder  und  wieder.  Auf  diese  Weise  sollte  ein  ganz  besonders  starker 
und  berauschender  Sake  gewonnen  werden.  ya=:„  acht"  oder  „viel;"  ehtwo= 
shiborv,  „  auspressen,"  wori= kurikafi&ihite  mono  wo  miru  „  etwas  wiederholt  thun." 
Das  Wort  kamu  „brauen  "  ist  übrigens  identisch  mit  kaum  „kauen,"  und  man 


+JiL; 


ÜMP 


KAP.    VII.] 


Die  achtgablige  Schlange. 


I2J. 


einander,  stellte  auf  jedes  derselben  ein  mit  Sake  angefülltes 
Gefäss  und  wartete.  Als  der  Zeitpunkt  gekommen  war,  kam 
die  grosse  Schlange  wirklich  zum  Vorschein.  Sowohl  Kopf 
als  Schwanz  waren  achtgablig,  die  Augen  waren  rot  wie  Bla- 
senkirschen, "  und  Kiefern  und  Kaya  ^^  wuchsen  auf  ihrem 
Rücken.  Wie  sie  daherkroch,  reichte  sie  über  acht  Hügel 
und  acht  Thäler.  Als  sie  nun  herangekommen  war  und  den 
Sake  gefunden  hatte,  trank  sie  mit  jedem  Kopfe  aus  je  einem 
der  Gefässe,  wurde  betrunken  und  schlief  ein.  Da  zog  Susa 
no  Wo  no  Mikoto  das  von  ihm  umgegürtet  getragene  zehnspan- 
nige  Schwert  heraus  und  hieb  die  Schlange  in  kleine  Stücke. 
Wie  er  zum  Schwanz  kam,  bekam  die  Schneide  seines  Schwer- 
tes eine  kleine  Scharte ;  und  als  er  daher  den  Schwanz 
auseinander  spaltete  und  nachsah,  kam  darinnen  ein  Schwert 
zum  Vorschein.  Dieses  ist  das  sogenannte  Kusa-nagi  no- 
tsurugi  (d.  i.  Gras-mähe  Schwert).  ^^ 

I. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Der   ursprüngliche  Name 
desselben  war  Ama  no  Mura-kumo  no  tsurugi.  " 


könnte  dadurch  leiclit  auf  den  Gedanken  gebracht  werden,  dass  die  Japaner 
der  ältesten  Zeit,  ähnlich  wie  noch  jetzt  die  Polynesier  ihren  Kava-Saft,  durch 
Kauen  und  Aus.speien  ein  berauschendes  Getränk  hergestellt  haben.  In  der 
That  soll  in  einigen  Gegenden  von  Japan  noch  jetzt  als  Ersatz  für  Hefe  (köji). 
gekauter  Reis  bei  der  Sakebereitung  gebraucht  werden. 

^^  &Wl  ^'^a-^'i'  jap    sazuki  (jetzt  sajiki,  eine  Art  Balkon  im  Theater). 

11  Akakagachi,  später  kohodzuki  (ködznkl)  genannt.  Im  Gegensatz  zu  dieser 
allgemein  angenommenen  Interpretation  möchte  Hirata  die  Akakagachi  als 
eine  Schlangenart  aufgefasst  wissen,  doch  lässt  sich  zur  Begründung  dieser 
Hypothese  schlechterdings  nichts  beibringen. 

12  ^  kaya,  eine  Cypressenart,  Torreya  nucifera  S.  u.  Z. 

IS  Von  diesem  Schwerte  heisst  es  Kojiki,  Sect.  83:  „Hierauf  mähte 
[Yamato-take]  zuerst  mit  seinem  erlauchten  Schwerte  das  Gras  weg  u.  s.  w." 
In  folge  dessen  soll  das  Schwert  den  Namen  kusa-nagi  „  Grasmäher  "  erhalten 
haben.  Vgl.  auch  Sect.  82  des  Kojiki. 

i-*  „  Schwert  der  sich  anhänfenden  Wolken  des  Himmels." 
Eine  seltsame  Etymologie  des  Wortes  tsurugi  ,,  Schwert."  welche  H  giebt, 
finde  hier  Erwähnung.  H  leitet  Uurvgi  ah  von  tninu-gi:  tminu  „Hom  ";gi=ki 
in  yoki  „  Beil "   und  tak-aki   „  eine   Art  Beil  mit  breitier  Schneide  "  (vielleicht 


124 


„  Nihongi,^'  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  vii. 


Vielleicht  bekam  es  diesen  Namen  deshalb,  zveil  über  dem 
Orte,  wo  die  Schlange  sich  befand,  beständig  Wolkendunst  zvar. 
Später  zur  Zeit  des  Prinzen  Yamato-take  wurde  sein  Name  in 
Kusa-7iagi  no  tsurugi  umgezvandelt. 

Susa  no  Wo  no  Mikoto  sprach  :  ,,  Dieses  ist  ein  Götter- 
schwert. Wie  dürfte  ich  wagen,  es  mir  selbst  anzueignen  ?" 
Hierauf  gab  er  es  ehrfurchtsvoll  der  Himmelsgöttin.  ■' 

Hiernach  ging  er  auf  die  Suche  nach  einem  Orte,  wo  er 
seine  Vermählung  vollziehen  könnte,  und  gelangte  schliesslich 
nach  Suga  ^^  in  [der  Provinz]  Idzumo.  Dann  sprach  er  und 
sagte  :  „  Mein  Herz  ist  heiter." — Deshalb  nennt  maji  jetzt 
diesen  Ort  Suga.  ^' — Dort  baute  er  sich  einen  Palast. 

a. — Anders  heisst  es  auch  :     Nun  verfasste    Take  ^''    Su.sa 
no  Wo  no  Mikoto  ein  Gedicht,  welches  lautet : 
'  In  Idzumo,  wo  viele  Wolken  aufsteigen, 

Einen  achtfachen  Zaun, 
Um  die  Gemahlin  aufzunehmen, 
Einen  achtfachen  Zaun  mache  ich. — 


ill:: 


will  er  darin  den  Stamm  von  kini  ,,  schneiden  "  erblicken  ?)  und  meint,  da&s 
die  Menschen  tMu-ugi  trügen,  wie  die  Tiere  Hörner  iiaben ! 

15  Mit  Aina-tsu-hniü  „  Himmelsgottheit  "  ist  die  Sonnengöttin  Amaterasu, 
gemeint,  welche  im  entsprechenden  Abschnitt  des  KoJiKi  auch  direkt  mit 
Namen  genannt  wird.  In  Gemässheit  mit  einer  der  folgenden  Varianten,  wo 
es  heisst:  „Er  schickte  Ama  no  Fuki-ne  no  Kami,  seinen  Nachkommen  in 
der  fünften  Generation,  nm  es  im  Himmel  zu  überreichen "  meint  Hirata, 
dass  Susa  no  Wo  das  Schwert  nicht  sofort  seihst  überreichte,  sieht  also  in 
dieser  Stelle  eine  ungenaue  Darstellung.  Vgl.  auch  folgendes  aus  dem  Ten- 
YEN-Ki :  Als  Susa  no  Wo  no  Mikoto  das  Schwert  der  Göttin  Amaterasu  über- 
reichte, sagte  die  grosse  Göttin  :  „  Als  ich  mich  in  der  himmlischen  Felsenhöhle 
eingeschlossen  hielt,  fiel  dieses  Schwert  auf  den  Berg  Ibuki  in  Afumi.  Dieses 
ist  mein  Götterschwert." 

Schon  Aston  weist  auf  die  Aehnlichkeit  dieser  Sage  mit  der  von  Perseus 
und  Andromeda  hin. 

i"  Im  Distrikt  Ohohara  in  Idzumo. 

1^  Su(/a  im  geminierten  Adjektiv  mtf/a-suganhi  bedeutet  ,,  heiter."  Nach 
d6m  KoJiKi-DEN  soll  der  frühere  Name  des  Ortes  Inada  gewesen  sein. 

18  Takz=fi]lA,  heftig,  ungestüm. 


liiiilililiplli^ 


„KAP.    VII.] 


Stisanozvo's   VerrnäJduin 


125 


Oh,  über  den  achtfachen  Zaun  !  ^" 


•■'  Text : 

Ya-kunio-tatsu 
Idzumo  ya-he-gaki: 
Tsuma-gome  ni 

Ya-he-gaki  tsukuru —  r 

Sono  ya-he-gaki  wo ! 
Dasselbe  Gedicht  findet  sich  im  Kojiki  mit  einer  unbedeutenden  Variante^ 
nämlich  der  intransitiven  Form  Uimm-rjoml  statt  der  transitiven  tsuma-gome. 
Während  eine  Anzahl  konservativ  gesinnter  Japanologen  dies  Gedicht  für  das 
älteste  der  jap.  Literatur  erklären,  halten  es  Andere  für  jüngeren  Datums 
als  viele  andere  Gediclite  des  Kojiki  imd  Nihoxgi,  eine  Ansicht,  welcher 
ich  zustimme.  Die  regelrechte  31  silbige  Tanka-Form  weist  entweder  auf 
verhältnismässig  späten  Ursprung,  oder  doch  mindestens  auf  spätere  Ueber- 
arbeitung.  Moribe  möchte  mit  Weglassung  der  AViederholungen  als  ui-sprüng- 
lichen  Bestand  des  Gedichtes,  freilich  reclit  willkürlich,  herausschälen: 

Tachi-idzuru  kumo  mo 

Tsuma-gome  ni 

Ya-he-gaki  tsukuru  yo ! 

„  Sogar  die  sich  erhebenden  AV ulken 

Zum  Einschliessen  der  Gatten 

Machen  einen  vielfachen  Zaun." 
Ich  nehme  Idzumo  als  den  Namen  der  Provinz,  und  zwar  als  Lokativ;  das 
Makura-kotoba  ya-kuitm-iatm.  „  [wo]  acht  Wolken  aufsteigen  "  bezieht  sich  auf 
die  volksetymologische  Erklärung  von  Idzumo  ^  ^=idzui-u  /cum/)  „hervor- 
kommende Wolken "  (während  die  richtige  etymologisclie  Erklärung  von 
Idzumo  wahrscheinlich  idzu-mo  „  heilige  Gegend  "  ist).  Das  kaki  in  ya-he-gaki 
„  acht-faclier  Zaun "  möchte  I  nacli  Moribe's  Vorgang  nicht  als  ,,  Zaun," 
sondern  als  „  Scheidewand  im  Inneren  des  Hauses "  (iiei/a  no  hedatc),  die 
vielleicht  aus  Tuch  war,  auflTassen.  Moribe  bemerkt  nämlich,  dass  in  der 
ältesten  Äit  die  .jap.  Häuser  keine  Thüren  u.  s.  w.  gehabt  hätten,  und  dass 
das  weite  Gebäude  blos  mit  Vorhängen  {klnu  Seidentücher)  in  mehrere  Käume 
geteilt  wurde,  tsuma  kann  entweder  auf  beide  Gatten  bezogen  werden,  wie 
z.  B.  I  thut,  oder  man  kann  auch  blos  die  „  Gemahlin  "  Kushi-nada-hime  dar- 
vmter  verstehen.  Zweifellos  liegt  eine  Anspielung  auf  Errichtung  einer  Vei^ 
mählungshütte  vor.  Vgl.  Seite  15,  Anm.  8.  Unter  den  vielen  vei-schiedenen 
Interpretationen  dieses  überaus  schwierigen  Gedichtes  hebe  ich  die  von  Aston 
als  besonders  beachtenswert  hervor.  Auch  er  glaubt,  dass  das  Gedicht 
zweifellos  auf  den  Namen  der  Provinz  Idzumo  anspielt,  weicht  aber  darin 
von  mir  ab,  dass  er  als  Grundbedeutung  von  idzumo  an  dieser  Stelle  eine 
Kontraktion  aus  idzure  mo  „  auf  allen  Seiten  "  annehmen  möchte.  Er  übei-setzt 
demnach: 


w 


126  „  M/ion£;-z,"  Des  G'öiterzeitalters  etstcr  Teil.    [kap.  vii. 

Hierauf  pflegten  sie  geschlechtlichen  Verkehr  mit  einander,-" 
und  es  wurde  ein  Kind  geboren  [mit  Namen]  Oho-na-muchi 
no  Kami.^^ 

Demnach  sprach  [Susa  no  Wo  no  Mikoto] :  „  Die  Häupter 
des  Palastes  meines  Sohnes  sind  Ashi-nadzu-chi  und  Te-nadzu- 
chi."  Daher  verlieh  er  diesen  beiden  Gottheiten  den  Namen ^ 
Inada  no  Miya-nushi  no  Kami.^ 

,,  Viele  Wolken  erheben  sich, 

Auf  allen  Seiten  ein  vielfacher  Zaun, 

Um  darinnen  die  Gatten  zu  empfangen, 

Sie  bilden  einen  vielfachen  Zaun — 

Oh  !  über  den  vielfachen  Zaun ! 
Vgl.  auch  die  Chamberlain'sche  Erklärung  a.  a.  O.  pag.  64  f. 
H  lehnt  sich  im  allgemeinen  an  Arakida's  Erklärung  an.  Idzumo  will 
er  von  itsu-mo  „  schönes  Seegras  "  ableiten ;  ya-kumo-tatsu  nimmt  er  im  Sinn  von 
ya-hnmUatm  „  vielfach  in  ehiander  verschlungen  wachsend,"  als  mak.  kot.  zu 
»10  „Seegras"  gebraucht;  kaki  im  Sinn  von  kabe  „Wand,"  ya-he-gaki  also  etwa 
„  mit  vielfachen  Wänden  versehenes  Haus  " ;  tsuma  bezieht  er  nur  auf  Kushi- 
nada-hime. 

20  So  der  Sinn  der  chinesischen  Phrase  ffi  ^  iS  -^ ;  transskribiert  mit 
himi-do  ni  mito  no  nuiffuhahi  shite.  kumi-do  wird  mit  kakure-dokoro  „  Ver- 
bergungsstätte,  geheime  Stätte,"  oder  mit  komori-dokoro  „  Einschliessungsstätte  " 
erklärt  und  bezeichnet  die  extra  errichtete  Vermählungshütte,  worin  neuver- 
mählte Ehepaare  in  der  ältesten  Zeit  den  ersten  eheliehen  Umgang  pflegten; 
mi4o  „erlauchter  Ort,"  ein  anderes  Wort  für  die  Vermählungshütte ;  maguhahi. 
suru  „  geschlechtlichen  Verkehr  pflegen"  also :  „  in  der  Vermählungshütte  den 
vermählungshüttlichen  Verkehr  pflegen." 

21  Die  herkömmliche  Erklärung  von  Oho-na-muchi  oder  Oho-mi-mochi  ist  „  Gros- 
ser-Namen-Besitzer,"  wegen  der  vielen  Namen,  welche  er  hat.  Die  neuere 
Forschung  verwirft  aber  diese  Erklärung,  und  ich  halte  mit  I  und  H  dafür, 
dass  muji  oder  mtichi  (es  lässt  sich  nicht  entscheiden,  welche  von  diesen 
beiden  Formen  die  bessere  sei)  ein  Honorificum  wie  in  Oho-hirune  no  Muchi 
ist,  und  welches  ich  durch  „Edler"  übersetzen  möchte.  Oho  „gross";  na 
nach  1=  „Name."  von  H  aber  als  Kosewort  etwa  „Lieber,"  gefasst  {na  =  ne). 
Die  nebenstehende  Kana-Lesung  bei  A  und  eine  zugefügte  Glosse  im  Text 
von  I  geben  die  Lesung  Oho-ana-muchi,  doch  wird  dieselbe  nicht  anerkannt. 
Vgl.  Anm.  89.  Ich  gebe  dem  Namen  die  Bedeutung  ,,  der  gros.se  liebe  Edle." 

"^  flS  ««  „Name"  wird  hier  von  Shigetane  im  Sinn  von  shokushd  „Beruf" 
genommen. 

23  Inada  no  Miya-nushi  „  Palast-Herr  oder  Tempel-Herr  von  Inada.''    Inada 


1  : 


KAP,    VII.] 


Var.  z.  Susanowo  in  Idzumo. 


127 


Nachdem  dies  erledigt  war,  begab  sich  Susa  no  Wo  no 
Mikoto  endlich  nach  dem  Unterlande. 

I. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Als  Susa  no  Wo  no  Mikoto 
vom  Himmel  herabgestiegen  war,  gelangte  er  an  den 
Oberlauf  des  Flusses  Hi  in  Idzumo.  Da  sah  er  Susa 
no  Yatsu-mimi's,  ^^  des  Herrn  des  Inada  Schreins,  ^ 
Tochter  mit  Namen  Inada-hime.  Hierauf  pflegte  er 
geschlechtlichen  Verkehr  mit  ihr  und  zeugte  einen 
Sohn  mit  Namen  Suga  no  Yu-yama-nushi  Mina-sa- 
moru-hiko  Ya-shima-shinu.^^     Anders   heisst  er  auch 


ist    nach  dem   Kojikiden  der  ältere  Name  von   Suga.    Vgl.    Anm.  17.   Kami 
„  Gott." 

^  Im  Wamyöshö  ist  ein  Ort  Susa  im  Distrikt  lishi  der  Provinz  Idzumo 
aufgeführt,  und  manche  Interpretatoren  wollen  unser  Sma  mit  diesem  Orts- 
namen identificieren.  Dagegen  wendet  sich  Shigetane,  und  ihm  sich  an- 
schliessend I,  indem  er  Susa  für  den  ersten  Bestandteil  des  Götternamens  Susa 
710  Wo  erklärt.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  dieser  Miya  von  Anfang  an  dem  Gott 
Susa  no  Wo  angehörte,  und  dass  deshalb  der  Name  Susa  sich  in  die  Namen 
des  Gottes  Susa  no  yatsu-mimi  und  seiner  Frau  eingedrängt  habe.  Der  ur- 
sprüngliche Name  dieses  alten  Götterpaares  soll  einfach  blos  Yatsumimi  gewesen 
sein,  ohne  den  Vorsatz.  Das  ya  von  Ya-tsu-mimi  erklärt  I  als  i/a  ^  „  Haus," 
tsu  als  Genetiv  Partikel,  und  stellt  es  in  Parallele  mit  ya-ts-u  in  ya-tsu-ko, 
mi-ya-tsu-ko  „  Kind  des  Hauses,"  resp.  „  Kind  des  erlauchten  Hauses,"  während 
die  älteren  Erklärer  darin  das  Zahlwort  yatsu  sahen.  Muni  ist  zwar  mit 
dem  Zeichen  T^  mimi  „  Ohr  "  geschrieben,  wird  aber  kaum  diese  Bedeutung 
haben.  Wir  haben  es  wohl  als  ein  Honorificum  aufzufassen,  welches  aus  den 
Elementen  |^  ^  mi-mi  „  erlauchter  Körper,  erLnuchte  Person  "  besteht.  Vgl.  Kap. 
V,  Anm.  17. 

Im  P^OJiKi  hat  dieser  Name  übrigens  als  ersten  Bestandteil  Suga  statt 
Susa ;  dies  Suga  sieht  I  als  den  Namen  des  Schreins  an,  des  Suga  no  jinja, 
der  noch  jetzt  existiert. 

25  Inada  no  miya-nushi.  Vgl.  Anm.  23. 

^  Suga  no  Yu-yania-nv,shi  =  „Heiss  Wasser-Berg-Herr  von  Suga."  3Ena-sa- 
moi'u-hiko:  H  mina=mine  „Gipfel;"  sa-moru  ,, bewachen,"  worin  sa-  das  gebräuch- 
liche Verbal  präfix  wäre,  =mont;  liiko  „Prinz;"  I  möchte  3/masa  als  Ortsnamen 
fassen,  mm-u  ,,  bewachen;''  Motowori  empfiehlt  die  Jj&sang  Mi-t^una-sa-moru :  mi 
„erlaucht,  Tsuna  ein  Eigenname  oder  Ortsname,  sa=saka  „  Abhang,  Hügel,  nwru 
„  bewachen  :"'„  den  Abhang  von  Mi-tsuna  bewachend.''  Ya-shima  „acht 
Inseln,"  shinu=shiiu-imsM   „besitzender    Herr.''     Nach   l  also   etwa:    „  Suga's 


128  „  Nihongi,''  Des  G'ötterscitalters  erster  Teil.     [kap.  vii. 


li; 


Suga  no  Kake-na-zaka  Karu-hiko  Yashimate  no 
Mikoto.^^  Noch  anders  heisst  er  auch  Suga  no 
Yu-yama-nushi  Mina-sa-moru-hiko  Yashima-nu.^'*  Ein 
Nachkomme  dieses  Gottes  in  der  fünften  Generation 
war  Oho-kuni-nushi  no  Kami.^" 

Heisswasser-Berg-IIerr  Minasa  bewachender  Prinz  besitzender  Herr  der  acht 
Inseln."  I  meint  ferner,  dass  dies  ein  anderer  Name  für  Oho-na-)iiu'n  sei  und 
so  ziemlich  dieselbe  Bedeutung  habe  wie  dessen  Name  Oho-knni-imthi  no  MiJzoto 
„  Heine  Holieit  der  grosse  Landes-Herr."  Die  Lesung  mro  (Sii)  statt  sa-moru 
geht  nicht  an. 

2"  Kake-na  nimmt  H  in  der  Bedeutung  iin  ivo  kakeru  „  einen  Namen 
angeheftet  bekommen,"  Kake-na-zaka  also  „  Namen-behafteter  Abhang."  1 
sieht  darin  einen  dem  Yn-yumu  des  vorhergehenden  Namens  entsprechenden 
Ausdruck.  Kam  „flink,''  hiko  ,,  Prinz;"  Ya-shnna  ,,  die  acht  Inseln;"  te  nach 
I  eine  etymologisch  mit  dem  Kosewort  ne  verwandte  Partikel,  was  wahrschein- 
lich das  Eichtige  trifft.  Im  Original  ist  te  phonetiscli  ^  te  „Hand" 
geschrieben,  für  dessen  ideographische  Schreibung  H  das  Wichen  ^  ,,  Alter, 
Scliwiegervater  "  einsetzt;  H  liest  übrigens  j'i  statt  te. 

Wie  Motowori  schon  oben  die  I^esung  Mi-tsnna-mmonL  vorschlug,  so 
empfiehlt  er  liier  T'^nna-mka  statt  Kake-na-zctka  zu  lesen,  wobei  ^^Hu«  Eigenname 
wäre ;  docli  liisst  sich  eine  solche  Aenderung  niclit  reclitfertigen. 

-■^  Yafliiiiui-nu  „Herr  der  aclit  Inseln."  Sf  mi  (nicht  no)  ist  phonetisch 
gebraucht,  statt  ^_  iiii  =  iiuxhi  ,,  Herr."    Vgl.  o})en  Anm.  2(.)  nu  in  ■?Iii-in(=!~ldiu- 

2y  ,,  Der  Gott  Hcit-des-grossen-Landes."  Mit  Oho-nn-nmji  identisch,  welches 
der  ursprüngliche  Name  des  Gottes  ist.  Wie  der  Gott,  nach  der  Legende, 
zum  Namen  Olio-kuni-nuslii  kommt,  ist  im  Appendix,  Sect.  23  des  Kojiki, 
l)erichtet.  Später  liat  man  iiin  auch  mit  dem  Gotte  des  Ileiclitums  Dai-koku-ien, 
oder  Tkd-kokii,  ehiem  der  sieben  Glücksgötter,  identificiert,  was  aber  auf  einer 
obertiächliclien  Verwechslung  beruht.  Der  Gott  Dai-koku-ien  :^  |?t  5'C  ;,  gross- 
schwarz-Hinuncl "  ist  eine  durch  den  Buddliismus  nach  Japan  verpflanzte 
indische  Gottheit  Mahakala  (er  verleiht  reichliche  Nahrung  und  wird  besonders 
von  ilen  Kaufleuten  u.  s.  w.  um  Glück  angeflelit) ;  indem  man  nun  die  beiden 
ersten  Elemente  des  Namens  Oho-ktnu-nnshi,  nämlich  ^  ^  Oho-kuni  mit  sinico- 
japanisclier  Aussprache  Dai-kokn  las,  wurde  eine  äussere  lautliche  Ideutificie- 
riaig  der  beiden  Namen  bewirkt ;  von  der  grundverschiedenen  Bedeutung  der 
beiden  gleichlautenden  Lautkomplexe  sah  man  ab  und  identifi eierte  beide 
Götter,  und  zwar  so,  dass  man  den  buddhistischen  Jkd-koku  als  eine  spätere 
Auflage  des  schon  von  jeher  in  Jajian  vorhandenen  Oho-Kuni-nmhi  ansah. 
Dai-koku  spielt  unter  den  Sliinto  Gottheiten  eine  ganz  hervorragende  Bolle, 
z.  B.  in  der  fast  durchaus  shintoistischen  Provinz  Idzumo,   eben  weil   man  in 


h 


UM 


KAP. 


VII.] 


Die  achts'ablis'e  Schlangle.    Variante. 


129 


II. — In  einer  Schrift  heisst  es : — Zu  dieser  Zeit  stieg  Susa 
no  Wo  no  Mikoto  liinab  und  gelangte  an  den 
Oberlauf  des  Flusses  Ye  ^°  in  der  Provinz  Agi.  An 
jenem  Orte  war  ein  Gott  Namens  Ashi-nadzu-Te- 
nadzu.^^  Der  Name  seiner  Frau  war  Inada  no 
Miya-nushi  Susa  no  Ya-tsu-mimi. ''-  Diese  [weibliche] 
Gottheit  war  damals  gerade  schwanger,  und  Mann 
und  Frau  miteinander  waren  in  Betrübnis.  Darauf 
berichteten  sie  Susa  no  Wo  no  Mikoto  und  sprachen : 
„  Obgleich  der  von  uns  gezeugten  Kinder  viele  sind, 
kommt  jedesmal  nach  der  Geburt  eine  achtgablige 
grosse  Schlange  und  verschlingt  sie,  und  wir  haben 
kein  einziges  am  Leben  erhalten  können.  Jetzt  sind 
wir  wieder  im  Begriff  ein  Kind  zu  bekommen  und 
sind  in  Furcht,  dass  es  auch  verschlungen  werden 
wird.  Deshalb  sind  wir  traurig  und  betrübt."  Hierauf 
belehrte  sie  Susa  no  Wo  no  Mikoto  und  sprach  :  ,,Ihr 
sollt  allerhand  Früchte  nehmen  und  daraus  acht 
Krüge  Sake  brauen,  und  ich  will  für  euch  die  Schlange 
töten."  Die  beiden  Gottheiten  bereiteten  seiner 
Unterweisung  gemäss  Sake.    Als  die  Zeit  der  Geburt 

ihm  den  Gott  Oho-kuni-nmhi  erblickt,  aber  eigentlich  mit  Unrecht,  wie  sich  aus 
obiger  Argumentation  ergiebt.  Dieser  Gott  ist  eines  von  den  zahlreichen 
Beispielen  für  die  innige  Vermengung  echt  japanischer  und  ausländischer 
Elemente  und  zeugt  von  dem  tiefgehenden  Einfluss  des  Buddhismus  auf  den 
Sliintoismus  in  alter  Zeit. 

3"  Die  Provinz  A(jl  heisst  jetzt  Ahi. 

I  acceptiert  die  Ansicht  eines  gewissen  Fujihara  no  Norimasa,  wonach 
der  Fluss  Ye  identisch  sei  mit  dem  Hdki  no  ohogawa  „grosser  Fluss  von  Höki " 
und  auch  Hata-gawa  heisse.  Derselbe  entspringt  auf  dem  Berge  Kudzuno  an 
der  Grenze  der  beiden  Distrikte  Nita  und  Ou  von  Idzumo.  Norimasa 
identificiert  Agi  ferner  mit  Yamiki.  H  aber  wendet  sich  gegen  Norimasa's 
Konjektur  und  adoptiert  die  Ansicht  von  Katawoka  Masaura,  einem  Ein- 
geborenen der  Provinz  Aki.  Danach  hätten  wir  es  mit  einem  Fluss  Ye  zu 
thun,  der  auf  dem  Berge  Hiba  in  der  Provinz  Höki  semen  Ursprung  hat. 

^1  „  Fuss-streichelnd-Hand-streichelnd."    Vgl.  oben  Anm.  4. 

32  Vgl.  Anm.  23  und  24. 


130  ,yNihongi,'^  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil,    [kap,  vii. 


!i!i 


I    : 


iil 


I        < 


herangenaht  war,  kam  in  der  That  jene  grosse 
Schlange  vor  die  Thür  [des  Hauses]  und  war  im 
Begriff  das  Kind  zu  verschlingen.  Susa  rio  Wo  no 
Mikoto  redete  die  Schlange  an  und  sprach :  ,,  Du 
bist  eine  ehrfurchtgebietende  Gottheit.  Wie  könnte 
ich  wagen  dich  nicht  zu  bewirten?"  Hieraufnahm 
er  die  acht  Krüge  Sake  und  goss  einen  in  jedes 
Maul  [der  Schlange].  Die  Schlange  trank  den  Sake 
und  schlief  ein.  Susa  no  Wo  no  Mikoto  zog  sein 
Schwert  heraus  und  zerhieb  sie.  Als  er  dazu  kam 
den  Schwanz  zu  zerhauen,  da  bekam  die  Schneide 
seines  Schwertes  ein  wenig  eine  Scharte,  und  wie  er 
[den  Schwanz]  auseinander  spaltete  und  nachsah,  da 
war  mitten  in  dem  Schwanz  ein  Schwert.  Dieses 
Schwert  nennt  man  Kusa-nagi  no  tsurugi.  Dasselbe 
befindet  sich  jetzt  in  dem  Dorfe  Ayuchi^^  in  der 
Provinz  Wohari.  Dieses  ist  nämlich  die  Gottheit, 
welcher  die  Hafuri  '^  von  Atsuta  ^'^  in  Ehrfurcht  dienen. 

33  Ayuchi  jetzt  Aichi. 

^  Die  Hafuri  sind  eine  niederere  Klasse  von  Shintöpriestern,  unter  den 
Kannushi  stehend.  Das  Wort  hängt  wahrscheinlich  etymologisch  mit  dem 
noch  jetzt  gehrauchten  Verbum  haberu  ^  „  aufwarten  "  zusammen  und  bedeutet 
daher  ursprünglich  „  die  [den  Göttern]  Aufwartenden".  Nicht  annehmbar 
erscheint  mir  H's  Ableitung  „die  Kriechenden"  von  hafu  „kriechen"  mit 
dem  Suffix  ri,  etwa  „  Mensch,"  welches  analog  wie  in  hitori,  toneri,  kikori 
suffigiert  sein  soll.  Satow  (Ancient  Jap.  Kituals,  T.  A.  S.  J.  VII,  pag.  112  f.) 
leitet  im  Anschluss  an  eine  jap.  Autorität  hafuri  von  einem  Verbum  hafwu 
„  wegwerfen  "=Äaw/w)ü = modernes  haumvm  {hömuru)  „begraben"  her,  indem 
angenommen  wird,  dass  es  ursprünglich  die  spezielle  Aufgabe  der  Hafuri  war, 
die  Toten  zu  begraben  und  die  Leichenrede  zu  halten.  „  Die  chinesischen 
Zeichen  ^  §ß,  womit  hafuri  geschrieben  wird,  bedeuten  wörtlich  glückwün- 
schende Gruppe,  und  beziehen  sich  auf  die  Aufzählung  der  ruhmvollen  Thaten 
der  Toten,  welche  einen  Teil  des  Rituals  oder  der  Rede  am  Grabe  desselben 
ausmachte."  Ich  sehe  jedoch  nicht,  dass  irgend  welche  Ueberlieferung  uns 
berechtigt,  die  Hafuri  gerade  mit  dem  Toten-  und  Begräbnisdienst  in  Verbindung 
zu  bringen,  und  halte  daher  die  Ableitung  vom  Verbum  haburu  (modern  haberu.) 
„dienen,  aufwarten,"  nämlich  den  Göttern,  sowohl  sprachlich  als  sachlich  für 
die  naheliegendste. 

35  Nicht  weit  von  Nagoya.    Vgl.  Satow's  Handbook,  2.  ed.  pag  74. 


«AP.  VII.]         Die  achtgablige  Schlange.    Variante. 


131 


Das  Schwert,  womit  die  Schlange  zerhauen  wurde, 
heisst  VVorochi  no  Ara-masa.^"  Es  befindet  sich  jetzt 
in  Iso-no-Kami.^^ 

Hiernach  wurde  das  Kind,  welches  von  Inada 
no  Miya-nushi  Susa  no  Ya-tsu-mimi  geboren  wurde, 
nämlich  Ma-kami-furu  Kushi-nada-hime,^''  nach  dem 
Oberlauf  des  Flusses  Hi  in  der  Provinz  Idzumo 
fortgeschafft  und  dort  grossgezogen.  Darauf  machte 
Susa  no  Wo  no  Mikoto  sie  zu  seiner  Gemahlin,  und 
der  Nachkomme  in  sechster  Generation  des  von  ihm 
mit  ihr  gezeugten  Kindes  hiess  Oho-na-muchi  no 
Mikoto."" 


3C  Ära  bedeutet  eigentlich  „  rauh,"  aber  nach  I  ist  es  eine  Kontraktion 
von  ahira  „  hell,  glänzend."  Ma-sa  wird  als  ma-sahi  „  treffliches  Schwert " 
«rklärt.    Also  „  das  rauhe  oder  glänzende  treffliche  Schlangenschwert." 

37  Einige  halten  dies  für  Iso-no-Kami  im  Distrikt  Akasaka  der  Provinz 
Bizen ;  Motowori  aber  meint,  es  müsse  der  allbekannte  und  berühmte  Ort  im 
Distrikt  Yamabe  von  Yamato  sein,  denn  wenn  nicht  dieser  Ort,  sondern  das 
verhältnismässig  unbekannte  Iso-no-kami  in  Bizen  zu  verstehen  sei,  so  wäre 
gewiss  die  nähere  Bezeichnung  ,,  in  Kibi "  (alter  Name  für  Bizen)  liinzugefügt 
•worden.     I  giebt  übrigens  die  Kana  Lesung  l!<o-no-miya.     „Iso  Schrein." 

3*  Ma-haini-fiiru  „  das  treffliche  Haar  berührend  "  ist  eine  Art  von  Makura- 
kotoba  zu  kushi  „  Kamm."  Kushi  ^  im  Namen  der  Prhizessin  bedeutet  zwar 
„  wunderbar,"  ist  aber  wortspielend  zugleich  in  der  Bedeutung  „  Kamm " 
genommen,  und  zu  dieser  ist  das  Makura-kotoba  als  Epitheton  ornans  zugesetzt. 
Die  Makura-kotoba  (Kissenwörter,  weil  sich  das  folgende  Wort  wie  auf  ein 
Kissen  darauf  lehnt)  entsprechen  in  etwa  solchen  stehenden  Beiwörtern  wie 
im  homerischen  „  das  schwarze  Schift',"  die  „  blaväugige  Athene  "  u.  s.  w.  Der 
Sinn  des  Namens  Hesse  sich  umschreiben  durch  ,,  Kushi-nada-hime,  bei  deren 
Namenselement  kushi  man  an  einen  das  herrliche  Haar  berührenden  Kamm 
denkt."  Unter  den  Götternamen  finden  sich  nocli  andere,  welche  solche  Makura- 
kotoba  enthalten,  wie  z.  B.  Konohana  no  Sakuya-hime,  Komo-makura  Taka- 
mi-musubi  no  Mikoto,  Ama-zakaru  Muka-tsu-hime  no  Mikoto,  Asagiri  Kibata- 
hime,  Ishikii'i  Tsurugiya  no  Mikoto  u.  s.  w. 

3!*  Hinter  :fz  ^^W^  Oho-na-rnuchl  no  Kami  steht  hier  die  phonetische 
Glosse :  dies  ist  hier  o-ho-a-na-mu-chi  zu  lesen.  Die  Angabe  der  Glosse  wird 
abcB  allgemein  als  falsch  verworfen,  und  H  hat  deshalb  aucli  den  Lautcharaktei 
a  ^  aus  der  Glosse  hinausgeworfen.  Oho-ana-muchi  würde  „  Gross-Loch- 
Besitzer  "  oder  besser  „  Gross-Loch-Edler  "   {muchi  Honorificum,  vgl.  Kap.  II, 


^pniiPiiiipipiliiP 


m  - 


132  „  Ä'i/icng-i,"   Des   Götter  Zeitalters  erster  Teil.     [kap.  vii» 

III. — In  einer  Schrift  heisst  es : — Susa  no  Wo  no  Mikoto 
wünschte  Kushi-nada-hime  zum  Weibe  zu  haben  und 
bat  um  sie.  Ashi-nadzu-chi  und  Te-nadzu-chi  ant- 
worteten ""^  und  sprachen:  „Wir  bitten  dich  zuerst 
jene  Schlange  zu  töten,  und  dann  wird  es  gut  sein, 
wenn  du  sie  zur  Frau  nimmst.  Jene  grosse  Schlange 
hat  auf  jedem  Kopfe  Fels-Kiefern/^  und  an  beiden 
Seiten  [des  Leibes]  hat  sie  einen  Berg.  Sie  ist 
überaus  fürchterlich.  Wie  willst  du  es  anfangen  sie 
zu  töten  ?  "  Susa  no  Wo  no  Mikoto  überlegte  hierauf, 
braute  giftigen  Sake  und  gab  ihn  [der  Schlange] 
zu  trinken.  Die  Schlange  wurde  betrunken  und 
schlief  ein.  Susa  no  Wo  no  Mikoto  nahm  hierauf 
sein   Schwert   Worochi   no   Kara-sahi,''-   hieb   ihr   den 

Anni.  9)  bedeuten ;  erstere  Bedeutung  von  Hosoda  Toiuinohu,  dem  Verfasser 
des  T()KiiiA-(;u.SA,  angenommen  und  in  Verbindung  mit  der  Geschichte 
gebracht,  welclie  Kojiki  sect.  23  (siehe  Appendix)  erzählt  wird.  Der  Gott 
verbarg  sich  nämlicli  in  einem  ]Mauselocli  auf  einem  Felde,  um  sich  vor  dem 
Feuer  zu  retten,  das  Susa  no  ^Vo  rings  herum  angezündet  hatte.  Diese  Erklärung 
sieht  stark  wie  eine  der  Anekdote  angepasste  Volksetymologie  aus.  Vgl. 
Anm.  21. 

■*^  So  interpretiere  ich  nach  der  von  den  besten  japanischen  Autoritäten 
angenommenen  Interpretation.  Aston  aber  zieht  die  beiden  Namen  als  zweites. 
Objekt  zu  ^  ^  „  and  asked  her  of  Ashinadzuclii  and  Tenadzuchi,  who 
replied  .  .  .  ,"  und  bemerkt  dazu  in  einer  Nt)te:  Man  beachte,  dass  die  Mutter 
sowohl  wie  der  ^'ater  gefragt  wurde. 

■*^  H 'fS  Sh  iifd-matifu,  I  ihaho-malmc,  H  aber  liest  hikiffe<kura,  was  dem 
jetzigen  hikcuje  no  Kudmra  Lycopodium  clavatum  entspricht.  Vgl.  Kap.  VI, 
Anra.  .32. 

■^2  „  Schlangen-Kara-Schwert."  Jva/«  =  Korea  ;  eigentlich  ist  iTa?-«  nur  einer 
der  alten  Staaten,  welche  Korea  ausmachten,  und  wurde  \^on  den  Japanern 
gewöhnlich  Jlimana  genannt.  Es  enlspriclit  im  wesentlichen  demjenigen  Teile 
der  gegemvärtigen  koreanischen  Provinz  Kyöng-sang-do,  welcher  im  Südwesten 
des  Flusses  Xak-dong-gang  ^^  ^fL  liegt ;  nur  ein  kleiner  Teil  von  Kara 
erstreckte  sich  auch  nordöstlich  von  diesem  Flusse.  Hier  l)edeutet  Kara-sahi 
überhaupt  ein  „  koreanisches  Schwert,"  welche  wegen  ihrer  Güte  im  Altertura 
bernlimt  waren.  Man  vergleiche  damit  den  Ausdruck  Kure  no  ma-saJd  „  treffliche 
»Schwerter  aus  Kure,  d.  i.  China "  in  Buch  22,  Seite  37,  Anm.  9. 


KAP.  VII.]         Die  acJvtgablige  Schlange.    Variante. 


133 


Kopf  ab  und  zerhieb  ihren  Leib.  Als  er  ihren 
Schwanz  zerhieb,  bekam  die  Schneide  seines  Schwertes 
ein  wenig  eine  Lücke,  weshalb  er  den  Schwanz 
auseinander  spaltete  und  nachsah.  Da  war  da  ein 
anderes  wunderbares  Schwert,  welches  er  Kusa-nagi 
no  tsuruffi  nannte.  Dieses  Schwert  befand  sich 
früher  bei  Susa  no  Wo  no  Mikoto.  Jetzt  befindet 
es  sich  in  der  Provinz  Wohari.  Das  Schwert,  womit 
Susa  no  Wo  no  Mikoto  die  Schlange  zerhieb,  befindet 
sich  jetzt  bei  den  Kamu-tomo  *  von  Kibi.*"'  Der 
Ort,  wo  die  Schlange  getötet  wurde,  ist  der  Berg 
am  Oberlauf  des  Flusses  Hi  in  Idzumo. 
IV. — In  einer  Schrift  hei-st  es : — Susa  no  Wo  no  Mikoto's 
Betragen  war  frech.  Deshalb  erlegten  ihm  alle  Götter 
eine  Busse  von  tausend  Tischen  auf  und  verbannten 
ihn  schliesslich.  Zu  dieser  Zeit  stieg  Susa  no  Wo 
no  Mikoto  in  Begleitung  seines  Sohnes  Idakeru  no 
Kami'*'  nach  dem  Lande  Shiragi  ■*"  hinab  und  wohnte 


■*"  Sf  hK  Kamu-tomo,  Kamu-tomo  no  Wo  oder  Kambe.  Es  müssen  hier 
Shintöpriester  im  allgemeinen  gemeint  sein.  Nach  Shigetane  sind  unter  den 
Kamu-tomo  (sprich  Kantomo)  die  Familien  der  Nakatomi  und  Imube  und 
überhaupt  alle  Leute,  welche  dem  Götterkult  obliegen,  zu  verstehen.  Aber 
man  macht  auch  einen  Unterschied  zwischen  Kamu-tomo  und  Hafuri,  und 
zwar  sind  jene  die  Beamten  des  Kultusamtes,  diese  die  Priester  in  den 
Tempeln.  Demnach  würde  der  Ausdruck  Kamu-tomo  hier  nicht  genau  passen, 
da  ja  nicht  Kultusbeamte,  sondern  Tempelpriester  gemeint  sind.  I  führt  aus 
dem  KoKüNKEXCHU  für  |f  ^  die  Lesung  Kamu-hafuri-be  „  göttliche-Hafuri- 
Grupjje"  an,  welche  in  der  That  aufs  schärfste  den  Sinn  wiedergiebt,  welclien 
der  Ausdruck  in  unsei-er  NihongLstelle  haben  muss.  Kamu-tomo  bedeutet 
wörtlich  „  göttliche  Gefolgschaft,"  Kamu-tomo  no  Wo  „  Männer  der  göttlichen 
Gefolgschaft,"  Kambe  „  göttliche  Gruppe." 

**  Kibi  ist  die  jetzige  Provinz  Bizen ;  gemeint  ist  also  der  Tempel  Fulni, 
no  Mitama  von  Iso-no-kami  im  Distrikt  Akasaka,  Bizen. 

^'  2.  "t*  ^  wird  Idakeru  oder  Itakem  gelesen ;  die  Lesung  Tso-takeru,  welche 
man  aus  den  Zeiclien  5.  "t*  i-^o  „  fünfzig "  schliessen  könnte,  wird  nicht 
anerkannt.  Takaru,  „  tapfer,  ungestüm ;"  i  (i-so)  ist  wahrscheinlich,  wie  y«-.«j 
-80  in  anderen  Namen,    ein    von    dem    Zahlwort    abgeleitetes    Honorificum  mit 


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134  „Niliongi,''  Des  Götterzeitaltcrs  erster  Teil.    [kap.  vii^ 

in    dem    Orte    Soshimori/'      Dann    erhob    er    seine 


einer  allgemeineren  Bedeutung  als  der  des    Zahlworts,  etwa    „  sehr  gewaltig ;" 
Idakeru  also  etwa  „  der  sehr  Tapfere."     Hirata's  Meinung  weicht  hiervon  ab : 
er  betrachtet  i  als  Abkürzung  von  ika,  ilcmhi  „  würdig,  stattlich  "  und  verweist 
darauf,  dass  es  in  Idzumo   einen    Tempel    Iga-faka-jiiija  giebt,    und    dass   nach 
dem  Kidzuki-Ohoyashiro  ko  Ki  der  Gott  Igatake   Daimyöjin   identisch   mit 
Itakeru  no  Kami  ist.    (Hirata  nimmt  also  wohl    einen    nicht  anzuerkennenden, 
Lautübergang  ika-'uja-i  an).    Der  im  Kojiki  Sect.    22  genannte  Oho-ya-biko  n» 
Kami  „  Gross-Haus-Prinz  "  und  Sect.  29  genannte  Kara  no  Kami  ^Gottheit  voa 
Korea  "  wird  mit  Itakern  identificiert.     Wahrscheinlich  ist  Itakem  auch  mit  ^ 
:;fo  JE  Idate  identiscli.     Im  Exgishiki  heisst  es :— {Ü  ggJ;^Sß^f^^^ 
Ät)    Iflllfc^lt^^jfoSlifHd:-    Beachtenswert    ist   diese  Benennung    „  Idate- 
von  Kara,''  was   dem   eben   erwähnten    Kara  no  Kami  des  KoJiKi   entspricht. 
Wir  haben  es  also  wohl  mit  einer  ursprünglich  koreanischen  Gottheit  zu  thun, 
und  Idakeru  könnte  eine  japanische  Adaption  des  originelleren  Idade  sein. 

■^  Silla  '^  ^,  von  den  Japanern  Shinra  oder  Shiracji  genannt,  war  das. 
östlichste  der  drei  alten  koreanischen  Königreiche  Silla,  Koryö  und  Pekche. 
Später  vereinigte  Sliiragi  die  ganze  Halbinsel  von  Korea  unter  dem  Dynastie- 
namen ^  ^  Silla.     Die  alten  Araber  nennen  diesen  Staat  Sijla. 

'^'  Sosldmori  ist  im  Text  nur  phonetisch  geschrieben,  und  die  Kommen- 
tatoren sind  zweifelhaft,  ob  es  ein  Personenname  oder  Ortsname  sei.  Erstere 
Auffassung  hat  z.  B.  H  (dann  wäre  zu  übersetzen :  und  wohnte  bei  Soshimori).. 
Wir  haben  es  hier  jedenfalls  nicht  mit  einem  japanischen  Worte  zu  thun,  und 
H's  Versuch,  das  Wort  auf  jap.  Weise  erklären  zu  wollen,  muss  daher  von 
vorn  herein  als  vergeblich  betraclitet  werden.  Er  erklärt  soshi=sojishi  „Eücken- 
fleisch,"  d.  i.  mager,  unfruchtbar  (Sii^i^A  wird  nämlich  weiter  unten  im  Text 
des  NiHONGi  Äy'i'.s/ti  no  nmna-kviii  ,, das  leere  Land"  genannt),  mori  ,, Wächter." 
Soiihimori  ist  aber  ein  koreani-^cher  Ortsname  und  bedeutet  „  Oclisenkopf. " 
Es  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nacli  der  uralte  Name  für  #  jl]  ^  ^^  iLMM^ 
Chhun-chhön  in  der  Provinz  Kang-wön-do,  gewesen.  Diese  Stadt  wurde  im  Jahre 
637  officiell  -^  "^  U-su  oder  4^  5I  U-du  „Ochsenkopf"  benannt,  offenbar  in 
Anlehnung  an  die  damalige  Sitte,  die  Ortsnamen  ins  Chinesische  umzuwandeln^ 
Die  moderne  Stadt  und  der  nahe  daran  im  Kordosten  liegende  Berg  4^  JM  Ul 
U-dusan  liegen  ungefähr  in  128'  O.  Länge  und  38'  N.  Breite  am  Bü  I^  Öl  Sim- 
yöng-gang,  welcher  im  unleren  I^aufe  ^  jl  Han-gang  genannt  wird  und  bei 
Seoul  vorbeifliegst.  Man  erinnere  sicli  ferner  daran,  dass  Susanowo  unter  dem 
Namen  *^  bH  55  £  Gözii-Tennö  „Kaiser  Ochsenkopf"  an  vielen  Orten  verehrt 
wird.  Es  giebt  noch  in  Japan  eine  Art  Gakkyoku  (Musik-Melodie),  welche 
Soshimori  heisst  und  wahrscheinlich  eine  Volksmelodie  aus  diesem  Orte  ist.  Nach 
einer  Stelle  bei  Ts  giebt  es  eine  koreanische  (Komaner)  Melodie  Namens  Kicai-tei~ 
gahu,  von  der  ein  Best  noch  im   JiN-cm-Yö-ROKtr   vorhanden  ist.     Auf  einem 


KAP.    VII.] 


Susanowo  in  Korea. 


135 


Stimme  und  sprach :  „  In  diesem  Lande  will  ich 
nicht  wohnen !"  Schliesslich  nahm  er  Lehmerde, 
machte  daraus  ein  Schiff,  setzte  sich  darauf  und  fuhr 
nach  Osten  hinüber,  bis  er  an  der  Bergspitze  Tori- 
kami  no  Mine,^  welche  am  Oberlauf  des  Flusses  Hi 
in  der  Provinz  Idzumo  liegt,  ankam.  Nun  war  an 
diesem  Orte  eine  menschenfressende  grosse  Schlange. 
Hierauf  nahm  Susa  no  Wo  no  Mikoto  sein  Schwert 
Ama  no  Haha-kiri  *"  und  zerhieb  die  grosse  Schlange. 
Da,  als  er  den  Schwanz  der  Schlange  zerhieb,  bekam 
die  Schneide  [seines  Schwertes]  eine  Scharte.  Darauf 
spaltete  er  sie  auseinander  und  sah  nach.  Mitten  im 
Schwanz  war  ein  göttliches  Schwert.  Susa  no  Wo 
no  Mikoto  sprach  :  „  Dieses  darf  ich  nicht  zu  meinem 
eigenen  Gebrauch  nehmen."  Darauf  schickte  er 
seinen  Nachkommen  in  fünfter  Generation,  Ama  no 
Fuki-ne  no  Kami,^°  um  es  im  Himmel  zu  überreichen. 
Dieses  nennt  man  jetzt  das  Schwert  Kusa-nagi. 


Bilde,  welches  diesen  Tanz  darstellt,  beugt  sich  der  mit  Kegenmantel  und 
breitem  Hut  (mino-gasa)  bekleidete  Tänzer  zur  Seite,  und  es  liegt  die  Vermu- 
tung nahe,  dass  dieser  Tanz  das  Umherirren  des  Susa  no  Wo  im  Elende 
darstellt  (vgl.  die  Schilderung  von  der  Verbannung  Susa  no  Wo's).  Nach 
Arai  Hakuseki  ist  die  oben  erwähnte  Tanzmelodie  Soshimori  und  dieser  Tanz 
Kwai-tei-gaku  ein  und  dasselbe. 

"•^  Toi'i-kami  no  Mine  oder  Tori-kami  no  Take  im  Distrikt  Nita  von  Idzumo . 
Nach  dem  Kojiki-den  heisst  dieser  Berg  noch  jetzt  Funa-tohori-yama  ,,  der  Berg, 
wo  das  Schiff  vorbeifährt,"  welcher  Name  vielleicht  auf  die  Sage  von  Susa  no 
Wo's  Fahrt  Bezug  nimmt. 

49  Su  hmoe-kiri,  I  hahe-kiri,  H  haha-kiri.  Das  Zeichen  J^  hahe  „  Fliege '' 
steht  phonetisch  für  hahe,  haha  „  Sehlange."  Es  ist  dasselbe  Wort  wie  habu, 
womit  auf  den  Liukiu  Inseln  die  dort  vorkommende  grosse  Giftschlange 
bezeichnet  wird.  Nach  dem  Kogoshui  heLsst  in  der  ältesten  Sprache  eine 
grosse  Schlange  haha.  Hängt  vielleicht  dies  Wort  etymologisch  mit  hafu 
„kriechen"  oder  hamu  „verschlingen"  zusammen?  Ama  no  haha-kiri  bedeutet 
also  „  der  himmlische  Schlangen-Zerschneider." 

50  Im  KoJiKi  Ama  no  Fuyv^kinu  no  Kami,  Chamb.  pag.  67  the  Deity 
Heavenly-Brandishing-Prince-Lord;    vgl.    Anm.    14    daselbst.      Fuki    soll    die 


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136  „  Ni/ion^i,"  Des  Götter  Zeitalters  erster  Teil.    [kap.  vii. 

Zuerst  als  Idakeru  no  Kami  vom  Himmel  her- 
abstieg, nahm  er  in  grosser  Menge  Baumsamen  mit 
sich  herab.  Er  pflanzte  sie  jedoch  nicht  im  Lande 
Kara,  sondern  brachte  sie  alle  wieder  zurück  °^  und 
säete  sie  schliesslich  von  Tsukushi  aus  anfangend  ''"- 
allüberall  im  Inneren  des  Landes  Oho-yashima,  und 
auf  diese  Weise  entstanden  die  grünen  Berge.  Aus 
diesem  Grunde  bekam  Idakeru  no  Mikoto  den  Namen 
Isawo  no  Kami.'^  Er  nämlich  ist  die  grosse  Gottheit, 
welche  im  Lande  Kii"^  wohnt. 
V. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Susa  no  Wo  no  Mikoto 
sprach  :  ,,  In  der  Gegend  des  Landes  Kara  *'  giebt  es 
Gold  und  Silber.      Es  wäre  nicht  gut,  wenn  das  von 

Bedeutung /itrt  (das  Schwert)  „schwingend"  haben ;  nt  erklärt  H  als  Kasewort. 
Die  Erlclilrung  scheint  mir  unbefriedigend. 

•''1  H  zieht  ^  zu  ;^"j^  und  liest  mre-tmkmasii ,  d.  h.  er  sUete  [den  Samen] 
nicht  vollständig  aus,  sondern  brachte  ihn  [teilweise]  zurück. 

Zum  Pflanzen  der  Bäume  bemerkt  I:  In  den  fremden  Ländern  wurden 
Bäume  und  Kräuter  von  Oho-na-muclii  und  Sukuna-muchi  gepflanzt.  Als 
diese  zwei  Gottheiten  das  Land  rundum  bereisten,  fiel  KeLssamen  im  Dorfe 
Tane  in  Idzumo  herab.  Eine  cli inesische  Ueberlieferung  hat,  dass  zur  Zeit 
des  Königs  Shinnö  j^  ^  (d.  i.  der  sagenhafte  chinesische  Kaiser  Shen  Xung, 
2838  vor  Chr.,  der  den  Ackerbau  erfunden  haben  soll)  Hirse  vom  Himmel 
herabfiel. 

='^  Südwestlich  von  der  Provinz  Hizen  auf  Tsukushi  (d.  i.  Kyüshü)  liegt 
im  Meere  eine  Insel  Idakeru-i^hma,  und  einige  haben  die  Vermutung  aus- 
gesprochen, dass  der  Gott  Idakeru  auf  seiner  Tour  vielleicht  zunächst  diese 
Insel  erreicht  habe. 

•''">  D.  h.  „  der  verdienstvolle  Gott." 

**  Das  Land  A7,  wie  es  ursprünglich  hiess,  bedeutet  „  das  Land  der 
Bäume."  In  folge  des  Ediktes  der  Kaiserin  Gemmyö  vom  Jalire  713,  wonach 
hinfürdero  alle  Ortsnamen  nach  chinesischem  Vorbilde  mit  2  chinesischen 
Charakteren  geschrieben  werden  mussten,  wurde  die  Silbe  -0>  /  zu  Kl  hin- 
zugefügt, und  yfc  kl  Baum  in  das  gleichlautende  sinico-jap.  ^E  kl  verwandelt, 
also  IE  ^  Ki-l. 

53  ^  Han,  sin-jap.  Kan,  jap.  Kara  genannt :  Korea.  Wörtlich  heisst  esi 
1$  ^  ^  1^  ))  auf  der  Insel  (shlmu)  des  Landes  Kara  " ;  shima  wird  aber  auch 
oft  im  Sinn  von  kiuu  „  Land,  Gegend  "  gebraucht.  Silla  speziell  ist  gemeint. 


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-KAP.    VII.] 


Siisaiiowo  s  irdische   Thätigkeit. 


137 


meinem  Sohne  regierte  Land  keine  schwimmenden 
Schätze  '"^  hätte."  Hierauf  riss  er  sich  die  Barthaare 
aus  und  verstreute  sie,  und  es  entstanden  Krypto- 
merien."^'  Ferner  riss  er  sich  die  Haare  an  der  BruSt 
aus  und  verstreute  sie  und  diese  wurden  Hinoki 
Bäume.*^  Die  Haare  seines  Hinteren  wurden  Maki 
Bäume.  '"^  Die  Haare  seiner  Augenbrauen  wurden 
Kampferbäume.  Nachdem  dies  geschehen  war,  be- 
stimmte er,  wozu  sie  zu  brauchen  seien.  Hierauf 
nahm  er  das  Wort  und  sprach :  ,,  Was  diese  beiden 
Bäume  hier,  nämlich  die  Kryptomerie  und  den  Kam- 
pferbaum, anbelangt,  so  sollen  daraus  schwimmende 
Schätze  gemacht  werden ;  aus  dem  Hinoki  Baum 
soll  man  Bauholz  für  schöne  Paläste ''°  machen ; 
aus  dem  Maki  Baum  soll  man  Behältnisse  machen, 
worin  das  sichtbare  grüne  Menschengras  ^^  in  abge- 
schlossenen verlassenen  Stätten  (d.  i.   Gräbern)  liegen 


5'' Die  „  schwimmendan  Sciiiitze  "  uku-takara  sind  Schiffe. 

5"  Smjl.  Vgl.  Eein,  II,  278  f. 

5*  Chamaecyparis  obtusa.  Rein,  II,  276  ö. 

59  Podocarpus  macrophylla.  Kein,  II,  27G. 

<"'  Oder  Shintötempel,  denn  nüya  bedeutet  beides.  Da  der  Hinoki  gerade 
im  Shintökult,  zum  Bauen  von  Tempeln  und  Anfertigen  von  Gerätschaften 
für  den  Kult,  die  reichlichste  Verwendung  findet,  ist  vielleicht  die  letztere 
Interpretation  vorzuziehen. 

^1  Nacli  der  Kanalesung :  utmshikl  aim-hito-kuna,  d.  h.  das  irdische  Men- 
schengeschlecht. 

c^  ^  -J^  ^  ^  Si^  S\  /2l  Ä  oki-isu  üutahe  ni  mochi-fu^UH  sonahe,  oder  nach  dem 
Shiki:  oku  Isu  siUahe  710  vioeJü-fmii  i^onahs,  eine  überaus  scliwierige  und 
verschieden  interpretierte  Stelle.  Die  Interpretation  wird  sich  am  besten 
möglichst  genau  an  die  chinesischen  Zeichen  anschliessen,  mit  Berücksichtigung 
ihrer  specitischen  Bedeutung  im  Altjapanischen.  ^  oku,  „  verborgene,  abge- 
schlossene Stätte,"  worunter  eine  Grabstätte  verstanden  werden  kann,  Avie  das 
Kompositum  oku  tsu  ki  „  Grab,"  lit.  wohl  „  verborgnes  Schloss,"  das  öfters 
im  Manyöshü  (z.  B.  Buch  3,  geschrieben  ^  if%  oder  ^  ^,  Bucli  9  ^  ^^  ^ 
vorkommt,  bezeugt,  v^  tsu  ist  die  Genetiv-  etc.  Partikel.  Sprachlich  möglich 
ist  es  auch,  wenn  man  die  Lesung  oki  annimmt,  in  okitsu  ein  Präteritum  vom 


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138  „  Ni/ion^i,"   Des  G'dttcr::eitalteTS  erstei'  Teil.    [kap.  vii. 

soll ""."      Was  die  zur  Nahrung  notwendigen  achtzig 

Verbum  oka  „  verlassen,  aufgeben ."  zu  sehen :  ,,  verlassen,  aufgegeben."  für 
beide  AufTassungen  kommt  in  Beti-aeht,  dass  die  ältesten  Japaner  sich  als 
Wohnstiltten  sogenannter  ihaija  und  nmro,  Felshöhlen  und  Erdhöhlen,  bedienten, 
dieselben  aber  verliessen,  für  immer  aufgaben  und  durch  ein  shime-naha 
Strohseil  abschlössen,  wenn  darin  Jemand  gestorben  und  beigesetzt  war.  Diese 
Sitte,  den  Bewohner  in  seiner  Wohnstätte  zu  beerdigen  und  dieselbe  dann 
nicht  mehr  zu  benutzen,  finden  wir  ja  auch  bei  anderen  Völkern,  z.  B.  jetzt 
noch  tei  manchen  Stämmen  der  Ureinwohner  Formosas.  ^  ^  suta-he  leite 
ich  ab  vom  Verbum  mtani  ^  ,,  weggeworfen,  verlassen  werden,"  xmd  he  oder 
ihe  „  Haus,"  also  „  verlassenes  oder  zu  verlassendes  Haus,"  d.  h.  die  Wohnstätte, 
welclie  zur  Begräbnisstätte  geworden,  und  verlassen  und  abgeschlossen  worden 
ist.  Aber  schon  seit  einer  Eeihe  von  Jahrhunderten  vor  Abfassung  des 
NiHONGi  bestand  diese  Sitte  nicht  mehr,  und  wir  hören  nur  von  Anlegung 
besonderer  Gräber,  indem  die  eingesargte  Leiche  in  die  Erde  gelegt,  mit 
Steinen  umgeben  und  mit  einem  Erdhügel  bedeckt  wurde.  Wie  es  scheint, 
hatte  sich  jedoch  der  Ausdruck  oku  tsii  sutah".  erhalten,  nur  dass  er  nicht 
mehr  streng  im  ursprünglichen  Sinne,  sondern  für  „  Grabstätte "  überhaupt 
angewendet  wurde,  wie  wohl  hier  im  Nihoxgi  zu  verstehen  ist.  Das  hölzerne 
„  Behältnis  "  ^  sonnhe  muss  dann  den  Sarg  bedeuten,  und  zwar  einen  solchen, 
wie  man  im  späteren  Sprachgebrauch  als  nc-r/ivan  „  Liege-  oder  Schlafsarg " 
bezeichnet,  worein  der  Tote  lang  liegend  gelegt  wird,  zum  Unterschied  vom 
kuaii,  worin  der  Tote  i  i  sitzender  Stellung  mit  angezogenen  Knien  untergebracht 
wiril,  was  die  allgemein  übliche  Einsargungsmethode  der  Buddhisten  ist. 

Ln  Erisiri  stellt  statt  p  das  Zeichen  j="  ,,  Leiche,''  und  so  interpretieren 
Xs,  H  lind  andere  ■s'({ta-//e  =  ,,  weggeworfene  Leiche";  H  scheint  dabei  okitsu 
als  Verbalforin  zu  betrachten,  denn  er  sagt,  ^  bedeute  „  an  entlegener  Stelle 
begraben."  Xach  ilim  wäre  also  zu  übersetzen  :  Behältnisse  (d.  i.  Särge) 
worin  die  an-entlegener-Stätte-begrabenen  weggeworfenen  Leichen  der  Menschen 
liegen  sollen.  Es  ist  jedoch  einzuwenden,  d:iss  ein  Wort  he  „  Leiche ''  sich 
nicht  nachweisen  lässt,  und  man  somit  diese  Interpretation  zwar  durch  Aen- 
derung  von  ^  in  f  auf  den  chinesischen  Text  stützen,  aber  nicht  recht 
mit  der  unzweifelhafte  Autorität  besitzenden  japanischen  Lesung  in  Einklang 
bringen  kann. 

Aston  hat  für  sutahe  die  von  Hepburn  unter  sutabe  angegebene  Bedeutung 
„  Begräbnisplatz "  angenommen,  und  übei-setzt  sonst  ähnlich  wie  ich :  the 
Podocarpus  was  to  form  receptacles  in  which  the  visible  race  of  man  was  to 
be  laid  in  secluded  burial-places. 

Ganz  verschieden  ist  die  Interpretation  von  Shigetane,  welcher  das  Weg- 
werfen der  Leichen  anstössig  findet  und  bei  dieser  Aufzählung  von  Schiffen, 
Miya  und  Särgen  die  Wohnhäuser  der  Lebenden  vermisst  und  meint,  dass 
damit  den  Lebenden,    die   doch  grössere  Rechte   als  die  Toten  besitzen,  nicht 


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KAP. 


VII.] 


Susanoxvd  s  Nachkommen. 


139 


Fruchtarten  "^^  anbelangt,  so  säete  und  pflanzte  er  sie 
alle  in  gehöriger  Weise. 

Der  Sohn  des  Susa  no  Wo  no  Mikoto  hiess 
nun  also  mit  Namen  Idakeru  no  Mikoto,  [und  dessen 
beide]  jüngere  Schwestern  Oho-ya-tsu-hime  "^  und 
nach  ihr  Tsuma-tsu-hime  ^'  no  Mikoto.  Alle  diese 
drei  Gottheiten  säeten  und  verstreuten  ebenfalls  in 
gehöriger  Weise  den  Samen  der  Bäume  und  begaben 
sich  dann  hinüber  nach  dem  Lande  Kii. 

Hiernach    wohnte    Susa  no   Wo   no  Mikoto    auf 
dem  Gipfel  des  Berges  Kuma-nashi  ^^  und  schliesslich 
ging  er  in  das  Unterland  ein. 
VI. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Oho-kuni-nushi "'  no  Kami 

Greniige  geschähe.  Er  erklärt  oku  als  „  Hmterteil  oder  innerer  Teil  des 
Hauses  "  (eine  jetzt  gangbare  Bedeutung) ;  siitahe  als  su  tm  uhe  „  auf  dem  Su," 
d.  i.  Fussboden  oder  Matte  aus  Bambus  gefertigt,  wobei  er  die  Lautversehie- 
denheit  von  fsu  und  ta  dadurch  begründen  will,  dass  er  auf  den  Namen  der 
Provinz  Toho  tmi  Afumi  (so  im  Manyöshu  ;  jetzt  TötTwii  gesprochen)  hinweist, 
welcher  im  Wamyöshö  Toho  ta  Afuml  geschrieben  ist.  I  möchte  in  su  das 
Wort  xumu  ,,  wohnen  "  erblicken ;  nach  beiden  hätten  wir  etwa  „  Buhestätte  " 
zu  übersetzen,  und  der  Sinn  des  Ganzen  wäre  dann :  die  Maki  soll  für  das 
sichtbare  [lebende !]  Menschengeschlecht  als  Gegenstand  zum  Schlafen  auf  der 
Banibuj^niatte  im  Hinterteil  des   Hauses    verwendet  werden. 

"'  /fc  W.  ko-dane,  lit.  „  Baum-Samen."  Nach  Ts  soll  kudamono  „  Früchte, 
Obst''  aus  ko-dane-mono  „Baumsamen-Dinge"  entstanden  sein. 

•■^  ,,  Prinzessin  des  Grossen  Hauses."  Wie  schon  oben  Anm.  45  erwähnt^ 
heisst  ihr  älterer  Bruder  Idakeru  auch  Oho-ya-hlko  „  Prinz  des  Grossen 
Hauses.'' 

ß''  Tiicma  ist  zwar  mit  dem  Zeichen  für  tsume  ,,  Nagel  "  geschrieben,  bedeutet 
hier  aber  „  Bauholz  " :  ,,  Bauholz-Prinzessin."  Sonach  liegt  in  den  Namen 
aller  3  Geschwister  eine  Beziehung  auf  das  Haus  oder  den  Hausbau. 

ßc  H  Kumanashi,  I  Kanianari.  Motowori  will  Kumanasu  lesen  und 
behauptet,  dies  sei  dann  in  Kumanu  zusammengezogen  worden,  so  dass  wir  es. 
also  hier  mit  dem  Berg  Kumanu  im  Distrikt  Ou  von  Idzumo  zu  tliun  hätten. 
Im  benachbarten  Orte  Siiga  schlug  allerdings  Susa  no  Wo  seine  Residenz 
auf,  wie  weiter  oben  berichtet  wurde.  I  lässt  die  Frage  unentschieden,  meint 
aber,  dass  dem  Zusammenhange  nach  der  betreffende  Berg  in  Kii  gewesen  zu 
sein  scheint. 

6"  Vgl.  Anm.  29. 


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140  „  Nihongi,"'    Des  Götterzeitaltcrs  erster  Teil.    [kap.  vii. 

heisst  auch  Oho-mono-nushi  ^'^  no  Kami.  Ferner  heisst 
er  auch  Kuni-tsukuri  Oho-na-muchi "''  no  Mikoto. 
Ferner  heisst  er  auch  Ashi-hara  no  Shiko-wo.  '^ 
Ferner  heisst  er  auch  Ya-chi-hoko  ''  no  Kami.  Ferner 
heisst  er  auch  Oho-kuni-tama '-  no  Kami.  Ferner 
heisst  er  auch  Utsushi-kuni-tama  ''"'  no  Kami.  Seine 
Kinder  alle  zusammen  waren  hundert  und  einundacht- 
zig Gottheiten. 

Also    Oho-na-muchi    no    Mikoto    und    Sukuna- 


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''*  Oho-iiirjiio-iuLxhi  „  grosser  Geister  Herr."  Mono  bedeutet  in  der  ältesten 
Sprache  oft  „  Geist " ;  vgl.  auch  mouo-niam  in  Buch  2.  Im  Manyösiiü  wird 
das  Zeichen  ^  kl  „  Geist ''  p^eradezu  phonetisch  für  inonu  gebraucht.  Mono 
bedeutet  auch  „  Mensch,"  und  diese  Bedeutung  wird  von  Motowori  hier 
angenommen,  mit  dem  Bemerken,  dass  innno-nmhi  dann  sowohl  „  Herr  der 
Menschen ''  als  „  Herr  der  Götter  "  bedeute,  weil  ja  die  Götter  die  Menschen 
des  Götterzeitaltei-s  gewesen  wären  I  Nach  H  hat  der  Gott  den  Xamen,  weil  er 
sowolil  die  Menschen  als  die  (Jeister  beherrscht. 

''^  Kuiii-tmkiui,  ,,  Land-Macher,"  d.  i.  „  Land-Schöpfer."  T-fitkaru  hat  hier 
den  Sinn  von  hitinne-na^ti  „  fest  machen,"  aus  dem  Chaos  zu  fester  Gestalt 
bringen.  Oho-na-iruichl  erkläre  ich  wie  oben  Anm.  21  „  Grosser-lieber-Edler," 
aber  H  will  dem  Namen  an  dieser  einen  Stelle  eine  von  sonst  verscliiedene 
Bedeutung  geben,  nämlich  ,,  Besitzer  der  grossen  Erde":  niuchl  =  mochi 
„Besitzer;"  ««^„Erde."  Das  sonst  unbekannte  Wort  na  „  P^rde "  sucht  er 
auf  folgende  Weise  zn  Iwlegen :  für  ji-nushi  „Gutsbesitzer"  sagt  man  auch 
na-nufki,  also  nii=ji  ,,  Erde;"  Daimijö  ,,  Eürst "  wäre  die  sinico-jap.  Lesung 
für  ursprüngliches  Oho-wi  „  grosse  Erde " ;  in  naivl  „  Erdbeben  "  will  er  als 
ersten  Bestandteil  nn  „  Erde "  entdecken.  Ein  wahrer  etymologischer  Salto 
mortale. 

""  „  Des  Schilfgefildes  abschreckender  ]Mann."  gj  nhiko  bedeutet  für  gewöhn- 
lich „  hässlich,"  ist  hier  aber  als  „  abschreckend  ''  zu  nehmen.  H's  Erklärung 
von  shikoru  „  sich  vertiefen  "  ist  nicht  annehmbar. 

'1  Nach  dem  KoJiKi-Diox  =  der  Gott  der  8000  Speere;  so  aucli  H.  Sliigetane 
nimmt  es  im  Sinn  von  ,,  mit  einem  Speer  8000  Feinde  erlegend.'' 

'2  Nach  den  2feichen  „(iross-Land-Juwel.''  Die  im  Kojiki-dex  vorgesclilagene 
Interpretation  te»K:(=„  Seele,  Geist"  scheint  mir  aber  vorzuziehen,  zumal  da 
im  KoGOSHÜi  der  Name  mit  dem  Zeichen  ^  lama  „  Seele  "  geschriehien  ist. 
Also  „  Gross-Land-Geist." 

'■'  „  Geist  des  sichtbaren  Landes,"  „  Geist  des  Landes  der  Lebendigen.'' 


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KAP.    VII.] 


OhonamucJd  n.   Sukiinabikona. 


141 


biko-na  '^  no  Mikoto  machten  mit  vereinten  Kräften 
und  einmütigen  Herzens  die  unter  dem  Himmel  be- 
findliche Welt.  "'     Sodann  bestimmten  sie  zu  Gunsten 


'■*  SuJ:nna-biko-na  oder  oline  Nigori  Sukuncb-hlko-na.  Sulcuna  hat  jetzt  nur 
die  Bedeutung  „  wenig,"  in  der  alten  Sprache  aber  auch  „  klein,"  und  ist 
daher  im  ManyöshÜ  gerade  in  diesem  Namen  mit  dem  Zeichen  /J-»  „  klein " 
gesehrieben;  Gegensatz  zu  oJto  „gross."  Jliko  „Prinz,"  na  =  ne.  Kosewoi't,  beide 
Wörter  als  Honorificum  gebraucht:  ,,  das  Meine  liebe  wunderbare  Kind."  Dass 
na  nicht  =  „  Name,"  sondern  das  Kosewort  ne  sei,  wird  durch  das  Hakima- 
FÜDOKi  bezeugt,  wo  direkt  Sukuna-hiko-ne  steht;  im  Idzumo-fCdoki  steht 
mit  Weglassung  des  Kosewortes  Sukuna-lnko  no  ]\Hkofo  (wenn  «a  =  „Name" 
wäre,  so  hätte  es  kaum  weggelassen  werden  können).  Ich  verwerfe  daher  die 
Interpretation  Motowori's,  welcher  Chamberlain  pag.  86  folgt:  Little-Prince- 
the-Renowned-Deity.  Der  Gott  hat  noch  andere  Namen.  In  einem  Verzeichnis 
der  Götternamen  vom  11.  Jahre  Bummei,  d.  i.  1480,  wird  parallel  mit  Oho- 
na-muchi  ein  Sukuna-miidii  genannt,  also  eine  Analogiebildung.  Ferner  nach 
dem  ÜHO-MIWA-CHIN-ZA-Ki  heisst  der  Gott  auch  Tema  no  Ama-fm-kami  „  der 
Himmelsgott  von  Tema."  Dieser  Gott  war  nämlich  eines  von  den  1500 
Kindern  des  Taka-mi-musubi.  Er  war  sehr  ungehorsam  und  fiel  zwischen  den 
Fingern  seines  Vaters  hindurch,  woher  der  Name  Tema  no  Aina-tm-lcami  „  der 
durch  den  Hand-Zwischenraum  (tc-nia)  [iiindurchfallende]  himmlische  Gott." 
So  ist  Tema  auch  der  Name  des  Ortes,  wo  der  Gott  auf  die  Erde  herabfiel. 
Im  KoJiKi,  Sect.  22,  heisst  es  Hahaki  no  fmni  no  Tema  no  yama-moto  „  am 
Fusse  des  Berges  von  Tema  in  der  Provinz  Höki,"  warum  man  diesen  Ort  an 
der  Grenze  von  Höki  und  Idzumo  vermutet.  Nach  dem  Idzumo-fOdoki  ist 
eine  Insel  Hashima,  im  Distrikt  Ou  in  Idzumo,  auch  Tema  no  sfiima  benannt, 
und  darauf  ist  ein  Tempel  des  Gottes  Sukuna-hiko-na.  Das  Ha  von  Ha-shima 
soll  „  Land  "  bedeuten,  und  daher  hat  man  ha-shima  im  Sinn  von  „  Landinsel," 
d.  h.  =  misaki  „  Landvorsprung,  Kap"  aufgefiisst.  Unter  diesem  Kap  wäxe 
dann  kein  anderes  als  das  schon  oft  genannte  Kap  Kumanu,  welches  man  im 
Landstrich  Tema  vermutet,  zii  verstehen. 

Hirata  widmet  diesem  Gotte  eine  längere  Abhandlung  und  preist  ihn  als 
den  Erfinder  der  Medizin  und  des  Sake-Brauens.  Er  identificiert  ihn  weiterhin 
mit  dem  Gotte  Ebisu,  einem  der  sieben  Glücksgötter,  dem  Schutzgott  des 
Handels  und  der  Industrie.  Diese  Indentification  steht  aber  wahrscheinlich 
auf  nicht  stärkeren  Füssen,  als  die  von  mir  Anm.  29  besprochene  Identi- 
ficierung  des  Gottes  Oho-kuni-ni(shi  mit  Daikoku-ien. 

^^  Dies  ist  die  genaueste  Uebei-setzung  des  chinesischen  Ausdrucks  5c  T 
ame  no  shiia,  womit  die  Chinesen  die  Welt  und  ihr  mit  derselben  hochmütig 
identificiertes  Reich  bezeichneten. 


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142  „  Nihmgi^'  Des    Götterzeitalters  erster   Teil.    [kap.  vii. 

des  sichtbaren  grünen  Menschengrases  und  des  Viehs 
die  Methode  Krankheiten  zu  heilen,  und  ferner,  um 
das  von  Vögeln,  Tieren  und  kriechendem  Gewürm 
herrührende  Unheil  abzuwenden,  bestimmten  sie  die 
Methode    der    Hinwegbeschwörung.  "'^      Bis    auf    den 


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'"  ^  ©{  ^  Ü  M  mazinahi  no  nori  „  Beschwörungsmethode,''  I  und  Sn 
mazlnahi-yamuru  no  nori  „  Methode  des  Beseitigens  durch  Beschwörung."  Das 
mazi  von  masiruihi  will  Hirata  mit  dem  Stamm  inazl  von  niaziru  „  sich  mischen  " 
in  Verbindung  bringen  und  sagt,  darin  liege  der  Sinn,  dass  die  Seele  des 
Beschwörenden  mit  dem  Körper  des  zu  Beschwörenden  in  Verbindung  trete. 
Mazinahi  „  Beschwörung "  wird  gewöhnlich  als  „  Wegschaffung  von  Unheil 
mit  Hülfe  der  Shintögötter  oder  Buddha's "  definiert.  Wenn  ansteckende 
Krankheiten  oder  sonstige  Uebel  vorkamen,  wurde  in  alter  Zeit  in  der 
Hauptstadt  ein  besonderes  Fest  gefeiert,  das  Talari-gami  wo  utsmhi-yarafu 
Matsurl  „  Fest  zur  Verlegung-an-einen-anderen-Ort  und  Wegtreibnng  der 
Fluchgötter,"  wobei  ein  besonderes  Norito  recitiert  wurde,  No  25  meiner 
vorbereiteten  Ausgabe.  Die  Götter,  welche  das  Unheil  verhängten,  wollte 
man  dadurch  aus  der  Hauptstadt  umziehen  lassen,  sie  versöhnen  und  besänf- 
tigen. Vgl.  gegen  Schluss  des  betreffenden  Norito :  „  und  ohne  allergnädigst 
Unglück  zu  verhängen,  und  ohne  euch  gewaltsam  zu  zeigen,  möget  ilir  nach 
Orten,  wo  Berge  und  Flüsse  breit  und  rein  sind,  umziehen  und  in  eurer 
Eigenschaft  als  Götter  besänftigt  wohnen ! "  Zugleich  wurden  allerhand 
Opfergesclienke,  welche  im  selben  Norito  aufgezälilt  sind,  dargebracht.  Dass 
Unglück  als  Strafe  der  Götter  aufgefasst  wurde,  zeigt  z.  B.  auch  der  Ausdruck 
ten-hei-byö  „  Himmels-Strafe-Krankheit  "  für  den  Aussatz. 

Das  „  von  Vögeln,  Tieren  und  kriechendem  Gewürm  herrührende  Unheil " 
wird  auch  im  Oho-harahe  erwähnt :  „  W^as  irdische  Sünden  anbelangt,  so  werden 

zum  Vorschein  kommen Unglück  durch   kriechendes   Gewürm,  Unglück 

seitens  der  Götter  in  der  Höhe,  Unglück  ausgehend  von  Vögeln  in  der 
Höhe,  das  Töten  des  Viehs  [anderer  Leute],  die  Sünde  der  Behexung  Anderer." 
Hafu-muHhi  no  uxizahahi  „  Unglück  durch  kriechendes  Gewürm,''  d.  h.  Gebissen- 
werden durch  Schlangen,  Tausendfüsse  u.  s.  w.  In  der  ältesten  Zeit  hatten  die 
Häuser  der  gewöhnlichen  Leute  nicht  Decken  und  Fussböden  wie  jetzt,  und 
daher  war  man  dergleichen  Unglücksfällen  überaus  häufig  ausgesetzt.  Aus- 
serdem werden,  auch  jetzt  noch,  vom  Volke  Zahnsclimerzen,  Kinderkrämpfe 
und  dgl.  mehr  auf  den  Einfluss  von  mmihl  Gewürm  zurückgeführt.  Taka-tsu-kami 
710  wazihuhi  ,, Unglück  seitens  der  Götter  in  der  Höhe,"  d.h.  seitens  der 
Tengu  (Himmelshunde)  und  des  Donnergottes  mit  seinem  Blitz.  Die  Tengu 
entführen  Menschenkinder  beiderlei  (ieschlechts  in  unwirtliche  Berge.  Indem 
ich,  dem  allgemeinen  Volksglauben  folgend,  die  Tengu  hier  erwähne,  will  ich 


KAP.   VII.] 


Ohonmmichi  u.  Sukunabikona. 


143 


heutigen  Tag  erfreut  sich  das  Volk  des  wohlthätigen 
Einflusses  dieser  [Einrichtungen]. 

Noch  ehe  dies  geschah,  sprach  Oho-na-muchi 
no  Mikoto  zu  Sukuna-biko-na  no  Mikoto :  „  Wie 
können  wir  sagen,  dass  das  von  uns  gemachte  Land 
gut  gemacht  ist?"  Sukuna-biko-na  no  Mikoto  ant- 
wortete und  sprach  :  „  Teilweise  ist  es  vollkommen 
und  teilweise  ist  es  unvollkommen." — Diese  Unterre- 
dung hat  wahrscheinlich  eine  tiefere  Bedeutung.  " 

Hiernach  begab  sich  Sukuna-biko-na  no  Mikoto 
nach  dem  Kap  Kumanu'^  und  ging  schliesslich  ins 
Land  der  Unvergänglichkeit '"  hinüber. 


aber  nicht  unterlassen  zu  bemerken,  dass  erst  seit  Einführung  der  8hingon- 
Sekte  durch  Kükai  von  ilmen  m  Japan  die  Eede  ist  und  dass  sie  vorher 
nicht  bekannt  waren.  Wahrscheinlich  sind  sie  durch  Kükai  aus  Thibet  nach 
Japan  verpflanzt  worden.  Vgl.  auch  Kap.  I,  Anm.  9.  Taka-im-tori  no  uxizahahi 
„  Unglück  von  Vögeln  in  der  Höhe,"  d.  h.  Fallen  von  Vogelmist  durch  das 
Rauchabzugsloch  im  Dache  der  Häuser  auf  den  Herd,  oder  von  schmutzigen 
Sachen  aus  den  Sclinäbeln  der  Vögel.  Kemono-tafiishi  „  Töten  des  Viehs " 
[Anderer];  taf um =„sterhen  lassen,"  von  tafuni  „sterben,  fallen";  es  ist  also 
nicht  das  Gebissen  werden  von  wilden  Tieren  gemeint.  Für  eine  andere 
Auslegung  des  Ausdrucks  kemono-tafiishi  vgl.  meine  Anmerkungen  zum  Oho- 
harahe  Ritual,  T.  A.  S.  J.  vol  27,  part  1,  pag.  94.  Mazimono  seru  tmmi  „  die 
Sünde  auf  Andere  Uebel  heraufzubeschwören,  sie  zu  behexen."  Vgl.  unseren 
bösen  Blick  u.  s.  w.  Ein  schweres,  hier  nicht  berührtes,  Unglück  ist  auch  das 
Behextwerden  durch  Füclise,  Tanuki,  Mujina,  Kawauso  (Otter). 

'"  Ich  halte  diesen  Satz  für  eine  spätere  Interpolation. 

'S  Im  Distrikt  Ou,  Idzumo.  Vgl.  auch  Anm.  74. 

'^  Toko-yo  no  kuiii,  toko  „  ewig,  unveränderlich,"  yo  „  Welt."  Die  Auslegung 
von  I  (in  teilweiser  Anlehnung  an  Motowori):  toko=soko,  und  soko  von  soki 
„entlegene  Gegend,  Fremdland,"  also  toko-yo  =  „\ceit  entlegene  AVeit,"  scheint 
mir  vom  etymologischen  vStandpunkt  etwas  zweifelhaft,  wenn  auch  zugestanden 
werden  muss,  dass  eine  Bedeutung  wie  „  fernes  Fremdland  "  vortrefflich  passt, 
und  ein  solches  überdies  auch  gemeint  Lst.  Aus  dem  Umstände,  dass  eine 
Bedeutung  gut  passt,  darf  man  aber  noch  lange  nicht  folgern,  dass  dieselbe 
als  etymologisch  berechtigt  anzusehen  sei.  Vgl.  auch  Kap.  1,  Anm.  6  den  Namen 
Kuni  no  Toko-tachi  no  Mikoto,  und  Kap.  6,  Anm.  15  den  Ausdruck  toko-yo  uo 
naga-naki-ton,  wo  dieselbe   Schwierigkeit  betreffs   toko  wiederkehrt.    Das  Land 


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144  „  Nihoiigi,"  Des  G'ötterzeitalters  erster  Teil.     [kap.  vii. 

Via. — Anders  auch  heisst  es,  dass  er  sich  nach  der  Insel 
Aha  *°  begab,  wo  er  auf  einen  Hirsen-Halm  hinauf- 
kletterte. Er  wurde  jedoch  [von  dem  sich  wieder 
aufrichtenden  Halm,  der  sich  beim  Hinaufklettern, 
niedergebeugt  hatte]  abgeschnickt  und  begab  sich 
darauf  nach  dem  Lande  der  Unvergänglichkeit. 

Wo  immer  seit  dieser  Zeit  im  Lande  ein  noch 
nicht  vollkommener  Ort  war,  dort  reiste  Oho-na-muchi 
no  Kami  allein  umher  und  machte  es  ordentlich. 
Als  er  endlich  in  die  Provinz  Idzumo  gelangte,  nahm 
er  das  Wort  und  sprach  :  „  Dieses  Mittelland  des 
Schilfgefildes  ist  von  je  her  wüst  und  öde  gewesen. 
Sogar  die  Felsen,  Kräuter  und  Bäume  sind  alle  recht 
ungestüm  gewesen.  ""     Aber  ich    habe  sie    nun  schon 

der  ünveränderliclikeit  ist  eine  Art  paradiesischen  Landes  in  weiter  Ferne 
jenseits  der  Grenzen  de.s  Ozeans;  wer  dort  wohnt,  wii-d  nicht  alt  und  stii'bt 
nicht.  Vgl.  die  Ballade  vom  Fischer  Urashinia,  MAxyösirü  Buch  9.  Die 
Vorstellung  von  einem  solchen  Lande  ist  möglicherweise  nicht  japanisch, 
sondern  den  Cliinesen,  oder  durch  deren  Vermittlung  den  Indern  (vgl.  das 
buddhistische  Sukhm-ait)  entlehnt.  Im  Bericht  über  den  Kaiser  Suinin  wird 
im  KoJiKi,  sect.  74,  und  Nihoxgi,  erzählt,  dass  die  Orange  von  dort  gebracht 
worden  sei,  und  zwar  durch  Tajima-mori,  einen  Mann  koreanischer  Abkunft. 
Mit  Bezug  darauf  wird  die  Orange  in  einem  Gedicht  im  18.  Buche  des 
Manyöshü  auch  tokoyo-niono  „  ein  Ding  aus  dem  Toko-yo "  genannt.  In  dem 
poetisch  angehauchten  Bericlit  Tajima-mori's  im  Nihongi,  Buch  6  Schluss, 
lieisst  es,  dass  er  10,000  Meilen  weit  über  den  Ozean  gegangen  sei,  und  dass 
das  Land  der  Unveränderlichkeit  kein  anderes  sei  als  das  geheimnisvolle 
Keich  der  Götter  und  Genien,  wohin  kein  gewöhnlicher  Sterblicher  gelangen 
könne.  Nach  allem  scheint  ein  wirklich  existierendes  fern  entlegenes  Land, 
etwa  im  Südwesten  von  Japan,  gemeint  zu  sein,  von  dem  man  aber  nur 
sagenhafte  Kunde  besass,  und  das  man  mit  japanischen  oder  fremden  mytholo- 
gischen Vorstellungen  verband.  Südchinu  oder  die  Liukiu-Inseln  sind 
möglicherweise  gemeint.  Arawi  Ilakuseki's  Hypothese,  dass  die  japanische 
Provinz  Hitaclii  gemeint  sei,  ist  als  gar  zu  oberfläclilich  zu  verwerfen. 

*"  Aha-shima  im  Distrikt  Aimi  von  Höki.  Später  zur  Zeit  des  Kaisers 
Montoku  (851-858)  sollen  Sukuna-biko-na  und  Olio-na-muchi  vom  Toko-yo 
Lande  nach  der  Provinz  Hitachi  zurückgekehrt  sein  (Mo^'toku-jitsuroku). 

81  Unter  anderen  wird  auch  im  Norito  zur  Wegbannung  der  Fluchgötter 
und  im  Oho-harahe  von  den  sich  heftig  gebahrenden  Göttern  der  Erde,  welche 


KAP.    VII.] 


Ohonmmichi  u.  sein  Schutzgeist. 


145 


zur  Unterwerfung  gebracht,  und  sie  sind  nun  alle 
ohne  Ausnahme  willfährig."  Schliesslich  sagte  er 
daher :  ,,  Derjenige,  welcher  jetzt  dieses  Land  in 
Ordnung  bringt,  *^  bin  nur  ich  ganz  allein.  Ist 
vielleicht  irgend  jemand  vorhanden,  der  mit  mir 
zusammen  die  unter  dem  Himmel  gelegene  Welt  in 
Ordnung  bringen  könnte  ?"  Hierauf  erleuchtete  ein 
göttlicher  Glanz  das  Meer,  und  plötzlich  war  da  etwas, 
was  auf  ihn  zugeschwommen  kam  und  sprach : 
„  Wenn  ich  nicht  hier  wäre,  wie  könntest  du  dann 
dieses  Land  ordentlich  unterwerfen  ?  Nur  darum, 
weil  ich  hier  bin,  ist  es  dir  möglich  geworden  eine 
so  grosse  verdienstliche  That  zu  leisten."  Hierauf 
erkundigte  sich  Oho-na-muchi  no  Kami  und  sprach : 
,,  Wenn  dies  so  ist,  wer  bist  du  dann  ?"  Die  Ant- 
wort lautete  :  „  Ich  bin  dein  Schutzgeist,  der  wun- 
derbare   Geist.  ^''      Oho-na-muchi    no    Kami  sprach  : 


mit  göttliclier  Bannung  gebannt  und  mit  göttlicher  Versöhnung  versöhnt 
wurden,  und  von  den  früher  sprechenden  Felsen,  Baumstümpfen  und  verein- 
zelten Blättern  der  Kräuter,  welche  zum  Verstummen  gebracht  wurden, 
gesprochen. 

S2  So  die  Bedeutung  des  Zeichens  =@..  welches  von  Shigetane  und  I  mit 
ommunt,  „regieren,"  von  H  mit  tsukuru  „machen"  erklärt  wird.  Auch 
Motowori  zieht  die  Bedeutung  „  in  Ordnung  bringen  "  vor. 

^  ^  ^  ^  ^  saki-müama  kushi-mitama.  Saki-mitama  „  glücklich  oder  selig 
machender  erhabener  Geist "  [sakiku  arashlmuru  mi-tama  nach  einer  Erklärung 
im  Shi-ki),  im  Kojiki-den  :  sono  ml  wo  mamorite  sakvai  arasuru  mi-tama  d.  i. 
,,  Schutzgeist".  Kushi-mitama  „  wunderbarer  erhabener  Geist  "  Beide  Ausdrücke 
stehen  in  Apposition  zu  einander.  Man  unterscheidet  nämlich,  nach  Hirata, 
auch  bei  gewöhnlichen  Menschen  einen  sog.  nigi-mi-tama  „sanften  erlauchten 
Geist  "  und  einen  ara-mi-tama  "  wilden  oder  rauhen  erlauchten  Geist,"  welche 
je  nachdem  in  verschiedenem  Verhältnis  in  jedem  vorhanden  sind.  Das 
erinnert  also  in  etwa  an  das  Faustische  „  Zwei  Seelen  wohnen,  ach,  in  meiner 
Brust  u.  s.  w."  Wenn  einer  dieser  Geister  besonders  kräftig  ist,  so  verlässt  er 
den  Körper  und  wirkt  verschiedene  Wunder.  Motowori  meint,  dass  damals 
in  Oho-na-muchi  nur  der  aia-mi-tama  vorhanden  gewesen  sei,  welcher  bei  der 
Unterwerfung  der  ungestümen  Götter  zwar  notwendig  war,  aber  zur  friedlichen 


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146  „  Nl/iong-t,"  Des  G'öttei'-zeitalters  erster  Teil.    [kap.  vii. 

„  Wohlan  denn,  ich  weiss  es  nun.  Du  bist  mein 
Schutzgeist,  der  wunderbare  Geist.  An  welchem  Orte 
wünschest  du  nun  zu  wohnen  ?"  Die  Antwort  lautete  : 
,,  Ich  wünsche  auf  dem  Berge  Mimoro  ^  in  der  Provinz 
Yamato  zu  wohnen."  Daher  also  baute  er  einen 
Tempel  an  diesem  Orte  und  liess  [den  Geist]  dahin 
gehen  und  dort  wohnen.  Dieses  ist  der  Gott  Oho- 
miwa.  *•' 

Die  Kinder  dieser  Gottheit  waren  die  Kamo  no 
Kimi  '*®  und  die  Oho-miwa  no  Kimi,  ^^  und  ferner 
auch  Hime-tatara  Isuzu-hime  '"*"  no  Mikoto. 

Regierung  des  Landes  niclit  ausreichte.  Daher  habe  ihm  wohl  Kami-musubi 
no  Kami  seinen  eigenen  nigi-mi-tama  in  sichtbarer  Gestalt  gezeigt.  Der 
Saki-mi-tama  und  KuM-mi-tama  unseres  Textes  sind  ein  und  derselbe  INlgi-mi- 
tama  von  zwei  verschiedenen  Gesichtspunkten  aus  betrachtet. 

*^  Der  Berg  Mimoro  ist  der  jetzige  Miwa-yama  im  Distrikt  Shikijö  von 
Yamato,  so  genannt,  weil  dort  ein  göttliches  mi-muro,  d.  i.  ein  „  erlauchter 
Schrein,"  steht,  moro  Lst  die  ältere  Form  von  muro.  moro  bedeutet  nach  Shigetane 
eigentlich  „  Schlafzimmer,"  aber  besser  scheint  mir  die  Ableitung  I's  von  mori 
„  Hain,  Tempelhaiu."     Es  befindet  sich  dort  ein  prächtiger,  uralter  Tenipelhain. 

^  3Ihva  ist  ein  Ortsname,  und  Oho-miwa  no  Kami  bedeutet  daher  „  der 
grosse  in  Miwa  residierende  Gott."  Der  Anm.  84  erwähnte  Berg  Miwa-yanui 
wird  auch  Oho^nlwa-yama  genannt. 

**>  Sie  sind  spätere  Nachkommen  des  Oho-na-muchi.  Sein  Sohn  war 
Kushi-hi-kata  no  Mikoto,  und  dessen  Nachkomme  in  siebenter  Generation 
Oho-tata-neko  no  Mikoto  ist  der  Urahn  der  beiden  Geschlechter.  Kamo  ist 
ein  Ort  im  Distrikt  Katsujö  von  Yamato,  wonach  das  Geschlecht  benannt  ist. 
Oho-kamo-dzumi  no  Mikoto  errichtete  an  diesem  Orte  einen  Tempel  für  die 
Gottheit  Koto-shiro-nushi  und  bekam  deshalb  den  Namen  Kamo  no  kimi 
,,  Herr  von  Kamo."  Oho-miwa  no  kimi  =  „Herr  von  Oho-miwa,"  vgl.  Anm.  84 
und  So.  Kimi  wurde  später  ein  Kabane,  d.  i.  ein  Klassenverbandsname. 

^'Hime-tatara  Jmizu-hime  ;  hime  ,,  edles  Weib,"  totara=ta;stt  „  stehen,"  nach 
Anderen  Name  einer  Pflanze,  einer  Art  Heterotropa,  isuzu= imzuki  „erschrocken 
auffahren."  Der  Name  verdankt  folgender  Geschichte  seinen  Ursprung : 
(KoJiKi  Sect.  51):  Der  Gott  Oho-mono-nushi  verwandelte  sich  in  einen 
rotbestrichenen  Pfeil  und  stiess  in  die  Vagina  der  Seya-tatara-hime,  worauf 
diese  erschrocken  auflulir.  Sie  legte  den  Pfeil  auf  den  Boden,  und  dieser 
verwandelte  sich  nun  in  einen  schönen  jungen  Mann,  welcher  sie  zum  "Weibe 
nahm  und  mit  ihr  ein   Kind   erzeugte.     Das   Kind   bekam   den  Namen  Hoto- 


■ 


XAP.    VII.] 


Ohonaiiiuchi  u.    Kotoshironiishi. 


147 


VI.  b. — Ferner    heisst    es    auch,    dciss    Koto-shiro-nuslii    no 
Kami  '**  sich  in  ein  acht  Faden  [langes]  Bären-Seeunge- 


m. 


■tatara-isuzuki-hime  no  Mikoto  (Äoto=Vagma)  oder  auch  Hime-tataru-huke-yori-hime. 
Unsere  Hime-tatara-isuzu-kime  ist  mit  diesem  Mädchen  identisch,  llunn  iin 
■ersten  Teil  des  Namens  ist  der  spätere  ans^tändigere  Einsatz  statt  hoto  „  Vagina." 
Der  Name  bedeutet  also  ursprünglich  „  die  in  die  Vagina  gestossene  erschrocken 
auffahrende  Prinzessin."  Anders  ist  jedoch  mizu  in  dem  Namen  der  Ihuzu- 
jjori-hime  no  Mikoto,  einer  Tocliter  des  Koto-shiro-nushi,  welche  im  Suizei-ki, 
2.  Jahr,  Bucli  4  erwähnt  wird,  zu  deuten.  Daselbst  bedeutet  hxizu  „  50 
Klingeln,  d.  i.  viele  Klingeln,"  und  ihr  Name  rührt  wohl  daher,  dass  sie  an 
Händen  und  Fü-ssen  Klingeln  als  Sclimuck  trug,  yori  wird  als  yoroshi  ,,  gut, 
schön  "  erklärt. 

**  Der  Gott  Kolo-shiro-nushi  ,,  der  die  Dinge  (das  Wirken  der  Substanz) 
regierende  Herr."  shiro-nu^'hi  nacli  Sliigetane  =  s/u'/v' -  hms/u  ,,  i-egierender 
Herr;''  so  heisst  z.  B.  ancli  Olw-HMito-nnahi,  der  Vater  dieses  Gottes, 
jnit  anderem  Namen  Oho  -  mono  -  f:hiro  -  nush!  „der  grosse  über  die  Geister 
regierende  Herr."  wofto  =  „  Substanz,"  /.-oto  =  „Wirken  der  Substanz."  Eine 
andere  Erklärung  giebt  HLrata:  Z;c;to  =  „Wort,  Kede,"  .s/((Vo=.s-Ä (/•««/( t  „Zeichen, 
Zeugnis"  (so  auch  Mabuchi),  also  „Rede-Zeichen-Herr,"  d.  ]i.  der  welclier 
«in  Zeichen  der  Wahrheit  seiner  Rede  giebt,  und  begründet  den  Namen 
durch  Hinweis  auf  folgende  Geschichte,  welche  im  Kojiki  Sect.  32 
«rzählt  wird:  Bei  der  Hei-abkunft  des  hiumilischen  Enkels  sagte  dieser 
Gott,  dass  er  sich  dem  Befehle  der  himmlischen  Götter  nicht  widersetzen, 
sondern  das  Land  dem  Sprossen  der  Sonnengöttin  übergeben  wolle,  und 
<i/.s  Bezeugung  dieser  Bede  (Zusatz  des  Konnnentators !)  stürzte  er  sein 
Schifl"  mit  einem  Fusstritt  um,  klatsclite  in  die  Hände  und  verbai-g  sich  oder 
verschwand  hinter  einem  Zaun  von  grünen  Zweigen.  (Vgl.  Chamberlain's  Be- 
merkungen zur  Interpretation  dieser  Stelle  a.  a.  O.  ]iag.  101,  Anm.  20).  Aehnlicli 
ist  Motowori's  Erklärung,  welclier  aber  koro  im  Sinn  von  „  Ding "  auffasst : 
der  Gott,  welcher  ein  Zeichen  dessen,  was  er  tliat,  gab.  Shigetane's  einfache 
und  ungekünstelte  Erklärung  scheint  mir  aber  vorzuziehen,  zumal  da  der 
analoge  Name  OJio-niono-shiro-nushi  die  erstgegebene  l'llrklärung  des  AVortes 
shiro=shini  als  die  über  allen  Zweifel  richtige  zeigt.  Längere  Formen  desselben 
Namens  sind  Ya-he-koto-shiro-nuislii  ,,  der  die  achtfaclien  ;d.  h.  alle)  Dinge 
leitende  Herr,"  und  Tinuni-ba-ya^e-koto-xldro-umhi  {l<umih'i  Bedeutung  un- 
bekannt). 

Koto-fihiro-nushi  ist  ein  Sohn  des  Ohymono-nu^ld  (ancli  ()hn-mono-.<ldro-HU'^hi, 
alias  OJw-na-muchi,  Oho-kuni-niuihi).  Die  Zeichen  ^  f^  ^,  womit  der  Name 
geschrieben,   bedeuten  „  Ding-Stellvcrtretung-Herr." 


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148  „  Ä^i/io?ig-i,"  Des  G'ötterzeitalters  erster  Teil.    [kap.  vii- 

heuer  *"    verwandelte,    mit    Mizo-kuhi-hime "" — anders 

*^  A.  ^  B§  i§  ya-hiro  kuma-wani.  Das  Zeichen  S^  und  das  Wort  wani 
bedeutet  zwar  für  gewöhnlich  ein  „  Krokodil,''  da  aber  die  alten  Japaner 
Krokodile  überhaupt  nicht  kannten,  muss  vani  allgemeiner  als  „  Seeungeheuer  "" 
gefasst  wei'den.  In  der  That  ist  eine  Art  Drache  darunter  zu  verstehen.  Ich 
eitlere  einen  Teil  von  Astons  Note  zu  dieser  Stelle :  ))  Satow  und  Anderson 
haben  bemerkt,  dass  das  Wani  in  der  Kunst  gewöhnlich  als  ein  Drache- 
dargestellt wird,  und  dass  Toyo-tama-bime,  welche  nach  einer  Legende  bei  der 
Geburt  eines  Kindes  sich  in  ein  Wani  als  ihre  eigentliche  Gestalt  verwandelt^ 
nach  einer  anderen  Version  sich  in  einen  Drachen  verwandelt.  Nun  aber- 
war Toyo-tama-bime  die  Tochter  des  Meergottes.  Dies  bringt  auf  den  Gedanken, 
dass  der  letztere  einer  von  den  Drachen-Königen  war,  welche  in  der  chine- 
sischen (vgl.  Mayers'  Manual,  p.  142)  und  koreanischen  Sage  so  oft  erwähnt 
w'erden  und  herrliche  Paläste  auf  dem  Meeresgrunde  bewohnen.  Es  ist 
unnötig  hier  die  Drachen-Könige  bis  in  die  indische  Mythologie  zu  verfolgen, 
wo  sie  als  Näga-räja  oder  Cobra-Könige  erscheinen.  Der  wissbegierige  Leser 
möge  Anderson's  British  Museum  Catalogue  p.  50  einsehen.  Chamberlain 
hat  bemerkt,  dass  ,,die  ganze  Geschichte  vom  Palast  des  Meergottes  chine- 
sische Züge  an  sich  trägt  und  der  dabei  erwähnte  Kassienbaum  sicherlich 
chinesisch  ist."  Wäre  es  möglich,  dass  wir  in  vani  das  koreanische  icarig-i 
„König"  hätten,  wobei  /  die  koreanische  Detinitpartikel  wäre  wie  in  zsniy 
ßnni,  yar/i  und  anderen  chinesischen  Wörtern,  welche  über  Korea  nach  Japan 
gekommen  sind?  Wir  haben  denselben  Wcclisel  von  luj  in  n  in  dem  Namen 
des  Koreaners,  welcher  den  japanischen  Kronj^rinzen  zur  Eegierungszeit  des. 
üjin  Tennö  im  Chinesischen  unterrichtete.  Sein  Name  war  Wang-in  im 
Koreanischen,  wurde  aber  von  den  Japanern  Wani  ausgesprochen. (^  Ich 
glaube,  dass  Astons  Vermutung  das  Richtige  trifft,  und  dass  v:nni  eigentlich 
„König,"  d.  i.  „Drachenkönig"  bedeutete. 

Kuma-icani  „  Bären-Seeuiigeheuer,"  d.  h.  ein  Seeungeheuer  so  mächtig 
und  stark  wie  ein  Bär,  ein  Kompositum  ähnlich  gebildet  wie  die  sanskritischen 
,,  ein  Manntiger,  d.  i.  ein  Mann  wie  ein  Tiger  "  u.  s.  w".  Ohne  Zweifel  war  der 
Bär  auf  den  japanischen  Inseln  in  der  alten  Zeit  ausserordentlich  verbreitet, 
wie  er  ja  auch  in  Nordjapan  noch  jetzt  sehr  häufig  ist,  und  war  das  wegen 
seiner  Stärke  angesehenste  Tier.  Der  von  den  Ainu,  den  Ureinwohnern  Nord- 
japans, geübte  Bärenkult  hat  jedenfalls  so  weit  nach  Südjapan  gereicht,  als 
die  Ainu  ursprünglich  sessliaft  gewesen  sind,  und  die  ältesten  japanischen 
Einwanderer  mögen  selbst  sich  diesen  Kult  wenigstens  zeitweise  angeeignet 
haben.  Das  Beiwort  hxma  im  obigen  Sinn  findet  sich  noch  mit  anderen 
Tiernamen  verbunden:  kuma-taka  Bären-Falke,  kuma-wa-thi  Bärenadler,  kuma- 
ho.chi  Bärenbiene,  d.  i.  Horniss,  kiima-gera  grosser  schwarzer  Specht,  kuma-ari 
eine   Art    grosser    schwarzer    Ameise,    kiima-abu   eine    Art    Fliege;    auch    mit 


KAP.   VII.] 


OJionamiichi  7i.  Kotoshironiishi. 


149 


heisst  sie  auch  Tama-kushi-hime  '"^  von  [der  Insel] 
Mishima "-  Verkehr  pflegte  und  mit  ihr  ein  Kind 
erzeugte  [Namens]  Hime-tatara  Isuzu-hime  no  Mikoto. 
Dieselbe  wurde  die  kaiserliche  Gemahlin  des  Kaisers 
Kamu-Yamato  Ihare-biko  Hoho-demi."^'" 

Vorher  noch  begab  sich  Oho-na-muchi  no  Kami, 
zur  Zeit  als  er  das  Land  unterwarf,  '^"'  an  das  Stränd- 
chen von  Isasa  "'^  in  der  Provinz  Idzumo,  und  war 
gerade    im    Begriff    Speise    und    Trank    zu    sich    zu 


I 

■V, 
I 


Pflanzennamen:  iMiim-zasa  Baiubusa  nana  Eoxb.,  kuma-dara  Fatsia  horrida  äh./ 
kuraa-itch'igo  Kubus  raorifolius  Sieb.  ;  huna-guHhl  (gebraucht  für  Sliirakaslii  in 
-^  §ll)  Quercus  glauca  Thiuih.;  kuma-giku  Mallotopus  japonieus  Fr.  et  Sar.; 
kuma-kokiinomo  Uva-nrusi  der  Apotheke;  kiuna-fhlde  Carpinus  japonica  BL; 
kwna-tsuzura  Verbena  officinalis  L.;  kumn-Karabl  Asiiidiurn  laeerura  Siv.;  kinna- 
yanagi  Berchemia  racemosa  »S'.  et  Z. 

'"^  2Tieo-kuhi  „  Graben-Pfahl,"  Tochter  des  Gottes  Mizo-kuhi-mimi  von 
MLshima  in  der  Provinz  Settsu. 

^1  Tanui-kmhi,  nach  den  Zeichen  „Juwelen-Kamm,"  phonetisch  für  „  schön- 
wunderbai',"  also  „  die  wunderbar  scliöne  Prinzessin." 

''-  Miifhwm  ist  der  Name  einer  Gegend  oder  Landschaft  in  Settsn,  und 
wurde  später  in  Mishima  no  Kami  und  MiHhinui  no  Sliimo,  Ober-  und  Unter- 
Mishima,  eingeteilt.  Mb'hiiaa  lit.  =  3  Inseln. 

9'>  D.  i.  der  erste  Kaiser  Jimmu-tenrw ;  vgl.  Buch  3.  Ihare  ein  Ortsname  in 
Yamato,  Kanm-Yamato-Iluire-J)iko  also  „  der  göttliche  Prinz  von  Iliare  in 
Yamato."     Iloho-deml  „  Feuer-Lieber  "  siehe  Buch  2,  Kap.  III,  Anm.  25. 

"^  Nach  Shigetane  ist  die  Zeit  der  Unterwerfung  die  Zeit  seit  der  Eückkehr 
<les  Oho-na-machi  aus  der  Unterwelt,  aber  vor  der  Zusammenkunft  mit 
■Suknna-biko-na.  Die  darauf  folgende  Zeit  könnte  nach  ihm  Kind-linikuri  ,10 
toki  ,,Z3it  der  Läuderbildung  "  genannt  werden. 

'■'5  Isasa  im  Distrikt  Sliutto  von  Idzumo ;  lieisst  auch  Itasa  oder  laasa  (Man 
beachte  den  etymologisch  wichtigen  "Wechsel  von  s — i — n,  Avie  er  in  den 
altaischen  Sprachen  lautgasetzlieh  ist !).  Wo-baina  „  Strändchen "  hat  das 
Deminutivprätix  luo  vor  hama  „  Strand,"  wie  wir  es  in  den  Namen  W)-gaha, 
Wo-da,  Wo-nii,  Wo-hatsuse,  Wo-t.mkiiha  u.  s.  w.  finden,  mit  der  Bedeutung  eines 
Kosewortes.  Nacli  dem  FCdoki-suö  ist  „  Tnasa  no  ico-bima,  d.  i.  das  Strändchen 
von  Inasa  beim  Dorfe  Karimiya  im  Bezirk  Kidzuki  (Idzumo).  Der  Strand 
bei  diesem  Orte  heisst  populär  Inana-hana."  Diese  Gegend  ist  dieselbe  wie  die 
im  NiHONGl  genannte.  Inasa  wird  von  einigen  Erklärern  von  Ina-se  „  Nein 
-oder  ja"  abgeleitet.  Vgl.  Inase-hagi,  Buch  2,  Kap.  II,  .\nm.  17. 


iililiil 


150  „Nihongi,^'  Des    G'ötterzeitaltcrs   erster  Teil.    [kap.  vii, 

nehmen,  als  auf  der  Oberfläche  des  Meeres  sich 
plötzlich  eine  menschliche  Stimme  vernehmen  Hess. 
Als  er  darüber  erstaunt  Nachsuche  hielt,  war  nichts 
zu  sehen.  Nach  einer  Weile  kam  ein  Zwerg  zum 
Vorschein,  welcher  sich  aus  Kagami-Rinde  ^'  ein 
Schiff  verfertigt    hatte    und    aus    Zaunkönigs-Federn  ^~ 

•*  Kagami  oder  Kar/ami-gu-m  Ampelopsis serjaniaefolia  Rgl.,  eine  weintrauben- 
artige Pflanze  mit  einer  3  bis  4  Zoll  langen  Beere  von  Flaschenkürbisähnlicher 
Form,  die,  wie  Cliamberlain  bemerkt,  im  ausgehöhlten  Zustande  mit  einem 
Schifl'  in  Miniatur  ziemlich  grosse  Aehnliohkeit  haben  würde. 

""  Im  KojiKi  „  (xänsefedern,"  was  allgemein  verworfen  wird.  Vgl.  Chamb. 
pag.  85,  Anm.  4.  Für  die  Bekleidung  der  kleinen  Gestalt  des  Zwerges  war 
der  Balg  eines  Zaunkönigs  genügend.  Aston  bemerkt:  Dr.  Schlegel  erwähnt 
in  seinen  ,,  Probleiiies  Geographiques "  eine  Xotiz  über  ein  Han-ming-kuo 
[genanntes  Land],  deren  Bewohner  Yogelbülge  zu  Kleidern  zusammennähen. 
Er  identificiert  dieses  Land  mit  den  Kurilen,  wo  neuere  Beisende  diese  Sitte 
vorgefunden  haben.  Der  Vogel,  dessen  Balg  so  verwendet  wird,  ist  der 
Procellaria  gracilis  (Sturmvogel). 

Die  vorliegende  Variante  kommt  der  Erzählung,  wie  sie  im  Kojiki,  Sect. 
27  gegeben  ist,  am  nächsten.  Die  Kojiki-Erzählung  enthält  aber  noch  einen 
ganz  besonderen  Zug,  nämlicli  die  Teilnahme  einer  Kröte  am  Gespräche  der 
Götter.  Sie  lautet :  „  Xun  als  der  Gott  Oho-kuni-nushi  am  erlauchten  Kap- 
von  Miho  in  Idzumo  residierte,  kam  auf  dem  Kamm  der  Wogen  in  einem 
Schiff  aus  himmlischer  Kagami  eine  Gottheit  gefahren,  gekleidet  in  einen  mit 
vollständigem  Abzug  abgezogenen  (länse-Balg.  Obgleich  man  sie  nun  nach  ihrem 
Namen  fragte,  gab  sie  keine  Antwort ;  und  obgleich  man  überdies  die  sie 
begleitenden  Gottheiten  befragte,  sagten  [diese]  alle,  dass  sie  es  nicht  wüssten. 
Da  spracli  die  Kröte  und  sagte :  55  Dies  wird  Kuye-biko  sicherlich  wissen.  (^^ 
Hierauf  berief  [Oho-kuni-nushi]  den  Kuye-biko,  und  fragte  ihn,  worauf  dieser 
antwortete  und  sprach :  )>  Dies  ist  der  Gott  Sukuna-biko-na,  das  erlauchte  Kind 
des  Gottes  Kami-musubi.  ((  Als  sie  daher  nun  Seine  Hoheit  Kami-musubi-mi- 
oya  ehrfurchtsvoll  benachrichtigten,  antwortete  dieser  und  sprach :  ))  Dies  ist 
in  der  That  mein  Kind.  Unter  meinen  Kindern  ist  er  dasjenige  Kind, 
welches  zwischen  der  Gabel  meiner  Hand  untertauclite  (durchschlüpfte).  Mit 
dir  Ashi-hara-shiko-wo  no  Mikoto  soll  er  Brüderscliaft  schliessen,  und  [ihr 
beide]  sollt  dieses  Land  bilden  und  ihm  feste  Gestalt  geben.  ((  Daher  bildeten 
und  festigten  von  da  an  die  beiden  Götter  Oho-na-muji  und  Sukuna-biko-na 
dieses  Land  in  Gemeinschaft  mit  einander.  Aber  später  setzte  der  Gott 
Sukuna-biko-na  ins  Land  der  Unvergänglichkeit  hinüber.  Der  [von  den 
Leuten  damals]  Kuye-biko  genannte  [Gott],  welcher  den  Gott  Sukuna-biko-na. 


KAP.    VII.] 


Sukimabikona. 


151 


ein  Kleid  gemacht  hatte.  Er  kam  mit  der  Flut  auf 
ihn  zugeschwommen,  und  Oho-na-muchi  no  Kami 
nahm  ihn  und  setzte  ihn  auf  seine  Handfläche.  Als 
er  mit  ihm  spielte,  sprang  [der  Zwerg]  empor  und 
biss  ihn  in  die  Wange.  Er  wunderte  sich  über 
seine  Gestalt  und  schickte  einen  Boten  ab,  um  es 
den  Himmelsgöttern  zu  berichten.  Als  nun  Taka- 
mi-musubi  no  Mikoto  es  vernahm,  sprach  er  :  ,,  Der 
von  mir  gezeugten  Kinder  sind  im  ganzen  ein 
tausend  fünfhundert.  Unter  ihnen  ist  ein  Kind,  das 
im  höchsten  Grade  böse  war  und  meinen  Unter- 
weisungen nicht  gehorchte.  Es  schlüpfte  zwischen 
meinen  Fingern  hindurch  und  fiel  herab,  "^  und 
sicherlich  ist  es  dieses.  Es  sollte  mit  Hebender 
Sorgfalt  aufgezogen  werden."  Dieses  [Kind]  war 
nämlich  Sukuna-biko-na  no  Mikoto. 


kund  machte,  ist  heutzutage  die  Vogelscheuche  auf  den  Berg-Feldern.    Obgleich 
dieser  Gott  mit  seinen  Beinen  nicht  gehen  kann,  ist  er  doch  ein  Gott,  der  alle 
Dinge  unter  dem  Himmel  sämtlich  kennt." 
98  Vgl.  Anm.  74. 


IS2 


NIHONGI. 


Zweites  Buch. 


Des  Götterzeitalters  zweiter  Teil. 


KAPITEL     I. 

[herabsendung    von    GOETTERN    zur    AUSTREIBUNG    DER    BOESEN 

GEISTER    AUS    DEM    MITTELLANDE.    KEINER    KEHRT    NACH    DEM 

HIMMEL    ZURUECK.       DES    FASANEN    BOTSCHAFT.       TOD    DES 

AME-WAKA-HIKO.       AJISUKl's    KONDOLENZ    IM    HIMMEL.] 

Masaka-a-katsu    Kachi-haya-hi    Ama    no    Oshi-ho-mi-mi  ^ 
no  Mikoto,  der  Sohn  der  Ama-terasu  Oho-mi-kami,   heiratete 


BUCH    II. 


II 


\l.i  M 


KAPITEL    I. 

Zum  Ixhalt  yercji..  Kojiki  Sect.  30  und  31. 

1  Vgl.  Bncli  1,  Kap.  V,  Anm.  17  und  30.  Nach  einer  Lokalsage  der 
Provinz  ßuzen  lilsst  man  auch  diesen  Gott  nach  dein  Ashiliara  no  Naka  tsu 
kuni  kommen.  So  sagt  das  Buzex-füdoki  (im  Siiaku-Nihongi,  Bd.  X) :   H  fSf 


^mmii^ojtaru)  m-  ^w^-m 


m^Mm^iHb  JU  E-  «  B  it  #  !*• 


Dieser  „Gott  von  Kaharu,  welcher  von  Shiragi  aus  aich  selber  übzrge-ietzt  hat,  besteht 
nach  dem  51  :!  Ä  I*  ^  lÜ  :  ->  ffl  JÜIK  H  ^  (M  <]^}  5^  ^  J.  :gt  ic  iE  :^  B 
^  1$  jfit-  >^»  *!*  ^  If  JÜt-  ^  Jt  n^  ^  If  Jit'"  also  aus  drei  Gottheiten,  nämlich : 
Okinaga-Ohohime-Ohome  no  Mikoto  von  Kara(d.h.  Shiragi  od.  Korea  überhaupt), 
OsHiHONE  no  Mikoto,  und  Toyo-Hime  no  Mikoto.  Das  Shaku-Nihongi  Bd. 
VIII  besagt    ferner  :    „  (Ol  M  S)   M.  ±  IE  H-    ^  ?1&  IK  ^  $§  tt  f !£  ÜÜ)  ^  ^ 

^fi  #  ^  ^  ?n  ^  MI  IUI  -tÖ/-"  Nacli  dieser  Sage  also  wäre  Oshihomimi  oder 
Oshihone  auch  von  Sliiragi  selber  nach  Japan  herüber  gefahren,  wie  Susanowo 
und  Itakeru. 


KAP.  I.]      Beschliiss  zur  Unterwerfung  des  Mittellandes.         153 

Taku-hata-chi-chi-hime,  ^  eine  Tochter  des  Taka-mi-musubi  no 
Mikoto,  und  zeugte  mit  ihr  den  Ama-tsu-hiko  Hiko-ho  no 
Ni-nigi  ^  no  Mikoto.  Deshalb  behandelte  ihn  sein  erlauchter 
Urahn  ^  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  mit  besonderer  Liebe  und 
zog  ihn  mit  grosser  Achtung  auf.  Schliesslich  wünschte  er 
seinen  suveränen  erhabenen  Nachkommen  °  Ama-tsu-hiko 
Hiko-ho  no  Ninigi  no  Mikoto  zum  Herrn  des  Mittellandes 
des  Schilfgefildes  einzusetzen.  Aber  in  jenem  I^nde  waren 
viele  Gottheiten,  welche  wie  Johanneswürmchen  leuchteten, 
und  böse  Gottheiten,  Avelche  wie  Fliegen  summten.  Ferner 
waren  da  Kräuter  und  Bäume,  welche  alle  sprechen  konnten. " 
Daher  rief  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  alle  achtzig  Götter  zu 
einer  Versammlung  zusammen  und  fragte  sie  und  sprach : 
„  Mein  Wunsch  ist,  dass   man   die   bösen    Geister  '^   im   Mittel- 

2  Taku  „  Papiermaulbeerrindenzeug,"  hata  „  Webstiilil  "  (nach  Shigetane, 
nach  Motowori  aber  =  Gewebe),  chi-chi  „  tausend  und  tausend,"  d.  i.  unendlich 
viel.  Während  der  Gott  Oshi-ho-mi-mi  nach  dem  KeLs  benannt  ist,  ist  Taku-hata- 
chi-chi-hime  nach  der  Kleidung  benannt,  beide  Gottheiten  liaben  also  Beziehung 
auf  Ackerbau  und  Weberei. 

"'  „  Der  himmlische  Prinz,  der  Eot-Eeichliche  der  herrlichen  Aeliren." 
Wie  ich  durch  das  Komma  andeute,  liaben  wir  es  eigentlich  mit  zwei  Namen 
dei-selben  Person  zu  thun,  welche  in  einen  zusammengezogen  sind.  Im  KoJiKi 
Sect.  23  haben  wir  für  den  ersteren  den  längeren  Ausdruck  Ame-nigiM-Kuni- 
nigishi  Ania-tsu-hi-daka  „  Himmels-Fülle  Erden-Fülle  Himmels-Sonnen-hoher " 
(d.  h.  hoch  wie  die  Sonne  im  Himmel).  Im  zweiten  Bestandteil  Hiko-ho 
no  Nl-nigi  ist  hiko  ,,  Prinz  "  ein  schmückendes  Präfix  :  prinzlich  d.  h.  herrlich  ; 
ho  „  Aelire,  Reisälire;"  ni  ,,rot;"  nigi  „reichlich."  liier  ebenfalls  im  Sinne 
eines  Honorificums  gebraucht.  Motowori's  Erklärung  von  nigi  als  ni+ki 
„  roter  Herr  "  ist  zu  verwerfen. 

■*  Mi-oya,  stets  so  zn  übersetzen  ! 

^  Sume-mi-nui:  sume  ,,  suverän  "  (vgl.  Kumera,  aubera  ;  suhzte  etc) ;  ma  ist 
nach  gewölinlicher  Erklärung  eine  Abkürzung  von  mago  „  Enkel,"  H  aber 
erklärt  ma  als  verwandt  mit  ml  „  Leib,  Person,"  mi-ma  also  als  „  erlauchte 
Person,"  was  höchst  unwahi-scheinlich  ist.  An  gegenwärtiger  Stelle  verwirft 
H  überhaupt  die  Lesung  sume-mi-ma  für  ^  ^  und  liest  sume-mi-ko  „  suveränes 
erlauchtes  Kind,"  wobei  er  unter  ko  „  Kind "  überhaupt  Nachkommen  im 
allgemeinen  versteht. 

6  Vgl.  Buch  1,  Kap.  VII,  Anm.  8L 

'  315  Ä  a^hiki  mono.     Zu  mo7io=„  Geist ''    vgl.  Buch  1,  Kap  VII,    Anm.  68. 


\ 


ÜP 


II 


i: 


154  „  Nihoiigi,''   Des   Götter  Zeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  i. 

lande  des  Schilfgefildes  fortbanne  und  unterwerfe.  Wen  wird 
es  gut  sein  zu  schicken  ?  Wohlan,  ihr  Götter  alle,  verberget 
nicht  eure  Meinung  !  "  Sie  alle  sprachen  :  „  Ama  no  Ho-hi  ^ 
no  Mikoto  ist  der  heldenhafteste  der  Götter.  Sollten  wir  es 
nicht  einmal  mit  ihm  versuchen  ?  " 

Hierauf  Hess  man "  also  in  Gemässheit  mit  dem  Rate 
Aller  den  Ama  no  Ho-hi  no  Mikoto  dorthin  gehen  und  die 
Unterwerfung  vornehmen.  Dieser  Gott  jedoch  schmeichelte 
dem  Oho-na-muchi  no  Kami  und  that  ihm  schön,  und  es 
waren  schon  drei  Jahre  verflossen,  ohne  dass  er  einen  Bericht 
von  seiner  Mission  gegeben  hatte.  Daher  schickte  man  [vom 
Himmel]  seinen   Sohn   Oho-se-ihi-Mikuma   no   Ushi,^"   der  mit 

**  Vgl.  Buch  1,  Kap.  V,  Anm.  18  (Seite  80). 

9  Man  kann  auch  Taka-ini-inimubi  allein  als  Subjekt  annehmen.  Chamber- 
lain  bemerkt  au  der  entsprechenden  Stelle  im  KoJiKi,  dass  in  dieser  Legende 
[im  KoJiKi]  der  Jv^anie  des  Gottes  Taka-mi-muhvhl  beständig  mit  dem  der 
Sonnengöttin  zusammen  genannt  wird,  welche  bisher  allein  als  Beheri-scherin 
des  Himmels  aufgetreten  war. 

'^^  Oho-se-ihl  nacli  den  Zeichen  „  gross-Rücken-gekochter  Reis."  H  nimmt 
.se  als  „  Körperliinge ;"  sowohl  Ihl  als  Mikunm  betrachtet  er  als  Ortsnamen, 
und  verweist  einerseits  auf  ein  vom  Wamyöshö  citiertes  Ilil-ishi  im  Distrikt 
Ihi-islii  von  Idzumo,  und  andrerseits  ein  im  selben  Distrikt  gelegenes  Kuviagayu; 
Ms^'-  :fcA  „Herr."  Nach  H  also  etwa  „der  grossgestaltige  Herr  von  Ihi  und 
(oder  bei)  Mikuma."  Das  mi  in  3Iikuma  wäre  ein  Zusatz  (  =  erlaucht)  wie  in 
Mi-YoHhinii,  Mi-Kumanii  u.  s.  w.  H  analysiert  das  Wort  iiahl  den  Zeichen 
entsjirechend  in  w-s/it=,,  grosser  Mensch."  Das  Wort  u  „gross"  will  er  durch 
uJxiri,  was  eine  grosse  Art  kari  „  Wildgans  "  bedeutet,  und  durch  umi  „  Meer  '' 
=u-mi  „grosses  Wasser"  -^^ü^  belegen.  Shl—J<^  „Mensch"  findet  er  in 
S=^^A.  kusushi  (wohl  aus  kmuri-xhi  Medizin-Mensch)  Arzt,  ^A  ya--»hi 
Pfeilmacher,  ^  \  nu-'ihi  Lackierer,  ^  i^  A  imono-shi  Giesser  (Metallgiesser). 
In  allen  diesen  Wörtern  wäre  zwar  gip  shi  geschrieben,  aber  shi  habe  die 
Bedeutung  A  Mensch.  Hierher  zieht  er  auch  \\j  A  yama-shi  Si^ekulant,  -Jg; 
fi[  A  seken-shi  Hochstapler  u.  s.  w.  Die  Hypothese  ist  jedoch  hinfällig,  da 
kein  Zweifel  obwalten  kann,  dass  wir  es  bei  den  zuei-st  genannten  Beispielen 
in  shi  mit  dem  oft  auch  an  rein  japanische  Wörter  (weil  ins  japanische 
Sprachbewusstsein  übergegangen)  zur  Wortbildung  angehängten  chinesischen 
fiip)  i  zu  thun  liaben.  Anders  erklärt  den  Namen  I.  Er  identificiert  diesen 
Gott  mit  dem  in  Kap.  II  dieses  Buches  genannten  Lm-se-hagi,  dem  Gott 
„Nein-Ja-Schenkel."     Ausserdem    liest   er    Oho-se-hi   no   Mikmiia  no  Ushi:oho 


KAP.    I.] 


Ame-tvaka-hikd s  Sendimg. 


I5S 


anderem  Namen  auch  Take-mikuma  no  Ushi"  hiess.  Auch 
dieser  jedoch  gehorchte  seinem  Vater  und  erstattete  schliesslich 
keinen  Bericht  von  seiner  Mission.  Daher  versammelte  Taka- 
mi-musubi  no  Mikoto  wiederum  alle  Götter  und  fragte  sie, 
wer  geschickt  werden  sollte.  Sie  alle  sprachen  :  „  Ame-waka- 
hiko,'^  der  Sohn  des  Ama  no  Kuni-tama.^''  Er  ist  ein  tapferer 
Mann.  Versuche  es  mit  ihm  !  "  Hierauf  gab  Taka-mi-musubi 
no  Mikoto  dem  Ame-waka-hiko  einen  himmlischen  Hirsch- 
bogen "  und  himmlische  gefiederte  Pfeile  ^^  und  schickte  ihn 
ab.  Dieser  Gott  war  ebenfalls  untreu,  und  so  bald  als  er 
[unten]   angelangt  war,    nahm    er    die    Shita-teru-hime,  ^^   eine 


„gross,"  üi  „ja,"  /(('  kontrahiert  aus  liagi  „Schenkel;"  der  Herr  von  3Iikuma 
hiesse  er  nachdem  Namen  des  Schiffes  „(das  vielhändige  Schiff  von  Kumanu," 
vgl.  Kap.  II,  Anm.  14).     Alles  nicht  überzeugend. 

11  „Der  ungestüme  oder  tapfere  Herr  von  Mikuma."  Ihka  ist  ein  blosses 
Honcrlficum  und  kommt  auch  noch  in  anderen  Götternamen  als  solches  vor, 
z.  B.   Take  Sitsa  vo  Wo  u.  s.  w. 

1'-^  „  Himmlisclier  junger  Prinz."  Zu  diesem  Namen  Ame-waka-hiko  wird 
niemals  das  Prädikat  kami  „  Gott  "  oder  Mikoto  „  Hoheit "  gesetzt,  und  einige 
Erklärer  haben  behauptet,  dass  dies  geschehe,  um  dem  Abscheu  vor  der  Bosheit 
des  Gottes  Ausdruck  zu  geben. 

1'*  Nach  den  Zeichen :  „  des  Himmels  Erd-Juwel,"  nach  anderer  Intei"pre- 
tation  aber  to??i«  =  „  Geist :"  „des  Himmels  Erden-Geist." 

1^  Arne  no  kago-yumi.  Kago  ist  ein  Deminutiv  von  ka  „  Hirscli,"  lit. 
,,  Hirsch-Kind."  Er  wird  auch  mne  no  hazi-yumi  ,,  himmlischer  Bogen  aus 
Hazi-Holz"  genannt.  (Oder  sollte  hazi-yurai  das  jetzige  hajikiymni  „Schnapp- 
bogen "  sein  ?). 

1"'  Arne  no  ha-Jia-ya.  Nach  den  Zeichen  „  Feder-Feder-Pfeile."  Man  will 
aber  ha-Jia-ya  aus  ha-hari-ya  „  Feder-beklebter  Pfeil "  erklären.  Ein  anderer 
Name  ist  auch  dafür  (Kojiki  Sect.  31  und  34)  ame  no  kakn-ya  „  himmlische 
Hirsch  Pfeile."    Es  sollen  Pfeile  mit  sehr  breiten  und  grossen  Federn  sein. 

1"  „  Unten-scheinende-Prinzessin."  Sie  soll  von  grosser  Scliönheit  gewesen 
sein,  und  man  hat  daher  in  den  Namen  die  Bedeutung  gelegt :  die  Prinzessin, 
deren  Schönheit  unter  ihren  Gewändern  hindurchschimmerte,  in  Analogie  zu 
dem  Namen  der  So-toho?hi  iw  iratsmne,  von  der  es  in  einer  Glosse  zu  KoJiKi 
Sect.  137  heisst,  dass  sie  ihren  Namen  „  (die  das  Gewand  durchdringende 
Dame) "  deshalb  habe,  weil  der  Glanz  ilires  Körpei-s  durch  ihre  Gewänder 
durchkam.  H  aber  will  shita   im  Sinn   von  uruhashiki  „schön"  nehmen,  und 


156 


„  Nikongi,"  Des  Götterzeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  i. 


Tochter  von  Utsushi-kuni-tama,  ^'  zum  Weibe. — Mit  artderen 
Namen  heisst  sie  auch  Taka-hiine  oder  Waka-kiini-taina}^ — Also 
er  blieb  und  wohnte  dort  und  sprach  :  ,,  Auch  ich  wünsche 
•das  Mittelland  des  Schilfgefildes  zu  regieren."  Schliesslich 
erstattete  er  keinen  Bericht  von  seiner  Mission.  Da  wunderte 
sich  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  darüber,  dass  er  so  lange 
keinen  Bericht  von  seiner  Mission  gab,  und  schickte  den 
Fasanen  Na-naki '"  ab,  um  sich  nach  ihm  zu  erkundigen.  Der 
Fasan  flog  herab  und  setzte  sich  auf  den  Wipfel  eines  viel- 
ästigen Cassienbaumes,^"  welcher  vor  dem  Thore  [des  Hauses] 

■citiert  als  Beleg  inelirere  Stellen  ans  Gedichten,  ohne  aber  dadnrcli  seine 
Hypothese  walirscheinlich  zu  maclien,  dass  aliiia  jemals  diese  Bedeutung  haben 
könne. 

1'  „  Des  sichtbaren  Landes  Juwel "  oder  ,,  Siclitbarer-Landes-(jeist,"  ein 
anderer  Name  für  Oho-kuni-nuslii. 

^'^  Taka-hime  ,,  holie  Prinzessin,"  nach  lliratu  eine  Abkürzung  von 
Taka-tei-u-hime  „  hoch-scheinende-Prinzessin." 

Waka-kaid-tama  nach  den  Zeichen  ,,  Jung-Landes-Juwel." 

^^  Na-iuiki  ist  hier  mit  den  Zeichen  te  ;^  ,,  ohne  Xamen  "  geschrieben, 
tind  I  acceptiert  diese  Bedeutung.  Im  Kojiki  Sect.  31  stehen  jedoch  die 
Zeichen  ^  J{%  aa-naki=„  den  [eigenen]  Namen  rufend,"  und  dies  sclieint  die 
richtigere  Etymologie,  da  in  der  That  das  Wort  kujishi  oder  kic/isu  ,,  Fasan  " 
ein  onomatopoetisches  Wort  ist  (modernes  kiji  ist  aus  klgishi  kontrahiert).  Der 
Fasan  ist  nach  dem  Ruf,  den  er  au.sstösst,  benannt.  Aston  citiert  analog 
gebildete  onomatopoetische  Namen :  tujuhlm,  Nachtigall,  kci/xsa  Dohle,  kirigirisu 
Heuschrecke,  hototogku  Kuckuck,  deren  Endung  m  er  als  hw-u  „  machen " 
erklärt.  Eine  dritte,  wenn  auch  nicht  unvernünftige,  doch  unwahrscheinliche 
Erklärung  ist,  dass  na  ein  überflüssiger  Vorsatz  sei ;  im  Ko.iiki  steht  nämlich 
Na-nuki-nie  „  Namen  schreiendes  Weib,"  und  weiter  unten  wird  der  Fasiiu 
zum  naki-vie  „  Heulweib "  eingesetzt  (im  Nihongi  wird  der  Zaunkönig  das 
Heulweib; ;  so  hat  man  na-}iaki-me=  naki-me  gesetzt.  Doch  mag  in  diesem 
Beispiel  der  Vorsatz  7ui  durch  falsche  Analogie  hinzugefügt  worden  sein. 

-**  tt  ?fc  kadzura,  auc^li  ^,  §  pfc  «der  fll,  geschrieben.  Welcher  Baum 
darunter  zu  vei-stehen  sei,  ist  nicht  klar ;  jedenfalls  ist  er  von  dem  jetzt  kadzura 
oder  katmira  genannten  Baum,  Cercidiphyllum  japonicum,  einer  Maguolienart, 
in  Nordjapan  (vgl.  Rein,  II,  309),  verschieden,  und  ist  überhaupt  keine 
Magnoliacee,  sondern  ein  Troohodendron.  H  hält  ihn  entweder  für  den  ^  katmra, 
Olea  fragrans,  oder  Ü^  kahede  Ahorn,  Acer  palmatum.  Ich  liabe  Chamberlain's 
Deutung  übernommen. 


KAP.    I.] 


Ame-ivaka-hiko  im  JSüttelland. 


isr 


des  Ame-waka-hiko  stand.  Da  sah  ihn  Ama  no  Sagu-me  ^^ 
und  sprach  zu  Ame-waka-hiko :  „  Ein  seltsamer  Vogel  ist 
gekommen  und  sitzt  auf  dem  Wipfel  des  Cassienbaums." 
Hierauf  ergriff  Ame-waka-hiko  den  himmlischen  Hirschbogen 
und  die  himmlischen  gefiederten  Pfeile,  welche  er  von  Taka- 
mi-musubi  no  Mikoto  erhalten  hatte,  und  tötete  den  Fasan 
durch  einen  Schuss.^^  Der  betreffende  Pfeil  durchbohrte  die 
Brust  des  Fasanen  und  [indem  er  bis  zum  Himmel  hinaufiflog,] 
gelangte  er  vor  den  Sitz  des  Taka-mi-musubi  no  Mikoto.^ 
Als  nun  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  diesen  Pfeil  sah,  sprach 
er :  ,,  Dieser  Pfeil  ist  einer  von  den  Pfeilen,  welche  ich  ehedem 
dem  Ame-waka-hiko  gegeben  habe.  Dass  er  mit  Blut  befleckt 
ist,  mag  wohl  daher  kommen,  dass  [Ame-waka-hiko]  mit  den 
irdischen  Gottheiten  einen  Kampf  gehabt  hat."^  Hierauf 
ergriff  er  den  Pfeil  und  warf  ihn  wieder  zurück  nach  unten.^ 
Im  Herabfallen  traf  der   Pfeil   oben   auf  die  Brust  ^^  des  Ame- 


|f:.J 


21  „  Das  ausspähende  Weib  des  Himmels." 

-'  Im  KoJiKi  reizt  Ama  no  Sagu-me  ihn  za  dieser  That  an,  indem  sie 
sagt:  „Der  Ton  des  Schreis  dieses  Vogels  ist  sehr  schlecht;  deshalb  solltest 
du  ihn  tot  schiessen."     Ebenso  weiter  unten  in  der  Variante. 

2-'  Nach  dem  KoJiKi  war  dieser  Sitz  im  Flussbett  des  achtströmigen 
Flusses  des  Himmels,  d.  i.  der  Milchstrasse. 

2-*  Im  KoJiKi  sagt  er:  „Wenn  Ame-waka-liiko  diesen  Pfeil  unserem 
Befehle  gehorsam  gegen  die  bösen  Gottlieiten  [des  Mittellandes]  abgeschossen 
hat,  so  soll  [der  zurückgeschleuderte  Pfeil]  ihn  niclit  treffen.  Wenn  er  aber 
xmlautere  Gesinnung  hat,  so  soll  Ame-waka-hiko  durch  diesen  Pfeil  zu 
Grunde  gehen." 

25  Im  KoJiKi :  durch  das  Pfeilloch  liindurcli  [welches  der  hinauffliegende 
Pfeil  in  die  Himmelsdecke  gebohrt  hatte]. 

26  Muna-saha  ni.  Shigetane  macht  auf  die  Analogie  zwischen  den  Benen- 
nungen von  Körperteilen  und  Teilen  eines  Berges  aufmerksam  : 

muna-mka  Brust  eines  Liegenden     mki  Abhang  eines  Berges. 

itadaki        Scheitel  Gipfel. 

hana  Nase  Vorsprung. 

hara  Bauch  Gefilde. 

kura  in  mata-gura  die  Gabelung 

zwischen  beiden  Oberschenkeln       Thal. 


I: 


158 


,,  Nihangi,"  Des   Götter  Zeitalters  zzveiter  Teil.     [kap.  i. 


waka-hiko.  Zu  dieser  Zeit  nämlich  hatte  Ame-waka-hiko  von 
dem  neuen  Schmaus  genossen""  und  lag  gerade  schlafend  auf 
dem  Boden.  Von  dem  Pfeil  getroffen,  starb  er  auf  der 
Stelle.  Dieses  ist  der  Grund,  warum  die  Leute  dieser  Welt 
sagen:  ,,Vor  einem  zurückgesandten  Pfeile  muss  man  sich 
fürchten."-« 

Die  weinende  und  kläglich  trauernde  Stimme  von  Ame- 
waka-hiko's  Gemahlin  Shita-teru-hime  war  bis  in  den  Himmel 
hinein  hörbar.  Da  hörte  Ama  no  Kuni-tama  die  weinende 
Stimme  und  wusste  sofort,  dass  jener  Ame-waka-hiko  schon 
tot  sei,  und  schickte  [den  Gott  des  Wirbelwindes]  Haya-ji,"" 
um  den  Leichnam  zum  Himmel  heraufzubringen.'^"  Plierauf 
■errichtete  man  ein  Trauerhaus  und  setzte  die  Leiche  temporär 


-"  Ueber  das  Nihi-naiiie  Fest  siehe  Buch  29,  Seite  20,  Anm  29.  üas.s  in 
der  ältesten  Zeit  dieses  Götterfest  in  jedem  Hause  gefeiert  wurde,  geht  aas 
den  Adzuma-uta  in  Manyöshü  Bucli  14  hervor. 

i's  Vgl,  auch  Chamb.  pag.  96,  Anm.  17. 

-8  Haya-ji  ist  der  Gott  des  Wirbelwindes  und  lieisst  auch  Ila'ja-i>fu-iiiuji  no 
Kami.  Ihm  sind  mehrere  Shintötempel  in  Idzumo  geweilit.  Hcuja  „schnell;'" 
ji  oder  cki  ,,  Wind"  nur  in  Znsammensetzungen,  vgl.  auch  kmti  Ostwind. 
Haya-ji.  ist  in  jetziger  Sprache  haija-te  ,,  Orkan  auf  dem  Meere."  (Beaclite  den 
Wechsel  von  chi,  ji  und  fe,  und  den  von  de  und  rie  Bucli  2,  Kap.  III,  Anm.  25). 

'^^  Im  KojiKi  konnnt  Ama  no  Kuni-tama,  der  Vater  des  Ame-waka-hiko, 
mit  der  Frau  und  den  Kindern  des  Getöteten,  welche  wüiircnd  seiner  irdischen 
Mission  im  Himmel  zurückgeblieben  waren,  auf  die  Erde  herab  an  den  Ort,  wo 
der  Tote  lag,  und  die  Begräbnisceremonien,  von  deren  urältester  Beschaflen- 
heit  wir  hier  eine  kleine  Scliilderung  bekonmien,  fanden  auch  in  Idzumo 
statt  (nach  dem  NiiroxGi  aber  im  Himmel). 

31  Im  ^  JH  mo-ya  „  Trauer-Haus "  wurde  die  Leiche  eingesetzt,  bis  das 
definitive  Begräbnis  in  der  inzwisclien  liergestelleten  Begräbnisstätte,  oft  einem 
•aus  grossen  Steinen  gebauten  Grabgewölbe,  stattfand.  Die  Dauer  der  Beiset- 
zung in  der  mo-ya  war,  wie  H  angiebt,  je  nach  den  Ständen  verschieden,  und 
zwar  bei  Vornehmen  länger  als  bei  Geringen.  Dies  hat  seinen  Grund  darin, 
dass  die  Errichtung  der  Grabstätten  der  Vornehmen,  und  besonders  der 
Kaiser,  viel  Arbeit  und  Zeit  erforderte,  zumal  sich  nach  und  nach  dabei  ein 
grosser  Luxus  entwickelte  (eine  Beschreibung  der  Mimsagi  „  Grabstätten  "  der 
Kaiser  siehe  Aston's  Nihoxgi,  vol.  I,  pag.  135-137,  woselbst  auch  Abbildungen 
gegeben  sind).    Manclimal  verflossen  mehrere  Jahre,  ehe  das  definitive  Begräbnis 


iiiiilliili 


imii 


KAP.    I.] 


Ame-waka-Jdkd s    Tod. 


159 


darin  bei."'  Fluss- Wildgänse  ^^  wurden  zu  Hänge-Kopf-Trägern '''' 
und  zu  Besen-Trägern  ^"^  gemacht. — Anders  heisst  es  auch :  Die 

stattfinden  konnte.  So  wird  berichtet,  dass  Kaiser  Jinimu  19  Monate,  die 
Kaiserin  Siiiko  18  Moniite,  Kaiser  Ankö  und  Bnretsu  3  Jahre,  u.  s.  w.  im 
Moya  temporär  beigesetzt  waren.  Ausführliches  bei  A.  H.  Lay,  Japanese 
Funeral  Kites,  T.  A.  S.  J.  vol.  19,  pag.  507  fl".  Die  mo-ya  wurde  in  jedem 
Falle  speziell  gebaut.  Die  sich  versammelnden  Verwandten  enthielten  sich 
alles  Weins,  Fleisches  und  überhaupt  jeder  schmackhaften  Kost.  Mit  Tanz 
nnd  Gesang  erfreuten  sie  die  Seele  des  Verstorbenen.  Shikida  (der  Verfasser 
von  H)  hat  über  die  aUen  Totenbräuclie  ein  besonderes  Werk  geschrieben 
unter  dem  Titel  "S"  ^  Si  Ko-xd-chö  „  Alte-BegräbnLsse-Beweise." 

•'-  )\]  ^  kaha-yaii.  Moribe,  welcher  diesen  Vogel  in  Ise  selbst  gesellen 
haben  will,  beschreibt  ihn  als  langbeiniger  und  schlanker,  wei  die  gewöhnliche 
Wildgans.  H  ^-ermutet,  dass  haha-garl  überhaupt  nicht  eine  W^ildgans  sei, 
sondern  vielleicht  eine  Vogelart,  welche  man  kaha-garusii  (Sibirischer  schwarz- 
schnilbliger  Taucher,  Pallas-Taucher)  nennt.  Wenn  er  Menschen  gewahr 
wird,  so  fliegt  er  den  Fluss  entlang  weit  weg.  Ein  \''ogel  von  schwarzer 
Farbe. 

■^3  So  wörtlich  nach  den  Zeichen  $#  M  IM  =  J#  „haben,  tragen;"  |^  HH 
„  den  Kopf  zur  Seite  neigen."  Die  gewöhnliche  j'ap.  Lesung  ist  kizari-moehi, 
ein  dunkles  archaisches  Wort.  Der  einzige  etymologische  Versuch,  dieses 
Wort  zu  erklären,  rührt  von  Kurokawa  Harunuira  her:  kizari-mcchi  von  ke- 
kazari-mochi ;  ke  ,,  Schale,"  worauf  die  Speise  für  den  Toten  gelegt  wird,  kasari 
„Schmuck,"  imchi  ,,  Träger."  Die  kizuri-mbchi  gehen  beim  Begräbnis  zu 
Seiten  des  Sarges  her  und  tragen  die  Speise  für  den  Toten.  MC  aber  liest 
kabushi-moclii,  d.  h.  ,,  solche  welche  den  Sarg  von  unten  stützen,"  um  zu  ver- 
meiden, dass  er  auf  eine  Seite  überneige  (von  kabusii  „  neigen  "). 

S'i  Hahakl-mocJd  {höki-mochi).  Sie  kehrten  die  Leichenhütte  mo-ya  nach  dem 
Begräbnis  aus,  was  wohl  zugleich  das  AVegfegen  aller  Verunreinigung  symbo- 
lisierte. In  den  Hokuroku  Provinzen  im  Xorden  besteht  noch  jetzt  die  Sitte, 
dass,  nachdem  die  Leiche  hinausgetragen  ist,  das  Zinmier  mit  einem  Besen 
gekehrt  und  dieser  Besen  dann  auf  der  Grabstätte  weggeworfen  wird.  Beim 
schintoistischen  Begräbnis  echten  Stiles  werden  zwei  grosse  Besen  vor  dem 
Leichenzuge  hingeschleift.  Das  oben  erwähnte  Auskehren  des  Zimmers  nach 
dem  Hinaustragen  der  Leiche  hat  insofern  auf  den  Volksaberglauben  einge- 
wirkt, als  man  vermeidet,  nach  dem  W^eggehen  (oder  Abreise)  Jemandes  gleich 
zu  kehren.  (Erwähnt  in  einem  Gedicht  von  Manyöshü  19.)  I  citiert  aus 
einem  älteren  Werke  auch  nocli  eine  Sitte,  welche  im  Tempel  zu  Ise  bestand 
(oder  noch  besteht?).  Dort  fegte  man  nämlich,  sobald  man  bemerkte,  dass 
der  Gast  aufbrechen  wollte,  vermied  aber  aufs  peinlichste,  nach  dem  W^eggange 
des  Gastes  zu  fegen. 


■f ; 


i6o  ,,  Nihongt/'  Des  Götter  Zeitalters  zzveiter  Teil.     [kap.  i. 

Hühner'^''  zu2irdcn  zu  Hänge-Kopf -Trägern  tind  die  Fltiss- 
Wildgänse  zu  Besen-Trägern  gemacht. — Ferner  die  Sperlinge 
wurden  zu  Stampf- Weibern  "'^  gemacht. — Anders  heisst  es  auch  : 
Die  Fluss- Wildgänse  wurden  hieratif  zu  Hänge- Kopf -Trägern 
7md  ferner  zu  Besen-Trägern  gemacht,  der  Eisvogel  %uurde  zum 
Stellvertreter  des  Totengeistes  "'"  gemacht,  die  Sperlinge  zu  Stampf- 

■'•''  Ob  Hähner  oder  Hühner  zu  verstehen  seien,  ist  nicht  klar. 

^®  #  ^  H  und  I  tmki-me  „  Stampfweiber,"  O  mu-dzukl-nie  „  Mörser-Stampf- 
weiber,'' im  KoJiKi  iMu-iiie  „  Mörser-Weiber."  (Nocli  jetzt  heissen  Reis 
stampfende  Männer  7isu  no  mono  „  Mörserleute."  Dass  früher  das  Geschäft 
immer  von  Weibern  vollzogen  wurde,  ergiebt  sich  aus  den  Adzuma-uta  in 
Manyöshü  14).  Beim  Begräbnis  wurde  ßeis  zu  verschiedenen  Zwecken 
gebrauclit,  z.  B.  dem  Toten  wurde  Reis  als  Opfer  dargebracht,  und  diejenigen 
Weiber,  welche  den  dazu  erforderlichen  Reis  stampften,  d.  Ji.  enthülsten  und 
von  der  Kleie  reinigten,  hiessen  tmki-me.  In  einigen  Gegenden  besteht  noch 
jetzt  die  Sitte,  wenn  Jemand  gestorben  ist,  im  Garten  mehrere  Mörser  auf- 
zustellen und  darin  massenhaft  Reiskörner  zu  stampfen.  Vielleicht  ist  dies 
ein  Ueberbleibsel  der  alten  Sitte.  Auch  der  Reis  zur  Sj^eise  der  Trauernden 
wurde  wahrscheinlich  von  den  Uuki-inc  gestampft.  Der  Reis  wurde  dem  Toten 
teils  als  shilofii,  aus  Reis  bereiteter  Mochi,  teils  als  to.sÄ/i/onc  oder  A;(f»)a.s/u'He,  d.i. 
rein  gewaschener  Reis,  dargeboten.  (Unter  tsukii  „  stampfen  "  ist  nicht  etwa 
„  pulverisieren  "  zu  verstehen,  denn  dieses  heisst  hiku.  Gestampften  Reis  nennt 
man  jetzt  haku-mai  weissen  Reis). 

"•'  P  ^  viono-maAn  =  !^  ^:  mono  „Geist,  Seele  [des  Toten],"  Hia-sa  leitet  I 
von  5?2«.sM  „  sein  "  ab,  also  „  der  an  Stelle  der  Seele  Seiende."  I  vermutet,  dass 
der  ELsvogel,  sohl  oder  noni,  dazu  benutzt  wurde,  weil  die  grüne  Farbe  des 
Vogels  der  des  Totenkleides  ähnlicli  gewesen  sei.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  die 
Trauerkleider  und  Totenkleider  ursprünglich  grün  waren,  was  er  durch  einen 
Hinweis  auf  ein  Gedicht  des  Ya-clii-hoko  im  KoJiKi  (siehe  den  Appendix) 
begründen  will.  Ein  Kleid  von  Eisvogel-grüner  Farbe  scheint  nach  diesem 
Gedicht  etwas  iSchlimmes  zu  bedeuten,  und  I  sieht  dieses  Schlimme  ebeu 
darin,  dass  Grün  die  Farbe  des  Totenkleides  war.  Das  ist  zwar  nicht 
unwahrscheinlich,  aber  mit  gleichem  Rechte  liesse  sich  dies  auch  behaupten 
von  dem  im  selben  Gedichte  mit  Abscheu  erwähnten  schwarzen  Kleide 
(mibaiama  no  kuroki  ini-ke.<hi).  H  erklärt  ma^a  durch  jEi  und  will  ihm  die 
Bedeutung  nama  ,,  Beschaffenheit,  Wesen  "  geben.  Er  vergleicht  es  mit  mos«  in 
ura-mam.  {ura-mam  w/  =  richtig  nach  der  Weissagung),  cm«  inamna  ya,  ma^anato. 

Eine  nicht  unälinliche  Sitte  bestand  vor  alters  in  China,  wie  aus  dem 
Li-Ki  hervorgeht.  Zu  dem  im  Text  des  Li-ki  erwähnten  Ausdruck  ^  P  gu-shi 
bemerkt  der  chinesische  Kommentar :  „(ju  bedeutet  „beruhigen"  \_gu-shi  also: 


KAP.    I 


■] 


Ame-waka-Jdkd  s  Bes:''äbnis. 


i6i 


Weibern,  die  Zaunkönige  zu  Heulweibe m,  ^  die  Weihen  zu 
Totenkleidmachern,  ^  U7id  die  Raben  zu  Speisebereitern.  ^  Sämt- 
lichen  Vögeln    insgesamt  zvurde  die  Angelegenheit  anvertraut. — 


die  Leiche,  den  Toten  beruhigen].  Nach  Beendigung  des  Begräbnisses  kehrt 
man  mit  der  eingeladenen  Seele  zurück  und  verehrt  sie  am  Mittag  in  dem 
hinkyü  ^  ^  (Tempel  des  temporären  Begräbnisses),  um  sie  zu  beruhigen.  Bei 
männlichen  Toten  wird  der  Sohn,  bei  weiblichen  Toten  die  Tochter  zum  f  shi 
(Leichnam,  dem  jap.  mono-viasa  entsprechend)  gemacht,  f*  shi  bedeutet  so  viel 
wie  i  shu  „  Herr."  Wenn  man  die  Gestalt  der  Eltern  nicht  sieht,  so  hat 
unser  Herz  keinen  Anhaltepunkt.  Deshalb  setzt  man  einen  P  shi  ein,  lässt 
ihn  die  Kleidung  des  Toten  anziehen  und  lässt  das  Herz  des  pietätvollen 
Kindes  hier  Herr  sein."  Nach  einer  Stelle  im  Li-Ki  (^  H  fli  M  Gi-rai-ki- 
gu),  welche  H  citiert,  trägt  der  Shi  (Moiio-masa)  das  Oberkleid  des  Ver- 
storbenen ;  bei  männlichen  Toten  wird  ein  Mann,  bei  weibliehen  Toten  ein 
Weib  zum  Shi  gemacht,  immer  aber  ein  Mensch  von  vei-schiedenem  Familien- 
namen jä,  und  niemals  werden  Unfreie  ^  ^  dazu  verwendet. 

Sollte  vielleicht  zwischen  der  chinesischen  und  japanischen  Sitte  ein 
Zusammenhang  existieren  ? 

^*  ^  ^'  „Heuler,"  im  Kojiki  genauer  ^  ic  naki-me  „Heul-Weib" 
geschrieben.  Sie  wurden  gemietet,  um  beim  Begräbnis  den  Sarg  nach  der 
Grabstätte  zu  begleiten  und  dabei  zu  heulen.  Die  einst  allgemein  verbreitete 
Sitte  findet  sich  jetzt  noch  in  den  Kinai  Provinzen,  und  zwar  heissen  die 
betreffenden  Weiber  naki-baha  „heulende  alte  Frauen,"  gleichgültig  ob  sie  alt 
oder  jung  sind.  Bei  den  alten  Koreanern  scheint  die  Sitte  des  Heulens  noch 
intensiver  ausgeübt  worden  zu  sein  als  bei  den  Japanern.  Vgl.  im  Nihongi 
Buch  13,  Ingyö-tennö  42.  Jahr;  Buch  19,  Kimmei-tennö  32.  Jahr;  Buch  25, 
Kötoku-tennö,  5.  Jahr  Taikwa;  Buch  26,  Saimyö-tennö  5.  Jahr  (9  tägiges 
Trauern !),  Buch  30,  Jitö-tennö  1.  Jahr. 

^^  Ja  ^Ä  ^  tvata-tsukuri,  lit.  „Wata-macher,  Baumfaser-Krempler."  Drei 
Meinungen  sind  vertreten :  a)  Leute,  welche  die  Kleider  der  Toten  ver- 
fertigen ;  b)  Leute,  welche  im  Sarg  die  Lücken  zwischen  Sarg  und  Leiche  mit 
Wata  ausstopfen  (Hirata) ;  c)  Leute,  welche  mit  in  Wasser  getränkten  Baum- 
fasem  die  Leiche  waschen. 

■*"  ^  A  :#  shishi-hito,  lit.  „  Fleisch-Menschen,"  im  KoJiKi  i^  ^  A  mi-ke-hito 
„  erlauchte-Speise-Menschen,''  bereiteten  die  Speise,  welche  dem  Toten  dargereicht 
werden  sollte.  Vgl.  auch  die  interessante  Stelle  Buch  14,  Yüryaku  2.  Jahr  10. 
Monat,  wo  von  der  Einsetzung  eines  Shlshi-h'do  Be  ,,  Fleischer  Be "  berichtet 
wird.  Ueber  die  weitverbreitete  Sitte,  den  Toten  Speisen  darzubringen,  siehe 
Tylor,  Anfänge  der  Cultur,  vol.  2,  Kap.  12. 


i. 


i 


102  „  Nihongi''  Des  Götterzeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  i. 

Acht  Tage   und   acht  Nächte  ''^   lang  weinten   sie  und   sangen 
sie  traurige  Lieder.  ^" 

Noch  ehe  dies  geschah,  stand  Ame-waka-hiko,  zur  Zeit  als 
er  im  Mittellande  des  Schilfgefildes  wohnte,  mit  Aji-suki-taka- 
hiko-ne  ''^  no  Kami  in  guten  freundschaftlichen  Beziehungen. 
Deshalb  stieg  Aji-suki-taka-hiko-ne  no  Kami  zum  Himmel 
hinauf,  um  den  Toten  zu  betrauern.  Nun  war  aber  dieser 
Gott  in  seinem  äusseren  Aussehen  aufs  vollkommenste  ähnlich 
dem  Ame-waka-hiko,  wie  derselbe  bei  Lebzeiten  gewesen  war, 


■♦^  Nur  in  diesem  Falle  ist  die  Daner  des  temporären  Begräbnisses  auf 
acht  Tage  angesetzt,  und  im  Saimyö-ki,  Buch  26,  auf  neun  Tage.  Sonst  sind 
stets  nur  sieben  Tage  üblich.  In  chinesisclien  Chroniken,  wie  dem  Hou-han- 
SHU,  Wei-chi  etc.  wird  darauf  hingewiesen,  dass  bei  den  Japanern  der  Aufschub 
des  Begräbnisses  (d.  h.  das  temporäre  Begräbnis)  über  zehn  Tage  dauere — eine 
nicht  ganz  genaue  Angabe.  I  bemerkt,  dass  die  chinesisclien  Historiker 
wahrscheinlich  etwas  von  den  Sitten  von  Tsukushi  (Kyüshü)  gehört  hatten. 

^  Im  KojiKi :  „  und  nachdem  sie  so  alles  angeordnet  hatten,  brachten 
sie  acht  Tage  und  acht  xsächte  mit  lustigen  Vergnügungen  zu."  Unter  diesen 
Vergnügungen  sind  Musik,  Tanz  und  Gesang  zu  verstehen,  wodurch  man  die 
Seele  des  Verstorbenen  zu  belustigen  suchte ;  die  Ansicht  Motowori's,  dass 
man  die  Seele  dadurch  wieder  ins  Leben  zurückrufen  wollte,  wird  von  I  ver- 
worfen, und  zwar  mit  Recht,  wie  mir  scheint.  Auf  den  Gedanken  der 
Wiedererweckung  des  Toten  sind  Motowori  und  Hirata  wohl  nur  gebracht 
worden,  weil  sie  in  diesen  Auflührungen  und  in  denen,  womit  die  Sonnengottin 
aus  ihrer  Höhle  wieder  in  die  Welt  hinausgelockt  wurde,  eine  Analogie 
sahen.  Aus  solch  äusseren  Aehnlichkeiten  kann  man  aber  doch  unmöglich  .so 
weitgehende  Schlüsse  auf  den  Volksglauben  ziehen,  zumal  da  sicli  sonst  kein 
Anhaltepunkt  für  eine  solclie  Hypothese  findet.  Die  xsihongistelle  ,,  und 
sangen  traurige  Lieder",  wird  von  Hirata  als  chinesische  Floskel  verworfen:  es 
müsse  wie  im  KoJiKi  heissen.  Auch  im  Hou-han-shu  wird  bezüglich  der 
japanischen  Totenfeier  erwähnt,  dass  die  Familie  des  Toten  weinte  und  klagte, 
und  da'-s  die  Freunde  Gesang,  Tanz  und  Musik  (wohl  lustiger  Art)  aufführten. 

*  Aji-suki  ist  schwer  zu  erklären.  I  möchte  aji  als  Kontraktion  von  umashi 
,,  geschmackvoll,  angenehm  "  auffassen ;  suki  ,,  Pflug."  Dieser  Gott,  ein  Sühn 
des  Oho-kuni-nushi,  ist  vielleicht  als  mit  seinem  Vater  beim  Landbebauen 
thätig  gedacht  worden,  woher  das  Element  mki  ,,  Pflug "  in  seinem  Namen. 
Taka-hiko-ne  „  hoher-Prinz-lieber."  Er  war  nach  dem  Kojiki  der  ältere 
Bruder  von  Shita-teru-hime,  der  Gemahlin  Ame-waka-hiko's. 


KAP.    I.] 


Aji-siiki-taka-hiko  7te. 


163 


und  daher  sprachen  Ame-waka-hiko's  Verwandte,  Frau  ^  und 
Kinder  sämtUch :  „Unser  Herr  ist  noch  am  Leben!"  Dabei 
klammerten  sie  sich  an  sein  Gewand  und  seinen  Gürtel,  und 
waren  teils  erfreut,  teils  befremdet. "''  Da  wurde  Aji-suki-taka- 
hiko-ne  no  Kami  vor  Zorn  rot  und  rief:  ,,  Die  Art  und 
Weise  [der  Verpflichtung]  zwischen  Freunden  ist  eine  solche, 
dass  es  sich  mit  Recht  geziemt  einander  zu  kondolieren. 
Deshalb  habe  ich  mich  vor  der  Verunreinigung  "*"  nicht  gescheut, 
sondern  bin  von  fern  her  herbeigekommen,  um  zu  trauern. 
Warum  verwechselt  man  mich  mit  dem  Toten  ?"  Hierauf  zog 
er  sein  umgegürtetes  Schwert  Oho-ha-gari  "*" — mit  anderem 
Nameti  heisst  es  auch  Kamu-do  no  tsurugi"^^ — heraus  und  hieb 
damit  das  Trauerhaus  zusammen.  Dasselbe  fiel  [auf  die  Erde] 
herab  und  wurde  zu  einem  Berg.  Es  ist  jetzt  der  in  der 
Provinz  Minu  am  Oberlaufe  des  Flusses  Awimi  *•*  gelegene 
Mo-yama  ^^  [d.  i.  Trauer-Berg].     Dieses  ist  der  Grund,  warum 

^  Die  erste,  im  Himmel  gebliebene  Fr;iu  des  Gottes,  nicht  seine  auf  der 
Erde  wohnende  zweite  Frau  Shita-teru-hinie,  welche  natürlich  dea  Bruder 
mit  dem  Gemahl  nicht  verwecliselt  hätte. 

•*5  So  nach  der  Transliteration  madohiki.  Das  Zeichen  ^  bedeutet  „  weh- 
klagen." 

•"'  Teilnahme  an  einem  Begräbnis  etc.  verunreinigt  nach  Shintöbegriflen. 
So  darf  man  bei  der  Heimkehr  von  einem  Begräbnis  unterwegs  keinen 
Besuch  abstatten.  Das  Sankai  sui-u  (einen  Shintötempel  besuchen  und  dort 
beten)  ist  nach  strengster  Observanz  durcli  viele  Einzelvorechriften  verboten. 
Näheres  hierüber  siehe  Buch  1,  Kap.  IV,  Anin.  54  (S.  57). 

•*''  Oho-ha-kari  oder  Oko-ha-garl.  Die  Hirata'sche  Deutung  oho-ha  „  grosse 
Klinge  "  ist  die  beste;  kari  „  Malier,  Zerschneider ;"  also  ,,  [mit]  grosser-Klinge- 
Mähendes."    Noch  H  „  grosser-Schlangen-&rschneider." 

4S  So  im  KOJIKI  benannt :  „  das  Schwert  von  Kamudo.''  Kamudo  oder 
Kando  ist  ein  Distrikt  in  Idzumo. 

■49  Der  Fluss  Awimi  entspringt  im  Distrikt  Gujö  von  Minu.  Es  ist  derselbe 
Fluss,  welcher  in  seinem  Unterlauf  als  Nagara-gaira  oder  Siunimata-gawa  durcli 
die  Forellenfischerei  mit  Kormoranen  so  berülimt  ist.  Etwa  fünf  Ei  oberlialb 
von  Gifu,  da  wo  er  durch  die  Dörfer  Ködznclii,  Maine  u.  s.  w.  des  Distriktes 
Mugi  fliesst,  heisst  er  nocli  jetzt  Awimi-gmun. 

«0  Der  Mo-yama  „  Trauer-Berg "  liegt  beim  Dorfe  Olioyata  im  Distrikt 
Mugi.     In  der  Nähe  dieses   Dorfes  giebt  es  eine  Strasse  Namens  Ya-ochi-kaidö , 


164  ,,Nihongi,"  Des   G'ötterzeitalters  zweiter  Teil.      [kap.  ii. 

die   Leute   der   Welt    verabscheuen    eine    lebende    Person   mit 
einem  Toten  zu  verwechseln. 


KAPITEL     II. 

[fUTSU-NUSHI'S   und   TAKE-MIKADZUCHl's   ERFOLGREICHE 
MISSION.     OHO-KUNI-NUSHi's   ABDANKUNG.     BERUHI- 
GUNG  DES   LANDES.] 

Hiernach  versammelte  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  abermals 
sämtliche  Götter,  um  irgend  jemand  auszuwählen,  den  sie 
nach  dem  Mittellande  des  Schilfgefildes  schicken  könnten.  Sie 
alle  sprachen :  ,,  Es  wird  gut  sein  Futsu-nushi  ^  no  Kami  zu 
schicken,  den  von  Iha-saku-ne-saku  ^  no  Kami's  Kindern  Iha- 
tsutsu-wo  und  Iha-tsutsu-me  ^  gezeugten  Sohn." 

Nun  aber  gab  es  Götter,  welche  in  den  Felsenhöhlen  des 
Himmels  ^  wohnten,  nämlich  Mika-haya-bi ''  no  Kami,  ein  Sohn 

d.i.  „  Pfeil-Fall-Strasse,"  und  auch  einen  Ort  Kiji-i-da  „  Fasanen-schiess-Feld;" 
ferner  befindet  sich  im  Dorfe  Ohoyata  auch  ein  Tempel,  in  welchem  Arne- 
waka-hiko  zusammen  mit  Sum  no  Wo  verehrt  wird.  Wir  haben  es  also  in  der 
ganzen  Geschiclite  von  Ame-waka-hiko  offenbar  mit  einer  Lokalsage  aus  dem 
Distrikt  Mugi  der  Provinz  Minu  zu  tlum.  Interessante  Einzelheiten  über 
diese  Lokalsage  hat  der  aus  Minu  gebürtige  Miura  Chiharu  in  einem  Büchlein 
:fe  ^  P9  /St  Ir  #  Oiioyata-Shin-seki-kö  zusammengetragen. 


KAPITEL    IL 

ZUJI    IXHALT   -^TilRGL.    KoJIKI   SeCT.   32. 

1  „  Zisch-Herr."  Vgl.  Buch  1,  Kap.  IV,  Anm.  16. 

2  „  Fels-spalter-Wurzel-spalter."  Vgl.  Buch  1,  Kap.  IV,  Anm.  2L 

■5  „  Fels-Altehrwürdiger-Mann  "  und  „  Fels-Altehrwürdiges- Weib."  Vgl. 
Buch  1,  Kap.  IV,  Anm.  22. 

"•  Hirata  meint,  diese  Anm  vo  ihn-ya  seien  Höhlen,  welche  entweder  von 
Natur  aus  vorhanden,  oder  aus  Felsen  künstlich  hergestellt  gewesen  seien.  Im 
KoJiKi  wird  von  einer  Felsenhöhle  am  Oberlauf  des  liimmlischen  Flusses 
Yasu-gaha  gesprochen,  und  I  meint,  dass  diese  Felsenhöhle  der  Kash'nna 
no  miya  am  Oberlauf  desselben   Flusses   wäre.    Im  Hitachi-füdoki  heisst  es 


KAP. 


II.] 


FutsunusJii  ii.   Takeniikadzuchi. 


165 


des  Itsu  no  Wo-bashiri "  no  Kami ;  [sodann]  Hi-haya-bi  ^  no 
Kami,  ein  Sohn  des  Mika-haya-bi  no  Kami ;  [und  drittens] 
Take-mika-dzuchi  ^  no  Kami,  ein  Sohn  des  Hi-haya-bi  no 
Kami.  Dieser  [letztere]  Gott  trat  vor  und  sprach  :  ,,  Ist  etwa 
Futsu-nushi  no  Kami  einzig  und  allein  ein  Held  ?  Und  bin 
ich  nicht  ein  Held  ?"  Seine  Worte  waren  mit  heftig  aufgereg- 
tem Atem  gesprochen.  Man  gesellte  ihn  daher  dem  Futsu- 
nushi  no  Kami  zu  und  gab  [auch  ihm]  den  Auftrag  das 
Mittelland  des  Schilfgefildes  zu  unterwerfen.  Die  beiden  Götter 
stiegen  hierauf  herab  und  gelangten  an  das  Strändchen  von 
Itasa "  in  der  Provinz  Idzumo.  Darauf  zogen  sie  ihre  zehn- 
spannigen  Schwerter  heraus,  pflanzten  sie  umgekehrt  [mit  der 
Spitze    nach    oben]    auf    dem    Erdboden  ^"    auf,    hockten    mit 


I 


nämlich :  y,  Der  vom  Takaaia-no-hara  herabgekommene  grosse  Gott  lieisst 
Kashima  no  Ama  no  Oho-kami  „  der  himmlische  grosse  Gott  von  Kashima." 
Im  Himmel  heisst  [sein  Tempel]  Kashima  no  miya,  auf  der  Erde  Toyo- 
Kashima  no  miya.<-(  . 

"  „  Klingenglänzender-schneller-wunderbarer  Gott."  Vgl.  Buch  1,  Kap.  Y^^ 
Anm.  18. 

ß  Jte«  „  gewaltig,"  im  „  Mann,  männlich  " ;  fiaxhiri  ist  nacli  1  aus  ha-ha-<hiri 
zusammengezogen :  Jia  „  Schneide  des  Schwertes,"  ha^ldrl  (von  ha^hh-u  laufen) 
soll  beim  Schwert  die  Bedeutung  „scharf"  haben,  also  Itnc  no  Wo-banhiri 
„  der  gewaltige  männliche  Schwertschneiden-scharfe  "  Gott.  Er  ist  ein  Schwert- 
gott. Im  KojiKi  heisst  er  Itm  no  Wo-ha-luirl  no  Kann,  und  ebenfalls  im 
KoJiKi,  Sect.  8,  lieisst  das  Schwert,  womit  Izanagi  den  Gott  Kagu-tsuchi  in 
Stücke  zerhieb,  Adwl  no  Wo-ha-Iiari  oder  It.vi  no  Wo-ha-har!:  ha  ,,  Schneide," 
hari  „  breit  ausgestreckt,"  also  wohl  ein  .Schwert  mit  breitem  vorderen  Ende, 
wie  im  Tokiha-gusa  vol.  I,  pag.  19  f  und  vol.  2,  p.  4  f.  abgebildet.  H 
kommt  auch  hier  auf  seine  Sclilangenhypothese  und  will  wo-hashiri  als  uo- 
haha-kiri  „  Schwanzschlangen-Zerschneider "  erklären,  was  natürlich  lautge- 
■setzlich  unvereinbar  Lst. 

7  „  Feuer-schnell-wunderbarer  Gott."  Vgl.  Buch  1,  Kap  IV,  Anm.  19. 

8  „  Tapferer  Klingenglänzender  Altehrwürdiger  Gott."  Vgl.  Buch  1,  Kap. 
IV,  Anm.  20. 

9  Vgl.  Buch  1,  Kap.  VII,  Anm.  95,  wo  der  Name  Jsasa  geschrieben  war. 
M  liest  übrigens  mit  Nigori  Idasa. 

i**  Im  KoJiKi :  nam'i  no  ho  nl  „  auf  dem  Kamm  einer  Woge." 


'  H 


i66  „A^ihoiigi"  Des  G'ötterzcitaltcrs  zweiter   Teil.     [kap.  ii. 


• 


.   1, 


gekreuzten  Beinen"  auf  die  Spitzen  derselben  und  befragten 
Oho-na-muchi  no  Kami,  indem  sie  sprachen  :  ,,  Taka-mi-musubi 
no  Mikoto  wünscht  seinen  suveränen  erlauchten  Enkel  herab- 
zuschicken und  ihn  über  dieses  Land  als  Herrn  regieren  zu 
lassen.  Daher  hat  er  zuerst  uns  beiden  Götter  geschickt,  um 
[die  bösen  Geister]  wegzubannen  und  zu  unterwerfen.  Was. 
ist  deine  Absicht?  Willst  du  dich  hinwegbegeben ^^  oder 
nicht?"  Da  antwortete  Oho-na-muchi  no  Kami  und  sprach: 
„  Ich  muss  zuerst  meinen  Sohn  befragen  ;  dann  erst  werde  ich 
Antwort  geben."  Zu  dieser  Zeit  war  sein  Sohn  Koto-shiro- 
nushi  no  Kami  auf  einer  Reise  begriffen  und  befand  sich  am 
Kap  Miho  '"  in  der  Provinz  Idzumo,  wo  er  sich  damit  vergnügte 
Fische  mit  der  Angel  zu  fangen.  Nach  einer  anderen  Version 
vergnügte  er  sich  damit  Vögel  zu  fangen.  Daher  nahm  er 
das  vielhändige  Schiff "  von  Kumanu  ^^ — ein  anderer  Name 
desselben  ist:  das  hiinvilische  Tanben-Schiff  ^^ — ,  und  indem  er 
seinen  Boten  Ina-se-hagi  ^'  darauf  setzte,  schickte  er  denselben 

^'  Nach  der  Transliteration  aijv.iiiu.  Das  Zeichen  j^  chli  lieisst  eigentlich 
,,  auf  den  Fersen  hocken." 

'- Shigetane  versteht  unter  sam  „  liinweggehen :"  die  Herrschaft  der 
sichtbaren  Welt  abtreten  und  dann  die  göttlichen  unsichtbaren  Angelegenheiten 
übernelunen. 

'•'•  Miho  im  Distrikt  Shiniane  von  Idzumo,  etwa  acht  Ki  nordöstlich  von 
]\Iatsuye ;  der  Halbinsel  Yomi  gegenül)er. 

1-"  Jfiro-fe-hiiiie  oder  iaoro-ta-biii:e.  Xach  H  ein  Boot  mit  vielen  Kudern, 
nach  Shigetane  ein  von  zwei  Leuten  gerudertes  Boot.  Moro-te  bedeutet  noch 
jetzt  in  der  Schriftsprache  „  alle  beide  Hände."  Jedenfalls  ist  wohl  ein  Boot 
gemeint,  das  von  mehr  als  einem  .Schiffer  gerudert  wird,  also  ein  schnelles 
Boot. 

'•''  Kumaini  im  Distrikt  üu  fjetzt  lu),  Idzumo. 

'ö  Äma  no  hato-bune,  d.  h.  ein  Schiff  so  scluiell  wie  eine  Taube.  Man  hat 
auch  die  Vermutung  ausgesprochen,  da.=s  hato  für  haya-fori  „  schneller  Vogel " 
stände. 

1"  Tna-s€-hagi  „  Nein  oder  Ja  Bein,"  d.  i.  ein  Bote,  welcher  als  Antwort 
2vein  oder  Ja  holen  soll.  Auch  den  oben  mehrfach  erwähnten  Ortsnamen 
Iiio.~a  haben  Motowori  und  Andere  als  Tna-se  ,,  Nein  oder  Ja  "  mit  Bezug  auf 
die  vorliegende  Geschichte  erklären  wollen,  doch  scheitert  diese  Etymologie  an 
den  Nebenformen  i*a.sa  und  Ikim,  welche  diese  Erklärung  nicht  zulassen. 


KAP.    II.] 


Ohonaviuclii s  Abdanhing. 


167 


ab  und  erstattete  an  Koto-shiro-nushi  no  Kami  Bericht  von 
dem  Befehle  des  Taka-mi-musubi  no  Mikoto.  Ferner  fragte 
er,  mit  welchen  Worten  er  antworten  sollte. 

Koto-shiro-nushi  no  Kami  sprach  nun  zu  dem  Boten : 
„Jetzt  hat  die  himmlische  Gottheit  diese  befehlende  Frage 
[an  uns]  gerichtet.  Mein  Vater  sollte  ehrfürchtig  von  dannen 
gehen,  und  auch  ich  will  keinen  Widerstand  leisten."  Hierauf 
machte  er  im  Meere  einen  achtfachen  Zaun  aus  grünen  Zweigen, 
trat  auf  das  Seitenbrett  des  Schiffes  und  ging  fort.  '^  Nachdem 
der  Bote  zurückgekehrt  war,  gab  er  einen  Bericht  von  seiner 
Mission.  Daher  sprach  Oho-na-muchi  no  Kami  in  Gemässheit 
mit  den  Worten  seines  Sohnes  zu  den  beiden  Gottheiten  : 
,,  Mein  Sohn,  auf  den  ich  mich  verlasse,  ist  bereits  von  dannen 
gegangen,  daher  will  auch  ich  fortgehen.  Wenn  ich  Wider- 
stand leistete,  dann  würden  auch  alle  Götter  innerhalb  des 
Landes  sicherlich  mit  einander  Widerstand  leisten.  Aber  da 
ich  jetzt  ehrfurchtig  fortgehe,  wer  anders  will  dann  wagen 
nicht  Folge  zu  leisten?"  Hierauf  nahm  er  den  breiten  Speer^ 
welchen  er  wie  einen  Stock  benutzt  hatte,  ^^  als  er  das  Land 
unterwarf,   und  übergab  ihn   den  beiden   Gottheiten,   indem  er 

1*  Fmm  no  he  ist  nicht  das  Vorderteil  des  Schifl'es,  wie  man  gewöhnlich 
vei-steht,  sondern  das  Seitenbrett  ayumi,  worauf  lüan  geht. 

Im  KoJiKi  heisst  es  ausführlicher:  „hierauftrat  er  auf  das  [Seitenbrett 
des]  Bootes  und  warf  es  [so]  um,  und  klatschte  mit  seinen  himmlischen  sich 
entfernenden  Händen  im  grünen  Zweig-Zaune  und  verbarg  sich."  Also  er 
warf  das  Boot  um,  weil  er  deasen  nicht  mehr  bedurfte — and  zwar  an  einer 
flachen  Meeresstelle,  die  ringsum  mit  Pfählen  und  darauf  gesteckten  grünen 
Zweigen  eingehegt  war,  nur  mit  einem  offenen  Loche,  imi  die  Fische  hinein 
zu  lassen — klatschte  zum  Zeichen  des  Abschieds  in  die  Hände  und  verschwand 
im  Meere.  So  nach  Hirata.  Die  abweichende  Deutung  Motowori's  siehe 
Charaberlain,  pag.  101,  Anm.  20.  Solche  Einfriedigungen  zum  Zweck  des 
Fischfangs  (aus  Bambus)  werden  auch  im  ManyöSHU  erwähnt  und  sind  noch 
jetzt  im  Gebrauch.  Koto-shiro-nushi  war  demnach  zur  Zeit,  wo  der  Bote  kam, 
gerade  damit  beschäftigt,  auf  diese  Weise  Fische  zu  fangen.  Dass  der  Gott 
erst,  wie  das  Xihongi  sagt,  den  Zaun  extra  hergestellt  haben  sollte,  scheint 
mir  eine  Verhunzung  der  ursprünglichen  Sage. 

^J*  D.  h.  wie  einen  Stock  in  der  Hand  gehalten  hatte. 


-^rnftBim^iiffF 


■^mmpupiiiii! 


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i68         „Nihongi'^  Des  G'ötterzeitalters  zzueiter   Teil.     [kap.  ii. 

sprach  :  „  Mit  Hülfe  dieses  Speeres  habe  ich  schliesslich  meine 
Aufgabe  erfolgreich  ausgeführt.  Wenn  der  himmlische  erlauchte 
Enkel  diesen  Speer  gebraucht,  indem  er  das  Land  regiert,  so 
wird  er  es  sicherlich  unterwerfen  und  beruhigen. ""  Ich  bin 
jetzt  im  Begriff,  mich  in  den  weniger  als  hundert  seienden "' 
achtzig  Wegkrümmungen  -^  zu  verbergen."  Nachdem  er  seine 
Rede  beendigt  hatte,  verbarg  er  sich  schliesslich.  -''  Hierauf 
töteten  die  beiden  Gottheiten  alle  rebellischen  Geister  und 
Götter. — In  einer  anderen  Version  heisst  es :  Die  beiden  Gott- 
heiten töteten  schliesslich  die  bösen  GottJieiten,  sowie  die  verschie- 
denen Arten  von  Kräutern,  Bäumen  und  Steinen.  NncJidem 
bereits  alle  vollständig  zur  Unterwerfung  gebracht  zvorden  waren, 
luar   da    nur   noch    der   Stern- Gott    Kagase-wo,  "^    welcher   sich 

-0  Im  KoJiKi  wird  von  diesem  Speere  nichts  erwähnt.  Dagegen  niaclit 
Oho-na-muchi  die  Bedingung,  dass  Ulm  ein  Tempel  errichtet  werde,  dessen 
Pfeiler  fest  und  sicher  auf  dem  Fekboden  errichtet  und  dessen  gekreuzte 
Giebelbalken  bis  ans  Himmelsgefilde  reichen  sollten  (ein  in  den  Xorito 
häufig  vorkommender  .\usdruck  !).  Ein  solcher  Tempel  wurde  ihm  denn  auch 
an  der  Küste  von  Tagishi  in  der  Provinz  Idzumo  errichtet.  Es  ist  der  berühmte, 
an  Bedeutung  nur  dem  Tempel  von  Ise  nachstehende  Kidzuki  no  Oho-yashiro 
„  grosse  Tempel  von  Kidzuki."  Kidzuki  ist  aus  klne-tsuki  „  mit  dem  Stösse, 
gestossen,"  in  Anspielung  auf  das  feste  Einrammen  der  Pfeiler  in  den  Bodenl 
entstanden,  und  Tiujis'hi  sclieint  der  ursprüngliche  I^ame  des  Ortes  gewesen 
zu  sein. 

21  Monw-tarazii  ,,  weniger  als  hundert  seiend  "  ist  ein  schmückendes  Beiwort 
(Makura-kotoba)  zu  ya-so  ,,  achtzig "  und  einigen  anderen  Zahlwörtern  unter 
Hundert ;  in  der  Poesie  selir  häufig. 

-2  Die  „  achtzig  Wegkrünmumgen  "  oder  der  Weg  mit  den  80  Krünmiungen 
ya-so  kiimajl  bedeutet  einen  ungeheuer  langen  Weg,  nämlich  den  Weg  nach 
dem   Yomi-tsu-knni  „Hades,"  und  dann  ferner  den  Hades  selbst. 

2-'  Er  „  verbarg  sich,"  d.  i.  er  verschwand  in  der  Unterwelt. 

-■*  Kaga-se-vio  „  der  glänzend  helle  Mann,"  kaga  „  glänzend  "  (vgl.  kagayaku 
„  scheinen "),  se  nach  Hirata  kontrahiert  aus  mye  „  hell "  (von  xayuru  hell 
sein).  Dies  ist  der  einzige  Sterngott,  welcher  in  der  japanischen  Mythologie 
erwähnt  wird,  und  wegen  seiner  Widerspenstigkeit  wurde  er  wahrscheinlich 
als  ein  Unheil  stiftender  Gott  betrachtet.  Auch  ihm  wird,  wie  dem  Ame- 
waka-hiko,  niemals  das  Attribut  Kami  oder  Mikoto  beigelegt.  H  meint,  dass 
die    fünfhundert    Steine    am    Ufer    des   vielströmigen    Flusses    des    Himmels 


.•^  ^--; 


^ 


KAP.    III.] 


Ohonamiichi  s  Abdankum 


169 


nicht  untenverfen  wollte.  Daher  schickten  sie  obe?idrein  den 
Weber-Gott'^'"  Take-ha-dziichi~^  710  Mikoto,  worauf  er  sich  unter- 
warf. Daher  stiegen  die  beiden  Gottheiten  \zvieder\  zum  Himmel 
empor. — 

Endlich  erstatteten  sie  Bericht  von  ihrer  Mission. 


'*,    ■ 


KAPITEL     III. 

[hERABKUNFT    des    SUVERAENEN     erlauchten     ENKELS. 
SEINE    VERMAEHLUNG.      FEUERPROBE    SEINES    WEIBES. 

SEIN   TOD.] 

Darauf   nahm    Taka-mi-musubi    no    Mikoto    die    Decke,  ^ 


Sterne  seien,  die  Steine,  welche  ans  den  Blutstropfen  des  Kagudzuchi 
entstanden  sind.  Ho^'M  „  Stern  "  möchte  H  in  Iio-shi  (ho-ishi)  „  Feuer-Stein  " 
analysieren — eine  etwas  waghalsige  Etymologie.  Die  einzigen  im  KoJiKi  und 
NiHONGi  erwähnten  Sterne  sind  die  Venus,  der  Mars,  die  Plejaden,  der 
Weber  (a  Lyrae ;  kommt  Kap.  IV,  Anm.  9.  in  Verbindung  mit  einer  chine- 
sischen Sage  vor),  Kometen  und  Sternsclmuppen. 

25  ^  ^  ^  shidori  ico  kami ;  diklorl  aus  s'ddzu-ori  zusammengezogen  :  shldzu 
(jetzt  shima  genannt)  =  „  Streifen,  Linie,  Strich,"  ori  „Gewebe,"  shidzu-ori  also  ein 
Stoff,  welcher  Streifen  als  Muster  hat,  ein  streifiges  Gewebe.  In  alter  Zeit  wurde 
solches  Zeug  hauptsächlich  zu  Gürteln  (obi)  gebraucht  und  war  entweder  aus 
Jcachi  (Papiermaulbeer)  oder  ana  (Hanf)  gefertigt.  Shidori  no  Kami  heisst 
also  lit.  „  der  Gott  des  streifigen  Gewebes." 

26  Take-ha-dz'icM  nach  den  Zeichen  „  Tapfer-Blatt-Schlägel."  Hirata  fasst 
ha  als  „  Webstoff,"  doch  scheint  I's  Ableitung  von  haya  ,,  schnell "  2)lausibler. 
Zu  isuchi,  dzuchi  vgl.  Buch  1,  Kap.  III,  Anm.  4.  Also  etwa  „  der  ungestüme 
schnelle  Altelirwürdige." 


KAPITEL    III. 

Zum  Inhalt  veegt..  Kojiki  Sect.  34,  37  Eingang,  und  38. 

1  Fusuma  dick  wattierte  Kleider   mit   Aermeln,    welche   nachts  angezogen 
wurden  und  statt  der  Ueberdecken  dienten. 


^MliiVllillRP 


170        „  Nikoiigi'*  Des   Götter  Zeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  iii. 

welche  sein  treffliches  Bettlager  bedeckte,  warf  sie  über  ^  seinen 
suveränen  erlauchten  Enkel  Ama-tsu-hiko  Hiko-ho  no  Ninigi 
no  Mikoto  und  Hess  ihn  hinabsteigen.  Der  suveräne  erlauchte 
Enkel  verliess  hierauf  seinen  himmlischen  Felsensitz,  und  indem 
er  sich  durch  die  achtfachen  Wolken  des  Himmels  mit  gewal- 
tigem Wegbahnen  einen  Weg  bahnte,  stieg  er  auf  den  Gipfel 
des  Taka-chi-ho  in  [der  Landschaft]    So  ^   in    Himuka  "*   herab. 


Fuj'Ujma. 

-  Xacli  anderer  Erklärung  ^  =  tsutf'iniLii  „verhüllte  darin." 
•'  So  no  Taka-chi-ho.  So  ist  später  zu  Soo  geworden  und  ist  der  Name 
eines  Distriktes  in  der  Provinz  OhoKumi  (die  jetzigen  beiden  Distrikte  Higashi- 
Sö  und  Xliihi-Sö  im  Kagoshima  Ken).  Ohosiuni  war  früher  ein  Teil  voa 
Himvka,  daher  in  unserem  Text  „  So  in  Hiniiika."  Nach  dem  Shaku-ki  soll 
So  „  über  einander  gehäuft  "  (von  Bergen)  bedeuten ;  I  dagegen  meint,  dass  es 
dasselbe  .?o  sei,  welches  in  den  Verben  ><o!<o)'i  „  aufstreben,"  sobiywu  „  hoch 
emporragen  "  u.  s.  w.  wurzelhaft  enthalten  ist  und  die  Bedeutung  sosorika 
„  aufstrebend  "  hat.  Ein  gewisser  Mutai-ibe  Yoshika  hat  eine  Monographie 
über  den  Berg  Taka-chi-ho  verfasst,  worin  er  die  Ansicht  vertritt,  dass  in  dem 
Ausdruck  *Sb  no  Taka-chi-ho  der  Voi"satz  So  ursprünglich  ein  Houorificum  zum 
Namen  des  Berges  gewesen  sei,  weil  dieser  Berg  eine  so  sonderbare,  schroffe 
Gestalt  liat,  so  dass  So  no  Taka-chi-ho  also  eigentlich  „der  steil-emj)orragende 
Taka-chi-ho "    gewesen    sein    würde.     Sodann    sei    das    Epitlieton    So    auf    die 


^H 


KAP.    III.] 


Ninigi's  Herabkunft  in  Hiinuka. 


171 


Nachdem  dies  geschehen  war,  nahm  der  suveräne  erlauchte 
Enkel  in  folgender  Weise  seinen  Weg :  Von  der  Schwebe- 
Brücke    des    Himmels    auf    dem    Wunderbaren    Doppelgipfel  ° 

Gegend  um  den  Berg  lierum  übertragen  worden  und  auf  diese  Weise  Ä  endlich 
zum  Namen  eines  Distriktes  geworden,  welcher  als  Distrikt  So-o  einen  Teil  der 
jetzigen  Provinz  Ohosumi  bildet.  Ich  hege  jedocli  starke  Zweifel,  dass  der  Name 
der  Landschaft  von  dem  Epitlieton  des  Berges  hergenonunen  ist.  Ä  Lst  wohl 
ursprünglich  der  Name  der  Stämme,  welche  den  Süden  von  Kyüshü,  die  jetzigen 
Provinzen  Ilyüga,  Ohosumi  und  Satsuma,  bewohnten,  und  welche  wegen  ihrer 
Stärke,  Wildheit  und  Tapferkeit  gewöhnlich  lümia-so  „  Büren-So,"  d.  li.  „  die  <Sb- 
welche  wie  Bären  stark  und  tapfer  sind,"  genannt' werden.  Daher  spricht  man 
vom  Lande  der  Sd  {So  no  Kuni)  oder  Kuma-so.  Ueber  die  Kuma-so  vgl.  Buch  7, 
Keikö-ki,  12.  und  13.  Jahr. 

Unter  dem  Taka-dd-ho  „  lIohe-tausend-EeLsähren "  ist  der  jetzt  Kirl- 
ahima-ya iiw  genannte  Vulkan  zu  verstehen  (vgl.  Murray's  Handbook,  3rd  ed. 
pag.  4flOj.  Genau  genommen  sind  zwei  Berge  zu  unterscheiden.  Der  eine, 
welcher  auch  jetzt  noch  Tahi-chi-ho-take  heisst,  liegt  im  Distrikt  Usuki  von 
Hyüga  (im  Distrikt  Usuki  liegt  auch  ein  Sato  Nameas  Ciii-ho),  und  zwar  am 
Nordrande  von  Ilyüga,  nahe  an  der  Grenze  der  Provinz  Bungo.  Die  dortige 
Gegend  heisst  noch  jetzt  Taka-chi-ho  no  shö  (^  estate).  Der  andere  in 
Betracht  kommende  Berg,  der  Kin-shima-yanm  im  Distrikt  Morogata  von 
Hyüga,  liegt  am  Südrande  der  Provinz  Hyüga,  an  der  Grenze  der  heutigen 
Provinz  Ohosumi.  (Die  heutige  Provinz  Ohosumi  wurde  im  6.  Jahre  Wadö, 
d.  i.  7I0,  aus  dem  Distrikt  So-o  und  drei  anderen  Distrikten  von  Himuka 
gebildet.)  Während  manche  Erklärer  noch  zweifelliaft  sind,  ob  wir  unter 
unserem  Taka-chi-ho  den  jetzigen  Taka-chi-ho-take  oder  den  Kii  i-shima-yama  zu 
verstellen  haben,  entscheiden  sich  I  und  überhaupt  die  besten  ^Autoritäten 
für  letzteren.  Man  lasse  nicht  ausser  Acht,  dass  die  eliemaligen  Provinz-  und 
Distriktgrenzen  sich  im  Laufe  der  Zeit  vielfach  verschollen  haben  und  oft 
Neueinteilungen  vorgenommen  worden  sind  ! 

^  Die  Entstehung  des  Namens  Hiinuka  „  Sonnen-zugewendet "  wird  in  Buch 
7,  Keikü-ki  17.  Jahr  wie  folgt  erzählt :  „  Der  Kaiser  begab  sich  nach  dem 
Distrikt  Koyu,  wo  er  das  kleine  Feld  von  Nimo  besuchte.  Als  er  dann  nach 
Osten  hinabsah,  sprach  er  zu  seiner  Umgebung:  ,  Dieses  Land  ist  gerade  der 
Seite  des  Sonnenaufgangs  zugewendet.'   Deshalb  i^annte  er  dieses  Land  Ilimiika." 

^  ^  H  —  Jr.  kushibi  no  futa-kanä.  Kushibi,  im  KoJiKi  und  weiter  unten 
hmhibuni,=„  wunderbar  ";  futa-kaiiü  =  „  zweigipflig."  Auch  in  Maxyö.shÜ  Buch 
16  kommt  der  Ausdruck  Zl  Jl  Ul  fnta-kami-yama  ,,  zweigipfliger  Berg  "  vor. 
Der  Taka-chi-ho  ist  gemeint.  I  jedoch  will  fuia-kanii  durch  .H  ^  fida-kami 
„  zwei  Gottheiten,  Doppel gottheit "    erklären    und    weLst    darauf  hin,    dass    in 


li- 


172        ,,  Nihojigi,"  Des   G'ötterzeitalters  ztveiter  Teil.     [kap.  iii. 

[fortschreitend]  kam  er  über  eine  flache  Stelle  der  Schweben- 
den Sandbank  zu  stehen, "  und  durch  das  leere  I^nd,  das 
mager  wie  Rückenfleisch  war, "   schritt  er  über   lauter   Hügel  * 

■der  ältesten  Zeit  das  Meer  und  die  Berge  als  Götter  betrachtet  ^vurden,  und 
dass  in  Manyö.siiO  Buch  3  die  Stelle  futa-kami  no  {^  ^if )  tafutoki  ijama  m 
namitachi  no  mikuhoshi  yama  vorkommt,  wo  zwei  Berge,  die  als  milnnlicher 
Gott  und  weiblicher  Gott  fungieren,  die  „  beiden  Gottheiten  "  genannt  werden. 
Nach  dieser  ganz  plausiblen  Aufiassung  würden  wir  zu  übersetzen  haben:  ,,  Von 

der  Himmlischen    Schwebebrücke   auf  der    wunderbaren    Dop})elgottheit  " 

Der  Sinn  ist  aber  wesentlicli  derselbe,  weil  unter  dieser  ,,  Doppelgottheit  "  die 
beiden  vergötterten  (Jipfel  des  Taktt-chl-lio  Berges  zu    verstehen  smd. 

Die  Schu-ebe-B rücke  den  Hhnmeh  (vgl.  Buch  1,  Kap.  II,  Anm.  1)  ist  nach 
Shigetane  zunächst  die  Leiter,  worauf  der  Gott  vom  Himmel  auf  den  Futa- 
kami  herabstieg,  und  welche  sodann  als  Brücke  vom  Fata-kaml  aus  nach  dem 
Kap  Kasiana  benutzt  wurde. 

^  iL  tf^W^^^  ^  vki-simari  talura  ni.  tataAite,  eine  überaus  schwierige 
Stelle.  ^^  fii-xho  bedeutet  ,,  schwebende  Sandbank;"  die  Kana  Lesung  ii.ki- 
ziinarl  (Sil  und  O  uki-nimari)  erklärt  H  als  iikl  ,,  Sciilamm,"  duniari  ,,  Geron- 
nenes, Feätgewordenes,"  also  etwa  ,,  Schlammboden."  Nach  Shigetane's  und  I's 
Meinung  scheint  der  Enkel  auf  der  Brücke  nach  Kasasa  gegangen  zu  sein. 
Ich  stimme  dieser  Autfassimg  zu  und  gebe  der  Stelle  folgende  15edeutung : 
„  Auf  der  Schwebe-Brücke  des  Himmels  vom  wunderbaren  Doppelgipfel  des 
Berges  Taka-chi-ho  aus  dahinschreitend,  kam  er  über  eine  flache  Stelle  der 
Schwebenden  Sandbank,  worüber  die  Brücke  führte,  zu  stehen."  Die  Parallel- 
stelle im  KoJiKi  lautet  (teilweise  phonetisch  geschrieben):  ame  no  uki-hashi 
ni  uki-zimari  sori  tala^hite,  Avas  Chamberlain  in  Anlehnung  an  Hirata  übersetzt: 
set  off'  floating  shut  up  in  the  Floating  Bridge  of  Heaven,  ,,  er  machte  sich 
auf  den  Weg  schwebend  und  eingeschlossen  in  der  Himmlischen  Schwebebrücke." 
Bei  dieser  Interpretation  ist  zu  bemerken,  dass  Hirata  die  „  Himmlische 
Schwebebrücke"  mit  dem  „Himmlischen  Felsen-Boot"  identificiert.  Ueber 
letzteres  vergl.  Buch  1,  Kap.  III,  Anm.  18  und  25. 

^  W  ^  ^  ^  S  so-ji^hi  no  miüia-kuni  (für  ^  @  steht  im  KoJiKi  |^  g 
Kara.)  no  „Kücken,"  s/t/.s/ti  „Fleisch,"  muna  „leer;"  m-Jinhi  wird  noch 
im  Satsuma  Dialekt  für  das  Rückenfleisch  wilder  Tiere  gebraucht.  Das 
Land  zwischen  dem  Taka-chi-ho  und  Kasasa  in  iSatsuma  ist  gänzlich  gebirgig, 
mit  sehr  wenig  Keisfeldern  und  überhaupt  wenig  angebaut,  daher  seiner 
Ertragslosigkeit  wegen  mit  dem  fleischarmen  Rücken  verglichen  (gemeint  ist 
zumal  der  mittlere  Teil  des  Kückens  am  Kückgrad,  wie  denn  auch  das  Zeichen 
^,  hier  so  gelesen,  das  Kückgrad  bezeichnet).  Mit  fast  identischem  Ausdruck, 
nämlich  -^  <^  ^  ^,  ebenfalls  no-jishi  no  muna-kvni  gelesen,  wird  in  Buch  8, 
Cliü-ai-ki  8.  Jahr,  9.  Monat,  das  Land  der  A'^rna-so,  also  das  südliche  Kyüshü. 


KAP.    III.] 


Ninigi  auf  der  Landsiiche. 


173 


auf  der  Suche  nach  Land "  hindurch  und  gelangte  nach  dem 
Kap  von  Kasasa  ^^  beim  Nagaya  "  im  [Lande]  Ata.  ^^  In  dieser 
Gegend  war  ein  gewisser  Mann,  der  sich  selbst  Koto-katsu- 
Kuni-katsu-Nagasa  ^"^  nannte.  Der  suveräne  erlauchte  Enkel 
fragte  :  ,,  Giebt  es  [hier]  ein  Land  oder  nicht  ?"  Er  antwortete 
und  sprach  :  „  Hier  ist  ein  Land.  Bitte  begieb  dich  dahin,  wie 
du  willst."  Daher  gelangte  der  suveräne  erlauchte  Enkel 
dorthin  und  nahm  daselbst  seinen  Aufenthalt.  Nun  war  da 
in  jenem   Lande   ein   schönes    Mädchen    Namens    Ka-ashi-tsu- 


bezeichnet.  Sollte  vielleicht  auch  ein  Wortspiel  zwischen  So,  das  Sand  der  So 
oder  Kuma-so,  und  so-jishi  no  muna-hini  vorliegen,  also  etwa  der  Gedankengang : 
das  unfruchtbare  Land  der  So,  das  so  mager  ist  wie  das  Ä  ( Rücken )-Fleiscli? 

**  @  :^  f>ita-wo,  hita  „lauter,  rein,"  wo  „Hügel:"  „lauter  Hügel,  nichts 
al»  Hügel."  Vgl.  auch  solche  Ausdrücke  wie  hita-mono,  hita-sura,  weiter  oben 
l-igivhi  710  hita-Usukahi  u.  s.  w.  Astou  fasst  so-jishi  und  hita-wo  irrtümlich  als 
Ortsnamen. 

^  ^  S  kuni-maki  „  Land-Suche;''  es  soll  nicht  die  Suche  nacli  Land,  wo 
man  wohnen  könne,  gemeint  sein,  sondern  die  Besichtigung  der  Länder  und 
Unterwerfung  der  Ortshäuptlinge.    ITaku  ist  nach  'H.=motomuru  „suchen." 

1"  Kamsa  liegt  in  Satsuma,  und  im  heutigen  Kaseda  haben  wir  wohl  eine 
Korrumpierung  von  Kasasa  zu  erblicken. 

^^  Na(/aiia  scheint  der  Name  eines  Berges  zu  sein,  der  jetzige  Chö-ei-san. 
Wahrscheinlich  wurde  Nagaya  ^  J§  in  Nagaye  korrumpiert,  und  dafür  wur- 
den dann  die  Zeichen  ^  jjt  gesetzt,  welche  sinico-jap.  Chö-ti  gelesen  werden. 
Dieser  Berg  liegt  bei  Oho-ura-mura  im  Kaseda-no-sato  im  Distrikt  Kahanabe 
von  Satsuma,  und  zieht  sich  bis  zum  Kap  von  Kaseda  (  =  Kasasa)  hin. 

'^  W'  H  ^'^  oder  Ada,  auch  Ata  no  kuni  „das  Land  (Provinz)  Ata,"  ist 
der  alte  Name  von  Satsuma.  Später  ist  Ata  der  Name  eines  Distriktes  der 
Provinz  Satsuma  geworden. 

^3  Ein  alter  Kommentar  erklärt  etwas  phantastisch  Ä:oto-to.sM=„  eine  grosse 
Menge  von  Bewohnern,"  kum-katsu  =  „  weiter  Umfang  von  Feldern,"  nagasa  = 
„  Unermesslichkeit  der  Länge  und  Breite."  Am  besten  ist  die  Erklärung  von 
Hirata:  koto-katsu  /;(t?i(-Äa^sM=,,  tüchtig  in  Sachen  und  mächtig  im  Lande" 
{koto  ni  sugure  kuni  ni  sugure),  d.  i.  überhaupt  „  reich  und  mächtig."  Die 
Bedeutung  von  naga-sa  ^  fjlj,  lit.  „  lang-schmal,"  ist  nicht  klar.  Weiter  unten 
wird  dieser  Gott  als  em  Sohn  von  Izanagi  no  Mikoto  bezeichnet.  Shigetane 
meint,  da.-ss  es  der  Name  einer  Gottheit  sei,  in  welcher  die  drei  Gottheiten 
Soko-dziifsu  no  Wo,  Naka-dzutsu  no  Wo  und  Uha-dzuhii  no  Wo,  drei  Söhne  von 
Izanagi,  zu  einer  Person  vereinigt  sind. 


174        „Nihongi,''  Des    G'ötterzeitalters  zzuciter  Teil.     [kap.  iii. 

hime  " — mit  anderem  Namen  heisst  sie  aiicJi  Kaum- Ata-tsn-hime  ^^ 
oder  auch  Ko  no  Hana  no  Saku-ya-hime.  ^^ — 

Der  suveräne  erlauchte  Enkel  fragte  dieses  schöne  Mädchen 
und  sprach  :  „  Wessen  Tochter  bist  du  ?"  Sie  antwortete  und 
sprach :  ,,  Deine  Magd  ^"  ist  ein  von  [dem  Berggott]  Oho- 
yama-tsu-mi  ^*  no  Kami  mit  einer  himmlischen  Gottheit  erzeug- 


^■*  Die  Bedeutung  dieses  Namens  ist  iinklar.  Xacli  den  Zeichen  ,,  Hirsch- 
Schilf-Prinzessin." 

^•'»  „  Die  göttliclie  Prinzessin  von  Ata."  Vgl.  Anm.  12. 

1^  Ko  no  hana  „  Baum-Blüten,"  wahrscheinlich  Kirschbaumblüten  gemeint. 
Suku-ya  nach  Motowori  =  .sr(A:/'-/(((!/n  „blühend-glänzend,"  nach  I  aber  verwandt 
mit  safcaißi  „gedeihen."  Der  Sinn  ist  demnach  „die  wie  Baumblüten  blühend- 
glänzende (oder  gedeihende)  I'rinzessin."  Diese  Göttin  wiixl  jetzt  als  die 
Göttin  des  Fuji-yama  verehrt.  Einen  ähnlich  gebildeten  Namen  trägt  ihre 
Schwester  Ko  no  Hana  no  Chini-kime  „  die  wie  Baumblüten  fallende  Prinzessin," 
welche  im  Kojiki  Hect.  20  erwälint  wird.  Chamberlain's  Vorschlag,  die 
beiden  Wörter  faka  (resp.  ydknijii)  und  chlrii  in  kausativem  Sinne  zu  nehmen, 
lässt  sich  zwar  grammatisch  nicht  rechtfertigen,  verdient  aber  um  des  resul- 
tierenden guten  Sinns  wegen  Beachtung  :  ,,  die  Prinzessin,  welclie  die  Baum- 
blüten zur  Blüte  bringt  "  und  „  die  Prinzessin,  welche  das  Abfallen  der  Baum- 
blüten verui-sacht." 

^^  Je  „  Konkubine,"  mit  ynt^uko  ,,  Diener,  Sklave,  Magd,"  oder  einfach 
mit  dem  Pronomen  der  ei'sten  Person  a  oder  unre  „  ich"  umschrieben.  ^  ist 
ein  specifisch  chinesisches  Idiom,  von  Frauen  als  demütig-höfliche  Bezeichnung 
ihrer  eigenen  Person  gebraucht. 

1'*  „  Gi-osser-Berg-Herr  "  Vgl.  oben  Buch  1,  Kap.  IV,  Anm.  5.  Der  Text 
des  Niiioxcii  ^  jpf  ^  :fe  Ul  ^  If  /9f  ^  5E  ii^t  offenbar  emendationsbedürftig, 
denn  dies  heisst  wörtlich  :  „  ein  Kind,  welches  erzeugt  wurde,  indem  [eine] 
himmlische  Gottheit  Oho-yama-tsu-mi  no  Kami  zum  Weibe  nahm."  Oho- 
yama-tsu-mi,  müsste  demnach  ein  W^eib  sein,  was  der  ausdrücklichen  Ueber- 
lieferung  widerspricht.  Sodann  ist  auch  die  ,,  liimmlische  Gottheit "  in  dieser 
Verbindung  Bedenken  erregend.  Oho-yama-im-mi  no  Kami  im  allgemeinen 
Sinn  von  „  Berggottheit "  zu  nehmen,  wie  Aston  vorschlägt,  geht  nicht  an ;  es 
werden  sonst  noch  verschiedene  Yama-isu-nii  erwähnt,  aber  üliß-yama-tm,-inl  ist 
eine  individuelle  Gottheit,  der  oberste  Berggott.  Um  die  Schwierigkeit  zu 
beseitigen,  tilgt  I  die  drei  Zeichen  >^  üi$  ^,  also  „  ich  bin  ein  von  O.  erzeugtes 
Kind  ;"  H  dagegen  schlägt  folgende  Emendation  vor  :  ;:^  UJ  "IS  S$  ^  3?  ff  <2l 
"iC  J9f  ^  .Ä  ),  ein  Kind,  welches  erzeugt  wurde,  indem  O.  eine  Tochter  der 
himmlischen  Gottheit  zum  W^eibe  nahm."     Ich  hal)e  für  meine  Interpretation 


"^iplillliillilili 


KAP.    III.] 


NinigÜs   Vermählung. 


175 


tes  Kind."  Demnach  vermählte  sich  der  suveräne  erlauchte 
Enkel  mit  ihr, "  worauf  sie  in  einer  einzigen  Nacht  [hoch] 
schwanger  wurde.  Der  suveräne  erlauchte  Enkel  schöpfte 
darüber  Argwohn  und  sprach  :  „  Ich  bin  zwar  freilich  eine 
himmlische  Gottheit,  aber  wie  kann  ich  im  Zeitraum  einer 
einzigen  Nacht  eine  Frau  [hoch]  schwanger  machen  ?  Das 
was  du  in  deinem  Schosse  trägst,  ist  sicherlich  nicht  mein 
Kind."  Darüber  wurde  Ka-ashi-tsu-hime  zornig  und  grollte. 
Dann  machte  sie  eine  thürlose  Muro, ""  ging  hinein,  nahm  im 
Inneren  derselben  ihren  Aufenthalt  und  sprach  mit  feierlichem 
Schwur :  „  Wenn  das,  was  ich  in  meinem  Schosse  trage, 
nicht  die  Nachkommenschaft  des  Himmlischen  Enkels  ist,  so 
wird  sie  sicherlich  durch  Verbrennen  zu  Grunde  gehen  ;  aber 
wenn  es  in  der  That  die  Nachkommenschaft  des  Himmlischen 
Enkels  ist,  so  wird   das   Feuer  ihr   keinen   Schaden   zuzufügen 

den  einfachsten  Ausweg  gewählt,  nämlich  eine  blosse  Umstellung  von  J^ubjekt 
und  Objekt. 

19  Die  näheren  Umstände  dieser  Vermählung  werden  in  Sect.  37  des 
KoJiKi  und  weiter  unten  im  Xihongi  Kap.  I\",  bei  Anui.  80  ff.  in  einer 
schönen  und  tiefsinnigen  Erzählung  mitgeteilt. 

20  f^  ^  ^  „  thürlose  Muro,"  mit  uli^u-muro  ,,  leere  Muro  "  umschrieben. 
Die  Muro  wurde  dadurch  thürlos,  dass  Ka-ashi-tsu-hime  nach  dem  Hineingehen 
den  Eingang  mit  Lehm  zuklebte,  wie  im  Kojiki  berichtet  wird.  Unter  Jfum 
versteht  man  ursprünglich  eine  in  der  Erde  oder  über  dem  Boden  mit  Erde 
gebaute  Schlafstätte,  eine  Erdkammer  j^  g.  Ihre  einfacliste  Form  i:^t  eine 
viereckige  mehrere  Fuss  tiefe  Grube  in  der  Erde  mit  einem  Dach  aus  Ried 
u.  dergl.  darüber.  Eine  solche  riedbedachte  Grube  befand  sich  noch  vor 
wenigen  Jahren  am  Fusse  des  Oho-vama  und  wurde  von  den  auf  den  Berg 
wallfahrenden  Pilgern  als  Schlafstätte  benutzt.  Aston  erwähnt,  dass  m  Korea 
mit  Stroh  oder  starkem  Oelpapier  bedeckte  Gruben,  um  oder  um-mak  genannt, 
den  Leuten  der  ärmsten  Klasse  als  Obdach  dienen.  Eine  Grube  von  ganz 
ausserordentlicher  Grösse  wird  in  Buch  ?>  (Jimmu-ki)  Kap.  III.  auf  Befehl 
des  Kaisers  gegraben  und  in  einem  Gedichte  daselbst  das  „  grosso  Muro- 
Haus  "  genannt.  Manchmal  waren  die  Gruben  nicht  einfach  überdacht,  sondern 
enthielten  ein  primitives  Haus,  dessen  Hauptgestell  aus  Holz  aufgebaut  war, 
die  einzelnen  Holzstücke  mit  zähen  Schlingpflanzen  zusammengebunden,  die 
Wände  mit  Eiedgras,  Gras  und  Lehm  konstruiert,  und  das  Dach  mit  ßied 
gedeckt.     Etwas  erhöhte  Stellen  in  der  Muro  dienten  als  Kuhelager ;  die  Thür 


iipililiili 


f^ 


176       „  Nihongi,^'  Des  Götter  Zeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  iii. 

im  Stande  sein."  Hierauf  legte  sie  Feuer  an  und  verbrannte 
die  Muro.  Das  Kind,  welches  geboren  wurde,  als  der  allererste 
Rauch  emporstieg/^  bekam  den  Namen  Ho  no  Susori  ^  no 
Mikoto — er  ist  der  Urahn  der  Hayahito  '^' —  ;  sodann  das  Kind 
welches   geboren   wurde,   als  sie  sich  von  der   Glut   zurückzog 


% 


Hü 


zum  Hause  war  innerhalb  der  Grube,  und  Stufen  führten  zu  ihr  hinab.  In 
der  ältesten  Zeit  wurden  Muro  sowohl  von  Vornehmen  als  von  Armen 
benutzt.  So  wird  im  Idzumo-födoki  berichtet,  dass  sich  Susa  no  Wo  no  Mikoto 
eine  Muro  machte ;  von  Jimmu-tennö's  ältestem  Sohne  Tagishi-mimi  no  Mikoto 
wird  erwähnt,  dass  er  in  einer  grossen  Muro  zu  Katawoka  auf  einem  grossen 
Bettlager  schlief,  also  offenbar  eine  Muro  als  "Wohnhaus  hatte ;  die  oben 
angezogene  Stelle  aus  Buch  3  berichtet,  dass  eine  Muro  als  Banketthalle 
benutzt  wurde,  u.  s.  w.  Ueber  die  Muro  als  ubu-ya  „  Geburtshaus  "  siehe  Anm. 
26.  Der  Gebrauch  des  Wortes  3Iuro  ist  ein  vielfacher  ;  man  bezeichnet  damit 
z.  B.  eine  Höhle  oder  einen  Keller,  worin  man  Pflanzen,  Eis  {hi-muro  „  Eis- 
haus ")  u.  dergl.  bewahrt ;  ferner  ein  Treibhaus  (gewöhnlich  eine  4  bis  5  Fuss 
tiefe  und  überdachte  Grube),  eine  Zelle  zum  Trocknen  von  Pflanzen  oder 
Lackwaaren  ;  sodann  ein  Zimmer  in  einem  Hause,  besonders  ein  Schlafzimmer. 

Im  KoJiKi  steht  statt  muro :  ya-hiro-dono  „  eine  acht  Klafter  [lange] 
Halle." 

Ueber  das  Bewohnen  von  Erd-  und  Felsenhöhlen  im  japanischen  Altertum 
vgl.  den  Aufsatz  von  Prof.  M.  Kurokawa  "^  )^  s^  Kekkijo-setsu  (Höhlen- 
bewohner) in  der  Zeitschrift  ^  Ä  Sl  %  E^  ^  iSI  Heft  37  und  38. 

"^^i§til^4{H^ÄM  hazime  okoru  kefuri.  no  smve  yori  nari-idzwu 
wi-ko,  lit.  das  Kind,  welches  vom  oberen  Ende  des  zuerst  aufsteigenden  Rauchs 
geboren  wurde.  Nach  Shigetane  hat  die  Phrase  die  in  der  Uebersetzung 
gegebene  Bedeutung ;  auch  H  fasst  ^  mwe  nicht  als  oberes  Ende  und  giebt 
als  Bedeutung:  ichi-do  moye-agarite,  nocid  ni  aremaxeni  ,,  nachdem  es  einmal 
aufgelodert  hatte,  darauf  geboren." 

--  Ho  no  Susori  oder  Ho-Sasori,  im  Kojiki  JTo-Suseri,  „  Feuer- Anwachs," 
von  ho  „Feuer,"  (fußOD-i=summu  „grösser  wei'den,  zunehmen,  fortschreiten." 
Die  Zeichen  ^  p^  ran-kö  bedeuten  eigentlich  „  abnehmen,  kleiner  werden," 
und  H  giebt  mit  Bezug  hierauf  der  jap.  Lesung  mmri  je  nach  den  Umständen 
die  Bedeutung  „  abnehmen  "  oder  „  zunehmen."  Im  Seishiroku  2,  19  (Artikel 
Ata  no  Hayahito)  ist  die  I^sung  Sus7.ri  vertreten. 

-"•Die  llaya-hito  ,, schnellküline  Menschen"  (auch  in  hayato  oder  haito 
verkürzt;  vgl.  Buch  215,  Seite  3)  waren  die  Bewolmer  der  Provinzen  Sat^u.^la 
und  Ohosumi.  Hier  sind  die  Ata  no  Haya-hito  gemeint  (siehe  Kojiki  und 
Seishikoku),  d.  h.  die  Hayahito  von  Satsuma. 


Dpii  I  VWiMIBPS!pi(W»i«|pi?»!WWIW«'k''Ml'!9"!!!WW'BIW|P(|!l!^^ 


KAP. 


III.] 


Ninigis  Frau  im  Feuerordal. 


177 


und  [davon  weg]  blieb,  ^''  wurde  Hiko-ho-ho-de-mi  ^  no  Mikoto 
genannt ;  das  danach  geborene  Kind  wurde  Ho-Akari  ^  no 
Mikoto  genannt — ei'  ist  der  Urahn  der  Wohari  no  murazi — . 
Im  ganzen  waren  es  drei  Kinder. 

Nach  längerer  Zeit  starb  Ama-tsu-hiko  Hiko-ho  no  Ninigi 
no  Mikoto  und  wurde  in  dem  Misasagi  von  Ye  ''  in  Himuka 
in  Tsukushi  begraben. 


^^]&^^  ^  hotohorl  in  sakeie  mashiinasu  tokl  ni  hat  nach  1  die  Bedeutung : 
„  nachdem  das  Feuer  abgebrannt  war." 

25  Hlko  ist  Honorificum :  „  prinzlich,  prinzherrlich  "  ho-ho  nach  H  ,,  Feuer," 
nach  Motowori  aber  „Aehre  Aehre;"  de  ein  Kosewort  =  ?ie;  ml  ein  Honori- 
ficum. Die  Schreibung  von  ho-ho-Je  ^  '/^  JÜ,  lit.  ,,  aus  den  Flammen  hervor- 
gehend," wird  von  keinem  einzigen  Kommentator  als  etymologisch  anerkannt. 
Also  etwa  „  der  prinzherrliche-Feuer-Liebe."  Motowori's  Bemerkung,  dieser 
Name  bezeichne  den  Prinzen  nach  seiner  Thronfolge  und  sei  ihm  nicht  mit  Bezug 
auf  das  Feuer  gegeben,  ist  mir  nicht  recht  verständlich.  Sein  im  KoJiKi 
gegebener  alternativer  Name  Ho-uvri  no  Mikoto  „  Seine  Hoheit  Feuer- Abnahm  " 
bietet  gleiclifalls  Schwierigkeiten,  und  Motowori's  Erklärung  von  wori  als 
Korruption  von  yohari  „  Schwachwerdung  "  ist  jedenfalls  vom  strikt  etymolo- 
gischen Standpunkt  aus  unhaltbar. 

26  i/^  gjj  Ho-akai'i  „  Feuer-Licht;"  im  KoJiKi  ^  B^  Ho-deri  „  Feuer-Schein," 
welche  Lesung  H  auch  hier  annimmt.  I  hält  Ho-akari  für  identisch  mit 
Ho-susorl,  und  nimmt  somit  nicht  eine  Dreizahl,  sondern  nur  eine  Zweizahl 
von  Kindern  an.    Siehe  Tsü-shaku,  Jö  Ji  pag.  1298  ff. 

Aston  bemerkt  sehr  wohl :  Diese  Stelle  zeigt,  dass  die  muro  als  vbu-ya 
„  Geburtshaus  "  gebraucht  wurde.  Es  war  im  alten  Japan  Sitte,  dass  sich  die 
Frauen  zum  Zweck  ihrer  Entbindung  in  eine  dafür  temporär  erbaute  Hütte 
zurückzogen.  Satow  und  Dickens  fanden  diese  Sitte  noch  auf  der  Insel  Hachijö 
vor,  als  sie  dieselbe  im  Jahre  1878  besuchten.  Vgl.  J.  A.  S.  T.  vol  VI,  3,  pag. 
455  f.  Das  Verbrennen  der  Geburtshütte  erscheint  hier  als  Ordal ;  eine  andere, 
noch  jetzt  im  Shintöceremoniell  übliche  Feuerprobe  ist  das  Gehen  über 
glühende  Holzkohlen  mit  blossen  Füssen.  Von  Wasserproben  ist  die  Probe 
des  heissen  Wassers  (yu-saguri  oder  kukatachi),  unserem  mittelalterlichen 
„  Kesselfang "  entsprechend,  auch  noch  in  Gebrauch.  Ich  habe  solchen  Ordalea 
im  Shintöschrein  On-take-san,  im  Stadtviertel  Kanda  in  Tokyo,  beigewohnt. 
Vgl.  auch  Lowell,  Esoteric  Shinto,  T.  A.  S.  J.  vol.  21,  Seite  118  ö". 

2"  Dieses  Ye  no  misamr/i  (misamgi  „  Grabstätte ")  ist  identisch  mit  dem 
jetzigen  Yahata-yaina  im  Dorfe  Miya-uchi  im  Midzuhiki-no-sato  im  Distrikt 
Takaki,   Satsuma.  H  schliesst   sich  an   Motowori's   Meinung  an,   wonach  dies 


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m 


178        ,,  Niho7igi,"'  Des  Götterzeitalters  zweiter    Teil.      [kap.  iv. 


KAPITEL    IV. 

[verschiedene   VARIANTEX    ZU   KAP.    I-III    MIT    INTERMEZZO 
ZWISCHEN    GOTT    SARUDAHIKO    UND    GOETTIN    UZUME.] 

I. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Ama-terasu  no  Oho-mi- 
kami  befahl  dem  Ame-waka-hiko  und  sprach  :  „  Das 
Mittelland  des  üppigen  Schilfgefildes  ist  eine  Gegend, 
welche  mein  Kind  als  Herrscher  beherrschen  soll. 
Indem  ich  jedoch  darüber  nachdenke,  [fällt  mir  bei] 
dass  es  dort  rebellische,  grausame,  gewaltthätige  und 
böse  Gottheiten  giebt.  Deshalb  geh  du  zuerst  dorthin 
und  bringe  [das  Land]  zur  Unterwerfung."  Hierauf 
gab  sie  ihm  den  Himmlischen  Hirsch-Bogen  und  die 
Himmlischen  trefflichen  Hirsch-Pfeile  und  sandte  ihn 
ab.  Nach  Empfang  dieses  Befehles  kam  Ame-waka- 
hiko  [auf  die  Erde]  herab  und  vermählte  sich  sofort 
mit  einer  grossen  Anzahl  von  Töchtern  irdischer 
Gottheiten.  ^  Es  vergingen  acht  Jahre,  ohne  dass  er 
von   seiner  Mission   Bericht  erstattete.     Daher  berief 

Ye,  im  Distrikt  Yt  der  Provinz  Satsuma  gewebcn  sein  soll ;  aber  I  weist    a.  a. 
O.  pag.  1312  ff.  die  Ansicht  als  irrig  zurück. 

Die  Etymologie  von  misasagi  ist  mi-sa-Ha-ki  „  erlauchtes  kleines  Schloss." 
Dass  das  Grab  von  den  alten  Japanern  oft  als  ein  ,.  Schloss  "  bezeichnet  wird, 
habe  ich  an  andeien  Stellen  dargethan. 


KAPITEL    IV. 
Zum  Inhalt  veegl.  Kojiki  Sect.  30  bis  35,  37  und  38. 

1  Shigetane  meint,  dass  Ame-waka-liiko  mit  vielen  irdischen  Göttern  auf 
diese  Weise  Verbindungen  anknüpfte,  weil  er  die  Absicht  hatte,  das  Land 
für  sieh  selber  zu  gewinnen.  I  scheint  aber  ^  jjif  Kiini-tm-kmni  im  Singular 
zu  nehmen :  „  der  irdischen  Gottheit,"  denn  er  müolite  unter  den  „  Töchtern  " 
die  Töchter  des  Oho-na-muchi  verstehen.  Shigetane's  Meinung  verdient  den 
Vorzug. 


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KAP.    IV.] 


Aine-waka-]iiko.    Variante. 


179 


'    ^, 


nun    Ama-terasu     Oho-mi-kami     [den    Denker-Gott] 
Omohi-kane    no    Kami  ^    und    fragte    ihn    nach    den 
Umständen,  warum  jener  nicht  [zurück]  komme.     Da 
dachte  Omohi-kane  no  Kami  nach  und  sprach  :    ,,  Du 
solltest    obendrein     noch    den    Fasanen    hinschicken, 
um  Erkundigung  einzuziehen."     Hierauf  nun  Hess  sie 
in    Gemässheit    mit    dem     Plane    dieses     Gottes    den 
Fasanen  hingehen  und  spähen.  Der  Fasan  flog  herab, 
setzte  sich  auf  den  Wipfel  des  vielzvveigigen  Kadzura 
Baumes    vor    dem    Thore    des    Ame-waka-hiko    und 
schrie:     ,, Ame-waka-hiko !    Warum    hast    du    schon 
acht    Jahre    lang    noch    keinen    Bericht    von    deiner 
Mission   erstattet  ?"     Nun  war  da  aber   eine   irdische 
Göttin    Namens    Ama    no    Sagu-me, "'    welche    diesen 
Fasanen    sah    und    sprach :     „  Ein    Vogel    von    übel 
lautender  ^  Stimme  sitzt  auf  dem  Wipfel  dieses  Baumes. 
Es  wird  gut  sein  ihn  zu  schiessen."    Ame-waka-hiko 
nahm   also   den    Himmlischen   Hirsch-Bogen   und  die 
Himmlischen     trefflichen     Hirsch-Pfeile,    welche    die 
Himmlische  Gottheit  ihm  gegeben  hatte,  und  schoss. 
Da  durchbohrte  der  Pfeil  die  Brust  des  Fasanen  und 
gelangte    [im    Weiterfliegen]     schliesslich    bis    dahin, 
wo  d^e  Himmlische  Gottheit  weilte.    Als  die  Himm- 
lische Gottheit  nun  diesen  Pfeil  erblickte,  sprach  sie  : 
„  Dies  ist  ein  Pfeil,  den  ich  ehedem  dem  Ame-waka- 
hiko    gegeben    habe.     Warum    mag  er  wohl    hierher 
gekommen   sein  ?"     Hierauf  nahm  sie   den   Pfeil  und 
sprach   eine   Verwünschung^   darüber  aus,   indem  sie 

2  Vgl.  Buch  1,  Kap.  VI,  Anm.  14. 

3  Vgl.  Buch  2,  Kap.  I,  Anm.  21. 

4  D.  i.  ominös,  Böses  bedeutend. 

5  ^  hogite,  was  nach  I  aus  hozakite  kontrahiert  sein  soll,  hozahi  l.eisst 
gewöhnlich  „  Glück  wünschen,"  nach  I  aber  sowohl  „  Böses  wünschen "  als 
„  Gutes  wünschen."     Eine  andere  Lesung  von  ^  ist  tokofii  „  fluchen." 


i8o         „Nihongi,^'  Des  Gdtterzcitalters  zweiter  Teil.     [kap.  iv. 


sagte  :  „  Wenn  er  mit  böser  Absicht  geschossen  hat, 
so  soll  Ame-waka-hiko  sicherlich  von  der  Wirkung 
des  Fluches  getroffen  werden ; "  aber  wenn  er  mit 
lauterer  Gesinnung  geschossen  hat,  so  soll  ihn  kein 
Unheil  treffen  !"  Mit  diesen  Worten  warf  sie  ihn 
zurück.  Da  fiel  der  Pfeil  herab  und  traf  den  Ame- 
waka-hiko  oben  auf  die  Brust,  so  dass  derselbe  auf 
der  Stelle  starb.  Dies  ist  der  Grund,  warum  die 
Leute  der  gegenwärtigen  Zeit  sagen :  „  Fürchte  einen 
zurückgesandten  Pfeil !"  Hierauf  kamen  die  Frau  und 
die  Kinder  Ame-waka-hiko's  vom  Himmel  herab, 
nahmen  den  Sarg "'  mit  sich  hinweg  hinauf,  machten 
dann  im  Himmel  ein  Trauer-Haus,  bestatteten  ihn 
darin  temporär  und  weinten.  Noch  ehe  alles  dies 
geschah,  war  Ame-waka-hiko  mit  Aji-suki-taka-hiko- 
ne  no  Kami  in  freundschaftlichen  Beziehungen  gewesen. 
Deshalb  stieg  Aji-suki-taka-hiko-ne  no  Kami  zum 
Himmel  hinauf  und  bezeigte  sein  Beileid  bei  der 
Trauer  und  weinte  sehr.  Nun  aber  war  dieser  Gott 
in  seiner  äusseren  Erscheinung  von  Natur  aus  dem 
Ame-waka-hiko  ausserordentlich  ähnlich,  weshalb 
Ame-waka-hiko's  Frau  und  Kinder  bei  seinem  Anblick 
sich  freuten  und  sprachen  :  „  Unser  Herr  ist  noch 
am  Leben !"  Darauf  klammerten  sie  sich  an  sein 
Kleid  und  seinen  Gürtel  und  konnten  nicht  fortge- 
stossen  werden.  Da  wurde  Aji-suki-taka-hiko-ne  no 
Kami  zornig  und  sprach  :  „  Mein  Freund  ist  dahin- 
geschieden ;  deshalb  bin  ich  jetzt  hergekommen,  um 
mein  Beileid  zu  bezeigen.  Warum  verwechselt  man 
den  Toten  mit  mir  ?"    Hierauf  zog  er  sein  zehnspan- 


t 


**  IST  iS  W  yiuiziL-orencmm,  Fut.  Pass.  von  mazikoru  ;  nach  den  &iclien  :  „  er 
soll  verunglücken." 

"  ^  hitmgi  „  Sarg,"  von  hito-hl  „  Menschen-Schloss."  Su  liest  weniger 
genau  hahane  „Leichnam." 


miiiiiü 


KAP.    IV.] 


Aji-siiki-taka-hiko-ne .    Variante. 


i8i 


niges  Schwert  heraus  und  hieb  das  Trauer-Haus 
zusammen.  Das  Haus  fiel  [auf  die  Erde]  herab  und 
wurde  zu  einem  Berge.  Dies  ist  demnach  der  Mo- 
yama  [d.  i.  Trauer-Berg]  in  der  Provinz  Minu.  Dieses 
ist  der  Grund,  warum  die  Leute  der  Zeit  verabscheu- 
en, dass  man  sie  mit  einem  Toten  verwechselt. 

Nun  aber  war  der  von  Aji-suki-taka-hiko-ne  no 
Mikoto  [ausgehende]  Schimmer*  so  herrlich,  dass 
er  den  Raum  von  zwei  Hügeln  und  zwei  Thälern 
mit  Glanz  erfüllte.  Diejenigen,  welche  sich  zur  Trauer 
versammelt  hatten,  sangen  deshalb  ein  Lied,  welches 
lautet : 

„Wie  die  Perlenschnur  aus  Juwelen, 

Welche  um  den  Hals  getragen  wird  von 

Der  jungen  Weberin, 

Die  im  Himmel  wohnt — 

Wie  [diese]  durchlochten  Juwelen  glänzend 

Ueberstrahlt  zwei  Thäler 

Aji-suki-taka-hiko-ne."  ^ 


*  3t  fil  H  yosohl  (yomivolii),  d.i.  der  glänzende  „Schmuck,"  den  er  an 
sich  trug.  I  aber  ist  der  Meinung,  dass  IdJxin-yoHowohi  sich  auf  den  Glanz 
seines  Körpers  beziehen  soll ;  sein  Grund,  dass  der  Schnnick  -w-ohl  nicht 
solchen  Glanz  von  sich  gegeben  haben  könne,  ist  allerdings  bei  solchen 
mythischen  Erzählungen  nicht  überzeugend, 
9  Der  Text  lautet : 

Arne  naru  ya 

Oto-tanabata  no 

Unagaseru 

Tama  no  mkumaru  no 

Ana-tama  haya 

Mi-tani 

Futa  Avatarasu 

Aji-suki-taka-hiko-ne. 

oto  »jung  "  (Moribe).  ianabata  „Weberin,"  vollständiger  tanahala-Um-mc.  unagaseni 
Praeteritum  von  umigasu  „um  den  Hals  tragen."  miiumaru  „zusammengeschnürte 
Juwelen."  ana  „  IjOcIi  "  (Motowori,  IVForibe),  mm-tama  „  durchlochtes  Juwel." 
watarasu      Causativ    von    wataru    ,,  sich    ausdehnen."    haya     „  glänzend "     (I). 


*.l 


l82 


,,  Nihongi,'^  Des  Götter  Zeitalters  zzveiter  Teil.     [kap.  iv. 


Ferner  sangen  sie  ein  Lied,  welches  lautet : 

„Wie  die  Maschen  des  Netzes  herankommen, 
[Des  Netzes,]  welches  man  hinüberspannt 
Ueber  die  Tiefe  auf  der  einen  Seite — 
Die   Tiefe   auf   der   einen    Seite   des   steinigen 

Flusses — 
[Ueber]  den  engen  Wasserlauf,   welchen  über- 
schreitet 
Das  Mädchen  vom  Lande — 
Dem    [von    der  Hauptstadt]    himmelweit  ent- 
fernten [Lande] — , 
So  komm  doch  heran,  oh  [du  Mädchen]  ! 
[Ueber]     die    Tiefe    auf    der    einen    Seite    des 
steinigen  Flusses."  ^" 

Anders  H:  oto  „  laut,  laut  tönend  "  (vom  Geräusch  des  Webstuhls),  toiaöata 
„Webstuhl."  unagaau,  1.  „sieh  anschicken  zu  weben,"  2.  „um  den  Hals  tragen," 
also  wortspielende  Doppelbedeutung,  ana-tatna  korrumpiert  aus  aya-tama  (mit 
Verweis  darauf,  dass  man  auch  ana-halorl  statt  aya-hatori  sagt)  =  „  gemusterte 
Juwelen."  ha  ya  Partikeln  (nach  Sii  Bewunderung  ausdrückend). 

Tanahata  ,,  Weberin "  ist  noch  jetzt  der  Name  eines  Sternes,  der  Vega 
(Stern  a  Lyrae),  welcher  in  der  chinesischen  Mythologie  zu  einer  himmlischen 
Weberin,  genannt  |^  ^  O'tifi-JS'iü,  personificiert  wurde.  Diese  „Weberin" 
spielt  eine  gi-oase  Rolle  in  der  chinesischen  Litteratur,  und  später  auch  in  der 
japanischen  Poesie  in  Anlehnung  an  jene.  Vgl.  auch  Mayers,  Chinese  Manual, 
pag.  97  f.  So  viel  ich  übersehen  kann,  nimmt  kein  einziger  jap.  Kommentator 
die  „Weberin"  unseres  Gedichtes  als  Personifikation  des  Steines.  Ich  glaube 
aber  dennoch  bestimmt,  wie  auch  Chamberlain  (vgl.  die  Variante  Koj.  pag. 
99)  und  Aston  thun,  dass  schon  in  diesem  Gedicht  diese  Gestalt  der  chinesischen 
Mythologie  vorgeschwebt  hat.  Das  Gedicht  kann  somit  erst  entstanden  sein, 
nachdem  die  Japaner  die  chinesische  Astronomie,  oder  genauer  die  mit  der 
chinesischen  Astronomie  verknüpften  Mythen,  kennen  gelernt  hatten. 
"  Der  Text  lautet : 

Ama-zakaru 

Hina  tsu  me  no 

I-watarasu  seto 

Ishi-kaha  kata-fuchi 

Kata-fuchi  ni 

Ami  hari  watashi 


t 


'mmmmmmm^'nfmmmwwfflff'Wi^^^ 


KAP,    IV.] 


Ländliche    Weisen. 


183 


Diese  beiden  Gedichte  sind  [von  der  Art],  welche 
man  jetzt  Ländliche  Weisen  "  nennt. 

Hierauf  .  gesellte  Ama-terasu  Oho-mi-kami 
die    Yorodzu-hata    Toyo-aki-tsu-hime  ^-,    die    jüngere 


Me  ro  yoshi  ni 
Yoshi  yori  ko  ne 
Ishi-kaha  kata-fuchi. 

amasakaru,  Maknra-kotoba  zu  hiiia  „  Land  "  (im  Gegensatz  zur  Hauptstadt)  ' 
ama  „Himmel,"  sakaru  „entfernt  sein:"  ama-mfcaru  „  himmelweit  entfernt," 
amasakaru  hiiia  also  „  das  [von  der  Hauptstadt]  himmelweit  entfernte  Land." 
Mabuchi's  Interpretation  von  aHie=„  Hauptstadt "  geht  natürlich  nicht. 
hina-tüu-me  ein  ,,  Mädchen  vom  Lande."  i-wataram=ioatarasu  (i  Präfix)  ,,  über- 
schreiten." seto  „  enge  Wassei-strasse."  ishi-kaha  „  stein iger-Fluss,"  ein  Fluss, 
dessen  Bett  voll  Steingeröll  liegt,  kata-fuchi.  „  einseitige  Tiefe,"  d.  h.  die  tiefe 
Stelle  auf  der  einen  Seite  eines  Flussbettes,  während  die  andere  Seite  des 
Flusses  bei  gewöhnlichem  W:iss3rstande  blos  voll  Steingeröll  und  ganz  trocken 
liegt,  was  fast  bei  allen  jaiianischen  Flüssen  der  Fall  ist.  ami  „  Netz."  hari- 
n-atasu  „  hinüberspannen."  me  „  Maschen  des  Netzes."  ro  eine  bedeutungslose 
Partikel,  die  blos  um  des  Wohllauts  willen  als  Füllsel  gebraucht  wird,  yoshi = 
yoru  „  herannahen ''  (vom  Netz,  welches  vom  Fischer  herangezogen  wird ;  mit 
diesem  Heranziehen  des  Netzes  wird  bildlich  das  Herannahen  von  Menschen 
verglichen).  yo^Ät  yori  ko  ne  „  oh  komm  doch  heran !"  (yoshi-yori=„  heran, 
herannahend  "). 

H  weicht  in  einzelnen  Punkten  hiervon  ab:  2/osÄi=:„  Gelegenheit;"  me 
wortspielend  in  doppelter  Bedeutung :  1)  „  Maschen  "  (des  Netzes),  2)  „  Zu- 
sammenkunft." 

Ich  fasse  seto  appositioneil  zu  kata-fuchi. 

^^  Ü  ffl  hina-buri  „  Ländliche  Weise  "  ist  wohl  von  dem  im  2.  Verse  des 
2.  Gedichtes  vorkommenden  Worte  hina  hergenommen ;  furi  „  WeLse,  Stil." 
Nach  den  Zeichen :  „  barbarische  Weise."  Das  zweite  Gedicht  passt  oflenbar 
nicht  in  den  Zusammenhang  der  Erzählung,  und  die  jap.  Kommentatoren 
meinen,  dass  es  sich  hier  eingeschlichen  habe,  weil  es  gleichfalls  wie  das 
erste  eine  hina-buri  ist  und  beide  deshalb  als  zusammengehörig  betrachtet 
wurden.  Auch  die  Musikbehörden  rechneten  beide  Gedichte  in  eine  Gattung. 
Im  KoJiKi  steht  blos  das  erstere.  Näheres  über  die  textliche  oder  musika- 
lische Charakteristik  der  verschiedenen  alten  Liedergattungen,  welche  hie  und 
da  en  passant  erwähnt  werden,  ist  nicht  bekannt. 

12  „  Myriade-  Webstühle  Ueppige-Libellen-Prinzessin."  Haia  „  Webstuhl ;" 
akitsu  „  Libelle."  H  fasst  akitm  geradezu  in  der  Bedeutung  von  usu-ginu 
„  dünner  Seidenstoff,"  nämlich  wie  Libellenflügel  dünner  und  zarter  Stoff.     Im 


wmmmmmmm 


mm 


184        „  NiJiongi,"'  Des  Götter  Zeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  iv. 

Schwester  des  Omohi-kane  no  Kami,  zu  Masaka-a-katsu 
Kachi-haya-bi  Ama  no  Oshi-ho-mimi  no  Mikoto,  ^'^ 
machte  sie  zu  dessen  GemahHn  und  schickte  sie 
[beide]  nach  dem  Mittellande  des  Schilfgefildes  hinab. 
Zu  dieser  Zeit  stellte  sich  Kachi-haya-bi  Ama  no 
Oshi-ho-mimi  no  Mikoto  auf  die  Himmlische  Schwebe- 
Brücke,  sah  hinab  und  sprach  :  ,,  Ist  dieses  Land 
denn  schon  beruhigt?  Nein,  durchaus  nicht!  Es  ist 
ein  den  Kopf  senkendes,^^  hässlich  anzuschauendes 
Land !"  Darauf  kehrte  er  wieder  nach  oben  zurück 
und  erklärte  ausführlich  die  Gründe,  warum  er  nicht 
hinabstieg.  Deshalb  schickte  Ama-terasu  Oho-mi-kami 
weiterhin  Take-mika-dzuchi  no  Kami  und  Futsu-nushi 
no  Kami,  um  zuerst  hinzugehen  und  [das  Land]  zu 
säubern.  Nun  stiegen  diese  beiden  Götter  hinab  und 
gelangten  nach  Idzumo,  worauf  sie  den  Oho-na-muchi 
no  Kami  fragten  und  sprachen :  ,,  Willst  du  dieses 
Land  der  himmlischen  Gottheit  übergeben  oder  nicht?" 
Er  antwortete  und  sprach  :  ,,  Mein  Sohn  Koto-shiro- 
nushi  befindet  sich  gerade  beim  Kap  Mitsu  und  ver- 
gnügt sich  mit  dem  Schiessen  von  Vögeln.  Ich  will 
ihn  jetzt  fragen  und  euch  [seine  Antwort]  berichten." 
Nachdem  er  hierauf  einen  Boten  auf  Erkundigung 
abgeschickt  hatte,  brachte  derselbe  die  Antwort,  welche 


KoJlKi  heisst  sie  Yorodzu-hata-toyo-aki-dza-shi-hinie  no  JMikoio,  worin  shi  von 
Mabuehi  als  apokopierte  Form  von  ahbiia  „  Insel "  betracihtet  wird,  eine 
keineswegs  sichere,  aber  entschieden  bessere  Erklärung  als  die  Motowori's, 
welcher  shi=chijiiiiu  „kraus  sein,  gekrept  sein,"  setzt.  Chamberlain  übersetzt: 
>Iyriad-Looms-Luxuriant-Dragon-fly-Island-Princess. 

"  Vgl.  Buch  1,  Kap.  V,  Anni.  17. 

'^  J^  ®  ^"«^«'Ä''  „den  Kopf  auf  eine  Seite  neigend."  Nach  H=:„  den 
Kopf  nach  vorn  senkend:"  das  Land  mit  gesenktem  Kopf,  was  etwas  Schlechtes 
bedeuten  soll.  I  dagegen  setzt  hahum=kaburi-furu  „den  Kopf  schütteln"  und 
interpretiert:  „Nein,"  sagte  er  mit  geneigtem  Haupte,  „es  ist  ein  hässlich 
anzuschauendes  Land." 


iMil 


KAP.    IV.] 


Herabsenduug  NinigVs.   Variante. 


185 


lautete  :  „  Wie  dürften  wir  verweigern  das  zu  übergeben, 
was  die  himmlische  Gottheit  fordert?"  Hieraufteilte 
Oho-na-muchi  no  Kami  die  Worte  seines  Sohnes  den 
beiden  Göttern  mit.  Die  beiden  Götter  stiegen  hierauf 
zum  Himmel  empor  und  gaben  von  ihrer  Mission 
Bericht  und  sprachen :  „  Das  Mittelland  des  Schilfge- 
fildes ist  nun  schon  gänzlich  unterworfen."  Da  befahl 
Ama-terasu  Oho-mi-kami  und  sprach  :  „  Wenn  dies 
so  ist,  so  will  ich  mein  Kind  hinabschicken."  In  der 
Zwischenzeit,  als  sie  gerade  im  Begriff  war  [ihren 
Sohn]  hinabzuschicken,  war  ein  suveräner  erlauchter 
Enkel  geboren  worden,  welcher  Ama-tsu-hiko  Hiko- 
ho  no  Ninigi  no  Mikoto  genannt  wurde.  Da  sprach 
[ihr  Sohn]  zu  ihr  und  sagte  ;  ,,  Ich  möchte,  dass  du 
diesen  suveränen  erlauchten  Enkel  an  [meiner]  Statt 
hinabschickest."  Daher  gab  Ama-terasu  Oho-mi-kami 
dem  Ama-tsu-hiko  Hiko-ho  no  Ninigi  no  Mikoto  die 
drei  Schatzstücke,  nämlich  :  den  krummen  Edelstein 
aus  Yasaka-Juwel,  sowie  den  acht-händigen  Spiegel 
und  das  Schwert  Kusanagi,  ^^  und  ferner  gesellte  sie 
zu  ihm  als  sein  Gefolge :  Arne  no  Koyane  no  Mikoto, 
den  Urahn  der  Nakatomi ;  Futo-tama  no  Mikoto,  den 
Urahn  der  Imube  ;  Ame  no  Uzume  no  Mikoto,  die 
Urahnin  der  Saru-me ;  ^^  Ishi-kori-dome  no  Mikoto, 
den  Urahn  der  Spiegelmacher ;  und  Tama-ya "  no 
Mikoto,   den   Urahn   der  Juwelenmacher,   im   ganzen 


15  Das  im  Schwänze  der  grossen  Schlange  gefundene  Schwert.  Vgl.  Buch 
1,  Kap.  VII,  Anm.  13. 

Iß  Siehe  unten  Anm.  30. 

1'  Oder  Tanm-no^a  no  Mikoto  „  Edelstein-Haus."  Weitere  Namen  desselben 
Gottes  sind  Ama  no  Akaru-tama  no  Mikoto  „  der  leuchtende  Edelstein  des 
Himmels;"  Toyo-tama  „  Eeicher  Juwel ;"  Ha-akaru-tama  „Glänzend-leuchtender 
Edelstein ;"  und  Kushi- akaru-tama  „  Wunderbar-leuchtender  Edelstein."  Vgl. 
Buch  1,  Kap.  V,  Anm.  35. 


i86         „  Nihongi"  Des  G'ötterzeitaltcrs   zweiter  Teil.     [kap.  iv. 


fünf  Häuptlingsgötter.  '*  Sodann  befahl  sie  dem 
suveränen  erlauchten  Enkel  und  sprach :  „  Dieses 
Land  der  eintausendfiinfhundert  herbstlichen  frischen 
Aehren  des  Schilfgefildes "  ist  die  Region,  welche 
meine  Nachkommen  als  Herrscher  beherrschen  sollen. 
Gehe  du,  mein  suveräner  erlauchter  Enkel,  hin  und 
regiere  es !  Möge  das  Blühen  und  Gedeihen  der 
himmlischen  Dynastie  wie  Himmel  und  Erde  ohne 
Ende  dauern !"  Als  er  hierauf  im  Begriff  war  hinab- 
zusteigen, da  kehrte  einer  von  den  Vorläufern  zurück 
und  sprach :  ,,  Es  ist  dort  ein  Gott,  welcher  an  den 
himmlischen  acht  Kreuzwegen  wohnt :  seine  Nase 
ist  sieben  Handbreiten  lang,  und  sein  Rücken  ist 
mehr  als  sieben  Fuss  lang.  Ausserdem  leuchten  sein 
Mund  und  sein  Hinterer  mit  hellem  Glänze.  Seine 
Augen  sind  wie  der  acht-händige  Spiegel,  und  leuchten 
und  glänzen  wie  die  Akakagachi."  -"  Hierauf  schickte 
er  einen  seiner  Gefolgs-Götter,  um  hinzugehen  und 
Erkundigung  einzuziehen.  Nun  waren  da  zwar  achtzig 
Myriaden  Gottheiten,  aber  unter  allen  war  keine, 
welche  jenem  entgegenblicken  -'  und  ihn  fragen  konnte. 
Daher  erteilte  [der  suveräne  erlauchte  Enkel]  im 
besonderen  der  Arne  no  Uzume  Befehl  und  sprach: 
,,  Du  bist  den  Anderen  in  der  Stärke  des  Blickes 
überlegen.  Du  solltest  hingehen  und  ihn  fragen." 
Ame  no  Uzume   entblösste   hierauf  ihre   Brüste,   zog 


^*  3£  qß  St  ^^'-  its'ti-toino  no  kami-tachi,  I :  itsii-lcmionowo  no  kami.  tomo-no-wo 
nach  Motowori  =  „  Haupt  einer  Gruppe."  Die  fünf  Götter  sind  die  Ahnen 
und  Häupter  von  fünf  bedeutenden  Geschlechtern  oder  Be.  Man  könnte 
auch  mit  Aston  übersetzen :     „  Götter  von  fünf  Be." 

1^  Japanisch :  AM-hara  no  Chi-i-ho-uJd  no  3Iidzii-ho  no  Kvni. 

20  Vgl.  Buch,  1,  Kap.  VII,  Anm.  11. 

21  g  ^  ma-kaUii  „  entgegenblicken,"  lit.  „  mit  den  Augen  siegen."  Die 
Götter  konnten  dem  Saruda-hiko  nicht  entgegenblicken,  weil  sie  von  dem  von 
ihm  ausgehenden  Glanz  geblendet  wurden. 


niiMPilliiliP 


KAP.    IV.] 


Sariida-hiko  u.    UzuiKt. 


187 


das  Schnürband  ihres  Rockes  ^^   bis  unter  den  Nabel 
herab  und  trat  ihm  so   höhnisch   lachend   gegenüber, 
-  Da  fragte  der  Gott  der  Kreuzwege  sie   und   sprach  : 

,,Aine  no  Uzume !  aus  welchem  Grunde  thust  du 
das  ?"  Sie  antwortete  und  sprach :  „  Ich  möchte  mir 
erlauben  zu  fragen,  wer  derjenige  ist,  der  auf  diese 
[flegelhafte]  Weise  auf  dem  Wege  verharrt,  den  das 
Kind  von  Ama-terasu  Oho-mi-kami  entlang  geht?" 
Der  Gott  der  Kreuzwege  antwortete  und  sprach : 
„  Ich  habe  gehört,  dass  das  Kind  von  Ama-terasu 
Oho-mi-kami  jetzt  im  Begriff  ist  [vom  Himmel] 
herabzusteigen,  und  deshalb  bin  ich  ihm  in  aller 
Ehrfurcht  entgegen  gekommen,  um  ihm  meine  Auf- 
wartung zu  machen.     Mein   Name   ist   Saruda-hiko^ 

"  il/o  ist  das  den    unteren    Teil  des   Körpers   und    die  Beine   bedeckende 
Gewand,  der  Frauenrock. 


Mo. 


2'5  Der  grosse  Gott  Saruda-ldko  „  AfFen-Feld-Prinz."  Andere  Lesungen 
sind  Saniia-biko  (Motowori),  Sada-biko  (Ban  Xobutomo,  Hirata,  H).  Nach  Ban 
Nübutomo  soll  iSada  (oder  Scmcda)  ein  Ortsname  sein,  was  ganz  gut  möglich  ist. 
Ein  anderer  Name  des  Gottes  ist  Oho-tsnchi  no  Ili-oya  no  Kami.  Sanida-hiko 
ist  ein  Sohn  von  Oho-toshi-gami  und  Enkel  von  Susa  no  Wo  no  Mikoto. 


i88         ,,Nihongi,"  Des  Götter  Zeitalters  ziveiter  Teil.     [kap.  iv. 

no  Oho-kami."  Da  fragte  ihn  Arne  no  Uzume  wieder 
und  sprach:  „Willst  du  vor  mir  hergehen,  oder 
soll  ich  vor  dir  hergehen  ?"  Er  antwortete  und  sprach : 
„  Ich  will  als  sein  Vorläufer  vorangehen."  Arne  no 
Uzume  fragte  wieder  und  sprach:  ,, Wohin  Avillst 
du  dich  begeben?  und  wohin  wird  sich  der  suveräne 
erlauchte  Enkel  begeben  ?"  Er  antwortete  und  sprach  : 
„  Das  Kind  der  himmlischen  Gottheit  soll  sich  nach 
dem  Wunderbaren  Gipfel  des  Takachiho  ■*  in  Himuka 
in  Tsukushi  begeben,  und  ich  will  mich  nach  dem 
Oberlauf  des  Flusses  Isuzu  -''  in  Sanagata  -"  in  Ise 
begeben."  Weiterhin  sprach  er :  „  Du  bist  diejenige 
Person,  welche  mich  entdeckt-'  hat.  Du  musst  deshalb 
mich  begleiten  und  mich  bis  zum  Ziele  führen -^" 
Ame  no  Uzume  kehrte  zurück  und  erstatte  über  die 
Lage  der  Dinge  Bericht.  Der  suveräne  erlauchte 
Enkel  verliess  hierauf  den  himmlischen  Felsensitz, 
stiess  die  achtfachen  Wolken  des  Himmels  auseinan- 
der, und   indem  er  sich   mit   gewaltigem   Wegbahnen 


24  Vgl.  Kap.  III,  Anni.  3. 

^  Imizu  soU  =  tso3ii  ,,  Sandbank"  sein  {iso  „Ufer,"  M6  „Landbank,"  noch 
jetzt  gebrauclit;  vgl.  Naka-zu,  Name  einer  Insel  im  Suniida-gawa  in  Tokyo 
bei  der  Oho-liashi  Brücke,  „  Sandbank  in  der  Mitte;"  Sti-mki  „  Sandvorsprung," 
bei  Tokyo).  Der  Fluss  heisst  noch  jetzt  so.  Ein  anderes  Isiiza  siehe  in  dem 
Namen  der  Göttin  Hime-kitara  Isuzii-hime,  Buch  1,  Kap.  VII,  Anm.  87. 

26  Sanagata  ist  aus  Sarm-agata  kontrahiert,  etwa  „  Sana-Bezirk."  Der  jetzige 
Name  ist  Sana-dani  „  Sana-Tlial,"  im  Distrikt  Take  der  Provinz  Ise.  Sana 
soll  früher  einen  viel  bedeutenderen  Umfang  gehabt  iiaben  als  jetzt. 

27  Nach  Motowori  ist  damit  gemeint,  dass  sie  diircli  ilire  Fragen  den 
Namen  und  den  Grund,  warum  Saruda-hiko  dort  sich  befand,  ausfindig 
gemacht  hatte. 

"*  ÜC  itasu.  I  liest  itaru  „hingelangen"  (nacli  Ise)  v,ie  Shigetane,  welcher 
den  Ausdruck  darauf  bezieht,  dass  Saruda-hiko  die  Uzume  aufforderte  mit 
ihm  sich  nach  Ise  zu  begeben.  Der  Sinn  beider  Interpretationen  ist  wesent- 
lich derselbe. 

Im  KoGOSHÜi  wird  eine  geheime  Verabredung  erwiilmt,  derzufolge  Saruda- 
hiko  das  llitamashiro    (Sinnbild)  der  Ama-terasu   (d.  h.  den  Spiegel)    nach   Ise 


KAP. 


IV.] 


Saruda-hiko  u.    UsiLine. 


189 


einen  Weg  bahnte,  stieg  er  vom  Himmel  herab.  ^ 
Zuletzt  gelangte,  wie  vorher  abgemacht  worden  war, 
der  suveräne  erlauchte  Enkel  auf  dem  Wunderbaren 
Gipfel  des  Takachiho  in  Himuka  in  Tsukushi  an. 
Saruda-hiko  no  Kami  seinerseits  begab  sich  hierauf 
nach  dem  Oberlauf  des  Flusses  Isuzu  bei  Sanagata 
in  Ise.  Hiernach  wartete  Ame  no  Uzume  no  Mikoto 
in  Gemässheit  mit  dem  Ersuchen  des  Saruda-hiko  no 
Kami  demselben  auf  und  begleitete  ihn.  Nun  befahl 
der  suveräne  erlauchte  Enkel  der  Ame  no  Uzume  no 
Mikoto  :  „  Du  sollst  den  Namen  der  Gottheit,  welche 
du  entdeckt  hast,  zu  deinem  Kabane  und  Uji  machen!" 
Hierauf  verlieh  er  ihr  die  Bezeichnung  Sarume  no 
Kimi.  ^"  Dies  ist  daher  also  der  Ursprung  davon, 
dass  die  Sarume  no  Kimi,  die  Männer  wie  die  Frauen, 
sämtlich  die  Bezeichnung  Kimi  führten. 

bringen  sollte.  Shigetane  meint,  dass  Uzume  von  dieser  Verabredung  gewusst 
habe  und  ihn  deshalb  fragte,  wohin  er  sich  begeben  wolle,  d.  h.  wohin  er 
das  Sinnbild  der  Göttin  bringen  werde  (sie). 

29  Dieser  Satz  kelirt  in  den  Norito  mehrfach  wieder. 

■^0  Khiil,  urspr.  „  Herr,  Fürst,"  wurde  später  zu  einem  Kabane.  Saru--\n& 
„  Afftjn-Weib "  ist  von  dem  ersten  Bestandteil  des  Xamens  des  Saru-da-hiho 
hergenommen,  mit  Zusatz  von  me  „  Weib."  Ban  Nobutomo  ist  der  Ansicht, 
dass  der  N;ime  von  dem  Beruf  hergenommen  ist.  Die  Sarume  waren  nämlich 
die  Tünzeiinnen  der  bei  Ciötterfestlichkeiten  aufgeführten  Kagura  Tänze 
(komische  Pantomimen,  wie  der  mru-mahi  „  Aften-Tanz").  Auch  bei  anderen 
Shintöfelern,  wie  dem  Nihi-name  Feste  u.  s.  w.,  fungierten  sie  mit  den 
priesterlichoa  Geschlechtem  der  Nakatomi  und  Imube.  Vgl.  auch  Buch  1, 
Kap.  VII,  wo  Uzume  eine  Pantomime  auflührt  und  dann  in  eine  Verzückung 
gerät  und  göttlich  inspirierte  Worte  von  sich  giebt.  Den  «Sa/-T(»i€-Tänzerinnen 
wurde  später  das  Kabane  kimi  verliehen,  und  während  Motowori  meint,  dass 
dieser  Titel  Samme  no  kimi  stets  nur  von  Frauen  geführt  wurde,  behauptet 
Nobutomo,  dass  er  auch  auf  Personen  männlichen  Geschlechtes  (aus  der 
Nachkommenschaft  der  Sarume)  ausgedehnt  wurde.  Jedenfalls  haben  wir  es 
wohl  hier  mit  einer  Aasnahme  von  der  gewöhnlichen  Regel  zu  thun,  da  den 
Frauen  sonst  dergleichen  Titel  nicht  beigelegt  wurden.  Als  die  modernen 
Vertreter  der  Sarume  hat  man  wohl  die  Miho  zu  betrachten,  d.  i.  Jungfrauen, 


190        „Nihongi,"    Des  Götter  Zeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  iv. 

II. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Die  himmlische  Gottheit 
schickte  den  Futsu-nushi  no  Kami  und  den  Tal«e- 
mika-dzuchi  no  Kami  und  Hess  durch  sie  das  Mittel- 
land des  Schilfgefildes  unterwerfen.  Da  sagten  diese 
beiden  Götter :  „  Im  Himmel  ist  eine  böse  Gottheit 
mit  Namen  Ama-tsu-mika-boshi,  "^^  oder  auch  Arne  no 
Kagase-wo  ^'  genannt.  Wir  bitten,  dass  man  zuerst 
diese  Gottheit  hinrichte,  bevor  wir  hinabsteigen 
und  das  Mittelland  des  Schilfgefildes  säubern."  Zu 
dieser  Zeit  wurde  der  als  Leiter  des  Götterkultus 
[fungierende]  Gott''^  Ihahi  no  Ushi  genannt.  Dieser 
Gott    residiert    jetzt   im    Lande    Kadori  ^^   in    Adzu- 


■welclie  in  einem  Shintötempel  einen  pantominiisclien  Tanz  zur  Unterhaltung 
der  Götter  aufführen,  und  ferner  Frauen,  welche  vorgeblich  mit  einem  Gott 
oder  mit  den  Geistern  von  Abgeschiedenen  in  Verkehr  stehen  und  wahrsagen. 
Als  quasi  Ergänzung  zu  dieser  Sani.da-hiko  Geschichte  betraclite  man  Sect. 
36  des  KojiKi,  aufgeführt  im  Appendix. 

31  „  Der  himmlische  Sake-Krug  Stern."  Su  citiert  einen  Kom.,  welcher 
bemerkt :  mika  ist  ein  Sake-Krug.  Die  Strahlen  dieses  unheilvollen  Sterns 
ähnelten  wohl  in  Gestalt  wie  in  Farbe  diesem  Gefässe.  H  und  I  geben  keine 
Erklärung. 

32  Vgl.  Kap.  II,  Anm.  2i. 

^  ^  i.Wf  ihuhi-nw'ihi.  no  kamt  (nicht  Eigenname  wie  bei  Aston  !)  ,,  der 
Cirott  welcher  als  ihald-rmshi  d.  i.  ,  Kult-IIerr  '  fungiert."  Der  ihaki-mii'Jii  hat 
die  Oberleitung  bei  einer  gottesdienstlichen  Handlung.  Bei  dieser  Gelegenheit 
fungierte  der  Gott  Futsu-nushi  als  ihakl-nushi,  wie  aus  dem  Folgenden  her- 
vorgeht, und  zwar  deshalb,  weil  er  das  Haupt  der  Mission  zur  Unterwerfung 
des  Mittellandes  war.  Eine  uralte  Sitte  erforderte  nämlich,  dass  vor  Beginn 
eines  kriegerischen  Unternehmens,  um  den  Erfolg  zu  sichern,  Opfer  dargebracht 
wurden,  bei  welcher  Ceremonie  der  Oberanführer  als  ihahi-nushi  fungierte. 
Vgl.  auch  folgende  Stellen  im  Kojiki:  (Kaiser  Körei,  Sect.  60,  Chamb.  pag. 
160)  „  Die  beiden    Gottheiten    Oho-kibi-tsu-hiko    no   Mikoto    und    Waka-take- 

kibi-tsu-hiko  no  Mikoto  miteinander  setzten  heilige  [Sake-]  Krüge  hin und 

unterwarfen  und  beruhigten   das  Land  Kibi."    Eine  ähnliche  Stelle  Sect.  66, 
Süjin-tennö,  Chamb.  pag.  180. 

Ihahi-no-Ushi  „Kult-Herr,"  d.  i.  Futau-nuthl  no  Kami. 

^  Kadon  ist  ein  Distrikt   in   der  Provinz   Shimösa,  und  auch  der  Name 
eines  Sato  in  diesem  Distrikt,  woselbst   ein  Shintötempel  ist,  der  Kadori.-jinja, 


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KAP.    IV.] 


Ohonamuchi  s  Abdankuns^.    Var.  IL 


191 


ma.^'^  Hierauf  stiegen  die  beiden  Gottheiten  herab  und 
gelangten  nach  dem  Strändchen  von  Idasa  in  Idzumo 
und  fragten  Oho-na-muchi  no  Kami,  indem  sie  spra- 
chen :  „  Willst  du  dieses  Land  der  himmlischen 
Gottheit  übergeben  oder  nicht?"  Er  antwortete  und 
sprach :  ,,  Ich  argwöhne,  dass  ihr  beiden  Götter 
keineswegs  [mit  göttlicher  Mission]  zu  mir  gekommen 
seid.  ^^  Daher  will  ich  meine  Zustimmung  nicht  geben." 
Hierauf  nun  kehrte  Futsu-nushi  no  Kami  nach  oben 
zurück  und  erstattete  von  seiner  Mission  Bericht. 
Dann  schickte  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  die  beiden 
Götter  wieder  zurück  und  befahl  dem  Oho-na-muchi 
no  Kami,  indem  er  sprach:  ,,Da  ich  jetzt  deine 
Worte  gehört  habe,  [so  finde  ich,  dass  darin]  eine 
tiefe  Begründung  liegt.  Daher  befehle  ich  noch 
einmal  in  ausführlich  ins  Einzelne  gehender  Weise : 
Was  die  von  dir  geleiteten  weltlichen  Angelegenheiten" 
anbelangt,  so  soll  [von  jetzt  an]  mein  Enkel  dieselben 
leiten,  und  was  dich  anbetrifft,  so  sollst  du  göttliche 
Angelegenheiten"'**  leiten.     Ferner,   du   sollst   in  dem 


t 


in  welcliem  FiUsic-nushi  no  Kami  verehrt  wird.  Vgl.  Satow's  Hundbook,  2.  ed. 
pag.  497. 

^'^  Adzuma  no  kimi  sind  die  östlichen  Provinzen  von  Japan,  öotlich  vom 
Usui-töge  ;  nach  dem  Kojiki  östlich  vom  Ashi(/ara-Paxse,  was  nur  topographisch 
passt.  In  alten  Zeiten  scheint  der  ganze  Hakone  Gebirgs.stock  Ashigara  geheissen 
zu  haben,  und  deshalb  braucht  der  uralte  Ashigara pass  nicht  notwendigerweise 
mit  dem  modernen  Passe  desselben  Namens  identisch  zu  sein. 

3ß  Er  bezweifelt,  dass  die  beiden  Götter  von  der  himmlischen  Gottheit 
wirklich  autorisiert  sind ;  wäre  letzteres  nach  seiner  Ansicht  der  Fall,  so 
würde  er  sich  unterwerfen. 

3"  Die  weltlichen.  Angelegenheiten  bestehen  in  der  Regierung  des  Landes 
und  im  sog.  Kiini-lsukuri  „  Befestigung  des  Landes." 

^  Die  göttlichen  Angelegenheiten  sind  die  Leitung  des  Schicksals,  von 
Glück  und  Unglück,  sowohl  der  einzelnen  Individuen  als  auch  des  ganzen 
Heiehes. 


192         „  Nihongi,"  Des  G'ötterseitalters  zweiter  Teil.     [kap.  iv. 

Palaste  Ama  no  Hi-su^^  wohnen,  und  ich  will  den- 
selben [fiir  dich]  bauen.  Sodann  will  ich  ein  tausend 
Faden  [langes]  Seil  ^  aus  Papiermaulbeer  [rindenfasern] 
nehmen  und  es  in  ein  hundert  und  achtzig  Knoten 
knüpfen.  Was  die  Konstruktion  des  Palastbaues 
anbelangt,  so  sollen  dessen  Pfeiler  hoch  und  stark 
sein,  und  die  Bretter  sollen  breit  und  dick  sein.  Auch 
will  ich  deine  Reisfelder  [für  dich]  bebauen  lassen.  '*^ 
Ferner  will  ich  als  Vorrichtung  flir  dich,  wenn  du 
auf  dem  Meere  zum  Vergnügen  hin  und  her  fahrst, 
eine  hohe  Brücke,  ^^  eine  Schwebe-Brücke  *  und  ein 
himmlisches  Vogel-Boot**  machen.  Ferner  will  ich 
auch  über  den  achtströmigen  Fluss  des  Himmels 
eine  Schlagbrücke  *^  machen.  Ferner  will  ich  dir  auch 
einhundertachtzig  Stück  weisse  Schilde  ^  machen  ;  und 

29  Ama  no  Hi-ftu  no  muja,  im  KoJiKi  Anut  no  3Iisu.  Sowohl  hi  „  Sonne  " 
als  mi  „  erlaucht  "  sind  nur  als  Honorificum  vor  sm  „  Nest  "  praefigiert,  also 
,,  des  Himmels  sonnenherrliches  Nest."  Nacli  einer  anderen  Erklärung  wäre 
hisu=hiso,  der  im  Verbum  hisomii  „sich  verborgen  halten"  enthaltene  Stamm 
(vgl.  hisoha  „  heimlich  "),  Ama  no  Hisu  no  miya  dann  also  „  der  Versteck- 
Palast  des  Himmels."  Später  versteht  man  darunter  den  Kklzwkl  no  Oho- 
yashiio  in  Idzumo  (vgl.  Kap.  H,  Anm.  20). 

40  Hirata  macht  zwei  Konjekturen :  nach  der  einen  sollte  das  Seil  als 
Mass  (zur  Abme&sung  des  Grund  und  Bodens),  nach  der  anderen  zum  Zu- 
sammenbinden der  Balken  imd  Hölzer  des  Gebäudes  gedient  haben.  Es  sei 
bemerkt,  dass  in  der  ältesten  japanischen  Architektur  die  Balken  eines 
Gebäudes  nicht  in  einander  gefugt  oder  durch  Klammern  verbunden  wurden, 
sondern  durch  Zusammenbinden  mit  Seilen  aus  Baumrindenfasern  u.  s.  w.  an 
einander  fest  gehalten  wurden. 

41  D.  h.  die  Leute  für  die  Bestellung  der  Felder  zur  Verfügung  stellen. 

42  Eine  auf  Pfeilern  fest  errichtete  Brücke. 

43  Eine  fana-bashi  „  Schiffsbrücke  "  ist  gemeint. 

44  Ein  Boot,  welches  so  schnell  fährt  wie  ein  Vogel  fliegt.  Vergl.  oben 
Kap.  II,  Anm.  16  das  „  himmlische  Tauben-Boot." 

*5  Uchi-hasJu',  d.  h.  eine  fliegende  Brücke,  welche  temporär  über  einen  Fluss 
geschlagen  wird. 

46  Shira-tate,  nach  Hirata  Schilde  aus  weissem  Holz,  nach  H  weiss  an- 
gestrichene Schilde.  Vgl.  Buch  30,  Kap.  V,  Anm.  1,  wo  von  innen  und  aussen 


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liiiiinii 


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KAP.    IV,] 


OhonanmchV s  Abdankung  Var.  II. 


193 


ferner  soll  Ama  no  Ho-hi  no  Mikoto  derjenige  sein, 
welcher  bei  deinen  [zu  deiner  Ehre  gefeierten]  Festen 
als  [Kult-]  Herr*'*  fungieren  wird."  Hierauf  antwortete 
Oho-na-muchi  no  Kami  und  sprach :     ,,  Die  Befehle 
und  Unterweisungen  der    Himmlischen  Gottheit   sind 
in    solchem    Grade    freundlich,    dass    ich   mich   nicht 
unterstehen  darf  nicht  zu  gehorchen.    Die  von  mir  [bis 
jetzt]  geleiteten  weltlichen  Angelegenheiten  soll  [von 
jetzt  an]  der  suveräne  erlauchte  Enkel  leiten.    Ich  will 
mich  zurückziehen  und  die  verborgenen ''"  Angelegen- 
schwarz  lackierten   Götter-Schilden  die   Eede  ist ;   daselbst  eine   genaue   Be- 
schreibung der  Schilde.  Auf  der  Aussenseite  der  Scliilde  wurden  Felle  aufgenäht, 
auf  der  Innenseite  oft  Tuch ;  daher  spricht  man  vom  Nähen  nuju,  der  Schilde, 
und  hat  die  Familie   der   Schildmacher    in    der   Provinz   Tamba,    welche  die 
Götterschilde   anfertigte,    den    Namen    Tate-nuM   „  Schild-Näher."      Aus   dem 
gleichen   Grunde    wird    für     Schilde,    wie   an    unserer   Stelle,     das    Zählwort 
nvh'i^    etwa    „Nähung,    Nähstück"    verwendet.    Das  Wort   taie   „Schild"  ist 
wahrscheinlich   von   dem    Verbum  taUiuu    „  stellen "    abgeleitet    und    bedeutet 
daher  ui-sprünglich  ein  „Hinstellding.'' 


Vorderseite. 


Rückseite. 


Täte. 


■«>*  Der  Gott,  welcher  in  diesem  Lande  als  Kultherr  eingesetzt  war,  ist 
eigentlich  Ama  no  Hlmi-twi  no  Mikoto,  ein  Sohn  des  Ama  no  Ho-hi  no  Mikoto. 
Er  ist  der  Urahn  der  Kuni-no-miyatsuko  der  Provinz  Idzumo. 

■*'  Die  verborgenen  Angelegenheiten  sind  identisch  mit  den  obigen  göttlich  n 
Angelegenheiten.    Siehe  Anm.  38. 


.194         M  NiJiongi,''  Des  Göttcrzeitaltei's  zweiter    Teil.     [kap.  iv, 

heiten  leiten."  Hierauf  präsentierte  er  den  beiden 
Göttern  den  Funato  no  Kami  ^"^  und  sprach :  ,,  Dieser 
soll  an  meine  Stelle  treten  und  ehrfurchtsvoll  Gehorsam 
leisten.  Ich  werde  mich  von  hier  entfernen  und 
fortgehen."  Demnach  die  reinen  Yasaka  Juwelen  an 
seinen  Körper  anlegend  verbarg  er  sich  für  immer/^ 
Daher  machte  Futsu-nushi  no  Kami  den  Funato  no 
Kami  zum  Wegführer  und  unternahm  eine  Rundreise 
zur  Unterwerfung  [des  Landes].  Diejenigen,  welche 
sich  gegen  seine  Befehle  auflehnten,  tötete  er,  und 
diejenigen  andererseits,  welche  gehorsam  waren,  be- 
lohnte er.  Diejenigen  Häuptlinge,  welche  damals 
Gehorsam  leisteten,  waren  Oho-mono-nushi  ^"  no  Kami 
und  Koto-shiro-nushi  no  Kami.  Darauf  beriefen  [Oho- 
mono-nushi  und  Koto-shiro-nushi]  die  achtzig  Myria- 
den [irdischer]  Götter  zu  einer  Versammlung  auf 
dem  Himmlischen  Hohen  Marktplatze,'''  stiegen  an 
der  Spitze  [dieser  Götter]  zum  Himmel  hinauf  und 
erklärten  [vor  Ama-terasu  Oho-mi-kami  und  Taka- 
mi-musubi   no  Mikoto]  ihre  loyalste  Gesinnung.     Da 


^*  I  und  H  lesen  ¥ioudo,  Sii  Kunatn.  Diese  Gottheit  ist  die  Trnnsfonuation 
des  Stockes  von  Izanagi.  Nach  den  Zeichen  „  Scheidowcg-Gott;"  Fmwto  von 
furu  na  ,,  gelie  nicht  vorüber  I"  und  to  „  ( )rt,  Stelle  "  Kimuio  von  kn  na  „  komme 
nicht!"  Vgl.  Izanagi's  Gang  nacli  der  Unterwelt,  liucli  1,  Kap.  IV,  Anm. 
44. 

■•9  Ich  stimme  H  zu,  welclier  meint,  dass  unter  dem  sicli  für  immer 
Verbergen  niclit  sein  Tod  zu  verstehen  sei,  sondern  dass  er  sicIi  nur  von  den 
sichtbaren  Angelegenheiten  in  die  Unsichtbarkeit  zurückzog,  um  von  nun  an 
die  göttlichen  Angelegenheiten,  wie  obeii  erwähnt,  zu  leiten. 

öo  „  Grosser-Geibter-IIerr."  Vgl.  oben  Bucli  1,  Kap.  VII,  Anm.  88. 

51  Der  A)na  no  Taicechi  ist  im  Himmel,  die  Versannnlung  daselbst  konnte 
daher  erst  nach  dem  Hinaufsteigen  stattfinden.  Um  dies  deutlicher  herauszu- 
stellen, schlägt  H  eine  Umstellung  des  Textes  vor :  ,,  Hierauf  stiegen  sie  an 
der  Spitze  [der  achtzig  Myriaden  Götter]  zum  Himmel  hinauf  und  lieriefen 
die  achtzig  Myriaden  Götter  zu  einer  Versannnlung  auf  dem  Himmlischen 
Marktplatze."    Diese  Emendation  ist  jedoch  nicht  unbedingt  nötig. 


^üiiiiüiir 


«PiiliMPHiff« 


KAP.  IV.]  OhonamuchV s  Abdanhing   Var.  IL 


195 


befahl  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  dem  Oho-mono- 
nushi  no  Kami:  „Wenn  du  eine  irdische  Gottheit 
zu  deinem  Weibe  machst,  so  muss  ich  immer  noch 
annehmen,  dass  du  ein  nicht  williges  Herz  hast. 
Daher  will  ich  dir  jetzt  meine  Tochter  Mi-ho-tsu- 
hime ''-  zugesellen  und  sie  zu  deinem  Weibe  machen. 
Nimm  die  achtzig  Myriaden  Götter  mit  dir  und  seid 
für  alle  Zeiten  in  Ehrfurcht  die  Beschützer  des  suve- 
ränen  erlauchten  Enkels."  Hierauf  Hess  [Taka-mi- 
musubi  no  Mikoto]  sie  wieder  nach  unten  zurück- 
kehren. Hiernach  wurde  Ta-oki-ho-ohi  no  Kami,''' 
der  Urahn  der  Imube  der  Provinz  Kii,  zum  Hutmacher"'' 

Sanso  verstellt  unter  diesem  Takechi  (eben  wegen  der  etwas  unklaren 
Anordnung  des  Textes)  das  Tukedti  in  der  Provinz  Yamato,  was  aber  ent- 
schieden falsch  ist.  Unter  dem  Hinaufsteigen  nach  dem  Himmel  versteht  I 
speziell  das  Erscheinen  vor  ^^materasu  und  Taka-nii-musubi. 

^2  Xacli  den  Zeichen  ,,  Drei-Aehren-Prinzessin  ;"  vielleicht  besser  .,  Prin- 
zessin der  erlauchten  Aehren."  Oder  sollte  es  heissen  „  Prinzessin  von  Miho," 
nach  dem  Orte  Miho  in  der  Provinz  Idzumo  ?  I  erklärt  es  für  unmöglicli, 
dass  diese  Gottheit  ihren  Namen  von  dem  Orte  erhalten  habe,  ich  sehe  jedoch 
keinen  stichhaltigen  Grund  liierfür. 

^3  Auch  Te-nki-ho-ohl  gelesen;  von  te,  ta  „  Hand,"  oki  (die  Hand)  „anlegen  " 
(um  die  Länge  zu  messen),  ho  soll  Kontraktion  von  Idro  „  Klafter,  Faden  " 
sein  (nach  dem  Zeichen  =  „  Segel  "),  ohi  „Träger."  Xach  Hirata  ist  l\-(jki-uc- 
olti  no  Kami  identisch  mit  Mike-moclti  no  Kuini,  einem  Sohn  der  Kami-musubi 
no  Mikoto.  Mi-ke  „erlauchtes  Holz,"  nwlil  „Verwalter,  Besitzer;"  er  war 
der  Gott  des  Bauholzes  und  der  Tempelbauten.  Sein  Nachkomme  in  vierter 
Generation  Michi-ne  no  Mikoto  wurde  zur  Zeit  des  Kaisers  Jimmu  zum  Kuni- 
no-miyatsuko  der  Provinz  Kii  (Ki)  eingesetzt  und  erhielt  das  Kabane  Ata!,i. 
Die  Ki  no  citahi  waren  seine  Nachkommen  und  wohnten  im  Distrikt  Nagusa 
von  Kii.  Iinube  (vgl.  oben  Buch  1,  Kap.  VI,  Anm.  21)  ist  wohl  ihre  Bezeich- 
nung nach  ihrem  Beruf:  sie  hatten  über  Bauholz  und  Palastbau  (Tempelbau) 
zu  walten,  und  Hüte  und  Schilde  anzufertigen,  die  beim  Götterkult  A'erwen- 
dung  fanden,  also  überhaupt  mit  den  gottesdienstlichen  Gerätschaften  zu 
thun.  Nach  dem  KoGOSHÜi  ist  l\'-oki-!io-ohi  no  Kami  der  I'rahn  der  Iiiiube 
der  Provinz  Sanuki,  und  diese  Imube  waren  hoko-mho-t-wkiiri  „  Lanzenschaft- 
macher." 

^  Kana-nuhi  „  Näher   von    breiten    Hüten."      Die    Hüte    wurden  aiis    i^ri:./f 
„Blasen"  gemacht:  aiije-f/dsa. 


196        „Nihongi,'^  Des  Götterzeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  iv. 

eingesetzt ;  Hiko-saziri  ^  no  Kami  wurde  zum  Schild- 
macher '"^  gemacht ;  Ama  no  Ma-hitotsu '"'"  no  Kami 
zum  Metallarbeiter ;  '"*  Ama  no  Hi-\vashi ''"  no  Kami 
zum  Baumfasermacher  ; ""  und  Kushi-akaru-tama  "^  no 
Kami  zum  Juwelenmacher. 

^^  Hierauf  Hess    man   Futo-tama  no    Mikoto   um 


5^  „  Prinzherrlicher  Längenmass  Leiter;"  h'iko  Honorificiim,  sazirl  wohl 
kontrahiert  aus  sa.sÄi'-süv' :  sashi  „  Längenmass  "  (vgl.  v)!.o?)o-.sa''A('  „Massstab"),  sfVi" 
nigoriert  von  s/uVi  „  Führer,  Leiter  "  (Verbum  shU-u  füliren,  leiten,  regieren). 
Nach  Hirata  ist  er  ein  Sohn  von  Te-oki-ho-ohl  no  Kami  (Anni.  53). 

^'^  Tafe-nuhi  „Schildnäher,"  vgl.  Anni.  46.  Näheres  über  die  Verfertigung 
von  Scliilden  und  Speeren  siehe  im  Hyö-go-ryo-sliiki,  d.  i.  Engi-shiki,  Abt. 
Waflen-Speicher-Amt. 

^^  „Der  einäugige  Gott  des  Himmels,"  von  I  Ame-ma-hitofsu  gelesen.  E!in 
Sohn  von  Ama-tsu-hiko-ne  no  Mikoto,  und  der  Uralin  der  Imiki  von  Yama- 
shiro.  Das  KoGOSirüi  bezeichnet  ihn  als  Urahn  der  [Imube  der]  beiden 
Provinzen  Tsukushi  und  Ise.  Die  Einäugigkeit  des  japanischen  Schmiedegottes 
bietet  eine  merkwürdige  Parallele  zur  Einiuigigkeit  der  Kyklo])en,  der  Gesellen 
des  gi-iechischen  Schmiedegottes  Hephaistos.  Ein  rationalLstlscher  Erklärer 
will  die  Einäugigkeit  so  verstehen,  dass  sich  der  Gott  das  eine  Auge  verletzt 
liabe  und  nur  noch  mit  dem  anderen  sehen  konnte.  Der  Name  ist  aber 
v(^llgültiger  BeweLs  dafür,  dass  man  sich  den  Gott  als  bloss  ein  Auge  im 
Kopf  habend  vorgestellt  hat.  Hirata  identificiert  ihn  mit  dem  im  Kojiki 
Sect.  1(5  (vgl.  auch  Nihoxgi,  Bucli  1,  Kap.  VII,  Anm.  47)  genannten  Schmiede- 
gott  A)iu(-i.^(r-ma-ra  „  Himmlischer  Penis.'' 

^^  Sie  machten  Schwerter,  Beile,  Klingeln  u.  s.  w.  Alle  hier  erwähnten 
Gegenstände  sollen  zum  Gottesdienst  verwendet  sein, 

^''>  „  Sonnen-Adler  des  Himmels." 

"**  Yiifu-tsukuri ;  yvfn  ein  weisses  gewebtes  Zeug,  das  aus  den  Fasern  der 
inneren  Kinde  des  Papiermaulbeerbaums  közo  (morus  papyrifera)  hergestellt 
wurde.   Ytifu-Zeug  wurde  bei  Opfern  den  Göttern  dargeboten. 

"1  ,, Wunderbar-leuchtender-Edelstein  "  {kmhi  „Kamm"  steht  plionetLsch). 
Nach  dem  KogoshCi  ist  er  der  Urahn  der  Imube  von  Idzumo,  welche 
Juwelenraacher  waren. 

"2  Diesen  und  den  folgenden  Absatz  hat  Sii  in  der  Reihenfolge  miteinander 
vertauscht  (so  auch  Aston,  welcher  im  allgemeinen  nach  Sh  übersetzt).  Ich 
kann  dieser  willkürlichen  Verändenmg  des  Textes  ebensowenig  beistimmen, 
als  die  neueren  japanischen  Autoritäten,  zumal  da  durch  die  Umstellung  keine 
grössere  Klarheit  in  den  freilich  etwas  konfusen  und  den  Eindruck  eines 
Fragments  hervorrufenden  Text  kommt. 


HüiPP 


KAP.    IV 


■] 


Herabseii-hing  vom  Himmel.    Var.  IL 


197 


die  schwachen  Schultern  das  dicke  Armstützband 
tragen **"*  und  als  Stellvertreter  [des  suveränen  erlauchten 
Enkels]  diesen  Gott  [den  Oho-na-muchi]  verehren, 
und  hierin  hat  [die  Sitte  des  Armstützbandtragens] 
seinen  ersten  Ursprung.  Ferner  war  Ama  no  Koyane 
no  Mikoto  derjenige,  welcher  den  Urgrund  der  gött- 
lichen Angelegenheiten  "^  zu  leiten  hatte.  Daher  Hess 
man  ihn  mit  der  Divinierung  der  Grossen  Divination''^ 
ehrfürchtig  Dienst  leisten. 

Taka-mi-musubi    no   Mikoto    befahl   hierauf  und 
sprach :    ,,  Ich  will   ein   himmlisches   Himorogi ""    auf- 


>.^^£^ 


'"  Yoica-gata  ni  fido-ta>?ukt  tori-kak;tc,  ein  in  den  Xorito  wiederliolt  vor- 
kommender Ausdrnck,  eine  stehende  Formel.  Tanüd  „  Handstützer,"  eine  inn 
■den  Xacken  geschlungene  Binde  zur  Unterstützung  der  ein  Brett  mit  Opfergaben 
vor  der  Brust  tragenden  Hände.  J'^tUo  „  dick  "  ist  nur  Honorificum,  ebenso 
yoiva  „  sclnvacli "  in  yowa-gata  eine  Art  Epitheton  ornans.  Das  moderne  tamki 
■,,  Aermelaufschürzer "  muss  von  dem  alten  tamki  deutlich  unterschieden 
Averden !  Vgl.  Euch  1,  Kap.  VI,  Anm.  3;:5. 

''■•  D.  li.  die  IJivinatioa.  Ein  anderer  Xame  von  .l;/ia  no  Koyane  no  Jlikito 
(siehe  Buch  1,  Kap.  VI,  Anm.  18)  ist  Kushi-m'idd  no  JSEikoto,  was  man  durch 
„  Wunderbare  Divination "  erklärt:  iiiachl  als  gleichbedeutend  mit  vmiil  in 
Juio-mani. 

''''  :}5l  ^  ^  V  ^  futo-nmni  no  ara-goio.  Wir  haben  unter  der  Grossen 
Divination  ■wahrscheinlich  das  Wahrsagen  aus  den  Rissen  eines  über  dem 
Feuer  gerösteten  Hirschschulterblattcs  zu  verstehen,  welche  Divinationsmetliode 
auch  bei  den  Chinesen  und  Mongolen  vorkommt.  Die  Chinesen  bedienen  sicli 
allerdings  meist  einer  Schildkrötenschale  zu  diesem  Zweck;  vgl.  Legge,  Chinese 
Classics,  vol.  III,  pag.  335  f.  (Siiu-kixg).  Auch  die  Japaner  kennen  die 
Divination  mit  der  Schildkrötenscliale,  haben  aber  nach  Motowori  diese 
Methode  von  den  Cliinesen  übernommen;  Motowori  versteht  daher  unter  der 
■Grossen  Divination  diejenige  mit  dem  Hirsclischulterblatt.  Dagegen  wendet 
sich  nun  I  und  behauptet,  dass  wir  die  Divination  mit  der  Schildkrötenschale 
zn  verstehen  hätten ;  diejenige  mit  dem  Scliulterblatt  eines  Hii-sches  sei  n-jr 
vor  der  Äma  no  ihato  „  Himmlischen  Felsenhöhle  "  in  Anwendung  gekommen. 
Vgl.  Buch  1,  Kap.  II,  Anm.  33. 

''"  a^  Ü  shin-ri  „  Götter-Zaun,"  jap.  himoroyi.  Himorogi  ist  wahrscheinlich 
zu  analysieren  in  hi  „  Sonne  "=  Honorificum,  etwa  „heilig;"  nioro  vokalhar- 
monisch aus  mori  „  Wald  "  (nacli  Moribe) ;  gi  nigoriert  aus  ki  „  Baum,"  also 
,,  heiliger  Waldbaum"  oder  ,,  heilige  Waldbäume."    Moribe  Lst  der  keineswegs 


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198  ,,  Nihongi,'^''  Des  G'ötterzcitalters  zweiter  Teil.     [kap.  iv. 

stellen    und    eine    himmlische    Felsen-Umgrenzung" 


unwahrscheinlichen  Ansicht,  duss  in  der  ältesten  Zeit,  mit  Ausnahme  von 
wenigen  Orten,  natürliche  Wälder  als  Sitz  der  Gottheit  angesehen  und  keine 
Tempelbanten  errichtet  wurden.  Auch  die  folgende  Envähnnng  der  „  himm- 
lischen Felsenunigrenzung,"  sowie  noch  andere  Stellen  deuten  darauf,  dass  als. 
Kultstätte  für  den  Shintö  Gottesdienst  einfach  ein  zu  diesem  Zweck  eingefrie- 
digter Platz  dienen  konnte.  Aston  macht  auch  darauf  aufmerksam,  dass  das 
moderne  Wort  für  einen  Sliintöschrein  ycn'hiro  „  Haus-Einfriedigimg,  Haus- 
Flächenraum  "  (siehe  S:'.tow,  Ancient  Japanese  Kituals,  T.  A.  S.  J.  vol.  VII, 
pag.  115,  Anm.  Id)  dieselbe  Schlussfolgerung  an  die  Hand  gebe.  Man  vergleiche 
damit  die  Eti'mologie  von  griecliLscli  -:i[>.z^t'iS  und  lateinisch  teinplum  (tein-p- 
Iv-m)  „  Abgeschnittenes,  Abgegrenztes,"  daher  „  heiliger  Bezii"k,  Gotteshaus " 
(zu  griechisch  djAvi»  „schneiden").  Moribe  nimmt  daher  himorogi  als  identisch 
mit  „Göttersitz."  Dies  stimmt  zu  dem  Begriff,  welchen  man  noch  jetzt  mit 
himomgi  im  Shintökult  verbindet.  In  der  Mitte  eines  achtbeinigen,  oben  auf 
der  Platte  mit  einem  Geländer  vei^sehenen  Tisches  {yatün-u^M  tio  dai)  ist  ein 
Sakaki  Zweig  mit  daran  hängenden  weissen  Papierstreifen  aufgestellt.  Der 
Tisch  ist  gewöhnlich  drei  Fuss  liocli,  das  Geländer  2^-  Fuss,  die  Länge  und 
Breite  des  Tisches  etwa  3  Fuss,  der  Sakaki  Zweig  hat  eine  Länge  von  etwa 
5  Fuss.  Das  Ganze  heisst  hiinorofji.  Vor  einem  Matsuri  wird  es  in  einem  sog. 
haruhi-dokwo  ,,  Reinigungsort "  aufgestellt  und  ein  Priester,  der  harahi-nitshi 
„Reinigungsherr,"  ruft  durch  die  Ceremonie  des  kanii-oroihl  „  Ilerabkommen- 
lassen  des  Gottes"  den  Gott  in  das  hinwrorji  herab.  Der  gerufene  Gott  heisst 
der  harahi-dono-k'iiai  „  Reinigungspalastgott."  Darauf  werden  dem  Gott  Opfer- 
gaben yonalie-mono  dargei-eiclit  und  vom  Priester  wird  das  Norito  Oho-harahi  no 
kotobn  auswendig  hergesagt.  ]S^ach  mancherlei  weiteren  Ceremonien,  die  ich 
an  anderer  Stelle  ausführlich  beschreiben  werde,  kommt  das  kuml-(i(je  „  Hinauf- 
sendung (Zurücksendung  in  den  Himmel)  des  Gottes."  Nunmehr  sind  die 
Priester  alle  rituell  rein,  und  die  übrigen  Ceremonien  des  Kultus  finden  statt. 

Nach  Hirata  hat  in  diesem  Fall  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  seine  eigene 
Seele  in  das  Himorogi  hhieinversetzt  zum  Schutz  des  suveränen  erlauchten 
Enkels,  und  um  dieses  letzteren  willen  soll  es  von  Ama  no  Koyane  no  Mikoto 
u.  s.  w.  verehrt  werden. 

Ein  Himorogi  Lst  in  der  von  mir  veranstalteten  Sammlung  von  Shintö- 
gegenständen  im  Berliner  Königlichen  Museum  für  Völkerkunde  zu  sehen. 

'''  ^  ^>  von  Allen  mir  iha-saka,  nur  von  I  mit  iha-kura  „  Felsensitz " 
umschrieben.  I  fasst  iha-kura  als  Göttersitz  auf  und  nimmt  es  als  identisch 
mit  dem  ama  no  iha-kura,  dem  „  liinnnlischen  Felsensitz,"  welclien  der  suveräne 
exlauclite  Enkel  verliess.  Weiterliin  sieht  er  in  himorogi  und  iha-kura  nur 
einen  und  denselben  Gegenstand,  was  etwas  bedenklicli  erscheint,  vielleicht 
aber  doch  richtig  Lst.     Da  gleich  weiter  unten  nur  noch  das  hitiiorogi  erwähnt, 


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KAP.  IV.]        Herabseiidting  vom  Himmel,    Var.  IL 


199 


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[welche]  ich  für  meinen  Enkel  ehrfurchtsvoll  gottes- 
dienstlich verehren  will.'^  Ihr  [beiden],  Ama  no  Koyane 
no  Mikoto  und  Futo-tama "''  no  Mikoto,  sollt  das 
himmlische  Himorogi  an  euch  nehmen  und  nach 
dem  Mittellande  des  Schilfgefildes  hinabsteigen,  und 
auch  ihr  sollt  es  für  meinen  Enkel  gottesdienstlich 
verehren  !"  Danach  gesellte  [Taka  -  mi  -  musubi  no 
Mikoto]  die  beiden  Götter  dem  Ama  no  Oshi-ho- 
mi-mi '"  no  Mikoto  als  Gefolge  zu  und  Hess  sie 
hinabsteigen. 

Zu  dieser  Zeit  nahm  Ama-terasu  Oho-mi-kami 
den  Schatz-Spiegel  in  die  Hand,  übergab  ihn  dem 
Ama  no  Oshi-ho-mi-mi  no  Mikoto,  äusserte  glück- 
wünschende Worte  "  und  sprach  :    ,,Mein  Kind,  wenn 

das  ihd-saka  aber  mit  Stillschweigen  übergangen  wird,  so  bin  ich  geneigt,  das 
ihcirsaka  als  zum  himorogi  direkt  zugehörig  zu  betrachten.  Sollte  vielleicht  das 
Geländer  um  den  Sakaki  Zweig  in  meiner  obigen  Beschreibung  des  aktuell 
gebrauchten  himorogi  die  „  Felsen-Umgrenzung  "  darstellen  ?  Wir  hätten  dann 
im  himorogi  das  Sj'mbol  der  eingefriedigten  Kultstätte  mit  dem  heiligen  Baum 
als  Sitz  des  Gottes  darin  !  Die  „  Felsen-Umgrenzung  "  mag  ursprünglich  ganz 
dem  Wortlaute  gemäss  eine  Einfriedigung  der  Kultstätte  mit  Steinen  gewesen 
sein  ;  aber  man  könnte  in  dem  Ausdruck  auch  eine  (oft  gebrauchte  !)  Metapher 
sehen:  iha-saka  eine  Einfriedigung  so  ewig  dauernd  wie  Felsen,  resp.  iha-kura 
ein  Sitz  so  ewig  dauernd  wie  Felsen. 

"^  ^  ^  Aston :  to  practice  religious  abstinence ;  ich  glaube  aber,  dass  die 
einfache  jap.  Transskription  ihahi-matsuramu,  welcher  ich  folge,  hier  das 
Richtige  trifft.  Ihafu  nach  ^lodzume = tsutsushinde  kami  wo  matbimt,  „ehrfürchtig 
die  Götter  verehren."  Die  gottesdienstliche  Verehrung  verlangt  allerdings 
zugleich  Vermeidung  aller  ceremoniellen  Unreinheit. 

"•'  Ahnherr  der  Imube.  Siehe  Buch  1,  Kap.  VI,  Anm.  20. 

'"  Siehe  Buch  1,  Kap.  V,  Anm.  17. 

'i  Die  „  glückwünschenden  Worte "  sollen  in  dieser  Eede  nicht  ein- 
geschlossen, sondern  besonders  gesprochen  worden  sein.  Man  betrachtet  den 
hier  erzählten  Vorgang  als  den  Ursprung  der  späteren  Sitte,  dass  bei  jeder 
Thronbesteigung  der  Mtkatomi  die  sog.  Gratulationsworte  der  himmlischen 
Gottlieit  recitierte,  und  der  Imubz  die  göttlichen  Insignien,  Spiegel  und 
Schwert,  überreichte. 


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^Püil 


200        „  Nt/iong-i,"  Des  G'ötterzeitalters  ziveiter  Teil.     [kap.  iv. 

du  diesen  Schatz- Spiegel '"  ansiehst,  so  soll  es  so 
sein  als  ob  du  mich  ansähest.  Lass  ihn  mit  dir  auf 
demselben  Lager  und  in  derselben  Halle  sein  und 
betrachte  ihn  als  einen  heiligen  Spiegel."  Ferner 
befahl  sie  dem  Ama  no  Koyane  no  Alikoto  und 
Futo-tama  no  Mikoto :  ,,  Bitte,  ihr  beiden  Götter ! 
seid  auch  ihr  zusammen  zu  Diensten  im  Inneren  der 
Halle  und  bewahret  und  schützet  ihn  wohl !  "  Wei- 
terhin befahl  sie  und  sprach  :  ,,  Auch  die  Reisähren 
des  reinen  Hofes,"'  welche  ich  im  hohen  Himmels- 
gefilde geniesse,  will  ich  meinem  Kinde''  [zum  Genüsse] 
übergeben."  Gleich  darauf  gesellte  sie  Taka-mi-musubi 
no  Mikoto's  Tochter  mit  Namen  Yorodzu-hata-hime 
zu  Ama  no  Oshi-ho-mi-mi  no  Mikoto,  machte  sie  zu 
dessen  Frau  und  schickte  sie  hinab.  Zu  dieser  Zeit 
nun,  als  sie  [beim  Hinabsteigen]  sich  in  der  Himmels- 
leere ''^  befand,  gebar  sie  ein  Kind,  welches  Ama-tsu- 
hiko  Ho  no  Ninigi  no  Mikoto  hiess.    Daher  wünschte 


"-  In  der  ältesten  Zeit  soll  der  Kaiser  den  Spiegel  an  seinem  motodori 
„  Zopf"  getragen  haben. 

'^  ^  M  yu-niha  ist  nach  Hirata  ein  niha  (Hof,  Platz),  welcher  durch 
Ceremoniell  in  den  Zustand  ritueller  Reinheit  versetzt  worden  ist,  damit  ilie 
Göttin  Amaterasu  den  Grossen  Sehmaus  {oho-iiihe)  geniessen  könne,  d.  i.  das 
Fest  der  ersten  Früchte  feiern  könne.  Xach  anderer  Ansicht  wäre  unter  den 
„  Keisähren  des  reinen  Hofes "  [yu-niha  no  Inalio)  der  Reis  von  den  iJiahi-ta 
„  geweihten  Reisfeldern,"  d.  i.  den  in  Buch  1,  Kap.  VI  Anfang  erwähnten 
himmlischen  schmalen  Reisfeldern  und  langen  Reisfeldern  {anie  no  sannda 
nagata)  der  Sonnengöttin,  zu  verstehen.  Modzurae's  Daijirin  erklärt  yu-niha 
einfach  als  Ort,  wo  man  nach  ceremonieller  Reinigung  die  Götter  verehrt.  In 
unserer  Stelle  scheint  yu-niha  das  Feld  zu  bezeichnen,  wo  der  Reis  für  den 
Genuss  der  Göttin  unter  Bedingungen  strenger  ceremonieller  Reinheit  gebaut 
wird,  also  das  oben  genannte  ihald-ta. 

"•'^  2sach  Hirata  soll  damit  der  suveräne  erlauchte  Enkel  selbst  und  alle 
seine  Nachkommen  gemeint  sein. 

"'''  Ohnsora,  der  Raum  zwisclien  Himmel  und  Erde,  wohl  zu  unterscheiden 
von  dem  Hohen  Himmelsgefilde  tafcmna  no  harn. 


iiiliiiiiilliili^^ 


KAP.    IV.] 


Herabsendung  vom  Himmel.   Var.  //. 


201 


sie '"  diesen  suveränen  erlauchten  Enkel  statt  seiner 
Eltern  hiriabzuschicken.  Deshalb  teilte  sie  den  Ama 
no  Koyane  no  Mikoto,  den  Futo-tama  no  Mikoto 
und  die  Häuptlingsgötter  der  verschiedenen  Be  samt 
und  sonders  ihm "  zu,  und  übergab  ihm  ferner  die 
nötige  Ausstattung,  '*  wie  vorher  [seinen  Eltern]. 
Nachdem  dies  geschehen  war,  kehrte  Ama  no  Oshi- 
ho-mi-mi  no  Mikoto  wieder  in  den  Himmel  zurück. 

Nun  also  stieg  Ama-tsu-hiko  Ho  no  Ninigi  no 
Mikoto  auf  den  Gipfel  des  Wunderbaren  Takachiho 
in  H^imuka  herab  und  passierte  auf  der  Landsuche 
durch  das  wie  Rückenfleisch  magere  und  leere  Land 
über  lauter  Hügel  und  kam  über  eine  flache  Stelle 
der  Schwebenden  Sandbank  zu  stehen.  Hierauf 
berief  er  den  Herrn  des  lindes  [Namens]  Koto-katsu 
Kuni-katsu  Naga-sa  und  fragte  ihn,  worauf  derselbe 
antwortete  und  sprach  :  ,,  Hier  ist  ein  Land.  Jedenfalls 
deinen  Befehlen  gemäss."  Da  nun  errichtete  der 
suveräne  erlauchte  Enkel  einen  Palast  und  ruhte  darin. 
Als  er  nachher  am  Seestrande ""  dahinging,  sah  er 
ein  schönes  Mädchen.  Der  suveräne  erlauchte  Enkel 
fragte  sie  und  sprach :  ,,  Wessen  Kind  bist  du  ?  " 
Sie  antwortete  und  sprach :  „  Deine  Magd  ist  ein 
Kind  von  Oho-yama-tsu-mi  no  Kami,  Ich  heisse 
Kamu-Ata-Ka-ashi-tsu-hime  ;  auch  heisse  ich  Ko  no 
Hana  no  Sakuya-bime."  Dann  sagte  sie  :  ,,  Ich  habe 
auch   eine    ältere    Schwester    Iha-naga-hime." '"""     Der 

'*•  D.  i.  Amaterasu. 

""  Dem  suvei-änen  ei'lancliten  Enkel. 

"*  D.  i.  Nahrung,  Kleidung  und  alles  zur  Reise  Benötigte.  Die  japanischen. 
Interpretatoren  verstehen  darunter  nicht  die  Kaiserliclien  Insignien  Schwert, 
Spiegel  und  Edelstein,  wie  Aston  thut,  und  haben  darin  zweifellos  Recht. 

™  Wohl  Kcisasa  no  misaki  gemeint. 

*'•'  „  Wie  Felsen  langdauernde  Prinzessin,"  auch  Kok:-musJii  no  Kami 
„  Moosüberwucherte  Gottheit  "  genannt  (weil  sich  die  Felsen  mit  der  Zeit  mit 


202 


,,  Ni/iongi,''   Des  Göttcr'zeitaltcrs  zzvciter  Teil.     [kap.  iv. 


suveräne  erlauchte  Enkel  sprach  :  ,,  Ich  wünsche  dich 
7Ai  meiner  Frau  zu  machen.  Wie  wäre  es  ? "  Sie 
antwortete  und  sprach  :  „Deine  Magd  hat  einen  Vater 
[Namens]  Oho-yama-tsu-mi  no  Kami.  Bitte  frage 
ihn ! "  Der  suveräne  erlauchte  Enkel  sprach  dem- 
gemäss  zu  Oho-yama-tsu-mi  no  Kami :  „  Ich  habe 
deine  Tochter  gesehen  und  möchte  sie  zu  meiner 
Frau  machen."  Hierauf  nun  schickte  Oho-yama-tsu- 
mi  no  Kami  seine  beiden  Töchter  mit  hundert  Tischen 
Speise  und  Trank,  um  sie  ehrfürchtig  darzubieten. 
Nun  aber  hielt  der  suveräne  erlauchte  Enkel  die 
ältere  Schwester  für  hässlich  und  wollte  sie  nicht 
zur  Frau ;  und  somit  schickte  er  sie  zurück.  Die 
jüngere  Schwester  aber,  da  sie  eine  erklärte  Schönheit 
war,  nahm  er  mit  sich  und  beschlief  sie.'^^  Hierauf 
wurde  sie  in  einer  einzigen  Nacht  schwanger.  Daher 
fühlte  sich  Iha-naga-hime  in  hohem  Masse  beschämt 
und  fluchte  ihm  und  sprach :  „  Wenn  der  suveräne 
erlauchte  Enkel  mich  nicht  zurückgewiesen,  sondern 
mich  zu  seiner  Frau  gemacht  hätte,  so  würden  die 
Kinder,  die  ihm  geboren  werden,  langlebig  gewesen 
sein  und  würden  eine  ewig  lange  Existenz  gehabt 
haben  gleichwie  die  Felsensteine.  '*"  Da  er  jedoch 
jetzt    nicht    so    gehandelt    hat,    sondern    nur    meine 


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Moos  bedecken).  Sie  ist  identisch  mit  der  so».  Koija.fu-myöj in  „  Geburt- 
erleichternde leuchtende  Gottheit,"  welche  auch  Ika-hine  „Felsen-Prinzessin" 
genannt  wird.  Ein  Tempel,  wo  sie  verehrt  wird,  befindet  sich  nach  dem 
Engi-shiki  im  Distrikt  Kamo  der  Provinz  Idzu,  genannt  Ifta-no-kime-jinja. 
Iha-nagu-hiine  soll  der  Geist  der  Felsen,  ihre  Scliwester  Ko  no  Uana  no 
Sahuya-iline  (vgl.  Kap.  III,  Anm.  16)  der  Geist  der  Kirsclien  sein. 

81  Nacli  dem  Zeichen  ^  lit.  „  lieglücken."  Dies  ist  eine  spezifisch 
chinesische  Ausdrucksweise :  „  einem  Weibe  Glück  geben,"  indem  man  ihr 
heLschläft  und  dadurch  ihr  allerlei  Glück  zukommen  lässt.  Uebrigens  ist  der 
Ausdruck  nur  von  Suveränen  gebraucht.  Die  jap.  Lesung  sagt  unverblümt 
mito  afahasu  „  auf  dem  erlauchten  Bett  Beisclilaf  pflegen." 

*-  Anspielung  auf  ihren  Namen. 


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"IHliiliP? 


KAP.  IV.]  Heirat  des  liimml.  Enkels.    Var.  IL 


203. 


jüngere  Schwester  zum  Weibe  genommen  hat,  so 
werden  die  Kinder,  welche  er  zeugen  wird,  sicherlich 
wie  Baumblüten  ^'^  abfallen. '' 
II  a. — In  einer  anderen  Version  heisst  es:  Iha-naga-hime 
Avar  voll  Scham  und  Groll,  spie  aus  und  weinte  mit: 
Fussstampfen,*^  indem  sie  sagte:  ,,  Das  sichtbare 
grüne  Menschengras  soll  so  schnell  absterben  und 
vergehen  wie  die  Blüten  der  Bäume  wechseln  und 
welken/'  Dies  ist  der  Grund,  warum  das  Leben  der 
Menschen  dieser  Welt  so  kurz  ist. 

Danach  sah  Kamu-Ata-Ka-ashi-tsu-hime  den 
suveränen  erlauchten  Enkel  und  sprach :  ,,  Deine 
Magd  ist  mit  einem  Kinde  des  himmlischen  Enkels, 
schwanger.  Es  passt  sich  nicht,  dass  es  insgeheim 
geboren  werde."  Der  suveräne  erlauchte  Enkel  sprach  :: 
,,Ich  bin  zwar  das  Kind  einer  himmlischen  Gottheit, 
aber  wie  könnte  ich  in  einer  einzigen  Nacht  bewirken, 
dass  eine  Frau  schwanger  werde.  Oder  sollte  es  etwa 
gar  nicht  mein  Kind  sein?"  Ko  no  Hana  no  Sakuya- 
bime  war  darüber  im  höchsten  Grade  voll  Scham 
und  Zorn.  Hierauf  machte  sie  eine  thürlose  Muro, 
that  einen  Schwur  und  sprach :  „  Wenn  das  Kind, 
welches  ich  im  Schosse  trage,  das  Kind  einer  anderen. 
Gottheit  ist,  so  soll  es  sicherlich  nicht  glücklich 
gedeihen.  Aber  wenn  es  in  Wirklichkeit  das  Kind 
des  himmlischen  Enkels  ist,  so  soll  es  sicherlich 
unversehrt  am  Leben  bleiben."  *'  Danach  begab  sie 
sich  in  das   Innere  der  Muro   hinein   und  verbrannte 

^■^  Anspielung  auf  den  Namen  der  jüngeren  Schwester.  Noch  besser- 
würde  aber  die  Anspielung  auf  den  Namen  der  dritten  Schwester  Ko  no  Hana 
no  Chiru-hime  passen.  Vgl.  Kap.  III,  Anm.  16. 

'''•'  Imchiie,  d.  h.  wie  ein  zorniges  Kind  den  einen  Fuss  am  anderen  Beine 
reibend. 

85  So  in  Uebereinstimmung  mit  I  (iki-tamahe) ;  H  interpretiert  aremammu 
„  geboren  werden." 


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-204        M  Nihongi,"  Des  Götter  Zeitalters  ziveitcr  Teil.     [kap.  iv. 

sie  mit  Feuer,  Da  als  die  Flammen  zuerst  aufstiegen, 
wurde  gleichzeitig  ein  Kind  geboren  mit  Namen  Ho- 
suseri  no  Mikoto;  sodann,  als  das  Feuer  die  höchste 
Höhe  erreicht  hatte,  wurde  ein  Kind  geboren  mit 
Namen  Ho-akari  no  Mikoto ;  sodann  wurde  ein  Kind 
geboren  mit  Namen  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto, "'" 
oder  mit  anderem  Namen  Ho-wori  no  Mikoto. 
III. — In  einer  Schrift  heisst  es : — Als  zuerst  die  Flammen 
des  Feuers  hell  wurden,  wurde  ein  Kind  geboren 
[Namens]  Ho-akari  no  Mikoto;  sodann  als  die 
Feuersglut  ihre  höchste  Höhe  erreicht  hatte,  wurde 
ein  Kind  geboren  [Namens]  Ho-susumi  ■■*"  no  Mikoto, 
auch  genannt  Ho-suseri  no  Mikoto ;  sodann  als  sie 
sich  von  der  Feuersglut  zurückzog,  wurde  ein  Kind 
geboren  [Namens]  Ho-wori-hiko-ho-ho-de-mi  no 
Mikoto — im  ganzen  drei  Kinder.  Das  Feuer  vermochte 
ihnen  keinen  Schaden  zuzufügen,  und  die  Mutter 
ebenfalls  wurde  nicht  im  geringsten  verletzt.  Sodann 
schnitt  sie  mit  einem  Bambusmesser  '^*  die  Nabelschnur 


^  Wälirend  bei  den  beiden  ersten  Brüdern  Mikoto  mit  dena  Wichen  ^ 
gesehrieben  ist,  ist  es  liier  durch  das  ehrenvollere  ^  wiedergegeben,  denn 
dieser  letztere  ist  der  Ahnherr  der  Kaiser.  Vgl.  Buch  1,  Kap.  I,  Anm.  (>. 

^''  „Vorrücken  des  Feuei-s." 

***  Dies  wurde  in  gleicher  Weise  auch  später  praktiziert.  Su  erwähnt  das 
Durchschneiden  der  Nabelschnur  mit  einem  bambusnen  oder  kupfernen 
Messer  als  eine  Lokalsitte,  und  I  citiert  die  Namen  einiger  Aerzte,  welche 
diese  Methode  empfahlen.  Auch  die  Sitte  des  Durchbeissens  der  Nabelschnur, 
wobei  ein  dünnes  Gewand  zwischen  Nabelschnur  und  Zähne  gelegt  wurde, 
wird  erwähnt.  Vor  dem  Schneiden  soll  man  die  betreffende  Stelle  sieben 
Mal  anhauchen.  Ein  merkwürdiger  Aberglaube  zeigt  sicli  darin,  dass  man 
für  das  Schneiden  der  Nabelschnur  {hozo  no  wo)  nicht  das  Verbum  kini 
„schneiden,"  sondern  ein  Verbum  mit  dem  Sinn  des  Gegenteils,  nämlich 
tnigu  „  zusammenfügen  ''  gebraucht.  Das  Wort  kirii  wird  in  diesem  Falle  als 
ominös  verabscheut.  Nach  einem  Werke  FuJix-YASiiiNAiii-CiUSA  soll  das 
Barabusmesser  bei  männlichen  Kindern  aus  weiblichem  Bambus,  und  l>ei 
■weiblichen  Kindern  aus  männlichem    Bambus  verfertigt  sein.     Wenn  nämlich 


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KAP.    IV.]. 


Das  Feuerordal.    Var.  III. 


205 


der  Kinder  durch.  Das  von  ihr  weggeworfene  Bambus- 
messer wurde  endlich  zu  einem  Bambuswalde.  Daher 
nannte  man  den  betreffenden  Platz  Taka-ya.  *^ 

Nun  bestimmte  Kamu-Ata-Ka-ashi-tsu-hime  durch 
Divination  ein  Reisfeld ''"  und  gab  ihm  den  Namen 
Sana-da.  ^^  Mit  dem  Reis,  welcher  auf  diesem  Reisfeld 
[gewachsen  war],  braute  sie  himmlischen  süssen"^ 
Sake  und  bewirtete  ihn  damit.  Ferner  nahm  sie  Reis 
von  dem  [Reisfeld  Namens]  Nu-na-da, "''  bereitete 
daraus  gekochten  Reis  und  bewirtete  ihn  damit.  ^'* 


*«0" 


ein  Bambusrolir  beim  ersten  Aufspriessen  nnr  einen  Zweig  aus  dem  Stamme 
hat,  so  lieisst  es  männlich ;  wenn  sich  zwei  Zweige  zugleich  abzweigen,  so 
heisst  es  weiblicli. 

Aston  bemerkt  noch :  ,,  Aberglaube  und  Kitual  haben  eine  Vorliebe  für 
Messer  aus  primitiverem  Material  als  Eisen.  Medea  schneidet  ihre  Zauber- 
kräuter, ,  curvamine  falcLs  ahenae,'  und  Zipporah  vollzieht  den  Ritus  der  Be- 
schneidung mit  einem  scharfen  Steine.  Aber  ein  befreundeter  Chirurg  suggeriert 
eine  prosaischere  Erklärung  der  vorliegenden  Stelle.  Beim  Gebrauch  stumpfer 
Instrumente  tritt  weniger  Blutung  ein." 

""  „Bambus-Haus."  Taka-ya  gehörte  nach  dem  Wamyöshö  vor  der  Wadö 
Periode,  d.  h.  vor  705,  zum  Distrikt  Ata  der  Provinz  Sätsuma,  Himuka; 
jetzt  aber  zum  Distrikt  Kahabe,  Satsuma.  Nach  dem  Chiki-sax-kö  nennen 
die  Ortsbewohner  diesen  Ort  Kami-yama  „  Götter-Berg,"  oder  Taka-ya  ga  wo 
„  Bambushaus-Hügel  "  oder  auch  Take  ga  ivo  „  Bambushügel."  Auf  dem  Gipfel 
des  Hügels  ist  ein  flacher  Platz,  wo  die  ulm-muro,  die  thürlose  Muro,  gewesen 
sein  soll. 

9ö  Zur  divinatorischen  Auswahl  von  Keisfeldern  in  späterer  Zeit,  beim 
Oho-nihe  Feste,  vgl.  Buch  29,  Kap.  IV,  Anm,  30. 

•"  D.  i.  „  Sana  Reisfeld.''  Sarui  soll  nach  Hirata  nach  den  himmlischen 
Reisfeldern  Sata  und  Nagcüa  benannt  sein,  durch  Zusaramenfügung  der  ersteni 
Silben  beider  Wörter. 

S"-  Süss=wohlschmeckend. 

^'^  Nuna-da  (Nuna-ta)  erklärt  I  für  identisch  mit  dem  jetzigen  Numa-ta: 
m(  =  iiunia  „Sumpf,"  na=no  Genetiv  Partikel,  ta  „Reisfeld." 

**  Wie  Aston  bemerkt,  ist  dieser  Vorfall  das  mythische  Gegenstück  zu 
dem  jährlichen  Feste  JVihi.-nahe  oder  Nihi-name  (vgl.  Buch  29,  Kap.  IV,  Anm. 
29),  das  jetzt  am  23,  November  gefeiert  wird,  und  an  welchem  der  Reis  der 
neuen  Saison  den  Göttern  dargeboten  und  vom  Kaiser  gekostet  wird. 


-2o6         ,,  N'ihongi,'''  Des  Götterseitalters  srveiter   Teil.      [kap.   \y. 

IV. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Taka-mi-musubi  no  Mikoto 
nahm  die  Schlafdecke,  welche  das  treffliche  Lager 
zudeckte,  und  hüllte  den  Ama-tsu-hiko  Kuni-teru- 
hiko  "■'  Ho  no  Ninigi  no  Mikoto  darin  ein.  Hierauf 
zog  er  das  himmlische  Felsenthor  auf,  stiess  die 
achtfachen  Wolken  des  Himmels  auseinander  und  Hess 
ehrfurchtsvoll  ihn  hinabsteigen.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit nahm  Ama  no  Oshi-hi  no  Mikoto,  der  Urahn 
der  Oho-tomo  no  murazi, "''  als  Begleiter  den  Ame- 
kushitsu-Oho-kume,  •'"  den  Urahnen  des  Küme-Be,  '^ 
mit  sich,  nahm  den  himmlischen  Felsen-Köcher '"' 
auf  den  Rücken,  legte  an  seinem  Vorderarm  ein 
mächtiges  lauttönendes  Anprallpolster  an,  fasste  in 
die  Hand  den  himmlischen  Hazi-Bogen  ^""^  und  himm- 
lische gefiederte  Pfeile,  wozu  er  noch  einen  achtlöch- 
rigen Brummpfeil  "^  fügte,  und  umgürtete  sich  ausser- 


*'■'  Kiud-teru-hiko  ,,  Land  bescheinender  Prinz,"  ein  Elpitheton  ornans. 

■'<>  Oho-lomo  „  grosse  Begleitscluift  "  (des  Kaisers) ;  murazi  „  Herr  der  Gruppe," 
ein  Kabane,  worüber  vgl.  Buch  29,  Seile  00,  Anin  2;S.  Motowori  giebt  drei 
Erklärungen  von  Oho-tomo :  a)  weil  einer  von  diesem  (Tesclileclit  grosse  .Scliareu 
anführt  (die  Oln-tomo  sind  ein  Kriegergeschlecht  \)\  b)  weil  dieses  Geschleclit 
viele  Genossenschaften  (Glieder)  hatte ;  c)  o.'(o  im  Sinne  von  „  ausgezeichnet," 
weil  es  sich  unter  den  achtzig  Tomonowo  besonders  auszeichnete. 

^'  „  Himmels-wnnderbar-gewaltige-grosse-Kriegsschar  ;  "  kiiihH.''ii  kontrahiert 
aus  kuslii-iii^u  ,,  wundei-bar-gewaltig."  kniiic  entweder  verwandt  mit  kumi  „  Soluir.'' 
oder,  wie  Chaniberlain  suggeriert,  eine  alte  Korrumpierung  des  chinesischen 
Wortes  ^  k'tün,  sin-jap.  f/na  ,,  Heer."  Ich  muss  aber  gestehen,  dass  mich  die 
Idee  der  Entlehnung  dieses  Wortes  ans  dem  Chinesisclien  etwas  befremdet. 
Im  KoJiKi  Sect.  ,34  lieisst  er  Ama-Uu-kume  no  Mikoto. 

"*>  „  Kriegsschar-Gruppe."  Die  jaj).  Erklärer  nehmen  teils  an,  dass  der 
Gott  .seinen  Xamen  daher  habe,  dass  er  die  Knme-be  anführte ;  andere  meinen, 
dass  die  Kumc-hc  nach  dem  Gott  benannt  seien.  Wenn  Chamberlain's  Hypothese 
richtig  sein  sollte,  so  war  offenbar  ersteres  der  Fall. 

^"  ,,  Felsen-Köcher  "  ist  soviel  wie  ,,  harter  Köcher." 

wo  Vgl.  oben  Buch  2,  Kap.  I,  Anni.  14. 

'^^'^  Xari-kdbura,  lit.  „singende  Rübe,"  auch  knbuia-ya  „  Küben-Pfeil  " 
genannt.     Durcli  die  Löclier   pfeift   die   Luft    hindurch  und  verursacht  so  ein 


HB» 


IPÜPILL-U..,:  ..    -r 


KAP.    IV.] 


Herabscnihing  vom  Himmel.    Var.   IV. 


2Q)'J 


dem  mit  seinem  schlägelköpfigen  Schwerte.  "^  So 
stellte  er  sich  vor  den  himmlischen  erlauchten  Enkel 
und  stieg  [vor  demselben]  einhergehend  hinab.  Auf 
der  himmlischen  Schwebebrücke  am  Wunderbaren 
Doppelgipfel  des  Takachiho  in  So  in  Himuka  ange- 
langt, stellte  er  sich  über  eine  flache  Stelle  der 
Schwebenden  Sandbank  und  passierte  auf  der  Land- 
suche durch  das  wie  Rückenfleisch  magere  und  leere 
Land  über  lauter  Hügel  bis  zum  Kap  von  Kasasa 
beim  [Berge]  Nagaya  in  Ata.  Nun  aber  befand  sich 
an  diesem  Orte  ein  Gott  Namens  Koto-katsu-Kuni- 
katsu-Naga-sa.  Daher  fragte  der  suveräne  erlauchte 
Enkel  diesen  Gott  und  sprach  :  ,,  Ist  hier  ein  Land  .^" 
Er  antwortete  und  .sprach:  „Jawohl."  Dann  sagte 
er :   ,,  Deinen    Befehlen    gemäss   will    ich  es    dir  über- 


eigentüniliclies  Surren.  Vgl.    Bncli 

die  Brummpfeile  eine  hunnische  Erfindung. 


Seite    5,    Anm. 


Xach  Parker  sind 


Kabura-ya. 


■"*"  ßS  ^  M  kdbu-ihuchi  110  i-<urU(ji.  Das  Ende  des  Sclnvertgrities  hat,  wie 
I  bemerkt,  die  Form  eines  Schlägels.  Solclie  Sclnverter  befinden  sich  jetzt  im 
Museum  zu  Tokyo,  Uyeno.  Damit  erledigt  sich  die  sonst  interessante  Hypothese 
Astons,  welcher  aus  der  Association  dieser  Schwerter  mit  „  Stein-Schlägeln  " 
in  einem  Gedicht  der  Jimmu  Legende  schliessen  möchte,  dass  sie  aus  Stein 
waren  und  vielleicht  identisch  mit  den  schlüge! förmigen  Gegenständen,  genannt 
raiko,  auf  Tafel  XI  von  Kanda's  Stone  Iraplements  of  Japan.  In  dem  be- 
treffenden Gedicht,  sowolil  im  KoJiKi  Sect.  48,  als  im  Xiiroxüi,  Jimmu-ki, 
werden  kubu-tsutsui  ,,  Schlägelköpfe  "  und  ishi-isutsui  „  Stein-Schlägel "  neben 
einander  genannt,  und  unmittelbar  darauf  ist  im  Jimmu-ki  von  „  Schlägel- 
köpfigen Schwertern "  die  Rede.  In  einem  Gedicht  des  Jingö-ki  kommt  der 
Ausdruck  kubu-tsuchi  „Schlägelkopf"  vor,  und  somit  scheint  kaba  mehr 
Autorität  als  kab'.i  zu  haben.  TsucM  und  iHutmü  sind  augenscheinlich  leicht 
variierte  Formen  desselben  Wortes. 


20 8         „Nihongi'^  Des  Götterzeitalters  ziueiter  Teil,     [kap,  iv. 

geben."  Deshalb  blieb  der  suveräne  erlauchte  Enkel 
an  diesem  Orte.  Dieser  Koto-katsu-Kuni-katsu  no  Kami 
war  ein  Sohn  von  Izanagi  no  Mikoto.  Mit  anderem 
Namen  heisst  er  auch  Shiho-dzuchi  no  Wo-ji.  ^"^ 
V. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Der  himmlische  erlauchte 
Enkel  bcschlief  Oho-yama-tsumi  no  Kami 's  Tochter 
Ata-Ka-ashi-tsu-hime.  Hierauf  wurde  sie  in  einer 
einzigen  Nacht  schwanger  und  gebar  schliesslich  vier 
Kinder.  Daher  nahm  Ata-Ka-ashi-tsu-hime  die  Kinder 
in  ihre  Arme  und  kam  so  auf  ihn  zu  und  sprach : 
,,  Sollten  die  Kinder  des  himmlischen  Gottes  etwa 
im  geheimen  aufgezogen  werden?''  Deshalb  kündete 
sie  ihm  den  Thatbestand  und  that  es  ihm  zu  wissen. 
Da  sah  der  himmlische  erlauchte  Enkel  die  Kinder 
an  und  .sprach  mit  höhnischem  Lachen :  ,,  Fürtrefflich 
in  der  That !  Meine  Kinder  ?  Eine  nette  Nachricht, 
diese  Nachricht  von  ihrer  Geburt !"  Darüber  nun 
geriet  Ata-Ka-ashi-tsu-hime  in  Zorn  und  sprach : 
,,  Warum  lachst  du  so  höhnisch  über  deine  Magd?" 
Der  himmlische  erlauchte  Enkel  sprach :  „  Weil  ich 
in  meinem  Herzen  darüber  meine  Zweifel  hege, 
deshalb  habe  ich  höhnisch  gelacht.  Denn  wie 
sollte  ich  wohl  im  Stande  sein  im  Zeitraum 
einer  einzigen  Nacht  eine  Frau  schwanger  zu  machen, 
wenn  ich  auch  das  Kind  einer  himmlischen  Gottheit 
bin?  Fürwahr  es  sind  nicht  meine  Kinder."  Hierüber 
wurde  Ata-Ka-ashi-tsu-hime  immer  zorniger  und 
zorniger.  Sie  machte  eine  thürlose  Muro,  begab 
sich  in  das  Innere  derselben,  that  einen  Schwur  und 
sprach  :     „Wenn    das,    was    deine    Magd     in    ihrem 


lo:;  ^  ±  -^  ^  Shiho-dzuchi  (oder  Uwhi)  no  Woji :  „  Shiho-dzuchi  der  Alte," 
im  KoJiKi :  Shiho-tmchi  no  Kami  „  der  Gott  Shiho-tsuelii."  Der  Znsatz  Wn-jl 
„  Alter  "  komiut  auch  blos  als  Epitheton  ornaus  vor,  ist  hier  aber  im  eigent- 
lichen Sinne  als  alter  Mann  zu  nehmen,  wie  sich  aus  anderen  Stellen  ergiebt. 


■ 


KAP.    IV.] 


Das  Feuerordal.    Var.    V. 


209 


Schosse  trägt,  nicht  die  Sprossen  des  himmlischen 
Gottes  sind,  so  sollen  sie  sicherlich  zu  Grunde 
gehen.  Aber  wenn  sie  die  Sprossen  des  himmlischen 
Gottes  sind,  so  sollen  sie  keinerlei  Schaden  erleiden." 
Hierauf  leste  sie  Feuer  an  die  Muro  und  verbrannte 
sie.  Als  das  Feuer  zuerst  hell  aufloderte,  kam  ein 
Kind  daraus  mutig  stampfend  hervor  und  kündigte 
sich  selbst  an :  „  Ich  bin  ein  Kind  der  himmlischen 
Gottheit  und  heisse  Ho-akari  no  Mikoto.  Wo  ist 
mein  Vater?"  Sodann  als  das  Feuer  seine  höchste 
Höhe  erreicht  hatte,  kam  ein  Kind  mutig  stampfend 
hervor  und  verkündete  gleichfalls  :  ,,  Ich  bin  ein  Kind 
der  himmlischen  Gottheit  und  heisse  Ho-susunii  no 
Mikoto.  Wo  sind  mein  Vater  und  mein  älterer 
Bruder?"  Sodann  als  die  Feuersglut  im  Verlöschen 
begriffen  war,  kam  ein  Kind  mutig  stampfend  hervor 
und  verkündete  gleichfalls :  „  Ich  bin  ein  Kind  der 
himmlischen  Gottheit  und  heisse  Ho-wori  no  Mikoto. 
Wo  sind  mein  Vater  und  meine  älteren  Brüder?" 
Sodann  als  sie  sich  von  der  Feuersglut  entfernte, 
kam  ein  Kind  mutig  stampfend  hervor  und  verkündete 
gleichfalls  :  „  Ich  bin  ein  Kind  der  himmlischen  Gott- 
heit und  heisse  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto.  Wo 
sind  mein  Vater  und  meine  älteren  Brüder  ?  "  Hiernach 


Sh'iho  „  Salz,  Salzflut,  Meer,"  tsucJd  Honoriiicnm,  also  ShUio-dzuchi  „  der  Altehr- 
würdige der  Salzflut."  Eine  andere,  auch  plausible,  Erklärung  von  tmcki 
betrachtet  dies  Wort  hier  als  eine  Kontraktion  von  tsu  mochl  „  Besitzer  von, 
Herr  von "  {tsu  Genetiv  Partikel),  so  dass  Shiho-dziichi  „  Herr  der  Salzflut " 
bedeuten  würde.  Ganz  zu  verwerfen  ist  Motowori's  Ableitung  von  shiho 
aus  shiri-oho  „  Wissens-gross."  indem  er  der  Gott  sei,  welcher  die  Dinge  gut 
kenne.  Wie  Shigetane  bemerkt,  ist  Shiho-dzuchi  no  Woji  die  vermenschlichte 
Erscheinung  der  drei  grossen  Gottheiten  von  Snmiyoshi,  der  aus  den  Göttern 
Soko-dzutxu.  HO  Wo,  Saka<ku(su  no  Wo  und  TJha-dzutsu  no  Wo  bestellenden 
Götter  Trias  (entstanden  beim  miwgi  des  Izanagi,  siehe  Buch  1,  Kap.  Vj.  Ts 
erwähnt  auch,  das;s  er  der  Gott  der  Salzfabrikanten  sei. 


2IO         ,,Nihongi'^  Des  G'öttcrzcitalters  zzveitcr   Teil.     [kap.  iv. 


kam  ihre  ]Mutter  Ata-Ka-ashi-tsu-hime  mitten  aus 
der  Glutasche  hervor,  ging  heran  und  erhub  diese 
Rede :  ,,  Die  Kinder,  welche  deine  Magd  geboren 
hat,  und  deine  Magd  [selbst]  haben  aus  freien  Stücken 
sich  der  Gefahr  des  Feuers  ausgesetzt  "■*  und  sind 
nicht  im  geringsten  davon  verletzt  worden.  Will 
der  suveräne  erlauchte  Enkel  sie  etwa  nicht  ansehen?" 
Er  antwortete  und  sprach  :  ,,  Ich  wusste  von  Anfang 
an,  dass  sie  meine  Kinder  sind.  Jedoch  da  du  in 
einer  einzigen  Nacht  schwanger  geworden  warst,  so 
glaubte  ich,  dass  Zweifler  vorhanden  sein  könnten 
und  wünschte  allen  Leuten  samt  und  sonders  darzu- 
thun,  dass  sie  meine  Kinder  sind,  und  ferner,  dass 
eine  himmlische  Gottheit  im  Stande  ist,  in  einer 
einzigen  Nacht  Schwangerschaft  zu  bewirken.  Wei- 
terhin wünschte  ich  klärlich  darzuthun,  dass  du  eine 
wunderbar  seltsame  ehrfurchtgebietende  Würde  be- 
sitzest, und  dass  auch  unsere  Kinder  einen  Andere 
übertreffenden  Geist-und-Mut  haben.  Aus  diesem 
Grunde  brauchte  ich  an  [jenem]  früheren  Tage  die 
hohnlachenden  Worte."  '"^ 
VI. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Ama  no  Oshi-ho-ne  ^'''* 
no  Mikoto  nahm  Taka-mi-musubi  no  Mikoto's  Tochter 
Taku-hata-chi-chi-hime   Yorodzu-hata-hime  ^"°  no    Mi- 


iw  D.  h.  dem  Fener-Ordal.  Vgl.  Buch  2,  Kap.  III,  Aiim.  26. 

lös  Diese  ganze  Rede  des  suveräaen  erlauchten  Enkels  klingt  wie  eine 
Ausflucht ;  er  sieht  seinen  früheren  Irrtum  ein  und  möchte  sicli  auf  möglichst 
gute  Wei.se  aus  der  Verlegenheit  ziehen.  Die  vorliegende  Version  ist  die 
wohlgesetzteste  von  allen  und  liest  sich  wie  ein  richtiges  Märchen ;  es  dürfte 
wohl  aber  aucli  die  jüngste,  mit  gewissem  künstlerischen  Geschm;ick  gemachte, 
Ueberarbeitung  der  Mythe  s^in. 

105  *  Vgl.  Buch  1,  Kap.  V,  Anm.  .30  und  17. 

IOC  Buch  2,  Kap.  I,  Anm.  2  (j.  v.  ist  sie  nur  mit  dem  ersten  Teil  dieses 
Namens  benannt.  Yorodza-hata-hüae  bedeutet  „  Myriaden-Webstülile-Prinzessin," 
d.  i.  etwa  „  überaus  reiche  Prinzessin." 


] 


HHiP 


^wmmi^ 


KAP.    IV.] 


Das  Feuerordal.    Var.    V. 


211 


koto  zur  Frau — in  einer  anderen  Version  heisst  es : 
Ho  no  To-hata-hime-ko-chi-chi-hime  no  Mikoto, "" 
welche  eine  Tochter  von  Taka-mi-musubi  no  Mikoto 
war — und  erzeugte  ein  Kind  [Namens]  Ama  no  Ho- 
akari  "'^  no  Mikoto.  Sodann  erzeugte  er  den  Anna- 
tsu-hiko-ne  Ho  no  Ninigi-ne  no  Mikoto.^'"'  Dieses 
Ama  no  Ho-akari  no  Mikoto 's  Kind  war  Arne  no 
Kagu-yama  no  Mikoto.  ''"  Derselbe  ist  der  Urahn 
der  VVohari  no  murazi.  "^ 


10"  Nach  der  einen  Auffassung,  welcher  auch  I  beipflichtet,  is^t  Ho  (oder 
Hl)  HO  Trj-Jtala-Jdnie-ko-chi-chi-hime  no  Mikoto  ein  einziger  Name,  was  vielleiclit 
wegen  des  nur  einmaligen  Vorkommens  von  Mikoto  den  Vorzug  vor  der  anderen 
(von  H  und  Hirata  anerkannten)  Auffassung  verdient,  wonach  wir  es  iiiit 
zwei  Namen  zu  thun  hätten,  nämlich :  „  Cd-ehi-hime  no  Mikoto,  Tochter  der 
Ho  no  To-hata-hime."  Im  letzteren  Falle  wäre  zu  übersetzen:  „[Er  nahm] 
Chi-chi-hime  no  Mikoto  [zur  Frau],  eine  Tochter  der  Ho  no  To-hata-hirae, 
welclie  [ihrerseits  wieder]  eine  Tochter  von  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  war, 
u.  s.  w."  Das  doppelte  Vorkommen  von  liiiiic  spricht  an  und  für  sich  niclit 
gegen  die  Einheit  des  Namens,  denn  das  gleiche  findet  sich  in  dem  Namen 
Oto-hinie-iiM-waka-hime  no  Mikoto.  Nach  Hirata  und  I  soll  man  ^  hi,  nicht 
ho  lesen,  hi  stehe  phonetisch  für  ^hi  „Weberschiff;"  to=toijo  „üppig"  ein 
Honorificum  wie  in  Ihyo-nkitsu-hime  (Anm.  12);  Ituta  „Webstuhl;"  himc-ko 
„  Prinzesschen ;"  chi-chi  „  tausend  und  tausend,"  vgl.  Kap.  I,  Anm.  2.  Anders 
H,  welcher  Ho  die  Bedeutung  „  ausgezeichnet  "  ^  (Abkürzung  von  oho?)  giebt, 
to=oto  "g  „  Ton,  Laut,  lauttönend,"  wie  in  seiner  Interpretation  des  Gedichtes 
Arne  naru  ya  Oto-tanabafa  no  u.  s.  w.,  vgl.  Anm.  9. 

1"^  Mit  den  Zeichen  ^  55  „  Feuer-scheinend  "  geschrieben,  welche  jedoch 
nur  phonetische  Geltung  haben :  die  wirkliche  Bedeutung  von  ho-akari  hier 
ist  „  EeLsähren-rötlieh  (d.  i.  reif),"  also  „  Himmels-Eeisähren-Eeife."  Dieser 
Ama  no  Ho-akari  no  Mikoto  darf  nicht  mit  dem  Kap.  III,  Anm.  26  kommen- 
tierten Ho-akari  no  Mikoto  „Feuer-Schein,"  alias  Ho-deri  no  2fikoto  (von  II 
immer  so  genannt !)  verwechselt  werden  I  Vollerer  Name  desselben  unten 
Anm.  131. 

1«'  „  Himmels-Prinz-teurer,  der  Aehren  Kot-Reichlich-teurer."  Man  beaclite 
den  zweimaligen  Zusatz  des  Ilonorificums  7ie  „  teuer,  lieb."  Vgl.  Kap.  I, 
Anm.  3. 

110  Der  Zusatz  Mikoto  fehlt  im  Original  und  ist  nach  anderen  Quellen 
ergänzt  worden.  Sein  Name  ist  von  dem  Berge  Arne  no  Kagu-yama  (vgl.  Buch 
1,  Kap.  VI,  Anm.    23)    hergenommen.     Er    wird    im    Tempel   Wohari  wj  jinja 


212  ,,Niho)igl,"  Des   G'ötterzeitalters  ziucitcj'  Teil.     [kap.  iv. 

Als  es  dazu  kam,  dass  man  den  suveränen  er- 
lauchten Enkel  Ho  no  Ninigi  no  Mikoto  nach  dem 
Mittellande  des  Schilfgefildes  ehrfürchtig  hinabschickte, 
befahl  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  den  achtzig  vielen 
Göttern  und  sprach  :  „  Im  Mittellande  des  Schilfgefildes 
haben  die  Felsen,  Baumstümpfe "-  und  vereinzelten 
Kräuterblätter  "•'  immer  noch  die  Fähigkeit  zu  sprechen. 
In  der  Nacht  machen  sie  ein  Geräusch  wie  knisterndes 
Feuer,  "■*  und  bei  Tage  lärmen  "^  sie  wie  Fliegen  im 
fünften  Monat,  u.  s.  w.,  vi.  s.  w."  Nun  befahl  Taka-mi- 
musubi  no  Mikoto  und  sprach  :  ,,  Ich  habe  vor  einiger 
Zeit  den  Ame-waka-hiko  ins  Mittelland  des  Schilf- 
gefildes   geschickt,  aber   da   er  bis  jetzt   schon  lange 


im  Distrikt  Nakajima  der  Provinz  Woliari  verehrt.  In  demselben  Distrikt 
befindet  sicli  auch  ein  Shintötempel  Masumida  no  jinja,  wo  sein  Vater  Ama 
no  Jli-a/cari  no  Mikoto  verehrt  wird.  Das  Tkx-son-iion-gi  bezeichnet  Ama  vo 
Michi-hime  als  seine  Mutter. 

^^1  Die  Wohari  no  murazl  hatten  ihren  ursprünglichen  Sitz  in  Kadzuraki 
von  Yamato.  Kadznraki  hiess  auch  Talca-Woltari,  wovon  sie  ihren  Namen 
bekamen.  Später  siedelten  sie  nach  der  Provinz  Wohari  über.  Man  vermut'^t, 
diiss  die  Provinz  nach  ihnen  benannt  sei  und  vordem  einen  anderen  Namen, 
welcher  jedoch  unbekannt  ist,  besessen  habe. 

^'-  /fc  'fe  ko-ilachi,  nach  Motowori  kine-dachi  zu  lesen  {ki-m  „  Baumwurzel,'' 
tachi  gleichbedeutend  mit  kiri-kuhi  „  abgeschnittener  Pfahl,"'  wahrscheinlich 
vom  Verbum  tafmi  „  schneiden.") 

11"  'i^  ^    Z,-7w«   vo  knki-ha.      Konmit  ebenso  wie  ko-dachi  im    Norito   Oho- 

ItAKAlIE   XO   KOTOBA   VOr. 

i'-i  Jt^  }Ac  höbe.  In  Norito  27  Idzumo  xo  Kuni-no-miyatsuko  xo  Kaml'- 
vuGOTO  konmit  derselbe  Ausdruck  ho-be  ^^  ,,  Feuer-Becken "  vor:  „Im 
Lande  der  frischen  Keisähren  des  fruchtbaren  Schilfgefildes  sind  Götter,  welche 
am  Tage  wie  Maifliegen  alle  sich  erheben  und  in  der  Nacht  wie  Feuerbecken 
glänzen."  I  giebt  keine  bestimmte  Erklärung  des  Wortes,  vermutet  aber,  dass 
höbe  vielleicht  ein  altes  Wort  für  „  Sternschnuppe "  sei.  Da  Sternschnuppe 
!/nbahi-boshi  heisst,  so  denkt  er  sich  wohl  ho-be  aus  ho-ijobahi  entstanden.  Im 
Altertum  glaubte  man,  dass  die  Sternschnuppen  ein  Geräusch  verursachen. 

^'■^  J^  K  waki-agaru,  wörtlich  „aufsieden,"  d.  h.  etwa  „lärmend  auf- 
schwärmen." 


MiiiliPliliiipi 


KAP.    IV.] 


Herabscndimg  vom  Hiininel,    Var.    VI, 


213 


Zeit  nicht  [zurück]  gekommen  ist,  so  haben  ihn 
wahrscheinlich  einige  von  den  irdischen  Göttern  mit 
Gewalt  zurückgehalten."  So  schickte  er  denn  den 
Fasanen-Hahn  Na-naki,  um  hinzugehen  und  zu 
spähen.  Dieser  Fasan  kam  herab ;  aber  als  er  die 
Hirsenfelder  und  Bohnenfelder  sah,  blieb  er  da  und 
kehrte  nicht  zurück.  ""  Dieses  ist  der  Grund,  warum 
man  in  der  Welt  sagt  •'  „  der  wegbleibende  Fasanen- 
Bote."  ""  Daher  schickte  er  später  die  Fasanen-Henne 
Na-naki.  Dieser  Vogel  kam  herab  und  wurde  von 
einem  von  Ame-waka-hiko  abgeschossenen  Pfeil 
getroffen,  worauf  er  wieder  nach  oben  ging  und 
Bericht  erstattete,  "*  u.  s.  w.,  u.  s.  w.  Da  nahm  Taka- 
mi-musubi  no  Mikoto  die  Schlafdecke,  welche  das 
treffliche  Bett  zudeckte,  hüllte  den  suveränen  erlauchten 
Enkel  Ama-tsu-hiko-ne  Ho  no  Ninigi-ne  no  Mikoto 
darin  ein,  und  indem  er  die  achtfachen  Wolken  des 
Himmels  auseinanderstiess,  schickte  er  ihn  ehrfurchts- 
voll hinunter.  Deshalb  gab  man  diesem  Gott  den 
Namen  Ame-kuni-nigi-shi-hiko    Ho    no    Ninigi "'  no 


"6  Dies  erinnert  aufTällig  an  Xoali  nnd  die  Taube,  1  Mose,  Kap.  8,  Vers  12. 

^^'  ^  i|5  1£  ^isi  no  hita-tnikaln  ;  hita  „  rein,  ausschliesslich,  lauter,"  von  H 
im  Sinn  von  ,,  wegbleibend"  ausgelegt,  was  zu  der  Bedeutung  des  Zeichens 
„  verloren  sein "  gut  stimmt.  I  aber  will  hita-tsukahi  durch  „  der  wiederholt 
geschickte  Bote ''  interpretieren.  Im  Kojiki  Sect.  31,  wo  dasselbe  Sprichwort 
vorkommt,  übersetzt  Chamberlain  in  .Anlehnung  an  Motowori,  welcher  hita=hito 
„  ein  "  setzt,  „  der  Fasan  als  einziger  Bote."  Nach  Motowori's  Auslegung  soll 
das  Sprüchwort  besagen,  dass  eine  Gesandtschaft  immer  aus  mehr  als  einer 
Person  bestehen  müsse. 

"*  Jl  Wl  nohorite  kaheri-goto  nmumu.  I  möchte  Ji  „  hinaufsteigen  "  in  die 
Negation  ^  „  nicht "  emendieren.  Dann  hiesse  es :  „  worauf  er  keinen  Bericht 
erstattete."  Die  ursprüngliche  Fassung  kann  nur  dann  richtig  sein,  wenn  man 
annimmt,  dass  der  Fasan  nicht  getötet  (wie  in  den  andei'cn  Vereionen),  sondern 
nur  leicht  verwundet  wurde.  Auf  alle  Fälle  muss  man  der  Stelle  den  Vorwurf 
der  Unklarheit  machen. 

^'9  „  Himmel-Erde-reichlich-Prinz,  Kot-reichlicher  der  Aehren."  nlgi  „  reich- 


214        „  Nihongi,"'  Des   Götter  Zeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  iv. 

Mikoto.  Der  Ort  nun,  wohin  er  beim  Hinabsteigen 
gelangte,  hiess  der  Gipfel  des  Sohori-no-yama  ^-'^  des 
Takachiho  von  So  in  Himuka.  Als  er  also  so 
dahinging,  u.  s.  w. ,  u.  s.  w.,  gelangte  er  nach  dem 
Kap  von  Kasasa  in  Ata,  und  schliesslich  stieg  er 
zum  Taka-shima '-'  beim  [Berge]  Nagaya  hinauf. 
Sodann  inspizierte  er  das  Land  auf  einer  Rundreise  ^-^ 
und  traf  da  einen  Mann  Namens  Koto-katsu-Kuni- 
katsu-Naga-sa.  Der  himmlische  erlauchte  Enkel  fragte 
ihn  hierauf  und  sprach  :  ,, Wessen  Land  ist  dies  ?  " 
!•>  antwortete  und  sprach  :  ,,  Dies  ist  das  Land,  welches 
Naga-sa  bewohnt.  Ich  will  es  jedoch  jetzt  dem 
himmlischen  suveränen  Enkel  ehrfurchtsvoll  über- 
geben." Der  himmlische  erlauchte  Enkel  fragte  ihn 
nochmals  und  sprach  :  „  Und  die  Mädchen,  welche 
auf  den  prächtig  aufsteigenden  Wellenkämmen  eine 
acht-klaftrige  Halle  erbaut  haben  und  unter  dem 
Geklingel  der  Juwelen  an  ihren  Hand  [-gelenken] 
am  Webstuhl  weben,  wessen  Töchter  sind  sie  ? "  Er 
antwortete  und  sprach  :  ,,  P^s  sind  die  Töchter  von 
Oho-yama-tsu-mi  no  Kami.  Die  ältere  heisst  Iha- 
naga-hime,  und  die  jüngere  heisst  Ko  no  Hana  no 
Sakuya-bime,  oder  mit  anderem  Namen  auch  Toyo- 
ata-tsu-hime,  u.  s.  w.,   u.  s.  w.    Der  suveräne  erlauchte 


lieh,"  alil  eine  Partikel,  gewölinlicli  in  empliatLscliem  Sinne  gebr.ancht.  Amer- 
kuni-nigiahi  ist  eine  Abkürzung  von  Arne-iwjishi-Kuni-riigl.ihi.  Der  volle  im 
KoJiKi  Sect.  3.3  gegebene  Xanie  lautet:  Ame-nigbihi-Kuni-nigisld  Aina-tsu-hi~ 
daha-idko  Ho  no  Ni-nic/i  no  Mikit'i.  Eine  Variante  (ie.s  vollen  Xamens  siehe 
Anm.  133. 

^-0  Sohori  „neben  einander  stehen,"  ein  Parallelaasdruck  zu  „Doppelgipfel  "^ 
in  Kap.  Ilt,  Anm.  5.  H  nimmt  es  als  anderen  Namen  von  Fiita-kami 
no  miiie. 

1-'  Taka-<,nima  „  Bambus-Insel,"  nacli  I  ein  Berg,  nacli  H  eine  Insel. 

122  So  wörtlich.  H  aber  möchte  es  im  Sinn  von  „  er  hielt  von  Taka-shima 
aus  Umschau  "  fassen. 


KAP.    IV.] 


Heirat  u.  Zzvist.    Var.    VI. 


215 


Enkel  beschlief  hierauf  Toyo-ata-tsu-hime,  und  sie 
wurde  in  einer  einzigen  Nacht  schwanger.  Der 
suveräne  erlauchte  Enkel  hatte  seine  Zweifel  u.  s.  w., 
u.  s.  w.  Schliesslich  gebar  sie  den  Ho-suseri  no 
Mikoto  ;  sodann  gebar  sie  den  Ho-\vori  no  Mikoto, 
der  mit  anderem  Namen  auch  Hiko-ho-ho-de-mi  no 
Mikoto  heisst.  Nachdem  der  Schwur  der  Mutter 
schon  seine  Wirkung  gethan  hatte,  wusste  [der 
erlauchte  Enkel]  genau,  dass  es  in  Wirklichkeit  die 
Sprossen  des  suveränen  erlauchten  Enkels  waren. 
Jedoch  Toyo-ata-tsu-hime  grollte  dem  suveränen 
erlauchten  Enkel  und  wollte  nicht  mit  ihm  sprechen. 
Darüber  nun  betrübt  machte  der  suveräne  erlauchte 
Enkel  ein  Lied,  welches  lautete  : 

„  Das  Seegras  der  Tiefsee 
Wohl  nähert  es  sich  dem  Gestade, 
Aber  auf  dem  trefflichen  Schlaflager 
Ach  leider !  schlafen  wir  nicht  beisammen. 
O  ihr  Regenpfeifer  des  Strandes !"  ^^ 

VII. — In     einer    Schrift     heisst    es  : — Taka-mi-musubi    no 
Mikoto's     Tochter     Ame-yorodzu-taku-hata-chi-hata- 
hime.  ^^"^ 
VII  a. — In   einer  anderen   Version   heisst  es :     Yorodzu-hata- 


123  Text: 

Oki  tsu  mo  lia 

He  ni  lia  yoredomo, 
Sa-nedoko  mo 
Atabanu  ka  mo  yo 
Hama  tsu  cliidori  yo  ! 

O  liest  yo-doko  „Nachtlager"  statt  ne-doko  „Schlaflager."  atahanu,  Neg.  von 
atafu  „  Beischlaf  pflegen,"  nach  Motowori  vielleicht  ursprünglich  „  [das  Bett} 
gemeinschaftlich  benutzen." 

124  ,j  Himmels  -  Myriaden  -  Papiermaulbeer  -  Webstühle-tausend  -  Webstühel- 
Prinzessin." 


■pnipiiiiiiiipi^^ 


216         „Nihongi,"  Des  G'ötterzeitalters  sivcitcr  Teil.     [kap.  iv. 

hime-ko  Tama-yori-bime  no  Mikoto,  ^-'  welche  eine 
Tochter  von  Taka-mi-musubi  no  Mikoto  war.  Diese 
Göttin  wurde  die  Gemahlin  von  Ama  no  Oshi-hone 
no  Mikoto  und  gebar  ihm  ein  Kind  [Namens]  Ama 
no  Ki-ho-ho-oki-se  ^-®  no  Mikoto. 

VII  b. — Eine  andere  Version  ist :  Kachi-haya-bi  no  Mikoto's 
Kind  war  Ama  no  Oho-mi-mi  ^-'  no  Mikoto.  Dieser 
Gott  nahm  Nigu-tsu-hime  ^-*  zum  Weibe  und  erzeugte 
mit  ihr  ein  Kind  [Namens]  Ho  no  Ninigi  no  Mikoto. 

VII  c. — Eine  andere  Version  ist :  Kamu-Taka-mi-musubi  no 
Mikoto's  Tochter  Taku-hata-chi-hata-hime  gebar  ein 
Kind  [Namens]  Ho  no  Ninigi  no  Mikoto. 

VII  d. — Eine  andere  Version  ist :  Ama  no  Ki-se  '"^  no  Mikoto 
nahm  Ata-tsu-hime  zum  Weibe  und  erzeugte  mit  ihr 
Kinder,  [nämlich]  Ho-akari  no  Mikoto,  sodann  Ho- 
yo-ori  no  Mikoto,  '^"  sodann  Hiko-ho-ho-de-mi  no 
Mikoto. 
VIII. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Masaka-a-katsu  Kach.- 
haya-bi  Ama  no  Oshi-ho-mi-mi  no  Mikoto  nahm 
Taka-mi-musubi  no  Mikoto's  Tochter  Ame-yorodzu- 
taku-hata-chi-hata-hime  zum  Weibe  und  erzeugte  mit 


^25  Audi  diesen  Namen  zerlegt  eine  andere  Ueberliefernng,  an  welche  H 
wich  anschliesst,  folgendermassen  in  zwei  Namen :  „  Tama-yori-bime  no  Mikoto, 
«iner  Tochter  der  Yorochu-hata-hiine."  Vgl.  Anm.  107.  yon  =  ijoroshi  „voll- 
kommen." 

^-^  Die  Bedeutung  des  Namens  ist  zweifelhaft.  Ki-ho  nach  Motowori 
vielleicht  =  ni5r('-/io  (O  liest  Ama  no  Gi-ho-ho-oki-se,  wobei  er  ama  no  f/i  als 
Kontraktion  von  a»ia  no  7i((/t  fassen  dürfte),  Ito  „Aehre  "  oki-se=oku-shine  „  Spät- 
Keis,"  also  etwa:  „  Himraels-reichlich-Aehren-Aehren-Spät-Eeis."  H:  ki  =: 
kimi  „Herr,"  ho-ho=oho-'}ho  „gross-gross,"  oki-se  liisst  er  unerklärt  und  nimmt 
vielleicht  die  Bedeutung  der  Zeichen  ,,  gesetzte  Strömung  "  an. 

12"  Oho-mi-mi  Abkürzung  von  Oshi-fw-mi-mi.  Siehe  Buch  1,  Kap.  V,  Anm.  17. 

'^^  Nigu-tsu  woh\=nigo  tau  ,,  sanft:"  ,,  Sanfte  Prinzessin." 

i29irt-.se  vielleicht  =o/;t-.s'e.  Vgl.  Anm.  126. 

i'*o  Ho-yo-ori  ^  ^  IS;  nach  den  Zeichen  „  Feuer-Nacht-Gewebe."  Die 
wirkliche    Etymologie    ist   unbekannt.    I   liest   Ho-yori    no   Mikoto   und   dürfte 


KAP.    V 


•] 


Hostisori  11.  Hohodemi. 


217 


ihr  ein  Kind  Namens  Ama-teru-Kuni-teru  Hiko-ho- 
akari  no  Mikoto.  ^"'^  Derselbe  ist  der  Urahn  der 
Wohari  no  murazi.  ^"^  Sodann  [erzeugte  er]  den  Ame- 
nigishi-Kuni-nigishi  Ama-tsu-hiko  Ho  no  Ninigi  no 
Mikoto.  ^"'^  Dieser  Gott  nahm  Oho-yama-tsu-mi  no 
Kami's  Tochter  Ko  no  Hana  no  Sakuya-bime  no 
Mikoto  zum  Weibe  und  erzeugte  mit  ihr  ein  Kind 
Namens  Ho-suseri  no  Mikoto,  und  sodann  Hiko-ho- 
ho-de-mi  no  Mikoto. 


KAPITEL    V. 

[der     BRUDERZWIST     ZWISCHEN    HQ-SUSGRI    NO    MIKOTO    UND    HIKO- 
HO-HO-DE-MI    NO    MIKOTO.    IM    PALAST    DES    MEERGOTTES.    DAS 
FLUT-STEIGE-JUWEL    UND    DAS   FLUT-SINKE-JUWEL.    BEI- 
LEGUNG  DES   ZWISTES.    NIEDERKUNFT    DER   TOCHTER 
DES   MEERGOTTES,    TOYO-TAMA-BIME,    IM    KOR- 
MORANFEDERN-GEBURTSHAUS.] 

Der  ältere   Bruder   Ho-susori  no  Mikoto  hatte  von  Natur 
Glück  ^  auf  dem  Meere ;  der  jüngere  Bruder  Hiko-ho-ho-de-mi 

vielleicht  mii  seiner  Vermutung,  dass  Ho-yorl  eine  Korruption  von  Ho-nori 
sei,  Recht  haben. 

^•"  „  Himmel-bescheinender  Erde-bescheinender  Prinzherrlich-Aehren-Köt- 
licher,"  vollerer  Xame  des  Anra.  108  genannten  Äma  no  Ho-akari  no  Mikoto. 
Im  KÜJIKI  heisst  er  Ama-teru-Kunl-teru-hiko  Ama  no  Ho-akari  Kushi-tama-ni<ji- 
haya-bi  no  Mikoto. 

1-2  Siehe  Anm.  111. 

133  Vgl.  Anm.  119,  wo  statt  Äme-nigiski-Kimi-nigi-iJti  die  Abkürzung  Ame- 
kuni-nuji^hi  steht.  I  liest  übrigens  Ama  no  Nigishi  Kuni  no  Nigüihi  „Hinuiiels- 
reichlich  Erden-reichlich." 


KAPITEL    V. 
Zum  Inhalt  vergl.  Kojiki  Sect.  39  bis  43. 

1  ^  sachi,  ein  archaisches   Wort,   „  Glück,  Glücksgabe,  Werkzeug   womit 
man  Glück  hat." 


2i8  „  Nihongi,"  Des  G'ötterzcitalters  zzueiter  Teil,     [kap,  v. 

no  Mikoto  hatte  von  Natur  Glück  in  den  Bergen.  Im  Anfang 
sprachen  die  beiden,  der  ältere  und  der  jüngere  Bruder,  mit 
einander  und  sagten :  ,,  Wir  wollen  versuchsweise  unsere 
Glücks[werkzeuge]  austauschen.  Schliesslich  tauschten  sie  mit 
einander,  aber  keiner  von  beiden  erlangte  dadurch  irgend 
welchen  Vorteil.  Der  ältere  Bruder  bereute  [den  Austausch] 
und  gab  seinem  jüngeren  Bruder  dessen  Bogen  und  Pfeile 
zurück  und  verlangte  [wieder]  seinen  eigenen  Angelhaken.  ^ 
Der  jüngere  Bruder  hatte  jedoch  inzwischen  bereits  den  An- 
gelhaken seines  älteren  Bruders  verloren,  und  es  gab  keine 
Mittel  und  Wege  ihn  zu  finden.  Deshalb  verfertigte  er  einen 
anderen  neuen  Haken  und  bot  denselben  seinem  älteren  Bruder. 
Der  ältere  Bruder  jedoch  wollte  ihn  nicht  annehmen,  sondern 
verlangte  den  alten  Haken.  Hierüber  betrübt  nahm  nun  der 
jüngere  Bruder  sein  Querschwert  ^  und  schmiedete  ■*  daraus 
neue  Angelhaken,  häufte  dieselben  auf  einen  Worfler  und  bot 
sie  ihm  dar.  Der  ältere  Bruder  aber  wurde  zornig  und  sprach  : 
,,Wenn  es  nicht  mein  alter  Angelhaken  ist,  so  will  ich  diese 
nicht  nehmen,  wenn  ihrer  auch  eine  grosse  Menge  sind." 
Und  wieder  und  wieder  verlangte  er  ihn  in  heftiger  Weise. 
Daher  war  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  im  allerhöchsten 
Grade  bekümmert  und  betrübt,  und  jener  ging  und  wehklagte 
am  Ufer  des  Meeres.  Da  traf  er  Shiho-dzuchi  no  Woji.  ^ 
Der  Alte  fragte  ihn  und  sprach  :  ,,  Weshalb  bist  du  hier  und 
trauerst?"  Als  Antwort  teilte  jener  ihm  den  ganzen  Sachverhalt 


-  Im  Kt)JiKi  sagt  er  dabei:  ,,  Bergglück  ist  ein  eigenes  Glück  und  Meerglück 
ist  ein  eigenes  Glück  u.  s.  w,"  d.  i.  der  Eine  hat  nur  Glück  als  Jäger  in  den 
Bergen,  der  Andere  nur  als  Fischer  auf  dem  Meere. 

■"  ö^  7J  Ri'i"  mit  iachl  „  Schwert "  umschrieben.  Der  chinesische  Ausdruck 
Querschwert  rührt  wahrscheinlich  daher,  dass  das  Schwert  an  der  Seite  quer 
getragen  wurde.    Auf  eine  besondere  Scliwertform  deutet  der  Ausdruck  nicht. 

■*  Wie  Aston  bemerkt,  deutet  dieser  Ausdruck  (^  f^  katam)  darauf  hir., 
dass  zur  Zeit,  als  diese  Geschichte  gäng  und  gäbe  wurde,  sowohl  Schwerter 
als  Angelliaken  aus  Pilsen  verfertigt  wurden.  Die  Angelhaken  bei  Homer 
waren  aus  Ilorn  (ßoö^  ^ici%s  äypaT/Aoio). 

5  „  Der  Altehrwürdige  der  Salzflut,  der  Alte."  Siehe  Kap.  IV,  Anra.  103. 


mmm 


KAP. 


V.] 


Bruderzwist.  Der  Meerpalast. 


219 


von  Anfang  bis  Ende  mit.  Der  Alte  sprach :  ,,  Trauere  nicht 
länger !  Ich  will  für  dich  ein  Mittel  ersinnen."  Hierauf  machte 
er  einen  maschenlosen  Korb/  setzte  Hiko-ho-ho-de-mi  no 
Mikoto  in  den  Korb  hinein  und  versenkte  denselben  ins  Meer. . 
Darauf  befand  sich  [Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto]  unversehens 
an  dem  Wonnevollen  Kleinen  Strand.  Nachdem  er  dann  den 
Korb  vei'lassen  hatte  und  dahinging,  gelangte  er  plötzlich  zu 
dem  Palaste  des  Meergottes.  '  Dieser  Palast  war  mit  Umzäu- 
nungen und  Brustwehren  ausgerüstet  und  prangte  herrlich  mit 
hohen  Türmen.  Vor  dem  Thore  war  ein  Brunnen,  und  über 
dem  Brunnen  war  ein  vielzweigiger  Kassienbaum  mit  dichten 
Zweigen  und  Blättern.  '''  Nun  ging  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  • 
hin    an    den    Fuss    dieses    Baumes    und    stand    und    wandelte 


'■  D.  i.  ein  Korb,  welclier  aus  Bambusstreifen  oder  dergi.  so  eng  und  fest 
geliochteu  ist,  dass  er  vollständig  wasserdicht  wird. 

Eine  gewisse  Aehnliclikeit  des  Eingangs  dieser  Erzillilung  mit  manchen 
Zügen  der  Algonquin  Mytlie,  welche  Lang,  Custom  and  Myth,  S.  99  mitteilt, 
ist  nicht  zu  verkennen.  Da  wird  von  zwei  Brüdern  erzählt,  von  denen  einer 
einen  Pfeil  im  Wasser  verliert ;  der  ältere,  Panigwun,  watet  ihm  nach.  Ein 
magisches  Canoe  fliegt  vorbei,  und  ein  alter  Magier,  der  allein  darin  sitzt, 
eingreift  Panigwun  und  führt  ihn  davon  nach  seiner  Insel,  wo  er  mit  seinen 
zwei  Töchtern  wolint.  Das  übrige  ist  die  indianische  Form  des  Jason-Mythus. 
Panigwun  gewinnt  die  eine  der  Töchter  nach  Vollbringung  von  allerhand 
schweren  Thaten. 

'  Der  Name  des  Meergottes  ist  Toyo-tanm-hiho  m  Mikoto  ,,  Ueppig-Edelstein- 
Prinz  "  oder  Oho-irata-'^iMm  no  Mikoto,  gewöhnlicli  mit  ,,  grosser  Meeres-IIerr  " 
interpretiert.  Man  hat  den  Palast  des  Meergottes  zu  lokalisieren  gesucht ;  H 
vermutet  ihn  auf  den  Eyü-kyü  Inseln.  Hält  man  alle  die  folgenden  Stellen, 
welche  auf  die  Lage  des  Palastes  und  des  „  Wonnevollen  kleinen  Strandes " 
anspielen,  zusammen,  so  ergiebt  sich  einerseits,  dass  der  Palast  sehr  weit  vom 
Strande  von  Himuka  entfernt  gedacht  wird  :  ein  acht  Faden  langes  Seeunge- 
heuer braucht  aclit  Tage,  das  schnellste  von  einem  Faden  Länge  einen  Tag- 
für  die  Eeise ;  anderseits  wird  der  Strand  und  der  Palast  als  tief  unten, 
mitten  im  Mtere  gelegen  gedacht,  und  die  Ei-de,  resp.  das  Land  Himuka, 
wird  im  Verliältnis  dazu  als  nha-tm-kuni  „  Obei-Land  "  bezeichnet. 

*  Melirere  urulte  Erzählungen  berichten  von  einem  Schlossthor,  wovor  ein 
Baum  und  Brunnen  waren,  und  dass  die  Ankunft  eines  Fremden,  der  sich 
in  oder  bei  dem  Baume  verborgen  hatte,  von  einem  schöpfenden  Mädchen  aus 


ip 


\\\  ■ 


220 


„M/iong-i,"  Des   Götterzeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  v. 


umher.  Nach  einer  Weile  erschien  eine  schöne  Maid, 
welche  das  Thor  öffnete  und  daraus  hervorkam.  Schliesslich 
nahm  sie  ein  edelsteinernes  Gefass,  kam  heran  und  war  im 
Begriff  Wasser  zu  schöpfen,  als  sie  ihren  Blick  erhob  und  ihn 
sah.  Da  war  sie  erschrocken  und  kehrte  [sofort]  ins  Innere 
zumck  und  berichtete  ihrem  Vater  und  ihrer  Mutter  mit  den 
Worten  :  ,,  Ein  fremder  Mensch  ist  vor  dem  Thore  unter  dem 
Baum !"  Der  Meergott  breitete  hierauf  eine  achtfache  Matte 
auf  dem  Boden  aus  und  führte  ihn  herein.  Nachdem  sie  ihre 
Sitze  eingenommen  hatten,  fragte  er  ihn  nach  der  Ursache 
seines  Kommens.  Da  erzählte  ihm  als  Antwort  Hiko-ho-ho- 
de-mi  no  Mikoto  den  Sachverhalt  in  ausfuhrlicher  Weise. 
Hierauf  berief  der  Meergott  die  grossen  und  kleinen  Fische 
zusammen  und  fragte  sie  gebieterisch.  Alle  sagten :  ,,  Wir 
wissen  es  nicht.  Nur  die  Rote  Frau — die  Rote  Fi'aii'^  ist  ein 
Name  für  den  Fisch  TaJii — hat  seit  einiger  Zeit  einen  kranken 
Mund  und  ist  somit  nicht  hergekommen."  "  Sie  wurde  zwangs- 

seinem  Spiegelbild  im  Brunnen  erkannt  wurde  (wie  die  Variante  I  b  und  II 
genauer  darstellt).  Besonders  bemerkenswert  ist  das  schottische  Märchen  von 
2sicht  Nought  Xothing,  mitgeteilt  von  Lang,  a.  a.  O.  89-92.  Seite  91  heisst  es 
daselbst:  „Die  Tochter  des  Riesen  riet  (ihrem  Geliebten,  der  im  Dienste 
ihres  bösen  Vaters  mehrere  Herkules-Arbeiten  verrichtet  hatte)  wegzulaufen 
und  sagte,  sie  würde  ihm  folgen.  So  reiste  er  denn,  bis  er  an  einen  Königs- 
palast kam,  und  der  König  und  die  Kcinigin  nahmen  ihn  auf  und  behandelten 
ihn  sehr  freundlich.  Des  Riesen  Tochter  verliess  das  Haus  ilires  Vaters, 
welcher  sie  verfolgte  und  dabei  ertrank.  Dann  kam  sie  zu  dem  Königspalaste, 
wo  Nicht  Nought  Nothing  jetzt  wohnte.  Und  sie  stieg  auf  einen  Baum  und 
wartete  auf  ihn.  Als  die  Tochter  des  Gärtners  in  dem  Brunnen  Wasser 
schöpfen  ging,  sali  sie  den  Reflex  der  Dame  im  Wasser  u.  s.  w."  Aehnliclies 
berichtet  Lang  S.  99  aus  einer  Malagassy  Erzählung. 

^  Aka-me  „  rote  Frau,"  ein  archaisches  Wort  für  den  2\ild  (sprich  tai), 
eine  Art  Scharfzähner  oder  ^leerbrasse,  Pagrus  cardinalis.  H  bemerkt,  dass 
im  Meere  von  Satsuma  eine  Art  Tahi  vorkomme,  welche  ha-aka-im  heisst, 
ein  offenbar  unserem  ak:i-me  entsprechender  Name.  Die  Bedeutung  von  ha  in 
ha-aka-me  ist  mir  unbekannt,  da  das  Wort  nur  in  Kana  i^iclien  gegeben  Lst. 

^oJmKoJiKi:  „Letzthin  hat  die  Tahi  [Frau]  darüber  Klage  geführt, 
dass  ihr  etwas  im  Halse  stecke  und  sie  am  Essen  liindere ;  sie  hat  also 
zweifellos  [den  Ilaken  versclilungen]." 


ipp 


KAP.  V.]     HoJiodemi  u.  die  Meermaid  Toyotainabime. 


221 


weise   berufen,  und  als  man  ihren  Mund  untersuchte,  fand  man- 
wirklich  den  verlorenen  Angelhaken. " 

Nachdem  dies  geschehen  war,  nahm  Hiko-ho-ho-de-mi 
no  Mikoto  des  Meergotts  Tochter  Toyo-tama-bime  ^^  zur  Frau 
und  blieb  und  wohnte  im  Meer-Palaste.  Drei  Jahre  waren 
verflossen,  und  obgleich  er  an  diesem  Orte  in  Ruhe  und  Freude 
lebte,  hatte  er  doch  noch  ein  sehnsüchtiges  Verlangen  nach 
seiner  Heimat.  Deshalb  seufzte  er  von  Zeit  zu  Zeit.  Toyo- 
tama-bime  hörte  es  und  berichtete  es  ihrem  Vater,  indem  sie 
sprach:  ,,Der  himmlische  erlauchte  Enkel  seufzt  oft  in  weh- 
mütiger Weise.  Vielleicht  sehnt  er  sich  nach  seinem  Heimat- 
lande und  ist  deshalb  betrübt."  Der  Meergott  zog  hierauf 
den  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  herbei  und  redete  ihn  in 
ruhig  gelassener  Weise  an  und  sprach :  ,,  Wenn  der  himm- 
lische erlauchte  Enkel  in  sein  Heimatland  zurückzukehren 
Avünscht,  so  will  ich  ihn  ehrerbietig  hinschicken."  Darauf 
gab  er  ihm  den  aufgefundenen  Angelhaken  und  belehrte  ihn 
und  sprach :  ,,  In  dem  Augenblick,  wo  du  diesen  Haken 
deinem  älteren  Bruder  übergiebst,  sprich  heimlich  zu  diesem 
Haken:     , Armer  Haken!'     Dann  erst  gieb  ihn  hin."     Ferner 


11  Vor  der  Uebergabe  wurde  er  nach  dem  Kojiki  erst  abgewaschen. 

12  „  Ueppig-Edelstein-Prinzessin,"  nach  ihrem  Vater  „  Ueppig-Edelstein- 
Prhiz  "  so  benannt.  Vgl.  Anm.  7.  Die  Fahrt  Hoho-demi's  nach  dem  Palaste 
des  Meergottes,  seine  Vermählung  mit  dessen  Tochter,  und  die  in  ihm  nach 
einiger  Zeit  aufsteigende  Sehnsucht,  in  seine  Heimat  zurückzukehren,  bilden 
zweifellos  den  Grundstock  der  späteren  Sage  vom  jungen  Fischer  Urashima 
aus  Suminoe,  deren  schlichte  und  doch  ergreifende  Fassung  als  Ballade  im 
neunten  Buche  des  Maxyöshü  am  bemerkenswertesten  und  bekanntsten  ist. 
In  Einzelheiten  weicht  die  Lokalsage  zwar  stark  von  dem  alten  Mythus  ab, 
aber  der  Zusammenhang  beider  ist  unverkennbar.  Auf  die  poetische  Bearbeitung 
des  Stoffes  in  der  Manyöshü  Ballade  hat  zweifellos  der  Geist  der  chinesischen 
Litteratur,  welche  im  achten  Jahrhundert  den  ganzen  Gedankenkreis  der 
Japaner  beherrschte,  starken  Einfluss  ausgeübt.  Für  weitere  Information 
über  diesen  Gegenstand  vgl.  man  das  M  i^  -f  ^  ""d  JS  5S  .S  "F  ®  IE  ini 
GtrsSHO-KTJiJÜ,  Bd.  135.  Im  Appendix  siehe  die  Urashima  Sage,  wie  sie  im 
Tango-füdoki  überliefert  ist. 


222  „Nikongi,^'  Des   G'öttcrzcitaltcrs  .-jiceitgr  Teil.     [kap.  v. 

schenkte  er  ihm  das  Flut-steige-Juwel  ''^  und  das  Flut-sinke- 
Juwel  '^  und  belehrte  ihn  und  sprach :  „  Wenn  du  das  Flut- 
steige-Juwel  [ins  Wasser]  tauchst,  so  wird  die  Flut  plötzlich 
zur  Hochflut  steigen,  und  dadurch  ertränke  deinen  älteren 
Bruder.  Wenn  dein  älterer  Bruder  Reue  zeigt  und  um  Ver- 
zeihung bittet,  so  tauche  andererseits  das  Flut-sinke-Juwel  ein, 
und  die  Flut  wird  von  selbst  sich  ebben.  Damit  rette  ihn. 
Wenn  du  ihn  auf  diese  Weise  plagst,  so  wird  sich  dein 
älterer  Bruder  dir  unterwerfen." 

Als  es  dazu  kam,  dass  er  im  Begriff  war  sich  zur  Rückkehr 
fortzubegeben,  redete  Toyo-tama-bime  zu  dem  himmlischen 
erlauchten  Enkel  und  sprach:  ,,  Deine  Magd  ist  schon  schwanger 
und  wird  in  nicht  langer  Zeit  entbinden.  Deine  Magd  wird 
jedenfalls  an  einem  Tage,  wo  W^ind  und  Wellen  stürmisch 
sein  werden,  an  das  Ufer  des  Meeres  hinaus  kommen,  Bitte 
errichte  für  mich  ein  Gebärhaus  "  und  erwarte  mich  !  " 

Nachdem  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  nach  seinem  Palaste 


'^"^  Shiho-iiiiün-tama  ,,  Flnt-füll-Juwel,"'  und  shihn-hiru-tama  ,,  Flut-ebb-Juwel." 
Vgl.  das  2.  Jalir  Cliuai,  7.  Monat,  5.  Tag,  wo  die  Kaiserin  Jingö  im  Meere 
einen  wunderbaren  Edelstein,  genannt  Xyo-i-tama  (,,  zu  Gebote  stellendes 
Juwel,")  ündet.  Nach  einer  im  Usa  >'o  :siiyx  exgi  aufgezeichneten  Parallel- 
überlieferung zur  letzteren  Stelle  erliielt  die  Kaiserin  zwei  Juwelen  aus  dem 
Kyü-gQ  oder  Drachen palast,  von  denen  das  eine  kan-ju  „  trockenes  Juwel," 
und  das  andere  nian-Ju  „  Füll- Juwel  "  genannt  wurde.  Ofienbar  ist  dies  Jrin-ju 
mit  unserem  shiho-hini-tanw,  und  das  inan-ju  mit  unsei'em  xhiho-nüt-u-kima 
identi.-;cli.  Xach  dem  HACiiiMAX-EXf;i  soll  das  kan-Ju  von  weisser,  und  das 
iiian-jtL  von  blauer  Farbe  gewesen,  und  jedes  soll  etwa  fünf  Zoll  lang  gewesen 
sein.  Der  erwiilmte  Ryü-gü  weist  gleichfalls  auf  den  Palast  des  Meeresgottes 
hin ;  der  Meergott  ist  ja  ein  Xäga-räja,  ein  Drachenkönig,  und  seine  Tochter 
verwandelt  sich  bei  ihrer  Xlederkunft  in  einen  Drachen  resp.  Seenngeheuer 
{wani)  von  acht  Faden  Länge,  als  ihre  ureigene  Gestalt.  Vgl.  das  Folgende, 
sowie  auch  Buch  l,  Kap.  VIT,  Anm.  80. 

1-1  Vgl.  über  ubu-ya  „  Gebiirliaus "  oben  Kap.  IV,  Anm.  26.  Xach  dem 
KojiKi,  Sect.  42,  baute  Toyo-tama-bime  selbst  das  Gebiirliaus.  Die  Stätte 
dieses  Gebilrliauses  glaubt  man  identiticieren  zu  können  :  es  soll  die  sog. 
U-tono-iha-ya  „  Kormoran-IIallen-P\>lsen-Höhle "  am  Ufer  des  Meeres  im 
Distrikt  Xaka  der  Provinz  IFiüira  sein. 


mmmmmmmmmm 


KAP.  V.]        Fliitjirwel.   Toyotaniabivie' s  Niederkunft. 


223 


zurückgekehrt  war,  befolgte  er  voll  und  ganz  die  Instruktionen 
des  Meergottes.  Als  nun  der  ältere  Bruder  tlo-susori  no 
Mikoto  [auf  besagte  Weise]  geplagt  worden  war,  gestand  er 
selbst  seine  Schuld  zu  und  sprach :  „  Von  nun  an  und  für 
alle  Zeit  will  ich  dein  [kurzweilige]  Schauspiele  aufbahrender 
Unterthan  ^'^  sein.  Bitte,  lasse  mich  freundlichst  leben ! "  Hierauf 
Hess  er  ihm  schliesslich  seinen  Bitten  gemäss  Verzeihung  zu 
teil  werden.  Dieser  Ho-susori  no  Mikoto  wurde  der  Urahn 
des  Ata  no  kimi  Wobashi  und  Anderer.  ^*^ 

Späterhin  kam  wirklich  Toyo-tama-bime,  wie  sie  vorher 
versprochen  hatte,  mit  ihrer  jüngeren  Schwester  Tama-yori- 
bime ''  an  das  Ufer  des  Me.eres  heran,  indem  sie  dem  Wind 
und  den  Wellen  direkt  Widerstand  leistete.  Als  die  Zeit  ihrer 
Niederkunft  herangenaht  war,  sprach  sie  bittend :  ,,  Während 
deine  Magd  im  Geburtsakt  begriffen  ist,  bitte  ich  dich  nicht 
zuzusehen  !  "■'®  Der  himmlische  erlauchte  Enkel  konnte  jedoch 
nicht  geduldig  ausharren,  sondern  ging  heimlich  hin  und 
spähte.  Da  hatte  sich  Toyo-tama-bime  bei  dem  Geburtsakt 
in  einen  Drachen  verwandelt.  [Weil  sie  in  diesem  Zustand 
gesehen    worden    war],    deshalb    war    sie    in    hohem    Grade 


^5  Vgl.  unten  die  Version  Variante  Xo  II,  wo  Austuhrliclieres  hierüber 
berichtet  ist.  Im  Kojiki  Sect.  41  :  „So  werden  bis  zum  liemigcn  Tage  seine 
vei-schiedenen  Attitüden  beim  Ertrinken  [durch  seine  Xaohkonimen,  die 
Hayahito]  unaufhörlich  dargestellt ;"  nämlich  durcii  mimische  Tänze  bei 
Hofe.  Die  Hayahito  haben  bis  in  historische  Zeit  hinein  sowohl  als  Kaiser- 
liche Leibwächter  wie  als  Spassmacher  bei  Hofe  (als  eine  Art  Hofnarren) 
gedient. 

^6  So  der  ursprüngliche  Text,  den  auch  I  und  H  unverihidcrt  anei-kennen : 
TFofta-^Ai  also  Xame  des  Individuums.  O  und  Sn  (letzterem  folgt  -Vston)  nehmen 
ohne  zwingenden  Grund,  wie  mir  scheint,  die  Umstellung  in  Aia  no  Wobashi 
no  klmi  vor,  wodurch  Wobashi  zum  Bestandteil  des  Uji-Xamens  wird. 

1"  „  Edelstein-gute-Prinzessin." 

lä  Im  Kojiki  Sect.  42  sagt  sie:  ,,So  oft  als  eine  Fremde  niederkommt, 
nimmt  sie  zur  Xiederkunft  die  Gestalt  ihres  Heimatlandes  an.  So  will  icli 
jetzt  beim  Geburtsakt  meine  heimatliche  Gestalt  annehmen.  Bitte,  sieh  nicht 
nach  mir!" 


iillilililip 


224  „  Nihongi'^  Des  Götter  Zeitalters  zzveiter  Teil.     [kap.  v. 

beschämt "  und  sprach :  „Wenn  du  mich  nicht  beschämt 
hättest,  so  würde  ich  das  Meer  und  das  Land  in  wechselseitige 
Verbindung  mit  einander  gebracht  und  bewirkt  haben,  dass 
sie  in  Ewigkeit  sich  nicht  wieder  von  einander  trennten.  Da 
du  mich  aber  jetzt  beschämt  hast,  wodurch  soll  ich  nun 
freundliche  Gesinnungen  [mit  dir]  knüpfen?"  Hierauf  hüll^^ 
sie  das  Kind  in  Binsengras  ^^  ein  und  setzte  es  am  Ufer  &h 
Meeres  aus.  Hierauf  sperrte  sie  den  Weg  zum  Meere  ab  und 
begab  sich  stracks   hinweg."^     Deshalb   wurde    dem  Kinde  der 


in  Im  KüJiKi  wild  erzählt,  dass  Ho-lio-de-mi  bei  ihrem  Anblick  erschra'c 
und  davon  lief,  und  dass  Toyo-tama-bime  dann  erst  von  seinem  heimlichen 
Spähen  erfuhr  und  sich  schämte.  Xach  dieser  Fassung  ganz  besonders  fällt 
die  Analogie  mit  der  Geschichte  von  Izanagi  und  Izanami  in  der  Unterwelt, 
Buch  1,  Kap.  V,  auf.  Die  Analogie  wird  noch  deutlicher  in  der  weiter 
unten  unter  Xo  la  angeführten  Variante,  wo  Ho-ho-de-mi  einen  Kamm 
anzündet  und  guckt,  üfl'enbar  hat  in  beiden  Fällen  dasselbe  Motiv  zur 
Bildung  der  Mythe  beigetragen. 

2"  Kaya  ist  im  weiteren  Sinne  jede  Ppecies  Gras,  die  zum  Dachdecken 
benutzt  wird,  Deckgras. 

-1  Auch  in  der  Ballade  Iritt  durch  Uebertreten  des  Verbots  der  Meer- 
prinzessin, das  Kästchen  zu  öftiien,  ein  Bruch  der  Beziehungen  zwischen  Oberwelt 
und  Unterseewelt  ein:  Urashima  kann  in  letztere  nicht  zurückkehren  und 
stirbt.  Lang,  Custom  and  Myth,  giebt  in  dem  Kapitel  „  Cupid,  Psyche,  and 
the  Sun-frog,"  Seite  64  ff,  viele  Beispiele  dafür,  dass  die  Braut  oder  der 
Bräutigam  in  Folge  der  Uebertretuug  irgend  welcher  mystischen  Kegeln 
verschwinden.  Gewöhnlich  handelt  es  sich  um  eine  Etiquettenregel  des 
Ehestandes,  deren  Uebertretuug  bestraft  wird,  und  in  den  meLsten  Fällen  finden 
Avir  eine  Geliebte  oder  Gemahlin,  die  von  besonderer,  vielleicht  sogar  über- 
natürlicher Art  (eine  Nymphe,  eine  Fee)  ist.  In  der  indischen  Erzählung  von 
Urvaci  und  Pururavas  darf  sich  der  Gatte  seiner  Gattin  nicht  nackt  zeigen, 
und  sobald  dies  (freilich  unabsichtlich)  geschieht,  verschwindet  Urvafi.  In 
„Cupido  und  Psyche  "  darf  der  Gatte  übei'lianpt  gar  nicht  angeschaut  werden; 
in  der  Geschichte  von  der  scliönen  Melusine  darf  diese  von  ihrem  Geliebten 
nicht  nackt  gesellen  werden,  u.  s.  w.  Eine  besondere  Klasse  bilden  die  Erzäh- 
lungen, wo  die  Gattin,  wie  in  unserer  japanischen  Sage,  ein  metamorphosiertes 
Tier  (hier  ein  Drache)  ist,  und  der  Gatte  gewöhnlich  irgend  eine  bestimmte 
Handlung,  wodurch  die  Association  der  Frau  mit  ihrer  ehemaligen  tierischen 
Existenz  wieder  liervorgerufen  wird,  nicht  thun  darf.  Wenn  diese  Association 
durcli  die  verbotene  Handlung,  oder  durch   Unterlassung   einer  anbefohlenen 


■Hiillii 


iinpiilipsPilppii 


KAP.  V.]       Niederkunft  u.  Rückkehr  Toyotamabime  s. 


225 


Name  Hiko-nagisa-take  U-gaya-fuki-ahezu  ^  no  Mikoto  gegeben. 
Längere  Zeit  hierauf  starb  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  und 
wurde  in  dem  Misasagi  auf  dem  Berge  Taka-ya  '^  in  Himuka 
begraben. 

I. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Der  ältere  Bruder  Ho- 
suseri  no  Mikoto  pflegte  [die  Gabe  des]  Meer-Glücks 
zu  haben,  und  der  jüngere  Bruder  Hiko-ho-ho-de-mi 
no  Mikoto  pflegte  [die  Gabe  des]  Berg-Glücks  zu 
haben.  Nun  wünschten  der  ältere  und  der  jüngere 
Bruder  gegenseitig  ihre  Glücksgabe  auszutauschen. 
Deshalb  nahm  der  ältere  Bruder  den  Glücks-Bogen 
des  jüngeren  Bruders  und  ging  in  die  Berge  hinein 
auf  die  Suche  nach  wilden  Tieren.  Aber  schliesslich  sah 
er  von  wilden  Tiei'en  auch  nicht  die  geringste  Spur.  "* 


Vorsichtsmassregel  herbeigeführt  wird,  so  verschwindet  die  Gattin.  Hierher 
gehört  die  aUindisclie  Erzähhing  vom  König  und  der  Froschmaid  Bheki,  das 
Ojibway  Märchen  vom  Jäger  und  der  Biber-Frau  (Laug,  p.  79),  die  Geschichte 
vom  Schlangenwesen  Pundarika  Nag  und  der  Brahmanentochter  Parvati  (Lang 
80).  In  der  letzteren  ist,  ähnlich  wie  bei  der  Lohengrinsage,  der  verhängnis- 
volle Wendepunkt  das  Stellen  einer  verbotenen  Frage.  Die  vorliegende  japa- 
nische Mythe  hat  meiner  Ansicht  nach  ihren  Ursprung  in  dem  Bedürfnis,  eine 
damals  existierende  uralte  Sitte,  nämlich  dass  der  Gatte  dem  Geburtsakt  seiner 
Frau  nicht  beiwolmen  durfte  (der  Geburtsakt  gilt  ja  auch  als  verunreinigend!), 
durch  eine  Erzählung  zu  illustrieren  und  zu  begründen.  Dies  ist  wenigstens 
das  ei-m  Leitmotiv.  Das  andere  Element  für  die  Sagenbildung  besteht  in  dem 
Umstand,  dass  sich  Toyo-tama-bime  in  ihrer  eigentlichen  Tiergestalt  nicht 
erblicken  lassen  wollte. 

"„Prinzherrlich  Strand  Tapferer,  Kormoran  [federn]  [als]  Schilfdach 
noch  nicht  ganz  zusammengefügt ;"  im  Kojiki  noch  mit  dem  Vorsatz  Ama- 
tm-hi-daJxL  „ HimmelsHSonnen-Höhe."  Statt  «Äesit  „  nicht  zusammen  kommend." 
findet  sich  als  seltenere  Lesart  ahasezu  ,,  nicht  zusammen  bringend." 

23  Nach  dem  Takaya  Sakeyökö  lag  dieses  Misasagi  auf  dem  Hügel 
Kamiwari-no-woka  im  nördliclien  Teil  des  Dorfes  Fumoto-mura  im  Misobe- 
no-sato,  Distrikt  Aira  der  Provinz  Ohosumi.  In  der  Nähe  dieses  Hügels  befindet 
sich  ein  Sliintö^clirein  Tulcaya-jinja.  Takaya  wird  entweder  mit  den  Zeichen 
„hohes  Haus"  oder  ,,  Falken-Haus  "  gesclirieben. 

^•*  Jap.  .s7(/.'-/((!  iw  karato  dani  viizu.  Karato  aus  kara-ato  f£  ^  „trockene 
Spur;''  nach  H  aber  /;m'a  =  „  leer,"  was  wahrscheinlich  richtig. 


226  ,,  Alhongi,"  Des   G'ötterzcitaltcrs  zzveiter  Teil.     [kap.  v. 

Der  jüngere  Bruder  nahm  seines  älteren  Bruders 
Glücks- An  gelhaken  und  begab  sich  auf  das  Meer, 
um  Fische  zu  angeln ;  aber  er  bekam  gar  nichts, 
und  schliesslich  verlor  er  [sogar]  den  Angelhaken. 
Da  gab  der  ältere  Bruder  seinem  jüngeren  Bruder 
den  Bogen  und  die  Pfeile  zurück  und  verlangte 
seinen  eigenen  Angelhaken.  Der  jüngere  Bruder 
war  bekümmert  darüber,  nahm  hierauf  das  von  ihm 
umgürtet  getragene  Quer-Schwert,  verfertigte  daraus 
Angelhaken,  häufte  dieselben  auf  einen  Worfler  und 
bot  sie  dem  älteren  Bruder  dar.  Der  ältere  Bruder 
aber  nahm  sie  nicht  an  und  sagte  :  „  Ich  will  meinen 
Glücks-Angelhaken  wieder  haben  !  "  Da  hierauf  Hiko- 
ho-ho-de-mi  no  Mikoto  nicht  wusste,  wo  er  ihn  finden 
sollte,  war  er  nur  traurig  und  stöhnte.  Dann  begab 
er  sich  an  das  Ufer  des  Meeres,  wanderte  da  auf 
und  ab  und  seufzte.  Da  kam  auf  einmal  ein  hochbe- 
jahrter Mann  daher  und  nannte  sich  selbst  Shiho- 
dzuchi  no  Woji.  Dieser  fragte  ihn  und  sprach : 
,,Herr,  wer  bist  du,  und  warum  bist  du  hier  in 
solcher  Betrübnis  ? "  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto 
erzählte  ihm  ausführlich  die  Angelegenheit.  Hierauf 
nahm  der  Alte  aus  einem  Beutel  heraus  einen 
schwarzen  Kamm,  und  als  er  ihn  auf  die  Erde  warf, 
da  verwandelte  sich  derselbe  in  ein  fünfhundert 
[halmiges]  Bambusgefilde.  -'  Darauf  nahm  er  diesen 
Bambus  und  verfertigte  daraus  einen  grossmaschigen 
groben  ~^    Korb,     setzte     den     Hiko-ho-ho-de-mi     no 


'^'  Vgl.  Buch  1,  Kap.  V,  wo  Izanagi  bei  seiner  Flucht  aus  der  Unterwelt 
den  verfolgenden  Scheusslichen  Weibern  seinen  vielzähnigen  Kamm  hinwirft, 
worauf  sich  derselbe  in  Banibusscliösslinge  verwandelte. 

-'•  Oho-ma-ara-ko  ;  „  grob  "  bezieht  sich  wohl  auf  die  Grobheit  der  Masclien, 
nicht  des  Materials,  und  I  erklärt  dcslialb  durch  „einen  giossen  Korb  mit 
weiten  Maschen."     Man  beachte,  dass  diese    Variante  über  den    Korb    gerade 


■ill:! 


KAP.    V.] 


Bruderzivist.  Mcerpalast.  Var.   I. 


227 


Mikoto    in    den    Korb    hinein    und    warf  ihn    in   das 
Meer. 

I  a. — Eine  andere  Version  lautet:  Er  nahm  einen 
maschenlosen  Katama,  machte  daraus  ein  Floss,  band 
mit  einem  dünnen  Seile  den  Ho-ho-de-mi  no  Mikoto 
daran  und  versenkte  es  so. — Der  sogenannte  Katama'-^ 
ist  das,  zuas  man  jetzt  einen  Banibiiskorb  nennt. — 

Nun  aber  giebt  es  auf  dem  Meeresgrunde  von 
Natur  ein  [sogenanntes]  Wonnevolles  Strändchen. 
Als  er  hierauf  an  [diesem]  Strande  entlang  weiter 
schritt,  gelangte  er  auf  einmal  nach  dem  Palaste  des 
Meergottes  Toyo-tama-hiko.  Dieser  Palast  hatte  er- 
haben verzierte  Schlossturmthore  und  höchst  prächtige 
Türme  und  Zinnen.  Ausserhalb  des  Thores  war  ein 
Brunnen,  und  neben  dem  Brunnen  stand  ein  Kassien- 
baum. Hierauf  ging  er  an  den  Fuss  des  Baumes  heran 
und  stand  da.  Nach  einer  Weile  kam  ein  schönes 
Mädchen,  das  an  [Schönheit  des]  Gesichts  alle  Welt 
übertraf  und  von  einer  Schar  weiblicher  Dienerinnen 
gefolgt  war,  aus  dem  Inneren  hervor  und  war  gerade 
im  Begriff,  mit  einem  edelsteinernen  Gefäss  Wasser  zu 
schöpfen,  als  sie  aufblickte  und  den  Ho-ho-de-mi  no 
Mikoto  sah.  Da  kehrte  sie  erschrocken  wieder  zurück 
und  meldete  es  ihrem  Vater,  dem  Gotte,  und  sprach  : 
„  Unter  dem  Baume  neben  dem  Brunnen  vor  dem 
Thore  steht  ein  edler  Fremder  von  nicht  gewöhnlicher 
Gestalt.  Wenn  er  vom  Himmel  herabgekommen  wäre, 
so  würde  er  das  Gepräge  "*  des    Himmels    [an     sich] 

das  Gegenteil  von  dem  berichtet,  was  der  Ilaupttext  besagte,  wo  von  einem 
„  maschenlosen  "  Korbe  die  Rede  war. 

-'  I  hält  diese  Glosse  für  eine  späte  Interpolation,  weil  sie  ein  in  der 
alten  &it  nur  zu  gut  bekanntes  "Wort  erklärt  und  deshalb  gänzlicli  überflüssig 
war.  Für  hatama  finden  sich  aucli  die  Lesarten  hatmma  und  katatmma. 

-^  ^  ho  lieisst  wörtlicli  „Schmutz;"  H  umschreibt  mit  fiirl  „Betragen, 
Miene  ;'•  I  giebt  rechts  vom  Zeiclien  die  herkömmliche  Lesung  ka]io  ,,  Gesicht," 


1 


mmmm 


iiiiiiiiiiii 


228  ,,  NiJiongi,^''   Des  Göiterzeitalters  zzveitcr  Teil.     [kap.  v. 

haben ;  wenn  er  von  der  Erde  hergekommen  wäre^ 
so  würde  er  das  Gepräge  der  Erde  [an  sich]  haben. 
Sollte  er  wirklich  der  herrlich  schöne  Prinz  des 
Luftraums  ^  sein  ?  " 

I  b. — Eine  andere  Version  heisst :  Eine  Dienerin  der 
Toyo-tama-bime  schöpfte  Wasser  mit  einem  edelstei- 
nernen  Eimer,  aber  schliesslich  war  sie  nicht  im  Stande 
ihn  zu  füllen.  Als  sie  in  den  Brunnen  hinuntersah, 
da  war  darin  das  lächelnde  Gesicht  eines  Mannes 
umgekehrt   wiedergespiegelt.      Als   sie  darauf  empor- 


iind  links  davon  hatachl  ,,  Gestalt."  Dass  die  jap.  Lesung  jedenfalls  nicht 
unberechtigt  ist,  ergiebt  sich  aus  dem  "Wex-süex,  wo  der  Ausdruck  jtgf§-  f;ö-zoku~ 
vorkommt,  welcher  durcli  shhnitsuki-taru  shizen  no  zoku  ?fe  {•}■  |:  2  |=|  ^  O  f§^ 
erklärt  wird,  etwa  „das  innerste  Wesen  ausmacliende  natürliche  Weise."  Da 
icli  zweifelhaft  hin,  ob  die  Grundbedeutung  des  chinesischen  Zeichens  oder 
die  jap.  Lesung  den  Vorzug  verdient,  stj  habe  ich  die  Interpretation  „  Gepräge  " 
gewälilt,  wodurch  icli  beiden  Seiten  annäliernd  gerecht  werde.  Sollten  die 
Verfasser  die  eigentliche  Bedeutung  ,,  Sclimutz  "  beabsichtigt  haben,  so  wird 
man  lebhaft  an  eine  Stelle  im  indisclien  Epos  Mahä-bhärata,  Vers  25  und  26 
des  5.  Gesanges  der  Xala-Episode,  erinnert,  wo  es  heisst :  „  Und  alsbald  erblickte 
[DamayantI]  die  GöttUchen  (d.  i.  die  vier  Götter  ^akra,  Agni,  Varuna  und 
Yama)  schvjii^dox,  nnbewegliclien  Blickes,  steifkränzig,  staubfrei  und  keiner  von 
ihnen  berührte  beim  Stellen  den  Erdboden.  Dagegen  stand  fest  auf  dem 
Erdboden  der  Nishadher  (der  iimiscJdlyche  König  Nala),  schattenverdoppelt, 
welkkränzig,  staub-  und  scJnvembedeckt,  durdi  Augenblinzeln  sich  verratend." 
Eine  zwar  nicht  genaue,  ober  trotzdem  bemerkenswerte  Parallele.  Prof.  K. 
Tsuboi  bemerkt  zu  der  Kedensart  :  ))  ^  {§•  als  Kompositum  bedeutet  zweifellos 
„die  dem  Wesen  anhaftende  Weise;"  ^  gebraucht  als  Adjectivum  im  Sinne 
„anhaftend."  Aber  in  diesem  Falle  ist  dies  &ichen  selbständig  gebraucht 
und  kann  deshalb  nur  im  natürlichem  Sinne  verstanden  werden,  bedeutet 
also  „  Schmutz."  « 

29  Maguhashiki  Sora-tsu-hiko.  Im  KojiKi  kommt  diesem  Ausdruck  ent- 
sprechend Sora-fsu-hi-daka  „  des  Luftraums  Sonnen-Höhe,"  im  Gegensatz  zu 
Ama-tsu-hi-daka  „  des  Himmels  Sonnen-Höhe  "  vor,  und  nacli  Ts  soll  ersterer 
Ausdruck  eine  Bezeichnung  für  den  Kaiser  sein,  letzterer  aber  für  den  Kron- 
prinzen. KoJiKi  Scct.  40  sagt  der  Meergott  mit  Bezug  auf  Ho-ho-de-mi: 
„  Diese  Person  ist  Sora-t.<v-hi-<laka,  das  erlauchte  Kind  von  Ama-tsu-hi-daka.^' 
Insofern  Ho-ho-de-mi  si^äter  der  erste  Kaiser  von  Japan  (Jimmu-tennö)  wurde. 


KAP. 


V.] 


Der  Mecrpalast.    Vaf.  I. 


229 


blickte,  war  da  ein  schöner  Gott,  welcher  an  den 
Kassienbaum  gelehnt  dastand.  Deshalb  kehrte  sie 
nach  innen  zurück  und  berichtete  es  dem  Könige.  ^° — 

Hierauf  schickte  Toyo-tama-bime  Jemand,  um 
mit  diesen  Worten  zu  fragen :  „  Fremder,  wer  bist 
du?  warum  bist  du  hierher  gekommen?"  Ho-ho-de- 
mi  no  Mikoto  antwortete  und  sprach  :  ,,  Ich  bin  der 
Enkel  der  himmlischen  Gottheit."  Darauf  erzählte 
er  schliesslich  den  Grund  seines  Kommens. 

Da  ging  der  Meergott  ihm  entgegen,  ver- 
neigte   sich    vor    ihm,  "'^    führte    ihn    hinein,   tröstete 


sind  beide  Ausdrücke  auf  ihn  anwendbar,  und  in  der  Tluit  wird  im  Kojiki 
Sect.  38  dem  Namen  Ho-ho-de-mi's  das  Prädikat  Aina-tsii-hi-daka  vorgesetzt, 
indem  dort  sein  voller  Name  heisst :  Ama-tsa-hi-claka  Hlko-ho-ho-de-nü  iw  J\Itkoto. 
Späterhin  werden  die  Prädikate  Aiiui-fs-u-hi-(lalxi  und  Sora-taib-hi-daka  auch  auf 
andere  Personen  angewendet. 

3ö  Auch  im  Kojiki  Sect.  40  sind  es  Dienerinnen  der  Toyo-tama-binie, 
welche  beim  Wasserschöpfen  den  Ho-ho-de-rai  zuerst  erblicken.  Naclidem  sie 
-aufschauten  und  ihn  salien,  heisst  es  daselbst  weiter :  ,,  Sie  hielten  das  für  sehr 
seltsam.  Darauf  sah  Ho-ho-de-mi  no  Mikoto  die  Mägde  und  bat  sie,  ilun 
Wasser  zu  geben.  Die  Mägde  schöpften  sogleicli  Wasser,  thaten  es  in  das 
edelsteinerne  Gefäss  und  reichten  es  ihm  eiirerbietig.  Darauf  machte  er, 
ohne  das  Wasser  zu  trinken,  das  Juwel  au  seinem  erlauchten  Nacken  los, 
nahm  es  in  den  Mund  und  spie  e^  in  das  edelsteinerne  Gefäss.  Hierauf 
blieb  da?  Juwel  an  dem  GefUss  fest  hängen  und  die  Mägde  konnten  es  nicJit 
losmachen.  Deshalb  nahmen  sie  [das  Gefäss]  mit  dem  daran  fest  anhängenden 
Juwel   und   überreieliten  es  der  Toyo-tama-bime  no  Mikoto,  u.  s.  w." 

^1  ^  worogaml  oder  wogami.  Nacli  Nagase  Masaclii  soll  die  uralte  Weise 
des  Begrüssens  mit  der  noch  jetzt  gebräuchlichen  identisch  gewesen  sein : 
nämlich  auf  dem  Boden  kauernd  neigte  man  den  Kopf  und  Oberkörper  nach 
vorn  und  drückte  dabei  beide  Hände  mit  den  Handflächen  flach  vor  sich  auf 
den  Boden.  Wie  mir  Prof.  K.  Tsuboi  mitteilt,  hat  mau  bei  Ausgrabimgen 
eine  Haniica-Figur,  die  beschriebene  Grussweise  dai-stellend,  aufgefunden,  und 
kann  diunit  die  Nagase'sche  Hj'potliese  für  bewiesen  halten.  Eine  im  grossen 
und  ganzen  ähnliche  Begrüssungsweise  der  alten  Japaner,  der  ^,  wird  in  dem 
chinesischen  Geschichtswerk  fj  jg  Wei-chi  erwähnt  (vgl.  Buch  22,  S.  20, 
Anm.  24),  doch  darf  man  diese  und  die  oben  beschriebene  Gnissform  nicht 
mit  einander  identificieren. 


V 


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llii    ■,!' 


230  „  NiJiongi''  Des  Göttcrzeitalters  zivciter  Teil.     [kap.  w 

ihn  "-  in  freundlicher  Weise  und  gab  ihm  dann  seine 
Tochter  Toyo-tama-bime  zur  Frau.  Deshalb  blieb  er 
und  wohnte  in  dem  Meerespalast.  Nachdem  drei  Jahre 
verflossen  waren,  seufzte  Ho-ho-de-mi  no  Mikoto 
öfters,  so  dass  Toyo-tama-bime  ihn  fragte  und  sprach : 
„  Hat  der  himmlische  erlauchte  Enkel  etwa  den 
Wunsch  nach  seinem  Heimatlande  zurückzukehren  ?" 
Er  antwortete  und  sprach  :  „  So  ist  es."  Toyo-tama- 
bime  erstattete  hierauf  ihrem  Vater,  dem  Gotte, 
Bericht  und  sprach :  ,,  Der  hier  weilende  edle  Gast 
hat  den  Wunsch  nach  dem  oberen  Lande ""  zurück- 
zukehren." Der  Meergott  versammelte  hierauf  alle 
die  Fische  des  Meeres  und  befragte  sie  um  den 
[Verbleib  des  verlorenen]  Angelhakens.  Da  antwor- 
tete ein  Fisch  und  sprach :  „  Die  rote  Frau  hat  seit 
langem  eine  Mundkrankheit — in  einer  anderen  Version 
heisst  es :  Die  rote  Frau  hat  ihn  vermutlich  ver- 
schluckt.— Daher  wurde  nun  die  rote  Frau  vorgefordert, 
und  als  man  ihren  Mund  besah,  steckte  der  Angel- 
haken noch  immer  in  ihrem  Munde.  Sogleich  nahm 
man  denselben  und  überreichte  ihn  dem  Hiko-ho-ho-de- 
mi  no  Mikoto,  wozu  [der  Meergott]  ihn  belehrte  und 
sprach :  ,,  Wenn  du  den  Angelhaken  deinem  älteren 
Bruder  geben  wirst,  dann  musst  du  zuerst  diese 
Verwünschung  sprechen :  ,  Ursprung  der  Armut,  An- 
fang des  Verhungerns,  Wurzel  des  Elends, '  und  dann 
erst  gieb  ihn  hin.  Ferner,  wenn  dein  älterer  Bruder 
über  das  Meer  fahren  wird,  so  werde  ich  sicherlich 
Wirbelwind  und  hohen  Wellenschlag  erregen  und 
ihn    durch    dieselben    in    die    Qual    des    Ertrinkens 


il!'' 


"-  So    nach    den    Zeichen ;    nach    der  jap.     Transskription    t-vtkahc-mat.mru 
„  wartete  ihm  auf." 

•""■  Verl,  das  Anm.  7   Gesa<?te. 


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KAP.  V.]  Hohodemi  u.   Toyotamabivie.    Var.   I. 


231 


versetzen."  Hierauf  setzte  er  den  Ho-ho-de-mi  no 
Mikoto  auf  ein  grosses  Seeungeheuer  "'■*  und  schickte 
ihn  so  nach  seinem  Heimatlande  zurück. 

Noch  zu  einer  anderen  Zeit,  bevor  dies  [geschah], 
redete  Toyo-tama-bime  in  ruhig  gelassener  Weise 
und  sprach :  „  Deine  Magd  ist  schwanger.  Ich  werde 
an  einem  Tage,  wo  Wind  und  Wellen  ungestüm  sein 
werden,  an  die  Meeresküste  herauskommen.  Bitte, 
errichte  für  mich  ein  Gebärhaus  und  erwarte  mich 
daselbst." 

Hierauf  kam  Toyo-tama-bime  wirklich,  w^ie  sie 
gesagt  hatte,  [an  die  Küste]  heran  und  sprach  zu 
Ho-ho-de-mi  no  Mikoto  :  „  Deine  Magd  wird  heute 
Nacht  entbunden  werden.  Bitte,  sieh  nicht  nach  ihr  !" 
Aber  Ho-ho-de-mi  no  Mikoto  hörte  nicht  darauf, 
sondern  nahm  einen  Kamm,  zündete  ihn  an  und  sah 
nach  ihr.  ''*  Da  hatte  sich  gerade  Toyo-tama-bime  in 
ein  acht  Faden  [langes]  grosses  Bären-Seeungeheuer'"* 
verwandelt   und  w^and   sich  auf  dem   Bauche    umher. 


^•*  Nacli  dem  KoJiKi  setzte  er  iiin  auf  dea  Kopf  desselben.  Das  Seeunge- 
heuer war  von  einem  Faden  Länge,  vgl.  unten  Version  No.  III,  Im  KoJiKi 
heisst  es  sodann  weiter :  „  Hierauf  geleitete  ihn  [das  Seeungeheuer]  ehrerbietig  in 
einem  Tage,  wie  es  versprochen,  nach  seiner  Heimat.  Als  d;is  Seeungeheuer  im 
Begriff  war  zurückzukehren,  band  [Ho-ho-de-mi  no  Mikoto]  den  [im  Kleid} 
unter  dem  Gürtel  getragenen  Dolch  los,  legte  ihn  auf  den  HaLs  des  Seeungeheuers 
und  scliiekte  es  zurück.  Daher  wird  das  einen  Faden  [lange]  Seeungeheuer 
jetzt  Sahi-vwchi  no  Kami  (der  Gott  Klingen-Besitzer)  genannt."  Das  Fahren 
übers  Meer  auf  Seetieren  ist  ein  der  primitiven  Phantasie  äusserst  naheliegender, 
und  daher  vielen  Mythen  gemeinsamer  Gedanke.  So  reitet  Arion  auf  einem 
Delphin,  Siati  in  der  Samoanischen  Mytlie  auf  einem  Haifisch,  u.  s.  w.  Toyo- 
tama-bime  selbst  bedient  sich,  wie  weiter  unten  erwähnt  wird  (Anm.  59),  als 
Vehikel  einer  Schildkröte. 

^  Vgl.  Buch  1,  Kap.  V,  wo  es  heisst:  „  Izanagi  no  Mikoto  hörte  jedoch 
nicht  auf  sie,  sondern  nahm  heimlich  seinen  vielzähnigen  Kamm,  brach  dem 
Endzahn  davon  ab,  machte  daraus  eine  Fackel  und  sah  nach  ibr."  Vgl.  auch 
gegenwärtiges  Kap.  Anm.  19. 

38  Vgl.  Buch  1,  Kap.  VIII,  Anm.  89. 


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232  „  M/iong-i,"  Des  G'dtterzeitalters  zweiter  Teil,      [kap,  v. 

Schliesslich  war  sie  zornig  darüber,  dass  sie  beschämt 
worden  war,  und  kehrte  daher  stracks  nach  ihrer 
Heimat  auf  dem  Meeresgrund  zurück,  indem  sie  ihre 
jüngere  Schwester  Tama-yori-bime  zurückliess,  um 
ihr  Kind  zu  warten  und  grosszuziehen.  Dass  man 
dem  Kinde  den  Namen  Hiko-nagisa-take  U-gaya-fuki- 
ahezu  no  Mikoto  gab,  hatte  seinen  Grund  darin,  dass 
das  Gebärhaus  am  Meeresufer  gänzlich  mit  Kormo- 
ranfedern anstatt  des  Riedgrases  bedacht  war,  und  dass 
das  Kind  geboren  wurde,  als  die  Ziegel "''  noch  nicht 
zusammengefügt  waren.  Deshalb  benannte  man 
ihn  so.  •"* 
IL — In  einer  Schrift  heisst  es: — Vor  dem  Thore  war  ein 
guter  Brunnen,  und  über  dem  Brunnen  war  ein 
hundertzweigiger  Kassienbaum.  Daher  stieg  Hiko- 
ho-ho-de-mi  no  Mikoto  mit  einem  Sprung '"''  auf  diesen 


Hill 

illil 


'^''  g  ii-aka  „  Ziegel,"  ein  liier  gänzlich  unpassender  Ausdruck,  da  die 
alten  Japaner  überhaupt  keine  Dachziegel  kannten,  sondern  die  Dächer  stets 
mit  Kaya  deckten.  In  historisclier  Zeit  kamen  hin  und  wieder  auch  vSchindel- 
däclier  vor,  wie  bei  dem  im  1.  Jahre  Saimyö,  d.  i.  655,  erwälmten  Palast 
Aauka  no  Ila-buki  no  mii/a  „  Scliindeldachpalast  von  Asuka."  Im  selben  Jalire 
wollte  man  in  Woharida  einen  Palast  mit  einem  Ziegeldach  bauen,  was  eine 
so  ungeheuerliche  Neuerung  war,  dass  die  Götter  selbst  sich  dagegen  ins 
Mittel  legten.  Siehe  Bucli  26,  Seite  2.  Nach  dem  Fusö-ryakuki  wurden 
zuerst  im  11.  Jahre  Jitü,  d.  i.  ÜÜT,  öffentliche  Gebäude  mit  Ziegeln  gedeckt. 
Da  den  Verfassern  des  NiHOXGi  all  dies  sehr  wolil  bekannt  war,  so  müssen 
wir  annehmen,  dass  sie  das  Wort  ,,  Ziegel"  nur  als  metaphorische  Floskel 
gebrauchten  und  darunter  blos  „  Dachbedeckung "  im  allgemeinen  verstanden 
wissen  wollten. 

^  Aston  erwähnt  liier  den  Aberglauben,  da5s  eine  Frau  bei  ihrer  Nieder- 
kunft dadurch  Erleichterung  bekommen  soll,  dass  sie  eine  Kormoranfeder  in 
der  Hand  hält.  Zu  gleichem  Zweck  wird  auch  die  koyavi-gal  „  I^ichtentbin- 
dungs-Muschel,"  eine  Art  Kauri  oder  Otternköpfclien,  benutzt.  Wichtig  für 
eine  Frau,  welche  niederkommt,  ist  es  auch,  dass  sie  den  Besengott  {hdki  no 
kam!)  nicht  durch  solilechte  Behandlung  des  liausbesens,  wie  Treten,  Hinwer- 
fen u.  s.  w.  beleidigt  hat. 

^^  ^  ^  ivodoj-Lle  {odorlte)  nohori.     Oior«  bedeutet   „springen,  tanzen;"   aus 


iii 


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KAP. 


V.] 


Der  Meerpalast.    Var.  Tl. 


533 


dem 


Baum  hinauf  und  stand  dort.  Zu  dieser  Zeit  kam 
des  Meergotts  Tochter  Toyo-tama-bime  mit  einem 
edelsteinernen  Gefass  in  der  Hand  daher  und  war  im 
Begriff  Wasser  zu  schöpfen,  als  sie  in  dem  Brunnen 
das  Spiegelbild  eines  Mannes  sah.  Da  sah  sie  empor 
und  liess  erschrocken  das  Gefass  fallen.  Das  Gefass 
war  in  Stücke  zerbrochen,  aber  ohne  sich  darum  zu 
bekümmern,  ging  sie  wieder  hinein  und  berichtete 
ihrem  Vater  und  ihrer  Mutter,  indem  sie  sprach : 
Ich  habe  einen  Mann  gesehen,  welcher  sich  auf 
Baume  neben  dem  Brunnen  befindet.  Sein 
Gesicht  ist  ausserordentlich  schön,  seine  Gestalt 
zierlich  fein,  und  es  ist  so  zu  sagen  kein  gewöhnlicher 
Mensch."  Als  ihr  Vater,  der  Gott,  dies  vernahm, 
wunderte  er  sich.  Hierauf  richtete  er  eine  achtfache 
Sitzmatte  her,  ging  ihm  entgegen,  fährte  ihn  herein 
und  nahm  [mit  ihm]  Platz.  Als  er  ihn  hierauf  nach 
dem  Grunde  seines  Kommens  fragte,  gab  derselbe 
ihm  ausführlich  betreffs  der  Sachlage  Antwort.  Da 
fühlte  der  Meergott  gleich  in  seinem  Herzen  Mitleid 
mit  ihm  und  berief  sämtliche  breitflossigen  und 
schmalflossigen  Wesen  '*"  und  befragte  sie.  Alle  sagten  : 
„Wir  wissen  es  nicht."  Nur  die  rote  Frau  hatte  einen 
kranken  Mund  und  war  nicht  gekommen. — Anders 
auch  heisst  es :  die  Mund-Frau  hatte  einen  kranken 
Mund. — Hierauf  rief  man  sie  schleunigst  herbei,  und 
als  man  ihren  Mund^^  untersuchte,  fand  man  auf  der 
Stelle    den    verlorenen    Angelhaken.     Darauf    erliess 


der  ursprünglichen  Bedeutung  „  Sprünge  machen "  ging  die  von  „  tanzen 
mimische  Tänze  aufRihren  "  hervor. 

40  Hata  no  hiro-moiw  hafa  no  sa-mono,  d.  i.  grosse  und  kleine  Fisclie,  ein 
in  feierlichem  Stile,  wie  in  den  Norito,  öfters  wiederkehrender  Ausdruck. 
Siehe  Buch  1,  Kap.  IV,  Anm.  103. 

■*!  D.  i.  den  Mund  der  „  Mund -Frau  "  Kuchi-me. 


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234         „  iVi/ion^i,"  Des  Götterzeitalters  ztveiUr  Teil.     [kap.  v. 

der  Meergott  an  sie  ein  Verbot  ^^  und  sprach  :  „  Du 
Mund-Frau !  Von  nun  an  darfst  du  niemals  wieder 
einen  Köder  verschlingen,  und  ferner  sollst  du  nicht 
mit  zu  den  Speisen  des  himmlischen  erlauchten  Enkels 
zugelassen  werden !"  Dieses  ist  der  Grund,  warum 
der  Fisch  Kuchime  (Mund-Frau)  dem  Kaiser  nicht 
als  Speise  vorgesetzt  wird.  * 

Als    die    Zeit   gekommen  war,    dass  Hiko-ho-ho- 
de-mi    no    Mikoto    im    Begriff  war    zurückzukehren, 
sprach  der   Meergott   zu    ihm  und  sagte  :   ,,  Ich  freue 
mich  in   meinem   innersten    Herzen,   dass   der    Enkel 
der  himmlischen  Gottheit  sich  -gnädigst  herabgelassen 
hat  mich  zu   besuchen.     Welchen   Tag  würde  ich  es 
je  vergessen  ?  "    Sodann  nahm  er  das  Juwel,  welches 
die  Flut  steigen    macht,    sobald    man    es  denkt,    und 
V  das  Juwel,  welches  die   Flut  ebben  lässt,  sobald  man 
Vs   denkt,   fügte   sie    zu    dem   Angelhaken   und   über- 
reichte  sie   ehrfurchtsvoll,   indem  er  sprach  :  „  Wenn 
der  suveräne  erlauchte   Enkel   auch   durch    achtfache 

■*-  5-1]  seniete,  eigentlich  „  stellte  sie  zur  K2de."  I  zielit  über  die  Lesung 
imtnete  in  der  Bedeutung  „  verbot "  vor. 

■•"  Im  Gegensatz  zu  der  Auffassung  von  Sh  u.  s.  w.  lialte  ich  es  für  ange- 
zeigt, wenn  man  den  Text  nicht  korrigieren  will,  die  zwischen  den  Gedanken- 
stri(;hcn  stellende  und  aus  den  Worten  „  Anders  auch  heisst  es :  die  Mundfrau 
liatte  einen  kranken  Mund  "  bestehende  sekundäre  Glosse  bis  zu  dieser  Stelle, 
dem  Ende  des  Abschnittes,  fortzuführen,  denn  offenbar  ist  in  dem  ganzen 
Passus  nicht  vom  2'a/ii',  sondern  vom  Kvchime  als  verschieden  vom  Tahi  die 
Kede.  Beide  Fische  sind  nicht  identisch  (vgl.  weiter  unten  Var.  IV,  wo  von 
Tahi  und  Kuchime  die  Bede  ist) !  Da  der  Ihhi  Fisch  der  Göttin  Amaterasu, 
der  Ahnin  des  Kaiserhauses,  als  Speiseopfer  vorgesetzt  wird,  ist  er  somit 
auch  nicht  von  der  Tafel  des  Kaisei-s  verbannt;  wohl  aber  ist  dies  mit  dem 
Seefisch  Bora  (Mugil  cephalotus)  der  Fall,  dessen  alter  Name  eben  Kuchi-me 
„  Mund-Frau "  war.  I  hat  ebenfalls  die  Konfusion  bei  der  herkömmlichen 
Ijesung  bemerkt  und  möchte  sich  dadurch  helfen,  dass  er  „  rote  Frau  "  ^  "ic 
vor  der  sekundären  Glosse  in  „  Mund-Frau  "  P  :ic  verändert.  Dann  müsste 
man  aber  auch  in  der  sekundären  Glosse  „  5Iund-Frau  "  in  „  rote  Frau  "  ver- 
ändern, und  eine  Verwechslung  der  Ausdrücke  Rote  Frau  und  Mund-Fraxi  in 


KAP.    V.] 


Das  FliUjuzuel.    Var.  IL 


23s 


Wegwindungen  ^  [von  mir]  entfernt  ist,  so  bitte  ich 
doch,  dass  du  von  Zeit  zu  Zeit  wieder  an  micli 
denken  und  mich  nicht  vergessen  wirst!"  Sodann 
belehrte  er  ihn  und  sprach :  „  In  dem  Augenblick, 
wo  du  diesen  Angelhaken  deinem  älteren  Bruder 
übergeben  wirst,  sprich  darüber :  ,  Haken  der  Armut, 
Haken  des  Verderbens,  Haken  des  Untergangs.* 
Nachdem  du  diese  Rede  beendet  hast,  wirf  ihm 
[den  Haken]  hin,  indem  du  dabei  die  Hand  nach 
hinten  hältst ;  *''  gieb  ihm  aber  nicht  [den  Haken]  mit 
zugewandtem  Gesicht.  Wenn  dein  älterer  Bruder 
zornig  wird  und  die  Absicht  hat,  dir  ein  Leids  zu- 
zufügen, dann  nimm  das  Flut-steige- Juwel  vor  und 
ertränke  ihn  damit.  Sobald  er  schon  in  Gefahr  [des 
Ertrinkens]  ist  und  um  Gnade  bittet,  nimm  das  Flut- 
sinke-Juwel  vor  und  rette  ihn  damit.  Wenn  du  ihn 
auf  diese  Weise  quälst  und  plagst,  so  wird  er  sich 
von  selbst  dir  als  dein  Unterthan  unterwerfen."  Als 
nun  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  diese  Juwelen  und 
den  Angelhaken  empfangen  hatte,  kam  er  nach  seinem 
Heimatspalast  zurück  und  handelte  in  allem  der 
Instruktion  des  Meergottes  gemäss.  Zunächst  gab 
er  seinem  älteren  Bruder  den  Angelhaken.  Sein 
älterer  Bruder  wurde  zornig  und  wollte  ihn  nicht 
annehmen.     Als   daher  der  jüngere   Bruder  das  Flut- 


; ; 


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Haupt-und  Nebenglosse  annehmen.  3Iund-Frau  gehört  dann  in  die  Haupt- 
glosse, Mote  Frau  in  die  Nebenglosse.  Mein  Yorsclilag  scheint  mir  empfehlens- 
werter, da  er  keine  Aenderung  des  Textes  verlangt. 

*^  Oft  vorkommender  poetischer  Ausdruck  für  „sehr  weit."  Vgl.  Kap.  II, 
Anm.  22,  wo  von  „  achtzig  Wegkrümmungen  "  als  metaphorischem  Ausdruck 
für  den  weit  entfernten  Hades  gesprochen  wird. 

•*■''  Das  Nachhintenlialten  der  Hand  ist  auch  noch  später  eine  beim  Ver- 
fluchen (majinahi)  übliclie  Begleit ceremonie.  Es  soll  dadurch  Abscheu  gegen 
das  Böse  ausgedrückt  werden. 


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236  „  Niliongi,^'  Des  G'ötterzeitalters  zzucitcr  Teil.     [kap.  v. 

Steige-Juwel  vornahm,  schwoll  die  Flut  ausserordentlich 
hoch  an  und  in  natürlicher  Folge  davon  ertrank  der 
ältere  Bruder  [beinahe].  Deshalb  sprach  er  bittend 
[zu  seinem  jüngeren  Bruder]  :  „  Ich  will  dir  als  dein 
Sklave  dienen.  Bitte,  lass  mich  am  Leben !"  Als 
der  jüngere  Bruder  das  Flut-sinke-Juwel  vornahm, 
trat  die  Flut  von  selbst  wieder  zurück,  und  der  ältere 
Bruder  wurde  wieder  in  Ruhe  gelassen.  Hiernach 
aber  änderte  der  ältere  Bruder  seine  vorige  Rede  und 
sagte :  „  Ich  bin  dein  älterer  Bruder.  Wie  kann  ein 
älterer  Bruder  seinem  jüngeren  Bruder  dienen?"*'  Da 
nahm  der  jüngere  Bruder  das  Flut-steige-Juwel  vor, 
bei  dessen  Anblick  der  ältere  Bruder  auf  einen  hohen 
Berg  hinauf  floh.  Aber  die  Flut  überschwemmte 
auch  den  Berg.  Als  der  ältere  Bruder  auf  einen 
hohen  Baum  stieg,  überschwemmte  die  Flut  auch 
den  Baum.  Nun  war  der  ältere  Bruder  in  grösster 
Not  und  hatte  keine  Zufluchtsstätte  mehr.  Darauf 
bekannte  er  seine  Schuld  und  sprach :  ,,  Ich  habe 
gefehlt.  Von  jetzt  an  sollen  meine  Kinder  und 
Kindeskinder  für  achtzig  Generationen  beständig  dir 
als  Possenreisser  dienen. — In  einer  Version  heisst  es : 
als  Hunde-Menschen^' — .  Bitte,  habe  Mitleid!"  Der 
jüngere  Bruder  nahm  hierauf  wieder  das  Flut-sinke- 
Juwel  vor,  worauf  die  Flut  von  .selbst  zurücktrat.  Da 
nun  erkannte  der  ältere  Bruder,  dass  sein  jüngerer 
Bruder  wunderbare  Macht  besass  und  unterwarf  sich 
endlich  seinem  jüngeren  Bruder. 

Aus  diesem  Grunde  verlassen  die  von  Ho-suseri 
no  Mikoto  abstammenden  verschiedenen  Hayahito 
bis  zur  gegenwärtigen    Zeit    nicht    die    Einfriedigung 


-'•'  Der  ältere  Bruder  liat  stets  den  Vortritt  vor  dem  jüngeren. 
■*'  D.  li.  als  AVäehter,  welelie  wie  Hunde  Wacht  halten. 


KAP. 


V.] 


Das  Flutjuwel.    Var.  II, 


237 


des  Kaiserlichen  Palastes  und  leisten  statt  bellender 
Hunde  ehrfurchtig  Dienste.  ^* 

Dies  ist  die  Ursache  davon,  dass  die  Leute  der 
Gegenwart  Niemand  drängen,  eine   verlorene  Nadel  *" 


zurückzugeben. 


•*^  Wie  schon  oben  erwähnt,  fanden  die  HayahUo  aus  den  Provinzen  Sa- 
tsnma  und  Ohosumi  als  Kaiserliche  Garde  Verwendung.  Sie  nahmen  nach  dem 
Engi-shiki  bei  gewissen  Ceremonien,  wie  der  Neujahrs-  und  Krönungsceremonie, 
auf  eigentümliclie  Weise  teil.  Zwanzig  höhere  Havahito,  zwanzig  sog.  An- 
kömmlings-Hayahito  und  132  gewöhnliche  Havahito  nahmen  gruppenweise 
vor  dem  Palasthore  links  und  rechts  Aufstellung,  und  beim  ersten  Eintreten 
der  Beamten,  sowie  wenn  dieselben  ihre  Sitze  verliessen,  mussten  die  An- 
kömmlings-Hayahito  drei  Mal  bellen,  u.  s.  w.  Also  auch  hier  fungierten  sie 
als  „  Hunde-Mensclien."  K.  Tsuboi  teilt  mir  mit,  dass  in  Nara  sich  eine  Skulptur 
befindet,  in  der  Havahito  mit  Hundeköpfen  dargestellt  sind. 

■*ö  Hier  ist  für  hari  das  Zeichen  if  „  Nadel "  gebraucht,  während  im 
Vorhergehenden  immer  das  Zeichen  i^  „  Angelhaken  "  (jetzt  tmiri-bari  gelesen, 
aus  tituru  „  angeln  "  und  hari ,,  Nadel ;"  auch  hari  allein  wird  für  „  Angelhaken  " 
gebraucht)  stand.  Das  Wortspiel,  welches  d.adurch  entsteht,  dass  im  Japanischen 
sowohl  „Angelhaken"  als  „Nadel"  durch  dasselbe  Wort  hari  repräsentiert 
werden,  ist  weder  im  Chinesischen  (2  ganz  verschiedene  Zeichen !)  noch  im 
Deutsclien  nachahmbar.  Das  Vorkommen  dieses  japanischen  Wortspiels, 
welclies  dnrcli  die  cliinesLsche  Phraseologie  so  vollständig  verwischt  wird, 
hat  in  meinen  Augen  grosses  Gewicht  für  die  Entscheidung  der  kritischen 
Frage,  ob  die  althergebrachte  japanische  Lesung  des  Nihoxgi,  oder  die  strikte 
Interpretation  nur  nach  der  eigentlichen  Bedeutung  der  chinesischen  Wörter 
beim  Nihongi  grössere  Autorität  habe.  Ich  bin  nämlich  der  Ansicht,  dass 
insoweit  es  sich  nicht  um  spezifisch  chinesische  Vorstellungen,  Anspielungen 
und  dergleichen  handelt,  und  soweit  die  Kanaglossen  nicht  den  Verdacht  auf 
eine  spätere,  künstliche,  rein  stilisierende  Mache  deutlich  rechtfertigen 
(was  freilicli  sehr  oft  der  Fall  ist),  die  japanischen  Lesungen  eine  Autorität 
besitzen,  welche  man  nicht  ungestraft  vernachlässigen  kann.  Wir  müssen 
immer  im  Auge  behalten,  dass  wir  es  in  den  älteren  Teilen  des  Nihongi 
meist  mit  Traditionen  zu  thun  haben,  welche  Jahrhunderte  lang  von  Mund 
zu  Mund  in  japanischer  Sprache  überliefert  worden  waren  und  denen  bei  ihrer 
Aufzeiclinung  in  chinesischen,  möglichst  chinesLsch-rethorisch  klingenden 
Phrasen  bald  mehr  bald  weniger  Gewalt  angethan  wurde.  So  sind  wir 
gezwungen,  wo  chinesischer  Wortlaut  und  Kanaglosse  materiell  von  einander 
abweichen,  niclit  selten  in  der  letzteren  die  Charakteristica  der  ui-sprünglichen 
Erzählung  zu  suchen.     Für   die   späteren   Teile  des  NiHOJfGi,  namentlich  für 


Jil 


mmm 


inmiP 


238  „Nihongi,"'  Des  G'ötterzeitalters  zzveiter  Teil.     [kap.  v. 

III. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Der  ältere  Bruder  Ho- 
suseri  no  Mikoto  pflegte  [die  Gabe  des]  Meerglücks 
zu  haben  und  hiess  deshalb  Umi-sachi-hiko  ^°  d.  i. 
Meerglück-Prinz  ;  der  jüngere  Bruder  Hiko-ho-ho-de- 
mi  no  Mikoto  pflegte  [die  Gabe  des]  Bergglücks  zu 
haben  und  hiess  deshalb  Yama-sachi-hiko  •'''  d.  i. 
Bergglück-Prinz.  So  oft  als  der  Wind  blies  und  der 
Regen  fiel,  vorlor  der  ältere  Bruder  sein  gutes  Glück; 
der  jüngere  Bruder  dagegen,  wenn  er  auch  in  Wind 
und  Regen  geriet,  ging  seines  guten  Glücks  nicht 
verlustig.  Da  sprach  der  ältere  Bruder  zu  seinem 
jüngeren  Bruder  :  ,,  Ich  möchte  versuchsweise  mit  dir 
meine  Glücksgabe  austauschen."  Der  jüngere  Bruder 
gab  seine  Zustimmung  und  sie  tauschten  demgemäss 
mit  einander  aus.  Nun  nahm  der  ältere  Bruder  des 
jüngeren  Bruders  Bogen  und  Pfeile  und  begab  sich 
in  die  Berge,  um   wilde   Tiere  zu  jagen  ;  der  jüngere 


die  Geschichte  des  siebenten  Jiilirhunderts,  wo  so  vieles  Chinesische  und 
Koreanische  hercinspieh,  nimmt  der  Prozentsatz  des  Wertes  der  Kanaglossen 
zusehends  ab.  Ich  wünsclie  hier  ausdrücklich  zu  betonen,  dass  ich  micli  bei 
meiner  Interpretation  vfm  einer  zu  weit  gehenden  Skepsis  elienso  entfernt  zu 
halten  suclie,  wie  von  einem  blinden  Glauben  an  die  Richtigkeit  der  lierge-i 
brachten  japanischen  Auffas.sung.  Bei  aller  Sorgfalt  werden  freilicii  vielfaclie 
Missgrifle  nach  der  einen  oder  anderen  Richtung  niclit  zu  vermeiden  sein. 

Was  das  Drängen  auf  Rückgabe  eines  vorlorenen  Gegenstandes  anbelangt, 
so  teilt  Bau  Nobutomo  einen  interessanten  Spruch  mit,  dessen  sich  die 
Knaben  der  Provinz  Wakasa  bedienen,  wenn  sie  einen  zum  Ersatz  gebotenen 
(Gegenstand  nicht  annelimen  wollen.     Dann  sagen  sie  niimlicli : 

Fnite  mo,  iya  iya ! 

Aröte  mo,  iya  iya ! 

Moto  no  hari  modose  ! 
„  Wenn  du  es  auch  abwiscliest,  mag  ich's  nicht,  mag  ich's  nicht ! 
Wenn  du  es  auch  wäschst,  mag  ich's  nicht,  mag  icli's  niclit ! 
Gieb  die  alte  Nadel  (oder  Angelhaken?)  zurück!" 

•"'0  Oder  Villi  no  S(ichi-hiko. 
■'•1  Oder   Uiiii  ;i5   Yauia-hiLc. 


KAP. 


V.] 


Bruderzwist,  Meerpalast.    Var.  III. 


239 


Bruder  nahm  des  älteren  Bruders  Angelhaken  und 
begab  sich  auf  das  Meer,  um  F'ische  zu  angeln. 
Aber  alle  beide  erlangten  keinen  Glücksvorteil,  son^ 
dern  sie  kamen  mit  leeren  Händen  zurück.  Der 
ältere  Bruder  gab  hierauf  dem  jüngeren  Bruder  den 
Bogen  und  die  Pfeile  zurück  und  verlangte  wieder 
seinen  eigenen  Angelhaken.  Nun  aber  hatte  der 
jüngere  Bruder  den  Angelhaken  im  Meere  verloren, 
und  es  waren  keine  Mittel  und  Wege  denselben 
aufzufinden.  Daher  verfertigte  er  mehrere  tausend 
andere  neue  Angelhaken  und  gab  sie  ihm,  aber  sein 
älterer  Bruder  wurde  zornig  und  nahm  sie  nicht  an, 
sondern  verlangte  ungestüm  seinen  alten  Angelhaken, 
u.  s.  w.,  u.  s.  w.  Darauf  begab  sich  der  jüngere  Bruder 
an  die  Meeresküste  und  wanderte  da  bekümmert  und 
ächzend  umher.  Nun  war  da  aber  eine  Fluss-Wildgans, 
die  sich  in  einer  Schlinge  gefangen  hatte  und  nun 
in  Bedrängnis  war.  Da  hatte  er  Mitleid  mit  ihr, 
machte  sie  los  und  Hess  sie  frei.  Ein  kleines  Weilchen 
danach  erschien  Shiho-dzuchi  no  Woji,  welcher  dahei'- 
kam,  einen  Nachen  aus  maschenlosem  Korbgeflecht 
verfertigte,  den  Ho-ho-de-mi  no  Mikoto  hineinsetzte 
und  [den  Nachen]  in  die  See  hinaus  fortstiess,  worauf 
derselbe  von  selbst  versank.  Plötzlich  kam  der 
Wonnevolle  Weg^^  zum  Vorschein.  Als  er  daher 
den  Weg  entlang  dahinging,  gelangte  er  von  selbst 
nach  dem  Palaste  des  Meergottes.  Da  kam  der 
Meergott  selbst  ihm  entgegen  und  führte  ihn  hinein. 
Sodann  breitete  er  acht  Schichten  von  See-Esel 
Fellen  °^   hin,   Hess  ihn  sich  darauf  niedersetzen,   gab 


1 


52  D.  i.  der  Weg  am  WonnevoUen  Kleinen  Strande.  Derselbe  Ausdruck 
ist  im  KoJiKi  Sect.  40  gebraucht. 

5'>  So  nach  den  Zeichen.  Die  Kanaglosse  hat  das  sonst  unbekannte  Wort 
michi.    Xaeh  Modzume    ist   mkld   vielleicht =a.s7u'/-a  „Seehund."     Die  Zeichen 


240  „  Nihongi,"  Des  G'ötterzeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  v. 

ihm  einen  Schmaus  von  hundert  Tischen,  der  schon 
in  Bereitschaft  gehalten  war,  und  erfüllte  so  die 
ceremoniellen  Pflichten  eines  [gastfreien]  Hausherrn. 
Sodann  fragte  er  ihn  in  ruhig  gelassener  Weise  und 
sprach :  ,,  Aus  welchem  Grunde  hat  der  Enkel  der 
himmlischen  Gottheit  sich  gnädigst  herabgelassen 
hierher  zu  kommen  ?  " 

III  a. — Eine  andere  Version  heisst :  ,,  Vor  kurzem 
kam  mein  Kind  *"  und  sagte  mir,  dass  der  himmlische 
erlauchte  Enkel  am  Ufer  des  Meeres  in  Betrübnis 
weile.  Ich  weiss  nicht,  ob  dies  wahr  oder  falsch  ist ; 
vielleicht  ist  es  so." — 

Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  erzählte  ihm  die 
Angelegenheit  von  Anfang  bis  Ende.  Darauf  blieb 
er  da  wohnen,  und  der  Meergott  gab  ihm  seine 
Tochter  Toyo-tama-bime  zur  Frau.  Endlich  als  schon 
drei  Jahre  in  herzlicher  Liebe  verflossen  waren,  und 
die  Zeit  gekommen  war,  wo  er  sich  anschickte  zu- 
rückzukehren, Hess  der  Meergott  die  Tahi  Frau  holen, 
und  als  man  ihren  Mund  untersuchte,  fand  man  den 
Angelhaken.  Hierauf  überreichte  er  diesen  Angelhaken 
dem  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  und  instruierte 
ihn  und  sprach:  ,,In  dem  Augenblick,  wo  du  dies 
deinem  älteren  Bruder  giebst,  musst  du  folgendes 
hersagen:      ,Ein  trüber"  Haken,  ein  elender  Haken, 


^  Jg  „  See-Es.el  "  werden  übrigens  noch  jetzt  zur  Schreibung  von  lodo  „  Seelöwe  " 
gebrauclit,  nnd  daher  ist  möglicherweise  letzteres  die  richtige  Bedeutung.  In 
der  Fassung  des  KoJiKi  werden  über  die  acht  Schichten  von  See-Esel  Fellen 
noch  acht  Seliichten  von  ^  g  kmu-datximi  „  Seiden-Matten  "  gebreitet. 

5-t  I  will  darunter  nicht  Toyo-tama-bime,  was  doch  am  plausibelsten  scheint, 
verstanden  wissen,  sondern  eine  andere  Gottheit,  deren  Name  nicht  über- 
liefert sei, 

5-'  Xacli  dem  Zeichen  ^^  oho  ,,  gross ;"  die  Schreibung  :A:  für  oho  wird 
aber  blos  als  phonetisch  betraclitet,  und  man  sieht  darin  den  Stamm  des  im 
Manyöshü  mehrfach  vorkommenden  Wortes  ohohoshiku  „  trübe,  trübsinnig." 


KAP.    V.] 


Der  Meerpalast.    Var.  III. 


241 


ein  armer  Haken,  ein  dummer  ^  Haken.'  Nachdem 
du  dies  alles  gesprochen  hast,  musst  du  ihn  mit  der 
Hand  nach  hinten  überreichen."  Hiernach  rief  er 
die  Seeungeheuer  zusammen  und  fragte  sie  und  sprach  : 
,,  Der  Enkel  der  himmlischen  Gottheit  ist  jetzt  im 
Begriff  sich  auf  die  Rückkehr  fortzubegeben.  In  wie 
viel  Tagen  werdet  ihr  diesen  Dienst  verrichten?" 
Da  bestimmten  alle  die  verschiedenen  Seeungeheuer 
je  nach  ihrer  verschiedenen  Länge  oder  Kürze  [des 
Körpers]  die  Anzahl  der  Tage.  Unter  ihnen  war 
ein  ■''  einen  Faden  langes  Seeungeheuer,  welches  selbst 
sagte :  „  Innerhalb  eines  Tages  werde  ich  es  voll- 
bringen." Deshalb  wurde  also  das  einen  Faden  lange 
Seeungeheuer  als  seine  Begleitschaft  geschickt.  Wei- 
terhin gab  er  ihm  zwei  Schatzstücke,  nämlich  das 
Flut-steige-Juwel  und  das  Flut-sinke-Juwel,  und  belehrte 
ihn  über  die  Art  und  Weise  des  Gebrauchs  dieser 
Juwelen.  Ferner  belehrte  er  ihn  und  sprach  :  „  Wenn 
dein  älterer  Bruder  hochgelegene  Reisfelder  anlegt, 
so  sollst  du  tief  gelegene  Reisfelder  anlegen ;  ^^  wenn 
dein  älterer  Bruder  tief  gelegene  Reisfelder  anlegt, 
so  sollst  du  hochgelegene   Reisfelder   anlegen."     Auf 


56  umke,  wohl  etymologisch  identiscli  mit  dem  jetzt  gebrauchten  oroka. 

5'  Man  könnte  auch  mehrere  Seeungeheuer  von  dieser  Länge  annehmen, 
da  Singular  und  Plural  nicht  ausdrücklich  geschieden  sind.  Weil  aber  in 
der  Parallelstelle  des  KojiKi  dem  Seeungeheuer  bei  seiner  Rückkehr  der 
Dolch  des  Ho-lio-de-mi  angebunden  wird,  und  dabei  offenbar  nur  von  einem 
einzigen  ivani  die  Rede  ist,  so  ziehe  ich  auch  hier  die  singulare  Interpre- 
tation vor. 

°^  Taka-da  sind  hocligelegene  Reisfelder,  welche  leicht  austrocknen,  kubo-da 
„  tiefe  Reisfelder  "  dagegen  tiefgelegene,  wasserreiche  Felder,  wo  der  Reis  immer 
im  "Wasser  steht  (Zeiclien  :ff  JB  „  schlammige  Reisfelder.")  Die  dai-auf  zum 
Pflanzen  verwendeten  Raissorten  sind  in  beiden  Fällen  verschieden.  Im 
KoJiKi  lautet  die  betreffende  Instruktion  weiter:  ,,  Wenn  du  dies  tliust,  so 
wird  dein  älterer  Bruder  sicherlich  im  Zeitraum  von  drei  Jahren  in  Folge 
meiner  Regulierung  des  Wassers  verarmt  sein." 


I   ' 

I  iii 


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li';. 


11 


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242  ,,  Nihongi,''   Des  G'dtterzeitalters  zweiter   Teil.     [kap.  v. 

diese  "Weise  half  ihm  der  Meergott  ehrerbietig  mit 
vollster  Aufrichtigkeit.  Nachdem  nun  Hiko-ho-ho-de- 
mi  no  Mikoto  [in  seine  Heimat]  zurück  gekommen 
war,  befolgte  er  in  allem  und  jedem  die  Unterwei- 
sungen des  Meergottes  und  handelte  demgemäss.  Als 
nun  der  jüngere  Bruder  das  Flut-steige-Juwel  vornahm, 
da  hob  der  ältere  Bruder  in  der  Angst  des  Ertrinkens 
die  Hände  in  die  Höhe,  und  als  er  andererseits  das 
Flut-sinke-Juwel  vornahm,  da  wurde  [der  ältere 
Bruder]  wieder  in  Ruhe  und  Frieden  gelassen.  Hier- 
nach wurde  Ho-suseri  no  Mikoto  von  Tag  zu  Tag 
immer  magerer  und  sprach  klagend :  „  Ich  bin  ver- 
armt." Hierauf  unterwarf  er  sich  seinem  jüngeren 
Bruder. 

Noch  ehe  dies  geschah,  sprach  Toyo-tama-bime 
zu  dem  himmlischen  erlauchten  Enkel  und  sagte : 
,,  Deine  Magd  ist  schwanger.  Wie  dürfte  ich  den 
Sprössling  des  himmlischen  erlauchten  Enkels  mitten 
im  Meere  gebären?  Daher  will  ich  zur  Zeit  meiner 
Niederkunft  sicherlich  zu  dem  Wohnsitz  meines  Herrn 
kommen  und  ich  hoffe,  dass  du  für  mich  am  Ufer 
des  Meeres  ein  [Gebär-]  Haus  errichten  und  mich 
daselbst  erwarten  wirst."  Sobald  daher  Hiko-ho-ho- 
de-mi  no  Mikoto  in  sein  Heimatland  zurückgekehrt 
war,  errichtete  er  ein  Gebärhaus,  wobei  er  zur  Dach- 
deckung Kormoranfedern  benutzte.  Noch  ehe  das 
Dach  vollständig  zusammengefugt  war,  kam  Toyo- 
tama-bime  selbst  auf  einer  grossen  Schildkröte^" 
reitend  in  Begleitung  ihrer  jüngeren  Schwester  Tama- 
yori-bime  das  Meer  mit  Glanz  bestrahlend  heran. 
Der  Geburtsmonat  war  jetzt  bereits  erfüllt  und  der 
Zeitpunkt   der   Niederkunft  in  allernächste   Nähe   ge- 

59  Vom  Eeiten  auf  einer  Schildkröte  wird  auch  im  Kojiki  SecL  47 
berichtet :  Sawo-ne-tsu-hiko  kam  auf  dem  Rücken  einer  Schildkröte  angelnd 
daher  geschwebt. 


KAP.  V.]         Niederkunft  Toyotamabime' s.    Var.  III. 


243 


rückt.  Aus  diesem  Grunde  wartete  sie  nicht,  bis  die 
Dachbedeckung  vollständig  zusammengefugt  war,  son- 
dern ging  stracks  hinein  und  weilte  darin.  Hierauf 
sprach  sie  in  ruhig  gelassener  Weise  zu  dem  himm- 
lischen erlauchten  Enkel  und  sagte :  „  Deine  Magd 
wird  bald  niederkommen.  Bitte,  sieh  nicht  nach  ihr!" 
Der  himmlische  erlauchte  Enkel  war  in  seinem  Herzen 
über  diese  Worte  verwundert,  und  als  er  [trotzdem] 
heimlich  hinschaute,  [sah  er]  dass  sie  sich  in  ein 
acht  Faden  langes  grosses  Seeungeheuer  verwandelt 
hatte.  Sie  wusste,  dass  der  himmlische  erlauchte 
Enkel  durch  die  Scheidewand  geguckt  hatte  und  war 
tief  beschämt  und  voller  Groll.  Nachdem  das  Kind 
geboren  war,  ging  der  himmlische  erlauchte  Enkel  zu 
ihr  hin  und  fragte :  „  Wie  soll  der  Name  des  Kindes 
am  besten  heissen?"  Sie  antwortete  und  sprach: 
„  Du  sollst  es  Hiko-nagisa-take  U-gaya-fuki-ahezu  no 
Mikoto  nennen."  Nachdem  sie  so  gesprochen  hatte, 
ging  sie  stracks  von  dannen  über  das  Meer  hinweg. 
Da  machte  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  ein  Lied 
und  sang: 

„  So  lange  die  Welt  besteht. 

Werde  ich  nie  meine  Geliebte  vergessen, 

Mit  der  ich  schlief 

Auf  der  Insel,  wo  die  wilden  Enten  einkehren, 

Die  Vögel  der  Tiefsee." '" 
Ferner    auch    heisst    es :     Hiko-ho-ho-de-mi    no 


60  Der  Text  lautet ; 


Ein     regelrechtes 
Varianten. 


Oki  tsu  tori 
Kaino-dzaku-shima  ni 
Wa  ga  wineshi 
Imo  ha  wasurazi 
Yo  no  koto-goto  mo. 
Taaka.      Im     Kojiki     Sect. 


42     mit     uubedeuteuden 


.5- 


im 


;  ■ :  'i    i' 


iiii! 


litt 


liiill; 

I 


244  „  Nihongi,^^  Des  G'öttcrzeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  v. 

Mikoto  nahm  [eine  Anzahl  von]  Fi-auen  und  machte 
sie  zu  Säugammen,"^  Heisswasse rfrauen/'  sowie  zu 
Kauerinnen  des  gekochten  Reises ''""  und  zu  Baderüste- 
rinnen.  "  Alle  diese  verschiedenen  Be  wurden  dazu 
eingerichtet  und  bestimmt  [das  Kind]  ehrerbietig 
aufzuziehen.  Dass  man  damals  zeitweise  fremde  ^^ 
Frauen  dafür  in  Anspruch  nahm,  um  das  erlauchte 
Kind  mit  Milch  grosszuziehen,  war  der  Ursprung 
des  gegenwärtig  bestehenden  Gebrauchs  Säugammen 
anzunehmen,  um  Kinder  gross  zu  ziehen. 

Als  Toyo-tama-bime  hiernach  von  der  Herrlichkeit 
ihres  Kindes  hörte,  war  sie  in  ihrem  Herzen  überaus 
tief  von   Mitleid  bewegt ""   und   wünschte   wieder   zu- 

«1  Chi-mno  „  Milch-Mutter  "  §L  -Q:- 

ßs  Yu-omo  M  M  ij  Heisswa.s.ser-Mutter."  Eine  alte  Glosse  bemerkt,  dass 
yu-omo  Frauen  seien,  welche  den  Kindern  warmes  Wasser  zu  trinken  geben 
(sie  I)  und  Arzneien  besorgen.  Demnach  scheinen  sie  eine  Art  ärztlicher 
Funktion  zu  haben.  H  nimmt  yu-omo  als  „  Bade-Mutter;"  von  eigentlichen 
Badefrauen  ist  aber  weiter  unten  gleich  die  Rede,  und  wir  müssen  wohl  yn- 
ohio  und  yuwe  deutlich  von  einander  untei-scheiden.  ohw  ,, Mutter"  ist  identisch 
mit  Mandschu  eme,  Ostjak  am,  Kottisch  änm  etc. 

*'^  15  'S  Thi-kuni.  Sie  kanten  den  Kindern  den  Eeis  vor,  älinlich  wie  auch 
bei  uns  die  Mütter  ihren  kleinen  Kindern  oft  feste  Nahrung  vorkauen.  Das 
Gleiche  geschieht  noch  jetzt  in  Japan,  wenn  natürlich  auch  von  besonderen 
ihi-kmni  nicht  die  Rede  sein  kann. 

*"'■*  ^  ^.  yiiiK,  O  yu-blto  „  Badefrauen,"  welche  das  Kmd  zu  waschen  hatten. 
yvve  ist  vielleicht  aus  T/u-fts  „  Bade-Volksgruppe  "  entstanden.  Yuwe  oder  Yube 
ist  später  zu  einem  wirklichen  Geschlechtsnamen  geworden.  Im  Temmu-ki 
(Buch  29,  Seite  62,  Anm.  42  werden  zwei  Zweige  der  Familie,  nämlich  die 
Oh'1-yuu-e  no  mv.razi  und  die  Waka-ymve  no  murazl  erwähnt.  Vgl.  auch  Buch 
25,  Seite  27,  Anm.  107,  und  Chamb.  Koj.  Sect.  71,  Anm.  11  (Seite  190).  Aston 
bemerkt  treffend :  Der  Erzähler  beschreibt  hier  offenbar  das  Personal  der 
Kaiserlichen  Kinderstube  seiner  Zeit. 

''•5  D.  i.  andere  Frauen  als  die  Mutter  des  Kindes. 

'"''  ^  M.-  Von  den  verschiedenen  Transskriptionen  I :  aicaremi-agamete 
,,  fühlte  Mitleid  und  Hochschätzung,"  H  :  kanashi  to  omohoshi  ,,  war  mitleidig 
gestimmt,"  O  aicaremi-kasanefe  „  häufte  Mitleid  "  scheint  letztere  am  genauesten 
zu  sein. 


KAP.    V.] 


Kinde rzüärtc rinnen.  Age-uta. 


245 


rückzukehren  und  es  aufzuziehen,  aber  sie  konnte  es 
von  rechtswegen  nicht  thun  und  schickte  deshalb 
ihre  jüngere  Schwester  Tama-yori-bime,  um  zu 
kommen  und  es  aufzuziehen.  Darauf  nun  Hess  Toyo- 
tama-bime  [ihre  Schwester]  Tama-yori-bime  [für  den 
Ho-ho-de-mi  no  Mikoto]  ein  Antwortsgedicht  mit- 
nehmen und  überreichen,  welches  lautete : 

„  Obgleich  die  Leute  sagen,  dass 

Rote  Edelsteine 

Leuchtenden  Glanz  haben, 

So  ist  doch    [meines]    Herrn  Schmuck  vor  allen 

Prächtig  gewesen."  ^' 

Gewöhnlich  giebt  man  diesen  zwei  Gedichten,  dem 
gegebenen  und  dem  erwiederten,  "*  den  Namen 
Ageuta. "" 


ß'  Text : 

Aka-dama  no 

Hikari  ha  ari  to 

Hito  ha  ihedo 

Kimi  ga  yosohi  slii 

Tafntoku  arikeri. 

In  des  Fassung  des  Kojiki  lauten  die  drei  ersten  Verse: 

Aka-dama  ha 

Wo  sähe  hikaredo 

Shira-tama  no.  Vgl.  Chamb.  Kojiki,  pag.  128. 

Das  Kojiki  lässt  dieses  Gedicht  als  erstes  von  Toyo-tama-bime  geschickt  werden 
und  das  obige  Gedicht  (Anm.  60)  die  Antwort  auf  dieses  sein. 

®^  1^  ^  —  tl'  von  H,  O  und  Su  ungenau  nur  mi<  fwta-ijiia,  von  l  dagegen 
richtig  mit  okuri-kiheshi  na  fufa-uta  umschrieben. 

CS  Age-uta  „  Hebe-Gedichte  "  sind  solche  Gedichte,  bei  deren  Vortrag  im 
Singen  die  Stimme  immer  höher  erhoben  wird.  Die  Bezeichnung  bezieht  sich 
somit  nicht  auf  den  Inhalt  des  Gedichtes,  sondern  auf  die  Weise  des  Vortrages. 
Verwandte  Bezeichnungen  von  Gedicht gattungen  sind  noch  morcxuje  „  voll- 
ständig (d.  h.  vom  Anfang  bis  zum  Ende  die  Stimme)  hebend ;"  shiragc,  aus 
shiri-age  kontraliiert,  „  [die  Stimme]  am  Ende  hebend;"  kata-orasld  „auf  einer 
Seite  (d.  h,  am  Ende  die  Stimme)  sinken   lassend."    Die   Hypothese  von  Sn, 


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246  „  XiJwjigi''  Des  Gctterzcitaliers  zzvcitcr  Teil.    [kap.  v. 

IV. — In  einer  Schrift  heisst  es  : — Der  ältere  Bruder  Ho- 
suseri  no  Mikoto  hatte  eine  Bergglück  [gäbe],  und 
der  jüngere  Bruder  Ho-wori  no  Mikoto  hatte  eine 
Meerglück[gabe],'°  u.  s.  w,,  u,  s.  \v. 

Als  der  jüngere  Bruder  bekümmert  und  stöhnend 
an  der  Meeresküste  weilte,  traf  er  mit  Shiho-dzuchi 
no  Woji  zusammen.  Der  Alte  fragte  ihn  und  sprach : 
,,  Warum  bist  du  so  betrübt  ?  "  Ho-wori  no  Mikoto 
antwortete  und  sprach,  u.  s.  w.,  u.  s.  w. 

Der  Alte  sprach  :  „  Trauere  nicht  länger  !  Ich 
will  einen  Plan  ersinnen."  Er  machte  folgenden 
Plan  und  sprach  :  ,,  Das  schnelle  Ross,  auf  welchem 
der  Meergott  reitet,  ist  ein  acht  Faden  langes  Seeun- 
geheuer. Dasselbe  befindet  sich  mit  aufwärtsgerichteten 
Flossen  in  der  kleinen  Strasse  von  Tachibana.  '^  Ich 
will  mich  mit  ihm  zusammen  beraten."  Hierauf 
nahm  er  Ho-wori  no  Mikoto  mit  sich  und  ging  mit 
ihm  zusammen,  um  es  zu  sehen.  Da  machte  das 
Seeungeheuer  einen  Plan  und  sprach  :  ,,  Was  mich 
anbelangt,  so  könnte  ich  den  himmlischen  erlauchten 
Enkel  nach  [einer  Reise  von]  acht  Tagen  nach  dem 
Meerpalast  bringen ;  indessen  das  schnelle  Ross  mei- 
nes Königs  ist  ein  Seeungeheuer  von  einem  Faden 
[Länge],  und  dieses  würde  dich  innerhalb  eines  einzigen 
Tages  sicherlich  dorthin  bringen.  Ich  will  daher 
jetzt  zurückkehren  und  jenes  hierher  hervor  kommen 
lassen.     Du  solltest  es  besteigen   und   darauf  dich  in 


dass  agiini=Itomvm  „loben,"  also  ajfe-M/a  =  „  Lobgesang  "  sei,  ist  zu  verwerfen. 
Im  KoJiKi  findet  sich  ausser  arje-uta  nocli  der  zusammengesetzte  Titel  Mnaburi 
no  age-vta  „  [Stimm-]  Hebe-Gedicht  in  ländlicher  Weise"  (Sect.  141,  In-gyö- 
tennö). 

'"  Diese  verschiedene  Verteilung  der  Glücksgalen  beruht  wohl  auf  einem 
In-tum. 

''  Siehe  Buch  1,  Kap.  IV,  Anm.  55. 


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KAP.  V.]      Ross  des  Meergotts.  Meerpalast,   Var.  IV. 


247 


das  Meer  begeben.  Wenn  du  dich  in  das  Meer 
hineinbegeben  wirst,  so  wird  mitten  im  Meere  der 
Wonnevolle  Kleine  Strand  von  selbst  zum  Vorschein 
kommen,  und  wenn  du  an  diesem  Strande  entlang 
hingehst,  so  wirst  du  sicherlich  nach  dem  Palaste 
meines  Königs  gelangen.  Ueber  dem  Brunnen  am 
Thore  des  Palastes  wird  ein  vielzweigiger  Kassienbaum 
sein.  Du  musst  auf  diesen  Baum  hinaufklettern  und 
daselbst  verweilen."'-  Nachdem  es  so  gesprochen 
hatte,  begab  es  sich  ins  Meer  hinein  und  ging  von 
dannen.  Den  Worten  des  Seeungeheuers  gemäss 
blieb  also  der  himmlische  erlauchte  Enkel  da  und 
wartete  acht  Tage  lang.  Nach  [dieser]  längeren 
Zeit  kam  in  der  That  ein  Seeungeheuer  von  einem 
Faden  [Länge]  herbei.  Daher  bestieg  er  es  und 
begab  sich  darauf  in  das  Meer  hinein  und  befolgte 
in  allem  die  Unterweisungen  des  vorigen  Seeun- 
geheuers. Nunmehr  [als  er  auf  dem  Kassienbaume 
sass],  erschien  eine  Dienerin  der  Toyo-tama-bime  und 
trug  ein  edelsteinernes  Gefass,  womit  sie  im  Begriff 
stand  das  Wasser  des  Brunnens  zu  schöpfen,  als  sie 
auf  dem  Grunde  des  Wassers  das  Spiegelbild  eines 
Mannes  erblickte.  Obgleich  sie  zu  schöpfen  versuchte, 
konnte  sie  es  nicht  bewerkstelligen,  und  als  sie  demnach 
nach  oben  blickte,  sah  sie  den  himmlischen  erlauchten 
Enkel.  Hierauf  ging  sie  [wieder]  hinein  und  berichtete 
es  ihrem  König,  indem  sie  sprach :  „  Ich  war  der 
Meinung,  dass  mein  König  allein  überaus  schön  sei, 
aber  jetzt  ist  da  [draussen]  ein  Fremder,  welcher  ihn 
noch  bei  weitem  [an  Schönheit]  übertrifft."  Als  der 
Meergott    dies    vernahm,    sprach    er :    „  Ich    will    es 


"'^  Im  KojiKi  wird,  ungefähr  mit  denselben  Worten,  dieser  Rat  von  Shiho- 
dzuchi  no  Woji  gegeben.  Er  erwähnt  dabei  aucli  schon,  dass  die  Tochter  des 
Meergottes  ihn  auf  dem  Banme  entdecken  und  ihm  Kat  geben  werde. 


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248         „  Nihongi,''  Des  G'ötterzeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  v. 

versuchen  und  ihn  sehen."  Hierauf  richtete  er  drei 
Räume  [zum  Empfang]  her  "''^  und  lud  ihn  ein  herein- 
zukommen. Darauf  wischte  der  himmHsche  erlauchte 
Enkel  in  dem  zunächst  liegenden  Räume  seine  beiden 
Füsse  ab  ;  '^  in  dem  mittleren  Räume  drückte  er  seine 
beiden  Hände  gegen  den  Boden ;  in  dem  innersten 
Räume  setzte  er  sich  mit  kreuzweise  übergeschlagenen 
Beinen  "'  auf  die  Decke,  welche  das  treffliche  Schlaflager 
bedeckte.'"     Als  der  Meergott  dies  sah,  da  erkannte 


"^  Vf>-  ^on  I,  O  und  Su  mit  yxika  „erhöhter  F'ussboden,"  von  H  mit  tiho 
umschrieben.  Das  primitive  japanisclie  Haus  hatte  keine  durchgehende  Diehmg, 
sondern  die  Erde  selbst,  auf  der  das  Haus  errichtet  war,  diente  als  Fussboden. 
Nur  ein  Teil  des  inneren  Baumes  wurde  vom  yuka-,  einem  sehr  wenig  erhöliten, 
wohl  aus  Bi-ettern  hergestellten,  Sims  eingenommen,  worauf  man  schlief  Nach 
und  nach  wurde  das  yuha  immer  umfangreicher,  bis  es  als  durchgehender 
Fussboden,  wie  jetzt,  den  ganzen  Hausraum  einnahm.  Ich  habe  mich  an  I 
angeschlossen,  welcher  yxiha  hier  als  gleichbedeutend  mit  ina  ,,  Eaum,  Zimmer  " 
erklärt.  Das  liotori  no  yuka  „  der  zunächst  liegende  Eaum,"  von  I  mit  shimo 
■m  ma  „  das  unterste  Zimmer  "  erklärt,  bildet  eine  Art  Vorzimmer  (H  :  he-tsu- 
ioko) ;  das  naka  no  yuka  eine  Art  Durchgangszimmer ;  das  uchi  no  yuka  das  im 
Innersten  des  Hauses  gelegene  Hauptzimmer,  I :  kumi  no  ma.  Aston  interpretiert 

etwas  verschieden:  he  prepared   «  (hreefold  dais; the  fird  step  of  the 

dais  u.  s.  w.  Dies  ist  dann  vorzuziehen,  wenn  man  sich  das  Haus  nicht  durch 
Vorhänge  oder  dergleichen  in  einzelne  Abteilungen  getrennt,  sondern  als  einen 
einzigen  grossen  Kaum  denken  will.  Auf  alle  Fälle  muss  man  wohl  das 
zweite  yuka  höher  als  das  erste,  und  das  dritte  wieder  höher  als  das  zweite 
annehmen. 

"•1  JÜ;  Ä  ^  jg  sono  ftäaisit.  no  ashi  wo  migui  „  er  wischte  seine  beiden  Füsse 
ab."  I  zieht  die  Kichtigkeit  dieser  Stelle  in  Zweifel  und  vermutet,  dass  es 
vielleicht  ^  hizxmazuki  statt  J^  nugul  heissen  solle.  ^  bedeutet  gewöhnlich 
hizatsuki  „  kleine  Matte  von  J-  Jö  Grösse,"  und  könnte  im  Sinn  von  hizamazuku 
„  knien  "  gebraucht  sein.  Vgl.  Buch  22,  Seite  20,  Anm.  '24,  wo  der  Ausdruck 
M  M&s.  ^  »  mit  beiden  Beinen  hinknien  "  vorkommt.  Es  liegt  offenbar  eine 
Parallele  mit  dem  folgenden  „  drückte  seine  beiden  Hände  gegen  den  Boden  " 
vor.  Vgl.  auch  Anm.  31. 

"•''  Diese  Art  des  Sitzens  gilt  in  der  modernen  Zeit  als  unhöflich,  und  war 
wahrscheinlich  auch  schon  im  Altertum  weniger  höflich  als  die  gewöhnliche 
Sitzweise  auf  den  nach  hinten  untergeschlagenen  Fersen  und  Fusssohlen. 

'ß  Eine  schon  wiederholt   vorgekommene   stehende   Formel,  die  als  solche 


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KAP.    V.] 


Der  Meerpalast.   Var.  IV. 


249 


er,  dass  es  der  Enkel  der  himmlischen  Gottheit  war 
und  bezeigte  ihm  immer  mehr  und  mehr  Ehrfurcht, 
u.  s.  w.,  u.  s.  w. 

Der  Meergott  rief  die  rote  Fi-au  und  die  Mund- 
Frau  herbei  und  fragte  sie.  Da  zog  die  Mund-Frau 
aus  ihrem  Munde  den  Angelhaken  heraus  und  über- 
reichte ihn  ehrerbietig. — Die  rote  Frau  ist  der  rote 
Tahi ;  die  Mund-Frau  ist  der  Nayoshi.'" — Da  gab 
der  Meergott  dem  Hiko-ho-ho-de-mi  no  Mikoto  den 
Angelhaken  und  unterwies  ihn  dazu  und  sprach : 
„  Wenn  du  den  Angelhaken  deines  älteren  Bruders 
zurückgiebst,  so  soll  der  himmlische  erlauchte  Enkel 
sprechen :  ,  Für  alle  deine  Nachkommen  bis  zu  achtzig 
Generationen  sei  es  ein  armer  Haken,  ein  jämmerlich 
armer  Haken.'  Nachdem  du  so  gesprochen  hast, 
speie  drei  Mal  aus '®  und  gieb  ihn  hin.  Ferner  wenn 
dein  älterer  Bruder  sich  zum  Angeln  auf  die  See 
begiebt,  so  soll  der  himmlische  erlauchte  Enkel  am 
Ufer  des  Meeres  stehen  und  eine  Windaufregung 
bewerkstelligen.  Die  Windaufregung  besteht  im 
Pfeifen.'^  Wenn  du  dies  thust,  so  werde  ich  die 
Winde  der  Tiefsee  und  die  Winde  der  Küste  aufregen 
und    mit    stürmischen    Wellen    ihn    überfluten    und 

wohl  kaum  wörtlich  zu  nehmen  ist.  Allerdings  steht  der  wörtlichen  Auffassung 
auch  nichts  im  Wege,  da  ja,  wie  in  Anin.  7S  bemerkt  wurde,  das  yuka  im 
primitiven  japanischen  Hause  zunächst  als  Schlafstätte  angelegt  war. 

' ''  In  den  östlichen  Provinzen  hova,  aber  in  den  westlichen  Provinzen  noch 
jetzt  'jiayoshi  genannt.  Vgl.  oben  Anm.  43.  In  der  Provinz  Aha  3c  J^>  dem 
Fischerlande,  heisst  dieser  Fisch  je  nach  seiner  Grösse  der  Reihenfolge  nach : 
1.  Ina;  2.  Nayoshi;  3  JBwa;  4.  Toso  (K.  Tsuboi). 

^*  Das  Ausspeien  war  wohl  damals  wie  jetzt  Ausdruck  der  Verachtung. 
Der  Zahl  „  drei  "  wohnt  bei  den  Japanern  keine  besondere  Symbolik  inne. 

^9  Vgl.  Buch  1,  Kap.  IV,  wo  aus  dem  Atem  Izanagi's  der  Windgott 
entsteht.  Aehnliche  Vorstellungen  finden  sich  bei  den  Chinesen:  der  Wind 
erhebt  sich,  wenn  der  Tiger  pfeift  (faucht) ;  ferner  durch  das  Pfeifen  des 
Drachen  entstehen  die  Wolken. 


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250         „NiJiongi''  Des  G'öttcrzeitalters  zweiter  Teil.     [kap.  v. 

quälen."  Als  Ho-wori  no  Mikoto  [in  seine  Heimat] 
zurückgekommen  war,  befolgte  er  aufs  genaueste 
die  Unterweisungen  des  Gottes,  und  als  ein  Tag  ge- 
kommen war,  an  welchem  sein  älter  Bruder  angeln 
ging,  da  stand  der  jüngere  Bruder  an  der  Küste  und 
pfiff.  Da  erhob  sich  auf  einmal  ein  Orkan,  so  dass 
der  ältere  Bruder  überflutet  und  gequält  wurde  und 
keine  Mittel  und  Wege  sah  sein  Leben  zu  retten. 
Darauf  bat  er  von  weitem  seinen  jüngeren  Bruder 
und  sagte:  ,,Du  hast  lange  Zeit  im  Meeresgefilde 
gewohnt  und  besitzest  gewisslich  eine  treffliche  Kunst. 
Bitte,  rette  mich  damit  !  Wenn  du  mich  leben  lassest, 
so  werden  meine  Nachkommen  für  achtzig  Ge- 
nerationen die  Nähe  deiner  [Palast-]  Umzäunung 
nicht  verlassen,  sondern  werden  als  deine  Schauspiele 
auffuhrenden  Unterthanen  fungieren."  Hierauf  hörte 
der  jüngere  Bruder  auf  zu  pfeifen,  und  der  Wind  legte 
sich  wieder.  Daher  erkannte  der  ältere  Bruder  seines 
jüngeren  Bruders  Macht  und  wünschte  seine  Schuld 
zu  bekennen,  aber  der  jüngere  Bruder  war  zornig 
und  redete  mit  ihm  kein  Wort.  Hierauf  sprach  der 
ältere  Bruder,  indem  er  [nur]  ein  Schamtuch*"  umhatte 
und  mit  roter  Erde  sowohl  seine  Handflächen  be- 
schmierte und  sein  Gesicht  beschmierte,  zu  seinem 
jüngeren  Bruder  und  sagte  :  ,,  Auf  solche  Weise 
beschmutze  ich  meinen  Körper  und  mache  mich  fiir 
immer  zu  deinem  Possenreisser."  Hierauf  hob  er 
die  Füsse  und  ging  im  Tanzschritt  einher  und  übte 
die  Art  und  Weise  [seiner  Bewegungen]  in  der  Qual 
des  P>trinkens  ein.  Zuerst,  als  die  Flut  an  seine 
Füsse    reichte,    vollführte    er    die    Fuss-Divination ;  *^ 

8"  Tafusaki,  ein  altes  Wort  Rir  fumlosln,  ein  um  die  Lenden  geschlungenes 
Tuch,  um  die  Schaniteile  zu  verdecken. 

*i  D.  h.  er  bewegte  die  Beine,    wie   bei    der  „  Fuss-Divination,"  I  und  H 


KAP.    V.] 


Hosusens  Demütigung.   Tanzinimik. 


25  E 


als  sie  bis  an  seine  Knie  reichte,  hob  er  die  Füsse 
in  die  Höhe ;  als  sie  ihm  bis  an  die  Oberschenkel 
reichte,  lief  er  rings  im  Kreise  umher;  als  sie  ihm 
bis  an  die  Lenden  reichte,  wand  er  seine  Lenden 
hin  und  her;  als  sie  ihm  bis  an  die  Achselhöhlen 
reichte,  legte  er  die  Hände  auf  die  Brust ;  ®^  als 
sie  ihm  bis  an  den  Hals  reichte,  hob  er  die  Hände 
empor  und  schwenkte  die  Handflächen  hin  und 
her.  ®^  Seit  dieser  ^  Zeit  bis  jetzt  hat  diese  Sitte 
nicht  aufgehört. 

Noch  vorher  kam  Toyo-tama-bime  hervor,  und' 
als  die  Zeit  ihrer  Niederkunft  herangerückt  war,  bat 
sie  den  suveränen  erlauchten  Enkel  und  sprach, 
u.  s.  w.,  u.  s.  w. 

Der  suveräne  erlauchte  Enkel  folgte  jedoch  nicht 
[ihrer  Bitte],   und   Toyo-tama-bime  war  darüber  sehr- 
ungehalten  und  sprach :     „  Du  hast  auf  meine  Worte 
nicht  geachtet,  sondern  hast  mich  beschämt.    Deshalb 
sollst  du  von  jetzt  an,   wenn   Dienerinnen*^  von  mir 
zu   deinem    Wohnorte   sich   begeben,    dieselben  nicht 
wieder  [nach  dem  Orte  ihrer  Herkunft]  zurückschicken,, 
und  wenn  Diener  *^   von  dir  nach  meinem  Wohnorte 
gelangen,    so    werde    ich    ebenfalls    sie    nicht    wieder 
zurücksenden."     Schliesslich  nahm  sie  die  Bettdecke,, 
welche  das  treffliche  Bettlager  zudeckte,  und  Binsen- 
gras, hüllte  ihr  Kind  darin  ein  und  legte  es  auf  den 
Strand.     Sodann   begab  sie   sich  in  das   Meer   hinein 


ashi-ura,  O  ana-ura,  zu  gosclielien  pflegt.  Näheres  über  diese  Divinationsar 
ist  nicht  bekannt ;  man  vermutet,  dass  man  vielleicht  die  Schritte  (wo  ?)  zählte 
und  an  die  gerade  oder  ungerade  Zahl  derselben  eine  Deutung  knüpfte. 

^2  Dies  ist  nach  einer  alten  Glosse  Ausdruck  der  inneren  Qual. 

^■ä  Nach  einer  alten  Glosse  soll  dies  das  Patschen  im  Wasser  symbolisieren,. 
1  meint,  es  bezeichne  die  Hülflosigkeit  beim  Ertrinken. 

**■*  Wörtlich  nu-hi  (yaimko-clomo)  „  Sklaven." 


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-252  „NiJiongi,''  Des  Götterzeitalters  ztvcitcr  Teil.     [kap.  v. 


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und  ging  von   dannen.     Dies   ist   der   Grund,   warum 

zwischen  Meer  und  Land  kein  Wechselverkehr  besteht. 

IV  a. — In  einer  anderen    Version    heisst    es :    Die    Angabe, 

dass    [Toyo-tama-bime]    das    Kind    auf    den    Strand 

hinlegte,  ist  falsch.     Toyo-tama-bime  nahm  das  Kind 

in  ihre  eigenen  Arme  und  ging  von  dannen.     Längere 

Zeit  darauf  sprach  sie  :    „  Der  Spross  des  himmlischen 

erlauchten  Enkels  sollte   eigentlich   nicht   hier  mitten 

im  Meere  gelassen  werden."    Hierauf  Hess  sie  Tama- 

yori-bime   ihn    [in   die  Arme]    nehmen   und   schickte 

ihn  hinaus.     Zuerst,  als  Toyo-tama-bime  sich  von  ihm 

trennte    und   wegging,    waren  ihre  grollenden    Worte 

nachdrücklich  gewesen  und  Ho-wori  no  Mikoto  wusste 

daher,     dass    sie    sich     nie     wieder     treffen     würden. 

Darauf   schickte    er   ihr   als    Geschenk    das    Gedicht, 

welches  man  bereits  oben  gesehen  hat. 

Hiko-nagisa-take  U-gaya-fuki-ahezu  no  Mikoto  nahm  seine 

Tante     Tama-yori-bime    zur     Gattin     und    erzeugte     mit     ihr 

Hiko-itsu-se  ^^    no  Mikoto,  sodann  Ina-ihi  ^^  no  Mikoto,  sodann 

Mi-ke-iri-nu  *'    no   Mikoto,    und  sodann    Kamu-Yamato   Ihare- 


^•''  „  Prinzherrlich-fünf-Strömungen,"  oder  nach  H,  welcher  ihu  als  Honori- 
ficuni  und  se  als  „  älterer  Bruder  "  fasst :  „  Prinzherrlicher-stattlicher-älterer 
Bruder."  Motowori's  Ableitung,  welcher  auch  Moribe  folgt,  von  se  aus  i^hine, 
„Keis"  (t<sM  „stattlich")  ist  zu  künstlich  und  ist  nur  durch  das  Bestreben 
hervorgerufen,  diesen  Namen  mit  den  beiden  folgenden,  welche  eine  Anspielung 
auf  Nahrung  enthalten,  in  Einklang  zu  bringen. 

^fi  Oder  Inahi,  „  Gekochter  Keis  aus  Keis ;"  iiia  (ine)  „  Eeispflanze,"  ihl 
„  gekochter  E«is."  Nach  dem  KoJiKi  begab  er  sich  in  das  Meergefilde  als 
dem  Lande  seiner  verstorbenen  Mutter  (Sect.  43). 

s"  „  Teurer  Herr  der  erlauchten  Speise."  j\[i-ke  „erlauclite  Speise,"  iri  =  iro 
ein  Kosewort  „teuer,"  nu  =  niishi  „Herr."  Weiter  unten  in  Variante  II,  sowie 
im  KoJiKi  Sect.  43,  steht  nur  Mi-ke-nu  „  Herr  der  erlauchten  Speise."  Die 
chinesischen  Zeichen  ergeben  die  ganz  unsinnige  Etymologie  „  Drei-Haare- 
eintreten-Feld." 

s*^  „  Göttlicher-Yamato-Iliare-Prinz."  Yaiimfo  ist  der  Name  der  Provinz, 
wo  dieser  Prinz,  der  spätere  ernte  Kaiser  Jiinmu,  seine  ßesidenz  aufschlug,  daher 


KAP.    V 


•] 


Hohodeim  s  Enkel  {liminu-tenno). 


253- 


biko  *^  no  Mikoto ;  im  ganzen  erzeugte  er  vier  Knaben.  Lange 
Zeit  hiernach  starb  Hiko-nagisa-take  U-gaya-fuki-ahezu  no 
Mikoto  im  Palaste  des  westlichen  Landes ""  und  wurde  in  dem 
Misasagi  auf  dem  Berge  Ahira  ^  in  Himuka  begraben. 

L — In  einer    Schrift    heisst    es :    Zuerst   erzeugte    er   den 
Hiko-itsu-se  no   Mikoto,   sodann   Ina-ihi   no   Mikoto, 

ia  den  Namen  inkorporiert.  Ihare  soll  „  Versammlung  "  bedeuten  und  ist  der 
Name  eines  Distriktes  in   Yamato. 

Ich  möchte  hier  auf  einen  Punkt  aufmerksam  machen,  welcher  noch 
genauer  erforscht  werden  muss.  Bei  der  im  obigen  aufgestellten  göttlichen 
Ahnenreihe  der  japanischen  Kaiser,  welche  väterlicherseits  bis  auf  die  Sonnen- 
göttin Amaterasu  Ohomikami,  mütterlicherseits  auf  den  Beherrscher  des  fernen 
Meerpalastes  zurückgeleitet  wird,  sahen  wir  in  die  besonders  wiclitige  Ge- 
schichte der  unmittelbaren  Vorfahren  des  ersten  Kaisers,  seines  Vaters  und 
Grossvaters,  Elemente  von  zweifellos  chinesischem  Ursprung  (Meerpalast, 
Drachengestalt  der  Toyotamabime)  eintreten.  Man  wird  daher  kaum  fehlgehen, 
wenn  man  annimmt,  dass  diese  Aufstellung  der  kompleten  göttlichen  Ahnen- 
reilie  der  jüngeren  Mythenbildung  angehört,  und  dass  die  Bekanntschaft  mit 
fremdländischen  (chinesischen)  Vorstellungen  dabei  mitgewirkt  hat.  Von  den 
beiden  Hauptelementen  der  shintoistischen  Religion,  dem  Kult  der  Naturkräfte 
und  dem  Ahnenkult,  halte  ich,  von  Kleinigkeiten  abgesehen,  das  erstere  für  das 
entschieden  ursprünglichere  und  am  reinsten  japanische ;  für  das  letztere  wage 
ich  zwar  keineswegs  fremden  Ursprung  zu  behaupten,  weLse  aber  darauf  hin, 
dass  beträchtliche  Teile  desselben,  wie  die  Ahnenreihe  vor  Izanagi  und  Izanami, 
sehr  späte  Mache  verraten.  Mache  zu  einer  Zeit,  wo  Japan  schon  stark  unter 
chinesischem  Einfluss  stand.  Was  liegt  nun  näher,  denn  diesem  vor  Abfassung 
des  KoJiKi  und  Nihoxgi  schon  seit  Jahrhunderten  wirkenden  Einfluss  grössere 
Resultate  zuzutrauen,  als  wir  bis  jetzt  direkt  mit  Händen  greifen  können?  Ich 
meine,  dass  der  chinesische  Ahnenkultus  in  der  Entwicklung  der  jaj)anischen 
religiösen  Vorstellungen  wenigstens  eine  sehr  beträchtliche  Rolle  gespielt  hat. 
Es  sei  schliesslich  erwähnt,  dass  auch  Prof  Nobushige  Hozumi  in  seinem 
Aufsatz  „  Der  Einfluss  des  Ahnenkultus  auf  das  japanische  Recht,"  Ostasien, 
Februarheft  190Ü,  S.  494  die  Ansicht  ausspricht,  dass  die  Ausbildung  der 
Ahnenverehrung  in  Japan  durch  die  Einführung  der  chinesischen  Civilisation 
begünstigt  wurde. 

*9  Nishi  no  kuni  no  miya,  soll  identisch  mit  dem  Takachiho  no  miya  am 
Fusse  des  Kirishima-yama  sein. 

90  Der  Berg  Ahira  ist  der  Naka  no  take  (Mittel-Gipfel)  beim  Dorfe  Kami- 
miyau  no  mura  im  Ahira  no  sato,  Distrikt  Kimotsuki  der  Provinz  Ühosumi 
(früher  ein  Teil  von  Himuka). 


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.254  „  Ni/iougi,"  Des  G'ötte} Zeitalters  ziveiter  Teil.     [kap.  v. 

sodann  Mi-ke-iri-nu  no  Mikoto,  und  sodann  Sanu  '-"^ 
no  Mikoto,  der  mit  anderem  Namen  auch  Kamu- 
Yamato  Ihare-biko  no  Mikoto  hiess.  Mit  dem  Namen 
Sanu  wurde  er  benamst,  als  er  sich  im  Jugendalter 
befand.  Später,  nachdem  er  das  Reich  gesäubert 
und  unterworfen  hatte  und  die  acht  Inseln  als  Herr- 
scher regierte,  wurde  ihm  deshalb  noch  der  Name 
Kamu-Yamato  Ihare-biko  no  Mikoto  beigelegt. 

IL — In  einer  Schrift  heisst  es:  Zuerst  erzeugte  er  den 
Itsu-se  "^  no  Mikoto,  sodann  Mi-ke-nu  ^^  no  Mikoto, 
sodann  Ina-ihi  no  Mikoto,  und  sodann  Ihare-biko  no 
Mikoto,  welcher  mit  anderem  Namen  auch  Kamu- 
Yamato  Ihare-biko  Ho-ho-de-mi   no  Mikoto  hiess. 

III. — In  einer  Schrift  heisst  es  :  Zuerst  erzeugte  er  den 
Hiko-itsu-se  no  Mikoto,  sodann  Ina-ihi  no  Mikoto, 
sodann  Kamu-Yamato  Ihare-biko  Ho-ho-de-mi  no 
Mikoto,  und  sodann  Waka-mi-ke-nu  ^  no  Mikoto. 

IV. — In  einer  Schrift  heisst  es :  Zuerst  erzeugte  er  den 
Hiko-itsu-se  no  Mikoto,  sodann  Ihare-biko  Ho-ho-de- 
mi  no  Mikoto,  sodann  Hiko-ina-ihi  "'^  no  Mikoto,  und 
sodann  Mi-ke-iri-nu  no  Mikoto. 


91  Ä-)m  „  Schmal-Feld,"  nach  H  aber  sa  Honorificum,  «?t=„IIerr,"  ist  der 
-Name  eines  Ortes  am  Fusse  des  Kirishima-yama. 

92  Hier  ohne  das  Honorificum  ILko.  Vgl.  Anm.  85. 

93  Vgl.  Anm.  87. 

9^  „  Junger  Herr  der  erlauchten  Speise."  Vgl.  Anm.  87.  Hier  liegt  wieder 
eine  Konfusion  in  der  Ueberlieferung  vor,  denn  nach  der  Aufzählung  des 
NiHONGi  ist  offenbar  Waka-mi-h^r-nn.  als  identisch  mit  Mi-ke-iri-nu  und  ver- 
schieden von  Kamu-Yanmto-Ihare-biko  verstanden,  während  nach  KoJiKi  Sect. 
43  Waka-mi-ke-nu  und  Toyo-mi-ke-nu  „  Ueppiger  Herr  der  erlauchten  Speise" 
andere  Namen  von  Kamu-Yanmto-Ihare-biko  sein  sollen. 

95  Ina-ihi  mit  praefigiertem  Honorificum  hiko  „  prinzlierrlich." 


^  PI  fi 


Im 


SECT.    XX.] 


Susaiiozuo's  NachkoininenscJiaft. 


255 


APPENDIX. 


A. — Mythen  aus  dem  Kojiki. 

(im  nihongi  weggelassen). 


Sect.  20: — Geschlechtslinie  von  Susa-no-Wo  bis 
Oho-kuni-nushi. 

[Im  Haupttext  des    Nihonoi,  Seite   126,  wird    O'io-kiinl-nwild   unmittelbar    als 

Sohn  Sum-no-Wo's  bezeichnet;  in  der  Variante  Seite  128  als  Xaclikomme 

in  fünfter  Generation  von  Susanowo's  Sohn  Ya-sliima-nu]. 


Hierauf  wohnte  [Susa  no  Wo]  der  Kushi  -  nada  -  hime 
bei,  und  der  Name  des  Kindes,  welches  gezeugt  wurde,  war 
Ya-shima-zi-nu-mi  (Acht  Inseln  Beherrscher).  Und  nachdem 
er  wiederum  eine  Tochter  des  [Berg-]  Gottes  Oho-yama- 
tsu-mi  Namens  Kamu  -  oho  -  ichi  -  hime  (Göttliche  Prinzessin 
von  Oho-ichi)  geheiratet  hatte,  erzeugte  er  Kinder :  den  Gott 
Oho-toshi  (Grosse  Ernte)  und  darauf  die  Gottheit  Uka-no- 
Mi-tama  (Erlauchter  Geist  der  Nahrung).  Der  ältere  Bruder 
Gott  Ya-shima-zi-nu-mi  heiratete  eine  Tochter  des  Gottes  Oho- 
yama-tsu-mi  Namens  Ko-no-hana-chiru-hime  (die  Baumblüten 
fallen  machende  Prinzessin),  und  erzeugte  ein  Kind  :  den  Gott 
Fuha-no-moji-ku-nu-su-nu.  Dieser  Gott  heiratete  eine  Tochter 
des  [Regen-]  Gottes  Okami  Namens  Hi-kaha-hime  und  erzeugte 
ein  Kind :  den  Gott  Fuka-fuchi-no-Midzu-yare-hana.  Dieser 
Gott  heiratete  die  Göttin  Ame-no-tsudohe-chi-ne  und  erzeugte 
ein  Kind :  den  Gott  0-midzu-nu  (Grosser  Wasser  Herr).  Dieser 
Gott  heiratete  eine  Tochter  des  Gottes  Funu-dzu-nu  Namens 
Göttin  Fute-mimi   (Gewaltige   Ohren)  und  ei'zeugte  ein  Kind  : 


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256 


Appendix,  Mythen  aus  dem  Kojiki.      [sect.  xxi. 


den  Gott  Ama-no-fuyu-kinu  (Himmlischer  schwingender  Prinz- 
Herr?).  Dieser  Gott  heiratete  eine  Tochter  von  Sashi-kuni- 
oho-no-kami  (Grosser  Gott  des  Kleinen  Landes)  Namens  Sashi- 
kuni-vvaka-hinie  (Junge  Prinzessin  des  Kleinen  Landes)  und 
erzeugte  ein  Kind  :  den  Gott  Oho-kuni-nushi  (Herr  des  Grossen 
Landes),  der  mit  anderem  Namen  heisst  Gott  Oho-na-muji 
(der  Grosse  liebe  Edle),  mit  noch  anderem  Namen  Gott  Ashi- 
hara-shiko-wo  (Abschreckender  Mann  des  Schilfgefildes),  mit 
noch  anderem  Namen  Gott  Ya-chi-hoko  (Achttausend  Speere), 
mit  noch  anderem  Namen  Gott  Utsushi-kuni-tama  (Geist  des 
Landes  der  Lebendigen).  Der  [oben  aufgeführten]  Namen 
sind  es  im  ganzen  fünf. 

Sect.  21: — Der  Weisse  Hase  von  Inaba. 

Nun  hatte  dieser  Gott  Oho-kuni-nushi '  (Herr  des  Grossen 
Landes)  achtzig  Gott-Brüder ;  aber  sie  alle  Hessen  das  Land 
dem  Gotte  Oho-kuni-nushi,  und  zwar  Hessen  sie  es  aus 
[folgendem]  Grunde  :  Jede  dieser  achtzig  Gottheiten  hatte 
im  Herzen  den  Wunsch,  die  Prinzessin  Yakami  in  Inaba  ^ 
zu  heiraten ;  und  sie  begaben  sich  miteinander  nach  Inaba, 
indem  sie  den  Gott  Oho-na-muji^  ihren  Sack  aufhucken 
Hessen  und  ihn  als  Begleiter  mitnahmen.  Als  sie  hierauf  zu 
dem  Kap  Keta  gelangten,  lag  da  ein  nackter  Hase.  Da 
sprachen  die  achtzig  Gottheiten  zu  diesem  Hasen  und  sagten: 
„  Was  du   thun   solltest,  ist :   du   solltest  in  dem  Meer- Wasser 

KOMMENTAR  ZUM   KOJIKI. 


[Siehe  Cliaiiib.   Kojiki   Seite    68   bis   92.   Hiei-    soll    nur    das    iinuingiinglieh 
Notwendige  kurz  angemerkt  werden]. 

1  Siehe  1,  Kap.  VII,  Anm.  2'J. 

2  Name  einer  Provinz,  unweit  Idzumo. 

2  Ursprünglicher  Name  des  Oho-kuni-nushi. 


SECT.  XXI.]  Der  Weisse  Hase  von  Inaba. 


257 


hier  baden,  und  dich  auf  dem  Abhang  eines  hohen  Berges 
niederlegen  und  [so]  dich  dem  Blasen  des  Windes  aussetzen." 
Darauf  folgte  dieser  Hase  der  Unterweisung  der  achtzig 
Gottheiten  und  legte  sich  nieder.  Wie  hierauf  das  Salzwasser 
trocknete,  platzte  beim  Blasen  des  Windes  seine  Haut  allüber- 
all am  ganzen  Körper,  so  dass  er  vor  Schmerzen  heulend 
dalag.  Da  sah  der  Gott  Oho-na-muji,  welcher  zu  allerletzt 
herankam,  diesen  Hasen  und  sprach  :  „  Warum  liegst  du  da 
und  heulst?"  Der  Hase  antwortete  und  sprach:  ,,  Ich  war 
auf  der  Insel  Oki  "*  und  wollte  nach  diesem  I^nde  übersetzen, 
aber  hatte  keine  Mittel-und-Wege,  um  überzusetzen.  Daher 
täuschte  ich  die  See-Ungeheuer  ^  des  Meeres  und  sprach  :  ,  Ich 
vind  ihr,  wir  wollen  einen  Wettstreit  machen  und  wollen 
überschlagen,  welche  von  unseren  Sippen  die  grösste  Zahl 
hat.  Deshalb  bringet  die  Gesamtheit  eurer  Sippe  hierher 
zusammen  und  lasst  sie  alle  in  einer  Reihe  von  dieser  Insel 
bis  zum  Kap  Keta  hinüber  liegen.  Dann  will  ich  auf  sie 
treten  und  im  Hinüberlaufen  sie  zählen.  Dadurch  werden 
wir  erfahren,  ob  meine  Sippe  oder  die  eurige  grösser  ist.' 
Durch  diese  meine  Rede  wurden  sie  betrogen  und  legten 
sich  in  eine  Reihe  aneinander,  und  ich  trat  auf  sie  und  zählte 
sie  im  Herüberkommen,  und  war  gerade  im  Begriff  ans  Land 
herunterzusteigen,  als  ich  sagte  :  ,  Ihr  seid  von  mir  betrogen 
worden.'  Als  ich  eben  diese  Worte  beendet  hatte,  da  packte 
mich  das  Seeungeheuer,  welches  am  äussersten  Ende  lag,  und 
riss  mir  mein  ganzes  Kleid  vom  Leibe.  Als  ich  nun  deshalb 
hier  weinte  und  klagte,  da  befahlen  mir  die  achtzig  Gott- 
heiten, welche  vor  [dir]  dahingingen,  und  instruierten  mich  : 
,  Bade  in  dem  Seewasser,  und  lege  dich  dem  Wind  aus- 
gesetzt   hin  ! '      Als    ich    daher    that,    wie    sie    mich    gelehrt 


4  Unweit  der  Küste  von  Idzumo  und  Inaba. 

•''  Wani,  kann  anch  mit  „  Krokodil "  übersetzt  werden.  Vgl.  1,  Kap.  VII, 
Anm.  89. 


258 


Appendix,  Mythen  aus  dem  Kojiki.      [sect.  xxii. 


hatten,  erlitt  ich  am  ganzen  Körper  [diese]  Verletzungen." 
Hierauf  belehrte  der  Gott  Oho-na-muji  den  Hasen  und  sprach 
zu  ihm :  „  Geh  jetzt  schnell  an  die  Mündung  dieses  Flusses, 
wasche  deinen  Körper  in  dem  frischen  Wasser,  nimm  dann 
den  Blüten  [staub]  der  Seggen,  [welche]  an  der  Flussmündung 
[wachsen],  streue  ihn  umher  und  wälze  dich  darauf  herum ; 
dann  wird  dein  Körper  sicherlich  wieder  eine  Haut  (ein  Fell) 
wie  ursprünglich  bekommen."  Als  daher  [der  Hase]  that, 
wie  ihm  gelehrt  worden  war,  wurde  sein  Körper  wie  er  ur- 
sprünglich gewesen  war.  Dies  ist  der  sogenannte  Weisse  ^  Hase 
von  Inaba.  Er  heisst  jetzt  die  Hasen-Gottheit.  Daher  sagte 
dieser  Hase  zu  dem  Gotte  Oho-na-muji :  „  Diese  achtzig 
Gottheiten  sollen  die  Prinzessin  Yakami  gewisslich  nicht  be- 
kommen. Obgleich  du  den  Sack  auf  dem  Rücken  trägst,  soll 
deine  Hoheit  sie  bekommen." 

Sect.  22:— Berg  Tema. 

Hierauf'  antwortete  die  Prinzessin  Yakami  den  achtzig 
Gottheiten  und  sprach :  ,,  Ich  will  auf  eure  Rede  nicht  hören  ; 
ich  bin  willens  den  Gott  Oho-na-muji  zu  heiraten."  Daher 
gerieten  nun  die  achtzig  Gottheiten  in  Zorn,  und  in  dem 
Wunsche  den  Gott  Oho-na-muji  zu  töten,  beratschlagten  sie 
mit  einander,  und  als  sie  am  Fusse  des  Berges  Tema  im 
Lande  Hahaki  anlangten,  sprachen  sie  [zu  ihm]  :  ,,  Auf  diesem 
Berge  befindet  sich  ein  rotes  Wildschwein.  Wenn  wir  es  nun 
herunter  treiben,  so  erwarte  und  fange  du  es  [unten].  Wenn 
du  es  nicht  erwartest  und  fängst,  werden  wir  dich  sicherlich 
töten."  Nach  diesen  Worten  wälzten  sie  einen  grossen  Stein, 
den  sie   mit  Feuer    glühend    gemacht   hatten,   und   der   einem 

ß  „  Weiss  "  bedeutet  hier  soviel  wie  „  bloss,  nackt." 

"  Es    ist    anzunehmen,    dass    inzwischen    die    achtzig    Gottheiten    in  Inaba 
angekommen  waren  und  bei  Yakami-hiine  ihre  Werbung  angebracht  hatten. 
*  Den  Steiii,  das  scheinbare  Wildschwein. 


? 


SECT. 


XXII.] 


Berg  Tema. 


259 


Wildschwein  ähnelte,  hinunter.  Dann,  als  sie  ihn'  hinab 
verfolgten  und  er  ihn  fing,  wurde  er  von  dem  Steine  verbrannt 
und  starb.  Hierauf  weinte  und  klagte  Ihre  Hoheit  seine 
erlauchte  Mutter,  und  stieg  zum  Himmel  empor  und  brachte 
ihre  Bitte  vor  Kami-musubi  no  Mikoto,  der  darauf  sofort  Kisa- 
gahi-hime  (Prinzessin  Herzmuschel)  und  Uinugi-hime  (Prinzessin 
Venusmuschel)  entsandte  und  ihn  lebendig  machen  Hess. 
Nämlich  Kisa-gahi-hime  zerrieb"  und  röstete  [ihre  Muschel], 
und  Umugi-hime  brachte  Wasser  und  bestrich  [ihn]  damit 
wie  mit  Mutter-Milch,^"  worauf  er  ein  schöner  [junger]  Mann 
wurde  und  von  dannen  ging.  Hierauf,  als  die  achtzig  Gott- 
heiten es  sahen,  betrogen  sie  ihn  wieder,  nahmen  ihn  mit  sich 
ins  Gebirge,  fällten  einen  grossen  Baum  nieder,  steckten  in 
den  Baum,  [in  welchen  sie  einen  Spalt  gemacht  hatten],  einen 
Keil  und  Hessen  [Oho-na-muji]  mitten  hinein  treten,  worauf 
sie  den  Keil  entfernten  und  [Oho-na-muji  so  durch  Zerquetschen] 
töteten.  Als  dann  Ihre  Hoheit  seine  Mutter  ihn  wieder 
weinend  suchte,  bemerkte  sie  ihn,  spaltete  sofort  den  Baum, 
nahm  ihn  heraus  und  brachte  ihn  zum  Leben, "  und  sprach 
zu  ihrem  Sohn :  ,,  Wenn  du  hier  verweilst,  so  wirst  du 
schliesslich  von  den  achtzig  Gottheiten  vernichtet  werden." 
Darauf  schickte  sie  ihn  schleunigst  nach  der  erlauchten  Stätte 
des  Gottes  Oho-ya-biko  ^^  (Prinz  des  Grossen  Hauses)  im  Lande 
Ki.  Als  sodann  die  achtzig  Gottheiten  ihn  suchten  und  verfolgten 
und  ihn  erreichten  und  die  Pfeile  auflegten  [um  ihn  zu  er- 
schiessen],  entging  er  ihnen,  indem  er  unter  die  Gabel  eines 
Baumes  tauchte,  und  verschwand. 


9  Kimge,  Wortspiel  mit  ihrem  Namen  K'isagahi.  Kisagahi  ist  identisch 
mit  der  jetzt  aki-gahi  (Area  inflata)  genannten  Muschel,  und  umwjl  ist  die 
jetzige  hamagari  (Cytherea  Meretrix). 

'^^  D.  i.  mit  dem  milchartigen    Brei,   der  durch  das  Mischen  des  Wassers 
mit  der  gepulverten  Muschel  bereitet  war. 

^^  Wahrscheinlich  wieder  mit  Hülfe  eines  Zaubermittels,  wie  vorher. 
12  Siehe  1,  Kap.  VII,  Anm.  45. 


26o 


Appendix,  Mythen  aus  dem  Kojiki.     [sect.  xxiii. 


Sect.  23 : — Das  ITntere-entlegene-Land 
(Ne  no  katasu  Kuni). '"' 

[Ihre  Hoheit  die  erlauchte  Mutter  sprach  zu  ihrem  Sohne 
Oho-na-muji]  :  „  Du  musst  dich  nach  dem  Unteren-entlegenen- 
Lande,  wo  Susa  no  Wo  no  Mikoto  wohnt,  begeben.  SicherHch 
wird  dieser  grosse  Gott  dir  einen  Rat  geben.  Als  er  daher 
ihrem  Befehle  gemäss  an  der  erlauchten  [Wohn-]  Stätte  des 
Susa  no  Wo  no  Mikoto  anlangte,  kam  dessen  Tochter  Suseri- 
bime  (Prinzessin  Vorwärts)  heraus  und  sah  ihn,  und  sie  sahen 
einander  an  und  heirateten  sich,  worauf  sie  wieder  hineinging 
und  zu  ihrem  Vater  sprach :  ,,  Eine  überaus  schöne  Gottheit 
ist  gekommen."  Sodann  ging  der  grosse  Gott  hinaus,  und  sah 
nach,  und  sprach :  ,,  Dies  ist  die  sogenannte  Gottheit  Ashi- 
hara-shiko-wo  ^■'  (Abschreckender  Mann  des  Schilf-Gefildes)," 
rief  ihn  sofort  herein,  und  Hess  ihn  in  dem  Schlangen-Gemach 
schlafen.  Da  gab  seine  Gattin  Suseri-bime  no  Mikoto  ihrem 
Gemahl  eine  Schlangen  [Abwehr]  Binde  ^'''  und  sagte  :  ,,Wenn 
die  Schlangen  dich  beissen  wollen,  so  treibe  sie  weg  indem 
du  diese  Binde  drei  Mal  schüttelst."  Als  er  demzufolge  that,. 
wie  ihm  gelehrt  worden  war,  wurden  die  Schlangen  von  selbst 
ruhig,  so  dass  er  nach  ruhigem  Schlaf  [wieder  unversehrt] 
heraus  kam.  Wiederum  in  der  Nacht  des  folgenden  Tages 
that  [Susa  no  Wo  seinen  Gast]  in  das  Tausendfussler-  und 
Wespen-Gemach  hinein ;  aber  da  sie  ihm  wieder  eine  Tausend- 

i">  Siehe  1,  Kap.  IV,  Anm.  29. 

»  Sielie  1,  Kap.  VII,  70. 

''•  Die  Art  und  Weise,  wie  Suseri-bime  ihrem  (reliebten  gegen  die  Arglist 
ihres  Vaters  duroli  magische  Mittel  hilft,  und  ihre  schliessliche  Flucht  mit 
ihm,  erinnern  so  stark  an  den  Jason-Medea  Mytlius,  dass  diese  Erzählung  in 
dai  Kapitel  „  A  Far-travelled  Tale"  von  Lang's  Custom  and  Myth  aufgenommen 
zu  werden  verdient.  Saseri-bime  erinnert  speziell  an  Medea  durch  die  über- 
mässige Eifersucht,  Avomit  sie  ilirem  etwas  zu  galanten  Gatten  das  Leben 
schwer  macht,  so  dass  er  schliesslich  Eeissaus  nehmen  will.  Das  Ende  ist 
jed(;cli,  im  (Jegensatz  zur  Jason-Medea  Gescliichte,  ein  versöhnendes. 


SECT.    XXIII.] 


Das   Untcre-entlcgene-Land. 


26[ 


iiissler-  und  Wespen-[Abwehr]  Binde  überreichte  und  ihn  wie 
vorher  belehrte,  so  kam  er  ruhig  [wieder]  heraus.  Wiederum 
schoss  [Susa  no  Wo]  einen  Brumm-Pfeil  mitten  in  ein  weites 
Gefilde,  und  Hess  ihn  den  Pfeil  holen,  und  sodann,  als  dieser 
in  das  Gefilde  hinein  gegangen  war,  steckte  er  das  Gefilde 
sofort  ringsum  in  Brand.  Als  hierauf  [Oho-na-muji]  keine 
Stelle  wusste,  wo  er  hinaus  gelangen  konnte,  kam  eine  Maus 
herbei  und  sprach  :  ,,  Das  Innere  ist  hohl-hohl,  das  Aeussere 
ist  schmal-schmal."  In  folge  dieser  Rede  stampfte  er  mit  dem 
Fusse  auf  der  betreffenden  Stelle,  fiel  hinein  und  verbarg  sich 
darin,  während  welcher  Frist  das  Feuer  vorbei  brannte. 
Hierauf  kam  die  Maus  heraus,  indem  sie  in  ihrem  Maule  den 
Brumm-Pfeil  hielt,  und  übergab  ihm  denselben.  Die  Federn 
des  Pfeils  brachten  die  Kinder  der  Maus  alle  im  Maule. 
Hierauf  kam  sein  Weib  Suseri-bime  weinend  herbei,  indem 
sie  Begräbnis-Gerätschaften  trug.  Der  grosse  Gott,  ihr  Vater, 
glaubte,  dass  er  nun  schon  tot  sei,  ging  hinaus  und  stand  auf 
dem  Gefilde.  Da  brachte  [Oho-na-muji]  den  Pfeil  und  über- 
reichte ihn  ihm,  worauf  [dieser  den  ersteren]  in  sein  Haus 
hineinführte,  ihn  in  ein  vielräumiges  grosses  Gemach  hineinrief 
und  sich  von  ihm  die  Läuse  vom  Kopf  abnehmen  Hess.  Als 
[Oho-na-muji]  den  Kopf  [Susa  no  Wo's]  betrachtete,  sah  er, 
dass  viele  Tausendfussler  darauf  waren.  Als  hierauf  seine 
Gemahlin  ihrem  Gemahl  Beeren  vom  Muku-Baum "  und 
rothen  Lehm  gab,  zerkaute  dieser  die  Beeren  des  Baumes  und 
spuckte  sie  mit  dem  rothen  Lehm,  den  er  im  Munde  hielt, 
aus,  so  dass  der  grosse  Gott  glaubte,  er  zerkaue  die  Tausend- 
fussler und  spucke  sie  aus,  worüber  er  in  seinem  Herzen 
[ihm]  gewogen  wurde  und  einschlief  Da  ergriff  [Oho-na-muji] 
die  Haare  des  grossen  Gottes,  band  sie  fest  an  sämtliche 
Sparren  des  Hauses,  versperrte  mit  einem  von  fünfhundert 
[Männern]  zu  schleppenden  Felsen  den  Eingang  des  Hauses, 
nahm    sein    Weib    Suseri-bime    auf    den    Rücken,    nahm    des 


ß  Aphaaanthe  aspera.  Plauch. 


'  :|1 


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11 


262 


Appendix,  Mythen  ans  dem  Kojiki.     [sect.  xxiii. 


grossen  Gottes  grosses  Lebens  ''-Schwert  und  Lebens  ^'-Bogen- 
und-Pfeile  und  ferner  dessen  himmlische  Verkündungs -Laute  '^ 
mit  fort,  und  floh  hinaus.  Dabei  stiess  aber  die  himmhsche 
Verkündungs-T^ute  gegen  einen  Baum,  und  die  Erde  hallte 
davon  wieder.  Als  nun  in  folge  davon  der  schlafende  grosse 
Gott  bei  dem  Getön  erschrocken  auffuhr,  zog  und  riss  er  das 
Haus  nieder.  Während  er  jedoch  die  an  die  Sparren  gebun- 
denen Haare  loslöste,  war  [Oho  na-muji]  weithin  entflohen. 
Als  er  ihn  nun  bis  an  den  flachen  Hügel  des  Hades  verfolgte, 
und  von  weitem  nach  ihm  blickte,  rief  er  dem  Gotte  Oho-na- 
muji  zu  und  sagte :  „  Mit  dem  grossen  Lebens-Schwert  und 
den  Lebens-Bogen-und-Pfeilen,  welche  du  trägst,  verfolge  deine 
Halb-Brüder,'''  bis  sie  auf  den  erlauchten  Abhängen  der  Hügel 
liegen,  und  verfolge  sie,  bis  sie  in  die  Strömungen  der  Flüsse 
hineingefegt  sind,  und  werde  du  Kerl  ^"  zur  Gottheit,  die  über 
das  grosse  Land  herrscht  (Oho-kuni-nushi  no  Kami),  und 
v/erde  auch  zur  Gottheit  Seele-des-sichtbaren-Landes  (Utsushi- 
kuni-tama  no  Kami),  ^^  und  mache  meine  Tochter  Suseri-bime 
zu  deiner  Haupt-Gattin,  ^-  und  errichte  am  Fusse  des  Berges 
Uka  die  Tempel-Pfeiler  fest  und  sicher  in  dem  untersten 
Felsenboden,  und  errichte  die  Querbalken  hoch  bis  zum  Gefilde 
des  Hohen  Himmels,  und  wohne  da,  du  Kerl  du  ^ !"  Als 
[Oho-na-muji]  nun  mit  dem  grossen  Schwerte  und  dem  Bogen 
die  achtzig  Gottheiten  verfolgte  und  zersprengte,  verfolgte  er 
sie,  bis  sie  auf  dem  erlauchten  Abhänge  jeden  Hügels  lagen, 
verfolgte   er   sie,   bis   sie   in   jede    Flusströmung  gefegt   waren. 


^"  Der  Vorsatz  ihx  „Lebens"  soll  bedeuten,  dass  das  Seliwert,  sowie  der 
Eogen  und  die  Pfeile,  dem  Besitzer  langes  Leben  gewähren. 

i'**  Arne,  no  nori-cjoto  (5^|g^).  Dem  Spieler  auf  dieser  Laute  sollten  wohl 
göttliche  Inspirationen  kommen. 

J9  Sie  waren  von  einer  anderen  Mutter  geboren. 

20  Das  als  Pronomen  der  zweiten  Person  gebrauchte  ore.  hat  verächtlichen  Sinn. 

2t  Siehe  1,  Kap.  VIT,  73. 

22  3Iukahi-ine  (j®  J),  im  Gegensatz  zu  den  Nebenfrauen. 

2^'  Ko-yutsu  yo  ! 


SECT.  XXIV.]      Werbung  der  Gottheit  Ya-cJii-hoko. 


263 


und  begann  dann  die  Länder-Bildung.  '^  Daher  pflegte  nun 
Prinzessin  Yakami,  wie  es  früher  paktiert  worden  war,  mit  ihm 
Beischlaf.  Daher  brachte  er  die  Prinzessin  Yakami  mit  sich, 
aber  da  dieselbe  sich  vor  seiner  Haupt-Gemahlin  Suseri-bime 
fürchtete,  steckte  sie  das  von  ihr  geborene  Kind  in  die  Gabel 
eines  Baumes,  und  kehrte  [nach  Inaba]  zurück.  Deshalb 
bekam  das  Kind  den  Namen  Ki-no-mata  no  Kami  (Baum- 
Gabel-Gottheit)  ;  mit  anderem  Namen  hiess  es  auch  Mi-wi  no 
Kami  (Gottheit-der-erlauchten-Brunnen). 


Sect.  24:— Die  Werbung  der  Gottheit  Ya-chi-hoko 
(Acht-tausend-Speere). 

Als  dieser  Gott  Ya-chi-hoko,  '^  im  Begriff  sich  mit  Nuna- 
kaha-hime  (Prinzessin  von  Nuna-kaha) '^^  vom  Lande  Koshi  zu 
verheiraten,  dahinging,  gelangte  er  zum  Hause  der  Nuna-kaha- 
hime ,  ui;id  sang  : 

„  [Ich]  Seine  Hoheit  der  Gott 

Der  achttausend  Speere, 

War  nicht  im  Stande,  eine  Gemahlin  zu  finden 

Im  Lande  der  Acht  Inseln ;  ^" 

Und  da  ich  hörte,  dass  da  sei 

Ein  weises  Mädchen 

Im  weitentfernten 

Lande  Koshi, 

Und  da  ich  hörte,  dass  da  sei 

Ein  schönes  Mädchen  ; — 

So  stehe  ich  hier, 


2^  Er  setzte  die  Länderschöpfung  fort,  die  dureli  den  Tod  der  Izanami 
unterbrochen  worden  war. 

25  Einer  der  vielen  Namen  Oho-kuni-mishi's.  Siehe  1,  Kap.  VII,  71. 

^'^  Nuna-kalia  wild  als  ein  Ortsname  der  Provinz  Echigo  betrachtet. 

-''  Yashiimi-kuni,  das  eigentliche  Japan,  an  dessen  nördlicher  Grenze  das 
Barbarenland  Ka^hi  liegt  (siehe  1,  Kap.  II,  19). 


204  Appendix,  Mythen  ans  dem  Kojiki.     [sect.  xxiv. 

Sie  wahrlich  zu  ehelichen  ; 

So  gehe  ich  hin  und  her 

Sie  zu  ehelichen. 

Ohne  auch  nur  die  Schnur  meines  Schwertes 

Bisher  losgebunden  zu  haben, 

Ohne  auch  nur  den  Schleier 

Bisher  losgebunden  zu  haben, 

Drücke  ich  zurück 

Die  von  der  Jungfrau 

Geschlossene  Bretter-Thür  ; 

Während  ich  dastehe, 

Ziehe  ich  sie  ^  vorwärts. 

Während  ich  dastehe, 

Singt  der  Nuye  -'' 

In  den  grünen  Bergen, 

Und  [die  Stimme  des]  wahren  Gefild- Vogels, 

Des  Fasanen,  ertönt ; 

Der  Vogel  des  Hofes, 

Der  Hahn,  kräht. 

O  wie  schade  ist's, 

Dass  [diese]  Vögel  schreien ! 

O,  diese  Vögel  ! 

Ich  möchte  ich  könnte  sie  krank  hauen ! "'" 

O  schnellfliegender 

Am  Himmel  laufender  Bote, 

Die  Erzählung  auch 


2*  Die  Thür.  Er  reisst  an  derselben  hin  und  her,  da  er  zu  der  Jungfrau 
eindringen  will. 

29  Ein  fabelhafter  Vogel,  der  klagende  Rufe  ausstösst. 

^0  Der  Kuf  der  Vögel  kündet  den  nahenden  Tag.  In  alter  Zeit  war  es 
Sitte  (wie  z.  B.  noch  jetzt  bei  vielen  Stämmen  in  Formosa),  dass  der  Mann 
seine  Geliebte  oder  junge  Frau  nachts  in  deren  Hause  besuchte ;  beim  Anbrechen 
des  neuen  Tages  musste  er  aber  wieder  heimkehren.  Der  enttäuschte  Liebhaber 
macht  hier  die  die  Morgendämmerung  verkündenden  Vögel  dafür  verantwortlich, 
dass  sie  ihm  die  ersehnte  Liebesnacht  wegschreieu. 


SECT.    XXIV.] 


Werbung  der  GottJieit  Ya-cJd-hoko. 


265 


Von  der  Sache, 
Diese ! "  ^^ 


Hierauf  sang  Nuna-kaha-hime    von   innen,  ohne    dass    sie 
erst  die  Thür  öffnete : 

„  Deine  Hoheit  Gott 
Der  achttausend  Speere  ! 
Da  ich  ein  Weib  bin 

Wie  eine  [das  Haupt]  niederhangende  Pflanze, 
So  ist  mein  Herz 

Fürwahr  ein  Vogel  auf  einer  Sandbank  beim  Gestade  ; 
In  der  That  wird  es  jetzt 
Ein  Regenpfeifer  wohl  sein. 
Nachher 

Wird  es  ein  ruhiger  Vogel  sein. 
Was  [dein]  Leben  anbelangt. 
So  geruhe  ja  nicht  zu  sterben ! 
O  schnellfliegender 
Am  Himmel  laufender  Bote, 
Die  Erzählung  auch 
Von  der  Sache, 
Diese  !  " 
[Zweiter  Gesang  der  Nuna-kaha-hime], 
,,  Wenn  hinter  den  grünen  Bergen 
Die  Sonne  untergeht, 

In  der  wie  die  Nuba-Frucht  [schwarzen] 
Nacht  werde  ich  hervorkommen. 
Wenn  wie  die  Morgensonne 
Lächelnd  und  strahlend  du  kommst. 
Dann  [sollen  deine]  Arme,  die  weiss  sind 


•''1  Die  letzten  fünf  Zeilen  sind  dunkel.  Nach  Motowori  sollen  sie  den  Sinn 
haben:  „Möge  dieser  Gesang  wie  ein  Bote  zu  künftigen  Zeitaltern  gelangen 
und  für  sie  die  Erinnerung  an  diesen  Vorfall  bewahren."  Nach  Moribe  sind 
diese  Verse  Hinzufügung  der  oflBciellen  Sänger,  die  in  späterer  &it  diese 
Lieder  als  Begleitung  zu  Tänzen  sangen. 


266 


Appendix,  MjtJien  aus  dem  Kojiki.       [sect.  xxv. 


Wie  Seile  aus  Papiermaulbeerrinde, 

[Meine]  wie  schmelzender  Schnee 

Weiche  Brust 

Sanft  klopfen ; 

Und  [uns  gegenseitig]  klopfend  und  uns  umschlingend, 

Und  die  Juwelen- Arme,  ^- 

Die  wahrhaften  Juwelen- Arme, 

Ausstreckend     und     [gegenseitig]     zum     Kopfkissen 
machend, 

Wollen  wir  [miteinander]  schlafen 

Mit  ausgestreckten  Beinen. 

Sprich  mir  nicht  von  Liebessehnsucht 

Allzusehr, 

Du  Hoheit,  Gott 

Der  achttausend  Speere  ! 

Die  Erzählung  auch 

Von  der  Sache, 

Diese ! " 
Daher    pflegten    sie     in    dieser    Nacht    keinen    Beischlaf, 
aber  in  der    Nacht  des   folgenden  Tages  pflegten   sie  erlaucht 
Beischlaf  miteinander. 


Sect.  25: — Das  Gelöbnis  mit  der  Weinschale. 

Wiederum  war  Ihre  Hoheit  Suseri-bime,  die  Hauptkönigin 
(Hauptgattin)  dieser  Gottheit,  sehr  eifersüchtig.  Daher  war 
ihr  göttlicher  Gemahl  in  Batrübnis,  und  stand  im  Begriff"  von 
Idzumo  nach  dem  Lande  Yamato  hinaufzugehen ;  und  wie  er 
im  vollen  Anzug  dastand,  die  eine  erlauchte  Hand  auf  dem 
Sattel  des  erlauchten  Pferdes,  und  den  einen  erlauchten  Fuss 
in  dem  erlauchten  Steigbügel,  sang  er : 

,,  Wenn  ich  [meine]  Kleider,  die  so  schwarz  sind 

Wie  die  Nuba  Frucht, 


s2  D.  i.  schöne  Arme. 


ÜP 


SECT.  XXV.]        Das  Gelöbnis  mit  der  WeinscJiale. 


267- 


Ganz  sorgfaltig 

Nehme  und  mich  darein  kleide, 

Und  wie  die  Vögel  der  Tiefsee 

Meine  Brust  beschaue, — 

Obgleich  ich  meine  Schwingen  (Aermel)  erhebe, 

[Sage  ich,  dass]  diese  [Kleider]  nicht  gut  sind, 

Und  werfe  sie  ab 

Auf  die  Wogen  an  der  Küste. 

Wenn  ich  die  Kleider,  die  so  grün  sind 

Wie  der  Eisvogel, 

Ganz  sorgfaltig 

Nehme  und  mich  darein  kleide. 

Und  wie  die  Vögel  der  Tiefsee 

Meine  Brust  beschaue, — 

Obgleich  ich  meine  Schwingen  erhebe, 

[Sage  ich,  dass]  auch  diese  nicht  gut  sind, 

Und  werfe  sie  ab 

Auf  die  Wogen  an  der  Küste. 

Wenn  ich   die  Kleider,  die  gefärbt  sind 

Mit  dem  Safte  des  Färbe-baumes 

Aus    zerstossener    Färberröte    (Krapp)    welche    man 

gesucht  hat 
Auf  dem  Berg-Gelände, 
Ganz  sorgfaltig 

Nehme  und  mich  darein  kleide. 
Und  wie  die  Vögel  der  Tiefsee 
Meine  Brust  beschaue, — 
Obgleich  icli  meine  Schwingen  erhebe, 
[Sage  ich,  dass]  sie  gut  sind. 
Meiner  teuren 
Jungschwester  Hoheit ! 
Ob  du  auch  sagst 
Dass  du  nicht  weinen  wirst. 
Wenn  wie  geschaarte  Vögel 
Ich  [meine  Mannen]  schaare  und  fortgehe, 


t-l 


268  Appendix,  Mythen  aus  dein  Kojiki.       [sect.  xxv. 

Wenn  wie  dahin  geleitete  Vögel  ^ 

Ich  [meine  Mannen]  dahin  leite  und  fortgehe, — 

Wirst  du  doch  den  Kopf  hängen 

Wie  eine  einzeln-stehende  Susuki  '^ 

Auf  der  Berg-stätte, 

Und  dein  Weinen 

Wird  sich  fürwahr  erheben  wie  feiner  Nebel 

Des  Morgen-Schauers. 

O  meiner  Gemahlin  Hoheit, 

Die  du  wie  junge  Kräuter   [lieblich  und  frisch  bist]  ! 

Die  Erzählung  auch 

Von  der  Sache. 

Diese ! " 

Hierauf  nahm  seine  Kaiserin '"  eine  grosse  erlauchte  Reis- 
wein-Schale, näherte  sich  ihm,  überreichte  ihm  [die  Schale] 
und  sang : 

„  O  deine  Hoheit  Gott 

Der  achttausend  Speere  ! 

[Du],  färwahr  mein  [lieber]  Herr 

Des  grossen  lindes. 

Da  du  ein  Mann  bist, 

Hast  du  wahrscheinlich  eine  Gemahlin, 

[Die  lieblich  ist]  wie  junge  Kräuter, 

An  all  den  verschiedenen  Landspitzen  der  Inseln 

Die  du  siehst. 

Und  an  jeglicher  Küsten-Landspitze 

Die  du  betrachtest. 

Aber  ich,  ach  ! 

Da  ich  ein  Weib  bin, 

Habe  ich  keinen  Mann 


"^  Das    Bild  ist   daher   genommen,   dass,   wenn   eine   Scliaar   von   Vögeln 
irgend  wo  sitzt,  und  einer  auffliegt,  sogleich  die  übrigen  ihm  folgen. 
"^  Eine  lange  Grasart,  Enlalia  japonica. 
=55  D.  i.  Gemahlin. 


i.V. 


ÄECT.  XXVI.]     Die  Nachkommen  Oho-kuni-nushV s. 


s- 


269. 


Ausser  dir, 

Habe  ich  keinen  Gemahl 

Ausser  dir. 

Unter  dem  Flattern 

Der  verzierten  Umhegung, 

Unter  der  Weichheit 

Der  warmen  Decke, 

Unter  dem  Rascheln 

Der  tuchnen  Decke, — 

Mit  [deinen]  Armen,  die  weiss  sind 

Wie  Seile  aus  Papiermaulbeerrinde, 

[Meine]   wie  schmelzender  Schnee 

Weiche  Brust 

Sanft  klopfend, 

Und  [uns  gegenseitig]  klopfend  und  umschlingend 

Und  die  Juwelen-Arme, 

Die  wahrhaften  Juwelen-Arme 

Ausstreckend     und     [gegenseitig]     zum     Kopfkissen 
machend. 

Wollen  mit  ausgestreckten  Beinen 

Wir  schlafen. 

Erhebe  [zum  Trunk] 

Den  herrlichen  erlauchten  Reiswein  !  " 
Nachdem  sie  so  gesungen    hatte,  thaten  sie  [beide  gegen 
einander]  mit  der  Schale  ein  Gelübde,  wobei  sie  [einander  die 
Hände]  auf  den  Hals  legten,  und  bis  zur  Jetztzeit  sind  sie  in 
Frieden.     Dies  nennt  man  Götter- Worte. ^^ 

Sect.  26 : — Die  Nachkommen  des  Gottes 
Oho-kuni-nushi. 

Nunmehr  heiratete  dieser  Gott  Oho-kuni-nushi  Ihre  Hoheit 

^'^  Kami-golo,  nach  Moribe= Unterredung  über  göttliche   Ereignisse;    nach 
Motowori  wäre  uta  „Lied"  zu  ergänzen,    und  wäre  dies  ein  Gedichtgattungs- 


ü 


270 


/{ppendix,  Mythen  aus  dein  Kojiki.     [sect.  xxvi. 


Ta-kiri-bime  (Strom-Nebel-Prinzessin),  die  Gottheit  welche 
im  innersten  Tempel  von  Munakata  ^'  wohnt,  und  erzeugte 
[folgende]  Kinder :  den  Gott  Aji-shiki-taka-hiko-ne,  darauf 
dessen  jüngere  Schwester  Ihre  Hoheit  Taka-hime  (Hohe 
Prinzessin),  deren  anderer  Name  Ihre  Hoheit  Shita-teru-hime''' 
ist.  Dieser  Gott  Aji-shiki-taka-hiko-ne  ist  derselbe,  welcher 
jetzt  der  grosse  erlauchte  Gott  von  Kamo  heisst. 

Der  Gott  Oho-kuni-nushi  heiratete  ferner  Ihre  Hoheit 
Kamu-ya-tate-hime  (Prinzessin  Göttliches-Haus-Schild)  und 
erzeugte  ein  Kind:  den  Gott  Koto-shiro-nushi  ■'"  (Ding-Zeichen- 
Herr).  Ferner  heiratete  er  die  Gottheit  Tori-mimi  (Vogel- 
Ohren),  die  Tochter  des  Gottes  Ya-shima-muji  (Acht-Inseln- 
Edler)  und  erzeugte  ein  Kind :  den  Gott  Tori-naru-mi  (Vogels- 
wachsende-Ohren). Dieser  Gott  heiratete  die  Gottheit  Hina- 
teri-nukata-bichi-wo-ikochini  und  erzeugte  ein  Kind  :  den  Gott 
Kuni-oshi-tomi  (Landes-grosser- Reichtum).  Dieser  Gott  hei- 
ratete die  Gottheit  Ashi-nadaka,  deren  anderer  Name  Ya-kaha- 
ye-hime  (Acht-Flüsse-[und]-Buchten-Prinzessin)  ist,  und  erzeugte 
ein  Kind :  den  Gott  Haya-mika-no-take-sahaya-ji-nu-mi  (Schnell- 
gewaltig-tapfer-Sahaya-Herr-Herrscher).  Dieser  Gott  heiratete 
Saki-tama-hime  (Prinzessin  Glücks-Geist),  die  Tochter  des 
Gottes  Ame-no-mika-nushi  (Himmels-gewaltiger-Herr),  und 
erzeugte  ein  Kind :  den  Gott  Mika-nushi-hiko  (Gewaltiger- 
Herr-Prinz).  Dieser  Gott  heiratete  die  Hina-rashi-bime,  die 
Tochter  des  Gottes  Okami,  ^^  und  erzeugte  ein  Kind :  den 
Gott  Tahiri- kishi-marumi.  Dieser  Gott  heiratete  die  Gottheit 
Iku-tama-saki-tama-hime  (Prinzessin  Lebens-Geist  Glücks-Geist), 
eine  Tochter  des  Gottes  Hihira-gi-no-sono-hana-madzu-mi,  und 


name:      „Göttergespräch-Lied,"    in    Analogie    zu    solchen 
„  Bauern-Lied,"  „  Höflings-Lied  "  etc. 

">'  Ort  in  der  Provinz  Chikuzen. 

3«  Siehe  2,  Kap.  I,  16. 

">9  Siehe  3,  Kap.  VII,  88. 

40  Siehe  ],  Kap.  IV,  26. 


Ausdrücken    wie 


SECT.  XXIX.]      Ohotoshi' s  u.  Hayamato' s  Kinder. 


271 


erzeugte  ein  Kind :  den  Gott  Miro-na-mi.  Dieser  Gott  heiratete 
die  Awo-numanu-oshi-hime,  eine  Tochter  des  Gottes  Shiki- 
yama-nushi  (Herr  von  Shiki-yama  ^^),  und  erzeugte  ein  Kind : 
den  Gott  Nunoshi-tomi-tori-naru-mi.  Dieser  Gott  heiratete 
die  Gottheit  Waka-hiru-ma  (Jung-Tag-VVeib)  und  erzeugte  ein 
Kind :  den  Gott  Ame-no-hibara-oho-shi-na-domi  (Himmels- 
Hibara-gross-lang-Wind- Reichtum).  Dieser  Gott  heiratete  die 
Gottheit  Toho-tsu-ma-chi-ne,  eine  Tochter  des  Gottes  Ame- 
no-sa-giri  (Himmels-Pass-Grenze),  und  erzeugte  ein  Kind :  den 
Gott  Toho-tsu-yama-zaki-tarashi  (Des  fernen  Berg-Vorsprungs- 
Vollkommener). 

Von  dem  oben  erwähnten  Gotte  Ya-shima-zi-nu-mi  bis 
herab  zum  Gotte  Toho-tsu-yama-zaki-tarashi  werden  sie  die 
Gottheiten  der  siebenzehn  Generationen  genannt. 


Sect.  29: — Die  erlauchten  Kinder  des  Oho-toshi  no 

Kami  (Gott  der  Grossen  Ernte)  und  des  Ha-yama- 

to  no  Kami  (Schnell-Berg-Wohnung  Gott). 

Nun  heiratete  Gott  Oho-toshi  die  Inu-hime,  eine  Tochter 
des  Gottes  Kamu-iku-musu-bi  (GöttUcher-Lebens-Erzeuger- 
Wunderbarer),  und  erzeugte  Kinder :  den  Gott  Oho-kuni-mi- 
tama  ^  (Erlauchter-Geist-des-Grossen-Landes) ;  sodann  den 
Gott  (von)  Kara ;  sodann  den  Gott  Sohori ;  sodann  den  Gott 
Shira-hi  (Weisse-Sonne,  oder  Mukahi) ;  sodann  den  Gott 
Hiziri. — Fünf  Gottheiten. — Ferner  heiratete  er  Kagayo-hime 
(Strahlende-Prinzessin),  und  erzeugte  Kinder :  den  Gott  Oho- 
kaga-yama-to-omi  (Gross-strahlend-Berg-Wohnung-Grande)  ; 
sodann  den  Gott  Mi-toshi  (Erlauchte-Ernte).  Ferner  heiratete 
er  Ame-shiru-karu-midzu-hime,  und  erzeugte  Kinder :  den 
Gott  Oki-tsu-hiko  (Prinz  des  Innern) ;  sodann  Ihre  Hoheit 
Oki-tsu-hime    (Prinzessin    des    Innern),    deren    anderer    Name 

^1  Soll  ein  Ortsname  in  Echizen  sein. 
"2  Siehe  1,  Kap.  VII,  72. 


Ü    I 


2/2 


Appendix,  Mythen  aus  dem  Kojiki.     [sect.  xxix. 


Illlf 


11 


lii 


Gottheit  Oho-be-hime  (Grosser-Herd-Prinzessin)  ist : — dies  ist 
die  von  allen  Leuten  verehrte  Gottheit  des  Küchenherdes 
(Kama  no  Kami) ;  sodann  den  Gott  Oho-yama-kuhi,  der  mit 
anderem  Namen  Gott  Yama-suwe-no-oho-nushi  (Grosser-Herr- 
des-Berg-Endes)  heisst: — dieser  Gott  residiert  auf  dem  Berge 
Hiye  im  Lande  Chika-tsu-Afumi  *'  und  ist  ferner  der  zu  Matsu- 
no-wo  in  Kadzunu  wohnende  und  die  Brummpfeile  gebrauchende 
Gott ;  sodann  die  Gottheit  Niha-tsu-hi  (Hof-Feuer) ;  sodann 
den  Gott  Asuha  ;  sodann  den  Gott  Hahigi ;  sodann  den  Gott 
Kaga-yama-to-omi  (Strahlend-Berg- Wohnung-Grande) ;  sodann 
den  Gott  Ha-yama-to  (Schnell-Berg-Wohnung) ;  sodann  den 
Gott  Niha-taka-tsu-hi-no-kami(Hoher-Gott-des-Feuers-im-Hofe); 
sodann  den  Gott  Oho-tsuchi  (Grosse-Erde),  der  mit  anderem 
Namen  auch  Gott  Tsuchi-no-mi-oya  (Erlauchter-Ahn-der-Erde) 
heisst. — Neun  Gottheiten. — 

Im  obigen  Abschnitt  sind  die  Kinder  des  Gottes 
Oho-toshi,  vom  Gott  Oho-Kuni-mi-tama  herab  bis 
zum  Gott  Oho-tsuchi,  zusammen  sechzehn  Gottheiten. 

Der  Gott  Ha-yama-to  heiratete  die  Gottheit  Oho-ke-tsu- 
hime  (Prinzessin-der-grossen-Nahrung),  und  erzeugte  Kinder : 
den  Gott  Waka-yama-kuhi ;  sodann  den  Gott  Waka-toshi 
(Junge-Ernte)  ;  sodann  dessen  jüngere  Schwester  die  Gottheit 
Waka-sa-na-me  (Junges-Reis-Umpflanzendes-Weib) ;  sodann  den 
Gott  Midzu-maki  (Wasser-Sprenger) ;  sodann  die  Gottheit 
Natsu-taka-tsu-hi  (Hohe-Sonne-des-Sommers),  welche  mit 
anderem  Namen  auch  Natsu-no-me-no-kami  (Weibliche-Gottheit- 
des-Sommers)  heisst ;  sodann  die  Gottheit  Aki-bime  (Herbst - 
Prinzessin);  sodann  den  Gott  Kuku-toshi  (Stengel-P^rn^-^); 
sodann  den  Gott  Kuku-ki-waka-muro-tsuna-ne  (Stengel-Baum- 
j  ung-Haus-Seil-Herr). 

■*"'  Die  der  Hauptstadt  nalie  Provinz  Afumi,  im  Gegensatz  zn  der  fernen 
Afumi  Provinz  (Toho-tsu-Aftimi,  spr.  Tötömi).  Afumi  (spr.  Omi)  ist  aus  Aha- 
umi  „frische  See,  Süss-See,"  einem  Namen  für  den  Biwa  See,  entstanden. 


SECT.  XXXVI.]         Gott  Saruda-hiko  in  A^aka. 


273 


Im  obigen  Abschnitt  sind  die  Kinder  des  Gottes 
Ha-yama-to,  vom  Gott  Waka-yama-kuhi  bis  herab 
zum  Gott  Waka-muro-tsuna-ne,  zusammen  acht  Gott- 
heiten. 

Sect.  36 : — Gott  Saruda-hiko  in  Azaka. 

Als  nun  dieser  Gott  Saruda-hiko  zu  Azaka  ^  wohnte,  ging 
er  [einmal]  Fische  fangen,  wobei  seine  Hand  von  einer  Hirabu- 
Muschel^''  mit  dem  Maule  gepackt  wurde,  und  er  in  der  Salzflut 
des  Meeres  ertrank.  Daher  war  sein  Name,  mit  dem  er  genannt 
wurde,  als  er  auf  den  [Meeres-]  Boden  untersank,  Soko-doku- 
mi-tama  (Boden-berührender-erlauchter-Geist) ;  der  Name,  mit 
dem  er  genannt  wurde,  als  das  See- Wasser  empor  gurgelte,  war 
Tsubu-tatsu-mi-tama  (Empor-gurgelnder-erlauchter-Geist)  ;  der 
Name,  mit  dem  er  genannt  wurde,  als  sich  die  Schaumblasen 
bildeten,war  Aha-saku-mi-tama  (Schaumblasen-bildender-erlauch- 
ter-Geist).  Hierauf  gelangte  [die  Göttin  Uzu-me],  indem  sie 
den  Gott  Saruda-hiko  begleitete,  zurück  ^  und  trieb  sogleich 
die  Dinge  mit  breiten  Flossen  und  Dinge  mit  schmalen  Flossen'*'' 
sämtlich  zusammen,  und  fragte  sie,  indem  sie  sprach  :  „  Wollt 
ihr  dem  erlauchten  Sohne  der  Himmlischen  Gottheit  ehrfurchts- 
voll dienen  *''  ?  " — worauf  alle  Fische  sämtlich  erklärten,  dass 
sie  ihm  ehrfurchtsvoll  dienen  wollten.  Nur  der  Trepang  ^^  sagte 
nichts.  Da  sprach  »Ame  no  Uzume  no  Mikoto  zu  dem 
Trepang :  ,,  Dieser  Mund,  he !  ist  ein  Mund,  welcher  keine 
Antwort    giebt ! ",    und    mit    diesen    Worten    nahm    sie    ihren 


■^  Ort  im  Distrikt  Ichishi  der  Provinz  Ise. 

^''  Jetzt  aka-gahi  (Area  inflata)  genannt. 

*>  Xaeli  Ise,  dem  Heimatsland  des  Saruda-hiko. 

'*'  D.  i.  alle  grossen  und  kleinen  Fisclie. 

4**  Als  Nahrung. 

*  ^  JH  ^'0;  jetzt  namako. 


274 


Appendix,  Mythen  ans  dem  Kojiki.      [sect.  lxv. 


Gürtel-Dolch^"  und  schlitzte  damit  seinen  Mund.  Daher  ist 
heutzutage  der  Mund  des  Trepang  geschlitzt.     Deshalb   wird 

im  erlauchten  Zeitalter  [eines  jeden  Kaisers],  wenn  von  Shima^^ 
die  ersten  Erträgnisse  zum  Mahl  [des  Kaisers]  überreicht 
werden,  [vom  Kaiser  ein  Teil  derselben]  den  Saru-me  no 
Kimi  gewährt. 

Sect.  65: — Der  Gott  von  Miwa. 

[Diese  Mythe  steht  zwar  im  2.  Buche  des  Kojiki,  Sect.  75,  im  Absclinitt 
der  Geschichte  Süjin-tennö's,  erscheint  aber  darin  als  Einschiebsel  und 
gehört  ihrem  Charakter  nach  in  die  eigentliche  Mythologie.  Im  Nihongi 
(Buch  5)  ist  sie  weggelassen.  Zur  Zeit  einer  Pestilenz  erschien  Oho-kuni- 
nushi  dem  Kaiser  Süjin  im  Traum  und  verhiess,  dass  die  Pestilenz 
aufhören  würde,  wenn  ein  gewisser  Oho-tata-neko  zum  Obeipriester  in 
seinem,  Oho-kuni-nuslii's,  Tempel  eingesetzt  würde.  Oho-tata-neko  wurde 
gesucht  und  gefunden  und  als  Oberpriester  im  Tempel  zu  Miwa,  wo 
Oho-kuni-nushi  als  grosse  Gottheit  verehrt  wird,  eingesetzt.  Dieser 
Shintoschrein,  in  einem  alten  Hain  gelegen,  ist  einer  der  alleräl testen 
und  heiligsten  Tempel  von  Japan.  Die  folgende  Mythe  ist  eingeschoben 
zur  Begründung  der  Beziehung  zwischen  Oho-kuni-nushi  und  Oho-tata-neko.] 

Der  Grund,  warum  dieser  Oho-tata-neko  genannte  Mann 
als  Kind  einer  Gottheit  bekannt  ist,  war,  dass  die  oben  genannte 
Iku-tama-yori-bime  (Lebens-Juwel-gute  Prinzessin)  eine  schöne 
Erscheinung  hatte,  und  dass  hierauf  ein  göttlicher  Jüngling, 
der  ihre  schöne  Erscheinung  für  ohne  Gleichen  in  der  Welt 
hielt,  um  Mitternacht  plötzlich  [zu  ihr]  kam.  Sie  Hebten  sich 
und  verweilten  ehelich  mit  einander,  und  nach  kurzer  Weile 
wurde  die  Schöne  schwanger.  Da  waren  ihre  Eltern  über 
ihr  Schwangerwerden  erstaunt  und  fragten  ihre  Tochter: 
„  Du  bist  ganz  von  selbst  schwanger  geworden,  ohne  dass  du 
einen  Mann  hast.    Wie  kommt  es,  dass  du  schwanger  bist  ? " 


50  Hinvo-gatana,   soll   unter   dem    Kleide,    im    untersten    Gürtel,    getragen 
worden  sein. 

51  Kleine  Provinz,  östlich  von  Ise. 


MI 


Mll 


SECT.    LXV.] 


Der  Gott  von  Miwa. 


275 


Sie  antwortete :  „  Ich  bin  ganz  natürlicher  Weise  schwanger 
geworden,  indem  ein  schöner  Jüngling,  dessen  Namen 
ich  nicht  kenne,  jede  Nacht  zu  mir  kommt  und  bei  mir 
verweilt."  Da  nun  ihre  Eltern  den  Mann  zu  kennen 
wünschten,  unterwiesen  sie  ihre  Tochter  mit  den  Worten : 
„  Streue  vor  dem  Bettlager  roten  Lehm  umher,  stecke  eine 
Strähne  Hanf  durch  eine  Nadel  und  stich  sie  in  den  Saum 
seines  Gewandes  ein."  Als  sie  hierauf,  wie  unterwiesen,  gethan 
hatte,  und  man  am  folgenden  Morgen  nachsah,  da  war  der 
durch  die  Nadel  gesteckte  Hanffaden  durch  das  Loch  des 
Thürhakens  hindurch  nach  aussen  gezogen,  und  es  waren  nur 
noch  drei  Windungen  {ini-wa  ^  ^)  von  dem  Faden  zurück- 
geblieben. Da  sie  nun  den  Umstand  wussten,  dass  er  durch 
das  Loch  des  Thürhakens  hinausgegangen  war,  und  dem 
Faden  folgend  auf  die  Suche  gingen,  [sahen  sie,  dass  dieser] 
nach  dem  Berge  Miwa  hinging  und  im  Tempel  der  Gottheit 
aufhörte.  Hieraus  erkannten  sie,  dass  [das  gezeugte  Kind, 
Oho-tata-neko]  das  Kind  der  betreffenden  Gottheit  sei.  Daher, 
weil  von  dem  Faden  drei  Windungen  {ini-wa)  zurückgeblieben 
waren,  nannte  man  diesen  Ort  Miwa. — Dieser  erzuähnte  Oho- 
tata-neko  no  Mikoto  ist  der  Ahn  der  Kimi  von  Mizva  luid  der 
von  Kamo. 


B. — Aus  dem  Kujiki. 
Stammtafel  der  ältesten   Götter. 

(Zu  Buch  1,  Kap.  I,  Axm.  38.) 


„  Nun  entstand  auf  dem  Gefilde  des  Hohen  Himmels  ein 
Gott  mit  dem  Namen 


Ante      —    yndziiru     — 


hi 


ame       nj      sa     —    giri 


Himmel       übertragen       Sonne       Himmel's       dicker       Nebel 


iilllpliiilpllp 


276  Appendix,  Aus  dem  Kujtki. 

Kuni        —    yiidzm'2i    -  tsiiki         kiini    no     sa     —     giri 
Land  (Erde)     übertragen     Mond      Landes      dicker      Nebe! 

110     Mikoto 
Hoheit 

welcher  allein  entstand.  Nach  ihm  wurden  zwei  Generationen 
von  zugleich  entstandenen  Göttern  ({^  ^  Zl  f^  tonw  ni  nari- 
viaseru  futa-yd)  und  fünf  Generationen  von  gepaarten  Gottheiten 
(1^  ^  S  f^  narabi-niaseni.  itsii-yo  oder  takuJä-narerii  itsii-Jiashira 
no  mi-yd)  geboren.  Diese  bilden  [zusammen]  die  sogenannten 
sieben  Götter-Generationen  (jji^  jH:  -tl  f^)- 


Genealogie  des  Zeitalters  der  Götter 

(#  f^  m  m)- 

Der  himmlische  Ahn  A^ue'ywJzuru-'hi  ame  no   sn-f/iri  Kuni- 
yiulzurwtsiilä  htnii  no  sa-ffiri  no  MiliOfo. 


Erste  Generation  (—  f^). 

Zugleich  entstandene  himmlische  Götter  ({^  ^  5c  1$) 

Ame     no     mi—naka     —     nushi     no     Mikoto 
Himmel         hehr  Mitte  Herr  Hoheit 

(auch    Ame   no    Tokn-tachl  no  Mikoto  genannt). 


UmasJii    —     ashi    —     kabi 
Angenehm       Schilf      Schoss 


hiko  —  ji     no     Mikoto 
Prinz  traut  Hoheit 


Zweite  Generation  (— f^). 
ZugleicJi  entstandene  himmlische  Götter  (^  ^  5^  JBi 


Kuni 

no 

toko 

dachi 

no 

Mikoto 

Land 

ewig 

stehend 

Hoheit 

(auch  Kvni  no  sa-dachi  no  M.,  oder  Kiuii  no  sa-dsucld  no  M.,  oder 
Ha-ko-kuni  no  M.  genannt). 


üi 


wmmmmmmmm. 


Die  sieben  Göttergene  rationell. 


277 


Toyo       —       ktini       —       nusJii       no       Mikoto 
Ueppig  Land  Herr  Hoheit 

{axich  To\jo-kun-nu  no  M.,  oder   Toyo-ka-fushi-nu  no  M.,  oder   Uki-fu-mi-toijo-kahi 
no  31.,  oder  Toyo-kuJii-wake  no  21.  genannt). 


Ein  Zweig  (jglj  wake  „  Ziveigfamilie  /")  .■ 


Ante      -     ya 
Himmel  acht 


kiidari 
herabsteigen 


no      Mikoto 
Hoheit 


Dritte  Generation  (jn  f^). 
Himmlische  Götter  als  Paare  geboren  (|^  ^  5^ 


Tsnnii 
Hörn 


giihi 


no 


Pfahl 

(au eil  Tsuiiu-taOin-dama  no  21.  genannt). 


Mikoto 
Hoheit 


Ikti     —   gulii  no  Mikoto,         ....  r,  ,       ,     /  •      1?     \ 

u  -^r  1.1  TT         •  seine  jüngere  bchwester  (resp.  seine  rrau). 


Leben       Pfahl 


Hoheit 


Ame 
Himmel 

Ein  Zweig  : 

mi     -          kudari 
drei           herabsteigen 

no 

Mikoto 
Hoheit 

u 

Schlamm 


Vierte  Generation  (K  f^). 

Himmlische  Götter  als  Paare  geboren 
-      hiß     -       ni       no     Mikoto 


Erde 


ni 
teuer 


Sn       -      hiji      - 
Sand  Erde 


ni 
teuer 


Hoheit 

no       Mikoto, 


(auch   U-hiJi-iie  no  21.) 


Hoheit 
seine  jüngere  Schwester  (auch  Sn-hiji-ne  no  21.) 


ipliiiipliilli 


278 


Appendix,  Ans  dem  Kxijiki. 


Alna 
Himmel 


Ein   Zweig  : 

ahi         710      Mikoto 
treffen  Hoheit 


Fünfte  Generation  (Sf^)- 

Himmlische  Götter  als  Paare  geboren: 

Oho      -     toma     -     liiko      no     Mikoto 
Gross  Matte  Prinz  Hoheit 

(auch  Oho-to  no  ji,  cder  Oho-tomii-ji,  oder  Oho-to-ma-hiko). 

Oho      -     toma      -       be         no      Mikoto, 
Gross         Matte  Weib  Hoheit 

seine  jüngere  Schwester  (auch  Oho-to  no  he,  oder  Oho-tomu-be,  oder  Oho-io-ma-bime)^ 

Ein  Zweig  : 

Ajne       —      ya     —        ho         —      hi       no    Mikoto 
Himmel  acht         hundert         Tage  Hoheit 

(Gott  der  vierten  Generation  des  allein  entstandenen  Hinimelsgottes). 


Sechste  Generation  (7^  f^). 

Hinimliclie  Götter  als  Paare  geboren: 

Awo  -  kashiki  -      ne       no    Mikoto 

O !         ehrfurchtgebietend        teuer  Hoheit 

(auch  Awa-nagi  no  31.,  oder  Omo-taru  no  31.) 


Aj'a     - 


kashiki 


-       ne       no      Mikoto 


Ah !         ehrfurchtgebietend  teuer 


Hoheit 


seine  jüngere  Schwester  (auch  Kiishiho-ne  no  3T.,  oder  Ka-kari-hime  no  3I.y 


mm 


wmmmmmm 


Die  sieben  G'dttergenerationen. 


279 


Ein  Zweig  : 

Arne     no    ya -so     —    yorodzu      —      tama     no     Mikoto 
Himmel  achtzig         Myriaden  Geister  Hoheit 

(Gott  der  fünften  Generation  des  alleinstehenden  Himnielsgottes). 


Siebente  Generation  (-t:  f^)- 
Hiininlische  Götter  als  Paare  geboren: 


Izanagi 
Einladender  Herr 


no      Mikoto 
Hoheit 


Izanami  no      Mikoto, 

Einladende  Frau  Hoheit     ^^^^^  '^''''^^'^  Schwester). 


Ein  Zweig  : 

Taka     —     7?ii     —      niusubi       no       Mikoto 
Hoch        hehr  Erzeuger  Hoheit 

(auch  Taka-gi  no  M.,  Gott  der  6ten  Generation  des  allein  entstandenen 

Himmelsgottes). 

Ihre  Kinder : 

A^ne      no      omohi       —  kane  no     Mikoto 

Himmel         Gedanken      zusammenfassen  Hoheit 

(Ahn  der  Achi  no  Hafuri  von  Shinano). 

Ferner : 


A^ne       no      futo 
Himmel  gross 


-        dama       no      Mikoto 
Juwel  Hoheit 

(Ahn  der  Imibe  no  obito). 


Ferner 


Arne       no         oshi 
Himmel 


ertragen  Sonne 


Jd       no       Mikoto 
Hoheit 


(Ahn  der  Oho-tomo  no  murazi ;  auch  Kayni-za-hi  no  M.  genannt). 


2So 


Appendix,  Aus  (fem  Kujiki. 


Ferner 


Ante     HO     kavm 
Himmel  Gott 


dachi     HO     Mikoto 
stehen  Hoheit 


(Ahn  der  Yuniashiro  no  utahi) 


Sodann  war  da  : 

Kaum     -      nii     -      jimsnbi       no     Mikoto 
GöttUch        hehr  Erzeuger  Hoheit 

(auch  Kaiiii-iim>'iibi  no  Jf.) 

Kinder  : 

A7f2e       no  ini  -  ke         -       inochi     no     Mikoto 

Himmel  hehr  Nahrung  haben  Hoheit 

(Ahn  der  Kii  no  atahi). 

Ferner : 

Arne       no     michi    -      ne      no     Mikoto 
Himmel  Weg  teuer  Hoheit 

(Ahn  der  Kahase  no  miyatsuko). 

Ferner  : 

Anie      no     kanii     —     tama      no     Mikoto 
Himmel  göttlich         Juwel  Hoheit 

(Ahn  der  Kadonu  no  Kanio  no  agata-nushi). 

Ferner : 


Iku       -     miisubi     no     Mikoto 
I^ben  Seele  Hoheit 


(Ahn  der  Wi-tsukahi  no  murazi). 


Sodann  war  da  : 

Tsu     -     haya     -  musubi     no     Mikoto 
Hafen       schnell         Seele  Hoheit 


Ichi    —      chi 
Markt       tausend 


Kinder : 

tama  (oder  musubi)  no  Mikoto 
Seele  Hoheit 


Die  sieben  Göttergeneraiionen. 


281 


Kozoto 


[Dessen]  Kind  : 

-    musubi     HO     Mikoto 


Seele 


Hoheit 


Schwanger  Schafts  (?) 

[Kogoto,  Etym.  unbekannt.  Im  Text,  zu  S.  113,  Anm.  75  ^  #,  d.  i. 

„  Schwangerschaft  verui-sachend,"  daher  Etym.  vielleiclit  fco-goto 

„  Khid-Saehe,"  d.  i.  Schwangerschaft.] 


[Dessen]  Kind  : 

Ama     110      Ko—yane         110     Mikoto 
Himmel         Kind-Dach  Hoheit 

(Ahn  der  Nakatomi  no  murazi). 


Ferner : 

Take     -      chi     —         nokori  no     Mikoto 

Tapfer        Milch        Ueberbleibsel  Hoheit 

(Ahn  der  Sofu  no  agata-nushi). 


Sodann  war  da  : 

Fnni       —     tama  (oder  musubi)    no  Mikoto 
Schütteln         Seele  Hoheit 


Kinder  : 

Saki    -     tama     no     Mikoto 
Glück         Juwel  Hoheit     ^'^'"^  ^^^  ^^'"°"  "°  ^"^'^")- 

Ferner : 

Arne       no       oshi      —     täte      no     Mikoto 
Himmel  ertragen       stehen  Hoheit 

(Ahn  der  Maki-muku  no  kannushi). 


Sodann  war  da  : 

Yorodzu     —     tama  (oder  musiibi)  no    Mikoto 
Myriade  Seele  Hoheit 


inip 


282 


Appendix,  Idziimo-Fudoki. 


Kind  : 

Alna     no     koha  —  kaha  (oder  tsnyo  -  kaze)    no    Mikoto." 
Himmels  hart  FIuss  stark  Wind  Hoheit 

(Ahn  der  Taka-miya  no  kannushi). 


C. — Aus  dem  Idzumo-Fudoki. ' 
1. — Die  Sage  vom  Landziehen.  ^ 

Der  Distrikt  Ou. 

Was  den  Grund  anbelangt,  warum  man  [diesen  Distrikt] 
Ou  nennt,  so  kündet  seine  Hoheit  Ya-tsuka-midzu-omi  Tsunu : 
„  Das  Land  Idzumo,  wo  viele  Wolken  aufsteigen,  ^  ist  doch  ein 
schmaltuchiges'^  ]\xng&s  Land.  Das  ursprüngliche  Land  ist  klein 
angelegt.  Darum  will  ich  eine  neue  Anlage  daran  hinzunähen." 
So  sprach  er ;  und  als  er  nach  dem  Vorgebirge  des  wie  eine 
Takii-Deckc  [zaeissenj  Shiragi  ^  hinschaute,  ob  es  dort  vielleicht 
einen  Ueberfluss  an  Land  gäbe,  sprach  er  zu  sich  :  „  Es  giebt 
einen  Ueberfluss  an  Land,"  und  räumte  weg  mit  einem  Spaten 

KOMMENTAR  ZU  DEN  PUDOKI. 


1  Topographische  Aufzeiclmungen  über  die  Provinz  Idzumo.  Vollendet 
733,  2  Bde.  Es  ist  das  einzige  volLständig  erhaltene  von  den  echten  alten 
FöDOKi.  Die  übrigen  sind  nur  bruchstückweise  erhalten.  Ich  eitlere  nach  der 
von  Motowori  Ohira  revidierten  Ausgabe  von  1806. 

2  Kuni-biki.  Ed.  Ohira,  fol.  4-6.  Bei  der  Interpretation  dieses  überaus 
schwierigen  Stückes  ist  mir  Prof.  K.  Tsuboi's  Beistand  von  grösstem  Nutzen 
gewesen.  Herr  Prof.  Tsuboi  hat  auch  die  Karte  hierzu  entworfen. 

^    Ya-kumo-tatsv,,  Makura-kotoba  zu  Idzumo,  siehe  Seite  125,  Anm.  19. 
■*  Ife  ^  ^  sa-nu  vo   „ sclimaltuchig  "   ist  nur  Epitheton  zu  v:aka  „jung": 
jung  und  niedlich,  wie  schmales  Tuch  niedlich  ist. 

5  Shiragi,  ein  Staat  in  Korea,  vgl.  S.  134,  Anm.  46.  Taku-busuma  „  Schlaf' 


Sage  vom  Landziehen. 


283- 


wie  der  Raum  zwisclien  den  Brüsten  eines  Mädchens^  und  teilte 
es  mit  Stössen  ab  wie  man  gegen  die  Kiemen  grosser  FiscJie 
st'össt, ''  und  schnitt  es  auseinander  %uie  Fahne n-Susiiki^  *  und 
befestigte  ein  dreifach  gezwirntes  Tau  daran  und  zog  es  so 
schwankend  wie  vojn  Reif  geschwärzte  Tsudzura^,  und  so 
langsam  wie  ein  Flussschiff  mit  den  Worten  :  „  Komm,  Land  1: 
Komm,  Land!"  Das  so  hinzugenähte  Land  liegt  zwischen 
dem  äussersten  Ende  "  von  Kodzu  "  und  dem  Vorgebirge  des. 
vielgeballten '-  Kidzuki.  ^"'     Der  auf  solche   Weise   eingerammte 


> 


decke  aus   Papiermaulbeerrindenzeug "  ist  als  Epitheton  zu  shlra  „weiss"  im 
Namen  Skiragl  gesetzt,  weil  ersteres  weiss  ist.  Blosses  Wortspiel. 

ß  Wotome  no  muna-sitki-torashite.  In  der  Redensart  suki-toru  „  mit  dem 
Spaten  wegräumen"  ist  suki  wortspielend  auch  als  mki  „  Zwischenraum  "- 
genommen,  muna-snhi  der  Kaum  zwischen  den  beiden  Brüsten. 

7  Ofuwo  no  kida  „  Kiemen  grosser  Fische,"  vergleichendes  Epitheton  zu 
tsuki-icakete,  weil  man  grosse  Fische  gewöhnlich  durch  Stösse  gegen  die  Kiemen 
tötet.  Man  beachte  die  interessante  Kontraktion  ofuwo  aus  olw-uwo. 

ä  Hatasusuki  hofuri-ivakete.  Susuki  Miscanthus  sinensis,  (Anders);  hatasusvki 
„  Fahnen-Susuki,"  d.  h.  wie  Fahnen  aussehende  blühende  Susuki.  Da  die 
blühende  Susuki  Aehren  (Ao)  hat,  so  ist  dieses  Wort  als  Epitheton  zur  Silbe  ho 
des  Wortes  hofwi  „  zerechneiden "  gesetzt.  Es  liegt  also  kein  eigentliches 
Gleichnis,  sondern  nur  ein  Spiel  mit  Klängen  vor. 

9  Shimo-kui'u-isudzura  hena-hena  ni.    „  Geschwärzt  "    d.  i.    „  reif  geworden."  ■ 
Die  altjapanische  tsudzura  entspricht  der    späterjapanischen  kiizu-kadsura  (Pue- 
raria  Thunbergiana),    aus  deren  Wurzel  das   Stärkemehl   Kuzu  bereitet  wird. 
Sie  reift  im  Spätherbst,  und  ist  dann  sehr  biegsam    und  zähe,  und  ihr  Name 
ist  deshalb  als  Epitheton  zu  hena-hena  gesetzt. 

10  Uchi-tahe. 

11  Im  selben  FüDOKi  wird,  im  Distrikt  Tatenuhi,  ein  Kodzu-fihhna  erwähnt ; 
feiner  ein  Kodzu  no  hama  „Strand  von  Kodzu,"  100  Bu  (Schritte)  breit,  an 
der  Grenze  der  beiden  Distrikte  Idzumo  und  Tatenuhi. 

12  Yahoni    „  viel-gebaut,"    Epitheton    zu    Kidzuki,    Kitsuki,    indem    man , 
letzteren  Lautkomplex  in  der  Bedeutung  kitsuku  „  bauen  "  auffasst. 

1^  Kidzuki  no  mi-saki.  Im  Abschnitt  über  den  Distrikt  Idzumo  werden  im 
Idzumo-fOdoki  Misaki  no  ama-ko  „Fischerleute  von  Misaki"  erwähnt.     Mimki 
bezeichnet  das   Küstenland  des  Idzumo   Distriktes.    (Idzumo  ist  nämlich  auch, 
der  Name  eines  Distriktes  in  der  Provinz  Idzumo.  Er  heisst  jetzt  Shutto). 


mmm 


284 


Appendix,  Idziuno-FüdoJd. 


Pfosten  ^"'  ist  der  Berg  Sahime  ^''  auf  der  Grenze  zwischen  dem 
Lande  Ihami  und  dem  Lande  Idzumo.  Ferner  das  Tau, 
womit  gezogen  wurde,  ist  der  Lange  Strand  von  Sono.  "  Als 
er  nach  dem  Lande  Saki  des  Nord-Thores  *"  hinschaute,  ob 
es  dort  einen  Ueberfluss  an  Land  gäbe,  sprach  er  zu  sich  : 
„Es  giebt ''"* Komm,  Land!"  Das  so  her- 
angezogene und  hinzugenähte  Land  ist  das  Land  Sada, '" 
welches  sich  von  dem  äussersten  Ende  von  Taku  "  an  herer- 
streckt. Als  er  ferner  nach  dem  Lande  Raha  ^^  des  Nordthores 
hinschaute,  ob  es  einen   Ueberfluss  an   Land   gäbe,   sprach   er 

zu  sich:     ,,Es  giebt komm,  Land!"     Das 

so  herangezogene  und  hinzugenähte  Land  ist  das  Land 
Kurami,  "^    welches   sich    vom    äussersten    Ende   von   Taguhi "' 


^ 


!■*  Kuahi,  phonetisch  gesohi-ieben,  von  unklarer  Bedeutung.  "Wahrscheinlich 
ist  es  aber  ein  „  Pfosten,"  an  dem  ein  Schiff  festgehalten  wurde. 

'•"'  Vgl.  Iuzumo-fCdoki  Distrikt  Ihishi :  „  Der  Sahime-yama  liegt  öl  ßi 
140  Bu  westlich  vom  Gunke  und  bildet  die  Grenze  zwischen  den  Provinzen 
Ihami  und  Idzumo."     Jetzt  nennt  man  diesen  Berg  H  ?S  Sambe. 

'^^  Sono  no  naga-hama ;  im  Idzumo-FÜdoki  (Distrikt  Idzumo):  „  Souo  [no 
hama].  .S  Ki  100  Bu  lang,  1  Ri  200  Bu  breit,  mit  vielen  Kiefern."  Dieser 
Strand  liegt  an  der  Grenze  zwischen  den  zwei  Distrikten  Idzumo  und  Kamndo. 

1"  Klta-do  SaJci  no  bnii,  d.  h.  das  Land  Saki  im  Xorden.  l'nbekannt. 

'*  Derselbe  Wortlaut  wie  oben. 

19  Vgl.  Idzcmo-fv DüKi  (Distrikt  Akika) :  ,,  Fluss  Sada.  Die  östliche  Quelle 
ist  der  sogenannte  Taku  Fluss  im  Shimane  Distrikt.  Die  westliche  Quelle 
entspringt  im  Dorfe  Watari  des  Distriktes  Akika.  Die  beiden  Flüsse  verei- 
nigen sich,  und  ergies.ien  sich,  südlich  flies.-end,  in  den  Sada  See.  Dieser  See 
mis.st  7  Ri  im  Umfinge,  hat  Funa  (Fisch,  Carassius  auratus),  und  ein  [anderer] 
See  setzt  ihn  in  Verbindung  mit  dem  Meere.  Der  [letztere]  See  ist  150  Bu 
lang,  10  Bu  breit."  Das  ImiuI  Sada  umfasst  das  ganze  Flussgebiet  des 
Flusses  Sada. 

^**  S  iS  Roi-ha,  von  Einigen  Sunami  gelesen ;  das  Idzitmo-füdoki-kö 
(Mscr.)  hat  ^  igfc  Su-nami ;  das  Idzumo-eCdoki-kanafümi  dagegen  emendiert 
in  Oki  (1^  1(5).  Haha  oder  Sumimi  sind  unbekannt. 

21  Nicht  genau  bestimmbar.  Das  Idzumo-füdoki  erwähnt  aber  im  Shimane 
Distrikt  einen  Tempel  Kurami. 

22  Vgl.    Idzumo-fC'doki    (Distrikt   Shimane):     „  Toi/uhi    no    hama,    Strand 


in 


Die  G'öttergrotte. 


28s 


an  hererstreckt.  Als  er  nach  dem  Vorgebirge  Tsutsu  von 
Koshi"'    hinschaute,   ob    es    einen    Ueberfluss    an    Land    gäbe, 

sprach  er  zu  sich:     ,,Es  giebt Komm,  Land!" 

Das  so  herangezogene  und  hinzugenähte  Land  ist  das  Vorge- 
birge Miho. -"*  Das  Tau,  womit  gezogen  wurde,  ist  die  Insel 
Yomi.  ^^  Der  eingerammte  Pfosten  ist  der  Berg  Oho-kami  -*' 
im  Sande  Hahaki.  ,,  Jetzt  ist  es  mit  dem  Landziehen  zu  Ende." 
so  sprach  er,  und  indem  er  im  Hain  von  Ou  seinen  erlauchten 
Stock  einstiess  und  hinstellte,  rief  er  ,,  Oiue ;"  -"  daher  heisst 
es  Ou. 


2. — Die  Göttergrotte. 


28 


29 


Das  Kamu-zaki  (Götter-Kap)  in  Kaka. 

Daselbst    befindet   sich   eine   Felsengrotte,   die   etwa   zehn 


von  Tayuhi,  50  Bu  breit.  Man  fängt  dort  Thunfische."  Und  weiter:  „  Tayuhi 
no  ura,  Bucht  von  Tayuhi,  4"2  Bu  breit.  Es  können  etwa  zwei  Schiffe  darin 
ankem."  „  Tayuhi  no  saki,  Kap  Tayulii.  Am  Strande  befindet  sich  eine  Grotte, 
10  Fuss  hoch,  deren  Umfang  an  der  hinteren  Seite  30  Bu  misst.  Zwei  Hinoki 
Bäume  (Chamaecyparis  obutosa)  stellen  daselbst." 

2^'  Koshi  no  Tsutsu  no  misaki,  unbekannt. 

2-*  Vgl.  luzuiio-rÜDOKi  (Distrikt  Shimane):  „  Miho  no  mki ;  3fiho  no 
hmna.  160  Bu  breit.  Im  Westen  steht  ein  Tempel,  im  Norden  sind  Volks- 
liäuser.  Man  fängt  dort  Tliunfische." 

25  Yomi  no  shima,  die  Seite  48,  Anm.  29  besprochene  Nehrung  im  Nord- 
westen des  Aliimi  Distriktes  der  Provinz  Hahaki. 

2ß  Oho-kami  no  ta/ce,  jetzt  Daisen  genannt,  der  höchste  Berg  im  San-in-dö 
Gebiet. 

""  Ovx,  Ausruf  der  Erleichterung  nach  überstanden  er  Mühe,  etwa    ,,  uff!" 

2S  Editio  Öhira,  fol.  31,  b. 

29  Zur  Begründung  des  Namens  Kaha  lesen  wir  fol.  20  eine  kürzere 
Variante  dieser  Sage:  )>  Der  Gau  Kaka  liegt  24  Ri  160  Bu  nordwestlich  vom 
Gunke  (d.  i.  Kathaus  des  Distriktes).  Hier  hat  der  grosse  Gott  von  Sada 
seinen  Sitz.  Als  seine  erlauchte  Mutter  Kisakahi-hime  no  Mikoto,  Tochter 
des  Kami-musubi  no  Mikoto,  mit  den  Worten :  „  O,  dies  ist  eine  dunkle 
Grotte!  "  mit  dem  goldnen  Bogen  hindurchschoss,  wurde  es  [darin]  leuchtend- 
schimmernd {icvi-kakayakeri).      Daher  nennt  man  es  Kaka  („  Schimmer  ").(( 


286 


Appendix,  Idzunto-Fudoki. 


Fuss  hoch  ist  und  einen  Umfang  von  502  Bu''°  hat.  Sie 
erstreckt  sich  in  der  Richtung  von  Ost  nach  West,  und  hat 
im  Norden  ein  Loch. 

Dies  ist  der  Geburtsort  des  sogenannten  grossen  Gottes 
von  Sada.  ^^  Als  er  eben  geboren  werden  sollte,  verschwanden 
■der  Bogen  und  die  Pfeile  [seiner  göttlichen  Mutter].  Da 
wünschte  seine  erlauchte  Mutter  Kisakahi-hime,  die  Tochter 
des  Kami-musubi  no  Mikoto  :  „Mögen  der  Bogen  und  die 
Pfeile,  welche  verloren  gegangen  sind,  wieder  zum  Vorschein 
kommen,  wenn  mein  erlauchter  Sohn  ein  Heldengottsohn  ist." 
Da  kamen  ein  Bogen  und  Pfeile  aus  Hörn  vom  Wasser 
getrieben  hervorgeflossen.  Da  sagte  der  geborene  erlauchte 
Sohn  :  „  Dieser  Bogen  und  die  Pfeile  sind  nicht  die  meinigen," 
und  warf  sie  weg.  Da  kamen  ein  Bogen  und  Pfeile  aus  Gold 
hervorgeflossen.  Da  wartete  er  [bis  sie  zu  ihm  heran  geflossen 
kamen],  ergriff  sie,  und  mit  den  Worten  „  Es  ist  eine  dunkle 
Grotte  "  schoss  er  [durch  die  Grotte]  hindurch.  Der  Tempel 
seiner  erlauchten  Mutter  Kisakahi-hime  befindet  sich  hier. 
Wenn  die  Leute  der  Jetztzeit  in  die  Nähe  dieser  Grotte  gehen, 
so  pflegen  sie  immer  [durch  starkes  Auftreten]  ein  donnerndes 
Geräusch  zu  machen.  Wenn  man  nämlich  leise-schleichend 
geht,  so  erscheint  der  Gott  und  erregt  Sturmwind  ^"  und 
macht,  dass  die  Schiffe  umschlagen.  '^ 


=*ö  Ein  Bu.  ^  „  Schritt "  war  gleich  ö  S'mhi  „  Fuss."  Der  alte,  sog. 
Tembyö-shaku,  war  aber  nnr  0,978  des  jetzigen  Shaku,  5  alte  Sliaku  also  = 
4,89  jetzige,  =  1,48  Meter.  1  Mi  hatte  360  Bu,  1  Tembyö-Ei  war  also  =  1760,4 
Shaku,  =533,48  Meter. 

">'  Sada  no  Oho-kami,  auch  Sada-Jiiko  no  Kami  genannt,  identisch  mit 
Sai-uda-hiko. 

22  Haya-ji  „  schneller  Wind." 

^  Dieser  Abschnitt,  von  „  Dies  ist  der  Geburtsort  "  bis  zu  Ende,  ist  im 
Original  mit  kleineren  Zeichen  geschrieben,  weil  er  nicht  zum  eigentlichen 
Text  des  FOdoki  gehört,  sondern  eine  zum  Text  hinzugefügte  Note  bildet. 
Solche  Noten,  die  wir  als  Ur-Kommentar  bezeichnen  könnten,  haben  ungefähr 
dasselbe  Alter  wie  der  Text  selbst. 


Der  Steingott.  Der  Gau  Mitsu. 


287 


3. — Der  Stein  Gott  am  Berge  Kaminabi. 


34 


» 


Der  Berg  Kaminabi  liegt  6  Ri  160  Bu  nordöstlich  vom 
Gunke/^  ist  1205  Fuss  hoch,  hat  einen  Umfang  von  21  Ri 
180  Bu. 

Im  Westen  des  Berges  war  ein  steinerner  Gott,  Höhe 
desselben  10  Fuss,  Umfang  desselben  etwa  10  Fuss.  Daneben 
befanden  sich  ungefähr  mehr  als  hundert  kleine  steinerne 
Götter.  Nach  einer  Ueberlieferung  der  Alten  kam  Ame  no 
Mikaji-hime  no  Mikoto,  die  Gemahlin  des  Aji-suki-taka-hiko  ''^ 
no  Mikoto,  und  nahm  ihren  Sitz  im  Dorfe  Taku,  und  gebar 
hier  den  Taki-tsu-hiko  '*'  no  Mikoto.  Da  unterwies  [die 
Muttergöttin  ihren  Sohn,  den  sie  eben  gebären  wollte]  mit 
den  Worten :  „  Diese  Stätte  liegt  dem  Tempel  deiner  Hoheit 
gerade  gegenüber.  Ich  finde  es  gut,  dich  hier  zu  gebären." 
Der  sogenannte  Stein-Gott  ist  mithin  die  Seele  '***  des  Taki- 
tsu-hiko  no  Mikoto.  Wenn  man  [diesen  steinernen  Gott]  in 
der  Zeit  der  Dürre  um  Regen  anfleht,  so  lässt  er  immer 
regnen. 


4. — Der  stumme  Aji-suki-taka-hiko,  und  die 
Benennung  des  Gaues  Mitsu/^' 

Der  Gau  Mitsu  ■*"    liegt  25   Ri  weit   südwestlich  vom  Dis- 


34  Ed.  Ohira,  fol.  45. 

'^*  115  ^  gun-ke  „  Distrikt-Haus,"  wo  der  Statthalter  des  Distrikts  residiert. 

36  Vgl.  Buch  2,  Kap.  I,  Anni.  43. 

37  Zu  diesem  Namen  vgl.  man  den  der  Göttin  Taki-tsu-hhne  (oder  Tagi- 
tsu-hime),  wohl  „Prinzessin  Wasserfall;"  sie  wird  als  Tochter  Susanowo's 
bezeichnet.  Takl-tm-kiko  wäre  „  Wasserfall-Prinz,"  was  zu  seiner  Rolle  als 
Eegen  spendender  Gott  gut  passt. 

''^  ^  ^  fni-tama  „  erlauchter  Geist,  Seele." 
39  Ed.  Öhira,  fol.  69  b. 

■*^  H  ?^  S  Mi-tsvb  no  sato.  Die  Zeichen  bedeuten  zwar  „  Drei-Hafen," 
doch  wird  die  eigentliche  Bedeutung  „  Heiliger  Hafen  "  sein. 


288 


Appendix,  Idzumo  u.  Hyuga-Fudoki. 


triktgebäude.  Aji-suki-taka-hiko  no  Mikoto,  der  Sohn  des 
grossen  Gottes  Oho-na-muchi  no  Mikoto,  weinte  noch  im 
Alter,  wo  ihm  ein  acht  Spannen  langer  Bart  gewachsen  war,"*^ 
bei  Tag  und  bei  Nacht,  und  vermochte  nicht  zu  sprechen. 
Da  nahm  der  Gott  Vater  den  Sohn  mit  sich  auf  ein  Boot 
und  machte  mit  ihm  eine  Lustfahrt  um  die  achtzig  Inseln 
herum  und  tröstete  ihn.  Doch  das  Weinen  hörte  nicht  auf. 
Im  Traume  flehte^  der  grosse  Gott  [Oho-na-muchi],  dass 
ihm  die  Ursache  des  Weinens  seines  Sohnes  kund  gethan 
•sverde.  So  flehte  er  im  Traume.  In  derselben  Nacht  träumte 
ihm,  dass  'sein  Sohn  spreche  ;  und  als  er  aufgewacht  war 
und  ihn  fragte,  da  sagte  der  Sohn:  „Mitsu.''  Und  als  er 
dann  ihn  fragte:  „Welchen  Ort  nennst  du  Mitsu?,"  da  ging 
der  Sohn  von  dem  Angesicht  des  Vatergottes  hinweg,  schritt 
über  den  Steingeröllfluss  '^^  und  gelangte  auf  einen  Abhang 
und  blieb  daselbst,  und  sagte:  ,,  Hier  ist's."  Dann  schöpfte 
er  an  der  Mündung  [des  Flusses]  dort  Wasser  heraus  und 
wusch  sich.  Ehe  daher  die  Kuni  no  Miyatsuko,  **  um  die 
göttliche  Glückwunschrede  herzusagen,  bei  Hofe  erscheinen, 
schöpfen  sie  hier  Wasser  heraus  und  benutzen  es  erst.  Dem- 
gemäss  essen  auch   in   der  Jetztzeit  schwangere  Frauen  nicht 


41  Vgl.  Seite  62,  wo  vom  Groasvater  dieses  Gottes,  nämlich  von  Susa  no 
Wo,  genau  dieselbe  Schilderung  gegeben  ist ! 

•*2  Zu  -wem  gefleht  wird,  ist  hier  ebeasowenig,  wie  oben  in  der  Erzählung 
von  der  Grotte,  angegeben.  Vielleicht  ist  das  Flehen  an  Kami-musubi 
gerichtet. 

*5  Ishi-kuha. 

^  Die  „  Häuptlinge  des  Landes,"  nämlich  des  ^^andes  Idznmo.  Wenn 
ein  neuer  Kuni  no  miyatmko  ins  Amt  eintrat,  so  begab  er  sich  nach  der 
Hauptstadt,  empfing  dort  gewisse  Geschenke,  kehrte  nach  Idzumo  zurück 
und  führte  ein  Jahr  lang  ein  rituell  reines  Leben.  Dann  ging  er  mit 
vorgeschriebenen  Geschenken  (Schwert,  Edelsteinen  etc),  die  zuvor  im  Wasser 
der  Was.serstauung  des  Flusses  von  Mit.su,  d.  h,  der  oben  erwähnten  Mündung 
des  Steingeröllflusses,  gewaschen  worden  waren,  wieder  an  den  Hof  und 
recitierte  daselbst  vor  dem  Kaiser  die  göttliche  Glückwunschrede,  Kaniu-yogoto, 
des    Landeshäuptlings    von    Idzumo.      Dieselbe    ist    eines    der    Nokito  'oder 


■i 


■i 


Der  einäugige  Dämon.   Chiho. 


289 


den  Reis  dieses  Dorfes.^  Denn  wenn  sie  davon  essen,  so 
können  die  Kinder,  welche  sie  gebären,  nicht  sprechen.  Daher 
heisst  der  Ort  Mitsu. 

5. — Der  einäugige  menschenfressende  Dämon.* 

Der  Gau  Ayo ;  1 3  Ri  80  Bu  südöstlich  von  dem  Distrikt- 
hause. Nach  der  Ueberlieferung  der  Alten  hielt  ein  Mann 
über  das  Wasser-Feld  auf  dem  Berge,  das  er  kultivierte, 
Wache.  Da  kam  ein  einäugiger  Dämon  ^"  und  frass  den  Sohn 
des  Bauern.  Die  Eltern  des  Sohnes  hatten  sich  in  ein 
Bambusgebüsch  versteckt.  Da  bewegten ''*  sich  die  Bambus- 
blätter. Da  schrie  der  Mann,  welcher  eben  gefressen  wurde : 
ayo,  ayo  ! '"'     Daher  heisst  der  Ort  Ayo. 


D. — Aus  dem  Hyuga-Fudoki. ' 


Ueber  den  Bezirk  Chiho. 

Was  den  Bezirk  Chiho  im  Distrikt  Usuki  anbelangt,  [so 
heisst  es]  :  Als  Seine  Hoheit  Ama-tsu-hiko-ho  no  Ninigi 
auf  dem   Gipfel  Futa-nobori   von  Takachiho  in   Himuka  vom 

Rituale,  No  27  meiner  Ausgabe.    Die  Landeshäuptlinge  von  Idzumo  betrachten 
sich  als  Nachkommen  des  Gottes  Anve,  no  Ho-hi. 

■'^.ffi  ^  kono  mura  bedeutet  hier  wohl  „  Dörfer  diese.s  Gaues." 

«  Ed.  Öhira,  fol.  82  b. 

4'  Ma-Mtotsu  no  oni.  Oni  „  Dämon,  Teufel." 

■**  Sl  <^)    lii^r  ayogeri   gelesen,   vom  Verbum  ayogu=ayiigu.    Es  liegt  also 
schon  in  diesem  Verbum  ein  wortspielender  Hinweis  auf  Ayo. 

-19  Etwa  „O  weh,  O  weh!"  Vgl.   S.    10,   Anm.  32  die  Interjektionen  aya, 
ayu,  atm. 

1  Topographie  der  Provinz  Ilyüga,  altjapanisdi  Himuka  (Sonnen-zuge- 
wendet).  Die  folgenden  Texte  gründen  sich  auf  Prof.  Kurida's  Ausgabe  der 
bruchstückweise  erhaltenen  sogenannten  Ko-füdoJd  „Alten  Füdoki:"  "^  ^  ±. 
Iß  i£  5fc,  2  Bde,  1898. 


290 


Appendix,  Hyuga-  u.    Yamashito-Füdoki. 


Himmel  herabstieg,  da  war  der  Himmel  ganz  dunkel,  Tag 
und  Nacht  nicht  zu  unterscheiden,  die  Menschen  verirrten 
sich  auf  den  Wegen,  und  die  Farben  der  Dinge  waren  schwer 
von  einander  zu  unterscheiden.  Da  waren  [zwei]  Tsuchigumo  ^ 
mit  Namen  Oho-hashi  und  Wo-hashi.  Die  beiden  sprachen  zu 
seiner  Hoheit  dem  erlauchten  Enkel :  Wenn  Eure  Hoheit 
mit  der  erlauchten  Hand  tausend  Aehren  von  Reis  auszieht, 
daraus  ungehülsten  Reis  macht  und  denselben  nach  allen 
Himmelsgegenden  verstreut,  so  wird  es  sicherlich  hell  werden. 
Als  er,  wie  Oho-hashi  und  Wo-hashi  gesagt  hatten,  tausend 
Aehren  Reis  abzog  und  sie  als  ungehülsten  Reis  verstreute, 
klärte  sich  der  Himmel  auf,  und  Sonne  und  Mond  schienen 
weit  und  breit.  Daher  nennt  man  [den  Ort]  Takachiho  no 
Futa-nobori  no  mine.  ^  Die  Späteren  verwandelten  den  Namen 
in  Chiho. 


E. — Aus  dem  Yamashiro-Fudoki. 

1.— Der  Kamo  Tempel. 

Der  Gott,  der  im  Tempel  des  grossen  Gottes  in  Kamo 
verehrt  wird,  ist  Kamo-Take-Tsunumi  no  Mikoto,  der  auf 
dem  Gipfel  des  Takachiho  in  So  in  Himuka  vom  Himmel 
herabstieg.  Er  nahm  seinen  Sitz,  vor  dem  Kaiser  Kamu- 
Yamato-Ihare-biko  ^  vorantretend,  auf  dem  Gipfel  des  Berges 
Katsuragi  in  Oho-Yamato  (Gross-Yamato).  Von  hier  siedelte 
er  allmählich  nach  Kamo  in  Okata  in  der  Provinz  Yamato 
über.      Er    ging    am    Flusse    Yamashiro-gaha    hinunter    und 


2  Mit  den  Zeichen  „  Erd-Spinne "  geschrieben,  und  aucli  gewöhnlich 
«tvmologisch  so  verstanden.  Doch  ist  dies  eine  Volksetymologie.  Die  wahre 
Bedeutung  ist :  ,,  sich  in  der  Erde  Verbergende,"  d.  h.  Erdhöhlenbewohner. 

2  „  Der  Doppel- Aufstieg  Gipfel  Takachiho,"  weil  Sonne  und  Mond  beide 
aufstiegen.  Vgl.  aber  Buch  2,  Kap.  III,  Anm.  3. 

1  Jimmu-tennö. 


Der  Kamo  Tempel 


291 


gelangte  an  die  Zusammenflussstelle  der  Flüsse  Katsunu-gaha 
und  Kamo-gaha.  Da  blickte  er  über  den  Kamo  Fluss  hin  und 
sagte  :  „  Dieser  ist  zwar  schmal  und  klein,  doch  ist  er  ein 
klarer  Fluss  von  einem  Steingeröllfluss,"  ^  und  er  nannte  ihn 
Ishikaha  no  Se-mi  no  o-gaha  ,,  das  bett-durchsichtige  Flüsschen 
des  Steingeröllflusses,"  und  an  diesem  Flusse  hinaufgehend, 
hielt  er  sich  am  Fusse  des  Nordberges  im  Lande  Kuga  auf. 
Seitdem  nennt  man  [den  Gott]  Kamo.  Kamo-Take-Tsunumi 
no  Mikoto  vermählte  sich  mit  Kamu-ika-koya-hime  von  Kami- 
nu  im  Lande  Taniha.  Die  von  ihr  geborenen  Kinder  heissen : 
Tama-yori-biko ; "'  das  jüngere  heisst  Tama-yori-hime.  ^  Als 
Tama-yori-hime  am  bett-durchsichtigen  Flüsschen  des  Steinge- 
röllflusses sich  ergötzte,  kam  ein  mit  roter  Erde  angestrichener 
Pfeil  ^   vom    Oberlauf  her   herabgeflossen.     Sie    nahm   ihn  und 


-  Solche  tautologisclie  Ausdrücke  sind  im  feierlichen  altjapanischen  Stil, 
besonders  in  den  Xorito,  selir  beliebt.  Die  jap.  Flüsse  führen  meist  sehr 
viel  Steingeröll  mit. 

3  Juwel-guter-Prinz. 

^  Juwel-gute-Prinzessin. 

5  ^  ^  ^  ni-nuri-ya.  Man  vergleiche  zu  dieser  Geschichte,  worin  der  rote 
Pfeil  offenbar  den  Phallus  symbolisiert,  die  folgende  über  Oho-na-muji  erzählte 
Mythe  in  Sect.  5 1  des  Kojiki,  im  Abschnitt  über  den  ersten  Kaiser  Jimmu : 

))  Aber  als  [Kamu-yamato-iliare-biko]  nach  einer  Jungfrau  suchte,  die 
er  zu  seiner  kaiserlichen  Hanptgenialilin  machen  könnte,  sprach  Seine  Hoheit 
Oho-kume:  „  Es  giebt  hier  eine  Jungfrau,  welclie  man  das  erlauchte  Kind 
einer  Gottheit  nennt.  Der  Grund,  warum  sie  das  erlauchte  Kind  einer  Gott- 
lieit  genannt  wird,  ist  folgender :  Die  Tochter  des  Midzu-kuhi  von  Mishima, 
Namens  Seya-datara-hime,  wurde  wegen  ihrer  Schönheit  vom  Gott  Oho-mono- 
nushi  von  Miwa  [d.  i.  Oho-na-nniji]  bewundert,  der  sich,  als  diese  Jungfrau 
gerade  auf  dem  Abtritt  war,  in  einen  rotbestrichenen  Pfeil  verwandelte  und 
aus  dem  Abtritt  von  unten  her  in  die  Sclieide  der  Jungfrau  fuhr.  Da  erschrak 
die  Jungfrau,  stand  auf  und  lief  erschrocken  davon.  Wie  sie  nun  den  Pfeil 
mitnahm  und  neben  ihr  Schlaflager  legte,  verwandelte  sich  dei-selbe  plötzlicli 
in  einen  schönen  Jüngling,  der  darauf  die  Jungfrau  ehelichte  und  ein  Kind 
erzeugte  mit  Xamen  Hoto-tatara-i-susugi-hime  {hoto  Sclieide,  tafara  vom  Namen 
der  Mutter  hergenommen,  i-suaugi  erschrocken)  no  Mikoto,  oder  mit  anderem 
Namen  Hime-taiara-i-suke-yori-  hime  (Prinzessin-Tatara-erschrocken-gute- 
Prinzessin). — Dies    id   eine   spätere   Verändening    des    Nameiis,    weil    man  die  Er- 


292 


Appetidix,  Yaviashiro  u.   Tango-Füdoki. 


steckte  in  neben  ihr  Bettlager  [in  den  Boden].  Schliesslich 
wurde  sie  durch  Einfluss  desselben  schwanger  und  gebar  einen 
Knaben.  Als  dieser  aufgewachsen  war,  baute  der  Grossvater 
mütterlicherseits  Take-Tsunumi  no  Mikoto  ein  achtklafteriges 
Haus,  machte  acht  Flügelthüren  fest,  braute  achtfach  gebrauten 
Sake,  und,  eine  göttliche  Versammlung  versammelnd  •  hielt  er 
[mit  seinen  göttlichen  Gästen]  ein  grosses  Gastmahl  sieben 
Tage  und  Nächte  hindurch,  und  dann  sprach  er  zu  dem 
Knaben  :  „  Gieb  diesen  Sake  demjenigen  zu  trinken,  den  du 
für  deinen  Vater  hältst."  Da  nahm  [der  Knabe]  den  Becher 
auf  und  opferte  ihn  ehrfürchtig  gegen  den  Himmel  gewandt. 
Dann  brach  er  den  Dachfirst  des  Hauses  durch  und  stieg 
zum  Himmel  empor.  Daher  nennt  man  ihn  mit  Anlehnung 
an  den  Namen  seines  Grossvaters  mütterlicherseits  Kamo- 
waki-ikadzuchi  no  Mikoto. "  Der  oben  genannte  mit  roter 
Erde  bestrichene  Pfeil  ist  der  Gott  Ho-no-ikadzuchi  '  im 
Tempel  des  Distriktes  Otokuni  [in  der  Provinz  Yamashiro]. 
Die  drei  Gottheiten  Kamo-Take-Tsunumi  no  Mikoto,  [seine 
Gemahlin]  Taniha  no  Kamu-ika-koya-hime  [und  Tochter]  Tama- 
yori-hime   residieren   im  Tempel  Miwi  ^  im  Flecken  Tatekura. 

2. — Der  Inari  Tempel-  Veranlassung  dar 
Benennung  Inari. " 

Der   Urahn    der    Hada    no  Nakatsuhe   no   imiki   und   der 

vxiluning  der  Scheide  verahachexUe. — Aus  diesem  Grunde  heisst  sie  das  erlauchte 
Kind  einer  Gottheit.  <( 

G  „  Seine  Hoheit  Kamo  Zerteilender-Donner."  Der  Bestandteil  Kamo  ist 
aus  dem  Namen  des  Gros.svaters  übernommen,  und  daher  nicht  etwa  als 
grammatisches  Objekt  zu  xvaki  „  zerteilend  "  zu  konstruieren. 

'  „  Feuer-Donner ;  "  siehe  S.  65  unter  den  acht  Donnergöttern. 

*  „  Drei  Brunnen.".  Nicht  mit  dem  berühmten,  der  Kwannon  gewidmeten, 
buddliLstischen  Tempel  Mä-dera  bei  (Jtsu  zu  verwechseln.  Obige  Geschichte 
bildet  auch  den  Stoff  des  mittelalterlichen  Nö  Dramas  Kamo. 

9  Inari  „  Keis-Mann,"  von  iiia  =  ine  „  Keishalme,"  mit  dem  Suffix  -ri  gebildet, 
wie  hitori,  fvtari  etc.  aus  liito,  futa.  •  -^. 


I    Ml 
1 1     11 


Inari.    Urashima. 


293 


Seinigen,  nämlich  Irogu  no  Hada  no  Kimi,  besass  Reishalme 
{ine)  in  grossen  Haufen  und  war  reich.  Als  es  sich  einmal 
zutraf,  dass  eir  Reiskuchen-Reis  {inochi-ihi)  zum  Ziel  des 
Schiessens  machte,  verwandelte  sich  dieser  [Reis]  in  einen 
weissen  Vogel  und  flog  weg,  und  setzte  sich  auf  den  Gipfel 
eines  Berges.  Da  reiften  und  wuchsen  Reishalme  [auf  dem 
Gipfel].  Schliesslich  ist  daraus  der  Name  des  Tempels  gewor- 
den. Seine  Nachkommen  bereuten  das  Vergehen  ihres  Urahnen 
und  rissen  einen  Baum  des  Tempel  [grundes]  mit  der  Wurzel  ^" 
aus  und  pflanzten  ihn  bei  ihrem  Hause  und  beteten  ihn 
ehrfurchtig  an.  In  der  Jetztzeit,  wenn  man  einen  solchen 
Baum  [aus  dem  Tempelgrunde]  hinpflanzt  und  dieser  fürder 
am  Leben  bleibt,  so  hat  man  Glück ;  wenn  er  aber  eingeht, 
so  hat  man  Unglück. 


F. — Aus  dem  Tango-Fudoki.^ 

Geschichte  von  Urashima.  ^ 

In  der  Topographie  der  Provinz  Tango  heisst  es  : 
Im  Distrikt  Yosa  ist  ein  Gau  {sato)  Namens  Heki,  und  in 
diesem  Gau  ein  Dorf  {i7turd)  Namens  Tsutsukaha,  und  unter 
den  Bewohnern  dieses  Dorfes  war  ein  Mann  Namens  Mikaha 
no  Tsutsukaha  no  Shimako  (Inselkind).  Dieser  war  der 
Urahn  der  Kusakabe  no  obito.  Dieser  Mann  war  von  schöner 
Erscheinung  und  ohnegleichen  herrlich.  Er  ist  der  sogenannte 
Ura-shima  no  Ko  (oder  Ura  no  Shima-ko)  von  Midzunowe. 
Das  oben  [über  ihn  Gesagte]  weicht  nicht  ab  von  der 
Beschreibung  des  alten   Schriftstellers   lyobe   no   Umakahi   no 


10  Vgl.  Seite  113. 

1  Wohl  zwischen  730  und  750  abgefasst. 

2  Vgl.  die  Geschichte  von  Hohodemi,  Xihongt. 


294 


Appendix,  Tango- Fudoki. 


murazi.     Also    will    ich    die    Geschichte    im    allgemeinen   hier 
berichten  : 

Unter  dem  Kaiser,  welcher  im  Palaste  zu  Asakura  in 
Hatsuse  das  Reich  regierte  (d.  i.  Yüryaku-tennö,  457-479), 
fuhr  Shimako  allein  auf  einem  Boote  ins  Meer  hinaus  und 
angelte.  Aber  er  fing  während  dreier  Tage  und  Nächte 
keinen  Fisch.  Da  angelte  er  endlich  eine  fiinffarbige  ^  Schild- 
kröte. Das  kam  ihm  wunderbar  vor,  und  er  legte  sie  ins 
Boot  und  schlief  ein.  [Die  Schildkröte]  verwandelte  sich 
plötzlich  in  ein  Mädchen  von  unvergleichlich  schöner  Gestalt. 
Shimako  fragte  sie  :  ,,  Der  Menschen  Häuser  liegen  weit  ent- 
fernt von  hier,  und  auf  der  Meeresebene  ist  kein  Mensch.  Wer 
bist  du,  und  wie  kommst  du  so  unerwartet  zu  mir?"  Das 
Mädchen  antwortete  lächelnd  :  „Ich  dachte,  du  hübscher  Gesell, 
du  findest  dich  so  allein  auf  dem  Meere  und  hast  Niemand,  mit 
dem  du  dich  unterhalten  könntest.  So  kam  ich  auf  den  Lüften 
her."  Shimako  fragte  wieder :  „  Von  wo  bist  du  auf  den 
Lüften  gekommen  ?"  Das  Mädchen  antwortete  :  „  Ich  bin  vom 
Himmel  her  gekommen.  Ich  bitte  dich,  lass  deine  Zweifel  und 
unterhalte  dich  in  Liebe  mit  mir  !"  Da  erriet  Shimako,  dass 
sie  eine  Göttin  sei,  und  hegte  im  Herzen  Ehrfurcht.  Das 
Mädchen  fuhr  fort :  „  Ich  beabsichtige  mit  dir  zusammen  zu 
leben  so  ewig  wie  Himmel  und  Erde,  wie  Sonne  und  Mond 
[zusammen  bestehen].  Welcher  Meinung  bist  du?"  Shimako 
antwortete  :  „  Ich  wüsste  nichts  darüber  zu  sagen."  Das 
Mädchen  sprach  ;  ,,  Wenn  das  so  ist,  so  wende  das  Boot  um 
nach  dem  Lande  der  Seligen.  ^  Wenn  du  meinen  Worten 
folgen  willst,  so  öffne  ein  Weilchen  deine  Augen  nicht ! " 
Bald  erreichten  sie  eine  weite  Insel  in  der  Mitte  des  Meeres. 
Der  Boden  der  Insel  war  wie  mit  Perlen  besät ;  hohe  Pforten 


schimmerten  und  hohe  Paläste  glänzten. 


Seine  Augen  hatten 


^  Die    „  5    Farben "   der    Cliinesen    sind :    scliwarz,    rot,  azur  (grün,  blau), 
weiss,  gelb. 

•1  Toko-yo  no  huni,  siehe  im  Xihongi. 


m 


Urashima. 


295 


einen  solchen  Glanz  noch  nie  erschaut,  seine  Ohren  von  solcher 
Pracht  noch  nie  vernommen.  Hand  in  Hand  schritten  sie 
langsam  dahin  und  gelangten  vor  das  Thor  eines  grossen 
Hauses.  Da  sprach  das  Mädchen :  „  Bleib  hier  ein  wenig 
stehen!",  machte  das  Thor  auf  und  ging  hinein.  Da  kamen 
sieben  Knaben  und  sprachen  zu  einander  :  ,,  Das  ist  der  Gemahl 
der  Prinzessin  Schildkröte."  ^  Wiederum  kamen  acht  Knaben 
daher  und  sprachen  zu  einander :  ,,  Das  ist  der  Gemahl 
der  Prinzessin  Schildkröte."  Also  erfuhr  er,  dass  der  Name 
des  Mädchens  Prinzessin  Schildkröte  war.  Als  das  Mädchen 
heraus  kam,  erzählte  ihr  Shimako  den  Vorgang  mit  den 
Knaben,  und  das  Mädchen  sagte :  „  Jene  sieben  Knaben 
sind  die  Plejaden,®  und  jene  acht  Knaben  sind  die 
Hyaden. '  Hege  du  keine  Verwunderung !"  Und  voran- 
schreitend geleitete  sie  ihn  in  das  Haus.  Der  Vater  und 
die  Mutter  des  Mädchens  kamen  ihm  entgegen,  grüssten 
ihn,  und  alle  vier  nahmen  Platz.  Da  erklärten  [Vater  und 
Mutter]  den  Unterschied  zwischen  der  Menschenwelt  und 
der  Residenz  der  Seligen,  und  drückten  ihre  Freude  über  das 
zufallige  Zusammentreffen  des  Menschen  und  der  Gottheit  aus^ 
und  gaben  ihm  hunderterlei  vortreffliche  schmackhafte  Speisen 
zu  essen.  Ihre  Brüder  und  Schwestern  hoben  die  Becher  und 
reichten  sie  dar  im  Austausch.  *  Die  jungen  Mädchen  aus  der 
Nachbarschaft  näherten  sich  ihm  scherzend  mit  roten  Wangen,, 
feenhafter  Gesang  tönte  hell  und  klar,  und  göttliche  Tänze 
wurden  schlängelnd  aufgeführt.  Die  Freude,  welche  hier 
genossen  wurde,  war  zehntausendmal  grösser  als  bei  den 
Menschen.  Da  bemerkte  er  nicht,  dass  der  Tag  dunkel 
wurde ;  nur  mit  der  Dämmerung  zerstreuten  sich  alle  Seligen 
allmählich.     Nur    das    Mädchen  allein    blieb,    Augenbraue    an 

°  Kame-hivie. 
'^  ^  M.  bö-sei. 
'  ^  £  Äi.s.se('. 

*  Beim  japanischen  Trinkcomraent  tauscht  man  die  TrinkgefUsse  gegenseitig 
aus,  was  etwa  unserem   Anstcssen  und  auf  Jemandes  Wohl  trinken  entspricht. 


m 


296 


Appendix,  Tango-Fudoki. 


Augenbraue  und  Aermel  an  Aermel,  ^    und  sie  verkehrten  nach 
der  Art    von   Mann   und  Frau.     Da    vergass    er   sein  früheres 
Sein    und    bHeb    in  der  Residenz  der  Seligen.    Als  drei  Jahre 
verstrichen  waren,  befiel  ihn  plötzlich    die    Sehnsucht  nach  der 
Heimat.    Er  sehnte  sich  nach  seinen  Eltern,  und  Klagen  und 
Kummer    kamen    ohne    Unterlass    zum    Vorschein,    und    sein 
Seufzen  und  Stöhnen  nahm   mit  jedem   Tage    zu.     Da   fragte 
ihn    das    Mädchen :     ,,  Seit  einiger   Zeit   sehe   ich  dein    Ange- 
sicht  und   bemerke,    dass   es   anders   ist   als  sonst.     Bitte,  lass 
mich    dein    Begehren    wissen."    Shimako    antwortete  :      ,,  Die 
Alten  sagten :   der  kleine   Mann "   gedenkt   der    Heimat,    und 
der   tote    Fuchs    liegt   mit   seinem    Kopf  auf   dem    Hügel    [wo 
sein  Bau  ist]. "    Ich  meinte  immer,   das   sei   eine  Fabel ;  jetzt 
aber  empfinde   ich,   dass    es    wirklich   so   ist."     Das    Mädchen 
fragte  :       Wünschest    du     denn     nach    der     Heimat    zurückzu- 
kehren ?"    Shimako  antwortete  :  „  Meine  Wenigkeit  verliess  die 
Heimat  der  Meinigen   und   meiner   Freunde  und  kam  weit  ins 
Land   der  Götter  und  Seligen.    Ich  fiihle  mich  von  Sehnsucht 
überwältigt.       Ich  dachte    wiederholt    bei    mir,    wenn    ich    es 
wünschen   darf,    so    möchte     ich    für    ein   Weilchen    nach    der 
Heimat  gehen  und  meine  Eltern  sehen."    Das  Mädchen  sagte, 
die  Thränen  trocknend  und  seufzend:     „Ich  hoffte,  wir  würden 
bis     zum    Alter    von    zehntausend    Jahren     zusammen     leben, 
gleichwie    Erz   und   Stein    [so   ewig]  ;   warum   sehnst   du   dich 
nach  der  Heimat  und  willst  eine  Zeit  [ohne  mich]  verbringen  ?" 
Da  wandelten  sie  Hand  in  Hand  umher,  sprachen  mit  einander 
und   weinten    und   klagten.     Endlich    gingen    sie,    Aermel    an 
Aermel,  dahin  und  gelangten  an  einen  Scheideweg.    Die  Eltern 
und  Verwandten  des  Mädchens  nahmen  unter  Wehklagen  von 
ihm  Abschied.     Das  Mädchen  nahm  ein  Perlenkammkästchen  '^ 

0  Dies  entspricht  unsrer  Eedeweise ;  „Wange  an  Wange,  Brust  an  Brust." 

^^  Bauer. 

1'  Chinesisches  Citat. 

12  Tama-kushi-ge,  mit  Perlen,  Juwelen  besetztes  Kamm-kästchen. 


Urashima. 


297 


hervor,  und  indem  sie  ihm  dieses  überreichte,  sprach  sie  : 
„Wenn  du  mich  nicht  vergessen  und  wieder  mich  sehen  willst, 
so  öffne  dies  Behältnis  nimmermehr  und  sieh  nicht  hinein !" 
Nachdem  sie  von  einander  Abschied  genommen  hatten,  schiffte 
er  sich  ein.  Sie  unterwies  ihn,  die  Augen  zuzumachen :  da 
auf  einmal  war  er  in  seiner  Heimat  im  Gau  von  Tsutsukaha 
angelangt.  Da  blickte  er  den  Ort  an  :  die  Bewohner  und  die 
Dinge  waren  ganz  anders  geworden.  Er  fand  da  gar  nichts, 
woran  er  sein  Haus  erkennen  könnte.  Da  fragte  er  einen 
Dorfbewohner  :  ,,  Wo  wohnt  jetzt  die  Familie  des  Urashimako 
von  Midzunowe  ?"  Per  Dorfbewohner  antwortete  :  ,, Woher 
bist  du,  dass  du  nach  einem  so  alten  Manne  fragst  ?  Wie  ich 
aus  der  Ueberlieferung  der  alten  Leute  gehört  habe,  war  in 
alten  Zeiten  ein  Mann  Namens  Urashimako  von  Midzunowe. 
Er  fuhr  allein  in  das  weite  Meer  hinaus  und  kam  nicht  wieder. 
Seitdem  sind  bis  jetzt  über  dreihundert  Jahre  verstrichen. 
Warum  fragst  du  plötzlich  danach  '^"  Obgleich  er  unter  dem 
schmerzlichsten  Gefühle  der  Trennung  [von  seiner  Geliebten] 
nach  seiner  Heimat  zurückgekommen  war,  konnte  er  nun 
doch  auch  nicht  einmal  Eines  von  beiden  Eltern  treffen,  und 
so  verbrachte  er  Zehende  von  Tagen.  Da  streichelte  er  das 
Perlenkammkästchen  und  gedachte  der  Göttin.  Da  vergass 
er  das  Gelöbnis  des  vorigen  Tages.  Auf  einmal  machte  er 
das  Kästchen  auf  Da  stieg  in  einem  Nu  etwas  Duftendes  in 
die  Lüfte  und  schwebte  gegen  den  blauen  Himmel.  Damit 
hatte  Shimako  sein  Versprechen  gebrochen.  Er  erkannte 
auch,  dass  er  seine  Geliebte  nie  wieder  treffen  würde.  Da 
wendete  er  den  Kopf  [in  der  Richtung  der  Insel],  aber  brachte 
[zuerst]  die  Füsse  nicht  von  der  Stelle.  Dann  wandelte  er 
schluchzend  umher,  und  endlich  wischte  er  die  Thränen  ab 
und  sang : " 


13  Die  Erzählung  endet  mit  diesen  fünf  phonetisch  geschriebenen  Liedern 
in  regelmässiger  Tanka  Form.  Die  drei  letzten  Verse  des  fünften  Liedes  sind 
Urashima  in  den  Mund  gelegt. 


■"^ 


lliliiillil 


298 

Toko-yo  he  ni 
Kwno  tachhvatarii 
Midzjinoiue  no 


Urashima  no  ko  ga 
Koto  mochi  wataru. 


Appendix,  Tango-Fudoki. 

Nach  der  Richtung  des  seligen  Landes 
Erhebt  sich  die  Wolke  und  schwebt 
Und  des  Urashima-no-ko  [dahin. 

Von  Suminowe 
Worte  trägt  sie  hinüber. 


Darauf  Hess  die  Göttin  aus  weiter  Ferne  her  ihre  reizende 
Stimme  hören  und  sang : 


Yamato  he  ni 
Kaze  fiiki  agete 
Kumo-banare 
Soki  wori  tomo  yo 
Wa  wo  zvasurasu  na. 


Nach  der  Richtung  von  Yamato  " 
Weht  der  Wind  hinauf, 
Und  obgleich   die   Wolke  hingerissen 
In  der  weit  entfernten  Gegend  bleibt — ■ 
Vergiss  mich  nicht ! 


Shimako    konnte 
bezwingen  und  sang  : 

Kora  ni  kohi 
Asa  to  wo  Jdraki 
Waga  luoreba 
Toko-yo  no  hama  no 
Nami  no  luoto  kikoyu. 


wiederum   seine   Liebessehnsucht    nicht 


Wenn  nach  der  Liebsten  mich  sehnend 
Am  Morgen  das  Fenster  öffnend 
Ich  dastehe, 

So  vernehme  ich  das  Tosen  der  Wogen 
Am  Strande  des  Landes  der  Seligen. 


Die  Leute  der  späteren  Zeit  sangen  nachher  über  ihn  : 


Midztmozve  no 
Urashima  no  ko  ga 
Tama-hishige 
Akezu  ari  seba 
Mata  mo  ahaniashi. 


Und  ferner  auch  : 


Wenn  Urashima-no-ko 
Von  Midzunowe 
Das  Perlenkammkästchen 
Nicht  geöffnet  hätte, 
So    würde    er   wieder    [mit    ihr]    zU' 
sammengetroffen  sein. 


14  Japan. 


Urashima.  Das  Latid  Ise. 


299 


Toko-yo  he  ni 
Ktimo  tachi  wataru 
Tama-kushige 
Hadsuka  ni  akeshi 
Ware  zo  kanashiki. 


Nach  dem  Land  der  Seligen      [dahin. 
Erhebt  sich  die  Wolke  und  schwebt 
„  Ach,  wie  traurig  ist  es,  dass 
Das  Perlenkammkästchen 
Ich  ein  klein  wenig  geöffnet  habe  !  " 


G. — Aus  dem  Ise-Fudoki. 


Benennung  des  Landes  Ise. 

Das  Land  Ise  ist  der  Ort,  den  der  Nachkomme  in 
zwölfter  Generation  von  Ama  no  Minakanushi  no  Mikoto, 
nämlich  Arne  no  Hi-waki  no  Mikoto,  beruhigte.  ^  Als  der 
Kaiser  Kamu-Yamato-Ihare-biko  ^  von  seiner  Residenz  im 
Westen  her  die  östlichen  Länder  zu  bekriegen  kam,  kam  jener 
mit  dem  Kaiser  nach  dem  Dorfe  Kumanu  im  Lande  Ki. 
Der  Kaiser  ging  unter  Führung  des  goldfarbigen  Raben  ^ 
hinein  ins  Mittelland  und  gelangte  in  den  Unter-Gau  "*  Uta. 
Hier  befahl  der  Kaiser  dem  Oho-tomo  no  Hi-omi  no  Mikoto 
und  sprach :  „  Züchtige  den  Feind  Naga-sune '"  von  Ikoma 
schnell !"  Er  befahl  auch  dem  Ame  no  Hi-waki  no  Mikoto : 
„  In  der  Richtung  nach  dem  Himmel  ^  ist  ein  Land.  Beruhige 
es !"  Dann  gab  er  ihm  ein  Schwert  zum  Zeichen  [seiner 
Sendung].  Ame  no  Hi-waki  no  Mikoto  ging  dem  Befehl 
getreu  mehrere  Hunderte  von  Meilen  nach  Osten.  In  dem 
betreffenden  Dorfe  war  ein  Gott  Namens  Ise-tsu-hiko.  Ame 
no  Hi-waki  no  Mikoto  befragte  ihn  :  ,,  Wirst  du  dein  Land 
dem  göttlichen  suveränen  Enkel  überreichen?"    Jener  antwor- 

1  D.  h.  unterwarf. 

2  Jimmu-tennö. 

^  Vgl.    Yata-garasu,    im    Jimmuki :      NiHOXGi,     Buch     3,    2tes    Jahr  des. 
Kaisers  Jimmu. 

4  Shlino-tsm-Afjatn. 

>''  „  Langschenkel,"  vgl.  2tes  Jahr  Jimmu. 

6  D.  h.  nach  Osten. 


r. 


300 


Appendix,  he-  und  Settsii-Fudoki. 


tete :  ,,  Ich  gewann  dies.->s  Land  und  bewohne  es  schon  seit 
langern.  Ich  kann  dem  Befehl  keine  Folge  leisten."  Als 
Arne  no  Hi-waki  no  Mikoto  ein  Heer  auf  die  Beine  brachte 
und  den  Gott  töten  wollte,  sagte  dieser  in  ehrfurchtiger 
Unterwerfung  :  „  Ich  werde  meine  Länder  alle  dem  göttlichen 
suveränen  Enkel  übergeben.  Ich  wage  nicht,  hier  zu  wohnen." 
Arne  no  Hi-waki  no  Mikoto  Hess  ihn  fragen :  ,,  Wenn  du 
fortgehst,  was  giebst  du  zum  Zeichen  dafür  ?"  Jener  antwortete  : 
„  Ich  werde  in  dieser  Nacht  die  acht  Winde  erwecken  und 
die  Meeresflut  aufwühlen  und  auf  den  Wogen  mich  nach  den 
östlichen  Ländern  begeben.  Dies  wird  das  Zeichens  meines 
Fortgehens  sein."  Ame  no  Hi-waki  no  Mikoto  stellte  sein 
ganzes  Heer  in  Schlachtordnung  und  spähte.  Als  es  Mitter- 
nacht geworden  war,  erhoben  sich  in  allen  vier  Himmelsrich- 
tungen Sturmwinde,  die  rauhen  Wogen  schlugen  stürmisch 
zusammen,  und  es  war  so  hell  wie  am  Tage.  Land  und  Meer 
waren  deutlich  sichtbar.  Er  ging  endlich  auf  den  Wogen 
nach  Osten.  Die  alte  Redeweise  Kami-kaze  no  Ise-no-kuni "' 
,,  das  vom  Götterwind  [durchwehte]  Land  Ise  "  gründet  sich 
hierauf.  Als  Ame  no  Hi-waki  no  Mikoto  dieses  Land  zur 
Ruhe  gebracht  hatte  und  dem  Kaiser  davon  Nachricht  gab, 
freute  sich  der  Kaiser  ausserordentlich  und  sagte :  ,,  Das 
Land  soll  nach  dem  [ursprünglichen]  Gott  des  Landes  benannt 
werden,"  und  so  nannte  er  das  Land  Ise,  und  gab  [dem  Ame 
no  Hi-waki  no  Mikoto]  das  Land  zum  Lehen.  '^ 


H. — Aus  dem  Settsu-Fudoki. 

Yume-nu  „  das  Traumfeld." 

Im   Kreis   Utomo   liegt  das  Traumfeld.     Die   alten    Leute 
erzählen  von  der  alten  Zeit  folgendermassen  : 


7  Kami-kazs  no  „  des  Götter-Windes  "  ist  das  stehende  Makura-kotoba  oder 
schmückende  Epitheton  für  Ise  in  der  Poesie. 
ä  Yosashi-dokoro. 


Traumfeld.   Teko  no  Yobisaka. 


30 1 


Vor  alters  lebte  ein  männlicher  Hirsch  auf  dem  Felde 
Toga.  Seine  [rechte]  Hirsch-Frau  wohnte  auf  diesem  Felde^. 
seine  Hirsch-Nebenfrau  aber  wohnte  auf  der  Insel  Nu-zima  ^ 
im  Lande  Ahaji.  Der  Hirsch  ging  sehr  oft  nach  Nu-zima 
und  stand  in  sehr  inniger  Liebesbeziehung  zu  seiner  Hirsch- 
Nebenfrau.  Einstmals,  des  Morgens,  nach  der  Nacht,  wo  er 
bei  seiner  [rechten]  Hirsch-Frau  übernachtet  hatte,  erzählte 
er  seiner  Frau :  „  Heute  Nacht  träumte  mir,  dass  auf  meinen 
Rücken  Schnee  fiele  und  darauf  Susuki  ^  wüchsen.  Was  wird' 
dieser  Traum  bedeuten  ? "  Die  Hirschfrau,  die  nicht  wollte^ 
dass  ihr  Mann  wieder  zu  seiner  Hirsch-Nebenfrau  gehe,, 
deutete  es  betrügerischer  Weise  wie  folgt :  ,,  Dass  auf  deinem 
Rücken  Gräser  wuchsen,  bedeutet  dass  Pfeilschüsse  deinen 
Rücken  treffen  werden.  Dass  darauf  Schnee  fiel,  bedeutet 
dass  man  Schaum-Salz  ^  auf  dein  Fleisch  streuen  wird.  Wenn 
du  nach  Nu-zima  hinübergehst,  wirst  du  gewiss  Bootsleuten 
begegnen  und  in  der  Mitte  des  Meeres  tot  geschossen  werden. 
Geh  nimmermehr  dorthin  !  "  Als  der  Hirsch-Mann,  seine  Sehn- 
sucht nicht  bemeistern  könnend,  sich  doch  wieder  nach  Nu- 
zima  hinüber  begab,  traf  er  auf  dem  Meere  mit  einem  Boote 
zusammen  und  wurde  tot  geschossen.  Daher  nennt  man. 
dieses  Feld  [von  Toga]  das  Traumfeld. 


J. — Aus  dem  Suruga-Füdoki. 

Der  Konu-mi  no  Hama  „Strand  der  Ausschau 

nach  dem  Nichtkommenden"  und  der 

Teko  no  Tobi-saka  „Abhang  wo 

das  Weib  ruft." 

Es    war    ein    Gott,    der   auf  dem    Strande    Konu-mi    im 
Distrikt  Iho-hara   seine   Frau   wohnen   hatte  und  sie  [dort]  zu 

1  Feld-Insel. 

-  Eine  Rolirart,  Eularia  japoniea. 

^  D.  h.  aus  Meerwasser  gewonnenes  Salz. 


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302 


Appendix,  Suruga-  iitid  Bingo-Fudoki. 


besuchen  pflegte.  ^  Dieser  Gott  kam  immer  über  den  Berg 
Ihaki  her,  aber  da  auf  diesem  Berge  [ein]  gevvaltthätiger 
[böser]  Gott  wohnte,  welcher  ihn  auf  dem  Besuchsgang  hinderte, 
so  konnte  er  [oft]  nicht  zu  ihr  kommen.  Er  musste  immer 
die  Abwesenheit  dieses  Gottes  ausspähen,  um  zu  ihr  hingehen 
zu  können.  Daher  war  das  Kommen  erschwert.  Die  Göttin 
[seine  Frau]  stand  Nacht  für  Nacht,  um  auf  ihren  Gott 
zu  warten,  auf  der  diesseitigen  Seite  des  Berges  Ihaki.  Wenn 
sie  vergebens  auf  ihn  wartete,  so  schrie  sie,  indem  sie 
den  Namen  des  Gottes  ausrief.  Daher  nennt  man  den  Ort 
Teko  no  Yobi-saka,  u.  s.  w.  Teko  heisst  in  der  Sprache  der 
östlichen  Länder  so  viel  wie  ,,  Weib  ;"  Tago  no  ura  ,,  die 
Bucht  von  Tago  "  ist  eigentlich  Teko  no  ura   „  Weibs-Bucht." 

„  Nicht  fähig,  den  Teko  no  Yobi-saka  im  Ostlande  zu 
überschreiten,  werde  ich  auf  dem  Berge  schlafen  müssen,  ohne 
dass  ich  Obdach  finde  ?" 

„  Wenn  ich  über  den  Teko  no  Yobi-saka  im  Ostlande 
hinschreite,  werde  ich  Liebe  geniessen,  obgleich  ich  sie 
nachher  nicht  treffen  kann."  ^ 


K. — Aus  dem  Bingo-Fudoki. 

Susa  no  Wo  als  Gott  der  Pestilenz. 

Der  Tempel  des  Landes  Ye.  Als  einst  vor  Zeiten  der 
Gott  Take-araki  ^  des  Nordmeeres  zur  Tochter  des  Gottes 
des   Südmeeres    zum    Liebesgenuss    ging,  ging    der    Tag    zur 

1  Man  beachte  die  eigentümliche  Sitte,  welche  durch  zahllose  Beispiele 
aus  der  ältesten  japanischen  Litteratur  belegt  ist,  dass  der  Ehemann  nicht 
mit  seiner  Frau  zusammen  wohnt,  sondern  sie  nur  nachts  in  ihrem  Hause 
besucht,  beim  Morgengrauen  und  Hahnenschrei  aber  wieder  seiner  Wege  gehen 
muss.  Viele  Lieder,  die  w^ir  mit  unseren  mittelhoclideutschen  Wächterliedern 
vergleichen  könnten,  verdanken  dieser  Sitte  ihren  Ursprung. 

2  Zwei  Gedichte,  denen  noch  mehrere  folgen,  welche  ich  hier  unterdrückt 
habe. 

'  Ä  ^  W^  »  ungestüm-wütender  Gott." 


Susanowo  als  Pestilenzgott. 


303 


Rüste.  Dort  waren  zwei  Brüder  Namens  Sominshörai  und 
Kyotanshörai.*  Der  ältere  Bruder  Sominshörai  war  äusserst 
arm,  der  jüngere  Bruder  Kyotanshörai  war  reich  begütert  und 
hatte  an  die  hundert  Gebäude  und  Speicher.  Bei  diesem  bat 
der  Gott  Take-araki  um  ein  Nachtlager,  aber  jener  gewährte 
es  ihm  nicht  aus  Geiz.  Der  ältere  Bruder  Sominshörai  aber 
gewährte  es  ihm.  Er  machte  [dem  Gott]  aus  Hirse-Stroh  ein 
Lager  und  gab  ihm  gekochte  Hirse  zu  essen.  Nachdem  ihm  die 
Speise  dargeboten  worden  war,  ^  ging  der  Gott  fort.  Nach  einigen 
Jahren  kam  der  Gott  mit  acht  göttlichen  Kindern  ^  wieder 
und  sagte  :  „Ich  will  Shörai  belohnen,"  und  fragte  ihn  :  „Sind 
deine  Kinder  in  deinem  Hause  ? "  Sominshörai  antwortete : 
„  Ich,  meine  Tochter  und  meine  Frau  sind  da."  Da  sagte 
der  Gott :  ,,  Bindet  euch  Binsenkränze ''  um  die  Hüften ! " 
[Sominshörai]  Hess  dem  göttlichen  Befehl  gemäss  welche 
umbinden.  In  dieser  Nacht  vertilgte  der  Gott  alle  Menschen, 
ausgenommen  Somin  und  seine  zwei  weiblichen  [Angehörigen]; 
und  dann  sprach  der  Gott  zu  ihm  :  „  Ich  bin  der  Gott  Haya- 
susa  no  Wo.  ^  Wenn  in  späterer  Zeit  einmal  eine  ansteckende 
Krankheit  kommt,  so  soll  man  künden,  dass  man  ein  Nach- 
komme von  Sominshörai  ist,  und  einen  Binsenkranz  um  die 
Hüften  binden.  Wenn  man  meinem  Wort  gehorsam  einen 
solchen  umbinden  lässt,  so  werden  die  Glieder  der  Familie 
des  Betreffenden  von  der  Krankheit  verschont  bleiben." 


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^  Ü  R  )l?  ^  und  5  0.  )lf  3K-  Die  Lesung  dieser  beiden  Namen  ist  sinico- 
japanisch.  Ueber  ihre  Herkunft  und  Bedeutung  weiss  ich  nichts  mitzuteilen. 
Papierstücke  (ofvda)  mit  dem  Namen  Somimhörai  darauf  geschrieben  werden 
als  Amulett  gegen  ansteckende  Krankheiten  gebraucht. 

^  Wohl  am  folgenden  Morgen  vor  dem  Abschied. 

4  Lit.  „  acht  Pfeiler  Kindern  ";  vgl.  Seite  5,  Anm.  9. 

5  CM  no  vn.  Man  beachte  die  Kolle,  welche  der  „  Binsenkranz "  noch 
jetzt  bei  der  Oho-harahe  Ceremonie  spielt !  Siehe  meine  Axoiext  Japanese 
KiTUALS,  a.  a.  O.  pag.  28,  wo  ein  Bild  desselben  gegeben  ist.  Vgl.  auch  oben 
Seite  99 :  „  mit  Chi-Gras  umwundener  Speer." 

ß  Zur  Rolle  dieses  Gottes  als  Menschenvertilger  vgl.  Seite  30. 


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304  Appendix,  Inaba  und  Afwni-Füdoki. 


L. — Aus  dem  Inaba-Fudoki. 
Der  weisse  Hase. ' 

Nach  der  ,,  Beschreibung  von  Inaba  "  -  ist  in  diesem  Lande 
ein  Distrikt  Namens  Taka-kusa  „  Hoch-Gras."  Dieser  Name 
wird  zwiefach  ausgelegt.  Weil  nach  der  einen  Auslegung  auf 
dem  Gefilde  dort  hohe  Gräser  wuchsen,  hiess  es  Takasa,  ^ 
und  dieses  Gefild  hat  dem  Distrikt  den  Namen  gegeben. 
Nach  der  anderen  aber  hiess  der  Distrikt  Take-kusa  „  Bambus- 
Gras."  Früher  war  hier  ein  Bambuswald,  woher  der  Name 
gekommen  ist.  Sagte  man  so,  weil  man  dachte,  dass  der 
Bambus  der  Häuptling  der  Gräser  ist  ?  Und  um  betreffs  des 
Bambus  einen  Beweis  beizubringen,  ■*  [erzählt  man]  : 

Vor  alten  Zeiten  wohnte  im  Bambuswalde  ein  alter  Hase. 
Einst  kam  plötzlich  eine  grosse  Ueberschwemmung,  so  dass 
dieser  Bambuswald  ein  Wasser  wurde.  Weil  die  Wellen  die 
Wurzeln  des  Bambus  wegwuschen  und  biosiegten,  stürzte 
alles  zusammen.  Der  Hase,  der  auf  den  Bambuswurzeln 
[über  das  Meer]  hintrieb,  gelangte  auf  die  Insel  Oki.^  Nach- 
dem die  Was.sermasse  sich  wieder  verlaufen  hatte,  wollte  er 
nach  seiner  Heimat  zurück,  aber  er  konnte  nicht  [über  das 
Meer]  hinüber.  Da  kam  auf  dem  Wasser  ein  Wani  „Seeuntier" 
genannter  Fisch.  ^     Der   Hase   sprach   zu   dem  Wani :     „  Wie 

1  Weiss  „  bedeutet  so  viel  wie  „  nackt."  Vgl.  die  Version  des  KoJiKi, 
oben  Seite  256.  Die  vorliegende  Version  des  Födoki  halte  ich  fürent  schieden 
ursprünglicher  als  die  des  KoJiKi,  obgleich  die  Aufzeichnung  etwas  später 
stattgefunden  hat. 

2  Lmba-ki,  wohl  Abkürzung  von  Inaha-FüdoM. 

3  Takisa  kontrahiert  aus  Taka-kusa. 

4  Einen  Beweis  für  die  zweite  Auslegung,  dass  Taica  von  takz  „  Bambus  " 
lierzuleiten  sei. 

•''  Inaba  liegt  der  Insel  Oki  gegenüber. 

ß  Unbeholfene  Ausdrucksweise.  Wani  bedeutet  im  jetzigen  Sprachgebrauch 
„Krokodil;"  für  die  alte  Bedeutung  des  Wortes  siehe  »Seite  148,  Anm.  89, 


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Weisser  Hase.  Federkleid. 


305 


zahlreich  ist  deine  Sippe  ?"  Das  Wani  sagte :  „  Meine 
Sippe  ist  so  gross,  dass  sie  das  Meer  füllt.  Der  Hase  sagte  : 
„  Meine  Sippe  ist  zahlreich  und  füllt  Berge  und  Felder.  Aber 
ich  will  zuerst  zählen,  wie  zahlreich  deine  Sippe  ist.  Versammle 
die  Wani  von  der  Insel  Muro  bis  zum  Kap  Keta, "'  so  will 
ich  einzeln  die  Zahl  der  Wani  zählen  und  die  Vielheit  deiner 
Sippe  kennen  lernen.  Vom  Hasen  betrogen  versammelte  das 
Wani  seine  Verwandten  und  reihte  sie  Rücken  an  Rücken. 
Da  unternahm  [der  Hase]  die  Zählung,  indem  er  auf  die 
Rücken  der  Wani  trat,  und  gelangte  so  an  das  Kap  Take-saki 
,,  Bambuskap."  Sodann  sprach  er  zu  den  Wani,  im  Glauben 
seinen  Zweck  vollständig  erreicht  zu  haben :  „  Ich  bin  hier 
herüber  gekommen,  indem  ich  euch  betrog.  In  Wirklichkeit 
wollte  ich  die  Vielheit  eurer  Verwandten  gar  nicht  sehen." 
Da  wurden  die  Wani  zornig,  packten  den  Hasen,  rupften  dem 
Hasen  die  Haare  aus  und  machten  ihn  zu  einem  haarlosen 
Hasen.  Darob  hatte  der  Gott  Oho-na-muchi  Mitleid  mit  ihm 
und  lehrte  ihn  :  ,,  Streife  Gama  '^-Blüten  ab  und  wälze  dich 
darauf  umher."  Als  der  Hase  that,  wie  ihm  gelehrt  worden 
war,  kamen  viele  Haare  wie  früher  hervor. 


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M. — Aus  dem  Afumi-Fudoki. 


1. — Der  kleine  See  Ikago  (Das  Federkleid). 

Nach  der  Ueberlieferung  der  Alten  : 

Der  kleine  See  Ikago  im  Gau  Yogo  im  Distrikt  Ikago 
im  Lande  Afumi  liegt  im  Süden  des  Gaus.  Acht  Himmels- 
mädchen ^  kamen    alle    in    Schwäne    verwandelt    vom   Himmel 

'  Weiter  unten  Take.  E.s  sielit  fast  aus,  als  ob  das  eine  Wort  durch 
Silbenum.stellung  aus  dem  anderen  entstanden  sei. 

**  Teiclikolbe,  Tvplia  japonica. 

1  5c  "ic  tennyo  oder  «?»'(  txu  uotome,  die  indischen  Apftai-a-i.  Die  Erzälilung 
Ist   zweifellos   indischen   Ursprungs    und   mit   dem   Buddhismus    nacli    Japan 


iliilllli 


ll    ' 


306 


Appendix,  Afinni-  und  Tosa-Fudoki. 


hernieder  und  badeten  sich  im  südHchen  Hafen  des  Sees.  Da 
bemerkte  [ein  gewisser]  Ikatomi,  der  sich  auf  dem  Berge  im 
Westen  befand,  von  ferne  das  Ungewöhnliche  in  der  Gestalt 
dieser  Schwäne,  und  indem  er  bei  sich  dachte,  dass  es  wohl 
Göttinnen  sein  müssten,  ging  er  heran  und  fand,  dass  es 
Göttinnen  waren.  Da  verliebte  sich  Ikatomi  in  sie,  und  ver- 
mochte sich  nicht  wieder  hinweg  von  der  Stelle  zu  begeben. 
Heimlich  schickte  er  seinen  weissen  Hund  [vor],  Hess  durch 
ihn  das  himmlische  Gefiederkleid "  der  jüngsten  der  Schwestern 
wegstehlen  und  verbarg  es.  Die  Himmelsmädchen  bemerkten 
alles,  und  die  sieben  älteren  flogen  in  den  Himmel  hinauf. 
Die  jüngste  allein  konnte  nicht  wegfliegen  ;  alle  Himmelspfade 
waren  für  sie  ewig  versperrt,  und  sie  wurde  eine  Erdbewohnerin. 
Diese  Bucht,  wo  die  Himmelsmädchen  sich  badeten,  ist  es, 
die  man  in  der  Jetztzeit  Kami-ura,  d.  i.  Götterbucht,  nennt. 
Ikatomi  vermählte  sich  mit  der  jüngsten  Schwester  der  HimmeLs- 
mädchen  und  wohnte  hier  mit  ihr.  Sie  bekamen  endlich  Söhne 
und  Töchter :  der  Söhne  waren  zwei,  und  der  Töchter  zwei. 
Der  ältere  der  Söhne  hiess  Omishiru,  der  jüngere  Nashitomi ; 
die  [ältere]  Tochter  hiess  Iseri-hlme,  und  die  nächste  Naseri- 
hime.  Sie  wurden  die  Urahnen  der  Murazi  von  Ikago.  Nachher 
suchte  die  Mutter  ihr  Himmels-Flügelkleid  heraus,  zog  es  an 
und  stieg  in  den  Himmel  hinauf  Ikatomi  lag  nun  allein  im 
Terlassenen  Bette  und  seufzte  ohne  Unterlass. 


gekommen.  Sie  ist  dramatisiert  in  dem  mittelalterlichen  No-Drama  IIa-goromo 
„  das  Federkleid."  Das  Drama  verlegt  die  Scene  nach  dem  Strande  von 
Miho-no-Matsnbara  in  der  Provinz  Suruga,  nahe  um  Fusse  des  Fuji  no  yama. 
D(x;li  erlangt  darin  die  Fee  ihr  Kleid  von  dem  Fischer,  welcher  es  genommen, 
nach  einigen  Bitten  unter  der  Bedingung  zurück,  dass  sie  einen  himmlischen 
Tanz  vor  ihm  auffuhrt.  Die  Handlung  des  Dramas  ist  äusserst  vereinfacht; 
lyrische  Gesänge  und  Tanz  bilden  den  Hauptinhalt.  Eine  Uebersetzung  dieses 
Stücks  giebt  (Jhamberlaln  in  Classical  Poetry  of  tue  Japanese,  pag.  137- 
146 ;  eine  deutsche  üebertragung  der  letzteren  findet  man  in  Selenka's  „  Sonnige 
Welten,"  Seite  252-258. 
2  Amu  no  ha-gormiw. 


Federkleid.  Tsiikubu.  Miwas'alia. 


307 


Entstehung  der  Insel  Tsukubu. 

Die  Alten  erzählen  auch  : 

Tatami-hiko  no  Mikoto,  der  Sohn  des  Shimo-haya-hiko 
no  Mikoto,  wird  der  Gott  des  Ibuki-Hügels  genannt.  Die 
Tochter  [des  Shimo-haya-hiko],  Susashi-hime  no  Mikoto, 
welche  die  ältere  Schwester  des  Gottes  des  Ibuki-Hügels  war, 
hatte  ihre  Residenz  auf  dem  Gipfel  des  Ku-e.  Sodann  [war 
da]  Asawi-hime,  welche  die  Nichte  des  Gottes  des  Ibuki- 
Hügels  war,  und  auf  dem  Asawi-Hügel  wohnte.  Einst  stritt 
der  Ibuki-Hügel  mit  dem  Asawi-Hügel,  welcher  von  beiden 
der  höhere  sei.  Als  der  Asawi-Hügel  innerhalb  einer  Nacht 
seine  Höhe  vermehrte,  wurde  der  Ibuki-Hügel  zornig,  zog 
sein  Schwert  aus  der  Scheide  und  schnitt  das  Haupt  der 
Asawi-hime  ab,  dass  es  in  den  See  hinabrollte  Dies  wurde 
sogleich  eine  Insel  im  See.  Was  man  die  Insel  Tsukubu-shima 
nennt,  ist  wohl  dieses  Haupt. 


N. — Aus  dem  Tosa-Fudoki. 

Der  Fluss  Miwa-gaha. 

Im  Fudoki  des  Landes  Tosa  ^  steht : 

Die  Zeichen  ^i^  i^I "  liest  man  Mhua-gaha.  Der  Fluss, 
in  den  nördlichen  Gebirgen  entsprungen,  fliesst  ins  Land  lyo 
hinein.  Weil  das  Wasser  desselben  rein  ist,  so  benutzt  man 
das  Wasser  dieses  Flusses,  wenn  man   für   den   grossen   Gott* 


1  Der  hier  gegebene  Auszug  aus  dem  Tosa-Füdoki  ist  im  Urkommentar 
zum  1.  Bufihe  des  Manyöshü  (^  ^  Ü  ?^  #  ^)  enthalten.  Provinz  Tosa  auf 
der  Insel  Shikoku. 

^  Siniojap.  shiii-ka,  jap.  kaiai^gaha  „  Götter-Fluss." 

^  Oho-na-muchi,  alias  Oha-kiuü-miahi. 


308 


Appendix,   Tosa-Füdoki. 


Sake  ^  braut.  Daher  kommt  der  Flussname.  Was  den  Grund 
anbelangt,  warum  man  das  Zeichen  jp^  •'  hier  Mhva  liest,  so 
steht  im  Kojiki  des  Ohono  no  uji : " 

Unter  dem  Kaiser  Süjin  wurde  Prinzessin  Yamato-hime 
no  Mikoto  die  Frau  des  grossen  Gottes  von  Oho-miwa. — Jede 
Nacht  kam  heimlich  ein  Mann  zu  ihr  und  ging  bei  der 
Morgendämmerung  wieder  weg.  Die  Prinzessin  fand  es  son- 
derbar, zog  einen  gesponnenen  Flachsfaden  durch  ein  Nadelöhr 
und  steckte  diese  Nadel,  als  der  Mann  bei  der  Morgendäm- 
merung weggehen  wollte,  in  den  Saum  seines  Kleides.  Sie  fand 
am  Morgen,  dass  nur  drei  Windungen  im  Behältnis  übrig 
geblieben  waren.  Daher  nannten  die  Leute  der  damaligen 
Zeit  den  Ort  Miwa-mura ;  der  Name  des  Tempels  kam  auch 
davon. 


^  SdLr  befindet  sicli  unter  den  Opfergaben  an  <lie  (jotter. 

■■■'  „(iott." 

*'  KojiKi,  Seet.  65.  Die  Uel)er8etznng  dieser  (ieseiiiohte  sielie  (i}>en  Seite  274; 
liier  iiaben  wir  nur  ein  kurzes  Referat  derselben.  Im  Ko.iiKi  heisst  das 
Mädclien  Iku-fanm-yon-binie.  Der  Verfasser  des  Ko.iiKi  ist  Ohono  Yai<Hmaro, 
dessen  Familie  noch  jetzt  existiei't ;  ilir  Oberbaupt  ist  Chef  der  Kagnra  Musik 
am  Kaiserlichen  Hofe  und  zugleich  Violinist  in  der  Ilofkapelle. 


3C9 


Synopsis 


T>K\l 


Göttergenealogie   im   Nihongi. 


Ama  no  Minakanushi. 


fTakaniimusubi.  / 
[Kamumnsnbi. 


/Oniohikane. 
[  Sukunabikona. 
j  Takuliatiicliicliihime  [Yoro- 
I       dziiliatahime]. 

Mibotsuhime. 

Futodama. 

Ama  no  Koyane. 

Aiua  no  Oshilii. 
\  Alna  no  Tokotachi.  («) 


Ama   no   Tokotachi.    i^) 

I 
Umashiashikabihikoji. 

I 

KuNi  NO  Tokotachi. 


Amakagami. 


KuNi  NO  Sadzuchi. 

I 

TOYOKUMUNU. 


Amayorodzu. 


Ahanaki. 


Uhiji. 


SUHIJI. 


Ohotonoji. 


Ohotomabe. 


Omotaru. 


Kashikone. 


fevl 


f-l 


wn 


Izanagi.  {d) 


Izanami.  (r) 


HP 


310 


Synopsis  der  G'öttergenealogie. 

Länder.  Götter. 


Von   Izanagi   und 

Izanami  vereint 

stammen  : 


Onogoro. 
Ahashima. 
Ohoyamato  no 

Toy  oakitsush  ima. 
lyo  no  Futana. 
Tsukushi. 
Oki. 
Sado. 
Ohoshima. 
Kibi. 
Alia.ji. 
Koshi. 
Tsushima. 
\Iki. 


Von 


Nakisahame. 
Fiinato. 
Nagachiha. 
Wadzurahi  no  Kami. 
Akiguhi        „         „ 
.  iChishiki       „         „ 
Izanagi  J  Yasomagatsnhi. 
allein  :    yohoayatsuhi. 
Kamunahobi. 
Ohonahobi. 
Soko  tsu  Watatsumi. 
Sokotsutsuwo. 
Naka  tsu  "Watatsumi. 
Nakatsutsuwo. 
Uha  tsu  Watatsumi. 
Uhatsutsuwo. 
(Amaterasu  Oliohirume), 
(Wakahirume). 
(Tsukiyomi). 
(Susaaowo). 


Hiruko. 

Kukunochi  {Bawngott). 

Kayanu-hime  [Kräutergöttin). 

Felsenkampferholzboot. 
Mitsuha  no  Me  {Wassergöttin). 
Haniyamabime  {Erdgöttin),     (d) 
Kagudzuchi  (Feuergott),     (e) 
Himl.  KürbLs. 
Kanayamabiko  {Erzgott), 
Shinatsuko  ( Windgott). 
Shinatobe     (       „       ). 
Uka  no  Mitama  {Nahiingsgötlin). 
Hayaakitsuhi  {Flussgott). 
Ama  no  Akarutama. 
Kotokatsu  Kunikatsu  Nagasa. 
Watatsumi  {Meergötter). 
Yamatsumi  {Berggötter). 
Sonnengöttin.    (/) 
Mondgott. 
Susanowo.     {g) 


(0 

Von     ( 

Izanami<g 

allein :    I 


Oho-ikadzuchi. 

Ho 

» 

Tsuchi 

)) 

Die 

Waki 

;; 

Donner 

Kuro 

» 

Yama 

>) 

Nu 

y> 

Saka 

» 

Synopsis  der  G'öttergenealogie. 


311 


Erdgöttin 

und 
Feuergott. 


/-  Seidenraupe. 
-Waknmusubi —  •!  Maulbeerbaum. 

'-  Fünf  Körnerfrüchte. 


Durch 

Zerhauen 

des 

Feuergotts : 


/Idzu  no  Wübashiri  —  Mikahavalii  —  Hihayahi. 
/  *  I 


I 
Takemikadzuch  L 


Ihasaku. 

Nesivku. 

Ihatsutsunowo 

Ihatsutsnnonie 

Knraokami. 

KurayamatsumL 

Kuramitsuha. 


> — Futsunushi  [Ihahinuslii]. 
le  J 


/•  Ihanagiihime. 


Ohoyamatsumi —  \  Kaashitsuhime 

'-     kuyahime] 
Xakayamatsumi. 
Hayamatsumi. 
Masakayamatsum  i . 
\Sliigiyamatsumi. 


[Konohanasa- 


(/) 

Amaterasu: 

(Sonnengöttin). 


'Masakaakatsu  Kachihayabi  Ania  no  Oshihomimi.   (Ä) 
[Ama  no  Holii — Ohoseihi  no  Mikuma  no  Ushi. 
JAma  tsu  Hikone. 
I  IkutHiiliikone. 
fKnmanu  no  Kusulii. 
.Hi  no  Havahi. 


Susanowo 


/Tagoribime. 
Tagitsuhime. 
Ichikishimahime 
Ohoyatsuhime. 
Tsumatsuhime. 
(  Isotakeru  (Idakeru). 


\ 


f  Kütoshironushi  -  Himetatara 
I  Isuzuhime. 

Olionamuchi  -  [od.  !  (^,.„^  ^immu/emö's). 

Ohokuninushi].     j  Ajisukitakahikone. 
\  (.Shitateruhime. 


I  'l 


r.:-j 


312 


Vero^l.  Namensverzeichnis  der  Naturgottheiten. 
Ama  no  Oshihomimi.    {h) 


AmA    NO    HOAKARI. 


HlKOHO    NO    NiNIGI. 
(zeugt  mit  Sakuyahinie). 


Ame   NO 

Kaguyama, 


Umashi- 

MADE. 


Ho    NO  HlKO-  HOAKARI. 

SUSORI.     HOHODEMI. 

(mit  Toyo- 

tamahime). 


HlKONAGISATAKE    UgAYAFUKIAHEZU. 
(mit  Tamayorihime). 


Kamu  Yamato 
Iharebiko. 

(Jimmu-tennö). 


MlKE- 
IRINO. 


Inaihi.        Hiko-Itsuse. 


Vergleichendes   Namensverzeichnis  cL3r 
^vichtigsten  Naturgottheiten. 

Die  oft  gemachte  Unterscheidung  in  Himviekgötter  (7  Generationen,  bis 
Izanagi  u.  Izanami)  und  Erdencfötter  (0  Generationen  :  Amaterasu,  Ama  no 
Oshihomimi,  Hiko-ho-ho-Xinigi,  Hohodemi  u.  ügayafukiahezu)  wird  von 
Motowori  im  Kojiki-den  als  spätere  Erfindung  verworfen;  die  Einteihmg  der 
Götter  in  himmlische  und  irdische  ist  nicht  rein  japanisch,  sondern  von 
chinesischen  Ideen  beinflusst. 

Chütayaburu,  das  oft  gebrauchte  Makura-kotoba  (Epitheton  <>rnans)  zu 
Kami  „  Gott "  wird  als  Abkürzung  von  ichi-hayahnru  im  Sinn  von  (irahuru 
betrachtet.  Im  Kojiki  findet  sich  aucli  chlhayaburu  arabu)-u  {huii  tm  kaml), 
dsgl.  im  NiHONGl:  „abscheulich  wütender"  (Gott).  Dies  Epitheton  wurde  in 
der  allerältesten  Zeit  nur  mit  Bezug  auf  böse  Götter  und  starke,  wildwütende 
Männer  (takeki  hito)  gebraucht ;  seit  dem  Mittelalter  aber  wurde  es  auf  (jötter 
ganz  im  allgemeinen  angewendet. 

(Abkürzungen:  k=Kojiki,  X=Nihongi,  E=Exgi-shiki,  M=MAXYr)SHr, 
■»V = Wamyöshö). 

Sonnengöttin. 

K  1 : — Ama-terasu-oho-mi-kami. 

N  \-—Oho-hiru-me      no     Miichi  ;      Ania-te7'-asu-oho-\ini\-ka'mi ; 
Ama-terasu-oho-hiru-vie  no  Mikoto  ;  Oho-Idru-me  no  Mikoto. 


ipi 


ÜHI 


Vergl.  NainensverzeicJinis  der  Naturgottheiten. 


313 


E  10  '.—Ama-teru  jinja. 

Sagoromo  \—Ama-teru-kami. 

Ko-dai-jingu-gishiki-chö : — Ama-terasu  Oho-hiru-me  no  Mikoto. 

M  Buch  2: — Ama-terasu  Hiru-nie  no  Mikoto. 

„  „      18 : — Ama-terasu  kami  no  mi-yo  (Alter). 

In  einem  Kagura-uta :— Arne  naru  ya  Hiru-me  no  Kami 
„  im  Himmel  befindliche  Göttin  Hiru-me." 

Im  Kokinshü  findet  sich  als  Gedichtstitel  die  Ueberschrift 
Hiruine  no  uta,  im  Gedicht  selbst  aber  kommt  der  Name 
nicht  weiter  vor. 

Mondgott. 

Stets  Tsuki-yomi  i^Tsukti-yomi),  einmal  N  1  Var.   Tsuki-ymni. 


N  1 : — Kap-ase-wo.     Var 


Sterngott. 

Ama-tsu-niika-boshi, 


mit     anderem 


Namen  Arne  no  Kakase-wo. 


Windgötter. 

K  1 : — SJiina-tsu-hiko. 

N  \:—Shina-tobe  no  Mikoto,  oder  Shina-tsu-hiko  no  Mikoto. 
E  8  (Norito)  :   Shinato  no  kaze. 

Nach  Mabuchi's  Ansicht,  citiert  von  Motowori  im  Kojiki- 
DEN,  werden  im  Norito  2  Windgötter  genannt,  und  wäre  im 
KojiKi  etc.  die  Aufstellung  unvollkommen. 

Im  Sandaijitsuroku  werden  Tempel  des  Windgottes  in 
lyo  und  x\ki  erwähnt ;  dort  heisst  er  J^  fjQ  j^  Fuliaku-shin 
„  Wind-beherrscher  Gott,"  was  ein  rein  chinesischer  Ausdruck 
ist.  Es  wird  daselbst  auch  eine  Rangbeförderung  des  Gottes 
erwähnt,  nämlich  Beförderung  vom  Range  Shö-roku-i  no  Jö 
(i.  Klasse  des  oberen  6ten  Ranges)  zum  Range  Jü-go-i  no 
Ge  (2.  Klasse  des  unteren  5.  Ranges). 
N  \:—Hayaji,  Gott  des  Wirbelwindes. 

Sturmgott. 

K  1  und  N  1  '.—Sjisa  no   Wo  no  Mikoto. 


1 


314  Vergl.  Namensverzeichnis  der  Nattirgottheiten. 

K  \\—Haya-siisa  ?to   Wo  no  Mikoto. 

N  1  •.—Take-haya-snsa  no   Wo   710   Mikoto ;    Kamu-Snsa    no    Wo 
no  Mikoto. 

Regengötter. 
K  1  -.—Kura-Okaini. 
N  \'.—  Taka-Okami. 

Nach  Motowori  ist  Kiira-Okami  eine  über  den  Regen 
gebietende  Drachengottheit  in  den  Klüften,  Taka-Okami  eine 
entsprechende  Drachengottheit  auf  den  Bergen. 

Das  Sandaijitsuroku  erwähnt,  im  Lande  Yamato,  die 
Beförderung  des  Hanifu  no  n-shi  no  kami  vom  Range  Shö- 
shi-i  no  Ge  {shi  =  4)  zum  Range  Ju-sammi  (Unterer  3ter). 
zi-s/ii  ^  ^iji  ,,  Regen-Herr "  ist  wieder  eine  chinesische  Termi- 
nologie ;  Hanifu  ein  Ortsname.  In  einem  Gedicht  des  ShinyS- 
wakashü  wird  ein  2i-shi  no  yasJiiro  erwähnt. 

Erdbebengott. 

N  22,  Suiko  7.  Jahr,  4.  Monat. 

Donnergötter.  {Raijin). 

Allgemeiner  Name  für  ,,  Donnergott  "  ist  ikadznchi.     Die 
Einzelnamen  der  8  Donnergötter  siehe  Seite  65  f. 
E  9  \—nani    kami    jinja     ,,  Tempel    des    donnernden    Gottes." 

Auch  im  N  der  Ausdruck  nam  kami. 

Wassergottheiten. 

K  1  und  N  1  \—Midzn-Jia  jio  Me.  N  1  -.—Kura-mitsn-ha. 

N  Z\—Itsu  Midsuha  no  Me  {itsii  gewaltig). 

Als  Brunnengottheit  K  1    und  E  9    und  10   Mi-wi  no  Kami. 

Feuergott. 

K  1  \—Hi  no   Yagi-kaya-wo  no  Kami,  oder  Hi  no  Kaga-hiko 
no  Kami,  oder  Hi  no  Kagu-dzucJii  no  Kami. 


Vero^/.  Namensverzeichnis  der  Naturgottheiten.  315 

N  1:  Var.  Kagu-dzuchi ;   Ho-musubi. 

N  3  \—Idzu  Kaga-tsuchi. 

E  8 ',— Ho-musubi  no  Katni. 

E  ^'.—Ho-rmisubi  no  Mikoto  no  jinja. 

Grasgöttin  {Kusa  no  kami). 
N   1  \—Kaya-7io  hime,  oder  N'o-dzuchi. 
K   1  -.—Kaya-nu-hime  no  Kami,  oder  Nu-dzuchi  no  Kami. 
N  3  :—Idzu-no-dzuchi  „  gewaltig-Feld- Altehrwürdige." 
E   7  :—No  no  kami  wo  matsuru  „  die  Feldgöttin  verehren." 
In  einem  IJed  des  Pubokuwakasho :—  Kjisa-kaya-hime. 

Baumgötter. 

K    \'.—Kuku-no-chi  no  Kami. 

N  \'.—Kuku-no-chi. 

E  8  -.—Kukiichi  710  Mikoto. 

Fubokuwakashö  i—Kuku-no-chi  no  Kamt. 

"Vf'—Ko-tama  ,,  Baum-Geist." 
Spezielle  Baumgottheiten : 

K  \:—Ki  no  inata  no  Kami  ,,  Baumgabel-Gott." 

Ögi-ah.ö •.—Ha-mori  no  Kami  ,, blattschützende  Gottheit"  ist 
ein  Baumgott. 

Makura  no  Soshi :— Kashiha-gi  ito  okashi,  Ha-viori  no  Kami 
no  masuran  mo  ito  kashikoshi,  d.  i.  die  Eiche  ist  sehr 
anziehend,  und  dass  der  blattbeschützende  Gott  darin 
seinen  Sitz  nehmen  soll,  beansprucht  unsere  Ehrfurcht. 

Mei-toku-ki  (^  ^  fg)  : —  Kashiha  no  Kami  „  Gott  der  Eichen." 
Beim  Fest  des  Tempels  zu  Ise  nimmt  man  manchmal 
die  Blätter  von  Eichen  auf  der  Insel  Sasara  östlich  von 
Futami.  Aber  diese  Insel  ist  sehr  steil,  und  vom  [Fest-] 
Lande  aus  kann  man  nicht  immer  danach  hinfahren.  Nur 
zur  Zeit  der  Ebbe  hält  man  mit  einem  Boot  an  dieser  Insel 
und  schneidet  [mit  einer  Sense]  Eichenblätter  ab,  die  auf 
die    Wellen    herunterfallen.      Diejenigen    Blätter,    welche 


illliiiilllii 


316  Ver^/.  NamensverzcicJuiis  der  NaturgottJieiten. 

zu  Gottesbechern  dienen  sollen,  halten  sich  auf  den 
Wellen  ;  die  Blätter,  welche  nicht  verdienen  es  zu  werden, 
sinken  unter.  Auf  diese  Weise  erkennt  man  die  Gottes- 
becher (^  |ij^),  und  diese  nennt  man  Kashiha  no  Kami 
„  Eichen-Gott." 

Gottheit  der  Nahrung. 

Uke-mocJii  no  Kami  „  Speise-bewahrende  Gottheit." 
N  1 : —  Uka  110  Mi-tama  no  Mikoto.     Das  Wanyöshö  fuhrt  aus 

dem  Nihongi-shiki  die  Form    Uke  no  Mi-tama  an. 

Var.    Uke-moclii  no  Kami. 
K  1 : — Toyo-iike-bime  no  Kami,  Kind  von  Waku-musubi. 

OJio-ge-tsu-hime  no  Kami,  Tochter  von  Izanagi  u.  Izanami. 

Uka  no  Mitama,  Kind  von  Haya-Susanowo  no  Mikoto.  . 

{Waka-musjibi,  N.  1  Var.,  aus  dessen  Nabel  die  5  Körner- 
früchte entstanden,  wird  von  Manchen  als  Gott  des  Getreides 

aufgefasst). 
N  3:— (Jahr  663,  9.  Monat) die    Nahrung    soll    Idzn   no 

Uka  no  Me  „  Heiliges  Nahrungs  Weib  "  genannt  werden. 
Toyuke  no  miya   gishiki-chö :— die     erlauchte     Speise-Gottheit 

Toyuke  no  Oho-kami  {toynke  =  toyo-iike).    Im  Gekü  von  Ise 

verehrt. 

E  9 :—  Waka-nka  no  Me  no  Mikoto. 
E  lQ:—Oho-uka  no  jinja,  in  Tango. 
'M.ontdkM^itsVirdka:—0/io-mi-ke-tsu-hiko  no  Mikoto  no  Kavd  und 

Oho-mi-ke-tsu-ldme   no  Mikoto    no    Kami,    in    der    Provinz 

Kahachi. 
In  einem    'K.^^v^rvX'a.'.—Toyo-züoka-Jdvie    no    Kann    {zuoka    mit 

Kana  geschrieben). 
K  1  -.—Oho-tos/d   no   Kami   „  Erntegott,"    Sohn  von  Susanowo, 

Geschwistergottheit  von  Uka  no  Mitama  no  Kami. 
Kogoshüi  \—Mi-tos]d  no  Kami. 
E  8 : — Mi-toshi  no  sumera-kand-tacJd  (Plural). 
E  9  '.—Mi-toshi  no  jinja,  in  Yamato. 


mmmmmKm 


Mi 


Vej'gl.  Namensverzeichnis  der  Naturgottheiten. 


317 


Erdgottheiten  {Tsnchi  ?w  kaini). 

K  1  '.—Hani-yasti-biko    no    Kami  und  Hani-yasu-bime   no  Kami, 

Kinder  von  Izanami. 
Nl: — Hani-yama-bime  710  Kami;  Var.  Hani-yas7i  no  Kami. 
K  1  \—Oho-tsuchi   no    Kami,  alias    Tsnchi   no    Mi-oya  no  Kami, 

Kind  von  Oho-toshi  no  Kami. 
E  9  :—Take-hani-yasn  no  jinja,  in  Yamato. 

Berggötter. 

W: — Yama  no  kami. 

K  1  '.—OJLo-yama-dzu-mi  no  Kami. 

N  1  •.—Oho-yama-tsu-mi 
Naka-yaina-tsn-mi 

Ha-yama-tsn-fni  )   5   Stücke  des  Feuergottes. 

Masaka-yama-tsn-mi  j 
SJdgi-yama-tsu-mi    ) 

Ml: —  Yama-dzn-vii. 

K  1,  Abt.  Süjin-tennö  :    Saka    no    ini-wo   no  Kami  „  Gott 
der  erl.     Schwänze  (Abhänge)  der  Hügel." 
Hierher   wohl    auch    K  1  \—Kana-yama-biko  no  Kann   und 
Kana-yama-bime  no  Kann,  Erz-Berg  Gottheiten. 

"Wegegötter  {Michi  no  kami). 

K  1:— Michi  no  Naga-chi-ha  no  Kavd  und  CJdmata  no  Kami. 

N  l'.—Funado  no  Kami  und  Naga-chi-ha  no  Kami. 

N  1:— Var.  Kunado  no  Mi-oya  710  Kami. 

Puboku-waka-shö  -—Naga-chi-ha  7io  Kami. 

E  8  :—  Ya-chimaia-hiko ;  Ya-chimata-Jnmc  ;  Kmado  (3  Gott- 
heiten). 

W  '.—Sähe  no  Kami,  auf  der  Strasse  stehende  Gottheit,  j^  lüg  ^^ 
dö-so-shin  (Weg- Vater-Gott). 

Flussgötter. 

N  11  '.—kaha  no  kami,  einfach  erwähnt. 

N  20 :-  „      „        „ 

"ML:— kaha  no  kami, 

K  2,  Abt.   Süjin,  wird  ein  kaha-se  no  kami  „  Gott   der   Fluss- 


stromung 


ohne  besonderen  Namen  erwähnt. 


11 


mm 


318 


Vcrg/.  Namefisverzeichnis  der  Naturgottheiten. 


Meergötter. 

W :—  Wata-tsu-mi. 

K  1  :—Oho-<vata-tsu-mi  no  Kami. 

„  „      Wata-tsu-mi  no  Kami. 

N  1,  Var. —  Wata-tsu-mi  no  Mikoto. 

K  \:—Soko-tsu-%uata-tsu-mi  no  Kami, 
iwa/sa  ,,      ,,       ,,     ,,     ,,        ,, 
Ulla     ,,      ,,        ,,     ,,     ,,        ,, 
Soko-tsutsic  710    Wo  no  Mikoto. 
Naka     „       „      „      „ 
Ulla       ,,       ,,      ,,      ,,  ,, 

N  1,— Var.  idem. 

N  1,  Var. — Oho-kuni-una-Jiai^a  no  moro-moro  no  kami  ,,  Götter 
des  Landes  und  des   Meeres.'' 

E  10  : —  Wata-tsu-mi  no  yashiro,  in  Harima ;  Shika-waia-tsu-vii 
no  yashiro,  in  Chikuzen. 

Seishiroku :— Hata  no  miyatsuko,  Nachkommen  von  Furu-tama 
no  Mikoto,  Sohn  von  Wata-tsu-mi-toyo-tama-hiko  no  Mikoto. 
Daselbst  auch  der  Ausdruck  Wata-tsu-mi  no  Kami  no  Mikoto. 
An    die     Meergötter    reihen    sich     die     Minato  no  kami 

„  Wasserthor-Götter,"  d.  i.  Flussmündungs-  oder  Hafen-Götter. 

Ihre  Namen  sind  im 

K  1  \—Haya-aki-dzu-hiko  no  Kami  und  seine  jüngere  Schwester 
Haya-aki-dzu-hime  no  Kami.  Dazu  deren  Kinder  :  Awa- 
nagi  no  Kami  „  Schaum-Meeresstille  Gott ;"  Awa-nami 
no  Kami  ,,  Schaum- Wogen  Gott;"  Tsura-nagi  710  Katni 
„  Wasserblasen  Meeresstille  Gott ;"  Isura-nami  no  Kami 
,,  Wasserblasen- Wogen  Gott;"  Ame  no  Mi-kumari  no 
Kami  „  Himmlischer  Wasser-Zerteiler ;"  und  Kuni  no 
Mi-kumari  no  Kami  „Irdischer  Wasser-Zerteiler." 

N  1:— Die  Minato  no  kami-tachi,  welche  Haya-aki-tsu-hi  no 
Mikoto  heissen, 

N  8 :  erwähnt  2  Meerbusengotter,  Oho-kura-nushi  und  Tsubura- 
hime ;  ferner  werden  Meerbusengötter  N  19  (Kimmei  5. 
Jahr,  12.  Monat)  und  N  26  (Saimyö,  4.  Jahr,  4.  Monat) 
genannt. 


319 


Hüi 


NACHTRAG. 


Zu  Seite  29. 

Aus  einem  mir  kurz  vor  Beendigung  des  Druckes  zugekommenen  Briefe 
Aston's  entnehme  ich,  dass  er  seine  oben  Seite  29  citierte  Auffassung  von 
Simiiwwo  modifiziert  hat  und  nun  mehr  mit  der  meinigen  übereinstimmt.  Die 
Sache  ist  von  genügender  Wichtigkeit,  so  dass  ich  mir  erlaube,  Aston's  Worte 
hier  anzuführen :  „  I  now  agree  with  Hirata  that  Susanowo  is  the  Moon-god, 
or  rather  the  God  of  darkness :  Ist  of  night  and  the  moon :  2nd  of  the 
rain-storm;  3rd  of  the  grave."  Die  Angabe  in  No  2  trifft  den  Kern  der 
Sache:  Susancniv  ist  der  Stnrmgotf,  der  Gott  des  Sturms  auf  dem  Lande  und 
Meere  und  des  Gewittersturms.  Da  er  eben  auch  der  Gott  des  Sturms  auf 
dem  Meere  ist,  so  ist  verständlich,  dass  er  in  einer  Ueberlieferung  als  Be- 
herrscher des  Meeres  erscheint  (KojiKt,  Sect.  XI).  Als  Gott  des  finsteren 
Gewittersturms  entwickelt  sich  ferner  leicht  sekundär  eine  Bedeutung  als  Gott 
der  lYnstemis  (ich  sage  absichtlich  nicht  Gott  der  Nacht),  besonders  bei  der 
beständigen  Kontrastierung  mit  den  leuchtenden  Gottheiten  der  Sonne  und  des 
Mondes.  Hieraus,  und  aus  seiner  Zerstörungswut  („  er  verursachte  vielfach 
den  frühzeitigen  Tod  der  Bewohner  des  Landes,"  S.  30),  und  aus  seiner 
Verweisung  zum  Beherrschen  oler  Unterwelt  (Haupttext  S.  30 ;  Var.  I  S. 
31 ;  Var.  II  S.  32 ;  S.  75  S.  76  „warum  giebt  er  das  Land,  wohin  er  gehen  sollte 
[d.  h.  die  Unterwelt]  auf  und  wagt  es  diesen  Ort  hier  [d.  h.  den  Himmel] 
auszuspionieren?";  S.  78;  S.  115;  S.  119;  S.  127)  ergiebt  sich  weiterhin  seine 
Funktion  als  Gott  der  Unterwelt,  des  Toteiirekh&s.  Dagegen  ist  die  Hypothese, 
dass  Susanowo  auch  der  Mondgott  sei,  ganz  entschieden  zu  verwerfen.  Nicht 
nur  giebt  es  keinen  einzigen  Beweis  dafür,  sondern  die  eklatantesten  Beweise 
dagegen.  Ln  Haupttext  Seite  27-30,  wie  in  den  Varianten  I  Seite  .30,  II  Seite 
31  f.  VI  b  Seite  60  f.  werden  in  gleich  klarer  und  unverkennbarer  Weise 
die  Sonnengöttin,  der  3fondgott  und  Susanowo  als  drei  verschiedene  Gottheiten 
neben  einander  gestellt.  Der  einzige  Umstand,  dass  der  Totschlag  der  Nah- 
rungsgöttin im  NiHoxGi  Seite  70  f.  und  Küjiki  vom  Mondgott,  im  Kojiki 
Sect.  17  aber  von  Susanowo  ausgeübt  wird,  ändert  daran  nichts.  Die  Version 
des  Kojiki  ist  hier  offenbar  eine  überarbeitete,  entstanden  aus  der  Neigung 
mancher  Ueberlieferer,  alles  Schlechte  dem  Susanowo  aufs  Kerbholz  zu  schnei- 
den. Und  überhaupt  macht  sich  in  der  Entwicklung  der  ja^mnischen 
Mythologie  die  Tendenz  fühlbar,  den  Mondgott,  der  als  solcher  auch  der 
eigentliche  Gott  der  Nacht  ist,  allmählich  zurücktreten  zu  lassen  und  seine 
Funktionen  teilweise  an  den  Gott  des  Gewittersturms  und  der  unterirdischen 
Finsternis,  Susanowo,  zu  übertragen.  In  Kap.  VII  des  ersten  Buclies  kommt 
der  mythische  Charakter  Susanowo's  überhaupt  nicht  mehr  zu  Geltung ;    hior 


320 


Nachtrag. 


I 


erscheint  er  nur  als  ein  sagenhafter  Held  und  der  Stammvater  der  Beherrscher 
von  Idznmo,  der  unter  anderm  einen  Abstecher  nach  Korea  macht  (S.  133). 
Das  einzige  Göttliche,  was  ihm  hier  zugeschrieben  wird,  ist  die  Schaffung  der 
Bäume  und  Fruchtarten  (S.  137-139),  die  aber  in  der  vorgerhehenden  Variante 
(S.  ];;6)  nicht  ilim,  sondern  seinem  Sohne  Idakeru  zugeschrieben  wird.  Die 
«weimalige  Erwähnung,  dass  er  „sich  schliesslich  nach  dem  Unterlande 
begab"  (S.  127  und  139),  klingt  hier  fast  wie  eine  Todesanzeige,  nicht  wie  der 
Beginn  einer  neuen  Thätigkeit  anderswo. 

Zum  Namen  sei  noch  folgendes  gesagt: 

Der  volle  Name  ist,  wie  schon  Seite  29  Ijenierkt,  2hke-haya-ni.vi  no  Wo 
„  der  tapfre  schnelle  ungestüme  Mann,"  noch  treffender  vielleicht  „  der  unge- 
stüme schnelle  wütende  !Mann."  So  lieisst  er  im  Kojiki  bei  Erwähnung 
seiner  Geburt ;  das  einfache  Sii-voioirn  kommt  nur  zwei  Mal  gleich  hinterein- 
ander im  Anfting  von  Sect.  XXTII,  bei  Anführung  einer  direkten  Eede  vor; 
an  allen  andern  Stellen  des  Kojiki  steht  immer  nur  die  Form  Haija-ffum  no 
Wo.  NiHONGi  S.  30  heisst  er  auch  Kamu-Su''a  no  Wo;  den  interessantesten 
Namen  finden  wir  aber  im  BiNCiO-Ff'DOKi,  S.  302,  nämlich  Take-u.aki  no  Kami 
„(xottdes  ungestümen  Wütens."  Diese  Namensvariante  bringt  den  letzten 
vollgültigen  Beweis  für  die  Richtigkeit  meiner  Interpretation  des  Wortes  Sv-vx. 

Der  „  Stnrmgott  "  Smanovo  darf  nicht  mit  dem  „Windgott"  verwecliselt 
werden.  Letzterer  heisst,  von  den  Namensvarianten  abgesehen,  Shina-tm-hiko 
„  Atem-langer-Prinz."  Man  beachte  den  starken  Gegensatz  der  Attribute  faka 
,,  ungestüm,"  hnyn  ,,  schnell,"  -f!*-.«  ,,  wütend"  beim  Sturmgott,  und  ■'<hi-na=iihi- 
iHKja  ,,  lang  liingezogener,  langsam  geliauchter  Atem  "  beim  (iott  des  gewöhn- 
lichen Windes  oder  vielmehr  der  Luft.  Denn  dass  wir  unter  Wind  hier 
luelir  die  stille,  ruliigc  oder  sich  sanft  bewegende,  den  Kaum  zwischen  Himmel 
und  Erde  füllende  Luft  zu  verstellen  haben,  ergiebt  sicli  aus  Seite  27,  Anm. 
15  und  Seite  3S,  Anm.  2.  Der  „  Windgott "  ist  aus  dem  Mundhauch  (Seite  38), 
der  ,,  Sturmgott "  aus  dem  Waschen  der  Nase  Izanagi's  (Seite  61  ;  KüJIKI 
Sect.  X)  entstanden.  f]s  giebt  auch  noch  einen  speziellen  Gott  des  Wirbel- 
windes, ITaxja-jl,  über  welchen  vgl.  S.  158,  Anm.  29. 


321 


EEGISTEK. 


[Die  grosse  Zahl  bezeichnet  die  Seite,  die  kleine  weist  auf  die  Nummer 
der  Anmerkung  im  Kommentar.  In  runde  Klammern  Gesetztes  kommt  nicht 
im  Text,  sondern  nur  im  Kommentar  vor.  Als  Eigennamen  fungierende 
japanische  Wörter  liaben  grosse  Anfangsbuchstaben]. 


A. 

Adziinia  no  kuni,  Ostland  191,  35- 
Adzumi  no  imirazi  60,  67. 
Acht,  unbest.  Zahl  121,  6;-Klaftern- 

Palast  19,   26; — Strömungen-Fluss 

43,  15. -Inseln-Land  22;— Winde 

300. 
Achtzig    Flüsse  des  Himmels  63. 
age-Uta,  Hebe-Gedichte  245,  69. 
.^^/=Aki,  Provinz  129,  30. 
Aha,   Provinz  114,    79. 
Ahagi-  Gefilde  57. 
Ahaji,  Insel,  16,  II. 
Aha  no  mi-to  68,  93. 
Aha-saku-mi-tama  273. 
Aha-shhna  20,  31 ;  144,  80. 
Ahira,  Berg  253,  20. 
Ahnenkult  60,  67 ;  253,  88. 
Aß-stiki-taka-hiko-Jte    162,    43. 

270 ;      287 ;      seine    Stnmmheit 

288. 
Aka-dzuchi  69,  100. 
akakagacJd  123,  n. 


aka-ine,      rote    Frau,  =Tahi    Fisch 

220,  9. 
Aki-bime  272. 
Aki-giüd  55,  48. 
ama,  aine  Himmel  6,  12. 
Ama-ahi  278. 
Ama  no  Fuki-ne  135,  50- 
Ama-no-fuyu-kinu  256. 
Ama  no  Haha-kiri,  himl,  Schlan- 

genzerschneider  135,   49. 

Ama  no  Hi-sii  no  miya  192,  39. 
Ama    no    Hi-washi    113,    78 ; 

196,  59. 
Ama  no  Ho-akari  211,  108. 
Ama  no  Hohi  80  18 ;  84. 
Ama  no  Ki-ho-ho-oki-se  216, 126. 
Ama  no  Ki-se  216,  129. 
Ama  no  Koha-kaha  (oder  Tsuyo- 

kaze)  282. 
Ama  no  Ko-yane  95,  18;  281. 
Ama  no  Ma-hitotsu  196,  57- 
Ama  no  Mi-?iaka-mishi  8,  24. 
Ama  no  Nukado  107,  55- 
Ama  710  Oho-mi-mi  216,  127. 
Ama  no  Oshi-ho-mi-mi  199. 


322 


Register. 


Alna  no  Oshi-ho-ne  210. 

Ania  no  Sagii-mc  179. 

Ama  no  Takechi,  himl.  Marktplatz 

194,  51. 
Ama  no   Uzuine  s.  Uzume. 
Ama  no   Uki-hashi  13,  i. 
Ama-terasu    80  f;    83;    87   f; 

89. — Oho-hiru-me  26,  w—Oho- 

mi-kami  26,  lo. 
Ama-teru-Kuni-terii      Hiko-ho- 

akari  217,  131. 
Ama  -tsu-hiko     Kuni-  teru  -  hiko 

206,  95. 
Ama-tsii-hiko-ne  81,  21 ;  84  ; — 

Ho  no  Ninigi-ne  211,  109. 
Ama-tsu-kami,   Himmelsgottheit,  = 

Ama-terasu  124,    15. 

Ama-tsu-niara^  himl.  Penis  105, 

47. 
Ama  -  tsu  -  mika  -  boshi,    Sterngott 

190,  31. 
Ame-kagami  11,  34. 
Ame-kuma-bito  72,  105. 
Ame-kuni-nigi-shi-hiko    Ho    no 

Ninigi  213,  119. 
Ame-kushitsu-Oho-kume  206, 97. 
Ame-nigishi-Kuni-nigishi  Ama 

tsu  hiko  Ho  no  Ninigi  217, 133. 
Ame-no-hibara-oho-sJii-7ia-domi 

271. 

Arne  no  Hi-tvaki  299. 
Anie  no  Kagase-wo,  Sterngott  190. 
Arne  no  Kagu-yama  no  Mikoto 
211.  HO. 


Ante  no  Kami-tama  280. 
Ame  no  kavm-dachi   280. 
Arne  no  Michi-ne  280. 
Ame  no  Mikaji-hime  287. 
Ame-no-mika-niishi  270. 
Aim  no  Mi-ke-mochi  280. 
Ame  no  Miira-kumo  no  tsurugi, 

Schwert   123,    14. 
Aine    no    nori-goto,    himl.  Laute 

262,  18. 

Ame  no  Oshi-hi  279. 

Ame  no  Oshi-tate  281. 

Ame-no-sa-giri  271. 

ame  no  shita,  Welt  25,  8;  141, 

75. 
Ame-no-tsudohe-chi-?ie  255. 
Ame    no     Ya-  so-yorodzii-tama 

279. 
Ame  -  shiru  -  kam  -  nddzii  -hime 

271. 
Ame-ya-ho-hi  278. 
Ame-ya-kudari,  Ame-mi-kiidari 

=111. 
Ame-yorodzii  11,  35  \-taku-hata- 

cJd-hata-Jdme  215,  124. 
Ame-yiidzuru-hi  ame  no  sa-giri 

Kmd-yudznrii-hi  tsuki  no  sa- 
giri  275. 
Ammen  244. 
Angel  166  ;-haken  218. 
Anthropomorphismus  94,  13. 
iara-mi-tamd)  145,  '&i. 
Arima,  Dorf  36. 
Asazui-kime  307. 


Register. 


323 


Ashi-hara  no  Chi-i-ho-aki  no 
Midzu-ho  no  Kuni  186,  19- 

Ashi-hara-sJiiko-zvo  140,  70 ; 
256;  260. 

asJd-kirahi-mono  110,  67. 

Ashi-nadaka  270. 

Ashi-nadzu-cJii  121,  4- 

Ashi-nadzu-Te-nadzii  129,  31. 

^jz///Ä,  Gott  272. 

Ata,  Ada,  alter  Name  von  Satsuma 

173,  12. 

«/a/«'  81,  27. 

^/«  ;2ö  y^zV;^/  Wobashi  223,  16. 

^/^?^/«  130,  35- 

Auftreten,  starkes,  Aberglaube  286. 

Ausspeien  67,  88;   249. 
Awa-nagi  11,  36. 
Awimi,  Fluss  163,  49. 
Awo-kashiki-ne  10,  32. 
Awo-mima-nu-oshi-hime  271 . 
Awo-una-hara,  Meeresgefilde  14,  3- 
Aya-kashiki  10,  32. 
Aya-kashiko-ne  10,  32. 
4^0,  Gau  289. 
Ayuchi,  Dorf  130,  33. 
Ayii-kashiki  10,  32. 
Azaka  273,  44. 


Bachstelze  22. 
Bambusmesser,  zum    Abschneiden 

der  Nabelschnur  204,   88. 
Bären-Seeungeheuer  231. 


Baum,  Glücks-  oder  Unglückssynibol 

293. 
Baumgötter  25,  5- 
Baumsamen  136. 
Be,  Volksgruppe   97,   21. 
be  =  7ne  Frau   10,   29. 
beglücken,  d.i.  beschlafen  202,  81. 
Begräbnis,  temporäres   162,  41; — 

Stätte,  temporäre  64,   81., 
Bergbau  35,  37. 
Berggötter  24,  3. 

Beschmieren,  des  Körpers  mit  roter 
Erde   250. 

Beschwörungsmethode  142,  76. 

Bildnis  104. 

Binsenkranz,  zur  Abwehr  der  Pes- 
tilenz 303. 

Blasebalg  106,  49. 

Blasen  69. 

Blumen,   als  Opfergabe   37. 

Bogen  78,  8;  83  u.  öftei-s. 

Bohnen  74  ;— felder  213. 

Brautwerbung  265,  ff. 

Brücke  192,  42.  43,  45;  des  Himmels 

13,  I. 

Brummpfeil  206,  loi;  261. 
Brunnen    219 ;    siehe   Manazvi, 
Niinawi. 


Chaos  1. 

<:/«',   Gras   99,   30. 

chidori,  Regenpfeifer  215. 


324 


Renster. 


Chi-gahesJii    no    Ohokami   56, 
chigiri,  Gelübde   19,   27.  |_53. 

Chtho,  Bezirk  289. 
Chika-tsu-Afumi  272,  43- 
cJli  no  Iva,  s.  Binsenkranz. 
c/ii-omo,   Säugamme  244,   61. 
ChisJiiki  no  Kami  ^^,  5o- 

D. 

Dachbedeckung  232,  37. 
{Daikoku)  128,  29. 
Divination  21,   33;  grosse— 197, 

65 ;— von  Eeisfeldern  205,   90- 
Donnergötter,  acht  Q^  f. 
[Döryn-sama)  6,  9. 
Drache  223; — ngottheiten  33,  29; 

46,  26. 
Drillings-Insel  21,  34- 
-dzuclii  s.  tsiichi. 


lilnsn,   s.  Hiruko. 

Ehescheidung  QQ  f ;— sformel  54, 

42. 
Eheschliessungs-Ceremonie 

15.  8. 
Eid,  s.  Gelübde. 
Einäugigkeit  196,  57;  289. 
Eisvogel  267. 
Enthaltsamkeit,  religiöse  93,    8; 

97,  21  ;  199,  68. 
Erdgöttin  33,  27. 
Erinyen  52,  36. 


Fackel  50. 

Fahne  37  ; — nsusuki  283,  8. 

Fasanen,  Halm  und  Henne  213  ;— 

böte  215,    117. 
Färben,  der  Kleider  267. 
Felle,  zum  Sitzen  239. 
Felsenhöhle  94. 
Fels  -  Kampferholz  -  Boot,    des 

Himmels  28,    18. 
Fels-Kiefern  132,  41. 
Feuer,  beim  Götterfeste  100,  34;— 

gott  32,  26;— ordal  175    f. 

Fliegen  212, 
Flöte  37. 

Flügelthür  292. 

Fluss,— götter    24,    2;— mündungs- 

götter  40,  6. 
Fruchtarten,  achtzig  139,  63. 

Fuchs,  toter,  Sprichwort  296. 

Fuha-no-moji-ku-nu-su-nu  255. 
Fuka-fuchi-no-Midzti-yare-haiiia 

255. 

funa  no  he,  Seitenbrett  eines  Bootes 

167,    18. 
Fiotato  54,  44;  194,  48. 
Funu-dzti-nii  255. 
Furii-tama  281. 
Fuss-Divination  250,  81. 
Fussstampfen  {isatsn)  203  84. 
fusnma,  Schlaf  kleid    169   ;    Abbil- 
dung 170 ;  aus  Taku  Zeug  282,   5- 


PiMiilliiliii 


Register. 


325 


Fute-mimi  255. 
ftcto-mani    no    ttra-goto,    grosse 

Divination  197,   65. 
futo-norito-goto  114,  81. 
Futo-tama,  Futo-daina  96,    20; 

199. 
Futsu-nushi  43,  16;    164,  i. 

G. 

gama,  Teichkolbe  305. 
Gebärhaus  222,  14;  s.  ubuya. 
Gebete  99. 

Geburtsakt,  Etiq  nette  beim  223  f. 
Geister,  böse,  Vertreibung  ^i:). 
Gelübde  79;  87,  89;  269. 
Gesang     37;     bei    der    Totenfeier 

162,  42. 
Glossen  6,  u. 

Glückwunschworte  199,  71. 

{Godzu,   Oehsenkopf)    134^   47. 

igohei)  99,  26. 

Gold,   Bogen  und  Pfeile  aus,  286. 

Götter  s.  ka7ni;  erste  Entstehung  2  ; 
— Verehrung,  älteste  Stätten  für 
198,  66  ;— grotte  285  ;  böser  Gott 

302. 

Göttliche      Angelegenheiten     191, 

38;197,   64. 
Götzenbilder  6,  9. 
Grabstätten  137,  62.  [116. 

Gras,  Bündel  auf  Kücken,  Aberglaube 
Grussweise,  älteste  229,  31. 
Glinke,  Distrikthaus  287,    35. 
Gürtel,  55.— Dolch  274,  50. 


H. 

Ha-akarii-tama  85,  35. 
Haartracht  76,  4;  122. 
{Hachi-d-ji)  82,  26.  [292. 

Hada  no  Nakatsuhe  no  imiki 
Jiafuri,   Shintopriester   130,   34. 
ha-goroino,  Federkleid  306. 
Hahigi  ll'l. 
Hahn,   Lmgkrähender   94. 
hakama,  Beinkleid  55,  47 ;  77. 
Ha-ko-kiini-nu  7,  20. 
Halbbruder  262,  19. 
Hand,  Haltung  der,  Aberglaube  235, 

45;  241. 
Hanffaden  275. 
Hani-yama-bime  33,  28. 
Hani-yasu  41,  8. 

Jiarahe-tsn-inono,    Bus-^gegenstände 

103,  40;  110,  66. 

haraJd-misogll,     sich      ceremoniell 

reinigen  58,  56. 
Jiari,  Nadel,  Angelhaken,  Aberglaube 

237,   49. 
Hase,   weisser   256  ff;   304. 
hasJiidate  13,  i.  p,  9. 

JiasJära,  Pfeiler,  Zählwort  für  Götter 
hata    no    hiro-mono,    hata    no 

sa-mono  233,  40. 

hato-bune,   Taubenschiff  166,    16. 

Hauseinrichtung-  248. 

Haya-aki-ts7c-ki  40,  6. 

HayaJdto,   Hayato,  Haito   176, 
23;  362  f. 


326 


Register. 


\\ 


haya-ji,  "Wirbelwind  286. 
Ha-yaina-to  272. 
Ha-yama-tsu-mi  64,  78. 
Haya-inika-no-take-sahaya-ji- 

nii-mi  270. 
Haya-susa   no    Wo   30,  21 ,   als 

Pestilenzgott  303. 

Haya-suhi-na-to  68,  94. 

Haya-tmtia  no   Wo  67,  89. 

Hazi  no  murazi  81,  20. 

Heki,  Gau  293. 

Heimweh  221 ;  296. 

Hc-tsu-miya  88,  42. 

Hi,  Fluss  120,  I. 

/«',   bi,  in  Namen  9,   25. 

hi-boko,  Sonnenspeer  105,  47-      [7- 

Hi-haya-hi  44,  19 ;  90,  47 ;  165, 
Hihira-gi-no-sono-hana-madzu- 

ini  270. 
hikage,   Keulenbärlapp   100,   32. 

Hi-kaha-hime  255. 

/z/^ö  8,  22.  [ff- 

Hiko-ho-ho-de-vii  177,  25 ;  217 

Hiko-itsji-se  252,  85. 

Hiko-nagisa-take  U-gaya-ftiki- 
oliezu  225,  22. 

Hiko-saziri  196,  55- 

Hiine-tatara  huzii-hime  146,  87. 

Himmel,  s.  anie,  sora,  Takama 
110  hara; — s-Mädchen,  s.  ten- 
nyo.  rso- 

himo  -  gatana,    Gürteldolch    274, 

himorogi  197,  66;  199. 

Hiimika,     Enstehung    des    Namens 

170,  4. 


hina-hiri,  ländliche  "Weisen  183,  n. 
Hina-rashi-bime  270. 
Hina-teri-nukata-bichi-wo-iko- 

chini  270. 
Hi  no  Haya-hi  90,  47- 
hhtoki,  Baum  137. 
//"z  Tfö  Kmna  106,  51. 
hirabii,  Muschel  273,  45- 
Hirsch  105;  301.-bogen  155, 14. 
Hirse  72  ;— halm  144  ;— stroh,  als 

Bettlager  303. 
Hiru-ko  20,  29. 
Hisame,  Yomi  tsu— ,  52,  36. 
hita  lauter  213,  117. 
hita-wo  173,  8. 
hitsugi,  Sarg  180,  7. 

^zW,   Hirse   73,    107. 

//y/<r,  Berg  272. 

Hiziri  271. 

Ho-akari  177,  26. 

ho-be,  Feuerbecken  212,    114. 

Ho-inusubi  35,  34- 

//ö  no  ikadzuchi  65;  292. 

//(?  no  Ninigi  216. 

//b  «i?  Susori,   Ho-susori  176, 

22;  217  ff. 
Ho  no  To-hata-hime-ko-chi-chi- 

hiine  211,  107. 
Hörn,    Bogen  und  Pfeile  aus,  286. 

Ho-yo-ori  216,  130- 

Hund,  weisser  306. 
Hunde-Menschen  236. 
Hyaden  295,  7. 


Register. 


327 


I. 


löuki,  Hügel,  Gott  des,  307. 

Ichi-chi-tania  {inusiibi)  280. 

Ichi  -  ki  -  shinia  -  hime  80 ,  16; 
87;  89. 

Idakeru,  Itakeru  (korean.  Gott?) 
133,  45.  [81. 

Idziimo,  Name  12.5,  ^9;~no  onii 

Ihahi  no  ushi  19U,  ZZ- 

iJiahi-mishi,   Kult-Herr    190,    33; 

Ihaki,  Berg  302.  [193. 

IJiami,  Land  284. 

IJia-naga-hiine  201,  80.         [67. 

iha-saka,    Felsenumgrenzung    198, 

Iha-saku  45,  2i;—ne-saku  164. 

Iha-ts7ichi  69,  96. 

IJia-tsuts7i-ine  164. 

Iha-tsutsu  no  Me  45,  24. 

Iha-tsiitsu  no   Wo  45,  22. 

Iha-tsutsii-wo  164. 

ihaya,  Felsenhöhle  94  fF;  als  Wohn- 
ort    164  4- 

ihi-kami,  Eeiskauerin    244,   63. 

Ikadzuchi,  Donnergott  62,   71. 

Ikago,    See    305  ; — 710    ■}nurazi 

Ikatomi  306.  [^06. 

Iki,  Insel  18,   24. 
/y^ö;;^^  299. 
Ikii-guhi  12,  40. 
Ihi-imisubi  280. 
Ikii-tania-saki-tama-hime  270. 


Iku-tanta-yori-binie  21 A. 

Ikutsu-hiko-ne  82,  24;  84. 

Imiöe,  Irnube,  Iinbe  96,  21. 

?V;/ö  Schwester,  Frau   19,   28. 

Imube,  Gott  102. 

huxba  256,  2. 

Inada  710  Miya-nushi  Susa   7to 

Ya-tsu-77ii7ni  129,  32. 
hta-ihi  252,  86. 
Itiari,  Ursprung  des  Namens   293  ; 

(Götzenbild)  6,  9. 
Ina-se-Jiagi  166,  17. 
Inspiration  189,  3°- 
Inu-hiine  271. 

zra^a  Dachfirst  93  ;  Ziegel  232,  37- 
Irogu  710  Hada  710  kiTni  293. 
isa,  rein  84,  29. 
Isasa,    Strand    149,  95- 
Isawo  136,  53. 

/i^,  Ursprung  des  Ländernamens  300. 
Iseri-hi7ne  306. 

Ise-tsu-hiko  299.  [291. 

Ishi-kaJia  no  Se-mi  7to  o-gaJia 
Ishi-kori-doine  105,  45- 
Iso-no-kami,  Ort  131,  37. 
Isiizu,  Fluss    188,  25. 
Itasa,   Strand   165,  9- 
//5M  «ö   Wobashiri  165,  6. 
/^.sz<-.y^  254,  92.  [293. 

lyobe  no    Umakahi  710  murazi 
lyo  710  Futa-na  17,    14. 
Iza7iagi  10,  33 ;  Verschwinden  75. 
Izana7tii  10,  33;  Tod  35  ff^ 


wmmm 


Hü 


328 


Register. 


J. 


Jason-Medea  Mythus,  jap.  260 
ff. 

-ji  (=ch{),  Honorificum  für  männ- 
liche Gottheiten  8,  22. 

Juwelenmacher  185  ;  196. 

K. 

Ka-ashi-tsu-Jiime  174,   14. 
Kabane,  Klassenverband,  s.  murazi, 

oini,  atahi,  kimi,  obito. 
kabti-dzuchi  no  tsiirtigi  207,  102. 
kabushi  184,  14. 
Kachi-hayabi  s.  Masaka-a-katsu. 
Kadori  190,  34. 
Kadzunii  272. 
kadzura,  Kopfschmuck   52,    37. 
kagami,    Schiff    aus — ßinde     150, 

96. 
Kagavii-tsuktiri-be ,  Spiegelmacher 

107,  56. 

Kagase-wo,  Sterngott  168,   24. 
Kaga-yama-to-omi  272. 
Kagayo-hime  271. 
Kagu-dzuchi,  Feuergott  .32,  26. 
Kagii-yama  98,  23. 

kahiko,  Seidenraupe,  Etym.  34,   31. 

Kaka  285,  29. 

Kaklire  no  iniya,    Versteckpalast 

75,  I. 

Kama  no  kaini,  Gott  des  Küchen- 
herdes 272. 


Kaine-Jiinie  295,  5. 

kami,  kamu,  Gottheit  3,5;  mongol. 

Wort  4,  5. 
kaini-goto,  Götterworte  269,   36. 
Kami-kaze    no    he    no     kimi, 

Ursprung  der  Redensart  300. 
Kaminabi,  Berg  287. 
Kami-iira  306. 
Kamm   50,     32;    231;    ins   Haar 

122  ; — wegwerfen,        Aberglaube 

50  ; — kästchen  296,    12. 
Kamo,    Gott    von,    270  ;     Ort   und 

Tempel  I^O.—gaha  291  ; — jto 

kimi  146,  86;  275. 
Kamo-  Take-  Tsiinumi  290. 
Kamo-waki-ikadziicJd  292,  6. 
Kampferbaum  137. 
Kamu-Ata-tsu-hime  IIA:,  15. 
Kaimido     no     tS2cr2igi,     Schwert 

163,  48. 
kamn-hosaki  110,  64. 
kaimd,  Ainu  "Wort  für  Gott  4,  5. 
Kavm-ika-koya-Jdme  291. 
Kaimi-ikn-miisu-bi  271. 
Kamii-mi-miisubi  9,  26. 

KaniU-naho-bi,  Uebel  vertreibender 

Gott  59,  58. 

Kamu- oho-  ichi-ldme  255. 

Kamu-Susa  no   Wo  30,  20. 

kamutomo,  kantomo,  kainbe  133, 

43- 
Kamu-  Yamato-Ihare-biko,    Jim- 

mu-tennö  2.52,   88. 

Kamu-Yamato-Uiare-biko-HoJio- 

deini,  Jimmu-tennö  149,  93- 


wßmmmmmmmmmif'K'if'f^- 


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Register. 


329 


Kamu-ya-tate-hime  270. 

kamu-yogoto  288,  44. 

Kanm-zaki  285. 

Kana-yama-biko  35,  37. 

Kara,  Korea  132,  42;   136; — no 

a  kami  271. 

/^ajj-,  breiter  Hut  115,  84;  Aber- 
glaube 116,  85  ; — ««/«Hutmacher 
195,  54.  Abbildung  116. 

Kasasa,  Kap  173,  10. 

Kashiko-7ie  10,  32. 

Kassienbaum  219. 

kataina,  Korb  227,  27. 

Katsunu-gaJia  291. 

Katsiiragi,  Berg  290. 

kaya,   Cypressenart   123,    12, 

kaya,   Deckgras,  Binse   224,   20. 

Kaya-nu-Jiime  25,  6. 

Ä?/^,  Kap  256 ;  305,  7. 

Ki,  KU,  Provinz  37,   39. 

Klbl,  Provinz  133,  44; — no  ko- 
zima  18,  21. 

Kidzuki  283,  13 ;  Etym.  168,  20. 

kimi,   ein  Klassenverband    82,    26 ; 
als  Prädikat  für  Frauen  189,   30. 
Kinderpflege  244. 
Ki-no-mata  263. 
Kisa-gaJii-hime  259 ;  286. 

Kita-do,  Xordthor,  Norden  284,  17. 
Kleider,  der  Götter  93,  7. 
Knopf,  des  Schwertes  45,   25. 
ko,  Trepang  273. 
Köcher  77;  Felsen— 206,  99. 
Kochherd,   der  Unterwelt  49,   30. 


ko-dachi,  Baumstümpfe  212,  112. 
Kodzu  283,  II. 
Kogoto-inusiibi   113,  75 ;    Etym. 

281. 
Kondolenz,  beim  Tode  163. 
Ko  -  no  -  Jiana  -  chiru  -  Jiime  255  ; 

(174,  16). 
Ko-no-Jiana    no    Saktiya-Jiime 

YIA:,  16. 
Komi-mi  no  hania  301. 
Korb  219,  6;  226,26;  227,2?. 
Kormoranfedern  232. 
Körnerfrüchte,  fünf  34,  33. 
Koshi  18,  19;  285,  23. 
Kot  lassen  93,  5. 
kotodo    ni   zvataru,  Ehe  auflösen 

54,42. 

Koto-shiro-nusJd  147,  88 ;  270. 
Koto-katsu  -  Kimi-katsii  -  Nagasa 
173,  13. 

Krankheiten  heilen  142 ;  magisches 

Mittel  gegen  ansteckende  303. 
Kreuzwege,  Gott  der  187. 
kubo  -  da,      tiefgelegene      Reisfelder 

241,  58. 
ktLcJd-me,  Fisch  233  ;  249,  77. 
Ku-e,  Berg  307. 
Kllga,  Land  291. 
kldia.   Maulbeer  34,  32. 
Kiiku  -  ki-  waka  -  niiiro  -tsuna-ne 

2T2. 
Kuku-no-cJd,     Baumgott    25,   4; 

41,  7. 
Kjikuri-hime  68,  93- 


330 


Register. 


Ktiku-toshi  21-2. 

kltina,    Bär,    in    Zusammensetzungen 

148,  89. 

Kiima-nashi,  Berg  139,  66, 

Kuinanu  36,  38;  Kap  143,  78; 
in  Idzumo  166,  15  ; — 7io  Kuszihi 
82,  25 ; — no  Oshihomu  84,  31 ; 
— no  OshizHini  90,  48. 

kunia-tvani  148,  89. 

kinne,  Etym.  206,  97 ; — be  206,  98. 

Kiinato  65,  83;  s.  auch   Funato. 

klini-inaki,   Landsuche  173,  9. 

Kimi  no  Sadachi  7,  13 ; 

Sa-dzuchi  5  ; Soko-tacJii 

7,  6; Toko-tachi   3,  6. 

Kitni-oshi-totni  270. 

ktini-tSU-kanii,  irdische  Gottheit, 
Landesgottheit    121,  3:   178,   i. 

Kuni-tstikuri-  Oho-na-nnichi  140, 

Kupfer  31.  [69. 

Kurami,  Land  284,  21. 

Ktira-mitsu-ha  4tJ ,  28. 

Kiira-Okanii  46,  26. 

Kiira-ya7na-tsinni  47,  27. 

Kürbis,  liiml.  35,  36. 

Kuro-ikadzucJii  ^Q. 

Kusmiagi  no  tsurugi,  Grasmähe- 
schwert 123,  13;  185,  15. 

hcsa  no  kaki-ha  212,  113. 

kushi  s.  Kamm. 

knshi,  Honorificum  121,  5  ;  145,83. 

kushi,  spitze  Stäbchen  112,  74. 

Kiishi-akani-tama  196,  6i. 
Knshibi  no  futa-kami  171,  5- 


kushi-viitama  145,  83. 
Kushi-nada-hime  121,  5. 
Kyotanshdrai  303. 


Länderbildung  263,  24. 
Länderzeugung  Izanagi  u.  Izana- 

mi's  16  ff. 
Landziehen  282  ff. 
Läuse  261. 

Lehm,  roter,  Zaubermittel  275. 
Licht  anzünden,  Aberglaube  51,  34. 
links,  geht  vor  rechts  15,  7. 

M. 

Ma-futsu-kagami  99,  25. 
maga-taina,  Krummjuwel  85,  36; 

86  ;   87  ;   113,  76.  Abbildung  86, 
Magische     Belebungsmittel     259  ; 

Schutzmittel  260   f;  303. 
Ma-hitotsu    no    omi,    einäugiger 

Dämon  289. 
Ma-kami-furti  Kushi-nada-hhne 

131,  38. 
maki,  Baum  137. 
Vta-7ia-ka,  Hirsch  105,  48. 
fna-na-wi,     Himmelsbrunnen     79, 

12;  84,  29;  87. 
Masaka-a-katsu      Kachi-hayabi 

Arne  no  Oshihomimi  80,  17; 

Ante  710  Oshihone  84,  30, 

Masaka-ya7na-tS7i-mi  64,  79. 


wmß 


Register. 


33  li 


Matsu-no-wo  272. 
Matte,  zum  Sitzen  220. 

Maulbeerbaum  34,  32. 

Maus  261. 

inazinahi  no  nori  142,  76. 

Menschengras,    sichtbares    grünes, 

74,  113;  137,  61. 
Meergott  24,  i ;  219,  7 ;  Palast 

desselben  219,  7. 
Metall  105;— arbeiterl96,  58;  s, 

Grold,  Kupfer. 
Metamorphose  223;  243. 
michi,  See-Esel  239,  53- 
Michi   no    naka,  Ländermitte  84, 

Zo\  91,  50. 

Michi-nushi  no  Mtichi  91,  s^- 
Midzu-maki  272. 
Midzunowe  293. 
MJw,  Kap  166,  13;  285,  24. 
Mi-Jio-tsu-hime  195,  52. 
Mikaha  ?to  TsutsukaJia  no  Shi- 

inako  293. 
Mika-haya-hi  44,  18;  164,  5. 
Mika-nushi-hiko  270. 
Mi-ke-iri-nu  252,  87. 
Ii£-ke-nii  254,  93- 

Mlkoto,  Hoheit  4,  6  ;  mit  verschiede- 
nen Zeichen  geschrieben  zur  Unter- 
scheidung des  Grades  4,  6  ;  204, 

Minioro,  Berg  146,  84.  [86. 

inino,  Regenmantel  115,84;  Aber- 
glaube 116,  85;  Abbildung    116. 

Mime  7,  21. 

Miniima  no  kimi  92,  52. 


Miro-na-mi  271. 

misasagi,  Grabstätte  177,  27  ;  225;. 

253. 
Mishima,  Insel  149,  92. 
misogi  58,  56. 
mi-tanta,  Seele  287,  38. 
Mi-toski  271. 
Misti-Jia  no  Me  33,  29. 
J^V^?/  ;/<?  .föÄ?  287,  40. 
Mittelland  des  Schilfgefildes  70  ;  s. 

Michi  no  naka. 
Miwa  146,  85 ;  Berg   und  Tempel 

275  ; — no  kimi  275  ; — galia 

307. 
Ml-zui,  Gott  263  ;  Tempel  292. 
Vtiya,   Palast  oder  Tempel  137,   60, 

Mizo-kuhi-hime  148,  90. 

mo,  Frauenrock  77,  5;    187,    22 ;_ 

Abbildung  187. 
inochi-i/li,  Eeiskuchen-Reis  293. 
mogari,  temporäres  Begräbnis  64,  8l. 
mo7no-tarasu,  Makura-kotoba  168,, 


21. 


Mondgott,  gezeugt  27  ;    tötet   Nah- 
rungsgöttin 70  f. 
nioro-te-bune ,  Schiff  166,  14. 
Mo-yama,  Berg  163,  50. 
-inuchi,  Edler,  Edle  26,  9- 
imigi  74. 

Mtikahi,  Gott  271. 
inukahi-nie  Hauptgattin  262,  22. 

Munakata  270  ; — no    kimi  82,. 

26. 
niura-srimi,  Dorfschulze  74,   114. 


332  Register. 

Klassenverbandsname    60 


imirasi_ 

67. 
vmro,  thürlose  175,  20. 
Mtiro,  Insel  305. 
-nmsiihi  9,  25. 
Mutterkuchen  23,  35. 

N. 

Nabelschnur  204,  88. 
Nachkommen,  himl.=Kaiser  84  f. 
Nächtlicher  Besuch,  des  Mannes 

bei  der  Frau,    alte    Sitte  302,    i ; 

308. 
Naga-chi-ha  55,  45. 
Naga-sttne  299. 
Naga-ya,    Berg    173,    ii. 
Nägel,   der   Finger  und   Zehen,   als 

Bussgegenstände  HO  ;  Aberglaube 

151,    82. 

Nahrungsgöttin  70  ff. 
Nakatomi,   Gott  102  ; — no   mu- 

razi  96,  19. 
Naka-tsu-miya  88,  41. 
Naka-tsutsic-wo    59,    63. 
Naka-tsu-zuata-tsu-mi  59,  62. 
Naka-yama-tsii-nii  64,  77. 
naki-me,  Heulweiber  161,  38. 
Naki-saha-me  42,  u. 
Na-naki  213. 
nari-kabiira^  Brummi^feil  206,  loi 

und  öfters;  Abbildung  207. 

Nasenfluss  111. 
Naseri-hime  306. 


Nashitomi  306, 
Natsti-no-me  272. 
Natsu-taka-tsu-hi  272. 
nayoshi,  Fisch  249,  77- 
Nebenfrau  301. 
iV^'  ;2ö  katasu  kuni  260. 
iV^  ?2ö  kuni  30,  23. 
Ne-sakti  45,  21. 
;«]^zV^  99,  26. 
[iiigi-ini-tavid)  145,  83. 
Nigu-tsu-hime  216,  128. 
Niha-taka-tstL-hi  272. 
Niha-tsu-hi  272. 
nihi-iiahe  no  iniya   93,  6. 

nihi-tiainc ,  Fest,  Anspielung  darauf 

205. 
ni-nuri-ya  291,  s. 
mi.^=nushi.^  Herr  5,   8. 
mt-boko,  Juwelenspeer  13,  2. 
Nii-dzuchi  25,  7 ;  109,  62. 
Nii-ikadzuchi  ^^. 
Nu-na-da  205,  93. 
Nnna-kalLa-Jdme  263. 

nunawi,  Juwelbrunnen  des  Himmels 
83,   28. 

Nunoshi-tomi-ton-iiani-ini  27 1 . 
nu-snsu,  nu-susu  109,  63. 
««/£",  Vogel  264,  29. 
Nu-zima  301. 

o. 

Obergewand   55. 

obito,  Klassenverbandsname  97,  21. 

OJw-aya-tsit-Jd  69,  99- 


m 


' 


iiiillPiii 


ÜHH 


Hüiii 


Register. 


335:. 


Oho-be-hivie  272, 
OJlo-ha-kari,  Schwert  163,   47- 

Oho-Jiashi  290. 
OJio-hiriMne  no  Miichi  26,  9. 
Oho-ikadziichi  ^^. 
Oho-kaga-yaina-to-oini  271. 
Oho-kami,  Berg  285,  26. 
OJio-ke-tsu-hime  272. 
Oho-kuni-inir-tama  271. 
Oho-kimi-nushi  128,  29. 
Oho-kuiii-tama   140,    72. 
OJio-iniwa,    Gott    146,    85  ; — «(? 

/^//«z  146,  86. 
Oho-inono-nushi  140,  68. 
Oho-na-niiichi  131,  39. 
Oho-naho-bi  59,  59;   69,  97- 
oJlo-nihe,    Kosten  des  neuen  Reises, 

Fest  93,  4. 
Oliono  no  iiji  308. 
Ohoshi-kafucJii  no  ataJii  81,  22. 
Oho-sJiima   18,    20. 
oho-sora,    Ilimmelsleere,    Lnftranm 

200,  75. 
Oho-tata-neko  274. 
Oho-toma-be  10,   29. 
Oho-touia-hiko  10,  29. 
Oho-toiiia-hime  10,  29. 
Oho-tonio, — «(9  murasi  206,  96 ; 

— ;w  Hi-omi  299. 
Oho-tonm-be   10,   30. 
Oho-tomu-ji  10,  30. 
Oho-tono-be  10,  29. 
Oho-tono-ji  10,  29. 
Oho-toshi  255  :  271. 


Oho-tsuchi  272. 
Oho-ya-biko  259. 
Oho-yavia-kuhi  272. 
Oho-yainato    no    Toyo-aki-tsu- 

shiina  16,  12. 
Oho-yaina-tsu-mi,     Berggott    63, . 

72;  63,  76;  174,  18. 
Oho-ya-shima  18,  22. 
Oho-ya-tsti-Jiime  139,  64. 
(9/&awz,  Drache  46,  26;  Gott  270.. 
Ö/^Z,  Insel  17,  16;  257;  304. 
Oki-tsu-hiko  271, 
Oki-tsu-hime  271. 
Oki-tsu-miya  87,  40. 
Oki-tsu-shiina-hime  83,  27  ;  89. . 
<?/^/  /j?/  sutahe  137,  62. 
öWZ,  Klassenverbandsname  81,  19. 
0-midzu-mi  255. 

Omen,  böses,  Vogelschrei  179. 

Oinishiru  94,  14. 

Omohi-kane  94,  14;  179;  278. 

Omo-tarn  10,  31. 
Ono-goro-zima  14,  5- 
Opfergaben  99,  26. 
Ordale  177,  26. 

Ö?^  Distrikt  283  ff. 

Palastbau  192. 

P^an-ktl,  chinesische  Sage  vom  61, 
69. 

Pantomime  1 00  ;  s.  Tanz,  Schau- 
spiel, PossenreLsser. 


•334 


Renster. 


i^ 


: 


Paradies,  s.    Toko-yo  no  kuni. 
Pfeifen,  magisches  249. 
Pfeil  83  u.  öfters;  roter  291. 
Pfeiler,  himl.,  d.i.  Wind  27,  15; 
der  Land-Mitte  14,  6 ;— gottheiten 

5,  9. 

Pferd  72  ;  scheckiges,  schinden  93. 
Pfirsisch,  Baum;  Früchte  zur  Geis- 

terbannung  65. 
Phallus  14,  2 ;  105,  47 ;  295,  6. 
Plejaden  295,  6. 
Possenreisser  236  ;  250. 

R. 

Rabe   161  ;   goldfarbiger  299. 

Raha,  Land   284,  20. 

Regengott  46,  26;  287. 

Regenpfeifer  265, 

Reinigung,  ceremonielle  57,  54; 
68  f ;  Gott  der  67. 

Reis  70;  72,  io8;-felder  74; 
106;  Arten  der— feider  111  f; 
Zerstörung  derselben  92  ;  Versün- 
digung am  Keis  bestraft  293. 

Rind  72. 


sacJli,   Glücksgabe  217,    i. 
Sada,  Land  284,  19; — 110  Oho- 

kaini  286,  31 ; — biko  s.  Sarii- 

da-Iiiko. 
Sado,  Insel   17,  17. 


Sahime  Berg  284,  15. 

Sake,  Keiswein ;    achtfach  gebrauter 

122,  9 ;   205  ;    für    Gottesdienst 

308,  4. 
Saki,  Land  284. 

saki-nii-tama,  Schutzgeist  145,^83. 
Saki-taina  281. 
Saki-tania-liime  "Tl^. 
Saku-ikadziicJd  ^^. 

Salzen,  von  Fleisch  301. 

Sana-da  205,  91. 

Sanagata,  Bezirk  188,  26. 

sa-mL   no,   Makura-kotoba  282,  4. 

Samt,  110  Mikoto  254,  91- 

Sarg    138,    62. 

Sanida-hiko  no  Oho-kami  187,  23  ; 

273. 

Sanmie  185,  16 ; — no  kimi  99, 
29;  189,  30;  274. 

SasJd-kimi-oho-no-kami  25  6. 

Sashi-kuni-zvaka-hiine  256. 

Sattel,  zum  Eeiten  266. 

Schaumsalz,  Meersalz  301,   3- 

Schauspiele  223,   15- 

Scheussliche  Weiber  der  Unter- 
welt 51,  36. 

Schiebethür  114,  80. 

Schild  192,  46.  Abbildung  193; 
— macher  196,   56. 

Schildkröte,  Kelten  auf  242,  59 ; 
fünfFarbige      294 ;       Prinzessin — 

295,  5. 
Schilfboot  20. 
Schlange    122 ;— ngottheiten   33, 


'■^ 


HiiilP 


Register, 


335 


29  ; — theorie  40,  4 ; — Gemach, 
—[Abwehr]  Binde  260. 

Schlinge,  Vogelfang  mit  239. 

Schmiedegott,  einäugiger  196,  57- 

Schmuckgegenstände  77  ;  80  ; 
85;  86. 

Schnee  301. 

Schuhe  b^,  49. 

Schutzgeist  145,  83. 

Schwan  305. 

Schwangerschaft,  Aberglaube  288; 
Gott  der  281. 

Schwebebrücke  des  Himmels  171; 
192,  43. 

Schwebende  Sandbank  172,  6. 

Schwert  42  ;  schlägelköpfiges  207, 
102;  Quer — 218,  3; — mitEigen- 
namen,  s.  Kaimido,  Kusanagi, 
Ohohakari,  Worochi  110  Ara- 
masa,  Worochi  rio  Kara-sahi. 

Schwur  ^%  \  s.  Gelübde. 

See-Esel  239,  53. 

Segge  258. 

Seidenraupe  34,  21 ; — Cocons  72, 
106;  75. 

Seil,  linkes  103,  39,*  zur  Abgren- 
zung der  Felder  107,   53-         T^S- 

shidori  no  kaini,  Webergott  169, 

Shigi-yavia-tsu-mi  64,  80. 

Shilw-dzuchi  no   Woji  208,  103. 

shiJlo  -  hiru  -  tama,  Flutsinkejuwel 
222,  13. 

shiho-initsii-taina,  Flutsteigejuwel 
222,  13. 


SJiiki-yania-nushi  271. 
sJdkome  51,  36.  f^^. 

shiina,  Insel  oder  Land  (^kuui')  16, 
Shimako,  =  Urashima-ko  293  fF. 
SJnmo-Juiya-hiko  307. 
SJdna-tobe,Shiim-tsii-hiko  38,  2. 
shinri  s.  Jdmorogi. 
Shiragi,    Silla,   koreanischer    Staat 

133  ;  134,  46 ;  282. 
sJdra-tate ,  weisse  Schilde   192,   46. 
SJdraJd  271. 
sJdri-  kume  -  naha ,     shinie  -  naha 

102,   38.  Abbildung  102. 
shishi-hito,  Speisebereiter  I6I,    4°- 
SJdta-terii-hwie  270. 
Sieben      Göttergenerationen       11  ; 

275  ff;— Sterne,  s.  Plejaden. 
Sitzweise    248,    75- 
Sklave    236  ;   251. 
So,  in  Himuka  170,  3. 
Sohori,    Gott    271 ; — no   yama 

214,    120. 
So-jishi  no  Miina-kind  172,  7. 
Soko-doku-nd-tama  273. 
Soko-dziichi  69,  98. 
Soko-tsidsii-wo  59,  61, 
Soko-tsti-wata-tsu-mi  59,  60. 
Sominshörai  303. 
Sonnenadler  113,  78. 
Sonnengöttin,  gezeugt  26 ;    ihre 

]!fachkommenschaft  79    ff;     Vgl. 

Anthropomorphismus. 
Sonnenpalast,  kleinerer  1^,  3- 
SotlO,  Strand    284,   16. 


DateDüe 

■    .,--• 

Remington  Rand  Inc.  Cat  no.  11 39 

1 

ni 


JTihongi 

AUTHOR 

Japanische  ia;;,^thclGgie. 


Qp.n 

F57f 
nd 


TITi_E 


DATH  DUE 


BORROWER'S   NAME